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EYEA'S BEISEBÜCHER No. Y.
NEUESTES
REISEHANDBUCH
rüJt
THÜRINGEN
H.]SCHWEEDT & ALEX. ZIEGLEß.
MIT e XASTBH, 3 8TÄDTEPLANEX, 18 T L L^STftATlOlTSir UND
3 6£BI&a8PAN0EA4£17.
VEBLAQ DES BIBLIOGRAPHISCHEN INSTITUTS.
1864.
d by Goögle
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-t
TUtringens edlem Sohn
Ljadwig Storch
in laudamäimificher Liebe gewidmet
1
vom
Herausgeber«
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« - *
m
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Vorwort.
AuBommerliofa wird meia wMim Heünwäialaiid TOft nbUoieB
Touristen dnrchpil^ert, und die Fenonenliflten unterer kleinen Badeorte
bezeugen, dass von Jahr zu Jahr der Zudrang wächst. Übwol nun
ftoeh di« tliönngiseliAleieeliieratiir ana alter imd ane &eiia*er Zeit reidi
Vedaeht ist (S. 76), bo wollen doch fioTOrhandeiieti SehriftenTielflMlieR
Aafragen nieht entiprechen , indem die <eren, zun Theil selv werfh^
yoUen, z. B. von Hoff und Jacobs, Völker, Storch etc., kaum noch zu be-
nutzen sind, die neueren und neuesten aber (mein eigenes „Album des
Thnnngerwaldet'^ nicht «asgenoiiäanen) theils bezüglicfa d^ Form, theilt
besflglich des InlialteS an diesen oder jenen Mängeln leiden. Daidt mi»
nun, ohne Selbstüberhebung, zutrauen durfte, die erforderliche Kennt-
nifis des Thüringcrlaudes und des Thüxingerrolkes zu besitzen, um dem
Mutenden Antrage des Heransg«fterb: ein nenes Reiseliandbncli für
Thüringen fthnlieh dem mit so entschiedenem Beifall aufgenommenen
Berlepsch'schen „Schweizerfüiirer'', zu schreiben, genüg"en zu können,
und da ich auch nicht ohne innere Befriedigung dem Gedanken nach-
hing, meine liebe Heimath nochmals im Geiste an dorchpilgem tmd
nahen nnd fernen O&sten ein trener Führer au werden : so nntemg ich
mich der gestellten Aufgabe mit Lust nnd Eifer, und arbeitete mit der
Yerlagshandlung dem Ziele zu, ein Beisehandbuch zu schaffen, welches
naeh Inhalt, Fom nnd Ansstattong selbst h^er gespannte Ansprüeh«
hefrtedigen dürfte. Wer jedoeh weiss, wie ^ sdohes Unternehmen
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VI Yorwon.
tausend fache Schwierigkeiten zu überwinden hat, und wie es geradezu
unmöglich ist, allen Anforderungen zu genügen, der wird imuie];liin
an das vorliegende Resultat meiner angestrengtesten Arbeit um so lieber
den Hassstab billiger Nachsiobt legen, wenn ich offenherzig sage , welche
Mühe ich mir im Vereine mit der Verlagshandlung gegeben habe, einen
„Führer** zu liefern, der nicht nur YoUatändiger, sondern auch zuverlässi-
ger, als alle bisherigen seL
Znnächst gewann ich meinen fVennd und Landsmann, dpi Hofirath
Dr. Alexander Ziegler, dem Untemelmten seine tit&üge, sehr
Bchatzens- und dankenswerthe Mitwirkung in soweit zuzuwenden, dass
er nicht nur , gleich mir, einzelne Striche des Thüringerlandes nochmals
bereiste und die anf diese oder andere Weise gesammelten Notizen mir
zur Benutzung mittheilte,*sondeni auch so gfttig war, das fertige Manu«
Script einer genauen Durchsicht zu unterziehen und manchen einge-
schlichenen Irrthum zu berichtigen. Dies ist um so höher anzuschlagen,
als Dr. Ziegler dvreh seine weiten Beisen und die darobar ^eröffeiitlidi-
ten Schril%eii einen so wohlklingenden Namen hft, dass- es dem toflie-
genden Buche zur Ehre und Zierde gereiclit, diesen Namen an seiner
Stirne tragen zu dürfen. — Damit aber nicht genug, so wendeten wir
nns in mhlreichen Briefen aa alle bekannte Peisönliohkeiten, um diese
oder jene Ansknnlb an erlangen, und mfissen es dankbav anerkennen,
wie bereitwillig selbst gefeierte und vielbeschäftigte Männer (z. B.
Dr. H. Lenz, Dr. Ludwig btorch, Dr. Sigismund u. a.) uns mit Bath
lUBbd That an. die Hand gegangen sind.
Allein anoh dies geniägte mir noch nicht, um die Anigabe, die ich
mir gestellt hatte, in möglichster Vollkommenheit zu erfüllen. Auf
meine Bitte erliess das Bibliographische Institut Aufforderungen an fast
aammUiche Ortsrorstande, Gewerbevereilke» Badedirektionen > Gasthöfe
nnd einaehie herrorragende Etablissements, nur im Interesse der Sache
diejenigen Mitlheilungen angehen zu latsen, deren Ich zur Vollständig-
keit und Zuverlässigkeit des projektirten Keisebuches zu bedürfen
meinte. Wenn nun auch viele dieser Gircnlare unbeachtet geblieben
sind, indem »an die fiffenilicdie Heinnng, die ein Rdisebach mehr oder
weniger beeinflnsst) wahneheinlich nntersch&tzt hat; oder wenn einzelne
Mittheilungen so dürftig waren, dass sie alsbald ad acta gelegt werden
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Vorwort. ^ TU
■iiitBboii; M Mt äooli Hk Polfpo diner ScMühsni^iRi öin so v9i4iliaiG|^68,
werthvolles Material (namentlich aus A]>olda, Ariigtadt, Kabia, Meinin-
gen, Badabtadt, Salzaiig:en, SchleouageB, Sooneber^, WaltogehawieD,
WeiMT etCL) in iwiiie H&nde gefeomaws, daas iek Ür dme wwl
Hdie FÖrdeniiig des ünternelMMest kiennil d«a Terbuidfiefcitai Dnk
ausspreche.
Trotz aUedem werden sich noch gar manche Mangel des Buches
bei dewen jp^raktiachem Gebrauche keraosstellen, sowie es kaum sa
▼ermüden ist, dass sich nicht hie und da ein Irrthnm eingesdüicheii
hätte. Da nun die Verlagsliandlung entschlossen ist. dem Titel „N e u e s t e s
Reisehandbuch^' auch insofern gerecht zu werden, als in kurzen Zwi-
scheniämnen stets neue Auflagen erscheinen , oder doch jährliche Be*
lichtignngen nnd Zns&tce gegeben werden sollen, so geht unsere in-
ständige Bitte dahin: auf jene Mängel und Irrthümer uns ge-
lailigst aufmerksam zu machen und uns von den wesent-
lichen Veränderungen, die alljährlich ¥or sich gehen, im
Iiaafe jeden Winters in Kenntniss sn setsen. Dadurch wird es
gelingen , nicht blos dem Keisepublilnim einen durchweg zuverlässigen
Wegweiser tax Hefern, soiuleiu aucli der thüring^ischen Landeskunde
wesentlich in die Hände zu arbeiten.
Einen besonderen Werth mag unser Führer insofern beanspruchen,
als er von der Yerlagshandlung (mit Karten, Plänen, Panoramen und
Illustrationen) in einer Weise ausorestattet worden ist, die mit dem
todten Wort die lebendige Anschauung und vortreffliche Orientirung
▼erbindet. Aber auch eine wissenschaftliche Bedeutung haben wir
ihm SU sichern gesucht dadurch, dass wir es einen Theils an literari-
schen Nachweisen fast nirgends fehlen lassen, anderen Theils die
berühmten Männer, die an den einzelnen Orten gelebt haben und
leben, namentlich auffuhren und eine kurse Uebersicht der lokalen
Flora (die von Hm. Ziegler susammengestellt ist) beifugen. Endlich
dürfen wir wol noch henrorheben, dass wir auf die so manniehfacb
gestaltete und - eintiussreiche Industrie des Thüringerlande ^, (wie
schwierig auch gerade dieses Kapitel war,) ein besonderes Augen-
nerk gerichtet haben, so dass unser Führer selbst für Geschäftsrei-
sende Yon Nutzen und Interesse sein mag.
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Yin
.Vorwort.
Weim san kern irnfesd bMelitoiisweiiher Poiikt übergiuigeA und
der Rayon unseres Handbuches so umfassend ist, wie noch in keinem
ähnÜcben Werke: no dürfen wir uns wol ddr Hoffnung überlassen«
dm-miser Führer in naken aad fernen Kreisen gern benntst werden
wM. ^ TM «mii: aificklicbe Bei»el
Gräfentonna) am dritten Pfingsttage 1864.
Sohwerdt.
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• ♦ • • ... . • . •: . .
Inhalt.
« . Seite
Allgenieilies : /. 7Mt Landeikunäe 1
//. Reisenotizen 78
• • Regulativ für di^ Führer auf dem Tküringennald .... 88
Reisepläne 91
Souten: L Auf der Thüringisehen EUenbahn (Halle — Gerstttngen). -
Boute 1 .......... 97
Auf der Werru-Etaefibahn (Eisenach — Lichtenfels). Route 2 . 122
//. lieber den Thüringerwald , von Nanmbnrg bis Elsenach ,
Route 3 — 20 139
///. Seitenrouten von der Thüringischen Eisenbahn aus. Route
21U.57 . . 342
. IV. Seitenrouten von der Werrabahn aus. Route 58 — 95 . . . 562
V. Seitenrouten von Oäten her. "RoniQ — \m . . . . . .716
VI. Sennsteigswanderung, ttonte 109 735
Vn. Reise durch das r,, strutthal. Ttonte 1\0 --1X3 . . . . . 739
R 0 u t e n - R e g i s t e r.
!' • . . • I
' fPie Beselchataig mit Sternchen » gibt diejenigen Boaten an, welche das Beiaebuch
in entgegengegeigter Richtung boachreibt).
: fieit<»
Von Altenstein nach Eisenach. Koute 20 und * Uoute 54 ... 340 553
Altenstein auf den Inselsberg. Route 20 340
f, Altenstein nach Liebenstein. * Honte 19 330
Altenstein nach Reinhardsbruun. Ronte 20 . . , 340
• „ Altenstein nach Ruhla. Route 20, * Koute 49 ..... ^. 340 497
Altenstein nach Salzungen. * Ronte €0 571
' „ Amtgehren nach Arnstadt. * Route 32 429
„ Amtgebren nach Breiteubach. Route 32 429
' „ Amtgehren nach Konigsee. * Route 10 .... 2^30
,f Amtgehren nach Langenberg (Bursel). * R<>ute 10 240
„ Amtgehren nach Ilmenau. Ronte 10 . » 231
• „ Annathal zur Wartburg. * Route 51 .......... . 539
I, Apol<la<nach Jena. Route 22 . . . . . . . . • , * • • • 3t48
Yon Apolda nach Sulza. * Route 1 HO
Apolfla nach Weimer. Route 1 und 22 110 347
„ Arnstadi n ull Aint^ehreo. Koute 32 42^
„ Arnstadt nach Blankenburg. Koute 31 428-
„ Arnstadt nadi Breitenl»ach. - Ronte 88 4S^
„ Axnatadt nach Brftirt. *Bonte27 401
„ Arnstadt nach Gotha. Koate 33. und * Boufe S7 -^1 45a
„ Anistudt nacli Neudietendorf. * Route 28 403
„ Arnstadt nach Ohrdruf. Route 33 431
4, Arnstadt nach Paulinzclie. Route 31 428>
„ Amatadt naeh Plaue (Elgershurg, nmenaa]. .Rp«teS4 .. t..>< .*
„ Arnstadt nach Rudolstadt. Ronte 31 . , , , 1 >. '. . • .'427
' Arnstadt nach Schwarzburg. Route 51 ...'*. 430-
Arnstadt nach Stadtilm. Route 31 . . ^ 427
Berka a. I. nach Blankonliain und Rudolstadt. Route 24 . . • . 380
„ Berka a. I. nach Weimar. * Route 24 . ... . . . . . . . SIÖ*
,y Blaakenlnurg nadi Arnstadt. * Boote Bl \ . . . . . '\ . *
Blankenburg nach Ilmenau. Route 9 . . . . . '. . . . 210
'„ Blankenburg nach Keilhau. Route 9 und * Reale « . »• . . . 209 202
„ Blankenburg nach Rudolstadt. * Route 8 203^
: „ Blankenburg nach Saalfeld. Route 9 und * Koute 97 . . i . . 210 716-
,} Blankenburg nach Schwarzburg. Route 9 ....... .'210215'
,f Blankenburg auf drä Trippstein. Route 9 \ . » . . . 215^
^1 Br^itenbach nach Arnstadt. * Rente 38 . . ^ .'• • < 430
Breitenbach nach Limhacli imä Sonneberg. * Rente M . . • .* . . (»91
„ Brotterode auf den Inselsbcrg. * Route 18 \, . 31^
Brotterode nach LiebenSteiu. Koute 18 . . . , » , . . . 320
, ,^ Camburg nach Dornburg und ^ena. Route 4 ... . . • • .> • 160
„ Gaml>urg nach Kdsen. * Route 4 ** * 155-
„ Camburg nach Naumburg. * Route 8 146>
„ Camburf,' nach Snl^a. * Route 21 84S
„ Coburg nach Banz, und Vierzehnheiligen. Route 88 681
„ Coburg nach Callenberg. Route 88 67S>
„ Coburg nach Eisenaeli. * Route 2 ^. « 188
„ Coburg nach Eisfeld. ^Hbn^l'.««! .« / A IK* ' J , ... 184
„ Cobui^ nach Heldburg. Route 89 881
„ Coburg nach Lichtenfels. Route 2 . . . -i^ ISft
Cobiirj: nach Oeslau und Sonneberg. Koute 2 137
Coburg uach Rodach und Ilildburghausen. * Route 29 627
Coburg naeh BosekMUl. Boote 88 . U . n-^ % . 877
„ Coburg nach Schalkau und Eisfeld. tRottlttS? - .i • >>. « • * </ 8J(8
„ Coburg nach Schalkau und Limbach.;. Boottt 90 ..;«...* 683-
„ Corbetha nach Leipzig. * Route 1 . . ,103
„ Corbetha nach Merseburg und Halle. * Route 1 . . '. . i . . . 108
,f Corbetha nach Weissenieiä. Koute 1 . . . . . . . . . . . 103-
Domborg nach Cambnrg. *B8«t«4 * ' •> . . « . • •/ 180
* ^ Dornburg nach Jena. Routeft'.- '\ • ... -4 ' .. « i • -Ifll 16&
„ Dornburg nach Kosen. * Route 4 . . . « , , . 150
„ Ebersdorf nach Lobenstein. ^Ronta98 • 4. • . • ^ ^ « . ' 715
Ebersdorf nach Pössneck. Route 99 .......... ♦ 723
ff Eckardtsberga nach Kosen und Naumburg. * Koule 4 ... * > 1$5
' >„ Eekardtsberga naeh Solsa. * Bonte 81.. • ^ ... ^ i • 9144
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8«lto
VoD EiaaiMli naeli Alteostein nnd Ltebeaaiteiii. * B^tlto ^ BmI» 10,
Boate54 ................ $40 553
^ F!<;f'nach nach Coboru; nnd Lichtenfels. llolilt'S 121
Eisenach nach Gerstuiigen. Routo 1 T19
' „ Eisenttch nach Hohesoune und VVilheluisthai. Koute Ö2 . &3d 64C> ^60
Eiaeoach nach KreazburgtMid TndtaeL BoHte 67 . , » . , • .. 557
' BiMDMh Mush KttblhMisen. Bovto IIS -> 766
„ Eiaensiellliach Neaenhof und -Brandenburg; BoBito 5ft . '« . . . 555
'„ Eisenach nach Ruhla Route 53, * Honte 50 . . . . . , . 653 501
„ Eisenach nach Salzuug* n. Route 1 und lioute 55 . . ' , . . . 124 555
' Eisenach nach Wartburg. Route 91 . . 515
' EiacilMh naeh Wvtha» FratteMt, Oi^Ajk IMbl . .115 117
' „ BlMBbwg naeli B«tg«l'iiiia tai. BMsa'ieS ....'«,.. 7dS
J'y; Eisenberg D««h Bod* «nd Kalda. «Bonto 107 731
Eisfeld nach Coburg. Koute 2 * ... •»»•'•v 135
„ Eisfeld nach Hildbnrgbansen. * Koute 2 '134
„ i:^iäfeld nach Limbach , Neuhuus, Saalfeld. Route 66 649
'iff EisCeld naah 8ell«lkaa, GolMrg od«t Soaneberg; < Jtoota §7 . . . . 653
n fisfeld naeh Schlenaingaa umd UaMliait. SoM 65 646
Eisfeld natfa gchwarxbnrg. * Ronte-lO 226
Elgersburg nach Ilm enftn. * Route 11 •••.♦» 254
„ Eltjersburjr nach Ohl drut und (lotfi.n. * RoutC 98 ; . 465
„ Eigersburg nach Piaue, Arnstadt, 2^ eudieteudurf. * Route öö . . . 437
„ Eigenbarg nach Sehmtteke. Roate 1« . - 859
' Erfurt nach Arnstadt. Route 27 . . ^ , . . . . 401
„ Erfurt nach Neudietendorf^ Gotha. Bonti 1 i • . 4 • 113
„ Erfurt nach Rudolstadt. Roata26 . • * . . • • 402
„ Erfurt nach Weimar. * Route 1 ■. . .'. . . . III
„ Fraukeuhausen nach Freiburg. Route III .... . . . . . 747
Frankaahaiisao nadi KyfHiinser, SondenhaMeii. BMtollS'. 755
FMibvrg durch das Unstrutthal nach FrankMidMUMei: , BDiMe III • 747
Freiburg nach TCüsen. * Route 110 . ; .* 742
,f Freibnrg nach Naumburg. * Route 110 . . 1 . . . ^ • • 741
,f Friedrichrode nach Altenstein und Liebenstein. * Koute 20 . . . 340
„ Friedrichrode nach Georgenthal. * Route 15 281
i„ yriedHchroda nach BeinliardgbinnB, UoM^ttg, liMMthk, BmU 16 894
„ Friedrichrode nach Schmalkalden. •Ronlelo,' ^ 587
i,* Friedrichrode nach Spiessberg. Route 16 ,>.♦.'.'.•.»• 292
„■ Friedrichrode nach Tambach. * Route 15 . , ,* , * i , • 278
„ Friedncfarode nach Tanzbudie. Route 16 ' . . . . 291
• „r Fröttstädt nach Eisenacb. R. 1 . .. . . . , , 117
„ Fröttstädt nach 6(»tlia. ^Romi ... 4 ; . . V 115
„ FkOttstedt nach Waltershausen. Route 41 . . . l ' ^ • 467
^ Gcorpcntha! nach Friedrichrod f». Route 15 • -k i » 281
^ Georgonthnl imch Gotha. * Route .39 . . • - . • i • . 466
^ Georgenthal uach Oberhof. * Route 14 » . . ... 274
„ Georgenthal nach Ohrdruf *Bo«ito50 . . . ..... 465
^ Geoi|(entfaal nach Tambach.. * Amte 15 . , . . « . • * . 879
f, QeorgeaUial nach Waltershanwn. * RontodA % ■ . 475
II Gerstungen nach Eisenach * Route 1 . . , ; ' . ' » » ♦ . 110
„ Gerstungen nach Halle o<ier Leipzig, ""Route 1 . '. . . . . Sil 98
II Gleichen nach Arnstadt. Route ^9 ........... . 407
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m .*SMitMi-]l8iM«lr.
Mit
yoii01«icbeBiiadil9«ii«Mtadorf. «Boote'» , . . 40t
„ Gotha nach Änistndt. Boute 37 • . . 457
Gotha Tiach Friittstedt und Eisfnnoh. Itoute 1 , . . 115
Gotha nach Georgenthal und J ambacb. Route 39 . . ... 466468
€k>tha nach Inselsberg. Koute 44 478
• „ Gotha nach KeaAetesdoff nüd Morl ■ * Bottte 1 114
„ QoDm naich Ohrdruf, OberhoT. Bonte 38 ... 457
Gotha nach BffalMvdilfranBf Friedricbrod« oder WaliershaiuMo.
Ronte 40 - wik«»«. - 467
,. GrRfcnthfil nach Lelipsten. Route 95 .... i 703
„ Gräi'eulhal uach SaaÜelii. Route ^4 . 698
eiMnOMd Bidi BmmiikeTg. f Bmile M . * > 697
Orimmenthal nach Themar, HUdbttrgbausen. Bovtd S ..««*• • 1,58
„ Grosskocbberg nach RudolsUdt. * BiMIte 8 « ^ • « ' 202
,1 Halle nach Gerstun gen. Route 1 97
' Halle nach Merseburg. Route 1 101
Hildburghausen nach EUfeld. Bonte 2 134
„ HUdbarghaaMniMdkOtaMaMrg»; BSmMUL Boste 78 ; 688
„ HildburghaoMn nach Haidberg« Route 79..*«.-tf»..< 625
llilf^bnrphmiscTi nacb Ilmenan. Ronte 84 . . k • < . • , 643
I, }{il(iburgbauseii nach Bodach, Coburg. Route 79 • 627
„ Hildburgbausen nach 8cbleusingen. Route 80 - 627
M HildburgbausMi aaeh Themar, Meiningen. Route 2 . . « . . . 131
„ Hdndiel nach laaelsberg. Bonte 108 . . . » • . • \ . . « 788
„ HdieftonnenAdi Eisenacli * Route 58 . » ' • 539
Hohesonne nach Ruhla. * Route 50 ...,*,,«.. . 501
der HohensoBne nach Wilhelmstbal. Bonte 52 • . . . . 543 545 548
„ Jena nach Apolda. * Ronte 22 348
^ Jena neefa I>onibuxg und Naumburg. * Bont» 8 und Beute 8 188 188 148
Jena. nach Bieenbefig. * Bonte 108 - . « : . 788
„ Jene nach Kahla, Rudolstadt. Route 6 . 181
„ Jena nach 'Nrci3<;tadt a. O. * Route 106 729
Jena nach Weimar. Route 6 tmd * lioute 23 . ". 182 378
„ Ilmenau nach Amtgebren. Route 10 231
Ilmenau nadi Blankenburg. * Beute 9 810
limeaMi nach BitMd. *Bo«te88 , . . v . « . . . 848 848 848
Ilmenau nach Elgersburg. Route 11 . . r- ^ % «i. 254
„ Ilmenftu nach Hildburgbansen. * Route M.-v 643
„ Ilmenau nach Meiningen. * Route 77 ' . 617
„ Umenau nach Paulinzelle. * Route 10 235
• », Ilmenau naeh Plane, Arnstadt. . Bonte 80 t 488
ff llmenM nach Schleusingen. * Bonte 68 • 889
Ilmenau nach Schmücke. Route 11 i, '. *. ^?51
.„ Ilmennu nach Schwarzbnrpr. * Ronte 10 • , . . . 226 237
„ Ilmenau nach Stadtilm, Weimar. * Route 25 . ...... 385388
f, Hmenan nach Suhl. * Route 77 und Route 82 .618 638
„ Immelbotn naeli Liebenetefak lto«l»8 . t . . , » 187
f i Immelborn nach Salzungen. * Beule 8 188
Immclhorn nacli Wernshaasen. Route 2 127
Vom Inselsberg ii;u b Fnodrichrodc, Reinhard sbrnnn. *Ronte 16 294 308 306
„ Inselsberg nach Liebeustein und Alteustein. Route IS, * Route 19,
* Route 20, * Route 62, * Route 63 . . . 315 317 319 328 340 ü73
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Seita
Vom Inselsbcrg nach Ruhla. * Route 48 . . 495
„ Inselsberg nach 8e]imAlk«lde»f * IfiMte M . . . 586
„ InselsbSTgnach Scfamiicke. Knute 109 , « 4, • • 736
„ Inselsberg nach Tambach. * Roifte 15 . . , ... 277
„ Inselsberg nach Wnltershausen, Gotha. * Route 44 . . *. . 476 478
Von Kahla nach Eisen berg. * Route 107 * . . . . * . . . . . . '. 731
„ Elahla nach Jena. * Route 6 «; k * . . . . 181
Kahla naeh Orlamande« IMUMstodl • 'Kovtt 7 186
Kahla nach Possneck. * Rout( 103 . . i ^ * . . . 727
„ Kahla nach Neustadt a. O. * Eouto 105 . . . . . i- . « . . 729
„ Kcilhaii nach Blankenburg. Koute 8 uad * Bontc 9 .... 202 209
Keilhau nach Rudolstadt. * Route 8 .... 200
„ Kleuscbmalkalden auf den lAsolsbstg nmh Bii«dElslr«4a editr Tarn*
badi. Hoste 66 . 674
„ Klsittsebmalkalden naoh LlibeBStelii. * Route 68 676
„ Königsee Tificb Amfcrhren, Ilmenau. Rovto 10 . * *■..' < • • « • 230
Königsee nach Paulinzelle. Route 10 229
Königsee nach Schwarzburg. Route 10... « .».*•. 2^6
■„ K6sflii]iuk€!adiliiitg(Biid4Mtarg) j Demlnurg, Jens» 'Bo«ts4 .18% 166
K6se& nacb Frtihii%. Rovle ItQ • ; . . . * « . < . . • 746
„ Kösen oadi Sulza. Route 1 . »c» 106
Vom Land?^berp nricb Meininj^fn * Route 73 • * . 604
f, Langenberg (Bnrzei) nach Schwarzburg, * Route 10 . ' . . . . 237
Von Lehesten nach Gräfenthal. * Route 9» . . . . . . .. . . . 703
„ Leipzig ttber CorbetbaiMUsb Gefstagoii*» Boiite 1 66106
„ Liehteilfels naeh CobuTg. * Stevte f 1 « . '166
ff Liebenstein nach Altenstein. Ronte 19 . . . i* t . . . 330
Liebenstein nach Brotterode , DnT'entbal, Ingelsberg. * Sovte 16 . 320
jy Tjiebenstf in nach Eiscn u li. Jvonte 19 und * Heute 54 , > . . 328 553
„ Liebensteia nach Immelburu. * Roote 2 . . . 127
liebensteia iiscilloselsberg, FrledrielMroie, BdiduMdsbn * Ulm»&
18, Route 19, Bovte 62» Bt^vte 66 616 617 66» 573^
„ Liebenstein nach Sfeiningen. * Route 74 • , . - * » • 609
„• Lieben stein nach Möhr«. Route 19 .-.f.,.. 328
„ Liebenstein nach Ruhla. Route 19 und * Route 49 329 497
„ Liebensteiu nach Salzungen. * Route 60 . . . . . . . . . 671
Liebensteia Beek ScbiMlhelMn: ' Bottte 64 . y v ' ^ • 676 676 866
„ Liebenstein nach Steinbach-Halleaberg, Obetbot Bollfe 65' i ^ « 577
I, Liebenstein nach Tambach. Bonte 63 ............ 573
„ Liebenstein nach Winterstein, Riefaihardrt»rttnn. > 'fioilte.62' « '. • 573
„ Limbach nach Coburg. * Rout« 90 . . . . ■ . . 673
^ Limbach nach Eisfeld. *Roote 86 ............ 649
„ Limbach aaeb Nbidurae« Boalbs 66 . . . • ^ , \ . • • « • %■ 656
„ lambach durchs Schwarzotlial nach Bchwanbang;- Bo6t0 68 . • - • 664
„ Limbach nnrh Spechtsbrunn. Route 109 788
Lobenstein nach Ebersdorf, Saalbai^, Ziegenrück, BaaJfald. Roate 98 715
Lobenstein nach Läutenbergf Saalfeld. Route 96 . . . . . . « '705
„ Marksnhl nach Möhra, Frauensee, Kraynberg, Salbungen. Route 56 561
Meiningea siif deaDolmar. ileata*96 -^'-j . . . . , . * \ 611
„ Meiningen nach Droissigacker. . Boate 76 ^ v • 606
„ Meininf^en mif die Geba. Route 73 ........ w -
M Meiniugen jaach Henaehei^. Ronto 73 ^ • . « • 608
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-1
Sl? Eoatea - Bdgister. •
Seite
Von XeiidiigMk nadiBUdbiur^iiseii. BMteS- . . \ • 181
„ MeiniagoiMtf 4«nIiaDdtb«iv. BMite 79 *. 604
Memii)g«ii nach Liebenstein. B^ttte 74 . . • 4 . • « « • . 609
. Meiniiiß'en nach Suhl, Ilmenau. Rout* 77 618
' "„ Mciiiiiigru nach Walldorf, Wasungen. * Ronte 9 ....... 130
Meiiilugeu nach Tambach. Route 76 ....... .
„ ]l«iaiiii»n nach EeUft, ObMiior. Bonto 76 . ; . 609
„ Merseburg nach Corbctha oder Halle. RmH 1 * • • » . 102
,^ Möhra nach Liebeostein. * Route 19 . »vi . • • . 328
Möhra nach Salzungcn. Route 58 4,* * , 663
„ Mühlhausen nach Eisenach. Route 113 ......... . 766
„ Mühlhauseu nach Sondershausen. * Route 113 ....... 764
lihniBibiirig luMii Bektrdtabfllciim • BovIe^A . • * « . . 155
„ Kaumbnrg- nach Freiburg. Route 110. » . ' . 741
„ Naumburg nach Goseck und SchQttbnig. BtfnllS 6 . 145
,y Naumburg nach Jena. Route 8 :^ . 140
„ Naumburg nach Kosen. Route 1, 3 . 107 139 147
„ Naumburg nach Weissenfela. * BonUf 1 . 105
„ ]f««die(end<»rfih«r lehtanlMaeen mieb AiMtedt. Bo«te tft ; . . 408
Neudietendorf aber die Gleichen nach Anstedt! BMte>f9' . . '405
„ Neudietendorf nacli Ootha. Route 1 , 114
- Neudietendorf nach Ohrdruf, Oberhof, Schmücke. Route 60 . « 411
♦ „ Neuhaus a. R. nach Limbach und Eisfeld. * Route 86 . ; . . . 662
Keuhaus a. R. nach Sonneberg oder Schwmrzburg. R. 98 . . . . 699 '
„ ITtastedt a. H. nach Oeslan^ Coburg; *]lMite.S . • • • w ' . . . . ' 1^7
„ Neustadt a. H. nach Sonneberg. Route 9 ' . » ; *. . • 188
Neustadt a. O. nach Jcnn. Route 106 . . . . .'729
„ Neustadt a. O. nach Kahla. Route 105 729
„ Neustadt a. O. nach Pöesneck. Route 102 725
,r Neustadt a. O. nach Schleis. * So«IIb 101 . . .. . . . . . 795
„ ObirKef naoh QeeiSMthal. Aomte 14 ..... ^ 974
eberhof nach Neudietendorf. * Sonte 30 . . 411
^ Oberhof nach Ohrdruf und Gotha. * Route 38 . v • t : 460
Oberhof nach Plaue und Arnstadt. * Route 36 . . . . . : 437
Oberhof nach Schmalkalden. Route i2 597
^ OberbofnaciiSelimftcke. ^BöntelS . ^ ^ . . 267
„ eberhof nachSteinbach-Hallenbergj TilübMUttfaM * Bovte 65 . . 577
Oberhof nach Tambach. Route 14 . . . .-. . ; 870 274
„ Oberhof nach Zella, Meininfren. "^Routat 76 '. • ^ . ' . • . . 1 609
„ Oberhof nach Zella, Suhl. * Route 82 . . 636
Oberschönau nach Oberhof. Route 72 . . . . 597
Qberschdnan Aach Ohrdruf. Beute- 91, * Mite SB , ' v . * - 599 468
ObencbSnau nach Steinbach - Halleabeii^ ' * Be«te' 71 , ' * . 596
Oeslau nach Cobnrf: oder Sonneberg. BUoto 8 187
Ohrdruf nach AnistJuU . * Route 33 - 431
Ohrdruf nach Elgersburg. Route 38 - 466
Ohrdruf nach Georgenthal, Tambach. Route 89 ....... 465
. „ ObrdKnf aac^ GoAa. * Honte 88 ^ . • « . . ' « 458
„ Ohrdruf nach Neudietendorf. ^ KottteSO . . ;*411
„ Olli drnf nach Oberhof. Route 38 ' . 460
Ohrdruf nach Oberschönau, Stcinbacb, Schmalkalden *J|(ente 71'
und * Route 38 , « . 696 463
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, Routen -Eegister." XT
Seite
Tob OrfttntlBae n»^ Kahl«. * Boutt» T a IM
Örlamflnd« nacb Pösneck. * Koute 103 » . r 727
,y Orlamunde nach Rudolstadt Route 7 188
„ Paulinzella ii?^ob Arnstadt. * Route 31 . . . . ♦ * ^ , . .t. 428
„ PauUnzeUe nach Ilmenau. Route 10 . . ; . . . . . . . 236
„ Pauiinxelle nach Königaee. * Route 10 . . . . 229
„ PMÜkkBelltfiiMli jBdiwftnbiirg. * Bottte 10 * . . 4 . * • . . '2SS
Plaue nach Arnstadt. * Route 34 'i 431
„ Plane nach Elgersburg. Route 35 . .. . . - • , i • . j . 437
Flaue nach Tlmeiiau. Route 3ö . . ' 436
„ Plaue nach Oberhof, Schmücke. Route 36 . ... . . . . . 437
„ Pössneck nach Kahla. Route 103 ..... 727
„ PSssnedc Dadi Neustadt a. O. * Boüte 102^ * • • . . < 725
9, Possne<^ nach Orlumündc. Route 109 • •'••.',*.'•-. • • • 727
,^ Possneck nach Saalfeld. Route 104 . . . . -.^ . ... 727
„ Pössneck nach Schleiz. * Route 100 725
Reinhardsbrunn nach Friedrichrode. *Route 17 ...... , 2d4
„ Reinhardsbrunn nach Gotha. * Bdllt«' 40 ' . . 467
,y BeiiÜMKlsbraim auf d«& Biaalsbei^. Mut« 17 > . ' 306
•„ Reinhardsbnum nach Ruhla. * -£>at« 47 . 494
■„ Reinhardsbrunn nach Wfiltersha^isen. * Route 45 .... 47? 480
„ Reinhardsbrunn nach Winterstein, Liebenstein. * Route 62 . ; % 573
„ Römhild nach Hildburgbausen. * Route 79 . . . . . . .' . 623
Bttdelsburg nach Gamburg. Böotii 4 - .... .158
„ Rudelsburg nach Kosen. * Rottte' 4 '. . . . . , 156
„ Rudolstadt nach Arnstadt. * Route 31 . . . 411
Rudolstadt nRch Blankenburg. Route 8 . , , . , . 203
„ Rudolstadt nach Erfurt. • Route 26 402
„ Rudolstadt nach Grosskochberg. Route 8 20:;^
„ Budolstadt nach K^han. Bout« 8 200
„ Rudolstadt nach Orlamunde, Jena. * Route 7 188
Rudolstadt nach Saalfeld. Route 8 und * Rovt« 27' .... 129^715
„ Rudolstadt nach Weimar. * Route 24 . . . . . 378 381 888
Ruhla nadi Alteustein, Liebensteiu. lioute 49 , * Route 19 tind
Bouta20 497 Ö29 340
'„ BoMa naek Eimaeh. Boute 60 und ^ Bouta 58 / . . • . 501-568
Buhla nach Hohesonne, Wilhelmathal. Bnilta 50 . . •. . . 801 508
Ruhla ,'uif den InseL^lMTp. Route 48. ..J, '495
Ruhla nach Reinhardsbrunn. Route 47 - , , *, . . . 485 494
Ruhla auf den Wachstein. Route 50 . " 503 504
„ BnUa nach Waltonliauien. * Route 45 477 480
„ Böhla Baeb Wutha. * Baute 46 ... : . " 481
„ Saalfeld nach Blankenburg. Route 97 und * Route 9 *. . . . T16 210
„ Saalfeld nach Grfifenthal, Sonneh<>rp:. * Route 94 . 699
Saalfeld nach Leutenberg, Tjobenstein. Route 96 .'705
„ Saaüeid nach Pössneck. Route 104 . , . . . . *. 727
Saalfaid nach Badolstadt. BouM 27 uud * Bouta 8 - . . . . 715 198
„ Saalfeld nach Schwarzbnrg. Boute 97 und * Bouta 10 . . . 716 226
Sa alfcld nach Wallendorf, Sonneberg. * Route 94 . . ,' 4 -. . 697
„ Saalteld nach Ziegenrück, Lohenstein. * Route 98 715
I, Salsongen nach Eisenach. *Routc 2 und *Route 55 . . . . 124 555
)y Salzungm auf die Hunukuppe, Kilianskuppe etc. Route 59 ... 571
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Sefto
Tom SalsQBgeii nach ImmeUMan, LiebenBttiiit Altensteia, BiibU. Boute 2,
' Boote 60 und 61 126 571 673
.„ Salzungen nach Iftöhr«, Xief«ftort, MarksuhL '^.lloate 68 und
♦Route 2 . . . 562 126
' ,1 BalzuDgeu uacb Vacha. Koate 59 ........... . 572
^„ Sdialkatt naeh Coburg oder liinbatli. BontedO . . , . . . . 678
• ^ Schalkau nach Sonneberg. Route 87. 653
„ Schleiz pach Neustadt a. O. Route 101 . . . ^ , . • . . 726
„ Schleiz nach Pössneck. Route 100 725
„ Schleusingen nach Eisfeld. ♦ Route 85 . 646 648
„ Schleusungen nach Hildburghausea. * Bmte 80 • . . . . . . 627
Sefalensingeii naeh Umenan. Bonte tft, 689
Schleusingea nach Suhl. Route 81 . . « • ^ r. - • •
„ Schmalkalden nach Friedrichrode. Route 69 , 4. ; . « . 587 ^
yy Schmalkalden auf den Inselsberg. Koute 68 585
„ Schmalkalden nskch Liobenstein. .'"Route 64 und Route 67 575 578 586 '
Scbmalkalden nadi Sl4Bb«eh«HftIl<»ibaig, Obidrnll RquU 71 , . 593
Behmalkalden naeh Oberbof. BonUiTS . ^ 597 I
„ Schmalkalden nach Tambaell. Beute 70. . .* , 589 ;
Sclimalkalden nach Wernshausen. * Route 66 . 577 j
der Schmücke nach Elgersburg. * Route 12 259 j
y^ der Scbuiücke nadi Ilmenau. ♦ Route Ii 261
der Schmücke anf den Jn9elab«v. * Boote 109 736
- „ der Scbmfieke nach Limbach. Boote 109 737
d^ Schmücke nach Neudietendorf *Ronte30i. 411 \
„ der Schmücke nach Oberliof. Route 13 . . . . ♦ . • 267
„ der Schmücke nach Plaue, Arnstadt. '"Route 36 . 437
„ der Schmücke nach Suhl. * Route b 2 . . . . . ... . .. . . 636
der Scbmfieke nach Zella, ^-Bente 76 . 616
Scbwarzbnrs pa<;h Arnstadt ^ Bonte 31 430
,» Schwarzburg nach Chrysopras , Blankenburg. * Route S| SSIO 2U 215 218
.„ Schwarzburg nach Eisfeld. Route 10 und * Route 86 . .« . 226 649
' „ Schwarzburg nach Konigsee, Ilmenau. Route 10 226 237
„ Schwarzbui^ auf den I^ngenberg. Route 10 . . . ^ . . , . . 237
>f Sdmnüiarg nach PauUnselle. Bonte 10 . 332
Schwarzbmrg nach Saalfeld. Bonte 10 nnd * Beute 97 . . . 226 716
„ SchwMr^bnrp n.icb Soniieberg. * Route 93 ..... 6^7 089 695
ff Schwarzburg :iul den TrippsteUi. R<into tO 224
f, Sondershaußeu nach K)rffhkuser,,I<'raukenhaui»eu. ''^ Route 112 . . 757
SondarshanMn nach MfiUhanaen, Essenaeh. Boote 11&, ..... 761
' . n Sonneherg naeh Coburg. * Bonte 9 .«•■<*«. . 137
'„ Sonneberg nach Gräfenthal. Route 94 699
•„ SoTineborg nach Neuhaus H H , Schwarzburg. Boote 93«. . . 687 689.
„ Sonne berg nach Oberlind, Iseuhaus. Route 91 681
Sonneberg nach Saalfeld. Route .94. ......... 697 699
.„ Sonnebeig naeh Sehalkan, *Bpuie87 . « . < 6(^3
>n ' Sonnjiberg naeh Steinheid, Breitenbacb. Route 92 ^ 681
Specfatsbrunn nach Blankenstein. Ront^ 109 . ."^ 739
„ Stadtilm nach Arnstadt. * Route 31 ............. 427
„ Stadtilm nach Ilmenau. Route 96 ' 388
.„ Stadtilm nach Rudolstadt. Bonte 31 ..... ^ 4«>g
StadtUm nach Wcämar. * Bonte 95 386
I
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I I II IT i : 1! ! " 1 ! i
Ilou tea - ßegister. X Vll
Ml«
8taiii1niie1i«H«U«iibe*g nach Ohrdruf. Heute 71 und * Boirte d% MW
„ ■ Stolnbaeh'Hallenberg nach Schmalkalden. * BoBti 71 ■. . , • - . 693
??tein"baeh-HfillenT>er(? nach Z^^lla. Route 72 .••«..... 600
„ Steinheid nach Limbach, iireitenbach. ßoute 92 a . , . . . 683
SteUihei<i nach Sonneberg. Boute 92 . . .« .. . . . . . . 689
„ BvU nach niii«ii*a. Bottte 77 «id«2 '. / 617% 638
"„ Snlil naeh Meiningen. * Route 77 . ; . ; • • •( «• • 617
BmU Bach Schleusingen. * Route 81 . . . . ^, » . ^ 631
* „ Suhl nach Zella, Oberhof, Schmücke. Route 82 631
Sul^a nach Apolda. Route 1 . .'. '.^ * . . ... . • 109
Sulza nach Camburg. Route 21 ' . • » . • • « 8^6
Svisa nach Bckardtsberga. Boute Sl 844
Sulza nach Kosen. * Route 1 « 108
Tabarz auf den Insolsberg. Route 17..,,. •••••• 303
„ Tabarz nach Walterslmnsen. * Route 44 475
„ Tambach nach Friedrichrode. Route lö 278
Tambach nach Georgenfhal. Bonte 16
„ Tambach nach Gotha. * Bouto 88 466 468
„ Tambach auf den Inselsberg. Boute 15 277
^, Tambach nach Liebenstein. * Route 63 575
„ TaTnb;Kh nach Meiningen. * Kontc 75 . 609
„ Tambach nach Oberhof. * Route 14 270 274
„ Tambach nach Ohrdruf. * Bontc 39 466
„ Tambach nach Schmalkalden. ^ Roate 70 589
„ Themar nrxch Qrimmentbal, Meiningen. * Bouta 2 , . . ^ . , 132
Themar tuk h Hildburghausen. Route 2 133
Themar nach Schleusingen. Route 78 • . . 619
„ Vacha nach Salzungen. * Bonte 59 . 572
Wachsten auf die Hohesoane oder nach Böhla. Bontc 60 . , . . 603
„ Walldorf nach Meiningen oder Wasungen. Boate 2 130
Wallcndorf nach Rcbwarzburg. Route 93 695
„ Waltersila us( 11 nadi Fröttstedt. *Routo 1 und Route 41 . . 116 467
„ \S' altershauscu nach Qeorgenthal. Route 43 475
Walterahanaen nach Ootiia. * Boute 40 467
Walterahaascn nach Bchnepfefttfaal, Behihardahnrnn. Bonte 42 . . 478
W^altershausen nach Tabarz^ Inselsberg. Bonte 44 . 475
Waltershansen nach Thal, Ruhla. Route 46 >. 477 480
W^artbnrg nach Annathal, Route 51 536
„ Wartburg nach Kisenacb. * Route 51..., 515
„ Wainngen nach Walldorf, MeinhigeB. Bonte 2 ....... 180
„ Wasungen nach Wemfthausen. * Route 2 128
„ Weimar nach Apolda. * Route 1 und Route 22 110 347
Weimar nach Berka, Rudolstadt. Bonte 24 378 379 381 383
„ Weimar nach Erfurt. Route 1 III
„ Weimar ^ach Jena. Route 23 und * Route 6 3781 82
,y Weimar nach Stadtilm, Ilmenan. Bonte 26 886
„ Weissenfeis nach Corbetha. * Boute 1 103
„ Welssciifcls nach Naumburg. Route 1 105
„ Wernshausen nach Immolborn. * Rotite 2 j . . . 127
„ Wernshausen nach Schmalkalden. Route 66 577
„ Wemahaneen nach Wasungen. Boote 2 . . . 128
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trm
Seit«
Ydn Wilh«lmsthal nach Altetttflte und Liebenstaln... * EMte 20. . . . 340
„ Willielmsthfti iinrli Elsrnr^cTi. * Route b% • . . . 6$9 ÖA^ 546 550
„ Wilhelm sthal «ach Kuhla. ^ Koute 50 , »; . 501 503
\y Wutha nach Eisenach. Iloute 1 .•.,....«... 117
„ Wutha auf den Hörselberg. Sonti 46 . J..»«.^. .. 481
Wutha lueli BahU. Route 40 . / . . • . . . , 4SI 488
„ Zella nach Meiningen. ♦ Route T-Ä ^ k * • 614
„ ZelLi iKicTi Olx rlior. Ronte 76 * , . • 616
„ Zella nach Steiubach-Hallenberg. * Koute 72 600
,f Zella nach buhl. * Boiite 8ä «.«^..«-^ CSGt.,
„ Ztagenrllek nach PötSDMk. Aoate 99 .. ... • • . * • >723
„ Zitg«nrilck naoh SaalMd. Route 98 • < . . > . , • . •. « . • 7^0
# ■ *
« •
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Allgemeines.
I Zur Landeskunde.
Thüringen sonst nnd jetzt.
ThiJriiHfcn i^t Dentsclilands warmes, treues Herz, dessen kräftif:^e Puls -
5chlsip;e deii liliitumlauf des deutschen Lebeus schou manchmal erfrischt und
beschleunigt haben. Grosse Erinucruugea gehen durch die lauschigen Thäler
dnd über die waldbekrftnsten Berge des scbdnen Landes, da& die Hand der
Sage und das f'Ullhorn der Natur mit tausend Belsen geschmückt. Idyllische
IJilder wechseln mit rcklier Roman-tik. Darum hanj^cn die Thüringer so innig
an der lieben Heimath; darum pilgern alljährlich, oft aus weiter Ferne, bunte
Schaaren durch seine Wälder und Felder, und Tausende rasten Muuate lang
au selnoi heilki&ftigen Quellen und pflück«! sich, entzuokt von der unbe-
schreiblichen Anmuth seiner TbMler, von der Grossartigkeit und Lieblichkeit -
seiner Berg- und Hügellandschaften , von der Gcmüthlichkcit seiner Bewohner
und von df^r Freundlichkeit seiner Städte und Dörfer, den duftigsten £rin*
neruii}r>strauss.
In Wahrheit, Tliüriugen ist eine der aumuthigstou, gesegnetsten und kui-
tivirtesten Proyinaen unseres deutschen Vaterlandes. Es ist etwas so Heimi-
sches, Befreundetes in diesem Boden. Henliche Bei^e krönen das Land mit
unTenrttstiiicben Wäldern , trauliche Gründe laden zu fröhlichem Lebens-
geniis.s, kühne Felsen enthüllen die umlteste Geschichte der Erde, und nns den
zahlreichen Kuinen rodet noch Holdenkraft und -filtterliebe in vernehmli lien
Tönen. Manche Quadratmeile Thüringerlandes ist mehr werth nnd denkwür-
diger, als ganae Provinaen grosser Kelche.
Ein Oraf von Mansfeld sog* nach Jerusalem. Als man ihn fn^^ , wie
ihm das gelobte Land gefalle, antwortete er: „Ach mit dem gelobten Lande!
Ich nehme lieber Thüringen d^fiir!" Und als Hcinricli der Erlauchte, Mark-
<rraf von Meissen, mit Sophie von lirabant um Tliürin<^cu stritt, und seine
Käthe fragte, ob das Land wohl eine solche Fehde werth sei, spraclica sie das
begeisterte Wort: „Thüringen ist edel und reich; es ist so gut, dass, wenn
Ew. Fürstliche Gnaden einen Fuss im Himmel und den andern in Thüringen
hättet , Ihr den Fuss aus dem Himmel zurückziehen und Thüringen behalten
möget." — Selbst der finstere Kaiser Karl V. war von Tliüringens Kcizen so
entzückt, dass er unwillkürlich ausrief; Fürwahr, das ist ein Land, so
lustig , wie Frankreich J" — Aelinlicho Stimmen ertönen aus der neuesten
Zeit. SehiUer, der in Thüringen den Herd seines hftnsliehen Glückes grün-
dete, gestand unumwunden: „Die Saale ist mir lieber geworden, als dem
Führer durch ThüriDgen. 1
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2
Thüring«]! sonst midjetzt.
Indier sein Onnpos " — F. G. WeUcl .sagt: „Nächst den Bheingegendeu ist
und bleibt Thüringen der Heblichste Strich In Deutschland."
Was Wunder, dass Thttrineea je mehr und mehr su einem sommerliehen
Wallfahrtsorte zahlloser TQnristen wird , dSe in der frischen Waldloft ihre
Seelen baden? „Bis zur Legung des S'cliicneinrcgcs in iliese bis dahin unbe-
scholtenen Gcfjf'nden — scherzt ein bekannter Humorist — erfreuten sich
diese eines liolden , mlttelalterlicheu Dunkelb. Siehe, da ward Thüringen von
einigen Waggonsauswürflingen entdeckt. Sie fanden ein anmuthig bewaldetes,
Ton malerischen Höhen und lieblichen Thfilem dnrchsogenes Land, billige
Fleischpreise und Quartiere, frisclics Quellwasser und schmackhafte Butter,
Eingeborene, die noch nicht durch Trinkgelder » ntiTiensclit , kleine Rtiidte
voll paradiesischer Zufriedenheit^ wo Jliihner und Schinken fast umsonst zu
haben waren, grosse Semmeln und wohlfeile Schlamperuiileh , und nahmen
unter der Flagge Berlins vom neuen Lande Besitz." — In der That sendet
noch immer Norddentschland und namentlich Berlin das stärkste Contingent
der sommerlich« II Gäste, die , von dem neckischen Volke „Luftschnapper"
titulirt, den Tliiiringorwald nach allen Kichtunfrcn hin durchziehen und nicht
selten in den kh-inen IJadeorttni Monate lan;:; rasten, um in gemiithlicher A'ille-
giatur sich von dem Staub der grossen Welt zu säubern. Aber auch die Eng-
länder Yerschmähen es nicht, mit dem roth^n Buche in der Hand und den
klingenden Pftinden in der Tasche jenes patriarehalische Gemälde je mehr
und mehr illnsoriscli zu machen , so dass die gangbarsten Tonristenwege fast
immer so belebt und die Gasthöfe so gefüllt sind, als ob in Thüringen ein
neues Mekka entdeckt worden sei So gewinnt es an innerer Bedeutuiifr wie-
der , was es in den Stürmen der Zeit au Läudergebiet und politischer Macht
verloren hat.
Fast inmitten des deutschen Vaterlandes, in siemlich gleiclier Enffemnng
TOn den Alpen und von der Nord- und Ostsee gelegen (27 — 30** östl. Länge
nnd 50 — 52** nrJrdl. Breite) , ist Thüringen , trotz seiner charakteristischen
Kigenthümliclikeitcn , die es in geograpliischer , gescliiehtlicher und gewerb-
licher Beziehung aufzuweisen hat, gewisseruiassen Kleindeutschland , indem es
die Elemente des Nordens und des Südens in sich vereinigt. Und wenn der
Thäringerwald gl^chsam ein dunkler Grensstrich ist, welchen die Hand der
Katur auf die buntgesehnörkelte deutsche Länderkarte gezeichnet hat, — eine
natürliche Scheidekette -/wischrn Nord- und Snddentschland , zwisclien den
Dialekten, zwischen Thaler- und Guldent'uss, zwischen Sachsenspiegel und
dem gemeinen Hecht und im Allgemeinen zwischen den protestantischen und
kalholischen Volksstämmen : so ist er auch wieder eine Vermittelungsliuie, in
welcher die geographischen, kulturhistorischen und politisch retigidsen Eigen-
thflmlichkeiten des deutsehen Landes und Volkes zusammenlaufen.
Uebrigens sncht inan heutzutage das ,, Thüringerland " auf den Karten
der deutschen Bundesstaaten oder in den geographischen Lehrbüchern ver-
gebens. Nur im Herzen des Volkes und im Munde der Touristen lebt der alte
Name fort, gleichwie er an der Gebirgskette und neuerdings auehan dem Schie-
nenwege haftet, die das Land durchsiehen. Ebenso misslich, wie die Etymologie
seines Namens (vielleicht vom Heidengotte Thor) zu entrfttitseln , dürfte es auch
seiil, die gegenw.nrtige Grosse des Tliin iiij^'erlande-^ abzugrenzen. Di mi iln> ^'m-
tige Thüringen ist nur ein kleines Bruchstück der nnifangreiehcn Landschaft,
die man in der sagenhaften Voirzeü unter diesem Namen begriff. Jedenfalls wird
man nicht fehlgreifen, wenn man das ganae mittlere Deutschland (gegen Osten
bis an die Elbe, gegen Norden bis an den Hara, gegen Sftden bis an die
Donau, gegen Westen bis an den Khdn) dem grossen thilringischen Reiche
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TliMitgeii seilst unil Jetit. * 8
♦
einverleibt. In einer alten Mähre heisat 08 sogar, das Land der Thüringer
hnho sicli einst bis an die Nordsee erstreckt. Wenn nher r-Aivh die Grenzen
jenes uralten Königreichs so unbestimmt und sehwankend sind, wie die Nebel*
massen^ die noch jetzt durch seine Thäler ziehen, so hat es doch so ans*
gedehnte Lftnderstrecken nmfMSt, dass kein König der Nenseit sKh dieses
IMidies SU echimen brauchte. Jedenfalls hat .zum, alten Stammland auch
Hessen, das gcsammte Eichsfeld, das Oster- und Pleissnerland , Franken und
ein Thcil des Voigtlandcs gehört Nach einem Manuskript aus dem 4. Jahr-
hundert erstreckten sich dessen Grenzen gegen Mittag bis an den Khein , gegen
Morgen bis an das Flussgebiet der Saale und Pleisse , gegen Abend bis in die
Nihe des Bhelns und gegen Mitternacht Itts flher den Haiswald hinans; ir&h-
lend eine spätere Chronik dns Thüringer Gebiet lkst anf die gegenwärtigen
Grenzen * ir::=;chränlvt , da es heisst: ,,npn Morosen «^chlicsst dieses Land die
Saale, gen Mittag der Wald, gen Abend die Werra, gen Norden der Harz.
Im Falle ein Hegereiter aus Kuriosität dasselbige umreiten wollte, so mUsste er
bei Halle sich ai^setien^ TOn dannen anf Naumburg, Jena, Saalfeld und Gräfen-
thal , alsdann auf der H^nie des Waldes Un nach dem Henneberger Land sieh
schlf^n und der Werra zuwenden, an derselben hinunter auf Salzungen, Kreuz-
burg und Treffurt, von dannen über den Berg: nin Eichsfeld lihi auf Mühlhausen,
aus solcher Stadt auf den Harzwald , von dannen durch die Grafschaft Hohn-
stein und Stollberg, hernach durch die Sangerhäusischen Herrschatten und Büd-
lich Tön Eisleben durch das Mansfeld'sehe Gebiet reiten und bei Halle den Bitt
beschliessen/* In ähnlicher Weise hat die Fnnk'sche Karte die Landgrafschafft
Thüringen abizocrcnzt , so das^ sie westlich an Kurhessen, nördlich an Hanno-
ver, östlich an die Provinz Sachsen (Preu«;sen) und südlich an Pranken (Baiern)
stösst ; wogegen sich im heutigen Volksbcwusstsein das imaginäre Bild des
Thfiringerlandes insofern verrttckt hat, als man aus. eigener Machtvollkommen-
heit auch noch den sftdlichen Abhang des Gebirges bis nach Coburg hin mii
den tljüringischeii Farben Icartographirt, die nördlichen Grenzen aber enger
zieht, und nicht über die Th.ilsnhle der goldenen Aue hinaus. Daher kömmt es,
dass man dem Fläolienraume bald 200, bald 400 Geviertmeilcn anweist, und
ebenso in der Zahl der Städte (70 — 80), Flecken (30 — 40} und Dörfer (1300
bis 1600) schwankt, sdne weiteste Ausdehnung aber Ton Osten nach Westen
auf 18 » fiO Mellen und ebenso viel von Süden nach Korden angibt. AniA
die uralte Eintheilung in Westthüringen (das heutige Hessen), Ostthüringen
(„Osterland", zwischen Saale und Elster), Südthririnp;on (Franken und die Ober-
pfalz\ Nordthiiriiigen (jenseit des Harzes) und Mittelthüringen (zwischen dem
ünr/. und dem iiiiiringerwald) ist längst obsolet geworden, während man heut-
■utage nur noch swischen dem „Wald** (dem Gebirge, welches Thüringen
durchzieht) und zwischen dem ,,Land*' (der muldenförmigen Hftgcllandschaft
zwischen dem Thüringerwald und dem Harze) unterscheidet, unsicher, ob man
auch den sogenannten Frankenwald (an der baierischeu Grenze) und das öst-
liche Saalthal (im Ziegenrücker Kreise und in den Beussischen Fürstenthümem)
in diesen Bayou einschliessen soll. Die vorherrschende Annahme geht dahin,
dass Thüringen Im Osten von der Saale, Im Westen von der Werra, im CHideB
und Südwesten vomAbfsll des Thüringerwaldes, im Norden und Nordosten von
den Städten ■Kordhausen , Sangerhausen, Eislcbcn und Halle begrenzt wird,
wenn auch von der Reisclitcratur das Thüringer Flachland und selbst der süd-
liche und südöstliche Abfall des Waldes bisher kaum beachtet wurde. So viel
ist gewiss, dass man an einem Tage, ohne Siebenmeilenstiefeln, durch Tieler
Herren Ltaider reisen kann, und dass nirgends die deutsche Serstttekelung so
angenflOUg au Tage tritt, wie In diesem Uemen Besfarke.
l*
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Tktriugeii sou^i und jetzt.
Den ^88t«ii An^il tob ThüriDgiaii besitart gegenwSrtig das K9m§rtkk
Preuescn (145 Q -Mellen mit 762,000 Einwohnern) in der „Provinz Sachsen",
wozn der Ro^nerungsbezirk £rfart und die veBÜldie Hälfte des BegienmgB-
bezirks 3Icrsebiirfr g-ohören.
' Grossherzoythum Sachsen - Weimar - JEisenach (6G <<^. -Meilen mit 2 G 7,000
Eänw.)} liegt, bis auf eipeu Ji^l einen Diatrikt am Fasse des Bbdngebirges ^ der
sich in das Frankenla&d erstreckt, TollstSndig in Tblringefi, wenn auch das
Ffirstentbnm Weimar und das F{lrstenthum Eisenacb räumlicTi gotr(^iuit sind
und der Ncnst ültcr Kreis schon in das Osterland bineinragt. Beg. (xrossberzog:
Karl Alexander, residirt in Weimar.
Iltrzogüium Sachsen- Meinirujen - Hildburghausen (45 — 46 Q. -Meilen init
169,000 Binw.), nimmt — abgesehen Ton den separirten Parsellen Cambuig und
KrsaichMd — in einem weiten Bogen das südliche Thüringen ein, obwohl ein- •
idne Landestheile des Fürsteathums Saalfeld fast über die Greamn des heuti-
gen Thüringen hinausreichen. Die altherpccbraclite Eintheilun^ in das TJnter-
und. Oberland bezeichnet die Gebietstheile, die nel)on und auf dem Gebirge
liegen. Beg. Herzog: Bernhard Erich Freund, residirt iu Meiningen.
Herwgthwm, Sachsen -Cohurg und Chtha (36 Q.-Heilen mit 154,000 Einw.),
besteht ans zwei isolirten Flirstenthfimern und einigen EnelaTen , die bis nach
Preussen und Baiern hinein zerstreut sind. Davon kommen auf Gotha, das am
Nordostabhange de«? Hebirges liegt, 2G Q. -Meilen und ;)nf Coburg, am Südab-
hange bis nach Franken hinein, lö Q.-Meüen. Beg. Herzog: Ernst U., residirt
abwechselnd in Gotha und Coburg.
Hentoffihum 'Saekaen^ ÄUenburg (24 Q.-MeQen mit 136,000 Einw.)f s8hlt
nur theilweise anm heutigen Thüringen^ und ist, ausser mehren Parzellen , in
den Altenburger und Saal - Eisenbe^'schen Kreis .geschieden. Beg. Hersog :
Ernst, residirt in Altenburg.
Färstenthum Schwarzhurg-Rudolsiadt (19 Q. -Meilen mit 70,000 Einw.), be-
steht ans zwei isolirten Theilen, der Oberherrschaft mit der Bcsideuzstadt Ru-
dolstadt (Id Q.-Heilen), die grössten TheUs auf dem Thfiringerwalde liegt, und
der Unterherr Schaft (mit der Stadt Frankenhausen), die sich in die goldene Aue
erstreckt, lieg. Fürst: Friedrich G ii n t h er.
Fiirstcnthum Schirarzhurg - Sondershanscii (iC/^ Q- " Meilen mit 62,000
Einw.), zerfällt gleichtalls iu eine „Unter- und Oberherrschaft.'' Jene, mit
der Hauptstadt Sondershausen, grenzt an die Yorberge des Harzes ; diese (Am*
Stadt) liegt an und auf dem Thfiringerwalde. Reg. Ffirst: Ofinther Fried-
rich Karl II.
Färstenthum Jievss- Schiet», jimgcro Linie (21 Q. -Meilen mit 82,000 Einw.),
begrenzt den südostlielien Theil von Thüringen und berührt den Frankenwald.
Beg. Fürst: Heinrich LXVII., residirt iu Schleiz.
JPürtiemfkim Meu9§^reiz, Sltere Linie (7 Q.-Hdlen mit 39,000 Einw.), Be-
gentln: die verwittwete F&rstin KaroHne Amalie für ihren unmündigen Sohn
Heinrieh XXII.
Ausserdem besitzt das Kur/iirstf ntJivm Hessen auf und am Thüringerwald
die Herrschaft Schmalkalden mit der Enclave liarchfeld (5 Q. -Meilen mit 28,000
Einw.); und auch das Königreick Baiern reicht über den Franken wald lierauf bis
an den Rennsteig (2 — 3 Q.*Meilen). «
Nach dieser Berechnung umfasst das Thttringerland noch heute 890 Q.-
Meilen mit 1,800,000 Einwohnern , die nicht selten auf dem kleinsten Distrikt
verschiedenen Herren dienen , indem die Landesgrenzen sogar einzelne Ort-
schaften durchsehneiden Der grösste Antheil, insbesondere des Waldes, lallt
— wie jene thüringischen Kleinstaaten in der politischen Geographie benannt
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Jkir ThtLringierwald.
5
werden — den sächsischen Filrstenthüniern zu , die von jeher, mit seltenen Ans-
11 fhmon , nftcli flom Rahme gegeizt haben, sich zu „Gärten Gottes, p^^epflegt von
i'^ürsteiihand ' , und zu Pflanzstlitten foi'tsehreitender Kultur zvi fj^estalten , wie
sie in grosseren Staatoncouiplexeii nicht leicht auf so kleinem Kaume gedeiht.
Olmebin ist die geograx^Jiische Gruppe der thttringieehen Länder, wie aterstiiekelt
sie auch ist, durch Charakterähnlichkeit und gemeinschiCftliclie Schicksale, so*
wie durch politische und liational-ökonomische Interessen auf das Innigste mit
einander verknüpft un-l ilire Bewohner reichen sich über die buntfarbigen
^chhigbäumc uud Grcnzplosten hinüber die deutsehe Bruderhand. Die Eifer-
süchteleien, die zwischen einzelnen Laudesthcilen manchmal eine so uuerqulck-
liehe Bolle spielten und Bitm Theil auch jetst noch spielen, sowie die Seheide-
wände, die sich zwischen den Nord- nnd SiidthUringern vermöge ihrer nationa-
len Eigcnthümlichkeiten auferbaut, treten je mehr und mehr vor dem erwachten
Gemeingeist zurück, der sich das Dichterwojt zum Motto wählt: ,|Wir wollen^
sein ein einig Volk von Brüdern!*' — lind somit:
Frisch auf denn, Freund, zur Thüringsreise !
Nimm <l«'inen Kanzen von der Wand,
Vertrau' dich erst dem Eisengleise
.Und dann dem Stabe in der Hand. —
Wif* <la ujid dort auch dunkle Wetter grauen: ■
,^cr ist gut seiu; hier lasst uns Uütten bauen!*'
0er TUflriirgerwald*
Von der Werra bis >ur Sa«Ie, ron der nordwestlichen bis aar südöstlichen
Grenze des ThUringeilRndes läuft ein langgestreckter, bewaldeter Gebirgskamm,
der südöstlich durch das voigtlMudische und frnnkische Plateau mit dem Fich-
telgebirgc in A'erbindung steiit, uordwestlicli aber unter den Wogen des Üiürin-
Qi&chem und hessisciien Bcrglaudes verschwindet. £s ist der Thüringertoald,
ein Hanptglied der alten Hereyniakette, das von SO. nach NW. zwischen dem
Fiehtelgebirge und dem Harze durch Mitteldeutschland streicht. Da, wo die
Boine Brandenburg vom letzten Bergkopf des nordwestliclieu Ausläufers in das
"Werrathal hernieder schaut, gelten die Dörfer Hörschel und Sallmnnn«5hausen
(iV^ Stunde von Eisenach) als äusserste Grenzmarken dieses (iebirf^.szup;es ;
wogegen die südöstliche Grenze, minder scharf markirt, von den meisten Geo-
graphen bis zum reassischen Dorfe Blankenstein — da, wo die Selbitz in die
Saale i&llt — nnd südlich bis zur baierischen Stadt Kronach ausgedehnt wird,
wahrend andere den Wetzstein unweit Lehesten als diese Grenze bezeichnen
nnd die letzte Strecke^ den sogenannten Frankenwald, von dem thüringischen
Gebirp^skamm scheiden, obj^lcich er mit demselben bis zur Saale, die ihn scharf
vom Fichtelgebirge abtrcuut, ununterbrochen fortiuult. Daher divergireu die
Angaben über die Längcnerstveeknng dieses stattlichen Gebirges , und schwan-
ken zwischen 18 nnd 82 geographischen Meilen. Noch unsicherer ist dessen
Breite, Je nachdem man sie an verschiedenen Stellen misst und die gen Süden
flru'li auslaufenden Vorberge dem Hauptgebirgsstock einverleibt oder nicht. An
munchen Stellen, ■/.. B. /wischen Waltershausen uud Schmalkalden, beträgt sie
nur 2 — Z Meilen i anderwärts dagegen, z. B. zwischen Arnstadt und Meiningen,
wo der hSchste nnd breiteste Gebirgskamm lagert^ oder zwischen ZiegenrOek
und Kronach^ 6 — 7 Heilen. Gegen 'Abend schlän|j;elt sich die Werra (von Eis-
feld bis Hörschel, 30 Stunden lanj;) am Fusse des Gebir}.;es hin und scheidet es
von den Vorbergen der Khön; gen Morgen begrenzt es die Saale in sehar'i'en
Schlangenwindungen, wahrend es gen Mittag in das fränkische und gen llitter-
nacht in das thüringische Hügelland hinüber griisst.
Diese „Perle unter Deutschlands Gebirgen*' hat E. Sumibett, ein Sohn
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6
der Alpen weit, in seinem neuen Prachtwerke ,,Dan8 la foret de Thuringe**,
ebenso wahr, als schön geschildert: La foret de Thnringe est le parc de VAlle-
ntoffue. Mlle tto/mc moins, qu^elle nattire , eile fasciue ^ eile cJutrme, eile enlace
j^r les images d*une grdee riaate et tPvnefratche iiriniti. Cett «n iereeau de
verdure*). Darum ist yorzugsweise dies Gebirge, wenn ihm auch die schauer-
lichen , eisumstarrten Alpeuklippen und die blauen Wasserspiegel der Schweiz
fehlen, das Ziel der zahllosen Gstste, die sich alljährlich in Thüringen sammeln,
vom ersten Nachtigallenschlage au^ bis sich die Blätter färben. Was Wunder V
Gustav Rasch, der vielgewanderte, bekennt geradezu : „Der Thüringerwald
ist för mich das s^dnste Gelnrge in DeutsdUand**, nn^ rfilunt, wie swi-
solieii grünen Waldhei^n und kolossalen Felsenmauern nach allen Seiten hin
romantische Tliäler Ligern, die von Waldbächen durchrauscht, von Hütten- und
Hammerwerken belebt, mit üppigen Wiesen und grünen Matten gcsclimückt
sind; wie sich weite Fernsichteu ^ffnen über blühende Ebenen, die mit Städten
und Dörfern bedeckt sind , und reizende Durchsichten auf malerisch gnippirte
Felsen, in beimliehe ThalscIilacliten und anf die vielen Vorberge mit ihren Bn-
chcii und Tannenwaldungen, während die fernen blauen Bergzüge des Harzes,
der Kltnii und des Fichtelgebirges einen dem Auge wolilthuendeu Abschluss
lind Hintergrund bieten. Noch begeisterter spricht sich Ludwig Storch über das
Gebirge aus, in dessen Schoosse (Kuhla) seine Wiege stand. ,,Die Gestalt dessel-
ben,** schr^bt er in seinem Wanderbache, „gleicht einem grossen grünen Blatte;
mitten hindnrch aieht sich der Haupigebli^rKcken als Hauptrippe, von ihm ans
laufen reohts und links die Nebengebirgsrücken mit 4hren Verzweigungen als-
Nebenrippen und die grünen saftigen Tlialer sind das grüne weiclie Fleisch des
Blattes. Ja, ein grünes, freundliclies Blatt ist dieser Tliüringerwald, entsprossen
dem gewaltigen Gebirgskamme, der seine Aeste und Zweige durch Europa aus-
breitet; ein schdnes grünes Blatt, das sich Deatsdiland »a Schmnelc und 2ierde
an sein^ Brust gesteckt hat Aber es ist auch die Gestalt eines Henens, die
dieses Gebifge trägt; und auch ein Herz ist der Thüringerwald, durchpulst von
grünem Waldlcbcn , voll heimlich süsser, deutscher Träume, voll stiller senti-
mentaler Poesie, voll Sehnsncht und Hoffnung; er ist das Herz Deutschlands,
das seine Adern, seine iribcbcn klaren Quellen und Ströme dem liheiue, der
Blbe und Weser sulührt Sie gehen aus von ihm , goldführend und prSdttig,
wie die vier Ströme , die von Eden ausgingen. Und auch ^n Garten Eden ist
der Thüringerwald, bäum- und wasserreich, gras- und blumenreich , kühl und
anmuthig. Wie das waldige, Lert^irre Arkadien in der Mitte des Peloponnes
lag, so liegt der Thüringerwald in der Mitte Deutschlands; er ist das deutsche
Arkadien.'*
Das Profil des lang gestreekten, fast durchweg bewaldeten Gebirgszuges
mit seinen flach gewölbten Gipfeln, felsigen^Kuppen und muldenförmigen Ver-
tiefungen bildet eine plastisch fortlaufende , sanft gekrümmte Wellenlinie , die
in grösseren und kleineren Bogen wechselsweise gen Thüringen und Franken •
ausspringt und namentlich von der Nordseite überaus malerisch ist. Zuwei-
len ist der Sattel so schmal, dass mau von seiner Höhe die beiderseitigen
ThXler Überblicken kann. Die Gestalt der Berge, die sich nur wenig über SOOO
Fuss, aber schlank und frei, eraporgipf- Ii] , ist grösstentheils schön abgerundet»
Sie sind fast durchweg mit Hochwald bedeckt, der sich jedoch auf vielen Spitzen
zurückzielit und die prächtigsten Fernsiebton öllnet, die bald entzückende Kund-
gemälde , bald halbkreisförmige jLandschaftsbilder, bald einzelne Miniatnrpro-
♦) Der Thäringerwald ist der Park von Doutscliland. Er ist wrnigor iiberrascliend,
enajehend, »r enteückt durch wccUselnde Bilder einer lachenden Anmuth und hei-
wren FnicUe» «r glweht etser growen grnnen Laube*
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Der Thfirmgerwald. 7
spekte dem Auge Torilbelr fftlipen. Hie und da ragen kahle, mehr oder weniger
i>n]irtp Fo1s!:nj>fe empor, Euweilen wild zerklüftet und gespalten. Das Volk
nennt sie ,St( ine'*. Oder die sehroffen Felswände sind durch tiefe Schluchten
gespalten und im Schoosse der Berge haben sich abenteuerliche Höhlen und
GlQftten gewUbt.
Vom HauptgoUrgsstock) d«r mit mnldenförmigen .Einseimitten weehtelt,
fallen die zahlreidien, steil und ti<f oiagosenkten Querthäler nach Nordost und
Südwest ab Fnd gerade diese schmalen ,,Gründe'* sind die edelsten Sma-
ragde im Diudeui des Thüringerwaldes. Bayard Taylor , der fast alle Erdthcile
durchstreifte, erklärt, dass er nichts Lieblicheres kenne, als ein Tliiiriuger Thal.
Und f&rwahr, diese iMUehigen Waldgrilnde, Ton gefiederten Sängern belebt, von
Hirschen und Beben doreUmseht, von Mühlen nnd Himmem durehpalst oder
von den Rauchsäulen eines einsamen Kohlenmeilers überschleiert und von har^
monischcii TT eerd entlocken durclitöiit, sind mit ihrer tranlichen Stille, mitJhrem
blumendurchwirkten Wicseuteppich und mit den silbcrliellen Eäcldeiu, die von
Kiesel zu Kiesel tanzen, wie ein verkörpertes Idyll, das den Wanderer unwider-
sldiHch nnlidmdt. Die IXngeren und weiteren Thä\er, die namentlich am süd-
lichen Gebirgsabhaage voilcommen, sind hinwieder von industriellem Verkehr
so reich belebt, dass auch von ihnen Blids n&dFllSS gefesselt wird.
*^< hadc , dass diese Thiiler nicht von einem {,'rösseren Fluss durchströmt
werden, der das Landschaftsbild noch mehr staftirte ! Er fehlt dem Thüringer-
wald. Um so reicher iät er an schäumenden Bächen, die von köstlichen Stein-
foiellen belebt sind, nnd an frischen, aum Theil mineralhaltigen Quellen, die ein
herrliches Trinkwasser spenden.
Die Krone des Gebirges nnd sein reichster Schatz ist die Bewaldung; daher
es im Hunde dos Volkes kurzweg „der Wald" genannt wird. In früheren Jahr-
hunderten ist allerdings das Gebirge noch viel roicher bewaldet gewesen. Seit-
jlem aber der fortschreitende Ackerbau beträchtliche Waldstrecken verdrängt
hat und die Axt aneh im Innern mehr eingrlfi', ist es hie nnd da lichter und die
Atmosphäre troekeaer geworden. Dabei werden jedoch (M fil>erall» wo nicht
das Privatinteresse in's Spiel kömmt , die scliönsten Bäume sorgsam geschont,
.«o dass nvin oft bewundernd vor den stolzen Buchen, Fichten und Tannen steht,
die als uralte und doch noch jugen lliefi kräftige Waldriesen kerzengerade gen
Himmel ragen. In den sächsischen 1 ürstenthümem ist durchschnittlich ein
Viertheil der GesammtflSche (in Gotha sogar 80 7o) Wald bedeckt , so dass
die jihrliehen Ertrige, welche die HolaSfälige Uefem, für die Staatskassen um
so erheblicher sind, als in der neueren Zeit die thüringische Forstkultur mit
m 11 torhafter Sorgfalt — fast durchweg als Hochwald — betrieben wird und die
Ib.l/.preisc immer hoher steigen. Das Nadelholz (grösstentheils Fichten und
Tannen) ist weitaus vorherrschend. ISur die nordwestlichen Berge sind noch
adt Bttcben bestanden, die jedoch von den jungen Fichtensaaten, die wegen
ihres schnelleren Umsatses einen reicheren Ertrag abwerfen , in immer engere
Grenzen zurückgedrängt werden. Beide Holzarten, Lanb- nnd Nadelwaldnngen,
haben ihre ei^'enthümliehen Vorzü}j;e. Dennoch dürfto o<; -/n beklagen sein, wenn
der I.*4iubwald allmälig ab^'etrieben und der heitere Cliarakier des schonen Ge-
birges dadurch beeinträchtigt werden sollte. l>a, wo der Laubwald mit Kudei-
tola nntennischt ist, erfrent sieh das Ange der schönsten Nflan9en, welche in
Bellten nnd dunkeln Färben malerisch durcheinander spielen : sowie im erwa-
chenden Frühling das saftige Maigrün der Eichen und Buchen, und^im Spftt-
korbst die bunte F-ubenpraclit der Bänme nnd Sträucher jedes Pinsels spottet.
Nicht blo.s die Forstbewirthschaftung und Forstverwerthun}:, sondern auch
der Besuch daa Waldes und der Ilaadels verkehr, der ihn belebt, i^t durch die
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8 Der Thturingerwald.
vortrefilielieii Wege, die das Gebirge nach allen S^ken hin dnirehaehneiden und
hie auf die höchsten Gipfel gebahnt sind, ausserordentlich erleichtert und geho->
ben worden. Am nördlichen Abhang des Gebirges läuft die tliüringische Eisen-
bahn hin, nn die sich der südwestlichen Orenze entlang die Werrabahn an-
schliesst. Tritt damit die piujektirte Saalbalm in Verbindung, die von 8onneberg
aus den Osten des Waldes umspannen und in die Weissenfels - Geraer Bahn
BiUnden soll, so ist das ganxe Oebti^e mit einem Schlenennets nmasogen. Aber
a&ch Im Innern desselben hat die neuere Zeit dureh zweckmässig angelegte
Chausseen dem gesteigerten Verkehr Tvesentlieli in die llnnde gearbeitet, so
dass sich kaum ein anderes Gebirge eines so wohlgcpliegten Strnsscnnet^^es er-
freut, wie der Tliüringerwald : der zahllosen, anmuthig gesclilängelten, schat-
tigen Promeuadenwege nicht zu gedenken , die dem Fussgänger die reizendsten
Partien der Gebirgsnatnr erschliessen , und steile Höhen, sackifj^ Felsen und
wildgroteske Schhu hten ohne grosse Beschwerden zugängig machen. Dadurch,
und überhaupt durch die grossartige Verschönerung des Waldes , die unablässig
fortgesetzt wird , haben sich die Forstver^valtimgen die anerkenuenswcrthesten
V erdienste erworben, ohne, den Staattskassen grosse Opfer anzusinneu, indem
die diesfallsigen Arbeiten grösstenthcils von Waldfrcvleru ausgeführt werden,
die auf diese Weise ihre Strafen yerbfissen.
Der. interessanteste Weg des Thüringerwaldes ist der Bennüeig, jene uralte
wundersame Strasse, wie sie kein anderes Gebirge aufzuweisen hat, die vom
cisenachischen Dorfe Hörschel an der Werra bis* znin renssisclien Dorfe Blan-
kenstein an der Saale 44 Stunden lang auf dem liödisten Gebirgsrücken fort-
läuft und mit Ausnahrae einer kürzereu Strecke (am Insclsberg) überall fahrbar
ist*). Dass er in seiner ganzen Ausdehnung als Heer- oder Handelsstrasse
benutzt Trordcn, ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil er am Inselsberg
geradezu unfaftrbar ist, weil nicht nachzuweisen, dass er eine J^^ortsetzung ge-
habt tind weil es iiuT>egreiflich wäre, eine solche Strasse über den höchsten
(»ebirgsriU keii . fern von Tviensehlichem Verkelire, anzulegen. Ungleich sicherer
ist die Annahme, die .schon in seinem Namen augedeutet ist **) , dass er von
jeher nicht nur ein Grenzireg, eine politisehe Landes-, Volks-, Forst- und
Jagdgrenze, sondern auch zufällig eine Bechtsscheide , wenigstens gewiss in
der spät mittelalterlichen Zeit, zwischen den Ländern fränkischen und säch-
sischen Rechtes gewesen ist. Auch jetzt läuft er noch auf der Orcnzscheide
einzelner Länder hin und ist mit vielen alten und neuen Orenzstcinen be-
setzt. Daher dürfte sicli's erklären, dass nach einer alten Sage die thüringi-
schen Landgrafen nach ihrem Begierungsantrltt im fürstlichen Schmuck und mit
bewaffnetem (befolge den ganzen Bennsteig bereiten mnssten, um von ihrem
Territorium gleichsam Besitz zu nehmen Ein Kaufbrief von 1330 und eine
Urkunde von 1445 seheinen die ältesten Dokumente zu sein, welche dieses
Weges gedenken, so dass die Annahme, als sei er schon von Karl dem Grossen
gebahnt worden, wenigstens sehr problematisch ist. Heutigen Tages wird eine
Bennsteigswanderung nur selten unternommen werden , well der einsame Weg,
obwohl hin und wieder chanssirt, nur wenige Ortschaften berührt. Die meisten
Touristen überschreiten oder verfolgen ihn streckenweise, ohne sich dessen be-
wusst zu sein Einzelne rüstige Fussgänger aber, welche flie gelieimnissvollo
Poesie des Gcbiigos absonderlich belauschen wollten, namentlich Ludicig Storch,
*) Der Benrnfeifi det Thvringeriratdeg. Blne Bergwanderung mit einer lilstorlseh-
topograplnschen Abltandlung über das Alter und die Beatlmmaug dleMB Weges. Yen
Alex. Zieglvr. Di eüdüu , C. llückuer,
Rain oder Rein, s, v* a. Grenze, Stieg, Weg; al»o „Rainetleg oder Bennsteig**,
s. T. a. Grenzweff.
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Der Thüringerwald.
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J von Plfhübner und Alexander Zirijlet, habm sieli nU ht geselient, den alfhisto'
risclicn Wf^r von Anfan;; l)is zu Ende zu hpgchen, und rühmen die e^Onthttm-
lichen ( Jenii<^f\ woU lio ihnen diese Wanderung geboten *).
Der Keuusteig ist aber noch jetzt die Scheidelinie, welche den nordöatliehen
Abhang des Thüringerwaldes von dem »UdwetilieheH abgrenzt Wenn man vom
nordwestliehen Bnde des Gebirges ehsielit, wo iHch der Istige BQcken desselben -
imiDer mehr verschmälert, so offenbart sich auf beiden Seiteo des Rennsteiges
nicht blos eine vielfa« Ii vc rsi liiodone (tcl)irgsj)hysio<:n<>niie, ancli der Charakter
der Bewohner nnd ihre intlustrielie lietriobsamkeit triv^t piu melir «><1or weniger
verschieden gefärbtes Gepräge. Die nördliche Abdachung ehnr ikrerisirt sich
dvich steileren Abfall der laabbeweldeten Berge und durch kurze, wilde Thäler
mit grotesken Fielsengmppen und schftitittenden Waldbiefa«!, wShiend sieh auf
der Sfidwestseite die grossteutheils mit Naddholz bestandenen Berge sanfter ver-
flachen, so dass ihr -vvenijrf'r scharf bojrrep.ztOr TJtuken nicht das malerische
Profil gewährt, «las von der anderen Seite jedem Reisenden euf'-^^jeTi Lieht, und
In den längeren , stark gekrümmten Thälern ein überaus gewerbücisäiger Men-
SCÜMmsdilag sicli angesiedelt hat, der in Sprache und Sitte mehr oder weni-
ger frinkische Eigenthlbnlichkeiten aeigt. Deshalb sagt man am Hordfnsse:
..Dntnssen in Franken'^, nnd am Südfnsse: „Drinnen in Thrinn<]^en^*, und selbst
Flösse, Borcre nnd Steige werden darnach benannt. Viele Touristen • — nnd
selbst niam he Koisehüclier — koinnieu über diese Scheidelinie kaum iiinaus und
begnügen sich damit ^ vorzugsweise die nordöstliche oder nordwestliche Abda-
chung an dnrehstreifen nnd Ton deren Cnlminalionspnnkten in die sfidliehen
"HiSler hinab an grGssen.
Die Gebirgskette des Thihinjjr« rwaldes zerfallt aber aneh nach ihrer Lfin-
frenntf'dchnun'i' in ~>'-ri ffrnssf Hnlftt n, die ?ich in ihrer äusseren (restaltunfi: nnd
in ihrer geognosiischen Bildung wesentlich von einander unterscheiden. W o
sie znsammcnstossen oder vielmehr durch einen Melaphyrwall geschieden sind,
— etwa zwischen Eisfeld nnd Amt Gehrsn — haben nicht blos die Gewisser,
die der Wald dem Rhein, der Elbe und der Weser zusendet, ihren Quellen-
knoten , dort zeigt sich ai^ch der stfirkste Gesteiiftampf nnd das roheste Dnrch-
einander der Massen. ^
Der nnrdwtstliche Theil ^ von Touristen und Badegästen vorzugsweise be-
lebt, entfaltet auf einem kleinen Räume (etwa 10 Meilen Jang und 2 — 3 Meilen
breit), neben historischen Reminisoenaen und interessanten Gebilden der ]fen>
Scbenhand, eine solche Fülle und Mannichfaltigkeit der schönsten Naturscenen,
dass er einem riesenhaften Parke gleicht, und ist von einem poetischen Lieb-
r^'jz überhaucht, der kein anderes Gebirge in dieser Weise charakterisirt. Die
schmale, durch einen hohen Kanun geschlossene Bergkette, vorherrschend por-
phyriseher Natur, zeichnet sich durch ihre scharf gezeichneten und doch weichen
Umrisse ans, umlagert ron kurzen, weitsichtigen Terrassen, eingesdinitten von
bald geschnürten, bald f^'cbauchten SSitenSstlgen Thilem und Schinchten , ge-
krönt mit scharfkantigen Felskolossen oder frerundeten Kuppen, die zum Theil
entzückende^ Aussichten bieten. durchsclilän;r»dt von iippiiren WiesencrrinKien
nod muruieinden Bächen , umschattet hier vom hellen Laubschmuck mächtiger
Bochen , dort vom dunkeln Kranz aromatischer Fichten. Dazwischen strecken
die höchsten Berge des Waldes, der Inselsberg, der Schneekopf nnd der grosse
Beerbeig, ihre stolzen Häupter empor.
Aber ,inch der südöstltrhr GthirgsAhfiT , der sie Ii als ein fast ebenso langes
und 10 — 14 Stunden breites Hochplateau darstellt, und hauptsächlich aus Thon«
*) Siebe Route 6 ded Itelseba chcs.
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10 Der ThtlringQrwald«
soliiofcr und Grauwacke besteht, ist nichts weniger, als prosaifeh , wenn auch
hier mehr die didaktisch*^ oder eloj^isehe, dort die idyllische und romantische
Poesie vorherrscht. Durcii die breitt'üssigen, langgestreckten, flachge wölbten
Berge , die dich darehschnitflich nur 2000 Fuss Uber den Heeresspiegel erheben
und selten eine weite Aussieht bieten , weil sie sich gegenseitig decken , winden
sich lang^, spaltformige, vom reisten Verkehr durchpulste Thiiler, und zwischen
den eng zusammen gedrängten Bergwänden , die fast lediglich mit Nadelholz
bestanden sind, breiten sich grössere Ackerstrecken und schmale Wiesen aus.
Die zaiilreiclien Gewerke, die sich längs der geröllbesäten Bäche angesiedelt
heben, beleben und erheitern die hin and wieder einförmige, fest düstere Land-
sehelt. In den niedrigen , zerstreuten , sehiefergedeckten Hänsern aber, die mit
dem düstern Gebirgscharakter haimoniren, lebt ein industrielles, lustiges Völk-
chen, dessen Betriebsamkeit das ernste Colorit der Staffage überaus wohl-
thuend mildert.
Die hÖ(ü>ste Erhebung im Sftdotten, die sich in's sächsische und rensrisehe
Voigtiand eistreekti ist unter dem Namen: I^rtuikentoald bekannt nnd bildet das
Verbindungsglied zwischen dem eigentlichen Thilringerwald und dem Fichtel-
gebirgc. Seine gipfelarme, wellenförmige Oberttaclie, mit dichten X;idolwal-
dungeu (darin die prächtigsten Edeltannen) gekrönt, steigt am li'^hsten im
Wetzstein {2üöO Fuss) empor. Da sich jedoch die alte l<audmarkung des
Rennsteiges auch durch den Franksnwald zieht, so schliessen wir ihn, als inte-
grirenden Thell des Thflringerwaldes, — ebenso wenig, wie die ganse, von rei-
cherem Verkehr belebte, fränkische Seite, wenn man den südlichen Abhang des
Waldes so nennen will — nicht von dem Kalnnon unseres Keisebnrlies ans t
wie man denn überhaupt nur dann ein vollständiges Bild des in seincu einzel-
nen Theileu so mannichfach nüan9irteu Gebirges gewinnt, wenn man dasselbe
nicht nur auf der breitgetretenen Heerstorasse, sondern nach allen Richtungen
hin durchstreift und sich in den originellen Contrasten, die es in setner äusse-
ren Gestaltung, in seinem inneren Bau, in seiner BcTÖlkerung und in seiner
Betriebsamkeit bietet, stets neue T'nterhaltung sichert.
Ohnehin ist dies ein Yorneiimen . das sich leicht durchführen liisi^t, indem
der Thilringerwald nirgends uuwirthbar und unzugänglich, vielmehr fast von
allen Seiten mit Eisenschienen umlegt ist, welche die Verbindung mit den fern-
sten Gegenden leicht vermitteln, und mit seinem Flächenraume etwa nur 76 Q.-
Meilen (mit 28 Städten, 22 Flecken und 508 Dörfern) bedeckt; während andere
Angaben, weil sie die Yorbergc und den Frankenwald aussehliessen , diesen
Raum auf 40 Q. -Meilen beschränken. Von jenem Areal kommen auf Meiningeji
20, auf Coburg-Cxotha 10, auf Preusseu 9, auf Schwarzburg - Rudolstadt 8, auf
Balem 7, auf Weimar-Eisenach 7, auf Reuss 6, auf Hessen 6, auf Schwarabung-
Sondershausen 4 Q. -Meilen.
Di^ -iftssicht von den Höhen des Tliüringerwaldes — der von den Nord-
deutschen um so lieber besucht wird, als sich im Nordosten Deutscblimds nur
noch einige Uügelreiheu anschliessen, ehe die grossen Flächen beginnen , die
sieh bis an die sandigen Ufer des baltischen Heeres erstrecken — ist um so
mannichfaltiger und reisender, als sie nicht blos das waldige Gebirgspanorama
mit seinen Felsen, Thälern und Schluchten um£ust, sondern auch in das frucht-
bare, mit Städten und Dörfern besäte und von den Raucbsiiulen der Dampf-
wagen durchschlängelte Hügelland hinüber schweift, das im Norden vom iiarz
und von den hessischen Bergen, im Westen von der Rhön, im Osten vom Saal-
wald und Fiehtelgebirge und im Siiden von den Mainbergen malerisch um-
schlossen ist. Daswischen lagern einsdne Höhensüge und hervorragende Berge»
die dem Landschaftsgebilde eine reiche Abwechselnng geben: der 6 Stunden
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Der Thürmgerwald.
11
Itmgß Bergrttcken des Haynichwaldes im Kordwesten, die 12 Stunden lange T«r>
rassc der Haynlritr. im Norden (bei Sondersliausen) , an die sich .die I^fing§t'
(jehirye mit deui Kyffhiinser und die Schmücke mit der Sachsenburg anschlies-
sen j QStliciier der grosse t^rtberg bei Weimar und die 10 Stunden lanj^e Finne
mit der porta tlmringic* bei Bekftfdtoberga; einselner Berge, die ausserlialb der
Waldgmse liegen, s. B. des Hdrselbeiges swisehen Bieenech and-Qotha, des
Seeberges und des Knlmberges bei Gotha, der Gleiehen bei Arnstadt, des Stei*
gers bei Erfurt u. a. m. gar nicht zu <rfdenken.
CJ^OgUOStisches *). Bezüj/ru h der im Thüringerwalde vorkommenden
Gesteinarteu und ilirer Lageruugäverlialtnisse gehört derselbe, namentlich in
seineBi nordwesttioben Besirk, unter die inteiessantesten und lebxreiebsten goo-
gnestilseben Qebiete, nicht blos wegen der grossen Manniehfaltigkeit jener Ge-
steine , sondern auch wegen ihrer eigenthümlichen Formationen, indem fast alle
Klassen, Ordnungen und Gruppen der Fol^^rton , von flen ältesten bis zu den
jüngsten, vertreten sind, so dass man < liuit <,i »sse Mühe eine fortlaufende Folge
derselben sammeln und aus ihrer Lagerung die orographischen Verhältnisse,
wie verwickelt sie ancb in manchen Theilen des Gebirges sind , stndiren lunn.
Daher erklärt sich 's, dass die namhaftesten Geognosten, wieFfichsel, Heim,
von Hoff, Freiesleben, von Buch, Hoffmann, Cotta, Credner u. a., den geogno-
stischeu Eigenthümlichkeitcn des Thüringorwnldes ihre besondere Aufmerksam-
keit zugewendet und zahlreiche Beobachtungen darauf basirt haben , die für die
Wissenschaft sehr werthvoll sind.
s
Der Kern des Gebirges eeigt bei aller Uannicli£altigkeit doch eine gewisse
GesetamXssigkeit seines Baues. Sein nordwestiiehes, schmal auslaufendes Ende .
licsteht aus gewaltigen Massen eines Trümmergesteines, flrrn Todtüegcnden,'
welches bei Ei.senach so mächtig ist, dass nicht blos der Tunnel, womit die
Werrabalin den Rücken des Thüringer waldes durchschneidet, hindurch gebahnt
ifli, sondern dass man Uber 2000 Fuss tief gebobrt hat , um Steinkohlen zu ge-
winnen, olme das Lager des Congl<Hnerates an durchbrechen. Weiter gegen
Bfidosten nimmt das Gebirge mehr und mehr an Breite au, und mit der zuneh-
menden Breite wäch^^t <lie Zahl und Verschiedenartigkeit der eruptiven Gebilde,
so dass voll ivuhla bis nach Tambach Glimmerschiefer, Granit, Porphyr, Grun-
steiu, Mclaphyr u. s. w. bald in stockförmigeu Massen, bald in gaugartigen
Zügen bnnt nnd wirr durcheinander lagern, zwischen denen kleine und grössere
SeboUen des Steinkohlengebirges und des Todtliegenden vi^aeb serrissen und
zerstückelt zum Kamm des Gebirges emporgehoben wurden. Noch weiter gegen
Südosten, wo der Wald seine grösste Breite erreicht, dominirt der Porphyr, der
als Feldspathporphyr, Thonporphyr und (irünsteinporphyr die ausgedt;hntesten
Strecken des Gebirges einnimmt und die höchsten Berge bildet. Dann ver-
sehwinden melir und mehr die massigen Gesteine nnd die Glieder der Gran-
wackenformation werden voriiurrschend. Hier, wo das Gebirge eine Hochebene
bildet, welche von unten her gehoben, aber nie geborsten gewesen zu sein
scheint, ist Thonschiefer die ITfiuptmasse, zwischen der einzelne kleine Kuppen
von Granit, Porphyr und Grün-^tpin hervorragen. — Der Zechstein, welcher mit
geringen Unterbrechungen einen regelmässigen Saum um den Thüringerwald
sieht nnd für die Stahlindustrie von hoher Bedeutung ist, bildet die geognosti-
tdie Ghrenae awisdien dem Beairk der eruptiven Gesteine und dem anstossenden
'>) Heim, Geologische Bcsdircibung des Tliüriiiger Waldgebirges. C Bde., Meiningea
17ü6. — Credner, Uebersiclit der gcosrnostiachen Ycrhältui.ssf Thüringens und des HRnses.
Gotha 1S13. (Mit einer googno.Htisihen Karte.) — ('rtdtuv , Yersiicli einer Blldungfs-
IMchicLte der geognoKtischen Yerhältniise des Thüriugerwaldes. Gotha, Justus Per>
thet»iau^
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12
Jkir ThtringferwalA
Hü{jj('ll:in<l, wo dor Luiitf Siui<lsteiii , häufig Ton Muschelkalk und Kt upor iibcr-
lagert, seim? ausgedehnte Herrschalt beginnt. Hie und da, nher doch nur in
einzelnen Erhebungen, sind diese FlüUgebirgsarten von kolossalen Basalt-
kegeln dnrchbroehen, während sich auf einigen Qranit- und PorphyrbShen Torf-
moore seigen, und im flachen Lande der Sttsswasserkalk belriehtllcbe Ablage-
rungen gebildet hat, die als Fundstätten von wundersam geformten Tuffsteinen
und T'^eberresten vorweltlicher Thiere (z. Bi» bei Bchaliuia, Tonna, Greussen)
Beachtung verdiene«
Es dürfte nicht uninteressant sein , die BUdungsgeschichte des Thüringer*
Waldes, wie sie die Wissenschaft ans dem todten Gestein herausgelesen, in flüch-
tigen Zflgen anschanlich an machen. Die geologischen Forschnngen haben dar-
gethan*} dass sich die Erdmasse einst in einem flfissigen Zustand befand und
allmä]!_r von ihrer Oberfläche aus nach innen erstarrte , so dass sieli eine f<»«to
Erdkruste bildete, welche als Ormidl^fre für die (resteine diente, die sich als
Schlamm aus dem ansammelnden Uewässer niederschlugen. Aus einem langen,
schmalen Spalte dieser ISrdkmste , die ursprünglich vom Heere bededct war,
hat sich der Hnuptrücken des Tbüringerwaldes (dranit und Porphyr), gleichcei-
tig a\)er auch der Spaltenrand langsam emporgehoben, zu beiden Seiten des Haupt-
riickens als kleinere Xebenbergkette fortlaufend Die!^e Kante ist das Trihmner-
gestein des Rothtodtliegenden, welchem sich <lie ebenfalls gehobenen Kanten
des Zechsteins, des bunten Sandsteins und des Muschelkalks wie ein umgeben-
der Mantel anschliessen. An beiden Seiten des Hanptrfickens hat das Gebirge
Quereinscbnitte (Thäler), welche das Wasser der Tielen Quellen cur Ebene
^führen.
KlitnB« Die klimatischen Verliälttiisse , welche iiberlmupt in Mittel-
deutsehland vorherrschend sind, charakterisiren auch das Thüringer Flachland. |
Da jedoch die Reisenden selten einen längeren Aufenthalt im Flachlando wüh-
len, so beschränken wir uns Toraugsweise auf den „Wald**, der viele Güste
Wochen und Monate lang beherbergt. Indessen ist es schwierig, den klima-
tischen, Charakter dieses Gebirges in allgemeinen Zügen darzustellen, weil die
Lage der einzelnen Ortschnften eine solche Verschiedenheit der Tcmperatur-
uud Witterungsverhältniöse bedingt^ dass manche Angaben schon in der Ent-
fernung weniger Stunden nicht mehr zutreffend sind, obgleich das Gebirge noch
lange nicht bis aar Grense des ewigen Schnees emporsteigt. So wechsdi
H. B. auf der kurzen Strecke vom Werrathale bis zum Inselsberge ^5 — G Stan-
den mit einer Stcjfriing von 2200 F.) das Klima sn auffallig, dass man 4 Kc^xionen
unterscheiden kann, und zwar 1) vom Wcn aufer bis Schmalkalden, wo die Krute
früher beginnt, als im Thüringer Flachland, wo die zärtliche Tabackspllanze
ganze Felder bedeckt, wo die edelsten Obstsorten (Pfirsichen und Aprikosen)
Tortrefflich gedeihen und die Seidenranpensoeht mit Erfolg betrieben -wird;
8) von Schmalkalden 5 — 600 F. aufwärts, die Rcfrlon der Hainbuche und Weiss«
tanne, wo noch, obwohl mir härteres Obst und Wintergetreide wäclist und die
ausgedehnten Waldungen einen herrlichen Baumschlag entwickeln; 3) die Re-
gion des Sommergetreides (1500 — 2000 F.), wo die Winterfrüchte nicht mehr
reifen und nur Sommenuggen , Hafer, Kartoffeln, Rüben und Kohlarten mit Er-
folg gebaut werden, wo skh die Bnchttii 4 Wochen spXter belauben , als unten
im Thale, und noch die Schllttenschellen klingeln, während im Werragrund der
Ltandmann sein Feld bestellt, und 4) die Region des Inselsberges (bis BU 2800F.)t
wo die bemoosten Bäume in verkriipjiehe Zwerge ausarten.
Im Allgemeinen ist das Klima des Waldes begreiflicher Weise rauher,
feuchter und unbestibidiger , als das Klima des flachen Landes, wenngleich
es manche Eigenthtlmlichkeiten besitat, die der Gesundheit gans besonders su-
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Der Tlitringeriratd.
13
trSglich sind. In den besuchtesten Badeorten ist, übereinstimmend mit den
Tempcratnrverhältnissen an den Küsten der Nordi^ee, die mittlere Jahrestempe-
ratur etwa 6** R. (vom Juui bis August -j" 13° K.), während der mittlere
Thermometerstand in Coburg 6,256° R., in Erfurt 7,5° R. , in Dresden 7,6" R.,
in Warsbnrg 8,3** B. und in B«rliii, das 1400 F. tiefer gelegen ist, als Elgers-
burg, 7,2** Ä. Auch die tägliche Temperaturdifferenz ist keinen erheblichen
Schwanknnn;en unterworfen (durclischnittlich etwa nur 5"^ E.) und hie und da,
z, B. in Arnstadt, im äommer fast noch konstanter, <t1s in einigen Stiidtcn Ita-
liens, deren mittlerer Wärmegrad 11 — 14° beträgt. Selbst in den Abendstunden
macht sich — wenigstens in den Orten , die im Schutze einer hohen Bergwand
liegen — kein auffallender Temperatörweebsel ffthlbar, so dass es schon man-
chen Rheumatiker mit Verwunderung erfüllt hat| wenn er, z. B. in Elgersburg,
bis Abends 10 Uhr ohne Nachtheil im Freien verweilen durfte. Dennoch mag
in früheren Zeiten die Temperatur noch milder gewesen sein, indem nicht bios
auf den Hügeln des thüringischen Flachlandes, sondern auch am Füsso des
Waldes ein so starker Weinbau gelarieben wurde , dass man s. B. in Arnstadt
anno 1539 ftb«r 12»000 Eimer Wein gewann und anno 1395 in Schmalkalden das
Haass Wein (freilich kein Eat-Est-Eat) nur einen Pfennig" kostete. Jetzt sieht
man kaum noch Spnrcn der rhcmaligen Rebenkultnr!
Die Lv/t des l liiu ingerwaldes^ weniger von Dünsten geschwängert, als die
des platten Landes , ist von seltener Reinheit und Frische und macht vermöge
üxMT liOiditlgkeit — woTon der niedere Barometerstand' dessen Schwanknngen
durebsehnittiicb gering sind, unableugbares Zeugniss gibt, dAs Athmen ange-»
nehm und kräftig, so dass man nicht selten die Bemerkung hört, die thillingisehe
Gebirgsluft habe mit der weichen Seeluft Aehnlichkeit , und ein renommirter
Arzt aus Berlin die origiuello Aeusserung that: es sei, als ob die Lunge auf
Sauimet gehe. Um so angenehmer und wohlthätiger wird sie, wenn sie über
meilenweite Strecken balsamischer Fichtenwaldnngen streicht und das harzige
Aroma den Lungen zuführt^ obwohl sie reizbaren Nerven und schwachen Lun-
gen durcli ihre Rauhigkeit nicht selten auch emptindlich wird. Ihre Leiciitigkcit ,
und Frische bewirkt ein rasches Austrocknen des kieshaltigen Bodens, so dass
bald nach dem heftigsten Regen die Waldpromcnadcn wieder gangbar sind.
Dagegen wird der Luftzug auf den freien Höhen , den Lieblingstummelplätzen
der Winde, bftufig auch sehr listig, und mahnt den Reisenden sur Vorsicht, dass
er sich nicht, erhitzt, dem Zuge Preis gibt, sondern durch warme Kleidung oder
vntcr einem schützenden Dache sich gegen die kalten Windströmungen sichert.
Der hcrrscliende Wind streicht von Abend, indem er l^ald nach Süden, bald
nach Norden abweicht, in vielen Thälern aber von dem Wall der nahen Berge
gemässigt wird. Berechnet mau die Summe der Winde nach mehrjährigen Be*
obaditungen, die darüber gemacht worden sind, so erhiilt man fOr die nördlidhen
Luff ti niiiuiiLen (Kord-West) durchschnittlich 182, für die südlichen (Süd- West)
183 Tage im Jiihr. Der Süd-'vestwind , lan und mild, bringt häufig Regen und
Gewitter; der Nordwestwind ist in der Regel rauh und stürmisch. Noch kälter
aber der Ostwind, der jedoch, wenn er den Nebel, den er aus dem Lande her-
beigeführt, abgesezt hat, den Himmel auf längere Zeit erheitert. Seltener ist
der SMwind, der gewöhnlich eine' schnelle Umwandlung des Wetters im Gefolge
bat; sowie der Nordwind, der in der Regel auch nicht lange anh<, fast immer
Regen herbeiführt. Setzt der Westwind über Nord nach Osten lun . so bringt
er meistens helles, trockenes Wetter; dreht er sicli dagegen über Süden gen
Osten, so hüllt sich der Himmel gewöhnlich in Regengewölk. Folgt* der W est-
wind auf den Ostwind , so darf man warme , aber reg^haCte Witterung erwar-
tsn; tritt er nach Nord» oder Sttdwind ein, so macht er, wie man im Oebirge
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Der TlitriHgerwali.
SU sagen pfle^^t, die Wölken fest, <1. Ii. er hat beständiges Wetter im Gefolge.
Der Südwind naeli dem Westw ind bringt dagegiMi fnst mit (iewissheit Fep^en. —
Indessen blickt das Thüringer Volk , um die kommende Witterung aut kurze
Zeit voraus zu bestimmen, weniger nach den Windfahnen, als nach den Spitzen
seiner hohen Bei^e. NAmentlid^ gilt der Inselsberg seit nralter Zeit als Enver-
Ifissigcr Wetterprophet. „Trügt er einen Hut , so wird das Wetter gut; stecict
er in einer Mützen , 5:0 gibt's nasse Pfützen." Dies ^olvnnnte Sprieliwort, das
übrigens anch von an<leren hohen Berggipfehi gang und gäbe ist , will sagen :
Ist der Scheitel mit Wolken bedeckt, so lasst der Regen nicht lange auf sich
warten; ist er aber wolkenfrei oder lagert nnr ein leichter Nebelschleier über
dem Gipfel, der sieh bald versieht, so wird ein heiterer Himmel lachen. Uebrf-
gens hat man, ausser den bekannten naturgeschichtliclien Wetterprophczeiungen,
noch andere "Merkmale^ welche die Launen der Witte nm:: errathen lassen.
Wenn einzelne Nebelsäulen, wie Rauchfahnen dampfender Kohlenmeiler , aus
dem W^ald emporsteigen — das Volk sagt : wenn die Hasen kochen oder brauen
— so tritt in knrser Zeit Regen ein; übersieht jedoch der sogenannte Höhen-
ranch mit seinem nebelhaften Flor nnd brandigen flchwefelgemch das Laad, so
darf man , obwoU keine nngetrttbte Aussicht , doch eine beständige , trockene,
kühle Witterung erwarten. Manchen Leuten gilt sogar die Farbe des Waldes
als untrügliches Wetterglas. Je reiner und heller das Blau, in welches sich die
entfernteren Berge hüllen, um so gewisser lasst sich auf anhaltend günstige Wit-
terang rechnen. Je dtankl«r hingegen das Kolorit des Oebirges nnd je dnrdi-
sichtiger die Luft, so dass die entferntesten Gegmistlnde in deuHiehen Umrissen
dem Ange näher au treten scheinen: desto sicherer wird das gute Wetter in
kurzer Zeit umschlagen. Tritt z. B. der Brocken recht deutli< }i nus tlem fenipu
Hintergrund hervor, so darf man eine Wette eingehen, dass es in den nächsten
Tngen regnet. Dagegen ist die Atmosphäre am reinsten und die Femsicht am
klarsten, wenn sieh 'nach einigen Regentagen oder nach einem Gewitter derHim*
mel wieder aufklärt.
Und diese Regentage sind just nicht selten, weil das Gebirge die Wolken
sichtlich anzieht. Indessen fehlt es doch auch, namentlich im hohen Sommer und
im Anfang des Herb^es, selten an einer Reihe warmer und heiterer Tage , die
freilich oftmals durch Qewitttr unterbrochen werden, die sich zuweilen in den
Thälem — anf dem höheren Gebirge sind die Gewitter seltener — fSestsetaen
nnd um so anhaltender und furchtbarer wüthen. Auch ist in Folge der im Win-
ter häufiger stattfindenden atmosphärischen Niederschläge die Anhäufung des
Schnees Öfter eine so gewnltign, dass die Chausseen fast täglich ausgeschaufelt
werden müssen, dass durch den Sclmeedruck die Fichtenbestände grosse Beschä-
digungen erleiden und dass der Schnee sich nicht selten dermassen anhäuft, dass
er B. B. im Winter 1860 an vielen Stellen 26 F. hoch lag, und die Bevölkerung
mancher Ortschaften (z. B. in OberhoO Monate lang ihren Weg dnrch's Dach
bahnen muss, um aus den Häusern in's Freie zu kommen, und Hasen und
Füchse wohlgcmuth den Menschen über den Köpfen hinweglaufen.
Ueberhaupt sind die ^\ itterungsverhältnisse nicht ungünstiger, als in ande-
ren Gegenden Mitteldeutschlands , indem man — nach Beobachtungen^ die in
Arnstadt angestellt wurden ein Jahr um*0 andere 96 heitere Tage (nnd dem-
nach mehr als in Venedig) , 117 gemischte und 152 trttbe erwarten darf: wobei,
trotz der Nähe des TTocliwaldes, viele helle und freundliche Nächte. "Wohl aber
sind die kühlen Tage doch im Alloremeincn überwiegend, so dass die kolossalen
Kacholöfeii^er Waldbewohner auch im Sommer in fast täglicher Activität sind,
während strengeKälte und'gleicfamässige Wärme niemals lange anhalten. Häufig
Schersen die flrSstelnden Gäste, es gebe im Thftringerwalde nnr awel Jahres-
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Ber TlifIriBgerwald
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Zeiten, einen Tveissen vi^d einen f^rttnen Winter, so dass sie niemals ohne TTeber-
zieher ausgebeii, der-, wie lastig auch in der Mittnnrsgiuth, gegen Abend um so
wohlthätiger wird. Im höheren Gebirge sind die lieize des Frühlings fast nur
ans den poetischen Ergüssen bekannt, womit er «nderwftrts bcgrüsst wird , und
der Wonnemond kSmpft yergebens mit Ostwinden nnd Schneegestöber, seinem
Nunen Ehre au machen. Dennodi ist es von eigenthümlichem Interesse , dns
Erwachen der lan^chlnferigen Gebirg'^n-itnr zu belauschen r ^v]r flie zahlreichen
Studentensch anren darthun, die schon in der Ptingstzcit, wenn kaum die Bäume
knospen, den Thüringerwald beleben. Und zwar erfolgt der Uebergaug vom
Winterschlaf snm Fx^hlingsleben manefamal so rasch, als ob dto Natnr ron
^nem Zanberstabe geweckt und getrieben werde. Im Sommer werden die Tage,
namentlich in den Thälem , wo sich die Hitze gleichsam verdichtet , oft recht
schwill . während die Nächte mit f^oUenen Ausnahmen cincTi herbstlichen 0ha-
rnkter haben. Dieser tritt zu Ende des Augnstmonates immer entschiedener
hervor. Dann aber wird die Witterung gewöhnlich am schönsten und bestän-
digsten, nicht selten bis in den Oktobw hinein, nnd namentlich ist im September
die Luft am klarsten nnd die Anssicht von den Bergen am nngetrfibtesten.
Wie sich die Saluhrttättoerhältnisse des Thüringerwaldes zu den klimati-
schen nnd atmosphäris< hon verhalten, ist deshalb nicht zuverlässig zu })estim-
mcu, weil die Lebensart vieler Bewohner, z. B. der Handwerker, die Jahr aus
Jahr ein in feuchter Stubenwärme sitzen , der Bergleute , die ihr halbes Leben
hfndureh Tom Tageslicht geschieden sind, der Fabrä- und Stahlarbeiter, die tot
den GlnihÖfen schwitzen und den Metallstaub Terschlncken, der Holahauer, die
bei kümmerlicher Kartoffelnahrnng allen Unbilden der Witterung Preis gegeben
sind, matichc Krankheiten erzcuicrt und begünstigt, d\o hi anderen Verhältnissen
nicht vorlcommen oder nur leicht und vorübergehend auftreten würden. Nichts
destoweniger ist der Gesundheitszustand, wie schon das conservirendo Gebirgs-
klima erwarten lAsst) im Allgemeinen sehr gOnstig. Epidemische Krankheiten
treten nur selten auf und erreichen nicht leicht die Intensität, wie im Flachlande,
Die Cholera hat die Grenzen des Thüringerwaldes noch nicht überschritten.
Selbst die Pest, die von 1679 bis 1681 in Thüringen wÜthete, brach sich au dem
Wall des Gebirges. Wechselfieber kommen nur in der Nähe der Teiche vor.
Die endemische Konstitution begünstigt allerdings katarrhalische und entzünd-
liche Affectienen, und namentlich fUlt in einaelnen Ortschaften, b. B. in Buhla
und Schmalkaldoi, die Kropfbildung in's Auge, die man theils dei n Ti inkwasser,
thcils dem Tragen schwerer Lasten zuschreibt. Mit ihr steht der Kretinismus
in Verbindung, der vorzugsweise in Schmalkalden vorkömmt. Die Volks-
sprache nennt die Kretins ,, Wassermenschen**, weil die Sage geht, dass böse
Wassergeister im Dunkel der Nacht die schönsten Säugliugo stehlen und ihre
▼erkrfippelten* WeehselbSlge in die Wiege legen. Daher pflegen ängstliche
Hütter die Wochenstuben mit einem Schurzband zuzubinden , damit die bösen
Geister von einem solchen Tali<^an zurückgehalten werden *) Alte, zum Theil
sehr alte Jjcute, die bis zu ihrem Tod munter nnd rüstig sind, tindet man
selbst in den äi lalichsten Hütten. So leben in Oberhof, dem höchst gelegenen
Dorfe des Gkbirgcs, nach dem Tlsten Jahre noch S(8 Procent der BcTdlkerung,
die meist ans Kdhlem und Holzhauern besteht. In Schmalkalden berechnet sidi
die mittlere Lebensdauer durchschnittlich auf 85 Jahre und die Summe der Le-
benden zu den Sterbenden verhält sich wie 39 zu 1. In ElgersT>urg stirbt jähr-
lich nur 1 von 42 , und nach Abrechnung der todtgeborenen Kinder sogar nur 1
*) Vgl. Dr. Fucht (Medi^inalrath in Schmalkalden): Das YerhäHuiM der Krankheiten
fOtt Oer STordiee Mb sunt Thftringarwalde,
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Gewtaer und BIder.
von 46 , wogegen in Xewyork 1 zu 40 , in London 32 , in Dresden 29 , in Neapel
27, in Berlin 25, in Wien 22, in Venedig 19. Noch günstiger ist d«S Verhältoiss
ya Arnstadt, indem dort von 62 Personen jäl dich nur 1 stirbt!
4
4
(f e w ä s s e r u imI Bäder*
Thüringens Hydrologie ist zitMiilich komplicirt. Indessen fallen alle seine
GcNvi'i^'ier, woran ps keineswegs arm ist, ausgänglich der Nordsee zu. Keiue!^ der
Flüsse aber, die im Lande entspringen oder es auch nur berühren, ist innerhalb
seiner Grenzen schiffbar. Alle tragen auf ihren Wasserrücken nur leichtere
KAhne oder aeliwere Holzfldssen, welche den Beichthmn des Wiildes fernen Ge-
genden zuführen.
Indem alle thüringischen Gewässer entweder nördlich der Saale (und durch
diese der Elbe) oder nordwestlich der Werra (und weiterhin der Weser) oder
südlich dem Main (und dann dem Rheine) zufliessen, so verzweigen sie sich in
einem dreifachen Mussgebüt, dessen Scheitelpnukt der Saarberg („Mui-tcr*')>
niclit weit von Limbach ist, indem von jenem Gebirgsrficken die Grümpen der
Its, dem Main und Rhein, die Werra der Weser, dieSdiwarza der Saale und Elbe
zufallt. Eine künstliclic Verbindung des Elb- nnd Wesergebietes ist dureh einen
Flossgraben erzielt wor.den, wekh''n Herzog Ernst der Fromme im 17. Jahrhun-
dert aus der Apfelstädt in weiten Krümmungen von Georgenthal nach Emleben
leiten Hess , wo er sich mit dem alten Lei]MLk«nal vereinigte , welcher nicht aus-
reichte, die Stadt Gothic mit Wasser sn Tersorgen. Uehrigena nimmt das Qael-
lengcbiet der Saale das grösste und das QueUengebiet des Hains das kleinste
Arc'tl in Thüringen ein.
Elbeg'^biet. Der Hnuptfluss desselben ist die Saale, die zum Unter-
schied von dem fränkischen und salzburgischen Flusse gleiches Namens , die
Thüringische oder VoigtliUidische heisst. Sie entspringt ai\sserhalb Tbäringens,
und zwar auf dem Fidhtelgebirge (in Baiem), weatiich rom grossen Waldst^,
nnd fällt, nach einem Laufe von 50 deutschen Meilen und bei einer durchschnitt-
liclicii l'> reite- von etwa 200 Fuss, oberhalb Barby 's (im IvCgierungsbczirlc Magde-
burg) in die Elbe, nachdem sie hei Halle, wenigstens für kleinere Fahrzeuge,
schiffbar geworden. Das Thai, das sie von iiiuukcustein über Saalfeld bis Naum-
burg dnrchfli^t, ist tins dee schönsten und interessantesteii in gsiis Deutsch»
land. Bis Saalfeld oscillirt der Flusa in scharfen Krilmmnngeny die von sehrof-
fen Wänden und wildschönen Gründen eingerahmt sind. Von Saalfeld abwärts
wird das Thal weiter und gelichteter, und der Lauf des Wassers ruhiger. Immer
aber ist der Thalstrieh, den es durelitliesst, nicht blos durch schöne Xaturliil-
dongen, mildes Klima und reiche Producte, sondern auch durch historische
Erinnerungen, durch Burgen, Klöster und Kultursitse flberaos anaiehend.
Da die Saale grdsstentheils nur die östliche Grenie von Thüringen inviel-
fach gewundenen Kurven berührt, so beachten» wir blos di^enigen Nebenflnate,
die auf dem linken Ufer in diesellie münden. Es sind — von ihrem Eintritt in
das thüringische Gebiet (bei Blankenstein) bis zu ihrem Austritt (bei Halle) —
ohne kleinerer Bäche zu gedenken, folgende :
Die Selbitz, die, nachdem sie bei Blankenstein die j[%ürittgi»^ Xosehwit»
aufgenommen, nicht blos die Qrenze awisehen Renss nnd Baiem, sondern auch
die südöstliche Grenze des Thttringerwaldes (oder vielmehr des Frankenwaldes),
sowie des Rennsteiges, bildet.
Die Lomnitz , die von Lobenstein hcrabkömmt und beim Lomnitzer Ham-
mer in die Saale flicsst.
Die Loguit» (im Yolksmunde „LuhUs*'), die bei Lehesten entspringt nnd
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Geinrässer mnd BIder. 17
fiber Ludwigstadt , Lanenstein nnd Probstzella fliegst. Hier nimmt sie dl€ von
Gniff Tit!»nl }iorft)>koTnniondo Zopte und (von Osten her) bei Hockerode die Sormitz
auf, die aiiä mehren Quellen entsteht, welche sich bei Wurzbach vereinigea und
ober Lautenberg fliessen. Bei Eichicht mündet die I/oqnitz in die Baale.
Die SdiMoiMm, welebe am.Bennsteig bei Habiebtsbach, über 2000 F. hoch,
den Weiraqnellen gegenüber , entspringt und der einaige b«triebtHdie Flnss isti
der von seiner Quelle bis zur Mundung nur ein Land (Schwarzburg- Rudolstadt)
und in diesem die schönsten, betriebsamsten Thäler <\^s nphir<ro3 mit starkem
Gefälle durchrauscht. Die Schwarza verstärkt sitli in ihrem 10 — 12 Stunden
langen Laufe durch viele Nebeubäche^ von denen wir folgende nennen wollen:
Ihika die JfotM bei Masserbraelc (Goldstbal), die Oehse (Bohrhammer), ^eiBrei-
<eniadk (8chwanaBiilble), die JNiigiie bei Blankenburg; reebts die qnellenreiebe
Katze mit dem XVanenbach, die bei ihrer Vereinigung mit der Schwaraa (bei
KntzliTittc) wasserreirlier ist, als diese selbst; die Lichte unter Markenbf^ch'^mrihle,
die i>oröäz zwischen Sitzendorf und Scliwarzbur^- Bei dem Flecken Schwarza,,
unterhalb Blankenburgs, vereinigt äie sich mit der Saale.
IMe lim, der stXrkste Nebenflnss der Saale,
„des8 leisere Welle,
Fähret der Strom sie herbei, hört manch* unsterhUdiea Lied",
fiit<i|»ringt aus zwei Quellen, imter dem Nfimen ,,Kes8elbmnnoTi'' , in einem der
einsamsten und wiitle>Leii TTiäler des Thürint^t rwaldes , zwisciien dem Finster-
berge und dem Mordücck (.unfern des Schnee köpf es). Bald darauf vereinigt sie
sieh mit dem, Sperberbach nnd heisst nnn „die Freibftehe'*. Erst nachdem ihr
nedi der SUberbach, der Tlianbach und von Stfltaerbach her die Lengtoüz ange-
fallen, wird sie ^ ,Iim" genannt, und fliesst nunmehr über Manebach, Ilmenau (wo
der Gabelbach und die Schürte zu ihr stösst), Stadtilm, Kranichfeld, Tannroda,
Berk/}, Weimar und Sulza. Unterhalb dieser Stadt, bei dem Dorfe Heringen,
iniiudet sie in die Saale. -
0ie VnHrvt, der Hanptflass des thftringer Flaeblandes, entspringt auf dem
Eiclisfelde unweit Dingelstädt und scheidet das alte Thüringen in die nördliche
nnd südliche Ifälfte. Scheinbar ruhip: \md hannlos, braust sie öfter bald da,
bald dort über die flachen Ufer und verheert die reich gesegneten Fluren, die sie
auf ihrem 24 Meilen laugen mäandrischen Wege berührt. Neuerdings ist iu
Folge der Flurseparationen ihr Bett an vielen Orten gerade gelegt und eiuge-
dimmt worden, sowie man an Ausgang des Torigen jäfbnnderts grosse Stim-
men darauf verwendete, sie schiffbar zu machen. Nacbdem sie, verstärkt durch
die von nllen Seiten zuflies'^pnden Gewässer, den T^ntnm der Tlaiidelte durch-
brochen, tritt sie durch die Sachsenlücke in die goldene ilue und wendet sicli
dann südlich durch ein weites Thal, das reich an hibtorischen Erinnerungen und
alten BandenkmSlem ist, bis sie swisehen Freiburg und Naumburg in die Saale
am, —
0er grösste Nebenflnss, den sie bei Gebescc aufnimmt, ist die Gera, welche,
iinfprn des Sclineekopfe?, nn der Seifartsburg (nicht weit von der Ilmquelle) ent-
i>prin^t, und über Arlesljerg, Gera \ind Anj^elroda nach Plntie fliesst, — wo sie
sich mit der „wilden" oder „kleineu'' Gera vereinigt, die gleichfalls vom Schuee-
kopf herablcommt und durch ein hoeluromantisches Tlial über Ddrrberg, GM*
fmroda nnd Liebenstein, hemaeh aber in einem unterirdischen Bette fortstromt,
MS dem sie vor Plaue , unfern des wassen eiohen „Spring" , wieder zu Tage
tritt und dann ihren Weg nach Arnstadt, Iclitershauscn und Erfurt fortsetzt, wo
sich ein Arm , unter dem Namen der „schmalen Gera" absondert und bei Wer-
uingshausen in die Unstrut geht. Zuvor hat sie von Ost^ her, bei Eischleben,
die Wißfra aufgenommen, die aus der Gegend von Ilmenau herabkommt, und
Vvkrer tfuieli TbOriogen. S
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IB ^^wikum Bnd Bttder.
V im Westen her die Ap/elstedt , die über Tambach ontspr inert und alsbald das
bclimalwasser , die Tambadi und die Spitter aufuiimut, dauu über Georgen-
thal, wo der Leinaluuial nach Gotha abgeht, fiber Weehmar und Holt^nkirchen,
(wo sich die ron Ohrdruff kommende Ohra mit ihr vereiiiigt) , Apfelstedt und
Ingersleben fliesst, l)ls sie zv-isc ben 'Molsdorfnnd Stedten in die Gera mündet.
Aber auch von Norden her hat die Unstrut ihre Zuflüsse, z. B. die Lassa, die,
kaum eine Meile vom Bette der T'nstrnt, den Rücken der Finne dnrehbricht ; die
Helba, die bei Holzthallebeu entspringt und sich bei Greussen in 3 Arme theilt;
die Wij^per, die vom Eichsfeld kommt und bei Sondershausen ein malerisches ,
Thal diiTchlSnft, nebst der htmien Wipper, welche durch Frankenbansen geht;
die Helme, die, von den südlichen Abhängen des Harzes entsendet, die goldene
Aue bewässert und die nördliche Naturgrenzo Thürinfrcns bildet.
Wesergebiot. — Die Sammelader, welche alle diesem Gebiete zuströmen-
, den Gewässer aufnimmt und weiter führt, ist die Wenra, die den südwestlichen
Fuss des ThUringerwaldes von Eisfeld bis nach Salzongen benetat, nnd weiter
hin, gen forden, Thüringen und Hessen begrenzt, gleichwie sie dm Thüringer-
wald vom Rhöngebirge scheidet, ihre bcdentendsten Zuflüsse ahcr von der thü-
ringischen Seite erhält. Die Werra bildet sich aus zwei Quellfiiden , der nassen
und der trockenen Werra, die am höchsten Gebirgsjoch in der Nähe des Renn-
steiges, zwischen Masserberg und Siegmundsburg , entspringen und nach ihrer
Vereinigung znnilchst gen Eisfeld fliessen. Dann wendet sich der Flnss nord- -
westlich und durchs eblängelt, wiederholt von der Werrabit Im überbrückt, die ihm
bis Salzungen fortwäbrcinl znr Seite läuft, an den Städten Ilildburghausen, Mei-
uingen, Wasungen, Salzungen . Vacha und Berka vorüber, ein anmuthiges Thal,
das bei Gerstungen die thüringische Eisenbahn und die hessische Friedrich -
Wilhelms-Nordbahn yerräiigt Daun yon der thüringischen Eisenbahn hei HÖr-
sdiel im „Hfirselpass'* der eigentlichen Pforte awischen dem südwestlichen nnd
norddsflidien Deutseliland — überbrückt, fliesst er über Krcuzbut^, Mihla und
Treffurt Tir^ch Wanfried, wo er die ersten kleiiieTi SclnnV trägt, und voreiiiiL't sieb,
nach einem Laufe von etwa 30 Meilen, bei Hannöverisch Münden mit der 1 uldn,
um sich als „Weser" in die Nordsee zu begraben. Wiederholte Versuche, schon
▼om Landgrafen Ludwig dem Heiligen (1227), hernach durdi Morits Ton Hessen
(1603), später durch Emst den Frommen Ton Gotha (1658), und endlich Tom
Herzog Georg von Meiningen, die Werra schon innerhalb der thüringer Grenzen
schiflTljar zu machen, scheiterton an der Ungunst des Terrains und an der Wider-
spenstigkeit ihrer üferbewoliner *). Auch scheinen die Gotdwäschcreien niemals
von Bedeutung gewesen zu sein, obgleich einige Seitenbäche (bei Schwarzenbrunn
und Hildbur^ausen) wirklich Qoldsand führen.
Der nste erhebliche Nebenfluss der Werra ist die raschfliessende SchleuBe,
din bei dem grossen Dreihermstein am Rennsteig, zwischen Allzunah und Neu-
stadt, entspringet und durch ein langes , en^resThal an Schleusin<:ecn vorüber nach
Kloster Vessra strömt, nachdem sie mehre Bäche und FlUsscben aufgenommen:
namentlich die Biher bei Lichtenau , und besonders die ^^ahe (bei Rappelsdorf))
die von Schmiedefeld, wo sie „Enger" heisst, herabkommt nnd kura vor ihrer
Einmündung sich mit der Erlau vereinigt, die zwischen Schmiedefcld und Gold-
lauter entspringet und bei St Kilian durch die Vesser verstärkt wird. Dadurch
ist die Schleuse der Art angewachsen, dass sie von grossen Holsflössen befahren
•) DI« Werra Ist somit die obere Weser und wird auch noch in den L i kiiudtii 933
Tl. r-hr. TVe»€ro (Wisura, Visnrgis, Wirrnha] genannt. Itn 10. Jahrhundert fanden Mchon
Megen der Sobifffahrt oder wohl eigentlich wegen der Fiacherel auf der Ilörsel und
Werra Streitfgkeitoa swiflehen den Aebten von Hei8f«id und Vnida statt (vergl. die Vr-
künde Otto's vom Jahre 99» bei Sehaanat. hlstor. Vnldent. pn>b. Munu pag. 149).
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6«irtaer und BIder. Id
■wird, und bei Kloster Vessra, wo S16 in (Tic ^^orTÄ oder vielmehr die TS^orra
ffnrch einen roclitwinkligea Bogeastrom in die ScbJense mflndet, an Mächtigkeit
mit dieser rivalisirt.
Die Hasel, gleichfalls ein ansehnUcber Fluss, der unter dem Namen „Lauter^*
M9 meinen Quellen bei GoMlanter entspringt und dann Qber Suhl fliesst , wo er
den Namen ,fErbf nss*' annimmt. Erst bei Hehniehs, wo ihm der Haselbach zu-
Hillt, erhält er den Namen TTnsel und vereinigt sich bei Elnhausen mit der Werra.
Währoii»! ihres Laufes münden viele Bäche in flio Hasel. Der heträditlicliste
ist: die (hennebergische) Schwarza, die aus mehren Qiu'llen entsteht , welehe
vom Schützenberg und Ruppberg kommen, und als „Schönbach", Kohlenbach'*
oder f lOrnndwasser*' sich durch den prttolitigen'KaiiBlersgrnnd nach Steinbach-
Hallenberg windet, dann in südlicher Biehtnng durch Herges, Viernau und
Schwarza fliegst, wo sie ihren eigentlidi^ Namen führt, und bei Köhra in die
Hasel fällt, nnchdcm sie sich hei Schwarza mit der Ldchf^y^ov vereinigt hat, die
als „Lubenbach'' bei Oberhof entspringt und sls „(Tenieinbnch" durch Zella
und Mehlis geht, bis sie bei Benshausen den Nameu Lichtenau'^ annimmt.
Die j8!e^niiafika2de entspringt am Abhänge des Inselsberges , wo sie „das
kalte Wasser" heisst, und theilt Kleinschmalkalden in den gotiiaischen und hes-
sischen Bezirk. Dann läuft sie über Seligenthal, wo sie die Süge aufnimmt, an
Stadt Schmalkalden vorüber, verstärkt sieb durch die SehnfUhach imd 8tül
and fiillt bei Todtenwart (Wernsliauseu gegenüber) in die Werra.
Die Brüse (bei Herrenbreitungen) , die vom Inselsberg kommt und unter-
halb Brotterode das romantische Brusentiial benamt; der Grimbat^^)^ der ober-
halb des Dorfes Steinbach entspringt und an Bad Liebcmstein rorüber 'fliesst;
^e Bvliweirw. (bei Barchfeld) mit dem Wasser der Glttcksbrunner TTohle ; der
Kieselbach in\^ Aom Praucnsee; die Siüil bei Berka, die viele Artschaften, z. B,
Marksulil, benamt; die Elina (bei LauchrÖden), welclic die schönen Wilhelms-
thaler Teiche bildet: — dies sind lauter waldfrische Bäche, die nach kurzem
Lanfe in die Werra m&iden.
Un^eich erheblicher ist die JSörsel, der letzte Zuiinss , welchen die Werra
vorn Thüringerwalde , und der einzige, den sie von seiner Nordseitc empfängt.
Sie entsteht aus drei Bächen, die sich unterhalb des Dorfes Hörseigan 0>ei Wal-
tershnusen) vereinigten und nun erst den Nameu ,, Hörsei" erhalten. Der stärkste
dieser Baclie ist die Leina, die am nördlichen Abhänge des Rennsteiges, zwischen
Finsterbergen und Tambach, quillt und auf ihrem 4 — 5 Meilen langen Laufe das
Dorf Schönau („vor dem Wal<Je") berührt. Von hier aus ist unter der Regie-
rung des Landgrafen Balthasar von Thüringen (13G9) ein Arm der Leina in vie-
len Krümmungen nach Gotha geleitet worden, der noch jetzt, nachdem er später
ri653) durch den Apfelstedt-Kaual („Georgenthaler Flossgraben"), der bei Em-
leben dazu ötösst, verstärkt worden, die meisten Strassen der Stadt in verdeck-
ten Kanftlen bewässert. Eiir AugustinermSnch, dessen Namen die undankbare
Nachwelt rergessen hat, soll das eben so mühsame «Ha kostspielige Werk ange-
legt und vermittelst eines Pfluges, der noch in Gotha aufbewahrt ist, den Lauf
der neuen Wasserleitung mit unsäglicher Geduld regulirt ha])en. Dieser Kanal
entzieht dem eigentlichen Bett der Leina fast alles Wasser, so dass es erst durch
andere Nebenbäche, namentlich durch das Schüjwasser, welches durch Friedrich-
Mda fliesst, und durch das Badmoamer , ▼elches aus dem Ubgeheuergrunde
kommti die Reänhardsbrunner Teiche speist und auf künstlichem Wege durch
WaMershAusen geführt ist, wieder gefüllt wird. Die vereinigten Qewiisser, na«^-
<•) Das TTiüringervolk liebt in seiner Sprnclio ilift Bäche zu terwetblichen U»d aagt
gtwöhuUcb „die Grünbach (Grunibacli), dt« Faireubacli" etc.
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OewiiBcr und BMtr*
dem siG noch die Lnitcha, die das Felsen thal entsendet, ^le^Emse, die den Insels-
berg (Emseberg) beiiHmt haben soll, den Erbstrom,, der aus Ruhla kommt, nnd
andere Quellen aufgenommen , fliessen nun , als Hörsei , durch das von der thü-
ringischen Eisenbahn dorehachnitUnie, amnuthife fidrselthal und beoetam den
westlichen Fuss des sagemreiehen HSrftelberi^. Unterhalb der Stadt Eisenaeh,
wo sich die Hörscl wieder durch einen kunstlichen „Mühlgral^n" verzweigt, w-
hält sie einen Znflu?? , der ihr an Stärke nichts nachgibt, tmd zwar durch die
Nesse, die bei Eisenach das Ammoriche Wasser heisst, und dalier ihren Namen
haben soll, dass sie fast niemals zufriert. Sie kommt aus dem platten Lande
westUA von Erfurt her, yereinigt sich s wischen Goldbach und Hoehhehn mit
dem Leinakanal , nnd tritt nach einem Lauf von 7 Heilen in die Hörsei. Diese
aber mündet bei dem Dorfe Hörschel (Hörsei?) unmittelbar neben der Eisen-
bahn, wo der nordwestliche Ausläufer des Thtiringerwaldes fusst, in die Werr«,
nachdem kurz zuvor ihrem Flussbett, um der Eisenbahn Platz zu machen, ein
neuer Weg angewiesen, und von Hörschel aus ein abermaliger Kanal nach Kreutz-
bnrg geffhrt werden ist, nm die ehemalige Saline WilhelmBglflckshrann mit
Wasser zu versorgen.
Das Rheingebiet umfasst in Thüringen nur ein beschränktes Areal und
wirr! von den südöstlichen Abhängen des Thüringerwaldcs gespeist. Die beiden
Hauptüüsse, die ihre Gewässer zunfichst dem Main zuführen, sind die Kodach
und die Itz.
Drei BSche sind es, die mitten im Frankenwalde (zwischen Bodacherlnrnmi
nnd dem Lobensteiner Cnlm) entspringen, welche die starke , vielarm^ Eeiaeh
bilden.' — Die Nebenflüsse, die sie aufnimmt, bevor sie bei Schwürbitz (ausser-
hrtlb Thüringens) in den Main fällt, sind: fränhische ^rosrUtritz , die unweit
(kl thüringischen auf der Südseite des hohen Culm entspringt und die reussi-
öchen Lander vom Königreich Baieru trennt j äa^ Kronach, die ihre Quellen über
Tensehnita hat, die Stadt Kronach nmflieaat und benamt, und die mit der Tei^
tau vereinigte Uaslach aufnimmt ; die Steinach , die im meiuingischen Oberland
bei der Glashütte Glücksthal entspringt, den schönen, reichbelebten , .Hütten-
grund" innveit Sonnebergs bewässert und bei Marktzeulen in die Kodach fällt.
Bei Obcrliud ist ein Flossgraben aus der wasserreichen Bteinach abgeleitet, der
bei Neustadt in die Röthen geht und das Flussgebiet der Ita mit dem der Bodach
in Verbindung setat Sie wird durch mehre BXdie , namentlich durch die Eng-
«tito verstärkt, welche die von Friedrichsthal herabkommende OeJ«« aufnimmt,
und führt nicht blos Goldkornor und Perleinn n seh ein, obwohl in geringer Menge,
sondern auch so kostbare Foreileu, dass sie der Kurfürst August von Sachsen
öfter für seine Tafel bezog. —
Die IIa y der aweite Hauptfluss des Maingebietes, entspringt am Südwest-
fusse des Blessberges aus einem Brunnen, näe hei der Kirehe des Dörfchens
Stelzen, dem man früher heilende WunderkrSfte zuschrieb, so dass eine Kapelle
(Mariahilf) daneben erbaut wurde, h\ welcher die Genesenen ihre Krücken und
Stelzen aufhingen. Nachdem das Wasser der noch jetzt gefassten Quelle sich im
Kalkboden verlaufen und im Dorfe, wo es wieder zu Tage tritt, mit noch zwei
anderen Brunnen sieh vereinigt hat, wird es durch verschiedene Znflttsse immer
ansehnlicher, aber audb immw trftber, und fliesst — indem es streckenweise ver-
schiedene Namen (Wohlsbach, Landfluss) führt — an Schalkau und Coburg
vorüber, zwischen Baunach und Gässbach in den Main. — In Schalkau nimmt
die Itz das Trtirkenthnler Wasser auf, das vom östlichen Fuss des Blessberges
kommt ; bei Almerswind die Grümpen ^ die hoch im Gebirge (bei Limbach) ent-
springt , den Theuergrnnd durchfliesst und streckenweise , gleich dem Trucken-
thaler Wasser , im Steingerdlle sich verliert; bei Schönstedt diej^eJ<for, die
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Gewässer und B&der.
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swisdhon BteuilieHL und Angastenthal entspring; bei Oaikm die Röthen, die
rnn einem Berge („Tischblättcr") oberhalb Sonnebergs kommt und bei Neustadt
den Flossgraben der Steinath aufnimmt; bei Coburg die Lauter, die über Neuses
fliesst; und endlich bei Schenkenau einen Fluss, der gleichfalls die Bodach heisst,
aus der Qegend von Hildbnrghaoseii herabkommt, über Rodach und Ummerstadt
JHessty M 0«mfliid die JTreeft und b«i Wiedrichsliall die HelHng «nfiiimmt.
Zwischen diesen vielTerscIllmigeiieii Flussnetzen zahllose Bäche, die silber-
schäumend über dunkle Felsen tanzen nnd in das Lnubpefliister des Waldes ihr
mtirmelndes Liedlein singen , bei Scbneegang aber oder starken Gewittergüssen
zu Flüssen anschwellen und die Thalsohleu brausend überschwemmen. Dennoch
fehlt es en imposanten Wasserfällen, wenn ancli der Spitterfall (bei Tambech)
nnd andere in wasserreichen Jahren recht malerisch sind. HKnfiger sind fisch*
reiclie Ttidie, besonders am Fusse des Gebirges, die jedoch nirgends sn nmfio^
lieben L,iTKlsef>n anwac^isen und in dor jüngsten Zeit mehr und mehr mi«getrock-
net oder doc h \ orkleinert werden, um den fruclttliaron T^oden urbar zu machen.
Die grösseren und merkwürdigeren , zum Theii durch Menschenhand angelegt,
find: der Oimbaektr Tei^, nnweit Friedridirod« bei dem DSrfehen O^badii
der sonst ISO Morgen gross war; der nicht weit daTon entfernte SVruliguuer
TWcA; der Salxunger See, der JVUhelmsthaler See und der Hautsee , von denen
an den betreffenden Orten die Rode «lein wird; die Schwallungcr f^*'fn\ der Tie'
/enorter Teich, durch srhie KHr|»iVn berühmt ; die Teiche Reinhardibrunn,
Q^iyrgenihal , KUnigaee, ILmenau , jScustadt u. a.
^(■^leniudBMer*)« — Desto reicher ist Thüringen, besonders das
Waldgebirge, an köstlichen QueUen, die nm so frischer nnd reiner sind, je
schwerer sich die Stcingemengsel lösen, ans denen sie entspringen. Das Wasser,
das sie bieten , ist für Grossstädter und FlachlanHsbewohncr ein imschÄtzbares
Labsal. Manche Quellen des Hochgebirges haben im Winter und Sommer, selbst
wtthrend der heissesten Tage , fast gleichmässige Temperatur von 4 — 6** R. (die
Quelle der Schwarza in einer Hdhe ron 8808 Fnss sogar nur 5,8® B.), «nd sind
— eine der grössten Jfericwürdigkeiten und Seltenheiten der Hydrologie — d€t-
nahe chemisch rein, so dass die l^oTgcntien nicht die geringste Trübung zeigen:
während z. B. das Wasser von llerlin in 1 Pfund 3—4 Gran fester Bestandtheile
enthält. Daher sind die thüringer Wasaerheilarutalten : Liebenstein, Elgers-
burg , Umenau n. a. so wirhsara , weil sie an dem uhriftlgen mement toldMf
Anstalten, an TortreffÜchem Wasser, nnerschSpflichen Ueboflnss haben. Aber
auch in fast allen anderen Cnrorten wird das reine "Wasser in mannichfachen
Modificationen angewendet, und ist schon nls erfrisch rnde«; Getränk, in Verbin-
dung mit der wohlthuenden Gebirgslnft, ein wesentlicher Factor der Gesundheit.
Deswegen lassen es sidi Viele in dem freundlichen Asyl des Thüringerwaldes,
in das sich das betftnbende Oerinsch nnd die geledrte Koltur der grossen Welt
mit ilven grtnea Ttsohcn nnd sonstigen knuilchafken Aaswüchsen noch nicht tot^
Irrt hat , Wochen nnd Monate lang gefallen , ohne eigentliche BSder au gebrau-
dhcn, lind kehren, neu gekräftigt an Geist und K5rpcr, ans den Armen der Natur
in dii^ Kreise der Gesellstdiaft zurück. Darau.s erklärt .sicli die alljährlich wach-
sende Frequenz von Friedrichroda, wo zwar verschiedenartige Bäder verabreicht
wwden, aber doch heine eigentliche Badeanstalt eingerichtet ist, so dass der dor-
tige AniSsntlialt den „Pensionen** iOmelt, Wie sie die Schweis zu bieten pflegt.
Der sehlichte Zanber der Qebtrgsnator mit ihrer wunderbaren Ai|sishangskrafks
♦) S. Schwenli, Tliürlngenn Bädor nach ihrer Lage, Ihren Heilkräften, Ihren Mtt-
richtungen und ilirpii Umgolmnpen. fiBändclien: cntlialtcnd Liebonstoin (2- Auflage),
fiiedrichroda (% Aofluge), £Igenburg (8. Auflage), Salsuugon, Arnstaat, Schmal kaldea.
Oelka, WhUor, im.
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die Sehnsucht , in einfnehe Lclx^nsverhältnisse zuriickznkeliren , wenn ir>fin im
Treiben der grossen VV^elt blasirt und übersättiji^ ist; die. nothj^cdrungene Ent-
sagung aller smnaufregenden (jreuüäse , womit die Luxusbüder ihre Gäste um-
«rmoi I die stille ZvrfldlLgezogmiheit und die swaogloee Wohlfeilheit einer YUle*
giatura, wie sie die Mode mit sich bringt; die freie Luft und das frische Wasser^
diese Lebenselemente, die der Wald aus erster Hand und in bester Qnalit^'it dar-
reicht : das sind die gdielninissYollen Kräfte, womit Thüringens Bäder ihre Gäste
locken und fesseln.
Allerdings fehlt es auch nicht an mineralischen Heilquellen; allein sie ver«
mögen , mit wenigen Ausnahmen , weder durch speciftsehen Gehalt, noch dvrcb'
grossartige Anstalten, die man zu ihrer Benntsung getroffm, mit ihren weh-
berühmten Schwestern zu wetteifern *)
Wir übersehen sio in folgenden Orujipen:
Soolquelleu : Arnstadt (Arnshall), Artem , Dürrenberg, Frankcnliausen,
Friedricbshall (Bitterwasser), Günthersbad (bei Soudershausen) , Halle, Köseu,
Langenibeiig (im Bens^ehen), Plane, Budolstadt, Salbungen, Sehmidkalden^
Stotternheim (bei Erfurt), Suhl, Sulza, ^IfaelmaglUcksbrann (bei Krenaburg),
Wittekind (bei Giebichenstein) , Teuditz.
EisenqvfUcn: Alach 0>ei Erfurt), Berka a. d. Ilm, Bibrn f., Kupfer-, Fieber-,
Hunger- und Wunderbrunncu") , Bellberg (bei Halle), liensUausen, Grundhot'
(bei Salzungen), Kosen, Langenau (an der Tettau in Baiern), Lauchstädt, Lie-
benstein, Bastenberg (im weimarischen Amt Buttstftdt), Riessstädt (bei Artem)»
Ruhla, SchwaUnngen (,*S^mal1^rannen"), SnhUer-Nenndoxf („Fressbronnen*'),
Steinheide.
Sckwe/e! quellen (sammtlich 1811 entdeckt): Berka a. d. Ilm, Gänthershad
(bei Sondershauäen) , Langensalza, Tenn^tädt.
Erdige Mineralquellen: Grub (bei Coburg), Göschwitz (bei Jena).
VürM' und älauHhaUige: Arnsbach, Gamsdorf (bei Saalfeld) , Sohwefel*
loch (bei Gräfcntlml).
Kaironquellen: Vippach-Edelhausen (bei "Weimar).
Es wird kaum der Erwähnung brdürfoTK djiss sich diese Quellen vermöge
ihres speciüschen Gehaltes mannichfach von einander unterscheiden, selbst wenn
sie ihren ^optbestaudtheilen zufolge derselben Rubrik angehören. So sind
manche Soolqaellen, a. B. Sehmalkalden , den EisenwiEssern verwandt, andere
(z. B. Artem) reich nn schwefelsaurer Kalkerdo, Arnstadt an kohlensaurem
Eisenoxydnl und liroin etc., während die Stahlqnellcn in so fern divergircn, als
in einigen {%. B. Licbeustcin, Lauchstädt, IJellberg) der Eisengehalt dnrch
schwefelsaure und kohlensaure Salze moditicirt ist, in anderen (z. B. Ruhla^
Bibra) Kohlensäure und feste Bestandtheile nur sehr sehwach vertreten sind.
Ja, es entspringen nicht seltenen unmittelbarer Kfthe mehre Quellen (s. B. in
Berka, Kösen , Güntiieiebad), deren Hineralgehalt mehr oder weniger tob «n*
ander abweicht.
Die meisten dieser Quellen — • e*« sind deren gegen 40 — befinden sich im
thüringer Flachland, und diejenigen, welche dem Walde angehören (z. B. Kahla,
Liebenstein, ScbmaUcalden) , sind, wie es die geognostischou Yerlikjiltnisse mit
sieh bringen, fast durchweg am sfidliehen Abhang der nordwestlichen Gebirg»*
hiUfte geUgert. Die Eisenquelle bei Steinheide, die jedoch nicht sa Bade-
zwecken benutzt wird, liegt 2.t2"> F über dem Meere, nnd ist demnach nicht
nur die höchste Minernlr[uollc in Thüringen , sondern überhaupt in Deutschland
(mit Ausnalime von Hinnewiedeir in Mähren) ; während die Soolquelle von
*) Dr. Dlobrnr^ die Mineralquellen Thüringens. Ueiningen 1861.
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Oewteer und B&der. 2o
Wittekind (900 F.) am tiefsten Hegt. Eigentiielie Themen gibt es in Thäringea
nicht, weil fillo <Tas!r,'pti Miiionilqucllen — ausser der Eisenquelle zu Ruhla, die
im Glimmerschieter entspringt — aus den Flöt7:<^ebilden und der Braunkohlen-
formation ihren Ursprung nehmen, erfahrungsi^ässig aber das Wasser um so
wirmer Ist, je tiefer es der Brde entquillt Die höchste Temperatur haben die
Qsellea von Artem, Kösen, Sehmalkalden und Dllnrenberg (-f- 14 — 15^ B.)i «n
kSItesten dagegen (nur -|- 4^ R.) sind die von Alach , Lauchstädt und Yippach.
Die «^rfisste Eigenschwere , in Folge der festen Bestandtlieile , die dem Wasser'
l/eiL'» mischt sind, erreichen die Salzunger («Quellen; wBlirend andere, z. B. Gün-
üicrsbad , ein so geringes speciäsches Gewicht haben , das» sie fast dem destil-
lirten Wasser gleich su stellen sind.
Viele der genannten Quellen sind niemals au Heilzwecken henittst worden,
wie Alach , Arnsbach, Benshavsen, Gernsdorf , Qsnb, Gösch witz, Steinheide,
Sahla, Suhlaer -Neundorf, Vippach etc.; andere, wie Orundhof, Günthersbad,
Piano, Rastenberg, Schmalbrunnen, Wilhelmsglücksbrunn etc., sind nach knr-
sem Renommee bald wieder in Vergessenheit gekommen; einige, wie Ruhla,
Schmalkalden etc., sind ans langer Lethargie zu neaem Leben erweckt, und
noch andere, wie Arnstadt, Rudolstadt, Btottemheim etc., sind erst in jfingster
Zeit den zahlreichen Gfiston ge'iffTict worden , welche den Thüringerwald und
dessen freundliche ümgebui%en zu ihrem Sommoraufenthalt wälden >Tnnobe
dagegen (namentlich LiebensteIrO erfreuen sich eines alten, wolilbegründeten
Rufes, oder haben doch in kurzer Zeit eine so erstauuiiche Freq^ueuz erzielt, dasB
die vorhandenen Bäumliehkeiten kaum hinreiehen wollen, alle G-Sste sn fassen,
obgleich alQtturlich neue und immer schönere Bauten emporsteigen. Am besuch-
testen unter allen thüringischen Badeorten ist gegenwärtig Friedrichroda, dessen
PrfindenliMe 1m< /u 1500 Xummorn angewachsen ist, ob^rloich es keine Mineral-
qutile hat; aui hin [kräftigsten dagegen ist der Liebensteiiier Säuerling, der unter
den thüringer Heilquellen am frühesten bekannt war, und die Salzuuger Soole,
die aUen deutBehe» iSfa^mefi an QualUät und Quantüät den Rang abläuft. Aber
auch Arnstadt, Kösen, Elgersburg, Ilmenau u. a. freuen sich einer bedeutenden
Frequenz , während an grossartigen Einrichtungen LiebMistein mit vielen renom-
mirten Tjuxnshädern "wetteifert.
Die eigcntliehen Badeanstalten sind fast überall mannichfach modilicirt, so
dass ausser den au Ort und Stelle entspringenden Quellen die gangbarsten Mine-
lulwftsser, natürliche und kfinsHiehe, namentlich aber Kaltwasser*, Fichlen-
nadel>, Sool- und Dampfbäder snr Anwendung kommen. Insbesondere haben
die Fichten» und Kiefcrnadeldecocte da, wo auch keine Mineralquellen vor-
kommen, neue Bade -Etablissements zn Tnge gefördert, z. B. in Blankenburg,
Rudolstadt, Schleusingen, Ilmcnaif , Brotterude, Günthersbad (bei Gehren) und
anderwärts, die um so lieber besucht werden , als sie gewöhnlich auch mit Kalt-
wasserheilanstalten in Yttblndung stehen*). Ausserdem wird in der neueren
Zeit an vielen Badeorten auch die Molkenkur sur Anwendung gebracht , sowie
die Soolbäder fortdauern auch da, wo die Salinen eii^gai^en sind, a. B. in
Arnstadt, Kösen, Schmalkalden etc.
Wenn nun auch diese Anstalten mit anderen weltberühmten Luxusbädern
nicht in die Sehraukea treten können, so erfüllen sie um so sicherer ihren Zweck,
ils sich im Schoosse des trauten StUUebens, das sie bieten, Oeist und Kdrper er»
quiekt und kräftigt. Genussreiche Ausflüge in die offenen Arme der Katur und
iitt gomüthliche Verkehr der Gäste , die sich bald familienartig mit einander he*
^) Dt. GuHtorf, die balaainicoben Kiefer- and Vlchtennadelbäder in Tb&ringen. Bu-
Aototadi 1854.
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24 Thftiiifirm B^wolmr.
frounden, entschädigen für die rauschenden, koHis))ieHgen Vergnügungen, womit
andere hochgefeierte Namen locken. In^esiondere sei konstiUiri; daas die „Spiel-
höllen^' nirgends Eingang gefunden. ^
Die nUiere Sdiildertiiift der einselneii Badeorte, soweit sie in den Bayon
miseree Beisebuches fallen, welches diesen Stationspunkten eine besondere Auf-
merksamkeit sefaeaken wird, - findet sieh in den spftteren Booten.
ThUriugenh Bewohner.
Wenn von Thüringen die Eede ist, so denkt man in der Fremde fast ledig«
lieh an die bnidschaftliche Physiognomie seines Gebirges Der schlichte, biedere
Menschenschlag, der in diesem Lande wohnt, ist ungleich wenii;er bekannt und
gewürdigt. Gar viele Wanderen, von den Schönheiten des Thüriugerwaldes eat-
aSiekt, haben wobl Stdne vnd Bramen gesammelt, den Mmseken aber kanm einen
' flOehllgen Blick gesdienkt und sie nur so weit beaebtet^ als sie ihnen den Tisch
gedeckt, das Schlafgemach bereitet und die Rechnung producirt haben. Und
doch sind die Bewohner eines Lande?? nicht blos dessen interessanteste, obwohl
vielfach übersehene Staffage, sie hauchen auch der landschaftlichen Physiogno-
mie erst Blut uud Leben ein, uud legen sich iu das» Keisealbum nicht wie ver-
trocknete Pflsjuen, Tiehnelir wie iebenswarme Lichtbilder, an die sieh die lieb-
sten Erinnerungen knftpfen.
Thüringens Einwohnerzahl lässt sich kaum annähernd bestimmen, ni(^t
sowohl deshalb, weil es an statistischen Nachweisen fehlt, sondern woil die Lriii-
desgreuzen nicht penau markirt sind. Thüringen hat längst aufgehört, ein puH-
tischer Complex zu sein, wenn überhaupt seine Bewohner jemals unter £Ü^/m
Soepter standen. Daraus erklärt sich*s, dass die Angaben der Kopfzahl ausser-
ordentlich diyergiren, je nachdem man die Grenzen enger oder weiter zieht.
Fasst man das thüringer i^YacMand , abgesehen vom Gebirge und vom Eichsfeld,
in'a Auge, so mag es auf 200 Q -Meilen 1,100,000 Einwohner nähren, während
man die Bevölkerung des Waldes bald auf 150,000, bald auf 300,000 Seelen
schützt. Davon kömmt die durchschnittlich stärkste Kopfzahl auf den hessi-
schen Antiieil (Herrschaft Schmalkalden), die geringste «nf das Fftrstenthum
Saalfeld und auf das renssische Gebiet. Unzweifelhaft dürfte sein, dass ThÜ*
ringen verhältnissmässig sehr stark bevölkert ist, und dass insbesondere der
Thüringerwald eine «jfrössere Menschenzalil ])eherbergt, als irgend ein anderes
deutsches Gebirge (^n»it Ausnahme dt s Kivict Vdrges) auf demselben Flätdienranm.
Inzwischen ist diese Bevölkerung sehr ungleich vertheilt, so dass, wenn iu mau>
ehern Waldbesirk (s. B. in der Herrschaft Schmalkalden) 0500 Henscheji aaf
der Q.-MeUe wohnen , in anderen nicht viel über 2000 gezählt werden. Ja , es
gibt mcilenweite Distrikte, wo sich kein einsiges Dorf, kanm eine Mühle oder
eine Köhlerhüttc angesiedelt hat.
Thüringens gegenwärtige UcAvohner bilden keinen einheitlichen , durch
specifische Charaktereigenthümllclikeiten gekenuzeichueteu Volksstamm. Dies
thut jedoch ihrer TerscUedenartig nüan9irten Originalitit, in der sich nordischer
Emst und südliches Oemttth geschwisterlich paaren, nur geringen Abbruch.
Zwar ist die Bevölkerung eine überwiegend germanische und wahrscheinlich
aus dem alten Volksstamm der Hermunduren hervortfcgangen, so dass sich die
edelsten Elemente des deutschen Nationalcharakters in Thüringen gleichsam
concentriren. Indessen haben wiederholte Auswanderungen und Einwanderun-
gen dem ursprünglichen Orlginalbild ve^hiedene Farben aufgeprägt. So hat
sich nachweisbar das slawische (wendische) Element, das im Altenhurgischea
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voriierrscliend ist, von Osten her bis in das Saalthal vorgedrängt, -wo es sich im
reussischeu Gebiete, obwohl vollständig germanisirt, bis jetzt erhalten )mt. Ein-
zelne Vorposten haben sich aber auch — wie die Ortsnamen bezeugen, die sich
auf ü» endigen r— nicht blos in das melninger Land , sondern auch bis in die
Ctogend von Eiscinach und Kwimbvig TorgeBcSboben; wibrend die Bewolmegr der
alten Fabfikorte Bnhla, Steinbach, Brotterode, Schmalkalden, Tambaeh und
Mehlis, die f^icb noch jetzt durch mancherlei Originalitäten auszeichnen, aas
mehr oder minder fernen Ländern lierüber f::nkommen sind und sich in Thürin-
gen festgesetzt haben. Ob jedoch aus Tyroi, aus Ungarn, aus Venedig oder gar
' — wie Manche fabeln — aus dem Orient, darüber fehlt's an sicheren Anhalte-
punkten. Dass flbrigens .«m sttdlldien Geblrgsablinng die Abkunft der Bewob-
ner im fränkischen Volksstamm wurzelt, ist unverkennbar: während schon die
Ipeographisclif, X^h^p. flarauf bindentet , dass sirli niTr-h im Nordwesten die Kattcn
(Hessen) vorgeschoben und sich mit den Thüringern vermischt haben. Selbst
der räthscihafte Volksstamm der Zigeuner, der seit alter Zeit durch Thüringen
noaindisirte, dmebililchtet noch in einzelnen Familien die Abgelegenen Dörfer,
iribrend eine Kolonie derselben in Friedriebslobm (Kreis Nordkansen) und eine
aiiiielAa Familie auch in Etterwinden (bei Eisenach) ansässig Ist. Diese Amal*
gamation verschiedener Volk'^stämme ist nber um so intoressanter, als deren
Eigenthlimlichkeiten , wenn auch im Laufe der Zeit durch die allgemeine Civili-
satiou mehr oder weniger abgeschliffen , doch in den verschiedenen .Landesthel-
lau ao «ngenfUlig kerr^rtreten , dass man die IndiTidnalit&ten niekt bloa der
ndrdllehen vnd südlleken Waldbewokner, aonflem anck der Insassen des Flaeh-
Inndes , je nachdem sie westlicher oder dstlicker sesshaft sind , in ihrer finssareil
und inneren Haltung nicht leicht verkennen kann; ja, als sclb'st oinzelne, nahe
gelegene Ortschaften jene Nüan9en so grell dokumentiren , dass uian deren Be-
wohner nicht blos in ihrer Mundart und ihrer ELieidung, sondern in ihrem ganzen
ekftmkteristiscken Gtobakren unschwer nnterschddet. Wobei allerdings incbt
aoaaer Acht zu lassen, dass, wie überall, so auch hier, die grössere oder gerin«
gcre Wohlhabenheit der verschiedenen Distrikte, sowie die überwiegende Be-
schäftigung der Bewohner — ob Ackerbauern, Taglöhner oder Fabrikarbeiter — •
auf die Ausprägung des Charakters und auf die ganze Lebensart ein^n unver-
kennbaren Einfluss übt. So ist es unbestritten, dass sich „die Wäldler^^ wie
dfivck kdiperliche nnd geistige Anlagen, so durch Sitten nnd Gebrftnche, Ton
den Bewdhnem des flachen Landes wesentlieh unterscheiden, und bei vorherr-
schender Oenusssucht doch im Allgemeinen bUdnngsfUiiger nnd abgeschliffsner,
gofSilli(?*'r, biederer und religiöser sind.
Darum ist es schwer, eine allgemcme Charakteristik der thüringischen Bo-
wokner su entwerfen. Dennoch kann man sagen, dass sie sich dorchscknittlieh
akias wohlgebildeten, mnslcelkaften Körperbaus nnd einer danerhallen 0esnnd-
hait erfreuen : mit Ausnahme einzelner Ortschaften , die ein trauriges Kontin-
gent leiblicher und geistiger Krüppel stellen (z. B. Schmalkalden, Kreuzburg,
Jena etc.). Die Gesichtszüge sind meist regelmässig, nicht selten schön. Na-
mentlich war Kuhla, und ist es wohl auch noch jetzt, durch seine schönen Mäd-
chen hochgefeiert Seitdem sie jedoch ihren orientalischen Kopipnta abgelegt
haben, Terschwindet dieser Nimbus mehr nnd mehr. An^ altert, wenigstens
In den Dörfern, das weibliche Geschlecht sehr rasch. Die bllthendsten Jung-
frnuen erkennt man wenige Jahre nach ihrer Verheirathung — wahrscheinlich ^
in Folge der häu.«liehen und mütterlichen Beschwerden — kaum wieder. Die
Waldbewohner sind weniger schwertäiiig und lebhafter in allen iliren Bewegun-
gen, 80 daas man ihren Angaben, wenn man sie naek der Entfernung eines Ortes
fragt , immer noek eine betfäckUieka Stfeaka sasetsen mnsa , wenn man aia dem
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*
2d Thtriiigm Bewoluar«
gewöhnlichen M.issstabe anpassen will, indem sie — wie man zu sagen pflegt-^
ihre Wege wie die Füchse messen, ohne den Schwanz zu berechnen.
Die Kleidung der Durt'bewohner — in den St&dtea hat sie die französische
Mode längst modernisirt und nivelUrt — hat nur noch hie nad da einen nattonal-
oder lokal • eigenthftmli^en Anstrich, indem die alten, xum Theil recht maleri-
schen Vollutrachten vor der „Kultur, die alle Welt beleckt", je mehr und mehr
vorsfljwinden Nur dio AUonbnrger Bauern sind ihren schwarzlederneu Pluder-
hosen uud ihrem niedrigen Filzhut, und die Jtäuerinncn ihrem häö.slichen Brust-
latz und kurzem, steifen Rocke treu geblieben, während in Thüringen kaum noch
die iltesten Männei^ ihre kunen Lederhosen ' und dreieckigen HUte („Drei«-
master'*) tragen , die im Winter mit dem „PelzbarteP' und in der Stube mit
einem ledernen „Deckel" wechseln; denn selbst in der gros steu Hitze j^^eht tlor
Landmann, wenn auch barfuss, doch niemals barhaupt. Auch die schwaiÄeu
Tuchmäntel der Frauen und die langen grosskntipligcn Rücke der Alanusperso-
neu verschwinden mehr und mehr. Der runde Kamm , welcher die nach hinten
gestrichenen, langen Haare festhielt, wird kaum noch sn finden sein. Die)ftn«
geren Leute schliessen sich mehr und mehr der städtischen Mode an^ und nnr
bei feierlichen Gelegenheiten kommen hie und da noch die ,,aTtväterischen"
Trachten zu Tatrc , z.B. der schwarze, lancfgefaltete Kirchenmantel, die mit
weissen Spitzen garnirte Abendmahlshaube, die Bäuderzier und Flitterkrone der
Brttnte etc. Gewöhnlich tragen die Mannspersonen, wenn sie nicht in hlossen
Hemdttrmeln gehen , eine kurze Jacke oder einen blanllmienen Khtel (Blonse),
eine Schildmütze und nägelbeschlagene Leder-, suweilen auch klappernde Holt»
schuhe; die Mädchen oder Frauen , wenn sie nicht in städtischen Kleidern",
wohl gar in Krinolinen einher 'stolziren , einen schweren, dunkelgrünen Falten-
rock, ein buntes, eng anschliessendes Mieder mit aufgestreiften Hemdärmeln
oder kurzer Jacke, ein buntfarbiges, kreuzweis über die Bmst geschlagenes
Tttch, eine Tielrelhige Glasperlenschnnr („Koster**) oder Xchte und nnächteHeai-
keldukaten um den Hals, eine Haube („Mtttse'') mit st^fer P^ppunterlage und
vielen im Nacken herabfallenden Bändern. Anderwärts, namentlich in einigen
wohlhabenden Dörfern des gothaischen Flaclilandes, sind diese Hauben mit
Federbüscheu uud kolossalen Schleifen eilenhoch aufgebaut, während fussbreite,
gold- und silherbesetste Seideubänder wie ein Wasserfall den Rücken hinab sieh
eiigiessen, so dass eine solche BXuerin mit ihrem fiberreichen Ooldschmuck wt«
ein Wunderthier aus fernen Landen aussieht. Weniger pfauenartig und ungleich
schöner ist das grellbunte Kopftuch , welches die Mädcbcii im WerraL'rinul und
vereinzelt auch noch in Kuhla turbanartig um den Kupt winden, w itin iwl man
bei der Feldarbeit einen grossen, tief in's Gesieht reichenden Strohliut („Sciiaub-
faut") trügt, oder auch Im blossen Kopfe, das geflochtene Haar mit kftnstlielMtt
btumen anfgepntxt, einher geht. Fast jede Gegend hat da noch ihre Eigenthte-
lichkeit, gleichwie es überall anders geformte Tragkörbe (^bt, womit die Frauen
und Mädchen in*s Feld und zu Markte gehen. Das Haar, sowohl der Männer^
als der Frauen, wird in der Regel kurz geschoren. Letztere verkaufen oder ver-
tauschen es häuüg gegen einen baumwollenen „Kopflappen'S den sie als Stiru-
binde tragen, während das übrig gebliebene Haar mit einer aierlich geschuituten
Holsnadel festg^alten wird.
Wfthrend in den ackerbautreibenden Landorten der Luxus immer grossere
Herrschaft gewinnt mul nnch im Iiiiieveii niul Ae\isseren der M'nh?i}/vffrti /ii Taee
tritt, so dass recht geschmackvolle, stattliche Häuser, ikrbig üb tuuicht, mit
tapezierten Stuben und gamirten Fenstern, gar nicht selten sind, so icauern frei-
Udi auch noch die irmlicfasten Ldimhtttteii daneben , deren Stubeuklfige, nicht
einmal gedielt, von halbnackten Kindern und Jungen Grinsen wimmeln. Die
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TkHrüigm Benroiuut.
27
,,BIoc}ihäusei-", ans horizontal aneinander gefugten Baumstämmen konstnürtf
deren Fugen mit Moos und Kitt ausf^efüllt sind, verschwinden allgemach, auch
im Haslach und Tettaugruud, während sich die „Holzmacher" noeh imjner ihre
Sommerresidensen im Walde einrichten, die etwa 10 Fuss lang und kaum so
hoch sind, dass man aufrecht darin ateliea kann. Uebrigens sind fast alle Hftn-
ser aus IIolzfiMshwerk erbaut» snweilen mit Backsteinen ausgelegt. Massive Ge-
hände sieht man nur ausnahmsweise. Di€ meisten sind zwei Stock hoch , fast
niemals höher, häutig mit der Giebelseite der Strasse -/.u^ekehrt. Indessen fehlt
es auch au einstöckigen Hütten nirgends. Daä Fachwerk ist gewöhnlich mit
Kalk berappt, während die Holzbalken mit einer anderen Farbe überstrichen
sind. Die Wetterseite (westliclk) wird gm mit Ziegeln („Ochsensungen'Ot
Holzschwarten oder Seldndeln, in d^ Behiefiergegenden mit Schiefertafeln be-
kl< "id^ t, die öfters zu arabeskenartigen Fij^nren ausgeschnitten odnr mit allerlei
Zit I rutlK 11 bemalt sind, so dass ein solches Haus wie eine nürnberger Zncker-
schaclitel aussieht, zumal häufig auch noch die hölzernen Fensterladen bunt-
farbig angestrich^ und über den Tlittren Namenssüge , JahresaaUen und
fromme SprAcbe angebracht sind. Ungleich dflsterer sind die sehindelbelegtett
Häuser, obgleich sie mit dem dunkeln Waldrahmen wohlthuend Ii n moniren.
D'io Däclier sind im flachen Lande und auf dr r X »i d w ostsritn des Wahles fast
durchweg mit Ziegeln gedeckt, und die alten Strohdächer werden aus feuerpoli-
zeilichen Rücksichten bald gänzlich verschwunden sein. Indessen lässt sich
nleht leugnen, dass di^enigen Ddifer, in welchen ^e Sehindel- und Schiefer-
iMdachvng vorherrschend ist, dem Typus eigentlicher Oehirgsdörfcr nXher
stehen. Ein wahrhaft städtisches Gepräge haben einige Dörfer bei Erfurt,
namentlich Gispersleben und Stotternheim, wahrend sich die Stadt Schmalkal-
den durch ihre alterthUm liehen, aber malerischen Häuser auszeichnet. — Das
Innere der Wohnungen lässt an zweckmässiger Einrichtung, Be<j[uemlichkeit und
Sauberkeit nicht selten Yitü sn wOnsclien ftbrig. Hftufig ist der l^uhstall nnmit*
telbar der Hausflur angebaut und schwängert das ganaeHans mit seinen Düften;
die Stuben sind eng und niedrig, im Sommer von einem Heere unverschämter
Fliegen durchschwirrt; die Fenster, die fast niem.Mls geöffnet werden, so klein,
dass es in Thüringen eigentlich gar keine Dickköpfe*' geben dürfte, die Wände
überl£allct und iiberräuchert, manchmal auch zur Hälfte bemalt, selten noch ge-
täfelt; die Treppen, die auf den „Boden*' (in*6 obere Stockwerk) ffthren, schmid
und steil, wie Hühnersteigen. 2war machen die holzfressenden Kachelöfen nach
und nach zweckmiissigcrcn Feucrungsanlagen Platz , und damit vcrsdiwindet
auch die Siedepfanne, die im Ofen brodelt und der trauliche Versteck (,.die
Hülle^Oi die zum Dämmerstündchen einladet. Allein die Holzbänke, die sich
längs der Wände reihen, das Kannrückchen (ein Brettergesims), das unter der
Deolca hinlänit, der Kalender, der unter dem kleinen Spiegel hängt, die berg-
gethürmten Federbetten , häufig mit Vorhängen umrahmt , und die Vogelbauer,
die mit ihren zwitscberrtden Insassen an der Stubendecke und vor den Fenstern
schweben, behaupten ihr altes, gutes Uecht: sowie Talgkerzen, oder auch nur
Schlcbelampeu die „Schieisen'' (dürre Holzspäne) und die dampfenden Leinöl-
liehter noch lange nicht verdrängt itaben. Dass es auch Tiele moderne,, freund-
liche, geschmackvoll möblirte Wohnungen gibt, brauchen wir um so weniger za
erwähnen, als sie von denen, die man allerwftrts in Dentsohland sieht , nicht
wesentlich verschieden sind. Dagegen ist hervorzuheben, dass man die HfCuser
gern mit Rosenbäuiuclieu schmückt oder mit Weinr« ]»< u umzieht uud fast überall
ein Gärtchen püegt, darin sicii Lauch und iilumeu, hin uud wieder auch Nesseln
und Bisteln den Rang streitig machen.
• Die Nahrung des niederen Volkes und selbet dcir wohlhabenderen Bauern ist
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t38 Tlttiingens Bewdlmer.
sehr frugal, zumal auf dem Walde, wo die Kartoffeln das tägliche Brod der
armen Leute sind und selbst auf wohlbesetzten Tischen selten fehlen. Ausser-
dem spielen auf den einfachen Küchenzetteln Milch- und Mehlspeisen ^ Hülsen-
früchte , Sauerkraut und Klösse die Hauptrolle. Frisches Fleisch kommt in
rielen HSnseni fast des ganae Jahr nicht auf den Tiseh, nnd selbst die reiehen
Bauern begnügen sich grossen Theils mit harter Knoblauchswnrst und mit dem
geräucherten und eingepöckelten Fleischvorrath , den sie in's Hans geschlachtet
haben. Nur bei festliehen (xclegenheiten geht es in den wohlhnbenden Familien
hoch her, obwohl auch da weniger die Qualität, als die Quantität der nicht selten
fabelhaften Konsamtion in's Gewiclft fallt. In den fränkischen Districten dürfen
Sonntags in keinem Hanse Kldsse fehlen, wogegen in den thüringischen Saner'-
kraut („Kumst'' = Kompost) und Schweinefleisch die Hauptrolle spielen. Bei ge-
wissen Festen geht man von dem fc^tstohcnrlen Küchenzettel, auf dem besonders
Beissuppe, Kosinenbrühe und Hirseubrei figuriren, selten ab: sowie auch an be-
stimmten Tagen bestimmte Speisen, z. B. zu Neujahr Linsen , regelmässig ge-
nossen werden. Die Holahaner und Kdhler begnügen sich fast den ganzen
Sommer hindurch mit Hehlbrer. Uebrlgens henntasn die Waldbewohner viele
Produkte , die anderwXrts fast niemals auf den Tisch kommen, namentlich ess-
bare Schwämme.
Das beliebteste Getränk ist das Lagerbier, das seine Herrschaft immer wei-
ter ausdehnt, und aus zahlreichen Brauereien und Felsenkellern so vortretnicii
herrorgcht, dass es mit dem lMl«risehen wetteifern kann. Fast aller geselliger
Verkehr dreht sich um das Bier. Wenn .es in/len spftten Sommermonaten spflr-
lidier und schlechter wird , geht ein allgemeiner Jammer durch das Land , vor
dem selbst die politischen Kannegiessereien verstummen. T>er fremeiiie Mann
dagegen, dem das Lagerbier zu kostspielig ist, hält es mit dem Branntwein, und
opfert nicht selten diesem Behemot den letzten Groschen seines sauern Verdien-
stes. Wasser, wie gut es auch ist, mag das thttringer Volk, nach seinem eigenen
Sprichwort, nicht in den Schuhen , geschweige denn im Magen. Will man sich
dagegen etwas zu Gute Ann, so geht man in der Stadt zum Acpfelwein: wäh-
rend der Kaifee, oft aber auch nur einp Runkel« oder Cichorienbrühe, welche
diesen Namen führt, in keinem Hause fehlt.
Die Sprache hat viele Eigeuthümlichkeiten und weicht in verschiedenen
Gegenden , selbst in einaelnen nahe gelegenen Ortschaften, so anllllUig von ein-'
ander ab, dass sich die thflringischen „Landsleute'' in weiter Ferne an ilirer
Mundart erkennen und ein damit vertrautes Ohr sofort heraushört , woher der
Redende stammt. Nicht leicht sind auf einem so beschränkten Räume so viele
Mundarten im Gange, wie in Umringen. Allerdings wird die hochdeutsche
Sprache überall verstanden und auch von den geringen Leuten wenigstens ge-
radebrecht, weil es die Bchnl- und Kirehenspraäe ist Allein der eigenthflm-
liehe Dialekt und die mancherlei Idiotismen , die sich eingebttrgert haben,
beherrschen mehr oder weniger auch die gebildeten Yolksklassen. In den tbü-
rincri sehen Ebenen laufen diese Mundarten nicht so aus einander, wie auf dem
Walde, und nach Bechstein's Urtheil wird in der goldenen Aue am reinsten und
besten gesprochen. Sehr merklich ist dagegen der fränkische und thüringische
Dialekt, und awar durch den-Bennsteig, abgegrenzt, hauptsftchlich in der Modn-
lation der Aassprache, indem der Franke, wie der Süddeutsche überhaupt," niebt
blos sclineller und weicher, sondern auch gern im Diminutiv und zwei bis drei
Töne tiefer spricht, als der eigentliche, vom norddeutschen Idiom booinfln<?ste
Thüringer. Ueber Nnumbarg hinaus und nach dem Osteriand zu gelit da."» thü-
ringische Idiom allmälig in's meissnische über. Innerhalb dieser Grenzen aber
unterscheiden sich wieder die einseinen Dialekte. Der Eisenadier spricht andjars.
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fkiringens Bewoluieir. 2d
alfl der Gothaer; der Salsnnger anders , als der Brotteröder; der TambeclMr an*
ders , als der Schlcnsinfrcr ; der Saalfelder anders, nls der Rudolstadter n. 8. L
Am oriKinellsten ist der Dialekt in Riililfi (vro die Aussprache des K fast gänz-
lidi fehlt), sowie in Bteinbach und ächmaikaldeu , obgleich er durch seine theils
singenden , theils schlürfenden und seburrenden Ttee eine gewisse Verwandt-
aehaft TerrSth. Dieser .Jargon mit seinen kuriosen Abkttrsvngen und Verstiim- '
melnngen ist im niederen Volksverkehr so schwer verständlich, dass der Fremde
gar keine deutschen Laute zu hören glaubt Darin aber stimmen alle Thiirni«::er
überein, dass sie D von T und R von P in der Aussprache nicht «ntersclu iden,
and s vor t und p stets wie sch betonen ; obgleich ihr Idiom so reich an Modula-
tionen, SO biegsem und 8<dhmiegsam ist , dass sie das gröbste Sehimpfwort, %. B«
,,da Ludert" dnreh den Ton ihror Stimme sn einem Bchem- nnd Bchmeichel»
wort umzuwandeln vermSgen. Wuiderltch ist die, auch anderwärts vorkom-
mende, Vf^r^^fümmelung der tarnen. Selten wird Jemand mit seinem eip'ent-
li< hen ZiiiiiLiueu bezeichnet. Dieser ist im Dorfe kaum bekannt. Es kommt v(Jr,
duää der Bräutigam den Namen seiner Braut nicht angeben kann, dass Kinder,
die kondrmirt werden sollsn, nicht wissen, wie sie heissen. Im gemeinm Leben
floriren fast nnr Tauf- nnd Spitsnamen, aber auch diese seltsam abbieviirt und
verstümmelt, z. B. Krumes für Hieronymns, Lnrz für Lorens, Konnel für Kuni-
gunde, Kätter für Katharinc. Dazu die einfachen Zusammensetssnngen . 7 "R
Annsebill für Anna Sibylla, Crrethlies für Margarethe Elisabethe , Kannhenm r
für Johann Heinrich, Handines für Johann Justiuus, vielleicht noch gesteigert
durch die Beseiehnnng der Eltern ^ des Wohnorts, der Beschäftigung und des
Alters, B. Klapperschosters Barbsewin, d. i. Barbara Sabine, die Tochter
einos S( hulimacliers , der am sogenannten Klapperberg wohnt, oder Paukers
Langer, d. i. der älteste liochgewnchsenc Sohn eines Mannes, der in der Kirche
die Pauken schlägt ; Bähst Christels Qehannse Heine Hänsche , d. i. das Häus-
chen Ton Job. Heinrich, dem Sohne Ton Sebastian Cturistian; Bären - Henners-
Welmchen , d. i. Wilhelm, der Sohn ron Heinrich BIßr, n. a.
Solche Abnormitäten pflansen sich fort von Geschlecht zu Geschlecht. Denn
dfis thürin^rf^r Volk, das von jeher die Sitten der Väter achtete untl festhielt,
hängt aiu li j* tzt noch gern am Alten und ist, bei aller politischen HiMvoglichkeit,
seinem innersten Wesen nach konservativ^ Die alten Thüringer waren Jäger,
Fischer, Ackerbaner, Hirten nnd Krieger. Und wie AckeriiM und Tiehittcht
noch jetat in Thüringen heimisoh nnd blfihend, so sind Jagdlust, Fisch* und
Vogelfang noch heute hervorstehende Merkmate des thfirin^chen Vclk§chapak-'
ff^Ä Die Zeit hat ftllerdings manche Farben verwischt; allein das gcrmatiische
Element mit seinpn i u^'f'nden und seinen Schwächen ist durchweg vorwaltend,
und eine gewisse 2\aturwüchsigkeit verleugnet das Volk aucli heute nicht. Man
hat es snwetten, in ftbertriebener Vorliebe, mit allen möglichen Elirenpridikaten
ausstaffirt. Wir wollen uns darauf betchrftnken , ein Urtheil des Grossherzogs
Karl August von Weimar anzuführen, der, als einmal die Rede auf die verschie-
denen Nationalitäten des deutschen Vaterlandes kam, einigen Fürsten j^epentiber
in die Worte ausbrach; „Möglich, dass Eure Leute mehr von der Kultur be-
leckt, dass sie nach einzelnen Kiehtungeu hin durch Zufälligkeiten aller Art
weiter vorwärts geschritten sind ; aber einen so kräftigen , schdnen Menschen-
schlag, wie meine Thüringer, so treu, ehrlich nnd bieder, so liederreich und poe-.
tisch, den sollt Ihr mir noch suchen im ganzen deutschen KcToh Insbesondere
tiiut dem fremden Wariflercr die Treuherzigkeit, Freundlichkeit und Gefälligkeit
der Waldbewohuer ausserordentlich wohl, wogegen er im Üachen Lande von der.
Keogierde und dem Hisstrauen des Volkes nicht selten unangenehm berührt
wsrden nag. Bummler, die aieh fUberall vordrXngen, wo sich eine Beiietasche
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80
ntringeiis Beirolmeif«
l>licko?i U^sst. spielen imr auf einzelnen Hiilmliöfen eine belästigende BoUe wnd
werden von der Polizei in enj^en Scliranken crehaltea. Was aber hie und da die
Gasseububeu freveln, darf dem Volke nicht zur Last gelegt werden, das in sei-
nem sngeerbten Lebens&ofamuth »ich der Gäst« freut , die za ihm koDunen» und
Urnen gern mit Rath und Th§t mt Hand geht.
Dieser Lebens/r ohmuth äussert sich vorzugsweise auf dem Walde und artet
dort häufig in Leiclit«;inn und Genusssucht aus , wfihrend die Bewohner des fla-
chen Landes, wenn auch heiter und lachlustip:, in Fleiss und Sparsamkeit mo}if
selten die Grenze überschreiten, wo diese Tugenden in Geiz und Habsucht uni-
sehlagen. Indessen sind auch hier die verschiedenen Ortscfasften manniohfiteh
abgestnfl, ohne dftss man der eigenthtimliehen Erscheinung stets anf den 6mnd
kommen kann, wai^m sich diese Gemeinde durch ihre Solidität und Wohlhaben**
heit auszeichnet . M-nbrend eine andere, kaum Stunden weit entfernt, materiell
nnd sittlich mehr oder weniger verkommen ist. \Vie in den kleinen Kcsidenzen,
wo der Bürger auf die naheliegenden HofausÜüsse hingewiesen ist, sich eine viel-
gestaltige Gennsssncht nnd dne unverkennbare Neigung snm süssen Klehtstiian
eingenistet hat , so tritt auch in den f^Herrendörfern" (wo gr6ssSre Güter fast
allen Grundbesitz absorbiren), statt des emsigen Webens und Strebens, das den
Oekonomiedörfern eigen ist, eine grobparasitische, arbeitsscheue Gcsinnnufr 7ax
Tage, während die Fabrikorto einen Icielitfertigen, vergiiiiglichen Sinn und daher
mehr zerstreuende, als sammelnde Taschen und Hände zum Eiugebinde für das
lieben erhalten haben. Manche arme Familie nagt den Winter hindnreh lieber
am Hnngertnch, als dass sie von dem reichen Verdienst, der sieh Im Sommer
bietet, etwas zurücklegt. Denn wie stark auch Thüringen bevölkert ist, so wol-
len doch in den ackerbautreibenden Distrikten die Arbeitskräfte , und ob sie die
halbe Nacht liindurch tliätig sind, fast nirgends ausreichen, so dass der Taglohn
^ fortwährend steigt und Alle, die arbeiten können und mögen, ihr gutes Auskom-
men finden. In den Fabrikbesirken dagegen, wo das Volk ohnedies von der
Hand In den Hund lebt, scli wankt der Verdienst, je nach den Zeit- nnd Handels*
konjuncturen ; obwohl der Pauperismus mit seinem Schreckensgefolge im Thürin-
gerwalde noch nicht die Ausdehnung gewonnen hat, wie in anderen Gebirgs-
gegenden. Nur selten — etwa in den Städten, wo das Proletariat nach fremdem
Brode lungert wird man von zudringlichen Bettlern belästigt, oder durch den
nackten Anblick des mensehlichen Elendes widerUeh berührt Die Wsldbewoh-
ner suchen eine Ehre darin , das Sprichwort aufrecht an erhaltoi: „Lieber ge-
brannten TTnnger leiden, als betteln." Und noch weniger stehlen! Man kann
Tage lang niutterseflenallein durch die abgelegensten Schluchten pilgern, ohne*
einen verbrecherischen Angriff befürchten zu dürfen. Kaum reist man in einem
anderen Lande so sicher und so ungefährdet, wie in Thüringen. Wie gross auch
snweilen die Xoth, die in den niederen Hfltten kauert, so ist doch die Ehrlich»
k^t noch grösser. Taschendiol o sind allda noch unbekannte Schmarotserpflan«-
7en. 8e1}i'?t Prellereien und Veruntreuungen treten nur sporadisch auf. f)n}ier
die vcrhäitnissmässig geringe Zahl der A'erbrechen, welche dns Statistik < Ii o Ma-
terial aufweist. Nur mit dem Forstfrevel und mit der Wilddieberei nehmen es
die Waldbewohner nicht genau. ,|Es heisst ja: HoFs püegeu sie doppelsinnig
und doppeliüngig au ssgen« wenn sie auf vsrbotenen Wegen ,yin*s Hole gehen'*.
— So schlagen sie sich, güterarm, aber kinderreich, von emer Zeifr zur anderen
diiTTli. wie sauer es ihnen anch werden mag. Wenn aber irgend eine Festlichkeit,
ii^^cnd ein Vergnügen winkt, da wird Hath geschafft, und ob das Leihhaus her-
halten und der letzte Groschen geopfert werden müsste. Und an solchen ^^eat'
UMeiten ist das Thfiringerland durchaus nicht arm. - Die StSdte haben ihr
Yogelsehiessen, die DSrfer ihre lUrmess (Kirehweihfest). Jenes, das Vogel«
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Tküringens Bewohner.
SOlUesseiif das mit alterthfimlifhcn Ceremonicn, schwindelerregenden Katmisaelt»
ohrzerreissenden Drehorgeln und ol>li;j^nten Bratwürsten an manchen Orten Wo-
chen lang «,'efo5crt wird, scheint allmälig seinen Nimbus zu verliereif und den
neumodischen Schützenfesten, die seit 1861 von Gotha ausgegangen sind, Platz
zu macheu. Dennoch gibt es keine Stadt, keinen Flecken, ja kaum ein einzelnes
'Wirthahans, das nicht bis aum heutigen Tage sein solennes Vogelschiessen in
dnlci jnbilo celebfirt) wenn auch nur wcnif^e den grossartigen Festlichkeiten
nacheifern können, die z. B. in Gotha, Erfurt, Weimar, Arn^t.iflt, Rudolstadt etc.
damit verknüpft sind. Jene Sehützenfeste aber, die in Thüriugen ihre Wurzeln
schlagen und mit periodisch wiederkehrenden Tum- und Gesaugfesten wechseln,
so dass eins das andere zu jagen scheint, haben einen patriotischen Kern, der in
den insserliehoi Firlefanaereien der Sehfttssengilden fast ginslich verkümmert
war. — Das regelmässig wiederkehrende Jahresfest der Dorfbewohner, das ge-
wöhnlich im Spätherbst (anderwärts auch im Friilij ilu) hef^angen wird v.txI der
Gastfreundschaft Thor und Thüre öffnet, ist die Kinnsc (Kirchmesse) , ein Zau-
berwort in den Ohren des Landmanns, das Monate lang vor- und nachklingt.
Die kirchliche Bedeutung , die es ttrspriinglieh in's Leben gerufen, tritt tot den
weltlidien Lustbarkeiten, die es bietet , mehr und mehr in den Hintergrund, ob-
wohl der Gottesdienst, mit dem es heginnt, noch immer in Ehren gehalten wird.
Und wie viele Dörfer r]n9. städtische Vogelseliiessen usiirpirt haben, so feiern
manche Städte, wie Erfurt, Schmalkalden etc. auch ilir Kirehweilifest , trot'/ der
vielen Lokalste, die, aus uralten Zeiten stammend, sich hie und da, obwohl
verblasst, erhalten haben, s. B. das Sommergewinn in Eisenach, der gr9ne
Ifontag in Erfurt, das Brunnenfest in Mfihlhausen, das Kirschenfest in Naum-
burg, das Gregoritisfcst in Coburg, das Winterfest in Schweina, das Ablaissfest
In Thamsbrück, der Graskönig in Grossvargula u. a. m. Aiiseerflem werden am
Pfinirslfestc Maien" (grüne Waldbäume) vor den Häusern aufgepflanzt und am
Joiiannisfebt „geköpft" (umgeworfen), sowie hie und da Johannis- und Oktober-
fener angesOndet werden. Daau kommen die J^ahrmXrkte, die an manchen Orten,
%, B. in Günstedt, Oldisleben, Frankenhausen ete., als Ueberbleibsel der ehema-
ligen Ablassmärkte, auf offenen Wiesenplänen abgehalten werden. Der häus-
lichen Feste, irnnentlich der Hoch'/eit*'« \ind Kindtaufen, sowie der vielheliebteu
winterlichen Bpinnstuben, mit iliren originellen Gebräuchen und ihrem luxuriö-
sen Aufwand, dem landesherrliche Verordnungen mehrfach gesteuert haben, gar
nicht SU gedenken*). — Bei all* diesen Lustbarkeiten brfistet sich das weibliche
Oeschlccht in Bändern, Ketten und Schaumünzen, und wechselt an demselben
Tage drei- l)is viermal seine Kleidung; die Männer aber, die nicht auf dem
„Tanzboden" oder ,,untor der Linde" („auf dem Anger") jauchzen und springen,
sitzen mit ihren Tabaksstummeln hinter den vielbeliebten Kartentischen oder
tummeln sich in der Kegelbahn und lassen die Bier- und Schnapsgläser fleissig
Ton Hand au Hand, Ton Hund su Munde gehen. Yiec Elemente, innig gesellt,
spielen hex allen diesen Vergnügungen die Hauptrolle: Bier, Wurst, Musik und
Tanz. Zuweilen wird auch ein Mummenschanz veranstaltet, denn man liebt die
Neck- und Spottlust, die sich besonders in Witz- und Spitznamen gefällt. Oder
das kräftig derbe Element des thüringischen X'olk&charaktcis, wie es sich in
Luthers Wesen spiegelt, artet wohl andi su handgreiflichen Demonstrationen aus,
wobei Stuhlbeine und BleArfige als Waffen figuriren ; ja, es waren manche Wald«
dMn ehedem so rauflust^, daas es bei keinem Feste ohne Blut und Beulen ab-
ging. Dergleiehen ^xtraTaganien werden jedoch in der Bogel durch die Ifir-
^) F. Sekmidt, Sitten und Gebräuche bei Hochzeiten , Taufen und Begräbiiij^seu in
Yh&ringen. Vetmar 1868L
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32
. TkttlMgeiiB Bevrolmer.
" mende Tanzmusik Übertäubt, die bei keinem Feste fehlen darf. Ohne Tanz kein
rechtes Vergnügen. Früher waren nur der langsame Dreher , der Geschwind-
walzer und der bacchantische Zweitritt volksüblich; jetzt haben sich alle neu-
füodisehen Bundtänn ancli auf den DOrfem eintsebUrgert , and die honnetereti
Bursche scheuen sich, nach alter Sitte noeb In Hemdfirmeln und mit breiuiender
Tabakspfeife öder gar mit glnhendem Cigarrenatnmmel und mit der Zipfelmtttse
an tanzen.
Es darf irgend eine heitere Gesellschaft bei einander sein , so ist auch die
Musik nicht fern ; denn jedes Dorf hat sein Kusikchor, an dem sich ^ie angesehen-
sten EInwohnw, ans inn^rlidier Ndgnng, betheiligen. In vielen Stedten aber,
namen^ch in Weimar , Erfurt, Gotha, Urningen und Sondershausen, feiert die
musikalische Kunst, von fürf5tlicher Vorliebe f^epfle^, ihre höchsten Triumphe.
In mancher Kapelle, z. B. der Sondershäuser, ist fast jedes einzelne Mitglied anf
seinem Instrumente ein Virtuos. Die grossen Musikfeste sind von ThüHngen
(Frankenhausen) ausgegangen. In Gotha, Coburg, Weimar und Meiningen, wo
stehende Bfihnen sind, werden die schwieiigsteii Opern so exakt anfgellihrt, das»
auch das verwöhnteste Ohr der GrossstCdter davon fiberrascht wird. Nament-
lich ist es der Herzog Ernst von Sachsen - Coburg - Gotha (H. E. v. S.), welcher
die musikalische Kunst nicht blos als hochgebildeter Mücen protegirt , sondern
auch als Komponist in den Kranz seines Ruhmes viele duftende Lorbeerblätter
geflochten hat Dass aneh andere geniale Tonkfinstier aus Thüringen hervor*
gegangen sind oder doch bald längere, bald kfiraere Zeit in Thüringen wirkten,
mögen folgende Namen bezeugen: Bach (Sebastian, Friedeinann, Emannel),
Bonflrt av-ip^^lTmeister in Gotha), T^öhner (geb. 1787 zu Töf tdsiJidt) , J. J. Bott
(geb. zu Kassel), Chelard (geb. 1786 zu Paris, Hol I mi»« Ilmeister in Wei-
mar), Dotzauer (geb. 1783 bei Uildburglmuseu) , Drouet (geb. 1793 zu Amster-
dam, Kapellmeister in Coburg) , K; Eberwein (geb. 178i, Mn^kdlrektor in Wei-
mar), Gebrüder Eiehhom (geb. 1888 und 1888 , jetat Kapellmusioi in Coburg),
£d. Grund (geb. 1804, Hofkapellmeister in lleiningcu), HKndel (geb. 1684 in
Halle), Hermstedt (Clarinettist in Sondershansen), Jnli Nepomuk Hummel (geb.
1778 zu Prossburtr, gest. 1837 in Weijnar als Hnfkapelimeister) , Oottfr. Heinr.
Kuuuner (geb. l<üi in Meiningen, ein vorasüglicher Cellist, seit 1828 in der Ka-
pelle BU Dresden), Kaspar Kummer, ausgeseiäineter Flötist in Coburg, Friedrlefa
Kfihmstcdt (geb. den 18. Not. 1808, gest. den 10. Januar 1858 zu Eiseoaeli),
Langert in Coburg, Componist der Opern „Die Jungfrau von Orleans*' und tjDes
Sängers Fbio]!". Franas Liszt (geb. 1811 in TTngarn), Fritz Lux ans Kuhla, «,'e«i;en-
wärtig Musikdirektor in Mainz, Alb. Gottl. Methfessel (geb. 178G in Ihn\ Karl,
Gustav, Theodor, Georg Müller, vier Gebrüder, die ausgezeichnetsten (Quartett-
Spieler aller Zeiten, leben sftmmtlicb in Braunsehweig, Kohr, Concertmdstttr in
Meiningen, F. Keichardt, Salzinspector in Qiebichenstein (gest. 1814), Joh. Chr.
Heinr Rink (<;eb. 1770 in Elgersburg, gest. 1844 als Stadtorganist in Darm-
stadt), Andreas Romberg (geb. 1767 zu Vcchte im Münsterschen , pest 1821 als
Musikdirektor in Gotha), Andr. Späth, Coneertmeister in Coburg::, L. Spohr (geb.
1784, war 1805 Coneertmeister in Gotha), Umbreit, A. Zöllner, Kammermusikus
in Meiningen n. y. a. — Ueberali singt's und klingt*s. Kleht blos jede Stadt hat
ihre Gesangvereine, auch fast jedes Dorf seine Liedertafel. Die CurreudschUler
durchziclien noch in mancher Studt die Strassen, wie Luther als ,,Parteken-
hengst" getlian, und singen Choräle vor «leti Tliürcn. An schönen Abenden ver-
sammeln sich Bursche und Mädchen und stimmen ihre frjschen Melodien an.
In den Spinustuben, in den Fabriken, in den Gaststuben wird gesungen und zu-
weilen mit den F&usten der Takt daKU geschlagen. Sind auch die Stimmen der
BauemmSdehen nicht so naturfrisch, wie man glauben sollte , so sprechen die^
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Thtrin^eiui Bewvlmer.
SS
einfachen, meist schwerTnllthigen Melodien der Volkslieder, an denen Thttringera
so reicli ist , desto inniger mii ; während man den Text nicht immer anf die Gold-
wage der feinen Gescllsehatt legen darf. Wenn aber nach Luthers bekanntem
Kernspniche der Gesang „das Lebensfreudentrio erst vollstKudig macht", so gilt
amh Mer des Dichters Wort:
„Wo man singt, da lass dich ruhig nfadar;
Böse Henachen haben keine Lieder."
Man möchte aber nnch "ni^cn: Bose Menschen haben keine Jilmnen. Wonit^stens
ist die Blumenpflege das schöne Zeugniss inniger und sinniger Nnt iu befreun-
dang. Dass.aber das Thäringervolk die Blumen liebt, besonders ^Nelken, Ko-
sen, Laek, Levkolen, Bosmarin ete., dies bekunden die StrKnsse, womit sieh'
Bnraciie und Mädchen, selbst znm Kifchgang, sebrnficken , die blühenden Topf-
gewächse, die in und vor den Fenstern pran|;en, die prachtvollen Gärten, welche
die Fürstensitze, Städte und Landgüter umkränzen, die leidenschaftliche Lieb-
haberei, womit gewisse Päauzen an einzelnen Orten (z. B. die Nelken in Kuhla)
gepflegt werden. Der schwunghaften Handelsgärtuerei gar niclit zu gedenken,
die vorsngsweise inErftirt, der HetropoKe dentseher Gsatenindastrie , sowie in
Arnstadt und Gotha getrieben wird.
Wenn die Oruithologen Recht haben, ,,dass unter allen Thieren der Vogel
dasionicre sei. welches am klarsten menscldich empfin<1et und diese Empfindung
durch Stimnve und Geberde ausdrückt", so ist es kein Wunder, wenn in Thürin-
gen, und namentlich auf dem Walde, auch die Singvögel mit besonderer \'orliebe
gepflegt werden. Fast an jedem Hanse nnd in jeder Stnbe hängen Käfige, worin
fast alle Arten deutscher Vögel musiciren; fast in jeder Hütte wohnt ein ,,Vogel-
tobies", der sich den Bissen am Munde abspart, um seine Lieblinge nicht darben
zu lri?<^en. Ein chromatischer Pinkcnselilnfr cntzüekt ihn melir. als die kunst-
reichsten Coloraturen einer gefeierten Operusangerin. Der Fink ist unter allen
Sängern der Matador. Aber auch Amsel, Staar, Wachtel, Gimpel (Dompfaff),
Kreassebnabet , Stieglits, Hlnfling, Rothkebleben, Zeisig nnd selbst die Nacbti*
gall muss, trotz der holien Steuer, ihre schone Freiheit opfern, um die Ohren der
Menschen zu kitzeln. Der ausländische Kanarienvogel, in der Gefauf^enschaft
peboren und erzoj^en , ist es nicht anders (<ewolmt. Manche Waldbewoliner nia-
cheu ein Gewerbe <laraus, die Vögel eluisufangcn und zu künstlichen Gesäugen
abzurichten, unbekümmert darum, dass sie dem Waldcoucert die schönsten Süm'
raen entzi^en. Solehe Virtuosen wurden frfther mit fabelhaften Preisen bezahlt;
denn in Buhla soll Mancher für einen Finken seine beste Kuh gegeben haben.
In der neueren Zeit scheint sich diese Liebhaberei etwas abgeschwächt zu haben,
obgleich sie hie und da, namentliclt in Ruhla, Brotterode und Schmalkalden, nr)eh
immer so vorherrschend ist, dass man in manchem kleinen Stübchen wohi ein
Dutzend Vogelbauer sieht, wenn auch die falyelhaften Geschichten, die man von
dieser Msiue ersllilt, sich kaum noch wiederholen. Dagegen scheint sich der
Tanbenlnxns steigern, indem nicht blos zu Schmölln nnd Altenbnrg, sondern
mdi zn Apolda besondere Taul)enmärkte ^elialten werden.
Wie steht's nun aber tnit der geistigen Kultur des Thüringervolkes? Wohl
ihm, dass mau darauf antworten muss : die höhereu Interessen des Menschen-
lebens haben In Thfinngen stets Herberge nnd Pflege gefunden. Vornehmlich
ist dem Wnldbewohner eine hohe geistige Regsamkeit eigen, mit welcher er
den sahlreichen Fremdenbesuch nnd seine eigenen answärtigeh Wanderun-
gen, wozu ihn d« r ijidustriellc Verkehr (früher namentlich das Frachtfuhr-
vesen) veranlasst, für seine Fortbildung auszubeuten weiss, so dass seine
zwanglose Gesprächigkeit nicht selten eine wohlthuende, nichts weniger als ge-
zierte, Abglättung und Gewandtheit verrftth. Die Schulen stehen in erfreulicher
FUirer durch Thüringen« 3
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34 Thiiriftgeiis Bewohner. I
Blüthc; und wenn auch der alto Si)i'ncli niclit uiclir /.ittrift't, der unter Herzog
Ernst dem Fromnieu f^üiig und gäbe war, dass in seinem Lande die Bauern klü-
ger seien, als anderwärts dio Edellente : so hat die Volksbildung mit andern Län-
dern wenigstens gleichen Schritt gehalten und rieht ans Stadt* nnd Land-, Baal-,
Handels-, Gewerbe-, Landwirthschnfts-, Töchter-. Kleinkinder- und Fortbilditngs-
schulen, sowie ans den .zahlreichen Instituten der Volkslii))liotheken immer neue
"Nahrnn^; -, während die höheren Bil<}niv„"^.mstalten, vor allen die Universität Jena,
das Liclit der freien Wissenschaft hocii empor halten. Gerade die kleinen thü-
ringisclien Residenzen waren vdn jeher die Pflanzstätten der Kultur. Je näher
das Volk diesen Besidenzen stand, um so .sieherer fielen die Brosamen dieser
Kultur in seinen Scbooes. Hat ni<dit das Thüringervolk von jeber äie Sagen-
Idüthe in scinoTii Schoosse gepflegt, so das«? sie jetzt noeli alle Berge nm rankt nnd |
alle Tliäler durchduftet V Wehte nicht von der Wartburg schon im Mittelalter
das Banner der deutschen Poesie und sammelte die Minnesänger an der Tafel-
runde des Landgrafen Hermann? War nicht Thüringen Ton Klöstern tibersät, die
im Mittelalter die Sitze der Kultur, die Brennpunkte des geistigen Lebens waren?
Hat nicht Martin T.ntlur, Thüringens ^^»ter Sohn, der Geistesfreiheit siegreich
Bahn gebroclicn V W ar nicht Weimar lange Zeit liindurcli der Brenn^rnnkt der
deutschen Literatur und durchstrahlte mit dem Glänze seiner literarischen Kory-
phäen die halbe Welt? Hat nicht auch Gotha für das Kulturleben des deutschen
Volkes eine hohe Bedeutung, die sofort in die Augen springt, wenn .wir nur die
gefeierten Namen: Herzog Ernst der Fromme, Herzog Emst n., Herzogin Luise
Dorothea, ,,dic Grossmeisterln der Herzen", nennen? Und zwar glänzen diese
Fürst* nhöfe niclit blos von dem Widerschein und der Reminiscenz ihrer
früheren (Tlorif* : auch jetzt noch werden in Thüringen Wissenschaften nnd |
Künste von deu i iirston mit Liberalität, von den Bewohnern mit Eifer gepflegt, '
wenn sie auch jene „grosse** Zeit nldlit wieder herauf beschwören kdnnen , und |
selbst in den emsstlnisdien Lftndern viel von dem Qeiste verloren gegangen iat,
der sie einst zur Wiege der Beformation gemacht hat. — Ob aucSl Schiller, Goethe,
Herder nnd Wieland heimgegangen sind, der Same, den sie ansgestrent, er blüht
und wuchert fort, "^o lange und so weit die deutsche Sprache klingt. Darum steht
imd geht der \\ unclorer fast überall auf geweihtem Boden. Fürwahr, es ist eine
stattliche „Walhalla", wenn wir dieMBnner auffuhren, die sich innerhalb der
engen Grenzen des Thüringerlandes in Kunst und Wissenschaft rShmHch hervor-
gethan haben und noch jetzt hervorthim , ohne dass wir die alten Minnesänger
oder jene Sterne erster Grösse dieser Ehrenhallo ein^nvcrleiben brauchen. Wir
wollen eine Reihe derselben, die entweder in Tiiüringcu geboren sind oder da-
selbst gewirkt haben und wirken, aus alter und neuer Zeit in alphabetischer
Ordnung namhaft maehen, wenn auch der bes<äaiitnkta Baum nur nmrollständige
Andentungen gestattet. '
Dichter: (Frau v.) Ahlefeld, Beckstein, Bertnch, Bode (Luise), Brachmann,
Bube, Gramer, Dingelstedt, Draxler-^ffinfrefl , Eoban Hesse, J. Falk, O. Frey-
tag, R. Gen^e, Gerstäcker, Gieseeke, (^otter, Gutzkow, v. Hardenl.>erg, Hebbel,
Heinse, v. Heringen, W. Hey, Hölty, Hoffmann von Fallersleben, Fr. Hofmanu,
Jean Paul, Jaoobi, Kind, v. Knebel, L. Köhler, v. Kotsebue, Krug von Nidda,
Lafontaine, O. Ludwig, v. Maltiz, Manso, Meyem v. Hohenheim, Mosengeil,
Mülhier, Musäus, Neubeck, O. Neumark, Palleske, R. Prutz, J. Rank, Rodigast,
A.Kost, Riiokert, Schloenbach , St. Schütze, Johanna Schopenhauer , Seume,
Storch, Tempeltey, v. Thümmel, A. Träger, v. Tromlitz, H. und J. Voss, Vul-
pius, E. Wagner, Ch. Weise, Welker, O. L. B. Wolf, Zachariü. — {Beckstein
und «Stoneft dürfen als Prototypen der lhüritt|^efaen Diditkunst gelten.)
TketHogen vmä PäOagogen: Agricota, Ausdorf, C. Aquila, J. Arndt^ Augnsti,
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:EJiiitX3]ig6iiB Btfwolmer» '
85
Bahr<?t, Bauragarten-Crusius, Brctschneider , Credner, Danz, de Wette, DÖder-
leiii, Kicliliorn, Flacius, A. H. Franke, F. Fröbel, Gerbard, Gesenius, S. Glass,
Gzlesbaöb^, Grossminn, Qnerike, 0nt8mii|]W| Hase, J. Jonas, Eöllner, Laukr
hardt, lieo, Ldffler, Lossias, Mareioll, Menins, MicbiMlio, Hfinter, Myeonia»,
Keander, Niemeywr, Paulus, Röhr^ Bofl^omtUter, Sttckert, Rufus, Salzmann,
Schott, Schuderoff, Schulze, Schwan, Semler, Stier, Stoy, Strigel, Tholaek,
Cmbreit^ Walch, WctrsclieHlpr.
Philosopheu: liiicliuiHim, ]>sch, Fichte, Fischer, Fries, Hegel, Heidenreich,
Kmg, Relnhold, Sehelling, Schopenfa««er, Steffens, Tennemaan» Gh. t. Wolf.
Reohtsgelehrte: G. v. Brück, Feiil, Fenerheeh, Gtty^ Heimbadi, Hellbadi|
V. Hellfeld, Höpfher, Hartleder, F. Lötz, Martin, Mittermaler, Orfloff, Schnaa*
bert, Thibaut, Thomasius, W^alch, Wächter, Znclmria.
Natitrfor scher j Astronomen^ Aerzte: Artus, Bechstein, Blumenbacli, Brehm,
Burmeister, Credner, Enke, Froriep, Grebc, Haeser, Hansen, Ilasseiistein, Heijn,
Himly, Hiifeland, Hnschke, Jahn, EHeaer« Langethal, Lenz, v. LSndenao, MttUer,
Oken , Ried, Schleiden, v. Schlotheim, v. Sdmhwt, Benfft, Siebert, Slgismimd»
Stark , Stöckhardt, Suckow, Tromedorf, Ule, K. M. Voigt, Wackenroder, Weiget,
Zach, Zenker.
Philologen: Döring, Eichliom, Eichstädt, K. Frommann, Göttling, Hand,~
Jacobs, X^epsius, H. Ludolf, Marc^uardt, Rein, Rost, Schlichtegroll, Seehode,
Stroth, Weissoiboni, Wüstemanii.
Geographen und Historiker : Bergbftiis, Biedermaan» Br&ekner, Bttnaa,
Cannabich, Droysen, Fils, Galetti,' Gruner, Hartleder, Helmbold, Herzog,
Hesse. V. Hoff, Jovins, Kiepert, Koberstein, Luden, Mommaen, Paullim", PfcfFer-
koru, Petermann, Ranko, Rothe, C. Rubiauus, Sagittarius, Schoml)urg (Brü-
der), Schmidt- Weissenfeis, Schulze, v. Schultes, Stieler, G. Struve, v. ^ydow,
Vogel, J. Voigt, Weiland.
Maler, Bildhauer, Baumeister: BuiJi, Bottschill, Diez, Döbner, Donndorf,
Doli, ?>berhard (Angelika), Facius, Qenelli, Gurlitt, Helfricht, Hnmniel, Jacobs,
Kranach der Aeltero und Jüngere, Lindenschmidt, MarteTstrior, Gebrüder MüUm*,
Preller, Reinhard, Rothbart, Schwerdtgeburt, Wislicenus, Woifgaiig.
Schauspieler und Sänger : Eckermann, Eckhof, Genast, Iffland, Reer (Wil-
heimine), Scbröder-Deyrient, Unaelnutnn, (Anna) Verdng-^Hiuiptmann, Wolff.
Aber anch die werthvollen Sammlungen, literarische, artistische, natnrwiS"
senschaftliche und antiquarische, die namentlicli in Gotha, Weimar und Jena ge-
häuft sind, mögen als Vehikel der Volksbildung nicht gerinir angeschlagen wer-
den. Die dasigcn Bibliotheken gehören zu den reichsten in Deutschland, während
dts MUnzkabinet in Gotha , die Kupfcrstichsammluug in Coburg imd das Mine»
nlienkablnet in Jena nnter die bedentendatisn iShlen, welche Sberbanpt ezfstireB.
Dazu die Bucbhandlnngen (in Qotha allein gibt es deren 6), die den litera-
rischm Verkehr vermitteln \mc\ von denen einzelne (wie die J. Perthe^'sche in
Gotlia und das Bibliographische Institut in Hildburghausen) die mei^^ti^n derartigen
Anstalten au Umfang überragen;' die Buchdruckereien (am grossartigsten in
Hildborghausen , Gotha und Weimar); die Zeitungen , deren Sümmen faentigea
Tags SU einer Sffentiieben Macht geworden; die Tliatsaidfe, dass von lifi-
ringen ein „Volksbuch" (Beckers Noth- und Httlfsbüchlein) ausging, dessen
Sclinssllnge zu einem nnabsebbaren Walde angewachsen .«ird . von doren
Früchten die Volksbildung zehrt; die kartographischen Anstalten in Gotha,
HUdborghausen und Weimar, die sich eines Weltrufes erfreuen; die Schau-
ipidhfiuser, namenüidi in Weimar, Cobnrg, Gotha und Melningen, die mit
besehrlbikten Mitteln dennoch den hSdisten Anforderongen der fheatrali-
aebea Koast geaflgen $ die gesdmiackv-ollen, svm Thett grossartigen BmAeii
S*
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36 Thadugens Bevoluur.
aus alter und aus neuer Zeit , die kunstreichen Monumente und die mau-
nichfachen Erzeugnisse des Pinsels und des Griffels , die vor Jedermanns
Augen siclieii: fBrwalir, 68 fehlt nadi keiner Seite hin an g^tigw An-
fegimg und Befriedigung!
Dennoch steht in Thüringen der Aherglauhe noch in voller Blüthe, -wie sehr
man auch in simulirter Freigeisterei darüber lächelt tnul f^pottet l'nd nicht hlos
das gemeine Volk huldigt diesem Götzen der germanischen Frühzeit ! Wenn
auch nur der Bauer nodi an das Kalenderwetter, an Hexen und Gespenster
glaubt, so spielen die sympathetlsehen Heilkuren und die sahllosen Geheimmittel,
von welchen alle Zeitungen strotzen, auch in gebildeten Familien noch eine grosse
Rolle Indessen ist es anderwärts nicht besser, in manchen Ländern noch viel
schlimmer. Man würde sich vielmehr täuschen, wenn man diese .abergläubigen
Elemente, die sich nun einmal nicht ausrotten lassen, dem Maugel au Intelligenz
lusdireibeii wollte. „Thfiiingen ist kein Dnnkelland und ebenso wenig sta-
bil." Man darf es sogar, und nieht' ndt Unrecht, den Vorort der freien Ideen
nennen, die sich im staatlichen und kirchlichen Leben geltend machen. Denn
das Dichterwort: „Auf den Bergen ist Freiheitl" tönt in ullon thüringischen
Herzen wieder, und die ,, Fortschrittspartei" ist in Thüringen herrschend ge-
wesen, ehe sich noch der Begritt und der Name derselben gebildet hatte. Zwar
hat das Thüringervolk In seiner ZerstHekelnng niemals eine selbstständige poli-
tische BoUe gespielt, so dass ihm dn ägentBefaer polUUdiw CharäkUr und
ein daraus entspringendes nationales Selbstgefühl abgeht. Wohl aber ist es den
deutschen Oes^nimtinteressen stets mit Emst und Treue -/nr^ethan gewesen und
hält, wie kaum ein anderer Stamm, die deutsche Fahne hoch empor, ohne dess-
halb zu revolutionären Extravaganzen geneigt zu sein. Es hängt mit einer ge-
wissen patriarchalischen Treue an sefaien Fflrstenhltnsem, obgldch man nicht
wohl sagen kann, dass diese Anhänglichkeit eine altvererbte sei, wdl die Sonve-
rinitätsverhältnisse in allen Territorien vielfach gewe<^selt haben. Die Volks-
repräseiit?<tion , die zunächst in Weimar zur Wahrheit wurde, geht aus liberalen
Wahlen hervor und die Grundsätze der nationalen Selbstständigkeit sind im
Gerichtswesen (öffentliclies Verfahren mit Schwurgerichten}, in den Gemeinde-
▼erwaltnngen und im bVrgerlichen Verkehr mehr oder weniger durehgefObrt Li
Weimar, Meiningen und Coburg-Gotha besteht seit 1863 Gewerbefreibeit, und
in Gotha ist ein Selm 1 irr setz publizirt worden, welches die Schule vollständig
von der Kirche emancipirt Die Fürsten beziehen massige Civillisten , haben
ab«r an den Domaiuen , über welche * die Eigenthumsfrage nach vielfachen
Verhandlungen mit den Landrarertretungen nunmehr fast allenthabeu regulirt
ist, eine. Quelle reicher Emolumente. Eine eigentliche Junkerpartei gibt
es in Tliüriugen nicht, wenn mudi die gothaische Bitterschaft , mit den Fürsten
von Hohenlohe an der Spitze, gegen die Entiiehung ihrer Privilegien energisch
protesürt hat.
Mit der politischen Mündigkeit bLohL die kirchliche in unverkennbarer Wahl-
verwandtschaft. Das Thtiringervolk Ist seinem innersten Wesen nach religiös,
wenn auch die Kirchlich keit, wo sie nicht als angeerbte Sitte gewohnheitsmtssig
aufrecht erhnlton wird, mit der allgemeinen Zeitströmung gesunken ist. Da aber
die Thüringer keine Koptliänger sind, sondern der freien Beweguiif^ dos Geistes
und des Lebens huldigen , so haben die krankhaften Ausgeburten der Orthodoxie
in .ihrer Mitte niemals festen Fuss gefasst, wenn auch in neuester Zeit Jugend-
liche Heissspome diese Fahne wieder hoch empor haltm. Es ist yielmehr die
freiere Religionsauffassung des Rationalismus, die in Thüringen ihren Herd bat,
dessen Fcner vornSmlicli von Röhr in Weimar, von Bretsehneider in Gotha und
von Wegscheidel in Halle geschürt wurde : weshalb es in gewissen Kreisen tJ»
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Thüringens i^e wohner,
das „Oalilfta der Heiden" gehrandmarkt wird. tJnd wenn auch j Uagere Theolo*
gen mit ezcentriscbem 'Eiter dieser Sichtung entgegen arbeiten, so linden sie, als
„Mucker** Terschrieen, um so weniger Boden, als man, vielleicht schon aus In-
differeutismus , den dogmatischen AVülilcreicn viel in fem steht, um den kirch-
lichen Frieden, der bisher in Tliüringen heiTschte, trüben zu lassen. — Ungeach-
tet fast kein anderes Stuck der deutscheu Erde so reichlich mit Klöstern besetzt
war, 80 fand doch, und Tielleieht eben desshalb, die Beformation gerade In
Thüringen den gedeihlichsten Boden, so dass die Thüringer die ersten in
Deutschland waren, welche das seit Bonifacius ihnen aufgelegte päpstliche Joch
von siel» warfen. Luther war ja aus ihrem Schoosse hervorgegangen und auf
diesen Felsen baueteu sie ihre Kirche, von den Fürsten geschützt und geschirmt.
So ward Thüringen die Wiege des Protestantismus und seine Bewohner sind in
w^t Uberwiegender Mehrsahl dem evangelisch -lutherischen Bekenntniss snger
than. Im QrosslnrBogthnm Weimar und In der Herrschaft Schmalkalden woh«
nen jedoch auch viele rcformirtc Confcssionsverwandtc , die sich zum Thcil mit
den Lutheranern zu einer unirten Kircheiigemeinschaft vorbunden haben. Die
meisten Katholiken gibt es noch im Regierungsbezirk Eriurt (namentlich auf dem
Elchsfeld) und in den fränkischen Ortschaften, die ehemals anm Bisthnm Bamberg
gehörten. Am sehwfichsten ist veihSltnissiiiSssig die römische Kirche im Her-
aogthnm Altenbnrg und im Fürstouthum Sondershausen vertreten. Dennoch hat
man, wo auch nnr ein kleines Häuflein beisammen ist, fast in nllfn t!iüringischen
Städten katholische Kirchen erbaut, um wenigstens das Terrain zu behaupten.
Auch Juden (im Grossherzogtbum Weimar 1088, im Herzogthuni Heiningen
1574) wohnen in Städtm und Dörfern, namentlich im Wemthal, tiiells aerstrent,
theUs gem^dllch beisammen und In Ihrer Religkmsflbaag unangefochten, ob-
l^eich ihnen manche Staaten erst In jtUigster Zeit das Recht der Ansässigmachung
gestattet haben. In Weimar leben sogar einige griecbTsch-ltatholiscli»" Christen
(57) und haben dort ihren , von der russischen Grossfürstiu Maria Paulowna ein-
gerichteten Gottesdienst. Dagegen will das Sektenwesen in Thüringen nickt
rs^t gedeihen. Zwar hat sich In Erfurt eine altlntherisdie Gemeinde gebildet
und die achtungswerthe Herrenbntorkolonie in Neudietendorf, deren spora<iGsch
zerstreute Mitglieder da und dort als „Pietisten'* bekannt sind, blüht immer ge-
deihliehf»r auf; auch \p.hpn bin und wieder (z. B. in Hildburphausen) einige Men-
nonitcn und 'in Erfurt) einige Irvingiancr; ,,die freien riemeindcn" indessen,
wie eine solche in Nordhauseu besteht, macheu nur geringe Propaganda , ob-
^eh Ihre Apostel bald da, bald dort als Redner auftreten und die Neugierde .
barangoiren ; und wenn sich dergleichen Genossenschaften neuerdings auch in
Gotha, in Langen snl?.n, in Apolda und seihst in einem gothaischeu Dorfe gebildet
haben, so scheint dies entweder Modesachc au sein, oder finf lokalen und persön-
lichen Motiven zu beruhen, indem die freie Reli^onsÜbung ohnehin nirgends be-
hindert oder auch uur erschwert ist. Uebrigeus leben aUe Jßeligionsgesellschaf-
tea mit einander in Friede und Eintracht. Fanatismus und Intoleranz hAen In
Thftringen keinen Boden mehr. Dagegen ist das lingSt gefUhlte Bedflrfniss nach
Einführung der Presbyterial- und Synodalvcrfassung noch ungestillt, wenn auch
Weimar einen schwachen Anlauf dazu genommen hat. Ebenso wenig hat sich
die zerstückelte Kleinstaaterei zu gemeinschaftlichen Agenden, Katechismen und
Gesangbüchern vereinigt. Lediglich im Herzogthum Meiningen sind 14 yerschle-
toie Gesangbücher in Oebrauehl Um so beklagenswerther, als die schönsten
BiGthcn der geistlichen Dichtung auf thüringischem Boden erwachsen sind.
Zählt man die christlichen Bewohner der 7 thüringischen Landeskirchen
7n etwa 8 Gl), 200 Seelen, so vei-theilen sich dieselben nach ihren Confessiouen auf
folgende Weise:
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B8 Produkte«
Weimar-Eisenaeb
262,000 LifUuBr«a«r,
8272 Befonxürte,
0,861 KathoÜkea,
Meiningen . . .
169,870
»1
10
»1
• 842
»
Altenburg . . .
137,102
fi
12
it
50
Gotha . . . .
112,150
»♦
16
>>
250
it
Coburg ....
45,050
20
11
500
»
Badolstadt . .
71,573
»
S
u
78
Sondenhansen ..
61,000
t>
30
II
858,805 Lutheraner, 8842 Kefonnirte*), 11,626 Katholiken,
Produkte«
XittCralreiell« JDass ehedem Thfiringen» Berghau ungldch hifihender
war, als jetast, davon eräShlen nicht hlos die alt6n Bagen und Chroniken, davon
sengen auch die vielen Halden, die noch die Stelle UKngst veiiassener Seh ächte
inul Stollen bezeichnen. So ist der reiche Bergsegen hei Ilmenau, bei Sclnveina,
bei iteichmaiuisuorf, bei Steinheide und anderwärts während der Verwüstungen
des dreissigjälirlgon ELrieges versiegt, uud iiu* deu Betrieb von Dampfmaschinen
und Sehmelaöfen, die sur Forderung der noeh vorhandenen ScbXtze nöihig
wären, ist heutigen Tages das Holz zu theuer geworden und die Steinkohle
noch zu selten. Die Goldbergwerke und Goldwäschereien , die im 14. Jahr-
hundert eine reiche Ausheutc lieferton . ruhen gänzlich. Während von 1530 —
1670 gegen 25 Gewerke mit der Goldwäsche helehnt waren, bei Steinheid,
wenn einer alten Tradition zu glauben ist, mehr als 1000 Bergleute auf
Oold und Süher hauten , und in Beichmanusdorf 122 Gruben fiBi Gange
waren, lieferten spätere Versuehe, diesen Beichth um wieder flüssig zu maeheSy
^e so geringe Ausbeute, dass die neuesten Goldwäschereien in der Schwarza,
die ein aus Krtlifornien zurückgekehrter Rudolstädtor nnteniahm , nur einen
Tagclohn von 4 Sgr. abwarfen. — Fast ebenso gering ist jetzt die Ausbeute
au ailb£.r. Ungleich reicher dagegen ist Thüringen au Ku^er^ das hauptsächlich
-im Geldete des Kupferschiefers vorkommt. Auf den könitser Gängen hreehea
alle Arten von Kupfererz, zum Theil In vorzüglicher Schönheit und sogar
haarförmig gediegen. Dennoch hat auch der Kupferbergbau sehr an Beden >
tung verloren , und die sächsisch-thüringisclie Kupfcrbergbau- und Hüttengesell-
schalt, die ihn jüngst wieder in Schwung bringen wollte, musstc nach
grossen gebrachten Gpfem sich bald wieder auflösen (1860). Von Neuem
wird er jetat bei Ohrdmff aufgenommen. Kur im Hansfeldischen, wohin vor
Zeit :i se^hon Luthers Eltern, deshesserou Verdienstes wegen, von Möhra ausge-
w;ni<lt i t waren, hat die Gewinnung der Kupfererze an Umfang und Ergiebigkeit
gewonnen. — Auch der 7vo^»a^thergbjni. rrtr'/.ugsweiso bei Saalfeld im Gange, ist
gesunken, nachdem die Gruben bei Giücksbrunn (Schweina), die don schönsten
G-laaskobalt, alle Arten von Erdkobalt und die gewöhnlichen Begleiter dieses
Metalls, l/Tismutiiund Arsenik, reichlich lieferten, abgebaut sind, und Überhaupt
nach Kobalt, durch die Concurrenz des wohlfeileren künstlichen Ultramarins
wenig Begehr mehr ist. — Eisen div^^o^ron durchdrinf,^t fast all*- Adorn des Ge-
birges und kommt im Bergreviere Kamsdorf (bei Saalfeld) sogar gediegen vor.
Der Eisenstein, immer von Schwerspath begleitet, wird als Magneteisenstein
(bei Liebenstein, Suhl nnd Saalfeld), gewöhnlich aber als Roth-, Gelb-, Braun-,
Thon- nnd Spatheisensteiu gewonnen, und mag sich das jährliche Gesammt-
erzeugniss auf mehre 100,000 Centner Boheisen belaufen. Davon haben
<*) Diese ZnTii ist jedenfalls zu gering angegeben, Indem sie niolit In allen Lindenk
genau zu ermitteln war.
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die Gruben in der Umgegentl von Schmalkalden , wo das Hauptlag^ des aiek
vorzugsweise zur Stahlfabrikation eijrnendcn Spatheisensfeins ist, die von Kams-
dorf, dauii die von Grafeutlial nnd Sonnebertr und die im Lobensteinsehcn den
grossten Antheil. Während mit Eisen vbiziiglicii die Südseite des thüringer
Waldes gesegnet ist, liefeii der Nordabheng eu anderes satsbringendes Mineral
in Yorsügiieher Güte, den Braunstein (Mangan-Era) , der hauptsfichlich in Glas»
hütten und zu metallurgischen Zwecken verwendet wird. Er findet sich nicht
selten in, bedeutender Mäclitigkeit , bei Ilmenau, Elgersburg, Friedrichroda etc.
— Ausserdem liefert das Gebirge Mirkel, woraus das Arj^entan bereitet wird,
Antimon (Spxessglauz) bei Schleiz, Wisuiuth bei Lobeusteiu, arscniklialtigß Erze
in Kamsdorf, Vitriol und.AIann bei Orlfenläal; Kalk^, FInss* «nd IMwer-
Späth (Salza , Kamsdorf und Schweina etc.) , Kaolin (Tabarz , Elgersburg,
Steinbeide) zur PorzeHanfabrikation, Porphyrtuff (Krawinkel, Stntzhaus, KyfT-
häuser) zu weithin ausgeführten Mühlsteinen; Basalt (frleichberge, Dolmar ütc.)
zu Strasseubauteu ; ausgezeichnete Sandsteine (Seeberg bei G-otha); Alabaster
und Marmor (Schwarzburg, Kittelsthal, Gräfenthal), Kalk (der alteuburger
gilt als der beste) , Mergel und Gyps , letstisren in iM^ifanderuDgswfirdig schö-
nen Krystallen (Harienglas) b^ Reinhardsbrnnn; Kalktuffstein sa- Bauten mit
sehr interessanten Petrefakten (im flachen Lande, bei Tonna, Grcussen etc.),
und endlich verschiedene (aber sämmtlicb zu Schmuck unbrauchbare» Halb"
edelsteine , z. B. Amethyst bei Brotterode und Friedrichrodfi , Achat bei Winter-
Stein, Bergkrystall am Sclmeekopf, Granat bei Liebenstein, Jaspis, Chaleedon,
Cameol und andere. Eine besondere £rw<hn«ng verdienen ^e^ScMtferbrlUhe
bei LchestttDy Chräfenthal und Sonneberg, die seit dem 13. Jahrhundert im Gange
sind und jrefyenwärttfj alljKbrlich 050,000 Centner Dachschiefer, 40,000 Schock
Schiefertafeln, 91 Millionen Srück Schieferstifte und 4500 Schock Wetzsteine
liefern, deren Güte und Dauer haltigkeit von keinem anderen derartigen Trodukt
fibertroffen werden. An einigen Stälen geht der Thonschi^er dnrbh seuxen Oe*
halt an Eisenkies In Alann- nad Vitrioisddefer Qber. — Koch wi<&tiger ist die
Saixpröduktion der tliitrin^er Ebene. Ohne hier der sebon erwähnten SoolqlieUen
•/.n iiedenken, weiche erst bireb künstliche (Tr:\dirun<]: nutzbar werden, erwäh-
nen wir die reichen Steiusalzlagcr , die g7*össtciitheils erst in neuester Zeit, ent-
weder im Gyps des Zechsteins oder des Muschelkalkes, namentlich durcli den
weitbekannten Salzsleder Glenk zu Gollia, whohrt w'ordon sind , und eine yoll^
stindig gesättigte Soole liefern. GHenk hat in Thüringen die SaMneu Ernst-
halle bei Gotha, Heinrichshalle bei Gera und Luisenhalle bei Erfurt, sämmtlidi
in den Jähren 1827 — 29 erbohrt, die jährlich 104,450 Centner Salz produciren.
Die er}.;iebig^^ten Salinen Thüringens sind in Salznngen. Artem, Langenberg (im
Reusäischen), Buflebeu (bei Gotha), Stutteruheim und Erlurl. Das letztere, das
Steinsaliiiergweiic im Johannlsfeld beiiSrliirt, ist kürzlieh erst (186S) ev6fhet
worden,imd8olI,indeui(bis Lager über l&OF. mAcbtig ist, ^t unerscfadpflieh sein.
, Das aus einem 1300 F. tiefen Schacht gewonnene Salz steht dem besten Produkt
der Siedesalinen gleich , und kommt die 0(M\innung des Centners Stücksala
auf 15 Pfi;nni}?e, gemahlen auf 3 — 4 Sgr. zu stehen. — Wenif;;er reich ist Thürin-
gen HU breunharen Fossilien. Die Torfmoore (am Schneekopf und lieerberg) lie-
f%TVL nor lelehtes Material, das im waldigen Hochgebirge fast keinen Werth hat.
Nidit unbedeutend sind dagegen die Torfgrttbereien bei KÖnigsee, bei derBnine
Gleichen, bei Werningshausen und Wangenheim (Gotha), bei Vollersroda und
Possendorf (Weimar). Ungleich wcrthvoller sind die Braunkohlen, die mkui in
verschiedenen Gegenden, jedoch meisst im flachen Lande, und in vcrschicdcueu
Arten reichlich findet, öfter mit ziemlich wohlcrhaltencm Holz der reiSiUikenen
ürwüder mid manniehfisehen Versteiaernngen dnrcfalagert. Die ergiebigsten
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Produkte
(rrnben sind bei Kaltennordheim (eiseuacher Oberland), Arterii, Frankenhausen,
Man^feld, Naumburg, Weissenfels, Halle, Zeitz etc. Die Braunkohlen-Actien-
Ocäellschaft zu Weissenf eis, die seit 1856 besteht, besdiSftigt über 1200 Mann
und liefert JShrtteh mdir als eiae Million Tonnen Kohle (Qries), tte grOestontheils
■11 Steinen geformt und vwaendet werden ; die Actiengeaellscbaft za Halle fördert
etwa G70,000 Tonnen, die sir zu Presskoldensteino!« verMibcUcn lässt, von sol-
cher Festigkeit, dass sie selbst nnf einem weissen Gla^e - Handschuh nicht
abfUrben. Ueberhaupt werden uus lOU Brauukolilengrubeu, welche Thüringen
(mit Ausschluss der preussischen Gebietstheile) gegenwärtig im Betriebe hat,
'|j{hrli4sh ttber 8,740,000 Gentaer Braunkohlen gewonnen. Dagegen haben koit-
«pie^e Versuche (bei E^ardtsberga , Tambach, Kleinschmalkalden, Ei-
senach etc/) . StrinlDhlcn — dies ,,Salz und Brod der Industrie" — zu gewinnen,
nlfht die gewünschten Kesultate peliefurt. Man fand zwar einzelne Flötzcheti
und Nester, aber keine bauwürdigen Lager. Trotzdem wird auf solchen Flötzcn,
die hSdistens 20 Z. mächtig sind, bei Manebach und Kammerberg (Ilmenau)
seit langer Zeit gebaut nnd jXhriieli ehn nieht vnbedentendes Quantum Kolden
gefördert, die jedoch an Gute den übrigen weit nachstehen. Bei Xeuhaus, Stock*
heim mul ('rock hat durch J. Mcyer's rastlosen Betrieb der Steinkohlenbergbau
einen sehr bedeutenden Aufschwung gewonnen . obgleich die hie und da bis
40 F. mächtigen Flötze von 1200 F. mächtigem Kuthliegenden bedeckt sind. Ge-
genwärtig sind auf den dortigen Kohlenlagern 700 Bergleute beschäftigt und
12 Dampftnaschinen im Gange. IHe melningisdie Begiemng belieh mit diesett
Flötien 1831 J. Meyer und v. Weiss. Da man nicht mit schlagenden Wettern
zu kämpfen hat, und für Kohlen von ansgczeichneter Ileizkraft sind, so lässt
sich dem dortigen B ui, trotz dnr ■störenden Vorhältnisse, die über ihm wal-
teten, eine grosse Zukunft proguosticiren. Ueberhaupt sind jetzt in Thü-
ringen 9 Steinkohlenbergwerke in Betrieb , die jährlich gegen eine halbö
liffillion Centner Stdnkohlen su Tage fördern. Dass man In den Stein-
kohlen- ui^d Braunkohlenlagem , im Muschelkalk und Kalktuff, im Kupfer-
schiefer und Zeclistein die mannichfachsten Pflanzenabdrücke und Verstei-
nerungen findet , aus denen man eine höchst interessante antidiluvianische
Fauna und Flora coustruirt hat, wird kaum der Erwähnung bedürfen, so au-
aieliend es auch ist, dergleichen Petre£iikten, die in seltener Sohdniheit vor-
kommen, an sammeln.
Das Pflanzenreich liefert alle in Mitteldeutschland vorkommenden GefrXehse
an Bäumen, Strauchern, Cerealien, OcltViiclitrn , f'nTuüsen, Gräsern, BTnmoii,
Schwämmen, arzneilichen Pflanzen und dergl. ; und zwar ist die Vegetation, mit
wenigen Ausnahmen, von den höchsten Bergen bis in die niedrigsten Thäler nicht
blo8 naturgemXss entwickelt, sondern audi dureh denSleisa &e Mensefaciihaad
gepflegt und gesteigert Gans sterile Streeken Ton grösserer Ausdehnung durf-
ten kaum noch zu finden sein. Das Areal ist au wertlivoll, als dass es nicht über-
all benutzt würd*'. selbst f]n , wo es die Natur stiefn^ütterlich }to}inndelt hnt —
Der herrliithrste Wald, Thüringens grösste Zier und grösster Keii litlunu , l iodeckt
f^st alle Höhenzüge} obwuld es ausser Zweifel ist, dass in frühereu Jahrhunder-
ten das Land weit reicher bewaldet gewesen, als jetat. Indessen hat der fort-
schreitende Ackerbau in den Niedwungoi inuner mehr Ausdehnung gewonnen,
und der Unverstand hat manchen Berg entblösst, der sonst im vollen Baitm-
sclnnuck prangte. Unter den Bäumen ist die Fichte, und nach ihr die Buche am
stärksten vcrtrtsten, am schwächsten die Eiche, die noch dazu in jüngster Zeit
wegen der euormcu Preise, welche dafür bezahlt werden, fast überall den Schie-
nenwegen sum Opfer fällt. Ueberdies wird der Laubwald mehr und mehr Tom
Nadelhols verdrängt, das in den meiaten. Forsten üppig geddht. Die ISQffihri-
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Produkte.
41
gen Fichtenbestände, von welchen die alten Forstleute erzülilen, sind jedoch ver-
schwunden. Menschen und Bänrae leben jetzt «rhtioHer, als sonst. Dennoch
sieht man noch Fichten und Tannen, z. B bei Kabarz, Steiubach-Halk'Tiborg,
Georgenthal, Schwarzburg und besonders die mehr als äOOjahrigeu Kieseutuu-
fien am Wnnelberge, die bis 150 Pom hoch sind. Die sdiSusten Blume werden
sorgf3Uläg geschont. Der prächtigste Buchenwald , vi^eiclit in gans Dentseh«
Und, prangt bei Eisenach und Ruhla. Auf den Vorbergen und in den kleineren
Walddistrikten des flachen Landes siedehi Kioh<Mi, Birken, Ahorn, Hainbuchen,
Espen, Eschen, Kiefern, LKrchen etc. Musterhaft ist die Forstkultur, welche die
.Waldungen pflegt. Fast überall, wu nicht Servitute im Wege stehen, hat der
JOttel- und Niederwald dem Hochwald Platz gemacht. Die Kahlsehlige werden
grSsstin Theils durcli künstlichen Anbau, bald durch Aussaat, bald durch Pflan*
zung:, veijüngt. lind diese wirthschaftliche Pflege belohnt sich. Denn die Ein-
nahmen, welche aus den Forsten erzielt werden, fallen im St?i?it»*h;iiishalt sehr
in's Gewicht. Cime selbige würde die Steuerkraft uugleicli huher angespannt
werden müssen. Die unablässige Nachfrage, sowohl nach Bau- als Brennholz,
kann kaum befHedigt werden. Denn der Absati heschrXnkt sich nicht blos auf
die bedeutenden Holsmasaen, die im Gebirge selbst, hauptsächlich von den 6e*
werken nnd Fabrikanten, consumirt werden, (so dass z. B. im Schwarzburgischen
kaum genug Werkholz für die Holzarbeiter beschafft werden kann), und auf den
Bedarf des thüringischen FlachhuKies ; alljährlich trugen auch Werrn . Saale,
Schleuse, Kodach , Itz und Schwarza kolossale Flössen in's Ausland, und versor-
gen ferne Gegenden bis nach Holland hindn mit Brettern und Baahols.,—
Dcsshalb darf man nicht glauben, dass in Thüringen das Feuerungsmaterial
billig zu beschafi^en sei. Die Holzpreise steigen vielmehr von Jahr zu Jahr.
Selbst in den Haushaltungeji , die mitten im Walde liegen, ist das Fcuerungs-
budget nicht gering anzuschlagen. Denn wenn auch an die Staatsbeamten und
an viele Qewerke, die mit dessfallsigen Gerechtsame}i bedacht sind, oder an die
eingeforsteten Ortschaften das Hols der Btaatswaldungen gegen Tazpr^ (Wald*
DueAe} verabfolgt wird : so hat es in der neuesten Zeit die Fliianswirthschaft
vorgezogen, den nach solchen Abgaben verbleibenden Vorrat]» nur zu Concurrenz-
f>roisen v^rsteigerungs- oder nrcordweise abzulassen. Wenn aber z. B. im Her-
zogtbuni (jrotha, wo verhältnissniassig die höchste Einnahme aus den Staatsforsten
(9i,405 Acker) erzielt wird (im Jahre 1862: 460,787 Thlr. Brutto), der Taxpreis
einer Klafter drelschnliigen Buchen-Brennholses , die vor 800 Jähren 4 — 6 Sgr.
kostete, gegenwärtig auf 5 Thlr. 16 Sgr., einer „weichen** (d. h. NadeUiola oder
\reicbcs Laubholz) auf 3 Thlr. 12 Sgr. durchschnittlich festgestellt ist: so steigern
8ich in den Auktionen diesf Preise nicht selten auf das Doppelte; während die
Nutzhölzer verhältnissmässig noch theuerer bezahlt werden, indem gutes Rund-
holz schon in der Taxe mit etwa b Sgr. pro Kubikfuss berechnet wird. Selbst
tte BodestBcke , die sonst im Walde verfaulten » werden vortheilhaft verwerthet
and durch Zwischenhändler zu Markte gebracht. Die armen Leute können selbst*
verständlich solche Pn.*i.-so nicht erschwingen. Sie behelfen sich — abgesehen
v .n den unbefugten Kingrift'en in den Waldreichthum — mit den Abfällen , die
sie an gewissen Tagen sammeln dürfen. Diese Holzleser tragen jährlich In Frost
und Hitze zahllose Bilrd^ und damit grosse Summen auf dem Bttclcen nach
Hansa: wie denn ftberhanpt der Wald ihre Vorrafliskamnier und die Fundgrube
ihrer Subsistena ist
Denke man nur an die Waldstreu, die sie rechen**, um für ihre mageren
Aecker Dünger zu gewinnen, an das Waldgras, womit sie .,ihr Stückchen Vieh'*
überwintern, an die officinellen Kräuter, die sie verwerthen (Arnica, Waldmeister,
Sdiaafgarbc, Melisse, Kamille, isländisches Moos, Fingerhut, Zeitlose, TöU*
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42 Produkte.
kirsche etc.), ini die Pilze (Stocksoliwamin , Bärtling, Morcheln, ChampighoBS,
Hirsch- und Steinpilz), (Mo ^i'- ossrn und verkaufen, an dio Frütfif mid Heeren,
die sie von Bäumen und Sträuchern sammeln! Der wilden 01>>" 1 1 ;t i nie j^ibt es
zwar im Walde nicht viele, und auch die Haselnüsse linden sich uiciir in deu klei-
nen Feldhölzern, als in ausgedehnten Hodiwaldiuigen : um so reidher ist dagegen
die Ernte an Heidelbeeren, die in nnglanbüdier Menge gepfliloict and theils roh
grossen, theils gekeltert und exportirt werden; an Erdbeeren, die, von aus*
nehmend gewürzlinftcm Ocruch und Geseliinack , Monate huig das Labsal der
fremden Gäste sind; an Himbeeren, die so voraügliche'^ CTelöc auskochen; an
Preisseibeeren (Mehlbeeren, Moosgucken), die man als EiuniachtVucht so hoci^
schfttzt; an Bucheckern, die ein sehr wohlschmeekendes Oel liefern, an Ei<dieln,
die snr Schwemmast verwendet werden n. dgl. m. *
Die J^ora^ namentlich desOebirges, ist so manncbfach und interessant, dass,
wenn sie auch gegen den alpinischen Pflanzenreichthum zurüc ktritt, dennoch bäude-
reiche Werke darüber geschrieben worden sind (von Zenker, Lanf^ethal, Schön-
heit u. a. j. Dieselbe lässt sich naturgemäss in die Flora des Seliielergebirges, des
Porphyrgebirges , des Saalthales, der thtlringer Mulde und des HarzraBades zerie*
gen, und tritt an einzelnen Fundorten, %. B. bei Jena, Blaakenbmi;, Ilmenau,
Suhl, Arnstadt, Erfurt, Waltershausen, Kuhla, Eisonach, Frankenhaasen etc., be-
sonders eharaktoristisch hervor, indem Jena die Floni des SaalthMles, Erfurt die
des thüringer Beckens, Eisenaeh und Waltershausen die des westliehen, Hmenau
und Blankenburg die des östliclien Gebirges, Coburg die der südlichen Abda-
chung des Thdringerwaldes und Frankenhausen die des Harsn^des reprXsentit
ren *). — An CereoHen werden auf dem Walde vorsugsweise Sommerkom nnd
Hafer, weniger Gerste und Winterrogf^eu , vor Allem aber Kartoffeln gebaut, die
meist sehr sehmaekhnft sind und der Krankheit l)csser widcrstelicn, .-ils in der
Ebene. Die kleinste Erdfiäche, und wenn sie noch so steil an den Beru: lu hanst,
wird zum Kartoffelbaa benutzt, indem man Dünger in Körben beiträgt, im tiachen
Lande kommen alle Oetreidearten vor und gedeihen grossen Theils, nameutiieh
in der t^oldenen .4.ue, ausserordentlich üppig. Aueh baut man in Tieleii Floren
sehr seliöiieu Flaelis, jedoch mehr /.um Selbstbedarf, }ils zum auswärtigen Han-
del, stkwie hin und wicdrr Mohn. Tabak, Anis, Kümmel, Koriander, Cichorien,
Ljivendel, Waid. Sonst wurde auch in vielen Gegenden, namentlich im Werra-
grund, starker Hopfenban getrieben. Jetst kommt er nur noch sporadisch vor»
bei Schalkau, Saalfeld, Walterahausen etc. Noch bedeutender war dar Waidbau,
♦) Nach dioaor Kiutiieilung sind im Reis obuch die seltensten und iat^^reäsan testen
Pflanzen an den botrpfTenden Fundorten namentlich aufgeführt, und zwar mit einer
ßlcherheii uud OenauislMit, für welche dl© berühmten JNamen der Männ- i (z B des
Professors Lmujethat In Jena, des Professors Dr. Har<ätl Lenn In Schnepfeniimi etc.) bür-
gen, w<'lclie so gütig waren, unsere VLrzeiclinisso clufv sor- f i!i r;^en Prüfung und Berich*
tigang zu unterziehen. MitAusnohmu des l nstnitthaleü habiu wir jedoch die thüringische
Ebene ausser Acht gelassen und vorzugsweise nur die subal pinischen nnd solche Ge-
2**"*® ^erück.sichtlgt, die in der montanen Begion ihre Wolmtingen zu haben pflecrcn
y ^''!fP^<*'Jff^'nen fiber f an denen Thüringen besonders reich ist, fehlten uns. mit
Aii^nahmo der 8cliwämme, die nöthigen Vorarbeiten. Wer Si hwänimo (Pilzo) Sachen
vviil , und uamentUch essbare, deren es in grosser Meugo gibt, ohne dasn sio von dent
Volke genau gekannt sind, der Instmir» sich ans: J>ii<r, die^nfitsHchen und stiiÄiiiicWn
S-rtT**??/' ^- Arfflnpre, Gotha 1862, mit Abbildungen; oder au« WürÄner^ Schwami^kundJi.
B9nn 1858 , die wn 60 Pilzarten naturgetreue Modeile in natürlicher Grösse um! Wär*
ming enti.ait. Bm dem grossen, durch die Beschaffenheit des Klimans nnd dl« V.TrLi.iA*
deuheit der Bodenarten bedingten i^flanzenreichthum des Thürin<?pnvaldcs s-lfti»»»^,. «
II«» Notizen nnsen» Führers, wie kurz dieselben auch gehalten w«rd^
mussten, um so mehr betonen zu dürfen, als die bisherigen liei:,ol,ücher nur obJrfl^^
Uch darauf eingegangen sind uud die namentliche Aufführung der iaterossanteaf a«> mi»
zon, sowie die An^ Ihrer Fundorte unterlesten haben. . «^««osaanteston Pllan-
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Produkte, 4d
der dcfa TorzDgsweise in der erfnrter Gegend coneentrirte, wo manches Dorf jfibr-
Kell für 12--1 6,000 Thir. Waid yerkanfte, wodnreh die Bairam so hofflrtlg wur-
den, dass sie sieh gleich adeligen Herren dfinkten. Uebrigens wird. der J^e{({6att
in der neiu-ston Zeit rationeller betrieben, und liefert dessliall» unt'leieli TioTicrt^
Erträge, als sonst. ^ Die Zusannnonkgua^' der Grundstücke (^Separation) schreitet
im flachen Laude rasch vurwürtö, wie heftig man a'ich auch anfangs dagegen sträubte,
nnd docHmentirt ihre Vortfaeile desto angenschehüicher, je massloser osd nach*
theiliger die bisherige AekerserstÜekelimg war, fndem es Feldstreifen gab und
noch gibt, die kaum Acker messen. Dabei wird durch zweckmässige üfer-
bauten, durch Austrncknunfr der Silmpto und durch den Wegfnll Aor Urf^nzraine
viel Kulturboden gewonnen. Wird nnn auch in allen nicht sepurirteii IMuren die
alte Dreifelderwirthscliaft, obwohl iuiuudiiicirtcr Weise, noch fortgeführt -, ist auch
cKe 9siisanimenh8ngende Bauart der meisten Dörfer dem Ackerhan nicht günstig,
nnd die Zahl derKleinhlUisler (Hintersiedler) sehr gross : so ist doeh überall dat
Land mit unverkennbarem Fleisse kultivirt, und der Wohlstand seiner Bewohner
hat sich durch die hohen Preise ihrer Erzcnfjnisse, durch den Wegfall vi« l»^rSer-
rituten, durch die Zerschlagung grosser Staats- und Kittergüter, die in den bäuer-
lichen Besitz übergingen, sowie durch andere mitwirkende Ursachen wesentlich
gehoben. Wo atich das Ackerland weniger ergiebig ist, wie theilwelse im Saal«
pm und im Fürstentham Benss^Grels, wird es nichts destoweniger durch den
Fleiss seiner Bewohner zu erträglichen Ernten gezwungen. — Die zahlreichen
Wiesen, namentlich die Waldwiesen, sind mit den gewürzreichsten Gräseni und
Kräutern bestaaiden, welclie der goldgelben, aromatischen „Wnldhntter'' jene
ausgezeichnete Schmackhaftigkeit sichern, die auswäi ts, z. Ii. in Berlin, mit hohen
Preisen besahlt* wird. Die meisten Gebirgswiesen sind jedoch, wegen der Vn-
gtlttst desKlima's, nur cinschürig undheissen,, Jakobswiesen'', weil sie um Jakobi
gemäht werden. Ueberhaupt liegt der Kunstwiesenbau noch im Argen und wird
im tlachcn Lande durch reichen Kleebau crsef /f Wo man jedoch die Wiesen
üeibsig bewässert, erzielt man nicht selten dreischürige Ernten. — Auf die Kultur
des Obstea wird in der neueren Zeit, hauptsächlich durch den Einfluss der Garten*
baitv«relne (in Erfurt, Ootha, Melningen etc.), ein rOhmReher Fleiss verwendet.
Obgleich das KBma nicht allen Sorten zusagt, so werden doch in den meisten
Landorten, sowie an den Abhängen des Gebirges, z. B. in Arnstjidt, Schmalkal-
den, Meiningen, Coburg etc., recht gute Aepfel, Birnen, Ptiaumen und Kirschen
gewonnen. Die reichste Obstgegend liegt zwischen Erfurt und Langensalza,
Namentlich werden in Gierstädt, Gross- und Kleinfahncr (wo der berühmte Po-
molog Sickler lebte), sowie in der Gkgend Ton Treffurt, ausserordentlich Tiele
und schöne Kirschen, aber auch WallnÜsse nnd edle Kastanien, gebaut. Noch
schwunghafter ist der Handel mit den herrlieben Zwetschen Saalpflaumen''),
die das Saalthal — namentlich bei Jena — liefert. Dagegen hatte der thüringische
IVein, der gleichfalls imSaalthale wächst, bevor man die Kunst erfand, ihn durch
Ziisate von Krflmelzncker zum Moste zu veredeln, keinen wohlklingenden Namen.
Dies mag znm Theil der Wandsbecker Bote verschuldet haben mit seinem allbe*
kannten Ued:
Thüringens Berge, zum Exenipel, brtQgen
Gewächs, siebt aua wie Weis,
Ist*8 abernlohf*: man ksmi dabei nloht slDgen,
Dabti nicht fr5h]leb iein.
Aneh der wasunger Tahah (vulgo Kneller) stand nie im besten Kredit«
obgl^ch er gnt zubereitet und, unter anderem Namen, von Vielen geraucht wird*
ohne Zunge und Xase auffällig zu incommodiren.
Ueberaus lieblich ist der ßlunienreichthumf der 2u gewissen Zeiten die Wie-
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44 Prodnlcte.
seil, Felder und Wälder wie mit einem bunten Teppich fiberzieht. Die blftue
Komblnme, die rotbo K1a*schrosc und der gelbo Tlcderich decorircn die grünen
Saatfelder mit ein« m wunderbaren Farbenschmela. Viele "SViosen scheinen mit
duftigen Blumen besä t zu sein. Selbst die sterilsten GrÄben und Kaine prangen
im farbigen Schmttcke. Kieht minder bieten die Wilder 80'8di$ne BlÜfthen, dass
, man viele Arten — wir nennen nur den Fingerlint, die Fenerlilie, den Türken*
bund, das Leberblümchen, den Eisenhnt , Schneeglöckchen , Mniblumen,. Ackelei,
Olockniblnmen, Schlüsselblumen, und viele andere — in die Ziergärten ver-
pflanzt hat und sorgsam kultivirt.
Thierreich* — Wie überall, wo die Kultur sich Bahn bricht, die scheuen
Bewohner der Wildnis« snrüekweichen oder von den Nachstellungen der Ifen-
sehen ausgerottet werden, so auch in Thüringen. Elenntiiiere und Auerochsen,
Bären, Wölfe, Luchse und Biber sind verschwunden: während im Anfang des 17.
Jahrhunderts die Wölfe heerdomvoispflen Wald durch? oc'on und Herzog Ernst der
Fromme noch 1656 ausführliche Jiegulative wegen der Wolf^agden erliess; ja,
im Meiuiugischen noch bis 1837 eine Wolfssteuer gezahlt wurde. Der letzte Bär
wurde bei Katshfitte 1788 erlegt, der letste Wolf im albingshauser Forst 1859, der
letste Luchs 1815 im tambacher Kavier,' und auch noch ein Biber soll zu Anfang;
dieses Jahrhunderts im Schleuscgrund getodtet worden sein. Reissende Thiere
mfichen demnach auch die einsamsten Schhichtcn nicht mehr unsicher. — Aber
auch dixs jaf/dbare Wild ist seit 1848 spärlicher geworden. Die Bauern sind nicht
böse darüber, weil dessen masslose Vermehrung von der leidenschaftlichen Jagd-
Uebhaberei mancher Fifarsten derart begünstigt wurde, dass sie die Früchte ihres
sauern Schweisses mit dem Wilde theilen mussten. Indessen ist der zügellosen
Vernichtung der Jagd- und Feldthiere doch wieder Einhalt gethan. Wer im
Zwielicht durch die Wälder geht, mag sich, wenn er Glück hat, daran ert;öT/,t;n,
wie ein Rudel schlanker Rehe sich auf einsamer Wiese äs't oder ein stolzer Hirsch
durch die Gebüsche bricht. Wilde Schweine kommen nur noch in einseinen Di-
strikten fest eingehegt vor, z. B. bei Schwarsbnrg, Coburg, Sondershausen. Häu-
figer sind die Füchse, besonders auf den Vorbergen des Waldes, wo audl noch
der Dacbs seine Höhlen gräbt, und hin und wieder, obwohl selten, der Baummar-
der baust. Die Hasen dagegen halten sich nicht gem im ( m birge auf, sind aber
im flachen Lande um so häufiger, so dass manchmal auf einer Jagd 4 — 500 Stück
(sonst so viel 1000) erlegt werden. Die Zahl der wilden Kätzchen hat .sich, trots
ihrer immensen Vamehrung, vermind^, weil ihre unterirdischen Harbergen In
den zerklüfteten Hügeln immer unsicherer wwden. An Teichen und Bächen fin-
den sich Fischottern, denen man jedoch um so eifriger nachstellt, je grö'^'^or die
Verheerungen sind, die sie besonders unter den Forellen anrichten. Nennen wir
von den wilden Säugetbieren noch Hamster, die in der Nälie von Gotha eine
solche Landplage sind , dass auf ihre Vertilgung erhebliche Summen verwendet
wurden — man fing In manchem Jahre ttber 100,000 Stflek ~^ und „das Ham-
sterkapitel" der dasigen Stadtrechnimgen sprüchwörtlich geworden ist; Sieben-
schläfer (bei Ka!)arz); Eichhörnchen, rothe und schwarze; Ratten undMSnso, die
auf ihren Wanderzugen zuweilen ganze Fluren verheeren; Fledermäuse in vielen
Gattungen, u. a. m.
An gezähmten VierfUsslem kein Mangel. Bei weitem die meisten Pferde
werden als Fohlm aus Norddeutschland ängefOhrt; jedoch werden auch Stuten
und Hengste anderer Kassen gekauft, z. B, Parcheron-Pferde aus Frankreidi, um
von ihnen durch zweckmässige Kreuzung eine bessere Nachzucht zu gewinnen.
Die einheimische Waldrasse des Kindviehs ist klein und zart p:ebaut, zeichnet sich
aber durch MUchreichthum, Arbeitsfähigkeit und Genügsamkeit vorthoilhaft aus.
Ochsen und KOhe werden häufig aum Ackerhau verwendet. Esel sieht man sel-
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4)
ten. Die Schaf zacht ist nur im Flachland oder an den Abblngen des Gebirges
sa Hause.
Ueberaus belebt ist Thüringen y zumal auf den bewaldeten Vorbergeui von
Vl^fdn aller Art, obgleieb rie durch nnablSsflige Nadtstellongen merklich sasam»
nengeschmolBen sind. Knr die gelHIssigeB SfieillBge Termehrm sich da, wo sie
nicht geflissentlich verÜlgt werden , anf eine sehr belästigende Weise'; auch die
Staaren sind, seit man ihren grosson NntT^on und ihre leichtn ^>vmehrung kennt,
durch Anschlangen von Brntkastchen dahin gebracht worden, duss sie in Menge
vorhanden sind. Au jagdbarem Geflügel ist kein Mangel, wenn sclion Wasser-
hfthner nnd wilde Enten nicht gerade hSnfig sind. Um so reicher ist das offene
Land an Feldhühnern. In den grossen Forsten aber batst der stolse Auerhahn
and in den Kiederwaldungen der schöne Birkhahn ; in den sumpfigen Vorholzern
streicht an warmen FrÜhlinpfSMlienden die Schnepfe; auf den nassen Triften nietet
der Kibitz, dessen Eier aly JJelikatesse verspeist wer<len; in den Kornleidern
schlägt die Wachtel; auf den Krautäckem stolzirt in kleiuereu oder grösseren
Heerden der scheue, kolossale Trappe , der grösste Vogel , der in Thüringen vor-
kemmt; zuweilen lässt sich auch der Kranich und bSafiger die wilde Gans in den
Fluren nieder, und in den Wäldern werden Krammetsvögel, Drosseln und Am-
seln theils in vSrhIingen, thcils auf Vo^elheerden sch<aaren weise gefangen. Auch
den schmackhaften Lerchen wird z,ur Strichzeit auf den ansji^dehnten Stoppel-
feldern nachgestellt, und in den Xadelwälderu die Ringel-, Holz- uud Turteltaube,
obwohl seltener, erlegt. —
Die Raubvögel werden aus den KHQhenhütten verfolgt, damit sie der Jagd
keinen Scliaden thun; obwohl manche damnter sind , die ^ch durch Vertilgungdes
Ungeziefers sehr nützlich machen. Zuweilen, doch nur (gleich den IMÖven) als Irr-
gäste, kommen auch noch Adler vor. Viel häufiger sind Falken, Buä&arde (Buss-
aare}, Weiher, Habichte, Sperber, Würger, verschiedene Krähen, der grosse Kolk-
rabe, der mandimal gesKhmt und cum Sprechen abgerichtet wird — , in denWftl*
dem der buntgefiederte, laut schreiende Häher und viele andere. T'nter d^
Nachtvögeln ist der Uhu am grössten, aber nnch am seltensten , weil <li r juTip-^'n
Brut bis auf die steilsten Felsen nachgestellt wird, um sie für die Krahenliütten
aufzuziehen. Viel zahlreicher sind die Horneule , die Schleiereule, der Nachtkauz
(Todtenvogel) und andere, deren schauerliches Geheul die Wälder und Dörfer
dnrchschrillt und um sorerbasster ist, als es der Aberglaube für eine prophetische
Todtenstimme hält. Daher noch immer bier und da Eulen, tmts des grossen
Nutzens, den sie den Landwirthen leisten, an den SchenertTioren wio Trnjihäen
angenagelt sind. Um so willkommener ist die prophetische Frühlingsstimme des
scheuen Kukuk, und der Wachtel, welche mit ihrem hellen Schlag die Fruchtpreise
anzeigt. Als die schönsten Vögel gelten mit Redit: der Hrol (C(oldam9el,Pfingst-
Togel)» der überdies durch seinen flutenden Gesang ergStst; der Bisrogel, der
ddi an den Ufern der Flüsse aufhält; versdliedene Arten Ton Spechten, die weit-
hin schallend an den Waldbäumen hämmern: der scheue, anrncbipre "VViodehrvpf,
der an den Waldrändern und auf den Vichtrilten seine Nahrung sammelt, und
mehrere Arten der Singvögel, z. B. der gelehrige Gimpel (Dompfaffe), der papa-
geienartige Krenssciinabel, der bunte Stieglifs und Hänfling, der muntere Zeisig,
die imnihige Meise, das niedHcbe Gpldbäbneheii, unter ällen ^nheimlseben Vö-
geln der kleinste, und andere. ^ Damit haben wir schon eine Reibe jener gefie-
derten Sänger genfinnt, die mit ihren süssen Kehlen dns Ohr ergötzen, und dess-
halb so Ijäutig ihrer Freiheit beraubt werden. Die Königin der Singvögel ist die
Qnscheinbare Nachtigall, die an vielen Orten, z. B. in Eisenach, fast aus jedem
Busche flStet Noch häufiger und fast «llerwirka Terbreitet rind Finken, Sotb-
keidch«&f Plattenmdnclie, Grasmficketi» fliegenscbnlpper und wie sie alle beis-
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46
Frodakte.
sen. Um gutcFhiken zu fangen, zukaufen oder auch nur zu höreni laufen die Lieb-
haber meilenweit nnd wenden grössere Snmmen auf, als für das schönste Concert
einer gefeierten Primadonna. Dennoch ist man so grausam, anch die Six^fvISgel,
naiiKMtlich 8Uiare, Finken, Zeisige etc. auf den Vogelherden G)ei Blankenburg
und ander\s-ärts) in frrosscn Montrcn zum Verspeisen zu fanj^en. Dagegen erfreuen
sich die Sclnv:ill)cn und St* n l e eines fast abergläubischen Schutzes. Man thut
ihnen uicLt das Geringste zu leid und begrüsst sie überall nut Freuden, wo sie
nisten. Die weissen Störche sind am häufigsten Im Unstnittbal; andenrXrts brü-
ten sie nur auf einzelnen Gebladen, wo man für ihre' Nester Gerüste auf den
Dachforst legt. Im Thüringorwalde nisten zuweilen auch schwarze Störche.
Schwäne sieht man grösstenthcils nur auf den Parkteichen, wo ihnen die Flügel
verkürzt werden, damit sie nicht fortfliegen : doch kommen einzelne auch in der
Wildniss vor. Ueberhaupt soll Thüringen gegen 200 Arten Vögel beherbergen,
ffie als Stand-, Strich- oder Zugvögel das ganse Jahr oder einige Monate da-
selbst verweilen. Darunter sind wttugstens 80 Arten, die als StnhenTSgel ge-
halten werden, theils ihres Gesanges, theils ihrer Schönheit, theil5 fwio Dohle,
Staar, Kreuzschnabel, Turteltaube etc.) ihrer Geschicklichkeit und Geselligkeit
halber.
Den Ainjjhibien können wir nur eine Hücliüge Beachtung schenken. Dass
die Teiche voller Frösche nnd Röhrlinge sind, heseugen ihre Concerte, die man,
wie monoton sie auch sind, desshalb nicht ungern hört, weil sie nur an schönen,
lauen Abenden ertönen. Insbesondere wird der Laubfrosch als Wetterprophet
geschätzt und desshallj lü'iufif? in GläSf^rn gehalten. Der grüne Wasserfrosch ist
sehr zahlreich, wird abÄ- nur ausnahmsweise zum Verspeisen benutzt. Durch
die Wälder schlüpfen Eidechsen und Salamander (Molche), die, gleich den Kröten,
als giftig gefürchtet werden, obgleieh sie eben so schön als harmlos sind. Von den
drei giftlosen Schlangen ist die Blinds<Aleiche irorudezu nützljldi, indem sie von
Erdschnecken, Rcgenwürmern, Raupen lebt; die glatte Natter schadet, indem sie
sich VOM Bliiulschlf ichcn und Eidechsen, die Ringeln;ittor, indem sie sich vorzur»s-
weise von Gr*isfrüseheii , Eidechsen, Fischbrut mid kloinen Nestvö|;ehi ernährt.
Nur die Kreuzotter, die sich gern im niedrigen Gebüsch aufliält, wo kein Man-
gel an Sonnensdidn, Eideehsen nnd Mäusen ist, ist giftiger Nator, so dass Ihr
Biss hinnen 50 Minuten einen Menschen tödten kann. Doch kommen dergleichen
Unglücksl'älle jetzt weit seltener vor, weil sidi die Anzahl dieser Thiere theils
dadurch, dass jahrelang,' Prämien für ihre Erlegung gezahlt wurden, theils dadurch
gemindert hat, dass der Boden nicht melu* in grossen Schollen lungelegt wird,
wo der Hochwald gefüllt ist.
An JPSsehen Ist Thüringen nicht arm, wenn auch durch denstarkenVerbrauch
Ihre Menge abgenommen mid ihr Preis sich gesteigert hat. Am gesuchtesten ist
die Bachforelle worden ihres vortrefflichen nnd gesunden Fleisches. Sie wird in
allen WAlühaelicn gefangen, theils mit der blossen Ilnnd, theils mit der Angel,
theils in Reusen, theils zur Nachtzeit mit Fackeln oder Laternen, kann aber nicht
weit versendet werden. Die Bitche des flachen Landes liefern Schmerlen, Kaul-
köpfe, Nennangen, Krebse ete. In den Flüssen fSngt man Hechte, oft von er*
staunlicher Grösse, Aale, Aalraupen, Barben, Acschen, Barsdie, Weissfische,
Gründliivje m^d andere. Zuweilen verirren sich in die Werra auch Lachsforellen
und Lampreten. Am wenigsten beliebt sind die Weissfische wegen ihres ire-
schmackloseu, grätenreichen Fleisches, wahrend die Acschen (in der Nesse) den
Forellen nahe stehcm und die Aalraupen von Vielen sogar den Aalen vorgezogen
werden, obgleich Ihr Rogen, wie der Bogen der Barbe, unTerdauliefa Ist. Die
Leber derselben soU einer der "»ssten Leckerbissen im Fischreich sein. In den
Teidien züchtet man hauptsächlich Karpfen, Schleien und Aale. Namentlich
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II 1*11 •
47
sind die tliiii inglschcii Rpiej^oTkarpfen mit Recht berülimt. Die Krebsei die man
in Bächen fängt und iu Teichen züchtet, sind nidit gross , aber sehr wohl>
schmeckend.
Von den WürmerUf deren es viele Arten gibt, wollen wir nur den Blutegel
nennen, der in manchen Teichen (z. B. bei Eisenach) Torkommt. Von Schal-
thieren wird die Malermnsclicl und die Weinbergschnecke, jedoch nur von ein-
seinen Feinschmeckern als Nahrungsmittel aufgesucht.
Z.ihlreiclier vertreten ist die Kh^ssc der Insclctcn. Die bedeutendste Käfer-
sammiung, die nach seinem Tode dem Naturalienkabinet iji Gotha zufallen wird,
besUst der Forstmeister A. KeUner, dermalen in Gotha , ehedem in Georgenthal.
Dann hat das flache Land wenige Arten geliefert, die nicht auch in den angren-
seBden Ländern vorkommen, der Wald dagegen viele deutsche Seltenheiten nnd
sojTfir eine Kiemlitlie Aiizalil noch nnbeschrlebener neuer Arten. Dieser ber^'or-
rageude Entomolog hat in seinen Katalogen alle Fundorte sorgfältig' eingetran;en
nnd später auch eine Sammlung deutscher Selmietterlinge, sowie aller übrigen Ord-
nungen der einheimischen Kerbthi^re begonnen , die schon j«tzt eine wesentliche
Berädiernng der Wissenschaft ist. Leider bansen in Thüringen aneh die ver-
sciiiedenen Arten der BorkenklUßer, sowie der FÖhrenspInner, die Nonne, der
Tnnnenzapfenwickler tnul andere, welche in den Forsten zuweilen grosse Verhee-
rungen anrichten; w:i]iicnd der Maikäfer und noch mehr dessen Larve (der En-
gerling) von den Landwirthen gefürchtet ist. Der grösste unter allen Käfern ist
der Sdiroter, der dch gern in Eäebmwaldungen, z. B. auf dem Hainich, anlhSlt
Ob anch der mysterlSse Heerwurm hierher geh^Srt, der schon 1774 von Dr. Kfihn
nntersncht und in der neuen Zeit von L. Bechstein beschrieben worden ist, bleibe
dahin gestellt. Nirgends ist diese^seltsamc Erscheinung so häufig beobachtet
worden, wie auf dem Thüringerwalde und besonders bei Eisenach.
Ge werbt hätigkeit.
Wenn sich auch Thüringens Industrie noch nicht zu der Bedeutsamkeit auf-
geschwungen hat, welche der Reielithum seiner Naturprodukte und die Regsam-
keit seines Volkes erwarten lässt — und zwar hauptsächlich desshalb nicht, weil
es am »,Salz nnd Brod'' der Gowcrbthätigkelt, d. h. an ausreichenden Steinkoh-
len, mangelt: so hat doch aller Orten die vielaeitigste Begsamkeit ihre Werk-
stätten aufgeschlagen und in einzelnen Branchen, z. B. in Eisen-, Porzellan-, Ala-
baster-, Fleisch- und Spiehvaaren, so ausgezeichnete Erfolge erzielt, dass sie auf
dem Weltmarkt hinter der produktiven Thätigkeit anderer Volksstämme nicht
nur nicht zurücksteht, sondern dieselben in vielen Stücken überflügelt. Kein
deutsches Gebirgsland hat auf einem so kleinen Flächenraumc so viel Werke,
Fabriken nnd S&tten, keine eine so ausserordentliche Betriehs-Mannichfaltig-
keit aufzuweisen, die fast in jedem I>i8trikt und fast in jedem Orte einen *
besonderen Erwerbszweig pflegt. Denn während in den Landbezirken die
Nahrungs- und Gewerbsverhältnisse viel einfacher sind nnd grössten Theils
auf dem Betrieb der Landwirthschaft mit ihren Nebenzweigeu fassen , SO
musste die aahlreiche Beydlkemng des Waldes, welche die karge Ackerki*iune
nieht ernähren konnte, sn den yersehiedensten Hilfsquellen ihre Zuflucht
nduncn , um sich das tägliche Brod zu sichern. Dennoch will dasselbe
nicht immer und überall ausreichen , so dfiss viele Arbeit bkr.-ifte , männ-
liche und weibliche, nicht nur nach Amerika, zum Theil mit Staatsunter-
stätsung, ausgewandert sind, sondern auch in auswärtigen Etablissements,
nunentlicb in den Zuckerfabriken zwischen HaUe und tfagdeburg, ihr Muskel*
kapital zu Yerwertlien suchen. Wenn nun auch manche, zum Theil sehr umfang-
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48 GtwerMlifttigMt
reiche Gewerbe, x. B. die HantlKCspinnste und Handwebereien, die Raschfabri«
katiou, die Bereitunpr des Fenerschwnmmos, der Handel mit Flintensteinen, das
Frachtfuhrw-erk , das früher bis nach HollaiMl, Belgien und Frankreich betrieben
wurde, und als liiickfracht Seeprodukte und Südfrüchte mitbrachte, selbst manche
Biseohiltteu , Stabl- und Hammerwerke etc., Im' Iianfe der Zeit und In Folge der
verCndeiteii Bedfirfoisse and Verhältnisse entweder ihre Endschaft erreicht haben
oder doch sehr zurückgekommen sind : so sind auf der anderen Seite wieder neue
Er'(V( r>)erjiir!)p!i , z Ii Minernlwasserfabriken, BadcflunstAlten, K rk«c!mei(ioreien,
Hemdknöpti henlahrikation n. dgl. eröffnet worden , und namentlich hat der thü-
ringische Zollverein, der sich 1833 dem preussisch - deutschen anschloss und die
yielea kleinen Linder xa einem gemeinsamen Handelsstaat vereinigte, sowie dl«
Verkehrserleichtenmg dnreli gnte Strassen nnd die Schienenwege, welche jetrt
das Gtebirge durchkreuzen und umspannen (während vor 50 — .GO Jahren
noch keine enizi«^c Chaussee über den Thüringerwald führte!), der produk-
tiven Tliätigkeit einen ausserordentlichen Aufschwung gesichert. Seitdem hat
sich die thüringisctie Industrie, die sich früher, mit Ausnahme ' des Meer-
scfaanms etc., fast anssebliesslicli auf die Yerarbeitang inllÜDdlscher Robpi«»
dnkte bescbrinkte, einen grossen Markt, sdbst weit Ober das Meer hinaus,
zu crrujgen gewusst, nn<l der Export hat sich — den Wechsel der Tlandels-
conjuncturen nicht in Anschlaj,' <j;e]^racht — derniassen gesteijjert. dass die nns-
M ärtijjen Bestellungen oft nicht vollzogen werden können und der Ausfuhrwerth
den Betrug der Einfubr weit übersteigt.
Diesem erfkenlieben Anfiscbwnng der thttringlscben Industrie, der aiefa durch
die GanerhefrHheü , die bis jetzt in Weimar, Meiningen und- Coburg- CkvCfaa
eingeführt ist, Tornnssicldlich nrieh stei{^ei:n wird, ftr1)eiten die Oewerbcver-
eine, welche sidi in fast allen Städten gebildet haben , mit reger Thätigkeit
in die Hände. Ein augenfälliges Zeugniss dieses Aufschwunges haben die
beiden thüringischen Gewerbe ' Auettellungen gegeben, die an Gotiha (1853)
und KU Weimar (1861) abgebalten worden. Auch hat sieb ein ToUcswirth-
scbaftticber Verein zu sa in inen gefunden, der unter dem Namen: „üittringi-
scher Oewerbetag" jähHiflir« Versammlungen TiSlt nnd seine Erfahrunfjen
austauscht: sowie nicht minder einzelne Gewerbebanken, Vo rs eh uss vereine, und
andere Associationen der industriellen Thätigkeit unter .die Arme greifen,
dass ein solches Znsammenwirken trotz der -vielen aneb hier vorkommenden
kleinlichen Gesichtspunkte und Sonderlntoressen , die jedem klelnataatlichea
Oemeinwesen eigen sind, dennoch zur Geltung kommen nnd sichtbare Frfidite
trap;en kann, ist ein Verdienst, das dem thfiringer Volksgeisi angmchnet
werden muss,
Ks ist für den Keisenden, ob er auch nicht gerade in diesem oder jenem Ge-
sehllte „macht", gewiss TOn hohem Interesse, nicht blos dne allgemeine l^eber^
sieht Aber diese so vielfach gestaltete Thätigkeit so gewinnen, sondern anch die
ProduktivitXt einzelner Orte, einzelner jBtablissements und einzelner Werkstätten,
wenn nuch mit flüchtigem Blick, in'sAuffo zu fjissen. Wir würden desshalb dieser
äu>serii LebcnsricbtnnL' eine besondere Aufmerksamkeit zuwenden und eine all-
gemeineSkizze der thüringischen Gewerbethätigkeit, die wir auch schon zu diesem
Zwecke au^earbdtet *), hier folgen la^n, wenn wir nidit durch Mangel an Raum
daran Teihindert würden. Es bleibt uns daher nur flbrig , im eigentli«
eben Beisebudto — wenn auch dadurch die Ueberjsiehtlichkeit zum grossen Theil
verToren'pehen muss — die spcciellen NncliwHsunj;cn über Thüringens Industrie
an den lietreffenden Orten iolj^'cn zu la55sen inid auf einige hervorragende Anstal*
ten und J^eistungen in dieser liichtunp liäher einzugehen.
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GescMchie des Thüringervolkefi.
'49
Gesciliclite des Thüringervoikes,
Und nun die EntwSckelung dieses Volkes von deu ältesten Zeiten bis zum
heutigen Tage? die Kämpfe, die es zn bestehen, die Schicksalsphasen, die es za
dnrehwniideln hatte? — Blicken wir in den Spiegel der Gesclücbte, und iHr wer-
den demUrtheil eines neueren Histnrikers beistimmen: „Glücklichere Völker mag
CS geben und gegeben haben, ausgezeichneter durch Macht und (Jiossf baten, rei-
cher durch die Erzeugnisse des Bodens und die Grösse ihres Handels; kaum
aber wird die Ges<^l^te eines nennen, das grösser wäre durch Tapferkeit und
W^sheit seiner Regenten, grosser durch die Trene nnd Aufopferung des Volkes
fiir seine Fürsten, nnd glüi^licher durch lang erhaltene Einfachheit der Sitten, als
. die TlüirinfPr ."
Und dennoch gibt es kaum eine Geschichte des Thüringervolkes. Xnr die
Sage hat esb mit ihren reichsten Kränzen geschmückt. Sobald aber diese Kränze
im Sonnenstrahl der GeseUehte welken, treten die alten Thfiriuger von der Welt-
bühne ab tind vermischen sich mit anderen YolksstSmmen, namentlich mit den
Sachsen, derart, dass die tililirittj^che Geschichte mehr oder weniger sn einer
SÄchsisclien Ti ird
Uni so geschäftiger ist die Ä'a^e, die thüriugisc lieu Gauen mit ihren üppigsten
liliithen zu umranken, so dass wohl kaum ein anderes Land sich mit dem Reich-
thmn nnd der Sinnigkeit ihrer Sagenpoesie messen kann. Keine lütterburg nnd
keine KlosteiTuine, kein Berg und kein Thal, kein Badi nnd k^ne Haide, kein
Fels und keine Schlucht, die sie nicht mit ihren magischen Schleiern umsponnen.'
Vorzugsweise ist es die W;irtburg, jene in Stein genieisselte Chronik des Thürin-
gerlandes, und der benachbarte, vom Zauber der Romantik gefeite Hörselberg,
Über die sie ihr reichstes Füllhorn ausgegossen. L. Bechstein, Thüringens Sagen-
wart, hat die BIStter nnd Blfithen, die irie ausgestreut, zu duftigen Kränzen ge-
flochten nnd leitet sein vierbfindigesW* ] k : ,.Der Sagenschati nnd die Sagenkreise
des Xhüringerlandes**, mit den schönen Worten ein :
„Die SagG wandelt sinnend fTtiK h's Land von Ort /u Ort
Und pfl&nzt in ihrem Garten der Dichtung Blumen fort.
Sie flÜ3t«rt In Ruinen, sie lauscht am Felsen hang,
In Hainen rauscht ihr Flüstein, wie ferner Harfen klanf?.
Sie schwoht um stolze Burgen, sie weilt beim llulmeudacb)
Sie thront auf Felsenstinun, sie spielt am Waldesbach,
Sie hat sich mit dem Lande so ]ieb«ndtrea Term&hlt,
IHuM ife fliBt aller Orten tou alter Zelt er^Mt.« *)
Und nur die Sage ist es, die mit leiser Hand den dichten Schleier lüftet, wo-
mit ^e Wiege des Thfiringenrolkes, wie fast aller Stammy^lker, umhängt ist,
nnd die nebelhaften Gestalten der Vorzdt, wie die Bilder einer Zauberlaterne,
vor unsem Augen vorbei führt.
Wandcnid und lieereTid wogten die Völker in drängenden Zügen rn-sflos um-
her. Da, an der Pforte des ^littclalters, treten plötzlich die ,,Thnringer'' oder
„Döriuger" in den Gesichtskreis der Geschichte, indem gegen Ende des vierten
Jahrhunderts die thfiringer Pferde gerahmt werden. Ob sie ein bis dahin un-
beachteter fjrstamm waren, ob sie ein Zweig der Chemsker, den sdion Tacitns
*) AoMer dem oben genannten Werke, das in Uildlturghausen erschien, hat L.Jiedt'
kein noch ein „TUMimer Saaeiibueh*' (Wien und Leipzig 1858) In 9 Bdn. herausgegeben;
■owie A, Bube und Ph, wileker In Gotha ^«le tböriagfselie 8HE«n poetlsOh bearbeitet
haben.
F&hrer d«rcb Th&riogen. ^
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50
Cresciüchte des Thöriagervolkes.
Thores nannte, ob sie von den Hermiinduren oder Ratten, ron den ,,AngU" oder
„Vacini" stammten, — wer mag's ergründen?
"will man den Strom der thüringischen Geschichte von seiner Quelle an ver*
folgen, bis er in Sand und Nebenliäihe verrinnt, so studire man, ausser den alten
Chroniken von Aotbe, Bange, Einhard, Pfefferkorn, von Falkenstein, Sagittariua
und anderen:
Galetti, Geschichte Thüringens. Gotha 1785. 6 Bde.
Loaaius, Thflringens Vaterlandsknnde. Erfürt 1801.
WachUr, Thüringische und obersächsi^iclic Geschidite. Leipzig, 1826. 8 Bde.
Herzog, Gescluchte des thünngischen Volkes. Hamburg 1827.
Thuringus, Geschichte Thüringens. Gotlia und Mohlis (ohne Jahreszahl).
Döring, der Thüringer Chronik. Erfurt 1834.
Storch, Thüringische Chronik. Ootiba 1841 (von der leider nnr wenige Hefte
erschienen sind).
Was man vom 11 eligionskultus, vom hfinslicbcn , geselligen und politischen
Leben der ältesten Thüringer gefabelt, haftet nur an Hypothesen, oder sagenhaf-
ten Andeutungen, oder an den, wenn auch interessanten, doch gewiss nicht zu-
verlässigen Schilderungen, wclcl*e Tacitus von den alten Deutschen überhaux)t
entworfen hat
Perlade üer thilringischen Königrsmaeht.
Zuerst sind es einzelne mythische Kr>nigsnnmcn (Erpes, Hoyer, Ottericli, Wal-
derieh, Withulf), die wie verw itterte Steinliilder aus demXebcl der Geschichte her-
vortreten. Damals war Thüringen ein selbstständiges Königreich, das ein weit nus-
gedehntes, mächtiges Gebiet umscfaloss. Aber das goldene Zeitalter der Königs-
herrlichkeit dauerte nicht lange. Ja, schon zuvor waren die Thüringer von firemder
Botmässigkcit geknechtet worden, nachdem langjährige Reibungen und Kampfe
zwischen den aneinander grenzenden jugendlichen Reichen der Franken und Thü-
ringer vorangegangen. Chlodo^ricJi (Clodevich), der Stammvater der fränkischen
Königsdynastie, bejierrselite um die Mitte des fünften Jahrhunderts das Tliüringer-
Tolk, nnd baute, nm es im Zaume su halten, an den Grensen'bdderReidie das feste
Bchloss Dispargttm. Manche sagen, dies sei Burgscheidungen, die Qrensseheide
zwischen Franken und Sachsen, gewesen. Wahrsclieinlicher aber stand jene Burg
auf dem Scheitel eines Basaltbcrges , der an der Grenze Frankens liegt und noch
heute die Disburg heisst. Chludowigs reizende Gattin, von einem Meergott im Bado
umarmt, gebar den Meroicich CMerwig), welcher der fränkischen Dynastie den Na-
men der äercwinger gab. Als "niUringens Beherrscher baate er die Stadt Erftirt und
nicht w^t davon seinen Herrsch ersitz , die Merwigsbnrg (Möbisburg) . Während
seines Re^mente.s iil)erfluthetc nnd unterjoclite <ler Ilunnenkönig Attila (Etzel)
das Thüringerland. Vor tliescr ,, Geisse! Gottes" und ihren furchtbaren Schaaren
„zerfiel der hercyuische Wald in Kähne, wie der Dichter singt, und bedeckte <len
Bhein*^ In Sisenadi hielt damals der König Günther (Gunthakar), dessen Gre-
biet dem Frankenscepter vielleicht noch nicht unterworfen war, sein prachtvolles
Hoflager. Uinsich mit Attila zu befreunden, gab er ilim. v i las Nibelungenlied er-
zählt, seine wunderschöne Tochter, Chrnuhildr^ zum Weibe und richtete ein festliches
Beilager aus, dessgleichen noch ine gesehen. Und dem gewaltigen Etzel ffcfiol es in
Thüringen so wohl, dass er waidwerkto und fischte, und das Volk so reichlich
beschenkte, dass man ihm die nralten HUnzen zuschreibt, die man hie und da
nochin den Aeckem findet. Merowig aber hatte sich wfihrend dess mit den Bömern
nnd Westgothen verbündet, so dass er es wagen durfte , gegen die I n barischen
Horden zu Felde zn ziehen. Bei Chalons kam es Bilm Treffen, das die Macht des
Hunneukönigs brach.
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fieseMoktd des ThünngerTolkes.
51
Kaeh Herowigs Tode waard sein sfigelloser Sohn Cfldlderieh vom Thron ge*
tbossen und a«8 dem Lande g^agt Nun achfittelten die Thttringer das Joch der
FremrlheiTSchaft ab nnd wühlten — wie geschichtlich feststeht — den Badnm
flun König. Bei diesem snchte nnd fand der flüchtige Childerich Sclmtz mid Oh-
daeh. Allein, ein zweiter Paris, verführte der fränkische Liistliujr das Weib sei-
nes edlen Gastfreundes, ^a^na^ so daää ihm. diese nachzog, als er den Thron seiner
Titer wieder bestieg (464). Seitdem glfihte swisdiett den Thfiri ngern nnd Pran*
ken ein nnversfibnliclier Hass. I>er Sprossling, der ans jener unsauberen VerTnu*
d«np henrorging, war der grosse Menschenwürger Chlodwig (Clodowäus) „der
cri? t^T-borene allerchristlichste S^bn dor Kirche", der vielgepriesene Stifter des
Fruiikenreichs. Er ilbcrzof;; Thüringen, um die verheerenden Einfalle, dieBasinns
gegen seinen Vater unternommen hatte, z,u rächen, mit blutigem Krieg und zwang
es znm Tribut (491).
Als Basinus gestorben, theilten sich dessen 86bne, Balderich, Berthar und
I£ermanfried (Irminfried) , in seine Länder. Dem letzteren fiel das heutige Thü- *
ringen zu. Er vermählte sich mit einer Nichte des glorreichen O.^tgothenkönij^s
Theodorich, der schönen, aber herrschsüchtigen Amalierga. Sie konnte es nicht
ertragen, dass ihrGemahl, der auf der Merwigsburg sass, mit seinen Brüdern das
Reich gefheüt. Damm bdhnte nnd stachelte sie den schwaehen Kdnig so lange,
bis er den Berthar durch Brudermord aus dem Wege räumte. Nun hatte er das
halbe Land. Da deckte ihm seine Gremahlin auch nur den halben Tiscli und rief dem
Verwunderten zu: ,,Dem halben König der halbe Tt^cb!" Balderich aber, der
andere Bruder, war gerüstet, jede Unbill von sich abzuwehren. Da rief der treu-
lose Hermanfried den FrankenkSnig Dietrich (Ibeodorich), Chlodwigs Sohn, zu
Hülie nnd versprach ihm die Hllfte des Landes, wenn er seinen Bruder stürzen
helfe. Und siehe, auch Balderich fiel (520). Jetzt hatte Thüringen nur einen
Thron; aber es klebte d.T^ Blut zweier Brüder daran. Und diese blutige Saat
trug blutige Ernte. Dietricli verlancrte nnisonst den versprochenen Lohn. So-
gar den alten Tribut verweigerte Thüringens König, und Amalberga ver-
bSliBte die fränkischen Gesandten, dass DietriGhs Vater in Sfinden empfangen
«nd geboren sei. Da entbrannte Dietrich im grimmen Zorne und verband sich
mit seinem Bruder Chlotar, der Westfranken beherr.schto, um Hermanfrieds
Treulosigkeit zu züchtigen und Amalberga's Stnlz zu brechen. Die Thüringer
mnssten vor ihrer Heeresmacht weichen, und zogen sich an die ünstrut zurück.
Dort wurden sie in einer dreitägigen Schlacht so gransam anfsHaupt geschlagen,
daas ihre Leichname das Bett derUnstnil anfllllien, nnd die Franken wie anf dner
Brtteke den FIuss überschritten. Hermanfried aber ÜQchtete in seine Burg Sdi/tp-
dungen, wo sich nuch die Königin Amalberga geborgen hntte Da sich nun die
Franken nicht stark genug hielten , das feste Schloss zu überrumpeln, so riefen
sie die benachbarten Sachsen zu Hülfe, und sicherten ihnen, wenn man die Macht
der Thüringer vollends breche, nicht blos die Bnrg, sondern auch das ganze Land
jenseit der Unstmt an. Die Saehsen kamen nnd Seheidnngen wnrde belagert
Da iran Hermannfried erkannte^ dass er sich auf die. Daner nicht halten
kdnne, schickte er vertraute Boten den Frankenkönig und Hess flohentlich um
Leben und Begnadigung bitten. Die Versprechungen, die ihm die Noth aufige-
presst hatte, fanden ein geneigtes Gehör. Dietrich, eben so treulos, als riermaa»
fried, verabredete mit ihm, der Iflstigea Baohsen dnreh Uebevfall sieh zn enHedi-
gcn. Aber dieser Verrafli ward T^m^Stusa. Alsbald sammelten sich die Sachsen,
titfcfirmten die königliche Yests im Dnnkel der Nacht und schlugen alle wehr-
haften Mn'nTinr inndor. ITermflnfried wftr jedoeb mit der Königin durch eine
heimliche Pforte entkommen und suclito nun beim Frankenkönig Zuflucht. Die-
«er nahm ihn freundlich auf, stieps ihn aber während eines ZwiegesprÄdiss heim*«
4*
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Gesehicbte des Thüriugervolkes
VMi ▼on der Stedtmimer» Hess seine Klader erdrosselir und seliickte sein elursHcb*
tiges Weib mit Sdnmpf nnd Schande in ihre Ileimath zurück. So ndhm das ibUk*
ringische Königreich, das sich von der Donau bis weit iil)or dcnlTnrz nnd von der
Elbe bis zum Main erstreckte, ein trauriges Ende (528). Die S;iclisen und Fran-
ken theilten sich in die Beute, so dass jene den nordöstlichen (vom Harz bis zur
Unstrnt), diese den südwestlichen Theil des Landes C^on der ünstrat bis zum
Thttringenrald) In Besits nahmen. Dort stand als Orensveste die Sachsenbnrif,
hier das Frankenhans (Frankenhausen). Dazwischen floss dIeUnstrnt, die beider-
seitigen Gebiete scheidend nnd sondcmrl H^nn^ Scheidunp;cn — S( luli r^bnusen).
Die Sachsen aber verpflichteten sich, für diese reiche Beute deu Frauken einen
jährlichen Tribut zu zahlen.
So ercfihlen die firinklsdien Betiehte, vor aUen des Gregorivs von Tom.
Neuere Schriftsteller haben jedoch versncht, diese wahrhaft dramatische Episode
der thüringischen Geschichte in einem andern Lichte darzustellen, nnd die Ehre
des thfjrni^'isciu n Königsgeschlecbtes und dos thüringischen Volkes von dem un-
geheueren Schutt der Schmach und Seliande zu befreien, den fränkische Gewalt
nnd Tücke darüber gelegt. Ja, Luden in seiner Geschichte des deutschen Volkes
behauptet geradezu: ,,Das königliche Hans der Thfiringer ist nicht angefllllt mit
Hess, Wxit und Verratib, sondern mit Wohlwollen, Trene nnd Liebe.*'
Wie dem auch sei — mit dttoa tragischen Untergang des thüiingischen Kö-
nigreiches hörten die Thüringer auf, ein freies unabhängiges Volle an sein.
ThüriBgen utter frSnkiseh^ Herrselialt (580 — 840).
Nach dem alten Spridiwort: IHvide et tmp«ra (theile und herrsche)! ward
das unterjochte Land in einaelneOaue gctheilt(Helmegau, Westergau^Lupnitsgan,
Hörselgau, Ilmgau etc.), die von Gaugrafen verwallet wurden. Die Thüringer aber
hatten viel zu leiden. Wenn auch die 500 Schweine, dicsic dcnFrankenjfihrlieb lie-
fern mussten, leicht beigeschaflft waren, so konnten sie doch den VerlustihrerFn ilieit
nicht so leicht verschmerzen. Je öfter sie sich aber empörten, desto härter wur-
den sie bedrückt. Dasu kam» dass die OangraÜBn — weil der Oberbefehl nicht
in einer Hand lag zu schwach waren, die verheerenden Einfülle der Sorben nnd
Wenden, dcrSlaven m d Hunnen enerpscb abzuwehren. Dies erkannte der Franken-
könip; Dagobert, und setzte einen tnpfern Kricpr'=;iTi nun zum//crÄ<^überdas Thürin-
geriand (630). Dieser Herzog war Äadw^/^tudüipii), der meist in Würxburg resi-
dhrte. Er hielt aber nidit blos die räuberischen Horden der Sorben und Wenden
im Zaum, Indem er sie an wiederholten Halen anf s Haupt schlug und feste Bor-
gen, namentlich im Saalthal baute (s. B. die Sorbenburg bei Saalfeld, Rudolstadt,
Domburg etc.) 5 sondern fasste auch, vom Krie^^sglfick bcf^ünstigt , den kühnen
Gedanken, sich zum ununischi'änktcn Herrn von Thüringen empor zu scbwiiif^cn.
Ais er deu Frauken den Gehorsam aufgekündigt hatte, fielen diese mit einem star-
ken Heere in Thttringen efai. Badnlf hatte rieh auf der Steinklebe, nicht weit
Ton Hemleben, vetsehaait. Als die Franken nahten, stfirste er nAt sdnen Maa«-
nen über sie her und. richtete unter ihnen ein grtesliches Blutbad an. in den
Fricdensunterhandlungen , welche nnch diesem Kampfe filirtoii. v orrichteten die
Franken auf jeden Tribut-, Kudulf über, obwohl unumschränkter lierrschcTj er-
kannte nach wie vor die fränkische OberlehnsheiTlichkeit an.
SeineKachkommen) OkMtlsi-i und jEGnle», liessensichawarTonKliian und Willi-
brod taufen, re^rten aber so< tyrannisch, dass sieh die.Thiringer gegen IhrBe^«
ment empörten und die Sachsen zm Hülfe riefen. .Seiisn der Jüngere ward vom
Thron gestossen und aus dem Lande gr^agt. Thüringren war nun wieder ein Spiel*
ball in den Hftnden fremder Ueberm acht; bis die Franken abermals die Ober-
hand gewannen und das Land wieder durch Grafen beherrschen Hessen.
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iiesclückte des Thftrmgervoikefi.
53
Um diese Zeit wer es, eis dle^onne des Cüiri&teiitliams ttber Tharlngea
beraafzog, nachdem die Morgensterne, die ihr TOwtmgtgßoi^n, nur einselne Streif-
lichter in die heidulsclie Fiustemiss geworfen hatten. Winßried, der gottbogei«
Sterte Angelsachse, predigte, von den frSnkischen Herrschern nnter?<tützt und ge-
schirnat, das Evangelium, baute Kapellen, Kirchen und Kloster (bei Altenbergen,
zu OhrdruflF, Erfurt ete.) , und erwarb sich (von 719 anj durch eine aOjährige
segensr^che WirksamiLeit den ElnrennaiBen des thMngiachm Apo§tH$, den G*-
sehiclite und Sage mehr verhc i ifu ht haben, als die pftpstli^e Canonisatioii. So
ward er im wahren Sinne des Wortes dem Thüringerlande ein Bon^aeiua (WoM-
thäter), den das Volk noch jetzt mit dankbarer Verehrung feiert.
Unterdessen hatte sich ein neues (xeschleclit , die Dynastie der Karolinger,
des Franikenthrones bemXehtigt. Bonifacius salbte den ehemaligen Hau&meier
F^tH cum König der Franlcen. Sein ni]imgelEri>ater Sobn, Jtorl der €hro9te, der
wie ein strahlendes Bleteor nber den Himmel der deutschoa Gestellte sieht,
brachte durch lan},'i ahrige KSmpfe den alten Hader zwischen den Thüringern und
Sachsen zum Austrag, indem er diese vollständig unterjochte. Die Südthnringer
aber Hessen sich beigehen, gegen den gewaltigen Kaiser eine Meuterei auzuzet-
tein (706). I>a Y«rtrieb er sie aus ihren Wobnsitsen und gab den Frauken das
Land. So erliielt Thüringen, das er dnrdi Siehter ymralten liess, sdae JetsAgen
Grenzen : südlich das neue Frankenland bis sam Bennsteig des Tliliringenraldes,
ostlich die Saale und nördlich den Harz.
Unter Karls Nachfolgern verwandeln sich die Richter wieder h\ Herzöge
vnd Markgrafen, die sich der wiederholten EinHUle der Sorben und Wenden, der
Staren, Kormaanen vnd Ungarn mancbmal kaam erwebrcn konnten.
Thüringen nnter den dentsclieu Kaisern (84^ — 112o).
Damit beginnt eine neue, Segens-, aber aoeh blatreiche Periode der tbfiringi*
seilen Geschichte.
Karls schwacher Sohn, Ludwig der Fromme, theilte sein Keich unter seine
dr^ Sdhne. Ludtcig, der fortan der Deutsche genannt wurde, erhielt DestsehiaBd
und somit auch Thfirii^en. Seitdem stand Thüringen unter der Botmissigk^
der deutschen Kaiser. Weil aber die Einfälle nicht blos der Slaven immer ver*
beerender wur<b'n , «ondeni auch das wilde, kriegerische Volk der Ungarn Thü-
rin^ioii mit Brand und3iord überzog, so dass, wo es den Fuss hinsetzte, das Land
zu eiuer "Wüste ward, schien es geboten, die oberste Gewalt wieder in einer star-
ken Hand au vereinigen. So witd abermals ein Jlentog fiber Thüringen bestellt,
indessen gelang es erst dem Ahnherrn der Orafen von Wettin und mithin dem*
Stammvater der säehsiehcn Fürstenhäuser, dem tapferu Herzog Burkhard , die
zügellosen Horden einigerniasseu im Zaume zu halten. Als er im Kampfe gegen
die räuberischen Ungarn bei Eisenach gefallen war (909), trat au seine Stelle der
bertlhmte Sachsenberzog, Otto der Erlauchte. Dieser sollte zum deutsehen Kai-
ser erhoben werden, Meiidem l^tMfor^ „da» Kmü^*, der letste deutsehe König
aas dem Stamme der Karolinger, gestorben war , bevor er noch mannbar gewor-
den. Da er sicli jedoch zu altersschwach fühlte, sclilug er Konrad , den Herzog
der Franken, zu dieser Würde vor. Schon im fulp-pndcn Jahre, nacluleni Konrad
zum deutschen Kaiser gekrönt worden war, suub Otto der Erlauchte und ver-
erbte seine Gftter und Würden auf seinen glorrdchen Sohn Heinrich. Diesem
wollte Konrad das s5idliche Thilringen entreissen. Es gelang ihm aber nidit.
Heinrich blieb Tlcrr von Thüringen und Sachsen. Konrad aber, als er sein Sude
Wannalicn fühlte, berief die Oro'^^cn .seiup« Reiches nnd sprach zu ihnen:
,.ßliick und Tn.rend sind von den Krankeu gcwklien. Darum nelnnt die Zeichen
der Königswürtic und die Kleinodien des Reichs und bringt sie unscrm tupt'eru
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(yesclüclite des Tkiiringervolkes.
Gegner, dem Hersog von Iltflruigen und Sachsen. Er ist zu einem gewultigeo
Herrscher erkoren." Als Konrad des Todes verblichen (918), thaten die Fran-
IvPiifilrsten , wie ihnen geboten war, und zogen nach Memleben , wo llriiirich sei-
in 11 Hol hatte, und fanden ihn auf dem Vogelherde, da er Fiakcn laugen wollte.
JJarum ist er der Vogelsteller oder Mnhler genannt worden. Sie führten ihn aas
Mitten fhüiingiselien WUdem iieeh Fritslar, wo er von den Franken, Saebsen
■und Thüringern^ spftter anch von den Schwaben und Baiern, einmüthig snm Kö-
nig ausgerufen wtirde. Mit Heinrich, ,,dem ersten Ritter", ging eine neue, schö-
nere Zeit über Thüringen auf; denn die alte Heiraath war und blieb sein Aug-
apfel. Nachdem er die Kraft der slavischen Stämme gebrochen, legte er, um die
Ungarn im Zaum zu halten , viele Festungen an , die nach ond nach zu Städten
emporbliihten (Mersebnrg, i^aedlinbnrg, Nordhattsen und andere), nnd erwarb
sich daduri Ii len Ehrennamen des Städtegründers. Als er den Ungarn, Statt des
gelobten Tributes, einen räudigen Hund schickte, brachen diese mit doppeltem
Ingrimm in Thüringen ein. Heinrich aber war gerüstet. Er schlug sie niclit
blos bei der Jechaburg (unweit Sondershausen ) , sondern brachte ihnen bald
darauf (933), bei Keuschberg, nkht weit yon Hwseburg, eine so völlige meder-
läge bd, dass »ie nie wieder naeh Thilringen surfiekkehrten. Noch jelat wird Un
Dorfe Keuschberg alljährlieh ein Volksfest gefeiert, wobei die Geschichte der
grossen Hunnensciil u lit in der Kirche vorgelesen wir'l
Als Htinrivh . der erüte deutselie Kaiser aus dem Öachsenstammc , auf sei-
nem Gute zu Memleben gestorben und in Quedlinburg beigesetzt war, erbte sein
Sohn, OUo der Oroßse, „der Stifter des heÜigen römischen Reichs'*, die d«utc^e
Krone (936). Er war der letste Hersog von ^Thüringen, und setste, alt er den
Thron bestiegen hatte, den Grafen Günther zimi Marli irdfen von 7%Sru^e» ein.
Devisen Sohn , Echard I., erwarb auch die israrkgrafschaft Meissen , so daSS nun
Thüringen und Meissen über 100 Jahre mit einander verbunden blieben.
Während dess war Otto I. zu Memleben gestorben (973), nachdem er eine
Fehde mit s^em Bmder Heinrieh, der gleichlub nach der "Kxtm» Terhugte , in
Sliüriagen siegreich ausgefochten und Merseburg dab^ «robert hatte. Auch sein
Nachfolger, Otto II., der in iVTcin leben ein prachtvolles Kloster stiftete, war za
seinen Vätern gegangen , und Otto III., den soine Zeitgenossen als ,,€in Wunder
der Welt" gefeiert habeij^, sass auf dem deutschen Thron. IMit \hva lebte Graf
Wilhelm von Orlamünde und Weimar, der mächtigste Herr in lliüringeu, iu lan-
ger Fehde, weil der hohe Adel seine Herrschgelflste nicht aihmen und sieh kei-
ner Obergewalt beugen wollte. Aber Otto 's treuer AnhSnger, Markgraf Eekard^
„der vollkommenste Mann seiner Zeit", belagerte ihn in Weimar (984) und legis
seinen hoebstrebenden OelüstenZaum mid Zügel an. Al.s jedoch Otto gestorben,
wurde Eckard von seinem eigenen Ehrgeiz dermassen gestachelt, dass er sei bat tiie
Hand nach der Kaiserkrone ausstreckte. Meuchelmörder setzten seinem Streben
und Leben ein Ziel. Mn Leichnam ward in Grossjena bei Naumburg bestattet.
Nach Otto*8 Tod (1002) kam Heinrich II., Herzog von Baiern, — „der Vater
der Mönche" — anf den deutschen Thron, olinc jedoch forthin den Tribut von 500
Schweuicn einzufordern, welchen die Thüringer an die königl. Küche liefern muss-
teu , und residirte gern auf den thüringischen Pfalzen , zu Doriiburg und Allstedt.
Mit seinem Hinscheiden (1024) erlosch der ehrwürdige Kaiserstamm der
SaehsMi. Und nun war es wieder ein Frankenheraog , Kanrttd der SaHer, denr
die deutschen YölkMr zu ihrem Herrsehw wihlten. So war denn auch Thüringen
wieder mit Franken vereinigt, obwohl es nach wie %'or unter der Herrschaft der
Markgrafen von ^loissen stand, bis sich die Grrafeii vou Orlamünde die markgr&f»
liebe Macht und Würde aneigneten.
Der aweite röuüsch- deutsche Kaiser ans dem Hause der salischen Franl&ei^
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fteacMclite des Tküringervolkes. 55
war Bemrieh III. (1033 ^ 1006), ein eifriger Förderar der Kllnste umd Wissen*
sdieflea und einer der gewaltigsten Fürsten seiner Zelt Wlhrend seines Begi*
inento?? w;tr Krlnrd IL, dcu er seinen p^ctrcuesten „treuen Eckard*' nannte,
Markgral vi ii ihüriugeu. Als selbiger ohne leibliche Erben mit Tode abging
(1Ö46>, wurde U ruf Wilhelm uon Weiiftar mit dieser ^\ ürde beliehen. Aber auch
ihn ereüte der Tod , da er eine Königstochter aus Ungarn als seine Braut heim-
filirea wollte. Non ward sein Bmder OUo, Graf toh Orlamttnde, Harkgraf in
Thüringen. Um die €tftter seines Bruders zu exlialten, die dem Erzstift an
Lehen gingen , versprach er dem Erzblscbof , von allen seinen Besitzungen dem
maiuziächeu Stuhle den Zehnten zu geben, und aueh die Thüringer mit dieser
Abgabe zu belasten. Dies war der Ungliickssame, aus welchem die blutige Frucht
des JZehnt^nkrieges aufging. ludessen erlebte Otto den Ausbruch dieser Feind-
seligkelten nleH. Er starb 1067. Und als «ndi sein Naehfolger, Eckbert
Graf von Braunschweig, nach wenigen Monaten mit Tod abgju^« ward dessen
Sohn Ecl:hert II. Markgraf von Thüringen und Meissen.
Uulordessen war auch Kaiser Heinrich III. gestorben und hatte das lieieh
seinem fün^ ahrigen Sohne, Heinrich IV. ^ hinterlassen (1055), der unter Mitwir-
kung des nechuMÜigen Markgrafen Eckbert entführt, und erst mit mönchischer
Stieoge ersogea, dum aber in AvssdiweiAingen nnd Therheiten entsittlicht wurde.
Als er mündig geworden, verheirathete er sicli mit einer italienischen Gräfin,
deren er jedoch, wie schön und tugendsam sie auch war, bald überdrüssig wurde.
Um von ihr geschieden zu werden, wendete er sich au den Erzbischof von Mainz,
den mächügsteu Prälaten Deutschlands , und sicherte ihm die bereits verspro-
cfaBne Entrkhtnng des Zehnten so, welchen die Thüringer hartnäckig verweiger-
ten. Darauf legte er In yerachiedentti Gegenden des Landes feste Burgen an^
S. B. den Spatenberg bei Sondcrshaivscn, Volkenroda unfern MSblhsusens und
andere, und liess d.is Volk m sclrmalilieher Weise knechten, \\m es seinem Willen
ir<^niprig zu macheu. Eijiü Kuxheuvcrs.tmmlung in Erfurt (1073) vermochte den
Uader nicht zu schlichten. Die Thüringer wurden durch einen Gewaitspruch deq
Kaisers sttr Ueferung des Zehnten vernrtbeilt. Da schlössen dieselben mit den
glelchiUls nnsüfrledenen Saebsen dn Schute- nnd Trutebttndniss und logen yer-
eiiügt gegen die Söldner des Kaisers zu Felde. Die vcrhassten Schlösser wurden
belagert titmI gebrochen Jrt , ITriunch kam in solche Bedrängniss , dass er zu
Gerstungeu einen ^orläutigeu Frieden schloss. Bald jedoch entbrannte der Kampf
von Xeuem. Der likaiser zog mit einem ungeheueren Heere, wie XXeutschland seit
Mensciiengede&ken kein »Nltes gesehen, gegen die Terbindeten Thiringer und
Sadisen, und sehlug sie wlhrend der Nacht in einem mSrderlichen Kampf bei
Higelstedt, nicht weit von Langensalza, aufs Haupt (1076). Noch jetzt heisst
eine^dortige Krhöhung ,,der BauernhÜL'-o]'', imd es geht im VoTk die dunkle Sfljre,
dass er von den Leibern der erschlagenen Bauern entstanden sei . die als Fuss-
Tolk im verbündeten Heere dienten. Darauf folgten lange Unterhandlungen zum
gfttlichen Austrag. Endlich aber musston sidh die Thüringer und Sachsen bei
Splera (wahrscheinlich Splehra bei Kreuafourig) vor der Macht des Kaisers beu-
gen, unter der Bedingung, dass ihr Leben , ihre Ehre und ihr Vermü gen unver^ .
letzt bleibe Als jedoch der Kaiser den gelobten Eid itieht hielt und die alten
Zwingburgen wieder herstellte, und das Volk von Neuem drangsalte, wandte sich
dasselbe an «len damaligen Pappst Gregor VU. un<I bat ihn ttehontlicii um Bei-
atend. Dieser hörte ihre Bitten und säleudertc gegen den Kaiser und JÜle, dU
ikm anhingen, den Bannstrahl. DaTon ward der Königsthron In seinen Grund-
vesten erschüttert. Es blieb dem gewaltigen Herrscher nichts übrig, als im
strengen Wint^ nach Italien zu pilgern nnd \m S;< ))Iosshof zu Canossa vor dem
Aoch gewaltigeren Papste die demüthigste Abbitte zu thun. In Deutschland hatte
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Ö6 ' (jescMchte des Ikiiiinjiervolkes.
man jedoeh einen GegenkSnig gewühlt, den Bdiwabenherzog Biidolf, der za den
Sachsen und Thüringern hielt. Alsbald sammelte auch Heinrich ein neues Heer.
Allein die Sachsen siegten in wiederholten Schlachten , >)ei Melrichst«dt (1078),
bei Flarchheim, nicht weit von Lanj^ensalija (1081), und in demselben Jnhre hei
Hülsen an der Elster. In dem letzten Treffen verlor liudolf von Schwaben seine
rechte Hand, die »odi jetst im menebuigw^ Dome gezeigt wird, und starb nach
wenigen Tagen an seinen Wunden. Knn war Heinrich eines gefährlichen Gegners
los. Die Thüringer aber erholten sich aufs Neue unter Anfuhrung ihres Mark-
grafen Eclchcrt II., der zu WochTnar an der Apfelstedt in die Reichsacht erklärt
worden war, und schlugen den Kaiser, als er mit seinem Heere die Burg Gleichen
belagerte , in die Flucht (1088). Da rief Heinrich , als man sein ganzes Lager
erbeutete, voll Ingrimm ans: „Fürwahr, das Thftringerland ist eine sebdne G^*
gend , aber schie Bewohner sind schlimme QSste!" — 2lwei Jahre darauf ward
Eckbert , der letzte Markf,'raf von Thüringen , von seinen eigenen Lehnsleuten
erschlagen, obgleich er ein ritterlicher Herr und ein aufrichtiger Freund des Vol-
kes war.
Auch unter Hekmeh V., dein leisten Kaiser der frftnkischen Salier (1106
bis 11&5), dauerten diese Fdiden fort, nnd worden noch erbitterter, als er nach
dem Tode des letzten Grafen von Weimar nnd Orlamünde (1112) dessen Qftter.
als anheimgefallene Tjchen cinzielien wollte. Mehre thüringische Fürsten , anch
Ludwig der Salier, verschworen sich gegen ihn. Allein ihr Büudniss ward ge-
sprengt und schwere Strafe traf die Schuldigen. Trotzdem fielen die Thüringer
und Sachsen, nachdem de in Krensburg einen nenen Bund geschlossen, abermals
vom BUiiser ab. Diesmal belurapteten sie das Feld. In der blntigen Schlacht
am Weifesholz im Mansfeldischen (1115) zwangen sie den Kaiser zur Flucht und
eroberten bald darauf viele seiner Schlösser nnd Städte, so das> ITrinrich genö-
thigt war, mit seinen aufrührerischen Vasallen in Unterhandlungen zu treten, ans
welchen der langersehnte allgemeine Lan^i^de hervorgiag (1120). 21war machte
der Erzbisehf^ toi Haina noch einmal den Yersndi, die Zehnträ einsatreibenr
Als jedodi die Thüringer sofort ein starkes Heer bei Kreiubnrg sammelten, stand
er von seind- Fordenmg ab.
Thflringeii unter den Landgrafen (1130 — 1482).
Mit dem Tode Ludioig des Salier» (liao), welcher an den Kämpfen gegen
Heinrich IV. vnd Heinrich V. lebhaften Antheil genotamen hatte, treten wir in
eine neue Periode der thüringischen Geschichte ein, in jene romantlsehe Zeit toII
poetischer Weihe, v<>ll ritterlicher Thaten, voll zarter Minne, frommen Glaubens,
verschwenderischer Sagen . mit einem Worte : in die schönste Zoit der thüringi-
schen Geschichte. Denn Thüringens Landgraten sind die freundlichsten nnd zu-
gleich abentenerlichsten Erscheinungen in seiner Kuhineshailo, ein grosses, tapfe-
res Geschlecht^ dessen gekrönte Helme Sage und Geschichte mit nnTerwelklichea
Lorbeeren umflochten.
Als noch Kaiser Konrad II. regierte, war ein geheimnissvoller Sprösslittg
des fränkisch -salischen Ki3nigsstamines mit 12 schwär?^ geharnischten Rittern
gen Thüringen gekommen. Er hiess Ludwig, und da er einen langen Bart trug,*
nannte man ihn iMäwig dm Bärtigen oder Ludwig mit dem Barte. Von den Gra-
fen von Gleichen nnd von Kevemborg (Klfemburg) erkaufte er das Dorf Alten-
bergen bei Georgcntluil , wo Bonifacius gepredigt hatte , und andere umliegende
Bes!tzui)''*Mi (10;}9). Dazu schenkte ihm der Kaiser die Loibe (Läube), einen
wir- t u Strich des Thüriugcrwaides, der jetüt einen grossen Tlieil des Herzog-
thums (iotha umfasst. Auch scheint ihm die Verwaltung der Güter übergeben
worden an sein, welche das Erastift Mainz in Thüringen besass. Ueberdies
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UesckiclLte des Tliärmgervolkes« 57
ftelen ihm dmeh seliid Vermildiiiig mit der reiehmi QrMn CXflltte ron Sänger-
basaen viele Besitzungen mn, so dass er bald ein mächtiger Herrwarf der sieh
nrtr vor Gott und vor dem Kaiser bcnirt«^ Und weil er so fromm und gütlich und
das wüste JLand mit grossem Eifur urbar m «ehre, hatten ihn all«" Leute s^hr lieb,
und sein Vetter, der Kaiser Konrad, erhob ihn ob seiner Redlichkeit, Weisheit
nnd Tapferk^t zum Qtt^fen v<m TMhringen, und gab ihm das Löwenwappeu, das
d«r Stammvater der sichatecben^Fltnten, Henog Burkhardt, gefBhrt Als sein
erstgeborener Sohn, der gleichen Namen mit ihm trug, in dem bei Alteuberij:eii
pele^^cncn Johanujslnrc hlrin , rl.i-^ vielleicht «ebon Bonifaoius erbaut nnd Ludwig
erneuert hatte, iret iutr \vui ile, war unter den Patli'ni auch <ler Markgraf Eckard I,
Darauf baute Ludwig auf eiuem nahen Felseukupfe die Bergveste Schaueuburg
(1044), wShrend einer seiner DfenatmaiAen, Namens FiMrich, am Fasse des
Borges einen Weiler anlegte, ans dem hernach Friedrichroda entstand.
Als Ludwig mit dem Bart auf einer Beise nach Mainx; «gestorben war (1056),
erbte sein ältester Sohn, lAidwiij der Salier , ein Licblingshcld der thäringischen *
Sagenpoesie, des Vaters Güter. Da er sich jedoch in der al)<,'ele fronen Waldein-
samkeit nicht behaglich fUhlte, erbaute er die Wartbui^ (1067) und schlug allda
seinen Wohnsitz aiä Zuweilen aber sass er aiieh.anf der Neuenbürg an der Un-
stmt (oberhalb Freibm^), die er gleleiaDslis geibant hatte. Nicht weit daron lag
Schloss Weissenbaigy WO Pfalzgraf Friedrich von Sachsen hauste. Dieser hatte
eine f^rmahlin, die wnndcrschone Adelheid. Ludwi^^ entbrannte gegen sie ivi
heisser Liebe . die nicht uuerwiedert blieb. Bald darauf ward Pfalzgraf Fried-
rich auf der Jagd ermordet, — manche Chronisten behaupten, von Ludwigs eige-
ner Hand. Genug, als die „T^ersdt" Torllber war, führte er die junge Wittwe,
— nachdem er seine bish^ge Qattin, eine Tochter des mXditigen Grafen Ton
Weimar und Orlamünde, Verstössen, — als sein ehelich Qemahl auf die Wart^
burpT und lobte, mit ihr in Liist und Freude. Als Ludwig darob bei dem Iv?u<er
verklagt wurde, hielt ilm dieser lange Zeit im Schlosse (liebichenstein gelangen.
Ans dieser Haft befreite sich Ludwig durch einen kühnen .Sprung in die Saale
«ad wurde seitdem „der Springer** benamt. In den Kriegen, welche die Sachsen
nnd Thfiringer mit den dentsclMn Kaisem fUhrtea, war anch Ludwig verwiekdlt,
und stand zumeist auf Seiten des Volkes. Ja, er hatte , als das kaiserliche Heer
nach der uwliicklielicn ScMncbt bei N^L-elstefU sieh unfern der Wartburg sam-
mein wollte, dasselbe zersj)rengL und rei< hr Ji iute gemacht. SpSter, als Hein-
rich V. die Güter seines Schwiegervaters einziehen wollte, lieäs er äich m eine
neae Versdiwömng ein. Indessen konnte er sich nur dnrch jlhe Flacht iror der
Kadie des Kaisers siehem. Allein er wurde in die Roichsacht und aller seiner
Güter verlustig erklärt. Dennoch wagte er, im Vertrauen auf des Kaisers
finadc , bei desscTi glänzender Hochzeitfeier zu erscheinen. Sofort ward er
festirenommen 1111 l hTs (JefSngniss geworfen. Und ob seine Söhne Schauen-
barg und Keinhardäbrunu verkauften und die erlösten Summen dem kaiserlichen
Scimtze fiberliel)»rten, so brach doch erst die Schlacht am Welfeshols des Chrafen
Fesseln. Am Abend seines langen , vielbewegtcn Lebens legte er das Schwert
nieder. Die Last des Alters mid die sp-i+e lieuc über seine verbrecherische
Jn^en<Hiebe hatten seine Krfift gebrochen. Er übergab seinen Söhueu Ludwig
und Heinrieh Kaspe das väterliche Erbe, und vertauschte, nachdem er sich schon
früher von seiner Gemahlin Adelheid getrennt hatte, die im Kloster Schdplita
Tsrschied, den fürstlichen Parpar mit dem hirenen Bnssgewand. Im 83. Jahre
•eines Alters endete er als Benediktinermönch im Kloster Beinhardsbnmn (1125),
das er, um den Himmel zu versöbnen, gestiftet hatte.
Heinrich Raspe , der das vaterliche Erbe mit seinem erstgeborenen Bruder
tbeilie, fiel, al^ Bannerhorr des Kaisers, durch Meuchelmord. Dadurch wurde
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Ludwig (geb. 108Ö) der mÄchtigste und reichste Herr in Thüringen, Und diese
Haclit wuchs noch mehr, fxls ihm der Kaiser Lothar mit dem Titel und der Würde
eines Landgrafen von l'hUrinfjcn <lic Verwfiltnn^ des ganzen Landes übergab
(1125) und ihn somit zum ersten Fürsten des Keiches („Serenissimus") erhob.
Jm. Kriege stand das thüiingisdie Heer unter seinem Banner, das einen mit rotiiftt
nnd weissen Qnersfrichai getheilt^, aufreoht stehenden silbernen Löwen nüt gol-
dener Krone im himmelblauen Felde führte. Vom Glück vielfach begünstigt,
starb er, ohne hervorragende Thaten gethan zn haben, auf der Wartburg (1140),
wo die Landgrafen ihre fürstliche Ilotlialtung hielten.
Sein Sülm und Nachfolger, Ludwig II., war damals ein elfjähriger Knabe.
So kam es , dass seine Vasallen die jugendliche Sorglosigk^t des lebensfrohen
Fttrsten missbranchten und das Volk auf alle Weise knechteten und drückten.
Dies jammerte and klagte; allein der junge Landgraf erfuhr nichts davon und
kümmerte sich nicht darum. Er war g^en die „Junker", die ihm heuchelten
* und schmeichelten , so mild und freundlich , dass ihr Uebermuth je mehr und
mehr in Frechheit ausartete. Da hatte sich einst der jagdlustige Fürst in dichter
Waldung weit verirrt. Schon braeh die Kacht herein , ohne dass er , von seinem
Gefolge getrennt, den Weg zur Wartburg finden konnte. Da schimmerte 2un
durch die Bäume ein Licht entgegen. Hoch erfrent, ein Obdacli zu finden, eilt er
der nahen Hütte zu. aus welcher laute Hamraersclilri^e schallen. Es ist die Hütte
eines Ruhlaer Schmiedes, der, als der stattliche Junker grüsseud in seine Werk-
statt tritt und ihn um ein Nachtlager bittet , den vermeintlichen Diener des land-
grällichen Hofes kaum willkommen heisst. Endlidi weist er ihm den nahen
Schupt n zur SdllafstXtte an und arbeitet mit seinen Gesellen rüstig fort. Dodi
in Ludwigs Augen kommt kein Schlummer; denn der barsche Meister, indem er
zornig auf das glühende Eisen hämmert, ruft nii*^ jedem Schlage: „Landgraf,
werde hart! Landgraf, werde hart!" Als nun Ludwig des andern Morgens den
«hrliehen Meister fragt, warum er also gethan, erzählt ihm dieser von dem frevdl-
hallen Uebermuth der sigellosen Adelsherrschaft und klagt die schwilehUehe
Nachsieht des jungen^ Landgrafen mit bittern Worten m. Da ist der Landgral
in sich <'OL';in<ren nnd hat von Stund' an die Zügel des lir i:^'imentes selber in die
Hand geit imin n und dio Frovler mit eiserner Strenge bestraft. Diese aber be-
harrtcn in ihrer \\ idi rspaustigkeit und traten ihrem Herrn in heUem Aufruhr
entgegen. Das Volk jedoch Stand zu seinem „hartgesdmiied^mi'' Fürsten. I^d
wenn das Volk zum Ffirsten steht, so ist er wohl geborgen. Ludwig sammelta
ein Tieer von Bürgern und Bauern, zertrümmerte die Z^ngburgen der adeligen
Herreu und nahm sie gefangen. Daranf führte er sie, um ihren .stolzen Trotz zu
brechen und ihren Kacken zu beugen, von der Neuenbürg lierab auf einen Acker,
der seitdem der Adelsacker oder Edelacker heisst, liess sie bis aufs Hemd ent-
kleiden und spannte sie, je vier und vier, vor ^en FAug, mit welchem er das
ganze r ( ] 1 1 cpflügte, und wenn ^e nicht annehen wollten, trieb er sie mit schar-
fcr (ieissel, dass sie erfahren sollten, wie dem armen Bauer zu Muthe sei, wenn
er gezwungen ward, das Feld „des gnädigen Herrn" im Schwcisse seines An-
gesichtes zu bearbeiten. Um sich aber vor den Nacbstellnngen seiner tiefer-
grimmt^ Gegner au schützen, hat er sich fort und fort iu ciauu Eiseupanzer ge-
kleidet, Und ist darum der eiserne Ikmdgra/, oder Ludwig der JEieeme genannt
worden. Mit seinen kaiserlichen Lehnsherren, den Hohenstaufen, war er nicht
nur hefreundet , sondern auch verschwägert und leistete ihnen auf iliren Heer-
zügen in Polen und Italien treue und tapfere Dienste. Um den Erzhischof von
Mainz zu züchtigen, der sich dem Kaiser Barbarossa feindselig erwies, ward der
Landgraf TOn Thiringen befehligt, die Städte und Burgen, welche dem Erzbischof
anhingen, an ahezIaUen und m strafen. Da geschah es, dass Ludwig die Mauern.
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Gescliiclite des Tliiuiüg^rvalkes.
dw Stadt Efftnrt lerbrach (1164). Sne imdera Fehde foeht er mit dem Herzog
ton Sachsen und Baiern, Heiuricli dem Ldwen, aus, der als der tapferste und ge*
waltigste unter Deutsclilands Fürsten galt. Der Kaiser aber versöhnte die Ha-
dernden auf dem Fürsteutng zu Erfurt (1170) und ertheilte bei dieser Gelegenheit
dem erstgeboreuca Sohne des Landgrafen den feierUcheu Bitterächlag. Nachdem
LndiHg seinen glonreichen Vetter , denSothbart, auf ehiem sw^tmi Zuge nach
Pokoot heimeltet hatte, verschied er auf der Neuenbürg (1172). Die ▼omelmisteii
Ritter mnssten seinen Leichnam, wie sie ihm bei Lebzeiten geschworen, auf ihren
Scliultorii nach lieinhnrdsbrunn tragen (12 Meilen weit) , wo er Tjostattct ward,
isie thatuii es — aus Furcht, weil er in früheren Jahren sclion einmal sein Lei-
chenbegäugniäs veranstaltet, aber, plöUlieii aus dem Saige auferstanden, den
sMaen Dtenstmaimen, die Uber den vermeinfliehen Tod ihros Drängers jubelten»
ihre voreilige Freude grausam vergolten hatte.
Jetzt aber war er wirklich todt, und sein ruhmvoller Sohn, Ludwig II. oder
der Milde, ,,ein schöner Mann und gütlicher Fürst, heftig zu streiten und weise
zu rathen", überkam das hmd^rräfliche Kcj^iment (1172 — 1190). Dasselbi^^e aber
war nichts weniger, als friedlich, weil die Feinde der Ilohenstaufeu auch seine
Feinde waren. Znvdrderst ilbenog der Graf von OrlamÜnde piQndemd wid ver-
wüstend SMn Qebiet. Darauf schritt der Landgraf verheerend über die Grenzen
der Orlamünder und zerstörte Weimar (1173) , wobei er durch einen Pfcilschuss
schwer verwun<l«^t wurde. Sodann fielen die Erfurter, von dem Gruf<^i! von
Schwarzburg aufgestachelt, über die Besitzungen des Landgrafen her, wurauf
dieser wieder drei Schwarzburger Schlösser zerstörte. Nun ward der gewaltige
Saehsenherzog, Heinrieh der lBwo, in die Acht erklärt, und Landgraf Ludwig»
der unterdessen auch die pfalzgräfliche Würde in Sachsen erhalten hatte, vom
Kaiser beauftragt, die Acht zu vollstrecken. Der Löwe aber ä.scherte sofort diö
thüringischen Städte Mühlhausen und Nordhausen ein und nnhni in der Schlacht
auf dem Eichsfeld (IIÖO) den Landgrafen gefangen. Da entbrannte des Kaisers
Zorn dergestalt , dass er selbst gegen den unbändigen Löwen in's Feld sog und
Üm swaag, den gefimgenen Ffirsten firei sn geben. Ehier anderen Gefahr ent^g
der Iiandgraf , als an ErAirt die Balken eines Saales zusammenbrachen und vield^
Grafen und Herren elendiglich umkamen, während Ludwig an«^ domUnfiath einer
Kloake unversehrt hervorgea^geu wurde. In einer Fehde mit Otto von Meissen
fiel der stolze Feind in seine Hände, bis die Vermitteluug der sächsischen Fürsten
den reichen Markgrafen wieder befreite. Als der greise Heldenlcaber Friedrich
Sothbart einen Krenisng In's gelobte Land antrat (1189), auf welehem er s^
^tenreidies Leben endete, schloss sich aoeh d^ thüringische Landgr.it^ dem un-
ennesslichen Heere an und thnt bei der Belagcrtnifr von Akkon Wunder der Tapfer-
keit. Bald jedoch erkrankte er und musste die Kückreise antreten. Alkin er sah
die Ueimath nicht wieder. Auf der Lisel Cypem ereilte ihn der Tod (lli>0>. Seine
Ctebeine aber worden in Brinhajrdsbraan, in der Gruft seiner Vftter, beigesetst.
Dar er, obgleieh dreimal vermJIhlt, keine Kinder hinterliess, so fiel nun die
Landgrafschaft Thüringen an seinen Bruder jBet'mann I. (1190 — dem er
schon früher die Würde eines Pfalzgrafen von Sachsen ttberlasscn hatte. Der
bochgefeierte Fürst, der in seiner Jugend die Hochschule zu l*ari.s besucht hatte
und ebenSLOwohl das Schwert zu fuhren, wie die Leier zu sclilageu verätaiid, hat
«Ich In den Annalen der deutsehen Literatur einen unsterblichen Kamen gesichert»
daen Namen, den die glänsendaten Sterfie unserer Nationalpoesie umstrahlen.
Dann tr ^var es, der den berühmtesten Minnesäugern , welche das (joldcnr Zeit-
aUer der deutschen Dichtkunst geboren, an sehicm Hofe eine Frei- und Ehren-
statte bot und sie zu ein^T Tafelrunde vereinte, an der sich jener grossartige
Wettstreit entspann {l2\j<o und 1207), der miter dem 2samen des Wartburger
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GescMclite des Thüringervolkes.
Stbngerhffieges allbekannt ist. „Und hätte ein Fuder Wlftin 1000 Pfund gekostet,
nimmer wäre eines Sangers oder Rittors Becher leer gestanden." Zwar haben
neuere Forschungen diesen poetischen Wettkampf, der sich in sinnigen Käthsein
und deren sinniger Lösung bewegte, in das Keich der Sage weisen mögen. Allein,
wie geschäftig sie auch jene Zeit und insbesondere die Wartburg rnnsplimt/ 90
hat sie doch wohl jenes ernste Wettspiel nur mit ihren wagischen Farben über-
fcMdet, während die Thatsache, die in zahllosen Schriften besprochen und bald
als romantische Erzählung, bald als Märchen, bald als Drama bearbeitet worden
ist, bis sie in Verbindung mit der Tannhäuser-Sage auch noch zu einer Oper ge-
staltet wurde, um so weniger angezweifelt werden mag, als jene Gesänge noch
jetzt vorhanden sind. Don Hergang und Ausgang derselben ersXblen vir spitter,
wo der Wartburg, ^eser alterthfimlichen Bitter* und Dichteralcademie, ansführ*
lieh gedacht wird. — TStinder chrenwerth, als auf der sagennmrankten Bühne des
Gesanges, steht Landgraf Hermann nitf dem KriegsschRU})latze der Geschichte.
Im Anfang seiner Regierung ward er mit desn stol/en ^Markgrafen Albreeht ron
Meissen in Krieg verwickelt, da er von dessen liruder, Dietrich dem Bedrängten,
um Beistand angegangen wurde. Da er Jedoch bereits mit dem Ersbiscihof von
Mains in harter Fehde lag, so sagte er ihm erst dann seine bewaffnete H&lfe
au, als sich Dietrich nach langem Sträuben entschloss, Hennanns Tochter, die
missgestaltete Jutta, die er mit seiner Gemahlin, Sophia von Oesterreich, gezeugt
hatte, zu elielichen. Bald standen sich die Brüder in schmaclivoller Fehde um
das väterliche Erbe gegenüber. Dietrich errang mit Hülfe seines Schwieger- ^
▼aters einen voUstSndigen Sieg. Meissen' aber nahm der Kaiser, Heinrich VI.,
in Aesitz, der bald darauf an einem neuen Krenaaug rfistete (1197). Auch Ijand-
graf Hermann betheiligte sich daran und kämpfte gegen die Feinde der Christen-
heit. Als jedoch Heinrich VI. gestorben, eilten die Fürsten nach Deutschland
aurück, weil dort bereits zwei Herzöge um die Kaiserkrone kämpften, Philipp
von Schwaben und Otto von Braunschweig. Hermann kehrte dem Hause der
Hohmstauf en , mit dem er eng verbanden war, den Rtteken, und sdiwur dem
König Otto den Eid der Treue. Dies brachte ftber Thfiringen unsSgliebes Weh.
Die beiden Nebenbuhler, welche sich die Herrschaft streitig au machen suchten,
verschenkton die thüringischen Städte an ihre Anhänger, so dass sich ein harter
Streit darüber entspann. "Bald jedoch änderte Hermann seine (iesinnnng und
huldigte dem König Philipp (1199). Allein auch diesem Schwur blieb er nicht
lange treu tud ging wieder su den Weifen ftber (1203). Da fiel der Schwaben-
herzog mit einem starken Heer In's thüringische Land und verwftstete Alles mit
Fcner und Schwerdt. Der Landgraf, der ihm nicht gewachsen war, rief den König
von Böhmen zu Hülfe. Dieser kam, aber seine wilden Sebaaren wütheten noch
schrecklicher, als es der Schwabenherzog gothan. D-is arme Thüringen ward
zum Schauplatz der scheusslichsten Grfiuel. Da schwur der Landgraf dem Könige
Otto aufs Neue den-Sid der Treue, und die Böhmen kehrten in ihre Wfilder
aurftelE. Nun brach Philipp wieder in Th Urin gen ein und verheerte das Land.
Dennoch konnte er die feste Stadt Weissenfeis, wo sich Hermann verschanzt
hatte, nicht erobern. Jetzt kamen, abermals vom Landgrafen Ijcrnt'en, die Böh-
men wieder. Als ihnen aber Philipp mit seinem zahlreichen Heere entgegeu-
rftekte, wichen sie ohne Sehwerdtstreieh von dannen. Nun war der wanlcalmftthlg«
Landgraf in grosser Bedrftngniss: tou seinen Bundesgenossen verlassen, von sei-
nen eigenen Dienstmannen bekriegt, das Land verheert, viele seiner Städte und
Burgen in der Gewalt seiner Feinde. Da warf er sich im Kloster zn Ichters-
hausen dem König Philipp reumüthig zu Füssen und schwur zum dritten Male
Huldigung und Treue. Bald jedoch endete Philipp von Schwaben durch die
Menchlerhand des Pfalzgrafen Otto von Wittelsbaeh, dessen Tochter Sophie
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OegcMcIite des Tliuiiugervolke««
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Ludgraf Hemutim als swbite GemaUin heimgefiUiii batte. Otio IV. ward nun
als rechtmisaiger Kaiser anerkannt und gekrönt. Indeaaän trat sofort ein neuer
Qegenkniaer auf, der Enkel des grossen Barbarossa, Friedrich II. Sofort Terliess
Herrn« Tin den Braunschweiger und huldigte dem neuen Koni^j;. Jeuer aber fiel
verwüsi i ud in Thüring:en ein und bclacrerte Weissenfeis, wie sein Gegner TMtilipp
gethan. ludess uahte Friedrick iL und ,ward zu Aachen als Kaiser gekrönt
(1813). Knn verliand ^ch Hermann abermals mit dem Kdnig von Böhmen und
sachte den Brannsehweiger in dessen Erblanden heim. WXhrend dessen pIQn*
derte der Graf von Oriamünde die landgriEflichen Gfiter, ward aber gefangen ge*
nommen und konnte sich nur durch prrosse Summen loskaufen. Ahor noch auf
seinem Sterbebette (in Gotha") wollte der I^andgraf wieder von Fiicdiicli ab-
fallen. Der Tod kam ihm zuvor (,1216). Sein X^eichnam ward in dem pracht-
vollen SUUharinenkloster beigesetit, das er in den lotsten Jahren seines I«ebena
VBL ESsenach erbaut hatte.
Sein Sohn, Ludwig III., oder seinem Stamme u n h der V. (geb. 1200), ward
nun Land erraf von Tliürinpren und Hessen, und Ptalz^raf von S;tflisen. Er ist
nicht blos ein bevorzugter Günstling der Sap-e . die ihn und seine fromme Elisa-
beth mit den farbeuglühendsteu Gespiunsteu umwoben hat, er ist auch einer der
edelsten und gröistenPilrsten seiner Zeit tind verdient den B^namen „der Mvif
lige'^, den ihm die Nachwelt auch ohne pipstiiche Oanonisatton beigelegt liat.
Schon als Knabe ward er mit der ungarischen Königstochter EUBohetk verlobt.
Klingsor , der mythische und magische 8)i!>ire?imeistor rtis Ungarn, der als
Schiedsrichter den ,,\Vartburgäkiieg'* gescliiichtet, halte den Landgrafen Her-
mann mit diesem Gedanken befreundet. Wahrscheinlich hatte er auch den Kö-
nig Andreas .Ton Ungarn anf seiner Krenaikhrt kennen gelernt. Genug, die
Icdnigliche Prinzessin ward als vierjähriges Kind von einer glSaaenden Oesandt-
schaft auf die Wartburg geleitet und allda mit ihrem eilQährigen Bräutigam er-
zogen Ihrr Alitfrift w;ir, ausser 1000 Mark Silber und vielf^n Kostbarkeiten,
eine silberne Wiege und Badewanne. Eine wahrhaft rührende Liebe webte um
beide Kinder ihre zarten Netze. Diese Liebe war dem jungen Landgrafen ein
sdifttaender Talisman gegin die lockendsten Yersnehungen, die ihn sar üntrene
Torleiten wollten. Niemals kehrte er heim, ohne seiner frommen ,f8chwester^',
wie er Elisabeth nannte , eine Gabe mitzubringen. Ihre Schwiegermutter aber,
die stolze Landgräfin Sophie , war d*^m «(^hlicbten Kinde nicht hold, und noch
empfindlicher hatte sie von Ludwigs hochfahrenden Schwestern zu leiden, die
sie ob ihres fronunen, demüthigen Sinnes Terspotteten und lu-änkten. Hissgän-
stige Hofsehranzen schiirten dies Feuer nnd hKtteh es gern gesehen, wenn Elisa-
beth wieder heimgeschickt o der in ein Kloster gegangen wäre. Ludwig aber
sprach: ,,Und wenn der Inselsberg gediegenen Goldes w&re, so konnte er mich
nicht verlocken, meine geliebte Elisabeth zu verlassen." Diese zärtliobe Triebe
ward 1221 durch den Segen der Kirche geweiht. Die Gastereien, Turniere und
Tänze, die bei der mehrtägigen Hochzeit gefeiert wurden, waren so kostbar, dass
sie den I^andgrafen in empfindliehe OeldTorlegenheit braehten. Um so heftiger
eiferten Elisabeths Widersacher, wenn ihre HUdtliätigkeit keine Grenzen kannte
nnd die linke Hand nicht wusstc, was die rechte that. Der gutmüthige Landgraf
aber lächelte, so oft man sie „ob ihrer Verschwendung'* verunglimpfte, und
sprach : „Lasst sie nur schalten ! Wenn mir die Wartburg und die Neuenburg
hieibt, so bin ieh r^di genug.^^ Dennoch machte er ihr zuweilen liebreiche Vor-
•tellisngen, dass sie ihre Wohlthaten einsehritnken mtfge. 0r ersiUt eine tief
poetisd^ L^cudo •■ Als Elisabeth einstmals nad»' Eisenach ging und unter ihrem
faltioen Gewände einen Korb mit Brod trnp-, urn es den Armen zu spenden, trat
ihr der X^andgraf mit der barschen Frage entgegen; „Was birgst du untor dem
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Gescliiclite des ^EküringerroUes,
Mikntolt** I^obtoekeii antwortete EHtoabeih, als habe es ibr der HimiBel ela«
gegeben : „Ich trage Blnmen zur Stadt " Und siehe, als sie auf Ladwlgs Begab* ^
ren den Mantel znrftckschlägt, «lüften ihm frische Itoscn ontgcpcn, tind die fromme
Fürstin sinkt dem vorsöhnten, staunenden Gatten, der auf ihrem Haupt ein ^ol-
dejies Cruciiix zu sehen meint, mit feuchten Augen an die Brust. Dabei war sie
selbst so schlicht und anspruchslos, dass sich ihre 8ohwÄgeriimen«oft der „Bettle-
rin'* scfaSinten. Ihre kostbarsten GewKnder refsebenkte sie. Als sie eines Tage's
ibren prachtvollen l^Tantel einem zerlumpten Bettler zugeworfen batte, der frie-
rend auf dem Schlosshof la;?, ward sie zu ihrer Schwiegermntter p-orufen. Als-
bald legten unsichtbare Hände einen neuen Mantel um ihre Schultern. Ja, die
Engel stiegen yom Himmel herab und schmückten sie mit einer goldenen Krone
und mit kdnlgüebem PmnkS} dass ^ im gebObrenden CHaase rot dem dentsdbien
Kaiser nnd vor den Abgesandten Ihres Vaters erscbeinen kennte, als diese avf
der Wartburg zusprachen. Wenn sie aber mit ihrer Schwiegermutter nach Eise-
nach zur Kirche ij^u^ und sich, ihr zu Liebe, fürstlich preschmückt h.ntte. brach
sie vor dem Bilde des Ockrenzigten nicht selten in Thränen aus und nahm das
Piadem von ihrem Haupte und sprach : „Muss sich die arme Magd vor deiner
Domenkrone ihres eitlen Scbmnekes nieht sehXmen Dies 'BUd hatte sieh ihrem
schwärmerischen OemlHbe so tief eingeprägt, dass sie fast in jeder Naeht das
Lager verliess, um vor dem nahen Crucifixe Stunden lang an beten nnd^ trotn
der zärtlichen "N'^orwürfe ihres Gemahls, den zarten Körper bis aufs Blut zu geis-
sein. — MittlerAreilc hatte Ludwig, nach dem Tode seines Schwagers Dietrich
Ton Meissen, ni^t der Landgrafschaft Thüringen auch die Markgraf schaft Meissen
wieder vereinigt und anf einem kühnen Zuge gegen Polen den dortigen Henog
gedemütbxgt, weil tbüringlscfae Kanlleute auf dem Breslauer Markte niedergewor«
fen und geplündert worden waren. Nicht minder züchtigte er die frfinkiscbea
Ritter, die einen armen Kramer all' seiner HaTto ^lerauLt hatten. Diesem batte
der Land<;raf freies Geleit zupe.'^ichert; er hatte sich sogar, um dem ehrlichen
Manne aufzuhelfen , mit einer haaren Summe an seinem kleinen Handel bethei-
ligt. Nun gedieh das Gesebitft, so dass der Krimer mit seinem Esel bls-nacb
T^aedig sog nnd kostbare Kleinodien einkaufte, nm sie in Thüringen wieder ab-
«Usetzen. Jetzt aber war er ohne Esel und Wnaren zurückgekehrt. Da entbot
der Landgraf seine Knechte zu ekier Heerfahrt nach Würzbnrg und verwüstete
das ganze Land, bis die Wegelagerer den Schaden ersetzten. — Darauf zog Lud-
wig nach Italien an den Hof des Kaisers (1226). Während er dort weilte, ward
S^n Land von einer grossen Hnngersneth heimgesu^t , welche nnsflblige Heu«
sdien dahin raffte. Da ward Elisabeth dem schwerbedrlngten Volke ein Engel
des Trotte«? und des ScL'pns. Sie scheute sich Tiiclit, in die elendesten Hütten zu
gehen, die Hungengen zu speisen, die Durstigen zu tranken, die Müden zu beher-
bergen, die Nackten zu kleiden, die Gefangenen zu trösten, die Kranken ssn pfle-
gen nnd die Todten an bestatten. Dies waren die neben. Werke der Barmkeratg-
heü, die Jesus von den Seinen fordert. Elisabeth bat sie trealidi geftbt. flis
verkaufte einst so viel Land, dass sie 64,000 Goldgulden löste, die sie desselben
Tages unter die Armen vertheilte. Und als dies nicht ausreichte, dem Elend zu
steuern, opferte sie auch noch ihre Kleinodien und ihre besten Gewander, wäh-
rend sie sich selbst mit trockenem Brode begnügte und unter ihrem schlichten
Kleid ein bfirenes Bassgewand trag. 2n|^^eh baute sie am Fnase der Wartburg,
wo der „Elisabethen^Brannen'' qnUlt, vnd bald darauf, als die gebrechlichen
Greise und die armen Matronen, die sie mit eigenen Händen säuberte, den steilen
Berg nicht mehr erklimmen konnten, in Eisenach ein fio^tal, worin viele
Schwache und Sieche christlith ver|>flpgt T^'urden. —
Im darauf folgenden Jahre (1:^2 7 j unternahm Kaiser Friedrich II. einen
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«
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C^liickte des Tliürui^^errolkes. 63
abermaligen Krenssag. Der Landgraf Ton Thfiringen schloss sich demselben an,
üAchtlem er Ton seiner £lisabefh und von seinra Kindern, die ihn bis Sehmalkai«
den begleiteten , herzwehmütliigcn Abschied genommen und die Verwaltong sei«
ner Lande in die Ilände seines Bnulers gelegt Imtte. T>io Ahnung, dnss sie sich
nicht wif'fler sehen würden, ging leider in Erfüllung. Schon auf der Hinfahrt
WOrdc Ludwig von einem Fieber befallen, das seinem Jungen Leben in Otranto
ein Ende madito. Sofort kehrten die Thfiringer und Hessen mit den sterbfidien
Ueberresten des thenem Mannes zurBok. EUsabeth empfing die Trauerbotschaft,
als sie eben ihres vierten Knfibleins genesen war. I>a TerhttUte sie schlnchzend
ihr Haupt und jammerte im Uebcrmass des Schmerzes : ,,Nun ist die "Welt mir
todt und Alles, was darinnen ist." Ihr Schwager aljrr, Thinrich Raspe, von
schnüdeiu Eigennutz getriubeu, geberdete sich als unumächrauktcr Herr von
ülifiTingen and Hessen, da er doch nvr, als Yormnnd des Ton seinem Bruder hin-
terlassenen Erben, Hermann II., Landesverweser war. Und sofort — o der
Schmach ! — versticss der harte Mann die 20jfthrige Wittwe mit ihrem unschul-
digen Kindlpin von der Stätte ihres Glücks und ihrer Liebe. Weinend ging sie,
von aller Weit verlassen, nach Eisenach hinab, und fand kaum in der dürftigsten
Herberge ein dürftiges Obdach. Dennoch schalt sie nicht, als ein hartherziges
Weib, das in den Tagen der Kolii von ihr genährt und gepflegt worden war, die
gebeneddete Fürstin in ^en Straasenkoth stiess, sondern flftäteto, da sie nicht
wusste, •wohin sie mit ihren jammernden Kindern in der Strenge des Winters ihr
schwer gebeugtes Haupt legen sollte, in die Kirche des Franziskanerklosters, wo
sie die ganze Nacht betete und weinte, bis ihr in demselben Hospitale, welches
sie als Zufluchtsort fOr MfOiselige undBeladene gestiftet liatte, ein itrmliches Ob-
daeh ward. IMe, thüringischen Bitter aber, vornJimlieh Walther von Vargola,
der einst die Königstochter aus üngani geholt, waren ob der treulosen Ünbarm-
Herzigkeit ihres landgräflichen Gebieters höchlich entrüstet und redeten ihm so
dringlich in's Gewissen, dass er seiner Schwägerin die Tlofburg wieder erschloss.
Allein der Stern ihres Glückes war untergegangen. Sie sehnte sich aus dem Ge-
rKnseh des Fürstensitses, wo ihr kdn treues Hers melir schlug, in die stille Ein*
samkeit des Klosterlebens. Die Gesandtschaft, die ihr Vater goi Thüringen
schickte, um die verlassene Tochter in die Heimaäi aurfickzuführen, fand sie
nicht mehr auf der "Wartburg, wo ihre Andachtsiibungen verspottet wurden, son-
dern in einer schlichten Zelle zu Marburg, die sie zu ihrem Wittwcnsitz erkoren
hatte. Dort, von ihrem Beichtvater, dem fanatischen Ketzerrichter Konrad von
Hsrburg, behenscht, führte sie ein streng aseetisehes Leben, drehte die Spindel,
und pflegte die Armen und Kranken , bis ihr zarter Leib dem Grame und den
Busstibungen erlag. Sie beschloss ihr tugendreiches Leben, als sie erst 24 Jahre
alt war, am 19. Januar 1231. TTober der Gruft der frommen Dulderin, die unter
die Heiligen erhoben wurde, wölbte sich ein praclitvoller Dom; ihren Namen
aber hat die geschäftige Sage mit ihren lieblichsten Kränzen umflochten^ Die
heiUffe Elisaheth, die nicht blos in aaldlosen Schriften und Liedern , die auch im
Munde und Im Herzen des Thflringervolkes forÜebt, ist eins der schönsten
Ideale clirlstlicher Demuth und Hilde, das uns aus dem mittelelterliehen Dunkel
entgegen leuchtet.
Heinrich Raspe verwaltete nan, als -Vormund des minderjährigen Landgra-
fen Hermann U.^ dessen Würde und Erbe. Selbst als dieser mündig geworden
(1939) , tiberlless er seinem Oheim nicht blos Hessen und Sachsen, sondern auch
^en Theil der Landgrafschaft Thüringen. Aber auch das kleine Erbe, das er
behalten hatte, regierte er nicht lange. Er Starb su Kreasburg an Oift (1248),
and zwar ohne Erben.
So war nun Heinrich Mavpe, als Landgraf von Thüringen und Hessen und
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64 * Gescliichte des Thüringervolkes.
Ptalsgiaf Ton Sachsen , riner der mSchtigftten Fürsten des Reichs, wdehen dcur
Kidser sogar znm Reichsverwescr ernannte. Ja, als dieser vom Papste m den
Bann gethan iitul entthront wurde, sclimückteu die deutschen Fürsten, auf Anrc-
pmifr <lrr Klerisei, den Landgrafen von Thüringen mit dem kaiserlh hen Purinir
(1240), indoss die Burger und Bauera den Hohenstaufen txeu und gewuriig blie-
ben. Der Papst sicherte allen Christen, die für das Heil des nenenKiÖnigsHeinriolt
Baspe — welchen man den ,^t^etikihttg" nannte beten würden, einen swei-
jXfarigen Ablass zu. Allein die Oebete wollten nicht verfangen. Heinrich mvsst«
Siim Schwert greifen, um seine Würde zu behaupten. Und in der Thnt trowsinn
er über das kaiserliche Heer einen glorreichen Sieg. Tm näeh-^t* ii J iln > iOn-r
wandte sich das Qlück der Sehlachten. Der Pfaffenköuig ward gesciUagcii uud
starb, kinderlos, an einer FfeUwunde, am 17. Februar 1247. Als der letzte Zweig
des alten' tiittfinfpscfaen Landgrafenstammes ward er mit Helm nndSchild imKa-
tiiariuenkloster zu Eisenach beerdigt.
Da nun mit neinrich Haspe das erlauchte Geschlecht Ludwig des Bärt!«r<^n
erloschen war, entspann sich, während Friedrich Barbarossa seinen langen Si Iii tf
auf dem Kyiihäuser schlief, ein Erbfolgekrieg , der unsägliches Elend über iiiu-
ringen bracJite. Von allen Seiten wnrden Ansprüche anf die erledigte Landgraf*
Schaft erhoben , hauptsSchlich von Heinrieh dem JErlauchten, Markgrafen v<m
Meissen, einem der ersten Fürsten des Reichs, und von Soj^hie, der Gemahlin
des Herzop-s Heinrich von Brahant, und zwar. für ihren Sohn Heinrich, der, weil
er damals erst drei Jahre alt war, kurzweg j^daB Kind'* benannt wurde. .Tener
stützte seine Ansprüche darauf, dass er von mütterlicher Seite ein£nkel desL.uiid-
grafen Hermann L war, der seine missgestaltete Tochter Jutta an Dietrich den
Bedrängten, Heinrichs Vater, verehelicht hatte, und dass er noch vor dem Hin-
scheiden des letztverstorbenen Landgrafen mit dessen Erbe vom Kaiser belehnt
worden; Sophie aber darauf , dass sie nicht blos die Tochter des heiligen Lud-
wig und der heiligen Elisabeth, sondern dass auch ihre eigene Tochter Beatrix
die letzte Gemahlin von Heinn^ Raspe war, und sich als solche noch jetzt
„von Gottesgnaden weiland römische Königin und alleseit Mehrerin des Reiches**
nannte. Weil nun diese Erbrechte auf friedlichem Wege nidit avsgeglicheu wer-
den konnten, so griff inan zum Sehwerte. Hessen hielt sich zum Kind von Bra-
bant, Thüringen zu IT* Im ich dem Erlauchten. Die Ritter aber beuteten diesen
herrenlosen Zustand in Üäubereien und Gewalttbaten aus, und bauten viele neue
Zwingburgen , um sich darin zu verschanaen und das VoUc desto ungestrafter
drücken su Icdnnen. Bald ^tbrannte der Krieg in hellen Flammen. Die muthige
Sophie von Brabaat sog mit ihrem „Kinde" und einem wohl bewaffneten Heere
gen Thüringen und bemächtigte si«h der Stadt EiseMneh,die ihr, als einer Toch-
ter der heiligen Elisabeth, alsbald die Thorc öffnete. Indessen war sie der mark-
gräfllchon Macht nicht gewachsen. Darum ging sie einen Vergleich ein, welcher
Thflringen solange demHarlrgrafen ansprach, bis dieBeichsfÜcsteii ftber ihre bei-
derseitigen Ansprüche reditlich entsdiieden hätten. Kidhts desto weniger griff
Sophie , als dem Markgrafen die angespruchenon Beidislefaen bestätigt wurden,
wieder zu den Waffen ; und als diesmal die Kiscnacher sie nicht einlassen woll-
ten, ward sie derniassen vom Zorn »ibprinnTint, dass sie mit einer Streitaxt in das
Eichenholz des Stadtthores schlug, cLavuu mau das Wahrzeichen 200 Jabre ge-
sehen hat. Da wurden die BQrger von 'ihrem Bathshenrn, Heinrich von V^sbach,
bewogen, ihr zu öffnen, obgleich Markgi af Heinrich drohend auf der nahen Wart-
burg sass.. Sophie muthete ihm zu , sein Näherrecbt auf Thüringen mit einem
thcuern Eide zu beschwören. Heinrich war bereit dazu; denn einer seiner Rit-
ter hatte ihm gesagt: ,,Und wenn Ihr eineu Fuss im Himmel und den andern in
Thüringen hättet, so müsstihr den vom Himmel ziehen und Thüringen behalten.*^
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GefleMchte des TMring^mlkef. 65
Als aber Heinrich mit 20 ritterlichen Eideshelfcra in einer Kirche r.n Eisenach
nnd zwar über einer Rippe der heiligen Elisabetli, die Sophie als Jieliquie mit-
gebracht hatte , jenen Schwur ablegte, zerrisü die Ilerzugi« in aufbrausendem
Zorne ihre Handschuhe, und warf sie dem Markgrafen in offener Fehde vor die
Füsse. Darauf yerband sie sich mit ihrem Schwiegersöhne, dem tapfein Herzog
Albrecht von Ernnnscliwei^^ , uiul übergab ihm die Stadt. Dieser rflsiele sieh
gegen die Wartbur^'sbosiitzuii;; , iiuleui er auf den benachbarten Bergcshöhen
leichte Kastelle und innerhalb der Stadt „die Klemme*' (Clemda) erbaute, um
das Volk im Zaum zu halten. Aber trotz aller Burgen und Klemmen eroberte
derUarkgraf, naehdem er den starkbefestigten MetilensteinCMfidelsteih)^ unfern
der Wartburg, serstört hatte, die geängstete Stadt mit Sturm, und Hess ihren
Bathsherrn , TTpinrich von Velsbacb , mittelst einer Wurfmasehinc (Blide) von
der Wartburji; schleudern , dass er mit dem lautenliufe: ..D;i.s Land ist doch dera
ELinde von Brabant!" seinen Geist aufgab (1262). Dennoch ward erst im näch-
sten Jahre Sophie's Kraft und Trotz gebrochen, indem Herzog Alb recht, ihr
Sehwiegersohn, von demmarlcgrttllehenFeldherm, BudolfvonVargel, bei Leip-
zig so vollständig auf s Haupt geschlagen wurde, dassder siebenjUhrigeErblblge*
krieg damit beendigt war.
Nun war der reiche, ritterliche und sangeskundige y/^twrtrA i:,V/!awr//fc
im unangefochtenen Hesiiz des Thüriugerlandes — während Hessen an So))hic
▼on Brahant ftberging — , nachdem er schon zuvor seinem Halbbruder Hermann,
Grafen von Henneberg, zum Statthalter nnd Landrichter in Thüringen bestellt
hatte. Bald darauf theilte er seine Länder mit seinen zwei Söhnen : Albrecht
erhielt Tlu'lringen, JHetrich das Osterland, und er selbst, der Vater, behielt Meis-
sen und die Lausitz.
Öo ward Albrecht, welchen die Geschiclite mit dem Namen: „der Unartige^'
oder „der Entartete'^ gebrandmarkt hat, Landgraf in Ihttrlngen und Pfalzgraf
in Sachsen (1264—1308). Ans seiner Ehe mit Hargarethe, der edlen Tochter
des Kaisers Friedrich II,, waren drei Söhne entsprossen : Heinrich, FriedHch und
Diezmann. Ahor das Herz des wankelmttthigen Fürsten wendete sich der gefall-
süchtigen Kunigunde von Eisenberg zu, und das stolze Iloffräulein wusste den
Landgrafen mit ihren Buhlerkiinsten so zu umstriclten, dass er ihren boshaften
Anaehlügen , die rechtmlssige Gattin aus dem Wege zurftumen, ein williges
Ohr lieh. Ein Eselstreiber der Wartburg, der aum Hoide gedungen ist, Tenäth
ihr den verbrecherischen Anschlag. Margarethe entflieht. Als sie sich jedoch
von ihren Kin*lern trennen soll , presst sie dieselben mit verzweifelnder Angst
hl ihre Arme und bedeckt sie mit zahllosen Küssen. Und da sie ihren Liebling,
den zwölQährigen Friedrich, zum letzten Male drückt und herzt, beisst sie in
sinnTerwirrendemSehmerse in des Knaben Wange, dass er Mitlebens das Wund*
mal trug. Dann lässt sich die Kaiserstochter aus dem Fenster des Eselstreiber-
stübchens an einer Strickleiter von der hohen Zinne hinab, und eilt im Dunkel
der Nacht, von ilirer llofuH i Sterin, dem Schenken Albrecht von Vargcl und dem
treuen Eselstreiber geleitet, durch unwegsame Wälder der Kraynburg zu, wo sie
ein sicheres Obdach findet. Aber schon imdi wenigen Monden brach ihr zu
Prankfurf das Hera (1270). — Als Bietrieh, der Markgraf des Osterlandes, diese
cntsetzllclie Geschichte vernahm, begab er sich auf die Wartburg, und nahm die
Kinder der ungincklicben Margarethe in seine Obhut und Pflege. Albrecht aber
reichte seiner ränkevollen Buhliu die Hand zum ehelichen Bunde Nun ging sein
Dichten und Trachten dahin, die Prinzen erster Ehe von der landgräflichen Erb-,
folge auszuschliessen und das Thüringerland seinem geliebten A^itz (Albrecbt)
suanwenden, den egrim Ehebruch mit Kunigunde gesengt hatte. Dai^her ent-
spinn sich ein unseliger Stielt, der bald in offenen Krieg ansbraeh. Albrechts
FiUirer dnreh Thüringen. 5
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66 Geseliielite des TkfbringerTOlkes.
erstgeborener Sohn ward aus dem Pleissoncrlaiido, dessen Ver^valtiinG: ilim sein
Orossvater, Heinrich der Erlauchte, übertragen liatte, vertrieben, und ist dar-
auf, als „Heinrich ohne LamV^, verschollen. Friedrich der Gebissene aber, des-
sen ritterliche Tapferkeit bereits von Mund 211 Munde ging, fiel in einem Gefechte
bei Weimar dem Grafen von KSfernburg in die Hände, und der erzürnte Vater,
dem er ausgeliefert wurde, hielt ein ganzes Jahr hindurch den eigenen Sohn auf
der AVnrtburg ip li;u-ter Gefangenschaft und soll iljn sogar dem ITnngertode ge-
weiht haben. Seine Fesseln wurden auch dann nicht gelöst , als eine Gesandt-
schaft Italien isdier Städte den heldenmüthigcn Enkel ihres unvergesslichen Kai-
sers an die Spitze der Reglemng berief. Endlich gelang es swar dem kecken
Friedrich, mitHilfe treuer Diener aus seiner finsteren Hafk sn entkommen (1282) ;
aber die Königskrone, die ihm gewinkt, war durch des Vaters „Fnart" versclierzt.
Im Jahr*- l'Jf^r) starb Kunigunfle, die den Sfimen der Zwietracht ausgesiiet hatte,
nnd »l' r nltenide Landgraf vei*stand sich nun zu einem Vergleiche , kraft dessen
er den» Hlteren Friedrich die Pfalzgrafschaft Sachsen , dem jüngeren Diezmaun
das Pleissnerland fiberliess. Da er aber bald darauf den TeraXrtelten Apita mit
thüringischen Burgen und Gütern beschenkte, auf welche seine erstgeborenm
Söhne rechtlichen ATi?])rneli Latten , ?n entbramiten die Feindseligkeiten nuf S
Neue. Landgraf Albrecht wnrdo in einem Hint«rli;ilte gefangen genommen und auf
die Veste Landsberg in Vemahrung gebracht. Indessen ward er wieder in Frei-
heit gesetzt, als er versprach, über seine Länder, ohne den Willen seiner erstgebo-
lenen Söhne, nicht zu Terfttgen. Dabei kflminerte er sich um das Regiment so
' Trenig, dass ^e adeligen Sehna]){>hähne vor keiner Gewaltthätigkeit meTir zurück-
schreckten; bis der ehrenhafte Kaiser 7??ff7o7/* ro^i 7/"rt7>^7/?nY/ diesem l'nfug ^tenprte,
indem er HO Räuberburgen in Thihingen zei str>i to und ihre l?esitzer autiuingen
iicss. — Albrecht vermählte sich nun zum dritten ^lale, und zwar mit der ver-
wittweten Elisabeth vonAmshaug, ward aber auch jetat nicht mtde, immer neue
BSnke au Schmiedel. Er -verschwendete seine Gflter , und kam in solche Geld«
Verlegenheit, dass er, ausser der Wartburg, wo er residirte, alle seine Besitaun-
gen an den deutschen König Adolf von Kassan um 12.000 Mark Silber um so lie-
ber verschacherte, als er doch nicht heften durfte, die thüringischen Lehen seinem
Ucbling Apitz zuzuwenden (1293). Nun entbrannte z^-ischen dem ländergicrigeu
König, welcher Thüringen in Beslts nehmen wollte, und awischen Albrechts erst-
geborenen sehnen ein awansig^Xhriger Krieg, welchem der unnatfirliche Yaterr
mit hämischer Schadenfwiide zusah. Das Volk aber stand treuli« h zur gerechten
Sache seiner jungen Fürsten und ])rachte den königlielion Söldnern manche
Schlappe bei. In dieser Treue des Volkes hatten Friedrieli und Diezmaini ancli
dann noch ihren besten Schutz und Schatz, als Adolf mit einem gewaltigen Heere
Thflringen und Meissen Aberzog und sie aller ihrer Burgen und Städte beraubte.
Denn mit Hilfe des Volkes gelang es ihnen, die Terlorenen Länder grSssten Theils
wieder zu erobern und um so leichter zu behaupten, als Adolf von Nassau bald darauf
in der Sehlaeht bei Speier, die er mit seinem Gegenkönig Albrecht von TTAb<il>nrg
ausfocht, Reich und Lc])en verlor (1292). — Unterdessen hatten sieh die Brüder
mit ihrem Vater wieder ausgesöhnt, und wohnten mit ihm auf der Wai-tburg. Da
entbrannte Friedrich, dessen erste Gattin gestorben war, in heisser Liebe zur auf-
blühenden Tochterseiner Stiefmutter, Elisabeth von Amshaug, und entführte sie, mit
Einwilligung der Landgififin, nach Gotha, wo er sieli mit ihr trauen liess. Um
diese Zeit stnrb Apitz ("1800), der nls unabhängiger Herr auf Schloss Tenneberg
gelebt hatte, aber so feig und schwächlich war , dass ihn seine Stictl)rüder nicht
zu fürchten brauchten. Indessen setzte der neue Kaiser, Albrecht voih Habshurg,
unter dem Verwand, diese Länder seien su des 'Beidies Händen erkauft, den
Kampf um Thüringen und Meissen fort, und erklärte die beiden Brüder,' die Ihre
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OwcMelite des ThiiingorvollMi. ' 67
Besitzungen niclit ausliefern wollten, in die Reichsaclit (130G). Dir' Eisenacher
hielten jetzt zum Kaiser; auch der nlte Landgraf war ihm günstig und verschloSS
seinen Söhnen die Wartburg, Friedrich aber lagerte mit 15 ehrenfesten Rittern
in^er nahen Felsschlucht , die noch jetsi „das Landgmfeiilocli** heisst, and er-
stieg imter dem Sehutse der UTacht, mit Hilfe seiner Stief-imd Behwiegermntter,
die Zimten der Borg. Nun rSnpte sein Tater das Feld. Er siedelte nach Erfurt
fiber, wo er — „Aer wildo Dornenstrauch in dem schönen Bosengeb&sche sächsi*
scher Fürsten" — in Dürftigkeit starb (1314).
Schon sjuvor (1308) hatte Friedrich mit der gebissenen Wange, der als eine
gair hehre vnd liebe Gestalt im Bilder seal der thüringischen Geschichte prangt, die
Zfigel des Regimentes ergriffen und sich zum alleinigen Landgrafen von Thürin*
gen und Älarkgrafen von Meissen erklärt, nadidem sein tapferer Bruder Diea^
mann in der Thomaskirehe zu Leipzig crmorflet worden. Als er sieh nun der Wart-
burg l)emt^istert hatte, entsetzten sicli dicEisonaeherun»! baten den König Albreeht
um Hilfe. Dieser liess einige der umliegeutTeu Burgen wieder befestigen und
adiloss die Wartburg in engere Belagerung fon. Da geschab es, dass Friedrichs
Geroablin, Elisabeth, eines Mägdleins genass. In der belagerten Burg aber fehlte
es an Priesterhänden, die den Säugling hätten t-aufen mögen. Da machte sich der
Vater, um das bekümmerte Mutterherz zu beruhigen, im I)unkcl der Naeht mit
seinem Kin<lc auf den Weg, um es in Reiiihardsbmnn weihen und segnen zu lassen.
Als aber die kleine Schaar von den wachsamen Feinden erspäht ward, ritten sie
Im scharfen Trab ihdr nach. Da brach das Kind in lautes Weinen aus, und lUe
Amme erklirte, dass es trinken wolle. Und Friedrich gebot alsbald seinen Rei-
sigen TTalt und rief mit edlem Mnthor ,,Das Kind muss trinken, und wenn es das
Thüring'M'1 find kostet." Seitdem nannte man den Landgrafen aueli den Kecken
oder Frcudujtn. Die Feinde aber waren von seiner Spur abgekouimen. Das Kind-
lein ward auf Tenneberg getauft, und ungefOirdet kehrte Friedrich zur Wartburg
snrftck. — > Endlich, nachdem die gewaltige Kriegsmacht des K6nig8 von dem
kleinen Häuflein der Thüringer beiXucca aufs Haupt geschlagen (1307), war
Friedrieb, der seinem Wappener, als er ihn zurSchlacht g*'r?!^tet, zugerufen hatte:
„Binde fest, binde lieute dreiLande fest, oder keines!" im ungestörten Besitz sei-
ner Erblande und liess sich in Eriai-t feierlich huldigen. Darüber war er so er-
firant, dass er seinen Unterthanen ein ganzes Jabr lang alle Abgaben schenkte.
Und nun war er beflissen, die Spuren des langen verderblich^ Strrttes, worin
SSaenach am meisten gelitten, nach und nach zu verwischen, nachdem er noch
einen harten Strauss mit der Stadt Erfurt glücklich bestanden und die widcrsp?(n-
Stigen Bürerer gedenuitbigt hatte. Bald jedoch entspann sich eine neue Fehde
mit dem Markgrafeti von Brandenburg, in welcher Friedrich sogar in Gefangen-
schaft gerietb, aus der er sich nicht anders lösen konnte, als dass er seinem Gegner
die KAUsita abtrat, und seinen crstgebomen Sohn, Friedrich den Lahmen, mit
einer Tochter des Markgrafen verheirathete. — AUmälig heilten die Wunden des
Ki ieges. Fricclricb al>er ward in seinen alten Tagen von einer tiefen Sr]iv,-<»rirmtli
befallen. Als im Predigerkloster zu Eisenach vor den Augen des landgrätiichen
Hofes ein geistliches Schauspiel: „Von den klugen und thörichten Jungfrauen^'
au%efUhrt wurde (1822) , macbte dies dramatlsdie „Mysterium** (dessen Text
▼on L. Bechstein aufgefonden und herausgegeben worden) auf das Gemttth des
Landgrafen einen so erschütternden Eindruck, dass er bald darauf von einem
Scblagfluss gelähmt wurde, der den Hcldengreis zu einem Kinde stempelte. Als
er 1324 sein thatenreiches Leben boschloss , das in Ritterromanen, Schauspielen
und Gedichten, vorzugsweise aber im Gedächtiiiss des Volkes fortlebt, ward ihm ein
atattlicbes Grabdenkmal errichtet, das, nach Zerstdrong des Katharinenklosters
5»
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68 Geschichte ies Thöringelnrolkefl«
in Eisenacli, wo seine Gebeine ruiiteu, erst nach Gotha und sodann nach Hein-
hardsbrunn versetzt wurde.
Kim ergriff JMeärieh U. oder der EmsÜhaße, der einzige mXniiliehe Spröss-
Bng, der ans dem glorreichen G^ehlechte noch übrig war, unter Vormwidseliall
seiner edlen Mutter Elisabeth, die Zügel des Landes (1324 — 1S49). Als er, toII-
jnhrig erklärt, die Tochter des Königs von Böhmen, die schon dem jungen Prin-
zen verlobt worden war, wieder heimgeschickt hatte, vermählte er sich mit Ma-
thilde, der Tochter des mächtigen Kaisers Ludwig von Baiern, Nach des Kaiser^
Tod wShlten einige Reiehsfürsten den klagen und tapferen Landgrafen sum rSmi*
sehen KSnig. Br aber schlug mit edler Selbstverleugnung die hohe Würde ans^
weil er, schwächlichen Leibes — daher auch „der Magere" genannt — , die
schwere Last derselben nicht ertragen zu können meinte, und nahm dafür 10,000
Mark Silber, die ihm sein Gegner, Karl IV., aus Erkenntlielikeit darbot. — Wäh-
rend seiner Kcgierung schienen alle böse Geister entfesselt zu sein. Vielfache
Fehden, Schrecknisse und Landplagen zerfleischten das arme Thüringen. Za-
nftchst beunruhigten die rftnberischen Herren von Treffurt das Land, bis ihre
Stammburg, der Normannstein, zertrümmert wurde (1336). Sodann mussten die *
aufrührischen Erfurter gedemüthigt, und andere einlieunische Fehden — mit den
Grafen von Orlamüude, Weimar, Schwarzburg und Heinicberrr — ausgefochten
werden. Diese mächtigen Grafen mochten sich nicht gern dem Landgrafen beu-
gen. Dahw kam es, dass, als er einstmals durch Erfbrt ritt, Hermann Ton Wei-
mar , welcher dort bei einem Festgelage war, ihm höhnend aus dem Fenster zu-
rief: ,,TTe, Fritz, woher kommst du? Fritz, wohin willst du?" so dass der Land-
graf drohend seine Stmime erhob: ,, Wahrlieh, «;oll ich noch eine knrzf ZeitleT)en,
so will ich machen, dass du mich deinen Herrn heissest.** Dies war die nächste
Veranlassung des sogenannten Grabenkrieges (1342). Auf der Seite des Landes-
herm standen die Städte, namentlich Eri^rt; mit den Grafen hatten sieh viele
Ritter, auch der Erzbischof von Mainz, verbündet. Verheerend wälzten sieh die
Schaaren da- und dorthin. In der heissen Sehlacht zwischen Arnstadt und Er-
furt (bei En;stÄdt) schwankte das Glück herüber und hinüber. Der Landgraf
ward verwundet und lag wochenlang in Erfurt auf dem Siechbett, nachdem er
einer völligen Niederlage- nnr durch Zufall entgangen. Genesen, führte er die
Fehde mit doppelter Erbitterung fort^ Rudolstadt, Schanhenforst nnd Kahla wur-
den erobert. Als aber Bombnrg fünf Wochen lang ohne Erfolg belagert wurde,
reifte der Friede. dei> mr\n nocli im Lager ahschloss (1345). Anstatt die land-
gräfliche ^Vlacht zu seliwächeu, wurde sie noch erweitert und befestig:t. Die Gra-
fen von Schwarzburg mussten Kahla, Dornburg, Tonndorf und andere Besitzun-
gen 'j die Stolsen Grafen vonOrlamünde und Weimar fast alle ihre Burgen, Städte
nnd Herrschaften an Friedrich abtreten. Doch behielt er nur Orlamttnde nnd
gab ihnen das Uebrige zu Lehen , so lange sie lebten. Mit dem Grafen Heinrich
von Henneherg söhnte er sieh durch einen lleiratb^vnrtraf]!: aus, welcher die Ver-
mShlung der heiinebergischen Grafin Katharina mit rriedrich III., dem ältesten
Sohne des Landgrafen, zur Folge hatte. Als aber der Graf von Henneberg sich
weigerte, das versprocliene Heirathsgut, ^e Pflege Coburg, herauszugeben^ ward
die junge Gattin, wie ein ungültiger Wechsel, schimpflich znr&ckgescfaickt. Darob
entbrannte der Kampf von Neuem. In einem harten Gefecht bei der Burg Schar*
fonberg, unweit Ruhln's, wäre des Land};rafen Freiheit und Leben verfallen ge-
wesen, wenn ihn nicht ein eisenacher Bürger geschützt und gerettet hätte. Nach
erfolgter Aussöhnung (1346) kehrte Katharina zu ihrem Gemahle zurück. Auch
mit den Herren von Salsa gerieth der Landgraf iii. so harten Zwi$t, dass er ihre
Stadt Langensalza in einen Schutthaufen verwandelte, unter welchem Uber 1000
Bürger ihr Grab fanden (1346). — Als Friedrich der Ernsthafte die Kaiserkrone
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6e86kielite des ThoriBgemlkM. « 6^
zurückgewieseu hatte, wurde sie dem Gtafm Günther voji Schwars^urg, dem
besten Fehdehelden seiner Zeit, aufs TTfiTipt g:esetzt (1348). Aber schon im fünf-
ten Monat seinerKaisemürde wurde er durch Oilt aus deiiiAN cj^i.' i^eräurntj wäh-
rend s>eiu glurreidies Bild in der Ahueureihe der schwarzburgischeu Fürsten mit
UTenrelldiehem Lorbeeir gesdim&ciKt Ist Wenige Wodien lUTor (am 2. Februar
1349) war auch Fk-iedricb der Emefhafte — der mlditigste aller thOriiigiaehea
Landgrafen — , obgleich erst 38 Jahre alt, zu seinen Vätern versammelt wordeOf
und erlehte die Schrecknisse nicht, die jetzt über Thüringen hereinbrachen.
Zuerst erschütterte ein gewaltiges -E/YZ/>r^>('?i das Land, so da ss Berge einsan-
ken und Städte und Dörfer mehr oder weniger zertrümmert wurden. Erfurts
Bürger flüchteten aas den Manem und erwarteten den Untergang der Welt.
Darauf raflfle eine furchtbare Pest, mit dem grausigen Namen „der tehwant
Tod^' bezeichnet, Tausendc und aber Tausende hinweg, so dass manche Stadt,
'/ IV Erfurt, beinahe gänzlicli entvölkert wurde und Thüringen den vierten Theil
beiiier Bewohner verlor. Dadurch lösten sich alle gesellschaftlichen Bande. Die
Juden, abergläubiäcli beschuldigt, Brunnen und Lebensmittel vergiftet zu haben,
wurden haufenweise ers^agen. In Eifurt verbrannten sich 8000 an der Zahl
in ihren eigenen Häusern und mit allen ihren Schätsen. Kur wenige blieben tob
der Pest und der Wuth des Volkes verschont. Um Gottes vermeintlichen Zorn
7.\\ sühnen, bildete sich die f;niatische Sekte der Oeissler (Flan;elluntcn) oder
Kreuzbrüder, die ein rothes Kreuz auf der Schulter oder clein Hute, trugen, und
eine Geissei in der Hand, mit der sie sich kasteiten. ILeerweise durchrasten sie
Stidte und Dörfer und richteten unsllglicfaes Unheil an, bis sie, vom Papst und
Kaiser mit Bann und Acht verfolgt, zum Theil in den Flammen endeten. — So ist
das Jahr 1349 mit unheimlichen Zügen in Deutschlands Geschichte verzeichnet.
Friedrich der Ernsthafte hatte drei Söhne hinterlassen: Friedruh TU., Bcd-
thamr und Wilhelnif die auf den Itatli ihrer preisen und weisen Grossmutter
Elisabeth die thüringisch - mcissnischen Länder in seltener Eintracht dreissig
Jahre lang gemeinschaftlich regierten (1349 — 1881), nachdem Friedri«^ der
Strenge oder auch der IVeundholdige benannt, während der Minderjährigkeit sei-
ner Brüder das Regiment eine Zeit lang allein geführt und durch seine Vermäh-
lung mit der Gräfin Elisabeth von Henneberg einen p^ossen Theil der Grafschaft
Hcniieberg fiu* Thüringen gewuuueu liatte. Der vierte Bruder, Ludwig, hatte sich
dciii geistlichen Stande gewidmet und wurde 1374 zum Erzbischof von Haina
«rwXhlt. Ein apderer PrXlat, Adolf von Nassau, der die Erfurter für sich ge-
wonnen hatte, machte ihm jedoch diese Würde streitig. Darüber brach ein Krieg
ans. Die Landgrafen, auf Seiten ihres Bruders, belagorten Erfurt. Der Kaiser
aber versöhnte im l-^eldlager vonTonna die streitendenErzbischöfe» und entschä-
digte Ludwig mit dem Erzstift Magdeburg (lii75).
Nachdem Friedrich der Strenge zu Altenburg gestorben (1381), entschlos-
sen sich die Brttder au einer Erbtheilung, durch weldie Balthasar Thttringen und
^^"lllelm Meissen erhielt; während Friedrichs nachgelassene Söhne, unter der
Vormundschaft ihrer Mutter, mit dem Osterland und der Grafschaft Orlamftnde
bedacht wurden.
Balthtisar residirte, als Landgraf von Thüringen (1382 — 140G), bald auf der
Wartburg , bald auf dem Grimmenstein zu Gotha. Da seine Tochter erstor Ehe
an Rudolf von Sachsen Terheirathet war, Balthasar aber dessen Schwester ehe-
lidite, so wurde er der Schwager seines Schwiegersohnes. Trota der ErbTerbrfi-
demng, die schon l.')73 zwischen Thüringen und Hessen geschlossen worden,
liess er sich zu einer Tcbde mit dem Landgrafen 11 ermann von Hessen verleiten,
die jedoch durch Margarethe, Hermanns kühne und besouacuc Gattin, geschlich-
tet wurde. Da noch immer der Landfriede von adeligen Wegelagerern gestört
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70 ' G6sc1iic]ite des TliüTiiig«Tvolke8.
warde, so scWoss nun Balthasar mit dem Landgrafen von Hessen ein neues
Trutz- und Schntzbündniss, um ,,dicStcrncr" — wie sich eine Horde Stegreifritter
nannte, wekdie Thüringen und Hessen durchzogen — mit bewaflfneter Hand zu
Paaren zu treiben, und zwang die Herren von Brandeufels zur Unterwerfung und
Rohe. Hebr noch Tergrdsserte er die landgräfliche Ifacht auf Mediidiein Wege,
da ihm nicht blos Gralfochaft KUfcmburg, nachdem der letzte Zweig des
edlen Stammes abgestorben, sondern auch sclion durch seine erste Heirath mit
einer Burggräfin von Nürnberg ein beträchtlicher Theil des thüringischen Fran-
kenlandes zugefallen war.
Mit seinem einzigen , an Leib und Geist kraftlosen Sohne, J^iedru^ IV.,
auch der Einfältige oder Friedfertige genannt (1406 — 1440), der seinen Fürsten*
sitz erst nach Weimar, dann nach Weissensee verlegte, erlosch der letzte Zweig
des rhüringisehen Laudgrafenstammes, nachdem der romantische Farljcnschmelz,
der die Geschichte der Landgrafen umspielt, schon seit geraumer Zeit erblichen
' war. Eine Gliederpuppe seiner herrschsiiciuigen Gemahlin Anna von Sehwarz-
burg , ward er mit seinen Vettern, den Söhnen Friedrichs des Strengen, ob
der mit Wilhelms Tod -^erwaiseten Uarkgrafschaft Meissen in ErbfoIgebSn«
del rerwiekelt; und da er sich von seinem Schwiegervater, dem Grafen von
Schwarzburg, verleiten liess, seine thüringischen Besitzungen zu veräussern, so
drangen seine Vettern auf die Wartburg, wo er anfangs zu wolinen pflegte, und
schlössen einen Vergleich mit ihm , der seine Herrsdiaft so sehr beschränkte,
dass seine Gemahlin die Urkunden des Vertrages gewaltsam vernichten wollte,
aber von der Bu^wache daran vOTfaindert ward. Bei dieser Schwäche des Für-
sten hätten ,,die Flegler^' — eine Rotte gemeinen Volkes, das mit Dreschflegeln
und AextoTi plündernd und mordend das Land durchzog — ein leichtes Spiel ge-
habt, weiiu nicht die Markgrafen von Meissen ilirem frevelhaften Treiben ein
Ziel gesetzt, und die Bitter von Heldrungen, die sich mitden Fleglern verbunden,
, weidlich gezüchtigt' hlttten. Ueberhaupt ging damals eine grosse Verwirrung
Bnd Zerrüttung durch das deutsche Beiöh. ^ Staat und Kirche waren von gähren-'
den Spaltungen zerrissen. Dazu kamen Mi sswa^S und Seuchen: der herrenlos
umherziehendeiL Landsknechte und der bis dahin unbekannten Zigeuner, welche
das Volk bedrängten, gar nicht zu gedenken. Am härtesten aber M'urden auch
die sächsisch-thüringischen Länder von jenem achtzehnjährigen blutigen Hussi"
tenkrieg betroffen^ der sidi um jene Zeit in Böhmen entspann. JMedrit^ der
Sireiibare, Markgraf von Meissen, einer der tapfersten, weisesten und frommsten
Fürsten seines Geschlechtes, hatte, gleich seinem Bruder Wilhelm, dem König
Sigismund gegen die rebellischen Böhmen crspricssliclio Dienste geleistet , und
wurde dafür mit dem Herzogtimm Sachsen und der ( ricdigten Kurwürdebelohnt.
Jetzt fielen die llussiten, wie Heuschreckenschwarme, in sein Land, da er just
mit dem Landgrafen von ThQringen abwesend war (1420). Flugs entbot die
muthige Landgrgfin Anna Thfiringer und Meissner zu den Waffen. Bei Aussig
Stiessen die Heere auf einander. Von beiden Seiten ward mit verzweifelter Er-
bitterung gekämpft. Die llussiten aber bcliiclten die Oberhand und richteteii
unter den Deutschen ein grässliches lihitbad an. Die Fluclit noeli ward zum
zweiten Schlachtfeld. Bei 12,000 Herren, Bürger und Knechte bedeckten die
Wahlstatt. Kein edles Geschlecht, keine Stadt, kein Borf im ThQringerlande, das
nicht seine Todten zu beklagen hatte. Ueberall trostloser Jammer. Aus Kum*
mer und Harm Über diese entsetzliche Niederlage starb Friedrich der Streitbare
(1428). Nun waren Tliüringen un(l ^feissen den verheerenden Rauh^-infällen der
Hussiten um so sdmtzloser blossgegcbcn. Da ermannte sieli der Landgraf Fried-
rich von Ihüringen und trieb die furcldbarcn Feinde zurück. Aber schon im
niehsten Jahre kehrten sie wieder, und streiften sengend und brennend, mordend
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OescMcilte des Thüringervolkes. 71
nnd plündernd, durch das Meissner- und Ostcrland, durch Franken und Baiern.
Ein piinischer Schrecken hatte allen Widerstand gelähmt. Auf 3ü00 Wagen
führte der Sieger seine Beute nach den böhmischen Wäldern, hinter sich die Jam-
tterstfttten eingeäscherter Stidte nnd Börfear. Sin neuer Xreusszag gegen den
wilden Prooop, welcher die Böhmen anführte, endete mit der Flncht des deut-
achen Heeres, bevor es noch Kam Kampfe kam, so dass Procop ungehindert his
Tor Naumburg drang (1431). Dort ward sein harter Sinn durch das Flehen der
unschuldigen Kinder erweicht, die in Sterbeliemden in sein L»<^er zof;:en, so dass
VC sie mit Kirschen beschenkte und mit seiner Kotte von danneu ging. Endlich
setste der Friede, den man aaf der Kirehenwsemmlung zii Basel solüosSi diesen
Greueln ein Ende. Der Kaplan am Hofe der Landgrifin Anna, •ToAaim BOO»,
welcher das älteste nnd yoUstftndigste thüringische Zoitbuch in deutscher Sprache
schrieb , hat diese und andere Geschichten (auch das Leben der heiligen Elisa-
beth in Versen") treulich berichtet.
Am 4. Mai 1440 starb Friedrich der Einfältige, uubcklagt und kinderlos,
sn Weisaeosee, nnd wnrde, als der letste seines Stammes , in der Ahnengruft an
Beinhardsbrnnn bestattet. Die Beihe der Landgrafengr&her war mit sdner
Leiehe geschlossen.
Damit hat die eigentliche Gescliiclite Thüringens ihr Ende erreicht. Der
thüringische Löwe machte nun dem sächsischen Rautcnkrauze Platz: gleichwie
die thüringische Geschichte nun zur sächsischen wird.
Wir werden desshalh die folgenden Begebenheiten nur flüchtig bertthren,
so weit ihre Kenntniss anr Benrtheilnng der Gegenwart erforderlieh scheint.
ZnnSchst:
Thüringen nnter den s&elisisclien Fürsten (1440 — 1547)..
Die Enkel Friedrichs m., FrieArv^ der Sanßmüthige ond Wilhelm der
Snofi^^^lfiarkgrafen Ton Ueissen, hatten, nach dem Tode des letzten Landgrafen,
Thüringen geerbt, nnä \ crwalteten es anfangs gemeinschaftlich. Im Jahre J445
beschlossen sie jedoch ihre liänder unter sich y.n tbeilen. Friedrieh der Snyift'
miifhifff, dem, als dem alleren Sohne Friedricliä des Streitbaren, die Kurwürde
zugeiaiien, nahm Meissen und einen Theil des Osterlaudes } Wühelnif der zu Wei-
mar residirte nnd so gefUrchtet war, dass man von ihm sagte: „Wenn Herzog
Wilhelm gestiefelt nnd gespornt über den Schlosshof zu Weimar geht , so zittert
ganz Thüringen!", erhielt die Landgrafschaft Thüringen mit der andern Hälfte
des Osterlandes und den frSnkisehen Besitzungen. Diese Ländertheilung, in der
sich beide Brüder üherv'ortlieilt ^daubten , war die Ursache eines mehrjährigen
.verderblichen ivrieges, der unter dem Namen: der Bruderkrieg bekannt ist. Die
eigentlichen Schttrer dieser unseligen Fehde waren Wilhelms treulose BSthe^
Apel Vizthum zu Bossla und dessen Bruder Busso au Dornburg. Besonders war
es Apel, der, voll unersättlicher Habsucht und Hen-schgier, den Herzog dermas-
sen umstrickt hatte, dass er keinem anderen Einfiuss zugängig war. .,Wehe
aber dem Lande, wo böse Käthe das Herz des Fürsten durch niedrige Ränke um-
garnen, und das allgemeine Wohl ihrer blinden Selbstsucht opfern I" Der Kor-
IBrst, welcher Apels gefährliche EntwUife durehschante, verlangte ron seinem
Bruder die Entfernung der Vizthume. Umsonst. Da zog er mit einem Heere
vor Rossla und plünderte Apels Besitzungen. Herzog Wilhelm feierte in Jena
sein Hochzeit.sfcst mit Anna, der Tochter des Kaisers Albrecht H. , als ihm
seines Bruders Feindseligkeiten hinterbracht wurden, l>a verliess er zornent-
brannt das glänzende Hochzeitsmahl und rüstete sich sofort zur Gegenwehr. Der
Xnrfarst bot ihm jedoch die Hand der Versöhnong, wenn er seine untreuen Rftthe
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OfseUclite des TMriiigerrolkes.
entferne. Wilhelm alter init^ortete trotzig: „Eher will ich das Land mit ihnen
meiden, als sie verlassen." .Nun griff Friedrich zu den \\ äffen. Viele thürin-
gische Lehnsmänner, auch der Erzbischof vonMagdeburg und die mächtige Stadt
Erfurt , gingen bh ilün fiber. WUhelm nahm ihre Burgen, s. B. den Wendelstein
des Herrn von ^^'itzlcben, während Friedrich die Tizthumschen BesitBimgen,
namentlich Wiehe imd Xchra, aufs Neue mit Feuer und Seliwerdt überzog^. Fni
Versuch, auf einer Fri ad ensversammlung zu Naumburg die feindlichen Brüder
mit einander zu versOlaieu, schlug fehl. Wilhelm rief vielmehr die Böhmen zu
Hilfe, ^e auch nicht lauge auf sich warten Hessen, aber nicht blos das feindliche,
Müdem aneh das Qebiet ihres Bundesgenossen dergestalt aussogen und dran^-
Salteu, dass der Henog seine bösen Gäste gern wieder los sein mochte. Dafür
sorgte Frfurts tapfere Bürgerscliaft, die sich wohljj^erüstet dem bohnnschen Raub-
gesindel ' litgegenstellte. Als es diese liüstungen gewahrte, zog es ersclirocken
seiner Heimath zu. Eine neue Tagfahrt zu Mühlhausen (1447) brachte zwar eine
Versöhnung swiselieii den Brüdern zu Stande, aber nur auf dem Papiere, nidit tn
den Uersen. Herzog Wilhelm, taub gegen die bestgemeinten Voistelhisgen,
schenkte vielmehr seinem Günstling Apel von Vizthum alle seine fränkischen
Besitzungen. Da brach abermals die Flamme di s Bruderkrieges aus, und loderte
um so heftiger empor, als' sie durch den „scluviirzburgischen Ilauskrieg" neue
Nahrung erhielt, indem VV iihelm, Thüringens Landgraf, dem (irafen Heinridb von
Arnstadt, der Kurfürst aber dem Grafen Günther von Schwarzburg beistand.
Zwar machte Gfinthers Tod dieser Fehde ein Ende (1450), nachdem sehne Stadt
Königsoe ansgcplüudcrt und eingeäschert worden ; allein der Bruderkrieg dauerte
fort. Kurfürst Friedrich berannte Sta'lt Thn, konnte sie jedoch, obgleich er
acht Tage hin-j: ilmo Fnterlass stürmte, ebenso wenig erobern, wie die festen
Häuser zu Tuima und l>üllstädt. Indessen venvüstete Herzog Wilhelm, der
sich abermals durch b$hmis4Ae Hilfstrappen verstirkt und andi noch den Bei-
staad des tapfem ICarkgrafen Albrecht Ton Brandenburg gewonnen hatte, die
Besitzungen seiner Gegner ; während sein Bruder nicht minder mit Feuer und
Schwert so grausam wUthcte, drts^ die Flammen von mehr als sech-zi:: DTirfern
den Himmel rötheten. Seitdem Inessen Hernmnn Harras, Friedrichs Feldherr,
und auf Wilhelms Seite Apel von Vizthum; „die Brandmeister". Nachdem
Gera von den Bdhmen unter nns^lichen Grenehi » IKKM) Einwohner wnrden
niedergemetzelt — erobert war (lidOX Standen die Brttder in Schlachtordnung
gegenüber. Da erbot sich ein Kriegsmann, mit dnem Male den unseligen Strdft
zu beenden. „Und wie?" fragte der Kurfürst. ,Jch werde moinc Donnov-
büchse auf das Zelt des Herzogs richten und — ". Friedrich dt-r Saultmüthige
aber fiel ihm in*8 Wort: „Schiesse, wohin du willst} nur triff meinen Bruder
nicht!** Dies grossm&thige Wort besiegte ^mheLns GmlL Im Angesichte üuw
Heere umarmten sich die Brüder und schlössen bald darauf den FrtäensnNanm«
Imrg (1451) , der nicht wieder gestört wurde. Nun ernteten aucfa die friedliäs-
bigen Räthe den verdienten Lohn. Apel von Vizthum ward vom herz<^Udieil
Hufe Verstössen und sollte die fränkischen Besitzungen zurückgeben. Statt des-
sen yerschanste er sich auf der Veste Coburg und bot nicht blos dem Herzog
Trotz, sondern Überfiel auch die Gesandten des Heraogs von Burgund , die ndt
reichen Geschenken nach TfaOringen sogen, und hielt sie auf der Lenchtenburg
gefangen. Da ^vard er mit air seinen Anhängern in die Acht erklärt. Alle
Schlösser und Guter wurtb n ünuMi abgenommen. Kaum dass sie selbst mit ihren
geretteten Schätzen nach Böhmen entkumen, wo sie fortbin als Geächtete lebten.
Damit aber waren die traurigen Folge« das Bruderkrieges noch nicht über-
wunden. Auf Friedrichs Seite hatte sein Hofinarschall, Kumt wm Kau/ungen,
tapfer gcfocfaten, und hatte, als Entschädigung semes eigenen Verlustes, die via*
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CtoseMchte des Thüringervolkes. 73
dnuDSclien Güter ia Hcissen erhalten. Diese s< Ute er -«deder heraasgeben , als
ihm sein Kigenthum zurückerstattet worden. Da er sich dessen ^eigerte, drohte
ihm der Kurfürst mit Gewalt. Darob entschloss sich Kunz zu einer grausamen
Rache. In der Mittemachtsstunde des 8. Juli 1455 dringt er mit 9 Helfershel-
fem In das Schloss zu Altenbnrg, wihrend d$r KmCQrst abwesend ist und sein
Hofjgesinde bei einem atSdtiecben Gelage schwelgt, und sdileppt dessen Söhne,
den 14jährigen Emtt'wad den 12jährigen Albert, als Beute von dannen. Unfern
der böhmischen Grenze rastet Kunz mit dem jüngero!j Alhc i t bei einer Köhler-
hütte. Der Knabe weiss sicli dem Köhler verständlich zu machen. Sofort schlägt
dieäer mit seiner Schürsuiugc auf Kuuz von Kaufungeu los, und als noch andere
Köhler herbei eilen , werden die RXuber ttberwältigt und gefesselt Darauf wird
der andere Prinz , mit dem man In eine Felsenhöhle d^ Ersgebli^ges geflOehiet,
freiwillig zurückgebracht. So waren beide Zweige des sächsischen Ffirstmstain.-
mes gerettet. Kunz von Kaufungen «aber wurde öffentlich enthauptet, Hans
Schwalbe, der Kiii henjunge, der ihm das ScIiI jss geöffnet, mit j,'hlhenden Zanp^en
zerrissen} Georg Schmidt dagegen, jener muthige Köhler, durfte bis in seine alten
Tage unentgeldlich Kohlen brennen , und fand xuletet im Altenburger SeUosse
Obdach und Pflege, wo er oft erzählte, „wie er den Kunz weidlich getrillert
habe.*' Daher ward er „der Triller" genannt. Sein Geschlecht, dsxs später unter
diesem Namen in den Adelstand erhoben wurde, lebt noch heutigen Tages In
Thüringen fort
Währenddess war Herzog Wilhelm bemüht, der einreiääeudeu Sitten ver-
derbniss energisch zu steuern, besonders den masslosen Oastereien und Zeeh*
gelagen, der iUn rhandnehmendenPutasucht, den Glücksspielen und dem Wucher,
nnd als ein Junker sich den erlassenen Verordnungen nicht fügen wollte«, indem
er meinte: „Ich lebe, wie mir's gefällt!" so antwortete der Herzog: „Und ich
jage dich fort, wie mir's gefällt." Auch setzte er der „heidnischen Fantasei" der
Vefamgeriehte ein Ziel und hielt die Stegreifritter und andere SehnapphlUine hart
im Zaum. In seinem Hause aber wiederholte sieh die unglückselige Ehe-
geschichte Albrechts des Unartigen. Denn Wilhelms leidenschaftliches Cremüth
\v'AV(\ von den verführerischen Koizen der jungen Wittwe Katharina von Branden-
steiii dermaassen bethört und gefesselt, dass er seine edle Gemahlin, die Kaisers- ,
tochter Anna von Oestreich, verstiess imd bis au ihr Ende im Gefängniss zu
Eekardtsberg^ schmachten Hess.
Als Henog Wilhelm ohne Leibeserben verstorben war (1482), fielen seine Län-
der an die Söhne seines gleichfalls verstorbenenBmders Ernst und Albert, dieschon
seit dos Vaters Tod (14G4) ihre Erblande, mit Ausnahme Kursachsens, gemein-
schaftlich regiert hrttton Nun aber (1485) theütcn sie dieselben, ohne die uatür-
Uchen nnd herkummiichen (ircnzen sonderlich zu beachten. Kurfürst Krnst , der
gtammrater der erneBtumekm jUnie, erhielt den grössten Theil yon Thüringen,
nebst den osterllbidischen und fränkischen Besitzungen ; Albert , der Stifter der
oJherthiisrhcn Linie, ausser mehren thüringischen Städten und Schlösseni, die
meissnischen Lande. Von dio'iem Tage an war Tliiiringen niemals wieder unter
einem Fürsten vereinigt Si ll ist der Name tritt allmülig iu das poetische Halb-
dunkel der Vergangenheit ^fSurUck. Thüringen wird zu einem sächsischen Lande
und muss forthin auf eine politische Machtstellung versichten, wXhrend es um so
heller In d^ Künsten des Friedens strahlt. An die Stelle der bisherigen Yasalleai-
fehden treten nun unablässige Erbtheilungen und Erlischaftshändel, die, an und
fiir sich unerquicklich, weil das Volk dRbci rnr als Wuare geschätzt ward, Thü-
ringens neuere (Jcsehichte zu euiem fast uniosiichen Gewebe verwirren.
"Wir haben es vornämlich mit dem älteren Hauptost des wetttnischen Stam-
mos, mit dem emettiniaehen Haute, zu thun, das jetzt noch in mehren Zwdgen
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74 jG^Mehte des TbftiingfemlkM.
die tliiiniiglstlieii Gjaien beherrscht; w-flir ufl das albcrtinisclic im Laufe der
Zeit alle thürlugisehen Besitzungen verlor und gegenwärtig auf dem sacbaifichen
Königsthrone sitzt.
KurfOrst Emst atarb schon im Jahre 1486. Seine Söhne, FrUdrich der
Weise und Johann der Beständige, die als helle Sterne am Himmel der Befonona-
tionsaeit glftnen , regierten die ihnen zugefallenen Erblande gemeinsam. Kurs
zuvor, ehe sie ihr friedliclics Re<5iment antraten, war Martin Ltither , Thürin«]^en8
grösster Sohn , in Eisleben geboren worden. Wie einst das Licht dos Christen-
thums von Tiiüriiigen aus durch Deutschland strahlte, so nun das Licht der Ke-
formatloD. Thüringens Beherrscher aber eehftUten <Utte8 I^eht und seiimi
Leuchter, dass es weder der Macht, noch der List rdmiseher Finsterlinge gelang,
es wieder unter den Scheffel zu stellen. Noch einmal wird Thüringen, insoiKder*
heit Möhra, Eislcbcn, Eisenach, Erfurt, Wittenberg;, sowie die Wartburj; und die
Veste Cobnr^^ von einem vollen Sonnen^lick der Geschichte vergoldet. Zwar
war Friedrich der Weise zu bedachtsam, um sich der neuen Lehre ohne liuckJiait
anzuwenden; allein er breitete doch die Fittiche seiner Gunst und seines Schfr*
mes Uber den kühnen AngustlnermSnch .und rettete ihn vor den Nachstellungen
seiner Feinde auf die Wartburg; während Georg, der damalige Sachsenhersogy
mit Kerker und Folter, mit Feuer und Schwert gegen die Bekenner des Evange-
liums wüthete. Freilich konnten sie dem wilden Freiheitsschwindel, womit die
Bauern unter Münzers und Pfeifers Anführung alle göttliche und meuschiiehe
Ordnung mit Füssen traten, nicht ruhig zusehen; obgleich der sanitmatliige Kur-
fürst stets ermahnte j das verführte Volk glimpflidk au behandebi. Als aber der
„helle Haufen", namentlich in Allstedt und ^lühUiausen , immer ungeberdiger .
auftrat; als viele Burjj^en und t'nst alle Klöster Thüringens der fanatisch entfessel-
ten Volksmacht erhiircT) : da durften die Fürsten nicht länfjer zöjrern . uieseni tol-
len Treiben mit bcwatincter Hand entgegen zu treten. Kuriiirjtt Friedrich der
Weise, der in seinem Leben keinen Krieg geführt, verschied jedoch au Lochau
(am 5. Hai 1525), bevor der Bauernkrieg zum vollen Auslmich Icam. Sein Bru-
der aber, Johann der BestlEndige, mit dem Landgrafen Philipp von Hessen, dem
Herzog Georg von Sachsen, dem Herzog Heinrich von Brannscliweig und anderen
• Herren verbündet, schluir die Bauern am 15. Mai 1525 bei Frankenhausen dar-
nieder, dass ihrer oOuü auf dem Platze blieben, und nachträglich noch viele —
auch Thomas MQnzer und Heinrich Pfeifer — enthauptet wurden*).
Herxog Johann, welcher des kinderlosen» Bruders Linder und Kurwfirde
erbte, trat als Luthers Anhänger und Schirmherr frei und offen hervor und er-
warb sich dadurch drn X nnen • der Beständige oder Jcr Stfmdltnfte. Als aber
die kirchlichen Wirren iiamer bedenklielier wurden, hieliea es die Fürsten,
welche der neuen Lehre zugethan waren, für ^a^ratben, sich unter einander zu
Schutz und Truta au verbinden (su Torgau 1525) imd auf dem Beichstag wol
Speier (1529) wider die Anmuthungen und Anmassungen der Katboliken ent-
schieden zu protestiren. Dies Bündniss erneuerten sie zu wiederholten Malen,
namentlich im Jahre 1536 zu Seluiialkalden ( daher der „Schmalkaldische Bund" ),
wo auch Luther zugegen war und als religiöse (rrundlag© dieser Verbrüderung
die sogenannten „Schmalkaldischen Artikel" schrieb.
Schon zuvor, nttmlich am 16. August 1S38, war Jobann derBestän^ge ent*
schlafen, und Luther hatte Ihm das schöne Zeugniss nachgerufen: „Mit Kurfiirst
Johann starb die Kechtschaffenheit, wie mit seinem Bruder die Weisheit. Beide
in einer Person würden unter den Menschen ein Wunder gewesen sein/^ Und
<*) Yergl. H. SchwtrtU, Die Bädolsführer, oder Bilder aoa dem thürlugiscLeu Bauern-
kriege. Berlin, Boettehtr, 1968.
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Gesclüclite des Tliiii*inger Volkes.
75
doch wird erst durch Johann Fruärich den QrossmRthigen (oder vielmehr den
Hochherzigen) das edle Kleeblatt der sächsischen lieformationsfürsten vollkom-
mcTi Er folgte seinem Vater in der Kurwiirde, und war, in Gonipinschafl mit
Philipp dem Grossmüthigen, Landgrafen von Hessen, das Haupt des protestanti-
schdh Bandes. Kaiser Karl V. erklärte sie, als StÖrer des Landfriedens, in die
Bdchsacht (1546). Nun war es Zdt, ein wohlgerfistetes Heer su sammeln , um
ihren Glauben, so es noth that, auch mit den Waffen zu vertheidigcn. Und esi
that noth Herzog l\Ttrritz von SacJiscn, der tapferste Mann seiner Zeit, fiel mit
seinen Truppen in das kurfürstliche Land, obgleich er der neuen Lehre zugethan
war. Sein Ehrgeiz stachelte ihn, im Trüben zu fischen. Die kaiserliche Acht,
die IKber s^nen Tett^ verhSngt war, gab dnen Yorwand^ dessen Wfirden und
Länder an sich zn reissen. Der Kurfürst aber eüte mit einem starken Heere
dem Herzog entgegen, and gewann die ihm entrisiienen Besitzungen grössten
Thoils wieder. Da zog der Kaiser heran , und vereinigte sich mit Moritz. Bei
Mühlberg an der FAhe kam es zur Entscheidunjrsschlacht (24. April 1547).
Friedrichs Schaurcii wurden geschlagen und zerstreut, der Kuriürst selbst ver-
wundet und gefangen. Itennoch, und ob das Todesurtheil über ihn ausgespro-
chen wurde, blieb er seinem Olauben getreu. „Lieber die Knr, Land und Leute
und den Hals dazu hergeben, als von Gottes Wort uns abreissen lassen." Dabei
blieb er, auch wh'hrend der funfjalirigen Haft, die er zu erdulden hatte. Die kai-
serliche Armee zo}4 unter Alha's Anführung verheerend das Raalthal hinauf. In
Hudolstadt aber, als die spanischen Söldner in den Dörfern hausten und das Vieh
wegtrieben, herrsehte die heldenmüfhige Grttfin Kaibarina Ton Schwarsburg
dem Herzog Alba zu: „FUrstenblut für Oclisenblut t" so dass den Baäem die
geran>)tf" 7\negsbeute zurücltgcgebcn oder ersetzt wurde.
Herzog Moritz, nachdem er sein Ziel erreicht hatte und mit der Kurwürdo
•von Sachsen, sowie den meissnischen Besitzungen belehnt worden war (154:8),
trat nun, um die evangelische 01aubensfirelheit und die Unabhängigkeit der deut-
schen BeiehsfÜrsten zn retten, dem Kaiser feindlich entgegen, und trieb ihn so
in ^e Enge, dass er den Passan« Vertrag abschloss (1552), wodurch die Geäch-
teten frei ^"ct^flx^Ti und dem Volke un^rohinderte Religions Übung zugesichert
wurde. Der ehemalige linrfürst, nun Herzog Johann Friedrich der Acltere,
kehrte unter lautem Jubel, von dem treuen Maler Lukas Kranach begleitet, in
die HeimaÜi zurück, und zwar snerst nach Jena, wo er durch seine Sdlme für das
verlorene 'Wittenberg eine neue Hochschule gestiftet liatte. In seine thüringi-
schen Länder wieder eingesetzt, schlag er seine Besidenz fortan in Weimar auf
und bekam spfiter auch Altenburg und Eisenberg znriiek
Mit seinem Tode^ der schon 1554 erfolgte, beginnt eine neue — wenn wir
sie noch so ueuneu dürfen — die jüngste Periode der thüringischen Geschichte,
deren detaiUirtere Beschreibung wir hier, abgesehen von dem Hangel an Raum,
um so eher übergehen können, als die Hauptmomente — wenn sie noch nicht
allgemein ]>ckannt sind — an den betreffenden Orten im Texte des Beisehaad-
bnches selbst nachgetragen werden sollen.
76
Literatur,
Llteratn r *).
(Nacb «Iphalwtischer Beibenfolge der TarflMser.)
Anding uud Rad^eld, Wegweiser und Führer darch den Thüringerwald,
mt ^er Beisekart«. BUdbiurs^iiseii 1864. ca. 160 S. •
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Beckstein, Wandemsg dnrdi Thüringen. Mit 30 Stalil8ti€hen. Dritte Auf-
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{Becker), Fröhliche Reise durch Thuiiiigen. Leipzig 1840. 240 S,
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Leipzig 1855. 55 8.
Des reveries et des sonvenilS daas la forftt de Thuringe. Gotha 1835. 96 S.
Fils , A. jr.^ Ilölicii-^ressunpen iu und um Tliliringeii. "Mit Karten. Sechs
Hefte. (In verschiedenen Jahren und an verschiedenen Orten erschienen.)
Freimäthige Bemerkungen , auf einer Heise durch die thüringischen Wald-
gegenden. Erfurt 1820.
fJMtzeJf Der Nordwesten des TfaSringerwaldes oder 10 Tage in Buhla.
Berlin 1854. 230 S.
Führer beim Bereisen des Thüringerwaldes. Gotha 1858. 31 S.
Grieben, Th. (neu bearbeitet von W. Gröning)^ Illustrirtes Handbuch iüx
Weisende in dem Iliüringerwalde. Zweite Auflage. Berlin 1858. 158 S.
Haäum, Der ThfirlngerwaM nnd^ seine Umgebung. Mit mskrischen An-
sichten. Arnstadt 1838.
Herrtwich, J., Thüringische Heimathskonde. Mit einer Karte. Ein Hand*
buch für Volksschulen, Erfurt 1851. 246 S.
JItrzo[i , Taschenbuch iüx Beiseude durch den Thüringerwaid. Mit einer
Karte. Magdeburg 1832.
He»»e, Taschenbuch der Geschichte und Topographie Thüringens. Budol*
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Hürte , Der Führer im I ii iu ingen^-ald. Ein licisehandbücblein <ur FittS-
reisende. Erfurt (ohne Jahreszuhi). 105 S.
SumbeH, Dans k foröt de Thuringe. Genkve 186S. 498 8. (Mit Illu-
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Justus, A. (Kenovanz), Acht Tage im ThOringerwalde. Zweite Auflage.
' Mit einer Karte. Rudolstadt 1858. läü S.
Krön fehl, fieimatbskunde von Thüringen. Für Schule und Uaus. Jena
18G1. 5ÜI S.
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Meyer, H. J., Thüringens Merkwürdigkeiten. Eine Zeitschrift in swang>
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(MillwitzJ, von , L V , Der Thünn^^crwald. Erfurt 1830. 2GG S.
Müller, K., Der Tliiii ingerwald in der Bmsttasche. Mit einer Karte. Dxjitte
Auflage. Berlin 1853. 166 S.
< ) Pie nciu sr ur i interesMulefte i^McfoN und XoM- Literatur wird betreffenden
Orts iingugeben werden.
Die alten (Jhronihm dagei?en (ron J.Bothr, J. Bange, J. Bmhard , M. lyi^gerkom,
r. FaU:enstehi, f^njiftarittf! etc.), ^vv\chp vor7np''^Wfist! Tliüringeri!? fi c^t^iichtc btthandeln, sind
liier ebensa wcuig iu Bctrarlii gc/.t»geii, wie die geogrujjhii»cheu uud audero Sammel-
werke, welche auf Thüringen mehr oder minder ausführliche Beziehung nehmen , oder
die umfassenden Reisebttcher von Bädecker, Jahn n, a.» die aUerdings auch Thüringen
berfickstchtigen. •
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Karten,
77
3IUUer von der Wt rra^ Thiiringen. Ein Handbuch für Weisende. Hit einer
Karte. Leipzig 18 CO. 248 S.
Flänkner, J. von. Der Thfiringerwald als Commentar zn einer Ansicht von
der Nordseite. Gotha laSO. 87 S.
fPolacl-J , Dr. L. P. , Tasehcn -Album für Wanderer des Thfiringerwaldes
in Wort und Bildern. Langcn^^nlz i 1 853. 114 S.
Rasch, G., Das Thüringer land und der Thüriugerwald. Mit Stahlstichen.
Leipzig (1859). 192 S.
^imSMh, Wegweiser durch den Thfiringerwald. Mdnlngen 18dl.
ßeheerer, Th., Eine Thfirings&hrt im Lande der Wahrheit und Diehtnng.
Brannschweig 18 Gl. (Ein Gedieht)
Srln'ffner , A.^ ^^o^chvo\hnn<^ von Rrtch^eri iiih! der Fnif";finischen , KeuSSi*-
schi II und Schwarzburger Laude. Zweite Auflage. Mit Stahlstichen. Dresden
184Ö. 896 S. •
JSfehuferdtj I£,, Album das llifiringerwaldas. Mit lUostrationen. Leipzig
(1860). 824 S. ^ .
Storch, L., AVnnderbttCh durch den Thüringerwald. Dmenan 1841. 434 S.
r Sydow, Thüringen und der Harz. Historisch - romantiseiie Beschm-
bung etc. Mit Abbildungen. Acht Bände. Sondershansen 1840.
Umschau in deutschen Landen. Zweiter Band: Thüringen. Zwickau 1840.
120 8.
Vodke, K., Kauar Ffihrer dnreh Thttringan. Mit Karte. Zweite Auflage.
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M'Ti'rr, H. L. TF. , Dns Thüringerwaldgebiige. Ein Wegweiser für Reisende.
Mit einer Karte. Weimar 1836. 674 S.
Zkgler, A., Der Bennsteig des Thüriugerwaldes. Eine Bergwanderung.
IMst efaier Karte. Dresden 1862. 835 d.
Karten*).
Keisekarte des jirtussischen Gemralatahs in vier Sektioueu. Maussstab
1 : 100,000.
ö. Vogel, Heue Karte vom Thfiringerwald in vier Blattern. Gotha 1864.
Perthes.
C. r/r/»/»« Reisekarte von Thüringen. Maassstab 1 : 103,000. Fünf Blätter
mit Eriiiuternngen. Weimar 1863 Hcographischos Institut.
J. C. Bär und Berghaus , Ivarte des Thüriugerwaldes. Zwei BiüLLer.
Haasastab 1 : 200,000. Gotha, Perthes.
C. F. Weiland (Rev. t. iQ^ert), Beisekarte vom Thfiringerwald. Maass*
Stab 1 : 230,000. Weimar, Geographisches Listitut.
C. Oräfj Grossherzoglich und Herzoglich Sächsische Länder. Maassstab
l:3ö0,0uü. Ebendaselbst 18 G2.
27iüringen und die angrenzenden Länder. Langensalza, Schulbuchhandlung.
^iriedr, TTnnmer. Dar Thfiringerwald (Nordwestliche Hälfte). Sehmalkal*
den 1845, Pistor.
A. W. Fils und Vogel, Der Thfirkigerwald. Vier Specialhärtchen. Maass*
Stab 1 : 60,000. Gotha, Perthes.
V. Arnsif^ald und Kiejoert (rev. v. C. On'ff), Eisenach und Umgebung. Maass*
Stab 1 : 30,000. Weimar, Geographisches Institut.
Wir gedenken hier nur der Eiwielkarten, die nicht in grösseren Atlanten oder in
Böcfaeni entbalten sind.
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II. Reisenotizen
BeiS^plan« — Wer sollte demBerlepseh'schenSehweiserfQhrer nicht bestim-
men, dass ein wohl durchdachter Reiseplan die Grundlage einer genussreichen
Reise sei? AVer frciUdi , -vvie die Studenten sich ausdrücken, «nr praktische
Oeograplüe" studiron, wer* kommm imd sehen , essen und trinken, oder sieh nur
einmal recht auslaufen will, der nimmt ohne lange Vorbereitungen den Wander-
stab zur Hand und durchpilgert wohlgcmtttli dfts Thüringerland , iV^ie und wohin
Laune vaA Schicksal ihn fUiren. Wer jedoch mit dem Angenehmen auch das
Kütsliche Terhinden, wer nicht blos „frische Luft schnappen^' und „Natur knei-
pen" rnnp, sondem unch die cigenthümlichen Merkwürdii^keiten des Landes, das
Leben seiner Bewohner und deren industrielle und komniercielle Thätigkeit be-
achten, oder Wold gar wissenschaftliche Zwecke, wenn auch nur flüchtig, verfol-
gen will : der wird schon daheim unser Beiäeiu^, und yonngsweise dessen ^m-
leäunff, fieissig studiren, damit er ein allgemeines Bild des Landes gewinne und
diejenigen Punkte in's Auge fasse, die ein besonderes Interesse l^r ihn haben.
"\Vcnn er sich auf diese Weise oricntirt hat, so wird er mit Hilfe der Karten, die
wir bieten, und mit Küeksicht auf die Zeit und das Geld, das er verwenden kann
und mag , einen speciellou Reiseplan entwerfen , der ihm als Leitfaden und Cice-
rone dient. .Schon dieser Plan, vielleicht in trüben Tagen und unter dem Druck
der heimathlichen VerhJtltnisse nach allen Seiten hm erwogen, gewithrt in IBn-
blii Iv luf die Genüsse, die jede Reise bietet, nicht blos einen wohlthuenden Vor-
schm.ick dieser fJenüssc, sonfleni an und für sich etwas SO angenehm Erregendes
und Erheiterndes, dass die damit verknüpfte Freude der Erwartung schon eine
halbe Reise ist.
Insofern die grosse Mehrsahi der Beisenden, falls ihre Tonren nicht durch
besondere Cteschftfte bedingt sind, sich auf den ThUringerwald mit den angren-
zenden Distrikten beschränkt, so ist der Bahmen unseres Buches nach dem Eisen-
bahnnetze geregelt, der das Gtebirp^e zum crrAiisen Thoil schon jetzt umspannt
nnd in voraussichtlich nicht femer Zeit vollständig umspannen wird. Wenn
aber andere Reisebücher dem südlichen und südöstlichen Abhang des Gebirges
entweder gar keine, oder nur eine flüchtige Beachtung schenken, so haben wir
auch diesem vielfach interessanten und originellen Gebiete dem gansen BaaUkai
entlang, bis in die noch viel zu wenig besuchten reussischen Länder diejenige
Berücksichtigung angcdeihcn lassen, die es so reichlieh verdient : und zwar um
so mehr, als nicht blos die Werra - Eisenbahn ncuerdin>;s viele Gäste auch aus
dem Süden unseres Vaterlandes gen Thüringen führt, sondern die projektirte
Hain • Saale -Orla- Bahn auch die entlegeneren Distrikte einem lebhafteren Ver-
kehr erschliessen wird. Selbst das Thüringer Hügelland haben wir nicht ausser
Acht gelassen und wenigstens eine Hauptroute verzeichnet, die von Naumburg
durch das eben so schörie, als historisch mcrl-wnrdig:e Unsfrrttfhal und sodann
Über Frankenhausen, Sondershausen und Mühlhauscn nadi Kisrji icli führt.
Viele halten sich längere Zeit in Thüringen auf, indem fc,ie, vielleicht aus
Ctosundheitsrttcksichten, oder auch nur, um der schwülen Atmosphäre der «,gro8-
sen Welt^' zu entfliehen und der Mode einer jfihrlichen Yillegiatur su gieii&gen,
irgend einen Badeort snm Stationspunkte wHblen und von diesem Orte aus lün-
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Keisenoticen.
, 79
g-nre orlcr liiirzcrp: Ausflüge machen. Darum haben ^vlr solche Punkte vor:?nn;s-
weise in 's Augo gefasst und die iuteressantefiteu Touren angegeben, die Jeder
Badeort biotet.<
Bis jetzt kommen immer noch die meisten Oiste aus Norädeutschland und
bereisen den Th&ringerwald von Nordosten nach WeMten, Indem sie dnrdi eine
der gangbarsten Pforten , welche die Thiirinp^ische Eisenbahn öffnet (Kosen,
Apolda, Woimnr, Neudietendorf, Gotha, Fröttstädt), über die Schwelle des Ge-
birp^es treten. Oder sie fahren %lsbald bis Eisenach („la porte naturelle, la veri-
table entr^e de la foret'% wie Humbert sieh ausdrückt) , und treten dort in die
gr9nen HAlIen des Waldes ein, nm das- Gebirge von Westen nach Osten bin za
durchstreifen. Wir behalten vorzugsweise die ertie Richtung bei, als die am
meisten betretene , werden jedoch von aUen Ektgangspunlcten besondere f^eHen*
TO'^'fen und von finTiolnon Orton Frieder A^(?5^nro?/.fm ein55chlngcn, die dns OcWrfrt^
nacii allen Richtungen hin durchschneiden, so dass kein irgendwie interessanter
Punkt unbeachtet bleibt. Wer aber eine andere Kiehtung einschlägt, als unser
Ffifarer verfolgt, wird sich nichts destoweniger leicht suredit finden, indem er an
der Hand desselben gleichsam rttekwirts oder sdtwSrts geht: wobei die beige-
fugten Karten sehr erspriessliche Dienste leisten werden. Ist man in der Hand-
habung solcher Schriften irgend bewandert, so kann diese scheinbare AbAvei-
chung vom Reiseplane nicht irre führen. Wenigstens ist es, wenn man nicht in
zahllose Wiederholungen verfallen will, geradezu unmöglich, dass der gedruckte
FSfarer jedem lösenden auf IMtt und Sdnltt nachgeht. Wer indess seine Beise
einriehten kann, wie es ihm beliebt, wird immer wohl thun, die vorgeseichneten
Routen zu verfolgen, weil er sidi dann am bequemsten und ^dberstra d«B rothen
Taschen fidircrs bedienen kann.
Die Ausdelmnng und der Umfang einer sokli« n Reise ist selbstverständlich
durch die verschiedensten Rücksichten bedingt. Zeit und Geld spielen bei Ent-
warf ung des Beiseplanes die erste Rolle. Wer darflber ohne erhebliche BescfarXn-
Ining gebieten kann, sollte nicht blos die breit getretenen Touristenwege verfol-
gen, sondern einen Totaleindruck des Landes zu gewinnen suchen und insbesondere
dem Gebirsre nach allen Seiten hin die süssesten Geh*^imnisse ablnnschfn Eine
Zeit von vier Wochen Avird dazu ausreichen, wenn man sich an » Inzelnen Orten
nicht länger auflmlten will, als die Besichtigung ihrer Merkwlirdigkciteu gebie-
tet — Ist jedoch die Zeit mehr oder weniger abgemessen, so wird die Ha^-
rWte, die unser Ffihrer elnschligt, die meisten Genüsse bieten: ^alls man es
ideht Torziehen sollte , nur den nordicestlichen Theil des Gebirges zu bereisen,
der auf kleinem Räume die interessantesten Punkte vereinig. Eine Rennsteig-
wandemng rxler einft Wanderung durch das Saaltlial von einer Grenze des Lan-
des bis zur anderen, oder durch das Unstrutthal bis an den Fuss des Harzes, wird
fMUeh einen gana besonderen Reiseplan bedingen. Warum aber sollte man nidit
öfter nach Thfiiingen zurUckkehren, um in dem einen Jahre diese, in dem ande-
ren jene Rotito zu verfolgen ? Immer und überidl wird man neue Reize entdecken
und in neuen Onjiiissen schwelgen * '
Die Touren, wie sie am Schluss der Einleitung angegeben, sollen allerdings
nur als allgemeine Anhaltepunkte dienen. Indessen wird man doch den Reise-
plan darnach ordnen können. Die Zeit, welche diese Touren beanspruchen , ist
fax I'ifssr eisende berechnet, wää awar mit Einschluss des Aufenthaltes, der hie
und da erforderlich ist, um auszuruhen, oder etwaif^c Merkwürdigkeiten zu sehen.
Dass sich zu Wagen die angegebenen Strecken schneller zurücklegen lassen, ver-
steht sich von selbst. Ueberhaupt aber lieben wir keine „Hetzpartien", weder
zu Fuss, noch zu Wagen, diJier nur kurze Strecken für die einzelnen Tage be-
Ttebnat sind. Wer geuussrelch reisen will f nehme sioh Zeit dasu , und halte es
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RdsenotiseM.
anch hier mit flcm silton Worte: Non multn^ sed viultum. Oliueliin legt die ver-
Änderliehe Witterung oder auch körperliches und gemUthliches Uubehagen dem
urspriiuglichen Reiseplaue manches Hindeimiss in den Weg, und es icommen wohl
Stunden, wo nicht Tage, an denen man zn einer iinfireiwilUgen Bast genöthigt ist.
Diese mdgen sdion im Voraus, ebenso wie der ffin- und B&ekwcg, in Anschlaf^
gebracht werden. Auch kommt es nicht selten vor, dass man sich durch ange-
nehme (lesellschÄft von dem ursprünglichen Reiseplane abwendig maclicn lässt
und eine an<lere Richtung einschlägt, um dieser Gesellschaft theilhaftig zu blei-
ben. Dagegen hüte man sich, auf jedes Gerede za hören, das einen anderen
Beiseplan empfiehlt, selbst wenn ein soleher Rath Ton Eingeborenen ansgeht.
Unser Führer wird sich immer als der beste und sicherste We^eiser zu bewäh-
ren suchen. Wollte man jede Stimme .beachten. ^Wo hald da-, ])ald 'lortliin weist,
so wür<le man zu schlecliter Letzt wie Kitter I>on Quixotte umlier irren. Auch
die mündlichen Angaben der Entfernung sind nicht immer zuverlässig. Han gebe
immerhin ein ViertelstSndchen oder aiidi wohl ^e halbe Stande bu, um nicht
▼or der Zeit nngednldig an werden. Ist die Zeit an kurz, vm Alle9 an sehen, so
geben die ^emehm, die wir den bemerkonswerthcsten Funkten vor<resctzt hap
T>f>ii , einen Fjngeraeig» das Wichtigere und Bedeutendste nieht aus den Augen
zu lassen.
Wie man nun aber imsern Führer schon vor der Reise um Rath fragt, und
wie er während der Heise ein steter Begleiter und Wegweiser sein soll, den nun
besonders an jedem Abend f&r die nfidistfolgende Tour an Bathe sieht, so mag
er auch nach der Reise das Album sein, das wir oft und gern durchblätteni , um
die Bilder, die wir unserer Erinnerung eingeprägt haben, von Zeit su Zeit wieder
aufzufrischen.
fielsOZeit« — wie alle Gebirgsländer und alle Bäder, so ist uach Thüringen
im •Tvlt* und Auguit am sahfareichsten besucht. Dennoch dflrften ^e angrenaen*
den Monate Jwn und 8^pitwher Torauaiehen sein. Im Hodisommer glSit mcht
selten In den Thälern eine tropische Hitze, oder die Luft ist mit Höhenrauch ge-
schwän^'ert, der die Berge manchmal Wochen lang überschleiert, oder mehr oder
minder heftige Gewitter brausen durch's Gebirge, oder die Gasthofe sind der-
masseu überfüllt, dass man kaum ein Obdach findet und häufig auf den gewohn-
ten Comfort rersiefateu muss. Lidessen mQgen die lang«i Tage und die warmen
Nachte, vielleicht auch die bunte Lebliaftigkeit des Menschenverkehrs, diese Un*
annehmlichkeiten aufwiegen. Der Spätsommer aber, und selbst der Herbst hi$ in
dir forsten Tage des Oktober , hat in der Regel <lie reinste, frisch cstc Luft , von
einer so durchsichtigen Klarheit, dass der Blick unbehindert in weite Femen
schweift. Dazu der malerische Farbenschmuck des Laubwaldes , hauptsächlich
da, wo er mit Nadelhols durchsprengt ist, und der elegische Friede, der sich mit
dem Abschied der Jahressaison über die Thäler legt. Freilich werden auch die
Tage immer kürzer und die Wanderzeit des Abends und des Morgens mehr und
mehr beschränkt. Ja, es kommen schon im September so rauhe Tajje, als stehe
der Winter vor der Thüro. Alter aucli der Frühling, von den Itirdoi Wochen des
Maihis zu Ijiidc Juius, euiialit-t Reize, wie sie keine andere Jalireszeit bietet.
Das prachtTolle Hai grün des jungen Laubes, der Blumenschmuck der mesen,
der Gesang der Tögel, und überhaupt die Lebensfrische, die durch alle Aden
der Natur pulsirt, geben der Gebii^sreise einen poetischen Zauber, der nur iitt
Herbste, obwohl in einer panz anderen Tonart, wiederkobrt
Zu welcher Tarjesiztit man -wandern soll? — "Morgenstunde hat Gold im
Munde." Kecht früh heraus in die frische Natur, und darum schon Abends die
Bechnung im Gkuithof berichtigt, damit man nicht' von rerachlafenen Kellnttn
aufgebalten wird. Yen € — 10 Uhr wandert sich's aas besten. Dann- eine lange
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• Ml
I
, Reieenotisen*
St
MitUigsrast, um der erschlaffenden Sonunorliitze ansznweichea, and etwa am
3 Uhr den Wanderstab wieder zur Hnnd. Ist man zu W:i<roii, so In aucht man
diese Verhaltungsregelu freilich nicht zu beachten. Dann empli lili es nlvh viel-
mehr, falls nicht der Pferde halber gerastet werden muss, die liauptuiahlzeit auf
den Abend su verleg«ii und statt der MittRp^tafel nur ein aweites FriUistficlK ein-
Mmehmen. Ist der firühe Morgen rcgeuhafc, so warte man, ehe man wilbrieht,
bis gegen 10 Uhr, wo sich nicht selten der Himmel aufklärt. Um ein gutes
Nachtlager zu finden . wird man gern eine Stunde friilier raston. oder eine Stunde
welter gehen. Uebii^cns richte man sich so ein, dass man auf (lein Inselsborg
oder auf der Schmücke übernachtet. Und zwar suche man bei guter Zeit an Ort
und Stelle sn sdn, um den Hoebgenuss des Sonnenunterganges nieht au versäo-
mtti. Denn ein ungetrübter Abend ist sicherer, als ein ungetrübter ^loi gcn, und
wenn der Sonnennttfgan^ einer Jubelnnverture mit schmetternden Fanfaren, so
^deicht die in;i}^ische Beleuchtung des Sonnenuntergaiijri s eiiicui schmelzenden
Finale mit eingelegtem Flötenadagio, bis sich die einzelnen Stiniuien, wie iu dem
Haydn'scben Abschiedscoucerte, nach und nach yerlieren.
BeisekOSten« — Es gibt kaum ein anderes Oebirgsland, wo man so billig
reist und doch seine BeC|uemlichkeit in vollem Maasse haben kann, wie in Thü-
ringen. Zwar haben sich in 'l^r neuesten Zeit, wie überall, so auch hier die
Preise gesteigert, und in den besuchtesten Gegenden, nanif^ntlkh in einigen Bade-
orten, wie Friedrichrode,, Liebenstein etc., hat mit der von Jahr zu Jahr zuneh-
menden Frequens und mit den waehsenden Ansprüchen, welche die Oitste stel-
len, auch die Begehrlichkeit der Bewohner in ihren Forderungen zugenommen.
El^ntliehe Prellerei <i1h r ist fast nirgends zu Hause; es mUssten denn die Haa-
dercr bin und wieder Verbuche maeben, die fremden ficldbeutel überm ä'^sijr '/.u
schröpfen. Ucberdies schattiren die Preise in den verschiedenen Distrikten so
merklich, and die Ansprüche der Touristen gehen so weit auseinander, dass mau
dnen allgemeinen Ueberschlag der Bäsekosteu kaum aufstellm kann. In den
weniger besuchten Gegenden , wo ndin einen grossstXdtischen Gomfort nicht be-
anspruchen d.irf , z. B. am südöstlichen Ciebirgsabhang, im Unstrutthat etc., lebt
m.nn Tinp:l('u ]i Iiilliger, als än , wo sich im Sommer die Touristx^n drSngcn, wie in
den EiseubulniM idten und im nordwestlichen Theil des Gebirges. Aüeh ist es
eine bekannte Thalsache, dass mau in dcnjeuigen Ländern, wo die Guldemvaii-
img gäng und gäbe ist, mit derselben Geldsumme weiter reicht, als iu den soge-
nannten Thalerländem ; obwohl es übertrieben ist, wenn man behauptet, dass
mau dort mit einem Gulden ebenso weit komme, wie hier mit einem Thaler.
l'ebrigens richten sich die Reisekoston selbstverständlich nach den Ansprtieben,
<iie man befriedigen will. Der Fussreisende braucht nicht zu knausern, wen» er
täglich mit 3 Gulden oder 1 — 2 Thaiern ausreichen will. BtiSciiriiukt er sich
auf die nothwendigsten Bedürfnisse und begnügt sich mit einem Glase Bier, statt
tbenem und nicht immer guten Wein zu trinken , so braucht er noch weniger.
Wer dagegen andere Transportmittel, als seine eigenen Fflsse, in Anspruch
nimmt; wer keine der Sehenswürdigkt'iten , die mit Geld erkauft -werdpu müssen»
ausser Acht lässt ; wer überall Führer i iifrag^irt und nur in Gastiintea ersten
Hattges wohnen mag, der muss allerdings den Kciseetat ungleich höher stellen.
Die ko6tspieligst<m Ausgaben sind in der Regel die Trnnsi>ortmittel, die jedoch
wieder sehr verschieden sind, insofern man die Eisenbahn, oder die Post, oder
Lohnfuhren benutzt. Letztere sind aia theuersten und dürften sich täglich auf
4 — 6 Thaler berechnen. Rrin^'t mau diese Kosten nicht in Anschlag, so ^\ ird
inon auch bei gesteigerten Ansprüchen täglich mit 3 Thalern oder » (»ulden reclit
^ui auskommen. Ja, ein grossartiger Aufwund dürfte innerhalb des Gebirges
Ffthrer durch Thäriogen. 6
62 fieis^etisen. »
kaum zu ennöglioh<m sein , rih Ii <lio nngrensenden Stidte mehr oder weni-
ger mit dem liuxns ih r Zeit Ilmid ia Jlaiid gelien.
Bei dem zerstückelten Lündercomplex , aus welchem Thüringen zusammen-
gesetzt ist, sind fast alle Mün»i{»ien gültig. 'Vlelleielit kmreirt nirgends so tot-
Bchiedenes Papiergeld, wie hier. Ist es nur fiberfaaupt noch im Gange, so wird
es Bberall an vollem Xeniiwerth angenommen. Kur die Billeteiq^editionen der
Ei!=PTil)alnv'Ti mnclicn davon einr Ausnahme. Diese accept!rf'T< nur die inländi-
sclicn oder prenssischeii und snelisischen Kassenscheine, fd)rig< ns fast jede Sorte
baareu Geldes. Am beiklicliät^n ist man in den weniger besuchten Gegenden mit
dem Golde, entweder, weil man bei dessen schwankendem Knrswerthe Verlust
befRrehtet, oder nicht so viel einzelne Münze hat, nm wechseln an können.
Unangenehm ist es für den Reisenden, dnss man sich in Thüringen noch nicht
zu eiiioTTi fjemeinsamen Münzfuss geeinigt hnt. während durch Einflihrnngj des
Zollgewichtes (l Centner r= 100 Pfund, 1 Pfund ~ 30 Loth, 1 Loth = 10 Quent-
chen) eine solche Einigung, mit Ausnahme von Baiera und Hessen, erzielt, und
seit 1849 aneh die allgemeine deutsche Wechselordnang Uberall in Kraft ist.
Zwar haben sich beiianntlich die Zollvereinsstanten auch Aber einen gemeinsamen
Mönzfnss verständigt. Da jedoch jedes Land »ein eigenes Gepräge und überdies
die norddeutschen T.Snder den pren<5sischen oder Merzehn - Th?i1erfn^55 , die süd-
deutschen den rheiniselien oder Einundzwanzig - Guldenfuss behalten ha))en , so
ist diese Massregel, besonders für Thüringen, wo Nord- und Süddeutschland zu-
sammenstossen , nnr eine halbe. Jener, d»r T^dierf^a, ist giltig in Prenssen,
Sachsen, Knrhessen, Weimar-Eisenach, Altenburg, Gotha, in der s^warzburg-
rudolstÄdtischen Unterherrsebafl (Frankenhausen), in Sondershausen und in den
reussischen Landen. Also i\U-ht einmal in der rudol.<;tÄdtischen Unter- nud Ober-
herrschaft, nidit t'innial m (^uthn 7md C oburg! l'nd dninit die dentselic Zerriö-
seuheit noch auflalUger zu Tage trete, so wird der Groschen (vulgo Neugroschen)
in Sadisen , Altenbnrg und €k>tha zu 10 Pf<ymigen , der Silbergroschen in Freus-
sen, Weimar etc. zu 12 Pfennigen ausgeprägt. Der G«ideft/u$$ dagegen Ist in
Baiem, Meiningen, Coburg wnd Rudolstadt heimisch. Nun werden zwnr die grö-
beren Mthi'/sortoii, 7. B. volle Gulden und selbst Fünfftrosehenstücke, lun iiber und
hinüber angenommen. Mit der Scheidemünze aber kann man von Stunde zu
Stunde in Verlegenheit kommen^ weil die einzelnen Territorien so nahe aneinan-
der grensen: abgesehen daron, dass sich nidit alle Tonristen sofort hier mit der
Thaler-, dort mit der Guldenwfihrung zurechtfinden können. Will man keine
Vcrlu.'^te erleiden , so mnss man das kleine Geld au.sgeben, bevor man ans einem
Tbalcr- in ein (Mulden-Territorium übertritt und umgekehrt.
Vor allen Dingen merke man folgendes Verhältniss : 4 Thlr. = 7 fl.; 2 Thlr.
= 8Va fl 5 1 Thlr. = 1 fl. 45 kr. ; 10 Sgr. = 36 kr. j 5 Sgr. = 18 kr. , 27, Sgr.
= 9 fcr. Oenan genommen ist 1 Qnlden (k 60 Krenser) nnr 16 Sgr. 10 Pfg.
wertb ; im gewöhnlichen Leben wird er jedoch meist zu 17 Sgr. nncrenommen.
Transportinittol. — Am genussrciebsteu sind unbestritten die Ftissrrtsen,
namentlich im Tliiii in^'nrwalde. Wer auf der Falnstrassc daliin rollt, wird in die
eigentliche Poesie «les Gebirges nur oberflächlieli eingeweiht. Der Fussgänger
soll sich jedoch nicht übernehmen ; denn wer bis zur Erschöpfung ermüdet ist, wird
auch dem reizendsten Paradiese kaum einen fiflehtigen, theibiahmlosen BKck schen-
ken. Auch- vermeide man, wenn irgend möglich, jndo starke Erhitzung. Ueberhattpt
marscbire mnn t^'f^lieb höchsten«? 8 Stunden, lieber nur die Hälfte; nm 5=o fronnss-
reieber -wird fUe AN'anderung sein Ist man des Abends sehr ennüd^t, so wasche
man die Füsse, sobald sie völlig abgekühlt sind, mit starkem lii.inntwein. Dies
«^ttzt angleich Tor dem tberaus listigen WnndwerdsnitndBlasengehen, und zwar
nm so' sicherer, wenn man noch der Wasehmig die Fttsse mit Hirschtalg einreibt.
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JteiseikotiiMi.
83
Wer zu JVfffff'n reist uikI keine eif^ene Equipnirc mit sich fährt, bedient sich
um besten der Mietl^uhren, die in jeder Stadt zu haben sind. Und in der That
lukim m«n die meislfln Ptviiiii red^ bequem na Wagen machen , indem der VV ald
n«ch allen Seiten hin Ton gaten Knnststimssen dnrobschrntten ist and bia «nf ^e
bochsten Berggipfel chanssirte Wege führen. In den grösseren Stfidtm ballen
viele Hotelbesitzer (sie werden betreflFenden Orts namlujft gemacht werden)
no!)lc Eqiiipiigeu bereit, die sie ihren Gästen gern vermiethen. Ob sie auch an-
ständige Preise fordern, so wird man doch immer wohl thun, sieh dieser Equi-
pagen an bedienen. Men wird dapn wenigsten« nicht geredein geprellt und ent-
geht den widerwärtigen Unterhandlungen, wdehe die iddii «elten anvenehtmten
Forderungen der Lolmkntscher mit sich bringen. Freilidi ist snwcilen die ITmiIi-
frage nach Mietbfuliren so stark, dass man froh ist, um jeden Preis eine solche
7A\ akkordiren Ist ein Poststall am. Orte, so bedenke man sich nicht, Extrapost
zu bestellen. Mau fährt dann nicht blos seiir gut (durchschnittlich eine Post-
meile in der Stunde), sondern sneh ktinm liiearer, sIs mit den Hsndeiem.
Anch bedarf es J^ejnes Torherigen oder nachherigen Feilscilent. Die Preise
der Extraposten werden al\jäiirHch nach den Zeitverh<nissen normirt , so
dass gegen wärtijj jedes Pferd anf die Postmeile in Prciissen mit 12'4 J^'^'i* . im
Thum- und Taxis'sehen Postgebiet mit llV, Sgr. oder 42 kr., die Wagenmiethe
aber (tür eine gedeckte Postchaise) mit 7^2 ^^^^ P'o Meile berechnet
wird. Die Conriertazen'sind bSber. Ansserdem Trinkgeld au den Postükm : bei
zwei Pferden anf 2 — 5 Meilen SO Sgr. bis 1 Thlr. (1 fl. 12 kr. bis 1 fl. 48 kr.).
Wenn sich vier Personen zusammenthnn , so reisen sie mit Extrapost un^eioh
Rnjr^"5TPbmer nnd .son:ar billij^'cr, als mit der gewöhnlichen Peraoncnpost. Hat man
jcdüch mit Hauderern äu thuu, so versäume man nicht, vorher genau zu akkor-
diren. Am bequemsten , wenn man sich auf gar keine Nebcuzalduugeu einlässt,
wedes anf Cliansseegeld, noch aof Trinlcgeld. Ist man mit dem Kutscher anfHe«
den, 80 kann man ihm niehtsd^toweniger eine Extra- Gratifikation ankommen
lassen. Leider siml «Uc Preise an versclnedcnen Orten und zw verscbiedenen
Zeiten, je nach Frequenz und Konkurrenz, verschieden. Nur bir» und da, ar. B.
in Eisenach, bestehen obrigkeitliche Taxen, die man jedoch nicht imnior einhält.
Sehr gut ist das Lohnfuhrwesen in Gotha geordnet Ohne dass man Uebertheue-
mng zn fBrehten bat, wird man IBr eine aweispännige Fuhre pro Tag 4^5,
(liSchstens) 6 — 7 Thlr , für eine einspännige 3 — 4 Thlr. zahlen mässen;
denn die Preise der Lohii fuhrwerke h\ den letzten Jihrrn fast um das
Doppelte der früheren j;estiegen, So da§s man jetzt für eine Fuhre von Ei»e-
nach nach Friedrichrode (über Seebach), ausser Chaussee- und Trinkgeld, 6 Thlr.,
▼an Sehwaraburg über Panlimella nach Ilmenau (kaum 5 Meilen) 7 ThIrJ fordert.
Diese flbermfiseigen Forderungen werden rtch allmSlig wieder herabstjannea,
sobald die Konkurrenz der Lohnfuhrwerke wichst Ungleich billiger sind die
Prei<:e in weniger besuchten Gegenden. So kann man das Unstrutthal bereisen,
ohne für eine zwcispännige Fuhre mehr als 3 Thlr. täglich (exclusivc Trink-
geld} zahlen zu müssen. Wer last gar nicht zu Fusse geht und sich auch nicht
lingere Zeit an-einselnen Orten aufhält, mag alabald fllr seine gtese Bebe- ^en
gaten Lohhkutseher mietiien. Er kommt wohlfeiler dazu und reist sorgenloser
ttid bequemer, als wenn er an jedem Orte einen neuen Hauderer dingt. Dass in
jenem Falle auch für die Rückfahrt eine billige Vergütung bezahlt wird, dürfte
nicht zn nmgehen sein, wenn auch zu erwarten Steht , dass die „Ketourgelegen-
heit" noch etwas einbringt. • .
Dass anf jedem Bahnhofe DtwMm bereit stehen, um Ittr tarifmlssige
Preise die Beisenden mit ilurem Oepftck zum GasOiof oder nach dnem beliebigen
Ort der nüchsten Umgegend au fthreui braucht kaum erinnert su werden. Hält
6»
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B4 JieiBesotiiea.
mau sich nicht laiip;« auf, und will man mit »h r Ki<( ubahn weiter falireu, so über-
lädst miui dä^ Gepäck eitistwcllcu dem Bulialiuiä - Portier (dessen Nummer
merken), ote Ubtrgibt et einem Kellner der B<6fiuu»tii», -woflir seUMtrer«-
atlndlich ein kl^es Trinkgeld xn sahlen iat.
Hie nnd da^ obwolll noch selten , sind auch Esal zu Termiethen , um auf tlie
Berge zu roiton, z. B. in El'innariK Kosen, Elgertboi^. Dagegen sind Bergpferde
nnd Tragscösel uirj^ends im (iebrauch.
Das Postweseu ist grössteu Thcils iu den Händen der Fürstlich Thum- und
Taxis'achen Verwaltung. Nnr iin prenseiMhen Gebiet and in der UntevberrBchaft
des FGrstentbnms Sehwarzboii^-Biidolstadt fahren proussischc Posten. Uebrigeus
gehört ganz Thüringen zum deutschen Postvereinspebiet und unterliegt den in
diesem Gebiete geltenden liestimmungcn. Die Thurn- und Taxis sclve l'ostver-
waltnng steht gerade nicht m. dem Gerüche , als ob sie die fortbchreiteude Zeit
überhole. Indessen sind ihre neueren .Verordnungen und Einrichtmigen der Art,
dass tie alle biUigen Wllnsehe beAriedigen. IMe Wagen sind beqnem, so xiel man
dies von den Postwagen erwarten darf; der Dienst ist exakt. Die besten Plätae
bietet das CüU])e , wo überliaupt ein solches vorhanden ist Dort jiflept iiuch <ler
Kondukteur zu sitzen, und ist in der Rcji^el go^en ein Trinkgeld bereit, seinen teiitz
mit einem Platze inneihalb des Wagens zu vertauschen. Je früher man sich ein-
schreiben lässt, desto sicherer darf man dnen guten Platz erwarten. Die unbe-
quemsten sind die MitteUitae, besonders auf der Bttekselte. Zuweilen aber kom-
men die spätesten Passagiere am besten weg, indem sie, wenn der Hauptwagen
gefüllt ist, in einen Beiwagen plaeirt werden, der, wenn auch nicht prerade ele-
gant, doch in der Kejjel eine grössere Bequemlichkeit, als jener, bietet. Zwisciien
allen nur einigermassen namhaften Orten besteht tägliche Postverbindung, auf
frcquenten Linien sn wiederholten Halen. Für die Meile wird 6^7 8gr. Fahr*
f^ld bereehnet, wobei man 80 Pfund GepSck frei liat Jedenfalls aber fubrt die
Bftise im Postwagen so- Tiele Unbequemlichkeit mit sich, dass man sidi dasu
nur dann entsehliessen macr , wenn andere Transportmittel nicht zu hnhen sind,
od<r die Strecke, die mau lu talirt, an und für sich langweilig ist Denn weim
man nicht im Coupe sitzt, geht last alle Aussicht verloren, zumai häufig die Posi
nr Naebtseit flOirt : abgesehen Ton der sciiwül«! HHse, die in Sommertaf^ die
eng gedrängten Passagiere im verdecktoi Wagen quält — Neuerdings sind in den
meisten Postwägen Briefschalter angebracht , wo man etwaige Gonresikondenzen.
ebenso, wie durch die Briefkasten der Bahnhöfe, expedircn kann. Dabei gelten
die allgemeinen Bestimmungen des deutsch-österreichischen Postvereinsgebietes.
Zum Prankiren der Briefe bedient man sich gewöhnlich der Freicouverts oder
der Freimarken, die in jedem Postbureau au haben sind» bin und wieder — was
sehr Bu empfehlen — auch in den Gasthöfen. Dabei ist jedoch zu beachten, daas
die zu Groschen und Kreuzern ausgeprägten Postniarken und Franko - CouvertS
nur in dem Postareal anfrenommcn werden, wo tlin Thalcr- oder Guldenwährung
^Itig ist. Uufrankirte Briefe aus einem alideren l^ostgebicte erleiden 1 Sgr. oder
$ lo*. Ueliraufschlag. Die Bestellgebühren sind im Thurn- und Taxis'schen Gebiete
l^er noch nicht abgesöhaffl. 0agegen geht die Brieftaxe bei emer Sntfemnng
unter 0 Meilen bis zu lu i unter, während im Preussischen die geringste
Taxe 1 Sgr. betragt (bis 1 Loth ZoH^Twicht). Einfache Kreuzbandsendungen
(bis 1 Loth) ohne Kiu ksiclit «nf Entfernung 4 Pfg. oder 1 kr. Auch ist iu der
neuesten Zeit die zweckuiüssigc Anordnung getroffen worden, dass die Bestellung
von Freimarken und Franko-Couverten innerhalb des Bestdlbeairks einer jeden
Poststelle mittelst eines In den Bridkasten einsulegenden Zettels erfolgen kann»
nnd dass die auf diese Weise bestellten Couverts gegen Einziehung des Werthes
derselben dem Besteller durch die Brieftrflger kostenfrei überbracht werden.
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IteiseBotisen.
85
Hie und da sind neben der Post regelmässige Omii^v^ahrteit eingerichtet,
2. B. voll Oi> tf-ndorf nach Tln\(»nnn , von Meiuingen , Themar und Kisfeld nach
Sclilensinj^'en und Suhl, von Gotha nach Reinhardsbrunn etc. Sie Imhcn etwas
geringere Preise gestellt, leiden aber an noch grösseren Unbecj^uemlichkeiten , als
die cigentUdieii Foslfklirten.
Wo es angebt, irM rnsn ttnbedenklicli die ^sMitSaAi» bemrtBen. Fflr Oe*
schäftsreisendo ist die ebenso billige, als rasche Eisenbahnfahrt eine ausser-
ordentliche Wohlthat. Allein der poetische Duft der Kcisefrctidf^n erstirbt in den
Dampfwolkcn, welche die Icpnchcnde Lokomotive ausstös^t Dr in sei jedoch, wie
ihm wolle: die Schienenwege sind und bleiben die Hauptpulsadern des Ver-
kehrs. Dnreli 'Thllriiigea s&lieii sieli bis jetst drei solcher Wege t die Tkürm'
gi$che Eisenbahn von Halle oder Leipzig bis Qerstimgen, mit Anschluss an die
hessische Friedrich- Wilhelms -Nordbalm; die Werra- Eisenbahn von Eisenach
bis Lichtenfels, mit Anschln«« die Baierisclie Stnatsbahn, und die tHsrttfels-
Geraer Bahn, die bis jetat nui h nicht weiter «geführt ist. Ausserdem läuft eine
iLurze Zweig - Pferde - Bahn von Fröttstädt (zwischen Gotha und Eisenach) nach
WaUertihmaeH und eine Dampf>Eisenbahn ven Oo^rg na€h Somneberf. In tnM
femer Zukunft aber werden noch andere Bahnen durch alle Theile des Landes,
seihst mitten durcli das Waldgebirge hindurch gele.p;t werden : zunächst die bereits
tjfiT'hmir^te ITnIle - Nordhänser Bahn 'hircli die poldene Aue- sodaini die hinji^st
projcktirte Buhn von Göttingen nach Ciothn durch das Eichsfeld und über 31ühi>
haasen und Laagensalaa ; ferner die neattrdings eifrig betriebene Kain-Saal^Oil»'
Bahn von Sonneberg nach flaalfeld, nnd weiterhin i&er Bvdolstadt, Blaakenbaiigy
Ilmenau nnd Arnstadt zum Anschluss an die Thfirin^sdbe Bahn (in IMetendorf
oder Gotha): sowie die Gern -Coburg-Gemtindener, welche mit der voi^enannten
theilweise zusainmenfalleu würde, indem sie von Coburg über (i^räfenthal nach
SaaJfeld laufen nud in Gera an die Weisseufelser Balm sich anschliessen soll ;
endlieh Tersehiedene Zweigbahnen , als da sind : von Gera naeh QSssnitz , von
Netnnark nach Qreis, von Dietendorf nadi Arnstadt, von Waltershaneen nach
Reiuhardsbmnn, von Wernshausen nach Scbmiükalden, von Meiningen nach Suhl
nnd andere mehr — Demnach wird Thüringen in einigen Jahren vom Eiseubaku-
netz niclit blos umspannt, sondern auch überzogen sein.
Schon jetzt laufen die zwei Hauptlinun an der Nord- und Westgrenze des
Qebirges entlang nnd vermitteln die Veibiadnngen mit den fernsten Gegenden.
Die Beisenden, die aas dem Norden kommen , betreten die ThQringisehe Bahn in
Halle oder Leipzig (beide vereinigen sich in Corbetha); die aus dem südlichen
Deutschland fahren bis nach Lichtenfels und Coburg; denen aber, die aus dem
Westen unseres Vaterlandes nach Thüringen wollen , steht es frei, auf der Fried-
* rich-Wilhelms-Nordbahn in die Thüiingische (bei Gerstungen), oder auf der Bide-
riseben in die Werrabahn an münden. Nnr von Osten her tot Thüringen noch
iricht, oder doch nur bis Gera, durch einen Schienenweg erschlossen.
Die jetzij^cn Eisenbahnen * auf Aktien erbaut nnd Privatgesellschaften eigen-
thfnnlich (mit Ansnnbnip der FröttstaMt-Waltershäu^er Zweigbahn, deren Betrieb
der gothaische Staat übernommen), steilen unter einer und derselben Vorwaltung,
die zu Erfurt ihren Sitz hat. Die I^uriobtungen beq«em imd anstindig; der
Dienst exakt und disciplinariseh streng; die Bahnbeamten höflich nnd-geliillig;
die Bahnhöfe — wenn auch leider grossen Theils ohne Perron-Dach — ge-
rRumig und eleirnii*; dir- Tio'^tfiurationen mit allen Bedürfhissen wohl versorgt.
Auf der Thüringischen Balm wechseln täglich 16 Züge — von denen jedoch einige
nicht die ganze Bahnstrecke durchlaufen — und zwar 4 Schnellzüge (davon
einer des Nachts), 8 Personen- und 4 Gttevsüge; auf der Wembahn nnr 8 ZQge,
darunter kein cigeatlicher Sebnell-, wohl aber ^GatersOge. Die Preise anf der Thtt-
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ringisclien Bahn — mit Personen- oder Güterzn-^'eu II Clause pro ^leile S^t ,
III. Clftsse 3V4 SgT- — sind verhäUnissmäs'^ifr theuer, obwohl jeder Passagier
50 Pfd. ii^epftck mit sich führen darf. Die ahrtcit der Werrabalui, wo mau nur
Handgeplick Ms m 10 Pfd. ftti bat, etwas billiger ; nimlieh II. Olnsse pro Heile
4 8gr., in. Class« 9% 8gr. Die Sehnellzäge der ThOrmgiseben Bahn halten nur
auf den Hauptstationen «n, mit Ausnahme von IMetendorf. Wer den KaebtsebnelU
zng benutzt , kann nur in erster oder zweiter Wagenclasse fiihren, nnd zwar zu
erhöhten Preisen, so dass in II. Clnsse die Meile etwa ö'/i Sgr. kostot. Der Tages-
schueilzug gibt auch Billets dritter Claiise zu den gewölmlichen Preisen aas. In
den eleganten nnd eomfortablen Waggons erster «nd »weiter Classe sind aeht
gepolsterte Sitspltttze. Andi ' die Wegen dritter Classe, ungleich gerftuimger,.
sind — mit Ausnahme der gepolsterten Sitze — SO bequem eingerichtet, dasa
sie von den anständigsten Reisenden benutzt werden, iifunentlich in der Sommer-
zeit, wo man die Hitze der engeren, (gepolsterten ?„'l^ 'us fiirchtet. In dritter
Wagenclasse darf uubeüchräukt , iu erster gur nicht geraucht werden 5 in der
sweiten sind einige Coup^'s reserrirt , wo das T^baksrauchen ausdriickllch ge*
stattet, oder verboten ist. Für Hin- und BAckfaln t an demselben Tage gelten
ermässigte Fahrpreise. Ist es ein Sonntag, so wird für Hin- und Rückfahrt nur
der normale einfaclie Fahrpreis gezahlt. Ausserdem ist die provisorische Ein-
richtung getroffen worden, dasä während der Sommermonate in Eisenach und
€k»tha, aber nur Sonnabends, Billets für die zweite und dritte Wagenclasse zur
Hin- und Küekfahrt ausgegeben werden, die auf €^dU Tage naeh allen Stationen
der Thüringischen- und Werrabahn giltig sind, jedoch mit der BeschrSnkungv
fl'iss Reisegepäck über 10 Pfund nicht frei ist, und dnss die Schnellzüge — wie
iili i ihaupt bei allen Ketourbillets — nicht benutzt werden dürfen. Der Vortbeil
dieser Einrichtung ist, abgesehen davon, dass man keine neuen Karten zu lösen
brauebt, niciit unbedeutend, indem achttägige Billets s. B. Ton Eiaenaeh bis Wei-
mar (bin und aorOck) in II. Classe nur t Thlr. 20 Sgr. kosten, während man sonst
$ Thlr. 4 Sgr. dafür bezahlt. Möge diese Einrichtung bald für alle Zuge GeltOll|^
erhalten ! Der Abgang eines jeden Zuges wird durch zweimnlipes Läuten mar»
kirt. Man thut jedoch wohl, solion unvh dem ersten Läuten Platz zu nehmen. Hat
man eine weitere Reise vor, so wird man in einen der vorderen Wagen placirt.
Will man nur bis au einer der nMebsten Stationen fahr«, so sueht man einen bin*
teren Wagen auf. Weder auf der Tlifiringischen, nodi aitf der Werrabahn werden
die Wagen gewechselt. Wer jedoch von der einen auf die andere übergelicn will,
hat in Eisenaeh das Bahnhofsgebäude zu durchschreiten (Aufruf lialt findet
selten StHtt) — um sofort mit dem dortigen Bahnzug weiter zu Lthren. Zwar
trennen sich auch iu Corbetha diejenigen Waggons, die nach iiuile oder Leipzig-
fahren. Hat man jedoeh sehen im Voraus das eine oder andere' Ziel angegeben, •
so ist man so placirt worden, dass man den Wagen nicht zu wechseln braucht.
Auf allen Bahnhöfen sind Telegraphen-Stationen eingerichtet, welche Depe-
selien in Empfang nehmen und expedircn. Aber nicht blos auf den Kisenbnbn-
linien, das Telegraphennetz spannt sich auch durch das Gebirge und das Flach-
land, wo noch keine Schienen liegen. Der Text wird dif^enigen Orte (ausser-
halb der Eisenbahnen) namhaft machen , wo solche Stationen errichtet sind. Der
für den deutsch-österreichischen Telegraphen-Verein entworfene neue Tarif be-
stimmt, dass di<^ einfache Depesclie (l — 20 Worte inel. Adresse) für die I. Zone
mit 8 Sgr. oder 2Ö kr , fiir die M. Zone mit IG Sgr oder 56 kr. , fiir die III. Zone
mit 1 Thlr. 4 Sgr. oder 1 fl. Ö2 kr. bezahlt wird. Für je 10 Worte mehr steigt
die Gebfibr um die Hftlfte dieser Taxe. Alle Stationen der unter baierisdier Ver^
waltung stehenden Telegraphenlmie (Bamberg Cobmrg— Meiningen^ Gotha)
Hegen, ohne Bflekncbt auf Entfernung, in der I. Zone. Die Weiterbefördemn|(
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Reimotizen;
87
der Telcgraimiie HU>sscrlialb der Liuieu gcscliieht auf Kosten des Empfänger«;. —
Tele^^ra^iäche Depoticheu befurderu uussurdein diu Buluitek'gru;)li<'Q der Thüiiu-
fl^r* und Wernlfähn, jedoch nur an soleben Orten, z. B. Hildbui |,'hau8en, Salzuu-
gm etc., an denen sich keine Stationen des Staatstelegraphen belinden.
Führer* — Es kliugt fast arrogant, wenn mau hin und wieder liest, ein gu-
tes Reisehandbuch mache jeden Führer entbehrlich, iiidcin uiit diesem Buche alle
Wege und Stege bis in die entferntesten Schlupfwinkel und auf die höchsten
Waldberge leicht zu Huden seien. W^or da weiss, wie l&byriuthisch nicht selten
die Pfade des Thtiringerwaldes yerschlungen sind, 2. B. bei Eisenac^, bei Bein*
liardsbrnnn etc., and wer es erfahren hat, wie die genaueste Besefareibnng des
Weges niemals ihren Zweck vollständig erreicht und den Wanderer selbst, wenn
er nach seinem Buche die Schritte abmisst. sihlicsslich doch noch in die Irre
führt: def wird es als eine unzeitige Oekonomie erkennen, immer und überall
von einem lebendigen Führer abzusehen. Allerdings ist ein solcher auf den gang-
baren Hauptwegen fiberflfissig, weil die SpeciallcSrtchen, die unserem Buche bei*
gegeben, nicht leicht im Stiche lassen; atieh geben die fast überall aufgestellten
Wegweiser, sowie die ortskundigen Bewohner, die man zufÄUig im Walde oder
Felde trifft, in zweifclliaften Fällen Auskunft. Wenn aber der Eingeborene, den
man nach dem Wege fragt, vielleicht nach einer recht kauderwälschen Heschrei-
boug, in bester Ueberzeugung ver&icliert (weil er nur den richtigen Weg im Auge
hat« die ablaufenden Seitenpfade aber nicht beachtet): „Sie können gar nicht
irren!** so steht der Fremde vielleicht schon nach einigen hundert Schritten vor
einem Fragezeichen, darauf er keine Antwort zu finden weiss. Freilich ist es nicht
gefährlich, wenn man den hellen Tag vor sich liat, sieli im Thtiringerwaldc auch
einmal zu verirren, da man üljer kurz oder lang doch wifiler auf die rechte
Fährte kommt; ju, es liegt selbst, weiiu luan weder ein ökiavc der Uhr noch
der FSsse bt, ein gewisser Beia dai iu, sich auf eigene Faust znrecht au finden, ob
man audi durch unwegsame Schluchten dringen und über schroffe Felsen Üet-
tem mass. Indessen ist es nicht Jedermanns Liebhaberei, in der Irre herum zu
laufen und vielleicht nach Stunden in todtmüder Erschöpfung auf demselben
Platze wieder zu landen, von dem man ausgesegelt, oder doch die interessante-
sten Funkte geradezu umgangen zu haben. Darum halten wir es fUr ein Übel ange-
brachtes Sparsystem, sich in allen Fällen eines FÜhrors au entrathen, um so mehr,
als ein solcher, wenn er freundlich, auverllssig, orts- und sachkundig ist, den
Geuuss der Reise wesentlich erhrilit, indem crnicht blos den Weg zeigt, sniid» in *
auch das Ocpäck trägt, und über Alles, was man 7.11 erfahren wünscht, Auükuiift
erthi'iit, ja wohl noch, als lieisediener , die Ivleidcr säubert und die Schuhe putzt.
Freilich sind nicht Alle, wie sie Sem sollten. Die ihr Gewerbe ohne obrigkeit-
liche Autorlsatlon betreUien, sind mdst Ignoranten, die eben nur als Gepicktrli-
ger und Wegweiser funktioniren. Sie schwatzen wohl gar dem Reisenden Dinge
vor, die geradc/.n ans der Luft gegriffen sind : wie es einem recht klugen Manne
begegnete, dass er sich mystificiren licss, der Königstein bei Eisenach habe seinen
Xamcn daher, dass der Oberforstrath König von «liebem Felsen herabgestürzt
sei und jämmerlich den Hals gebrochen habe, — eine Erdichtung, die Sich wie ^
ein Bandwurm durch viele, selbst die neuesten tteisehandbttcher zieht. Man nehme
desshalb die Mittheilungen der Führer, auch der coneessionirtoi , nur mit Vor-
sieht auf, und berichtige sie nölliigenfalls nach dem Inhalte unseres Rclsebuches
In manchen Gegenden aber liat sieh die Obrigkeit nm das wichtige Institut der
Fremdenfiiiirer noch gar uiclit bekümmert, so dass nian dem ersten besten Igno-
ranten Preis gegeben Ist. Husterhaft dagegen ist es im Her^sogthum Gotha geord-
net, wo die Fahrer nicht blos ihre genaue Instruktion, sondern auch gewisse Sta-
tionen haben (die wir im Texte angeben werden), wo sie au finden sind. Am aabl-
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88
Beisenotisen.
reich^sten und 9:n(lnn;j:lichsten sin*^ sie in Eisonricli, wo überhaupt, und nftmentlleh
am lialinliof, Bummler und unnütze Babeu eine liistige Rolle spielen, und nicht
Jeder ist allda so tüchtig, wie Ehreu-i^Mca«^ welelieu Professor Humbert durcli
sein ganzes dickleibig&i B^sewerlc hindurch Terherrlicht hat.
Wo die FQhrer concessiomrt sSnd, haben sie ihre festen Taxen; wo nidtt,
muss ihr Lohn durch liebere inkommen im Voraus festgestellt werden. Jeden^
falls mögen sie sicli selbst beköstigen: wobei nicht ansgeschlossen , dass mnn sie
mit einem Trunk Bier oder mit einer Ci^rre regalirt, falls sie ihre Schuldig-
keit thun.
Wir lassen nachstehend das Segulatw folgen, das für die FQhrer des Herzog-
thnms Gotha angestellt ist. Es wird einen iUihaltepankt geben , was man auch
anderwärts zu verlangen und zu gewähren hat. Wo abweichende BeStimmnxi-
gen vorkommen, werden sie betreffenden Ortes angegeben werden.
KeguIaüY für die Jb'ährer auf dem XJüiiiriiigerwald«
%. 1. Das Führen der den Thfiringerwald bereisenden Fremden ist ein Ge-
werbe, zu dessen Ansllbung Concession erforderlich ist. Eine solche Concession.
wird nur ;in k.räftige, zuverlSssige und ortskundige Personen crtlieilt, din rlie Be-
nennung Führer des Thüringerwaldes" erliulten und bcson(ler.s in PHicht genom-
men werden. Das Führerwesen ist den Bezirkspolizeibehörden unterstellt.
I>ie Auswahl der Ffihrer wird von den Letasteren im. EinTemehmen nüt den
Besirksforstmeistem getrolfen, die Instruktion derselben aber wird von den
RevierfSrstem bewirkt. — §. 2. Die Führer sind nicht auf das Eigentliche des
Führerf»eschäftes beschränkt, sie können vielmehr nach Belieben Personen fuh-
ren , Sessel traf»"en und Saumthiere halten. Letzteres jedoch nur auf vorher
eingeholte Genehmigung der Aufsichtsbehörde und Approbation der Baumthierc
dnrch dieselbe. Ausserdem bleibt ihnen der Verlag von Beiseliteratur und
Beiseeflfekten unbenommen. — <. 3. Das Führen der Fremden ffir Lohn dnreh
unverpflichtote Personen ist nicht gestattet. Zuwiderhandelnde sind für den
Wiederholungsfall mit einer Strafe bis zu drei Thalern an Oelde oder drei Tagen
und Nächten (Tcfängnis? zu bedrohen und beim Eintritte de« Wtederholunp:sfalles
in die angedrohte Strafe zu verurtheilen. Nur wenn entweder uu einzelnen Tagen
das Znsammenkommen der Fremden so bedeutend sein sollte , dass alle FShi^r
auf einer jS^tiou bereits genommen wftren, oder Reisende ausserhalb der StationS"
orte zn ihrer Zurechtweisung eines Wegweisers bedürften, bleibt es nachgelassen,
sieh hierzu auch anderer Personen zu bedienen; Letztere haben aber das Führcr-
amt nur bis zur nächsten Station, wo wieder verpflichtete Führer bereit stehen,
zu ver^valten. — |. 4. Jeder Führer ist zu seiner Legitimation mit einem Schilde
an der BfÜtze (das Gothaische Wappen) , mit einem Exemplar dieser Instruktion
und einer Karte fiber's Herzogthum Gtotha versehen. — §. 5. Führer sind an den
hanptsächlichsten Punkten des Thüringerwaldes in einer nach dem durchschnitt-
liehen Bediirfniss beme«;senen Zalil stationirt. — §. G. Während der Zeit, wo der
Wald bereist zu werden pflegt , wird der Führerdienst nach einer Roihenfolgo
dergestalt versehen, dass der Führer, welcher au der Reihe ist, sich täglich auf
der Station meldet, seinen Namen da anschlagt und dafür sorgt, dass sofort nach
seinem Abgang zu einer Tour der nachfolgende einrückt. — %. 7. Die Taxe der
Fusstouren besteht in
— Thir. 6 Sgr. für V4 Tag und darunter,
10
^ 9(S 1
»» n tj ^ tt ji j)
1 I» ~ »> 7» 1 Tag und Nacht,
1
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Keiseiiotizcn.
89
mit Einreehmntg der a^f den Büchtre// ati verwendenden Zeit. Die Taxe ffir den
Gtebraiicli voti Sinmthicron wird für jede einzelne Concession besonders fest-
gestellt und der Instruktion anp^ehcftet Bei Taxübersehreitnngen wird boim
ersten Falle Verweis und im Wiederholungsfälle Absetzung verfügt. — §. 8. Die
Reisecffecten der Fus*sgänger hat der Führer bis zu 25 Pfund ohne weitere Ver-
gtttnng za tragen tind am Ende der Reise richtig abanliefem. — 9. Kein Füh-
rer darf den Reisenden sich zum Führer anbieten, sondern er liat ssn enrartenf ob
man ihn dazu auffordom werde. Sofort iiiicli (reschelionor Anfffvrderung und ehe
das Fülirerlohn bestimmt wird, hat er seine Instruktion dem Fremden zur Ein-
sicht vorzulegen und auf Verlangen auszuantworten, auch sie erst nach been-
digter Reise znrllclc zu erUtlen. — t. 10. Der Führer muss in seiner Funktion
stets reinlich nnd anstKndig gelcleldet erscheinen; er bat gegen die Fremden sieb
bescheiden und bSflicb zu bezeigen, sie auf sicheren Werron 7.\\ geleiten nnd vor
frefahren -warnen, aueli ilmen bei etwa erlittenem Unfälle thäti^^e Hülfe zu
gewähren. Demnächst hat er sich mit allen Fahr- nnd Fusswegen, mit denNanieu
der umliegenden Orte, Berge, Felsen, Schlösser, Burgen, Thürme, Flüsse, Bäche,
deren yatnrsehSnbeit«! nnd gescbiebtltehen Denkwürdigkeiten nnd mit den übli-
chen Fnbrpreisen belcannt zu machen , nnd den Fremden darüber Ansknnlk zn
ertheilen. — §. 11. Polizeiliche Mängel, SehadhafVigkcit än Brücken, Stegen, Leh-
nen, We^xweisem etc. hat der Führer sofort dem Bezirk si^^ensd armen <T^ler der
Behörde anzuzeigen , auch ist von ihm Sorge '/n tragen, da.ss die Fremden nii ht
dnrcl» das Betteln Erwachsener oder Kinder oder auf sonstige Weise belästigt
frerden. — §. 1%. Das erhaltene Fflbrerzeicben darf der Führer w&hrend seiner
Funktion nicht ablegen, noch weniger es einem andern zum Gebraneh überlassen.
— f. 13. Beim Eintritt im Orte, in welchem sich mehrere Gasthöfe oder Wagen-
führer befinden, darf der Führer keinen derselben anempfehlen, wenn er nicht
ausdrücklich" zur Angabe^ seines Gutachtens darüber aufgefordert worden ist. Da-
gegen ist er vei-pflichtet, den Fremden das StatlonslokaJ namhaft zu machen , in
trelcbem der Name des diensthabenden Führers ansgebXngt ist, nm Prellereien
▼on Seiten der Wagenführer nnd Wirthe nicht blos zu verhüten, sondern sie anch
zur Anzeige zn l)ringen. — §. I i. Bei Str if sofortiger I)icnstcntla.s«;nng darf sieh
kein Führer unterstehon, in den Gasthäusern auf Rechnung der Reisenden zu
leben, oder von dem W irthe unentgeltliche Zehning für sich zu verlangen o«ler
auzuuchmen, vielmehr hat jeder Führer seine Zecbe ans eigenen Mitteln sa
berichtigen. ^S. 15. Was das Halten nnd die Benntznng der Pferde, Esel nnd Hanl-
thiere betrifft, so sind diese von einem verpflichteten Führer zu geleiten; das
blo5;se Yermiethen an die Reisenden ohne specielle Aufsicht des Führers ist un-
zulässig. — §. 16. Beschwerden der Fremden über die Führer können, wenn^
deren Anbringung nicht bei den betreffenden Laudrathsämtern oder Stadträthen
zn Protokoll erfolgt, in die gegenwärtiger Instruktion beigehefteten leeren BIKt-
ter, oder in die Besehwerdebücher ^der GasthSnser eingetragen werden. Ano-
nyme Beschwerden bleiben unbeachtet.
Ausrnstungr. — Bequemlichkeit, pflegt man zu sagen, Ist halbes I.ebcn.
Auch auf der Reise. Diese Be(juemHchkoit aber wird nicht durch übermässiges
ÖcptfeJt erzielt. Im Gegenthcii kann dasselbe sehr lästig werden , selbst wenn
man filhrt. Ueberall hat man doppelte Sorge, nm sich selbst .nnd nm sein 6e-
pXck. Wer sich nicht ISngere Zeit, etwa in einem Badeorte, aufliXlt, rüste sich
nnr mit dem Xothwendigsten aus. Und zwar nehme er um so weniger mit, wenn
er vorzugsweise zn Fusse reist. Dann genügt schon eine tragbare Reisetasche,
welche Wäsche und andere kleine Bedürfnisse aufnimmt-, vielleicht auch noch
ein leichter Ueberaieher oder eine wollene Decke (Plaid).
Ckistlioftnreseil« — Wer die grossarßgen H6tels der Sehweis, wo fiist jedes
90
BeiBeRotisen.
Dörfciien mit Gasthöfen ersten Ran p:cs paradirt, in ThüriTifjfin erwartet , M-ürde
sich täuschen. Um so angenehmer ist es, auch die Silnveizer Rechnuagcu iu
Tliiiringcii zu vermissen. In den grösseren Stüdteu, die au der Eisenbahn liegen,
lä^bt jeduch auch hier das Gasthofswesen kaum etwas sn wünschen Qbrlg. Ob-
wohl die Einrichtiuigen bescheidener sisd, als in den groisen Stftdten des Welt»
Verkehrs, so ist doch fiir jeden Stand und für jeden Beatel gesorgt In den Gast-
häusern ersten Ranges, wie sie Weimar, Erfurt, Gotha, KisonsK T», Liebensteiu,
Meiningen und Coburg bieten, dürften s^^llxt hochgespannte Anspniclic nicht un-
befriedigt bleiben. Nauientiicb ist Oulmbacher in Meiningeu schon desshalb iu
Thüringen bekannt, weil er ideht blos dnyielbesiiehtes Haus in Meiningen, son-
dern auch Filialwirthschaften in Gotha und Sonneberg (ehemals auch in Salamigen
QndLiebenstein)hat. Während der Sommermonateslnd dierenommirtesteu Häuser,
besonders in Eisenach, Liebenstein, S< lnv;ir'/biJrpj, auf dem TnselslxM «^ und, auf der
Schmücke etc., oft so übei-füllt, dass man kaum noch ITerbi i -e lindet. Dann flöch-
tet man hl die Gasthöfe zweiten Ranges, in welchen man nicht seiton recht wohl
geborgen ist, da es ihnen an guter, wenn auch ein&eher Kfiehe, an sorgsamer Be-
dienung nnd an den Wahrzeichen eines behaglichen Gasthauses, an gtUen Betten
gewöhnlich nicht fehlt. Kehrt man in grosseren Stftdten ein, so wähle man stets
einen der besseren Gasthöfe, vielleicht den besten. Man wird eine Kleinigkeit
mehr zaJilen, als in geringeren Häusern, ist aber um SO besser aufgehoben.
Ueberhaupt sind die Fi eUe in äämmtllcheu thüi'ingischeu Gasthöfen massig
vnd bescheiden. Bs wird dne seltene Ansnahme sdn, wenn ein Reisender mit
Fug und Recht fiber Prellerei zu klagen h&tte. Der Mittelpreis für Table d'höte
in den Gasthöfen ersten Ranges (gewöhnlich 1 Uhr) ist 12 Sgr., hie und da
vielleicht 15 Sgr., andcrwjtrts aber auch nur 10, und in gerintreren Häusern 8 Sgr.
Dafür hat man eine recht gute Küche, jedenfalls elienso gut und noch besser, als
in anderen viel besuchten Gegenden für denselben Preis. In tuauchen Häuseru
wird blos ä la Charte gespeist. Sie sind in der Kegel stark besucht, weil %ich ein
Jeder zur beliebigen Zeit ein beliebiges Gericht auswählen kann, ohne •grosse
Opfer zu bringen, und ohne gcnöthigt zu sein, eine Stunde lang an der Tafel zu
sitzen. In diesen Häusern, die sonst recht anständig und comfortabe! sind, wird
selten Wein getrunken, wodurch eben jedes Diner erst kostspielig wird. Dies
wird jedoch in den grösseren Hotels kaum zu umgehen sein. Indessen hftlt man
fast ftberall auf einen recht trinkbaren Tischwein,' der in der Kegel mit 80 Sgr.
per Flasche bezahlt wird. Wollte man in solchen Häusern kurz vor der Mittags-
zeit ein Gabelfrühstück einnehmen und ein Glas Wein dazu trinken, so würde
man zwar ungleich frugaler, aber nicht erheblich wohlfeiler leben, als wenn mau
sich an der öffentlichen Tafel betheiligt. Abends speist man durchweg nach der
Kart«, die yerschiedenen Speisen au verschiedenen Frdaen (dorehscbnittlicb
7Vft Sgr.)- ]>M Frflhstiick (Kaffee mit Backwerk oder Bntterbrod) kostet meist
5 Sgr. — In derselben Scala, wie die Preise des Mittagstisches, bewegen sich die
Preise des Xachtingcrs (pro Zimmer mit einem Bett 10 — 127, Sgr.). In der Regol
seliläft man auf Matrr>t7P!5, initcr einer Stepp- c>der Federdecke. Nur sind die Bett-
stellen häufig aui allzu kleine und schmächtige Personen berechnet. Und docli
soUte «die LSnge derselben nie unter 6 F. , die Breite nicht unter 8 F. sein. Die
Knauserei mit „einschlSfrigen" Betten, wie sie noch allsn oft yorkommen, ist
ganz am unrechten Platze. Alle Kanten des Holzes und der Endwände müssten
nb^'«M nndet sein. Auch eine zu leichte Bedeckung und ein zu dihmes Kopfki'=:?eni
wird nur wenigen Reisenden behagen. Di© Stubenmädchen miissen all•^^ewie.>^ea
werden, Leintuch und Decken am unteren Ende gleichmässig einzuschlagen, zu-
mal im Herbst und Winter, damit die nackten E^Qsse das Hobi der Bettstelle
nicht berflhren. Namentlich sehe man darauf, dass die Bettw&sche nicht /eueht
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Beisepläne. 91
ist, wie es in den besuchtesten Gasthöfen vorkommt. Auch stehon zuweilen die
Betten so verkehrt, dnss das Fensterlicht gerade in die Augen fällt. Oder es
fehlt eine Fussdecke, es fehlt ein Tischchen vor dem Bett, es fehlen Zündhölzer
und dergl. Alle diese Andeutungen mögen vielleicht kleinlich scheinen. Sie sind
Iber ToUkommen gereehtfeiilgt. Beim eine gestörte Kacbtmbe stört die heitere
Bdaelest nnd IKlunt die kSrperlichen Krlfte, die der folgende Tag in Anspmeh
nimmt.
Sind die Pr/'fse der Zimmer verschieden, so wird man sich bei kurzem Atif-
enthalt in einem kleinen CJemache ohne weitere Aussieht , weil man sich doch
gowöhuiich nur zur Nacht>:eit darin aatliait, ebenso wohl bcündeu, wie in einem
eleganten Selon, der vielleieht noch einmal se thenerist, Bl^btman längere Zeit
an demselben Orte, so lassen sich wohl die Oes twirt he herbei, auf billigere Abon-
nementspreise einzugehen ; obgleich sogenannte Pensionen, wie in der Schweiz,
erst ausnahmsweise, z. B. in Friedrichrode, errichtet sind. — In vielen Gasthöfen
werden die Lichter (lächerlich, wenn die deutsche Rechnung mit „.ßow^riea'* koket-
tirti), die -man während des Sommers kaum minutenlang benutzt, nicht mehr
bereohnet, und die fibenras listigen Trinkgelder an Kellner, Hai^kneehte tmd
dergl. sind- normirt (gewöhnlich 5 Sgr.) und werden alsbald mit der Hauptrech-
nung (j,pour nervicr'^ } bezahlt. Dies ist ein Fortschritt, den sich nll ■ Wirflie,
die sich die Gunst ilirer Gäste sichern wollen, nueiguen sollten ! Hat man ausser-
gewöhuliche Dienstleistungen beansprucht, so versteht es sich von selbst, dass
man diese extra vergütet Ist man jedoei^nkbt exakt bedient worden, so führe
man bei dem Oberkellner, oder noch besser bei dem Hanswirth, Beschwerde.
Es ist gar nicht selten, dass, je mehr dienstbare Geistw Trepp auf Trepp ab ren-
nen, die Bedienung um so lässiger ist. — In jedem soliden Hause erhält man
eine specificirte Rechnung, die man stets am Abend zuvor berichtigen mag, wenn
man frühzeitig abreiseii^ will. Dann hat man auch Zeit, dieselbe zu prüfen, was
bei der von den B[erren Oberkellnern belebten Schreibweise nicht immer ^e
leichte Auf^^ahe ist. In neuester Zeit hat Sidi hin und wiodör auch in Thüringen
die Unsitte eingeschlichen, den Zimmerpreis nicht mehr nach Nächten (pro Bett),
sondern nach Tagen anzusetzen, wobei der Tf(g der Ankunft und der Tag der
Abreise berechnet wird. Wir behalten uns vor, dit^enigen Gasthöfe zu kenn-
seicbnen, in welchen derartige odttr andere Ungebfihr gefttit wird. Auch dürfte
es niebt an ▼iel Tsrlaiq^ sein , dass' die Preise billigsr gestellt würden, wenn zwei
oder m^rere Personen nur ein Zimmer benutzen.
Manche Gasthofe führen elegant ausgestattete Empfeldungskarten , z. B. der
Rautcnkranz in Eisenach, der goldene Stern in Friedriclirode und andere, die,
mit lithographirteu Ansichten geschmückt, als hübsche Krinncruiigäbiatter dienen
können. Enthalten diese Karten auch nodb die Angabe der SehenswQrdigkeiten
des betreifenden Ortes und andere praktische Notizen , so sind sie um so werth-
voller. Ueberdies sollten neben den sonstigen Verkaufsgegenstanden , womit
manche Kellner einen Privathandel treiben, alle Blätter, Schriften und Bilder
aufgelegt sein, die auf den betreffenden Ort speciellen Bezug haben; auch dürfen
in keinem anständigen Gasthofe Fahrpläne, verschiedene Zeitungen u. s.w. fohlen.
Reisepläne.
^lan kann freilich Niemandem vorschreiben, wie er reisen soll. Mancherlei
I mstande können den besten und sicher.sten lieiseplan stören. Diejenigen, welche
Uen Thüringerwald nur auf den breitgctrcteneu Haupt- und Heerstrassen durch-
sieben, oder wohl gar nur mit dem Dampfwagen dnreh l^firingen fliegen, bedfir-
fen ohnehin keines Wegweisers , da sie vielleicht in wenigen Stunden das ganze
Qebfljge niid das gaoae Land passiren. Die aber- seine Schdiibeit im beilaglichen
\
92 Rtisepläne.
Gennas darotikosten wollen, w andwn bald dä», bUd doKhin, plme sidi aii vor*
geschriebene Ttoutcn zu. binden.
Dennocli dürfte es Vielen erwünscht sein, wenigstens einen Leitfaden zu
liabeu, nach dein sie ihren Reiseplan einrichten und ordnen können. Für diese
sind die nachstehenden Meuet&uren entwoifen. Wir haben dabei ln*s Auge
gefasst, dass flberall die interessantesten Punkte berObrt werden, und dass die
Seitentouren von den verschiedensten Endpunkten (grössten theils Eisenbahn-
Stationeii) anslnufpn Dass dio von uns nngegebene Zeitdauer nicht für alle
Ffille zutieilentl sein kann, liegt auf der iland. Manche fahren; Manche gehen,
und zwar bühueller oder langsamer; Manche nehmen da und dort einen längeren
oder kilnteren Aafenthalt. indessen wird man, fallsnieht anssererdentliehe Bast-
tage dazwischen treten, mit den angegebenen Tagereisen , auch zu Frss« bequem
auskommen, indem fiberall Küek^ieht daraufgenommeu ist, wo emlängerer Aufent-
halt sich nöthigmacht. Alle näheren Angaben , auch der Ortsentfenmngen, finden
sich im Texte: gleichwie bei denfrequentestenStatiousortennocli ]<leinere Touren
angeführt sind. Ausserdem haben wir die i^outen eiugetlieilt in solche,
welclie, indem sie von Osten nach Westen oder nmgekehrt laafen, den grSsserett
Theil des Gtobirges, und awar dem Hanptrücken entlang, and io solche, die nar
einzelne Distrikte nach verschiedenen Richtuni:' ii Iiln berühren. Dabei haben
wir in dieser Uebersicht nur die ganjybarsteu und gewöhnlich auch interessan-
testen Wege angegeben; während im Text noch auf viele andere aufmerksam
gemadit ist. Wer aber die Tagesroatea für aa Uela hält, der bedenke » dass er
sieh da and dort aafbalten ^nnd^oeh manebe £zkarsioii maehea nuifts, am nabe
liegende interessante Fankte nicht an Übersehen.
!• Hanpttonr (8 — 10 Tage),
wie sie im Texte unter II. beschrieben, doch so, dass wir jetzt von Nordwesten
(Eisenadi) ausgehen, während dort die umgekehrte lEUchtung angegeben :
1. Tag:- Von Eitendeh (nachdem die Exkursionen in der nSebsten Umgebitog
beseitigt sind) nach Altenstein und Liebenstein (6 — 7 Stunden);
per EisenV»ahn und Post über Salznnt^'en nnfl Tinniflbom;
zu Wagen (Chaussee) über Wilhelmsthal , Uumpelstadt , Schweina;
oder über Kuhla und Alteustein ;
m Fass dareh's Annathal, oder dnrcb die LandgrafenselilaGiit über
den Draehenstein auf die Hohensonne. Von hier können<gute Fuss*
. gSnp^er cntwcät r durch die Hochwaldsgrotte und über das Seliwalbeu-
nest (Karthf^nserberg) nach Wilhelmsthal und dann auf der Cliausj^ec
über GnnijM l>tadt, Schweina nach Altenstein und Liebenstein (6 — 7
Stunden; gelangen, oder den Rennsteig' ' bis zum sogenannten Zoll-
Stock Terfolgen and Ton hier ilber den Sehdnberg naeb dem Wach-
Steia nach Kuhla and dann ftber den Qerberstein und die Lathersbucbo,
Ofhr von der Ilolieiisonne auf dem Kcnnstoig über den Ottowald (Rühlor
Häuschen) und dnrch den Schweinaergnmd ihr Ziel (Altenstein odoi
Liebenstein) erreichen.
2. Tag : Von Lu^ßeMUm aal den IwUiAerg (Chaussee) dnrch's Drasenthal fibei
. Brotterode (4'/« Stande). — NXherer Fassweg: Felsentheater, Tbttrin*
gertbal, Dreihermatein etc.
d. Tag: Vom Tnselsberg über B€inhat%Mrvnn nach IMedri^rode (3 ~ d
Stunden) ;
zu Wagen (Chaussee) über die Tauzbuche^ und durch den Ungclieuen^
grand, oder^tlber Kabars and Qrosstaban (Lanchagrund) ;
SU Fuss dnrcb das Felsentbal (ThorsteinX und ttber den Uebelberg.
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4. Tag: Von Fr tr ihn eh rode n&ch Tamhach (3 — 4 Stunden);
zu Wagen (Chaussee) über Altenbergeu {^Kandelaber) und G^iorgentbal ;
SU Fuss filMt das Vierpfenuigsbaus.
5. Tag: Yon Tambaek auf die SeknUUhe (5 — 6 Stunden);
SU "Wagen und zu Fuss (Cbaussee) durch den Dietliarzer- (Scliinaal*
Wasser-) Grund und am Fjilkeu stein vonlb«>r uacli Oborliof.
Wpt Tambach nicht berühren und den Falkciistcin nicht sehen will,
kann von Friedrichrode über Georgenthal und Ohrdruö* nach Oberhof
fabreiiy oder ron Georgentbai Uber Stntdians daliin gebo».
6. Tag: Von der Schmtleke (fldmeekopO Über B^erthur§ nach Umtna» (3 — 4
Stunden) ;
zu Wagen über den Mönchshof und am Hobewartakopf Torftber^ oder
über Oehlberg und Arlesberg:;
zu Fuss über den Steiger oder über Gehlberg nach Elgersburg.
Wer Elgersburg nicht berühren will , kann direkt Über Manebach
naeh Ilmenau fahren (Chaussee), oder auf einem näheren Fussweg
nach Manebach und von da Uber den Hermannstein und Kickelfaabn
gehen.
I. Tag : Von Ilmenau über FauUnzdle nach Scluoarzburg (5 — ö Stunden) j
- zu Wagen über Königsee (Chaussee) ;
zu Fuss über Angstedt, oder (mit Umweg) über den Singerberg nach
Paulinzello und von da über den Trippsti in.
8. Tag: Von JSchwarzburg über Blanhenbnry nach Rudolstadt (4 Stunden);
zu Wagen durch das Schwarzathal und über Schwarza nach Volksstedt
(Chaussee) j
zu Fuss durch das Schwarsathal nach Blankenburg, und von Blanken-
burg über den Oreifensteln und Zetgerbeim entweder nach Volksstedt
und über Scbillersliöhe und Cumbach;
oder von Zcigerbeim den nächsten Weg über die Justinshohe nach
Rudolstadt.
9. Tag : Von Rudolstadt nach Weimar (7 — 8 Stunden) j
Post über Kraniebfeld oder über Blankenhain naeh Berka a. d. 1. 1
SU Fuss yon Berka über Buchfahrt nach Belredere ;
von Weimar per Eisenbahn über Apolda, Sulza, Kösen, Nanmburg etc.
Verzichtet mnn nuf Weimar, oder irebt von Jena dorthin (Post), SO
reist man von Rudolstadt nach Jena ( S Stnuflen ) ;
Post und Fussweg (Chaussee) über Oiiamünde und Kahla, oder viel-
leldit Ton Gdsdiwita Über Lobeda und W511nitz.
10. Tag : Von Jena Über Dcmhurg und Camburg nach Naumburg (7 — S Standen) ; '
ZuWagen (Chaussee) über Zwätzen, Domdorf (Dornburg) und Leisslau
oder von Camburg mit der Post nach 8fU^ und mit der Eiscmbahn
über Köseii ;
zu Fuss von Jena über die Kuuitzburg nach JDornburg (2 — 3 Stun-
den) ; dann Über Cambiirg und die Rudelsbnrg nach JGiten und ron da
über Schulpforta nach Naumburg ;
oder T<m Jen» nach Weimar (4 Stunden), oder naeh Apolda (8 Stunden).
n. Seitentonren.
1) Ten Weianlr naA Maig (1^ Fealaieilsn}«
1. Tag : Von Weimar über Berka und Blankenhain naeh BuäoUUnäi (Post);
zu Fuss über Bc1\ edere^ Buchfahrt, Kiliansroda, Blankenhain, Lenge-
feld, Teichel (S Stunden).
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fteisefUüie*
2. Tag: Von Rudolstadt nach f^anlfeld (Post);
zu Fuss: Cumbach, Preilipper-Kuppe, KuUu, Katze (2 Stunden);
oder (mit Ümgehnng von Saalfeld) von Rudolstadt über Bimilktmhurg
nach 8eh»ßar»^r9 ^ost), 4 Stunden; an Fuss Uber Zeigerheim nnd
den G^eifcnstein.
3. Tag: Von Snnifeld libor TTohoneiche, Beichmannsdorf, Waliendorf nachi^£u-
Äawa (Post), 5 Stunden;
oder von Schwarzhurg , Sltzendorl, Unter- und Obeiw eissbach nach
Neuhaus (Post), 4 Standen.
4. Tag: Von NeviuxM Über Lauscha und Steinach nach BcniMherg (Post), 4
Stunden.
5. Tag: Von Sonneberg über Neustadt nach Coburg, 5 Stunden, per £iseu*
bahn % Stunden.
• 8) Ton Coburg, Effeld oder Hildburghansen (Bisenbahn) «b«r Umonau oder Soliw&raburg
naok Metmderf (Erfnrt-Iktha) ; 18 PettaneUeB.
a) Ueber Ilmenau,
1. Tag: Von JEr^eM tlber Oelse (Oelze), Orossbreitenbach, Gehren. Langewie-
sen nach Ilmenau (Post), 7 — 8 Stunden (zu Fuss: über den Bürzel);
oder von Hüdburghauahi über Schlcnsingen, Schmiedefeld ondStütaer-
bach nach Ilmenau (Post), 7 — 8 Stunden.
b) Ueber Schwarzburg.
Von C'obvrg über Somieberg (Eisent>ahn) , Steinach und Lauscha nach
Neuhaus (Post);
oder über Schalkau und Limbach (zu Fuss über Almerswind, Grümpen,
Rauensteln und Theuern) nach Neuhaus (Chaussee), \n\ä von da über
Wallendorf und Untenvcissbach nach SchwnxViurg (Post), 11 — 12 St.
2. Tncf: "Exknr-sionen von Tlmniau oder Sckif:nrzhvr>! nu^.
3. Ttt}^ ; a) Von Ibncnau über Plaue oder Elgersburg nach Arnatadt, (Post), 4 — 5
Stunden;
b) von Schwarzhurg über PauUnaelle nnd Stadtilm naeh Amtitadt
(Chanssee), 6 Stunden.
4. Tag : Von Arnstadt über Ichtershausen nach DteUndor/ oder Erfurt (Post),
2Vt— 8 Stunden;
oder zu Fuss über die Gleichen- und Seeberge nach Gotha (5 Stunden).
8) Ton Oeiha über Seüa, 8nU uaA Sebl«asiiir«i na^ 'Hfldlnirtliausen eder MeiBtnfea
(10} Postmeilen).
1. Tag: Von Gotha Whcr Ohrdniß imch Oberhof (Post), 7 Stunden.
2. Tag: Von O^crÄo/ über ZcWa n neb Rvhl (Po^t)-,
oder zu Fuss über die Schmücke u. U oldlauter nach Suhl (4 — 5 Stuudeu).
^ 8. Tag; Von Suhl nach Schleusingen und Hildburghausen (Post), 5 Stunden;
oder Über Hemrieht nach Meindngen (Omnibus), 5 Stunden.
4) Ten Msiaingen über Xella od«r VambaA aadi Oefha (9-10 Pestmeaen).
1. Ti^f: Von Meiningen über Kühndorf (zu Fuss auf den Doliliar), SlAwaraay
Bcnsbausen, Mehlis, Zella nach Oberhof (^o9i)^ 7 — 8 Stunden.
2. Tag: Von Oberhxjf über Ohrdruf U9s^ Chtha (Post), 7—8 Standen.
Oder:
1. Tag: Von Meiningen über Helba» den Johannisberg, den Dolmar und Vier-
nau naeh 8Uiiiha€h''HaUetAerg (su Fuss), 5 — 6 Standen.
8. Tag: Von Steinbach nach TomAa^ (3 — 4 Stunden), entvreder fib«r Botte-
rodc (rhrnipsoe"^ ;
oder zu Fuss Über den Donnershaug und durch den Sehmalwasseigrund«
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3. Tag: Von Tonilarh fiber Oeorgfnthal nach G^o^Äa (Post), 4 — 5 Stnaden;
Oller ühor Friedrirhrode f Reinhardsbrunn tuld Walterahaaaen nach
Fröttstädt (Eisenbahn).
' 6) TM Jena nach Xtlaiafwi.
1. Tag: Von Jena nach Budolttadt (Post), 8 Stunden.
S. Tag: Von RudoUtadt Hher Slanhenbu ich Schv arzburg (Post), 4 Stunden.
S. Tag: Von Seh >'r, r- hnrg tther J^Münz^lie oder Amt Gehren nach Ilmenau,
6 — 7 Stunden.
4. Tag : Von Ilmenau über Stützerbach und Schnücdefeld nach Suhl (Post) ;
oder an Fnss über den Schneekopf und Ooldfatnter nadi Suhl, oder
über die Sehmtteke nnd den Beerberg nach Zella (Chanssee), 5 — 6 St.
5. Tag: Von MIZ fiber Heinrichs und Bohr;
oder von Zolin über Benshausen nnd Schwaraa nach Hetningen
6) Von BekMalkald«B (Wem8haiiseii)*Baeli Gotha (5^ PoetmeUe).
1. Tag : Entweder von Schmalkalden über Kleinschmalkalden nach £^dri^h-
rnde und Waltorsli}ni*ien (Post). 4 — 5 Stunden ;
oder von Schmalkalden über Schuelibach, oder liotterode nach 2'am*
back (Chaussee) j
oder an Fuss dnreh den Haderholagnind n. Aber den HOhnberg, 4 — 5 St. ;
oder fiber Kleinschm alkalden und Brotterode «nf den Inselsberg
<' Chaussee), 4 — 5 Stunden.
2. Tag: Von Tambach über (ieor<.'enthaI nneh Gotha (Post), 4 — ij Stunden;
oder von Frieih-ichrode über Reinhardsbruun nach Gotha (Post), 3 St.;
oder vom InaeUberg über Waltershauseu (Eisenbahn), Fröttstädt nach
Ooiha.
7) Ton Naomburg nach Lobenstein (Saalthal); 17—18 PostmeQen.
1. Tag: ^ <»n Nimmburg nach Jena, 7 — 8 Stunden (s. Hauptt^ ur. 10. Tag).
2. Tag: \oii Jena nach Rudolstadt, 8 Stunden (s. Haupttour, Ö. Tag).
3. Tag : Von Rudoitiadt nach Baalfeld (Post), 2 Standen ;
oder zu Fuss über Blankenburg , den Griesbachsfelsen nnd Unterwirr-
bach, 4 — 5 Stunden.
4. Tag: Von Saalfeld Uber Leutenherg nach Lobeneiein (Post), 6Vi Meilen in
5 V, Stunden;
oder zu Fuss von Saalfeld über Könitz, Obernitz (Gleitscb), Caulsdorf,
Bucha, Schniorla nnd Moxa nach Ziegenrück, oder von Caulsdorf Uber
Eichigt, Söhma, St. Jakob , Drognits, durch den Otter* oder Schacher-
prund nach Ziegenrück, G Stunden. *
5. Tag: Von ^//"^'^-'n-Z/rZ- über Dörfles, Essbncb u. Burgk nach iSoa^fettr^jr^ ö — 6 St
6. Tag; Von /S'aa/^w»ir über Ebersdorf nach /«oic»w«c»»,
^ Die Eoute Ten Freibuf durch das ünstruttiiai über ftanlMBfeaiseny BeBl«rAaase%
Möhlhansen nach Eisenach,
die abwochsclnd au Fnss und mit der Post ö — 6 Tage beansprucht, siehe Ab-
achnitt VU.
IIL Kleinere Tovreiu
1) Weissenfels — Köstrits — Eisenherg — Jena — Domburg — Naumburg,
Tage.
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96 £«i8e]pliiie.
2 ) Weimar — Jena — Doniljurjx — Küsen , l — 2 Ta^'^o.
'6) Erfurt — Ani»Uidt — Ilmenau — Schwarzhurg — Kuilulätudt — - Weimar,
8 — 4 Tage.
4) Gotha — Reinhardsbrnan — Friedrichrode — Georgenthal — TamiMch —
Oberhof — Schneekopf — Elgersburg — Arnstadt — Dietendorf (Gotha
oder Erfurt) ,3 — 4 Tage,
ö) Eiseuacii — Mosbach — Thal — Winterstein — Inselsber^ (oder: Eiseuacli
— Kuhla — Gerberäteiu — luöclsberg> — lieiuhardöbruan, Waltershauseu
^ FrÖttstildt (Eisenach oder Gotha), 2 Tage.
6) Salsnngen — Liebenstmn — Inselsberg — Beinhardsbrnnn — Friedrich-
rode — Schmalkalden , 2 Tage.
7) i^If'niniL'^Mi — Suhl — Schmücke — Oberhof — Ohrdi-uff — Fricdrkliro<b^
— iiisc'lsherg — Brotterode SchmulkitMen — Wernshausen , ii — 4 Ta^re
8) Eisfeld — Limbach — Neuhaus — Stciauch — Soniioberg — Coburj;,
1 — 3 Tage.
9) Schleusingen — Dmenau — Siihwaraburg — Blankenburg — Saalfeld —
Sonneberg, 3 — 4 Tage.
10) Coburg — Cronach — Lobciistcin — Ebersdorf Wurabach — Lehesten
— Gräfenthal — Sonneberg, 3 — 4 Tage.
\
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I.
Eisenbahnfahrten. .
,3^
h £oute: IhäriagisolLe ElsenbaliiL
*
(von Halle hh O^erstungen). *) •
I>if lliti rin(i!s4-hc Bahn ist der schönste
Schiencji^v e^i in Nord- u. Mitteldeutseh-
land, indem er durch eine sehr belebte
0eg«nd fiihi^, derfin freundliche StiUfte
in fast regelmlsslger tentfetnung von
einander liegen, und durch das lan^e-
streokte Oebirgspanoramn , dns nur sel-
ten den Blicken entzogen wird, sowie
durch die fruchtbaren Flussthälcr, durch
die er sich windet, reich an wechselnder
Anmuth ist. Die. Bah|istreeke — von
durch die ebenso gescbiuackvonrn , als
zweckmässigen Gebäude, sondern viel-
mehr durch die kosUpieligeu 8cii\vierig->
helten, die der solide Bau su ttherwinr
den hatta." Dabei kommt weniger die
Steigung in B,etr;nLt (der tiefste Punkt
hei Merseburrr '\ I 2 F., der höch^^te hin-
ter Gotha 104'.) F., und der Kndpunkt
bei Gerstnngen 713 F. über dem Meere);
wobl aber Jbescfareibt die BabnstreeU»,
die in gerader Linie nnr 16 Meilen be>
Halle bis Gerstnngen — misst tibcr 25 tragen würde, über 9 Heilen in Curvcn,
Meilen, die man in 4 Stunden zurück- die bei Weissenfcis, Kosen und SuIjsr
lej^, nn<l berührt folgende Länder; Kö-
nigreich Sachsen, Königreich Preusscii,
CFrosshenogthnm Weimar, Herzogthum
Meiningen, Herzogthum Gotha, Kur-
fOrstenthum Hessen. Die Arbeiten bc-
'_'5u>iion, unter Leitung des Oberingen.
um bedeutendsten sind. Dazu die Hin-
dernisse , welche Elster , Saale , Ilm,
Gera, HSrset , Werra nnd viele kleinere
Flflsschen ihr entgegenstellten. Der
Schlangenlauf der Saale wird auf einer
Strecke von 5 Meilen Dnial überschrit-
Müus, 1844 und schritten, trotz des viel- 1 ten, die Ilm 4mal, die Gera ;}nial , die
fach nngüustigen Terrains, So rasek vor-
wirtSf 'dass die erste Strecke sdion 1849,
die zweite (bis Eisenach) 1847 nnd die
ganae Bahn 1849 befahren werden
konnte: -vvj'OireTid dns z^veite Sfhienen-
fjeleise, sowie die Zweiglialni , die Ton
(Jorbetha nach Leipzig abläuft, erst spä-
ter (1856) eirQlhel wurde. Die Kosten
der ursprfbigllchen Anlage, die vop einer
Aktiengesellschaft zusammengebracht
wurden, bctrup^en 14 Mill. ThTr. (pro
Meile 548,600 Thlr.). Dies hohe An-
Ilörsel Gmalj so dass C5 grössere und
269 kleinere BrOcken gebaut werden
inussten, die man jedoch im raschen
Darüberfahren kaum* p^ewalirt. Aber
auch das Vlussbett der Saale , Ilm,
(lera und Jiorsel ist hie und da — das
letztere an. 5 Stellen — verlegt worden.
Zwischen Qotha und Fröttstedt wird so-
gar der Leinakanal dui eh einen 35 F.
hohen Aqu^duct über die Bahn hinweg
«rffrdirt. Dazu die betriiebtlichrn Via-
ducte bei Apolda und Gotlia, sowie die
li^geka^ital erklärt sich nicht sowohl I häufigen Einschnitte, die zwischen Wei-
A. Bork, lila Tliürinprisrho Eis* nl ahn. Lcip?:ip: BrofkbfiTis 1S'><t. — Die Thvrin*
gittclie fiiseubalin. Abdruck au» der IlluHtrirten Zeitung. — U«l>rigeQs s. S. Itö.
FQhrer durch Thäriogen. 7
. ijui. u i.y Google
99 '
1. BmUei TMringisclie Eisenbahn.
100
mar and Erfurt bis 6S F. tiaf sind. —
Dennoch werden <lio Ausgaben von den
Kinnahmon (1863: 2,433,232 Tlilr. und
al.so gogen 24,000 Thlr. mehr, als im vo-
rigen Jahre) yoilütäudig gedeckt, so da»ä
die Aktien der Thür. Eisenlisfan stets
einen gnten Cour» baben.
In den Wartesilen (III. Cl.) sind
Uberall Restaurationen , die nber , in
Folge des hohen Pachtes, den sie zu
zahlen pflegen, durchweg theure Frebe
stellen. Für die Fassagiere I. n. H. Gl.
sind in den i^rSmnigen I^dnbdf^pi be-
sondere Zimnler eingericbtet|' von' denen
jedoch wenip^er (?r>>rHurb '^emncht wird.
A'erfoljren wir 'iir Bahn von UaUe
Hnd Leipzitj bis Gerstungen, so geschieht
dies eben per Dampf, d. h. im rascben
Dnrebflnge, um den Sehlerienweg und
dessen nächste tlmgebnng kennen zu
lernen. Diejenigen Stationen , die den
wachfolgenden Rauten als Ein- und Aus-
gangspunkte dienen, werden nur tiüch-
tig berührt und erst später «nsfBltttieb
gesehfldert. Es sind tiglieb 5 ZQge,
^lebe die ganze Bahnstrecke durch-
fahren, 2 Schnellzüge (davon einer des
Nachts) , 2 Personenzüge und 1 Güter-
zug. Die Schnellzüge halten nur an den
Hauptstationen ; vom 1. Mai bis 15. Sept.
bftit jedocb der Tagesscbnellsng auch in
Kosen, Sulza und Neudietendorf. Die
rrütrr7;fif^c befördern auch Personen, n^y('r
nur II und III. Clas.se, Kleine Kiud«>r,
die noch getragen werden, bedürfen kei-
nes BiUets. Etwas grOsstore bis zom 10.
Leben^abire aablen balbe Frefse. ' €te-
wdhnlicb löst Vater oder Mutter ein Bil-
let hr^lirrer Cbisse, und fjOirt darauf mit
dem Kinde, ohne dass für dieses beson-
ders bezahlt wird , in einer niedrigeren
Glawse. Hunde dttrfen ]is|r in eigens
daan Teservirten Bebiltem gegen dn ge-
ringes Falirgcld mitgenommen >verden.
— Uebrigen.s 50 Pfd. Gepäck frei, aus-
ser dem Handgepäck, das man im Wa-
gen bei sich führt. — Tagesbillots 10
Sonntags-Tagesbillets 80% billiger. IZnr
Erleicbterung des VergnügungSTerkebrs
werden in den Sommermonaten von und
nach allen Stationen der Thüringer, Cor-
betha-Lelpzigcr und Woisseufels^Geraer
Bahn FersonenbiUets II. und III. 01. an
den gewöhnlichen Sonntagspreisen aus-
gegeben^ wek he auf die Dauer von 8 Ta-
gen zur einmaligen Rückfahrt giltig blei-
ben. Der Verkauf derselben findet aber
Aar an jedem Sonnaboid, dieBenutsnng
an&der Hinreise nur an Sonnabenden und
Sonntagen bei bestimmten Zügen, auf der
Ulickfahrt bis ciüsctiliesslich dcnnächst-
fidgenden Sonnabend bei allen, nur nicht
mit den Schnellzügen, statt — Zu den
iTodUschnellzügen nur BiUets I. und II.
CI., und arrar su erb^biten Preisen : von
Halle bis Eisenach t. Cl. BTlilr. 13Sgr.,
II. Cl. 3Thlr. 2GS-r ; von T.eli)/.!ir nach
Eisenach I. Cl. C TJilr liJ Sgr., II. Cl.
4 Thlr. 1 Sgr. ; von Eisenadi nach Cas-
sel I. CL 4 Tblr., H. CL 2 Thlr. 17 Sgr.
T'apeMcbnellxQge dieselben Freise, wie
alle anderen. — Die BiUets werden vor
der Abfahrt im Wagen coupirt und auf
der vorletzten Station zurückgefordert.
Equipagen - Taxe I. Cl. 1 Thlr,, II. CL
25 Sgr. pro Meile.
^ Der Äufenl^U auf den einaelnen
Stationen kann nicht zuverlässig ange-
geben werden. Auf den llauptstationen
dauert er in der Regel längere Zeit (3 — 6
Min.), auf den Nebenstationeu kürzere,
an d^en Haltestellen kaum 1 Min. Selbst-
verstSndlicb rasten die SdhnelteQge nir-
gends so lange, wie -die FersonenzQge,
und in <ler Regel nur an den grosseren
5 t at i o n e I ] . Die Güterzüge dagegen über-
all am läugäten.
Wünschcnswerth ist ein Platz; an
einem der Unkeh Fenster (yon Eisenaeli
nach Halle : rechts)^ weil auf dieser Seite
<lie schönsten An- und Aussichten. Nur
von Fröttstedt bis Eisenach möchte die
rechte Seite (wegen des nahen Hörsei-
berges) vorzuziehen sein.
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101
Hraptst. Halle Ml ier 8äaU, Kreis-
und üniversitÄtsst. in der preass. Pfo-
ybaz Sachsen, mit 40,000 Einw.
Onnth'nfe : ^ Ilötel z. Thnring. Bahnhof. —
Jfenfe'« Hötel beim Bahnhof. — Kro»prinz,
^ Bkig (mm ÜMlBi). — «61. Hmmbmrg (ii»Un
(I. Po8t). — Oro^^nrt. Hr^fnTiraftftn den Thnr.
Bahnhofo&y der mit d«r Lti^tiger tt. Magde-
bttrger verein i^t ist — l^roschkea i Per-
ion S Sgt.
Eitenb. ja. Merseburg : ^ ] Mril T. TI, 14 P?r.,
JL 8 ägr^ m. 7 8gr., Fulirt 20 Min. (Pcrno-
n«mff>. MMk Leipzig i IM L Ii. t7 8gr^
IL IB 8«t^ m. It acr. MtfitfMfB.
Wer Halle, Thürin^'ens Grenzstadt
^^t'^rr! die nordischen ATarkrn hin, seit
Jahren nicht gesehen, erkennt die Stadt
kaum wieder. Durch den Eisen bahnver«
kehr hat sie an Umfang, Sänberkeit tmd
regem Leben sehr gewonnen vtA kape-
ntrt durch ihr» yielett ThBiOM scbost
ans weiter Feme.
Sehensicürdigkeiien inneilialh der
Stadt: *der MarhipUUz mit der Uaupt-
Idrche und ihren Hansmiomthlämien,
dem reihen Thnrm, dem lUIhhane, dem
HS&delschen Standbild; das Unirersi-
tat'^o^elmufJe mit seinen SamTiilnrifi^rn :
♦die umfangreichen Franke' sehen Stif-
tungen in der Vorstadt Glauchau; die
Domkirehe ttnd daneben Ae ehemalige
Besidenn der mcgdebnrger Eribieehdfe^
die Buinen der Moritabnrg, der Jäger-
beiig mit der Freimanrerloge und Ueber-
sicbt über die Stndt; das Salzwerk im
unteren Stadttheil mit den originellen
Hnllorett 'nnd nkAt* weK davon die
sehGne MoritakiTChe.
Excnrsionen: ^Giebichenstem, gree-
ses Dorf mit sehr be'lentender Do-
mäne am Saalufer. Auf einem senkrecht
Hufsteigenden Felsen die Kuinen der
Burg cTiebiehenstefai, ans welcher lAotdr
gmf Lrndwig I. dnreh efaien hlOmeii
Sprung sich rettete (s. S. 57). Am
AbhanpfC des Ber^rp's * Soclhnd Witte-
Icind (V2 St. V. Bahnhof) mit Äusserst
freundlicher Umgebung. Gegenüber das
reisend gelegene Fischerdorf *0r9lM^
ndt Seiner rawntlsciien Beigsehenke
und dem Garten dos Fahrikherm Kefer-
stcin. Ueberau historische und litera-
rischo Keminiscenzen (.Höltjbank). Seit-
102
Wirts bvIscImii Halie und Cöthen der
Petertberg, eine 1125 F. hohe Porphyri-
kuppe mit fast unbeseJiränkter Rund-
sicht und prachtvoll restaurirter Kirche
über den Abneogr&bem des öäehsischen
FBreteohanees. >
Von Halle Ifinft die Balm nnf dnem
hohen ^schnurgeraden Damm durch Wie-
senniederungen, die von den nahen Flüs-
sen zuweilen überschwemmt sinti, und
brückt sich bei Ammendorf (r.) und
Bodemoall (1.) Ober die weiMe JShUr,
bei Schkopau (r.) über die Saalß^ Die
fruchtbare Gegend Ist fliM^^ sbsr «i»ht
ohne Anmuth.
Stat. Merseburg (links der Bahn »,
preuss. Bezirksstadt au der Saale , mit
12,000 Binw.', eine Liebifngsresidem
der altoB deiHsdhen Kaiser, unregei-
miUsig gebaut und wenig belebt, obwohl
sie von der B ilm nu.s einen imposanten
Anblick gewahrt, da sie, an eitiem Berg-
uhhang hiugesti'eckt , mit ihreu gross-
artigen, tiiannreichw Baaweriun ToU'
ständig fibersehen werden kann. Die
auf deni rechten Saalufer liegende Vor-
stadt , hftufigen T'f'berschwemmungen
ausgesetzt, wird scherzweise y^Kleio^-
Venedig" genannt.
Owthöfe: Amhm, .mm Markt (Pestliel-
terel). — Ritter. — Halber Mond.
Eisenb. n. Cori>etha : 1| Meil. in Sa Min^
I. CK 11 3gr^ IL 6 Sgr., UI. 4 Sgr.
Bahnhof (I.): daneben eine gute Se-
stauration. Drosclikc k Person 3 Sgr. '
Post (vom Baliiiliof aus) : nach Mde%eln,
2 Uhr Nachniitt., 12 8gr.i nach QuerfuH 6 ü.
9B 10n« Abends» M 8gr<
Jenseit des Bahnhofes • die grosse
Wasserfläche des kar])fenreichen Qott-
hardsteickes, der von der Bahn zweimal
fiberbrückt ist. Auf einer Halbinsel das
ßekütihmti mtt hübsohet» Anlagen.
S)ehen$würdigkiiUiift ,bi d«r 8tadl:
das imposanfeef£KeiUofiO«tstSe|^enm^-
gebäude) mit 5 Thürmen, einem scii$-
neu Garten und dem Raben Bischofs
von Trotta, der im Schiosshof gefüttert
wird, sowie der guthisehe *Dom mit sei-
nett migelieneni Qiobolns seiner ries^*
haften Orgel und der mumificirten Hand
des treuloeen Rudolph von Sobwnben
(s. S. 56).
Itolle >^ Gerstiingen,
^ kjui. u i.y Google
103
L Borgte: ThümgisclLe Biaeabahn.
104
' S»mt«iokm (noA 'beqiMmer von
Corbethä aus) : nach iMHchstädt, einem
2 St. entfonitni Bn(iostJtfUcheii mit Liilj-
Rchen Anlagen, guten Einrichtungen und
vielen firinnenmgen ans^. unserer golde-
nen Litentarperiode ; aaiA-Mmilmeh
(t 8t), ^Fifedrlcli d. Gr. «fowB stiner
i«liili<rolMteii Siege erfocht (1757); nach
Keuächberff, wo Heinrich d(v Finkler
im Jahre 9^4 die Hunnen schlug ^s.
8.64).
YoalieFaebiirg ans passfvIJBMiMir
«irei grossen BrUeken den -CKittliardt*
t«lelk «ni gebälgt dnveli d&e taehe Ge-
gend an Spengau (1.) vorüber mr Stat.
Gorbctha^ nnforn des gleichnami-
gen prenss. Dörfchens, Knotenpunkt der
Tliflring. EieeniMliii, deren sördlidier
Stimig na<!li Halle^ deren östÜciier —
Weissen feU" Leipziger Bahn" — nach
Leipzic: länft De^^sbalb Doppelbabnhof
(1.) und längerer Aufenthalt, bis die Züge
zusammentreffen. Wagemctehsel , falls
Äiui irfeht sehe» ««f etoei^friheren flta>
tfoo so ptccirt litt, dees man in demeel-
ben Wagen sitzen bleiben kann. Gewöhn-
lich gehen die Passagiere, fl5f> von Halle
Rommen, in den Leipziger Zng über.
Ton Leipzig n. Corhelha: 4> Meli, in 63
XiB. I. CL 1 Tldr. »flgr , U. OL 198sr., HL Cl.
16 8gr.
Aus dem grosaartigen Thtir. Bahnhof
in Leipzig^ unweit des Magdeburger und
Dresdener, läuft die Bahn am Dorfe
Gohlis (1.) vorüber, durchschneidet auf
nelur.als 20 BrOdceadurcbgäng^n die
Gewfisser der Elsten und XAiq^gie,. sowie
das Schlachtfeld von Jtf dement, und jsieht
«ich durch Auen und Waldungen nti der
TTnUe^telle Barneek vorüber zur Station
Markranstädt i,üahnhof 1.), ^em hoch-
liegendea sMsiseben Gwasetftdtcben,
1» deeeea KlOie Aitr4mtUkli friede
1706) und Groes-Görsciien (ßieg der
Fi^inzosen 1813). .^ie Chaussee von
MarkranstÄdt nach Woi.-^si niels durch-
schneidet das 8ciilachtfeid von Lützen
und fOkrt, unweit der Stadt Lfltsen;
CS St. Ton Karknmatlldt und ebenso weit
Ton Corbetha) , an dem Denkmal vor-
über, das dem 1632 gefallenen Schwe-
denkönig Gustav Adolf errichtet worden
Ist ZHe' erste HaUestal)«* auf prenss.
Gebiet ist Kötzschau. Daramflblgt Stat.
Dürreiiberg (Bnhnhofl ), preuss. Dorf
und bedeutend* ^ Salzwerk mit langge-
streckten üradirbäusern. Besteigt man
einen der yieien Kunstdilliaaet so Ittier*-
blickt man ein weites Flachland mit 8
Städten und mehr als 100 Ddrfern, auf
dem sich zu wiederholten Malen da»
Schicksal unserer Nation in bluti^^cn
Kämpfen entschieden hat. iu unmittel-
barer Kfthe des BahnJiol» iMideutcside
BraunkohlenUiger, wie licb dey«n vielo
in der Gegend finden (Im Regierungs-
bezirk Merseburg gegen 240 Bergwerke,
die jährlich zwischen 4 — 5 Mill. Tonnen
Braunkohlen liefern). Die Wecschen-
WeissenCelser Bnuinkomen - Aktienge-
seUsebaft, die ia>er J.800 Vann baschif-
tigt, sowie 4le Sftchsisch-thür. Aktien-
gepellschnft zu Halle, die sich durch
ihre Fabrikation der Presskohlensteine
hervqrgethan hat, prodaciren jähriicii
gegen 2 UUjIonep Tonnen Brannkoblen.
Udberall, awisehen'Halle,; Leipaig und
Effwrtf lagern an der Balm die schwanb^
brMunon ^Ini^sen , die auf den nahen
Streichplatzen zu Braunkohlenstcinen
geformt werden* Jenseit Dürrenbergs
püssirt die Balm, eine mächtige Brttclw),
walehe Aber die Saale fiilirt, und möndet
in Corbetha.
Ei$fnb. von Corbetha n. Weinsenfeh:. 1\
Meil. in 11) Min. I. Cl. 10, II. b, HL 4. 8|?r.
Von Corbetha macht die Buhn eiiie
östliehe Krfivimung dur^ einförmigen
Flaehland (Saale 1.), bis sich der Thftl-
rand zu einer Felsenterrasse erhebt,
auf welcher oberhalb des gleichnamigen
Dorfes (r.) Schlos.s Jlurgtrerben thront,
und 1. die ätolze Augustusburg voii
ihrem weissen Sandsteinrüeken herflber
leuehtet. Das Saalthal beginnt s^c
Reize zu entfalten. Malerische Höhen-
züge, bald mit dunkeln Wäldern, bald
mit Obst- und iit'lyeii}ilianzungen bc-
kriluzt. uad mit frcundxichcu Garten-
hftnselieu geschmflckti drängen sich bis
an die Bahn , die- sich am linken Fluss-
ufer hinzieht.
Stat. WeiSSeufelg (l. der Bahn),
preuss. Stadt mit.UQ^00,J2inw.| jenseit
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f05
IM
der bel^bton Snalo, über welche eine
diattliche Briiekc führt, nmphitheatra-
lisch HU einem Obätberg hingestreckt
mid Toni kolossiilttii , feiiBt6TMlcfteii
flehlosse , sowie von dem grossartigen,
ftOf dem Klemmberg liegenden Magazin-
jrehäude überragt, {»ewahrt mit ibren
malerischen Landhäusern und Alleen
efn sehr freaudiiches Bild.
7?is^»6aÄi» v>\')) \,'>nnhnr(j : 1| MelL in
25 Min. I, Cl. 11 ^^r., IL 8 Sgr., HI. 0 Sgr.
ZifÜM: 4 Meli, in 67 Hin. L Cl. 1 TUlr.
S BsTm II> 19 Sgr., m. 14 Sgr. — Von Zeit*
n. Gera: 4 Heil, in 5ß Min.» I. CL 1 Thir.,
IL 19 Sgr., m. 14 Sgr.
PmI 11. SKelL hx 1| St., Abends
4 trhr, 151 Sgr.
BfthTilmf fr.) Bwfschen Gärtet/ und Wein-
bergen, mit eleganter Bestanration* am Jin-
km SMlnfer. Be«kti ron d»r Bai» «In Wein-
bergsh&uBcbeii , worin Napoleon nach der
Sclilaobt hei l<pip/i2f iiberuucbtote.
i Die Zeitz-tieraer Zweigbahn, von der
Thür. AktieagaaelUchaft gebaut, mitde im
Mär?. I'^i^^ eröffnet, tind «ol! ©itifr «?pfts hin
Gossuiti, anderer 9eits bia Sonueberg und
Wot fortgafiükrt «ecden.
8dkeiu»Mi§kmtm: IM« «Infang-
rdxitt, wüAhBlmMtmAe und an ge-
schichtlichen Momenten «reiche ^Angw
Husburg ehemals Resident der Her-
•zoge von Weissenfels , jetzt Kaserne,
mit Kirche, Ftirstengnift nnd herrlicher
Ansicht vom 'ScMMgÜiiirm; dss Amt-
JUnit am SchliMBb«i)g intl d«r „Scinv^
denstube'' •).
JExcurston nach Pommmi mit fiea-
me*8 Geburtshaus.
Von Weissenfeis schlägt die Bahn
«ine weetfkheriBlIiehtnBg ein. Da» Hmü,
TOB dm fichlaligenwindniigeii der ganle
dnrchschnitten , wird immer lachender
und entfaltet nach nllon Seiten bin die
^hönsteu Scenen. Die Ufer des Flus-
ses, der nicht blos zweimal überbrückt,
tondern «och ätelleiiweise elaem neuen
Bette nngewiesen ist , prangen im
Schmock fruchtbarer Obstbäume. Die
■ziemlich .steilen, kalkhaltigen Wüpolket-
ten, die ihn zu beiden Seiten eini alinipn.
sind fast durchweg mit Reben bepüanzL ;
♦) murm, Chronik der Stadt M'oisseu«
feil, SB«.
nur auf den obersten Hocbfl-icben oder,
auf den nördlichen Aljliäntir'n wird Ge-
treide gebaut. Etwa in der Mitte zwi--
sehen Woissenfels And Vawnbiirf tretea
die mderischen Höhensflge enger sn«
sammen und bilden gleichsam ein«
Pforte, die von zwei Burgen, Goseek und
Schö/il'ing^ Überwacht ist. Diese Pforte
schlie:Ȋt sich bei Kosen, gleich&Ils too
alten SeUSsaeni überragt und bescMtst.
Zwischen beiden Thoren , die Ten stfn«'
tegischer Wichtigkeit sind, hat die Na-
tur einen so reich nn«>;c'P«!tnttotf>n Prunk-
saal gebildet, dass die kurze Fahrt von
Weisseufels bis Sulza durch ihre laud-
sehaftHehen Reise und dnreh ihre taf sto*
rischen Erinnerungen sn den S^hdnsten
in Deutschland gehört. •— Schloss €fo'
srfl'. dfts jetzt den Grafen v. Zech gehört
und ehemals ein Liebl in ersitz der Pfalz-
grafen von Sachsen war , grüsst , nicht
fem der Babn(r.), voni Abhang eines
Berges herab, der mit den schönsten
Wpinj)flanzungen prangt und auf der
Höhe mit Laubwald gekrönt ist. Wei-
terhin Ijeüslinff 0.) nnd Eüau (r.), wo
ein vortreflFlicher Wein wächst, der zu.
Champagner Terarbeitet wird, nnd im
Hintergrund der hochragende Thurm
der Neuenbürg bei Freiburg." Bald daranf
(1 der Bahn), dicht Über dem Wasser-
spiegel der Saale, die wohlerhaltencn
Ruinen der mächtigen Schönburg mit
betragendem Warttharm. So gelangt
man, abermals die Saale zweimal Aber-
fahrend, bald auf dieser, bald auf jener
Sieite des Flusses , zwischen Wiesen,
Weinbergen und Baumgruppen in den
weiten Thalkessei, in welchem sich, An-
gesichts der Bahn, die i^on Frelborg
herabkommende Ümtrvt mit der SmU
vereinigt.
Stat Nanmbnrg. DerBahnbofn )
hat eine herrliche Lage, und öffnet einen
weiten Blick in's Uustrutthai, wo, jen-
seit der Dörfer Boubaeh nnd Gron-
Jena, im Bchooss« lachender We}nl>erge,
aus denen ringsum freundliche Häus-
eben griissen, die Stadt Freiburg lagert,
und zwar so nahe, dass man die hervor-
ragendsten Gebäude, z. B. die Dom-
kirche, die ChampagnerMrik v. a.^
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10? i. Moute: XkimgiBclLe BifltnbaluL. 10$
leicht erkennt. Kückwärts aller bietet
zwischen Rebengel&nden und Obstgar-
ten dicf citw»» hoQbgelegene BUdt Ntuim^
hurg, die eine Viertelstundo vom Bahn-
hof (1.) entfernt ist und vom ,, Galten-
berge" überragt wird , einen stattlichen
Anblick , besonders durch die architek-
tonische Schönheit der kolossalen Don^
Mrche (R. Ä.) •).
m»€tA. n. Ko»en : 1 Moil. 1b IS Mllt. I. Ol.
8-8gr., n. 4 Fki , m. 3 ^gr.
P&ie DMfa Ei$ailerg : ^ Meü. in 8| 8t.
Atadt 44 Ubr, 19| Sgr. — Quetfurt : 4^ M«iL
in. ^ St. Abends 5 Uhr, 2^ Sgr.
Von Naumburg bis Sulza führt die
Bahn durch ein enges, paradiesisches
Thal, welches die Saale in so kurzen
Windungen durchscUllngelt , dass sie
fiberfearü^t vadenr miuste, Und
twax Uiuft sie anfangs auf einem bobepi
Damm, um vor den Ueberschwemmun-
gen des Flusses, der sich bald am Fusse
der westlichen Berge hinzieht , bald
dicht ai; die^ahn herandrängt, gesichert
• 2«. fein. INiiehd'em der Zßg di^,Oirten
des Dorfes Almerich (Altenbuig) durch-
braust hat, tritt hinter einer prachtvol-
len Puppclallee (1.) Srhulpforte hervor,
vom reichbewaldeten Kuabenberg über-
ragt, und fesselt durch seine reissende
Lage, diureh die scbSxie goüii^ehe Kiidie
wit ihrem spitzen Thurme, durch die
lange Fronte des imposanten, neu re-
staurirten Sohulgebäude» mit zierlichem
Criebel und weithin leuchtendem Kreuze,
sowie dnreh seine histoHsche nnd Utera-
rieche Bedentnag Herz und Auge. Ge-
genüber am entfemieren Flnssufer die
Saa7hn7isrr Nun schieben sich die
fruchtbaren Höhenzüge, welche die Bahn
beengten, weiter auseinander, und in
einem rdsenden llialltessel breitet sieh
ein reieii belebtes Landscbaflsbild ans,
das von der lieblichsten Anmuth ilber-
baucht und von den leisten, 8—400 F.
*) la Naiciihiin^ , Tinfern der porta thu-
rlngica, bcginiu n uusoru Aou<en, wie sie spä-
ter aasföhrllch geschildert werden. l>anim
versichten wir bei der Eiaenbahnf uhrt auf
«iijc uähero Bcsclircibung der nachstellen-
den Ortet und verweisen auf die späteren
Rammt die mit Zahlen der Reihenfolge naeh
beBel<An4t sind.
iiuiien Ausläufern der Finne, die mit Kc->
ben- und ObstpflmmiDgen, parliartigenii
Ctabfisch und alerlichen Berghäusefaea
bedeckt sind, umrahmt ist. In diesem
Kcs^^el , der sich alsbald wiodor dnrclt
1 einen natüriicli« n EnjErpnss ^chliesst, liegt
Kebenstat. KÖseu {^li. 4), ein städ-
tisebM Dorf mit rieDiesuehtem Soolbad,
durch eine lange Brücke, welche über
die von Holzflössen belebte Saale führt,
in Alt- lind Neu -Kosen getheilt. Jenes
(1.) ze'i^t die üeberbleibsel des einge-
gangenen Salzwerkes. Jenseit der statt-
lichen, 436 F. langen Bisenbahnbrflelce,
die mit ihren gleichsam verschobenen
Qewölben schräg über den FIuss läuft,
der klf'ino, abor hübsche Bahnhof (1.),
dessen elegante Restattration (zugleich
Gasthof) cio gern besuchter Vergnü-
gungsort der Badegiste Ist. Bbense
die nahe Katze (1.), wo man vortreff-
liche Eierkuchen speist. — Die Tages-
schnellzUge halten in Köscu nur während
der Bades^son, die Naoht&chnellziig«
gar nicht. •
ESMNt. n. Sttbu: 1 HelK tn ISMto. I. CL
8 Sgr.« n. & 8gr., m. 4 Sgr.
Po$l n. Bckatdlaberga: t\ XelL- la 1| St^
4| U. Ahends, 10 J Sgr.
Nachdem mau die von der Bahn
dnrdibroeliene Berg^iurtc, die in alter
und neaer Zeit viet kriegetiseke E-toln-
tionen gesehen , passirt hat, irird man
von zwei alten Burgen überrascht, die
1. auf steilem Felsenkopt" über dem Stru-
del derSaaie emporragen. Die erste mit
2 hohen Thfirmen ist die JKnine SaaUok
(das Datf SaaUek wird -¥on der Bahn
durchsohnitten) ; die höher gelegene,
obwohl nur durch eine Felsenschlucht
von jener getrennt, ist die umfangreiche
Rudelabtirg. Gegenüber Dorf Ltngefeld,
und auf der Bergebene, über weldie die
mit ihrer Pappelallee weit, sidi^bare
Chanssee von Kosen nacbJ^ibardtffterya
läuft, Dorf Hasseyihattsen (Schlacht ara
14. Okt. 1806). Beim Dorfe Saalech^
so wie vor- und nachher, abermalige
Uebeibrflckungett des Flusses, der sich
mibsam einen Weg dnreh die Felsen
gebahnt hat. Aber damit nicht genug.
; £s ist auch trota derConren, womit siel»
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109
BaOe — ttentongea.
110
die aufwärts steigende B&bn durch das
mtwiiirige T«mlB bMurdi inndet,' «in
Mlsr Ykduet diii«h« QMkm gebro*
eben , und kwux to diebt an der Saale
hin, dass muti (Ins T'fcr des FInss<^s
durch eine lant,^«' Mauer eind&mm&u
musste. Da, wo der Schienenweg an
IHmiiiHfn, Uniemeumibui (r.>, 80wie«n
JEbm^ und Chrmtheringen (^.) rorQber
som letzten Mal die Saale Uberschreitet,
vereniip-t sich mit derselben die /Zwt,
die von A\ fimar und StadtKul::a herab
kommt, und es tritt min die Bahn aus
d«n flMlIhnl in das IhOkid über. Aber
noefa immer ist der Weg, den sie ver-
folgt, 80 gebirgig, dass sie nun auch die
Ilm mehrmals überbrückt und unmittel-
bar vorSulza durch den Felsen schneidet
und eigeuihüinliche Gesteiuscliiehtcu
blnatlegt.
Haltestat SvIm an der Ilm, gemein-
sdialtticher Name fUr Stadtsulza, Berg-
SolzA, DorfsuUa, Neusulza, Bahnhof
(r.*) mit unbedeutender Restauration;
aber gleieli daneben ein neuer, recht
gttler 0astlMif. Nur wSbrend der Bade-
zeit halten die Tagesschnellzüge auch
in Sulza an. Wie mfin überhaupt mit
dem Danipfro.ss in wenigen Stunden
durcli vieler Herren Lander fährt, so
liegt der Babnbef mit dem DMebsn
OiimmttitbMf amiMiten Ufer der Um*
bucht, auf raei^ag, Gebiet: während
Stadtsnlza^ das sich am linken Fluss-
ufer terrf^ssenförmip einporzieht, zum
Grossherzogthum Weimar gehört. Der
enge Tlialkessel, rings Ten nemfieh
tukhen Bergen eingeraluit (ndrdl. die
Sonnenkuppe mit Pavillon), gewährt
mit denüherall zerstreuten Hau «;f»rn und
den langgCvStreckten Gradirwcrken ein,
höchst originelles Bild. Ueberaus rei-
■ead anf hoher Bergterrasse (dstl.)
BM^Mfaw mit weithin bttefcendem Btt-
tergnt| daneben i)or/'«t<Zaa nn der jähen
F^swand des Herlitzbcrges. (K. 21.)
Eiseub. n. Apolda: S Meil. iu 21 ttia.
I. CL 11 Sgr^ H, 7 Sgr^ UI. 5 8gr.
PM n. tiMMry: I4 MeU. In 1| St 4|
mir Abends» 9 8gr.
Hat man den Engpass, der den Snl-
aaerXhalkeesei dinsehliesst, vermittelst
eines Felseudurchbruehcs verlassen, so
wird der Weg cinfiSnniger, obwohl snr
Rechten der Ilmgmnd mit Tielen Dorf-
Schäften sich hinzieht und aus der Feme
das Schlachtfeld von Auerst5dt und die
alte Strasse von E('k«r<U«>ter<4a nach
Weimar mit ihren huchragenden Tap-
peln'herftbsigrilsst. Uan filbrt auf der
Hochebene an Damttedt, Nieder- und
Obertrebra, Fturstedt, Nauendorf und
Heusd r>rf (^^.mmiWch r ) voi iUkt , und
verwundert sii Ii in *li njenigen Fluren,
welche noch nicht zusammengelegt sind,
Qbor die maasslose Zerstlekelimg' der
Ackeifliefaen, welche die tfatringcr
Zwergwirth Schäften charftkterlsirt.
St it Apolda, 1. der Bahn. (R. 22:
T'ort ApoUia nach Jena. *) Die weimar.
Fabrikstadt, im blühenden Aulscbwung,
wird mit ihren nraen stattlichen Gebin-
den erst dann reclit siditbar, wenn nun
über den grossartigen Viaduct fahrt, der
jenseit des T^ülmhofes (nach Weiinar
einen ti. iVii 'l liaicinschuitt überbrückt.
Dieser Viaduct mit seinen doppelten Ar-
kaden, 79 F. hoch und 260 Ruthen lang,
ist ein MeisterstUck der Baukunst , das
man freilich dann erst bewundern kann,
wenn man eine Strecke zur Stadt hinein-
geht und es von der „Bahnhofsstrasse"
in Augenschein nimmt
Im Bahiiliof (L) eine der Iwelen Bt~
Muuratione» , stark besucht, auch verhält-
nissmässig wolilfeil. — Droscbko k Person
3 Sgr. lo A. ültemacbtet ein üuturzug.
EiMnb. n. ITeiiiMr; t Hell. In TOn.
T. Ol. Ih Sgr., IL 9 8gr., HI. 7 Sgr.
l'oKl n. Jena: 2 Moil. in IJ St. 8 Uhr
früh, 1| Kachmitt., 5 U. Abends, 10 Sgr.
Jenseit des Viadocts ein tiefer Erd-
durchstich, welcher die Aussicht in die
hügelige und fruchtbare Gregend, die
jedoch (\oT ^vorlisflnden Sceneri« ent-
behrt, auf kurze Zeit hemmt; und jen-
seit des Dorfes Oberroasla (i.) eine kunst-
reiche Ueberbräckung der Ilm, die nun
der aufwärts steigenden Bahn Sur lin-
ken bleibt Das aiehste Dorf am Ufer
*f) GewdhnllcYi wird dieser Weg, all
der kürzeste, von <!i r T:i'^ctilialin aus ein-
geschlagen. Viel scliuncr un.l genussreieher
iH Jedoch der WegTOn Naaniburg über Ko-
ten und Boruburg nach Jena. (A. S, 4, 6.)
111 1. Rouie: Tliüiiiigische Eisenbahn.
d«ft Flusses ist OMvMfMMlMft, wo Wie-
Isad lebte und starbw Weiterhin, immer
zttr Linke!!, J^Irichahalhen , Denstedt,
Gr.- und J\l - Kromsdorf \mä Treffurt ,
desseu Park undFü]^tenäehic>s.schen der
SebaapUU des gemüthlichsten Verkehrs
swisclioii des grSssten Gelstem unserer
Nstion war. Aus der Ferue grillst ^Vei-
mar hcnibor. Bechts zieht sich der
waldbedeekte , weiNichtifjp Ettersberg
empor mit der LnndesbHuiiischule ^.^Va-
riuiihXkt'* und dem berühmten Jagd-
sdüoss m»«r^rg (R. S2, SS).
Stat WetStf (B. M). Hoehgele*
j:fener Balinhof (am Fusse des Ettersber-
ges 1. der Bahn), mit gr. Restanr -
Droscbko nach der ziemlich weit ent-
fernten Stadt (mit Gepäck 5, ohne Uep.
4 Sgr., Omaibus 9V« ^gr )- Uebngens
wird die Stvseke swiecfaen Stadt und
Bahnhof immer mehr angebaut, so dass
bald ein Tif*!ier Stadttheil dort eTit*!tchen
wird. — In Weimar übernachtet ein Zu^.
Die Resideua des Grossherzogs von
Weinrnr msdit in ihren Buuaisdimueke
ebi recht freundliches Bild. YonngS'
weise f&Ut das Schiesshaus imWebicht,
die neue Kaserne auf dem Komm einer
bewaldeten Anhöhe, der gricchiscltc
Tempel (neben der FQrstengruft) mit
vergoldeter Kuppel , der Felseukeller
Sft der Strasse uaeh Berka «ad Im Hin-
tergrund das Lustschloss BtloeUht^ ins
Auge*V
Eüenh. D. ErfuH: 2| MeÜ. in 35 Min.
I. Ol. S8 8gr., n. 18 Sgr. , IH. 10 Sgr.
Potl nacli RudoUtadi: 5 MeU. in 4^ St.
überBlankPTihain, Narhni. 8| und Ab. 0* ü.,
über Kraniohfeld früh 7 U., 1 Thlr. 5 Sgr.
-Urmmw: S^MeiL in «|8t. Mh 1 Thlr.
11| Sgr.
Etwas langweilige Fahrt durch eine
weite, mit vielen Dorfern besäte, frticht-
hare Ilügellandscbaft. Nachdem man,
<^a*«mAM/ gegenüber (r.), einen Via-
duetj^assirtfberfihrtniaa 9VIPMoi/(l.),
wo die WasserscheideBwisehenllni und
Oera vermittelst eines 60 F. tiefen Ein-
schnittes diirehbrochen wird. Weiter-
hin , ehe mau nach üo^fgarteu kommt,
* ) Die beigegebra« Amdekt dmr Stadt Wri-
mtar ist vom Baluihof« aus aa^enoaimen*
m
(r.) efiii alter Wiartthum auf elnsn Bo*
benhfigel, das letzte Ueberbleibsel einer
von deu Erfurtern löO,'? zerstörten
Kaubritterburg; l^ne ähnliche Warte
bei Niederximmerti (r.).
, Anhaltsstelle TleseUiaeli (r.), un*
weit des freundlich gelegenen glelcfann-
migen Dorfes. Auf einem nahen Httgel,
wo soTisf eine Burp gestanden , das
umfaugreiehe Amtbnns , worin die (ie-
ricbtsbehörden ihren Sit« haben. In
Vieselbaeh Fahrik k&nstUcherMineral*
waaser. Qe§eiriiber iTedMedL
Ehe man jno^ den tiefen Einschnitt
zwifchen Azmannsdorf (r.) yxvkALdndcr-
hach (1 ) passirt, sieht man in derFerne
die umtangreichc Stadt üJr/wrt mit ihren
Tieisn Thttrmen und ihren beiden Cita«
dellen, 1. aber die Abhiage dte Steiger*
Wäldes und r. die neuen Salinengebäude
nnyreii Ilversgeliofen, welclie durch einen
Schienenweg mit dem Erfurter Bahnhof
in Verbindung stehen, und die Wein-
berge des ,,rothen Berges''. Endlich
verliert sl^ derZng dicht am Schmidt- %
Städter Thor im Dunkel des Tunnels,
der unter dem Festungswall hindurch
tlilirt, rasselt dann über die HolzbrQcke
des Wallgrabens, und rastet, nachdem
man noch einen flüchtigen Blick ttbeir
die sierlich geordneten PAanseaachilao
des HaBge*SChen'fiandelsgartens ge>
werfen, im umfangreichen, iehhai&n
Bahnhof.
Hauptstat. Erfurt (r.). (H 26.).
Der langgestreckte Bahnhof (r.) mit
seinen kdossaleii Masdiinenwerkstlt-»
ten , die 500 Arbeiter beschäftigen,
und dem stolzen Direktorialgebäade
imponirt durrli seine frew:i1ti{,'e Ansdeh-
^ung, seine grossartigen Bauten und
seinen lebhaften Verkehr. Er liat
164,000 Thlr. gekostet, und umfasstdio
nutbigen Räunte für die Verwaltnngs*
Direktion und die Hauptkasse der Thil-
rinLrer Eisenbahn. Er grenzt so nahe
an die fstadt, dass er nur einen Blielv
auf die nächsten Häuser gestattet. Dat»
schönste und «mfasaendsta Diorama
öffnet sich dagegen an dar fltjtjSfWrti '
ecke bei Hochheim , so dass man nicht
versäumen mag, an ^ner Stelle xflak*
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lU
wärts zo schauen, um Thüringens alte
IIaupt$ta<)t mit ihren starken Festungs-
mAm «Ad ihren MUreichen KirdMn,
^ «Hier wohtai ror allea der pracfat-
voUe Dom mit seinen dreifachen Thür-
men niid daneben die Sevorikirclie her-
vorragen— im vollen Umfange zu über-
hHckeii. In E. übernachtet ein Zug.
iMb.'n, JftmäUtnOmrft 1] In 18
Wa.'!. OL IS Bgr., n. 7 %st.^ UL % figr.
Pod n. ArnttmÜtz >| Meli. In St flrfih
^ U.« 15 Sgr.
Wie bei der Einfahrt, so passirt man
auch bei der Ausfahrt (am Löberthore)
diegro8Mitigen, snin Thell teimeUlnli»
elMB Bauwerke, weldie den Dampfvagen*
zfigen die Strasse durch die Festungs-
werke bahnen Nun aber beschreibt
der Schienenweg in fortwährender Stei-
gung von Erfurt nach Gotlia einen so
trdtenf sMIiehnasgebogcoen Halbkreis,
dnss er mindestens um dieHftlftellnger,
aber auch xmp'lnirh interessanter ist,
als die fast schnurgerade, langweilige
C^anssie, welche beide Städte mit ein-
ander verbindet. ZunKehst Utnfl die
B«1m, unterludb der C^rtoMtirjr (r.)
nnd des Steiferlu»»9e$ (einer vielbesuch-
teit Restauration auf '^♦^r waldigen Stei-
gcrhühe), (1.), durch unabsehbare Ge-
müse- und Momenfelder in's liebliche
^TeroMal. Bier, im' IVeaeiibninnflD, sind
die berttfamten BrmmeDkreM • Klingen
und die FiUnlttcker der Htnidelsgärtner
75wischen grossen Blinn^^nknli!-, Gurken .
Sellerie-, Mohn- undPulibohueufeldeni.
Bei dem ansehnlichen Dorfe Hoehheim
(r.), du in einer abgescbloeeeoen Ttiel-
bvotat nnleriseb lie^ IQbrt eine scböne
Brileke, die 20,000 Thlr. kostet, über
die Oera, die bei Biachlehen (1.) noch-
mals überijchritten wird. Jenseit des
Dorfes Stedten (r.)i wo die Schriftstel-
lerin Cfaftilotte TOB Ablefeld geboren
«nirde, Qmf Keller, der Voidtsende des
Verwaltungsratbes der Thfiring. Eisen-
bahn, seinen Landsitz hat und ein gar
freundliches Kirchlein von einem isolir-
ten Hügel herab grüsst, u]id des etwas
enitfariilerm Dovfira M^wlmry (1.), wo
in aralten gelten die Merowigsboirg elend
(8. B. IK»), tritt die Behn in*8 TM der
Apfelstedt , die sieh bei Marienthal mit
der Gera vereinigt. Bis hierher führt
in den SommermeneienfjMt aonntiglich
ein "Bxtttaiiigf um die Gltote, welche das
nahe, Hiike ibllegeBde MUMUnfCSL t«)
besnebpn wollen, r.n expediren Schon
hier kommen die Burgruinen der Glef-
ehen in Sicht. Weiterbin Jntfersleben
(1.) Im ftenndHeben Wleaengrand der
Apfeiirtiedt.
Nebenstat. Nendietendorf^ Baku-
hnf fr ); sehmuckes Dorf mit Herren-
huterkt Ion ie (1), nur durch die Apfel-
stedt von Altdieiendorf getrennt. Der
kleine Bebabof ist fket immer sdir
belebt, wen von demselben die Festen
abgehen, welche die Besucher desThtt-
ringerwaldes nach Amfitaäty Tlwtmum
nnd Elgersburg (R tüliren.
EUetib. n. QoIIm: % Meil. in 25 Min., I.
OL 17 6fr., IL 10 Bgr., m. 7 flgr.
Po«t n. Anuiktdl: Meli, in IJ St. , früh
9J, Nachm. »4 und At». 7 U. 10 Min., 9 Sgr.
Von nun an — 1. zunächst die Dörfer
Apfelstedt u. Wandenlehen — öffnet sich
der volle Blick iu die güldene Aae der
„Thihring. Bebweis**, wie-men die rei-
zende Landsebaft zwischen Gotha und
Arnstadt genannt hat, und auf die Vor-
bertre des Thüringeitcaldes. Jetzt treten
auch die Schwesterburgen der f^drei
CHeichen*^ «nf ibren isfrfirten Berg|Eegela
immer veinender berror, nnd gewinnen,
je nach der Stellung, die man zu ihnen
einnimmt , fort und fort verschiedene
Gtestalten. Die nächste ist die eigent-
liche Burg Gleichen (die Wandersleber),
die entferntere in fest demetben BidU
tnng die M9ilMerg€r Bnine, nnd die
entfernteste nach Arnstadt hin die hoeb*
ragende, stHft1ichp> Warhsmhitrg . Indem
sich die Bahn aus demXhalc der Apfel-
stedt nördlicher wendet, überblickt man
(r.) eine weite Fllcbs- des offsnen Lin-
des, (1.) den Ksrlctieeiien Bmktrgent
der am westlichen Fuss des durch seinen
SandsteiTi berühmten Seehernes lagert.
Diesem Höhenzuge entlang , dt r auf
seiner vorderen Kuppe die jetzt iu eine
BestanMttmi renrnndelte BiwmmifU
trigt, IKoft der Schienenweg bis sor
Stadt €hahth ^« «AI» «us weiter
115
1. Bovu: ThttxiBgisclie £iBeiiba)m.
Ferne gesehen. Zuvor das schöne Dorf
jSSeUtfi«» (r.) mit s^em rSmlscIien
l^binne« das sieh wie eine Vorstadt
Qoflia*s darstellt. Unmittelbar Tiinter
dem mächtigen Viaduct , welcher die
Strasse «ach Olirdruf iilu rbrückt»
brMist der Zug in den reizend gelege-
nen SaiMkof(T.)^ dernfteh dereinen
geÜe einen prachtvoll«! BUek auf die
waldige O-ebirgskette , tind nach der
Anderen auf die imhc Stadt gewährt,
die jedoch nur ziuu kl» insten Theile
sichtbar i»t. Indessen niacheu die ge>
sdunaekToUenHäiiaer, die man siebt—
Im Yordergrnnd'der MüUer'sche Han-
delsgarten , weiterhin die Lebensver-
fsicheninixsbank Und dfts bescheidene
Palais des Herzoprs, vor allen aber der
stolz emporragende, kolossale Frieden-
Hein, «inen selir angenehmen Ein-
drnck*).
Stat. Gotha (K. 37 — 40: Von
Gotha nach Ohrdruf und Oberhof, nach
Georfff'nthal nnd Tamhaeh , nach Bein-
hardsbrunn und JfViedrichrodfJ.
Droachke: 4 ^gr., OmaltNtt S 8gr.
^eiih. u.Fröttstedt: Ü Meil. in 15 Hin.,
I. Ol. 11 Sgr., n. 6 Sgr., IH. 5 Sgr.
Post nach Ohrdruf: 2 Heil, in 1| St.,
7) Uhr frab, 4| Uhr Naehm., 7| Uhr Ab.,
12 Bgr. - G>'or,jnilhaI: 21 Mo», in 2| Pt.,
?4 ühr Abeuds, 15 Sgr. — Fritdriehrode : 2
U«a. In If St., IS XJhT Vatt vnd 4 Uhr Ab.,
15 Sgr. — Langentalza : 3^ Uhr früh, lOf Uhr
frfeh, 31 Uhr Nachm., 84 Uhr Ab., 15 Sgr.
Auf der weiteren Fahrt bleibt die ma-
lerische Kette desThuring:erwaJd s rs
zur Linken, obwohl häußge EinschniUe
die Fernsicht hemmen. Die Stadt (r.)
evrstcckt sieh hinter den Bäumen des
Parkes. Nur das Fürstenschlüss schaut
nns noch lange nach. Die Bahn, die wie-
der eine südliche Krümmung macht, be-
rfiiurt sunfichat d&sDorf Sundhauaen (1.),
wo die Strasse naeh Waltershavami und
bei Wabiwinkel nach Reinliardahrann
abzweigt, nnd steigt bis zur Wasser-
scheide awi.schen Elbe u. Weser, die sie
mit einem tiefen Einschnitt durchbricht.
Hier, wo der Leinakanal durch einen
AqnAdnet fiber die Bahn hinweg geleitet,
•} Analcbe d«r Stadt Gotha. (B. $7.)
ist der höchste Punkt der ganzen Einie,
1040 F. tber der Nordsee , 695 F. Ob^r
dem Halle'schen und 389 F. fiber dam
Eisenacher Bahnhof. Längst hat eieh
das Auge HU den irmlerischf^n Umrisse«
des Gebirf^eis ertreut. Jeder Wechsel
des Sonnenlichtes und der Wölken stellt
das grosse BUd in eine andere Belemtib-
tung. Die stolzesten Biesen Mes Wal-
des fesseln den Blick, so lange er flla
im eilenden Fluge erreichen kann : zu-
nächst dt'r dunkclbewaldete kolossale
Kienbery hinter Ohrdruf^ über den bei
hellem Himmel die Spitsen des Selmee*
köpf nnd .des KickedM^
und vor allen der migestätische Intd^
herg mit seinem deutlieh sichtbaren
Oasthaus, dessen sanftgenmdete , lang-
gestreckte Porphyrkuppe wie eine hoch-
gew6lbte „laeel" den ganzen Wald
beherrscht. Bald aeigt sieh, an dan
Fuss des Gebirges geschmiegt, daa
Städtchen WaltcrshavH^n . vom Schloss
Tenneberff iiberra^jt, und 1 ) daneben,
wo sich eine Thalschlucht nacii Hein-
hardAmnn elnbnciatet, die Eraiehanga*
anstalt SMuMpfenthal, ven hohen, diu*
kein Bergen übr i L'i{»fr'1t.
Nebenst it Fröttstedt, unfern de»
Dorfes IlUrselyau (1.) und des Dor-
fes Fröttstedt (r.) (R. 41). Der nicht
sehr geräumige BiJinhof (1.) iit ifeSt
immer sehr frequent, weil Ffdttstedt,
wiQ Neudietendorf ^ eine der gangbarsten
Pforten ist, d?iroh wolehe man in die
Hallen des Gebirges eintritt. J)('Mn \ oii
hier aus fUhrt eine Zweigbahn nach
WaUerthoMttn (1.) ab, deren Waggons^
von Pferden gezogen, die PiMMaj|^effe,
welche von Gotha oder Eisenach kom»
men, nach jedem Hauptzuge in 30 Min.
nach Waltershausen fördern. Rückwärts
aber brauclit der Zug ungleich kürzere
Zeit, indm der Wagen wegen des Bahn-
gefiUles vom Waltershäuser Bahnhof
ohne Beihülfe ausläuft , imd erst nahe
bei Fröttstedt, wo das Terrain wieder
steigt, durch bereitstehende Pferde an
Ort und Stelle gezogen wird. Unge-
achtet des starken Verkehrs mit Wal-
tershausen halten die SchnelLsl^a In
Fröttstedt leider nicht an.
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117
Balte — Ckaretufexu
118
. EUm»b. EiftMch: 2^ Meli, in 25 Mfo.,
L Cl. 19 6gr., IL 11 8gr., m. • flgr.
Von hier mis dllffle ein Platz am rech-
ten Wagenfenater vorzuzielicn »ein.
Nach Walterthaiutn : Tl. Cl. 3 Sgr., III.
2 Sgr. (Eine L WagenclasHe gibt es nicht.)
Nun senkt sich die Bahn dem Ueb-
liehen ffSrMeUhaht zu, nachdem sie das
l^rt MeehUratedi O.) hexfihrt und
teUtedt dorehschnitten hat. Hier durch-
bricht sie den südöstlielien Fuss des
sageureieheu Jfiirs^lhfvfffs, der ihr zur
rechten Seite lagert , und mit seinen
sebroffenf von Binnsalw durchfitiieliten
Wändm^ und mit seinem acharfge-
krOmmten, wie ein Alpenhorn aus-
Ifezaoktera Kamme diV BHckp fp-^selt.
Das berüchtigte Hörseilocb, uufern der
höchsten Kuppe, in welches Kitter
TanahSaser «ir Frau Venns einiog,» Ist
vom Thale aus nieht sichtbar. Der
rings von Bergen — rechts vomHörsel-
berg und links von hügeligen, zum Theil
bewaldeten Ausläufern des Hochgebir-
ges — eingeschlossene Wiesengrund,
dnrcli welohen sieb die- Hörsei sehlibi-
l^elt , ist um so reisender , als sich am
Fnssc (If's Hörselberges weit hinab 'ein-
zelne Häuser hinter Gebüsch und Obst-
bäumen verstecken, deren Bewohner
die Gemeinde „Am kahlen Berge" (Kah-
lenberg), bilden. Dem Dorfe SekSnau
(1.) gegenüber, —jcn seit des Ddrfehens
Kälberfeld, wo der Zug so nahe an dem
ärmlichen Kirchlein vorüberfa'hrt, dass
mau den Pfarrer auf der Kanzel sehen
kann — dorchschucidet eine tiefe
Seblueht die EalkvSnde des sehroffen
Höhenzuges und theilt ihn in den„gros-
Beii" (nach Sättel stcdt hin) und in den
„kleinen" Hürselberg-.
Anhaltesteile Wutha (1.), wo früh 10
a. Abends 7 Uhr 25 Min. ein Postwi^en
nmcih. Buhla abgeht (R. 46.)
▲vs dem engen, dunkel bewaldeten
Thale, das sich links nach Ruhla schluch-
tet, schaut von einem Bergkegel oberhalb
des Dorfes Thal dieUxnne Scharfenberg,
während den'' Hintergrund der liohe
^hrberwUtn und der lUnyberg (r.j, so
wie die MarkÜb^rge (1.) die Seltenooulis*
m bilden. Uebrigens bat tin aufmerk-
sames Aupe aiirh schon die Warthurtj
begrüsst, die westlich auf den k&hlen
Vorbergen zu thronen scheint, bis sie
bei EiiArodt (1 ) «n^ AeAAftdi (r.)»
immer deutlltber anf ätsv bemdMen
Felsstirn hervortritt. Zwischen dem
Petersherg ( r ) und dem Galffenherge (1 }
gelangt mHn über die HörselbrÜcke in
den Bahnhof zu Eisenach, und somit
SU einem Tielbesncbten GlanapDiikt der
ganzen BiJmlinie.
Hauptstat. Eisenacli (R. 51).
Hiier vereinigt sich mit der Thiirln-
pf'isrheii die von der ciitu;r'<j:;»Mit^(''-(:tztPn
Richtung kommende Werra - M^iscjil/ahu
(s. 8. 109), die mm llbersehnitita mnM,
wenn man die Stadt, die sieh nodi Un*
mer, mit Ausnahme des schlanken Ni-
kolaitbnrmes, vor den Blicken v<>rbirgt,
besuchen will. Der Baduiiof, zur Lin-
ken des Geleises, hat durch den Anbau,
welehe« die. Werralmhn nfitlilg maidite^
weder au BehSnheit, no^ an Bequem»
lichkeit gewonnen. Das erste Haupt*
gebäude am Perron enthält die Warte-
säle, die Billetexpeditionen und die
Restauration tur beide Balinen. Durch-
schreitet man dasselbe, so gelangt man
auf den Perron der Werrabahn. -Brat
jenseit eines Vorbaues , der die Werra-
bahn abschliesst, halten die Droschken (k
Person 3 Bgr.), die zur Stadt fahren. Da-
neben eine Schaar concessionirter Füh-
rer und nieiit eoneessionirter Jungen,
die mit Ihren Anerbietungen fast nir»
gends so zudringlich sind, wie hier. Da
sie jedoch den Perron nicht mehr betre-
ten dürfen , so kann man in Verlegen-
heit iMinunen, wie man schweres ÜAnd-
gepiek sur^ UTenrabahn oder bis sn deo
ziemlich fernen Droschken befördern
will , indem die Hände der Bahnhofs*
dicner selten dazu ausreichen. Rastet
man von einem Zuge bis zum anderen^
und will lieiuen weiteren Ausflug machen,
so kann man die Bestauration vuljgo
Zahnlücke — besuchen, die, dem Bahn"
hof gegenüber, auf einer nahen Berg-
terrasse erbaut ist und eine schöne Aus-
sicht bietet.
Eisenb. n. Geralut^eu: 3| Ucil. in 45 Hin.a
L a. 26 Sgr^ n. U Qgr^ DL 11 Sgr.
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119
1. Route: TMbriBglBClW BJMAlWfelt«
PaU nach Kreus^g: 14 Meli, in 1{ 8t.,
8f Ulur MMhmiUags, » — MAUkam$en:
Erst wenn man von Eisenacb wei-
ter fährt, überblickt man (1.) einen
j^rossea Thoil der Stadt, die jedoch
wenig impouirt, und die Poesie de» fri-
V«141ebeDS, dto sidi inihreti
Bmgtm «ad Sohlnciiteli vcri^lrgi« kAnm
ahnen lassen würde, wenn nicht die alt-
obrwürdif^e, <rlan9:volI restaiirirte Wart-
hurg einladend herniedv^r grüssto (lleich
hinter dem Bahnhofe fährt niau an dem
«iflfiiHeii nnscheinbiuren Hasse, dM ia
der ScbUleorlotteiia den erstm Preis
bildete (1) Gasanstalt (1.)
vorüber; während »ns einem entfern-
teren Bergwaidt'hen das stolze Land-
lians des Hr. J. von Eichel blickt *).
Weltarliin, der Stadt gegenüber, der
kaUe, flatcbgeirifllkte Wmdenberg^ be-
kannt durch die folgeiireieke& Oktober^
fener 1817
Nun lenkt «lie Werrabahn , die
tios bisher zur Seite lief, hinter den
leMeu Hftaaeni der Stadt linke ab, so
dase mau die kolessalen Dttmiue, auf
denen sie emporsieigt, eine Siecke mit
<lfn Aneren verfolgten kaiint während
wir zwischen dem bewaldeten Kiiuku-
cbenberg (1.) und dem kahlen liamäberg
(r.) das wnaderUeblidM- BSrselthal
dnfdifiiliren, das sieh bis SUd^M und
w^teiliin bis Hörschel (1.) erstreckt,
und von der sehrofTeü Scheidewand des
langgestreckten Kul/omt (1030 F.) ab-
geschlossen wird. — Bei dem Dörfchen
fftfradkel) an der weeUiehsten- Oresu-
wmrte deaTkfiringerwaldes (SL 56) , wo
das HCreelflüsschen in die Werra mün-
det, rausste das Flnssbett verlecrt, oine
liergkuppe durcbbroclir ii mid die Werra
mit einem Kostenaufwand von 60,000
TMer ttberbrOekt weiden, nm der Si-
Mnbahtt den nun (I.) in's IFerroHkol.
einlenkenden Weg zu bereiten.
Anhaltcstat. HerlcHhansen f r ),
ein grosses kuriiessisdies Dorf mit einem
♦) Aiitirlit (Ur Ht(ult KiitetKtch (R.Sl), von
dem oben erwähnten Bergwäldchen (uGra-
beafhal") aufgenoi
Schlosse der hess. Landgrafen, und
weiterhin Wommen (r.), gleichfalls mit
einem stattU^en Schlosse. Plese bei-
den Dörfer, schmücken das weite,
ladhende Thal auf der nördlichen, New;
hqf aber mit seinem hcrtibergrüssenden
Felsenkeller und die romantische Ruine
der uralten Brandenburg auf de^ süd-
lichen Seite (B. 56).
Bei Wommen ist die Werra, die
sich in vielfachen Windungen durch
den l^roiff^ii IViesengrund schlängelt,
nicht nur zweimal überbrückt, sondern
drängt sich auch so nahe an die üisenr
babn, dass man eine Felsenecke des
sagennmkliragenen BieUiein, einer alt-
heidnischen Kultstätte , Ton Welcher
Bonifacius das Christenthnm gepredigt
haben soll, absprengen musste. Bei
Neustedt (r.) wendet sich die Bahn
südlich, so dass man weiUiin , bis nach
der Brandenburg snrttck und dem wei-
mar. Städtchen Berka a. d. Werra hin-
an«', das Thal überblickt, wo im 11.
Jahrhundert ein schmachvolles Stück
der thüringischen Geschichte spielte
(s. fcj. 55).
äerstangen^ wesÜ. Bndstat. der
Thür. Eisenbahn (1 ), ziemlich abgelegen
von dem weimar. Marktflecken (1700
Einw ), <ler ihr den Namen gegeben und
L in der alten thüring. Geschichte öfter
' genannt wird(Friedensscblli&ssiri8clieii
Kaiser Heinricb IV. und den thür. and
säcbs. Pürsten, 1074). Der 2ug hält am
] Thür. Babnhr>f :u\\' wcimar. Grund und
Boden. Ein Taar hundert Schritte wei-
I ter steht der Bahnhof der Friedrich- WH-
heims 'Nordbahn ^ die sieb hiermit der
Thüring. vereinigt, auf besslsebem Ter-
rinn, wo dieZttge halten, die aus Hessen
IcATTtmen. Sf> hnt nicht einmal die Cre-
wait des Dampfes die Sonderintcressen
der deutschen Zerstückelung zu über-
winden yermocbtl Wer ein gutesNacht-
lager sncbt , vermelde mit d^m spiten
Ahendzuge, der von Cassel kommt Uld
Tiiebt weitor fahrt, *m <5erstnngeTi ein-
zutreffen. — Da die Fr.-W.-Neriil);iho
kern Freigepäck gestattet , so wird bei
durchgebendemDienstderPy^SMilMiaf
für deigleteben Cteptek schon auf der
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2. Honte : Werra- EiseiiMu.
m
thQHng. StiHcM beradmetf wo man die
Karte zur Durchfahrt löst. Man kommt,
jedoch, fnlls irifin kein Gepäck hat, das
io Oerstuuf^eu wieder verladen werden
inüsste, etwas billiger w<^, wei^u man
suaiehst n&r bis GmtimyiNi ittfüt, und
hier eio; BUIet cur Wcitvfthrt löat
tütenbahn naoh OmmmHUmam: f MeM. tn
8 St., I. Cl. 8 Thlr. 3 Sgr., II. 1 Thlr. 15 Sgr.,
m. 1 Thlr. 1| Sgr. — C<u$el : 11 Meil. in 2 St.
20 Miu., 1 CT. « Thlr. 17 Sgr., IL l Thlr.
25 Sgr., m. 1 Thlr. 8| Sgr. - Von Cn««el
n. Hannover: I. CI. 4 Thlr. 15 Sgr., II, 8 Thlr.
11 ägr., m, 2 Thlr. Ii Sgr. SchMllsäge er*
2. Boute; Werra-Eiseubalm
(von Eisenaek bis Lichtenfels)« *)
Die H^erroftoAi», wie neu Icarsweg
ni sagen pflegt, vermittelt die Verbin-
dnng zwischen der Thüringer und den
Bnierischen Eisenhnhneu , und crk'irTi-
tert äomit den Verkelir zwischen tleui
Norden und dem Süden Deutschlands.
Der Bau derselben, Tom Oberingenieur
BÜelmer geleitet, begann nach langjäh-
rigen Verhandlungen im J. 1856 , und
wurde so rasch gefördert, dass die
Fahrten schon am 1 Xov. 1858 eröffnet
werden konnten. Die Kosten i von
einer Aktiengeseilscbaft (mit Betheili-
gong der Staatsvegierungen) susammen
gebracht , T.otnigen 8,890,000 Thlr.
(15,r)G0,0()0 fl.). Die Bahn, deren
Verwaltung der Diiekiion der Thüriiig.
Eisenbahn unterstellt ist, zerfäiit iu die
Hauptbabn Ton Büsenaeb naeb Coburg,
in die Zweigbahn von Coburg; n&cll
Sonneberg, und in die Verbindungsbahn
von Coburg nach Lichtenfels, wo sie
sich an die baierische Ludwigs-Bahn
anschliesst, und hat — die Sonncberger
Zweiglwhn (2' ,,M.) abgereclmet — eine
Länge von 20 Heilen (bis Coburg 1 7 V4))
welche die Personenzüge in 4 St. (bis
Coburg'- St.) durchlaufen. Auf die-
ser Strecke berührt sie die Staatsgebiete
von Weimar, Meiningen, Coburg und
Baiem. WAbrend jedocb die TbSring.
Bisenbabn dnrpb sieben Flnsstbiler sich
hinzieht, so v^olgt die Werrabalin
grossten theils nnr denjenigen FIuss^
der ihr den Namen gab, and tritt erst
bei Coburg in den Itzgrund/ um bei
Lichtenfels in das Mainthal auszamftn-
den. Aber «neb in diesen Tbalniede-
rnngen docuinentirL t- Hatiptl lahn iliren
öebirgscharakter durch die Höhenlage
der Bahnhöfe, indem der niedrigste,
KU Eisenach, 6G4 F., der liSchste, sa
Eisfeld, 1348 F. hoch liegt. Daher die
bedeutenden Steigungen (von Eisenacb
nach Markf,ahl 1 ; öO) und die hin und
wieder scharfen Curven. Dennoch ist
die fVihrt, wenn aneh die Bahn selbst
eine der grossartigsten and interessan-
testen in Deutschland ist und das meist
enge Werrathal viele Reize entfaltet,
minder reich an unterhaltender Abwech-
selung, als die Fahrt auf der Thüring.
Bahn. Auch lüsst ihre Freqnöns, ob«
gleicl^ sidi dieselbe fortwMirend geho-
ben, immer noch viel zu wünschen übrig,
«o das.s der nicht unbedeutende Güter-
verkelir eine ungleich grössere Kinnahme
sichert, als der Personenverkehr. Im
Jahre 1868 betragen die Q^amintein-
nahmen der eigentlichen Werrabahn
947,659 fl. (79,000 fl. mehr, als im
Jahre zuvor) und der Sonnfbercrcr
Zweigbahn 61,448 fl (2000 fl. mehr).
Da jedoch der Üeirieb starke Ausgaben
erbelseht, so haben die Stammaktien
{k 100 Thlr.), für die im lotsten Bech-
nungsjahr nur 2V, Proc. Zinsen gezahlt
worden, fast gar keinen Conrs, indem
Fahrtonplan der Worra-Efscnbalm. Mf in in :;on, Brückner <t Rpim er. — Albnm 4er
Werra-Sivenbahn in 23 der schönsten Ansichten , Ton H. ^^reiner. Khend.
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123
2. Boute: Werra - Eisenbahn.
124
«ie m«iiia]ld sttr HIQfte des Nennwcr-
kluß veikanfeii nuig. Deshalb hat man
sich au eil mit einem SfTiieneivj:oh'ise
boholfen, uud bis jetzt keine Schaell-
und Nachtzüge eingerichtet: wogegen
dU Btetionen und Ankatepniikte f ehr
nahe aneinander tiegen. Dlili^r der
kurze Anfenthalt auf den meisten Sta>
tionen, wenn nicht gerade ein ontirc«^«-!!-
koinnienderZug da und dort ub<j:i wni t«!t
werden rauss. Djo Jb'ahrpreiäc bind
UUiger, als anf der IMting. Balm. Da-
gegen wird nur leiclitei| Handg^plkk
(bis 10 Pfd.) nnent^'olillich befördert ;
90 dass man nicht wohl tliut, wenu man
auf der Thüring Bahn ein Bilh;t löst,
das auf die Weruibidiu überläuft.
An den Kassen werden preussiache und
«ieltiitehe« sowie die XasittaeftwalMiigou
der Thürinp;:! sehen Staaten angenommeu,
ausserdem Gulden undXhalor, sowie Fried-
rlchfd^or« t 9 Ii. 55 kr.; Louisd'ore h 9 ü.
fO kr., Ducaten ä 5 11. kr., FünfTranken-
thftlcr ä 2 fl. SO kr., Zwansfgfraiikenstöcke
i U fl. ^ kr.
Tarif f Ar GepäeJcträger : Koffer oder Man-
telsack Tom Bahnhof nach «tncni Tor deai«
selben haltenden Wagen oder umgekehrt,
4 kr., kleineres Gepäck 2 kr.; vum Bahn-
bof nach dan Wohnungen im ^tatlonsort
nnd umgekehrt 9 kr. und 4 kr.
Von
n
•»
«•
«•
M
n
Fahrprt.'isp :
Eiseaach n. Coburg
Coburg n.tilchtenfels
Lichtenfels n. Bamberg
Bamberg n. Nürnberg
Nü mbeig D. A ugsbu rg
Augsburg n. Münt-iH-n
„ u. Hof . . .
L
n.
m.
fl.
k.
11.1 k.
k.
6
55
3
27
2
1
5
81
1
If.
33
2
24
1
l
3
6
18
4
12
2
48
o
1
39
1
6
3
57
2
39
1
45
Nach Thalern borechnot kostet die
Fahrt vonKisi nucb bib Coburg I.Classe
S TWr. 28V; Sgr , U. 1 Thlr. 89V;Sgr.,
III. 1 Tblr. 9% Sgr. , bis Lichtenfels
4 Thlr. I7V4 Sgr., i> Tlilr. 8V4 Sgr. und
1 Thir. 15V4 Sgr. Auf dem Eisenacbor
Bahnhof wird nach Thalcrn, auf allen
anderen nach Gulden gerechnet. — Die
^ise der ToffeMUtt (hin und her)
sind bei jeder Station angegeben. Für
die ganze Fahrt von Eisenach l>is Co-
burg betragen sie an Werktagen 3 Thlr.
9 ft^. und 2 Thlr liSpr anSoaiita^cn
2 Tldr. 24 Sgr. und 2 Thlr. 4V4 Sgr.
Passagtergut von Elsenaoh bts Coburg k
Pfd. 1.5 kr. Equipagen- Taxen : I. Clfls<^(»
ITTilr., IT 25S-r. pr. MHlf>. — NB. Die
besten Sitzplätze sind an den Fenstern
der linken Seite.
8tat. Elseneck (S. 107 u. R. 51). — Vteh
Marknuhl: 1} Meil. in 80 Min., L Cl. 42 kr.
(12 Sgr.), II. 21 kr. (6 Sgr.), ID. 14 kr. (4 Sgr.).
Tfl^esbillets 10 u. 7| Sgr. oder 86 u. !t6 kr.,
Sonntags 84 u. 6{ Sgr. oder 80 u. 88 kr.
, Pie schwierigste Strecke der Wena-
bahn, ebenso pittoresk, wie interessant,
ist die Ucbersteigung des Gebirges.
Anfan«;;; läuft sie der Thüring. Bahn zur
Seite, und gestattet (1.) einen vollen
Blick auf die iStadt Eisenach, die sich
um den Fuss der Wartbnrg malerisch
graj^pirt. Bald aber, ehe nocbdie letz-
ten Häuser der langen Vorstadt ,,Khren-
steig" passirt sin'l, wendet .*^ie sieli auf
einem steil emporsteigenden l>aimiie,
der zunächst die Strasse nach Kreuz bürg
und weiterhin die alte Frankfurter
Chanssie mit gewaltigen Banweilcen
überbrückt, südwestlich dem „Georgen-
thalc" entlang in's Gebirj;e hinein. Die
riesige Locomotive — häuiig sind deren
zwei vorgespannt — keucht langsam
aufwärts, nnd demiocb für die Fah-
reiiden su schnell, die nicht Angen
genug haben, dicKomantik des Gebirges
uTi'1 die kolossalen Arbeiten der Men-
schenhände zu l)cwundern. Hochaufge-
schichtetc Dämme und gewaltige Tia-
ducte wechseln mit tiefen Einschnitten,
kühnen Wendungen und scharfen FelS"
abhängen so rasch anf einander, daas
alle hundert S»chritte rechts und links
ein neues Bild vor den staunendeii
Blicken vorüber fliegt. Jetzt fährt man
durch wohlgeptlegte Waldungen, mit
Laub nnd Nadelhols gemischt, jetzt an
wundersam geformten Felsenwänden
und tiefen Schluchten vorbei. Hier
hat der Schienenwejx dem Thalwasser,
dort der Strasse eine andere Richtung
gegeben. Von der Cyklopenarbeit aber,
die hier thätig gewesen , sieht man Im
Zu^e wenig. Siehe, da schaut plötzlich
(1.). v:\n oin verkörperter Ottiss des
stabil (11 Mittelalters an die rasch dahin,
brausende Gegenwart, die Wartburg^
I
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t
125
KiMiiaah — Lichtenfels.
TlilriBgais Bjroa« , ven dem sdidaston
'Haupt der umliegenden Bergn blitzend
herab. Noch fiberraschender und bewäl-
tigender ist der Eindruck, w^nn man
von Markisulil nach Eisenaoh fahrt, oh-
wohl der Zug duuii in ratender Schuel-
tigkeit bergabwirta fiUf, Jetit sind wir
dem Schlussrückeu des Thüriugcrwaldes
nahe. Tief unten (r.) die Strasse nach
Vacha. Die Bahn wenrlet sieh südlicher
durch ein schmales Waldthälcheu. im
Schatten der Buchen einige schmucke,
tranlidie Bahnhihueheii. Dahinter eine
40 F. hohe, glatt abgearbeitete Fels-
wand. Ehe yvir noch fragen, wohin?
niimaohtct uns der 1680 F. lange Tun-
nel . il' i" im Halbkreisbogou von 23 F.
Hdlie durch das mubhive Gestein de:»
roüiliegendeii Conglonerates gebroehen
ist, und unterhalb des Bennsteiges ohne
ai^ Ausmauerung den Bücken des Ge-
birges durcbs<'hiH'idf't. Die Fahrt dui^h
den Tunnel, desst n If •rstollung 160,Ü00
Thlr. kostete, dauert uuiuärts 3 — 4,
»bwirt» nnr 1 — S Minuten. Und
dennoch wie lange in der stockdunkeln
Xacht! Jenseit des Tunnels zwischen
Jiohcn F'dswänden, dorm Sehichtenver-
werfung der Gcogtiost mit ludn-m lutcr-
eiise betrachtet, braust der Zug mit star-
ke« OelUle (Vr^ dem EUde^runde sn,
der (1.) über das DSrfehen Unkerode
lifaiaus einen idyllischen Blick nach
Wilhelmsthal gestattet. Der EUdegrund
aber ist, dem Dorfe KpirhnrUrn fr.)
gegenüber, mit einer kulossaien Dauim-
achftttnng flberbatit, die 6S F. hoch und
an der Basis 830 F. brefit ist, «dt dop-
pelten Wölbungen, die den Elldebach
'!Tid den Fahrweg nach Epiehnellen
durclÜÄSsen. Am Rande des Ellde-
grundes ein herrlich aufgei<chloi>senes
ProAl der Zedistsinfonnation, weiches
die Selriehtenfolge des Zeehsteines, des
Kupferschi^ers und des Weissliegenden
bis herab nnf (bis Rüthliegende mit
einem Blicke überschauen bisst. Tlier
ward ein Protorosaurus , jene urwelt-
Uche Icroliodilartige grosse Eideehse,
gefunden , deren VorkMnmen fast ans-
sehlieslich'dem tfairing. Kupferschiefer
augeh5rt. Die neuen Versuche, iu der
Uingegeud den alten KupfarbeiglMtu
wieder fündig su maohen, haben nielil
die gewünschte Ausbeute geliefert. Nach-
dem mnn (r.)Förthn gesehen unddnrob
düstere Kiefernbestünde hindurch gctah-
ren, erreicht mau die einsam gelten«,
Tpenig benntite
Nebenstat.]Ia(rkB«U (r.), ron wel-
cher dergleiehnamige, wefanar. Flecken,
der (r.) unten in der Mulde lii^i efaie
gute Viertelstunde entfernt ist. fR. 58:'
von Marksuhl nhc}- Möhra oder 2Hefen-
Ort nofh Salzuugtu.J
Eitetth. n. Salzuttgeu: IJ Meil. in 2S Mio.»
I. CL 4A kr. (18f Bgr.), H. tS kr. («| Bgr.),
m 15 kr. (4| Sgr.). - Tn>,'f>'.l.}H 96 n.S7hr.
od«r 10^ u. 7| ägr. äouuU«it dl o. W kr«
oder • m. 6| %fw
Die Bahn nfanml Tvn wm an eine ,
sftdliehe Biehtong, an den Dörfern
Burltkardmrode und EUenhausen (r*)*
sowie >n mehren OekonomiehÖfen vor-
über, und würde nur geriugcä Interesse
bieten» wenn man nicht jenseit Ktteo'
hansens einen Blick In den „Moor-
grnnd" hätte, worin das DSrfehen
,,Möhra'' f Luthers Stammort, lie;j:t
Sobald sie in das Wei'rathal mündet
und jenseit Unterrohns den Fluss ver-
mittelst einer stattlichen Brücke übur-
sehritten bat, wendet sie sieh in sehar-
fer Oarre gegen Westen, und gestattet
einen schönen Blick (r.) nach TitfmiMt
und auf don Krny!i>>erg, (1.) in den offe-
nen Wcrragruud und auf die Stadt Hol-
zungen^ die sich, jenseit des Dörfchens
J>MatfA und- der GottesAGkerUrehe
8t, Eme% (r.), mulerisefa an den Bttr
berg anlehnt.
Stat. Salznngeii (R. 59), Bahnhof
(r.) in der Nähe der Saline und Bade-
anstalt. Droschke iu die Stadt: 12 kr.,
mit Koffer 18 kr.
£i«et^. n. JmruelborH: l Miel, in d Bliu.,
L d. M kr. (4 Sirr.), IL 7 ka <S Sgr.), m.
5 kr. (Ij Jägr.). Tnp:c sliillnt-t 12 u. 9 kr. oder
3^ u. 24 8gr., äouut«^ 10 u. 8 kr. oder S|
u. 2^ Sgr.
^risehen Dorf und Kloster ABe»-
d<M^ hindurch, mit etnem sehr flreund-
, Heben Blick auf die langgestreckte,
i echfoflfo Hochterrasse des MMherff (1.),
üigmzed by Google
2, itoute: Wem* EimlwhiL.
*
128
welche durch das reizend gelegea« Klo-
ster-Alleiiclorf von dem isolirten Berg-
kopf, auf weichem die unilte Dynastcn-
barg Franken»iein ätaud , getrennt ist.
Die s|itirlieb«ii Ueberraite der Bnrg
sind TOD der Belm aub niclit lu sehen.
Die Werra scIÜAiigelt sich (l.) durch
liichcnde Wiesen, von kahlen Hiij^el-
terrassen eingcralimt, während in der
Ferne, links und rechts, die Thüringer
und Rhongübirge , wie Coulissen eines
Biesentheaterd,vorgescbobensind. Vom
Abhang des Thüringerwaldes (1.) blicken
abenteuerliche Felsgest«lten und das
Fiirstenschloss zu AltenaUin herüber.
£twas südlicher „der alte Liebemteiiä' ,
Bnine oberlialb des gleichnamigen 1^-
des» das jedoch nieht sichtbar ist.
Kebeaslat IlMll^b^ni^ Bahnhof
1., Dorf r., Anhaltestelle für den na-
hen hessisc!i<*n Flecken Banh/rfi! (l.)
mit land^rafl i( heni Srhloss, und tlir
liad LiebenstciH, wohin nach dem Mor-
gen- und Abendatng ein Postomnibiis
abgeht Fahrseit 1 % Stunde, Preis 50 kr.
(B. 60).
Eineuh. ri. Wrripfhawru: 1 Meli, fn 2f)
Min., I. CL i*l kr. (ü ^:gr.), II. 16 kr, (4| 8gr.),
m. 10 kr. (3 8gr.). TagesbQl. M n. 80 kr.
oder 7} u. 4| Sgr. Sonnt, u. IS kr. oder
$1 u. 5 i^gr.
Die Bahn wendet sich östliclier,
dem Laufe der Werra entlang, die jeu-
seit des „Loches" (sumpfiger See) sich
dicht an den gedSinmten Schienenweg
dvttngti wihrend sie auf der andern
Seite von bewaldeten Höhenzügen be-
grenzt ist. Einen Glanzpunkt des wei-
ten, aiimuthigen Thaies bilden die nahe
au einander liegenden Ortschaften Al-
ten; brauen" vl Herren^BreUungen, die
wie eine hübsche Landstadt erscheinen.
Der ^riiiktflei'ken Frauenbreitungen, wo
im 10. Jalirluiudcrt eine kaiserl. Villa
prangte, hat seinen Namen von dem
Nonnenkloster, das im Bauernkriege
serstort wurde. In der Nähe swei nm>
föngliche Seen mit gnten Karpfen. Koch
mehr fallt das terrassenförmig empor-
steigende Herrenbreitungen in's Auge,
das von Schloss und Kirche malerisch
überragt ist. Die Möuchsabtei, die hier
florirte, ist im SQfährlgcn Kriege nie4er*
gebrannt. Bei hohem Wasserstand ver»
wandelt sicli das ganze Thal in einen
See, aus dessen Spiegel Frauenbrei-
tungen ailt seiner tchdneii Kiidia wie
eine Inael enponnigt.
Stat. WenighAOSeil^ Bahnhof l.,
Dorf r. Kin Hanptstapelplatz des Floss-
ge-werbes. Bei derhoch gelepfcnen Kirche
schöne Aussieht. Haltepunkt tiir Stadt
Schmalkcdden, wohin früh und Nachmit-
tage in V4 Stunden eine Post fthrt,
h Sl kr. (B. M).
Bei Wernshausen ist einer der
schönsten Punkte des lieblichen Thaies,
(Ims von einer l*appelatlee durchschnit-
ten ist. Gegenüber, (1.), auf weitsicht-
barem Vorhügel die Ti>dtemo«rt, nr-
spriinglich eine Orenareste swisoben
Thüringen and Franken, jetzt ein Oekn-
nomiegut; am Fusse ,,dio Zwick**, ein
(Tfistliaus, und daneben der Warthain-
mer f eine grosse Wolienspinnerei, die
einen Schmnck der Landschaft bildet,
in der Nihe rereinigt sich die Sehmal-
kalde mit der Werra, — Von Werns-
hanjsen führt eine Strasse westlieh znr
Kuine Frankenberg oberhalb des Dor-
fes Helmers und weiter in den schönen
Kosagrund.
l^wuh. n. WamtHgea: 1{ Meil. In 18 Min.«
I. Cl. M kr. (6} Sfcr ) IT 18 kr. {Z\ Sgr.), ru.
U kr. (8 Sgr.). Xa^esbiU. 20 u. 15 kr. oder
5{ 0. Vi Sgr. Sonnt. 17 v. IS kr. oder 4| a.
'il Sgr.
Die Werra drängt die Bahn an den
Fuss des lier^'-^rrxldes, wo boi df'iH Gute
\VindehoJ\v ) die Strasse iiaeh Ziiibacb
abgeht. (1.) : Schwallumjtn.
Stat. Wasungen il.>. Die Stadt mit
dem Gasthof s. Schwan, siemlich ent-
fernt ▼om Balinhof, liegt Jen seit de»
Flusses, über welchen eine Brücke führt.
Obgleich sie nur 2700 Einw. zählt und
keine Sehenswürdigkeiten aufzuweisen
hat , so ist sie doch viel genannt und
weit bekannt, nicht sowohl wegen ihres
adeligen Frauenstiftes, oder wegen der
schwunghaften Schusterei, die dort be-
trieben, oder wegen der Steindachpappe-
Fabrik, die neuerdings errichtet wurde,
als vielmehr w^n der „Wasungen
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129
SifleMMdi — Licliteafels
130
Streiche", die von Alters her den h;n*m- |
losen Bewohnern anfj:;t'bnri.k't worden
sind, und wegen des Wasunger Ta-
häkSf der swar niebt im bestan Gerüche
steht, aber fUr Stadt und Umgegend
eine reiche Erwerbsquelle ist. Daher
der Name : . TIniringcns Schöppenstedt
und ^Ifinitiui 1 H:lvanua'^ In den
ergÖtziiciien .N;irreu!»|M>ösen , duas der
hochweise Hagistratf statt eines arabi-
schen Pferdeeies, einen Kftrlris au^ge-
brfitet; dass er einen Galgen nur für die
ehr^arneii Bürjjer der Stadt, nicht aber
für auswärtige Spitzbuben erbaut habe;
daas eine Leiche , welche die Werra
von Walldorf nach Wasangcn getragen,
erst dann in Wasungen begraben wurde,
nachdem sieh die Walldorfer verbiud-
lioli «'»'Hincht. j*'<len rioichnani, welchen
der l' iu^s von Was.iu igen nach Walldorf
(ström aufwärts) tulne , gleichfalls zu
beerdigen, und in rielen anderm der-
artigen Schwänken, cliarakterisirt sich
die spottlustige Necksucht des Volkes ;
■während die berühmte M-n^^nnger Arie:
„Es kommt a trübe A\ ulke*" ( Text mit
iiTotea. iiileiningen 1658) von dessen
poetischer Saugeslust Zeugniss gibt.
I>er Tabaksbau, der jetzt im Werra thal
so schwnn^baft betrieben wird, dass im
Spiitsommer fast alle Häuser mit aufge-
schnürten Tabaksblättern gamirt sind,
hat schon dcsshalb in W. seinen Mittel-
punkt,, weil ein dasiger Bürger, W. Heu-
mann, 16^9 die ersten Tabakspflanzen
Ton der Frankfurter Messe mitbrachte
und in seiner Heiraath mit Erfolg kul-
tiviile. Aber auch im Buche der Ge-
schichte ist W. nicht sehr ehrenvoll an-
geschrieben. Das freie Landgericht,
womit es von Kaiser Albreeht I. privi-
legirt wurde (13ü7), spielte vornäm-
lich in den Hexenprocesscn eine trau-
rige Rolle. Im ,,Wjisnngcr Kriege'*'
aber, der 1747 — 46 zwischen Gotha und
Köningen gefOhrt wur^S, tritt die Iii-
9hr% des kleinstaatlichen Zopfthumes
so augenfällig hervor, dass man diese^
,,Lalenstreicli" in Monogrnphien, TheÄ
terstücken und Romanen bearbeitet hat. !
— Der liliclv des liciscndeii wird haupt- j
säcblich vom Schlossberg gefesselt, an I
Führer durch Thüringen.
den sich die Stadt anleimt alte
Burg, worin die Grafen von Henneberg
zeitweilig residlrten, wurde 1444 zer-
stört. Kar ein viereckiger Thurm schaut
noch ins Thal herab. Baueben die
heizogl. JX>mäue ßfaieiilvft („Schloss*
jornt"). die mit der nahen Bnine einiger-
massen hai-nionlrt.
Eisetib. n. Walldorf: } Meil. iu 10 Min.,
L Ol. SO kr. (6 Bgr.), JL 10 kr. (8 Sgr.), m.
7 kr. (2 i^gr.). Ta-psbiU. 17 u. 13 kr. oder
4* u. '61 i^gr. Sonut. 11 u. 11 kr. oder i u.
^ Sgr.
Oberhalb Wasungens brQckt sich
Ii. l\i\\m aufs rechte Werrauftr, und
schmiegt sieb thireh d.is engere Thal in
mehrf;ii-heri Curveu dem Laufe des Flus-
ses an. Bald tritt, (r.) im Vordergrunde,
das im mittelalterlichen Styl erbaute
Fürstenschloss Lanäsberg vor das ilber«
raschte Auge (R. 73). Je naher man
kommt , desto schöner und stattlicher
griisst es von seinem steilen Berge
herab. Am Fusse des Berges eine
Meierei im Schweizerstyl, mit liestau-
ration *).
Anhaltestelle Walldorf. Das grosse
gewerbthätige Dorf (r.), mit IGf'O Eiuw^
("darunter viele Juden), ma;r meinen Na-
men daher haben, dass die Iviiche mit
Wall und Alauern umgeben ist. — Es
lohnt sich'f hier auszusteigen und sii
Fuss nach Meiuingen zu gehen (l St.),
um Burg Landslter;^', vielleicht auch die
Habichtsburg, zu besuchen.
Eiseub. n. Meimugen: J Mcil. iu 9 Miu.,
I. Ol. M kr. (6f flgr.), IL 9 kr. (2| Sgr,), m.
6 kr. (1} Sgr.). Tag:e.sl.in. 15 u. 11 kr. oder
4} u. 3} Sgr. Hount, la u. 10 kr. oder »|
u. 2f Sgr.
Dem Landsberg gegenüber Wel-
kerahmuien (1.); unfern davon die park*
artige y'iütLJerusalein : im Hjatergmnd,
nördlicher, der Li nss* DoUnar
ITauptstat. Meiuiugen. — Der ^rau-
diu^e Bahuliüf (^020 F. absol. Höhe) mit
Maschinenwerkstatt, (r.) der Bahn, liegt,
zwisehea dem Park nnd dem Drachen*
berg, der Stadt SO nahe, dass ein
Droschkenplatz nur 9 kr. , mit Gepäck
15 kr. kostet. Im Vordergrund die
« ) AxukM de» ItmdtUrg au B. 78.
8
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131
2, JtouU: Wem - fiiseiilwliii,
132
r^elmässi}^ ^rc-htiute Neustadt , die eine
der st'liön steil Grossstädte orwarten
lässt. Die nächsten Strassen — links
die Marienstrasse mid rechts die neue
Gharlottenstrftsse mit dem stolxen Bank-
gebfinde — bieten eine reizende Per-
spective über neue, geschmackvolle
HÄuser und nulorische Baumgruppen.
In der Nähe der mnie Friedhof, dieher-
zogl. Familiengruft, die Kaserne. Dm
BesidensseUoss fiUlt weniger ins Auge.
Um so reizender ist die Lage der Stadt
in einem Kranz scharfkantiger Kalk-
berge, die von Terrasse zu Terrasse in
Obst- und Lustgärten umgewandelt
sind. Ueberau schmücke Qarteahftus-
chen, minenartige Thürme, zierliche
PaviUons. (R. 73).
EüenlHihn nach Gri>nmr„rlial : 1 Meil. in
UMiu., I.Cl. lö kr. (5} Sgr.), II. Ukr. m Sgr.),
nr. e kr. («J Sirr.% TageaUll. 16 n. 11 kr.
(nivr 5^ u. 3}, f=u;r. Sonntaprs 13 u. 10 kr.
oder 4^ i^i. ^^gi*. — Eitettach: 8 Meil. in
1 St. 40 Min., I. Cl. d fl. 13 kr. (1 Tlilr.
»I Sur.), n. 1 fl. S7 kr, (27} Sgr.), in. 1 fl.
5 kr. (18^ Spr/' rnhrtrf}: 9*f Moil. in 1 St.
50 Min., I. Cl. a iL 42 kr. (2 Tbir. i Sgr.),
n. 1 fl. 50 kr. (1 Tblr. 1^ .**gr.), m. 1 fl. U kr.
(2t Sgr.).
Pnifamthhm nach Kisshufe»: (Vormit-
tags) in 7 St., für 3 fl. 41 kr. — BömitUd:
(Abendg) in «| 8*. «r 1 fl. U kr. — gOta :
(Abends) In 3; St. für 1 fl. U kr. — SM:
(Abends) in 2J St. für r>3 kr.
Bei Uutenimssfeld biegt die Werra
und mit ihr die Bahn östlich ab. Im
Dorfe (r.) bemerkt man ein alterthfim-
liches Sefaloss mit niederen starken
Eckthürmen, ibedcm Sitz der Grafen
von "KoiTineberg, jetzt Laudeszuclitliaus,
Iiier suil der Minnesanger Woitratn
von Eschenhach zum Ritter geschlagen
worden sein. Anch wurde Kaspar
Aquila von der GrjEfin Katharina von
Schwarzburg hier vcrbor<j*'ii , als Kai-
ser Karl V. pinon Trois von 5000 fl. auf
sei neu Kopf gesetzt hatte. Der als !Su-
mismatiker berühmte Pfarrer Basohe
SU Untermassfeld f 1806. Dicht am
Orte, am rechten Ufer der Werra .liegt
der Hexenbercr mit einem Häuschen.
}iiil<'<rhen Anlaf^reii und schöner Aussielit,
— III der Zeit der Hexen Verfolgungen
eine gefürchteteFeaergerichtsstStte. Das
Thal wird immer enger : r. die Seiten-
zweige der lihön, 1. die Ausläufer des
Thüringerwaldes.
Anhaltestelle Grhmil^llthAl^ (J.),
dem Dorfe Obetnnassfeld schräg gegen-
über, unfern des Hospitales Grimmen-
thal , das ehedem ein weltberühmter
Wallfahrtsort war. wo sich in manchem
Jahre an 40,000' Pilger sammelten. Die
praditroUe Kirche ist ein Banb der
Flammen geworden. Im Hofe des Gast-
hauses aber, dns jetzt ein beliebter Ver-
pniiprnngsort ist, steht noch eine Linde
aus uralter Zeit, die HO F. im Umfange
misst. Ijuther hat den ehemaligen
Namen ,,6rfintlial*' im Zorne gegen den
dasigoi Ablassnnftig in „Grimmenthar*
(vaUis furoris) verwandelt. — Von
Orimmenthal ans ?oll eine Zwpi<i--Ei«5on-
bahn über Rohra nach Mehlis uiül Zella
gebaut werden.
Eiseitb. u. Themar: 1} St. in 19 Min.,
I. Cl. 43 kr. (12[ Sgr.), H. 21 kr. (6 Sgr.),
m. 14 kr. rt «3gr.). Tagesbill. ?,r, uu<\ y? kr.
oder 10^ u. Sgr. äonnt. bO u. 2ö kr. oder
8J u. 6| iigr.
Nachdem die Htuel ttberschrltten,
die bei Emhausen, (r.), in die Werra
mfindet, läuft die Bahn am Pusse steiler
Berge hin, (r.) den flrrüneii Wiesenp-nnvl,
der vom Silberfnden des Flusses dureli-
schlängelt und von den Dörfern Bei-
rüth, Vachdorf, Leuter$dwf Hei^'
atädt belebt ist. Ehe man da^ letzte Dorf
erreicht, schieben sich die Kalkberge
immer enger zusammen, so dass sie der
Fluss nur in krampfliaften Windwnp^en
durchbrochen hat. Dieser Engpass
heisst das Nadelöhr. Indessen hat
nicht blos der Finss, der sweimal Aber'
brückt nnd ausserdem in ein neues Bett
geleitet werden musste, einen anderen
Lauf, sondeni ni'ch die Bergformation
eine veränderte Gestalt erhalten, indem
der vorspringende Fclswall, der das
Nadelöhr bildete, gesprengt nnd dnrch-
brocheu wurde, nm der Eisenbahn und
dem Flusse Kaum zu gönnen. Dadurch
ist der En<rpass erweitert worden , bil-
det aber noch immer ein interessantes
Felscntheater, auf welches von einer
steilen Bergspitse des jenseitigen Ufers
Digitizeü Lj ^oogle
las
BiMnaeli — Lichtenfels.
134
die Ruine Osterburg itns dnnkelmBiiseh-
holz herabschaut.
Stat. Themar, Stadt und Bahnhof
(r.). Angeuehme Lage, starker IIolü-
handel. (1) Strasse nadi Lengfeld im
geologisdi interessanten W^esbachs-
^und. Zur Rechten sieht uxant anfangs
im fernen Hintergrund , allmäli^'' über
näher und näher die imposanten For
meu der Gleichberge bei Römiüid
(H. 79).
Simtb. m BUdburffheuumt 1\ Meli, tn SO
Min., T. n. 35 kr. (llSgr.), H. 19 kr. {5| Sgr ),
ni. Ukr. (8f Sgr.). Tagesbiil, :v2 u 24 kr.-
oder u. 6J Sgr. Sonnt 27 u. 21 ki. oder
7| o. 6| 8gr.
Die Balm steigt lunfiolist Über einen
hohen Viadvct, der die (1.) herabkom-
mendc Schleuse üherbrückt. Am jen-
seitip;en Ufer der Werra (r.) lafrert
ein langer, mit Busch- und Nadelholz
bedeckter Felsenkamm. Ein hüher^
senkreeht anUsteigender Kalkfelsen —
der ,, eingefallene Berg'' — ist gebor-
sten und ^oll ein Dörfchen verschüttet
haben. Ein anderer, isolirt hervortro-
tender Steinkoloss heisst die Teufels-
Isanxel. (1), im flachtigen Blick, die
Stattlichen Thflrme TOn JT/iMfer Vectra,
und etwas weiterhin, dem Dorfe GM/m-
melhafisen (r.) {jepcnüber, die verfallene
Ottilienkaptlle oberhalb des Dörfchens
Ehrenöery. iNach einem laugen, tiefen
DiiHshslleh SffiMt sich (r.) eine reizende
Aussicht nach dem Dorfe Trostadt hin
(1. i9ie0rr«to), die jedoch durch einen aber-
maligen Durchstich bald wieder ge-
hemmt wird. Bei I?/ uneth (r.) nnisste
die Zickzackweudung des Werratiusses
überhrllckt und die Bahn auf einem
hohen Damme fortgeführt werden, der
das ganae Werratfeil fiberblicken lässt,
bis sie durch einen Fichtenwald läuft,
an des«5cn Knde (I.) das freundlulie
Dörfehen Ebenhards and weiterhin die
Kirche ron HäBdridh hervortritt
Stat. HfllHrarirllftllBeil y Bahnhof
(1144 F.) und Stadt (1.). Droschke k Per-
son 12 und inJtOopäik 18 kr. — Freund-
liche Umgebungen im ber^umkranzten
Werrathal. Vor Allem fällt oberhalb
der Stadt die neue grossartige Xrrenheil-
anstalt, Meyer's neues Landhans vor der
Stadt (1.) und (r.) dessen Berggarten
uüt ruinenart;-<Mn 1 liurme , weniger
das verwaiste t iirstenschloss, nahe der
Bahn, ins Auge (lt. 79).
FAsenb. n. EUfeld : 2 Meil. in 22 Mi« .
I. Cl. 48 kr. (18| Sgr.), H. U kr. (6J Sgr.),
irr. 16 kr. f 5! '-'-r.). Ta;;.-sl.iIT. tV.) und 28 kr.
oder 11 u. »i esgr. Sonnt. Sl u. 26 kr. oder
9i u. 74 8gr.
Mnach GMha: Tormitt. «bor Sehlen.
singen (42 kr.), Suhl <1 fl, 81 kr.), Oberhof
u. Ohrdruff, in lu Sf. 20 Min. für 8 fl. 80 kr.
— üodach: (37 kr.) u. Jleldburg: (58 kr.) Ab.
in 3 St. 10 Min. — Bomhitd: (4S kr.), Abends
in 1 St. 40 Hin.
Selir freundliches Thal, r. JSü'hen^
feld, \. Ilesshcrg m\i Sehlossgut, wo
die vielbesifrochenen Sandsteinplatteu
mit den Eindrücken wunderbarer Thier-
flüirten gefunden , und der gelehrte
Orientalist £. ^senmüller geboren
wurde. Weiterhin Ueberbrückung der
"Werra. Besonders schön präsentirt "
sich, Vom kunstreichen ViH<Uut herab,
dem Dorfe Markt - Vcüsdor/ gegen-
über, Klotter- Veaadoff auf einer klei-
nen Anhöhe , sonst ein Nonnenkloster
das im Bauernkrieg zerstört wurde)
jetzteine Porzelbuifabrik Hei Schacken-
dorf, wo sehr sduiar trefakten, na-
mentlich riesige Plianücnabdrücke ge-
funden werden, maeht die Bahn, fort-
während aufsteigend, eine scharfe Cnrvo
nach Norden, und geht dann am Dorfe
Harras (r.) vorüber, wo Heuschkel,.
K. M. V. Weber's erster Lehrer, gebo-
ren wurde.
htat. fiigfeld^ 1. Bahnhof 0348 F.)
und Stadt (etwas entfernt). Droschke Vä
und mit GepSck 18 kr.
Gegentiber, am „Eichenhain", dio
neue Aktienbrauerei: „Zum Bergschlöss^
chen". Die uralte Stadt zeigt, in Folge
grosser Feuersbrünste, viele neue Häu-
ser. Besonders fallen die renovirte
Hauptkirche und das Schloss ins Auge
(R. 85).
EtstnA. n. Cobur*/: 8 Meil. fo 36 Min.
Fahrt von Coburg n. Eisfeld etwas lang-
samer, \vm\ die Balm 2 Meil. lang steigt
1: 100, 1. Cl. 1 fl. 10 kr. (20 Sgr-), H. 36 kr.
8 *
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135
(10 Sgr ), III. 23 kr. (G^ Sgr.). Tagwbill. 59 i
u. :)4 kr. oder 17 u. 12| ^gr. Sonnt. 50 und |
S8 kr. oder U| n. 10$ Sgr.
Jtoil n. Schalknn: Abend j» iu Ij St. für
27 kr.; na<li Saalfeld über Linibaeli, Nou-
]iau8> WallcDdorf, Mitt. in 8 ät. für 2 fl.
U kr.
Bei Eisfeld verlasst die liahii den
Werragnmd und lenkt südlich ab. Der
faSehste Berg auf der südliehen Ab-
dachwDg des Thüringerwaldes, durch
einen Signalthurm kenntlich , ist der
Bleas (1.)? (J*) >ni fernen Hiiitorj^Tund
SrMo.ss Heldburg, ,,die fräukisiche.
Lt^uchte". Zwischen den kleinen Dör-
fern Steudach und Haid, auf der Wa:»-
serscheide xwisdien dem Weser- und
Rheingebipt , steifrt die Balm auf ihren
luulisten l»unkt (11-22 F.). um dann
f<ut während zu füllen. Auf dieser Streckt'
grenzen kostspielige Arbeiten nahe an
einander: ein tiefer, langer Felsendnrch-
bmch bei Haid, fin hoher Damm und
ein kiuistreicherViaductT)ei Ncukirclion.
Bisher fortwährend im Herzogth. Mei-
ningen, geht nun die Bahn iu westlicher
Krümmung ins Herzogth. Coburg, und
damit ins romantische Lav^rthälchen
Uber, das, von bewaldeten Höhenzügen
eingegrenzt, bei Tremersdorf (r.) be-
ginnt und die Dörfer Nenhirchen, Tie-
fen-, Ober-wndL Unterlauter in seinem
Schoosse birgt. Dem letzteren gegen-
über liegt die B&eenau und seit-
wärts die iMuterhurg. Bei DS^fleM (L),
nachdem sich die Werrabahn mit der
Sonnrherfjer Zvergholm vereinigt hat
und iu den Jtzyrimd getreten ist,
nimmt sie dne westUohe Biehtung und
ISsst mehr und mehr die landsdiaft-
lidien Reise ahnen, womit die Umge-
gend von C p stlnniiekt ist. (r.),
jcnseit de.s Dorfes Scusta , Schloss Cal-
lenberg, (1.) die weitsichtige Veate Co-
hurg und das l^rgten'Mausoleum, ge-
radeaus , an der Caseme vor&ber, da$
Palais des Herzogs Ernst ron JVürtem-
berg. In der Nähe desselben lenkt die
Bahn in seliarfer Curve süillieli zum
Balmhof (9o5 F.) ein , von dessen
nahen Berggeländen scfaSne Villen —
(r.) sun&chst am Bahnhof der Adami-
136
boriX. früher Jesm Paul s Sommernuf-
entlmlt, und weifr die reuommirte
Aktienbrauerei — herab schauen.
Hauptst. Colrarir» 1- Bahnhof und
Stadt (ziemlich entfernt). Droschke
12 kr-, mit Gepäck 18 kr. (K. 88).
Hier endigt die eigentliche Werra-
Eiscnbnhu, deren Endpunkte , Eisenach
und Coburg , auch ihre besuchtesten
Glanz- und Bastpunkte sind, indem der
bis Lichtenfels fortgefiihrte Schienen-
strang, der sie mit der Hof-Närn-
borger Balm v erbindet, von der Direk-
tion der konigl. bayerischen Nordbahn
verwaltet wird. Zwar hat die Werra-
Eisenbahngesellschafl die grössere
Strecke dieser 2V4 Meil. langen VerMm-
dungsbahn, jedoch für Rechnung der
bayer. Staatsregiermig, gebaut ; wahrend
den zweiten Theil, von der bayer. Grenze
an, die königl. Staatsregicruug selbst .
ausgefOhrt hat Dadurch wird der Sü-
den DentSddands und die Schweiz mit
dem Norden (westlich über Ei^^ena(h
und Cassel nach Bremen , Östlich über
Halle nach Hamburg) , die Nordsee mit
dem Schwarzen, Adriatischen n. Mittel-
lindischen Heere verbundan.
Eitenb. nach Lichtenfeh: in 32 Minute»,
T. n. 1 fl. 5 kr. (1Ö| Sgr.), II. 'S6 kr. Sgr.),
lU. 21 kr. (6| Sgr.). — liambtry: in 1 St.,
I. Cl. m. 15 kr., n. &1 kr., m. 88 kr. - Ton
Jhimher,f n. Wrn .ihin .j: in 3 St. 15 "Min, I. CI.
4 fl. a kr., II. a fl. 42 kr., HL 1 fl. 48 kr. —
Wursbiirg n. Frankfurt a. M,: in 5 8t. 80 Ißli.
I. CL 4 IL 88 kr., IL 3 fl. 3 kr., HL 2 fl. 3 kr.
— Bamberg n. MÜHche» : in 10 St., I. Cl. 11 fl.
48 kr., BL 7 fl. M kr., in. 5 ti. 15 kr. — Lich-
ienfeh n. Hof: in 8 St. 50 Hin^ L CL 8 11.
57 kr., n. 2 fl. 39 kr., Hl. 1 fl. r) kr. -
LUhtenfd» über //o/n. jjwtV/ ; in 10s<t. 2.tM.,
L CL 10 fl. 25 kr., U. 7 fl. 47 kr., IU.
5 II. 88 kr.
Po«t Ton Cohvrg n. T^'uhirh • ,.^,3 kr.) und
Hdälmrg (1 fl r>l kr.), Al eaUd iu 3J St.
Der Baiiuzug fährt bei Ketsehendorf
(1.) , einem beliebten Vergnügungsort
der Cobuger mit Schldssehen und
Park, über die Itz, der stell emv eise ein
neue«« Bett angewiesen, «astet nach 9
Min. bei der
Haltestelle NiedeifuUbaeh (r.),
wo der König von Belgien ein Sommer-
jsehloss mit lieblichem Park besitzt,
2. Büvie: Wem - EiwüMin.
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137
138
wendet Sfcb an Grub (Pariserblau und
Blutlangensftl?!:-Fnhrik> vorüber östlich
7Tir Nebenstat Ebersdorf, (1), 9 Min.,
iritt nun ins Königreich Bayern, und
trifft nach 14 Ifin. im mnfangreicheii
fiahnhof su Idehtenlels ein, wo sich
gen W. die Bahn nach Bamberg und
treu SO nuih Hof abzwii^^t. Nähert
mau sicli der bayer. Grenze, so steigt
Kloster Banz mit seinen stolzen Ihür-
men ans dem Walde hervor , das Klo«
ster VierMhnheüigtii wird sichtbar,
die Kalksteinwand des Staffelhergea
und der Veitxhtvg j^rüsseu herüber,
bis endlieh das gc^offnetp yfainthal,
bei Schney (Porzcllantabrik und Korb-
striekerei) die FfUle seiner Beise Öffnet
(B. 88).
ZirefflNilin YOR Coburg meh
SOmielieiir: 2% >I^cil., Fahrzeit mit
Personenzug 38 Min. Es wocliseln täg-
lich 2 Unter- und 1 IN ixdiciizug, \^'oraus
hervorgeht, dass di« iiiiterfracht auf die-
ser Bahnstrecke fH>erwiegfend ist.
Von CotMiy n. S^nmlbtirg: L CL 1 II. 9 kr.,
IT. 30 kr., m. 24 kr. TaRosbill. 53 u. U) kr.
Sonnt. 45 Qod 34 kr. — Von Cohurq n. Of«-
Imt 7 1 MeU. in IS Min., L Cl. 21, II. 1(X, ni.
7 kl. Tagesbill. 17 a. 13 kr. Soimr. 15 u.
11 kr. — Von Ci>},urff n. NeuMtull : 2 Meil. in
29 Min., L Cl. 51, IL 30, HL 18 kr. Tages-
biU. 41 n. 8t kr. Sonnt. 35 n. 86 kr.
Der kunse Weg führt dnrch eine
sehr roizonde Landschaft, znnäehst im
Itzffruiid hinauf und an Dörfles (r.) vor-
fiber, nachdem die Zwei'^bahn sich von
«lern Ilaupttrain (r.) gesi liiclcn und t iue
nordwestliche Richtung eingeschlagen
bat. Die sefadnsten Punkte der Umge-
gend sind fast immerwahrend in Sicht.
Von Dörfles zwci^'t die Strasse entwe-
der direkt oder über die fsekn-eizerfi (1.)
zur Rosenau ab. (gewöhnlich aber be-
nutzt man die Eisenbahn, um bis zur
Auliitiiestolle Oefc»lau (1.) zu fahren,
and geht dann durch den Park dem
herzogl. Lustschlosse zu, das noch eine
Viertelstunde entfernt ist. Auch in
Oeslau i^-t ein berzoi;!. Domäne, sowie
ehemals die erste Mürltelmühie in da-
siger Gegend, wcklie iler Minister von
Thümmel augelegt hatte.
Einenh. n. JKüvch r!'><Un : 4 MeB. in SIOd.,
I. Cl. 7, II. 4, m. 2 kr.
Die Bahn verlässt den Itzgrund und
biegt in den Sifthengrund ein. Jenseit
des Dörfchens Einberg mit seinen Thon-
gruben (r.) die l'kramarinfabrik AU^
xandrinenthal, nnd
AnhaltestelleMöiifhriHlen, tto
Fuss des 1421 F. hohen Culm anmutlüj;
gelegen.
Eiaetib. n. yetuladi u. d. Moide: | Heil.
in 18 Min., L CL 8^ n. 10, HI. 7 kr.
9tat. Nenstott » Bahnhof (l-X Stadt
(r.), am südwestliehen Fusse des 2588
F. hohen, schön bewaldeten Mupp- oder
Muckheryes , der sich majestätisch aus
einem weiten Kessel erhebt und eine
sehr schöne Aussicht bietet. Von der
Stadt bis znm Gipfel ^/^ stunde* Das
schmucke, betriebsame Städtchen mit
2800 Einw. (Gasth. z. Post) wird von
der Röthen durchflössen, hat einen schö-
nen Markt n»it prächtiger Kirche, und
verhält sich mit seiner lebhaften Indu-
strie- und FabrikthXtigkeit zu Sonite-
berg, wi< zu Nürnberg. Die Um-
ge;^^eiid, namontlieli beim Dorfe i/c?<ii«<'A,
(r. ; , wird wegen ihrer Fruchtbarkeit
„die Schmalzgrube des Mein. Überlan-
des" genannt.
USaenb. n. ßomt^rg : { Meli, in 9 Hin.,
I. a. 18, n. 9, in. 6 kr.
Jenseit Neustadts tritt die Bahn «
ins TTerzogthum Meiningen. Seitwärts,
(r ), dem Dörfeljpn Hönhach gegenüber,
der Flecken Oherliml, und in dunkler
Ferne die Umgegend von Neuhaus und
Stockheim mit ihren kolossalen Ui&tten-
werken.
Stat. Sooneberg^ Bahnhof (1.),
Stadt geradeaus, in ziemlich weiter
Entfernung. Droschke 15, mit Gepäck
18 kr. In der Nähe das neue Culm-
bacher'sche Hotel.
Sonneberg j die wichtigste Fabrikstadt
des Thfiringerwaldes , versteckt ihre
langgedelmte Hinserreihe grösstenthcils
zwischen terrassenförmigen Bergen. Um
so schöner ragt von einem Vorsprung
dieser Berge die neue gothische Kirche
mit ihrem hohen* Thurm empor, eine
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139
3, BotUe: \m Naumburg niieli &98en,
140
2ii6rde der Landschaft. Auch der
Schlossberg mit dem Schiesshaus und
andere Gebfiade, die sieb nach der Ei-
aenbahn dringeii, fallen wohlthuend ins
Auge. Im Hintergmnd die waldigen
Ausläufor (ies Uebirges, das liier eine
seiner scliünsteu Pforten öflnet (ß. 91).
Po!*t u. baalfeld über Steiuacli, Lauscha,
Wallendorf, in 74 St. für 2 fl. 22 kr., früh
u. Hittaga Auch nach Gräfentbttl, Sebwart»
bus etc. etc.
Eouteu über den Thüriugerwald^
You Kauluburg bis Eiseuach«
(Vergl. S. 92).
Ei$etd}alin ^-J vou UaUe bis Naumburg:
6 M6Ü. in 1 St. 20 Min., I. Cl. 1 Thir. 18 Sgr.,
n. 28 Sgr. , III. 21 Sgr. — Von Leipzig bis
y,y,.-,„h,,<->, : 7j. Meli, in 1 St. 30 Min., I. C\.
1 I hii . 27 Sgr-, II, ITLlr. 2 Sgr., III. 2ö Sgr.
— Ton Gen bis Naumburg » 9f Hell, in 2 St.
22 Min., I. Cl. 2 Tlilr. 17 8gr. , II. 1 Thlr.
15 Sgr., m, 1 Tlilr. 4 Sgl. — Vuii Eisenach
bis Naumhur^: 16 Heil, in 4 St. 80 Hin.,
1. Cl. 4 TLlr. 7 Sgr., U. 2 ThIr, 12 Sgr.,
III. 1 Thlr. 26 Sgr.
3. Houte : Von Naumburg nach Kosen.
Eixetihahn nach Käsen (11 Min.) Morg. 6,
26; 10, 52; Nachm. 12, 27; 3, 10; Ab. J). H;
KacbtS 12, 28 (S. 107j. Post von Naumburg
»ach EiMMberg: 3J Moil. iu 8J St., 19| Sgr., Ab.
4| Uhr. — n»rh Ostcs-frhJ 2] Moil. in 2 St.,
llj Sgr., Abendü 5 Ihr. — nach Qtierfnrt:
(ttber Treibnrg) 4f Meil. in 4^ St., 28j"Sgr.,
Abonds 5 rin . — I)ro»cfde vom Babnbof in
die Stndt 2^ mit c.'ppä. k 5 Sgr.
^'auinbiiri»- (S. lOü), prenss. Stadt
(Prov. Sachsen, Regierungsbczirli: Mer-
seburg), unfern der Saale, 14,500 Einw.
Sehr anmnthige Lage. Das breite Thal,
rings von Bergen umsiumt und von
den Sehlangonwindungen des Flusses
durclizogen , der unterhalb der D.n fcr
liro.-^s- und Klein- Jena dieUnstrut auf-
nimmt, i)rangt im Schmucke lachender
Bebenhiigel u. reicher Obstpflanznngen.
Fabrnreis und Falirzeit ist Htct» nach
den gewSlinllcbenPer.sononzügcn borcchnot.
Es ist jciloch, währciul dio vorigen Unpi-n
nuter der Presse waren, auf der Thüringer
KisenbaliA die Fahrseit einiger Züge (nnd
damit auch der Po.stconrs) etwas l,m ändi rt
worden. I)io folgenden Angaben sind dar-
nach berichtigt. Audi wird der vor)2;o druckte
I'ahrplan die neueste Auskunft geben.
Die freundliche Stadt lagert am ^»Oal-
^a iiljorg**, der von seiner Höhe ein rei-
zend. Panorama bietet. Oa^ibeleuchtung.
Entfernnngeu: nach Freiburg IJ, uacb
Dornburg 4|, nach Jena 7, naeb Zeita 6 St.
Gasthofe: Pretiea. Hof. — Sachs. Hof
(sehr bü;<ncht). — Grün. .S'» // »7(1 (einfach, aber
gut). — Ueetamraiioaea : *^ üterii (Delicatos-
sen), Köhlmann (Wein), Riege, ßtoekmann,
l/ro8chI:eii/ahrten nach dem Bürgergarten
5, nach drr Henne, Fähre bei Rn?isbach,
Almricii, Grossjena 7^, Pforta, Flemniingen
12i Sgr.
JournulistiJ: : Kreisblatt wöchentlich 2mal,
Wochenblatt. — Freinumrerloge : Zu den 3
llämmem.
Industrie. Die früher nicht nnbeden-
tende Messe ist zu niTiem langgedehnteu
Jahrmarkt herabgesunken. Auch die Bier-
brauereien, die sonst ein Oetriinlc lieferten,
das mau „Thür. Ualvasier*' uannt«, Bind
zurückgegangen. Vm so erfreulicher hat
sich der Weiiihandel gehoben: (Firnion:
Köhlmann, Gebr.OttA, 6ebr.Iieiter,Schwarz-
V>ach ftr. vU\). yairiPiitlich iiiaclicix die
Champaguerfabrikcn von Bürger (in Nou-
haus) und Robin gnte Geschäfte (jährlich
r)0,*>oi)Fl.). Ilir Schaumwein 8t cht den franz.
Fabrikaten nicht nach, hat sich aber doch
Digitizeo ^^OOgle
141
S. Mouts: Von Humkmg BMh KSseiu
142
nur in frauz. Luilorm Kingang: vt-r-^c hafft.
Hur die besten Sorten werduu, zur i:^iiru des
•deutschen Namens, unter eigener Firma
verkauft. Will man also dnrrhfitis ,,Orand
niousseux" trinken, so Jiat man das Ver<-
gnügen , meHr mq besatalen und «cbleohler
bedient zu werden, als w«;im mau i'hrliohen
deutseben Schaumwein fordert, der in Amc-
rilL» eben so beliebt ist und eben so hoch
Im Preise stellt, wie der fransösiselie. Wann
werdt'ii Gastwirtbe reell gtini>^ sfiu, nicht
iiiohr auf das Vorurthtil di r «leutschen
Auälandssncht zu sjieculireu ? Stadtrath
ThrSnlkftrdtj der erfahrenste WeinlAcliter
in Thöringen , caltivirt ein Kebensortiment
Tou mebr als Sorten, die au billigen
Preisen yerkinfUch sind. Auch der Obst-
bau ist bedeutend. L. Bartenstelu versendet
jaLrIi« ii 20,000 Ceutner getrocknete Pflaumen
(Zwetschcn). — Ausserdem Hornwaaren-,
Elfenbeinwaaren*, StmmpfwaMen-, CHgar^
Ten • und Spfeltertenfsbrllcen etc. ele. ~
GeaekicktÜeh«9» Naumb i > . so genannt
Yon der „neuen Burg** des Markgrafen
Sckard T., dessen Söhne den berühmten
BIschofssIts TOB Üeits hiertier Tcrlegten
(1032), hatte, — wie schon im Wappen des
llocbstiftes (Schwerdt und Prltlüsael) ange-
deutet — viele kriegerische Fahrliclikelten
zn l»e8teiien. Eine interessshte, obwohl hl-
»tor/.sch widorle;j:f (' Kjd'surlr ist diu Bela-
gerung der Stadt von den Husslten unter
Anführung des wilden Procop (li32), der
die Kinder, die in Sterbeliomden in das La- |
p^r zogen und um Gnade ilelitoii, mit Kir- ;
!<cheu bewirtbete und dann seine Horden j
welter führte. Daher die j&brllche Feier j
des Kirsch- und Kinderfestes, das zu einem ;
allgemeinen Volksfest ij^^ wm-ilfMi f t: Kolze-
Imt, die üussitcu vor Naumburg, Sehauapiel; '
IqMitM, Sage von den Hnssifen Tor Naum- 1
bürg, Zeitz 1^^111. Nach Einftihninp der |
Deformation ward Ntko). v. Amsdorf evau- |
geUs^her Bischof in Naumb. (1542). Aber |
Mch der Schlacht bei Mühlberg nahm der
gelelirtt) Katholik, Jul. v. Pflug, den Bi-
schofssitz wieder ein. Nachdem 1554 zwi-
schen Joh. Frledr. dem Grossmüthlgen und
«iem Kurffirsten Augu»t von Sachsen der
,.nRtrmbtirg*»r Vertrag" geschlossen , walilte
<las Domkapitel die sächsischen Laudcsherru
zt weltlichen Administratoren des Stifts,
> o.s Moritz zu einer sei bätstäudigen Herr-
schaft erhob und als Herzog von Sachsen-
ZeftK in der neuerbauten 3Ioritzburg seine
Residenz aufschlug (1668). Diese Linie starb
jedoch bald wn -Iff '1718); walii-end das |
Domkapitel noch heute bestellt, die Dom- j
hetren aber evugelischeii Glaubens sind
und ihrePfründonzum Theil auswärts verMh-
ren. Im 3Ujahr. Kriege hatte Naombuig
schwere Drangsale sn erdulden. Krst ward
('S \ (>ii Tilly, hernach von Gustav Adolf er-
obert. Dieser, „frloirli oitifni (Jottt"-' ver-
ehrt, nahm im „ScUefiel*', dem jetzigen Gast-
hof B. Pivuss. Hof, Ten seiner Gemahlin,
die ihn nach der Schlacht von Lützen nur
alä Leiche wieder sah, rührenden Abschied.
\ Später, 1642, ward die Stadt vom schwed.
, General Königsmark vergebens belagert. Im
TjährigpTi Krii'fre mu^ste sie schwere Brand-
schatzung zahlen, nachdem sie früher durch
verheerendeFeuersbrfinste, nrnnenfllch durch
eine Pulverexplosioii, die 400 Menschen töd-
tete, heimgesucht worden war. 1B*)6 ward
ein grosses Kriegamagaziti iu ungelegt.
I Der preuss. Kon ig Friedrich Wilhelm VI,
' hielt i*h \v mit seiner Gemahlin, der uuver-
gesslichcn Louise, im dasigen S<-hloasc auf.
Die Königin kam su wiederholten Malen in
den Gasthof zur „nackten Henne", 4 Stunde
von der Stadt, setzte iiber die f^aale, welche
dort vorbeifliesst, und freute sich der herr-
lichen Aussicht, welche die angronsende
Höhe bietet. Diese hat man seitdem Loui-
gemhohc ^;fnanllt innl mit ehiirn Denkstein
bezeichnet, dur vou Pappeln umkränzt ist.
Aber schon am 6. Okt. IS06 hielt Napoleon
Sfineri Einzug in X. und überschwemmte
die arme Stadt mit seinen siegreichen Ueer-
schaaren. Auch auf seinem Bückzugo aus
Kussland, April 1813, setzte er sich in N.
fest, bis am 13. Sfpt. der russische General
Tbielemann die Franzosen vertrieb. 1815ging
das Stiftsland an die Krone Preussen über. »
Ton den hetükmtettX&mem, dIeinNaumburg
le}»ton, mögpn, ausser den srlinn erwähnten,
noch genannt werden: die Liederdichter G.
W. Saeer (das. geb. 1685), E. Oh. Homburg
(t 1681), J. G. Albinus (f 1697); der Com-
ponist J. Theile, „Vater der Oontrapuncti-
sten" (geb. 1610) ; der Arzt Frank von Fran-
kenstein (geb. 1616); der Bistoriograph K.
S<'b:imrlins- f-f "1742) ; und aus der neueren
Zeit: der Alterthumsforscher C. P. Lepsius
(das. geb. 1776, f 18^) ; di« blinde Boman-
sohriftstellorin Benedicte Neubert, geb. He-
benstreit; der Dichter A. Traeger; der Oom-
ponist Claudius.
Sehenswürdigkeiten: *}JerJJüm, ein
imposantes Meisterwerk altdeatecher
Baukunst (Uebergang des Bundbogens
zurGothik), zu welchem im 10. Jahrh.der
Grund iielegt wartl. Von <l» ii 3 schlan-
ken Thünnen, dir: mit iiircii goldenen
Kreuzen weitliia leuchten, ist der west-
liche am schönsten. Ihn soll ein Lehr*
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148
3. Btmte: Von NsKü¥«rg Bfteli KSflen.
ling aufgeführt haben, welchen der cifer- j
süclitige Meistor , der den Bau der ^
beiden östlichen fhürme leitete, vom
Gerüste stttnt«. Der innere Bau, na*
mentlleli das snm erangd. Gk>tte8dieost
eingeriehtete Hittelschiff, ist durch ver- \
schiedene Neubauten entstellt. Den- i
noch bewniulorn wir die gemalten Fen- j
ster, die künstlichen Altartafebi, die |
Laiibverzleruugen an den Ffeüercapi-
tfilern^ die kanstroilen Schnitzereien,
die alten GtemiUde, aum Theil von Ln-
crt«: Ornii:i( Ti Tl. n. m. Im Westchor 12
uralte .stcaiei-e Bildsäulen der Mjinner l
uudFrauen, die sich um die Stiftung des
Domes verdient gemacht. Unter dem
Ostchor, worin neuere Bilder und vier
alte prächtig verzierte Messbficher,*elne
lan^e Krypta, mit einem tetzerschen
Ablasskasten. üeberhauptistderNaum- i
burger Dom das wichtigste Bauwerk, \
welches Sachsen aufzuweisen hat. Die-
jenigen Theile , welche im* hyzant.
Baustyl aufgeführt sind (die drei
Schiffe, die Thürme, die Krypta und
der Krenzjjaug) gehören zu <lou um-
fangreichsten und ausgescluiiücktesten
dieser Gattung. Der Abendchor da-
gegen* ist ein Gebfiude des reinsten
gothischen Styls, welcher im Innern mit
den wunderschönen, fiir die Knnstfj^c- j
schichte höchst inteios?auten Statuen
der Stifter des Dume^ und ciaem reich-
verzierten Lectqjrium prangt, und der
Morgenchor, obgleich wohl spSter er-
baut, enthält in seiner inneren Aus-
schmückung inan( he McrkwürdTcrkeiten,
die einer gcninicron Hctrachiung werth |
sind. Der Kirchner (,Domprcdigerstrassc
Nr. 2) vermittelt den Eingang. Neben
dem Dome die Ruine der abgdirannten
FrfiuenMrche, — Hinter beiden Kirchen
das Dnntffipnnasinm, und nielit weit da-
von die oliomaligf Dompro/istt /' . ( in statt- j
, liclier Bau, mit hendichLin Blick ins
Saalthal. — Die Wenzelsktrehe (eigent-
liche Stadtkirche) , so gross , dass
'sie Luther eine „Prediger- Mörderin" '
nannfc. Sie liegt hinter dem ..Scldöss- '
chen*' versteckt. Ihre Orgel gilt als '
ein Meisterwerk. Unter mehren be- j
deutenden Gemilden zeichnet sich ein
Bild von Luc. Cranach aus Cdor Hei-
land, wie er die Kiudor segnet), das als
eines der schönsten aus der Haud des
berOhmten Heisters gilt ^ Der Pack-
hoff ehezMliges BesidenascliliMiSt und
das AaMAatis anf dem sdhdnen Markt*
platz. —
Spaziergänge: Zum parkähnlichen,
etwa 10 Minuten entfernten Bilnjcnjar*
teil, oberhalb Naumburgs, mit guter
Restauration u. einem reizenden lieber-
blick ifter die Stadt und das ganze berg-
umrahmte Thal bis Preiburg, besonders
vom ,,Rnndtheir* ans, das mit der Re-
stauration durch eine schnurgerade
Allee in Verbindung steht. Der Weg
zum Bürgergarten fährt über den Anger
(Vogelwiese), wo das Kirscbfißst gefeiert
wird , und am Schiesshaus vorüber. —
Zum Gcorgenhcry , einer Art Vorstadt,
die von Gärtucrn uud Winzern bewohnt
ist; — zur *lHmii€9Mhe jenseit der
Saale St), die zaan beim Gasthaus
zur Henne mit einem Kahne fiberfiOirt.
Weüere Ausßüge : 1) Nach Almerieh,
Sokuip/crte unA Kiftm (siehe S. 147). —
2) Nach Grou(jena. Vom Bahnhof
aus nehme man den Weg über die Looi-
senshöhe, und freue sich des reizenden
Anblickes, den das von der Eisciii)ahn
durch.schnitteno Tli.il und drüben, an
den Berg geschmiegt, die freundliche
Stadt gew&rt. Sodann steige man durchs
Rebenanlagen an den Fuss des Berges
hinab, wo in der schroffen Felswand
des Klnpstock'.schen ^^'^^!Il^el•ges alter-
thümlielH' Hildwc rkc aiisg( haueu }>iiid,
welche den Herzog Christian von Weis-
senfels zu Pferde , sowie biblische und
mythologische Sceneu, auf die Wein-
kultur Bezug habend, darstellen. lu
der Nähe veroini-t sich die Unstrut n\it
der Saab' Entweiler verfolgt mau das
schöne L'nstriitthal, an das sich (r.) die
Weinterrassen dringen , oder macht
einen Abstecher zum stattlichen Lnst-
hause des Landrathes Jacoby von Wan-
gclin, das auf einer der hfJchsten Kup-
pen der Naumburger Weinbergskette
prangt uud eine prachtvolle Aussicht
bietet. £ine solche , obwohl ungleich
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145
beschränkter, erwartet uns auch im Kel-
ler, cmev Restauration in unmittelbarer
Näiie des Dorfes Orossjena, das auf ge-
rMUm Wege von HMailnirg Btandeo
entliftnit iBt Di« «ritte Dorf wftr
einst eine ansehnliche Stadt, worin im
'll JnhrlMnHort Markj^raf Kfknr^! T
residirtc (S. 54). ^Später siedelten sich^
die Bewohner unter dem bischöflichen
Kiuninflflilyinlfamnlnrrgan. Dtomark-
grifUche Burif, die «nf einer nahen HShe
(dem Hanftberg) stand, ist spurlos ver-
schwunden Tin Barterschen Garten
zu Grossjeiia hielt sich Geliert eine Zeit-
lang auf, und dichtete dort (1740) das
Lied:
„Hügel an dem ftMhen Thale,
Wo die ünatmt mit ')< r Saale
Sich vertraut zu^aimiK-uschliesst."
Von Grossgena nach Freiburg ^/^ 8t.
(R. 110).
d) Nach *0o§eek (iV, St.), einem der
relaendsten Punkte der Umgegeftd. Gn-
ter ütier die Louisenshöhe und
Eylnu. wo man im dasipren Gasthofe
rasten und den hübschen Park durch-
wandeln mag. Nach einer halben Stunde
auf steil ansteigendem Wege erreidit
man das alterthttmliehe, irohl erhaltene
ScUoes, das jetzt dem Grafen von Zech-
Burkersroda irehÖrt, ehedem aber der
Sitz der sächsischen Pfalzgrafen war,
die es 1041 in ein Kloster umwandel-
ten. Hier w^te snm dfleren die ooh^ne
Adelheid, welche Ludwig der Salier,
nachdem ihr Gtotte ans dem Wege ge-
räumt ( S f»7 >. 7 um Weibe nahm. Das
ephen um rankte Schloss lieert auf einem
Bergvorsprung des linken Saalufers,
▼on einem bewaldeten Höhenzuge aber-
ngt nnd-von Rebengettnden , Obst-
pflanzungen und Parkanlagen umkränzt.
Die scliönsten Aussieliten mit weehseln-
den Bildern geniesst man von der Gar-
tepterrasse , von der Bergplatte des
„Raiserholzes^S sowie von einem Ab-
hänge des Igelbei^es oberhalb der
Muhle. Unter den GebXnden ist die
romanische Kin lie srlienswertb, mit den
lebensgrossen Steinbildern der Familie
V. Pollnitz, der sonst die schöne Be-
sitzung angehörte. Zu FUssen schlän-
' gelt sich Saale, h'w nnfl da von
kleinen Segeln belebt und von den
Dampffahnen des vorttber brausenden
Eisenbahnanges nmflattert; aus einer
malerisehen Banmgmppe grttsst eine
tranlieheHUble herauf; r. blickt Kaum-
hnr^ aus der Feme herüber; 1. tritt
das Weissenfelser Sehloss hervor (auf
dem Wege nach Dorf Goseck) ; schräg
gegenfiber ragen die Manertrttmmer
der Sdkonbnrg. 5 Min. oberhalb des
Schlosses I>or/ €h§€ck mit ländlichem
Wirthshaus, das von den Naumburgern
und Weissenfelsern fleissif? besucht
wird. Nicht weniger gute Bewirthung im
„Bergschlösschen^^ bei Bockstroh*).
4) Kach SehOniurg, entweder iron
Goseck aus (V4 St.), indem mm über
die Saale Hihrt. «»der direet von Naum-
, bürg aus ( l St ) dnreli das DorfGroch-
litz, das einen ausgedehnten Gnrkenbau
treibt Die grossartigen Ruinen der
„schSnen Barg'', die Ludwig der 8prin>
ger baute (1068), um der hohlen Adel-
heid näher zu sein , ruhen auf dem fel-
sigen Rand des reehten Saalufers, und
maehen sich durch den hervorragenden
Bergfried (Thurm) weithin bemerkUch.
Als die Burg an das Hochstift Naum-
bur^r fiel, legten sich ihre Vögte aufs
Käuberhandwerk , bis die Böhmen im
Bruderkriege das stolze Raubni st zer-
störten (1446). Früher hauste allda
die schone Tafelwärterin Marie Kospoth,
naehherige Gemahlin des Bitters von
Kröppen. Jetzt wohnt in der Ruine ein
Förster, der einfaelie Krfrischungen bie-
tet. Vom Altau schöne Aussicht. Am
Schlossberg lagern die zerstreuten Häu-
ser des Dorfes Schönburg; im Fluss
treibt die Saalnixe ihr Wesen ; die nahen
Berge sollen von SilbersohXtaen ge-
schwängert sein.
Von Naniiibnr^ nach Jena führt
die nächste Strai>se {Chau>>t e), wenn
man nicht bis Apolda die Eisenbahn
(S. 107) und TOtt Apolda bis Jena die
Post benutzen will, direet über licisslau
nach Camburg (27« St.). Ehe man nach
Sturm, Goseck n. Beine Umgebungen.
Naumburg IBM.
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147
3, BrnnU: YoA Naombiisg nach iLdsen.
148
Lelsslau kommt, liegt 1. ab das Dorf
PriessnitZf wo 1783 der iu Ileipzig ver-
storbenfi Snperint. Grossmann , ' der
eigentiUclie GrQndair der Gustav -Adolfs-
Stiftung, geboren und nachuials Pfarrer
■war. Nach der Schlacht bei .f» lui ret-
tete er die männlichen Bewuliuer des
Ortes vom Tode, womit sie von den
Frsasoeen bedroht waren. Zur 50jäh-
rigen Gedächtaissfder dieses yerbäag-
nissv ollen Tages wai'd auf dem ,,Angst-
plAtz"' ein einfaches Denkmal errichtet.
Wir empfehlen jedoch den ungleich
interessanteren Weg von Naumburg
Über KSsen und die Budelsburir*
Wer sicli in Kosen nur einige Stunden
aufhält, nm die nächsten Umgebungen
zu lfesiclitii;en , wird seine Tour am
zweckmäööigbtüu bo einrichten, dass er
Vormittags von Naumburg nach Kösen,
Nachmittags über die Budebbnrg nach
Camburg geht (4 — 5 8t.) und hier über-
nachtet, um des folgenden Tages seine
Reise von Camburg über Dornbur«? nach
Jena (auch wieder 4 — ö Stunden; fort-
zusetzen.
Ton Namnbiirg naeli KSseii (iV«
Stmide) benutzt mau eidfrc thr die Eisen-
bahn (S. 107), oder (zu Wagen) die mit
])rachtvollcn Pappelbäumeu umsäumte
Chaussee, oder geht zu Fuss über Alten-
burg und Schul pforte. Der letzte Vor-
schlag ist der beste , indem der Weg
nicht im mindesten beschwerlich und
eben so kurz, als anniutlii^r ist. Schon
nach einem halben Stündchen ist auf
ächattigeiu Fusspfad das Dori Altenbury
(vulgo Almerich) erreicht, das seineu
Kamen von der ^^alten Burg" hat, die
seitab auf einem Hügel stand. Am Ein-
fcang des Ortes ^Oastliof zum Adler,
mit schön gelegener Terrnsse. Aber-
mals nacli einer halben Stunde, die mau
unter schattigen Bäumep, au der KIop-
stocksquelle und der ScheUingsbanh
vorüber, rasch zurUcklegt, grüssen aus
einem Kranze dichtbclaubti r Bäume die
stattliehon fiebändc der berühmten Für-
stenscliulü Fjorta, die wunderschön aiu
südöstlichen Fuss des reiclibewaldeten
Knahenberffes liegt. Dieser Berg ist es
Werth, dass man ihn besteigt (vonPforta
bis zum GIpiei ^4 St.). Am z^veckmäs-
sigsten sofort von Almricii aus (1 St.},
um dann nach Schnlpforta htnabaogehen.
Die Femsicht vom Gipfel und von ein-
zelnen bauuilichten SteUen ist ebenso
weit, als schön. Die hervortretcndsteu
Punkte, die das Auge erreicht, sind:
Kudelsburg, Saaleck, Kösen, Naumburg,
Freiburg, Gtoseck, Sehöaburg, L&taen.
Die liebUefastea PlÜ^s Grotte, Linden-
thal, Torrasse, Extraneen - Laube, Frie-
dens-Denkstein. Der letztere wurde auf
Anregung des naclimnl. Bisehots Nean-
der errichtet, welcher im nahen Dorfe
Memmingen 12 Jahre lang Pre^ger war.
^Schnlpforte, altberShmtes, reich-
dotirtesErzielningsinstitut, dem 21 Dor-
fer zinspHichtig sind, war sonst ein
Cisterzienserklostcr. das ll.'JT — 1140
von Schmölln an seine gegenwärtige
Stelle verlegt wurde. Kurf. Moritz v.
Sachsen verwandelte es 1|Ü4S in eine '
Oelehrtenschule, die sich von jeher
dureh sorgfältige Pflege ;iHI:l->siseher
Studien imd durch eine btr* uiilromme,
fast klösterliche, aber dabei gediegene
nnd pcdktiscfae Eniehnng seiner Alam-
nen ansgeseiclmet hat. Die Zahl der
Zöglinge, die fast allesammt mehr oder
minder vortheilhafte Freistellen haben,
steigt bis zu 200. Viele derselben ha-
ben sich einen berühmten Namen ge-
machty a.B.v.Ammon, Bahrdt, Böttiger,
V. Bünau, Döderlein, Döring, Ehrenberg,
Eichstädt, Emesti, Fichte, v. Gaudy,
Orogsmann, Hedeuus, Klopstock (der
schon hier seine Messiado begonnen ha-
ben soll und einer nahen Bcrgiiuellc
seinen Kamen geliehen), Krug, Lepsius,
V. Manteufel, Mitscherlich , Nitsch, No-
valis, Jlanke, Khenius, v. Schlegel, Fr-
Schulze, Tliierseh, v. Usedom u. a.
Die sänuntlichen Bauton sind in neue-
ster Zeit sehr geschmackvoll rcstaurirt.
In der schönen al^fothischen Kirche vcAt
ihrem kunstreichen Portale, ein Altar-
blatt von Cornelius, ein Gemälde von
Scbadow und das alabasterne Grab-
denkmal des Markgr. Georg' v. Meissen.
Hinter der Kirche der Friedhuf, der
Tnmsaal und dw Schulgarten mit 0
Kegelbahnen. Das neue massive Vor-
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4
149
150
derhaus bat eiu prächtiges Portal, zu
dessen beiden Seiten die Bildsäulen des
Grafen Bruno Ton Pleissen, dar das
Klqster, und des Kurfürsten Moritz, der
die Schule gestiftet. Aucli die Innern
Räume (z. B. der Bf» Fuss lange Speise-
saal und der schöue Kreuzgang), sowie
überhaupt die gan^e Eiiiricbtuug der
hoehberfibmtea. Eroiehungsanstalt , die
Qoethc mUeinemkleinen Gedichte feier-
te, sind beachtenswerth. Die Zöglinge
stehen unter einer strengen Disciplin,
die noch immer einen gewissen klösterli-
chen Anstrich hat. Allein sie speisen gut,
sie spielen gern undstudiren sehr fleissig.
Unter den Letureni, die in Pforta wirk-
ten und wirken, haben sieb auch in wei-
teren Kreisen bekannt gemacht: K. D.
Ilgen (t 1834), Jacobi (f 18üÜ ), Kober-
stein, Steinhardt^ Keil. — Das Haus des
Oberförsters ist der Scliauplatz der fingir-
ten Novelle: Luthers Bing, von Blnmen«
hagen*).
Eine zur Seile mit Obstbäumen be-
pflanzte Ohrinssee fiihrt in einer halben
Stunde nach Köseu.
4 Beute: Von ZSsen über die Rudelsburg luu^li Dombnrg.
ptenss. I>oirf an der Saale,
EisenbaUbstation Bwischen Naumburg
und Sulza (8. 108).*) Einem schmucken
Städtchen ähnlich, ist der Ort mit
seinen 1500 Einwohnern dennoch
arm, weil Grund und Boden zu Schul-
pforte gehört. Bislang hatte er niebt
^mal eine Kirche, und war nachPforta
eingepfarrt Dies» Verhältniss ist seit
1863 aufgell nbon und Kösen mit einem
eigenen Seelsorger bedacht worden.
Seine Lage, wie in einem Schmuckkäst-
chen des ßaaltbales, ist fiberaus reizend.
IMe laehenden Bebenberge, die ihn um-
rahmen, bieten engbegrenzte, aber um
so lieblichere An- und Aussichten. Da-
durch, da SS Napoleon 1806 die Höhen
des Küä>ener Engpasses rechtzeitig be-
setate und die preuss. Hauptarmee 2u
umgehen wusste, gewann er die Scbladit
bei Auerstädt, und sicherte 1813 durch
dasselbe Manöver den Röck^ug «fiTies
fluchtigen Heeres. Noch sieht man an
einigen Häusern eingeschlagene Kano-
n«ttkugeln ans jener hriegeriscben Seit.
Die Saale mitihrer uralten 288 F. langen
Bogenbrücke theilt den Ort in Alt- und
Neu-Kösen; jenes am rechten Ufer mit
dem Stapelplatz dcfs hier sehr schwnng-
luiften Flös^hülzliandels, jenes, am lin-
ken Ufer, durch grösseren Umfang und
stataiche Oebfode in die Augen fallend.
Ei <*enh.n. Sulza: Morp. 6,37; Mitt. 11, 8 ; 12,
Nachm. 8, 25; Ab. 9, 20; Nachts 12, 33 U.,
*) Kosen. Mitgabe für B^i-I' S^i-^te, von
I>r. Hosenif erger , Badearzt. 3. Aufl., Naum-
bafff. — K9Mn. Von£«iiM(«iM n. Dr. amdvr.
1 Meli, in U Min., L Cl. 8 Sgr., II. 5 Sgr.;
III. 4 Sgr. — n. ApoUla: 2| iL iu 88 Min.,
I. 01. 19 Sfjr., TT. 12 Sgr., III. ü :?gr.
PoHt a. Eckardlsberya: 1% Meih iu 1 St. 40
Hin., 10} Sgr., Abends 4| Uhr.
Entfermaujen : n. NaumlHir^' 1^ St., n. Frei-
bnrg 9 Ht., n. Eckardtsberga 2^ St., n. Suis»
2 8t., n. Camburg 2| St,
OtuthSfe: *Xim mtOktgen JM»«r (Weber),
in unmittelbarer Näbo des Badelmiise.s f Alt-
Kösen), dicht beim Gradirwerk^ das mit Pro-
menaden umgeben ist, welch» schöne Fern-
sicblen bieten. Zum Gasthof gebort ein klei-
ner P.irk, sowie Wellenbad u. Sooldouche.
Table d'bötc, 1 Uhr, 15 Sgr., im Abonne-
ment 10 Sgr. — *0wr9aältMlH in Neu-Kdaen
(Schmidt), am Bahnhof, verbunden mit dem
Cursaal, der eine bdbecbe Ansticht ins äaaJ>
thal bietet.
HeBtatwaUtmt»: Baliuho/. — *'Curham. —
re/««wfc«IIer W«UiMiklöt$dtm". — *Kw
ehtngarien.
Transportmittel: Eisenbahn, Post (Ex-
pedition im Bahnhofsgebäude), Miothwagou
für den halben Tag 2|— 3 Thlr. ind. Obaa884e>
und Trinkgeld, Beitesel au Bergpartien pr.
Stunde 7» f^frr.
Während der Saison: Bucht u. Kunst-
bMirtlnng, Lelbbibttothek, Pbotographlselie
Anstalt; clegonte Kaufläden, Apotheke.
Sein Hauptrenommee hat Kösen durch
sein froqupntes könipjl. Soolbad, das selir
ß;ern von Berliner Familien , und zwar
üherwiegend von Damen besucht wird,
die gewöhnlich so viele Kinder mithrin-^
fron, dass Kdsen Ton den Gelehrten des
Kladderadatsch als „Berliner Kinder-
*) Schmidt u. Kraj't, Die Laudosschule
Pforta, fichleusingen 1814,
I
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151
4. Smtte: Von Mmi Bftcli Born^arg.
152
Stube** bezeiclnict worden ist. T>fis vom
Bergrath Borlaeh, dem „Vater aller
sücbs. Salinen", seit 17dl erbobrte Salz-
werk hat zwar seit 1859 seinen Betrieb
eingestellt, und die Salxsiedebilaser
habpii seli<">npron Oobjfn<1nn und einem
grossen, freien riat/.o. «ler mit Parkan-
lagen geschmückt ist, Kaum gemacht.
Aneb ist eines der langen QradirbKnser
abgetragen, wShrend ein anderes, auf
dem weitslcbtigen Rechenberge, an 6e-
snndheits zwecken erhaUcn n . mit ange-
nehmen Spaziergängen uinfif in n i.st. Al-
lein die Badeanstalten, die in AU- u. Neu-
k(Ssen oingerScbtet sind, baben dadnreh
mebr gewonnen, als verloren. Die Sool-
quelle, reich an schwefelsauren Salzen,
wird nun lediglich zu Badezwecken ver-
wendet. Auch der „Kösener Salzbrun-
neu" (mit Kohlensäure gesättigte und
dadnreh zum Trinken i)rü|)arirte Soole)
wird nach wie vor versendet; wogegen
eine erdig -salinische Eisenquelle nur
als diätetisches Mitfol an Ort und Stelle
ffotrnnken wird. Mit den verschiedenen
Bädern (darunter die in K. zuerst ein-
geführten Sooldonehen) geben magne-
tische und elektrische, sowie Mildi-,
Molken- und Trau])encuren, vorzugs-
weise aber der (iebrauch künstlicher
Heilwässer, welche Dr. Struve in einer
unfern dem Curhause errichteten Trink'
««Mtolt verabreieben IXsst, EUind inHand.
Die Badegäste wohnen theils dfesseit,
tlifils jonseit derS-ialc : daher die scherz-
hafte Be/.ciohmnig: ,.iiherseUge (über-
säälige) und „überflüssige". Man zahlt
für eine hübsche Wohnung in Privat-
hitnsem wSehentlich 2—5 Thlr. Die
elegantesten KtaMlssements, zugleich
mit Bade- und 'IMnkanstHlten , haben
der Sanitätsrath I>r. üosenberger und
Dr. Groddeck.
Sjpiüsiergänge ebenso aahl* wie gc-
nnssreich. IMe nfiehsten (in Nea-K5sen)
am Bahnhof, znm Waldschlösschen, in
den Knchongnrten und auf den daran-
grenzeuden Nickelsberg mit hübsclien
Anlagen und einem Obelisken j (in Alt-
Köscu) zum *Badehau$, im Schweizer-
stjl erbaut^ in den Anlagen des Gast-
hofes zum Ritter; auf dem Reehenberg
mit selii tneni Blick auf den Bahnhof und
die Kudelsburg. —
EntfemUre Spaziergänge: 1) IM©
KatiXf ein kleines Wirthsbans am Saal-
ufer, anf dem Wege zur Rudelsburg",
20 ^Vm. Köstliche Kierknchen (.,Kn-
nitzer**), die aber kriiltige Verdaumigs-
werkzeuge fordern. Setzt man auf dem
hier bereit stehenden Kahne Aber den
Flnss, so erreieht man in 10 Min. —
2) Die Bnchenhalle , ein durch Berg n.
j Busf'h [iplftMpte*^ . von praelit vollen
Bäumen innschnttetes Amphitheater im
,,Mönehsholz'", das manchmal zu Con-
certen benutzt wird. — a) *l>as ZTm-
melreich (25 Min.), dem Donkhemt Ton
Feilitzsch gehörig, ein Lioblingsziel der
! Badegäste, auf steil ahtVillender Höhe,
I der Hudelsbnrg gegenüber, mit einer
kleiuen, aber vielbesuchten Restauration,
schattigen Promenaden nnd reisender
Aussicht. Nächster Weg über die
„Katze*^ Vom Himmelreich fuhrt ein
Fusspfad am Rande einer Schlucht ent-
lang, welche die Hölle heisst, in kurzer
Zeit zum schÖueu Rittergute titendor/\
zu welchem — 4) *die Raine SaaUeb
gehört ( V4 St. v. Kosen). Die Borg soll
von Karl dem Gr. erbaut worden sein,
und fiel später an <lie Markgrafen von
Meissen, die sie mit Ka^teüaueu besetz-
ten. Seit dem 13. Jahrb. war sie der
Sita des ritterliehen Dynastcngescldech-
tes der Schenken von Vargola, die sich
de^ihalb auch Schenken von Saaleck
nannten und um Hofe der tlnirintr Land-
grafen eine angesehene Rolle .spielten.
Dann ward Saulcck eine Domäne der
Nanmburger Bischfife, nnd ging spSter
durch viele Hände. Andere meinen,
: dass sie, wie aus ihrem geringen Um-
fang 7.\\ schliessen, nur ein Vorwerk
der nahen, ungleich grösseren und höher
gelegenen Radelsburg gewesen. Jetzt
gehdrt sie der Familie von FeHitMch,
die gewöhnlich in Stendorf wohnt. Nur
zwei Thürme hat der Zalm der Zeit
verschont, die auf einem abgerundeten,
beschränkten Bergkopf stehen. Im öst>
I liehen Thurm» führt eine Treppe zn
i einem „ronden** Stübchen, das mit einer
I kleinen Waffensammlnng alterthümlleh
4. Monte: Yon 198«ii nach Bornbnrg.
154
decorirt ist und aus seliiPii 3 Feiistorii
eben so viele Laucbchaftäbilder vor den
Blicken aufrollt. Den Schlüssel dazu
liAt Harr v. Foilltzsoh in Verwahrung.
Unterhalb derBuine, dicht an der Saale,
liegt das von der Eisenbahn dmth-
schnittene Dorf SaalecTc , das in allen
Zeiten eine Stadt gewesen sein soll.
Der Weg dahin wendet sich vom west-
lichen Tharme »na «n d«r mit frennd-
lichen Anlagen geschmückten Felswand
hinab. — Die gegeiiiiberliepondeKudcls-
bur<; besuclien wir auf dem Wege nach
Camburg. — 5) Der Bödische Stein-
bruch in der Flor des Dorfes Boda, un-
fern der BndelsbtiTg. Hier hat man
auf demreefaten Saahifcr das umfassend-
ste Pnnorama. thalauf und thalnh, und
kann nirgends die Krümmungen des
£isenbahndammes so weit übersehen,
wie »uf diesem Platenu. Der Weg von
der Katae nacli dem Dorfe Lengefeld,
dessenEingauggegcuübcr sich der Stein-
briK'h befindet, führt zum Ziele. —
Alle üu'?,e südliclien Partien (saalauf-
wärts^, auch den Besuch der Kudelsburg,
kann man in wenigen Stunden bequem
mit einander verbinden. Nicht weoi*
ger interessante Spaziergänge gen Nor-
den: 6; Das Fähnchen (20 Min.), ein
kleiner, vom Thal aus sichtbarer Thurm,
von Borlach erbaut, dessen 4 Ecken
nach den Himmelsgegenden gerichtet
sind. Aussicht: Kösen in der Vogel -
perspective,, und bei hellem Himmel,
ausser anderen hervorragendenPunkten,
der Fuchsthurm bei Jena und die noch
entfernteren Thürme von Leipzig. —
7) Fiadwrz BatUi, ein filmlidier Aus-
sichtspunkt in derselben Entfernung,
^lan geht, um dahin zu gelangen, durch
den Fränkenauer Hohlweg und durch
ein Gehölz („die llske"^. Von hier (r.)
bergab nach den Saalhäuseru, gerade-
«US (bergan) zum — 8) GmersUz (%St.),
unfern des AVegcs, der nach Rossbach
führt, ein hoch<;elegencr Punkt in er-
quickender Wablstille. mit vielgepriese-
ner Fernsicht und ergiebigen Wein- und
Pfirsich-Anlagen. Ein flinker Ganymcd
kredenst in diesem Olymp etufadie Er-
frischungen. Am Xussersten Ende des
FclseurUckens, und zwar im Köhlmann-
schen Weinberg, der für Rebencultur
und Fernsicht eine der begünstigtsteu
Lagen hat, steht eine historische Eiche,
weithin sichtbar, unter welcher der
flüchtige Prinz von Soubise (Marschall
Kohan ) nach der Schlacht von Kossbach
lagerte. — Will man die Tour noch
weiter ausdehnen, so verfolge man die
Strasse nach Bossbach und gehe dann
links auf dem Wege fort, der nach
Willsdort' hinaufführt. Nach % St.
: (vom (iütiersitz) erreicht man — 9) die
WilUdorfer Röhe, ein Bergplateau mit
felsigem Attslibifer, vo& dem man eine
der ausgedehntesten Fem* und Bund-
sichten hat, welche die Umgegend bie-
tet: vom Sebnceko]>f bis r.nm Brocken,^
von Leipzig bis zum Kytfhäuser. Der
Weg von Kösen nach Freiburg <,nur
noch eine gute halbe Stunde entfemt)
führt nahe an dieser Hochebene vor-
über. — Andere Spaziergänge thalab-
wärts (nordöstlich) zu den — 10^ Saal-
hUvse^m C'/^St ), einer ensrumschlossenen
Weinbergsbesitzung am linken Ufer der
Saale, die man ai^ einer Fähre fiber-
sehifit. Man findet daselbst einfache
Erfrischungen, besonders gute Milch und
im Herbste schöne Trauben, die Herr
Schumann weit versendet (k lfd. 3Sgr.).
Die nahen liergterrassen ( unter ihnen
die Bebenpflansungen Thrlnhiurdts aus
Naumburg) liefern den besten Wein,
z. B. den weitberühmten „Weisborg.
Ausbruch — Will man denselben
j Rückweg (durch den Wiescnj;;rund des
haalthales) vermeiden, so verfolgt man
denV^ssbissnm — li)FitMau8, einem
schattigen Buhepunkt am rechten Ufer
zwischen den Saalhäusem und Schul-
pforte , wo man sich abermals restauri-
reu kann, und geht nun auf dem Saal-
da^m nach Almerich, oder lässt sich
auf einem Kahne in die jenmitigenWein-
berge ftbersetzen, um in dem einen oder
dem andern der dortigen Berghäuschen
zu rasten. — 1? ) Schutpfoy te , Kna-
benberg, Ahncruli (siehe oben;. Auch
nach dieser Richtung hin kann man die
meisten dieser Partien auf einer grossem
Tour mit einander Terbinden, wenn man
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155
4. Botoe: Von KSwn nach BornbiiT^.
156
von der Bastei «um Göttersitz aufsteigt,
daniizudcnSaalhäu<;crn hinnb^rpht, ühcr
das Fischhaus sich nnrh Alnierkh wen-
det, und. über den ivnabenberg und
Sehulpforte «mrückkehrt. — Noch «wei
habsch« Punkte sind: 13) die Waldsicht
über dem Mühlberg, links vom Flem-
minger ITohhvocr (%St.). und 14) der
Gciershevfj (El>crshöhc), der, mit einigen
Lauben verscheu, einen schöneu Blick
auf den Hochwald gewährt, »4 St Der
Weg führt über den Rechenberg, am
Oradirluuis vorüber und bei den grossen
Buchen links in die erquickende Wald-
stille liinein. Einen mit Bänken besetz-
ten Phitz am Fussc des Berges neben
einer Wa88ers<^lacht hat man „Wald-
• ruhe" genannt.
Wnitre Ausßüge: 1) Nach Kaumhnrg, s.
oben. — 2) Nach Freih»r>j (2 St.), entwertet-
Über Rossbach, Kleinjena ii. Nismitz (Fahr-
stnsM), ü4n auf nftlicfren Fntswege über
WiUsiTorf lind dnr. h den Wald nach Nismitz
(R. 110). — 3) Nach Eckardt^berga. Di« mit
hohen Pappeln eingerahmte, jetzt verein-
samte Poststrasso (ehemalige Handels- u.
Hporstrasse von Frankfurt nacli Leipzig)
durchschneidet das berühmte Schlachtfeld,
auf welchem Kapoleon am 14. October 1M6
die Preussen seUag. Der Kampf begann
oberlialb Kösens, war bei Hanwerth nufeu am
blutigsten u. endete bei Aueralädt (zwischen
SulM u. EckardUberga). Zwischen Ilassen-
haust ii 11. dem nnlmn lif.rfi' "Tuf '/^ iVz ist dem
Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braun-
geh weig, der hier «um Tode verwundet ward,
ein Denkmal errichtet (vgl T?. 18). — 4) »acli
Buhd (K. 1 R. 18)- — 5) Zur Rudel^nrrj, s. nnt.
Von Kösen nach Cambiirg : eine
Fusspartie von 2*/^ St. Wer nicht zu
Fusse gehen mag und auf den Besuch
der Bndelsbnrg verzichtet, kann bis
Snlssa mit der Eisenbahn und von
Sulza bis Camburg mit der Po?;t faliren
(R. 21). Uebrigens sind im truokf |
nen Sommer auch die Feldwege mit
Chaisenfuhren zu passiren. Jedenfalls
möge man, wenn irgend thmilich, an der
Kndelsbnrg jCl St. von Kösen) nicht
vorübergehen. Der kürzeste nnd be-
quemste We|i dnliin vom Bnlmliof über
die „Katze", dann zur „Fähre'' (3 Pf.
für die Uebcrfahrt) und nun, jenseit des
Flusses, eine Strecke am Ufer entlang,
hernach berfrauf durch schattige I^aub-
w;ildun<r, bis man den Fahrweg erreicht,
der, an tiefen Schluchten vorüber, aucli
zu Wagen passirt wird und Äber eine
gemauerte Brücke in die verfallenen
Hallen fahrt*).
*Die Bndelsliarg ist eine der schön-
sten ^nd besuditesten Buinen i n D eut scb -
land und häufig der Sammelplatz lusti-
ger Studentenschaaren. Sie ragt auf
einem steilen, aber niclit gar hohen
licrgvorsprung (561 F. über dem Mee-
res- und 261 F. Über dem Saalspiegel)
hart an der Saale empor, und ge-
wälirt eine, wenn auch nur beschränkte,
doch überaus liebliche, heiter-pittoreske
Aussicht.
' Gen S i?;t doi Bor^'. auf dessen Schei-
tel eine Winduttihle steht, mit Reben
und Kirschbäumen bepflanzt, gen W.
fällt er terrassenartig dem Saalecker
Schlossberge zu, der nur durch eine
tiefe Sehlucht , den Kesselgraben , von
der Rndelsburtr p^p'^ehieden ist. Im en-
gen Tliale brauet der Dampfer vorüber
und die Scblangenwindungeu der Saale
snid von Holzflössen belebt Wie die
Spuren der Umfassungsmauern bezeu-
gen, ist die alte Veste von bedoutendcm
T'^nifan«? gewesen. Denn es bedarf etwa
COO Schritte, um von dem alten Mauer-
rest, der als das äussere Bargthor gilt,
bis zum Kastell zu gelangen. Dieser
Raum, der ehemals die Wohnungen der
Burgmänner Umfässte und in alten Ur-
kunden oppidum genannt i'^t, wird jetzt
zum Iheii mit dem Pflu5:!;c durchfurcht.
Von dem oppidum ist das Castrum , die
eigentliche Burg, durch einen ftberbrdck«
ten Wallgraben getrennt. I>er Raum^
welchen die runden Eckthürme der noch
! /ifMiiliel) n-nt frli.-iIt'^Tien Mauern ein-
sehiiessen, heisst der Jiurgfräuleingarten.
An diesem Gemäuer kommt eine bo-
<•) Die Rudelshurg. Beschreibung von
Midier V. J. Werra. — LfjjsiMs, Die Ruinen <lur
Rudelsburg u. des Sehlossea äaaleck. Naum-
burg 1824. — Gedenkbuob der Rudelabnrg.
Monngrai u Statigeubtnitr. Mit 2 Au-
sicliteu der Burg u. Samiel's Portrait, llild-
bitrghausen, Kesaelring.
457
4. Jhute: Yon KdMll iMCll Dornbarg.
158
'tanisehe Seltenheit vor: Sisymbrinm
Kckardtsbergense. Tritt ma»i Aurch dw^
Thor, so gelangt man in den Zwin}4er
nod Ton diesem durch ein zweites Thor
in den innern Sclilosshof. Hier erhebt
«Mb ein Tiereckiger Thurm von' 1^0 P.
Höhe u.c90F. im Lnifang, dessen kegel-
förmige Spitze mit einer Brustwehr nm-
geben ist. Im hinteren Theile des Burg-
hofes die Bingängo zu den Kellern. In
der nordwestliehen Ecke die sogen. Ka«
pelle. Vorzugsweise aber werden die
Fensternischen angesucht, namentlich
das Biirf:;fräuleinfenster im Erker einer
hohen Giebelwand mit dem Zeichen der
h. ]>relfaltigkeit| und ein anderes gegen
W. mit einer nmgelcehrt eingemauerten
Sfinle, durch welches die Ruine Saaleck
und pegeiififjor Stendorf, wie in einem
grossen Rahmen , vor die Blicke treten.
Vielseitiger ist die Aussicht von der
neuerdings angelegten Gallerie, welche
die Borg nmslelit; besonders unter dem
Fenster der „Kapelle", wo sich der Weg,
der um die Biufr herum gebahnt ist, zu
einem kleinen Platz erweitert, der für
einen Tisch und einige Bänke ßaura
bat. Hier verfolgt der Blick die Saale,
wie sie in das Labyrinth der Berge sich
verliert; dort schweift er indasUmthal
bis nach Sulza, im Vordergrund die
Dörfer Gross- und Kleinherinp^en. Noch
gemüthlicher sitzen die Gäste an den
Tischen, die im B u rghofe aufgestellt sind,
u. indemOewölbe (neueren Ur^rungs),
das zur Trinkhalle" eingerichtet ist.
Hier liegt das Fremdenbuch, das ninn
nichlHche Unterhaltung bietet. liier
waltet auch, gleichsam das lebendige
Wahrzeichen der Burg, der aIte„Samiel**,
seines eigentlichen Namens Gottlieb
Wagener, der wahrend des Winters im
Dorfe Schieben wohnt, aber schon zum
Osterfeste sein sommerlichesLnst5»ehloss
bezieht, und als wohlbestallter Burg-
wart dieb9lzernen„Kttrbelcfaen" (Trink-
gefässe, welche die Jenaischen Studenten
„Stübehen" nennen) kredenzt, die mit
vortrefflicheui Gerstensaft gefüllt sind ;
während die „alte Ilanue^' Kafiee kocht
oder Sooleier siedet oder zarte Schinken-
edmittchen prSsentirt. «—
Der onV'in. llr' SAmiel gehört zur Ge-
«chickte der Kuüelsburg. Dioso verliert sich
iu dtts gmoMte Alterthum. Wahrschciulich
ward die Borgvcst« im. 10. Jalirhnndert er-
baut, oli;rl«M*cli sio erst 1171 urktinfMicli p:o-
uauat wird. Da jedoch die Burgvügte, dio
ron den Havfcgrafen von Meisten damit be-
Hohen waren, die Strassen unsicher mach-
ten, so ward »io öfters belagert u. zerstört ;
so Ton den Naumburgern im Jahr 1348. Bald
darauf Bind diu ritterlichen fichenken von
Vargula, die auch Saalock innehatten, mit
der JKudelsburg belehnt worden („Herren
von der Yeste, geaessen z« Rotteleberg").
Im 15. Jahrhundei-t ward sie an die Herren
von Bfinan verkauft ii. im Bruderkriege (1450)
abermals zerstört. Aber auch jetzt mag sie
wieder anfigebaut worden sein, da erst die
folgenden Besitzer (von Osterhausen) ihre
Wohnung nach Krcipitsc h verlegen. Seit
dem drelssigj&brigen Kriege ist sie vollends
verfallen. Aber noch lange wird Frans Kog«
ler's sciiönes Lied durch die geborstenen
Hallen tönen: '
„An der Saale hellem Strande
Stehen Burgen stolz und kttin.**
Ton der RndelHbnrgr nach Cam-
bürg" ( IV4 ^t.) wendet sich der We;^^
dem liitterfTute Kreipitsch zn , wo die
Familie von Öchönberg, der jetzt die
Radelsburg sngehSrt, ihren Wohndts
hat. Will man jedoch den schSnen Na*
tnrpark (<lie Liske) nicht sehen, so lässt
man Kn^ipitsch rechts liegen und verfolgt
einen Fusspfad, der quer ttber dns Feld,
am Rittergut Schieben vorüber, in die
Strasse mfindet, welche doreh das Dorf
Altlöbnits und am Rittergute TümfUmg
(mit herrlichem Park, prächtiger Rosen-
fior, grossartigen Obstpflanzungen und
l)ctlcutenderZuckerfabrik) vorüber nach
Cauiburg läuft. Von Altlöbnitz kann
man einen Abstecher (r.) nach Stttben
machen, um in romantischer Waldge-
gend die Mnnerrestc der Cyriahskirehe
zu sehen. Ein Felsenweg führt in kur-
zer Zeit zur Stadt hinab ; wenn man es
nioht vorzieht, mit der Fähre „Adeline"
abermals fiber die jSaale an setaen, vnd
von Tibnpling über £e „Clause'* nach
Camburg zu gehen.
Cainburg", Hauptst. einer von preus-
si.schem und weimnrischem Oeldet um-
schlossenen uieiningischen Enciave, der
ehemaligen Orafsdiaft Camburg, mit
. ijui. u i.y Google
159
5, Amte: Yoa Domlnirg nACk Jena.
160
180Ü Einw. , hat eine roizondo Lage im
tiefeingeschnitteneu , iruchtbareu Saal-
thal, £s im Frfihling wie eis blUieiider
Garten prangt. Die Saale, deren Ufer
durch eine 382 F. lange HolzbrOicke Ter-
buuden sind, tliellt da» Städtchen m die
„thürinj^nsche" (atn linken Ufer) und
die „meissnisehe) kleinere Seite. Eiu-
selne Hinser der letstoren kauern unter
dem flberbangenden Felsen des Thurm-
bergeSy dessen Scheitel mit einem 120 F.
hohen Thurmc <:^ekröut ist. dem letzten
Ueberbleibsel einer nusf^cdeimten Bnrg,
die, aläKeäidtiuz der Grafen v. Camburg,
znm Bollwerk gegen die Slaven diente.
Es lohnt sieb, den Berg au bestdg«»!
um sich des selidaeii Blickes in das
reizende Thal zu erfreuen.
<jkuAof:mm SrbpHmvo» Miwitt-jea (Post).
BefttatmitioH: FurgtenkeUer.
Poat n. 8uha Morg. 4 ülir, 8 Sgr.
Ton Cambnrg' nat h Dornburg
(2 St.): zu Fuss über Dubrit.sehau und
Würchhausen; zu Wagen auf der ehe-
maligen Poststraase, die ftber den Beig
zu der Wichmar'seben Papiermtthle
führt und sich dann zwischen steiler
Felswand und der Saale liinziolit Die
Papiermühle wird von der (nlrünipcl-
q^uelle getrieben , die in einem tiefen
Kessel, redits von der Strasse , eat-
springt und niemala anfriert.
6* Boute: Von Donburg saeh J«na.
Hf^rnburg^ weimar. Stfidtchen mit
730 Einw., auf einer weitansgedebnten
Hochebene, die schroff ins Saalthal ab-
fällt. Die eigentliche Stadt, die sonst
viel frrösser war, aber 1717 fast cänzlich
abbrannte , wird auH dem Tlmigrund
kaum geseben. Da sie kdnerlei Merk'
Würdigkeiten bietet, so kehrt man
. gewohnlich in Dorndorf ein , das am
rechten Saalufer liegt und durch eine
verdeckte Brücke mit dem gepfcn-
überliegeuden l>orfe Naschitausen , das
als Donnborga Vorstadt gilt, verbim*
den ist.
Entfernungen: Weimar 51, Niun ilm - 44,
Apolda 2|, Kisenberj; 2h, J» u.i 2^ iSt.
Gattliöje: ^Zum Hauen -Sc/«iW iu Dorudorf.
Schief «rhof in Naschhausen. J7e«lawralton«M.*
^'Iloßjärlnerei' im Pnnil)nr;^c^r Schlofla. —
*JScÄie««/m«Ä nicht weit davon.
Indiutrit: und Handel: Gewclktes Obst von
aasgeieiehneter Qualltit (V. W. Krampe in
Pornbnr^l ; ^'cinban ; Fundort dos Cölestin,
der zum Buthfeuer verwendet vird, 11. a.
Und nun zum steilen Berg hinauf,
vou dessen Sandsteinkante drei statili-
cbe Sdilösser Ins prangende Saaltkal
grüssen. Die Fahrstrasse schlängelt
sich im weiten Bofjen auf die 250 F.
emporragende Felswand. Näher, aber
auch ätciler ist der Fuss weg, der sich an
den Klippen hinauf windet.
»Da« itteaC« «Hl iiii|fä«gilidb«(« SeHUtn, das
jetst cum Amtslooele eingericlitst Ist, war
urspi&iiglicb, wto fast alle Purgen im Saal-
thal, etiK» rjrcn/vi^to pt-gon «üe Sorbon-
Weudou und wurde später iu eine kai.ser»
Höfa« Hofburg nmgAwaad^lt, worin die detit>
sehen Kai" t utt«» I., ()tf<> II. u, Heinrich IL
mehre lleichaiage liielton (980 , 999, 1001).
Dur „ivaiaersaal'S der Jetzt als Amtsstube
dient und durch apfttere Reparatiir«n ver*
unstolttt ist, sowi« ein Thurm mit Burg-
verliess und ein massiver Peh«>rnstein, 80I-
j Ion die letzten Ueberbleibsel dieses uraltcu
I Bansfl sein. In diesem Sddoise, worin
schon 99p ein tbnrin.8:i.<?rher Landtnc rt hnlten
wurde, au den sich eine romsutisvhe
sode der tliftrinslsolieB Gesebiehte kuüj.ft,
bei welch<?r die Aebtissiu Mathilde vou Qued-
linburg, deren eiserne Bett.'itelle tp c Ii irezeigt
wird, eine Rolle spielte, ward lölö der erst«
welirfarlsche Landtag vom OrosstaeraogKarl
Angnst, welcher bekniintlicTi unter allen
deutschen Fürsten der erste war, der sei-
nem Laude eine coustitutionelle Verfassung
gab, feierlich eröflTnet. Uebrigens mag In
alter Zeit die Burg sehr fest gewesen sein,
da sie wiederholt belagert (im thünugiseheu
Grafenkrleg vom Landgrafen Friedrich 5
Wochen larip"). aber nicht erobert wurde. —
,,I>aa tienp ScJtl'iHHihev". inn>ittf'M der b»-iden
anderen, ist vom Uerxug l:.rnst August vou
Weimar ailt Hilfe starker. Unterbauten aaf
einem Felsonvursprung im italieid.^rhen Style
errichtet (1728— tt. hat der Laudesherr-
6ehaft, namentlich dem Orossherzog Kail
August , trotz seiner oben so beschränkten«
Als besebeidenen Ränmo , oft 7Tim Snmmer-
aufenthalt gedient. Es gewährt aus seinen
Ventleni and von den blnmeagetolunftdGlan
Terrassen , besonders ans einer Gnotte unter*
Digitizeci by Google
161
ö, Route: Vou Üoruburg nach Jena.
162
halb des ScMomm, «Ine watarhall
/iickendc Aussicht. --- <'7)a.'» »MUcMe Schiost,
fräher das „Stuhmann'sche Gut", wurde 1024
von dur grossbcrzoglichen Kammer ange-
kanft» und dient jetzt dem Gaiteninspector
zur Wohnunp, an den man sich zu wenden
Jiat, um dio Schlösser zu sehen , oder auch,
nm einfg» Erfrischungen sn genieeien« Ein
sehr einfaches Zimmer dieses Schlosses, das
i}orh jetzt in dcnis.'llion Zustande gezeigt
wird, wie es dama-ifi war, iiut Goethe öfters
bewohnt, und soll darin den ersten Akt
der Iphigeuia gediclitet und inani hos ^:o^n('r
unsterblichen Lieder (z. B. „I^ornburg") ge-
lungen haben. Die lateinische Uebenchrift
(vom Jahr 1608), die sich über dem Eingang
befindet» hat Goethe mit den Worten über-
setzt :
„Freudig trete herein, und froh entfbme
dich Wiederl
Ziehst du ald Wand'rer vorbei, ^<o^no
die Pfade dir Gott!"
Einige Worte seiner Hand, die er an eine
Fbnsterniaclie geschrieben, sind mit Glas
oinjrornhiiit. Zum Irtzten Mul« er sich
trauernd hierher zurück, als sein fürstlicher
Freund Karl August gestorben war.
Ueberaus gennsBreicb, besonders snr
Zeit der Baain- und Rosenblütlic , ist
ein Spn^iprp^nnfT clureli die Onrtonanla-
j^eii^ welclic dir-se Sclihisscr umkränaeii.
In schwindeln*ier Hdlie winden sich die
Pfade dareb KebengelXnde und Blnmen-
boskets, an heimlicben Felsengrotten
ond scbatllgen Lauben vorüber. Noch
prenn«!srf»ichf>r nhpv ist der Blick ins
lachende Sii.'dtlial. das man wclti'u seiner
wechselnden Keize die „Weimarisehe
Sehweia'* genannt bat. "ÜlAQOoethedlesc
Landschaft scbildem, wie er es in einem
Briefe an den Herrn von Benlwitz ge-
than hat. ¥a- sehreiht :
„Da Sfth ich vor mir, auf schrof-
fer Fcbenkante, eine Reihe einzelner
Schlösser, in den verscfaiedenstenZdte»
eiHbant, sn dea Tcrscbiedensten Zwecken
errichtet. Hier, am nördlichen Ende,
ein hohes, ftltes, niir<^L"'lniässif]r -weit-
läutige'* Sehhiss, grosse Säle zu kaiser-
lichen LMai/en umschliesseud, nicht we-
niger genügsame Bftmne sn rftteriicber
Wohnung; es mbt anf starken Mauern
zn Schutz und Trutz. Dann folgen
spfiter hinzuftf^f^lHe Gebäude, hnns-
^iUterischer Benutzung des umhcrlic-
J&hrer durch Thüringen.
genden Feldbesitzes g^idmet. Die
Augen an sich ziehend aber steht wdler
sttdiich, anf dem solidesten Unterbau,
ein heiteres Lustschloss neuerer Zoit,
zn anständif^er Hofhaltung in giuistiijer
Jahreszeit. Zurückkehrend hierauf au
das südlichste Ende des steilen Abhan-
ges, finde ich das alte, nim auch mit dem
Ganzen vereinigte Freigut, welches mich
' so gastfreundlich aufnahm. — Auf die-
sem Wege nnn hatte ich zu bewundern,
wie die bedeutenden Zwischenräume,
I einer steil abgestuften Lage gemäss,
dnrch Terrassen gänge zu einer Art von
! auf- und absteigendem Labyrinthe archi-
toktonisch auf das schicklichste ver-
I seliränkt worden ; indessen ich zugleich
die sammtlichcn über einander zurück-
weichenden LokalitfLten anf das toII-
kommenste grfinen and blühen sab.
Weithin gestreckte, der belebenden
Sonne zugewendete, hinabwärts ge-
pflan'/^te, tiefgrünende Weinhügel; »auf-
warte, anMauergeläuderu üppige Reben,
reioh an reifenden, Genoss ansagende]^
TraubenbÜscfaeln; hoch an Spalieren so-
dann eine sorgsam gepflegte, sonst aiis-
ländischr PHanzenart , , das Auge mit
hochfarbigeu, am leichten Gezweige her-
absfnelenden Glocken ergötzend. Fer-
ner vollkommen geschlossen gewölbte
Laulju e<_M^, einige in dem lebhaftesten
Flor blühender Rosen reichlich ge-
schmückt; Blumenl»ci't<' z%viselipn Ge-
sträuch aller Art. — Von tlie.sen würdi-
gen landesheniiehen Höhen sab ich
I femer in einem anmntbigen Thale so
i Vieles, was, dem Bedürfniss der Men-
schen entspreehend , in allen Ijanden
Aveit nnd breit sieh wiederholt. Ich sehe
zu Dörfern versammelte ländliche Wohn-
sitze, durch Gartenbeete nnd Baum-
gmppen gesondert; einen Flnss, der,
sieli vielfach dureh Wiesen zieht; Wehr,
Mühlen, Brücken foliLren auf einander;
dio Wege verbiDd<Mi sicli auf- und ab-
steigend. Gegenüber erstrecken sich
Felder an wohlbebaut^ Hügeln bis an
die steilen Waldangen hinan, bnnt an-
zuschauen nach Verschiedenheit der
Anssant nnd des Reif(!<'radcs. Büsche
hie und da zerstreut, dort zu schattigen
9
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163
5. Route: Yoii Doriiburg .nach Jena.
164
Bfiamen snsammengesogen. E^en-
weis, den heit«nten Anblick gewibrend,
grosso Anlagen von Fniclitbäumen; so-
dann aber, damit der Einbildungskraft
ja nichts Wünscheuswerthes abgehe,
mehr oder weniger anfiiteigende, alljähr-
lich neu angelegte Wdnberge. — Keine
Spur von Verderben, schritt auch die
Weltg;esehichte, hart auftretend, gewalt-
sam über diese Thäler hin," —
Yon Dom barg nach Jena (27, St.).
Die mdsten Beisenden werden diedoiSne
Landstraase, die sich dnreh dasreiaende
Saalthal (am linken Flussufer) Innzieht,
kaum verlassen. Wer einen offenen Ein-
spfinner micthet (iV^. — - Thir.), kommt
um so schneller ans Ziel , ohne der rei-
senden Landachaflsbilder verlostig zu
gehen/ Will man nieht wieder ins llial
(pmfAi Naschhausen oder Domdorf) hin-
ahsteip;pn , so <jeht mau von Durnburf:
'4 »^t. lang auf dem Bergkamme fort,
bis der Weg (1.) in die Fahrstrasse ein-
lenkt. Die Saale, welche durch üppige
)nnesen , fruchtbare Felder und schöne
Banmgruppen sanft dahinfliesst, käs st
in neckischen Windungen bald links,
ba^dreclits die Sohle der schönen Berge,
die hier näher zusammen, dort weiter
zurficktreten. Nach % St. erreicht man
das der Kanltzburg gegen&berli^ende
Gasthaus zur Weimar. Sehweia, dessen
lockender Name und dessen reizende
Lage mit der Wirtlischaft Avenig har-
monirt. Nach abermals Yj St. Dorf
Zwältzen, wo man in der blauen Wein-
traube besser aufgehoben ist, als in der
Weimar. Schweiz. Zwätzen war ehe-
dem eine Commende des Deutschordens,
wo der thür. Landcomtliur bis 1809 ge-
wübulicli seinen Sitz hatte, und in neue-
rer Zeit ein „Kaiserthum" der jenai-
schen Bursdienschaft. Jetat ist die
Comthurei eine grosslierzof^l. Domäne
mit landwirthschaftlicber Mnsteranstalt
und derKarl-Friedricbs-Ackerbau- oder
Wehriischule (vom luudw. Institut zu
Jena beaufsichtigt). Nicht w^t davon
(V4 St.) D. IMtMt, dessen Gasthof
(drei Linden) von den Studenten viel
besucht wird. Zwischen Zwätzen und
durch weldies die Franaosen 1806 enfi*
porstiegen , um den Prenssen in die
Flniko zu fallen. Die dasigen Kalk-
stein f)riu'lic werden fleissig ausgebeutet.
Auf deui versteckten „Schlagerplätz-
chen" ibchten sonst die. Studenten ihre
„Pankereien" aus. ,
Nehenrouten. Will man die blntge-
trftnkte Wahhtatt sehen, wo die ver-
hängnissTone ,,Sclibic}it bei Jena" ge-
schlagen wurde, so lenkt man, falls man
einen weiteren Umweg nicht SMshent,
schon dort, wo der ronDomburg herab-
konimendc Weg in die Chaussee mündet,
(r.) zum Dorfe Gönna ab, steigt durch
den jSerkewitzer Orund nnch Nerkewitz,
und geht dann, an Rödigen vorüber,
nach Zwätsen hinab. In der NShe von
Rödigen (V4 8t. Ton Ldbstidt), auf der
weiten Hochebene, die sich bis nach
Weimar senkt, erhebt sich auf freiem
Feble da.s einzige Gedächtnisszeiclien
jener blutigen Schlacht, nämlich eio
Sandsteinwfirfel in einem Halbkreis
Linden, als Grabdenkmal eines in der
Schlacht gefkllenen Offiziers (v. Bissing).
Daneben ruht seine Gemahlin, die ihm
dieses Denkmal setzen licss und in
Riesa todt mit dem Bahnzuge ankam,
als sie im Begriffe war, ^e Grabsttttie
ihres Gatten zu besuchen und das neue
Monument zu enthüllen (1858). Will
man das ganze Schlachtfeld begehen,
so wandelt man von Nerkewitz über
Lehesten nach Vierzehnheiligen , und
dann fiber Cospeda nadi Jena hinab
(B. 22). — Oder man steigt von Ldb-
städt durch das Rauhthal nach Cospeda
hinauf und über den Landgrafenberg,
wo Napoleon bivuakirte , nach Jena
hinab. Der letzte Abstecher mag 2 St.
in Anspruch nehmen. — Auch naoft der
anäem Seite hin wird eine N^enrouie^
deren Umweg kaum St. betrftgC,
mannichfache Ootiüssc bieten. Min
geht von Zwätzen links ab, setzt
mit einer Fälire über die Saale nach
Kunü» und gelangt dann an der rechten
Seite des Flusses über Dahlstein, Weni-
genjena und Camsdorf in die Musen«
Stadt (s. nächstfolgende Nel)enroute)
Lobstädt (r.) mündet das J^ukthalf l DirektArWegvou LöbgtädtiiachJenaf
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16ü
5. Houte: You Doruburg nacli Jena.
166
Chaussee ('/4 St.). Ein nfiberer Fusspfad
links al> Auf tler rechten Seito senkt
sich eine enggesrhlosscnc Bergkette
herab, nur an wenigen Stellen durch
Schluchten und Wasserrisae unterbro-
dien. Liinks springen von Zeit ra Zelt
einzelne schroffe Kegel vor, welche
im ITintergrtnid durch hufeisenförmige
ßincT'' in \'crl)iiulni;L' ^t«ben.
iSebclii'oute von Hornburg nach
Jena über die Kunitzbnrsr*
ttichste Weg wdrde am rechten Saal-
nfcr von Domdorf naeh Golmsdorf Äh-
ren (1 St 1. Indessen dürfte es lohnen,
einen grössern Umweg nicht zu scheuen,
nm einen der schönsten Forste lliürin-
geus, ^cul'aiUetUturyeryValdf zu durch-
wandern. Zn diesem Ende steigt man
von Domdorf gen O. empor. ^Mitten im
prächtigen Wald lioprt das Dorf Tauten-
burfji^!^ St. ) niiteineni <,'uten Wirthshaiis
tt. denUebcrrcsten eines seit 1780 verfal-
lenen Bergschlosscs , worin einst das
hochangesehene Geschlecht der Sehen-
ken V. Tautenburg (1640 au.sgcstorben),
eine Nebenlinie der Krl)bclieiiken v. Var-
?jrula, haust'" Voji der nlton Bnrg ist
um* noch ein viereckiger Thurm erhalten,
indem dSe anderen Gebäude abgebrochen
nnd zum Aufbau des grosshera. Schlos-
ses in Prauenpriesnitz verwendet wur-
den. — Von Tautojiburg naeli Naura
u. GolmxJorf , immer durch den schön-
sten Waid (1 St.). Dann auf s^malem
Pfade ttl>er Klippen und SteingeröUe
steil empor aar Kunüzbmrg (V, St.),
deren Trümmer von der vordersten
Kuppe des Oleissber^cv, (400 F.) tnelan-
elioli.^ch ins bliilicude Tlinl herniedor-
>chauen. Sie war im 1 1. Jahrhundert
das Stammschloss der Dynasten von
GUtaberg (daher auch Gliahnrg oder
Gleissburg genannt), und gelangte nach
dem Aussterben dieses Oescldcchtes in
den Besitz der ileutsehen Kaiser, die sie
mit Vögten besetzten. Dann tiel sie den
HeraSgen von Sachsen au, weldie die
Familie von Vitzthum damit belehnten,
und ward im Bruderkricgzerstört(1453).
Sic nui'^ ehedem sehr unifangri lch und
fest Evesen «tein. Jetzt steht nur noch
eine hohe Mauer, deren FensterÖtfnun-
gen das schönste Landsehaftsbild ein<
ralimen und einen umfassenden Blick
üIm r den jenseitifi^eii Schlachtberg ge-
statten. Hinter der Ruine, in schwei-
gender Wildiil^s , „ die schwedischen
PlStse**, also genannt, weil hier vor
Jahren „eine schwedische Gräfin*' ein
geheimnissvolles Asyl gesucht. Unter-
halb des steilen Berges liet't das Dorf
Kunitz, hart an der Saale, die liier eine
Inäel bildet. In einem halben Stünd-
chen ist es erreicht; wenn man es nicht,
als rüstiger Fussgänger, vorzieht, anf
der Kante des Gleissberges fortzuwan-
d< ln, der sich wie ein kahler Scheitel
aus dem waldigen Hintergründe erhebt
und mit dem angrenzenden Jeuzig
( 1 il4 F.) em kolossales Hnfeisen bildet.
Zwar ist die Aussicht ins Thal, von
Jena bis Donibnrg, entzfickend schön.
Indessen wollen wir doch gern die be-
rühmten Kunitzer Eicrkuelien , deren
Zubereitung gewissermassen als Ge-
heimniss gilt, an Ort and SteOe genies-
sen, und wandern deshalb in das Dorf
hinab, wo uns ein sehr bescheidener
Gasthof empfiingt, der die hun^nit^en
Wanderer sofort mit spritzgebackcneu
Eierkuchen oder gebratenen Fischen
regalirt. Von Knnits bis WmiffeiyetM,
wo Schiller am 20. Februar 1790 mit
Charlotte v. Lengefeld („der Kosten
wegen ganz einfach und still") getraut
wurde, anmuthigcr Wic^enpfad am rech-
ten Saalufer hinauf (V4St.), u. nun sofort
anm nahen Camtderff wo Albrecht von
Haller eine Zeit lang lebte und das viel-
besuchte Geleitshaus'* (Restauration),
sowie der Gasthof zur Tanne, worin
Goethe häutig wulinte und sein Lied,, der
Fischer'^ dichtete, zur Einkehr winkt.
Allein die Stadt ist gar au nahe, nur
durch die lange, schöne * Saalhrüdse
(deren Bau nur 1 Pfennig weniger ge-
kostet haben soll, als der ^^^^^\ des Mi-
chaciisthurmes) vonCanisdorl getrennt.
Während wir auf dieser Brücke rasten,
um das reiche Landsdbaftsbildi das
sich hier entfaltet, dem Auge u. der Seele
einzuprägen, schallt vom Gelcitshmis
herüber das nlte Stndentcnlied : ,,Slosst
jan! Jena soll leben, iiurrah, hoch!'^
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6, Route: You Jeua nach KaMa. 168
6. Route: Von Jena naeli Eabla.
167
Po$t n. Axtolda 2 M«il. in IJ St, früh 2
V. ft5 Min., Hitt 18 V. 4& Min., Ab. 104 U.,
10 r ; - n. Weimar 2] "Mcil. in 2 S't. 25 Min.,
Inih 7 U. 40 Min., Ißj Ügr.; — i). Kuhla 2
Meil. in 2 St. , Nadim. 8 ü. 45 Min. , Ab. 6
U. 55 Min., 12 Sgr. ; — n. Rudolstadt 5 Meil.
in b\ St., Nftchni. 8» U. (über Kahla), 27 S^r.;
— n. Neustadl a. 0. 4^ Meil. in 4 St. 25 Min^
Naebm. 3} ü. «bor Bodft S7 8gr. , Ab. 6 U.
55 Min. Uber Kahla 25 Sgr. ; — n. Eitteiii»'y<i
3J Meil. in 2 St. 55 Min., Ab. 5 U. 35 Min.,
194 Sgr. ; — n.Kostrilr. 4,\ M. in 4 St. 10 Min.,
Ab. 5Ü. 35 Min., 28| Sgr.; - ji. Vosbeck 4»
M. in 4St. aoMhi.. Nn.-hm. 4» 1'., 27SKr. —
EtMpünntr („Spritzfuhrcu") von Jena n. Itu-
iol»tatU in 5 St. 8-4 TMr., n. KahXa in «St.
cft. 1| TUr.
Jena*), weimar. St;ult :im Itnkon
Ufer der Sanle mit 7000 Einw., (ie-
sammt-Universität der sächs. Fürsten-
thümcr, in einem abgeschlossenen Thal-
kessel, rings ronhoheo, meist scbroffea
Kalkbcrgcn nmragt , deren Fuss (nach
Westen) mit Wehnfl)On bepflanzt, do-
ren Scheitel (nat Ii ( )stoii ) mit alten Bin -
gen gekrönt. Diest' licrtre, zwisein^n
denen saftige AVio.sen Lint ia und reiche
Obstplantagen grünen, durch welche die
Saale ihr Silberband schlingt, sind aurli
fiir den Geologen interessant, vrrU «lie
zahlreichen Querthäler. die sie dureh-
scbnciden, ihre Schichtuugsvcrhaltuisse
blossgelegt haben. Auf dem>Hiülnberge
(„Oalgenberg"), am Unken Ufei^ der
Saale, hat man die schönste Uebersicht
iib<»r Stadt nnd Thal, froethe nannte
Jcn.'i ,,das liebe, närrix lr.' Nest, wo er
immer ein glücklicher Mcnsdi war, weil
er keinem andern Orto so viele produk-
ÜTe Momente verdankte.*' Ja, schon
Karl V. TV'ar von dem reizenden Thale
so überrasc ht. dfi«:s er os mit den sebön-
sten Gegenden Oberita licns verglicli.
Eiiijermnigcn: Uoruburg 2^, Apolda
(näohste EisenbabnstAtion) 8, Kahla 8, Wei-
mar 4, lludol.starlt 8, Gera 8 Sf.
Uasikiß/e: '-^^Home am M«rkt (Logis I24,
l[Ittage8B«nl2>,FrfihstÜPk 5 Sgr.).— Stihvsar-
*) Die boijrosp.boßo .lMj!iV/<f ist vom Hbus-
b«r^ aui'^cno turnen: im Uiutergrunde der
Schluchtborg. — Xrwnerif Rundsom&lde Ton
str Itär, hinter dem Schloss (^amGraben^j^
wo LutlMr auf seiner Beise von der Wart>
burp: n. Wittenberg üUernach tote, Equipage.
— JJetththetf Hau» (amHolzniarkt, Equipag«}.
Bestaiurtaionen : ^^Bwgkeller, ein altes, vor»
.springendos Haus neben der 3I;irkt<vir« he,
worin dir» Bursi hcnschnft ilire ..Km ijx " hat;
*fIiose, am EicLplatz, mit dem renommirtcn
»BoBenbler«*; „Die Z*ite** (Aeeiae) am Markt
fini Rathhaus), Wein - und Frühstüeksstube ;
Fürsteukclh-r , am Graben; Stoilthaus u. litdl-
haitf; ausserhalb der Stadt: ^UwieHuidhU:
{RautenUranzj, an der Strassi^ nach Radol«
Stadt, daneht ii \\i-v '''■■F/ Js,-,d;Ii und jrofrt'U-
über da» Schiefuhaus (schone AussichtJ ; Ocl-
fiMiftl« au der StrasM nach Weimar; <9€ief<f
htuiK (in Oanisdorf); Streite TerrasHe (an der
Stras.so nach Bürgel).
l'oftexpedHioH in dem neuen Postgebäudu
neben dem „Deutecben Haus**. Auwer der
Post tägHcb Smalige Omnibusfabrt tiavli
Weimar.
Ti:le<jvai^henbtirean vor dem Joliannisthore.
Handtrcr sabirelch (BQseler, Kenne n. k.w.)
mid nicht iibertheuer, besonders wenn man
»ich mit piner„Spritze"(EinspÄnnor) begnügt
und darauf gelanst ist, dasä ,|der KJeppur"
(Pferd) an keiner „Kneipe** voräber geht.
Jonrmdistik : Jena, r riij^cl latt, Blätter
nn ilor Sunlo, Thüringer ünterlialtunL;sblatt
luui iiiterafuranzciger, Der dcutsclie Zu-
^«-linuer, Akademisebo Zeitung, Sonntngs-
blatt, Bläri. r flir Tli[-ht.<pflru>" in Thüringen,
Landwirtlisehaffllche Zeitung fiir Thüringen,
Zeitschrift für thüringische Geschichte und
Alterthnmsknnde; JabrbnelMr für Natioual»
Ökonomie und Statistik.
Sieben JtuchhaiMutiqt'H (unter denen die
Frommann'sche — seitl72(j - schon durch ih-
ren (^hef einen. u:uten Klang bat, u.dieMauko'-
>sfhe den .Afiris <;>t ii;itlii>l";.;!schrn .\n:it<nnie
vo«'legt), 5 BuchdruckoreicUjl Kupferdrucke-
rei, 1 Scbriftgf esseref , 8 Stetndmekereien.
— Photoffrnjthifche Ateliers, sehr gut, beson-
ders von Dl'. Schnauss, der zni^lcicb ein
wolilrouommirles photographiscli -cbunii-
sehes Institut leitet und sieb durch seine
^vlnllt .1 st lii'ji.i n Diai>osi(iv^ 1 1 iliotnj^r. Licht-
hchirnie) au.szcichnet. — Uiiurschiuiih/.aliiHisl
bei Hahn In derLentragnsse. welcher durch
seine Parfüinerieu ganz Thüringen in guten
Oerurli brinrrt - — liadcawtalteH : F!ti5>«!l)ail vor
dem Ijobdertliorc, Sohwimmanütalt im Pm'A-
dies, Wellen- u. Sturzb&der in derBrüclsen«
u. in dri- Ziegelmühle, Wannenbäder bei L.
ätaik und im Landkrankenhaus.
üigmzed by Google
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4.
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3f
•
6. Baute: Tob Jena nAeh Ealil«.
170
ludüttrie: Wein - u. Obstbau. Die reich-
«te B«erenolMt8ikmmlttiig befm ilofgärtner
Maurer. 11 Mahlmühleu. Ausg^keieblkete
Mikroskope von Dr. Zfy^s. Wcissglasirto
(Berliner) Stubenöfen von Böhm. Sehr gute
Kupfer scbmledeurbeiten von Pflng. Clgar-
nm-, Tiioli-, Wurstfiibrikation u. s. w.
Geeehicläliche«. Urkundliche Nacliricbton
.reichen nicht über da» 12. Jahrhundert hin-
aas. D l I M I ^ gehörte Jena den Herren von
lobdal.iujj:, Elsterborg u. Arnshaugk. Er.n
unter Landgraf Friedrich dem jErnsthaften
kam es unter eiue Herrecliaft, und ging
später an den tapforu Herz. Wilhelm über,
der hier mit der Tochter des Kaisers Al-
brecUt II. sein Beilager hielt (S. 71). Als
nach der Schlaeht bet Mühlberg die itäcb-
sische Kurwürde dem albertinischen Hanse
xufiei, vorblieb Jena don SöJmcn des un-
glnckllcben Jobann Friedrich un»l somit der
«nieätinischon Linie, des Hanses Sacbsm,
deren Länder, durch wiederholte Vererbun-
gen und Thoilungen zerstückelt, van einer
Hand In die andere gingen. So tlicilten die
Söhne des Herzogs Wilhelm von Weimar
(t 1G62) dessen Besitzungen der Art, dnjjs
sein jüngster Sohn, Bernhard, mit Jena ab-
jEofnnden wurde. Dieser erbob das St«dt*
<'hon 7i;r Residenz ciiu-s selbstständigen
Uerzogthums und residirte in dem Schlosse,
-vrelobes Jobann Bmst, der älteste Sohn des
Herzogs Johann III. von Weimar, 1680 er-
baut hüttc. Da jedoch Bernhards Sohn,
Johann Wilhelm, 1690 ohiie Frben vorstarb,
so fiel sein Landclien annäobst dem Herzog-
t}ium Er souach, und 1741, zugleich mit die-
sem, dem woimarisclicn .Stammlmuse wie-
glet anbeim, bei «lent es bis jetzt verblieben
ist. — Ungleicb bedeutender und berfibmter,
als durch diese kurze Souveränität, ist Jena
durch seine Universität geworden , die seit
3 Jahrhunderten eine Hoefawarte der freien
Wissenschaft, ein Hort des Protestantismus,
eino Pflanzstätte deutscher Kultur und die
Wiege ausgezeichneter Geister gewesen.
Kurflirst Jobann Friedrieb der GrossmQ-
tlnVo wnr in der Schlacht bei Mühlberg dem
Kaiser Karl V. in die Hände g:efallon (1547).
Da er nun als Gefangener durch Jena ge-
führt wurde, keimte, während er im Bnrg-
keUer rostete, der Gedanke in seiner Seele,
als Ersatis für die verlorene „Gottosstadt"
Wittenberg, in Jena eine Universität zu
stiften. Seine Söhne, welchen ein Tbeil
des väterliclion Besitzthums, und damit'
«ucli Jona, ülterwiescn wurde, brachten die-
sen Gedanken in so weit zur Ausführung,
dass Sic daselbst zunächst t ü Akailemlej
ins Leben riefen, die vom Bischuf Nicolaus '
von Amsdorf feierlich crölTnet wurde (19l '
Mar/, 1548). Philipp Melanchthon, als Pro-
fessor dahin berufen, kehrte jedoch, als
Jena so einem Tummelplatz theologischer
^ Zanker.Mon wurde, bald nach Wittenberg
! zurück; während diese ZänkfrpJcn namont-
. lieh zwischen den Professoren Strigel und
I Flacius*), noch lange fortdauerten, und
Jena den Ruhm behauptotu, eine „Burg des
. ächten Lutherthums« zu sein. Als Johann
I Friedrich nach fbnflähriger Haft, von lau-
tem Jubel begrüBst, in leine Erblande sa>
rürkkflirtc, zog rs ihn alsbald dem neue»
j Musensitze zu, und da er die ersten Stu-
denten sab, die ihm festlich entgt»gon zo-
gen, rief er in sichtlicher Freude aus:
„Siehe da, Bruder Studium !" Dennoch gin-
gen noch Jahre vorüber, ehe alle Hinder-
nisso aus dem Wege ger&umt wurden, um
I die ncup Universität als solche einzuweihen.
Dies geschah erat am 2, Februar 1558, als
I Jobann Friedrich nicht mehr am Leben war.
Bald darauf, als eine pestartige Seuche in
Jena grassirte, ward «ie auf kurze Zelt
: (1578—79) nach Saalfeld verlegt. Zurhöcb-
I steo BIAfbe gelangte sie in der Mitte des
18. Jalirliunderts, wo .sie an 3000 Studenten
■ zählte, die sanimt den zahlreit lien i'roft^s-
soren — wie damals, als die Lnivursität
Wittenberg wegen einer bösartigen Epi«
demie auf kurze Zeit nach Jena iil)t rgc-
siedelt war — in dem kloinou Städtchen
kaum aasreichenden Baum Ibnden. Diese
ffoldene Zeit scheint abgulaulian; obgleich
sich die Studentenzahl im letzten Jahre
doch wieder über 500 erhoben hat Am ein-
samsten war es in Jena, als den Bussen
und Preii"! Ti (f( !• BoHuch der Universität
Terboten wurde (Ibli* — fö), weil die „Bur-
schensehaft* allda ihren Hauptsitz hatte. Seit
Jahren ist auch diese dem Jammer aller
deutschen Bentrebungen anheim Kt'fallen,
j indem sie in verschiedene Seiten (Germanen,
I Teutonen und Arminen) sieh «erspalten liat,
welclie ni( lit einmal die Begeisterung des
Univer.sitäts- Jubiläums unter eiiun Hur zu
bringen vcrnjoohte. Uebrigens sind jetzt
alle Terbindnngen, die keine polltischen
Tendensen verfolgen, erlaubt DamU aber
*) Durch seine Orobheft so berüchtigt.
daas sein Name unserr« Volks^prirhc mit
dem Schimpfwort „Fläz" bereichert hat:
sowie aucli der Ausdruck „Saalbadern« an
einem Bador (Barbier) haften soll , der in
Jena unfern der Saale wohnte, und die
spottische Bezeichnung der Bürger mit dem
Namen „Philister" daher rülirt, das», als in
einer Rauferei zwischen Bürgern und 8tu.
deuten einer der letzteren auf dem riatzo
blieb, der damalige Superintendent eino
fulminante Loichenprodigt über BIchter 1«,
20 hielt: „Philister, über dir^'
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171
BottU: Ton Jena nack Kahla.
172
scheint der geheimnisavolle lleiz solcher
Corporationen «rlosclien zu sein, so dass
seitdem die meisten Studontou „Finkeu"
-sind, d. h. keiner Verbindung anK^'l>^i«'i-
Ueberhaupt hat da:» Jonaische Studuuten-
lelMR namentlieb 8«lt den vierxiger Jah*
ren, wo der TTiehcomment eingeführt wurde
— seinen burschikuseuj nicht selten ex-
centrischen Habitus mehr und mehr ab-
gestreift. Damit ist freilich auch ein Stück
der alten Romantik, -wie sie iu ZarTiaria's
Benomroisten spielt, verloren gegangen,
aber -weder sum Nacbthell der Gesittung,
noch der Wissenschnftliclikeit. Dennoch
bewegt sieli das akademische Leben immer
noch frischer und freier, als in vielen
anderen üniTersltAtestidten : sowie ancb
die Wissenschaften, besonders die th* o
l<^iscbent einer lebensvollen Geistesent-
wickelnng und einem Beitgem&ssen Fort*
eehritt , trotz aller Seaktionsstromongen
und Yerdäcbtigangen, nicht nntreu gevor>
den sind.
Mit der Universität stehen das pharma-
ceutischo u. das landwirthschaftlichelnstttnt
in organischer VerltiiidnnK , jene» von Gö-
bel gestiftet und jetzt von Ludwig geleitet,
dieses von Fr. Schulz ins Leben gerufen
nnd jetst Ton Stftckbardt dirigirt. Ausser-
dem philologische, tlioologlsche und staats-
wissenschaftllche Seminarien, Lehranstalt
ffir Chemie, meteorologischtiti Iiiütiiut, ätu-
tleUiohes Barem, Xntblndangsanstalt nnd
ITebammenscliulo, mehre wissenschaftliche
Gesellschaften (z. B. Leopoldinisch-Oaro-
Ifttlmbe Akftdannle der Natarforseber). Wie
Tiel die geiitigo Entwickelung des deut-
schen Volkes dem kleinen „J^anl - AHmti"
verdankt, mögen die Kamen der .^lanuer
besengen, die «llda gelebt n. gewirkt baben.
Ihre AVoliTiniiA'en , mo weit sie ermittelt wor-
den konnten, »ind mit einfachen Kamens-
tafeln beselchnet. Tkeoloffen: Ackermann,
AngnSti, Baumgarten - (h nsins , Biuldeus, Da-
nov, Danz, de Wette, Döik-rleiii , Eichhorn,
Flacius, Gerhard, Gabler, Glassius, Griesbach,
Hteebn^Qfl, Hoflmaon, Jastua Jonas, Kose-
garten, Major, MarezoU, Melanchthon,Nieth-
hammcr, Paulus, Schnepf, Seinecker, Schott,
Striegel, Vater, Waich u. s. w. Juristen:
T. Brfiek, Feuerbach, Franke, Heimbach,
V. Hellfeld, C. Tfitf land, Oiiyet, Martin,
Micholson, Ortlofl, Schnaubert, v. Schröd-
ter, ScbweiCxer, Strnve, Tbibant, Walch,
T. "Wöienbeck u. v. a. Medicin^r: Frorlep,
Gruner, nirnlj-, Iluschke, Iltifeland, Kaiser,
Kieser, Loder, Schröter, Stark, Voigt u. s. w.
PMIosopJkm.* Brach, Fichte, Fries, Grnbe,
Hegel, Kmnae, Niethbammor, Beinhold,
I Schade, Schelling, Schlegel , Schmid , Tenne-
mann n. ^w. JPkitalogen: IBIcbstiult, Hand,
Ilgen, Reisig, Schütz, Stigel u. s. w. JTo-
(arfornrher: Döbereiner, v. Humboldt, Lenz,
Oken, Kittcr, Schleiden, Voigt, Wacken-
ro^er, Welgel, Zenker u. s. w. HittoriJtwr
Droysen , Grimm , Heiuric h , Luden, Schiller,
Stade, Weltmann u. s. w. — Gegenträrtig
lehren allda: Ortmm, Hase, Ifilgenfeldt,
Rückert, Schwarz, Stickel, Danz, Hermann^
Luden, Ortloff; Ried, Schillbach, Schomann,
Schultze, Siebert, Succow; K. Fischer,
Fortlage, Scbeidler, Stoy; Oöttllng, Schneid,
Nipperdey, Schmidt; Artus, TTallier, Lan-
gethal, Ludwig, Sneil, Schrön; Hildebraadt,
Stöckhardt u. a.
Aber nicht blos der Universität nnd den
an ihr wirkenden Kräften verdankt Jf-na
seinen welthistorischen Namen, »uudem
auch der blntlgen Schlacht, die am 14. Ok«
lober 1806 fiber seine kahlen Berge brauste
und die preussisclie Armee (unter dem
. Fürsten von Hohenlohe) nebst ihren Ver-
' bfindeton mit einem Verlust von 50,0W
Mann zur wilden Flucht triel). Der Kampf
1 concentrirte sich auf dem Landgrafen berge
(zwischen Jena und Apolda), der seitdem
I „der Schlachtberg" heisst. Dort begann
j der französische Oonernl Lnnnes , unter
Napoleons Oberbefehl, den Angriff, wäh-
' rend Augereau den Unken Flfigel de« Hee-
res im Mühlthal aufgestellt hatte, und der
rechte Flüp:oI unter dem Marsehall Soult
durch das Rauiithal auf die Höhe vordrang
DASS in Jenen Tagen Jena sehr harte Yer>
Inste erlitt, braucht kaum erwähnt zu wef-
\ den. Napoleon zahlte dafür 800,000 Thalor
Entschädigung. Aber der Flecken in der
deutschen Geschichte ist damit nicht ver-
wischt worden. Eine ganze Häuserreihe un-
I fern des Johannisthoros ward ein Baub der
I Flammen. Sie ist nicht wieder aalj^bant
1 worden. Der freie Plate, welcher dadurch
[ entstand, wurde 181ß von der Burschen-
j Schaft mit der „Friedenseicho" bepflanzt,
und befast nnn der Eiehplat*»
Sehenawürdigkeiten: Die Stadt an
und für sich mit ihren winkeligen Stras-
sen niul iliren liocli^j^icbclij^Pn Häusom
vermag das Auge niclit zu fesseln, ob-
gleich die Strassen reinlich und die
Häuser seit dem letzten Jabelfeste so
schmuck beransstaffirt sind, dass altbe-
mooste Häuptw die alma matcr kuuui
wieder erkenne Der schönste Plats
^) Elopßeüch, Die Scidacht bei Jena.
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173
0. Bout^: Ton Jen» nach Kaliia«
174
iTiinittf'ii der Stnclt ist der };«TÜumige
* Morl- fj)l atz, wo sich die Studentenwelt
vorzugsweise sa tvmmelii pflegt. Seit
der Feier des SOOJShr. UiiiTersitSt«tjnbi-
läuins (1858) ist er mit der von Drake
in Berlin modellirtcn kolossalen Erz-
gtatue des Kurf>'r''trn Johann Friedrich
coH Sachsen gcäcliinückt, der im vollen
Schmucke seiner Wfirde jn-Hugt, in der
rechten Hand das Beichsschwerdt, in der
linken die aufgeschlagene Bibel. Am
alterthrimlicheiiRathhnrs ist dieThurm-
uhr bemorkeiiswtnth , die, so oft sie
schlägt , eiuen Menschenkopf in Be-
wegung setzt, der nach einem Apfel
sdniappt nnd darum „Schnapphans"
heisst. — Hinter dem Ifarkte ragt die
MichaelisTcirche empor, deren Thnrm
eben so hoch (iibor 300 P.) sein soll, wie
die Saalbrücke lang ist , und von seiner
Galeric eine sehr schöne Rundschau Über
die Stadt nnd deren Umgebungen ge-
. währt In der Kirche, die zu Ende des
1 5 Jiihrhunderts erbaut wurde, LiüIhtk
C'hevucs Reliefbild in Lei »oü '■_n0s.se, ur-
sprünglich für die Schlosskirche in Wit-
tenberg bestimmt. Ferner das Grabmal
desHersogs Bernhard von Weimar Jenes
glorreichen Helden des 3Q|. Krieges, der
nach Gustnv A<lolt*s Tod an der Spitze
des protestantischen Heeres stand, bis
er, ein Upfer der französischen Intriguen,
erst 35 Jahr alt, in dem von ihm er-
oberten Breisach ans dem Wege gerSnmt
wurde (1639). Unter dem Altäre eine
offene Thonrnlhnnf;, durch welche be-
ladene \N'ficrf^n fahren können. — Geht
man von der I\irchc am Burgkeller vor-
über, so gelaugt man durch die Johan*
nisgnsse auf den Eichplata. In dieser
Strasse steht das Weigelwht Ifaus , das
gleich dem Miclnielisthnrm , der S;i;il-
brücke, dem Schnapphans, deuiAltar etc.,
wegen seiner, znmTheil noch erhaltenen
eigcnthumlichenEinrichtnngensttJena's
„sieben Wunderwerken** geiihlt wird.
Es trägt die Aufschrift: Qloria in ex-
eelsis Deo, nnd wurde 1670 von dem
Mathematiker Weigel erbaut. Aus .sei-
nem Keller kann man, wenn das auf
sieben Stockwerken ruhende Thurmdach
snrilckgeschlagen wü-d, am hellen Tag
die Stern -^eheu. — Gelii man dagegen
von der AMichaeliskirche abwärts an der
landwirihschaftlichen Lehranstalt vor*
fiber, so erreicht man in knrser Zeit,da8
Schloss, das von 1662—1690 die Resi-
denz der Herzoge von Sachsen- Jena
war, und von seinem Dachsöller t ine
hübsche Kundsicht gewährt Es enthält
archäologische, mineralo^che nnd geo-^
logische *Sammlunff€n, die sam Tbeil
von grossem Werthe sind, z. B. das
orientalisclie Münzkabinet, sowie das mi-
neralogische Kn>)iTiet mit seiner reichen
Petrefaktensammlung, die zu den bedeu-
tendsten in Deutschland gehören. Das
archlol. Museum Mittw. v. 11 — 1, das
mineraloff. Preit. v. 11 — 1, das zoologi-
sche Sonnab. v. 11 — 1, das germanische
jNonnt. V. 12 — 1 V. geötfnet. Die Stern-
warte und das anatom. Museum, das
Mus. orientalischer Münzen, das chemi-
sche Laboratorium I sowie die Samm^
lungen der landwirthschaftlichon Lehr-
anstalt werden nur auf Verlanjxcn jje-
zeigt. Dem Schlosse gegenüber der
Gusthof zum Mären, der immer noch
eine „Lutherstnbe'* aufweist, obschon
das alte Gebäude, worip Luther am
3. 3färz 1538 herbergte» in neuester Zeit
abgetragen worden.
Uingebiififjen : Nachdem die Iling-
mauern entfernt und die Wallgräben in
Promenaden verwandelt, sind die näch-
sten Umgebungen der Stadt ungleich
anmuthiger geworden. Geht man vom
Güstliof zum Bären aufwärts, so ge-
wahrt man rechts das von Spittel auf-
geführte Gebäude tler * Univeraitäts-
hibliothek, welches 1858 eingeweiht
wurde, u. von dem fk'eienPlatse, worauf
es steht, einen Tlieil des Saalthaies über-
blicken lässt. Die Bibliothek enthalt,
ausser werthvollen Jubilänmsgeschen-
ken, an 160,000 Bände, darunter die
auf Pergament gedruckte Bibel, deren
sich Johann Friedrich bediente, mit
Holzschnitten und Gemälden von Lukas
Krnnach. Unter den Manuscripten Hand-
schriften aus der Bibliothek Karls des
Kühnen von Burgund, sowie der bc-
rfihmte Minnesängercodex (Wartbnrgs<
krieg). Auch wird eins der 7 Wunder-
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175
6..MouU: You Jeua aftck Kakla.
176
werke gezeigt, aiiUnlich ein aas Skeletten
ivMuamimigMetstes Thier, das man den
Drachen nennt. — Nicht weit von der
Bibliothek, Ci'n^ an jedem \\\)chenta};e
von 11 — 12, Mittwochs u. Sonnabends
auch voll 1 — 2 Uhr geöffnet ist, aber
auf der andern Seite des „Fürstengra-
beiis^S ^^^'^ OoHegteugebäudCf
wocu die alte Wucherei umgestaltet
wurde, mit stnttljcher Aula. --- Nahe
dabei die IHf)? von Drake modollirte
Erzbüste des Naturforschers Ukcn, der
von 1807—1 827 in Jena lebte und lehrte.
— Schräg gegenüber der stets gedffnete
boianische Garten (üarteninspectorBau-
maiHiX der seit 1841 durch den fJarten
t
des Pliilidüi; Eidistädt erweitert wor-
den ist und sich durch wohlgeordneten
Pflanzenreichtham und mnsterhalteEin-
richtnng ansseichnet. Damit in-Ver«
bindung der * Grieähachsehe oder Prin-
zessin f/ftrten . Jüit wunderhübsrlicr Aus-
sicht ins Saalthal. Kr Avunlt» vom
Kirchenrath Griesbach angelegt und
nach dessen Tode von der Landesberr-
sehBtt angekauft, nachdem bereits die
weimarischen Prinzessinnen llaiie und
Auguste (jetzige Köuij^in von PreTi<5sen>
das schliclite Haus, welches auf einer
parkartigeu Terrasse des Uartens steht,
in den Sommermonaten bewohnt hatten.
Seine schönste Weihe aber erhielt dieser
Qarten dadurch, dass sich die Kory*
plifieu uus'Mcr N.dionalliteratnr mit
ihrem fürstlichen Maeen häutig in dem-
selben zusammenfanden. i!.in einfacher
DMikstein trägt die Inschrift wnnreicher
JMstidien, dieSchiller, Goethe undHer>
der wetteifernd Mer ächteten. — Auf
einer anderen (der südwestlichen) Stndt-
seite Hejjt hinter dem Gasthof ,,xum
goldenen Engel'' amliaude eiuesUügelSi
welchen der Leutrabach benetzt, * Sckü"
iert Garte», Er ist ans der Feme durch
die gewölbte Kuppel der kleinen Stem-
7/rar<^> kenntlich , die 1812 vom <Jross-
herzof^' Karl August dem .schniülautstci-
geuden, aweistöckigeu Wohniiause an-
gebaut wurde. Schiller wurde 1789
Professor der Philosophie und Qescbidite
in Jena, aber ohne Gehalt. Als er mei-
niug. Hofrath geworden, vemiftblte er
sich mit Charlotte von Leugcfeld , und
wohnte nüt ihr Im Griesbadischeii
H iii-e am Stadtgral u n. Da es immer
sein Lieblinj^swunseli war. ein Ei^en-
thum 2U bej?itzen. so kaufte er 1797 das
Gartonhaus des Professors Schmidt filr
1150 Thalcr. Durch das schlichte Haus
tritt man in den hochgelegenen, abge>
schiedcncn Garten mit reizender Aus-
sicht. Auf der Höhe, wo sonst eine
Lfinbe stand nnd jetzt, von Linden.
Tannen und Akazien beschattet, ein un-
behauener Steinbloek liegt mit der In-
Schrift: „Hier schrieb Schiller den
Wallenstein'S ttess er sich ein Hftuschen
bauen, zu dessen einzigem Zimmer man
auf einer Freitrepj)e emporstieg. Hier
feierte er im s?höx)ferischen Verkehr mit
den Miuien seine reichsten Stunden.
tJeberhaupt war die Zeit, weldie Schiller
in J, verlebte (1789—1799), trotz aller
Sor*ren und Anffclitunj^en , eine der
si liousten seines kui-zen Daseins. Der
Garten, den in jüngster Zeit Professor*
Schleiden bewolmte, „um den Schlüssel
zu den Mysterien der Natur zu 8nchen*%
soll norh ziemlich so erhatten sein, wio
er in Sebiller< Tn^en war. Auch der
verwitterte »Stciutisch ist noch vorhan-
den, worau er oft mi^GoetJie sass, wenn
sie für den „I^iusenidmanach** ihre wil-
den Xenien schmiedeten. Seit dieser
Hetzja^nl nannten sie das Gässlein, das
zum Gartenhaus führte, ,,die Xenien-
gasse.*' Im Hause selbst, das keine
Reli(^uicn mehr aufbewahrt, war das
alte Mansardenstübchen des J>ichtera
Lieblingsaufenthalt, wo er oft die ganze
Xacht hindurch an seinerGeschichtc des
.'lOj Kriefres und andern unsterblichen
Werken arbeitete. Dazwischen sang er
in einer versteckten Laube die herr«
liebsten Balladen und selbst „das Lied
von der Glocke*' aoll in diesem Garten
entstanden sein *). — Wollen wir auch
noch einen Gang auf den Friedhof tlmn.
der sieb am westliehen Knde der Stadt
betindetV Unter einem oüenen Bogen,
der das anmuthigste LandschaftsbUd
*) 8ekw0rdt, 8obill«ri Geburtstag. JMp*
zig 1860.
*
177
6, Baute: Yon JeBA Bseh K»kla.
178
luurahint . schhift IlotVath Stark, Scliil-
lers uini Uoetiic i> vie^ähriger Arzt,
Auch Xaroliue vanWolaogen, Schillers
Sehwftgorin und geliebtestc Frena<Un
{f 1847)f istin deräussersten nördl. Ecke
des neuen Friedhofes bcj^riil
nahe an der KirclihofsinaiK'r in ciuciii
versteckten Dickicht ruiit unter nioosi-
geia Fclsblock der Nestor der weimari-
sehen Glaazuge, Sliyor von Knebel
(t 1834), der 40 Jahre lang Jena*S
Al*u;i'>cljK'deidK'it der ;_'t'isf strahlenden
Hauptstadt vorzog. Sein Wolmliaiis in
der Nähe des Paradieses. — Dieses, das
J'aradies, ist eine praditvolle Lloden-
allee «vor dem Lobdaerthore, die, süd-
fich von der Saale 1» i^renzt, in ein
"W.'ildehcn ansläut't, welches auf die nach
Kalda tidn ende Chaussee stössf Hier
bewirthete die Stadt in einer rieseuijaftcu ,
Halle ihre Jabelfestgäste, lu der NShe
der Ji'ehenkeller, die BMenmUhUy *das I
St^ietshaus, mithUbschen Anlagen um«
«^ehen und von einon> erl»;»)>'^ii('n Uund-
iheil »^Jne eutxückeude Aussicht ins
Saalthai öü'nond. \
Weitere Auaßüge: Fast alle umlie-j
gendcn Ortschaften haben in den Ohren
derer, die in Jena studirten, einen wohN
bekannten Klan^, durch welchen viele
schöne Krinnennigen tönen, indem Bru- j
der Studio tust allerwärts seine Bier-
kueipcu aufgeschlagen hat und im fröh-
lichen Jugendmuthc ,, Lanzen bricht",
„Salamander reibt^^ und Herzogskronen
vertheilt Aber auch dem „Fremdling*^
bietet die Umgegend reiche Genüs.se.
Hat man in Jena Standquartier genom-
men, SO kann man alle Reize nud alle
Merkwürdigkeiten der schönen Qegend
In 2wei Tagen kennen lernen, wenn man
seine Excnrsionen zweckniässitr einrich-
tet. Einmal geht mau die Wege, die
wir schon beschrieben haben , über j
Camsdorf und Kunitz (Kunitaburg) nach {
Zwfttien und kehrt über Lobstädt und
den Schlachtberg durch das MUhlthal
(R. 22) zurück. Sodann verbindet man
die südlichen und östlichen Partien mit
einander, indem mau über den Forst!
nadi Lichtenhain und Ammerbachi von |
da nach Wöllnits und über die Kern- ,
berge naeh Ziegenliain waiidert, endlich
aber vom Fuchsthurm nach Camsdorf
und Jena hinabgeht.
Schon der ÖeUgenberg, den Schiller
am liebsten besuchte, St. westlich
von der Stadt, pen-alirt einen sehönon
L'eberblick über das n i/ende Thal, in
welchem Jena liegt ; grossartiger und
prachtvoller aber ist dos Panorama (be-
sonders gegen Abend) vom Forst aus,
der noch 20 Min. höher liegt und auf
zweckmässi<x an;?eli>;xtf*H Pfaden h iebt
erstiegen wird. Das da^i<rc \Valdhiit(!r-
iiaus bietet einfache Erfrischungen. Will
man die Wanderung, weiter ausdehnen,
so ist In V4 St. das meining. Dorf lAeh'
tenhain. erreicht , dessen Weissbicr auf
durstige Kehlen eine grosse Anziehungs-
kraft au'iübt, ob'jrleieh e.«? so trübe i.st,
dass man es nur aus verdeckten llolz-
kannen (Stübchen) trinkt und dennodi
„einen Spiess pro loco** sahlt Von
Lichtenhain kdirt man entweder auf
geradem Wege, oder über die Kasen-
mi'ihb' n.'u-li Jena zurück, oder geht
hinub zur Chaussee , die über W^iuzerle
nach Kahla fOhrt.
Interessanter noch ist ein Ausflug
nach ZietienUaia ^ St.) . das weniger
fhireh seinen Bierstaat, aLs dureli seine
in früheren Zeiten sehr beliel)ten Kno-
tenstöcke (,,Ziegenhaiuer*'), die aus dem
Holze der Komeliusklrschen fabricirt
werden, weit bekannt ist. Der Weg
führt jens^it Camsdorf^i entweder steil
auf durch die W^einberge, die am südli-
chen Aldmn}x des Hausberges lagern,
oder iui Thalgrund an den labyriuthi-
schen Sandsteingraben vorUber, welche
tief in dieKembei^e gehöhlt ^ind. Diese
wundersam geformten Höhlen u. Schluch-
ten, die man vornänilieh am rechten
Saalufer (auf (hnn ^Ve;^'e nach W^öllnitz)
ündct, hat das V olk „Teufelslöchcr" ge-
nannt und fürchtet sie als die Herbergen
böser Geister, scheut sich aber nicht,
den durchsichtigen Alabaster, den sie
liefern . floissig auszubeuten. Kehrt
man nach Jena zurück, so wähle man
den letzteren Weg aufwärts , und jenen
abwärts. Keinenfalls vorsftume manj
den *Hau»berg xu besteigen, durch des-
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179
6. Baute: Von Jena nach KaUa.
180
son Anblick A. Stahr an den Vesuv or-
innert wurde. A uf seiTiom langgestreck-
ten, scharfkautigcn, gespaltenen RQcken
(1200 F.) standen einst 8 Burgen („die
Hausbei[;ssclilösset**):Greifberg,Kirdl-
berg uinl Windl)orpr, die durch unter-
irdische Gänge mit einander in Verbin-
dung gestanden haben sollen. Sie waren
ursprünglich von dem Markgrafen von
Ifoissen zum Scliutz gegen die Sorben
erbaut und- kamen s{)äter ;ni dir "Burg-
grafen von Kii'chberg. Der Greitberg
(Greift'enber<r) war das vorderste und
stärkste, Kirchberg, diisuiittlcre, Haupt-
und Stammschloss ihrer Besitzer. Von
den Erfürtem 1804 zerstört, wnrden sie
zwar wieder aufgebaut, im Bruderkriege
aber (1450) v(dlends demolirt. Nur
vorn TTÜttb ren Ilnuptschloss hat sich ein
Thurm erhalten, der mit seinen 9 F.
dicken Mauern 64F.imümfiRnge misstu.
ebenso hoch ist ( St. von J.). Es ist der
weitsichtige * Jf^tcksthurm., der seinen
Namen entweder von den naf ürliehon
Füchsen, die im Hansberg ■wohnen, der
von den Studentent'üchsen haben mag,
mit denen die filteren Commilitonen beim
ersten Anblicic des Thurmes ihren Seha-
benack trieben. An diesem Thurme
wurde einst (112G) Conrad v. Groitzsch,
den sein Vetter, der ^Markgraf Heinrich
von Meissen, gefangen genomiuca, in
einem eisernen Käfig ein Jahr lang aus-
gehfingt, „damit ihn die Fliegen nnd
Wespen desto besser plagen könnten",
bis er dennoch aus der grausamen Haft
entkam. In der neuereu Zeit ist die
kolossale Warte durch eine schmale
Stiege , die freilieh nicht für Crinolinen
berechnet Ist, ersteigbar gemacht nnd
mit einer Kuppel gekrönt. Die Aus-
sicht ebenso reizend, -'Is umfassend.
Aber auch auf dem !> i - runie , über
den, besonders durch die üemühun-
gen des H%)or von Knebel und seiner
„Knappschaft", schöne Promenaden-
wege führen, gibt es wunderhübsche
Aussichtspunkte, die immer neue Bilder
vor die Blicke zaubern. Aus Dank-
barkeit hat man dem alten Ilerru 1836
anf dem „Tanzplata** eine Gedenktafel
errichtet. Während des Sommers Ist
der Fuchstliurm immerwährend geöffnet,
auch in der Kegel für einen erfrischen-
den Trunk gesorgt. Ausserdem erhält
man den Schlüssel im Oasthof zu Jg&-
genhain, — 0ieses Dorf, von den Stu-
denten flcissig besucht, liegt am Fu.ssc
des Berges, kaum St. entfernt, sehr
anmuthig. In der Kirche ein altes
Freskobild, welches die Hausbergs-
schlösser in ihrer Olanzperiode diar-
stellt.
Sehr lohnend ist der neugebahnte
Fus.swe^ von Ziecjenhain nach Wöllnitrc
(Y4 St.) , der sich um die Kernberge
schlängelt nnd reich an Überraschenden
Aussichten ist. Die Tonr über die „Ho-
rizontale*' ist nnr schwindelfreien Per-
sonen anzurathen. — Ein anderer, etwas
längerer We;:^ fiilirt über den Fiirxtcit-
hrimnen und durch den Pennicker Grund
(Taffsteinlager) nach Wöllnitz, oder vom
Fflrstenbr. nach Lobeda (1 St. v. Ziegen-
hain). Dieser uralte Brunnen ('/, St. -
()stl. V. AVöllnifz) hat seinen Xamen da-
her, dass der aus der Gefangenschaft
zurückkehrende Kurf. Joh. Friedr. d.
Grossmfithlge am 89. Sept. 1552 bei
demselben von den Behörden der Stadt
Jena festlich empfangen wurde. Zwei
Gedenktafeln mit lateinischen Inschrif-
ten ( vom J. 1.').54 u. 1832) deuten darauf
hin. Seit einigen Jahren ist die Umge-
bung des Brunnens durch Anpflanzungen
verschönert worden.
Vom PCirstenbrunnen zur * Lobda-
burg über das Vorwerk Drackendorf
(V2 St.). Die Ruine, südöstlich vom
Städtchen Lobeda, auf einem nackten,
schroffen Bergscheitel (1088 F.). Eine
der weitesten und entzückendsten Aus-
sichten, die das Saalthal bietet. Kaum
kenne er eine Gegend, die schöner sei
— äusserte Karl V. , als er hier durch-
zog — es wäre denn Florenz. Die be-
rühmten Dynasten ron Lohdaburg, die
anf der stattlichen Vesta hausten, stam-
men von Hartmann aus Franken, der
schon 9.'>0 genannt wird, und sind 14GH
ausgestorben. Die Ruine lässt noch
Spuren des romanischen Baust jls erken-
nen und gewährt dn ziemlich deutliches
Bild TOD der Anlage und £inridituii|^
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181
6. Route: Von Jena nach iLakia.
182
damaliger Schlösser. UTamentlich ist
(las Wohnliaus fPalns) in seinen Uin-
fÄSSungsmnuern noch wohl erhalten.
Ein Prinz von Mecklenburg (Bruder der
Herzo^n von Orleans) stürzte vom 6e-
mluer lierab und starb an den Folgen
des Sturzes. — Das weimar. Städtchen
Lobeda, kaum V4St. cnlfcrnt, zählt mir
802 Einw., ist aber von der reizendsten
Staffage eingerahmt: auf der einen Seite
der ttberbrfickte Pluss, der es von dem
Dorfe Burgau scheidet^ auf der anderen
kahle Berge, zwischen die es araphithea-
traliseh eingebuchtet ist. Zu Sehillers
Zeit war die Bürgcrmeislerin Bold als
Dichteriu gefeiert. In ihrem Garten die
liftube, worin SeMtB| Wieland undBer-
tneh die erste Idee der Jen. Literatnr-
aeitnng besprachen. — TJilckkehr nach
Jena (1 St.) entweder Uber Burgau
(Chaussee), oder am rechten Fliissufcr
liiiiab über WUllnitz^ dessen VVeissbier
(„Knotenwncbs**) mit dem Idcbtenhai-
ner rivalisirt.
Die Landstrasse von Jena nach
Kahla (ß St.) läuft (zwischen der Ra-
senmühlc und dem Paradiese hindurch)
fortwährend am linken Saalufer hinauf.
Wundervolle Landschaftsbilder, von
grotesken Bergformen eingerahmt. Ehe
man das erste Dorf, Winzerle, erreicht,
fuhrt eine Strasse rechts ab über Buryaa
nach Lobeda ( von der Chaussee nur
V4 ^^-y Abstecher zur Lobdaburg, falls
man sie nicht sehon besucht hat. Will
man dieChanss^e vermeiden, und scheut
den Umweg entweder üher den Forst
und Lichtenhain , oder ül)er den Haus-
berg und Ziegenhain, so kann man, fast
noch aumuthiger, als auf der Land-
strasse, üb^r W&Un^ und Burgau
(guter Gasthof) nach IVinzo-Ie gehen.
Hinter letztgenanntem Dorfe das Triess-
nitnv'ählehen , ein beliebter Vergnilgungs-
ort der Umwohner. Auch führt ein sehr
hübscher, meist schattiger Fussweg von
der Rasenmühle links ab der Saale ent-
lang in */j St. nach Burgan, und von da
in 10 M. nach Winzerle. Von Winzeric
hXfi Göschwitz V4 St., Maua 10 M., Mathen-
stein St., Kahla 1 St. Der sehr schön
gelegene weimar. Flecken Bethenstein
(470 Einw.) verdankt seinen Kamen einer
300 F. hoheui senkrecht zur Strasse abfal-
lenden undniit einemPavillon gekrönten
rotiien Sandsteinwand, von der sich im
30jähr. Kriege' ein schwedischer Trom-
peter vor den nachsetzenden Kroaten
durcli einen kühnen Sprung seines Pfer*
des in die Saale rettete, aber von einer
Kugel gefödtet wurde, als er am jen-
seitigen Ufer das Lied blies: „Xun dan-
ket Alle Gott!'' Daher die Uufeisen-
formen, die in den Felsen eingdiauen
sind.
Neh^mtouren: a) Von Jena Über den
Jenzig und das Hufeisen anr Kunitzburg
und über Golmsdorf (vielleicht mit Ab-
steeher über Tautenburg) nach Dom-
bury: 8. Iü5. ICG.
b) Von Jena nach Weimar, entweder
über den Schladitberg nadi Apolda
(R. 22), oder durch das Mfihlthal u. über
Hohlstedt (R. 23).
c) Von Lobcda über Stadt Roda,
Tröbnitz, Geisenliain, FröliUrhe Wieder-
kw\ftf Uummtlskaittj Kahla — eine sehr
lohnende Partie — , oder, mit Umgebung
von Kahla ~» von Hnmmelshain über *
Schimmersburg nach Naschhausen fOr^-
Jfn>}>inflc) . Die letztere Tour ist zwpck-
ni;is.si<^er, weil man von Hnmmeisiiaiu
nach Kahla fast wieder rUckwäits ge-
hen muss. In Naschhausen kann man
den Postwagen besteigen, wenn man
sich in Jena einen Plats gesiebert hat.
(R. 103.).
Von Jnm über ThcMtürgtl nach Ei-
senherg {Ii. 108).
Flora, Das Saaltbai bat, Jo tiefer, um
so mehr Pflans^a , deren Same fbm sage-
fBhrt wird. So!>ald jedoch der Kalk weicht,
bort die Kalkflora auf, und unterhalb Dom-
burgs wird das Thal zu enge, als dass der
Samu liegen blieb. Daher kommt es, desa
Jena» Flora reichhaltiger ist, als jedo an-
dere in ThüriDgen, während die naumbur-
ger Flora Ilm- nnd Unatnitpllanaan bat,
aber wenige vonj oberen Saalgebiet.
T)io interessanteren Pflanxen raflgeA fol-
gende sein:
Adonit ▼«malls. Adoza moachatelUna,
selten. Aira canesoens. Ajuga cbamaepi-
fys. ,\llium ursinum. A. vincalo. Aisina
iLuiiifoIia. Althca offlcinalis. AmaranÜins
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m
7. Bcuu: Von Kahla nach Bndolstadt
184
retroflexus. ADÜropogoa Isckaenium. An-
thericum Lillftgo. Arabis aariculata. Ar.
chftDgelica ofBcinalis. Aristniochia Clema-
tltis (eine treue BegleUprin des Wolnstockes
und daher überall, wo jutzt noch oder oho-
nwls Wein gebaut wird). Aniica montana.
Artcmisia pontic-a. Arum nuicnlatuni. As-
paragus officiualis. Aster Aniellus. Atri-
pk'X rosea. — Butomufl unibeUatufl. — Ca-
amu» lancfolata. Calendula arvensis. Cam-
pnnula Hai.unculu'». <' rprvicaria. Car-
duaa doflorutus. C«ntaui'ii<i austriaca. €. aol-
aticialis» selten. Centnneuliis mlnimus. Oe-
ratophyllum demersum. Ourinthe minor.
€henopodium murale, Ch. olidum. Ch.
opulifolium. Ch. rulirum. Ciucraria spa-
thvlaefolia, Oonyallaria multiflora. Gerau
lorhiza innata, sehr »ultun. Cyperus Ha-
reacens. Cypripedium Calceolus. Denta«
ria bulbifera. Bictamnue; albus. Digita-
lis grandiflora. Digitaria glal>ra. Dip:}a-
CH8 pilosus. — Kj*ilr>bninj vtrsratum. Kpi-
jj;ogium Gmelliii. jr.ranthis hyumali^. Erio-
phoram vaginatum. • Krvum monantbes.
Erysimiim ndorfituni, E. hieracifolium , sel-
ten. Euphraüia lutea. — Ciogoa uüaima,
selten. G. stcnopetala, selten. Oalanthus
nivalis. Galium aagelicum. Ci. sacharatum.
Gorauinm sibirirTiin. ünaiilialinni lutcnnl-
bum. Gymuateuia albida. G. (»«lorutissima.
— Habenaria «Ml«. Hoiicbryenm arenap
I riuni. Helleborus/oeftdtw. H. viridis. Hip-
puria vulgaris. Ilottuuia paludtria. Ilypc-
rioum pulchrum. Uypouliacriünui culata.
Hyssopus ofAcinaiis. — Irls siblrica. — Koe*
Irria glanra. — Lactura perenin«. L. «njor-
4^iua. L. saligua. Latbyrus hetcrophyllua.
Im. Nissolia. Lednm |»alu»tre. Lepidlum
Draba , selten. Iiimosella aquatica. Linaria
CymbaUaria, an der UaupUdrche an Jena.
L. Elatine. spuria. Liparis LocselU.
Lonieera caprifollum. Lytbrum Hyssopl.
folia. — Malva moachata. Medicago mininin.
Mi-Iittis ^Mclissnpbyllnm. MfspiJns s^tTinn-
uica. MuMcari racemununi. Hyuauti« äpur-
»iflora. HyriopbjUnm Tortiefflatum. — Nl>
}?plla arvensis. — Ophrys apifera. 0. arach-
uitos. O. arauifera. 0. myodes. Orchis
fusca. 0. militari«. 0. pallens. 0. pyra^
midalis. O. sambucina. O. ustulata. O.
Varifsrata. Oniithogalum umbellatuni. Oid-
banrhc raniosa. 0. vulgaris. Oxalis conti-
eutata. Paeonia ofBcinalis. Peplis Per*
tula. Potasitea albus. Peucedanum offici-
nale. Plileum Boohmeri. Pinguicula vul-
garis. Platanthora cblorantha. Polycnomum
arvense. PolygoQuni dumetorum. Potamo-
geton densus. p. luceus. P. perfolintu'*.
Poteutilla cinerea. P. aaplua. Pyrola um-
bellatn. P. nuiflorn. ^ Kosa pimplnetli*
folia. R. pumila. Bubus saxatilis. — Sa<^
gittaria migittifolia. Salicornia berbacen.
Saxifruga tridactylidea. iscabio:«a ochru-
leuca. Schoenos ferrugineus. Seirpns aci-
cularis. 8. rnc'-in'ttt-us. S. (•t tac-t'U:^. Scle-
rorhlora dura. S. rlgida. Scorzonora hi-
apanica. H. puipurca. Sednm reflexuni,
selten. S, vilosum. Gesell colotatnm. 8i«
lene baccifora, iot!,. Sisymbrium multisi-
Hquosum. bolauuiii iiumüe. S. viUosum,
Siiiirganium natans. Spoonlarla speonlum.
Spiraea Aruncua. Stellaria glauca. — Tefra-
gnnolobus siliquosus. Tourrium dcordiuni.
Tofjcldia caly culata. Tuiipa ailvestris. —
ütrlcularia mi^or. U, minor. — Yerontea
Buxbaumii. Viburnum Laiilanri . Ticla ca»-
subii-a. V. latbyroides. V. piätlormia. Vul-
pia Myuros. — SCantbium äpinosam. %, Stro-
marlum, aeltea. Zannicbellia pabistris.
7. Route : Von Kahla nacli Rudolstadt.
PM: Nacb BudoUtadt S Meli. In 3 St., | durch eine wululiaft reiztiudc Lage, uu-
Ab. 6 u 15 Sgr.; - n. Jena 2 Meii. in 1 ] mittelbar am linkenSanlurer, begünstigt,
Sf .-,0 Min., Vorm. 10 V. 10 Min.. Nachm. ! ,r ^ ^y, -i i! • ^
1. L. 25 Min., 12 Sgr.; - n. JMa 6i Meil. j ^«^'^^»««»^^^^^df "«^^»^ff«' "^fS^l*^^
ln»8t.,Ab.8U.,18 8gr.(n.J5i««HR«fjy lThlr.iß«rg' '^"f welchem die weit sichtbare
5 Sgr.); n. Pösmevk 2J Meil. in 2; St., \\k J^cuchtenburff throut, der freundheheii
6 ü. 55 Min., 15 Sgr.; n. Sfn»tadt o. d. 0. I (rcppend oiiu n loinantiscben , fast gross-
SJ Meli, in f St. 86 Min.j^x\b. 9 U. 10 Min., | urtigeu Aüötricli. SchrotV und schaurig
setzt am rechten Saalufer der jDoteMl««}!,
der 1780 durcli einen furchtbaren Berg*
Sturz ius Tlml brach und viele Wriu-
bf rcro zerstörte , ins Flussbett hinab.
Wegen einer in Jena f»rn!«sirenden Pest
ward 163C auf kurze Zeit die Universi-
tät nach K. verlegt C. F. Wolf, der
im 9. Jahre sdioii Doppelfugen compo-
18} Sgr. — Eiwtp€MMr n. Hndi^lbadi. c. S Tblr.
Eul/ermiuijdt : Orlamüudo 1^ St., Rudol-
stadt !y, Jena Blankcnliain 1^ St.
Kahla ( Cahla), h
sonst stark befestigtes altenburg. Städt-
ehen mit 2540 Einw. , hat «war im Inne-
renbeachtenswertheSehenewQrdigkwten
nicht anfsuweisen , ist aber nm so mehr
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185
7 Route: Von Kahla nach Rudolstadt.
166
nirte, t hier 1770 als Brücken Vorsteher.
Jetst lebt in Kahla der Arzt L. Besser,
«1er suli diircli worthvolle Schriften
(..N;iturgesch. der Arbeit") ausgezeicb-
ut*t hat.
flaathöfe: Goldenur Loire, am Karkt,
worin schon Kaiser Karl V. lierberpf«« (gute
Kftclie» billige T^reiso, Equiiiatrn). D.nu l.on
die Post. — M'ihler Maim. — Heslawratioiieti:
Saalthal von Rudolstadt bia Jena, son«)oni
»••hwoifl auch »iidöstlich zu den volf^tlän-
dlsclieu Bergen hinüber. Besonders treten
nördlich Jena mit dem Fuchsthnrm und der
Tiobdfiburg, »iidlich Orlamünde, Welf^son-
burg u. ScUloütt Kanis al« leuchti^nde Panktty
hervor. Der SehloBsbiunnen 850 Fnu tief.
Ii i Auch nndercBer!Se tii der Kali c von
Kahla liietcii Mv ülu rraschendsten und loh-
uendstcn Au^^ic hten, namentlich die Le/int-
VunteHkea€ri8dtietthm»(mnd9r6»Mlbrwk9)^ . grttbt, der Birl«uh<^H und der Walpertherff,
„CahlaischC'S Nachrichtsblatt." < ) Nnch Iltr.n>uehhain , Ii. rz' -I. .Ta^il-
Judmlrie: Getrci«lc-, Ob>r- und Wein- schloss nn der S^trasse nnrh Neustadt (1^
bau; Gerberei, stark betriehen; Leimsiede- Std.); und von da zur l'rb/diclien Wieder-
rei, Wollaplntterel, Holtbaadel (Flössen), huttfl (S 8t. von Kahla): IL 101.
Maschinenfnbrik, Porzcllanfttbrik von Koch d) \a( h Ilciiist<nll (2 St.), einem T)orfe
(Tafel- und KaflrecKe?»chirr). an der Straaüe nach Blankenhain mit der
Exeurmoncu: a) ^'LetirMeni'tmj 8t.).
Man gellt über die 1563 erbaute Snalbrftcke
mit 19Bo;^on uiiil kann des ohnehin chans-
strten We^^ts niclit fetilen, weil, das impo-
sante Borgachloa« fortwährend vor Angen
sfcbt. Es erhobt sich, östlich von .b r Stadt,
auf einer malerisch zwischen zwei Berg-
wänden gelegenen llochwarte, und wird als
8traf- und Correctiontanstalt In-nutst, so
da>s (Ut Zntritr nur mit Krbiubiii-JM des
i>cbloäscommandanton gestattet ist. Iiu D.
Jftlirhiindert als Scbntswehr gegen die Sor-
ben und Wenden erbaut, war die Lenchten-
burg uiiprünglicli im Besitz d^r Graf«u von
Amsliangk, wurde aber im tiiiiriugischen
(Jrafenkriege, sammt Kahla, vom Land-
grafen Friedricli jjt woniirn und ;;o«i bIeift
(1^). Wieder aufgebaut, kamen Sta/lt und
Tloiuo einer wichtigen Stammburg (Kemptc),
in einem roiaendftt Grunde gelegen» der
sirb dui < ]i aciiifin Kirsclicnreichthum und
durch eine scliauerliche Felsschlucht, den
„PfarrkesaeP* (bei Broasnitz), auszeichnet*
Ton Kahla naeh OrlaniHndA
Chaoss^ fibor Entersdoif nach Ntueh*
hause uil^/.^Stnndo), einer dorfähnlichen
VorstfifU des alti'nl iui <riselien Städtchens
*Orlaiilllll(!o f l .do K ), das von einer
Schrott" abtallendi'u , weiss und rotb
gestreiften Sandsteinwand, die von Kel-
ler|i;ew6!hon darcbboblt ist, wie ein
Adlerhorst von steiler Felsenklippe ins
Irtcheiide Tlml ht r,-.!» •^cliant. Dio jrro-
toske T.MLrc der St.irlt, weiche <iie .'ilten
Veste in die Hände der Herren von Wlti- Pilger mit Belldeljcm verglichen, und
leben, wurden jedoch bald darauf vom selbst der Name „Naschhattsen erin»
^l.'jy^f J-^«^«-'^'' «nwillkahrncb au Domburg. Die
clUya), und fielen nun an das Jlau!* Nul»sen. i - , . i - ■» j
Im Bruderkriege war der berüchtigte Apel I^ndstrnsse lauft nar am Fusse der
Horrr*;f;idt ^•o^f1!ler, so dass man sieh
von Vitzthum v.'in Ib r/og Wilhelm mit ib r
Vertheidigung der Burg betraut. l»u er sie
aber, nachdem sich die füristliehen Brlidcr
vera&lint hatten, nicht riumen. wollte , so
ward er ^eärlitot nnd entwich nach Böh-
men.* Trotzdem vertheidigie Apels Bruder,
Bernhard, die Burg so tapfer, dasa sie nur
«liiirli Kitpitulation wieder in des Herzogs
Hände kam fit,'!;. Später »Monte sie als
Staatsgctäugniäs, und nwnv waren die theo-
häulii,^ d iniit be^'ni'Jirt. das ori*rinello Bild
vom Tliale aus zu bewundern , un<l die
eii^^eutUebe Stadt gar nicht berührt. In
NfischhauftH f das unmittelbar an der
überbrückten Saale Hegt, ist zwar eine
Po-sfexpedition ; docli wird daselbst nur
unii;espaiint . .".ii« r kein Bt>iwfi£ren gege-
ben, wenn uichi /.iivor ein Platz bestellt
logischen Streithähne, Professor Strigel ^ ist. Im breiten Wiosonthal theilt sich
nnd l»Hst«.r Hügel, die Ersten, welche <lort der FIuss in mehre AiTne und bildet
ihr hels^ies Blut abkühlten : bis sie 172U in ^j^^ ^„^.^ pj^ q^, ^^^j^.^,^
eine SSucbt- und Irrcnan-ttnlt umgewandelt , i.^ i- t Vi
werde. Dadurch ist die mittelalterliche Ko- j'eni Neustadter Kre.sc herabkon.mt n.
mnntik von den noch wnbl eibalt. n i, Zin- ; Freicnorla in die Snale mündet, hat
nen abgestreift. Bio prachtvolle Au.-»öicht i ^l^i' i^ta<lt den Jsumeu gegeben,
abefr, ^besonder» von dem alten Thurme, | Das mächtige Geschlecht der Grafen
auf welchen 1.')2 Stufen fiihren, ist dieselbe : von Orlamünde spielt iu Thüringens An-
goblieben, und umfasst nicht blos das ganxe 2 nalen eine hervorragende Kolle {6.
. ijui. u i.y Google
187
8. Bouu: Ton Bndolstadt nach Elankenbiirg.
188
Willieliu J. wurde zum Stattlioltor in Thü-
ringen ernannt (l<KiO), und seine Nachkom-
men, die sehr ausgodohntu Besitzungen hat-
ten (darunter auch Weimar), führten eine
Zeit laug den Titel: Markgrafen von Tliü-
ringen u. Meissen. In der Febde »wisoben
All'ivcht dem Unartigen uthI rrjodrich mit
dor gebissenen Wange wählten die Erfurter,
die es mit dem ersteren hielten, den Gr.
Heinrich v. Orlam. zu ihrem Anfuhrer.
Friedrich aber schlup: sie xurürk und zer-
störte Orlamünde, Weimar und andere Orte
(1310). Ale spiter Gr. Hermann t. Orlam.
den Landgrafen Friedrich den Ernsthaften
in seinem rcbornuith Vfrsnottf't hntto (S. 68),
überfiel ihn diei^er, uud nahm die meisten
seiner Besitsungen weg. Daraus entstand
der verhftri'ndo Grafenkrieg (1343), der die
Orlamüudor 2u landgräflichen Vasallen de-
mfrtbfgrte. 1476 ist das mächtige Geschleebt
ausgestorben. Vom ehemaligen Stamni-
schloss, als Bollwerk ji^ejjon die Sorben und
Wenden erbaut und IMö zerstört, ist nur
dn hohes f oblonges CtobSnde (»das Korn-
haus") mif «lern Thi>r und äTisehnlirhen
Ilofummauoruugcn noch übrig. — Aber
auch in der Beformationsgcschichte wird
Orlamfinde^s Name, wenn auch nicht rühm-
lich, genannt. Dort war Andreas Boden-
8teinausCarlstadt(von Melaucbthon das böse
ABO genannt) als Prediger aufgenommen
worden und liatte das Volk derroassen auf-
gewiegelt, dass Luther versuchte, dio bc-
thörten Gemüther durch die Gewalt seines
Wortes zu besobwlebtigen (1594). Indessen
fand er bei den fanatischen Eiferern kein
Gehör. Wüthende Frauen sollen ihn sogar
In eine Bnngstfttte gedrängt haben, worauf
er eiucn Fluch gegen sie ausgcstossen, der
sie mit einem unliebsamen Halsschmuck be-
gabte , welcher sich noch jetzt häutig fort-
erbt. Der Kurfttrst Ton Saehsen mnsste den
Biblör.-ifüiiiicr Biub-nsfciii mit Gewalt aus
dor „mit Schwarmgeistern ven&auberten
Stadt*' yertreiben. In O. spielt auch 'die
Sago von der „weissen Frau", die Ihre Kin-
der mit Nfidelri f-rmordete.
»Schon dieser historischen Kemini-
scenzen halber sollte man nicht an der
originellen Stadt vorüber gehen , um so
weniger, als sieh von dem Felsenaltane
ein sehr schönes Panorama vor den
Blicken ausbreitet, und die sfidl. Seite
des Berges durch Anpflanaungen und
Spaziergänge verschönert ist. Gast-
wirthschaft im alterthümlich restau-
rirten llatlihans Gegenüber der Hal-
bing'sche Garten, besucbeuswerth. In-
teressant : Arbeitsschule fUr Knaben und
MXdchen.
Außflug zu dermaleriscbenBuinefidboKeN-
forät beim Dorfe Bodelwitz (1| St.), die (gen
W.) mit ihrem hohen Wartthurm den Schei-
tel eines bewaldeten Berges krönt. Das
Scbloss ward Tom Üandgrafen Ludwig IT.
1223 erbaut, um die Grafen von Orhunünde
im Zaume zu halten, die es später an sich
brachten. Der Weg führt über den Buch-
berg mit herrlicher Aussicht, und kann durch
den Hexengrund alsbald bis Budolstadt
fortgesetzt werden.
Seitetn outen : a) über Himmelshain nach
Neustadt a. d. O. (4| Stunden) ; b) durch das
idyllische Orlathal nach JP6»9neek (S Stunden) :
R. 108. • ,
Ton Ürlamünde nach fiMdol-
Stadt (3 St.) ist der Weg nicht so In-
teressant, wie er bis daher war. Ist
man V4 von O. entf^nit, Po nffnet
sich Cr.) ein waMij;es Scitenthai, diireb
welches die Strasse aus der Stadt herab
führt. Ein schöner Bliek rÜckwSrts.
Es folgen nun die Dörfer (alle in ziem-
lich gleicher Entfernung, VaSt.): Zeutsch,
Uhlstädt, Etzdharh, Kirchhasel. Bei
Uhlst. u. Etzplb. bildet die Saale wieder
grosso Inseln. Dem letztgenannten
Dorfe gegenttber seigt sich jcnseit der
Saale an malerischer Bergwand Schloss
Weissenhurg. In Kirchhasel fungirt als
Prediger der bekannte Schriftsteller
Dr. Wohlfahrt.
8. Route: Von Rudolstadt nach Blankenburg.
Ehe wir das Fürstenfhvm'SrhwarZ'
hurg-Rudohtadt durchwandern, werfen
wir einen flüchtigen Blick in die
Geschichte der Schwarsburger SegetUeu-
IrawMr. Schon lang» suvor, eha.Irtidfrig mit
dem ^rte nach Thüringen kam, wird
Hnos Grafen yon Schwaizhurg , Namons
Güuther, gedacht. Sizzo III., der U09 lebte
^ und das Schtoss Sehwantbnrg nnd das Klo-
! f»f(?r Goorgenthal erbaute, steht halb im
Dämmerschein dor Sage, halb Im Frühlicht
der Oeachichte. Dessen Sohn starb ohne
minnliche Kaohkommen, so dess seine Be-
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fl
189
8. Bwie: Yon Budolstadt naeli BlanVenbiu^.
190
Sitzungen dem Sohne seinos Brader», llein-
riclill.* zufielen, der alti eigentlicher Stamm-
vater dM Schwarsb. Hannes gilt. BftM MB
demHelben oiu deutscher Kaiser hervorging,
denen , welche auf der Stelle anziehen.
Es ist die verkörperte Anmuth. Seine
schattigen Spaziergänge, seine breiten
ist in der Einleit. (8. 69) orwähnt. j)^u^r ^^^^^''^^'^^^^'^y S^^^^'^^^^l^^
der doppelte Belchsadler tm Wappen des I Hfiuser am Fusso des FürstenscMoascs,
fClorreicben Geschlechts. Einer der Edel- sogar seine Garnison gehen ihm den
«ton war Gunther der ftrcirbü re , der« in ■ Ausdruck ehifr Residenz." Das hrcito
Aiustadt residirte und ohne männliche Nach- I 'flial, riugs von malerischen Höben uni-
konunen starb (1581). 1^»» | schlössen, ^
Johann Günther I. und A hreoht ^ JT. in BergUhnen Sind mit GÄrten und
die Sondcrshauser und in die Kudolstadtor *» Z ji i_x «u i - u
Linie , so dass die»er der Stammherr dea | ObstpfiaDanngen bedeckt, während sich
Kndolfltädter, jener des Sonders^»"»«»" Für- dio fr^ undlidie saubere Stadt balbmond-
jrtenjfp^rlilechtcs ward. Die fürstliche Würde iVh niigdeni hot lira^onden, imponirenden
aber erhielt die Sonderahäuser Linie, die üesidenzschloss ansi luniegt.
bis 1716 in Am»tadt residirte nnd dann
nach Sondorshauaen tiberaiedelte, in*)7, die
Rudolatädter 1710. Dagegen protostirteu
Poitt (neues Gebäude am Wosteudc der
Stadt, in der Nahe des Gasthof^ xnm Bitter
„ , , . ,, I u. der Badoanstalt) nach Jeim 5 Moil. in 5} St.
die Herzoge von Sachsen, welchen die , ^ ^ ^ 3, ^^^^ ^p^,^^ 2 ^ 2^
Itehnaoberhobeit über die 4k»bwansb Bc- , ^«11. in 1 St. Ab. 7{U. 27 kr.
sft/unf^on zustand, so das? ITorzoR \\ iliifnTi
£rast von Weimar seine Ansprüche sogar
mit bewaffneter Hand geltend macbte. Irst
1814 Ii. 1818 ward diese Lehn»hohett abge*
löst, und die Schwarzlmrger Pynn»ten gin-
gen aus der Auflösung des deutschen Bei-
ches als aeuveräne Herren berrer.
(bis Schwarabnrg fiS kr.); SmU/eld 1^ Meil
In 1 St. 10 Min., Morg. 7, Nachm. IJ, Ah.
7} U. (über Schwaraa) 37 kr. ; Wetmar über
Blatükmilunn & Heil, in 4^ 8t. , Morg. 4 n.
7i U., (über Kranichf. hi ) , Meil. in 5 St.
50 Min. Ab. 54 U., 2 fl. 3 kr.; StfuUilm 3^
Meil. in 8. St. 25 M., Nachts 12 U. 10 M. 111.
Rudolstadt*), Haupt- u. Residenz- | 26 kr. (bto Arnstadt 8 fl. « kr., bis Nendle
Stadt des POrstcnth. Scbwar«b.-Riidolat. ^ > « « , .. ^. t q
mit 600© Einw., liegt überaus anmutlng
am linke ntJfer der Saale, über wek he eine
(nenc)Brücke führt, undist in der „prak-
tischen Oeofrniphie" durch hübsche Mäd-
cben u. gute Bratwürste berühmt. Der
Hauptcluurakter der Gegend erinnert an
eine iMshendeldylle u. ladet zu heiterem
Lebensgenüsse ein. Schiller schrieb dar-
über anKörner : ,,Die OciieiKl ist ausser-
ordentlich schön ; ich bin jjohr überrasclit
Avorden." Mit diesem Urtheil stimmen
W.T.Humboldt, A. Stahr, W. Alexis n.
alle Beisende überein J. P. Fr. Richter
proist „dieMagie d. Gegend, dieFürstin,
<Ieri Fürsten, die Stadt u. die Menschen,
»iic ihm alle so wohl gefielen, dass er in
der Ehe R. gegen Weimar austauschen
wollte.** Der überscfawSnglichste Be-
wunderer aber ist Prof. HinnT trt, der
Uber Rudolstadt sagt: „Sein Aousscres
entzückt, seine Physiognomie gehört zu
Obbarin», Hudolstadt und seine Um-
gehnngen. 185;'). — Die l>eij;cgehene Ansicht
der Stadt ist auf dem Wege nach Keilhau
(westUcb) an^enommai.
j tf-ndorf 2 fl. 41 kr.) ; K'hngsee 8 Meil. in
3 St., Ah. 7^ U. 1 tl. 3 kr.; HoHnteberg S^
Meil. in 12 ^t. über Saalfeld u. Wallendorf
Morg. 7 U., über Blankenburg, Oborweiss-
bach, Nouhaus Ab. 7J U., 2 fl. h'} kr.; FA»-
feltl (über Oberweissbach) 8 Meil. in 10 St.,
Ab. 74 ü. S fl. 48 kr. ^
TOegraphenUatitm (Im Begiemtigsge.
bäude).
Priratfnhren in der Posthalterei, oder
bei den Gasthofsbositzern und Ilanderem,
tigUch '4—5 Thaler (zwoispänuig), naob
Schwarzburg 2J Tbaler, üher Panlinzelle
nach Ilmenau 4—5 Thaler- — Führer in den
Gasthöfbn an erfiragen.
Entfemunge H : Blankenburg Schwara-
bnrpr 4, <)uUfeld 2, Weimar 7, Jena 8 St.
Ga»i/ioje : '^Ritter mit elegan tor Einrich-
tung nnd reiaender Aussiebt (an der atrasse'
nach Schwnr'/hurpc , unfern der Post; da-
neben Trinkhalle für kohlensaures Wasser),
Nachtlager mit Frühstück 20Sgr., Mittags-
tlscb 1 Uhr 12J Sgr., Bedienung 5 Sgr. , E(iui-
page (Wirth: Grossmann); — Löwe (Curioni)
und Adler (Streitbergor), beide am Markt,
Equipagen; GarkvHshe (Harktstraase), gnte
bürgerliche Kost, billig. — Bestaurationen :
Badehdi's (an der «rhwarzburger Strasse);
Kirchners Halm (aniAugor); BchUülMU» mit
Billard und baTerisobem Bier (am Anger);
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8. Route: Vott Radolfltadt nfteli Slankenbnfg.
192
W"hlfaJ,r(s T)<i!temirirthgcft(iff mit Billftrd;
Uie Halle (am Anger j mit Billard; PeUr
AaM'*IRNw«(W«inBtii1»«), unfern des Bitter;
Jiiaitchi (Woiiisttil»o) , MiirkLstrasso ; Felxcii-
itffiier (Bierwirthschiift), an der weimurischen
Strasse; „Die Fötze" (Zum xvihlen Mann), clu
ftltberühmter Wallfalirtsort dt r Biertrinkert
dns letzte Haus uti dt^- wciinarisclieu Strasse;
ße90wc€ oder Herget s (J arten, am Hain u. a.
— Oottditioreieiir: BantmgarteH, Kirchner, Stei-
ner, SteMtepf (dem Bitter gegenüber).
Vereine: Freimaurerloge, Gewerbvereiii,
Vorsclf ussverein , Turnverein, Steuugraphi-
BOher Verein , 4 Singrercinc, MuBikfercin,
Dmnmtisf.hcr Verein. — Thcu'cr vom August
rieh II. zerstört. Albert VIT. . dnr Stamm-
vater des jetzigen FürstcngescLleclits, wählte
es 1573 sum dauernden Wohnsit« nnd et-
ncucrto das durch Brand eingeäscherte
Schloss. Seitdom residirtcn hier Karl Gün-
ther (t 1646), Albert Anton (t 1710), Lud-
wig Friedrich (f 1718), Frfedrfcli Anton, der
dns aJ>ennf\l8 uicdcr^ebr.innto Sdildss uic-
«ler aulbauto (t 1741), Johann Friedrich {f
17Ü7), Ludwig Günther (f 17i>0), Friedrich
Karl (t 1793) und der jetzt regierende Fürst
Friedrich Günther f-cb. 1793), <lcr 1811 <lis
Jicgiment antrat und oime männliche Des.
cendenten >fst. — BeHiAmte Mämer: TL C.
Koch (geb. 1790), Musikthoorotiker; Len-
bis Oktnlicr; Fürstliche Kapelle; Militär- ' kert, der zuerst (1765) die Dämpfung am
' Piauofortc anbrachte; Ch. F. Perthes (geb.
1772), einer der geachtetsten Bucfab&ndier
un«l Patrioten; Gf'Tioralsnpfrintendent Zeh ;
hautl>oistcucorp$. — Jhuiquier Triehel (am
Markt). — Fröbel'seln
le Hofbnchdmckerei
(seit 1663^; 2 Buchhandlungen; 2 Leihbi-
bliotheken; 2 Musikalien- und Kunsthand-
lungen; 2 Steindruckereien; Photograph.
Jowrnoiietik: TVoebenblatt; Beobaebter
an der Saale, Schwarza und Ilm; Auswan-
derunfrszeitung mit dem Beiblatt: der Pilot,
in Verbindung mit dem Fröbelschcn Aus-
wanderungsbnreau, das flieh durch Socgfalt
und Solidität auszeichnet.
TSa<lcnii.itaV am Wcstende der Stadt
(Strasse nacli Schwarzburg), 1853 eröffnet
(Inhaber: Prenss nnd Carioni), mit Ein-
riclitntrir zu Fichteuuadel - , T>nmpf- und
Flus.sbädcrn. Knthält 20 müblirto Zimmer
für Ourgäste, 15 Badesellen, Gesellschafts-
nnd Spciseiäaal, Garten mit Mannorkegel-
bahn und öfteren Concerten. Badearzt Dr.
Clement. Jährlich etwa 120 Gaste. Privat-
wohmingen wöchentlich 3 Thlr. Will
man im Badehause (mit sehr schnnor Aus-
sicht) wohnen, so sind die Zimmer vorher
zu bestellen. — Rndolstadt hat auch einen
„Gesundbrunnen" (1 Stunde von der Stadt),
der im 17. Jahrhutidort \v< it bcrühiut war,
jetzt abur nicht mehr benutzt wird.
ludntitrie: Am stllrkaten vertreten i.st
die SchnliTii;ii]pTi tinung; Porzellanfahirik im
Fi-^or^illKib" . ■\\ iiUfiisiiintHTci im Wüsten
H. Leo, „der Halle'sche Löwe" (geb. 17i)ü);
LelbortBt Ffichsel, einer der ereten Begrün-
der Her u is-iciiscli;iftli<iien Goop;uosie ( f
1773),'; Jul.Frobel, Reifender ; Professoren <}p-
Gymuasiums: K. P.Fröbol, A.Voss, AUk-
ken, G«tt1ing,Grilf, Obbarias (flSGO); die
Componisten M. Eberwein u. A. Methfessel;
Schopenhauer, welcher hier ^oin erstes
philosophisches Werk schrieb. Kundine von
Wolsogen , Schillers Scbwigerin, In Bndol*
Stadt crobnrcn (17'!!*0; ilesspn älffsfi- Tnchter,
au de n Bergrath Juuut veiheirathet, daselbst
begraben. Unter den jetzt Lebenden haben
die Namen F. Si.i;i>niuiHl (iIcsm-u neuestes
Werk : Lanrleskuude des Fürstcutliums
Schwarzburg-ltudolstadt), Fr. Hesse (Uber-
bibliothekar nnd Nestor der thüringischen
Altcrtlnim.Nf'Usclier), .\. Sommer {Yolksdicll-
ter) u. a. einen guten Klang.
SchenmrUrdifilctitcn : Die innere Stadt
hat deren nur wenige anfzuwoisc». J)er
schönstePlatz ist *deruli/r/r / ( hinter dem
(Jnsth. z, Ritter), der scliou ausserhalb,
jotlocl) in unnrittcll)arcr Nähe der Stadt
lic<,'t r.iid nii den D'fissfrdamm grenzt,
welcher sich als ein mit alten, dicht srhfit-
bach, Piiinofortcfabrik von Sempert, Glok- 1 ^^^^611 KaStÄnienbaumcn bcidlanztcr Spa-
kenglesserei (worin Schitlar seine Studien ^iergaug längs der Saale hinzieht Der
2um „tiicd von der Glocke** gemacht haben j Anger mit seinen Rasenplätzen, Baum-
'-r» 'ip!'e» "itI Hestnuralionen i.st Hudol-
.stadis Prater, wo sich im S()nim(»r das
gesellige Vorgniigon concentrirt. Er ist
zugleich der Schauplatz des beriihintou,
vielbesnchten Vogelsehiessens (Aug. bis
Sept.). Das iinschoinharcBrettortheater,
di?s sich gleichfalls hier befindet, soll
endlich dtin-li ein neues ersetzt worden
ßchwareburg. 1345 von Xiandgraf Fried- ' wozu die Haumaterialien schon seit 184G
soll)
Ccxc/tichtlichcs. Der Sage uacli ist Jtu-
dolstadt von einem thüringischen Herzog,
Nanicna Tliidolf, /uni Schutz gt -on ^\\,^ Sor-
ben erttant. Im Jahr m) Kij^onthum des
Klosters Uersfeld, von Karl iiejn Grossen
geschenkt. Im Anlkng des 18. Jahrhunderts
kam CS an die Grafen von Orlamünde, und
etwa 100 Jaliro später au die Grafen von
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198 S. Bmtte: Ton KnMsMt MtkBlsnkenbiirdf.
194
trÜTTitnprhhft daliegen. In der Nähp der
Tnrnpiatz. An schönen Abenden in den
dasigeu (Junditoreien, Bierwirthschaften,
BnntwmtbiideD, KegelbAlmeii reges Le-
hm in nagMP uugeaem Yerkelir aller
Stibide. — In der äftdt die Ludi loBhurg,
nordöstl. hti der Strasse nach Weimar,
ein anspruchsloses ftirstlicbrs ScMoss,
worin sich die Naiuraliensammlungen
bfliAndeB, die jeden Ifonteg von S Uhr
an ge5Aiel sind, aber ancä eeaiit Ton
dem Custos Dr. Otto gezeigt werden.
»Sie sind rrir-h an ConchYh>n und selte-
nen Mijiei nlien , darunter Hessbcrger
Thierfährten und einige Ueberbleibsel
des GoldsegenS) den sonst die Sehwana
spendete, s. B. ^e Meine Ooldstafe
(einige Dukaten solnrer), die noeb 1800
olierbalbSchwarzbnrj^s gefunden wurde.
— Die Lfindesbiblicthek im Kegierungs-
gebaude, die über 50,000 Bände, beson-
deis werthToUe Oesehiefatsweilce und
nianfilietypofiprapUfcheSellenfaeiten ent*
hält, ist Dienstflgs und Freitags von
3- — 5 Uhr geöffnet und steht initer Oher-
aufsicht des Hofrafhs Dr. lienso — Die
Stadtkirthe , am Ostfusse des Schloss-
berges (der Lndwigsburg gcgonüber),
nnr dämm bemef kenmrerth , well sieh
darin die Grabmäler der Gräfinnen Ka-
tharina 13^4) und Aemilie Juliane
V Schwarzbur;^ l 1708) bctinden: jene
durch den Heldenmuth bekannt , womit
sie den blntdüntigen Herzog Alba , der
anf dem Sehlosse frühatflekte, dnieh das
Drohwort; „Pürstenblut für Ochsen-
blut!** zwang, ihren l'^nterthanen das
geraubte Vieh zuriickzugehen *) , und
durch die Energie, womit sie den Predi-
ger Caspar Aqnila, auf dessen Kopf der
Kaiser einen Preis von 5000 Onlden
gesetsst hatte ^ in ihrem Sdilosse barg;
während Aemilie Juliarif^ iinrh jetzt in
ihren frommen Kirchenliedern fortlebt.
— Unter den Privatgebäuden erregen
di^enigen ein besonderes Interesse, wel-
^'t Herzog von Alba bei einem yrüb-
stück auf dum ikhloflse zu Rudolstadt. Er-
zählung von Schiller", deren Originalinanu-
skript sieb noch in Rudolstadt befindet (ab-
gedruckt Im Merkur, 1788).
JPflhrer durch Thüringen.
gpwi«serma8sen historisch geworden r
Der Heiscnhof (am nordöstl. Fuss des
Schlossberges), wo die Familie v. Lenge-
feld , ein Haus in der Neuenstrasse , wo
der Legationsr. r. Benhrits, mit dem
Karoline von Wolzogen vermählt war,
wohnte, und S( liiller zuerst mit Goethe
zusammentraf, und der (xü^thof 5?iirr;abel
(jetzt Weinhandlung am Kndc der neuen
Strasse), ans dessen Fenster derlMehter
die bcÄenndeten Schwestern grftsste.
Die Häuser sind mit Erinnerungstafeln'
be«ei( hnr>t. — Vor Allem ladet die im-
posante, vielfcnsterige *lleldecksblll^y
kurzweg ,fdais Sehlosa" genannt, das
unmittelbar Uber der Stadt auf einer
grfin bewadisenen Bergterrasse (774 F.)
thront, znm Besnohe^ein. Der gewöhn-
lichste Weg, hp<[uem ufid schattig, fiilirt
an der Stadtkirche vorüber stufenförmig
empor. Der kas^rnenartige Bau impo«
nirt dnrdi seinen Umfang nnd seinen
mi|5*B8titlsdien Thurm. Uebrigens ist
der Westflugel eins der gefälligsten
Muster des Koccooostyls. Zunächst be-
tritt man den beschränkten parkartigen
Schlossgarten mit dem überkuppelten
„ Seballhaas'S worin eine wei^Tolle
Sammlung Ton 6n»8abgttssen antiker
Bildwelke (darunter die kolossalen
DioskurenhSupterV lieber die Mauer-
brüstung ein reizender Blick auf die
Stadt. Zwischen dem Garten und der
JEKeitbshn wurde 1798 das letite Tur-
nier gehalten. An der Westselte des
Schlosses „ die Schutte , eine von Ei-
sciirj-rl ander umfriedigte Esplanade mit
kaleidoskopischer Aussieht. Um das
Innere des Schlosses zu sehen und sich
besonders der herrliehen Umsicht vom
Altan des Thnrmes su erfreuen , wendet
man sich an einen Soldaten der Scilloas'
wache (Trinkgold 5 Sgr.). Sehenswerth !
der grosse, reichdokorirte Festsaül iiiit
schönen Wand - und Deckengemälden;
die 1S60 reftaurirle SdiloeskapcUc j in
verschiedenen Zimmern au^cketebnete
Gemälde alter und neuer Meister (Be-
schreibung von Partliey, Berlin 1H57);
die fürstl. Hausbibliothek mit seltenen
Prachtwerken. — Rückweg hinter dem
^kihlosse weg, entweder linles bd dto
10
Digui^ . ^ Ly Google
8, s§uU: YonftvdolfltaiiBAeliBIftiikeBlMrg.
m
Wagcnrcnuscn die ,,Hilhnertreppe*' hin-
ab, oder rechts eleu nördlich tlihreoden
Fahrweg durch den „Baumgartcii."
U^eboiigeil. De» Angera (▼. &ehi\-
If^ «ijdie Vogelwiese" genannt) und des
Wasaerdammes haben wir schon gedacht.
Noch rf'i/endor sind die »Spaziergänge im
^Haill^ einem mit Laub- u. Nadelbolz
bewachsenen Bergrücken , der sich dem
SfihloBSbeige «nsdiliesstiuid durehLust-
wegd, Kanstanlagen und schöne Aus-
silOlitapunkte zu einem grossen Parke um-
powfi-ndelt ist. Mfiii steio^t liinter dem
Schlosse empor, und Jkauu verscliiedeue
Wege einschlagen. Links unter dem
WaldB trog l^elangt' maa »ftch V4 St, ba
der y^«lten Kiche** (unfern des Dorfes
Mörla) vorüber anf dem Fahrwe^^e (r.)
zum ,.Tyrolerhaus", einer fiirstlichen
Villa, in deren Nähe uraUe, gewaltige
Kiefern u. Ficbten gegen 150 F. hoch em-
porragem. Abermals *mhts entweder
den rückwärts führenden Mittelweg, der
auf dem Kamme des Berfies nach dem
Schlosse zu läuft und den ,,Backofen'S
eine künstliche ürottenwölbung mit
„Steinsitz" (1064 F.), so wie da, wo
sich der. Berg wieder. aWHjrts neigt, das
dem Forsten Ludwig Friedrich IL (1813)
errichtete einfache Marroordenkmal be-
rührt •, oder vom Tyrolerhausc rechts,
wo sich vier Wege kreuzen, den sich
abwärts senkenden, welcher am „rothen
HKntoban "(Villa) vorbei in den dttstem,
waldetimaKien Tlialgruud des Haingra-
hens CScbw-arz^viukel") führt. Aus dem
fcichwarzwinkel tritt man in einen klei-
nen Park mit Teichen und schönen
BBWmgntppen, welche „der Baumgar-
ten" Meet ond von iwei auf hohen Po-
stamenten rithenden Löwen bewadit isL
Durdh diesen/ührt eine Fahrstrasse zum
Bchloss, und eine andere in die nahe
^t«4tt wo «üuuächst der Felsenkeller mit
He&ebatttigem Qarten und gegenüber
der Bilifevgarten aar Baat einladet.
IKe ganze Partie erfordert etwa IV5 St.
"fettere Auf zun f. n^ Knmbach
(V4 St.) — Schillernhöhe ( St.) ^
Volkstedt (V4 St.). — Zum Dörfchen
KnllMll 9. einem beüeliten VerguQ-
gnagaort der Budolatidter, der an der
südl.Berß^lehncde«? reizenden Tbäles ein-
gebuchtet ist, zeij^en die pnlastähnlichen,
weithin leuchtenden Gewächshäuser des
herrschaftlichen OrangeriegarfcenB den
Weg , der jenseit des Angera ilber die
Baalbrücke führt. Der in Terrassen bia
zu einem fürstlichen Pavillon (,,Stein-
haus") aufsteigende Gartfü ist zu einen\
schönen Parke umgestaltet, und nur die
RoecQicopforte nnd ein Steialmchengang
erinnern noch an den franzdaiaehen Ge-
schmack, in dem er frQher angelegt war.
Die Höhen, die sich unterhalb und ober-
halb des Dorfes erheltoTi, nämlich (im
Volkwitz) „die BUdergaiierie" und ,,der
MontblaiWB**, geatafttea eine prScfatige
Aussieht: jene timfaeaender und ^eaa
lieblicher. — Vom Orangeriebaus führt
ein anmuthijLjer Weg durch dir Felder
an der Lehne des Möhlberges liiii, auf
dem man nach 20 Min. die mit Busch-
werk bewaehaenen and Ton dlnaa*
men Pfaden durchscbl&ngolte Bergeeice
, erreicht, die schroff zur Saale nbCKUt und
j dem Andenken des. Dichters p;e widmet
|ist, der, als er im nahen Volkstedt
1 wuhnte, gern hier gerastet und geträumt
I haben aoU. Einer aeiner Sebiler «nd
; Verehrer» derKammerratli Werlich, ver-
' wandelte den Bergabhang in eine frcund-
I liehe Anlage, Hess daselbst eine Schwei-
zerhUtte bauen yind in einer Felsennische
Schillers br.oncirte Eisenbüste (nachdem
Danneckeraeben Modell gearbeiteii) auf*
' stellen. Darutiter;aiif einer Metallplatte,
einige Strophen aas Schillers „Spazier-
^ gang". Seitdem ist *die Schfll^rs'
j höhe ein vielbesuchter Wallfahrtsort
geworden. Steigt man einige Schritte
gen S. (itber den„Taneplatz), ao etrefcfat
dieSaale in unheimlicher Stille am Fuss
der jähen Felswand vorüber. Jenseit
des Flusses, den man in einem bereit
stehenden Kahne übersetzt, das Dorf
Volkstedt, durch welches die Strasse
nach Blankenburg nnd Saalfeld führt*
In einem dasigen Hause, der Kirche ge-
gPTiüVjrr. welches jetrt dem C^ut.sbesitzer
Stauch gehört und durch eine Gedenk-
ttaf«! bezeichnet ist, hat Schiller glück-
lielieTage verlebt. Nachdem er 1787
einen Beanch In Rudolstadt gemadit und
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^. n&uie: Ton BttdolBMt Afteh Bl»Bkeiil^iir|:«
1^
die „liebenswürdige" Familie v. Lengc-
feld kennen L'olornt hatte, miethetc er
sich, der ländÜclien Ruhe bediirftij.', im
Mai 1788 beim Caittor Unbehauu in
Volkstedt «in. Der Ort — schreibt er, —
die Lage, die Einrichtnng im Hnuse,
Alles ist vortrefflich." Nachdem er des
Tages nber fleissitr L'onrbeitet, ging er
jeden Abend nach Kudolstadt, wo steh
dasHerzensbaud mit Charlotte v. Leiige-
feld (geb. BuRndolst 1766) immer fester
knüpfte. Bald dichtete er „die Künst-
ler", bald las er im Homer, bald be-
sehäftigtc er Mch mit dem Geister-
seher", bald correspondirte er mit seinen
Freunden, bald arbeitete er an der,,Ge-
scbiehto des Abfalls der ^Niederlande.'*
Die obere Stabe, die er bewohnte, war
nicht gross, aber behäbi|r eingerichtet.
Aas den Strftssonfenstern blickte er —
wie er selbst schildert — ,,über die
Kirche hinweg auf eine hübsche, mit
Laab gekrönte Anhdhe; an weleher die
8aale in sanften Bogen dahin floss" (die
jetzic:* Sf'liillershöhe). Als die Tage
kürzer und kühler ■wurden, siedelte er
nach Rudolstadt über und vorlebte noch
einige Wochen im Bossschen Hanse am
Scblossberg („gans vortrefflich woM*').
Aach in den Herbstferien 1789 kelirte
er noch einmal niif knrze Zcttnaeli \'olk-
stedt — in sein Pathmos, wie es Wieland
nannte — zurück, u. zehrte noch lange
an dem stillen Qlück, das ihm „der ßu-
dolstftdter Sommer** gebracht. Das mo-
demisirte Schillerzimraer , worin sich
noch das Schreibj)ult befindet, nn wel-
ehem der Dichter arbeitete, ^vird horeit-
wiilig gezeigt. Dem Stauchscheu Hause
gegenüber steht die berühmte Porzel-
hM^aMhf eine der Sltesten in ThÖ-
f ringen, die mit Nippfigiircn , Tafelge-
schirr, Pfeifeiistumineln und besonders
mit kunstreichen Weihgefässen bedeu-
tende Geschäfte macht, obwohl die Glanz-
periode der Porzellanindustrie, wo ein
sehli6hter Pfeifenkopf 18—16 Sgr. ko-
stete und die Fabrikarbeiter in Volkstedt
ein nnifonnirtes Musikcorps bibleten,
welches sein Tagewerk mit einem
Zapfenstreich beschloss, längst abgelau-
fen ist. Ein aKer Kanditat, Kaiuens
Macheleid, der Sohn eines Laboranten
ans Cunsdorf, der nebo'i der Theologie
auch Chemie studirt hatu , fand an dem-
selben Sonntag (1759), au welchem er
seine 90. Predigt gehatten hatte, einen
so schönen Sandstein, dass er alle Ta-
schen seines Kockes und daheim die
Str'Mi^^fnidVtiieli«»' d-unit füllte. Diese
Sauderde, womit er n» ehrfache Versuche
austeilte, brachte ihn auf den Gedanken,
Porzellan daraas zu bereiten, so dass man
gesagt hat, Macheleid habe die Forzel-
Innfabrikation, welche damals noch als
Geheininiss pralt, in seiner Streusand-
büchse entdeckt. Zu dem Ende baute er
einen kleinen Ofen , und als die ersten
Porzellangeschirre daraus hervorgingen,
bildete sich eine AkticngeseHschaft, die in
Volkstedt eine Fabrik anlegte (1762),
welche von demLandcsfürston, der sich
selbst daltei betheiligte, mit einem Holz-
privüeg von 1000 Klaftern bedacht
wnrde. Haeheleid hatte die 'technisdie
Leitung in den Händen, hielt aber die
Glasur des Porzellans selbst vor seinen
GeschSftstheilhabern geheim. Als diese
jedoch von den Arbeitern verrathen
wurde, zog er sich missmuthig zurück
und lebte bis 1801 als Hagestolz in
Schwarzbarg, wo er einen kleinen Jahr-
gehalt verzehrte und auf dem Trijtpstein,
der bis dahin kaum bek;innt war, eiu
Lnsthfiuscheu baute, das seitdem zu
einem Wallfahrtsort aller Touristen ge-
worden. In Volkstedt war es auch, wo
Fr. Cotta (f 1822) »ich um die' feinere
Porzellanmalerei grosso Verdienste er-
warb, u. J. G. Martini die Kun^t erfand,.
Ciemälde durch Abdrücke von Kupfer- u.
Stahlplatten auf Porzellan flberzutragen.
Von Volkstedt kann man, falls man
nicht (vi ll- loht mit einem Abstecher
zur Justinshöhe) nach Rndolst. (V^ St.)
zurückkehrt,alsbald dieLandstrasse ver-
folgen, die über Schwarza westlich nach
Blankenburg und südlich nach Saalfeld
liitft, oder zuPnss Über ^eigerhdm nach
Blankenburg gehen.
b) Prf^illpp (V4 St. V. Rud.) — Die
Knppe (1 st ) — Der Kulm (2 St >
— Diese Fusstour ist besonders Denen
anzurathen, die von Radolstadt jiaeh
10»
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199
8, Soute: Yon Rudolstadt miciiiBlankeiibiirg,
200
Saalfcld gehen. Der Wof^ führt über
Kumbachj und zwar jeiiseit des Dorfes
dnrcli eine Thalenge, der «ich ein wald-
bekrSnster scluufer ISaiidsteiiir &cken und
dann ein Wieseogrimd anscbliesst. Zu-
nächst erreicht mnn Ober- und bald d^ir-
auf Unterpreilipp f beides meiiiiug. Dör-
fer. Das letztere, Unterpreilipp, hat
(vom Saalthal aus gesehen) eine wahr-
haft pittoreslce Lage, indem diehellscbim-
memden Hfiuser aus einer Bucht ter-
rassenförmig zur rebenbepflanzten Berg-
wand emporsteigen, die steil zur Saale
abfällt. Die alte, im romanischen Styl
erbaute, weit sichtbare Kirche ist seit
1861 restam^, das schöne Schnitsbild
aber, welches den Altar alerte, nach Mei-
ningen verkauft. Eines der höchst ge-
legenen Häuser ist die Dorfsrhonko, die
eine prachtvolle Aussicht bietet, und na-
mentlich das Terrain überblicken lässt,
auf welchem 180$ das uuglUckHche Ge-
fecht beiSaalfeldgeschlagen wiirde,nach
welchem die Preussen und Sachsen ihren
fluchtähnlicheii Rückzug über Unter- und
Oberpreilipp nahmen. — Xncli umfas-
sender ist die Aussieht VOM der * Frei-
lipj>er Kuppe (13äO F.), die sich jenseit
Unterpreilipps in drastisch«»' Gestaltung
steil emporgipfelt, aber auf einem be-
quemen Wege, der erst ziemlich weit
ins Thal hinein und dann an der Leime
des Berges aufwärts lührt, leicht zu er-
steigen ist. Nördlich liudoistadi und
südlich Saalfeld begrensen das nnver-
gl^chlich schöne LandschaftsbUd. —
Noch hoher (1484 F.) erhebt sich der
7u!fm,^/^Si. südöstlich von der Prellipper
Kuppe, 158b dureli ein Erdbeben zer-
klüftet. Der gangbarste Weg zu diesem
hSchsten Gipfel der Halde (wie der zur
Saale abfallende Gebirgszug heisst) zieht
sich, unweit Oberpreilipps, durch eine
einsame Waldstrecke über d;is Dörfchen
Sclilosskuhn. Die Aussicht ins Sanl-
thal uud ins Osterlnndistjedoch nicht so
lohnend, wie von dcrPreilipper Kuppe. —
yfeg naek SaaUeld: &. 97.
c) JnstiDshöbe (V« St. TonBad.) —
Schaala ( ' , St.) — Schwarzciisliof
(1 öt )— Eichfeld (1V4 St ) — Keilhau
(ly^Öt.)— Die Chaussee, die am Bade-
hnns vorüber läuft, theilt sich nacli etwa
20 Min. in 2 Arme, davon der südliche
(1.) über Volkstedt nach Schwarza, der
westliche (r.) Über Schaala nach Stadt-
ilm und Arnstadt Dtthrt Im Winkel
beider Strassenarme, wo — am Fusse
des „Kolk" — ein Chausseehaus steht,
steigt, zur Linken einer SfiulenvUla, eiu
schattiger Troppcuweg zu einem Lust-
hftoschen empor, welches die mit guten
Versen begleitete Inschrift trägt ^Jw
stinshöhe. Hier eröffnet sich eine der
schönsteu Aussichten, welche die Um-
pc^end von Rudolstadt "bietet. Beson-
ders in den Abendstunden ist das Saal-
thal, das man von Saalfeld bis Uhlstedt
uberblickt, von einem zanberhaften
Schmelze überhaueht : ein Diadem, worin
das rudülstädter Seddoss als schönste
Perle prangt. Etwa 100 Schritte liöhcr
ein gusseisernes Denkmal, dem 184ö
verstorbenen Erbprinzen von Rudolstadt
gewidmet. Die Besitsnng gehört dem
Rath Linke in B., ist aber jeder Zeit
geöffnet. — Will mau von hier aus einen
Abstecher auf den Zeigerheime r Berfj
(V« St.) machen, so geht man südwest-
lich auf dem Kamm der Justinshöhe
fort, verfolgt dann einen steilen Fahr-
weg, der sich aus dem Thale herauf-
zieht, und biegt, fast auf der Höhe, 1. in
einen Fn<spfnd ein, der auf die Spitze
des Berges fülirt. Von da kann man
alsbald nach Blankenburg gehen, wie
weiter unten angegeben. — Wir wenden
uns jedoch von der Justinshöhe zur an-
deren Seite und gehen (auf der Chaussee)
nach Srhaaln (\',, St.). Will man die
Justinshöhe nicht besuchen, so ist ein
näherer Fuss weg anzurathcn, der nahe
der Stadt r. von der Chaussee abzweigt
und am inlurustirenden Schaalbacb hin ■
liiuft, worin man Tuffstein und verstei-
nertes Moos findet. Am Eingang des
Dorfes, das in einem engen, von Muschol-
kalkbergcn umrahmten Thnle liegt, der
neue Gasthof „zum Weiuthal'' ^mit herr-
licher Anssiclit), und rechts am Berge
eine Porzellnnfubrik, die mit der volk-
stedter vereinigt ist (Greiner, St^iuch
u.Comp.) u. schöne Nippwaaren liefert.
I Früher war sie eineSteiugutfabrik, uud
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20t
8. JUmte: Ton Bvdolvtadt nieli Blankenburg
202
zwar die erste in ThQHngen, weif Ii f der
Kandidat Machcleid anpolegt. Xon
Schaala kann man nördlich über einen
Bergsattel nach Mörla gehen (V^ St.)
und dureil den „Hain" naeh Rndolstadt
svr&^kehren. S&dlich gelangt man,
faidem man bei der Kirche r. Stell auf-
wärts sehrpitct, in derselben J^^it 7u
Srhiparzenshof und durch ein ((Ui Ilm-
reiches, mit Reben- und Kirschpöanzun-
gen nnkrliuites Wlesentlial su Sehwar'
zentMnke. In dem neuen Heierhofe,
welchen der Justizr. Schwarz angelegt,
werden Erfrischunj^en vernbroiclit. Die
parkartigen T'mL'obungen .siud reich an
traulichen i^iutzen und reizenden Aus-
siclitepmikteB. Besonderes Interesse
gewXlürt der Vogelfang, der vorzugs-
weise im Spatherbst hier betrieben wird,
theil«; in Meisenhtttten und auf Vogel-
heerden, theils in [Schlingen und Stell-
bügeln, theils an der „Tränke", welche
dureh ihr Quellengemnrmel die Vögel
anlockt. Namentlich sind esKrammets-
vög**], die bis mm Winter Iiinein fiefan-
gen und durch Zwischenhändlrrhisnach
Berlin versendet werden. Mehr jedoch,
als des Erwerbes, wird die Vogelstelle-
rel des Vergnügens halber getrieben, und
ist nirgends so systematisch und so
schwunghaft aus^jebildet, wie in der en-
gend von Rudolstadt. Von Schwarzeus-
hof entweder in 10 Min. auf <lem Weg, der
▼<» Rudolstadt nach Zeigerheim n. Blan-
kenburg fQhrt, oder nach der anderen
Sdte bin in % St. hinab nach Eichfeld.
— Verzichtet man auf den Abstechernach
Sch^^ Hrzenshof, oder 1 * >ucht denselben
Hut dem Wege nach Blankenburg, so geht
man Ton Schaala durch einen engenibal-
grund auf der Chauastein das frenndliebe
Dörfchen Eichfeld ^ wo Ü. von Ketel-
hodt. f'in ,.'rulpenfest" stiftete, nn ^vpl-
chem die mitTuljien geschmückten Kin-
der mitBüchern beschenkt werden. Süd-
lich davon „KUterütHkübß** CV4 ^^-.h
dne wegen ihrer ttberraschenden Aus-
sicht vielbesuchte Anhi};« mit Vogelfang.
— Von Eichfeld wendet »ich iWa Strasse
nach Stadtilm rechts an Lichstedt vor-
über, wo die Vogelstellerei ihren Haapt-
sita liat (16 Berde und 4 Trinken), und
Hr. V. Ketelhodt zur Hebung der jong^
Iräu liehen Sittsamkeit „das Rosenfest"
stiftete. CfCradeaus chaussirter W^
nach Keühau (V4 St.), einem kleinen
Dorfe in engumscIdossaMm Tbale, das
durch seine Ersidiungsanstalt einen weit-
bekannten Namen hat. Diese Anstalt
ward von dem Vater der Kindern-Är-
ten". Fr. Fröbel (f 1853X eiiiem Schü-
ler Pestalozsi's, in Verbindung mit sei-
nen Freunden Middendorf und Lange-
tbal, 1817 begrilndet, und zihlt jetst,
unter Barops Direktorat, einige sechzig
Zöglinge (mit 9 Lehrern). PI* hoch-
rngenden Gebäude der Anstalt liegen am
westlichen Ende des Dorfes.
Ton Keilkau uach Blankeuburgr
(lV4St.) aber den Steiger, einen 14^5 F.
hohen Berg, dessen kahles Haufit eine
lohnende Umschau gcwfihrt, Kleinpölitz
und den Greifenstein; — oder nach
Pavlinzellc (3 St.) über Leutnitz (Chaus-
see), Gölitz, Quittelsdorf, Kotteubach,
Milbitz, (B. 31) oder Uber i8!ol«<?o9/, in
dessen Nähe Lithographiesteine ge-
brochen werden; wikrend bisher 800-
lenhofen in Bayern die einxige Fund-
stätte sol< lif 1- Steine war.
d) Debra (| ätundi) von Rudolstadt). —
HinehliOiel (11 8t.). - «resakeehherg (S
St.). — Man kann diese Partie zu Wagi-n
machen, Indem der Weg, mit kurser Unter-
brechung, chsuMlrt ist. Bei der Lodwlgs-
burg in Badolstadt der H&uptstrasM
abbiegend, läuff er an der Bohneschen
Porzellanfalirik vorüber uud steigt iu ttanf-
teii Windnugen (ein Fnsiiatetg niber und
flteiler) zur Höhe d«r Dehrn (»orbische Be-
seichnang für: Landgut) empor. Auf ver-
schiedenen Standpunkten prachtige Aufl-
itfeht«B. Im nahen Waldetgrttn die kleine
Villa „Amalienshöhe". Ueber Teichuieidett
(1 St.), einem der höchstgel^enen Dörfer
dieser Gegend (1283 F.), das ein« weite Veni-
sicbt gestattet, entweder direkt nach .GroM-
l-ochhfrg (1 St.) und über Hirschbügol und
durcli den schönen Uaselgrund über Ober-
h(u$l, oder von Teiehweiden ftber Hireeh-
högel nach Qrosskochborg und auf der wei-
marlachen Kunstatrasae über Teichröda ae-
rück. Hir9<Mv»gel, uufera dos Dörfohens
KabflNM«» sehr gttsehmaekyoUes Schloas de«
Herrn ron Farn,-, von reisenden Parkanla-
gen umgebeu. GroMkockiierg , meiningi-
»cher Xerktllecken mit einem mlterlb«m]l*
203
8. Bmde : Vop BudolsMt jm% BlankentNOf . 204
cheQ, vou eioein schönen Park bQgreiu&ten
SobloMe der Tamtlie Ton Stein, wo sicli
Go«^ öfter anfliielt und mehrfache Excur-
-ilnv.f-n auf den hohen Spaalbcrg untl in den
«ugerdaischeu Grund machte. Seine iiriefe
an Fmu ron Stoiii, mit der er bek»niktilich
in der innigstr-n YcrMndunp; stand, haben
dem tinbedcntenden Flecken oineu weit-
kliiigcuUeu Namen gesichert,
Nebenr«Hten: Von Budolstad^ n. 8<mI-
Jelä: B. 07; n. Weinuar: Ä. 21; n. Shulh'lm
und Arniftudt: R. 31; n. Erfurt: R. 26.
Ton Rudolstadt nach Blaiikeii-
burg (2 St.). Fahrstrnsfe iil)*.'!- 1'^;^-
stedt (Gas^thaus : ..Schillershorv und
Schwarza (1 St.) (Gasthftns: „Bremer
Hof')» einem wohlhabenden Flecken mit
670 Einwohnern, in einer Tbahveitung,
die zu einem fruchtbarm KnclH'n'j-sirtcn
uugcbaut ist. Die Schwarza, von SriTen
HStlietischerXaturanschauung der schön-
ste Fluss des ThfiringervAldesCS. 17, .^8),
scheidet den Ort in iswei HiUften, und
fliegst bald darauf getheilten Laufes in
die Saalo. SeitwäH.s der steinernen
Brücke stürzt sie ihre tospuden Schaiiin-
wellen über eiu Wehr, um darauf 3
Hahlen 2« treib«!. Da man einfit im
Magen einer Oans ein Kliimpchen
Schwarzagold gefunden, so geht die
Rede, dass seitdem die Bowulnior des
Fleckens ihre Ganse niclit inelir verkau-
feu, sondern selbst verspeisen. Indes-
sen scheint die Geldquelle des Schwar-
■aflüsscbens reniegt sn sein , während
in fMiheren Jahrhunderten die mysteriö«
sen ,,Venctiancr" oder Walen die als
Goldscliürferu. Scheidekünstler denThü-
ringerwald durchstreiften, das Sprüch-
wort im Hunde führten: „Mancher
Bauer wirft einen Stein nach der Kuh,
der mehr werth ist, als die Kuh selbst."
Die Cbnii<'see, welche in Schwarza einen
Knotenpunkt bildet und (1.) nach Saal-
feld läuft, führt (r.), der Schwarza ent-
laug, nach Blankenburg (1 St.). Ehe
man jedoch die Stadt berührt, geht ein
Arm-, am Wellenbad vorüber, (l.) dem
SclnvarzburgerTTofef ('lirysopras)zn, der
nn der Pforte des Sclnvarzathales steht.
Daher kommt es, dass Viele sich damit
begnügen, Blankenburg unddenGreifen-
stein nur aus der Ferne zu sehen, indem
sie, nu der Stadt vorüVjer, den nächsten
Weg nach Schwarzburg einschlagen.
Fuasweg nat^Jflanhet^rg, näher u.
romantischer als die Heerstrasse, über
Zeigerh^m (1 St.) und ^zwar entweder
über Kunibacli , die Schillcr.»^hühe und
Volkstedt (s. obeua), oder gewohnlicher
an derBadeanstalt vorbei bis zum Chaus-
scehause (V^ St.), wo (r.) die Strasse
nach Schaala abzweigt. Hier kann man
zunächst die Justinshöhe besteigen und
vom Denkmal aus (1.) auf dem Kamme
des flobirges über Sclnvarz<Mi.-hof fort-
gehen (c). A'erzichtet mau aber auf die
Justiushöhe, so steigt man vom Chaus-
s^ehause (r.) an einem Kieferwilldchen
bertrauf uud erreicht nach einem Vicr-
telstündchen die Kuppe des Zeigerhel-
mcr Brrf/rs H IOO F.), die nlit einem
Wäldclicu gekrönt ist und eine herrliche
Umsicht gewährt Viele Petrefakteu,
Frauenglaa, Gyps, Eäne halbe Stunde
weiter Dorf Zev/erheim mit einer alter-
thümlichen Kirche, worin eiu interessan-
ter Flüj]rebiltar aus dcui lö. JalnhuiiderL
Ehe uuia da» Dorf erreicht, kann man
(r.) einen Abstecher nach dem nahen
Schwarzenshof (c) machen, der unter
d( in nördlichen Abhänge des imposan-
ten Liskeber;rcs licpt. Hechts an Zei-
gorheim vorüber, erreicht mau steilab-
wiirts in % ^^t. Blankenburg. Doch
ist es vorzuziehen , einen rechts abfüh"
renden Nebenpfad einzusehlagen und
zunächst die imposante Ruine Greifen-
stein au besuolien.
Flora von Ifudohtivff , Schtoarza, Blanken-
Imrg, Fuulmzelle und ümgegtmd. Aconitum
Iiycoctonnm. Adoxa KosebabeUlna. Allirnn
fallax. A, Scorodoprasum. Amaranthus
Blitum. Andropogon Lscbaemum. Arabis
brassicaoformis. Aristolochia Clemntitls.
Aroula roimidlfolla. Asparagitfl oflicinalla.
Asperugo procumbons. A.stcr alpiniis. A.
Amellus. A. sahgntm. Atripicx nitens. —
Blitun\ capitatnni, selten. B. glauoam. B.
Tirgatam. Bopbtbalmum salicifolium. —
Tontaur.'a solstirialis. CerotophyUum de-
niersum. Chenopodium murale. Ch. opuli-
follum. Chrysanthemum Parthenium. CI«
cuta virosa. Corynophoru» ranesccns. d-
tonenstor vulgaris. Crepls focfida. C. suc-
cisAofolia. Cytisus nigricans. — Datura Stra-
monlom. Dentarla bnlbifera, Sthwanalhal.
Digitized by Google
205 9. Bcmie: Von Blankenburg nach Schwarzbnrg. 206
Piantbua Arnioriu. T). caesius. D. prollft^r.
D. superbuet. Digitalis gramliflor«. D. ochro- ■>
leuca. Diplotaxis tenuifolia. — Elymua coro-
pMQS. Kpilobittm coUinum. Eriophorum i
^niri'nntuin . "Frv^imiim cropidifolium. E.
odoratum. £. strictuin. Eupbrasia lutea. —
Testaea ByWatioab — Qafinm rotondtfolimn. '
•G. saccharatum, selten. Ctoodjrera npMS. —
Hellel>orus viridis. Ilimantliogloflsam birci-
num. Uys»opu3 officioalis. — Xnula briiaanioa. *
I. hlrte. I. salicitm. Iris gernumlcA. — Iiaota«» \
Scftriola. Lathyrus beteropbyllus. Lonieera
Tiigrn. Tiibanotis moutana. Limosella aqua-
tica. Linaria Cymballaria. Linum tenuifo»
liutn Ih, Mhr Mlten. IiUhospenniiin pur-
■pnreo-oaenileain. Lysimacbia sua-veolens.
— Medicago miDima. Mentha rotuudifolia.
JtfespUua germanica. Meuoi athauiaaticum-
Monotropa njpopiljt. Hyriophyllnm Terli'
Cillatum. — Noniifii piilla, hielten. — Oeno-
tberit bicnnis. Oplirys muscifora. Orchls
tsoriopbura. O. fusca. O. iucarnata. 0. mi-
ttterto. O. UiftDlBili. Orifanom Hijorana.
Onktthogalnm mtam, O. nmbflllalam* Or«
nithopus porpiisillus. Orobftnrlie rftmoaa.
Orobanclie rubens. — Peucedanum oreo-
selinuni. Pbysalis Alkekengi. Plantago ma-
ritlma. Potamogeton Ineent. P. obtosi*
fo^jn. Pyrolft chlorailthn P SfAnndn P.
umbeilata. — Radiola linoides. Kanuncuiui»
dtrariealot. B. veraoroffn«. S«i«daltrt«ola.
Rubns saxatiHs. — Saglttarla sagittaefolia.
Sambucus tacemosa. Saponaria officiivtüs.
S. Yaccaria. Scirpus radicans. Scro^huiaria
Ehibarti. Sedum purpnrascens. S. reHe-
xum. S. villosum. Scuebit ra Coronopus.
Sescli coloratum. Setaria verticillata So-
lanum homile, selten. S. Tiliosum. i^pi-
raea AnineaB. Staehyt anntiar flt. mala.
Stenactns beilidiflora. Stipa pennatu. •-
Tetragonolobus siliquosus. Toucrium Oba-
maedrys. T. scorodoniu. Tlialictrum Jaqni-
niannm. Th. minus. L. Traieopogoa major.
T. nifnnr. Trifolium ochrojenciim. T. ru-
bens. Tulipa sylvestris. — 1/rtlca pilulifera.
Taeelnium nliglDOOTim. Tabulaiia earinata.
Vicia cassubica. -V. latliyroides. V. pisifor-
mii. Viola miiabilis« SaaichelUa palaateis.
9. BoEte: Von Blankaaburg naeli Schwarzbnrg.
Die UmgegeBd von Blankenburg ist
<>in reich cartonirtes Album voll der
schönsten Landschaftsbilder. Jul. We-
ber sagt: „Sie ist eiu unendlich grosser
Park, den die schöpf eriaehe Hand der
Natur mUidyllisclien, roniantisclien und
g^rotesken Bildern freigebig ausgestattet
hat/* und Fiu-st Vürklir, der Oross-
nici-iter landschaftlicher Gartenkunst,
schrieb in das Greifensteiner Album:
„Hfttte iefa UuAkan nicht, so möchte
ich Blankenburg haben.** Das anmu-
thige, ivaiimreiche Thal der goldhaltigen
Rinne, von den stolzen Trümmern der
alten Kaisorburg überrac;t, ist nach S.
von jtbiifernndeten, zum Theil mit Bir-
kenwald bestandenen Bergen umrahmt,
nach K. durch die schroffen und meist
kahlen Mnachellcalkhöhen des Steiger
und KessA geschlossen.
Po«f n. Budohfadt tägl. Nachm. 21 Uhr,
■n. Schirarzhttrg Ab. 8J U. , n. Könitjxe^ nnd
Ilmemu Ab. ü U. — Ent/ernuHgen : Kudol-
•stadt S, ScliwMBburg S* Saalfeld S, KoDig>
«ee St PattUnsell« 8 St.
Oattkaf: Zum Xöwm (am Markt).
Blankenburg sciiwarzb. mdolst.
Städtchen mit 1370 Einw.
Indmtrie: In früherer Zeit Goldwäsche»
reicn in der Einne und Schwarza, sowie
Bergbau auf Silber, Kupfer u. Bisen. Der
EiSenlinrnnuT am Eingitn? flf^" Sfhxmr'/n-
thale» schon ld97 in eine Papieriimhle um-
gewaadelt. Jatat aehwaafkalter Obstbau
(die Bergterrassen im Frühling wie Ton
Blüthrii iibLisclini'it). Da^rcgen int der sonst
so ätaik betriebene Laycndulbau dem £r-
loBcben nahe. 7 M fthleo , 8 Papierfabriken,
Wollspinnereien, Lederfabrik, 2 reuommirte
Farbenfabriken (die eine, von Nenbert tmd
Brunnquell, liefert Erdfarben bis zu den
feinstan Nuaa^ta; die aadare, Ton Speeht
und Axt, Tuschfarben aller Sorten, und
y.war so billig, dass 1 Dutzend Kästchen mit
6 Farben nur 1 8gr. 8 Pf. kostet) ; schöne
Uarmorwaaren von O. Ho&nann. Bis In
die weiteste Fornc berühmt sind die mikro-
skopiüch • botanischen Präparate des Dr.
Speerschneider, welcher sich durch anatoml-
sehe Untersuchung der Flechten und derKar-
tofTcljulzo einen Buf erworben. EiiM^ Samm-
lung von 141.0bjecten, eben so iutereasant}
6elmkdeltMcht, Bad Blankenburg u.
feine Welt. BelbBtretlag. IMS.
L^y Google
207 $.,Moutt: Von Blaukeiiburg nach ßdiwarjbarg.
«to Ibr den Untenrleht in der iriHeii«ch«l|*
liehen Botanik instructiv, kostet 27 Thlr.
AuBSerdem eine Steindruckerci , eine photo-
graphifche Anitalt, eine Apotheke. — In
einem Hause vor der Stadt errichtete Tre-
bel den ersten deutschen Kin eie ren rtcn und
die erste Bildungsanstalt für Kiaderpfleg«.
.rfnB«i.
Za längerem Aufenthalt veranlasst
^ie Bftdeaiistalt^ besonders von
Norddeutschen gem besucht wird. Aus-
ser dem 1839 angelegten Wellenbad,
womit eine Kaltwasserheilanstalt ver-
bunden, wurde 1851 das erste Fichten-
nadelbad in Thüringen hier begründet,
das mit den gewöbnlichen.Modificatio-
nen und GompUcationen angewendet
wird. Badeärzte: Dr Fritsche und Dr.
Speerschneid^. Das Badehaus mit ent-
sprechenden Einrichtungen zu Kaltwas-
ser-, Wellen-, Fichtennadel- u. Dampf-
bädern liegt dstlieh von der Stadt unweit
der Bchdnen Brtteke, welche fiber die
^hwarza führt, und zwar auf einer klei>
nen Fliissinsel, die von dichten Baum-
gruppen beschattet ist Ausserdem 2
Douchebäder, eines nahe bei der Lin-
deninsel, das andere am Eingang des
Steingrabens.
Excursionen: a) Badehaiis auf der
Schwärsainsel, an der Strasse von Ku-
dolstadt nach 8chwarzburg (5 Min.).
b) Llndeninsel , mit Schiesshaus (8
Min.) — Watzdorf ^ ' st.) — Otten-
biihel oder Otteubiel (40 Min.). — Durch
das obere Thor auf der Strasse nach Kö-
nigsee (imRinaethale), und dann (1.)
SU der ron hohen Linden und Pappeln
umschatteten Insel, Aber welche die
Wege nach Cordobang (r. an der Vogel-
Stange vorüber) \m<\ nach Böhlscheiben
(gerade hinauf) fii Ii i r 1 1 A nf der Chaus-
see weiter, nach 20 .Min. das Dörfchen
WataOor/, desaen Gasthof (Forellen)
viel besucht wird. Jenseit des Dorfes,
im romantischen Kinaethal, (r.) der
Schloss)*). Durch eine Seitens^trasse,
die Tom Markt des Städtchens auslauft,
föhrt ein IStufenpfad auf efai Plateau^
wo ein Tergnügungsgarten winJtt. Von
hier aus (1.) ein naher, aber beschwer-
licher Weg geradeaus zum steilen Berg
hinauf (20 Min.). Bequemer, obwohl
auch nicht fahrbar, der Burg^veg ( ^/^ st )
der sieh im Halbkreis um die Süd- und
Westseite des Berges , theilweise dnr^
einen schonen Buchenwald emporwindet
Der 500 F. über die ThalsiAle und
1247 F. über die Meereshöhe ragende
Kalkberg, auf drei Seiten von einem
Buelienhain umgeben , hie und da auch
mit Obstplantagen, Feldfrfichten und
Lavendelsaaten (sonst mit Bebenpflan-
zungen) bebaut, ist Hir Botaniker und
Geopnosten von hohem Interesse, indem
hier viele seltene Pflanzen wachse?i und
im nahen Steiugraben (hinter der Burg-
ruine) schöne Versteinerungen und In-
krustate 2u finden sind. An der West-
seite de.s Hochplateau tritt man duYch
das verfallene, rundbogige Hauptthor
auf den Hof der tattlichrTi Teste, die
Fr. V. Maltitz mit den Worten schildert:
„Hoch schwindelnd, «gleich trotzigem
Adlerhorst
Aue dfteterm Forst,
So dräut, aus wildem Oestrftppe,
Vom schroffen Rau4
I>er Felseuwand
Die Blankenburg Jih ins GekUppe^*'
Die grossartigen, obwohl aus der
Ferne weniger imponirenden TVUnuner
der stolzen Veste, die als eine der älte-
sten und schönsten des Tlinringerwaldes
gilt, bedecken, von Epheu umschlungen
und malerischem Gebüsch durchwuchert,
den ganM Scheitel des umfangreichen
Bergkopfes, so dass man w>n einer
Umfassungsmauer bis zur andeni 400
Schritte zählt. Obgleich jetst nur ein *
gewaltiger Trümmerhaufen , nachdem
aucli die scliouste Zier, ein kolossaler
Ottenbühel, ein inselartiger, schroffer ".o.;"^ '"^ ' ^u^voam«!
Zechsteinhägel mit Pavillon und hüb-! 1800 zusammengestürzt, unter-
schen Anlagen. Gegenüber ein zum »och die doppelten
sehen Anlagen. Gegenüber ein zum
Felskeller verwandelter alter Stollen
mit angenehmen Spasiergängen.
( Blankenburgei
Kingmanem und die tiefen GrKben, wo-
^) Jlcnse, Gescliichto des SchloSBee ll]an> .
kenburg. AudolsUdt 1880.
Digiii^uü L^y GoOg
Digrtized by Google
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I. K.ivra%lria 4r.
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Digitized by Google
i J
209
9, Jlottie: T«ii MAülBMiliwrff iMcli 8eliWM^ir(?.
210
mit die Bnr^;^ befestigt war. Sie sclieint
aus drei Abthf^ilnnfr**" bc^tnndfu zu ha-
beu » die sich terrassentörmig ühcr ein-
ander erhoben , so dass , wenn die eine
▲bÜMiliiiig etdbert war, Bestisuig
in eine mndere tnib mHiekflklieii Irannte.
Daher steigt man auch jetzt noch anf
verfallenen Treppenstufen zwischen den
Ruinen auf und nieder Zuerst der
Gottesacker {L), dann erster Wail mit
ehemaliger Zugbrücke, Vorhof, Stallun-
gen, Taniieiplats ; hieinivf iweiter Wall
mit ZagbrQeke zur Hanptburg. Der
schönste Rest des Schlosses ist der go-
thische Chorbogen der Kapelle, neben
dem ein Erkerfenster ein präehti^^es
Landschnftsbild umrahmt. Nahe dem
eingesttkraten Bergfried, im ostliehen
Winkel der ehemaligen Kemnate, ein
neuer wohnlicher Anbau, worin einfache
Erfrischungen geboten werden In-
teressanter , als die Bilder , welche das
Gemach schmücken, ist die lacliende
AnariditaBf Btankenlrargiind in dierei-
senden Thftler der Siaale v. Bchwaraa, ja
bis zu den fernen Häuptern des Thürin-
gefwaldes (Kickelhahn u. Schneekopf).
Geschirhtlicheif. Im Jahr 1137 wird der
Burg Biun ersten Male, als eiuer Beflitsnog
des Omlbn Sitso Yon 8«diwanilmrg, arkund-
lich gedacht nnd «^^niftl^ „Ckeifenstein** ge-
nannt, obwol später dieser Name in , Jll!ui-
kenburg'* überging. Als «ich bald darauf
die Orafen Ton Scliwarsbvmr in awet lilolen
theilten , wühlte die eine („Herren zu Blan-
kenburg") den Greifon'?toin zum Wohnsitz.
AuS dieser Linie atummte der ritterliche
dref CHknther XXL (geborMi aaf SeblMs
BlankenbTirp 1301), dessen Bildnias in (Jcr
KestauratioD des tichlosses zu sehen. Zum
dmitschen Kaiser erwihlt (1348) , konnte er
sich gegen die Ränke Karls lY. nicht be-
hatjptcn und starb nocli in (iomselben Jahre
zu Frankfurt a. M. wahrscheinlich durch
Olfl. Bli 1407 ward die Burg yon etntelneii
Oliedem der gräflichen Linie abweclisclnd
bewohnt a. dannmit Amtleuten b<"sctzt(bi8
15(i0), bis der stnlzo Bau aUmahlig verfiel.
d) Keilhau (S. 201.), 17^ st. von
Blankenburg , beschwerlicher Weg über
den Steiger, der ein weüea Panorama
in die ThUringer Berge entfidtet. Auf
der Höhe theilt sich der Weg, (t.) nach
Remda, (r.) nach Keilhan.
Nebenronten : 1) Von Blankenburg nach
Sftalfdd (2 St.) , . entweder zu JTass aber den
Chrysoprat imd Untarwirrkaeh (niekater
Weg), oder Chaussee über Schwarza and
Wolsdorf oder Unterwirrbach und Beolwftsi
R. 97.
9) Heber KSM^tM (t 8t.) «nd Ami^ektm
(4{ St.) nach Ilmeuau fß^ St.), Poststrasse
über WatKdorf , Leutnitz, Quittelsdorf, Bot«
tenbach, Ködits: B. 84. Ein näherer Weg
(su Fuss) kbar Böhlscheiben, Cordobang»
Bechstädt, Allend- rf, Aschau, Lichte, Kö-
nigsee: siehe unten (Seiteutouren nach
SefawanbuTg a).
8) Nach Paulinzelte (3 St.), Sladtibn (5 St)
und Arnffadt (8 St.), Boststrasse Über Wata-
dorf, Leutnitz, Quittelsdorf, Unter- und
Oberrottenbaeb, MUbtts: B. 81.
Kleine Touren (zu Wagen); deren nähere
Beschreibunf betreffenden Orts naohzn-
sehen :
Ein halber Tag: a) Nach Schwarzbni^
durch das Schwarzathal; zurück über den
Kberstein , oder über AUendoxf , Köditz , Kot-
teabaoh, Quitteladorf, Lentnits, WaCedorf.
b) Nach Saalleid über Unterwfrrbach
und Beulwitz; surück über Wilsdorf nnd
Schwarza.
e) Ueber 8ehwanta wA Badolitadt.
Ein r/tn~rr Tag: a) Ueber Schwarzburg,
Allendorf uud Köditz, oder von Schwarz-
burg über Sitzendurf, Lichte und Königsee
nach Paulinzelle; zufOek über Wlbtta, Bot-
tenbach, Watzdorf.
b) Nach Schwarzburg, Sitzendorf, Glas-
baph, Melienbaehf wnd snrftek.
cj Ueber Unterwirrbach nach Saatfeld
und von Saalfeld naek Bndolatadt; sarnek
über Schwarza.
d) Ueber Sekwanbaxg and K&nlgiee
nach Ibae&an; rarftck Ikber Paallaaelle.
Bureh das Schwarzathal Bach
SchwarzbBTg" (2 St.). Eine Partie
( ChauKSPO ) , so üherrelch an hoch-
romantiseliea \\ eeht.ell>ildern , so pitto-
resk au überraschender Geätaltuug, dasi>
man an dievsehdnaten ThIQer der Sehweis
erinnert wird oder sich in eine der gold-
reichenStromthälerNordcaliforniettSTer-'
setzt glaubt. — Zunächst von
BlanJcenhnr<i zum Chry8opra!t{^f^ St.) :
entif'ffhr anf direktem Fehitussweg ; o«ler
Oliausse«! ion linken Flussuter hinauf j
oder jenaeit derOhanaa^e n. dea Flnaiea
im Schatten dichter Srlen an Badehanae,
nnd einor Papiermühle Torbei, unweit
deren ein Brüekenateg aber die Beb waraa
Digitized by Google
2X1 9. Mouu : Yo« BJi«Bkeiibiirg imk Sekwmborg. 212
führt (V^St ). Odfr man geht in südli-
cher Uichtung aus der IStadt, verfolgt
den B*nsspfad , der erst «n einer Mfthle
vorüber, dann diirth Felder und apSter
im Walde aufwärts steigt, i|nd gelangt
in V« St. auf den steilen, zerrissenen
* OrieffhachBfelsen, dessen Gipfel mit ei-
nem Behaalenhäuscheu gekrönt ist. Der
BHek in die Windungen des grotesken
Sefawarzatbales und auf die waldbe-
wachsene Hünenkuppe mit dem Eber-
stoin, sowie laiiiiber in die leuchtenden
Gefilde Saalfolds ist so übcrra'^clipnd
und bezaubernd, dass der bekannte
Kirehenrath Griesbach aus Jena, als
er sum ersten Male diesen trundervollen
Xatartempel betrat, anbeksnd auf die
Kniee sank. Daher der Name des
Jb^'elsnns.
Die schwindelnden Pfade, die sich
weiter aufwärts ziehen, verfolgen wir
in nächster Seitentour (a) , so dass IHe-
jenigen, welche über die Teufelskuppe
aum Kirchfclsen gehen wollen, nicht
von BlankcnburfT , sondern erst vom
Schwarzburger Hof aus den Griesbachs-
felsen ersteigen mögen. Denn der von
diesem Felsen (1.) abwUrts fahrende
steile Zickzackpfad mündet in der gar-
tenartigen Umgebung des Gasthauses,
welches an der Pforte de.s hot ligcfeiertcn
»Schwarzathnles gleichsan» Wache hält,
nur durch die Strasse von dem silber-
schäumenden FInsä geschieden, der larut
tosend über ein Wehr hinabstürat. Die-
ser, nicht sowohl wegen seiner guten
AVirtli.sehaft , als vielmehr ■\vefron seiner
romantischen Lage und seiner vortreff-
lichen Porellen stark besuchte Gasthof,
worin manche Touristen oder Badegäste
Wochen lang sieh einmiethen , um £z^
«nrsionen in die reisenden Umgebungen
-zu machen, trägt eigentlich die Firma :
jfßchwarzhurger Hof' , hat aber von dem
Schneider, hemachmaligen Mincralien-
häudler und preuss. Bergrath Dauz
(t 1813), der hier das Zechenhaus „zur
Ombe Hannchen** gründete und gern
die von ihm aufgefundenen Chrysoprase
55ei^'te, den jetzt allfremein üblichen Spitz-
namen , .Chrynopras ' geerbt Der Stol-
len, weicher hier geschlagen M ard, um
Göhl zu graben, ist zu einem vortreftli-
cheu Bierkelier und das Zechen haus
au einem ^ehertians gewordtti, das
wahrscheinlich mehr^eld einbringt, als
jener Stollen gebracht hat.
Und nun — „Salus intraiitibus!" —
durchs Schwarzathal f das einem Eops
gleicht, welches die Natur im er-
habenileii Lapidarstyl gedichtet! Der
silbersivudelade Fluss, zuweilen mit
Fldsshols bedeckt und öfter äo »eicht,
das« man die abgcschliflFenen Thonschie-
fi rtriimraer, die in seinem schmalen
liette liegen, zählen könnte und die
Fische auf den schwarzen Steinen spie-
len sieht, hat sich gewaltsam einen en*
gen "W.eg durch die Felsrinde gewülilt,
.die vorwiegend aus Schiefergestein be-
steht. Wie schwer ihm dies fjoworden,
bekunden die krampfhaften , nieist huf-
eisenförmigen Windungen, womit er
sich durch die voi^sdiobeaea Wald-
und Felscoulissen gezwängt hat. Fast
bei jedem Schritte öffnet sich eine neue
überraschende Scenerie. Da ein schma-
ler Wiesensaum, worauf vielleicht ein
liudel Wild sich ässt oder eine grunzeihde
Bache mit ihr^n Friselilingen im Ge-
büsche wUhlt; dort schroffe Gehänge,
zinnenartig aufragende Felsgebilde und
zackige Steinwände, bald vonMenschen-
hnnd diirchsehürft , bald heller oder
dunkler belaubt} hier Flaggen, Pavil-
lons, Buinen und Lusthäusehen, die
neuglerieg in das stille .und doch reich-
belebte Felsenlabyrinth herab zu grüs-
sen scheinen. Manchmal wird das
Thal, oder vielmehr die riesenhafte
Felsschlucht so eng, dass sich Fluss
und Strasse zwischen den Steingigau-
ten kaum durchzuwinden rermögcu.
Manchmal glaubt man sich yon einem
schauerlichen Kessel umschlossen , aus
welchem kein Ausgang sei. Manchnm!
dräuen die überhängenden Blöcke iiud
Quadern herabzustürzen, zumal wenn
man in den Schieferbrüchen das Häm-
mern und Klopfen der Arbeiter hört,
die auf schwindelnder Höhe wie ge-
spcnstij^e Gnomen hin und her husidicn
Nach ( iewitterstürraen wächst der Fluss
zu einem wildbrausendeu Strome, der
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213
aeia ftiefaes Bett mit abgenuMMi, von
bnuin^nmon Alp^t-n überaofjcnen Oe-
Sübicbeii und mit kleineren oder grös-
ser«ii Geröll bäiiii-eu bedeckt. DieUold-
8elf«ii «ad Qoldwfisehen aber sind ver-
sehwvnd«!!, obwoM das Scbwaraagold
so fein und irerthvoU ist, dass die färst-
liclie Kammer fdr 1 Loth 9Thlr. zahlte
A Tit'aiiKs — vom Chrysopras her — ist die
linke Thalwand minder achroll und pit-
toresk. Aus eiuer eugeu FelȊchluchl
springt das BraausdS^er Wmmi ( der
WenrntMUsh) kaskadaaartig in die
Schwarza. Hechts aber starren der
G(>ld}>or<; u. der Griesbachsfelsen schroff
empor. Bald erblickst flu , jenseit des
Flusses, auf ferner wald bewachsener
Felasnnge (1039P.) den Mer$Um, «in
Im Bninenstyl 1844 erb»Qtet daniü.
Jagdschlösschen, das, Ton der Uöi,i-n-
koppe (15 F. ) überragt, fast mitten im
„Saugarten'' liegt, der eine besondere
Abtheilung des rings umzäunten gross-
artigen Wildparkes bildet und bis» ins
Thal hernieder reicht. Ein Faessteig,
den man vom Chrysopras aus verfolgen
kann, schlängelt sich auf schwellendem
Moosteppich am rechten FUissufcr hin-
auf, bis er bei der „Oppelei'" wieder
in die Chaussee mündet Nach kur-
zer Strecke igt der Ebentoin tct-
schwanden, tritt jedoch bei einer neuen
Krfimmnng des Thaies, obwohl in an-
derer Gestalt, wieder in den Gesichts-
kreis. Rechts senkt sich die 7W//cZ«-
treppe, eine höchst groteske Fel»onpartie,
ataffeliirtig ins Thal, auf ilirer äusser-
slen Stnfe mit einem BorkenhAnsohen
gekrönt. Was aber sind das Ittr gigan-
teske Felsenpyramiden, die plötzlich
dem Eberstein ^cjreuüber (r.) hervor-
treten und mit ihren Zacken, l^löckcn
und Geschieben einem gothischen ihurm-
gekrpnten Biesendom gleichen? Der
höchste dieser Felsenbanten, die in
sparsam umbuschter Nacktheit als die
Titanenköuige des Thale.s majestätisch
emporragen, ist der Kirrhfflsfv (IT) 17
F.), auf desseu dräuend herabhiiugunder
Zinne eine aerrissene Fahne flattert.
Anf einem schwindelnden Treppen-
steige kannst du die aerklttftete Mauer
erklimmen, obwohl die Aussicht
lohnend ist, und nuf dem Kamm der
Thal wand über die Teufelstreppe und
den Griesbachsfelseu zum Chrysopras
zurückgehen (S^^ntpnr 6). Pen Idei-
neren BteinrieBen nennt man den Ada^
f eisen, weil die Sage geht, dass hier voi-
vielen tausend tausend Jahren eine Hii-
nenfürstin gehaust, die A(ln crelu i^seu.
In der Nähe das steinerne Wrlu-, dun'li
dessen ausgewaschene Schieferblücke
sich der breitere Flass. tosend und
schftomend dahinstürzt. Ks i.st durch
eine Felsenader gebildet, die sich quer
über das Thal von einem Berge zum
andern gelegt hat Die Schwarza , um
sich durch den Engpass zu wühlen, hat
Tiefe Strudeltopfe in die Schieferklip-
pen gehöhlt. Hier ist wohl der schön-
ste Punkt des schönen Thaies. Wei-
terhin, in bald sich erweiternder, bald
wieder verengernder Kriimmunj; die
stolze Wan<i des JPhichsemitin mit ih-
ren schräg angelagerten Felseuzacken.
Beim Fto89reehen mischen sich idylli-
sche Bilder mit der wilden Romantik
des Thaies. Eine kleine Wiese, von
einem frischen Quell bewässert, säumt
den dunkeln Fichtenwald. Dort eine
Waldeinsiedelei von rohen Fichtcnstitm-
men. Die liebliehste Stelle bei der „ op-
peUi'* (f ,$chweizerh&aschen**) , einem
Wildwärterhäuschen im Schweizerstyl,
worin einfache ErtVischunp^en zu haben.
Darüber stürzt ein Giessbach malerisch
herab. Geht man über den Steg, womit
hier der Fluss überbrückt ist, u. steigt
anf dem schönen Schlangenpfade an ei-
ner Wildfüttemng vorftber bergan, so
kommt man zum Dürren Scküd '%
einem mit B>nniirinden überzogenen
fürstlichen So I i) beim Eingange zum
Wiidgurten. Eiu reizender Blick ins
ThftllohntdeaknnenAbsteaher. Hier
führt der Weg anm Eberelein ab (Bei-
tentour c.). Non wird das sanft an-
steinende Thal, von prächtigem Laub-
wald und hell^'riinen Lärchenbäumen
umkränzt (r. der Kienberg), flacher,
breiter und freundlicher. Naeh einer
halben Stunde tritt (1.) im grünen Thal-
kessel die hellleachtende ßehwatitbwg
215 1^:novte: Yon BliAlmVtfgr nacli Sehwan^iiTf • 216
vor den überraschten Wanderer. Ein
entzückendes Bild, das «ti dio schönen
Worte erinnert, womit der t iirst dieses
Landes, Ludwig Friedrich, 1795 die
Otste seiner sehSnenHeinuiÜibegHlsste :
^Willkommen In d«r Wilder Meebt,
T>?c meine Bui^ umböllt,
Wo noch, You Bittergeist bewacht.
Die alte Sitte glltl «
Dich grüraet Hen^nnd Iland und Kund;
Zieh* traiilirlt bei uns pin !
Du Bolletf geweiht zum deutschen Bund,
Sollet «Ufer Gestfirennd sein.**
Am sogen. PayiHou (steinern. Tisch,
mit Strohdach überbaut) vorüber, nn-
fern dessen (r.) oin steiler Weg im
Zickzack, der jedoch nur rii>^ti|:;en FusS-
gäuj^^crn anzurftthen , zum Trippstein
(20 Min.) aufsteigt, passirt man eine
hohe Brücke und geht nach 10 Hin.
zwischen uralten Edeltannen fort, an
denen iVIoosbftrte malerisch niederbän-
gen , bis man jenseit des Chaussee-
hnnses in den schwarzburger Gasthof
einzieht.
Seitentoureu you Blankenburg nach
Schivarzburg'.
Wer mit «ler Zrit Tiicht zu geizen braucht,
wird es nicht bereuen, wenn er zunächst
die fiflitentonr a) oder b) efnedriägt, dann
auf der andern Seite des Thalet (c) cum
CJhrysopras zurückkehrt und nun erst den
Weg verfolgt, den wir so eben geschildert.
Er wird bei dieser Wanderung auf viele
reizend schöne, wahlbaft orlginellet^Punkte
stossen und das unirergleieblicbe Schwarza-
thal mit seinra labjrintUischen Bergcou-
lleien -von immer neuen Selten bewundeni.
Für einen rüstigen Fussgänger ist ein Tag
vollkommen ausreicljend dazu. Kann er in
einem offenen Wagen vom Chr^rsopras nach
Sehwareburg &hren, um so besser! 0n*
vf^Tzcililich aber wäre e«, diese Partie im
ver8chlo<(Bcnon Postwagen zurückzulegen.
a) You Blaukenbnrg' Uber Böhl-
scheiben^ Cardobang; das Kiou-
bergsliaii« rnddenTrippsteiniiaeh
Sehwarzbnrgr (2 St.).
Nach Böhlscheiben oder Cordobang
( '/, St.) f:>tir(der auf der nach König-
see führenden 8tra«fRe bis zur Linden-
insel (ö Miu.), wo das Schiesshaus steht,
und dann rechts von der Vogclstange
alsbald nach Cordobang, oder gerade
hinauf durch den steil emporsteigenden
Birkenwald der Klinge nach Böhlsehei'-
ben (1487F "): odev jenseit der Kinne,
die man bei einer Mühle überschreitet,
(r.) über den Süherhery (Bealwitz-
Denkmal), der ein reisendes Panonona
entfidtot Dieser Weg wird hftnfig An-
geschlagen, um den .ftVc^ebeii Bit be-
suchen, der von Böhlscheiben nnr noch
V4 entfernt ist, und sodann über dio
schwindelnd steile Teufelstreppe ins
Schwarzathal, oder (rathsamer) über
den CMesbadisliBlsen snm Chrysopras
hinab zu steigen. Von Böhlscheiben,
dessen Bewohner in den Schieferbrnchen
des SchwÄrzathales arbeiten, führt ein
Waldweg auf der Hochebene, die eine
herrliche Fernsicht auf den Rücken des
Thüringerwaldes bietet, zum Ddrfehen
Cordobang (V4 St.). Ein näherer Weg,
auf dem man Böhlscheiben gar nicht zu
berühren braucht, von der I^indeninsel
(r.) an der Vogelstange vorüber. Der
10 Min. nordwestlich von Cordobang
gelegene Berg: „Die halbe Welt** ge-
hört dem Herrn von HoUebea. Von
Cordobang südwestlich zum Kienherff9'
j Haus (V2 St.), wo sich aus einer off'enen
Rotunde (1658 F.) eine herrliche Dop-
pelaussicht** öffnet, sHdhVli aus der
Vogelperspective ins Schwarzaiiiai und
nordwestlidi nadi Panlinselle. Von
da zum TripptUin hinab (15 Min.) ein
sehr schöner Waldweg, auf dem man
' (r.) 7A\ dem einfadien ►Sandsteinmonn-
ment gelangt , das dem verstorbenen
Erbprinzen Günther von Schwarzburg-
Rudolstadt errichtet und nur einige
Minuten, vom Trippstein entfernt ist.
Nach allen Richtungen hin Ist der
Bergwald mit den schönsten Prome-
nadenwegen durchzogen. Bei jeder
Kreuzung bezeichnet ein Wegweiser das
nächste Ziel. So vom Kienbergshause
zu dem nahen FuehtiUek und dann in
stiller Waldeinsamkeit weiter auf schö-
nem, breiten Rasenweg, der herrliche
Blicke ins Scinvarzathal und auf die
Bergwand des Tfinnig gestattet, entweder
bis zu dem vom Trippstein hcrabkom-
menden Zickzackweg, der im Schwar>
zathal mündet, odor bis zum Fahrweg
(eisern. Wegweiser), der nach Schwan*
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217
9. JKMte; Ton Blankeiibnrsr nfteli BcliwarabiiTg'
218
barg hinal)rührt. Gehen M'ir jedoch an
dem reizendsteu Nrttnr*^'emHl«l*^ Tilcht
, vorüber, welches die ßildenniijijie des
Thüriiigerwaldes bieict: uui so ent-
xllekenddr und fibenwohender, wenn
num SdiWAnbvxg noch nicht gesehen
hat , sondern von Blankenburg oder
Faulincnzellc herüber aiinächst den
*Trippsteiu besncht, bevor man in
das Tbul hinabsteigt. Der Trippstein
aber (600 F. flber dem Sehwaisaspiegel
und löOS F. über dem Heer) ist eine
aus dem„Tftnnig*' hervorragende Fels-
klipjjc, worauf ein Rindeiihfuisr-hen er-
baut ist. Bis zu diesem Altan wandelst
du im dichten Waldesschatteu. Jtitzt
öfihet sich der schlichte Pavillon, —
und, siehe da! ein RnndgemiUde, von
den Fensternischen des Hinachens um-
rahmt, lacht deinem trunkenen Blick
entgegen, so bezaubernd schön, so har-
raoniseh abgerundet, so ideal erhaben
und dabei i»o lieblich , wie es kein Pin-
sel malen, kein Dichter sduldem kann.
Der Qlanipttokt des überraschenden
Bildes ist JSefiloss Schwarzburg, zu des-
sen Füssen die malerisch gruppirten
Häuser des Dorfes, „wie eine Anzahl
dienender Edelfrauen zu den Füssen
einer Königin liegen"*). Im Huiter-
gmnd (I.) Burkersdorf, (r.) der spitze
Regel der Kursdorfe r oder Mensel-
bucher Kuppe ri?l58 F.). Auf ver-
schlunpcnoii Purk \\ » ireu steigt man in
c.'^20 Miauten zum ( iri sthof hinab.
b) Vom Chr^äopras «um Kirch-
Msen ('/« St.). Ans dem Garten des
Schwarsbnrger Hofes windet sich ein
steiler Pfad zum Gfrietbach^ehen empor,
den wir bereits kennenlernten (20 Min.).
Weiterhin läuft der Steig an bewnMe-
ten Felspartien (1.) zur wildgroteskcu
Teu/dstreppe , deren Borkenhäuschen
ein fast ebenbürtiges SeitenstOck des
Vogel blickes vom Trippstein bietet (V*
St.). Noch 20 Minuten (anfangs auf
^ioüilirJi ebenem Wege, dann (1.) auf-
wärts, und zuletzt auf beschwerlichem
Kletterpfad bergab) auf die Zacken-
*) Die be^egebene AmfdU wm Sdkwont-
hwg ist auf dem Irippsteln geieichnet.
spitze des KirchenfeUens , der weit tie-
fer , als der firicsbaehfelsen und dio
Teufelstreppe lie^t, und dureliaus nicht
die malerische Umschau bietet, die man
nach einem so mfihsamen, schlecht gC'
haltenen Wege erwarten dürfte. Vau
steht auf der beflaggten Thttnnp^yraniide
der gleichhohen Hünenkoppe gegen-
über, und lugt schwindelnd in den
EngpH»s hinab , durch welchen sich die
Schwarza wie ein Silberfaden schlingt
nnd die belebte Passage wie ein Lili«
puttheater erscheint. Um yom Kirch -
felsen auf steilem Treppenpfad ins
Schwarzatlial hinab zu klimmen, bt^larf
es sicliercr Füsse und eines schwindel-
freien Kopfes. Bequemer gelit mau
nach Blankenburg, oder wenigstens snm
Chrysopras zurück, oder wandert über
Cordobang nach Schwarzburg (s. oben").
c) •Ton Chrysopras durch den
Werragrnnd und über den Eber-
steiu nach Schwarzburg (2—3 stj.
Eine so interessante, genussreiche Partie
fiber den südöstlichen Bergkamm, der
das Schwarsathal begrenzt, dass sie
nielit (retin<; empfohlen werden kann.
Dem Sehwarzbui L'f r Hof gegenüber,
oberhalb der Papiermühle , braust der
Fluss Über ein kfinstiichea W^r. Vor
demselben führt ein Steg fiber die
I Schwarza zu einem Fahnveg, der ins
j schattige OeliOlz verläuft. Auf diesem
Wege gelangt man nach Y4 ^^"^
tief eingeschuitteue , chaotisch- wilde
^erratAaZ(,,Braunsdorfcr Grund")) eine
mitFelsentrammem übersäete Schlucht,
die sich bis zum Dörfehen Braunsdorf
(lV«St. V. Blankenb.) hinzieht. Will
man sie bis zu ihrem muldenfünnigen
Ausgang verfolgen , so wird man (li;r<b
einzelne wunderhübsche Platze gefebselt.
Zun&chst die melancholische „Jäger»"
ruh" am bemoosten Gestein, von perlen-
den Wasserrinnen umplätschert. Sodann
aer Werrasitz'' fl VaSt. v. Chrysopr.),
eine düstere Felskluft unfern des Wild-
gartenzaunes, von Urwaldstannen um-
rauscht und von murmelnden Blichen
umtanzt Obeihalb dieses Plataea theilt
sich die Fahrstrasse, die eine (gerade-
aus) nach Braunsdorf, die andere (r.).
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'W. neute: Y<m 8dfaviirzl>iii^ Back Umeiiaii.
220
dem Werrabach folgend , nach Bitter s-
dorf. Hior kann man 4 verschiedene
Wepre einschläfern: cnttr^der (und dies
ist der nächste, aber am wenigsten inte-
ressante) von Dittersdorf nach Schwärs-
btarg ; oder naeh Braansdorf (Tofo Weir»
rasitz St.) u. von da (r.) über Bwr-
hersdorf ('V2 )? einem weit sichtbaren
Dörfchen auf dem linken Uferjoch der
.Schwarza, nach Hchwarzburg ('^St.);
oder vom WerraSitse östlich (1.) auf den
nahen Haidberg, wo man obeifiAlb des
finsteren Thaies anf steilem Pfad den
grotesken KtUxenstein erklimmt; oder
atif chaussirter Stra<;se dnreh den IVild-
garten, dessen Thor jedocii nicht immer
geöffnet ist. Wählt man den Weg über
Burkersdorf, so versXnme man nicht,
die 20 Min. südlich entfernte ,^öhe"
(den Keil) zu besteigen (2100 F.), die
eine weite Aussicht, besonder« einen
überraschenden Bliek nnf S( h\\ ar^burg
gestattet. Uebrigeus kann man auch
▼on Brsnnsdorf einen interessanten Ah'
siecher fl.) Uber Ddschnits (^Va
Blankenb. , 17481. v. Schwarzb.) und
Sitzendorf nach SchAvarzburpr . oder (r.)
über den Eisenber^' i\nr}] Snalfeld (U. 97)
machen. Um nach Jfoxrfinitz zu gelan-
gen, schlägt mau vom „Werrasitze" ans
den Weg fiher die DttterstUnfer Ht/he
(„Dittrichshöhc", 1768 F.) ein, die eine
lohnende Aussieht bietet, und besieht
in Döschnitz die bedentende Marmor^
{H'hlei/irri (Flor. Müller), die ver-
mittelst grosser Sägen und einer neuen i
Schleifmaschine das schone Gestein
(bunten u. schwfiniHchblauen Marmor)
verarbeitet, das in der Nähe gebrochen,
oder in feineren Qualitäten eingeführt
wird. Von TOadmiti dirdi den rei-
senden 8orat$iffmnd an Mühlen n. Ham-
merwerken vorüber, bis nach, Sitzen-
dorf und vot! d;i durch den Thierparten
nacli Schwarzbur^r {Ii 10, Nebcnr. 3).
Wir verfolgen vom Werrasitz au6 den
genussreichsten (fahrbaren) Weg durch
das Wlldgartentiior am M«rHein (SO
Min. V. Werrasitz) und Dürren Bchüd
vorüber Der Eberstein, der einem
Ruinenthurm ähnlich sieht, ist, wie schon
erwähnt, ein fürstl. Jap^dsehloss. Kann
man es möglich machen , so suche man
Vormittags awisdien 10 his 13 Dhr dort
oinzntreflfen, nm die Fütterang der wtt-
den Schweine zu sehen, die im Saugavten
geheß:t werden. Oestlich über dem Eber-
steiii ragt die 151G F. hohe Ilmienkoppe
empor, deren Felswände von traurig
grlfavem Taacna und sdilaiikeii Tknnen
bewachsen sind. Bin bequemer Weg
führt zum Gipfel, der mit Tischen und
Ränken besetzt ist und eine weite. heiT-
liche Aussicht (bis zur Leuchtenbiirg)
bietet. Vom Eberstein bis zum IScliwei-
zerhaus („Oppelei"), oäm« das düfre
Schild' an herOhren , V4 ^t., am dür-
ren Schild auf schroffer SehieferkHppe
vorbei eine halbe Stunde weiter. Durch-
wcf^ breite Fahrstrasse , die jenseit der
Schwarza iji die Chaussee mündet (noch
'/^ St. bis Schwarzb.). *
10. Houte; Von Schwarzburg nacli Ilmenaa.
Post seftlSno dnrcTi das Schwarzathal über
Blankenburg (26 kr.) nach RndoUtcuÜ (2^ Meli,
ftt S] St., Mitt. 1} ü., 53 kr.) ; über Oberweiaa-
und Neuhau« na«h Ei»/eld oder Bonnebwiy wnr
Werrabahii (ß Meil. 1 fl. m kr., Nachts).
MiUhtoagm n. i^mUmU« 2, n. Ilmtmub,
n. MudoUM 8 Tlilr.
Führer auf den Tri st diu und zuri^aBa*
nerio 5 Sgr. , nacfi T'aiilinzellc 10 Pgr.
EntfernuHgea: Blunk6uburg2, Rudolstadt
4^, SaaJfeld 8, Köufgsce 2, Paulinzelle 24,
nmenaQ 5, Arnstadt 9* Wallendorf 4 Bt.
Sehwanlmrir* Das Waidparadies,
ia dessen Schoosse Schloss nnd Dorf
Schwarshurg ruhen, hahen wir bereits
vom Trippstein hcrnb bef^rü.sst (S. 217).
Unterhalb des Trippsteins windet sich
die Schwarza in kurzem Bogen um einen
vorgebirgähnlichen AusUnfer des Tän-
nighauptes, der wie eine lange, sdimal-
rftclcige Felscninsel aus dem baumrei-
chen, saftjfrünen Wiesengrund 250 F.
hoch emporragt. Die nordwestliche
Schlucht dieser Bergzunge musste iiber-
hrückt werden , damit ein Weg auf die
TemüBse gehahtot werdenkofuite, anf wel-
cher das helilevchtende FQrstenschloss
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2dl
10. Honte: Toh Schiranlnir^ luieli Unieiiaii.
222
prangt. Den scTiönstcn Tlahmon des
farbenreichen Naturbildos , welchen das
Wunderbuch der Natur in diesem Thal-
kessel entfaltet, sind die Berge, die das»
selbe in herrlichen Grappirungen be-
kränzen und durch den harmonischen
Wechsel von Laub - und Nadelholz den
Charakter tiefromantischerWaldscliwer-
muthwohithuend mildem. Die Schwarza,
die von drei Seiten daäSchloss umfliesst,
blitst dA und dort «wischen dnnkelgrü-
nem Laub hervor, als wäre sie der
Silbersaum , womit das Prnnkgewand
des Fürst<'nsehloss<?s gestickt ist. In
ihrem Bette fand man nocli 1800 ein
Goldstüflein, das etwa 3 Dukaten werth
ist. Sonst waren an den Ufern des
Flnsses 20 Gewerkschaften mit der
Ooldwftsche („Seifenwerke'') beschftf-
tigt. Neuere Versuche, den versunkenen
Goldhort wieder y.n heben, lieferten eine
so geringe Ausbeute , Mass man es nur
auf einen Taglohn von 4 Sgr. brachte.
Aach der Sebwansburger, der, aus BUi-
llforaien surtte^Mtehrt, in neuester Zeit
scineKunst u. sein Glück hier versuchte,
hat die Arbeit bald wieder eingestellt.
Naclidem wir am Chausseehause
vorüber gegangen, wo sich die Stras-
sen naoh yerseiriedeBen Rfehtangen
hin Tersweigen (jenselt des Felsen-
waUes naoli Sitzendorf und (r.) zum
Berg hinauf nacli Künigsee und Pau-
linzeiie), wenden wir uns (!.} zum nab^^n
* Gasthof ( Weisser Hirsch, Wii ih :
Hübner) , der , als der einzige , ungeach-
tet seiner neuen erweiterten Binriditong
numehnutl so Uberflillt ist, dass man
kaum noch ein Nachtquartier findet.
Die Ansticht ans dem Speisesaal, sowie
aus den nach dem Wildpark zu gelege-
nen Zimmern und von der mit Akazien
bepflansten Oartenterrasse ist pracht-
veU. Bett 1^ V, Sgr. , Frahstück 6 Sgr.
Köstlicher Wildschweinbraten und Fo-
rellen. Sollte auch das erstere Gericht
nicht immer aus dem WiMj>arke stam-
men, so ist es doch so kunstreich zube-
reitet, dass man sich die Illusion gern
Wfiülen Usst.
Das /Schlote, i|ur wenige Uinmten
Gasthof «pkmtf kt im CMernen-
styl des vorigen Jahrhunderts erbaut
und vermag mit seinen weissen Mauern
und hochragenden Giebeln die höheren
Ansprüche der Architectur nicht zu be-
friedigen. Um so schöner der Rahmen,
der es umschliesst. Nur von Korden
her ziugilnglich ist das Eingangsthor von
einom Invaliden (rechter Hand in einem
kleinen Häuschen) bewacht, der den
Beisenden, welche die inneren Räume
sehen wollen, als Cicerone dient. Die-
ser Thorwart Sffhet: 5 Sgr.; der Bfich*
senmacherzeigt die Rüstkammer: 5 Sgr.;
die Beschliesserin die anderen Räum-
licbkeitet!: 5 Sgr. — so dass es 3 — 4
Fünfgroselienstationen gibt. Dies har-
monirt allerdings mit der Bauart des
Schlosses, aber nicht mit Jedem Geldbeu-
tel. Denn das Schloss serfUlt in 4 Ab*
theilungen: die Burgvogtei, unter wel-
cher ein Thorweg in 'Ion Schlosshof
führt; dasZeugii ius . ein iiiis< heinbares,-
abgesondertes Gebäude mit einigen Bit-
tenttstnngen, deren (anbekannte)Triger
mit hocbklingenden Namen beseichnet
werden, und alterthümlichen Waffen;
d«ni Keubau mit langen dureb Hirsch-
geweihe verzierten Galerien ; der mit
Marmor ausgelegten Schlosskirche; dem
Speisesaal und vielen Zimmern , worin
die LandeAerrschafb Im Sommef wohnt ;
den übrig gebliebenen Theil des alten
Schlosses, worin der Kaisersaal mit
viereckiger Knppel und kunstlosen
Biklern der römischen und deutschen
Kaiser. Nur die Rüstkammer ist sehens-
werth, besonders wegen der Sammlung
von Schiessi^ehren, welche die Ent-
wicklung dieser Walfe zeigt und man-
ches schön verzierte f^tü« k enthält.
Auch eine napoleonische Kanone und
das angebliche Khebett des zweiwei-
bigen Grafen von Gleichen. Im Spei-
sesaal des Neubaues alte Trinkbecher»
darunter „die Auerhenne,'* ein silber-
ner Vexirpokal , den jeder hohe Gast,
welcher zum ersten Mnlo hier speist,
der Sage nach leeren muss, wobei ihm
ein iiölzernes Joeli ( ,,der Sehwarz-
burger Willkommen") auf die Schulter
gelagt wird. In einem Kabinet 246
FferdebUder, dieFlIrstLudwigG&ither
...... .^le
223
10. Boute: Yon Schwafzlwurg Ilmmn«
gemalt. — Der kleine Hchlossgarteii
iätiiur wegen seiner Aussicht besuchens-
werth, obgleich dieselbe von der * Ter-
ra$ae herab (auf dem Wege dem
Sehlosse) nicht minder schdn ist. Auf
der einen Seite, tief im engen Thalke.s-
sel, Dorf Schwarzburg, des^on 48 Häu-
ser sich zu beiden Ufern dva, mit einer
überdachten BrUcke versehenen Flusses
malerisch gruppiren , wIShreiid einielne
Oehftade am Abliange und auf der Höhe
des Schlossberges stehen, von welchem
stelle Wege zur Tlialsohle hinabführen.
Der eliPmalige Kisenhammcr jetzt Fa-
brik für schwarze Erdfarbe, die aus
Döschuitzer Alaunschiefer bereitet wird.
Die Bewohner i^öö u) nennen sich^Mftn-
ner von Schwarzburg" oder kurzweg
„Thalleute". Seit ehiigen Jahren be-
nut'/pn niATirlie Fremde das Dorf zur
Jsommeiüi.sciie , während im vorigen
Jahrhundert Schwarzburg nur von ein-
zelnen Güsten besucht wurde, welche
meist (wie Schiller» J. P. Fr. Kiishter»
Schausp. Schröder) von dem kunstsin-
nigen Fürstf'n hierher eingeladen waren.
Schüler .sclirieb damals in das Stamm- j
buch des Schlusses: „Auf diesen Höhen
sah ich auch dich , göttliche Natur , ja
.dich!** Auf der anderen Seite der
Schlossterrasse (westlich) ein-sammt-
grüner Wiesenteppich, von üppigster
Waldung eingerahmt, mit einem Schwei-
zerhänschen , vor dem das Wild gefüt-
tert wird. Hier ist der schönste Theil
des uralten Thiergartens, der 4152
preuss. Morgen umschliesst (der Hirsch-
garten allein gegen 2000 Acker) und
gegen 3()0 Stüek RothwUd und 80 St.
Schwarzwild hegt,
Ge»chichlliche$. Dio i^cliwarzborg ist
wahrschetnllch cur Beherrschunfc der Sor-
ben erbaut worden. Sizzn ITT. (1123), wel-
cher das benachbarte Sitzendnrf gründnto,
wird bald „Graf von Schwarzburg", bald
„Oraf Ton Käfembutg«*, baM M<lraf too
Thüringen" genannt. Seit dieser Zeit ha-
ben fast imner — bis znm 15. JahrUunderl
ohn« ÜBterhrechuDg — einzelne GUedor des
«rlanrhten Hauses diese ihre Stammburg
h'^TVf'TiTit, obgleich sie 1448 nu den Kurfiir-
titen Friedrich von Sachsen Torliauft wurde,
me» war die VeraalaasuDg, daM el^ der
Oraf Ton Bla&feMitatg» dar auf flohwtM«
bürg Erbansprücbe machte, mit Uarsog
Wilhelm von Saobeen, Landgrafen In Thh-
ringeu, der gern eine Gelegenheit ergriff»
wider seinen Bruder, den Kurfürsten Frie-
drich, loszubrechen, zu Schutz and Truts
verband. So ernttpaDn aioli aat der Sehwan-
burgischen Hausfelide Jener verderbliche
„Bruderkrieg", der in einem Tage mehr als
60 Dörfer einäscherte und unsägliche» Elend
fkber ThQringeu brachte (8. 79). Nach ge-
schlossenem Frieden (M51) theiltrn sich
die Grafen von Arnstadt luad von Leuten-
berg in Sctawarzbuigs Berits, bie die Blan»
keuburg-Arnstadter Linie (die jetzige Bu-
dolstadter) zur A11 -Inhorrächaft gelangte
(1584). Im dreissigjahrigen Kriege war
Scbwantburg derKuflucbtsort dergriftfehen
Fnijulie iiml vieler Bcwolmer dt r Li imge-
suchten Nachbardörfer. Itiü6 brauuta ein
Thoil nnd 1736 das ganze Schlot» bia auf
einige Beste (darunter der Keleertsal) nie-
der, und ward nun iu seiner gegeuwSHi"
gen Gestalt wieder aufgobaut (1744).
Die nächsten nnd intorossjmtesten
Umgehungen kenneu wir bereit?? huh dciu
vorigen Abschnitt. Hier nur die Par-
tSe attf den Trigpttei» nnd aar J^ane-
rie Yon Sehwarsburg ans St.). Der
bequemste Wef( ist die <rcwundenaFahr-
Strasse (der ernte Weg 1. vom Chans-
s^ehanse), die man im schattigen Tan-
nenwald bis zum steinernen Tisch**
nnd Ida an euiem Wegweiser Twfolgt,
wo man die Fahmtrasse Terlisst nnd
geradeans den Berg hinauf in 10 Min.
zur Fasanerie gelangt. Südöstlich von
derFasancric, näher nach bchwarxburg
hin, liegt der Trippstein. Man geht in
dieser liichtuug von der Fasanerie bis
an einem eisernen Wegweiser, der snm
„Fnehetiseh^^ naeh „Cordobang** nnd
„zum Trippstein** aeigt, welchen man
auf breitem liasenwege bald erreicht
(20 Min. von der Fasanerie). Will
man nur den Trippstein besuchen ( St.
von S^warzbarg)| so verfolgt man die
Fahrttrasse bis anm Wildsaun nnd
wendet sieh ^axm rechts, bis man auf
den Weg gelangt (eiserner Wegweiser),
der von der Fasanerie herüber kommt.
Ein näherer Fussweg auf den Trippstein
steigt vom Chausseehaus, nicht weit
von der Brücke, die anm Gasthof ftthrt,
im steilen Zie|ci|aek, anm Befg hinauf,
wird aber wenig b«nntst. Geht man
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X0, Bomte: Ton S^^wanVatg Wik Umeiaiu
erst auf den Trippstein und dann auf die
Fasanerie, tmi von hier den Weg nach
Allendorf und i.'auiiu2ciie zu verfolge»,
SO kehrt man bis Sur H9hd des Tfinnigs
(eisern. Wegweiser) muilclE, und selilftgt
4ea etwas steilen Fahrweg ein, der sich
in westliehcr "Richtung hinzieht. Will
man aber vom Trippstein über Cordo-
bang nach Blankenburg (s. S. 215),
oder nur bis sum Kienbergihaus (1641
F.) emporsteigen, so geht man entweder
abermals bis zum eisernen W^^eiser
zurück, der nach Cordobang zeigt, oder
vom Trippstein aus (r.) znm nahen
Monument des Erbprinzen und in 20
Miu. auf schönem Waldweg zum Kieu-
bergshans empor. Büekweg vom Kien-
bergshans inm neben Fiuh$ti9tk (schöne
Aussicht) und dann, den ins Schwarza-
thal hinabführenden Wef^ zur Seite las-
send , in stiller Waldeinsamkeit mit
herrlichen Aussichtspunkten wiederum
am stdnemen Wegweiser vorüber, wie
oben angegeben. Um Tom Trippstein
ins Sehwarzathal %XL gelangen , benutzt
man ontwcflf^r den steilen Zickzackweg,
der hinab zur Chaussee gebahnt ist und
beim „PaviUon'* mündet (s. S. 216),
oder geht (bequemer) nach Schwarzburg
snr&ok. Sobald man in die Kfibe des
Trippsteins kommt und das Schaalen-
häuschen durch die Bäume schimmert,
so wende man, nni die Ucberraschung
«u steigern, die Augen seitwärts, bis
man hinter dcmHäuseheu steht und nun
mit einem Male durch die offene Thür
das wundervolle NatnrgemSlde vor sich
ausgebreitet sielit. Wie aus der obi-
'gen Wegbeschreibung hervorgeht, kann
man beide Partien — 2'rippstem und
^oianeHe — bequem mit einander ver-
binden und ist besonders Denen , die
von Fanlinzelle herüberkommen , anau-
rathen, von Allendorf aus alsbald über
die Fasanerie auf den Trippstein zu ge-
hen; obwohl jene, ungeachtet ihrer Re-
stauration , bei weitem nicht die An-
aiehungskraft hat, wie der Trippstoin,
dessen wundervolle Aussicht der Kan^
ditat Macheleid , der sich hier eine Sie-
delei erbaute, die auf Anregung des
Pürsten Pückler in das g^enwärtlge
Führer durch Ihäringen.
BorkeiihfiTi sehen umgewandelt wurde,
zuerst zur Geltung brachte. Die fasa-
nenleere Fasanerie ist ein Jagdschlöss-
chen mit einem kleinen ummauerten
Parke, dessen fast einziger Sebmuck das
düstere Laubdaeh Stattlicher Eiefaen ist.
Einige Zimmer mit gefälligen Hirsch-
hornmöbels decorirt Die eigentliche
Fasaneric ward 1815 aufgehoben. Jetzt
pflegt mau nur noch einige Stück ge-
zähmtes Dammwild. Im Wildparke
dagegen (ausserhalb der Fasanerie)
äsen da und dort Rehe undHirsdie, au-
weilen in stsirkcn Rudeln, die so wenig
scheu sind, dass mau nicht selten nahe
an ihnen vorüber geht.
Nehewonleu von Schwarzburg aus : a) Nach
Saalfeld (8 St.) fib«r Barkersdorf, Branni-
dorf und (Jrn Eisonberf!;; oder von Burkers-
dorf über Birkeuhalde und Wittmannsge-
reuth (zu Fuss) : (8. S, 218) und R. 97.
b) Nach NeuhauM am Beimsteig' and wei-
ter nach Einfeld oder Sonneherg (Post): ent-
weder über Sitzendorf, Unter- and Ober-
weissbach; orttrlkber Sftsendorf. UnterweiiB-
bacb, QelerrtlHil, WaUendorf» Uchte:
R. 93.
c) Nach Ew/crz fClj anssec) durch das
obere Schvearzot^al über Sitzcndori, Gias-
bacb, MeUeobaeh, MeoMlbach, Katsh&tte,
Masserbr&ek, Ooldhithal, Scheibe, Limbaeh:
R. 86.
Ton Schwarzbnrg nach Thnenau
lassen sich verschiedene Wege ein-
schlagen :
1) Ueber Köntgseet Amtgehren und
Langaoieten: die gewöhnliche Fahr-
strasse (5 St.). Biese Strasse — TOn
Schwarzbnrg nach Königs^ (3 St.)
— sclilüngclt sicli am Chansscchans
vorüber (r.) zum Berg hinauf Tiac}i AI-
lendor/ und gewährt, wenn man sich
an der Berglehne rückwärts wendet,
die vollständigste Ansicht des umÜMig-
reichen Schlossbaues. Statt der Chaus-
see kann man auch (mit einem klei-
nen Abstecher) den Weg über den Tripp'
stein und über die Fasanerie wählen,
indem man das Thor durchschreitet,
welches aus dem Wildpark führt In
Kuraem erreicht man die Strasse, die
in V« Bt nach Allendorf hinabläuft.
Der ganze Weg (mit Ausnahme des
11
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23»
kurzen AT>«*t<»fher9 vom <*iscrncn Weg-
weiser bis /.um Trippstein und dahin
zurück) ist lahrbar. AUendorf (1 8t.
Ton Schwanbiirf und eben ao weit Ton
KdBigM) ist «ia stattUehM.Boif, in
dessen Nähe (am rechten Thal^chänge)
einipc malprisclio Zechsteinklipprn. Die
nächsten Döri'er A$chau und Lichte.
Königsee^ schwATzb.-radolst. Städt-
chen mit 2100 £inw.
Po$t n. Thnenattr 2« Meil. in 2 St. 25 Min.,
früh 5| U. , i» kr. ; n. JimMUadt: 3 Moil. in
2} St., Mitt. 1 U., 1 fl. 3 kr.; n. AnUUM:
4} Meil., früh T)^ 1'., 1 11. Od kr. Bintpän^
«ar n. ümeiMt» 8 Tblr.
Entfernnnfjf n: Paulinz«'11f> 1^, |5( hwarz-
burgS, Blankenburgs, Amtgehreu 1^, Stadt-
ilm 3, nmenau 9 St. .
<?MlA«/e.* — Xoiicr Crttii(Jk«r (vor
der Stadt).
K., ih baumarmer, fast reizloser Ge-
gend, die abschüssigen Strassen hfibsch
gebaut und sauber g;chaltcn. Pas vor-
tbeilhafteste Bild t;owiihrt die Stndt,
wenn man % iiiu bchicsislmns (n(»rdlich)
emporsteigt und ^eii uüt Linden be-
pflanzten Kirchbbttgel nnd die Beste
der Alten Bkignumer tot Angen hat.
Mehre Teiche , die den Thalgrund zie-
ren, sollen in alten Zeiten einen gros-
sen See gebildet haben, aufwelehoni der
sagenhafte König Siegbert gefahren.
Zwischen Riesen Teichen hegten sonst
die Grafen von Schwarzbnrg im Kamen
des Königs das Blntgericht.
Inäuttrie» Früher hatte (nicht so-
wohl in der Stadt, als Tielmelir in den
umliegenden Dörfern) einer der merk-
würdigsten nnd <>rlginell*^f f^Ti Oewerbs-
zweige, wie er in ähnlicher Weise nur
noch auf dem Riesen - und Erzgebirge
vorkommt, in dieser Gegend seinen
Hanptsitz, nämlich das Laboranten-
wesen und der Olitätenliandel. Die
Reffträger, welclie mit ihren Medicn-
mentcn durch jrnnz Deutschland und
weit über dessen (ürenzen zot^en, waren
unter dem CoUectivnameu „König-
seeer*' bekannt, weil ihre Pässe gr6ss-
tentheils vom Amte Königsee ansge-
0tent wurden. Wer hat nicht von dem
weltberühmten ,, Stockdumm " (Stanfj-
ton-EIixir), dem Krauimetsv« Ispi-
ritus, dem Schneeberger Schnuplüibak,
„der Gedäebtniss und Kieren stärkt'V
den Hoffmannscfaen Universaltropfen,.
dem Lebensbalsam etc. gehört, womit
die mnndfertifren „Balsamträger" hau-
sirten V Die meisten dieser Oesund-
heitsmittel wurden aut dem Thüringer*
walde präparirt, wo man seit Jahr*
handerten das Destilliren von allerhand
heilkräftigen Kräutern verstand und
übte. In der neueren Zeit hat jedoch
die >rodicinalpolizei diesem Unfug ge-
.steucrt und die Präpariranstalten , di«-
hie und da noch existireu, unter strenge
Anfsicht gestellt. Dadurch ist Jener
Kleinhandel in tiefen 'Verfall gerathen«
so dass die RefTtrager nur noch heim-
liclier Weise ihr Geschäft treiben , oder
unter dem Anshängeschild heilsamer
Liqueure und Tuilettengegenstände ver-
stecken und gewöhnlich auch mit Glas,
Porsellan und Sämereien handeln. In
Königseo selbst wohnt g^penwirtig
kein einziger Olitätenhändler. In der
Mitte des 17. Jahrh. aber hatte sich ein
dasiger Laborant, Namens Vollimhaus,
der später in Upsala als Apotheker
lebte, so emporgeschwungen, dass seine
Nachkommen sn Grafen GyÜenborg er*'
! hoben wurden. Jetzt inK., welches
sonst d'p finzige Marktstadt der Kni-
gegend war, das Schuhmachergewerbe
und die Gerberei am schwunghaftesten.
Ausserdem 3 Mahl-, 2 Schneide-, 1 Loh-
u. IMassenmfihle, 1 grossartige Farben-
u. Bleiweissfabrik (Greiner*s Wittwe)
mit 250 Arbeit., 3 Maschinenspinncreien^
die KunstfSrbcrei vmi B Mohr (die aucti
schon getragene Sroite umfärbt, so gut
wie in Berlin), Bierbrauerei, Stein-
drackere! etc.
Ge$chic}dliches: Als historische Origina>
lit&t gilt der nNarrenrath'S welchen amitt
die jungen Bnrp:er aus ihrer Mitte wählten,,
der über jeden Schwank strenges Clericht.
hiult. Im Bmderkri^ (1448) wurde König»
Hee erobert, geplündert und /.emtört. 1635
brannte fast dlo p;ftnze Stadt nieder. T»ie3
Unglück wiederholte sich 1818, 1822, 1826,
1880, 1831. Der letzte Brandstifter ward
1637 enthauptet. ~ Aus Ktolgaeo stammfe
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• Ii t
229
10. jfotfto: Yoii Se^mit1»iirg nach Ünienaii.
230
Dr. WisHcenns, Arzt in Saint -Lonin, »lurch
seine naturwisseusciiafUiohen Beiäcn be-
kaimt.
StheMmürdigheite»: Nur ausserhalb
der Stadt sind einige Ponkte des Be-
suches Werth. Im ,, Gehörn'*, einem
Zech^teiufebon westlich von der Sta<U,
eine kleine Höhle mit Tropfsteiugebil-
den, dtis Querliehsloch mit dem Möncks-
stuhl, in uralten Zeiten von Zwergen
'bewolint, die grosse Schfttae bewahrten.
Eine Gans, die sich hinein verirrt hatte,
soll auf doni Singerherge ganz vergol-
det wieder herau§gekoinni«Mi sein. In
der neuen Zeit haben die Zwerge dem
Gamhrinns weicheii müssen, indem das
i^erUehslodi sn dnem Bierkeller um-
gew^delt wurde, 'der jedoch auch wie-
der eingegangen. Jetzt ist die Höhle
verschlossen, CSehlüssel in Oarsitz).
Unterhalb der Stadt (10 Min.), am rech-
ten Kiuneufer, ein Erdfall, der 1714
über einer ausgewaschenen Gypssehlotte
des^Zechsteins entstanden Ist und einen
kreisförmifxen , zum Theil mit Wasser
gefüllten Trichter von 480 P. Umfang
darstellt. Das 58 Ellen tiefe Loch ist
Jetzt durch Bauscliutt sehr verflaclit.
Nef>f'vr(y}(tf:n von KOnigsee a??.'? .'
a) Nach PaullnÄelle(iV,St.). Chaus-
see (Poststrflsse nach Blankenburg) im
Thal der Rinne nach UnUrkSdüz
St.). Unterwegs einige Mühlen, neuer-
bautc Bleiweissfabrikcn und (bei Ober-
köditz) eiu Gasthof. In T^nterköditz
eine schwunghafte Thonwaarenfabrik
(Gebr. Müller), die ihre Fabrikate sehr
weit versendet, besonders Wasserlei*
tnngsrShreUf Filtrirapparate ffir Apo-
theker und Stubenöfen. Dann Ohcrrot-
UnJxLch und Milbitz (s. folg. R.). Ein
weit näherer Fusswol-" von Königsee
nach Paulinzelle führt über den Gal-
genberg (1324 F.) I ohne einen Ort zn
berOhreUf gr$sstentheilsdurch Waldung.
— b) Nach Herschdorf (1 St.) : Chaus-
see über Ober.^chöhlinff. T'^iigleioh in-
teressanter, und auch näher, der Fuss-
weg im Thal der Kinne über Garsitz
an der Sichelh&tte (Rothgerberei und
Lohmüble) vorbei. Wechselreiche Ge-
birgsfonnation (Sand u. Kalk) mit seit*
sam serklMfteten Felsgebilden. Zwi-^
sehen Garsitz tmd Herschdorf eine
theils zaekenförmige , theils über ein-
ander getljürmte Felspartie, die auf der
Nordseite wie ein Sorgenstuhl gestaltet
ist und der M5nehsstuhl genannt wird.
Nahe dabei die QuerluhtXSeher (s.
S. 289). Von Herschdorf nach Amt*
gehren (s. unten).
•
Ton Konigsee nach Amt^ehr^n
(1V9 St.). Die Chaussee geht, unweit
des Fisehhaufjcs , über die Rinne. Kurz
zuvor ein neuer I'e Isenkeller (10 Min. v.
Küuij^see). Weiterhin am linken Ufer
der P/qfentUin, wahrscheinlich ein alter
Steinbruch , mit Lind«ibllnmen und
Wachholderbüschen garnirt, durchwei-
chen ein Fusssteig gebahnt ist. Nach
starlvcr Wegkiümmuiig über Dörnfeld
und weiter über die Sondershäuser
Grenze nach Pennewüz und Jesubwn
(gutes Lagerbier). Den Winkel, wel-
chen die Fahrstrasse macht, können
Fusswanderer abschneiden, wenn sie
Aintfreliren links liegen lassen und von
Jeftuboru quer über die Poststrasse, die
nach Stadtilm führt , alsbald nach Lan-
gewiesen gehen. Zwischen letztgenann-
tem Dorfe und dem Städtchen Gehren
berührt man das fürstliche * Eisenhüt-
tenwerk flHnthersfeld, das etwa 120
Menschen beschäftigt ii. in der grossarti-
gen Eiseugicss(frci vortreffliche Waareu
prodncirt. Das Kaltwasserbad , das
man dort errichtet hatte, ist wieder ein-
gegangen. Xach 10 Min.
' Gobron^ gewöhnlich Amt'Chhren
oder Anitfjehren, fQrstl. sondersh. Stadt
(Enclave) mit 1860 Einw., Sitz eines
Landrathsamtes etc., im flachen, obwohl
heitern Thale der Wohlrose, /wischen
ausgedehnten Wiesengründen und heil-
blinkenden Teichen. Lokalblatt: Bote
des Thflringerwftldcs. Schwunghufte
Industrie: Spielwaaren-, Wollwaaren-,
Pa{)ier-, Kisten-, Züiulliöl/.i henfabrik.
Btrnerktnsxt'crth : Filrstl. Scldoss (zum
Theil als Gefängniss benutzt), worin
ein Saal im Rococostyl, mit sehr schö-
nen Hirpcbgeweihen decorirt; neue
Kirche mit römischem Thurm; freund-
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231 101 BotOe: TOB ScIlWAl
liebes Schiesshaus mit guter Wirthsdiail
— Pmttverbindtrnrf mit Arnstadt, Ilme-
nau uud Breiten bach (R. 32.). — Hier
sind wir recht eigentlich mitten im
Thfiringervralde, indem die WoUrose,
mit der sidi die Scbobse verbindet, ge-
Wissermassen das Grensflfisschen zwi-
schen dem nordwestlichen und stidwest-
lichen Theil des Gebirj^es bildet. —
Ton Aintgehreu naeli Ilmeuau
(iV, St.), Poststrasse. Langewiesen
(V4St.), langgestreclctes, freondliehes
schwarzharg-sondcrsh. Städtchen mit
1500 Einw. , am linken Ufer der Ilm
und am sndöstl Fasse des Oehrcnbcr-
jjcs, in einer arnnuthigen Thalweitung
mit üppigen Wiesen uud fischreichen
Teichen, einer der Xltesten Orte des
Gebirges,* nseb ^welehem der LSng-
witze Gau benannt wurde, nnd doch
di(> jüngste Stadt in Thüringen, weil erst
in neuerer Zeit der ehemalige Flecken
mit dem Stadtrecbt beliehen wurde.
Bergbau anf läsen- nnd Brannstein.
Pnppen&brik. Der geniale Dichter W.
Heinse (f sn Aschaffenburg 1803) 1749
hier geboren. — Der Weg nach Ilmenau
führt durch den schönen, rcichbelebten
Hüttengrund. Rechts der Oehrenberg
(Ehrenberg), in geognostischer Hinsicht
einer der merlnR^rdigsten des Gebirges,
indem an der linken Thalwand alle Ge-
steinarten, aus welchen der Thüringer-
wald erbaut ist, gleichsam fächerartig
zusammen laufen. Statt der Kunst-
strasse kann man den angenehmeren
Fnssweg Anschlagen , der sich Tom
Schiltxenhofe an durch dm WUengrund
im Sdiatten mSchtiger Linden an einem
Hammerwerke, an einer Schneidemühle
und an einem grossartigen Keubau vor-
über, worin eine mechanische Weberei
(Binnebach nnd Wamps) errichtet ist,
bis snm Grenzliammer hinsieht
Wer von Amt - Gelirt n eine interossantc
Fusswanderung nach limenau unteruehmen
mag» dem sei der Weg über Oehretutock
«gftpfohlwi, d«r nlclit viel weiter a]s die
Fahrstrasse, wenn auch beschwerlicher u.
ohne Führer nicht laicht sn finden. Ein
kleines FlfiMchen, die Schobse (Sohopser),
das vom Bennsteig hcr il k ommtnnd sich
hinter Clehren nüt der Wohlrose Tereinigt,
«bilrg nach IlHienaQ. 232
bildet einen überaus lieblichen , einsam
traulichen Grund — den ßckob^gnmd —
dessen Wftnde «hltherronagenden Porphyr-
zacken und mit majestätischen WeliStanncn
geziert sind. Diesen verfolgt man von Geh-
ren am „Uexensteiu" vorüber bis an den Fuss
des stellen 9886 Fuss holten Xi«nlbtrge§ (1^
St. von Amt -Gehren), an dessen Koidab*
hange ein ITäuschen steht, das o?n<» nm-
fasaende Aussicht, namentlich aut Umcuau,
gewahrt. Am nahen WfUßterg (8150 F.), etwa
isOO Schritte westlich von Oehrenstock, ein
so ausgezeichneter Tannenbcstand 'Ia^s der
Oberförster Pfeil die fast 200 Julne alten
Kiesenbftnme mit entblösstem Haupte be-
grüsste. Ein rechtsabzwoipcndcrWcgdurch-
schneidet die Chaussee, die nach Lange-
wiesen läuft, und fährt in knrser Zelt au
dem einsam gelesenen I>orfe Oehrenstock^
dessen zerstreute Iläuser einen licMichen
Anblick gewähren. Von hier nördlich durch
den engen Oehregrund, der beim L&fflers-
hammer (an der Strasse Ton Langewiesen
nach Ihnenau) mit dem romantischen Schnr-
tegrund (s. S. 248) susammen stösst. Auf
diesem Wege geht man an mehren Braoa-
Bteingmben vorüber, wolefae in die Berg"
wände gehöhlt sind. Dann am Grenshsm-
mer vorbei nach Ilmenau (S. 239).
2) Von Sf'hwarzburgr nach Pau-
linzelle (27, st.) und Ilmenau (C St).
Entweder nach AUendorf (l St.) , nod
dann auf der Chansste fort bis Unter-
höditz (Vi St.) , wo die Fahrstrasse r.
ab über Oberrottenbach nnd dann 1.
nach Milbitz läuft, — während die Post-
strasse nach Blankenburg r. von Ober-
rottenbach abzweigt — , ein nliherer
Fassweg aber von Unterhddits über das
weitsichtbare Dörfchen Horba führt,
das anf einem schmalen, wasserarmen
Sandsteinrücken liegt, so da.^s die l'ni-
wohner scherzen : ,,InIIorbe trägt man's
Wasser im Korbe". Um dahin zu ge-
langen, geht man in Unterködits über
die Chanss^e anf einem steilen Pfad
zum Berg hinauf und erreicht das Dorf
in St Dort r. an der Kirche vor-
über auf einem breiten liasenwcg bis
zu einem Wegweiser am Saume des
Waldes , welcher den etwas besehwer-
liehen, aber aussichtreidien Pfad nach
Paulinzelle (l St.) zeigt — Noch ein
anderer Weg vom Tri])pstein dui\ h das
Gatterthor des Wildzauues (die Fasa-
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2S4
neric und Allendorf 1. la^'s^nd), oder
vom Kienbergshaus, wo man nord-
westlich PauUnzelle sieht, auf schat-
tenloser Hodiilidiift lam Dorfe Beck'
aiädt (18t vonSehwarsbarg, V« St. vom
Kieiibergshaus). Ueberall Wegweiser.
Im Dorfe und hinter demselben, wo sieh
die Wege thrilen, abermals r. ; beim
zweiten Wegweiser geradeaus durch
einen Hohlweg, und dann (etwas näher)
Mif ^em FosMtei^, der vom Fahr«
wege abgeht, dureh das nahe Kiefem-
liolz (Kesselberg). Hinter demselben
gewahrt in hu (1 ) die Chaussee, die
nach Rott, iiljach führt. Wir aber gehen,
den Hot Langetbal r. liegen lassend,
1. «n einem Hohlwege fort, bis uns
fS^ Fnssstelg durch die Milhlo nnd Uber
eine Wiese nach O^MtreUenbach bringt.
Von da auf neuer Chanssee nach dem
obstreiehen Dörfchen Milbitz (20 Min ),
welches so versteckt liegt, das^ es im
letaten Kriege kamen Soldatan gesehen.
Ifinler Hllbits wieder ein niherer Fuss-
pfad 1. über den Rottenbach , neben dem
wir an einer Schneidemühle und einifreri
schiJfbewach.seuen Teichen vorüber auf-
wärts wandeln , bis wir wieder die
Chaussee erreichen vnd liald darauf die
stolaen Trümmer der berühmten Abtei
TOr ans sehen, die auf dem grünen Sam-
mettcppich des melancholischen Thaies
aus dunklem Erlen- und Ficbtengehege
hervorlnfrt. Man thut wohl , vorerst
im nahen Gasthof einzukehren , um die
Bnina -Wim. Portal ans xa betreten.
Fir guteFussgXnger dOrfteder (nächste)
Weg über Allendorf, Unterködita nnd
Horba am gerathensten sein.
Panlinzelle^ ein durch seine Kio-
stcrruiue weit bekanntes u. vielbesuch-
tes sehwanb.-radolst. Dörfchen mit 130
Einw., einem Rentamt und % Forstden
im engen, quellenreiehen WaXdgrund
am Fuss des Kicnljcrges, der auf seiner
östlichen Abdachung ein Lusthäuschen
trätrt, 2V, St. von Stadtilm, 3'/^ von
Ilmenau, 2 von Schwa»burg, 5 von Ru-
dolstadt. Neben der Kirebenrnine das
Amthans, ein hübscher alter Holzbau,
worin ein Förster wohnt u. noch einige
Klosterzellen („Nonnenstübchen*'} u.
RoliqniPD rtus alter Zeit zn sehen sind,
iiier erhält man den Schlüssel zum
Kirchthurm, von dem man einen präch-
tigen Ueberblick über das schöne Thal
mit seinen 'blitaenden Teichen hat.
Man richte sich, wo möglich, so ein, dass
man im Gasthofe (Menger) tibernachtet,
weil die Rnine besonders inMondschoin-
beleuehtuiijr ein wahrhaft zanberisciies
Bild gewährt, das von tiefpoetischer
Melancholie umschleiert ist. Das Gast*
bans ist kein brillantes H6tel, aber in
seiner ländlichen Einfachheit recAit be-
haglich. Bornlunt sind die dasijien Fo-
rellen. — lu I'aulinzelle wohnte der Or-
gelbauer Fr. Schulze (f 1859) , welcher
die grossartigsteii Orgelwei^e bis nach
Eiigland n. Amerika lieferte n. anf der
Londoner Weltausstellung die goldene
Preismedaille erhielt. Seine Sohne
setzen das Geschäft fort.
GfKchirldlirhi s : Pauline, die Tochter des
Bitt«rs Moricho, »ohute sich, als sie Wittwe
geworden, nach stiller linsainkeit a. grttit'-
dete in (liosem abgelegenen Wiesenthale
eine Zelle (lio'^i . wurin sio ihren religiösen
UebuDgen ubiag. Hieraus entstand ein
Franenkloator (wahrtcheinlich im Jetsigea
Ainthaus) iind bald darnuf (HO.*)) in unniit-
telbarer Xähe aucti noch ein iMöncbskloster,
dessen Bestätigung sie selbst vom römischen
Papste einholte. Dort, in Italien, mochte
(h*e fromme Klausnerin die Vorbilder ru dem
antiken Bau geseiien haben» den sie nun in
einem der eintamsten deutecben tTrwilder
aufrichtete. Naclidcm sie gestorben, ward
sie als „Paulina reclusa" unter die Heiligen
versetzt. Von der ferneren Geschichte der
frommen Stifinng ist wenig bekannt Die
Aebte schwangen sich zu Macht und Reich*
thum empor, so dass sie 19 Dörfer in den
Kreis ihrer Besitzungen zogen und sich
„TOD Gottes Gnadea*' titttllneo. Bennocls
ist von ihrem Anilen!<en rilclitä übrig ge-
blieben, als einige aus dem äcliutt hervor-
gewühlte, halbverwitterte Grabsteine. - Ble
Demoralisation, welche allmfilig in den
„heiligen Hallen" überhand nahm , machte
Nonnen und Mönche in der ganzen Umge-
gend so Terliasst, dass steh die Wogen des
Banernkrieges auch über ihre Zellen wälz-
ten. Das Kloster ward geplündert. Altt r
ihre Insassen setzten noch eine Zeitlang
„ihr faules Leben** fort» bis der Graf von
Schwarzburg ihre reichen Oiiter einzog-.
Knn verfielen die Terwaisten Hallen und
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wurden tlioils vom Blitz, tbeila* von dem
Yaudalismus der Bauern zerstört Nuch
Stellte ein Iiandtagsmitglied den aftuberen
Antrag, die Ruine abzubrechen, tim — fiii
Chauss^ehaus daraus ixk bauen. Es iat nicht
{(eschohen. Denn selbst die Trfimmer des
stolzen Baues, des ältoisten und merkwür-
liig-stcn im Fürstenthum Scliwarzl>urg, glei-
chen einem „kostbaren Juwel in einem dun-
kelsanimetnen Schiniickkfistrhen*S su «el-
chem jetzt zfvhlrciphore Tilgor wiillfaliren,
als ein .st zu dm Altären der Ahlass spen-
denden Aobte. Im G-a»thuf wird eine Litho-
graphie Terkanft« wdLcbe aaob einer alten
Zeichnung die Klosterkirche darstellt» wie
sie ehemals gewesen.
*Die Ruine der Klosterkirche , eine
der herrlichsten, die C3 in Deutschland
gibt, zeigt noch in ihrem Verfalle die
einfache Pracht und solide Gediegen-
heit des friihesten hyzantinischen oder
romanischen Baustyls, in dem sie er-
richtet war. Sonst überrap^eii zwei
viereckige Tliürme das herrliche Purtal.
Nur einer ist übrig gebliehen, der noch
als Glochentbiinn benntxt wird. Wir
treten von der Westseite durch die
kunstreich verzierte Hauptpforte in die
geräumige Vorhalle , wo ein grosses
Steinbecken liegt, das man tür einen
Weihkesscl hält, und sodann durch ein
Zweites mit Sttulen versiertes Portal in
das Schiff der Kirche, das in Kreusform
erbaut ist und einen grossartigen An-
blick bietet. Hcrrliclie Säulen mit be-
wundernswerther Skulptur, zum Theil
aus einem Stück gearbeitet, stützen zu
beiden Seiten die 60 F. hohen Ifanem,
welche durch einen mächtigen Bogen,
der das Chor vom Schiff der Kirche
trennt, verbunden sind. Auf ihnen und
zwischen den hohlen Fensternischen
wuchern malerische Fichten und Eber-
eschenb&nme, als wolle das lebendige
Oebüsch den Steinsarg der verschwun-
denen Herrlichkeit mit Immortellen-
kränzen schmücken. In still* r Xncht
rauscht es durch das Gezweig wie leise
Geisterstimmen, die ein feierliches Re-
quiem singen.
Tob Pauliiiselle musk Ilraenaii*
Unbegreiflich, dass die.se vielbctretene
Streeke iiocli nicht chaus.sirt ist ! Dcslialb
£ährt man gewöhnlich von P. rückwärts
üb^rKfinigsee und Amtgehren (s. S. 230),
oder macht vielleicht, um den Singer-
berg zu besteigen, den noch grösse-
ren Umweg über Göftselborn, (Abstecher
nach Singm), Griesheim, Cottendorf,
Bücheloh (R. 31). Fussreisende aber
gehen von Panlinzelle über Angstedt,
Gräfinau und Wimbach (37^ St., wäh-
rend jener Fahrweg über 5 St. betragt).
Beim Chansseehaus in P. vorlägst man
Units ah die Strasse,^ die nach Stadtilm
führt, und geht, während „die heiligen
Teiche" zur Linken bleiben, am Saume
des Waldes hin?>i! bis zum Wegweiser,
welcher den Fasspfad nach Angstedt
zeigt. Dieser zieht sich V4 St. lang im
Schatten des Waldes hergant Wenn
man aus dem Wald heranstritt, Sffnet
sich eine weite Aussicht. Man wandert
nun, r /wi'^clien den Feldern hinunter,
dem Kirchtliurme 7.u. der als Wegweiser
dient. Nach iV^ St. das sondersb. Dorf
Angstedt mit seinw neuen Kirche, vim
welchem der sehwarsh. Marktflecken
OrMlBan (1000 Einw.) nur durch die
Ilm geschieden ist. Sonst gab es hier
viele Fnlirlonte, welche tliUringer Waa-
ren mit eigenem Geschirr nach Mecklen-
burg und Pommern vertrieben und als
Rttekfracht Felle, KItee, Tabak Inden.
Im ehemaligen ,,Prinzenhor' jetst der
Gasthof zum Anker. — Nachdem man
die Poststrassc zwischen Stadtilm und
Amtgchrcn übersehritten, folgt man nn
der entgegengesetzten Seite des Ortes
dem Steinemen Wegweiser, der 1. flher
die Wiesen und dann zum Berg hinah
nach Wlmhnrh {% 8t,) zeigt. Rechts
am Dorfe vorüber, umgeht man den Teich
am Ende desselben zur linken Hnnd und
verfolgt die Strasse bis zum Walde, durch
welchen sie sich */^%t.\sLn% schnurgerade
hinsieht. Dann liiegt der Weg r. in ein
anderes Gehölz ein und mündet in die
Chaussee, welche 1. nach Ilmenau führt.
Nälier, als die Poststrasse, ist jetloi li der
Wiesenpfad durch die Ziegelei hindurch.
Das jenseit grosser Teiche liegende €to«
binde ist der VergnQgungsort Ken*
bans; der südwestlidi emporragende
thurmgekrönte Berg der kickelhahn
(ä. 244).
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* IQ, Brnoe: Vom Mmm\mtg naeli Ilmiman.
238
^'e^enrotl/ti von PaoUii««Ue nftch iSlodtiZm I dass sie pjosren 300 Mensehen heschäf-
und Arnstadt: B. 31.
3) YonSdiwarzburg über Sitzeu-
dorfy Hemlidorfy den Bnriel «nd
Amtgetred naeh niiieiiMi(6--'78t),
tif^t, erinnert wieder au den Kandidaten
Maeheleid, der liier die ersten Verbuche
machte, Porzellan herzustellen, die so-
dann' in Volkstedt weiter tHiageftthrt
Fflr .rüstige Fusswanderer eine sehr em- i wurden. Ausserdem eine Blelweissfa-
pfchlenswerthePai tie, ohwolü immerhin brik. — Wer eine weitere Tour nicht
der Weg übcrPaulinzelle der gangbarste j scheut, verfolgt von hier aus (durchweg
bleiben wird, weil nicht leicht Jemand | Chauss«^e> den reizenden Schwarzagrund
Thüringen bereisen mag, ohne seine
«ehönste Bulne an sehen. Manelie, de-
Ten Zeit nicht besclirXnkt ist, verlinilpfen
beide Partien miteinander, indem sie
vonScbwnrzb. nach Paulinzelle und von
da nach Künigsee u, über ^lon llnrzel ii.
Amtgehren (oder umgekehrt) nach Ilme-
-nau gehen (8 St.). Diese Tour kann andi
zu Wagen gemacht werden, mit Ans-
nähme des halbstündigen Abstechers
über Blechhammer, Glasbach, Mellen-
bach nnd Katshfttte (B. 86) | oder geht
von Hellenbach Uber Breitenbach nach
Amtgehren (B. 84); oder von Neustadt
a. R. über Masserbergen nach Limbach
(6 St.) Ii. 85, — Wir aber wenden uns
von Sitzendorf r. nach Unternhain (Feld-
weg V4 St., Chaussee 1 St.), überschrei-
ten die diaossirte Strasse, die von Obern-
hain nach Lichte führt, besteigen die
nach dem Bürzel. — Wir aber verfolgen , kahle 2059 F. hohe Barigauer Höhe, die
den oben angegebenen Weg. Von . eine herrliche Aussicht gewährt , (am
Schwar^b.nachSitzendorf (Vs St.) f««- I Sndfuss das Dörfchen li?irigau Avie an
weder die Fahrstrasse, die am Chaussee-
hanse 1. anf steilem Felsenwege abwftrts
führt nnd so eigenthflmlich sehen ist,
dass sie, von unten aufgesehen, an ein-
zelne Partien der Gotthardsstrasse erin-
nert ; oder den reizenden Promenaden-
piad, der sich von der eisernen Schloss-
brttcke hinab in den Wildgarten achlSn-
gelt, nnd am Filttemngshans« Tor&ber
dnreh das Qehdis des Parkes lAnft^ bis
er, jenseit einer schmalen Brücke,
die über die Schwarza gelegt ist, mit der
Chaussee sieh vereinigt. Der Natur-
freund bewundert nicht minder die
pnMfatvoIlen BAnme, die am Wege ste-
hen, wie den Wechsel der Bergsoenerie,
die in überraschend schönen Formen ihm
«nt<?oi^entritt. Vor Sitzendorf mündet
1. die Sorbitz in die Schwarza, und eine
iStrasse zweigt über eine verdeckteBrücke
nach Ddscbnitz nnd Meura ab (s.S. 210.).
Bier legte Oraf Bino einen Kflehen-
garten für ^eine Bnrg an. Daher' der
Name Süxendorf. Seine Lage zwischen
Wiesen un^l rruHon, in einer von hohen
und steilen Bergen umschlossenen Er-
weiterung des Schwarzathalcs ibt über-
m retoend. IMe dasige PoJiellanfabrik
(hanptaftehUeh N^paacben), die 1850
angelegt wurde nnd so bedMend ist,
dem Berge angeklebt;, und gehen über
EgeUdoi'f (1 St.. row Unternhain), wo
noch, wie in fast allen umliegenden Ort-
schaften, Laboranten und Olitätenhänd-
1er wohnen, undüber i>rüiia<?/irtM (Y^St.)
nnch Herschdorf CJ^ St.), welches ander
Breitenbacher Laudstrasse 2Q00F. über
dem Heere liegt. Hier thnt man woU,
einen Ffthrer an nehmen , wekfaer des
Weges Uber den * Langeberg n. Amtgeh-
ren kundig ist (von Herschdorf 2St.). Die-
ser Berg, den man noch häufiger BlirZ6l
(auch Stiefel , Katzenbuckel, Hersch-
dorfer Kuppe) nennt, ist der 2517 F.
hohe Grenswxichter zwischen der nord-
westl.u. sfldöstl. Hälfte des Thüringerw.,
indem er sich anfdem breitesten Kücken
dc"^ Oel)irges ausstreckt, wo Porphyr-
undSchieferforniation in einander über-
gehen. Von seinem mit einem Häuschen
geschmückten kahlen Scheitel geniesst
man eine so grossartige nnd dabei so
reizende Aussicht, dass sich dieselbe bei
guter Beleuchtung (in den Vormittags-
stunden) nahezu mit der des Inselsber-
gcs messen kann. Die Thäler u. Hoch-
ebenen sind mit Dörfern und Städten
(darunter Ilmenan) fibersSt^ den freund-
lichsten Bindnick aber macht im west-
lichen Vordeigrund das Dorf ICdhrea-
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Ii. RenUe: Yon ItafteBan snr Sehmiicke«
24»
"bfioli Da sein Gipfel nur 500 F. über
Herschdorf emporragt, so hat man keine
bedeotende Steigung zu überwinden,
wiewohl die letite Staffel and besonders
die isolirt faenrergesdiobene Koppe, die
sieh nordwestlich aufgipfclt und „Stiefel-
koppe" genannt wird, schroff empor-
steigt. Ist man zu Wagen, so kann der-
selbe am Fuss des Berges (Chaussee
zwischen Herschdorf und Gillersdorf)-
halten. Ueber den langen^ mit Quarz-
blöcken bedeekten kelilen Bergrücken
ffihrt ein striler Wald- und Feldweg-
nördlich am Schiessbaus Torftber na(&
Oehren hinab (l St.), das man
Höhe vor sich liegen sieht.
11. Koüte; Von Ilmenau zur Scliniiicke (Schneekop^.
„Auiiiutliig Thal, Uu iininorgrüner Hain,
Mein Herz begrüsst cticli wieder auf das Beste;
Entfaltft mir die BcliwerlKhang'nen Aeste,
Nehmt IreutuUich mich in eure Schatten ein;
Erquickt von euern Ilöh'n am Tag der Lieb nnd Lnst
Mit frischer Luft und Balsam meine Brust.**
Ilmenau, 90. Sept. 1783. (iioethp.
povf von Ilmenau nacli Armtadl (Neu-
dUtendorJ , Erjurt, 1 Thlr.): 2J Meil. in 2 St.
85 Min., AI». 4 ü. 65 Min., 15 Sgr.; ehetidahin
über }■!■:■ i'^hurg: 3 Moil. In 3 St., früh 8| 1'.,
15 Sgr.; u. Amtgehren (Königtee, MudoUtatÜ)
MeiL in 1^ St., Ab. 8 V. 80 Min., 7| Sgr.;
erot^eUenbaeh: 8| M. in 2 St. 50 Min., Ab.
8 U. 50 Min. , 15 Sgr. ; Schletuingen (Hildburg-
hausen, Themar, 1 Thlr. 1^ Sgr.): 4 MeiL in
4| St. , Tormltt. 9} ühr, 84 Sgr. ; ^tadtäm
(Kranichfeld, Weimar, 1 Thlr. llj Sgr.): 2
Meil. in t St. 50 Min., Ah. T' , 12 Sgr. —
Telegraphen - älation. — Miethjuhren pr. Tag 5
TUr., Eimpäuim' S TUr. — JNknr pr. Tag
W Sgr. bis l TUr. — MnCiiMI pr. Tag 10 flgr.
Ent/ernungen: Elgersburg 1, Stadtilm,
Paxilinzellc , Königsee 3J, Schmücke 4, Arn-
stadt, Suhl 44, 8chwarzburg 5, Dietendorf
6, Bctalenslngen, Gotha, Budolstadt, Saal-
fcld 8, Hildbuighausen 9, MeinlDgen 10,
Weimar 13 St.
Ilmenau^ grus.^hcrz. Weimar. Berg-
stadt an der Ilm mit 3030 Einw.*}, in
einer mit allen Reizen der frischen Ge-
birgsnatur geschmückten Thalweitnng,
halbmondförmig umdenFuss derSturm-
heide sich ziehend. Die landschaftliche
Staffage hat Goethe in W.Meisters Lehr-
jahren, die er hier entworfen haben soll,
meisteiiich dargestellt. Das nette, hei-
tere Städtchen, yon Bergen, Wiesen und
Feldern nmralunt, und üi den ISommer*
*) A, SeAtffot«. Urnen«« und seine Bade-
anstalten, 2. Aufl., Erfurt 1854 Schmidl,
Beschreibung der Bergstadt Ilmenau , 1839.
— Graf, BrlDnerang an Ümenan (Panorama
mit Aniichteii).
m 011 Ilten von regem Leben du roh pul st,,
gewährt einen sehr freundlichen Anblick,
und ist ein beliebter Käst- und Central -
punkt zahlreicher Gräste. Unter den
breiten nnd reinlichen Strassen seiehnet
sich die schattige Lindenstrasse („nnter
den Linden") aus, die unmittelbar an
den Wald(liit2ebn1f»r0rund} stösst und
als nächsteCurprnriirna io hmutu wird.
— ■ Wochenblatt: „l>ie Henne/* Buch-
dmekedBiy Bneh- «nd Bergprodnkten-
Handlong.
Ga«tMf$: XS«r« (Klett), Llbtnges, nafae^
der Lindenstrasse, Posthnreau, 36 Betten A
10 Sgr. Table d'hOte 10 Sgr. Im Zimmer
Nr. 1 (»Ooetbesimmor«*) bat Ooetke dfters-
gewohnt und seinen letzten Geburtstag ge-
feiert. — ^Tanne (Höhn), an der Hanptstrasso
in der Nähe des Curhauses, mit achuuer
Aussieht naeh allen Settea bin. IiogislOflgr.«.
Table d'h6te 10 Sgr., Equipage. — Sonne u.
Adler, einfach und billig, aber zufrie(i»^n-
stellend. — HetlauraiioHen: '^Curhtma, ''^FeUen^
k^,8ekSix«kkof, Sehr beiucbt ist die 4*2)<r(-
rnar'Khe Conditort i ..iiiit- r den Linden", eine
der besten in Thüringen. — OeffentUche iJe-
bäade: Ein Schlösschen für die grossherzog-
liche Familie, S Kirchen, 4 Sehnlgehinde,.
1 RathhauB, Curhaus u. s. w.
lnfln$tri{-. Bio riesigen Schlftckenlialden,
die au der ÖturmheiUe und am Weg zum
Gabelbach lagern , sengen von der ehema-
ligen Grossartigkeit ihr hiesigen Berg-
werke. Vergl. „Geschichte des Ilmenauer
Bergbaues (1820)" von dem berühmten Mi-
neralogen K. W. Voigt, der als Bergrath
hier lebte md den sohönen VelsenkeUev
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241 11. Boiue: Von Ilmenaa zur Bchmücke.
742
las DM«iii rief. 1717 waren noch 500 Borg-
untl Hüttonlento thätig und wurd(>n damals
grosse und kleine Hussen (z. B. die Anut'
Hengroschen) in Silber und Kupfer aasge-
lii H;^L Der Durchbruch der Wasserdamme
im 3r inobacher Grunde ersäufto dto meisten
Ciruben. Goethe machte mehre Versuche,
den SillMrbort wtoder tu beben : «llein um-
aonst. Aehnliche Versuche wiederholte seit
1856 dio t hüringisch - äärhsischo Bergbau-
uud UütteugeüeiiüchaU und baute zu dio-
' Bern Bebufe eine Aniabl grossurtlger Berg»
werksgebäudo (vor der Statlt), die jedoch
nach ihrer Auflösung zum Verkaufe aasgo-
hoten» wurden (1860). Gegenwärtig befindet
sich eine Thonwaarcnfabrik darin. Dennoch
j<?t r Bergbau (auf Braunstein und Stein-
kohlen) auch jetzt nicht unbedeutend, und
bat ■Ich in der letsteien Zeit wieder to
geboben« dass jährlich über 60,000 Cent-
ner Braunstein (von allen Arten und von
oft wundervoller Krystallisat Ion) gewonnen
werden. — Aaeserdem sebwungbafte Por-
zellanfabrik (seit 1784) Firma C. A. Merz,
2 Ilohlglasfabrikon (diu Soi>)iiuuhütte am
südlichen Ausgang dt>r j$tadt liefert sehr
Mhöne gesobnittene und geformte Olatar-
tikel), Syderolltli , PapiermacbC - , Bnch-
und Steindruckfarbeu-, Tapeten-, Leim-,
Masebinenfabrik, Wo11s]pinnerei, 9 rerscbie-
dene Wkblen. Auagestopfte Thier» Ton sel-
tener Naturtreuo bei C. Müller.
B ad fnnift alten. Seit 1838 eine
Kdltn-atiserkcilaiistalt , die sich jedoch
von der Friessuitz'äuhen Methode uieiir
oder wMiiger losgesagt bat. Pas vor*
trefRiehe GeUrgswnmr hat aneh in den
heissesten Monaten kaum eine höhere
Temperatur al.s -f- 6"K. (iegen 40 Quel-
len sind in der Nähe cefasst und Ho-
nauiit. Das Wellenbad lü Minuten von
dmi Linden, jeoseit des FelsenkeUers;
8 Donchen an der Slnrmlieide und im
Manebacher Grund. Seit \%bO auch
Kirfrrnndelhäder mif <!en pewöhnliclicn
Moditicationen. Dazu Molkcnanstaitj
Heilgymnastik u. Anwendung der Elec-
tricität. Badeftrste Dr. Preller and Dr.
Baunbaeh. Wellenbad 8, Donche l'/st
warmes Wasserbad 7 V^t Kiefernadelbad
10, Dampfbad 12 Sf^r. Dutzendweise bil-
liger. Für Unterhaltungskosten ein- für
allemal 1 Thlr. 10 Rgr., für Badebcdic-
nang wöchentlich 15 8gr. Seit 1859 ist
das am Ausgang der Lindenstrasse neu
erbiole elegante *0«rhaus (mit Speise-
saal^Leseximmer ete.) dem Verkehr über*
geben. Ein Zimmer mit Schlafkabinet im
Curhaas wöchentlich 1% bis 3 Thlr,
Bottl5.Sf,'r. Table d'hote(l Uhr)10Sgr.
Die meisten Cur^ästo wolinen in Privat-
wohnungen (möbl. Zimmer wöchentlieii
1 bis 4 Tblr., Bett 15 Sgr.), u. bewegen
sich im geselligen Verkehr ohne Zwang
und Luxus. Die Badeliste des Jahres
1863 zählte über 650 Hummern.
('''"rhirhflichfs: Ilmennn pebörtf» im 10.
Jahrhundert den Grafen Ton Käfernburg,
die es 1948 an die Grafen Ton Henneberg Ter-
kauften. Gräfin £lisabetli von Henuebers»
die viele geistliche Lieder gedichtet, t
selbst lööö. Nach Erlöschen des Henneber-
ger Grafenttammes fiel Ilroenau an Weimar.
1752 li'gtc eint' reuer.sbrimst die ganze Stadt
in Asche. — Kino besondere Weihe erhielt
das Städtclien dadurch, dass unsere Dich,
terlieroen, Goethe, Sehlller, Herder und J.
J*. Fr. Richter, mit ihrem fürstlichen Mä-
cen Karl August sich gern hier aufhielten.
KamenUich hing Goethe stet« mit grosser
Liebe anUmenau, dem Tummelplatz seiner
jünj^pren Jahre, riiiJ feiörto es in einem be-
sonderen Gediclite. Der berühmte Jurist
A. Schmidt liier geboren. GeisenwArtlfr lebt
daselbst der Ui^or A. W. Vila, der sich durch
seine Höhoiim<'s«inigon ii. kartographischen
Arbeiten um ihunugens Topograpljie grosso
Verdienste erworben.
Spaziergänge. Umenau's Umgebung
gen sind ausserordentlich reieh an un*»
ersehöpflichen NaturgenQssen. Nah n.
fern wechseln idyllische und roman-
tisf'Iic Bilder.. In der neueren Zeit hat
m;m alle Partien, auch die ^eheimsten^
durch schöne und bequeme Fromcaaden-
wege zugängig gemacht, nnd wo sie,
ohne stt storenf eingreifen durfte, hat
die menschliche Hand durch mannig»
faehe Anlagen die Reize der Natur za
erhöhen gewusst. f eberall Ruhebänke,
Lauben, Brunnen, Pavillons, Restaura-
tionen und Wegweiser, die leicht ztirecht
führm. Auch ftür Mlneraloi^e nnd Bo-
tanik ist I. eine sehr reiche Fundgrube.
Kaum ist ein anderer Bezirk des Waldes
in ireoj^nostischor Hinsieht so cbMrfjcte->
ristisch. Unscliw tu- findet man im Kupfer-
schieier mancherlei Fischabdrücke und
im Schieferthon der Steinkohlenfi^Stse
Pflansenabdrücke nnd Versteinerungeui
Digiii^uü L^y Google
243
il. Smtte : Yon Umeiuiii nur Sehmileke.
244
mitunter die prachtvollsten Kabinets-
stücke. Alle Wege, die man bei länge-
rem Verweilen aufsuchen umj;, werden
wir kaum berühren und veri'olgcn kön-
nen. Wer aber aach nnr einen Tag hier
hleibt, darf nicht versäumen, wenigstens
■den Kickelhahn, das Manebacher Thal
T)n<l don llüttenp;rund zu besuchen. Wir
wolieu unsere Wanderunf^ in verschic-
-deue Districte eintheileu, und hoffen, au
keinem der beaehtenswerthesten Punkte
Torüber zu gehen, wenn wir sie auch nur
mit kui-zen Worten schildern.
n *Kif»kelhalin — »Manebacher
lirrillld. — Der erste Ausflug gilt dem
hochragenden, dunkclbcvvaldeten, durch
seine Thurmkrone weit sichtbaren
^idseihahn (269dF.)i «af dessen Gipfel
verachiedaieWege fiüiren: dernfichste,
aber .<5tcilste und beschwerlichste, über
die Antonienshöhe und dmm rreradeaus
über die hoheSchlnufe(zuGoethe'öHäus-
<cben), 1 St. j ein anderer vom Wellen-
bad Uber die einßftme Zinksquelle; ein
dritter (am weitesten, aber sehr ange-
nelim und bequem) ftber Manebach,
Hirsohsprunp u. Hermannstein (lY»St.) ;
noch andere durch dns Soinmorthal oder
aufdenSclnvarzbäcktrsvveg; der gewöhn-
lichste und i^cht sehr anstrengende durch
den Ascberofea und die Bucbenallee zur
Waidmann^mhe, wo ein schöner Blick
nach Ilmenau das Auge fesselt, und über
den Gabelbach (1 St.). Wer mcht ^_^ern
VAX Fuss geht, fiihrt auf der Schlensing^er
{Strasse bis zum Gabelbaeh, und läsät,
falls er unserer Bout« folgt und nicht
4iuf demselben Wege sorfickkehrt, den
Wagen nach Kammerberg kommen, um
von dort nach I. /urückssufahren. Fol-
gende Tour ist eine der interessantesten
und gangbarsten: •Durch die Linden-
strasse über die Brücke beim Schlacken-
weg auf die Schiensinger Chaussee, und
4«nn rechts den steilen Berg hinauf sur
Antonienshöhe (V4 St.). Einzelne nam-
hafte Punkte, die mu> >)erilhrt, sind:
Stulümannsblick, Ileleuensitz, Seiferts-
ruhe, Heinricbssehnsucht. Die * Anto-
nienahöhe, mit einem Watdhftuschen ge-
«chmttckt, ist vom Hm. Treskow su-
giagig gemacht worden, und gibt das
schönste Bild von Ilmenau unrl dessen
Umgebung. — Von hier an wird der
Weg bequemer, falls man nicht gerade-
aus zum Berge hinaufsteigt. Wir gehen
1. sur Chausste hinab und verfolgen diese
bis zum Gabelba<^f oder überschreiten
die Chaussee bei den Bitzebühler Tei-
chen, lassen den Wes/weiser. <1or nach
Käfersteiusruhe (aut dem Lindeubcrg)
zeigt, zurLiinken(5 Min.), u. gelangen an ,
der „Karolinenbucbe** vorbei (10 Min.)
zu einem Bruekchen (5 Bfin.), das wir
überschreiten und bei dem ,4)rei-Schwe*
st o r T) - Si t z " wieder auf d i c Chaus s e e k om -
men (5 Min). Diese bis zu (\vm r ab-
führenden Promenadenweg (7 Min.) ver-
folgend, erreichen wir in 3 Min. den
Kiemen Chthelbaeh, ein schon gelegenes -
neu erbautes Schweizerhaus mit Restau-
ration, von dichtem Fichtenwald um-
kränzt, mit Aussicht nach Stadtilm. Nicht
weit davon (südlich) der Grosse Gabel-
bach, ein unbewohntes herrschaftliches
JagdscUdsschen, worin Karl August
gern weilte. Duröh einen breiten Durch-
hau westl.zum Prinzessinschirm (2406F.)
mit scliTiier Aussicht. Vom (iriludbacli
auf s< hattigem Rtisenweg in 2Ü Min. auf
die Spitze des Klckelhahn (2652 F.),
die seit 1854 mit einem schonen, 75 F.
hohen massiven Thurm gekrönt ist, den
die verstorbene Orossherzogin Marie
Paulowna fiir 2200 Thlr. erbauen Hess.
Am Fuss desselben eine Sonnenuhr Don
Schlüssel zum Thurm (Entree 1 &»gr.)
hat der Forstwärter in tiabelbaeli, der
jedcHdi mit einem guten Fernrohr gc-
w<^hnlich amPlatie ist. Dasbeaauberad
schöne Halbbild, das sich von den vier
Altanen und von der Zinne des Frei-
daches entfaltet, wollen wir niclit schil-
dern, weil <las auf dem Thurm befindliche
alle Tunkte, die bei günstiger Beleuch-
tung (Nachmittags) ins Auge fallen,
genau beseiehnet. — VomThiirme gegen'
200 Schritte nordwestlieh * OoHhe's
ffänschen, das ehemals ein Pirschhaus
war und die gan7>e Aussiebt behorr.sehte,
jetzt aber von den Waldbaumeu uber-
wachsen ist. Hier, in ^eser thnrmShn-
liehen, sAhindelgedecktea Hfttte hat
Qoethe mit seinem Diener im Jahre 1 7S8
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acht Tage laug gewohnt und an die Be-
klcidunf^ dessiidöstHelicn Fensters (nach
amiern Erörterungen »chon am 6. 8ept.
1780) den unvergleichlich schönen Ver&>
gesdiriAbeii^ der mit einem CUastSfelcben
eugenlimt Iftt:
Ueber allen Gipfeln itt Sah*,
In allen Wipfeln spijreft dlK
Kaum eiuun Uaucli.
Die Ydirelein lehweigett Im Wald«.
Wnrto nur' Balde
Kulii ^^t du auch.
Darunter: „lienov. 28. Au^. 1813.''
Am Tage vor seinem 82. Geburtstag,
welchenGoethe still und sinnig in Ilmenau
yerlebte, umnocb einmal alle seine Lieb-
lingsplätze '/u besuchen, kam er mit
dem jetzigen Bergrath Mahr auch in dies
Waldhäusclien, u. soll, als er jene Worte
las, mit feuchten Auj^en triinnieriseli ge-
flüstert haben ; „Warte nur i Balde ruhest
du auch.'*
liückweg. Der nächste, steil abwärts
laufende Weg Tom Goethebaus n. Urne-
na« r. Uber die hohe flclilanfe sar Anto-
Tiienshöhc. Nach kurzer Strecke biegt
ein Pfad 1. ab, der sich bald wieder
theiit, hidem der rechte Arm überZinks-
quellOi der Unke zum Kl. Hermannstein
miurfc. 'Wir wihien lieber einen beque-
meren und interessanteren, der uns den
Xmebacher Ornnd^ vom Silberband
<1orTlm dui'chschlängelt. in seiner vollen
Schönheit zeigt. Vom Goetheliäusehen
1. zum Ch'ossen Hermannstein (10 Min.),
einem lOOF.hodisejüurecht sichauftbtir-
mendeoB Felsenkoloss,, der gegen €00 F.
im Umfange misst and Sn alten Zelten
einen Wartthnrm getragen hat (2434 F.
über d. Meer). Er ist von einer senk-
recht Husj^(!hauenen Höhlung („Keller")
durehklüftet. Kingsum liuheplätzc.
Dten an der sehQneiiSopiiieiMiaelle vor-
über txatiKlek^HermannHM (lOM.)t
«foem nner8te^^lichen Porphyrblock.
Immer tiefer 7ii Thale *dfr ffir$rh-
^^pmuff, eine seimrf vorspringende lierg-
koppe mit Kuhebauk, von der man das
«anberiscfa sdiöne Thal ans reisender
VagelperspectiTe ttbersehant. WUl man
nicht die kurze Strecke vollends hinab-
ateigao, so liuft ein bdehst anmulhiger
246
Promensdenweg r. über „Herser's Ver-
dienst" und dits Wellenbad zur Stndt
hinab. Wir aber gehen durch den
Mauebacher Urund^ der, besonders
Ton einem der nslienFcisen geseben^eis
wahrbalk sdiweiierisches Gepräge bat.
Zunächst berühren wir das weimar. D§rf«
eben Camm^rhf r>j (mit gutem Wirths-
haus), am rechten Ufer des lustigen Dich-
tertlusses, über welchen eine Brücke in
das am jensütigen Ufer angrensende go-
tbaisebe Dorf ifoa«^jk führt. In den na-
hen Bergirinden siebt man, dicht an der
Strasse, die von I. naehStützerbaeh und
Suhl führt, die Mundlöcher, durch welche
die uiniungrciehen Steinkohlengruben
der Umgegend befahren werden. Da die
Flotse höchstens 80 Z. nichtig, die Ar-
beiten aber in den tiefen Schallten sehr
mühsam sind, so ist der Ertrag nur we-
nig lohnend. Scheut man die Mühe nicht,
so kann man in einen der b»'queinereu
Schachte einfahren, um das unterirdische
Leben des TbOringerwaldes Itennen an
lernen. ImSchieferthon der Steinkohlen-
formation sehr schöne Pflanzenabdrücke.
V^on Manebach oder r;nn!nerbcrg
führen verscliiedene Wegenacii i. (l St.),
theils aui dem rechten» theüs auf dem
linken Flussnfer, so dass aof der einen
nnd aitf der anderen Seite, abgeselüm
von der Chaussee, die schönsten Pfade
winken. Wir gehen diesmal am rechten
Ilmufcr hinab auf einem von der Mane-
bacher Mühle r. abführenden Promena-
deuwcg, der durch schönen Buchenwald
in 10 Min. su „Richtersrube" und in
12 Min. zur Grossen Dom hr führt. Dann
über den nahen „Karl-Friedrichsplatz"
und Jim Wegweiser vorüber, der nneh
Zinksquelie, Hirschsprung und Kickel-
hahn zeigt, auf ebenem Pfad in '/^ St. zu
„Putsche*s Eiholnng/* mit httbscher
Aussicht. Weiter In 5 Min. cum WetUn-
bad hinab, nnd in 10 Min. zum statt-
lif!ien. vif Ibosneliten * 'SicÄätoanA^, dem
Felscnkciler gegeniiber.
2) Fel^eukeller— WenzeUberg—
SchirallMiigteiii — SophleiitliAL —
^DwFehefiAelUr, mit Bestanrat.u. schö-
nen Gartcnanlagen, 5 M. von der Stadt
(durch dieIindenstra8se),Mider Chaosate
iL Baute: Ton IlmenAii mr Sehv&eke.
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247
IL Eaioe: Ton IlnMnan zur Sclimfteke.
24»
nach Manebach. Der eigentliche Kel-
ler nmfasst 2 parallel laufende Wölbun-
gen, deren jede 170 F. lang und so gc-
inKumig ist, dass man mit einem Wagen
darin herumfabren kami. Will man
hineingehen^ so kühle man sich vor-
herab. Hinter demselben steigt der
* Wenzelsbertj terra.sseiinrtif^ empor, eine
reizende Pri vatbesitzuiig, die jedem Gast
geöfihet ist n. herrliche Aussichtspunkte
hat. Noch höher zur Sturmhdde hinauf,
über "Wenzels Garten, „Bavene^s Erin-
nerung, ^' ein Tempelchen mit herrlicher
Aussicht ('/j St. von der Stadt). Von
hier auf einem Promenadenwege 10 Min.
abwKrts, wa ein Wegweiser nach 5 yer-
schiedenen Richtungen zeigt. Gerade
hinab ins SophieuMial. Dagegen auf
Treppenstufen aufwärts zur ..Pfriha-
quellc'" am HHiigebei^ (VaSt.), mit hüb-
schem Blick in die verkörperte Idylle
des Manebacber Grunde«. Von hier in
10 Hin. über den Platz: „Der Familie
Tifam gewidmet", zum Schwalbenstein
(2 1 1 IF.), einem hohen, mit einem Bovken-
häuschen gekrönten Porphyrfelsen mit
prächtiger Aussicht ins lachende Thal.
Schon früher hat ein Häuschen hier ge-
standen, worin Goethe den Plan surlphi-
genia entworfen haben soll. Von hier
durch dunkeln Kiefernwald in 10 Min.
211 einer Wiese, wo ein fünfarmigerWcg-
wcisirnach Elgersburg ('/,St.),Schmückc
(2 St.), Koda u. Ilmenau (l St.), Schwal-
benstein und Manebach (V4 St.) zeigt.
Der letztere, et was stdl abfallend, über
die Brückl zum Cammerberger Gasthof.
— Rückwege: Entweder beim letzten
Hause jenseir der Brücke auf dem ersten
Promenadenweg, der in den Wald führt,
bis zum Wegweiser, der zur Berthaquelle
zeigt: wo man sich etwas rechts auf der
Ber^öhe hin hält und über den Platz :
„Der Wohltliiiterin der Armen" nach
Ilmenau zurückgelangt. Oder auf der
linken Seite des Thalgrundes in St.
bis zum „Zogbaumsweg", auf dein mau
nadi einigen Minuten das Scpkienthal
(links Weg zum Schwalbenstein) und in
kurzer zäk den Felsenkeller erreicht.
Oder man verfolgt den breiten Wol', der
über y,Wcilersraho" (schöne Aussicht)
nach Ilmenau zurückführt. Die ganze
sehr genussreicbe Partie 2 St.
3) Lindeuberg (2323 F.), südl. von
I., links der Scbleusinger Strasse. Man
' kann diese Partie alsbald mit dem Be*
suche des Kickelhahn verbinden, wenn
I man auf dem Rückwege dem oben er-
' wähnten Wegwei.ser folgt, der nach Kä-
fernsteinsruhe zeigt. Von der Stadt aus
die Schleusinger Strasse, bis sich 1. ein
Promenadenweg in den Gabelbachsgmnd
schlängelt und dann zu Fitzlersquelle j
Käfernstcinsruhe, JoMfphinenqtielle und
Filshöhe aufsteigt 'St.). Je höher
man kommt, um so schöner und umfas-
sender wird die Femsicht (bis zum
Hars). — Entweder bei dar „Karolinen«^
buche" auf die Stiusse zurück, oder an
der Sclnvarzbrunner Wand vorüber links
zum Gr. G.ibelbach, oder jeiipcit der
Josepbinenquelle auf einem Waldweg,
der von einem Wiesenplateau rechts ab--
lAuft und sich dann links wendet, zum
tiefen Schurtethal hinab.
4) * Schnrtethal^ so benannt von
einem kleinen Flüsschen (Schürte oder
Schürte) , das am Rennsteig entspringt
und sich im Uüttengruude mit der Ilm
verbindet. Der^tber 8 St lange Grund«
welchen der Baeh durchfliesst, hat einen
tiefmelancholischen Charakter, so dass
sentimentale Gemüther das Schurtethal
für das poesiercichste des ganzen Gebir-
ges halten. Gewöhnlich wird nur der
obere Theil des engen, von gewal^gea
Berglehnen ehigefassten Grundes be-
sucht, der mit Parkwe^cn dardizogen
ist, die vom ,.Auerhahn*% einem an der
Schleusinger Strasse (10 Min. v. Stützer-
bach) hochgelegenen Gastliof, bis zum
Wasser&ll und zur Wolfsgrotte führen.
Zu diesem Behufe fahrt man entweder
bis zum Auerhahn (2 St.), oder geht an
der Karolinenbuche und am Gabelbach
vorüber bis zur pittoresken „Schurte-
wand'* und zum Finsteren Loch'*, das
nur 12 Min. vom Auerhahn entfernt ist.
Im finsteren Loch stürzt die Schürte^
von moosigenFelsen umragt und dichtem
Nadelwald beschattet, in eine düstere
Schlucht hinab und bildet einen Wasser-
fall^ der im Frühjalir oder nach starken
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1
249
RegengOssen ein malerisches Bild ge-
währt. "Wer zu Fasse ist, k<»nnte
auch (Jurt h den Maiiebaclior Grund auf
den Kickeihahii, von da über denGabel-
bach zum Auerhaba und durch den obe-
ren Theil des ^k^urtethales Über den
Lindenberg gehen, oder das ScharteÖial
bis zur Mündung in den Hüttengrnnd
verfolgen, und über den Grenzhammer
nach Ilmenau zurückkehren. Eine sehr
lohnende Partie, die freilich einen guten
Tbeil des Tages In Anspruch nehmen
würde. Oder vom Auerhahn ins Saben-
tlial (Vt St«) auf der Chaussee über
Manebach zurück (1V4 St.); oder vom
Rabf^nthal durch das Freibaclisthal zur
Schmücke (s. S. 263.). Jedenfalls aber
möchten wir guten Fussgängem anra-
then, das((anze Schurtethal (1 % St. lang)
«u begehe, und zwar von seiner Mün-
dung an (amLöfnershammer)oder(näher)
über den Flossberg in den Grund hinab,
und nun dem sprudelnden Bach entgegen
"bis zum Marktthal mit seinen steilen
FelswSnden nnd frischgiünai Bnchen,
Ton da zur Wolfsgrotte und durch das
finstere Loch, bis man über einen hoch-
romanti'^chon Wipsencrurtfl heim Auer-
hahn auf die Cliau'^sr.' tritt, und so den
originellen Grund mit all' den kleineu
Wasserspiegeln, heimlichen Wlesengrifai-
den und grotesken Felspartien hier in
sein^ sehanerlichen, dort in seiner süss
schwermüÜiig^ Fürbang kennen ge-
lernt hat.
5) *Hütteugrnnd, von Ilmenau bis
Langewiesen (1 St.), eine anmuthige
Thalebene, vom regsten Verkehre belebt
nndumso auffälliger mit der tiefen Stille
des einsam romantischen Schurtethaies
«on tra stire nd. Ein Lieblingsspazierfi^ang
der Curgäste, entweder links zum Neuen
Haus (V4 St.) , einem vielbesuchten Ver-
gnügungsort in der KXhe grosser Fisch-
teidie, oder redits,derDm nnd Ghanss^
•entlang, z}xmGrenzhawm> r (20M.), einer
grossherzogl. Stahl- und Stabeisonf-ibrik,
die (seit 1861) nach einer einfacheren
Methode so ausgezeichneten Stahl lie-
fert, dass er dem steierschen gleich ge-
schKtat wird. Mühlen, Teiche n, Ham-
merwerke, der lachende Wiesemgnmd u*
250
die Staffage der nali» n ricr^re, bilden dn
höchst anziehendes Ensemble. Beson-
ders liegt der Ulfflershammer im Kranze
hoher Linden, am AusHuss der Schürte
in die Ilm, sehr malerisch. Iiier soll
Schiller längere Zeit gewohnt und das
schöne Gemälde im ,,Gang nach dem
Eisenhummer" der Wirklichkeit abge«
lauscht haben :
„Des Wassers und des Feuers Kraft
Verbündet sieht man hier;
Das Mühlrad, von der Fiuth gerafftf
UinvinlTit sich für und für.
I>ie Werke klappern Kacht und Tag,
Im Takte pocht der Himmer Schlag,
Und mühsam von den mächtigen Strefehen
Mass selbst das Eisen si< h erweichen.**
Ein angenehmer Fusswe^ llihrt zwi-
schen dem Grenzhammer u. einer Schnei-
demflhle 1. empor xn einer nahen Anhöhe
(am Abhang des Oehrenberges), wo eine
Bank steht, die eine fiberrasch end schöne
Aussicht auf Ilmenau nnd Langewiesen
gewährt. Hier — auf der ,,Schillers-
höhe" — , wo sonst ein kleiner Pavillon
stand, soll des Dichters Lieblingsplätz-
chen gewesen sein.
G > Ober- u IJnterpSrlltey nördlich
(V« St.). — Chaussee. Von der Ober-
pörlitzer Höhe eine umfassende Rund-
öicht, die einTotalhild der f^anzen Umge-
gend, besonders der namhaftesten Berge,
gewidirt. Vielleicht Absteeher snrDMjfce»
Eiche (V9 St.) nnd anf dw Amstadter
Strasse (K. 35) zurück; oder bis nach
Hayda (1 St v l^örlitz), nm den „Biel"
"zu Sfdien, eine hübsche Tarkanlagc, die
früiier ein wüster Steinbruch war.
Ker» fws ZIiimimni (weit tther 1060 Pha-
nerogamen, aber auch reich an Kryptoga-
men, namentlich essbaren und giftigen
Schwammen); Aconitum 8toorkianum. A.
varfegatam. Adoaca MoachateUlna. Alope«
curutfalTus. Althaea hirsuta. Anthericnm
ramosum. Aristolorhia riomaHtiH. Arum
maculatum. — Calamagrostiä lanceolata.
Oalendola arrensls. Cardavs defloratns.
Ct-ntunculns niinimus. Convallaria vcrticil-
latH. Crepis pracmorsa. C, succisacfolia. —
Dictamnus fraxinella. — Elymus europaeus.
Bpipactia paluttria. -> Galanthn« niTalIt.Oa-
lium rotundifolium. G. saxatile. Omfsfapl-
losa. Gentiana campestris. — Uelichrysum
arenarinm. Hieraciaminciram, einmal anf
PorphjvgerdUe am HoUenkopf hei Ihnenaa
U. RfmU: Von IlmeiuHi zar Schmücke«
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251
It Ihuie: Von Ilmenau zur Sclimücke.
252
geltinden. Hottonia palustris. — Liliumbul-
bifonim. Litorella Incnstris, nur in feuch.
ten Jahren. Louicera nigra. ~-r Meum atba-
mwitioujn. Malgedimn alpinvin. — Oroliis
sambucina. Orobancho Gaiii Duby. — I'ota-»
Sites albus, Podospermum Incfnatum. Po-
tentilla pilosa. P. procumbcns. Prouantiies
ptirparea. Pyrola chloraatba. P. Mcnnda.
P. uniflora. — Radiola linoides, Omel. Ka-
nuncuhis Liupjim. Rnbus snxatili«. — Salix
repeus. Sumbucus iHcemoda. iScorzouera
latifoli». fledam altmm. 8. bolonienie. 8.
Tillosani. Sorbus latifolia. S. torminalis.
— Thosium pratease. IrieataU8«ttropaea. —
Oxycoccos palustris. Tnecinium vliginosum.
Yonllmenau zur Sclnuücke, (S. 2C3.)
a) Chaussee Uber Manehach d St.).
Von da 2 Pnrallelstrassen, am rechten
und linken Fiussof er; jene nach Stützer-
bmc1i| di6M Im! der,4'^$teiin.tion*VQ8t-
lidi Bum Sdmeekopfe abbiegend. Das
Ilmihal entfaltet neue Schönheiten. 1 St.
von MaiicljJU'^i, wo der Meiersgrvnd mit
seinen blinkenden Teichen r. .ui.sniündet
und 1. (an der jenseitig:en Chaussee) eine
geni hasachte Iit6tauration winkt, wendet
sieh die Strasse in scharfen Canren durch
denoBgen, fast unfreundlichen Freibachs-
grund und hernach durch den hellen
Silborgntnd (r. der Gr Rfidel), bis sie in
einem spit/eu Winkel mit der ehnnssirten
Strasse zusammenstösst, die von Elgers-
burg zur Schmücke aufsteigt und I. am
8aehwntiein(2%lA¥.)ror13hw]&nft. Ein
sehr intere ^ n I f r r ^V'ep, erst durch das
Ii eitere, reich belebte Ilmthal (l St.) —
wo Ij. Storch die prangende Strasse mit
einem Orden.sband verp^leicht, das über
die Brust cii^s schönen Mädchens gelegt
ist — I dann durch schattige, wildroman-
tische Waldeinsamkeit (2 St.), dem Kno-
tenstocke des Gebirges zu. Noch 1R40,
als Storch sein Wanderbuch schrieb,
führte kaum ein Fnsspfad durch die.'^e
,,fast uuheimlicheu Gründe"; nur selten
stiess man auf einen K6hler «der Holz-
hauer. Und jetzt fHhrt eine Chaussee hin-
durch, und die abgelegensten Schluchten
sind von Touristen bidebt. Die reissenden
,,Fretb{tche", welelie einen dieser ( Jründe
benamen, vereinigen sich 10 M. unter
Stützerbach (nahe der Strasse) mit der
Ton S. herauflbommenden Lengwita, und
heissen nach dieser Vermählung die Ilm.
Am wild zerklüfteten Porphyrkoloss des
Sachsenstein, St von der Schmücke,
entspringt die von Parry gefasste Gera-
quelle, der kältesteBom des Gebirges. —
b) Der nächste Fuewifg^ zur Schmfieke
(8 St.): Von Manebach I. an der Kirche
vorüber auf einem Fahrwec;e, den man
auf einem links abführenden Pfade eine
Strecke absclineiden kann, zum Mönch s-
hof (Hälfte des Weges), einem herrscliaft-
lichen Jägerhaus mitRestauration, an der
Elgersbnrg^Sehmflcker Ohanss4e. Vun
auf dieser fort mit Benutzung der Fnss-
pfade, die dreimal r. abschneiden (zum
letzten Male nm den Sachsenstein hernni).
— c) Der altr Fahi^weg zur Schmücke
(SVa St.), von der Porzellanfabrik über
die Stnrmheide, dann — wo r. der Weg
nach Roda abbiegt — geradeaus Aber
den TTangcberg und die Bornwiese zum
Mönehshof, und weiter, wie bei b) anpe-
lieben. Mit kleinen Absteeliern knnn innn
auf diesem Wege selir seljönu i\inkto
besuchen, nämlich jeuseit des Hange-
berges ]. den Sehwalbenstein ; St.
weiter r. „Parry^a Aussieht^* (vom Hm.
V. Parry aus Weimar z|igängig gemacht^
mit Ruhebank nnd prächtitr'^ni Fernblick
bis Stadtilm, der jedoch durch die nahe
Fichtenschonung bald gehemmt sein
wird; auf der Bomwiese 1. die * Jfo-
rienquelle, — die übrigens, gleich Par-
ry*s Aussicht, zum Zanberkreis der El-
gersburger Umgebimgen gehört — , "WO
sieh ein entzückendes Gemälde vor den
Bücken aufthnt, indem der Manebacher
Grund aus kleinem Rahmen gleich der
lieblichsten Schwdzerlandschiät herauf-
grQast. Barttber hinaus ein Streifen des
Thüringerlandes bi? -rn T'udolstadt und
S!ialtVM T'nfern ( .'> Min.) der mit Fich-
ten umschlossenen Hoclnviese, abermals
einige 100 Schritte I vom Wege ab, die
kolossale Felscngrup[)e des* Emmastcins
u. 100 Schritte weiter, ein Viertelstünd-
chen 1. abwärts, der Jvrn ustein, der mit
jenem grosse Aehnlfchkeit hat. Nach
% St . einige 100 Schritte links vom
Wege, der MVmehsstHn, wahrscheinlich
ein uralter Grenzstein des Mönchswaldcs
mit dem Bildnisse des Ritter St. George
ud by Googl'
"•• • » •
253
obgleich die Sn^e gelit| dass ihn em
Mönch, um ein schweres Verbrechen zu
sühnen, über das Gebirge getragen habe
und hier unter der Last erlegen sei. Nach
wenigen Minuten der Mönohshof, in des-
sen NXhe ergiebige Bramwtemgruben. — >
d) Bin anderer, wildromcntlscher We^,
der aber nicht ohne Führer unternommen
werden ma<r, Hber den Finsterberg (4 St.).
Entweder über Manebach bis zur Restau-
ration im Mciersgruud^ oderuut der alten
Sehlensinger Stniflse am CUhelbacb vor-
über rani„^l»erAaA4»,''einem 8980 F.hoch
gelegenen Gasthof, nur "4 St. von dem
grossen, fr( im Glichen Dorfe * Sttttzcr-
bA€h (2 St. V. Ilm.}, welches durch die
Lengwitz in den preuss.uud weimar. Aw-
thell geschieden ist. Seine Lage in einem
tiefen Waldkessel ist wabrluift romaa-
tiscli (vom Schlossberg, dnem Basen-
hiigel hinter den letzten Häusern, eine
schöne Aussicht), und seine Gewerlts-
thäti^keit sehr schwunghaft. Auf preuss.
Seite, zur L.inken des Flusses, Porzellan-
fabrik mit 44 Arbeitern, Glashütte mit
28 Arbeitern nnd einer ansgedehnten
Werkstjitt (F. F. Oreiner) für physik.
und meteorol. Instrumente, die sehr ge-
sucht sind, mit 70 Arbeitern. G. Walther
liefert die zierlichsten Glasarbeiten. Im
weimar. Antheil Papiermühle. Unterhalb
Stütserbaehs, an der Strasse nach Mane-
bach, eine neue, sehr schön gelegene Re-
stauration, nach dem hier ausmündenden
Grunde ,* RahenthaV ^o_n-xim\. Von hier
dem Freibachsthal entlang bis zum
„Mordfleck," oder auf einem etwas nähe-
ren, aber auch beschwerlicheren Wald-
p&d aufden langgestreckten JVtM<«rder^^
einen der Hauptriesen desThUringerwal-
des (291 i F.), der häufig besucht wird.
Von (b III 11 irfl(»stlich auf einem Felsen-
Vürsprung erbauten l'irschhaus sehr
lofaneAde Anssicht, deren fernste Pnnkte :
Srfitrt, Kyflbünser, Sömmerda, .Neu-
stadt a.O., Coburg, Bamberg, Khön-
berj^^e. Zwischen dem Gr. n. Kl. Finster-
berp; eutsj^rinf^t der llmbrunmien (Temp.
■^-4, C"). Von da (auf dem liennsteig)
iHMli 1 St. bis zur Schmücke, und zwar am
^fBlMMn Btemf*, emem mi^estfttischeD,
In idiarfer Kante auslaufttidenPorphyr-
254
felsen, und am „M&rdfkehf* vorüber,
einem tiefen Wiesensattel, wo im Bauern-
krieg ein mörderisches Scharmützel vor-
f^ekommen sein soll. Hier ist der Ge-
birgsrücken so schmal, dass man beide
Abdachungen (nach Thüringen und naj^h
Frankoi) übersehen kann. IMcht unter
dem Mordfleek entspringt der Kessel-
brunnen (Sperbersbach) , eine zweite,
sehr starke llmquclle (Temp. -J- 4, 2° R ),
die durch den schauerlichen Kesselgra-
ben („finstere Grube'') in blitsenden
Kaskaden thalabspringt. Südwestlich
davon (250 Sehr.), an der Mordflecks-
wand, ward .sonst auf^ Steinkohlen ge-
schürft, und in eii\er der früheren Gru-
benhiitten lebte ein alter Schneider mit
Frau und Kindern, der den 7jähr. Krieg
mitgemacht hatte. — e) Der tutereMan-
teste imd emp/ehlenswertheite Weg auf
die Schmüche ist über Elgersburg (4 St.).
Wir werden ihn in der folgenden ^Um-
mer ausführiieiier scliildern.
NebenroHte» : 1) Von nmsaau nach .^m»
ifod», Jir«M4li«««iMtoi/ und Erfmrt: B. Sft. 84. S8.
27. — 2) Von Ilmenmi nach Stadtilm «. Wei^
mar: R. 25. — 3) Vou JlmenoH nach Suhl,
JMmngen und Themar; B. 77. 78.- 4) You
Ilmenau nach Schlemingen, Themar und J9tlrf-
hurghuHKen: \R. 78. 83. 84. — ')] Voti IhnenaH.
nach Eisfeld : K. »5. — 0) Von Ilmenau ns^ch
Sotutäberg: R. 92.
7) Y«n Ilmaiftit Wik Slfpenh
bürg (1 St.). Tägliehe Postverbindung
f.s. S.239). Chaussee (die sieh I. von
der Arnstädter abzweig;t) über das ur-
alte Dorf lioda , das malerisch an einer
Bergbalde lehnt u. fast nur von Nagel-
schmieden bewohnt ist. Fabrik von 8y-
derolithwaaren. Hier soll Doktor Faust
geboren worden sein. Ein etwas nähe-
rer Fiis-swer; nacli Roda vor der Stadt
1. ab, .so dass die ('hnn«'<»'e zur Reeb-
teu bleibt. Jenseit Ruda s viele iird-
senkungen neben der Strasse , als Zeu-
gen des versunkenen Bergbaues. Wei-
terhin (r.) der kegelförmige Hirtenberg^
mit hübscheil Sj>aziero;ängen , 1. die
langgestreckte , scharfkantige „Alte
Lagc/^ Ueberschreitet man den Sattel^
den diese Höhenzuge bilden, so tritt
plotslich Elgersburg mit seinem alten
Schlosse wie ein Zauberbild vor da»
11. Baute: Yoil Ilmenau zur Schmucke.
Digiii^uü L^y Google
255
12, Baute: Yon Elgersburg zur BchmüclLe,
256
überraschte Auge. Noch Schoner ist
diese Ansieht mit dem originellen Bild>
4sheD. des Dorfes Arlesberg, wenn nun
(1.) auf dem Kamme der Alten Lage
(„Philosophen weg") hinjrcht.
Wer jedocb den Manebacher Gruud noch
nicht gesehen, mag Ton nmeneu «6«r Jfo-
nehach nach Elgersburg wandern (2 St.). Dort,
in Manebnrli, geht der Weg (r.) zum Berge
liinauf. Allerdings etwas beschweerlich.
Wenn nen jedoch bedenkt, dass bis 1860,
wo Hanebeeh eine eigene Pfarrei erhielt,
der Pfarrer von Elgersburg an jedem Sonn-
4ag diesen W«g hin und her gehen mu«»»te,
um de und dort bu predigen, so mager et-
was leichter werden. TTebrigens km ti man
auch den oben (S. 247) angegebenen Weg über
den Schwalbeuütcin wählen. Auf der Höhe
-ftberschreitet man die alte Waldstrasse , die
von Ilmenau zur Schmucke führt (S. 252 b.),
und zwar auf der Boruwiese, wo sich die
Harionquelle befindet, und gebt nun mm
,,Ste^r^' (am Kohlbach) hinabnacb Xlgen-
burg. Ein y:leiner Ahatechor (r. ) zum
Wolfatein (Preuaaenshöhe), einem mit chi-
nesischem Scblrmdach gekr&nten Felsen*
nltan, von dem man aus der Vogelschau auf
migersburg hinabblickt, das wie eine Perlo
in grüner Muschel zu Füssen liegt, wird
nicht gereuen. Einige hundert Schritte
eine noch umfangreichere Aussicht von der
„Holötenruhe". Nun auf steilcTii Pfulo ent-
weder gerade ins Dorf, oder zurück und
{swisohen dem .Heidelbei^e r., und dem
Rurnpelsbergo 1.) zum Steigerthal hinab,
von welchem die meisten Promonaden-
wege auslaufen. Nahe den ersten Häusern,
oberhalb der Massemnhle, ein allerUebstes
Nnturbildchen im Rooeoeoatyl (Weiher mit
Fontäne).
SMne Tottre» (in Wagen) von Ilmenau
oder Elgersburg ans:
Tn einem halbenTag: a) Cfxl olbach, Auer-
hahn, Stützerbach; zurück: Kabeuthal, Mei-
ersgrund, Manebaeb.
b) Manebach, Schmücke; surOck über
Elger^biir';:.
c) Stützerbach bis zum Dreiberrnstein;
zurück über Oehrenstock und durch den
Hüttengrund.
d) Elgersburg, Arlesberg, Gehlberg; zu-
rück durch den Dörnberger Grund.
e) Martinrode, ^aue; aurüek über An«
gelrode, Gera und Elgersburg, oder über
Liebenstcln, Gräfenrode, Arlesberg and El-
gersburg.
In «üum ffomm Tag: a) Langewtesen,
Amtgehren, Königsee, Pauliqaelle; eurück
über Singen und Cottendorf.
b) Plaue, Arnstadt ; zurück üb. Stadtilm.
c) Manebach, Schmücke, Oberhof; zu-
rück über Orifenrode und Arlesberg.
d) Stützerbach, Schmiedofold, Suhl; zu«
riirk iibcr Zella und die Schmücke.
o) Konigsee, Schwarzburg, Blankenburg ;
zurück über Panlinaelle.
12. Route: Voa Elgersburg zur Sclimiicke.
Im frischen Born zu Elgersburg
Quillt frischer Lebensmuth.
D'rum senke, was d'nh drückt und quält,
iriugs in die kühle Fluthl
"El^TShvrgf goihaischesDorf mit
:850 Einw., am nordöstlichen dicht-
Tbewaldeten Hange des Urf^ebirp^es
schräg emporsteigend*). Die schmucken
Häuser, in deren Mitte die stiittliche
KaltwassexlieilAnstalt, umgehen in ma-
lerischen Gruppen die auf einem isolir-
ten Felsenkopf emporragende Bu'g, die
eines der ältesten wolilerhaltencn mit-
tclfiltcrlicheo Bergscblösser in Thürin-
gen ist.
Post n. ilmetiaw, 7 IT. 90 Min Ab., 8 Sgr. ;
n. AmHadt (u. weiter n. JDMendovf zur nftch-
<*) H. 8chwerdt, Elgersburg. S. Auflage.
-Gotha, 1863.
sten Eisenbahnstation), 8 V. fr., 15 Sgr.
Beiwagen nicht gegeben. — Entf&rnunge»:
Plaue 2^, Arnstadt 4, Neudietendorf 61,
Stadtilm ^ , Weimar 11, BudolstadtS, Schleu-
singen G St. — Station für verpflichtete
Fremdenführer. — GaaÜtof zum Hirsch, au der
Strasse Ton nmenau, der Postexpedition ge-
genüber, ländlich einfach, üebrigens fin-
den Passanten auch im nahen Curhans
freundliche Aufnahme und Bewirthung, und
können dabei das X«eben nnd Treiben der
Wassergäste beobachten. In der Elgors-
burger KaltwcuaerheilamlaÜ , welche die erato
in Thüringen war (1837 von J. Gräser und
Dr. Martiuy gegründet) nnd Ihren guten
Ruf bis in die weiteste Ferne verbreitet liat,
kommt — unter Leitung des rühmlich be-
kannten Sanitätsrathi Dr. Phitti» der lu-
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I
lS,B9Mt$: Toft lülgenfriTg »ir BcluDäeke.
258
gleich Kige^nthnmer Mpr Anstalt ist — nur
reines Wasä^r, allerdiogs iu den maouig-
ÜACbBten Modlfloationen, sur AnwMidung.
ITnd zwar ist dasselbe — cino dsr grössten
•Seltenheiten iri der ITydrologio — fast che-
misch rein und so kait, das« die mittlere
JiilKreiCempentarblos+6*B. betritt V^hvr
20 laufende Brunnen, gef.isst und bcnamt,
spenden unerschöpflichen Vorratk. Fast
und diese wieder den Herren von Wita-
leben vrrpfSndet^n. Letztere kamen
1437 in den vollen Hesitz des Schlosses,
bis sie es 1837 an die herzopliehe Kam-
mer in Gotha verkauften. Die schönste
Ansicht des Schlosses, di« man in der
Nihe hat, gewährt der freie Pl«la am
„ ^ _ , , , ^ * * » ^ grossen Teiche inmitten des Dorfes , in
alle Curgaste wohnen in der Anstalt ünd ] w«.,-^--^- i t-, *u i * ti'-
- . j Ii- . o , , . . . dessen Wasserspiegel Goethe fl'-n Wie-
in dem dazu geöoiiRen Schioase, und spei- *, »
Ben, Avieeinr grosso F:u„nu., gr^meinschaftJ ^erschein der Elgersburg gern Me-
lloh im schönen Cursaal, wo auch jeder wunderte.
Tourist ein Plitiehen flndet. Kosten fär
Wohttimit* Beköstigung umi Gebrauch der
Bäder wöchentlich 7—8 Thlr. Wer, nicht
■Badegast, mit einer andern Person zusam-
men wohnt, 5 Thlr. Bios MIttsgstisch en
der Cmtafel wöcb.ntltch 3 Thlr. 8 Sgr.
Für B:\debedienung wöchentlich 15 Sgr.
Sdi« nsirürdigJceiten : Ausser der
Kaltwasserheilanstalt die Arnoldbehe
Spaziergänge. Elir rsburg rivalisirt mit
Ilmenau nicht blos liiu^iehtlich der Wasser-
heilanstelt, sondern auch der reizenden
Umgebungen. Nach allen Richttmgen be-
queme Prnmonadnnwpgf*, die wie ein gros-
ses Netz das nahe Waldgebirge durchziehen
u. Überall sn Roheb&nken, Tempeln, Grot-
ten und überraschenden Aussichtspunkten
fülircn. Allen diesen Wep'cn folgen.
Porzellan- und Porphyrwaarenfabrik, würde den uns zugemessenen Kaum weit
die gegen 100 Arbeiter beschäliigi und ' «betsohrelten. Wir bescbrinken nns dar-
^ch ^es ansrlcannten Bnfes erfreut, ' ' * '
besonders dnrch ihre geschmackvollen
Porphyrwaaren, ihre aus Porphyrmasse
^o1)rannten WasscrTeitiinp^sröhren , ihre
Stubenöfen u. künstlieli iiarliL^'obiMeteu
Obstliüchte. Ferner dürlte auch die
Pech- u. Kienmssfabrikation zu beach-
auf, die schönsten Punkte zu nennen, und
wenigstens den Bfsurh des Körnbacbsthalos
und der Alexaudrinonhölie auzuratben.
Einige (Marlenqnelle, Welfitein n. s. w.)
babon wir scV>un im vorigen Abschnitt be-
rührt; andere werden wir noch auf dem
Wege zur Schmücke kennen lernen.
. ji . j» »T ,1 J>M SteigerÜial , oberhalb dos Dorfes, wo
ten sem, die hier nnd w der Umgegend g^f^rt der Waid beginnt, ist gleichsam die
sehr schwunghaftbetrieben wird. — Die j Heraader, von welcher die sauberen Park-
Krone des Dorfes ist das hochragende woge nach allen Seiten bin nn^baufen. Der
*Schloss, das wie ein alterthümlirher nächste, schattigste und Jl)equemste ist der
Edelhof aussieht und aus 2 Abtiieilun- SMihoweg, der oberhalb der Massenmikble
gen, dem oheien und unteren Schlosse, »Wenkt und fast »»orizontai am Rum-
? Ii.*. Tk. 1. « - « « pelsberee i Sf- bing sieb binziebt. Linzelne
besteht. Die oberen Gebäude mit ihren , 'i* »„„r A»««i^i.^- ct*
V •! r¥i_" • 1 a. ..1^ - I Buheplatzo mit schöner Aussicht: üott-
heiden Ihurmen said die alteren. Im j ifebsplate, Alwlnensmh, »annyquelle, Wil-
randen lluirm das Burgverhess, mit helmsrub. Endlich windet sich ein schma-
vierec'ki<;eii Schicssscharten. Die Aus- 1er Klipponpfud nttf vielen Stufen liinab in
sieht , vorzugsweise aus den Fenstern ' deu *^Köruhac}i*Qntnd, eiuo scbluchtartige
des ehemaligen Rittersaales, entzückend ' Felsenhalle, welche die Natur auf kleinem
schön. Fastalle Räume sind von Bade- ^ «^'"1 mit nllcn Tb izen .mr Romantik ge-
1 * ^ M' i schmückt hat. Zwei gewaltige Felsen bil-
gSstenbesetat, sodass, WOeuiSt die Rlt- ; Thorpfosten dus engen, pittoresken
ter aus vollen Humpen zechten, jetzt i Thaies, r. der GoHkestei», mit dem goldc-
moderne Wassertrinker ihre Becher nen Xampn de> Dichterfürsten, 1. der /)rös,-
leeren. Wer die Elgersburg erbaut, ist auin, einem Manne, C. L. Dröse, gewidmet,
nicht genau zu ermitteln. Sic wird der sich — wie eine VotiTtafel besagt —
schon in der Legcnda Bonlfacii erwähnt.
^ Mauerstein trägt die Jahressahl
um die Porzellanfabrik grosso Terdfensto
erworben. Aus dem Drösestein sprudölt
iftocT *"'"~'~"~*"", ~J"*' rtr ^"'Z^^J^""^ , die Jeumquelle, Zwischen beiden ITelseu-
1088. Als historisch verbürgte Besitaer . ,^^^^1^,^,^^ Massenmuhle^
worin ein Frcmdcnbucli liegt, dns seit lölC
Würden die Grafen von Käferuburcr iro
Ji&Dnt, die sie den IJr von Henneberg . geführt wird. Auch Goethe , der au seinem
liihrer durch Thüringen. 1.2
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259
12. Rente : Yon Elgersburg zur Schmucke
260
letzten Geburtstage Itfor war, hnt sieb in
dasselbe einguschrieben. Ein Pfad „Zum
Augustateiu^* windet siclx auf die rechte
Thalseito empor, wo die wild serklüfteten
PoriiliyrkolosHo über 100 Fuss fn die iröhe
starrcu. lu diesem Labyrinth soll sich Karl
August Ton Weimar in »einer Jagend Ter-
iirt kitten und von einem Beeren suchen-
den Knaben p-r rf>ttot worden sein. Von
der schmalen Platte des Auguststeines ein
schwindelnder BUok fn die dfletere Weld-
semneht. Oben *n der Waldeoke der Defoy-
platz mit Pavillon und prachtvoller Umsteht.
Rückweg nach Elgersburg &U) am Wald-
sanme hin, über den Scbiessplats. Gegen-
über(l.) der imposante Todtenstein, ein ieolirter
Ff Isptikegel aus rothtodtliegendem Gestein,
der üich fast senkrecht 180 F. über die Thal-
■ohle erhebt n. der Landscheflsphyslogno-
mle ein originelles Gepräge gibt. Auf sei-
nem ziemlich utnfangreirhon Plateau (Pa-
villon) eine reizende Umsicht.
IfMers Augßüge nach AHtAerg nnd (MU-
berff (S. 261); zum W«(M«iUUin nnd xur
dkJeen Eiche K. *i5.
Nebenr<nUen: Yon Elgersburg über Plaue
und ÄmMadi nach Neudietendorf: S. 85. 84.
88. ^ über OMk^g nach €MIm: B. 86.
. Ton Elgersfrttig rar Sehnflekm
1) Chaussee (37, St.), die jedocb wegen
ihrer bedeutenden Curven von Fuss-
gftogem nur str<^ckenwei8e benutzt wird.
Fast unablässig durch schattigen Hoch-
wald führend I bietet sie nur anfangs
einige bemerkenswerthe Punkte, und
vereinigt sich jenseit des Höndishofes
mit der ilmenaner Strasse. Jene Punkte
sind: Salzmanns Umsicht' '\ Cl ) dicht
an der Strasse , eine gute halbe St. vom
Ort entfernt, u der ,,Prä8tdeHtenplatz
ebenfoUs links, V4 St. weiter. Beide
FelsenplAteans ent<en ein grossarti-
ges Panorama vom Sdmeekopf bis zum
erfurter I>nme. Dazwischen rat^t der
spitze *Hnhr>rart8kopf (2356 F.) em-
por, zu dtni von Salzmanns Umsicht
ein 1. abzweigender bequemer Fuss-
weg fUIirt. Dieser Hpeh^^pfel ward
1858 mit einem 85 F. hohen holsemen
Tknime gekrönt, der jedoch schon zwei-
mal von der Gewalt des Orkanes nicdor-
geworfen wurde. Von der Zinne eine
weite prachtvolle Umsicht, nach öW.
das Gebirge terrassenförmig bis an sei-
nen bScbsten Gipfeln, Gehlberg nnd
Oberhof wie reizende Miniaturbilder ^
nach N. u. NO. das flache Land mit un-
zäMbareu Ortschaften, bis zum Xebel-
streifen des Harze«' Die lieblichst©
Scciieric gewaiirt diu nächste Umgebung.
Elgersburg sdielat so nahe sn liegen,,
dass man hinab grisssD mSehte. Fvss*
päng^er, welche den Hohewartsthurm.
(^/^ St. von Fljr^'rsbnrg) besuclien wol-
len, können die angenehmsten Prome-
nadenwege einschlagen, die überdies
schneller zum Ziele führen, als die-
Cfaanss^e. Wut empiriilen folgenden:
Oberiialb des Dorfes um die St^^r-
wiese herum' auf dem „Emstwege'*'
(dnreli einen mit Furstcnkronen ge-
selmiuekten Wegweiser bezeichnet) zur
* Alexaudi'inenhöhe {20 Min.), mit einer
Steinpyramide, welche den Kamen der
LandesfSrstm trltgt. Ein Glanspnnkt
in Elgersburgs Umgebungen und eine
der prSchtigsten Fernsiehten inr Thfi-
ringerwald, über das gothaische Sehloss
und den erfurter Dom hinüber bis zum
fernen Brocken. Von da zum Piutt\fel9
10 M., mit originellem Blick in die
romantisehe Felseugruppe des K5m<-
bachsgrundes, an *,Menzelsruh'* und an
der Schlossquelfc (U) M.) vorüber,
welche die Badeanstalt in Elgersburg
mit Wasser versorgt. Kechts ab zum
Hohewartsthnrm (10 Hin.). Kmi anf
der Chanss^e fort Ina snm MSnehtihfif
(Va St.), nnd weiter, wie oben aiige-
geben.
2) Der nächste Weg von Elgersburg
zur Schmücke (2 V, St.) ist der alte Fahr-
weg über die Steigeiböhe nnd 1B»er die
Bomwiese (Schhiss des Torigen Ab-
schnitts), wo er sich mit dem von Il-
menau herüber kommenden Weg ver-
einigt. — Der schonsto, allerdini^« ;iY^
St. weit, ub(^v Arhöht >[/ und Gtidhcrg.
Zu Waagen von Elgersburg über Gera
nach Arlesberg md Ton Arlesberg naeb
Oehlberg. Hier -endigt die Chauss^»
Will man nicht bis zur Sehmücke gebeit'
(1 St.). So fährt man von Oelilberg r.
hinunter ins Thal der wilden Gera.
(Va St.), und von da auf der neueu
Knnststrssso inr SchmHeke. Ja, man
kann sogleich von Gera Uber Ge-
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12. Sauut Tob Slgmbnig snr Sefamüeke*
262
schwende nsdi Gräfenrode , und nun
durch das unvergleichlich schone Thal
der wilden Gera (Dörrberger Grund)
fahren und den Weg auf jener Strasse
fortsetzen, die sich im weiten Bogen
nm den Sdineekopf windet n. swisdien
dem Beerberg und der Schmücke in die
ächten Qebirgedorfes. Herzog Emst
der Fromme gründete hier durch 7wei
Glasmacher, die er aus dem Hennc-
bergschen beizog, eine Glashütte, um
das damals dem Verlkulen anheimfal*
lende überstifaidige Hola wirthsehaftlieh
nutzbar SU machon. Daraus entstand
Strasse einläuft, die von Oberhof her- der gegenwärtJjge Ort, dessen Bewohner
über kömmt (R. 36) Die Kutscher
wollen sich zwar nicht gern zu dem wei-
tereu Weg verstehen j mau lasse sieh
aber nieht von ihren Einreden Irre ma-
chen. Wer nach Elgersburg surfiek-
kehrt, kann einmal diese, das andere
jene Strasse wählen. — Wir ixehen
ilirekt von Elgersburg nach Arlesberg
(V^St), entwederden nächsten Fussweg
am Todtenstein, oder den schöneren Pro-
menadenpfad am Kombach vorflber. Die-
ser zieht sich r. zum Stoffel sbei^ hinan
nur einige dürftiire Aecker besitzen und
sich theils von Waldarbeiten, theils vom
Verkauf heilkräftiger Kraute j-, uameut-
Uch des Bärlappsamens („Hexenpal-
yers**) und des gelb („gehl'*) blübendcn
Wohlverlei (Arnica mont. ), nähren:
woher denn auch das Dorf den Namen
Gehlber^'. Aus der dasigeu Hohlglas-
hütte, die noch besteht, gehen gepresste
Glaswaaren, LuxttSglftser, meteorelogl*
sehe Instrumente n. defgl. hervor. Oe«
gen beliebiges Trinkgeld kann man sieb
und theilt sich oben in 3 Arme. Der 1 das Vergnügen mnchcii, mit eigenem
mittlere f^cradenus nach Arlesberg, und
zwar über die Oppurgerruh, ein aus-
sichtreiches Ruheplätzeben. Das Dörf-
chen ArU^erg, dessen Häuser sich ter-
rassenförmig in die Höhe ziehen, liegt
fibentus freundlich in einer mit idylli-
schen und rotT>jintischen Rei/en jre-
sohmückten Umgebung, am hellblinki i
Munde ein Glas zu blasen, das man zum
AndenktMi niitnimuit. Von Gehlberg',
au der Kirthc vorüber, % 2;ur
Schmücke, fast immer durch schattigen
Hochwald. Vor dem Walde schöner
Bückblick. Ueberall Wegweiser," die
um so willkommener ^iind, als ni;in hier
in die schauerlichste Kririon desiitbir-
dcn Ueraflüsschen. Guter Gasthof. ]Suii ges tritt, wo Meister Lrian, wenn man
verfolgen wir die ehaussirte Strasse, die
sich durch den reisenden ^OeragrundYHa"
auf nach Gehlberg windet. Zu beiden Sei-
ten ist das schmale, frische Wiescnthal
von hohen bewaldeten Bergwänden in
malerischen Formen und Gruppirungen
eingerahmt. Bei einer Schneidemühle
fällt (1.) die Jugnits, ein überschäu-
mender Giessbach, u. weiterhin grüsst
links Ton steiler Höhe eine Felsen-
mauer herab — der Königstein oder
dem Yolkeglanb«! will, s^eLieblings«
residenz haben soll und tückische Geei-
ster den Wanderer in bodenlose Sümpfe
locken. Zunächst übersehreitet man eine
Berghohe, welche „Güldene Brücke"
hcisst. Hier fand man sonst die Por-
phyrkugeln, welche edle Krystalle um-
schUessen und unter dem Namen der
„Schneekopflcngeln" bekannt ßind. Man
könnte nun rechts ab durch die „Teu-
-felskreise" alsbald den Schneckopf be-
Klingelhachstein — , der dem idylli- j steigen, der kaum ^t, entfernt ist.
sehen Charakter des friedlichen Thaies ^ Indessen ist es vorzuziehen, erst gerade-
ein romantisches Gepräge aufdrückt. | aus snr Schmücke zu gehen, weniger.
Endlich in steilen Windungen an einer , weil man sich vor den SpukgestaUen
neuen Ümbra(tngrabe(l. an der Str.) u. an fürchten mag , die hier ihr Wesen trei-
einer Schwerspathmühle (1. im Thalc) bcn, als vlclnuhr, weil man auch ohne
vorüber, (r.) nach * Gehlberg hinauf Irrlichter irregehen und noch dazu den
(2 St. V. Arlc'^b.V Dies 2817 F. hoch Sehnoekoptsthurm verschlossen finden
gelegene Dori mit seinen einzeln grup- könnte. Den Rand der Ten/elshreiie
pirlen, schindelgedeekten Häusern eha- (29C1 F.), die sich, nahe der Schmücke,
rakterisirt sich als Flrototyp eitles \ zur Rechten des Weges hinziehen, kann
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13. Route : Von der Scliinücke nach Oberkof.
264
man freilich nicht TernM^den. Man be-
«•lehnet damit eine geheimnissvolle
Mooröde, initve|»etnl)ili<icherRinde über-
zognen u. einzelnen verkrüppelten Fich-
ten bewachsen, die zwei tiuche Kuppen
bildet, gewiseennassen die Schlamm-
mfitzen d« henrorragenden Theile die-
ser Hochflfiche. Der Torfstich, den
■mnn hier anlegte, ist kaum noch im
Betrieb. Wohl aber wachsen auf der
anheimlichen Fläche seltene Sumpf-
13. Bonte: Von der Selimftcke nach Oberhof.
pflanxen, und schauerliche Bagea bele-
ben sie mit ihren Nebelgestalten. Das
tiefste Sumpf!or]i hoi«st ,,das Teufels-
bad." Man könnte auch vo« der gülde-
nen Brücke sogleich (r.) in den Schnee-
iiegel oder wohl gar Iii die ^^Üiff/Ze'' hin-
absteigen. Wir rathen jedoch, auch
diese Partie in Begleitung eines Füh-
rers vom Schneekopf ans sit nnter-
nehmen.
IHe Sehmfieke *) ^ ehedem ein
^fViehhaus** und dabei eine dürftige
Uerberge,jetatein stattliches H6tcl, zu-
nächst den höchsten Centralpunkten des
Gebirp^es, dem Beerberg u Sclineokopf,
mit geräumigem Speisesaal, vielen Lo-
girzimmern (1 Bett gewöhnlich lOSgr.,
Frfihst&ck 5 Sgr.) und guten Stallun«
gen ; oft so besucht , dass man kaum
ein Nachtlager findet. Am zahlreich-
sten verkelircn hier ,, die lustigen
Suhlcr. " Der nun verstorbene joviale
Wirth, Joel*, der früher gar keinen
Pachtzins gab (die Besitzung ist gothai-
sches Staatseigenthum) , machte sich
hei der gesteigerten Frequenz nach lan-
sren Verhandlungen verbindlich, ,,kiini'-
titr noch einmal soviel zu zahlen, wie
bisher." Entfernungen: Oberhof, El-
gersburg, Zella, Suhl 272, Ilmenau 3,
Tambach 5, Gotha S St. — Station Ter-
pflichteter Führer. — Die Schmücke
(2822 F. über dem Meere, also dem In-
selsberg«5gipfcl gleich) ist die am höch-
sten gelegene Wohnung im Thüringer-
walde, die auch wahrend des Winters
nicht verlassen wird , und gleicht, von
dunkler Fichtenwaldung und liehtgrU-
nen Wje^enmatten eingernlimt, nm so
mehr einer grossartigen Seiniorwirfh-
schaft , als dem anheimelnden Bilde
auch das harmonische Geläute der wei-
denden Viehheerden nicht fehlt.
Dennoch ist nicht die Schmücke das
Ziel der ^ ielen Wanderer, die hier ra-
*) Die beigegeboDo Aiudchi von der El-
fifBrsbarg-Umenaner Strsste ant.
sten, sondern der Schneekupf, der mit
der Zinne seines Thurmes über alle
Höhen des Gebirges hinausragt; ob-
glcieli, wenn der alte Herr seine Nebel-
kappe übergezogen, Tausende sieh damit
begnügen müs^eu, sein mürriselies Ant-
litz nicht einmal gesehen zu haben.
Schneekopf ^ nächst dem Beerberg
(3029 F.) der höchste Berg des Thfirin-
gerwaldes (3005 F.), der aber mit sei- ,
ncm C9 pnr F. hohen massiven Thnrme
den Gipfel des Beerberges noch um 45P\
überragt. Ohne diesen Thurm, der 1852
erbaut wurde , wurde er jedoch wenig
in die Augen fallen, weil er auf dem
breiten Rücken des Gebirges aufsitzt,'
\ro von allen Seiten die höchsten Erhe-
bungen zusammenlaufen. Darum bilden
die Umgebungen des Schneekopfes die
wildeste und rauheste, aber auch die er-
habenste und grossartigste Partie des
Thüringerwaldes.
Der Weg von der Schmücke bis zum
Thurm ('/^ St.) ist leicht zu finden und
nicht beschwerlich. Man lässt die Vo-
gelstange zur Linken und verfolgt
den 1. aufwärts steigenden eliaussirten
Weg bis zum Wegweiser, der auf ei-
nen Pfad zeigt, welcher (r.) durch den
Wald nach V« St. auf den Gipfel führt
Dieser ist eine rundliche Hochmatte,
etwa 100 Schritte im Umfang, deren
Schooss f Hornstein]iorphyr) der Volks-
glaube mit unergründlichen Erzlagern
sehwXngert. Er Ist mit Oras u. Haide-
kraut bewadisen und von Nadelwald
umgrenzt. Der Thnrmwärter, wenn er
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265
13. Route: Von der Schmäcke uach Oberliof.
266
nicht schon am Platte ist (in seiner
KotUifttte), hat ans von der Schmücke
her begleitet und erscbliesst die Pforte
für 5 Sgr. Sind in obrere» Porsonen SU-
sammen, so zahlt jede nur 1 S^.
Die Aussicht von der Piatitorm des
Thurmes, wo fast immer ein empfindli-
cher Lnflsng weht, ist gewdlmlieh in
den späten Nadunittagsstiindcnf oder
auch Morgens zwischen 5 bis 7 Uhr am
klarsten. Deshalb pflegen die meisten
Touristen auf der Schmücke zu über-
nachten, um Abends oder früh das gross-
artige Schauspiel sn geniessw. Und in
der That ist das Panorama , das sich
vom Schneekopf entfaltet, das freieste
nnd umfassendste, welches der Thürin-
gerwald bietet , vermag aber doch, un-
geachtet seiner eigenthümlichen Con-
traste, die bei guter Beleuchtung ein
liohes Interesse gewEhren, mit der Aus*
Sichtdes Inselsberges nicht zu wetteifern ,
weil ihm der reizende Vordergrund fehlt,
woran das Auge am liebsten haftet, und
die benachbarten Bergriesen den da- u.
dorthin schweifenden Blicken Schran-
ken setzen. Den Bahmen des grossar-
tigen Gemäldes bilden nach N. der Harz,
nach O. das Fichtelgebirge, nach 8. der
'^igerwald und die Hassberge, nach
\V die Rhön. Am liebsten sehweift der
lilick ins offene Liaad (g. Xurden) : im
Vordergrund die düster prächtigen Wäl-
der nnd Schluchten der Geratbftler, mit
dem Dorfe Gräfenrode , und im nebel-
fernen Hintergrund (wo^tlichnr) die
Hainleite, der Possenthurm , der Kyif-
häuser, die buchsenburg und der Wol-
kensaum des Brocken. Dazwischen
sahllose Berge, Städte, DSrfer und
Schlösser: Der Friedenstein hei Gotha
(hinter dem Kienberg) , die Sternwarte
anf dem Seeberg und weiter hinaus der
hohe Meissner im Hessenhind; rechts
(über Gräfenrode) die Gleichen, Kuine
Ehrenbnig, Arnstadt, Ichtershausen, die
Citadellen und der Dom zu Erfurt,
der Ettersberg bei Weimar, dahinter
Eckard tyhnrga; weiter rechts Stadtilm
und der 8ingcrberg, der Fuchsthurm bei
Jena etc. Nach Osten: die Leuchten-
burg, Orlamünde, Schloss Rudolstadt
(hinter welchem die Saale wie ein sIl«
bemer Streifen), Ruine Blankenburg,
Schloss Könitz, Kickelhahn, Sachsen-
stein, Fiiisterberg und ein Chaos naher
und femer Berge Dazwischen einzelne
Orte, die besonders malerisch erschei-
nen , z. B. Neustadt a. B. , Masserberg
u. a. In hlaner Perne das Fichtelge-
birge. Die Aussicht' nach Süden (Fran-
ken) ist beschränkter. Nur einzeln«
Punkte treten bei heller Beleuchtung
hervor: die Veste Coburg, Ruine Strauf-
bain , Veste Heldburg imd am fernsten
Horisont die Ruine Altenburg bei Bam-
berg. Westlicher die GlMchberge, das
Rhöngebirge, die hohe Geba und näher
der Dolmar Tin Westen zunächst der
Bpprherg, dann der Gebranntestein, der
Rupborg und viele Riesen der IhUrin-
gerwaldkette. Nordwestlich der Her-
mannstein, Donnershang, Inselsbeig u.
im fernen Hintergrunde die Voiberge
der Rhön.
Wio schon angedeutet, bieten nucli dl«
näberen Umgebungen des Berges manchen
interMaanten Punkt, der thetlt auf Prome*
iiacloii wegen, tbeiUnuf einsamen Wnldpfadi n
zugaagig ist. Einen derselben kann mau
auf dem Wege vou der i^chmücke zum
Schneekopf (r. unterhalb des Gipfels) fa
Augcneclieln nolimen. Es r<t der Jägcrstr^ln,
ein niedriger Denkstein mit der Inschrift:
„Anno 1690 d. 16. Sept. ist Ur. Job. TaL
O rahner Ton s. Yotter und Schwisgersohn
Caspnr flrfinr^r unverBchens nlllncr rr^fTto?-
sen worden." Das Kirchenbuch iu (Gräfen-
rode coBBtatirt die Thatsaobe, welche L.
Storch zu t'iner NoveUo verarbeitet hat.
Die anderen Partien, höchstens J St. iiit-
femt, liegen nördlich, so dass man sie am
leiehtetten betnchen kann, wenn man Tom
Schneekopf durch den Schnceticgel ins Thal
der wilden Cera hinabsteigt. ZunSclist das
PüwAAa«*, zwischen dem Schneekopf und
dem Langerain, mit Bohebftoken, von de>
neu man «ine prachtvolle Aussicht in di«
Geratbäler und ins offene Land genie.s.st.
Nicht weit davon (r.) der Veneüatierbrunmn,
an dia HWalen«* erinnernd, die «hemala
nach gohcimnissvollcn Schätzen das Gebirge
durclistreiften. Näher nach der Schmücke
hin, mit den „Tcujchkrtisen" (S. 262) In
TarbindUDg stehend, ,»4U mUe", eine tie.
gelförniige grausige Schlucht, in -welche nie
ein Sonnenstrahl dringt. Durch ßio stürzt
Sich ein Pfad in den fleJfcaeitis^t hinab, der
i^iyui^ud by
267 IB. fiostfe: Von der BclininekB nacli Oberhet 268
Im Thal der wilden Gera tniimlet, wo die
Cliauss^e von Gräfenrode heraufsteigt. Diese
I Stunde lange „WolffSeblttClit** lit dn jfth
•tifltarzender Abgrund mit graiulgen Klüf-
ten und schroffeii Felswändon , worin die
„wUde oder schmale Gera*' entspringt und
4«r Schnee bU tief in den Bommer hinein
liegen bleibt. Eine ähnliche Schlucht war
ehemals der Echm'iick&r Craben Kwliclien dem
Schneekopf und dem Beerberg, kaum üu-
gängig, und jetst — von der Xunttetraese
durchzogen, die von Börrhery (Grfifenrode)
auf fHo Srlimücko Hihrt.
Nebenrouten: Von der Schmücke nach
Blger$burg: R. 13; — nach 7lm«Mm; B. 11; —
nach ArmtwJf: II. 36; — nach ZtUa und
Meininget! T; 76; — nach Sukl: B. 77, 8Ä; —
nach SchletiMiH'jen: R. 83.
Ton der Sehmttcke nach Ober-
hof (2V, St.), neu chniwsirte Strasse,
die anf oder neben dem Rennsteig hin-
läuft. Nach V« St. zweigt ein Weg (r.)
nach dem Schneekopf ab, so dass Dieje-
nigen, welche von Obrrhnf kommen,
nicht erst auf die tjchmucke zu gehep
brauchen (wenn sie es nicht wegen des
ühnrmschliessers thnn), tun den Gipfol
* zu besteigen. Abermals nach St. die
neue Chaussöe, welche (r.) durch den
Schmücker Grnben in den T)<">rrb erger
Grund tlibrt. Man gellt an dit ser vor-
über. Aber auch der andere Weg, auf
dem wir bleiben, tbeilt sieb in S Anne,
^e jedoch nach V« St ^meder ausam-
menstossen. Rechts ab führt die neue
Chaussee nördlich nm den Beerberg
herum, links läuft der Kennsteif? am
südlichen Abhänge hiu. Obgleich die
Chaussee etwas näher ist, so raihen
vir doch Fassgängern, den Bennsteigs-
weg einzuhalten, um der „PlXnkners
Aussicht" nicht verlustig zu gehen ; ob-
wohl auch die neue Strasse, nordöstlich
vom Beerberg, eine trrosse Terrasse be-
rührt (mit Tisch und Bank), von der
man einen priUshtigen Bliclc auf den
Schneekopfothnrm n. in den Schmfieker
Graben hat. Einige Minuten weiter, (1.)
nn der Str. , eine pefasstc Quelle. Zwi-
schen beiden Strassen rn^t der höchste
Bergriese des Ihixringerwaldes, der
Grosse Beerherg (3028 F.) empor. Der
sumpfige Gipfel ist Ton Terkümmerten
Fichten so verwachsen, dass er keine
Aussicht bietet. Uebrigens steigt der
Rennsteig, auf den) wir gehen, fast eben
so hoch empor. Denn ,,Plänkners Aus-
sicht" (V^ St.), — Tiseli und Bank am
südlichen Abhang des Berges , etwa 50
F. oberhalb des Weges, — bat 3004 F.
absolute Höhe (h&hster Punkt des
Rennste5o:es), und ist ein reizendes
Lugins!fiiid, wo Niemand unbcfriedis:!
rasten wird. Zwar ist es nur ein be-
schränktes Landschaftsbild, diis sich
hier aufrollt (Goldlauter und Suhl, tob
steil abfallendenBergen ringeachlossen) ;
aber diese kleine malerischeCrruppc mit
dem grossartigen ITintcrp^rundo f'Dol-
I mar, Gleichberge, Rböngebirgc und in
nebeliger Ferne Heldburg und Coburg)
ist um so prächtiger. Weiterhin (V4St.)
krensen sieh die Wege, sttdiich nadi
Suhl, westlich nachZella, nördlich nacb
Oberhof. Man nennt diesen Punkt
(2839 F.), der gleichfalls ein sc-bönp*
Gebirgspanorama (Dtjnncrshaug, InSi l?-
berg, Schneekopf) entfaltet, j^die An»-
spanne". Hier Terlftsst die alte Strasse,
die snm „Fröhlichen Maan^ hinablänft,
den Rennsteig. Der dasige Weg^veiser
zeigt (südlich) nach „Cocolosenstcin'.''
Dies soll , ^Dictzenlorenzstein^ ^ helssen,
die höchste Felsenspitae am Oberen
Beerberg (nicht zu verwechseln mit dem
Grossen Beerberg), der sich im Winkel
der beiden Strassen emporgipfelt und
eine höchst pittoreske Aussicht bietet
Kurz darauf, bevor die Kun-ttstrassr
wieder in den lleunsteigsfahrweg ein-
lenkt, fuhrt abermals eine Chaussee nach
Zella 1. ab; und sum dritten Mal (nach
1 St.) auf dem Hochplateau , wo unsere
Strasse im scharfen ^/Hnkel den Kenn-
steig verlfisst und r. nach O>>orhof
(20 Min.) einlenkt Dieser Punkt —
,,da» Rondel" ist mit einer gothischen
Steinsäule geziert, welche auf der inne*
ren äeite die Insehrift trägt: „ Hersog
Ernst zu Sachsen baute diese Strasse
zur Tlf lu' *1es Gebirges 2548 par. FttSS,
1830 — 32;'^ und auf der anderen:
„Hell dem achaffenden Sinn , d^r zMm f mmd-
liclien Garten die Wilduiss
ümBGhuf und der Natur Sehrecken In Idch'
ilehkelt kehrt.**
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209
Flora Tom Sclineekopf und Beerberg maxinriR. Lycopodium claratum,Dnidenfnss.
A&dromeda polifolia. Arnica montaaa. Ca- Lyaünacbia nomorum. Oxycoccos palustris,
lamagrottia Hallerfanft. OIrcaea Intetlana PotenttnaThurlnKUea. RMmn^nlnsacoii^ti'
(Hexenkraot). Dentaria bulbifera. Erio- j folius. Ruiupx arifolius, \ns jetzt nur zwi-
phonim vaglnatum. Gnlium rotUTidifolium. ' sehen dem Beerberge und Schneekopfe,
iienittta ptlosa. Imperatoria oatruthium. i Salix aiubigna. Yaccinlam nligiuosum.
Jutem «nplowi. Laten palmtn. Ltnol* I
14. Route: Von Oberliof uaoli TambacL
Post von Obf-rlinf (}m OastlioD n. Ohr-
druf und Gotha Vorm. 10 und Kachm. 5 U. ;
nach Zeüa, Suhl, Meimingen, HU<Umrghau9€n
Vorm. 11 und Ab, 8 U. — Entfernungen von
OberUof: Zella 2, Suhl 3, Ohrdruf S^, Gotha
4> St., Beiabardsbrunn 8 St 3 verpflichtete
JV«M4«^fUrM- mit Tute (S. 88).
* IkmSmmgtiäktm» (Chrotfalt), 80 Betten
jk 10 S.irr. . Frühstück 5 Sgr. Bayerisches
und thüringer Iiagerbier. Forellen. Extra-
Iposten.
Oberhof^ das hüchi»i gelegene Dorf
des Uerzogthumt» Gotha (2Ü00F.}, be-
steht aas emigeo Ti«nig kleinen Seliin-
Mhinsern, die sieb auf derliohen Loibc
sngesisdelt haben, wo kein Obst und
nur sp&rlich Kartoffeln pjedeihen.
Noch im Frühsommer kann man in der
Kälie einzelne Schneelachen ünden. Die
Terkrüppelten SUImme des nahen Fich-
tenwaldes mit Moos und Flechten fiber-
-zogen, die Spitzen der Bäume von der
Schneelast des Winters ^'ebeugt u. zer-
Juiickt. Dennoch gewährt das Dürfchen ;
mit seiner kleineu Kirche und den auf
frischem Wiesenplan zerstreuten Uäu-
sergruppen, deren wsttergrauer Bretter-
beseblag im Sonnenglanz wie Silber
glitzert, einen originell freundlichen
Anblick , tind ist im Sommer sehr be-
lebt , weil liier die Strassen von (rotha
und Coburg, von Schmalkalden und
Tambach , von Anistadt, Umenan nnd
Elgersburg snsannian lanfen. Und
swar gehören diese Strass^nzüge fast
nach allen Seiten hin 7u den schönsten
und genussreichsten des Gebirges. Im
Winter freilich kann der Postenlauf nur
mit der grössten Anstrengung im regel-
nSssigen Gang erhalten worden. Aber
Auch dann ist der Anblick des Pölf-
chens, weTt'hes nicht selten so einge-
schneit ist» dass es oasenartig in der
Schneewüste auftaucht und Hasen und
Füchse über manche Dächer weglaufen,
grossartig und originell. Um das Was-
ser aus einer tiefern Quelle in die Höhe
zu schaflfen, ist ein hydraulischer Wid-
der ohne menschliche nnd thierische
Arbeitskraft thfttig Dabei sind die da-
Sigcn Rewohner, obsclion meist arme
Köhler und Holzhauer, so gesund, dass
nach dem 70. Jahre noch 28 Procent der
BevÖlkening am Leben sind. — Unter
den GebKnden sind erwlhnenswerüi das
neu errichtete Forsthaus und das weit-
hin lenrlitf nde herzogl. Jatjdsrhloss, das
mit schonen Geweihen decorirt ist nnd
von seinem Altane eine weite Aussicht
bietet. Eine solche hat man auch un-
weit der Kirche, wo man den Kickel-
hahn, den Schneekopf, den Inselsbei^
und das gothacr Schloss erblickt.
Nehenrouten : 1) Von Oberhof nach Ohr-
druf und Gotha: B. 88; — ä) über C'ratiititi;«^
und Mtklberg aaob HwditlMdwf: B. 90; ^
durch den Dörrherger Gruiifl nach Plaue
und Armt4tdt .* H. iM{ ; — 8} über die ticlmtücke
nach Elgersburg oder Ilmena»: R. 12u. 13; —
4) über Zetta nach Suhl: B. 82; — 5) über
7rUn uTid 'm'/* iinrh Mriniwjm : U. 76; —
6) über ÜUiHhach- UaUenberg nach ächmci^
lt«ldMi< B. 7B; — 7) a«f den Im»aAtrg, ent-
weder wie nnser« Botito angibt, oder dem
Rennsteig entlang (B. 109), oder durch den
prachtvollen üauxlersgrund üb. Obertchonan,
St^ipMk • HaUenberff, SeUgewAal, KtHif
ochmallalden, Brotte) oile : Jl. 65- 72.
Ton Oberhof nach Tambach.
a) Durchden Schmalwassergrnndii !St.),
— eine der wenigen Partien , iuif (!er
man keiner menschlichen Woimung be-
gegnet. Zunächst am Jagdschloss vor-
fiber eine Strecke (V, St.) auf der
Strasse, die Über den höchsten Gebirgs-
rücken nach Schmalkalden fuhrt. Wo
isie den Kennsteig durchachneidet, läuft
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271
X4. Baute.' Yon (H^rM Meli TimbM^,
2^2
r. <lie neue Chaussee «b, welche durch
den Schmal wussergrund nach Tambach
geahnt ist, so dass man jetzt diese
köchst lohnende Partie bequem und
ohne Führer zurücklegen kann. Nach
etwa V4 St. schluchtet sich* r. der
wildr<)mfiiiti<?chc Kerngrund , der erst
in neuester Zeit häutig besucht wird,
nachächwarzwaidiiinab (U. 7lj. V4 ^t.
veiter das „Teofelsbad/' ein grosser
Sumpf in düsterer Fichtenwaldung am
nördlichen AMiang des Donnershaug
(2770F.), den man jedoch selten besucht,
weil die Aussicht verwachsen und das
Pürschhaus, das den Riesenberg krönte,
niedergebrannt ist. Hier führt ein
chanssirter Waldweg r. hinab nach
Ohrdruf; w&hrend unsere Strasse ei-
nen grossen Bogen am Huberstcin vor-
über l)es< liff-iht , den man (fjeradeaus)
durch einen kürzeren Fussweg abselniei-
den kann. Diese schöiic, mit einem
Tempelchen gckr$nte Felsgruppe , den
Huherstein (2474 F.), der eine fin-
stere Schlucht bewacht, die vom steilen
Gebirgsrücken abfällt, kann man be-
steigen, um sich der Aussicht in das
ringsum lagernde Berg- und Waidia-
byrinth zu erfreuen. Am Fasse, in
dichtester Waldeinsamkeit, ein herzog-
liches Pürschhaus. Nach 20 Min ste-
hen wir vor dem grössten Felsenriescn
des Thüringerwaldes, dem gipantesken
* Falkenstein, der über 300 F. jäh aus
dem Thal emporsteigt, und nach We-
sten wie ein Erker ilberhängt. Auf
seinem Haupte, das mit stolzen Fichten
jc krönt ist, hat sonst eine Burg gestan-
den (castrum), die von den Herren v. Bal-
lenstedt 1307 an Georgenthal verkauft
wurde. Wie aber deren Bewohner ab-
und augegangen, ist ein unlösbares
Bftthsel. Die Steinnelken, die in den
Spalten wuchern , hat — wie die Sage
geht — das Blut der armen Wande-
rer, welche vmi den Kanbriftern in
das Thal hinabj^cstürzt wurden , auf
ewige Zeiten roth gefärbt. Öis 1852
galt der serklüftete Porphyrkoloss für
unersteigUch. Da wagte es ein tollküh-
ner Glasmacher aus Dietharz, J. Zim-
mermann, ihn zu erklimmen, und swar
durch die merkwürdige Schlucht , die
den gewaltigen Steinwürfel spaltet. Das
Wagstück gelang zu wiederholten Ma-
len. Auch an£re Bursche schlössen
sich dem verwegenen Klettermeister an^
derauf die hohe Felsenstirn e eincStang-e
mit der deutschfn Tricolore und einer
blitzenden (iiaskugel pflanzte. Die
deutsche Flagge aber hat der Sturm
zerrissen und die Glaskugel ist durch
einen Meisterschnss zerttimmert wor*
den. Nun aber ist der Fels unersteig-
licher, denn je, weil Zimmermann alles
Gestrüpp, das einen nothdürftifcen Halt
bot, abgerissen hat. — Dem Falkenstein
gegenüber, aus desscm Spalten ein eis\>
ger Luftsng weht, sind auf der kleinen
Wiese, die sieh am Fusse des mit emem
Fichtenstreifen garnirten Felsens wie
eine grüne Bucht in den Waldsaum ein-
drängt, schlidhte Moosbänke im maleri-
schen Halbkreis aufgestellt; wahrend
der forellenreiche WUdbach einen klei-
neu Weiher bildet u. dann sur „Wolfs-
scheucht" abläuft.
Yom FttlkcTi stein bis Dietharz
(2 St.) durch den düstem * Schmaliras-
ser- oder JJictharzer Grund voll wilder
Naturpracht und tief^eüscher Bebwer-
mnth , der aber doch, weil ihm 4ie le>
bendige Staffage fehlt, durch seine me-
lancholische Eintönigkeit allmSlig er-
müdet. Di<' schönsten Punkte, die nach
und nach zum Vorschein kommen , sind
folgende: Zunächst die enge, feucht-
schanerliche WaUersgruhe („Wolfs-
schlucht**), ein Felsenkessel, aa dem
ein wenig betretener Fusspfad r. Ton
der Chaus'^ee abführt. Etwas weiter ein
kleines ^^ i • senthal, an das sich seltsam
geformte Klippen u. Felsen reihen. Au
der Grenze des Waldes f 1.) der Alten-
'feU oder WaJdettfeU (im Volksmunde
„Ahle Fisch**). Auf cingehauenen Stu»
fen steigt man auf den hinter Bäumen
vorsteckten schmalen Felsenriff* , der
nur 25 F. int Durchmesser hat und doch
ia alter Zeit ein Kaubuest getragen.
Die Herren von Metdingen irerkaixflen
es, sammtDietha» und Tambach, an
das Kloster Georgenthal (129S). Fast
gegenüber mOndet unfern eines tnale>ri*
I
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273
13. Yon TsbInmJi mA Wtkäxkkn^*
274
sehen Felsblockes das „BöUeheB** las
„Sohmalwasser", welches den ganzen
r.ruud (lurchfliesst, und hat die letzte
Tüalwandsstufe , die man eine Strecke
rerfolgea mag, sa einer engen Felaea-
tchladht duchwasehen , wo sieh nach
einem malerischen Falle das Waeaer in
einem kesselartirren Becken sammelt;
während andere kleine Wasserkobolde
in der Nähe ihr neckisches Spiel trei-
ben. UM erweitert, bald verengt sich
ma das Hanptthal. Hier eine halb-
kreisförmige Wiesenfläche, dort (naeh
V« St.) (r.) die dichtbelaubteFelsgnippe
der Saalweidentcand. Weiter (VjSt.)
r. die senkrecht abfallend© Märtens-
wand (Marterswand) , eine ähnliche,
aber grössere Felsenpartie, die im
Scbmnek einselner Fichten recht male-
risch ist. Zuvor „die Hoehmanns-
klippc" und der „Obelisk", Unfern
der Märtenswand (r.) das Hüloch (Ilii-
nenloch), eine 30 F. breite u. ^0 s>chritt
tiefe HWe, die sieh etira 50 F. Uber
dem Thelboden in die steile Felswand
adilachtet. Manche halten sie für einen
alten Steinbruch. In Krie^eszeiten sol-
len sich die Umwnhner darin verborgen
und jämmerlich geheult („gehtilt") ha-
ben. Mau hat oben einen hübschen
BlielL auf Diethars. Qegenflber der fol-
senzackige K{re1ib«rg>, auf welchem
einst die Krachenburg gestanden. Tam-
bach und Dietharz waren in den Uän-;
den ihrer Besitzer (der Herren von Mel-
dingen), flieht weit davon ist ein klei-
ner Felsenkeller dem durstigen Wande-
rer sehr willkommen ; obgleich er bald
(am Schiesshaus vorfiber) das hübsche
goth. Walddorf Diffhnrz erroiclit 'f'ioO
Kinw ), mit sehensweriher Tatelplasfa-
brik, die 1816 angelegt und grössten-
tbells von böhmischen Arbeitern bedient
ist, und einer Landkarten-Coloriranstalt
(von l'erthes in Gotha), die gegen 40
Mädchen beschäftigt. Noch 10 Min.
w^ter (fiber dneBriioke), and wir sind
in Tambach.
b) Ein anderer Weg von Oherhof nach
Tavihachj kaum etwas weiter und nicht
minder schön, führt auf der TTaupt-
strasse, die von Ohrdruf nach Uberhof
empor steigt, bis 8tutzhaua (K. 39), n.
wendet sich dann (1.) durch das Löwe»"
thal, einen melancholischen Grand»
welchen der Löwenbach benetzt, nach
Dietharz (vom Shitzluais 2 St.) In der
Nähe des Todlenkopics vereinigt sich
der Weg mit der Strasse, die von ühr>
dmf westlich nach Tambach ISoft; wäh-
rend beim „Steigerhans** (Pfirschhaus)
eine andere südlich ablmkt, um beim
Rennsteip; in die Strasse zu münden,
die von Oberhof durch den Rehmalwas-
sergruud führt. Am Fusse des TocUen-
kop/8 (2059 F.) eine Moosbank, mit
priiehtagem Blidc auf Qeorgenthal und
in die bunten 'Gauen des flachen Landes,
sowie beim Herabsteigen in deu Mar-
tinssraben (unfern der Märtenswand)
auf das Inselsbergshuus.
Wer aber gar nicht nach Tambach,
sondern afsbald von OBerho/ naeh Fiied'
richrode wiU, gdit vom Stutzhaus den
soeben angej^ebenen Weg, überschrei-
tet aber in der Nähe des Todtenkopfes
die Chaussee nach Dietharz, und ge-
langt von da in 1 St. alsbald uach Ge-
orgenthal, SO dass er mindestens 1 St*
näher geht, als ftber Tamlnush. Oder er
fährt bis nahe vor Ohrdruf und lenkt-
bei flem dortigen Chauss^ehause 1.
ab über Gräfenhain u. Nauendorf nach
Georgeuthai ^0 St. von Oberhof).
15. Route : Von Tambacli nacli Friedrichrode.
PoU von Tambach über Georgenlhal und im Ort). „Zum Falkemtein" (Kreb*) an der
Ohrdruf nach Ootlut (oder von Ohrdruf nach Strasse naeh Georgen thal, Billard U. Kegel*
Oherhof) täglich früfi 0 T Mitt/ur<igen bahn; vorticfilicbes Bior; Überhaupt gat und
bis zum Falkenstoin 2 Thlr., luo Thk- 1 Thir. billirr: T,<.<ri-? 7^ — ^0 Sgr. — BedaUtoHomn:
— Verpflichtete i^mdet^'t^rer (bis 2U1- nach- Schutzeuhct ; Felsenkeller,
•ton Btailon 90 8gr.). Enffemungen: Georgen thal l|,Friedri«h-
QwUhuje Bär am Markt (Equipage) ; da- rode, Ohrdruf, Steinbach - Hallenberg ^ Itt*
JMhtn die PostMpedttion; Lmm (mitten lelaheKK nad Oberhof i fit.
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275
fiaallfteli^ gothalsdief Vatirtfleeken
mit 2070 Eiiiw.(daruiiiBl(SO Katholiken),
in einem üppig grünen, von dunkelm
BerfTwald umhegten Wiesengrunde, in
welchem ei nitre der schönsten Thäler des
Gebirges last blrahlonförmig auslaufen.
Bis gegen Ende des 17. Jahrbunderta
war Tambach ein bedeutender Fabrikort in
Bii«n- und Stablwaaren. Sodann warfen
«ich die Binwohtier mif drts Strassenfubr-
werk. Durch ungünstige Zeitooi^nnctttr*n
und yerheeread« TeMnfnrfiiitta (dta lotste,
ISIS, legte gegen IQDWohngebaude in Asche«
so dass fast der ganze Ort von Neuem auf-
gebaut werden musste) haben sich die Nah-
rnngiTerhiltnine so mlssltch gestaltet, d«M
viele Bewolinor dermalen ihr Brod auswärts
aurhen. Dennoch Ist der Holzhandel noch
lebhaft im Gange. Auch werden sehr aier-
lidhe Holsseloiitsereiett, namentUeli Thier,
gnippen , geliefert. Ausserdem Korkschnei-
derei , Hemdknöpfchenfabrikation. Die Vo-
gelisucht uud der Yogelhandel haben dage-
gen, wie Qberall, bedeutend abgenommen.
— Ein histori^rlic Interesse hat Tambach
insofern, als Luther, da er, schwer er-
krankt, von Schmalkalden nach Wittenberg
reiste (1&S7}, unterwegs rnft einer Quelle
trank und sich daran so wundersam er-
labte, dass er in Tambach, wo er einen
BiriBS Terspdste, Ton seinen Gebresten
genas und na die Wsad der Stube, worin er
übernachtete, die Worte schrieb : Tambach
est mea Phanuel (1. Mo«. S2, 30). Jener
£itfk«rs(nimMa quillt im engen Tambeehs-
grund, bei einer Knochenmühle am rech-
ten Thalgehängo und spendet noch jetzt
ein wahrhaft erfrischendem Burgwuiiäer, das
Ton heilkriftigen Sntfstaaxen gesehwingert
sein soll. Man gelangt dahin , wenn man
\ Stunde weit der Tambach nachgeht, die
eich im Orte, den sie mit ihrem Namen ge-
teuft bat, mit der Spitter vereiaigt Vta
anderer „Luthersbninncn**, von welchen
dasselbe erzählt wird: R. 70.
Wer hl T;nn})nch, wie es hin n wieder
geschiebt, längere Zeit sich auiliült, wird
all' die schönen Punkte besuchen, welche
die Umgegend bietet, und namentlich die
reisenden Tfailer, die sich fast nadi allen
Seiten hin ins Gebirge verästeln. Da
wir aber diese Gründe auf den verschie-
denen Touren, die wir einschlagen, früher
oder später durchwandern (wie es mit
deu) Di» rliarzergrund bereits geschehen j,
8o bcguiigenwir uosjetit damit, auf '8el-
27(.
Mfe auABeiksam an raaciten und die
nfihere Beschreibung den beigefü^en
Routen ToraubehHllen. a) * Der Schmal-
waa»ergrund bis zum FaUoenst^u (Weg
nach Oberhof): S. 270} — b) der obere
Theil des ApfelHedUir €hmnde$ mit dem
,,8teitienieii Ijoeh** (Fusswefp luiehflleui*
bach-Hallcnherg) : B. 75 ; — c) Chtamibt
nach Schnellbach und Schmalkalden mit
dem Bielstein : R. 70 ; — d) der Spü-
tertfrund mit dem Spittcrstein vind dem
SpitterfaU (chaussirt), Fussweg übet
dem H&bnberg nach Seligenthal luid 8i
Sehmalkaldn, oder naoh Klemadimal-
katden: R. 70-, — e) der Ap/elsUdh
grvnd nach Georgenthal, den wir so-
dunn verfolgen werden. — Jetzt sei
nur des originellen * SpitterirmD^^
ausfOhriicher gedaeht, weil er zu jenen
wildromantischen Thilem des Tfairinger-
waldes gehört, die mit ihrer pittons*
kenAnziehungskraft unter einander wett-
eifern. Er ist eine gute Stunde lang uid
zieht sich, westlicli von Tambach, bis
zum Rennsteig hinauf, („Streitgim"),
auf dem man in 1 St. lom Spiei^bei^'
haus gelangen kann. Man geht mniehst
über den Markt und bei der „Scume** nn
einer Gassf' hinein, die westlich zur Stadt
hinausführt und dann am Mühlgraben"
hin. Die neue Kunststrasse führt gleich
bei T. über die %>itter und bleibt andi
im weiteren Verlaufe bis aum Spitter*
teiehe am linken Badiofer. Bald hinter
dem Flecken gruppiren sich malerische
Fclsenpartinn (Conr^lomeratc), die weiter
aufwärts, von dil^tl i i^m Wald umschat-
tet, immer enger zuäammentreteu. Ein
InsHges Blehlein, die Spitter, swingt
sich da und dort swiscfaen gewaltigMi
Felsblöcken hindurch. Etwa in der Mitte
des träumerischen Thnlos r der Spitter-
stein, eine fast senkrechte, terra ssonfr>r-
mig mit Fichten bewachsene, imposante
Felswand. Weiterhin ein trauliches Wie-
sentfafilchen, in welehes ans einem Seiten*
gründe der Rothebach tritt, mit dem
ffSpitterteich" . Nun wird der Grund
enger, wilder und soliaucrlicher. Zu-
weilen ist er durch Fd --hh'ickf» fjpsperft,
zwischen denen der heile Üach schäumend
dahin tanii PWtsUeliFaiuMsbt«.scbftiunt
15, E&ute: Von Taiiihacli iiacli Friedricluode.
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277
278
es um dich her. Es ist das ,,Oe8pring^',
der bedeutendste Wasserfall des Tliürin-
gerwaldes, der, wenn ihn die llitze des
Sommers nicht vertrocknet hat, aus einer
engen {Schlucht hervorbricht und über
60 F. hoch pUttseherod tod Felsen m
•Felsea h^ift. Wenn auch nur eine IC-
nialKrkaskade, die sich mit den gross -
artijren WasserfSUen der Schweiz nicht
messen kann, so macht doch auch der
Spitterfall iu seiner idyllischen Umge-
bimg ein gar Heblldbee Bild. Han geht
entweder nach Tambach snrtick, oder,
wie unten angedeutet, von der Höhe des
l^rnn^tf^in^es alsbald nach Friedricbrode,
oder nach Schmalkalden.
UchenrmUe», die in dem Obigen zum
schon angedeutet: 1) Von Vambaoli
«Meb Ohrdruf über OeorfmaßMl und NcMen-
dorf , oder über Diethars nnd Gräfenhain:
B. 99; — 8) nach Oberkof: B. U; — 3) nach
0l0twihaA*MMmhw9 dnveh dm SchmalWM-
8ar- oder Apidstocltar Omnd: K. 75; —
4) nach SchmaUnlden , Chaussee über den
Bosengarten oder Fuasweg durch de» Spit-
taiKnmd aad ftber den Hfihnberg: B, W;
— 5) nach Kleinackmalkalden (gut nivellfrtor
Fahrweg) über das Neue Harn» dann (1.)
über den Rennsteig: Ii. 63.
5) Von Tambach auf den Insels-
bei^« a) übcrGeorgeuthal u. Friedrich-
rode (6 St.), wie unten angegeben ; — b)
durch den Bpittergmndn. fiber denBpless-
berg (Rennsteigswanderung: R. 109), zu
Fuss (4 St.); — c) durch ^lon Spittor^rund
u. über den Htihnberg mich Kh'inschuial-
kalden (Führer), u. vuu daCliaussee über
Brotterode : B. G7 (5 St.) ; — d) durchden
▼orderen Tfa^ des Spittergrandes, bei
dw ersten Tbeilung* der Stiasse rechts ;
dann den chaiissirten Weg durchschnei-
dend, der r. zum nahen Vierpfennigs-
hause fühlt, durch den „Thiergarten'*
(r. die Lcinaq^uellc) bis zum Rennsteig
(f, am Kreuz**); femer r. vom Rennsteige
ab (näherer Fussweg auf dem Rennsteige
i. fort, über den Gipfel des Spiessber-
j^es) bis Äur Stelle, wo «ich die rissen
krf^uzon : r. nach Finsterbcr^eu, gerade-
aus nach Friedriclirode^ 1. am ^>picss-
bergsbause TorÜbar (Abstscher 10 Min.)
abermals auf den Bennsteig, der nach
knser 2eit su einem CJuwssishause
G^Bond^*'), der einsigen mmeUlchen
Wohniniir rinf dem glänzen "VVege, und
von dn ziun InspHbcrpre fiihrt, wiein der
t'oigenden liouic angegeben. Durchweg
chaussirter Weg (47^ St.).
C) Ton TwlNieh nach Friedriob«
rode kann man gleidifalls verschiedene
Wege einschlagen. Der interessnnteste
— den wir verfolgen — geht über Oe-
orgerUhaliß St.). — J£twas näher (gleich-
falls GhanssAe) an einem FelseSkeller
vorbei Aber das Nene Hans (Vieipfen-
nigshaus) und zwischen Finsteibttgea
und Alte nbergon hindurch, wo er sodann
in die Strasse mündet, die links ab von
Georgenthai nach Friedrichrode führt.
— Der näiMe Weg (8 St.) gleiehfalls
über das Vierj^emug^kam QSwe Haas),
einer F erster wobnung am Saum der
Vierpfcnnij^swiese , wo man ein Glas
Bier erhsUten kann. Nicht weit davon
entspri^t die Leina. Jenseit desselben
theilt sich die Cliauss^e. Der rechte
▲rm Ist die Torsrwlhnte Strasse; der
linke fiihrt in das nahe Dorf J^Viuter-
hergen, welches ehemals als das einsam-
ste des Thürinperwnlde'5 galt, jetzt aber
aucli von den Wogen ties Verkehrs viel-
fach berührt wird. In der Nähe die im-
posante Felsenwand des KIrdhbcrgstslna
oder Hirtensteias. Von Finsterbergen
nach Friedriehrode (1 St.) einsamer
Waldweg^. — K!n vierter Weg {zn Fuss)
vom Gastb. zum Falkenstein^ oder von
Finsterbergen durcli die bewaldeten
Berge alsbald nach AUenbergen{K%jiäA'
laber), ohne Georgeathal au berühren, n.
von danach Friedrichrode (2^/5 St.) ; oder
v. Tambach direkt n. Friedrichrode auf
demselben We^e, der von Tambach auf
den inselsberg führt(5, d), jedoch nur bis
zu der Stelle, wo sich, unferu des Spiess-
bergshauses, (1.) die Strassen kreuzen.
Hier, weder rechts noch links, sondern
geradeaus (auf dem ,, Rothen Weg") nach
Friedrichrode. So interessant und viel-
benutzt der letztere, durcliwcgchaussirte
Weg (4 St.) auch ist, insofern man, mit
einem kleinen Abstecher, aiebald den
Spiessbeig besuchen kann, so sieben wir
doch den folgenden vor «nd bestdgen
i
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279
den Spfessberg lielNir von Frledrieli*
rode aus.
Von Tambach nach Georg^eiithal
(iV« St.) durch den schmalen, idyllisch-
liebliehen Wieaengrandj welehen die
muntere, Ton Erlen nmbiisehte Apfel-
Stedt bewässert und benamt (Ap/elstedt-
ffrtind). Auf beiden Seiten dunkel bc-
waldeteBerge, zwischen denen sclnnucke
Mühlen malerisch zerstreut sind. Unfern
dM Ausganges, wo r. die Strasse von
Statshans oder Oberhof im Apfelstedt-
grnnde mündet, steigt ein Promenaden-
pfad r. an der Bergwand empor imd
führt in 10 Min. zum Todtenstein'' , einer
hervorragenden Felskiippe, mit köst-
licher Aussicht ins flache Land und vor-
EUgsweise auf Georgenthal, das mit sei-
nen glitzernden Teichen ein gar reisendes
Bild powährt. Man scheue diesen klei-
nen Abstecher um so weniger, als mnn
nicht wieder ins Thal zurückzukehren
braucht, sondern auf schattigem Pfade
in Ve alsbald ins Dorf hinabgehen
kann. Anf der Hanptstrasse passirt man
kurz vor dem Orte ein Briiekclien. Hier
(bei einer Papienniihlo) dfr «oo-on;iTinte
„Tiieiler", ein Schleusenwehr, \\;odurch
ein Theil des Apfelstedtflüsschens ver-
mittelst eines Kanales, der ein Meister-
stück der Nivdlirkanst ist, vom Hersog
Ernst dem Frommen nach Gotha geleitet
wurde, um in Vcreinipung mit dem alten
Leinakanal dem dortigen Wasserbedürf-
niss abzuhelfen: darum merkwürdig,
-vreil dieser „GeorgenthalerFlossgraben'^
das Flussgebiet der Elbe und der Weser
mit einander verbindet (S. 18. 19). Wer
nicht, obgleich so nahe, in Georgenthal
rasten will,k'inn auf dem 1. abführenden
Fahr- oder 1 iissweg alsbald überAlten-
bergen weiter reisen. ^
GMIgeBthal, goth. Dorf an der
Apfelstedt, mit 710 Einw. ^ (Po«(«er-
hindung mit Tambach, Ohrdruf, (rotha,
Oberhof. — En^/eitiunt/en : Tambach,
Ohrdruf, Friedrichrode l'/^, Walters-
hausen 2 '/j, Gotha 3 St.) — Das schöne
Dorf, in einer nach 3 Seiten yon waldi-
gen Bergen umschlossenen Thalweitong,
liegt an der Schwelle des Hochgebirges
nnd ist somit eine der Pforten, welche
280
in die inneren Hallen des Thüringer-
Wäldes führen. Das alte herzogl. Schloss,
welches über die schmucken Häuser
empprragt, ist der Sita des Justiz-, Kent-
und Forstamtes. Ungleich interessanter
sind die spSrlichen*J?ttmen der berühm-
ten OittendenBet'AHei (gleich an der
Strasse), welcherQeorgenthal seinen Ur-
sprung verdankt.
Craf Sizzo von Käfernburg "bairto nms
Jahr ,|auf der Höhe tius Waldes" (wo
das Dörfchen AtolTerod stuid) ein Kircb-
lein, das er dem heiligen Georg Aveihte,
und besetzte das damit verbundeue Kloster
mit Cisterzieutiermönchen aus dem Elsass,
damit sie föt ihn beten möchten, „sinte-
mait-n er keine Zeit dazn halie." Weil je-
doch der Ort (den man noch „Sein Jürgen'*,
d. 1. Sanct Oeorg nennt) xu abgeschieden,
so ward später das Kloster ins Thal ver-
legt nnd schwang sich zu einer solchen
Macht empor, d&ss es zu den reichsten
Stiftungen de> ThüringerlandeB sfthlte. Bs
bosass 380 Hufen. Land, 200 Acker Wiesen,
30 Hufen Weinberge, 16 Gärten, grosse
Walduugeu und so viele Scbluüser, Dörfer,
Höfe« Mühlen (in Gotha all^n gehdrten Ihm
18 Hau?er), so viele Zinsen und Gerf -fitiir-
keiten , . dass seine Einkünfte denen eines
kleinen Tärstenthiiins gleidk • kamen. Der
erste AM war Graf Eberhard von der Mark,
der, um seine Jugfnrl^ünden zu bfissen, eino
Zeitlang als Schweinehirt in Frankreich
geloht hatte. Die Orftfen von KifembvrK
wählten das Kloster zu ihrem Erbbegräb-
nis«, worin der letzte iiires fStamines 13ä^
seioü Kuhcätätte faad. Nachdem diu statt-
liche Abtei im Bauernkriege serst&rt und
deren Güter von der LandesLerrschnft ein-
gezogen worden, siedelten sich allmählig
verschiedene Familien in dem freundlichen
Thale an. Bo entstand das gegenwirtic«
Dorf, dessen Empofblühcn dadnrch be-
schleunigt wurd^e, dass Herzog Ernst der
Fromme gern in dem von ihm erbauten
Schlosse wohnte. Von den klösterlichen
Nebengebäuden ist nur das e'^enialigc Ho-
spital (der jetzige ^Gasthof), sowie die ge-
genwärtige I>orfklrche, welche sonst der
Schaafstall des Klosters war, ferner der
massive „Kornboden" mit einem grossen
Eosettenfenstor von bowuadernswerther Ar»,
beskenarbelt, nnd das „Uezenthnrmohen**,
worin die Hexen eiugesperrt und gefoltert
wurden, übrig gel)lieben. Die eigentlich©
Abtei verschwand jedocli so ganz und gar»
dass man snletst die Stitte nicht mehr
wttsstei wo sie gestanden* Da entde^te
lö. SovU: Ton Tanbaeh naeh Friedrichrode.
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281
15. Mouu: Von Tambach nach 1 riedrickrode.
282
TTinn znfUllig, als man nach Mauersteinen
gnib, die Fondamente des früheren Klosters
and legte nim dttreb fortgesetzte Nacbgra-
hungen einen Theil 4er versunkenen Herr-
lictikeit zu Tage. M?in find, ausser einem
Altaro und geschmoizeoem Glockenmotalle,
mehre ausgemanerte Grftber mit wohlerbal-
tetten Skeletten, und bat nach und nach
eine Beihe meist fragmentarischer Säulen
ans Liebt gefördert, die wahrscheinlich
eine Krypta gebildet, Tirilelcht auch aiir
Unterstützung der Kreuzgewölbe gedient
haben. Diese ITeherreste, deren schöne Can-
nelirung die Kenner in Erstaunen setzt, sind
Jetst umfriedigt, und gew&hren ein eohwa-
cbes, aber immerhin interessantes Bild der
ehemaligen Kiosterpracht — Zu Ausgang
des vorigen Jahrhunderts war in Georgen-
tbftt eine Heilanstelt für €kileteski«nke,
welcher der Begründer der Homöopathie,
Dr. Hahuemann, von 1792—94 vorstand. In
dieser Zeit heilte er unter Andern den über
Kotzehue's Pasquill: „Bfthrdtmit der eiser-
neri Stinie" walmsinnig gewordenen Kanzlei-
Sekretär Klockenbriug aus Hannover. Aucli
bat der Tonaetser Bend* eine Zeillang in
Geoxsentbai gewohnt. x
Die Umgebungen des Dorfes sind
äusserst llohlich nnrl hiftpn viele ange-
nehme Spaziergänge. Der schönste Platz
ist der * Schützenhof , der sich, jenseit
des grossen HammerteicheSi an die be-
laubte Berglialde anlehnt, nur wenige
Hinuten südwestlich vomDorfe entfernt.
Dort ruht sieh'.s, unter dem Baldachin
breitästiger Kastanien un«! Linden, so
■wohl, da SS man sich lieber hier, als im
alten Klosterhospitalc (Gasthof) rcstau-
riren mag. Gegenüber die bewaldete
Anböhe» auf welcher der „Todteostein
<leii oben geschilderten Lebensblick ent
faltet.
44
NchnironUn : Von Georgenthal 1) nach
Ohrdruf (und von da nach Gotha, Oberhof,
AmHadt, Neudietendorf): B.39; 2) nach Gotha
(über EmUb0n)t B.89; — 3)Baoh WaUtnkutuen
nnd Fröttstedt (auf der „Waldsaumstrasse"
über Schönau und Ermtrode): B. 43; —
4) Über dae Nmn» Ueatt nnd den Rennsteig
Otam Krens«) nach jaHn$ehmalkaldeH: B. 63.
You Georg^enthal naoli Fried-
riehrode (iVaSt.). Die Chaussee fObrt
*) Stark, Die Cistcrziensor- Abtei zu
Oeorgenthal und die neuen Ausgrabungen,
«fena.
\ eine kurze fltredceauf der Strasse snrfiek,
die wir von Tambach her gekommeti
sind, und wendnt sich dann r. zum Berg
hinauf. Einnälierer Fussweg steigt durch
eine Schneidemühle geradeaus durch
schattigen WaljJ zum Dorfe CaUer/eld
empor (20 Min.), das mit seinen Schindel-
gedeckten Häusern einen malerischen
Anblick gewährt. Wir gehen, Catter-
feld zur Itechten lassend, alsbald nach
Alteiiberga hinab, da??, nur 10 Min. ent-
fernt, tiefer im Grunde liegt, und eines
der iUtesten Dörfer des Oebirges ist. In
der von einem nnbesebreiblichen lieb-
reiz verklärten Thalmnlde schimmert
aus grünem Lindenkranz die vtreisse Im'
j vronnrhkirrhe, und von der jenseitigen
Höhe, die nach dici.er Seite hin gelichtet,
I grüsst die hohe Steinsäule des ^Kande-
I laber herab. Ein heiliger Boden, durch
reliiriöse u. geschichtliche Erinnerungen
geweilit; ein Boden, der nicht blo6 die
Wierde des tliür. Land^n-afenhansns trug,
sondern aucli eine dor ersten Ptianzstät-
teu cliristlicher Bildung und materieller
Kulturbestrabungen war. Man hat das
Ziel vor Augen, dem man zusteuert.
Zwar führt die Strasse (r.) im Tbale
fort, und es bedarf eines kurzen Abstechers
(hin und inrück ^ St.), um dnreh einen
schattigen Banmgang zutn Kaiulelaber zu
gelangea: wer aber möchte nicht auf der
Stätte gewesen sein, von welcher das Licht
des Ohristenthnms in die thüringischen
Gaue strahlte? Denn rtuf jener IToditL-r-
rassc, auf dem Jobanuisberge, war es, wo
BonifiMius das erste Christenkirchlein im
Thikzingerlande erbaute (721). Zwar macht
man auch anderwärts, z. B. in Altrnatciu
nnd (mit grösserem Recht) in Ohrdruf auf
diese Ehre Anspruch <*) ; allein wenn auch
die Stolle , auf welclier die erste Kirche ge*
standen, inathematisch -genau nirht mehr
bestimmt werden kaun^ so möchte es doch
ausser Zweifel sein, dass wir sie in dieser
Gegend suclien (Uirf(«n. So viel ist histo-
risch verbürgt, dass Ludwig mit dem Barte,
bevor er die Schauenburg erbaute, in Al-
tenbei^en (anf „dem Altenberg**) ansässig war
und hier entweder dfe allr Bon inxciuskapelle
reuovirte, oder eine neue erriohtete» die
Polack, Per thüringische Kandelaber»
Gotha 1865.
...... ^le
283 10. Route: Von Friedriclirode iifteli Seinbsrdsbnimi etc. 284
beldcrTaofe seines ältesten Sohnes, Ludwigs
des Springers, mit grossem Gepraiige ein-
geweiht wurde (1040). Souach hat dieser
Ort eine liohe kulturgeschichtliche Bedeu-
tung. Jenes alte Kirchlcin ward von den
Bewohnern der Ortschaften Altenhergen >
Gatterfeld und Engelshoch bis 1712 zum
Qottesdlemt henutst. D* ee jedoch mit
der Zelt zu beschränkt, auch der Weg
auf die Höhe zu beschwerlich wurde , so
errichtet© man, sUtt durch kostspielige
Beparatttren Jenen Bau zu erweitem, im
nahen Thalo die ImmamioTskirche, die je-
nen Ortschaften noch jetzt zur gemein-
samen Erbauung dient. Da« ehnrftrdtge
johaanUkircbleln aber verfiel und ward end-
lich schonungslos ribgotragen. Da legirte
ein Uolzliauer in Aitenber^u, Nikolaus
Bruckner, SO «ülden, damit die heiHge
Stätte wenigstens durch einen Denkstein
ausgezeichnpt werde. Diese Pietät des
schlichten Landmannes zündete in vielen
Herzen , so daas hald eine Summe tob 800
Tbalern zuBainiiMokam, die dazu verwendet
wnrdo, die gegenwärtige 30 Fuss liobe
wWinfriedssäuIe'* (nach der sinnreichen Idee
des Herzogs August Ton Gotha) in Form
eines riesigen KIrchenlenchters zn errich-
ten, dessen Gesammtkosten 9GG Thaler be-
trugen. Sie steht auf einem viereckigen
HQgel, SU dem man auf Basenstnfen empor,
steigt, und ruht auf 8 Stoinkngeln. Auf
dem Knaufe eine von Engelsköpfen getra-
gene Feuerpfanno, ans welcher eine Flamme
lodert, die sich in drei Zungen, als Sinn-
hüder der aheBdländlscfaeu Christenkirchen,
spaltet. Am 1. September 1811 ward dieses
Denkmal von Vertretern der drei Confes;-
sionea In hrftdMildher BintracAt festlich
geweiht. AUmihlig wuchsen jedoch die um-
stehenden Bäume so hoch empor, dass der
Kandelaber kaum noch sichtbar war. Die-
sem Uebeistaode wurde ltt5 >^ als der Oti-
stev- Adolfs- Verein Winfrieds llOOjihrigen
Todestag auf dieser Höhe feierte — abge-
holfen, 80 dass jetzt der Blick über das
wunderschöne Thal hinaus his nach Ohr^
druf ungehemmt ist. Zugleich ^vnrdt n die
verschütteten Grundmauern der alten Ka-
pelle blossgelegt und der ganze Platz freund-
lich ausgesehmiiekt. Bin runder Stein , der
in der Nähe ü-^jrt und gewöhnlich für den
Taufstein der Juhanniskirche gehalten wird,
ist ein schadhafter Sockel des Xaudelahers,
der als unbraucfalMur hei Seite getagt wurde.
Ins Thal zaräckgekehrt, Teifolgen
wir die scliöne Strasse, welche zwischen
Alteubergcn und Enj^elsbach die von
Finsterbergen nach Schönau fuhrende
Chaussee kreuzt, erfreaen uns, jawett
EugeUbach» (80Miii.vonAlteiib.), wo in
der Kirchhofsiiiauer ein altes Relief zu
bemerken, der lieblichen Streifblicl^c ins
offene Lfind. aus wekhcm der Fiieden-
stein majestätisch herüber^riisst, und
gehen oder falireu au der Berglehne
hinab In das „lustige Thal,'' aa deaften
westlidiem Ausgang Friedrldbrode ma-
lerisch gebettet ist (V« St. von Engels-
back).
1«. Boüte: Von Friedriobrode naßh Beuüiardsbnum und auf
den Inselsberg.
Ber Frühling winkt, ein lieber Bote,
Die ersten Rosen duftend blühn.
Drum auf zur Bergstadt Friedrichroda,
Ins IHsche, freie Waldeagrönl
Georgenthal 1|, Tambach, Inselsberg, Ohr-
druf, Gotha 3, Schmalkalden 4» Iiiebenstein,
Eisenach 5, Meiuiugeu B St.
Friedrielirode^'') ein scbUdites- go-
thaisches WaldstSdtchenmit 2S50 Einw.^
in einem langgestreckten freundlichen
/ Poti Ton Friedriclirode nach WaUers-
hamen (Eisenbahn) und Colhn, Morg. 8^ V..
nach SchmallcQlden Ab. 6| Uhr. — OmuiOus
(„Leviathan*') fiher Btinhardttrmm naeh £fe-
tha Ab. 7J ü. (16 Sgr.). — Neuerdings ein
zweiter Omnibus, welcher täglich zwischen
Gotha, Beinhardsbr., Friedrichr. u. Walters-
hausen wechselt.
MülhkutscJorn , einspännig pro Tag S— 4,
zweispännig 5—6 Thlr. — Eni ztim Reiten
in die Berge. — 3 verpflichtete Führer pr.
Tag SO Sgr., bis snm ImeUberg 1& 8gr.
Entfernungen von Friedrichrode: Tlcln-
bardsbniTin J, Schnepfenthal l, Walters-
hausen (Eisenbahnstation) u. Kandelaber 1,
Bie beigegebene AnHeht ist auf der
Burkhardsrulle unweit dos Pclscnkollers
aufgenommen. Der kegeiförmigo Berg in»
Mittelgrund ist der Gottloh mit den Katzen -
steinen, r. die Schaiienburg. — Jl. Schtcerdt,
Friedrichrode, Berg- und BaUostadt. 2. Aufl.
Gotha 18C0. — Lithographirte Atuichten von
Friedrichrode von Schäck und Poiack gez.»
bei J. G. Müller in Gotha.
. kjui^ud by Googl
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285. 10. Route: Yoü Friedrichrode uadi KeiiilmrdsbriuiQ etc. 286
Iflesenfbal, das nach S. «ad W. tod
dunkelbewaldeten Beigcn nmschlossen,
nach O. und N. von anniuthigen Höhen
eingerahmt ist. Die ponc-nost. Verhält-
nisse der Umgegend sind höchst mannig-
fach. Die Sudt liegt auf der Orenae
der Sandsteiiifoniiaüoii; im Abtsberg,
Begenberg uad Kömberg ist Tlion und
Kogelporphyr vorherrschend; der Gott-
lob besteht ansMelaphyr, der Burp;berp
und Wolfsstieg mits Todtliegendem, in
dessen thonigen Schichten £isenstein
lagert
GtaUklaft: Zar SekmmUarg (Pottexp«dl-
tion% in der Hanptstrasse, neu eingerichtet
(coolanter Wirth). Logis lOSgn, Table
d*b6te (1 Uhr) 10 Sgr. Im Churten ein offener
Speisesalon mit hübscher Aussiebt. — Stern
(Eckard), oberhalb der Ilptstr. Elegant©
EmpfeblungskarteD, Preise, wie oben. —
jB««tear«tf«<meii.* * IMtetüteller , an der
Strasse nach Behihardsbrunn, 5 Min. enfemt,
mit herrlicher Uobersiclit der Stadt u. des
Thaies, dient zugl. als Curhau^. Table d'hute
(lübr), lOSgr. Sdlir gntee Bier from Stern-
wirth, welchem der Felsenkellcr tigcnthüm-
lich gehört). Port. Kaffee 4Sgr. DeÜcatessen,
Mehre comfortable Piegen mit prächtiger
Anesieht werden venaietbet, pro Monat 10
T)is )?Tiiir. — Ausserdem die lrdBiann*S6be
Bierwirtliscliaft.
^ Pmsion im üchweizirkaM (mit 29 Zim-
mern), iehoia ans der Feme daroh eelne
hohe Lage and seinen geschmackvollen
Ban ins Ange fallend, mit Speisesaal, schö-
nem Garten und prächtiger Aussiclit. Wohn-
simmer mit Bett wöchentl. 2^ — 4| Thlr.,
nebst Kammer und 2 Betten 4—6 Thlr. Kost-
geld täglich 28 Sgr. Bedienung wöchentl.
10 Sgr. Kinder unter 12 Jahren die Hälfte.
Niemand, anner den Gästen der Pensionäre,
wird auf weniger als eine Wocho in Pen-
sion genommen. — Ausserdem werden jähr-
lich neue, olegante Uäusor zur Aufnahmo
von Fremden erbaut. Bfe gesnohtesten sind:
„das rothe Haus" u. ,.der Phönix" (neben
dem ächweizerhaus, demselben Besitzer —
Bath Sparr — gehörig) ; das Gartenhaus des
Badearztes Dr. Keil, welches sowohl das
frledrichröder, wie da.-^ rr inhard^brnnncr
Thal üherhlickeu lässt; das Haus des Ka-
stellans Grotbo an dw reinhardsbmnner
Chaussee, des Amtsadrokaten G rothe nach
dem Wolfsstieg hin n. v. a. Ueberhanpt ist
fax ausreichende Wohnungen innerhalb und
aassarbalb der Stadt mj^liehst gesorgt.
PMS vdcbenll. 6—16 Tbir. IBttsgf speisen
die Gäste, die sich aiidit in einer Pension
eingemiethet haben, entweder in der Schau-
eabarg, oder auf dem Felsenkcüer (ä 10 Sgr.)»
oder in BdnbaidaiiraBn (41)6 Sgr.), oder be-
ziehen iiire MaUasit aas einer €tark&eiia
(4 7i-8i .^gr.).
Gexrhichlliches. Friedrichr i!r ?nii ums
Jahr 1039 oder 1045 erbaut worden sein,
indem Graf Ludwig der Bärtige, der auf der
nahen Schauenburg hauste, von einem sei-
ner Dienstmannon, Nameus Friedrich, nach-
dem er den Wald am Fusse des Berges aus-
gerodet batte, ein kleines Dorf anlegan Hees,
das 1114 an das Kloster Beinhardsbrunn ver-
kauft wurde, um das Lösegold zu gewinnen,
welches die Söhne Ludwig des Springers an
denKalsersahlenmassten, damit eribren ein-
fTpk'^rkerten Vater der TIfiff fntla''5o f?^ 57)-
Als sich das Dorf vergrösserte, belieh es einer
der Aebte mit der Marktgerechtigkelt. ttuih
der Zor.sturung de.s Klosters Belabavd^runn
(1525) fiel Fr. an die Herzöge von Sachsen.
Friedrich W ilhelm v. Weimar ertheiltti ihm
die Btadtgereebtigkeit (1507). Im 30jähri-
gen Krieg (1686) wurden zwei Drittheile der
Häuser eingeäschert. Auch 1807 wüthete
daselbst ein verheerender Brand. Das Städt-
chen aber stieg verjüngt ans der Ascbe
empor, tind gewann seit 1840 eine Bedeu-
tung, an weiche die Vorfahren auch in
ihren glücklichsten Tagen nicht gedacht
batteh* Um diese Zeit nämlich war es, afts
sich der weit! < 1;r\Tinto Buchhändler Fried-
rich Perthes aas Gotha (dem oberhalb des
Friedhofes, nafem der schönen Perthes*«
sehen Villn, worin sich jetzt eine Colorir-
nnstalt befindet, ein einfacher Denkstein
errichtet ist) einige Wochen in Fr. aufhielt
n. sieb allda so wohl fohlte, dass er jeden
Sommer mit seiner Familie hierher zurück-
kehrte. An<lere folgten seinem Beispiele
u. wählten Fr. zu ihrem Sommeranfenthait.
Und immer weiter irerbreltete sich der Bnf
des einfachen Städtchens; immer zahlrei-
cher kamen die Gäste, um aiida ihre Vil-
leggiatur zu feiern, so dass die letzte
Fremdenliste bis an 1500 Nummern aage-
wachsen ist (darunter viele Brustkranke,
welchen die balsamischen Ausdünstungen
der nahen Fichtenwälder sehr wohl thnn).
Von Jahr in Jahr ist die Saison glänzen-
der geworden, nicht blos- dnrch die Zahl,
sondern auch durch die Bildung und den
Stand der hier wellenden Gäste, unter denen
nicht selten die gefeiertsten Namen. Und
dennoch hat Fr. keine mineralischen Quel-
len ; es hat k«iine künstlichen Mittel iu
Bewegung gesetzt, um die Gäste herbei su
locken; es bietet kefaie sinnaufiregendeo
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IB. Botoe: Y»n Friedridurode naeli BeiBhMrdsbnmn etc» 266
Yergnü^Dgen, timl hat nicht einmal ein
Ourhauft. Nur der scbllchte Zauber der
Natur und BunentUch dfo NSbe des rein-
hardsbrunner Parkes, vielleicht aucb das
iprohlthiiendo Gefisli^ sich eine Zeitlang in
einfachen, fast läuUlichen Verbältnissen zu
bewegeo, wenn man im Treiben der Welt
übersättigt ist, übt diese wundirbaro An-,
Ziehungskraft. So ist Fr. der beliL-btüSte
und frequenteste aller tbur. Baduurte ge-
worden.
An berftbmten Namen ist des Städtchen
arm. Der hochgefeierto Philolog Val. Cltr.
Fr. Rost (t in Gotha lb63) ist hier geboren,
auch der Super. Schneegass in der Hnsik-
gesebielite noch nicht Tergessen ; der Posa-
mentier Buschmann aber hat sicli durcli
Erfindung des Uranion u. Terpodion, sowie
einer künstUeliw Hanlkwinunaseliine be-
kMUtt semftcht.
Ple Badeamlalten sind* Privatuntemeh-
mnngen. Im neuerbanten Tlintorhatiso dos
Seifensieders Besster 12 Kabinette zu Seifeu-,
liehtennadel-, £k>o1-, Sehwelbl-» StahK
Malz-, Kräuter- und Dampfbädern. Bin ein-
faches Wirmes Bad 6|, ein Soolbad 9^ , ein
Fichtennadel-, Stahl-, Malz-, Schwefel- oder
Kr&nterbAd 8, ein Dampfbad 10 8gt, Im
Abonnement billiger. — Axisserdem kalte
Bäder hinter der Schreiber'srhen Oelmüble :
Wellenbad 3, Sturzbad 2 Sgr. — 7emer
Uolkenanstalt und Uineralwftsser. — feade-
arst: Dr. Keil.
TitnitHhie: In friiliercn Zeiten lieferten
die Eisenbergwerke der Umgegend reichen
Ertrag. Jetst liegt der Bergbau fast gans
darnieder. Auch der ehemalige Garnhnndel ]
ist sehr zurück peffangen , während sonst
dieGarnbleiuherei jährlich über 700,000 Thlr.
nmsetste. Dagegen bat sich dieLohnwSacbe- 1
rei ausserordentlich gehoben, indem jetzt j
A'ielo Familien aus den fernsten Gegenden,'
namentlich aus Magdeburg, Berlin und .
Hamburg, ihre Wftscbe nach Trledriehr. |
schicken, um sie dort reinigen und bleichen
zu lassen, wozu der Bach, welcher das
Städtchen durchfliosst — „das Schilfwasser"
— vortreffliches Wasser liefert. Auch hat
die I-inncnweberei einen neuen Aufschwung
genommen , wogegen die frühere Trillicb- >
Weberei sehr zurück gegangen Ist. Ausser- \
dem Starher Handel mit thür. Wald-Butter j
(bes. nnrli Eerlin>; Spiehvaarcn- und Pnp-
penfabrik von Ilclm und Welihnuscn; U»r- ,
togr. Coloriranstalt von Perthes: Mabl-, I
Oel- und Schneidemühlen. 1
/^fostiergänge. Die ganse Umgegend :
ist Ton den schönsten Promenaden^ j
wegen durchzogen. Ja, die ganze Strecke
von Friedrichrode und Reinhardsbruun
bis ziimlnselsberj; ist ein so p*ossartiger
Naturpark, wie ihn kaum ein anderes
Gebirge anfsaweisen hat. Die meiste
Ansiebungskraft übt allerdings Sem^
hard$brtmn (V4 St.). Wir kommen spä-
ter darauf zur Ii cl: Ts' Climen wir snnächst
andere Wanderuiigen vor.
1) Zur BurJchai'dsruke auf demKeiu-
hardsbeig (y, St.), wo die beigegebene
Ansicht aufgenommen, nordostwftrts vom
Felsenkeller, mit lieblichem Blick in die
Thalmnlde, in welcher Fr. liegt, und nuf
den jpn«;oiti^cn Gottlob mit seinen vor-
sprinj^eiiilfn Felskopfen. Eine andere
Ruhebank (mit herrlichem Blick auf
Friednehrode) über dem neuen Bode*
land, am 1362 F. hohen Schwarabach.
Geht man auf jenem Wege weiter, so
kommt man auf die ^J\n7^ztV' , wo das
Auge bi* ins oft'eneLand hinüber sehweift.
Nocli weiter zum Hermannsteinf einer
Bergkoppe, an deren Fusse das Dorf
Rödichen und seitwärts -Bchnepfenthal.
Die Burg, die im thüringischen Erbfolge-
kriege hier erbaut worden, ist versch^^-nn-
den. Kückweg über Reinhardsbrunu
(% St. ).
2) * Gottlob ( 1 7 G8 F . ) , ein steiler, erzge-
schwängerter Porp hy rkegel (wahrschein-
lich -vulkanischer Natur), demBeinhards-
berge schräg gegenüber, der mit sei-
nen abenteuerlichen Felskolossen, den
„Katzensteinen," in den sclu off abfallen-
den Sehilfwasscrgrund hiuablugt. Ein
herrlicher Promenadenweg, an der Oel-
mühle (Badeanstalt) vorüber, der fast
von Schritt zu Schritt ein neues Bild
entfaltet, schlängelt sich in mässij^er
Steigung bis zu den üboroiuanderge-
thürmtcn Katzensteinen u ivlettert dann
im Zickzack zu'eincui schroflen Felseu-
kegel empor, der mit einemPaTillon ge-
krönt ist, und eine weite Aussicht öfiTnet
(V2 St.). Von da Iftufl der Weg bis zum
Spiossbcrcr fort; während bei den Katzen-
steincn ein anderer roehtf abz\Yeij[^, der
steilab auf die Schmalkalder Strasse
führt. — Auch der 1871 F, hohe Köm-
berg, Oottlobs Nachbar aur Liinken,
bietet schöne Aussicht.
289 IG, Boute: Von Friedriclirode nach Reinliardsbrunii etc.
290
8) • 8tha»enburg (V^ St.) *). Dem
Oottlob rochts gegenüber (westlich), nur
durch den Schilfwassei^und von ihm
geschieden, gipfelt sich, in düstere Berge
«inj^ekcilt, ein steil abfallender, wald-
bewach^ener Felskopf (1989 F.) empor,
auf dessen Kamm das Ahnenschloss des
j^&ringischen Landgrafengeschlechtes u.
somit der särhsiscben Fürstenhäuser
stand (S. 56. 57).
Taidwff? mit dorn Barte erbaut« die Sc liau-
«nburg (1045), uud »oü, als die stattliche
Teste Tor ihm «taad, stols und frevdlg ans-
gerufon habon : „Schawc, welrli' rineRursk !"
Sein äohn aber, Ladwig der Springer, sie-
delte auf die Wartburg über, so dass die
Sduaenterg fr&liseltlg venraiite und beM
darauf dem Kloster RoinliardsbrnnTi ver-
kauft wurde (1U4). Kau verfiel die kleine
Teste. Zwar liesBen sie die Mönebe resteu-
riren (1SS9) u. besetzten sie mit Borsmän*
nem, "welche das Klostor bescliützm snUten.
Als diese jedoch zum Bauberhandwerk grif-
fen, ward die SelieaeBlniiv von ritterllctaen
Freunden des Klosters, welche diese Greuel
nicht dulden mochten, überrumpelt und
ihre Budützuug verjagt. Diu Möiiclie über
kauften sie den Siegern ab und liessen sie
schleifen (1265), damit «sich keine anderen
SchoappUahne darin festsetzen mochten. —
Der nächste Weg urar Schauenburg, jenselt
des Sehwdserhanses über die nene Chanssie,
«lio von Relnhardsbrunn ol>erhfilb der Ptndt
<ien „Burgweg" durchschneidet und wage-
recht am WolfsstJeg htnlfinlt, um steh bei
<Ieu „Grundhäusern" mit der sehmalkald.
Strasse zu vereinigen, stracks zum Burg-
berg empor. Ist die erste Höhe erklimmt,
so sehlingelt sich der Promenedenpfad 1. an
<ler Lehne dos Berges hin, wo „die Fried-
richsbank" (mit schöner Aussicht) zum Ra-
sten winkt. Weiterhin erreichen wir deu
«igantllchen nBurgweg^** der mit Leiterwa>
gen fahren werden kann, und steigen im-
mer höher zum erzreichen Wolfästicg hin-
auf, der mit dem sndl. Burgberg zusammen-
hingt Bald ist ein fireier Platz erreicht,
•wo sonst über einem «rniten Eisenberg-
werke, welches Jedoch nicht mehr im Gange
Ist, ein Zeohenhaus stand. Man wird der
Weg, der sich westlich am bewaldeten Berg-
abhange hinzieht, ebener, bis sich die praeht-
voUo „Schaucnburgäwiese", in deren Nähe
jtor Hftrselbmnnen entspringt» I.Ter unseren
Msten awdehnt. Nachdem wir sie nmgan-
♦) Dr. Polaekf Die Schauenburg bei
Friedrichrode. Gotha, 1868.
Führer durch Thüringen.
gen, r. die W«i$9Ub«r Klippe», die wie eine
riesige Fel'tenmauor Auf dem Kamm dos
Gebirges lagern. KJettert man hinauf, so
sieht man in den schauerlichen ,4£esselgra*
ben** hinab. Links noch einige Steintrep-
pen, und wir stehen i^-^vifrin n gewaltigen
Felsentrümmem auf der sagen umrausch-
ten Stätte (1900 V. hoch), welche die Wiege
des thür. Landgrefenhanses trug. Die Borg
kann nur von geringem Umfang gewesen
sein. Neuere Nachgrabnngen haben auf der
Südselte einige Grundmauern u. ein kleines
Kellergewölbe ZU Tage gelegt: sowie eine
runde Steinplatte, die wahrschcitdich ein
Zechtisch gewesen. Die Auüäicht, wenn auch
nach mancher Seite von Baumgestrüpp Ter-
deckt, ist weit u. schön: zu Füssen Fried-
richrode und darüber hinaus ein unabseh-
bares Panorama Ton Stidten und Dörfern;
gen 0. der Thüringerwald bis snm Gipfel des
Schneekopfs.
Will man nicht nach Friedrichrode zu-
rückkehren, so kann man Alsbald auf dem
„Burgweg** zur Tauzbuche gehen, oder die
folgende Partie damit verbinden, indem man
jeuäeit der Weissleber Steine einen vom
Burgweg nordwftrts ablaufenden Selteupfiid
verfolgt, oder Mssur Friedrichäbank hinab»
steigt und den nordwestlich lauf enden Pro«
menadenweg einschlägt.
4) * Abtsberg (2143 F.). Abermals
am Schweiaerhans vorbei (über die
nene Chanssto) anf einem Promenaden^
pfad, der sich r. anr„Echo-Eiehe" wen-
det, durch Fichten- und später durch
Buchenwaldung immer links znr steilen
Höhe empor. An den schönsten Punk*
ten sind Blinke aufgestellt, die verschie-
dene An- nnd Aussichten bieten. Das
schönste und umfassendste Bild von der
zweiten Uulie])ank *) : zu Füssen Rein-
hardsbrnnn ^vie eine Braut ijn reichen
Praclitgesciinicide, in der Feme das
! goth, Scliloss, und am äussersten Ilori-
I zont der Ettersberg bei Weimar. Der
nördliche Abfall des Abtsberges heisst
der Schoi'n. Auf ilim stehen abermals
I
2 Bänke, die noue prachtvolle Ans'«ieliten
(Kabar?:, liurselherpr, Iiiselsbcrg, Wart-
burg, Meissner ete.> öiTnen. Bis zur
2. Bank 1 St. von Friedrichrode. Von
hier ans kann man 1. in den nahen Un-
gehenemgmnd hinabsteigen nnd den
'^i liier iät diu beigegebene Ansicht von
Beinkardtbrunn (S. 894> aufgenommen.
13
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291
16. Baute: Von Eriedriclirode nacli üemliardsbrunu etc.
292
Weg üui Tiiiizbuche und zum Inselsbcrg
einschlagen; oder r. hinab durch das
BttchignachBeinhardsbrunn; oder räck-
wftrts bei der zwelttti Ruhebank des
AVtt'<hprL''Of; auf einem abfiihrenden Pro-
mcnadenwcg zur Alexandrinmhdnh (mit
kostbarem Blick ins Reinhardsbr. Thal)
und weiterfortr. über die „Gänsekoppe"
(Ruhesitz) bis aar Friedrichsbank und
sur Schauenburg. Ein anderer Weg
von der Alexandrinenbank bergauf zur
Tanzbuchc
Weitere Ausflüge: a) ^JägCFS-
mh oder Tanzbuche. — Kegeniberg.
— Der nächste Weg (von Friedrich-
rode) ist der,, Burgweg'* (an den Weiss-
leber Steinen und der Schauenburg vor-
iihr r), 1 St. Anp:r'nnhTner am Abtsbcrge
hin bis zur jjAlexandriiionbank," u. dann
links zwischen dem Fichteubach und
dem Buehenjohn, steil empor (iV^ St.),
oder auch bis zur letzten Schombank u.
dann 1. bergauf (IV4 )- ^^^^ Wa-
gen kann man verschiedene WegQ ein-
schlagen: entweder durch den Schilf-
wassergrund,ocZcj- durch denUngeheuern-
grond. Der letztere, von welchem spä-
ter, ist am weitesten. In den romanti-
?}chen SchilfwoMUirgrfmd („Fritulrich-
röder Grund") verzwcip;cn sich südlich
die letzten lIäü"5or der iStadt (,,Grund-
häuscr"), V. denKas^kudellen desBaches
umrauscht u. von den nahen Felsgebilden
(I. der €k>ttlob nnd r. die Schauenburg)
malerisch überragt. W Iter hinauf schaut
Tom südlichen Abhänge des Regenberges
ein künstlich «gezimmerter Hirsch ins
Tha.L Ehe man zum Gebirgssattel kommt,
über welchen der Rennsteig läuft, fuhrt
reehtsab und steilanf «ne chausdirtej
Strasse in V« Stunde zur TamEbvehe
(8813 F.), einem herzogl. Jagdhaus, das
man auch mit dem Namen ,,Jäfrer?ruh"
bezeichnet. Im Schweizorstyl erbaut,
gleicht es einer grossen Seuuhütte, be-
sonders dann, wenn auf der nahen Berg-
wiese bnntschieckige Heerden weiden
oder ihre Glocken aus dem Walde tonen.
Im unteren Saale des Waldschlöschens
monströse Hirschge^veihe, deren Tni-jor
grossen Thcils vom Ictztverstorljciien ]
Herzog erlegt worden sind. , In der be- j
UHchbarten Forstwartswohnung einfache
Erfrischungen, besonders vortrefflicher
Kaffee. Unfern derselben, inmitten der
grilnen Hochmatte, ein Teich, den uralte
Tannen maleri.sch umragen. In frri hö-
ren Zeiten soll eine majestätische Buche
hier gestanden haben, in deren Schatten
die Hirten der Umgegend am Johannis-
fest zu tanzen pflegten („Tanzbuche**).
Herrlicher Blick auf den nahen Riesen-
leib des Inselsberges, am schönsten bei
Morgenbeleuchtun^', und auf die kolos-
salen Felsgestalten des L<auchgrundes,
namentlich den Kickelhahnsprung. —
Nur eine Viertelstunde sfidöstl. entfernt,
gipfelt sich der Regenatein (2846 F.), die
felsige Kuppe des Regenberges, empor,,
mit einem schlichten Pavillon gekrönt,
zu dem man auf hölzernen Stufen empor-
steigt. Die Aussicht eben so weit, als
schön. Will man (n&her) fiber d^ Be*
genstein zur Tanzbuche gehen, so lenkt
man hinter Frledridirode bei der sog^
Erhenswiefe von der schmalkalder
Chaussee r. ab, und vcrfolirt den W'eg^
der, am SQh&uei'lich^n Ktsst l ff mbcn vor-
über (zwischen dem Regcuberg und der
Schauenburg), zur waldigen Höhe empor
führt. Von F. bis zum Gipfel 1 St.
b) *Spie8Sber|? (P4 st. von Fried-
richrode), einor der schönsten Punkte
des nordwestlichen Gebirgszuges nnd
darum in der neueren Zeit ausserordent-
lich zahlreich besucht Her schönste
Weg (zu Fusse) führt aber den Gottlob
und lässt, da überall Wegweiser ange-
bracht sind, nicht leicht irren. Als Fahr-
weg wurde bisher die Chauss«''C benutzt,
welche durch den Schilfwassergrund
nach Schmalkalden f&hrt. Statt rechts
nach der Tanzbuche abzulenken, bleibt
man auf der Tlauptstrasse bis zum Ge-
hiriissattel, auf welcliem der Remisteig
hinläuft. Hier steht ein Chausseohans
(2116F. h.), gewöhnlich „das Rondel"
geheissen, aber auch aXs Heu bergahaus u.
als Wirthshaus zum Lämmchen bekannt
(1 St. von Friedr.). Neben demselben
(dem einzigen Hause auf dem Rennsteig
vom Inselsberg bis zum Schneekopf)
theilt sich die Strasse in mchreroArme:
südlich (geradeaus) zur „Kniebreche**"
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293
11, Bottte: YoB ftein]iard8bntn& auf den Ingelsberg.
iiinab nach Kleinschmalkalden, westlich
nach dem inselsbeig und auch Brotte-
rode, ostUch (links) zam Spiestliergs-
lans. Den letsteren Weg verfolgt man
Iiis zur „Stallwiese'* (80 Min.), wo er
linlsS abbiepTt, so d.iss man in 10 Min.
«las Spif S3/)(rf/shaits (2150 F.) erreiclit.
Dieses, zugleich Wirthshaus u. Kreiser-
wohnung, liegt um Rande einer Berg-
wiese, von herrlicher Fiehtenwelclnng
eingerahmt, und gewährt eine reiche
Aussicht pen Norden und Osten. Ijeson-
ders nuf die Dörfer Fin^terlier^'en. Kat-
terfeld u. Altenbergen. Vor dem llnuse
ist 1863 eine ,,Köruerelche^' gepflanzt
worden. In jüngster Zeit ist ein nSherer
Fahrweg, der sog. Botheweg, dahin gc-
bahnt. Er zweigt neben der Oelmühle
im ScliilfwHssergniTjde, dawoderKessci-
grabea mündet, von der Hauptstrassc
1. ab, und zieht sich mit sanfter Stei-
gung und herrlichen Anssiclitspank-
ten l&ngs der Bergwand ^is zur „Waeht*',
wo er sich in mehre Arme tbeilt: gerade-
aus fsildlK'))) bis znm ,,Kr<»H7/* (auf
dem liennsteig) n. dnnn r. narli Klein-
schmalkalden^ links über das Vierpfen-
nigshans nach Tamhach oder <}eorgen-
thal (B. 15. 69); {Sstlich Oi»^) nach
Finsterbergen, und reelits (westlich) in
vielen Windun«]:en direlvt znm Spilas-
her(i8hans. ^fan kann sonach auf einem
dieser Wege hin, auf dem anderen zu-
rttok fahren, oder die Tour noch weiter
ansdehneo, indem man vom Rondel auf
die Tansbnche u . durch den Ungeh e u e n i -
f^und nach Reinhardsltrunn und Fried-
richrode zurück fahrt — Soeben wird
eine neue Strasse angelegt (,,ii€r Künigs-
t^egr"), die vom Spiessbergshaus am südl.
Abhänge des Komberges hin nach En-
gelsbach nnd Georgenthal führt.
Von Friedrichrode anf den In-
gelsberg (3 St.) über die TaHzhuche,
sn Fnss oder zn Wagen, wie oben ange>
geben. Von der Tansboche schöner
Weg im frischen Waldsohatten bis znr
Strasse, die von Hrottcrode nr^chKabarz
unter den\ Kopfe des luseLsbcrire*« weg-
läuft. Dann auf steilem Fusspfud, jen«
seit der Chaussee, gerade empor, oder
mit der Chaussee rechts herum. — Eben
so gern fährt man dnrch den Ungehenem-^
grund, indem man die neue Strafen vor-
fol^rt, die von Friedrichroda am Fusse
des Abtsberges iiiu durch das liüchig (au
der Harienglashöble vorüber) führt.
Viele machen den Weg theils zn Wagen,
theils zu Fuss, indem .sie vielleicht über
die T inzbuehe fahren und durch das
Felsenthal und den L.inchprrnnd hen,
um in Tabarz den Wagen wieder zu be-
steigen.
Von Friedrichrode wich Tambach : Jt. 15»
— nach SchmaU:(tl(len : Ii. 69; — n»r]\ f iebe»-
sUin: II. 63. — Andere Beuten s. iiuteu.
Von Friedriehrode nach Rein-
hardsbrunn (20 Min.\ am Felscnkeller
vorüber(Chnn«see>. odi^r anf einem etwas
näheren Fusspfad, der nmuittelbar vom
Felsonkeller oder jcnseit desselben r.
von der Strasse abUuft, hinter den alten
Klostermauem vonReinhardsbrunn, wo
mnn die T)eidcn scliönstcn Ficlitcn des
I Parkes bewundert, hinweg und über
» einen Damm zwischen zwei Teichen, wo
das Sehloss einen herrlichen Anblick ge-
währt, dem Gasthof zuführt Will man
nach Tabarz, ohne in Reinhardsbrnnn
zuzusprechen, so schlägtman die Strasse
ein, die links vom grossen Teiche durch
llas Büchig läuft.
17. fioute: Von fieinliardsbrium auf den Inselsbei
B«iBhard8liruiui*)9Lnstschloss des
Hera. v. Cob.-Gotha, mit sehr stark: be-
O'
*) ÄnHeht ▼om Abtaber;;. Im Tbalgrund
dl© iMme Mfihle, am Ausgange dcBseUicn
5?rhTiepforitli.Tl , im freien Land Fröttstcdt
und r. im Uintergrunde das gotb. Scbloss.
snchtem*Gasfhof (Hartaug). Die weni-
gen Zimmer, die auf Wochen nnd Monate
vermicthet werden, sind gewöhnl, lango
vorherbestellt. Sehr gute Küche (Tal)Io
d'ltnf(2 1,5 Sgr.), besond^^rsFiseh n. Wild-
pret vorzügl., miteutsprechcndenPrciseii.
13*
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295 V. Baute: YoB BeiüluiTdBbniim auf den InselsbeTg« 296
Dichter, Maler u. Opschtchtsclirci-
ber haben B. verherrlicht^}. Ja mau
streitet oft darfiber, ob der Preisapfel dem
BnnbardsbruiiDer oder dem Sdiwarz-
liorger Thal, ob er der Wartburg oder
der Vcste Coburg, ob er dem Altenstein
oder dem Callenberg gebühre. Alle sind
kostbare Edelsteine im Diadem des
Thfiringerwaldes. Jeder aber liat seinen
eigenthfimliefaen GlanSf jeder ist praeht-
V( II L. fasst und geschliffen.
R. Wc^t in eiiifnn idylliscben Wlcson-
grunde, riii^s vondunkelbcwaldcten Ber-
gen umsäumt. Die saubersten Prome-
nadenwege schlängeln sich zwischen
blühenden Boskets, fiscbreichen Teichen,
stolzen Bauten u. geschmackvoll grup-
pirten Bäumen hindurch. Ueberall rei-
chen «ich X;itnr und Kunst die Hand,
um ihre lioch^leii Triumphe zu feiern.
Die schönsten Plätüc h>ind: oberhalb des
8ees, dem Schlosse gegenüber, wo ein
geschwätziger Forellenbach unter über-
nämlich von den stolzen Bauten, Jener
von der rciclicuBiumenluIle, ein Dritter
von den prachtroUen B&nmen u. riesen-
haften Schlinggewidisen, die alleHanem
umrank«!, ein Vierter tob dem kleinen
Thierzwinger, der vorzuprsweise seltenos
Geflügel beherbergt, das auf einem mit
Latten umfriedigten Jüasenplatze gehegt
wird, Mancher wohl anch von den kost-
baren Forellen gefesselt, die der Gasthof
bietet. Ein berühmter Xaturfor>ichv
bezeichnet die alten stattlichen Linden
als den schön';ten Schmuck des Parke?.
Die stärkste steht am Möiichstisch, hin-
ter der Kirche. Sie ist 84 F. hoch tmd
misst 81 F. im Umfan|^. Noeh schöner
ist „die grosse Linde/* die ganz frei anf
einer kleinen Erhebung unweit des obe-
ren Parkteicbes prangt. Die meisten
dieser Bäume mögen niclit unter 250 Jahr
alt sein: am ältesten die Linde im klei-
nen Prunkgärtchen am Sehlosshof, in
deren Aeste man frfiher einen Balkon
hängenden Trauereschen in brausender [ gebaut hatte.
Kaskade sich mit dem spiegelhellen. von ' Das Schlots ^ der Glanzpunkt des
Schwänen durchfurchten Teiche ver- Parkes, ward unter Leitung des Ober-
mählt; sodann am „Mönchstisch," einer bauraths Eberhardt in Gotha vom Vater
verwitterten Steinplatte ans uralter Zeit
nnter einer mi^^s^^^^^n Lindengrup-
des jetst regierenden F&rsten, Hersog
Emst ni., im altdeutschen Styl anfge«
pe; tmd unterhalb des Gasthofes, an der | führt (1835). Es besteht ans 5 zusam-
Strasse, die nach Gotha führt, wo sich ^ meTi)?;in^reiiden Gebäuden, zum Theil auf
im Hintergrund das altcrtlirnnliche
Schloss in so überraschender Schönheit
darstellt, dass— wie L. Storch sich ans-
driiekt — der weit Gereiste plötzlich
nach Hochschottland sich versetzt u. vor
dem Dicbterhansc Abbatsfort zu steben
wähnt. Auch unterhalb des Schwanen-
teiches, wo sonst die alte Klostermühle
stand, jetzt aber ein kleiner Wasserfall
in ein Badehftnschen hinabstQrzt, ist eki
reizendes Plätzchen. Ueberall die voll-
endetste Gartenkunst mit dem sinnigsten
Geschmack vermählt, so (l.Tis m'^^\ sich
in (lieFeenniärcben der g(dih*neii Kintler-
zeit versetzt glaubt. Dieser wird vor-
^) Annalea Belnhardsb., TeröffiBnfllobt
von Woprile; Möller, Gesch. des Klosters
Rcinhttrdsbr., Gotha 1843; Göring, Rein-
liardsbi*. u. seine Umgobungen, Gotha 18^;
L. S'orch, Die drei Flämmoben» OpSrntext,
comp. Tou Fr. Noltr.
den i:'uudamenten der alten Abtei errich-
tet, die man bis unter die Lindengruppe
des Moncbstisches verfolgt hat. Padnrch
ist »war die fiassere Gestalt, die sich
dem ursprünglichen Klosterhan nähert,
eine unregelniässige geworden; aber der
romantische Eft'ect wird durch diese
idealisirte Alterthümlichkeit nur noch
erhöbt. Das Hauptgebäude, mit einem
duftenden Blnmenwald deeorirt, zeigt
einen bewundemswerthen Reichtbum
der kunstvollsten Meiselarbeiten. An
den Ecken desSpitzj^iebels zwei Thürme,
die noch aus dem alten Bau gerettet,
aber mit neuen Zinnen gefasst siad. So
oft der Herzog hier treilt, weht vom
Thurme des Treppenhauses eine Fahne
mit den thüringischen Farben (rotb und
weis*^y Dureb die ,,Kirclit^allerie/*
welche grösstenthcils zu Wirthschaftb-
räumen benutzt wird, hängt mit dem
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297
n. Jtouu: Von ReinliudBbnintt auf den Inselsberg.
298
Schlosse die neue Kirche zusammen,
welche seit 1857 im edelsten byauuitin.
Style aufgeführt, im iDnerenjodoeb noch
nieht aasgebaut ist. Ein modernesDach
mit 144 Glasfenstern. Gnsseiseme
Thüren. Darin die G rahdenkmähr der
alten thürinf^ischen Lundprafen, die man
aus der Klosterkirche, obwol in verstüm-
meltem Znstande, gerettet bat Nur zwei
(die letsten) dieser Steinbilder sind Icht
nnd nicht ohne Kunst werth; die übrigen
wahrscheinlich später (im 14. Jalirh ),
und zwar von einer Hand gefertiVt. Sie
zeif^en die fast Icben^itgrossen Bildnisse
Ludwigs des Springers und seiner Ge-
mablin Adelheid, Ludwigs des Milden,
Liudwigs des Eisemen und seiner Ge-
mahlin Jutta, Ludwigs des Frommen,
Ludwigs des Heiligen, Hermmns II.,
Friedriehs des Gebissenen und seiner
Gemahlin Elisabeth. • — Das Innere des
Schlosses» welches von dem im Sehloss-
hof wohnenden Elastellan gegen eine be-
liebige Vergütung gezeigt wird, ist im
altdeutschen Style reich und glanzvoll
decorirt. Im Parterre des Hauptgebäu-
des der Speisesaal, im zweiten Stock
die Gemücher des Henogs nnd der Her-
zogfai mit Andienzsaal; im Einfahrts-
gebände der Festsaal mit den Ahnen-
l)i!dc'rn des herzogl. Hauses. Aus den
älteren Zeiten stammt ,,die llirschgalle-
rie^% ein lauger Corridor im ehemaligen
Ammans, worin die stattlichst«! und
seltensten Geweihe prangen. Unfern des
Schlosses, auf der südwestlichen Blu-
menterrasse, die mas'^ivprt Ahif^reige-
bäude, seit 18.55 aufgeführt (mit Tele-
grapheustatiou). Ausserdem der neue
Marstall, Gewächshäuser u. dergl.
47eaeft<«UlldlM. Beinhardebraiin (Beyners-
born) war in don ältesten Zeiten ein Wei-
ler, den Ludwig mit dem Barto käuflich an
sich brachte. Dessen Sohn , .Ludwig der
Springer, um die Sihuld zu sülinen, dio or
durch seine Verhoirutliung mit der Pfalz-
gräfin Adelheid auf sicti geladen , baute auf
der Stelle, wo der Köhler Beinhard nnfem
eines Brunnens allnächtlich drei Flämmcben
gewahrte, die Benedictiuer-Ahtei Reinhards-
bruDii (1089), und starb ailda (1123), nach-
dem er das Schwert mit der Kutte ywc*
tauscht liatto C^, Seitdem wurde In^
dasige Kloster zur Todtengruft der thür.
Landgrafen. Dabei wuclis es je mehr und
mehr an Umfang, Anaeheo und Beichthum
n. stand im 13. Jahrb. in liöchstor Blütho.
Seine Aebte titulirteu sieb in stolzer De-
muth „Von Oottes oder des heQlgen Stah-
les Gnade". 142 Ortschaften gehörten dem
Kloster cigeTitliümlicli oder waren ihm zinn-
püicbtig. Die Kirche, dio im Bauern kriego
zerstört wurde , hatte S4 Altire, 5 Orgeln u.
12 Glocken. Indessen waren auch schwere
Zeiten über seine Mauern dahin gezogen.
12ä2 zündeten die Helfershelfer eines Wege-
lagerers, den die Mönche hingerichtet hat-
ten, die Abtei an allen vier Ecken an, so
dass sie mit den Grabdenkmälern der Land-
grafen u. fast allen Ihren Kostbarkeiten «In
Raub der Flammen wurde. Zwar stiegen
die CJcbäude wieder aus dem Sclnitt empor.
Aliein das Kloster kam derart in Bedräng-
nlas, dan es fast alle seine Besltsangen
(sogar einige neue Glocken) verkaufen musste
u. nur noch zwei Priester ernähren konnte,
wo sich bisher 50 gütlich gethan. Deiinocl»
▼eranstaltete Friedrich der Bmsttiafle allda
eine Fürstenversammluiig (13:?0), wobei über
800 Giistü vier Tage lang vom Kloster bo-
wirthvt werden mussten. Indessen erholte es
Sich, wieder nnd erneuerte seinen alten
Glanz. Aber als der letzte thür. Landgraf,
Friedrich der Einfältige, in dem Escurial
seines Geschlechtes beigesetst war (1-UUj»
siechte Ii. dahin, als oh solno Wnrseln mit
diesem Geschlechte Tcrwachson {»cwescn.
*Der Bauernkrieg machte dem Kloster ein
Ende. Bine wilde BotCe von 800 Hann er-
stürmte am Montag nach dem Osterfeste
1525 die Kirche, mi.H.shandelte und verja^^to
dio Mönche, schwelgte 14 Tago lang iu dea ,
Keliem und Vorrathakammem, streute dio
Gebeine der Fürsten iimlier und trat sie mit
Füssen, verbraiiut c die werthvolle Bibliothek
und raubte fast uiie Kostbarkeiten. Zwar
sammelten sich die Mönche wieder, aber
ilire Zeit war abgelaufen. Kiirfiirst Johann
der Besiiändige liess sie bedeuten, sie möch-
ten Handwerke lernen »ynd Wyber nehmen",
u. sog die Klosteignter ein. Seitdem ist die
prächtige Al»tci verschwundeu. K. ward 8u
einem fürstlichen Amte und sein Vorwerk
zn einem Kammergut. Hersog Friedrieh
Wilhelm von Weimar liess (1601) aus den
Ruinen de.^ Kloster.s ein Amthans, dfo Her-
zogin Dorothea Maria, dio sich mit ihren
Kindern gern hier aufhielt, „das hohe Hans*'
n. ein Kirchlcin bauen. 1(>40 ftol R. an das
gothaische Fürstenhaus. Aber er.st seit 182R,
als Herzog Ernst von Coburg das Hchüuo
Tbal au einem Lastparke nmsehnf, ging
' i;b"r Rcfnhard.-^bruiin ein Stern auf, der es
' mit einem Glänze umwob , wie es in den
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299 i7. iioKto: Yon Eeinhurdsbmim auf den Inselsberg. SOO
Tagen seiner reichsten Blüthc sich densel-
ben nicht getr&unit. Be&n nun Ist es zu
«Incm Waldelysiunt, zu einem WalUkhrtS-
orto aller Tonristen geworden.
Aufißi'fie: 1) In das Biiolii^', ' ^ St.
entfernt. J)or Woj^ ii:»cli Tabfirz oder
in den Ungeheuenigiund lüut't au dem
waldbegrensien Wiesenplan, der diesen
Namen führt, vorfiber. Will man vom
Gastlit fe aus dahin <>:elangen, so kann
mnn den Promenadenwcp einschlagen,
der am unteren Teiche voriiher und 1.
über eine Brücke im Bogen an der
„Langen Wiese*' rorbeillnft, nnd an
dem Bache („Badewasser'*) hinauf ge-
ben, der aus dem Ungeheuemgrund hcr-
vorhricht und von Teich zu Teich Im-
pfend sieh ondlicli mit derHörsel verei-
nigt. Etwas näher, auf der Haupt-
strassc zurück und Schloss und Teich
zur L. lassend. Im Büchig steht ein
schlichtes Haus , mit einer Kalkmühle.
Gegenüber aber öffnet sich die ^Mil-
rieilg:lashöhle, ein Blättcrgyps- uud
Alabasteröteinbruch („Herzogs-Ernsts-
Stolleu") , der einem unterirdischen
Feenschldsschen gleicht. Bin Bergmann
nut Grubeuliehtem geht voran, sobald
wir uns abgekühlt. Grossartiger ist frei-
lich der Eindruck, wenn die ganze
Hühh
wie CS an manchen Sunnta^jeu
geschieht — erleuchtet ist. Der feuchte
Stollen ist etwa 180 F. lang und führt
zu einer von einem kolossalen Pfeiler
getragenen Wölbung, die 25 F. in der
Höhe und über 400 F. im Umfange
iiiibbt. Auf <lev rechten Seite ,,das Ma-
rienglasbecken,*' ein lu bis 12 F. tiefes
Wasserbassin, welches gleich den
scbarfgezackten Krystallwttnden den
Glanz der Lichter magisch wiederspie-
gelt. Pas hier jrcbrochenc wasserhellc
Gypsflötz (Marien;.rlf>s oder Fraueueis)
ist voll der herrlichsten Krystallisatio-
nen, uud bildet manclmial 3 bis 4 F.
lange ^nlen. Gegen eine kleine Ver-
gütung kann man schöne Exemplare
-mltnelnnen. Wenn der Stollen erleuch-
tet ist, zahlt die Person 2 '4 Sgr. Ein-
trittsgeld j an sonstigen Tagen billiger
Weise mehr (5 Sgr.), um dem Führer
Zeit und Lichter zu vergüten. Für Cri-
nolinen-Dauien nicht wohl zugänglich.
2) *Znr Tanabuche (iV, St.) nnd
zum *Uehelberff (1 St.). » Dnrch das
Büch ig gelangt man auf gebalratem
Waldwege nach wenigen Minuten zum
Eingang des l-vrfeheuemgrundcs (Fahr-
stra:$se vom Bächig geradeaus und bei
der nJiehsten Ghanssäkreusnng 1.). Die-
ser Gmnd, der sich awisdben dem
Schorn- und Simmetsberge(l.) und dem
Lindenberge (r.) hinzieht und vom Ba-
dewasser'' durchrieselt wird, ist — wenn
auch von düsterer Fichtcuwaldung um-
sehlossMi, aus der einzelne Felsengrup-
pen hervorstarren — nichts weniger als
,, ungeheuer," sondern so still und trau-
lich, dass er in süsse Träumereien wiegt.
Mitten im Grunde eine Bank, die einen
Baum umgibt und nach NO. einen
freien Blick auf die „lange Wiese, *^
nach S. auf die waldbededkten, felsen-
gekrönten Berge gestattet. Die Strasse
führt nun bergauf, überschreitet den
Bach und bringt uns an eine Stelle, wo
1. aus einem engen Thale ein Bächlein
dem Badewasser zufliesst. Fast am
Ende des Grundes, wo sich die Ohaus*
.s6e r. emporwindet, ein sedisarmiger
Wegweiser, der zu den schönsten Punk-
ten der Umgegend Pfad und Klchtung
zei<rt. In Kurzem ist die ,,. Jägersruh**
erreicht. Jene schönen Punkte (Kickel-
hahnsprung r. , Triefender Stein und
Simmetsbergstein 1.) lassen wir Jedoch
nicht ausser Acht, sondern besuchen sie
auf der (ieneralwandorung (f) , die wir
von Keinhardsbrunn auf den Ingelsberg
vorschlagen. — Wohl aber gedenken
wir hier schon des überaus lohnenden
Abstechers zum *1j6belberg* Etwa
200 Schritte vom Eingang des Ungeheu-
nrngrundes ssicht sich ein sclunaler
Pürschweg, den wir verfolgen , anfangs
r. an einer Wiese vorbei. Geht man
von hier aus links in ziemlich grader,
nur alldiftlig steigender Bichtung fort,
so kommt man an der Lütdenthalswand
vorüber in St. zum *Kickelhahn-
spj^ng , einer kolossalen Felsen w.tnd ,
die in schauerlicher Waldeinsamkeit am
südöstlichen Abhang des Asclieuberges
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301
17. Route: Yon Keiuhardsbroim aaf dea inselsberg«
302
«mporstarrt nntd von ihrem Kamme
•einen schwindelnden Blick in gähnende
Ahgrände tfaun littst. YoinKickelhahn-
«prung r. in V^, Öt. bis zum Uebelberg.
NÄlier jedoch und fast noch interes-
santer ist der Weg, wenn man von
der oben (2) erwfihnten Wiese nicht
Jaink$, sondern reehU dem Uebelbeige
ansträl^rt. Bald mündet der Fusspfad,
der anfanji^s durcli ein Fif1it*^ndickicht
in du* li«)he yteis/t, in einen cliaussirten
i'uhrweg, den mau eine Strecke abwärts
verfolgt , nm dann 1. den Fromenaden-
"«regeinsttschlagen, der in dw mittleren
Höhe des Uebelberges, welcher sein
kahles Thonporphyrhanpt 2192 F. ühcr
die Mecresfläche «-rhebt, rinj^'s un» den-
selben herumführt. Auf dem nördlich
abfallenden Scheitel , der sog. Kanzel,
'ein Pavillon mit schfitsender Brostwehr.
Und nnn das sanberhafte Bild, das sich
von dieser Kanzelherab Vörden Blicken
Ausbreitet! Anf dem nahen Inselsberge
<im Rücken) ist es umfassender, gross-
artiger, überwältigender ; das idyllische
Oem&lde aber, welches der Uebelberg
vor die Blicke zaubert, lieblicher und
abgerundeter. Im Vordergrund der
Lfftuchgrund mit seinen malerischen
Dörfern; darüber jiinaus der Datcuberg
undderllübel, noch weiter der Meisen-
-stein, die Wartburg, der Meissner; im
dunkeln Hintergrund der Brocken, öst-
licher Schloss Tenneberg, Reinhards-
brunn , Wüehsenbiir^ etc. "Will man
bis zum Fuss des Uebclberges fahren,
so muäs man entweder den Weg über
TTitbarz einschlagen und die Strasse ver-
folgen, die südlich zwischen dem Zim-
merberg und dem Uebelberg sich hin-
-zieht; oder aus dem TTnf::;eheuern|2:rnude
bei der zweiten starken Krümmung
der Chaussee in jenen Weg, der un-
terhalb des Aschenberges mit diesem
rxnsammenstosst, überlenken n. r. dem
Uebelberge zufahren, um dann viel-
leicht über Tabarz zurückzukehren.
Vom Uebelberg bis Tabarz V4 St. Will
luuu aber vom Uebelberg über den
Aschenbei^ alsbald zum ThorsteÜi ge-
hen , so dürfte es rftthlich sein, einen
Ffihrer zu nehmen. Man steigt auf
einem breiten Weg rom Uebelberg
herab , und h< sich r. , bis man nach
20 Min. zum Asckenbergstein empor
klimmt, der mit einem Kreuze bezeich-
net ist üuid einen malerischen Blick in
die ciunivclu Gründe des Fclsenthais ge-
stattet ; dann abwärts 15 Hin. zu einem
Wegweiser, der r. nachBrotterode, rück-
wärts nach Tabarz und 1. sum Thorstein
zeif^t , den man in 10 Min. erreicht —
Eine fast eben so schöne Aussicht, wie
der Uebelberg , gewährt der gegenüber
(nordwestl.) liegende Datenbergatein.
3) Nach ßh^negfenthal CU ^^•)
WaU9r9haiu»en (l St.): B. 42.
Ncli-nt ontcH : Von Ri inharJuhrunn nncli
; WalUrahamen (Fröttstedt) : R. 42; ^ nach
: GothA; B. 40; — tlber Wintersteln nach M-
\ /«JMfefnoder JltiiUa.* Ii. 47. 62 ; — über Schwarz-
hauson n. Thal nach Buhhi udcr WvUha: R.
47; — über die Tauxbuche nach Schmal-
Mdmt B. 60» u. Über die Tensbnohe u. den
Spiessbezg nach Tambach: IL
Yen Beinliardsbniiui atf ta Ib-
Belsberir (s St.).
a) FährttroBBe (bis auf den Gipfel
des Berges) Über die Tanzbuehe, wie
oben angegeben. — b) Fahrstrassc über
Gj'OS 8' Tabarz v Knharz, die sich unter
, demlnselsbergskopt mit jener vereinigt.
Auf der letzteren sieht man zwar den
wunderschönen Lauchgrund, geht aber
des Felsenthaies mitdemTh«jrstein ver-
lustig. Oderc) Strasse über Waltera-
hauaen (an Schnepfenthal voübcr) und
Tabarz (4 St.): ß. 42 und 44. — Wir
empfehlen d) den Weg durch' s Felaen-
thal, wobei man audt bis jenseit Gross-
Tabarz's fahren kann. Wollte man nach
ßeinhardsbrunn !«nrückkehren, so wür-
den wir vor.schlapen, ar.fwärts über die
Tanzbuehe zu fahren, rückwärts aber
durch den Thorstein zu gehen und in
Gr.-Tabars den Wagen wiedtf zu be-
steigen.
Von ßeinhardsbrunn (Schloss Und
Teiche 1. lassend) am Büchit; vorbei,
über das „Badewasser" und die lange
Wiese" immer geradeaus , auch da, wo
1. eine Strasse in den Ungeheuemgrund
und rechts nach Waltershausen ab-
zweigt. Bald SfTnet sich der paradie-
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303
n, JZoKto: Ton fieinluurdftbriiiui auf den InselBberg.
304
sische *Tabarzer Grund, der mit sei-
nen Umgebungen (vun lieinhardsbrunn
bis zum Insel3berg) einen der grossar<-
tigsten Katurparke bildet, welche
Deutschland besitzt. Die schönste An^
sieht desselben hat man auf der Strasse,
die von Waltershausen n. KIcin-Tabarz
führt (Ii. 44). Da sieht man den vom
Lauchabach durchblitzten Wiesentep-
pich in seiner ganzen Ausdehnimg wie
eine lachende Schweizerlandschaft aus-
gebreitet, in seinem Schoossc die rei-
zende Grnppirung der benachbarten Dör-
fer Kabarz, Nonuenberg, Gross- u.Kl.-
Tabarz, u. rings von einem Kranze ma-
jestätischer Berge umschlossen, die sich
bis zum Riesendom des Inselsberges
terrassenförmig emporgipfeln. Ueberall
lugen aus dem prächtigen Walde phan-
tastische Steingebilde-, wahrend das
breite smaragdgrüne Thal einem grossen
Waldsaale gleicht, dessen Coulissen die
felsigen Berge bilden. Iiis Gross- Tabar»
1 St. (nicht zu fehlen). Nördlich , nur
10 entfernt, Ä'i.- iTaftar» mit seinem
vielbesuchten „Jagdhaus;" südlich A'a-
harz und damit zusammenhängend
nmAerg, Diese Dörfer bilden ein gemein- 1
sames Kirchspiel (Matterkirche in Ka-
barz), dessen ehemaliger Pfarrer, A.
Trostbach, die Reize seiner Tleimath in
einem umfänglichen Gedichte: „Des
Dichters Bergfahrt," reizend geschildert
hat. Die Bewohner sind ein originelles
Ydlkchen, frisch und fröhlich , elastisch
und betriebsam. Die schönen, kräf-
tigen Leute , die in Tracht , Sprache
und Gcmüthsart manche Eigenthümlich-
keiten haben, sollen aus fernen Gegen-
den hier eingewandert sein, um die erz-
reichen Beige aussubeuten. Diese waren
sonst mit stattlichen Ritterburgen ge-
krönt, und wurden im Mittelalter, wie
ein kleines Californien, von Goldsuchern
und Schatzgräbern ( Veuetiancrn" )
durchwühlt. Aus jener Zeit gehen noch
Tiele gespenstische Sagen von Hund au
Mund. „Kaufan'^ (Kabarz) soll der
Ort genannt worden sein , -wo sie Erze
fanden , die sie zum Kaufe brachten ;
„Taubarz/' wo sie nur taube Metalle zu
Tage förderten. Später betrieben die reg-
samen Bewoluier das Frachtfuhrwerk.
Jetzt nähren sie sich hauptsächlich von
Holz- , Waldsamen- und Vogelhandel.
Die Yogelzüchterd hat jedoch sehr ab«*'
genommen. Der Handel mit Waldsäme-
reien (Helms Söhne in Gr. -Tabarz), so-
wie mit fertig gezimmerten Gebäuden
wird jedoch, besonders von Or.- Tabarz
aus , sehr stark betrieben. Hier%wolmt
auch der weit und breit bekannte Orgel-
bauer Knauf. Das Dorf (650 £inw.)|
hat 2 Gasthöfe : zum Pelsenthal u. zum
Thorstein. Viele Fremde nehmen in
neuester Zeit ihren Sommeraufenthalt
daselbst, so dass alle vermiethbaren
Wohnungen fortwXhrend besetzt sindr
sowie auch 186;^ der erste „Fitdagogen-
Congress'' hier gehalten worden ist.
Dies stnllt der neuen Pension^ die, in
Vcrliiml inig mit ciiior Badeanstalt , am
Eingang des eigentlichen Lauchgrundes
errichtet werden soll, ein günstiges Pro-
gnostikon.
Wir aber brauchen keins dieserDör-
fer zu berühren, sondern wenden uns
alsbald zum Taharzer Schiesshaus (^/^ St.
V. Keinhardsbrunn) , das , 1. vom Dorfe,
auf einer freundlich geschmfickCoi Ter-
rasse, am Fusse des Zimmerberges, top
uns liegt , und wegen seiner reizendes
Aussicht und seines guten Bieres viel
besucht wird. Neben demselben , wo
sich der Zimmerberg (1.) und der Daten-
berg (r.) zusammendrängen, hüpft ein
kry stallhelles BSchlein — die Laucha —
aus einem engen Grunde hervor. Die»
ist der eigentliche Lanch^rnnd , des-
sen oberer Theil ,,das FelsenthaV ge-
nannt wird-, während man häufig den
ganzen „Tabarzer Grund" als Lauch-
grund bezeichnet. Zwischen sammet-
grünen Wiesen und dunkler Waldung
steigt die Strasse in diesem Grunde em-
por, zunächst an einer Schneide-, dann
an einer Loh- und bald darauf an der
schweizdrisch gebauten Massenmühle
Torilber, welche jf&r die Porzellanfabrik
in Gotha arbeitet. Unfern derselbtti
die Röthelsteine mit dem ItötkeUoeh,
das man wegen seiner gewölbten Form
auch „Biiekofenloch** neimt. Auf Trep-
peustulcu steigt man zu einer Felsen*
Digiii^uü L^y Google
al I i *
•1
e
305
i7. JloM(€:^yoiiBeiii]iardBl>ni]in auf den Inselslierg.
306
spitze empor , die einen malerischen
. Blick ins Thal und auf die benachbar-
ten Höhen f^ewährt. Nun wird der idyl-
lische Grund immer romantischer, und
gestaltet sich jetzt schon mehr oder we-
niger zum Feteenthal. Denn es starren
hier, noch mehr aber weiter oben, pitto-
reske Steingcbildc , von Gestrüpp nnd
Farrenlsraut durchwuchert, r. und 1.
empor, oder schieben sich coulissenartig
auseinander; eerrissene FelsblSeke be-
engen den Pfad; Tannen nnd Buchen
drSogen sich aus den Ber^spnlten und
wölben ibreAcste zn scbattifxen Lauben;
ITT) !UT^!iowaschenen Bette, von den gift-
geschwäiigerten Glocken des rothen Fin-
gerhutes umblilht, rauscht der silber-
helle Giessbadi. Die hervorragendsten
jener Fclsenkolosse sind: r. der Daten-
hergstein und die Böthehteine , 1. der
Ascht nbcrijsti hi n. der Härrnhriirh^nn .
Zu allen diesen Felspartieu führen aus
dem Thale Promenadenpfade (mitWeg-
weisem). "Wir bestdgen sie spiter,
rathen aber Denen, welche sie anf dieser
. Wanderung besuchen wollen , immer
wieder auf den Hauptweg zurttekzukc.]i-
rcn . damit sie \m Labyrinth der nach
allen Seiten hin gebahnten Wege nicht
irre werden. Nachdem man etwa Vs
imLanchgrnnd empor gestiegen, zweigt
sich r. Ton der Fahrstrasse ein Prome-
nftdenweg ab, u. zwar in daseigentliebe
^elaenthalf mif Wepvciser: ,,zumThor-
stein'SVooder geschwätzigen „Strenge '
durchtenat, die nch nnten mit derLau-
cba TermlOilt, schlachtet riqb der enge
Grund V2'^^- lanp; zum Inselsberg empor.
Thalaufwärts Sililiingelt sich ein Pfad
1. über emehrücke zum AsckenberffHein.
Wir aber bleiben im Felsenthal, das
bald den Wildbach verlasst nnd nch
nördlicher bergauf windet. Plötslich
überrascht uns ein hochgewölbtes stei
nemes Thor, gleichwie von Menschen
band gebaut h> ist der *Thorstein,
ei HO der wunderbarsten Fclsgestalten
in diesem zerklüfteten Bcrglabyrinth,
die man nicht selten mit dem Knhstall
in der Sächs. Schweiz verglichen hat.
Wir schreiten hindurch und blicken
dnrch die offene Wölbung, wie durch
den Rahmen eines kolossalen Schau-
fensters, in den reizenden Grund hinab*).
Man k;»nn auch das Dach des F eisen -
thores erklimmen, in dessen Spalten
einaelne Bftume wuchern, und sich von
oben herab der swar beschränkten, aber
wahrhaft entzückenden Aussidlt er-
frenon - Steiler windet sich nun der
Pfad durch das Waldesdickicht, aber-
mals am Strengbach hinauf, bis wir
nach 20 Min.auf die „Greuzwiese," eine
ftreie Hochmatte, treten,*die zur geeigne-
ten Jahreszeit mit gelben Amicablüthen
bedeckt ist. Vom nahen Bergkegel (r.)
grüsst das Tnselsberghaus herab. Wir
schreiten ülier dieChaussde, dievonBrot-
tei'ode nacli Tabarz und 1. ab auf den
Inselsbergfahrt, und klimmen anf einem
sehr schroffen, steinigen Pfade, der sich
durch Gestrüpp u. verkrüppelte Bäume
windet, an den Reitsteinen (Imd^'hf rtj-
stcirij vorül)er, zur HÖlic empor (noch
20 Min,), die Nebenpfade, die r. und 1.
ablaufen, nicht beachtend , bis wir an-
letst in die Fahrstrasse kommen und
sofort im Gasthause ein gegen die kalte
Zugluft schützendes Obdach suchen.
e) Noch viele andere Wege kann man
von heinkardsbruna u. Friedrichrode auf den
iMtiAerff einaoh1ag«u. Wir wollen nur zwei
derselben angebon , ohne uns auf oiiu* nä-
here Beschreibung oinzulasaen : 1) Rein«
bardsbmnn — Tabarz (bei der Spinnerei
hinauf) — Datonborg — Rothenbergswiese —
— Simnuttsflcck (der kürzeste Weg, aber be-
schwerlich); 2j K. — Abtaberg — Schorn
Tanabttche.
f) Rüstigen Fussgängern, welche oZfo
Punkte von Reinhardsbrunn bis zum
Inselsberg in einem Tage besuchen wol-
len, sc] folf^ende Tour empfohlen. Wir
beschreiben sie nnt kurzen Worten, wie
wir sie, mit Proviant versehen, selbst
gemacht haben. Morgens 6 Uhr wan-
derten wir von Friedricbrode nach
Reinhardsbrunn f und verweilten hier
etwa 1 Stündchen, Dann besucliten wir
die Marienglashöhle , und kamen nach
wenigen Minuten in den Eingang des
Ungeheuerngrundes (8 '/^ Uhr). Nachdem
wir auf der Bank, die mitten imChrunde
Siehe die l»eig«gebono AutichL
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307
i7. ßotue: Ton Beinliardsbruim auf den luselsberg.
308
stellt, gerastet, verfolgten wir die Strasse
bis zu der Stelle, wo L aus einem engen
Thale ein WaldbXchlein dem „Grund-
wasser" zufli* - ^ und gingen diesem
Bäohleiii nach. Nach ^/_^ St. ein gar
lauschiges, kühles Piatzclien. A^or uns
«ine gegen 20 F. hohe Felswand , über
welche das Wasser des Baches herab-
tr&n£t. Es ist „der triefende Stein/'
liinks ein kolossaler Steincylinder, wel-
cher von den Wanderfalken, die hier
"horsteten, den Namen ,j Falkenstein''
erhalten liat; r. der felsenzackige Shn-
vietübergstein (2229 F.), den wir auf
einem steilen Pfad bestiegen, um in die
sehroffen Abgrunde nieder zu schauen.
Dann wanderten wir r. bergauf und um-
<rnigen den Berg, nicht gnr weit unter
seinem Gipfel nach dem Tliale zu, bi>
izur Simmeishergawand , von der wir
hinab in den Ungehenerngrund, hinüber
nach dem Kiekelbahnsprung und hin-
auf nach den bewaldeten Höhen des
Aschenberges und des Lindenberges
blickten. Uns darauf naeh S. kehrend,
gelangten wir durch gemischte Buchen-
nnd Fichten^aldung ins Freie, und
aassen nach kurzer Zeit (10 Uhr) auf
der Tanzbwche vor dem Häuschen des
Waldwartes , um uns am Anhlick der
praclit vollen Waldwicsen und des sou-
nebeleuchteten Inselsberges zu erfreuen.
Von hier machten wir einen Abstecher
auf den in östlicher Richtung liegenden
nahen Begenstein und kehrten auf die
Tanzbuche zurück, um während der
Mittagshitze allda gemächlich zu rasten.
Um 1 Uhr brachen wir wieder auf. Ein
schön gebahnter, fahrbarer Weg am
Teiche vorüber brachte uns erst in nord-
Trestlicher, dann in mehr nördlicher
Hielitung abwärts nach dem Sattel zwi-
schen dem Tcnnp)>erg und Aschenberg,
wo wir uns voii f in nn vielannigen Weg-
weiser den Plud nach dem Kicktlhahn-
xprung zeigen Hessen. Dieser flihrte
uns bald an den Fuss einer Ungeheuern
Felswand, die wir durch eine enge Klopft
auf hölzerner Stiege erklimmten und
ein kleines Platenu erreichten, das uns
einen originellen lilick in denUngeheu-
emgnmd, auf die Tansbuchei nach dem
Sinimetsberg und Schömberg öffnete.
Von zwei Fusswegen, die von da aus
weiter führen, schlugen wir 1. den che*
rcn ein und gelangten in Kurzem auf
den falnbaren Weg, der auf der Höhe
des Liüdonbcrges nach Norden läuft,
und uns, naeh Anleitung eines Weg-
weisers, 1. auf den Gipfel des Uebelbev
ges (2209 F.) brachte. Weitbin naeh
N. und O. fliegt unser Blick ; wie ihn
aber auch die Gleichen, der Seeberg,
Sehloss Friedenstein, die Wartburg und
in dunkler Ferne der Harz zu fesseln
suchen, am lieblichsten ist doch die
Nähe, und immer wieder kehrt das Auge
sur Betrachtung von Beinhardsbrnnn,
Schloss Tenneberg und des Tabarzer
Grundes zurück. Es ist Uhr. Nach
Süden iiinah verfolgten wir drunten r.
(nicht 1.) unsern Weg, der bald (wie ein
Wegweiser besagt) die Bichtung nach
dem Aschenberge nimmt Durch schat-
tigon Buchenwald um eine steile Wand
uns drehend, stiegen wir nuf Felsenstu-
fen, wo der Fuss kaum haften wollte,
zum Aschenbergatein (2148 F.) empor,
der mit einem hölzernen Kreuse geziert
ist. Ein herrlicher Standpunkt! Die
Felsenzähno des spitzbogigen Bären-
hrnchatclnts , das Pürsrhliaus auf dem
Weissenberge f Wcissenbergshaits" J ^
das an die Stelle eines Pavillons erbaut
wurde, der Inselsberg in seiner ganzen
Schönheit , der Thorstein, die ]£>then«
bergssteine, der Lauchagrund und der*
Tabarzer Grund zogen in der Richtung
vonS. iiacliN., als originelle Decoratio-
nen des grossartigen (Tcbirgstheaters,
vor unseren Augen vorüber. Dabei
gedachten wir der grossen Jagd , die
1845 durch diese Walder toste, als die
Königin von England, der König der
Belgier und andere für.-^tliche Häupter
in dem Pavillon des Weissenberges ra-
steten. Das ganze Kevier war nach alter
Weise nüt Tüchern („hohem Zeuge'')
eingehegt, und das erlauchte Jagdper-
sonal , von dem Fürsten dieser Gauen
geladen, erlegte das ihm zugetriebene
Wild. Zugleich erinnerten wir uns einer
schönen tSage, die an diesen seltsam ge-
formten Klippen haftet. Dem Aschen-
i^iyj^ud by Google
309
18, MoiOe: \om lüBelsberg nae% Lie1>eiiBtein<
310
berge gegenüber stand in alten Zeiten
eine Bwrp Die fromme To« htnr des
Kitters, der ;nif dioscr Vcsti; hauste,
pflegte auf dem lloi iiiiltar des Ascben-
berges gern zu. beten, so da«s ihr Vater
tmS dem Gipfel des Berges ein Krens
erricbten liess. Einstmals, als sie Tom
Gebete aufstand , erblickte sie einen
Bären, der nacb ilir sprin<xen wollte. In
<ler Antust ihres Herzens lunklaninierte
sie das Kreuz. Der Bär setzte zum
Sprunge aus, verfeUteaber seines Zieles
und starste über die Felsen snr jfthen
^n^e hinab. — Vom Aschenberge stie-
«^en vf'ir auf schmalem, aber wohlge-
j)tierrtcn Pfade nach W. in das Felsen-
thal nieder, wählten unterhalb der Fel-
3enbdhe, wo der Weg sich theilt) den
1. abfahrenden, vnd kamen — nicht ^
fem von der Stelle , wo jenseit des Ba-
ches und der cliaussirten Strasse ein
Wegweisernach demThorstein zeigt —
im Thaie au. In V4 St. war auf Zick-
zackpfadeu der Thorstein erreicht. Eine
Banlc vor der Felsendffnung lud snr
Bnhe und zum Imbiss. Sodann dnrch
den Thorstein hindurch, anfangs am
westliehen Abhang des Kl Wagenber-
fjjes iiiiiauf, dann, nachdem wir einen
brausenden Waldbach (den „wilden
Graben") überschritten, am Babelsberge
bin bis anf die Ohaass^, die von Ka-
bara nach Brotterode führt. Um 5 Uhr
waren wir auf dem Inaelaberg.
ICleinf Tonren von Friedrichrode oder
Buiubardttbruuu (zu Wageu;, U»r«a uähere
BMchreibnng betr. Orts naobsusehen:
In einem hnlhen Tage : 1) Auf doii Tnsel»-
berg über Tabarz und Kabarz, zurück über
die Tanzbucbo u. durch den Ungeheuern-
£;niDd oder SohUfmuneritimd. — S) Nach
WaUer$hau$«n über Sohnepfenthel, xnrQck
über Klcin-Tabarz und durch den Tabarzcr
Gmud. — 3) Durch den Ungoheuerngruud
auf die Tanzbuche u. über dan Ueubergshaus
auf den 8pie$A0rg, snrflek den neuen Weg
n. FrirdricTirodc. —4) "S^ch Gotha , vielleicht
über Wuitorshausen und rückwärts über
Leina, Cumbach und das scbmucko Dorf
Ernstroda. — 5) Ueber Alteubcrgen nach
Oeorgenthal. zurü< k über das Ti' rpfennigs-
haus u. denHpiossberg.— 6) Ueber dl© Knie-
breche uAch Klein'Bchmatk^d$»,JiWt^tk öber
den Spleisberg.
J» einem gtmzem Tagt 1) Ueber Brotte-
r'ulf lind durch das Drnsenthal nach Lie-
benUeiu und AUentUin, zurück über Winter»
stein und dnreh den Tabarser Omnd; oder
über Winterstein nach Altt iisteiu und Lie-
hcnst< iii, Zurück über den Stahlborg nach
Seligenthal und durch den KaltwaMorgrund
über Kleln-Schmalkalden. — S) Dnrch den
Tabünser Gmttd Über Sclnvarzhausen und
Thal nach Ruhla, zurück über Wfntcrstcin.
— 3) Ueber Klein-Scbmalkalden nach Stadt
Schaudkiaden, sarück über Asbach, 8olinell-
bach, Tumbach und Finsterbergen (oder Ge-
orgenthal); oder über Brotterode, durch das
Drusenthal und über den Stahlberg nach
Sehmtakeiden, n. anrfick überKlein-Schmel-
kaldon. — 4) Tt hor Georgenthal nach Ohr-
dmf und von da über Stutzhaus nach Tam-
bach, zurück durch den Spittergrnnd und
über den Spletfberg*
Flora vom Inselsberg, Vngohuuerngnind,
von Beinhardsbrunn und Friedrichrode:
Aconitum varicgatnm. A. Lycoctonum.
AUium ursinum. Aruica montana. Carox
remota. Clrcaea alpina. Coeloglostnm
ride. Couvallaria verticillata. Dentaria bul-
bifera. Digitalis purpurea. Elymus puro-
paeus. Galium saxatUe. Gyinuauuuia albida.
Lysimaebia nemomin. Meliea unitlora.
Moiiotroiia Hypopitys. Potainogoton com-
juessus. P. obtusifolium. Prunus Padus.
i'yrula media. fianunculus aconitifolius.
Sorbus Aria. Tbesinm intermedlam. Tri-
entalis europaea. Teroniea montana.
18. Route : Vom Inselsberg nacli Liebenstein.
Enffcrymnfjfnyojn Inselsberg: Friedrich-
rode, Keinhardsbrunn, Waltarshauseu (Eijsen-
bahn) 8, Liebenstein , Altenstein, Bulda,
fichnialkahlon l, S( hneekopf 10 St.
'^(iuHthof (goth. Staatsoigenthuni ; Pacht-
-wirth Uafermauu), dicht unter der östlichen
Abdachungdes Gipfels, Im modernen Schwel'
aerstjl, mit der Frontseite nach Osten, sehr
gut und verhältnissmäasig billig (Tarif),
Zimmer, Vorderseite, mit 1 und 2 Betten
(Matratsen) A 15 Sgr., mit 8 bis 8 Betten
4 18} Sgr., Hinteraeite k Bett 10 Sgr. Die
vorderen (nach 0. gewendeten) Zimmer ha-
ben den grossen Vorzug, dass man aus» den
Fenstern die schönste Aussicht bat und
den Sonnenaufgang beobachten kann, ohne
i^iy j^cLj L^y Google
311 18, Route: Vom Inselsberg naeli Lie1>eii8tei]i. 312
ins Freie gehen zu inössen. Es können 70
Betten aufgestellt werden, so dass stets
(auch während der Nacht) eine Schlafstelle
SQ ÜDden lefe iindNteniMid darcbdie gegen-
theiljgon Behauptungen, dio man öfter im
Thalo hört, sich abwendig machen lassen
mag, schon Abends den Berg zu besteigen :
ein nächtlicher Verkehr, der fraiHch für
die S( lilaflustigen nicht immer angenclnn
ist. Bedienung (excl. Uausbursche) für
Heiren 5, Ar Damen 2J Sgr. Die Angabo
numeher Reisebücher, dass man das Wasch»
wasser mit 5 Sgr. bezahlen müsse, wider-
legt sich hierdurch von selbtit. Im Juli u.
August tftglfeb Table d*h6te mit 6 Gingen
zu 20 f^gr. Ausscnlem zu jeder Zr it Mittag-
und Abendessen, längstens ^ Stunde nach
der Bestellung. Bouillon oder Snppe mit
Brod Braten mit Salat 7^, Wildbraten 10,
Forrllt Ti Kafl'ee 4, mit Butterbrod 6,
Seidel Lagerbier 14, Flasche bair. Bier 5 Sgr.
Gute Weine (ficht frans« Ohampagner in
Bis). Chaussee bis vor deu Gasthof (Stal-
lungen). - Kin fiiHl'Tcr «Gasthof („Bellevue")
nicht weit daYoii (aut hessischem Boden)
ist sebr beschränkt nnd befriedigt nur ge-
ringe Ansprüche. — Man schätzt ü ^ Anzahl
der jährlichen Passanten auf 10,UÜ0, der
Kachtgäütu auf ;mKH}. Vom Sonnabend zum
Sonntag am besnobtesten , besonders von
den Uniwolmorn nnd namentlich den leb-
haften Brotterödem. — Station von 2 ver-
pflichteten Führern, die sich, ohne vorheri-
gen Accordf nach ihrem Bogulativ (S. 88)
zu richten haben. Poch ist es immerhin
wohlgcthau, sich im Voraus mit ihnen zu
Terständigen.
Der Tnselsberg: *) hat seinen Na-
men entweder daher, dass seine sauft
gerundete Kuppe wie eine flachgewölbft
,f Insel** nu^estätisch ftber alleNa^shbar-
berge emporragt und mit seinem male-
risch geschwungenen Profil besonders
von der Thür. Eisenbahn aus als die
Krone der waldigen Bergkette ins Auge
fällt; oder von dem au seiner nordwest-
lichen Seite entspringenden Emsebaeh,
(daher in alten Urkunden Ensraberg
genannt). Nach den Höhenbestimmun-
gen des Mtgors Fils nimmt er in der
Scala der thür. Berge erst die neunte
*) Ansicht des Kolms mit dem Gasthofe
von den Iteitsteinen ans (amFusswegc, der
von Keinhardsbrunn undBrotterode Itinauf
fi'ihrt — die ein /igo Strecke des Rennsteigs,
die nicht fahrbar ist).
Stelle ein*). Die wundervolle Aussicht
aber, die er bietet, sichert ihm den
ersten Rang, indem sie nicht blos die
1 grossartigste, sondern mehr noch die
lieblichste im ganzen Thfirfngerwaldey
ja Überhaupt inNorddeutsdtland ist, u.
nach allen Seiten so ungehemmt, d^iss
der Tnselsberg in ein<*in ITmkreise do-
minirt, dessen Halbmes.ser 4 geograph.
Meilen beträgt. Deshalb nennt ihn B.
Cotta den deutsehen Kigi. Dass er seit
alter Zeit als svTerlXssiger Wetterpro-
phet gilt, ist schonfrttherenrilhnt(8. 14)
„Trägt der Tnsel'^bprg einen TTtif'
(schweben nwr leichte Wölkchen über
seinem Haupte) , „so wird das Wetter
gut; steckt er in einer Iflltsen'* (ist er in
dichter Wollten gehüllt) „so gibt's nasse
Pfützen/' So darf man auch eine Wette
darauf eintrehen, dass, wenn man vom
Inselsberg den Brocken recht deut'.ich
sieht, in nächster Zeit Kegcn eintritt.
DieGcbirgsart des Inselsberges ist röth-
lich'brauner Thonporpbyr, in welchem
Feldspath und Quars krystall- und
säulenförmig eingesprengt ist. Am süd-
lichen Abhang lagert Granit. Das In-
nere soll , wenn man alten jMärloin
glauben dürfte , von reichen Schützen
strotzen; während man auf seinem
Bficken einselne Pflanzen findet, die
anderwärts in Deutschland kaum vor-
kommen. Noch üppiger aber sprosst
und blüht die Volkspoesie, die sich mit
der Naturpoesie aufs Innigste vermählt,
in den benachbarten Ortscliaften u. be-
lebt den magischen Kreis des Berges
mit ihren Sagen und Märchen.
Will man sich des unbeschränkten
Panoramas erfreuen , welcltps die stolze
Ilochwartc nach allen Soifrti eröünet,
so steigt man in wenigen Minuten vom
Gasthaus bis zum Gipfel empor, der nur
mit kurzem Gras tiewachsen ist. 0och
sei man vorher vollständig abgekühlt^
da fast immer ein kalter Luftzug um
die kahlo Höhle streicht. Deslialb
»
Beerberg 3028, Scbneekopf 3010,
Wiltlckopf FinstfrberK 2914, Sommer-
bachsküpf , lioHoukupf 2905, Fichton-
kopf 2903, SachsenstelnSSil, ImeUbergtSMi
(2815) Par. Fase.
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313
IS. Boute: Yom Ingelsberg nach Liebenstein.
314
tlnit es recht wolil, daas die Gasthofs-
Zimmer Morgens und Abends geheist
sind, wenn man auch, vom anstrengen-
den Marsche erhitzt , im ersten Aupjen-
blick vor der Ofeuwäruie zurück-
schreckt. Schou Herzog Ernst der
Fromme liess nnf dem höchsten Bfleken
des Beides ein steinernes Thunnhäus-
chen errichten (1649), aus dessen Fen-
stern das ganze weite Panorama vor
den entzückten Blicken la^?. Allein es
verfiel allmälig und ward 183G von
«inem Orkane vollends serstört. Jetzt
(seit 1868) Ist an dessen Stelle ünenene,
zwarnur 20F.hohe Thnnnwarte erbaut,
die jedoch o:enri^t, um üh^r die den
Berggipfel vonW. nachN, umlagernden
Knieholzkiefern, Fichten und verkrüp-
pelten Budien weginhlicken. Herzog
Emst n. aber hatte unter der dstlichen
Abdachung des Knlmes einen Stall er-
richten lassen, der später in ein schlich-
tes fJasthnns nni (gewandelt wurde. Als
es jeduch dem Zudrang der Reisenden
nidit genügte, so wurde , auf Veranlas-
sung des jetst regierenden Herzogs von
Gotha, das gegenwärtige zweistöckige
Gasthaus mit angrenzenden Stallungen
aufgeführt (1852). Vor dent-selhon eine
ebene Terrasse mit Gärtchen, Kegelbahn,
Tischen und Bänken.
Wir verzichten darauf, die pracht-
volle Aussieht, die sich vom oberen
Tbnrme bietet, im Einzelnen zu schil-
dern, und venveisen auf das angefüirte
Fanm-dina ^ um alle Punkte, die man
mit unbewaffnetem oder bewaffnetem
Auge sieht, aus dem Meere der Wfilder
und Felder, der Berge und Burgen, der
Städte und Dörfer, die sich^ wie Kinder,
tranlich an den FaUenmantel der Mut-
ter schmi'^crpn, lierauszufinden Den
fernen Horizont nmj,'renzt das Klionge-
birge, der Meissner , die Hainleite und
der Harz. Zwischen diesem und dem
Thilringerw. breitet sich das thüringische
HOgelland wie ein wellenförmiges Pla-
teau mit beckenartigen Einsenkungen
«US. Lanf:^e weiss man nicht, wenn sich
das grossartige Bild vor den trunkenen
Blicken entfaltet, wohin die Augen
sieh wenden und an welchen Punkten
sie haften sollen, bis sich nach und nach
das reiche Naturgemälde entwirrt und
in einzelne Schönhcitslinien auflöst.
Immer aber kelirt das Auge zu den näch-
sten iJildern zurück — vorzugsweise in
den Tabarzer Grund (östlich) und nach
Brotterode (sÜdHch) , die aus dnnkelm
Rahmen wie bunte Gestalten eines Ste-
reoskopes hervortreten. Wenn die Heu-
ernte den Tabarzer Grund belebt, so
scheint es, als tummle sich da unten ein
Liiiputvölkchen, dem wir grüssend die
Hftnde entgegen strecken möchten. — Die
sp äten Abendstunden mit ihrer magischen
Beleuchtung sind in der Bogel die ge-
nussreichsten. Darum suche manbei gu-
ter Nachmittagszeit auf dem'Berge ein-
zutrefl'cu, um daselbst zu Ubernachten.
Freilieh ist der alte Herr manchmal so
missgelannt, dass er Tage lang seine
Schliähaube nicht ablegt, und Tausende
kommen und gehen, ohne etwas Ande-
res zu thun, als ein Glas Bier oder eine
Tasse Kaffee zu trinken und das Frem-
denbuch mit ihren Namen und ihren
Klagen zu bereichern. Besonders ist
der Morgenhimmel selt^ so rein, dass
man sich eines ungetrübten Sonnenauf-
ganges freuen darf. Häufig wogen ge-
spenstige Xebelgestalten um den Fuss
des Berges, so dass man über dem wal-
l^denMeere wie auf einer abgeschiede-
nen Insel steht. Wenn aber diese
Schleier da und dort zerreissen; wenn
(^p Sonne bald diesen Berg vergoldet,
bald in jeuem Weiher blitzt-, yvenn es in
den Thäleni brodelt, wie in einer Hexen-
küche, und die flackernden Vorhänge
Öffnen sich jetst hier, jetzt dort, bisend-
licli dasganze unabsehbare Landsohaft's-
gemälde in voller Beleuchtung prangt :
das sind die eigentlichen Silberblicke
in dem grossen, prächtigen Inselsbergs-
panorama! Am reinsten ist die Atmo-
spliärenach einem gewitterhaft^B^n-
tage, wenn noch einzelne Wolken, gleich
weidenden Schäfiein, über den Himmel
ziehen und mit ihren flüchtigen Streif-
schatten die Niederungen abwechselnd
koloriren. Bevorzugt aber ist der Wan-
derer , dereine helle Mondschebinacht
oder ein Gewitter auf dem Inselsberge
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315
18, Sotue: Yom lüBelsliergr nach Liel^enstein.
316
erlebt: wie die träumende Natur von ei-
nem map:isclioii Silberglfinze überliauclit
ist, bis die Morgenröthe flammend em-
portaucht; oder wie sich die Wolken zu
seinen Füssen ballen, wie unter ihm der
Donner grollt und die Blitze zucken,
während er vielleicht Im Sonnenglanze
steht. In den längsten Sommernächten
ist das Haupt des Ber^^os ununter-
brochen von feiner loiscn Dämmerung
verklärt, so dass Herzog Friedrich HI.
Ton Gotha sagen konnte, er kabe in
seinem Lande einen Berg, wo die Sonne
nicht antergebe.
Nebenrouten: Vom Inselsberg a) nach
WaUershatisen und Cotha : R. 44; — b) nach
Ruhla: B. 48; — cj über Wiiilerstein nach
AU0iuititim: B. 68; — d) nach SchmaUaAdmi:
R. 68; — e) nach Tomöocft od«r Obtt^f:
U. G3.
Vom Ingelsberg nach Lieben stein
empfehlen wir den Weg über Brotterode
nnd durch dasDrusenthalii^/^, St.), nicht
btos, weil er durchweg cbaussirt, son-
dern hauptslichlich, well er unbestritten
der schönste u. interessanteste ist. Aller-
dincrs tribt es nähere Fxisswege. Ob man
sie, ledirjlicli an dr rHand unseres Füh-
rers" eiuschlagen will, sei Jedem anheim
gestellt. Ein lebendiger Führer nach
Liebenstein 15 8gr.
1) üther den Dreihcrrntiet» n. durch das
Thvr!ri(j>-rlhnl St.). Man verfolgt vom
Gipfel des Berges aus den Rennsteig, wel-
cher denselben überschreitet, südwestlich,
am Cronzritoin CA v(» rüber, u. geht auf dem
schmalen Riu kfii cJes Mirtclbcrjrn** (2h')?, F.),
der reizende Aussichten nach Thüringen u.
Franken bietet, an mehren Felsen Torbei,
dicht über dein stcilabfalleuden „Tnscls-
bergsloch." Dann, indem mnn 1., knnm
100 Schritte entfernt, den intere^sHuten
Beerbergstein nnd r. den Felsengipfel des
Tröhberg liegon Ifi^st, initor scliattifren
Buchenlauben hinab bis zum Gronzstuin CO,
wo I. ein Wog noch Brotterodo abläuft.
Bei der näcbsten "Wcgthcilung (| St. vom
Tnselsberc;) I. (r. nach W iiitcrsfein), imnior
zwischen Grenzstciueu auf dem Kennsteig
fort, der später den Fahrweg dnrehsehnet-
det, weicher von WInterstetn nach Brot-
torode führt. Nach •] St. über eine schmale
Wieso dem gegenüber licgcudeu Walde zu,
WO r. wieder ein Fahrweg nach Winterstein
ahswelgt. Im Walde theilt sich abermals
der Wftsc in 2 Arme: I. näher, r. TTlenn-
steig) leichter einzuhalten. Nach { St. steil
empor (auf der Höhe Rückblick) unddann
1. Htii C.renzstein 177 vorbei zum Dreiherr»-
Mtiii (2307 F."), einem Knotenpunict derLan-
dosgrenzen (Hessen, Heiningen und Gotha)
Q. der 6 Wege, die hier insammenstosseB.
Loider fnlilt liior oin jic;rmanentor Wegwei-
ser; doch kann sich ein vorsichtiger Fuss-
gängor zurochtfindeu, wenu er beachtet,
dass (vom IhMlsberge her) der Weg, der
(iicht nm TV rriistoin r. rvbführt, der
Bennsteig ist, welcher zum Gerbcrstei» sich
hinzieht Die beiden andern 1. ablanfenden
Wege geben nach Brotterode, u. der ziom-
lich geradeaus (rxlcr im Winkel) weiter
führende über Krätzcrarasen nach Lieben«
stein (IJ St.), nnd «war eine knrae Strecke
bergab durch Fichten waldnng, dann von
dem ,JTrrr.^chaft.H\vi g:t'" r. 7Mm „Krätzers-
rason*' (20 Min. vom Dreiherrnstein), einem
waldnmsohlossenen Triftplats, wo abermal*
niolito Wof;o au.'^ «hiandtT laufen, I. nach
Brotterodo, r. nach Öteinbacb. — Der zweite
dieser Wege, weniger r., als der erste, aber
nicht im Thale fortlaufend, führt (auf einem
halbstündigen Umweg) gleichfalls nnrh Lie-
bensteiu, und zwar zunächst steilauf über
den Weimen^n oder Ftou^ein, einem 80 F.
hohen, wunderbar gestalteten, weit schim-
mernden Fhissspathfelsen, der sich nach
dem Thüringerthale hinab wohl 1000 Schritte
lang wie das Mauerwerk einer riesigen
Burgruine fortsetzt, während eine schauer-
liche, von Moos nr.d J'ajjpn überkloidtto
Felsenkluft (das Flosulochj, 40 V. im Durch-
messer, sieb tief in den Schooss des Berge»
hinab senkt. Auf dem Flossberj:: hat ,,da3
wüthigo U( < r" einen seiner Herd- u. Hast-
orte, und im Flossloch hausen die Wicht-
lein („Bergmännchen").» Vom Weissenstein
durch stillen Waldesschatten (aber nicht r.
abbiegend) zur nahen ZfJf^tJeuppe, einem
boehragenden Rasonpiatean (1772 F.), das,
gleich dem Flossstein, eine unvergleichlich
schöne Aussicht ins Worrathnl un<i auf die
Bhöuberge gewährt. Von der Zefferskuppe
anf vielfach sieh krensenden Wegen (immer
südlich) vielleicht alsbald durch's „Felscn-
thcator'« nach Liebenstein. Westlich io
^ St. uiidi Steinbach. — Wir aber steigen
vom Krfttftersrawn geradeaus las Tlüeringer^
th<d hinab, das mit den llf»blirhst(»n T?rIzon
geschmückt und von einem süssen Frieden
ttberliaucht ist: der ächte Typus jener lan->
schig einsamen Waldgründe, wie sie kaum
ein aiidorcs Gebirge aufzuweisen bat. Heich»
Ausbeulo für Botaniker und Mineralogen.
Ziemlich ebene Wald* und Wlesenplhde, dl»
jedoch wenig gebahnt aind, führen durch
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317
18. BouU: Yoia luselsberg nach Liebenstem.
31S
' dM 1 8t IftDge, von 6ppig«ii Wald-
bnehtcn umgrenzte Thal. Et\ra in der
Mitte desselben, \ St. von Liebenstoin, kom-
jnen wir uuf ciuo Wüstung, wo das Dürf-
eben AUtrode (mit Sehloas und Kapelle) ge-
ftonden« das im BOjäbn'gcn, nacli andern
Berichten im Bauernkriege zerstört wurde,
weil die Bergleute, die es bewohnten, „mit
dem tollen Haufen nicht in ein Horn bla-
sen wollten." Nicht weit davon die Quellen,
die sonst als lastiges Bäcblein deu smarag-
denen WieMngrnnd durchrieselten« nnn aber
in verschlossenen Steinröliren der Kaltwas-
serheilanstalt in L. zu.£;cfülirt werden. Bas
ganze Thal ist von Bergwerken durchwühlt.
Ueberau verlMsene Stollett n. anfgescbich*
tete Halden, in welchen man pchone Exem-
plare von Glasköpfen findet. Aber auch die
letzton Orubeo, <Üe der Begründer des Bihl.
Institnts in HBiBittibaiiMii, J. Meyer, ana-
gcbentef, sind jetzt verfallen, w. der Eisen-
stein liegt unbenutzt im Schocas der Erde.
Nnn beginnt der scfadnste Theil des Idylli-
schen'Grandes, der sieh bis nach Bayrode
(Cliauspöe von Herpes nach Liebenst< in^ er-
streckt, und hier mit einem Granitfelsen
sehlleset, der mit der s^nfteif Liebliebkeit
des Thaies in einem seltsamen Gontrasto
stellt. Dort liegt, in der Mitte des sumpfi-
gen Weges, der von zerklüfteten Felsge-
bUden nmragt eine Steinplatte mit hnf-
ähnlichem Eindruck, welche der Efelsgpmng
genannt wird, weil die wunderliche Sage
geht, dass Lntlier (oder wohl gar Christus),
Ton aeinei^yeiftdeM'ftrfirigt, aof ^nem Esel
iibcr diesen Felsen geritten sei. Von Baj'-
rode nach Liebenstein (Chaussee r.) | St.
Man kann Jedbdk ven Atterode anf nSheren
S*nB8pftiden r. nach Liehenstein gehen, und
zwar an derBurgmine voriiber, die man als-
bald besteigt, oder r. liegen lässt.
2) Vom lutcUberg über den Ih-eihcrrmtein
umä die iMtherttMfhe nach TAehenetein (3^ St.).
Bis Eum Dreiherrnstein, wie oben angege-
ben. Um durch das Tfnirinaertlial zu gehen,
wendeten wir uns dort vom Rennsteige 1.
ab. Jetst aber eine kurae Strecke anf die-
sem Wege fort (über den \Veisscnbcrg,
2297 F.), bis zum „Hirschbalz" i2Ul F.),
einer dürren Wieso, wo der Weg von Stein-
bach nach Wlnterstein den Rennsteig dnreh-
.schneidet. Mnn könnte hier, wollte man
die Lutborsbuche nicht sehen, 1. nach Stein-
hach hinabsteigen u. von da nach Lieben-
atein geben. Wir bleiben jedoch noch eine
gute Viertelstunde auf dem T{eiiTi!<teic:, bis
sich nach ^ St. wieder 1. ein Weg abzweigt.
Kl gipfelt sieb der groteske <?«r(er«(«<»(R. 08)
empor, den man (W^gweiaer) dnrcb eine
I atfh^ne Stallnng n. swiacben OranitblSeken
j hindurch leicht ersteigen kunn, um dann
wieder auf der anderen schrofiVn i'eite hin-
unter und durch einen Fichtendurchhau
auf die nahe Gbisbacbawieae blnabauateio
gen, wo der Rennsteig u. die winterateiner
Chaussee eine kurze Strecke zusammenfal-
len u. ersterer die ruhlaer Strasse kreuzt.
Hier (Wegweiaer) kann man r. nach Rnbia,
1. nach Altenstein und l-udiensteiii di»
Chauss6e benutzen. Auf einem näheren Fuss-
wege i^er kann man 1. von der Chaussee,
zur Latherabnohe gelaogMi. Oder(amnieb-
sten) man schlägt am Fusse der vom Cer-
berstein horabkommenden ätallung den zur
I. laufenden Waldpfad ein, der dnrch die
„Wallfahrt" und den tJinttiersgrund** führt.
— Abgesehen von diesem Abstecher auf
den Gerberstein, gehen wir vom Rennsteig
1. in } St. dvreh den „Imtbersg^nd** mim
Luthersdenkmal einer mit gasseiaemer
Befriedigung umgebenen F. hohen vier-
eckigen ;5andsteinsäule in Form eines gothi-
aehen Thftrmchens, mit der Inschrift (anf
der Vrirdcrspite") : ,,TIier wurde Dr. Martin
Luther am IV. Mai 1521 auf Befehl Friedrichs
des Weisen, Kurfürsten von Sachsen, aufge-
hoben und nach dem Schlosse Warttrarg
pefülu t," n. auf der Kückseite : „Errichtet
von Beruhard Erich Freund, Herxog zu
Sachsen •Heiningeo, im J. 1868.« Lntber,
der nach dem Reichstage zu Worms dio
Heimath seiner Aeltern, Möhra, besucht,
hatte und nach Wittenberg zurückkehren
wollte, rastete hier In Beglettnng aelnes
Brudera Jakob und seines ^eundes Ams-
dorf unter einer Buche un<ierquickto sich
aus eiuer Quelle. Da ward er auf Gebeiss
seines hohen BeaAütsera, w«Acber den Ge>
ächteten vor seinen Feinden sic hern wrdlfe,
durch vermummte Reiter aufgehoben und
heimllcb anf die Wartburg gebracht. Juie
Buche , die Ltahenümehe, war im Lanfe
der Zeit morsch geworden und wurde am
18. Juli 18U von einem gewaltigen Sturme
niedergeworfen, so dasa nnr der Rumpf des
Stammes sti Im-u blieb, aus dem noch heute
ein gestützter Ast herans grünt. Aus dem
Holz des iStammos und der Aesto wurden
verschiedene Breebslerarbeiten gefertigt,
um, mit dem Kirchsiegel ZU Steinbach ap-
probirt, gleichsam als Reliquien in alle
Welt zu wandern. Die Waldquelle aber»
aus welcher Luther getrunken, war gefasst
n. nach Altcnstein geleitet worden. Allein
die Röhren zersprangen, und der Brunnen
trat an einer anderen Stelle, etwas ober-
«) Siehe die beigegebene JtuiehL
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319
18. Route: Voiu Iiiselsbeig nack Liebenstein.
320
halb der früheren, hervor, und harrt einer
noufti Fassung. — Von der Lutherfll»uche
noch 1^ St. bis Liebenstein (Altenatein nur
} St.), €ntw«der auf der ctaMMirtan Zweig-
st rasso hinauf zur Ohauss6e, die r. nach
Altenatein und 1. (oberhalb Steinbach^s)
nach Li^Moetoln führt; oder auf Fuss wegcu
durch «hieD anmuthigeD, Ton Bu( henwal*
dun^ umsäumten Wiesengrund über ^«w-
hach nac]i liiebonstein (R. 19.).
3) Vom luselsbergr Uber Brotte-
rode und Herg^es nach Liebenstein
(4VaSt.). DieChauss^ nach Brotterode
St.)t Avoitem Bogen um den Berg-
gipfel und dann rechts abwärts laufend,
^llt durch das Thal des Inselswassers
über 100») Fuss. Ein näherer Fuss weg,
entweder eine kurze Strecke auf der
Chaussee hinab und «nterbalb derBeit-
stNiie auf einem vielbetretenen Pfade r.
abbiegend (links nach Tabarz) ; oder
über den Kn!ni und auf dorn Kennsteig
fort, wio oben 1 hi< /um Grenzstein
Nr. 60, wü 1. eioPiad abzweigt, der sich
bald mit jenem vereinigt. Bei der fol-
genden Wegtheilnn^ Unke und bei der
nächsten rechts. Jcnseit des Waldes
sieht innn iVrotterode und krtnn nunmehr
nicht irren Ein etwas näherer Fussweg
verlässt die breite Strasse, und führt bei
der Kirchhofsmauer vorbei auf Stufen
snm Gasthaus d^Inselsberger Hof)
hinab. ^
Brotterode^ kurhessiseber Markt*
flerkon mit 2700 Einwohnern und Post-
expedition, .un Südfuss des Inselsberges
1780 F. über dem Meer, zieht sich fast
Ys St. lang inmitten eines weiten Thal-
kessels amphitheatralisch empor. Die^
Strassen eng u, unregelmfissig, nur mit
einzelnen hübschen Häusern geschmückt.
"Vor allen fällt die liochrajrcndc statt-
liche Kirche ins Auge, worin die luther. u.
die reforniirte Confession gemeinschaft-
liehen Gottesdienst hftlt. Die Bewohner,
darch viele cheracteristischeEigenthüm-
lichkeiten ausgezeichnet, durdh welche
sie eine unvprkennhfirc Stammesver-
wandtseliaft mit den K»ibb\ern u. Stein-
bachern documentireii, nuhren sich, ob-
.wohl kümmerlich, von ihrem Gewerb-
fleiss und von den Brseugnissen der
nahen Wsldangen. Viele GbosablUidler
betreiben nach allen Weltgegend^n leb-
hafte Geschäfte, besonderis mit Tabak,
und Eiscnwft.ircn. Das rauhe, Klima
heschränkt den spärlichen Feldbau
grössten Theils auf schnell reifende
Sommerfrüchte. Der Versuch, der seit
mehren Jahren erricbteten BoiMim^aU
( Fi cht enn adel bäd er, Kaltwasserb&der,
Molken- und Kräutercur) eine entspre-
chende Frequenz zu sichern, ist noch
nicht geglückt
Getckichllicht«: Br.soU schon von Ludwig
d. Birtigen erbaut und mit Bergleuten aus
dem Harz bevölkert worden sein, üeber-
I dies erzählt dio Sage, ijass die Gemahlin
Karl V. hier ein Wochenbett gehalten habe
und so gat bewirtbet worden eei , das« der
Kaiser dem Ort ansehnliche Waldungen u.
viele Privilogion schenkte. Das jährliche
Kircliweihfeät erneuert noch jetzt das An-
denken an diesee Ereigniss, wo die „KaHet-
quintes - Funn" (die Fahne Karl3d. Fünften)
ausgehängt wird. 180«) zogen die Brotterö-
der auf eigene Faust gegen die Fransoeen
aua, wel<die eich in Schmalkalden festse-
setzt hatten, und nahmen ihnen 18 Kano-
nen ab, miueten aber den tollkühnen Uauü-
etreich sebmenlt^ büseen. Weniger ge-
f&brlich sind die Händel , die »lo nicht gar
selten auf dem Inselsberg aosetteln und
ausfechten.
A^ebMroHtM .* 1) Ton Br<MerodA «odb
Frieäridurode (4 St.), Chansste sur „Qvukip
wiesn" unterhalb d^s In8elsb»Ttrps, dann r.
auf dem Bennsteig bis zum „Uoudel" (Heu-
bergsbans) und dnreh den fichilfwasser«
grund (S. 291), oder Post über Klein-Schmal-
kalden ; — 2) über Klein-Pclmialkaldcn nach
Stadt 8iAmalkaid€U (Chausttee): K. 6«; —
3} nach Winterslein oder Buhla über den
Bennsteig (Waldweg nicht ohne Führer).
Yoii Brotterode nach Herges
(l'/4St.),Cli.'\ussee durch das hoehroraan-
tische ^Drasenthal. Der silborspm-
delnde, forellenreicheBach, welcher das-
selbe durch tiiesst, ändert von Strecke zu
Streeke seinen Namen. Jenseits und
diesseits Brotterode beisst er derlnsels-
bergsgraben oder das Inselswasser; tot
Herges, wo er einen vom Dörfehen T.jiu-
denbaeh herabkommeuden iSebcubnch
auiuinimt, der Laudenbach' („Lude*
mich") — woher aucbjenellialstrecke der
„Latidenbachsgmnd'' genannt wird — ,
und weiterhin, wo er das Dörfchen
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V
321
X9. Bmite: Ton lielAiisteiii naeli Altenstein,
322
Trusen berOlurt, die Truse. Warum also
Drusenthal bis nacli Brottero-ii» hinauf?
Weil der römische Feldherr Drusus Oer-
manicus auf seinem letzten Zuge durch
Deutschland mit seinen Legionen durch
<li6ThXlerdesThliringer-(Hereynischen)
Waldes bis zur Elbe vorgedrungen sein
w. dazu wahrscheinlich dieTlialsclüucht
benutzt haben soll, du' suli von der
Werra nach dem liiM'l-lii'rL'e hin er-
streckt {im J. 9 V. Chr.j. Hat man auch
diese Annahme kritisch widerlegt, so
iiaftet sie ' doch immerhin an diesem
Thale. Jedenfalls aber üben die Natur-
schönheiten desselben eine grossen- An-
ziehungskraft, als sein vielbezwcifeites
historisches Interesse. Anfangs herrscht
der idyllische Charakter vor. Ein saft-
gr&ner Wiesengrand, bald enger, bald
weiter; hier ein Zainhammer und eine
Selileil'kotlie, dort malerische Felsenriffe,
die nus der fri.schesten Bnehenwaldung
licrvorlugen. Im lernen Osten, auf der
Höhe des Seimberges (2242 F.), die ko-
lossalen „Mommelsteine** (1.) ; weiterhin
und nShcr an der Strasse die Felsen-
sMale des „Ualbstein/* Nun erst be-
ginnt das eigentliche Dntsenthal , ein
enger Orund, nur V4 »^^ laii^'. aber so
reich uu wildromantischer8chönh«it,dass
«r SU den originellsten Thfilern des Ge-
birges siOilt. Die sehroffen Berge rttcken
80 nahe /usammen, dass die Strasse,
mOhsam durch die fast senlurechten und
zum TheilüberhXngendeinKlippenwSnde
cronrochen, neben dem schäumenden
Bache (dessen Ufer leider von regelrcrht
angepflanzten Erlen verunstaltet .siml)
und den chaotisch umhergeschleuderten
Felsblöcken kaum Bahn findet, lieber
200 F. hoch steigen die dunkeln Granit-
massen, vorzugsweise auf der rechten
Seite, schroif empor, häufig durch Por-
phyr-, Diorit- und Melaphyrgänge zer-
klüftet. L.inks der frischeste Buchen-
wald, in welchem ungdieure Grranit-
blöcke lagern, zwischen denen sich der
Fusspfad, Jin einer ^refassten Quelle vor-
ülicr, bindureh windet. In der ■
SchwerspHthgruben. Unmittelbar hinter
der letzten grossartigsieu Felswand die
hess. Dörfer Herges- Vßgtei und Ämoal'
Unhurg, die nur durch den Bach ge-
schieden sind. Im Gasthof Forellen und
gutes Bier. Hier kreuzen sich die
Strns5ien : ^;eradeans durch das untere
Druseutbal, das sich zu einem saftigen
Wiesengrund erweitert, nach Herren-
breitungen; links über den Stahlberg
(unfern der Strasse der weit sichtbare
Thurm der Wallenburg) nach Seligen-
thal und Selnnalkalden (11 HO ; rechts
an einem Felseukeller, und spiiter am
langgestreckten Mommel, einem kahlen
Bergrücken, Torüber, der eines der be-
deutendsten Bergwerke in seinem
Schoosse birgt, durch das Dörfchen Bay-
rode nach Liebenstein (iV« SL v.Herges).
19. Boute: Von Liebenstein naok Altenstein.
Post von Liebenatein nach Immelborn
/Station der Werraeisenbabu) 1 Meile in 60
Min., 5 U. und 7f V. fr., 9 V. 50 Min. und
4^ U. Naclim. ; 30 kr. (8 8gr. 7 Pf.). — Im
"Winterhalbjahr täglich wu iweimal. — T«'
UgragtieiuUäion,
Bntf«rmutg«n: Ton Ijleben«tein naeli 8al-
aangen 2, Buhla 8|, Bi tterode S. T i Ols-
berg und Schmalkalden 4, Kisenn< h fj, Mel-
lingen, Keinbardsbrunn 7, Gotha h St.
Drmehkenfnkren, tarifm&sslg, ohne Stras-
H(-n- un<l Trinkgeld: Altenstein 1 Thlr.,
Kuhla H Thlr., Wlhelmsthal 8 Thlr., Eise-
nach 4 Thlr. 15 Sgr. , Satzungen 2 Thlr.,
Immelborn 1 Thlr. 5 8gr., Herges (Dmsen-
tbai) 2 Thlr. 10 Sgr., Brotterode 8 ^hlr.,
Führer durch Thüringen.
I
Inselsberg 4 Thlr., Kfinliardsbrunn 5 Thlr.,
Friedrichrode 5 Thlr., über iuseUberg naQh
Befnhardsbmnn 6 Thlr. Für Einspänner
kommen | dieser Preise in An«, '«ndung.
Für Bonutznnf^ drr Jieiteael keine feste Taxe:
aur Buino Ltcbonstein gewöhnlich &, nach
Altenstein 10 Bgr. — Führer (sofern nicht
andere Preise yertragsmisslg f( st»>:rstollt
werd(fn) für ganze Tagetonrrn 1 Thlr., für
halbe 15 — 20 Sgr., Aufcnthr.t ostcu uDge>
reebnet.
Gasthöfe : * Müllers Höfel (an der Hnupt-
promenade) , das grossartigste und splendi-
deste aller thür. (iaMthauser, 42 Wol»uzim-
mer (wöchentliche Wethe 8 — 14 fl. oder
t Thlr. SO 8gr. bis 8 Thlr.). Table d'hdte
14
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323
tB. Bmae: Ton Mebeniiteiii niicii AlteBstein.
824
15 Sgr., im Abonru-ment 12 ?gr. (i2 y.V
KBfFe« mit Beilage 7 i^Rr. (24 kr.)- K'ini
page. Im Hocli«ommer gewöhnlich alle
Zimmer iMsetet, lo cImb Fassantai nicht
leicht Nachtlager finden. — Am Curplatz
das *• herzogliche Curhaus (Pachtwirth) mit
tarifmäsaigeu Pruiiieii, wie oben. Dazu
„der Langeban« an der Promenade. In
beiden 110 Zimmer. Für Bedionnnj^ wö-
chentlich 1 fl. 10 kr. (SO Sgr.). Auch hier
sehr oft überfüllt. — Kirchner'» Oarihaus,
an der Promenade, II. B., billiger und mehr
für Touristen berechnet. Mittagsessen 18 bis
2i kt. (5—7^ Sgr.j. — Gtuthqf «um Hirsch,
an der Promenade, das vir kanm nennen
würden, wenn nicht die anderen Häuser
häufiir besetzt wären. ~ Zinimorpreise in
PrlvathauHorn mit Bett und Bedienung wö-
ohenfUeii 8—7 Thlr. (3^ - 18} II.). — *Dr.
Martiny's Trivat anstalt für Kaltwassergästc,
aber nicht für Passanten, 32 Zimmer, wö-
chentUcIi zwischen 3j — 10 fl. ^2 Thlr. bis
5 Thlr. SM) Sgr.) , ToUe Beköstigung 8 fl. (4
Thlr. 17 Sgr.).
Liebeiisteio*), mcining. Dorf mit
900 Einw., am südwestl. AbTiang dos
Thür Inger Wäldes in einer seitlichen, fast
kesselfBnnigenThaleinbiegung ziiisclien
dem Seliloss1>«rg (mit Ruine) und dem
Aschenberc,', von üppigen Wiesen und
herrlicher Buchcnwaldnn£r umgeben.
Diegeognustisflien Verhältnisse der Um-
gegend sind äusserst interessant. Ausser
den älteren geschichteten Gebirgsforma-
tionen kommen krystallinisehe Schiefer-
gesteine und platonische Massengesteine
in grosser Mannigfaltigkeit vor. Im
Dolomit zahlreiche Versteinerungen und
im Kupferschiefer Fisch< und Pflanzen-
abdrUcke.
Liebenstein repräsentirt schon in
seinem Aeusseren einen modernenBade-
ort ersten Sanges. Obgleich es, nament-
lich in den entfernteren Theilen des
Dorfes, an ärmlichen Hütten nicht fehlt,
so macht doch der Curplats? und die da-
mit in Verbindung stehende Promenade
einen flberrasehenden, fuöt grossartigen
Eindruck. Auf einer geräumigen/^ von
majestätischen Kastanien und Linden
beschatteten Terrasse, wo täglich nach
der Mittagstafel Unterhaltungsmusik,
^) Ansicht vom Aschenberge (südlich). —
n. Schwerdt, Liebenstein. 2. Aufl. Gotha
1858.
stellt das lange fensterreiche Curhaus :
lavor ein sehr schöner l^rannen mit der
Statne der Hygiea, im Vordergrund ein
sammetgrüner Rasenteppich mit Fon-
täne, Bassin und Bluffloibosquets. Ge>
gin|lber ein kleiner Säulentempel, unter
.welchem die alte Mineralquelle (der
Sauerbrunnen) entspringt. Seitwärts die
neue, ungleich kr;i!'tiircro , mit einem
Glii.ssthirm überwölbte Heilquelle, die
jetzt zum Trinken und Baden benutzt
wird. Daneben das Schauspielhaus, das
in seinen Kebenrftumtti Trinkhalle, Mol-
kenküche, Badelellen enthält. Theater-
vorstellungen selten ^lit dem Curplatz
steht nordwestlieh eine breite, mit dop-
pelten Pappelreihen bepflanzte und mit
Blumenbosquets gesehmflckte Strasse in
Veibindung — die sogen. Trinkprome-
nade — , in welcher zu beiden Seiten
stattliche Paläste prangen: links (auf
der Seite des .Schauspielhauses) das
Palais des verstorbenen Herzogs Bern-
hard von Weimar mit Glaskuppel,
S&nlenportal u. angrensendem Schw^-
zerhaus; rechts der Langebau (für Cur-
gäste), das prachtvolle Müll ersehe Hotel,
die eben so nrnftingliche, wie elegante
Martinysche Wasserheilanstalt u. a. An
das Curhaus scliliesst sich (westlich}
ein langer Corridor, worin die Bade-
einrichtungen der herzogl. Ealtwasser^
heilanstalt. Weiter hinaus nach dem
Walde zu die einfache Kirche; daneben
zwei schmucke Privathänser im Schwei-
zerstyl, und oberhalb derselben die neue
* ViUa des Erbprinsen von Meiningen
mit höcfist geschmackvollen Oarten-
anlagen. Vor diesen brillanten Bauten
j,(Ue K.sphinade ein breiter Spazier-
gang unter jungen Bäumen, der im unte-
ren Dorfe mündet. Auf der anderen
Seite des Curhauses, seitwärts mit der
Terrasse in Verbindung, *,,der JSrdfM,^*
ein ebener Raum, von drei Seiten mit
malerisch ansteigenden Felswänden um-
schlossen und vom düsteren Laubdach
prachtvoller Kastanien, Buchen u. Lin-
den überwölbt. Im Hintergrunde ein
Steingewölbe» aus dem ein Bißhleln her*
vorbricht Daneben F<dsenkeller. Am
jtthrjichen Brunnenfeste (Ende Aagust)
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S25
i^. Ihtde: YoB Lidbenstein Altensteia.
326
-wird dieser unvergleichliche Naturpalast
durch mapriscln'' Bcleuchtniit^ in ein phan-
tastisches F«^f'ti'l*loss verwandelt. Ober-
halb desErdtailcä r. ein freier Platz mit
Blnmenanlagen, überbautem Eiskeller
«nd Kegelbahn. Noch weiter aufwärts
* rjder helle Blich/* eine Terrasse mit
rcizondcr Aussicht ins Werrathal n. auf
die Vorberge der Rhön.
Badeanstalten: T>cr Mineralhruntien zu
L., der mit dem Pyrmontcr Wasser grosse
AelmUclikeU hat««*) Ist den fMrktteB and
Lösten Kiseiitiucllcn Pcutschlands beizuzäh-
Icu, uud einer der reichsten Säuorliiige, die
eä gibt. Da er stark mit Kohlensiure Tor-
setat tot, so schmeckt das Wasser, mit Wein
und Zucker vermi<?cht , angenehm und or-
frischend, und wird neuerdings auch als
„ZilebenstefnerStahlquelle'* Torsradet. Aus-
serfJorn ., Fichtennadel -, Sool- und Eisen-
«»oolbador. B idi arzr : Dr. Döbner, der wäh-
rend der Winternionate in Meiningen
praktiairt. Tarif: Hinera]. YoUbad 80 kr.
(8| ßgr.), Soolbnd 1 fl. (17 Sgr.), Fich-
tennadeüiad 36 kr. (10 ^^r.). — Feriior 2
KaUwaitserhKilaMtalUn , eine herzogliche und
«ine aach Im Winter besuchte Prlvatanstalt,
beide unter Leitung des Dr. Martiny, „dos
ältesten jotzt leitenden Wasserdoctors." Die
dazu gehörigen Apparate ebenso mannig-
faefa, als sweckmisslip (anch sn Dampfe
Schlamm- luul Moorbäilt-m). Das Wassor
(mittlere Temperatur 5<* B.) vou ausge-
zeichneter Qualität und fast chemisch rein.
Ueberau reiche, erfrischende Qnellen. Wel-
lenbad im Maricntlial (♦ Sttin'i«' v. L.). Ta-
rif: Sämmtiüehe Bäder mit Bedienung vö-
chentlich 8| 11» (S TMr.). — Die jtfbljttnetfr
wird von „kalten und warmen" Gästen je
uach Bedürfniss gebraucht; ä Becher 4 kr.,
Ziegenmilch 2 kr.; wöchentliches Trinkgeld
«4 kr. (71 Sgr.).
Ouehlehtlieheg. Ii. Ist das ilteste und
gegenwärtige das clcp;an(est(' aller tliur. Bä-
der. Seit uralter i5eit war die Heilkraft
seiner Quelle gekannt und benutzt. Schon
1610 veröffentlichte Dr. LibaThueine Bohrlft :
,,Tractatn3 mrdintis physirns und lTi=:fnria
des Tortrcfiaichen Sauerbrunnen unter Lie-
benttefn.** Welt frfther aber hatten sich
schon elnselne Hütten tun die Quelle herum
angesiedelt, die allmälij? zum Dorfe wuch-
ten. Nachdem Herzog Casimir von Coburg
die wohlthfttige Heilkraft dieser QaeUe au
sich selbst erfahren hatte, besuchte er L.
*) Dr. Jieichardtf Chem. Untersucliung
der Wneral^ueUe lu L. Hannorer 1849.
zehn Jahre Iftnpc mit seinem ;?länzenden
Hofstaat und verbreitete di n Ruf (ks dasi-
gen Bades in weite Feme. Hofrath v. Fi-
schern aber, der L. kiullich an sich brachte
(1710), hawte das Srliloss, welches jetzt als
Cur- und Gastbaus benutzt wird, und pflanzte
die Bäum«, in deren Schatten sich die Gäste
pfle^jen. Nachde in au eil die Hersfige toh
3Meininjrcn , Gotha uud Kiscnach die dasige
Quelle wiederholt mit gutem Erfolge ge>
braucht hatten, ward L. 1715 aum Flecken
erhoben — wiewolil die Marktgerechtigkeit
längst nicht mehr geübt wird ~, und vielo
Schriften feierten dessen Vorzüge (Fr. Mo-
sengeil mit einer Novelle : „Iiiebensteln und
die neuen Arkadiei Allein die Mode
wechselt. L. ward uach und nach wieder
vergessen und verwaiste mehr und mehr.
Erst Herzog Georg von Meiningen »am-
melte dort wieder einen plänzenden Kreis
hoher Gäste, unter welchen Karl August
von Weimar, kaufte das Bad von den bis-
herigen Besitsern fikr 110,000 fl. und ver-
wandelte es zu einem „neupn Arkadien."
Nach Beinern Tode nahm jedoch die Fre-
quens wieder ab, so dass die Zahl der Cur-'
gaste sich auf 14 verminderte, — bis In der
nenen Zeit, theil.s durrli die neuerbohrto
Quelle, thcils durch diu Wasserheilanstalt,
theils durch die leichteren Verkehrsmittel
L. sich derart emporschwang, dass es der
renommirteste und einer der besuchtesten
thür. Badeorte ist, dessen Habitus mehr
oder weniger an ein grossartiges Luznsbad
erinnert.
Spaziergänge. 1) ZunSchst aar
* Burgruine, dem „alten Liebenstein**
(20 Min.). Alle Wege, die sieh durch
das BerfTwäldchen schlängeln, an wel-
ches sich das Curhaus anlehnt, führen
zu diesem Ziele: der nächste zwischen
dem Cnrhans und £rdlkU empor. An-
genehmer vom „MeUen BUchef* 1. auf-
Avärts über den „Beriihardsplatz" (ßulie-
bänkc mit reizender Aussicht)^ oder auf
dem schönen „IMarieiiwec;" am Wald-
saume hin (mit den herrlichsten Fern-
sichten) und dann r. empor. Unfern der
Ruine steht auf einer Lichtung ein go-
thisches Denkmal mit der Büste der
verstorbenen ITorzogin Ida, der Gcmali-
lin de? Herzo<xs Bernhard von Weimar,
die jeden Sommer in L. ^vf^llntc• An
einer merkwürdig verwachsenen iiiuho
vorüber betritt man auf einer später er-
bauten Steintreppe das verfallene Ge-
14*
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327
IS. RmAe: Ton Liebenstein nacli Altenstein
328
mSufr, das auf omem Dolomitfelsen
thront (1432 F.) und durch die Stcin-
rahraen der Fensternischen (besonders
aus der ehemaligen Kemnate, zu der
man durch eine Maueroffnung empor-
klettert) reizende Landschaftsbilder vor
die Blicke zanhert. — Erst .s«'it 1386,
als die Freiherrn von Stein, dio auf Al-
tpnstein ansässig gewesen, nach Lieben-
stein übersiedelten, wird der Name der
Burg erwftfa&t. 1667 ward dieselbe nach
dreimonatlicher Belagerung Tom Kur-
fürsten Auj?ust zu Sachsen, der das
Reichsheer Itefehl iiitc. erstilrmt und •ver-
stört, nachdem ilir damaliger liesitzer,
Asmus V. Stein, der sich, der Lehu&-
pflidit gegen dra unglücklichen Herzog
Joh. Friedr. von Gotiba getreu, bei den
Grumbachschen II .-indeln betheiligt hat-
te, im Knmpfc it;et'allen wnr. Sie wurde
zwar wieder nut'gebaut, bis sie.nneh doii
Tode der letzitcn Bewohnerin (1677),
nach n. nach einTrQmmcrhaufen wurde,
ohne dass sie das in ihre Grundmauern
lebendig eingesargte Kind vor dem Ver-
falle zu schützen vermochte. — 2) * Fel-
senthratfr (nur 10 Minuten hinter der
Ruine). Promenadenweg unterhalb der
Burg tiefer in den Wald hinein. Plötz-
lich ein groteslies Felsgebilde, zu dem
bemooste Steintreppen hinabführen. Es
ist das „Felsentheatcr" (vom Volk die
,,bohleScheuer* genannt), ein geebneter
Kaum, von 3 Seiten mitFelswänden um-
schlossen und von prachtvollen Buchen
Uberschattet Im Hintergrund eine dü-
stereHÖhle, die aber nicht weit verfolgt
werden kann. Nach N. öfflnet sich der
Vorlianf; dieser schauerlichen Felsen-
bühne, so dass man jenseit des Wald-
meeres dieKirchc und den Friedhof von
Steinbach sieht. In früheren Zeiten
sollen in dieser ),Wolfsscblncht" theatr.
Vorstellungen gegeben worden sein.
Jeder Promenadenweg führt liergabnach ;
Tj. zurück. Will man jedoeli .sotort auf'
deu Altenstein gehen, so sehlä|zt man
den Pfad eiu, der westlich hinabläuft,
und fiberschreitetansserhalbdes Waldes
Bach und Wiese, um auf die nahe durch
eine Pappelalh e be merkliche Chaussee
au gelangen. Rechts vom Felsentheater
führt ein Pfad nördlich nach Stcinbaeh
1 östlich ins l ljüringerthal), welchen viel-
leicht Diejenigen wählen, die zum Lu-
thersdenkmai (und weiter nach Ruhla)
wollen.
3) Thüringerfhnl (\ St.), üätlicli %on der
Burgruine (S. 2515). Wer den Inselsberg be-
suchen und beide in ihrem Charakter so
Torschiedene Thäler, das Thüringer- und
das Drusentlial , sehen ^vi!1, gi<lic aus dem
ersterea r. ab über „diu Klinge^' (wunder-
Bcböner Punkt) nach Landenbach und von
da über Blinenthal nac)i Herges. Der Weg
ist kaum so weit, als mu Licbcnstein über
Bayrode. — ^) A»chenberg (UOö if'.)> i^t. sud-
westlloh Ton Liebenstein, mit bfibschen An«
Ingen und reizendeu Aussichtspunkten.
Weg am DomainulLMiti^ vorüber y.n ein«^r
waldigen Höhe hinauf. Scliuuer Blick auf
Ltebenstein (Unaen Jmi^). Jeneeit des
Wäldchens, wo .'»oust ♦■ine Mon.shütte stand,
ein neues Panorama (Werrathal mit 3d Ort-
schaften). Von hier 1. nach Bayrode, r. an
der Raboldsgrabe Torüber eum „tietzten
Heller" (Einkehr). Daneben „die Haide,"
ein Tanoeuwäldcheu mit Promenadenwegen,
Lnsth&uscben und Kuheplätzcu, worin die
barchfelder Linie der Freiherren vonStein
ihr Krbbcgräbniss hat. Nahe beim Letzten
Heller Chauss6e von Liebeastein nach
Uarchfeld. — 6) Verfolgt man den Unken
Arm dieser Strasse (von Barchfeld nach
Schweina), .so ir«'liuigt man an den von der
ehemaligen ivuplurbeigbaugeselischaft er-
richteten Gebäuden vor&ber in 10 Hin.
nach Marienthal, einer herr^chaftlicbrii Be-
sitzung mit einem ländlichen Schloss, wo-
rin der Begründer der Kindergärten , Fr.
Fröbel, eine Freistätte ftnd und nach kor*
zer Wirksamkfit .sein c^Mneinnütziges Leben
beschiosa (lä52). W«»llenbad. Von Lieben»
Stein SireU nach Marieathal (^ St.) : Chans-
s6e r. bergauf durch's „Hölzchen**. Im
Thalo fort nach Sclnreina (20 Min.).
Nebeurottlen: Von Liebeuiiteiu 1) nach
Salzungen (ß. CO); — S> nach Möhra (B. 58),
Chaussee über Glücksbrunn, CJumpelstadt^
Waldfisch, dann 1. (noch J St.) nach MLi)ira
(24 St. von L.}i rückwärts vielleicht über
Salzungen, oder üherWitselrode undBarcli-
feld; — H) nacli Eisnuich entweder über
Immelborn und Satzungen (R. 2. 60) in 3
Stunden, oder (Chaussee) über Glücksbruiin
und Gumpelstadt (S. 8A1), oder über Gif keks-
brunn und durch den fchweinaer Omnd
(8. unten), oder über Buhla (B. 49. 50); —
4) auf den In$eltherg und nach Friedrichrode
(Route 18} , oder über Winterstein nach
WMirdtamte», Beinhardäbmm, JMedriekrodit
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329
19, JUmie: Von Liebenstein nach Alteustein.
330
(R. fi2); — 5) über SeHgenthol und Stein-
bach-Hallenberg nach Oberhof (R. 65); 6)
nach Behmaikcaden (B. 64};— 7) nach Buhia
(R. 61). Will man auf der letEtoren Toor
Sf'iiihach und das Lufherndenhmal Ix-'iuclicn,
odcroincn besonderen Ausflug dahin machen,
SO kann dies anch zu Wagen geschelien,
indem man (bei einem Wegweiser) von der
ruhlaer Otauäs^e r. ablenkt und wieder
auf dieselbe zurückfährt, i^iäher aber su
Vuss, entweder tori Felsentheater aus, oder
(bequemer) vom,lieben8teiner Cnrhaus an
der orbprinzliehen Villa vorüber, den W.ild-
saum entlang und dann im Wiet^eiigrunde
Uber den „Kolmhach**.
Steinbach {\ St. von Liebenstoin) ist
ein grosses, betriebsames und vielfach ori-
ginelles Dorf mit 1400 Einw. WeU im alten-
Steiner Besirk die Hexensagen eine Haupt-
rolle spielen, wird es, zwm T'iitcr-cliied
von Steinbach-Uallenberg, zuweilen „Ueixen-
Stefnhaoh** genannt. Tn einem blGhonden
Thatkessel gelegen, ziehen sich die Häuser
terrassonförniip: an (ien steilen Bergwänden
empor , von der schonen Kirche und dem
sie nmgebendenOottesaeker malerisch über-
ragt. St. ist der lierd der Hesserfabrika-
tion. Denn die Bewohner sind grössteu
Theils Schlosser und Messerschmiede, die
Jährlich an 80,000 Dtid. Schlösser nnd
120,000 Dtzd. Messer (meist von geringer
Qualität) liefern. Kine auf Staatskosten
errichtete Musterwerkstätte mit Poch- und
Schlei^erk. Dennoch nihrt man sich klkm-
mcrlich genug. . Eine Familie von 8 Per-
sonen, die wö^bentiicb etwa 30 Dtzd.Messer
(das gaSuie DM. 9 bis 10 Sgr.) produsirt,
verdient (das Material in Abrechnung ge-
bracht) kaum das tägliche Brod. Dabei
sind jedoch die Leute heiteren Sinnes und
haban insbesdiiilMi^eine grosse Yorliebe
Ar Mnsik tad besang. Das liebenstelner
lEusikchor besteht meist aus Steinbacliorn.
Der Componist Doles {\ 1797 iu Leipzigj
hier geboren. Üabaribtfiapt repräsentiren
die Steinbacher einen schroff ausgeprägten
Voikatypu«, in Sprache, Tracht und Sitte
dem Brotteröder nnd Rnblaer ähnlich. AU-
mälig verwischt jedoch die moderne Cultur
diese originelle Individualität mehr und
melir. Oberhalb dos Dorfes (nordöstlich)
d0r 4SdUr«0»C]kMjrrimd(Stefnbach8grund), ein
interessantes, von Mühlen und Gewerken
(bes. Schleifkothen) belebtes Tlial , das viel
besucht wird. Der Weg zum Ltülier»dcnkmal
(noch f St.), 1. Tom SehleifkotheDgrond,
dn^ch das Kcliöno Kolnibachsthal.
Kleine Touren: Von Liehenstein ans
(zu Wagen), deren nähere Beschreibung
betr. Orts nachgesehen worden mag:
Ein halber Tag : 1) Glücksbrunn, Alton»
stein, Liithersdcnkmal, Steinbach.
2) Barchfeld, Salzungen ; zurück : Witzel-
rode, Gumpelstadt, Olikoksbmnn ; oder Möhra,
Waldflsch, Gumpelstadt.
3) Glücksbrunn, Gumpelstadt, Wilhelme-
thal; zurück: Kuhla.
4) Alteustein, Buhla und surftck an
Steinbach voriiber, oder^bis Wilhelmstbaln.
über Gumpelstadt zurück.
5) Herges, Drusenthal und zurück; oder
von Herges durch das untere Drusanthal,
Herrenbreitungen, Barchfeld.
6) Inselsberg und zurück.
Kin ganzer Tag : 1) Wilbelmsthal, Eise-
iiach ; zurück: Kuhla.
2) Winterstetn, Beinhi|rdsbrunn , Frie-
drichrode; surfick: Brotterode, Drusenthal.
3) Brotterode, Inselsberg ; zurück : Brot-
terode, Klein - Schmalkalden , Seligenthal,
Herges; oder vom Inselsberg bis Friedrioh-
rode und nbar Klein-Scbmalkalden Kurüok.
4) Ruhla, Thal, Sch\var«bau8en, Langen-
hain, Waltershausen, Keinbardsbruuu ; zu-
rück: Tansbuche, Brotterode.
6) Winterstein, Kabars, Inselsberg, Brot-
terode , Drusenthal ; oder von Brotterode
nach Kloin-Schmalkalden und überSeligen-
thal zurück.
0) Herges, Seligenthal, Schmalkalden
zurück : Todtenwart, Altonbreitungen. Barcli-
feld; oder von Seligenthal nach Steiubaoh-
llaüunberg uud zurück über Schmalkalden.
7) Wasungon, Medingen.
Yonldeliensteiiinaeh iltenstelnr
(Ys St.). Chaussee nn Glü* ksbrunn vor-
über, unmittelbar über derlTöhlo r. zum
Berg hinauf. Die erste Strasse, .lioatisdcr
Pappelalice der lii ljenstoiiier Chaussee
rechts abläuft, tührt oberhalb öteinbachs
nach Ruhla, ohne Altenstein zu berühren.
Verfolg man sie jedoch bis zur Strasse,
die von Ältenatein nach Ruhla führt, und
biegt links lierum in die letztere ein, so
kommt man frlcielifalls, aber von der
Nordseite, nach Altenstein. Die zweite
Strasse (von Liebeustein her), die wuter
Wagners Hdtel lwk$ abgeht, föhrt nach
Schweina. Von derselben Iftnft nncb
kurzer Strecke wieder eine Stras.^errc
ab, und zwar an der glücksbrunnor Fa-
brik vorüber nach Gumpelstadt uud
Eiscnacli. Ist man eine Strecke auf der
altensteiner Chaus^^e rechts von der
Restauration empor gefahren, so läuft
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331
20. Souu: Ton ütenstein nach Eisenacli«
332
links eine Strasse hinab nach Gumpel-
stadt, die sieh mit jener vereini<;t. Eine
andere (Sommerweg), zwischen der
gumpelstadter (1.) u. der altensteiner
(r.) in den Eekenseller Grand (Wasser-
fall, Sennhütte) und im weiten Bogen
ilnnh (las Louisenthal um Altcnstein
herum. Auf der Höhf» verelnijjt sie sich
mit derStrasse, die von Altenstein nach
Kuhla führt, so dasü man, zurückfahrend,
▼on Norden her nach A. konhnt. Auf
diese Weise kann man nm Altenstein
rings lierumfjihrcn ; hinwärts vielleicht
die gewöhnliehe (kürzeste") Strasse oder
durch den Eekenzeller Orund, zurüek
(vom Gasthof durch die Colonuade der
Pferdeställe) r. auf der rulilaerCliatiss^e.
— IhtMw^z Oberhalb der Esplanade an
der erbprinslichen Villa vorüher 1. durch
einen W5f'<f^nrf rund, wo die besten Quel-
len für <lieKKltwa«;serlieilfinst.ilt j^efasst
sind^ bis auf die Chaussee, die nach
01ttcksbrnnn IQhrt. Indem wir uns auf
dieser „Trinkpromenade" aus dem mit
reicher Kohlensäure geschwängerten
Wasser des Aubrunnens (Temp. \ 5^)
letzen, klingt uns das ,,AbschicdsHed
von Liebenstein" in den Ohreu, das
Fr. Nohr in Musik j.'f setzt:
0 lächle, freundlicbo ^laJade,
Noch Tauaetiden in» Hera hin^,
Dass sie anf jedom ihrer Pfade
Pich segnen, trautes Liebenstein!
Auf der Höhe, oberhalb des neuen
Gasthauses — Wagners Jlötcl, früher
Wangemannsburg — geht wiederum ein
Pfad r. ab, der am „brüten Birnbaum*^
vorüber unterhalb des Chinesiseben
Häuschens am schroffen Bergabhange
hinführt und zu den östlichen Partien
des ultenst Parkes emporsteigt. Ein
anderer Prouionadenwcg von der ruhlaer
Strasse 1. herauf sum „Morgenfbor^.
Wagner* SdUt mit „BestoiintCion GKeks-
hrnnn,^' im Schwcisserstyle neu erbaut und
elegant eingerichtet, auf einem Dolomitfel-
»eu, an dessen Fuss sich die Strassen von
Altensletn, Llebeiuitabi, Bvhla, "WillielnMi-
thal, Immelborn kreuzen, nur 50 Schritte
von der Grotte, fast uninittcllmr unter den
kolossalen Felsgebildeu dea Altensteins.
Im ErdgesehoBS Bestauratlon, im ersten
Stock Logtra^mer mit guten Betten.
20. Houte : Von Altenstein nach Eisenacli.
Alt61ist6!ll , einer der rei7.endsten
Punkte des Thüringerwaldes , wo sich
^Catur und Kunst die Hand gereiclit, um
einen grossartigen Park 2U schaffen, der
an mannigfachen SehSnbeiten mit Rein*
hardsbmnn, Schwarzbnrg, Eisenach u.
Coburg wetteifert. Man braucht minde-
stens 3 Stunden, um dt n einzelnen Par-
tien desselben, wie nalie auch durch die
saubersten Promenadenwegc mit einan-
der verbunden; nur eine flüchtige Auf-
merksamkeit zu schenken.
Der Kern des altensteiner BerLjes ist
grobkörniger Granit, über den sie Ii die
abenteuerlichen Formen des liauh-
kalkes (Dolomit) lagern. Schon von
der liebrasteiner Strasse ans gewähren
die schroff vortretenden, wollsackähn-
lichen Felsen ein originelles Bild. —
Eine dieser wundersamen Felsgestaltcn,
die einein Mönche oder Ritter gleicht,
hat L. Bechstein als „greisen Zecher"
besungen. Am Fuss derselben, -wo sich
die Strasse scheidet, ward 1851 auf der
linken Hügelterrasse (,, Wangemanns-
höhe'*) eine Restauration ejbaut („Wan-
gemannsburg"), die 1861 im Schweixer-
styl TergH)S8ert und su Wag$ur» H&Ul
oder „Restauration Glücksbrunn" umge-
wandelt wurde. Geii^enüber Olllcks-
brimil^ ein eheuialij^es Blaufarbonwork,
worin die in der Nachbarschaft gewon-
nenen Kobaite zu Sehmalte bearbeitet
wurden. Der Ort — frfiher ,,Hfitteii-
hof*' genannt — besteht aus einem
Schlosse (Familie v.Weiss)mithübschen
rarlvanlagcn, und einer Gruppe kleiner
Häuser, worin die Arbeiter wohnen, die
in den grossartigen Wollspinnereien des
Hrn. V. Weiss (eines der reichsten Fa-
brikanten in Thüringen) thätig sind.
Unmittelbar an Glücksbrunn grenzt
(südlich) der mcininpisehe Marktflecken
Schweiua mit etwa lOOOEinw , welche
ehedem starken Bergbau (,aut Silber,
Kupfer und Kobalt) trieben, der fedoeb.
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333
334
nachdem auch die letzten Versuche der
sächsisch-thüring. Berg:bau- uiul Ilütten-
gesellscbaft (die sich lö61 auiiuütejmisä-
glückt sind, gftnaUch dunidder liegt.
Auf dasigem Gottosacker das Grab des
im nahen Harientltal verstorbenen Fr.
Fröbel, dessen sclilichtes Denkmal das
Motto seines Ijolions zur Ins( lit ilt trägt:
^,Kummt, Iflsst uus unscru liiudcru le-
benIn dem Winkel, welchen die vor
Wagners Hdtel sidi schadenden Strassen
1>ilden, dieParkanlagen desglücksbrun-
ner Schlosses, worin aus einer düstern
"PelcoiiLTotte ein Bacli horvori)r:ine;t,
AveKiien die grosse Höhle entsendet, die
am 28. Juni 1799 beim Chausseebau
entdeckt nnd hernach erweitert und au«
gängig gemacht wurde. Diese — die
_gliückabrunner, dltensteiner oder auch
/?>6(?n5fftn€7**HÖhlej ist das interessan-
teste Naturwunder desThürinfrerwaldes
u. eine der grössten Ilöblea iu Deutsch-
land. Die Knochen TorsündflathUcher
Thiere, namentlich der Höhlenbären,
die man darin fand, dnd im Naturalien-
' kabinet zuMeiniiigen aufbewahrt. Wah-
rend de.s Sommers ist die Grotte an
jedem Sonntag von 11 bis 1 ühr mit
zahlreiche LXmpchen erleuchtet. Ein-
tritt 30 kr. (8V, Sgr.). Aber auch zu
jeder anderen Zeit kann sie mit Lichtern
und Fackeln besucht werden, ol)gleich
bei solcher nur stelleuweisen Beleuch-
tung der grossartige Eindruck verloren
geht. Führer und Schliesser im nahen
Oastliof, Ton welchem der dfister be-
schattete Vorplatz nur wenige Schritte
entfernt ist. Nachdem du dicli aljt;e-
kühlt, trittst da durch dieäussercThüre
in einen gemauerten Stollen, auä wel-
chem ein eisiger Luftzug weht. Nach
etwa 30 Schritten eine sweite l^ure,
welche in dieeigentlicheHöhle einführt.
Durch einen 150 F. langen, bald wcite-
TOTi, hal'i engeren Gang mit kleinen Sei-
teukammern seil reitest du durch die
braunen Felämassen auf ebenem, trocke-
nem Pfade (hindurch, bis du Sber einen
i^ien Raum, aus wachem einige Gänge
in höher liegende Grotten führen, in einen
hochgewölblen Felsensaal trittst, der
30 bis 40 Personen fasst, und (Sonntags)
von einor gebeimniss vollen Musik über-
rascht wirbt, die von einer .stoiiiL'rnt n
Estrade herab tönt. Nun wendet sich
die Hoble, die jlberhaupt an 600 F. lang
ist, durch das „Labyrinth** yon W.nach
N. u. zuletzt nach O., bisdu auf i4Stn-
fcn in eine nhrrm ilige Wölbung empor-
steigst und durch ein (~Jr<>ttenfenster in
eine schaurige Tiefe hinabbiickst, worin
die Wasser der Unterwelt brausen.
Steigst du wieder hinab, so ffihrt didi
ein scbnialerGang an die Gestade dieses
Wassers, das sich in einer an einem
griechischen Tempel gewölbten Grotte
zu einem kleinen Weiher sammelt und
eine rauschende Kaskadelle bildet. Ein
reicher Blumenflor, der sonntäglich hier
aufgestellt wird, spiegelt sich in der
magisch erleuchteten Fluth. Der Knall
einer abgefeuerten Pistob» weckt ein.
vielstimmiges Eclio. Siehe, da fährt ein
zierlicher iS'acheu herbei, als ob e»
Charon wäre ; du drückst dem Fäbrmaim
deinen Obolus in die Hand und dun^-
schiffst den unteivdischen See. Noch
ein geräumiger Gang führt über lUO
Schritte weit in den Scliooss der Erde
hinein, wo abermals der Bach, der in
Glttcksbrunn au Tage tritt und alsbald
eineHQhle treibt, seine wunderlichen
Melodien singt.
Doch nun auf Ir r Strasse, welche
die Entdeckung der Höhle veranlasste,
zum Altemtein hinauf ('/^ St.). Ehe
man an die Stelle kommt, wo sidi die-
selbe in mehre Anne theilt (s. oben},
steigt ein Fusspfad r. empor, der auf
Felsenstufen zur ,,Erewltaßc." einer
kleinen Grotte mitdemMeiselbildo eines
Fuchses, und weiterhin zum Chinesi-
schen Häuschen und zum Morgenthore
führt. Bleiben wir jedoch auf der schat-
tigen Fahrstrasse, auch dann, wenn ^e
im schroffen Winkel sich auf die Felsen-
terrasse windet, auf welcher das her-
zogliche Lustscliloss stellt : während in
diesem Winkel r. und 1. Promenaden-
wege ablaufen, die au denSstltcfaenPar-
tien des ausgedehnten Parkes ffibreo*
u. zwar der obere in einem weiten Bogen
umeinen oing«^Tiegten Wiesenplan herum,
auf welchem zahme Hirsche weiden.
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20. BotOe: YoH AlteiMteiiL naoli Bisenfte]!.
336
Alt4»nsteill („der alte Stein"),
eine der ältesten Burgen in Thüringen;
obwol der Bericht des Chronisten Sagit-
taritts unzuverlässig ist; „721 kam der
heilig« BonIfacittS in diese Lande ; der
. Ort, den er sich zuerst ausersehen, war
der Wald bei dem Alten stein, wo er
eine kleine Kapelle nebst einem Hütt- |
chen ftir einen Priester bante." Noch
weniger begründet ist die Sage, dass
^e Nenenborg, dieLudwig der Springer
bei Freibnrg errichtet, dem Allnnsteine
gegenüber gestanden habe*), wenn auch
einer dasigen Neuenburg (wahrschein-
lich einer Erweiterung der ,, alten''
Burg) urkundlich gedacht wird. Als
die Ältesten Besitser der Burg . werden
die Herren von Frankenstein , die Gra-
fen von Henneberg, die Herren von
Salza und die Lundu^rafen von Thürin-
gen genannt, die sie den sächsischen
Kurfürsten vererbten, welche damit
ihrei^ treuen Thärhüter Hnnd **) von
Dennocli Tiat sidi diese Sage bis in
die neaestea Keisebücher verirrt und Ut
sogar damit begründet worden , dass noch
jetzt bei Stoinbach der „Laudgrafenackcr"
sei, den Ludwig der Eiserne mit seinen Va-
sallen umgepflügt. Dass ein „Landgrafcn-
acker" in der steinbacher Flur vorhanden,
bat allerdings soiuü Kirhtigkeit. Erhat aber
seinenNamen nicht von dem eisornon Land-
gralen, sondern gehörte, laut de^ altenstei-
ner Lebnbuches, einem schlichten Messer-
schmiede, der Lorenz Landgraf hiess. Hat
nur erst etnBeisebuch solch' wunderliche Ge-
Bohichte aufgetisebt, dann naschen huadert
andere an dem pikanten Gericht !
Diesen Beinamen führten mclire edle
Geschlechter (auch die Weifen). Von allen
geht die gleiche Stnmmsnge: Eine der Kit-
torfrauen beschuldigto ein armes Weib, das
Drilliiigo geboren, des Klicbruches iiiui licss
sie hinrichten. Da verwünschte das achuld-
loee Weib die Edelfrau, dass sie nicht blos
3, sondern 13 Kinder gebären aolle. Und
es geschah also. Damit jener Vorwurf nicht
auf sie selbst Bnrdckfalle, befahl die Mutter
einer Dienerin, zwölf dieser Knäbicin ins
Wasser zu tragen. Der Ritter al)cr, der
nichts davon wussto , begf^ntde ilir, iind
fragte, was sie trage? Da«tammelte sie er-
schrocken: „Junge Hunde." Aber der Herr
deckte den Korb auf und fand die kleinen
Junker* dio er lioimlich erziehen Hess. Als
ale KU hübschen Knaben erwachsen, fragte
er die unnatürlielie Mutter, welcher Strafe
ein Weib verfalle, dus ihre lUnder gleich
Jungen Hunden ertränke. Sie antwortete:
nWaa sie mit Wasaer Torschuldet, innas sie
Wenkheim beliehen. Dieser w!?r unter
den vennnunnten Rittern, ■wcIcIjc den
Kefurmatur M. Luther autlioben und
zur Wartburg brachten. Die Nachkomo
men desselbaii hatten ihren Site auf AI-
tenstein bis 1722, nachdem sie die Burg,
die im Haiiernkriego stnrk bc-schädigt
worden, neu erbaut hatten (1580). Nach
dem Aussterben' ihres Stammes fiel AI-
tenstein an das meininger Fürstenhaus
und 'v^urde nun su einem Amtssitz ein^
gerichtet. Aber 1733 ward die Burg^
von welcher noch einige Ueberreste hin-
ter dem Schlosse zu sehen, von der
rachsiiehtigen Iland eines .Tägerijitrscheir
eingeäschert. Nun liess Herzog Anton-
Ulrich das jetzige SchlosB erlMnen. Der
Baumeister aber (Bossini aus Italien)
richtete die Hauptfafade des schmuck-
losen (Gebäudes , das auf einer 1310 F.
hohen Plattform des Dolomitfelsens
steht; nach dem Berge zu, während die-
frUhere Burg ins Thal hinab schaute.
Darüber war der Herzog so entrüstet^
dass er die Stätte nie wieder betrat.
Dagegen wählte Herzog Georg das-
Schloss zu seinem RnniTncraufenthalte.
und schuf die reizenden Aulagen, welche.
Alteusteins und Liebensteins Umgebun-
gen zu einem Mekka aller Tooristen
machen. Der jetzige Herzog, welcher
gleichfalls in den Sommermonaten hier
wohnt, hat dio^;*^ Anl ifren, zum Thei!
nach den Plänen des Fürsten Piickler,.
mannigfach erweitert und verschönert.
Vor dem Schlosse ein mit Blumen und
Boskets durchwirkter Rasenteppich,
worauf ein kleiner Weiher, welelier die
plätschernden Perlen einer hochsprin-
genden Fontäne aufnimmt. Seitwärts
allerliebste Uartenanlaj^en im Roccoco-
gesclnnack, die auf den Felsentcrrassen
hängen, wie die schwebenden Gftrten«
der Semiramis, u. einen wnnderhfibschem
Blick in das schrofT abfallende Thal'
gestatten. Südöstlich, unmittelbar an
der Strasse, von breitästigen Linden
mit Feuer büasen.'* „Nun," zürnte ihr der
Ritter sn, „so hast dn s-wdlfmatdenTevertodi
vfrdipnt." Darauf liess er die Knaben ein-
treten, und die Mutter in ein Kloster sper-
ren* Seitdem fahrten jene Söhne den Bei-
namen f,Hand<*.
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20. Sov$e: ToB AHmlim naoh Sisenaeb.
338
lillt^ldbmty der Bonifaciu9f eisen, der mit
der goldenen Tnsrlinft prangt: „Gott,
Vaterland , Freiheit. MDCCCXW.*'
Man kann die mit uiiiom Kreuz ge-
sehmfiekte Spitse auf eingehaneaen Stu-
fen erklimmen. Hier soU Bontfadus
gepredigt haben. Doshalb nannte man
auch die kleine Zelle, die sonst in einem
Winkf^l dieses Felsens stand, „dieBoni-
facius kapeile." Vom Schlosse gerade
empor zum nahen Wirthshau», das je-
doch keine Naefatglste beherbergen darf.
Zu den einselnen I'^ictieu des ausgedebn*
ten l'r\rl{f S' fiihroTi '^fi vi -lfai li vrr>5chlnnpenc
Wege, (laäs mau uitü die nähere Beschrei-
bung derselben erlassen wird. Denn wenn es
uns auch gelingen sollte« dieeinzelnen Fäden
dieses Netze« zn entwirren, würde nicht der
schönste Eindruck verloren gehen, wenn
man fortwährend die Angen auf das rothe
Buch heften müsste, um nicht eint- falsrlic
Bichtung oinzuschlngen? Ohneliin rathen
wir, man sich den herrschaftlichen
jPfiibrsnt aoTertrant, die — einer f&rdie östlt-
ehen tiTid rinor für dJ«' wf>^tlit'lion Partien
— im Wirthshauä zu erfragen sind: nicht
darum, weil man irre gehen könnte, son-
dern weil man in ihrem Gelelte auf den
knrzef»tcn Weg» n nllos Seheripwcrtho arhf-n
kluin, auch diejeuigun Funkte (z.B.Fohlen-
baus, Rftterkftpelle , Aeolsharfe), die nur
mit Hilfe eines Führers gagftaglg sind. Ob-
gleicli sie eine Vergütung nicht fordern
dürfen, so wird man solche doch gern ge-
wahren. Ist dieCeit m besehrinkt, als
daaa man alle einzelnen Punkte besuchen
könnte, so wähle rnan die i unlieb en li\ach
liiebeuütem zu), weil t$ie nicht blos die
nSohstent sond^i aneh' die sebönsten sind.
Uebrigon.s knnn man die nn-isti'n auch zu
Wagen erreichen. IMe westlichen, indem man
- durch das llalbnind der Wirthschaftsge-
hftnde Unk* am Voblenbani vorüber und
auf einor klofnoren Tour an der T' nf ?
brücke vorbei zumSobiosae, odorauf einem
weiteren Wege durch 4as Loalsenthal am
Wasserfall vorüber bis auf die Stelle fihrt,
■wo die von Olürksbrunn heraufkommende
Chaussee sich iu mebre Arme tLeiit (s.
oben); die Mlldto», Indem man sicli jenseit
dor Wirthschaft^gebaude r«c/t/« wendet und
bi3 zum „Morgenthor*' ßlirt, woliei sich
ein überraschendes Panorama vor den
BUoken anfiroUt, um dann vielleicht auf der
rubiaer Strasse weiter an lahraa*
Die östlichen ParÜm in der Kei-
henfolge, wie maasie am sweckmässig-
sten zu Fusse besucht, sind : der Bonifa-
einnfelHfti ( S. 337 V — Vom obersten Win-
kel derglückäbrunncr Fahrstr. r. ab : der
Blwmtenkorb f ein über 60 F. hoher Fel-
senobelisk, anter dessen fiberh&ngender
Wand die Marmorbüste der Hersogin
Charlotte Amalie, und auf dessen engtt
Plattfürm eine steinerne Blumenurne,
zu der man anf lialsbreehenden Stufen
empurii-iimiacu kuuii , ohne sieb jedoch
einer Aussteht sn f!ranen. •— Vom Bin*-
menkovbe 1. empor (geradeans gebt'»
zum Hohlenstein) an der ,,Mo(»sbütte**^
voriUier durch einen ^^ftckdiuikeln, aber
gefahrlosen Felsen^'unt', wchher,, durch
Nacht^zum Lichte'' führt, und auf be-
quemer Treppe in einem 1863 ausge-
bauten grossen Pamllcn mündet, aa
de<>scn Stelle sonst die halbTollendete
r<iniisehe ..ll(»tundc'' stand. — R. zum
nalien }!< rn- jttlior/' eiiu'm der rei-
zeud.sten Tunkte im ganzen Parke.
Durch die schwärzlichen Dolomitklip-
pen, die schroff und kahl sn Tage stehen,
tritt man auf die „Gallerie/' einen ab>
schüssigen Felsenvorspmng , der mit
eisernem Geländer umfriedigt ist. Kanm
«getraut sieh der schwindelnde Blick iu
die Tiefe zu schauen. Aber das Grauen
löst sieh bald in Entsficken auf. Ge-
genüber die Bnine Liebenstein, snrB.
Glücksbmnn, weiterbin das Werrathal,
im Hintergrund der Dolmar, nnd im
weiten Halbkrei.-? die stolzen Ha.salt-
vorberge der lihöu: ,,der Oecbsen-
berg (1968 F.), der Dietrichsberg
(20S5 F.) nnd der Bayer (2156 F.).
— Dnrch's Morgenthor zurück nnd I.
alsbald zum ,,*Hohlen9tein/* einem
grotesken Felsenriesen, in dessen Ge-
klüft ein u:räu lieber Drache geliaust
Imben soll. Em Korallenriff auf der
Höhe des Gebirges! Denn das ganso
Gestein ist von Maschelbltnken nnd
Thicrresten auferbaut. In der unteren
Höhhin<7 ist eine Felsspalte mit einem
Thürelien verschlossen. Wenn dies ge-
öffnet \^ird, so flüstern und rauschen
bei günstigem Luftzug die wunderbaren
Tone einer Aeel^offc ins lauschende
Ohr. Der Scheitel des Felsenriesen
(ld44 F.) ist mit einem ekinetvtchtii
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339
20,Moute: Yon Alteiistein Baeh 'Siseiuich«
340
Häusehen gekrönt, von dessen schmaier
Gallerie sich ein reich belebtes Land-
sehaflabüd enclUieast. — Znrllck ent-
weder l. abw&rts an der „Eremitage*^
Torfiber auf die Chaussee, oder r. am
Blumenkorb vorüber zi|m Schloss.
Die westlichen Partien sind weit-
läutiger und zum Theil entfernter, lu
unmittelbarer Nähe des Schlosses (nord-
westticb) die Bitterhapelle, im d&stem
Waldesschatten auf einem Fclsenkegel
im mittelalterlichen Geschmacke erbaut
und decorirt. In ihr liegt dns Fremden-
buch. Unterhalb derselben eine uralte
Linde mit gewaltigem Laubdach, von
einem blnmengeschmücktenFels^tiiea-
ter umgeben. Ebi prächtigesPifttBehen!
^Nördlich die TeufeUbrÜcke, eine schwan-
kende Holzbrücke, die, von Ketten ge-
tragen, zwei zerklüftete Fclsenkolosse
mit einander verbindet. — L. hinab in
den Ef^oisdler Grund (Lonisenthal),
T. hinauf zum Fohlenhans. An einer
der schönsten Stellen dieses schmalen
idylUschen Wiesengnmdcs , den ein
murmebider Bach dm-chschlängelt,
schaut eine Sennhütte von einem Hügel
(„üexenberg") herab, und daneben plät-
schert ein WeuaerfaU in einen klehien
Weiher. Eine verkörperte Idylle, aber
die entfernteste Partie der Anlagen, Als
das altensteiner Gestüte noch bestand,
■wurden in der Nähe jährliche Pferderen-
nen, iu der neueren Zeit ländliche Volks-
feste gehalten. Der schöne „Sommer-
weg welcher durch das Thal fuhrt,
mündetnordlicb auf der ruhlaer, südlich
auf der L'liK ksbrunner Chaussee, — Ein
näherer rromenadonweg östlich empor
zum Fohlenhaus , dem höchsten Punkt
des Parkes (1474 F.) mit glänzender
Femsicht, die von den malerischen Berg -
linien der riesenhaften Uhönvorposten
«charf abgegrenzt ist. Das einfache
Gebäuflo ist im orientalischen Ge-
schmack erl)Rut und inwendig mit den
Bildnissen arabischer Kosse (wie sie
bis 1848 auf dem Altenstein gezüchtet
wurden) und mit morgenl&idis<^en
Sinnsprüchen geziert.
l^'V»ngens erstrecken sich die vor-
treüiichen Sommerfahrwege weit über '
die Urenzen des eigentlichen Parkes
hinaus, z. B. vom Louisenthal (nördlich)
um den ganzen Windsherg (20U2 F.)
herum, der vom „t/df^ersf^m'' eine herr^
liehe Femsicht bietet, mid durch das
schöne Waldthal des ScbweinaflÜss-
chena nnch Glücksbrunn zurück. Vor-
her ht r, die Strasse nach Gumpel-
stadt ab. Ya^ wird nicht gereuen, diesen
Umweg von etwa 8 Stunden gemacdkt
zu haben.
^thenrouten: 1) Von AXUiMlt^ auf den
Inselaberg oder nach Reinhardährtmn , zu Wa-
gen; entwecter über Liebenstein (S. S23),
oder auf der Chaussee, die tob Alteustein
nach Ruhla führt, biä auf den Rennsteig
und dann r. übor Winterstein (R. 62); zu
Fuss Üt.): auf der ruhlaer Chaussee bis
zu demSeftenw6g6f derr. sumLnthersdenk-
mal abläuft, oder vom Dinkmal hiuauf zum
Oerborstein, oder alsbald auf den Rennsteig
u. weiter fort, wie vom Inselsberg nach Lie-
bensteiu «ngagebou (IL 18). — 9l Ton JOtmdH»
nach Ruhla (2 St.), Chaussfee über die Glae-
bachswiese (r. am Gerberstein vorüber),
oder (zu Fuss) durob denLnthersgmnd (die
Fahrstrassel, lassend) und über den Gerber-
stein (B. 62) ; oder (zti durch den
Schweinaergrund) r. am Wiudsberg vorüber
und &ber die Togelheide (nicht obue Fnh>
rer).
Ton Altengtein nach Eisenacb:
a) Uebcr GlücksbruDn , Schweina, Ma-
rienthal, Barchfeld, Immelborn (Eisenbahn),
Salaungen etc. (&. fi u. 60} ; ^ b) fiber »mUa
(R.-lf).bO)] —o) durch den lieblicheu Schwei-
naergrttnd und über den Ottowald zur Hohe»'
sonne: der kürseate Weg nach Eisenach
(4 St.) und nicht ofaueBaisei, der aber theil-
w» j'-i- Ftis?^ 'j-'M-rincht "Werden muss. Man
geht entweder sogleich vom EpKenaeUer-
grund (Sennbfitte) L ab mm cäiauBalrten 8om>
mtrw^, der 1 St. weit durch den Schwel-
naorirninr) gehalint ist, oder man verfolgt
die Uauptstrasse vom Aitenstein herab bis
uDtarhalb des Waldee, wo l. die Strasse nacb
Glücksbrunn, r. nach Gumpelstadt läuft.
Auf dieser letzte ren geht man fort, ohne 1.
nach GumpulHtadt abzulenken , und bleibt
aaf dem schönen Sommerw^, der dmreb
den schmalen , sehr lieblichen ßehtpeinagnmi
führt. Dann immernordlich im Grunde fort
bis zum Ottowald (Kühler Uäuscheu), wo
man aaf denBeaastelg kommt,' der (Wegwet>
ser) zur Hohensonne führt (R. rA).
d) Von Altensteiii über Wilhelms-
> thal nach Eisenach (5 St.). Chaussee
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21. Smae: YoB Svlsa nach Oambarg.
342
nach demScIiwcinagrundehin,abttriiadh
karzer Strecke links ab Ober den Rum-
melsberg (mit schöner Aussiebt). Die
aufgethUrmten Mergelschieferbaiden ne-
ben der Strasse, worin stcb yMe Fisch-
und Pflansttiabdräcke finden, sengen
TOn dem hier betriebenen Kobaltbcrg-
bau. Mau kann auch einen etwas iiälie-
ren Jfusstoeg einschlagen^ weltlier den
Winkel abschneidet, den die Fahrstrasse
fiber Onmpelstadt macht, nnd sldi !n
Waldfiseb mitderselben wledervereinlgt.
Im ansehnlichen Dorfe QwH^Utadt, dem
ehemaligen Wohnorte des Naturforschers
O. Heim, dessen Uerbarieu u. Minera-
liensammlungen einen europäischen Huf
Itatten, kommt man auf die jetzt Ver-
waiste Hauptstrasse, die von Eisenach
nach Ml iniiifxen flihrt. Auf derselben
ijlior 'Wntdßsch, in dessen Nähe die
liurjren Alt- u. Nenrinj^elstcin standen,
tind über Etterwinden nach WÜhclmS-
thal (3 St ), wo r. an der Strasse der
Ckuithof snm Auerhahn winlrt. Die
nähere Beschreibung von Wilhelmsthal
und den Wegen, die von hier nach Eise-
naeh führen: R ^2. Hier sei nur er-
wähnt, dasi» man nicht versäume, den
nahen Karthäuserberg f,,äehwalhen-
neat'^J zu besuclien, von demmm nlsbald
aufPromenndenpfaden zur Chaussee ge-
langt, die auf die Hohtsomte führt.
Schöner aber ist der FuMatDcg (neben
dem Gasthof rechts Uber die Wiese) an
der Iloehwaldsgrotte vorüber, und viel-
leicht neben dieser Grotte auf Felsstufen
empor über den JJirschiftdn zur Hohen-
50«M€ (Restauration, V4^^- von Wilhelms-
thal). Von der Hohensonne entweder
auf derFalnrstrasse (mit Benutsnng der
schattigen Seitenpfade u. mit Absteche
über den Königstein), oder rechts am
Prarhrnstein vorüber dureli die Land-
yrafcuaehlucht, oder 1. d urch's ^nnatAoZ
ins Maricnthal, wo nicht alsbald TOn
der DratsktnBchluchk , oder von der
„Phantasie" (Restauration) im Marien-
thaie 1. auf dir Wartburg.
In Eisen ac h . einer der Hauptjifortcu
und Olaiizpunkle iles ThUrin^erwaidcs,
findet unsere ^^//üu^iroüie" ein würdiges
Ziel.
Dn „liebe Stadt** am Wartbvigaflifls,
Dir gilt des Herzens wärmstor Grusat
Ein trautes ,,Piitlimo'^" %verde Allen»
Die über deine Marken wallen 1
m.
Seiteiiroiitcn
von der Thiiriugrischen Kiseubaiiu aus*
(Vgl. S. 97.)
2t Route: Von Sulza nach Camburg.
EUenbahn nach Apolda: ß. Gl. 11 8gr.,
n. 7 Stfr.. III. 5 fSpr.). « U- i9 Min., 11 U.
S5 Uiu., 12 U. 50 Mio.» U U. 40 Min., 9 U.
MMia.; nach Ko$en (T.CI. 8 Sgr, n. &8gr.,
HL 4Bgr.). 5,4ti;U,8; 11, 2ß; 4,87; 8, 96. -
PoMt nach Camburg, Haßhm. tJ., 8 Bgr.
(VergL & 109).
Bwtfermwmfftn: KftMn % Jena 4, Weimar
€} 8tiindt*H.
Solia*)^ znmUnterscbiedTonNeu-,
lieber, Bad Sulza. Jena IbCl.
Berg- nnd Dorf-Snisa, gewdlml. Siadh
Sulza genannt, weimar. Btldtehen mit
1.350 Einw., hat seinen Namen von den
Salzfuiellen der nur 10 Min. entfernten
Saline Neusulza. Das nette, regelmässig
gel>aiite Laudstädtcben, dessen Bewoh-
ner meist Acker- und Weinbau treiben^
verdient wegen seiner hiebet anmnthi-
jjen Lnge am linken Ufer der Ilm, die
hier eine Insel bildet, oiiic mo}}r nl<^
fluchtige Beachtung. In einem gebchios*
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I
a43
344
senen Tb&lkesssl am Abhang terrasscn-
formigor Weinberge geln^rort. die mit
ihren schmucken Häuschen in den male-
rischen £ngpass niederschaucn, gewährt
69 mit seinen lang gestrecicten Gradir-
hfiosern n. mit dem reisenden Vi8>)i-Vis
(Ir r tlh i[< jui jäherFelswand hängenden,
theils iin Wald vorsteckten Dörfer Bt rcf-
u. Dorf-Sulza ein iilterraschencl schönes
Bild. Die ringförmigen Berge liefern
guten Muschelkatkstein, wovon jllu'lieh
8 — 400 Wagenladungen verfahren wer-
den. — Sulza ist der Geburtsort des be-
rühmten Philologen K. B. Hase, der
1864 in Paris starb.
naHfh'ife: FaJincn- Cdslhcuin, uumittelbar
am Bahnhof i» sehr }iübächcr Lage. —
Bath&k^tr in der Btadt. — Bettauration:
*CurÄaM» auf einer kleinen Anhöhe zwi-
schen der Saline und der Stadt» im elegan-
ten Schweizerstyl erbaut u. mit schattigen
Oartenanlagen umgeben. Höchst anmuthi-
ger Sammelplatz der Car{;istei besonders
an CoDccrttagen.
Tagetprettse: Thür. Eisenbahn. — Jnäu-
tbrie: Ufneralwasserfabrik (besonders Ln-
ICiiBwtsser). — Taubenmarkt. — Bahuerk
u. JifuJean.^fnKcn. Bio Salzquellen, nm welche
sich ächou die Katten und Ileimundurun
gestritten haben sollen, worden bereits
vom Kaiser Otto in Betrieb gesetzt (966).
Sie entspringen in der Kahe der Kisenbahn
auf mein. Grund und Boden, während die
höher gelegenen Oradirbänser auf weimar.
Terrain stehen. Gegenwärtig geliört das
Salzwerk der Familie v. Beust und liefert
jälirlich gegen 40,000 Gtr. Sali, womit das
ganze Herzogthum Altenburg, SOviO ein
Theil von Weimar und Meiningen vorsorgt
-wird. Nachdem die neue MBeustquelle" er-
bohrt Ist, könnte der Betrieb auf 190,000
Ctr. pesteifiert werden. Ehemals war auch
ein Salzwerk in Unterneusulza („Salzburg")
zwischen Stadtsulza und Kö^eu, welches
1884 eingegangen ist. Seit 1845 wird die
Soole, dio sich durch ihren beträchtlichen
Jodgebalt \ind durch ihren Keichthum an
Kohlensäure auszeichnet, zu Ileilzwecken
benutzt. Wenn auch längere Zeit als Cur-
ort wenig beachtet, so zieht doch Sulza
durch Seine reizende Lage und durch sein
^geräneebloees, woblfsties Leben immer mehr
Gäste herbei (bin r.001, seitdem mit den Sool-
bädern auch dio Anwendung künstlicher
JSisen- und Kiefernadelbäder verbunden
worden« nnd die Salinen immer seltner
werden, wo noch eine so ansgedehnteDom-
gradirting im Gange ist, welche dio Tinft
ringsum mit Salzwassertheilchen schwau-
gert, wie hier. Zur innerlichen Cur wird
derMühlbrunnen gebraucht. Badearzt: Dr.
Beyer. Wohnungen wöchentlich 3—4 Thlr. ;
Hittagstiäch im Gasthof zur Saline und im
Cnrsaal 10 Sgr.
Sjjazltryänye. 1) Dor/sulza am
rechten Ufer der Um (280 Einw.) , in
dessen Flnrmaxknng der Bahnhof liegt
(V^ St. von der Stadt), fost im Wald
versteckt, aus dessen Laubgewinden die
freundliche Kirche malerisch liervor-
schaut. — 2) Bergmlza (310 Einw.),
südlich davon, auf einer hohen Terrasse
des Herlitz- oder Herresherges. Bas
stattliche Rittergut (v. Gerstcnbergk)
I auf der Stelle, wo in alten Zeiten die
; Bar-; Sulzaha u. später eine vom l*falz-
! grafen Friedr. II. v. Sachsen 1063 ge-
gründete Propstei mit dem Peterssüfto
stand. Der i,etzte Propst war auch der
letate Zweig der sächs. Pfalzgrafen ans
dem Hause Goseck. Durch den Her-
lifr.herg (höchste Erhebung in dieser Ge-
geiul. 745 F.) ziehen sieh schattio;c Pro-
meuadenwege, zur Nachtigallenj&eit von
süssen Melodien nmfldtet, mit köstlichen
Attssichtspnnkten ins Umthal. Die wei-
teste Fernsicht bietet die Krähenhütte"
(oberhalb des Bahnhofes), nordwestlich
I vom Heriii zbcrg^. — 3) Sonnenkuppe
i (V, St. nordöstl. von der Stadt), steiler
Berg mit kahler Spitze, worauf ein Altan^
der eine herrliche Aussieht ins Ilm- nnd
Saalthal, sowie über das Schlachtfeld
von Auerstädt gewährt. Von der Son-
nenkuppe aus sollen die Franzosen Auer-
städt in Brand <!;e schössen haben.
Nehentour. Ueber Anei-sUidt n. EckardU-
berga (1^ St.), preuss. Stadt mit 2000 Einw.
Anf diesem Wege ber&hrt man einen Xbeil
de S( liln plitfeldes, wo der wilde Davoust
den ühreutitel „Herzog von Auerstädt" er-
rang. Er hatte seine 80^40,000 Mann wäh-
rend der Nacht aus dem köseuor Engpass
anf die auerstädtcr Hochebene geführt und
den 1. Flügel der sorglosen Proussen völlig
umgangen. ]>er glAnsendste Sieg über 80,000
Mann Preussen, dio in regelloser Flucht
dem Harze zueilten , war di6' Folgjo dieses
kühnen Manövers (14. Oktober lh06;.
Bekardtsberga^breitet sieh nnter einenh
Anslfiufer der Hlnnoi welober die boehra-
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22. iioute : VOU Apuidu liacii Jeiiil.
346
(elende Edkardtiimrg trägt, im fruchtbaren
Thalc aus, nnd biftot, ausser ofner alten
Surg, deren massive Tliürme weilliin sicht-
bar, keine HerkwikriliKkelten. Diese Bai«
■w-artl ?9H von Kckftrdt I., Markirraft ii zu
Meissen, erbaut (8. 54), u. giixg Uurch yieie
Hände, bis sie,, als Baubnest, 1864 sentort
vurde. Wieder Aufgebaut, wibtte ele Her-
Y.cifr Wilhelm von Weimar zur z' itweiligen
Residenz, und hielt, yod den lieizen der
Hofdame Katharine ron Brandentteln be-
thört, seine verstossene Gemahlin, die unr-
frlücklicho Anna, Tochter des Kaiscis
Albrecht II., bis zu ihrem Tode (1461j Uat ixi
Anfangen (S. 71. 73). In einem Tfaeile des
Oeliaudcs ist seit 1848 ( inu Kettlings iDstalt
f&r Terwabrloste Kinder („das Kckardts-
1 haus"). Vom „Wachthügel," dem höchsten
' Punkte des Schlos?<l)erp;(^!Ji, sielit man mehr
als 70 OrtMchafteu und iu blauer Ferne die
Kette dea Tbnringerwalde«. ^ Will man das
ganze Schlat-litfold können lernen, so fährt
man von Eckardtsborga über Uallenhunaen,
wo der heisseste Kampf entbrannte, nach
Kosen.
You Sulza naeh Cambnrgr (iVa
8t.) l*oststr. über Schmiedehausen, das
gröbste Dorf des mpining, Verwaltungs-
amtes („Grafschaft.'*) Camburg, das,
vom Hauptland ToUstilndig abgesoDdert,
vom preuss. und Weimar: Gebiet um-
schlossen ist. Vf)n Oambur^ (S. 158 ff.)
nach Jena, BudoUtadt u. S. w.
22. Route: Von Apolda nach Jena.
Ei$enhahn '^■^ 110) nach Weimar (1. Cl.
17 Sgr., n. III. 7 Sgr.) 7 Uhr 8 Min.,
9, 4; 12, 6; 1, 5; 1, 2; 0, 59; Naehts 12, 59;
^ nach Kosen (I. Cl- 10, H. 12, IH. 9 S^.)
r. Uhr 30 Min.; 10, M\ 10, 58; 1, 13; 8, 21;
JSfaohts 2, 24. — Poat nach Jena (10 Sgr.) fr.
Kaotam. IJ, Abends 5U. (If 8t). Ueber
Jena nach Kahla u. Neust, a. 0. 1} u. 5 U.
Nachm., nncli Eudolst. 1| Nachm. Ausser
<ler Post geht noch ein Ommbu* nach Jena
(mit'Oepiok 10 $gr.) fir. 7|i Naobm. 1| nnd
44 n. (8| Bt).
Entfernungen: Sulza, Dornburg, Jena 3;
Weimar, Kösen 4, Naumbu^rg 7 f t. — Chnnui^^e-
xerbindung mit Weimar, Buttstadt, Eckardts-
berga, Sulsa, Jena.
Apolda^ Weimar. Fabrikst. (dritte
Stadt des Grossherzogthums) mit 7750
Einw. (worunter über 1000 Fremde),
in einer hüf^elig fruchtbaren, obwol
einförmigen (legend, hat sich durch ihren
Gcwerbfleiös aiissernrdontHeli cmporge-
SClnvun^'eii, so dass dlo Be völkornnp y^eit
1817 um löC Proc zugeuommeu u. die
iieae Bahnbofsstrasse mit grossstftdti-
scben Palästen n. gesebmaclLvoUen Gar-
tenanl.agen prangt, während die inneren
Stadttheile damit nicht harmonircn.
Sehenswerth der nahe Eisenbahnviaduct
(S. 103). Gasbeleuchtung.
Gaathö/e: Weinlraube, — Liude (Ehr-
bardt), snnAebst am Bahnbof (Drosebke
dftsulbst h 3 Sgr.), unfern der Post, mitOur-
ten, Mittag3ti«( Ti .•)— lOSgr., Bett 3—15 Sgr.
— Beataurationen: "^„Bahnbof"; „Harmonie**;
«,TezeiA*« und „Bftrgerrerefn** mit Girten.
— Vcruniipungsort: Ilerresaen, ein Dörfchen
im Worlitzgrund (| St.), wohin ein hüb-
Bcber Promenadenweg ilkbrt.
Apold. Wochenblatt. — 2 Buchhandlun-
gen mit Leibblbliotbeken, Kunst- u. Husl-
koli 11 TTandlung. — 2 Trinkhallen für koh-
leusaureH Wasser. — Kalte, warme und
Dampfbäder. — S Tanbenmärkte u. 1 Ilun-
deniarkt (der erste 18'13 nn<l bis jetzt der
eiu/.igc in Tlitir. , TioUeicht in Deutschland).
Auf der südlichen Seite der Stadt liegt
das alte Bditott, bis 1681 Im Beslti der
Vitzthume von Apolrla, u. seitdem der Uni-
versität Jena 7.nff<»liüi iic.
Industrie. Die Zelt iät längst vorüber,
wo die Studenten singen konnten: „Knaster,
den gelben, Iiat uns Apolda piAfiarirt."
Auch ii'^^ S'rumpj'wanreftrjeschäft war vor 30
Jahren, wo Apolda kaum die Hälfte der
jetzigen ütnwobner zählte, so unbedeutend,
dass nur wenige Arbeiter beschäftigt wor-
den konnten. In der neueston '?!»'ir aber
hat »ieli dasselbe durch die BeuiuUungeu
einiger Tabrikanten (namentlich Andr.
Weidemann und Gebr. W. nnd C Zim-
mermann) so ausserordentlich emporge«
sobwungqn, dasa A. eine der ersten Fabrik-
Städte Thüringens geworden ist und nicht
mit Unrecht ,,da8 tceim arische Mnnchcsfer'*
genannt wird, das seine Waaren nach den
entferntesten Weltgegenden absetst. Die
ehemalige Strumpf Wirkerei, wie sie in der
ersten Hälfte clo3 vorigen Jahrhundf rt'? hier
betrieben wurde, hat sich jedoch gauiclich^
rnngestaltet. fitrfimpfe werden fast gar nicht
mehr gewirkt; dagegen wollene Waaren in
allen Gestalten gewebt, ü?*^ ■strickt und ge-
häkelt. Das Zimmorniauusche Geschäft
hat 80 Oommis am Piatie, und besebäftigt
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347
22. Boute: Von Ipolda nach Jena.
348
hier u. anderwärts gegen 10,000 Hcnschen.
Der Umsatz desselben, der sich über die
halbe Welt verbreitet, repräseutirt ein Jähr-
liches Kapital f on mehr als 1 MUl. Thsler.
Ausser diesem noch viele ähuHcTu% zum
Theil sehr hcdcutende Geschäfte, die in vie-
len anderen Städten ihre Factoreiea haben,
s. B. Ton Spör und Frankts (deren Preis-
vorzcichniss übor 6000 rprscliioden« Artikel
aufzälilt), von Röder und Bürgel, Kappauf,
Becker (Teppichfabrikatfon) n. a. Am Platze
sind fiber 700 UHrkermeister mit mehr als
1000 Stühlen. Vev jährliche Umsatz, den
die apoldaer Kunstweberei vermittelt, darf
an 3 Mill. Thaler Yeranflehlagt wer«len.
Daher der ausserordentliche Andrang frem-
der Arbeiter, besonders janger Wädchen,
ans allen liändern. — Ausserdem 2 Glocken-
gicssereien, die eine (ülrleb) mit Eieen-
giosserei, welche Schiller zu wiederholten
Malen besucht haben soll, nm Studien zu
seinem „Lied von der Glocke" zu machen.
— Nenerdings haben Heidenhaus und Grel-
ner die Erfindung j; maolit, Lichtbilder auf
Glas nnd Porzellan iu allen Formen einzu-
schmelzen, so dass sie wie jede andere Olas-
und Porsellanmalerei haltbar sind, eowie
auf Leder, ITolz und Metall überzutragen.
N'-bcnroule Über Otsmanufifcdt nnd Tie-
Juri nach Weimar. Die Chau8s6e läuft (1.
Ton der Eisenbahn) dnreh das freundliche
Bmthal, zunächst iiher OberrossLi und dann
nach Osfinannstedt (1} .^t. von Apolda),
einem weimar. Dorf mit 600 Einw., dessen
ansehnliches Sittenpat, das jetzt dem Kam-
merherrn Grant gehört, Chr. M. Wi.land
käuflich an sich gebracht hatte und mit
seinen 14 Kindern öfter bewohnte. Im
ausgedehnten Schlot s^:arten die Grabstätte
des Dichters (f zu Weimar am 20. Janiiar
lÖld), an welcher Goethe die letzten Ab-
sehiedsworte sprach, sowie seiner Frau nnd
seiner „Ophelia,** der früh verl.li( lien.'n
Soplito Brentano, unter einem gemeinsamen
Denkstein, welcher die vom Dichter selbst
Terfasste Inschrift trügt:
„Lieb* und Vrenndsehaft umsehlang die Ter-
wandten ^'oelen im Lrb'Mi,
Und ihr ßturbliches deckt dieser genieiu-
same Stein.**
Auf demselben Rittersibte ist auch der <Je-
schichtsforscher H. von Bünau gestorben
(1762). — Von Ossnuuinstedt über Ulrichs-
ahalben, Denstedt, Klein kromsdorf u. Tiefurt
<slehe folg. B.) nach Weimar (24 St.). Ton
Kleinkromsdorf ist Qrosskromsdorf nur
durch diellmgeschieden. DasdasigeSchloss,
einst Sita der Bitter -von Kromsdorf, ist
Jetat BIgenthum der grosshenogl. Tamilie.
Die Umfassungsmauer des Parkes zeigt ein©
Rei^e seltsamer Büsten, die iu tischen ste-
hen und hlstortsohe Personen darstellan.
Das Innere des Schlosses, welches gern ga>
zeigt wird, init mit schonen Bildern ge-
schmückt. Zum Geüacltlniss des verstor-
benen Chrossheraoges Karl . Friedrich, der
sich gern hier auOiielt, errichtete dessen
Gemahlin, Marie Paulowna, allda ein Da-
meustift für unverehelichte Töchter ver-
dienter Hof<-, Civil- u. MiUtärdiener (,^rl-
Friedrichs-Stift"). Im Schlossgartcn worden
die edelsten Obst- und Weinsorten kultivirt.
Von Apolda nacli JeBiu
Chaussee über Kleinromstedt u. Isser'
stedt. Jenseit des letzteren Dorfes, dns
in den blutigen Tagen 1806 entsetzlich
gelitten , vereinigt sich dieselbe mit der
von Weimar herüberkommenden Laad-
strasse und Iftuft nun links in viel-
fachen Krümmungen zum Schnecken*
berg hinab und durch das schöne
Milhlthal (an der ,,Oelmühle" vorüber)
nach Jena (3 St.). — Eino halbe Stunde
näher u. weit interessanter der Jb'ussweg
über SchSten (Va ^^0) swei
grSssliche Lindwürmer in einem Schilf-
sumpfe hausten, die ein kühner Knappe,
Namens Veit, erlegte, so dass er znm
Kitter geschlagen und der Stammvater
der Veitsthume oder Vitzthumo wurde.
Das Gedfichtniss jenes sagenhaften Er-
eignisses wird noch jetat durch jähr-
lichen Umzug der Schuljugend gefeiert.
'Von Scliüfen 1. an Hermstedt vorbei
nach * Vj('rzehnlie!lig:eu (ly^ St. v.
Apolda), kleinem meining. Dorfe, das
bis 14üii Lutzendorf hicss, u. wegen sei-
nes Gerichtes, seines Brnnnens, seiner
Kirche u. der hier gelieferten Schlacht
viel genannt und gekannt ist. In der
' Mitte des Dorfes stehen drei alte I^in-
den, deren eine nuch jetzt ein einge-
wachsenes Halseisen zeigt. Hier war
in alter Zeit die Dingstiltte eines Cent-
nnd Rügegerichtes. Der einzige Bron-
nen aber, welcher in dem Dorfe quillt,
galt ehedem für lieilkräftig und wurde
von Scliwaclien u. Kranken viel besucht.
Dies gab der Gemahlin Friedrichs des
Sanftmiithigen Veranlassung, nach, be-
endigtem Bruderkri^e ihren Gemahl
n. dessen Bmder, den Herzog Wilhelm
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349
voll Welinnr, zu boi'edeu, hier eine Wall- j
fahrtskirciie zu stiftcu. Der Letztere
giDg am 80 lieber darauf ein, alsLutzen-
dorf, eine Besitsung des treulosen Apel
V. Vitzthum, gltaiBlieh sMatort worden
war. Die Kirche ward von t455 — 1464
erbaut u. mit ihren 14 Aktiren den, 14
„beiligen Nothhelfern" geweiht. Und
damit die geflUehfetenLutsendorfer sich
in ihrer alten Heimath wieder ansiedel-
teil , wurden sie von allen Frohnen,
Diensten u. Steuern befreit. Seitdem
hiess das Dorf ,,Vierzohnlieili{z;cn,'' und
war bis 1538 ein stark besuchter Wall-
fahrtsort. Bald darauf ward die Kirche
dem proteslaotisehen Onlt ftbergehen,
und erlitt seitdem mannichfaehe Umge-
staltungen u. Beschädigungen, beson-
ders am 14. Oktober 1806, wo um Vier-
rehnheilipcri herum die Schhicht am
heftigsten entbrannte u. zur Kutschei-
dung kam. Vom Kirehthurmi der frei-
lich seine ursprüngliche Höhe und Ge-
atnlt nicht mehr hat, kann man nicht
hlos das g?\n7P Schlachtfeld von Jena
n. Auerstädi überblicken, sondern hat
überhaupt eine Fernsicht, die auf der
einen Seite bis sum Xhfbingerwald, auf
der anderen bis snr Hainleite, sum
Kyflfhäuser u. zum Harze reicht. Das
Dorf ward an jer^m verhängnissvollen
Tnge viermal gestürmt u. grossen Theils
eingeäschert. — Der Weg von V'ierzehn-
heiligcn fÜt^t LUtzerode u' Cospeda n&ch
Jena hinab (ly, St.) ist Itusserst interes-
sant, wegen derwunidsrschönen Aussicht,
die er bietet, u. wegen der historischen
Bedeutung, welche diese blutgetränkte
Hochebene erlangt hat. Wer mag nicht
die Evolutionen der Schlacht auf diesem
schwierigen Terrain rerfolgen? Das
hohdnlohesche Corps hatte auf dem Pla-
teau zwischen Jena and Weimar seine
Stellung genommen, während sich die
Franzosen auf dem Landgrafenhenjc
(zwischen. Cospeda u. Jena) festsetzten,
u. die preuss. Hauptarmee bereits nach
Anerstttdtaui^brodien war. Kapoleon,
d.tt auf dem,,Windluiollen'* stand, iiber
welchen (10 Min. lnr](or Cospeda) der
Fuss weg nach Jena hinab führt, traf seine
Anordnungen dahio, dass Angerean mit
dem linken Fiagel sich im MOhlthale
auf^tcUeu , Lannes mit dem Centrum
auf der Hochebene ^ou Angriff beginnen,
und Soult mit dem rechten Flügel zum
Kauhthale herauf steigen sollte. Bei
Lfitzerode stiess das lannesschc Coi^s
mit den ersten preuss. Kolonnen (unter
Tauenzien) zusammen und zwang sie
zum Rückzug. Fürst Hohenlohe, dessen
Truppen von der „Schnecke" an über
Isserstedt bis Vierzehnheiligen standen,
zauderte, den Kampf aufzunehmen, bis
das französische Centmm Tonl^erzehn-
heiligen eintraf und von beiden Seiten
Augereau u. Soult heran marschirten, so
dass die nach rück ciKlen Reservetmppen
abgeschnitten wurden. Nim war dein
Zusammenstosse nicht melir ausznwei»
chen. Ney begann mit seiner Avant-
garde das Gefeät» das bald um Vlei^
zehnh. herum sum heftigsten Kampfe
wurde. Als aber gegen Mittfig An«roreHn
sich näherte u, zur Schnecke herauf nach
Isserstedt vordrang, um sich zwischen
Hohenlol)B u. die Sachsen elnsusehieben ;
als auch Soult, der unterdessen die Höhe
gewonnen, die linke Flanke derPreussen
bedrohte; als endlich Mürat mit den
Garden auf Vierzehnheiligen losstürmte :
da war die Katastrophe nicht mehr ab-
zuwenden. Die Preussen verloren bis
sum 14. Okt. fiber 50,000, die Sachsen
über 6000 Mann. Die Franzosen gaben
ihren Verlust auf nur 7000*an.*) — Von
Cospeda, wohin schon das Studentenle-
ben seine Arme ausstreckt, bis nach Jena
(V4 ^^J» „Napoleonsstein" vorUber
und zum schroffen ^»iSteiger** hinab, mit
herrlichem Blick auf die Stadt und den
Thalkessel, den sie umschliesst. Ueber
Jena u. die Weiterreise nach Kahla u.
Rudolstadt: S. 1G7 ff.
Müjßiug, Darstellung der Scblaclit
bei Jena and Auerstädi. Weimar 1807. —
DetHrigeDt vergL man B, 163 und 19L
SS.BmüUr Von Api^lda nach Jena«
Digitizeu Lj
351
S3: MouU: Yon Weimar nach Jena«
23. Route: Von Weimar nach Jena.
EiuMhuhm (&. III) nach Erfurt (I. Clasae
S8, II. 18, m. 10 Sgr. ; — Naeht-flelinellsas,
I. Cl. 26 Sgr. , n. Cl. Iß 8gr.), i Uhr 27 M.;
7, 31; 9, 57; 12, 55; 1, 26; 4, 29; 10, 29;
Nacht» 1 IHir 20 M.; — nwh Apolda (I. Cl.
17, n. m. 7 Sgr.) M. 6, 4; 10. 8; 10, 25;
?4achin. 3, 52; 3,57; 7, r>8 ; Nachts 2, 6
(18 und 11 &gr.). SchneilKug nach Halle 8
Thir. 8 Sgr. und 1 Thlr. 28 Sgr,, nachLeip-
sig 8 Thlr. 18 Sgr. und 2 Thlr. 4 Sgr.; nach
Berlin 9 Tlilr. 11 Sgr. und :* Thlr. 21 J<pr.;
n. Kisenacb S Thlr. awl 1 Thlr. 27 ügt.,
wA rmnkftirt a. M. It tMr. » Sgr. nnd
7 Thlr. 80 Sgr. — Jeden Sonntag (währenU
detj Sommers) geht ein Extrazug tou W. n.
Eisenach fr. 5 ü. 20 M., der Ab. 11 U. 5 M.
in W.wied«r eintrifft 1^ (am Karlsplmtx F.
Kr. 82) nach Ariern (7| M. in TjSt.) Nachm.
8Uhr,l^ Thlr.: rinrh BiUUtfidt (21X1. in 2\&t.)
Nachm. 5 Lihr, 12^ Sgr.; nach /ma (2J M.
in 8 St 95 IL), Nachm. 3 Uhr, 16^ Sgr.
(über Jena nach rif-rn IThr. 26|Sgr.); nach
nmettau (6^ M. in 6 St. 40 M.) Über Berka,
Krnnichfeld und Sttultüm, II. 7 Uhr, 1 thlr.
ItJ Sgr.; nach ItudoUtadt über Berka und
Blanknnhain (5 M. in 4 St. 35 M.) Nachm.
8| und A. 0^ Uhr, 1 Thlr. 5 Sgr., über Kra-
nichfetd uad Btmda (0 K. In &| St) M. 7
Uhr, 1 Tlür. 0 Sgr. — Das Droschke n fuhr-
W0rk ungenügend. Vom Bahoh. Stadt
4» mit Gepäck 5 Sgr.
OmmUm» nach Jima im Sommer fr. 7, im
Winter 8 Uhr (Zei8S(^ in der Brcftenj^assf,
l»eim Gasthof zum Adler), und Nachm. 4
(im Adlor): 1.') ^K^- 'y ~ nacli Jindolttadt
Kaolim. 9 Uhr 25 Sgr. , mit Gepäck i Thlr.
_ Lohn/iihrwerl: beim ronthulter Wi rther
(U. 20t wo Xrüh*ir Johanna Schop^j^hauor
wnhnte), bei Brückner in der Eiftirterstr.,
Oio.sef^uth in der WIelandstr., Bäumler im
Ank( r, Härtel in der Wagnergaase. (Mmt
aceordirel) - . , .
' '^atif Ar DrotdUwa- «. OmnSbm'Dimai*
inner- u. ausserhalb clor Stadt, u. naniontlich
imrli nach Belvcdere, Ettersburg, Tiefurt od.
Eliringsdorf, Ncuwallendorfer od. Süsaenbor-
ner Gasthof, Obenrelmar, Felsenkelter, Er-
holung, Schiesflhane odef Kai8emeBltol>g.
<•) .\nni, lu der Stadt, S. III. — Wer noch
andere Bilder haben mag, dem seien em-
pfohlen : „ErinnerfiHffMntter an Weimar und
««ünp l'iiigil'Hn{; ^ unl: . . 'lV>.'ii))(tr ■ Album,"
Blätter der Erinucrunp im Karl Angust u.
«eirten Mn«enltöf** (mitText v. A. Diezniaun).
Auch an Mnnnprftpliitn fehlt en nicTif. Wir
nennen die nt-uosttu: Weimar und seine
* Umgebung. Ein Begleiter für Fremde ; und :
FremdenfiÜtrer durch Weimar und seine Um-
gebung. 1861.
Lohndieucr : Baum, Ditscher, Leich,
Titteehler; pro Tag 20 Sgr., halb. Tag lOflIgr.
— PacWmjjr«r (Wind ischgaiwo A, 5 u. 6, neben
dem „Anker*') sind an verschiedenen Plätzen
aufgbätelU and durch Marken bezeichnet:
Im Innern der Stadt (bis SO Pfd.) l Sgr^
bis zum Bahnhof 2 Sjcr., noch weiter 3^ Sgr.,
mit Wagen oder Karreu 2, 4 und 6 Sgr.
Tä^igraphembüreott . (preuss. und sächs.)
im Fuittenhana und auf dem BahnhoC
€h»aafii*U Ei^üu» mitEqaip., Zim>
mer 15, Mittagstisch 15, Früht^t. ß Sp;r. -
Klonischer IJaf (schön 0 Lage am Karlsplatz,
neben der Puat), mitKqnip., Zimmer 12Jbl»
20. Mittagstiscli (1 Uhr) 15, Frühstück 7|,.
Bedienung 71 Sgr.
E}rphnnt , IT. R. —
"^Aäler für geringere Ansprüche gut and bil-
lig. — Sotute. — M0$t«t»ur0Umie»: SfmäU
haus; — Kaffeehaus (Markt); — TrofTnianns
Kaffeehaus; — Löwengarten; — Ratli.skfM'M'.
— WeiHsUtben : Meyer ; Homy ; Freund ; Baum.
— OmtdUordtn: «Issleib mit Trinkhalle;
Homy; Hesse ;'flebwan.
OenchlnsmeiK' G e^eiltrhaften tn deren
Wirthschaftslocalitäten fremde Gäste Zu-
tritt haben: %die Erholung,'* stattliche»
WinterkMsal am Kailsplati, Sommerlocal in
einem reizenden Garten, dessen EiKeiithü-
mer Musäus war, an der Str. nach Jena^
jenseft der Kettenbrücke', über der Bade-
anstalt; — „Der Verein" (neben dem lluss»
Hof); — * .Stahl- unil Armbrustschützenge-
sellschaft" mit wertlivollen Sehenswürdig-
keiten (Scliütaettg.0.8&); — nBnrgerrereln**
(in der Nähe der Kunstschule, IL 100 1; —
'^Lese-Museum (neben dem Erhol uiigsgc-
bäude) mit einer grossen Auswahl vouZeit-
schriften. — Tereln für Kunst und Wissen-
schaft aS63 gestiftet) im Stadthaus.
Eeataurafiorten nnftnnfialh der Stadt: Bahn-
hof; — „Schöne Aussicht*' (in der Nähe-
des Bahnhofes) ; — , JPeldschloieelMn.** (Bier^
brauerei), etwas mehr östlich, an d. butt-^
Städter Stras;a!e; — '^Schicsshaus, unfern der
Strasse nach Tiefurt (grossartiges Vt^gel-
schiessen in den ersten Tagen des Sept.);
•»Felsenkellor an der berkaischeil Sferssse,,
mit schöner Aussicht.
Weimar, Haupt- n. Uesidenzstadt
des (iro.ssherzogthumsHachscn- Weimar-'
Eisonacli, am linken Tlfor dor Um, mit
13,900Eiiiw., wornnter 3S5 kathol. (mit
Kapelle), 39 rassisch-griechische (Ka-
^) Lage derselben auf beigelugtein PJom
der Siodk ITelmor.
jd by Google
X
Hiqi^ir'odfjWooqle '.
i'HtizcKj by Gc)ügle
a53
23. Route: Von Weimar nach Jena.
354
pelle), 80 reformiite Christen u. 98 Ja-
den. Prenndliche Umgebungen: g. N.
der grosse und kleine Etforsberg, g. S.
die Anhöhe, aus deren Baumschmuck
Belvederegrüsstjg. O. ein schöner VVald-
! Ilügel (^yKasemenberg") mit Schiess-
haus, WUhelmsallee und Kaserne, ^. W.
. der Galgenberg u. wellenförmige Acker-
fluren. Die grünumkränzte Jiochgefeierte
Musenstadt, ob sie auch viele schmucke
und stattliche Häuser, sowie melire
mit ges<dimaekvoUen Anlagen decodrte
I Plfttze nnd namentlich einen Park anf-
i zuweisen hat, um den sie manche Gross-
! Strödt Lenciden flarf, vermaf!^ mit ihren
zum Theil engen u. winkeligen Strassen
nicht zu impouireu. £s ist Alles be-
schränkt nnd bescheiden. Welche Er-
innerungen aber knüpfen sich an diese
kleinen Räume! welch' ein wunderbarer
Tsinibus verklärt dn': .'leutsehe Atlicn
Hier gilt recht eigentlich des Dichters
Wort: „Die Stätte, die ein grosser
Hensch betrat, die ist geweiht für alle
Zeiten.'* Sind nnn ancb jene Heroen der
deutscben'Iateratur vom Selm upiatz ab-
' getreten, so ist doch Weimar, obwohl es
vorzti^^sweise von seinem abgestorbenen
Kuhme zehrt, noch heute keine „Todten-
stadt'^ Denn wollte man auch nicht be-
achten, dass unter der Aegide des jetzi-
I if<m Grossherzoges Wissenschalt, Kunst
und Poesie neneBlüthen treiben, so lebt
doc}] hier jeder Stein, so spricht jefler
liuum, so klingt's wie Orgelton und
Glockenklang durch alle Herzen, in
denen sich die glänzenden Sterne des
weimarischen Musenhimmels jemals ge-
spicfielt. So ist das kleine Weimar zu
i'iner Weltstadt, zur Walhalla des deut-
schen Volkes geworden.
LasMll wir- dämm zuvörderst seine Gt-
Khichte, wenn auch nur in flüchtigen Sehnt,
tonbüdern, vor ans vorüber gehen, uud
zwar Torerit die C?«i«Udile ««Ihm Aej^MtM-
hauaes. Die Söhne des ehemaligen Kirr-
fürstcn Johann Friedrich des Grossmüthi-
gen (S. 7ö) — Johann Friedrich der Mitt-
lere, Johann Wilhelm nnd Johann Vrledrfoh
der .Tfinj^erp — regierten die Länder, welche
ihncu nach der Schlaclit Ton Hühlberg (1547)
Terhllehen waren, £;emeintam. Alt aber
der letstgenannte unvermUilt stach, vwei-
Ffthrer durch Thfiriogen,
nigton sich die beiden andern Brüder zu
(-\nor Mutachfrung (Wechsolr<'p:i>ruJig) des
ia »wei Hälfteu gotheiltenLandüs. Dadurch
bildete sieh die filtere golhaleebe Liste Qn>
t<-r Joh. Friedrich, und die ältere weima-
rische Linie unter Johann Wilhelm , dem
Stammvater aller jetzt lebenden eruuätiui-
sehen Fürston. Allein Joh. Vriedrieh der
Mittlere, der in Gotha residirte, verwickelte
sich mit aubeugsamem Starrsinn iu die Uän-
del des wegen eines Hordee gefichteten
fränkifichen Bittere Wilhelm Grumbach, den
er an seinem Hofe schützte. Und diese
Grumbachscheu Händel zogen den Blitz-
strahl der kaieeiilehen Acht auf aeta Haupt,
in Folge deren seine Besitzungen au sei-
nen Bruder, deu Herzog Joh. Wilhelm von
Weimar, übergingen (1367). Dessen Sohne,
Friedrich Wilhelm und Johann, staaden bta
1586 unter der despotisclicn Vormundschaft
des Kurfürsten August von Sachsen. Dann
Ahrte JFViedneft WWnOm ale Senior das Ke-
giment, und zugleich als Yermund ftber die
nnmütidigon Sötine seines gewesenen Vor.
muudcs, des 1691 verstorbenen Kurfürsten,
die BegentichafI fiher Sachsen. Er war
ein kluger und tapferer Herr, der sich aber
mit den theologischen Händeln f^einer Zeit
allsuTiel an schaffen machte und vorzüg>
lieh den Kryptocalvinismas scharf bekimpfte.
[ Da er frühzeitig mit Tode abging, so über-
nahm sein Bruder JoltM» die Begierung,
I nachdem er sieh mit seinen Helfen der Art
abgefunden Hatte, dass er Weimar, Gotha
I und Eisenach , diese aber Altenbnrg und
j Coburg erhieltcu. So zerftol das alte wei-
I marisi^he Haus in die altenburfrisehe und
, in die neue ireiinarL'che Linie (1603). Fried-
' rieh Wilhelms Sohne starben jedocli ohne
männliche Nachkoromeu, während Johann
(III.), air4 er auch schon im 9B. Jahre au
seineu Vätern ginp (UiOf.\ 11 Söhne hinter-
üesB« davon jedocIi die meisten wieder ohne
Leibeserben starben. Unter ihnen strahlt
als Furstenstern erster Grösse, als „deut>
scher Achilles,'* joner kühne, gewaltipjo Held
des aojähr. Krieges, Benthard der (Jroste, der
nach Gustar Adolfs Tode an der Spitie
des protestantischen Heeres stand, bis er,
(•|ifcr französischer Intrigue, erst 35 J.
alt, iu dem von ihm eroberten Breisachaus
dem Wege geriumt wurde. Aber auch seine
BrUder, Johann Ernst II. und Joh. Fried-
rich, der sich mit seinen alchymistischen
Träumereien in die Einsamkeit des Thü-
riai^rwaldes b^mb und ipiter eingeker-
kert wurde, fielen in der Blüthe ihrer Ju*
gend deu Wirren jener Zeit snm Opfer.» so
dass nur drei Söhne des Heisogs Jobana
fibrig blieben. Unter diesen kam es ni
16
I
biyilizüü by GoOglc
355
23. Route: Yon Weimar nacli Jena.
356
einer Erbtbeilung (1640). Wilhelm, der Bo-
gründet der jfingeren wcimar. Linie, erhielt
Weimar; Ernst, heruacbmald d&r Froinniti
genmnt, wanl der Sllflar d«r j6ns«reii
tbaischen Linie, und Albrecht Herzog von
Eisenach. Da jedoch der Letztere bald u.
ohne Erben yenchied, so ging sein Besitz
an Weiififtr v. Ootb» über (1645). Wilhelm
TilipTi in Weimar und baute die Wilhelms-
burg ; £mst wählte Gotha zn seiner Besi-
denz n. baut» den Frledenstoia. Yon Ihnen
stammen sämmtliche noch jetzt regierende
Zweige des ernestinischen Ilauaes. Ihr Re-
giment fiei in die schwere Zeit des dOjähri-
gen Krieges, der seine blntfge Ctoimel aneh
über Thüringen schwang u. die abgelegen-
sten GebirgssclilufbtPTi nicht verschonte.
Tilly's Horden hausten vorn^mlicb im
■ebwanbnrgieeben n. weimeriacben Gebiet;
aber auch die Schweden ^varen schlimme
Gäste, besonders als sie nach dem Prager
Frieden (1640), welchem die thür. Fürsten
beigetreten waren, deren Länder feindlich
überzogen. Als Herzog Wilhelm v. Weimar
gestorben (16(>2), thailten seine Bohne das
■rbe eo, dMS Johum Emü so Weimar,
Adolf Wilhelm zu Eisenach, Johann Georg
Sa Marksuh), Bernhard zu Jena residirten.
So waren, ausser dem weimariücheu Btamm-
baaB) S nene Henogtbfkmer entstanden, die
jedoch biild -wieder ausstarben: Ei^enach
1761, Jena 1690, Martcsuhl, dessen Herzog
nach dem Tode seines Bruders nach Eise-
nscb fibeisieddte n. sieb nnii Hersog von
Bisciiarli titnlirte, 1720; worauf alle diese
Landestheile wieder au Weimar zurück fie-
len. Jobsnn Smst n^ferte bis 1&S&, sein
S Im Wilhelm Emst — ein ausgezeichneter
Fürst, der sich um die BÜitbo seines Lan-
des grosse Verdienste erwarb und zu last
allen wl8ieQ8oballli<Aieti n. Konst-Institaten
Weimars den Grund legte — bis 17S8. Da
er keine männlichen Nachkommen hinter-
lie:is, HO folgte ihm £rmt Äugutt, der Bohn
seines Bruders, in der R^lenmg, vu ffibrtei
um die Jmdergcbärenden u. zerstückelnden
Erbtheilungen abzustellen, das Recht der
Erstgeburt ein. Dennoch eut^panu ütch ein
anerquicklicber Streit, als der Henog von
Cotha über seinen minderjäh riir n Sohn
Emst Auguft OimttcuUin die Yorniuuüscbaft
führte. Katim aber war dieser selbstst&n-
dig geworden, als ihn der Tod hinwegraÜte.
Nun ergriff seine junge Witfwe, An^ui Amu-
liop Prinzessin von Brauuüchweig- Wolfen-
bfitte], Ifur ihren lljibrigsn Sohn Ktxrl
AufjuH die Zügel des Regimentes mit sol-
cher Kraft, Weisheit und Milde, dass sie
nicht blos für ihr Lauii ein Engel des Se«
gens geworden, sondorn ancb, ^ Hoha-
! priesterin der Kunst und Poesie, ihrem Na>
men im deutschen Musentempel ein unver-
Igauglichea Denkmal gesetzt hat. Als sie
ibrem grossen Sobne JTori itu^vst, Termiblt
' mit Lnnise von iT'"'^en-T)arm.stadt, die Re-
! gierung übergeben hatte (17^), trnt die
Sonne der deutschen Dichtkunst, dereu
Morgenroth von der Wartburg ansatrablte,
in den Zenith ihres Glanzes, so dass di<'
deutsche Literatur am weimarischenFürsten-
bofe Ibr goldenes Zeltalter feierte. Aber
auch auf der politischen Weltbübne stMid
Karl August als einer der geachtetaten,
liberalsten und voiksthümlichsten Fürsten
seiner Seit, der, nacbdem sein Land nicht
blos einen erheblichen Territorialzu wachs
erhalten, sondern auch zum GroMherznrffhum
erhoben worden (löl5), zuerst unter allen
deutschen Potentaten sin« constttntloiielle
Verfassung einführte. Dabei If^nlito .r da.-
StaatsschilT durch die wild empörten Wogen
seiner Zeit mit starker Hand, wenn er auch
die schweren Wunden nicht abwenden
konnte, welche die französisch m Kriege den
thüringischen Ländern schlugen. Als et
nach einer mehr als SOJihrigen Begiening
verschieden war (1828), folgte ihm sein
Sohn Karl Friedrich, an dessen Seite die
Orossherzogin Jlfarte PauUmna, iirossfärstin
von Sttsslsnd, als eine irahihafllge Matter
des Volkes segnend und gesegnet wirkt«-.
Der {regpnwärf iG;e Grossherzog, Karl AUacan-
(hr Johann, iiat durch sein frcisinuigea Re-
giment, durch dl« praebtroUe Xmenemnu:
seines Ahneuschlosses, der Wartburg, durrh
! Begründung einer Malerakadcmie u. anüe-
I rer Kunstinstitute, eben so viele Baustein^
j sum Bnhmestsmpel • selnet Namons gelegt
Der Erbgro38herzog, geboren 1844, führ;
den Namen seines glorreichen Gross vater?
Karl August, mt der Oeschlcht« ihres Bt
gentenhauses steht die Geschichte der Stadf
in nächster Verbindung. Wir begnügen
uns mit folgenden Andeutungen: Wei-
mar soll 680 Tom thür. Hersog Poppo
gegründet worden sein. Als erster Bentser
wird Graf Wilhelm I. (t 963) genannt, wel-
cher damals der mächtigste Hei'r in Thü-
ringen war (S. M). 1178 Ist die Stadt rom
Landgr. Ludwig III., und 1299 durch eine
grosse Feuerabrunst fast gänzlich zerstört
worden; während die dasige Burg, „der
Hornstein,** bot der thtkr. Sfindflnth (ISlSi
zu Grunde ging. Nach dem Ausstorben der
Weimar. Grafenlinie kam W. au die Laad-
grafen (1372), die SQweilen dort wohnten.
Wilh^ der Tapfere, Markgr. su Meissen,
wählte es zn »einer Residenz (S. TU Vnrh
seinem Tode war das Schlosa lauge ver-
waisk, bis M Johaan Vriedrioh dar Orass-
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357
23. Route: Von Weimar uacli Jena.
358
Trtüthige nach seiner Gefangenschnft Bum
Herrschersitx erkor und dariu starb (1554).
Nach der Schlacht bei Jena 8 tagige Plün-
deruBff* "^^^ «^I« Hersogin Louise, Karl
Ajjt^usts Gfinialilin, wciulete die RänzMcli"
Zemtorung ab. Seiueu «chÖDSten Glaus
hftt W. dnroh g^tterlm Nmm«», die im
SonneDstrahlo seines Fürstenhauses ihre
Bl&then und Früchte trieben. Wir nennen
•io in alphabetischer Beihenfolge i Charlotte
T. Ablefald f Aveh (Mechanikar),
Barth. Auerbach bis 1862, Sebastian, Frie- ;
damann und Emnnuel Bach (OrKolmcister),
Im, Baohstein (geboren 1801), F. J. Bertuch
(Qrtndardas Itaodastndiiatriacoiiiptaln), ga>
boren 1747, F. v. Biedenfeld, ^1662, K Bie-
demmnn (Kulturhistoriker und Journalist)
bis 18C3, J. Gh. Bode seit Bdttiger
(ATehäolog) seit 1792, Chr. Brück (Kanzler),
■BurhhoJz aiofmviUcAli), f l'ÖS, A, U. Chv-
lard (Kapellmeister), Oellarius (Uistoriogt .j
aait 1678, Coudray (Archlteet) Mit 1816, J.
L. Danz (Theolog), geboren 1766, JT. C. A.
T:?>f'rwfin (Mnsik.) geb. 1786, J. 1». Ecker-
manii seit 1824, H.V. Einsiedel (Dramaturg),
1 1M8» F. W. Faolna (Onmnr), X D. Falk
(Satyrikeru. Stifter des Falk rjion Instituts),
■\ 1826, L. F. von Froriup (Arzt) soit 1816,
Wol/yanij von Gaiihe (kam 1776 als Legations-
Mtb nach W. 1. 1 *1* Staatsministar a. D.
29. Mnr7 1«=*'^?^, A. F. Häser (Musik.) seit
1817, F. Hand (PbUolog) seit mO, C. O.
Stolland (Fhflolog) M« J. CMfl. wm
Herder (seit 1776 Ganaralsupor., f 1803), F.
A. Hoffmann (Pharmaceut) seit 1780, Hoff-
maon Fallersleben bis 1860, F. Hern
(Theol. und Pidag.), geb. 177t» J. Hovtlebati
(Histnrin-! .), 1 1640, Ch.W. Hufeland (Arzt),
gffb. 1702, J. .V. JTummel (Komponist) t 1837
F. Jagemann (Maler), f 1«80, Amalie von
Imhof (geb. 1770)» P. Kaitfhiann (BOd-
liaucr), t 1829, L. Knebel (seit 1774), A.
V. Kotaebue (geb. 1761), Lukas Kranach f
1563, O. W. Kraus (Stifter der Zeichnenaka-
demie 1780), C. F. Leidenfrost seit ISlft» Ch.
L. Lenz (Pädagog) ?»pit 180ß, Traar Lix-t bis
186S, Ch. Lobe (Musik.), Fr. Mayer (Ilisto-
Tiogr.), t 1818, A. Äaltltz, H. Meyer (Di-
rect. des Zeicheninstit.), J. G. Melos (Prof.),
t 1828, Fr. V. WiHor (Kanzler) seit 1807, C.
A. Musans (der älteste üitter der weimar.
Tafelnutda, seit 1768 Fftgenliofineister, f »I«
Prof. 1787), G. Neumark (Sekretär der
fruchtbringenden Gesellschaft zur Pfieffe der
deutschen Sprache und nationaler Gesin-
nung), t 1681, Vr. Paasow (Pbilolog) seit
1H07, JoH. Rank bis 1861, Reichard (Karto-
graph), F. W. Biemer (Philol.) bis 1847,
Jean fmaH Vt. Biabter, J, F* Böhr (Qene-
ralsapeiliit. seit 18M)» 0»r. JV. eaii StkOkr
(von 17»7--H'}, dann als „Tlofi-ath" von 1790
bis 9. Mai 1805), J. P. Scbellenberg (Rechen-
meister) seit 1817, A. L. K. Schmidt (Kanä-
le r) seit 1766, K. K. Scbmid (Jur.), geb. 1774,
Ji h. Schopenhauer seit 1806, St. Srhüt/e
biai 18a&, J. 8. G. Schwabe (Schulrath) seit
1770, Ohr. W. Sehwaiiar (Jur.) seit 18tS,
Friederike Seidel (Malerin), geb. 1791, Fr«
Schulze (Blnmennuilerin), f 1864, Th. Tlionss
(Mus.) seit UnzalDUfcim (Schausp.), J.
Heinrich Toss (Prof. am Oywnas. ton 1804
bis 1806), Ch. A.Vulpius (Gcethe's Schwager),
geb. 1762, t 1827, J. C. Weünnd (Chartogr.)
seit 1812, Fh. Chr. Weüaiid (Keisesclirift-
steUer) seit 1790,. Ohr, Mtmi. WMamd (Prln-
zenerjiiehor seit 1772, f nN Hofrath 1812),
P. A. Wolf (Schausp.), t 1Ö2Ö, 0. L. B. Wolf
(Improiisator) seit 1826, O. v. Wydenbrugk
(geh. Staatsrath a. D.) seit 1848. — Oegtm^
Trnrtig leben in W. folgende Celebrifäten:
Karl von Beaulieu-Marconuay, Amalie von
Clausberg (Fr. t. Donop), Cordes (Maler),
Fr. Dingehtedt (General-Tbeateriittendant u.
Vorsitzender der deutschen ScUillerstiftuug),
Ditteuberger (Oberhofprediger), Döpler (Ma-
ler), Angelika JFMw (Kfinatlarin Im Hödel- ^
liren und Stein seh neiden), U. Fries (Aus-
schussmitgiied des Nationalvereins), 17. Gc-
natt (Veteran der Hofbuhne), Wiih. Genast
(Staatsanwalt u. Sehanspieldichtar), Qtmtti
(Historienmaler), C. Graf (Kartograph), H.
OouUon (Antt), Karl Gutzkow CDramatarg u.
Seeretir der deutschen flcblUeretiftuv), Fr.
Hellrarth (Maler), C. N. Jfummel (Maler),
Höller (Stuecateur), H. Jä'!.> fUtorat), Gr.
T* XtUkreuth (Director der Kunütttchule), t.
Kameeke (Maler), B. KStt&r (Dfamaturg),
Kunze (Mathematiker), £. Lassen (Musik-
dfrect.), Lauckhard (Schulrath), A. v. Maltitz,
Fr. Marterateig (Historienmaler), Michelis
(Maler), Nlasaen (Maler), W. UtUler (ÜLupfBr.
Stecher"!, Henriette von Nordheim (Frau von
Schorn), E. Palleske (Dichter und Literar«
historiker), PauoUs (Maler), Ii. Pohl (Musik-
schriftsteiler), Putsche (Philolog), Preller
(Hofmaler), von Bamberg (Maler), A Host
(Schauspieldichter), v. Schlicht (Maler), A.
Seksa (Oberbibllothefcar), C. A. et^mtrige^
huith (Kupferstecher), Louise SeldJ^r (Hof-
malorin), Stichling (geh. Staatsrath), C.
Sondersliauseu, Fr. Stör. (Musikdir.),. J. G.
Töpfer (Prol dar Ifosik und 6ohö|d^r der
neuen Orgolbatitheorie), v. Wille (Maler),
Wisliccrni'^ (Maler), E. Ch. W. Weber (Phi-
lol.), Amalie Winter (Frau v. Gross), Zeiss
(Hl8torioirn4»li und Prot).
r« «rie «f gegenwärtig tsl ^n 8
Becirke geti^ellt, A-H.).
BOMm, «la sla Jada Hanpt- and Be-
Digitized by Google
359
3S. Souie : Ten Weimtr nacli Jena.
3eo
sidenz'^tn (it i nt An der Spitze des Staats-
jninistcriunid Bt«l4t Cb. B. v. WaUdorf, der
«Inzige noch sktiTe Hlniater seit 18M.
OeitandUchaflen : preuasiscbe (Al«ZMlder-
plats H. 80. sächsische (Erfurterst. 6.
21), russische (W ielandsstr. O. 30), franzö-
stedte (Borkaerttr. H. 119).
BÜdung»aMtalUn : Die dnrch den Kunst-
sinn des Grossherzogs seit in? Leben
gerufene Kunstschule, eine kuhere Lehr-
v. BndvBg8«BfUit, um Jttng« levte sanicliftt
in der Malerei au.-*2ul>ilden *) (Direktor :
Graf V. Kalkreuth; Kosten für Inländer
jährlich 8, für Ausländer 16 Thlr.) ; (Jymna.
afrnn; Sopbienstift (Bildnnsfanstalt for
Töchter liöhr-rer Stände, aolt 1854) ; Sc liul-
lehrerseminar; Healschule; Zeichen-, Mo-
deUir-, Fortblldungs-, OarteiiarbeitS'Klein-
kindttTtchuIe , Falkaches Institut (Erzie-
hungsanstalt für verwahrloste Kinder), Blin-
den- und Taubstummeninstitut; Wernicks
h5h«r» TSebterseliiile (PriTatanst.).
WohlUtdtigJceiteamtalfen ti. Vereine : Frau-
enTerein (Industrieschule für Mädchen),
durcli*s ganze Laud verbreitet; Freimaurer-
Log« „Amftlta" (in der Friedhofrtr.), Oawar-
lioverein, Man'enstift (für arheitsunfähige
Männer), Karlsstift «. St.-Loui8enstift (Hos-
pitäler für alte Frauen), Karl-August-Stlltung
(für kranke IHenatboten), Ueyer-Amalfen-
StiftuDg (zum Besten kranker Haxisarmen),
Eettnngsanstalt für Yeninglüclcte); — Vor-
ort f&r die deutsche Sehinerttifhing (zur
Ünterstützunff verdienter Schriftsteller); —
Tcrein für Knnst u. WtasenaohafI; Sbak-
Speare-Vereiu etc.
JoumalMik: Weimar. Zeitung, wdchentl.
mal, „Deutschland,« 7 mal, Regierungsblatt.
— BuchhanfUiim/en: B. F.Voigt (sehr starker
Verlag — darunter „Sdiauplatz der Künste
v. Handwerke, hts Jetst gegen 800 Bde.
mit Druckerei); HofTmannsche Hofbuchh.
(am Markt); Kühn; Dittmar. — Landesindu-
Mrie-Comptoir , gegründet von F. J. Bertuch
1789 (Bllderbneb, 19 Bde.), seit IflM mit
Oeograph. Institut, worin A. Stieler, Tleieluird,
Weiland u. A. arbeitetfin nnd Kartenwerke
aller Art zu Tage förderten. Als Bertuch
18S9 gest., gtaift die Anstalt anf seinen
J^ScliwIepersoTm, B. v. Froriep, über (f 184G),
von welchem sie dessen Sohn, B. von Fro-
riep (t 1861) übernahm. Terttanfl 19B5 an
L. Denicke, der das Qesohfift mit neuer
Thätigkeit betrieb (Kartographen: Kiepert,
L. u. A. Gräf u. a.), bes. d. Hauptwerk, den
Handatlas der Brden. des Himmels** (70 Bl.).
iSelt 1808 Jügentbom Ton Voigt a. Oftntfaer.
*) V. Bckotn, üeber die Slnrichtang n. den
fitand der Kunstschule In Weimar. 1868.
Ausgezeichnet dnrrh Stahl-, KupforsticTi V.
Sieindruck, Golorir- u. galvanoplast. An-
stalt, GraviranstaTt fttr Stein u. Metall,' Ter-
Stählung derKnpf ri latten, glyphotypisch»
Platten, Globen u. Tellurien, «labn's Reise-
bücher, Grafs Reisekarten für Thüringen
u. a. «-> 4 BneMruekervim (darunter dl«
Böhlau*sche seit 1634), 3 Leihbibliotheken,
2 Kupfer- n. 4 Steindrnckerclen , 2 Schrlft-
giessereien, 2 Autiquariats-Buchhandlungeii;.
He/Aeofer (mit Hoffkapelle), -welohes n»-
trr T)inp;f^Iatedl''s Leitung sich wieder zu
einem klassischen Buhme emparsclnvingt;
Sonntags, Mittwochs, Donnerstags, äouu-
abends. Im Juli u. August sind Ferien.
Barii:--rh.7}i'>n- r 'SV<''iwnr. IJank, am Ale-
xanderplatz (dein üchönbten der Stadt, in der
Nihe des Parkes) , J. Blkan am Buiifplats,
A* Callmann am Markt.
BadtawttaUen : Wasch- u. Badeanstalt bei
der Sternbrücke, dem Schloss gegenüber;
bei Reimann (Dampf<^ fitnn-, Wannen-, Jluaa-
biider) im Brühl ; am Schwansce (Bassfn snm
Schwimmen); in der Friedhofstr. — PAo<o-
graph. Ältlier»: Schenk in der Rittergasae,
FrisehetmBuss. Hof, Thon in derErfurteratr.
— IIaar$chneidekabineUe : Laudenbacher in
d. SchiUerstr., Herder in der Kaufstr., Pi>
quardt in der Breitengasse.
IndusUrie: Hasch inenfabr. von Zwan-
ziger, Chirurg. Bandagen von Baltzar, Blas-
instrumente von Beck, Saiteninstrumente
von Höhne, Juwelierarbeiten von K. Koch»
t'lirniacTierarbeiten von Kühn, Gürtler- und
Broncearbeiten von Waliack, Nadlerarbei-
ten (Blumenstellagen aus Draht) tou Mar-
tini, Buohblnderarbeiten von Henas» Thon«
u. Töpferwaaren von J. F. Schmidt, Feuer- ,
spritzen v. Th. Roth, feine Messer bei Mi-
chel, ausgestopfte Thiere bei Sehreiner (be-
rfthmte Schmotterlingspräparate).
Sehensicürdtgkeiten*). Selten wird
man Ruf so beschränktem Raum«' ?(>
viele benchtonsweitlie Punkte finden,
wie in Weimar. Es bedarf fast immer
nur weniger Schritte, um vor einer nevoi
Merkwfirdigiceit bq stehen. Eintritts-
gelder sind fast nii^nds notmlrt; dodi
werden wir nnrlcnten, was man pcwohn-
lieh zu gehen ptiegt. Wir beginnen
unsere Wanderung vom Bahnhof aus,
der von der«eigentlichen Stadt ziemlich
entfernt ist, obgleich sich in wenigen
<•) Der beigegebeuo GrumlrUg von Wei-
mar ist der beste Wegweiser, so dAss ea
kaum eines Lohndieners bedarf, wenn man
nicht durch solchen rascher gefordert wer-
den mag.
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TTTT
o OutUilltM' 0Tienärur4
Erbprinz ,Xai*i th
HmtsüidterHof , cgrUpui» K0
Etephant , Ua>*i Vh
*Adltt , ßr*ile»ytLt*e . F 5
Sonne , FS
Schwan . 9Mtßlttm GS
JküringerWof , Jaath'anan. D5
Lowe , Uttur 6r*itH 15
Bdtid it Söst , BfrderliatL K5
BujinuumtUtmlj MrfuHirXr 17
Y Rettaurationen «mI
Bierlokale
iurjdmm .husukt . JUbiA^BG
IS
Stadthaus , Markt T\-S
AS
tSdUesshaus , futrmf n.Tüftt/* CS
* FeltenhelLer , duu,, n-Mni» 10
LöMrenßetrien . im BnüU DS
Stadthe^haUe , Herderlialz . SS
E- Katfreehiiuser
foffhuum'sKaffieJuuu .TeiJtf. IS
Kaffeehaus , v>t iftu-u PS
u Weinstuben
G.Mefgr,M<u*t FS
VTfiomj. FS
C. Frttuid /fwti«tA«- » FS
C Baum , HtrdB'ruu E5
Reithmaiut , Saik. FS
KtUtl ,fJpfdwtifx l.mnJImt .. &2
• Conditoreien
*FtsUib,JfafrondUorßttrg-tl^ Tk
Sdtmrt .Brritaigattt. . E5
Konty , PS
Meste obfr^raitf, KS
4 » Bode-AniPtalten
P S(hräh4hde/MsiaUv»St)»w,stf HS
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Bade Anstalt ,FnfdJ>*fStr.
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361
23. Bouie: Ton Weimar nach Jena*
362
^mhreD auch nach dieser Seite hin ein
neuer Stadttheil gebildet haben wird.
Jetzt wird dnselbst ein neues Museum
(vom Architekten Zotek aus Wieu^ im
^tjl einer graziösen italieoiscben Be-
naisaance gebaut, weldies diewerüivoll-
sten SainmUingen in sich vereinigen
soll. Damit werden G ^rtPurinlHo^cu ver-
bunden werden, die mit dem Parke in
Verbindung stehen. Zugleich ist der
Bau neuer Gebüude (mit Arkaden), wie
auf dem Markusplat« in Venedig, und
eine breite Strasse bis zum Bahnhof
projectirt, ähnlich derMaximilinnsstr. in
München. Etwa in derHüIfte wird diese
Strasse, dui'ch einen freien Platz unter-
broeben>auf dem einerseits eine kaüiol.
Kirche errichtet, andererseits eine Gar-
tenanlage in der Weise der englischen
Squares angiobracht w^rfloT) ?oll. —
Durch die Bahnhofs- und liürgerschul-
strasse kommen wir auf den schönen
parkartigeu „ /ui/i^^j^o*»" (r. Post und
Buss. Hof, 1. Erhol^ngslokal, s. 1859)
und Lesemuseum (s. 18G0). An den
KiU'Kplntz reiht sich dieWiehuxl'^'^trfisse,
An der Ecke, die den Theaterplatz be-
grenzt, Wielands Haus (G. 26), in wel-
ches der Dichter 1803 einzog und worin
«r 1813 starb. Noch jetst im Besita der
Familie und von einer Schwiegertochter
Wielands bewohnt. Im oberen Stock
Wielands Aibeitszimmer mit einigen
Koliquieu. Zunächst der kleine Theater-
platz mit der erzgegossenen * Doppel-
sUUue von Goeiheu. Schüler („demDich-
tcrpaare das dankbare Vaterland"), mo-
dellirt vonRictschel, enthüllt am 4. Sep-
tember 1857. Dahinter die ziemlich
unscheinbare Fa^de des Mofthfaters^
das nach einem verheerenden Brande
<1825) erneuert und vergrössert wurde.
In diesem beschrfinkten Baume hat die
dramatischeKunst unterGoethe's Leitung
(von 1700 — 181 7) ihre Gl;in/j»nrn!flo 'jo-
feiert. Noch jetzt steht das wcim ;ii i ^the
Theater unter Dingelstedts Leitung auf
4ler Hübe der Zeit, und bat nicht blos
unter ^r. Lissts musikal. Directorium
namentlich die Tonschüpfungeu der „Zu-
kmiftsnm.sik cultivirt, sondern auch,
wie noch keine andere Büime, die Mei-
sterwerke der dramat. Dichtkunst in
zusammenhängender Reihenfolge vor^
■t,'eführt. Gegenüber das Haus, worin
Johanna Schopenhauer von 180G bis .
1880 wohnte und in ihren Abend-
gesellsGhaft«i die Notabilitäten der Zeit
vereinte. An der östlichen Ecke des
Theaterplatzes, beim Eintritt in die
Sehillerstrasse *das Witthimspalais^
worin die Herzogin Anna Amalia die
berfihmtesten Hfinner um sioh sammelte
und 1807 yerstarb. Seit 1848 befindet
sich dnrin die grossherzogl.ft(4Mi«amm-
(wertli volle OelbiM'T — vorzüglich
von altdeutschen Meistern, lG,OOOStahl-
und Kupferstiche, Lithographien, 6000
Handseichnungen,znmTheU Ton hohem
Werth, z. B. Ton Carstens,ausge2eichnete
Cartons, plastische Gegenstände etc.)
und ist theilweise zu Mulorntcliers ein-
gerichtet. Jeden Donnerstag von 10
bis 1 Uhr geöffnet. Ausser dieser Zeit
vermittelt der Secretär Schuchardt (Jü-
gerbaus in der SCarienstr.) den Eintritt.
— Rechts durch die Schützengasse, worin
das Stahl- und ArvihrubtschiitxenhauSf
in dessen (Jartcnlvarl Augusts Erzstatue,
und dann 1. durch die Brauhausgasse
auf den Wielaudsplatz mit der * Wie-
landstittiue, modellirt von Gasser in
Wien und enthüllt am 4. Scptbr. 1857.
Dann , r, durch die Friedhofsstrasse,
worin 1. die schöne J^reimaurerloge, 1853
eingeweiht. Jenseit der Friedhofsstr.
r. auf den *ueueii, Friedhof, seit 1818 '
in 0ebrauch., Eintritt durchs Leichen*
haus. Ein 23 Morgen grosser, schöner
Todtenacker voller Bäume und Blumen,
mit hendichen Denkmälern, unter wel-
chen die Asche vieler berühmten Men-
schen ruht. Auf einer Anhöhe prangt
die 1824 errichtete,, tempelartige * F^r-
stenffn^ und dahinter die am 84. Not.
1862 eingeweihte * gi-iechische Kapelle^
die mit der Fürstengruft in Verbindung
stellt. In dieser ruhen nicht blos die
lürstlichen Leichen in kostbaren Sarko-
phagen (unter ihnen Karl August), auch
die Diebterfttrsten Schiller und Goethe,
deren Särge Lorbeerkranze selimiicken,
haben neben ihrem fürstlichen Mäceu
einen Ehrenplatz gefunden, und zwar
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363 S3, Bouu: Ton Weimar nacli Jena.
364
ScTiilTers Gebeine (auf desMn Sarg seit
1859 ein silberner Eichenkranz von den
hamhnrger Frauen), bis dahin auf dem
Jakobskirchhof (s. unten), seit 1827, u.
Goethe's sterbliche Hülle seit 1832. Man
versSimie nicht, nm das Iniiere der FQr-
Stengruft zu sehen, vom ziemlich ent-
(iBrnten Hofmar.scliallamte einen Diener
mitzunehmen, der sie für 10 S^^r. öffnet.
Leider darf dieser nicht auch die kleine,
aber prachtvolle griechische Kapeile er-
sdülessen , die (Ton Btreieliliaii erbaat
und 18<^8 dngeweiht) mit ihrer vergol*
deten Kuppel weithin leuchtet. Dies
thiit der rnssischeKirchendieTier (Schuh-
macher Buschmann, der Sparkasse ge-
genüber D. 103}, dem ein beliebiges
Eintrittsgeld rerabreiebt wird. la den
unteren Rgnmen mht die 1859 Terator-
. beae Grossherzogin Maria Paulowna,
deren Sarkophrif^ mit einerprachtvollcn,
in Petersburg gestickten Pf^cke ^ ^ l
hangen ist. Die Kapelle selbst, worin
zuweilen Gottesdienst nach griechischem
Bifns gehalten wird, ist mit einigen
werthvollen Gemälden gesdimlickt. Das
Allerheil igste" darf von Frauen nicht
betreten werden, — Sehen wir uns aber
anch noch weiter auf dem Todtenfolde
um. An der linken Umfassungsmauer
ein Denkmal, „den WohHMUem" H.
ICeyer und dessen Gemahlin Amalie,
wegen ihrer ArmenstiftungCs. oben), TOn
der „dankbfircTi Stadt Weimar." Weiter
aufwärts P. A. Wolf, Schauspieler und
Theaterdichter. Fast am Ende Kirchen-
rath Horn. Gegenfiber (an der west-
liehen Maner) Buchhändler B. F. Voigt
(unter einem sehr 8<Adnen Epitaphium).
Nicht weit davon (abwärts) der Humo-
rist St. Schütze. Noch weiter abwärts :
Röhr (t 1847), Schweitzer (f 1846),
Hummel (f 1837). Der Fürstengruft
gegenftber der friomme, kinderfrennd-
liehe Johannes Falk (f 14. Febr. 1886),
mitder V. ihm selbst verfassten Inschrift:
„ünter diesen grünen Linden
Ist, darch Cbristus frei von Sünden,
Herr Johannet Valk aa Hoden.
Kinder, dio aus deutmclien Stftdten
Diesen stillen Ort betreten,
Sollen llelflalg fftr ihn beten."
Oestlich der Ffirstengruft: Ecker-
raann, Goethe*s Freund und Lehrer des
jetzig:en Grossberaogs. — Will man nach
der Todtenschau das frische Leben be-
grüssen, so wandere man auf der ber-
kaischen Strasse bis «um FeUmkeUar,
wo sieh eine herrliehe Aussicht über die
Stadt erGflhet.
Wir aber wenden uns rechts an der
1860 eröffneten Kunntschnlr (mit zahl-
reichen Ateliers, Sälen, Auditorien) vor-
über, statten der nahen JTof<järinerei,
die sich durch geschmackvolle Aufstel-
lung ihres Pflanzenreichthnms, sowie
durch dneuHtthnerhof mit seltenem Ge-
flügel auszeichnet, einen Besuch ab, und
treten alsbald in den angrenzenden
*Parkj eine grossartige Schöpfung Karl
Augusts u. Goetbe*s, die nicht blos durch
den herrlichen Schmuck und das male»
rische Anrangement ihrer wechselnde
Baum-, Rasen- undBlumenpartien, son-
dern mehr noch durcli die Manen einer
grossen V^ergangenheit, welche die Laub-
gänge , Lusthäuser und Felsengrotten
umschweben, Herz und Auge fesselt.
Mitten durch das geheimnissvolle Dun-
kel der umfangreichen Anlage schlängelt
sidi die Ilm, jener bescheidene FlusSt
von welchem Schiller sang:
„Meine Ufer sind arm, dock höret die lei-
8üru Welle,
Fahret der Strom sie herbei , manches un*
sterbliche Xiied.«*
Der Park ist von allen Seiten offen.
Will man jedoch das Innere einzelner
Lusthäuser sehen, so wendet man sich
an einen der Ix'rrscliaftlichen Parkwär-
ter, die gewölmlicii in der Nähe sind und
jeneHfiuser gegen eine kleine Vergütung
(5 Sgr.) Sfßfien, *Das MnUsche Hau
war Karl Augustsu. (}oethc*s Lieblings-
aufenthalt. Ausser einem mit Statuen
geschmückten Vorsaal enthält das an
und für sich unansehnliche Gebäude
einen kleinen Speisesalon, ein Arbeits-
und ein Schlafzimmer. Es ist da aller-
dings nicht viel au sehen, denn die Ein-
richtung ist ausserordentlieh einfach.
Wer aber müclitc nicht gern iu den
Räumen wandeln, wo die grössten Geister
unseres Volkes ihre schönsten Stunden
I feierten? Gegenüber ein kleinea Land-
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365 2^. AMtf.* Ton Weknsr naeli J«Da.
366
haus, welches KaroUne Jagemann, Karl
Augusts vertr.'UJtp Freundin, als Frau
von Heygeiidoif bewohnte. Am Fusse
der Treppe, die am Köm. Hause Liuab-
fahrt, ein Distiehon von €k>ethe:
„Die ihr FeUeu und Bäume bewohnt, o
beOaame Hymph«!!,
G*b0t J«g11«1ieiii gern, was or Im Btillfti be*
gehrt.
Schutiot däm Traurigen Trost, dem Zweifvl-
liafleii BeUhmitff,
ITlid dem Xiiebendan gönnt, das» ihm be-
gcguü »ciu Glück I"
Auf einem Folsblock das Denkmal,
welches GiM the dem Fiir>(*'n Frans vou
Dessau, einem Freunde Kari Augusts,
ervlcbtaii Um«. Dortdie^SeUllerlMiiik'S
ein traiiU«hesPUttadien, wo derDicbter
oft geruht haben soU^abwohl er damals
die stattliche Kaserne nicht sah , die
jetst hier in die Augen fallt. Etwas
weiter ein SteinmoQument („Genio hujus
lod," dem Qeisto dieses Ortes gewid-
met), um weleliee sidi dne Schlange
windet, die eines der dort liegenden
Brode verschlingt. Die Volkssage hat
dieses Sinnbild dahin gedeutet, dass hier
eine Schlange gehaust, welche mit ver-
güten Breden getodtet worden. Die
minenMrtige Hener, ab der wir links
voräbergehen, hat keine historische Be-
deutung. Dagegen war die JiTatMe oder
das liorJcenhänschen (,,Louiscnkloster"
oder „Kalte Küche*'), \'on Goethe erbaut,
trots seiner engen Räumlichkeit ein Lieb-
lingsnolienthalt Karl Augusts, worin er
haldallein,b&ld mit einem kleinen Kreis
vertrauter Freunde n. selbst mii seinen
vortragenden Käthen frühstückte und
halbe Näelite zubrachte. Jetsit werden
' — Gartengerathschaften darin aufbe-
wahrt Ungleieh stattUeher ist das mit
verwitterten Stataen gezierte * TtmptH-
A^ >-;-n^iatw („Salon"), in dessw hinterem
S;i;i!raum die aus einem cararischen
Marmorblock voü Steinhänser in Rom
^nach Bettina von Arnims EutwurfJ ge*
arbeitete * QoeHmHalbiiie mit der Psyche^
deren kolossale Dimensionen einen ttber*
wftltigenden Eindruck maeben, aufge-
stellt ist. Das wundervolle Kunstwerk
soll 6000 Xhlr. und der Transport bis
an Ort und Stelle 3000 Thlr. gekostet
haben. Man kann es, zwar nnoh von
aussen Ix wiuulern , wenn die Fenster-
vorhäugu gerade nicht zugezogen sind ;
doeb ist esgeratheHer^ein kleinesMnk*
geld daran m wenden nnd den Salon
(if^ncn zu lassen. Später soll es seinen
Platz vor dem neuen Museum erhalten.
Gehen wir nun durch die Marien-
i^trasäe in die Stadt zurück, so kommen
wir snniehstaiif den ^Cfoeät^latz (Ftaa«
Aplan). Hier steht dasalemliehgrossei
massive, aber niciht gerade schmucke
Eckhans (mit einer von einem früheren
Besitzer herrührenden lateinischen In-
schrift), welches Goethe 39 Jahre lang
bis an seinem Tode bewohnte. Es Ist
jetat Termiethet, während des Sommers
aber jeden Freitag von O^IS Uhr dem
Publikum ^rcöffriet Ausserdem ver-
mittelt (i<'i Secretär Scbuchardt den Ein-
tritt, und zeigt die mancherlei Kunst»
Sammlungen und Baritäteu, mit denen
es reiehlich aosgestattetist. Aber nieht
das Arbste- vnd Schlafzimmer des alten
Herrn, die noch in demselben Zustande
sind, wie er sie bewohnt und wie er
darin gestorben. Sie bleiben verschlos-
sen! — Nicht so * Schillers Haus auf der
rechten Seite der schönen, brüten
„Schillerstrasse'* (Esplanade), die wir
alsbald erreichen, wenn wir vom Goethe-
platze am originell verzierten Hause des
Kaufmannes Kartei vorüber durch die
kurze Fraueuthorgasse gehen und dann
links einbiegen. Dies bescheidene Eck-
haus mit seiften grünen Fensterladen,
jetzt Eigenthum der Stadt, kaufte Schil-
ler für 2000 Thlr., wozu er das Geld er-
borgte, u. hat es während seiner 3 letz-
ten Lebensjahre bewohnt. Es ist täglich
▼on und TOn 6 Uhr jedem
Besudier geoffioet. In den unferen Blu-
men, diedes Dichters Familie innehatte,
hält gegenwärtig der V»^rwaltungsrath
der geld- und segensreichen deutsdien
Schillcrstifiung seine Sitzungen. Jenseit
der Flurthttre ein kleiner Hausgarten,
worin sich Sdtiller gern aofliielt. Im
zweiten Stockwerk wohnte der Dichter.
Das Vorzimmer hat der Kastellan des
Hauses, welcher die geweihten Säume
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t
367
Route: ToE .Weimar soek J^iia.
968
zeigt, mit nllcrlei Kunstgcgeu.stüiKlen
aogefüllt. Der Ankauf eines solchen
Oegvnstendes gilt als Eintrittsgeld. Das
zweite (mittlere) Zimmer ist achöii and
eiimig ansgescbmilckt, besonders mit
einem von Weimars Frauen gestickten
Fussteppich n. clnganton Sesseln, wolfho
auswärtige Hände ^rearbi'itet \i. ver* Int
Allein die eigentliclteKauba, zu weicher
tagtäglich die Pilger aller LSnder strö-
men, ist das sehlicbte Ecknmmer, worin
der Dichter zu Arbeiten pflogte. Es
in demselben Zustand crhalteo, wie ^
bei seinen Lebzeiten war Noch steht
hier der Selneibtisch („der ilim 2 Iva-
roHn gekostet"), an dem er seine nnsterb-
liehen Werke schuf. Auf demselben ein
grosses Fremdenbuch und verschiedene
wertlivoUe, Reliquien, z. B. ein von
Sfliillers lliiiHl <;eschriebcner Tlio.'iter-
zettel, ein kostbarer Brief an seine
Schwester Chriatophlne, Haarlocken von
den Hftnptem Schillers, Ooethe'sn.Karl
Augusts. Daneben lic Bettstelle, in
welcher Schiller am 1). Mai 1805Abcnd^;
6 Uhr seine edle Seele aushauchte. Die
Kränze, womit sie geschmückt, sind
Ueherbleihsel der grossartigen Feier,
womit das dentsche Volk den 50jährigeu
Todestag seines Lieblingsdichters ehrte.
Neben dem Bette Schillers Mundtasse,
seine Tabaksdose, ein klpinos Klavier,
wornuf er manchmal zu spielen i)tk'}.jte,
eine Guitarrc, die „seine Lotte'* zuwei-
len handhabte, nnd auf einwn Seiten-
Usch e das prachtvolle Schüleralhum,
worin die eigenhändig geschriebenen
Gaben deutscher Schriftsteller, die von
den TTnternehmem der so ergebniss-
reichen Schillerlotteric erbeten worden
waren, gesammelt sind. I>as gewöhn-
liche Schlafkabinet des Dichters war ein
winziges Dachstübdien , das an sein
Arbeitsziimiior q:renzt. Dort laj; die
Bettstelle platt auf dem Boden, da er
es nicht liebte, ins Bett zu steigen. War
er müde, so warf er sich aufs Lager,
wohl wissend, dass er nicht lange Buhe
habe. Flog ihm ein dichterischer Ge-
danke durch den Kopf, so schob er sich \
vom niedrigen Lager rasch in die Höhe
und brachte ihn, da Licht und Schreib-
zeug ätet^s zur Hand, alsbald zu Papier.
Erst in seiner letzten Krankheit ward
ihm in der nahen Stube sein — Sterbe-
bett snbereitet.
Am Schillerhanse vorüber r. durch
eine kurze Nebengasse in die Windische-
strasso, die r. auf den mit einem schönen
lirunnen gezierten Marktplatz ausläuft.
Hier (auf der Westseite) das 1838 im
gothisehen Styl erbaute Batkkaut, Im
„Berahardssaal," welchen der Stadt-
wachmeistcr (2 Treppen hoch) gegen ein
beliebiges Trinkgeld zeigt . ein grosses
Gemälde von Martersteig (Einzui? des
Herzogs Bernhard in Breisach), Goethe' s
lebensgrosseStatnevonHiltteri u. einige
Porträts. Solche Büsten nnd Oemftlde
auch Im „Rathssimmer." — Dem Ratb-
hans gegenüber das im 16. Jahrb. er-
baute und lÖOÜ erneuerte originell ver-
zierte Stadthaus, in dessen unteren
Bftumen Bier-, Wein- nnd BÜUurdstnben.
Daneben r.dleHoffinannscheBnchhand-
lung in dem vom Kanzler Brück 1649
erhauten Hau.sc, worin Lukas Kranach
der Aeltero und der Jüngere wohnten u.
starben (1553 u. 1586). — Vom Markte
1. durch die Kaofstrasse, welche die
Breitegasse durchschneidet, auf den
Herder^iplatz r„Töpfenmarkt")i der mit
* Herders Uihhäule, v. .Schaller in Mün-
chen modollirt nnd IHöO enthüllt;, <rc-
schmückt ist. Auf dem Fiedeätal des
Dichters Wahlspruch: „Licht, Liebe,
Leben.** — Diese Statue steht unmittel-
bar vor der* Stadtldrche, der „weimar*
Westminsterabtei,*' welche der hinter
derselben wohnende KirebTior (E. 13)
gegen beliebige ^^M•t'ütung uJlnet. Sie
wurde 14i>4 erbaut und 172G erneuert.
Unter den hbtorischen Denkmilem
beachten wir das Gkrabmonument der
1692 verstorbenen Gemahlin des Her-
zogs J(di!innWiihelm,T>orothea Susauna,
eine Bronzepl'ittp mit dem Tiitterbildc
Wilhelms des Tapieru (f 14b2 >, die ( i rab-
mUer Bernhards des Grossen (t 1C30),
des Kurfürsten Job. Friedrich desOrosa«
mftthlgen (f 1554), des Herzogs *Johanii
(-;-tf;or)), der Herzogin Anna Amalia
(t 18U7), des Goneralsuperinteud. J. G.
von Herder (f 1803), sowie den aus
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S69
der Jakobskirche hierher versetzten
Orabsteiii des älteren Fjukis Kranach
(tl553) n. V. a. Dv.v beliousti- Schmuck
der Kirche aber ist ein grosses Altarbild
ia Form eines Schrankes (Cliriatiu am
Kxeus), gemalt YonLuluBKruiaclL dem
filteren, vollendet tob seinem Sohne,
- restaurirt von Siober, — das e^elnngwiate
Werk dt-T biu iUmiten Meister, lu dieser
Kirche predigten Liuther, Herder und
Böbr, wiibread jetstnoch Tdpfers (ehe-
mals Job. Sehast. Bachs) Heisterbfinde
die von Fr. Schulze 1B25 erbaute Orgel
„schlagen,** die eine der schönsten in
Deutschland ist. — Hinter (kr alters-
grauen Kirche, zumTheil von derselben
verdeckt, die Ämtswohnung des jewei-
Uge& Hefpredigets (Jetst Dittenbergers,
▼orher ßöhrs), mit der Inschrift: „In
diesem Hause lebte, wirkte und starb
G. von Herder.'* Daneben eine neue
Bürgerschule (seit 1859). — Hinter
der Kirche weg und am Gymnasiuni
vorüber durch die Torwerksgasse sum
*Be8idenzschl088| das in seiner frühe- 1
ren Gestalt, als Burgsitz der Grafen von
Weimar u. Orlamünde, der ,,H(^rn'^feiii"
u. später die Wilhelmsburg liiess, die
1774 ein Kaub der Flammen wurde.
Aus jener alten Zeit stammt noch ein
rainenartiger Thurm, „die Bastille" (der
Hauptwache 1. gegenüber vor dem west-
lichen Schlossflügel), worin jetzt das
Hotinavschallamt, die Theaterintendan-
tur u. andere Behörden ihren Sitz haben.
Das (,'egcnwfirtige umfangreich^ Sehloss
(«,die Karlsbnig^O , auf dessen iBinrich-
tmv^ Gccthe*s Bathschläge grossen Ein-
fluss hatten, wurde mit seinem 200 F.
hohen Thiirmc 1803 vollendet n. ist mit
reicher Eleganz u. sinnigem Geschmacke
ausgestattet. Der Kastellan (in der
Bastille wohnhaft, 10—15 Sgr.) aeigt
die inneren Räume des dreitiugeligen
Gcbändcs, d-ns 7 Säle, lOü Zimmer, viele
Kammern, Kabinette n 1! Keller ent-
hält, gewöhnlich in naclisteheuder llei-
henfolge: Schlosskirche-, Vestibül mit
farbiger Olaskuppel, prachtvoll deeo-
rirte Haustreppe; Festsnal, der vom
ersten in das zweite Stockwerk empor-
ragt, mit umlaufender, von 20äfiulen
♦
370
getragener Gallerie; Spiegelzimmer;
Kurfiirstcnzimmer; Genifk'her der Gross-
herzogin mit den weit berühmten Origi-
ualcartous zu Leonardo da Viuci's
Abendmahl; Audienssimm^r desGross*
herzogs mit 3 grossen GemJUden von
Schwind (von den 7 Raben u. den treuen
Schwestern); die. Zimmer, welelie Karl
August bewohnte; das lediglieli niii Ce-
dern-, Mahagoni- u. Orangeuhuiz; deco-
rirte Bernbardsaimmer mit der Rüstung
u. anderen Reliquien des Heraogs Bern-
hard, u. einem von der jetzigen Konigin
vonPreussen geschenkten Autonjraphen-
Album (mit Vorwort von Humboldt);
Marmorgallerie j griechische Hauska-
pelle; Wintei^rten; Salon u. viele an-
dere Räume, die allesammt mit werthvol-
len GemSlden u. sonstigen Kunstwerken
{geschmückt sind. Aus dem Salon tritt
man in die räumlich beschränkten, aber
durch ihre genialen Frescomalereien he-
rühmt&n ff Dichter zirnmer," welche (mit
kunstreichen Zinkthüren verschlossen)
auch dann gezeigt werden, wenn andere
Gemächer, zur Zeit bewohnt, nieht zu-
gängig sind. Die Gemälde im Jh^rdcr-
zivmier, durchweg auf Herders Streben
u. Wirken bezüglich, sind von G. J&ger.
Die Goeth^allerie , deren architektoni-
scher Entwurf von Schinkel, ist mit
herrlichen Fresken (von Xcher) geziert,
welche die bekanntesten Scenen aiis
G(ethe's Werken darstellen, vornämlich
mit den Uauptbildern aus „Faust''. Die
plastische Ausführung der Reliefs von
Angelika Faoius. Das SehiUerzinmer
mit des Dichters MarmorbQste , Scenen
aus seinen Schauspielen und Balladen,
grösstentheils von Nelier gemalt. Das
Wielandzimmer überrasch? durch seine
von Freller auf rothem Grunde ausge-
führten Darstellui^en aus ,»Oberon*^ u.
durch seine figurenreichen Arabesken.
— Südlich vom Rcsidenzschloss , am
Fürstenplatz u. unmittelbar am liaupt-
eiu^angc des Parkes, 1. das *BibliO"
theksgebällde^ sonst „grünes Sehloss,'^
auch „franzSsisches Schldssehen" ge-
nannt, vom Sohne des Kurfürsten Joh.
Friedrieli, Herzog Joli. Wilhelm, seit
1562 erbaut , und zwar von dem Golde,
23. Bwte: Ton Weimftr iiacli Jena.
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371
23. Route: Yon Weimar üach Jena.
372
da« er für aiigew<yrbene Trappen von
Prankreich erhalten. Die originelle
Architektur doknmentirt sich vomämlich
an dor meisterhaften Thurmtreppe, die
ausser dem Hauptmast keine Stütze hat.
Täglich (ausser Sonntags) von 9 — lÄ ü.
dem Pablikum geöffbet. Fk^de hüben
auch ausser dieser Zeit (für 1 5 — 20 Sgr.)
Zutritt, nur nicht im Juni und während
der Weihnachts-, Oster- u. Wollmarkts-
ferien. Der Bibliotheksdiencr, der als
Cicerone dient, ist fast immer zugegen,
oder in der Dtinhardsstr. O. 70 zn er-
fragen. Die reiche u. wohl geordnete
Bibliothek (Oberbihliotheknr ITofrath
Schöll) umfasst jetzt über 150,000 Bde.,
worunter viele literarische Seltenheiten.
Ausserdem werthvolle Handschriften,
eine Militärbibliothek (im Thurmbaa)
von 6000 Bd. u. 7500 Landkarten (Xlteste
▼om J. 1484 u. 1527) und Plänen, eine
Autographen - Sammlung (mit chinesi-
schen, Japan i schon , persischen, hebräi-
schen. Grrietbischen, römischen Hand-
schrii Leu hervorragender Persönlichkei-
ten) n. namentlich an 500 der Altesten
n. interessantesten Studenten -Stamm-
biirlior (auch von Musäus). Der grosse
Bibliotbekssa;il ist mit zablreichon Bü-
sten und Gemälden (grö.sstentheils Por-
träts von Kranach u. anderen Meistern)
ausgeschmttckti danmter 6cetilie*8 und
Schillers bewnndemswwtiie Kolossal^-
htt8ten,*Jene von David, diese von Dan-
ncckcr, sowie die originelle Goethebüste
von Trippel , im Profil als Faust und
Mephistoplieies dargestellt. Mit der
Bibliothek ist eine Ausserordentlicli
werthrolle JTimstibammer Terbnnden, die
viele, zum Theil wunderliche Merkwür-
digkeiten u. Reliquien enthält, z.B. Ge-
genstände aus Ilerkulanum u. Pompeji,
Gustav Adolfs Koller u. Stiefeln, einen
Degen des Herzogs Bernhard, Goethe's
Sehlafirock u. Uinisterfrack; eine Samm-
lung TOn meissener Porsellantassen , so
aufgestellt, dass man ganze Oktaven
darauf spielen kann , und dr rgl. ; sowie
ein Münz - und Medailleukabinet, eine
reichhaltige Siegelsammlung, eine Ku-
pfer- u. Stahlsticbsammlung. — DemBi-
bliotheksgebftude gegenftber das JP8r-
ttmüiauSj ehemals von Karl August, jetzt
von der Prinzessin Anna, Tochter des
Herzbgs Bernhard, bewohnt u. von den
Ministerien , den Landständen und den
Geschworenen zu ihren Sitzungen be-
nutit. Im westliehen Erdgeschoss das
kdnigl. prousslsche u. sächsische Tele-
graphenbureau. Künftig (?) wird sich
auf dem „Fürstonplatzc" Karl Augusts
Denkmal erheben , zu welchem am
3. Sept. 1857 , seinem hundertjähr. Ge-
burtstag, der Grundstein gelegt worden
ist. — D>as nächste Gebäude hinter dem
Fürstenhaüse (nach dem Parke zu) enth.
die griech. Kapelle u. die Hofrrärtners-
wohnung, worin einst Goithe s vertrau-
teste Freundin, Frau v. Stein , wohnte.
Wir wenden uns nun 1. und gehen
an der Um bhiab , neben dem Beitplats
vorfiber, eine kurse Strecke rfickwiirts,
bis zur ,,Naturhrück€/' die uns über
den Fluss hinüber r. in denjenigen Theil
des Parkes führt, der wegen seiner nach
verschiedenen Kichtungen laufenden
Wege „der Stern" genannt wird u. ^st
der Scbauplats mancher genialen Fest-
lichkeit war. Links von derBrftcke vax
nahen Wasch- u. Badeanstalt; geradeaus
durch die schöneWilhelmsallee zur neuen
schlossartigen Kaserne. Aus dieser
Allee läuft r. die Kunststrasse nach Ober^
weimar ab. Dicht an derselben, 1. auf
einer Anhöhe („Hom*^, GcBÜhe^B Berg-
garten. Ein näherer Promenadenwcfr
von derBrücke r. an einer Fel^rnqnelle
vorüber. Das einfache, zweistöckige,
schindelgedeckte GartenhauSj das Gobtlie
am 10. Mai 1776 besog n. 7 Tolle Jahre
bewohnte, war ihm, trots der engen
und niedrigen Bfinme, stets das liebste
Asyl, in das er sich auch später aus
seinem vlelbcwegten Leben Wochen u.
Monate laii^' zurückzog. Wie liebte er
dic§ Fleckchen Erde, wo er alle Anla-
gen selbst geordnet u. die Uehrzahl der
Bäume eigenh&ndig gepflanzt! Selbst
die Rosenstöcke, die jetzt noch das un-
scheinbare Hans umranken, hatte er aus
Italien mitgebracht. Er selbst schil-
dert seine Einsiedelei mit den W^orten :
„ITebermttthlg steht*« nicht aui^
Hohes Dach und niederes Haus;
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573
23. Route: Ton Weimar Each J«aa.
374
Aüpn, die da^^clh^t verkehrt,
Ward ein guter Math boscheert.
Schlanker Bäume' grüner Flor,
Selbstgepflanzter, wuchs empor;
» Güi-stif; ginjx zugleich alldort
Schaffen^ Hegen, Wachsen fort."
Der Eindrang zum Garten, r. vom Hause,
dessen iuii er e Räume nicht gezeigt wer-
den, duixh die zweite offen stehende
Thfire. Au einer Toffsteiuwand, der
Frau T. Stein gewidmet, dieHnldigungs-
.▼me: ,,Hier gedachte still ein Lieben-
der seiner Geliebten" u. s. w. Am obe-
ren Ausgang wohnt der Gärtner, der
gern ein Erinnerungssträusscheu mit-
gibt. Im Nftcbbargarten , der Familie
von Poeehwig gehörend, pflegt im Som-
mer Goetlie's Enkel su wohnen. — Wili
man die Wanderung weiter ausdehnen,
so kann man , die VV ilheimsallee u. die
Chaussee nach Jena überschreitend, am
Turnplatz vorüber zum Schießßhatts
gehen, worin 1861 die sweite thQr. Qe-
Werbeausstellung abgehalten wurde,
oder im Erholungsgarten (an der jenai-
Spheii Strasse) zusprechen, der worden
seiner Aniagen,»8eiuer Aussicht u. seiner
ßeminiscenzen (er gehörte dem Mär-
ehendichter Hasftnsj-desBesnehes wertb
ist.' An den Erholungsgurten (nAcKder
Stadt zu) grenzt „die Altenburg/^ ein
stattliches, dem pri'ossherzogl. Han«5 jre-
höriges Gebau'ie mit parkäluiiichem
Garten, worin kr. Liszt gewohnt hat,
und schöner Aussicht
Auf dem iiückweg über die Kegel-
brücke" und am grossherzogl. Marstall
vorüber 1. durch die (Berber- u. r. durch
die Jakobsgasse versäume man nicht,
den Jakobskirchhqf (,, alten GU>tte8*
acker") zu besuchen. Noch bequemer
auf der Rückkehr zum Bahnhof, vom
KarlspluL/. r. über den Rollplatz. Inmit-
ten des ehemaligen Friedhofes (dem
Mtesten Theile der Stadt) steht die Ja-
hohsTcirchc (Hof- n. Gamisonkirche), die
1806 uls Lazareth diente nn<l dann ge-
schmackvoll restaurirt wurde. Merk-
würdig ist der sie umgebende freie Platz
— der JahoMkirMi^, — der neuer-
dings Bu einer kleinen parkifanliehen
Gartenanlage (mit Kleinkinderbewahr-
anstalt) umgewandelt ist. Denn hier
war es , wo viele berühmte Menschen
ihre letzte Ruhestätte fanden. Aneh
Schiller, dessen sterbliche üeberreste
am 1^. Mai 1805 Nachts 1 Uhr in dem
nun abgetragenen Landsehaflskassen-
LeichengewMbe fast ohne alle Beglei-
tung beigesetzt, 1826 aber aus den witr
durohrinnnflf^r lierrendfn SirfTfrüminerT!
von Dr. 8chwabe mühsam aufgesucht
wurden, um einen Ehrenplatz in der
grossherzogl. Familiengruft au finden.
Der Grabstein des Maiers Luk. Kranaob,
der auch Mer bestattet wurde, ist in die
Stadtkirchc versetzt worden. Dagegen
sind andere Epitaphien (meist an der
Kirchniauer lehnend), sorgfaltig erhal>
ten, z. B. des Hofmalers J. F. LÖber
(t 177S)» der neben Kranaeh ruhte; des
Direktors des Zeichneninstitutes G. M.
Kraus (f 1806); des Literaten J. Ch.
Bode (t 1793), 1. am Haupteingang der
Kirche j des Humoristen Musäus (f 1787)
auf der anderen Seit^ der Kirchthüre;
des in der Sehlacht bei Jena verwunde-
ten Generals von Schmettau (f 1806)
mit der Inschrift: glücklich, dass er
Preussens Fall nicht überlebte;" des
Generalsuperintend. Voigt (zwischen der
Kirche u. der Kinderbe wahranstalt), d&r
SchiOers Trauerrede hielt; u. a. m. Auf
der Südseite des Jakdbsplatzes die von
Fr. Jäde errichtete „Akademie der
Künste".
Nehmen wir aber von den Todten
Abschied, ohne uns der Blasphemie
schuldig 2U machen , dass Weimar mir
vom Ruhm vergangener Tage sehre.
Scheint auch das goldene Zeitalter der
deutschen Literatur hinter nns zu liegen,
so grünt u. blüht doch auch unter dem
Scliirme des jetzigen Fürstenhauses
überall ein reges geistiges Leben ^ des-
sen eich die £pigonen jener grossen Zeit
nicht SU schXmen brauchen.
Ausflüge: 1) Eine breite, von dicht-
belaubten Linden u. Kastanien beschat-
tete Kunststrasse führt durch den Park
fast schnurgerade nach *Belvodere
(1 St.). Das dasige grossherzogl. Lust-
sehloss, von 1724—88 im Italien. Style
erbaut, hat vielfache Umlndemngen er-
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375
23s Sau*e: Ton W«lttar Back Jena.
S76
fahreii. nnd dient der ^rossherzögl. Fa-
milie zum theilweisen Soinmcranfent-
halt. Die inucren liäume, reich au
eleganter Ausstattuug u. vieleu Kanst-
«rsengnissen, werden dareh den Kastel-
lan (10 Sgr.) geseigt^ sofern sie nicht
gerade bewohnt sii)d. Interessanter ist
der grossartig und geschmackvoll ange-
legte, nach Süden sich abdachende Par k
mit köstlichen Aus- u. Durchsichten, u.
mit besonderen Abtheilnngen für die
ansgeaeiehnete Orangerie, den wohlgc-
pflegten BI omengarteDf ^e amfänglichen
6o\v;i( lishänser . darunter ein grosses
P?. Im i haus etc. Laubgän<;;c u. Kasen-
piiitze, Bassins u, Fontänen, Grotten u.
Bnheplätse, Blnmenbeete und Statnen,
SehildlcrÖtenbaasin nnd Fasanengehege
sind im harmonischen Weebsel wohl ge-
ordnet. Von d'Mi früheren altfranzös.
Anlagen mit iliren Spielereien sind nur
noch kleine Ueberrcste erholten, wie das
Labyrinth, der rassische Garten, das
grfine Theater. J^het gerade an diese
Plätze, namentlich an das ,,grfine Thea-
ter" mit seinem Rosenpfirterre u. seinen
Buschconü-sni. kiifipf«»!) sieh die heiter-
sten, von hodipoeiibch. Zauber verklär-
ten Erinnerungen, wcü hier Fürsten u.
Diehter im tnulichen Verein den Musen
huldigten. Die £e«to«rati<m in Belvedere
ist die beste der Umgegend. — Rück-
weg vielleicht Uber Ehringsdorf ii. Ober-
wt'iinar (20 Min. von der .Stadt) , einem
Dorfe mit 7 70 Einw. au der Ilm, über
welche eine Kettenbrfiefce fahrt. Der
dasige Gasthof (mit Gartenwirthschaft)
ist viel besucht. Das Staatsgut war bis
1533 ein Cistorzienser-Nonnrn -K!f)stcr.
In der Kir<'ho rnht seit 1305 Gr. Fried-
rich von üriamuude und Weimar. Gut
eingerichtetes Wellenbad in der Mühle.
2) *TielÜrt (»/4 Bt), entweder auf
der Chaussee nach Apolda (S. 3^6),
zwischen dem Webielit (Wäldehen) u.
dem Schiesshaus, oder ( anj^enehmer)
durch die Wilhclmsallee und dann links
durch's Wcbicht. Im Dorfe Tiefurt
($50 £.) ein gutes WirChshans mit Gar-
tenwirthschaft (Forellen). Anziehen-
der ist das grosshcrzogl. Schlösschen am
Eingang des idyllischen Parkes, der.
nach den Angaben des Fürsten Pückler
erweitert und verschönert, dadureh ein
besonderes Interesse bietet, dass er in
Weimars Glanzperiode der Schauplatz
genialeor Witzspieie n. des gemfitiilicii-
sten Verkehrs awischen den edelsten
Geistern war. Denn das unscheinbare
Lu'?tschloss war der Lieblingsaufenthalt
der Herzogin Anna Amalia , die in die-
sen kleinen Kaumen den „Tiefurter
Abendkreis** um sich vecsammelte,
welcher seine Erlebnisse im „Tiefarter «
Journal" niederlegte. Im Park wutdeil
zuweilen theatralische Aufführungen
veranstaltet, für welche Gcethe seine
„Fischerin" schrieb. Er enthält mohre
Monumente, besonders einen kleinfta
Amor, der eine Nachtigall fflttert, mit
Unterschrift von Goethe. Auch der letzt-
verstorbene (rrosslierzot:; Karl Friedrich
hielt sich gern in Tiefurt auf", und über-
fUllte das Schlösschen mit den werth-
vollsten und seltsamsten Kuriosititea,
so dass es einem originellen Roecoeo-
Schmuckkästchen gleicht Der Kastel-
lan zeif;t die inneren Käume (gewöhnl.
10—1 .0 Sgr ). Der Zutritt in den Park
ist jeder Zeit gestattet.
'6) * Ettersburg , l '/^ st. nordwesÜ.
von der Stadt, am Abhänge des breit*
rückigen, weit sichtbaren Ettersberges,
welchen man den deutschen Pamass
' genannt hat. Die schöne Kunststrass«
führt unfern des Bahnhofes (r ) an der
(iasanstalt(l.) vorüber. Unterwegs, r. von
der Strasse I eine Gruppe von Pappeln
u. Fichten mit einer Bnhebank, von der
man einen schonen Blick über Weimar
hat. Dies war Herders Lieblingsplätz-
chen bei seinen Spaziei gängen, u, heisst
üsirum ffHerdersruhe' ' (20 Min.). 2>iicht
weit davon nach O. die 1834 ange-
legte Landesbaumsehule Marxenhöhe
mit einem Flächenraum von 15 Morgen
(Dircct. : Regicrungsr. P;i;ilzo\v), welehe
die besten Obstsorten und viele Zier-
sträucher zum Verkaufe cultivirt. Wei-
ter oben fuhrt 1. von der Strasse ein
näherer Fussweg durch den "Wald am
originellen Porsthaus vorüber nach Et-
tersburg, einem Dorfe mit 2.50 Einw.,
neuer Kirche u. bescheidenem W^irths-
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r
377
kans. Obeiliiib desDorfos, wo einst
zwei Ritterburgen standen, die
mannsche u. die Gleichensche , wovon
noch einige Ruine» sichtbar, baute Her-
zog Wilhelm Ernst ein Jagdschloss, das,
sninTfaeil im Wald versteekt, snr groal«
llAraogl. Sommerresidenz splendid einr
gerichtet und mit vielen SelieiiswUrdifj^-
keiten, woran interessante Erinnerungen
hatten, sowie mit einer reichen Gewehr-
kammer ausgestattet ist. Denn auch
hier TerMmmelt«!! die Hersogin Anna
Amalia, Karl .lognat und die Herzogin
Louise die hervorragendsten Geister
ihrer Zeit um sich her. Noch zeigt man
«lie Zimmer, worin Goitlie und Schiller
zeilweise gelebt u. gedichtet, u. letzte-
^ rar nanantlfcli dia Parfcseene in Ifaria
Stuart geschrieben. Bei Anwesenheit
der Herrschaft sind jedoch die inneren
Käume niiht leicht zagSnpip. Anch der
nmfanf^^reiclie Park mit seinen reizenden
Aussichtspunkten, seineuk „Liebhaber-
tbeatoTf" wo die erg^tslicbeten Lvst-
^ele unter freiem Himmel aufgefShrt
wurden, seinen Anlagen u. Kuhepiätzen
ist abgeschlossen; doch vermittelt der
Sdilosskastellan deii Eintritt (p:ewi)hnk
10 Äjgr.). Im Parke steht eine grosse,
vom Blitz staric beaebltdigte Bache, die
nüt den Icaum noeh leaerlidien Namena-
aBgen bedeckt ist, welche der weimar.
Dichterkreis in die Rinde gcschnittön.
Hier, bei der Einsiedelei , war es auch,
wo GcBthe mit seinen Genossen „Jaco-
bi's Waldemar" anf doiem Scheiteihav-
fen feierlich Terbrannte. Ueberhanpt
lebten in jener Zeit voll Sturm u. Drang
die engverbundenen Fürsten u. Dichter
mit der kraftgenialen Ausgelassenheit
der olympischen Götter ^ wie Goethe
singt:
378
„In engtn Httten and Im rrteben Ihial,
Auf Höhen Ettersbuiiß^s, in Tiefurts Thal,
Im lichtpn Zelt, auf Teppichen der Pracht,
Und nnter dem Gewölk der hohen Nacht.**
Lohnend ist der Bflckweg Aber die
HotteUtedter Ecke , den höchsten Punkt
des Kttersberfres (1481 F.\ dercine weite
glänzende Aussieht in das fruchtbnrr,
südlich vom Thiiringervv. und nör(üich
von der Finne und dem Harz begrenzte
Httgelland gestattet Kanm ttbersiefat
mnn irgendwo die Kette des Thüringer-
waldes in ihrer j^anzon Ausdehnung,
wie hier. Durch den schönen Buchen-
wald sind 8 Alleen pehanen , die bei
einem Pavillon zusammeustossen. Durch
dbe derselb«^ gelangt man znr Hottel«
stedter Ecke , nud geht dann am Wald-
rande weg über das KammergatLfitsen-
dorf nach Weimar anräck.
4) Gro§§kromidatf n. Ostmamutedt:
S. S47.
Von Weimar nach Jena (4 st ),
tägl. Post- u. Omnibusfahrt (s. oben),
r. am Webicht vorbei, über Umpfer-
stedt, Frankoidorf, Hohlstedt u, K5t-
schan, dann, nachdem sieh die apoldaer
Strasse mit der weimarischen verbun-
den, auf der neuen Chaussee, welche
den steilen Abfall der „Schnecke*' ver-
meidet, zwischen dieser und Isserstedt
ins Mühlthal hinab. Gegenüber L das
Schlachtfeld. Aach fihrt man hiafig
auf der Eisenbahn nach Apolda u, mit
der Post nach Jena. ^ Einspänner yon
W..bi8 Jena S Thlr. . .
^ Von Jena nach Rudolstadt: S. 181 ^
u. folgende.
2i. BotOe: Yoii Weimar nach Rndolstadt.
24. Eoute: Von Weimar nach Rudolstadt.
Po«t über Blaukculiüiu üMtiii. iu 4 St. 35
Min., Nachm. 2^ und Ab. 9f üfar, 1 Thlr.
5 ?gr.; iil.cr KranichfoUl €, M. In nj St.
Morg. 7 Uhr, 1 Thlr. 5 Sgr. — Omnibus:
Nachm. « Uhr, 25 Sgr., mit Oepiek 1 Thlr.
Wem daran gelegen, schnell an Ort nnd
Stella sa Min, wird freittcb die proaaiielM
Poststrasse benutzen. Interessanter aber
Ift die Fu$»tm»r, die wir angeben werden,
nnd am empfehlenswerthesteü der Wae
über Jena.
Erste und nächste Ronte nber
Berlca a.BlankcDhatn (7 St.), iangweUig.
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379
».JMe: Yqh Weimar luMit SviUlfltadi.
380
Ton Weimar nach Berka (2 St.),
am FelsenkÄller vorbei, Aber Gclmcrode
u. Lepefeld. Fussgäwger mö^^en St.
vor Berka (beiMüffling) (omnAMeeher
r. fiber das dnrch hfibscheADlAgen v«r-
sdiSnerto Dorf Btfryen» auf den nühen
Hmenberg machen, wo sich l>ei der
„Hexenoiche" ein Ijcrrlichos Panorama
vor deu Blicken ausbreitet.
Berka an der Ilm^ welmar. Stadt
mit 1350 Einw., in einem reizenden
Wiesentha!, das von waldigen Berj^cn
uinsclilossi n u. von deu malerischen
Ki iimmungen des Flusses durchschlän-
gelt ist.
Entfernungen: Weimar 2, Kranich-
feld 2, Blankenliaiii 1, Rndobtadt 5 flt.
Post. Oasfh. aar Tanne. — Dia ehe-
ni iIiL<^n Grafen v. Berka hatten atuf dem
Schlossbcffc eine Burg, von der noch
einige rcborrestc vorhanden sind, und
stittcten 1240 ein Nonnenkloster, das
1525 aufgehoben ward«. Nachdem 1812
eia^ Schwefel- n. 1817 eine Stahlqnelle
(später noch schwächere Eisen(ju llen)
entdockt worden , j^cstaltete sich das
1816 fast fiüir/.lit'h abgei^r^iTiTito Stfidt-
chen zu einem Curort^ der von den Be-
-wohueni der nahen Residenz u. anderen
OSsten gern besacht wird. Der Anf<-
enthalt Ist gemtithlich und billig. Man
wohnt gewöhnlich in Privatbäusern
(wöchentlich 1 — 4 Thir.) u. speist im
Gasthofe oder im Curhniise, das zwar
keine Gäste beherbergt, aber eine gute
Kfiche fahrt. Die BBder, wenn auch
vongeringemMineralgehalt, sind aweck-
mfissig eingerichtet n. in neuerer Zeit
durch Kiefernndel-, Dampf-, Wellen- u.
Sturzbäder, sowie durch eine MolkfMi-
anstalt, vermehrt worden. BadcaiüL;
Dr. Ebert.*) Eine neue Erwerbsquelle
hat sich dadurch eröllhet, dass man die
Nadeln der Schwarzkiefer zu „Wald-
wolle" verarbeitet n^v^ aus dieser Ma-
tratzen, Kissen, Strihnpfe u. dergl. fer-
tigt, deren balsamische Bestandtheile
gegen Motten und anderes Ungesiefer
Mtri, Die balMmlachen Kiefernadel-
hider. Weimar 16BS.
schützen. Auch wird aus solchen Na-
deln ein aromatisches Ocl zu Heil-
zwecken, sowie i'omade, liäucherbal-
sam ete. gewonnen, womit Fr. Wiehter
einen «emlich starken Handel Mbt.
Ausserdem eine grosse Ameiik. MSlde.
Die schönen Umgebungen der Stadt
mit herrlicher Lanb- u. Nadelwnldung
sind fast überall von Promena'U uv^ r^ren
durchschnitten, so dass es uichi au au-
mnihigen Spasiergängen fehlt. Wir
nennen: *den ^tüenkeller, MeitMurg
u. ^Bu0hfahrt (s. unten) V4 St. ; Bergtm,
den Hexrnhern innl den Forst (Y^ St.);
^en W. das Dörlelien Tieffmgrnhen (^/^
St.), von hohen Bergen umlagert, wo
der Geognost reiche Anabente findet,
namentlich Petre&eten nrnncherlel Art,
Tersteinertes Koos, Tuffsteine, Cryps,
hochrothcn m"Vmorartigen Alabaster,
Torf, Walkercrdt . ( Icridentnl'strine etc.
Noch eine halbe Stunde weiter Tonndorf
(630 E.) mit einem alten schönen Bei^-
schlosSf dem ehemaligen Sitx elneamain-
zer Vieedoras. Südlich die Haardj die
Wolfaschlucht, die Trehe, der Dam-
hnrhsf/rund mit der DnmbarJurtrnnd
(,.Folka-Kneipe" an der Str. nach Blan-
kenhain) ] östlich der Beissberg und der
KäiUeh (1591 F.) mit weiter Ümsiciill!
Ausserdem der SMottbeirg mit Bnine,
das JagemannspUiwihen, die Steln>
br liehe u. a.
Von Berka nach Blankenhain
(lV4St.), bergauf u. bergab, grössten-
theils durch Wald , an der einsam gele-
genen „Poika-Kneipe" (Bierwirthschaft)
vorttber. Blankenhain 9 hfibsch gele-
genes Weimar. Städtchen mit 2080 E. ;
Gasthof zum Bär (r. nn der Strasse),
Postexpedit. , Karl-Friedriehs - Hospital
(Zufluchtsstätte für Unglückliche, insbes.
für Hilfsbedürftige , die an nnheilbnren
Krankheiten des Körpers u. Geistes lei-
den) im grossherxogl. Sohloss (ehemali-
p^em Sitz der Herrn von Blankenhain,
hernach der Grafen v. Gleichen u. von
Hatzfeld). Restauration: Schiesshaus.
Einige Teiche mit ▼orsüglicher Fische-
rei. Ziemlieh lebhafte Industrie: Por-
zellanfabr. (Fasolt u. Eichel), die 200
Arbeiter beschftft^;t u. anerst inDentaeh-
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881
M fMte: Von Weimar wUk Sndolstadt
382
land Steinkoblenfenening einführte und
eineDami)f-Massenmübl<' unch neuester
Construction bositzt; Webcful/r mit 100
8tubleii; Thouwaareutabrik von Üels,
die ein neues stelngutartigcs FftbiUcat
liefert.
Von Blankenhain nach Budolstadt
(4 St.) in vielen Windunjrcn zur Anhölie
hinauf (mit hübschen Aussichtspunk-
ten), dai)u auf hmgwuiliger Strniiäe über
jbengefeld n. Necker ode bis hinab nach
Teichel (Ratliskeller) , etnem dorfShn-
liefaen Städtchen, dem ältesten „im
Helche'^ (Schwarzb. Kudolst.) im kah-
len , aber nich^ ttnfreundlieben Oömitz-
l^rund, am Fasse selirotter iM u^clielkaik-
berge, in deren Seliluchicu Kauiuchen
und Daehfte Iwuen. Hier liaft r. die
Stnuse ab, die von BndoUtadt über
Kranichfeld nach Erfurt führt. Jenscit
Teichers zweigt eineCbaiisseo 1 ab nach
Qroiskochbtr! '202). Im nächsten
Dorfe aber, Xeichröde (dem Geburtsort
des Pfarrers Schönheit, der sich um die
thfir. Flora verdleiit geniacht)| vereinigt
sieh die neueweimar. Strasse, die von
Berka über Kranichfeld u. Stadtremda
führt, mit der unsn»^^^n, u. läuft nun mit
ihr über PßanzenuHri/uch (gutes Bier)
nach RudoUtadt.
Zweite Baute Ton Weimar ttber
Kranlelifeld naeh Badolstadt, iV<2
St. weiter, als die erste, aber durch ihre
landschaftUcheu Schönheiten interes-
santer. Von Weiviar his Iferha , wie
oben. Bei Berka theilen sich die iStraü-
aen, 1. nach Blankenhain, r. der Ilm ei^t-
Imag nach Tannrode (IV4 8t. r. Berlca).
Zuvor — bei München, einem Rittei^ut
mit Ackorbauschule (Tleubel) — verei-
mt/t '»icli die von Erfurt über Tonndorf
kommende Chaussee mit der unsrigen.
Tannroda y welmar. StSdtchen mit 980
£inw., mit Blankenhain dnreb eine
JCunststrasse yerbunden. Gasthof vor
der Stadt, r. an der Strasse. Grosshorz.
Schloss, u. ein weit sichtbarer Tliunn,
als letzter Ueberrcst einer Dynasten-
burg, welche das 1433 ausgestorbene
Qeachlecht der Herrn t. Tannrode be-
wohnte. Sehenswerth eine altberfihmte,
riesenhafte Linde. Viele Hahlen , dar-
unter eine PalvermUhle. In den nahen
Sandsteinberpen ein dunkelf^elbor Kalk-
stein, der sehr dauerhaft ist. Auch
Halbedelsteine u. Petrefacten.
Kranichfeld ('/«St. t. Tanur.), z|ir
kleineren Hälfte weimarisc^e und aar
grösseren meining. Stadt mit 1700 £.
I u. Postexpedition, fast in der Mitte zwi-
schen Weimar, Frfurt, Arnstadt u. Ru-
dolstadt (k 4 Ht.), so dH>s sich liier die
Strassen von Weimar nach Ilmenau, u.
TOn Erfurt nach Rudolstadt krevsen,
Gatik^ %nm Meininger Hof. ßetimtra'
tion zum Schiesshaus. Starker Handel
mit Töpferwaaren. Das freundliche
Stä'dtclicn, dessen Umgebungen keine
hervorstechenden Kelze bieten, ist durch
den dreimal ftbeibrftckten Ilmfluss gc-.
schieden. Die bekannte Sehvfirmerin
Frau V. Krüdener hat sich eine Zeitlang
hier aufgehalten, bis ihr der Gastwirth
nicht mehr borgen wollte. Dio umlie-
genden Höhen waren ehedem mit vielen
Burgen gekrönt. Jetzt schaut nur noch
„das ObernMof»,** südvestlich von der
Stadt, mit seinen Giebeln undThürmen
von einem waldigen Berge herab, u. ist
mit seinen späteren Bauten so wohl er-
halten , dass es eine Zeitlang die liesi-
denz der wohlthätigen Gräfin Auna
Sophie Ton Schwarsbui^ war, und dass
jetzt noch die meining. Behörden darin
ihren Sitz haben. Der Brunnen ist 100
Ellen tief. Die hübsche Sammlung
monströser Hirschgeweihe und anderer
iUitiquitäten ist jedoch 18G3 versteigert
word^. Von der nrsprfingUchen Burg,
welche das 1389 erioediene Qesdilecht
der Dynasten v. Kranichfeld bewohnte,
sind nur wenige Reste übrig. Rings-
um zieht sich der „Hain,^' eii! v(»ii S])a-
ziergängen durchkreuztes W aldchcn, au
dessen nordwestlichem Ende ein kleines
Hfiusehen mit Kegelbahn , welches der
Kaufmann Klauer (in dessen Haus am
Anger der russische Kaiser wenige Tage
nach der Schlacht von Jena wohnte) er-
bauen Hess, Kr ist auch darin gestor-
ben. Bei diesem „Klauerhäuschen"
genieast man die herrlichste Aussicht
auf die Stidt u. das Ilmthal. Im letzten
Fransosenkriege sind viele Soldaljen im
24, Bauu: Yon Weimar nacli RaMstaili.
384
,^Hain" hofri iiboii worden , hi<lcm das
ScblosÄ zu eiiiem Lnzareth dioute. —
Auf der östlichen Seite der St^dt, also
auf Weimar. Gebiet, stand das Unier-
teklos», gleichfalls von den Herren von
Kranichfeld 1170 erbaut Nachdem es
in Privathfinde gekommen, ist der Bau
fast gänzlich abgetragen worden.
Von Kranichfeld nach Isenstedt
(IV4 St.) am rechten Ufer der Ilm hin-
auf. Hier theilt sich die Strasse, r.
nach Stadtilm, 1. über Breitenheerda
nach Stadtremda oder Remda (1% St.),
■^voiinar. Städtchen .in der Tviniu^ mit
1900 E.. in lioher, rjiuiiertTe^end. Post-
expedition ; jenaisciies Dotal-Gut j viele
Mühlen, darunter eine Papiermflhle;
Garh>, Kattun«, Stmmpfwaaren-, Wald*
woUwaaren-fVtbrik; ^te Bierbranerei.
Ein Stündchen westl. von der Stadt ragt
auf einer steilen Bergkuppe (1^54 F.) die
umfiingliche Kitterveste Ehrenstein em-
por, die in banlicber Hinsicht eine der
besterhaltenen Ruinen ist. Sie wird
zuerst 1274 erwähnt, n. kam spSter in
den Besitz der Grafen von Gleichen.
Dass sie der doppeltbeweibte Graf Ernst
für seine zweite Gemahlin erbant liabe,
ist eine grundlose Sage. Das Gemäuer
eines viereckigen Tbnrmes ist 4 Ellen
dick nnd 46 Ellen hoch. — Von Remda
aber Teiehrifde nach Rudolstadt (2 St.).
Ein näherer Fuss weg führt 'über den
„Mnsensit?:*' und Mörla.
Fiisstour von Weimar nach Ru-
dolstadt (7 St.) dareh den Park naeh
Belwdere (8. 874), n. von da entweder
direkt über Oettern u. Eiliansrode nach
lUMnlvoiihaln {.3 St.) ; Of?(?r von Bclvedere
über die /fainhirr;/ {Thiirm anf dem Hain-
berg mit sehr schöner Aussicht) u. Göt-
tendorf nach Oettern; oder — wenn
man schon in Belvedere war — von
Weimar über Vollersrode nach BucJi-
fahrt (IV4 St.) und von Buchfahrt mit
einem Führer durch den Forst über
Saalbnrn nach Blankenhain Cl% St );
oder von Belvedere durch den Park u.
r. am Waldsanme hin , dann 1. an Vol-
lersrode vorbei nach Bachfahrt (IV4
St."); u. von Buchf. an der Hand eines
Führers 1. über Oettern u. Kiliansrode
u von Kiliansrode über den 1530 F.
hohen Kätsch und übrr den Beisdierg
(Restauration ) uaeli Biankeulmin (2 St.) ;
oder^ von Bachfahrt r. über Hetschburg
n. Berka naeh Blankenh. (t St.). AD«
diese Wege sind reich an schSnenWald-
Partien und Aussichtspunkten. Man
wähle, ob aucli nieht den njiebNten. doch
den interessantesten, u. gehe keiueslalls
an * Buch/ahrt („Buffert") .vorüber.
Dies Ist ein weimar. DGrfchen mit gu-
tem mirthshans und der originellsten
Ruine, die es geben mag. Ein Pfad,
der Jedoch nur fllr sdiwnMielfrele Per-
sojien {gangbar ist, führt, nordöstlich
vom Dorfe , zu einer jäh abschüssigeu
Felsenwand, die in einer Höhe von 100
F. mehre gleichlaufende Fensteröffhim-
gen u. 14 viereckige Höhlungen zeigt.
Es sind die Spuren einer uralten Barg,
die, wahrscheinlich zum Verstecke vor
den räuberischen Einfällen der Bannen,
zu Anfang des 10. Jahrb. mühsam in die
Fetswand eingegraben wurde, welehe
hoch über die eng^n OemScher empor-
rajrt. Vor zwei grösseren Ocffntmfren,
durch welche man vennitt« Ist eines Un-
;:ren Ganges in zwei (Trottensäle gelangt,
erhebt sieli eine gegen 30 F. hohe, in*
romanischen Styl constmirte Mauer von
glatt gehauenen Steinen. Die Fenster-
nischen kann n\an nur auf schwindel-
hohen Leitern erklimmen. Am Fasse
des Berges aber (in einem Garten) be-
merkt man die Spuren eines jetzt ver-
schotteten Ganges, der in das Innere
der wundersamen Veste geführt haben
mag, welche das Volk für den Sammel-
platz verborgener Schätze hflit. Der
ganze Bau sielit einer grossartigen Küo-
bcrhöhle tihulicher, ab einer Kitterburg.
Nicht unwahrscheinlich, dass sieh di«
Thfiringer aus Fnreht vor den Hunnen,
die so entsetzlich hausten, dass pievon
den Todtenbeinen der erschlagenen
Feinde Tische w. Bänke mac)itcn, darin
versteckten. Spater kam Buciiiahrt i»
den Besitz der Gr. v. Orlamönde,
wurde 1594 vom Kansler von ^^^'^jjjü
berg an die weimar. Kammer kiafliw»
abgetreten.
l Von BucbCahrt gehe man —
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385^
25. Soute: Von Weimar ftber Stadtilm naeh ümeiiaii«
386
man nicht r. den auch sehr schönen
Weg über Oettern . K lliarisrode u. den
Ketschberg einschlugeu will — l. der
Ilm, nach Hetschburg (VsSt.), einem
Lastort der Beikaer, mit d«ii aplitielien
Ruinen der Heidingsbotg, welehe die
Ilm umflieisst. IMe steilen Bergei treten
stellenweise! so eng zusainmcn, duss sie
neben dem sprudelnden Flus«e kaum
einen sclimaleu Pfad gestatten. Jenselt
Hetschburgs überschreitet man die Ilm
u. gelangt Über d^n Felsenkeller nach
Btrha C/t St.).
Will man «eh in Berka auf die Post
setsen, so mnss der Plats in Weimar
bestellt werden, da in Berka Beichaisen
niflit gegeben werden. Wo nicht, so
seheuc man den Umweg nicht, eine
Strecke auf der kranichfelder Strasse
fortzugehen u. dann 1. Aber den Flnss
dureh den schonen DaimBaehBgrund za
wandern. Am Ausgange desselben liegt,
im Wald versteckt, das Polka-Wirths-
haus , an welchem die »Strasse nach
Blankenhain vorüber führt. Diese ver-
folgt mau über Blankcuhain hinaus bis
Neekerode, wo man 1. abgeht , um über
Kochberg, Hirsi lihügel und die Debra
nach Rudolstadt zu gelangen (S,
Büdolstadt: s. 189 £f.
^ 25. Route; Von Weimar über Stadtilm nach üinenau.
Pott (öVa M. in 6 St. 40 Min.) Schlosswirthshaus. — Äc*/a«ira/ioi«; 8chie«l
Morg. f Uhr, 1 Thlr. 11% Sgr. » Häufig
Wxci man, nm von Weimar nach Ilme-
nau KU reisen , über Dietendorf n. Arn-
stadt. Für Touristen dürfte es am em-
pfehlenswerthesten srin , über Belve-
dore, Buchfahrt und Hetschburg nach
Berka zu gehen (wie in voriger lloute
angegeben) nnd von Berka aus fiber
Tannrade und Kranid^eld mit der
Post zu fahren. Die erste , Strecke
<les Weges (bis Dienstedt jenseit Kra-
uichfelds, wo die Strasse 1. überilemda
nach Rudolstadt abgeht) kennen wir
ans vorigem Abschnitt. Von Dienstedt
über GroMhetttUdt, am linken Ufer der
Ilm hinauf, nach Stadtilm (1% St. ; von
Berka 4V„ St.)
StAdtllm, sehwarzb. rudolst. Stadt
mit 24UÜ Einw. und einer wohlerhalte-
nen Ringmauer, am linken Ufer der
Ilm, die liier ein siemlkh breites, tob
meist kahlen Mnschelkalkbergen um-
schlossenes Thal durchfliesst.
Straageiikrcxizung u. Poittverhimlutig mit
Wmmur (Ab. 7 U.), Ilmeuau (Mitt. 11 U.
» Wn.), Arnstadt (Morg. 8 ü. 35 llin.)>
Bndolstw» (Naehm. 2 Uhr).
haus (dicht vor der Stadt «n der
ii;irb Hudülst.) mit Felscnkeller. Die sonst
berülimie Bierbrauerei scheint das Becept
T6rlor»n iii habM.
CeschicIUlicJief. Die Stadt Ilm, gevrübu-
lieh „Stadtilm,*' wird sclion /u Aüfaug des
12. Jahrhunderts geuaaut uud gehörte den
Grafen v. KAferobiuir imd Schwaraburg
gemoirisrhaftlioli. Aus dieser Doppfllicrr-
schal't erwuch.sou viele Uobolätande, bis die
letzteren für 92ä Schock Groschen alleinige
Herren wurden (1888). Ottokar v. jBöhnen»
ein Verbündeter de» thür. LaiidKrafen, soll
die Stadt zerstört haben (1402), als letzte-
rer mit Philipp V. Schwaben in Fehde lag
(8. 60). Dagegen musete Kurfürst Friedrich
vou Sachsen, nachdem er die Stadt 8 Tage
lang mit 18,000 Hann belagert hatte, absie-
ben, ohne den Hntk der tapferen Bftrger
u. die V( rschan«ungen des Gr. v. Schwarz-
bnrg hreclieii zu können (1450). Aus den
Kesten des Cisteraieuser - Nonnenklosters,
das IS73 vou Saalfeld aseb nm Terlegt,
1525 aufgelud.en u. al'Kcf ragen wurde,
bauten die Gr. v. 8ehwarzburg ein Schloss,
das 1780 abbrannte. Jetzt ist dasselbe stidtl*
schcs Eigenthum u. als Gasthof verpachtet.
Darin, nls Ueberbleibf^el des KluSters (mit
der Jahrsz. 12b7j, eine beachte uswcrtbü
Krypta, dio lange zum Keller diente. Im
angrenzenden Garten, der ehemals zum
Eiüf*;rmtwfen: Arnstadt, raulinzcll« 2, ; Klostor ^tdiürte, eine morsche Liude, di'o
Ilmonan 4, liudolstadt 4^, Arfurt 5, Wei-
mar H 8t
GoBthof'. ^Hirsch (Bräutigam), Kckhaus
am i^rösstou Alarkt iu Thüringen". 10 Lo-
giraimmcr» Hittagstisch 7 Sgr., Naclitlager
mit Lieht nnd Kaffee 14 8gr., Potthalterei ;
rfihvsr durch Tbtkringen.
25 F. im Umlange misst und auf ihren
lianmstarken Aesten eine Bretterlaube trägt.
— Berühmte Männer, die in Stadtilm gebo-
ren: II. 11. M. Gmmann, Lcibärzfo des rus»,,
Czareu (geb. 1631); A. G. Methfesiiel, Ka-
pftllmeister in Brannschwelg (geh. A.
16
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387
26. Bmte: ToB Srfiirt UMk Budolstadt.
388
Tli. Orimm, Krziehpr fles jetzigen Kai-
sers V. Bussland (geb. 17ii5); K. Ch. Vogel,
Börgerscbuldirector in Leipzig (geb. 1796).
ludtuine. SchOB in alteu Zi iten blühte
hier der Hopfonbau und »Ht Bierbrauerei,
sowie die BaacU- aad ZeugmachereL Auch
noch jetzt Igt — wie die ■ftoIenSholIehen
Dampfschlöte bezeugen — die Gewcrbthi-
tigkHt 11 der Handel so lebhaft, besonders
die Garn- und WoUwaarenfabrikation» dass
Stadtilm ^hwanbargs KlAin-Chemnits**
gwiaant ^rd. Es sind hier 8 Maschinen-
spinnereien mit 5720 Spindeln u. 330 Arbei-
tem. Die grösste (Beinbardt und Scbmldt)
▼•rarMtet auf 8680 Splndsin wöchentlich
1000 Ctr. Wolle zu Strickgarn: di Spinne-
rei Ton A. Müller mit ISiOO Spindeln wöchent-
lich 70ü Ctr. Ausserdem: BIsongiesserei
mit Dampfmaschine; Orgelbauerei; Lohger-
bereis Waldwollfabrik ptc. — Seit 1863 hat
man auch den Versuch gemacht» eine Kie-
/e}-nadel'Baa«mutaU las Leben in rafen (A.
Kuller und Sohn).
Sehrmvrvräigheiie-tt Dic Stadtkirche
mit ihrem mächtigeu Thurmpaar , ein
interessantes Denkmal des üebergangs-
styles. Als Wahrzeieben d«r Stadt gilt
„diehScbste Br&ciLe in Thüringen/' das
ist der überdeckte Zwisclienbau, wel-
cher die Glockenstuben !>• ider Thürme
m\{ einander verbindet (1218 F. absol.
iiöhe). Leider gehen die Thürme, die
noch vom alten Kloster herstammen,
ihrem baulidien Terfall entgegen. Auch
die Kirche mit schönen Skalptnren ist
nur ein Bruchstück der alten. Das
westtiche Portal » als der mteste Theil,
strinu^it aus dem 11. Jalirhundert. —
Dör gartenähniiche Gottesacker vor
dem erfurter Thor, mit demürabdenkmal
des Dr. M. Oranuunn (f 1702). Am
Eingang desselben 7 kreisförmig ge-
pflanste liinden Ton hohem Alter.
Au^ug auf den WUlingerBenr,
V« St. westlich von der Stadt. Bis
Oberwilüngen fiibrt dip Chaussee, die
sich mit der von Arnstadt nach Amt-
gehren laufeudeu Strasse verbindet.
Von da noch V« St. bis auf den 1566 F.
hohen Gipfel (^die Kanzel-*)} die ein
H&uschen trägt und eine weite, lieb-
liche Aussiclit fjewährt Das Jagdhaus
am Fusse des Berges bietet Erfrisclmn-
gen dar. — Zum hohen Kreuz (V^
au der Strasse nach Arnstadt: S. 31.
Nebenroutm : 1) Von Stedtilm tun^
Artuiad», Bndolstadt, PaulbiaeIlo,Amt-
gehren; K. 31.
Ton Stadtani naeli nmenai
(4 St.) Über Oberilm und Griesheim.
Zwischen beiden Orten zweigt 1. die
Strasse nach Paulinzelle (Singen) ab*,
sowie zwischen Oriesheim und Bückt'
loh, in der Nähe von Cottendorf , die
Strasse 1. nach Amtgehren und r. nach
Arnstadt. Dann von Bücheloh nach
Ilmenau. Da der Weg kein besonde-
res Interesse biptf^t, so thnt ntan wohl,
die Post zu benutzen.
Ilmenau: S. 239 u. folg.
26. Route: Von Erfurt nadi Budolstadt.
Eisenbahn (S. 112) nach Neudietendcrf \\.
Gotha BI. 5, 26; 8, 3; 10, 43; Nachm. 1, 53;
% 4; 5, N'acht«chnellz. (der in Dietendorf
nicht anhSlt) 1, 4ß. Preis bis Dietendorf:
I. Cl. 13, TT. 7, nt 6 Sgr.; bis Gotha I. Cl.
1 Thlr., IL 17, m. 13 Sgr.; nach Weimar
Morg. 4, 25; 8, 55; 9, 44; Nachm. 2, 34; 3,
Sft; 7, 18; Haehtschnellzug 1, 38.
Pr>^t am Anger n!)or Ichtershausen n.
Ärn$ladt (2^ M. in 2^ SU) M. 3^ U., 15 Sgr. ;
msoh tlmenmi (5 H. in 5* St)M.3| ü., IThlr.;
(weiter nach Schleusingen u. Blldbvrghau-
sen); über Oobcsoe, Weissensee und Snch-
senburg nach Artern (8^ M. in 7[ St.) Nachm.
U. 45 H., 1 Thlr. 11 Sgr.'; (welter nseh
Qaerftort); über Gebeeee n. Grenssen nach
Sonder»hau»en (7\ M fn G St. 5 M.> M. 3| u
Nachm. 4 Ü., 1 TUlr. 13^ Sgr.; (weiter nach
Hordhaasen SThlr.); naeh Ahamcrda (3| M.
in S St. iO Min.) Ab. 7 U.» SO Sgr.
EHtfernungeH: Arnstadt 4, Ilmenan 9,
Rudolstadt 9, Weissensee 6 St.
Erttert) preuss. Festui^^tadt (die
zu einer Festung ersten Ranges erhoben
werden soll) an d* r Gera, ebudttm lliü-
ringens Metropole und jetzt noch dessen
grösste u. volkreichste Stadt, mit 35,000
EInw., thells Protestanten, theUs Kafho-
lUten, auch Deutschkathollken, Frei*
gemeindlem, Irriogianem nnd Ju-
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2S. ßouu: Von Erfurt nftck ßudolstadt.
390
Böhm iu der Neustadt. — Fuknoerk : Droseh»
ken Am Balinhof (T«rif, 1 Person 4, t P.
5, 3 V. 7i, i V. 10 Sgr ); A. Göckel, »m An-
den (mit Synagoge). Das Militär sihlt
8 bis 4000 Mann. Die ansserordentlicb
fruchtbare Umgegend , die einem gros-
^ Garten gleicht — schon Luther i 8«^' ^ d«'- J-^l^a'^iis^tr., Wittw«
.••Ol u • ' Faber, in der Keustadt. — Battkierhauier :
nannte sie „eine ScruTieergrube, wo eme I „' , * o*ä w^TL
Stedt stehen musste, wenn <xe j-leich i ^^.^^ _ j.,,,.,,^ . Königl. Akademie gemein
weffbrennete'' — ist ziemlich tiach und . nütziMr wuMAii«^hAfton itri irA<FrnndAt
wegbrc
wttrde Ust reiilos sein , wenn nidit gen
S. der bewaldete Steigerrileken nnd die
Dütziger Wisseuschaften, 1751 gegründet;
Preimanrerloge („Karl nun eisernen Krera^)
in der Allerheiligengasse, und zwar In d«n
Stadt selbst mit ihren 16 zum Thell sehr ^'rnlten Gebäude, „das Tonrnier" genannt,
Stattlichen Thürmen — sie hat 9 evan^?. Albrecht der Unartige 8eiue letzten
, , T'* 1 i \ Jahre Terlebte, S. 67): HandelBkammer;
Mtid H kath. Kirchen — so wie mit den . . -M^^tu „ •„ , , a^, v^„*
. viele MuaikTereine (namenfin }i der Eriur-
iiüchragenden Citadellen Peteriberg | ter nnd dor Sollersche); Gewerbe-, Garten-
(westlich) nnd Cyriaksbnrg (südwest- | baa-, HUfs-Fraueu-Verein; Turnverein (mit
lieh) das monotone Landschaftsbild be- priehtl^. Turnhalle). Hagelschaden*, Bnod-,
lebten. *) Lebensversfchenings-Oesellachaften. — Bil-
Ga»thöfe: Silhf»-!^ mtd, am Balmhof, I., dunga- und ErziehungMnMaltm: Gymnasium,
Limmer u. Frühstück 20 Sgr.; Höm. Kaiser, . Schullehrer - Seminar, Bealschulo, höhere
am Anger, I., Zimmer 15, Frühstfiek 7^ 8gr.; I Töchtersclwle, Kunst- nnd Baaschule. Ge-
Wrin. Bo$$t In der Johannisgasse, näch.st
dem Anger, hanptsäclil. Geschäftsreisende;
Kheiuiach, Ho/, sonst iSchlehendorn, an der
langenbrQcke (Hillt&r); Preun, Httf (sonst
Halber Giebel) am Anger, II.; «T/nlr. Jlofy
•auf dem Friedrichs- Willielmsitlntz, II., bil-
lig; Kronprinz, iu der Futterstr. (Oekono
' worbescbiile, Garnisonschule, Taubstum-
men- u. Blinden-Institut, Martinsstift (An-
stalt für christlich-werklicheTolkseTSiehangr,
gest. TOD 0. Beintbaler, f 1863) ; M&dchea»
schule im Ursulinenklostpr. Vtule und zum
Theil sehr reiche milde ^>li/tuufjen.
JourtuUiUik: Thür. Zeitung, wöchentlich
—Ot \ . vvm . xo'mi.tu'e, » %rwuv..
men) n. v. a. — Be^amrtaUmen: BoAxAe/, ) 6mal; Eifterter Zeitung, 6mal; Allgemeiner
Klemm und Freund, am Anger, Lauo', in f^'r ; Anzeiger, 6mal; Deutsche Gartenz. (Verlag
BegierunKsstr. , Mni'a Garten, bei der Predi- j in Leipzig); Der alte Fritz, wöchentlich
gerkirche, A'uH/iäf/serre^touro/., am Pförtchen I ]^mal. Buchhaudlungen : Kaysor, am An-
u. T. a. * Vog^ (Me» (mit TlTolItbeater), | ger, 6. W. Körner (Scbulbficber- n. Musl-
im Hfrschbrühl; Poppern Carlen, daneben, kiili nverlag, auch Kunst- u. Antiquariats-
Vor der Stadt: Schlegel* und Jahm Fehen- , haudlung), am Anger, C. Villaret u. a.
Jrell^, am Steiger ; Sehiefham, an der Strasse j,^^^ (ambulante Truppe), im Winter
nach Arnstadt, mit schöner Aussicht; Fla- Futterstr., Im Sommer „TItoU« in
nera FehenkeUer, unfern der Strasse nach j y^geig Qarten
Weimar. — Weinduhen: LtmteneoUäger , in
der Auguststr., unfern des Bahnhofes (mit
Delikatessenhaudl.) ; Fischer, an der August-
strasaoneckp; S!prt/,trfh, auf dem Friedr.-W.-
Platz. — Couditortien: J£ahitem<mH , am
Anger; A«A«l|r, am Hlrschgarten, Bdeenberg,
am Wenigenmarkt(auchbayer. Bier) ; Kaimpf
etc. — Bfuh nnatallen : im Luiseuthal, am
Fusa des Petersberges; Naumann, am Kar
Industrie. Wenn aticli Erfurt niemals eine
Gewerbs- und Handelsstadt ersten Banges
gewesen, so ist sie doch die Hauptstadt des
thüring. Verkehrs, und hat sich in einzel-
nen Branrh<Mi derart hervorgethan, dass sie
mit allen i:^rdtheUen in Geschäftsverbindung
steht Ohschon die Msssea allmftUg lu Jahr-
märkten herabsanken, so regt sich dorb
wieder ein so thätiges Leben, dass der Uan-
th&asersteg (Wannen- und Dampfbilder); i i„ jeu letzten jkhren sehr er
Karth&usermühlc und Brüblormühle (kalte
Bäder) ; Weidig (Sackpfeifenmühle PI. S3).
— Haartchneidekahinette : Dressier, am An gor,
*) Obwohl über Erfurt nur eine (ver-
altete) Monographie existirt, so ist des-
sen doch in so zahlreichen Geschichts- u.
iiüderwerkeu gedacht, dass soeben (1863)
ein 50O Seiten umfassendes, mit Staunens-
werthem Pleisse bearbeitetes Buch : „Bibllo-
tfaeca BrAirtina K. Herrmann** erichle-
nen ist, welches lediglich diese Werke avf-
aählt.
fraulich aufrenommen hat. In ftilheraa Jahr-
hunderten bildete E. den Mittelpunkt des
WaidboMes und Waidhandü», und hatte einen
sehr bedeutenden Watdmarkt mit strengen
Verordnungen. Luther schreibt darüber:
,,Es ist rill fruchtbar B* thlebem gowest, aber
nun hat man mit dem Waydt die £cker
also verderbet, dass der Segen zum Pluebe
worden.'^ Seit Einfuhrung des Indigo ist
dieser Handelszweig, der sonst die biriu.*
Farbe lieferte, fast gänzlich abgestorben.
IC*
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391
2$. Baut«: Yon Erfurt nach Eudolstadt.
£92
Wohl Aber werd«ii no«di andere HimiMt»
fftwäehte: Ante, Kortender, Senf, Kanariou-
samen, Voennm graccum, Mohn etc., flnii^sig
gebaut. Anaeerdem prangen weit« Felder
niil süM daflenden Paffbohnen, die ein so
begelirtos Liobltngsgericht Bind, dass man
die Erfurter mit dem Spitrnamon „Puffboh-
uitur*' bezeichnet. Ucberhaupt ist ea die
CNbrtmrH in allen ihren Zweigen, die mit so
auaserordentlicheni Erfolge kultiviit win],
daas schon in früherer Zeit die £rfurtei: ald
„des heiligen römischen Roiohee Gftrtner*'
galten und dass sich E. gegenwärtig zur
Metropole der deutschen Gartenindustrie
emporgeaoliwuQgen bat. Nicbtbloii36Kunst-
und HandeUgftrtner vereoigen die halbe Welt
mit den Erzeugnissen det Gartenbaues, auch
noch über 120 Gernüsegärtnor machen im
enge ron Verkehre seh r bedeutende Gesciiafte.
Unter jenen sind die weltbekannten Vinnen
von A. Ilaage jun. (Schmidtstädterstr.), Be-
nary (Brühlerthor), Jülilke, auch als Cjchrift-
stellcr bekannt (Andreuäthor), Platz (Käm-
pferroratadt), J. C. Heinemann, der seinen
Katalogen wertlivolle Kulturaiiweisnngen
beifügt, u. a. Am ausgedehntesten ist der
Samenhandel, der seine Quelle und Krone
in der Levcoyenzüchtung hat. Die groas-
artigi'ti Preisvorzcicliiiissc liriiiAcn tibor
4000 Korten i5ämcreicn in den Handel. Kein
Wunder, daas die Oirten der Stadt su die»
sen koloaaalen Kulturen nicht ausreichen,
sondern «fass nioTir und nuilir tlio ganze
Umgebung zu einem Garten wird, wo acker-
groaae Felder mit Aatern, Levcoyen und
anderen Blumen bedeckt sind. Das meiste
nnd beste Gemüse wird auf einem unter
dem Steiger gelegenen, etwa 200 Morgen
groaaen Diatriet gebaut, der ehedem ein
SiiiTipf war, liin^^st aber durch knnctT'"»!!
geleitete Entwässerung, deren Kanäle sich
wie ßilberfäden durch die üppigen GemHaa-
felder ziehen, zu einer Goldgrube geworden
ist. Es ist „der Dreii-nbrunnen" (Trenen-
brunnen), so genannt, weil die Gräben
• („Klingen«*), welche diesen Dlstrfrt durch-
schneiden, aus dem „treuen Brunnen" be>
wässert werden. Hier zieht rnnti seit dem
17. Jabrh. die berühmte Brunnenkresse
I (jfthrlieh Uber 50,^ Behock Bandbündel),
die von hier aus mit dem besten Krfolgo nach
Paris verpflanzt wurde. Ausserdem 4000
SchockBlumenkohl von der üppigsten Grösse,
19,000 Schock Sellerie, 5000 Schock Gurken
M. derpl. Reit iiKliren .Tahreii liat der Kunst-
gärtncr und Wuchswaarentabrikant J. C.
Schmidt einen neuen Industriezweig ins Le-
ben gerufen, der anfangs als Oebeininiss galt,
jetzt iiiM ! •^rlu.n an vielen Orten nachgealimt
wird, klii sind die getrockneten Blameo, die.
denfriaehen kaumnachatehead, an Krioaeo,
Bouquets, Garnituren etc. verwendet werden
und einen bedeutenden Absatz nicht blos
durch ganz Deutschland, sondern auch nach
England, Rnasland u. Amerika finden. Ein
anderer Gärtner, Cli. Lorenz, der sich durch
seine Nelkenzucht auszeichnet, hat zuerst
die italienischen Bienen in Deutschland ein-
geführt und bandelt mit Bienenwohnungen,
die nach neuester Konstniction gebaut sind.
SeiuBienensalou ist iür Immenväter sebens-
werth. Daaa mit dieaer groasartigen Chtrten-
kultur auch die Fabrikation aller möglichen
Grtrtengeräth<c)iaft('ii fz. B. voü Schmidt)
Hand in Hand geht, braucht kaum erwähnt
BU werden. Ausge'seichnet sind die eiaemen
Gärtenmöbel, welche die Ungeraotae Eisen -
^iesserei liefert. Ebenso die eisernen Bett-
stellen (mit eiastiscLeii Unterbetten), liicbt
minder berühmt die Eb>lsmobellabrikatIon.
A. v. Hägen hatte auf der Londoner Ausstel-
I luug einen Nrissl»aumB»*Uretär, der 1G66 Thlr.
kostett) u. allgeniuiuu Bewunderung erregte.
Maaohinenfisbrik. Garnsplnnereien. Bedeu*
tcnde Bierbrauereien (jährlich über 52,000
Tonnen). Kudeln und Graupen, diu uät üeu
nürnbergern wetteifern. Essig- , Sprit-,
Mostrich-, Tabak-, Wachswaareu-, Cement-,
, Lampen- u. a. Fabriken. Berühmte SchuL-
i maclierarbeiteu und mehre reichlich aus-
1 gestattete Kleidermagazine für jeglichen
Bedarf. — Eine neue, fast unerschöpfliche
I Geldquelle verspricht dri> 75 F. mächtige
I ^ SteiuMulzlagtr zu werden, das auf Anregung
I des Lieutenants Rost seit 1855 im Johannis-
feld (j St. v<»n der Stadt, unfern Ilvorgehofens)
! in H60 F. Tenfe erbohrt worden ist u. ans 2
1 Schachteu ein Produkt zu Tage fördert, ^ia^
f nur} Proc. i)?omder Beimischungen enthalt u.
I sonach den besten Erzeugnissen der Sicde-
saliuen gleich steht. Das äaiz wird durch
eine Maschine von 50 Pferdekraft gemahlen
nnd auf Eisenacbienen bis aum Bahnhof
] gebracht. Die ProduktionFknaten Su gering,
dass der Centner Stücksalz für 15 Pf., ge-
mahlen l&r 8—4 Sgr. geliefwt werden kann.
GeachieiÜiehea, Erfurts desohichte tat
so reich nnd iutorcSBaut, dass man dick'
ii^ibigc Bücher damit füllen könnte und gß^
^ füllt bat. Abgesehen von den Unglücks-
fällen traurigster Art, w^elche Thüringens
alte Hauptstadt erduldet, sim! ''t lleichs-
versammlungen in derselben gehalten wor-
den. Wir dürfen uns nur auf skisaenhafte
Andeutungen beschränken. Schon Bouifa-
cius fand hier ein»« .<tadt, die so bedeutend
war, dass er zwei Klöster darin gründoto
(741). Leider ward das von ihm gestiftet»
Bisthnm nach M.iinz verlegt und dem Thii-
j ringerlande dadurch der vorzüglichste Stütz-
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393
2S. i^oift«: Tott Kriuri naclk KadoJLstadt.
394
tmd Haltpnnkt mlttelftltor1ich«r CtTilitatioii
entsoj^en. Karl der Grosse belieh £. mit
der Stapel- u. Messgorechtigkeit. Die iiltc-
steu noch vorhandeaen Annaleu begiuuon
mit dem Jahre 1078. Bald dar»Qf (1080)
ward die Stadt von Heinricla TV. geplündert
und oingeäscbcrt, nlin;le!ch .sie Heinrich I.
gegen die Kinfaile der liuunen befestigt
hatte. Die B&i^er mögen eben so krless-'
lustlp;, wie tapfer gewesen sein, da sie fast
in allen Fehden jener Zeit eine hervor-
ragende Rolle spielen, nnd nicht selten auf
eigene Faust Heersüge unternahmen und
niphro Belagerungen standhaft ziniJr-kschln-
geu. Seit dem 13. Ja,hrb. wuchs ihre Macht
und itir Wohlstand der Art, class sie dem
Kaiser Rudolph von Habsburg, il«>r «inen
jahrelangen Reirhstac: in E. hielt, :iO,()00 Kf-
harniscbte Ritter und Knappen suführtun,
nie er die thtkrlngisohen Banbburgen ser-
störte. Die Stadt soll damals über 60,000 Einw.
gehabt haben, so dass sie heutij^pn Tages
nur als schwach bevölkert gelten kann.
TXtkeh dem SOJährlgen Kriege sanic freilich
diese Zahl auf 13- 11,000 herab! I>io Univer-
Mlät, die 13ü2 errichtet wurde, genoas ein
solches Ausehen, dass, wie sieh Luther
tiasdrnekt, alle anderen dagegen wie Icleine
•Schützenscbnlen galten. Tridrs-rn brachen
auch schwäre Schickaale, theiU verschuldet,
tfaeils unTersohuldet, über £. herein^ 1479
legte ein furchtbarer Brand an 6000 Gebäude
in Asclip. Darauf zügellost; Parteikämpff,
die 150S zum „tollen Jahr" ausarteten, das
Ii. Beehstein in einem Bomane geschildert.
Luther lebte in E. von 1501—1508, anfangs
als Student, licrnarh als AugustiTicrmöncli.
Obgleich eine „Pfaffen Stadt,'' die damals
U Klöster nnd 90 Pfarrkirchen sihlte, ölT-
neto sie dorli dar Reformation, wenn auch
unter blutigen Fehden („Pfaffonstürmen'*)
bald ihre Thore. Fortwährende Unruhen
veranlassten endlich den er/bisehölliohen
Kurfürsten von Mainz, die geächtctf '^tmlt
zu belagern. Nachdem er als unumschrauk-
ter Herr anerkannt nnd eingezogen war
<1661), kehrton bessere Zeiten zurttcli, die
jcdodi «lurcli onttctzUcho Verheerungen,
welche von l67ti— die Pest anrichtete,
unterbrochen wurden. Knrmalns Hess K.
<lurch Statthalter "regieren, unter weh-hen
Ph. W. von Boyneburg u. K. Th. v. Dalberg
Doch Jetzt in gesegnetem Andenken stehen.
Als Dftlberg Kurfürst von Maina (der leiste
dli\s( s Ranges) geworden, kam E.unter pronss.
Otc<r)iohr'it (1803), musste jedoch, nach schwo-
ren Drangsalen, bald darauf an die Fran«
sosen ftberiTAben werden. Nan stand es
nnter franr,. FTerrscIiaft vf m Tfl. Oktbr. If^OC,
his 6. Januar läl4. Im Sept. u. Oktbr. lÖUä
veranstaltete Napoleon in B. jenen herOhm*
ten Monarchen- KongresB, worüber eine. Schrift
erschien, <lie den Titel führt: „Erfurt in
seinem höchsten Glänze. Das Ycrzcichniss
der hohen Herrschaften, die in seinen
Mauern weilten, füllt 2 Foliobogen. Nach
der Leipziger Schlacht wurde E., das noch
in den Händen der Franzosen war, vom
n. Oktbr. 1818 bis 8. Januar 1814 belagert
lind !)OMibar<lirt. Am It^tztgeiianutni Tagn
nahmen es die siegreichen Preusücu iu lie-
sits. Die Vniversit&t ward 1816 aufgehoben,
die Festungswerke dagegen wurden erneuert
und verstärkt Von den Begebenheiten des
Jahres 1»48 erzählen swei Schriftcheu :
„Bas Bwelte tolle Jahr,** und: „Berlepsch
(jetzt in Zürich) der Belagerungszustand
in Krfiirl;** .«o w'u- ein 'Denkmal unfern des
Johannisthores (an der Stadtmauer) daran
erinnert, welches die Inschrift trigt : „Tm
Kampfe für Ordnung und Gesetz fielen treu
ihrer Pflicht am 24. Novbr. 1818 giebon Sol-
daten." IbäO tugte hier das Uniotts^aiia-
nteiUt am babylonischen Thurmban der deut«
sehen Einheit arbeitend. - Beruh ot le ytänner,
die aus K. hervorgegangen, oder längere
Zeit hier gelebt: J. Adlung, Orgauitit; £. Ch.
Barchewitz, Reiseschrlfist. (1^8); Ihr. O. F.
Bahrdt, Theolnp;; Oraf von Bcnzel-StorTian,
Regieroogarath i U. Brückner, Jurist (1609) ;
J. Oamerarlus, Melanchthons gelelirter
Freund; D. Crusius.Arzt (1640>; T.Dalb«l]g,
Fürst-Primas des Rheinbunde» und Iftzter
Erzbiscbof von Mainz (1774); Dornheim,
Maler; Dr^conites, Philolog (1520); Eoban
Hesse, Di<litcr; Dr. Faust, IJrof. an der
Universität (1440—1450); A. H. Franke, Dla-
conus ; Golde, Komponist (noch am Leben);
J. Hagen, gelehrter Mdnch ; Justus Jonas«
Theolog zur Reformation szeit; Kittel, Or-
ganist; Lossius, Diaconus; E. Lucas, Po-
niolog (jetzt in Reutlingen) ; H. Ludolf, der
25 Sprachen Terstand (1884)} Feldmarschall
V "Müflling (t 1851); General von P:u!"-vvitz
(t 1>^^>3); Ch. Reinhardt, der Veteran deut-
scher Gartenliteratur; K. Reinthaler, Vor-
steher des Uartlnstiftes (f 1868) ; sein Sohn,
Komponist; Adam Riese, der alte Reflier-
mcister aus Staffclstein, der sein berühmtem
Beehenbnch 15S5 hier herausgab; O. C
Salzmann, Diaconus; A. v. Tettau; Tromms-
ilortr, Chemiker (f 1837) ; Unger, Mathematiker
(noch am Leben); Oh. Bi. Wieland, Professor.
SehMwürdigteäm. *) Erfurt Ist
keine schöne Stadt, obwohl mit einael-
neu hübschen Plätzeij und vielen merk-
wfirdigen adb&aden. £^ ist nieht leieht,
«■•) Ilicrl'ol bcdlenr- mim sich dSS beige-
gobouon Flana der Stadt Erßtrt.
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26. itoute: Von Erfurt nach Eadolstadt.
39&
in dem. Qewirre der engen , winkeligen
StraSBcn sicli zurecht bq finden. Wir
beginneD, ohne jedoch Tritt und Schritt
anzugeben , unsere Wandern i»g vom
Bahnhofe aus, der alsbald an die ersten
Wohnhftuser grenzt, und kehren dahin
zurück. — Zvnschen der Bahnhofs- und
Angnsl^StrASse , die auf „den Anger''
fShrt^ läuft eii]o kurze Strasse r. zum
Schmidtstädter Thor. Fast am Ende
derselben r. der stets offene Einfcanf^
zum JJaaffeschen Garten , der wegen
seines Ptlauzenreichthums (bes. an Cac-
teen) sehenswertli Ist. Znr August-
strasse zurück , r. der Eingang auf den
Äugustinerhirchhof , wo auf der nord-
östlichen Abtheilung das Grab dns Cho-
mikers Trommsdorff (dahinter die (In
mische Fabrik seines Sohues) und duö
gotb. Wanddeukmal des OeneraUiente^
nants von Radowits, sowie des Gene-
rals Bose (t 1839) n. a. Ist das vor»
dere Thor versf hlos,<;eTi . nn'tssfe man
den Eingang in der Krampterstrasse
suchen. Unfern des Friedliofes (in der
Angnststrasse) die * RegUrhirche , wel-
che der nahe wohnende Kirchner för
beliebiges Eintrittsgeld zeigt. Sie ge-
hörte zum Kloster der rcgulirten Augu-
stiner, und prangt mit 2 Thürmeu, wo-
von der eine neu erbaut wurde , der
andere das älteste Baudenkmal (aus
dem 12. Jakrh.) in Erfurt ist. Nack-
dem sie 1818 als Laaaretk und Oefan-
genhaus gedient , ist sie seit 18fi7 mit
einem Kostenaufwand von 27,000 Thlr.
sehr sehfMi restaurirt worden. Pracht-
voller Altar von Wohlgcmuth, dessen
Schnitzereien u. GemiQde hohen kftnst-
leriscken Werth haben. Aus der
Auguststrasse, an deren Ecke der Pftcik-
liof, 1705 vom Statthalter von Boyne-
burg erhallt (im oberen Stock die kö-
nigl. Bibiiutliek) , tritt man • auf den
Anger, einen spitzwinkligen Platz , von
stattlidien Gebäuden umgeben, der nacb
8W. in eine breite Strasse ausläuft.
Hier befindet sieli rechts der August-
strasse das scbr alte Ursuliner-Nonnen-
klostcr , das dem Schicksal der Auflie-
bung entgangen ist, weil die Konven-
toalinnen sich um die Erziehung junger
Mftdcken verdient machen. Das Töch-
terinstitut ist auch von Kindern evan-
gelischer Konfession besucht. Man
wird von einer der Schwestern gern
heruingefülirt , und kauft dafür eine der
Handarbeiten, welclie die Klosterfrauen
und ihre Zöglinge fertigen. — Am west-
lichen Ende des Angers r. die Bavföt-
srrht'rchf, die, reich an Grabdenkmä-
lern , einen wohlthuenden Eindruck
macht. Nicht weit davon, (in der Re-
gierungdstrasse) das stattliche liegie^
runysgeöäude , ehemaliges Palais der
kurmainz. Statthalter, deren neuerTheO
von Ph. W. von Bojnehurg 1715 er-
baut wurde. Hier wohnte der Coac^utor •
von Dalberg und später (während des
Kontrresses) der Kaiser Napoleon. —
iL. umbiegend, überschreiten wir aut
der Langenbrfieke die Gera, welche
mitten durch die Stadt flieset, aber auch
in mehreren Seitenarme die Bingmau-
ern und die Wallgräben bewässert, und
kommen über den ,, Nonnensack'' z\xy
Predtgerhtrehe (gegenüber Mai 's Uartcn-
restauration), die, im reinsten altgoth.
Styl erbaut (1238), wegen ihrer ^en
und zierlichen Einfachheit beachtens-
Werth ist. Im Chor ein wunderschönes-
Denkmai des liitters von Lichtenbain
aus dem Jahre 1266. Nur vv f aigc
Schritte bis zum Fischmarkt, uui wel-
chem das grdsstentheils emeuerteü^fft-
haue und die uralte Rolandisäule. —
R. durch die Marktstrasse zur 200 F.
\&ngcn Kr äiiierJjrücke, die an d<*n Rialto
Venedigs erinnert, einer steinernen Bo-
genbrücke( 1321 erbaut), die mit 2 Uäu-
serreihen besetzt ist , so dass sie einer
engen Strasse gleicht. Eine gute
Strecke weiter nSrdlich, und zwar darcb
die Futterstrasse (Theater) und Schot-
tengasse zum ehemaligen *Augustiner-
klouter Ii irschgar ten^% 1277 ange-
legt, 1561 in ein Gymnasium und 1669
in ein evangelisdies Waisenhaus ver-
wandelt. Seit 1821 gründete der origi-
nelle Keinthaler in diesem „evangeL
Zion" das Martinsstift. Man zeigt noch
die mit einigen Reliquien ausgestattete
Zelle, worin Luther von löOo — 1508
gelebt und gelitten. Das Kv/Mt- und
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26, AMte: Erfurt nacli RndoiBtadt .
398
Ifdtmtdienhiimtt, welches die Anstalt
besitzt, i?t nen p;eordrtet, und verdient
eingehende litacbtun^' Eintrittspreis
5 Sgr. Kin altberuhmtes Gemälde,
Welches die Winde einer langen Gtale-
rie bedeekt, — „der Todtentans'* — ist
mehrfach (von L. Beehstein poctisi-h)
beschrieben worden. Von dieser GalPi io
blickt man durch ein Fenster in die
Johanniii- oder Augugtinerkirche , die
1850 dem UniousparLament alsSitzuugs-
sanl diente. — Nicht gar weit vom
nördlichen Ende der Stadt, wenden wir
uns nun westlich , überschreiten den
Fiuss und gelangen dnrrb die Perga-
mentergasse in die parkaliiilicben Anla-
gen, die sich vom Audreasthore bis
s. Friedrich^Wilbelms-Platie n. hinauf
xnm Ptiertberg erstrecken (Luisenthal).
Die sdir stark befestigte Citadelle liegt
noch innerlialb der Ktndtinmiern, darf
aber mir mit Erlauhni>,>> des Kurninan-
danten, der in der Auguäünerstrasse
, wohnt, beendit werden. — A'mFnsse
des Petersberges der grosse , durch bür-
gerlichen Verkehr und militKrisehe
Kvohitionen belebte * Friedrich' Wü-
hebns-Platz, «1er sich nach dem verhee-
renden Bombardement von 1813 gebil-
det hat, nnd als Maikt* und Parade-
plata henntst wird. In der Mitte der
Obelisk, dem Kurftirsten Friedrich Karl
Joseph -errichtet (1770). Die erha-
bensteZierde des Platzes bildet der im-
ponirende Prospekt des Domes und der
Severikirche, zu denen man auf breiten
Stufen emporsteigt.
*D6r Dom ^ eines der merkwürdig-
sten Gebäude in Deutschland, dessen
gewaltige Thiirme u. hochragende Kup-
peln weit hinaus siclitbar sind. Bouifa-
cius legte hier den Grund zu einer Kirche
(741) , die 1154 erneuert und vergros-
sert wurde. Zu ^wiederholten Malen
der Vernichtung nahe , stieg der wun-
derhcrr liehe Bau immer wieder ver-
jüngt aus der Asche empor. Die neue-
sten Kcparaturen sind seit zwanzig Jah-
ren eifrigst fortgesetet worden und ihrer
Vollendung nahe. Auf hohen Bnbstm-
ctionen erhebt sicli das prachtvolle Chor,
das ans dem 14. Jahrb. stammt. An
seinem Fusse zieht sich ein kunstvolles
Brüst;ingsgelHn<lpr herum; während
man r. auf vielen 8tnfe!T '., Graden' V
zum reich verzierten Hauptpurtale em-
porsteigt, an dessen Säten die kunst-
reichen Statuen der Apostel und in des-
sen Spitzgiebel eine grosse Fensterrose.
Der nahe wohnende Kirchner erschliesst
die majestfitisclien Hallen, die in Ge-
stalt eines Kreuzes erbaut sind , falls
sie nicht ohnehin zum kathol. Gottes-
dienst geSilhet sind. Der Eindruck .
des siolsen Baues, insbesondere des
hohen Chores mit seinen reichgemalten
mosaikartigen Ginsfenstern , ist über-
wältigend. Von den vielen Sehens-
würdigkeiten faäse man vor allen ins
Auge: die SXttlenbilder, unter welchen
die Anbetung der Heiligen und die
Mutter mit dem Jesuskinde (von Kra-
nach); den pyramidalen Tanfstfin ne-
ben der Orgel; ein ausgezci Iuk tes
Krzdenkmal von P. Vischer (Krönung
der Jungfrau); das Bild des grossen
Christoph , das fast die ganse efidlicbe
Wand bedeckt; darunter der Grabstein
des Grafen von Gleichen mit seinon
bcidpii Frauen, eins der bedeutendsten
Denkmäler der Bildhauerkunst ans dem
18. Jahrh. ; das Grab des Landgrafen
Albrecht des Unartigen; im hoehge-
wölbtenChor, auf kfttinen Bogen ruhend,
ein prachtvoller Hochaltar, künstlich
geschnitzte Chorstühle, nrue Kanzel
nach Schinkels Entwurf, kunstreicher
Kronleuchter ( aus Holz und Pappe ),
swei grosse Gemilde von Beck ete. —
Aus der Kirche auf den (mittlem)
* Thurm (260 Stufen), um sich von
der Galerie eines umfassenden üeber-
blickes über die Stadt u. auf der einen *
Seite bis zum Harze, auf der anderen
bis cum Thüringerwalde an erfreuen,
TOrnImlich aber das Gdftute au be-
sehen, das eines der schönsten und har-
moniereichsten, vielleicht in ganz Euro-
pa, ist. Es besteht aus 10 in 3 Thürme
vertheilteu Glocken, Wir besichti-
gen Tor allen „die grosse Glocke**
(Maria gloriose), welche an Stelle der
geschmolseaen „Susanna'* 1497 gegos-
sen wurde und 375 Ctr. wiegt. Sie hat
«
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26, lumie: Ton* Erfiurt naoh Eudi^lstodt,
400
51 Ellea im Umfang. Der Klöpfd ist
7 F. lang und wiegt 1 1 f'tr Ihr Ge-
länte hört man 5 bis 6 Stunden weit.
Ueber der grossen Glocke hängen <lie
sog. Silb«rglockexi, die ibrer an-
gendimen Hamonie berühmt sind,
wehrend des Herabsteigens versäume
man nicht, einen Blick von ohcn her ins
Chor der Kirche zu ^vorfen. — Unmit-
telbar neben dem Dome ragt die, wenn
auch einfacher, doch nicht minder schön
gebaute *8everU:itche mit ihren drei
schlanken Thfinnen stols empor. Sie
stammt aus dem 15 Jahrb. Im Innern
ist besonders ein überaus kunstreicher
Taufstein mit prachtvollem Ueberbau
Sehenswerth.
Will man noch eme weitere Umschau
halten, so geht man vom Paradeplatz
1. am Dome vorüber (hinter demselben
die königl. (icwehrfabrik) dnrch die
Brühler Vorstadt (Benary's Handels-,
Vogels Vergnüguugsgarten) auf den
BrUhUr Kirchchof, um das tempelar-
tige IHnkmal des Freiherm von Mttff-
ling m sehen und dnrch das Brühler
Thor zur Cjpnahsburg (an der Strasse
nach Goflia l Sie /eiolnu-t ^ieb durch
ihre Det'ensions ( jisriiic aus, die für
ein Wunder der Baukunst gilt , ist aber
in Friedensseiten nur schwach 1>esetzt.
Am Fiisse „das BihsfUentk&rmehm/*
ein altgoth. Denkmal mit latein. In-
.Schrift, welches wahrscheinlich den
Ort anzeipft, wo die erste christliche
Kapelle gestanden. In der Nähe die
BrunnkressUingeQ und GemUsefelder
des TVeuenbrunnmi. Rückkehr durchs
Brühler Thor (Festungswall) und über
die Gera durch die Anlagen und Gärten
des IlirsrhhrrihJ , oder über die Miich-
insol und durchs ,,Pförtchen'*.
Spaziergänge und Ausßüge, In der
Stadt das HirsehMhl (rom Kenwerke
bis zum PfSrtchen) mit * Vogels vnd
Poppe's Oarten%rirthschaften, und das
Luiaenthal (vom Fr.-W.-Platz l>is /nm
Andreasthor). — Ausserhalb der Stadt:
die Milchinsel, ordinäres Wirthschafts-
lokal am Abhänge des Trenenbrtinnens'^
(ror dem Pföriehen). — *DerSlelgerj
eine bewaldete Anhöhe jenseit des Ld-
berthores mit ausgedehnten Anlagen
und brillfinter Aussicht auf die thurm-
reiche Stadt und in das anmutJiige Ge-
rathal. Nächster Weg durchs Pfö ri-
eben. An das elegante Wlrfths^afts-
lokal des SUifferhausea, wo öfter Con*
certe , schliessen sich viele kleine Hin-
ijer und Gärten an, die im Sommer ver-
miethet werden. Der dahinter liegende
Steigerwald voll schöner Wege , die
nach dem General Hedemann benannt
sind, reisender Partien und seltener
Pflansen. Einer der schönsten Punkte
ist die I^iedrich- Wilhelms-Höhe (sonst
Napoleonshöhe) mit präehtitTr Aussicht.
Ferner das firhicssJiaxis mit Felsenkeller,
und weiter hinaus (an der Strasse nach
Arnstadt und Stadtilm, V4 St. von der
Stadt) das W4Üä§ehl9Mehen mit reiaea-
dem Tannenwäldchen. £in sehr sdiö-
ner Weg (der Hedemanns- Weg) vom
Felsenkeller bis Hoehheim. — Dorf
Hochheim (Vg St. von Erfurt), ein sehr
beliebter Vergnügungsort in reizender
Lage, durch Gerathal und Eisenbahn
vom Steiger geschieden, mit gutem
Gastbaus und schönem Garten. Rosen-
freunde möfjen den Metzschen Handels-
garten besuchen. — Jloda, ein goth. Dörf-
chen mit gutem Gasthof (1 St.) , wegen
des relaeiiäen (ehaussirtcn) Weges über
den Steiger und seiner herrlichen Aus"
sieht auf den Thüringerwald stark fre-
quentirt. — Stedtm , ansehnliches goth.
Dorf au der Eisenbahn (1'/, St.), mit
einem Schlosse des Grafen von Keller
und schönem Parke. Geburtsort der
Frau von Ahlefeldt. Starker Tabaks-
bau nach der neuen Methode des dasi-
gen Pfarrers, Holzschuher, der einen
enormen Ertrag abwerfen soll. — M<i-
^/s^?frg (1 St. von Erfurt, 20 Min. von
lioda, 10 Min. von Stedten), jenseit
der Eisenbahn und Ckra. ]>ie Kirehe
des ansehnüdien Dorfes steht auf einer
Anhöhe, die eine reiche Galerie herr-
lieber Landschaftsbilder vor denBlickcn
entfaltet. Hier soll in grauer Vorzeit
der Herrschersitz der Merowinger , die
Merwigsburg(Merowigsbnrg), gestanden
haben, vom mythiscdben Frankenkönig
Herwig (MeroTeus, t 460) erbaut, wel-
Digitizeu Lj vjüOgl
I
401
2T, Boitte: Von Erfortnaeh Arastadt
402
eher die Thtirinrrer von Attila's Joch be*
freite und Erfurt gepriindet oder erwei-
tert hn>>pn soll. Dio Bur<x, worin spa-
ter Basinus und Basina hausten (S. .OU),
wurde von Ludwig dem Eisernen zer-
stört, weil sichRfinber darin festgesetzt
hatten. — Molsdorf (2 St. südlich
TOn Erfurt, '/^ St. von Möbisburg), ein
goth. Dorf, welches von Erfurt ans so
stark besucht wird, dfiss RonntHt;s <^'t>-
wöhnlich ein Extrazug bis Marienthal
(jenseit Stedtens, V4 '^on Mols-
dort) führt. Ton Neudietendorf er-
reicht man den Ort in 1 St. Das dasige,
jetzt verwaiste Rcliloss, worin ein Ka-
stellan Avolint und der Dichter A. Bube
geboren wurde, ist von einem parkar-
tigen Garten umgeben, in welchem
sich eine gute Bestauration befindet
nnd der Thüringer Sängerbund sein
erstes Liederfest feierte (1843). Graf
von O Otter, (Pinkel des Generalsuper.
Gotter in Gotha), einer der geistreich-
sten und liebenswürdigsten Glücksritter
seiner Zelt , der, nachdem er von der Kai-
serin MariaTheresia geadelt u. von Karl
VT. in den Grafenstand erhoben worden,
bis zum prenss. Staats- u. Krie«2:smini-
ster, Generalpostdirektor, Oberhofmar-
schall, Vorsltaenden der Akademie der
Wissenschalten etc. emporstieg (f 1768),
erkaufte Molsdorf (1785), wo einer sei-
ner Vorf;iliren Pfarrer gewesen , und
verwendete ungeheure Summen auf die
sinnenschmeichelnde Einrichtung des
dasigen Schlosses und des angrenzen-
den Gartens, so dass es, ein kleines Ver-
sailles, zum Sitze des feinsten u. geist-
reichsten Epikurfiismns wurde, der
überall das Motto snr Schau trug : Vire
' la joie! ITier war der Zolling der
Orazien und der Musen", nber auch des
Bacchus und der Venus , von einem
fürstlichen Hofst-aat umgeben, gründete
ein Ordensbündniss, worin die Herso-
gin Luise I>oröthea von Gotha (,,die
Grossmeisterin der Herzen") und Frau
von Bucliwald die Hauptrolle spielten,
nnd feierte mit den hochgestelltesten
und begabtesten Persönlichkeiten seiner
Zeit die genialsten Orgien. Endlich
aber musste er dies Kabinetsatück der
aristokratischen Frivolität, sein „theu-
res Molsdorf," über dessen Portale die
Inschrift steht: Praeter omues hic mihi
ridet terrarum angulus (vor allem lacht
mir dieser Erdenwinket), Schulden
halber an Herzog Friedrich von Gotha
verkaufen. Jetzt sieht man nur noch
(lürfti!2;e Koste der elioniali<;en Herrlich-
keit: zahlreiche Trinkirescbirrc , die
Portraits der ehemaligen Ordensglieder,
verstümmelte Statuen.
Ton Krl'url uacii Kudolstadt (9 St).
ChauäsSo über Dittelstedt, Urbach, Nie*
dcrnissa, Klettbacb, Nauendorf, Krankhfeld
(Hälfte des Wi'-res, S. 382), Rittersdorf, Ti np-
pendorf , Uaufeld, Teichel^ TeiohriklQ» Pflan-
aettwirbacb, Budolttadt (8. 189).
Oder m St. weiter) Chaussee über lig-
stodt, Bpcbstedtwagdt, Werning.slr>!inii, EK-
leben, BÖsleben, Willerslebeu, StcuUilm (5ät.)
und dann weiter, wie B. 81.
Da jedoch diese Wege selten Ton Toa-
riston eingescTxta^^on werden und überdies
ohne Interesse sind, so Terzichten wir auf
deren nähere Beschreibung.
JVM«Nr0ii(« Ton Stadtilm über PanUnaeUe
naohSchwanlmrg oderUankenburg: B»81.
27. Eoute; Von Erfurt nacli Arnstadt (4 bi.).
Pn^i &ber Iclitershanstta Morg. 8| Uhr«
15 Sgr.
Aircm« Aber den Steigelfont anm
WaldtcfUötifrhen (S. 400\ Hier theilt sich
dieselbe, 1. nach Stadtilm, r. über Walters- '
leben und Eischleben nacli IMitnkmttm
{%} St), wo sie sich mit der von Dietendorf
nach Arnstadt führenden Strasse vereinigt
{folg. B). Deshalb wählt man gewöhnlich
die Bisenbabn von Erfurt bisNendietendorf,
nnd Ulirt tob hier nach Arnstadt, ob^eioh
dii' Poststrasso von Erfurt nachlchtershan-
aeu interessanter ist. — Uebrigcns geht
noeb eine sweile Knnststrasse tob B. ntfeh
Ichtershausen. Sie biegt xinterhalb der
Cj'riakflburg von der gothaer Clianssfee l.
ab, und läuft über /iuc/i7tetm, ätedteu, Marim-
thcd und Mohdarf (S. 401). — Fuatgängem
dürfte zu empfolilen sein, über den S'f-?7<^
zum WaldachloKscheH (f St.), dann iibtjrKoda
nach Xobiaburg (l St), vonMöbivbarg naek
MMoif (I St.) und von da nacb AM«rt-
Digiii^uü L^y Google
403 28. Rouu : Von Neudietendorf aber Ichtershausen nach Arnstadt. 404
hauten (| St.); aler von Molsdorf fibcr ' Fuih) über den Steiger (Felaenkeller) nach
Thörey und die Wachsenburg (ohne Ichters-
hansea tu berühren) nach Arnstadt zn
C^m (ß^ St). — Noch «in omtow Wtg (la
Hochheim, und dann (Gliants6e) über Städten
nach Molfdort
28. Route: Von Neudietendorf über IcIitersilLauMU uack
Arnstadt (^'/«sg.
Kendietendorf lui, sei.r i^eiette
Kisenbahnstation (imrh Krfurtin c24Min.:
8, 9, 20; 1,48; 3, 5; 7,3; i»,13; I, Claase
13, n. 7, HI. 0 SgTf DMh Ootb* In fift Min. :
«, 3; «, 19; 11, 22; 2, 2, If^; 5, 28; T. CI.
13, II. 10, lU. 7 Sgr.), wo fast bei jedem
Zuge auf dem Bahnhofe , der zugleich die
Postezpedltion enthält, veraehtedene Wagen
bereit «^trlir-n^ uni die Reisenden in 1| St.
nachAruätAdt u. weiter n.Klgersburg, Ilme-
nan, Rudolstadt und Baalfeld sa fördern.
Po»t nach Arnstadt (1* M. in 1| St.) früh
•JJ, Nrxrl.tn.S^, Al>. 7 I hr 10 Min. für 9Sgr. ;
von da nach Elgersburg und Ilmenau früh
6| und Ab. 5| ühr, 15 Sgr., naoh RadolBt.
l Thlr. 6}, nach Siialfild 1 Tlilr. 26J Sgr.
Ausserdem wechselt im Sommer um dieselbe
Zeit ein Omuibufl zwischen Neudietendorf
nnd Arnstadt (Fahrpreis etwas bUllgor).
Wo möglich, suche man, der schönen Aus-
sicht halber, einen Platz im Coup6 zu er*
halten.
Uebrigens wir<l ein kurzer AutVntli alt
in Neudi€t€ndorJ\(JiaBtho{ nnfeni der Ei-
senhabn) nicht gereuen. Dies ansehn-
liche goth. Dorf mit schmtieken HSu-
senif Strassenpflftster, Laterncnbcleuch-
tung und rej^er Fabrikthätigkeit ist von
AUdirtfuflorf nur durch die Apfolstcdt
geschiedeii. Vor 100 Jahren stand hier
m Kttergut, Namens Alterhof, das
Qraf Qotter 17S7 kaaflieh an sich
brachte , um eine Fabrik anzulegen.
.\lsbald Hess er mehrere Gebäude im
holIniKli'-f hen Geschmack aufführen.
Diese wollte Graf Promnitz 174.-J mit
Genossen der „Evangclischca Brüder-
gemeinde'* (Hermhntern) bevi^llEem,
vtrurdo aber von der RegieAing daran
behindert. Erst 12 Jahre spfiter gedieh
die Kolonie und veranlasste die T'»>.tti-
iing des jetzigen Ortes, der v<in den
Brüdern ,,Giiadenthal/^ von den Um-
wohnem ,,Neugottem,*' Ton der Regie-
nmg „Nendietendorf ' genannt wurde
(1764). Der letztere Name hat sieh
erhalten. Die originellen Einrichtun-
gen dieser Hermhutergemeinde, die auf
strenge Zucht inid Orditimp; hjilt und
ein fleissiges , j^enügsauies Leben führt,
.sind ebeii>sowohl in Bezug auf ihren
gottesdienstlichen Kultus , wie auf ihre
socialen VerhlQtnisse beacbtenswertb.
Der Typus ihrer Kleidung ist streD|; ge-
regelt. Alle „Schwestern" traireti dris
mährische Häubchen, mit Bändern zu-
gebunden, die bei kleinen Mädchen
hochroth, bei Jungfrauen rosenroth, bei
Frauen blau, bei Wittwen weiss sind.
Man darf sich im Bruder- u. Schwestern-
hause, wo eine gemeinschaftliche WTrfh-
schalt getülirt wird, umsehen und kauft
für diese Vergünstigung eine der auf-
gelegten Arbeiten oder dergl. Der sau-
ber gepflegte Friedhof gleicht einem
Garten y die einfachen Leichensteine,
allcsammt liegend, mit der Aufschrift :
XN. hcinifjogangcn etc. Das dasigc
Töclitcrin.stitut zahlreich besucht. Jähr-
liche rastoralcouferenzen im exclusiv-
orthodoxen Geiste. FUialsitz der eng-
lischen Bibelgesellschaft. Lebhafte Fa-
brik thätigkeit (bes. durch Lilicnthal)
in Schreibmaterialien, Weber-, Strumpf-,
Fischbeinwaaren, Möbeln, Bierbrauerei.
Berühmter Liqueur: Aromatique, vom
Apotheker Lappe, der auch einen stsr-
ken Handel mit homSopathischen An^
neien treibt. Gute Oondltorei.
Von Neudietendorf Über die Apfelstedt
nach AUdielendörf und Koruhochheim (i St.).
Jenseit des letzteren Ortes überblickt man
die ges^;tiefe wellenfftmiige Ebene, die
sicli im bunten "Woohsel fruchtbarerFelder,
Itoblicher Wieaengründe und romantischer
lUsrgschlösser vor dem Kordsaume dos Wal-
des aashreitet nnd enwelien „die g&ldene
Aue" oder ..tH( t1ii:r. Srhweiz*' pcnJ^riTit
wird. Im lüutergruud die dunkeln Höhen
des Gebirges, aa dessen Fuss sieb da« tburm-
reloMi Arnstadt sebinlegt. Jeuselt desDor*
Digitized by Google
405 2$, Beute: You Neudieteudori über die Gleklieii mch Arnstadt. 406
fes Thörey der gothaiecbe HarfcÜIeckeii
Ichtershtusen (Pustexpedition), der in der
tfjiir. Geschichte eino nicht unwichtige
Holle spielt uud 8cIioa 948 genannt wird.
FridnaAf die WittweHarqnAidti toh Qmm-
Itach, stiftete dasolhst 1147 ein riptf'r7ion5cr.
Nonnenkloster'^). Darin Versammlung vie>
ler Bischöfe and Fürsten (1198)» um Philipp
von Schwaben auf den Kaiserthron sn er-
heben. AH er 7Tim Tleirhsverwcscr ernannt
worden, musöte ihn Landgraf li<jrmann in
I. fussfallig um Gnade bitten (S. 60). üaeh-
dem das Kloster im Bauernkriege Verstört,
nahm die weltliche Macht von der veröde-
ten Stiftung BealU. Herzog Ernst der
Yronune wellte oft in den reetanrfrten nnd
fast gänzlich umgestalteten Klostergebau-
den, die seitdem „das alte Sehloss** heisson.
Sein Sohn, Herzog Bernhard, baute „das
nene Sehloss,*« ein langes, fensterrelcbes
Gebäude, das jetzt zu <iip r Fabrik einge-
richtet ist. Eh hat verschiedenen fürstli'
eben Personen zum Wohnsitz gedient, un>
ter andern dem nnglfioklicben Hersog Job.
Friedrich v. Weimar, der in Wahnsinn ver-
ftel. Noch sieht man darin ein grosses
Schlachtgemilde des berttlimten Kugendas
XEnttats Ton Wien), das Graf Gotter in
Wien, wo es zum Ofenschirm 'üeute, für 3
Ducaten kaufte. Oestlich vom Orte ein ein-
faches Denkmal mit der Inschrift: „Hier
ruhen DCC tapfere preuss. Krieger. Sie
vollendeten ihre ruhmvolle Laufbahn im Lb-
/.aretheallhier zur Zeit der Belagerung in £r-
ftart in den Jahren 18U u. 1814. Snm Andenken
Tonder Gemetnde Icbtershansen.** W.He^,
Dichter der nSpeckter*soben Fabeln/« - die
in fast alle lebende Sprachen übersetzt sind,
wnr in T. Superintendent (f ltö4). Auch
liat der Dramaturg £. Palleske eine Zeit-
lang hier gelebt.
Von IcJitershausett ttach Arnstadt
(1 St.) schnurgerade GBaassfo an der
Saline .^nuAtfZfvorttber, die 8^11851
im Betriebe. Der Ingenieur^Lientenant
Kost inErfurt, auf dessen Anrej2:tm^ das
da Sipe 38 F. mächtiß^e Steinsalzlager in
einer Tiefe von Olfi F. erbohrt wurde,
berechnete, dass selbiges auch beim
eehwunghafitestenBetrlebe 10,000 Jahre
ausreichen würde. Indessen hat sich
nach wenigen Jahren der Gehalt der
jod- und bromreichen Soole, deren spe-
cifisches Gewirlit fast alle andcrcu
Salz(j[uelleu übertrat", dcrmassen vermin-
dert, dass derSalinenbetriebkAUm noch
lehnend ist, während die Söproeentige
Soole ga Badezwecken vollkommen ans*
reicht.
Angenehmer ist der Fussiceg von
Trhtersh. an der Gera hinauf, beim Dorfe
RudUUbei^ vorbei.
Von Neudietendorf über Arnstadt und
.Stadtilm nach Rudolstadt, oder nach
Schwarzburg uud Blankenburg: B. 31; —
Über AmUadt und Pfcms nach Ilmenan, El-
gersburg; Oberhof etc.: B. 84. 86>. 86.
29. Koute ; Von Neudietendorf über die (xieiclieii nack Arnstadt.
Wer nicht gut zu Fusse ist, miethe
in Neudietendorf cinon H anderer. Der
Preis richtet sich nach dem Wege, den
man einschlägt. Begnügt man sieb,
^ über AjfeUitit, SUlxenbrüch «nd Haar-
hauten sa fahren (Chaussee), nm von
hier aus die Wachsenburg zu besteigen,
so wird man nicht mehr als 2 Thlr.
zahlen. Will man jedoch auch die
Kuinen Gleichen nnd M'dhlherg besu-
chen, so braucht man dazu längere Zeit
und hat, obwol nnr eine knrse Strecke
(von ]f {Ihlberg nach Rdhrensee), keine
^) W. Hein, Thuringia sacra. Geschichte
nnd BeHchroibung der thür. Klöster. Erster
Band; Ichtershausen. Weimar 1863.
Chaussee. Da nun in der neuesten Zeit
ffi-it alle Wege chau.ssirt sind, so be-
darf es auch für Fussgänger keiner mi-
nutiösen Anweisung, welche Pfade sie
einschlagen sollen.
Wir wollen zuerst die hüntere 2%wr
ins Auge f i^^» n, welche nur die Wcu^-
senburg berührt. Fussf^iinger können
den Umweg von Keudietcndorf über
ApfeUtedt (Geburtsort des im griechisch.
Freiheitskampf vielbesprochenen Haupt-
manns Kicolai, genannt Bitter Dmnarc,
der hier als Schomsteinfegeigunge ent-
laufen war) ersparen , indem sie über
Altdietendorf sogleich nach Sülsenbrück
(t St.) und von hier (('haussee) nach
Ilaarhausen (' 4 St ) gehen. Bei der
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407 2$. Raute: Von Neudietendorf über die Gleichen nach Arnstadt. 40Ö
kleinen Entfenmng Ist der Weg im offe-
nen Lande kaum zu fclilcn. Von Haar*
liausen besteigt man die Burg Q/^ St.),
die vor den Blicken lioirt, u. geht dann i
xxh^rJlolzhauscn iuhIi Arnstndt St.).
Man kann zwar auih (von Holzhausen
^s) bis auf die Wachaenbnrg fahren ;
Indessen dürfte es gerathener sein , den j
Wagen am Fusso des Berges oder in !
der Dorfschenke zu Holzhauscn warten j
zu lassen. Will man noch einen wun-
derschönen Aussichtispunkt besuchen^
SO gebt man von Holzhausen ftber den
kahlen , nur mit einem Baum bepflans*
ten Ffefinigsberg (1360 F.), der eine
weitp Kinulsieht über F<'ldor und Wal-
der. Städte und Dörfer bietet, V'on die-
ser Bergkuppe über ein einsames Oeko- :
iiomiegut (Eiebburg) nnd am IVmberg-
sehen Garten vorüber, der, fast stets ge-
6ffliet, wegen seiner scliönen Änlagenu.
.seiner reizenden Aussiclit eines Restliches
nicht unwerth ist. Sodann au einer üp- I
pigen Maulbeerpflanzung vorbei durch ,
die „Pforte" in die Stadt.
Wer es ermöglichen kann, mag die
grossereTonr unteniehmen, umalledroi
Gleichen kennen zu lernen, die wie ver-
bj'i'^eneWittwen, deren G;»ttfMi nnch dein '
lieilij^cen (^r;ibe der Verpuij^enlieit zo- i
gen und niclit wiederkehrten, auf ihren
Burgbergen sitzen. Diese 3 benach-
barten BergschlSsser , die weder einer
Familie angehörten, nochgleicheSchick-
salc hatten, hiblen, vnn gewissen Punk-
ten aus gescheu (z. B. zwischen Wan-
dcrbleben uud Haarhausen), ein fast
regelmässiges Dreieck , u. mögen des-
halb mit jenem CoUectirnamen be«eich>
net worden sein. In einer nnd dersel-
ben Nacht ('1230) wurden sie von zün-
denden Blitzen getrotVen und leuchte-
ten wie liieseufaekelu ins Land hinein.
Chaussee v. Neudieteudoj'/ durch den
sehSnen Apfelstedtgrund ttber das Dorf
AgfeUtedt nach WanderBtehen{i\\ )i
preuss. Marktflecken, und dann 1. in
Vt St. nach Frendenthal. 7ai Fuss vom
dietendorfer Bahnhof r. an Apfelstedt
vorbei; dann über eiiveBrücke und eine
Wiese, jenseit deren einige Geb&nde,
swischen welehen man hindnrch geht,
nm 1. auf einen Fahrweg au kommen,
der nach dem vor uns liegenden Gast-
haus zum Freudetith al {ixin nördl. Fusse '
des Bergschlosses) führt. Hier soll der i
aus Palästina zurückkehreudc Graf von
Gleichen von seiner Gemahlin „mit
Freuden** empfangen worden sein. Die
nahe Ruine (von Neudietendorf das
nächste der 3 Bergseldös nr) , die den
eigentlichonNnmcn *Glei(*hoil, gewöhn-
lich mit dem Beinamen ,,(l/e IVanders-
leber^' führt, liegt, vom Epheu der Ro-
mantik flberwuchert, auf einem laolirten,
siemlieh steilen Bergkopf (1174 F.),
nm den sich der gepflasterte ,,Türken-
wcfr" emporwindet. T'ebcr eine Hruekc
tritt man durch ein hochgewölbtes Thor
in den Burghof. Am Eingang in das
lange, vom Zahn der Zeit zernagte
Hauptgebäude liest man die Jahres-
zahl 1558, wo das Bchloss zum lotsten
Male ausgebessert wurde. Sonst stand
in elnt^m oberen Gemaehe, der ...Jnnker-
kanuner,"' eine dreischläfrige Bett-
spoude, deren Spane, im Scbnürleib
getragen, vor Eifersudkt schütsen soll-
ten. Die Franzosen haben sie 1813
verbrannt. Auf der östlichen Seite ein
viereckiger Thurm, unter welchem das
Burgverliess.
Im 11. Jahrb. war das Scbloss im B&-
slts dos Markgrafen Vckbert IT., welcher
(Jon Kaiser Heinri« h IV., nachdem er dio
Burg 19 WocImmi lai)g belagert, pndlich in
di« Flucht iichlug (S. 56). Erkberts Krbe
schenkte die Besltsnng dem KniblBchof von
Mninz, welcher di<- 'w if. ii vcn Tonna da-
mit belieh, die DHU liiorher übersiedelten
und sich Grafen von Gleichen nannten.
61e ■chwaairen iioh sn einer solehen M aeht
empor, dasn der gleichcnscho Leopftrd mit
dem thüriug. Löwen fnst im gleichen Au- *
sehen stand. Einer dieses Oeschleohtes,
Graf Ern.st v. Gleichen (t 12G4), vermählt
niit .\iigelika von Orlamündi', 7.og mltLud-
wig dem IleiHgen ins gelobte Land und
wurde vom figypt. Pascha in jahrelanger
llnft gehalten, bis dessen Tochter, Melech-
sala, ibii licfmilo und mit ihm in dio Hei-
math 20g, worauf der Papst die friedliche
Doppelehe genehmigte. Die neuere Kritik
hat diese Begf'1nli -it, dieMusäiis in seinen
Volksmärchen urzählt, Graf Stollberg in
einer Ballade besungen, J. von 8odeu fär
die Bühne bearbeitet het, ins Reich der 8a-
Digitized by Google
409 29, Bouu : Yott Neudietendorf über die Gleichen naeb Amstadt. 410
gen verwiesen; obgleich sie Prof. Thielow
In Erftart im Anhange tn der von H. Döring
herausgogoboiien Schrift: „Der 6»f von
Gleichen" als faktisch nachzuweisen versucht
bat. Der letüte Graf von Gleichen, Ludwig,
verlieBs die Burg und »tarb ohne Erben bu
Ohrdruf (1631). Der Kurfiirat von Mainz
belieh nun damit die Grafen von Hatzfeld,
bi§ sie laet Mft Preussen kam und dem Ge-
neral TOn Mfifflittg geschenkt wurde, der
jedoch dies schöne Deuklti*! der Toneit
zum Theil abtrngeu liess.
von Gleichen (Chaub:^»' 1) der
preuss. Marktflecken MüJdbery am iu-
krustirenden ßpringbach uid am west-
lielien Fusse des schön bewaldeten
Bergrückens (IUI F.), welcher das
Mflhlbcr^erSchloi^g auf seinem west-
Iklieii Scheitel trägt. Es stellt, obschou
dem gänzlichen Verfall sehr nahe, das
scboDSte Bild einer mittelalterlichen
Baine dar , ans welcher ein gewaltiger
Thurm mit wohl erhaltener Krone em-
porragt. Ausserhalb des «loppelten
Wallgrabens die Uoberrcste einer Warte,
welche „die Neuburg'* hiess. — Auch
Hühlberg hatte seine eigenen Grafen,
deren Geschlecht aber sdion 1840 er-
losch. Dann fiel es dem Landgrafen
von Thürinf^en anheini, und kam end-
lich, natliflom es durch viele Hände
gegangen, an die Krone Preussen (1 803).
Die dritte der Schwesterburgen, die
*Waell8enblirgr*), ist l Stnnde Tom
Muhlberger Schloss entfernt. Ent-
weder über das Dörfchen Söhrensee
(Feldweg) bis nach 1 1 olzhntisfn ; oder
am nördlichen Fussc des Schlo.ssberges
entlang, so dass der Bergrücken immer
snr Rechten bleibt, bis an einen verfal-
lenen Fahrweg, der snr Burg emporführt.
Anch könnte man, falls man anf den
Besuch des Mühlberger Schlosses ver-
zichtet, direkt vom Freudenthal zur
Wachsenburg (1 8t.) gehen, und üwar
an ausgedehnten Torfgräbereien und an
der Gleichentbalschen QSrtnerei TOr-
über. — Die Wachaenhurg, die hdohste
imd südöstlichste der Gleichen, lockt
die meisten Gäste an, weil sie nicht blos
die umfassendste Aussicht bietet, son-
Dr. PQlackt Die Wachsenburg etc.
dem auch wach sowohl erhalten ist, dass
man allda Übdaeli u liewirthung findet.
Der sterile Bergkegel (1371 F.), auf
dem sie, weithin sichtbar, thront, ist mit
Gypsadem durchschnürt und mit Was-
serrinnen durchfurcht, und nur auf der
West- und Nordseite mit einem kleinen
BucLeuwäldchen bedeckt. Man braucht
15 — 20 Minuten, um ihn (von der Süd-
s^te ans) an ersteigen. Vor dem Süsse-
ren Schlossthor (auf der Nordseite) eine
Lindenrotunde mit Tischen u. Bänken.
Ist man durch dieses Thor geschritten,
so geht man innerhalb der hohen Ring-
mauern nochmals um das ganze Schloss
herum, bis man dnrch eine abermalige
Pforte in den inneren, kleinen Burghof
tritt. Hier stossen die Hanptflfigel des
stattlichen Baues zusammen. Im west-
lichen wohnt der Sehlosskommandant,
bei dem man gastliche Aufnahme findet.
Der dstlidie Flfigel ist anm Theilrestan-
rirt. M erkwardig ist der gegen 300 F.
tiefe Brunnen im äusseren SchlosshoC.
Schüttet man das durch ein Tretrad her-
auf gewundene Wasser wieder hinab,
so dauert es 11 Sekunden, ehe mau das
seltsame Gerfinsch des Falles hört. Die
Aussicht ans den Fenstern nnd yon den
Zinnen der Burg ist eine der schönsten,
die es in Thüringen gibt. Besonders
gegen N. breiten sich die hichenden
Gefilde, mit zahllosen Ortschaften be-
sät, wie eine bunte Landkarte aus. Am
äussersten Horizont das Wolkenhanpt
des 13 Meilen entfernten Brocken, Ini
Süden i^nd Westen die Gebirgskette des
Thüringerwaldes vom Sthneekopf bis
zur Wartburg. Originelle Miniatur-
bildcr, wenn mua durch den Kähmen
der KanonenhiEttschen blickt, die lauben-
artig auf den Manem stehen.
Die Waoheenburg war niemals eine rit-
terlicho Yeete. Au die Stelle des Nonnen-
klosters, wplch<'R in tiraltcr Zeit anf die scm
Berge stand , baute die Abtei Hersfold ein
Kastell (050) und besetste es mttMdnehen.
Später wurden die Grafen vonSchwarzbntg
damit beliehen, die es 13€8 an die Landgr.
von Thür, verkauften. Yon diesen fiel es
1450 an Herzog Wilhelm von Wefmar, der
es dem berüchtigten Apel von Yit/tlnirn
verpfändete. Um denselben zu züchtigen
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411 ^. Äoirte: VoaÄeudieteRderf aiit die Schmäcke. — Arnatadt. 412
belagerten die Erfurter das Schloss und er-
oberten es (1452). Zum ÄDdefnken an die-
ses Ereignisa sind im östlichen Seitm?:'-
bäude einige steinerne Kugeln eingemauert,
sen" geschossen. Jetrt gehfirt die W»ch-
eenbnrg dem Uerzngthum Gotha, und wird
zuweilen als Stantsgufüngnlss benutzt.
UeberUoIsbausen nach Arnstadt (Feldweg)
welche die Erfurter aus ihren „Steinbuch- i 1\ St.; über HMiliausen (Chms«e) 1| St.
30. Route: Von Neudietendorf naeli Olirdnif» Oberhof und auf
die Sclunücke.
Chaussirte Strasse über ApStUtedt, Wan-
denUbm, FreudetUhal und MüMbtrg (3 St.),
wie in vor. R. angegeben: demnach an der
Buine Gleichen und Mnhlberg vorüber. Von
Hühlberg uach Oberhof kann man swei
Wege eiUMsUagen; entweder Jenseit der
Bnicenkapcllc zun» lieiligcn Kreuz (1. von
der Strasse) r. nach Ohrdruf (2 St.), ohne
einen Ort zu berüliren, u. von Ohrdruf ikber
Stntsliftlis und 8chwarzwald nach Oberhof
(U ?,^)] odfr (näher) von Mühlberg nach
Cnminktl (2J 8t.,) einem grossen Dorfe am
durch fortwährenden Hoeliwald nnoh Öfter-
hof m St.). Die einsame Strasse vereinii^
sich bei ilcm Triefätein (oberhalb Schwara-
walds) mit deijenlgen, welche von Ohrdruf
nach Oberhof Ifthrt. Absteeher nt den
♦ Oafrmifc/er Strinbrüehen (R. 86). Will man
auf die Schmücke, olmo or>f>rhüf zu berüh-
ren, so fährt man von Crawinkel über Fra»-
kenhaiH und Grüf^iwode (1 St.), und dann
auf der neuen Chaussfio über Dörrberg durch
den wunderschönen Geragrund zur Schmücke
(5 ät.j: K. Eine andere Strasse Ton
Vnrae desHocbgebirges, undron Crawinkel Gr&fenrode über Arlesbery nach Elifenburg
anhrärts sum Stolger nnd finmpetoberg I (1^ St.): IL 98. Dprcbweg Gbaau6a.
31. Eoute: Von Arnstadt nacli Rudolstadt.
Da, wo die Gera aus den Bergen fliesst.
Und freundlich sfoh das offene Land ersehiloaslt
Da wölbet d(>n willkommnen Gästen allen
Das scbmuclve ÄriKstadt seine Lindonhallen.
Arnstadt*), Haupt-tnrlt der Ober-' sottener Krebse verfjjlicli, die mit Peter-
herrschaft des Fürsteiithums .Schwarz-
burg-Souderöliauseu , mit 7000 Einw.
(etwa 100 Katholiken), am Fasse der
norddstlichen Gebirgsausläufer und am
Bande einer fruchtbaren Mulde. Da-
durch ein sehr freqnenter Vorort des
Thünugerwaldes, welcher die Vorzüge
des offenen Landes und der \faldigcn
Gebirgsnatur mit einander vereinigt.
0as forellenreiclie Geraflttsschen benetzt
die Ostseite der freundlichen Stadt,
während ein Arm desselben, der Mühl-
graben," rlurch einzelne Strassen geleitet
ist. Die vielen Obstpflanzungen und
die schönen Lindenalleen, durch welche
die rothen Dftcher und die zahlreichen
Thürme blicken, rechtfertigen Luthers
Wort, der A. mit einerSebttsaei voU ge-
•) ScAM»«r<«, Arnstadt, Gotha 1856. — Nie-
bergall, Amstadt'a Soolbnd.2Hfte Erf.1855. —
W. Alexi», Arnstadt, ein Bild aus Thüringen.
18D1.— Album y. Arnstadt, IBlItbogr.Btttter
bei Krans in A.
silie garnirt sei. Das Kiima so mUd,
dass Dr. Hammer ans Berlin ttusserte,
es sei», als oh die Lange auf Sammet
gehe.
Po»l (auf dem Bied) nach Neudietendorf
(Anschluss an tlio Eisenbaliu) , 1} M. in 11
St., fr. 6 Uhr lö Min., Mitt. 12 Uhr 15 Min.,
Nachm. 8| ühr, 9 Sgr. ; — naoh SSrf^ (81 M.
in 2] St.), Ab. 7 Uhr 55 Min., IT, Sgr.; -
nach Ilmenau (24 M. in 2J St.) fr. 6| Uhr
und Abends 5 Uhr 15 Hin. (über Elgers-
btuig In S St. 6 M.) 15 Sgr. ; — nach Elgert
hurg m M. in 2\ St.), Ab. 5» ühr, 15 Sgr.
— Ueber Ilmenau nach Schleusingon IThlr.
9 Sgr. und nach Hildbnrghansen oder The-
mar (Anschluss an die Wcrrabahn) ; — uach
Stadtilm (i; M. in 1^ St.), Mitt. 12^ Uhr,
IS^Sgr.; hiaBudoUladi (Fahrt 4} St.) IThlr.
6} Sgr., oder nach BtuifM (F. S St. 9» Hhi.)
1 Thlr. 17} Sgr. — Ausserdem wechselt
swiacheu Arnstadt und Neudietendorf, so-
wie zwischen Arnstadt und Erfurt, eiuPrt-
Mrtemajbti« (Jener in der „Sonne*', dieser Im
„Wachholderbaum",) der billigoro Prrige
bat. Wer mit demselben InA. eintrifft und
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413 Si, Scuie: T«B insladt nadi Bndolgtadt«
414
sogleich weiter fahren will, nitisg sich auf
der Post, die dem Halteplatz denaelbeu ge-
genfiberliest, «nges&Qmt «Iniehreibeik las-
sen. — Es steht iialif hevor, dass von Neu-
dietendorf über Sulxenbrück und Uaarbau-
sen nach Arnstadt eine Zweig - Eitenbah»
gebaut wird, dl« (vidl^chtl) fkb«r Xlgers-
burcc und Ilmenau bis Sonneberg (Anscbl.
an die Werrababn) fortgeführt werden soll.
— Tde^irapkewbmwam, nah« am Palais. —
MBMmagen, am basten in der Posthalteroi,
pr.Tftg 4 Thlr., ftn«sorChans86e- nnd Trink-
geld; andere llauderer theurer. — Ais
Fremdenführer empflablt alcb der Bentler
Bbain. %
Entfermnfjen: Neudietendorf 2|, Erfurt
4, Gotha 5, Plaue 1|, Elgersburg ä, limo*
na« 4, StedtUm 84, Bndoletadt 74, Ohrdruf
8, Soiidf'rshftuscn Iß St.
üa*thö/e: Goldene Henne (Mämpel) am
Sied neben der Post, I. B., im Abouiiemont
für Wohnung und Kost wöchentlich 7 bis
84 Thlr., Equlp. — S<yune (Zacher) am Ried,
der Heiint; schräg gegenüber, billig und
gut, Kquip. ^ Seftworaftitfv. flie/(Oebrling),
ein alterthüml. Haus am Uavkt. — WatA-
kolderboHm (Gräser).
^e»taHraliouett : Thormoim (yielbesucbt) ;
KremkA, J. ir«af^, Bathtkdhr, Sehwau^
und besonders (ausserlmll) (lr>i- Stadt) die
sehr schönen Gartenlokale der „Harmonie*'
(vor dem Riedthor) und der „Coucordia'<
(in der Schönen Allee), die iwar geschlos-
senen Gf aoll^clinftoii j^pliören, anständigen
Gilten aber ütotn geöffnet sind, so wie
^/fekdMfrnien, wo aUjihrUoh fm Juli ein
grossartiges Schützenfest gefeiert wird. —
IVeimtuhen: Kipperbor, Wenige jnu., Schell-
horu (Obst- und üeereuwoin).— Vondiloreien :
Whyher (sehr bedeutendes Oesoh<),
Borst, Merkel.
2 Buchhatidlungen mit % Leihbibliotheken
— Nachrichtsblatt, wöchentlich 2 mal. —
FlUalbankgesehilt der Thftr. Bank.
Vereine: Wi.ssenschaftlicher Vorein
(mit Bibliothek der neuesten Literatur),
Protestantenverein , Salinen verein (lie-
fert Koch- nnd Viehsalz für das F&r^
stonthum Sondcrshanson) , St)olbadvorein,
SingToroin, Liedertafel, Männerchor, Lie-
derkrans , GewerbeTereln , Handwerk s-
mebterverein , Landwirthschafth Yerein,
Obstbau-, Gartenbauveruln, Schiitz^^n^eHpi!-
schaft (seit 1475}, Turnverein (mit prachii-
gw Tnmballe). Ausserdem ein sehr gutes
städtisches Musikchor (Stadtmusikua liost).
Industrie. Arnstadt ist eine Im erfreu-
lichsten Aufblühen begrifft^e 8tadt. Davon
zeugt nicht blos der lebhafte nremdraver-
kehr nnd die seit IWS elngeffthrte 6asb»<
louclitnnt?, sondern anch dio sehr regje Gp-
werbs- uud Handeisthätigkeit. Die Stadt-
fiur (gegen eOOOMorgen) so fenchtbar, dass
TiKin ,.fl?e Schwarzburger Schmeergru1)0**
genannt hat ; die Bodenrente so gross, dass
die Landwlrtbscbaffe den Kern jener Tha>
tigkeit bildet. Daher die frequenten Frucht-
und Ilolzmärkte. Daneben steht die Gar-
tenkunst und besonders der Gemüsebau iu
einem solchen Flor, dass sie mit Krfurts
weltberühmten Enengniaaeii wetteifern.
Unter den 7 Kunst- nnd Bandeisgärtnereien
haben die firmen Möhring, Gotthold, £b-
ritsch, Attsfeld weithin einen guten Klang.
Sonst war aucli der Weinbau bedeutend.
,T<4/t wercJen nur noch einige Weingärten
am Arnsburg kuUivirt, die neuerdingd sorg-
fältiger gepflegt werden. 4 Kunstmüblen
mit .Hehr bedeutendem Export, darunter die
altborijlimto Günther »mühle (vor dem Bied-
thor), „dergleichen nicht i» Deutschland,"
mit il deutsehen, amerlkan., t Graupen-
gänpen, 1 Stampfwerk und 1 Schneidemühle.
— ächwunghafte Bierbrauereien. Wer hat
nicht vom Arnstädter Waixenbier gebart,
wie es sonst nirgends mehr gebraut wird?
— Ohnt' und Beerenwoiufabrikation , auch
champagnerartig, (ScheUhorns 8öhue), Ver-
trieb bis nach Amerika. — Oendltoreiwaa-
ren- und Dampfma.schinen-Chocoladefabrik
von Weyher, beschäftigt 50 Conditoren und
Maler, und versendet jährlich 4000 Collis.
— 28 Lohgerberelen (jJUirl. 4000 Gtr. Leder)
und 19 Weissgerbercien 1 Schuhfabriken,
von denen die Hofmannsche mit 12 Nähma-
schinen arbeitet und mit 900 Gehilfen täg-
lich 20 Dut/.. Schuhe liefert. Noch* baden«
tender dio Handscbuhfabrik von Liebmann
und Kiesewetter, mit eigener Gerberei uud
Farberei, 190 Arbeitern nnd 600 Niherlu-
nen. Xzport jährlich 50,000 Dutz. Hand-
schuhe. — Nähmaschtnenfabrik von Schmidt,
liefert jährUch bO bis 100 Stück. — Tabaks-
fabrik (Völker), Oigarrenfabrik (Bemann). —
Flcischwaaron - Export. — Leinisiederoien
(4 bis 500 Gtr.). — Fabrik landwirtliscbaft-
licher Geräthe (Junghnus), Luxuswagen
(Amllng), Korbwaaren (Peffer). — 8i>ritaen-
und Srhlnuchfahrik Ton HonnebTg', jährl.
40 bis öOgrosse Feuerspritzen (bis jetztGOO),
das Sttkck bis stt 900 Thlr., 8 bis 0000 Xllen
Schläuche nnd 4 bis 500 Feuereimer. — 8
Brnckenwaagenfabriken. Dio bodeuto ndjit©,
von Broemel , hat ld6S die tausendste
Brückenwaage (100 Otr. Tragkraft) geliefert
und producirt überhaupt jährlich über 500
versrhiedene Wangen, die ho ausgezeichnet
Hiud, dass sie eiueu uburaeeischeu Markt
haben: neuerdings aneh feuerfeste Geld-
sehr&nke. — Fabrik meehanlsohar Web-
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415
BouU: Von Arafltadt naeh BndoUtadt«
416
stüble (Kortnmnn), tcclinisch - chemischo
Artikel (Leupold); Papierfabrik. (Licbmann
und Kiesewettor); OMchlUlsbäeherftibrik
(A. Franko); Holzzctigfabrik (Mämpel) ;
Elfenbeiuwaarenfabrik (Hesse); 4 Zünd-
hölzchonfabriken. — Helire Kngrosgeachäfte
inBftad, Seide und Schuittwaaren; Streich-
garnspintieri'i ; Kleidermagazine. — Fabrik
von Baumwollenwaaren und mineral. Pa-
piersnrrogaten (Aonallne) vob B. Minner.
— Thür. Mineraliencomptoir von O. Ha-
mann. — Automatische Kunstuhren von
KöUmaun, die Bewunderung erregen.
BpdeamttiU«», Nachdem der Itoandkam»
morrath Scliierholz 1851 einen Soolbad ver-
ein Ins Leben genifcn , der sieh mit dem
schon früher bcstandeueu iSaliueuvertiiu in
Yerbiiidusgr setste, ward die Jod-, brom- u.
eisenroiclio anishaller Soole und Mutter-
lange zu liadtizwecken benutzt. Arnstadts
Lage» in jeder Beziehung einem Olirort
anaaerordentlich günstig, sog bald willknn-
mene C3:"ibfp horbei, und namentli'cli -waren
ea — obgleicli alle 7 arnatädter Aorzte
(Nicolai, Hartmami, Wagner v. a.) ala Ba-
deärzte thäti^ .-"ind — die Bemühungen des
Hathes l>r Niebcrgall, wdcher durch seine
Sohrifteu und durch seine sanitätischen
Etablfssements snr Bleibe desBadea weaent-
lieh beitrugen : vornftmlich seit er als Diri-
gent dos schmucken Badehatt^f>s fnngirt,
das er am Eingänge des Plaue'schen Urun-
dea, fast anmittelbar an die «fidlleiien Vor-
städte grenzend, in reizender Lage erbaut
und mit dem comfortabelsten und zwcck-
määsigäten Einrichtungen (auch zur Win-
terem^ aaageatattet bat. Ueb'rigena ' werden
Atuii nocli andere Badehärisor (7. B. hvi
Dr. Hartmann , beim Spritzenfabrikant» n
Ueuneberg, Particulier G. Eamann) benutzt;
Bowle swel Oaatwirtbe damit umgehen,
fincn neuen Cur- und Reunionssaal zu er-
bauen. Ausser Sool- ond Matterlangenbä-
dem werden Kiefemade1*,Krfttiter-,noiiche-,
Dampf- und Dunstbäder gofrelu-n. Zum
Trinken (in dor Kicbcrgallsclu'n Tnnlihfine') :
Jodbitterwasser, Arnshallor SooJwasäer,
Plane - Amat. - Salxqnelle , Riedqnelle von
Plaue, Ziegen- und Kuhmolke. Preise: Sool-
bad G bis 10, Dampfbad U bis 15, Kiofer-
nadelbad 7 bis 9 Sgr. Dazu die Tortreff-
Hchen Vinmbider in der Oeraf „das gt^aae
Herrenbad" in der follmannsclien Miihie
mit 8chwimm-Bas.«in, von !) biä 12 und 2 bis
1 Uhr geöffnet (a 'j; :Sgr.), ein kleineres
bintcr der Lohmülile (ä l* Sgr.), und ein
Frnucnbad im Mühlgraben. Das Niobor-
gallsche Badehaus, mit dem ein Gurgarteu
verbvuiden werden aoll, enfb. TBadetimmer
mit 0 Wannoi, iDampfkabinetten tmd Ein-
%
j riclitnngcn zu Brausen und Donclien. Die
Gäate, welche darin oder in den damit in
Verbindung stehenden Privathänaem woh-
urn, /nhlen für ein meuMirtes Zimmer mit
Matratzenbett wöchentlich 2 bis 4 Thlr.,
für curgemässe Kost (2 bis 4 SchÜMseln) 7
bis 12 Thlr., im Abonnement billiger. Cur-
taxe für eine Familie 2 Thlr. Andere Woh-
nungen sind für 2 bis 3 Thlr. zu haben.
Koat in den Gasthöfen tigUeh 24 Sgr. bia
1 Thlr.; in der Henne theurer. Uebrigena
gewährt das Niebergallsche Badeliaus, worin
der Arzt stete Aufsicht führt, die Vortheile
einer Prlvatheflanatalt.
' Geiickichtlich(f>: König Merowig soll
A. ß'egründet haben. Urkundlich wird er-
wähnt, dass der thür. HerzogHcden seinen
Herrenhof in „Ameatäte** dem Blaehof Wil-
librod zu Utrecht schenkte (704), der die
ersten Christenboteu nach Thüringen sandte.
Später kam die „Villa" au die Abtei Ilers-
Mä, die hier eine Hünaatatte anlegte.
RpicbsversaTT]tnh]iii::r!i : 'j'i-i , wo der natür-
liche Sohn des Kaisers Otto zum Statthal-
ter über Thür, ernannt; 1198, wo dem Her-
zog Phil, von Schwaben die deutsche Krooe
augetra;j;*;n ; 1208, wo sein Gegner Otto zum
Kaiser ausgerufen wurde. A. gehörte da-
mals unter die anaehnllehaten Städte Thfi-
ringens. 1279 errangen die benachbarten
Grafen von Käfernburg das Schutz recht, und
verlegten nach bitteren Streitigkeiten mit
Herafeld ihren Wohnaits dahin (1280). Bald
jedoch, als Graf Gunther VIIL gestorben
(1302), verkauften dessen Krben die ihnen
zugehörige Hälfte der Stadt an die Grafen
▼on Sehwanbnrg. Heinrieh XU. siedelte
; 1322 von Blankenbur/^ nacli A. über und
brachte 1332 auch die andere Hälfte vom
Kloster Hersfeld käuflich an sich. Nun war
A. eine schwarzburgsche Realdens. Z«r
Zeit dos thür. Grafenkriegc,^ ^v i^infc hinr
jener Günther, der heruachmals deutscher
Kaiser wurde und sum Oradfon Ton Weimar
hielt. Da wurde A. vom thür. Landgrafen
in Verl)indun{^ T7iit den Erfurtern belagert
(1344), bis sie Gunther von danneu trieb u.
Im blutigen Oefecht bei Eggstedt den achwer
verwundeten Landgr. Friedrich den Ernst-
haften aufs Hnuj)r schhig fS. GS). Nach
Günthers Tod nahm iion»feid das hcimge-
IMIene Lehen wieder in Beaits und belieh
damit den Landgr. von Thüringen (18S0)
Von diesem erkaufte es die ?rhwarzburger
I Grafeuliuie von Soudershai^seu (1382), die
ea noch Jetit in Beaits hat, und resldirte
daselbst. Der berühmtesto diese.«? Geschlech-
tes war Gunther der Streitbare (in A. ge-
boi^n 1529), von dessen luxuriöser Hoch-
seltsfeier unglnubliehe Dinge ersihlt wer*
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418
^en. Er baute das Scliloss und dip Gön-
tbersmüble, und ward nach seiuemiTode
(1583) mit grosser Pracht in A. beigesetzt.
Grosser Brand am 7. August 1581, dessen
Andenken noch jetzt frt'feiert M'ird. Nach-
dem Graf Antou Güuiher II. in den Für-
«tenstand erboben worden (1697) , Idste er
4ie Hoheitsrecbte des KurfTirsten Ton Sach-
sen frjr 9W.000 Thlr. ab. Aber auch Wei-
mar niaclite aul solche Rechte Anspruch.
Dft diefe nicht «nerkannt worden* übersog
Herzog Joh. Ernst vou Weimar A. niitKriog,
mussto al>or auf koiserlichou Bofohl wieder
abziehen. Als Anton Günther ohne mann«
Uebe Brben verblieben war, Itel A. an Mi-
nen Bruflf r Oiinther I., d^n Ahnherrn der
noch jetzt regierenden sohwarzb. so^dersb.
Linie, der IftS Min« Besidenx nach 8on-
Lenhausen verlegte. "Zwar nahmen noch
ciii/nhif; Glieder der fürstlichen Familie in
A. iliren Wohnstts, xuletzt die Terwittwete
TOrstin Wllhebnine Vrlederfke B^aroline
(t indessen trat es nnn in den Rang
oities bescheidenen Landstädtchens zurück,
wenn auch noch überall die Spuren des
fftrstliohen Olannes berrorlevebten , womit
OS die Vergangenheit umwub, iin<l boM-ahrt
Tinc'b jetzt, trotz .stMncs hohen Alters, ein
jugeuülicli frisclies „brautlicbes" Ausehen,
ao dasa der angenebme Anfentbalt dasolbat
in den renommtrteiten Zeitschriften fort-
irährend gepriesen wird, z.B. toq deni deut-
schen Swift, B.KOiM]c, In fleiner „Montaga-
poat," in der Leipfl. UBd in der Stnttg. II-
lustr. Zeitung, im Morgenblatt etc. — Ge-
burtsort der grossen Tonsetzer Chr. Bach
(1643 bis 1708)» Bruders und Lehrers Ton J.
Seb. BacTi, der von 1704 bis 7 hier Organist
■war (mit 70 Thlr. Gohalt), und Mich. Bachs
{lim bin 1718), des Schwiegerraters von J.
Sebantian, flow!« da« Dlehters T. W. Hen-
beck (geb. 1765), des berühmten Malers A.
Thiele (gest. in Dresden 1752) u n Seit
Jahren wohnt das. W. Uäriug (W. Aic^is),
der deutsche Walterfloott, im „Bans an der
Lindenrrk" nm '^ridltchen Ausgang der
Hauptpromenade, der jedoch so kränklich
lit^ dass Jetst d«r Besirksrath YoIIert die
Herauflgaba d«a Plta^al allein basoigt^^.
Sehensv-üt'digkeiten. Qchoo die alter*
thümlichen ,, Brauhöfe" mit ihren selt-
snmen Ornamenten und Bildern fesseln
unsere Blicke, wenn wir durch die
:2um Xheil schmalen und uuregeimäääi-
*) Olearii Historia der altbwfthmtan
Besidenzstadt Arnstadt, Jena 1701. — Hew,
Arnstadts Tontelt nnd Gegenwart, 1843. —
(biA.wohnha(t),Terscbied.8ehrlfren.
mner dnrcb Tb&rlngen.
gen Strassen gehen, die, sich bergauf a.
bergab ziehend, da und dort auf schönen
Plätzen münden. Ein solcher ist der
hochgelegene dreieckige J/arilt/>Zat;8^ fast
mitten in dwStadt, miteiner „GaUerie"
für Krimer und Hödkenwetber. Auf
demselben prangt das imposante Rath'
hatte, nach dem Muster des brüsseler
l.'?81 erbaut. Zwischen zwei thurmge-
kröiiteu Giebeln eine künstliche Uhr, die
auch den Mondwe^sel anzeigt, nnd
mancherlei Bildwerke. In der Nfihe die
Neue oder Bonifacius- Kirche, 1676 er-
baut nnd neuerdings restaurirt, welche
durch berühmte Prediger (J. Mörlin, Su-
periut. InA. 1540, u. Benj. Mosche, Sup.
1770) nnd Organisten (H., J. M. n. Seb.
Baeh) selbst berilhmt geworden. 0ie
neue Orgel mit 54 Stimmen, wozuBachs
Verehrer in aller Wolt beigesteuert, ist
deshalb ,,Bnf hiirgel'* genannt wordi^n.
AlüBaudenkinal i^teht die Bonifaciuskir-
che freilich \i\ni^Täier*JUiebfi'aueiikirche,
welche eines der ältesten, nmfangr^ch*
sten u.intcoressantesten mittelalterlichen
Architekturwerke ist, sehr weit zurück *),
Diese liegt, etwas versteckt, am west-
lichen Ende der Stadt nnd Avird wegen
ihrer Banfälligkeit seit 1811 nicht mehr
zum Gottesdienst benntst Indessen
hat man durch ürdwiUlge Sammlungui
bereits gegen 20,000 Thlr. snsammen-
gebracht, um die hervorragendf?te Zierde
der Stadt, welche der Hofrath v. Ham-
mer tur die älteste und Puttrich für die
sehdnste Kinshe in Thttringeii hmt, in
ihrer ehemaligen Pracht n. -Hc^lichkeit
wieder herzustellen, wozu allerdings
40 bis 50,000 Thlr. erforflerlich sein
sollen. Obgleich aus verschiedenen Bau-
perioden stammend, macht sie dennoch
einen würdigen Totaleindmck. Der
westliche Theil ist nnstroitig älter, als
der östlichr, und wahrscheinlich vom
Erz bischof Wilhelm von Mainz, der sich
oft in A. aufhielt, um's Jahr 970 im
byzant. Styl erbaut. Der neuere Theil
(Chor und Kapellen) nähert sich dem
goth. Banstyl. Am bewundernswürdig-
*) Von iiellbaclis i^achricht von
Ltobfranenklrcbe In Amat. IM ^
17
der
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91, Stmtt: Y»]i Arnstadt aaeih Emdolitatt*
420
sten sind die beiden vorderen TliUrmc,
besonders der höhcro Aiord westliche),
bis in die äussersteu Spitzen kunstvoll
in Stein gearbeitet. In der Mitte des
Bornes erbebt sich der spftter aufgeführte
Oiockenthumit der mit seiner haaben-
artigenKiippel die Harmonie des stolzen
Bauwerkes stört. Auf ihm hängen
5 Glocken, deren herrliches Gelaute mit
.dein erfurter wetteifert. Zwei pracht-
volle Fortale führen in das innere Heilig-
thnm, welches der Stadtfcirchner, der
anfdem „Pfarrhof" (unweit der neuen
Btir^^orschule) wohnt, crsfliliesst. Nur
das nördliche mit einem herrlichen Ko-
settenfeiister ist noch gangbar. Leider
sind die heiligen Hallen, nachdem sie
1813 zum Fouragemagasin u. I^asareth
in ein blumengeschmüc ktes Bassin. Das
fürstliche Palais, welches diesen IMatx
westlich begrenzt (1728 — 32 erbaut),
birgt ein kleines, aber interessantes Por-
sellan^ und Bilderkabinet, worin Ge-
mälde von Remhrandt, Holbein, Dürer,
Kranach, Rubens u.a. Unfern desselben
tritt mnu <^urch einPortal in den geräu-
migen Schlosshof. Die mit Kolonnaden
geschmückten Gebäude, worin jetzt die
LandeskoUegien Ihren Sits haben, ge-
hörten aum Schloss, welches Günther
der Streitbare 1560 ei^anen liess. Die
Chronisten rühmen dessen Pmcht uuil
Umfang, vorzugsweise „dns Königsge-
mach,'* worin Gustav Adolf speiste,
bevor er dieSchladit bei Lützen schlag.
Geht man r. Über einen Brfickendamm,
gedient, viel&ch verstümmelt, und die j so .steht man vor dem grandiosen 200 F.
Olasmnlorcion drr kolossfilou Fenster hohen ^'<7tZü«.sf/i//r?u mit ^^rüner Kuppel,
zum Theil zertrümmert, zum Theil ge- I dessen Galerie eine entzückende Kund-
stohlen worden. Dcuuoch gewahrt man , schau bietet. In der Nähe einige Ruinen
noch tiberall kunstreiche Epitaphien, j der uralten Burg Neudeck, welche die
mystische Skulpturen und merkwürdige Grafen von Kftf^burg u. Schwarzburg
Ornam^te. Am sehenswerthesten die bewohnten. Hinter dem Schloss der
j^rossartigen Denkmäler in der herr-
schaftlichen Kapelle^, deren Souterrain
die Särge der (iratV-n v. Seliwarzburg
lürgt, besonders das Keuotaphium des
vielgefeierten Günther des Streitbaren,
sowie der Hanptaltar mit vergoldeten
Sdmitebildem. An die Kirche stiess
sonst ein Nonnenkloster, das 1533 auf-
frehoben wurde. Ursprünglich auf der
Wachsenburg gegründet (925), war es
;tpfiter auf den „Walpersberg" bei Arn-
stadt und 1309 in die Stadt 'verlegt
worden. Der nahe Prinzenhof , worin
jetzt ein vielbesuchtes Knabeninstitut,
Avar ehedem die Propstei des Liebfrnuen-
klostcjrs und wurde später zur priiiz-
lichen Wohnung vergrössert und ver-
schönert. Gegenüber das restanrirte
Brauhaus, worin 1617 das erste Walzen-
hier gebraut wurde.
Wenden wir uns dem gegenth eiligen
Stadttheile zu, so fesselt uns der schöne
* Schlossplatz, wo unter diclit belaubten
Kastanien eine zierliche Grotte aus Tuff-
steinen mit dem schwarzb. Adler n. der
plastischen Gestalt Neptuns. Aus einer
umfan<;roiche * Schlossgarten, dieschön-
ste Perle in dem reichen Kranze, womit
Arnstadts Fürsten ihr Residenzstadteben
geschiuükt, IVachtvülle JLindenalleen
durchkreuzen den Park, der stets geöffinet
und von verschiedenen Seiten zugäng-
lich ist. Neben der Brücke, die sich über
den Oorafluss wölbt, ein <^rüner Platz,
,,das Maienfest," wo mehre grossartige
Liederfeste gefeiert worden sind. Von
den rles^en Linden, die ihn besdiaUen,
soll jeder junge Graf von Sehwarzbnrg
eine gepflanzt haben. Die ehemalige
Reitbahn ist zum SchtmsjJtelhniise einge-
richtet, worin zuweilen Vorstellungen
gegeben werden. Während der Bade-
saison wird vor demselben gewöhulich
ein Tivolitheater improvisirt.
Spaziergänge und weitere Ausßüge,
Ausser dem Schlossgarten die schönen
Promenaden, welche, streckenweise
von Doppelreihen prachtvoller L. in den
beschattet, rings die Stadt umziehen.
Am besuchtesten die „SehSne Allee,'^
der „Philosophenweg," die ,,Hobe
iStelnpyramide plätschert eine Kaskade | Bleiche" mit dem „Schierholzscben
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421
St, JMS.* Ym Arnstadt nach Rndolstadt.
422
PlitcolMn" und wanderlieblicher Aus-
sicht. Aus dem Schlossgurten fuhrt
eine Brücke in den , .xtädt(Hch( u Park/*
den man am (:icrauler hinab bis 2U
der Landzunge („Keu-AmerUa' >, wo
sich der Mfih]grdb«ii wieder ndt der
Oera vereinigt, oder bis zur SaUßM
ArnsIutU (V« St.) verfolgen kann. —
Südwestlich : * SchUnbrunn u. JouaHkal,
Ä-wei Glan/^punkte in Aiustadts nächster
Umgebung (an der Liebfrauenkirche
vorüber ^er Uber die bohe Bleiche).
Ib ehuwa engen Tbale, von mächtigen
Lindeiji überwölbt, quillt derschon 1526
gefasste Schonbrunn (Jnuj^fernboru),
dessen ^Va^sc^ in steter W allung ist.
Kr hat dem mit romaatisckcn Anlagen
geschmilekteii PUts, weldber teilweise
TOB WirthschAftvgebfittden, Sehleseha-
den und Kestaurationshallen angefüllt
und — wie die Aufschrift des Scliützen-
salons besagt — ,,der geselligen Freude
gewidmet'* ist, »eineii Namen gegeben.
Jeden Hontag Scheibenschiessen und
Concertmmik. Hinter Schönbruim das
Jonasthal, im Vordergrsnd ein weiter
Kessel, von kahlen Beiden umragt, im
Hintergründe niuli und öde, wie Sehott-
lauds liochthäler. Jener Kessel wird
von einer Felseazuuge abgesehnitten,
deren lOOF.hoheWand ediroff IneThAl
herabfiUlt. Dies ist der „Junofem-
sprung/^ an den sich eine der lieblichsten
Sagen knüpft, die Bube, Welker und
andere Dichter besungen. Will mau
den melaucholischen Grund, den die
Weieae dvrcbflle«st, nodt weiter verfol*
gen> so kommt man da, wo das «Jonas-
thal und das Crützentkal in einander
übergehen, zu einer eng^Mi Höhle (,,Böh-
lersioch**), worin ein gutherüigesZwerg-
völklein ^die Böhicrsmänucben) hausen
son. Imaßt enger nnd i}der täduehtet
sich dw riBBMwrtige Orand swisohen
den Bergen fort, bis 1. ein Weg zum
, Dorfe A^c/i/eW (1 St. v. A.) nbläuft.
Von da Chaussee in den Plautaehen
(Irnnd (20 Min.), durch welchen die
Strasse nach Plaue fiUirt. — Dieser wim-
dersdiBBe * „Pittuetehe €hrund^* (sw.
▲mst. nnd ü^iane) miindet unmittelbar
vor der Stadt, Kendeck in seinem fclaa-
sischen Gedicht : „Die Qesvndbn&neil''
feiert ihn mit den Worten :
„8ödwirts über d«r Stadt, difi vo^i edlen
Aare den Namen
FAhrt, da kvmX 8tota«lifteB0«b5lB «• Oe*
birge dcs^Btromthals.
Hier fliesst, küMer im Schatten, die ailber-
blinkendo Gera
Ueber gelblfeben Kies. Um die Worseln al*
tornder Bäume
Spielen und drebn'i'ich diu Welten in kleinen
Stmdtthi n. rauacben
ScbiwU dnrch die SeUU» daliiii. AUeta nft
gehalt«Dor Eilo
Wallet d9r Strom in Plaue'o arkadischen
Hirtengefilden.
Auf der Natur knnsflosun Altar stch'o
Schön lieft Ein mit,
Gleich »den Graaien hier, In liebenswördi-
cer Bintfeetat.**
Aber sdbon vnr dem Eingänge des
Ornnde«, den man gern bis zur TrigUt'
mühle verfolgt( V^St. ) , -^vo einFelsenkellcr
den durstigen Wandn * r erquickt, drän-
gen sich gar schöne I' unkte zusammen.
Ueber dieWehrbrtteke,uuterweleher „die
FOrstenqueUe*' entspt^ngt, in den lUr'
stenberg, einen parkäimlichenOarten mit
offener SäulenlniHo nnd liehliehem Blick
über die zu Füs'^c ii ruhende Stadt. Wei-
terhin die LohmühlCy von Gärten und
freundlichen Villen umgeben : Villa Ra-
man niehst der WehrbfÜebe; Villa Fla-
ten , ein Tnscatnm im Kranze anmaHii*
ger Weingärten; Schlegelmilchs Berg-
schlösschen Auf dem Sfoge, der neben
der Lohnuiliie über ili'' (iera flihrt, er-
blickt man, uumittelbur an der Laud-
silrasse, den schroff abfallenden JNKer-
Btem, Wir bleiben jedeefa anf dem rech-
ten FInssnIbr und verfolgen den W^Bg,
der am Fusse des Walpurgisholzes hin
zur ^ Errmitnffe {^1^ St.), einem der be-
liebtesten Verguügungsorte, führt. Bald
Iheilt sidi derMibe : &r nnters, fshrbart
ist der Idirafre, 4ev obere anmniblger.
Von dem oberen laufen wieder BWei an-
dere Wege ab, der erste r,, der zweite
(im Zickzack) links, die beide anf dem
Wa ijmrgüskirch hoj\,^ VV alperski rcbhof ' )
munden, einem freien Fiats am schräg
ablsllenden WaldessaNttn, wo einst des
Walpurgiskloster gestanden, das 1809
die Liebfrauenkirche verlege
17*
biyilizüü by GoOglc
m
wozile. Prächtige Aussicht in den Plane-
sehen Grund und bis narli Erfurt hin-
über. Unterhalb desselben die Kremi-
tage (Günthershöhe), eine lustige Wald-
einsiedelei mit Bestaurationslokal, Lau-
ben, Grott^B und Hallen» worin sich fast
immer ein fröhliches Leben, besonders
an Concerttagen, bewegt. Entzückender
l^lk'k in den Plaiieschen Grund. Die
Pfjidt'. die. lidher hinauf zur Wasserleite
und aut die Keinsberge führen : Ii. 34.
Will man alle schönen Punkte, die sich
um die Eremitage reihen, in einer Tour
besuchen, die etwa t 8t. in Anspruch
nimmt, so mag folgender Wfru' ^mit
Führer) empfohlen sein : Lolimülde, Fttr-
steuberg, Hohe Buche, AIex.i»>ruhe, Säu-
gerhalle, Wasserieite, Bastei, Günthers-
höhe, Sremitage, Pianeseber Grund.
Bechts vom Eingang kl den Plaueschen
Grund ziehen sieh von der Stndt bis zum
Kittersteiu reizende Berjjrrärten hin —
namentlich der Hüi.semauusche, der
Wärlicbsche und (unterhalb der Alten-
borg) der Schierbolssche -r^, die man
durch dnes der Thor«, weiche auf die
Strasse münden, getrost betreten mag,
dasip die HtimanitätihrerBesitzerjedem
freund Hellen Besuch f^eoffnct hat. Von
einem Garten sehreitet man in den an-
deren, immer am stellen Bergabhange
hin : fiberall dareh liebliche Landsebafls-
bilder überrascht, die wie in einem Ka-
leidoskope wechseln. Steigt mriTT höhnr
empor, so kommt man, ausserhalb der
Gärten, auf die Bergkuppe des Ritter-
steins, die mit einem Thurme (dem
KSmidrschen Lnstthurm) gekrönt ist,
auf dessen Plattform eine Spiraltreppe
führt, die ihm den Namen Schnecken-
thurm'' n281 V) gegeben. An sieh
nicht hoch, bietet er doch ein wiuidci-
Schönes l^norama, dessen Glanzpunkt
der Pbuiesche Onmd u. die Bergkuppen
das Thilringerwaldes. Koch umfassen-
• der ist die Aussldlt Yon der *AUenburg,
einer Hochebene, noch weiter
aufwärts am stets geöffneten Schierholz-
schcn Parkgarten vorüber, dM mit einem
Pappelkieis bepflaast ist «. wohl auch
die Schwedensehanae genannt wird. Hier
soU in alten Mten ein Kastell oder
424
wal gar eine kaiserliche Pfalz gestanden
haben. Von dieser Höhe (1223 F.)
breitet sich im weiten Halbkreis ein
reizendes Landsehaftsgemäide aus : zu
Füssen die Stadt, darfiber hinaus das
bunteHttgelland mitaahUosenOrtschaf-
tm, im Hintergründe von der Hainleite
bei Sondershansen und vom NebelsaiTm
des Harzes geschlossen, links die Glei-
chen und noch westlicher das Jonasthal,
rechts Oberndorf mit der Kfifernburg,
disr Inselsberg etc. Von der Stadt aus
(V« St.) erklimmt man den kahlen Berg
dnrdi*8 Neue Thor, oder steigt von
SehÖnbrunn herauf. — So könnte man
wohl alle diese Punkte in einer Tour
besuchen, wenn man vom Schönbrunu
ins Jonasthal geht, aus diesem 1. auf
steilem Zlcksackfifad sur Alteoburg
emporklimmt, rückwärts v. Schnecken-
thurm durrh die Berggärten in den
Plaueschen Grund hinabsteigt, den Steg
bei der Lohmühle überschreitet u. den
Weg zur Eremitage fortsetzt.
Koch dne lohnende Partie (südöst-
lich) ins DoroiHheeMtil und anr Käfern-
bürg (V4 St.). Wer nach Stadtilm oder
Amtgehren reist, kommt nahe daran
vorbei. Die chaussirte Strasse läuft
durch das Längwitzer Thor über die
Gerabrfielee rechts bergan, und erreiebt
in V4 St. das DorctheentM, eine breite
Mulde, nach der FUrstin Auguste Doro*
thea von S<'hwfir7.bur<3f benannt , die
sich hier angesiedelt hatte. An der
Strasse liegt die Neue Schenke (,,Röss-
chen"), vom „Hain'' begrenzt, der in
seinem Sdiatten angenehme RuheplStae
bietet. L. am Waldsaume hinauf und
an den letzten Häusern Obemdor/s
vorüber erreicht man in ^/^ St. die K^-
fernhnrg. Ein näherer Weg von A.
über Angelhausen und Oberndor/f ent-
weder auf der cfaaussirten Strasse, die
(V4St.)jenseit der Stadt tou der Haupt-
Strasse I. abläuft, oder auf einem Fuss-
^-prr der jenseit der Gerabrücke dnrch
eine Baumallee zwischen Gärten, Acker-
feldern und Wiesen nach Angelhausen
(V, St.) und Ton da (V« St.) nach
Ohm^äQtf filhrt. An diesem reiaend
gelegenen Dorfo gingen im Torigon
3t, jtMite.- Ymi AnuMlt Bich Mvlstadt.
1
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3i. Jtome: Ym AnttMt Haeil Eniolstadt.
426
Jahrh. glfiozende Tage vorüber. Denn
hier Hess Aufrüste Dorothea, Gemahlin
des letzten Kejjenten von Arnst., aus
den Trümmeru der Käfemburg ein
prachtvolles Witthamspalaia erbauen,
4m sie y^ngMtonbinrg** nannte (1706).
Im CUanse de» kleinen Hefttaates, den
ele um sich sammelte, erblühte die
Liebe des Dicliters Novalis (v. Harden-
berfcj zu Sophie von Kühn, die jedoch
frühzeitig starb. Davon handelt der
nette Boman von Bob. Pmts : „Obern-
dorf/* Nach dem Tode der Fürstin ward
die schöne Besitzung verkauft und —
niedergerissen , «o dass nur noch die
Mauern des Sdilussgartens und ein Fi-
gur cukabiuet („Mou plaiäir^'}, im Wui-
aenhens su Antst. anfbewahrt, flbrig ge-
blieben. Die dasige Kirche stammt
aas dem 12. Jahrhundert. — Unmittel-
bar hinter Ohcrndorf der kahle, krater-
ähnliche liergkegel , auf welchem die
umfängliche * KäfembUI^ (Keveru-
burg) gestanden, von der man mir noch
einige Maaerreste nnd kellerartige Ver-
tiefungen sieht. Um so lohnender ist
die Aussicht, die der 1138 F. hohe,
ohne Beschwerde zu ersteigende Her^-
kopf bietet. Angelhausen, Arubtadi
und die Gleichen sind die Liebtpnnkte
des frenndliofaen Bildes, welehes der
Inselsberg abschliesst. Dias Geschlecht
d<*r märliti'j:oii (Trafen von Käfernbur^j:
wurzelt im grauen Alterthum. Als
ätauinivater desselben ^ilt „Kunthahar
(Günther) der Heilige/' ein Sohn des
Grafen Slsao, der das Kloster Georgen-
thal gestiftet Sein ältester Suhn, Hein-
rich, wählte 1174 Schloss Schwarzburp
zu seinem AVolmsitz und ward der Ahn-
herr des sciiwarzb. Hauses. Der jün-
gere, Günther, behielt die Käfemburg.
Allein das glorreiche Geschlecht blttbte
nicht lange. Dcv lotste Bprosse dessel-
ben starb 1385 im gelobten Lande und
ward in Oeorgenthal l)ej.frabeu. Dass
die Käfernbur^jer und die Schwarzbur-
gcr gewaltige Zedier gewesen, bezeugt
gleich dem Scbversbarger) der „Kä-
fcgmbnrger Willkomm/^ ein Hfiltborn,
das jeder Gast in dM€m Zuge leeren
mnsste« £s ist im amst. Falai» auf be-
wahrt, nnd sngleich ein Pergament-
buch , worin die Zecher verzeichnet,
die bis 158C die Prnlin bestaudeti. Die
späteren Gäste konnitn das Horn nur
zur Hälfte und seit IGOÖ nur zu einem
DritttbeU leeieii.
KMne T<mr«m (sn Wtgen) In tSmm
halben Tmj : 1) Über Plaue nach Ilmenau;
zurück über Elgersburg; — 2) über Plaue
und Gura uacli Elgersburg; • zurück über
Arlesberg, Grifenrode a. Iiiebonsteln ; — 8)
üb^r Ichtershausen u. Eis( Illeben u. Erfurt;
zurdck über Stedten u. Mol.sdorf ; — 4) über
Haarhanfien (Waehsenburg) nach Apfclstedt
und Wandersleben; snrttck über Freuden-
tbal und Mülilborg; - 5) nach Ohrdruf.—
In einem ganzen Tag: 1) uacü Erfurt; aurück
über Neudietendorf, Apfelstedt, Haarlianseii ;
— 2) über Apfelstedt und Seebergen nacli
Gotha; zurück über Ohrdruf; — S) nach
Ohrdruf und Oberhof; zurück über Gräfen-
rode und Plane; — 4) ftber Plane und Grfl-
fenrodo auf die Pcbrnücke; zurück über
Elgersburg; — b) Ilmenau, Gabelbacb,
Stützerbach; zurück über Manebach uud
Irleeribars» — ^) ^her Stadtilm nach Paii'
linzcUe; zunlrk über Königsce und Ilme-
nau; — 7) über Stadtilm, Paulinzelle und
Blankenburg nacli&adolitadt; zurück über
Schaala, Eichfeld, Stadtilm; — S) ftber
Am(p;<'hren und Königsee nach Schwarzburg
uud lUaukeuburg; zurück über Paulinzelle
und Stadtilm.
Plof» wm Anuladt*):
Acouitum Lyooetonum. Allraeea nutaas.
Alliumfallax. A.rotundum. Ajopecurus fulvus.
Androsaco elougata. Anthericum LUiago.
A. ramosum. Arabisbrasslcaefonnla. Aristo»
lochia Clematitifl. Arnica montana. Aspe-
nila galioides. A. tiuctoria. Aster A melius.
Artragalus Oicer. Atriplex roaea. — Bar-
barea areoata. BUtnm glaaofu«. CMa-
magrostis lauoeolata. Callitriche stagualia.
Campanula cervicaria. Carduus defloratus.
Cephaiautbera ensifolia. 'C. pallens. C.
rubra. Oeratopbyllnm «ubmeniiim. Obeno-
podium '\'iilvavia. Cineraria spathulaefolia.
Cirsium decoloratum. Clematis recta. Co-
rallorrhlza innata. Ooronillu montarfh. 0.
vaginalis. Ootdkieetter vulgaris. Orepii
foetida. 0. pAemor^e» C. »attdaaefolia.
*) Dr. Nicolai in A. hat ein Yerzeich«
ni» der daaelbst vorkommenden Pflanieen
und Käfer vt rüfTentlicht. Eine alte Chro-
nik sagt: ,^ie Botanici und Liebhaber ra-
rer Oew&ehte treffen «cbön« Kr&iiter, Blu-
mea und Strtaclier auJ*
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^ ai, Born: Von AnutMit mMh Mehtatt. 428
Gyperua flavescens. Cypripedium Calcoo-
lua. — Diaüthu» proUfer, nouarlich uicht
mehr. DteUmmifl fraxloella. Digrltalls
frrnTidiflori». 'nipsai-UH pilosu-j. _ Epipactis
palustris. — Qentiaua lutea. Olanx mari-
tim*. Chrndyr» repens. — H(»liaitthcmnm
oelandicimi. Helicbonis Tiddls. Heimln-
thia cchoidcs. Hieraciiim pratrnsc Hip-
pttria TUlgaris. liorUeum secaliuum. —
Knautift silvatlca. - Latbyrua Aphaca.
L. heterophylliui. Llbanotiä montana.
Ligustrum vulgare. Limosella aqua-
tlca. Liiiosyris vulgaria. LitUospennuiu
pnrpwreo'Oaeruleiun. Lonicera Perlolylne-
niim. Lycliiiis diurna. L, vespertina. Ly-
tbruni Hyjjsopifolium. — Malva moschata.
HespUuä germauica (wild;. MyriopljyUum
verttclltatum. ^ Neottla NIdas avis. —
Nonnea j)ulla. — Oenotliora bienuis. Or-
cLis 8ambuciua. Orlaya grandiüora. Or-
nlthogalnm umbcllatum. Oatytxopia pi-
losa. — PLyäMliii Alkckongl. Piliguleula
vulgaris. Plftthantera chlorfinta. PJotiro-
spermum auätriacum. Polycnemuiu arveu^iu.
Polamogieton gramlneiis. P. lucens. P. pec-
tinatus. P. peifoliatus. P. pusOlua. Poteu-
tnia opaca. V. thuringica. l'iunüs insi-
titia (wild). Pyrola cblorauta, seiton. P.
media» Bittstädt. P. aeeimda. — Beseda
liitoola. ILoüa gallica. L. ßubus soxattti«. —
Salvia sylvestris. Saponaria officinalls. Sca-
blosa ochroleuca. S. su^veolens. Scilla
amoena. Scirpns maiitimus. S. paaciflorua.
S. Taberim. ?ii r tani. Scroplmlaria Ehrliarti.
•Sedum album. j}. bolonieiise. S. soboli-
fernm. Sanabiera Goronopus. Spccularia
bybrida. SeseU eoloratum. Sorbua Arfa.
S. hybrfda. 8. latifolfa. S. torniinali:^.
Stacliys germanica, ö. recta. Stipa ca-
plllata. Setleria eaernlea. — Taxus
baccata. Tetragonolobus siHfjuom.s. Teu-
crium cbamaedrya. TbalictVum JaquininnTiin .
Tb. minus. Tbesium fulvlpes. Th. inter-
madlam. Trlghwlda maritlmnm. Trifoltitm
rubens. Tnlipa silyeätris. — Valeriana carl-
luita. VerbaHcum phlomoidcs. Veronica
praecox. V. äpicata. Viburnum Lautana.
Yicia dumMonmi. V. lothyroides, pisifor-
mis. Ylola mirabllia.
Ton Arnstadt über Stadtilm uach
Budolstadt «der Blänkenbiirir «der
Sehirarabiinr fChaussie),
DiePoststraase von Arnstadt uacli
Stadtilm (3 $t.) geht jenseit der Gent- I
brücke links an Oberndorf vorüber, und \
berührt nur das grosso. J^m-^ Marlishau- i
9en, sowie .V. St. vo» Stadtilm daalJ
Wirthshaua zum hohm Kreimi, das einen
weit siebtbaren, angenehmen Aufent-
halt bietet. Fiis.s^nji^er können einen
interessanteren Weg einschlagen, indem
sie mit einem klonen AbstoclMr Über
Oberadorf «ad KXfembvig bioeb ins
Dorotheenthal geben u. die nadiAiBt*
gehren führon<lo Strasse über Domhcim
u. Br«nchcwiudo verfolijcn, um jenseit
dieses Dorfes 1. über lichringeu uach
Oberwillingen zu gelangen , u. von hier
ans die ,^iiBsel" des WiUm^er
(1566 P.) SU besteigen, auf der ein
TläiisdiPn steht, das eine weite, lieblidie
Aussicht pjL'wiihrt. Auch konnte man
(näher) vom Dorotheenthal durcli den
Wipl'crgrund über Görbitzhausen und
Roda nach Nieder * und Obenrillingen
gehen; oder von Branefaewinde ans die
Chaussee (K. 32) bis an den westl, Fnss
dos Bnt LTf s verfolgen und von hier tt-
die „Kanzel" besteigen. K'm Jagdhaus
am Fusse des Berges bietet Erfriscbim-
gen dar (8. 388). Von WiUingen naoh
Stadtilm ein Stündchen (Feldweg).
Ton Stadtilm (S. 385) uacb Bn«
dolstadt (4'/, st ) zieht sich die Post-
strasse, 8ieile Höhen erklimmend, über
Nahwinden (l'/aSt.) durch „das schöne
Feld** an Lithttedi Torflber nach Eich-
feld nnd Sthaala (S. 199). Links von
Nahwinden ragt die verfalloie Bitter*
ve.ste Ehrenstrin (S. 383) empor. Wer
zu Fn«s ist, mag den kleinen Abstecher
dahin (Y^ ist.) nicht scheuen, sowie in
LiehstedC die Vogelherdo sehen , oder
schon anvor r. ab Uber Keilhau nadi
Eichfeld u. Rudolstadt (R. 8) gehen.
Ton Arnstadt iijidi Panlinzelle
und Blaukeiibiirg: gieiciitaiis über
»Stadtilm und dann über Oberilm eine
Strecke auf der Umenauer Strasse fort,
bis sieh eine nene Chavss^ I. absweigt,
die über Oösaelbor» nach P4MiUitaelle
führt (2 '/a St. v. Stadtilm). Ehe man aaeh
Gösselborn kommt, länft eine Strasse
r. zum nahen Dorfe Singen (lY^ St. von
Stadtihn>, wo der bekannte Pfarrer
ScfaSnhelt lebt, welcher die thSr. Flora
so ilelssig durchforscht bat. Ss liegt
am Südfussc des fernsichtbaren, 1798
F. hohen *8mgerher0e9, der am aftd*
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429 32. Bouu: Von Arnstadt uack Imtgehren mat Breitenbacii.
Beben Abhaage weit biaaaf beurbart
Ist, tt. auf seiner breiten Matte eine der
sehcnawerthesten Itniidsicbt^^Ti entfaltet.
Namentlicb i«t es (Uedc^^eud von Blan-
kenburg u. liudulstudt, die wie ein buu-
tar Teppich s« FttSBen liegt ^ wChrend
nördlicii Brfort imd Anistedt herüber
^rttssen. Am freuudlicbstcn abttr die
Dörfer, die im tjrünen Ihn tli.il lagern.
Uebrigens drän^rt sieh am Sin^erbcrgc,
dieser hochrageuden Vorwarte des Thü-
ringervrftld6B, der ganae Zanberapparat
ttoBenr beimisdieB VolkasAge nitem-
mtm , so dass er in dieser Beziehung
dem Ilörselberpe nicht nachsteht Fnss- j
gänger können rinrn etwas näheren
Weg nach Gösselburn einsehlagen, wenn
sie vom stadtilmer FeUenkeller auf
9teril«m Teirain übtr <feiUdorf gehen.
und TOn Qöaselborn aus , ohne Singea
zu berühren, alsbald den Gipfel des
Berges , der gen W. vor Augen Hegt, in
% St. ersteigen. Wer zu Wagen ist,
iährt von Singen auf die Chaussee aa-
ritek u. ttber GÖstelbom naeh PauUn-
zelle. Fusswanderer durch den Singer
Porst (lV4St.).
Von Paulinzelle nach Blankeithurg
(Chaussi e », 3»^ St. über Milbitz, Ober-
und Unter - Kottenbach , Quittelsdorf
(mh fürstlichem Schldsschen), Lentniti»
Ton Arnstadt naeh Schwar/-
bnrgr (8 St.) entweder über Stadtilm
und Pnilinzellc (S. 231), oder über
Graiiiiau (vergl. folgende Boute) u- Kö-
nigsee (S. 229). Der erstere Weg —
beide chanssirt — tot der niehate.
32. Route : Von Arnstadt nach Amtgeliren n. Breitenbach.
. Poststru.ssu (ro.st 0V4 Uhr Ab., bis
Breitenbacb 67^ St Fahrt, 1 Thaler)
jenselt der €(erabrileke r. yon der stadt-
ilmer Strasse ab am Dorcftheenthal
(„Rosschen'*) vorüber, so dass Obern-
dcfrf n. Käfernburg zur Linken bleiben,
über Jtnrnheiia u Brniu hfirimh- , dann
am Wiilixigerberg 1. vorbei n. Trasdorf.
Zwischen diesem Orte und Grflflnau
dnrdisehneidet die Stmsae voa Stadtilm
nach Ilmenan (8. 388) unsem Weg L.
steigt der Sinrjerherg (S. 428) auf. Von
Gräfinau (S. *236j , 3*/, St. v. Arnstadt,
nach Ämtgehren 1*/^ St. Angenehmer
Ist der Fassweg, welcher dIesMits Grä-
finau nnd Angstedt eine Strecke d!e
Chaussee verfolgt, die 1. nach Köntgsef
(2 St. von Ora'finnn , über Pennewitz)
läuft, tuid bei Srhönhcidc ( Wirthshaiis)
r. von der Chaussee abgeht, um durch
das schöne Thal der Wohlrose in das
▼on vielen Bei^leuten bewdhite Dorf
Jetuhorn u. am Eisenhüttenwerk Gitn-
Ühers/cld vorüber in Amtgehren (6 St.
V, Arnst ^ 711 münden. Von Amtgehren
(8. 230) östlich naeh K^nignee u. nord-
westlich nach Ilmenau: 8. 231. •
Ten Antffelireii meli Breiten*
bach (iVa St.) am Schiesshaus vorbei
durch das äusserst liebliche u. heitere
Thal der Wohlrose, die sich in den ron
Süden herab kommenden Möhrenhaeh
ergiesst, an Hämmern und Mühlen vor-
über, auf welche stattliche Berghäupter
herabschauen, in das «rrossc, wohlge-
baute sonderäh. Dorf Möhrenbach, des-
seaPfarrkirchevon einer Anhöhe frennd-
lleh • hernieder grOsst. Es liegt am
westlichen Fuss des * Langenberg
(Bürzel), der eine der schönsten Aus-
sichten im Thüringerwald bietet (S. 238),
so dass ein Abstedier von Amtgehren
ans nicht gereuen wird* Wer aä Wagen
ist, kann diesen bis CfükrtdovfiCtuMa*
see) fahren lassen, n. braucht dann (roll
(Jpbrp^i ans) nur eine p^ute Stunde ru
Fuss zu flehen. Auch einptieblt sieli
von Amtgehreu aus westlich eine kurze
Excursion in den lieblichen, einsam
tTMÜieheaSehobtergrund, dessen Wlndil
mit grotesken Porphyrsa^en u. mi^e*
stätischen Weisstannen geziert sind. —
Zwischen Möhrenbach und Breitenbach .
schläfst die Strasse einen spitzen Win-
kel , u. durchsohneidct dann die Chaus-
see, die TonKeastadta.B. herabkommt
(B. U). Hier steht 1. am Wege „di»
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4Si S3. ät S4, BotOe: To& ImiMt n« Oihrdnif oto Goti» v. n. Flaue. 432^
scMne Tanne , " oin weithin sichtbares
Prachtexemplar. Schöner Blick auf
Breitenbach oder Grossbreiten-
bücll^ einen wohlgebauten, langge-
•treekten, volkveicbeii u. gewerbtbfitigea
Stmdtfleeken (schwanb. sonderob.), mit
11700 Einw. , in einem weiten , rauhen,
von Wald fa^t g-ftnz cntblössten Hoch-
thal c. Von dem 2000 F. hoch gelege-
neu Schiesshaas hübsche Aussicht. Da-
neben ein Oastbof. Hier lebte in^ 17.
Jabrb. der Apotheker Mylins, welcher
den Medikamentenbandä dermasaen in
Schwnnfi; l)rachtc , dass er einen puro-
päisehen Ruf erlangte. Jcfzt ist der-
selbe sehr beschränkt, obwol in Br. u.
den umliegenden Ortschaften noch einige
coneessionirte Prftpariranstalten sind,
die aiemlich bedeutende Geschäfte (auch
in Liqaeuren und Schönheitsmitteln)
machen. Xeuerdiifgs hat sich Dr. Finn
durch ein Mittel bekannt gemacht, das.
in 2 Tagen den Bandwurm vertreibt.
Ueberdies ist Br. der Hauptstapelplats
desVogelfangsn. derVogelaichterei, ob»
wol nicht mehr so schwunghaft, wie
frfiher. Dagegen ziehen die Mulden-
haiior noch immer in ferne Oot^enden,.
um iius den ant^ekaiiften Stämmen an
Ort u. Stelle Mulden u. Backtröge aus-
znhanen. Bedeutende Poraellaafibbrik
n.Porsellanmalerei^Hohlglasliiitte, We-
bereien , SdmeidemUhlen etc. Das Vi-
triol- u. Alaunwerk Wallhrüchev , ^ ' St
unterhalb des Fleckens, Avird nicht mehr
betrieben, ist aber ein beliebter Ver-
gnügungsort.
Yon Drtitenhacli nach Eisfeld , Co^
i^rg oder ßonneberg: fi. 86. 90. 92.
33. Route : Von Arnstadt nach Ohrdruf und Gotha.
Die Chati886o von Arnstadt nach Ohr-
draf (3 St.) berührt nur das Oekonomie-
gnt TambueJuhqf, wo d«r Pachter, Domft-
nenratb Klein, einen der gioHsartigsten
Bioneuaaloiis hat, der nacli Dzieraonscher
Manier eingeiichlut ist. Daun durcUscbnoi-
det'man die Strasse, die von Wandersleben
nach Crawinkel führt (S. 4U), wendet sieb
r. am Ockonomipf^tit Ifeerda vorüber und
dann wieder 1., oder alsbald L über da»
grosse goth. Dorf Wol߀ (1460 Sfaiw.). Vnes-
länger gelieu hoi dieser StrasseDtheilUUg
geradeaus über dicifoorcit, wo sich am öst»
liehen Waldsaum (J St. v. Ohrdruf) ein©
entzückende Aussicht öffnet. Ohrdrttf B. 8&.
Fott AnultaiA «oeft üMhas B. 37.
\
34. Route: Von Arnstadt nach Plaue (1V4 St).
Die Poststrasse (nacb Ilmenau und
Elgersburg) — Abgang der Post Mor-
gens 6V9 u. Ab. 5% U. ~ lAuft durcb
den wanderscböneo *Flau€8chcn Grund
(S. 421 — 422), welcher dem Plaue-
schen Grunde in fcsachben wenig nach-
steht. Er ist von der „silberbluiken-
den" Gern bewässert, die sich bald
binter ErlengebQsch versteckt, bald
4iureh laebende Wiesen u. üppige Ge-
treidefelder scblängolt. Zu beiden Sei-
ten ziehen sieh schrcfVo Flötzkalkberge
bin, die hier mit Laiibholx ge<;iinct u.
gekrönt, dort zu Kesseln u. Schluchten
eingcbnditet, da zu kaUen Wänden u.
Zacken 'gestaltet sind, i Im dunkeln
Hintergrand der. Scbneekopf. Den Ein-
gang des engen Thalea bewacht der
terstein, von reizenden Berggärtea und
Lusthättseru tungeben (S. 422). Nach
V, St. die TngUmnithle, die anter dem
Namen „Thüringer Walzmühle" einen
bedeutenden Meblliandel treibt. Ge-
g:cnUber ein FcLsenkeller mit offenem
Pavillon, wo gutes Bier verschänkt
wird. Niclit weil davon 1. das Dörfchen
Siegelbaeh, .maleriseh in eine Beig-
schlucbt eingekeilt. Die Chanssie be-
rührt nvirDosäcr/{l St. v. Arnst.), und
mündet in den weiten Thalkessel, wo
von einem westlichen Bergkopfe die
Kuinc Ehreuburg auf das Städtchen
Plau^nlederschant.
Zu J/kiBS Ifisst sieb (aber nicht wohl
ohne Führer) ein höchst interessanter
Weg voll romantisober AbwecbseJvng
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433
fiher den Kamm des SfltliclMii Hüben-
zages einschlagen , und zwar Uber die
Eremitage, wie ob. beschrieben (S. 422),
u. dann auf sebattigem, anfangs steilem
Waldpfad über den WaLpurgiskirchhqf
sar Neuen Hütte, • einem geebneten
putze mit einem Denkstein: „Thfirin-
gens Sängern gewidmet/' u. reizendem
Blick aaf Arnstadt und die Wachsen-
barg. Hat man dif Kremitap^e schon
besucht, so kaun man auch aaf anderen
Pfaden hierher gelangen , z. B. an der
romantischen „Bastei *' n. an „Alexis-
i^e*' vorüber, wo dem Dichter W. Hft*
rin^' o>>erhalb des Hopf»Mi{rrundps von
seinen V'erchrcrn ein Denkmal errichtet
ist; oder durch den „Fürstenberg'' über
den „Rabenhold" nnd an den „hoben
Bachen" vorbei. Von der Neuen Htttte
in sudlicher Richtung auf einem Fahr-
wege fort, bis auf der Höhe des Berges
ein scliniabn- Pfad durch dichtes Ge-
büsch 1. abläuft und auf einem freien
Platze (1 St.) mündet, wo ein Steinherd
an dieKaireegesellscluiften erinnert, die
xnweilen hier gehalten werden, u. ein
Signalstein die Himmelsrichtungen und
die Polhöhe der * Wasserleite (1552 F. )
angibt, auf der wir stehen. Tritt man
auf den westlichen Bergvorsprung hin-
aus , -wo eine bedeckte Hfltte aus knor-
rigen Eicfaenltsten erbaut ist, so wird
man von einer Aussieht überrascht, die
zu <1cn schönsten in Thür, gehört, be-
sonders da, wo man die Felsenmassen
des liittersteius u. die Gartenhäuschen
erblickt, die unfern der Stadt an den
Klippen su hingen seligen. In der
Feme Wartburg, Inselsberg, Brfnrt's
Citadellen und die Kobol schichten des
Harzes; im Mittelgrund die Gleichen
u. der Friedenstein zn Gotha; zu Füssen
der Plaueschcr Grund; links Plane mit
der Ehrenbnrg, u. im Hintergrunde El-
gersburg. — * Häufig geht man auch von
Arnstadt am rechten Geraufer hinauf
\n<^ zum Dörfchen tSieyeUjach u. steigt
von hier zur Wasserleite empor. Wir
aber, falls wir nicht zum Dörfchen Sie-
gdlbach hiaabklimmen u. von hier die
Reinsbcrge ersteigen wollen , wandern,
wie mühselig auch die Pfade sind, auf
484
der hohen Orftte des schroffen Höhen-
zuges fürbass, bis wir plötzlich aus dem
Walde treten u. vor einem jener weiten
Thalkesbcl stehen, in dem sich das Dorf
Jteiiiife^(HlA2A F.) traulich angesiedelt
hat. Jenseits gipfelt sich die Bemthurg
empor, und gen Westen hemmen die
Reinftherge, wie zerklüftete Ruinen, den
Blick Sehreiten wir bis auf den Zacken-
kamm derselben vor, so Vxpcrt das Gera-
thai in seiner idyllischen Pracht u. am
jenseitigen Bergesfnas das pittoreske
StSdtdien Plaue Tor uns. Dann gehen
wir sftdttStlieh llher eine schmale Fel-
senrunge, wo r. u. 1. die kahlen Berge
jählings abfallen , und erklimmen den
höchsten, flach abgedachten u. berasten
Kopf (1955 F.), auf wekbem «asser-
halb der urkundlidben Zeit dinReintburff
^standen , ein gewaltiges RaubschloBS»
das Rudolf von Habsburg 1290 7.cr-
stört haben soll. Es mag selir umfang-
reich gewesen sein, wie die W^allgräben
bezeugen, die in weitem Ereis den Berg-
gipfel nmaiehen.. Sonst ist nur noä
ein kleiner Mauerrest übrig. Hinter
diesem ein prächtiger Blick in die Tiefe,
über blülieude Auen mit Wald ii Feld,
Wiesen und Teichen, besonders bei
Abendbeleuchtung. Tritt man auf ver-
schiedene Punkte des umHbiglicfaen
Borgkopfes, so breitet sich die lange
Gebirgskette des Thüringerwaldes fast
In ihrer ganzen Ausdehnung vor den
Blicken aus. Noch schöner aber ist die
Fern|Jcht gen N. und W. , wo zahllose
gtitdce tt. Ddrfer wie colorirte Punkte auf
elnerLandkarte erscheinen. Bauschte die
Elbe durchs Gerathal, so könnte mau die
weite Rundsicht, welche die Reinsburg
bietet, mit dem Panorama des Gr. Win-
terberges in der sächi>iächeu Schweiz
vergleichen. Unter den Trümmern der
Burg soll ein Kaiser im goldenen Sarg
begraben liegen.
Auf einem steilen Pfad klimmt man
über das Dörfch. KUinbreitenbach nach
Plaue hinab (V, St.). — Wer nicht über
die Wasserleite gehen mag, fährt von
Arnstadt bis Plane, n. besteigt von da
aus die Reinsburg, die noch viel au we-
nig besucht wird.
34. Route: Von Arnstadt nach Plaue.
,^ > a • tt •
II I 1 1 II I
435
35. Baute: Von Plaue nacii iiiiieuau und Elgersburg.
436
Em anderer Fu$mceg von Arnstadt i Grand (Siegelbadi gcgenftber)', oder
nach Plaae durch das Jonas* u, Götzen^ ' auf dem ^estUchen Höhenlage fort bla
thal i\iini\\EspenfeJd{^. 42 1), u, von hier Plaue,
entweder 1. hinab in den Plane'scfaen
35. Bottte : Von Plaue nacli limenau und Elgersburg.
Plane j uraltes sondersh. Städtchen
mit 1000 Einw., am westlichen Rand
einer lustigen'' Thill^vcitnn«: , den am-
phitheatralisch emporsteigenden lieins-
bergen gegenüber. Im bescheidenen
Gasthof „znr Ebrenbnrg** die Postexpe-
dition. Sonst hatte di^ Stadt , welche
durch wiederholte Brände ihr altcrthüm-
liches Gepräge grösstentlieils verloren
bat, ein bedeutendes Salzwerk, das je-
doch im 16. Jahrb. einging. Nor die
saHnische THnftquelte wird nodk im
Badehause zu x\rn*tadt benutzt. X'n-
mittelbar über dor Stadt (nordwestlich)
die imposante liuine der * Ehrenburg
(Geraburg), die 1324 vom Gr. Heinrich
V. Schwai'zburg erbaut , und zn Anfang
des 16. Jahrb. serstört wurde. Auf
dem Vorplatz ein Kranz majestätischer
Linden , und ein schöner Blick in den
Plaueschen Gmnd u. auf die höchsten
Gipfel des Tbürin^erwaldes. Die liuine
hat lieineu grossen Umfang , ist aber
noch ziemli^ gut erhalten, so dass ein*
zelne Ränme — namentlich die Keller,
worin Bier zu lagern pflegt — öfter ver-
schlossen sind. Die hoben INI.Tuern 9 F.
dick. Ein viereckiger Thurm ^tarrt
über 100 F. hoch empor und ist in der
neneren Zeit restanrirt worden. — Die
Anlagen des Seblossberges, der sich
nadi der Ponellanfabrik hinabzieht,
von Promenaden wegen durchschnitten,
die zu einer Sommerwirthsfhnt't mit
Kegelbahn und zu einem DenkniHl füh-
ren, welches die Arbeiter der Porzellan-
fabrik dem Gründer derselb'en , Land-
kammerrath Schierbols (f 1851)^ errich-
tet haben. Die sehenswerthe Porse2-
Invfnhrih Hegt am 8Üdlich«»n Aii'^crfing
des Städtchens, und beschättigi ,i»H> Ar-
beiter. Sie zeichnet sich durch Eleganz
V. Güte, sowie durch die feine Malerei
ihrer Waaren aas, u. hat einen starken
überseeischen Export. 0cm kfinft
man eins der treft'üchen Lichtbilder oder
einige Nippflguren in der Niederlage,
durch die man geführt wird. Der Fabrik
gegenüber die Bierbrauerei derselbeo
Firma (Geh. Oommersienrath Schier-
holz), die jährlich gegen 5000 Eimer
des vortreflnicbstfm Stoffes'* versendet.
Das massive i l anilf , 18.'>2 errichtet,
gleicht einem aiteriliumlichen Schloss
mit Bundfenstem nnd Zinnen.. Außer-
dem eine ehemisdie Bleiche. — Die
Bergwand, die ^ch hinter der Brauerei
(an der Strasse nach Liebenstein ♦ süd-
westlich hinzieht — man nennt sie Kel-
lerberge — , gibt alsbald Gelegenheit,
jenen Stoff zu kosten. Denn hier ist
eine offene Bierhalle, da eine verdeckte
Kegelbahn, dort Lauben u. Tempeldien
inmiHen freundlicher Anlagen. Am
Fuss dieses Höhenzuges quillt dj^s Gc
sprinij, eine mächtige Doppelquelle, die
aus einem Erdfall hervorbricht, sogleich
einige ICühlen treibt , und nach kurzem
Laufe in die „wilde** (schmale) Gera
ansfliesst, die sich oberhalb der Stadl
77 nt der „zahmen** (grossen) €tora ver»
einigt.
In der Nähe der Porzellautabrik
theilt sich die Strasse : der rechte Arm
über Liebenstein u. Grifenrode auf dio
Schmücke oder nach Oberhof (folg. R ),
der linke nach Ilmenau oder seitab nach
Elgersburg.
Von Plaue nach Ilmenau (2%
St.). Die Poststrasso steigt zum Berg
hinauf nach Netuiee (1 St.), wo r. ^na
Chaussde über Angelrode u. Gera nach
ElgeriAnrg abzweigt. Von Neusiss ge-
radeaus n'M-h Martinrode (Yg St.}, -wo
r. abermals eine Stras.se, und zwar die
Poststrasse, durch den Martinröder
Grund nach Elgersburg hinab läuft.
Nordöstlich vom Dorfe erhebt sich der
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1
437
Se, lUmle: Von Plaue zur fichmtcke m« nach Olperhof.
438
Veronil-nherg (Frohnberg) , der wegen
seines Pflaiizenrcielithuins fiir den Bo-
taniker von hohem Interesse ist. Auf
demselben entspringt ein Bach, der die
Eigenschaft besitzt, zn calciniren. Jen-
seit des Dorfes schlängelt sieh die
Chanssee in vielen Krümmungen über
den 1583 F. hohen Martinröder Berg,
der, theils kahl, theils bewaldet, die nn-
miithigsten Blioke auf Elgersb. u. den
Hochwald gestattet. Etwa St. vor
X^enan steht unmittelbar an der Strasse
die ,,Dieke Eiche'*, die, wol Aber 1000
Jahre alt^ in Manneshöhe 31 P. im Um-
fang misst «. der stärkste B umi in Thür,
ist. Der halberstorbene Stanun troiht
jedoch nur noch einige grüne Zweige.
Gegenüber ein Denkstein nrtt der In-
Bchrift, die sich anf den Bau der Kunst-
strasse bezieht, welclie man der verstör-
ter on Grossherzopin Marie Paulowna
widmet hat: Marien Strasse. Ihr
Zweck gemeiner Nutzen , ihr Name un-
ser Stols. 1809 — mr*. — Von hier
ans r. über die rodaische Ziegeihütte
nach Ilmenau, oder weiterhin 1. auf
einem Abstecher (auch zu Wagen) über
Oberpörlitz (8. 250).
Von Plaue uach Elgersburg
(2y, St.). Poststrasse, wie oben ange-
geben, iiber Martinrode n. dann r. ab
in 1 St. nach Elgersb. Unfern des Dor-
fes, wo r die Strasse von Gera herüber-
kommt, ein Aussichtspnnkt (,, Rondel")
mit weitem Gesichtskreis , der ein um-
fassendes, scharf begrenates Bild der
gansea Vrag^end bietet n. namentlich
das elgersbnrger Sehloss in seiner vol-
len Glorie zeigt. Geht man, etwas wei-
terbin, von einem dortstehenden Wohn-
haus (Schäferei) r. ab auf die nalie»
Anh^e („Schlotheimshöhe**), so ge-
nlesst man noch einer weiteren u. schö-
neren Snndsehau.
Ein anderer Weg (jgleichfalls Obaus«
See) von Nfuai.'i.^ r. na^h AiKjelrode,
Nä};crpr Fussircij von Plaue über Hip-
prrisroäc nach Angeirode (1 St.), oder
von Neusiss, die elgersburger Strasse
r. und die ilmenauer 1. lassend , gerade
nach Eügersburg. Angelrode , Kxcl&\e
des Fiirstcnth. Schw. Rudolst., ein sehr
altes Dorf, dosscn Fuhrleute u. Citro-
nenhiindler eliedeni weit nnilicr zogen,
hat einen hcLoueuKiiehhof, eiuen ,,Cou-
firmandengarten** u. ein gutes WirChs»
haus, das zum Theil in die schroff
abr nnide Felsenwand des hervorleuch-
ten den Weissensteins hinein gebaut ist.
Dieser Wefssestcirij ein origineller Berg-
rücken aus schillerndem Musclielkalk,
zieht sich südöstlich von Angeirode ,
hin, u. ist so seitsam zerklüftet, dass er^
wie von einem Brdbeben, der Länge
nacli gespalten zu sein scheint. Da-
durch liat sich eine Sehlncht gebildet,
die 8 — 10 F. breit u. an manchen Stol- •
len 60 F. tief ist. Die inneren Wind«
sind malerisch mit Fichtetf bewaebsen,
u. in den Spalten des Gesteins wurzelt
der mystische Eibenbaum. Man kann
die schauerliche Kluft , die im Munde
des Volkes j^Ka^nmerlöcher*' licisst, auf
wildem Steingeröll durchwandern, wenn
man sich nidit vor den Wichtelmünn-
chen (Zwergen) für^tet, die in diesen
Felsenkammern hausen sollen. Vom
angelröder Gasthof läuft ein Pfad auf
den Kamm des Berges, der mit Anla-
gen geschmückt ist und eine reizende
Aussicht bietet. Will man nicht nach *
Angeirode zurückkehren, so schlägt
man einen näheren Fusspfad ein , der
beim „Rondel" in die Chaussee mün-
det. — Von Angelrode durch das lang-
gestreckte schmucke goth, Dorf Gera
(1125 Einw.), und 1. ab in die Strasse,
die von Martinrode nadi Elgersburg
führt (S. 436).
36. Boute: Ton Plaue zur Sehmiieke n. naoli Oberbof (4-* 5 st.>
Eine hödist genussreiche Partie
(durchweg Chauss^)! Von Plaue ver-
<b3gt man die Strasse , die im Thal der
wilden Gera an den Kellerbergen hin in
das gotii. Dorf Liebenatein (% St.) —
nicht au verwechseln mit dem gleioh-
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439
namiji^cn mcining. Badoort — fuhrt.
Eine Burgruine niit viereckigem Streit-
tliurui, woriu noch einige Gemächer, die
eine schöneAussicht bieten, schaut ma-
lerisch ins Thal herab. In dem unte-
ren Neaban (Unterschloss) hat jetzt das
Justiz- und Kentnmt seinen Sitz. Ehe-
dem gehörte <liü Besitzung den Grafen
yon Käfernburg, dermalen dem goth.
Staatsfiskus. Im Dorfe selbst (500 £iuw .)
eine neue Kirche im byzant. Styl. —
Von Liebenstein an einer Papiermache-
und Fayencefabrik (Dornheini) vorüber,
in welcher Thiergruppen aus gebrann-
tem Thon gefertigft werden, die von gros-
ser Naturtreue und doch wohlfeil sind,
nach QritftnTüde (% St.), einem gros-
sen goth. -Dorfe mit 1000 Einw. , deren
Nahrungsquellen Ackerhau und Vieh-
ztu'ht. Holzhandel u. Uolzarbeit, Pech-,
l*otJiöclien- und Kicnnissfabrikation.
(sonst starkes Frachtfuhrwerk u. iiaii
' del mit Seefischen und Slldl^hteu).
Jedes Kiemrossbdttchen bestellt aus 16
einzelnen TheÜen. Dennoch eihiltder
Arbeiter füi* 1 Schock solcher Fässchen
nur — 1 Silbergr«, so dass eine lleissigc
Familie tätlich etwa ä Sgr^ verdient.
Die Umgt-gcnd sehi* reich an Vergiss-
meinnicht. — Hier krenaen sieh die
Strassen: nordwärts über Crawinkel
nach Ohrdruf (R. 38) u. südwärts über
G-eschrrende und Arleshery nach Elfjers-
bury. Wir könnten die letzlere ein-
schlagen, um von Klgersbarg auf die
Sehmttcke, oder von Arlesberg über
• Gehlberg dahin su kommen: so wie
man anch von Plaue direkt ftber An gel -
rode, Gera und Elgersburg auf die
Schmücke reisen könnte. Da wir aber
diese Wege schon geschildert haben (S.
'269),so bleiben wir auf denjenigen, der
von Grftfenrode geradeaus durch den
Dörrberger G^und führt ; obgleich auch
jene (besonders Über Arlesberg und
Gehlberg) sehr schön und m<•^\f weiter
sind. Von G räfenrode bis zur Schmücke
oder nach Oberhof (3 St.) berühren wir
nur das Dörfchen Dttrrberg , ausserdem
einzelne Wohnungen mit Gastwirth-
schaft. Zwisclien Gräfenrode u. Dörr-
berg (Ve^^O kleine Kolonie im
440
wftldumkränzten Wiescugrund: das
freuiiiliiclie ,,iSchirarzbur(jer I'oriithaus "
uebst einem (dürftigen) Gasthof und
einigen Mfihlen. Von hier> aus sollte
man rechts einen kaum halbstündigen
Abstecher durch den höchst charakte-
ristische!! LfiUsehegruHd machen, um die
berühmten * Mühlsteinbrüche zu sehen,
die seit undenklichen Zelten im Gange
sind u. besonders von C^wlnkel aus be-
arbeitet werden (deshalb „Orawinkler
^Steinbrüche"). Hinter den wenigen Häu-
sern, welche den Xanien Liitsche f'üh-
ren, ziehen sich thalaul'wärts, am Fusse
des Biirzel , die Felswände hm , aus
welchen das Gestein (graulichweisser
Porphyr mit scharfen QuarzkrystaUen)
mühsam gebrochen wird. Dadurch sind
die Bergwände , an deren thurmhohen
Geschieben die Gerüste der Steinbre-
cher schweben, weit hinein ausgehöhlt;
wahrend ringsum ungeheure Halden un-
brauchbarer Sttine kftnstliche Berge bil-
den, in deren Spalten sidi der Lutsche-
bach verliert. Dazu die i;r ttrrschup-
pen und Werkstätten, das Hämmern
und Klopfen, die rege Get;chüttigkeit der
armen Leute, die aus dem harten Stein
ihr Brod graben : fürwahr , ein originel-
les, groteskes Bildl Die Crawinkler
Mühlsteine werden nicht blos "durch
ganz Deutschland, sondern weit über
dessen Grenzen hinaus versendet. Um
die Stras."se wieder zu erreichen, gelien
wir deus. Weg, od. über den interessan-
ten Waldsberg (s. unten) in das Qera-
thal aurdck, das, vonDörrberg an wilder
u. enger, den Namen: *DÖrrb6r^6P
GriUld^ annimmt nnd zu den schönsten
Thälcrn des Thiiringerwaldes gehört.
Zur Rechten ragt der 2176 F. hohe
^Waldsberg empor, vom Forstmeister
Winter, der unfern des Schwanbargi-
schen Forsthauses unter Weymouths-
kiefern begraben liegt, zu einem park-
artigen Forste umgeschafFen , der L.
Storch zu den Worten begeistert : ,,MaM
dünkt sich wie durch einen Zauberbcblag
aus den thftr. Wäldern in die Mitte eines
heiligen Hains versetzt, in welchem der
rothe Mann den grossen Vater anbetet.*'
Jedenfalls ist der Waldsberg eine forst*
36.Soute:Ym Plaue Bnr BelmtHeke aaeh Oberliof.
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441
37. Route: Von Gotha nach Arnstadt.
442
mSnmsctie Sehenswllrdigkeit, wo die
kostbarsten Eichen- u. Buehenbestände
mit Strecken vonLärchon. Woymoiiths-
kieiern und anderen fremden Holzarten
wechseln. Am „Bäreustein'* ward 1G71
der letste Bflr in dieser Gegend erlegt.
Kdrdlich vom Waldsbergr der »»Berg-
mannskopf," ein Fels mit schöner Aus-
sicht. — Pas Thal entfaltet nun fast
von Schritt zu Schritt neue Kelze. Hier
der „Uiiebacbsbrunneu/* dort eine
Mühle od. Pechliütte, da ein Braunstein-
poehwerk, n. daswisiäbeit derron bewal-
deten Bergen umrahmte Wiesen^rund
mit dem silberschäumenden Flüsschen.
Da, wo r, die Sieglitz in die Gera ffillt,
starrt f^egieniiber eine Felsinnss»- em-
por, die ein Kaubächloäi^ getragen : ,jdie
aUe Burg." Hier ]lluft r. eine ehavs-
sirte Strasse ab, n. n. % eine aweite,
welche beide in mannichfacben Kräm-
mnnpcn d;irch den Hochwald nneh
Oberhof tuiireti (2 St.) — Zwischen
beiden Strassen, da, wo der Schilder-
oder Schnderbach r. aus ehiem Seiten-
tiifilchen hervorbranst, ist eine der oii*
ginellsten Merkwürdigkeiten des Ge-
birges zu beachten, nämlich der ^^Avs-
gehrannte Stein." Steigt man r. vom
Thale aus auf wohlgebahnten Pfaden
St. steil empor , so kommt man zu
einem zerklQftetenPorphyrfelsen, durch
welchen ein Stollen (60 Schritte lang a.
etwa 8 F. h.) theils gesprengt, theils ,,g:e-
brannt" ist. Als nämlich noch keine Wege
durch die fernen Waldschluchten führ-
ten, liess die goth. Staatsregierung i. J.
1700 einen riesenhaften Flossgraben an-
legen, der imKehlthal (V2 St. unter Ober-
lioO begann, üb. d. Eckardtskopf, Trag-
berg u. m^hre andere I*<^r[re lief, um, von
den Quellen und Bächen des Hochgebir-
ges bewässert, das Holz ans diesen un-
gangbaren Regionen zur Schmelzbfitte
Lnisenthal (h«M Ohrflrnf) zn tr!i{^en.
Auf dem Tragijerg mu.sste jener Felsen
durchbrochen (,, ausgebrannt") werden,
damit der wunderbare Kanal, dessen
kunstreiche Sdblangenwindungen man
deutlich verfolgen kann, obgleich er
la'n^■st nicht mehr im Hn^vj^e ist, auf dem
Kamme des Oebiri^cs durchgeführt wer-
den konnte. Auf dem Seheitel des ausge-
brannten Steines schöner Blick anfGdbl«*
berg, den Schneekopf tt. nach Stadtilm.
Rückweg ins Thal mit reizenden Aus-
sichtspunkten, oder auch über den
Eckardtskopf direkt nach Oberhof. —
Im (irunde aufwärts Gehlher gumnhle
mit Ke^itHuration : ein prächtiges Fleck-
chen Erde! Hier IXnft eine Strasse 1.
Aber den Steinigen Hügel'^ (mit schö-
ner Aussicht) nach fJehlherg hinauf
(%^t."), welche die Fussgänger ein-
schlagen mögen, die auf kürzestem
Wege zur Schmücke wollen (über Gehl-
berg 1 St. ; Siehe S. 262). Unsere Fahr-
strasse wendet sich nun westlich und
macht einen grossen Bogen um den
Diirrkopf und Schneekopf hernm , so
dass man von der (?ehlberger Mühle bis
zuf Schmücke mindestens noch 2 Weg-
stunden hat. Jenseit dieser Mühle
scbluchtet sich der Sehneetiegel (B. 266)
empor. Steigt man in dieser Schlucht
hinauf, so ist man in l.St. auf der
Schmücke ; während sich dieFahrstrasse
um den Falkenstein windet und dann
südlich durch den Schmückegraben (r.
der Gr. Beerberg) auf der hdästen Ge-
birgsflfiche mundet, um 1. (r. nach
Oberhof) mit dem R«msteigz.SObmücke
zu laufen. (S. 233).
87. Route : Ton ftotlia nach Arnstadt.
Eisenhahn: (8. 115) über Neudietendorf
nach Erfurt 4 M. in 42 Min., Abf. 7, 38;
86; 1. 12; 2, 47; «, 4S; 8k 88; Naohtschnell-
7.«g 1, 4; (bis Neudietendorf I. Cl. 17, TT.
10, ni. 7 Sgr.; hin Erfurt I. 1 Thlr., EL 17
8gr., m. 18 Sgr.) ; — tber Tr6ttitedt nach
BSaamäk 4 M. in 40 Min., Ahf. 6, 48; 8, 41;
12, 7; 2, 29; 3, 36; 5, 58; Naclitschnellzug
2, 21 (biaFröttst. L 11, II. 6, m, 5 Sgr..
big Klaanach L 1 Thlr., IL 17, HI. 14 Qgr.).
Po»( CExperlftion ntif dorn Markte, neben
dem Kathhaus) nach Ohrdruf 2 MI. in l^St.
fr. 7|, ICaehm. 4}, Ab. 7|Dhr, 10 Sgr.; fiber
ObFdmf und Oberhof naeh SSttta fdUi 7| u.
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S7.Jhvt9: Von 0#tiuiiiftOli 4ni8tadlt.
444
Ab. 4i Uhr, IThl»-. t»S«r.i nacliSwAl IThlr.
7i Sgr., uacb 6cJtl«tuiagen t Thkiu td^
— iMieh Hildburghatuen (nur 7| ühr ]icNrs4
2 Thlr,; — ülier Ohrdruf und Zella nacb
l^ M i?M/e» fr, 7| ühr; über Ohrdruf nach
GtonjejUhal 2} M. in 2| St. Ab. 74 Uhr, 11^
SgT. und nftch Tambatht 15 8gr. — nach
IHir/crf^/ta«««» 1| M. in IJ St., Nachm. 4Uhr,
!* Sgr., Friedrichradc 15 Sc^r. , Brotterode 25^
Sgr., BdimaUcalden 1 ihir. 1^ Sgr. — nacb
ZoN^eMabaSI U. in St. 8^ und 10| ühr
fr., und S^ühr Ab., ir> 9gr., (über Tonna fr.
0 und Ab. 6 Uhr), MuJdliauscn 1 Thlr. —
Ornnihu >if(i Ji I ■[ t / j ; nach Ilc hüiardtbru nrt u n d
Friedrichrode Mitt. 12 Ulir, 15 Sgr. (Post);
sowie Nachmittag 8 ühr 45Min. (vom Bahn-
hof aus) ; — nach Ohrdruf Naehm. 8 Ühr, 9
Sgr. (Qa«th. %. Propheten).
Bevor wir Gotha näher kennen lernen,
werfen wir einen ktirzpii Blick auf die Ge-
«chichte de$ gothaische Fürstenhauuses,
— Die Sdhne des gewesenen EurAreten
Jnh. Friedrich d<^8 Giossniüthigen (8. 75),
Job. Friedrich der Mittlere, Job. Wilhelm
und Joh. Friedrich der Jüngere, regierten
nach dem Tode ihres Yaterfl (15M) die
ihnen verbliebenen Länder gemeinscliafr-
licb. AIjj jedoch der Ictzturu ohneNachkom-
men starb, vereinigten sich die Brfider zn
einer Wecliselregierung des in zwei Hälf-
ten getheiltcM Laitdc-J. Padurcli bildete
aich die ältere guthaitvhe Linie unter Job.
Friedrieb, und die filtere weimarisohe unter
Joh. Wilhelm. Allein Johann Friedrich der
Mittlere, der in Gotha residlrte, verwiekelto
aich in die Handel des wegen eiue^ Mordes
geftchteten Ritters Wilhelm Grumbach, den
er an seinen» Hofe schützte*). Diese
hochgehen Händel zogen den Blitzstrahl der
kaiserlichen Ae^t auf sein Haupt, in Folge
deren Gotha erobert 8cUoss€hrimmenstein
geschleift, Ornmhach geviertheilt nnd der
Herzog aelbst iu lebeuslänglicher Haft ge-
halten wurde. Seine Besitzungen gingen
an seinen Bmdcr Joh. Wilhelm über (1567).
Trv?os«<Ti wurden Heine Söhne — Friedrich,
JoLunu Casimir und Joh. £rn8t — in das
vaterliche Brbe wieder elngesetat (1570).
Pa sie jedoch ohne Descendentcn starben,
und die ältere goth. Linie mit ihnen er-
losch, so fielen ihre Besitzungen au die
Söhne des Hersogs Wilhelm von Weimar,
Frteclrich Wilhelm u. Johann. Allein auch
Friedrich Wilhelms Söhne hinterliessen
keine männlichen Nachkommen; wogegen
X. Deehtteim histor. Bomon: „Grum-
bach.**
Johann sein Geschlecht durch zahlreiche
Kinder fortpflanzte. Sein ältester Sohn
war Joh. Philif^. Dessen Tochter, Elisa-
beth Sophie, ward, als Gemahlin Herzogs
Ernst des Fromnion , die Stammmntter des
neuen gothaisobea Hauses. Von Philipps
Brftdeni (Johanns 88taaa^ waren bfs sam
J. 1645 nur noch swei am I»eb«n : Wilhelm
und Ernst. Biese theilten ihr*« Besitzungen
so, daas Wilhelm Weimar und i:^t ustt (SolHi^
erhielt. Dadurch wurde Emti, den die Ge-
schichte mit dem Beinamen „der Fromme"
geehrt, der Stifter der jüngeren gothaitchen
Linie. Nachdem er Schloss Friedcnsteiu
erbaut, w&hlte. erOotha an seiner Residens,
und hat sieli, al - einer der edelsten Regen-
ten aller Zeiten, um «Stadt und Land so
hoch verdient gemacht, dass noch jetzt
sein Name in den Herzen und auf dcnLip-
peu des Viilke-; leLt. Nachdem das alten-
burger Haus erledigt war (1672), verglichen
sich Weimar und Gotha über desaeik Helin-
fall. Gotlia wuchs dadurch TO einem statt-
lichen Läüderpebfpte an. Leider aber zer-
legten es die 7 Söhne des Herzogs Ernst
1680 der Art, dass aus dem goth. Hause 7
neue Herzogthumer hervorgingen^ Goth«,
CnTmr/^, Meiriiiigen , Köuthild , Eisenberg,
liilditurghaiiäen , Snalfeld. — Uebcr da»
HerzogthtM CMha mä AUei^burff regierten
nun: Friedrich L , ein leidenschaftlicher
Kriegsherr, der das Hecht der Krsf|re^urt
einführte (f ICDl); der praclttliebeudu und
baulustSge Friedrieh II, (f 17821; der gut-
miitliiKc Frl'-h-ir}. ff! , der mit Ilillc seiner
geistreiciien Geniuhliu, der Herzogin Doro-
thea Luise, die Drangsale des Tjähr. Krie-
ges von seinem Lande fem zu halten wiisste
(t 1772) ; ErmtIL, ein vielseitig gebildeter,
humaner, gerechter und charakterfester
Fürst, der gioh nm Wimenschaft und Kunst
bleibende Yerdieoste erwarb und „einer
der wenij?on Souveräne war, welche
die Ambition hatten, keine Schulden zu
haben und keine Tanaerinnen an halten;**'
Emil Leopold August, ein genialer, aber auch
Imrockcr und dabei verschwen(!criHrJ)er
Herr (tl822); Friedrich Ii'., der zur kathol.
Kirche 'ftbertrat und an einer geistrer-
dü.stenuleu Krankheit ohne Leibeserben
starb (li»25|. Mit ihm erlosch das gothai-
sche Fürstenhaus. Nun einigten sich die
nftehsten Agnaten, Coburg, Meiniugen und
Hilburghmisen, dahin, dass Gotlia mit Co-
burg verschmolzen, der Herzog von Hild-
burghauson, der Saalfeld besessen, mit
Altenburg entschädigt wurde, und der Her-
zog von MeiuingenUildbnrghausen ii. Sa&I-
feid erhielt.
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445
446
Ootba'^)^ Haupt- n. Resid«ii xst. des
Herzo^thums Gotha mit 16,fi00 Einw.,
<iie schönste und reichste unter allen
thür, Städten, auf einer durch freundliche
Anlagen gescbrnflckten Hochebene im
Augesicht des Thüringerwaldcs , ausge-
zeichnet durch ilircn Icbhnften Verkclir,
burger und ^ v« risclip» BiVr; Drof Spitze^
(Lanz), afii>i'eum»rktj Kiemann, beimKath-
baufl ; Bartell (mVb BlertanDel), am Markt;
WirthschalltlAkat mit I$il lar<l (Albrecht), an
der Ilolzmarktockf •, Y.ink im Biiilil ; Him-
melsjeitor (Habicht) in U«r (Quergasse (Too-
naiieh.BI«r). Annerhalb derStadttBcMess»
haus (nördJ.) mit 8tarkbe8ii.olit«m Vogel*
ihr weithin leuchtendes Fürstenschloss, schiessen (in den letzten Tn^r^u »Iph Au
•1 1 IT,»» . , „..„4\ . C!..!. Ä.:^. .,
ihre geschmackvollen Bauten , reichen
Sammlungen und gemeinnützigen An-
stalten.
Entfmumgm: Walterihansea Kein-
hardsbrunn 3, Ohidruf 3, Goorgentbal 3,
Arnstadt 5, luselsber^ 6, äräfentonua 3^,
liangcnsalza 5 St.
Gasthöfe: 1. Rang: "^Deutacher Hof {Si&h-
1er), ia der Or. Erfurter Gasse, siebt weit
vom Theater, 36 Z. , mit elegantem Spef.sc-
saal, von 10 Sgr. an, Table d'hötc 1 Uhr,
15 Sgr., Mbslüek 7» Sgr. — Zum Mohren
(Wunscher), an der 8t r. nach Langensalza
(Omnibus am Bahnhof), Tablo d'böto \2\
Sgr., Zimmer von 10 Sgr. an, Frühstück
6 bis 7| Sgr. — Ztim HUtm (Blaufuss),
an» Hanptnuirkt unterhalb des Schlosses,
gute Küche, im Hause Bierstube, Wein- und
Delikatessenhandlung. — Stadt Ahenbury
(Kftlins Wlttwe), n^ltten in der Stadt, am
Neumarkt, 25 Z. Ä 10 Sjrr. , Mittagst. 1 übr
124 Sgr. — n. Kang : ^Zum Propheten (Pohl-
mann), amNenmarkt, 24 Zimmer ä. 10 Sgr.,
BÜttagstisch nach d( r Kart«, Frühstück 5
Sgr. — PretiM.Hof (Schuchardt), am Uaupt-
markt, zunächst der Post. — Stadt Coburg
(Lange), aaniehst dem Bahnhof, sebr sdtöno
liege, dt m Oraugengarten gegenüber, 20 Zirn>
tner k 10 Spr., Mittagstisch unch dor Kartfe,
Prühsiück 5 Sgr. — rAurin^er/io/ (Klaproth),
an der Allee nnterhalb des Theaters, 15 Z.
k 10 Sgr,, Mittagstisch 8 Pffr., coburg. nnd
bayer. Bier, Billard, Gartensalon. — Zum
SchiUsen (Joel), am Schfitzenberg, Mittagst.
Tiacb der Karte, eoburff. nnd bayer. Bier,
Kegelbahn, Garton?^alou und Gesellschafts-
Kartea. — Sächaiacher Hof (Jusat?.), amKeu-
mavkt, oobnrB. nnd ander« fremde Biete;
genügt bescheidenen Ansprftehen.
BettanraHonen und Bierden: Im Er-
friscbungshause (Limonadidre) dasCaf6 na-
tional, an der Promenade vom Bahnhof her,
am Eingang in die Stadt (Billard und Ba-
deanstalt); Caf6 flran^ais an dar Promenade
unterhalb drs Theaters mit Billard xnid
Garten j^ier-u. Weinwirthschaft (Schott
Jel»t Res«) neben dem Theater (gutes cO'
*) Antiekt der Stadt vom Seebeiv an«.
gust); Schurers Itcstauration, um Gaiberg,
über dem Scbieasbaos; »Bahnhof; Walk>
müble, jenseit de.s Bahnhofes (SoUorscho
l>ampfbrauorci) ; Restauration „zur schönen
Anssfebt*', auf dem Seebcrgo; Steinmühle
(Str. naeh Erfurt); „der tolle Hund** (an der
Strasse nach ReinliardsbniTin V — WeitutU'
hen: ^Prätorius, in der Schwabhäusergassc;
Garns, am Holamarict. ^ Condtlersiai: Ilgen
I in der Schwabhäusergasse; Trüschler »m
Ilanptmarkt; v. Wehi-en an der Kl. Sl^ble-
bergai^seti- und Quergassoueckc.
flVisfrmftsaslaMon, bayerische nndpreus«
sischo im Minist« rial^ebäude (Palais), be-
züglich auf dem Bahnhofe.
Fuhrw^Jc: Droschken vom Bahnhof in
die Stadt oder zurück 4, mitOepaek 6 Sgr.,
Omnibus 3 in l l Sgr., pr. Stunde IT) Sgr.
Der £isenbahudroi>chkeahallor B. Doli fahrt
alsbald nach Jedem beliebigen Ortoi^ nah
und fern faccord.). Andere G csc liirrlialter:
E. Oelunigen, Schk-ip, Gbr. Bätz, 3^ rTihardt
u. a. Der Poütütallmeister MalliukroUt (im
Mohren) besonst gleichfalls LohnlUbreii
nach allen Richtungen , und zwar (mit
Chauss^Q-und Trinkgeld) nach Reinhardsbr.
nnd ' Prledri'ehrode für 3 Thlr., dieselbe
Tour mit Tansbuche und Inselsberg 5 Thir.,
auf längere Zelt pr. Tag 5 Thlr. (f)lino
Ohanss6c- und Trinkgeld und mit ermässig-
ter Verg&tnng der Rikckfahrt). — Lohndie-
ner und Fremdenführer: A. Möller, Oehmig
u. n. ; Packiräger-Iustitut nachtTarif (Gebr.
Bätz). — .
BUdnmgsanataUen .* Gymnasium Im Tei^In
mit Realschuli' (Dir. Dr. Mar^inardt), Schul-
lohrer-Seniinar (Dir. Dr. Schmidt), Handols-
lehranstalt (Röhrig), Seminar für Kinder-
gärtnerinnen nnd Volkslehrerlntten (Köln-
ler) , Of'wcrboschnlc, höhere Töchterschulo
(Dr. Fulluer),Bürger8chule (Dr.Ncudecker),
Landwlrthschaftsscbnle'(Peter) ; Freischule,
Carolinenschule, Köhler'g Kindergarten,
Privat-Erziehungsinstitnt für Töchter (Frl.
Alix Ilunibcrt) ; Baugewerbeschule.
OemehmaUiriffe, ßtiftuntjen: FBmrwnteh«-
run{f*banl; 1821 v. C.W. Arnoldi gegründet,
die bedeutendste und solideste fn Detitsch-
laud, Jabroseinnahmo über 2 Hill. Thlr.,
Ausgabe 1,700,000 Tldr., hatte im letzten
Mfo einen Vebarsofanss Ton 90MSS Thlr.
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447
RwU: Tob Ootlift naeh Arnstadt.
448
un<1 znlilt f!7 Vi'nc. Dividende; — Lehennve^-
aicherungsbank, 1827 von demselben Arnoidi
gest., dift Iwdentondit« eontinentoter BfA'
tiatik, üborragt, wns Summen (übor -13 MI 11.
Thlr.) «nltiMgt, alle undcron derartigen An-
stalten Deutschlands, und was die Zahl der
y«nleherten (25,881) Vetriffl, s&mmtllche
Anstalten Europa'», BankfoTulslS Mill.Tblr.,
88 Proc. Diviflende; Gotli. Privatbank (5^
Proc. Dividende); LandeacreditanBtftlt niMl
AbldflnngskasM; G«werbebank (8| Proe.
Dividendr); Sparkas!?e mit Ausstcnerkasse,
die VOM ihren Ueberschüaeeu neue Hauser
für unbemittelte Micthslente baut; AiMteU
tnr Rettung silUich vorwabrloater Knaben;
Irronlu'ilanstnlt; Marienpflege (Kinderltfil-
anstalt); Frankenbergsche» Krankenliaus
etc. — Verein«: Frelroftnrerioge f „Ernst
snin Oompass"), an der Erke der ?chn(/.<iii-
allce fiber dem (iastliof zmn Scliüt/.en ; In-
nungshallo; Kunst verein; Aktiengesellscliaft
f&T Batmreaen (eine Anstalt bis Jetst elnaig
in ihrer Art) nebst zu erbauender grossar-
tiger Fabrik für Bau- u. Möbelhölzor (beim j
Babnh.); Schützenverein; Turnverein mit,
neuer Tnrnlialle Ar 5000 Tblr.; mebra Slng-
vcreine; Gcachwornen -Etitschädigungsver-
ciri; Bildungaverein; Gewerbeverein; land-
wirthsclianiicber Verein; GaHen» und 8el-
donbanvoreln; mltteldeutscljcr Pferdeaucht-
Verein; Vorscbus^^-Vorein Frauenv^'-cin
für Armen- und Krankenpflege; Arbeiter-
Terein; Tagldbuerverdn oto. —
J<mmalUtii: Gotfa. Zeitung mit Bcgle-
rungsblatt (stobt im 173. Jabrgang und i.st
eins der ersten periodischen Blätter in
Deutschland), Bmal; Goth. Tageblatt, 6mal;
Wochenblatt, Imal; Uhliohs Sonntagablatt
für freie Gemeinden; Geizers protest. Mo-
natsblätfr ; Petcrmauus geographische
Mittheilungt^n; Deutsche Schttsan- und
Wehraeitung.
Sortiment shuchhandlungen : Thionemann —
Gläser — M&ller — Opetz (mit Vorlag),
3 Leibblbllctheken» SMuslkalien-LeibbibUo-
theken, 3 JJudtdntekertie» (die altberühmte
Engelhard -Heyhersche mit vortrefflichen
Einrichtungen, die StoUbergsche und dia
Gramersche). *
Theater (ausgezeichnet) in den Monaten
Januar, Ffbr. , März, April (\vährend der
iibrigen Monate in Coburg): Sonntags (stets
gr. Oper), Montags, Mittwochs, Vreitags.
nanhjeachäft«: GoOi. Privatbank; Bmat
Völker, dem Oraiifrfntrnrtf^n gogonüber;
Stephan Lenheim, am Neuinarkt; Uugo A.
Hopf.
Badeanttallen im OafK national, in der
Leinm6hla am Park (WaUanbidar) wid b«l
K. Erbe In der Langengaasi! mit warmen
Wasser- und russisclsKn Dampfbadern.
PAdo^rapAiMJbe illsRers aa darBabnhofii-
Strasse und neben dem CAf6 fran^ais.
Haarachneidekabinette: Wicgk neben dem
Theater, Jahn und Herrmann in der Quer»
gasse, Trostbach in der M&nohelsgasae,
Welker in der Neuengasse.
Industrie: Gotlm ist Thüringens com>
mercionelle Hanptpulsader. Schon durch
die oben erwfthntcn Verslchen^gsanstalten
fliesson enorme Gfldsummen hior zn.sammen.
Uebrigens concentrirt sich die Verkehrs-
thätigkeit, mit AusnabmO der gerftncherlen
Fleischwaaren, nicht auf einzelne Erwerbs-
brancb''n, sonnorn verzwr'igt sich nach allen
Seiten iiiu. Auch auf da:« Fuld der Wissen-
schaft und Kunst. Sonst florirte der r«r*
lagsbtichhandel, wie in keiner anderen thür.
Stadt. Noch jetzt wird selbiger durch die
Firmen F. A. Perthes (thuolog. Literatur mit
orthodoxer Blchtung) und J- Perthea (geogr.
Literatur) sehr ehrenvoll vertreten. Der
goth. Uofkalouder, der wegen seines fabel-
haften Absatzes die Hauptreranlaaaung der
sog. Taschenliteratur wurde, feierte 1868
sein lOOjähr. Jubiläum; während der »einer
Zeit berühmte „Eeichsanzeiger" (Allgetu.
Anxelger der Deutschen), der Yorganger
aller späteren Volksblättor, nach den Stür«
men dos Jahres 1848 einging, da.i bcckor-
scho „Noth- und Hülfsbüchleiu^' aber, dan
unerreichte Vorbild aller späteren Volks»
biicber, die es im Gefolge hatte, noch in
gutem Andenken steht. Vornämlich ist es
die 181G gegründete Geograph. AmlaLt vom
Juatm Ptfthe», die sich sum Mittelpunkt des
geograph. Verkehrs und zu einem weltbe-
rühmten Institut der weitgreifenddten wis«
senschafUf oben Bedeutung em porgeschwun-
gen. Seine Atlanten und Karten sind über
die ganze Erde verbreitet. Die Rednntinn
derselben ist gegenwärtig in d^n Uauden
des Br. A. Petermann, utihrend an der
technisch. Ausführung der grossartigen ün«
ternclimnng'«n die geschätztesten Kamen
(Berghaus, Diez, Menke, Sydow, Vogel ©to.)
th&tig sind. — Als technische Künstler
di'irfon auch die Zahnärzte (namentl. Dr.
Heinzcmann) erwähnt werden, die weit und
breit gesucht »ind, sowie der Mechanikn4
Ausfeld, der auf der londoner Auaatellnng
die erste Proismedaille erhielt, die Tunlm-
mentewnacher Münk, Langenhan und Arft,
die Lttkographen Hellfahrt, Spätzel, Keppel
u. a. — Die Porzellanfkbr. (Hennebers)^
ausgeaefchnet durch ibro grossartigon Ar-
tikel von seltener Reinheit, edler Form u.
feiner Malerei, b< jede Goneurrans mia.
Bedattteada Bunkalrftbeii-Zuakerflabrlk (Ar-
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flji/uMstehi -Jnft ( FLiS • i9 Bn/^eneJiiilf Ki 1
3i Serm/ittr pa- Kinderyarlneriiieft 'tOl'iirijlinfnsthuU H'u
u VolkflthrepinAen £3 ^Ftvistiiiile - Fsj]
S*Landihr(h3chaß.S{hule M« Köhlers fumdfrrfarUnAji)
Handf>Iu.lniiiistn*c OnVniJ.üt'hände
HsFeuijrx'ersithfrun^ß SkMargatvtkfn KuxittV.
V^Lfhengvrrtiehfrtin^n. X Kttthol . Kiithr. ....
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VkGoth.PrivatlHtnk 64 SfUfkLms Frieden stemFSii
58/<ir* P7ji2
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449
37. Route: You Gotha nach Arnstadt.
450
Qoldi QDd CompOi Tabaksf.^brik (Arnoldl, Lingerichtet 15ß7); V. W. Döring, Pbilolog
Bi)hner und Comp.)* Neue, Eiseiigiesiiorei (f 1837); K. fickhof, Vator der deatscheu
uud Maschioen-Fabrik Ton Bonanck , Han- ' Schauspielkanat (f 1778) ; J. t. Encke, Di>
«•n nnd Comp. — Eines besonderen Rufes
erfreut slcli »He Gothaer Wvrnt (Collectiv-
uatne für alle thür. Fleisch waaren), die in
sroMen Qnantiliteb yemndet wM. Am
»Htn bei Awarbacb, Köliter, Riemaun,
Ohr. Rudolph und Srh^7i!< Hie meisten
¥l«iaohar lassen gegenwärtig ihre Waiirea
mfkrofkoptaeh iinteirfltic1i«n , um Ihre Knn^
den gegen Trichinen »ic)i<>r zu stellen.
GcnchicMliclte». üih'« J. 900 war G. ein
Dorf, das dem Stifte Hersfeld gehörte and
▼OB dieeem erweitert und mr •lnA> eihe-
Ven wurde. Daher der hersfi^der AbtGott-
linrdt^ dessen Bildnis^ fttif den« 3Iarktbran-
neu steht, Gotha'» ächutssheiligur. Landgr.
Hermnon ]»etrieb 4en Wiedeniiifbnn der
1207 durch eln<^ Feiiorsbruiist efn^roS-^clicr-
ten Stadt. Albrecht der Entartete baute
das feste Schloss Grimmenstein , dM in
Jen UmmbacheolMli Hin*itn feeebleift
wijrdf. Lanrlpr. BaltliftsJtr , ilnr zuweilen
auf dem .Grimnieusteiu roüidirte , lie^is den
kmitretchen Iieinakanal anlegen (1360),
welcher von Emst dem Frommen durch den
Apfelstedtkaniil vfrstäikt wurdt« fS. 19),
und in Tordeckten Stollen durch alle
Stmatek geleitet let. Beraefbe ««riMMit»
8e|iloM Triedemtein und erhob fiotha snr
hieibendon Residenz (1610). Dio. Festungs-
werke, welche die Krol>erung der .Stadt in
4en Ormnbnchsohen Hindeln niebt Terbiu-
<1crt hatten, wunlen unter llorzog Ernsfir.
abgetragen und di« W;illsrtH!>en vom Her-
zog August in ParUau lagen verwandelt,
tfem SriAMben de« fsMh. nretenbiMi*
flS?,')) residirt der ITerRog von Coburg
nyr während einiger Wintermonate (Jan.
bie März) in G. Indessen hat die Stadt 90
Tiel selbststündfgü Lebensfähigkeit, dMS
der Verlust der fürsHiclu-n iflinlfuig we-
niger, als anderwärts, empfunden wird. —
Wie «D grOBsartigen AnstslCen Ar Wla-
MMdMft, Knnst und Yoilraipohllliliii, ae ift
ö. anch an btrlAhmifn Männem so reich, wl«
kaum eine andere Stadt von gleichem Um«
feng. Wir nennen Ton denen, welche aUda
geboren, gelobt und gestorben: K. W. Ar-
noldi, fSründor der Lehens- und Feuerver-
sicherungobank (| 1S41) ; B. Z. Bedker,
'VolkasehriffMteller („Leiden und Freuden
in fntnzö.i^chcr Gefangenschaft«'), f 1822; G.
Benda, Erfinder dea Melodrnma (f 17y5);
V. L. Benda, dessen 80 hu (g«b. 1^46); J.
Btumenbaeb, Arst und. Naturforscher (geb.
l?'*?^; L. Böhner, Kompon. (t K. 0.
Bretschneider, Generalsup. (t 1SIH\; Vhr
9rl&olEV Kanzler (in den grumb. iiaudelu 1 Gotha.
FiUirer durch Th&riBg«ii.
rcctor der Sternwarte (1917 bis SS); H. tob
Friemar, etnor der gclrlirtrstm Mf'nicbe des
14. JUihrh.; G.A.Galutti, Uistoriogr. (tlSSS);
SaL fllass. Theolog (f 1658) ; F. W. Gotter,
Dichter (geb. 1746, f 1797); Fr. Jucubs, Hu«
mani-t fp^eb 17'U, f 1818); A. M. Ifllaud,
Scbauüp. )Vtll) \ F. Oh. Kries, llaturforscher
und Mathem. (f 1849); A. ▼. Lindenau,
Staat.smiinn u. Astron. (1801 bis 1885); Chr.V.
Löfln»*r, nenerals.(f 1816) ; Fr. Man so, Hnman.
(1785); Malianas Bufas, Human, im 15.
^hrhk« Justus Menlus und Vr. MjIcoBian»
Saper. sur Reformationszeit; Fr. Perthes^
Begründer der BuchhandL F. A. Perthes
(t 1843); H. A. Reichardt, Schriftst. (geb.
17Sf,t 1888); AfHombertr* Compon. (flBBl);
Vnl. Bost, PJiiTu! (t 18ß2); Veit Ludwig
von Set kendorf, Kanicler (1664) ; J. Schud»-
rufT, Kauzelredner (geb. 1766); St-hllchte-
gnnU, Bftiieftbefcar <1801>; L. Spobr, Con*
certmelstt r ( !Mri) : M. A. v.Th&mmcI, Bich.
Ut (t 1817); «• Voigt, BoUniker (geb.
1784); Wachler, Histor. (geh. 1787); WBste.
mann, Philol. (t 1857) ; Fr. v. Zach, Direct.
dor Storynvnrtn flMl?). — Namlmfir Pcrsön-
]ichkeiti>n, die g»genuiärlig in Gut ha lebend
DliMer A. Bube; O. Freytag (Soll und Ha»
ben); der deutsnbeOdysseusFr.Gerst&eker ;
LandsoliHf sinnier Gurlltt ; Hansen, die
erste Autorität der phys. Astronomie (dessen
ScIiwiegPTSohn, der amerlken. Tourist
B. Taylor, Gotha als acin«^ zweite Heimath
betrachtet); MhUt K. .Tncolm ; Gymnasial-
IMr. Marquardt; von Mey«m - Hohenberg,
Dichter; Veudeeker, Tlieelog und Pidagog;
A. Pcterniann, O« ograph (und (Hf oben ge-
nannten Kariogrnplion) ; GentTalsup. Peter-
sen; Prof. Kegel; Patiagog Schmidt; Ober*
bofprediger CSehwan; Dichter Tempeltey;
Joiiriinli'^t Walesrode 11. n. Als Autorität
der Immenkonde: Baron v- Berlepsch;
Apfelweindoctor Pefsch. Auch wird von
der als Heilkünstlerin bekannten Frau
Grnf (Inhaberin des Schwefelbades bei
Langeuüalza^ sowie einer Badf^anatalt in*
Schleia) die Srriebtnng einer Badeanstolt
(in Siebleben) Torbereitot.
Sehenawürdü/keüen. Wanderung vom
Bahnhof ans *). Alsbald r. die bedeu-
tende Kimtt- n. BtuUhUgärinerei W,
Müller mit reichen Pflansenschätzen . So-
dann eine Beihe gescbmackvolier Nen-
^ ) Siebe den beigegebenen Plander StaiK
18
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451 37. 3mUs Y«b ilAiliA MCh Anutadt
Vauten mit Gartenanlagen. An dor obe-
ren Ecke der Bahnhofsstrassc 1, da«? ^oss-
artige Gebäude der Lf hensversicherungs-
ffank. Danebeiiderherzogl.iVa7*«iaZi^ der
^ einßm Ffirsteoscbloss« gleicht Gegeo*
ftber(«.d. Strasse naeb Olurdnif) das be*
scheidene, im Styl einer italienischen
Villa erbaute Palais, worin der Herzoj;
bei seinemAufenthalt inGotha zu wohnen
pflegt, mit ang;efügtom Glashaus ( \Vin-
tergarteu) u. einer wertli vollen Sammlung
uatter Gemilde. Unterhalb desselben da«
AlelierdeslIalersJaeobs. VomBMkol
gefadeaus durch schöne Lindenalleen auf
einen freien Platz. L. der herzogliche
* Orangeriegarten j in dessen GewKchs-
häuscru der Kunstverein seine Gcrnul-
deanssteUoDgen lifilt (Entr^e 5 Sgr.).
Leider bat die Orangerie , die an den
grössten und prachtvollsten in Deutsch-
land geliörto, seit Jahren sehr gelitten.
Von der obersten TerrAssc , unfern des
versteckten ,,Theeschlüsschens" , ein
reizender Blick. Dem Orangeriegarten
gegenüber Scbloss Frieirieluthal , nach
dem Küster von Versailles erbaut, aber
selten bewohnt. Daneben fuhrt die
lindenbepflanzte Strasse nach Sieblolion
und Erfurt rechts hinab. In derselben
die Geographische Anstalt von J. Fer-
ikea, nnd weiterbin die ^orxella^abrik.
Dem Gasthof snr Stadt Coburg scbrUg
gegenüber abermals ein herzogl. Palais,
worin das Ministerium seinen Sitz hat
lind die Telej2:ray>h< iidrähte zusammen-
laufen. Gleich darauf wieder ein freier
Plate mit plätschernder Fontfine : 1 . das
Cafi national, geradeaus awei niedere
HSusur. im römischen styl erbaut und
vom Bildhauer Doli mit mythologischen
Basreliefs n"epehm!ickt , r. Parkanlagen,
* Jenseit der romischen Häus«r r. die
Fcuerversicheruugsban^, 1, ein Bowlin-
green mit Fontfiie u. ' etwas weiter tra-
ten, auf dem Eckboilsplatz, das statt-
liche ThetUer, welches 1839 vollendet
wurde und an der vorderen Säulcngal-
lerie <Iie Nameu der gefeiertsten Dich-
ter , Kompouisten und Schauspieler
trägt. Die Coburg. -gothaisebe Hofbflhne
rivalisirt, unter Aegide des Hersogs
^mst, d«ir bikanntH^ selbst als Qpem*
45^
komponbt aufgetrf^ten , mit den bette»
derartigen Knnstanstalten und weiss
die gefeiertsten Namen (Tenorist Keer,
Scliauspielerio Versing-Hauptmann etc.}
zu gewinnen und m fesseln. Unter-
batt» des Tlieaters ein dem verdienst'
vollen Kaufmann E. W. Amoldi errich-
tetes Denkmal. — Gehen wir nun 1.
durch die „Grosse Erfurter Gasse'* an
dem neuen Gerichtsgebäude» in welchem
dasGeöchwomeugecic^t seine Sitzungen
biUt, Yoxflber auf den „Neumarkt'S wo,
von dlditen Linden besäiattet, die j/ar-
garethenkirche stehty mit einem schönen
Portal und dem höchsten Thnnnc der
Stadt, von dessen Galerie eine rei-
zende Vogelschau. Vor der Kirche ein
schöner Springbrunnen. «Geradeaua
durcb die «JClebie Erfurter Strasse*^
auf den langen MarhtpU/i», der Steh aum
Sclilosse Friedenstein emporzieht. In
der Mitte desselben das f^rosse, neuer-
dings restanrirte Rathhatts mit vielen
neu errichteten Kaufhallen. An der
oberen Ecke des Marktes r. das Xaiid-
achqfUhaus , worin der Landtag seine
Sitzungen hält. Gegenüber, uu dw
linken Ecke der „Kleinen Siebleber-
Gasse", das Haus , welches einst dem
Maler Lttkas Kranach gehörte und her-
naeb Ton dessen Schwiegersohne , dem
Kanzler Brttck, bewohnt war» jetst aber
der höheren Töchterschule Ängeräumt
ist. — Wenden wir uns r. durch die
Sundliäusergasse, so kommen wir auf den
Mykoniusplatz. Hier steht die Angu-
ttinerhirche , worin eine sehr schöne
Orgel und ein kolossales ^ AUarhüd,
welches der Hofmaler Jacobs seiner
Vaterstadt verehrt liat. Nördlich der
Kirclie das ehemalige Augustincrklo-
sK'r, welches später in ein Gymnasium
verwandelt wurde, das lauge Zeit als
eins der ersten in Deutschland galt. Im
Vorhof das Denlcmal des Geneiralsaper.
Loffler. Südlich der Kirche das Snpeirfai*
tendcnturgebäude. Hinter demselben, auf
dem Suudhäuser Wall, die neue Bürger-
schule, welche 30,000 Thlr. kostet.
Schräg gegenüber r. die Kaserne mit
grossem Exereier|>Uts. — Gehen wir
1. aufwftrtSj am PajaKS deslHerso^ voa
453
31, Jtoute: Von Gotlia nach' Arnstadt.
454
Augnstcnburg (Schleswig- Holstein?), [ dJ« aus €k>ldbl«eh eetrlebM«n Deckel
der häutif]^ in GoUui lebt, und am Beal-
gymnasium vorüber , so gelangen w ir
sofort in die umfänglichen Parkaiilngen,
die den hochragenden *Fried6ii8t6iii^
•Id8 der grdssten Soblftsser in Deutsch-
Uuid (1^48 erlMbiit), nmgcAieii.
nift E(lel>4teinen vorziert. Die Urkand«,
worin Ludwig dpm Bärtigen die Lnii.e ge-
schenkt wird, vom J. 1039. Ein kobtbÄree
Brevier v. J. 1490, d«s Kaitter K«rl V. be-
nutzt haben soll. TAu Kvangelienbuch vom
J. 1532 mit vielen farboniMfiri.ritrf'Ti liii-
dem Q. T. tt. ~
Heben der Bibiiotliek da.»
T^. n „ w i ... j ^ ^ I ■^"«»»«*aMMet, dus nur nach vorberiser An-
ist elnee limireren Bosnohe« wertb. WUl '
man ullen ScIiHt/.fii, die es birgt, auch nur
oino kurice Boat litunp: schenken, so reicht
kaum ein Tag dMxu aus. Das Gebäude selbst,
ein plninpef kelosmlee Tieraek mit 8 Flü-
geln 11. 2 Tliürmen, das einen grossen öden
sten, die überhaupt oxistiren, indem es
über 75,000 8t«ck Mfinsen ans rtlen Ländern
enthält und zwar von der Zeit der grieehl.
sehen Kepubüken und AlexaiKler d. 0. nu.
Ausserdem 17,000 Schwefelabdrücke. Im
oberen Stoekwerk des weatlfclMn Scblosf-
r."rr'Är'ir!ir'r:,5:;- «i-'! - ^^^^^^^^
fang nnd seine ikst zablloseu leuäter.
Aus diesen Fenstern, aber ancb schon von
der hohen Terrasse, auf welcher das Schloss
prangt, blickt man auf der einen Seite über
die Stadt hfnveff ins efTane Land, auf der
asdenm bis zur waldigen Gebfrgakette»
l>ennoch ist es in den einsamen HaHi^n nud
in den langen Oorridors fast nnheimlich,
seit der f&rstliohe Olans darin erblieben.
des Archivrathos Ilnbo. Es wird am meisten
besnolit und livalislrt mit dem grünen Ge-
wölbe in Dresden, indem aa an fiOOO Nnm-
mern der soUensten Kostbarkeiten u. wt rth-
vollsten Kunst- und Alterthünicr enthält,
«. B. geschliffene und geschnittene Öteine,
Mosaiken ; ethnographische vüA hiatorisehe
OcrSthe, Kleidungsstücke und Schmuck-
sachen; kunstreiche Gegenstände aus Bern-
V . j o . , , , 7 — . . — ' I wegousianae aus Bern
Nur in den Sessionslokalen der Uinisterisl- | .tein, Qhis, Poraelkin, Oold. Süber Elfen
bebörden nnd fn den Räumen, welche die infn, UoU und Kork; Miniaturen rnftßba
reichen Sammlungen fallen, su welchen nischo Kunstwerke ; Nachbildun*
Emst dar Tromms den Grand legte, ist es
isn Zeiten leben !!-. Diese Sammlungen, die,
von unspbät^arem Werthe, Fidßicommiss
r'-u
Antiken. Will man die seheüswerthesteu
Oegensfändo, die in i Zimmern sorgfKlHg
i ~ i'L^T^Z-- ' " i ^P^rf^net sind, olmc CIcerono aufsuchen so
der sSchsisehen Fürstenhäuser ^sind, und j kaufe man einen Katalog und boaoJ.te V.l-
nnt den reicl.sten Museen in die Schranken gende Nnrnmeifn : I. 81, 34, 125 i*»i 21H 2sfi
treten dürfen, sind jeden Dienstag und 287 (für 2000 Thlr. erkaS), »8:' H li 17*
Freitag von 9 bis 1 Uhr. die Bildergalerie ~ '* * *
und die natnrhlstbriSammlnngeu ausserdem
Sonnt, von 3-5 Uhr nnentgeldlich geSfflMt,
werden aber auch an anderen Tagen von
10 bis 1 und a bis ^ Uhr für 1 Tblr. Ein-
trittsgeld geaeigt pte Bibliothek dagegen
.-stellt ^rlontags. Mittwochs, Donnerstags und
Sonnabends von 11 bia X ülir zur Benutzung
offen. Diese, die BMiothek, (unter Ober-
leitung des Dr. Haxv^rdt n. des Dr. M5I.
1er. irn rötlichen Flügel) enthält gegen
200,000 Bände, darunter viele Jncunaboln
in. 75; IV. 6; V. 13, 14, 3i; Tl. 36-39, 48;
Vn. 1-8, 89i Vl^J. 6, 11; IX. 43; X. 82;
XI. 48, 60, ei, M3, IHI; xn. Adam u. Eva
in Lobensgrösse, ge.srhnitzt von A. Dürer
9-12, 34 a, 41, 45; XIU. Korkmodclle ; XIV.'
Ib, 8; XV. 2, 4, 20; XVI. ethnogr. 8amm-
Inng, durchweg interessant; XVII. 43, 54L
60, 63, 64, 6C 68, 73 ; XVIH. 17 ; XIX. fast alle,
sammt (lymiäche Antiquitäten) ; XX. 7, 28
29, 65. An die Kunstkanimer reiht siel» daa
Chinettische KaHndt^ gleichfalls unter Bnbe'a
Atifsfcht, das reichhaltigste in Dentschland
(frfthesto Drucke), z. B. die älteste Ausgabe , (an 3000 Nummern). - Das NaturaXknlahmH
der Psalmen, von Faust und fichöffer 1457 unter Dr. Hellmanns Aufsicht isf^ttr^^^
gedruckt, n. seltene, kostbare Prachtwerke. ■ -■ - -~
. . I Mineralien, ConehjUen und aus-
BUfte orientalische, und seltene Autogro
pben, z. B. dsn Brief jBMnrteli« Tin. von
England gegen Luther Die älteste Hand-
schrift, ein griech. Psalterium, aus dem
'7. Jahrh. Das Hanptkunstwerk ist der Ech-
termannsche Evangeliencodes aus den
Jahren 927 n. 973, dci^sen Pcrgnmenthhittor
nur schwach vertreten. Interessant die
Petrefacten aus den Steinbrüchen zu Tonne.
Einen bedeutenden Zuwachs wird dasselbe
erhalten durch die ^•">lr rcfclie Käfer-
und Schnietterling#anunluns, die jetzt noch
der Forstmeister Kellner (fi-fiber zu Geor-
gonthal) iu »einer Wohnung hat. — Im
""^ initj unteren Stock desselben Fif,gels die öe-
werthyoUsn . XlniaturbiMani geschmttckt, mäldegaUrie (Beschreibung von Eathgeber.
18
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Je
455
37. Ernte: Yon Gotlutiiaeh Amitidt.
4Sa Suiten), welche in 11 Abth niin^pn
750, nnch den Schulen geordnete Bilder aus
alter und neuer Zeit umfasst. Am reichsten
die nied«r»ndlseli« Scbnl« vertreten. Wenn
»ich anoh die gammlung mit grösseren
Galerien nicht messen kann, so sind doch
▼lele GemiUdo beachtenswerth , B. die
iMdM^eflen Toa HwOeert. Reinhardt, van
«oyen (IH, 4, 5 und YHI, 2), Brenghel,
Yormeulen (in, 40) ; die Portrait« (TV) von
Bembrandt (V, 40), van Dyk (2), Rubens
I4SI» 46), Holbeia (V, S4), Hofmaim, Kranacli,
Jacobs IVI, 2), Grassi (VT, 6), Liotard (X
28), Tizian (XI. 4), Palma (XI, 70); die
liistoriachen Bilder Ton tüekhH» (TI, 11);
die Trnehtstfioke von J. v. Os (IX, 41) ; die
Genrebilder von Jacobs, Bärkert, Mieris,
Teniers (VII, 12), Guido Reni (XI, 3», 54,
«2, Ö5), G. Dow. Dm letflere (Vm, tl), eine
ftUe Spinnerin und nur 8 Zoll horh, koatot
18,000 Thlr. Ausserdem die so-, spanische
Wand, ein Beschirm mit 14H eingesetzten
^latftfeln, die Harttetbnigen mm den Svau-
geUen enthalten (V, t). - Die Kupfer$tich-
aammhmf! mit etwa f>0,000 Blättern wird nur
nach vorheriger Anmeldung gezeigt. — Da-
gegen ist der AidtkmMatt eine Sammlung
plastischer Kunstwerke u. besonders worth-
voller Abgüsse antiker Statuen enthaltend,
unter Aufsicht des Bfldhftaers Wolfgang zu-
gfaig%. — Alle diese Sammlungen, mit Aus-
nahme der BihMothek, werden künftig in
einem neuen Gebäude {^Mu»eum} aufgestellt
werden, das lilnter dem Scbloase eiti^tet
werden soll.
Dort, hinter dem Sdfalosse, rundet
sicli gegenwärtig ein grosser Ilns«-n-
platz, auf welchem nmnclies gläuzcnde
Volksfest gefeiert worden. Jenseit der
Strasse tritt man, 1. von dBem 0artflii'
hams%t in don 8l«t8 geSffiaeten Purh, des-
MB schönster Scfamnck die malerisch
geordneten Baumgruppen und ein «itiller
Weiher, der eine kleine Insel umtliesst,
in dessen Sehoosse (ohne prunkende
Denkmäler) die 3 letzten Herzöge des
goth. FürstenhaitteSf wie die Herzogin
Gaxoline Aimlie» Wittwe des Herzogs
Attgut, rvhen. — Unfern des Parkes
das ncne astronomische Observatorium
(Hans ms Wohnung} mit vortrefflichen
Instnuiienten.
Spaziergänge. Die schattigen Baum-
rsihen, dfo äeh iwlsolieii eleganten
Hftttseni und schiniickMi Girtdii nm die
innere Stndt heromslehen, nnd beson*
ders die schönen , ^ Anlagen" y welche
das Schloss umkrSnzen, bieten, mit
Einschluss den einsamen Tarkes, die
nächsten und schönsten Promenaden.
Dehnt maa diese weiter ans^ eo aiefat
man in der Svndbftiiser Yoistadt an 4er
Strasse nach Beinhardshmnn eine neoe
Villa (von Lessen), flie mit dem an-
grenzenden Garten eine hervorragende
Zierde der an stattlichen Gebäuden so
reichen Stadt geworden ist. — Gellt
man dureh die Allee, die sldi *m Thea-
ter vorftber erst geradeaus, dann 1. her-
umzieht, so leuclitet r. von einer An-
höhe die im modernen f^othi.sclien Styl
neuerbaute katholiscfie Kirche herab.
An der Strasse r. der Kölilersche Kin-
dergarten, eines der renommirtesten
Institute dieser Art» das viele Kinder*
gärtncrinnen und (seit 1864) künftige
Lehrerinnen fürVolksschnlen (die erste
derartige Anstalt in Thüringen, viel-
leicht in Deutschland) bildet. — Ver-
folgt mun (au dem Paekhof und an den
ausgedehnten Friedh$fen vorüber) die
Strasse nadi Eisenaeli , so kann man r.
ab zu einer nenen Restauration (Sche-
rer) u. weiter am „Gnlherge" hinauf zu
Amoldiä 6^arie» gelangen (20MiD.), der
durch seinen weit sichtbaren Thurm
kenntUch ist nnd eine kostbare Aus-
siebt bietet Geht man dagegen die
eisenacher Chauss^ fort, so erreicht
man in 1 St das Thüringer Haus,
eine hochgelegene Gastwirthsehaft , die
ein herrliches Panorama des Gebir-
ges vor den Bücken anfroUt. — An
der Strasse naeh Erfurt (geogr. Anstalt
von J. Perthes, Por/ellanfabrik etc.)
Dorf Sichlchen (^/^ St.) mit herzogl.
Schlosse, das von einem hübschen Parke
umgeben ist, und einer neuen Kirche^
deren römischer Thnrm weithin sicht-
bar. Gute Restauration. Im Scblosse
wohnt der Irfuidschaftsmaler Gnrlitt,
und in einem freundlichen Landhause
<ler Dichter Gustav Freytnp^ Soeben
wird eiTi© Heil- und Badeanstalt (von
Frau Graf) daselbst errichtet. — Strasse
naek Okidruf : am hersoglidiett Pnlids
und an Jacobs Atelier yorfiber, dum
dnreh den grossartigen Viadukt» über
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' 457 Smae: Tom Iber Olnrdnif iu OWlMf, «««r n. Blg«n1rarir* ^
welchen die Eisenbahn läuft , r. zur
WalkinRlile (Rcstaur.), 1. (neben dem
Chausseehause) zum kahlen Seeberg hin-
auf, auf deasen westlichem Kopfe die
iteMli«ft«A»nM0«rte (V, St.), welebe
ibrer Mi weit beratat wmr^ jetai aber
in eine Kestanration Terwandelt ist, die
mitReelit den Nj
Au$$icht" führt.
Tmt «etba uek AnuitadA*
0aw«9liall«k Ahrt na» aaf der W— balin
nach NevMiliftandovf nnd dann mit der Post
nach Arnstadt. i^Mn es fuftrt atirh eine
Chaossto daUa (5 8t.} uuü zwar über tiüb»
Üben, S^abtrf», WmämMem, JpfdtUit,
SSbMMu^ yad JViMirlaii«««. Ton Wandera»
leben au*< V«»fin*'n wir diesen Weg (S. 407).
Naeli 6*«btrfieii aber, einem gotb. Markt-
flecken mit 740 Slaw., kann man aageneluBer
zu Fm$90 gehen (1^ St.), und zwnr an der
ehemaligen Stomwartc vorüber und auf dem
langgestreckten Kücken des aussiebtreiehen
Awfterys» bla (böehrta Kuppe 1810 F.), ief
SPij bernhnito PtrhilTlichc schon fiber
1000 Jahre im Gang« sind und einen so
festen nnd Mnen Sandtlein lleinrn« daM er
weit veiiftbrt nnd nickt Mos au Balten,
sondern auch au Bildhan^rarbeiten verwen-
det wird. Noeh näher ist der Fussweg über
OüiUkenltibm, ITcdhaMtr (UM Baw.), detten
Pfarrer, Dr. Koch, all gelehrtw Tbeolog be-
kannt Ist, Miihlhcrtf u. HoJrJsAusen nach Arn-
stadt, wobei mau die ü iiieicheu, oder doch
dai JfiUUtwfir nnd Wmetumbmttv MUom
(8. lOB) t»eqnem beracken kann.
3S» Boute: Vob Ctofha flbar Ohrdruf nacb Obarhof , odar naek
Elgersburg.
JVsl 'wa O. nach Ohrdmf 8 M* Inll St.,
7J Uhr früh, 4» Uhr Nachm., 7J Uhr Abends,
lOSgr. — Täglich OmMihHo/aAre (Gasthof anm
Propheten) Nachm. 8 Ubr, 9 Bgr.
Dieann. für eich uninteresBante Post-
strasse von Gotha nach Ohrdruf St.),
obgleich mit schönem Blick anf die ma-
lerischen (Jontonren des Gebirges, führt
über Schwabhaust' n. Der Omnibus fährt
von Schwabhausen über Hohenkirchen
(SSgr.)^ woDigcuigenabsteigeu können,
die naekGeorgentiuü «rollen, ohne Ohr-
dmf su berühren.
Ohrdrnfy goth. Stadt mit 5000 E an
derOhra, Ilaujitort der Grafschaft Oher-
{fleichcii, in weither die Fürsten v Ho-
iicniohe-Kirchberg u. Langenburg unter
gDtb. I^andeskobdibis lS49dleGerlekts-
barkeit beeaesen, jetst aber nvr noek das
Patronatrecht in sftmmtlichen zur Graf-
schaft gehörigen Kirchen und Schulen
haben, mitlebhaftem Verkelir , in i*incr
weiten, fruchtbaren Ebene, die sich hu
den hohen dunkelbewaldeten Kienber«;
ansehmiegt, der koehragend an der
Pferte^dee Thftringerwaldes steht.*)
PoKt von O. nachUotha 7J Uhr früh, n V.
&5 Min. Mitt., 7 Uhr 20 Min. Ab., 10 6gr.
PvIvatomDlbni (Gaithof snm Anker) H»rg.
e| üfir, 8 ggr., TagMblUeU 1« Sgr. - Ueber
*) Köhler, BeachrelbuDg yob Oknitnf. —
MmgtttUftm, Etnigm dber Ohrdrafsrinr. IM».
Oberkof nack JMIa, 8( M. In 8| St., frnb
9 Uhr 10 Min. (nach Meiningen und Hild-
burghauseu) und Ab. b Uhr ^ Min. (nach
Suhl and Schleusingenj, 19| Sgr. — Veber
Georgeuthiil nach Tnmhack 1{ M. iu 1 St.
25 Min., 9 Uhr 10 Miu. Ab., (bia Georganlk.
3», bis TauibacU 7^ Sgr.)
Enijernunyen: Georgantkal 14» Vfledrick*
rode 2;, .Arnstadt 8| WaltenbaaatnS|, Ober-
hof ^ St.
GoBtho/e: Auimr (Anschüt£). — Thüringer
Ao/(Boltoh). — JhuitMdk» H<^. — JBossokMk —
Re$ta4iratio$»e»: ^ Felsenkeller, am Wege nach
Wölfis, mit prächtigerAuäsicht ; *Schiesghanf«,
au der btra««« nach Oberhof, Straube'» Gar-
ten mit Marmorkegelbakn. — Die 1864 er-
richtete Badoaiistalt, dem Scbützeufii f ge-
genüber (nn der «Strasse nach OberUuf), iüt
wieder eingegangen, u. wird Jetzt in deren
UanniMi eine IS^ielwaarenfabrik betrieben.
BUdMagatuulalten : Progymnasium (im be-
tten Bole), seit läna mit ReaUdml«; Ge-
wtrbesebnle , Kind crgarii'ii, Pension Ikr
coufirmirte Madchen.
Fndiis'ri^^ «ehr löbhaft, besonders im Ge-
treide- u. Hol^tiaudeL IL ächnoidemühlen
macben bedeutende Geschiffte, und die hle-
üigen Ziromerlento führen selbst im Au«*
laude gro«t<).irttge Gebäude auf. Ausserdem
über 20 Mudere Mühlen (namentlich Kunst-
niahlmüblen nad <l. aupenmfililen), 8 Loh*
mühlen, Mühlen aur Verarbeitung von Kalk-
• Späth und Abibiister, T)!e Kupferbergbau-
Geaellschalt, die sich jüngst gebildet, wird
die neuer ■ehlosaenen Omben, wdlohe Braun*
stein, Knpferschlefor- n. Kangaaera UeUrOf
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m ßaufte: Tom Mh^ über Olurdnif B.oW]iAt, oi«r M.Blg»n1niT|r* ^BO
noch eifriger wuibeuten. ^.ataerdera S tturk |
iMMbfifklgte PotsellaiUktHrlkttii (namentlieli
tUo Klingache« welclie durcli ilire Luxus» ;
artikel tmd Nippsachen von Biscuit. «hirch
, ganz DeuUi-ljlttuU , ja hin nach Amerika,
HUunUehst bekanni ist>, Sptolwaaren-, Blei- 1
v'Mss-, Gnano- und ICnopffnbriken, Woll- ,
Icämnierei, Kaiumgarnspinuerei, Seidenwe-
h^ni^ Tachmitnufactur. — Orgelbau (Rate-
mann). — GIockenirtoMarel (Mayer). <- Leb-
liafter Hfmlinndf»! nach Erftirt. '
, ijlegchicJuUchen: O., obgleich es einer der
fHUiettenWoliiipIfttse In Thüringen gew«Ma j
sein mag und zu den ältesten christlichen ■
Knltstätten £rf)!<>rt. ist ein scliniurkes,freund-
llches St^iltcheu. Üie ganze Umgegend ballt
YOB SftgM n. Xireliflii wieder, u. iiaiiiMl*
lieh schlingt sich um das Wfllchbtld der
t^tadt ein poesieroif-bcr Kranz mysteriöser .
Legenden, die au U#m Heidenbekehrer Bo-
nifacius haften. Dieser war aas Hessen
nach T}ifiringnB geknmmou und predigte nn
den Lfern der Ohra das Christenthum. Die ,
heidnischen Bewohner aber bedrohten den
ktUinen Apostel. Da erschien ihm derEi^- |
engel Michael im überirdisclipn 'Hirnzp, und ,
emittthigte ihn, in seinem heiligen Werke |
Sich nicht beirrsii sn lassen. Und als es I
ihm an Speise fohlte, deckte Winfried ein
Tischlein, und sicli', ein Adler flog herbei
und iiess ©inen Fisch hernieder fallen. Da
baute Bonifaeitts an Jener Stell« ein kleines
Kloster (7S4) und weihete es dem heiligen
Michael. Dieses Kloster, da» zu grosser
Bedeutung gelangte, iivurdo schon unter der
lieitung seines ersten Abtes, des heiligen
Wigbert, ohio rfrtflnf sroldx', walirbaft V(^lks-
thümliche Bildungs- u. Missionsschule, aus |
welcher hernach die Micbaeli$kirche hervor- !
woehs. Bin andermal soll ein Babe dem !
Apostel einen Küsto zugetragen haben, als '
er unter der Linde predigte, die noch Jetzt
unfern des Schlosses steht. Hier errichtete
777 der Erzbischof Lullus von Mainz die
Kirche St. Petri U.Pauli, die jcdorli 1184 in
Flammen aufging. In dem dam i t vc rhundenen, '
TOm AbtOosbert an Hersfeld gegründeten Be- i
nedictinerstift, das 1344 nach Gotha verlegt \
wurde, hielt sich Kaiser Otto I. 8 Tage laug
auf (961). Diese altehrwürdigen Stiftungen ,
aber wurden spftter ans polltlsehen Motlren
ao stiefmütterlich bebaudelt, dass sie ihre
nationale und kulturhistorische Bedeutsam-
keit nur kümmerlich entfalten konnten*).
Die Grafen t. Gleichen verwandelten die
Ptiftnngsgobaude 15ß0 in t in Schloss (Khren-
stein), das sie zu ihrem Wohnsitz wählten.
Als aber dieses edle Geschlecht 1631 ans-
«) Beck, Katalog der Kirchenbibltothek
an 8t. Michaelis In Ohrdruf. Saht 1860.
starb, ging die Herrschaft an die Fürsten
von Hohenlohe über, die jedoch nur solteu
hierher kommen. Durch vcrheertmdeBr&ndo
nnni, 1721, I8O8) .sind die alten Bauton
fast allesammt vernichtet. Die Michaelis'
Idfehe aber, die 1758 abbitinnte, ist seitdem
erneuert worden. — An avs-jr-^^ichntten Mä»'
nern ist 0. nicht arm. Es lebten daselbst:
Joh. Sebastian Bach« desHcn Bruder Joli.
Christoph in O. Organist war, der VatoT'
forscher F. W. Martini, die Liederdichter
Fröbing u. Loder, die Philologen Eichhorn,
Kriigelütein, Bach etc. Der Jetzige Super-
inteodent Fr. Sofautoe, der eigenfUelM Tater
■ Ir r «llpr^nteinen detit'-rfipn Lehretvorsamm-
luugeu, ist in der pädagogischen Welt rühm-
lichst bekaMit.
IHe tnUretBa/nlUHenParHe» der Umr
fßeyend lernen wir fast allesammt auf
dein Wege uach Oberhof kennen-
SchtUzonhof , Tobmshammer , Wald-
mühle, Luisenthal, Kienberg, Schee -
rershütte, Schlosäberg, Pürsckhauä,
Ziegclbcr;;. Ausserdem nach Arnstadt
zu : die Haardt (S. 482) nnd das Hain-
holz , von dem man den Höhenzug des
Thüringerwaldes von der Wartbui^ bis
zum Schneekopf sieht.
Von Ohrdruf nach Geortjoithal und
Tumbcu'h: 1*. ^9 j nach Arnstadt : S. 431 1
nach Neudietendorf: 6. 411^
You Ohrdruf nach Oberhof.
Post über (fherhof Tuich Zella u. Meinin-
gen, oder von Zella iiber 8uhl u. Schlcusin-
gen nach Hildburshausen : 9 ühr 10 Min.
früh, 5 ühr 55 Min. Ab.
Die ])rä( htige, sehr lebhafte Strasse,
die zu (liMi lieblichsten und grossartigr-
»teu in ihüringeu geb«>rt und an luan-
ehen Stellen an die Gtottliardsstrasse er-
innert, ist so reich an idyllisebeti und
romantischen Natnrschönheitea, dasB es
Schade wäre, sie im verschlossenen
Postwagen zn p i^siren. Geht man zu
Fuss, so kaun man nach allen leiten
hin lohnoide Abstecher »aehen.
Das „lange Leieh'S Ohrdruf» sttdl.
Vorstadt , die einem Waldflecken film*
lieh siebt, streckt sich weit hinaus nach
dem Gebirge hin. Uberhalb derselben
läuft die Strasse zwischen einer breiten
Lindenallee dem Walde zu: r. der
frenndliebe 8ehm%enhqf, 1. die eliema-
%e Badeanstalt. Am naben Chaass^e-
banse sweigt^r. eine Strasse ab, die
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4/Ul JfiMUd.- tott MM über Olndtif n. <nmrh«£r «d« m. Blgersbnr^. 482
Bber Orfifenhain nach Georgenthal
führt (1^ 2 )j ^^""^ häufig von Donon
benutzt wird, die von Oberhof konuueu
uud nach Georgoathal wollen, ohne
Ohrdruf SU berOlmn. I>ieOhsa, welche
4«! lachmdoi Onrnd dareiiflie89t, ' ist
mit Hammerwerken und MüUen nm-
kelbewaldete Berg soll vön vaicbenfifl^-
lagern geschwängert sein.
Eine kurze Strecke hinter Luisen-
tlial, und :£war jeuäeit einer neu errieh-
telenPorseUanfikbrik (Steldiiirg), fibec^
mcht" uns das awia«beB siUTtgrünen
Wiesen und dunkler Waldung reisi^dL
^rtet. Nacli % St tr^^ten wir ins gelegene Dorf Stut'/hftllM C\ St. von
Waldgebirge, und kommen in kurzer | Ohrdruf), dessen zerstreute Häuser (mit
500 £mw.) malerisch an die Bergwand
geleimt sind, timk €^aei]|of («n der
Brfieke) gegeaflber ein lierzegl. . fotii*
Sorsthaus und unterhalb desselben hin-
ter einer kleinen Wiese, dicht an dem
duiiJvchi Walde, das fürstl. hohenl, Forst-
haus „Jjangenburg'^r, Zwischen beiden
«inen noch interessanteren Abstecher j flieset der* Ddbenbach i^. die Ohre.
mtelM^, der frelUeh eine Stande in An- Wer Ton ObeKtaof%era& kommt mtd
sprach nehmen mag» indem man von i nach Georgenthal oder 2Vt9t£a«ft will
Ohrdruf r. über den waldigen Schloss- (S. 274), braucht die Strasse nach Ohr-
Jjerg geht, eine altheiduische Kultstätte, druf, Avie schön sie ancb ist, inchtdurch'-
Auf welche ttumuthige Spaziergänge ruh- I weg zu verfolgen, bondem kann auf
ren , und hernach den gegenüberliegen- einem viel näheren Waldwege i von
^eit an Luisenthal („todte Luise'') vor-
über, einer einmaligen SchmelakUtte
anit HochöÜNi, , Hammerwerken nnd
Kohlenma^enlnen, die 1854 in Privet*-
liände übergegangen ist.
Obgleich die Poststrssse ang^enehm
«nd unterhaltend , so kann man doch
4en^«jpelfrerj^ besteigt (^Vs St.), auf des-
tsen Gipfel ein Forsthans steht und eme
Stntduuks abgeheOyfndem er eine SlredM
weit de* wAtat^Uaih» LSwenbaelU'
herrl. Aussicht(lnselsberg, Hörselberg, j thal verfolgt, dann beim „Steigerhaus**
Brocken, KyfThäuser, Ettcrsberg,KickeI- I (Piir«e)ihaus, sUdwestl. vom 2059 F. ho-
bahn, Gleichen etc.) sicbüiYuet. An den heu 2'odtcnkoj)f der von einer hoch ra~
iSiegelberg lehnt sich ein traulich. Wald- genden Klippe eine prächtige Aussicht
i^rund , di^h velchei^ eine chavssirte
Strasse geb^nt ist , die zwischeja dem
<Jhausseehause und, Gräfenhain 1. ab-
5!weigt und zu einer schlichten Bretter-
restauration mit Schiessständen führt
('A St. von der Sudt). Es ist die
^sä^eerernhUJtU mit dem Hartnngsbran'
neo, eine WaUfabrtsstfttte der Olirdra-
fer, von lieblichen Sagen und Märchen
umflüstert. Ans dem waldumrahmten,
^geschlossenen Thalkessel sieht man die
-Stadt wie in einer fernen Zauberlaterne.
Will man nicht auf demselben Wege
snrfickkeiiren, so gebt man 1. durch ein
bietet) die TOn Gbifenbaln nach Piet-
lian führende Straase Überschreitet und
Aber den TodtensUim nach Oeorgenthal
gelangt. Auch kann mnn vom Todtcn-
kopf in südwestl. Kichtung durch den
Bothehachsgraben hinabsteigen , eine
iHldremantis<die, von F^eaklippeB
umstanrte Bchlnelity duroh dia sieb gsoh
lend ein kleines Bächlein dringt. 'Der
Weg (2 St., ohne einOasthaus zu berüh-
ren) ist nicht schwer zu flnden. Auch
könnte man über die Scheerershütte
oder auf einem Wiesenpfade nach Grä-
fotthain (% St.) n. von da nach Geor-
Seitenthal alsbald in den Ohragrund genthal gehen (R. 89). Will man da ^
und kommt unterhalb Luisenthals auf gegen von Stutzhaus nach Tambach
4ie Chaussee. — Hinter Lnisenthal er- (2 St.) , so verfolgt man vom Stoii^er-
liebt sich der 2204 F. hohe Kienher;/, hause die Strasse, die 1. (südwestlich)
"der von Promenadenwegen durchschiän- j nach Dietharz läuft (Seite 27 4 u. E. 39,)
goäit Ist, die schon dem ohrdruferj Das Thal 'wengt siek mehr und
Schlesshaus gegenüber auslaufen und mehr. An die aentveiten €teh5fte von
zu herrlichen Hast- und Aussichtspunk-
ten ^rcut Der langgestreckte, dun*
Stutzhaus reiben sieh die schmueken
Hüuscr dos Borfes Seh Warzwald (640
...... ^le
Kiiiw.), die im STnaragdenen Wiesen-
grund, vom silbersprudelnden FliissclieQ
beoilit vmA Ton dnnkdo Bergwänden
0lMnrMgt» llbeniii» niMad gelagert
•lad. Vornämlich ttberrascfat die
schone Kirche zwischen Stutzhnus und
Schwarzvrald. Weil 1819 in dieser Ge-
gend der letzte Luchs geschossen wurde,
OberiicliönAa: R. 71), läuft aber durch eineik
so pittoieskett, wildromentiBchen Grunii*
daSfi sie nirht geiius empfohlen werden
kniiii. Anfangs heilst dieser Grund der
8l*UihduMtrgruud , dann der * Keragrwii
und suletBt der St«imi§0 Back, Zwisoben
ijcwaldrtcn »iskolossen rauscht das Ohra-
fliuschen. Wo Ȁch der Weg steiler tbal'
aufwärts sieht und die TUsen enger s«-
nennt sieh der dasige Gasthof, wo man ^fZTdeB^BireZllm (auf *lien/ 23^%°
gct bedient wfrds Born Lud». Aach j j,„ben Mü^bergT/d^« ausgehöhlten näu'
▼on Bebwuswald («nd twar vom Bmrg- 5^^,,, „»d des fkmkopf$ (2658 F.) hemr.
becg aas) führen sehr schöne Pilrsch- Auf dem letzteren ein Pürschbaus mit faat
Wege mit herrlichen Femsichten nnf endloser rernsicht. WH! man auf diesem
den mnjestStischen Kienberc. >>o tlass,
wer diese Wege verfolgt, hiä nach Ohr-
dfvfblaab, <äftr ¥<m Obrdraf heimaf
bis aaeh Schwanwald auf den aama-
tiiigsten Spazief^kdeB liehen kann.
Oberhalb Schwarswalds theilt sich
Wege nach Oberholl so vertolgtinan, auf dem
HoehrAdisa desOebhrges aagelaagt (l|8t.)y
die Strasse • die im schroffen Winkel I. ab-
läuft (noch l| St.). Nach Oberschönau und
Schmalkalden: R. 71.
Die gewShnliehste StraSM too
Schwanswald nach Oberhof (2 Stl)
die Strasse in zwei Arme, die beidenach j^.^^ . Engpass in das Thal
Oberhof fßhren. Der 1. abführende „alte , Sn^er^abons nnd steigt zwischen
We^g' schltogelt alÄajrfdÄiJTO^ Hor^ren, die mit
Mirges hta«tidy««lmgtMBitt^^ Nadel waidung besUnden
Strasse, die von Mühlberg über Cra- 1 Immer ttdler empor. Der Onmd
Winkel nach Oberhof läuft (S. 411) Die » ^.^^ ^„ romaotlseher. Hie find
neue Chaussee, vorzugsweise benutzt ^a sdltoen lebendige Hecken vor dött
und ungleich iuteressautcr , bleibt im
Ohrayrniid, der hier ein wahrhaft
eehweiaerlaehes GepriKge anafaaiBit HIa-
ler Sehwarswald, wo dieselbe eiae Ble-
gaag macht, grüsst von ^nem nahen ^j^^^ Mzmm Mgt. Es Ist der
Febkopf eni halb verfallener W nrt- ^^^m (W4 F.). Unteibalb des
tliuriii, <las letzte T, eljerbleibsei einer _^«uAi.- nt^r*.! r
Burg, die iriiher ein Kaubnest, später
elnAmtsslis war, aad alladUig Ter-
fiel. Man kenn den Felekopf leicht ev^
steigen, um suli eines Vteschränktcn,
nher sehr liebliclirii Blickes in den
Ohragrund zu freuen. Gegenüber
(westlich) der Streitberg, der gleichfalls
überraschende Aussichten bietet.
Wer dureh den Ewgmtä neeh Ober-
bof, oder über den Donnersbaug nach Bttin-
^haeh'Htdlenberff will, schlägt hinter j^rhwar«-
wald die neue ObauHsfteeia, welche äa, wo r.
^e Ohra aus elnemSeitentbale herabkommtn.
1. der Silbergraben, den dio Sfra-^si- Tinrh
Oberliof verfolgt, sicli nut llir vereinigt, r.
ab bis 2u derjenigen Strasse (nahe dem
Beanstslg) steh emporsoblueklet , die Ton
Obcrhnf durch den8chmaiwaf<'<«Tgrnnd nach
Tambach führt (8. 271). tiie berührt fast
% 8t. lang kstae msnsebllehe Wehaung (der
erste Ort Jeaselt des Qebirgsr&cksas ist
nahen Abgründen. Nach 1 St. zeigt
sich eine schroffe Felswand , die von
einem Bkt hleia überrieselt ist und eine
Gedenktafel zu Ehren des Obcrforstra-
des Kam-
merbach r., auf dessen Gipfel ein Pärsch-
haus, steht ein SchwcizerhSn«chon an
der Strasse, das mit der tannendufri^c n
Schweizerlandschaft vortrefflich harmo-
nirt.* Seitwirts ablanfende Fossw^ge
beachte man nicht, da keiner So sclilln»
wie die Fshrstrasse. Weiter oben
bricht das Silberwasser m\s waldiger
Schlucht. Nun windrt sIt Ii die Strasse
in scharfen Curven immer schroffer xam
Hochgebirge empor. Da, wo sie sich
in weiten Bogen am den letsten Borg-
kopf zieht, steht r. ein malerisch situir-
tes Chaass^ehaus im Schweizerstyl
(„Schweizerhäus**). In der Nähe ein*
Altan mit überrasclieudem Bliek auf
das obcrhufcr Jagdsehloss. L. ein schö-
ner Bvnnaen, dessen Wasser Termlttolat
eineshydraulischen Widders nach Ober*
hof empor gehoben wird. KIn nlhertFr
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415
MonOBt Ton Ootha nach Georgenthal und Tambacli
466
Fnssweg, der jedoch sehr cmMend,
schncidcf die Strasseaktfimniiiiiip sb*
Oberhof : s. 269
Von Ohrdruf nach Elgersburg«
Die Strasse fuhrt im Eudleich 1. ab,
ftber Crmamktl, F^r^kkenhatik , Gräfen-
rode, "^ffiaeknende , ArMierg. — In
Cra.'/'inhel, emem grossen Dorf von
1250 Ein w , deren viele in denLütschc-
ner (Crnwinkler) St(>inbriichcn lieschäf-
ligt sind (.S. 440), oderHolzwaaren und
nnitlkallsche Instrumente fertigen,
kv6«ct 8i<^ mit dMn «nsrigen derjenige
StrsMensiig, der toh M&blberg »«eil
Oberhof emporsteigt (8. 411). Dm
die Krihwinkler Laienstreiche hltf
keinen Boden haben, braucht wol kaum
erwähnt zn werden — I'rankefiheUu
(620 Einw.), mit vielen Zimmerleuten,
Pttchr und Ki«&niMbit(«B. QcbmrlMrt
d«i btrÜDAr OrgAnistea Rlaf^. Ab-
steeher nach lAlUdu (1 St.)^ and VOtt
da über Dörrborg nach Arlesberg. —
In Oräfinrodt: durchschneidet man die
Strasse von Plaue u&ch Oberhof und
hfti dana eisen sehr angenehmen Weg
aber Qesebwende n. Avlesberg (S. 439 J.
39. Boüte: Von Gk)tlia naeli
' Die Foststrasse Ifiaft Uber Ohrdruf,
(obwol sebon iwiscben SebwebbaiiBen
nnd Ohrdruf ein StrMsenarm 1. über
Hohenkirchen«. Georgenthal flbz\vci<xt),
und von Ohrdruf nach Georgen-
thal (iVfSt.) und Tambach (3 St.).
(Abgang der Post in Gotha Ab. iV^l-'hr,
16 Sgr. ; in Ohrdruf 9 Uhr 10 H., 7
8gr.) über Ghr&f€nh«m (sehtfaes Derf
mit 1050 Einv., das eiä, malerisch
gruppirt, in einem waldigen ThaTkessel
hinzieht) und Nauetido?/ (mit Porzel-
lanfabrik). Es lohnt sich , in Gräfen-
hain an rasten^um das rdsend gelegene
SchieuhauB an beeachen, das Tom nahen
Bergabhange eine weit umfinseiide Aus-
sieht bietet Auch dürfte zu empfehlen
sein, über den bewaldeten Höhenzug
nach Georgenthal zu wandern. Zu die-
sem gehört das Fetrtpaulüiolz , ehema-
liges Eigentbvm des PetersJclosters sn
Erfurt, das Napoleon der Ehrenlegion
schenkte. Darin das Gttnthersloch mit
romantischer Felsenhildnnp:.VornSmlich
aber schlägt man den Weg über den Äfei-
(unterhalb d.Todtenkopfcsl einen ein,
der sjBhr wenigen Punkte ani dem Oe-
birge,^ wo man aogleicb daslnselsbergs-
haus u. den Schneekopfsthurra erblickt.
Will man von Ohrdruf nach Tavi'
bdeh, ohne den TTm%vrp über Georpren-
thal zu machen, so schlägt man in Giä-
fenhain die Strasse ein, die jcnseit des
TiMUenkqpfet kara Tor dem Steiger-
. fleorgenfhal uidü» TambaclL
pürsehhaos v. Stutzhaus-Georgenihaler
Waldweg darehschnitten wird n. r. (1.
zweigt die Chaussee n. Oberschönaa ab)
durch den gebirgigen Hochwald nach
Dietharz führt (S. 4G2). Auf dieser sehr
angenehmenTour ist Tambach v.Ohrdruf
nur 2 St. entfernt. In den alten Keisebü-
chem heisst es, dass auf diesen steilen
Bergena.in diesen engen Orllnden selten
ein menschlicher Fuss wandele, und
dass man f^icb in Amerikfi's Urwälder
versetzt glaubo. Derzeit aber führen
nach uileu Eichtungen wohlgepflegte
Kunststrassen (auch yom Todtenkopf
südlich dem Bennsteig au, B. 71) dareh
die dichtesten Wälder; obwol man aueh
jetzt noch von OrRft iihiiin bis Dietharz,
U2k1 auf der anderen Strasse bis Ober-
scliüiiau (4 St.) keine menschliche Woh-
nung findet. Tambach: S. 275.
Direkter Weg (Chaussfo) von CIa*
tha nach Georgenthal (88t.) darch's
Flachland über Uelleben, Emleben»
Petrirodc , Hohenkircb<»p , Hermhof;
oder über Uelleben , Emieben , das Gut
Wannigsrode, Wipperode und Schönaa
▼or dem Walde — tOu Wannigsrode
darch den Hinbeig ein sehr angeneh-
mer, nicht zu fehlender J*!»««^^^ — ; oder
über Snndhausen, Leina, Cumbach (in
dci NHlie der grosse, 60 Acker haltende
Cumbachcr Teich)^ Ernstrode (wo die
Strasse in die „Waldsaumstrasse^* von
Waltershansen nseb Georgenthal miln-
1
467 ^.^4/.J2Mite»T«&0«tl»ii.T«BFrltttofteat']nfi]iW«ltcr8]iikiu^ 4$%
det) nach SrhSnan. T^ntrrhalb dieses
Dorfes , dessen Eimvohuer (770) meist
Korbflechter und Siebmacher sind, die
ihr« Wuuren bis nach Holland vevtrei-
hea, ist ans dem Leinaflossehen r. der
beiAhmte Leinakanal abgeleitet , der
stall nach Emleben hinzielet, hier den
bei Qeorgentbal ab^oklteten Apfol-
stedtkanal (S. 279) aufnimmt und in
walten KrÜmmuigan nach Gotha fllesst
(8. 19). Er' wird gewSlmliefa knmweg
^dle Leina** genannt, zumal diese bald
(darauf den Namen Hörsei annimmt. ■ —
Auch kann man auf der ohrdrufer
Strasse üb Schwabhausen naeh Hühcu-
kircheu und von hier über Herrnhof
nach Georgenthalfabren. Vom ,,SchwAb-
häiiserkopf ' ein prächtiger Biick in den
Gcorgenthaler Grund und auf die uia-
leriscii^ Gebirgskette. <
Georgen tÜal : s. 279.
Von Gotha nach Tambach, ohne
Ohrdruf und Georgenthäi zu berühren,
über Uelleben, Emleben und Schönau,
hier aber nicht X. (Georgenthal) mnd
nicht r. (Walto? shansen) , sondern auf
der Strasse fort, die swisoben Engelsp
bach und Altenbcrgen, dann anPinster-
bcrgen vorüber (welches r hloiht) und
über "das Neue Haus (Vierptennigshaus)
nach Tambach führt (R. 15).
40« Boute: Ton ftotha nacli WaltershausoB, Boiiiliardsbnuin
und Friedriolirodo.
Gewöhnlich fithrt man mit der £1-
wnbahn nach Fröttstedt (S. 106) und
von Frdttstedt mit der Pferdeeisenbahn
nach Waltershausen (folg Koutp ) , II
Cl. 9, III. CK 7 Sgr. — Ind. -scu ^eht
auch eine direkte Chaussee nach }y\d-
tershauien (2% St.), mithabsehemBlick
anfs Gebirge, fib. Sundhansen, an Leina
vorüber (Gasü ori und über Wahlwin-
kel. Jenseit des letzteren Ortes zweigt
sich 1. die Strasse ab, die, ohneWalters*
hausen zu )>er&hren^ nadi Sckm^/en"
thal, und von hier, in Verbindung mit
der Waltershäuscrstrasse, 1. nacb Bern-
hardsbruwn und Friedrichrode Iftuft.
J^Me naeli Waltersliavsen« 4tfhr Abends,
9 8gr. Pontomnibnt (nur im Sommer) von
Gotha naoh Reinliardsbrunn u. Friedrichr.
(3| St.) HItt. 1% Uhr, 15 tigr.; retour Ab.
7 Uhr. — -M?atom«(frw switohen <2otha,
WaltorAhftuseti uud Friedrlohrode, Bett 1864.
Uebrig. 8. B. 16. 17. 43.
41. Boute: Ton Fröttstedt naoh W&Ltenl
Es handelt sich hier mcbt um das
liott FrmtUdlt iZOO Einw.), das eine
Strecke von der Eisenbahn entfernt
liegt, sondern um die kleine, aber sehr
belebte Bahiüiof mtaiion (mit Restaura-
tion), die vermöge ihrer hoben Lage
den soh&nstenUeberbliek des nordwest-
lichen Gebirgszuges A'om Schienenwege
ans gestattet *}. Die Zweigbahn (S. 106
und 107), die von Fröttstedt nach Wal-
teo'shausen (1 St.) läuft , wurde von
einer Akticngeselibchaft gebaut, die je-
doch 80 nni^nstigo Geschäfte machte,
dass der goth. Staat sich entschliessen
' ) Punovama, gei. von Dr. PoUick
Walt4»r»hau««n.
in
IKUKia
musste , dieselbe m. übernehmen. Da
der Convoi von Pferden gezogen wird^
die in der Regel nicht sehr sehnollläu-
fig .sind, so braucht jeder Zug vonFrött-
stedt nach Waltershausen 50 Min. ; von
Waltershausen nach Fröttstedt dage-
gen , wo der Train den grössten Tbeil
der abfallenden Bahnlinie ohne jedo
Beihilfe zurücklegt, nur 15 Min.
Abgang dnr Züge (uicht ganz oxact,
indem die Bahuzügo von Gotha imd Kiso-
nach abgewartet werden) : Tonn. 7, 10 ;d, 90 ;
Nachm. 12, 8ß; 4; 6, 83; 8, 88: TT Ol. :v TIT.
2 Sgr. I. Cl. gibt es nicht. Die angeuehm-
sfeen Sitze aind im vorderen (oflenen) Coup6.
Waltcrshansen, goth Stadt mit
3660 Kiuw.j eine der Hauptpfortea des
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4
470
Oebirgds, malerisch am buschigen
Fuss den Biirp"b^rf?e*< ijeTagert «, v.
ßcblosse Tenneberg überragt.
Eütenbahnveri^Mdtutg mit St&tlon Fr Ott-
stedt, in der JUcbtmiK B.<iol|Mk: Morg. 6» 34 ;
8, 1 ; Mitt. 18 Ii , N;u-!im. 5, IP; Ab. 7, 21;
In der Richtung nacli Eiaenach : Morg. 6,
34; 8, 1; MItt. 12 U., Nachm. 4, 29; 5, 46.
n. Cl. », m. 2 Sgr.
PoH (Bahnhof): über Reinhardsbrnnn
nach Friedrichrodo 1 M. in &0 Via. Ab.
5 führ S5 M., 6 Sgr.; nach Brotterode 9} M.
in 8 8t. 96 H. XU derselben Zeit, IRJ S : ;
nach Schmalkalden SJM. in 3 St. 40 M., zu
deraolb. Zeit, 22^ Sgr.; nach Gotha 1} M.
in 1| St., fr. 9f ü., 9 1^. — Omn^im nuch
Reinhardsbr. u. Friedrichr. Vorm. 10 u. Ab.
7 ülir, im Anschliiss an die Eisenbaliiizfigc.
Entfernungen: Relnhardabrunu 1, T«bar7,
l,€k>tba8,Itt9etoh«TgMtnh1a4, KlaenaeliSSr.
OaHhöfe: Zur EifenhaJoi (Bahnhof am
nordwestl. Endo di;r Stadt mit Posth.'^l-
terei), 9 Loglrz. mit 30 Bottou h 10 8gr ,
Bedienung 4 fl^r*f Mahlzeit su Jeder Sfunde
und au Terechledencn Preiseo. — Thür.
TTof, ntn Markt. — ■ Re<t>tnrniionen: Bahnhof;
Rathttkeller ; A. Bacli ; nu'Lre vom Bahnliof
\ St. entfernte Feleenkeller mit ScIiAnk-
wlrthschafton, iiamentlicli der *Clir. Ort-
m»nnsche, am nördlichen Fusso des Burg-
berges mit tranlichen FelBennfRchen , der
*Fh. Ortmannsche, ebenfalls am liurgbcrge,
n1)prliM!l) dos Zt'Ughan*Jo-i mit liorrlit^ifr
Ferusicbt, der '^SchlunUtx lie au der Stra^äe
naeh Tahars (am Ziegenherg). Ausserdem
die Bierwirthschafteii T. Tt. Schlund vor'm
Klausthor, Cbrf Ortmann an der Sfras.se,
und Ferd. Schlund uufera des Marktes.
Fuhrwerk im Bahnhof, 28p. pro Tag r>
TMr. mit Chaussee- und Trinkgeld, und
bei den Gcschirrhalt/ern Ortlrpp u. Seifahrt.—
FüJtrer-Slation (S. 89)^ pro Stuude 3 Sgr.
Buclkdroeherei (mit Wochenblatt, wü-
«hentl. Xroal); Geworbebank nach Schulze -
Pelitzsch's System; Turnv^^rrin mit Feuer-
wehr; uniformUte Commuuaigaiae etc.
ItidtulrUt sehr lohiranghaft In Splel-
waaren, Fleischwaaxen und Bierbrauerei.
W. Kestner versendet, unter der Firma sei-
nes 1853 verstorbenen Taters J. D. Kestner
een., der suer«t (seit 1815) diesen Industrie-
zweig zur Blfithe brachte, Jährlich über
sooCufn. geräucherte Fleischwaaren, haopt-
aacbllch Servolatwurst. (gewöhnlich m^<o*
theische Wurst" genannt) bis naeh England,
Frankreich, Amerika, Australien. — Einen
noch viel bedoutendereu Industriezweig
^rfiodote 1816 der Kaufmann J. l>au. Kest-
ner Jtttt. , der anfiingfl mit Paplarmachi-
Schiefertafeln hausirte und dies klein© Ge-
schäft allmälig derart vergrösserte und
ausbreitete, dass «eine Pappen-, Splelwaa-
ren- u. Hemdknöpfcheufabrik eine dfr re-
nommlrtofton in Deutschland wurde, die
viele hundert Menschen beschäftigt und
mit den eiMfemtesten Xitedern im H«id«le>>
Verbindung steht. 3Ian wird in den Fa-
briksalen gern lieramgeführt. Gegenwärtig
aber haben sich noch 5 andere derartige Fa-
briken in W. etablirt, die ihre Agenturen
bis nach Afrika, Ost un I ■^V>■-^tindien vr>r-
(^cäuhubeu haben, so dass der £xport der
dasigen Splelwaaren Jfihrl. 9—900,000 Tbl«*,
umsetzt, u. lediglicli in der Stadt selbst 800
Arbeiter beschäftigt werden. — Thür.Mar-
morwaaren von Korb, Stiefel u. Heibig (Mar-
mordreherei an der Sirasse nach Ibenhain).
— Muhlbaumt'later (Gebr. T>ebeH) weit rc-
stu:lit. — Treffliche Tasteninstrumente von
(Jalitfe. >— Einen eigeulhümlicheu Handel
mit BompCftffsn und Kanariem^eta, die
zu Icünstlichem Gesänge abgerichtet wer-
den, betreibt Chr. Kirchner direkt nach
Eusslaud und Amerika, wohin er selbst
mit einer grossen Aniahl gelftUter Vofle)-
käflge gi'ht. Dieser Industriezweig ward
bereits im vorigen Jahrb. von G. Tbym ge-
giündet, der mit seinen abgerichteten Vö-
geln nach Kngland zog, diese dort ver-
kaufte und dafür brasilianische Vögel,
Affen und dergl. suröckbraobte. Dessen
Brnder, der 8cbuhm«cber Ohr. Tliym, aoU
in einem amerikanischen Urwalde, als er
beim Vogelfang ein deutsches Lied sang,
mit Alex, von Humboldt zusammen getrof-
fen sein. — ZiemBeh starke Lederfa1n4ha>
tlon (Dampflohmühle). — Fal»rik vm Spri-
tzenschläueben und Fenereimeni (Schafft).
— Uopfeubau und Bieueuzuclit von Chr-
Ortnann. — Keae Kaschinenwerkstätte.
Die Ge$ch!rhte der Stadt identiflcirt
sich grös?itenthoil8 mit der Geschichte des
Schlosses Tonneberg (8. unten) und hat
keine besonders berrorragende Momente.
— Literar. CcUhritäte7i, die aus W. bonror-
gegnngen: der Arcbäolog A. H. F. von _
Scblichtegroll (geb. 1765), der OmlfbolOg
J. M. Beehstoin (geb. 1757); der Theolog
L. A. Credner (geb. 17;>7) , David TT^'mpol,
der »aob vielen Kreuz- u. Qnonsijgen Mu-
sikdirektor beim Pascha ▼. Aegypten wurde
(t 1848). Auch lebton hier die Dichter Fr.
HöMerlin undL.8torcb, sowie derSupwiat.
A. Jacubi.
Sehenswürdigkeiten. Dem Bahnhof
gegenüber der Keitnwieke Cßartm mit
Dr. Polack, Chronik der Stadt Wal-
tershansen, 1854.
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471
472
Blnmen umduftetem Pn^nioTT , einem
kleinen See, u. schönen Landschaftsbil-
tlern; dem Fremdenbesucho gern ge-
öffnet. Am Eingange der Stadt r. ein
AiMtiluHis der Keatnetacben Piq^pea-
fiONrik (dM 80«. „GarteBluuis'*) . »'i^
Niederlage fertiger Waaren. — Die
Marhtkirehej 1723 in eigenthümlicheni,
amphitheatralischem Style erbaut, mit
tretVlich gemaltem Plafond u. einer vor-
«süglichen Orgel (von Diost) nüt 3 Cla-
viatnm u. «ugcieieliiieteD Stimmen,
die 9000 Thlr gekostet. Der alte
Thurm -wurde im Februar 180ß von
cinorn Blitzstrahl entzündet, ist aber
stattlicher wieder aufgebaut worden.
AttS seiner Laterne «Ine echlSne Perspec-
tiye. — Die neue BihrgertchidB , unfern
der Kirche f vortrefflich eingerichtet
und mit schönen Sammlungen , koelete
18,000 Thlr.
Vor Allem wenden wir uns dem
♦Teimebergf zu. Am Fusse des Burg-
berges 1. die alte Kemnade, ursprünglich
ein fester Bittersitz u. den Burgmannen
des fdrstlichenSchlossesalsBesoldungs-
stäck überwiesen. Sie wurde wahr-
scheinlich zu Knde des 14. Jahrh. er-
baut, nachdem das Burggut der Herren
T. Laucha n. Teutleben, welche im ehe-
maligen Sdiloss Tmneb^Burgdienste
hatten, vom Landgrafen Balthasar in das
jetzige Schloss umgewandelt worden
(1392). Nachdem sie durch mehre
Hände gegangen, kaufte sie der Kandi-
dat J. M. Bechstein u. legte darin eine
Forstschule an (1796). Da jedoch der
Staat dem erfreulich aufblfihenden In-
stitut mehr hinderlich, als förderlich
war, so nahm B. den Ruf des Herzogs
X. Meinin^en an, der ihn zum Forstrath
ernannt hatte, u. verlegte dasselbe 1801
nadi Dreisrigacker. Jetst ist dte alte
Kemnate au einer Spielwaarenfabrik
(wislicenus) umgewandelt. — Ein an-
deres in seiner Art sclteiios u intpro?-
santes Gebäude, einige Ii undert Schritte
aufwärts, ist das 1G13 vom Herzog Joh.
Casimir von Coburg erbaute Jagdzeug-
hoM» (Wohnung des Farsters) mit allem
möglichen „Zeug*^ zur sogen, eingestell*-
ten Jagd u. alten sehenswerthen Jagd-
geräthen. Rechts aufwärts zum
Schloss Tenneberg, 1392 erbaut (ob-
gleich der Name schon 1039 vorkommt j
und gegenwirtig Sita des Laadraths-,
Jastlz- n/Bentemtea.
Dasaieetandgrilllohe Palatium, ilaj vei-
fer hinten stand, «tammte mutfamasstieh.
von »len thür. Markprnfen aus dem Hatitve
Weiniar-OrlainüuUe , die das Schloss «iauuuc
WalterahaowB den Herren von Hüblberg
übergabou; pbwol man gewöhTilich an-
nimmt, (fans die Burg zugleich mJtWalters-
liauHcu (Bcildcrichshauseu) vom thür. König
Balderleit erbaut worden sei (518), Iiaudgr.
Ludwig III., der Sie 117G erwarb, verorbto
Hie auf seiue Nachkommen, die sie heute
noch, obwol auf eine andere Stelle veiiegt,
in Betits baboD. Sar R««fdeni diente Ten«
neberg dem Sohne des Laudgr. Horniauu
1.» Konrad, uackmaligem Uocbmeister drs
deutschen Ordens (1230), dem mit Kuni-
gunde vou Elbenberg ersengten Sobne Al>
brechts des Unartigen, gew. Apitz genannt
(S. 65), von 1290—1306, sowie dem unglück-
licken Hersog Job. Friedrich dem Mittleren,
aU nach dem Sobmalk. Krieg der Grim-
mensteiii theilwei;**' ?rer.stört worden. Spä-
ter wurde iUaii der da^ige Aufenthalt ver-
leidet dareb die hier In Haft gebrachte
Kammerfrau der Königin Anna von Cleyo
(geschiedener Gemahlin UeinrlcLs VIII.
von England), die ihm vorge^h windelt
hatte, sie sei die todtgegiaubte Könlgtn
selbst, nnd zur Strafe wegen dieser Mysti-
fikation bis zu ilireni Tode Im Gefängnis»
schmachten niusute. Daher die Sage von
der „weitten Dune," die atif Tenne-
bfirg umgebe , und von der gelieimnissvol-
ien Gräfin, die hier vermauert worden.
Auch Herzog Ernst der Fromme residirtc
auf Tenneberg, bis der Bau des Frieden-
steins in Gotha YoUendot war. Herzog
Friedrich II. lies» das Schloss im Zopfdt^l
restauriren.
Gegenwärtig ist jede Spur des fürst-
lichen Glanzes verschwunden. Um so
8cb5ner ist der Blick aus den Fenstern
des dden Schlosses und vom langen,
mitPromenadenwegen durehsdinlttenen
KniriTn des Burgberges (1324 F.), des-
sen PHiinzenr^'ichthum von den Botani-
kern hoch gerühmt wird. Die Kund-
schau ist eine der lieblichsten, die es In
Thüringen gibt: nacb SW. das Gebirge
mit dem Königsbaupt des nahen Insels-
berges, nach W. u. N. das offene Xiaad
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473 42. Jionte : YoA Waitersliausen Back üeinliardsbniiUL. 474
mH d«i SNMUn Waltenliftamt B&Oin,
Erfurt, «. am fWnisteii HorisMit das Ne-
belhanpt des Brocken. — Vom Barg»
horp schlängelt sich nncli Siideu ein
srliiitti^xer Pfad direkt nach Keinhards-
brujiii (*/, St.), u. ein anderer (R. 44)
wwUlekiMekKlalntalMnCVaSt.). Zwl-
schon beMen die/buttere Ttmu **
(157S F.), Berg mit Teilender Aussieht.
Dem BiTr^rlx^ror gegenüber (uord-
westlj<*h) (I- r /irgenherg (1253 F.), der
gleichfalls Spaziergänge mit schönen
Anssiehtspnnkten bietet.
42. Bonte: Von WaltersliaiiBeiL naob Reinbardsbnum (1 St).
Wir würden rathen, don kürzeren
FuBSWeg Tom Tenneberg nach IL ein-
■«SchlageD, oder aoeh die nibere Fahr*
Strasse, die sich von Waliershansen
hinter Sehnepfenthnl w{»r» 'zieht, wenn
wir nicht diese weltberühmte Ei*zie-
hungsanstalt besuchen wollten. Es füh-
ren S ehanssirte Wege dsJiin , entweder
direkt von der Stadt ans am Qeifaen-
berg hin (Va St.), oder aus der Stadt
nac h Ibenhain , oder vom TiHhnliof über
Ibenhain (' ^ St.). Hier kaufte der be-
rühmte Pädagog und Tnmvater Gnts-
mnths, Lehrer in Schnepfenthal, ein
Lendg&tchen, auf dem er 1S89 starb.
Am ITausc eine Gedenktafel mit der
Inschrift: ,,lIior wohnte J. Chr. Fr.
OntsmTiths, der Begründer der deiitschen
Tttrnkunst. Gestiftet von deutschen
Turnern am 9. Juli 18G1."
^Sehnepfenthal^ vordwestl. vom
nahen Dorfe Rödichen, anfeinem Hügel,
der in wohlgepflegtem Baumschmücke
prangt, aus welchem die stattlichen Ge-
binde mit ihrem spitren ^nrme ein-
ladend hervurleuchtcn.
Der unvergessUcbe Olir. O. Salzmaon,
dar bis daUn BaMdowsoben PbOantro-
pin BU Dessau Ih&tig gewesen, kaufte das
Oekonnmiogut SclmfpfenfTiRl , da» früher
dem Kloster Raiuhanlsbruiin gehört Imtto
UDd dann In Prlvatliiod« ftbergegangen
■u'nr, nn<\ fnhrtf' iiTifr-rTi fk'HH<>n»on die er-
sten Gobaivlo nnf (1785), worin er j«»ne Er-
ziehungsanstalt gründete, die, nach Posta-
1ead*aeben Grandsits^a geleitet, bald einen
80 glänzenden Biif ^rlnfigte, dass die reich-
sten und TomehiiiHtt'u Ge«chlecbter aus
lkst allen Beleben Buropa*i nnd sefbst ans
ttbeneelsetten liändern ihre Kinder dorsol-
hf'Ti anvertrftiit<^n. Noch blulit dioao An-
neuer Zögliugo häufig nicht beri^cksichtigt
werden können, weil deren Zahl auf SO
fesfc:o^<trlU \A. Pen^Iousprold haltijährlich
82 Frieüricbsd'or pracn. Ausserdem iFrie-
dricbsd*or Bintrittsgeld, nnd Ar Kebenane*
gaben halbjährlich 80 bis 40 Tbir. Die
TjphrBr bilden mit den Prlifilcrn f'n»*» j^rosse,
glückliche Familie. Hau muM daa mun-
tsf« Tftik^Mt sebiB, wia «• tiidi eelaaa
iebarladirothen Jacken lebensfriscb ton-
meU, oder mit den Lohrern weitere An»-
tlnge macht, um ku begreifen , welche lär-
ziebnngsresaltate hier «raielt werden nad
mit welcher Pietät df«« Schüler, deren viele
berühmte Männer geworden, lebenslang an
ScfauepfeuUial hängen. Öu lange dt« Au-
■tett besteht, Ist noeb kein «laiiger
ling in derselben goätorben. Der fromme
nnd fröhliche Geist dos ehrwürdigou 8ah(-
mann, der 1811 aus dem Leben schied, hat
sich bis snia heutigen Tag In seiner Stif-
tung lebendig erhulten. Die Lehrer, die
in Sehnepfeathal wirki^en imd wirken, ha-
ben sieh snm grossen Thell aoch aniser>
halb -der Grenzen ihres niehstaa Berufes
«»in^Mi ehrenvollen Namen erworben, r. B.
AiKirS, Ausfeld, Dechstein, Blanche, Girtan-
ner, Olata, Ontsmutbs, Ob. T. Lena, BeU
chard, Belu, Ritter, Weissenborn etc. Ton
denjenigen, welche noch jotzt in Thätigkeit,
sind vor allen der berühmte Naturforscher
BL O. Lern «. der Kryptogamenkenner Btoe
BU nennen. Naclidom ,,Vftter Salzmann"
gestorben — suin BchÜchtes Grab ist mit
einem HoUunderstrauche bepflanzt — , über«
nahm dessen Sohn Karl, der als ahrwAr»
digpr r!ri^i'< norh jetzt in lebt, die
Leitung d08,InatiTutos, bis er sie 1847 in die
Hände des gegenwärtigen INrektors, des
Schulrathes W. Ausfeld (Salzmnnns Enkel)
niederlegte, welcher daran festhält, Annn
Beligiosität und Humanität, verbunden mit
tielseitig gebildeter ttebens* nnd Berufs-
thätigkcit und ungehemmter KÖrperent-
winkchmg, die ^Jrnndpfeiler der Erziehung
atalt, immer mehr erweitert, in gesegneter! sind. Die Gebäudlit üeren innere Ifinrlch-
so dass die AamaldaDfen | trag fem geesigt wird, haben atiaiiUf
Digitizeu Lj
475 43, Aiä, B&nU: Ym Waltefik. n. 6eorgeiit]i., TftlHuri n« a. Inselsb. 476
einen soTcben Umfang erhalten , das« sie,
ausüer den Wo}iDZ«Uea , Uiiterrichtaftim-
mern und Schlafs&Ien» einen Betsaal, einen
Speisesaal, einen Musik- tind TanzsaJil, elu
Naturalionkabinet, finc Bibliothek, ♦•iiio
Buchtiandluog, eine Aeitbahn otc. uinlas-
een nnd von wohlgepllegten Girten umge-
ben eind.
Hat mnn sich ans den Fenstern der
Anstellt der eben so weiten, als schönen
Aussicht Erfreut, so besucht umn wo\
auch die nahe Sar(h, ein von Laub- n.
Nadelhols nrngebenesHügelgelfinde, wo
sich die Grahstfttten Schnepfenthals be-
finden. Hier ruht nnter einfachem,
mit Immortellcnkränzoii geschmückten
Steuie Vater Salzmann, ihm zur Linken
sein treuer Freund Gutsmuths. Nahe
dabei der Turnptatz, tob welohem
Gutsmuths erzlihlt: ,Jm J. 1785ffihrte
mich Snizmnnn auf einen hübschen
PJatz, mit den Worten : ,,Hier ist unsere
(Gymnastik." Dieser erste deufscTic
'i unipluLz, am iüiude eines Kicheuwaid-
chens, iatdiePflanxstfttte aller ihaliehen
Anstalten geworden, so dass J. P. Fr.
Kichter den Rath gibt, „um jedes TTaus
ein kleines gymnastisches Schnepfenthal
zu bauen "
Yoii Srhiiepfenthal nach Bein-
harÜMbruiin^ (V^ St.) abermals 2
Strassen, entweder y.ur Linken, oder zur
Rechten des von silberhellen Teichen
durchhlitzten nnd von dunkeln Tannen
n. Fichten umrahmten Wiesengrundes,
in welchem eine neue stattliche JföA^^e
stellt, die während des Sommers von
fremden Gästen als Miethlolui.1 benutzt
wird. IMe gewöhnUeke Fahrstrasse, lif e
yer den «rsten HlEasern BSdichens
rechts aUfiuft, berührt vor dem rein-
hardsbrunner Gasthof die schöne Stelle,
d< rru wir S. 295 gedachten. Am
nahen Vorberg Unks ein Leichenstein,
unter welchem ein Vater ruht, der
vom Tod ttbernscht wurde, als er am
Hocbzeitsfeste seines Sohnes mit der
Braut den ersten Reigen tanzte. Die
andere Strasse mündet rrleichfalls vor
dem Gasthof, verzweigt sich aber zuvor
r. ab in den Tabarzergrund.
Reinhardsbrnnn: S. 293.
Flora von Behnepfenthal mul Waltert-
hausen : Anemnne flylvestrls. Antherictini
LiUago. Antirrhiuum Orontimn. Atropa
BeUadonna. >- Cafox hnmitte. Oentaurea
montana ( i phetanthera nibra. CoronJile
montana. Ervum gracfle. Fcstuca Itromol»
des. — Ilelleborus viridis. — Inäsibirica.
Lathyrus Mnuttts. ~ LUinm butbiftrnin.
liiuaria arveusis. — Neottia Nidiis avis. —
Orclüs coriophora. O. fusca. 0. militari».
(). palleos. Ophrjrs muscifera. Orobancho
Galtt Jhthj, ^ Poa endettea. — Bananonhui
Lingua. Rosa gallica. K. pnmila. — Sene-
biera didynui. Sesleria (vernloa. — Yicia
pi»ifurmi8. — Zanuichellia palustris. Z. po-
dicoUata. Z. pednncolata.
43. Route: Von Waltersliauseu nacli Georgentlial.
Der inturettsauteste Weg über Hein-
AorMrtm», fVIetbieftrod« n. AJUnAergen <Katt-
•IplrTber), n.St., S. 878. — Näher die „Wald-
!«aumstra886^* : von Schnepfenthal geradeani
durch Bäuchen (während die Strasse nach
Beinhardabmna r. ablinft), dareh
wolühabende, reinliche Dorf Ernstrode (QBO
Sinw.) u. dnrcb fidtöiaau „vor dem Walde«*
(S. 466), M-o n&i-dl. die Str&sse nach Qotba,
südlich na( h Tambach nnd geradeaus naeb
GeorgenthU fuhrt.
44. Route: Von Waltershauseu nach Tabarz und auf den
Inselsberg.
Die Chaussee von Wnltcrshnusen
n&vh Kleintaharz (1 St ) beschreibt einen
rechten Winkel über Langenhain am
Lanchabaidi , wo nnfem des Dorfes ein
grosses Gebäude ins Agge ilKllt, weldies
äiedem eine Baomwollenspüinerei, seit
1831 aber ein Land-Armen- n Arbeits-
haus. Die Gegend ist sehr lieblich, n.
wird immer reizender, je näher man
dem Gebirge kommt. — Noch schöner,
als die Fahrstnase, ist derFnssweg
nach Kleintabm (% St.), welcher^ deM
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477 4k Mtmte: Y. WiUtntaiii«iod,fielii]iBari9lir«tis h. Thai od. RakUk 478
Ortmnnn sehen Hopfenberp pcgenübcr, '
1. von <ler Chaussee nbhiuft u an einem
Kiefer wäldcheu hinab, datin an den Ot-
terbachstelcben voxtbor flUirt, u. Tom
Höhepunkt de» nUderen Bergsages ^
ao wonnevoUes Gemälde des Tabarzer-
grun (hs in seiner reizendsten Ornppi-
rung vor den überraschter Blicken auf-
rollt, dass Niemand yersaunien sollte,
dieses über alle Beschreibnng erhabene
KfttnrblUI tM9 den ThOriogerwalde mit-
maehmen (S. 303).
• In Kleilltabarz ladet ein vielbe-
suchter Gasthof zur Rast n Erquickunp
ein. Es ist das weitrenoHiuiirte *Jagd-
hau9, das schon 1562 erbaut und sonst
als berrselialtlichea JugdseogliaBs be*
iilitit wurde. Der frühere Besitzer,
Beinhardt, braute in dieser Gegend das
erste Lagerbier (1824). Jenen Stern
aber setzen wir dem ,,Jap:dhaus** nicht
blos wegen dieses immerhin anzuerken-
nenden Verdienstes, oder wegen der
ktefUdieQ Sieinforelleo n. der gewfin-
reichen WaMbatter, die stets hier zu
haben, soTuIern wegen der prächtijrt'u
Lage des Hauses u. der reizenden Aus-
sicht in den wunderschönen Thaikessel,
an dassen ndrdlieher Pforte es stebt.
Bie aebattigen BXwne, die Tor den
Gasthof 7n einer freundlichen Anlage
gruppirt sind, bihlen einen Speisesaal,
wie ihn das glänzendste Hotel nicht
aufweisen kann. FVihrerstation (S. 88).
Die Fabrstrasse auf den InteMerf
(2 St.) über das nahgelegene Dorf Ä«»
harz (S. 303). Wollte man hier einen
Abstcc'Iier n^achen — 'besonders Denrn
zu emptehleu, die von Kabarz nach
Winterstein gehen — so könnte man
die St. sfidwestlicli entfernten WM*
löcher besuchen, die sich in den Httbel«-
berg Schluchten. Steile Felswände mit
wunderlich gestalteten Porphyrsäulen
haben eine Khift gebildet, aus welcher
vereinzelte Fichten, wie versunken bei
einem Avfimfar der Elemente, emporra-
gen. — Wer jedoeb sn Fuss geht, wird
den Weg über das anpenzende GrosS'
tahf't': einschlagen, um bei der neu er-
bauten Badeanstalt des Dr. A'unt» (Pen-
sion), unweit des Schiesshauses, durch
den iMucha^rund zu wandern (B. 804).
— Uebrigens i>t der Weg von OotiMI
auf den IiiMisberg (6 St.) nicht Tie!
weiter, wenn man, statt über Walters-
hausen u. Tabarz, über Reinhardsbrunn
fährt; und selbst von Waltershausen
wird dieser Weg bSnüg eingeseblagen
(S. 808).
45. Hoate: Von Waltersliauseii oder Keinliardsliruiiii (S. 197)
nach Tlial (3 St.) oder Ruhla (4 St.),
Fuss) zu besuchen. Man geht 1. ab,
anfangs auf einem Fahrweg, dann (wie-
der i) auf einem Fosssteig^ der in V4
St. sanft empor zum Gipfel (1T13 F.)
der glganteskenPorphyrmnssc führt, die
200 F. hoch prall u. steil aus dem Thale
auisLcigt. Eine steinerne Brustwehr,
welebe die Natur um deik gewaltigen
Fetsenkoloss gebaut, verstattet einen
schwindelnden Blick in den grausigen
Waldirrnnd, welcher den einsamen Fii*??
des Steingebildcs umzieht, u. weit iiin-
aus Über dunkle Berge und heimliche
ThSler. Steigt man auf dem früheren
Pfad wieder hinab, so kann man auf
der ,, Wein Strasse" bis an den Fuss der
kolossalen Felswand gehen, die an der
1 westlichen Seite versteinertem Hölze
Kino sehr schöne Strasse, die Fort-
Setsung der „Waldsanmstrasse*^ (von
Osforgenthal nach Waltersh.), fuhrt zu-
erst nach Langenhain (S. 476), springt
aber in dpr N;ibp des Landarmonhauses
von der tJhanssce nach Tabarz r. ab, u.
läuft nach Schwarzhausen (l'/a
Waltei9h.). Zwischen Langenh. und
Schwarah. gehen abermals 2 Strassen
1 ab , zuerst nach Kabarz, dann nach
W'iiiterstein. Von ^rhirarzhausen , einem
traulich im schönen Emsethal gel. ti^n
goth. Dorfe mit 690 E,, die sich von
Korbflecbten, Besenbinden, Handel mit
]>roguen u. Watdbeeren etc. nähren, in
V4 St. nach 8<^€f^€Uih (vmlgo Schmer-
wig). Von hier aus am bcquem.stcn der
nur V« St. entfernte ^Heisengteiu (zu
üigui/eü by GÖSgle
479 4^. Mcnte: Y. Waltenduivsen od.B«i]üiar«bi1iramft. TM od. Btiila« 480
ähnlit'h sieht. In der Nahe tindet man
Achat- oder Porphyrkugelu, sowie Band-
oder Jaspisporphyr. Die Waldstrasse,
weleba 1. dnrdi die Berge führt, bringt
in V« St. nach 7r»«tor«tei». Dem Mei-
senstein südwestlich gegenüber (Y^ St.)
der ^hrstein, ein ähnlicher Porphyr-
koloss in der „Finsteren Kammer/' von
TodUiegendem umgeben ; während nicht
weit deTon» in der ,fEliemen Kammer^'
(OerlakMnmer)^ Giimmersdiiefer steht.
TJebrigens kann man auch von Schmfir-
hach direkt nach gehen, u. zwar
auf dem ,,Jüngliugsweg" über,,8torch'9
Aussicht," „Königs Pürschhaus" u. den
Benterberg, dessen Holinng abgetrie-
ben. — Wir wenden nns jedoch , falls
wir nicht auf einem näheren Fusspfad,
— ohne uns durch die kleinon Seiten-
thäler, die r. und 1. einmünden, irre
machen zu lassen — das Thalbächlein
▼erfolgen wollen ^ des sam Dorfe Thel
hinebflieest (1 St.), neeh S^merbaek
surück, setzen unserai aef der
Hochknnte des krÄuter-u. Sagenreichen
Warthertje» (1711 F.) fort, der aus der
Ferne wie ein Sarg aussieht, u. ireueu
uns des Bliehes , der enf das Dorf iSSee*
hatth hinabeohweift, dessen |ang ge*
streckte Häuserreihe sich traulich an
den Fuss des Berges anschmiegt. Hier,
in Seebnch. lebte im vorigen Jahrb. ein
vielberühmter Wundermann , Johannes
Dicel (t 1768), der sieh ohne aUe SehM-
Mldung Tom Betteljungen anm fürst*
liehen Ifedieus aufschwang u. von den
Ersparnissen seiner Kunst Kirche, Pfar-
rei u. Schule f'rbaiitc u dotirte. Eine
Votivtafel am Kiugang des freundlichen
Kirchleins, das man dentUeh sehen
kann, gedenkt seiner Verdienste.*) Die
officincAlen Kräuter, die namentlich auf
dem grossen Wart- oder Marktberge
wachsen u. von den armen Leuten ge-
sammelt werden , begünstigen die An-
wendung derVollisheilkunst, die in die-
*•) H. Schwerdt, Der Wnndordoctor Job,
DIeei in Seebac>i. Kin «vlMalieliea Leb«nt-
blld. Lttipsig IMO.
ser Gegend von jeher stark betrieben
wurde. Aber der Wartberg, dessen
Gipfel Ton einen weit sichtbaren Dolo-
mitfelsenkamni gekrSnt ist, wihrend
ringsum dichter Laubwald wie ein grü-
ner Mantel ihn umfängt, soll auch reich
an edlen Schätzen sein, so dass in irüho-
ren Zeiten die gebeimnissvoUeu Vene-
tianer (Walen) ihn nach allen Selten
durehstSberten n. Torainilieh dem ver*
meintlichen Goldsande nadicringen, der
in einer kleinen Tropfsteinhöhle — dem
BacJcqfenlork — am steilen Westab-
hange des Berges zu finden. Wer gern
in Seebach sein möchte, geht von
Sehmerbadi in Vt St. hinab u. wandert
dann s« Fuss an den „TeufelslSchem^
(unergründlichen, meist mit Wasser ge>
füllton Erdfällen, au«s einer nllmäligeu
Aullösung von Gypslagera entstanden)
vorüber nach Thal (y^ St.), oder r. über
Hncheiode. nnd Farnroda nach Wi^a
(1% St).
Der Weg wird immer reiaender, bier
von überschattenden Buc!»cn nmdüstert,
dort um eine schroffe Felswand biegend
und endlich am Ufer des murmelnden
Baehes sich hinaiehend, bis, fast naer*
wartet, die eniten ThalbüMeff nnd die
Scharfenborgswarte ymv die BUclce tre*
ten CR. 46).
Von Thal nach Ruhla (^St.; liaks,
^lach Wutha (1 St.) rechts: B. 46.
Ilebrigens bsnntit man von Wal«
tersliavgeii naeh Buhla gewohaiicih
die Eisenbahn über Fr9ttHedt
Wutha (S. 1(^7); kann aber auch , wie
oben angegeben, von Schmerbacli über
den Meisenstein auf einem Waldweg
(„Weinstrasse**) durch die Oerlakam-
mer (1. das Haidektfpfehen) oder aof
dem sog. JüngUngsweg über Ludwig
Storch's Aussicht u. ,,Königsh&uschen"
direkt nach Ruhla gehen (IV2 St.), oder
zwischeu Langenhain u. Scliwarzhausen
linksab über WüUerd^^n auf einem
weiten, aber interessanten ^mweg da-
bin fahren (R. 47).
Von Eeinhardsbrunn nach Ruhla,
wie S. 494 angegeben, nur umgekehrt.
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4dl
46, Baute s Von Wutha nacli Kuhla,
482
46. Iloute: Von Wutha naob fioUa (iV* dt.)«
Die Anhaltesteile der Thür. Eisen-
bahn unfern des Weilers Wutha —
«wischen FrSttstedt n. Bisenaeh — (S.
107) ist der gewöhnliche Stationspunkt
für Diejenigen, welche Ruhla besuchen
wollen. Deshalb geht von hier taglic-h
zweimal (Morp^ens 10 u. Abends 7 Uhr
25 Min.) ein Postwagen, jedoch ohne
Beidbaisen, naeh Ruhla ab.
Da wir aber dem Bdn^ttrpe so nahe sind,
der iu mannigfachor Hinsicht einer grösse-
ren Beachtung werth ist , als ihm bisher
von den Touristen zn Theil geworden, und
die M^enasgrotte** (Hdrselioch) benteotage
fastauf allen Theatern („Tannliäuser") spielt :
so wollen wir Thüringens sagenreithstcn
Berg um so lieber jetzt schuu iutt Auge
fasMD, als «Hell «tor Weg w» SüUa auf dem
Bdndberg Aber Wutha Ohrt.
Nehenrotite: Von Wutha auf den Hor-
Helberg. Der sctiarf gekrümmte Berg-
kamm, der sich von Sättelstedt bis Fisch*
baeb (bei Elsenach) auf der rechten Seite
des lieMirhen Hörselthales fast 3 St. lang
hinzieht, liegt Tor Augen. £s handelt sich
also nur dämm, den beqnenuten Weg an-
nngeben, derauf die höchste Zinne de.s kahlen
Mn^rholkalkhcro;..? fW96 F.) führt. Denn
awei tiefere £iuöchuitte scheiden den nach
Süden Jäh absebössigen HSbensng in den
„Grossen Hörseiherg" (mit dem Hörsclloch)
bei Sättelstedt, in den „KletTien", dem
Dorfe Eichrodt gegenüber, und iu den Pe-
tertberg, der eich bfa in die NShe von Bl-
senach erstreckt. Unser Ziel ist auf den
flronnen Hörsdherg gerichtet, der sich mit
seiner scharfen Kaute und seiuer charak-
terfatisehen Koppe wie eine schräge Haner«
von Wasserrinneu durchfurcht und liio tincl
da mit spärlichem Gebüsch bedeckt, empor
gipfelt. Man geht zu diesem Behufe auf
der «isvnaeh-gothaer Chanaeto , die an Wu-
tha vorüber führt, bif 7.nm Dorfe Schönau
(I 8t.)f wo jiii (Ia8igeu Pfarrhause der Dich-
ter Vr. MosenguJl geb. wurde, kreuzt hier
die Blaenbahn und wendet lich den male-
risch zerstreuten Hänsern ,,Am Kahtenherye"
zu. Durch eins dieser Gehöfte, den „Za-
pfongmnd*S blndureh und am Jesusbmn-
nen vorbei, besteigt man nun den tebrofCMi
„"Wunderberg" (Möns liorri.HSonua , mons
Veneria}, der , wie kein anderer in Thür.,
von den buntesten flagenübelleii uinllattert J XIfcbleln, und rastete nicht, bis eie durch
ist, und nach der einen (östlichen) Seite
wie «in igyptlBQlier Siesensaitcophag, naeh
den anderen (westlichen) mit seinen geripp-
ten Flanken und seinem jähen Abstnrz wie
ein Mchweizeriüches Alpeuhorn vor don
Blicken ateht Ten Sehdaau bia aum H5r-
Holtocb, das bald als nnüpTipforte, bald ale .
Yorhof zu einem' unterirdischen Feenpa.
laste gilt, und awitohen den ersten nach
dem Zapfengrunde zu hervorragenden Fei*
sen hoch oben (nicht gar leicht) zn finden
ist, und dann bia aum nahen JZackengijpfei
etwa 1 St. (Ton Ilsenacb S St). Der Kin-
tritt in die Unterwelt ist jedoch ausser*
ordentlich erschwert. Denn die fil F. lange
Höhle ist so eng und niedrig, dass man
sie (mit Lichtem) nnr kriechend „befah*
ren" kann. Ungleich angenehmer und
lohnender ist dio Aussticht vom Kamme
des Berges, den man nicht selten den thür.
Rigl nennt, beeondera wenn man Ton Nor*
den ertiporsteigt und da? jiraclitvolle Ge-
mälde plötzlich wie eine Fata morgana vor
den Blicken auftaucht. Das nahe Schloss,
das man gen Norden sieht, ist „Neuschar-
fiiiberg** (bei Lupnitz), wo der als Schrift,
steller bekannte Graf von Uetterodt lebt.
Iielder ist das Häuschen, welches sonst den
Gipfel des Berges krönte, lingst Teracbwun*
don, ohne durch ein anderes ersetzt zu
sein. — Die Wundergesclilcbteu, die in
diesem Feenreiche spielen, sind durch Wag.
ners „Tannhäuscr*' aufgefrischt worden.
Indessen ist es nicht bloa dieser ritterliche
Minnesänger, der sich von den sinnbetho-
renden Liedern der Frau Venus Terlotten
Hess (soll um's Jahr 1250 geschehen sein): In
schauerlichen Winternärhten, w^nn ,,Frau
Holle ihr Bett ausschüttet", steigt auch
„der wilde Jäger** ans dem Hörselberg und
du rch.'<t reift mit seiii'^rn Spuk den Thiirin-
gerwald. Voraus aber geht ein alter Mann,
„der treue Eckard" (S. S5), oder sitzt vor
der unheimlichen Felsspalte, und warnt mit
seinem weissen Stnbe vor dem wüt>ienden
Heer und vor den Sireuenliedern der Frau
Venus. Auch spielt hier die Sage von der
englischen Königin Reinschweig, der oln
Trnumgesicht verkündigte , tins.s die Seele
ihres verstorbenen Gemahles im Fegefeuer
sebmachte. Sofort sog sie gen Tbtringen
und hörte im Hörsolberg den Jammer der
gemarterten Soelen („Hör-Seeleuberg"). Dar-
auf baute sie am Fusse des Berges ein
Führer ^uroli ThMtgen.
19
Titizcü by GoOgl
483
46'. Boute: Yoil W
utha nach Kuhla
484
Tasten und Beten ihren Gatten erlöst
liflUe. Um dio Kapelle aber reihte sich nll-
jnälig ein l>orf, und wurde „Satanstätte"
( Sittelf tedtf) genannt; wfthrend «in an-
deres Dörfchen in der Nähe Jta.s(rrinß;8feld
(Asterfold Liebfold) heisst. — Den Rückweg
kann mau auf der Südostscite des steilen
Berg«t herab ftber Sittolatedt elnBchlagen
(bb Wntba 14 St.).
Von der Flora 'l»"^ nörsdherrjef und der
, Marktberge (vor. R.) nur einige Namen:
Aoonitnm Lyeoeloanmr. Adoaia Tenialis.
AJliuni fiillax. CJotoneaster \'ulj?aris. Diau-
thuH prolifer. Gymnadenia odoratissima
(bei Seobacb, sehr selten). Litbospormum
pnrpareo-coeroleum. Ranunculus aconitifo-
itu«. Scnecio crucifoliiis. Tliesium intome-
diurn.- Zannicbellia pedicellnta.
Von Wntha nach Rnhla (Chaus-
see) (lurcli das^ waldumkränzte Wiesen-
thal des Erbstroms. Hinter dem
schmucken Dorfe Farnrode , wo eine
Zeit lang die Burggrafen von Kirchberg
ihren Sitz hatten, treten die Berge all-
mälig CTij^er zusammen. .Icnseit des
Baches, welcher den stolzen Namen
„Erbstrom" (wol auch Röhl) führt,
schaut 1. zwischen Erlen- u. Weidenge-
büsch ein zackiger Fels hervor, der
Wittgenstein, der, gleich den nahen
Ebertsbcrf^en u. Teufelskutten (ErdHil-
Icn), von abenteuerlichen Sagen uuiliü-
steit ist. D;is Thal, welches sich r. ab<
zieht y birgt in seinem Schoosse das
Dörfchen KüUlithal (V, St. von Farn-
rodo, 1 St. von Ruhla). Jenseit dessel-
Ijoi der interessante Kalkbruch, dessen
blaugrau geädertes Gestein („Kitteis-
thaler Marmor") zu den künstlichen
Alabastergerftthen verarbeitet wird, die
hftttfig zum Verkaufe ausgehoten wer-
den. Es lohnt sich , iWa^o von einem
schönen Lanflscltnftsbild umrahmten 11.
in den schrutlen iierj^abhang eingebuch-
teten Kalk-, Marmor-, Gyps- u. Glim-
mersehieferhrttche, worin man einzelne
Bergkry.^tille findet, zubesnchcn, in-
dem die weissgrauen Felswände mit den
rings umher zerstreuten Breimöfen und
Mühlen einen originellen Anblick ge-
währen. Vond. Gypsbrüchen kann man
direktüber d. Ringberj^n. Ruhla (S.498),
oder, um wieder auf die Strasse zu kom-
me», nacfaHeiiigenstein (S. 484) gehen.
Zwischen Farn rode und Ruhla das
goth. Ddrfchcn Thal (Amtssitz), Uber-
ans anmutliifj im üppiggrünen, vonma-
leri-clieu Bergen umsänmten Wiesen -
gründe. In demselben wohnte zu Ende
des vorigen 'Jahrh. der weltberühmte
Wnndermann Johannes Hornscbuh, den
L. Storch in seiner schönen Novelle r
„Förberts Hans" vcrh. rrllcht hat. - -
Längst aber sahen wir einen runden
Thurm (von den Umwohnern „L.öth-
topf" genannt), der von einem kcgi l-
förmigen, diclitbelaubtra Bergkopf her*
abgrüsst. J!r ist, nebsteinigen anderen
Mauertrümmern, das T'eberbleibsel der
'Bx\r''X Scharfenhcry y die im 11. Jahrb.
erbaut wurde u. den Grafen v. Henne-
berg gehörte. Als einer der hier woh-
nenden Dieastmannen wird Härtung
von Stein genannt. In einem harten
Gefechte zwischen dem Landgrafen
Friedrieh d. Frnsthaften n. dem Grafen
Heinrich von Henncher;.: (134G) würde
der erstere hier geblieben sein, wenn
ihn nicht Hans von Friemar mit seiner
Streitaxt geschützt hätte (S. 68). Nach
mehrfachem Besitzwechsel gelangte die
Burpt an Herzog Wilhelm von Woimar,
und wurde im Bruderkrief^c vom Kur-
fürsten Friedrich II. zerstört (1447).
Will man den Berg ersteigen , obgleich
die Aussicht wegen des dichthewaldeten
Gipfels nur beschränkt ist, so führt zu-
nächst eine steile Treppe aus demThal-
schcn Gasthof in dessen Garten, aas
dem sich ein köstlicher Blick über die
Thalbucht bietet, n. sodann einP«rkwe|^
in schneckenförmigen Windungen be-
quem um den mit üppigstem Laubholz
bestandenen Bergkegel herum {^/^ Sr.
bis zum Gipfel). lUie meisten Tour i.^t in
begnügen sich jedoch mit dem Anblick
des Ruineathnrmes « nnd benutzen die
Strasse, die r. am Dorfe Thal vorüber
alsbald /.um nahen Heüigensfrin fTdirt.
Dies ist ein viel besuchter Gasthof (Ti-
s6bau), unmittelbar neben einem ural-
ten Kirchlein, dem Ueberbleibsel eines
zerstörten Mönchsklosters (Wilhelmil-
terordens). Die wenigen Hiueer, die
sich um dasselbe p;ruppiren , bilden die
Heine Qemeinde iFeiuenöotyt. Am Ab>
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485
47. Bwte: Rnlüa au4 Umgebangen.
4B6
hani^c des niihcn Hergwaldcs tratilielie ,
Ruhesitze I n. angeuehme SpazieigUngc
sar Rechten u. Linken des Baches, der
sich ewischen grünen , eng zusammen-
tretenden Bergen durch düs mehuuho-
lische Wicsenthal schläii^^lt. Wär^'
die Strasse durch diesen Gniiid (von
Heiligenstein bis Rnhla */|St.) weniger
ungenehm, so wfirden wir rathen, einen
dieser Seitenwege einzuschhigen und
vielleicht r. ühor den Kingherg alsbald
auf !< n Wachstein zu <;;cheu und von
die^ttia nach Ruhla hinab 7Ai steigen
(eine herrliche Tour von 2 Stunden^
oder schon von Thal aus den steilen
Scbossberg sn ersteigen u. über den Lieb-
chcnsbmnnen nach Ruhla zu gehen.
DsL wir jedoch in d'M- l'ulgondon Route
(S. 493) diese Ausflüge unteniclimcn, «o
steuern wir jetzt direkt Uem interessan-
ten Flecken sn, der seine ersten Hftnser
weit ins Thal vorgeschoben hat u. dem
Reisenden die Zeit recht lang macht,
bis er nnter dem wirthlichen Dache der
„Blauen Traube" landet.
Uebrigens kann man von Wutha
nach Ruhla einen srlir gonussreiehen
Fussvveg einschlagen, wenn man über
Moesbach durch das idyllische Uain'
bachsthal (vergl. auch S. 503) (zwiscAien
dem AV achstein und der imposanten
Klippenburg des Hangsteines) bis ztim
Reinistoig geht , mt»! mn hier entwe'
(Iff (1.) über den Si hoiibi ig auf den nah
gelegenen Waeht^tciu und über Belle-
vue hinab nach Ruhla (3 St.), o<kr
auf dem Rennsteig(r.)zurJBroA«n«on'«eQ.
nach Wühelnißthal ; od^r den Rennsteig
kreuzend durch dn'j K:(tzthftl nnch Wil-
helmsthn/ , und v(»n da nach Ruhla ( 4
St.). Die Schilderung dieser Punkte in
den nicbeten Beuten.
47. Route : SiLhla
Voti von RiHila nach Vatlia frük 6 Uhr
20 M., Nachm. 4| Uhr.
Eti^fernun^en: Wutha (Eitiuubabnstation)
1^, Altenstein 1|, Liebenatein % WUbelni».
Clial 2, EiHonnrb i^, InMlsbeiig S, Rttin-
hardsbrauu 4 St.
Ruhla*), gewöhnlich „die RuhV
genannt, der grösste Marktflecken des
Tharingerwaldes mit 4030 Einw., 'grösse-
ren Theils (243 1 Einw.) dem Hcr/.ogthum
Gotha und kleineren Theils dem (Jross-
herzogtli'un "Weimar zugehörig, indem
der Erbst roni (ein sprudelnder Wald-
bach) diegoth. (am rechten Ufer) n. Wei-
mar. Landesgrense bildet. Der ganze
Vleeken — ein thür. Alpenort, zwischen
grüne, steil emponagende Bergwände
eingeklemmt — , hat nur rinr' Hjinpt-
strasse , die sich eine Stunde lang von
N. nach S. 300 F. emporzicht. Oen Mor-
gen iet die schmale Thalrinne, die sich
zu einem btigeligen Kessel erweitert,
^FrUztC^*^ Nordweiten *es ThÄrlnger-
walde8, oder: Zohn TüRc; in Tluhla. Berlin
1U54. — Die beigefiigte AneicfU vom Hingberge
xau«.
und ümgebungeiL
In der IRnfil, da ttl «■ acbdnl
Stille Thaler, lust/ge Höh'n,
lind maucb' duaklur Augenstern:
Bi Arwahr, da bUeV ich' geml
▼om schroffen Breitenberg (2141 F.),
gen Abend vom Bärmcr (eigentlieh
„Härenberg", 1841 F.) vnd vom Ring-
Wg (1966 F.) eingeschlossen. Zwi-
schen einzelnen stattlichen Häusern
viele kleine Hütten, meist dicht susam^
mengedrttngty theils aber auch an den
Berggehä'ngen klebend, oder auf der
Thnlwiese zerstreut. Auf jeder .Seite
eine schöne Kirche, die goth. malerisch
am östl. Bergabhange lehnend, die wei-
marische so eigenthttmlich gebant, dass
die beiden Flügel einen rechten Winkel
bilden, dessen Schenkel da zusnmmen^
Stessen, wo Knnzel und Altar stehen.
ff<i$thö/e: TratUfe (SchwauiU) mit Post-
c xpt-dition, in der Mitte des Ortes, Mittags-
tis« li (1 Uhr) lOSgr., Logis für 30 rersonon
4 6—10 Sgr. ; J{o«e, am oberen Ende des
Fleckeiiis, für geringere Ansiprüch«.
Ueslauralionen : Das elegant« ^Curhauf,
oli«dem ein ffirstliches Jagdhaus, worin sich
Knrl August ndt fJoethe manclinifil riufliit-lt,
auf dem schönen, von breitästigen litn^tsn
beschatteten OurpUUz, wibrend der Saison
tfglich Table d*bAte 2 Uhr. Noch reizender,
19»
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$
487
47. Boute: Buhla and Umgebungen.
488
einige Minuten wosüick vom Curplutz, am
atelton CMiftng« des Birmer, die kleine Re-
stauration ^^Bellevue, dio einen unbeschreib-
lich schönen Blick auf Bubla gewalirt.
Mittagstisch k 10 ägr.
Loki^^ikrm,F»kr«t n. BHIntH nach Accord.
Banqukr: B. M. Strupp (Gns'^'^t.-iTi).
Ton dcu Wohlthätigkeitsanstaltcu sei nur
die Ziegler$che Stiftung erwÄhnt, Ton l>r. AI.
SStegler, als geborenem Ruhlaer und Augo-
hörlgem einer kaufmännischen Familie, de-
ren Mitglieder unter der Firma: „Gebrüder
Ziegler** ein fMt'lOO Jahre bestehendes
Pfeifengeschäft in Ruhhi hctrelben, 1868
mit einem Kapital von 1000 Thlr. gogrnmlet,
um würdige alte hilfsbedürftige 31uuuor
(snnichst Pfelfensrbeiter) Ton dem Zinsen-
fthwurf zu unterstittzen.
Ge$chidUe. K. wird schon in den ältesten
Chrunilien erwähnt. Das daselbst gewon-
nene BIsMi soll fröher in den Xlsenhäm-
mern an der Nesse (,,Fisf nacli") '^«•'"arbeitet
worden sein. In B. selbst siedelten sich
die ersten Eisenarbeiter im 11. Jshrh. in.
Dass sie orsprOnglieb einem fremden Volks«
stamme (wie dfo Brottoröder, Steinbacber n.
Kabarzer) angehörten, mag ausser Zweifel
sein. Wahrscheinlichkeit hat die Hypotibese,
dass sie von wendischer Abkunft sind, ob-
wohl sie die Sago aus Tyrol, oder aus Un-
garn oder gar aus dem Orient einwandern
Usft: irsnn es nicht die elsenaoher Walfen-
sehmiede waren, die, von den Hunnen aus
Ihren bisherigen 'Wolinsitzen vertrieben,
nach Bubla übersiedelten. In jener Zqü
spielt die Sagerom Landgrafen Imdwigdein
Eisernen, der in Buhla hart geschmiedet
worden (S. 58), eine BegebeTih"it, die einen
geschichtlichen Hintergrund hat, und in
allen literarischen Oestaltea bearbeitet ist,
z. B. Ludwig der Eiserne, Boman, 1792;
L. Bechstein, Harald von Kichen; Nieritz,
Der Schmied von Buhla; Loiimaun, Der
Schmied von Buhla, Sohansptel; Alex. Rost,
Ludwig der Eiserne oder das Wiintiermäd-
chen aus der Buhl, Yolksschauspiel ; J. Kber-
wein, IMe sohene Bnhlaerin, Singspiel n. a.
Auf dem Platze jener Schmiedewerkstatt
soll jetzt das Haus des Kaufmanns Johannes
Ziegler stehen, worin Dr. Alex. Ziegler
(„Sclimied Ton Buhl»**} geboren; obgleich
dies nicht recht mit der Annahme zusam-
menstimmt, dasa „die alte Uulil" dem Oe-
birgsrückett uälier gelegen, als der jutzige
Ch^ Im 17. Jahrb. ist B. yon der Pest und
von don Stürmen des SOjährtgen Krieges
heimgesucht worden, wobei der Wunder-
manfi Hans Leineweber (Hetschel Stophel?)
die Kugeln der Kroaten in seinem Hute
auffing und einen kaiserlichen General, den
Fürsten von Hessen-Homburg, erlegte y.6;iü).
Dennoch wurden die Bohlaer fibMisWtigt,
nachdem sie 2 Jahre zuvor die Kroaten
tapfer zurückgeschlagen. Um diese Zeit
(1640) hatte Herzog Juhann v. Weimar die
unglückliche Idee, den gewerbthätigen Vlek-
ken unter dir T>nj p, lherr8chaft ßeinrr fjf^f-
den Söhne Ernst und Albreobt xu stellen,
die noch heut su Tage fortdauert und In
mancher Beziehung ein Hemmschuh gedeih-
licher EntWickelung ist. — Am 13. April 1813
wurde das unter dem Kommando des Ma-
jors y. Linker -Stehende Bstnillon des thA-
ringiHchen Buttdescontingentes Ton einem
kleinen Trupp preusslscher Husaren in rxin-
siscfae Gefangenschaft abgeführt. — Die von
dem berfihmten Torstmann Cotta In ZIU-
bach gegründete Forstschule ward von sei-
nem nicht minder berühmten Nachfolger,
dem Obcrforstrath Königi erst nach Buhla
und 18M nach BIsenaeh verlegt. Vnter den
Vornteleven, die sieh in Ruhla aufliiolten,
war auch Schillers ältester Sohn, Karl, der
1857 als Oberförster starb. Unter den be-
kannten Hannent aber, die ans Ruhin her«
vorgegangen, aei vor allen der T>frhter und
Novellist Ludwig Storch, der 1803, und der
grossbritan. Harfenfabrikant J. A. Stumpf;
der 1769 hier geboren wurd», erwähnt.
Schon der Vater des letzteren zeichnet»« •^irh
durch seine Klaviere aus, so dass zu seiner
Zeftn. noch lange nachher „die Stmnpfsehen
Klaviere" überall don besten Klang hatten.
Badeatutalten. Per rulilaer „Gesundbrun-
nen,*' eine schwache Eisenquelle mit unbe-
deutender Qnantitfit freier Kohlensäure, ist
1757 entdeckt und namentlich vom damali-
gen Lefbarzt d«>r If erzöge von Gotha und
Eisenach, Dr. Storch, einem Grossonkel un-
seres thüringischen Lieftlingsdlchters, an
Heilzwecken cinpfohlon worden*). Nach-
dem die dasige Badeanstalt 1785 eröffnet
wurden, erfreute sie sich eine Zeit lang
eines aahlrelchen Besuches, und sah unter
ihren Badegästen öfter ^urh d^n ITrrzog
Kart August v. Weimar und seinen Freund
Goethe. Spiter vard sie Jedoch ron der
wechselnden Mode in don Hintergrund ga-
drrinp:t und kaum noch beachtet. Er^t in
neuester Zeit trat eine Aktiengesellschaft
susammen, die das alte Bad durch neue
Einrichtungen (Kaltwasserheilanstalt, lleh-
tennadelhad, Dampfl>fid, Molkencuran-
statt etc.) derart wieder zu lieben wusste,
dass die neuesten Badelisten Über 500 Knn-
morn zählen. Vorzugsweise sind es ber-
liner Gäste, die im tiefen WaldosJhal ihr
sommerliches Loretto aufschlagen und we-
Br. BwMuU, Bas Bad lu Buhla, t79S.
Digitizcü by Google
489
47. ßouu: Aabla und UmgebiuigeB.
490
Diger dio Ueilqaelle boauUeu, ala in fri-
MtüuM Luft und Morer Milch sieh gdtlioh
thun. Daher auch „Luftschnapper'' und
„Scblampermiicher" genannt. Im Gebrauche
Bind: der MftblbniiineD, die Trinkqnelle im
BadehauB, Scheiilcs Quelle unter dem Sturz-
und Wellenbad am oberen Ende des Ortes.
Preise der fiäder: ein Dampfbad 124,
mntoebea Bad 10, ein einfacbee JOneralb. 6,
ein bals iiiu>che8 Hlneralb. 10, ein Warm-
wasäerl». 5, ein Kaltwasserl». 2^ Pgr. Im
Abonnement billiger. Ilouurar des Bade-
urstea Oetst Br. Seyd) nach Taxordonng.
Abgabe in die Badekasse von 1 Pers. 1|, von
2 V. 8, von ä P. 3 Thlr. Die Miethpreise
der Wohnungen sind ulclit theuer (wöchentl.
Tblr.); obwohl 2u beklagen, dass ea
noch an einem comfortablen Logirbausc fehlt.
Betfiokner. Die „Rühlcr" sind ein cha-
rakteristlscbee Yollccben, das sfcb darch
viele Originalitäten i u mzeichnet, wenn auch
die Kultur, „die allu Welt beleckt," diese in-
teressante UrsprüngUchkeit mehr a. mehr
wrwiMht. Oemftthlleb, lebensflrob, lelebi
erregbar, voll Mutterwitz und Schelmerei,
nnd dabei von einer Reinlichkeit, dio an
Holland eriauert. Giuääer Reichthuiri neben
grosser Armutb, die jedoch nicht in nackter
Widerlichkeit und zudringlicher Bettclhaf-
tigikeit hervortritt. Leider verschwindet die
k]*ida»nie Tracht der „rühler Midohen*'
immer mehr, die zumeist durch ihr turban-
ähnliches Kopftuch („Heidlappen") u. durch
ihre naive Schalkhaftigkeit einen so weit
Torbreiteten Bnf naturfrischer Schönheit
liaben, dass jährlich (vorzugsweise am
Ffingstfestc) ZJ\h1rrirlie Srhuaren lustiger
Studenten nach Ruhla waiiiahren; wälireud
vielen ftiteren Personen die nnliebMune Zu-
gabe des Kropfes geblieben ist. Auch der
orteübliche Dialekt trägt immer noch un>
verkoinbare Eigenthümlichkeitcn au sich
(S. 29) , die sich th«llB in dem singenden
Idiom, dorn die Aussprache des R fut^t gänz-
lich fehlt, thoils in ga&a besonderer Zusam-
monsstsnng einsdner Mamen (b. B.Biren-
Honnerswelmchen, d. h. Wilhelm, ein Sohn
von Heinrich Bär) , theils in sonst nicht
vorkommenden Ausdiücken u. Spracbweu-
dnngen ausspricht, s. B. ibexahnt, d. h. unter
10 Fälleu eiumol; deuniiet, d. h. damals,
alleriet, d. h. allemal, salleriet, d. h. sol-
bigcsmal; ich bin ganz gotcseu (demüthig,
sttU) ; IMMM maclist de ann nuir Ar Gesfihk,
d. h. was- machst du nur für Sachen? I boas
der Teitäüherl (Ausdruck der Yerwundu-
rung) ; er schlicht (schleicht) nach Ihr, d. h.
er geht auf die Freit oder Hoirath; Bei-
Sterzen, d. h. Bacii rri/.cn; Bruinschnltsen,
d. h. Preisselbecren u. s. w.
Zu den individuellen Liebhabereien, die
früher nicht selten In leidenschaftliche
, Extravagan/'-n nTisurtf t«»n, gohört die Ab-
richtung von iSingvögclu , besonders von
Finken, und noch Jetzt wird jeder Bfihler
die verschiedenen, kOnsCllch nüancirten
Sangwelsen derselben zu unterscheirien
wissen. Dass mau jedoch, wie vor 50
Jshren, fftr einen guten „Schläger'« die
beste Kuh aus dem Stalle gebe, kommt wol
nicht mehr vor. Ebenso hegt u. pt1f-ß:t man
schöne and seltene Tauben, die nach üireu
Varbennfian^en die absonderilohsten Msanen
tragen. Mit der Finken- und Taubenzucht
concurrirt die lUumenliebhaberei. Inabe-
•> sondere war der ruhlaer Nelkenflor ehedem
so beriUinit, dass Blninenverehrsr JShrllelM
Wallfahrten in die Ruhl r.ntrrnnbmen, um
ihn /II bewundern. Alles aber schwächt
sich aümälig ab, auch der bnnts Sagenkreis
abenteuerlicher Spuk-, Hexen« und Schatz-
gr;vlii'rpt'?rhicbtf»Ti , dio frp3pf>n8tig fast in
jeüeni Winkel kauerten, und nivellirt sieb
Hüt den grossst&dtlschen Weltansichten nm
so schneller, je reicher die Mark Branden-
burg ihre Streusandbüchse über die Fraktur-
scbrllt des Thüringerwaldes ausachuttet.
IndmMe. Was der Bnhl ihre etgenflielie
Bedeutung gibt, ist die rege Gewerbthätlg-
kcit, welche schon längst, als noch alle
Welt in den Fesseln des Zunftzwanges lag,
in einer lokalen, fast republikanischen 6e-
wcrbefreiheit wjrzelte, die ihrem hidnf^fricl
len Verkehr einen grossartigen Aufschwung
sicherte. Anfangs mögen sich Köhler, B|Mb>
ter Bergleute hier angesiedelt !i iVt n. Im
Mittelalter rüsteten die rulslii f Wafion-
schmiede Bitter und Knappen mit Paus&er,
Helm nnd Schwerdt. Als aber die Bitter-
bürgen verfielen, wurden aus den Waffen-
3cbmi<»den eben ho berühmte Messerschmiede,
ifiu glauzende Geschäfte machten. Nach-
dem Jedoch viele derselben auf Veranlas-
sung Fricdricbs des Gr. nach N( vi'-tndt-
Eberswalde ausgewandert, ergriff man einen
anderen Indnatriesweig, den 8. Schenk 1799
aus Zillbiuh nach Ruhla vec4jflanzte, näm-
lich den lle^fhlflg der Pfeifenköpfe. Dies
führte naturgemäss zur Fabrikation der
Tabakspfeifen ftberhaapt tind Insbesondere
der Meerschaumköpft' , die W- Jeffers in der
erttten Hälfte des vorigen Jahrli. einführte.
Ungeachtet iiuu dio Tabakspfeifen von den
Clganren einigermassen in den Hintergrand
! gedrangt wordon sind, so stebt dnrh dieser
Industriezweig noch in voller Blüthe, weil
er sich nicht etwa nnr aaf.Bentsehland be-
schränkt, sondern neine reichste Nahrung
aus über<^ecise]ien Läuiiern bezieht. Es
gibt kaum noch ein Volk dos Erdhodens,
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491
47, Boute: Ruhla uud ümgebungen.
492
das für dieseu Ilaudelsartikel seiuen Tribut
nicht naeli Biibla sablte. Ausser den dasi-
fTPTi Bewohnorn, gross u. klein, Mann und
Weib, die Jahr aus Jahr ein in fabrik-
mitBtger AfbelteOiellung thätig sind, bc-
flobiltigen sich auch nocit 10—13 Dörfer der |
Umgegend mit dioMem Tni1n^'tric7,weig, 9o
dass in einem der letzteren Jaliro 1,700,000 ,
l>at8.Pr6lfenbe«ch1fige, 500,000 I>iite.Meif«n- |
röhre, 32,000 "Dutz. Hornspitzcn, 71,000 Dutz.
Thon- u.LaTaköjift', 53,000 Dutz. g:eschnitzte
Holzköpfe, 28,000 Dutz. Purzeilanstummel,
58,000 Ihits.> fertig« Hompfetfen, 95»000 Dutz.
ächte, 44,000 Dutz rrebrannto n. 'iftnoo Thit/.
unachte Meerschaumköpfe veraendet wur-
den! Der Preis des Heerflchatimä, der aus
Katolien eingeführt wird, ist seit Jahren um
meTir als .300 Proc. gr^tifp-^n. Dalu*r wird
mancher Meerschaum kopl mit 60— ÖO Thlr.
besahlt, wihrend 1 Dnis. ToUetändiger Pfei-
fen mit Porzellanköpfen für 10 Pgr. gelie-
fert worflnn kann. Eine wichtigo Erfindung
yrAT'a, als J. Müllur und Ch. Gössel (nach
anderen ITaehrU^ten; Chr. Drejat) 1770
darauf kamen, den wcrtlivollen Abfall, der
sonst beim Bohren u Schneiden der Meer-
Bchaumatücka verloren ging, zu „unächtem"
Heersohaiim zu verarboitea. Dies Verfuhren
galt lange als Geheimniss — fiowie Kuhla
über ein halbes Jahrh. der einzige Ort des
Erdbodens war, der Meersohanmköpfe fa-
bricirte — , wird aber jetzt auch in Wien
und Paris nachgeahmt. Es bestellen in R.
gegenwärtig 10—12 £tablis8ement<i (die be-
deutendsten : Oebr. Ziegler, deren blühendes
Geschäft 1867 sein lOOjähr, Jubihium feiert,
Gebr. Lux, Dreyss, Albrocht), die in Ver-
bindung mit den kleineren Geschäften jähr-
lich fhr etwa 1 Min. Thlr. Pfelfenwaaren
nach allen Theilen der Erile vprscnden.
Ausserdem werden an 150 Sorten C'igurrei*^
spitaen rerfertigt, sowie alle möglicl^u^
Btuis ans Ii Iz, Leder, Filz, Plüsch, thcils
zur Auf l)ewahmng der Meerschaumköpfe,
theils zu Geldbörsen, theils zu anderen
Zwecken (Bppelln); der Ponellanmalerei,
Schnftz- und Drechslornrbeitcn, AlaTiastvr-
arbeiten, Fournierschneidpfahrik (Stumpf u.
Catterfeld, die täglich 1200 Qu.-Fnss Four-
niere liefern), Knopf- nnd iüwcbulifabrik,
Kunst-wnllenfabr. (V. Reilos, rUr das eng-
lische Verfahren wesentlich vorbessert bat
n. wlSfCbentlicb 80— 400tr. prodiicirt),Meta11-
farbeufabr. u. a. kaum an gedenken, obwol
d«;r Umsatz dieser Nebengeschäfte so be-
deutend ist, dasa z. B. jährlich 200,000 Dutz.
HemdlmOpfchei» n. 88,000 IHxtm, Portemon-
naies (T) vertrieben werden.
£^pwsierff4nge. Nach allen Seitoi lau-
ien Promenaden wege, welche die hocb-
romantisehe Lage des Ortes ins schönste'
Lieht steifen. Allein es gehören rastige
FQsse dasn, nmdie steilen Berge zu er-
klimmen. Der gewöhnliche Sanunel»
ort ier Badegäste und Touristen ist der
schöne Kurplatz. Versäume man nicht,
wenigstens bis sur Kestaurafion *B«l^
lerne emporsasteigen , um sich des oii-
ginellen Bildes zu erfrcueui das in rei-
zender Vogelperspektive zwisdien den
Bersten lagert. Dauebeu (vor Stumpfs
Denkmal) baut jetzt A. Ziegler eiu
Schweizerhaus ( „ Alexaadenhurg ),
worin er seinen Wohn^ts nehmeif wiU.
Noeli 10 "Min. weiter, r. an der Lehne
des Berges hin (auf dem Wege nadi
dem Wa t l i s t c i n ) , Klemvis II ütte " ,
wo man durch eine den Weg recht-
winklig schneidende Stallung cineu
herrliehen Bliefc in das Thal des
Erbstromes abwärts über die untersten
zu Kuhla gehörigen Häuser bis zum
pittoresken Hörselberg geniesst. Etwa
100 Schritte von ,,Klemm.s Hütte" (auf
dem Wege nach dem Schiessplatz luid
nach Belleyae sn) erblickt man in der
Richtung über die gothaische Kirche hin
im Hintergrund den Inselsberg.
Fast unmittelbar an das Badehans
grenzt *der Zic;/lcrsrhe Garte n , der mit
danke IIS werther Liberalität den (iiistcu
geöffnet ist. Er wurde 1817 mit Ueber-
Windung grosser TerrainschwierigltolteB
angelegt, und überrascht durch reiche
Mannigfaltigkeit und kunstvolle Be-
rechnung der reizenden Partien , die er
bietet. Die grosse Allee stattlicher
Lebensbäume ist eine der schönsten,
die es in Deutsehland gibt. Dem Zie^-
1 ersehen gegenüber, am Engestieg, der
Greinersche Garten, der sieh gleicljfalls
durch hübsehe Anlagen, ein im iSchwci-
z erstyl erbautes Gartenhaus und eine
Traueresche ausseichnet , die, zu einer
Laube von 48 F. Lftnge gebogen, gegen
60 Personen aufnehmen kann. — G^ht
man vom Badeplatze aus neben Ziotr-
lor.s Garten die Anhöhe hinauf, un«i
wendet sich dann 1. einige Schritte in
den Wald hinein, so kommt man in
eine, von Fichten umdilsterte, weit ge-
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48a
öffnete Felsengrotte, wo ein Granit-
block liegt, den man wegen seiner Ge-
stalt *d6n Stememm Sarg od. den 8ar^
Jkophag nennt. Daneben, an einer Fels-
wand, eine Bronzeplattc mit Porträt
und Insolirift, znm Andcuken an den
1769 in Ii. geljürenen and 184G in Lon-
don j;estorbeuen llarfeumacher J. A.
8tumx)f, weleher noch mebr, als durch
9«ine ausges^ehneten Ktmstleistnngen,
durch seine Verbindung mit den geach-
tetesten Namen der deutsclien Dicht-
und Tonkunst (z. B. Beetlioven) und
durch seineu edlen , wohlthatigeu Cha-
raktor äa» Anerkennong Yer^nte, die
ihm Alex. Ziegler, Ruhla'e Ehrenbürger,
durch Errichtung dieses Denkmales,
welches im Aug. 186.3 mit einer Fest-
rede von L. Storch eingeweiht wurde,
erwiesen hat. Von hier aus fübreu Pro-
menadenwege einerseits nach „der Thü-
ringer Braut", andererseits auf die
„Wildpretswiese" oder über den schön-
gelegenen Turnplatz nach dem Wach-
stein u. "Wilhelmsthal u. s. w. CR. 50).
An den ßärmer grenzt südlich der
Bingberg („ßimber"). Auch hier winkt
eine der nahen Partien ('/^ St.), die
-vrir nicht unbesucht lassen mögen. Es
Ist der Ringberg stein ^ eine imposante
Olimmerscbicfcrplatte , die aus dem
dichten AVahle seliroff ins Thal hinab-
sciiaut uud zur uüjabrigen llegierungs-
feier des Terstorbenen Grosisbersogs
Karl August ron Weimar mitdnem
Pavillon , dem „ Jubeltempel^* , gekrönt
worden ist. Tief untef- uns, zur Rech-
ten , Ruhla; gegenüber der Koloss des
Oümicbeusteius. Beide Felsblöcke sol-
len alte Bruidenaltäre sein. Auf den
Bingbergstein gelangt man, wenn man
am unteren Ausgang des Fleckens (am
Schlagbaum) 1. über den Erbstrom geht
aind dann r. zum Ber^r hinauf steigt.
Wo sich die Wege theiien, sclilägt man
den 1. emporführeudeu ein. Vom iiiug-
bergsteine aus jcann .man hinab aum
HeiHgenstein geh^, suvor auch die Kit-
telsthäler Gypsbrüche besuchen (S. 483).
Auch auf der anderen Seite des Fle-
ckens , am Brette nbei-g , gibt es viele
l'uukte, (^ia des Besuches werth sind.
Zunächst der Dreyuesche Garten, mit
einem sehr lieblichen BUck auf Ruhla
T. der Abendseite ber. Wetterhln ( Vs^t.)
der unersteigliche Gömichenstein, ein.
dem Ringbergstein ähnlicher Felskoloss.
Verfoli^t mnn den Pfad an der Lehne
des Berges hin, an Quellen und Bächen
vorüber, die den Uchtgrünen. Buchen-
wald durchhüpfen , so gelangt man Von
der westlichen Seite entweder direkt
oder über den „Liebebensbrunnen**
nach Ileiligenstein und Thal, nnd kann
alsbahl den steilen iSchossbcrg (zwi-
schen dem Breiteaberg imd dem Dorfe
Tiiai) besteigen , der rem HtMetutem
einen herrlichen Blick fiber die Vor*
berge des Waldes gestattet. — Kehrt
man wieder nach Ruhhi zurück, so richte
man diese Tour •^o ein, dass man hin-
wärts über den Ringbergsteiii, rückwärts
über den Gömichenstein geht (etwa 3 St.)-
Andere Promenadenwege fUfaren su
anderen schönen Punkten, s. B. zum
Karl - Alexanderplaiz am Ringberg,
zum Liebchenshrunnen, zn den Ckineser-
z(>pf en, zum ^^köherne II Fftril'' amBrei-
tenberge, uud wie sie alle beisseu. Meh-
rere, und swar sehr beachtenswerthe,
s. B. denWachstein, berftbren die nach-
folgenden Routen.
Kleine Tonren: (zu Wagen), in eim^m hal-
ben Tag: 1) uacb JHUcHach, über Ueiiigeu-
steln und Wntba; surflck Qber die Hohe«
sonne; 2) nach Wilhelmfithal , zurück «bor
die Tlohci«nnne; 3) nach Altenittein und zu-
rück; — in einem ganzen Tag: 1) nach Eise
nach und aurttek Ikber Hohesonne und Wil*
helmstbal; 2) über dlß Liitbersbnche nach
Liehenftein, zurück über Altemtein ; ^) über
Winterstein nach JteiHharthhrnnn , zurück
öber Walterrtiauson uud Scbmorbach; —
fil)or W!nforstphi iiTifHC t^nrz auf den Intel*'
berg, zurück Uber lUinhardsbruun.
Flora Ton Bubla: Lflinm Martagon.
Luzula masima. — Phalli Alk^i^
Pyrola minor. — Kauunculus nemorosus.
— TrolliiKS huiinlis- — Veronica moiitanft.
You Kuhla uacli Heiuhards-
brnniU Man führt entweder über
Thal, Sehmerbach, ' Scbwarzhausen,
Langenhain, Waltershausen nnd Schne-
pfcnthal (5 St.), '(vie U. 45 angen-ebeu;
oder von Sc-liwarzliMUScn naeli Kalkars
(V^ St.), indeua mau von dem 1. nach
biyilizüü by GoOglc
Langenhain führenden Weg r. nach
Nonnenberg, einem Dörfchen, das mit
Kaba» fast cusaminenliängt, abbiegt;
0der YOn Ruhla Uber die „Glasbachs-
wiese'* naeh Winterstein und Kabarz,
von wo man in 1 St. nach Relnharda-
bninn gelangt (A% St.) S. 302.
Der nächste Fusswey (nicht ohne
Führer) würde sein, wenn man bei den
letiten Htnaern Bnhla's Ton der alten-
Stemer Strasse (ror der Brücke) 1.
abbiegt, nun am gothaischen Forst -
haus vorüber zum Asohhof nnd W«Z<i-
Aau« (KÖnigshfiuschen) emporsteigt und
Iber die iwhgelegene „Ludwig Storchs
AnssieM'* (Tafel am Banm) daxvh die
Oerlekamnier(das Ifaideköp/chei^, einer
der schönsten Punkte in dem rnblaer
Forste, bleibt zur Rechten liegen) nach
Wintersteiu und Kabarx geht. Will
man den JfnMMtem anf dieser Tour be^
496
suchen, so verfolgt man von ,,StorCli»
Aussicht" den sogen. JUnglingsweg (ge-
rade herunter) und geht dann ttberFisdi*
bach, Kabarz naeh Reinhardsbrami.
Will man das sog. Backofenloch** am
Wartltorg?/. den Mcuenstein mitnehmen
(freilich nur einem sehr rüstiG:eTi Fuss-
gSnger zu rathen), so geht mau vom
„wädhans** anf einem reisenden Pro-
menadenweg hinab In das Tiial, steigt
dann zu der über den Wartberg nach
Sflnnf rl>nch führenden Chaussee bi^
zum höchsten Punkt derselben hinauf,
schlägt hier den ersten r. abführenden
hinaasteigenden Waldweg bis sn der
etwa eine kleine halbe Stande entfern-
ten Höhle ein (ohne Führer nicht za
finrien) *?etzt dann durch den herr-
lichen Iku'henwald seinen Weg nach
dem etwa 1 8t. entfernt liegenden Mei-
•senstelne n. s. w. fort.
48. Koute : Von RuMa auf den Inselsberg.
Jf^uweg 0 ) Man geht am obe-
ren Ende der Kühl durch die Ritter-
gasse hindurch u. verfolgt den brotte-
roderWeg bis samDreiheimstein; oder
man benutst die altensteiner Chaussee
bis zum Gebirgssattel (Rennsteig). Die-
ser nicht sehr steile Weg dnrch's 77m?
der „alten Iluhl'" (wo Ii. früher gestanden
haben soll), in welchem groteske Granit-
blöcke, wieBuinenschutt eines aertriim-
merten Riesengebltades (Gerberstein),
wild durcheinander liegen , mündet auf
der Gljisbach';;vi«'se (1973 F.), an wel-
cher die Hochstrasse von Kuliln Tiach
Altenstein (südlich) und nach Winter-
stdn (ostlich) vorüber lfiuft(l St.). Hier
(▼ierarmiger Wegweiser) stSsst man
anf den RenntUig, der anf dem kür-
zesten Wege nm Fusse des Oerber-
stcins \'orbei zum Inselsbor«^' t'ührt
(uücha bt. ohne menschliclie Wohnung).
I>a wir jedoch dem *Gerbersteiii
(2242 F.), einer der grossnrtigsten Gra-
nitruinen des Thüringerwaldes, an wel-
cher der Rennsteig dicht r. vorüber läuft,
so nahe sind, so wäre es um so unverzeih-
licher, wenn ein Fussgänger die wunder-
baren Feieklippen, deren schon in einer
Urkunde von 933 gedacht wird , nicht
sehen wollte, als er sie von der Glas-
bachswiese in y4 St. durch einen Fich-
tendarchhau auf sanft emporsteigendem
Promenadenwege leicht erreichen kann.
Eine fiirchtbare Erdrerolution (die Chro-
nisten erzählen von einem Frdbcben,
das 1.S48 hier gewüthet 1 m il len ko-
lossalen Urauitkopf zertrümmert haben.
Wie Trümmer eines gewaltigen Pel>
senpalastes ragen die, einer serstdrten
Kolonnade gleichenden Slnlen 40 bia
50 F. in die Hohe , oder liegen , bald
abgebrochen, bald überhängend, bald
wild durcheinander gewälzt, chaotisch
umher. Ans den Klflften nnd Spalten
dringen grüne Bnchenwipfel nnd
wehende Farrenkräiiter. Der Gipfel
bietet, wenn fiuch keine unbeschränkte,
doch sehr schöne Fernsicht voll lieb-
licher Poesie. Am anmuthigsten nach
SW. , wo man Salaungen nnd andere
Ortschaften des Werrathales sieht; nach
O. den Inselsberg, NO. da.s goth. Schloss,
I N. einige Hänser von Ruhla u. die lachen-
den Fluren Nordthüringens bis zum
ferndäuunernden Brocken. — Von der
Höhe des Gerbersteins gelangt man
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497
4$. BouU: Ton Bnbla naeli Altenstein und Liebensteiii.
498
anf ririf'Tn ninnTithigen Waldpf;ulp, zwi-
schen (iranitblöf-ken hindurch, in kur-
zer Zeit zum Wegweiser am ruhlaer
Weg und auf letzterem in St. nach
dem DreihitrrMUm. Von diesem bis
«um InieMerge, immer auf dem Beim*
Sieig fort, nocli 2 St. (S. 815).
Uebrigene lumn man »neh über ITÄif
terßUin auf den Inselsberg gehen, und
«war auf dem nächsten Waldweg, der
bei dem ruhlaer Forsthause oder viel-
mehr oben aus dem Thal der alten
Kühl 1. abläuft u. an der Kahlen Koppe
lind dem Otterbach Torttber direkt nach
Winterstein führt (2 V, St). Von Win-
terstein ein prächtiger Fussweg auf den
Insclsberg (l'/^St.) durch den reizen-
den Stmbachsgifind (chaussirt), worin
die Natur zwei überraschende Klippen,
den KUianssteui und den Trepp eustein,
staffelformig anigehant ha^, nnd sodann
an den Windlöehem Torftber.
Ftihrstraaie von Ruhla anf den In-
selsberg (5V2 St ), in ^owfiltit^en Krüm-
mangeu durch das liuchgebirge sich
windend. Auf deraitenstdnerCliaass^e
durch schattige Bnchenwaldang snr
&latbaehmnue (1 St ) Hier, den Renn-
steig kr^^uzend , irer i loaus nach Alten-
stein (lolg. R ), l. in weiten Bogen nach
Winterstein. Wollte man den Renn-
steig r. verfolgen, so würde man in 20
Min. anm ^ZtfejbwrCKIÖeUer) kommen,
einer ihnlichen grotesken Felsbüdnng,
wie der<aerbefstein (folg.B.).
Die Wintersteiner Strasse, die sich
in vielfachen Windungen durch präch-
tigen, tiefeinsamen Hochwald zieht,
bald an steilen Bergwan<!e!i nnd roman-
tischen Felsgebilden vorüber, bald
durch idyllische, von rauschenden Quel-
len bewässerte Gründe, fällt zuletzt in
eins der schönsten ThIIer des Gebirges,
den hochpoctischen Emscgrund („HWn-
tcrsteiner Grund") Jach hinab. Von allen
Seiten rauschen wildschäumende Gicss-
bäche in dip enge Thalspalte , die sich
zwischen scharfkantigen Felscnkrouen
und dichtbewaldeten Bergköpfen nach
Winterstein schlachtet. Dies lang-
gestreckte goth. Dorf mit 650 Einwoh-
nern, die grossen Theils pp^chickteKorb-
ticcliter sind, ist zwischen diesen Ber-
gen gleichsam eingeklemmt und ragt
nur gen N. in eine fireie Thalmnlde hin-
aas. Das Stammschloss der Familie
von Wangcnhcim , eines der ältesten u.
ausgezeichnetsten Adelsgeschlechter in
Thür., ist Ruine geworden. Neben den
alten Mauern der Grabstein eines treuen
Hundes, Namens Stutze^, mit Inschrift
vom J. 1650 , der au dem Sprichwort
Veranlassung gegeben : „Hier liegt der
Hund begraben." — Von Wiijterstein
macht die Chaussee wieder einen -wei-
ten Bogen , und läuft um Fischbacb
herum nach Kabarz (1 St.), von wo
sie swisdien dem Datenberg (1). und
Hflbelberg (r.), zuweilen in scharfen
Krümmungen, znm Insehberg empor-
steigt, indem sie unterhalb des Gipfels
von der brotteroder Chaussee r. ab-
zweigt. Dass mau übrigens auch vou
Kabarz über Beinhardsbmnn und die
Tanzbache auf äen Inselsberg fahren,
oder durch das Felsenthal gehen kann,
ergibt sich aus B. 17.
49. fionte: Von SnUa naoli
Die sch6ne Fahrstrasse , wie in vo-
riger R. beschrieben (2 St), durch das
Thal der alten Rubi bis zum Rennsteig,
wo die Strasse nach "Winterstein 1. ab-
zweigt. Hier Abstecher 1. zum Gerber-
steiu, r. zum Glöckner. Nun läuft die
Strasse, die bisher fortwährend empor-
sti^, in mannidifaehen KrfimmuDgen
bergab. Bald zweigt ein Seitenweg 1.
ein, der in wenigen Minuten xum Zu-
Altenstain nnd Liebenstein.
thertdenkmdl (S. 818) führt. Auf die
Hauptstrasse zurückgekehrt, steht uns
die Wahl frei , ob wir über Altenstein
nach Liebenstein reisen, oder die neuere
Chaussee einschlagen wollen, die ober-
halb Altenäieins vou dieser 1. abläuft u.
in kürzerer Zeit direkt n. Liebenstein
hinabgeht, nachdem sie wieder in die
Strasse eingelaufen, die von Altenstein
nach iiiebenstein führt. Dieser Bexg-
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4d9 4S, BmUe ; YoA J^ibia Aack Altensteia luid LiebensUia* 500
saumweg gewährt eine eutzüekeude
Aussicht aunichst auf Steivibaeh hinab,
das 1. im tiefen Grunde liegt, und wei-
ter hinaus ins lachende Werrathal und
anf die Vorberge der Rhön.
jt'nitsgänger , welche die Chaussde
vermeiden wollen, werden den Weg
durch die „Kittergasse^* sum Qerber-
stein (vor. S.) einschlagen, oder, die
Cbatissie SUr Linken lassend, am neuen
Schiesshaus u. (5 Min. weiter) an einem
vortrefiflichen Brunnen vorüber durch
den Ungelieuerngruiid zum GlÖckllOr
emporsteigen. Die gewaltigen Granit-
wQzfel, ai2r dem Hochkamm des Gebir-
ges ruinenartig zerklüftet und ttber ein-
ander gethiirmt, sind jedenfalls durch
dieselbe Erdrevolntion zertrümmert,
wie der i>;»<"hbHrlichc (Jcrl M 1 -roiii. Aber
die parkiüniiiche Forstkuitur , die hier
gewaltet, um^bt sie mit einem idylli»
sehen Liebreis. Sin kaner Promena-
denweg führt zn zwei Felsgruppen, von
weh ben man eine, wenn auch gehemmte,
doch nocli immer interessante Aus?<icht
hat. Von ]iier gelangt man durcli Na-
delholzbcstände zu einem traulichen
Plfttschen mit einer steilen Felswand,
auf deren südlicher Smte viele Buchsta-
ben eingehauen sind, welche die Namen
ruhlaer Forstele \ eii 1>ezeichnen («lanin-
ter auch Schillers iSobn ). \Veit(^r oben,
an der östlichen Seite, liest man: ,,1813
wnrde hier gepflanzt fUr 1871." Vom
' Glöckner in % S^- Park-
stras.se , die sich um den Windsberg
schlängelt u. weiter unten 1. in die ruh-
laer Chaussee auslauft, r. aber durch
den Eekenzellergrund (Wasserfall)
nach Glücksbrunn fuhrt (S. 331). —
Wer dagegen durch das Thal der alten
Buhl sum Hochsattel des Gebirges
empor stieg, gebt, falls er nicht den
nahen Gerberstein besuchen will, die
ruLIiicr Cbrtnssee zur Rechten und den
Oerbersteiu zur Linken lassejid, durch
die „Walper" oder Wallfahrt (so ge-
nannt, wdl hier in alten Zeiten «ne
Kapelle stand) zur Luihersbuehe hinab
a^Üt.)j u. dann r. nach Altensteiu oder
1. nach Oebenatein. — Koch driUer
Weg, indem man die altttiat. Chaussee
oberhalb Kuhla's, wo der Ungeheore-
grund mündet, vcrlässt n. am Donsen-
berge (den Grund zur Linken) bis zum
Kenusteig fortgeht. Hier kommt man
auf die Vogelheidc, wo ^e Buhlaer 185 «
ein JagdhSnsehen, genannt „der Auer-
hahn^% mit Stube u. Stall erbaut haben.
Sehöne Aussiebt. Am Fuss der Vof^el-
heidc Stessen 6 durch den dichten Na-
delwald führende, meist geradlinige
Stallungen 'in einem Ceutralpunkt zu-
sammen. Von der Vogelheide I. dwrdi
den reizenden Schwcinaergmnd nadi
Glückshrunn oder alsbald auf den^^ftea-
htf ln (S. 314). Noch näher, wenn man
die Vogclheide zur Hechten lässt u. von
dem früheren Wege iinksab über die
Bwhenheide (S^SOF.) u. den Whtd^rg
(8094 F.) geht, wo bereits die altenstei-
ner Parkwege beginnen. Die Aussicht
auf der Birkenhoide (Pürschhaus) ist
durch Anpflanzungen gehemmt. Um
sich einer solchen zu erfreuen , suclje
man die vom Pttrschhause nordwestlich
abgehende Stellung auf, da. wo sie nach
5 Min. nördlich zum Rennsteig abbiegt.
— Oder (noch ein anderer Weg) von
Ruhla an Zieglers Garten vorüber durch
den Bärenbach (Strasse nach der Ho-
hensonne) und dann r. über den Röd-
ler (Wiese) zu den „Buhlaer HAus-
ehen/* dicht am Rennsteig, wo t&a
fünfarmiger Wegweiser nach Schweina
(1 St ) zeigt. Man könnte auch, den
Rennsteig 1. verfolgend, von hierüber
den Auerbahn zum Glöckner u. dann
nach Altenstein hinab gehen. Oder mau
gelangt auf dem ersten, von den Buh-
laer Hftuschen r. abführenden Rasenweg
in wenigen Minuten nach dem Ottowald
und der Ottowaldsioiese , wo man bei
der Erdhütte eine herrliehe Aussicht
geniei^t u. namentlich WilheluisLhal u.
Wartburg mit einem Blick übersieht.
V<m hier an dm Voge^eide vor&ber
durch den Schweinaergrund , wie oben.
I
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501 SO, BoMte : Tqa Euhla mUk fiiaenfteh oAer nach Wilheimsthal. 502
50. Route: Von Kulila iiacli Eisenaci oder nacli Willielmstliai.
Gewölmlich fährt mftTi , um nach
Kiscnach zu kommen, über Wutha (R.
4G), Eichrodt und Fischhach (3 St.).
Der nächste Fussweg , der jedoch , weil
es QDgleich interessantere gibt, von
Touristen weniger betreten wird , geht
an den Kittelsthaler Gypsbrüchen
(S 485) vorbei über Mnsahach, ein
laiijj; gestrecktes, reizeud gelegenes
l>orf, durch vortielf liehe Kartoft'eln
und feine Schnitaarbeiten bekannt, so-
dann am Heiligenberg nnd der Kal-
ten Stute vorüber, und endlich über
die Göpelskuppe und durch die Gän-
segurgel nach Eiscnaeh {2}/^ St.).
Lohueniler ist der Wog Uber die
Hohuonne nach Eiwnaeh (3 St). Die
Fabrstrasse, keine eigentliche Chaussee,
aber wegen des festen Untergrundes
auch mit Chnisenfuhren nnl)edenklicli
zu passircn . führt, imtVrn des Cur-
platzes, zwischen dem iiarmer u. dem
Engstieg empor und mündet bei der
,,A sehenbrücke** auf dem Rennsteig,
den sie r. bis zur Hohensonne verfolgt
(ly^ St.). Uebrigens führen, ausser der
Fahrstr., so verschiedene Wege zu die-
sem Ziele, dass man kaum weiss,
welchen man einsclilageu soll, da alle
mehr oder weniger interessante Punkte
berühren. Entweder verfolgt man die
gewöhnliche Fahrstr. durch den Bären -
bach; odei' man steigt neben Ziej^lers
Garten zur AnhfUie hinniif u geht vom
Sarkophag (S. 492) auf einem neuen
Parkwege bis zur WÜdpretswiese beiifi
Jnbelhain , oder r. am Saume des Bär-
mers hin , und bei Klemme HüUe vorbei
durch die Ochsenkammer u. den Lnp-
pengrund zum Todtemnaiin , einem
Walddistrikt, wo ein kolossaler vierar-
miger Wegweiser, vulgo ,,Zollstoch'%
stcät Dies ist die Stelle, wo alle Wege
mit der Fahrstrasse (Rennsteig) zusam-
menstossen. Beschreiben wir diese
etwas näher. Ist man zwischen Bär-
mer u. Engstieg eine ZeitLanir emporge-
stiegen (schöner liückbUck auf Kuhla),
so theSlt sich der Weg am sogen, ehb-
maligen Wagners Teich, wo übrigens
auch die am Hange do-^ Bärmer u. des
Engstieges in Fichten- und Buchcnwal-
dungen hinführenden Promenadenwege
ausmünden. Vnr halten uns, auch bei
einer abermaligen Wegthcilung , r. und
gelangen bei der Aschenbrücke" auf
den ßeiftisteig. Will man die ^.Thv-n'n-
ger Brnnt'^ sehen, so muss man den
llennstcig eine kurze Strecke nach ent-
gegengesetzter Richtung (südlich) ver-
folgen, wo ein.Wegwdser mit der obig^
Bezeichnung linksab ins Thal der düstern
GoUcrt zeigt. Hier flüstern gcheimniss-
volle Sagen durch «I is frische Waldcs-
grün, aus dem cim; madbtige, prächtige
Buche emporragt , die in der Brusthöhe
nahe an 14 F. im Umfang , bis bu den
ersten Aesten des cylinderförmigen •
Stammes GO F. n. bis zur Spitze 120 F.
misst. Dieser äusserst merkwürdige
Baum , einer der schönsten im Gebirge,
ist die „Thüringer Braut". Gehen wir
nach diesem Abstecher über die 1760 F.
hohe ,, Aschenbrücke*' zurUck,«8o gelan-
gen wir nach einigen Minuten — falls
wir nicht erst den ^^o^^if'rf -^ito^^/bcsuchen
wollen, den mau durch eine 1. vom Wege
abfülaende Stallung in kurzer Zeit er-
reicht, um uns des idyllischen Blickes
auf das Kirchdorf Etterwinden zu er-
freuen — zu einem von Buchenhecken
umfriedeten Waldgarten, auf dem sich
planmässig geordnete ^Bäumc zierlich
durch einander schlingen u. in l^olossa-
len Zügen die Buchstaben C A und die
Jahrzahl 1SS5 bilden. Dies ist der
Jubelhain zur Erinnerung an die
50jährige Regierungsfoier des verstor-
beneu Grossherzogs Karl Ani^ust von
Weimar vom Oberforstratii König an-
gepflanzt. Nach kurzer Strecke führt
der Weg über die Wüdpretstoieaen",
Die erste dieser Wiesen , in umzSuntes
Ackerland verwandelt, bietet eine gross-
artige Aussicht auf ein prachtvolles
Landschaftsbild mit eben so schönem
Vorder- als Ilintergrund. Dicht an der-
selben laufen 8 Wege ab, 1. durch das
X
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503 Bouu: Von Buhla naeh fiiaenach oder Baeh WiihelmsthaL- 504
Katzthal, u. nnoh dem Sciiillkopffclsen,
r. durch den Lappeugrund nach liuhla.
V4 St weiter enreieht man die oben er-
wihnte Stelle C„I^:)dter Mann") mit
Am ZolUtocli (% St. Ton Ruhla, u. V4
6t. von der Hohensonne), wo su li mehre
Wege kreuzen. Rechts ciniiMt m G Min.
zu einer lichten Waidstulic, wo einige
Bänke ond Qrenistdne (Nr. 97 und 29)
stehen. Ist man sn Wagen, steigt
man hier aus, um durch eine hreito
Waldallee in 12 Min. zürn Wachsten
zu fr hon Ist man zu Fuss, so gelangt
man sehnoüor zum Ziele, wenn man den
schönen Promonadenpfed einschli^,
der jenseit des Fahrweges r. vom Renn-
steig ab im Zickzack Uber den Schön-
herj; empor führt (12 Min.). Von der
Stelle, wo der Wagen hält, geht ein
Fahrweg uurdüstlich nach IleiligensUin
hinab (l St.) , u. von diesem läuft als-
bald ein Fnssweg, den wir später be-
schreiben, r. nach Ruhla. Kehren wir
wieder zum Zollstock zurück, so führt
die Strasse geradeaus durch herrliche
Buchen- u. Fichten waldung zurHohCll-
80nue und von der Hohensonne r. nach
MtenaeK und links nach Wüheltnathal.
Zuvor aber, ehe man die Hohesonne
erreicht, knnn man 1. durch eine Stal-
lung in 10 Min. zum Hirsch steht , oder
schon früher r. auf einem Seitenpfad
zum Drachenstein gehen. (Ucbcr alle
diese Partien s. R. 5S). — Will man
jedoch von RuhU nach WiUielmsfhal
(ly, St.), ohne die Hohesonne zu be-
rüliren, so schlägt man den abschüssi-
gen Waldwc«; ein, der jcnsoit des Zoll-
stocks durch s Ratzthai luuit u. auf der
Chaussee mündet, die von Liebenstein
oder Salsnngen r. nach Wilhelmsthai
föhrt. Ein etwas näherer Fussweg,
wenn man beim Eintritt ins Katzthal
r. ühcr die Wiese geht. — Nicht weit
vom ZuHstock zweigt aber auch rechts
ein Weg ab, der durch das liebliche
Sainbaehtthal («wischen dem Felsen-
riesen des Wachsteins und des Ilauj^e-
steins) \\\ St. nach Mossbnch führt.
Auch weiter nach der Hohensonne zu
läuft von der „Fuchswicsc" ein Holz-
weg r. auf eine Waldblösse mit schöner
Aussicht, u. von dieser r. in 10 Min. auf
die lang gestreckte Felswand des Hang-
steins, von der folgenden Wiese aber
(„Hirschrasen'^j abermals r. ein Weg
nach M<i^^Vi;ich.
FosswtM.^ You Buhla auf den
Wach st (vi ü (V4 St.). Von der Restau-
ration „liellevue'? geht man über den
alten Schiessplatx am Waldsanme hin
und hält sich dann immer 1., ohne einen
der Seitenwege hinabzusteigen. Präch-
tige Blicke ins Thal, besonders vom
Schiessplatz" u. von „Klenim.s Hütte".
Grösstentheils Waldscliatten. Zur Seite
hin und wieder tiefe Abgrtinde, Nach
V4 St. Hochwiese sw. Bären- u. Bing-
berg (Lappengrund). Hier theilt sid»
der Weg (Wegweiser): 1. nach Kttcr-
windcn. Wir gehen rechts über den
Bach u. die Wiese zum jenseitigen Wald,
wo sich der Weg 1. zur Anhöhe hinauf-
sieht. Dann geradeaus (nicht seitwärts),
bis zu einem umzäunten Wiesenhang,
i AmP^nde desselben kommt r. dieStrasse
von Ileiligstein herauf. Auf dieser fort-
gehend, erreichen wir alsbald den freien
Platz (mitBänken), dessen oben (S. 503 )
gedacht ist. Nach 12 Min. stehen wir
am * Wachstein 9 einem der schönsten
Punkte im Thiiringerwald. Diese nur
von f'iner Seite znixant^itre p^oteske Pel-
seuklippe des Sehönberges (1745 F.),"
die aus Crauitconglomerat des Todtlie-
genden besteht, hängt burgruinenartig
über einem tiefen Abgrund, aus welchem
hohe Buchen ihre Wipfel strecken ' Ein
entzückendes Gemälde breitet sicli von
(l(fii sti liisitzen des kolossalen Felspe-
bildes vor den Blicken aus. Tief im
lauschigen Grunde das Dorf Mossbacfa,
von Saatengrfin umwogt, und jenseit
desselben die pittoresken Hörselberge;
1. (jenseit »l' s idyllischen Hninbachs-
thalsjdie langgcstreckteFcls' invnnd des
Haugsteim , dessen senkrechte Klippen
wie das Ilanerwerk einer riesigen Burg
empor starren. Darfiber der Hirsdi-
stein , der Drachenstein und vor Allem
die Wartburg, gleich einem leuchtenden
Pharus. Und dieses reizende Luud-
schaftsbild südwestlich von den Basalt-
kegeln der Rhön, nordwestlich von den
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•
505
ÖL Baute: fiiseuacli und die Wartburg.
506
hesslscheii Bergen (Meiasner, Heller-
stein) f nördlich vom Nebelstreifen des
Harzes, nordöstlich vom Ettors])erg
ßin^rahmt. Dazwischen der Scharfen-
berg, der Friedensteiu , die Gleichen u.
viele andere Punkte, vom duftigen Blan
des Aetliere nmeelileleii. — Will man
rem Waehstdn auf die Hohesonne oder
nach Wilhelmsthal, so geht man In 10
^IIii. (Innh oiue Ficlitenschonunp niif
schönem Proinonadenpfnd zur Strasse
hinab, wo „der Zollstoc k ' die einzu-
schlagenden We^e anzeigt (s. oben).
51. Route: Eisenach und die Wartburg*).
KißenhahH (S. 107. 110) über Wutha Ußd
Fröttstedt nach Gotha Morg. 6 Uhr 6 Min.,
8 Uhr, 11 Uhr 58Min., Nachm. 2Ulir 9BIin..
5 Uhr 56 Mio., 7 ühr 10 Min-, Nachts 12
Uhr 26 Min., I. Cl. 1 Thir., II. 17 Sgr., III.
14 Sgr. ; — nach Oerttungeu Morg. 7 ühr 48
Min., 9 ühr 21 Min.; Nachm. 1 Uhr 21 Min.,
3 Ulir 9 Min 4 I }.r 32 Min., 6 Uhr 54MiD.,
I. Gl. 21, n. 14, IIL Ii Sgr.; von Ei$cnwA
madk CmhI I. OL S Thlr. IS 8fr., II. SThlr.
9 Sgr.. TTT. 1 Thlr. 19^ Sgr.; nach Frankfurt
a. M. I. 8 Thlr. 9 8gr. , II. 5 Thlr. 9^ Sgr.,
III. 3 Thlr. 18| Sgr. — über Ibrknital nftcb
Stltmangm Mofrg. 7 Uhr 56 Mf n. . Nachm. 3
Uhr 16 Min., 7 Uhr 15 Min . 1 Cl. 26, H.
16, m. 10 Sgr. Sztrasug nach Woünar Je-
den Sonst Ab. 8 U. H M.
Post (oberhalb des Marktplatzes, der
Bdifirersohnla gegenüber): nach Kreusbuig
(Wanfried und K^^-iv -^e) Nactim- 3[ Uhr,
9 Sgr., nach Mültlhautien Nachm. 8| Uhr,
S84 Sgr., nach Buhla mit Eisenbahn bis
Wutha (8. 117).
Sintfemungen : Wartburg 4 , Wilbelinstiial
14, Ruhla 3, Iiisclsborg 5, Liohen.itein 5,
Beinhardabrnnn 6, öalKungen 6, Gotha 7bt.
Tmtif fkt DroteUm^ikr«» iBner» u. aus»
serhalb der Stadt, n. namentlich auch nach
Wartbur« ^bis zum Steinweg), Wurtlmr^' uihI
AnnatbtU, Hohesonne und Wilhelmäthal,
Krensburg. Nenanbof, Dftrre Hof (Metscb-
rieden), Ruhla, Iloillgenstein, Treffurt, Lie-
benstein und Altenstein, Salzungen, Hoin-
hardsbrunn, Inseliiberg, Kuhla, Altenstein
und Liobensteln. (Ish bemsriL« auoh hier,
wio bei Weimar, dassdie^lN^ad« dtrPireite den
Beisenden sehr erwünscht sein mussl)
Fremdenführer, rerpflichtet«, durch ein
Messinpsrliilil kenntlich. Unter ihnm hat
sich Lucas (durch die Beisebescbreibung
des Prof. Buaabert) einen guten Kamen ge-
malzt. DiMe Tnhrer sind den mü^i.Higen
Jansen, die auf drm T?fvhnhof und in den
Strassen ihre Dienste aufzudringen suchen,
JedcnUdls ▼oriustalien , und dürfen um so
wonii?er prelJen, als ihnen feste T.iM n vor-
geschrieben: erste iStuude 5 Sgr., für jede
folgende 2 i^gr., für den halben Tag 15 J^gr.,
den ganzen 20 Sgr., mit Nacht 1 Tblr.
T)aa FBr^tenthum ElNenaeh war zu
wiederholten Malen ein selbststandiger
Stasit, so dass «ieb noch Jetst die Haupt-
stadt dl n ,Mt mit dein Titel „Residenz-
stadt" biüütv t. Schon ir)i>6 iii\\i\n J oh. Em$t,
zweiter Sohn des ungliicklicheu Ucrzogs
Job. Friedr des Mittleren, seine Besidens
in Kisenach, naclideni sein Bruder,. Toh.
Casimir, Coburg erhalten. Beide starben
kinderlos, und ihre Länder fielen an die
Linder des Henog« Job. Wilhelm t. Wei-
mar. Di" fUdnrrh Ternnlasstr T!if5lnup
brachte Eiäcuuch in den Besits de^ Herzogs
AJbrecU (1640), der aber schon IMi wieder
ohue Erben stnrb, so dass E. an Weimar
zurückfiel. Nun thoilten dio föhno des
Herzogs Wilhelm t. Weimar abermals, und
Adt^f Wnketm wurde 1M8 Henog von
EiaenacTi. r»a nueh er keine Descendentcn
Ihinterliess, so erbte sein Bruder JbA. Georg,
der bis dahin iu Marksuhl rosidirt hatte,
das Fftrstenthum Kisenach, und stedelte
*) Sehr reiche Literatur aus alter und neuer Zeit, z. B. ein lateinisches Gedicht von
AdMtae 146&; Aerdh» Beschreib, von Bttenaeh, 1837; (Sckwerdt fmd Jäger) , Bisenach
mit seinen Merkwürdigkeiten u. Umgehungen; v. Arnswald und Kiepert, T'liui der Um-
gegend von Eisenach (mit Text). — Sollen wir auch des Sohaud- u. Schmahhuches ge-
denken, welches neuerdings unter dem Titel: „German Life and Manners, as seen in
S-\xoTty at the prescnt T)ny. hy Henry Mofhetc** zu London erschienen ist ttnd sich vor-
isugswt iae mit Eisenach l»est tiäftigt , wo der verkommene Verfasser iangoro Zeit
mit seiner Familie lebte und noch Jetzt bei seinen vielen Gläubigern im theuren
Andenken steht? Dieser ,»unTer8obämte und vorrückte Xnglinder*^ »ein Urtgrpus von
Xhmd, Oemeinhoit, Lüderlichkelt u. Brntalltit** (wie die in Tiondon ersobefni^fle Keil-
schrift „Uerman" sich aTisdriji 1 t und diese Ansdrücko mit Thutsachen Ixdept), machte
die Studien su seinem lügenhaften Machwerk nicht sowohl in Eisenacb, sondern copirte
vielmsbr sich selbst und feinen eigenen MSsbmusstnll**.
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507
51. BouU: fiisenacli und die Wartburg.
508
In d!« HavpiRtadt ftber (167S — 86). Starb
wieder kinderlos, so dass sein Bruder, Jo-
hann Wilhelm, die Rcgiening überkam (bis
1729). Dtt jedoch seiu bohu, Wühelm Hein-
rUh, der letste Bersog von Klaanscb, aber-
iiiiil-s oliiio Erben w/ir, 8o kam sein Lnnd
1741 au Weimar, und ist bis Jetst dabei
verblieben.
Elsbach 9 «weite Stadt des sfichs.
Orosshcrzogthums mit 11,250 Einw.
(178 Katliolikcn , 72 Juden), liofrt am
nordwestlichen Abhang des Thüruiger-
waldes, gen 8. von rundgewölbten ^ an-
nmtliig gnippirten Vorbergen fibenragt,
geD N. in eine offene Hfigellandschaft
scbanend, die vom langen Rücken des
Hainicliswaldes begrenzt wird, während
nach O. und W. liebliche Thalgrnnde
8ich hinziehen, die von der Hörsei, mit
Avelcher sich anterbalb der Stadt die
Nesse rereirngt (S. 20), duTchflossen
sind. Einer jener f^riinhelanhten Fel-
senkegel, der COO F. über die Thal'^oblc
emporragt, ist mit Tliüringens Burgcii-
königin, der Wartburg, gekrönt, die
dem schönen Landscbaftsbild ein cha-
rakteristisches Gepräge gibt. Da sieh
dieHünser, zum Theil winzige Hütten,
da un^fdort in die auslaufenden Seiten -
tbäler verstecken und ii.nnentlich vom
]\rorp:eTi nach Abend durch die lange
Georgen Vorstadt bis zum „Ehrensteig"
(eine besondere Gemeinde, fast dnrdiweg
arme Leute) sich hinausziehen, einzelne
«weh an den vortretenden Hügelköpfen
hSngcn: so knnn man von keiner Stelle
die ganze Stadt mit einem Blicke über-
schauen, obwol sie aus den Berggärten
des Grabenthals, nordöstlich vom Bahn-
hof*) , oder vom Waäenberge (Warten-
berg), einem beurbnrten Höhenzuge,
nördlich vonderStndt, wo die Burschen-
schaft jene OktoherfeiKM- an/üiidete,
welche die erste Anregung zurDemHgo-
genverfolgnng gaben , ein sehr maleri-
sches Bild gewShrt. Weniger vermag
die innere Stadt zu fesseln, wie reirilich
und freundlich sie auch ist. Ja, sie
*\ Uier i«t die beigegebene Antkibt auf-
fi:enommen. — VAn fcbSnes Uthograpblrtes
Bild vdu Eis( 11 - Ii mit Umgebungen (Lan-
geu Salsa bei Kliughaminer) iit in den dasi-
gen KuttSthandtnngen tu haben.
vQrde den GrossstXdtem „todt** er-
seheinen, wenn sie nicht im Sommer
durch die hier zusammenstossenden
Eisenbahnen (Thüringisrbo n Wo'rrn-
Eisenbahn) von so starkem Fremden-
verkehr belebt wäre, dass die Gasthöfe
manchmal nicht Baum genug habmi.
Um so anziehender ist die Wartburg,
das merkwürdigste aller mittelalterli-
chen BergschlössGr, und der landschaft-
liche Zauber, der rings umher das
reichste Füllhorn ausgegossen. Ein
besonderes Interesse, aber hat die Um-
gegend für den Geologen , indem S Ge-
birgsformationen , theils in wollsack-
ähnlichen,theilsinmauerfönnigeii, theils
in gespaltenen und zerklüfteten l'els-
gestalten in einem kleinen Umkreise
zu Tage treten, und das rothliegcnde
Gestein (Granit- u. Porphyrconglome-
rat) von solcher Hächtigkeit ist, dass
Bohrversuche über 2000 F. Tiefe des-
sen Grenzen noch nicht erreicht haben.
Gasthöfe: ^Halber Mond ( BupprecbU
Wittwe) im Mittelpuuktder Stadt, nahe dem
Harkte, I. B., Speisesaal, 34 Z. ä 10 bis 15 Sgr^
Table d'hötc 12^ Sgr., Ti ülist. 7| Sgr, Be-
dienung 4 Sgr., Equipage (Warth., 1 Tblr.
10 s^r.,Wartb. und Annathal SThfar. lOflgr.,
Willitlmsthal 2^ Tldr., ganzer Tag 5 Thlr.
incl. Trinkgeld). — *Ranfndran- (Schacke)
am Marktplatze mit Aussicht auf die "Wart-
burg, I. R,, groMer Speteesaal, 86 Logif
Zimmer ä 12J Sgr., Table d'liOte Sgr-,
Redirnnnp 5 55cr. Elegante ümpfehlungB-
karten. — 'iVmnnjrcr ifo/ auf dem KarlsplaU,
nahe dem IWhnhof. — ^^Mifffer Haus (Lie.
Itotraii) , TT. It., mit l^- stuuratinn , Billarii
etc., aber ohne Stallung. — Anker für an-
spruchslofle Gftflte recht gnt — HtM warn
MokrMt mit Restaxiration und Billard, bil-
lig;. — Schirnn, III. R. , zunächst am Bahn-
hof, wird gelobt. — Löwe» am Eingang zum
Marionthal, enniohat der Wartborg.
SeHatirationem: „Zahnlücke", demBahn*
hof gegenüber, auf einer Bergterm«»e mit
schöner Auesicht j Bathskeller (Marictj;
Welmcbenk Bohl neben dem halben Mond
(anchBier); E. Niemann; Felsrnkeller (ne-
ben Eichels Garten) ; «Phantasie (im M*-
rienÜial), J St. von der Stadt. — Oe»chlo$'
«eM ttnOhehafU» (mit Oirten): Glemda o.
ErboluuK. — Conditorei .* Mebus (in der
Karlsstr.), sehr gut. — Muttireude Gtwätttr
in einer Bude auf dem Harkt, nnd in «inen
Gartenlokal bei der MVrholuDg«*.
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Ö09
SI, Raute: Eiseoftch und die Wartburg.
5J0
Bmungwatutaiten: Foratlehransttlt (Dir. j nac) lag weiter östlich, als die jetaige Stadt,
Dr. Orebe), aas den eutferntcstcn Gegenden | und war liMptoSehHcli YonSIsettscIiiniMleii
freqnpnfirt; Gymnasium (Dir. Funkhäncl) ; l.ownhnt, durch welche die Harfe des Ni-
SchiiUehruraeminflr, Beal-, Secundar-, hö-
here Tdehter-, 2 Bfirgenclmleii etc.
bcluDgenliedes rauscht. Denn nllda soll
Attila anf seinem Ueeroszuge nach Gallien
(451) gerastet n. mit Ohrimbilde, der Toob*
maurcrloge (in der „ErhohiiiA"), Frauen- I ^^^"^ thür. Königs Günther, ein pracht-
Terela, Bibelgesellschaft, Verein der Freunde ; vollesBellager gefeiert haben. Später kehr-
in d«rNoth, Helenenverein (Unterstützungs- i ^ee die Hnnnen snrftck und scbhigen die
Terein sum ehrenden Andenken an die j ""d Thfiringer bei E. aufs Haupt
Herzogin v. Orleans) , Vf rein zurt'AbstelluDg
des Bottelweseus, 3 Gesangvereine, Tara-,
8<^fttzenTerein ; St. Attnenhoapltal (gmtlf-
tet von der heil. Elisabeth 1296), HospItftI
St. Spiritus , St. Justni, 8t. Olemens, Lau-
de^krankenhaus.
Eisenaeber Kreiablatt, wSchentl. 4 mal.
' JBait^HitHuMer: Seyen» Zii>gler , L. B.
Kagreer.
Badeanstalt von Dobermann im Graben-
tbal (nicht weit Yom Bahnh.), und bei
(J)Oit). Ludwig der Springer aber, nachdem
er die Wartburg erbaut, verlegte die von
einem Brande elngeiscberte Stadt auf Ihre
Jetsige Stelle (1070 bis 73). Landgr. Her-
mann I. erweitertes sfo und baut«; mehre
Kirchen nnd Klöster. Diese vermehrten
sich dermasseu, dass E. Ton den Cbronleten
als „rdthte geistliche Stapelstadt*' bezeichnet
wird. Schon xuvor hatte Ludwii; der
Eiserne am Nlkotaitbor ein NonnenkloiAer
gestiftet (1151), in welches die Nonnen vor-
setzt worden, mit denen die ftihdliafte Kö-
Wittwe Haupt Inder Fischerstadt.'— Waicb- . . ^ . , . t, . .
nnd Badennsf«lt mit Dampfmaschinen, am SlSi 2f' T^'^^L?'' f welche die
Eingang ins Marienthal. - Barbier- u.iaar- ' ^'T '•«•'•f' J~
ecl.5eldWbinet:KuntieaiifdemKariipTat«. ^'■^".^ ^"'^^^^^ "Jf,« ""^^
. . -w^, ^ ^ , terskloster bevölkert hatte. Die B;»8ilika
Indu,(rte. Die Gewerbthitigkeit coneen- ^j^^^^ Klosters (dieNikolaiküche an. Karls
i sich v^mamlich in den crof sartiiren m. ^„.-i. ^ ^«
trirt sich v^mämlich in den prnssartigfen
Unternehmungen der Herrn von Eichel,
<lle «1 den reiehsten Vabrikanten in Thür,
gehören: und swar in den Eichel-Cramer-
plats) wird noch jetzt zam Ctottesdienste
beontzt. Viel prächtiger aber war das
Kathario^nkloater (vor d^m Georgenthor),
„ . . . das Hermann 1. erbauen Hess. Kach der
sehen Kammgarnspinnereien mit Maschi- '^,.^„^^^4.^^ ^^^^ ,„ Zeughaus, dann
neakamroerei (Dampf- und Wasserkraft), Kornboden, später in ein Theater,
die 4B0 Arbeiter, meist MSdcben, bescbSfU-
fr« Ti, und in der Fr. Kielielschen BIciweiss-,
femer in einen Hulzschoppeu uud endlich
, T r . , Gasthof («um Stern) verwandelt.
Farben-, E^Mg-, Oel- nnd Le.nifal.rik, die Hier In^ auch der ehemaligo Ilellffrafenhof,
Dampf- und Wasserkraft mit hydraulischen ^^^^in Meister Klingsor aus Ungarn h^r-
Pressen benutzt und bis 150 Arbeiter be«
Bohäftigt. Die Farben, die aus dieser Fabr.
hervorgehen, sind weit uud breit berühmt,
und werden bei derselben Tlelseltlgkelt In
flfleicher Yollkommeuheit anderwärta kaum
■prodTTeirt. Namentlich ist der nene In-
dustricisweig der Pftte-Farben erwahnens-
wertta. ~ Ausserdem Planlmeterlkbr. (Tla-
chenmc.ssung.s- n-Ad Berechnung^ - Tnstru-
nieiito) von Christian Trunk. Künstliche
Thonwaaren und Berliner Oefen von8äU2er.
Zierliche Holsflechtwaaren im 8traliu4»^ts-
haus. — Hierher dürften auch die ächten
Percheronhengsto zu reebnen sein, die vom
UttergutsbesItserHarkscKdrel nnd Fabrik-
besitzer von Eichel zu rHebong der Pferde-
zucht ftuij Frankreich bezogen worden sind
und Pferdeliebhabern gern gezeigt werden.
Auch derVIschBacht selBrwfhnonggethan,
die in E. und Umgebung fleissig betrieben
wird. Die dasigcn Spiegelkarpfen gehören
SO den besten, diu es gibt.
OetekkklUekmi Da« alte Blsenaai (Yse-
bergte, wenn er nicht hei seinem Freunde,
i dem ruhmbeftriniten Minnesänger Helnritih
von Oftcrdingon, war, der in E. wohnte u.
hier das grösste Epos des deutschen Yolkes,
das Nibelungenlied, gedichtet haben soll.
Yorzug.«?wei8e aberlebt die heilige Elisabeth^
obschon niebr als 600 Jahre über ihrem Grabe
dahingezogen , noch jetzt in £. auf Aller
Lipfien, und das Knmergriln der Terehmu^
schlingt sich durch alle Geschichten, wo-
mit die Sage ihre freundliche Gestalt um-
weht (S. 61 bis 63). Ihre Lebensbeschrei-
bung vom eisen. Kaplan Berthold gehört
zu den klassischen Werken jener 7eit.
Heinrich Baspe (S. 68) baute das umfang-
reiche Predigerkloster, dessen erster Prioir
der gelehrte Graf Ellger von Hohenstein
war, von welchem die Legende Wunder-
dinge erzählt. Das jetzige Gymuasl&lgs-
bäude iet ein ITeberblelbeel desselben; wo-
gep II T U dem pi%ehtvollen Marienstifte^
das Aibrecht der Unartige erbaute, kein
Stein auf dem andern gcUieben, obgleieh
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I
511
H. J?oiete;'Bi8eiiac1i und die Wartliursr
512
die Kirche, wclclio (Ho doutscli n Hilter
iime l;atten, dem erfurtor I)oino aliulich
gvwoMo ■•in mH. 8obw«r» Dhuigsal« liatt»
£. während des thür. Erbfolgekriegos zu
bestehen (8. 64). Trotz «Icr licftisti^ten
,,Kleinme*' (Clemda) , die mau aufgeführt
hatte, ward dia Stadt toh BeiDrich dam
Erlniirliten erobert. Aehnlichn "DrnnpMnlp
erduldete sie während der langjährigen
Vahde, die Xiandgr. Albracbt der Unartige
mit seinen Söhnen fühita (S. €5 bis 67).
In der Nälio dcsi alten Landgrafenhofes
(neben dem „Residenzbaus") , wo damals
aili Thiai^rten war, ward ja&aa gaiatUt^a
ScbMispiel aufgeführt, welches Friedrich
den Gebissenen in fino Bchwermuth
versenkte, von der er nicht wieder genas
(8.' d7). Bas fftr dia Oaaehicbta dar drama-
tisclien Kunst sclir Tiedcntsanie Mspt. jories
Mysteriums ist von L. Sechsteln veröffent-
licht worden. Bei einem festlichen Tonrnier,
daa Triedr. der Emsthafte in E. hielt, ent-
spann sic h ein Verlöbniss, welches den ver-
heerenden Grafenlirieg auf's Neue anfachte
(8. 68). — AU an dia tScha. Knrffirstan
kam , trat es in eine neue Periode der Ge-
schichte ein. Nun wiril es Luthers „liebe
Stadt", wo er auf der dasigen weitberühm-
tan Selnile <Vbaetor Trabonlna) ron «ainam
15- Tn^ IH T.cbensjahr (llHS hU 1501) das
Xandament seines klaren Wissens und soi-
aaa kräftigen Wirkens legte. Da er mit
Hnnger und Kninmar so k£m|»f6«i hatte n.
ah Currentschüler f Partokenbengst") mit
der Blechbüchse und dem Lionenaacke
dnr^ dia Strasaan zog, erbarmte aieh dia
fromme Elisabeth Cotta des armen Knaben
und sicherte dem emporstrebenden Genius
eine lichtere Zukunft. Als er später, am
%, UmA IStt, in dar 6aorgankir«ba (MaVkt-
kirche) gepredigt hatte, fas.ste die neue
I«ehre«auch in Eisenach Fuss, und manche
Ijer&hmte Namen der Boformationszeit, z.
B. Vraas Lambertaa, Joliannea Serranus,
Jakob Rfr;n!83, Kaspar Aqulla, Justus Me-
nins (erster Saperinteiid.), Nikol. vom Ams-
dorf ti* a. aind mit thrar flaaehlelita ^r-
Mhmolzen. — Aus der naaan Zeit sei nur
der entsetzlichen Erplonon gedacht, die am
1. Sept. 1810 28 Häuser zertrümmerte nnd
SiMantelMi) (olmadar mlUtirlaehanBaltoTta)
dasLeben kostete, indem 3 französ. Pulver-
wagen, als sie hastig durch die Georgengasse
fahren, aieh entzündeten. Napoleon zahlte
32,4^ Thlr. Entschädigung, während der
Verlust auf IfjOOfM) Thlr. geschätzt wurde.
Auf dem „Explosionsplata" steht Jetzt ein
ataamar Brannaii, aii«wa1eham aliia von
den vielen Granaten zu sehen, diaan Jaaam
Sohrackonstage axplodirtaa.
Berühmte BTänHer. Ausser den schon ge-
nannten; der Domherr Joh. Both (im 15.
Jahrb.), dar die «rata thfir. Chronik in
deutscher Spracht schrieb; später die Hi-
storiker Ch. F. Pauliini, Nik. Bebhan, Schuh-
macher; so wie vor allen der musikalische
Haroa Joh. Sebast. Bach*^). Ana darlianaa
7 itr der Botaniker G. F. Dietrich; der
Oberforstrath König, der die Forstschule
18S0 von Rnbia nach Etaeiiach Yerlegtc ; der
Staatsmann und Minister a. I>. v. Wyden-
brugk; der Päda^og Mager; der Komponist
Fr. KühmBtedt (t 1868, Donkmal auf dem
Triadhof mltBalte^ortrSt) ; dar Maler Pral.
1er (geb. in E. 1804); der Schriftstoller E.
Heusinger u. a. Jctxt leben daselbst: der
Altorthumsforscher W. Rein, der Oberforst-
ratb Grabe, der Hol^rtnar Jigar, einer
unserer ersten Gartenschrlft?»teller ij. Tjand-
achaftsgärtner, der Philolog Weisaenbom,
der Biobtar Fr. Beater u, a.
S^etmoürdiffkeiten. Vom Babnhof
j^clit man durch eine kurze Vorstad^
und gelangt durch das alte Nikolaithor,
über dessen Portal das .Steinbild Lud-
wigs des Bärtigen, auf den KaVlspIatz
(mit der Kikolaikirche u. ihrem schlan-
ken, hochmgendeii ^urme), nnd so-
dann durch diefrenndlicheKarlsstrasso
auf Thüringens schönsten und gerfia-
migsten Marktplatz. Hier steht, hinter
breitästigen Linden versteckt, die Ge-
orgen- oder Marktkirche ^ im 12. Jahr*
hundert Ton Ludwig III. erbaut und'
dem Schutzpatron des deutschen IiMI-
dos nnd der Stadt E. , dem mythi-
schen lütter St Oeorjj, geweiht, dessen
vergoldetes Staadbild, wie er denXiind-
*) Bacha Stammvater, ein Bielcer am
Ungarn, Hess sich, durch Religidtis- vcrf«d-
gungen Tertriebcn, in Thüringen, und zwar
in Wechmar, nieder. Von seinen Nachkom-
men werden genajint: J<di. Christoph, Or-
ganist an Eisenncli, .Joh. Michael , Orgauiät
zu Arnstadt, Uernhard, Kammermusikns
EQ Eisenacb. Aua dem Scbooua dieser Fa-
milie ging der originellste aller deutschen
Tonkünstlor, dor grüasto nllor Contrapunk-
tisteu, hervor, nämlich Joh. Sebastian Bach,
geb. 1685 zu Eisonach, wo sain Tatar, Am-
brosius, ITof- nnd Stadtmusikns war. Kr
wurde Coucertmeister in Weimar, Organist
in Arnütadt, Mühlhausen, Weimar, KapcU-
nieiHtor in Göthen, Husikdirektor in Leip-
zig (t 175U), und hinterliess 9 Töchter nnd
11 Söhne, die alle musikul. Tal nt liattm.
Ausgezeichnet: Wilh. Friedemaun (t 17Ö4),
Phil. Bmanuel (f 1788), Ohrlatoph Madr.
(t Vt») Joh, Ohriatian (f 17»).
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513
^i. Mmue: Eisenack lud die Wartburg.
514
warm t9dtelf «vf dem Spriagbrnniiett
prsB^, weldi«r den Marktptoti stort.
Nachdem der alte Bau im Bauernkriege
verM'üstet Mn<\ hornnch tm einem Pfer-
destali geinisäbraucbt worden, Hess ihn
•Johann Friedrich der Grossm&thige
wieder au goUesdiensUielteiiiGelmniehe
henrieliten (1560). Die inneren Hallen,
weit und düster, wölben aieli in einer
solchen Höhe, dass 4 Emporen überein-
ander j^ebaiit sind. Unter vielen Denk-
mälern beachte man folgende: zur
Kechten des westlichen Eingangs das
Kenotftphinm des merkwftrdigen Bar-
fnsserniSncbs Johannes Hüten, dessen
In der Apologie der Augsburger Con-
fession gedacht wird Kin mntbiger
Vurliiufer der Reforniatiiui , hatte er auf
Luther geweissagt und die papistischen
IrrHifimer bekfimpft, so dasa er Ton
seinen Ordensbrüdern in- das GefSng-
niss ^worfen wurde, worin er 30 Jahre
schmachtete u. elendip^licb starb (1496).
Nächst der Sakristei ein schlichtes
Denkmal, dem ßeformationsgehllfen
Nikolaus Ton Amsdorf gewidmet , der
als Kirekenimtb in B. Bt«r1» (1565). Ne*
ben dem Altar ein grosses , werthvolles
Bild, das erste Krfnrmf^tinn''jn^>ilnnm
darstelleini, und ringsuniln'r die Kriegs-
rüstuDgea der eisenacher lierzöge, de-
ren GiAieine unter jener Statte modern.
Sonntags werden hSuflg altUassiscbe
Kirchenmusiken mit meisterhafter Prä-
cision vom llofkjintor Müller- Hnrtiir»«:
aufgeführt. — Der Kirche gegenüber
das grosse EesidenxBchlosa , 1742 vom
H«rs. Emst Aug. erbaut, mit imposanter
Fronte, flachem S^ieferdacb und pa-
villonähnlichem Kuppelalt^n. Der Ka-
stellan, der es bewohnt, zeigtdie inneren,
zum Theil prächtigen Räume. In ihnen
fand die edle Herzogin Helene von Or-
leant mit ihren Sdhnen^ dem Grafen v.
Paria u. dem Hersog v. Cbartres, die in B.
das Eliroiiljürgerrecht haben, seit 1849
«in friedliches Asyl. Das Musterbild
einer charaktervollen FQrstin und eine
zweite „heilige Elisabeth", die des
WoMthuns nicht müde wurde, soll von
der dankbaren Stadt darek ein Mokn-
ment geehrt werden. — Die^Bsplanade^^
Wim durch Tktfisges.
ist ein Mer, llndenbeaekatteter SIsIb
kinter der KkralM, awiaeken der slsttil-
chrn Bürgprschule und dem alten „Re-
sidenzhause, worin die T.nndj^rafcii Ihr
Absteigequartier zu nehmen ptiegten.
Geht man von diesem Platae zwischen
dem Besidenikaase (1.) und dem alfton
Bcklossbrankanse (Biefkalle, Tslgs
„Dunst")» wo einst die Schule stand, in
welcher Luther sich heranbildete , hin-
durch, so tritt man sofort auf den klei-
nen ,,Luthersiüatz/* In dem oberen
Eckhaus , welches eine uralte Inschrift
trSgt, und mit arckltektoniseken Basre*
liefs geziert ist, soll Luther als Schüler
gewohnt haben. Einen Blick seitwärts,
und wir sehen d«s Haus fNro 119), wo
Sebastian Bach geboren wurde.
Ausserhalb der Stadt, jedoch in un^
mittelbarer NIhe: •EkhO» €hHtUm
(„Pflugensberg'*), Jden man vom Bahn-
hof aus in 5 Min. erreicht, wenn man
vor dem Xikolaithore (bei einem Brun-
nen) 1. abgeht, zwischen Krmlichen Hüt-
ten hindurch, und sich dann r. wendet.
Blne Bretterwand snr Linken begrenst
diesen Osrten und die erste (nnsükeln-
bare) Thüre fUhrt hinein. Jeden Don*
DPrstflg ist er In den Kachmittägsstun-
den dem Publikum geöffnet. Aber auch
zujeder anderen Zeit sind in dem Eichel-
sckesComptoir (Georgenstr.Nr. 14) freie
Eintrittskarten sn haben. Dieser park*
artige Berggarten , eben so geschmaok*
voll anjrelf'f^t (von dem als Oarten-
schrift.steller bekannten Pctzold in Mus-
kau), wie sauber gehalten und mit einem
seltenen Pflanzenreichthum ausgestat-
tet, wird niektblos den Landsekaflsgirt*
ner und BlumenAreund im höchsten
(rrade befriedigen, sondern bietet über-
I haupt so vielo roircnrlf^ PlÄtze und so '
herrliche Anssiebt.spunkte (namentlich
auf die Stadt hinab, zur Wartburg
Uniber nnd auf die Berge des Ha«
rienthals), dass er Auge nnd Hers
entzückt. — Verfolgt man von Eichels
Garten den früheren Weg am Fel^en-
keller vorüber und weiter fort zur Seite
eines Baches (ohne r. über ein Brück-
ehen an gehen), nnd wendet sieh dann 1.
am Qebittde dsr BtkolnagSieaeUaekaK
90
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515
51, MoHUi BiB^iMieli aiMl 4ie Wartburg:.
516
vorbei (r. das Strafarbeitshaus), so
kommt man nach einigen hundert Schrit»
ten r. durch ein Gatterthor in den gross-
herzogliiik^* KarthauBgartcn, der stets
gedifiMfc ist wmk unter derkmiatsinnigen
Pfl^^e des Hofgärtners JSger selbst das
^«rwöhnte Auge befriedigt. Und zwar
ist es auch hier nicht blos der wohlge-
ordnete Pflanaeureichthum in freiem
Omnde and in den GewächsliÄusern,
^«r Blicks fsssslft, sondsni nocli
flMhr die piwiobtyolle Ansicht der Wart-
burg oberhalb des idyllischen II eil thals,
seitwärts aber die Berge des ^T.irieii-
thals u. im Vordergrund die im K;lsu 11
styl erbaute Villa Alwina (eine Privat-
bssitsung) und Midsrs sebteeGsbCBds,
Der schdnsCePls^ ▼<» Hortensien ^n*
gerahmt, ist unter einer Gruppe hoher
Linden , wo ein rfizondf^s }Jüd sich
entfaltet, dass auch das schärfste Auge
— abgesehen von einer hässlichen
Lehmgrube am jenseitigen Berge —
Ic^en sH&rsadsn Gsgenstand erblickt
Da der Gerten, der seinen Namen von
dem ehemaligen Knrthäuserkloster hat,
welches hier stand, neuerdings bedeu-
tend erweitert worden, so yersäume
man nicht, durch ein Wfildchen empor-
steigend, auch die entlegneren Partien
sn besuchen, die sich in .dss liebliche
Jolisnnisthal verzweigen. — Aus dem
„Karthaus", wie es gewöhnlich genannt
wird, kann man durch die obere Gar-
tenthüre alsbald auf die Strasse gelan-
gen, die von der Stsdt in dns nahe'Ma-
fientkal flUurt ; so wie man vom Lu-
thersplatze aus sm schnellsten ins Kart-
haas gelangt, wonn man am Luthers-
hause hinauf ^eht, sich dann 1. und spä-
ter an einem Teiche vorüber r. wendet.
Ym EtMMeii Mi die Warfbiirg
<%8i). IMes wird die erste Tonr sein,
die &st jeder Reisende unternimmt.
Und wenn er nur von cineai Bahnzuge
bis zum andern rastet , so besucht er.
•wo möglich, die Wartburg. In diesem
^ell» irird ibm devan gelegen sein, den
•kttnesten Weg einsnachlsgen. Dieser
-fuhrt, wie oben beschrieben, an Eichels
Oartf-n vorüber entweder durch den
Karthauagsrten, oder vom £rholttngs-
! gebäude r. auf die Strasse und neben
der Villa Alwina auf einem Steinpfad
r. empor (s. unten 2 c). Uebrigeus hat
man die Wahl zwischen zahlreichen
Fnss- n. Fshrwegen, die fest allesammt
mit den manuichfachsten Reizen ge-
schmückt sind n. in kürzerer oder län-
gerer Zeit zum Ziele führen ; und zwar
sehlÄngeln sieh diesolben in den ver-
schiedensten Richtungen zum Prediger-,
ssm Frsaen* nnd sumCUsorgenthox bin-
ans meist in sanfter Steigung stur Hdhe
empor. Man wähle den einen aufwärts,
tlen anderen abwärts 1) DurchsPrwIi-
IJfCrthor am br tn tcustm Vom Markte
I aua zwischen Post und Bürger&chuh>
empor nnd r. durch die obere Predigor-
Gasse, in dnr^ letstemBsnsesnr Hech-
ten Xikolaus von Amsdorf wohnte oder
vom Explosionsplatz über den Prodi-
gerplatz (r. Gymnasium, 1. Sparkasse)
und durch das Predigerthor am Gottes-
«eker yoräber. Hier stehen tei immer
wohlgessttette Etel bereit, anf denen
I man zur Wartburg reiten kann. Die
Preise Imboii sich in neuester Zeit ver-
I doppelt, indem man für einen solchen
Kitt 10 Sgr. und dem Führer 1 Sgr.
zahlen mnss. Eine I>i'09chke9/ahH
die Wartbnrg kostet ind. Tiink* nnd
I €hauss4egeld 1 Thlr. 20 Sgr., auf die
'\VartT)urg und ins Annathal 2 Thlr.
10 Sgr. — Zwischen den letzten Häu-
sern steigt 1. ein Fahrweg über den
„breiten Predigerberg," der jedoch sel-
ten benntst wird.- GeradeauB mm
schattenlosen „Schlottib^irf^* hinan, bis
auf die erste Hochterrasse , wo die Bnig'
in den Gesichtskreis tritt und I. eine
schöne Fernsicht das Auge fesselt. —
Weit angenehmer ist der scluitligc Liii-
weg, wenn man, jener Fshrstmsse ge-
genülier, an der Gottesnekermaver r,
I hinab geht und sodann 1. den „spitsea
Predigerberg" erklimmt. Nach Tvenigen»
aber sauern, Minuten tritt man in ein
: Lustwäldcheu , „Röaenshölzchen' ^ ge-
nannt» das von ^elen FMimsnadenwe-
gen darehscbaitten ist, die tidi faai «II»
um den Mädelstein schlängeln mid nn-
. ter der Wartburg münden Der Weg
1 zujT Linken führt am angenehmsten^
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t
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V
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öl, iioute: fiisenach und die Wartburi^.
518
mitUere aduMfler sam Ziele; wilurend
der r. sich wendende, in dmi ,,Kontidii-
steig" mUudeiid, am interessantesten
i«!t Auf der höchsten Koppe dieses
Waldchens (1262 F.) sUud sonst ein
f«ätos Bergschloss, der Metüetutein
(KUtßlMik^^ das «na elaer yiel Uteren
Zeit, ab die dadribarliche Landgrafen-
veste, herstammt und dem weit ausge-
breiteten Dynastengeschlechte der Hm. '
V. Fräiikc nstein geliörte. Jetjst ist von
der int tiiür. Erbfolgekriege zerstörten
Burg, die mange«öliiillch„MSdel8tein**
n^nt, nur noeh äw Wallgraben , eine
veriaUwe Cisteme, ünd hie und da
ein IVffinerrost sichtbar. Wohl aber
bietet der freie Bergkopf eine so ent-
zückende Bnndsicht, dass mau um so
weniger aa llitt Torfiber gelien sollte,
als er tob der Stadt kaum 80 MSii. eat*
femt ist. Am westlichen Abhang ra-
gen zwei fast aneinander stossende und
oben verwachsene Felsgestalten hervor^
die, aus der Ferne gesehen , einem sich
küssenden Paare in Kutte nnd Sehleier
gleiehen. Die Legende, weldie Wie*
land zu einem Gedieht« Isearbeitct, hat
"sie als Münch nnd Nonne*" bezeich-
net, die, weil sie ihr Klostergel öbde ge-
brochen, allda versteinert worden. Ein
wunderschöner Weg, *,,rfer ^omMn-
tUiij**, führt nm die Felsgmppe hemm,
n. gestatteteinzelne Blicke auf diegross-
artigeu Bauwerke der Werrn Ki^oiibahn.
Um deiiselboTi vw gehen, hält man sich,
wie schon erwähnt, im Köseschen Hölz-
chen r., an einem Tempeiehen vorbei,
wo sieh eine kostbare Anssicfat in das
Stedtfelder Thal öffnet , und schreitet
bald durch zerklüftete Felsen wände,
bahl an steilen Abgründen vorüber,
bald durch verschiedenartiges ^^adel-
gehölz, das auf dem ehemals sterilen
Bergeangep6aaiti8t. Von diesemPfade
ans kann man den nahen Mfidelstein
von Westen her sehr leicht besteigen.
Weiterhin, wo verschiedene Wf»ge zu-
sammenstossen und recbts d^v /eisig-
grund gicii iiiuabi^ielit, kommt man auf
einen APSilchttpunkt, der an romanti-
schar 0ahffnhelt nkhta an wünschen
übrig Utoit lat man ans dem WXld*
ehen geti»tan, so grfisat L der in einer
Baamipntppe versteckte Elisabethen-
hrunnen (S. 519 c). — Für den letz-
ten , beschwerlichsten Kest des Weges
kann man entweder auf einem steilen,
zum TheU treppenarttgen Pfade (r.) in
5 Min. sum Oipfel emporsteigen« od«r
in der doppelten Zeit den gemjieh*
lieberen und angenehmeren Fahrweg
1., oder noch besser den r. an der
Fahrstrasse hinlaufenden Fusspfad ein-
schlajjjeu, der an der „Barriere," wo die
Wagen a«. halten pflegen , mit jenem
sich wieder vaKainigt. Zar linken Seite
der Fahrstrasse steht am Rasengeh&ige
ein kunstlos behauener Stein,- welcher
die Stelle bezeichaeii soll, wo der Raths-
herr Ueiuricli von V^elsbach niedcrüel,
als er imErbfolgelQriegTermtttelat ei&er
Bfide von der Wartbaig geschlendert
ward (S. 65). Wer nm £esen sdurfigen
Stein . ohne sich zu halten, dreimal
herumgeht, darf sieh vom Stadtratli in
£. ein silbernes Messer und eine sil-
berne Gabel erbitten , weil er den irren
Geist desBathsherm erlöst hat. -An
der 7?rtrrür«(„Chaisenplatas**) aber, wo
sich eine rerviende Fernsicht aufthnt,
wendet sich der Weg, der 200 Schritte
. laug durch den Felsen gehauen ist und
selten befahren wird, In sdiarfer Bie-
gung steil empor und mündet, seitwirta
der „Schaiise,'* auf welcher einige
Signalkanoneu aufgestellt sind , bei der
spitzwinkeligen, mit einer Mauerbrü-
stung umgebenen Bastei , die wieder
eine prächtige Aussicht bietet. Fnss-
gänger aber, die gewöhnlidi erhitat
sind, mögen lieber sofort r. der nahen
Restauration ziTf^ehcii — •
2) W< ge durch« Franenthor auf
die Warthurtj : a) Fahttoeg , und zwar
der gewöhnlichste und bequemste, geht
vnfern der Waaehanatalt, oberhalb der
Hainteiche, r. von der Chanss^e ab, u.
zieht sich über den „Gaulanger" (Gul*
anger) im weiten B(^^ um das Hell-
thal hrruin, bis er in fortwahrenden
Schiaugeuwinduiigen, am Elisabethen-
brennen TorÜber, a«f derobenerwihnten
Terrasse mündet, #o» untaihalb des
letiten Berggipftia, die meisten Wege
20*
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519
süBuninea lattto. — b)BUiFnsafinger
wird ihn iiSdit leicht in seiner ganzen
ATiSfiehnnno^ rcrfolgf^ii. Wohl aber
zweigt auf der Hohe, wo man (ins mit
allen idyllischen Heizen geschmückte
StUOKal fiberblickt, worin Luther, Erd-
bemn tnehend, «m Hebst«» la Inst*
wandeln pflegt, ein sohroffer Pfad, der
Spftter mit dem Eselspfad'* sich einigt,
1. durch den Nessel graben stracks der
Wartburg zu \ während schon früher ein
Promeuadenpfad 1. ablief, der sich frei-
lich »Hf weiten Uanregen (amYer&noh*
ten Jirngfemloeb und an der Theebnche
Toxfiber) cur Bnrg emporschlängclt,
aber so reich an den schönsten und
überraschendsten Scenerieii ist, dass er
nicht genug empfohlen werden kann.
Wirmflasen auf eineniheveBesehreibung
yerzichten^ da sie ohne speciellen Si-
tuationsplan doch nicht viel nützen
würde. Ueberhaupt kreuzen und ver-
schlingen sich die Wege nach allen
Kichtungeu der Art, duss es nicht leicht
adn dVifte, ohne Führer einen TOilier
beetinunten Plad feetaubalten. Da je-
doch alle Wege, die bergan laufen, auf
der Wartburg, u. alle abwirts führenden
imMarientb. münden, so kann von einem
eigentlichen Irregehen kaum die Rede
sein. — e) Zwischen der Villa Alwina n.
dem vordersten Hainteieh anf Felsen-
stufen empor, dann 1. zwisdien Oarten-
zäunen hin (dnreh die Haingasse") bis
zu einem Waldbächlt in , wo sich 1. im-
posante Felswände malerisch empor
gipfeln. Hier sweigt ein schmaler Berg-
pfod durch dichtes Gebüsch 1. ab, der,
obwol beschwerlich, anf dem kürzesten
Weg;e vom KrirtlirLn"? zur ,,l?arri^re"
empor führt. Bequemer p^ebt man anf
dem weuig benutzten Fahrwege fort,
der sich r. unter jenen Felswänden zwi-
schen Qirten emponleht nnd anf der
Hochterrasse am Bösesehen Hdlsdien
mündet. Auf jenem erstgenannten
Pfade überschreitet man die Fahrstrasse,
4 die über den Gaulanger lief. Verfolgt
man sie (r.), so kommt man zum *Eli»a'
hdkaiJbTwmm,\^ dessen Kihe eine neue
"RutaurcAion (Schlösser) sich aufthun
will. Uebrigens liegt dieser Brun-
520
nen auch demjenigen Wegen sehr nahe,
welche durch das Pred%erthor herauf-
kommen In jener von den liehli ob-
sten Sagen umtiüsterten Quelle, welche
die Burgbewohner mit Wasser versorgt
und innerhalb eines strinemen Bund-
bogens alterthlmlidi gefasst ist, soll
die heilige Elisabeth die Armen und
Kranken gebadet haben. Oberhalb
derselben führt eine verwitterte Fels-
gasse zu der Stätte, wo sie 1225 eine
Zelle baute , in welcher die Alten und
Gebrechlichen, die den steilen Berg-
kopf, an dessenFuss der Brunnen quiUt,
nicht erklimmen konnten, ihre Spenden
empfingen (8. 62). Als jedoch das
Annenhospital in Eisenadi gegründet
wurde, verfiel dies Asyl. Allein Fried-
rich der Brnsthafte liess allda eineKa«
pelle erbauen (1331), worin 6 Barfüsser-
moncheTagu. Nacht beten mussten.Dies
Minoritenstift, ,,El!«»pbetbenkloster" ge-
nannt, ward 15ii9 abgetragen u. z. Aus-
bau der Wartburg verwendet. Man gebt
Ton hier, um anf die Bvxg su kommen,
entweder r. auf den Fahrweg nuröck,
oder schlägt einen näheren, aber steilen
Fusspfad ein . der durch dichtes Q^-
büsch in wenigen Minuten zur „Ba-
ri^re^' fühpt. — d) Andere Wege aus
dem Jforjnilftal nnd seihst ans dem
Annui^äuA snr Wartburg empor, sollen
als Rückwege (beim Herabsteigen) ge-
schildert werden. — 3) W>pre durCnJi
OCOrgr^nthor auf die Wartövi-g, am
wenigsten begangen, weil sie längere
Zeit in Anspruch nehmen, aber so in-
teressant, dass wir sienii^t ausser Acht
lassen wollen. Zunächst durch die
lange Georgen vorstadt bis zum Stern"
(Gasthof) , und dann entweder 1. zwi-
schen den armseligen Hütten des Ehren-
steiges hindurch, oder auf der Fahr-
stiasse bis sum Chauss<ehanse, und
nun linkB herum die frankfurter Sfcmsse
verfolgend , welche r. die kolossalen
Bauten der Werrnb.ihn n l malerische
Klippenwände bewundern lässt. Nach'
8t. deutet ein Wegweiser zur Linken
der Strasse flt>er den „Baanmtt**; ein-
Promenadenpfad, der ohne W^nlcldidie'
Ruhepunkte im Siektaek m'^tdlen
Ol. Emue: Eiseiiach uiid die Wartbarg.
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«
521
992
Höhe hinaaf führt. Rcliöner ist der
vielbenutzte, lind ansteigende Fahrweg
(„Bierweg")» der weiterhin durch einen
Viadukt der Eisenbahn in ein liebliches,
von einem ForeUenlweh dardiransehtes
Thal führt und in weiten Krümmungen
.duitdi die „Silbergräben" a. den „Tan-
nenwalrl" zur Burg emporsteigt. Noch
empfehlenswerther folgende * FftssiKir-
tie: Wo sich im Georguxitbaie die
Chaassie r. wendet, Iftuft Jener Faihr-^
wegl. dnreh einen Yiadnkt^jaiseit des-
sen man auf dem „rothen Wege" (an
Sein*^^ röthlichen Lehmfrirbp kenntlich)
8t. hing dureli Kiefernwaid r. em-
por steigt. Die Langeweile, von der
mnn enf diesem Wege bescbliehen wer«
den mag, wird einer staunenden Befrie-
digung weichen, wenn man auf der
Höhe r. einen schmal rn Pfad einschlägt
und nach wenigen Schritten aus dem
einfonnigeu Walde plötzlich auf die
Spitze eines thurmähnlichen, mehr als
100 F. hohen Felsenvorspranges tritt,
■ der jach aus der Tiefe emporstarrt. Es
ist die Teu/eUkanzel, die ein prächtiges
Naturbild vor den üborrn sehten Blicken
eilt faltet. Auf dem trüheren Waldwege
kommt mun in kurzer Zeit zum ffHoL- >
Umdeit" (Kanapee, Henogsbank), in-
dem'dn Fusspfad 1. diurfeh Kiefernwald
zn einem kleinen freien Platze führt,
wo eine Steinbank in tiefer Waldein-
samkeit ^iir Ruhe einladet, und die
Wartburg wie ein Adlerhost vom hohen
Felsenkamme kerabschant. Wer die
Burg, sumat in der Abendbelenebinng,
▼on diesem bochromantischen Plätzchen
aus nicht gesehen , der kennt sie nicht
in ihrer vollen Schönheit. Steigt man
den unweit der Bank in das Thal füh-
renden Fahrweg hiuab, so gelaugt man
(r. in eine finstere Schlneht abbiegend)
anf den aar Wartbarg nnd snr Blias-
hSUe führenden Weg; verfolgt man
aber den Ffihrweg aufwärts, so kann
man entweder auf die,, Wilde Sau' am
Rennsteig (wo ein verwitterter Gedenk-
stein mit der Jahressabi 1483 steht,
wabvsebeinlieh aar Brinnening eines
hier von einer wilden Sau angegriffenen
Jägers), oder auch auf das Plateau,
wo die Wege vom Annathale und der
Luisengrotte zusammenstossen, und
durch eine breite Allee r. nach „Waid-
mannsruhe", 1. zu der ^ohen, von dun-
kelm Wald ftlMracbatte^ Felswand
gelangen, in welche sich die Eliashöhle
schluchtet. Ein herrlicher Weg, erst
eine steile Treppe hinab, dann durch
prachtvolle Buehenwaldung, und später
an grossen Kielern vorbei, die male-
riseh in den Felaspslten woreeln. Hie
klelneOrotte^im geheimnissTollen Still*
leben eines tiefen Waldkessels, soll
den armen Eli beherbergt haben, dem
die heilige Elisabeth, als er fröstelnd
auf dem Hof der Wartburg sass , ihren
Filrstenmantel zugeworfen, nm damit
seine BIdssen an l^deeken. — Da man
die Richtung kennt, in wSleher die
Wartburg thront, so wird man auf ir-
gend einem dahin führenden Wege zum
Ziele gelangen.
Seit einigen Jahren ist die Gast'
wMhschc^ (WolQ aus dem Innermi der
Burg auf einen nahen Bergkopf verlegt
worden. Hier, nur einige 100 Schritte
nordwestlich von der Burg, erhebt sich
eine kleine, im altertliümlicben Styl er-
baut^ Herberge, aus deren l^'eustern
eine praebtroUe Aussieht, pie Bäume
sind beschränkt u. darum häufig flber-
fuUt. Dennoch sind einige kleine Zim-
mer auch fürNachtgä^te (JiBettir)Sgr )
eingerichtet. Was man erhält, ist gut
und nicht übertheuer. Hier ist auch
der Führer stationirt, welcher die in-
neren Bäume der Burg zeigt (h Pen.
5 8gr.),
Die Wartburgr *).
„O Wartburg, heilig durch l^rinuerungen,
Du , Deutsehlftsdt Borg» du mhmeirelebe
Veste,
Wie freudig grüssen dich die Pilgergäste,
Von Lust und sergem Uochgefähl durch-
/ drangen I*'
Ansser dem Kaiserschlost der Ho-
henstaufen in Oeilnhausen, ist die
*) Das beigegebene Panoranux ist vom
neuen Thurme aoXgenommen, der aber lei-
der den Vrttnden nicht angängig ist. In-
deisan wird m tpel Jedem ätandpoiikt«^ den
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*
523
521
der dio TieUfge Elisabeth verkl&rt ; das liicht,
das aas dem LuthertifcUblein strahlt ^ di»
Hoffinniif, die d«« Bariohenfest bogftlstorte.
Wenn wir die inneren Iläumn (!tjrc!ip:ebeÄp
werden die hervorragenden Scoueu dieser
glorreichen Vergangenheit rot ntwerea
Blleken tolMndig werden , so das» wir uns
jetzt mir auf einiGTe skfz^onhafte AndeU- .
tUDgeu beüchränkeu. Ais Ludwig der Spriti-
ger, dessen V*t«r auf der SoluHMiiiburiK
wohnte, auf einem seiner Jagdzüge bis zum
Wartburg die ellülgcFlirstenbnrg Eu-
ropa'», die sich, wenn nneh nicht im ur-
sprünglichen ZustaTid ihres architekto-
nischen Glanzes, doch in ihren wesent-
lichen Bestandtheilen erhalten hatviid
fai Ihrer prachtrollflii Beataunitkm als
die 8eh9DSte und merkwürdigste Berg-
Teate des thüringer, vielleicht des deut-
sebem T^anrles Augen und Herzen fes-
selt Selbst im Ausland ist bis jetzt | ßf^j^' p^^g^g streifte," den jetzt du-
Wartburg krönt, war er von der anrautiii-
gen Laadsehafl dermassen entsfickt, dass
er Im begeisterten Entsc.hluss ansrirf:
kein weltliches Gebäude bekannt und
bis auf immre Tage erhaltet^ weldies
dem Im byaantiiiischen Baustyl dnrch-
geführten Landgrafenschlosse gleichzu- Wart Berg du sollst mir eine Burg wer
Stellen wäre VnA w.l.ho Erinnerun- AUeiu Grund und Boden waren im
r. ^ . , III » Herren voa Frankensteln, dSe
gen knüpfen sich an diese helire Statte! I Motilsteine hausten. Daliesa er auf
Die Wartburg, Thüringens Palladium, Schauenburg zwei Tliürme und ein
ist nicht blos der Oentralpunkt der . Wohnhaus zimmern , vnd sehing «le eines
thftrini». Gesehiehte; nkht bic« die Sa- Tages, auf dem Berge auf. Die Franken-
gendichtang hat sie mit ihren reichsten ] steiner klagten darüber bei^dem
Krinizen umschlungen; niclit hlos spie-
gelt sieh in ihr die Bliithezeit des Mit-
telalters im Waffenspiel und Minne-
dienst, in Andachtsglnt u. Sangeskunst :
sie Ist gleichsam eine lebendige Spi-
Akde ans dem grossen Drama der deut-
. sehen Kultur- und Volksentwicklunij.
dfr sturmzerwühlte Baum religiöser u.
politischer Freiheit wurzelt auf ihrem
Boden, imd die schönsten Ideale der
Nenselt haben hier Ihr AaferstehnsgS-
fest gefeiert.
€fe«ekickmeke9. Die Gesehiehte 4^r thü-
ring. Landgrafen (S. 57 bis 70), dio über
drei Jahrhunderte auf dieser Vesto wohn-
ten und herrschten , i^t iiugleich diu Gc-
sohtekte der WartbiAg. Die Sflberblleke
dieser Geschichte aber sind: die ritterliche
Hofhaltung der mächtif^cn Fürsten; die
goldene Zeit des Minnesanges ; der Nimbns,
man einnimmt, seine Dienste thnn, wenn
a n Ii l:em anderer eine vollständige
Kundachau gewährt, wie der „Bergfried'*.
Schlos» Wt»1bm-g ist historisch, topo-
graplüach, poetisch nnd artistisch gefeiert,
wie kein anderer Punkt In Thüringen. Von
den zahlreichen Schriften nur einige : TAon,
Schloss Warttmrg. Zur Kunde der Yorseit.
1. Aufl. 1795. — H. V. Eitgen, Der Führer
auf der Wartburg, Leipzig 1860. — L. Bech-
M«tn, Schi. Wartburg in Liedern und Bo-
und dieser gab dem Salier auf, mit 18 Bit-
tem ^dlleh aa erh&rlen, daes er |en«
Thümio auf seinem Grund und Boden er-
baut habe. Da Ife^s Ludwig im Dunkel
der Nacht viele hundert KÖrbo voll Erde
Ton seiner Besitzung auf den Bergkopf
tragen, und besch^v^^ nun mit jenen Bit-
tern, inden\ sie ihre Schwerter in die Erde
stiesseu, dasä sie auf eigenem Grand and
Boden stinden. Oenug, die Wartburg
ward nun von seeberger Sati )stcin(<n stolz
und prächtig aufgeführt (1007 bis 70), und
tritt au derfitond der^age alsbald ins Yolle
Li<dit der Gesciiichto. Im J. 1317 aber ward
sie von einem zündenden Blitze so stark
beschädigt, dass Friedrich der Gebissene
einen ThsU der Gebinde und nnmeatUoh
die Kemnats (Wohnung der Frauen) voll-
ständig erneuern musste. Auch lieas er auf
der Westseite des Burghofes eiu durch Oefou
helsbares Webnhaus (Diralta) errriehten,
welches später der Prinzenhau oder «H»3
Hofätube hioss. Derjenige Theii des Bitter-
hauses aber, worin das Lutherstftbohen, Ist
erst an Bnde des Ift. Jabrh. der alten Yor-
burg angebaut worden- Balthasar war der
letzte Landgraf, der auf der Wartburg re-
sidirte (f 1406), während sein Sobn, Fried-
rich der Einfältige, mit dem das alte Land-
grafengeschlecht zu Grabe ging, seine n^f-
haltung nach Weissensee verlegte. Nun war
das elirwIkrdIgeFfirstenschloss verwaist, a.
verfiel je mehr und mehr. Als Luther, der
grösste und letzte Held d*!r Wartburg, aus
seinem „Pathmos" goachiedeu, ward sie
manien. Leipzig 18fi9. n.Schwerdt, Aus »«»^e™ „raiumo«- »«»u^.«-««. V
alter SSelfc. «weiWartburg «oachlchten : „Die I fMt TeigesseB, bis »le die deotseben 8tu-
heOlge Bllsabeth,** nnd „Martin Luther.« 1 denten gleichsam an neuem Leben anftr-
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m
Si. Awier ÜMAMli nid die W«r«ltoTir.
«eckten, u. s«itdom wieder mauohe schöne
y«tto in Uiraii Hallen gefeiert worden.
SadUoh &«ate dor jetzige Orosslierzog Karl
Alexander von Weimar den rnbmwürdigou
Eatacblasa, daa glorreiche Ahneaschloss
der aftohB. yfirsten In seinem alten OtaDse
berzustellen. Die Bestanration begann
1847, anter Oberleitung des Hofbanrnths
Dr. H. V. liitgeu in tiie^sen, ttud aoii
US 1870 Xvm 800^Jftllr. JnbUium der
Burg) yöUeudet sein, und zwar „möglicLat
treu in ihrer früheren Gestalt, damit sie
ein Bild gebe zunächst von ihrer Glanz-
periode im 12. Jahrh. als Site mftelittger
kunsfllebender Fürsten und nls Kampfplatz
<ier grössten deutschen l>ichter des Mittel»
Alten, und dann spiter im Anfang des
16. Jahrh. als Asyl M. Luthei!|i und als die
ätelle, von welcher der {grosse (;i ml » ns-
kampf der Beformation auaging." üo wird
die WartlrarKtTeftaiiration sa einer slBn-
roichen Poesie der Architektonik, innl alle
Ornamente, wie pli an ta -«tisch sie auch schei-
nen, sind, auf Gruud aiterthümlicher Vor-
^knagei^ tief ged«eM nnd mit kfinetleri-
scher VollendTmc: ausgeführt, dass in
den verschiodeu^u Bauten u. deren innerer
Aassohm^lmng vier grosse Momente Tor
Aogen treten: die Bomantlk dos Bitter-
thums, der j>'>(>ti-:rbp Aufschwung dc-^ Mit-
telalters, die katholische Qlaobentiiuaigkeit,
nnd der flieg des ProtestantUmns. Sin
grosser T heil dieser schwierigen Aufgabe
ist glanzvoll gelöst, so dass namentlic)) das
Laudgrafenhaus und die Kemnate mit dem
Wartthnrm (Bergfried) völlig trea wieder ^da
stehen, wie sie zu Hermanns I. Zeiten ge-
wesen ; währeud sich nun die Bestauration.
dem vorderen „llitterhanse«* ingewendet
hat, und jetst erat Tiodgo's Wort eri^Ut,
das er v >r langen Jahren in das WartbntS'
dtamntbuch schrieb:
„Das, Vr'rts die Zf>it versf hlungeU,
Geht niorgeurothiich auf,
ünd am« BrinnernngeB
BIfikt neues Leben aul**
JHe Bäume der Burg.
Xßt einer sobmaleiif schroff ßji Felscu-
ettrne, nur 400 F. lang u. 120 F. breit,
Erhebt sich das weithin leuchtende ohr-
würdige Bcrgschloss 1300 F. über dem
Meere u. 600 F. über Kiseuacb. Ueber
«ine strineme Brücke (fi-fther Zugbrücke)
fldii^iten wir durch ein dfisteres Thor-
gewölbe auf einem ansteigenden Felsen-
wege in den langgestreckten Schlosshof,
und fassen vor allen das Hauptgebäude
der Burg, das Landgrafenhaiis (P»«
las), ins Auge, das sich am östüchcn
Ende des Hofes stolz und prächtig er-
hebt. Dieser dreistockige Fürstenpa-
la0t stesnmt, wenn Meli ideht aus der
Zeit Ludwigs des Springers, doe1i '*liiie
Zweifel aus dem 12. Jahrhundert (Her*
mann I.), und ist im erfeisten byzant.
Bnustyl aufgeführt. Frei lieh war er im
Laute der Zeit so schmählich veruastal-
tet, dass die herrlichsten Zierrathen^
flbertlincht und Termauert, itat dnreh
Zufall oder sorgfältige Nachforsekmngm
entdeckt wnrden. Jetzt aber prangt er
wieder in seinem ursprünglichen Olanze
Nach der Hofseite ist die Aussenw ind
mit rundbogigen Arkaden geschmückt,
Unter welchen ein Verbindmigsgang
für die inneren Räume des Gebftndes
hinläuft. Ein Wald von kleinen, wun-
derbar sehönen ^Hillen, hinter welchen
die runden Fensterbögen lauschen , ge-
währt einen überaus reichen Anblick
und erregt dnrdi die nnendliehe Ver^
schiedenheit der ambeskenArtig Ter*-
zierten Kapitale staunende Bewunde-
rung. Das Erd'^'eschoss mit sein^^m
Kreuztonncnfi^f wölbe, das ganz und gar
verschüttet war, enthielt in alten Zeiten
Kftdien, Kamnem nnd Cksindestaben,
nnd ward später zu PferdestiQIen be-
nutzt. Ueber dem Knappengemach ein
enc^'os Mnuerojefängniss , worin der von
seinem Vater eingekerkerte Frieflrich
mit der gebissenen Wange geschmach-
tet haben soll <8. 66). Das flach ge-
nügte Daeii d«s ,fHolMn Hauses'*, mit
Zink und Staniol belegt , blitzt im Son-
nenschein wie flüssiges Silber. Anf
dem südlichen Firste sitzt in stolzer
Msgestät der thür. Löwe, während nörd-
lich' ein nngehenrer Dimche ins Land
hinaus sehant, nnd auf einem alteii
Schonistein 4 steint u c Kataen kauern,
deren symboli'^cVip I) utung noch nicht
gelungen ist. Der Eingang zur unteren
Etage führt (an der Freitreppe vorbei)
durch eine Vorhalle aunichst in die
*Btt8tkmiiAter, sonst ein Fraaengemaeli,
worin eine wertli volle Sammlung von
TlUsttingen u. Waffen, frührr 5m Zeng-
bause au Weimar, einstweilen aufbe-
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ii 1 1 t t < II ( II
528
wahrt ist, bis ein grösserer Baiim in
finam «nderen Q«biade ^ sie i^wob-
BMI tein wird. Sie enlihitt keine ROstaB«-
gen aus sehr früher Zeit was der
Führer etwa darüber fabelt, sind die
Naciikliiiipc Lliemaliq;cr Traditionen, —
wol aber einige Waffen aus dem 12. u.
13. Jahrh. Die älteste Biistung (N. H.
A.), leieht «nd ichdn geubeitett, ist aus
der Mitte des 16. Jahrh. Unter den
historisch merkwürdigen sind hervor-
zuheben: die Küstung des Kunz von
Kaufungen und der von ihm geraubten
Vriuaen Albert u. Ernst (S. 73), authen-
.liseher n. überaus prflcbtig die Bftstung
Heinrichs II. , Königs von Franlcrelislit
und des Papstes Julius II. , mit kunst-
reicher Pferderüstung, sowie vieler wun-
derschön gearbeiteter Küstuugeu, welche
die Fürsten des sächs. Hauses getragen.
^ An die Bllstksmmer sehBesst sich
das ehemalige £(pe»«e»mtm«r^ der eigent-
liche Wohnraum der landgräflichen Fa-
milie. Die Tische, Truhen und Bänke
sind im plumpen Style des 12. Jahrh.
ausgeiiihrt. Um so prächtiger ein grosser
8clmuik mit Sehpitierbeüen TonAlbr.
Dürer. Auf dem Fusboden liegt dss
Fell eines Aueroehsen, welchen der
jetzige Grossherzog im Urwald von
Biawolicza (Kussland) selbst erlegt hat.
Dies Gemach hatte wahrscheinlich die
ersten Olssfenster. DerFossboden von
Oyps-Bstrleb^ wie fest in allen Eänmen,
ist noch der ursprünc^idbe. — Durch
dieThüre I. steifet man zur zirc 'den Etage
empor, die ehemals den landgräflichen
Hof beherbergte. Auf der Treppe ein
Wache haltender Pantherdracbe. Durch
ein mit Wandteppichen ond geidalen
Deeoiatioiismalereien ausgeschmück-
tes Vorgcmaeh tritt man in das Land-
grafenzimmer, dessen getäfelte Decke
von einer überaus bchönen 8äule getra-
gen irird. Die sehr schwierige Aufgabe,
die Tersdiiedenen Mdbels im Style des
18. Jabrh. anfertigen zu lassen, ist in die-
sem fürstlichen Empfangszimmer mei-
sterhaft gelöst. Die untere Xt'andfläche
ist nach der Sittejener Zeit mit Teppichen
behängen, die obere mit 7 vortrefflichen
Freskogemilden (v. If orlts Schwind)
geschmückt, welche bekannte Scenea
aus dem Leben der ersten Landgrafei»
darstellen nnd manche Porträts ans der
Gegenwart entlehnt haben.*) Aber noch
schöner, als diese historischen Bilder, ist
das reizende Landschaftsgemälde, das^
sich vor den Blicken entfaltet, wenn man
aus elasm derFenstor fiber dea sehwia-^
delnden Abgrund hinweg In dieKihen.iii
die Feme blickt, -r- Aus dem Landgra-
feri/.imiiier durch die von einem Löwen
bewachte, reich verzierte Thüre in den
*Sänger»aal, der wol von jeher der
eigei^che Festsaal war, wo die Dichter
auf einer erhöhten Bühne („Lanbe*')ihre
Qesängc aufföhrten nnd die H-errschaf-
ten auf einer entgegengesetzten Estrade
(„Brücke") zuhörten. In diesem ge-
weihten Räume soll es' gewesen sein,
wo die grössten epischen und lyrischen
Dichter des Mittelalters (Walther too
der Vogelweide , Reinhard v. Zwetien^
Wolfram v. Eschenbach, Heinrich von
Ofterdingen, Heinrich v. Veldeek nnd
Peter OIp oder Hiterof) am TTofe des
Landgrafen Hermanns I. ihre liaricu
sehlugen nnd namentüch jenen tiefsin*
nigen Räthselkampf voll wanderbarer
Schönheit aufführten, der unter dem
Namen ,.der wartburger Sanp^erltriep,'*^
weltbekannt ist **). Wer im poetischen
Wettstreit unterlag , sollte dem Henker
*) 1. Bild (zunächst der Veattnwand,
rechts): ,,Wnrt, Berp:. fi'i sollst mir riue
Burg werden I '; — 2) Ludwig der iäiBorne,.
in Buhla hart geschmiedet (S. 58) 3) Wi«
Ludwig der Eiserne um die Neuenborg (bcf
Freiburg) eine lebendige Schutzwehr baut,
da sich der Kaiser Barbarossa wundert, dass
sie keine Mauern habe; — 4) Wie Iiudwig
der Mild« den auf dem Waitlraripiliof ent-
fesselten LÖwon mit seinem Blick beherrscht ;
— 5) Wie Ludwig der Heilige einen Kself-
krämer zu seinem Becht verhelfen (8. 8S^|
— 6) Wie Albrecht der Unartigo von den
Buhlerkünstcn der Hofdame Kuuigundo
V. Eisenberg umstrickt wird (S. 65); — 7)
Wie Friedrich der Gebissene sein Kind von
der Amme singen tisst (8. 67). — „Dl«
Wundgemälde des Landgrafeusaales iru
Ilolzschnitt von Gaber. Text von B, Von
Arnswald. Stuttg. 1868.«
Der Wartbnrgskrieg, heraaegeg. y. ]f.
Sbmntek^ Stuttg. 1868.
e
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verfallen Hfilnrlch von Ofterding^n
stand gegen Alie und — unterliegt. Da
ihn aber der Henker greifen will, flüch-
tet er, Sehats titeheiid, sii den Knien
der Landgräfin Sophie, und beruft sich
auf den Schiedsspruch des ungarischen
Sangesmeisters Klingsor. Dieser wird
aus fernem Lande besohieden. DerSän-
gerhiampf beginnt aufs Neue , und der
fremde Hagier, der Alle (aneier Wolf-
ram T. Esdienbaoh) besiegt, versjttmt
die entzweiten Qemüther. Dies soll A.
1208 geschehen sein (S 59, CO). Die
glänzende Ausstattung des Ziitim<-is, die
teppichfihnlichen Decorationsmaiereien,
die moaalkartigeii Frleeen, die allego-
riechen Fensterfignren, die wsndenroll
versierte Sängerlaube mitebarakteristi-
schen Ori fjrinal Sprüchen , vornämlich
aber das grossartige Wandgemälde von
der Hand des Heisters M. v. Schwind,
— Alles rersetat vas in die foldsne
Zeit der ndttolalterlicheii Poesie, die
an dieser Stfitte ihren Central - u. Kul-
miiiationspunkt hatte. — Aus dem Sän-
gersüale in die * Elis<iJ) eth tuij aLerie,
einen schmalen Gang , der zur Kapelle
fttbrt md so genannt ist, weil die liei-
•lige Elisabetb in dieser Qalerie'nieder-
sank, als sie die Nachricht erhielt, dass
ihr Gemahl im Orient gestorben sei
(S 6;1), und weil solche mit Sceuen aus
dem Leben der uu vergessUchen Fürstin,
ironSehwinds Meisterhand al fresco ge-
maltj.gesehmflekt ist. In runden lle-
doillons sind die Werke der Barm-
herzigkeit," die Elisabeth gethan, (wie
sie die Hungrigen speist, die Durstigen
tränkt, die Müden beherbergt, die Nack-
ten kleidet, die Gefangenen tröstet, die
Kmnken pflegt n. die Todten begräbt),
und dazwischen in grösseren BUdern
die bedeutungsvollsten Momente aus
dem Leben der frommen Dulderin (von
ihrem Brautzug auf die Wartburg bis
zu ihrer Apotheose) legendenartig darge-
stellt, und treten in ein nagisebes lacht,
wenn die rothen Fenstergardinen zuge-
sogen werden.*) — Die •KapeUe, Yon
*^ Diese Bilder („Sancta Elisabeth«),
saab«r xjrlogcapbirt, tu 0. Wigands Verleg
Friedrich dem Gebissenen 1319 ein^^^-
richtet und ausgeschmückt, blendet last
das Auge , so prächtig (und doch Uber-
einstinimend mit ihrer nrspv&ngjUcben
Gestaltung) ist sie renovirt. 0le
blaue Himmelsdecke, auf einem starken
Kreuzgewölbe ruhend, ist mit goldenen
Sternen besät; durch die kunsireich zo-
sammeugeiugteu Uiaäuiuiereieu der ho-
ben Fenster fSUt eia sauberbaftes Lksbt ;
die Wandsialere&en sind naeh alten SpA»
ren aufgefrischt; eine kleine Orgel ist
unter Leitung des Professors Töpfer in
Weimar gebaut; die alte Kanzel mit
einem reichen Gedeck überzogen. Der
kostbare Altar- n. KaaseSsehmnck, der
von mehren Pxinsessinnen aus dem'
Weimar. Hause aufs kunstreichste ge-
stickt ist, wird nicht zu jederZeitgeaeigt,
dagegen sind Altar und Kanzel mit ein-
fachenDeckeu behängen, welche Frauen
«nd Juiglranen ans Sebleswig -Holstein
verelirten. Die Teppiebe und Kissen,
womit die Kirehenbänke bedeckt, sind
eigenhändige Arbeiten der Grossherz.
Sophie V. bachsen, der Herzogin von
Orleans u. a. Nachdem am 7. Juni
1855 die restanrirte Kapelle eingeweiht,
wird an festliehen Tagen, namentlieb
auch bfi den inEisenach stattfindenden
Kirchenconferenzen, Ofnttesdienst darin
gehalten, so dass schon mehre unserer
berühmtesten Kauzelredner allda gepre-
digt haben. — » Durch dnen nenenTTep-
penban gelangt man in die dritte Etage
des Laudgrufenhauses, welche durch-
weg der 130 Fuss lange, in das Dach
hineinragende * Fettsaal einnimmt, der
in seiner früheren Verunstaltung die
deutsche Burschenschaft beherbergte
(181 7). Jetst ist erder Glsnspnnktder
ganzen Burg, ein h^chfürstlicher Pnink-
saal , der durch seine riesenhaften Di-
mensionen und noch mehr durch seine
glänzenden Decorationen das Auge blen-
det. Und doch soll jeder Bautheil und
jede Form nur so gebildet s^n, wie sie
der Werkmeister des 11. u. IS. Jabrb.
gebildet haben würde. Es war aber
zu Leipzig. — Storch, Sancta Slisabeth
(in demselben Teilsg und mit deniellien
Bttdam).
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531
SM,Rout€: Bit6MMliii«t die WMTil^iiif .
532
einp KieonthümliohkpU <1er clRmaligcn
Architektur u. der damit in Verbindung
Stehenden Künste, dass keine ihrer
SchdpftmgeB^ne ohriatlicli ayoiboliMike
BDdentniip war. Uad so Ist aneh hier der
Sieg des Christentlians Uber das Hei-
denthiim , der Tugend Uber das Laster,
derOrundtypus, der m allen Bilderwer-
ken dieses Saales nach tiefsinniger,
jfiimfcsstiseh - ürienteUsdier Ansebaii-
vagsweiM hvndertfiMli Tiorlirt ist, s«
dass sich glst^ssm die ganze reIip:iQse
. Weltnnsclumunj? der glänzondstt n ^eit
des Mittelalters vor unsern Blicken
symbolisch entwickelt : selbst bis zum
kaiifltretchen Deckenge wölbe, das, durch
^TCiefa Terslertss Hingswcrk gehaltsa,
In unzählige Fisher seri^edert n. mit
goldenen Sternen ftbfrsnf ist. Die Or-
namenten - u. Wandmalerei bat Welter
aus Köln in genialer Weise ausgeführt,
wovon besonders die mit alterthtm-
liehen Wsff»n umgebenen bistorisehen
V^nren der GiebelwKnde (die lebens-
grossen Bilder der alten Landgrafen mit
ihrem Stammvater, Karl d Oro<?sen),
sowie nicht minder die überaus sinnreich
decurirten Feusteriiischen , ein glänzen-
des Zeugniss sblegen. Wie «ns fast
allen Bildweriren bekannte Porträts
(z.B. der Orossh erzog, derSchlosskom-
i mandant n. a.) uns entgegenschanen,
so bemerken wir am 11. Hauptträi^er
(Dachbinder) der Südseite den Bau-
meister H. T. Bügen, das Modell der
Burg In der Hand, mit der Umschrift:
Tnrris forttesima Deus mens (Eine feste
Bnr«jf ist unser Oott). Die geknppplten
Knisterarkaden bilden die schöii>t(" l lu-
ralimung zu den Landschaftsgemäiden,
id» flieh draassen entfUten: m Füssen
das liebliche Helltb^ mit seinen blltsen-
den Teichen, jenselt desselben das
Marientbai mit dem kolosTilf^n Breiten-
gescheid, 1. ein Theil der Stadt nnd na-
mentlich der Karthausgarten, weiterhin
das hftaserbeslte HSrseltiial mit dem
«rfgineUen Hörselbeirge. Der Fassba-
den des grossartigen Ahnensaates Ist
mit Mixs.'iik -Estrich bi leert ; nn der
Nordseite eine türstlichc Tribüne; an
der westlichen Wand eine balustrirte
Doppelpralerie für die Zuschriuer , mit
einem Balkon, worauf dev Herold und
die Musik ibreu Jb^iatz batlcu. Das
grosse Fsnster der sttdUehem - Giebel*
wand dient als Ausgang auf einen kiel»
nen, tob miehtigen Lowenkdpfen ge-
trag^enen ^Fföller , der in biftip^er ITobo.
über dem Bärenzwinger schwebt und
einen unvergleichlich schönen Blick iu
die tieim Waldsohlaehten n»d Uber das
rings wogende Gebirgsmeer bis nr
fernen Bhon gestattet. Dies war
LieblingsplStzclien der Herzop^in von
Orleans. — Mit dem Landgr;iti'npal«st
ist die Wohnniiy der Landgrä/iniLen
(Kemnate) durch eine offme Terrasse
▼eibanden, Ton der man in eine sehaner-
liche Tiefe fainabblickt. Hier stand
einst das „Muezehans" (Haus der Müsse
und Bequemlichkeit), das mit dem an-
grenzenden Thurme 1317 von einem
Blitzstrahl zerstört wurde. Das hol'
Berne Gebinde ', Wiehes Frledridi der
Gebissene an dessen Statt anflSbren
liess, musste zu Ende des vorigen Jahr-
hunderts dem „Neuen Bau** Pl-it?:
machen, dessen moderne Geschmack Jn
sigkeit mit der sonstigen Architektur bo
wenig harmonirte, dMS er glnaiieh am-
gestaltet worden ist nnd gegenwl^tig
der grossbersogUohen Familie bei ihrem
zeitweiligen Anfenthalte auf der Wfxrt-
bnrij zur Wolinung dient. Die reiflKn
Sehenswürdigkeiten, z. B. die W^aud-
malerelen, welche die Tugenden der
Fräsen reiherrlieben, die BUdhaner- n.
Schnitzarbeiten (von Hrdina), ein kost-
bnrer Bücborsrbrank mit Knnstschntzen
und die herrliche Aussicht aus den Er-
kerfenstern, sind jedoch in der Begel
dem besnehenden Pnblikam rerstdiloa-
sen. -** Ebenso der damit in Verbindnng
stehende ▼iereckigo Wartthunn (Berg-
fried), des«pii Neubau 1858 vollendet
wurde. Er ist 160 F. hoch und über-
ragt mit dem goldenen Kreuze, das von
seiner Spitze weit hinaus stridilt, alle
Zinnen der Barg. Von seinem Hoeh-
altare bietet sich die grossartigste susd
bezauberndste Rundsicht, wie sie unser
Panoravin «iarstellt, und ein interessan-
ter Blick auö der Yogelpcrspective Ins
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5L Route : Eisenacb uud die Wartburg.
Innere der Burg. — Votti Thurm« riebt
sicfiöstl.eine hohe Mauer mit überdach-
tem Vertbeidigungsgango (..TiOt/fn")
zum Ritterhause , welches die nördliche
Frontseite der Wartburg einuimmt und
eliedem sam Aufenthalt der vurVerthel-
dignng der Teste Itestellten Bitter ttnd
etvraiger Gäste diente. Das gegenwär-
tige Gebäude , an dessen Restauration
gearbeitet wird , ist wahrscheinlich im
14. oder 15. Jahrh. erbaut , wenn auch
die Orundmanem der iltesten Zeit an*
gehSren. Noeh später mag aof dem
westlichen Seitenflügel ein hölzernes
Stockwerk (die Vogtei) errichtet worden
sein. Daran schliesst sich ein über-
deckter Vertheidigungsgang, wie auf
der Ostseite, und von diesem Gange
aus („Margaretbengang"), auf welcbem
sich das (»Eselstreiberstfibchen*' befand,
soll Margarethe, die unglückliche Ge-
mahlin Albrecbts des Unartigen , vom
treuen Eselstreiber vermitteist einer
Strickleiter in die schauerliche Tiefe
hinabgelassen worden sein , um sie Tor
den KachstcIIungen ihres Gemahls zu
retten (S. 65). Treten wir durch die
sinnreich ausgeschmückte Vorhalle ins
Innere des Ritterhauses, desi^en Aus-
stattung die Zeit der RefonuHtion mit
ihren grossen Erinnerungen reprisen-
tiren soll: IMe unteren Räume waren
bis zum Bau der neuen Restanration
Gast- und Wirthschaftslokale. Jetzt
hat sie, gleich den früheren „Amtleu-
ten^', der ebenso humane und gefällig«,
wie poetisch begabte und kflnstleriseb
gebildete Scblosskommandant, Hi^or
von Arnswaldt, inne, der sich um die
9:weekcntspreehende Restauration der
liurg und deren Ausschmückung viel-
fache Verdienste erworben. Der Blick
ans seinen gescImiadcT-oIl decorirten
Wobnilmmem, 1. und t.^ tstentsflckend.
Dennoch übt ein kleines Stübcben in
der nl)cren Etage des Ritterhanses, und
/^^ u in dem -westlichen Seitenflügel,
eiue uugleieh grössere Anziehungskraft.
Bs iat die *Luiher$tube, jene kleine,
sebliehte Zelle (Luther nannte sie seine
„Einsiedelei", sein „Luftrevier", seine
»Vogelherberge*', seine „Insel Path-
mos'*>, worite der Reformator, naehdcfm
er auf Befelii des KurfBrsten Friedrichs
des Weisen , um ihn v<»r den "Nachstel-
iun<::«n seiner Feinde zu sichern, am
4. Mai 1921 bei Altensteiu aufgehoben
(S. 318) n. auf die Wartburg gebfaeht
worden war, als „Junker Odrg** bis aum
3. Mai 1522 in freiwilliger Gefangen-
schfift r:^eloht imd mit seiner Bibelfiber-
setzung, die er hier begann, den Grund-
u. Schiussstein der Reformation %eiegt
hat Aber auch andere seiner unsterb-
lichen Werke sind aus diesetii engen
Gemaehe hervorgegangen Ob er au-
weilen in verstellter Kleidung nach
Eisenach hinabging, oder im Hcllthal
Erdbeeren suchte, oder das „bitter-
süsse" Vergnügen der Jagd („ein Ge-
sehftft, das sieh wol für mllssige I*eiite.
schickt") kostete: so ward er doeh In
seiner Einsamkeit zuweilen von einer
tiefen Melancholie befallen, und schleu-
derte in einem solchen Augenblick sein
Dintenfass an die Wand, um die An-
fechtungen des TeuMs absuwehren.
DerDintenfieck ist noch heute zu sehen,
oder vielmehr die Stelle an der Wand,
(ein schwärzlicher Stein) , wo er gewe-
sen. Ueberhaupt ist <las Stublein in
seiner ursprünglichen Gestalt erhalten,
wenn auch jetat mit mancherlei werth-
vollen Antiquitäten und Reliquien aus-
geschmückt, darunter ein Tisch aus dem
Lnthershansf inMöhra, Luther«; Porträt
und das seiner Eltern von Kranach, ein
eigenhändiger Brief von Luther, seine
Kurrentbilehse, ein alter Ofen, dessen
Kacheln aus dem Bauschutt auag^;ra-
ben, ein Bett , worin L. auf Burg Glei-
chen geschlafen, ein Walltischwirbel,
worauf er gesessen, eine Truhe mit den
ersten Bibelausgaben, ein gothischer
Schrank mit den Akten der evangeli-
schen Oonferens u. a. Als Kustos der
Waitbnigsbibliothek hat V. Scheffel
(,,Trompfter von Snck iTi<4en") fungirt.
— Ein langer schmaler (iang, mit Waf-
fen und Wappen, vornämlich aber mit
altertbamliehen SprOchen (grSssten-
theils von Luther) deoorirt, fahrt an
den „Be/crmati ans zimmern'*, die mit
Gemälden und Erinnerungen aus der
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M II« I
m
Reformationszcit ausgestattet werden,
aber noch nicht vollendet sind. Im
Dacliätuck ,,dai> Arcbitekteustübchea'^
Untwn^hmeii wir noeh eine kune
WaatooBg dnreb dmi SdUottkqf. Un-
tirlulb des Margarethengsnges (r.) ein
kleiner Wirthschaftshof mit hfilbge-
zähmten Thiereu in engen Behältern.
Unfern desselben ^auf der westlichen
Bnvgaeite), wo dto «hmiiAlifen KeU«r-
riiimtt wieder in Btond geeetat sind,
wird sich künftig der f,PrinzenbRa*^
(Dirnitz) in seiner alten Gestalt erheben
und denUebergang vomRundbogeustyl
xur gothischen Architektur der Thor-
burg vermitteln. Im Erdstock, soll er
dSM Waffenhalle und BfUtkammer, im
oberen die Wohnungen für die Prinieti
und Prinzessinnen des grossherzogHchen
Hauses lünfn'^sen. "Mit diesorn Neubau
und der damit in Verliimliin^ stehenden
Thorhalle, die vom Tiiurme quer über
den Sehlossliof laufen eoU, wird die
Herrenbntg von der VaseHenbing toU-
etindig abgeschlossen , wie es in alter '
Zeit gewesen. An die Stelle des jetzi-
gon Brauhauses (woraus das beliebte
Wartburgsbier hervorgeht) u. der darin
enüialtenen Künstierwerkstätten wird
einMerttall erbaut, und der Ideine Gar-
ten zwischen Prinzenhaus und Harstallf
der in seiner Erkerlaube ein so präch-
tiges Ruheplfltzchen bietet, in mittelal-
terlicher Weise hergerichtet werden.
Auch der hintere Theil der Hofburg
(2winger) war SMwt dnreb jeinen Thor-
weg abgegrenst Dort bewnlidert man
die rieaenhafte Cisteme, welche in Be-
lagerungszeiten die Burg, die keinen
Brunnen hat, mit Wasser A^ersorgte. Sie
war gänzlich verschüttet und ist erst
in neuester Zeit aufgeräumt worden.
An 4io aildliehe Sobnuilseite des Land*
gprafenbanses soUf wie in alter Zeit, ein
Badehaus angebaut werden. Die Fun-
damente desselben dienen jetzt einem
amerikanischen Bären zum Aufenrlmlt.
Auf der anderen Seite la^t ein * Thurm
(^PnlTerthnrm**) ans Utester Z^t in die
Hobe, dessen 9 Fuss dioke'lfanern ein
schauerliches Burgverliess umschlies-
sen. Da er ohne besondere Erlanbnisa
bestiegen werden darf, so geniesse man
von seinen Zinnen das umfassende Pa-
norama, das er bietet, wenn auch das-
selbe dnreb die Bnrggebftnde etwas ge-
hemmt iat Man kann hier mit dem
Auge den reizenden Pfad verfolgen,
welcher in einem Meere von Wald and
Fels dem Marienth iK zuführt. —
Wir beschreiten diesen Weg — * VOU
der Wartburg ins Htrimiml «dir
ABMthal (V, St) falls wir niebt
einen der frÜer angegebenen Pfadn
wählen, um nach KiHeuacli hinab zu
steigen In der liei;el ;\ ird der AVagen,
den man zur Auffahrt benutzt hat, zu-
rück geschickt. Will man ihn weiter
benntsen, so mag er im UarienlbaJe,
nnfein der Fbantasie, uns erwarten.
Denn wenn irgend möglich , versiume
man nicht, diesen prachtvollen, hnch-
romautiscbeu und dabei bcqueiri' ii NVcg
zu Fuss zu gehen. Vor dem Burgthore
filhrt s^twXrts eine kleine Treppe onter
der TborbrQefce bindnreb in den tiefen,
' V 11 hohen Bäumen umdUsterten .ATet^et-
(jrahen, der sich, unmittelbar unter den
gtoilotf Felsenwänden, auf welchen die
Wartburg thront,, ins Hellthal hinab-
zieht. Unser Weg läuft rechtis auf
einer Bergsnnge fort, naeMem IMt» ein
schmaler Waldpfad in das Hellüial ab-
bog , der auf dem Gaulanger- Fahrwege
(S. 519) m&ndet und — fall? mrui die-
sen nicht verfolgen will — sicli r. durcl»
den wiiidciiii>amen Lüiengrund (llgeu-
gruud) ins Maiientbal sie^ oder nnter
dem „Verfluchten J nngfemloch'* hinweg
and anderTheebuche vorüber mit jenem
Wege, den wir einzuschlagen geden-
ken, wieder vereinigt. Obgleich auch
dieser Pfad so interessant un»i reizend,
dass wir später wieder darauf zurück-
kommen, 80 verfolgen wir jetst den
nittieren nnd bequemeren Promenadon-
steig, der r. aus dem Nesselgraben em>
porsteigt und auf jenenj Felscnrückcn
fortli^itl , der 1. einen berrliclieu Blick
ins HeliLhui uud auf das .südiiche £nde
der Stadt, r. in die waldigen TbiUer hin-
ter der Wartbmg gestattet. Bald ge-
langt man an die Stelle, wo linksab ver-
mittelst eines Felsendarebbrnebos der
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537
61. Bouie: filsenach
und die Wartburg.
538
Vteg iwiscbeii der SUinadMmtg 1. n.
der FtdbSttrp r. (sweiBergkoppeii, auf
deaen im thüringer Erbfolgekrieg höl-
2eme Blockhäuser standen) hindurch
gebahnt ist. Ehe man aber dieses Stein-
thor pasairt, verfolge man den r. fort-
ImfendeiiPfad noch eine knne Strecke,
und steige dann L anf Felsenstnfen In
wenigen Miimten anm Gipfel der Vieh-
turg empor, wo sich eine der schönsten
und originellsten Ansichten der Wart-
burg bietet. Von hier ans führen mehre
Wege da- und doirtiiin ; der eine in das
einsame Waldthal hinter der Wartburg
(Eliashöhle), ein anderer 1. über die
Knöpfeisberge und ins Aimatbal, W^ir
gehen jedoch von der Felsenbank zum
Steinthor zurück und bleiben, nachdem
wir dasselbe durchschritten nnd uns an
demRIIckblick anf die Wartburg erfreut,
auf dem Wege, der sich an der Berg-
lehne der Viehburg hinzieht. Nach
einigen Minuten läuft ein anderer Pfad
auf vielen Stufen 1. hinab zur Theebuche
(Maibnche), einem reizenden Platze am
Fuss hoher Felsenwinde, sieh nm
eine stattliche Bache schfichte Ruh esitze
reihen. Will man zur nahen „Phanta-
sie'* hinab, so schreitet man (ohne ge-
bahnten Pfad) über den Rasenteppich
des KäUf er gründe a an einer Steinsäule
^,,jEr(?er2effi«9Nfl^^orllber, wdehedle
Ruhestätte elmb'lltbiglings bezeichnet,
der im Verfluchten Jnngfemloche todt
gefunden wurde. Der Promenadenwog
aber schlängelt sich von der Theebuche
an den schroffen Felswänden der £ise-
nacherBurg (Frauenburg) nnd nahe
unter dem Vef^mthien Jwtgfertdoih
vorüber, einer schwer zugänglichen
Felsspalte, in welche eine hoffSrtigo
Jungfrau verbannt worden ist, die nicht
eher erlöst wird , bis Jemand ihr , der
swolAnal Niesenden , sw91fmal hinter-
einander „Gott helft*' anruft, ohne dass
sie einmal dankt. Der Pfad läuft wei-
ter durch den stillheimlichen /^5rrr?7r?/?irf
(Aegidiusgrund) , wie oben angedeutet,
oder über den Gaulanger auf die
Chauss^ (unfern des Karthausgar-
tens). Bleiben wir jedoeh anf unse-
nm IkQheren Wege, ohne 1. aur Tiiee-
buche hinab an steigen, so ktnnineniWlr
au einer in den Felsen gehaltenen Bank,
wo sich ein deutliches Echo am Verfl.
Jungfernloche bricht, und weiterhin
durch den ,, Tannenwald" auf einen
freien Platz , wo am Rande eines jähen
Felsens ^e Bteinbank steht A Ist
*Wiaidmann8rvhe, ^er der sehS^sten
Punkte in Eisenachs Umgebungen,
lieber den grünen Kälbergrund hinüber
sieht man zwischen den grauen Felsen-
wfindenderFraaenburg (I.) n. dem im-
posanten Breitengescheid (r.) mehre Ge-
bftude der Stadt u. im Hintergrund die
hohen HSrselberg«. Von da Ahrt der
Sävgenreg (so genannt, weil er kura
vor dem 1847 im Marien thal gefeierten
Sängerfeste gebahnt und von den Sän-
gern auf ihrem Zuge T<m der Wartburg
ins Marienthal gleichsam eingeweiht
wurde) in angenehmen Windungen am
steil abfallenden Berghange hin (Vor-
sicht!) zu einer anderen Steinbank auf
nacktem Felsvorsprunge, dem Sänger-
stein, und weiter hinab ins Thal, wo
man dleCimuss^ dem Eingange in die
Landgrataschlucht gegenüber, unfern
der Phantasie und dicht Tor dem Anna-
thal, erreicht. — Ein anderer Weg von
Waidmannsruhe in den Tannenwald
zurück und durch eine Stallung zur
„Scheide," wo mehre Wege znsammen-
stossen. Linkt Über den Wiesengmnd
und dann auf Felsentreppen in 8 Min.
zur Cbnussee am Eingang des Anna-
tkales ; der mittlere Weg, am Rande
des Geholzes fortlaufend, nach 10 Min.
einen Fahrweg kreusend, u. nadi 5 M.
auf einer Treppe hinab ins Annatlial
zur Drachenschludit ; der auf die Hohe
emporsteigende Pfad führt in 6 Min.
auf den von der Scheide sich abzwei-
genden Fahrweg zurück, lässt jedoch
denselben sogleich wieder r. u. kommt
swisehen TannengehSls in 5 Ifin. lu
einem Stern , wo 6 Stallungen susam-
mcntreflFen. Nach 2 Min. steht man auf
einem überhängenden Pelsenrand ober-
halb der Knöpfe lateiche. Auf einem
treppenartigen Pfade abwärts steigend,
gelangt man nach 5 Ißn. In eine wild-
romantische, su einem BIgennerlager
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4
539 ö2, Route: You Eisenach zai üoliensonnc und üäcIi WilhelmBthaU 540
geeignete Wald- und Felsscblacht, die
Luiien^Qttc (WanderlochV Die im
Hidbkreis überhänKe"tlcn ?'el8eii bil<!oTi
im Verein mit lierrliohen Bäumen eine
wunderschöne, groteske Partie, die bei
Basser Witterung durch eÜMBii kleinen
Wnst«rfaU ' belebt ist Verfolgt man
daa ThiUchen abwärts , so kommt man
m mehren Teichen (,,Knöpfel8teiche")
Torbei in 6 Min. auf den Fahrwpcr, der
aus dem Marienthal nach Attchcubach
(S. 550) oder durch die goldene Pforte
nach der Hohensonne filhrt, nnd kann,
ihn UberschreHond, r. auf einem schma-
len Fmsteig in 4 Min. zu der Treppe,
welche vor tler Drrtclienschlucht mün-
det, oder, den Fahrweg verfolgend, in
10 Min. zum vorderen Eingang dee An-
na thales gelangen.
Marienthalf KönigsUin, LandgnxfengcMucJif.
jnnfiihnl und andere Partien in SiaeiiacUs
I i/m^ebnn gen werden In niobttar Route ge*
schildert« ' .
Mst mnr noch ein Ansfloir von Sfsinuieh
auf den Metschrituier mf (Dürre Hof), mne
Besitzung des Fahrikherrn Waltlierr. Kicfaai*
I St. nordöstlich von der Stadt. Der cbaiis-
sirte Fahrweg (am Bahaliof Torüber) selte
jenseit der Nesgeb rücke von der Inngen -
salzaor Strasse links ab aum Berg hiuan-
Kürzur u. angenehmer der Vnuweg dnrcl»
das Orabonttaal, an 4er Dobermannschen
Badeanstnlt tihM mi äpv srhonen Oarten-
besitzung des i'abrikberrn Julius v. Eichel
vorftber, zum „Landgrafenbers** hinauf; Ton
dem man (rückwärts) eine der malerUcli-
sten Ansichten der Stadt Eisenach mit der
überragenden Wartburg bat. Je öder der
Weg, um «o mehr überrascht der SIntritt
in df n nach allen Seiten offenen Parkgarten :
(in. Mühende Oase auf einförmiger, „dürrer"
Uöbe. Die geschmackvollen Anlagen bletea
herriielM An^a. AnaiieMmi. \ St. davon ein
zweites Oekonomiegut desselben l^psitaer«,
der MitUUhof (Metselsrode), gluicbfalls mit
Somroerwohnung und Parimnlagen.
62^ fioute: Von Ei^f^Tifli^li zur Hokensoime nach WUlielmätlxaL
jUbiTMlsf : tirptenl« (ftkr » 8t.) mit
Chaiias6e- und Trinkgeld 2 Thlr. 15 Sgr.,
ispann. (für 2 St.) 2 Thlr. — Ein Zweispän-
ner für den ganzen Tag incl. Chaossie- und
Trinkgeld 8 Thlr. SO 8gr.
Auf dieaem Wege, den man nach
verschiedenen Biegungen einschlagen
kann, werden wir noch viele der schön-
sten Partien in Eisenachs reicher Um-
gebung kennen lernen, und um so mehr
bewundern, wenn im Frühling oder im
Herbst die malerische Schattining der
'WÜdM' diesen Partien einm sauber-
haften Reiz verleiht. Jn, sogar im
Winter treten so cigentbümlifhe Schön-
heiten liervor, dass gar Viele in die Fel-
senschlucht des Annathals pilgern , um
die wunderbaren Eiagebilde, diese ver-
glasten Felsen, diese Uberzuckerten
Moosbftrte und Farrenwedel , diese ge-
frorenen Wasserfälle zu sehen.
n) Schon die gewöhnliche FaJir'
Strasse, grössten Theils durch Wald-
schatten, ist um 90 angenehmer, als ihr
aar. Seite anmuthige Fnsswege laufen,
und nahe interessantePunkte lacht er-
reicht, werden können, wenn man da u.
dort den Wagen veilfisst u. nach einem
kleinen Abstecher zu ihm zurückkehrt.
Unmittelbar vor der Stadt ütfnet sich
d. felsgeschmiickte ""Marieiithal, mit
welchemKamen das ehemalige „Frauen*
thal" Stt Ehren der TerstorbenenGhross-
herzogin Maria Paulo wna bei ihrer
ersten Anwesenheit in Eisenach umge-
tauft wurde. Obgleich nur 20 Min.
laug, ist es doch die Herzpulsader aller
umliegenden Naturschfiiiheiten. IMe
schönste Ansicht des Thaies, worin das
jährliche Vogelschiessen gefeiert wird
(Juli), hat man auf der Chaussee , ob-
wo1 die Fussgänger den schattigen
Kunstweg einschlagen, der jenseit eines
Baches an der „Armenrah** vorüber
(einem SeitenthSlchen, mitneuerfiestan-
lation, wo einst die heil. Elisabeth dieArt
men zu speisen pflegte u. mit dem Brod-
korbe von ihrem Gemahl überrascht
wurde) zur Phantasie führt. liinks
gipfelt sidi das imposante Breitenge-
•cfttfidl 9Dipor, das mit dem kahlen Hoch«
gebirge der Alpen Aehnlichkeit hat.
Da, wo es sich zu einem flachen Halb-
kreis höhlt, vor dem ein sammttgirftner
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I
541 ö2. Haute: You Kläenach zur Hohensonne und nach Wilhelmsth&l. 542^
Baaenfaang sich anabroltet, l«t in di«
von eiiMr sickernden Qnelle benetzte
FrlsTi'find ein kolostales M (gleiehsnm
der raufschein des Thaies) eingehauen.
Aul dem freien Platze, der sich hier
m einem natärlicben Amphitheater bil-
ist schon manebesgreMartige Vblka^
fBSt, », B. das Sängerfest 1847, gefeiert
worden. Nahe dabei die reizend gele-
gene Restauration : „Phantasie,^* die
anchifür langer bleibende Gäste einige
Zimmer yermiethel. Jenaeit der
Phantasie tritt' elae nal^riseh bewal-
dete y schroff aufsteigende FelMiase bis
an die Chaass^e vor, n. bildet mit dea
gegenüber liegenden Felsgerippen , die
fast immor vom Glockenpeläute wei-
dender Kühe und Ziegen wiederhalleu,
«fateai Bngf^asa, te i» alten CliMiiilken
Porta thvriogiea genannt vird. Jenes
Felsgebilde (yoruns, zur Linken), das
sich in einem kleinen Weiher spiegelt,
ist der *KÖuig8teill 5 und trägt eine
Weihetafel mit goldener Inschrift , dem
Ehrengedftchtniss des 1649 verstorbe-
nen*. Oberlbrstiallies Kehlig gewidmet,
dem Eisenachs Umgci^cnd ^en grossen
Theil der reizenden Anlagen und Wege
verdankt, die sich wie ein künstliches
Netz durch den grossartigen Naturpark
verzweigen. ^) Es ist lohnend, hier den
Wagen an Yerlassen *«. den Königstein
an ersteigen,' wdit aowol aaf dem
scbroffBa Zacken- und Trnppenpfade,
der von seinem Fusse emporklimmt,
als vielmehr auf dem bequemen Frome-
nadenweg, der 1. in den felsigen £ug-
pass der Landgra/etmhhuikM u. w^ter
dardi die diiaterbewaldeteii VorliaUen
des prachtvollen Thaies fUirt, bis r. ein
Weg über viele Stufen und an schwin-
delnden Abgründen vorüber anf die
Plattform des Königsteins emporläuft,
wo sich ein wunderbar schöner Blick
in die fransige Selilnebtbinab n. Uber
flUa biwte Grnpplfnng der bald wftr-
^) Daa$ König 110a dies«« Velsen herab-
gntÄrst sei, Iwt ein« wunderlfclie Hypothese,
die zuerst v',n berliner Tourist aufgetisclit
hat, dem sie andere Heisebücher nacbge-
Mförmigen, bald sttalenartig gespalte-
nen Felsgebilde des Marientbales bis
hinfinf znr Wartburg offn^^t. Der Wa-
gen täiirt I. iiTii „Gehauenen Stein" vor*'
über, der in uraltan Zeiten behufs der
Strasse dnnfibrocbeii wurde , u. rastet
an der Bfedle , we der sebdne ProaDkeaa*
denwag Vom Königstein ber, an der
„grossen Eiche" vorbei, auf derChaus-
s^e mündet. Man braucht also nicht
wieder ins Marientbai hinab zusteigen,
sondern schlägt vom Kötugstein aus
die entgegengesetate Richtung eia, ao
dass mm in 1|> Hin. aaf die Stvaase
kotnpit, gerade da» nre^ dw Chauss4et
ein Promenaden weg zur naben Drachen-
schluckt hinabläuii , so dass man den
Besuch des Königsteins, des vorderen
IMIt der LeadgrafeaaeUaeht nnd d«i
Annethales bequem mit eiaiader ver-
binden kann. Han könnte nun dnr^
das Arnnthnl bis znr Hohensonne cm-
])orsteigen fb); wer jedoch einen so
weiten Fussweg (1 St.) nicht unterneh-
men mag, braucht nur bis zur Drachen-
seblneht binab an geben «ad, naebdem
er diese aufwärts und }^b^^ Jirts durch»
wandert, wieder auf die Chaussee zu-
rück zu kehren. Bei dieser Tour sieht
man freilich den idyllischen Eingang
des Annaibales nicht. Für Diejenigen,
cBe sieh nnr hnrae 2eit in £. aafhaltea,
and aar die Weiitbnrg nnd das Aana-»
thal besueh^ können, dürfte es am
r;ith samf^teTi seiTi, bis r\nf die Wnrtburg
zu fahren, dann dem Hangerweg
ins Marientbai hinab zu steigen, von hier
das Aanakhal bis an dea Ausgang der
Draebeascblnelit aa dardiwaDdem, dann
wieder durch die kurze JSkAlucht zurück-
zukehren , don ersten r. aufsteigenden
Wepr zur Chaussee empor/.ugehen, diese
zu kreuzen n. links (rechts steht die dicke
Fiche) zum nahen KÖuigstein vorzu-^
dringen, am sodann dnich den vordaren
Tbeli der Laadgrafenschlucht ins Ua^
rientbal hinabzusteigen (Vs'^^g)- Fuss-
gänger, welche die Chaussee nicht ver-
lassen mögen, bleiben auf dem schattigen
Seitenpfade u. durchschneiden bei einer
atcInenieB Baals die Strasse, am ia 10
Hin. anf der Hobensonae eiasatreffea
biyilizüü by GoOglc
543 S2. Baute: You Eisenacli zur Hohensonne und nach iVOli^MibaU 544
(Ton Eisenach l'/, St., Tom Königstein
40 M.). Die Hohesonne^ ein schmuck-
loses Jagd- u. Wirthshatt?» /"ohne Nacht-
quartier) aof dem Kamm des (»elürsres,
WO sieb der lieunsteig mit der „Wein-
8trM86** krevit, fttkrt ad&enlfameB ron
d«r Ttkornispitse d«8 efaemaligtin, mit
«iiier „Sonne" geschmtickten grossher-
20g:li ch r n J n frr] eh 1 Ö s r"h o ri s Oh gleich es
au und für sieh nichts Anziehendes hat,
es müsste das interessante Bild der
Warthurg sein, das man aus der hinter-
sten Eeldaiibe des Bfthea Gartens sfri>
sehen dem Rahmen des gelichteten
Waldes sieht, oder der gute Kaffee, der
hier verabreicht wird , ist dennoch ein
vielbesuchter Kuhepunkt, von welchem
V nach allen Seiten hin bequeme Wege
m den beliebtesten Partien der an*Na-
turscb5nbeiten so reidien Umgegend
führen. — Wir verfolgen zanXchst die
nun abwfirts laufende Fahr Strasse nach
Wilhelmsthal S ^ i , < bgleich der Fnss-
weg durch die Hochwaidsgrotte näher
und schöner ist. Diese gestattet %a-
niebst 1. einen fltichtigen, aber sehr
überraschenden Durchbll^ auf Wil*
helmsthal , und windet sich dnnn nn
einer mächtigen Felswand (Karlswand)
vorüber, deren Inschrift besagt, dass
Karl Augusts „kräftiges Wort diese
Strasse dnreh w&sto Gebirge gebahnt".
Hier läuft ein Promenadenweg r. durch
^ den Wald in 10 Min. auf den *Kart-
häuserhpvff , von dessen Pelsenstirne
(„Schwalbennest") Wilhelmsthal im
paradiesischen Zauber seines vollen
Sehmnfikes vor den enteflckten Blieken
Hegt. Dieser Weg mit seinen mamdefa-
fachen Verzweigungen, seinen majestä-
tisflien Buchen, seinen grotesken
Steinwänden und überrrtschenden Aus-
sichtspunkten ist um 80 dringender zu
empfehlen, als er von den Touristen
nodi sieht genüg beaehtet ist. Vom
Karthäuserberg bis snmOasChof inWÜ-
hflmsthnl 0 ^ V4 St.
>)) Y011 f'ls(^nach diirehs Anna-
thiil auf die Hohet^ouiie (i'/, St.).
Bis zum Königstein, wie oben, falls man
nichi Ten der Wartbnrg ins Annathal
geht (8. 586). D..S * Annfttlial <V«8i.
4
von der Stadt) beginnt, wo das Mafien*
thal aufhört, indem ein Promenadenweg
r. von der Chaussee neben «inem Teich
vorüber abzweigt. Beide Thäler gehö-
ren zu den schönsten im mittleren and
n9rdliehen Devtoehland, q. nariiieDtliek
ist das Annatbal ein Glanaspunkt wild*
romantischer Schönheit weit und breit.
Dennoch ist es erst seit 1832 prangbar
gemacht worden, so dass die älteren Rei-
sebücher seiner gar nicht erwähnea. £s
schludbtet alchbis Mhennr Hohensonne
(1 St) empor, nad Ist an manchen Stel-
len so eng, dass KiinolindAnian sek
kaum durchzuwinden vermögen ; sowie
nach starkem Kecfon dor Besuch dessel-
ben kaum anzuratheii ist. Af ImJk'h
der Landgrafenschlucht, bildet e:> eine
Gebirgsspalte, welehednrdi ZeneissQng
der rothliegenden FelsenmaaseneDtstea*
den u. durch Waldbäche allroälig ausge-
spült und erweitert worden. Seinen
Namen hat es von der Prinzessin Anna
V. Oranien, nachberigen Königin von
Hotlaiidi welche 188S das Thal be-
saebto. Daher das grosse A am Eln-
gaog der Dracbenschlucht. Ueber dem
vorderen Theil derselben, der in idyTTi-
scher Frisclic prangt u. von einem mur-
melnden Bächlein durchschlängelt ist,
an dessen Ufer üppige Vergissmeinnicht
biOhen nnd stolas'Farrenwedel nieken,
schwebt eine tief^teaiftthliche Poesie.
Um so ftberraschender wird der Con-
trast, wenn nach St. die Felswände
plötzlich zusammentreten , als ob sie
die Schlussdecoration der romantischen
WaldseeaeUldetea. Ans einer düateiea
Spalte braust efat kleiner Waaaerfidl.
Rechts (y.nr Wartburg) u. I. (zur nahen
Chnn<!s»^G) führen stelle Pfade empor;
in clor Mitte prn nf^t jenes A, und dane-
ben, kaum bemerkbar, zwängt sich ein
schmaler Pfad zur Brachenschlucht
hinein, die nnr 900 Sehritte lang, aber
so originell ist, dass man eine solche
„Tyroler Klamm" in Thüringen kaum
suchen sollte. Jeder Schritt hallt fnst
j^espensterhaft, indem das unter den
Füssen wcgriesclnde Bächlein über-
brückt werden .ansste, nm einen Pfad
durch die j&h aofsteigenden , Ton thau-
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545 ö9, JMe: ?«n XiteiMk nur H^hmitofttte mmi w»A WOMmBihü. 546
l^wlMideu Moos- und Flechten tapeten
überwebten Felsenriesen zu bahnen.
I>iese erweit IUI sich hin und wieder zu
Nischen und Hallen , denen die auf der
«admn Seite vonpringciiden F«b«ek«n
derart enttpMdien, tSa seien sie wi«
Conllssen auselRander geschoben; an-
»herwärts hHnj,'eii sie »Irohentl über, so
«1.1 SS kein Sonnenstrahi sich in die Fels-
schlucht Stehleu kann , oder sie treten
mIekEackartig so eng zusemmeii, diiss
der-PM kaiim 4 F. breit tot. End-
lich tritt man aus der Ictihlen Schlucht
wieder ins frische Waldesgrün und bc-
grQsst freudig Licht und Wärme. Nun
führt der Weg immer am Wasser hin-
auf durdi «in nm prIditigeB BUomen
beflchattetee Tbftl In S lOii. sa einei^
«weiten Felsschlucht, die aber weniger
grotesk ist. Bald darauf eine Weitung,
aus der ein Ftiss^s-e«^ I. zui- C'lmussee
ansteigt, so dass, wer keine weiten
Fusätouren untem^men mag, den Wa-
gen Tör der DradtenseUvebt (auf der
Chanssie) v< i läsat uad auf diesem Sei-
tenwege wieder zur Chanss<5c empor
ixoht (^/^ St.), oder umgekehrt. Später
über eine Steintreppe zu eiuem dritten,
aber kun&en Febendurchgang. End-
Ildi auf ▼ielen Stufen cor Hohenseane
mmfiOt. Der ganze Weg ist aber nicht blos
dnräh seine höchst originelle Felsbil-
<lnng, sondern auch durch die Ueppig-
kcit des Pflnnrenwuchses überaus in-
teressaut. Nur die Natur kann eine
soldie IfaiuiidiCaltigkeit der Master «.
f^arbensehattirnngefi erdenken and aas*
fähren. Die Laubmoose bilden gewohn-
lich die Grundf;irl)e, worauf die ver-
soliiedeiieii Flechten (besonders Loba-
ria puhnonaria) schmarotzend eingewebt
sind. Vom weissen Reontliiermoos sind
gaoae Strecken wie mit Seknee bedeckt
Daawiscben die yerschiedenen Farren-
kränter, besonders das immerjrrüneEn-
gelsttss, wovon ganze Felsen übei zof^eu
sind , der prachtvolle rothe Fingerhut,
die biaue Waldcyanc, das gelbe Alpen-
Yeüehen a. a.
Ton der Hohensonne durch die
Hochwaldggrotte nach Wilhelms-
tll«1 (V« st ). Kaum 100 Schritte hin-
Führvr durclt Th&rincen.
ter der Hohensonne geht man bei einer
Steinbank 1. von der Chaussee in ein
sclimalcs Waldtli il hinab, das mit wah-
ren Schau - und Musterexemplaren ma-
jestStlsdier BttditB bestanden ist, die
wie Rtesenslnlen eines nngehenren Do-
mes swischen den Felswänden empor-
rngen und ein dichtes Laubdaeh wölben,
durch dessen Blätter die Sonne in ma-
gischen Farben spielt. Nach 5 Min. an
der 1. Bergseite eine 40 F. hohe u. 60 F.
breite Fetoennisehe, dnrch deren faft*
grünen Moosteppich silberne Bergnuel-
len sickern. Es ist die *Hochwald8-
g'rotte, unter deren kühhm Dache
einigcBäuke stehen. Eine Waldscencrie
voll tiefpoetiscben Zaubers. Zur Lin-
ken n. aar Bockten führen Seltenpfode
ab: jener auf Felsenstufen in 20 Min.
zum Tlirschstein empor (siehe c); die-
ser über eine kleine Brücke an schroffen,
abenteuerlich gewölbten Felswänden
bin und weiter imten mit dem Haupt-
wege, der Ton der Grotte gerade ab*,
wXrts fOhrt und in 20 Min. beim Gast-
hofe in Wilhelmsthal mündet, wieder
zusammenstösst, oder rechts über die
Chaussee auf den Karthäuser berg (S.
54») läuft.
c>ToB ISMiiMh^mli die Luid*
in^afenschlneht auf die Aohesoime
(IV4 St.). Der gewöhnliche Eingang
zur Landgrafenschlucht (im Volksmnnd
Landgrafenloch'*) unterlialb des Kö-
nigsteins, an 2 kleinen Teichen vorüber,
darch einen Ton kolossalenFelswSnden
eingerahmten Engpass. Bald erweitert
sich das Thal, von krifitigen Buchen
überschattet Nach kurzer Strecke
steigt ein Nebeupfad an der rechten
Seiteuwand zum Königstein empor (wie
8. 541 angegeben). ^^hldhenimTliale
nnd kommen nach karaer Strecke aar
Landgraf enhuche f die, vom Blitz zer-
splittert, in cincTTi erweiterten Kessel
steht, wo sich Friedrich der Gebissene
mit 15 getreuen Kittem verborgen hielt,
um mit Hilfe seiner Stief • und Schwie-
gernnitter Im Dnakel der Nacht die
Wjirtbarg SU erstürmen (8. G7). Aach
hier klimmen steile PlVide 1 empor, u.
awar zum Badolfsstein u. aufs Breiten-
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Ö47 ö2.
Monte: Von £i»eMch Biv Hobemimiie ta/k ]M«h.Wi11ieljiiftl1i*L 548
gesclield. Zuweile^ wird das Thnl <(>
eng und ^vil<l, dass sic h der Pronicua-
denwcg zwischen deiu öchiinnicuden
Bache und den hoijhstrebenUea FeUen
kaum hindarch windet. Hidr und ^
bängcn umgestürate Bäume malerisch
über der Schlucht. Wenn nicht der
Kunstweg un<! * iiizelnc Ruhebänke, so
könnte man sich iu einem Urwalde wäh-
nen. Bald treten die Felsen zurück u.
umschlipssen einen waldigen Kessel;
bald rücken sie bis an den vonFanren-
krautern und wilden Balsarainen um-
wucherten Bnch , oder öffnen sieh zu
einer tiefizespaltenen Scitcnschiuclit,
durch welche im Frühjahr malerische
Wasserfälle berabstfiraen. Fast überall
ein melancbodlscbes Halbdunkel, das
von den in den Blättern spielcndeji
Sonnenstrahlen magisch erhellt wird.
So wechseln die Sccnen, von der üppij^-
steu Vegetation umgrünt, wenn auch
nicht so wunderbar grotesk, wie im An-
nathal, doch ua so harmonischer und
malerischer. Nach V« St. hat man bci-
nnhe das Ende des s;nift ansteigenden
Thaies erreicht. Hier, bei einer star-
ken, von Sitzbänken umgebenen Buche,
theilen sich die Pfade : der mittlere, am
njichsten, bequemsten und schattigsten,
verfolgt das Thal noch eine kurze
Strecke und steifet c^hnn an der rechten
Bergwand durch herrliclien Buchenwald
in 74 St. zum Dracheustein empor;
rechia anf Treppenstufen an der moos-
bewachsenen Felswand steil aufwärts
(mit lohnendem Rfickblick in die Thal-
schlucht) und darin n-^< h ^ St. r. auf
.dem schmulou (iebirgskiunni bis zur
Weinstrasse und zum JUrachensteiu ;
liiikf auf die Zimmerburg und in die
Berge des Johannisthales. Auf dem
Hochrücken des Beiges zieht sich die
uralte Weinstrasse , die wahrsclieinlieh
die HandeLsstädte des Südens mit dem
Korden verband, von der Hoheqsonnc
ins HÖrselthal hinab, und bietet nach
.beiden Seiten wechselnde Femaiehten.
An dieser Strasse erhebt sich 1. ein Hü-
gel, dessen Gipfel mit einzelnen Bäu-
men bewachsen u. durch eine Steinbank
gekennzeichnet ist. Es ist der * Dra-
clieilBteinj der nach Osten steil abfüllt
und eine der weitesten Unisicbtt n über
den ThüringerwAld bis zum. fernsten
östlichen Horiaonte (fittersberg b. Wei-
mar, Fuohstbnrm b. Jena ete.*), nördlich
aber bis 7A\m Brock^ und südlich bis
zu den lihönbergen gestattet. Im tie-
fen Grund das Dörfchen Mossbach
Auf der Weinstr^itsse fortschreitend u. mi»
an dem majest&tlaohen Bfld der Wart-
burg weidend, die, von den hesslseheu
Bergen überragt und scheinbar auf den
Felsen des Marienthals ruhend, in ihrem
vollen Glanz herüber n;viissf, gelangen
wir in V» St. auf die Hvhesonne.
Yoa der iHobensoiine Aber dm
Hirsebsteiii naek MTiUielnslJuü
(% St.y Bei der Hohensonne kreuzt
sich mit der Weln.strasse und der wil-
helmstlialer Chaussee der KemiSteig
fB 5o. 54). Im Winkel beider Strasse«
führt ein Promenadenweg r. in den Wald
und naeh 7 Min. geringen Anstoigens
auf den freien Gipfel dos *Hir8Cll'
Steins (1553 F.), der durch eine vcr-
eln^>amte altehrwiirdige Eiche UBd eim'
hohe Wetterfahne kenntlich. Nach allen
Seiten ein wogendes Meer yon Berg fl-
Wald, hier steil Mnabgeschluchtet, dort
malerisch über einander gctliürmt X h?i
Norden ist die Aussicht durch den her-
anwachsenden "Wald g-estört. IJtn SO
reizender ist sie nach SW. hinab, 1W
Wilhelmsthül mit seinem bütaend«
Wasserspiegel , seinen weissen HäuseT-
gruppen und seiner dunkeln Waldstai-
fage wie ein Zaubermärchen zu Fii?seii
liel^t. Steht man dicht bei der Kichc,
so grüsst durch eine künstlit^l»« ^^"J^"
lichtung das phantastische BiM ^
Wartburg. — Um nach Wilhdaööw
zu gelangen (V, St.), wählt man entiK^
der den Pfad, der r. iji ' ^ St zur Hoch-
waldsgrotte hinub, oder den /VifW^^*«»*
steig , der 1. an der Berglehne hin aj
an stattlichen Buchen vorüber in
zu emem Sitaplata führt, den die Fnn
sesitfn T.Preussen, Marie An^^nste (da-
her in der Felswand M A )
' seiner reizenden Aussieht z\i ihrei»
Lieblingssitz erkor. Dann ^"^^
i Walde über einen Wiesenplan wm G«««-
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549. Mmtte: Von Eisenach zur Uoheiisonue und nach ^\ilhelnisthal. 5öO
hof. — Will man 4i« HochwaMsgrotte,
den Hirschstein nnd den PrinTiPSsinsteig
fxnf einer Tour hosuchon. «jf^i stoi^rt man
von jener Grotte zum liirschsto'ni em-
por und geht auf dem letzteren Wege
nftch Wilhelmstfaftl bisab.
d) Yoii Eisenach dnreh das Jo«
liaiinisth al auf die Hoiiesonne. Da s
JoluLunisthal , das ungeachtet seiner
harmonischen Schönheit iioth zu wenig
besucht wird, war der Lieblingsspazicr-
gaug der Herzogin v. Orieans, u. grenzt
fast unmittelbar an den Kartbausgar-
ten. Man geht unterhalb oder oberhalb
der W'ascli- und Badeanstalt 1. von der
I i'limssee ab, iinfl betritt alsbfdd den
• iilyliischeu TliAlgruud , der vom Sen-
gelabaoh durchflosseii und durch eine
geichiebtlidie Erinnerung merkvrftrdfg
. ist, indem hier Friedrieh dnr Gebissene,
trotz <1or nachsetzenden Feinde, sein
neu^elHtrencö Kind trinken Hess (8. 67 j.
Kine Suiienschlucht zunächst dei%[irei-
: tangescheide („die Klauaerseliluciit'O,
I -worin ein dem Apoatel Johannes ge*
I wdhtcs Kloster stand, das von Albrecht
d»^m t"^nartigen 1250 erbaut und im
Bauernkriege zerstört T^ nnle, hat ihm
den Kamen ^ gegeben. Durch diese
Schlucht führt ein Fahrweg au£» Brei*
tengeachetd. Gleichlaufend mit dersel*
ben steigt eine andere Schlucht zum
Trießgen Stein empor, einer Felsprotfe
von aufr«nender SehTnihf^It. deren sch<ni
im 12. Jnlirh. gedacht wird. Der wun-
j derschöne Promenaden weg (j,Jäger-
I ikig")f der hierher führt und nach
i verschiedenen Richfunpen sich ver-
zweigt, er^,(•]diesst nlle Reize des um-
fangreichen Thaies n. der angrenzend«Mi
Berge. Hält man sich r. , so kununt
mau iti die Landgrafenschlucbt , und
noch mehr r. aufs kahle BreUengeteheid,
von dessen jäh abschüssigem Gipfel der
BHck In das Labyrinth der umliegenden
Thälcr u, zur nahen Wartburg hinüber
schweift. Uebrigens knnn man auch
aus dem Maricnthale an der Armen-
mh** Torfiber auf steilen Felsireppen
das Breitengescheid ersteigen u. durch
die „Milchkammer*', einen anmuthigen
Grand oberhalb der Fhantaaiei den die
RudolfsbuTg (wo eine t'25& von Rudolf
von Vargula erbaute Burg stand) von
der Landgrafenschlucht trennt, in das-
selbe zurückkehren . oder über die Ru-
dolfsbiirg (mit schöner Aussicht) in die
Landgrafensehlttcht hinab gehen. Ver-
folgt man aber die Pfkde, die aus dem
Johannisthal südöstlich zor Weinstrasse
fiihren . so kommt man mm Finstn-U'
loch, einer Felswand mit kleinem Was-
serfall, dessen Umgebung ausserordent*
lieh wild und einsam, u. steigt, anfangs
auf steilen Stufen, an einer mit einer
Bank umschlossenen Eiclie vorbei zur
kahlen Höhe der Zimm< rhurg empor,
wo sich eine weite Anssicht (aneh auf
Eisenach) öffnet. Von da auf dem offe-
nen Bergrücken der Weinstrasse, an
tinem Rasensttze(Jagdfriih8tfickspiats)
,,ArTiswaldmruhf*, vorüber, zum I>ra*
chen^ttein und zur Hohensonne. — Das
kunstreich verschlungene Netz der Pro-
menadenwege, die zwischen dem Marien-
thal und der Weinstrasse Berg u. Thal
durchschlängeln, Ifisst sich mit Worten
tii cht entwirren. Wer also eine bestimmte
Richtung zu einem bestimmten Ziele
verfolgen will, mig sich lieber einem
gaten Führer anvertrauen.
Wendet m^n einen rollen Tajg daran,
um die schönsten dieser Partien zu
sehen, so gehe man durchs Marienthal
und über d(M> Königstcln ins Annathal
und bis znr Hohensonne , sodann durch
die Hochwaldsgrotte wnd über den
KarthÄuserberg nach Wilhelmsthal (Mit-
tagsrast) ; rückwärts aber' auf dem Prin»
zessinsteig fther den Hirsch stein (Hohe-
sonne) und auf der Weinstrassc zum
Draebonstein , sod;inn in die Landgra-
fenschluclit hinab und auf einem der
Seitenpfade durchs Johannisthal. —
e) Von EtseBMil Uber Attelieii«
hach nach Wilhelmgthnl. Jttehen»
back (Va Stunde nordwestlich von
"Wilhelmsthal) war ehemals eineKnpfer-
schmelzhiitte und d.-inn «-in Forsthans
mit beliebter Restauration, wo man
vortreiniehe Fische haben konnte. Dl«
Lagein einem abgeschlossenen rings
von Wald umsäumten %Viesengrnrtd,
worin 6 Teiche blitzen, ist Überaus aumu-
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thig. Von Eisenach (iVa St.) gelangt
man dahin , indem man den vom Ende
des Marienthaies gerade emporlanfon*
d«o Fahrweg yerfolgt, toa dem man
r. einen lohnenden Abstecher zu den
Kn^pf eiste ichen und in die Luisengrotte
machen kann, Dass man auch von der
Wartbnrg auf einem reizenden Wege,
oder vom AnnAthAle aus dahin gehen
luttii, indem man vor der Draehen-
soUadit auf dnem Treppenpfade r. em*
porsteigt, S und 539 angegeben.
Will man nicht auf den Waldwet^: ^u-
rückkehren, so geht man von den KuÖ-
pfelsteichen durch die „güldene Ffmie"
tber den Bennateig und diireh den Wall*
badiagnind nach Attchenbach. Nicht
weit von diesem Wp'^<^ aTnvrirt«! noch
eine zweite Luisengrotte („Saugrotte"),
nur V^St. von der Hohensonne entfernt.
Noeh' interessanter ist der Weg,
wenn man dnrdi das sehdne ffearffe»'
IftoZ die Werra- Eisenbahn verfolgt CS.
III), wo derContrast zwischen nonzeit-
licher Kiesenindiistrie, mittelaltt illcher
Romantik und grotesker Naturbüdung
grell in die Augen springt, beim Tunnel
den B«rgrfiek«K ftbersteigt nnd entwe-
der nach Eppichn eilen (r. der Bahn),
oder sofort nach Unkerode (1.) hinnb
geht. Staunend steht man vor den
hohen Felswänden, welche der Verkehr
der Kenieit durchbrochen. Hie n. da
Bahnwfirterhftascfaen, die das pittoreske ;
Bild beleben. In der Umgegend wur- '
den in neuester Zeit die alten Kupfer-
beriL'werke ersc hloböen : daher die
bübsclicn Gebäude, welche das rei-
send gelegene Doifdien E^inchneUen
schmücken. Die Arbdten sind jedoch
wieder eingestellt worden. ~ Ein hoch-
gewölbtes Thor f^estftttet der Ellde(Elte
oderEIna) und daneben dei Fahrstrasse
Baum u. i>urchlass durch den riesigen
Hamm, welcher swisehen EppichneUen
und Unkerode das Thal überbrückt (S.
III). Von Unkerode durch den ange-
nehmen Eildagrund nach Attchenbach
und Wilhelmsthal (Vi St.). Die ganze
Tour mag 2 V, St. erfordern.
No^ ein dritter Weg nach Attchen-
bach: dmebsQeorgenthaiaber die Tea-
feläkauzel, UoUuuderi Wüdesau. imil
Wagenersberg.
Wilhelnisthal; ^e Endstatio»
einer der schOasten nnd grosaartlgstei»
Naturparke in Deutschland, mit grosa-
hcrzogl Lnstschloss und Gastlrof.
EiitJertMngm : ^ieeuach 1|, Buhl» 2« Lie-
beoBtein VBd Salzungen 8 St.
Zu Anfang dea vor. Jahrhunderts Rtn.T\cl
In (lern idyllischen, waldumhegien Wiesen«^
gruud« ein schlichter Hof, WintenbauseB
b«naaat. Der Hersog Job. WUlielm
nach aber lies» allda einen v^n der Elld»
bewässerten, 25 Acker grosseu 8eo |;rabeu»
weleh«r fast den ganaen Tiialkesael ans-
fttUt, und daneben mehre Gebäude auffüh*
ren (1711). Sein Sohn, Wilhelm Heinrich,
der letete Hersog v. Eisenach» welcher
Tagt 'vor «einem Xade mit hftebeteigeiiar
Hand noch 40 Stück Wildprct erlegt hatte,
erweiterte die kunstreichen Anlagen, vor-
nämlich durch einen Thiergarten, den er
mit edlem Wild besetst«. Nun pflegte er
mit weissen Zughirschen spazieren in fah-
ren. Als sie aber eines Tages mit der Ka-
rosse fn den See sprangen, stellte er die»
Vergnügen ein. Der Grossherzog Karl
August, der Rirh mit Goethe gern in Wil-
helmsthal aufhielt, verwandelte den frau-
sfietBchen Oarteo In ^nen engliaelien Park
u. errichtete die einfachen Gebäude, wolche
noch Jetzt der grossherzoglichen Familie
zum zeitweiligen Sommeraufenthalt dienen.
In neuester Zeit sind die Anlagen, warn
Tlieil nrtrh Anp^Vie dP3 Fürsten Pückler,
Tuu der kunstgeübten Hand des Hofgärtner»
Jäger ittlSseaaoh hannoliisclwr abgerundet
und mannigfach verschSnert worden.
Der Gasthof zum Auerhahn" (^LfM-
schel) liegt an der Strasse vonEisenach
nach Liebenstein oder Salzungen, und
hat durch seine Spiegelkarpfen, seine
„Kunitser Eierkuehen** n. aelnen ver-
trefflichen Kaffee einen guten Namen,
wenn er auch den Anforderungen, die
man an das Hotel" eines so vielbesuch-
ten Vergnüguiigsortts stellt, nicht ent-
spricht. Schade, dass die herrliche
läche ftm Ufer des von fremdartieeni
Geflügel belebten Teiches, in deroi
Schatten Tische u. Bftnke stehen, ihrem
Absterben nahe ist
Den schönsten T'eberblick über das
herrliche Thal mit seinem umfangrei-
ehen Wesserspiegel, seinem amaragdnen
Wiesenteppidi , seinen Blumenhosket»
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553 SS. dS4. Route: Yott Eisenacli n. Hulda, AUensteiii u. Liebeustein. 554
aad sein SU pHMiti|ffliD Banngruppen
hat man , wie schon erwJdmt, Tom
JTarthäuserherfj (\'^ St ), äon man zuerst
(»n der rechten Seite des Sees hinab u.
dann zum Wald hinein) besteigen sollte,
«m das Tolle BUd, Ton einem unaas-
«pMcidiclieiiLiflbraiaTerkUIrt, in seiner
ttMinMclienden Schönheit zn bewun-
dern. Vom Karthäuserberg geht man
sodann über den unteren Teichdamm,
wo , unfern eines rauschenden Wasscr-
U^Mf dUm wtisMtt HIuBer am glänzen-
den Wnsserspiegel tllieraiis malerisdi
gruppirt sind und das schOnete Lttid-
schaftsgemalde im grOnen Rahmen und
• mit perspectivischem Hintergrunde vor
die Blicke zaubern. Seitwärts eine
wirtliachnftlldhe ßehioemerei, — WUi
man jedoeh TOm Kartfiliuefbetg ab*
seheni so tritt man, dem Gasthof gegen-
über, alsbald ta cUe offenen Parltanla-
gen , die sich um den See and am die
fürstlichen LfiiidhSnser, die symmetrisch
zwischen Baumgruppen und Blumen-
au lagen zerstreut sind, harmonisch
gruppiren. IMe mit Qlas überwölbte
Säulenhalle, wekliedea scIiSnen Speise«
saal mit einem Payillon verbindet, ge-
stattet eine freundliche Durchsicht.
Seitwärts der prunklosen Gebäude ein
grosses Brunnenbecken, von uralten
iwadktoolle» Flditen llberseiiattet Anf
dem See eine statlUdie Bisengondel mit
Radrudem, die in Abwesenheit des
Hofes zur Wasserfahrt benntst werden
kann.
Von WiUMmtthal mich AlUtutei» m. Lieben'
«M».- 8. 810; aaok JMUa; 8, 091.
53. fionte: Von Elseiutcb nach Bnlda.
a) Ueber Wu(ha (Eisenbahn), forapod»,
TAoi und ire»%eiM(et» (3 St.): S. SOI.
h) Gewöhnlicher Fussweg durch das
Krimmaltikor (zwiachen Felsenkaller n. Kr-
holung-^garten) über die Göpflskuppe und
JlfoM&acA (2| St.), von Tourisien selten be-
jr*ns«n, weil er, wenn aoeli für den Geo*
g:uoston nicht aalatereisant, doch ohne be-
aoudero Reiz« und meist schattenlos ist. —
c) Ueber dio Mohc»oime {zu Wagen u. su
FuSd), mit Abslecher auf den Hirschsteta
(8. und auf den Wachsteln (S. 404);
Uder auch über Wilhelnulhal. Sonder Zweifel
der interessanteste Weg, da man auf dem>
selben ohne crhobliche Umwege (über die
Wartburg u. entweder dnrph's Annathal oder
durch die Landgrafeiuichlucht) riele der
reizenden Punkte fcerihhrt, dl« in voilgar
Itonte geechildect.
54. Bonte: Von Eisenach nacli AlteBstein und Liebenstein.
Die gewöhnliche Fahrstrasse (ehe-
maiiga Poetotrasse) über die AiJhefoane;^
WUheltnsthal , Ktterwinden , Waläßsch
und Chimpelstadt (5 St.): S. 340. Fast
noch schöner und nnndestens eben so
nahe dieRennsteigsstrasse von der Ho-
ÄCMonne über den Glöckner bis zum
^^aOach (8. 499)*, and dann aaf der
rublaer Strasse nacli Altenstein oder
Liebenstein. Zwar kommt man auf
diesem Wege niclit nach Wilhelmsthal;
■dafür wird man durch andere Punkte
um so mehr entschädigt, als die Strasse
▼on WiUielmsthal bis Altenst. siemlich
^^nfSrmig ist, während sie von der Ho-
hensonne über den Glasbach fast unab-
lilssig einer reisenden Farkstr. gleicl&t
Man verfolgt die hier chaussirte, obwol
da a. dort etvras Yemaeblissigte Benn-
steigsstras8e(WegnachBah]a) Aber den
Todtenmann (Abstecher zum Wack-
stein, 8. 503) nnd am Jubelhain vorbei
(S. 502) bis zur Aschenbrücke , wo die
Strasse nach Buhla 1. abläuft, während
der Bennsteig an der „ Thüringer Bravt"
(S.502), und den Rühler Häuschen vor-
über geht, wn sonst pinir^c Trcbände
Standen, darin sich die Kurfürsten und
Herzöge von Sachsen zur Zelt der
Hirschbrnnft und Anerhalinsbalze anf«
hielten. AlMteeher auf «nem r. abge-
henden Rasenweg zum 1990 F. bolMn
Ottmcald (nur 6 Min. nntforBt), wo man
T<m der Ottowaldawiese (bei der Erd*
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555 ^.dö6. Saute: YeiEiwiinacliii.'SftlznBg., Neiieili«f^ BrasdaiBbiiTg:» 55S
hütte) WiUielmsthal n. Wartburg sieht
(S. 500), wahrend der >I(nssncr, der
Brocken und andere Berge den fernen
Hintergrund bilden. Ueberau eine
Forstkultor, dio mit dem Ntttsliclien
das Schon« su verbinden weiss« Ein
Glanzpunkt dieses "Weges ist der
Olüekner (S. 499), jenseit dessen die
Strasse von Ruhla nach Aitenstein
(über den Glasbach) rcdits hinab
l&aft. ~ Macht man die eben so in-
teressante, ^Is schöne Tour zu
und will auf den Gl«")! im r ver/.ichteu,
so geht man von den Jviihler Häuschen
r. auf einem ]i,a.scy\ve;i; in Va St. zur
kahlen Vogelheide (Ö. 500;, wo eiii höl-
zernes Haus („der Auerhahn") steht,
und freut sich der reichen Aussicht auf
die nahen und, fernen Bei^e. Von hier
durch das reizende Gebii^thal (Schvrei-
naer Grund), das sich bis Glücksbrunn
hinzieht (S. 340;. Dieser Weg ist zu-
gleich der nächste von Eiseuach nach
Altenstein , denn ein gater Fnssgänger
legt ihn in derselben Zeit auruck (d — 4
St.), die ein Wagen anf der Chauss^
über Wilhelmsthal gebraucht. .
Ucbrigens liegt Ruhla dieser Honte BO
nalie, da^^ mau den Besuch dieses intere«-
santen Fleckens leicht damit verbinden
kau«, entweder ftber Wutha und Thal, otar
über Hohesonno und Wachstoin« oder mit
einem grösseren Absteclu r iibt-r WiU-elniä»
thal, wie oben angegeben. Von liulila nach
Altenstein und Liebenatein (S. 497). D«r
Umw»'p ist litflir Tii-ilcutend , indi m man
von Eiäenach über Jiuhlit nach Altes^teiB
auch nur 5 St. zurückzulegen hat.
55. Route: Von Eiseiiacli nacli Salzungen.
In der Bogel benutzt man diQ Eisenbahn
(Morg. 7, SS; Nachm. S, 16; Ab. 7, 15), und
erreicht für 2n, 15 oder 10 Sgr. das Ziel in
\ St. (S. 110 lind III). "Hie ehemalige Pf>!>l-
t^tra^ic dagegen geht über Wilhelmsthal,
Etterwinden, Waldfisch, Gumpelstadt (wo
1. die Strasse nach Glücksbrunn, Aitenstein
und Liebeustein abzweigt), Witzolrode und
Kloster AUendorf nacb Salaunffen (7 8t).
Indessen kann man auch von "Wifzclrode
einen Abstecher (Cliauss6o) über Möhra
(R. 58) machon und von da über Noueodurf
und Kloster AUendorf nach Salx. febnn
(1 St. weiter).
56. Nebenroute: Ton Eisenach naeli Nenonhof nnd auf die
Brandenburg.
Das Werralhal zwischen dem Dorfe Hör-
schel and dem JUarktflecken OerBtnugen»
welclies von der Thür. Eigonbahn durch-
schnitten wird (S. 108), ist so aDgenehni,
besuchen kann. Im Dorfe ein stetä geoü-
netar, sehr seliOncv Fattk des Hetm tob
Kotonlion; daneben ein Casthof; in der
Gutswirthschaf t herrliches Rindvieh, belieb«
daes ein Ausflug daliln schon deshalb su ter Backsteink&se , und' in einem nahen
empfthlen sein dfiifte, weil man sich nach ■ Gobirgsthalo eino von dem ohemaligeu Be-
langeren Wanderungen im Gebirge auch sitzer, Hrn. v. Kicdesel, höcht sweckmäasig
wieder in freundliche, lachende Umgebun-
gen sehnt. Gute Ohanss^ durch das lieb-
liche Hörsclthal (zur Linken die Eiscnlabn)
fiber Strdt/eld nach Iffirfschd (I4 St.), wo die
angelegte Wiesoubewässerupg.
Sin StQndchen weiter an der Werra
hinaufdie liorlu a.L^oiidpii, malerischen Trüm-
mer dor Brandenburg^ auf einem nahen
Uörsel in die Werra mündet und der Thü- 1 Bergkegel, au dessen Fuss die Str. nach
ringerwald seine westlichste Grensmarke £a«dbrmie» ▼erbetlftnft. Und ewar steodsa
^i^t ("R.lOni- Bf achtenswerth die p^rossarti- llii«'!- 2Burgen, durch eiuoSchlnclit gotn^'unt^
geu Arbeit«n, dio der Bau der Eisenbahn
erfordert hat (S. 108), n. diestattl. Eisenbalin-
brücke. Von Hörschel bis Keuenhof } St.
Auf einer bewaldeten Anho!ie I. vor dem
Dorfe ein vielbesuchter Felsenkeller , mit
selbstgebrantem Tortrefflichen Bier und
kostbarer Aussicht, don man sogleich von
der Strasse aus (zu Wegen und zu Fuss)
die seit dem 14. Jahrh. ihre besondere Ge-
schichte haben. Die östliche mag die um-
fangreichste gewesen sein, wie ilirc gross-
artigen IMaufTrcsto und tiofcn Gewölbe be-
zeugen. I>le Zierde der westlichen liaine
aber ist ein Tharm, der gegen 00 T. im
Umfang und noch 80 F. in der Höbe misst.
Die Grafen firandenbanK jwaren in alter
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557 37. B9^: Von Eisenacli n. Kreuzbarg, Ueldrastein a. Treffurt. 55Ö
Zeit ein l>erahmtes DyuastangescTileefat, i
de.S8en im „Singcrkriec ufWarbtjrc" gedacht
ist. Mit dorn Tode Ludwin^si d«8 Heiligen
(tSKh ^ Bwkterd Bm4eid>. Ina ge-
lol'fn T,;ind begteitete, verlor os dio Burg-
grafeuwürde uud trat noch vor Knde de»
18. Jalirli. in die lieilie des ni«deren Adels,
indem os seine Stanimburn; VWitBlserto und
auf dem stolzeti AlmenBvhloss nur ein bo-
i»ohßiden«» Bwglelm behielt. Seitdem bat
der Bttflito öfiwrt geweoliMie. Dm Ober-
haus (die östliche )lHlft< i gehört seit 1414
iler uralten Famflio v. Iff rd.i Dom Utitcr- '
liAUS piler div Vurdnrburg j^t jetzt grut»«»» ;
bersogL SteatseigettlhttM. Ms smm BOjehr. |
Krieg waren brido Bnrgun bewohnt, ver-
udeteuabeJC» aU iluroBoMiatttc iMich Lauch- >
rödem fibeniedelte«. Das Vnterfangen, die '
«ftattliabea Ueberru^itu zu anderen Bauten '
zu vcrwend' ii, i-t wii- lt-r eingestellt werden. '
— Au^ dem kahlen Hügel eutCaitet sich ein
ClMide'Ldn'ainsehee jUttodeoliaftabild. N«cb
unifassondor iät die Aussiebt Tom sagcnnm-
klungeueu (!'-riii<i^sfein, dem nord ^östlichen
ifeitenadt üan Thii ringet- WMidc^, der die
Braodeabnvg ftherragt. Dm weite Tb«l, von
den mäandrischen KriinnnunKon dos Wcrr.i-
flusses lUid dem äuhienengoleiüe der Jsüüun-
babn darcbzogen, vergegenwärtigt eine
schniachvoUe I'^pisode der deutschon Ge-
schichte Kaiser Ileinricli TV. lüitte 1070
die äacJiäcn und Thüringer uufs Haupt gc-
eeldagen (S. Bireii fleMndteiiit «^to
Frieden baten, ward Loben und Freiheit zu-
gesichert. Sie niibten dem kaiserlicTmn
Tlirone, welchen der stolze Uerr am Ufer
der Werr» enfgeselilegen bfttte, wftlirend
die .SpeiMC seino^? Krlngsvolkcs durch das
Thal blitzten.' Daher noch jrf/t ein nfihes
Dorf „Spichra" (Splehr) genannt ist. Als
aber die gedemtttbigten Firttem lÄid HeriwD
aufs Neue ihren Huldiguitgsoid ablegen
woUteU) ber^'schte ihnen der Kaiser zu:
„Wart da«(! und tebluff efe in Fesseln. Dnd
das Dorf, das an diesi i- -^^tÄtte gegründet
ward tiud nur durch die Werra von Neuen-
huf goschiedeu ist, heisst „Wartha". Am
weetlicüben Vuese der BModenbtyrg Hegt
LaKchri'nlen, wo die Familie von Herda jetzt
ihren ii^delsitz hat. An der jenseitigen Thal-
wand die grossen hessischen Ortschaften
Herlcshausou und VommeDi iiber wel<dfem
dit^ Hiiiiie Brimdenfids emporrapt. S«'it-
wärts, zwischen dem oberen und unteren
WemUbaii der teage, eelteam aerfcl&flM«
Kiel/or$l (1300 F.), ein pittoreskerHöbenSHg
mit weiter, prächtigpr Anssfrht, nber voll
wüden Gebüsches und schwor /.ugangiger
SteiBkiafte. Hinter demeelben die niobt
si(liM..ire Stadt Krcuzburpf. — Dio ganze
Gegend hallt von tragen und Marcheu wie-
der Cm Fptchra herum, besonders
im grossen Brdfall am 8patenberg, findet
man die sog. „WichtolpfciiniKe" , runde,
platte dtuinchen, womit das Zwergvölklein
des WicbtehaanBcben gespielt.
57. Ne))6iiroüte : Von Eisenacli nacli Kreuzbnrg» aof den
HeldrasteiB und nack Treffart.
Post. Nachm. f?» Uhr nach Krenzburg;
Tre£furt, Wanfried, Escbwege. — Will man
die Cbanssfte Yermelden, so khUn man tlftier
Stedtfeld, Spichra und Willu 1Tn^gliIcks-
broni! 'i if h Kreuzburg gehen (vor.lt.).
Kreuzburff (Oreutzburg), 3 St. von £ise-
naeb, die wostticbirte OrensstadtdesOross-
herzogthums Weimar mit 1070 Einw. , in
ofnon» romantisclien , baumdurchblühten
"Winkel des Werrathnlos, wo sich der Fluss
dnreii stelle Kalkstcinfblsen einen mtthsa.
men Weg gebahnt, ünmittolbar vor der
schon 1225 erhauten stattlirlien Werra-
brfieke steht die kleine Lih^rimlirche, ein
beachtenswortJie.s Denkmal gotlilscber Bau-
kun?«t (vom ,T. llfKii. GegiMiiibor thront auf
einem i^olirt cniporrageuden Fel--«kopf die
alte Krensbnrg, eine ehemalige Ztrcighorg
der Wa i il-m (zum Sommoraufenthalt des
Iand:rr!itL Hofe«!'*!, nnrh wld erhalten und
zum Theil, alb Sitz des Justiz- und Becb-
nungsamtes, modcrni'irt. Die Manom «nr
Keuntniss der alten Befestigungsweise lehr
reich. Der Blick von oben herab, wenn
auch nicht woitumfassend, ist überaus er-
quicklich. Hier soll ursprünglich eine von
Bouifacius erhauie Kapelle („die Kirche
des heiligen Krenses") gestanden haben.
Sp.it^ r ward ein "Minoritenklostor daran?,
das Ludwig der Eiserne 1170 in eine Burg
verwandelte, worin die laudgräfliche Fa-
milie snwellen resldtrte und Hermann II.,
Sohn der In il. Eli.sabeth, der hier geboren
wurde, sein jungesLeben 12i2 durch Giftmord
endete (S. 03). Dio bedeutendb Bolle^ welche
K. in der thfir. Geschicbto spielte, nnd dio
Eriiinrriingpn einer lOnOjähr. Vergangenheit
mit einer grossen Ueihe mannigfacher Ge-
stillten nnd Scenen h&nnen wir nicht wei-
<■) E. Hetiüager, Sagen ans dem Werra«
thaJ. Eiseuach 1841.
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tor Terfolgen, nnd noch weniger deu Sa^en- :
scbleier lüften, der Berg und Thal umhüllt.
— Die bei Kr«uah. liegende Saline )f't7A«im«*
gHieMfmmm Ist «laipBgmBKwi ; di^^^en Ist dn-
selbst eineKunstmnIile im Gang«, dt« dlMB
starken Mehlhaudel fördert.
Wir Terfolgen dio Strasse nach Cassel,
VMi dMT tleli lUMli 1 8t. «liia andev» r. vacfh
Treffurt wendet. Ungl» K li näher iat der
Fu88weg über die Berge. Wer deu ^Hel-
lenteiB (tleldraateiu) besurlien will, steigt
von Foilsrod« od« von Sekmellmmtulkmtten
I. ^iim wnl(1bPwnr1ispTi rti Berp: cmpnr. Je-
ner Weg, den mau wohnlich auf einem
Italterwageniarfteklegt, ist weiter und ein-
förmiger, di«0«r steiler und beschwerlicher.
Plötzlich, wenn du die 10(K) F. ühor dpm
Werraspiegel emporragende kalksteiufelsige
BMgwaDdarklfmmthast, Behrsekt dein Fuss
Tor einem furchtbnr j&hen Abgrund zurück,
während das Auge mit Entzücken auf einem
Iiandschaflsbilde ruht, das wie mit einem
Steaberschlage Tor den tnmkaaieB Bildton
ausgebreitet i.st. T>f r, I^ rg, so charakteri-
•Usch geformt, das» mau ihn in weiter Feme
toteht vnteraebeld«!, lillt in einer Längon-
ausdehnung Ton elaer halben Stande wie
einp lotlirechte Mauer ins lachende Thal
hinab, und ist so oigenthümlich gebaut,
dMt du nidtt im Stande btot, einen lelcb.
teren Gegenstand, B. deine Hlltse, in die
Tiefe hh>r\}y zu werfen, well ihn de Luft-
zug immer wieder anf die Plattform zurfick-
webt. Der beliebteste Standpunkt ist die
„Ausaicht", ein freierRasenpIntz, von einer
Buche beschattet. Die Städte Treffurt und
Wanfried umkränaen das wundervolle Ge-
nilde, im Hintergrnnde die Bmtnifne Nord-
mnnnstein ; welter hinaus dns Eichsfeld, der
PosMutburm bei Sondorshautien und daa
Haisgebirge mit dem Brocken. Im Vorder-
grund üppige Wiesen und Felder, TOn den
Scblangenwindungender Worra durclMitzt ;
da und dort ein freundliches Dorf, nanu ut-
Heb Heldra nnd hinter Wanfried der kegcl-
rörmige Gohülfensberg mit der vielhesurb-
ton Wallfahrtskirche Mariahilf. Westlidi
der gewaltige Meissner, und im Rücken der
Thfiringerwald mit der Warttmrg, näher die
Ruinen B(iynchnrg und Brandenfels. Geht
man bis sum östlichen Berggipfel, so ge-
wahrt man tiefe Schluchten nnd breite
Spelten, in welchen der immergr&ne Taxus
wurzelt und der scheue Uhu hor«tt t In
einer dieser Klüfte soll ein Räuber, Kamen»
Henning, ge)iau«t, der wilde Bitter Her-
mann y. Treffurt aber mit seinem Rosse zur
Jähen Felswand hinnh j?«'Sprcngt und dann
in ein Kloster gegaugeu dein, weil ihn die
hellige Jungfrau, die er beim ffrauslg^^fi
Sprunge um Oilfe aogernfim, wunderbar
gerettet habe.
Ton KrensiMU« t, ScIineniiMans.
hiaeen 1 ^t. entff^rut das preuss. Stadtcbeu
Treffirt) von der gewaltigen fiuine des
Nordmmnsteim (Normannstein) romantiscli
ftbemegt. Die Stadt mit liiren st«ilcin Stras-
sen und altersgrauen USiiJ^r-rn , auf d^r
einen ^Seite an die schroffe Ber^^wand ge-
klammevt, anf dw anderen toh der ▼ena
benetzt}, vermng nicht lange au flNMbi*
Ein «»toih'r Zfckzackpfad windet «'ic'h mm
NordtnantuUtn hinauf, dessen unifängUcbe
Maoeiik Ibtt Me mr ^tadt lter*1>reicber
Eine der schönsten und gewaltigsten Burg
rnlnen, die man sehen kann. Man staant
ob dieser kolossalen Mauerreste, dieser
rieeenbaflen Tbftrme, davon einer mit S
Ellen süirkf n Majiern noch 100 F. empor-
ragt. Iiier »ollen sich in uralter Zeit die
Normannen angesiedelt haben. Die Herreu
Ton Treffurt aber, deren Marne In der tbir.
Geschichte einen p:( hä88igen Kl^nr ? nt.
würdigten die stattliche Bai;g au einer Bau-
berberberge herab, hl» Ihre M acixt nnd Ihre
Teste gebrochen ward. — Die ▲wesicht tod
der Höhe ist nm Bchonsten zur Zeit der
Baumblüthe, weil die ganze Umj^egend ein
groeter Obstgarten tot nnd beaoiideni mit
Klraeben einen bedentmden Handel treibt
Fl9ru von EUe^ach und dar Umgegend.
Aeomi Calamns. AdoxaMoicliatelliMi.
AlÜTini fnllax. Alopecurus fulvus. Althaea
hiräuta. Anthericura Liliago. Arabis brai-
sicaeformis. Arum maculatnm. Asperugo
procumbens. Aster Amellne. Aatngalm
Ciccr. — Brj-oiiia diolca. Butomus umbel-
latus. — Campauuia cenricaria. Centaurea
montan«. Cephajantbera entifolla. G.
rubra. Oeratophyllvm submersum. Chry»
santhemum segetum, selten. Circaea. «Ipina,
0. Intermedia. C. lutetiana. Cirsium erio-
phomm. Coteneaater Tnlgarla. Oyptlpe-
dium Calceolus. — Datura Stramonium. Den-
tarla bulbifera. Dianthus Anneria. D. cae-
itius. D. prolifer. D. superbus. Digitalis
grandlflora. B. pnrpnrea. Dlpeaens pilo*
8U8. — Epiniedlun» alpinuni. Epipacti^ pa-
lustria. Krysimum crepidifolium. £. re*
pandum. Euphrasia lutea — Gentianacam«
pestrIa. O. cmciata. Oeranlnm Incidnm.
G. pyrenaicum. Gagea saxatilis. Glaux
maritima. Uljueria spectabiUa. — Helleborus
niger. H. viridis. BeUcbiyanm nMnaainm.
Hypericum pulchrum. — Irls pnpeüla. L
sibirica. — Lactuca Scarlola, selten. L.
Tirosa. Libanotis roontana. Lilium bulbi-
. kiui.ud by Google
561 ÖS.JiotUe; YoiiMark8ahläb.Möliraod.Fraaen6eeuacli )Saizungea. 562
Xilnmti» OjintMlsHa. I». striata.
liithospermum purpureo-oooriil<»nm. Lychnis
diorna. — Malva Aicea. Melica ciliata.
M. nnli«!«.. Mwcarl betvjoldet. Hyrlo-
phyllum TerticiUatam. Neottia Midns aris.
Nepefft riatarla. — Ophrys imisrifera. Or-
chls coriopUora. 0« fusoa. 0. laxiflora. O. mili-
terl«»pall«M. O.Mmlraebia. O.tMtvIata. Or-
laga grandiflora. Omithogalonnnmbf llatum.—
Oxyi-occus palustris. — Physalis Alkekengi.
Puattudelica. Fotaniogeton perfoHatus. Po'
teffttniacüierea. P.proemnbeas. Pyrola<Ail6-
<— Sagina nodosa. Sai^tturia angiitaefoUa.
Salria sylvestris. B. TwUoiltate* Sambncns
Ebulua. S rrirf^mosa. Saponaria officina-
Iis. Sapouaria Yaccaria. Spartium scopa-
ritm. Baxifrag» iridaetylidai. Bclrpni n*-
ritinios. Scrofularia Ehrbarti* Sedum b<H
lonlenae. S. refloxum. S. s*»mpprvlYuin. 8.
soboiifernm. S. vUlosam. äium latifollum.
Borbiii Aria. 0. bybrida. 8. tomlnalli.
Specularia bybrida. Spirantlies antumnalia.
— Teesdalia nudicaulia. Teucrium «coro«
donia. Trieutalis europaea. — YeronioaBux-
bMuntl. Y. longifoUft. Y. opaca. Yieia
yi?3iform!s. Tiola «TttiiMrla. Y. Mflor» (An*
natbal; selten).
IV.
Seitenrottteu you der Werrabahn aus.
S8. Boute: Von MarksuM über Möhra oder über Frauensee
und den Kraynberg nach Salznngen.
JSüenbahnfahrt von Marksuhl nach
Salzungen; S Hl und 112. — Steigt
man auf dem marksuhl. Bahnhof aus,
um zu Fuss nach Möhra zu gehen , so
führt der nächst« Weg (iVa St.) über
Borkhardtrode und Ettenhausen. In-
dessen empfiehlt sich ein Abstecher auf
den 1247 F. hohen Milmesherg , der
*/j St. östlich vom Bahnhof CTitfenit und
durch einen thurmähnliehen Baum (vom
Volk die „Salzanger Botenfrau" ge-
nannt), der seinen kahlen €H{>felkr9nt,
kenntltch ist. Ein wahrer Luginsland^
von dem mau eine prächtige Uebersicht
fiber das wellenförmige Hügelland des
Buntsandsteinsgebietes hat. Vom Mil-
mesbei^ über den Wackenhof u.Kuplcr-
suhl, wo LmthefS Vater als Steiger ge-
arbeitet haben soll, durdi den flachen,
wellig umrandeten ,,Moorgrund'S der
durch Abzugsgräben trocken gelp<rt u.
mit Ausnahme weniger SumpfstcUen
urbar gemacht ist. In der Umgegend
ehedem starker Knpferhergba«. In-
iritten dieses Ghmndes liegt *M4^]ir%
„das protest. Nazareth", ein armes mei-
ning. Dorf, worin Luthers Eltern wohn-
ten, bevor sie nach Eisleben fibevsiedel»
t«n (1483). um sich dort vom Bergbau
zu nähren, der in ihrer Heimath nicht
mehr ergiebig war *), Als der Kefor-
mator auf seiner Biickreise von Worms
in Mdhra suspraeb, soll er am 4. Mai
1520 unter einer Linde allda gepredigt
haben, weil das damalige Kirchlein zu
klein war, die herbeiströmende Volks-
menge zu fassen. Auf dem freien Platze,
den jene längst erstorbene Linde sonst
bescbatAte, ist am S5. Juni 18<(1 ein
Endeitihmal im goth. Styl errichtet wor-
den, wozu der Baurath Döbner in Mei-
nintren den Entwurf und der dasige
Bildhauer Müller das Modell lieferte.
I>ie kolossale Statue des Keformators,
in der sieh Seelenruhe, Gharakteirfestig-
keit und Gottergebenbeit ausspricht,
vergegenwärtigt die Idee, wie Luther
mit seiner Lehre auf dem Evange-
lium steht. In den Eeknische;» des
Piedestals die vier Evangelisten, auf
drei Wandflächen Hauptbegebenheiten
♦) A. W. Mmer, Pr. M. Lulhw w. lela
Slammort Mdhra.
I • •»
biyilizüü by GoOglc
563 öS. Beute: Vou Marks uUl üb. MiUii**4;Fr»B««i«ejÄÄ8alamtt«ea. 564
T»*W<i T^Kah nuA Mf der vier- . Ba**altberg, der das Blatt Hai aumOhauBs6»-
Lvthers I^lwn uad Mt oer vier , ^ n^rdwesil. Theile dos Tiiüriugei^-
waldM lielert. Die «oU,ön« Bnchenwalduney
■welche dio Umgegend bedeckt, bat dem
I.autlstricJi, der aioh zwiscUeu TUüriiage»
und Uu9>>«u hiuzie]it, den alten Namen
„Buekoaäa** g«gel)«a. Ton MarkMiM naoh
Dölmes (Cliau3.-<6p) 1 St. Kine kMr/.e Strecke
von dksem DörfcJiea^ recht» der ütrasse,
der iBtereasante Htmtw mit seiner ^kwisD'
meudcu Insel/* die zuweilen ihre Stelle
^vechsolt, uiul ilaht-r entstaiideu sein mag,
dasü di» Sujidstoindecke , die über tiuoiu
Steisaalaflots Idserte and mH Haldeknut
und anderen dicht verftlzcndeu Pflauz'-*n he-
wachäun war, in die Tieft' liin;ib-*auk und
der Pflauzeuftiz vom Wussicr cnipurgolioben
wurde. In der Nabe Mbsche aldanlagen.
Zwisclit n Dönges niid Kieaelbacb zweigt
ans
teo di« Inschrift: „Unserm Luther
in seinem Stnmmort (wo die
Errichtung des Denkmals beschlossen
wurde). Gegenüber, unfern der Schale,
das in den Besitz der Ihliiigschen Fa-
milie übergegangene Haus, weUhes
eine Gedenktafel als „Luthers Stämm-
hATts" bezeichnet, obwoles kaum noch
eiiii^'o Steine der alten Wohnung ent-
halieii mag. Etwas entfernter (in der
Sorggassc; „das alte Lnthershaus*',
worin Martins Oheim, Jakob Luther,
wohnte, der das weitverbreitete Ge-
schlecht fortpflanzte. Es war bis 1811
von dessen Nachkommen bewohnt, und
gehört jetzt dem Schulthcisscn Zene. j ^^^^ straaso nach Tit^'eHort ab. Verfolgt
Obschon des Reformators Ausspruch: gi^^ j^^nn man auf dem Bergrücken,
„Meine Freundschaft über dem Walde der das Werrathal abgrenzt, alsbald rechts-
nimmt fast daliernni d.is Land ein", ab tamt TJuino Kratjuburg gehen. Indessen
letzt nicht mehr zutreffend ist, indem i empfiehlt es iich, Ton Dong«? ©inou Ab-
in Mühra selbst nur noch eine Luther- ' «jecher in das» nur i St. entlegene^ Dorf
famili« in dürftigen Verhältnissen löbt,
so ist doch in der Umgegend der Name
des Öeschbcbtßs noch überall vertre-
ten. So lebt in Allendorf Juhann Ernst
Luther,. der eine Enkelin des berühm-
FnmeHiee zu machen, das in stiller WaUi-
olnsamkcit rings von dirlitbolaubtou Bergen
uradchk>8sen ist. Diu Häusergruppcu mit
ihrer neuen ge«chniackvollen Kirclie Bieben
sich nrnp'iifli<':iti-ali^(li um die eingehnch-
ti'tcii Lfer üioes geheimnissvolleU' Sees
ten Theoloffßn Semmler zur Frau hatte, empor, der 35 Acker misst und jedenfalls
die iiui ledigbch um semes Namens
willen heirathete, und bei seiner auf-
brausenden Gemüthsart sich damit zu
trösten pflegte: „Es ist eben ein Lu-
ther." ■ — Von Möhra nach ^alznngen
auch durch Aoflösang von Steinui
eutstauden ist. Seinen Abflusa hat er durch
einen küudtlicheu Tunnel.. Wuuigo Minuten
unterhalb des Ortes der Miassee, ein Erdfall
im Gebiete .des Buntsaudstoins, der jedoch
nur 1 .\fkcr ?;ros«» i.'-'t. Von Frauen -<eo i'ibcr
(ly, 8t. > Chaustice über Neueudorf und den Knottenhof nach Kieselbach am nord-
Allendorf. Näher (zu Fuss) fib. Nitaen- ! we»tHchen Fasse des iöhftn bewaldeten
dorf und - den Qrundkef. Dass von I Ä^«»r»ter,/M, der sich lUO F. iiocii kegoi-
Gfrundhof.
tTt m 1 o i /'^7*„„»*^;„ J fönnifc emiinrhebt. Die Iluiuen der alten
Mobra auch nach Schweina ^^«rensceiwy . , , ,^ . , ... . .
^ 11 Burg öiud nicht bedeutend. Die Aussiebt
ivunststrasse fuhrt (über >V;,ld- ^^^^^ ^^^^ ^^^jj Terwacbsen,
(!ine
tisch und Gumpelstadt), ist S. 3^20 er-
wähnt.
«'r-rhh*P=i<t das scliöne Werrntluil wostlicl»
bis zum Meissner und südlich bis zum Dol-
mm andere Tour von Slarksuhl nach m&r und zur Geba, sowie die Rhdnkett» n,
Bähtitnffm fiber Tieftnart. »ntweder dl- einen Tb<ji» der Buchonia. Auch dte Wart*
rc'kt von Eisenacb auf der schönen frank-/ bürg bückt herüber. IHe Kraynburg wird
furter Strasse durch das Georjrenthal und : seit llöö erwähnt. Sie war der Siu einer
fiber Fürlha, oder vom marksuhler Bahnhof ] KebenU&le der Dynasten von ITrankenstein»
hinab nach Marksnhl (20 Min.), weimar. die sie von der Abtei Uersfeld zu Lehn ^r-
Fleckon mit 12.'') Kiiiw., von lfin'i--in72 I?p- hielten. Die utic:h"inkh'( h«' Larid^räfin Mar-
sideuz . eiucr sttchscn-crnest. Spcciallinie. ' gareth« fand Jiier das «rüle Obdach, als sie
ItM dasige ScblosB 1S8B vom HenioglSmHt, i von der Wartbarg geflohen (8. €ö). Später
«lern jüngeren .Sohne dos unglücklichen (bis 1507) residirton litor die Grafen v.»n
Job. Friedrich des Mittleren, erbaut, der lieicb Ii iigeti. Die Zerstörung der alten Voste,
anfangs hier u. dann in Eisenach residlrte. dtt> nach dem Erlöschen dieses (»«BcUlecbtes
In deir 9She (nordö tl ) <tie Pflasterkutte, ! als herzogl. Anitasita benotst ward« u. all-
ein durob seinen Travhyt merkw&rdigor | m&lig verfiel, ist um so mehr xu beklagen.
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565
öy. Boute: Salziingeu mit laigebungen.
566
je seltener romftnische Burgen in Deutsch- 1 «rüft^en (Chauss^o) 1 8t. In der Nähe der
fand sind. — Nacli TjtA wo'i (w< fniar. FleckcTi ' 72 A« ki r grosso Tiefcnorter See mit aUS-
iiiit 12bO £iiiw-) 4 St., und äoUauu bis \ gezeichijotcu Spiegelkarpfun.
59. &oute; SalzangeiL mit Umgebungen
EisetibaAn (S. 112) nach Ebouach Hovg-
6, S5; 9, &2; Nachm. 5, 56 in 57 Hin., I. C1.26,
n. lA, 10 Sf r.; nach Immelborn Murg. ü,
4t ; Nachm. 4, 4; Ab. 8, 86 ia 9 Min.,I. Cl.
4, II. 2, HL 1 S^r. ^
Peel nach Vacha (n. weiter nach Volda)
9| Meil. in 2} Sr. Ab. 7 U. 50 Min., 48 Ur.;
nach Lenfr*f»'l<l u. Kalti iin<iv(ll!< lm 4^ Meil.
in 4 St. 4U Min., Irub i>4 Uhr, i Ii. kr.
Si»tf€rmm$m: Immelborn 1, IiiebensteinS^
Bnbln 4, VacJia 1, fierstungen 4, IiiHol-<berg
4|, Sciitnalkaideu 4^, £ltienacb Triedrich-
rode 7, Meiuingen 7 8t.
Sdlzungen, su deinem Preis
Quillt das Salz di^r Erde.
T):isM 03 Allen — Gott vorteih'tt —
Zum Betheada werde! .
liehe Schnepfonbnrg" stand, ein Ka-
stell , das in sagenlial'ter Vorzeit die
Katteu erbaut haben sollen. Herzog
Job. ErDSt Ei8«iiac]i Hess im Anfang
des 17. Jalirli. die alte Veste, die «r an
sich gebracht hntto , nioderrcisscn und
ein neues Sclilnss nufliiliri n, das j<'<1<K"h
178G ein Kaub der Fiauunea wurde.
Von der sehroff abfallenden Felsen wand
ein praehtvoller Blick in den von Ter>
rassent;nrt('n timg^enen Kessel, wel-
Droschkcntarif: Bahnhof 15 kr., «ach i ^'^^^11 'S'ff . ^in 40 Acker
Altonstein t iii^ti Ml. 24 kr. bis 5 II. 14| kr.,
«weiäp. 4 fl. U kr. hin 6 fl. 29 kr.
Gasthöfe: * CarAa«« (am See); ikichi. Hof
(anfern des Scees); jKroM (joviale Abend,
gesellschafr) ; Appold» G(uthnf. - Rcttanra-
tumen: Bahnhof, Jioklbaeheri Kaffeehau», Wag-
Msr «M» (Am (gute Kftobe), »flssftsrff, Lmm^
bmrg (am Mühlberg). Bienvkikuka/ten : Lo-
rey, Urban, Meffert. Weinstuben: Schtrerdt
am Steiuwegf Uahersang in d«r üaihsgasse.
THrnkhaU« fftr knnstl. UineralwAssor unter
den liindeti.
Salziing:(Ml, meininji Stadt mit
318(» Kinw , auf der (!renzscheide zwi-
schen dem thüring., henneberg. u. frän-
kiscb. Dialekt, in einem frucbtbaren
Tbale, das von der viermal überbrUck-
grosses, rundes, ^^pieijelli lai es Wasser-
becken vc^ii wunderbarer ^Scliönheit,
ausfüllt. £r ist ohne Zweifel durch
einen gewattigen Erdfall entstanden^
wie solche von den Hteinsal/Jagem
der Umgegend heding^t sind. Seine
Tiefe ist verschieden und misst unter
dein Burgt'clseu 15 Klafter. Duss er
durch unterirdische Kanifle mit» dem
Meere in Verbindung stehe, hat man
aus der anffUlligen Erschcinnn«? ge-
schlossen, dn??f? am" 1 Nov. ITöf), als
Lissabon durch ein furchtbares Erdbe-
ben zerstört wurde, das Wasser des
Sees wallend u. tosend bald über die
flachen Ufer hinscboss, bald in einen
ten Werra .in Schlangcnwindungm , trichterförmigen Schlund hinabströmte.
durchflössen und von niederen Höhen- , Aclinlielic Wallungen wiederlioleu sich
Zügen eingerahmt ist. In der Nähe des
Bahnhofes Saline and Badeanstalten.
Auf der anderen Stadtseite (,,Ober-
Stadt"), welche der Seeberg begrenzt,
von Zeit zu Zeit, wahrscheinlich in
Folge der in der Titfe sich entwickeln-
den Gase. Zaweilen ist der Strand mtt
grünstreifigen Gallertalgen überzogen,
ragt neben der gethürmten Kirche ein , die man „Seeblüthe" nennt. Gewöhn-
schmuekloses C4ehäude empor, worin lieh aber ist das bläulich ^rihie Was-
die Behörden (Kreisgericht, Vcrwal- serauge hell und khir, und j^ewährt mit
tungsamt etc.) ihren Sitz haben. Mau seinen reizenden Umgebungen ein zau-
nennt es ,,dic Tiurf/% weil ehemals auf
diesem Felsraplatean „die unübcrwind-
berbaftesBUd, das in lauen Mondschein^
nachten an eine italienische Landschaft
^) 1£« Schwerdtt Soolbad SaJzungen. Gotha 18d5.
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Botde: BftlsiBgeii mit ümgebaugeu.
d67
erinnert Den schönsten Standpunkt
bietet der kleine Sänlenpavillon, der
am Miellen Ufer steht Hier spiegelt
sich das sUtIliche CurhauB am -^iren-
tber liegenden Oostade wie ein Fcou-
schloss in der geheininissvollen Fluth,
während die nahe Burg von ihrem ro-
then Sandsteinkopfe romantisch herah-
«ehant n. ans den Berggirten schmucke
HKnschen grüssen. Kleine Kähne gehen
auf den Fischfang aus, und eine
stattliche Gondel durchsehneidet das
glitzernde Gewässer in fröhlicher Lnst-
fahrt (pro St 15 kr ).
aßtchirhtJirh,.'. Salaungen verdankt
Ursprung den reiche« Salzquellen,
^ Uat mmiHtrtbar em Werraufer ent-
sprlngvn. Um Quellen sollen sich
»chon 60 V. Ch. G. die Katten mit den Her-
mnnduren geitritton haben (Ta«. Ann. Xin,
67). Urkundlich iat e«, dass Karl d. Gr.
<liP cUaige Ansiedphinp: dem Kloster Hers-
feid schenkte (17b). l>i«8 >nag damit die
reichen Bynaat«n Tonlrankenateln beliehen
liahen, dem. hIp hayiten den aufblulieuden
Ort wieder auf, als ilin die Hunnen ver-
wüstet hatten (983). Später «bwUeMen
Stadt V. Burg, nachdem solche im 13. Jahrb.
auerst vom Herzog Otto v. Braunacbweig u.
hernach von Adolf t. Nassau erobert und
▼erheert woiden, mt HWfta dem Stifte
Mda (1306) und zur Hälfte dem Grafen
T. Henneberg-SchleusiDgen (1325). Dloa»
onarquickUche Doppelharwchaft endigte da-
mit,daMdte Landgrafen ThüHngen beide
Thello an sich brachten, ohne dass ¥nh\i\
das Wiederkaufsrecht in einem Prozes»«,
der bis 1803 gedauert hat, geltend machen
konnte. Indessen zogen sich die traurigen
Folgen j.Tif r ZeratnckelUDg noch lange
büiauB, iudem die eine Hälfte bald dahin
Tetplittdet, die andere bald dortbhi Tcrkauft
«ntde, so dass S. durch viele Hände ging,
bis es 1680 dem Herzogihum Meiningen ©In-
Terleibt wurde. Zaror hatten die 8al-
■onger am Mllerkrieg*' (1540) und dann am
„Flntlcnkrieg" (1553) sich betheiligt. Im
aojähr. Kriege wurde die Stadt dreiaehnmal
geplündert, nnd -von Saub, Brand, Seuchen
ond Contributionen so entsetzlich heimge-
sucht, dass sie »Ich von diesen Wunden
Unge nicht erholt und erst Jetzt wieder
den Ifanfang n. die Binwobneraahl erreicht
hat, die sie vor jenem Kriege \ifttte, in -wel-
ohem 30 B&rger in einem Scharmützel auf
dem Platze bUeben. Auch die Salah&QSer
waren damalt aerstört worden. Als jedoch
r<i^j^rh T V. r. Beust, einem der berühm-
testen Sallnisten aeiner Zeit, „dal neue
Werk" errichtet wurde (1740), begann fht
den Salzbetrieb eine günstigere Pf-node.
T>ie kühnsten IBrwartungen aber wurden
übertroffen. aU man 18« ein StelnaaWaf«
erbobrte, daa eine Tollstandig f •»»««J«
Soole liefert ,r die Gradirhäuser nberflusslg
macht. Denno<:U hat man noch einige
beibehalten, um dat Inder Soole entha tene
Eiaen auszuscheiden. Auch di^ alten Sied»,
gebaude (Nappen) habeu einem «^o»»*™« "
Sledebause Piatz gemacht, deaaen semo»
«w.Bahnhef n.Badebana ItOF. hoch empor
ratet — "Von S s Jicrrohnem haben »ich m
weiteren Kreisen bekannt gemacht: Super.
E. J. Walch durch geogr. n. htator. Schrif-
ten; Br. 8«ISbeiger(t 18U) dnrchBrflndung
der Snlzberger Flusstinctur (»Saltoagw
Tropfen"), von deren Ertrag nach ußam
Tode groMartige Armen- nnd Krankeas^rf-
tungen gemacht wurd.n, vor -"«^
Sulzbergerncbe Krankenhaus an der »tmw
nach Laugenfeld; der gegenwtrUge ma»
cantor MfkUer, welcher einen Kirchenchor
herangebildet, dor dnrrli meisterhafte AoT-
führung altclassischer Kompositione»
grössten Residenaetadt Mhr» mache« nW«.
IndHttrie. Obenan die jährl. SnhproÄHktm
von 65-70,000 Otr.,die ohne ZoUvereia ujd
Salzregie Tiel bedeutender sein »
der Staataftakna nur einen kleinen AeUieU
an dem reichen Ertrage b:^t, die meBtea
Körbe" vielmehr in Privathanden smd, M
hebt Bich der Wohlstand der „Pftnn««««»
dermaaeen, dasa ß. seinen alten Namen „dw
Silbcrstädtrbpn" bald wieder beaniprocj«
l^ann; während ihm seine ▼ortrefl»»"
BadeansUltendaaBpitheton: „«Idonwiod^
Ooanndhoit«« verschafft - f'^Z^'^^
in sonstigen Branchen rege ThatigkelU J»
dasige Buch- u. Kunsthandlung (mit I»«"*
bIWiothek) iat «war nur eine ZweigansUi
Ton Brückner u. Ilrrai r in Meiningen, *"
der Buchdruckerei aber geht eUi offen».
Blatt („Das Unterland") herver, w^cw»
wdchenflich aweimal erscheint; wahren*,
der str bsame Lehrer Hartmann da»»»«»"
Rrchiv für die Säch». Herzogthümer«
ausgibt. LiUiogr. Anstalt ron Hff/"^
MIkUer. Pianofortefabrik v. Schneider ^
Export nach Holland und Amerika. Jr»"
künatacher Mineralwäsaer jon "Ofo»» ;
mit starkem Tertrieb. Fabrik zur Anfert
gung künstlicher Mrirmorpbvtten von ^
bachor. Imitirte Marmorwaaren jj^
, n.el. Leder.. Oigarren-, ^^^^^^^^^
1 4 Bierbrauereien, die einen wrtreOM«»
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569
69. Rovie: Salzangen mit Umgebungeii.
570
Stoff liefern. . Chile Wanl mit AbMte lUMfli
Frankfurt.
BfldMMfiilfMi. Bm SoollMiii Itt gegen-
wärtig eine« der bedeutendsten vnd wirk-
samsten in I)ent8chlfnid , w*^lt der prrosse
fieiohtbnm der kraftigsteu Soole die mannig-
fMhite nnd ftelffebigste Terwendno« ge-
stattet. Die ersten Badezelleu wurden 1822
errichtet. Diese haben jedoch einem ge-
räumigen BadekcMM Plata gemacht, das in
der Käbe det Bahnhofes steht Bs enUiilt
82 Zellen, sn Pool- {k 10 Sgr.), fSooldnnMt-
(15 Sgr.), Moor- (17 tSgr.), Ficbtennadel*
(10 Sgr.) und Kettweeeerbidem 04 Sgr.).
Daneben eine salinische TrinkqseUe n. ein
Jür Brustkranke eingerichtet**« OrBfTirhans.
Ausserdem Molkencurausuit und Fiussbad
in der Werre. Am liebeten wobnen die
OSst(? im Cnrhfvi=^, obglrich es v<>rii Eade-
liause aiemlich eutforut ist. Der stattliche
Bm (ebemels Znokerfkbrik) gleicht einer
Sroesartigen TiUa xu iM% Mit 1852 zu einem
Oftpthof ersten "Rnnges eingerichtet, fressen
fronte (mit Balkon) flem See augewendet
iet. Er entliilt 88 möbUrte Logirzimmer,
einen grossen Ball- und Speisesaal, Billard-
und Lesezimmer. Wocbenll. Miethe 2 bis
4^ Thlr. Table d'h6te im Abonnement täg-
lich 11} Sgr. Alle Preise naeb Tarif de«
ßoollind-Veroiii«, dorn das Haus eigenthüm-
lich gehört. Ausserdem vieie Häuser in der
StedtflurAufiieliiiieder Curgäste Ar m&Mige
Preise.
ß^ztergänge: l) Um den iS'«« her-
um, an der Teiifclslcutte, einem kleinen,
im^Gebüsch versteckten, unheimlichen
Weiher, und an Sandstein brüchen und
Bierkellem vorüW, auf den *8eeberg
(V4 St. Tom Bahnhol), «ine mitPnrkan-
lagen geschmückte Hoehterrasse , auf
^velcher ein Restaurationslokal steht,
das zwar einer Privatgesellschaft ge-
hört, den zahlreichen Gästen aber, die
in den Nachmittagsstunden hier zusam-
meii8trönieii,8tet8geöllbetist. Aber nicht
sowohl die Bratwtirstchen , die hier ge-
röstet, die ,, Storchnester" die gebacken,
das gute"Bier, das kredenzt wird , — die
hauptsächlichste Anziehungskraft übt
<lie entzückende Aussicht über den blin-
kenden See mit seinen reisenden Um-
gebungen, und über Stadt und Thal bis
zur langgestreckten Bergkette des Thü-
ringerwaldes. Steigt man höher empor
bis zur Schanze, so wird das Panorama
noch grossartiger und gerundeter, istj
aber nicht so originell und lieblieh,
wie auf dem Seeberg. — 8) Der Mühl-
her g, auf der entgegengesetzten Thal-
seite (jenseit der Werra), scheidet
den Werragruud vom Moorgrund und
eretreokt sieh , grösstenfbeils urbar ge-
mscbt und mit Ob^tbftiimen bepHsnit,
vom Grundhof bis nach Kloster Allsn-
dorf. Die schönsten Punkte desselboi,
durch Fusswege zugäii'^l'^, sind St.
nördlich von d. Stadt) die „Ileimshöhe"
und das „Schldssdien*' mit rasender
Aussicht. Am besnditesten die £»-
xenburg (V4 St.), eine 1860 abgebrannte
und sodann erneuerte Restauration mit
Gartenwirthschaft, am südwestlichen
Abhänge des von Steinbrüchen durch-
wOhlten Berges, nicbt weit vom Kloster
Allendorf. — 3) Kloster Ällendorf m
einer maleri.sclien Bucht zwischen Mfihl-
berg und Fraiikenstein (20 Min.), von
der Chaussee durchschnitten, die von
Salzungen nach Altenstein oder £ise-
naeh fShrt. Am oberen Ende des Dor-
fes ein alterthümliches Bauernhaus, der
letzte Ueberrest eines uralten Nonnen-
klosters, dessen Insnssen ein so gottlo-
ses Leben führten, dass ihrer viele mit
dem Bannfluch und der Reichsacht be-
legt wurden. Koch 150$ mnsste eine
Mauer aufgeführt werden, nm „dieBan-
ernbursche , die bei Tag und Nacht zu
den Nonnen stierten", abzuhalten. Tm
Bauernkrieg ward das Kloster zerstört.
— 4) OestUch vom Dorfe ein isolirter
B«rgkopf, der Ton seinem S<&eitel eine
liebliche Rundaiclit gewährt. Auf einem
tieferen Vorsprung stand der Franken,'
Hein, die Stammburg des gleichnamigen
Dynastengesehlechtes, das zu den XI-
testen ond mächtigsten in Thüringen
gehörte und sehr anegedehnte Beeltmm*
gen hatte. 1266 ward die Burg vom
Abt von Fulda erobert, 1295 von Adolf
von Nassau bestürmt und zerstört, so
dass jetzt nur noch die Spuren der
Wallgräben sichtbar smd. Die Uerren
von Frankenstein aber versehwanden
eben so geheimnissvoll vom Scbanplat»
der Geschichte, wie sie aufgetreten.
Weitere Außfliige. Dazu winken die staft-
lichen Vorbergo der ßkön, vorsugsweise die
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571 60, Bouu: Von Salzangem ii%ok LiebeiisUiu End Altensteiii. 573
HunnkHppe (U 8t yon S.), «of der sich ein
ÄMiiartiffes Panorama entfaltet mul nisl.e-
^anre die südlic he Abdaclmug des Thüriii-
gerwaldes in ihrem wellenlinigen Pro«-
umrlss malerisch Ib di« Augen fallt. Sn.l-
llch vom HunnUorf, i Stunde entfernt, der
1419 F. hohe Blesa mit dem ^leaabftus" u.
einer noch umfaaaentleren, «Iwr weniger »b-
Kerundeten Aussicht. Südweatl. vom Ble.s-
berir (1 St.) u. östl. vom Dorfe Bernshausen
1 It.) die SloJeUku^pe (1636 F.). die von
einem 20 F. hohen Basaltbloek eine wunder-
schöne Umsicht bietet. Am stuhvt Ml. Fuss
d PS "Borges die Oriine otler Bertuhauser Kulte.
ein grosser, in Wald u. Feleen eingeengter
See, deisen klarer Wawerspiegel ein« tief-
grnne Farbe hat. Am nordwestl. Fuss der
Schön« See, gleicbfalla ein mit Wasser an-
«efüUter Erdstnr«. Von Bernshauaen kann
man alsbald über Kossdorf und durch den
Kos.iECniTid übtr llosa, G<-orgeuzeU u. Hell-
mers (Ruine Franken l.erg) nach 'WemshBn-
een (K. «6), oder über Kloster Slnnersbausen
«B« durch den Schwarzbnchgrund nachWa-
ningen gelxn. - Ocstlicb vom BJessberg
(4 8t.) die Kilianshui>i>c , mit entafickender
AuMichtina Werrathal u. auf die Clohirgs-
ketto des Thürinprerwaldos. Hior steht eine
Eiche, 19 F. im Umfang u. gea;ou 1800 Jalire
alt („die KIHanselche«), nnter welcher St.
Kilian, der Apostel der Frnnken, zn Endo
des 7. Jahili. das Christenthum gej.redlgt
haben soll. Auch bezeugen ausgegrabene
Hinerreate, daas hier eine Kapelle gasten-
aen. Von dieser altidir würdigen Kultstätte
entweder nach Fraueubreitungen (1 St.),
oder an der Zahnbnche und am Steinses
vorüber durch schattige Waldung nach Im-
nu Iborn' (IJ St.). - Der /feiger, einer der
stattlichsten Vorw&cbter der hohen Bhön
(188» F.), Ton SalB. 8 St. entfernt. Nächster
Weg über LavnmfvJd (p:crn besucliteir Ver-
ffnfigungsort) und Weilar; Post über Len^
feld (jüdische Synagoge). In der Mitte dei
Berges der ^Beyerhof.» Der Gipfel ist mit
di( litem Buchenwald bedeckt, so dass man
einen der höchsten Bäume erklettern mass,
um sich der groasaftigwi »enisicM m
freuen.
Ein anderer Ausflug durch das Werra-
thal über Dorndorf (seitwirta DUOm m»
schönem Park) nach Va»ha (8 St.), e>nem
alterthümliehen Slädt. hon mit 1550 Einw..
das 1815 von Kurhcssen an Weimar abge-
treten wurde. Von Vaeha nach PMKpp^
(* St.) aber WeidttAtOn. Sommerwirthscl.aft
mit Parkanlagen, v-rin zahllose ]SacliU_
galten nisten. Fhilm^^thiU, kurh. D«™
stattlichem Schlosse, in welchem eine Kebea-
Hnie des hess. Fürstenhauses ibren Pitz ha.-
Ehedem stand allda ein Nonnenkloster,
dessen Kirche (1190 im roman. Styl eit«»
und spiter anr Schlosskirche verunstal^
noch jetzt zuweilen benutzt wird. IW
ßros&e Park, der sich am Werrafluss Mb-
aiebt; bietet schöne Plitae.
TOrtreffUche Fische. Von Vacha naehW
atnftgea (Biflenbahnstation) i St.
60. Route : Von Salziiiigeii nacli Liebenstein und AltensteiB (2St.).
Zu Wagen gewöhnlich iiber Allen-
dorf, Ettmarshausen, Immelboni und
Barchfeld. Der letztgenannte Ort fet
ein lieBsischer Flecken an der Werra,
▼<m ^vielen Jaden bewohnt, mit einem
▼cm schönen Gartenanlagen umgebenen
Schloss, fl 1^ fler Inndgräflichen Fami-
lie von Hi 5b tu- Pbilippsthal- Barchfeld
gehört. In Uasiger Plar starker Ta-
Imksban. Jens^t des ,,lebsten Heller''
(8. 82S) spaltet sich die Strasse. Beclds
snm Berg hinauf direkt nach Lieben-
stein, das man auf der Höhe in seinem
vollen Schmucke Übersicht. Links an
den neaen Gebftaden der ehemaligen
Bergbangesellsehaft rorüber nach Ma-
rienthal (S. 328), und nun im rechten
Winkel über einen bewaldeten Berg-
rücken nach Iiieboustelu, oder geradeaus
nach Schweina , Qlüchthnmi^ n.
stein. Zu Fass geht man >n«her über
Kloster Allendorf, Witzelrode und Pro-
fisch nacli Schweina; od.n- tuhrt voi
auch über Witzelrodo und Üumpelsta^^
nach Altenstein C^i. 341).
Am sohnellaten kommt mnn an« ZW.
vTtH! ^^v\'n\n9lmmdhorn die KwewbaA» u-J»
Immelborn bis Li6J>en«<€it» die Po«**^™,^
sich jedem Zuge anschliesst u.(im Sommer;
taglich 9 Uhr 10 Min. und 10 Vlir >ori^
sowie 4J Uhr Nachm. und 6 L hr Ab. Ij^
melb. abgebt. Preis 80 kr. (81 Sgr.). ^w-
Sa 119. Uehrigens sind I"»"'^ '^X?J«iclif
zeit auch CTai^«n/«/ire» zu haben, wr «^
folgender Tarif festgestellt ist: »»»f»'^" j
stein (U St. ^^^') 1 * nl^
Altenstein (1^ St.) 1 Tl.lr. 10 Sgr-, a»w
Glücksbrunn 1 Thlr. 5 Sgr.; ins DruijtWi
(3J St.) 3 Thlr. 5 >gr.; nach Herreoffrw
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573 61., 62,s63.Rotu,e: Rttlilft. — Ingelsberg. — Friedriclir. — Tarab. 574
gen (2^ 8t.) 8 Thir. 20 ggr., — svar hin
und surück mit oiuatändigem Aufenthalt
(fux jede BtUBde läii|;or 5 Sgr. inohi), ohne
Ohau8s6b- u. Triiili^old. Fftr «iiatpiniiiBA
rtilir«» I dieser Tarifsätze.
61. Boute: Yos Salznsgen über Altenstein aier Liebensteiii
nach Ruhla (4 St.).
Bis Altenbtein oder Liebeusteiii wie
iii voriger Konte. — Von Liebenstein
nach Rithla entweder fiber Altenstein.
oder (näher) auf der neuen Strasse, die
zwischen Liebenstein u. Altenstein r. ab-
zweigt und oberhalb Steinbachs vorii-
berführt (S.329). Herrlicher Blick nach
Stein bach hinab , und rückwärts ins
WentJtbaA u. auf den KnoiB der B6rge,
der daaselbe umrahmt. Jenseit AI-
tenslciiis vereinigen sich beide Stras-
sen, die liebensteiner und altensteiner.
ttiit einander, um über den liennsteigs-
sattcl nach Kuhla hinab zu geben
(S. 49^. Zu Ikm: filier Steinbach
(9. 829) und dieLvthersbuche (S. 318),
sodann durch die Wallikhrt („Walper*'),
eine waldipfc Thalstrecke, wo ehemals
ein Wall£ahrtskirehlein gestanden , und
au einoiu ( Jranitblock vorbei , auf wel-
chem sich Luthers Fuss eingedrückt
hoben soll. Von der GUsbaehjiwiese
kann man r. einen Abstecher Uber den
nahen (h rherttein machen (S. 318 und
495). Dann nbwärts auf der Chfiiissee,
oder durcli «bis Th.il des Mühlrains
(Fussweg vom Gerberslein nneii liuJdaj,
oder durch das Thal der '„alten
Röhl" (neben der TOm Glasbach hinab-
führenden Strasse). Der nächste Fuss-
wcf!^ fanch vom Altenstein oder Wnp^-
nershötel) tlurcb don s«*hönen Schwoi-
nagrund u, über die Kuhiaer Häuschen
(dicht am Ottowald). Gewöhnlich geht
man Jedoch vom Altenstein über die
Gla^aehswiese , seHener über den
Glockner oder die Birk«nhaide (8. 499).
Vi. Bonte : Von Liebenstein
hardsbrunn oder auf
Auf der Strasse uuch Kulila bis zum
Qeb]rgasaUel(61aBbach), wo die Strasse nncli
Wfaterstefn (8. 1071 rechts abzweigt. Von
Winterstein über Kabarz nach Beinhnrds-
Über Winterstein nach Rein-
den Inselsberg (5 St.).
brunn oder auf don Iuselsb0rg(S. 490). Ein
sehr schöner Weg. — Andere Bouten : durch
das Pviiipntlial ii. rii-.>r Brotterode
j oder durch das Thüriugerthal (S. 315).
8S. Route : Ton Liebenstein über Kleinschmalkalden anf den
Inselsberg, oder nach Friedrichrode, oder nach Tambach.
Von Liebenstein über Bairode nach
Berges (IV4 St.), womit des Dorf^«-
waUenbvrff aitsammenhingt. Hier krea-
zen sich die Wege: nordöstlich durch
das Dnisentlial nach Brotterode (S.
320), südwestlich über Trusen und
Wahles nach Herrenbreitungen oder
Wernshausen, südöstl. über Seligenthal
nach SehmaDralden, östlich direkt nach
•"Kleinschmalkalden (IV4 St.), obwol die
fortwährend durcli Hochwald führende
ist. R. gipfelt sich ein isolirter Berg-
kopf empor, der mit dem 90 F. hohen,
weithin sichtbaren Thnrm der WaÜen"
bürg, wie mit einem schlanken Obelisk,
gekrönt ist. D;x man jedoch das koni-
sche Dach der kolossalen Warte, die
1247 von den Herren v. Frankenstein
erbaut wurde , nicht erklimmen kann,
nnd am Fasse derselben jede Fernsteht
gehemmt ist, so lohnt es nicht, den
Berg zu erstci|;en. — Will man beque-
Strasse noch nicht durchweg chaussirt ' mer fahren, so darf man den Umweg
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575 ei^EiwU: Vta LMeirteiii na^ S^iMlbldiii. 576
fib. fieligenthal nicht scbeueil (R. 64. 68) .
Von Kleinschmalkalrlon nach Brotte-
rode (K. 68) tägliche rustveibiiuluin?
(1 St.); von Brotterode auf den instU-
berg (S. 319) 1 St. — VooKIdnscbmal-
kalden umch Friedrichrode (R. 69)
Kleichfall« Postverbindung (2'/, St.). —
Wer dagegen auf dem kürzesten Wege
(zu Fuss) von Liebenstein na eh Tam-
bach will (4—5 St.), der geht (initFüh-
ret) von Kl^nsehmalkaldoii Uber don
Höbnbcrg und durch den Spittergrund.
Zu Wagen muss man über Seligenthal
und Schnellbach fahren (R. 70), oder
über Kleinschmidkalden u. von hier *uf
der neuen Strasse, die „am Kretin** den
Rennsteig dnrehsehneidet , ftber den
Langeberg und durch den vorderen
Theil des Spittergrundes. Vornäm-
lich in diesem Theile des Gebirges sind
in der jüngsten Zeit nach allen Richtun-
gen hin neue Strassen gebahnt.
64. fioute: Von Liebensteiii
Ueber Bairode an der Mommel (Ei-
senbergwerk) vorftber nach Herges-
Voigifi (S •^??') , einem schon oft ge-
naiiatea hes.s D'>rl<' mit Stahlraffine-
rie uebst Seusciihammer (jährlich 3ÖU
Dtsd. Strohmesser nnd 708 Ctr. raflin.
Stahl), und dann asum Stahlberg hinauf
(1. die Ruine Wallenburg). Nachdem
der Sattel (iberstiefjen, kommt mnn zum
Zeclieiiliaus, das iilier dem grössten Ei-
senbergwerk des liiüriugerwaides, dem
SMXberge, errichtet ist. Schon seit
dem 4. Jahrh. ward der Eisenreich thum
dieses Berges, obwol früher nach einem
nnregelmässigon ., Raubhau", ausgebeu-
tet. In der neueren Zeit, wo der Berg-
bau methodisch betrieben wird, hat
sich dieAusbente dermassen gesteigert,
dass der Stahlberg in ^nem der leisten
Jahre 22,000 und die Mommel 20,000
Tonnen Roheisen forderte. Dies wird
jedoch nur zum kleineren Theile in
Thür, (zu Puddelätahl und Frischstahl)
verarbeitet, und geht meist snr Gnss-
stahlfabrikation nach Westphalen und
England, wo das Stab- undPuddeleisen
vermöge der wohlfeilen Steinkohlen in
so ungeheuren Massen und zu so billi-
gen Preisen dargestellt wird, dass es
die thür. Fabrikanten hJUiÜg aas West*
phalen beziehen, nachdem die einhei-
mischen Rerixwerke das Rohmaterial
dorthin geliefert. Daher kommt es,
dass sich die Zahl der thüring. Eisen-
hämmer, die das Koheisen in Stabeisen
verwandein» «nfifUlig vermindert hat,
nach Sduaalkaideii St).
und natürlich auch den Zainhümmeni
bedeutender Abbruch geschieht. Die
Eigenthümer des Stahlberges (das
ganze Werk ist in Privathäuden und
gibt au den hessischen Staat den 10.
Theil der Ansbenteab) machen btf alle-
dem vortreffliche Oesohlfte. ^ Da ge-
rade der Stahlberg so bequem (aelbet
für Damen) zu bef«hrcn i<^t, indem man
im Geleit des Steiu'ers die labyrintlii-
scheu Gänge Trepp' aui Trepp' ab meist
trockenen- Fusses durehwandelt : so
sollte man nicht versäumen, das unter-
irdische Leben und Treiben der Sei!g-
bewobner in Augenschein zu nehmen,
obschon der k iii z.oste Weg vom Eingang
bis zur Ausiahrt 1 7, St. erfordert. —
In. Seligenthal f V, St vom Bergwerk),
auf der Grenze des Urgebirges und der
Flötzformntion , einem grossen hess.
Dorfe (mit nlter, schöner Kirche), worin
viele Bergleute, Drechsler und Ket-
tenschmiede wohnen, und sonst ein be-
deutendes Kloster stand, vemwelgen
sich die Strassen nach allen Rtchtnugen:
südlich nach ^tadt Schmalkalden (1*/^
St.), nördlich nach Kleinsolnnnl kalden
(R. 68), ostlich über Floh nach Stein-
bach-H allen berg (folg. R.). Die erstere
verfolgend, kommt man im Thnle der
Schmalkalde (Kaltwassergrand) , wo
Mühlen und Gewerke die nahen Ort-
schaften verbinden, zwischen den Dör-
fern Floh und K< i*. lieiiliach hindurch
u. an der Mappelshütte, dem beileutend-
sten EisenscSimeltwerk der Umgegend,
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577 ^i$.<6^^.i2^;Meb6nBteiii — Ob«rhof.— Weriisliatt86n— Sclunalk. 57Ö
vorüber nach Weidenbrunn-u. Schmal-
Mde» (B. 67).
Indessen kum man ancbeinen nähe-
ren, recht interessanten Fussweg ein-
schlfl<]!^f»n, wenn man oberhalb desStahl-
bf iT:es r, von der Chaussee abbiegt, den
2023 F. hohen , scharf hervortretenden
Oietteliherg (schone Aussicht n. reich -
schAttirte Bewaldung) besteigt u. Uber
die yVeide^ibrunner Kupjpe nachSehnutI'
kalden hinabgeht.
Andere Wege von Liehenstein nach
Schmalkalden entweder über Barchfeld,
Alton vv.d llerreiibrcituiigen (4' ^ St.),
oder über Herges und durch das untere
Trusenthal (Trusen, Wahles) nach Mit-
telschmalkalden etc. (4 St.), und weiter,
wie B. 66.
65. Boute: Von Liebenstem über StembaolL-HaQenbQrg nach
Oberhot
Bis SeUgenthai (2%St.), dem Kno-
tenpunkt der interessantesten Partien,
wie in voriger Route, dann aber weder
r. nochl., sondern mehr geradeaus durch
'das nahe grosse Dorf Moh, dem sich
fast unmittelbar das Dorf Schnellbach
anschliesst^ Am Ausgange desselben
spaltet sich die Strasse: 1. durch den
reizenden Nesselgrund nach Tambach
(R. 70), r. an der silbersjjrülifnden
Kaskadelle einer Mühle vorüber durch
den rinnenartigen Struthergrund nach
8trttih*)t wo viele Schmiede n. Schlos-
*) In Struth loll Xiuther, als er 1687
von 0chmalkaide«t nach Tambaoh reieta» von
ser wohnen, und jenseit 'des Selmere^
hi^ee auf eine Anhöhe, die einen pracht-
vollen Blick in den Asbachergrund (r.)
und in den Ebertsgrnnd Tgcradcaus)
öfFnet. Durch dies idyllische Thal
über Rotterode nach Steinbach- Hallen-
herg (27^ St. von Seligenthal). Von da
über Unter- u. Oberschönau und durch
den prachtvollen Kanzlersgrund nach
Oberhof St.). Siehe B. 72.
fiinatisclion Bauern beschimpft u. mitStaia-
würfen verfolgt worden sein, so dass man
glaubt, er habe sich in derBibelöberaetzung
an den „Strötliern" (Hnsca trri fit ht,
wiewol der alte Ausdruck „Struthur" über-
haupt Strassenriubw und Wegelagerer be-
deutet.
66. Ronte: Von Wernsliauseii
WenishausoiMS 112), Hauptsta- j
pelplatz des Flüssholzhandels u. Eisen- '
bahnstat. ;6wisehen Immelborn und Wa-
auugen.
" SüsmMbfi uaeh ImiMlftom (in } St.) Morg.
5, 48; 9, 27; Nachm. 5, 33, I. Cl. 33, H. 18,
ni. 12 kr; nach Wnmtigen (in 12 Mi«)
Morg. 9, 4; Nachm. 4, 27; Ab. 9, 25. - Po«t
von Wernshausen nach SdhnioUtoMen 10 übr
Tormltt. D. 6 Vhr^Ab. In { St. 4 21 kr. —
Um fkms^BehtMXhdlde» sugelangenf
ül x r sc hreitet man jenseit des Bahnhofes
die Werra, die häufig mit ITolzflössen
bedeckt ist und eine Strecke oberhalb
der Brücke die Schmalkalde aufgenom-
men hat. L. auf einem vorspringen-
den Hflgel dieTodenwarth (S. 128), ein^
alte Veste mit Mauern, Thürmen und
Qriben, jetzt Oekonomiegut tt. gern be-
Vfthrer dureh Thüriaffen.
nacli Sclimalkalden (1V2 St.).
sucliter Vergnügungsort mit reizender
Aussicht. Die ehemaligen „Wölfe von
u. zu Todenwarth'' hatten das Vorrecht,
gleich dem Kaiser, Adebdiplome er-
theilen zu dürfen. B. an der Strasse die
Zwick, ein anmuthip gelef^ener Hof mit
Gasthaus ,,zum freien Kittpr". Dicht
an der Zwick der Warthammer , jetzt
eine Weiss'sche Wollspinnerei. R. das
Dorf Niederschmalkalden. Die Chaus-
see, die sich Im lieblichen Thale em>
porzieht, berührt die Dörfer Mittel-
schmalkalden, Haindorf M.Aue. Zu Fuss
kann man von Mittelschmalkalden, wo
eine Fabrik iu Thätigkeit ist, die aus
Tannenhols sogen. Papierseug (für Pa-
{»ierfahr.)produeirt,am Flusse anfveXrts
direkt nach Schmalkalden gehen Müh-
len undGewerke beleben die aamuthig»
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1
579
67, Route: Yon Schmalkalden nach LiebeBstefn.
580
Lftndacliail. B«l Halndorf ein Sehens-
werthes Eisenwalzwerk mit i^waltiger
Kraftentwickelung, sowie eine neu an-
gelegte Schmelzhütte, unfern Aue's eine
Ahlenfahrik \\ a. m. — Die von Werns-
hausen nach Schmalkalden projektirte
Zweig- MX$9!iAaihn wird hoffentlieb snr
AnsUlhrattg kommen nnd den Verkehr
nm «o mehr beschleunigen und stei-
gern, .wenn sie über Schwarsa, Mehlis
und Zella' hkA. Snhl weitergcjfl&brt
wird.
r vrn Wernshanfen narh nl-ungen t&ist
niid gut zu Fuss ist, mag eiue 8«br loh-
nende Seitetdoxtr «inichlftgen, nämUeb dttveb
den Ro$agrund nach Helmer« (1 St.) wo «r
den waldigen Bc^rr; « rsteipt, auf dem die
Ruine Frankeuberg (uralter Sitz der Fran-
kenhersög«) horfltet, mid dann über die
Küiamkuppe, den Ble^sherg, nnd die Himu-
Insp« nach Salaungen (S St.). YergL K. 59.
67. Route: Von SchmalkaldeE*) nach Liebenstein,
Pott, V. ScTitnalkald. nach Wernsjliausen (1
Meile in iSt) fr. 8 u. Nachm. U., 6 Sgr. ; aber
Kleittsobmalkalden nach Brotterode (t H.
in 2 St.) Ab. 7 Uhr, lOJ Sgr.; über Klein-
schTnalkald<?n nacb Friedrichrode (2[ M. in
3^ St.) fr. 5^ U., 16^ Sgr., uud weiter nach
WalterabavMn und Gotha ; nach Steinbaoh-
Hallenbprg {\\ M. in IJ Pt.) "Mont., Don-
nerst, nnd Sonnab. Ab. 7| U., 8| Sgr.
Entfernungen: Wemshansen (Eisenbahn-
Station) , Stcinbacb-Ilallenborg 2|, Lie-
benstein I^rotterode 3J, Friedrichrode
und Tamb&cli 4, Heiningen 5, Snhl 5^ St.
GnäMf^: Krem am Altmarfct (gut), ei-
gene SqnlfMIgie. Bas Zimmer, worin am
19. Febr. 1581 der SchmalkaMisdie Bund
geschlossen» und auf dem Fürstcutage 1537
viele Berathnngen gepflogen wurden, iat,
obwol modcrnisirt, im f)bf'rn Stockwerk noch
vorhanden. Die alterthümliche Treppe und
die getäfelte Heizdecke der Oberstuhe
leegen noeb von Jener historisch merk-
würdigen Zeit. Adler, gleichfalls am Markt,
mit Postbalterei. — Sestauratiomu : 6 Fol-
aenkeller In scb6ner Lage und mit' ausge-
zeichnetem Bier, welches in 2 städtischen
Brauhäusern gebraut wird. Besondfr*« cm-
pfehlenswerth der Lutherskeller ambtiller-
tbor mit aehtaem Garten. 8clifttienbant
nn Aqecthor, nnfem der Badaaaatalt«
Selinialkalden« Hauptstadt eines
5V«QH. grossen karhessischen Distrik*
tes („Herrschaft Schmalkalden'*) « der,
Tom Hauptland vollständig abgeson-
dert, am südwestlichen Abhänge des
Thüringerwaldcö liegt und wegen seiner
mannidbifaeh nUancirtenlandschaftlichen
und klimatischen Physiognomie, seiner
reichen Natur. Schönheiten, seiner origi-
*y Die i>«-igegebene AmUeM voih ^Yelksgaitai*« ans. — JT. BdMmM, Sebmallukt4«D
im Kurfürsteutli. Besseii. Gotha 1665.
nellen Bewohner (auf j<"df^r Q.M. 5450
Mensehen), seiner lebhaiten Industrie,
seiner interessanten geognostischeh Ver-
hältnisse und seiner geschielitHclien'
Erinnerungen hSefast boachtemswerth
ist. Die Stadt (mit 6000 Einw.), in
einem f ron n dl i eh nn "Wiesenthnl zwisclMB
lind ansteigenden, bis zum Gipfel be-'
bauten Vorbergen, an die sich uordöst-
lieh d«r Hauptgebirgsstoek atisehliesst^
wird TO« der Scbmalkalde bewltos«rt,
einem Flfisschen („sehmal und kalt"),
das zwischen Brotterode und Friedrich-
rode nicht weit vom Kennsteig eTit-
springt, anfangs „Langenbachs^ u. dann
„Ealtwasser" heisst, bis es, dnrch
mehre OebirgsbSche verstärkt, den
Namen „Scbmalkalde" annimmt, und,
mit der Stille vereinigt, als TTnuptpnls-
ader des iiulastriellen Verkehrs, in meh-
ren Kanälen die Stadt durchüiesst.
Diese hat, wenn sie ^anch nicht schSn
genannt werden kann, ein so originelles
mittelalterliches Gepränge, dßSB der
Reisende von der winkeligen "Rauart,
dem buutgt jiialten Fachwerk, den hohen
Steinziunen uud Spitzgiebeln höchlichst
überrascht wird, nnd die modemisirten
Gebibide , die sich dazwischen angesie-
delt liahen, wie Modepuppen in einem
Anfikensaal erscheinen. Den originell-
sten Effect macht die Weidebrunner
Vorstadt (von Seligenthal her), die eine
breite , lange Strasse mit kleinen, bnnt-
gemaltenHftusem bildet, welche grossen
Theils nnter einem Dache stehen und
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I
1
Ir'-
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581 . •
67, JUmt4: Von Sohmalkalden Eftck Lieltangtein.
5^2
fast s£mmtlich von Kleinzengschiuieden
bewohnt sfaid/die hinter den offenen
TbQren pocheh undhfimmern. Vor den
Fenstern Blumen und Vögel; in der
Strasse l3nntes Kindergewiilil : vor den
Tliürtiii saubere Ruhebänke; TriLt.bteiiie
und Thürpfosten weiss angestrichen , u.
Überall eine fast ängstlicbeReinliehkeit,
die selbst die Irmlichste Hfifte wohl-
tbuend verklärt. Die Stadt selbst ist
durch ihre ausgedehnten Waldungen
sehr reich, die meisten Bewohner dage-
gen leben von der Uand in den Mund.
Sie stammen nnverkennbar 7om iVin-
kischen Volksstamme ab. Daranf deutet
ihre breite, singende Sprache , die bei
den niofloron Volksklassen \u oinon
kaum verstHndlichen Jargon ausartet,
sowie der lebensfrohe, biederherzige,
mtranliehe CSiarakter, der die fremden
QCste seltsam anheimelt Dabei leiden-
schaftliche Liebhaberei für Musik, Vö-
gel u. Blumen. Unter den en^lomi sehen
Krankheiten fSllt zumeist die Kr »iifbil-
dung Ins Auge, die mit dem Krctiuis-
mns in Verbindang steht , dessen Be-
obae&timg selbst fOr den Nichtarst von
sigenthtim liebem Interesse ist. In der
neueren Zeit hat jcdoeh die<:e in Thü-
ringen nur selten vorkommende Krank-
heitsform auch hier merklich abgenom-
men. Uebrigens ist das Leben in Sch.
so wohlfeil n.so gemfithlidk, dass es fast
unbegreiflich ist , wie die dasige Bade-
anstalt n iemals eine erhehliohe Frequeaz
erzielt hat.
Sehenstirilrdigkeüm. Auf dem ÄU-
matH die gothisdie ^HtM^i&Mi€, von
Aussen und Innen kunstreich u. impo-
^iiit, 1418 begonnen , 1509 vollendet,
1787 erneuert. Auf der Wt ^^tseite ragen
2 viereckige Thürme mit runden Kup-
peln hoch empor. Die grösste Glocke,
(„die Oster**) wiegt 64 Ctnr, Bchdoer
Äiek Ton der tlklerfe. Die inneren
Biume einfach und grossartig , so dass,
■wie Luther sicii ausdrückt, „Spalatins
Stimme darin verhallen würde, wie die
einer Spitzmaus." Ausgezeichnete Or-
g^. Oberhalb der Sakristei „das Luther-
stnbehen'S »ilt alten Handsehriften und
Bilehem. An Jedem Sonntag wird drei-
maliger Gottesdienst gehalten und sehr
fleisrig besucht, in der firShestea Hör*
gonsthnde fax die reformirten Ceaifea-
sionsverwandten, die etwa V5 der Ge-
SRnimteinwohner ausmachen. — T'nfern
der Kirche das alfri thümlicbe /fat/t/ta«*,
worin zur liefonnaüonszeit der Fürsten-
eonvent mehre Versammlungen hielt.
— Vom Harkt durch die Steingasse {in
der dasigen Bosenapotheke wohnte
Melauchthon wahrend des Conventes)
auf den kleinen Luthersplatz , wo das
leider auch modernisirte Eckiiaui> des
Kaufmanns Sanner zur ebenen Erde
durch das hessische Wappen (einen
steinernen Doppellöwen) und im dritten
Stockwerk durch ein Gypssehild ausge-
zeichnet ist, auf welchem in der Mitte
ein Schwan, r. Luthers und 1. Helanch-
thons Petschaft u. daranterdielnscSirfft:
„Versammlungshaus der evangelischen
Stände und Theologen bei Verfertigung
der Schmalkaldischen Artikel, 15,^7.'*
Das Zimmer, worin Luther wohnte und
diese Artikel schrieb , entlialt noch alte
Wappen und Portrits, womit die Fen*
sterscheiben und die getifelte Stuben-
decke bemalt sind. — Alsbald zum
Schlossberg hinauf zur Wilhelmsburg,
die auf einem Vorsprunpre dcsQuesten-
berges thr«at, und zwar au der StellcL
WO die uralte Burg „Wallnb" (WaU-
rafl) stand, welche die Grafen Ten
Henneberg bewohnten , deren letzter
1583 hier star>> Nun erbaute Lnnd-
gi'af Wilhelm von Hessen das neue Ke-
sidenzschloss, das gegen 100 Gemächer
und ^e reich geschmfii^to Kbroha um-
iksst, derdi Orgel der Landgraf seibst
verfertigt haben soll. Jetzt ist der
stittlicheBau (Sitz des Jnstizamtes etc.)
verwaist und verwahrlost. Dennoch
lolmt es sich , die umfängliche Terrasse
(„Pfalz'') zu ersteigen, um auf die an
Filssen ruhende Stadt u. in die benach*
harten Thäler hinab zu blickeil^ — 4ßB
eine besondere Merkwürdigkeit gilt das
Gespriug, "/^ St. oberhalb der Stadt,
seitwärts der Strasse nach Weidebrunn.
Drei Quellen, die im Wiesengrund ent-
springen , ffillen ein grosses , mit einer
alten Hauer umgebenes Waseerbeeken»
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&8S
67. Baute: You Scluaalkaldeii nach Liebeustein.
584
aus welchem alle Bruinicu de^ Stadt
gespeist werden. In dem fast chemiseh
reinen Wasser, das niemals gefriert, ob
gleich seine Temperatur bis höchstens
TV,** K. steigt, leben köstliche Forellen.
101) Seliritte davon treibt der Abfluss
eine j^osse Grob- und Feiusehleiferei.
Ausserdem Tersinme man nicht»
rerscUedene vnduttridleEtahUssement»'
in Augenschein zn nehmen, namentlich
die Ablenfahrik vor dem Weidenbrnn-
ner Thorc (V^ St.), die Schlcifltothe am
Gespring, das Walzwerk mit Eisenhütte
bei Haindorf (Va )» s«*^»*
Kl^narbeiter in ihrer originellen Thft-
tigkeit an beobachten.
Geschichtliches. Schm. gehört der Welt-
gescliichte an, indem die folgenreichsten
Begebenheiten der Beformationsselt hier
sich aagttsponnen Iiaben. Zuerst wird des
Namen»874 gedaclit, obgleicTi dio Sage geht,
dass schon Bonifacius allda üeu Götzen
Swante^it serttört haha. Wahrsehain-
lieh zog der Ei.=!cnreichthum der Umgegend
die ersten Bewohner hierher, die sich um
die Burg Wallrab herum anriedeUen. 1078
ward Schro. ▼om Kaiser Heinrich IV. iiml
1303 vom Kaiser Philipp zerstört. Am 24.
Juni 1227 nahm Ludwig der Heilige, als er
ins gelobte Land sog, hier Ton seiner <3e-
mahlin Elisabeth und seineu vertrauten
Räthon wcliniüthigen Abschied. 12f>3 kam
Scbin. au die Grafen v. Henueberg, denen
die kOnIgl* Binaer Prenssen und Wilrtem-
herg, sowie Sachsen und Hessen entstam-
men, nnd ward 1353 zwischen Henneberg
und Heaaen getheUi. Diese I>oppelberr>
aclMll entaündete so mannichfache Keibnn-
gcn, dass die damals sclion befestigte Stadt
1408 in die Keicljsacht erklärt ward. 1521
erkaufte der Landgraf von HesMn den un-
geschmälerten Besitz derselben, der jedoch
erst 1583 rechtskräftig wurde. Schon zu-
vor (1528) hatte Philipp v. Ueäuen gegen
die kaihoi. Vfkraten ein Heer in» l'eld ge-
etriit, das er hei Schm. musterte, und er-
neuerte bei dieser Gelegenheit den Bund,
den er an Torgan mit Johann t. Baehsen
gesdblossen. Beide Fürsten suchten nun
d!*^ evni)fj-el. Stände ZU einem Schutz- und
Trutzbundnlss zu vereinigen und veran-
stalteten in Sehm. - wiederholte (9) Znsara-
monkiinfte (Convento), — die erste vom
29. Nov. bis 4. Dec. 1530 — welche den
Schmalkalditchen Butid (auf der 8. Yorsamm-
lung am 19. Febr. 1531) zur nächsten Folge
hattan. Die glftnaendste dieser Tersamm*
lungen war die aiehebte (Fabr. 185T), bei
weleber die SchmalkaJder Artikel unterzeich-
net wurden*). Es waren damals in der
kleinen 8tadt Wochenlang vereinigt 28
Fftrsten, die Abgeordneten des Papstes,
des deutschen Kaisers , der Könige von
Frankreich und Dänemark, die Bürger-
meister von 22Beich88t&dten, viele Bischöfe
nnd Bithe, sowie 44 der namhaftesten
Protest. Theologen, die Tag für Tag pre-
digten, 80 dass ein katholischer Schrift-
steller die Stadt als einen „Sita der Bestien«'
bezeichnete. Leider erkrankte LutTier
lioftig nn Steinhescliwerden, Uasd er am
26. Fehr. abreisen musste. „i>er Schmal-
kaldlflche Krieg,'* der IM« avsbrach,spreDffte
den Bund. In Schmalk. aher entbrannten
später so kleinliche und doch so erbitterte
Coufeüaionsstreitigkciten swisehan den Irn-
theranern und Reformirten, dass man nur
mit \Viflerw'nicn davon hören mag. Noch
eiitst t/.iicher waren die Draugsale, die der
Söjälirige Krieg auf Schmalkalden h&nfte,
indem 1640 das ganze schwedische, fran-
zösische, hessische und braunschwefgische
Heer hier lagerte. Bann wieder schmach-
volle Oonfessionswirren. Im frans. Krieg
ward Sclim. zum Königreich Westphaleii
gesclilagen, nachdem die hessischen Sulda-
tun lä06 die franz. Besatzung &berrunip«1t
und 13 Kanonen nebst der Kriegakaese er-
beutet hatten.— Bei-ühmie Männer : C. Aquila,
der erste, protest. Pfarrer (1549), von dem
Luther sngte: „Und wenn dio ganze heilige
Schrift verloren ginge, so würde ich sie
bei meinem Aquila wieder finden;" Cb.
Cellarius, Historiogr., geh. J. G. Vier-
ling, Organist, gest. 1818; Medlainatrath
Fuchs, dermalen noch practizirend.
Die bedeutende Inrtn^frie dos kleinen,
aber sehr gewerbthätigeu Bezirkes concen*
trirt sieh hanptsScblleh auf ^ohl- und Bi-
»engewerke, Messingarheiteu und Korbflech-
tereien. Schon im 9. Jnhrli. glühten liit-r
die Essen, um Kitter und Knappen mit
PansernndSchwerdtan r&sten. Die »»Sdbntol-
kahJer Waaren," wie man die kleineren Er-
zeugnisse der Stalil- und Eisenindustrie
zu benennen pflegt, mögen sie in Schmal-
kalden selbst, oder in Bteinbach , Brot-
terrod© und Anderwärts gefertigt sein, sind
auf den Blärkten sehr geschätzt. S« ^ibt
fast kein erdenkbares Bisengerftth, dsa im
Schmalkaldener Kreise nicht produzirt würde.
Tansende von Kleinfeuerarhcitorn (ledig-
lich 923 Schlosser mit 630 Gehilfen), «. B.
Fellenhauer» Striegetmacher, Flaachiiar,
•) £. BtcMfin, Der Fftrstentag.
«
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585 08. Jhuu : Yim Sehmalkalden auf den InielslMrg. 58^
Nadicr, Ztmg», Messer-, Gabel-, Sichel-, Na-
gel-^ Bell-, Blechschmiede etc., sind mit
„eiaernem** Flefsse Tag und Nacht ge-
^hßfttgt Jane „Kurzwaaren*' su liefern, die
ilinen von den Grossliändlern (Gebr. Bley-
inüllcr. Sauner, Kürschner, Michel, Fuchs,
Heller) abgeklMill nnd In alle Welt Teiirie«
lien werde». Wahrlich, die theolog. „Sclimal-
kald««r Artikel" sind nicht berühmter und
noch woniger so verbreitet, wie die Schmal-
kalder Handelsartikel. Yornlinll^ frt die
JkUn- und Spick nadrlfahrihüioH (143 Ahlen-
•chmiede mit 96 Gehilfen, die eine beson-
dere Zunft bilden) fast lediglieb ant Schmal-
kalden beschränkt, und ungeachtet der her-
altgrcdrficktcii Preise noch immer so liedeu-
tend, dasä jährlich an 50 MUl. Schuhmacher-
ahlen (Oerte) vnd Spleknaileln, wosn gros-
sen Theils westphälischer Stahldraht ver-
wendet wird, abgesetzt werden. Das grösste
Geschäft, schon seit 1525 im Gange, macht
A. y. nad O. Saaner. Sooft arbeitete Jeder
Meister auf eigene Hand und eigenem llisiko.
Gegenwärtig aber bestehen in Schmalkal-
deu 2 Ählenfabriken, die sehr gute Oeschftfle
machen. Die * bedeutendste von Kaupert,
Burkhard u.Comp. (vor dem Weidebrunner
Thor) beschäftigt in den Schmieden und
in der Selitolfkotlie (am Gesprlng) 80 Meu-
Mchon und liefert alle Arten Sclaihmncher-
und Sattlerahlen, Pflockörte, II«ohok'iscn,
Packnadeln, Schnsterzwccken. Unter den^
xahlreiclien nietiilargiecben Wasserwerken
zeichnen sich tlie * nder Happelx-
Hütte unter dem Fioher Berg, sowie die
neu angelegte SohmeUihatte auf dem Walr-
werk bei Haindorf, und eine kleinere («der
Blocliliamnier*') vor dem Stillertliorc aus.
Die alte Gewehrfabrik dagegen (am We^e
nach Asbach) ist eingegangen und in eim-
bodeutendeSplelwaarenfabrik (Scheller, Wit-
tich iin'l Sclienk) umgewandelt worden. Aus-
serdem findet mau im Bezirke 13 Eisenhäm-
mer, 6 Stablhioimery -t^Pnddelwerke, Drabt-
/.iehereien, Zain-, Zeug- und Reckhämmer,
Schleif- a.FoIiraastaliea, 2 Striegelfabriken,
Sobranben«» Nied- n. Stablstiftfsbrikon, Oold-
leiatenfU>riken. Yon den sonst igen Tndustric-
?woisTn Sri nur der Wurstfabrikation ge-
daclit, sowie der landschaftlichen üochbilder.
die K. Iloffmann aus Kork sehr zierlich
schnitzt — Die SaUue, seit 1455 im Gange,
hat 1835 ihren Betrieb eingestellt. Ihige-
gen ward in einem Privatgarten am Auerthor
eine Badeanstalt mit salinisohem Schwimm-
bassin errichtet, die Jedoch, ungeachtet
der eisenhaltigen SoolqQellen, Ton denen
ȟie gespeist wurde, keinen nachhaltigen
Success gehabt liat. Leider thut der gegen-
wärtige Besitzer für deren Hebung fast gar
nicbts.
Spaziergänge. Angenehme Prome-
nadenwege fBluren aoMerlinlb der alten
ÜmfassQDgsmauern um die Stadt hemm.
Da und dort winkt ein schmucker I^el-
senkcller als beliebter Rnstort. Die
schönste Ansicht der Stadt hat man
vom \ olksgartcn aus, einem vielbesucht
tcn Yergnügungsort am Alibfliige des
Wolfeberges (% St), sftdwesfUch von
der Stadt. Steigt man noch Y, St. auf-
wärts, so wird die Aussicht, nameutlich
von der Ilerrt nkujtpt , immer grossarti-
ger und umfassender. Aber auch auf
dem Quettenherg CU oberhalb des
Schlosses) nmdet sieh die Gtogend su
einem gar lieblichen Bilde. — Einen
Ausflug auf den Jl>">thhof (Vj St.), um
oberhalb desselben eine entzückende
Aussiebt zugeniessen, kann maualsbald
mit dem Besuch des r/c^fenbiich, eines
engen Thaies, und deaAndreiuhmnneM
verbinden. Die sonstigen Partien, na-
mentlich den reizen<len * Ashachcni ruiid ,
lernen wir in den folgenden Üouten
kennen.
Yon Schmalkalden nach Liebenstein;
entweder, wie ij. 57ö, üb. Weidebrunn, Seligen-
tbal, Stablberg n. Herges (8 8t.) ; «der ftber
Wernshausen und mit der Eisenlialin nach
Inimelburn (8. 577) \ odor(Chau886e) über Aue,
Haindorf, MittelseliMiillealdea , Herren- nnd
Alten-Broitungen, BaVchfeld (i^St.) (8.578);
oder (Chaijssfu) ül»er Mittolschmalkaldea,
Wahles, Trusen, Herges (4 Stunden).
68. Route: Vom Solimalkalden auf den Inselsberg (4 st.>
Der nftchste Weg durch den schö-
nen Kaltwiisscrgrund über Klcinschmal-
kalflcti{R. G9) und durch den Wiebachs-
gruud nach Brotterode (Chaussee).
I>och ist es auch nicht viel weiter, wenn
man über den Stahlberg oaeh Herges
und durchs Drnsenthal nach Brotterode
(S. 320) fährt. DiobrottenMler Tn<Instrio
ist mit der schm.'ilkuldener nahe ver-
wandt. Namentlich wohnen dort vielo
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5ö7 €9, JMa; Von BclmiftlMto naeh Meiriekrod«. 588
Messer- und Schnallenschmi^d«, die zu-
gleich Jille GorStlischaftcn zur Aus-
r&Stung iler Pferde und Reiter liefern.
— Fussgäuger können einen höchst
yitere^santeo Weg einschlageD , wenn
fli» (mit Führer) von Seligenthal r. durch
AtnUaderhotMffrwndiJL, 70) nach Klein-
schmalkalden, und vom Jladerholzstetn
anter dem Steinbnchwo}; und llhor die
2103 F. hohe„Hausumasse'' nüchiT/CTn-
MekmaBOtMtan, «nd von da (r. nehen der
Kirdie faiDanO über die Mcmmelsteine
nach Brotterode gehen. Diese isolirte
FelsenpJirtie , die fust senkrecht über
dem iiruseuthal emporstarrt, ist von
schönen Anlafr<^n htuI Uulio]>1ätzen um-
geben, und bietet vomÄltaii eine präch-
tige Aussicht ins Wcrrathal. Ja, mau
braucht nicht einmal nach Brotterode
zu geben , sondern kann durch den Ha-
derholsgrnndtiber ä^Höhnberg (S. 593)
bis 7A\m Rennsteig wandern nnd diesen
über den Spiessberg (S. 292) und Or.
Jagdsberg bis zumluselsberg verfolgen :
eine gennssreiche Partie, jedoefa
rüstige Füsse verlangt, da man (von
Seligenthal aus) bei vierstündiger Wan-
derung etwa nur im Spiessbergs - und
Heubergshaus sich r^taurirOiii kann.
JmeUherg : S. 311.
69. Boute: Von Sobmalkaldeii nacli Fiiediiclirode (4 8t.>
JMüberKleiDScIiinalkaidMi fr. b\ ü.,
16| Sgr.
Sehon der We^? an der Happel shfltte
vorüber nach Weidebr^nn (20 Min.) u.
weiter nach Seligenthal (^/^Rt.) ist sehr
angenehm. Noch reizender aber wird er
jenseit Hohlehonis (y4St.), wo sieh das
heitere Thal — > der von der Schmal-
kalde dnrehflossene Kaltfcaaaergrund —
verengt nnd die Berge immer höher
auf.'jteigen. Silbersch&umend windet
sich das „Kaltwasser'' um diu seitäHm
^gestalteten Kopfe, nnd treiht Kühlen u.
Gewerke, die den düstem Omnd mit
buntem Verkehr beleben. Rechts ragt
der Hnndsrüch mit herrlichen Glimmer-
schieferf<'ls«'n, 1. starren die Pu!v(^rJef>p/e
iu das ücliono J'hal, das je mulir u. mehr
a« einem Engpass. snsammengedrängt
wird, der sich Vi bis Kl^-
scbmalkalden erstreckt.
Xl€lBflielmalkAlde]i (3 St von
Stadt Schmalkalden), einfaststXdtisches
Dorf mitP«>-;f( xpoflition u. Gasthof zum
Adler, von der rschmalkalde in 2 Hälf-
ten getheilt, davon die grössere (am
rechten Ufer) hessisch, die kleinere (Yg)
gothaisch ist. Der Ort, von steilen
Bergwänden und pittoresken Felsen-
klippen umschlossen, zieht sich beinahe
/a St. lang zum engen Thal hinauf.
Stattliche HKnser, meist von Grosshänd-
lcm bewohnt, wechseln mit dürftigen
Hütten. Die Einwohner (1100) nähren
sich theils von Holsarhelten, indem sie
des Sommers in den nahen Forsten
handthieren und des Winters Korb-
^'aaren flechten , oder von der Lotb-
schlosserei und anderen Eisenarbeiten^
oder von der Fabrikation aller mögli-
chen Blasebälge. Anch ist daselbst
eine Maschinenpapierfabrik. — Die Um-
gegend reich an romantischen "Natur-
seliönheiten. Rechts (östlich) der
Hohewartberg, dessen hochragende Fel-
senstime, der 1858 F. hqhe Hohemari'
^ein, mit einem Tempeldmi gekrOnt
ist und einen reilenden Blick In das
groteske Thal gestattet. In einem kloi-
nen Grunde unterhalb des Dorfes wölbt
sich die senkrecht aufsteigende Porphyr-
wand des BabenHem» zu ^nem haU^ner-
trümmerten Felsen thor; während nahe
dabei derKrötenstein eine andere interes-
sante Ornpyie bildet. Auf der West-
seite des (»rundes der l^'nchsstel^i , eine
lierrliche Felscupartie , die dou Mauern
einer Burgruine gleicht; und oberlialb
des Dorfes, wo das gothaische Forsthans
und ein neues Kirchlein, des mit Hilfe
des Gustav-Adolfs- Vereins erbs^nt wor-
den ist, malerisch licrüber grussen, die
schroffen Klippen «les hohoii Heisig'
berges.
Will man nicht auf der Chaussee
bleiben, so geht num — wie schon in
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58d
m
voriger Koute aiip^egeben — von Seli-
l^euthal durch deu vvuudersciiöueu Ha-
derholzgrunä «if das Tambaeherfeld
(1 St.) und steigt von diesem (folg. B.)
nach Kleinscbmalkalden hinab (1 St.);
oder steuert ül»er rlon Höhnbcrij fS. 593)
direkt dem Ke imst l i;:; zu, vertoJ^t diesen
bis zum „Kreuz' uud komiut hier auf
die neue Strasse, die t. Kleinscbmal-
kalden nntena SgiuBhergBhaiMe bin n.
Friedricbrode Ifiuft.
T>ie Poststrasso v. KlfinsrUvialkalden
n. J^Viedr ich rode ( JSl.) ziclit sich durch
schattigeiAVuldzur steileu „Kuiebrechc**
hinauf ainn Htubergshava oder Sandel
(2ttW')i Cliattss^ebaasni. Restauration
(amKeuiisteig), und fallt dann in vielfa-
chen Windungen {i. der ßegenberg u. r.
der Spiessberg) dnrcb den engen Schilf-
wasaerffrund nach If^riedruArode binab
(S. 292). Vom Heubergshaus Icann man
einen Abstecher entweder r. über den
Spiessherg, oder 1. über die Tan^tbuchs
machen. Vergl. K. 16.
Eine neuere Kunststrasse Ubift von
Kleinscbmalkalden r. ab dorcb das wal-
dige Hochgebirge, durchscbntfdet j^am
Kreuz"," wo r. eine Strasse nach dem
Vierpfennigshaus uud Tambach abgeht^
den Ilennsteig, und fuhrt unter dem
Spieti^ergähans (S. 293) vorUber nach
IMedriehrode (8. 284).
70. Route : Von Sclimalkalden nacli Tambach (4 St.).
Die p'ewöhnliche Fahrstrasäe am
Blechhammer" vorüber im rechten
Winkel I. nach Asbach (V» St.). Ein
nilierer und fnteressaaterer Fossweg
schneidet diesen rechten Winkel ab^
nn<l führt an der chornaligen GeT,rchr-,
jetzt Spieiwaarenfabrik und an dem in
eine Schneidemühle verwandelten Bohr-
und ScbleilWexk vorbei; 'Geht man
«inil^ 100 Sebritte am Unken Ufer des
Haches hinauf, so stösst man auf die
letzten Ueberreste ehier Mauer, auf
welcher einst die Kapelle xuni heiligen
Orab gestanden. Diese wurde 1365
von einem aus Palästina aurücldkehren-
dea Pilger gestiftet, der in der Xfand-
Schaft zwischen Schmalkalden und As-
bach eine auffallende Aehnlichkeit mit
den Umgebungen Jerusalems erkennen
wollte. Ein Viertelsttindchen weiter
blickt aus waldigem Uiutcrgrunde, von
aaekigen Felsen flberragt , das reisend
gelegene stattliche Dorf Asbach (mit 2
Gasthöfen). Hinter demselben öffnet
sich •der Asbachergrund, und verengt
sich bei einer Oypsmühle dergestalt,
dass r. der Hayelstein fast überhängend
an der Strasse anfstdgt und L der^r«^
fswstem wie eine Bnine ans dem Geröll
des Bergwaldes bevanstritt. Die wild
durch einander geworfenen Porphyr-
brocken sind reich an Quarz - und
Amethystkrystalleu. .Nach einem Yier-
trl Stündchen winkt r. , am Fusse des
waidigen Kohlberges, ein P^elseuk 11er,
der in einem verlassenen Kupier - uud
Kobaltstollen sieb angesiedelt. Dann
erweitert sieb das Thal, u. man erblickt
auf schönem Wiesengrund („die
Wa<=5ch") einen Draht- u. Zainhammer,
der in der grossartlg-en Waldlandschaft
sdur romantisch gelegen ist. In den
umliegenden Bergen wird Kobalt ge-
wonnieo. Hinter der Wasch tbeilt dieb
die Strnsse: r. durch den Ebertsgrnnd
nac h Steinbach-Hallenbcrg (R. 72), ge-
radeaus zum Kornberg ^ in welchem vor-
trefiniche Mühlsteine, Krippen u. dergl.
gebroeben werdoi, I. in einer Serpentine
über den Helmershof und Stroth nach
Schnellbach (S. 577). Verfo^ man
den Körnberporwec , so gelangt man
auf die hoc!i'^rli'(i;(. ne Netthof umiese , wo
vur eiiiigea Jahren auf Steinkohlen ge-
bohrt wurde und de« seUinste Bbön-
panorama vor den Blicken ^di auftbnt.
Weiterhin kommt man anf den Renn-
.steig und geht nun auf dem n-icbston
Wege (knuju mehr als 3iSt. vonHchmal-
kaldcn) durch den heimlich - trauten
Ap/elsiedtgrtmd bis an der hoben
Biibeke, fiber welche die Strasse neek
Steinbach führt und auf derselben 1.
nach Tnrnb'^ch • oder wendet sich rechts^
um ;uil" die Kunststrasse zn gelangen,
die beim Sattel der Wolfsdeilo den
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10, Jloüte.* Tau SchinftlkftldeA naeh Tanbaeli.
5Ö2
Rennsteig durchschneidet und nach ' fache Erfrischunfren bietet. In dem-
Tambach hinabläuft, wobei man sieh 1 selben pflegt <kr Herzog von Gotha zu
des zauberisch sliönen Blickes freut, übernachten . wenn er in dieser Gegend
der bei der Wolfsdelle den ans dem | dem Waidwerk obliegt. Nach einigen
Walde heranstretenden Wanderer , Minuten der *BieUtein, eine impttsante.
überrascht^ ode^ gf'ht linlti auf dem
Rennsteige fort und überschreitet don
lantrf'n Kücken des 2 727 Fuss hohen
SjicrrhügeU mit seiner weithin tragen-
den Aussicht bis znr Chanss^e, die
oberhalb des Nesselhofes dem Kamme
des Qebii^s r. nach Tambacli 1 fnft.
Diese Cbrms<('f> , die hinter dem
Wasch 1. übertien Ziegenhügel (reizende
Umsicht) nach Schnellbach abgeht, ist
die gewöhnlicheFahrstrasse nach Tarn-
bacb. Von Sehnellbach wendet sie
sich r, durch den schonen Nessel <ir und,
der sich vom Nesselberg 1 Stunde lang
in reizender 4>bwechselnng dos land-
schaftlichen Charakters bis m das Thal
der Schmalkalde herab sieht , wAhrend
r. der rinnenartige 8tr%^l^rgrund in den
über 100 F. hohe Felswand, auf der
unsere heidnischen Vorfahren dem
Götzen Biel goopfert. Vom „Kendel* %
wo steinerne Tische und Bänke stehen,
interessanter Blidc im das ringsum wo-
gende Waldmeer. Anf derselben Thal-
seite , etwa 100 Schritt entfernt, ,,dev
Keller'', eine 20 F breite und 10 F.
tiefe Grotte. — Will man den Spitter-
fall sehen , so geht man vom Nesselhof
bis auf die Höhe der Strasse (Sattel
«wischen Sperrhilgel und Rosengarten),
und verfolgt von hier 1. denWeg^enn*
steig) über den Koserrgnrten bis zum
Streitgirn, wo ein Wegweiser steht, mit
der Aufschrift: Hangweg". Diesen
rerfolgt man einige Minuten, und geht
dann auf einem Schlangenpfad sum^lt-
Kesselgrimd mündet. Weiterhin treten i terfall (S. 277) hinab. Oder: vomNes
die Berge mit ihrem hell und dunkel
gefärbten Waldcolorit und einigen ma-
lerischen Felsköpfen (den Brückenstei-
nen) so nahe zusammen, dass kaum die
Strasse neben dem Nesselbache Raum
findet. Aus allen Seitenschluchten rie-
seln krystallklare Quellen. Oben, wo
si^h das Thal zu einem weiten Kessel
ausdolmt, blitzen die silberglänzenden
Bretterhäuser des Nesselhofes (2*/« St.
Ton Schmalkalden). Unfern desselben,
u. nur einige Schritte r. von derStrasse,
quillt im Wiesengrund aus einer ural-
ten Steinwölbnng ein Brunnen, ans
welchem Luther, als er schwer erkrankt
von Schmalkalden nach Wittenberg
reiste, getrunken haben und darauf in
Tambach genesen sein soll. Ein ande-
rer Lidhershrumien unfern Tambachs :
S 275. -Tenholt des Nesselhofes schlän-
gelt sich die Strasse r. am Bergrücken
— Ci^m jfRostny arten'' — hinauf und
fmt jenseit des 2195 F. hohen Gebirgs-
sattcls in kunstvollen Kriimmungen
nach Tambach hinab (vom Nesselhof
iVs St.). Dicht an derStrasse, etwa
St. von Tambach, ein neues Haus,
von einem Waldwart bewohnt, der eiu-
selhof auf der alten Tambaeherstrasse
bis zum Rennsteig und diesen entlang
bis zum Streitgiru; oder (noch näher,
aber beschwerlich) vom Nesselhof steil-
auf Aber die Ebertswiese, und an deren
Ostende 5 Minuten anf dem Rennsteig
fort bis zum „Hangweg'*. Dann , wie
oben, u. durch den schönen Spitter^rfmd
(Chaussee) nach Tambach (S. 276).
Noch interessanter und nicht geuug
zu empfehlen ist eine YiTand^ang (mit
Führer) durch den einsamen *Ifader'
holzgrund (oder Silgegrund) , der allen
poetischen Zauber des Thtiringcrwaldc.';
in sich vereinigt. Chaussee bis Seligen-
thal, wo man im anständigen Gasthofe
rasten kann. Bei einer Siäneidemfihlo
Illuft der Pfad ilber einen Steg fast im-
merwähren d am Bache (Tambadber
Wasser oder Silge) hinauf. Bald ver-
engt sich das offene Wieseuthal zu einem
melancholischen Qrunde, der 1. vom
langgestreckten, mit w&stem Steingeröll
besfttenjEfmferAolsftef^ (sogenannt, weil
Hessen mit Sachsen wegen der Landes«*
grenze über 100 Jahre gehadert), r. von
anderen BergköptVn eingeschlossen ist,
die durch schluchtcuartige Seitenthäler,
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998 7tB9uu: ToH8«1iiiiftlkaldinitlb. 8t»i]i1»ie]i-fli^ll«ilMrgii« OMriit 594
aus welchen geschwätzige Waldquellen
munneln . «r^'scliinden ?ind. Die recht-
seilige Bergwand ist mit dunkeln Fich-
ten , die linke mit helllaubigeu Buchen
bestanden, swieehen denen es sonst von
Hoth> und Sdiwarswild wimmelte. Im
Hintergrund die imposanten Höhnberge
(oder Hühnberge) , der vordere (süd-
lich) 2407 F., der mittlere 2572 F., der
hintere (nördlich) 2504 F. hoch. Ii.
«IS dem Walde reekt sieh ein wildsefaö'
ner Felsenwall gleich einer riesigen
Bargraine empor : der Falhenherg stein,
auf dem eine Bnrg gestanden h«ben
soll. Näher am Grunde der kleine
Falkenbergstein". Der Hauptschmuck
des Thaies aher, nahe am Ausgang des-
selben, ist der gewaltige HaJkrholz-
stein, eine der grossartigsten u. präch-
tigsten Felscnmassen des Gehircres Vom
„Tambacher Felde" aus, einer berasten
Hochebene, wo einst das Dörfchen
Kleintambach gestanden, hann man den
gIganteskenKoloss, der mit einielnen
Fichten gekrönt ist und einst ein ver-
zaubertes Schloss getragen haben soll,
erklinnaen, um sich des reizenden
Blicli.cs in das Schmalkalder Thal zu
erfreuen. Dernfichste Weg nach T^Hniocft
geht nun swischen dem mittleren u. hin-
teren Höhnberg zur grossen Ebertswiese
u. durch den Spittergrnnd Die Aussicht,
welche <1( r riiiLLlereliuhnberg sonst bot,
ist Jetzt verwachsen, auch das Häus-
chen uid die Signalstange Terschwon-
den. Darum lolmi es nicht, den steinbe-
sftten Gipfel zu ersteigen. Dagegen
ist die Rundsicht vom Hriuptfelsen des
vorderen Ilöhnbergs , d'-r jedoch ziem-
lich weit abseits liegt, eben so gross-
artig, wie prachtroU.
Zu Wagen kann man, statt über
Schnellbach u. durch den Nesselgrund,
auch von Asbach r. durch den Eberts-
grund nach Rotterode (folg. R.) und
dann Aber die Wolfsdelle nach Tarn*
back Akren.
71« Bonte: Von Schmalkalden über Steinbach-fiallenberg
nach Obrdnil
Vcn SehmaXktMen, naeh ßteinhaeh'
Hallenberg (2'/, St.) — Post Mont ,
Donnerstag u. Sonnabends Ah. 1^/^ U.,
8y,^Sgr. — hat man die Wahl zwischen
2 chaussirten Strassen, die fast gleich
weit sind, und einem näheren Fussweg.
Die schönste Strasse Uber Atibach bis
zur Wasch (S. 590) und dann r. durch
den idyllischen Eh er tagrund , dessen
ahliängigc Tlmlsohle, etwa 1 8t. lang,
von bewaldeten Bergzügen eingerahmt
ist. Wenn man den Bergsattel über-
stiegen hat, welche den Wiesengnind
abschliesst, zweigt eine Strasse r. über
die Wolfsdellc nach Tambach und eine
andere 1. in das nahe Dorf Altersbach.
Geradeaus macht unser W^ eiueCurve
nach .fiMtorMle hinab. Jenseit dieses
Ddrfehens sehluchtet'sich 1. der wUd-
sdianerliche Mosshachsgmnd , aus wel-
chem ein Bäcdilf in herab murmelt, zwi-
schen die 1m'\s :ildcten Berge iiineiu.
Aus diiüterem iiintergr.unde lugen gro-
teske Felsenköpfe. Auf einem dersel-
ben (r.) hat die lfossbnrg(„daswfiste
Schloss"] gestanden, die vom Kaiser
Heinrich IV. gegen die unruhigen Thü-
ringer erbant no71) und von den Gra-
fen von Heuneberg zerstört wurde
(1314). Was aber ist das für ein origi-
nelles Bild, das nach St. TÖr die
flberraschten Blicke tritt? Es ist die
altersgraue *JfaUenhurg, die schönste
Burgruine Thüringens , die wie ein ge-
borstener Felsenkopf von einer vor-
springenden Klippe, deren Fuss mit
Buchen und Weisstannen gamirt ist,
auf den Flecken, welcher sich am Schön-
bach hinzieht, maieriscb herabgrttsst
CS. 595).
Die zweite Kunststrasse von Schmal-
kalden nach Steinbach ftthrt dnrdh den
StUlergrund, ein schönes, TonKalkber?»
gen umschlossenes Thal, über Näher-
stille, Mittelstille und Springatille , und
wendet sich vor Herges- HaUmbrrg 1.
durch das anmutiiige Wieseuthai der
Hasel (oder des Schönbachs} nadi Stein-,
i
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boflli. ZwitobAn lUttel- und Spvlag»
•mie («Bfem d«9 Dorldiais Breiten-
bach) r. ein mAleriseher KalkfeUen,
äer Katze )istein, und 1. der hochragende
Stillerstein. — Ausser diesen Fahr-
strassen ein höchst interesdauter Fu&a-
«Ny, «nd swar "OMg^Jäktu^Q^, 689), wo
iMui «nterhfllb der Kirefae in den Kä-
bachagrund , eine wildachuierliche Ge-
l>irgS3chlnrht, vordringt und fortwäh-
rend dem rauschenden Bache folgt, bis
sich derselbe am Fusse des imposanten
StülersttiiM yerliert, der mitten im
Wnlde (1986 F.) emponragt. Dann auf
einsamem Waldpfade aa den „Alters-
bachcr Köpfen" vorül)rr nach Rotte-
rode, und von da nach Steinbach.
Steinliiicli-Halleiiberg; kurhess
Marktflecken mit 3000 Einw. u. gutem
daatbof t steht -in Cbanss^eyerbindang
mit Schmalkalden (2Va St ) , Klein-
schmalkalden (3 '/^ St ), Tambach (3 St.),
Oberhof (3 St.), Suhl (SV'^St.), Moinin-
geu (5 St.). Die Bewohner, meist Na-'
gel-, Huf- und Zweckschmiede , zeich-
nen sich dureb eigentbtlinlicbe Tracht
und Hundart aus. Von ihrem Fleisse
zeugen die vielen Werkstätten, die den
Orund beleben. Das Flilsschen, wel-
ches diesen Grund bewässert, heisst
bald Schönbach, bald Kohlenbach,
bald Grundwasser, bald Hasel, bald
■Schwarza, und vereinigt sich bei Kobra
mit der eigentlichen Hasel (S. 19).
Am o!)eren Ende «le« langgestreckten
Fleckens die pittore.->kt n Trümmer der i
* Hfillenburg f zu denen man auf einem
steilen, aber kurzen Zicksackweg em-
porsiteigt. Von einem geebneten Vor-
platz, dessen Umfassungsmaaern mit
Steinplatten belegt sind, geht man in
die alte lUirg hinauf, deren Umfang ,
nidbt bedeuteud ist. Noch ragt ein iso-
Ihrter, mit einer Klefer gekrönter Thurm
empor. Daran lelint sich ein Kamin*
Schornstein und eine zertrümmerte Fel-
sentreppe. Die 6 F. dicken Mauern
sind in die zerklüfteten Felsen gefügt.
Ein überhängender Fclsvorsprung bil-
det ein reisendes Luginsland, Ton dem
man den regsamen Flecken, sowie die
Dörfer Herges und Viernau, und im
'Hintsqpnind dsn btdtett Dobnar fibür-
sielil. pie Borg soll 909 erbaut und
1H2 vom Kaiser Otto IV. zerstört wor-
den sein. Wieder erneuert, kam sie
in den ]?<»s!t7 drr Tlcnneberg-römhUder
Grafeulamiüc , die zuweilen da wohnte,
und ward Im Bauemkriege deoMlirt.
Ton Steinbadt aaeh Unter- und
Oberschönau (l St.) läuft die Strasse
flnrrb ein waldumrahmtcs Thal, das,
von industrieller Thfitigkeit belebt, bald
Hasel-, bald Steinbckcher-f bald Sehö-
nauer-Chuttd genannt wild und an
manchen SteUen so eng istt dasa die
Sonne im Winter die ThalsoUe kanm
berührt. Die Dörfer Unter- nnd Ober-
Üchönau, grössten Theils von Nagel-
schmieden und Schlossern bewohnt, die
für die Gewehrfabriken in Zell« und
Mehlis („Hehliser Waaren**) arbeiten,
grenzen fast an einander und repraaen-
tiren mit ihren schindelgedoekten Häu-
sern, die sieh am sprudelnden Grund-
wasser'^ hinaufziehen, den ächten
Gebirgscharakter. In Oberschönau ein
befriedigender Gasthof, worin man
prächtige Forellen und kostbare Wald-
butter speist. Bei Bauroth Niederlage
von Eisen-, Stahl- und Muschelwaaren.
Südlieh von Siijonau (^/^ St.) der
Grosse Hermannöberg , einer der mäch-
tigsten Gebirgsriesen, der sein sacki-
ges, mit einer zerklüfteten Felsenkrone
umwundenes Porphyrhaupt 2679 F.
hoch emporstreckt. Von der verwitter-
ten Fclsonmauer, welche die lange,
schmale Gräte umschliesst , öffnet sich
eine prächtige Fem,sicht, hauptstehlich
nach Franken. Da jedoch der Her-
mannsberg, wenn man so sagen darf,
,, ausser dem Wege" lieut , <;o wird er
nur selten besucht. Man begniigt sich
damit, die Scliatagräber - und Gespen-
stei^esehiehten sn hören, von denen
er umklangen Ist.
Von Oberschönan nach Ohrdruf
entweder Chaussee über Oberhof (G St.),
wie in folg. ü., oder zu Fuss über den
Donner$haug (274Ö F.), der, ein eben-
bürtiger Bruder des Hermannsberges,
I St nordöstlich Ton Schönau entfernt
ist. Man geht im Kianl^aehsthaie iun-
#
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72, Mmde: TiNl6filimtlluild6Amacll OterllDf.
•nf, dat tich woiterbm zum ,,Bloch-
schlanchsgnmd'' einengt. Gigantische
Felseniiia«scn starren von Leiden Sei-
ten in die wilde Schlucht hinein. Wo
der LuDgenWh Ton Osten h» eidi ndt
dem Kienbacb verein!|^, yerfolgt man
V« St. lang den LRDgenbachsgmnd , an
dem sieb r. die imposanteste Felsenr
partio der ganzen Gegend, die fiirchter-
lichsteile, wiidzerrissene Lwigengrun-
dtrtoandhumht, DortwnrdesuABiang
des TOT. Jahrii. einer der leisten Wölfe
in Thüringen erlegt. Nun ist in kurzer
Zeit der jäh abf Llleade Gipfel des Uie-
senbcrge^s < rstic n. Auf seiner abge-
platteten Kuppe stand ^nst eiuPürsch-
hausy das aber niederfebnuint ist. Auch
die deutsobe Tricolore, die man 1848
angepflanzt, bat der Sturm verwebt,
und selbst die prachtvolle Fenisicht,
die sonst ungehemmt bis zurKhön, zum
Uara und zum Fichtelgebirge scliweii'te,
ist durcb die empo rge wachseuo Wald ung
mehr oder weniger gestört. Deshalb
gehen Viele direkt am Kienbach auf-
wärts, ohne den nulien Gipfel des Don-
nershaug zu beäieigen, u. entschädigen
sieb an der entsilekenden Anssldit und
an den sebanerlioben Partien, die der
Kennstclg bietet. Diesen beMtt mm
unfern des Teufeisbades, und kann in
V2 St. zum Falkenstein g. Luigen (S.
271). Wer jedoch nach 6»/i; tij M/ will,
verfolgt — falls er nScbt dnrcb den
Scbiaalwassergrund und Aber Dietbars
nacb Grfifenbaiu geht, — die kürzeste
Strasse, die vom Teufelsbader übfr das
Steigerhaus {Ii. 38 u. 14)u. Grafenhaiuu.
Ohrdruf führt. Oder er wandert nocU
V4 St. anf dem Rennsteig fort, bis au
der Stelle, wo rieb 1. der wadromanti-
sehe Kerngrund öffnet, der sich über
eine Stunde lang bis nahe zum Dorfe
Schirarzwald an der Stra.«;.sc von Ober-
hof nach Ohrdruf hinzieht (S. 464).
Der letztere Weg dürfte vorzuziehensein.
72. Boute; Von Sduaalkaiden Jiacli Oberliof (57« Bt)«
Dies ist eine der sehönsten Strassen,
die es im Tbfiringerwald gibt, aber von
den Touristen noch lauge nicht so be-
achtet, wie sie es verdient, und in
vielen Keisehandbücbera gar nicht er-
wibnt.
Ueber Steinbach - ffatlenberg bi$
Ohersrhdnau , wie in der vor. R. ge-
schildert. War schon diese Strecke
überreich an den interessantesten Na-
toracenen, so thut sich nun eine Gebirgs-
partie vor den entsllekten BUelran i^nf,
die an origineller Schönheit kaum Ibres
streckend. Unter ihrem düstem Dache
rauscht d^r Qiessbach silberschäurnond
zwischen den Fclsblöcken hindurch.
Wo 1. aus einem schmalen Grund der
Finsterbacb herab murmelt, drängen
sieb, als Ausläufer der langen MSst
die berrKcbsten Felscngruppen bb an
die Strasse. Der senkrecht emporstar-
rende J'Hnsterstein (Finkelsteiu) bildet
I mit dem Obelisken der südwestlichen
Thal wand einen schauerlichen Engpsss.
Weiterbin Heselt r. swiseben demS^ein-
hauch und dem Kanslersberg abermals
Gleichen hat. Hinter Oberschönau brei- ein Bächlein herab, während links die
tet sich ein blumendurchwirkter Wie-
senteppich aus, vom krystallhellen
Bache durchschlängelt und von dunkeln
Bergen ttbenegt. Bald aber weebselt
die Scene. Der idyllische Charakter
des Thaies wird zur wilden Romantik.
Am linken Gehänge liegen dif herabge-
stürzten Felsentrümmer den ilermanns-
berges, wie von einer Riesenhand gesät
(8. 696). B. ein mi^estfttiseber Tannen-
wald, die gllaseadenBiesenst&mmewIe
keraengerade SAnlentfiunnboeb empor*
schroflFe Felsenwand des Hohensteins
craporstarrt. Jetzt beginnt der fast
2 Stunden lange Kanzlersgruüd^
(Kesslersgmnd), eins der originellsten
u^d pracbtvollsien Tbäler im Tbttrin-
gerwalde , das , wie kein anderes , von
einem schweizerij^chen Kolorit über-
haucht ist. Ein stolz'^r Kranz von gro-
tesken Bergen : r. der k;ihlc, ächarfkan-
tige, zuekeibvtlormigc liuppberg (2665
Pnss): ein Mlniatnrbild des reizvollen
Bi^. Anf einem seiner beiden Per-
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liHM I« I I t II
599
73. Route : Meiningcu und UHige1»Hiigen.
pbyi^Spfe hat ein Schloss gestanden,
den Dynasten von Nordeck gehörig,
das im 12 .T,a!irh. zerstört wurde. Die
Trümmer desselben sind in Folge eines
Gelübdes zum Bau des Klosters Bla-
sienselle verwendet werden. Wer nach
MeMU oder Zetta will (R. 76) , über-
schreitet den Berg, welcher dem Rund-
gcmälde des gewundenen Wiescnthales
ein so originelles Oepräge aufdrückt,
und freut sich der herrlichen Aussicht,
die sein Gipfel erschliesst. Das einsige
Gründe auf der mindestens dreistün-
digen Wegstrecke von Oberschönau bis
Oberhof ist das einsame „Grundhaus**,
wo im Sommer das Vieh, das hierher
zur Weide getrieben wird , Obdach fin-
det : dne titttringische Sennwirfhechalt,
wie sie mit dem Alponeharakter des
Thaies harmonirt. Weiter nach 0.(r.)
der 2764 P. hohe Gehrannte Stein, ein
zerrissener Felskoloss, der mit den
Triimmem eines riesigen Schlösse» frap-
pante Aehnliehkeit hat; dahinter der
sackige Porphyrkopf des 2778 F. hohen
Schützenberges; mehr r. dor pittoreske
Spüzhf rff (2705 F.) und im Hintergrund
der kolossale Beerbe» g. Zur Linken der
Strasse, wo von der KohlesikMihswand
ein hübscher Wasserfall rieselt, starrt
der Adlersiemhertibj ^eder imposan-
testen Felsgruppen des ganzen Oe^ir^^es.
Alle diese Klippen u. Zacken aber, die in
keinem TheUc des Gebirges so grossar-
tig, so malerisch und so abenteuerlich
zusammentreten, wie hi'^r , bat die Sa-
genpoesie mit ihren geiieimniss vollen
Kränzen nmschlungen. Weiterhin ver-
engt sich wiederum das Thal «ur wil-
den Schlucht, vom scbXnmenden Wald-
bach durchrauscht. Am Ende dersel-
ben sprudelt 1. der Falkenbacb hervor,
und vor einem Fclsenkolosse wendet
sich die Strasse r. zum Berg hinauf
(noch 1 St. bis Oherhof). Wunder-
schöner Bftekbliek. Hat man den Hoch-
rücken des Gebirges (der höchste Punkt,
256SF , ist die Schützenwiesc amRenn-
steig) erreicht, wo Hessen und Gotha
an einander grenzen^ und 1. die neue
Strasse nach Tambach »huweigt, so fin-
det man noch im Juni einzelne Vertie-
fungen, die mit Schnee gefüllt , sind.
Die verkrüppelten Fichtenstämme mit
Moos und Flechten überzogen, die
Spitzen von der Schneedecke des Win-
ters gebeugt und zerknickt.
Oberhof: S. 269.
Zella (2J St.) führt ein Fussweg über den
Stcinhaug und Ruppberg nach MthU» hinab.
Auf dem ßuppberg siebt man da« Ziel Tor
Augen, indem Mehlis und Zella im SchOOM«
bewaldeter Berpo wie ein z.anberhaftei^
Märchenbihl zu Füssen liegen. Geht man
Yon ZvUa naoh Suhl, so ftherblielct man
(rückwärts) den -ganzen WalUkessel, den
wir durchwandelten , in seiner vollen» ma-
lerischen Schönheit.
73. BoxLte : Meüungen und Umgebmigeii.
fiMNfreftn (8. 118) nach Walldorf, Wa-
sungen und Wernshausen Morg. 4, 45 und
8, 51; Naclim. 5, 2t:. in ;u; Min., I. CI. 1 fl.
3 kr., II. 36 kr., Iii. 21 kr.j uacb Grim-
menthftl und Themar Morg. 5 und 9» 28,
Nachm. 5, 4 U. (J St.). I. Cl. 19 Sgr., U.
XI Spr., in. 7 Sgr.
Post nach Zella (3J Meli, tn 88t. 80 H.);
fr. 5 ü., 1 fl. 14 kr. (weiter nach Oborhof,
Ohrdruf, Gotha); n. Römhild (3| M. in 2
St. 50 M.), fr. 6 U., l fl. 14 kr.; u. Kissin-
gen (in 7 St.) fr. 10} ü., 8 II. 41 kr., nach
J0Nl/«rfwii^ti; Bolmar 8, Sohmelkelden
5, Suhl 6, Römhild 5, SrbkuHi!itj;en 6, I*ie-
benstein 7, Ostheim 7, Kissingen 14 St.
Gasthöfe: * Sachs. Hof (Calmbacber)
mit Post, am engl. Garten; Hirsch (Keiner)
am Markt, 30 Z. k 30 — 42 kr.; MittAgst.
3ß kr., Bahnhofs • Omnibus ; Erbpritu^. —
Re^UatteOiionen: BAlinhof, Scliumeniifl Be>
staur., Schiesshaus (sehr vergrössert), W^e
Keller, Kratzers Berg, Schulzongarten.
Journalistik: Tageblatt, 6mal; Kegie-
rungsblfttt, 8mal.' Bankg«»ehifU: Mittel»
Schweinfurt (in 8 St. 20 M.) fr. lO} TT., «lent.srlie '"'r - l üliank (stattlicher Bau unfern
4 fl. 55 kr. ~ OmHibwffaitrt nach Suhl: Sonnt.».
Mont., Mittw., Freit. Abends 5) U., 58 kr.
" iM^M^fuhrwerk im B&chs. Hof, pr. Meile
t iüsp. \ fl. 10 kr , '/.welsp. 1 fl. 45 kr. —
Fr^mdeHfikkrer ytr. Tag l fl.
des Babniiofes am Eingänge in die Bern-
hardsstrasse) , Both n. Sobn, Strupp, Ctobr.
Kayser.
Verfine: Freimaurerloge („Charlotte zu
dou 3 Nelken*'), heuucbergor altertliums-
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601
7J. Uoute : MeüiiDgen und ümgebungen.
602
foncliender, Kultnrlibtorlsclier, pomol<^*
■ciier n. n. Vereine.
Meiningen (Porta Franconiae),
TT.'inpt - und Residenzstadt des rrlcieh-
iiamigcn Herzogtliunis, mit 6700 Einw.,
sowie Hiiuptstation. und VerwaltUBgs-
sits der Wenra - Eisenbahn , im l^ennd-
liiAenWerrathftl, das Im weiten Kranse
von scharfkantigen Knlkbergen umge-
hen ist. Diese Höhenzüge sind fast
durchweg zu Terrass^engärten umgestal-
tet, die mit ihren wohlgepflegten Aula-
gen, ihren sdiniuoken HXaschen, Ihren
-▼ielbesnchten Gesellschaftslokalen und
Ihren BiüiUosen Nachtigallen der Gegend
einen grossen Reiz verleihen. Aber
anch die eigentliche Stadt, die in Form
einer Harfe erbaut ist (daher „Harfen -
Stadt"), seheint, nachdem die alten
' WaUgrilteninschattigeKastanienalleen
und anmuthige Spasderginge verwan-
delt v, nrdon, in einem grossen Lustgar-
ten zu liegen, und erweitert und ver-
schönert sich von Jahr zu Jahr. Na-
mentlich gewfthrt die nach dem regel-
mässigsten Plane angelegte Veostadt
(unfern des Bahnhofes) mit ihren Pracht-
gehäuden ur!rl dn-zwisclien gestreuten
Baunigruppen einen grossstädtischen
Anblick. Sie bildete bb in die neueste
Zeit 3 brdte, . sebnnigerade Strusen,
die Im rediten Winkel am Gasthof anm
Sächsischen Hof zusammenstossen und
den Namen des Herzogs und der Her-
zogin tragen, nämlich die einzeilige
Ma7'{enstraste (1. mit der von derEiseu-
hahn gleidilaafendoi Allee), unfern des
schmucken, freistehenden Hauses, worin
der Dichter L. Bechstein lebte u. starb,
und die j)r;ichtige Bernhardsstrasse mit
2 schräg gegenüberliegenden herzogl.
Palais, dem Hoftheater (^eit 1830) mit
dem Bennionssaal, der mitteldentscHen
Gredithank, imd dem 236 F. langen
Bazar, dessen arkadenartige Gewölbe
an Kaufleute (meist jüdische) vermie-
thet sind und dessen obere Räume die
Realschule umfassen. Neuerdings ist
aber noch ein neuer Stadttheil entstan-
den, nimlleh die bis jetzt elnseÜlge
Charlott^fMtraue, die, parallel mit der
Marienstrasse, r. vom Bahnhofe aus-
Iftnft und geschmackvolle H£user «um
Vermiethen darbietet. Eines der statt-
lichsten , zunächst in die Augen fallend,
istdas Oe>);üule der T.anät'srrrdltnn^talt,
worin auch das königl. bayerische Tele-
graphenbureau. Seitwärts u. zwischen
diesen Strassen der Englische Garten" ^
gesehmaekvoll angelegt und wohl ge- «
pflegt. Am Ende desselben r. die Ka-
serne.
Sehenswürdigkeiten. Dem Bahnhof
zunächst der * Englische Garten (Park),
von allen Seiten zugänglich. In dem-
selben (auf dem ,^ten Gottesacker**)
die herzogliche Famüiengrvft mit gothi- .
'scher Cmbkapelle, wozu der Hofkirch-
ner den Schlüssel hat. Der nordwestl.
Ausgang (oder Eingang) führt durch
k&istllche Buinen, die sich in einem
■Teiche spiegeln, neben dein Theater in
die Benihardsstrasse (der Creditbank
gegenüber). — Das licsulctizsrhloss
(,, Elisabethenburg") , ein imposantes
Gebäude, ursprünglich in Form eines
E (zu Ehren seiner Gemahlin Elisabeth)
vom Hersog Bernhard I. 1682 aufge-
führtf und zwar mit Benutzung der
nlten, von C. v. Bibra 1511 erbauten
Burg, Dieser ältere Selilossthcil ist
1861 im altdeutschen Style geschmack-
voll restaurlrt und um ein Stockwerk
bereichert worden. Dennoch f&llt der
stattliche Bau wegen seiner niedrigen
Loge wenig in die Augen. Die inneren
Räume, fürstlich ausgestattet, enthal-
ten eine * Gemäldegalerie, nebst Kupfer- .
Stichsammlung (nicht dffentllch) unter
Aufsicht des Baths Wagner (eines Soh-
nes des Schriftstellers E. WagneiO.
DjesollAo ist reich an Niederländern (q
Urt -rlii ui, 7 Kuysdael, Claude Lorrain,
Quiutin Messis, Teniera, Mieris, Ger-
hard Dow u. 8. w.) und alten Italie-
nern, darunter ein vorsfiglleher Fle-
sole. Auch in dem Schlosse selbst
sind noch werthvolle Bilder zerstreut.
Bibliotheh von 130,000 Bänden, die L.
Bechstein beaufsichtigte (jetzt Hr. v.
Liliencron), Mittwoch und Sonnab. von
10— IS Uhr gefiffhet Innerhalb des
parkfihnlichen Schlossgartens , den die
Werra dnrchfliesst, einHaus, worin das
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7S. R&uH: Heiitiii9«& und Umgebiuigen. 604
60S
NahiralienhahinH (Prof. Ennni ich) auf-
bewahrt ist, das unter anderen Sehens-
würdigkeiten die In der altonsteiher
HSlile aufjgeltandenen Knochen vorflünd-
flntMicIier Thiere enthält. Ein neues
Museum soll alle werthvollen Sammlun-
gen in sich vereinigen. Unfern dos
Schlosses ein neuer Marstall nebst offe-
ner Reitbahn. — Auf denn MmH die
ontf« SUtdthireke mit 8 hohen Tblir-
ttien, und das im gotWschen Style deco-
rirte Bathhau». Per Mai kthrnnnen soll
mit der Bildsäule Heinriclis II . dor
die Kirche erbaute^ geschmückt werden.
Im Eckiiiius der Schloss- und Harkt-
Strasse t iS55 Schillers Schwester, die an
denHofralh Beinwald ▼erheirathet war.
IndV^lrie, Der frühere Barclientliandcl
itimI dir Wollreiigfabrikation si!ul tief ge-
sunken, obwol neuere Unternehmungen in
Beiimwollenw»1»erei (JTobannea) und Gam-
•piBoerei einen crfrenlichen Anfsoliwaug
genommen haben. Ausserdem Cigarren-,'
Ziegel- tind Backsteinfabriken, Oelmüble
mit ÄampfmaBcliine , und vomfimUch die
neue 3f aschinenbanwerkstitte rer die Werra-
£i8enbahu.
OßtchichtUches. Die Stadt ist sehr nlt.
SelwvB Kmiaer Heinrlcli I. Ifeas sie gegen
die Unfälle der Hunnen befestigen. Hciti-
rich IT. aber trat sie <1<^»m ITochstift Würz-
burg ab, bei dem eic iaugu Zeit verblieb,
bli sie durcb Tauscb an die Grafen von
Henneberg uberging (1542). Als der letzte
Zwpfß dfcHPs Stammes abgestorben (1583),
fiel M. dein Hause Sachsen zu, und wurde
Ten den sielM. lUreten gemeinscbafUieb
regiert, bis es ▼ertrngsmässlp 1661 an Alten-
burg und 4672 an Ernst den Frommen,
Herzog t. Ootba, kam. Leider aarleften
die 7 Söhne desselben das väterliche Erbe
in 7 souveräne Herzogthümer. Bernhard
erhielt Heiningen (1680), erhob die Stadt
tu seiner Besidens und ward der Stamm-
vater der jetzt noch regierenden Spezial-
liiiio Sacliatjn - Meininpren. Nach «einem
Tode (17UC) führten seine Söhne Ernst Lud-
wig, JViedrieA WahOm und JnIoi» mWeft «In
gemeinschaftliches Regiment, Ins letzterer
zur Alleinrcgierung kam. £r war ein ori-
gineller, für Kunst und WiSBenscbaft thati-
ger, aberauch vors« ln\ iideri8cher Fürst, der
dureh seinen licftigen f^inTl iin«! durch seine
Terheiratbung mit einer burgorlichen Gat-
tin Tialliidie Yerwickelnngen herbeilObn«.
Naeb seinem Ableben (1768) entstanden
4
Succosaiousstreitigkeiten, die den „Kartof-
fvlkrleg** . entillndeteB , in welebem 4le
Kriegsuiaeht der Agnaten (900 Mann) von
den bewaffneten Bürgern in die Flucht
geschlagen wurde. Dfe Wittwe des Ter*
8torl>enen Herzogs, Charlotte Amalie, behielt,
als Vorniünderin der minderjährigen Prin-
zen Karl und üeorg, die Regierung, bis diese
gemelntobaftlleli das Sc^epterex^flTBn (178S).
Als aber Karl noch in demselben Jahre
starb, kam Herzog Georrj zur Alleinregie-
rong, die er, ein genialer l'urst, bis 1803
zum Segen des Landes ffihrte. Und aber-
mals übernahm seine Wittwe, Luise Eleo-
nore , die noch in gutem Andenken steht,
da^ vormuDdschaftliche Begiment, bis der
gegenwärtige Hernog »tmhard Erich Fmmd
die Selbstregierung antrat (1821). Als das j
Uerzegttiuni Gotha und Altenburg erledigt (
war, einigten sich die nächsten Agnaten
dahin, dass Gotha mit Coburg Teriehmelp
zeu, der Herzog v. Hildburghausen mit AI»
tenburg entschädigt, und Meiningen dorclh
Hildbnrghansen und Saatfsld Tergrdesert
wurde <18e6). — NotahilUätcn , die in U. '
lebten: Dichter L. Berhstein (t 1860), E. !
W^ner (11812), Fr. Mo^eugeil, Jeau Paul;
Haler Belnhard und Schröter; Virtuosen
und Komponisten Andreas Zöllner und Kum-
mer ; aehJIlcrs Schwager Fr. Beinwald (geb.
in Wasungen 1737, t i» M. 1815), Historio-
graph Job. Voigt, Elfenbcinarbelter Schulz
etc. Gegenwärtig: Koiuiionisten und Vlr-
tuu^ou Gebr. Müller, Bott (auagezeichnete |
Kapelle); Maler Dietz und Müller; Bild-
hauer Müller; Prof. G. Brückner („Landes-
kunde des Herz' gni. ^leiniriprrn"); Bofpre*
diger Ackermann, l'omnlog Jahnetc. " I
SixizUrfiiiiifjc. Zunächst im Engli-
schen Garteiif im Schloaiyarten und uni
ilexi Stad^ahen. Sodann auf die be-
nachbarten Hohen: Herrenherg mit um*
fangreichen Anlagen, die mit dem Park
verbunden werden sollen (dabei die
Baumschulen des Medicinalassessors
Jahn); Donqpshu^^e oberhalb des
n^en Gottesackers, mit rninenartigem
Thnrme; JOraehenberg (1506 F.), nord-
östlich vom Bahnhof, mit sehr schöner
Aussiebt.
IVeitere Avyßngc: 1) * SchlOSS
Landsberg (V4 .st ). Wer von Eisenach
kommt, braucht nicht erst n. Meiuingen,
sondemkannvon WaHdorf ans (S. 113)
alsbald den Landsberg besuchen , oder
auch von Meiningen Uber denLikndsbeig
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605
7^. Baute: Heiningen und Umgebangen.
606
bahn weiter sn reisen. SAiidenbepflanzte
Chaussee von Meiningen r. über die
untere Wcrrabrfickc zwischen Schiess-
haus und Gasanstalt bergan. Hinter
'il«r OaMnstalt Iftnft ein alhemrPCid
über die Wiesen. Sebent man einen
längeren Pussweg nicht (den man viel-
leicht rückwärts mnclien kann), so em-
pfehlen sich dir bcquemonPromenaden-
wege durch den llass/urtwald („die
Hassftirt*^, dessen Anlagen (mit herr-
lieben Rnlie- n. AnssiebtsiMinlrieii) sich
bis zum liAndsberg erstrecken nnd von
dem Marienverein , der sich um Ver-
schönerung der Umgegend grosse Ver-
dienste erwirbt, jährlich erweitert wer-
den. Man gebe in diesem Bebmfe ober-
bslb der Bi«rkeller von der Cbmss^e
ab nnd verfolge den r. zum Berg sich
hinaufziehenden ,, Marienweg*, an einem
Garten vorüber, welcher einst dem Hof-
rath Keinwald gehörte , bis zur Höhe,
WO sieh ein prichtfger Blick flinf das
G^ebirge 6fhiet Dann emBergeshange
hindurch schattigen Waldeor^o^^r/it«-
hnr(f (^St.), einer Ruine, die auf hohem,
senkrecht ins Thal abfallenden Felsen-
vorsprunge steht und aus der Fenster-
nische eiron Blick ins Werrlkfhal (Mai-
eninft bd Weisungen) gestattet. Von
da über den Berg zum weithin leuch-
tenden Fürstenschloss (V4 St.), das auf
seinem isolirten Felscnkegel (1180 F.)
von allen Seiten ein nialeriscbes Bild
gewlOnrt.'O "liB^llNfelalter stand hier
„die Landeswehr^'f deren Besftser , die
Wolfe von LaAdeswehr, im 15. Jahrh.
ausstarben. Nachdem die Burg im
Bauernkriege zerstört , baute der Her-
, zog von Meiningen auf derKuiuenstätte,
l^e er kfinflieh stt ^«lefa gebracht hatte
^;^836), nnter Leitmg der Architekten
Heideloff und Döbner ein prachtvolles
Schloss im alten Ritterstyl, das er mit
^kunstsinniger Eleganz ausstattete. An
iiiien Hanptbau mit 3 starken Eckthürmen
Vflid 9 hohen Plattfonneii stossea 2 Ke-
rH^baaten, die KastellaiMMrohnung nnd
' ' *) 8chlofl& Landsberg (von Bechstein).
tfeiniu^ea 1847. — Siehe die beiga^pbene
der ThonrarüSfarm mit'Tiimiew nnd
Schieesscharten. Die Ueberreste der
alten Burg (ein geborstener Thurm), sind
von der Ringmauer umschlossen. Der
Kastellan zeigt die iimeren Sehenswür-
digkeitoi an jeder Zeit, mit Ausnahme
dei;^enig«B Stnnie, die ▼ielMeht i;erade
von der Landesherrschaft bewohnt sind,
lieber der Waffenhalle, die mit herrli-
chen Glasmalereien und Wehrgeräthen
geschmückt ist, die Inschrift : *
»»Hiefat aerM wftatcben laeet uatf «Ue «|te
Zeit,
Wol aber der Almen Kraft «nd männliobes
* Walten;
Nicht den CeBaedreek, 'ntislit der Sitter
Elsenklefd,
Wol aber die felsenfeste Treu' der Alten.'*
Die Sehenswerthesten Häumlichkei-
ten sind: der grosse Baal mit Linden^*
scbmits liistorischen Bildern, Glasma*
I ercicn, Wappenschildern, A utographea«
Sammlung und einer freien Terrasse
mit sch(jncr Aussicht; das Turnirzirn-'
mer mit Reliquienschreiu j das Luther-
zimmer mit Btatäetten der Beformato^
ren nnd ihrer f&rstlichenBesehMserviefB
F. Müller^ das unterirdische Schatz-
haus, das man als Burgverliess bezeich-
net; im oberen Stock Thurm zimmer,
„Laube", Spruchzimmer, Erkerzimmer
(Glasmalereiea iron K^er) , Stanitt-
bnehsaimnier mit den Ahneabildem des
sächs. FÄrstenhauses von Eberlein; der
120 F. hohe Uauptthurm mit kolossalem
Löwenkopf' und lieblicher Aussicht.
Am Fuss des Berges eine im Schweizer-
.styl erbante Meierei, wo man Erfti-
sdiungen haben kinn, ein OcOEOBoniei'
hof und schöne Gartenanll^en, besonders
ein herrlicher Laubengang, aus dessen
grüner Umrahmung der mittelalterliche
Fürstenbau ein reizendes Bild gewährt.
2) Bretssigacker (V^ St.), ansehn^
liches Dorf mit nener Kirche im goth.
Styl von Döbner, anf 1436 F. hohem
Bergplateau. Der chaussirte Weg
zweigt jenseit der oberen Werrabrücke
von der oberen Strasse nach Massfeld
r. ah, an einem Bierlokal ▼orliber, in des-
sen NShe Fromm s Garten mit berühm-
ter Rosenzucht. Im ehemaligen Jagd-
8chloss(ld09 F.)zn Drei88igacker,8pä€er
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607 1^. Baute: Meiniügcn und Uiugel)iingeii. - 606
iiUKftserii« benutzt, blfifate Ton 1801
bis 1843 die berühmte Forstakadonn(^,
die Job. Mntth Bechstein (f 1822)
von Walter^bausei) hierher verlebte.
C. G. Crauier (f 1817, Verfasser be-
kannter Sebanerromane) war Lehrer
an derselben. 8) Untermassfeld
(•/, St.), wohin 2 Kunststrassen
(riMch Themar) r. und 1. der Werra,
führen. Am nächsten Wego (1 der
Werra) die Haaksche Bier>virthsehaft.
Das alte Scbloss der Grafen yon
Henneberg, wo einst der MinneslEnger
Wo! f ram- von Escbenbacb zum Ritter ge -
schlaffen wurde, ist jetzt Zucht- wA
Arbeitshaus. Nur ein Viertelstündehen
entfernt Dorf Obet'vias^eld, und ober-
halb desselben, wo das Haselihal In
den Werragrond mündet, die Anhalte-
steile G^rmrnene/mi (S. 132). VonGrim-
mcnthal soll eine Xwf^i^ci Seilbahn
über Mohr nach Mehlis und Zella gebaut
^werden. — 4) Bauerbach (1^4 St.),
ein unansebnliehes 0orf in dnem sanft
* ansteigexiden , von bewaldeten Hfigeln
umkränzten Wiesenthal. Nächster Weg
über Untermassfeld, oder auf herrlichem }
Walflptul durch „die Stille*' nach'
Amalunrith , einem herzoglichen Lust-
scblösscheu (sonst Sophienlust, wo
Bechsteins gleichnamige Brafihlung
spielt), das, seitwärts der Strasse nach
Mellrichstadt 1. (jenseit Sülzfelds) in
tiefthaliger , stiller Waldbiicht anmu- !
thig gelegen ist. Von da über den Berg
in St. nsLch liauerbach, wo Schiller
nach seiner Flacht aus Stattgart anf
dem Gute der Frau von Wolaogen un-
ter dem Namen ,,Doctor Ritter** ein
gastliches Obdach fand. Die Besitzung
gehört gegfnvi'firtiL' dem Ke<4ieriinf^srath
V. Türke in iiciningeu, welcher das
Haas, worin Schiller in tranlicher Abge-
schiedenheit den „Fiesko" Tollendete,
Kabale und Liebe" schrieb und den
Plan zu „Don Carlos" entwarf, mit
möglichster Beibehaltung der früheren
Einrichtung restaurireii Hess. Am 10.
Not. 1859 ward es mit einer Gedenk-
tafel bezeichnet: „Hier lebte nnd dich-
tete Fr. Schiller vom Dec. 1782 bis 20.
Jnli 1783." In der Stube, die er be-
wohnte, noch einige alte Mdbels u. der
erste Brief, den Schiller aus diesem
Asyle schrieb. Im Üarten die Laube,
worin er sich gern aufhielt. Mit dem
Bibliothekar Reinwald, seinem nachhe-
rigen Schwager, hatte er öftere Znsam-
menkUnfte, besonders in Untermassf^d.
— 5) Henneb^rg^ von Bauerbach nur
^/^ St. entfernt (chau.ssirter Vioinalweg),
so dass beide Parti(>n leicht mit einan-
der zu verbinden sind. Oberhalb des
gleichnamigen Dorfes, wo im Trottsehen
Steinhaus der letzte Graf t. Henneberg,
Georg Emst, 1583 starb, schauen von
einem bewaldeten Berggipfel die fern-
sichtigen Ruinen des umfangreichen
Schlosses Ifenneberg, das im Bauern-
krieg zerstört wurde, obgleich sieh des-
sen Besitaer nothgedmagen mit „dem
tollen Haufen" verbundoi hatte; >(ocli
ragen inn^halb der Umfassunf^smanem
die Reste eines Tiesi{j;en '1 bnrmes empor.
Uerrlichö Aussicht, besonders nach
Franken. Einst beherrschte das er-
lauchte Geschlecht, das rieh Ton dieser
Stemmburg aus in verschiedene Linien
I ver/wei*;t hatte, die (fnw/.e T'mgegend;
'ja, Hermann v. llcnneberg führte eine
Zeitlang das Regiment in Thüringen
(1256—62). Durch Verheirathung der
thürin g. Fürsten mit henneberger Prin-
zessinnen fielen die reichen Besitzungen
der güldenen Henne (gräfl. Wappen)
! nach und nach den sächs. Fürsten zu,
St) dass Friedrich der Weise zu Lukas
Kranacli sagte: Malet mir die Henuc
wol , lustig und wacker, denn sie hat
uns manch* gut Ei gelegt," Rüokweg
(2 St.) auf derStrasse vonMellriehstadt
nach Meiningei) ül>er df\sT>oY( Sülxfeldf
das 1859 von einem Brande verheert,
aber schöner wieder aufgebaut wurde.
Besonders iXUt die neue Kirche ins
Auge. Ehe man nadi Sfilafeld kommt,
zweigt ein chanssirter Alleeweg 1. ab
zur Fasanerie (V4 St.), einem Jagd-
schloss des Herzogs von Meiningen mit
Aussicht auf die Rhön. Sonst stand
es am Eingang eines nmffoglichett
Wildparkes; jetat ist nur noch ein Icleir
ner Waldbezirk (westlich) eingesftnnt
und mit Fasanen und Damia^ld be-
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74., 75. 4k 76. BtmU: ]CeiBiiig<m, Liebeiuteiir, Tambach, Oberliof. 610
völkert. Beim Sciüosskastellan ein-
fache Erfrischungen. Nahe dabei '4
St. westlich) Dorf nermanni<ft:hl. Jen-
^it deiiselbeti eine Wie^euliache , die
^aaaX ein groscer See war, aber seit 1800
troeken gelegt wurde. Anf einer Insel
4le8es Sees stand eine Wallfahrtskapellc
(zn St. Wolff^ang), deren Ringmauern
noch sieiitbar Jetzt ein Furs^tlmus.
Das ehemalige Ft^chhau» aber ist in ein
Bettungshavs Ittr verwahrloste Kinder
werwandelt. Wer nach HUdbnrgbausen
ralatt kann die ganze Tour folgender-
massen einrichten. Bei der Bierwirth-
sehaft, wo die Chaussee nach Drelssi<;~
acker r. emporsteigt, verfolge mau die
Stiasse, die im Wenmthale fortlftnft,
bis sieh dieselbe in 8 Anne scheidet:
1. nach Themar, r. nach Sülzfeld und
Heimeberg. Diese fUln-t cUirch einen
Wald. Tritt man aus demselben her-
aus, so sieht man 1. das Lustschlösschen
AwaUenrah und r. Slilafeld. Jenseit
Saisfelds r. Absteeher aar Fasanerie.
Dann aafih Ilennebeig und Banerbach.
Von Her auf die Strasse, die von Mci-
siagen nach Eöjuhüd fuhrt, und von
Römhild nach Hildburghansen (R. 79).
Dabei könnte man auch Nordhcim im
Grabfeld (l St. v. Ba«crl)ac h) hesnclien,
wo Charlutte v. Kalb (geb. 1761} auf
dem Qttte der Herren v. Stein ^ogen
wurde. Dfr reichsfreiherrliche Sits
glich sonst ^em fürstlichen Hofe, und
der alte Herr v. Stein Hess sich gern
den Fürsten derj^hön nennen. — 6) Zur
Geba (3 St.), einem weitsichtigen Ge-
birgszug (südöstlich die Kleine, nord-
westlich die Grosse Geba), die das* Hit-
tcl^'lled zwischen dem Rhöngebirge und
dem Tliürlngenvald bildet. Weg über
Dreissigacker u. (zu Fuss) über Herpf
zurKleiuen Geba (1628 F.). Links eine
tiefe Waldschlocht, an deren Ausgang
das Dörfchen Seeba. Auf dem Sattel
zwiscbcTi Grosser und Kleiner Gebaj,
unfern des Dr,rl\ hens Trcbes, ein be-
deutender, mit Sträueliern und Bäumen
bewachsener Enlfall, das J'rebeaerloch,
Ymo, kraterformigen Gipfel der Grossen
Geba (23 11 F.), den sonst ein Hinsehen
zierte, das 1848 gestohlen wurde, eine
weitumfassende Aussieht, die nur gpn
W. durch die Rhön beschränkt ist.
74. Ronte: Von Heuiiiig^ naeh Idebenstein.
Gewöhnlich mit der Eisenbalm fkber
TimiuXbom {int St.),od€r auf derLandstrasse
und Bamhfeld (S. 571), 7 St,,
Zwick über Sekmui1M$m umt S«rg99^V<oigttt
(^tftt),tSt.
75. Route: Von Memingen nach Tambach. St.)
Ueber Helba, Kühndorf und Schwarsa^
34 St. (R. 76). Von hier macht die Cliaus-
Me «Inen bedeutenden Umweg Über Vena-
7i;;!/^.:n. Xalier (zn Fuss) im nnTnntlif [ron
Schwarzathal hinauf, das Ton bewaldeten
9and8«eiab«iven •Ingeschtostea irt, weh,
Viernau, einem greSMB.Jiess. Dorfe, worin
▼ielo Handwerker wohnen (1^ S. v. Ärliwar/a).
Uier kommt die Str. y. Zella und Beu-shau-
sen herüber und führt im offt>nou Grunde
•weiter nach Herges-HaUenhergd St.). L. nach
Sofamalkalden (8. SM) ; geradeaus durch
dfln von Mühlen und nämmern bp!<»htoii
Grund nach Steinbock' Hallenbtrg (| St.), und
dann entweder (Chaussee) ftber Botterode
und die Wolfsdolle, oder üb»T Oberächöuao
und SU Vuaa&ber den Donnershaug (8.596).
76. Route: Von Meiningen über Zella naeb Oberbofc
Post nach Zella in h St. 20 Min., fr. .*)
IThr, 1 II. U kr.
Von der nach Wasungen führenden
Viklirer dnreh Thüringen. 88
Strasse zweigt unterhalb d. Werrabrücke
die Chaussdc nachifeZ&a (Va^^ ) einen
reizend ombnschtenllialgrtindr. ab* Anf
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611
16, Bouie: Yon Meiningen Über Zella nach Oberhof.
612
das Weirafhal bebeiTSGli«nden An-
hdbe sieht man die im römischen Styl
erbaute Villa ,,Jerusnlevi'' ^ sonst eine
vielbesuchte Garteuwirthscliaft. Auf
der Seite dieses Berges, der nördlich
das Helbathal begrenzt (am Wege nach
Welkershausen), haben sich in der fel-
sigen Bergwand kesselartigo Vertiefun-
gen gebildet, welchc'-man die Arm-
löcher" nennt. Jcnseit Helba's macht
die Cliaussee einen weiten Bogen durch
den Hdlbagruud um den 1413 F. hohen
Joliannisb^ herum. Fossgänger kdn-
nen diesen Bogen absehneiden , indem
sie 1. über das zum helbaer Gut gehö-
rige Vorwerk Johannisberg gehen, und
erst nahe vor Kilhndorf (l'/j St. von
Helha) wieder auf die Chaussee kotia-
men. Dies uralte preuss. Borf, das
sehon 795 genannt wird, liegt malerisch
am südöstlichen Fussc <I* liochragcn-
den Doimar u. überraseht durch präch-
tige Fernsichten. Das alte Schloss,
worin früher die Herren von Cundorf u.
spftter die Grafen v. Henneberg wohn-
ten, präsent irt sich auf einer Anhöhe
oberhalb des Dorfes sehr reizend, ist
aber, obgleich e« noch benutzt wird,
von Innen und Aussen vernaclilässigt.
Berthold VI. v. Henneberg stiftete hier
ein Johfnnltenirdenshaus (1291). Jetst
ist die ansehnliche Komthurei eine
grosse Domäne, die sich durch ihre ver»-
edelte Schafzucht hervorthut. In der
Nähe des Ortes hat man verschiedene
Ueberbleibsel aus der gormanischeu
Vorzeit gefunden. Auch war die Um-
liegend sonst reicher bevolkei-t, wovon
die verschwundenen Dörfer, die ihre
Namen auf Wüstungen vererbt habeot
Zeu.tiiii'^s u'i'ben.
Von Kühudurf aus besteigt man den
^OrossenBalmar^ dtese 2277 F. hohe,
freie Basaltkuppe, die, fast auf allen
Höhen des Thüringerwaldes sichtbar,
eins der schr>7isten, wahrhaft grossarti-
gen Rundgeniälde entfaltet, das nur
gegen W. von der Qeba einigermassen
beschränkt ist. Der mt^estStische Berg
gehört auf seiner Westseite dem Her-
sogthum Meiuiugen, mit seinem breiten
Qipfel dem Königreich Prenssen an.
Die kahlen FlStakalkwInde sind naeh
Kühndorf zu weit hinauf urbar, nach
anderen Seiten mit sehonen Tauchen be-
standen. Auf dem Scheitel stand in frühe-
ster Zeit eine Burg, von der jedoch keine
Spur mehr voihanden. 1669 liess Her-
zog Morits Ton Kanmburg allda ein
Jagdschloss bauen, das 1726 vom Btttz
zerstört wurde. Jetzt ist man anf dem
kahlen Oipfel ohne allen Schirtz gegen
Wind und "Wetter. Daher der verhält-
nissmääig spärliche Besuch des schönen
Berges. PrachtvoOe Aussi^t: gen
Westen die Vorberge der Rhön , da»
Werrathal mit Salziuigcn, im Hinter-
grund der Meissner; südlicher das
Khöugebirge mit dem Kreuzberg ; da-
zwischen Geba, Disburg, Harth; gen
BUäen Heiningen, Dre!ssiga^er,'SaiDe
Henneberg, Schloss Lichtenberg bei
Ostheim ; östlicher Hildburj^hausen,
Veste Cob^r:L^ Hohnstein, Vierzehnhei-
ligen, Schloss Heldburp ; zu Füssen
Kühndorf und Rohra; gen Osten Hein-
richs« die Berge um Suhl, im Hinter-
grund da^ Fichtelgebirge; gen Nordem
Schneeko[)f , Beerberg , Donnersbang,
Hermannsberg, Inselsberg, Ruine T/ie-
benstein, Seligenthal, Schmalkalden etc.
Nach Kühndorf wieder hinabgestie-
gen , verfolgen wir den Weg nach
S^oarza (1 8t.). Die Chaussee win-
det sich im weiten Bogen durch daft
Mühlthal um <1en Lantrenbertr herum.
Fussgänger konneu diesen VV inkcl ab-
schneiden, wenn sie, den Berg zur
Rechten lassend, alsbald dem Tielbe*
suchten Gastliause zum Köhler stigehen.
In dieser Gegend (Buchengraben)
kämpften am 8. Oktober 1859 zwei
Hirsche, ein Zwölf- und Vierzehnender,
so anhaltend und heftig mit einander,
dass sie sich sulet^ mit ihren Geweihen
nnauflSsHch verwickelten. Blner noch
lebendig, der andere todt, so wurden sie
vom Forstaufseher aus Schwarza ange-
troffen. Die Geweihe, welche der Kö-
nig von Preussen kaufte, konnten ancb,
nachdem sie toip den Hirschen gelöst,
nicht wieder aus einander gebraehi
werden.
'Schwarz^ Mediatflecken der Grm-
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613 16. Route: Yon Meininpeü über Zella nach Oberliof, 614
feil Von Stolberg - Wernigerode unter
prenss. Oberhoheit am henneb. Schvrar-
zaf^üssclicn (Hasel), mit ansehnlichem
Schlosse, schenswerther Synagoge,
schwunghafter Industrie (Eisengiesse-
rei und Maaobin«ibaiiwerk8{Ktte von
Letsch) und reielier ForellenüschereL
Von Schwarza durch das Thal der
Lichtenau über Khertshansen <m\f viel-
besuchter Restauration), wo ciiu Strasse
r. nach Diezliauseu (an der Chaussee
von Meiningen nach Sidil) absweigt, nach
Benshanseily (ly^St.), prenes. llarkt-
ilecken (ehemal. Sitz eines kais. Central-
ger.)Tnitpa1f^''tRlin1. Gebäuden, bekannt
durch dcnlkclisteinschen Roman : „Die
Fahrten eines Musikanten" (Dr. Elster),
aber noch mehr durch die merkantile
Merkwürdigkeit, dass mitten im Ge-
birgc, wo keine Rebe gedeiht, durch
den Unternehmungsgeist einfacher Stras-
senfuhrleute seit länger als 200 Jahren
der Weinhandel blüht, der, so lange die
Naturgeschiehte noeh keine Weinreisen"
den kannte, fast ohne Goncuirrenz war
u. einzelne Familien zu grossem Wohl-
stand erhob. Ein dasiger Fuhrmann
hatte 99 Pferde und eine einzige Firma
bestellte auf einmal 10,000 Flaschen
ächten Champagner. ^In d«r neno^n
Zelt ist dieser Handel allerdings sehr
zurückgegangen, n. die grössere Menge
der Einwohner ist bei dem Mangel
neuer Erwerbszweige verarmt. Indessen
halten die dasigeu Firmen noch immer
auf edle Sorten nnd reelle Bediennng.
Von Benshansen nach Mehlis (1 St.)
durch den überaus lieblichen Grund der
Lichtc^f^" ''Benshäusergrund). Linksab
Stras.se nach Viernau (S. 609), am Ro-
Uieubuhl vorüber. Weiterhin, wo sich
das Thal Teiengt, 1. die Soikwände noid
der steile Abfall des Bei$»endm oder
Reüainger Strmes ;QeQ(iTiuber die Lange-
thalswand, die TTenkelswand , der'Hei-
denthaläkopf und die Kälberzahlswand.
AehliS^ goth. Dorf mit 2200 Einw.
(Qasth. znm Sur$eh nnd WeinangselMr
Qasth.) in dnem weiten Thalkessely
der nördlich vom Ruppberg begrenzt
ist. Schwunghafte Industrie, wie in
2ella. Die bedeutendsten Firmen : F. ,
Benss (auiges. Waffen), C. Schmala
(Waffen, Eisen- nnd Stahlwaaren), P.
Eckstein (sehr starker Holzhandel nebst
Brettergesc!) ift. hnt in seinen verschie-
denen Schneide in uhlen 17 Sägen im
Gange), Th. Holland und A. Anschütz
(BrettergeschSft). Wenn man nicht
von Mehlis nach Steinbaeh-Hallenbeig
(S. 595) geht nnd den Fusspfad ver-
folgt, der am gespaltenen Oipfcl des
kahlen * Iluppherg vonilier führt, so
lohnt es sich, einen besonderen Ab*
Stecher dahin zn machen (% St), in-
dem man an einem klonen Badie an^
wärts Steigt und über eine Weidefläche
schreitet, auf welcher gro5=f!e Granit-,
Syenit- und Porphyrblöcke umher lie-
gen, dann aber im Waldschatten den
2660 F. hohen kegelförmigen €»pfel
erklimmt. Die Aussicht ttber die Wie«
senmatten und Felszacken des Kanz«
lersgrundes und rückwärts nach Mehlis
und Zella bis weit ins Frankenland hin*
ein ist entzückend.
Zella St. Blahii(V;st. v. Mehlis),
goth. Stadt mit 2100 Einw. in einem
sehr anmuthigen , von den Biesenhäop^
fern des Urgebirges umragten Thale
zwischen dunkeln WlUdem und saftigen
Wiesengi-ünden.
Post nachMeiniDgeu Meil. in 3} St.)
Mltt.l8Uhrlft]nn.,S4|Sgr.; naehflahl (IM;
in i5M!n.),Mftt.l2Uhr25Mfn. u. Ab. gührSa
Min., 6ägr. (weiter nach Schleasingen u. Hild-
burghauBeo); nach Gotha (über Oberhof und
Ohrdruf), 5^ M. in \\ St., fr. SUhrMlUn^
und Ab. lUhr h Min., 1 Thlr. I4 Sgr. -
Frojectirte Eisanbahm&rhinimg Über Mehlis
nnd Benihansen mit Otinunenthal (Melnin-
gen). — Ent/eruHngm: Sahl 1|, Oberhof %
Srhneekoj)f 2, Meiningen Gotha 8 St. —
Gasikoj': St€uU Gotha (neben der Post), 1581
F. hoch* nnd Bathhaas. — FQhrer n. L ohn-
fohnverk.
Zella (Geburtsort des Dichters Fr.
Manso) entstand , der Sage nach , aus
einer kleinen , dem Kloster Remhards-
bruuu gehörigen Zelle, die Gebhaid v.
Kordeek, naädem er das SanbBeUoM
anf dem Ruppberg zerstört, Termittelst
der dadurch gewonnenen Mauertrümmer
zn einem Kloster erweiterte, das er dem
heiligen BUsius weihte (1228), Der
28»
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615 76. Route: Vüu Meiüingen über Zella nach Oberhöf. 616
FleekttSt der sieh an dss Kloster her-
um ansiedelte, schwang sich seit der
Mitte do«^ IG Jahrh. durch seine Ge-
wehrfabriken zu sehr bedeiuendem
Wohlstand empor, so dass er 176:i ge-
gen 3000 Einw. zihlte. In diesem
Jahre aber vard er dnrcii eine fnrcbt-
bare Fensfsbrunst bis auf wenige Häu-
ser vernichtet. Indessen ist dns Städt-
chen schöner wieder auffj:ebaut inid ge-
währt durch seine reinlichen Häuser
u. durchgehendsh&bsehe Strassen einen
freundlichen Anbliok. Die viellseh
originellen Bewohner zeichnen sich
nicht blos durch Flciss und Geschick-
lichkeit, sondern auch durch ihr ge-
müthliches, gesittetes Benehmen aus.
Bettler gibt es gar nicht. Die Zel-
lemilsse sollen hier ihre nrsprttng-
liche Heimath haben. Den schönsten
üeherblick über das nette , vielbelebte
Städtchen und das von dunkeln Wald-
bergen umschlossene Lubenbachsthal
mit seinen Scbnsidemllhlen, Eisen-
nnd Stahlhftmmefn, Bohrgewerken nnd
Sohldfkothen ,- hat man von dem an
der Nordseite emporsteigenden
*Lerehenbery , (r. zwischen Zella und
Mehlis), einer mit Parkanlagen und auf
seinem Gipfel mit einem imposanten
Hans, geschmflckten Priratbesitsnng
der Familie Klett , die auf Verlangen
gern geöffnet wird. Nicht minder lohnt
der Besucli von Albrechts Garten (vixlgo
„Klein-Malmers"), V4 8*^- westlich von
der Stadt, einer Restauration (mit vor-
trefiUch<lm Bier), wo das Auge mit Ent-
sätzen auf Zella und Mehlis, und dem
vom Lubenbach (Lichtenau) durch-
6(hlängelten, reich belebten Wiesen-
grunde ruht.
Ein anderes Interesse gewährt di*^ iu
Zella und Mehlis überaus acbwuughalte
G«w«ih(häHgk«U, nicht blos in gtdvccliielten
Ilolzwaaren und im Brettcrhandel (Georg
Barthelmes und O. Anschätz}, wodurch das
Strassenfuhrwerk immer noch im Gange
•rhalien wird, sondern hauptsächlich in
Waffen-, Stahl- und Eisenfabriken. Na-
mentUch zeichnen sich Zella und Mehlis in
IWbxIkatiottder Jagd- und Luzuswaffen aus,
die den englischen und belgisclien nicht
naehitehcn. Ordonansitntsen, 8ch&tzen-
bücbson, Schnollladcflinteu, Pistolen, Revol-
ver der yerachiedensten Konstruktion (bis
zu m Schnas und «M» TWr. im Preis) in
auagesefchnet solider, wahrhaft künstleri-
scher Ausführung, (von II. Ch. Kletts Söh-
nen, Gebr, Decker, G. Gressmann und Geoig
Beinrnann). We lc««tg«a«iiiit«i FimMD
producirou ausserdem die feinsten, oIp-äu-
teaten Eisen- und Rtahlwaaren (daa Ver-
zeichnias dieser „Kurzwaaren«' umfaast tber
2000 Nnmmera), die flurcn Markt nicht blos
in allen Ländern Europa's, sondern auch in
4.merika, Aegypten, Japan, China etc. haben.
Musterlager in Leipzig, Hamburg, Wien
und Amsterdam. Es ist interessant, nicht
l.lns einzcl-nc Meiateratücke zu bewundem,
sondern überhaupt diese Tiölgestaltige lliä-
tigkeit (wie jede Tlinte dnrch nebr als 50
Hände geht, bevor »Ic in den Handel kommt)
zu beobachten.
Ton Zella nach Oberhof (2 St.),
prachtvolle Gebirgsstr. in vielen Zick-
zack.windungen , anfangs im reizeiKien,
v.Htmmem v. Bfühlen belebten Lüben-
haehtgrunde hinauf, bis die Chaussee zur
Schmücke nebst dem Bache r. abzweigt,
und dann immer st> ilor durch dichten
Hochwald (mit ^'eiui^srcichen Blicken
auf groteske Felseuriesen und in offene
Seitenth&ler) snm ,»Bondel" (S. 268)
empor, wo (auf dem Rennsteig) die
Strasse von der Schmücke r. herüber
kommt. Kräftige Fusswanderer, welche
den grossartigen Charakter des Gebir-
ges in seiner tiefsten Einsamkeit belau-
schen wollen, können (mit Führer) in*
teressante Seitenpfade einschlagen, nnd
zwar 1. der Strasse iiber den Heinrich-
bachastein, drn Gehrannten Stein (2764
F.) u. über den Schützenhcrij (27 73 F.),
oder r. über den Spitzigen Berg (2705
F.), dessen Hochwarte anfschanemPro-
menadenweg in St enreicht wird
und «inen herrlidien Blick in das wo-
gende Waldmeer, so wie auf Suhl, Zella,
Mehlis und Benshausen gestattet.
Ofoerhof : S. 269.
Seitenronten : Von Zella z. Schmücke
(2 6t.) führen 2 chaussirte Strasse Sureh
die Centralgebirgsgruppe des Tbfirin-
gerwaldes, dienähere den Spitzigen Berg
und den Sommerbachskopf zur Linken
lassend, die andere jeuseit drr Stadt
von der oberhofer Strasse r. abiautoud
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617 77. S 78. BmOe: ][eiiii]i|fi]i--ll]iieiitii/ f kemar^SeMeniiogen. 618
und im weiten Bogen sich durchs Hoch-
gebirge (Zellaer Leube oder Loibe)
windend. Die erstere mundet afif der
A^impamne^ «imm Hoefapunkt (2839 F.)
mit sclidBer Aassieht, wo die Wege von
Zella, Oberhof nud Suhl zusammen-
treffen und ehedem die Pferde ausge-
spannt -vrarflnn, welche die Fuhrleute
vou 8uhi herauf als Vorspanuc mitnah-
meO) in den Rennsteig ^ und verfolgt
dlflsen, den Gipfel des ffr. Betrherga
diclif Sur Linken u. den'i>»elMn«2br«is-
stein zur Rechten, vh^r j^Plänhners Au9'
sieht'' bis zur Schmücke (S. 2G3). Der
andere Weg lenkt oberhalb der Aus-
spanne in die neue Strasse von Oberhof
zurSehutaeke ein, 1. aih Gipfel des Beer-
bergs vorüber (S. ÄSS). Fnsswanderer
können über den JS^nbrigen Berg und
doTi 2910 F. hohen 8ommcrhachsl:opf
(mitFiirschhaus) gehen, um sodann den
Rennsteig zu verfolgen.
Von Zella nach JSMU: B. 8i.
77. Route: Von Meiningeu über SuM nacli Umenan.
Omnibusfahrt nach Suhl (5 St.) Sonnt.,
Mont., Mittw., Freit. Ab. 5| Uhr, 53 kr.
Chaussee n. Bohr (1*/^ St.). preuss.
Bor^ wo im UitteMter eine kaiserliche
Pfalz stand, in der sich Otto I. und
Heinrich II. zuweilen aufhielten. Sie
is^ spurlos verschwunden. In dem
idyllischen, von einer sclnoflfeu Fels-
wand begrenzten Thalkessel, worin
das Dorf liegt , findet man interessante
Versteinerungen. Von Rohr nach Bül-
stedt (% St.) überschreitet der Weg die
Schwarza und tritt in den Tlns/lgrund.
laicht weit davon , wo sich die Hasel
mit der Schwarza vereinigt , steht eine
DomSne („Kloster Kohr^') , ans deren
Oekonomiegebänden eine stattliche
Kirche emporragt. Sie ist das Uebcr-
M(^n>^el eitles reichen Benediktiner-
Nonnenklosters, 974 erbaut. In der
Nähe ein Spital. Vou DilUtedt durch
den anmathigen Haselgrand üb. WieHt'
hau8en, DieUäumaen und Mäbendorf
(Eisenhammer u. Blauofen) nach Hein-
richa (2 St. von Dillstädt), preass>
Flecken mit 1350 Einw., wonwter viele
Juden, die hier eine Synagoge haben.
Bedeutender Wein- und Eisenhandd .
R., oberhalb der Kirche, diQ Haardt mit
herrlicher Ansaiefat. Im reiohbelebtea
Thale von BemriehB naeh SM (V4 St.)
2 Sdiiesshäuser, das erste (Hehuriehs)
r., das zweite {Suhl) 1. der Strasse. .
Suhly -n. von Suhl die ßekmüdhet
R. 82.
Nehcnroute (vergl. S. 638): Von
Snhl uaeh nmenau, (5 St.) über den
2309 F. hohen Ringberg (*4 St. von
der Stadt), der an der nordwestlichen
Ecke (Grenzstein 0,44) eine der schön-
sten Ansichten des Hochgebirges, be-
sonders auf (joldlauter n. Mehlis hinab,
bietet. Die Schlangcnwindungcn der
kunstreichen Chaussee werden durch
einen näheren Fusspfad vermieden.
Kach % St ist SekmUd^eld, an der
Strasse von Schleasingen nach Ilmenau,
erreicht. Diese, Uber Stützerbaek füh-
rend, ist R.83 nfiher beschrieben.
78. BMta: Von Thmsäc Baeh Sehlsnsiiigen« (2 Bt)
Si»«iibnhHfahrien&. 18B. PoH nach Sehleu-
singen m H. in 1 8t. 10 Min.), Vorm. 10)
Uhr, 27 kr. (von da nnch Tlmena«, AmstafU,
Neudlotendorf und Erfürt). OmtUbunJaitri
nach Sohlensfngen und Sah] (Oastgetar
Beehtter am Bahnhof), Sonnt., Mittw. und
Freit. Ab. Uhr, 74 Sgr. (bis .Schleus.).
Themar 9 meining. Stadt an der
Werra, mit 1490 Einw. (Eisenbahn-
Station zwischen Meiningen u. Hildburg-
hausen). Gasthöfe: „Das neue Wirths«
haus*' (in der KAhe des Bahnhofes), das
Bathhaus (mit Poststall). Rest. : Schiess-
haus. NaJtriinffszweige : Ackerbau , be-
deutender Holzhandel, schwunghaft be-
triebene Kunstmühle (Gebr. Scliellen-
berg) , Thonwanrenfabrik, Pappen*
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fabrik. T>jis uralte Städtchen (Ge-
burtsort des Historikers Paul Jovius
und des TheologenDillherr, sowie laug-
jXhrige Heimath des GesehichtsselireS-
bers A. Schvltes) hat keine beson-
dere Sehenswürdigkeiten aufauweisen,
es müssten in der Kirche die vergolde-
ten SchnitTibÜdor aus dem Kloster
Vüssra und die iiir kenköpfe au den
Brnporkirchen sein. Die Umgegend
aber ist reich an maneherlei Natar-
scbonheiten u. vielfachen Sagen. Süd-
lich von der Stadt ein hohor, senkrech-
ter Kalkfelsen, an dessen Fusse unge-
heure Steiutrummer, die ein Dörlciien
▼ersehfittet haben sollen. Daher der
„Jßäng^attene Berg*' genannt. In der
Felsenwand eine enge Ghrotte das Eis-
loch"), die in der Tiefe mit Wasser ge-
füllt ist Nordöstlich der Weissbachs-
gruiidf interessant durch seine abwech-
sefaiden Gebirgsformationea. Verfolgt
man denselben (Chaussee), so kommt
man nach Tjengfeld ('/^ St.). Seitwärts
von diesem Dorfe (1.) der Ji^eldatein, ein
bewaldeter liergkopf , auf welchem ein
ääuienartiger Basaltbiock j^der Teufcls-
stein) 70 F. hoch emporragf. Ben/-
mdi, Nadelöhr, Oiterhurg: S. 132. 133.
Von Themar nacli Schlensin-
gen : Chauss<^e im Werrathal hinauf
- nach Kloster Vessra (Y, St.), wo sich
die Schleuse mit der Werra vereinigt
(8. 18. 19). Bas kleine preuss. Dörf-
chen (ein Hanptstapelplata der Hola-
fldsserei) hat einen weitbekannten Na-
men, nicht !)Io'3 durch die reiche Prä-
monstratenserabtei, die hier florirte,
^ sondern auch durch das Gestüte , wel-
ches Hersog Horits v. Namnburg hier
errichtete. Beide sind nicht mehr.
Jenea Kloster, von Gottwald v. Henne-
berg 4130 gestiftet, und Aufaugs mit
Mönchen und Nonnen besetat, bis man
1176 „Stroh nnd Fener schied^', erhob
sich zu einer der berühmtesten Abteien,
worin die Grafen von Henneberg ihr
Erbbegräbniss hatten. Einor derselben,
Wilhelm III., gründete daselbst den Or«
den der GhristophelsMder. l^ach der
BeformaÜonsftenlarisirt, ward es in eine
Domäne verwandelt. Die grosse Kirche
mit ihren strittlichonThürmen, ihren rie-
sigen Vieilern und ihrem schönen byzan-
tinisclieu Portale ist zwar noch vorhan-
den, wird aber an — Dreschtennen nnd
Getreideschobern benntat. Nur ^ne
Seitenlcapelle ist noch zu gottesdienst-
lichem Gebrauche eingerichtet. Die
Stuterei , aus der vortreffliche Pferde
hervorgingen, ist 1842 aulgehoben wor-
den. Die früheren Weiden (auf dem
Adlersberge jenseit Schlensingens) wölv
den jedoch seit 1864 wieder zur Fohlen-
zucht benutzt (K. 83). — Von Kloster
Vessra über Rappelsdorf {\ St.), in des-
sen JJähe ein verrufener, für grundlos
gehaltener Teich mit Höhleu und Klüf-
ten („die Todtenlache*') , durch den
sich sehr verengenden Schleusegrund
nach Schleuaingen (R. 81). Seitwärts
vom Kloster Vessra (r.) sieht man auf
dem 150G F. hohen, aus.^.ichtreichen
Ehrenberg die Ruine der Ottilieukapelle.
Von HrhJni'fin'jen nach Suhl : K. 81; niich
Ilmwau oder au/ die Schmücke: B. 77 u. bS.
Nebmroute: Von Themar narh Rönihill
(3 St.) .über Wachenbruan und £xdorf
durch den Jücbflegrund.
79. Bonte: Hüdburghanseii, CHeieliberge u. Hdibnrg.
Eimibnhn (S. 188) über Themar naoh | Gotha, oder naeh nmenau, Arnstadt, Nea-
Meiningen (4^ M. in M Min.) Morg. 7, 57; dietendorf, Erfurt); nach Römhild (t M. in
Nachm. 4, 10; Nacht;? 19, 13; I. Cl. 1 fi. 48 1 St. 40 Min.) Ab. 7 Uhr, 42 kr.; nach Ro-
kr., II. 1 fl., HI. 87 kr.; über Eisfeld nach dach und IleldburgT (3 M. in S St. 10 Min.),
Coburg (SM. in SO »In.) Morg. 6,46; Yorm. Ab. 7^ Uhr, 1 fl. 8 kr.
10, 2n; Nachm. 5, 53; I. 1 Thlr. 6 Sgr., II. Etufemungen: Schleusingen 9|» BttmlilM
20 8gr., ITI. 18 Sgr. — Poat nach Sehlen- 2^, Eisfeld 3, Coburg 5, Melniogen 7 St.
singen (IJ MeiL in IJ ät.) Vorm. 10^ Uhr, Gasthöfe: Engl. Hof am JHarkt» Sautem-
37 kr. (W0ltor nach Snhl, ZelU, Ohrdruf, kraut. — BedmtratUmw mit Garten vlrtb.
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7^. M9uU(: fiiLibiurgbik«B6n, aieiehb«r|;e Heldbnrg. 622
schafl: Wiitser (onweil des Bfilmhofes),
SastfuHtr* Garten, SehiUzenhof, Sendelhachs u.
Ih-ogmanns Garten, BcMUmt Ktller, Gott-
9ekedk* Berg. *•>
JimmOMih: Begicniigiblatt, %tam\\
Dorfzeituni^ ttlies unserar ^MSteu politisch.
Volkablätter, von Dr. L. Nonne 1818 «repran-
det und toh seinem Sohne, dem Buchliänü-
l«r J. Könne, forrgefftbit, wAclientllcli imal
(mit „Bolwagcn" und „Plaudorstftbchen'M,
Globtis, heraoag. von Dß, Andree» im Bibl.
laetitut.
Wmtmmrmi^f : Oarl nun Bantenkmii,
— Kesselringsche Hofbttclihfiidlttng» GmdoW>
Aohe Buchdruckerci.
HiMbnrghausr^n, ineining. Stadt
mit 4500 Kinw. (darunter Kathol., Bap-
tisten, Juden), ehemalige Residenz des
gleichnamigen Filrsteilliinms, hat eine
flrmndliche Lage im heltereii, toii mis*
sigen Höhenzügen umrahmten Werra-
thal. Die Neustadt, im Anfang des
vorigen Jahrliunderts von fran5?ösi«^chen
Kolonisten erbaut, zeichnet sich durch
Regelmftssigkeit v. Freundlichkeit ans.
I>mJMlDfon»Mftl0M Rb«r, einwroltonde-
terBau Mi8 dem Ende des 17. Jahrh., ist
gleichsam verödet, -wenn nicht die zeit-
weiligen Schwurgerichts verhandhingen,
die in der ehemaligen Schlosskirche ge-
halten werden , die verwaisten Räume
belebea. Iii der Schlossbibliotliek fAn
Maaascripi von Junker: Ehren der
gefÜrsteten Grafschaft Henneberg," und
im NaturaHeTikiRbinet die berühmten,
ifi Hessberg gefuüdenen Sandstein-
platten mit Abdrücken vorsündflutbii-
«h«r Tbierlllirten. Der im holtindf-
•eheii Geschmack angelegte Garten,
frelchem die Hanptfa^ade des Schlos-
ses zugewendet ist, liat im «>f»heure Sum-
men gekostet. Darin ein Donkmal der
Kdnigin Luise von Preussen, die öfter
ia H. w efite. Aber aiieh dieser park-
Ihnllebe Garten mit seineii sdukttigen
Alleen ist einsam gow<»tlai » well die
Wasserkanäle, die ihn Tnnfj^eben, all-
mälig versanden .sollen und in diesem
versumpfenden Zustande mephitische
Dünste aushauchen.
JMmM«. Soweit-ilck solehe aaf Kaaet
' und WI^^ßUHchaft erstreckt, steht in erster
BeiUe tlaii BibUof/raphitche Intiitut, das, nebst
der I>orlacituug, dem fast Yerschollenen
Namen HtldtiiigbaiuiMis fort und fort auch
aus Wirts einen ehrenvollen Klang sichert.
Dasselbe ward von josejdi Meyer (tlB.*)P) —
jenem rastlos tti&tigen , gemeinnützig wir»
kenden, genial ilreheiiden Geiste, der, an>
geachtet aller Anfechtungen, in den von
ihm angeregten Ideen undüntemohmnnp^en
fortlebt — begründet und 1828 von Gotha
nach H. Tertegt, wo es von seinem Sohne,
Tlerm. Meyer, in wachsender Ausdehnung
fortgeführt wird. Es umfasst alle Techni-
ken der graphisciieuKüuüte in einer seltenen
ToUstiadlgkett nnd thettwelee grossen Aus-
dehntinnr*, verwendet dle=?e umf<änglichon
Mittel aber lediglich zur Herstellung der
eigenen Yerlagswerke , welche nach wie
vor und mit Erfolg auf die Blehtnag der
Volkshlldung sicli beschränken.
Aber auch in anderen Zweigen der Be-
triebaaotkett regt sich in U. seit Kurzem
fklsehee Leben. Neben der altrenommfrten
Voitschen Papiertnach6- und Puppenfabrik
sind noch einige gleichartige Geschäfte zur
Blütlte gediehen. Audi der landwirthächaft-
Uobe KbMchhtenba« (Dressel) wid die Mei-
serfabrikation (Bodonstoin), sind in tüeh»
Ilgen Anfängen vertreten.
Qeaehiohtliche». Hildburghausen ging aus
den Htnden der Dynasten t. Wildenberg in
den Besitz der Grafen von Henneberg ftber>
die o8 im 14. Jalirh. zur Stafit orliobon.
Bei der benneberg. Erbtheilung fiel selbiges
an die emeetla. Unfe des Haaeee Saobimi.
Hen&g Emst, Ern^t des Frommea sechster
Sohn, wurde nun (1G84) Ilerzag von Hild-
burgliAuiseu, baute das dasigo Schless und
wihlte es ra setner Sesldetts. S^tdem
war Hlldburgliausen vom Glänze filrätl!<!her
Hofhaltung unistralilt, und blühte vornäm-
ücb unter der Begeutschaft des Prinzen
Joseph, dem, als 5sterreleb. VeUmarschall,
der Vorlnnt der Schlecht lin* Rossbach zur
Last gelegt wurde. Schon 1819 erhielt das
kleine Heraogtbum , dem auch 'SaaUbM m-
gefallen war,, eine freisinnig» Verfassuag^
hei d«T Ilannibal Fisclicr thätig war. Der
fürstliche Glanz aber ist erbticlien, als bei
der Erbtheilung der gotha-a]tenbui|r«l^*nde
(t8K) der letzte Herzog von Iindburgh.m-
sen, Friedrich, mit Altonburg be dacht wurde
und nun dortbin übersiedelte. Seitdem
steht a. Miler melatng. LMUtoÜiahell. ^
Lileraritch« NotabilüeUeH : J. P. Fr. Riclitor,
der im oberen Stock der jetzigen Haupt«
wache wohnte, als Bräutigam des Fräuleins
von Fenehtersleben (Im Hanse des Bäckers
Hardt In der Neustadt, Nr. 1121; der Musi-
ker Heuschkel, von welchem K. M. t. We-
ber (im Waguersehen Eeklians» der Sohnle
623
e2i
ge£«uüber) anclDotzauer ihre ersteDüduug
erUelten; der Oenerftlwip. GesBsler (f 1881),
der hochterdiiintc Obcrconsistorinlratli K.
L. Nonne (f 1853), der KupfersteclK-r Karl
Barth (t 1853), der DicLte^i L. Köhler (fl^^^ä},
daiwn€rat»8tätte van mümb Vreondeii und
Vuruhrern mit einem Denkmftl ges^chmückt
ist. Auch Fr. Ilofmanu (Weihnachtsbaum
für arme Kinder) wohnte bis vor Kurzem
Uar.
Vingelniigen. Vor Allem fSIlt dl« neue
Lande» -Heil- und Pfiegeanttali Jwr Irrt Ins
Auge, ein kolossaler Bau (von O. PIcbler)
•uf einer sftnften Anhöhe vor der Stadt,
I. an der Strasse nach Eisfeld. ^ K. von
der Strasse nach Bodach ciü malerischer
Hötaensug (^cr Stadtbcig, deaflon östf. Ab-
dachnng mit Berggärten bedeckt ist. Unter
ihnen der umfangreiche, pnrkShnliche
Mey^tberg (dem Chef des Bibl. Inst, gehörig),
diiTfih einen weltslobtlKen BntneBfIrarm
kenntlich, der eine nchöne Aussicht gewShrt.
Daneben (nach der Stadt zu) der Öchmidteber^
mit schöner Aussicht. Im dasigen Oarteu-
hmuM wohnte liagere Zeit der mysteriöse
,,DTinkelgrar* (Graf d'^ VnT('1)*\ Hrn die
gerichtliche Untersuchung als Theilhaber
eines holländischen Spritgesch&fteg decou-
▼rirt hat. Ebendaselbst des Grab der „Bun-
kolgräfiu" (Soph. Botta). Oberhalb des
Meyerschen Berget der geschmackvolle
0«rtBii dett BOdlMuiert Konred mit 8eliwei*
zerhäaechen. Am nördlioheii Fusse des
Stadtberges ßcÄ<Jfer«Ä'( Z/cr, eine dr^r besuch-
testen Bestaurationen. Vom Krautberg, 1.
der StMMte loMlh Bodach, eabr sMaerBUok
tes WerratluO.
Excuraioncn : atif den HäselrielkeT-
ber<j (1G19 F.), St westlieh von der
Stadt, 1. der Strasse nach Themar, mit
weiter und schöner xVussicht nach Fran-
ken (Viemhnlieiligen) und Thüringen;
An der Karolinenbnrg Torbe! (Str. nach
Eisfeld) über Hesaberg (Puadort antidi-
luvianischer Thierfährten, durch den
Maurer Winzer zu beziehen) nach dem
reizend gelegenen Kloster Veilsdorf
(iVe St.), S. ia4.
N«^towr€n: 1) Von Hildburg -
havseu auf die Gleiehberge und
naeh Römhild (8 St , Post) Chaus-
see durch eine wellenförmige, etwas
eintönige Oetrcnd über Leimrieth und
Zeilftld. Zwischen dem letztgenannten
*) L. Beckstein. i>ei DunkelKrtfj BvAau,
Geheime Geschieht cu, 2. Bd.
Dorfe und der Stadt Romhild erheben
sich die weitsichtigen, langgestreckten
Zwillingsbr&derderGMclKergey tuid
zwar 1. der Or09$e (2088 P.) imd r. der
* Kleine Gleichherij (1978 F.). Beid«
sind jetzt mit Signalthnrmen gekrönt,
die eine weite, prächtige Rundschaa
nach Frauken und Thüringen bieten.
Am häufigsten wird der Kleine Gleich-
berg ^besucht, um dessen Gipfel drei
miclitig« Baeattringe, wie l^atliche
Riesenmaaem, laufen, die, von valkani-
sehen Eruptionen omporgehoben , eine
naturhistorische Merkwürdigkeit von
grossem luierosse sind. Will mau den
chanfltirtto Fahrweg nichtbenatsen, dflr
zwischen ZeUMd vnd BombUd. r. lun
Berg hinauf gehahnt ist, um die Basalt-
steine bequemer abfahren zu können,
die von einer in Hildburghausen sess-
haften Aktiengesellschaft ausgebeutet
und ala YorträOiches Pflasterangama»
terial weithin exp<Mrtirt werden: so gehl
man (n&her) hinter dem Wirthshaui
in Zcilfcld r. über eine AViese und dann
bis zur Ecke eines Wäldchf r>s. wo man
bei einer grossen Eiche I. liber einen
Rasenplatz schreite^ und in den Fahr-
weg Itommt, der durch Liaubwald ean-
porfftlirt. Der dritte Pusspfad , der r.
von diesem abläuft, klimmt schrofiT und
steil durch die in einander gekeilten Ba-
saltsäulen und hoch aufgeschichteten
Felb wälle zum Rücken des Bej-ges em-
por, dSB man Stemi^w^''^ nenat.
Wahracftelttlich hat ehemate eine Bnrg
hier gestanden. Wenigsten» werden dl»
Sagen, dir «larüber im Schwange gehen,
durch aufgefundeue Waffen, Sporen und
dergl. bestätigt. Auch ist die Rede von
ein^ Kapelle, deren wunderthätiges
ChMdenbild ▼iele Pilger hefbei gelockt
Am Abhänge des Berges ein Haus für
die Steinarbeiter, das wenigstens als
Kasthaus dienen kann. Der schönste
Aussichtspunkt ist bei der leisten , mit
Steinsitzen umgebenen Buche j während
von dem au trigonometrisehen Messni»-
gen erbauten Signale das Panorama noch
umfassender ist. Hier übersieht man ein
herrliches StUck der deutschen Erde:
ausser mehr als 50 Dörfern die Städte
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625
79.BümU: HMInursrtaMeii, €H«iehberge u. Heldburg.
626
Römhild, Heldburg, Coburg, Hil^barg-
hauson; die Schlösser und Ruinen Salz-
burg, Lichtenberg, Xordhcim, Ilcnne-
bei^, X>reissigacker , lvu.iiudort\ Strauf-
haln, Gieeli, Grimberg, Vienehnheili-
SU, Te9td Coburg, Heidbnrg, Callen-
etc. ; die lange Kette des Thflrin-
gcrwaldes mit Iiiselsberg, Dolmar, Don-
iiersh.iug, Schnockopf, Adlorsberg,
ivickelh&bn etc., das lihöngehiigc mit
dem gowaltigeu Kreuzberg, die Geba,
das Fiebtolgebirge mit dem Sdmeeberg
und Ochsenkopf, die Berge des Main-
thals (Str.m n r rir), die hesrisdiea Berge
(Meissner) und den Harz.
Besucht man BSmliild, ebeaeni Inst-
strahlende Residenz der Gr. t. Henne^erg
und spÄter eiii^s souveräoen Uersogtbuma,
Jetat melaiQflf. Ook^nomlMtidtolieD mit 1700
T:iTiw.,8o beachte man allda die schöne XtrcA«,
im einfach goth. Styl aus dem 15. Jahrh.,
mit vielbewunderten Kuustwerken (Be-
Schreibung vonDöbii«r), namentlich «Inem i
prachtvollen Sarkophag von P. Vischer,
und vielleicht das altn ResldeusBchloss. {
In dar V&ha dar Vergnüguagsort Eichel- ;
l'erg. — Von Tlömhlld durch das Ombfeld '■
nach Solm«ii\fwi nad JCiMtn^e».
2) Von Hlldbarghansen nach Heldfonrg
(4 St., Post) kann man 2 chausisirto Wege
einäcLlageu, entweder über Streufdorf, oder
«barOMNll^ Wl* waidan stmicbst den
ersteren, der mft dem zweiton bis Steinfeld
znsammenlaufi. Hier (Idnter dem Dorfe
das „Bergloch", eine tiefe Lache mit eisen-
haltiger Quelle) g^t dfa Strasse nach
Sireufdorf , einem schönen Fleken, r. ab.
Bort kreuzen sich die Wege: r. nach
Olefoherwiesen und Rftmhild , 1. nach Ro-
dach, geradeaus nach Seidingsladl. Will man
die Ruinp Sf''-rvipinifr T>PHuchen (ä Sf. von
Strenfdorf;, die man auf einem waldigen
Beigkagel emporragen sieht» so schlägt
man einen I. ablaufenden Feldweg ein, von
welchem ein Fusspfad zur Waldcsecke und
AtXk Berg hinauf fuhrt. Die Burg Sk-avf
mliüiren thurmähnliohen koIossnlenTr&m-
msrn war im Besitz der Gr. von Orlamünde
nnd V. fienneberg, kam 13ö3 an das Haus
Wettin nnd ward fm Banemkrieg serstort.
Vom Scheitel des 1384 F. hohen Berges
prächtige Umsicht. Hinab nacl) Seidimjxtndt
(20 Mio.) au einem Basaltkiingstcinbruch
▼ottber. Hier hatten sonst die Herzöge
von Hildburghauaen ein Lust- und Jagd-
sclüoss (mit Park), das 1859 von berliner
Spoknlnnfon rtnp;« kauft und in eine elegante
Cur- und Badeanstalt umgewandelt wurde.
Allein — die Gäste blieb eu aus. Nun ist
die Besitzung an Herrn von Bjelke ausHol«
stein übergegangen, der sie geschmackvoll
restauriren iässt. Schlechte Dorfschenke.
Von 0eldlngsind« dvveh den Mbsetw«
Krorkgrund über Völkerahausen nach Held-
hurg (1^ St). Man kann sofort , ohne in
das unscheinbare Städtchen zu gehen, die
hoch thronende '»Feslebesieigan, indem man
vom l>omänengufpNen!inf entweder auf der
chaassirten Fahrstrasse, die sich um den
mit Obst- nnd Wallnnssbinmen bepflansten
Bergkegel (USA V.) herumzieht, oder anf
einem steileren Fusspfad an einer, unter-
halb der Burgmauern gelegenen ehemali-
gen Restanration anr umfangreichen Teste,
die nmn, weil sie weithin gesehen wird,
„dw fränkiache Leuchte" nennt, emporsteigt.
Ihre Gründung soU in die Heidenzeit fal-
len, so dass der älteste nieil des ScUossso
noch immer der Heideubau beisst. Joh.
Friedricli der Mittlere Hess von 1558bisl565
den jetzigen Bau im Benaissancestyl anf>
fuhren und fürstlich einrichten. Im SOjghr.
Krieg ward die Burg zweimal r^r-stiinnt,
von Emst dem Frommen aber wieder be>
festigt. Ihrem ginsUohen Yerfslle wird
durch jährliche Restaurationen vorgebeugt*
Im „Kommandantarbau" wohnt ein Förster,
der Gäste freundlichst aufnimmt und be-
triithet» Leider ist das Archiv yerkanfV
und anoh die Rüstkammer nicht mehr vor-
handen. Ein Auszug aus den Akten nennt
die IQrstlidien Personen, die sich längere
oder kürzereZeit hier aufhielten: lS94£and-
graf Balthasar; 1520 Friedrich der Weise
mit S64 Pferden, Philipp von Hessen, Joh.
Ton Sachsen; 1699 Hersog Johann Casi-
mir auf seinem Brautzug mit 1800 Pferden I
die Ilorzöge von Eisenach; Emst der Fr.
fast in jedem Bommer. Das Album enthalt
auch die eigenhändige Namensschrilt des
jetzigen Besitzers , des Herzogs von IMeiiiin-
gen. Ein Schiossdiener zeigt gegen belie-
biges Trinkgold die einzelnen, grössten
TheÜs halb zerstörten, meist teeren Räume,
namentlich ♦'••n Kiesensaal, dn? Zimmer
Joh. Casimirs, die Kapelle, die für die her-
zogliteli» Blimllle schMobt mSMiiten Iiker*
Zimmer, den Schnecken t Ii nim, dasBurgtar»
Hess, (in dessen Tbüro 1416 ein Name ein-
geschnitten), eiueu äehr tiefen Brunnen etc.
Herrliche Randsicht Tom Thurm nnd von
derPastei, eingerahmt vom Thüringcrw. , der
hohen Rhön, dem FIchtetgebirge, den Hass-
bergen xmü den Cttelelibergen. Anlagen
um die Burg herum, mit Beben- und Apri-
kosensttoht. — Im Städtchen BeUlmrg Gast*
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bof sum Schwan (köstliolie Krebse). Vo»
Kehrt man ron Ucldburg uHch Hiid-
burghausen zurück, 8n kauu man den Weg
&i>er Hoiahau»«» und KuUacU nehmen, der
Bergrücken führt, Tondeafen nordn^itlirhpr
Abdachung {Jägtrtruhn, ^ VMgnügiuigitort
r. der Straaae) «tob «in hmlUh» Bll«k
Von HlldbnnrhsTispn ither Kodaeh
Back Coburg (6 8t., Post). Bis Steinfold
läuft die Straase mit der nach 8etd1ng«t»4t
suaümmon. Dann 1. über das nahe Dorf
FAnhauMn, In dessen Schlosse der „Dunkol-
graf^< (S. 63ft) atftrb» u. über Adelshausen nach
MMh, oobarg. Stftdtebvn <Om«Ii. svm
S<diwan), das nach verheerenden Branden
(zuletzt 1860) schöner aufgobaut ist , und
weiter über Neida, Wiesenfeld, Beiersdorf
und IVenaes nacb Ooburg 8S). —
Von Hüdburghatum über Neustadt nad
Amtgfhnn nach Ilmenau , oder ftaeh Blaisi«»-
bwrg und UudoUtadt: B.
80. Boate: Toe HUdbnrghaiiseiL naoh SdileuaiBgeiL (27* St)
Fo»t Vorm. lOV, Ulir, 37 kr. —
Die Chaussee fährt am Friedhof vorü-
ber (Kandelaber Uber der Omlt der
letaten Hentogin Charlotte von HUd-
burghansen) anfangs schnurgcrade.zum
Berg binrinf. Der liöclj'^t«' l'nukt der
Strasse (1651 F.) int zu Ehren ihres
Erbauers „W&ngenheimsnihe^' (Kon-
dftl) genamit worden. Hier, wo sich
die Fahrstrass« in Cnrven vndWin*
kein r. liinab windet, geht (in näherer
Fus&pfad geradeaus an der Bergwand
herum , bis er vor Gerhards<jcr€uth
(Hälfte des Weges) wieder auf die
Gbaaes^ st^sat Im Dorfe aber geht
man wieder links von der Kff^
ab (wfthrend die FiOirstrasse, mit rei-
zendem Blick 5ns Schlensctlial , r.
bergan steij:jt), und zwar gerade über
den Berg, bis mau bei der „ächueider-
bude'*, einem einaelnen Hanae, aber-
mals auf die Gliaasate kommt» Kash
kurzer Streck ' schneidet \\ io lor ein
Fusspfad r. dm cit den Wald die iStras-
senkrllmraung ab, bis man anf derHShe
die Chauss^ erreiefat nnd im reisenden
Ghrnnde Sehleusingen liegen sieht. Aach
kann man von der Schneiderbude (noch
iiiilicr) über Geisenhfihn wandern ; doch
ist der Weg uicht so interessant, weil
man das lierrilchen Blickes anf Scldea-
singen ▼erlnstlg geht. Oder man ftbet^
schreitet Von Gerliardsgereuth aus doi
Mittelherg (1657 F], dp-^^pn riipfd, mit
einem Pavillon (trigonom. Signal) ge-
schmückt, schöne Aussicht nach N. und
O. gewittirt. Knn Tor dem PaTÜton
kommt man an ,,Klingnershtn8chen"
(Pürschhans), mit reisendem Blick auf
Seldcusingcn und ins (rebfrgo, vorüber.
Einige lOU Schritte nördlicdi von> diesem
Häuschen ,,die Flotowsquelle^' im grü-
nen Bnsdi^
81. Boute: Ton SoUeusiogeu naoh Solü. (3 St.)
SeUmiBf^^ die alte Hauptstadt
der gefßrsteten Grafschaft Henneberg,
seit 18 t 5 preass. Kreisstadt mit 3020
Einw. (darunter 86 Kath. n. 94 Juden),
an der Schleuse, die ihr den Namen ge-
geben und hier die Nahe, die Erlau und
andere Gewässer aufnimmt, die mit den
reizenden TluileinScbnitten, durchweiche
sie fliessen , ein f&cherartiges Nets bil-
den. Die Lage des fk«undl. StiUltchenS}
das sich an einer Anhöhe hinaufzieht,
ist sehr anmuthig. Aucb die l)rciton
Strassen, der schöne Mnrktphitz und
die schmucken Häuser machen einen
angenehmen Eindruck.
Poü (am Harkt) naoh RtldbnrghauseB
(1} H. in 1] St.), Nachm. 3 Uhr 20 Min.,
104 Sgr.; nach Suhl (S M. in 1 St. «OMtn.^
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629
]liorg. 5j^Ubr und üiachm. 1 Uhr, la Sgr.
(weiter nach Zell», Oberhof, Ohrdruf, Gotha) ;
Ii Ilmenau (4 M. in 4| St.), Mitt. 12 Uhr
25 Min., 34 Sgr., (weiter nach Arnstadt und
JErfart). — Omnibm^akrUH: Soimt., Kittw.
«Ad WteU, attoh Ml Ab. 7 Uhr, 10 Sgr.,
nac}i Themar Morg. 6| Uhr, 7| Sgr., nach
Kisfeld wöchentl. Snial. T^hyraphetistatioiu
Eittfemungen: UildburgUaust^n 2^, Eis-
feld 5, Themar S, Ilniaiiaii 6 St.
Gasthofe: ^Crllner Baum (am Markt);
WsiMe» Bos»; Sonne. — Bestqurationen : die
Schleierei, Felsenkeller mit Gartenlokal,
an der Schleuse, unfern der Strasse oaeli
Ifildhurghauaen ; Zi^'p^lers Felsenkeller am
Obertfaor, nordöstlich der Stadt, nicht weit
vom Bede, ml^ lierrliolier Aussieht; ein
dritter Felsenkeller auf dem dents^en
Hanse.
Henneberg. Kreisblatt, wöchentl. Imal.
SeheniwürdigJceiten. Vor Allem fällt
am Abhänge des südwestlichen Stadt-
theils (an der Strasse nach Ilildbiirg-
haosen) die hochgiebelige Bertholüsburyf
«Us alle, im goth. Styl «rbante Scbloas
der Grafen Hemieberg, daa Berthold
V. 1274 zu seiner Residenz wählte,
malerisch ins Auge. Die Grafenfamilie
hatte sicli in mehre Linien gotheilt.«
Daher so viele Burgsitze der Grafen
von Heimebe^. Die achlensiiiger Li-
nie war die Sedeatead^te und hat am
längsten bestanden. Voniämlich war
68 Berthold VII., der, 1310 zum Reichs-
fürsten ernannt, sein Geschlecht auf
eine hohe Stufe politischer Macht und
Ehre erhob, und mit dem Kaiser so be-
freundet war, das« dieser ISngere 2eit
in Sehl, wohnte (1337). Nachdem die
Burg im Bauernkriege belacr^rt, vom
Kurfürsten von Sachsen aber entsetzt
worden war , liess si© Gr. Wilhelm VI.
ernenem (1548). Mit dessen Sohne,
Job. Emst, erloseh der Hennebeiger
Fürstenstamm (1583) u. seine Besitzun-
gen fielen an Kursachsen. Im Sf^iffliri-
gen Kriege (1623) ward in der Bert-
holdsbu^ ein Convent gehalten, durch
wilchen Friedrieh ron der Pflds („der
WlnterlcSnig'')' seiner Kurwfirde ent-
setzt'wurde. Jetst ist sie der Sitz des
Landrathsamtes und anderer Behörden.
— Neben dem Schlosse das 1291 ge-
stiftete und 1702 erneuerte Joiianniter^
Ordenshaus mit grossen Ockonomiege-
bäudcn, t^^^ijonwärtig in Privathänden.
Dem Schloss gegenüber Ai^ Stctdthirchej
1723 erbaut. In einer alten Seitenka-
pelle die künstlerischprachtvoUen Grab-
denkmäler der Ghrafen von Hennebezg,
die nach Zerstörang-des Klosters Vessra
hierher geschafft wurden. Auf dor
Spitze des Kirchthurms neben dein
Kreuze der Halbmond, zur Erinnerung
an eine Heldenthat des letaten Ffirst-
grafen Joh. Emst, der in einer Tarken-
schlacht dem Herzog Moritz von Sach-
son das Lehen rettete. Nicht weit da-
von, im ehemaligen 1502 erbamen Bar-
fÜsserkloster , berühmtes Gymnasium,
vom letsten Grafen v. Henneberg, der
die evangelische Lehre einfahrte, 1545
gestiftet. An derfrüliercn Schule wirkte
Crotus Rubianns (1512). Verf. der epi-
stol. obscnronim viroruui. Im 30 jähr.
Krieg wollte Graf Isolani Schleusingen
in Asehe legen, nachdem er die SMh-
sen bei Themar geschlagen (l(t54). Da
zog ihm der Rector mit seinen Schülern
entgegen, indem sie flehentlich sangen:
, .Verzage nicht, du Iläutlein kleini"
Der Feldherr liess die Fürsprache gelten
lud verschonte die Stadt. Bei der
Theilung der henneb. Lande (1660)
blieb das Gymnasium im ungetheilten
Besitz der sächs. Regentonfarailien, und
hatte eine Zeit lang 12 Landes vater.
Jetzt sind alle auderweiten Ansprüche
von Prenssen abgeldst. Einige 20 Frei-
stellen kommen armen Sehfilern s«
Gute. — Auf dem geräumigen Markt-
platz das alterthümliche B>ifhhau3,
Wittwcnsitz der letzten Gräfin Elisa-
beth von Hennebei^, die das grosse Ge-
bende an die Stadt verkanfto und das
Geld den Armen gab. Ihre Statne auf
dem Marktbmnnen.
Iiidiixfrie. Bas in Schi, zusammenlau-
fende Fliis-inotz begünstigt den Flossholz-
betrieb und das Mühlenwesen. Grossartige
Blerbranerelea mit bedeutender Aaafvhr.
Holzzougfabr. mit Turbine. Papiermacb6-
fabriken. Fabr. physikalischer Instrumente,
feiner Holzschnitzereien , guter Cithern.
Bleiweissmühle (oberhalb der Stadls an der
Strasse nach Suhl, ronT^tifiscli ic:clcj?<'n).
Schräg g^enüber eiashüttti Friedrichswerk.
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- 6B1 82. Bovte: Ton B«1il nadi ZellA ubA 01)«rliof oder auf die Scbmlieke. 632
— Bndeanätcdt (seit 1862 am Bstl. Ende der
Stadt, Str. nacU Ilm^naa), mit langer Ko-
lonnade und «olitoea Eini1eht«Bgtn sn
Slchtennadel • , Mineralwasser-, Dampf-,
Monr-, Kaltwasserbädorn und Molkencur.
Billige Preise (möblirtes Zimmer wöchentl.
l— 3 TUr.). Da der Nähe schöne Prome-
naden weg« mit reiseiider JkoMi^t Ins Mehe-
thal.
Auaßüge. Alle Xhüler, die in Schi,
münden — SiMeusegrund, Biherffrund,
Nahegrtmd, Vettergrund, Erlwagrund
— prangen mit den reizendsten Natur-
schönheiten, gleichwie die benachbarten
Berge wunderhübsche Aussichten bie-
ten. Da wir sie jedoch auf ansehen
weiteren Touren berühren, so anf
diese verwiesen. — -
Ton Schleii singen nach Suhl
(3 St.) führt „die Alte Strasse" über
Fischbaeh, den Bchöneplatz (Berg, '2059
F.) und die Steinsburg (1982 F. hohe
Basaltknppe) ; die neue beim' obemi
Thor« L hinab in den reichbelebten
Erlaugrund. Bei der Glashütte Fried-
richswerk fliesst r. am betriebsamen
Dörfchen RaoMen vorUber die Vesser in
die Erlau. L. der Strasse eine Steinpy-
ramide zum Andenken an die Leip-
ziger Schlacht Etwas weiterhin geht
r., beim Hospital St. Kilian (Y^ St.),
eine Strasse über das Flüsschen hinüber
durch den Vessergrund nach Schmiede-
feld (K. 83). Dies Hospital mit einer
alten, schönen Kirche, in welche die
benaebbarten Ortaebaften >>eingepfarrt
^d, ward 1400 gegründet. Sodann
über Erlau nach Hirschhach (% St.),
einem langgestreckten Dorf mit Gasth.
zum Ilirseli und Bajoncttschmiedo, hin-
ter welchem der weite Erlwagruiid r.
abbiegt und die Strasse durch den en-
gen Dollgrund zum Friedberg empor-
steigt, bis sie an der „Ausspanne" den
höchsten Punkt eirdcht. nnd d«nii in
vielen Wlndangea naeh gnhl blaabfSlU
(von Hirscfab. iVg St ) Ein näherer
Eussioeg geht am Friedberg ab , und
vereinigt sich erst kurz vor Suhl wieder
mit der Chaussee. — Scheut uian einen
lohueudeu Umweg nicht, so gehe man
(aber nicht ohne ■vrerlässigen FShrer)
durch das Thal der finsteren Erlau,
das immer wilder und romantischer
wird, bis sich nach '/^ ^' "i®*"
Schiisslersgruud abzweigt. Dort (nur
V4 St. V. Adlersberg, R. 83) der liothe-
oder Sehüsselhemzei^einf eine mSchtig
vorspringende Porphyrwand mit herr-
lichem Blick in den Erlaugrund. Nörd-
liciier, zwischen der „Schüsslerswand"
uud den Wasserlöchern**, ist im Er-
lauer Forste eine Stelle, die man den
„Bären/ang*' nennt. Noch sieht man
die Bpnren des 95 F. im Umfange hal-
tenden Grabens, der, um BSren zu fan-
gen, rinir*' mit Reissig bedeekt wurde,
VShrend auf einem erhöhtem Walle der
Frass lag. Ging der Bär gierig nach
dem X9der, so fiel er in die Qrabe.
Vom Brlattgmnde 1. Über den DSUherf
(2344 F ), wo sich eine schöne "Fern-
sieht öft'iict . so dass man die Veste Co-
burg und <len Staffelstein, mit bewaflf-
neten Augen sogar die in der Soime
blitzenden goldenen Zifi^erblitter an der
Klosterabr an yierzehnhdligen sieht.
Fom DöUberg bi» SM 1% 8t.
Von Scidtitsi tKjrn nach Ilmenau oder
auf die Schmücke: Ii. 83.
82. Bonte : . Ton SnU nacli ZeUa md Oberliof oi
Sclunücke.
auf die
Suhl) grüsste und gewerbthatigste
Stadt, nicht blos im prenss. AntheU
der ehemal. Grafschaft Henneberg, son-
den^ überhaupt am Siid^\'pstfuss des
TlHuingerwnldcs, mit 8500 Einw. Im
reizeudcu Lauterthal gelegen, das rings
Yon bewaldeten Bergen (in nächster
Nahe der Stadt vom liiugbei^, DöU-
berg und Domberg) eingeschlossen ist,
vereinigt sie in ihran Umgebungen das
idyllische und romantische Element sn-
einem präclitigen , in ähnlicher Weise
nielit häiiiig vorkommenden Bilde. Den-
noch ist sie in weiteren Kreisen weniger
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633 82. Route: Yon Sttlil uack Zella und Oberhof oder auf die Sckiuiicke. 634
4ktc1i ihre schöne Lage, als durch ihre i
fast weltberühmte industrielle Thatigkeit |
bekannt. Obgleich der lang gedehnte
Thalkessel kaum einen Ausn^ng zeigt,
so hat man doch daran gedacht, von
M^ingen nacli Bnbl Eiseasehieneii zu
l^gen u. einen Tunnel dnreh den schma-
len Beerberg zu graben , um die Bahn
rtl)er Ilmenau niid Arnstadt bis Xeiidic-
tendori lort/usetzen. — Die Stadtselbst
mit ihren laugen, vom Markte strahlen-
förmig «mslaafviden Strassen liatein«
ftrenndlkh moderne, lebhaftePhysiogno-
mie, wenn sie auch in ihren entlegenen
Theilen einen fast dorfjilmliehen Cha-
rakterannimmt. Die äussersten Stras-
sen verzweigen sich mit ihren kleinen
HAiten in ^^g^ ScUnditen oder bfingen
an Torspringenclen KUppen. Das höehst
gelegene Haus in der nördlichsten Vor-
stadt 1405 F. über dem Meere. Um so
schöner ist der Marktplatz mit imposan-
tem Bathbaus u. herrlichem Blick' auf den
Ottilimteln. Die Bewolwer führen ein
heiter geselliges Leben. Viel Ctesang
nnd Tans.- IMier ,,das InsÜge Svbl*^
Pont (TVTarkt) n. Schleusingen (3 Meil.
in 1 St. 86 M.) Nachm. 1| U. u. Ab. 10 ü.
86 M., 12 Sgr. (weiter uach Hildburgh.);
n. Zella (1 U. in 1 ßt,) Moig. 7 U. 45 M.
u. Nachm. 3 U. 10 M., 6 Sgr. (weiter nach
Ohrdruf n. Gotha). — OmnUmn/aJirtett (Meile
5 Sgr.) nach SchleuBlngen n. Themar, Sonnt.,
Ulttw. u. Freit., Morg. 5 U. ; nach Meinin-
gen Mwt., »Uttw. un(i Freit., Moi^. 6^ ü.
Lobufubren q. Führer, billig.
Entftrmmgen : Zella 1|, Oberhof 3|,
Schmücke 2, Ilmenau 4|, ifeiaisgen und
Hildburghausen 6 St.
Gasthöfe; Dmtachea Harn (Dölecko), bil-
lig und gemQthiicb, am Markte, mit präch>
tiger Aussicht; Kronr.
liesfnnrnfioncn : I>it' beiden Rathskeller,
im oberen Mittags u. im unteren (»schwar-
ner Walflieh**) Abends; Hniras Garten mit
Marmorkegelbahn; Feläenkellcrnach Sehlen-
sin!!-en zu; SchieartMiai ffi dei:fitrai»e nach
Moiuiugen. .
^ , FecftM^we&d^e.* dommandite der kgl.
^reuss. Bank; M. Baiim; M. Simson.
Geschichtliches. SuliI, in <^fn ältesten
Zeiten ein Viehhof, wird urkundlich seit
dem 10. Jahtb. erWftbnt, und hat sefaien
Namen von den noch jetat da befindlichen
Sool^uellen, womit ISjlfi Graf Poppo .too
I Henneberg, gleichzeitig mit Benutsung der
I imbeti "Kiaengruben , belehnt wurde. Seit
: 162i7 zur Stadt erhobeu, gelangte selbige
dureh fliren relehen Bergbau sa grosser
Blütlie. Aber wiederholte Feuersbrünste
und die Verheerungen des acijäbr. K-rieges
(namentlich durch den „Brandmeister** Iso-
lani, der mit seineat Kroaten fast die ganae
Stadt Terwüstete) lähmtediesen Aufscliwnnj?
um 80 emi^dlicher, als der Bergbau im-
mer mehr inrückging. Dagegen hat Suhl
seinen uralten Buhm als „das deutsche
Damaskus'* oder „Vulkans Residenz" be-
hauptet. Lange war es Deutschlands ein-
sige WadKsaiabrIk. ja, schon im 9. Jahrh.
sollen die Essen von Suhl und Schmalkal-
den gofrlüht haben, um die Ritter mit Pan-
zer u. Schwerdt zu rüsten; ob wol der erste
Eisenhammer in dieser Gegend erst 1487
genannt wird. So viel ist gewiss, daas es
Zeiten gab , wo kaum ein Krieg oluie sub-
1er Waffen geführt wnide. Aber es kamen
auch andere (und sie sind nicht lange Tor-
über), wo die industrielle Thätigkeit mehr
oder weniger darnieder lag. Gegenwärtig
indess^ wo ,31at und Sisen** eine so grosse
Rolli- spielen, steht sie wieder in voller
Blüthe, und ist hinter den riesenhaften
Vortsehrttten , weleha die Constraction der
Fenerwaflistt gemacht hat, aloht saHkekge>
blieben*
Induslrir. NäTior auf die Gcwerbthätlg-
keit eingehend, die sich in den Hauptnafa-
rungszwcigen der CrSW«ftr/i^f{Kttffoi> nnd
BatAmlimiberH eoneentrirt, sei erwähnt,
dftss vorzngswefse Ilandfeuergewehre der
verschiedensten Construction, von oben
und nnten sn laden, far Feldsehlachten
und Feldjagden, für das friedliche Vergnü-
gen und für den blutigen Kampf, mit den
mauuichfachaten Geschossformen und Ver-
zierungen, gross und klein, thever und
wohlfeil producirt werden. Namentlich lie-
fert S. die kriegerischen Mordwerkzeuge,
selbst in »nsserdentsche und sogar in aus«
screuropäische Länder, die, soweit sie der
pren?s Stnat bezieht, von einer königl.
Gewehrcoiiimission geprüft werden. Üs ist
Interessent, wenn auch just nicht ^erfiren-
lich, die Verschiedenheit der deutschen
Bundeswaöeu im Kalibor und im Preise zu
beachten. So kostet z. B. ein badenacher
Ladestock 98, ein hannoTorscher nnr 18|
Sgr. Aber auch blanke Waffen aller Art,
sowie Jagd - und Ltixusgewehre gehen aus
den snliler Fabriken benror. Es werden
jetat auch damasoirte Bohre gefertigt, die
man sonst mir aus Lüttfch bezog. Die Ar-
beiter selbst theilep sifii zunftartig , in Bohr-
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685 89. JihHie: Tm Bfteb Zell« it«i Oberliof «d«r ftif 4fe Bekmftcke. 636
Bcbniiedo, Bür^.Fcnmstrher, Scliäftor, Büjo-
netr u. LadestockmacUer. Sie werden Ton
den TabrikiUitttB iMsetaifUgf. Die bedav-
teudsten Firmen sind Spangenberg n. Sauer,
G. Hänels Wittwo, V. Ch. Schilling, Ch.
Storni u. a., von denen die zweite ausächliess-
Bell miitirgewebve, betondert Wiiidb&eb-
sen, andere auch Luxusgewehre liefern.
Diesen arbeiten grössere und kleinere £obx-
liämmer (Scbl egelmilch , Sttidelmaiill, Grt-
ber)» Klingen-, Bajonet- und L«deitook>
eebmleden mit Schleifereien (das sehens-
wertheste derartige Werk von Büttner und
StedelniMin, velcbee aueh KQnurae fertigt»
unterhalb der Sauer- Spangenbcrgsclieii
Gewehrfiibrik , dem Schiesshaus gegenüber),
sowie viele is^isen- und ätahltiänmier in die
Hftnde. Nihere Aosktinft über diesen inte-
ressanten Tudustrie'/wficr rrtlioiit bereit-
willig F. Merkel «. Comp. Einen berühm-
ten Namen hatte X ^ DdU (f 1835),
der erst Bfichsenschäfter, dann Organist
iiTi'l ^chr geschickter Steinschneider war.
Nächst der Gewehr-, bedeutende Blechlabri-
kation (4 Blecbhftmmer). Aasserdem Hola-
waarenfabr. (Harras), die mit 16 mechani-
schen Drehbänken und 250 Arbeitern
besondere Schaciiteln und Zündhölzchen
liefert. 1000 kl. Wlcbtscbachteln kosten
28 Fgr., das Stück also nur ^ Pf. Ferner
Porzellanfabr. (Schlegelmilch), Lederfabr.
(Wagner), Papicrmftble, Lolunfible etc. etc.
— üebrigens ist auch der Bergbau noch
nicht eingestellt. Die Aktiengesellschaft
Uenneborgia pruducirt Magneteisenstein,
woraus das berübmta sehwedische Bisen
gewonnen wird.
J&a;cwmo»auf den Dörnberg'^ nord-
westlich der Stadt, wenigstens bis sum
•OUiKtnttem (V« St), eisern «m sQdli-
eben Bergabliange vorspringenden Por-
phy rblock (290 F. über dem Marktplatz),
der in alter Zeit eine der heil. Ottilie
geweihte Kapelle trug, und jetzt mit
einem kapellartigeu Bestatuationsge-
bAode gekrönt ist. Ein bezanbemder
Blick in die zu Füssen liegende Stadt
und die von Mülileii, Hämmern, F;il'i i-
ken u. Teichen belebten Tlialcr. Üebri-
gens ist der ganze Abhang des Domber-
ges,nicht blos mit freundlichen Gärten,
sondern auch mit Anlagen, Ruheplitaen
mid Denkmälern geschmückt. So das
Käfcrnstcindrnhmal auf einem Pelscn-
piateau, mit der Inschrift r ,,Dem Hel-
fer Käfernstein (Kreisgerichtsrath in
Erfurt) im Nothjabr 1852**; der PrÄsi-
dentenplatz; der Sohönemannsfelscn.
Vom Gipfel (2062 F.) dej* Ber^-es, anf
dem ein thurmalmliches Gerüst aufge-
stellt, eine wölte Bundsidit. — Vom
OttSlienstMn kann man auf einem schö-
nen Waldweg in 1 Stande direkt nai^
Zella gehen.
Die anderen sehenswert hm Punkte
der an Naturschönheiten und iudustri-
eller Ilittigkeit so reiehen Umgegend
haben wir sehon erwilint, s. B. den
Haselgmnd nach Heinrichs (S. 617),
(Inn l^öllborp- II dfis Thal der Finsteren
Erlau nach Sclileusingeu r>32), oder
werden sie in den folgenden Konten er-
wähnen. '
Tmt Suhl nadi Zella (iV, St.)
durch eir^^ lange Vorstadt unddenreidi
belebten Mühhva«:ser^rnnd (T. d^rnackte
liothsteivj bis zur Str7(th (VaSt ), einem
hochgelegenen, stark besuchten Wirths-
haus mit beschränkter Anssielit. Gb-
dann am seilaer Sekütieenhi^ (g«to Bs»
Stauration) vorüber, wo sieh abermals
ein köstlicher Bück in den weiten Ge-
birgskessel öffnet, nach Zella (S. 614).
Beim Schützenhof mündet der Weg, der
über den Domberg nach Zella geht.
Diese Strasse wird anch gewdimlicli
eingesc hlagen, nm VOn 8üM nach Ohcr-
hqf {3 St.) zu gelungen. Die alte Hoch-
strasse dagegen lenkt bei der Struth r.
ab, berührt sofort das einsame Gast'
und Schiesshaus zum ^öhUcken Mann
(1685 F. hoch gelegen), wo man sieb
eines herrlichen Rückblickes erfreut,
und windet sich* über' die Suhler Leabe
der Wandnnr^ des "Reerborges Ifin,
bis sie bei dei- Ausspanne" (S. 617) in
die Strasse mündet, die von der
Sdimfleke nach Obechof führt. Der
Weg istkarser, als ttber Zella, ahar
nicht so schön imd intorp?sanl.
VonHuhl auf die SchmUeke kön-
nen (zu Wagen und zu Fuss> verschie-
dene Wege eingeschlagen werden : 1)
der nä^ßte (2 St.), aber am wenigsten
interessanteFussweg eine Strecke dnreb
den Laaterp:rujid, dann 1. UAidb. Meiders-
bach ('/4St.), einem 1708 von friod-
richröder Bleichem frei und freundlich
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637 82. Beute: Ton SaU nach Zella und Ol)erliof oder auf die Sclimücke. 638
angelegtooDorf«^ diiMS 640 Einw. sich
jetzt noch vorzugsweise mit Bleicherei
beschäftigen. Das Dorf zur Hechten
Inssend, verfolgt man einen Waldfahr-
weg, der da, wo die neue Strasse durch
djBSi Skshmftokergrabeii beraiifkommt,
auf den Rennsteig stösst (S. 267). Nicht
weit entfernt die höchste Quelle imThü>
ringerwald, „die Heidersbachertränke"
(2852 F.), Temper. -f 4,3<> K. Dann r
xuT Schmucke, oder sogleich 1. zum
Schneekopf. — 8) Sin schönerer Weg
(Sy« St.)f nu Fuss u. zu Wagen , durch
den von Häusern u. Menschen gleichsam
vollgepfroiiflen * Lautei-f/rund , wo sich
am sprudehulen Bacli liiuauf Mühion ,u.
Ilamxuer, Oefen und Pochwerke bunt
an einander reihen. Kach 1 St. erreieht
man das langgestreckte preuss. Dorf
CirOldlauter^ 1746 F. über dem Meere,
tief in die Berge einp^eschluchtet. 1546
angelegt, um die Kupfer- und Silber-
schät^c der Umgegend auszubeuten,
scjiwang sich der Ort an rascher Blüthe
empor, bis die Schrecken des SOjühr.
Krieges auch in die entlegenen Ge-
birLTS'^^chlnoliten <lraii<r('n ii der mensch-
lichen Betriel)S!iuikeit,abbonderlich dem
Bergbau, so tiefe W^uudeu äciiiugen,
dass sie noeh niebt Tollstftndig yer-
faarrscht stndT. l>enn die zahlreichen
Bewohner des reinlichen und freundli-
chen Ortes (über 1600) sind jetzt mei-
stens arme, aber frohsinnige Leute, de-
ren viele ailsümmerlich in entfernte
Gegenden wnnteifr, um ihrBrod aaTer-
dienen. Nnr eHm^SO Mann arbeiten
noch im Silberschacht des Rosenberges
nnd in einer Flussspathgrubc. Andere
sind als Holzhauer und Kühler, oder in
den geräuschvollen Werkstätten des
Grundes beschäftigt üdberdOOFranen-
binde aber sind iM'Orbanscben SSbel-
und Flintengeschäfte thätig, Mordin-
stramente fabricircn zn helfen : gewiss
die originellste Verwendung des weib-
liehen Arbeitskapitals ! Um aber auch
die Mädchen für den hfinsliehen Berof
taditig zu machen, ist eine beaehtens-
werthe Strick- u. Stickanstalt errichtet,
. die einen erklecklichen Wochenlohn
abwirft»— > Von OeldlaMier ein naher
Fussweg durch den oberen Pochwerks-
grund an der Kolhvnnd vorbei zur
Schmücke C^^^t .) ; während die Chaussee
unfern des Blauensteines auf den Renn-
steig mündet nnd mit diesem 1. am
Mordfleck vorUber auf die JSdimttdke
führt (S. 253 und 263).
3) Auf der alten Strasse nach Ober-
hof über den Fröhlichen Mann, nicht
weit am Dietzenlorenzstein vorbei, zur
„Ausspanne", n.dann r. anf demBenn-
steig über Plänkners Aussieht snr
Schmücke (3 St.).
4) TTeber Zella, und von da aUT
Schmücke (3% St.).: 8. 616.
Nebenroute (S 618): Ton Suhl
Ra«li nnemni (6 St.) wbidet sieh die
Chaussee in TieUachen KrSmmnngen n.
mit schönen Aussichtspunkten zwischen
dem Ringberg (I.) undDöUbcrg (r.) im-
mer höher empor, von der „Weg-
scheide" aber, wo r. ein Fahrweg zum
Adlersberge abgeht, an der Hermanns-
kappe vorüber (Eisenberg) nach Schmiß'
defeld hinab (2 St.). Von Schmicdefeld
nach Ilmenau: R. 83. — Genus^rcicher
ist der Fussweg, welcher die Fahrstrasse
bald eine Strecke verfolgt , bald wieder
rerlisst, um die Krümmungen absa«
schneiden. Er führt über den 2309 F.
hohen Ringbert/ f^ .^St. von Suhl), wo
beim Steine 0,44 eine der schönsten
Ansichten des Hochgebirges, besonders
auf Goldlauter und Mehlis hinab. Eine
halbe Stunde welter, r. der Strasse, ito^
grosse Erl^Uffel{2b94tT.) 150 Schritte
südlich vom Grenzweg die Schwarae
Kanzel, ein Porphyrfelsen mit herrli-
cher Aussicht. Nun gelit man wel auch,
wenn mau, einen weiteren Umweg niöht
sehenend, eine noch pracbtrollere Fem-'
sieht genlessen will, r. über den Teufels-
berg auf den Adlersberg (S. 642), und
von diesem über das Stutenhaus nach
Vesser und Schmkdefeld (K. 83); falls
mau nicht von Suhl über den Döllberg
nnd den „Schlessj^lala** an der fiehSss-
lerswand ' Torllber den Adlertberg be-
stdgt (S. 988).
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689
8S. 99^t Von B^«iiafaig«Aii*c]i II116UMU
640
Port in 4| m, Vitt 11 Uhr Sft Mln„
«4Sgr.
Die beiden Kunststrasäen, welche
dahin Ufiliraii, sind, abgesehen tob den
geoiiMMklien Fusswegen, so seiiön,
4m> vann ^um weiss , welche man
Tomgsweise empfehlen soll ; während
noch 1836 , als Völker sciiiRn Wegwei-
ser durch das Thür. Waldgebag schrieb,
dieser Weg so schleoht wer, des» man
ihn kantt an Fuase pasairen konnte.
Verfolgen wir zuvörderst die Poststraase
(östlich) durch dns reizcndo Xfihethalf
das (von Schleusingcn bis Sclnniedcfeld,
Oebr. Wagner, gegenwärtig Schmidt n.
Holland einen weitbekannten- Namen
haben. — Von Schmiedefcld nach Stfitzer-
bnch (1 St ) liegt der höchste Punkt der
Strasse (abermals „Ausspanne*' gen.,
weil die Fraehtfhhrlente bis lar HQlie
Vorspanne gebrauchen und diese , wo
der Weg mm abwart?; geht, „aQS'
spannen" luul zurückschicken) 2307 F.
über f^pm Meere. ^ Chausscehans mit
Restauration. Den starken Bogen, den
die Fahrstrasse % St. Tor StBtzorbacb
macht, schneidet etn Pnsswog ab. der
sich 1. dnrch den Wald zieht. StÄtzcr-
I ^^^Yl crros.cs, zerstreut liegendes Dorf
Scbesten im ThOringorwald gehört, von ^ ^
Sofalenringen am Zieglers^en Felsen-
keUer und dem Rindermannshof vor-
über bis Hinter nah und Benndorf
(IV'^ St.> — 1. seitwärts Dorf Silhaeh,
wo viele Kirschen gebaut werden — ist
der Omnd noch memUch breit nnd hat
ein parkartiges, lieblich heiteres Ge-
präge. VonSohleusinger-Neundorf bis
Schmiedefeld (2V4 "^t > wird er immer
enger, und hin und wieder so schawer-
lieh, dass er fast die Brust üusammeu-
sehnUrt. Daher gewdhnlic^ ^Enger-
§rwnd genannt % 8t. von Schmiede-
feld passirt man die grossartige Eisen-
hütte NewtrJc , die vorzugsweise für!
Suhl arbeitet, nachdem man zuvor, r.
der Chaussee, einen Felsen gesehen^ der
a«Ehren des Kanfmanna Bellermaan an
Srfnrt „Bellermannsstein^ genannt ist.
Sehmiedufeld (3 Va st. v. Schleus.),
stnttliohps prenss. Dnrf mit IGOO Einw.
und roststation , in dessen Flur , sowie
^uch in den NachbarÜuren , trotz der
rauhen Itage, starker Flaehebau getrie-
ben wird. * Das Bn, weldies im £iaeii<
berg (8802 F.), V, St. nordwestl. vom
Dorf, gebrochen wird, liefert 30 bis 40,
sogar bis 60 Procent Eisen, und ist so-
ndt das reichste, welches in Thüringen
verkommt. Daher die bedeutenden
Hammerwerke der Umgegend. Aber
auch Harz- und Pechhütten sieht man
da und dort Ausserdem Scliafthaner
nnd vielbeschäftigte Orgel- und Instru-
mentenbaner, unter welchen früher
an der Lcnc^witz, welclie dasselbe in
den preussischen (westlich) und weima-
rischen (östlich) Antheil scheidet. Von
da über Manehaeh nach IliMnau it St.),
S. 251. NSher von Stfltzerb. r. zum Auer-
hahn (10 Min.) w. auf der „alten*' Strasse,
die am östliclien Abhänge des Kickel-
hahn hinläuft, nach Ilmenau (S. 253).
Neheutour: Wer auf die Schmücke will,
schlage don Weg ein, dor zw. SeluniedefeM
u. 9ti'itri™r1>«rb I. )\1ilA(ift ti. am 'Pin''trrberg<»
Idu zum Mordfleck (Hennsteig) ; oder den kfir-
zcrea, der von Stilteertiaefa am Siaipiberg
hin; oder die Chaussee, die sc! lon vor Schmie
dafeld direkt zum Mordfleck iübrt.
Am ni'irJisten (von Schleus, nach
Ilmenau», wenn manjenseit Neundorfs
von der Chaussee rechte ab auf der al-
ten Strasse steil empor nach FrWAB-
wald g^tCaVa&t von Schleus.), einem
langgedehntCA preuss. Dorf mit kleinen,
schindelt'edeckteu Häusern, weldies
dem büchsteu (icbirgsrücken so nahe
liegt (2360 F. über dem Meer), ilasa
nur Kartoffeln, Sommsrkom ondFladtt
gebant nnd die Kirschen manchmal «rat
zu Michaelis reif werden. Die Bewoh*
ner (900), ein träger, unschöner Men*
schenschlflj:^, dem das rauhe Klima sein
Gepräge aufdrückt, nahieu sich,—
nachdem die Fabrikation des Feuer*
aebwammea kanm noch lohnend Ist —
von Kohlenbrenneu , Harzscharren und
anderen ^V'aldarbeiten. Ein auf einer
nahen Wie^e liorvorragender Fcisblock,
zu welchem man gelaugt, wouu man
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041 ' 83. Raute: Ton SchleusingeB nach llmenaa
642
am Glockenhause vot'bel dütch ein
schmales Gässchen geht, gewährt einen
imponireiiden Anblick des oberen
Schiensegebietes. Von Fraueiiwald nach
tranzenahütte (Chaussde St.) , auch
,,Allsaniih" genannt (2S98F.), w^l die
dasigeGlashütte, allannah an Stützerbach
gelegen, die Concurrenz nicht besteben
konnte. Diese Glashütte, 1601 von
Franz Wenzel aus Hannover gestiftet,
ist abgebrochen. 600 Schritt süddstl.
Ton den wenigen H&nsern, die auf dem
rauhen Qebirge noch Stehen, entspringt
die S<lileiise ans dem gefassten ,,Ho-
roldsbrunnen". Von Franzenshütte geht
man geradeaus nach Stütxerbach (^^ St.),
um dann 1. doreh den Manelwicher-
gmnd, oder r.fiber den Anerhahnn.ifottf-
nam zu gelangen (S. 253). Will man
den letzteren Wo^- einschlagen , um
alsbald den Kickelhahn zu besuchen,
8o kaim man auch von Franzens»
hfttte r, den BMinstcig (Uber den
Or. HnndskopO ▼«'folgen, bis man, un-
fern der Schleuseqnelle, an die Stelle
kommt, Tvo die alte Strasse n. Ilmenau
1. ablenkt. >v?t]iren(l geradeaus die Chaus-
see nach Aiiiigehieu oder Langewiesen
ffihrt. Verfolgt man diese eine knne
Strecke bis xumKl.Dreiherrnsteln u. geht
bei der Schurtequelle 1. ab, so kommt
man durch das reizende Schurtothai
(S. 248) nacli Ilmenau. Wer aber nach
Amtgehren wollte, würde unterwegs auf
ein nenes llbstl. Jagdhaus Stessen, wei^
ches statt des verfaUenen Schlösschens
Alber tinensmh", etwa 10 Min. davon
cntf., errichtet worden. Geht man vom
neuen Jjigdhaus durch eine südlich füh-
rende Stallung, so kommt man nach
5 Mi», zu einer herrliehen Waldeinsicht.
Die zweite Strasse von ScJileusingett
nach Schmiedefeld (mit der vorigen pa-
ralell, aber westlicher) zieht sic h durch
den V/^ St. langen, engen, vicllach ge-
wundenen Vc88ery):u^^jl(^if in schaurige
Watdsehlucbten Vöfr tirbtziger Klippen
ausläuft. Seine wildromantische Me-
lancliolie wird dmrch die Laubbäume,
womit er hin und wieder bestanden ist,
gemildert und durch einzelne Mühlen
und Hammerwerke belebt. Von Scbleu-
likhreR dwh Thttringen.
singen an der Glashütte Friedricbswerk
vorüber, wo sich die Vesser mit der
Erlau vereinigt, alsbald nach Raasen,
(I. St. Kilian), und «dann in das nahe,
fast St. lange Dorf Breüenbach, wo
der anselmHehe Brdtenhaeh in die Ves-
ser fliesst. Sodann an einemStahlhammer,
einer Schneidemühle und mehreij Gc-
werken vorbei immer höher ins Gebirge
nach Vesser (2 St. von Schleus.), 2000
F. hoch gelegen. Im Gasthof gutes
Bier und Forellen. Nun r.nach Schmie^
defeld, wo sich beide StrassenzQge, der
östliehe und wcstliclie, vereinen. Von
Vosser aus kann man das nur St.-
entfernte Stutenhaus (Chaussee) und
den Adleraherg besuchen (s. unten).
^FktsmMffenaeh Ilmenau: UeherFran-
enwal4, Franzenshütte und den Kickel-
hahn, schon oben erwähnt. — Ein an-
derer von Breitf nhach , 1. durch den
Breitenbachsgrund auf dem Ausläufer
des Gebirges hin, der sich vom Haupt-
kamm nadi Schleus, hinab allmlQig ab-
dacht, zum New» SluUnhaus (mit ge-
räumigen Stallungen), welches jetzt
eincmForslanfsf her zur Wohnung dient,
der mit eiuiuchcu Erfrischungen dienen
kann. Hier (230$ F. Uber dsm Heer)
dehnen sich die Aber 700 Morgen um-
fassenden Weideplätze ans, aufweichen
die Pferde des Vessraer Gestütes ihre
sommerliche Nahrung fanden. Auch
jetzt ist wieder eine Fohlenweide, die
Jedermann gegen festgesetste Vergütung
benutzen kann, hier dagerichtet. Das
Alte Stutenhaus, oberhalb dessen die
eigoütlicho, durch eine weit sichtbare
I?iu In inarkirte Fohlenweide, ist ver-
faiica. — Vom Stutenhaus mache man
einen kurzen und bequeme Abstedier
auf den Tisiietk^AMwi^erg, dessen 2613
F. hober Gipfel mit einem Häuschen
gekrönt ist, welches die Richtung des
Weges durcli eine Fichtensohonung
zeigt. Grossartige, ,weit umiasseude
Femsicht, besonders nach S. und SW.
Am schönsten die Gldcbberge und
Schleusingen. Auf der Westabdachnng
ein Buchenhestand, wie er in solcher
Höhe nicht leicht vorkommt. Vom Ad-
Icrsberg nach Vesser, Schmiedefeld ete,
u
s
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^ ^ ^ ■ ■ *. ■ 114
e43 S4. 85. Baute : Yon Hildlmrgliftiigeii und Eisfeld nach UrneBau. 644
— Oder nordwestlich auf ehaiiBSirtem
Waldweg in den Schüs-^lfrsg^rund tmd
7nm mnlrrischen Porpbyrkoloss des
Schüsselheiüüiesteiiies (% St.), um auf
die Strasse zu gelang eu, die 1. nidl
8a]il»reehts nftch 8elimi«defeld fBbrt
(B. 688). — Ein anderer Ftueweg: Von
Schi, nnch Waldau, aber nicht auf der
Chaussee, die einen grossen Bogen durch
den Schleusegrund über Batscher und
Oberrod (l St. ) macht, wo swischen
dttotem Fichteo die Trümmer einer
Wallfahrtskapelle versteckt sind, son-
dern über den EinfUrst, einen breiten
Sandsteinrücken (1675 F.), der sich
dem Fuss des Gebirges quer vorlegt.
Der höchste Punkt („SchwftweKuppe"),
850 Schritte ndrdl. r. Fussweg, ist mit
einem trigonometr. Signal bezeichnet u.
bietet eine schöne Rundschau. Auf die-
sem Wege erreicht man das auf einem
Wiesenplau gelegene Dorf Waldau,
wo der dadge Pfarrer gegen 800 Mld-
eben mit weiblichen Arbdten (seidene
Handschuhe etc.) beschlltigt, die ihre
Wanren durch ein leipziger Handlungs-
haus absetzen und jährlich gegen 8000
Thlr. verdienen sollen. Weiter auf der
CThasss^ durch den SehUueegrund,
welche die Grense zwischen dem
preuss. und meining. Gebiete bildet,
ftber lichtenao, Schöna«, Emstthal und
Untemeubrunn (R. 85). Hier gelit die
Strasse nach Xcustadt am Rennsteig r.
ab. Wir aber verfolgen 'las Schleuse-
thal, das immer enger und öder wird,
und In den «ifgetltBrint^ BehlMfceii-
halden Ton dem Kapferbergbait, der
sonst hier getrieben wurde, Zenfjniss
gibt, bis vor Gohpl (27, St. von Wal-
dau), wo 'lor ehaussirte Weg noch eine
Strecke weit im Uabelgrunde aufwärts
Unft| wflhreod wir 1. forhribrenddnidk
den finsteren Sehlensegmnd Ins nun
2448 F. hoben Dreihermstein (1 St.
von Oabel) gehen, in dessen Kähe die
Schleuse entspringt und das preuss.,
meining. und schwarzb. Gebiet zusam«
menstoesen. Kur St. wdt dsn Bem-
stoig 1. verfolgt vnd wir kommen auf
die Chaussee, die am Auerkahn und
G:ibelhfich vorüber nach Ilmenau führt
(noch 2 >St,). Geht man vom Dreiherrn-
stein geradeaus, so kommt man, wie
oben erwilhnt, in dAs SehMHeHkat, das
man Tom Anfang bis anim Ausgang Tsr-
folgen kann. (g. 248).
Von Schleminffm nach Themar: S. 617 j
nach Eisjeld: K. 65. (OmnlbusCahrt, Tom
Gasthof sum grftnen Baum, Montag fflrfth
6| Uhr über Waldau, Dienat. 7J Uhr über
Wioderäbach, Donnerst, u. Sonnab. Nachm.
Uhr, 10 8gr.); naeh Neudadt a. S. u. Amt-
gehren oder Königtee: bis Lichtenau, wie
oben, dann &. 8S.
84. Route: Von Hildburghatiseii nach ümenan.
Die PoBtstrasse voij nildburp^hfinson nach
Ilmenau fuhrt über Schleuüiugeu u. Schmiede-
feld (B.8O11. 8S). Sin nftherer Fittmetf durch
Wiese, Feld u. junge Nadelholzwaldung aur
Höhe des Gebirges, dann abwärts n. WUdera-
hach (Ii St.), tind welter fort nach Waldau,
nachdem man bei der Appelsthalor IMüble
(Jenseits die schwarzbacbcr rapiennüble)
die Scbleasse überschritten. Von Waldau
tiMh 0(«tiAiicft, wo man auf die COianwte
kommt, welche Uber den Sohmldtswtesen*
köpf (2432 F.) uacli Fraiiemmtd^ führt. Dann,
wie S. 611 angegeben. — Eiu attd&rer Fuet-
w«ff, an Friedriehaanftnff Torbet, tkber'^VM-
torsrod, Bürdf^n (him hierher ^l:aT]-^6e),
Poppen wind u. Brattendorf, wo mau auf die
Strasse kommt, die Ton Ilildburgbausen
über Hettherg, Kloeier VeiUdorf u. Schacken-
dorf {S. 134), dann 1. durch den Weissbachi?-
gruud über Bratteudorf Q. X^cAtettat« läuft, wo
sie mit der Ton SlsfSald kommenden Strasse
sieh vereinigt (B. 66 n. 88.)
65. fioute: Von Eisfeld nadi Um^iL
Eisfeld (S. 134), meining. Stadt mit
3000 Eiuw., Kisenbalinstfition zwischen
Hildburghausen und Coburg, an der
südlichen Abdachung des Gebirges, und
doch noch 1423 F. über dem Meer. Die
Wcrra scheidet Alt- imd Neustadt (d.
h. Vorstadt); obschon nur am Kirdb*
bcrg noch einige alte Häuser stohen,
während nach den verheerenden Ft ucrs-
brüusten, die iu Eisfeld gewüiket, (zu-
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645 Ä5, JtoMte.- Yon Eisfeld nach Ilmenau. 646
letzt 1852) fast die ganze Stadt erneuert
worden ist. Auch die schöne Haupt-
kirche, obwol nicht abgebrauut, ist ge-
bch mackvoll reataurirt. In ihr ein ko-
lossales Knudfix, eine neue Orgel und
das Kenotaphiam des mit Luther innig
befreundeten Justus Jonas, der als Su-
perintendent in E starb (1555). Sein
(Jrab, von einem ^ erwitterten Stein be-
deckt, au der Mauer der Gottesacker-
kirelie, fther deren HaupttÜfireia Belief -
bildniss, T. velehem der Bildhauer G.v.
I>omis ein vortreffl. Modell genommen.
EiseiüfcJtH nach UildburghauBen (2 M. in
23 Min.) Morg. 7, 34; Nachm. 3, 4ö; Ab. U,
81 ; I. Ol. 48 kr. oder 16 8gr., EL 9t kr. oder
7 Sgr., TU. 18 kr. oder 5 Sgr.; nach Coburg
C3 Meil. in 22 Min.) Morg-. 6, 45; 10, 26;
Kachm. 5, I. Ol. 1 ü. 16 kr. oder 21 Sgr.,
•n. 41 kr. oder IS Sgr., m. 97 kr. oder 8 1^.
Poat über Neuhaus u. Walleudorf nach
Saalfeld (6} Meil. In 8 St.) MItt. 12^ Uhr,
2 fl. 12 kr.; nach Qrossbreiteubach (4 Meil.
in 6 St.) Mitt 12^ Uhr, 1 tl. M kr. -
OmnihtttifdJirl nach Schleusingen (vom
Bahnhof oder Deutoclien Hauso aus) Sonnt.
Nachm. 44 Uhr., Mont. früh 6| Uhr über
Waldau, DlenBt. früh 7^ Uhr über Wieders-
bach, Donnerst, und Sonn Nachm. 8| Uhr,
10 Sgr. (SO Pfd. Gepäck frei).
Em^mmmgem! Schaikau % Sehleusingen 3,
Nenitadt a. B. 4, Sonneberg 8, BehwerE-
burg 8 St.
GcaAhöfe: DeuUcket H(m$ (mit Post),
gut; Bautfntnau (der Klrebe gegenflber).
BUrlokcde: Markthüttner, Nachtlampe, u. seit
1881 (südlich Tom Bahnhof) amsog.Eichliolz
die Aktienbrauerei <'„zam Bergtchlöesehen"
mit xA^nen Telsenkeller, die 1888 aus-
brannte, aber voll.stäudig wiederhergerichtet
ift und ihr vortrefiliches Bier weit versendet.
InMrU. AuMerLandirfrthschaft, Vieh-
zucht und Bierbrauerei, 8 bedeuN n<le Far
benfabriken (Porzellan- u. Olasfarbeu ran
OrtloiT, Ultramarinfarben von Merlet in Si>-
pblenau, 1| St. Ton Stofeld) ; Mirmelfkbri-
kation vonB' iiu rts, theils aus gebranntem
Thon mit Glasur, thoils aas Marmor oder
anderen Steiuarteu (überseeischer £xport) ;
Vabakeftbrlk, TnchlWbrlkatlon , Wollen-
Spinnerei, Gerberei, schwunplififtos Schuh-
macherbandwerk. Der Kittergutsbesitzer
Hofnaim in Steudach (| St.), unfern des
Scbtenenweges nach Cobnrg, betreibt kftnst-
llehe Flschzurht mit f^Titcm Erfolg.
G«9<Aichlli€h«a. l>ie Bewolaier des „Dörf-
cbMW«', nelehM Jetst aar Stadt gehört, ban.
ten 701 den runden Thurm, der noch heut
am alten, baufälligen Schlosse stellt, ing
welchem einige Behörden ihren Amtsait*
haben. Vom Kloster Fulda kam der Ort
^^n diV Hrnfm v. Henneherg, die ihn zur
5>taUt erhoben. Diese schwang sich, tiieils
dnreh den lebhaften Stnmienverkehr zw.
Thüringen u. Tnnkea, tbeas durch ergi«.
higen Bf rfrhau rasch empor, so dass sie im
11. Jahrb. bOQO Einw. zählte. Im 30jähr. '
Kriege ^ard sie wiederholt geplfindert und
elugeäsoliert (von Wallenstein 1632), so dass
die Bewohner nach Sonnoberg flüchteten
und die Verfertigung hölzerner Waaren
dorthin verpflanst haben floUeii. Daher noch
die wohlerhaltenen „J^chwodenschanzen««
^ St. östlich von der Stadt. Herzog Emst
der Fromme llese die gebrochenen Stadt-
mauern wieder aufbauen. Dessen Sohn aber,
H«nsog Ernst, erhob das Städtchen zur
Haupt- u. Kesidenzstadt eines souveränen
Ftrstenthums, siedelte Jedoch bald nach
Heldburg und später TJ.irh Hildburghanswi
Über. 1826 kam E. mit llildburghausen an
Meiningen. — dMfrUäten: Aus B. stammen
die Gebrüder Barkard, geschickte Oleamaler
(jetzt in München) und der BIchter OttO
Ludwig (jetzt in Dresden).
Yoii Eisfeld nach Schieuäiugen^
Shis 4 St. (Omnibnsfahrt) : snnitchst
über Brünn und Brattendorf. Jenseit
des letztgenannten Dorfes gabelt sich
die Strasse; die nähere 1. über Wieders-
bach und Ratscher, die weitere gerade-
aus llh«r Lichtenau nach VV aidau, dannl.
dnreh den 8cb^eusogrund Aber Oberrod,
Hecitei^ercuth u. Ratscher (oder suFuss
über den Einfdrst) nach Scjbleusingen
(8. 642). Fnssgänger kninmen noch
schneller ans Ziel, wenn sie von Brünn
1. über Poppenwind u. den aussichtrei-
chenSchleusebergn.medersbach gehen.
« Foa StMeutingen nach IlmmaM:
S. 639.
Ton Eisfeld iiaelininenan (7 bis
8 St.) entweder, wie von Eisfeld nach
Schiensingen, über Brunn u. Lichtenau
(2Va St.); oder (näher) nach Crock (»/^
St.), mit mSehtigem Slstnkohlenfldta
im Sothliegenden. In der NXhe „Brb-
sensteine", wie zwischen Jerusalem u.
Bethlehem Dicht über dem Dorfe der
steile kegelförmige Inneisberg, welcher
Kirche und Schule trägt. Von dieser
altgcrmaiiisdien KultstiHe, dia von
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647
8S, Bomte : Tmi BiBföld naeli Ilmeiati.
648
numcherlei Sagen umklungen ist» weite
Aussieht ins frSnkiscTic Lniid.
Van Crock über Oberwind iiacli
Biberschlag (1 St.). Hier tritt man iu
d«n pMSfdrmigen , hocliromaDtisehen
BtBerffrund, welcher streckenweise nur
eine wilde Schlacht bildet. Vornäml.
beim Dörfchen Engenstein (2 St. v. Eis-
feld 11. rheu soweit von Sehleusiiigen),
das einen wahrhaft überraschenden An-
blick gewährt, indem die ttrmlieben
Häuser am tosenden Dach lagern, der
sich durch eine zackige Felsenschlnclit
mühsnm hindiirrli'lrängt. Auf dorn fast
unzugänglichen ,,Sclilosskopf" hat Burg
Engenätein gestanden, die im dQj. Krieg
BeTStdrt wurde. Von Engenstein nach
Lichtenau ('/, St.), mein« Dörfchon mit
Eisenhammer am Fusso der TToinkuppe,
in einem schonen Thale, wo dieHiberm.d.
Schleuse sich vereinigt. Gegentiber (1.)
dasWirthshans Engelau, zum Dorfe Lau-
genbaeb gebSrIg, worin viele Böttcher
u. Weissbinder wohnen ; r.die zuckerhut-
formige Knppc der Hohewart (2198 F.)
mit prächtiger Aussicht. Vmi Lichtenan.
wo sich die Strassen von Schleusingeu,
Hildburgha«sen u. Eisfeld vereinigen, —
falls man nicht den Fiissweg(S. 644) über
Steinbnch u. FrAuemDcid(2 St.) vorzieht,
— im Schleusegrund aufwärts über Schö-
nau, -Ernstthal nnd Unterneuhrnnn
(•/^ St.), die nahe zusammenliegen und
durch industriellen Verkehr belebt sind.
Im meining. Wif^tiiEmttthal, wegen
seines Drahthflttenwerkes gewöhnlich
,,(He Hnt((^" genannt, ein jetzt verein-
samtes Sfliloss, worin sich die TTer7:öge
von Hildburghausen öfter aufi^chalten.
Vordem soll ein Qoldhammer hier im
Gange gew^n sein. DassKnpferin
der Ümgegond gewonnen wurde, bezeu-
gen die Schlackcnhalden. Von Unter-
ncubrunn geht r. dio Strasse narli "Ken-
Stadt a. K. ab, geradeaus im Schleuse-
grunde, der sich mehr u. mehr verengert,
BMb QikM (1 V4 S.\ u. von da — ohne
bis Hmanaa (3 8 t.) nocli ein Dorf au
«berühren — auf den Kennsteig, den man
eine Strecke 1. v^erfolgt, bis vnn-w nnf die
Strasse kommt, die rechts (au Stützer-
bacb Torbet) fiber den „Auerhahn^^ am
Abhänge des Kickelhahn , oder über
Stützerbach u.lVfanebach nach Ilmeaan
führt (S. 641 und 644).
Interessant ist auch der etwas wei-
tere, aber gleicbfalis ehausstrte Weg
(die alte Strasse von Thüringen nach
Franken) über Kevstndt am Rennsteig
(4 St. von Eisfeld). Bis Unteme^'hrvnn^
wie oben. Daun r. über Obemeubrunn
nach Oiesahübel ('/^ St. von Untemeu«
bmnn), das sich eine lang« Strecke im
Thal hinaufzieht, u. v. da nach Kahlert
(1 St.), einem kloinen, 2274 F. hoch ge-
legenen Orte mitstark besuclitem Wirths-
haus. Um die Steigungen zu überwinden,
die das Hochgebirge entgegenstellt,
muss die Strasse so starke Conren
mac?)(>n, dass ste Streckenweise wieder
rückwärts läuft. Von Kahlert nach
Neustadt (V4 ^^•) ^^if dem Rennsteig.
Dieses grosse Dorf (Gasthof „zum gol-
denen Frosch'*), dessen höchst gelegenes
Hans 2498 F. Uber dem Heere , gehdrt
mit seinen theilsaerstreuten, theils grap-
pirten Hiinscm zum grössten Theile dem
Herzogthum Meiningen, zum kleinereu
dem Fürsten th. Schwarzb. Soudersh. au,
und hat einen ächten Gebirgscharakter.
Im Winter i>t es fast regelmSssig Ho-
natc lang eingeschneit. Die schöne
Kirche (seit 1859) ist mit Hilfe des
Gustav -Adolfs- Vereins erbaut. Die
Herstellung des Feuerschwamms , eine
seit alten Zeiten auf dem Thüringerw.
einheimische Industrie, beschftftigtesonst
fast alle Hände, so dass man, weil das
inländische Material nicht ausreichte,
die vorzugsweise nii Bnebon wachsenden
Köhrenpilze (Poijporus lomentarius)
zum Theil aus Schweden u. Norwegen
beziehen musste, u. mit dem einfkehen
Präparate alle Länder durchhausirte. In
der neueren Zeit hat sich die Hälfte der
Eimvohner der Streichholzfabrikation
zugewendet, obwol auch der Zunder-
schwamm noch immer stark begehrt
wird. ^ Von Neustadt wendet siiä die
Strasse r., bis sie nach 1 St. in die
Chaussee einlenkt, die von Amtgehren
nach Breitenbach führt fS. 130), wäh-
rend man, diese Chausatic durchschnei-
dend, nach Königsee gelangt. Will mau
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649 86. Route : V on £l8feLd über Limbach n. Scbwarzborg od. Saalfeld. 650
also naeh nawnan oder Arnstadt, so
▼erfolgt man die Strasse 1. nach Amt-
gfchren, und errrhlit in einer Stunde
MöJirenhach, am westi. Fuss des Lan-
geitherges (Borzel), auf dessen kahlem
Gipfel eia fiftnschen steht, von dem
man, wie S. 838 erwähnt, eine der schön-
sten Rundsicliten hat, u. von da auf
steilem Wald- u. Feldweg am Schiesshaus
vorüber nach Amtgehren (S. 230J. Von
Amtgehren nach Ilmenau. S. 231, nach
Arnstadt: S. 42 9, nach Königsee: S.230.
Kodi ein grösserer Umweg, wenn man
die Poststrassc über Grosshreitenhach u.
Amtgehren wählt. Diese fuhrt durch eine
sanft emporsteigende Wiesenaue, an
einer Mühle vorüber, in welcher aus
Holz Papier fabricirt wird, naoh Batk'
86. Route : Von Eisfeld über
Scliwarzburg
Eine sehr genassreiche Partie, zu
Wagen s. Fnsse: Ton EUMd BACh
limllAell (3 St.) aber Saehaendor/ u.
Schwarzentenn, wie in voriger R. Jen-
seit Schwarzenbrunns, wo früher Oold-
wäscherei u. Bergbau, so dassnoch 1716
von dorn hier gewuuueuen Golde Mün-
aen geprägt wurden, vereiuigca sich die
Qudlbaehe der Werra, die am höchsten
Gebirgsrüeken, etwa 1^4 entfernt,
entspringen. Zwischen ilmcn lagert der
hohe, lange Ueubcrg , die Grenzsclieide
zwischen den Flussgebieten der KiUe,
der Weser and des Rhein». Die
»yTrockene Werra," gewölmlich die Saar
genannt, bildet den engen, reizen-
den Saargruiul, welchen die Str. nach
Limbach durchzieht. Von Schwarzenhr.
über Schintrod {,\^'^^') au einigen .Ncu-
hanten vorfiber in Vt ^t. za den maleri<
sehen t,S(iairhäuurn*' (eigentl. „Saar-
grund"), die sich vereinzelt im Thale
aufwärts zieTien. Nun steigt der Weg
immer «.tclli t empor, u. derBiicli rauijclit
schäumend über entblosste Tliunschie-
ferschtchteo, bis man d^m liöehaten Ge-
hirgsrücken sich nähert, wo die Quellen
der Trockenen Werra oder des Saarwas-
sers entspringen , die im Thal zu einem
grossen Teich sich sammeln. 1 St. von
aendorf n. ^Slßfttottiweitdrwin (1 St.), zwei
Dörfern , die beinahe snsammenstossen.
In Sachsendorf, dessen buntgemalte
Häuser einen freundlichen Anblick
gewähl en, ist hauptsächlich die Marmel»
fabrikation zu Hause. Besonders be^
liebt die Porsellansehosser der Kfihn-
schen Fabrik. Jenseit Schwarzenbrunns
nach dem Merletschen Blaufarbenwerk
Sojjhtcnau Q/^ St.) (geradeaus nach
Limbach), u. zwar durch einen stellen,
meUnehbUsehen Grand, welehen die
„Trockene Werra^ in starkem GeftUe
durchrauscht (s. folg. Beate). Dann r;
über den Eenusteig nach T.avffenhach
fl^ 'oSt.), wo man in das Schwarzathal
kommt, welches die Strasse von Sonne-
hergnaehßreit€nlba^dur€^\ä,u{t (R. 92).
Linibacli und Neuliaus uacli .
oder Saalfeld.
„Baargrund'' das freundliche, schindel*
gedeckte Walddörfchen ßiegmundtburg
(Gondelachshütte) mit sehr schönem
Forsthaus. Kurz zuvor ist die Chaus-
see mit einfacher Serpentine umgelegt
worden, so dass die alte Strasse nur
noch als Fus^weg benutzt wird. Lim*
bach ( Vg St Ton Slegmnndsb.) auf dem
Bergsattel des Rennsteigs (2272 F.) hat
nur wenige Häuser, ist aber durch seine
lebhafte Industrio weit bekannt, und
bildet zufolge seiner günstigen Lage an
einem nach allen Seiten hin verzweig-
ten Sfrassenneti den Centralpnnkt eines
regen Verkehrs, so dass der 8tattli<Ae
Gasthof von den Bewohnern der Umge-
gend häufig gefüllt ist. Die meisten
(Telniudo, ranieutiich das prächtige
„ilerrejiiiuus" u. die grossartige Porzel-
lanfabrik sind nen anfgeftthrt, naehdem
die früheren im Feuer aufgegangen.
Sehenswerth ist die mit Dampf getrie-
bene Mas'^oTiTiiiilile. Limbach verdankt
seine KiiUtchung einem Enkel des
„Scliwabenhans,'' der, aus Böhmen ein-
gewandert, sich in Lauseba niederliesa
u. der Stammvater eines in Thür, sehr
zahlreich verbreiteten Geschlechtes
■wurde. Dieser, Gotthelf Greiner, legte
mit seinen Söhnen, Gottfried, Martin u.
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651 66'. Boiuei You Eisfeld über Limbach n. ächwarzburg od. baaiield. 652
QottHeb, hwt eiseOlMflkbrik an (17tl), 1
«HS welcher nm dieselbe Zeit (1760),
als Hacheleid die erste Porzellanfabrik
in Sitzendorf errichtete (S. 198), die
jetzige Porzeiianfubrik hervorging, wel-
che dttBOAch eine der ilteBten in Thflr.
ist. Der gegenwärtige Besitzer ist G.
Dresel, während die Firma: G. Greiners
Söhne (mit dem Zeichen des Kleeblattes)
anderwärts fortdauert. Die Waaren der
limb. Fabrik (vorzugsweise Nippügu-
ren in den gescbmaekTOllsteii Formen,
ti. Tabalukdpfe) , die mehr nia 100 Per-
.sonen beschiftigt, zeichnen sich doveh
Härte, Eleo^anz u. feine Malereien aus u,
erfreuen sieh eines grossen Absatzes.
Am Fusse des •Peteräberges, um den
sich die Strasse nach Nenbans windet,
befindet sich das Qreinersche £rbbe>
gräbniss, vor welchem dem Stifter der
Fabrik , Ootthelf Greiner (f 1797), ein
guö^eisernes Denkmal erriclitct ist. Ue-
brigens ist Limbach die Heimat h des
Komponisten Nagiller.
r. der Strasse, über die im 30 j. Kriege
aufgeworfenen Schweden- oder Bayem-
scbnnzen nach Stelzen (iVa St.), einem
am Fusse des Biessberges dicht am
Walde gelegenen Ddrfehens, hinter des-
sen fenisiehtiger Kirche eine nmwaldete
Orotte(k$stliehesPIätzchcD), in welcher
der Itzbrunnen quillt (S. 20). Sein er-
frischendes Wasser galt ehedem für
heilkräftig, so daas eine Kapelle (Ma-
riahilf) daneben erbaut wurde, die sich
zu einem Tielbesuehten Wallfithrtaort
erhob. Die Krücken u. Stelzen , welche
die Genesenen in dem Kirchlein aufhäng-
ten, sollen den Ort benamt haben. Von
Stelzen auf den gewölbten, waldent-
blössten Gipfel des *Blc8§ (2VaSt ron
Eisfeld), der als der hdchste Berg dieses
Gebietes (2662 F.) einer der hervorra-
gendsten Marksteine ist, welche die süd-
östliche und nordwestl. Hälfte des Thü-
ringerwaldes scheiden, so dass in der
N&he der stärkste Gestemskampf n. die
bedeutendste Krfimmnng des langge-
streckten Hochrückens sich bemerldich
macht. I>a sich der Berfj selir steil
emporgipfelt, so wählen minder rüstige
FnssgXnger den Fahrweg, der sieh in
weitem Bogen über den „Brand" bis
nahe an die Spitze rieht. Diese ist mit
einem trigonometrisclu n Sio^rüil bezeich-
net, das man ersteigen kann, um sich
einer der weitesten nnd schdnsten Aus-
sichten (besonders nach S. u. W.) an
freuen, welche dieser Gebirgstheil , wo
die Höhenzüge nahe an einander f^renzen
u. sich theilweise decken, bietet. Her-
vortretende Punkte (ausser vielen Dör-
fern): Veite Coburg , Callenberg , Banz,
Viersehnhdligen, Heldbnrg, Straufhaln;
Rhönberge, Fichtelgebirge, Dolmar,
Schneekopf^ Kickelhahn ; Schalkau,Nea-
stadt, Coburg, Rodach, Hildburghansen,
Eisfeld. VomBless überd.„Dürre Fichte*^
(203SF. hoherBerg) n. Limbach (9 St.).
Von Jjimhach nach Schalkau und Coburg :
K. »O; üher Steinheid nach Sonneberg: K. 92;
durch das Schwarznthal nach Dreitekbach oder
Schwarxbura: lt. y3.
Ton Liiubacli nach Neuhaus am
üenustcfg' (1',^ St.) Tvindet sich die
neue Ofiaussec erst um den 2524 F. ho-
iieu i^etersberg (nahe an Steinheid) her-
um n. Iftnft sodann am Bennsteig fort,
ohne ein Dorf sn berühren. Zu Fuss
(näher), bei der Kegelbahn in Limbach
vorbei, über den Petersberg u. Sandher ij
(Quellen der Schwarza), dessen bunter
Sandstein 20 — 25 "/q Porzellanerde (Kao-
lin) enthUlt, welche in mehren Mtthlen
ausgewaschen nnd theils in den nahen
PorzdUanfilbr. verwendet, theils in die
Feme versendet wird. In den werth-
vollen, sehenswerthen Steinbrüchen (r.
an der Strasse) ein sehr reges Leben.
Beehto im Grund eine Dampfsclmeide-
milhle. Die Strasse an OlUektthal nnd
Bemhardsthal vorbei, ehemaligen Glas-
hütten, mitten im Walde, von der Grei-
nersclien Familie angelegt (letztere erst
1829), aber wieder eingegangen. Glücks-
thal ist gfinslich Terschwnnden. Auch
die Tafelglasfabrik in Bemhardsthal ist
abgebroehen. Nur ein neues Wirthshaus
steht noch an der Strasse. Wenn man
aus dem Walde kommt, öffnet sich eine
grossartige Aussicht. NeuJuiua: S. 693.
Von Nwlum nadi 8tiwan»t»y &a«r AmI*
feld: K. 98« 9A; ». Obenoeisfibach u. Blanl-fu-
hurg: R. 98; %. BrmUnbock «. iZ*M«Natt;
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b5S 87.A8S. Route: Yoa Eisfeld üb. Seiialkau n. Coburg od. Sonneberg. 654
87. Boute: Von Eisfeld über Schalkau nach Ooburg oder
Sonneberg.
Die Chaussde von Eisfeld 7\arli Co-
burg (G St.), mitPostcours bisöchaikaa,
Itthrt VSbustSUt^ftld, wo der Itzgmnd be-
ginnt, Q. SehaSkem (9 St.T. Eisf wird je-
doeh, seit Eröffnung der Werra-Eisenb.
'Als Verl>lndnii{?s«trflssc wenig benutzt.
Schalkan^ meining. Stadt in einem
geräumig«!! Thale an den Ufern der Itz,
nit 1200 Binw.
Oh« tin*l J. N. Trurkenbrndf.
Westl. von der Stadt ( ^/^ St.) ragen v.
einem dichtbewaldeten Berggipfel d.Bui-
nen der StSiatmihwrg mit stolzem Wart-
thurm empor. Im 12. u. 13. Jahrh. Sits d.
mächtigen Ritter Sehaombarg , ward
sie im 30 j- Kriesre zerstört. Am Fusse
der Idaplatz, eine parknhnlichc Anlafrp,
worin die Bürgerschaft der meiuing.
Prinaossin (nadiheriger Gemahlin
dM Henogs Bernhaid tob Wetmar) tSstk
JfoniWlflnt errichtete (1796), weil die
ganze weibliche Jugend dos T^fiTid^s
Tautpatbensteile vertrat. Wer über den
Schaamberg nach Eisfeld zu Fusse geht,
lltrtlirt die DM«r Kstsberg, Haid und
StaodAcli.
Von Srh,-iU-rin nach Coburg: R. 00.
Von Schalkfln nach Sonnoberg
{SV^St.) ChaAissöe iilier Grümpen , einem
ideineu Dörfchen an den Ufern der
Orftmpen, deren OerOUsehicliten yon
den ehiinals betriebenen Goldwäschen
zeugen, jüas sehr belebte Thal, welches
die goldilihrende Grümpen dnrebfliesst,
hatyersehiede&eNamen: oben der Stein*
heider -, weiter abwärts der Neumanns-
u. endlich der Theuern -Grnnd. Ueberall
Spnren verlassener Bergwerke in unge-
heueren Quarzgeröllen. Von Grümpen
ftber Seltendorf naeh Effelder (ly« St.),
frenndl. Marktflecken mit 600 Einw.,
am Flüsschen gleiches Namens, das ein
spaltformigo«;, von hohen Waldbergcn
eingerahmtes Thal, den düster roman-
tischen E^ffelderg^'und, durchfliesst, des-
sen Melancholie von der indnstrieUen
Regsamkeit, welche fast durchweg im
meininger Oberlande vorbcrrscht, wohl-
thuend gemildert wird ^R- 90). Vorzugs-
weise wird hier die Märmclfabrikation
betrieben. Von Effelder geht die Str.
swiecben demFlfisaclien (1.) u. demTan-
belsberg hindurch nach ^Schichtshöhn u.
Tnftndet jcjiseit dieses Dörfchen^ in die
Chaussee, die v. Sonneberg nach Stein-
heid führt. Will man auf den sonne-
berger Balinliof, ao benntat man die
erste Strasse, die im r. Winkel durch
den Wald nach Bettelhecken lauft;
während man, diosc fibf^rscbreitcnd, bis
Forschengereuth fortgeht, um r. über
die Waldberge in den oberen Theil der
Stadt an gelangen. Sonneberg: R. 91.
88. Ij^ute : Coburg und Umgebungeu.
^Icb frr&ss* dicb, i)ch5nes Oolmtg,
Wm Kunst mul "Wi-^sfii Tslüljt.
l>u bist auch eine VruUburg,
Xrheitanid das Ctomüth."
(Vlamboyant).
während der Tlieaterflaison in Coburg gebt nn
Sonn- u. Festtagen der Abendzug n.Neusuviit
Q. Sonneber« (tUtt 7|) 10 Uhr 40 lOn. iu
Coburg Jib. — Omnibm vom Babnhof In die
Stadt mit Gepäck IS kr., Drosclike 12 u.
18 kr.
Post (Steinweg) nach Bodacli (In 1 St.
S5 Min.) Ab. 7^ Uhr, 59 kr.; nach Ueldburj
(in 8 St. S& Min.) At». 7| Uhr, 1 2. 19 kr.
Eisenbahn (S. 136): nach Efsfebl (3 Meil.
in 89 Min.) Morg. 6, 5S; Macbm. S, IS; Ab.
10, tl; I. Ot 1 fl. Ukr. <U 8gr.); IL 4» kr.
(IS Sgr.), m. 27 kr. (8 9gr.); nach Lichten-
fels (2} Meil. in | St.) Morg. 8, 48; Mittags
11, 21, Ab. 6, 5Ü, I. Ci. 1 fl. ü kr. (19 Sgr.),
n. 99 kr. (10 Sgr.), m. 21 kr. (7 Sgr.); nach
floTinphprc; f5f Meli, in 38 Min.) Morg. 9 Uhr,
Nachm. ^^ Ab. 7| Uhr, I. OL 1 Jl. 8 kr., IL
» kr., HL Mkr. Tom 1. Mai hia 10. flapt. u.
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fö5
88. Ji0ute: Cohvitg iiEd üniffe^iagmu
m
Löhnfiihmi auf die Vestü III. 45 kr., auf
den Callenberg 3 fl. (einap. 1 fl. 45 kr.), auf
dlaBoseniia n. von da naeb Calenberg 5 fl.
(eiusp. 3 fl. 30 kr.), n. Scliloss Banz u. Vler-
zeLnheüigonSfl r olmf Strussen-u.Trlnkgeld).
Fihrer 4 Tat; 21, ^ Tag 36 kr., 1 Tag Ifl.
KSnigl. bayer. Werra-XiiMibaliii-Tele-
grapben.
aadhi'fe: „Uötd Lcuthämer," l. R. (Spi-
talgasse), ueu u. luxuriös oingericbtet, trotz
des TolügrapUeiiapparatos Im Haom ab«r
ntcbt immer esact« Bedienung ; Preise dorn
Rangf des Ilaiisps ©ntspreclierid, Eqnipfige;
— „Grit»!«- Jiattm" am Markt naho der Foat, '
I. E.,BeBltxer: Hartdegen, bekannt darcli
Beine tuaose Affalro mit dem Kurfürsten v.
Hessen, dessc n K a rn m c r dioner er früher war ;
•ehr frequent, Equipage; — „Viciork^HMel"
aaf dem Steinweg (Prediger), Zimmern. Frfib.
etttck bi. kr., Mittn^^t. 12 kr., Equipage; —
— „Traube," zunächst dorn Bahnhof (Mönch),
neu gebaut, mit Post^taJl n. eehr besuchter
Bierwirthschaft, Zimmer & Tag %i kr., Mit-
tAgstisch 18 kr., eigenes Geschirr, — Manch-
mal sind alle (iasthäuser so überfüllt, dass
kaum nocb ein Unterkommen an finden.
Stttaio aüonen : Bahnitof; i/eroZd im Thea-
tor (Dt'likatei^Heii und feine Weino) ; Scftaff-
mr, lüntor der Muifbr, gute Kücli« u. billige
Preise, Billard n. Kegelbahn ; Sepifce in der
LoojMildstr. , bayer. Kücho , b!lH?:ß Proiso,
Billard , Garten, Kegelbahn ; Gem» im heil.
Kreuz an der Eisenbahnstr. ; Caf^ Mayer vor
dem Judenthor, Garten und Kegelb. — An
JBieririrthschaften ist C. »o reich, wie nicht
leicht eine andere Stadt von gleicher Grösse.
Wir nennen nnr die renommlrtesten : A.
Stmtmf vortreflFliches Bier, prompte Bedio-
Tlun<^ origin. Wirth, sehr schönor Garten;
C. FrommatM in der Spitalgasse, neben
Hfttet LeuthinBer, dai ct^mger EQfbraiihaua
(viilgo IIörulcMbeck) ; Frommann in der Iler-
ruugasse, Küustlerknoipo (vulgo Loreley) ;
Müller (Turnerkneipe); Flinabtrg in der
miia der Eisenbahn („Spitze") ; ZoUhof im
Rathhaus, Coburgs älttstc Bierbrauerei,
(vulgo Schlot), heitere Gesellschaft aus allen
Ständen; JKaM^^^iumiMdlM Brauer«! auf dem
Steinwag; Marlier („Himmelsleiter") in der
Roflengasso, sehr gutes Bier ; Ec/.-artxijarien
vor dem Ketschenthor, in schöner Lage;
JhitdebaekBffortWf am Festongeberg, bfib-
scho Aussicht; IIonsti:i>i>«/nr(eii , reizende
Aussicht , Jhübsche Schenkmadehen ; Zanger-
let „Kapell«*' mit sohdnen Spaziergängen
n. berrllcliem Blick auf die Stadt u. in den
ItzgTUnd. — CondUoreien: B. Weiss; Dietz.
Ho/lheater (bei billigeu Preisen sehr gut)
Sonnt., BienBt. n. Donneret., nü^ Aufnahme
der Monate Jan., Febr., März, wo Bühnen-
pursuual u. Ilofkapelle in Gotha thätig.
BltelMaNdlim^eii.* JKeMtl «k Sohn (Leih-
bibl. von 32,0tX» Tldit l, ItUmannoch^ Hof-
buchhandhmg (Leibbibl.), E, ßiemcMH jun^
(Musikaiienlailianet), f.j9eretoTerfagBbacldi.
JournalUtSk: Begicrungsbl., wöchentlich
3mal; Coburger Zeitung (Red. R. Gonte),
6 mal ; Thüring. Placateoanseiger ; Wochen-
schrifl des MationaWerelnB; Deutsohe
Wehrzeitung; Allgemeine deutsche Arbei-
terzeitung; Nene Aora (grössten Iheiis im
Streitscheu Verlag;.
fV«fmaHr»rl<v«.* „Krnit för Wahrheit»
Freundschaft u. Recht," — Arboiterbildungs-
verein mit eigener Wirthschaft u. I^eeein*
stitut. — Bftreau des NationalTereins. —
Oreditbank (Wechselgesobaft).
Bnd>:an^faltcii : Das städtische Badehans
am Ilahnfluss (Endo der „Schwarzen AUee'V»
vortrefnieh eingerichtet sn kalten n. war-
men, Fichtennadel- u. Schwefelbädern; alle
Sorten Mineralwasser, Wein, Bier etr —
Fiussb. mit Sciiwimiuanst. , dicht am Bahn-
hof, neben der J^lde&br&4^e. — Saartekud
dekabin€tie:Wißgkf Hoftheatorfriseur; EmesÜ.
Coblirar*), ITaupt- u. Resiclcnzst. des^
gleichuami^en Ilcrzo^thums, an der Iti,
mit 10,700 Eiuw. („mehr deutsche Her-
zen, als Hftnser"), gewiQsermassen die
Qrenasdialde «w. Thür. u. Fraakett.
In neuer Zeit hat sich die Stadt dnxdl
den wachsenden Verkehr, den ihre rei-
zende Lage und ilirc schmucken Umge-
bungen berbcizichen, zu hoher Blüthe
aufgescliwaiigen , und ist, mit Eisenadi
riTali8ireDd,«in beliebter Olaiiz- ««Bast*
punkt für lahllose Touristen geworden.
Davon zeup^t die nenc T^nhiiTiofsstrasse,
die sich von Jahr zu Jahr mit den statt-
lichsten (jrcbauden schmückt. Welche
grossartigen Feste wurden aehon in der
kleinen Stadt gefeiert! Wie hat dieselbe,
hauptsftehl. durch ihren voIksthumLFfir*
sten , als Vorort liberaler Zeitideen u.
dcutschnationaler Bestrebungen weithin
einen hellen (hie u. da auch misstönigen)
Klang ! Das Innere der Stadt ist wcfn%
ansprechend, wenn anA der Marktr
platB «mit seinen alterth&mlichen (Ge-
bäuden einen originellen, n. der Schloss-
platz mit seinen stnhM ii 1 ürstenbauten
einen pompösen Kindruck macht. Um
*) Böhrig, Cobnig in der Westentasche,
i. AnÜ. 1869.
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$57
88. Route: Coburg und ümgebangen.
658
so gemüthlicher ist der gesellige Ver-
kehr mit den Bewohnern, die in Sprache
und Charakter den fränkischen Typus
nicht verleugnen j und um so anziehen-
der sind die nahen n. fernen Umgcbun-
gm, auf welche Natur und Kunst das
S^iUUiom ihrer Reize ausgegossen.
Sehenawürdigheiten: (innerhalb der
Stadt): Anf dem Markt das Rath-
haus, dessen Hofraum („Schlot") eine
berfthmte Bierkneipe , u. das vom Her-
sog Casimir erbaute Beffienrnffsgebäude,
nebst einigen alten Häusern mit hüb-
schen Steinerkprn. Nicht ■vveit davon
die Moritzkirche mit ihrem 236 F. hoben
Thurme, der eine schöne Umsicht ge-
währt. In derselben das alabasterne
Monnment Herzogs Job. Friedr. des
Hittieren (1598) u. die metallenen Grab-
platten der Herzöge von Coburg, deren
Gruft in einem unterirdischen Gewölbe
sich befindet. In der Nähe das Gymna-
sium Casimiriannm mit Tervritterten
Freskogemllden u. (an der Boke) der
Statue seines Stifters, sowie das PrXtO^
riusscheHaus in der Gymnasiumsgasse,
worin J. P Fr Richter den „Titan" u.
die „Flegcijahrc * schrieb (1803). —
Auf dem reiehd^eorirten Seblossplata
(nach der Vesta an) das berzogl. ^Ben-
denzschloss, „die Ehrenbncg.*' Vor der
nördlichen Fatjade mit ihrem offenen
Hofraum prangt auf einem rosenge-
schmiicktenliasenniatz die vonSchwan-
tfaaler modelllrte BronMStotwe des l^ttt-
verttorbenen Sentojgw Brnsi, Dazu (wenn
tiUht auf den ,,Albertsplat2" vor der
neuen Mädchenschule ?) wird das Denk-
mal des Prinzen Albert kommen, von ei-
nem englischen Bildhauer modellirt u. in
KQmberg gegossen: Das S^loss ward
1549 an der Stelle eines BarAsserklo-
sters vom Herzog Joh. Ernst erbaut,
1628 von Joh. Casimir erweitert und
verschönert und 1693 vom Herzog AI-
brecht, nachdem es ein Kaub der Flam-
men geworden } erneuert. Diesen Bau
Uess der letztverstorbene Heraog im ro-
manischen Styl gesehmaekToU umge-
stalten n. vcrgrösscrn. Im Inneren (vom
Kastellan gezeigt) die mit Stukkatur- \
arbeiten verzierte ' Hofkirche ; der mit [
lyoner 8ammt bekleidete, prächtig de-
corirte Krön- u. Festsaal; der grandiose,
durch seine Ornamentik (Karyatiden)
ausgezeichnete Riesensaal; werthvolle
Bildergalerie', Gewehrkammer, Kunst-
kabiuet u. a. m. Dem Schlosse gegen-
fiber das Hqfiheater, an welchem ans-
gezeichnte Kräfte thätig sind. Seitw.
der Marstal 1 u. die Reitbahn, an welche
sich die Arkaden reihen, welche den
Schlossgar tön begrenzen , u. weiterhin,
oberhalb der Schwarzen Allee, die neue,
im gothisohen Style aufgeführte MAe-
Uschc Kirche mit selienswerthen Glas-
maiereien. Neben derselben steigt der
Weg zur Vcsfe erapor. — Ausserdem
sei noch des ^i^eughauscs (westlioh vom
Schloss) gedacht, worin die herzogl.
Bibliothek mit mehr als 50,<K>0 Bänden
(Mittw. V. 4—6 Uhr geöffnet); währmid
das nicht unbedeutende Naturalienka-
binet aus dem Augustenstift (vor dem
Ketschenthor) auf die Festung tninslo-
cirt u. das herzogl. Palais, worin Prinz
Friedrich Josias, der Türkenkrieger,
wohnte (f 1815), au Qeschaftszäumen
für das Staatsministerium eingeriohtet
worden ist.
Die Grschichte der Stadt ist mit der Ge-
schichto der Festaug so nahe verwandt ,
daas wir an« nur ahf die letBt«re(8. unten) be-
schränken. Jedoch mögen einige Notisen
über das Coburger llegcnfenhaus , das, wie
klein auch sein Ländergebict , auf der po-
litischen Weltbühne eine herTorragende
Rollo spielt und im Conccrt der europäi-
schen Diplomatie nicht ohne EinfllWS ist»
schon hier eine Stelle finden. Ton den 8Sh>
tu n des ehemaligen Kurf&rsten Joh. Fried-
rich des Orossmüth, (S. 75) hatte Joh. Fried-
rich der Mittlere das Herzogthum Gotha
(mit Bisenaeh, Oobure etc. eio.) geerbt.
Nach dem unglücklichen Verlauf der grum-
bachschen Händol (S. 443) gingen jedoch
seine Bositzuugüu au meinen Bruder, den
Herzoff J. Wilhelm y. Weimar, ikber (1567).
Indes«? wurden seine Söhne, Friedricli, Joh.
Casimir und Joh. Ernst, in das vaterlichü
Erbe wieder eingesetzt (1570). Als aber
Friedrich mit Tode ab^ng, theilten die
Brüder ihre Länd(»r so, dass Joh. Ernst
Herzog von Eisenaofe und Joh. Cmimir
Herzog yon Coburg wurde xmd dazu die
osteriruKÜschen und fränkischen Besitzun-
gen erhielt (1&96). Dieser, Joh. Casimir,
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669
SS. Eoutc: Coburg und ümgebmigeiL.
660
liat lieh durch di« oseh Ihm iMnaante
Kirchen r hiiinjr und durch manche wohl-
thätige Stiftung verdient gemacht; während
die Härte gegen seinen unglficklichen Y*«
ter und dl« lebensl&ngliche Haft, worin er
deine nntrcnc nf»TnfihliTa Anna t. Sachsen
hielt» einen düütern Schatten auf seinen
ClMMktor wirft. D» er, gleich tetmin
Bruder, keine Erben hinterliess , so fielen
ihre Länder wieder an Weimar zurnck.
Nun aber zerfiel daa „alte*' w6tmar. iiauä
10OS In dl« aHenbargiaehe (Altonbnrv und
ro!n:r;r) tiih! in die neue weInmri!?ohe Li-
nie (Weimar, Gotha, Eisenach), bis Coburg
nach mehrfachen Oebietstheilungen an
AlbrnM, einem Sohno Ilenoff Xrnst des
Frommen, wieder einou eigenen Regenten
erhielt {Km). Bald erlosch Jedoch auch
dieser nene Ffiratenswetg, nnd es entspann
sich n!)cr <lvn Besitz des Herzogth. Coburg
«in Successionsstreit, der 1735 dahin k^-
schlichtet wurde, dass Herzog Joh. Ernst
(Albrechta Bruder), bis dahin Hersog Ton
Saalfeld, seine Residenz in Coburg nahm
und sich fortan Herzog v. Coburg nannte.
Ihm folgeen seine beiden Söhne OhrtttUm
Emst (t 1745) und Franz ,Jo»ias (t 1764),
der das Recht der Primogenitur einführte
und Ton den Drangsalen des 7jähr. Krieges
'Viel IQ leiden hatte. Unter seinem Sohne
Ernst Friedrich (t 1799) gerieth das Land in
so mitfsliche Umstände, das3 eine kaiser-
liche Gommissiou dasselbe admiuiütrirte,
ohne jedoch das Scholdenwesen an ordnen,
das unter seinem Nachfolger Franx (flSOG)
sich immer empfindlicher steigerte. Die
Wirren des Landet erreichten den höch-
sten Gipfel, als Napoleon das ganze Iler-
zogthnm in Besitz nahm, well dessen Re-
gent, Herzog Ernat, unter preuüs. Fahne
atand. Brst nach dem Tllsiter Frieden
gelangte er in dessen ungestörten Besitz,
und wusste mit seinem einsichtsvollfn Geiste
nnd mit seiner kräftigen Uaud jeuu Wir-
ren zu schlichten und nl^t Mos über sein
Land eine schönero Z nt herauf zu führen,
sondern auch) voruämitcb nach dem Heim-
lUl des Hersogthums €K>tha an Coburg
(1826), das Ansehen dos eoburger Hauses
nach ftll< n Seiten hin zu fordern (f 1844).
— BeruJtmle Namen in Coburg : Goneralsup.
Hegrer» Heyern-Hohenberg, Tempeltey,
R. Genec, Gust. Struve, A. Schloenbach,
Tr. Hofmann (jetzt in Loip/i^!:», Maler H.
n. M. Brficlinor, Gübrüdtr Mülior (Maler
nnd Bildhauer, jet»^^ in Paris), O. Dor-
nis (Bildhauer), K. FrommHnn (jetzt in
Nfimberg), Pomolog Douauer, Komponist
Xangert, Hoftheaters&ngor Beer, Theater.
regfsseur v. Kawaoalnsky, Hofscthnnaplel«-
rin Versing-Hauptmann , Virtuosen Steh-
hom, Jacobi etc. etc. — Der älteste Bör-
ger der Stadt ist der Bzmlnlster ▼. Iiepell,
der bei der Wiener Bundeaacte th&tlc war.
Wilhelmine Schroder-Devrient f 1^60.
Industrie. Sehr starke Bierbrauerei.
IMe Aktienbranerel (nnfem des Balmhofas),
nach dem „Spatenbräu" in MfmchrTi » in-
gerichtet, hat 1863 über 3S,00<J Eimer Bier
prodnoirt (tägl. Vrodnktlons^hantnm In den
WInterroonaten 850 Eimer), und findet im-
mer grosseren Absatz. Das Exportbier in
Champagnerflaschen wird in Schilf enrelop»
pen weit flbers Meer Tersendet. Fnat Bodk
beliebter ist das stnrmscho Bier, mit star-
kem Gummigehait. — Weiden- und Korb-
flechtereien (von Birnstlel In Firmelsdorf),
die sieh dnreh Geschmack nnd Billigkeit
auszeichnen, mit f'nmmrxndito in Paris.
SchiUarbeiteu, (aucti Teppiche) Yon ScIUU
fer. Strelehgarnspinnerei, LInn«nireberef
(156 Stühle) , BaumwoUenmanufactur. —
Im Itzgrnnd starke Rindviehzucht ; nnd
zwar i^t das itzgründer iUndvieh, der Stolx
der eobnrger Oekonomen, als daa vollkom-
menste unter den verächiedenen Solilägsn
des FraukeuTiehes anerkannt.
Umgehungen. Um dio Stadt herum
1) parknrtige Promenaden und überall
KeätauratioDen. Die Aktienbrauerei
(jmeit d«r Eisenbahn) und iialie dabei
die „Kapelle" (vielbesuchter Vevgnft-
gungsgarten) mit reizender Aussicht,
sowie das Schiesshaus und der schöne
Berg garten des „Vaters Sturm" mit
schmucker Bierhalle vorzugsweise be-
achtensweiib. Der HSgelang swiscfaea
der Kapelle und dem Palais des Her-
zogs von Würtemberg mit neuen Anla-
gen geschmückt. Auf ihm*.. die P!aft€^^,
zu der man auf dem „neuen Weg'',
welcher sich dicht an der EisenbiJui
hinsieht, an der Kapelle Torttber empor-
steigt, mit schönster Ansicht der Stadt
Hinter den Anlagen am alten Friedhof ein
runder Thurm , worin Herzog Joh. Ca-
simir den Geliebten seiner Gemahlin
einkerkerte. Auf dem schönen neuen
Friedhof, $stUch hinter der Stadt, das
prächtige ^Mausoleum, welefaes der re-
gierende Herzog im byzantinischen Style
errichtet hat <1859j. Es tragt .las
Motto Ernst.s des Froramen zur Ueber-
i Schrift: ,,Iu Stille und Hoffnung/' und
kiui^cd by Googl
661 88. Boute: Coburg
steht auf einer AnliShe, weldie die
Stadt bebemcht und die 'schönste Ati-
sicht der nahen Festung gewährt. Auf
dem Wege zum Friedhof das von Fr.
Hof mann poetisch verherrlichte „Qaack>
brünnle".
2) Touristen pflegen vor Allem den
schattigeu Hofgarten (jenseit des Schlos-
ses)^ worin das rersteckte Mausoleum
des Herzogs Franz und seiner Gemah-
lin, zu durchwandern , v^eW durch ihn
der Weg zur Festung emporführt, die
man zu Fuss und zu Wagen in V«
erreicht. Verschiedene Wege (am näch-
sten vom Sehlossplatse aus) führen in
den Hofgarten , dessen Parkanlagen in
neuester Zeit bis zur hochragenden
Veste ausgedehnt worden sind. Am
bequemsten, wenn man von dem klei-
neu Mausoleum an die Fahrstrasse ver-
folgt, wodureh man des ermfidenden
Stufensteigens überhoben wird. Hie
und da Ruheplätze. Endlich tritt man
durch ein Tlior — oder, auf den Staf-
feln" emporsteigend, durch ein Pfort-
chen — in den Zwinger zwischen der
ersten und «weiten Ringmauer, sodann
über eine Stein-, früher Zugbrücke durch
die zAvcite Mauer auf den Wall, und
zuletzt durch ein drittes Thor Cmit Fall-
gatter) in den inneren liaitni der Yeste.
Vor diesem Thore, das von einem neuen
Thurm überragt ist, sind Kanonenku-
geln pyramidalisch aufgeschichtet, wfth-
rend 4 Alarm geschütze (darunter die
fälschlich so genannte ,, Lutherskanone"
mit komischem Bilde} weiter hinten
stehen.
♦Dw Vetie Coburg („Fränkische Kroue''^
erbebt sieh auf einem Tonpmnge dus
Bauaseiiberges lin F. üLor dem Meeres-
spiegel und 512 F. über der Thalsohle. Sie
macht mit ihren dreifachen Kingmaueri],
Ibren Battloneu, Thflrmeii, Toraptfingen
und Terrassen einen imposanten Eindruck
nnd beherrscht die Gegend in einem Um-
Icreii Ton 00 Stunden. Der Umfang sämmt*
lieher Werke ist 80 li^eutend , dMi man
Innerhalb derselben wol 3 Schlosser, wie
die Wartbarg, unterbringen könnte. Die
nnprftngliehe Bni^ toll entweder Ton Karl
d. Gr. gegen die Saclisen, oder untor IFoin-
rich I. Yon einem Grafen Cobbo erbaut
nnd Umgebungen. 662
worden sein*), ürkandlioli kommt der
Name zurrst t0n7 vor, wo Coburg und
Saalfeld von der Königin Bichza dem Pe-
teristift in Oöln Cibergeben wurden. Spä-
ter gehörte 0> dem Kloater zu Saalfeld nnd
kam dann an di" ^Jrafou v. Hchtk bf^rf^,
als deren Nachlass sie den sächsisches
Mrsten saftel, die sie „Unsere Pflege in
Franken" nannten. Von einem Streifblick
der Reformationggoscliichte wurden ihre,
wie die Zinnen der Wartburg verklärt, als
Luther vom 18. Apr. bis 6. Okt 1690 (wah-
roTid (le'f migahurgcr Reichstagoä) gewis-
aermassen im Verateck („von 12 Bewaffne-
ten gehütet**) auf der Teste wohnte*«),
und daselbst, trotz seiner Klagen über
leibliche und geistige Schwarlilifit, fitien
so riesenhaften . Fleiss entwickelte, dass
er nickt blos Mhirdcke Briefe sehrleb
(es sind deren 119 gedruckt, worunter die
unvergleichlich schöne Zuschrift an sein
Söhuchen Johannen), die protestantische
Siegesbymne dichtete: „Sine feste Itutts
unser Ontt" etc. etc. und öfter in dorStnlt-
kirche predigte, sondern auch an der Bi«
betfibersetsQ^g (Psalmen) fortarbeitete,
Aesops Fabeln yerdeutschte und mehre
wichtige Schriften verbreitete. Ausserdem
spielte er die Laute, drechselte und übte
lAxth im Fechten,* Ringen nnd Bolsensehies'
sen. Nachdem Harzog Ernst die Ehren-
burg erbaut hatte, ward die Veste von ei-
nem Kommandanten befehligt, und l&ii
von WaUenstsin belagert, der Jedoch „das
Nest," worin sich der schwedische Oberst
Taubadel festgesetzt hatte, nicht einneh-
men konnte. Die Anbdhe, anf welcher
dm kaiserliche Heer sich verschanzt , wird
der „Vorwitz" genannt. Fast wäre hier
WaUenstein von dem berühmten Feld-
sehlaagensehlktBen Oonred Bttger ersohos-
sen Worden. Dennoch gelang es im fol-
e^enden Jahre den Kaiserlichen durch List,
(iio Festung zu uelimen, die erst im Prager
Frieden dem Hans Sachsen snrftckgegeben
wurde. Nnn verfiel sie mehr und mehr.
Das Zeughaus ward 1783 'in ein Zuchthaus
verwandelt, die werfliroUsten Antiqnititen
wurden verschleudert. Erst der letztver-
storbene Ilor^ot^ Ernst, der in allen Thei-
len seines Landes die herrlichsten Bau-
<*) T. SS^meth Geschichte der Festung
Coburg. — Kfx^p<T"ip^kn, Die Vogte Coburg,
lÖ5d. — Die beigcgebene Anticht von dem
hinter der Festung hinlanfenden Höhen-
zug (Baussenberg),
««) PfeiMmUA, Lnther In Coburg. Dce«.
den lä&S.
I
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66a
8S. Route; Col)arg und Umgebiuigeii.
664
dvBkmiler eniohtote, Ueas dteMibe seit
1838 nach Heideloffs Plänen unter Leitung
des ArchJtecten Rothbart restauriren. Die^e
Arbeiten werdun bis jetzt fortgesetzt, so
4aw wiB Mieh die Straf* tiad Trrenaiistfttt
UU8 der Burg entfernt und das Naturniieu-
iMbinet in dieselbe verlegt worden ist.
Die rnnfftogreicheii BanUchkeiteo,
TOn {MUrkähnlichcn TMTasaen mit ge-
zackten BastclLii iimp;'ebco , scheiden
sich in zwei Abthc iluiigeii Zunächst
gelaugt man in den äitercu liot' (mit
"250 F. tiefem Brunnen) , der von den
östUeben und stldlicheii Flflgeln des
Ffirst^banes (mit neuer Kapelle) und.
vom neuen Wirthschaflsgebäude (r. vom
Eingang) umschlossen ist, worin man
gegen billige Preise sehr gut bedient
mrd. Neben dem Gastzimmer eine mit-
telalterlicb ausgestattete THnkslube,
'worin ein Freskogemälde vonfiotbbart
und vorscliiodone alte TrhikgefSsse von
ungeheuerlichen Fornuu. — ■ An dcrEcke
des alten Fiirstcnbaues (1.) das Fresko-
bild des hell. <j(eorg. Im Erdgeseboss
desselben Fitigels eine kleine, dureb
ein Gitter abgeacblosseneffaZ/« mit den
Siejrf'Sf rophäcn von Eckernfördc (Gal-
lioiibild do«? dänischen Kricpsseliiffes
Christlau VllL, welches der regierende
Herzog von Coburg eroberte, Degen
des Commandeurs Paludan, Flagge des
QeiioM und verschiedene Waffen). Links
am Fürst eiibau tritt mnn durch ein
älteres Thor in den zweiton (grös.soren)
Hof, welchen der Lange Bau'S worin
jetzt die berzoglicbcn , besonders an
V?}geln sebr reiche * Natur aUemamm'
hingen, sowie das „Schaf ha us*^ U. das
ehcrnrili;;»' Z(ni;jjhans umschliessen. Im
er.ston Stock des letzteren wohnt der
Bauraih liothbart, im zweiten der Ka-
stellan und der Custos der !Naturalien-
sammlungen. Um cUe ^inneren Bäume
des Sclilusses, worin bis 1547 die ße-
gentenfaniilie wohnte, u. ihre vielfachen
Merkwürdifjkeiten zu sehep, wendet man
sich an die letztgenanntea (vermittelst
einer Treppenscbelle im ersten Schloss-
boO' Eintrittsgeld gewdbnlicb 24 kr.,
eine grössere Gesellschaft 1 Galden.
Eine Freitreppe fährt znr offenen
Galerie des neuen Fürstenbanes mit
reieber Holskonstnüction. An der
Rftckwand ein grosses Freskogemälde
(von Schneider) , den Einzug des Her-
zogs Casimir mit seiner Gemahlin Anna
darstellend (mit Porträts lebender Per-
sönlicbkeiten, z. B. des Dichters Rückert).
Neben der Galerie die Wagen- und ßai"
telkammer mit einer in ihrer Art einzi>
gen Saniniluiig fiirstlieher, kostbar aus-
gestatteter lirautwaj^en (aus dem 16.
Jahrb.), alter origineller Schlitten und
verschiedener Sfittel u. Pferdegeschirre.
Von der Galerie tritt man in den Vor-
taalf mit einem komlscbeti Gemälde
(von Sehneider) und sogen. Orgelj^ie-
sehiitzen (Höllenmaschinen mit 22 und
41) Läufen) ausgestattet. Durch bunte
Glasscheiben sieht man in einen Zwln*
ger binab, worin i ruppige Büren sieb
tummeln. Links der 86 F. lange und
41 F. breite Rüstsaal, worin eine so
reiche Sammlung alter Waffen und
Rüstungen (v6m 14. bis 17. Jahrb.), dass
in Deutschlaud kaum eine ähuliche ge-
funden wird. Besonders beacbtenswertik:
Helm ans dem 14> Jahrb., Thomas Mfln-
zers Panzerhemd und nägelbeschlagene
Dreschflegel ans den» Bauernkriege, 2
Rüstungen zu Pierd au& der Zeit Maxi-
milians II. , Rüstung des Herzogs Bern-
hard y. Weimar, liästung Emsts des
Frommen als vierjähr. Knabens, kost-
bare Schwerter und Degen von deut-
scher, italienischer und spanischer Ar-
beit, das Beil, mit welebciu Grumbach
in Gotha geviertheilt, u. das Schwerdt,
mit welebem seine Mitscbnldigen (z. B.
Kanzler Brück) geköpft wurden, eis
Scharfrichterschwerdt, das, nachdem es
1 0 1 Kopf abgeschlagen, „wieder ehrlich
geworden," verschiedene Tortur Werk-
zeuge, ein kolossaler gusseisomer Ofen
aus dem 16. Jabrb. u. t. a. Dem Waf-
fensaal gegenüber /-«tAer«5cÄ/a/2mtii«r,
ein kleines düsteres Gemach mit der von
ihm -benutzten, vielbeschädif^ten Bett-
stelle und verschiedeneu Arbeiten aus
der geborstenenLothcrsbuche bei Alten-
stein (S. 318). — Eine Treppe führt
ins 2. Stockwerk des Fürstenbaues,
l Der Vortaal ist mit Portrits, Jegdge-
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- . . -. JS >7 . ,
■:. '^■^•-r -^fr-
;~ V,-. y •
665
88. Monte: Coburg und Uiiigebungeu*
666
lilheo, tiaem'HSrseligewtih von 45 En-
den, Porzcllangeräthschaften und dergl.
dekorirt. Rechts von der Troi))ic das
Hornzimmer j durcliwe^ mit prachtvoll-
ster Holzmosaik und kuDStrcichstcu
Selmitabildem auägcsolimlielEt. fii^g
OiBimir Hess diese unveri^eicfalich sdid-
nen Arbeiten von einem italienischen
Meister- in der ersten Hälfte dos 17,
Jahrhunderts ausführen u. zahlte dafür
20,000 Ü. Sie stellen die Jagden des
Menogs dar. Unter d«ai wciühTellen
1f<»bi]!eii der Schreib- und Waecbtiseh
Herzogs Ernst dcs Frommen. Sorg-
fältige Forschungen haben ergeben. «1nss
dieses helle Oemach Luthers Wohnstube
war, deren Wände er mit Sprüchen be-
S^iieben ttatte, die jetstl^ denFenster-
niselien des BeformAtoxennmmers zu
lesen sind. Links vom Vorsaal die
Oevchrkammcr (IJankcttsaal) mit den
lebensgrossen Bildnissen von Tilly, O.
Adolf, Beruh, v. Weimar, Ferdinand II.,
Herzog Casimir (grösstentheils von
Sdindder), 800 Jag^- und Scheibenge-
wehren in fast durchgehcuds seltenen
und meisterhaft gearbeiteten Exonipln-
ren vom Lunten- bis zum Fcuerschloss
(darunter Schiessprügel, Doppelhaken,
Drdböeke, Andr. Hofers Bflcbse). Anf
einem konsireicben Büffet ^eine Ansah!'
seltener Trinkgefässe (Traubenkelch,
Apostelkriigc , Birkenmaier etc ). An
der mit Wappen gezierten Decke hän-
gen Kronleuchter aus Hirschgeweihen.
— Die folgüBiiettBimne waren die ehe-
maligen Wohnvmmer der fürstlichen
Familie , im spätgotbischen Style ums
Jahr 1490 reich dekorirt. Im Rosen-
zimmer, mit 365 verschiedenen Rosetten
an der Decke, sind besonders die ThÜren
TOB grossem Werthel. 0er alte bnnteEa-
^elofen eatiiält lascive Darstellungen,
Bauerntänze u. Brustbilder geschichtli-
cher Personen . An den Wänden Ahnenbil-
der des Fürstenhauses. In den Fenstern
Glasgemälde mit sinnreichen Wappen-
tprfiäen. Auf einem BtlfliBt eine reiche
ftunmlnng alter Trinlq^lfiser deutscher
md venetianischer Arbeit (darunter
„Rtumpfschwanz** von Gustav Adolf.
— ■ Marienzinuaer mitUolzreliefs an den
Wänden, das lAben der heifiged Maria
darstellend. Sie stammen aus dem' im
Bauernkrieg zerstörten Kloster Mönch-
röden bei Coburg. Von dcu beiden
Madouneubildern in Ilolzsculptur war
das grössere, als es noch in de^ Krens-,
hirohe sn Coburg staiid, als wunder-
thätig verehrt. — Heformatorenzimmer
mit den vomBaurath Rothbnrt .niif Hold-
grund oicmalten lebensgrossen BiMnis-
sen Luthers, Melanchthons , u. anderer
aus der Beformationszeit bekannten
Persönlichkeiten. An der Wand die
Copie eines filteren Bildes (ytm Amalie
Pra*torius),die ücbergabc der augsburgi-
schen Confession darstellend. DioThii-
ren sind Meisterstücke der Holzschnitz-
kunst — Der obere Stock des östlichen
FlQgels enthält eine Xvj^ertHehiamm"
hing von 220,000 Blättern aus allen
Zeiten und Schulen (am wertli vollsten
Dürers Arbeiten, sowie die Origiiial-
kupferplatten von Mark Antonio und
A. Yenesiano) ; eine JAfoussammliii^ Ton
etwa 8000 Gold-, Silber - nnd 25,000
Kupfermünzen aus allen Stadien der
r.rnvirkunst ; eine Handschriflensamm-
hing, die vom jetzt regierenden Herzog
augelegt und vom Prinzen Albert sehr
bereichert worden ist. Sie nmfasst be-
reits an 6000 Nummern nnd ist neuer-
dings Tortrefflicb geordnet. Diese Samm-
lungen werden nur nnf besonderes
Verlangen gezeigt. — Um die ent-
zückende Aussicht von der Vcste in
ihrem gansen Umfang zu geniessen, be-
schränke man sich nicht blos darauf,
die südöstliclie Terrasse zu ersteigen,
welche der Restauration angrenzt^ son-
dern mache einen Gang rings um die
Mauern herum. *) Später wird ein neuer
Thurm alle Zinnen überragen, damit
das wundervolle Landschaftsbild, das
auf den verschiedenen Basteien (am
schönsten auf der „Bärenbastei", wo
man auch die Stadt sieht) gleichsam
in einzelnen Blättern vor die Blicke
tritt, au einem Panorama dich riindie/
das nur von den fSemen Gkbii^sQgen
Einen Bolchen Ttnndgang hat Fr.
Ilojmann in soiuem Gediclitc : „Di6 Teil«
Coburg" sehr poetisch gescldldert.
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e67
$6, Heute: Coburg and Umgebungen.
66B
(Thüringer wald , Frankciyura, Ficbtel-
gebirge und Bh5n) abgeseUoasea wird.
Gen W. Vcste Hcldburg, Kreuzberg,
Straufhidn, Gleichherfre , (ieba, Dol-
mar ptc. ; gen S. Itzgrund, Banz, Mer-
zcliiilieiligen, Staffelberg; gen O. der
Kauchkulm bei Baireuth (26 Stunden),
Schneebevga. Ocbseakopf ; genN.die ein-
förmige Bergkette des Thftringerwaldes.
3) »Rosenan (IV» St.) entweder
mit der Eisenbahn bis Oeslau (8. 137) ;
oder Auf der Chaussee Über Dörfles
(1 St.), wo ein Strasseoarm (I.) direkt
zur Restauration . ein anderer an der
Schweizerci vorül - i olM iidahin flihrt;
oder (mit Uiuwcg) liUcr Neuses und
Bertelsdorf (gl eicbfalU Chanssee) ; oder
von der V^ette fiber den Baussenberg
(sehr anmuthige Kunststrasse) direkt
zur Schv'cizcrei (1 St.), von welcher
schöne Promenaden wege in 10 Min. zum
Schlosse führen ; oder von der Veste zu
Fuss -nach Cortendorf f St.) , dnem
Vergnugungsort ^n der Strasse nach
derBosenau (l St.). Rosenau gleicht
einer traulIch-lHMtcren Idylle. Im 14.
Jahrh. stand hier der Burghof f^nies
edlen Rittergeschlechtes. Jetzt ist das
Schloss, vom letatTerstorbenen Herzog
im alterthfimliehen Banstyl TerjOngt,
im Wechsel mit Reinhardsbrunn die
Sommerresidenz des fiirstl. Hofes,
Die Königin Victoria von England weilt
gern in dem einsamen Thale, wo ihr un-
vergesslicherOemshldleTanfe empfing
nnd die l^iele seiner Kindheit spielte.
Das Fürstenhau s ^) prangt auf einer mit
Rosengebtisch bepflanzten Anhöhe, von
der man eine hübsche Aussicht hat, und
ist von einem umfängliclien Park umge-
ben, den die Its durchfliesst. Die inne-
ren Bävme sind fürstlich ausgestattet,
und enthalten werthrolle Gemälde und
Kunstwerke. Die Wände eines Zim-
mers sind von dor Herzogin von Kent
gemalt. Hinter dem Schlosse eine Grotte
mit krystallhellem Wasser; .weltexldn
eine Kaskade und ein grosser, yon En-
ten und Schw&nen bdebter Telcb.
ej Siehe die beigigebene Anrield.
Au^dem Wiesenteppleh lüelt der ver-
storbene Heraog Turniere und das be-
rühmte Rosen - und Ileucrfest. Neben
der Gastwirthschaft ein Blumen- und
Küchen^^artcn, sowie eine Fasanerie,
die jedoch nur auf besonderes Verlan-
gen geöffnet wird. — Will man die Wan-
derung weiter ausdehnen, so besucht
man die Thongruben bei Einhcrg ^ un-
fern Oeslau's , dfis F;irhenwerk zu
Alcxandriuenthai und Mönchröden
St. von Oeslau), wo sich das Hial ver-
engt nnd östlich der 1421 F. hohe Kulm
emporragt. Im nahen Hässigsp^md
künstliche Forellenzucht. L. von Mönch-
röden horznc;lichcr TTiifrgarten , der,
sonst viel grösser, jetzt etwa noch 120
Stück Damm wild und ebenso viel
Schwarzwild enthilt. — Oder man ver-
folgt den reizenden Itzgrund (Strasse
nach Schalkau, R. 90) u. geht durch das
romantische Wohlbachsthal bis zur Ruine
Lautrrbvrß (V^ St. von der Rosenau).
Rückwärts üb. Oeslau mitderEisenbahn.
4) »Gailenberg (l St.). Man kann
alsbald von der Bosenau über Bertfiels-
dorf und Neuses nach Callenberg fah-
ren (2 St.), SO dass man häufig die
selienswerthesten Punkte in Coburgs
Umgebung (Veste, Rosenau, Callenberg)
in emer Bnndtour besueht Cvon Cobnrg
aus nnd dahin zurück 6 St). In erster
Reihe stellt dieVeste, in zweiter Schloss
Callenborg, Von der Stadt aus fuhren
zwei Kunststrassen dahin, nnd zwar
(am meisten benutzt) vom Bahnhof aus
(gegenüber AdamSberg^ auf dessen
Kuppe dn Gartenhaus steht, worin Jean
Paul die „Flegeljahre*' diehtete) am
Palais dts Herzon^ Ernst von IVuH'^m'
berfff oder nn derii.ascrne vorüber nach
Neuses (V» !St.). Jene stattliche Villa
(„Emsthohe*'), deren Inneres gern ge-
zeigt wird , prangt auf smer blumenge*
schmückten Terrasse, von der man eine
reiTionde Aussicht hat. Von da führt
ein Strassenarm 1. durch den Thiergar-
ten, ein anderer r. über Neuses nach
Callenberg, der eine aufiHLrts , der an-
dere abwftrts. Im Dorfe J^ewtea lebt der
hochbetagte, aber geistesrüstige Dichter-
meister Friedr. Biickert in gl&eidicfaem
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669
88. JUmu: Coburg und Umgebungen.
670
FamUieiifadse (TKittdctr). SeinWobn-
hans (GntsgebSude) liegt im GrSnen
versteckt neben derKirche. Hier spra-
delte der Quell seiner Lieder in immer
neuer Frische , so dass er sein „Neu-
sesser Stillleben'' mit den Worten
seliUdert:
,,Neuer Sitz am alten Coburg,
Mir im Uerbst oin neuer Lena,
^ Meine kleine FreudeufroUburg,
Bhrenbmv nad Besidenx; . .
Wo ich, WM ich Btnbt*, erstiebte,
Wo ich, was ich rang, errang,
Meinen Liebesfrühling lebte, '
Meinen Liebesfrühiing sang/*
Weiter oben im Dorfe vielbesncbte
Gartenwirthscbalt mit gutem Backwerk.
Jenseit derselben, an der Strasse naeh
Bodach, das rückertsche Schweizer-
häuseben. — Die Strasse nach dem Cal-
lenberg fiibrtdarcbdas Dorf; ein Fuss-
weg dahin sweigt sieb 1. ab durch den
schattigen Thiergarten, L. auf einer An-
höhe im Walde steht ein spitzsäuliges
Denkmal über der Gruft des 1817 in Coh.
verstorbeneu Dichters A. v. Thümmel
(mit Inschriften ans seinen Ctodiebten).
Tiefer in der Schlacht des Hains noch
einige andere Honnmente Ton geringe-
rer Bedeutung. Schlägt man hinwärts
oder rückwärts den Weg durch deü
Vark ein, so kommt mau zur Jf'asantn-
meitUrH (mit Hunde- nnd Thiers win-
ger), wo viele edle Thiere gesQchtet
nnd vom Fasanenmeister gezeigt wer-
den. Auch ein kleiner zoologisi }ier
Garten ist von Interesse. Namentlich
prachtigu Hirschexemplare, bedeutende
HÜbnersv^t, Fischottern nnd dergl.
Anf der H5he nnweit Tfallmmels Denk-
mal das weitriehtige thurmartige
Schlosschen des verstorbenen Grafen
Mensdorf. — Ungleich prächtiger die
Sommerresidenz des Herzogs v. Coburg,
SMouCfaXU/nJUrg, auf einer freien Berg-
kappe (1160 F.). Im 18. Jabrh. der
Stammsitz einer angesehenen Kitterfa-
milie, ist die alte Veste, zu der herr-
liche Parkwofrc tührt n , vor wenigen
Jahren zu einem prachtvollen Fürsteu-
sehlosse (vom Hofbanratfa Bothbart)
umgewandelt worden, das tn seiner
alterthümlichen Neugestalt einen höchst
malerischen Anblick gewährt "Die
inneren Räume, vom Kaste ilm gezeigt,
wegen ihrer ' trefflichen Architektur,
ibfer kunstrdchen radbanenurbeiten,
ihrer OemUde a. sonstigen Kunstwerke
höchst beachtenswerth. Restaurirte
Kapelle mit herrlichen Glasmalereien.
Der Burghof ein kleines Paradies, mit
gusseiseruem Treppenhaus. Kings um-
her geschmackvolle Anlagen, Weihttr,
Fontänen, und selbst im obwen Sto<^«
werk des Schlosses ein allerliebstes
Gärtchen im schmuckesten Rocoorostyl
Von der blumen- und epheu u;eschmück-
ten Terrasse prachtvuiie Aussicht: gen
O. Teste und Stadt Coburg, gen N. die
Tliüringer waldkette, genW. die Ruinen
Ludwigsburg und Straufbatn, die Gleich'
berge und die hohe Rhön mit dem
Kreuzberg. Unter der Burg eine
sehr frequente Bestauration.
5) Noch empfielilt sieb folgender
Ausflug (mit Führer) : Am Schiesshaos
und der Aktienbrauerei vorüber zur
Hohen Fichte Q!,, St ) mit herrlicher
Aussicht; dann durch das Dorf u4Aom
(mit einem alten Schlosse) und am
„Steinern Tisch'* vorfibernach JTtfCie^-
dorf (V^St.), mit schöner Garten wirth-
schaft, herzogl. Sf-hlös^chen und Park.
Hübscher und wohlfeiler Sommeraufent-
halt. Weiter auf den Buchberg (iai2
FJ) und den Gmherttein (1288 F., %
St.), mit weitem Blick naeh Süden.
Dann nach Seidmannadorf (V^ St.), nnd
über den EcJcardsberg (1330 F.), mit
wundervoller Aussicht, entweder in die
Stadt zurück (% St.), oder über die
Ziegelei auf die Veste (V^ St.). Die
ganze, sehr genussreiebe Tour nimmt
(ohne Aufenthalt) 3— 4 St inAnsproeh.
Will man selbige weiter ausdehnen, so
gehe man von Ahorn auf den hochro-
mantischen Hohenstein (l St.), der zur
Zeit des Bauernkrieges eine bedeutende
Rolle spielte. Die Burgruine, in welche
moderne Gebäude eingebaut sind, ge*
hört jetzt der Fannlie von Imhof. Rei-
zende Anlagen im nahen Wald. Pr&ch-
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671 89. Route: Vöii Coburg über Unimerstadt nach Ueldburg. G72
tige Aussicht. ZaiÜck Ober Haardt u.
Triel*S(loi f nach Kotscljondorf.
iSd>enrouU nach Bans ttml Vierzehnheiligen
(1 Ta«r). Eisenbahn bts Uchten/eU (S. 137),
md dann über Hausen nnclx KIoMer Banz
(noch St.). Von }>ir>r fj St.) über Slnf,-!-
stein^ bayer. Stadtchen, mit* Eisenbahn^tA-
tioiit 1d w*l^m 140i der b«Hlbinte Reöben-
meister Adam Bieso geboren, (in der Nähe
der felsige Staffelberg mit wcit«T Umsicht,
und gegenüber der Veitaherg mit Kapelle)
tnm Kloster VUrtOMMUgem (| 8t t. Stsf*
felstf'In). Einsp. Ton Lichtfnf.l* I is TTan-
seu 2 fl. 30 kr., dann zu Fuss nach Banz
St.); oderKOethwageii tob Oobntig Ptr
in ganze Tonr. *^ SchloM Banz, ehemaL
Beuedictinerkloster, jetzt Ei'K«'i>fl'um des
Herzogs Max v. Bayern» das herrlichste
aller frinktoeben fleblSsser, mit reichen
Saiiitnliinp;< n , pr.u-litvi.llcr Klrclic uixl ent-
zückender Aussicht iu8 Maiutbal. Dürftige
Oastwirthachafl. Vierzehnheiliyen^ sehr stark
besuchter "Wallfalirtsort mit harrllcber
Kirche
Flora von Cobarg:
Aira flexuosa. Allium sonescent. Ane-
mone hepaticft. A. silvestris. Anthericum
XiUiago. A. ramoBUm. Amm maeulatum.
Ast«r amellns. Astragalua Cicer. Avena
pratensis. — BromuH agpor. Bupleu-
ruiii longifolinm. — Calla palustris. Cam-
paanla glomerata. 0. Speenlom. Oardamlne
ImpatlenS.CarexDrymnr.i. C.limnain. Ctnon-
tamu Cfichraderi. C.tomeutosa. Cephalan»
tlierapallene. C. rubra. Cirsium heterophyl-
lum. Convullariaverticillata. Conyza squar-
rosa. Corydalis fabacea. Critamus Falca-
rin. Cypripediom Calceolns. — Dianthas
superbn-- Epipnrtis Intifolin. E. pnhistris.
Erysinuim Lier.actfnlium. £. odoratum.
Euphorbia platyphyllos.— Fragaria Eoltlaa.
— Oalanthns nivalis. Galium rotundifoliiiiB.
6. sncharatum. Gentiana < rlinta. G. cru-
ciata. G. Pneumonantbe. Guaphalium syl-
vatienm. Qood^a repens. Gymnadeaia
conopscn. ITippuris vulgaris. Ilvpori-
cumpulchrum. — Isatis tinctoria. — Lathraea
sqnamaria. • Larala orysoides. Xemna tri-
sulca. LUlnm Martagon. Xiaarla sparia.
Listera ovata. T, itbospcrmuin piirptireo-
caoruleum. Melica nnlflora. Meum atha-
mantlcum. Monotropa Hypopithys. — Ni-
gella arvensis. ~ Ophrys Myoides. O. fusca.
o. tnilitaria. O. paUens. 0. ustulata. Oiy-
coccos palustris. — Fhysalis Alkekengi.
Piatanthera ehloraatba. Poa alplaa. Po-
ly^rnla nmflrn. rrcnatithes ptirpurea. Pyrnla
umbüUata. — Hanunculus Lingua. Rosa
tomentosa. Bnbns saxatilf b. — SaUz repeni.
SalTiaTerttcillata. Scirpua acicularis. S. Ta-
bema<^montnTii. Sctitcllaria hastifolia. Sos-
leria cocrulea. isorbus hybrida. Spiraea
Amncns. Stachst recta. Stapbylea pin*
nata. Synfherisjua vulgare. — Teucrium Bo-
trys. T. (')iamacdrys. TnVntnll?« enropaoa.
Trollius euTopaeus. Tulipa sylvestris. —
ütricularla Tolgarla. — Yecbaaenm Mac*
tarin. V. phoeniccuin. Vrronica latifolia.
V. spicata. Viola mirabUis. T. BiTiniana.
89. Eoute: Von Coburg über Ümmerstadt nach Heldburg.
(Xe]>eDronte.)
PoU in 8 St. 25 Min., Ab. 7^ l lir, 1 fl.
19 kr. — Projoctirto EiteubahH von Coburg
fibtt- Tambach, Vrfodrlchshall «ndfl^ldbnrg
nadi G^mfindea.
üeber Weldaeb, Weftramsdorf und
Gersbach nach Ummerstadt (3 St.); oder (zu
Fuss) ubor Scheuerfclfl, Altenhof und Tam-
bach, wo vor Zeiten ein Kloster, Jetzt ein
86falosa des Grafen t. Orthesbarg In wnn-
derschöner Landschaft. Hann ins meining.
St&dtcben Ummtrvtadl, wo das Töpferge-
werbe an Haute ist. Von Ummerstadt über
Friodrichgball und Lindenau nach Heldburg.
Friedrich sli all im Krcckgrund, obf-niali^e
Saline <«eit 1140), 1»45 durch Verkauf in
PifTathitide ftbeigegangen. Die Xoohsals-
barsünng hat angehört. Dag^n wird
viel (Jlauber- und Bittersalz gewotincn, so
da«s erstcres seinen altofficinellen ISaiaen
(Sal aparitivum Frledericianmn) hier erhielt,
indem Priedrichsh. lange Zeit eine der we-
nigen Fabriken war, welche diese Medi-
cinalsalzo lieferten. Noch glänzendere Ge-
schäfte werden seit 1842 mit dem zuerst
von Vi. Bartonstoln cmiifohh'nf n Friotl-
richshaller Bitterwasser gemacht, von dem
jihrlieh gegen 400,000 Krfige tu alle Welt-
gegenden versendet werden, so dass sich
Liebig's Ausspruch bestätigt : ,,Das Frfcd-
richbhalWr Wasser gebort zu den wirk-
samsten* l!nr«>pa*B, nnd ich halt» den Bealts
dieser Quölle für einen wahren Schata.**
Neugebautes Curbaus mit Badeeinrichtung
ist 1864 dem Pnbillnim nbeigeben worden.
SOdburg (I St) : 0. 6S6.
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90. BouU: Yon Coburg naeh SchaUcau und Limbaeli.
674
90. £oate : Von Oobnrg naeh Schalkan und Limbaolu
Chaussee (oder Eisenbahn) fiber
Oeslau (S. 137), iV« i ^^^^ I-
an der Rosenau vorüber, durch deu
schönen Jt-:firund. Etwas näher, wenn
man, ohne Oeslau zu, berühren, alsbald
von Dörfles zur Rosenau geht oder
fährt, nnd in Unterwohlsbach {}!^ St. v.
der Bosenan) in die-Hauptstrasse ein-
lenkt, oder die FusswaiKlcruiifj: bis zur
Sagenreichen Lauterhurg (20 Min. von
l'ntorwolilsbach) fortsetzt. Die sehr
uumuthige Laudstrasse berührt Unter-
wohlsbaäi, "Waltersdorf, Mittelberg,
Fischbach ViSkSiÄlmertwiind (mitSchloss
und Hammerwerk). Ehe man nach
Almerswind kommt, voreinigt sich, un-
weit eines Eisenhainiiiers und einer
»Schneidemühle, die Grümpen mit der
Itz. Bis SehtUkau % St. (von Coburg
4 St.): 8. 653.
Ton Schalkau nach Limbach
(3 St.) führen 2 Strassen, fn.st trUidi
■weit. Anfangs durch den Trtichcntha-
lergrimd zusammenlaufend, während
bald hinter der Stadt die Strasse nach
Eisfeld (S. 650) I. ablenkt, schdden
sich jenseit TtntcIcenthaU 2 Arme, die
beide in Limbach münden : der linke,
ohne einen Ort zu berühren, der reclitc
(am interessantesten) über Theuern.
Beide durchziehen einen der nnwirth-
barsten , rauhesten Gebirgsdistrikte.
Das meining. Dorf TruckenthaZ (% St.
von Schalkau), bei welchem das
Truckenthal er Wasser", nachdem es
sich eine Strecke weit in die Erde ver-
loren, aus einem Felsen (Trieblschhöhle)
wieder herrorbricht, liegt am Fusse
des Goldberges und hat sich neuerdings
durch seinen Gewerbfleiss bedeutend
gehoben. Schlägt man oberhalb Trucken-
thals den Weg r. über das auf einer
Terrasse des Stegerberges malerisch
gelegene Dorfehen Theuern (V, St. von
Tru^cnthal) ein, so kommt man in das
Tomantisclin Thal der Oriimpen (Theu-
erngrundj, welches .sich bald enirer, bald
weiter, an vielen Schneidern iilileu vor- ,
jenseit der Grund- oderNeumannsmtthle
(zugleich Wirthshaus) in 1% St. er*
reicht (S. 650). Wer erst nach Stein'
heid will , p:eht von der Grundmiihlc r.
ab, über einen ziemlich steilen Berg
(Y^ St.). — Uebrigens kann man auch
auf der Tour von Schalkan nach Lim«
back den BUstberg (S. 651) besuchen,
indem man vom linken Strasscnarm
(etwa "^Tin. oberhalb Truckenthals)
1. von der Strasse durch den Wald geht
(noch VftSt. bis zumBless); oJer indem
man von Sdialkau'ans die eisfelder
Chaussee bis Bachfeld verfolgt ('/«St.),
von hier rcchtsab durch einen Thal-
grund nach Mausendorf ('/j St.) und
Stelzen (V4 St.) j^eht, und von da aus
deu Gipfel des Bei'ges besteigt, lieber
die Dürre Fidite (Berg) gelangt man
dann wdter auf die Strasse, äe von
Schalkau nach Limbach fOhrt und
nicht weit von Siegmundsburp:: (an der
Saarwand, bei der Grümpenquelle) mit
der eisfeld-limbacher Chaussee (S. 649)
sich rereinigt.
Will man auf Schalkau versichten,
so empfie hlt sich folgende interessante
Fusswand« l im : TTinter Almerswind
reclits ah durcii das hier noch ziemlich
breite Thal der Grümpen nach dem Dörf-
chen Chümpen (% St.). LSngs dem
Bache Spuren der ehemals betriebenen
Goldwaschen. Uebrigens kann man
auch von Almerswind nach Schalkau,
u. von hier auf der soiniebergcr Chaussee
nach Grümpen gehen \^^/^ St.). Der
erstgenannte Weg ist jedoch mindestens
Vs St. nSher. Eine gute l^ertelstunde
oberhalb des Dorfes Grümj>en verlässt
m ni (lor Crümpengrund, der sich direkt
nacli Theuern emporsieht, u.wendetsich
rechts einem anderen Tlialeinschnitte zu,
der in Va St nach SauentUi» fShrt. Die
malerisäeLage diesesDorfes ist höchst
überraschend. Einzelne Hänser ziehen
sich am Abhänge eines Berges hinauf,
de'^seii Gipfel mit der schönen liuine
der alten Burg Kauenstein gekrönt ist.
über und durch finstere Waldung nach 1 Diese , vom gleichnamigen Bitterge*
ZÄmbach hinauf schluchtet, das man i schlechte 1860 erbaut, ward von kaiser-
Ffikrer dareh Thfiringen. « 25
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675
91. R&ute: So3ine1»«r(f und ümfj^elmttgeii.
676
liehen Truppen 1640 jierstört. Die ehe-
malige Kapelle jener Burtr. h<tch über
tlem Dorfe, wird nochjetzt alsKirchlcin
benutst, u. gewibrt eine kSstliche Weit>
sieht. Die Bewohner nähren sich theils
von Pech - u.Pottaschenbereitunp^ haupt-
sächlich aber in der '^chwunghafthrtru -
beuenPorzcllanfalirik, die 1785 von ilcr
Familio Greiner angelegt wurde u. lange
Zeit eineder blühendsten in Deatscbland
war, so dass die BevSlkeraDg und der
Wohlstand des Dorfes dadurch ansser-
ordeiitlich frewaeh<?cn ist. — VonRauen-
stein kann man auf dem nächsten Wege
über Steinheid nach Limbach geben
(2 St.) ; räthlicher aber und angenehmer
ist eSf sich 1. nach Thenem jCv« St.) zu
wenden, u. nun wieder dIeKnnststrasse
durch den Orümpenifrund zu verfolgen
Ucbrigens machen wir noch auf einen
kleinen Abstecher aufmerksam, u. zwar
▼on Bauenstein nach Xeti^enhaeJi Cj\
St.), um das ZinseUoeh (am Wege nach
Rabenffussip-") yn sehen, eine mit Fichten-
gcstrüpp umbusebteTropfsteinliöhlo, die
sich lang u. schmal durch zerklüfteten
Flötslcalk schtuchtet. Sie ist, von einem
BXchlein durchflössen, fast Yt St. laof,
(2—8 F. breit, 20 F. hoch) und durfte,
wpiui sie zugÄngiger gemacht u. hie u.
da erweitert würde, mit der altensteiner
Grotte. wetteifern. In ihren Gemächern
sollen dieZinselmSnnchen (Bergsweiige)
bansen. Will man nicht nachRanenstdn
zurückkehren und über Theuern jrohen,
so knnn man auch von Meschenbach
aus (östlich) den nahen Winkelbrecbt
(Windgeb recht) besteigen, um vom
BuhUrkopj (2530 F.) die Blicke nach
dem Thüringerwald, dem Fiehtelgeldrge,
nach Bans, Bamberg, zu den Gr/efch-
IjerEjen w. -znr T?li<'iT! •schwo-feri zu lasset!
Sodann r. n;ii h Anjusi. iithal (l Ht. von
Meschenbach) u. dumit uuf die Strasse,
welche von Sonneberg über St^nheid
nach Limbach fOhrt (R. 98).
91. Route: Sonneberg und Umgebungen.
JSiMKftaA» (S. 198) von 8onn«b«r«r fiber
Ncu«?tadt nach Coburg (2J M. in S8 Min.\
Morg. Nficlim. 2, Ab. 5 Uhr, I, Cl. l.fl. 9
kr., II. m kr., III. 24 kr.
PwiL (nnfera des BabnhofiM) nacb Grä-
fentl.al (4 M. in 4^ St.) Ab. h\ Vhr, 1 fl.
24 kr. ; — über Ncubaua und Wallcndorf
nacb Saalfeld (CJ M. in 7J St) Morg. 6 und
Mitt. 12} Uhr, 2 fl. 22 kr. (w. it..r ua» ))
Riidoi<«tndt, Jen», Apolda, mit Seiteapost
nach Schw&rzburg).
SMfenmngm: Coburg 4, Bisfeld S, Grä-
fenthal 5, Schwarsburg 10, SaHlfcid 10 St.
Sonneborg' meinin^. Fabrikstadt,
die sich in den ietJ^tcn .Trtlnen so bedeu-
tend erweitert hat, duss jetüt 55ü0
Eiuw. zählt (1597 nur b'li)), ist für Ge-
SchfiAs- n. Vergnügungsreisende gleich
interessant, indem sie nicht nur die wich-
tigste Gewerbs- und Handelsstadt am
Thürinp:erwnld, sondern .nuch eine der
betretensten l»l'orten ist, die von Süd-
osten unmittelbar in die gcheimnissvol-
len Beiae des Gebirges führen. Tritt
^) B«im6UU, ( BetchreibuDg der Stadt
Sonneberg« 18 45.
man ans den strahleniormigenThalaiis-
gingen der Steinach n. Röthen heraus,
so üseigt die fruchtbare, gartenihnliebe
Landschaft einen nnveTl<<^Tinbnrort . r-x-
schon Uebcrgaii'j vom thürinj^cr zma
fränkiscben Charakter. Im liUcken
(nördlich) die steilen, dfistem Wald-
berge» in deren Spalten sich die langge-
streckte , schmale Stadt hinein sclihuh-
tet: im Vordcrf]p*undc (.südlicb) das
weite, lachende Bild einer wecbsel vollen
Hügellandschaft, die von den Höhen-
punkten der Rhön, der Hainberge u. des
Fichtelgebirges begrenat ist. Der Bahn-
hof, eine Strecke südlich von der Stadt,
wird bald durch elegante Xoubanfen
vollends mit derselben verbunden sein.
Im Innere« herrscht ein reges Leben.
Viele palastartige GebSude der rächen
Handelsherren prangen in der langen
Hanptstrasse, die sich von 8. nach N.
zwischen terrassirton BoVgon weit hinauf
im engen, . Grund" orstdroi-, dann zwei-
und endlich einzeilig hinzieht. Die Be-
wohner, nicht sowohl von der Acker-
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9t. RmOe: 84»inebeTg und Umsoibiuig^;
678
kname ihrer winzigen Flar, als vielmehr
vo!i dorn Waldboden des (IftbiTiffr li'^crf^n-
(len Bcrglandes gewiegt, und zur Siche-
rung ihrer Existenz zu sprungkräftigem
Fleisse n. luiafmäxinischer Gewandtheit
hingewiesen, haben mit der Fabrikation
ihrer AUerweltawaaren «nen vergnog-
lichen, neckischen Sinn und mehr zer-
streuende, als sammelnde Hände u. Ta-
schen zum Eingebinde für das Leben
erhalten.
Ga^Sf^: OnlmbaOttn H6Ui In der Nähe
des Halmlinfp.«:, mit l*<>stliaUerri imdRestau-
ratlou (Pachtwirtli : Bergiier)| moderne
PreiBe; — LÖtoe, in der Mitte der Stadt,
vielbesucht, Logla 24 bis 30 kr., Mit tagst.
36 kr., Omnibus am Baliuhof; dei* Wirtl»
(Laugbein) hat weite Seereisen gemacht
nnä weiss «nsfebend davon zu ersfthlen; —
Bär in der Nähe des Lüwon.
Rentanralionoi: Frhohoij fmit eiccpncm
Gesellschaftägebäude im uutereu Theile der
Stadt) ; 3 SchUtjienlokale, das ftltere (tfurg'
STinÜches Gebäude) auf dem Sclilossbcrg mit
^t gepflegton Anlagen, das neuere unweit
der Kirche, mit cehönem Panorama vom
•kleinen Saale** ans; die „Ollersche Kneipe".
Eigentliche ITaudprer gibt es nicht,
wohl aber »iud Miethfubren bei den Ga»t-
wlrthen nnd einigen Pferdebeftlliern für
tnissigo Preise zu Ii a! n.
Pregse: Wöcheiitl. .\uzelgcr, 2mal ; Mo-
nats- Und Wochenblätter des Kunst- und
Qewerl>cverein8.,
Wrrhsclgr'ichn ft : X. Horn und Sohn
(Ageutur der weim.ir. Bank).
Seheiiswüi'digkeUen. Zunächst grusst
von der SüdtenaMe des S<^dnbergs die
prKohtige Kirehs mit iliren swei 165 F.
hohen Thürmen, die im altdeetechen
Styl von Ileideloif aus Nümherj!^ erbaut
und 184.J eingeweiht wurde. Von der
XhurmgalerieherrlicheAussicht. — Auf
dem kleinen Harktplata das sehmncke,
gleicli&ila im gotbiachen Styl errichtete
Stadthaus In dessen grossem Saa! eine
sehr reichhaltige Kunstsammlung , die der
Erbprinz vnn Meiniiifj^en der Stadt 1858
geschenkt hat, Sie besteht aus den be-
sten Modellen und Abgüssen plastischer
Knnstgegenatihide, aus Zeicbnenvorla-
fen n. Bildwerken . D i c Z ahnsche Samm -
lang pompejaniseh'er Kunstschätze und
Geräthe verleiht ihr einen hohen Werth.
Geringes Eintrittsgeld nach Belieben. —
'Der Scklossberg, dicht über der Stadt,
mitseincn schönen Anlftgcn, seiiu rn 1844
erbauten Schiesshaus und einem runden
Thurm, dessen Galerie eine reizende
Aussicht bietet. i>i'e alte Bnrg der
Herren v. Sonneberg, dieanf der Kappe
(200 F. über dem Markt) gestanden, ist
151)0 ein Ilaub der Flammen geworden.
— Die Mnsterlager verschiedener Hand-
lungsbäuser werden denFremden unent*
geldlich gezeigt.
Spaziergänge: Ueber den KappeU '
7jerg (,,LuiscnluSt'^), einem anmuthig
^ele{i;eiicn Yergnügungsplatz mit schöner
Aussiclit, und dem Uingleinsbninnen auf
den Schlosaberg ; über den Sckouöerg
(1896 F.), östlich dto Stadt, wol^ ein
bequemer Weg mit Bnbeplfttsen führt,
zu den Steinbrüchen uAt Anlagen, Grot-
ten u. dergl., zu welchen häufige Morgen-
partien mit Sang u. Klang unternommen
werden, und von da zum neuen Schiess-
haus. Auf der Höhe des Schönbergs,
wo die Steinbr&che sind, prSchtige Aus-
sicht. Auch vom Stadtberg, vom Erbes-
hiihl, vomBlössenbergu. von der,, Tisch-
platte," die jedücli über 1 Stunde nörd-
.l|ch von der Stadt entfernt ist. — Wei-
tere Ausflüge ;aiif den Mnpperg bei Neu-
stadt an der Haide (Bisenbahniltflction,
S. 138), der mit seiner dichten Bewal-
dung wie ein riesenhafter Maulwurfs-
hügel aus der blühenden Ebene empor-
steigt (1577 F.) und eine weite Umsicht
gewährt; in den MaUengrurtd (nach
Steinach): B. 98; nach Oherlütdu.NeU"
hauB (8. 681).
Cescfilchlliches. „Vasi ITau^ Sonneberg'*,
ein festes Schloss, welches der firinkischa
Herzog Suno um 450 erbaut haben soll, ist
längst verschwunden; während „das 8t&dt- •
leiu zu Rofin" (d. Ii. am Flii*8chon Röthen),
daa aich in seinem Schutze ansiedelte, von
Jahr sQ Jahr sich erweitert, nnd noeh he*
(li'iif oiuler werden wird, wenn die projec-
tirte Kortsotznng der Eisenbahn über das
Gebirge zur Ausführung kommt. Im Uns-
sltenkrl^ war das Städtchen verwttstet
worden, wormif man es hüLor in die Berge
verlegte. Als 1463 die Pest in Thüringen
wütheto, Schlug Herzog Wilhelm von Wei-
mar eine /.eitlang In 8. seine Resldena anf.
Nacbdem es frfther unter den Dynasten von
Heran, dann unter henneberg. Herrschaft
t5«
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679
9L Boute: Sonnebeig Und Umgel^imseii
680
(festandcMi, kam c3 lT3r» an Meiningen. Kacb
dem TorluM tendcn Brandunglück von lb40
ist der Budtheil der Stadt ganz und gar
enienwi worden.
Tndutirie. Per T.nhensnerv dos Städt-
chens ist dio jxrossartigü Gcwerbs- und
Handelsthätiglvcit, dW ihm einen weltbe>
rübmten Namen erworix n. Diese Tbätig-
Iceit reicht in die ältcst»}« Zeiten hinaus,
hat sich aber erst seit Anfaug des 18.Jahrl>.,
wo elD dasiger Kaafmanii den Commitsiona-
liandßl nach England gründete, zur gogen-
wärH.T"Ti Bedeutsamkeit allmälig empor-
geschwungen. Veberhaupt hat das meining.
Oberland Ifir die vencbiedenartlgaten in-
dustrielb'ii Tlntcrncliniungen einen von der
Natur nnsjini or(lf>ntlich bogiinstigten Boden,
welcher ]J[oli&, Steinkohlen, weltberühmten
gobiefer, auch den seltener vorkommenden
Marmor, fuiirrfrstm Pnndstpin. dm bcsffii
Tbon (Kipfcndorfer) und viele andere Ma-
terialien prodooirt, deren Terarbeitung eine
reiche Wasserkraft erleichtert. Pessolm-
geachttt beHchrankt hi( h die dasige Indu-
strie immer noch fast ausschliesslich auf
Jene Brcengnisie, die vor finget ala 100
Jaliri'n schon im Gaugo unn-u. al? dn sind:
ordinäre Holzwaaren, besonders Schachteln
und Kisten ; Spiel waarcn tind Iiuxnsartfltel
au8 Paplermassc, Porzellan und Glas; Schie-
f>^rtnf«>ln ti. ScliicfergrifTfl , iSIärmcln f?ol)US-
ser), Tafel- u. Uohlglas, Glasperlen etc. Nur
elnselne Braneben der 8pielwaaren-u. Luxus,
artikelfabrikation, sowie der Porzellanmanu-
farturen haben sich bedeutend gehdbrn,
sowohl durch Verbesserung des Materials u,
Teredelvng der Pormen, ala durcb Malere! n.
andere "Decorationt r, S imoborg, tine
grossartige „Arche Noah", ist die Herzpuls-
ader, der Stapelplatz dieses Terkehrs. Hier
vornämlich concentrirt sich die originellste
Industrio des Thüringerwaldes, die SjJi'el-
waartnf.ahrikQlion , die von Nürnberg aus-
ging und ibren Absais naeb allen Tbeilen
der Erde hat. Doshalb gehen diese Erzcug-
nisRo unter dem Collcctivnamen : „Sonne-
berger Waaren," sie mögen aus Pupiermasse,
HolB, Thon, Glas, Ponsellan, oder Scbiefer
bf "trlicn, siü inögpn der Spiolcroi und dom
Luxus, oder den Bedürfnissen und dem
Ntitsen dienen. I>ie dasige Productfon -wächst
▼On Jahr zu Jahr, weil hauptsächlich durcb
das Princip der Arboitstbrihing die ordi-
nären fcjpielwaaren so billig und zugleich
so gnt bergestellt werden, dasa keine aus-
wärtige Coiinirrcnz dagegen aufkommen
kann. Uebor 30 Ortschaltender Umgegend
arbeiten für die dasigen Grosshändler, de-
ren Firmen mit allen Weltgegenden in dl«
rekter Geschäftsverbindung «stellen. Kaum
wird in Deutschland ein zweiter Baum voin
etwa 5 QVeilen gefunden werden , welcher
die Zweige dieser stannenswerfhen Betrieb»
samkeit in solcher Ausdclimmp und Tyian-
nichfaitigkeit pflegt, von der kolossalen
Scbieferplatto bis cum einfachen Griffel, tob
derleichtenBolzscliachtelbls bu den Riesen,
producten der Hüttenwerke, von doti feinsten
Kuustgegeuständon bis zur Puppe und zum
Stecicrapferd. Mit den Sonneberger Waares
spielen unsere Kinder, mit ilmen schmückt
sich der indianische Häuptling. Koin Pab«t
und 'keine iiüttu ist ihnen verschlostteu.
Dieser ümsata ist von desto grösserer wirth-
schaftlicher Bedeutung, als der Arbeitsl-ilir
die Kosten des Materials weit übersteigt.
Vor Jaliren versorgte 8. fäot alle europäi*
sollen Heere mit Flintensfeinen. Diese ba*
T'i ii ihr(< Rrdle au^gcppinlt. Vm so f^ro^f^rf
Geschäfte werden mit Puppen, oamentlich
mit „Tftnitingen** gemacht. Ihr jährlicher
Ilandelswertb erreicht naliezu 1 Hill. Gul-
den. "NVnerdings bat s^irb mich die Kunst-
iudttstrie be«ieulcnd gehoben, so <Iass sie in
Besng auf Malerei und plastische Darstel-
lung viele derartige Anstalten im In- \m<l
Ausland, di^" einen wcitkiiugenden Namen
haben, überflügelt. A.Flcischmaun, desseu
künstler. Arbeiten ans Steinpappe dergrdas-
ten Beachtung Werth sind, arbeitet, als Vor-
steher des unterProtcctioD des Erbprinzen
von Meining. Stehenden „OberlSnderKnnst-
und Gewerbevereins" und als Itcdacteur der
gewerbliebcn ,.MonatsblStter", uuabläs^isr
darauf hin, durch plastiscflie Vorbilder. M«.
dellsammltingen und Mnstenrasstelluugei:.
sowie durch Lectüro und Vortrage die ds-
sige Tndnstrie nach allen Seiten hin anzu-
regen und zu vervollkommnen. Dazu eine
höhere Zeichnen» und Modellfrsehnle, dl«
Veredelung der Fabrikation von Terralid-
figuren durch Ivinfübrung kunstgerechter
Modelle aus der Antike, die Errichtung
einer HolEbildhauer" und Holzsehnitsschnle,
welche, unter Leitung des aus Tyrol beru-
feneu Bildliauers G. Klotz, unbemittelte
Jünglinge nnen^eldllch heranbildet. Yen
den Fortschritten dieser Kunstindustrie
zeugen die antiken Statuetten und Gefä«?«?
vom Prof. A. Sclmiidt. Die Fertigung der
Spielwaaren ist lediglieh Hansindustrie« Fs
.sind alle Arl>eiter nnd Fabrikanten selbst-
standig. Die Pro du cen ten zerfallen inHolz-
schnilaer, Holsdrechsler, Bilgemachw, Ans-
former und Papiermas8eiU>rik«Dten. I»eti«
tere bedürfen der ersteren zur Herstellung
der verschiedeneu Bestandtheile ihrer Waa-
ren, welche sie susainmensetien und an
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681 92, MovU: Yen Baimelierir tb. SteimMd u. LimlMkeliii. Bceitenbttcli. 682
die Kanfleate abliefern. Da deren in Sonne-
b«rg uud Omgegouil gogeu 60 üiud, welche
XxportgMehifto betreib«o, «o 1»Mteht, wie
unter den Pruducciiten, al.so tuicJi unter
deu Einkäufern eine zu allem Fort-
schritt wosentlicho Concurrenz, wulcho zu-
gleich die Arbeiter vor etwaigem Dmek d(;r
Kaufmannschaft, die Alles mit baarem Geld«
bezalüt, sichert. Dennoch liaben die Arbei-
ter nur einen kirgUehen Verdientt. Sine
Brechileifnmilie mit Mann, Weib und Kin-
dern, die wöclientlirh etwa 00 Putzend Post-
hörucheu fertigt, erhält dafür kaum fiber
1| Thir. Wie steh noch bei diesen geringen
Preisen d;is IToIz vt rwerthet, ersielit man
daraus, dass 1 Klafter ifolz (zu 144Kubikf.)
4680 Dutzend Pohthürucliun liefert. — Von
den einselnen Oeschftfton, die in S. florlren,
nennen wir das Knnst- nnd Spiolwaaren-
g^eiichäft von Schmidt und Spindler (Muster-
Icnrten äber 8000 Nummern), die Porzellan-
nnd Pnppenfabr. Ton C. Mi^ller, Fabrik
pcnumi^ehen Marmors von W. StresAur-
ger, Thonwaaronfabr. «tc.
Xri'rurxotf : Von Sonneberg nach Ober-
lind, >etthau!<i und Stockheim. — Obcrlind
St.), meining- Marktflecken an der Stei-
nneb, ein schöner Ort in Ihichtbaror
Ebene, liäufig \<>n '>^^r\uv\,vv,i ans hcsticTit,
selbst von Keimenden, die im dasigen (ia^it-
hof bei Truckenbrodt (vorzügliches Bier)
wohlfeil loglren wollen. — ' Interessanter ist
oin Abstoclier nacl» Neuhäusl d\ St.). Chans-
s6e (prujectirte Zweigeisoubahu) über Kop-
peUdotf, wo ein Strassenarm I. in den ro-
mAntiächen Hüttengrund, •-in nudorer r.
nacli Oborlind abzweigt. Iii« r würde die
deutsche Industrie den höchsten Triumph
l^eiert haben, wenn die grossnrtigen Un-
ternehmungen von Jos. Meyer, dem „deut-
scheu CockoriU" (f lb66j, insbesondere die
▼on ihm gegründete Eisenbahnschienen-
Cornpagnie mit dein ir, ^rösstoin Massstal» tr-
richteten Schienenwalzwerk durch Ungunst
der Verhältnisse nicht ins Stocken gerathen
wären. Sie ftessten auf dem wohlberecbne-
ten Plane itircs genialen Gründer- , fiurch
Gewinnung inländischer Eisenerze deu Auf-
kauf fremden Eisens f&r Deutschland ent-
behrlich zu machen, u. würden, wenn dieser
Plan (iuK li-^cfiilirt worden wäre, einen so
immensen Umschwung der Eisenindustrie
ensielt haben, dass weder die IHkhere Zelt»
nocli da» übrige Centraldeutschland ein
Gleiches aufzuweisen hätte. Die Hütten-
werke, die jeut btiiie stellen, umfassen
4 Höchofen, Schienenwalzwerk, Maachineu-
fal>rik nnd Gicsserei und bedecken einen
£aum von Ca bis 70 Ackern. Dagegen sind
die dortigen Steinkohlenbergwerke noch
theilwelse in regem Betrieb. Zur Er-^chlics-
snnR der reirben Klotze, die im Rothlie-
genden lagern, aber in Güte undMischungs-
Verhältnissen verschieden sind, wurden schon
früher mehrfai ho Versuche gemacht. Diese
führten jedoch erst dann zu einem ert;ic1>i-
gen BesulUit, als v. Weiss mit dem er-
sten und später J. Heyer mit den anlie-
genden Grubcnft'Idcrn ludit-lien wurden.
Auf jenem Felde wurden die Kohlenflötzu
leicht erschlossen. Hier aber gelang es nur
durch beharrlich fortgesetzte Bohrversuehet
dass man in einer Ti< fe von 1300 V. an 5
Stellen sehr bauwürdige Fiotze von grosser
Hächtigkei t nnd vortreffUeher Güte erreichte.
Jetzt sind auf den Schachten in der Umge»
cend Ton Neuliaus und dem angrenzenden
JStockItein St.) 12 Dampfmaschinen und
700 Bergleute thätig.
92. Boute: Von Sonneberg über Steinlieid jl Limbach Each
Breitonbaoli (8—9 St).
Wie sclion angegeben (S. 654), führt
«iiieStrasse rom Bahnhof u. eine zweite
ans dem oberen Stadttheii dem gleichen
ZiolR zn: jene über Bettellieckei), die-so
über Forsehengereuth. Bei letztgeuauu-
tem Dörfchen (1 St.) vereinigen sich
dieselben, tun sich aber sofort wieder
SU spalten, Indem ein Strasseniag 1. über
Effelder naeh Schalkau (8. 654), ein
anderer r. durch den hochromant. i'^t^-
dergrund uacii Steinheid emport'übrt
St.). Dieser Grund, weiter hinauf
YOtt hohen, waldigen Bergen eingeengt,
bildet an manchen Stellen eine so tiefe,
wilde Sehlucli^, dass man sich v<»n der
melancholischen Gcbirgsnatur gedrückt
fühlen würde, wenn sich nicht an der
belebten Strasse Häuser au Uäuser, Ge>
werke sa Gewerke reiheten. Zunächst
SehwarzuMtld, wo. das noch offene Thal
einigen Feldbau gestattet; dann r. die
Kleinm'dhle (fthie Uäuscrgruppe mit
mehren Mülik-n), wo Alaunschiofer an-
steht, u. links Mengersgereuth alsbaldi
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683 $2. B&toe: Ton Bmeberg üb. BleittMd Iiiml>icli n. Breitenbaeh« 684
der ßchmidtsgrund (einzelneHiaser mit '
Härmelmühle); dicht angrenzend das <
meiuingische Dorf Hämmern, das sich
über V« St. laug in dem schmaler wer-
deadAD, «ber nodi immer fireandliehen
Grande hinaufnebtf mit lebhafter indu-
strieller Thätigkeit (Holssishnitierei,
Schicforhrikhe, Eisen- und Farbenerd-
gruben). ^Naeh einer kleinen halben j
^Stunde das Eisenwerk Aiigiistenihalj in '
einer tiefeiif wilden, ron liohen Bergen
nmngten Seblncht. SeitwSrts (1.) der
BuMerkopf (S. G76). Nun wird die
Strasse, indem sio bald darauf den E ff el- j
dergrund verlässt, immer einsamer, und
steigt höher zum Gebirge empor, bis ste
den meiuiug. Flecken Steinheid (800
Einv.) erreicht, der mit seiner hoch-
ragenden Kirche 2510 F. über dem
Meere lie^t u, nllen Wind'^trii hen l)l()ss
gestellt ist. Der arniliclie (.>rt ist ehe-
mals eine reiche Bergstadt gewesen, in-
dem im 13. Jahrh. mehr als 1000 Berg-
leute auf Göld und Silber gebaut haben
SoUm. Die Ilussiten aber zerstörten
den Ort ti. die Bergwerke (1430). Aehn- j
liehe Verheerungen wiederholten sieh
im 30jähr. Krieg (1G35). Zuletzt (löü4) i
legten noch die Flammen einen grossen
Theil des Ortes in Asche. Statt des
Goldes gräbt man jetzt vortreffliche
Porzellanerde (Kaolin), die, nach dem
Gewichte verkauft, weit verfahren wird.
Andere Bewohner niiliren sich als .Schach- 1
telmacher, Porzellandreher u. rorzellau- i
maier. Anch liefert die Granwacken-
formation an einigen Stellen gesuchte
Wetzsteine ; während im Fellberg (rechts
zwischen Aiifjustcnthal n. Steinheid) ein
Grifielschieferbrueli im Ganpe ist, der
zahllose Kinder diesseit und jeuseit des
Meeres mit Schieferstiften versorgt. Da-
gegen ist die eisenhaltige Quelle, die
mitten im Flecken entspringt, — die
höchstgelegene Mineralquelle in Thürin-
gen u. (nächst Hinnewieder in MJihren)
in Deutschland — niemals als Erwerbs-
quelle benutst worden. Auch jene Ein-
nahmen sind versiegt, welche im Mittel-
alter den Stehibf ilcni dadurch zuflössen,
dass viele Pilger, die nach Jerusalem '
vvullfahrte&i ihre Pässe in Steinheid hol-
ten und von der „Kapelle unserer lieben
Frauen" segnen liesscn.
Oestlich von Steinheid ragt der höch-
ste ivopt der südöstlichen Gebirgshälfte,
das Ki^erU (2674 F.), mit seinem san-
digen, quarzigen Thonsdiiefer malerisch
empor und beherrscht einen weiten Ge-
sichtskreis.
Von Steinheid nach Limbach ('/^ St.)
macht die Strasse einen starken Bogen
um den Petersberg herum, den Fnss-
gänger ablcuraten lidnnen. Wer nach
Neuhaus a. B. will, verfolgt die Chauss^,
die nahe an Steinheid vorüber geht.
rechts (S. G52), wogegen man liriks nach
Limbach kommt (S. 650). "Will man
nach Ilmenau oder durch das reizende
Schwarxathalnw^ SehwamAurg, so gebt
man von Limbach nach Scheibe. Wer
auf Limbach verzichten oder von Lim-
bach einen Abstecher maclien wollte,
mag die J>trasse nach !Neuhaus bis zu
den Sandsteinbrüchen verfolgen u. dann
1. an der SchißarxaqpuHle (8308 F. hoch,
Temper. -|- 4, 8 B.) vorüber, die in
einem engen, finstern Grunde am höch-
sten Gebirgsrücken (Fuss der Bibers-
leite), wo ehemals ilabichtsbach (die
erste Tat'elglashütte in Thüringen, lÖOöJ
Stand, entspringt und ihm sodfln den
Weg seigt, nach Scheibe gehen (eine
Tour von 1V2 bis 2 St.).
Denn Scheibe ist der erste Ort, wel-
clitMi die Schwarza beriiln t, und es wird
^Niemanden gereuen, *y7tMr»«//e»t« sehön-
8tm Mv99, d&n die Hifmd der Natur mit
der prädaiffsten Btt^age auegeeehmüdkt,
von seinem üreprung bis zu seiner Mün"
(hin;/ (etwa 10 — 12 Stunden) zu verfol-
u'eii ( S. 17) Geht man aber direkt von
Ijimbach nach Scheibe O/^St.), so kommt
man alsbald^ an denserstreutenHänsem
von Alshaeh vorüber, wo eide Poststation
(nach Eisfeld, Nenhaus u. Breitenbach)
und eine der .rrö-^stenTafelglasfabrikeu
des Thüriiif^erwaldes. Die 1711 von
J. N. Greiner hier angelegte Hohlglas-
hatte war der Grund aar Entstehung
des Ortes. In S^keibe aber, einem siem<>
lieh grossen mdolst. Dorfe in einer
wiesenreichen, von ^Vnldbergen nm-
säumten Tbalweituug mit neuer Kii-che
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665 92. Route: Y^n SoAMlMirir Hl. Bt^eid n. Lim1»e]i a. Breitenbach. 686
auf kahlem Felsenhugel, besuche man
(nebon.dem Gasthof) die PorzeUanfabr.
(Kister, f 1863, Dressel u.Comp ), die,
eine der grossertigsken nad vorzäglich-
steil in Thüringeu, vom Beigntfa Hof-
Goldberg" (Goldisberg). Auf dem
„Lindig*', rechts von Goldisthal , stand
eine Tanne, die 162 F. hoch war, 1849
aber vom äturm zerbrochen wurde. 8ie
gab 85 Klafler Hols. D^r Stumpf, von
mann aus Eisfeld geleitet wird 11,3 — 400 | einem Schmdeldaeh bedeckt n. miteiner
Menschen besehäftiiit. Anfangs produ- Thüre verschlossen, nimmt 8 Personen
cirte sie hauptsächlich Porzellanmärmel
(^Spielkugelu)} jetzt liefert sie die schön-
sten Nippfigujren nnd hat den Ruhm er-
worben, dassihreLeistungea lehtkfinst-
lerisch im Entwurf und technisch voll-
endet sind. Ihre ,,B!scu!tficruren*' er-
hielten auf der Thüringer Gewerbeaus-
stelluug zu Weimar den ersten Preis.
Hsttptsbsata naeh England u. Amerika.
Von Scheibe wendet sich die Strasse,
fortwährend neben dem Flosse, westlidä
nach Langenbach \ \ St.), wo die von
Eisfeld herabkominonde Chaussee mün-
det (8. 6ö0}. Gasthof u. Märmelmühlc.
Nun nimmt der Fluss eine nördliche
Bichtung um den 266ft F. hohen gewal-
tigen Wurzelherg herum, welcher von
Scheibe aus auf einem Fusssteige in
1 8t. zu ersteigen ist. Auf demselben
ein fttrstl. rudolst. Jagdsehlüsscheu mit
Altaa s-orlgineiie^^Qssieht ins waldige
Gebirgslabyrintli , hauptsichlich nach
N. Dicht daneben mehre Biesentannen,
die, bis 160 F. hoch und 26 F. im I^m-
fang, über 300 Jahre alt sind. Sie führen
die Namen berühmter Forstmänner und
Naturforscher: Cotta, Kdnig, Humboldt,
Pfeil, Hartig, Burgdorf etc. An der
nürdr
spitze, von - U i .-s nicht weit nach Oelze
in der Höhlunrr nuf. Von Goldisthal an
einem Blechiiammcr vorüher in '/^ St.
nach MaSierbrück , wo die Hasser 1. in
dieSehwarsa mündet. Dann am Hasser-
hammer vorüber nach Oherhanmer (V«
St.) u. Oelze (10 Min.), sondersh. Dorf
mit 800 Einw., malerisch au der öst-
lichen Bergwand hinauf jrebaut. Die
wenigen terrasseulörmigeu Aecker mit
Manem nmgeb^. Zur Beohten der
Katxkütter I'orst mit sehr schönen Fich-
tenbeständen (100 — 150 Jahre alt) und
vielen Auerhähnen. In demselben ward
1782 der letzte Bär in Thüringen er-
legt.
In Oelze gal)elt sich die Strasse :
rechts an derBleiweiss- u. Farbenfabrik
Neuwerk und am Rohrhammer vorüber
in V4 St. nach Katzkmte u. weiter, mit
der von Neuhaus herüberkommenden
Chaussee vereinigt, im Schwarzathale
fort (R. 03); Ihil-s nach Breitenbach,
Amtgehren und Ilmenau (Poststrasse).
St. hintcrOelze theilt sich die Strasse
abermals: der rechte Arm führt direkt
nach Grosshreitenhach (% St.), der linke,
„„,g«„„ «V. ««i "ng^t ich weiter, durch den Oetel^rand
ichen Abdachung des Berges der ' "^^^ einem grossen, von stci-
trstf'lv, eine 204] F hohe Felsen- Schieferbergcu eingeschlossenen
Dorfe, dessen Bewohner Schachteln fa-
brisiren oder in der dasigen Glashütte
arbeiten.
Bndtenbaeh oder Gro94ÖreUcubaeh,
ist. Vom VN urzclberg kann man direkt
nach Katahfitte (1 St.), oder über den
Kieslerstein nach Oelae, oder, um wieder , ^ ^ ,
auf die alte Strasse zu kommen, in einem i sonderst'sMtääerin einem eit^
Stundchen nach (rohhathal gehen, das notonen, von Wald entblössten Hoch-
man {ohne Abstecher) von Langenbach thal, nnt F' -rzellan- u. Glasfabr.(S. 431)
aus am „Goldisthaler Hammer" vorbei Postverbindung über Amtirehren mit
in_ /, St. enrddit. Hämmer u. Mühlen Ilmenau, Stadtilm, ivoiügsee. — • Von
beleben den engen Grund. Die dasi-
gen Soifenwerke waten bis sn Anfang
des 18. Jahrh. so bedeutend, dass aus
Breiteubach über Amtgehren u. Lange-
wiesen nachi^naia«: 8.2B1; ttber Amt-
gehren nnd Stadtilm 'nach AtMtadti S.
dem gewonnenen GoldeDuk , ton geprägt \ 429 ; nach JTöni^Äec (3 St.) ÜberFrieders
wurden. Der Berg (1), an denken Fusse I dorf, Döbrischau und Oberschöblingen.
dasDorfchen liegt, heisst nod» jetzt der [ Abstecher auf den Langenberg (S. 288).
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667
68B
93. Beute: Von Sonneberg nach Seliwarz1)Tirg.
1) Wir wollen zunächst die schöne
Strmss« durch das 8chwar»aiiMv%rtoU
gen, die wir sam Tfaeil uns TorigerBoitte
schon kennen : nftmlich Aber Steinheid,
Limbacli u. Ockc nach Katzhütte (8 St.).
Etwas näher dürfte es sein, wenn man
die Pubtstrasse bis Neuhaus, u. dann 1.
durch den Katzegrund (Chaussee) nach
KatBhitto gebt; wobei man jedoch den
oberen Theil des Schwarzathaies (von
Scheibe bis Katzh.) nichtberührt. Katz-
hiitte^ ein lanj^^^estrcektes rudolst. Dorf
(1130 E,), 4 St. von Schwarzburg, mit
grösstentheils einstöckigen Schiudelhüt-
ten, die, tob hohen, mit Nadelwald be-
grenzten Bergen umschlossen, einen
grossen Theil des Jahres in Schnee be-
graben sind, hatte sonst einen bedeu-
tenden Eisenhammer, der jedoch seit
1860 eingegungen. Eine Zeit laug war
der Bergrath Jnnot, mit einer Tochter
Fr. Schillers ▼ermählt, DIrector des
schwunghaften Werkes. Jetzt wird nur
die Giesserei in kleinerem Massstabe
noch fortgesetzt. Seit 1861 Cigarren- u.
Ivnopffabr. Hier war es, wo die erste
Porzellanfabr. in Thür* angelegt warde.
Gotthelf tu Gottfried Oreiner machten
1759 in ihrer Glashütte zu Alsbach die
ersten Versuche, das Gehentmi^s zu er
forscheu, mit der mehlartigen Kiil«
(Kaolin), welche die Quarzkürner des
steinheider Sandsteins verkittet, Porzel-
lanherasnstellen* Als diese glückteu,grün-
deten sie inKatzh. eine Fabrik, die bald
darauf nach Wallendorf verlegt wurde.
Seitdem ernährt die Porzellanfabrika-
tion unter allen Manufakturen des Thü-
ringerwaldes die grösste Menschenmenge.
Der Thiergarten Im Katsbfitter Forst
ist aufgehoben. Auch das dasige Forst*
institut hat nur ein kurzes Leben gefri-
stet. Die Seitenthäler (r.) der Katze u.
der Weissen Schwarza gehören 7a\ den
einsamsten u. finstersten Partien des
sllddstiichen Gebirges.
Die Strasse Terfolgt an der Schwarz*
müblc vorüber das Schwarzathal, so
dass Meuselbach taxt Rechten liegen
bleibt, u. mundet nach 2 St. (beim „Uir*
kel" , einem im Schweizerstyl erbauten
Zollhaus), in die Ghansste, die 1. nieb
KMgaee abgeht Folgen wir Jedoch
der Schwarza, die hier südöstlich einen
spit^^whikcli^^en Haken schlägt, so kom-
men wir in '/^ St. nach Blumenau u.
Mellenbach ^ jenes, ein einzeiliges ärm-
liches Dörfchen am linken, dieses ein
ttber St. langes, vom stiBilwaodigieD
Grund umrahmtes rudolst. Dorf (800 £.)
am r. Flussufer. In beiden Orten , wo
immer noch Medicinhiindkr Trohnen,
stand sonst das Laborantenwescu in
reicher Blüthc. Jetzt sind Mellenbach
n. Meoselbaeh der Mittelpunkt derKi-
sten- u. Schachteln -Industrie. Ehedem
war in Mellenb. ein Franziskanerklostcr.
Noch hentzutMjre pflegen die Katholiken,
die von Eichsteid nach Vierzehnheiligen
wallfahrten, aus dem Klosterbruuuen zu
trinken. Am nahen Kirdibeig stiht
Grttnstein, dessen T^&mmerbldcks nft-
lerische Felsgehftuse bilden. — Von
Mellenb. nach GlasTrfrh (^/^ St.), einem
armen Dörfchen am l^'usse des schroff?'.;
Steinbergs, dessen Gianit zum äirnjääeii-
ban verwendet wird , u. in dem. 8t«il«i,
vom Glasbaeh durcbranschtMi 8eUes'
thäiclien eingeklemmt. Jmseits C^'
felderschinicdc ^ St.) macht das me-
Innolioüscho Thal eine scharte Krüm-
mung nach N., u. ist stellenweise so
schmal, dass die Strasse hoch in die Fei*
sen eingehanen ist. Bei der Mankebsdis-
mühle (% St.) vereinigt sich die von
Unterweissb. herüberkommende Lichte,
(von der Poststrasse begleitet) mii
der Schwarza. Nach 10 Min. i\%v Blech-
/tammer f jetzt Mühle und guter Gasthof.
Nun Uber 8%«ite»d&/f ntufh SekmatkMrg
(1 Bu} 8, sa?.
Uebrigens empfiehlt sich' von
Hütte aus ohi lohnender Abstecher, n.
zwar (anfangs die obige Chaussee, dann,
r. abbiegend, Feldweg) über Memtlbaeh
(„Miselmilch''), 1 St. v. Katiblttte 1. 1
St. V. Oberweissbacb , ein w^t siebtba-
res, langes Dorf mit 1450 Einw.,
sonst der Arzneihandel sehr sch>vini|(-
haft betrieben wurde, w&hrend jetzt die
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I
689
$9, Awto.- Ton 8<niii6l«ig nteh SehwarElmrir.
690
Schachtel-InclMtrie den HBuptnahrangs-
zweig bildet. Man verbrancht dazu
alljährlich 350 Kl. H0I7. 11. 4(io Bloche,
woraus man 30 — 40 Mill. Schachtolu
gewinnt. Jede elnselne geht 12 mal
dorefa die Hand. Nur wenn eine Fami-
lie tigliell 1000 Stück (die 48 Icr. ko-
sten) zusammenbrin^rt , ^vird et\ras ver-
dient.— Von Mcuselb. über Cursdorf,
wo aeuerdiugs ein verheerender Brand
gewütheti nach Obammatbach (1 St.).
Gleich hinter Keoselb. gipfelt sich eur
Rechten der Chaussee ein kahler, kegel>
förmiger Berg, die Cursdorf er Kuppe
(^2420 F.), empor. Sie ist, von ihrer
Folsenstirne eine weit umfassende Um-
sicht bietend, des Besteigens Werth.
ITaher Pussweg Q/^ St.), die Strasse zur
Stechten lassend, von Cursdorf nach
Oberweissach (siehe unten: 3), u. dann
entweder (zu Fuss) über Lichtenhain
nach L'lumenau (1 St.), oder auf der
Cliaussee über Mittel- u. Unterweissb.
zum Blechhanmer, u. damit ins Sehwar-
zathal (s. oben).
2) Eine zweite Strasse von Sonne»
herg nach Schwar-:hvr<i über Steinheid
(S. 681), dann r. nach JvVj '</mus am Renn-
steig (S. 6Ö4), u. von hier, wo r. die
Strasse nach Wallendorf, I. bach Kata*
hütte abgeht, geradeaus über OhertoeifS-
buch (unter 3).
3) Die gewöhnliche, nächste n. äus-
serst interessante (Post-) Strasse von
Sonneberg bis NeulKLua (4 St.), welche das
originalste Bild der im meininger Ober-
lande vorherrschenden Industriesweige
II. zugleich die eigenthümliche Physiog-
nomie des südöstlich Gcbirgstheiles an
den Blicken vorüber tülut, — so dass
man wohlthut, etwaiges Gepäck mit d.
Eilwagen voraus zu schicken n. die
ganse Tour (wo möglich bis Sehwarsb.
U. Budolst.) zu F. zu machen, — ist fol-
gende: Durch die langgedehnte Stadt
hindurch alsbald in den "Wald hinein
durch das enge Tlial der Rüthen, dann
über die steile „HöUenkuppe" nach
Buinuteh (1 % St.). Viel genussieicher,
wenn auch ifkst eine Stunde weiter» auf
der gleichfalls chaussirten Str. vom
Bahnhof nach KßppeUdorf (V4 St.). u.
> dann 1. durch den von der wasserreichen
Steinarh durchflosscnen wunderschönen
* Hütte n - oder Steinachcrfjnind , aus wel-
chem bald hinter Köppelsdorf ein Stras-
senann r. über Jndenbach nach GrI-
fenthal absweigt (R. 94). Dieser enge,
von Waldbergen umsäumte freundliche
Wiesencrrnnd (mit dem Ilüttenwirthsh.)
ist von der belebtosten Indii'^trio durch-
pulst u. vom regsten Verkehr belebt.
Gebäude drängen sich an Gebäude,
Schmelihfitten , Hammerwerke « Fabri*
ken u. Mühlen im bunten Wechsel» bald
einzeln, bald in malerischen Gruppen.
An Köppplftflorf anstosscnd das Dörf-
chen Uii.ttcnijnind n. {^leicli (hw^wi Hüt-
tensteinach mit Porzellanfttbr. u. meh-
ren Mühlen. Sodann *die ^tfmAar(f*>-
hUtte, eins der grossartigst. Eisenwerke
in Deutschland, das eine Prodnktions-
mhii,'keit von 1 00,000 Centnem hat. Die
„Hiittensteinacher Eisenwerktresellsch.",
die ihren Sitz in .Nürnberg hat u. auch
die HeinrichshQtte bei Lobenstein be-
treibt; hat in einem der lotsten Jahre
über 80,000 Ctnr. Roheisen erzengt u.
angekauft, l.>,578 Ctnr. Gnsswaaren
preliefcrt u. (im kolossalen Walzwerk)
42,725 Ctnr. Walzeisen erzielt. Jeuseit
der Bemhardshiltte zweigt abermals
eine Strasse r. ab durch den Oelzegrund
nach Spechtsbrnnn u. Gräfenthal. Beim
Sonntagshammpr " fScIuefertafelfabr.)
tallttlie nähere Strasse, welche von Son-
neberg über (lie HÖUenkuppe führt , ins
Thal herab* Wer einen interessanten
Schieferbmch sehen will, mache hier
einen Abstecher (Y| St.) zur Wie/eis-
h}(r<i (cinzohio Häuser mitten im Wald),
wo solche liriiche im Ganj^e sind. Vom
Sonutagshammer an '2 Märmelmühlen
(deren zweite mit 5 Gängen sehens-
werth) vorüber nach StollUieh (» SL
Sonneb.), langgestrecktem, ansteigend
u. zerstreut gebautem meining. Marktfl.
(1800 Einw.), mit Postexped. im Gast-
haus zum ,, Anker." Die in vieltaclier
Beziehung origiuelleu Bewohner sind
als Feuerarbtiter thitig, od^ fabrielren
Schachteln» Sptelwaaren, Chifiel, Wets-
steine, Märmelkugeln etc. Auch bedeu-
tende Bindviehsncht (rorirem. Butter).
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6911
692
Im dasipon Schloss eine Sammlung vor-
süudfluthliclier Thiere, deren Ueberreste
in den nahen Kalkschichten getunden
wnrdtt* Oberhalb des Fleckens , wo
sieh das Thal erweitert, zieht sich r. eine
Reihe Häuser zur Anliöho hinauf (die
Peitschengasse). Alsbald folgt das Ei-
senwerk Oicrtitciiiachf wo vor einigen
Jahren ein Schlaekenbad im Hause des
Hoehofens angelegt wurde. Das Erz,
ans welchem die kunstToUen Eisengass-
waaren bereitet werden , liefert zum
Theil der Grosse Thiorhor^ (-^4 50 F.)
bei Oberlauscha. Sttdaim wird tier
Crrund stelleuweiäe so schmal, dass die
Sonne mitten im Sommer seine Sohle
nur wenige Stunden des Tages bescheint.
An der bedeutenden Oöritzmühle, wo 1.
dio rjöritz in «lic Steinach fällt . u. an
der Wiesleinsmiihlc (gutes ^Virtilshaus)
vorbei nach ViUer-mid O^er-LausclUL;
Bwei m^niag. häcfast originellen Dör-
fern, die im engen pittoresken L*nsehn*
gmnde, aus dem einzelne Felsenparticn
emporragen, an einander grenzen (2000
F. Uber d. Meer ). Die schielerbedeckten
und äcliieferbedchlagenen , zum Theil
reeht ansehnlichen Hftnser erstrecken
sich «wischen dnnkeln Bergen nach 3
Bichtongen in meist einaeiligen, oft ter-
rassenförmigen Gruppen, theils ein-
geklemmt, theils an den Bergwän-
den hängend: das Prototyp eines äch-
ten, malerisch- grotesken Gebirgädo^ fes.
Nene Schule* Kolossales Gasthaas (C.
Greiner) mit 4 Brauereien. Die wohl-
habenden Einwohner (1500), theils
Glasfabrikanten, theils Maler, theils
Holzhauer u. Schachtelmacher, sind in-
dustriös, ftusserstge.^cUig, voller IrouiC)
u. charakterisiren sieh dnxeh eigenthfim-
liehe Mundart, Tracht n. -Sitte.
Tn Lauscha Iiut die thüringische Glas-
f&brikatiou ihre (.Quelle und noch Jetzt ihren
Hauptsitz. Diö Ulaameiätcr Haus Greiuer
aus Schwaben („Schwabenhan«*') und Hans
Müller aus nrihm n ^An-'^t». ?.1 ,\nhHn?:cf
der evangelischen Lehre , zu Kudc des 16.
Jabrii. aas ihrer Hehnat Tertrieben worden,
und fanden in Thüringen eine gesicherte
Froistälte. Nachdem sie sifh in Lauscha
niudorgela^jiäu , griuidetou sie daaclbst 15i>^
die «nte Glaahlltte des Tharingerwaldeä,
aus deren Mutterstamm sich andere derartige
Anstalten da- und dorthin bis weit ins Aus-
land Tenweigten. „Die Gllser** worden
von den Regierungen begünstigt und crbiel-
ton mancherlei Holz vor rech;*' (z. B. f^OO
Klanern a \ Thir.), die zum Theil noch fort-
bestehen. Aneli vMwirkliebtea «ie schon
damals das Prinzip der Association, das in
neuester Zeit eine so bedeutsame Rolle spielt,
indem mehre Werkstätten nur einen Otesk
hatten und «loh nm die gemeinschaftliche
Hütte" nllmälig so viele Arbeiter ansiede!
ten, dass sie einen Gemeindeverband bilde-
ten. Noch jetzt ist ilut der gan£e Ort Ten
Crreinera und MttUers bewohnt, welche dofcb
originelle BeinnTnpTi von einander unter-
schieden werden. Derzeit sind in Ij. drei
Glatfkbiiken im Gange (Qreiner, Eiclihoni,
Böhm) , worin, ausser Hohlglas, Ticlfarbige
Spielkugoln nnd Glasröhren zu Perlen.
Spicivvaarcn u. physikalischen luslr uuieutcu
verfertigt werden. Insbesondere wird die
Ola<»i)orIenfabrikation , obgleich $ie netter-
dings etwas darniederliegt, in Lauscha, Igels-
hieb und Neuhaus fast von Haus zu Haas
iMiriAen. Man versloaie nidu» die Werk-
statt eines geschickten ,,PerlisnTir1i--rp-- zu
besuchen. Auch die Kinder sind darin thä-
tig. Die kleinen schneiden die vorsprin-
genden scharfen Eelten ab und fädeln die
Perlen an. din g -r; j^f-r'^n «it/.on an den
Lampen und arbeiten bis tiet ip die Nacht
lüaein. Bindeissiger«.geseMektarKnal>eTer*
dieot tiglich 3— 4Sgr. Je kleiner die Perlen-
sorte und je kunstreicher' ihre Faijon, desto
theurer ist die Schnur (gewöhnlich t> Perleu-
reihen \ 18 Zoll LSnge). Dte „schwarze
Heidelbeere," von ^vc■l eher 30 auf die Schnur
prf*hen , wird pro T)iit/. mit fj Spn*. bezahlt.
Noch intereüsauter i<it die Glasbiiiäerei,
welehe im Nu die niedliohsien Flforen (Bl«>
men, Früchte, Thiere etc.) , nicht selten in
wahrhaft künstlerischer Vollendung, hervor-
zaubert. In dieser Branche zeichnet sich
Karl Greiner aus, nachdem die Glasspiel-
waaren nb.'rhau])t. <lie jetzt einen so be-
deutenden Handelsartikel bilden, von Chri-
stoph Oiefner, die Glasiiannonfka*s aber
von Stürmer erfanden worden. Ludw^
^Inller fertigt künstliche („Pariser**) Men-
schenaugeu aus Glas, und ist der einzige
Künstler In- Dentscbland , wel<dier diesen
Indu^>triez\v(jic Jiiit ^nos.scr Kunstferllglieit |
betreibt. Auch lindet man daaelh t <"^hr ge-
schickte Glas- und Porzellanmaler. Karl Ens
producirt Genrebilder, die w^ bortthmt
.sind. Elias Greiner zeichnet sich durch Far-
ben- und Märmelfabrikation aiu. Seine
Glasmalereien fibertieifen machen alt^ Ge-
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93, BwUl: V^a Sonaeberg nach Schwarzburg.
6d4
bilde dieser Art an leuchtendem VMben*
schmelz u. künstlerischer Vollendung, u, su-
chen die Rede, jene Kunst sei ersterben, Lü-
cen m strafra. BehrgMaehk itnd anck die
piiysikalischen und chemisditiii Appaniie. —
Von Lauscha am „Dreiherrnstein"
vorüber in schroffen Schlangen Windun-
gen immer steiler zum Gebirgsrücken
empor naeli IgMdeb (VjStJ, einem
meining. Dorfe im itchten Waldstyl, mit
bretterbeschlagenen, vom Unwetter ge-
schwärzten Iliitten, worin gezähmte
Vögel, in winzigen Kaligen sorglich ge-
pflegt, ihre Liedleiu singen. Nur durch
den Beuisteig von Neubaus geschieden,
zieht es sich in einer langgestreckten
Reihe auf einer ziemlich lichten^ von
düsterem Wald imirahniten Hochebene
hin u. ist zuweilen (z. B. 1860) voll-
ständig eingeschneit, indem es nicht
blos das am h5chsten gelegene Dorf in
Thüringen (2572 F.), sondern (mit Aus-
nahme einiger tyfoler Ortschaften) in
Deutschland ist. Gasth. zum Hirsch
(^origin. Wirth). Aucli hier ist (neben
der Porzellanmalerei) die Glasfabrika-
tion im Schwünge u. liefert besonders
chemische u. physik. Apparate. Unter
den Glasbhisern zeichnet sich der weit-
bekannte Fischperlenkünstler Heinrich
Greiner aus, dessen matlweisse „Fisch-
perlen", die jetzt am beliebtesten sind,
den Parisern nicht nachstehen: sowie
denn überhaupt dieser Distrikt annoch
der einzige auf dem Thüringerw. ist, der
solche Fischpcrlcn liefert. — Igcishieb
' grenzt dicht an den nicljt minder origi-
nellen rudolst. Flecken JS'cnhaus, oder
hängt vielmehr mit diesem u. dem Dorfe
/Schmalenbuche (nordöstl. t. Kenhans)
so nahe zusammen, dass sie ein einziges
Oebirgsdorfanszumaclien scheinen. Seit-
wärts (östlich ) die Quelle der Lichte, die
zwischen Igelshieb und dem Steinhügel
entspringt und durch ein wilddfisteres,
enges n. vielfach gekrUmmtes Thal nach
Oberlichte (B. 94) fliesst.
lSevihSLUAamSenmiUig(liMiO Binw.),
wo sich die Sonneberg-Saalfdder n« Eis-
fehl-Rudolstädter Poststrassen kreuzen,
in einer von waldigen Hölien umrahm-
ten Gegend, 2500 F. Uber dem Meer, so
dass man fast nur Sommei^etreide baut
u. die Kirschen (anderes Obst gibt es
nicht) erst im September reif werden,
im Winter aber die vom Schnee ver-
wehte Strasse dem lebhaften, Verkehr
nur mfihsam geöffhet « werd»n kann.
Guter Gasthof („beim Just"), gleichzei-
tig Post. Die einstöckigen Häuser mit
Schindeln bedeckt u. mit "Brettern be-
schlagen. Die meisten Einw. (darunter,
wie im ganzen Steinachthal u. Lauscha-
grand schdne Gestalten des weiblichen
Geschlechts) mit Fabrik- u. Hausindu-
striebeschäftigt. Porzellanfabr. mit 125
Arbeitern. Viele Glnsbhisereien vor der
Lampe. Seit die scbw^arzeu Perlen aus
der Mode gekommen, werden (meist
lytch pariser Xnstern) andere Glassier-
rathen zum Schmuck der Damenhüte,
weisse Perlen, Schmetterlinge u. dergl.
gefertigt, welche der Kaufmann Kessler
bestellt und vertreibt. Als origineller
Cicerone empfiehlt siel» „der schwarze
Mflller,*^ dn ForseUamnaler, der Hast
stets beim Just an finden. •
In Kenhaus verzweigen sich die
Strassen nach allen Seiten hin : südwestl.
nach Limbach (S. 652) u. von da über
Stdnheid nach Sonneberg (S. C81), od.
aber Schalkan aaeh Goborg (S. 673),
od. nach Eisfeld (S. 647); nordwestlich
nacli Kntxhütte (S. 687) u. von da nach
Königsee (S. 227) oder Amtgehren
(S. 230); nordöstlich i^ach W aUendorf
u. von da nach Schwarzburg (s. unten)
odcnr Saalfdd (B. 94), mit Seitenstrasse
über Keichmannsdorf nach Gräfenthal ;
südlich nach Sonneherg (der Weg, den
wir soeben ]>assirten); nördlich nach
Oberweissöaeh. Die letztere Strasse ver-
folgen wir, um von ^euhaos naeh
SehWttrsbiirg (4 St.) an kommen»
falls wir nicht den interessanteren Um*
weg über Katzhütte u. durch's Schwar-
zathal (S. 688) einschlagen wollen. Da
der direkte Weg über Fischbachs wiese
(Dorf von nur 3 Hausern) nach Ober-
welssbach etwas einförmig ist, so kann
man die Post benntsea, wenn man nicht
einen Abstecher auf die Cursdorfer
Kuppe (S. 689) machen will. Ober*
wei8Sb*ell („Eäberwissbch''), 3 St. v.
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695
03. lioiUe : Von boliueberg iiacli Schwarzbiirg.
696
Kenbaus u. eben so wettvon Schwarzb.,
radolst. Marktfl. mit 1870 P^imv., zwi-
sclieTi beurbarten, meist baumlosen
Berglehnen, fast 1 St. lang hingestreckt
u. mit dem Dörfchen ^^^^«^weissbach
beinahe sasammenliStigeiid; Qeniacliv.
stSdtiseher n. walddörfl. Bauart. Gastli.
zum gold. Anker: Logis 24 — 30 kr.,
Frühst. 14 kr., Mittagst. 28 kr., mit
Fiscli 36 kr. Sehr gutes Bier. Post
nach Schwarzb. u. Radolst. Nachts 12
Ubr. Restaur. Behiesshaus. Einspänner
pr.Tag 4 fl.» Zweispänner 7i. (excLTrink-
geld); Führer pr. Tag 1 fl. Oberwelsi>b.
ist der Hauptort fiir den Arzneihandel
( sonst über 600 Olitiitenhändler) , der
zwar wegen des polizeilich erschwerten
Vertriebes sehr gesunken ist, aber in der
Bevölicening regen Handelsf^st u. le-
hwislustigen Sinn geweckt liat. Ausser-
dem Porzellaiinialei-ei , Schwefelholzfa-
brikation (50 Arbeiter liefern täglich
2 Mill. Zündhölzchen). Hier ward Fr.
Fröbel , der Gründer der Kindergärten,
1770 geboren. Die stark gehegte Lieb*
haberei des Vogelfangs hat der Umge-
gend den Spitznamen: „das Stellerlaud"
n-ofroborh Wfite nnd schöne Kundsi<"ht
von der unbewaldeten Kuppe des tKilit-n
ELirchberges. — Von Ober- durch Mitiol-
naoh Ühtert0ei88baeh (1 St.) im Lichte-
gnind , u. dann in 7^ St swischen der
Mankebaehsmfihle u. dem Blechhammer
ins Sehwarzrttbnl (S. 688), und über
Sitzendorf nach Schwarzburg (S. 237).
Genussreicher, u. nicht viel weiter,
ist die Strasse von Nenhans über Wal-
Imdorf nach .Unterweissb. (3Va St.).
Die Poststrasse beschreibt einen ziem-
lich starken Bogen, am Hochwaldrahmen
hin, so dass SchmaLenbuche (Hohlirlns-
hütte) zur Rechten bleibt. Fuss Wande-
rer gehen in einem sanft ausgetieften
Wiesengründehen dicht am ndrdl. Ende
des Dorfes vorbei über den Apelsberg
direkt nach Aschcrhach (^St.), das mit
dem angrenzenden Ober-u.Unter-Licht«'
(Gasth. zum Löwen) , dessen schTniu kc
Hftaser in der lichten, reizenden Thui-
bncht materisch zerstreut sind, Hn Dorf
bildet. Bedeutende Porzellanfabr. auf
Klicfaeogesch. u. Pfeifengot. Von Lichte
ist der meining. Marktflecken Willen«
dorf fast nur durch den Fluss gescUe-
dcn. Ein reizender Ort, dessen zum
Thcil stattliche Häuser vereinzelt ;vi
den Bergwänden liegen. UebeiHll in-
dustrielle Begsamk^t, indem die ganze
Umgegend Ton Porsettan&briken, Glu<
hütten, Schmelzöfen, Hammerwerken u.
Mühlen belebt ist. Die Fctierarbeiteti
werden gewöhnlich in der Nacht, wäli-
reud die Flammen emporschlageu und
I die Werke tosen, mit Gesang und Gebet
begonnen. Die Porzellanfabrik in Wil-
lend, ist eine der ältesten im Thüringerw.
(S.G87), indem sie am 20. Mai 1864 ih.'
iiundertjährigesBcstehcn feierte, «.liefert
j Nippsachen, Tafeigut u. vorzügl. feines
Türkengeschirr mit herrlichenMaleiei«o*
Die theuern Holzpreise drücken jedoeU
den Arbeitslohn so herab, dass un-
tergeordneten Arbeiter nur den
löhnern gleich stehen. Insbesondere
wird die ordinäre Malerei ausserordent-
lich niedrig bezahlt. Auch in Lichtes.
Wallendorf hat sich, nnter Pfotektion
des Erbprinzen v. Meiningen, ein Kunst-
u. Gewerbeverein gebildet, der, mit dem
sonneberger Verein in Verbindung, Tü^
die PorzcUanmanufaktur, u. insbeson-
dere für die Malerei , ähnliche Ziele er-
strebt, wl» jener für die plastischen
Gewerbe. Daher gelegentliche Aus-
stellung der besten Kunstwerke, so wie
eine von Meyer aus München geleitete
Kunstschule. In Wallend, thcilt sieb
die Strasse; rechts über Schmiedefeld
nach Gkäfenthal (8 St.) oder Saalfeld
(4 Va St.,Post), R. 94; L durch den engen»
hochromantischen *Licktegmnd über
Üntcrweissb. nach Scliwarzburg (4 St.).
Die groteske Thalschlucht (2 "j St. lang)
ist von hohen, bewaldeten Bergen om-
schlossen , die sich gleich wechsetodea
Kulissen) zwischen denen lustige Wald-
(lucdlcu henrorsprudeln, in einamier
schieben , und würde einen düsteren
Cliarakter haben, wonn sich nicht Müh-
l.'i), Fabriken, Gewerkc «. Dörfer bani
au einander reiheten. Zunächst dW
rudolst. mrfehen 6^<0i^a{ (20 Min )
mit ansehnlichen Gebiinden, einem Ei-
senwerk, welflhem der Ort seine
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687 ^4. iW0:y0n8»]iiMl^riirt1».Walknaorf,Qrftf«ntkaln^ 696
stelmnir verdankt, einer Tusolifnrbcnf., j
Oia>bla>ern u. vielen Porzeliaiiinalern.
Nach St. die Scbnepfeumühle und
das Ddrfcben LeOü mit Eiaeohatte. |
Viele Hfinde maelien Sdiiefergriffel und '
bereiten Tannen zapfen öl. Seitwärts (r.) i
liegt Meura (V, St.) mit Urkalk - (Mnr-
mor-) 11. Scliieferhrüchcn, ii. wildreicher
Wiiiduiig (Auer- u. Birlihübner). St.
sttdlidi Tom freimdliebea INSrfeben ragt,
eia dftstttr«« Waldthal behemehend, die
gewaltige, «iner Borgrnine Shnlicbe Fei s-
masse des ^Meversteins empor, eine der
imposanteste!), von hohem Scbwarzwald
bedeckte, Felspartien der Grauwacke,
die kaum noch bekannt ist, obgleich sie
an Grossart igkeitj malerischem Charak-
ter u. wildaMhite^tonisciier Gestaltung
die Felsen des Sohiraraatbikles hinter
sich lässt. Die Hauptstrasse verfolgend,
kommen wir nach Quelit^s ^ von
Leibi?), einem von schrotfeu Thoiischie-
ferbergen umschlossenen Dörlchen in
wahrhaft pittoresker Lage, und in V'4 So-
nach IkUengeittöaeh, um hald darauf «
ins Sehwarsath. einzutreten* — Sekwtn^
bürg: S« 219.
94. fioute: Von Sonneberg über Wallendorf oder über
Gräfentbal nacli Saalfeld.
Die Post Strasse (von Sonneberg nach
SaaUeld in TV^St.jMorg. 6 u.Mitt.l2V4
Uhr, 2 fl. 22 \a) über Steinach u. Nea-
hans nach WaUendorf , wie in voriger
Route beschrieben. Von WciUenänirf
nach Saalfeld (4*/^ St.) kommt man zu-
erst in das m(*iningischeDorf>SV/i7>i/«?e-
feld, auf einer rauhen, weitschauenden
Hochebene gelegen (das höchste Haus
8819 F. über d. Meere). Der nicht un-
bedeutende Ort (SOOEinir.) tilgt noch
Spuren 'los starken Bcrpfbaucs, der chc-
■ mais auf Kupfer und Eisen betrieben
wurde. Jetzt Olitütenhandel, Porzel-
lanmalerei , Ziindhölzchenfabrikation.
Vom nahen RaMügel^ einem 2473 F.
liohen Bergkopf (nördlich vom Dorf),
herrliche Fernsicht. Südöstlich (V* St.)
j,da8 Schweff Uorh /' oin Vitriohverk
in tiefer Waldscliluclit. Von Scbiuiede-
feld nach ßeichmauiiKdorf (V4 St.),
m^nin^rischemMairiKtflecken(800Sinw.),
in dessen Nähe, namentlich im nahen
^Goldberjif** (1.), vor alten Zeiten 122
Gold- u. Silbergruben im Gnn{?c waren,
so dass A. 1212dieBergleutc mit einem
Sachs. Herzog auf goldenem Sessel ein-
fuhren n. die Buueni mit goldenen Ku-
geln nach goldenen Kegeln schoben.
Vom dasigen Bergsegen ward die Jo-
hanniskirche in Saalfeld er 1) mit Später
win Jiiri liie verfallenen SeJjachte wieder
auigen.ummeu ^ allein die Ausbeute war
so gering, dass jeder der 200 Dukaten,
die man daraus prägte, auf 21 Ü. zu
stehen kam. Der nabe „Vcnusberg*'
liefert vorsügliehe Kaoliaerde. Der
Goldbort aber ist „verwunschen", v.
nur schillernde SageiiHbellcn flattern
noch um die erzgcschwäugerten Berg-
köpfe. — Scheut man «inen grosseren
Umweg nicht, der jedoch durch Unter-
haltung u. Belehrung reichlich belohnt
wird, so geh e m n nentweder von SdMt'
de fehl durch einen wildromantischen
<'Trnnd ühtx Gebersdorf : oder von Feich'
mannsdorf (Poststr.) über Gms.siieun-
dorfj oder von WallcndorJ (zu Fuss)
über das Eisenhammerwerfc Bock,
Lippelsdorf u. Gebersdorf nach CMr
fentkal, tmd dann durch den Loquiti-
grund nach Sa.'ilfel<l ( s. unten). — •
Bleibt man indess auf dem bisheri-
gen Wege, so erreicht man, nach-
dem snvor einige SdteiistrasseB I. ab-
zweigten, in*/^Bt,noheneiehe (2108 F.),
wo ein Gerichtssitz der alten Deutschen
gewesen sein soll. Vom Kirchthurm
schöne Aussicht. Sodann Arnsgereuth
(1 St.) u. nahe vor Saalfeid (Jamsdorf
(1 St.), mit Vitriolwerk, Hannorbruch,
Umbra- u. Oehergrabeii. Der Grund,
durch welchen sich die Strasse an der
Lehne felsiger Waldbcrge hinzieht, wäh-
rend in jäher Tiefe ein Giessbnch rauscht,
ist mit allen Beizen der Gebirgsuatur
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699 ^i. Jtotiie; T<m8onn6l^ygt¥.WftlUAdd]f,Ori£eiitlMln. Saatfelds 700
geschmückt. Laub- u. Nadelholz dra-
piren maleriscli die schroffen Wände,
die hin und wieder sich öffnen, um einen
Blick ins lachende Saalthal zu gestat-
ten.--'Sa«IliBld ! R. 97.
Eine xweüe Strasse von Si imeberg
nach Saatfeld führt über Gräfenthal
(Postin4VaSt.,Al>. 5V/,Uhr, lfl.24kr.).
Zunächst über Köppelsd orf u. durch den
„Hütteil grund," wo r. die ehedem sehr
belebte, jetst rereliiMmte Str. naeh
Eudenbach abgeht, einem meiningiaeben
Marktflecken mit 1200 Einw., der sieh
auf dem langen Rücken eines von SW.
nachNO. streichenden Bergrückens hin-
zieht (2 St. von Soiineb.), Dann über
NernnboM (1 St.) , von Wald u. Berg-
köpfen umscblossen, SattelpcM (y^ St.)
u. ChrutiansgrÜn ( V^St.), waldeinsamen
Hänserginippen dicht an d.bayer. Grenze
(zur Rechten der grosse bayer. Ort Tet-
tau mit sehr bedeutender PorzeUanta-
biik), u. bei der^£Cefte'' <9148F.)ftber
den liennsteig nach GräÜentbal (8 St.).
Die näch ste Poststrasse nach Gräfen-
thal verfolgt den Hüttengp-nnd bis hin-
ter die üertihardahütte , wo sie r. im
einsamen Oelzethal emporsteigt. Das
erste Dorf (2 St. von der Bernhards-
btitte) ist HäBenthal in einem engen^
tiefen, walddunkeln Grunde, das zweite
.(1 St.) Spcchtshrnnn am Rennst. (500
Einw.), mit ungenügendem Wirthshaus,
Nun verfolg:t die Str. eine kurze Strecke
den Rennst. (r.)u. vereinigt sich bei der
f^Kalten Küehe** mit der Ton Jadenbacb
herauf kommenden^ lim in Zickzackwin-
dungen durch das hübsche Buchbachs-
tht\\ an einer Schleifkotho u. nn dem
Dorfe Mernach (mit Eisen- u. Kupfer-
hammer) vorüber nach Gräfenthal zu
geben«
Von Gräfenthal (s. fbli;. R.) wen-
det sich die Poststr. na€h Saalfeld (in
St., Morg. 3^/., Uhr, 58 kr.) über
Grossneundorf und Gösselsdorf nach
Reichmannsdorf (ly^ St.), wo sie sich
mit der von WaQendorf nach Saalfeld
führenden Chanasto (B. 697) yereinigt.
^ktBticeg über den Bocksberg (Frege*-
sebe Schieferbrücho) zum Eisenwerk
.,Oabe Gottes", dann an einer Peeh-
hätte und Obergölitz vorbei zur Hüh-
nerschenke", u. von dieser auf die nahe
Chaussee, und über Arnsgereuth nach
Saalfeld. Näher: bei Gösselsd. recbtsab
ttber Königsflial svr Hübnerscbenke*
Eine andere Straue, die aller-
dings nicht unerhebliche Umwege macht,
aber reich an schönen und interes-
santen Punkten ist, geht von Grätenthal
durch den felsgeschmückten Zo|>£ej;rrtmä
Uber Doif £dpten nadi PtobstMUa
(1% St.), einem meiningisefaen Markt-
flecken, der seine Entstehung einer Ka-
pelle verdankt, welche das Petersklo-
ster zu Saalfeld für die zerstreuten Wald-
bewohuer hier errichtete. Die reiche
Probstel, welche ans dieser Zelle er«
wuchs, ist in der Reformationszeit ein*
gegaqgen. Der frenndlicbe Ort hat eine
sehr angenehme Lage an der Einmün*
dung der Zopte in die Loquitz. Von
der Brücke, welche über die Lioqaitx
fihrt, sehlreifen die Blicke nach a]l«n
Seiten fiber das seh5ne, von bewaldeten
Höhen umrahmte Thal. Uebrigens ea-
pfichlt '^ioh, wenn man nicht, Zopten n.
Probstz. zur Rechten lassend , auf kür-
zestem Wege über den Sehieferbruch
„Selig" nach „Gabe Gottes" gehen will,
ein Abstecher vol Grlfentfaai Ober das
bayer. Dorf Lauensteinj dessen Sohloss,
ehemals den Grafen v. Orlamünde ge-
hörig u. jetzt in den Händen eines Pri-
vatmannes, einen malerischen Schmuck
der aumuthigeu Landschaft bildet, und
dann Über den liMenstein (folg. R.) nach
Probitzella (2 St.). Von hier abwirts
durch den reizenden Loquitzgrund , der
sich hie und da zur düstern Scbluehf
verengt, worin die Strns^*' nrhi n dem
Fiüsscheu kaum Platz liat, zum Eisen-
hüttenwerk „aabeOatt€$''{^/^St:); falls
man es nieht voraidt, von ^obetiella
über den Bodnberg dahin zu wandern,
um den grossartigen Scliioforbmch:
Selig'* zvi sehen, welcher dcmBanquier
Froge in Leipzig gehört u. nur St
von jenem Bisenhammer entfernt Ist.
Sodann ftber (76erld9it»<»(V, St.), Arns-
bach (»/^ St.) und ünierloquüx (% St.)
nach Hockeroda (^ 2 St"), wo (He Strasse
[ von Lehesten u. Leutenberg sich mit der
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701
95. RtntU: ToB Qrifentlial nacli Lehesten.
unsrigen verbindet u. über Eichicht und
Caulsdorfuavh ^tiaUvU fuhrt f R. 9G). —
Oder (aln lolincncle Seiiejitom ) von Un-
terloquitz i. n&chLqaaen, wo man west-
lich hinter dem Dorfe einen so reizenden
Blick ins Saalthal hat, dass man an
einÄ Rheinlandschaft erinnert wird, n.
von Laasen nach Caiilsdorf; oder als-
bald über Weischwitz, Keschwitz f ^ge-
genüber der Gleitsch) u. Obernitz nach
Saalfeld (R. 96 u. 97). ^
95. Route: Von Grafeiitlial nach Lehesten.
Au der Südostgrense de* Tlklnngerwal-
dea hat die TkonsekUiferfornatioH, ihre Hanpt-
nlederl a^e. Deshalb sind Lche«ten n. (Jrä-
feathal die Mittelpunkte der 8chieferfabrika-
tion, und produoiren jährlich an 500,000 Ctr.
I>a<di« und Tafelgchlefer (im Goldwerth von
mindestens 100,000 Thlr ). Da aber der thü-
ringiache Schiefer hinsichtiteh seiner QUte
nnd SehOahelt auf dem gansen Kontfnent
keinen Nebenbuhler hat (selbst die Kaiser-
burg in Wien und der Dom r.n "Wiirzburg
Bind damit gedeckt) und die Machfragen an*
geachtet der gesteigerten Anshente kaum be-
friedigt worden können, so springt die ^;rc>3äe
Bedeutung dieses Industriezweiges, der in
der neuesten Zeit einen erfVeulichen Auf-
flehwwig genommen, sofort in die Aegen.
Niederlagen in München, Wien, Leipzig,
Berlin. Export nach Amerika. Daher kommt
eny dats die Pr^M der Omben, die grösstcn
Thcils vom Bergamt verliehen oder ver-
pachtet werden , um das Zehnfache gcstie-
40,000 8chock Schiefertafeln, 90 MiU. dchie-
faratlfke und 4900 Schock Welutelne UeÜBni.
Weiiu die projektirte Etsenhalm von Sonne-
btrg über O'räjenthal und Saaljeld oder über
Ludwitjatadt und Leh€tten nach Gera zur Aus-
führung kommen sollte, so wird die Schie»
ferindustrlo damit einen nencn, unberechen-
baren Aufschwang gewinnen. Uehrig^n«
wild Im Besfifc such elu Kelkatein gcbro-
ehen, der zu den beliebtesten Märmeln, den
buntgefleckten ,,Bienen«chwäimen*% sehr ge-
eignet ist.
Gräfenthal 9 meiningische Stadt
an der foieUen« a. krebsralchen Zopte.
mit 1300Einw.| last riagtum TonBeuss
u. Bayeiro eingeschnürt. Die schiefer-
bedeckten u. schieferbeschlagenen, nicht
selten (wie in der ganzen Umgegend)
arabcskenartig-verzlerten Häuser, nach
dem grossen Brande von 1852 schöner
a. vegehnässiger anfgehant, lagern ent-
gen sind, und dass sehr viele Menschen , . . .. ^ ,,r. ,
(Arbeiter In den Braehen, Fuhrleute, Spal- ^^^^^'^ « «»"«»^ i escngrunde,
ter, Schaber, Rahmer, Kaufleute etc.) aus ! oder lehnen sich mit iloi hochragenden
Kirche, durch deren Tliurm ein Weg
führt, höchst malerisch an den Abhang
eines steilen Thonschieferberges, auf
welchem das alte^ «un ^eil verfallene,
zum Theil noch bewohnte Schloss WtB^
(Wen dcnsteln) thront. Es soll
von den Wenden, die im 10. Jahrh. hier
einheimisch waren, erbaut worden sein,
u. ging dann in die Hände der Grafen
von OrlamQnde über, welche dem im
Thale entstehenden Ort den Namen
„Gräfenthal" verliehen. Von 1438 bis
1599 hatten es die Grafen von Pappen-
heim im Besitz. 168C brannte es zum
grossen Theii nieder. Im neueren llolz-
anban hat das Yerwaltnngsamt n. das
Landgericht seinen Sita, während die
alten Gebäude in den FeLsen zu wurzeln
scheinen. Reizende Aussicht, besonders
vom Sclilübsgarten aus.
Fott nach Leht*Un ^ M. in 3 ät. 5 Min.}^
den Schieferbrüchen ihr Brod gewinnen.
•£tn Schock eingerahmter Schiefertafeln wird
fix und fertig fitr Sl Sgr. geliefert. Ein
flüissiger Arbeiter afier kann täglich -1 J Schock
schaben und 1 Schock einrahmen (wobei
der Freia des Materials von seinem Hand-
Terdiensk In Abzog zn bringen). Am gesneh-
tosten ist der Dach- und Tafel.sfhief t , den
man neuerdings zu Sohablonenscbiefer jeder
Grösse verarbeitet. Er Ist von glftnzend
blauschwarzer Farbe u. zeichnet sich durch
X.cichtigkeif , Spaltbarkoit, Farbenreinheit,
Dauerhaftigkeit und Feinheit aus. Ausser
diesem wird anf eine sehr mOisellge n. ge-
fährliche Art ein eisenhaltiger Thonschiefer
gewonnen, der, al«! r;riffel;ichiofer bekannt,
die zahllosen Schieterstitie liefert, von denen
1 Mille 17 Sgr. kostet. Eine dritte Art Schie-
fer ist der harte, hellfarbige Wct ' -schiefer,
woraus die Wetzsteine gefertigt werden.
Der Bezirk Gräfenthal - Lehesten hat gegen-
wärtig über 30 Dach- und Tafel-, 4 GrifTel-
und 9 Wetzstoinschicfnrhrüche im Gange,
die jährUch 65,000 gehock Dachschiefer,
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703
704
Nacbm. ä U., 63 kr. ; uach Suai/eld {if M. gruiid uach Lehesten sich hinzieht (2 St,
im 8} SL% Uwg, 10^ U.» 58 kr.; naeh Bovine- voa Falkmt). Oler fiber das x«i-
ier/? (4 M. In 4 St. 10 Min.) 3Inrg. 8 U.,
l fl. 24 kr. -- ZwcispHuner nach Saaljtld 5 fl.
Entfernungen: Lndwigstadt 2, Lebeaten
3, X( all aus 3, Leutenberg 8^ &w]lUd4, Bon-
netor? 6, Schleiz 8 St.
G<uthoJ mm Schwan („beim Bor«cb*%
mit Poalezpedmon.
Ausßüge: Zmn 0f^<l«ciU</Mni«A
„Selig*' (1 St.). im fern der Strasse von
Proli^t/rlln nach Saalfeld (S. 700), wo
an den zu f^rosser Ausdehnung ei-wach-
seneu Haiden d:is rege Leben eines Fa-
Vrikortes mit Spaltbiliteii u. VorrafliB-
hKoBem hemcbt; ^ dweh des engen,
wilden gebersdorfer Grond nach Ge-
ht rsdorf ('/j St.) u. bis zum „Sch-^vefel-
loch'* (8. 697), unfern der Strasse TOn
WaUendorf nach Saaifeid (IV^ St.); —
sowie durch den tiefiK^Uachtfönnigen
arntbaeher Ghnmd (siidwe8f]lcfa)8iim Vi<-
triolwerk Amshaclt . das , gleich dem
SchwofclloL'li , <li m Banquier Frege in
Lci2)zig gehürt. Je ■weiter man vor-
dringt (noch über Arnsbach hinaus),
um so romantischer wird der Ton stei-
len FeLsen a. eichten Waldwäaden um-
schlossene Grund. Sfidlieh vom Vitriol-
werk (nach Speclitsbrnnn hin) ein steiler
Bergkege!, das alte Scblo.ss genannt. Es
soll ehedem von liaubrittern bewohnt
gewesen sein. Schaut man vom ,,alten
Schlosse'* nach dem Thale, so hat man
r. die „Banlskuppe" u. zwischen dieser
u. dem Schlosfkegcl den kahlen^ spitzi-
gen „Bnrgstall", 1. an der steilen , .Bä-
renwand'' gewaltige Felsen, von denen
einer „die Teufelskauzel'', ein anderer
„die Konigsfestang*' heisst, worin ein
verwanschener Prinz hausen soll.
Ton Gräfenthal nach Lehesten
entweder durch den Zoptegrund über
Prohstxella (S. 700), u. von hier durch
den unteren Loquitzgrund zum FdUicn-
ttein (y^ St. Ton Prohstsella), einem
prächtigen Felskoloss, mithesehrinhter,
aher doch herrlicher Aussicht, in des-
sen NfOie dio Loquitz eine westliche
Richtung (^nacl» Lauenstein) einschlägt,
während unsere Strasse am Eisenhütten-
werk „Schreidenhmnimer'' (mit WiHhs-
i'iius) Torfiher dareh den Falkenat^er«
zend gelegene Dorf Lauenstein durch
eine enge, steil ansteigende Schlucht
zum Schreidershammcr u. auf don Fal-
kenstfcin. — Oder von L^itii iistcin im
freundlichen Loquilziiiaiu über Unter-u.
Ober^NetikSttendor/ (einer bunten Eeihe
von Mühlen , Oefen u. B[ammerwerk«D)
nach Ludwigstadt (2 St. von Gräfen-
thal, 1 St. von Lebesten), bayer. Gronz-
städtcheu (1000 Kinw.) , das mit seinen
engen, krummen Strassen u. seinen klei-
nen, mit Schiefer gedeckten HSusen
einen ddsteren Anblick gewfihrt. In der
Nähe gute Schieferbrüche u. reicher
Obstbnr Der ^^S^ommci-hcrrj'' unfern
der Stadt, einer der reizendsten Stand-
punkte in diesem Gebirgstheil. Von
„Ludwigstadt" östl. über Ottendorf nach
LehetUn, u. zwar, indem die Strasse
eine starke Krümmung macht, nicht gar
weit an dem bedeutendsten Schirfcr-
briich des Thüringerwaldes vorüber, zu
weichem rechtsab eine Chaussee ge-
baut ist.
Lehesten 9 mdningisches Cheine-
Städtchen (1200 Einw.) , in einer ziem-
lich offenen, aber doch raulien Gegend,
weil in der Nähe das Gebirge wieder so
hoch emporsteigt, wie in seinem %vest-
lichen Anfang, um dann nach dem &üd-
Uchecea Frankenw. sehro'ff abauftllen.
(Gasthöfe: Schwan, Goldener Pomster J
Die kleine Stadt, nach dem verheeren-
den Brande von 1822, der sie fast gänz-
lich einäscherte, regelmässiger aufge-
baut, lagen um einen Teich herum, u. hat,
da nicht nar die Dficher, sondern aneh
die Wände der Häuser meist mit Schie-
fer bekleidet sind u. selbst in den Stras-
sen Schwarze Thonschiefcrfolson zu
Tage stehen, ein etwas düsteres A nsehen.
Indessen verdankt Lehesten, die Hoch-
schule der ScMeftrdeckflr, diesem Schie-
fbr seinen Auf n. seine Nahrung. Die
Brüche liegen theils nördlich, tlieils
südlich der Stadt. Die letzteren, auf
dem „Unnütz," nur 20 Min. entfernt,
sind die grossartigsten in Deutschland j
SO dass man um so weniger unterlassen
wird, sie su besuchen, ids der Anblick
4
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705 9$. Bautet Von Lobenstein über Leutenberg nach Saalfeld. 706
d«r aolMr*tt«ii, Badtrechten AushÖhlnn-
gen m\t den auf- u. nbsteipjendcn TTebe-
maschmen, mit den rollendou K isen-
bahnen auf dreifach Uber einander
gebaaten Galerien, mit den dästeren
Timiicis V. den tfthMcli bescAiitigten
Arbidtern (circa 300) wahrhaft grossar-
tig n. originell ist. Die beiden herr-
schaftlichen Brt'iche, gegenwärticr durch
ein Thal abgesondert, werden mit der
Zeit durch Ausfüllen dieses Thaies in
Yerbindung gebnohtwerden. — Nur ein
balbes Stündchen jenseit dieser Schie-
ferbrüche ragt der 2611 P. hohe Wetz-
stein empor, nn welchem der Rennsteig,
denmftn hier ,,S<:lileicli weg" od. ,,Schleif-
weg*^ nennt, in den Frankenwald hin-
ttberlliill (S. 10). Somit Ist der Wetv-
fltein der «fidlt^te Qremwichter de«
Tbfiringerwaldes, indem der angren-
ssendc , flacher fortlaufende Gebirgs-
rücken als Frankenwaid beaeiohnet
wird. Sonst ward di»- niclit beschwer-
liche Erstn'^ruTiL': des Gipfels dureli eine
weite Aiissiclit );e]oliiit, indem man nicht
blos den Hauptgebirgsstocit des ganzen
Waldes, sondern auch einen grossen
Theil des Fruikenwaldes ftberbttckte.
Jetzt ist, falls man nieht das trigono-
metrische Signal ersteigen will, die
Fernsieht durch den Baumwnehs ge-
hemmt.— Um so reizender ist dieselbe
von dem 2123 F. hohen Kulm, der VJ,
St. östUehvoB der Stadt (jenseit Luisen-
grüns] sich empoxgipfelt u. mit einem
Hanse gekrönt ist. Herrlicher Blick
ins Saalthal bis naeb Jena, in3 Voigt»
land u. auf's Fichtelgebirge.
Von Lehettm €[ber Leut^erff naeA Skuth
Flora von Leheston : Aconitum Lycocto-
niu&. Cirsiuui heterophyllum. Crepis
sueeiaaefoUa. Hottenia palnstria. Petasitei
aibiiR Thatletmm «quileisilfoliiiiB. Yeronica
Buxbaumii.
V.
Seitenrottten von Osten her.
96. Boute : Von Lobensteiii tber Loutenberg naeb SaalMl
Wir betreten dM CTeUet der Ffireten
TOB Beasiy einst im Besitz der Sorbcnwcn-
den. In alter Zeit waren diese Fürsten Gatt-
grafen. Der erste, der genannt wird (972),
liieiM Aribö oder Erwin, nnd sass auf der
Bnrg Olei^^brrjr rVnitsberg) bei Weida. Spä-
ter fBhrt«Q sie den Djmaateatitel t „Herren
und Voiffte Tfliii Welda," und edvirangen
sieh» Ale lie aiieh Gera, Orals, Hof nnd
Planen erworben hatten, zu erblichen
Reichsvoigten empor. Seitdem hiessen sie
•Ileaammt: ifcinrirA. Kaeh mehrftdienErb-
theilnngen verheiratete sich zu Ende des
18. Jabrh. Hemrich der Fromme zuerst rnit
einer böhmischen Fürstentochter, weshalb
•eili Slleitar 8olm deaNanenf Selurieh der
Böhme ftlhrto, und soiann mit einer russi-
schen Fürstin, die ihrem Sohne und hernach-
maU dem ganzen Geschlecht den Beinamen:
der MnuMtf oder der Rtuae vererbte, üebrl-
iren^ i^t kaum mögür^h, das Qewebep in
Führer durch Ihäringen,
welehei dl» veieebledeMn Xiaien mit all
ihren „Heinrichen" bald serflelen, bald sich
wieder vereinigten, mit kurzer Hand zu eati-
wlrren. Wir lösen den gordisdiett Knoten
mit der einfachen Angabe, dass es seit 1616
eine 'Altere nnd eine jüngere Linie gab , die
1778 und 1790 üi den Fttrstenstand erhoben
wurden.
IiObenstein ^ tenss. - wlUdaiselie
Stadt mit 4000 £ünw. , an der forellen-
relcben Lemnitz, in einem engen, un-
ebenen Tli ilc mnlerif^ch um einen kegel-
förmigen Berg gelagert, dessen Stirne
mit einem fast lOOF. hohen Wartthurm,
dem Ueberbleibsel einer uralten Barg,
gekrönt ist Sie Ist oft tos Feners-
brünsten heimgesucht worden (zuletzt
1862), ohne dass ihre Bauart dadurch
regelmadsiger geworden. Das untere
2«
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707 96. Bmu : Von L«1»«nstftU ttar lientcnlMrir »ftch Saalfeld. TO
Schloss (am 0*^trfindc der Stadt) war
bis die Uebidenz der reuss.-Ebers-
dorfschenFürsteulinie. Angenehme Sp«-
siergäiige Im ScUossgarten. Oasthaat:
Bensischer Hof (an der fitraase oadi
Ebaitdoil).
FMt aadi EbenA^rf (f H. te 40 Min.),
Ab. 8 TT. 5 Min., 4| Sgr.; nach TJcJdenlerg
(1| M. in a öt.), früh 2i U., 8^ Sgr. ; nach
LehttUa (a| M. in ^ St.), teOh 9 U. ; nach
SeKUi» i^ H. in 8| St), Ab. 8 U. 5 Min.,
21 Sgr. ; nach Kronach (5 M. in 5^ St.), friih
4> U., 26| Sgr. ; nach Saal/eld (über Leuten-
berg (5} M. In S St SO Min.), firllh 4f U.,
1 Thlr. (44 Sgr.; nach Hof (Üher Hirschberg)
4| H. in 4 St 40 Min., firfib Ü IJht » Mte.,
Ton Lobenstoin imch Leuten-
berg (4V2 S^ ) ^ut glatter PostStrasse
am „Kühlen Morgen" vorüber (reizen-
der Rückblick auf Lobenstein) nach
IXia$hrwnn n^St^pertäorf, sodann darch
schöne Waldung a. üppige Wiesen ftber
Gahma u. Gleima. LeuteubergT, irohl-
gebaute rndolstädtische Amtsstadt an
der Serbitz, mit 1150 Einw. im enpjen,
von hohen u. steilen Waldbergeu um^
schlossenenSormitsthal, in welches sieh
▼iele schlaebtfthnliche Beltengründchen
dflhen. Einzelne HSoser am schroffen
Abhaii«7dcs Seblossbcrgcs, anf wok'liem
die .jFiicfiinsliin'g" steht, die seit dein
12. Jahrh. der biia einer adeligen Familie
von 1395—1504 einer
dgeaen sehwavabnrgisclien Qrafenlinie
u. snietat der WittwensSta aWder Grä-
finnen war, jetzt aber nnr noch — vom
Icutenberger Schlotfeger be^volllIt ist.
Die Wände mchrer Zimmer mit grassen
Kriegs- u. Staatsscenen (vonLammers)
bemalt. Die Umgegend ist Ar den
Geögnostcn interessant (meist Grau-
wacke). Kiseuf^rnbcn u. Schieferbrüche.
Von Leuteuberg iiacli Saalfeld
8t.) begleiten wir die Sormitz, einen
nicht unbedeutenden Waldstrom, der auf
dem Frankenwald entspringt u. als s&d-
dstlicher Grenzfluss des Türingerwal-
des trclteu kann, durch ein enges, wald-
umkiiinztes Wipsfidlial voll malerischer
Aumuth, nach Uockerode , wo sich die
Sormits mit der Lomnitz (beide gold-
rdhrrnd 11. forellenreich) vereinigt, mt
bei Fichicht in die Saale zu muaütii.
Seitwärts (r.) zwtaeh«n Leatanberg u.
Hockerode sieht sieh das Hasenthtlkii-
auf zum Dörfchen Lohma (mit Sehloss),
in dessen Nähe das Lusthaus Amalies-
höhe. Bei Hnrl-rrode (,,Hiu kcruh")—
wo die von Gräfenthal herabkommeutie
Strasse (S. 700) in di^ unsrige einlinft.
wfthrsnd jeaseit Levtenl>ergs eineiNitt
Strasse über Grünau u. Schmiedebach
nach Lehesten gebaut ist — liegt ein
neues Schieferhaus, worin die Vorsteber
der Thüringer Dacb schiefer bergbtu-
GeseUschaft wohnen , u. 5 Min. tmter-
halb desselben das £l»S0iiv0rifcjrMfar«ir
(Hoekeroder Hamm«) , welches mehr
Bewohner hat, als das eigentliche Dorf.
An diesem vorüber durch dns roraant.
Loquitzfhnl u &ch EichicIU („Mäg '), mi:
einem vernachlässigten Schlosse des
Henrn ▼.Benlwita, in einem aamvtUgn
Wiesenthal am Fasse des Eichelberger
an dem sich eine Oasse bis in die Mh>
eines scTiön {gelegenen, halb verfallene;.
Edelhofes mit hohem Thunne empor-
windet Unfern vom Dorfe, welches
die Strasse aur Rechten liest, führteiM
1861 errichtete eiserne Oitterlnrfieke
(kaulsdorfer Brücke) über die S»ale.
die sich durch einen heiter?chöner,
wahrhaft reizenden Thalgrand
Saalfeld schläagell. Beim nahen £1»^-
dorf (bayerfseh) entfaltet die Ckgod
ihren Tollen Sehmnek. Die Peststrtts»
macht nun einen bedeutenden tJtDwe:
(zur Rechten) über Gross-Kamsdorf,
ünterwcllendorf (preus?.), GarndorfB.
AUensa&lfeld (Ü. 102) } währeu^l «■»
neue Chauss^ durch dasherrtteheSiH'
thal gebaut wird, dieTxmSanlsderf !
Lii)l<en) über Tauschwitz, Pi8cber?d*>rf.
Re.«^ch^vitz, Olieniitz u. Köditz (R- f^-
u. eine dritte (am nächsten) von Ka^b-
dorf über die Berge (Tausciiwiti f
Linken u. die Poststrasse inr
lassend) In 1 V« St. nach Saalfeld ßbrl
Im huvuior/crRevier sehr starker Berg-
bau, hauptsächlich auf Kiipferschieter.
Es wird sogfir, wenn auch sj)rtrsain, g*"
dif-L-nes Kui.fV'r u. gcdiegeues Eij"
(ächr selten} gel uuden, besonders !
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p
709 $7, SätOet Btattild ikäth Ihidolstadt, Ms Scliwarzburg. 710
stufen von Malachit. Ingleichen Ko- 1 nigszeche," %St.we8tl.TonSaiiifi«lorll
halt, silberhaltige Erze, Fahlerze, Ten- D\o fiasigen S cbmelsbütten liefem iNll^
tftntit (nameotllch im Revierbezirk „Kö- 1 iiches Kupfer. f
^7. BoEte: Von Saalfeld mudi Sndolstadt, BlankeBburg,
Sohwarzbnrg.
Saalfeld 9 meiningische Stadt in
einer weiten, schöiu^n Thalmuldc an der
Saale mit 4450 Einw. Altberühmt u.
wohlhabend, weitläufig u. bequem rrc-
bautjObwül nur dünn bevölkert, gewährt
sie, vom hochgethürmteu Schlosse über-
ragt , einen fast imposanten Anblick, u.
nimmt einen bedeutenden Flächenraum
ein, indem die Dörfer AUensaalfeld,
Graba, Altcfrcifieü n. Ältcmarh fast
unmittelbar (als Vin-stadte) mit ilir zu-
sammenhÜQgen« Luther verglich S.,
nach einem grossen Brand durch neue
Ziegeidaeher verjfingt, mit seinem Leib-
gericlit, indem er sagte, die Stadt liege
wie ein Stück PÖckelfleisch in Peter-
silienbrühe.
Fost nach Arnstadt (6} M. in 6 St. 26 Min.),
Ab. U U., 2 fl. 46 kr. ; na^h Eitfdd (6} H.
in 8 St. 5 Min.), Ab. % U., 2 fl. 12 kr.;
nach Fössneck (2| M. in 2 St.), Nachm. 3|
U. und Nachts 11| U., 53 kr. (weiter nach
If9Uatadt a. O. «nd tfcni); naeh M^MOM
(2JM. in 8i St.), früh 10| U., 58 kr. (weiter
nach J.olumUein) ; Über Leutenberg nach Lo-
bendem (5| M. in 5 St. 50 M.), Nachm. 2|
U.» 2 fi. 1 kr. ; Uber Jlftiuheau naidi Soumfherg
rCJ M. in 7J St ), früh 10» u. Ab. 9|U.. 2 fl.
22 kr. ; nach Mudolstadt (1^ M. tn 1 St. 10
M. ), f. 10, Nachm. 3|, Ab. 10 IT. 45 M., 9ikr.
Entfernungen: Rudolstadt 2, Blanken-
burg 2, Pössneck 4, Königaee 5, Neuhaui« G,
Ilmenau 45, Msield 10, Sonneberg 10, Jena
10, Arnstadt 10 St.
Gasthöfe: Sirsch (am Markt), wird sehr
gerühmt, T.offig mit Frühsfürk 15 Spr. ; Anl-rr
(am Markt;, ehenial.s zur goldenen Cians,
worin Kaiser Karl Y. mtfc 4«m geCKagenen
Kurfürsten Job. Friedr. am 29. Juni 1547 zu-
sammentraf*) i Hock (in der Blaakwbnrger-
gasso).
* ) Der Kurfürst war in einem Jetzt noch
vorhandenen Gewölbe eingekerkert. Da
überfiel ihn eine so grosso Angst, daAS er
dringend batt den unheimlichen Aufenthält
verbissen tn dffrfim. Kaum war dies ge-
schehen, : brnch die Decke de.s Gewölbes
ein. ^aoh seiuer Befreiung ward das Bild-
^egloMirationen: Tkom In der Blanken-
bürge rgasse; Kühn und Jahn in der Saal-
gasse j Wittwe FrarJce am Markte; Srhiess-
A<m* an der Saale, n^-uer Felsenkeller, Ver-
cinsgarten (mit «ehr sehaner Aassieht). Der
Wirth des berühmten ..Loches" hat die
Schäukwirthschaft aufgegeben. Sonst hiess
es: „"Wer das Loch nicht besucht und den
Ungcr (Stadtorganisten) nieht gehört, ist
nicht in S. gewesen."
Presse: Anzeigeblait, wochentl. <lrc!nial;
Thüringischer Stadt- und Landbuiu ^iu der
Niese^schen Buchbandl.).
(Jesehichtliches*). Saalfeld hat glänreudo
Tage gesehen, ais Koi^bsdomäne , kaiser-
liche Pisla , geffirstele Abtei , herzogl. Re-
sidenz, UniTeraltitt (indem 1578 und 79 die
jenaiachen Doccnton und Stiul n' it 'rriv^f,
halber provisorisch nach S. überdiedelton).
Ihre BQtBCahattgvardhnkt die Stadt der ^Ssr»«».
bürg, TDilKarld» Qr, zum Schatze gegen die
Sorben x\. Wend«! errichtet (806). Nach an-
deren Angaben soll sie schon im 7. Jahrb.
vom «httringlsehen Herzog Rudolf, oder vom
Slavonkönig Samo erbaut worden sein. lu
Mitte des 9. Jahrb. kam die Burg in dfo
Hände der Sorben, die jedoch von Ludwig
dem Deutschen gesefalagen und veMtUbai
wurden (874). Nim ward P zu einer Rcichs-
domäne, und vom Kaiser Heinrich I., der
wahrscheinlich das Jagdscblösschen Kitzer-
«tein erbauen Hess, befestigt. Die starken
Thore «tehen noch jetzt. Als kaiserliche Pfalz
sah sie die deutschen Kaiser oft in ihrer
Mitte , und wurde tobt Otto IV. zor freien
Befehsfltadt erhoben. Otto' s Gegner, Philipf^
von Schwaben, übf^rtvic-;^ ^^e jedoch dowi
thüringischen Iiaadgraie^ JlcrmaunL, der die
Stadt verwQatete ond efnon Thefl der Bär-
ger gefangen hin wegführte (1202). Darauf
hat sie ihre Tier reu oft gewechselt, bis Land
und Stadt unter dem jUngi^ten Sohne Äer-
zogs Emst des Frommen, Job. Emst, zn tH-
nem .sr!b t ständigen Herzogthume ward(1680).
Spätere successionsstreitigkeiten wurden d*»
hin geschUcbtot, daM Herzog Joh. Entst von
SaalfiBid a«ine Residena in Coburg nahm
nis» des KnrfUrsten an dmi Daoheikem dee
Hausca angebracht.
*) If ' <^n«r, Chronik der S tadt Sauheld. 1864.
20*
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711 Von BMlfeM naok KvdolBiadt Us Schwanlmrg. 712
(1795) und aich fortnn Herzog von Coburg-
-ISiMlfeld nannte. ha.th dem Erloschen des
gofhfttodien Ffiriteoliaiisos trat Coburg das
Türstentbum Saalfeld an Meiningen ab (182C).
Industrie. Ab Mittelpunkt ergiebiger
Gold- n. Silberbergwerko (sonst 200 Behackt«
anf 0«ld und Silber), war 8. eine der älte-
sten und berühmtesten Münzstätten, dJo erst
1847 ihre Tbätigkeit eingestellt hat. Jetzt
'wird batiptitchlieli auf Kupfer getehOrft, In-
dem der mächtigste Kupfororzgang in don
von Saalfold gegen SW. ansteigenden Vor-
bcrgeu lagert. Vormals auch ziemlich star-
ker Weinbau, so daw 15S1 an 6000 Eimer
gekeltr rt wurden. Gegenwärtig oino in ilirer
Art einzig dastehende Metallgewebefabrik
(Dehler), die auf 17 WebstOhlen (von denen
«tner 1500 Thlr. kostet) die künstlichsten u.
saubersten Drahtarboittn ft'rtipt, und bis auf
die westindischen Inseln versendet. Das
Mntle 0ew«be hat anf 1 QZon 35,0(K> Oeff-
nutigen. Piaiiii < fabrik von König. Tusch-
und Farbenfabrik von Oemhard. .Sddeu-
fabrik. Fabrik von Pappwaaren und Illu-
mliiallofulcOrpenk.
Sehennoik^igkeiten, Auf dem sehd-
neu, grossen Marktplatz das 1537
erbaute Rathhaus . (Ins mit seinen Er-
kern, Giebeln u. Thürmciien einen ori-
ginellen Anblick gewährt. Isicht weit
-dftvon die stattlieh« «ToAafMitWreA«,
im gothiscben BftustyL Schon 986 er-*
baut, brannte sie 1200 bis auf den nord-
lichen Thurm nieder, ward jedoch vom
Ertrag der roiehmannsdorfer Goldberg-
werke (S. bD7) wieder aufgebaut, u. zu-
Ifrtet 1817 restanrirt. Doreh da feieh
Tentertes Portal mit dem kolossaleii
Bilde des heil. Johannes tritt man in
die geräumigen, dreiscliiffigen Hallen,
deren Fenster mit lierrliclien Ghisma-
loreieu prangen. Au der äusseren süd-
WMtliehcti Eeke eine steinerne Kanzel,
«iif wdeher an jedem dritten Pfingst-
feiertag der AbUss Terkttndig^ wurde
(auch von Tctzel), u. an einem Posta-
ment der äusseren Strebepfeiler eine
kleine verwitterte Figur (das „Härings-
männchen'Q, welches^ als Wahrzeichen
der Stadt, die Grenxecheide der Sorben
n. der Thtlringer (die man „Härings-
nasen" zu nennen pflegte) bezeichnet
haben soll. An der Johanniskirche fuu-
girte der berühmte Caspar Aquila, Lu-
thers Freund und Reformationsgehilfe,
der merkwürdige Schicksale erlebt hat.
Als Feldprediger des Ritters Fran2 vor
Sickingen wurde er 1523, weil er sicL
weigerte, eine Kanonenkugel na tanfeo,
von denLandsknechten in einen Mdiraer
geladen, u. wäre in die Luft geschossen
worden, wenn dasPulver gezündet hätte.
Auch aus S.'ialfeld musste er 1547 vor
dem Zorn des Kaisers flüchten, kehrte
aber 1652 dahin zurück u.starb 1560.—
Das bcthürmte Schlou, am Nordrande
der Stadt auf weitsichtiger Saalterrasse.
1670 vom Herzog Albrecht erbaut, u.
zwar an der Stelle einer Abtei, welche
1071 vom Erzbischuf Hanno venKöJL
gegründet, 1497 von Iffazho^^an ge^
.^tet u. im Baoernlcri^ zerstört worden
war. Bis 1745 war es die "Residenz des
Herzogs von Saalfeld. Die innere Ein-
richtung im Roccocogeschmack , beson-
ders der Tlu'onsaal u. die Schlosskirche.
Prachtvolle Aussicht ins Saalthal, na-
mentlich von der Galerie des Thuxmes.
Aus dem im franz. Geschmack angelfi|{-
tcn Sclilos'-L'^nrten (mit Qewächsbänsern
u. einigen Monumenten) stieg man sonst
auf einem Stufengaug („Jakobsleltei'^)
in« Dorf ^ni^ hinab, das nur dufch
eine Sehlueht rem Sclilosa geschieden
ist. In der dasigen Kirche ein Plafon*!
gemSIde al fresco, n. ein kosthnrcr Ala-
basteraltar. aus der Barfüsserkirche in
8. hierher versetzt. — Das älteste Ge-
bände ^am entgegengcsetaten Ende der
Stadt) ist die hoehragende Sovhenbvrg
(„der holie Schwann*^, mit 2 runden
altersgrauen Thürmen, Sie wurde 1290
auf Veranlassung Rudolfs von fial^
bürg von den Erfurtern zerstörte Jfwr
4 Thürme blieben stehen. Aber 1356
liesB der Stadtrath awei davon abtragen,
um dieSteine zurErweitemng der Saal-
brücke zu verwenden. Jetzt ist die Ruine
in Priviitliänden u. dient zum Theil als
Holzschuppen. — Nur wenige Schritte
davon auf einem felsigen Abhänge das
Schl5ssehen Kitz^stein, ein viereckiger
Bau mit Thurm u. Kapelle. VomKaiser
Heinrich I. gegründet, ist es mehrmals
erneuert worden, u. befindet sieh seit
längerer Zeit ebenfalls im Privatbesitz.
Spaziergänge, Um die ganze Stadl
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713 97. Boniet Von Saalfeld nach Rudolstadt Iiis Sehwarzbnr^. 7U'
hamm nen« aiiBiithige Promenaden-
£iae uralte Brücke, auf welcher
die in ein Brückenliaus umgewandelte
St. GeiiuHeiiökapeile mit ihren Hautre-
dieA]iftB«rk8«nkeitf«iMlt, Alurt
über dk Saale uach AUtam^M (mit
Farbenfabriken), wahnehifaiÜlA schon
450 erbaut u. 763 vom mainz. Eizbi-
scbof Luiiu» ver^rössert. — Will man |
einen Umblick über das aumuthige |
Saalthal gewinnen, so besteige man die
„AMettbmg/^eiaß felsige Anhöhe, dieht
neben dem aik einem Geeellsohaftshaas
überbauten Felsenkeller, unweit des
Schützenhofes. Die schönsten Partien
am malerischen Saalufer hinauf : „Jm
Grünhain /' Anhöhe am linken Saal-
nfer; AlMmweHc We^UUin (V, St.),
mit pittoresker Felsengruppe auf einer
Snalinsel; Hoxt Köditz (' St.), wo der
Saalgrund von hohen, zerrissenen Fel-
seuwänden eingeengt wird; seitwärts
östlich die 8ekiiO€dtiM€hanMn } jenseit
des Dorfes Obernitx der *OleU9eh^ d. i.
Kli|)pe (ly« 8t), am rechten Saalnfer,
ein Keg^clberg: (1243F.1 mit entzucken-
der Aussicht (vollständiges Panorama
über die ganze Landschaft), dessen süd-
liche Spitze von einem Ungeheuern Kalk-
steinwftll umgeben ist. Hier hat die
Natar ein grosses Thor angelegt, durch
w clches man auf einigen Stufen den Platz
betritt, der unverkennbar eine altheid- i
nische Opierstätte war. • * , St. vom
Gleitsch der ^GositzfcLHen, unterhalb
Fiaeheradorfs, an dessen Fasse die
Strasse naeb Saalfeld TorüberlMuft. —
Wendet man steh Ton Reschwitz nach I
Westen, so kann man eine der 3 Gar-
tenJcnppen (die hintere, 1 St. von Saalf.,
1771 F. hoch) besteigen, welche das
sebone Saalthsl u. einen grossen Theil
des Tbttringerwaldes beherrschen/ ob-
wol die Fernsicht von der beranwaeh*
senden Waldung mehr u. inehr verdeckt
wird. Dell II t man die Wanderung nach
Westen noch weiter ans und geht über
Arnsgereuth u. Witzendorf (Chaussee)
zuraeki so bat man Ton der Wittmatmi^
gereuther B(the (1 St. sadUeh von der
Stadt) eine weitumfassend c , köstliche
Bundsicht Von Wittmannsgereuth gehe
man (mit FIhrer) aber d&a *Eiaenberffy
1 Stunde westlich von der Stadt, der
von seinem Scheitel (2022 F.) abermals
eine prachtvolle Aussicht bietet, nach
Saalf» Boraek. Dw ganae Berg, dessen
Seh&tse der Terstorbena Chef desBi*
bliographischen Instituts, J.Meyer, fün*
dig gemacht . '^oll aus Eisenstein beste-
hen, der an manchen Stellen zu Tage
tritt. Auch kommt in der Grauwacke
das seltene Mineral Thnringit vor. Im
Thale dampfen die Bisensehmelsbfltten,
n. von den schrofiten Wfind«n des Ber*
ges blicken die Grubenhäuser herab, zu
denen man auf einem Zickzackweg em-
porsteigt. In einem der Stolleu u. schon
unfern des £iuganges, lagert ewiges
Eis, das gerade in den Sommermonaien
am mächtigsten ist. Deshalb hateman
sich, ih erhitztem Zustande die Grube
zu befahren, oder auch nur der geöffne-
ten Thüre, aus der ein eisiger Luftzug
strömt, zu nahezu treten. — Beschr&nkt
man sich anf den Besuch des Saalthaies,
so ist kein Fahrer nöthig ; will man je*
doch die erwähnten Berge besteigen, so
thut man wohl , sich einem solchen an-
zuvertrauen. Lebrigens kann man diese
schönen Partien auch als „Nebeutou-
ren" mitnehn^n, u. awar auf dem Wege
nach Lobenstein, Lehesten oder Probst-
zella den reizenden Saalgrund mit
Wetzelstein, Köditz u. Absteeherru den
Schwedenschanzeu , auf den Uieitsch u.
auf den Gositzfelsenj auf dem Wege
nach Nenbans oder Sonnebeig eina
der Oarleaknppen (1.) oder die Witt-
mannsgereuther Höhe (r.) ; auf dem
Wege nach Blankenburg oderSchwars-
burg den Lisenberg (r.) und die Witt-
mannsgereuther Höhe (1.). — Ebenso
sind einige Punkte nach entgegengesetz-
ter Biehtnng bin (anf dem Wege nach
Rudolstadt) beaChtenswerth. Vor Allem
der Wahlplatz, auf dem sich das Vor-
spiel des nur wenige Tatre »Inrnnf fol-
genden Kriegs drama's bei Jena u. Auer-
stedt eröffnete. In der Nähe des Dorfes-
WlOidorf ( Va St. von der Stadt, an der ,
Strasse nach Schwarza) fiel der beiden«
müthige Prinz Ludwig von Prenssen,
der mit einem ^Corps von 13,000 Maua
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715 S8, Boutc: Vou Lobensteiu über Ebersdori nach Saalfeld.
716
die fast dreimal stärkere fransdsische
Macht anfhalten sollte. Er wurde, als
er eben einen ITaufon zersprengter Fusss-
jäger ordnen wollte, von einem frauzö-
Sischen Wachtmeister durch Säbelstiohe
gel5dtet Auf dem gusseteernen^i^eiiA*
inai, das, von hohen Pappeln umragt,
auf jener Stelle (jenseit des Dorfes, dicht
an der Chaussf'' ) 1^2^ errichtet wurde.
Graba, an der Göritzmühlc vorüber n,
bei Remschütz über die Saale, dann
über I>orf Knlm auf den Kulm, von da
7Tir Preilipprr KuppCf über Unter' n«
Oberpreilipp u. über Cumbach Dach Bn*
dototadt (8. 198 ti. 109). Oder man
geht von Volkstedt r. über die Sdbtlfers-
köhe u. Cuvilxirh fS. 195 etc.).
Von Saalield nach Blanke iiburfr
liest man die eintachen Worte: „Hleri(2 Ht.) Po«?tstrRP«e gleichfalls über
£el kämpfend für sein Vaterland der
Prini Ludwig von PMossen am 10. Okt.
1806.*^ Fr.'L. von Kleist feiert es mit
den Worten:
,,Sel fft?gnrti9Ht ]n!t hoher Ehrfurcht Schauer,
Heil'ß-o «tätte, wo oiu Grosser starb."
Ein anderer, sehr lohnender Aus-
ilng Aber „dieKatae" (V^ St.) zumAijm
(V« ^^Of höehsten, dnreh ein Brd-
beben zeridftfteten Buckel des Heide-
rückens (S. 190), der sich als welü^res
Berpgehäuf, nach der Saale zu abschüs-
sig u. nackt, nach den übrigen Seiten
sanft abdaoliend, bis naeb Pdssneck
blnaieht (s. unten). Der anf dem* Knlm
eniohtete Tlun-m bietet eine reizende
An<!?iio1it über das Saalthal mit Rudol-
stadt, Saalteld etc.
Von Haalfeld nach Rudolstadt
(2 St.) sohläugelt sich die Poststrasse
dnreb das Saalthal Uber W9Udorfnw^
SchwarM (HUfte des Weges), wo 1.
die Strasse nach Blankenburg abzweigt
(S. 203). Jenseit der Saale (r.) die Dör-
fer C^ht^r- u. Obei-preilipp, malerisch am
schroffen Heiderücken hängend u. von
der Preilipperkuppe Oberragt (S.199).
Von Scfurarza üb. Volkstedt n. Rudol-
stadt (8. 203, 196, 189).— Häufig wird
folo^ender F^insineg e\n^Q^ch\^^%r\'. durch
Schwarza u. dann 1. den Schwarz&gruud
Terfolgend(3. 103). Eine andere Knnst-
Strasse, etwas näher, führt Über
loitz n. Ontermrimdk, n. vereinigt sich
dann mit dor vorijren. — Zu Fuss cm-
I stiehlt sich die sehr gonussreiche Ti»ur
über den Eisenberg (s. oben), Diet-
rlcfashütte n« Braunsdorf dnvofa den
Werragmnd, od^r (am 'nlohsten) Über
Beulwitz u. UntcrwirbacbzumiSr/itoors-
hurqrr Jfr-f (Chrysopras), S. "^IS etc..
u. vou hier direkt oder über den Grie«-
baehs/elsen nach iilaukenburg (S. 210,
211). Blankenburg: S. 206.
von SMdfoMiiaeliMwanliiif
mnss man zu Wagcm ftber Blankenha-y
u. durch das Schmarzathal (4 St.): S.
210 etc. Zu Fuss (nicht wol ohne
Führer) kann man verschiedene Wege
einschlagen: am nächsten (3 St.) Uber
Wittmannsgerenth (Eisenberg r., Witt-
mannsgereuther Höhe 1.), BirkenhMde.
Dietrichshütte, Burkersdorfer Hö):
(mit sehoner Aussicht) und Burkersdur;
(S. 210), — Am penussreichstcn (4 — 5
St.), wenn man über den Eisenbery nacL
Braiumtdorf geht , dnreh den Bramr
dorfer Grund (Werragrnnd) BWft Ckiy
sopras (8. 208) und dann durch dAS
Srhwarzathal nach Sehte at-zburg ^Ä»
AUsaaileld über ,,die Katze/* oder über i 212. Sch^earxburg : 8. 219 etc.
9S. üoate : Von Lobenstein fS. 70G) über Ebersdori^ Saalburg
und Ziegenrück nach Saalfeld.
4 Post von LobenstHn nach Ebersdorf in
40 Mia., Ab. 8 U. 6 Klii., 4| Bgr.
Die Chaussee läuft zwisch^ herrli-
eheo Lindenreihen amGasth. cnm reuss.
Hof (vor der Stadt) u.weiterhiiHl.»*»
Scfaiesshans Torftber. Jenseit desselbe^
zweigt sieh L ein Strnasennrm über
„Ktthlen Morgen** ab, nm, mit der vs^
. kjui^ud by Googli
717 ^8. Eoute: Von LabeoBtein über fibersdorf nach SaaUeld. 718
Ebersdoif leommeiid«! SIrMse Yerdaigt,
tlMT £iliasbrunn nach Ruppersdorf, und
dann r. naeh Pössneck, 1. über Leuten-
berg nach Saal fei d zu gehen (S. 707). I
Die ebersdorfer Chau^s^ee aber führt ge-
radeaus über Schönebrmm ii. aiu Wirths-
hiMis BMemm iroHlber, das {^j^ St. tüt
Ebersd.) «nf «iiier freien Anhöhe liegt
und die ganze Umgegend bis tfatt Fich-
telgebirgf^ überblicken ISsst.'
Wir empfehlen jedoch einen anderen,
«nd Bwar fönenden Weg, der, wenn
ait«h fast noch efaunal 8o weit , doch nn*
f^ixk^ gennssreidier ist. Von Loben-
stein, beim reuss. Hofe rechtsab, auf der
nach Hirschberg führenden- Chaussee
bis zum Eisenhammer Gottlic^sthal
{1 St.). Nun die steinerne Saal brücke
passirend, ia St. Uber i^mi Wot/ nach
^WMmamuiheit, einem sehr «nmnthiif
gi^egSnen Jagdschlösschen des verstor-
benen Pürsten Heinrich LXXil. (an f der
Treppe Schwein u. Bär, in Stein ge-
hauen). Reizender Blick ins Saalthal
a. auf die umliegenden Berge , der noch
umfassender wird, wcain man den V4 St.
höher liegenden Marienstein ersteigt.
Nach Saaldnrf /iirUckgekehrt, lässtman
sich entwe der l}eim „ Neuen Hammer**
über den Fluss setzeu, um nach Hein-
riidisstein zu gelangen, oder geht wieder
boi Ctettliebsthal Iber die Brtteke , und
steigt dann fortwährend r. im anmnlhi*
gen Waldesschatten auf steiler Strasse
empor, bis man in 8t. den * Hein-
richsstein erreicht, indem ein sciiöner
PronvMiadenwegi am abwftits ftiunndea
Stnfengange kenntlidi, In wenigen Min.
aa den herrHehea Parkanlagen führt,
Trelche diesen Walddistrikt in weitem
Umgang schmücken. Am Fasse des mit
einem Borkenhäuschen gekrönten Ans-
8ichtspQnktes(EremitagenzelleJ rauscht
die Saale vwisehea jfth anüi&genden
Felsen hindurch. Auf einem dieser Fel-
sen ist ein weisses Kronz errichtet
Wunderschöner Blick ins Saalthal, auf
Waidmannsheil, Saaldorf etc. — Von da
auf dem weiterführenden Promenaden-
pikde bis BOT Strasse (Wegweiser), die
am Bohligshammer TOrAbär in % St.
nnch £bersdorf futart.
Elimidmf^ renss^sehleiz, Marktfl. an
der Priesa, mit 1800 Einw., darunter
über 500 der evangel. Brüdergemeinde
ancrehören. Ehemals T?osidenz des Fiir-
bten von Reuss - Ebersdorf- Lobenstein,
ist der idyllisch gelegene Flecken, nach-
dem 3e^eb Lmr. seine Hoheits-
rechte abgetreten, nebst Lobenstein an
Schleiz gefallen. Das fürstl. Schloss,
im edlon Styl erbant, ist von weitläufi-
gen Parkanlagen umgeben. Die dasigc
Kerrnhuterkolonie y 1731 gegründet,
seiehnet sieh durch ansehnlicbe HSuser
aus, unter denen besonders das grosse
Schwesternhaus zu erwähnen ist, U. hat
eine N'if Ibesuchte Mädchrii-Erziehungs-
anstalt. Die Einw. nähren sich meist
von Holzhandel, Feldbau, Viehzucht a.
Handwerken.
iShisihof: LogMkmu äeir tvcrnffAischm
Brüdergemeinde (Hermann).
Tost nach Lobenstein und Bof Mocg. 7|
LT., nach SehUie und Gera Ab. 8f U.
Wir setzen unseren Weg (zu FuSS^
duteh das prftehtige *8aaUhai fort, des<-
sen merkwürdige Krümmungen, sehroffb
Wände, zusammengerückte Ufer und
felsige, wildschöne Gründe höchst pitto-
reske Gruppen ItiMen: woj^ecfen die
Chaussee direkt üh er das reuss -greiz.
l^hrtäotfBemptendorf r. n.Surgk (3 St.),
u. geradeaus üb. Liebengrün u. Lieb»€hBtz
nach Ziegenrück (4 St.) führt. Auch
könnte mata, um einen näheren Fussweg
von Ebersdorf nach Burgk einzuschla-
gen, der jedoch später durch den Wald
nidii leidit un finden ist, über Bilppiieh
(y^ St.), di^ IfaetsschmfiUe, die Forstel
Isabellengrün („Waldhaus") u. über die
bedeckte Saalbrücke den Berg hinauf
nach Burgk (2 St.) gehen. Bei Isabel-
lengrün eine mit Bänken umgebene
Linde, die einen sohdnen Waldbliek ge-
wIHirt Indessen raüiea -wir, folgende
Tour zu wählen: Von Ebersdorf über
Zoppothen n. Pöritzsch räch Saalbnf er
(1^/, St.), wohin auch, aber in weiteren
Krümmungen, eine Chaussee (nach
Schleiz) führt. Das Städtchen (1100
Einw.) liegt an der firXnkisehen Haupt-
stmsse, r. über der Saale, fast mitten
Bwiscben Lobenstein n. Sohleis, am
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tiefsten südwestlichi II Gehänge des ho-
hen Kulm, in einem suiiuuuii Xhale, von
Hililr, Obstg&itm unig«)»^ Twierhftlb
der Bingnukiier die Bniae eines «Iteiif
gegen die Serben erbauten Schlosses,
von welchem noch ein fast 100 F. hoher
Thurm emporragt. An der Strasse nach
Schleiz (Y4 St.) die ansehnlichen lieber-
regte des Cisterzieater- Nonnenklosters
^^MM» h€iUgen Krem,*' Demi 1. too der
Stresse sl>» bis In die Nähe des Saal-
ufcrs , wo wir (jenseit des Flusses liegt
die Klostermühle) das Flüsschen Wet-
terau überschreiten, am durch den Non-
ueuwald üb. Xiübersfelsen «ufdieStrasse
ZU gelangen, die TonSehleis neeli Burgk
führt, das wir in V,St.(L)enelehen (3 St.
von Saalburfr).
*Schl0SS Burgk, ein GlanzpuDkt
im romaut. Saalthal, gehört zu Reuös-
Greiz , u. ist gegenwärtig ein Amtssitü,
xadi einem Kammergnt yerbiind«p. Von
den Voigten von Greiz erbaut, war es
zu wiederholten Malen die Ilesidenz
einer reuss. Nebenlinie. Im 30iälirigen
Krie-e konnten es die Schweden nicht
erubern. Das Innere u. Aeussere des
stotüiehen Banes, der auf einer Üppig
Manbten Felshohe tbront, ist in gntem
Znstand. Sehenswerth der mit Ilüslun-
f^'C'Ti , ^emälden etc. ausstafiirtc T^itter-
saal, mehre fürstl. Gemächer und die
kleine Kirche mit einer Silbermaun-
schea Orgel. Die Umgebungen des
Schlosses prangenim reizendst^i Natur*
schmuck. NamenÜieh hat man aus dem
Rittersaale eine präohti^re Aussicht auf
die in vielfachen ^\ induiii^en sich da-
hinsclilängelnde ;Saale u. auf die schö-
nen Berge, welishe das lachende Thal
umrahmen. Jenseit des Flosaes der
jBurghanmer , ein bedeutendes Eisen-
werk, zu welchem durch den Schloss*
berg von einer der oberen Saalwindun-
gen einivaaai geleitet ist. Spaziergänge :
Znr Sophienruhe t einem ganz nahen
Waldplatz mit Sehlössehen, u. znm
„Vorderen Bshrenateig oberhalb des
Hoffmannschen Gasthofes, mit ent-
ziickeiiden Blicken ins Saahhal.
VouBurgk wandert manin 2YjSt. üb.
Ofochwits, Dörflas nnd Kssbacb nach 1
Ziegenruch. Unterwegs verschiedi rif
hübsche Aussichtspunkte. Bei iJurÜas
passirt man das Flüssche« Wiesenthri,
steigt einen steilen Berg hinauf and ge-
langt in Essbach auf die von Schielz
nach Ziegenrück fuhrende Cb'inssee, die
mau entweder verfolgen oder nuf klei-
nen Nebenwegen abkürzen kann.
Ziegenrilck^ prenss. Kreisstadt
mit 1100 £;inw., Jiat eine sehr «igea-
thümlicbe Lage in einem engen, vou
Thon schief erbergen einge schlosseaen
Thale (fast wie Buhla), u. ist in Form
eines S gebaut. Die Häuser steheu
dicht neben einander n. I^Uioi meial
nur emc Strasse, well die sehroff aessm-
mengeriiekten Berg« tine seitliehe Aus-
dehnung um so weniger gestatten, als
die Wa]dnuf^^en des liittergutcs Cam-
bacher bis dicht au die Häuser der Stadl
vordringen. Von dem auf einer vsstl.
AnhSlie gelegenen alten Schlosse, vad
noch besser von der höheren Schweden-
schanze kann man einen Uebcrblick über
die ganze Umgegend gewinnen, diereifli
au schönen Punkten ist, z. B. der La^-
senberg, Reisers I^uhe, Heuubach, ^01-
nitagrund , Plothen , Ottergnmd, IM'
wigshfitte. In der That veidisot
Ziegenrück mehr besucht zu werden,
als es bis fetzt geschieht. Daim würdf«
auch der dasige Gasthof (Prru^ä. Hut|
sich heben, Sowoiii von büden (Hot,
Ueltheuer oder Itenth, Sefaleis), als iros
Norden (Weissenfela , Gera, Pössneck)
kann man leicht dahin gelangen, indoiu
Ziegenrück mit Schleiz u. Pössneck U
täglicher Postverbindung steht.
You Ziegenrück nach SaAUeM
(ö St.) c Chaiiss^ über Moxa, Sehasi^
Bueha ete. Die erste Streehe bis über
Moxa hinaus Wlt ndt der ufichsteu
Route zusammen. Dann linksab «n
Schmorda vorüber iiac Ii l^nelia (-V<i^^'
V. Saalf.), einem rudolst. Dort aul rau-
her, wasserarmer Höhe des rotheaBw
ges, veo der man eine weite Aasaiebt
in die Orla-, Saal« u. Binnegegend ge-
niesst. Daselbst ein wohlberufeuir
Gasthof mit einem vielbesuchten Lu>i-
ort irn ualien Buchenwälde (^„der U^iliK^
1 Berg' ), welcher, mit Moosbütten «ad
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721 93. M9Ktß : Yoa Lol>aiat^ fiber Bbendorf b«c1i Saalfeld. 722
Kapellen gasehmttckt, den Mittelpunkt | lielieB Baamgrappcn, malerischen Fei*
des geselligen Verkehrs fiir einen weiten
Umkreis biWct, Der ßuf der Brauerei
und Gastwirthschaft ward durch den
alten Blochberger/' den weit u. breit
betonten PrototyyenlindUciierBeetMi-
»tpvie, begründet. — Beim ^Zollbena^
kommt man in die püssnecker Strasse
(R. 102), 11. führt nun entweder fr.) über
Grosshainsdorf (S.708) u. Unterwellen-
dorf| oder(l.) über Kaulsdorf nach Saal-
feid.
Fuastour: \on Ziegenrück eine
Strecke auf der Chaussee nach Schleiz
zurück, die Saalbrücke passirt u. zum
Gottesröthel hinauf. Hier verlässt man
die Chaussee u. geht auf steilein Pfad
in das Siudtbäl hinab, worauf man in
den anmutbigen Z9iAacher- oder Otter-
grund gelangt, den man bis zur Zscha-
sen, anmuthigen Weingcländon n. blu-
migen Wiesen umgeben. Hier mögen
wir zunächst den unter Fischersdorf
sich erhebenden GotUz/eUen, u. dann
(in y4SL) den einer Bargrnine ibnliehen
Dolomitgiplel des GltittMergea erstei-
gen, um die entzückende Aussicht in die
Schlangenwindungen des Saalthales zu
geniessen (S. 713). Von hier auf der
neuen Strasse über Obernitz (,,Eberns'*)
u. Köditz C„Kiez"), auch „die Fiseher*
hütten'* genannt, — Tielleicbt mit Ab-
stecher über die Schwedenachanzen, oder
auf den Bohler (mit seiner Teufelskan-
zel, seinem Echo und seinen Obstpflan-
zungen) nach Saaifeld. ,tDer oberuitzer
Saalstrieb ist das rheinische Loreley."
Am linken Ufer das freundliche Dorf
Reschwitz mit reizend gelegener Mühle,
chermühle u. dann bis DrQfjait:: verfolgt I u. weiter aufwärts der imposante Muhl-
(2 St.). Von hier über Klcinyeschfrende, /eis , ein fast senkrecht in die Saale'ab-
Steimdor/f Sankt Jakob („Gropfich"), i stürzender Felskuioss, iu welchem der
einem ehemaligen Wallfahrtsart mit I Fassweg durch Falver eingesprengt Ist*
dem wunderkräftigen Jakobsbom, Bit- , Von Fischersdorf nach ßäaifelä (ohne
Excorsionen) : lV4 8t.
Flora von Lobenstein, Ebendofl^ Bnigk»
Ziegenrück, Schleiz und Saalfeld :
Aoonifunt T-Vf^'x^tonum. Ad03ta Moorha-
leliiua. ^Uiium rotundom. Alopecurus agre-
«tis. Alsine tennifoUa. Anmnone PttUwtilla.
tergut Löhma (das neue Gutsgebäude
des Hrn. v. Beulwitz im ,,Eisenbjthn-
styl"'). in dessen Nähe das Lustscliloss-
chen Amalienhöhe, u. über den Jiichol-
berg (mit herrlichen Anssichtspttnkten
insLoquitztbal) nacli£ikrAMAe(»VaSt.)y
wo man, dem Felsenkeller gegenüber, I Anthericum ramo.sum. Aronia rotundifolia.
' Artemisia AbdntUium. Aaperala tinctoria.
Aatrantia mi^or. Atriplex nitena. — (Bro>
mos erectua). Butomni nrnbeHi^. — Cidla
palustris. Carex erioetoram. C. flava. C-
maxima. Centoacultts mioimus. Chaero*
phyllum aromattenm. Chenopodimn opull-
foliam. Cicuta virosa. Coeloglossum viride.
Convallaria vertfriüata. Cropi?? foctida. Cy-
noglossum moucauuni. Oyperus flavescens.
— Denlaila btUbUbra.- DtenOn» eaedn*.
D. superiHU. Digitalis gnui^Iora. Draba
aisoidea. — Eriophorum vagrinatom. Erodium
mÖBchatum. Erysimom cropidit'olium. £.
odoratiun. ~ Festnea arondlnaeea. F.
loliacea. F. myiiros. F. sylvatica. — Gagca
stenopctala. Ucntiana Pncumonanthe. Öerft-
nium Phaeum. — Uoleocharis ovata. — Iris
albirlea. — Laetuea 'peremilB. Iftbaaotli xbwt-
tana, Limosella arinatica. Llnarla Cymbal-
laria. Lithospermum parpureo>caeraleum.
Lonicera nigra. Lunaria rediviva. — Malva
criapa. H. zuoachata. Modicago minima.
Mdioa ailiata. M. naiflora. MeUui« M<dis-
anf die Strasse kommt, die von Leuten
berg nach Saalf. führt (S. 70ö). Diese
Tour bewegt sich auf einem Uochpla-
tean , welches mamiia bübsehe Vm-
siebten bietet, an a. für sieb aber mono-
ton u. ohne besonderes Interesse ist. Bei
Eichicht be<rinnt jpdoch fl as Saalthal
eine so reiche Fülle landschaftlicher
Kei2se zu entfalten, dass wir nicht den
kUraesten Weg Aber die Berge einscbla-
SB, ftondem snniobst Über die soböne
«Ibrücke nach Kaulsdorf (V« St.), u.
dann, die imBauhr^riffeneStrasse verfol-
gend, über Tauschiöitz, am rechten Saal-
ufer hinab nach Fisckcrsdorf (V9 St.)
gebeu) wo bei der Mühle eine prächtige
Linde steht Jensoit des Flusses Bre-
tendUL Beide schmucke Ddrfeheo, de-
ren blinkende Kirchlein von grünen
Höhen hcrabgrUssen, sind .von herrli'
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t
723 ^^.Aiite: YMi Blienidaif naeliPIkmtek. 7^
sophyllum. — Neottia Nidua »vi«. Nym-
ptiaea alba. — Orchis fnoarnata. O. sam-
bueliift. Ornithogalaia umbellatum. Petasi-
tet «Iba* Phlcum Boehmeri. Physalia
Alkekragl. Pinguicula vtügam. Polemo-
idttib oaeralemn. Poiygaia Chamaebuxiu.
P. depreaaa. PMnflUa alba. P. inclinata.
P. opaca. P. procmnbena. P. recta. Pyrola
ombeUaMU — ^nuacaius acoaitifoliua. Ii
pancistamUieiu. ^ fianibttquSbitlat. Sapo-
naria yacaria. SaroOiamBus vulgaris. Saxi-
fraga eaefpito«a.SiibulariaaqBatfc». äcboeniu
nlgricai». SeOla imMna. Seutellart* haatf*
folia. Sedum idbom. 8. bolonienge. S. pa-
lastre. Stachys gennanica. Staphylca pin-
nata. Statice elongata. Stellaria glauca.
Taxas baeeala. ThaBetram Jaeqnfiilaiiam.
Thlaspl alpestre. ' Trifolium rubcns. T.
i^friatuni. — Valeriana sambactfolia. Vcrnnirn
Buxbatunü. V. longifoiia. Ticia cäääiibica.
Viola eolliwu V. tmviM,
99. Boutd : Von Abersdorf naeb Pösaoeek.
Chaussee über Semptendorf, Idebevt'
grün u. Liebschütz nach Ziegenrück
(3Vg St.), S. 718, sodann über 3Ioxa,
Wernburg u, an der AUenburg vorüber
nach
Pdssneck (2 V2 St.). Diese meining.
Stadt mit 7000 Einw., an der Kotschau
(KU Orla), fast in der Mitte (4 St.) zw.
Saalfeld, Kudolst-tdt, Orlamündc, Neu-
stadt a. O. u. Ziogt uruck, wo sich die
Strassen von Saalf. imch AUenburg u.
Yon 8c1il«S2 nach Kahla hreasen, hat
ein fast grossstftdtisches Ansehen , und
zeiehnet Bich durch schwunghafte Indu-
strie, umsichtige Intelligenz, Itiirgerlichc
Einfachheit und solide Wohlhabenheit
ihrer Üeissigen Bürger dermassen aus,
dass man sie Krone aller mdning.
StSdte" genannt hat. Den schönsten
Anblick der Stadt, worin das reich und
mannichfach ornamcntirte liathhans be-
merkenswerth, gewinnt man, Avenn man,
_ dem „Löwen*' gegenüber, den Bach über-
schreitet and dann einige Minuten zwi-
schen Oartenhanseite bergan steigt, bis
man in einer obstreichen Schlucht das
Dorf Schlettwein sieht. Iii er schweift
das Auge nicht blos über Pössneck, son-
dern auch über zahlreiche Dörfer bis
nach Oppurg u. Neustadt a. O. Die t«-
dusMehe Betriebsamkeit wendet sieh
hauptsfichlich, schon seit dem Mittel-
alter, der Tuch- u. Lederfubrikation zu.
Die Porzellanfabrik der Hohr. Coata,
die 1864 ihr 50 j. Jubiläum feierte, ist
die grösste in Thür., und beschäftigt
600 Arbeiter (vorzugsweise mit Nippsa*
eben) ; während auch in der Porzellan-
fabr. von Eberwein 200 Arbeiter thärig
sind. Wenn sich der Plan verwirklicht,
die Weissenfeis- Geraer Eisenbahn mit
der Werrabahn durch einen neuen
Sclüenenweg, der über PSssneck nach
Sonneberg führen soll, zu verbinden; SO
wird die Stadt einen noch weit grösse-
ren Aufschwung nehmen. In dor Nfihe
schöne Privatgärten, z.B. bei ilci r:'-
mantisch gelegenen j^RoseumuLiie" [inn
Welleobad).
Post nach NeautaeU a. O. (1| M. in 1 ät.
85 Min ), Xachta 1 U. 40 Min., Ab. 5 U. 40
Min., 87 kr. (weiter nach Gera) ; nach Sa<ü*
feld (24 M. in 2 St.), früh 7 U. 55 Min. und
Ab. 6 U. 45 Min., 53 kr.; nach Kahla
M. in 2i St.), früh 8J U., 53 kr. (weiter nach
Jena und Apolda) : nach Scfdeiz (4^ M. in 4
St. 35 Min.), Ab. 8| U., 1^ fl.
Oiuthö/e: Hirsch (Breitestr.) ; L^oe; Jßit-
haus; Enkei : ,, Vetter Schwenke;" ScHiess-
haus (Schleizeratr.) mit Xr«aa4Uohec üinge*
bung.
Ausßiige: Zur AUenburg, einem
isolirtott Berge an der Str. nach Ziegen-
räck (V, St.). Promenadenweg vom
Schiesshaus über Feldflnren, dann zwi-
schen Felstrtimmem n. schattigem Ge-
büsch empor. Weite pxlicht4(e Aa&<
sieht. —
Nach Ranis und JTünilJc: B. 108; — nadk
Oppurg : R. 104 ; ^ naoh BtmmäUheHn : R. 101.
Von Pössntck nach Stiä^fiU: R. 102; —
nach Orlamünde: R. lüä; — nach Kahla : R.
101; — uAchAmstadtu^O.: &. 104; — uacü
SaOei»; R. 100.
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' 72Ö m., m. ^ i02. JUmte: 8«ilel«—P»»ii6«k,— Neustedt a. 0.
726
lOO. Bonte : Von Solüeis nach PSmeok
Süilleiz f Engel; Sonne; AdlerJ,
swtite Besidens der Ffiftton tob Booss*
SeUl6is*6era (6000 Etaw»), in «inem
wiesenreichoa Thale an äm WlMcnthal,
seit dem Terheerenden Brande von 1837
fast ganz neu aufgebaut. Geburtsort
des Porzellan • Erfinders ITreih. v. Bött-
eher. Industrie n. Berdel niebt olwe
Bedentang, bes. Baamwollenweberei,
Strumpfweberei, Eisenhandel. Sehentt-
Werth: das none Kesidenzscbloss , ?!0-
wio die altgoihisi he, von einer Anhöhe
malerisch herabgrüssende Bergkirche,
mit Yielen Gntbrnonnmenten. der
Nähe: hu8tseUo8BSemrich9ruh(*/^St.),
mit Park u. sehr schöner Aussicht vom
Thürmrhen eines Pavillons; Vergnü-
gungsort Eremitage; Schloss Burgk
(1 St.): S. 719.
Ami nach I9nnUk (4| M. in 4 8t. 95 ,
Min.}, flriOiS1T.y 25^8^. (weiter naehJToMa, i
Jenfl u, Apolda) ; nach Neustadt a, 0. (2| M. ia
2|St.), Ab. 7} U., 16^ Sgr. (weiter nach KeMa^
Jena U.Apolda); über Auma nach Gera (5J ^r.
in 5 St. 65 Min.), Vorm. 10^ und Nacht« 12J
U., 1 Thlr. 10| Sgr. ; über Saalburff u. Ebers-
dorf nwih J.nbmstein mu. in 3 St. 45 Min.),
früh 44 U., 21 Sgr.; über Zeulenroda nach
Gr€U (4J M. in 4^ St.), früh 5 ü., JI7 Sgr. ;
Aber Q^4U neeh Bof (4^ M. in 4 St,. 86 Hin.)»
früh 4 U., 27 Sgr.; nach Mehltheuer (S| M.
in 2\ St.), früh Z\ ü., 14 Sgr.
You Schleiz iiaeh POsbmA
führt die Strasse über Zirffenrttch
(S. 720), ohne bfmprkcnswerthe Punkte
darzubieten, und läuft dann über Moxa
und Wernburg (S. 723). Ein bedeutend
kürzerer Fumeg von Sehleis über Gdrlc*
witz, Volkmaiiusdorf , Bucha (nicht zu
verwechseln mit dem gleichnamigen Ort
ZTv Pössneck und Saalfeld), Posen,
Bahren und Wernburg.
101. Ronte: Von Sehleia na«li Neustadt a. 0. (4% St.).
Da der Weg ohne besonderes Inter>
esse ist, so wird man gern die Post be-
nutzen. (Ab. 7.74 ü., ley, Sgr.).
Neustadt a. d. Orla. weim. Kreis-
stadt(4830Einw.), seit 1,815 demGross-
herzugthum einverleibt, in einem wei-
ten ThaUcessel, nachN.u.S. mit Nadel-
wald eingefasst Hit grossherss. Schloss,
erbaut durch den hier residirenden Her«
zog Friedrich Heinrich von S-ichsen-
Zeitz (f 1713); einem 1409 erbauten
Bathhaus, welches zu den zierlichsten
Banweifcen gothisclien Geschmacks in
Sachsen gehört, u. so bedeutenden Tuch-
und Lederfabriken, dass unterhalb der
Stndtf\m Orlaflusse hin eine grosse Zahl
neuer Ktabli.ssements entstanden ist,
worin sich Garnspinnereien, Färbe-
reien, Tuch - u. Lederwalkereien befin-
den. — In der NlheCV« St.) das Dörf-
chen ^ms/mw^i mit einem alten Schlosse,
dem Stammhaus des mit Otto von Ams-
haugk 1289 ausgestorbenen Grafenge*
schlechtes. Die Wittwe dieses Grafen
verheirathnte sich mit Albrecht flom Un-
artigen, u. ihre Tochter erster Kiie, Eli-
sabeth , mit Landgr. Friedrich dem Ge-
bissenen (S. 66). Schöner Bliek durdi
das 4— fi St lange Orlathal
Post nach Jioda {2\ M. in B|St.), früh 8
U., 13J Sgr. (weiter nach Jena u. Apolda) :
nach Kahla (2^ M. In 2 St. 10 Min.), Ab. 10
U., 19| Sgr. (welter naeh «Tena u. Jpeida);
nach Pus.nrr?: T3 M. in 1 St. 25. Min), früh
6 U. 20 Min., Ab. 6 U. 10 Min , loj Sgr.
(weiter nach Saatfeld); nach üera {-i^ M. iu
5 St), früh S V. 15 Min., Ab. 7 U. 80 Müi.,
27 Sgr.; nach ScTihh (2| M. in 3 St 35 Min.),
Nachts 11 U. 55 Min., liij Sgr.
Von Neustadt nach Kahla: B. 105;
Aber Moda und ZoMa naeh Jma: B. KW.
102. Route : Von Neustadt nach Pössneck (2V2 St.).
iV>*i in 1 St. 25 Min., fr«h 6 U. 20 Min. | der nach Kahla führenden Chaus.^cc ^.u-
und Ab. 6 U. 10 Min., lOi Sgr. I sammcnlaufend, rrendet sich dann I.
Die Sti-asse, eine kurze Strecke mitl durch den Oriagrund, ein enges, wUd-
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727 loa, 4» 104. BumU: Tea VSsBiMek laeli KwelÜiaHieB» Satlfeld. 728
romantisches Thal, theils von be^^■alde-
ten Bergen, thoils von schrofl'eu Frlseri
eingeschlosseu , in welchem zahireiohe
Fabrikanlageii u. Mühlen sieb im bun-
ten Wechsel an einander r«iben. Jen-
seit Neunhofens (in der hochliegenden
Kirche ein schöner Altar mit Oemälden
▼on Wohlgemuth, u, in der Nahe eine
Felsenspitze: ^^der Todtensteiu") macht
der Flnes eine sftdUebe Krfimmung,
w&brend die Strasse geradeans nach
Colha (Wollspinnerei, Gel-, Leder- und
Walkmühle) läuft. Dann *Vnter- Op-
purg (oder kurzweg: Oppurg*), weim.
Porf mit 520 £inw. u. einem stattlichen
Sohlosse des Slirsteu von Hohenlohe*
Oehringen, dessen umfangreicher Park
zu den scliönsten Punkt eci der Umge-
gend gehört. Vom uralten „Türkenhof**
(Galata) , dessen Brbaaer lange 2eit in
tttrkiacber Gkfiangenschaft gewesen und
nach seiner Bttekkehr dieses Schloss
äusscrlich w. innerlich nach Art seines
Gefängnisses herstellen Hess, steht nur
noch ein Thurm. Von Oppurg über
Jadt^oem, das als Pdssneeks Vorstadt
gelten kann^ in 1 St. nach iVasnedb
(S. 728).
Von F6amtck ncxh Saal/elä: it. 104; —
nadi Zie§mirU€k und Mvrtior/: 8. ISS; ^
naot 8Mä»: S. 796«
103. Bonte : Von PSssneck nach NasoUiftiisen (OrlamIbLde»
Kahla, Jena).
Ton Pössneck nach Naschhau-
sen (unterhalb der Stadt Orlamünde)
% Va St., zunächst über die nahen Dörfer
Jüdewein nnd Justiz, dann durch das
schöne, waldumrahmte Orlathal üi)er
Kleindembach, Langenor'la n. Friicnorla
(au der Mündung der Orla in die Saale).
Fast jedes dieser Dorfer gehört einem
anderen Staatsverbande an, so dass mau
in wenigen Stunden durch dreier Herren
L ander (Meiningen, Weimar, ikltrabni^)
reist.
Von Orlamünde (S. 186) nach Kahla und
Jena: B. 6 u. 7; — nach JiudoUtadt: S. 188.
Ton Pllssneek naoh Kahla
(3 Ys St) könnte man denselben Weg
(über Naschhausen) einschlagen. (Post
in St., fr. 8V4 Uhr, 63 kr.). Xnterea- 1
santer aber ist die Strasse über Hum-
metehatn, die swisehen Kldndembach
nnd Langenorla von der ▼oiigen r. ab"
zweigt und durch schöne M^'aldiuig
nach Jl/immelshain (2 St. v, Pössneck),
dann über Schmölln u. Lindig (mit
köstlichen Aussichten) nach Kahla
(S. 183), u. You da nach Jena (S. 167),
führt.
Am empfehlenswerthesten : Futs-
Wanderung nach Hnmmclrh fin (_R. 105},
u. von hier durch den Thiergarten und
über Trockenboru nach Wolfersdorf
(„Fröhliche Wiederkunft**), 1 % St. v.
Hnmmelshain , wo man die Strasse
erreicht, die von Neustadt 1. über Kahla
(K. 105), r. über Koda 106) nach
J ena geht.
104. Route : Von Pössneck nach Saalleid.
Po.t in 2 St., firiUi 7 U. 55 Min., Ab. 6
U. 45 Miu., öJi kr.
Die Poststrasse (am nftohsten, 4 St.),
durch das Thal der KI. Orla, die bei
Oepitz ( St.), wo eine beliebte Grarten-
wirthschaft, einen malerischen Engpass
durchfliesst, über Crölpa (Seitenstr. 1.
uacii-lianis), liockendorf u. au der Eich"
t^ntiiite vorübev^ wo L ab^nnals ein Sei- St. weitor) ist folgende, gleMfallä
tenarm um einen grossen Teich hemm
nach Könit:^ H , St ) u. Bucha (V^St.)
führt, au Oberwellendorf vorbei, durch
Uiiterwellendorf (Seitenstrasse 1, nach
Kamsdorf, S. 708), Über ehimdotfVi*
JJUewdfeÜL,
Ungleich interessanter (obwol 1
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729
JOS, d! 106. Route : Ton Neustadt nach Kahla, Jena.
730
obaussirte Strasse : Von Possneck ent-
weder direkt (1 :St.'), oder über die
Altenbarg fS. 724\ Wernburg: u. Liid-
wigshof n. Ranis (1 ^481 .), preusa. Städt-
chen mit 1500 £iuw. Deutsches
Haii8**)t auf einer AakSlie iesKotseha«-
ihides, am Siidfasse des Kalkfelsens,
auf welchem die Barg Ranis steht. Von
der Stadt kommt man zunächst nm
Schiesshau s (r.) vorüber. Durch schrc i 1 0 1
man den dazu gehörigen Garten, tiu-
det »an M einer kleinen Fdswand ein
aomnti^ltts PUtaelieB» das su Ehren
eines dasigen Beamten *„Boonthater8'
rvh** benannt ist. Entzückende Aus-
sicht: 1. die stattliclie, wohlerhaltene
Barg auf hochgethurmten Klippen , r.
SeUoBs Braadenstein anf sehöngeform-
tem Waldberg, im Hiiitei|(nuid die
Leuchtenburg bei Kabla, westl. Schloss
Könitz, die Thürme von SaalfoM, w. die
blatien Höhen des Tliüringerwaldcs.
Üin Abstecher nach Schloss ßranden-
atein (mit Xbniieber AnstiehlD erford^t
V« Bt. Von Basis über Wdblsdorf u.
Seisla, linksab (zu Fuss) über die „Kalte
SchP!Tl<o" nnch Bucha, oder nuf der
Cbaussee von Seisla über Dobian u. nach
Könitz (ly^St.), rudolst. Marktflecken
mit 640 Einw*, in einer engen Thal-
seblucht lehnan gebaut, mit einem auf
schroff abfallendem Zechsteinfelsen in
der zweiten Hälfte dr*'^ !6. Jahrb. pv-
richteten ^Schloss^ d&a, sehr gross u.
fest, eine Domäne der deutschen Könige
war n. Jetst dem Berggericbt snm Sitae
dient« Daneben die Reste einer alten
Ritterburg. Südlich vom Schlosse, auf
der „Echohalde," oiti vierzobtisilbiges
Echo. In der Näbe licleatender Berg-
bau auf Kupfer u. Kisen, der früher
ttoefa viel stMer war u. a«eb Oold- n.
Silbererse forderte. Bis 1704 waren 80
Gruben im Oai^. — Von Könitz bis
zum Zollhaus, wo dio nächste f^tr. nach
Saalfeld r. über ]v;iiiisdorf fS. 708), und
eine andere 1. nach Bucha abzweigt, nur
V , St. Wer aber noeh niebi in Buekm
(8. 720) war, vefSinme niebtt mit halb>
stündigem Umweg direkt von Rteiti
aus dabin 7.n «reben (Chaussee), u. so-
dann auf die frühere Strasse (beim Zoll-
haus} zurückzukehren. Anstatt aber
nmi den nXebsten Weg Uber .Kamsdorf
einauseblagen, empfeidoi wir dringend,
dem Saalthale zuzusteuern, nnd Über
KauUdor/ (*{^ St vom Zollbans) den
imvergleichlich schonen Snalgrund bis
nach Saalfeld zu verfolgen (S. 713. 721).
— Saalfeld: S. 709.
106* Boute: Von Neustadt mok Kahla (aV. St.)*
Da die Post während der Nacht die-
sen Weg passirt (Abg. Abends 10 Uhr,
13 Sgr.), so ist es nicht gerathen, sel-
bige zn benutzen. Die Strasse führt
über Lichtenau durch den Oppurger
Forst nach «Huiiiiiielslialn (2 St.),
einem altenb. Dorfe mit Cinst- u. Jagd-
schloss, welches der Heraog von Alten-
hnr^ gewöbnl. zum Sommeraufenthalte
wählt. Ringsum seit alten Zeiten eins
der beliebtesten Jagdreviere für die
Glieder der sftchs. Fürstenfiunilie. Der
mit Roth- Ii. Schwarzwild besetzte
Thiergarten hält 7 Stunden im T'mfang.
In demselben, westlich vom Schlosse,
das Jagdhaus Biesenech mit unterirdi-
schen Gängen ü. THldfEitterungen. Im
sehSnen Sälossgarten ein sdr reich-
haltiges Rosensortiment. Wirthshans
gut u. billig. — Von Hummelsh. über
Schmölln und Lindig nach Kahla (1
St.): 8. 728.
10& Bonte: Von Neustadt über Boda und Lobeda naoh
Jena (7 St.).
J>M bk 4 8t. 25 Min., IHih 8 U., 87 Sgr.
Am Freigut Saehambwg Torftber,
von den Kensk&dtcm wagen s^ner schö-
nen Aussieht gern besuebt, durch scbdne
Waldung nach dem altenb. Dörfchen
Wo^eridar/ (ly. St), ron mehren.
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•IT
731 JMu: Teil £imberg ftber fitia natK IftUa. 7a2
Teichen umgeben, in denen sich präch-
tige Tajmftii* imd Bucheimälder Spie-
gels. Dftbal, in tiofer Einsamkeit, ein
roaiMitisebM, eckig «. winkelig gebfto-
tM JAgdeehldueba mit einem seltsam
geformten Tharme, das noch heute die
% Fröhliche WieilcTkuiift " heisst,
weil es der Ort ist, wo der vielgeprüfte
Job. Friedrich der Grossmüthige uacb
aeiser BAekkebr mi$ IttnIHIliriger Ge-
fangenschaft (8. 75) zum ersten Male
auf heimischem Boden mit den Seinen
wieder zusammentraf (lö. Sept. 1552)
u. 5 Tage iu dem lustigen Ban^' ver-
weilte , um dann , uachdcw er dea laug-
ealbehrCen JagdTergnügen» kier und in
HummelshiUn genossen, über Wöllnitz
I3;u}i Jena zu zielien (8, 180 *). Das
J<igdhaus, welches früher da gestanden,
war von den Soldateu des Hcr7op^s Alba
niedergebrannt worden. An dessen Stelle
liest der KaflBrat 164t (ane seinem
Kerker heraus) das gegenvifftige Schloss
aufführen. Es ist neuerdings, im Ge-
SchniMcke der früheren Zeit, einfach,
aber .iumiy; restaurirt. n. enthält, beson-
ders im „Joiiaiiu- Friedrichs -Saal" eine
reieke Ausstattung alterlbflinli^her <S«-
rftthsckaften n. kistorisGb merkwürdi-
ger Sammlungeu. Am Fusse einer nahen
Anhöhe winkt ,,dcr Keller," Gasthaus
mit hübschen Anlagen, Pavillnns, schat-
tigen Euba» u. AussichtspläUen. — Ab*
Stecker fiber Trockenbom nach Hwm-
mehhain (1% St.): S. 729.
Von Wolfersdorf durch einen herr-
lichen Waldgruud, welchen die Roda
bewässert, anfrui^'!? idyllisch, dann eii^'
uud wild, über fieisenhain u. Tröbnitz
naeh Stadt Roda (2 st.}, alteub. Städt-
chen mit 3390 Einw., in einem Ueb-
l!chf>n Thalkessel, aus welchem nach
verschiedenen Seiten anmuthige, noch
nicht von der Spekulation der Zeit
eroberte Waldgrinde mit schattigen
Forellenbächen auslaufen, mit einem
Schloss (jetzt Amtssitz)^ das sich am
Marktplatz anf steilem Felsen rrhrh*
u. schone Aussicht bietet. Der Scliloas-
garten eatkilt auf einer Insel ein „La-
byfialk.** Telegrapkeastation. Omth,
zuvi Hirsch (Post) ; Reataurat. : Raths-
keller ; Schiessh. (10 Min.) an der geraer
Chaussee, mit hübschen Anlagen, j^ros-
sem Saal, werthvoüen Bildern aui lor
uiederh Schule u. einer Kegelbahu mit
schfinttr Anesickt Vor der Stadt (aacb
Jena zu) die maleriseke Buine einer
Klosterkirche, hinter welcher die hewaJ'
deten Bcrghänj^e steil einporstc\{Ten.
Genesungshaus" (LaiidcskrankenVieU-
anstalt für das Herzogthum Alten-
bnrgn. das FttrstentbmnBenssJüng. L.}.
Auch hier, wie bei jedem „Beda,** die
Sage, dass Dr. Faust allda geboren sei.
Von Roda an„Klosterrod;i" u. Hain-
bücht vorbei, über Gernewitz u. die
„Neue Schenke", gern von den jenai-
seben Studenten besuekt, nadi Lobeda
(2% St). Zuvor empfiehlt sich ein
Abstecher ^herDraciendor/ (CIwbss^)
zur T.rhdahurff (S. 180) u. von dieser,
wenn mau nicht dicLaiulstrassefS. Ibl)
verfolgen, od. vuuL.ul:>eda über WöUnUz
geben wiU, ftber das Vorwerk Drad^en-
dorf, den Furstenbmnnen n. Ziegeithmn
n&di Jena (S. 180). — Oder Ton Roda,
f/u Fus.s) über Ziej^enhain am Fuchs-
thurni vorbei u. über die ..WoUnisse"
(mit Führer). — Von lioda nach Kahla
u, Eisenherfj: folg. B.
107. Boute: Von Biseuberg liber Soda uaolL KaUa.
Post von Eisenherg nach KoJda (7 M. in
ß St. 35 Min.), Vorm. lOJ IT., 1 Thlr. S-^r. ;
nach Jtna (3| M. in 2 ^i. 50 Min.), frUh 4
U. 40 Hin., 19| Sgr.; nach Oroum (nXobste
Station der WeineiifelS'>GenMr-ElMnbah]i),
Lurckkardt , Die Gefangenschaft Joh.
rriodrioln divs Gro=5''inntTiiß;'cn u. das Schloss
2ur Fruliliclicu Wiedurkuun. Weimar 1863.
(1 y\. in 45 Min.) Vorm. 1\ u. 9 U., Nachm.
4 und r»J U., 5 ^gr. : nach K'ostrits (Eiscn-
bahnst), 1\ M. In 1 ^t. i> Miu., Ab. ä U. 40
Min., 9 Sgr. (welter naeh 0«ra o. ^fandwf);
iiadi Xaumburg (a| M. In S| Bt), froh 5 U.,
n Sfrr.
Eiseilberg (L&tne, Altenb. Hof)f
altenb. Stadt (4800 £inw.)^ mit einem
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733 108. Bomt: BiMlkarg iiier Bürgel raehJena. 734
herzog]. Schloss (Christiansburg)^ vom
fünften Sohne Emsts des Frommen,
dem originellen, der Alchymic orgebiv
nen Herasog Christian, dem Stifter der
Linie Saohsen-Eisenberg, der Jedoch
kinderlos starb, 1676 erbaut. In dem-
selben eine im italt Styl amgeführte,
sehr schöne Kirche u. eino vom Astro-
nomen Zach angelegte Sternwarte. 8e-
henswerth der geschmackvoll angelegte
von dem als Boienattchter berttlnn-
ten Hof^KrtiMarDSll sorgfiUtig g^flegte
Schlossgarten. Ausserhalb der Stadt das
Schiit'/enhaus mit prächtigem Saal,
Ausflüge: 1} In das ^ 2 St. entfernte
Mühlthal, auf den Etzdorfer Berg u. den
Kiesslittgel.^2) Nach ^riediiiäsltann-
eck mit Schlossgarten o. WaManlagen.
—-3) Nach Saase u. Cursdorf mit einem
kleinen Bade. — 4) Zur Eisenbahnst.
Orossfn (1*^2 ^^') ^ prcus«:. Flecken mit
einem im grossartigen Styl erbnuten
Schloss u. schönen Parkanlagen, der
gräfl. Familie von Flemming gehörig.
Die Schlosskirche ist im verjüngten
Massstabe der Peterskirche in Rom
nacligriihint. Aus den Ponstern des
reich ausgcätaiteteu Saales lierrlich^
Aussichtins Elsterthal. — 5) Nach Kö'
strit-i, einem fast städtischen Dorfe an
der Kister, mit fürstl, Schloss , dessen
herrlicher Garten den Fremden geöff-
net ist, berühmten Bierbranereien nnd
sehr schwunghaften HandelsgKrtneieien
(Deegen, Sleekmann, Herger). Der da-
sige Rosen - n. CJeorginenflor vielleicht
der schrn stc, den man in Deutschland
sehen kann. £. Herger züchtet über 2000
Sorten Kosen; in Sieekmanns Garten
blühen jfihriieh 40^0^0 €leorgiM%
ohne 80 — 100,000 Sftmlinge, «oe denen
Sortimentsblumen gewonnen werden.
Soeben ist cinoTIcil- u. Soolbadeanstalt
iu K. errichtet worden. In der JNähe
die Lnstörter Eleonorenthal n. Luisen*
barg..
Die Postatrasse führt über Kloster*
lausnifz, altenb. Stadtchen mit Postst.,
Jftgdschloss u. spärlichen Ueberbleib-
scln eines Cisterzienserklosters , nach
ÄoJa(S.731) u. von hier inSy^St.über
Tröbnita, Geisenhain, Oberrodwitz, 3ei->
tenroda u. Löbschütz nach Kahla.
Statt der Poststr. wurde der Seilenweg
über die FröhUcht WicderJsunft und
Htmmelshain(ß, 729) zu empfehlen üüin.
108. fioute: Von Eiseuberg über Bürgel nach Jena (4 St.).
F9H In S St 50 Hin., frCUi 4 tT. 40 Utn.,
19i Sgr.
Bttigroli Weimar. Städtchen mit
1510 Einw., -welche das Töpfergewerbe
schwunghaft betreiben. Excursionon
nach ThtUbürgel, St. südlich von der
Stadt, wo die sehenswertfaen Ueberreste
eines 1133 von Bertha t. Gliaberg ge>
stifteten Benediktinerklosters, das sich
zu einer berühmten AVitei aufschwang
u. 1528 aufgehoben wurde. Die Kirche
ist eine im edelsten Bundbogeustyl
dnrchgcfuhrteBasilikn mit hohem, brei-
tem Mittelschiff u. niedrigeren, schmä-
leren Sdtenschiffen, welehe von jeneffi
durch oblonge Pfeiler getfenntsind. Das
Klostergektände ist anm Amtsaltn dngeh
richtet.
Von Bili^el nach Jena (2V, st.)
über Gniebsdorf, Rodigast, an Klein-
n. Gross-Löbigaa Torüber Uber Wo-
gau, Streitz's Terrasse und Kamsdorf
(S. 16G). Seitentour: Von Wogau über
Jcnapriessnit?; nach Ziegenhain u. auf
den Hausberg (St. 178), od. direkt über
den Hausberg (Fuchsthurm} nach Jena.
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735 MB.jtma€i BamMltigtWiiifniBg. 7S6
VL
Rennsteigswanderuug.
Dft ii«r W«Blg« «ein wetdan, welche
diese, wenn ftucb originelle ti. vielfach in-
ter<>ssantc, doch immerhin beschwerliohe u.
sehr einsame Wanderung unternehmen, so
beaehrilnlccai wir uns auf kurze Fingecseigef
u. vorweiMfi-n Diejenigen, welche einen aus-
^rlichen u. zuverläasigenWcgweiser suchen,
«nf das bet HOdraer In I>r«sd«n IMt 6r>
adlienene Buch : ,,Der Rennsteig des Thürtn-
gerwalde.s. Eine Bergwandemng w>n Alex.
^SUgler." Mit diesem Buche in der Hand
wird fl» kaum eisM Mkendiffen FtUirers be-
dürfen , da olmohiu unr vronige zu finden
sein durften , welche den Kennsteig y der in
Terschiedenen Distrikten Terschiedene TXtL-
tata. fOlnt, genau kennen. Darin heisat es:
„Bi nmts frettioii eis rftatigtr Fusagiagor
sein, der den Kennsteig begehen will. Sein
Herz mnss Gefühl und Empfünglichkelt fUr
die Bergnatur beaitaen, die ans hier in ihrer
reiduteii' Zanberflille entgegenbMUit, warn
er dea 44 Stunden langen, einsamen Weg in
5 Tagen mit Gomiss zurücklegen will. Eine
derartige Wanderung, fem von deu Hütten
der Henscten, fett vnd fort über die OipM
der Berge in r!cn luftigen 'Reglon&n der
Wolken, ist freilich nicht Jedermann« Sache .
Dennoch mögen In wa^mm Zeitalter daxnpf-
beflOgflÜer Oes^liiUliralteB Manche eintfUlei
Interesse für derartige Fassreisen haben, ü.
namentlich ^r diesen merkwürdigen Weg,
der weg«» Miaer Lag« tu Länge einzig, n.
wol das älteatalMcieicbenTliflMBgen« iet«
Vwgl. 8. 8.'
109. £outa: Von Hörschel bei Eisenacli bis Blankenstein bei
. Lobenstein.
Erster Tag: VOB Höruchel hU zum Tn-
■eUlber|[ (iO St). Hinter dem Wirlhdhause
dMl><irftB narjcAel (S.no) auf doui „rofl»n
^ Wege" zum Gr. Eichelberg hinauf, mit rei-
zenden Aussichtspunkten, theils ins Wfrra-
thal, theils ins Hdrselthal, sowie auf die
Wfttfbnrg n. die Brandenburg; SpUerdoreh
herrlichen Buchenwald, den Kani^rnhof /nr
Rechten lassend, und dort die Ehöngebirge,
da die heäsiscbeu Berge erblickend. In If
8l AwBßt Ctau3berg (von Donops Besitzung),
■mit nborrasclicndcr Aussicht mif die Wnrt-
burg, im Hintergrund vom HOrselberg und
Inselsberg begrenxt. Naehdenmftn auf dem
Vacher Berg die frankfurter Strasse ge-
kreuzt und den Tunnel (S. 125) Über?rlirit-
tea, kommt mau an der Wilden Sau voriiber
(Unk* vom Oransteltt 84) , einem Oedenk-
stein mit der Jahrszahl 1483 und einer
sehr verstümmelten Abbildung (zur Erin-
nerung eines durch eine wilde Sau an-
gegrlAtoen JXgers), auf einem lUwenwege
durch schönen Buchenwald zur Hohen-
gönne (2^ St.)- Hier (S. btö) Mittagsrast.
Nim verfolgt man die PabretratM nadi
Kuliln nm ,.Zr>nstock" (J St.) vorbei u. über
die Wüdpretswiesen (S..502), lässt den„Ja-
bflDmin** BW Linken «md ^ikt aedanp, den
ruhlaer Weg verlassend (Wegweiser), über
die Aschenbrücke (nicht weit davon „die
Thüringer Braut*') auf die, ^tOhlerbäusclken,"
und fiber die FefeM«le(OI>daeli), it.g«1angt
in 2 St. auf den (7lßckner. Allr ilioie Par-
tien sind K. 4d, 50 u. 54 geschildert. Vom
OU^ckner über die Glasbaohswiese (Chausstk'
▼<m BnUn natih Altenstei«)* Q* «in« kone
Strecke auf der wintergtcincr Strasse fort,
sudann r. dicht am Gerberstein (S. 4&b) vor-
bei, and über den 8248 F. bolien W^Ben>*
borg zum Dreih er ren stein (1 St.). Naa anf
den InsOäker^, wie S. 316 auafUhrUeh «m«-
geben.
Asdisr av^.* Tom IiUMlakert Mf aar
Schmücke (8 St.). Ueber den Reitateln (die
einzige Stelle, wo der Rennsteig durchaus
nicht za befahren ist) zur „Grenz wiese", wo
man die brotterdder Chaussee überschreitet,
sodann am hohen Granitfel.sen des Tafol-
steins (2537 F.) vorbei über die Gabelwiese
nnf diMi Or« JagdUcrg , jensett dessen man
üigmzed by Google
7?7
J09.Xmii€: SeinftUifiwaiidenificr.
738
von -Brotterode u*ch f riedricbrode
miumidan "Wag verfolgt, bis man nach 1|
J9(> ImIiA Bmbmlfthaus (S. 292), wo sic h auf
<ier ganzen Tour das einzige Obdach findet,
die von Friedrichrode nach Sclimalkalden
lUumide OhaoM^ kreast u. Aber den Spteu-
berg nach der Stall wiese fortgeht. Von die-
ser Ifogt das Spieäsbergshaas (S. 293) nur
XQ Miu. links ab. l^ach 80 Min- gelangt man
mam ^Kreils**» einer Steiler wo 4 Wege zu-
sammenatossen. Von da zum Streitgiru
(Wegweiser: die Spitter'*) u. über den
y^oeeagarten'* (mit grosserUger Aussicht»
bgeonders nach Franken u. auf die Rhön-
lierge) auf die von Schmalkalden naob
Tanbach führende Chauästie. Nicht weit
daren der Neeselbof. Diese Ohanss^e dorcb-
krcuzend, geht man Uber den langen RUckc i
dea Sperrhtigels (2727 F.), mit weithin herr-
schender Aussicht, die am überraschendsten
ist, wenn ipan aua dem Walde tritt, um zur
Wülfsdello hinab u. über die von Tambach
nach Oi>er8ch<>nau führende Straitse (S. &91j
an tehreiten. Mlttagsraat unter freiem H!m*
mel. Dann übei? den Eisenstieg u. den Schorn
(bezaubernder Blick nach Franken). Hier
beginnt die an schauerlich schönen Partien
reiobste Strecke des Rennsteiges , der unter
stetem Wechsel der Sconen am Donnershaup
(8. &96) hin zur Zeller Loibe führt, wo die
Strasee ron OberboT naeb ZlOa Uber das f
Gebirge zieht. 2>ie Auedeblen sind, beson-
ders zur Rechten, eit»e schöner, als die an-
dere. Jenseit des Donnershaoges , wo sich
1. der Kemgmad (8. 686) binab sebluebtet,
wird der Weg monotoner , und jenseit des
grotesken Schtttzensteines überschreiten wir
die Chanss^ von Zella naeb pberhof (y,Ron*
del'S S. 968). Nun libe# dM nAuk^ffanne"
(S. 617), über den Beorberg (höchster Punkt
des Rennsteige4 (Si94 F.), an „PULnkners-
nk<* ▼orfIbM ttiia^«»^«««»!«!», wib B. IS
geieUldett
Dritter Tag: Ton der Scbmficke bis
Limbach (10 St.). Jenseit der Mordflocks-
wiese (S. 2M) kreuzen wir den nach (iold-
iMter u. Statieibaeb'iUirenden Weg (8. SB8)
u. später die Strasse von Schleusingon nach
Ilmenau (Ausspanne),. 3' 640, bis wir nach 2\
8L in^OsuaoA oder FranseiuMUtt (8. 641) ein-
(reffsn. Nun eine Strecke auf der ilmenauer
Strasse fort, u. dann r. über den Dreiherrn-
atein, der das sondersbäos., melningische ti.
pronssisebe CM>tek trennt Weiterbtn, auf
der „Kuhtränke", finden wir die erste Quelle
auf der ganzen bisherigen Rennstoigstour.
Nach 3 St. erreichen wir Neustadt (S. 648),
dann den U^en Ort KähXeH {\ St) mit
Wirthshaus ,,-/um Falken," u. sugleUÄl die
Führer durch Thüringen.
Chaussee nach Schleusingcn. Links von
dieser über Eerge, Wiesen u. Triften mit
hUbschen Auasichtspunkten, denbreittHeblgeii
Masscrborg hinauf, an den sich nordwest-
lich der laug gestreckte, an beiden Seiten
saigUinlieb ablbllende Breteberg (2586 F.)
anschliee.st. Im sondershäus. Dorf Masser-
bergen (^ St.) werden in jedem Winter 60
Klaftern JSulz zu 600 Mili. Zündhölzchen
(1 Arbeiter tigüeb 800,000 Stdek), n. awar
noch mit dem Handhobel, verarbeitet. Dann
über den Esels- oder Rehberg (2595 F.), den
bOebsten Pujqkt im Für;itenthum Sonders-
liansen, mit reizender Aussiebt in das tief
unten liegende Schwarzathal, u. über einige
Wiesen, wo sich gleiclifalls schöne Blicke
{MBaen. Nun wird der Weg so morastig,
dass er streckenweise durch Knüppeldämme
fahrbar gemacht worden idt. Nacbdoin wir
die CbausstSe von Eisfeld nach Schwarzburg
fibersebritten u. die Peebleite paieirt, kom-
men wir nach FriedricJisMhe (2J St.), einem
waldeinsamen Dörflein, das aber in goog-
noetiseber, geologische/^ n. hydrographischer
Beziehung makwftrdig ist, indem sich hier
die innere u. äussere Formation des Gebir-
ges ändert und die nach verschiedenen Sei-
ten ablaufenden Quellen eine Orausobeide
zwischen Elbe-, Weser- u. Rheiügebiet bil-
den. Das bisherige Hauptgebirgsjoch (meist
Porphyr) glich etnem sebarfkantigen Rücken
mit kursen Tli&Iem. Mit der Thonsebtelbr»
formation, an welche sich die Grauwacke
auticiüiedst , wird die Gebirgsflädie breiter,
u. der Bennweg, Qber den Saarrficken lau-
fend, streicht nun gegen Osten u. l>erfiltft Mp
nächst Limbach (I St.): S. 650.
Yieritr Tod' Ton Llmbaeb bis Specbts«
brnm (5 St.). Bei der limlMcber Kegel-
bahn zum Pctorsberg hinauf, über den Sand-
berg (S. 652) und die Bibertsleite, lässt der
Rennsteig Bernhardsthal r., und lauft, drei;-
mal die Obanie^e berttbrend^ an Neu-
haus weg nach IgehUA' (1| 8t), nachdem
er zuvor, ans dem Walde tretend, durch
eine grossartige Aussicht überrascht hat.
Boff und Gbauaste wiederholt krausend,
geht er dann, 1. von der Strasse ab, nach
ErHVUhal (1 St.), einem länglich - zerstreut
gebauten Orte mit nnflreundtleben Bausem,
deren Bewobner lieb meist von der daslgen
Glashütte u. von Olasperlenfabrikatton näh-
ren. Das Dorf ist nach Spechtabrunn einge -
pfarrti etn wefterKtrehweg (1| St.), dernoeb
dazu St lir schworzu finden ist. SpecktAttMim,
mciuing. Dorf mit 470Einw., auf einer mul-
denförmigen Matte, fast rings von Wald
und Bei^^kbpfen eingeschlossen. Die meist
einstOekigeiiy sobiefergcdockten Bttuseri
27
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739
109. Baute: Reise durch das ünstnittliaL
740
iwlidicm Htnvn 1 Ttolehe, sind fetemHeli ser«
streat an der Höbe hingvbftttt. DttSWiltlit-
hans nicht sehr einladend.
Fünfter Tag: Yo« Speehtabrvnn big
BUnlravIetai i«r IMuil« (10 8t.)- Jw-
«elt der „Kalten Küche" (2148 F.) durch-
schneidet die Strasse von Sonneberp nach
Gräfenthal (8. 699) den Rennsteig („Scbleif-
nach «Iner Stande am ,3ot]i«ii
Thurm" (einer grossen Tanne) vorbei zn
einem Waldham fuhrt, das eine sehr schone
Aussicht bietet nnd viel besucht yrtrA. Bei
dem darin wohnenden ForstM'.irt sind Er-
f^iscliQngen z\x haben. Am „Soldaten>iieb"
vorüber aar neuen Strasse von Hotheukir-
eben naeb Ladwigstadf, wo eine TaM mit
der Inschrift steht: „Wassorscheido am
Thüringer- und Frankenwald nach der Elbe
nnd dem Rhein," Bei der Laucnhaincr Zk-
ffMu» (1} St.) dnrebkreast die vonTeusch-
nitz heraTifkommendeStriWe dm B<>iii)stei^,
und die BÜcIce schweifen über Lehesten
bis nach Kloster Bann nnd StaflTetstein. Im-
merwibrend dofeb Waid gebend, fcommen
wir dem Olpfet dei WOxtteine» (ß.iOb) nahe»
der als der eigentliche Orensrlese desThü-
ringerwaldes gilt. Vnn da In kurzer Zel»
nach Brennertgrün, einem moining. Dorf hl
rauher Ckgend, aber mit freier Aneiiebt.
Nach l St. das rcuss. Dorf Cmmhach (ran
da eine Ahr.rn-AUco nach dem Iiustbause
Karolineugrüu), und abermals nach | 8t.
der kleine Ort Scdndiertirwimm, an der
Chaussee von Lobeii'^tr-tn nach Krouacli.
Der Rennsteig aber zieht sich noch weitert ob-
gleich von den lienten kaum gekannt» und
zwar über den kegelförmigen JSvAn (9il9T.)»
der mit dem naheliegenden zweigipfligen
Siglitzbcrg die höchste Erhebung am Ende des
Frankcnwaldes bildet ($.706). Hat man dae
Dörfchen Schlegel passirt, so hört der Wald
auf, und es entfalten sich immer reizendere
Blicke nach Blankenstein und Lichtenberg
zn. Noch groMartIger wird die AoMlebt
auf dem Wego nacTi dem nalien Dorfe A'jV.«-
ling. Zuletzt steil nach Blankenstein hinun-
ter, wo derSennstelg an der Selbitz endigt.
VIL
Reise durch das Unstrutthal
und Uber Fraakenhaiiseii, Soudershauseii und Mthl-
hausen nach Eisenach.
Diese gan'/o Tour wird zu Wagen etwa
3, zu Fuss 5 - 6 Tage in Anspruch nehmen.
Leider sind manche der schönsten und in-
teresMntesfeen Pankte noch nidit dareb
Kunststrassen mit einander verbunden , und
noch weniger werden sie vom Postcour.s be-
rührt y wenigsten« nicht in der Richtung^
Mehe der Tonxist yerfolgt. Daher mag es
Ic^mmcn, dass dio.s-e Route bei weitem nicht
so frequeutirt ist, wie es der Reiz ihrer land-
idiaftlichen Staffage, ihre architektonischen
MeAwOrdiiMEaltan u. ihre historischen Re-
mihiseen7:t?n erwarten lassen dürften. Denn
nicht bios das thüringische Waldgebirge ent-
faltet jene wandervollen Reize , welche all'
lommerlicb zahllose Qäste locken, auch im
Korden des Thttringerlandes , wo die Rerc'O
des sudlichen Harzes abfalleu, bis zum ia-
chenden Saalthale hin, winkt ein Paradlea^
vereteektj to laasehlg, wia ein koftbaret
Kleinod, da.s man nicht Aller Aagen |tNia>
geben will. Alles Zaubergold der >fytho u.
Sage, der Romantik und Poesie ist üb«r diese
Berge and WKlder, Uber diese Flüren und
Thäler ausgegossen. Namentlich ist das un-
tere Unstrutthal ein reiches Album voll der
schönsten Bilder, mit romanüschen u. idjUi-
sehen Arabesken amseblongen n. von Mntm
hochpoetischen Duft überstrahlt: so das< wir
. nicht dringend genug rathcn können, unsemi
Wegweiser, wenigstens bis Sondershaus^iu,
zu folgen, indem man entweder die ganie
Wanderung zu Fuss zurücklegt, oder in
Freibarg einen Wagen mietliet, bis naan in
Soodershaasen die Post besteigt. £a wird
nicht gereuen, das ThUringerland ancb nadi
dieser Richtung hin kennen 7.u lernen. Denn
hier ist der Boden, wo die ältere deutsche
Oeseblebte in walurhalt dranatttehen Epf-
sodm vor den Blicken «ieh anArollt; hier
. k) ui^cd by Google
741 HO. d: III Route: Von JJanmburg nach Freiburg u. Frankenhausen. 742
war der Bits der thüriogiadben KÖnfge , bis
ihr ßtolsefl Reich von den verbündeten
Fraakoa. und Sadiscn zertriUnmort wurde;
hfor wokatca iui4 wMlat «ntw Jm^
sehen Kaiser au--- dorn Sachsenstamme und
die ersten thüriDgidcLen Landgrafen; hier
Ufiflrt die Yoreeit aus KniatB o. Sage» mit
vwnebmlichem FlUgelsoblage; wKlinend.die
ewig- junge Natur die historisch g^oweihten
btäuea, wdebe ailzuver^essen in ihren la-
chenden WiukeTn ruhen, mit immer friscben
Kränzen umschlingt. — Ja, für manebtf
Touristen, die einmal reeht gemUlhlich „sieh
aMimdta*' «lOfWi, ha* 4lMe Tottr gtnule
dadurch einen eigenthümhVhen Keiz , dass
sie nicht auf Tritt u. Schritt von fashion&blen
„Luftschnappem'^ u. von den grogsstädtischen
Ansprüchen moderner Hdtelindostrie gestOcl
werden, sondern ^^\\\ md wohUMl ihrtf
Weges aieben können.
. 110. Route: Von Naumburg
Ton Naumburg (S. 139) nach Frei-
burg (1% St.), Post Ab. 5 U., führt
die nlchsto Straasattbef MagOaeh, wo
der in WelsiKr g«st. Generslgaper. Böfar
1777 geboren wurde, (nicht zu verwecli-
seln mit dem ^gleichnamigen Dorfe zwi-
schen Naumburg uud Merseburg, wo
Friedrich d. Grosse 1757 4^0 Fra^o-
SOB schlug), tiBd ftber JCIetf^^m« und.
NümUz: vor Rossbach die Saale, und
hinter Nismitz die Unstrut übersehrei-
tend T)fis Thal, von scharf abgeschnit-
teneu liebeubergen eingeschlossen, ist
mit lachenden Reizen geschmückt. Aus
dem Hintorgrnnde grfisst Freibnrgs
Chamjpagnerfabrik und mt 8^te der
hoelwa^de Schloaathvm. — £iiie
oder Kosen nach Preiburg.
zweite Strasse geht, ohne ein Dorf zu
berühren, rechts über die Berge (mit
berrlieber A«88iGbl>, neehdem äit beim
Gasthaus zur Henne , unfern der Lni-*
senhöhe. die Saale überschritten (S. 144).
— Xfiher ist der Fussweg über GrosS'
Jena, wenn man nicht, der prächtigen
Aussicht halber, gleichfaUs über die
Berge und dum nach Grosi^en* hin-,
unter geht (S. 144). -
TonKÖsen (S i49)nachPrelbiiit?
(2^/^ St): entweder Fahrstrasse, am
Göttersiiz (S. 153) vorbei, über RosS'
hach, Kleinjena \mö.NismüZf oder Fuss-
weg (näher) jenseit des Odtteraltsee
von der Kahrstra s s e 1 i nk s ab über WUtf
dorf (S. 164> naeh liHmilm.
III. Route : Von Ereiburg iiacb Fraukftuhauaen,
Freibarg an der ÜilBtnityiirena?
Stadt *) mit 2700 Einw., von Mauern
und ThiirincTj ^mvtreben, in einem grü-
nen Thalwinkel zwischen Fluss und
Berg, zwischen Weingärten nnd^Acker-
fietdern malerisch gebettet and von der
^fit^BCn Neuenburg romantiseh äb er-
reg!» ««ein J«wel in Th^Mingens St&dte-
kcanz."
JPost nach Nmtmhurg Ab. 5 IT. , nach
Q^Juri Ab. $4 U.; nach jAtucha Ab. 6^ U.
<7dwlM(f«: ßeJimmrMer ßär (Aineld) in der
Kirchthorvorstadt, mit Garten u. "Weinherp
(sehr schöne Aussicht), gemttthUch u. billig,
Logis 5 Sgr. , guter, selbst erbauter Lend-
*Äi, pr.FIuclie lOSgr., Fuhrwerk zweisp.
k Tag S,' tfnej^. S Thbr. — tMdemer £ki0
«) e^ter. Freibarg, Stadt u. Schloss. 1886.
('Siegel) «aa Harkt, Logis 10 Sgr., lOttagst.
74 Sgr. — Führer pro Tag 20 Sgr.
Industrie. Ehemals Tuübmacherei Uaupt-
erwerbssw^, Jetst Welnban. Die daaige
Champagnerfabrik • Gr olV cliaft bestoht seit
1856 und versendet jährlich an 30,000 Fla-
schen, die jedoch, um sich Eingang zu ver-
sehaifoD, meist unter firanzösischen Etiketten
gehen. Ausserdem Essigfabriken, Cement-
und Knocbenmehlfiabr., Mehl- imd OelmUk«
len mit bedeotei^ein BxiK»rfc.
Geschichtliches. Nachdem' Ludwig der
Salier (Springer) 1075 die „Freiburg" (Neuen-
burg) erbaut hatte, die ilun und den nach-
fulgepden Landgrafen Mter auni WolmsiU
diente, und ihnen so lieb war, dass T.n Iwig
ITeilip^e äusserte: „Wenn nur meine
Eiisabctk die Wartburg und die Neuenburg
nickt versebenkt, so mag ihre Wohlthätig-
keit nicht behindert werden !'* entstand all-
Otltllg an ilircm Fusso die je.zige Stadt. Lud-
27*
J
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«
743
744
t
Bws f 'All Mte
8dbw«iCer Friedrich Barbarossa sieh ver-
wundernd aussprach, ilass sie nicht sturk u.
i«st gänuK sei, biuuen 'd laifuu mil eiaer to-
ten Va.'ianen in diohton Reihen sich um dl©-
«elbe »cluuuron lies«, »o dasa der Kaiser »ut-
rief : eine edlere und beasere ICauer habe er
Min Lebtng nicht gesehen. Bekannt ist, wie
derselbe Lnndprmf von seinen adeligen Dienst»
Buuineu , um ihren Trotz zu beugen, einen
A«ktr („EdeiMkm'i) umpflagMi Ums, q. wie
Ihn, den sie „mehr als den Teufel' fürch-
teten, einmal lebendig' u dann wirklich todt
stttckte in der Superintendentar. Die driLa-
genden Proassen aber «nter GrneraL v. York
besetzten diu uniiiegaudun üoiien ( uament-
Hch b«l ltirti»fplto>, maA m «ttsp« üch
ein lebhaftes Gefecht, dem erst die Nacht
ein Ende machte. Ta^a darauf zog Prinz
Wilhelm von PrenMao in F. «te lud nalim
gleichfalls in der Supedntendentur Q«Mitf«r«
während BlUcher im Amtshause raataCe.
Durch den Wiener Frieden kam F. aa
PvratMB. ~ So lange der IWnTaler Jalia
(seit 1829) in F. wohnte , war es der Wall-
fahrtsorf der deut^ichf^n Student#>n8Cliaft. Er
ins fürstliche Jb^rbbegrabnisi uacii Keinhards- < starb daselbst am lö. Okt. Ibää. Kxxi dem
iMraim tragen miiHten (8. SS. SO). Aiteb Her-
mann T. ri .sMirte längere Zeit in Frciburg,
lind es ist wabrscbeiulich, dass Heinrich von
Veldeck seine Aeneide hier Tollendet hat.
Albreoht der Unartige verpfXndete Burg n.
Stadt an den Bischof von Hersebtirg. der sie
mit Voigten besetzte, die sich als We^la-
gerer iMraehtigt maditen. Adolf ron Kassau
aber, welchem Albrecht das Thüringerlnnd
verkauft hatte (S. 6«), zeratßrte sie (1293).
Darüber ergrimmt^i J;'riedrich mit der ge-
UMoifen IVlbiii«» denM, daat w'-dle Telgte
verjagte und das \viodcr erhaute Rrhlos?i in
Besitx nahm. Später kam Jb'reib^rg au die
Herzöge von Weissenfels u. Querfart. Einer
dieser Herzöge, August, nachmaliger Kur-
nirst von Sachsen, Hess die Neuenburg, wie
sie gegenwärtig ist, im la. Jahrh. restau-
rlven; ein anderer, Joh. C^rg, wiUte ile
an seinem Jagdschloss und zu seiner Som-
morrcsidenz. Auch die Reiterstatue, die auf
dem Marktplatze steht, stellt einen dieser
Hendge (OiiffMaa) dar, Indem ele ein Frei-
burpor für 2 Thlr. 16 Sgr. in Weissenfels
kaufte, als das Schuldenweson dos verstor-
€k>ttMa«iker let Ihm ein Denkmal eMohtet.
Auch L. Storch hat zu wiederholten Malen
in F. ein Asyl gefunden. Oeborcn \*i da-
selbst der durch seine wissenscbaftUcliett
Belaen berCilyoti H. B. MevAmr^
(Dom), ein kunstreicher Bau im halb
gothi^chen , halb hy%nr\t Styl, mit 2
stolzen Thürmen, die durch einen ?chwe-
bendou Zwischenbaa verbunden sind.
Dem vCRrBtorbenen König Friedr. Wil-
helm IV. gefitf dieeelb« so wohl , d«ner
sie im Innern renoviren u. ein Modelider-
selben nnfertifTcn Hess, welches in der
Kunstkammer zu BeHin anf^e5!to!lt ist.
Daneben ein neues Schulhaus in denisel-
hea Styl, welches aber die Kirche theil-
weise Terdeekt. — Auf dem Wege aadi
der Neuenbürg (mit reizendiir AttSt^i^
über .Stadt und Thal) das Jahn'scht
Haus, welches der Alte im Barte'' mil
Hilfe der deutschen Turner erbaute und
benen Hersogs geordnet wurde. Nach der r^i^^^S^il^iBl'ode bewohnte. I>a es dei
Sehl a l t bei Rossbach kam Priedr. der Or. Fandlte ftieht eibaHen wefden konste
nach Freibnrg, nnrl erbat sich rem Sta'Itruth
einen Imbiss. Allein die Bewohner waren
dermaasen ausgeplündert, dass der hungrige
Kriegsheld nur ein Buttorbrod erhalten
konnte, welches er mit Seidlitz thellte. Ent-
■etzliche Drangsale hatte die. Stadt in den
fransösischen Kriegen an erdulden. Sehon
am 18. Okt. 1806 ward sie vom Davoust-
sehen Corps geplündert. Aber noch verbäng-
bczog es der Chnmpagn«rlkbriltaai
K iwnld \\ui\ Hess es geschmMkroll ein
richten Auf den blnmengeschmflek
ten Terrassen hat man NeuenburET un«
Zsc^eiplitz vor Aagen, das tiussau
am Berge hingt. 1800 ward die Be
Sitzung Ton der Schillerlottoiie III
4000 Thlr. angekauft und bildete d«
SSSr^ri^fp^!: IM:^^:' be„o„.e„dste„ Tre^« in de„c,be.. D.
Am 19. Okt. 1813 ward sio von den flüch-
tigen Franzosen in Besitz genommen. Die
melaten Etnwokner, naebdem sie AUes ver
loren hatten, fl hon. Am 21. Okt. traf Na-
poleon mit MUrat und Berthier iu F ein
beobMiilaie den Uebergang seines Heeres
Gewinn ist einem Arzte in Grüna b€
Chemnitz zugefallen mit der Bedingung
dass er und seine Kadibeaitser die Ii
Schrift mit dem vierfachen P. (l^iiMi
Wahlspruch : frisch, frei, fröhlich, fromn?
and das Jahusche Wappen ^iitorfaal»i>f
Digitizcü by Google
745
746
— Steigen wir snpleich entwfdor r!iirch |
eine Lind^nnllee oUer auf einem steilen {
Fussweg zum * £>elUo»a empor, das in
neneater Mt Tiel&die Verifaideniiigen
erlkhreii liat und prKchtif (nun«iitliGh
4er Sittetoaal und die Kapelle) reno-
vtrt worden ist Pio älteste Burg, TTalt-
ecke, 9ol! auf einem nördlicher pf lrfff-
nen Höhepunkte gestanden liaben. Dann
iNUite Ludwig der Springer die ,)freie
Barg," die jedoch Tom Enbiechef Ton
tfagdebnrg 1 139 venröstet Würde ; wor
auf Ludwig der Eiserne die „neue Burg
errichtet liaben «oll, die jedoch auch
wieder zerstört wurde, so dass der ge-
f^wirtige BftQ gmseii HmUs von den
weissenfelser Hers6gen, utfd mir der
Thurm , die Kapelle und die ThorwSr-
terwobnung aus filteren Zeiten herrührt.
Seheiisvv erth : die Dopp' lknju lie , ein
Kleinod romauischer Baukunst, von
•oMnen SKulen mit Tergoldeten Knill»
fen getragen und im reichsten Rund-
bogenstyl überwölbt; der gleichfalls
restaurirte Bnnkettsaal: der 3G2F. tiefe
Bnittnen, worin der Schl(>s>swärter selt-
same Experimente aufführt; der 147 F.
Mm und 45 F. im Durehmesaer hal-
Mnde Wartthurm, der auf dem höch-
sten Punktd«s Schlossberges isolirt em-
porrarft und eine eben so umfassende,
als überaus mannichfaltige und genuss-
VeleheAussicht bietet (zumal bei Sonnen-
Auf- mid Niedergang). F. L. Jahn
gefarelbt daiHher: ,,Bei günstiger tVH*
terung erkenne ich mit unbewaffnetem
Auge den Petersher«r und die Thürme
v«m Halle, Merseburg, die Stern-
warte von Leipzig, Lützen, Weissen-
Mi, die Kttnltsbiiriirt den Fiichethnrai)
den Ettersberg, Kckardsberga, den
Kyffhäuser, den Brocken.*' Die Treppe,
welche auf den Thyrm führt, ist bei sei-
nen 9 F. dicken Mauern so eng, dass
Krinolindamen auf dessen Besteigung
remlehtea m5ge«. Swiaehen dem
Schlosse und dem „Bnrgholz'* wurden
die Steine zum Bau des Schlosses ge-
brochen ; daher die aufgeworfenen
Schanzen. Neben diesen „der Edel-
acker'S der sonst mit einer Mauer um-
irieiHgt war' nnd dia rrdheit genoes,
dass Vorltrcfcher, die das Lebf^n ver-
wirkt hatten, nicht bestraft wurden, so-
bald sie ihn betraten. Er liegt rech-
ter Hand am Wege, der ron der Neimi-
borg nOrdllch auf die naeh Heraehorg
führende „Frankenstrasse" geht.
Aiisßftfff ' Tfnivfherg^ derNeiienhnrg
südlich gegenüber und durch eine tiefe
Schlucht vom Sehlossberg getrennt, mit
wahrhaft tharraadiender Rnndaieht, he^
sondere In da« Saal* nnd UnstrolfiMd,
über die ein wundervoller Naturzauber
ausgegossen. — Zseheiplüz (Aplice), '/^
St. westlich (mich Laucha zu^, wo zu-
meist das Drama der verbrecherischen
Liebe Lsdwigs des Springers nnd der
Pfalegrftfin Adelheid spielte (B. 5T>.
Nahe bei dem weitsichtigen Dorfe, an
der Stell*» de«* jetzigen , mit schSncn
Anlagen umgebenen Rittergutes , stand
einst die Weis.senburg , welche Adel-
heids Qemahl, Pfalsgraf Friedrich Ton
Sachsen , öfter bewohnte. Der We^
dnh'n ist fiberan*« nnmuthig und um so
JohTirnder, als auf dem reizerid schönen,
amphi theatralisch abgestuften üergkopf,
der von gleicher Höhe mit der Neuen-
burg ist, eine paradiesiaehe Anraleht
winkt. Nicht weit vom Schlosse, mit*
ten im freien Felde (unfern der Str. von
Freib. nncb Querfurt) sieht man einen
alten Denkj>tein, der auf dem Platze
stehen soll, wo der junge Pfalzgraf er^
mordet wnrde (1084). Noeh ein Ute*'
rer Steir, dessen kaum irgendwo ge*
dacht ist, soll zum Gedäehtniss einer
treuen Mi) gd prrifbtet Pf in, die zufäl-
lig den Anschlag auf das Leben ihre«
Herrn entdeckt hatte und, um ihn zu
retten, sieh selbst an Tode lief. Kaeh*
dem Ludwig die verwittwate Pfalzgrfifin
geehelicht n. lange mit ihr gelebt batt«,
kam über br i !r eine späte Ketie f 1> ih-
rer Jugendsünden , so dass Ludwig als
S'ahnopfor (supplicium) dasKlosterRein-
hardabrann erbante, nnd Adelheid die
Wei.^senburg in ein li^onnen kl oster ver-
wandelte, worin sie alsAchtissin gestor-
ben sein soll (nach anderen Chronisten
in Oldisleben). Ha»9eUhal, sQdlioh
von Zscheiplitz , reich an Nalurschön«
heiten, mit bewaMaten BerggipMnt
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7^
grünen Rebenterra8«^<^n , dicbtbelaubtcn
Thalkesseln , obstreu lien hlucliteu.
Am Ausgange d^SfiCÜbcu (Itt^ belir alte
J>orf Balgstedt ndt sehönem Bittergnto.
■^jMBr9ParU0n in FreibvrgsUnigdbttn-
gen: S. 144. 145. 153. 154.
Von Freiburg nach Frankeuhan-
86II* Zu Fuss über Zsrheiplitz oder zu
Wagen über Balfi$tß<Ü uacli Laacba
(IV« St.), eiMBi l^ltor«ii Lfuoidstft^-
WM in dnem grossen ObstgAvten
gelegen, mit ftkaiVt aDSehnlichen Kirche
und tiner der grdsslen Glocken in Thü-
ringen. Hier endigt die Chaussee.
Von Iiaucha (vor dem jenseitigen Tboi*
<Ufi ScbUtxenhaus) nuhe ^ ^jiraftjdkt-
ävatgen Torbei. wo in einem nnoebeiiB»
baren Brilckenhaus der berühmte Hel-
lenist und Günstling des Königs Lud-
wig von Bayern, Fr. Thicrsch (sein Va-
ter nannte sich Thiers) 1784 geboren
•wurde, und ^^bfit Bur$9chiBidwkgeii (1 St.)
nach üfisAra (IV« t wenn man nicht
einen AlMtMlier in das von Laucha iV,
Stentf ernte Badest&dtchen Bibra(Lieb-
Jingsaufenthalt der Herzöge v. Weis-
^enfels), das reizend in einem Qngen
Öebirgsthal d«r bew«ld«keii Finne liegt
nnd eine gute Stalilqiielle bat, die sn
Anfang dieses Jahrb. stark besucht
war, jetzt aber in Verfall gerath« n ist,
und von da nach ^Burgscneiduiigeu^
-dem thüring. Troja^ machen will. Denn
liier, aal dieeem Uaaslsfiban Boden, war
es, wo der thtbriDf. Konig Herpiann-
fried res|dirte,^bis er durch die Intri-
guen seiner Gemahlin Amalberga mit
dem Frankenkönig Dietrich in Fehde
gerieth, der ip Verbindung mit den
Bacbeen 8eheidiiiigen eroberte {X* Okt.
531) und dem Ibllring. KdnigreSeh ein
Ende machte (S. 61) : wie es ein Dich-
ter der damaligen Zeif, Veuanlius For-
tunatus, Bischof v. Tour^, in einer noch
«rbaltenen Elegie besungen. Die Thü-
ringer worden so gewaltig anf a Hanpt
geschlagen, dass ihre Leiclien die Un-
strut mnten ^^ die Franken wie über eine
Brücke darüber ginrren. Nnn theiltensich
die Sieger m das thür. lieich, so dass
^ielleicbtjetateret die «ufoNeue befe-
stigte Bnrg den Namen „SktMiding«n*'
749
(Sclicidpprcnzc zwischen Thüringen und
Franken) erhielt. Scldosü und Städt-
chen erbeben sich jenseit des Flnsacs
auf mftaaigemf doeh ^emlivli steil ab*
fallendem HQgel, In einer eben so lieb-
liehen , wie grossartigen Landschaft^
durch welche die Unstrut in mäandri-
schen Krümmungen ihre Wellen kräu-
selt. Die Mauern und Thürme der ehe-
dem so wichtigen Vesta sind lAngsi ge-
brodiei*« and reisende Garl»DanlagaB
mit Blumenbeeten und Baumgruppen
decken die Trümmer der blutigen Stätte.
Graf J. M. von Scbulenburg, Feldmar-
scball der Kepubiik Venedig, brachte
Vil^ dlaBflWSnaBeaitaui.g an-siebi nad
erbaute fan Boecocostyl cUs priehtlgs
Scbloss, das den Felsenhügel krönt,
welcher einst dieÜiür Köni^sburg trnof
Ueberau Bilder alter Helden und Kö-
nige, in Stein gehauen. Aber keine
Spur der ehemaligen Königs wohmf
mebr. Der gHUlielie 6e«r«tSc Thlerach,
einNeff^ des O^ekrten , empfängt die
Fremden mif f^rosserArtigk eit . — Nebrs^
preuss. Städtchen, am rechten Ufes der
Un^ut, die es fast ganz umiiiesst, am-
pbilbeatratteah eanpor steigend, mit aat«
sebalicben Bmnsii, die malartseii am
Bn-ggelände vofSpringen. • Aaf diesam
nun verfallenen Schlosse, das schon
zur Zeit des thür. Kö;iigreiches bestand,
lernte Ludwig der Springer die schöne
Adelheid iismieii. MteMa ate Ba«b-
aeUoBS, wai4 es IW saf8ft5vL Be&dam
Städtchen bedeutende SandsteinbruchSL
yOMinu'en nordwär s glänzt da? weisse
6chlo8S Vitzeyibury , das elt ichfalls der
gräd. T. schulenburgschcn Familie
gehSft. Ss' liegt s^r reiaend auf dam
Unlien Falseanfef des Flasaea, darUar
einen grossen Bogen schlägt, und awar
auf einem Vorspnmg des Ronnr bercr*'?,
an dessen Fuss das grosse Kittcr^^vit
ZingU, das einst dem Dichter v. Seckeu-
dorf gebScta« tter, aa den meUt ganllea
and nur snm fcieinea Thaile steAm
Hängen des Ronnebeigea (runisbergott)
ward die dreitägige SehTacht der ver-
bündeten Franken nnd S.ichsen j^^egea
die Thüringer gekämpft (ööi}, welche
dem tb&r. Kteigrekh ein En^ lunchte
Digitlzcü by Google
m
tS. ^l). Noch heisst eine Strecke Lan-
*)ea, wo man ein« groMeUenge Tan
WaiFen (z. B. kupferne Sicheln) und
Xenschen^ebeine ausgegraben hat, ,,(ler
Idordhügel". Es lohnt sich, duich das
überaus liebliche und zuuiThcil roman-
tiseh(> Thal, auf dessen südlichem Ge-
biiuge ein guter VTeinwScbst, Ms Vitien-
borg zu gehen, das Ton schönen Park-
anlagen und Weingärten umgeben ist,
und einst vom ritterlichen Grafo!! Wip-
recht von (Groitsch, einem Musterbihl
des rohen Mittelalters und darum einem
Lieblingshelden der Bittenromane, be-
yrohnt war, der es in ein Nonnenkloster
verwandelte.
Von Ncbra aus pin romant. Kngpass
bis 2U den Dörfern (// oss- und Klein-
Wangen (V« St.), die rechts und links
an der Unstmt liegen. Hier, am stei-
les Al)faU des linken Ufers , dem Wan-
gencrberg, stand einst das Kastell des
Herzogs Rudolf v. Tliüringen, wo er
den jungen au^^trusisclieu Frankenköuig
Siegibert, gegen den er sich empört
hatle, furchtbar anfsHanptschlug(639)
und so die frühere Niederlage der Thü-
hte (S. 52). Der bewaldete
Berghang lieisst die Steinklehe. Ge;:;cn-
Über noch Spuren der fränk. Verscliuu-
anugen, die jedoch von den dortigen
iSteiiibruehen melir imd melir vernich-
tet werden. So wie man aas dem Eng-
pass horaustritt, sieht man Memlehen
vorsieh (1 St. von Wangen), braucht
aber nicht die Windungen des Flusses
-2U verfolgen, sondern kann auf einem
aSheren Fusspfade durch Oebdla und
fiber Wiesen dahin gehen. Von diesem
bis zudem oberen Engpass beiSachscn-
burg dehnt sich, als südlicher Tbeil der
goldenen Aue, die grosse Unstrutebenc
aus, die vor Zeiten ein schitTbares Was-
aer gewesen sein soll. Mcmleben war
ehedem eine kaiserliche Pfalz, wo die
beiden grossen Könige, Heinrich I. und
Otto I., lebten und starben (936 und
^74). Hier mag Henricus Auceps der
Vogelstellerei obgelegen haben, als map
Iha zum deutsclien Throne berief Dar-
auf (975) stiftete allda Otto II. (nach
anderen ÜTachriebten schon Jiechtildis,
7aa
Gemahlin Heinrichs I.) ein Kloster uuc|
begabte so relt^ch, dass es au ei*
ner der berühmtesten Abteien ward«
die erst 1551 aufgehoben wurde. Die
* iyi e, die vor dem Dorfe unmittelbar am
Wege trauert, gehört 7>'i den schätzens-
werthesten baulichen UeUerresten des
10. Jahrhunderts. Ihrem gfinslichen
Verfalle hat der letztvcistorbene König
von Preusseu durch sehr geschmackvolle
Restanrationen vorgebeugt. Kingsum
Blumenbeete und Buschwerk ; selbst
mitten in der Kirche JLauben und bitza.
Anden Steinpfeilern derKIrdie, deren mit
Schlinggewitehsen überzogene Mauern
fast noch ganz erhalten sind, sieht man
die ursprünglichen Bilder der sächsi-
schen Kaiserund ihrerFrauen, die deut-
lich hervortreten, wem) sie mit Wassejr
bespritst werden, was der Gärtner ge-
gen ein Trinkgeld besorgt. Am besten
erhalten ist die auf schon gearbeiteten
Säulen ruhende Krypte.
Von Memlehen aus erweitert sich
das Thal, rndwird ärmer an landschtift-
lichen Schönheiten. Nach V, St. k^^«
Domäne und Schloss Wendelstein auf
der linken Seite des Flusses, der zu-
weilen von salzbeladenen Kähnen be-
lebt ist. Wendelstein, vielleicht schon
von Heinrich dem Finkler gegründet,
war eine wichtige Grensyeste sumSchuts
des offenen Unstrutthales. Später kam
sie in die Hände der Grafen von Orla-
münde ninl der Familie von Witzleben,
welche die bedeutende Besitzung an
die Landesherrschaft verkauften. Im
30jähr. Kriege belagert und aum TheU
niedergebrannt. Die Ruine, welche
auf steilgroteskcn Kalkstcinfclsen dicht
am Ufer verwittert, zeigt deutliche
Spuren der ehemaligen Grösse und
Fcsitgkeit. Zwischen den stattlichen
Trflmmem unheimliche, fast ruinenar-
tige Gebäude, die noch im Gebrauche
sind, und schtJne neue Häuser, die zur
Domäne gehören und mit ihrem hohen
Schornstein die neuzeitliche Industrie
repräsent iren. Auf der Mauer ein hüb-
sches Lnstgirtchen mit Blumen, Lau-
ben und 'freundlicher Aussicht. — 1 St«
seitwärts (s&dwestUch) ▼oa Wendel-
■ «
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751 Iii. Sovte: Ton Trsita^ tMlk TrwbMkMm.
stein das Städteben Wiehe, das mit
seinemhot'lifrelogenenDrppolsoliIoss ein
reifendes Landschaftsbild durstellt.
Im Tbale aufwärts der schmucke
Pleeken BOSfllelieil (% St.), mit gutem
Gasthof und dem modernen Bau einer
berühmten Klosterschule , die wie eine
grosse Knserno 'mssicht. Das ehema-
lige Nonnenkluster ward 1730 von Hein-
rich von Witzleben in eine Gelehrten-
fldnile rerwandelt, d!e mit Sdiulpforte
nnd der meissener Pürstenschnle Aehn-
lichkeit hat. Aus ihr gingen berühmtr
Männer hervor, z. B. der Pliilol.ig Kr-
ncsti, (\PT Dichter A. v. Tliümmel, der
Mineralog V. W. Voigt, der Geolog von
Tnhn u. a.
Um nach Frankenhausen zu kom-
men, können wir nun 2 Wege einschla-
gen : entweder über Donndorf, Sachsen-
burg und Oldisleben; oder über Geho-
fen und Artern. Der letztere ist der
nihere, jener de^ isteressantere. Be-
schreiben wir beide: und zwar snnlcbst
über OJiHAehen. Ton Rosslebcn nach
Donudorf (l St.), einem grossen Orte
mit 2 Kirchen, St. davon (an un-
serm Wege) die bescheidenen Gebäude
einer abermaligen Klosteraclmle, die ans
einem adeligen Cistenienser-Nonnen-
klosfpr entstntid, welches im 13. Jahrh.
von einem TJrfifen von Käfernburg ge-
stiftet, im Bauernkriege (1525) theil-
weise zerstört nnd vom Freiherrn von
Werthem in eine Erziehungsanstalt ▼er*'
wandelt wurde. Vor dem Hanptein-
gange der Sehnte, die auf einer sanften
Berglehne der laubgeschmückten Finne
liegt, genicsst man eine friedlich stille
Ansicht der ganzen Umgegend, indem
man den Brocken, den K]^SiiMr, die
Schlösser Beyernnaumburg n. Allstedt,
die Stfldto Artprn und Wiehe in einem
Kranze zahlreicher Dörfer sieht. Von
Donndorf fuhrt eine Fahrstrasse über
Othofen, wo die al»«Qteuerlichste Qe-
spenstergescliichte des Torfgen Jahr-
I2i.*inderts, die damals ungeheures Auf-
seilen d macht gespielt hat, unde iiher
Beindorfsn im e, en Bogen nachSchloss
lleld.^'angen weit). Nühcr (aber mit
FOkre.") lb«r(8 St.waldigen Bej gt ticken
der Finne entweder nnch Oberheldrun-
gen (2 St.) und Sachsenburg (1% St.\;
oder n. Schloss Heldrungcn (2 St.),.
wo man sofort, oder Uber Sacliaenlniig:
naeh Oldisleben gehen kann (1V9 8t)>
SehTosä Heldriin^en (oder einfkdk
, Idrungen") ist ein pro 11 irisches
Städtchen mit einem alten 8chios*
der Freiherrn von Ileldrungen, de-
ren letzter, Friedrich, die berüchtig-
ten „Flegler^' nm ^ck sammelte nnd
Wegelagerung trieb, bis er ans seiner
"Rurg Ycijagt und erschlagen wnrdr.
Der stattliche, von breiten Wassergrä-
ben umgebene Bau (,, Wasserburg**)
mit gewölbten Thoren u. Thftrmen Ter»
walirte den in der Schlacht bei Fn»*
kenbaosen gefangenen BauemanfOhrCT
Thomas "Münzer, Itis er in MUldlKiTi'^eTi
enthaui)tet winde. In der Amisstubo-
dessen Bildniss. Sehr besuchter Felsen-
keUer. Geburtsort des Philosophen
G. E. Schnlse. So nahe bei Sacmoi-
bürg (1 "^tlf m5gen wir an <!iesem
wiclitigen Engpass, wo sich die Unstrut
durch das quer entgegenstehende Oe-
birgeBalin gebrochen hat und zw is<.hen
den jäh abgeschnittenen Felsen wänden
der Hainl^te nnd der Finne btefltrOmt«,
nicht vornber gehen. Deshalb Uesscn
die Bewohner des Dorfes (jetzt mit
stark frequentirter Postexpedition und"
gutem Gasthof) ehemals „Passmänner,**'
weil sie den Heerweg aus Thüringen
nach Sachsen sn bewachen hatten.
Nach Scheidungens Fall erbanten hl«r
die Sachsen eine Orenzvoste, während
die Franken auf der Grenze ihrer Be-
sitzungen „das Haus der Franken**
(Frankenhausen) errichteten. So stehen
sich hier die beiden VSiker gegenüber,
deren Geschichte ilber 600 Jahre lan^
die deutsche Geschichte ist. Zwischen
einzelnen Kirschbäumen den steüon, fastT
weg- und schattenlosen Schlossberg hin-
ansteigend, der in der neuesten Zeit
durch Anpflansnngen und Roheplilse:
anmufhlgef* nnd gangbarer geworden,.
Icommen wir zunächst zur wnt^rrn Burp^
die noch zu Anfang dieses Jahrh. aJ»
Amtssitz diente, seitdem aber verfnlkni
ist. Weiter empor die Reste der abge-
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träumen Dorfkii ( hc , dir wol ehemals
die Burp:knpellft war. Ans don Steiiu^n
vruMeim Dorf eine neue Kirche gebaut,
Beben der sich am 11. Sept. 1863 ein
groBMr Erdfliil ge^lhiet luA. A«f«rlito
dnreh blühendes J«banniskraitt vni.
wilde T?(*<;piia bis znr Höhe, wo die
prächtige Carlina ncauH? vrip cinp strah-
lende Sonne aUf'dem lioden ausgebrei-
tet liegt und die langen Federbfische
ier StIpA pemuitft fib«r sldi bimreheB
liMt Hier «bpeAt * die Mae der obe-
ren Faehfffnhvrrf, f1(>s eig'entüchen Her-
rensclilos'ic s, (las, als liaabnest, ir.RndoIf
von Habsburg zerstört wurde. Die
Aussicht fiber die Thüringer Mulde ist
fbeC gretnenlot, Mem «e bertliebe
iMimdult» die sich im benten Farben-
?chmclrc vor den Blicken ausbreitet,
nur :im fprnsten Horizonte von den
scharf abgezeichneten Conturen des
Thfiringerwaldes Und des Hanses be-
greiMliat. Ven oberes Bargberg ein
prächtiger Widdweg zum oldisleber
Vergnügungsort: ,,Vor dem Ilolze**. —
Von Sachsenbiirg nach Oldisleben (V»
St.), Weimar. Flecken mit 1500 Einw.
an der Unstrut , mit sp&rlichen Ueber-
yeefciB efaes .Hene^blliieykioeten < w^i*
ehes 1089 von KttilglB^e Ten Beich-
lingen (der Sage nach von Adelheid,
der Gemahlin Ludwigs des Springers,
Bur Sühne für ihre JugendsQnden, und
daber Adelbeidsleben oder Oldisleben
genahttt) gesHftel wurde. Oeb«Tl8ort
^ee Komponisten Fr. Kühmstedt. Am
Saume des Waldes („Vor dem Holz")
schÖTip Anlafron mit RcstfinrRtion und
prächtiger Aussicht in die Unstruttbäler.
hm Vordergrund die in ein Kammergnt
YWWAMlelteB ebeaial. KleetBtgebinae.
Ueber Seehauses aaeb .fniaieiiAfliMiciii
(Post): t' , St
Geben wir von Hosdeben über Ar-
tem (3 St.) dahin, so kommen wir ub-
WiPObteM dmb pieuss.^ schwarzb. u.
w^aunr. Orte, dmtn Wtanm iieb 4ai«b
ffosM nmebtbifMt awaieiibne«, nvt
diesseits Kalbsrieth auf die Chaueste
von Qiierfurt nach Frankenhausen,
Artenij weimar. Stadt an der Unstrut,
mit 5000 £inw., 3 St. von 1? rankenhau-
aen v* eben ao weift Ten KyflUliiBe»,
«on AllateÜ, vee SMbsenbvt^ «. vea
Sangerhausen.
Fast nach Frankenhaiuen fn 1| , fr.
3 Uhr 56 Min., U Sgrw » nach Sangerhamtn
in 1| St., frflb ft, Kacbu. If UV. 10
M., fOr tt|Scr.; nach^iniM in 148t., früb
3J tJ., 12 Sprr. : über WeiMmtt^« nach Erfurt
in 7 St. 6ü Mio., 1 Tlür. 16| ägr.; Ober
SnOgeiOiUtff aaeh TFtfaMM' in 7 St. 85 MbLf
früh 2 U. 50 Min., 1 Thlr. 16J Sgr.
Gasthöfe: Sonne, Krone. — Btietbfubren,
sweisp. pro Tag 3 — 8J Thlr., halben Tag
1 TUT. » Sgr. (excl. TrinltgvM). — SaUne,
ausgex. durch ihre bpi Ahteuftmg des daal-
gcn äteinsalzsebaohtes eraehr«laae reiol^
haltige SlodlMOlaf mH Soat-y 8«oldampf- vu
Wellenb&dem: 1 Soo]b. 7, mit Doaehe
7, blos.sc Dono»i(> 2, Danipfb. 6. Wellenb.
2| Sgr. BiUigo Woimungen. 6t*p«IplAt&
dee DttfliMtbMMitli. .
In Artem steht Goetbe*8 Stammb.,
einst eine ScbTniede, an«; '^'elcher des
Dichters Qrossvater als Schneidergc-
selle auswanderte; obgleich Ooethe be-
hauptet, dieser Schneider, derOatte der
sebOim Whrfbbi im Weldeabiieeh m
Fiankfuft «. M., a«l nicht der tSg^ak^
liehe F>zeuper «rines Vaters gewesen.
Wenigstens hat er sein Stammhaus in A.
nie besucht. Jetzt gibt es daselbst kei-
nes Goetbe mehr ; wol aber in TUleda,
«n Fttis 4e8 KyffMtaieers. Wtn smii
nidit nach Frankenhausen, das maa^Wl
Artem auf ziemlich langweiliger Strasse
in 3 St. erreicht , wo! abrr auf den Kyff»
hättscr, so kann man in derselben Zeit
durch das fette Schwemmland der Gül-
iKmuh jIm€ Aber Xehfledf s« ewiMlieii eis*
ISmiii^eii Getreidefeldern alsbald nacb
TSlhda t;'-'hcn, vro r^hemals oinc Kaist^r-
pfalz gestanden und die Sagenpoesie
ihre üppigsten Bluthen getrieben, um in
y^St. an grossartigen MflhlsteinbrficheS
vwOber die «M» Kaiterbnrg „Kfpbeu*
sen^ta «rttilgeB.
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755 112. JtoMr YiE gttrttewiltMwte Boiitailuiiaeii.
112. Route : Von PrankenliaiiBeii mäi Sondeardiaiiseii.
Frankentaansen, Hauptstadt der
schwarab. rudolst. UntfliilMtaQbtft Illit
MOOSInw., in«iimiiliUger€b|;eud, an
Mrberges.
Post nact Ariern in 1 8t. 35 Min., Ab. 8
ü.. 18 Ögr. (w«4l»r nach Quer/uri u. ifafk; ;
tt«r MMiftwfy nMh JE^/ktI In 7 St. a5
Min., früh 3 U., 1 Thlr. 18 Sgr.; über Saeh-
smdmrg nach Weimar in 7| St.# firtth 3 U.,
1 Thlr. 13^ Sgr.; nacL .BOMla in ^ SL,
Hftdim. H U.f 15 8ff(u (w«iter nach J^Tord-
Aauaen) ; nach .9on<!*r«Äotaen In 8( St., früh
H Ü., 16J Sgr. — Nä(äM(« Station an der
Ha11e-NordhäinerStMBb«!ins J?«Mla (t| Sl.).
Kntjermmgen: Artern 2, Rnthonhurg u.
Kyffhäüscr 2, Sacbsenburs 8» Sondarahau-
aaa 4|, MiUilhausda 6 ät.
siMUft: JM**(YoigO Mn Anger, Logis
mit Kaffe« und Licht 15 Sprr , Table d'bdte
<1S| U.) 10 Sgr. Gute Küche. — Thüringucher
HoJ (Rddiger) am Angor, Logis 8—10 Bfr«,
Table d'liöt« (12} U.) 10 Sgr. — AdXter. - Äe-
Mauraiionm'. JüdUm^s KvrUQurUn;
Bedeutende SaUne, schon 528 er-
wiMmt) mit umftufgreieliai Gndirhia-
Mm ümerhAlb dw Stedt (aaf 4or
y,Nap^*0 u. vielen zerstreut umherlie-
genden Sölden." Sclion dieK.<ittpn sol-
len mit den Cheruskern u. lleituun-
durcu um die dasigeu Salzquellen ge-
Umiift haben, so dM»«ptt bawaldefear
Bttrgkvpf (V« St. von der ^tadt) noch
Jetsi; dieKattenhttrg heisst, obgleich von
«mer Büro; keine Spur mehr vorhanden
ist. Out eingerichtetes Sool- u. Mine-
ralbad („Luiseaquelle"). Auf dem
«Inger, aineni i^rfomigen, rings von
C^ebftndABiunschlossenen Platz, tritt aus
einem nuterirdischen Kanal die Wipper
jmTag^p, die das >Salzwerk treibt. Nicht
weit davon das Haus, worin Thomas
Miinzer gefangen geuommeu wurde, ge-
geawlrtifr TOB Oberftirstm^attr TOti
fiolleben bewohnt. — In der |,UBt8r-
Stadt'* ein Schloss, das dem FUrsten von
SchTrarzburg -Rudolstadt zur zeitweili-
gen Sommerresidenz dient. Die alten
Bingmauern des Cisterzienser- Jung-
ft»«eiiUo8ter8« welches die Matter allef i ^ ^ schwerdt, Die Rädelsführer. Bilder
derartigen Stifinngen inThfiringen war, I am den thUringiaehen Bauernkrieg. IM.
umfa«aeii -von a Seto 4ie tehSne „Ub-
t^HdielMf die flieh a«f dem Gmnd des
ehemiligen Sletters erhebt. Statt-
liches Rathhans, nach dem p^rossen
Bniiide(lb33 ), der 170 Häuser in Asche
legte, neuer baut. — Auäserhalb derStadt
Qenflelt des Angvre) *te 8MaM»g,
ete kahler A«elittfer des bewaldeten
Gebirgszuges, der sich unter dem Namen
des Scheerenberges zwischen Nordhau-
sen u. Sondorshansen in mehren Krüm-
mungen hinzieht u. aus mächtigen Kalk-
legem heateht Bier war aa, wo am 15,
IfaiUSftswiaehen den fuiatilichen He»*
ren (unter Anführang des Kurfürsten
Johann des Beständigen u. des Land-
grafen Philipp von Hessen) u. dem
„sehwarÄcn üauiuu" der Banemrotten
jeae siMerlBeha Sahlaeht gekimylt
warde, welaha dem thüring. Banamr
krieg ein Ende machte. 5000 Bauern
wurden fast ohne Widerstand uiederge-
metzelt, so dass ihr Blut in hellen Bach-
leiu zur btadt hinabrieselte u. die Wip-
p« ,^blktn>th'* IXrhte Mftnaer , d«r
sieh wretaeitt hatte, waid gefimgea ge*
nommen u. Fraukenhausen ausgeplöa-
dert. — Am Abhanp; des Berge«» steht
der , , Haiism a nnstkurm ** , das letzte
Ueberbleibäei der uralten Frankenburg,
die maa die „Oberburg'' oder noehhia-
fig^ ^e alte Burg'* nennt Zu An-
fang des 6. Jahrhunderts unterlag das
thüring. Reich (bei Scheidunc:en) dem
Frankenköni^ u. dessen liundeso^enos-
seu, den Sachsen. Beide Völker theil-
ten sieh aap la daa erobeiCe
JOie Fraak«! erhielten ^ Gegend y
seit der Unstrut u. bauten neben den
reichen Salzquellen , die aus einer kes-
selartigen Vertiefung unfern des Haufl-
mannsthurmes mächtig emporsteig^en,
eine Burg, wekhe dav aa iJiren FaSA
sfeh'aaaiadelndan Stadt den Namen gaK
Bis in die neueste Zelt war der Haus-
mannsthorm von einem Thürmer be-
wohnt, der mit einem Glockenhammer
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717
708
den Wechsel der Stnndcn bezeiclmete.
Vor einigen Jahren hat ihn ein Urkau
nun Theil sertrümmei^. Oberhalb des-
«iÜMii im 4as ejge&ttfdie &€bl*ehtMd.
Jüta htA der «iPHbMisolialUMh«^'
(bei eisiiii kleineji Btigliaas, wenige
Schritte vom Hausmannsthurm) eine
reizende Ansichl der weitverbreiteten
Stadt u. der freundlicheu Aue, die zwi-
•ahoD dm asgrsMenden €M>irgs2ügen
lagfort.
Yen Frankenhaitgeü nach Son-
dersliailfeil (4 st.) führt die Poststr.
Aber Bendeieben mit schönem Hchloss
u. sehendwerthem Park. Von da kann
iHatt(«iber)dnrdi dta btndal^berFmi
gaben (nkrtr).-^Wir'inadhen jedoeb,
mm den Kyffhfiuser and die Rotheubiirg
«a sehen , einen Umweg über Krihra (6
St«}. Durcli herrliche Waldung Uihrt
•ine wohlgepdegte Kunststr. in 1 är.
•UK StM^M empor, dneni ftratUoken
JTagdMilllMt mit guter , TielboMchter
Restauration. Hier steht der Birnbaum,
an welchem Kaiser Barbarossa bei sei-
ner Wiederkehr seinen lieerschild auf-
hängen wird. Die Strasse läult aul
d«» Hoehrllckan das atattficliaB Ge-
birgszuges direkt wage Aotheabarg (^^
St.)- I>&n«ben,fderBeniiweg|" eioBerg»
|>fad, der d^s thüring. n fränk. Gebiet
geschieden liaben mag. Das Trümmcr-
gesteiu des Tudlliegeuden tritt bald in
.rDthea Felsmassen, bald in weissem
grobkÖmigaai Sandstein zu Tage, wel-
chen man zu trefflichen Mühlsteinen
verarbeitet, die von Tilleda \%eit ver-
fuhrt werden. Dazwischen liegen ver-
steinerte Baumstämme, oft meiire Fuss
dick, einige nodi bei I«eb«fitaii ansge-
Ikult, so dass Steinbölileii eatstanden,
welche mit dem schönsten Eisenglanz
anß:efiillt, andere so wohl erJialten
sind, dass man noch die Jahresrintje
zählen kann. Die Wegweiser an der
flaevateMS^ aiod aas aedeiMa vafkle-
aeltaa Psaroniusstitsalea aasamme^-
gesetzt. Der Bergbau , namentlich auf
Kupferschiefer, sonst sehr scbwun^j^baft
betrieben, dann aber gänzlich verlassen,
wird neuerdings ^'ieder aufgenommen ;
aadaaa sieb dav Kaiser Vtiadfteb a^b
einer anderen Schlafs tätte wird um-
sehen müssen, indem dir alte KyffhäU'
ser ganz u. gar umgewühlt werden soll.
Lord Maoley, Direktor der Submarine-
Telegraphenkoatpagnia, wUl *aa der
Spitze einer englischen Gesellschaft ein
Aktienkapital von 200,000 Pfd. Sterl.
zusammenbringen, um damit die unter-
irdischen Schätze zu heben. £twa auf
der Ullfte de«' Weges, ehe man aar Bo-
tbeaburg koaiait, aweigt eine lUirbara
Strasse rechts ab zum sagenumklnnge*
nen *Kyff hÜTls^^r r,,K ypp-lläuser," d.h.
Häiistii auf der Kuppe), dessen aer-
brückeites Gkmäuer von den duftigsten
Knaaaa dar Dlabtaag aanmnkt ist, die
ihm «iaa'waltgasebi«btlicha Bedeatipig
gegeben haben , 'Wie sia die Batg in del
Zeit ihres Glanzes nie besessen hat *),
Bald tritt uns der gewaltige viereckige
Rumpf des ehemaligen iiau{)tthurmes
(nodi 80 F, boeh) entgegen, der, aaS
Ungeheuern Werksteiaea erbaat, aaf dar
höchsten Spitze des bewaldeten Hibett*
Tinges (1401 F.) trauernd emporrao-t.
Der Volksmund nennt ilm den l\:iiser
Friedri(di. Weiterhin die sehr ausge-
dabataa- TrOnaaer der Barg, tob Ga»
atrilpii n. SchnttpAanaea llbanraefawt
Es ist, als habe eine verfallene Stadt
hier gestanden. Hin n. wieder ein ge-
bortstener Keller oder eint- (Jrube, von
schStzegierigen Abenteurern, gleich jo-
aeai Tbarme, dnrdiwUblt. la aiaau
klebten OawSlbe, „das Frfturter l!hvt^
genannt, weil man von hier aus in wei-
ter Fen.e den erfurter Dom erblickt,
hat sich eine Wirthschaft iui|j:e>iedelt.
Barbarossa^s Prinzessin, Friederike,
agirt als Wbrthfai «. verritb, obgbiab
eine mittlere Fßnfzigerla, noch Spuren
der ehemaligen Schönheit. Ihre Mut-
ter, die berübmfe , .Trompete Barba-
rossa's,"i^t niit Tode abgegangen. Wer
einen Groschen daran wendet, kann
dareb ein Faaalailein den altaa Batb*
hart in kaiserHabaoi Ornate an efaam
Steintische sitzen sehen, vor fbm ein
lütter und der Kaabe, weleher mit der
«; Düval, Di« BeiifVMtM» Uffkaosen n.
Botkenburg.
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760
Rabenbotsohaft rT^rnckkommt. Leider
scheint es noch immer, als ob er mit
Fr. Küekert sage:
„Vjßä w«n m& «»Ml Mmt '
Noch fliegen immerdar,
ßo miiHs ich auch noch sciilafen
Ver/.aul^trrt hundert Jahr!**
Die Btmdsicht von der. Höhe, ob-
wolftirirder fiothenbiirg no^ 8«hön«r,
weil gedrängter, ist eine dtr ausgedehn-
testen, die es in Thürinj^en j^ibt. Mar»
üb^^rhlickt fast das ganze Land, von den j
Höhen des oberen Eichsfeldes bei Du-
derstadt bis ins Mwisfe^scbe hineiiii
Ton dmi Kappen des Han«f Iiis siir
blauenden Keite des TliAritigemaldes.
Zu Füssen Thüringens freseprnetster
Landstrich, die jrrünen ( . ^'oldenen*')
Aueu der Helme u. Lustrut, mit zald-
reidMitDSrfmübersSet, n. denStidten
Kordbausen, Kelbra, Sangerbausen,
Artem,Erfart, Unterhalb der südl. Wand
des Ber(]fes , die von UDgtfaeiiern (sebens-
werthenj Steinbrüchen durcbwUblt sind,
das enge Thal der WoUweda, das der
klare Tatarbum durehrieselt *). Die
Brb««nng der Burg Wlt ine.graveste
Alterthvm u. wird sogar dem Julius
Cäsar augeschrieben. In der Hohcn-
staufenpfalz Tillcda, welche unmittel-
bar unter dein Ber|j;Q lag, wohnten die
tiAhtiselieB Kaiser. TiUed» q» Wsll-
hansen varen ibreLieblingsvesidenaeB.
Um 1116 ward die tilledaer Burg ge-
brochen. Wieder auforbaut, kam sie an
die Grafen von Beichlingen u. dann an
die Grafen von Scbwarzburg. Seit 1430
Wieder auf die Heerstrasaa mrtok-
gekehrt, erreicht man, an „LothsbÖhle"
(Versteck einer berüchtigten Räuber-
bande) vorüber , in ^^»tunde die
'Rothenburg^ deren Trümmer von
eiiMm befwaldeton Bergkegel in die gül-
dene Aue hinab grüssen. Die Ruine
ist ungleich beschränkter, aber besser
erhalten, als der KyfTliäuser, da sie erst
seit 157€ nicht mehr bewohnt wurde u.
nun allmälig verfiel. Ihre dürftige
Geschichte bietet kein besonderes In-
«} Panorama aaf dem KyflPhäus.r, ge-
xelebnet von Bleichrodt.
teresse. Bei den Alterthumsforschem
ist sie berühmt geworden durch ein
ehernes plumpes Kunstwerk, das in rff-
BSM «atorfidisclMa GewSlbe geftueden
wurde V. ia der KmistkaBHaer zu Son- •
dershausen aufbewahrt ist. Es ist der
vielbesprochene „Pfistrich," den mnn
für ein siavischesGdtzenbild hielt , wäh-
vend neuere Ansichten dartn ein pbyal-
kaliselies laetnrtneat (DaMpfbUser) er-
I kennen« - Neben der Ruine kleine
I Klnn<^e , mit guter Wirtbscbaft, welche
der bärtige Kaufmann nnd Dichter
Fr. Beyer aas Keibra ailsommerlich
hier improrlsirt. £t ist, anler dem Vm^
flien: «,der BoÜieiibiurger Einsiedler"
bekannt, ein intelligeiitar ÜMin, des-
sen Gedicht p in 4 AnfTfic^cTi er^ehiVnen
sind. Die Aussicht von der Rothen-
burg, wenn auch nicht so grossan'ig u.
ausgedehnt, wievombdlwr gelegenen
Kyffhinser, ist, weil die Käkn na so
deutlicher wird, desto entzückender.
Ein eigentLümlicltPs Echo, das keine
Worte, sondern nur Tone hervorbringt,
diese aber 8 — 10 Sekunden lang nadi-
Von dei^ BothsAbnrg durch präch-
tigen Bitcbenhochwald und schattige
Kirschbanmallee hinab nach Kclbra
(|,^, St.), Stadt fiTi der Heline mit 1200
Einw., ^\ ekhc, uvtor preuss. Oberhoheit,
den Grafen von Stoliberg-Rossla ge-
bart. Das Harxgelirge liegt ror Augen.
Kor wenige Stunden, n. man bat den
Fnss desselben erreicht: so dass sich
vonhiernns emo Harzreise mit der Thü-
ringerreise sehr leicht verbinden lässt.
Wir aber wenden uns, nur das Dorf
Badru berfibrend, dnrcb eine angenehme
Hflgellandschaft, die snietxt einen lkst
romantischen Cbsrakter annimmt, nach
Sondershausen (3 St.),
Flora vom Unstrutthai, von Franken-
haosen und vom Kytfh&oser:
Adonit veraalUi. Ajnga J3heiii>nillxi
Schreh. A71inm fftllax. A. rotundam. A.
äcorodopra«um. A.. atriottuu. Altbaea o£fi-
cinalia. Amaranthu« Blitom. Anemone prac
tensis, Arabis anriculata. Aristoloehia Cle-
matifis. AroTifa rotntidJfolia. Artem* -ia no-
bilis, A. pontica. Aaparagus ofticin&ii«.
iUt^endagalMte A^Hnatorta. AeMrW-
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■polXvan. Astmlagus Hypoglottis. A«trantla
nuyor. Atrtplex oiteiia. A. ro«9A« — Braaaioa
«igr*. Bapleurum teoititsiBttin. Caxnpa-
nula boToniensis. Capsella procumbeos. Car-
duus defloratn*?. Gentaarea maculosa. Che*
nopodiuin murale. Ob. opullfolium. Gh.
Yalvwl». ChondfiBsjOBMAi. OlentaVfvoM.
Crepis pracmorsa. O succisaefoHa. Typri-
pedium calceoias. — D&tura süraiuoaium. —
Elyama eoropaens. Eryaimnm canescens.
E. cmpMilbliiuai. £. vii^atnm. Euphorbia
falcata — Fostuca loliacca. — Glaux mari-
tima. Qlypsophila £aatigiata. Qaaphalium
InlaO'albimi. ^ BeTHmOiattixiii Tontan«. H.
oelandicum. Hieracium NesMeri. Hutchinaia
petraoa. Hypericum eleg^ans — Inula Bri-
t&iiica. l. gurmiaica. 1. hirta. I. saUcina.
bfa bobeniea. Laetnea Seaclola. L*
striata. Lathyra.s paluatri«. Lavntrra tLu-
riagiaca. Lepigonum medium. Liüum bul-
bifonun. Linarla Elatine. I/fnosyris vul-
garis. Liniim tenuifolium. IJthospermum
pulrpureo-caeruleum. Lonicera nigra. I/.
Pariclyinenum. — Harmbium peregrinnm.
NaaMiaKMttiaYli. Noii]iM.pi)]la. ~ Opbrjri
musöifera. Orobanche avenarta. O. caeru-
lea. O. ramosa. O. ruboas. Ox^tropu« pj-
loaar*^ Parietaria eracto. PUenm A>äiineH.
Pfiysali-i Alkckcugi. PeuceJanum officlnalo.
Poa alpina. P. dura. P. sudetica. Podo-
spermum laeiniatum. Potamogcton oom-
praMut. Potantina «liiaraa. P. opaoa.
Rapigtrnm prrenno. Rosa cinnamomra
RuJ^piiai rosteila. Rata graveolen« (wirklich
wild b«i C^tMa-Jena). — Salicorala har-
bacea. Salvia sylreftri«. Sambaeus Ebjilus.
Scabiosa suavcolens. Scorzonera humilis.
S. purpurea. Scutellaria hastifoiia. Sedom
boloniens«. SMeli ooloratam. B. Blppoma-
rathrum. Silcne Ofitea. Solanum miniatuin.
Sorbua domeatica. S. torminalis. Spiraea
Aroneus. Staehys annua. St. germanica. St.
raela. — Ta^agonolobo« siliquosus. Teuc vi um
moatanum. Thalictrum Jacquinianuin. Th.
minus. Tordylium maximum. Torilia hel-
vetlca. TrifoUam slrfahitti. Tropogon ma-
jor. T. orientalia. Tulipa «ylvestris. — Va-
leriana carinata. Verbascum phoenioum.
Yaronla austriaca. Y.proatrata. Vibumum
LaaUMi. Ttala avenarta. ^ BannffbalUa
paluabrU-
113. Eoüte : Von Sondersliauseii über MiiliUiaiiseii nach EisenacL
Sondershausen I Haupt- u. Resi-
denzstadt des Fürstenthums Schwarz-
burg-Sondershansen, m einer sehr
lireiindlielien Thalmalde an der Wipper,
xwisdien den mit Buchenwald bedeck-
ten Bergrücken der Windleite u. Hain-
leite mit 6000 Einw (150 Juden). Die
neue schöne „Karlsstadt" (westlich j liat
dnr eine, tiOO Schritte lange Haupt-
0trasfte. ^ . '
Post (Markt) nach Frankenhauaen in 2!
8(>, Kachm. 4| U., 16| Sgr.; tfber Ormu»en
BMh in/«H in 6 St., frtth 8} u. Ab. 6^ U.,
1 Thlr. 134 ^e^' ; uach MüJdhausen in 5 St.,
Vorm. 9J U., 1 Thlr. IJ Sgr. weiter nach
jEisenach)i nach L4mg«n*fU»a in 5 St., Vorm.
9} U., 1 Thlr. (iraltar nach Cfotha)-, nach
yordhaui-m in 3| Bt. , früh 9| und Ab. 10}
U., 19^ 8gr. ; über Ktlhrn nach M9tAm in 2
St. & Min., Ab. U., La £^gr. .
€toMf»i MM MtktA in 4ar KaiMadt,
an der erfurt-mUhlhäuHcr Stra.sse; Tanne
(Höiel WtUsgerher) am Markt j Mosa in der
Burgätr. ; 27e«/«cAe4 ITazM bei der Stadtkirche ;
Wrhprinz im „Loh".
,, Thüringer Sank" arbeitet mft einem
Kapital von 8 MiU. Thaler. — Induatrie,
Verlagsbuch-
handlung. — berühmte Männer: Q. Oh.
CaanaMoh (flMlioika^a i^MiBil), Voikte-
pCer des Rationaliamua (f 1830); G. F.
Cannabich , Geograph, de^ Vorij^en Sohn
(geb. 17i7); C Wetzei, Dramaturg u. Jio-
raandiehter In Wien (Ofln«f]inf Josephs II.),
t 1859; A. V. Blumröder . Frr'heitskämpfcr
u. freisinniger Literat (f 1857); Fr. v. Sydow,
Herausgeber von „ThOringen u. Harz;^ K.
F. Gottsehalfc, 7erf. der wBittwrbMgen und
Bergschlösser;'' G. v. Gerber, Rachtsfalehr«
ter und Professor in Leipzig.
Seheii^ioürdigkeüeti. Auf dem
Marktplatz fürstUches Palais u. Haupt-
waehe. . Hinter derselben eriiebt
das umfüngliebe * Besidenxschloas (mit
prächtiger Aussicht), der älteste Theil
1538 — lööO erbaut; der südliche Flü-
gel seit 1855 restaurirt u. vom Fürsten
bewohnt. Auch hiear spielt ein Prinzen-
nuib (1550), wie in JÜenburg, indem
der RäuberhauptgiMm Jobst Hocke die
Söhne des Grafen von Mansfeld u. von
Schwarzhurp: entführte. Im Innern ein
gut geordnetes Naturalien- u. Kunstka-
binet (mit Püstrich}, sowie eine Waf-
üMiMunmlucg (ixiilderBastungGUntlMn
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718 US. Bo^t Ton SMÜrsMm ülMv KlhUuMMiisftcli Btooimeli. 7M
von Sc>iwnrrl>Tirtr\ Die parkartirrpn
•Umgebungen des Schlosses (,, Lust-
garten," ) vom Garteninspektor Arlt,
einem Zögliag «Lea FOrsteii P&ckler,
sehr gesduDACkvoU renorirt In den
GlashftuseA ataxke AnanMzucht. In-
nerhalb des snübpr pcpflc^ten Lustgar-
tens ein neuer Marstail (sehenswerth),
ein achteckiges Haus mit Karoasseli u.
daiHSchauspielhaus , mit dem Selilosse
dareh einm Terdecklen Gang verbanden,
TheatervorsteUnngen nur im Winter.
DieParkanlnp-en (mit alten, prachtvollen
Bäumen) erstrecken sich bis jenseits
der Wippen Hier, im sogen. *Loh,
war sonst ein Tbiergarten, dann eine
Fnsanerie. Jeixt ist der wnndersebOne
Platz dem gesellij/en Vergnügen gedff*
nct. Von Pfingsten bis Michaelis wer-
den hier an jedem Sonntag (Nachmittags
u. Abends) von der fürstl. Hofkapelle,
die, ein Knnstinstititt ersten Banges,
aber 50 Mitglieder sSblt, Freieoneerte
aufgeführt, wobei mit gldeber Tirtuo-
sitHtdie grossten Kompositionen demlt-
klassi«f lifMi 11. rtfüdontschen Schule zum
Vortrag kommen, liei ungünstiger Wit-
terung im Holtlienter. Etn hoh«r Kunst-
gennss, der stets cahlreiebe Oästcr lier-
beisiebt. Abends ist dtor ganse Plats
mit Gas erleuchtet.
Umgebutiyen: Die Ferm^ , eine
Bierwirthschaft oberhalb des Luhes; —
Luth€rtkdh4, ParkiiilAge mit Best»uw-
tion; 8elitttseilh«ns; Werners Garten t
Hausknechts Felsenkeller; — Wald-
scklössehen am Göldner, mit reizender
Aussicht u, tonnaiscli^ m Hi^r. — i'Y/r-
stenberg, Landhaus mit Parkanlagen,
am nordSsdfeben Abhang des OMd«
ners; Spatenburg („Ohlebnrg^) anf
dem Gipfel des G6ldners, wo noeh
die Grundmauern otner nUf»n Burg zu
sehen, die von Kaiser Heiiiric li IV. 1073
gegen die Thüringer erbaut und im
Kampfe Albreelits des Unartigen mit
seinen Sob nen serstOrt wurde« Anf
dem hJichsten Punkt der Hainleite (1419
F.) rngt der Ifil F hohe, -vveit ^ichthnre
^Poaaenthmfii empor, 1700 erbaut, u.
bietet eine grossartigo Aufsicht, die 10
Meflea imUmlcr^s beheiirseht^ aauli der
einen Seite hin nnf den Thüring«rwald
u. nach der anderen auf den Uars. Dm
fürstl. Lustschldsschen, welches in der
Nähe steht n. rings vom Wald umgeben
ist, sollte 1736 von Günther XLIII. ein-
geweiht werden. Dazu erschien, ob wo!
nicht geladen , auch des Fürsten Stief-
schwester, u. führte steh mit einem Ge-
dichte ein, das mit den Worten b^ann :
„Tdh Icomme do^ , sntt Possett 8elt->
dem Üess das Lustsehloss: ^derPos»
sen." Die kl<dnen Zimmer, selir ge-
sehmackvoil dekorirt, enthalten viele
Sehenswürdigkeiten. Einlache Kestaur.
Ringsum W ildgarten. Zwei Kunststras-
son filhvto änf A H6ka (1 St. ron der
Stadt). Unterwegs TentanemmiiilcM,
auf das „^ifoMtfeZ" vorzutreten, wo man,
vom obersten Rand des Cöldner (1200
F.), Stadt und Thal im reizendsten
Schmucke, zu Füssen sieht. £in un-
ver^elclilleli seiitaes Flliidken.— Auf
der anitderen Vlalicitat -der Jf^nmmierff
(V« S^O« '^^i welchem die bnrtthmte Hun-
ncTischlacht geschlagen wurde ( 54)i,
Herrliches Panorama aut dem 1127 P.
hohen, pittoreslcen Bergkopf, auf wel-
chem einst eine kdnigl. Barg,, u. die Yom
Kaiser Xiudwig '978 gegründete Franen*
liirclie stand, die später in ein Kloster
verwandelt wurde. Den Altar der Jecha
zerstörte Bouifacius (731). Am südl.
Abhang des Berges, malerisch gelegen.
Dort Jechaburg, ~
Tob Saaderslwvaeii nAeh Uil-
hAmn 7Vs St. n( Post) aber stock-
hausen, wo sonst das 1843 abgebro-
chene Günthersbad (8c}iwefelquelle), u.
dann zum Berg hinauf durch herrliche
Bvdienwaldnng, an einer anmnthig ge-
legenen Bestanration vorbei, über £8e-
leben (3 St.) , WO die Post, die im dasi-
gen Sclilosse , dessen sonst berühmter
Garten jetzt verwaist ist, ihre Expedi-
tion hat, nach Langensalsa u. T« >rni:i
abgeht ; dann über Schlotheim^ wo aui
einer nahen AnbOfae, die sonst eine Itsi»
serliche Villa trug, eine sehr schöne Ans-
siclit winkt, u. durch Ät/'rn/'r, wo von der
Berglehne zur Rechten Völkenrode hcr-
abgrüsst , jetzt der Sitz eines Justiz- u.
Rentamtes, ehedem eins der bedeu-
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765 113, Bimu: Yon Bondenliavsen tber M&ldliftiisen nach Eisenacli* 766
tendsten Klöster in Thüringen, das im
ßaaernkriege demolirt wurde. Zuvor
soll auch eine von Heinrich dem Voo-el-
steller erbaute Burg hier gesüuideu
liAbeii«
MlllllkAVgeu, prwBS. Stadt mit
15,000Elnw.yÜLoir«n«r, firaclitlHurwGe-
gend, an derUnstrnt. Die sehr gewerb -
same u sehr wohlhahende alte Reichs-
u. Hnusastadt gewährt mit ihren vielen
Thürmeu (sie hat 16 Kirchen) einstatt-
llelies BOd, ». wird roraossiclittieli vn-
C^leich lebhaftitr werden, als sie gegen-
wärtig ist, wenn die Eisenbahn, die von
Göttingen über Mühlhausen nach Gotha
geführt werden soll, fertig sein wird.
Post nach Eisenach In 4 St. 20 Min.,
Nachts 2| U., 2^ Sgr.; Uber LangeiuaUa
nach Gotha in 4| St., Nachts 12, Mittags 1^,
Ab* I ü-, 1 TWr. (aussordem täglich Privat-
omaibM, Morg. ü.) : naeh Sondunhcauen
In ft flt, irtih 8 U., 1 Th'r. 1^ 8gr. (weiter
nnch Nnrdhcnuen) ; über Wanfried u. Each-
tcege uaeh Ckusel in 12 St., Nachm. 4| U., 2
TUr. 9 S«r.; naeli StiÜgtmUadt in 4 8t. 5
?ifin , Nachm. 3 U. ß ]fla., 91 SgT. (weiter
nach t^Uinffen).
Gasthöfe: Schwan (Kommarkt), Logis
10-18, Mittagst. 10 Bf?.; XtMgttmrtmuHn;
JSngHseher TTof.
M. war der eigentliche Herd des Bauern-
Meget. Thomas Manser, Helnrleli Pfisifer
u. A. wurden daselbst hingerichtet. Seitdem
ging ihre B^duanmittelharkeit ▼arloraa. —
Sehenswürdigkeiten. Die Ober-
marktkirche (Fraueukirche), ein impo-
nirender Bau nait ö Schiffen auf einer
lindenbeschatteten Terrasse, u. die Un-
termacktklreha (St.B]a8ii), einMoUter-
stiok ' gothischer Architektur. Spa-
ziergang auf den früheren Wällen zum
Schützenhause (Bestaun). Als V^er-
gnügungsort sehr beliebt: das Weiste
Haus (1 St.), am Waldrande, mit herr-
lielier Aussicht
Ton Mtihlhausen nach Eigenach
' (7 St.) durch die „Voigtei," einen frucht-
baren Landstrich mit ansehnlichen
Ddrfem, dann über den Hainicfuoald
nucli Kasza (Biiine Haineck, 1385 Tom
Laiid|pra£ni Balthasar srbaut), u. tob
hier durch Mihla (weimar. Flecken aa
der Werra) u. Neuhirrh^n , wo der Ver*
fasser dieses Buches geboren wurde u.
viele Jaiire als Pfarrer fungirta. Von
der RDIfs s^sebenUihla Ksttldrelisn
tritt der Tbftringsrwald, r. von den ne»
belumsekleierten Köpfen derUhönberge
überragt, in malerischen Wellenumris-
sen, u. jeiiöeit Neukirchens die „liebe"
Stadt i^MenacA mit der hoiieu. Wartburg^
Th1trlng«tas Palladiam, vor ^s ttbsr>
ratehtwBlieke.
In nnsern Seelen aber klingt das
Lied, womit Leopiold Oraf StoSbOTg
seine schöne Heimath besang :
„Herrliches Land , dich griisM' ich aas überwallender Fülle
Meines schwellenden Herzens! Wie ward mir auf deinen CkblfgeB,
Wie in deinen ThiUem so wohl!'* -r
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Register.
t die erste auf die Uauptbeschreibung des betr. Ortes hin.)
(WomeUre Seitenzahlen, weis
Abttberg 2iäL
Adafei aeu 214.
Adftmtberg 668.
Adlersbcrg Ii 12.
Adlerstcin öaiL
Ahoru 6J0.
Albortinensnih GiL
Albrechtsgartcn f»15.
AioxaDderaburg 4'.t2.
AlezandrinenbaDk 291.
Alexandrliienböhf» t?fiO.
Alexjindrinenthal (>t>8.
Alexisruh ISiL
AUeudurf 2:11^
Allzunah ßJLL
Almerich 147.
Almerswind ßliL
Alsbach 684.
Altdietendorf iQ^
Altelage
Altoburg b. Arnstadt
Alteburg im Gerathal 441.
Alteburg b. SaalfeUl
AltPburg b. Pö-isnook 724.
AJtenliergen Sftji.
Altunbroitungen 1:^7.
Altenfeld 686.
Altenfels 27%.
Alteusteiu S8l.
AltODSteiuer Höhle SSIL
Altersbacherköpfe .59.'>.
Alto Rubi 435.
Altsaalfeld IIÄ. 2Ü1L
Amalienshöhe b.Löhmn 721.
Amalieushöhe b. Budolstndt
2Ö2-
Ainüliensruh CÜZ..
Amtgeh reu 230.
Annathal 512,
Andreasbrunnpn »>86.
Angelhaueeu 1J4.
Angelrode 438. *
Angstedt 2S6.
Antonieiishuhe 243.
Apfelstodt, FIuss Ifi.
Apfelstedt, Dorf 406. 114.
Apfelstcdtgrund IM. 27!>. ■'.'.))■
Apolda Mh. 110.
Arlesberg 2fil»
Armenruh .540.
Armlöcher 611.
Arnsbach lülL
ArnsbaclHirgnind 7Ü3.
Arnsgereuth 698.
Arnshall 406.
Arnahaugk 726.
Arnstadt 411.
Arnswaldsruh &50.
Artern 75 1.
Asbach 589.
Asbftchergmnd 589.
Aschenberg bei LiebeDStelo
328. im.
Aschen bergstein bei Rein-
hardsbrunn aOi. W£i. 308.
Aacliftnbrückc 503.
Asclterbadi fii<5.
Attchenbach 550.
Atterode 317.
Aue 5Zdi
Auerhahn bei Ilmenau
Auerhahn b. Buhla 500.
Augnstenthal ß&L
Ausgebrannter t»t*an 441.
Ausspanne bei Oberhof 2>>8.
617.
Ausspanne bei Schmied efeld
640.
Baalskuppe 703.
Backofeninch (Röthelstcine)
aoA.
Backofenloch (Wartberg) 480.
496.
Badewasser Iii. 300.
Badra 760.
Bärenbruchstein 305. 308.
Bärenfang 632.
Bärenstein 441. 404.
Bärmer 501.
Balgstedt ZIL
Bana fill.
Barcbf.'l(l SIL 127.
Barigaiierhühe 838.
Bauurbach 607.
Baussenberg 667.
Bechstedt 233.
Beerburg 2112.
Belvedere 374.
Bellcvue b. Ruhla 4M. 432.
BollGvue b. Lobüuatein 717.
BiMidnlebeu 7.'i7.
Bellnhausen 613.
Bergom aia.
Bcrgiuannskopf 441.
Borgschlusschon £15.
Bergsulza 344.
Berka a. d. Ilm Si7<*'
Rnrka a. d. Werra 120.
Bernsbäiiaerkutte 571.
Burultardsbütte 690.
Bernhardsthal 658.
Bortba(inelle L>i7.
Bertholdsburg <>iW».
Boulwitz 716.
Beyer 572.
Biber IS.
Biberg rund 64/L
Biber.'ichlng füiL
Bibra TAL
Bielstein im TVerrathal LiO.
Bielstein b. Tambach 592.
Birkciiheide .500.
Bliiclifyld C.)y.
Blankeii))»ii g 2i")r>.
Blankoubaiii 880.
Biaukciistciu 740.
Blnuersteiu 253.
Blechhammer bei Scbwarz-
burg 688.
Bless b. Limbach t<a fiM fi7A.
Bless (Rhön) .571.
Blochsohlauchsgrund 596.
Blumenau 688.
Blurin-niiorb 338.
Bock b^D«.
Bocksburg 699.
Böhlersloch 421.
Böblschoiben 21iL
Bohler 728-
Bouifaciusfelsen 337.
Brandenl>urg 556-
Branilensteiu 729.
Brattt'iulorf 046.
Brauusdorf 218.
BraunsdorfergruBd 91«-
Brtiitenltach, Bach 1 7.
Breiteubach, Fleck. 431.686.
Breitenbach, Dorf 641.
Breitttuberg 423.
Brcit(U)ge3cb(!id 540. .54fl.
Breitenst«in r>sa.
Breuucrsgiün 740.
Breternitz I2L.
Brntterode 311L 586.
Brückensteine 51» 1 -
Brünn ß46.
Bucha 720. 730.
Budiberg 670.
Biu-ht^ngrabcn 612,
Buchenhalle 152.
Buchfahrt 884.
Buchonia 564.
Büchig 299.
Bürgel 733.
Buhlprkopf OHL
Burckbardsruhe
Burgbammer 719.
Burgk Zl^
Burgschoidungen 747.
Burg stall 708.
Burkersdorf 219-
Burzel 238. 430.
Register.
769
Callenberg 668.
Camburg 158.
Oammerberf; 2ifL
Camsdorf bei Jena 166.
Cartendorf fifil.
Catterfeld 282.
Caiilsdorf lÜL.
Chinesisches Uäuschen 338.
Christiansgrün P9«l.
Chrysopras 211.
Cirkol ßSL
Clausberg
Coburg 656. 136.
Colba Z2L
Corbetlia 103.
Cordobang 21S±
Cospeda 350.
Crawinkel 465^ 411.
Crawinkler StAinbrücho 440.
4fi5.
Crock ßilL
, CröUwitz IQL
Crossen 733.
Cumbach b. Georgenthal 46fiL
Cumbaclier Teich 21.
Cursdorf b. Eisenberg 733.
Cursdorf bei Oberweissbach
689.
Cursdorferkuppe ßSß.
Cyriaksburg Seä»
Dambachsgrund 380. 386.
Datenbergstein 302.
Bebra 2ö2-
Dicke Eiche 432.
Dienstedt 3h3.
Dietendorf 403. Iii.
Dietliarz 21^
Dietharzergrund 272.
Dietlas 572.
Diotzenlorenzstein 268.
Diezhaasen 618.
Dittersdorf"! höhe 213. 716.
Dönberg G32.
Dörflas 720.
Dörrberg 439.
Dörrbergcr Grund 440.
Döschnitz 212t
Dolmar 611.
Dombei^ 63IL
Donndorf 2üL
Donnershaug 596.
Donopskuppo 604.
Dorfsulza 102, 344,
Dorn bürg ir)9.
Dorndorf 152^
Dorothecnthal 424.
Dosdorf 432.
Drachonbcrg 601.
Drachenschlucbt 544.
Dracbenstein iS47.
Drelonbrunnen 391.
Drei Cloi( hen 4UL ILL
Dreihermstein b. Inselsberg !
aifix
Dreiherrnstein belFranzens-
hütte fiM, laL
Dreissigacker 606.
Druse 12..
Führer durch Thüringen.
Drusenthnl 320. ' < i
Dürrehof 540. . , ; <
Diirrcnberg 104.
Dürres Schild 214.
!BbeIcbon 764.
Ebetsdorf im Frirstenlhum
Rouss 718.
Ebersdorf an der Werra-
balin 132.
Eberstein 221L 213.
Kbortsgiuud äaä. ■
Ebertshausen 613.
Eckardtsberg 670.
Eckardtsberga 344. 15^
Eckeuzellergrund 339.
Edelackor 745.
Effelder, Fluss 20.
Effelder, Flecken GM.
Effeldergrund 654.
Egelsdorf 238.
Ehrenberg 620. • , . . -
Ehrenburg 435. ; •
Ehreusteig 51iL i •
Ehrcustein 3S>L
Eichelberg bei Ei« hiebt 708.
Eichelberg bei Eisenach 73ft
Eichelborg bei Könthild iiiii.
Eichfcld 201.
Eichicht 708. 700. 221.
Eichschenke 222.
Eilau 106. , .
Einberg 668.
Einfürst 642.
Eingefallener Berg 612^
Eiseuach 501. 118. 124.
Eisenacherburg 536.
Eisenberg, Stadt 782.
Eisenberg, Berg 714.
Eisfeld QÜL 134.
Eisliausen 628.
Eisloch 612.
Elgersburg 2bf>.
Eliashöhle .521.
Elisabethcnbrunnon 520. 518.
E Ildegrund 125. 551.
Elina oder ElMa 12.
Emmastein 252.
Emsegrund 498.
Engelei 642.
Engelsbach 2M.
Engenstein 647.
Engergrund 638.
Engnitz 2iL
Eppichnellen 551.
Erbstrom 20. iSJL 485,
Erdfall bei Lieboustein SM.
Eremitage b. Altenstein 334.
Eremitage bei Arnstadt 422.
423.
Eremitage bei Schleiz 725.
Eremitagenzello 717.
Erfurt 388. 112.
I Erlau 1&
Erlaugrund 631z
Erlen hügcl 638.
Ernsthöhe 668.
Emstrode 476.
Emstthal 642. 738.
Erstebcrg 736.
Eselssprung 312^ '" ' *
Espenfeld 42L 435. ' ^
Ettersberg 378.
Ettersburg 376. ■< •
■". , . ' >t I- ■
Fähnchen 153. "
Fnlkonborgstoin .593.
Falkenstein b. Tambach l22L
Falkeustein b. Roinhards-
brunu 307.
Falkenstein bei Probst-
zella
Falkensteinergrund 703.
Farnrode 483.
Fasanonmeistorei bei Cal- *'
lenberg 669.
Fasanerie b. Meiuingen 608.
Fasanerie b. Schwarzburg 224.
226.
Feldstein 619.
Felsenthal 305. * » " .
Felsentheater 322. r ' '
Finsterberg 25^. '
Finstorbergen 278 ' '"^
Finstere Tanne 474.
Ffnsterloch bei Ilmenau 248.
Finsterloch bei Eisenach 5i3lt2.
Finstersteiu 598.
Fischbachswiese 694.
Fischersbastei 153.
Fischersdorf 731.
Fisclihaus bei Kösen 1.54.
Eischhausbei Meiningen
Floh 57L
Flossstjßin 316..
Fohlenhans 339.
Forschengereuth 681.
Forst 128.
Frankenhain 4G6.
Frankenhausen 25^ 53i
Frankenstein 570. 127.
Frankenwald 10. 2ö3üi
Franzenshütti- frll.
Frauenberg 764.
Frauenbreitnngon 127.
Franensee 564.
Frauonwald 640.
Freibäche 251.
Freiburg TAL
Freienorla 727.
Freudenthal 408.
Friedonsburg 707.
Friedonstein 452.
Friedrichrode 283. 2L
Friedrichshall G71.
Friedrichshöho 738.
Friedrichstanneck 783.
Friedrichswerk 631. fvll.
Friedrich - Wilhelms - Hölie
400.
F?iedrich-Wilhelm8-Nord-
bahn 120.
Fröhliche Mann 636.
Fröhliche Wiederkunft 73L
Fröttstedt 467. 116.
Fürstenberg b. Arnstadt 422.
Fürstenbcrg b. Sondors-
bausen 763.
2S
770
Fnrstenbrunnen 180.
Fuhrstein 479.
Fuchsensteiu im Schwaiza-
tlial 214.
Fuchssieiii bei Kleinscknial-
kaiiipu 5»ö.
Fuchsthurni 179.
Gabe Gottes ßaü, 700.
Gabel GAA.
Gabelbach 2M.
Galgouberg UiL
Garusdorf GH«. 113.
Garusdorfergruud 718.
Gartenkuppeu 7i3. •
Gaulanger
Geba 610.
Gebersdorf 698. 2113-
Gebersdorfergrund 7i^3-
GebraouterstoiD r>!)<>.
Gebauener^iiein f»4.i .
Geblbcrg 2iiL
Gehlbergsniühle •LLL
Gebofen 751.
Gohren 2»0.
Geiersberg Ihü.
Geiersthal C96.
Geilsdorf
Geisenhöhn 628.
Georgenthal, Dorf 279.
Gcorgentbal bei Eiaeuach
124. 5^.
Gern, Fluss IL
Gera, Dorf 438.
Geragrund bei Elgersberg
2fiL
Geragrund bei Gräfenrode
440.
GeraqucUo 252x
Gerathal bei Erfurt 113.
Gerberstein i[)b. ■'^IS.
Gerhardtsgereuth 627.
Gorstungeu 12iL
Gespriug bei Plaue 436.
Gespring bei Scbmalkaldeu
582.
Gespring bei Tambach 277.
Gickelhahn 2M.
Giebichenstein lilL
Giesselsberg 577-
Giesshübel jMfL
Gillersdorf 430.
Glasbach 49L Iiä3. 688. 736.
Glcichberge 624.
Gleictien 408. HL
Gleltsch Iii 72-'.
Glöckner 490. iüL
Glücksbruun ÜÜ2.
GlücksbruniKT Höhle 3.^3.
Glücksthal 652.
Göldner 2fi3.
Gömichenstein 4Ü3. •
Göritzmühlo 6'J I .
Gösselborn 428.
Gotthehäuschen SM.
Goelhestpin 258.
Göttorsitz 153.
Götzenthal 421.
Goldberg 686.
Goldene Aue 754.
Goldisthai gg^
Goldlautor 63L
Gollertskopf 502.
Goseck Lla. 10(5.
Gositzfelsen 113. 722.
Gotha 445. 115.
Gottliebsthal HL
Gottlob 21*8.
Graba 712. 70<).
Grabenthal 540.
Gräfenhain ißä.
Gräfenrode 439.
Gräfe nthnl 702. 699.
Gräfinau 236.
Greifberg 12a.
Greifeustein 207.
Grenzhaminer 249.
Gronzwlese 736.
Griesbachs reisen 811.
Griesbachsgarten
Griesheim 388.
Grimbach llL
Grimmenthal 132. 607.
Grossbreitenbach 4:^t QHfi
Grossjena 145. 742.
Grosskamsdorf 708.
Grosskochberg 202.
Grosskromsdorf ML
Grosstabarz 303.
Grosswaugen 749.
Gruberstein 674.
Grümpen, Fluss 20. 663.
Grümpen, Dorf 674.
Grümpengrund 674.
Grünhain 71.3.
Grumbach 740.'
Grundhaus fiiffl.
Grundhof 563.
Grundmühle 674.
Günthersfeld 230. 429.
Gumpelstadt 341. 5^5.
Haardt b. Ohrdruf 432.
Haardt bei Heinrichs 617.
Haarhausen 406.
Habichtsbach 684.
Habichtsburg fiflS.
Haderholzgrund 592.
Haderholzstein 5113-
Hämmern (>83.
Häsolriethcrberg 623.
Hässigitgrund 668.
Hagelstein
Haide 328.
Haideköpfchen 495.
Hain b. Rudolstadt 195.
Hain b. Kranichfeld
Hainberg ^19.
Hainburg
Haindorf f>7«>.
Haineberg 746.
Hainholz 46iL
Hainichwald 766.
Halle IM.
Hallenburg 594. 525.
Hangstein 504.
Happelshütto 576. 585.
Harras 134.
Harth b. Schnepfen thal 475
Hasel 12.
Haselgrund 596. 617.
Hasen thal 708.
Haslach 2Q.
Hasselthal 746.
Hassenhausen 108. lä.'^.
Hassfurtwald 6Ü5.
Hausberg 128. 734.
Hausmannsthurm 756.
Hausmasse SSL
Hautsee .564.
Hayda 25(L
Hayneck 766.
Heerleius Grab 537.
Heidecksburg 194. •
Heidersbach 636.
Ueidersbachertränke fia7.
' Heiligenstein 4.S4-
Heimbachsthal iöfi. ■'i03.
Heimshöhe 570.
Heinrichs ßlL
Heinrichsruh 725.
Heinrichsstein 717.
Helba, Fluss Ig^
Helba, Dorf 610.
Heldburg 626.
Heldrungen 752.
Hellerstein 559.
Hellthal 519.
Helme liL
Helmershof 578.
Henne 144. 742.
Henneberg 604.
Herdersrnhc 376.
Herges - Hallenberg 5id4.
Herges -Voigtei 322. 525.
Herleshausen 119.
Herlitzberg 344.
Hermannsberg 596.
Hermannsfeld 609.
Hermannstein b. Ilmenau
Hermannslein b. Friedrich-
rode 288.
Herrenberg 604.
Herrenbreitungen 127.
Herrenkuppe 586.
Herschdorf 28«.
Hessherg 134.
Hetschburg 305.
Heuberg £49.
Heubergshaus 222. 582. 23L
Hexenberg :i7it.
Hexcugrund Ibö.
Hildburghauseu G21.
Himmelreich 152.
Hinternah 632.
Hirschbach 6ai
Hlrschhügcl 202.
HirscliHprung 24.S.
IlirscItMteiu 51H.
Hirtenberg 254.
Hochhelni 400. 113.
Hochwaldsgrott« 546.
Hockerode 700. 2Ü2. 708.
Höhnberge 592.
Hölle 2Üfi.
Höllenkuppe 689.
Hörschel, Dorf 119. 555. 235.
d by Google
Register.
771
Hdrsel, Fl. 12, 20.
Hörselberg 481. IIL
Hörselthal HL 119.
Hohe flehte 670.
Hohe kreuz 428.
Uuheueiche 61)8.
'Hohenkirchen 4f^7
Hohenstein 670.
Uobesonno 542. 5Ü2*
Hohewart <U7.
Hohewartskopf 252*
Hohewartstein 588.
Hohleborn r>87.
Hohle8teia 538.
Hohnotoin 598.
Holiunder 52L
Holätenruhu 2Iih^
Holzhausen 407.
Hopfgarten III.
Horba 232.
Hottelstedterecke 378.
Iluberstein
Hühnerschouko 700.
Hüloch 2IiL
Hünenkuppe 22iL 213.
HüttoDgrund b. Ilmenau 231.
Hüttengrund bei Sonneberg
690.
Hüttensteinach 690.
Humnielshuin I2!L 728.
Hundskopf fiiL
Hundsrück .")H7.
Hunnkuppe fi71.
Jägersruh im Braunsdorfer-
gruud 2m.
Jägersrull (Tanzbucho) 29L
Jägersruh b. Uodach 627.
Jägersteig ri49.
Jägersteiu beim Schneckopf
2fifiL
JagerHtoin b. Altekistein 340.
Jagdberg 736.
Jagdliaus 477.
Ibenhain 473.
Tchtcrshauscn 405.
Idaplatz 653.
Jechaburg 764.
Jena ifi7.
Jenapricssnitz 734.
J<nzig 166.
JoiusJiIeni 611. 130.
Jesuborn 42Ü. 230.
Igelshieb ßliä. 738.
Ilgengrnnd 537.
Ilm, Fluss iL 252.
Tim, Stadt SÖfL
Ilmenau 239.
Ilmquelle 252. 254.
Ilmthal IÜÜ.251.
Ilversgehofen 112. 222.
Immelborn 127. 572.
Inselsberg 310. 116.
Johannisberg 611.
Johannisthal 548.
Jonasthal 421^
Irmeisberg 646.
Isabellengrün 718.
Isserstedt 848.
Itz 20.
Itzgrund 135. 623.
Jubelhain 502.
Jubeltempel 493.
Judonbach 699.
Jüdewein 728.
Julienstein 252.
Jungfernspruug 421.
Justiushöhe 200.
Kabarz 303.
Käbachsgrund 594.
Käferuburg 425.
Käfernsteinsdenkmal £351
Kälborfeid IIL
Kälbergrund 537.
Kätsch 380. 384.
Kahla 183.
Kahleberg 481. IIL
Kahlert 618. I3L
Kalteküche QSÜL I3SL
Kaltwassergrund 587.
Kammerbach 464.
Kammerlöcher 438.
Kamsdorf b. Saalfeld 708.
Kandelaber 282.
Kanzlersgrund 598.
Kapelle b. Coburg 655. 660.
Kapelle zum heil. Grab 5SiL
Kappelberg 678.
Karlswand 543.
Karthäusorberg 553< 342
Karthausgarten 515.
Kattonburg 755.
Katze, Bach IL
Katze, Wirthshaus b. Nanm
bürg 152. 108.
Katze b. Saalfeld Z15.
Katzenstein b. Schmalk. 594.
Katzeusteino bei Friedrich
rode, 219.
Katzhütte ßSL 686.
Kaul.sdorf 708.
Keilhau 2Ö2. 202.
Kelbra 760.
Keller b. Tambach 592.
Keller bei d. Fröhl. Wiederk
Kellerbergo 436.
Korngrund 4M.. 598.
Kesselgraben 290. 222,
Kesslersgrund .598.
Ketschendorf 670. 136.
Keuschberg 1Ö3. 54.
Kevernburg 425.
Kickelhahn 244.
Kickelbahnsprung 800. SQL
Kicferlc 684.
Kielforst 558. 119.
Kienbach 596.
Kienborg b. Ilmenau 282.
Kienberg b. Ohrdruf 45L 4fiL
Kienberg b. Paulinzelle 2IÜL
Kienbergahaus b. Schwarzb.
216.
Kieslerstein 635.
Kicsling 740.
Kilianskoppe fill. -
Kiliansstein 12L
Kirchberg (Krachenburg) 237.
Kirchfelsen 213, 218*
Kirchhasel liüL
Kirchscheidungen Z4L
Kittelsthal 483.
Kittelsthaler Steinbrüche
Kitzerstein 712.
Kleinbreitenbach 434.
Kleindembach I2L
Kleinmühle 682.
Kleinschmalkalden 587.
Kleintabarz 477. 303.
Kleinwangen 749.
Klemmshütte 492.
Klinge 328.
Kliuguershäuschen 628.
Klöckler 491L 4üL
Kloster Allendorf 570.
Klosterlausnitz 784.
Kloster Veilsdorf 134.
Kloster Vessra 619.
Knabenberg 14Z.
Kniebreche 589.
Knöpfelsteicho 538.
Köditz 213. 722.
Köhler 612.
Köni;rsee 22L
Königsfe-stung 203.
Königstein 541.
Königszeche 710.
Könitz 122.
Köppelsdorf ßfilx £»2.
Kömbachsgrund 25&
Körnberg b. Friedrichrode
288.
Körnberg b. Schmalkalden
590.
Körner 764.
Kosen 142. 108.
Köstritz 734.
Kohlenbachswand 522.
Kornhochheim 404.
Kranichfeld 382.
Krautberg 623.
Kraynberg 564.
Kreckgmnd 626.
Kreipitsch 158.
Kreuz am Bennstcig ZäL 2IL
Kreuzburg 5.^)7.
Krötenatein 588.
Kronach 20.
Kühlermorgen 707. 716.
Kühndorf 611.
Küsterstränke 201.
Kuhtränke 23L
Kulm zw. Budolst. u. Saalf.
122. 715.
Kulm b. Lehesten 706. 740.
Kumbach 195.
Kunitz 166.
Kunitzburg 165.
Kupfersuhl 56L.
KyfThäuser 758.
Laasen 701 .
Landgrafenberg b. Jena 350.
Laudgraftiuberg b. Elacnach
540.
28*
d by Googl
772
Register.
Landgrafen aclilacht 51L 546.
Landsberg 130.
Langoberg (Bürzel) 238. 430.
Langenbach 64L QIiQ. 68^
Langenbachsgrund 596.
Langenburg 462.
Langenfeld 572.
Laugengrundervrand 596.
Langenhain 477.
Langenorla 72L
Langewiesen 281.
Lappengrund 501.
Laucha, Fluss 20^
Laucha, Stadt TiL
Lauchgrund 3Ü4.
Lauchröden 558.
Lauchstädt 10^
Lauenbainer Ziegolhütte ZS£L
LauensUiin 700. 704.
Lauscha 691.
Lauter, Fluss 12, 2L
Lauterburg 668. 623.
Lauterthal 135. GÜL 682.
Lehesten 704. 89.
Leibis 6äL
Leimrieth 628.
Leina, Fluss 12^
Leinakanal 467. 19. US.
Lengfold 619.
Lengsfeld 572.
Lerchenberg 615^
Leuchtenburg 135. 18L
Leutenberg 707-
Lichstedt 201.
Liebte, Fluss IL
Liebte, Dorf Sifi.
Lichtegrund 696.
Lichtenau, Fluss Ifi^ 613.
Lichtenau, Dorf im Schleuse-
grund 647.
Lichtenau, Dorf b. Neustadt
a. a 12^
Lichtenfels m.
Lichtenhain m.
Liebchensbrunnen 494.
Liebengrün 718.
Liebenstein, Bad 322.
Liebenstein, Ruine 326.
Liebenstein b. Plaue 438.
Limbach 65Ö. 738.
Lindenberg 248.
Lindeninsel 2üL
Lindig, Borg 686.
Lindig, Dorf 728.
Lobdaburg 180. 732.
Lobeda 181.
Loben stein 706.
Löbenbachsthal 462. 274.
Löbstedt 163.
Löfflershammer 250.
Lohma 708. 721.
Löwenthal 274. 462.
Loh m
Lohmühle b. Arnstadt 422.
Lomnitz Ifi^
Loquitz 16. 707.
Loquitzgrund 700. 2Q3. 708.
Lossa iL
Lotiisenshohe 142. 144.
Lubenbachsgrund 616.
Ludwigstadt 704.
Lütsclie 440.
Lütschegrund 440.
Lützen 103.
Luisengrotte 538. 551.
Luiscnalust 678.
Luisenthal 461.
Lnthersbmnnen 225. 59L
Luthersbuche (Luthorsdenk-
mal) ÜIS. 3^
Luthershöho 763.
Mäbendorf 61L
Mädelstein 5Ü
Märtenswand 222.
Manebach 246.
Manebachorgrund 246-
Mankebachsmühle 688.
Marienglashöhle
Marienhöhe 376.
Marionquolle 252.
Marienstein 717.
Marien Strasse 437.
Marienthal b. Eiaenach 522.
Marienthal b. Erfurt 111. 401.
Marienthal b.Liebenstein 328.
Markranstädt 103.
Marksuhl 563. IM,
Marlishausen
Masserberg 738.
Masserbergen 738.
Masserbrück 686.
Martinrode 436.
Mehlis eiiL
Meiersgrund 25L
Meiningen QfTL 180.
Meisenstein 477.1
Mellenbach 688.
Memleben 242. <
Merseburg 102.
Meschenbach 67.^i.
Metschriederhof 539.
Meuerstein 692.
Meura 697.
Meuselbach 688.
Meyersberg 623.
Mihla 266.
Milbitz 232.
Milchinsel 399.
Milchkammer 549.
Milmesberg 561.
Mittelsberg 628.
Mittelschmalkalden 578.
Mittelshof 540.
Mittelweissbach 695.
Möbisburg 400. 113.
Möhra 561. llilL
Möhrenbach 430. £4&
Mönchshof 252.
Mönchröden 668. 188.
Mönchsstein 252.
Mönchsstuhl 222. 230.
Mönch und Nonne 517.
Moladorf 4QL
Mommel 322.
Mommelsteine 581.
Moorgrund 126. 5fiL
Mordfleck 254.
Morgenthor 338.
Moschwitz 20.
Mossbach 501.
Mossbachsgruud 598.
Mossburg 522<
Moxa 720.
Muckberg 138. 678.
Mülilberg, Flecken 409.
Mühlberg b. Salzungen 570.
126.
Mühlberger Scbloss 402. IIA.
Mühlfels 722.
Mühlhausen 765.
Mühlthal 348.
München 381.
Mupperg 678.
Ifadelöbr 132.
Nägelstedt 55.
Nahe 18.
Nahethal 639.
Nahewinden 438.
Naschhausen b. Dornbnrgl59.
Naschhausen b. Orlamnnde
186.
Nauendorf 465.
Naumburg 139- 106.
Nazza 2M.
Nebra 748.
Nesse 2Ö.
Nesselgraben 586. *
Nessclgrund 591.
Nesselhof 591.
Neudietendorf 4Ü3. iiA,
Neue Hatis bei Ilmenau 249.
Neue Haus b. Tambach 278.
Neue Hütte ^SL
Neuenbau 699.
Neuenburg 741. 745.
Neuenhof .555.
Neue Schenke 732.
Neuhaus am Rennsteig 688.
Neuhaus b. Sonneberg 681.
Neuhofswiese 590.
Neuhüttenwerk 704.
Neukirchen 766.
Neumannsgrund 654.
Neunhofen 727.
Neu Scharfenberg 482.
Neuses 668.
Neusiss 436.
Neustadt a. d. Haide 138.
Neustadt a. d. Orla 725.
Neustadt am Rennsteig 648.
Neuwerk 639.
Niederfüllbach 136.
Niamitz 241.
Nonnenberg 494.
Nonnensteig 517.
Nordheim 610.
Norrmannstein (Nord mann-
stein) 560.
Oberhof 262. 15»
Oberilm 388.
Oberlauscba QSIm
Oberlichto Q25*
d by Google
Oberlind m.
Oberloquitz 700.
Obermassfeld fiüL
Obemdorf 424.
Oberneusulza lOa.
Obernitz 722.
Oberpörlitz 2fiO.
Oberpreilipp 199. 715.
Oberrod 642.
Oberrossla 110.
Oberschönau 59ß.
Obersteinach fiaL
Oberweimar 375.
Oberweissbach 694-
Obstfelderschmiede 688.
Ochergrund 22L
Oehrenberg 2R1.
Oehrenstock lüL
Oelze, Pluss IL
Oelze, Dorf 686.
Oepitz 722.
Oeriekammer 479. 495.
Oeslau lüL &iL
Ohragrund liiL 403.
Ohrdruf iüL
Oldisleben 752^
Oppelei 214.
Oppurg 72L
Orlagrund Z2fi. I2Z.
Orlanninde 18(>.
Ossiiianustedt .^17, Hl.
Ottenbühel 2fiL
Ottilienkapello 620.
Ottilienstein
Ottowald 500. 554.
Paradies 177.
Parrysaussicht 252.
Paulinzelle 283.
Penne ZfiS.
Petorsberg b. Erfurt 897.
Petersberg b. Hallo 102.
Petorsberg b. Limbach 652.
Petripauliholz 4fiiL
PfnfTenbach 586.
Pfuffenstein 230.
Pfennigsberg 407.
Pflanzenwirbftch 381.
Pflaaterkutte [AÜi.
Pflugensberg 51^
Pforta 148. lüL
Phantasie 540.
Philippsthal 572.
Plankncrsaussicht 268.
Platte 660.
Plauo 435.
Plauoscher Grund ML 4ZL
Pochwerksgrund 638.
PÖBsneck 723.
Polkiiwirthshaus 380. 386.
Poserna lOh.
Possen 2^
Preilipperkuppo ia£L 716.
Priessnitz UL
Prinzessinschirm 2M.
l^rinzessinsteig 548.
Probstzella 700.
Pulverköpfe SSL
Qaackbrünnle 661.
Register.
Quelitz 698.
Querlichsloch 229.
Questenberg 586.
Raasen 631.
Raben.itein 588.
Rabcnthal 253.
Bäuberstein 461.
Ranis 122.
Rappelsdorf 620.
Rasenmühle 177.
Rathsfeld 25L
Rauenstein 674.
Rauhhügel S2L .
Kauhthal 1^
Raven6'8 Erinnerung 247.
Regenstoin 202,
Reichmannsdorf 697.
Rcinhardsbrunn 294.
Reinsberge 434.
Reinsbnrg 484.
Reinsfeld 434.
Reisigberg 588.
Reisingerstein 613.
Reissberg 384. •
Reitsteine 3ÖiL 736.
Remda 383.
Remptendorf 718.
Rennsteig 8. 235.
Renn weg 757.
Reschwitz 722.
Rieseneck 730.
Ringberg b. Ruhla 493^
Ringberg b. Suhl 638- 618.
Ringleinsbrunnen 678.
Rinne II.
Ritterkapelle 338.
Ritterstein 422. 432.
Roda, Stadt IM.
Roda b. Erfurt 400.
Roda b. Ilmenau 2.'>4.
Rodach, Fluss 2iL
Rodach, Stadt 628.
Rodacherbrulinen 740.
Rödigen bei 8chnepfenthal
475.
Rödigen bei Jena, 164.
Rödischer Steinbruch 1.^3.
Röhrensteig 21iL
Römhild G2ä.
Rösenshölzchen 516.
Röthelsteine 304.
Röthon 21. 62iL Um.
Röthhof 586.
Rohr ÜU.
Rondel b. Elgersburg 437.
Rondel b. Friedrichrode 2i»2.
58iL
Rondel b. Hildburgh. ^
Rondel b. Oberhof 268.
Rondel b. Sondersh. 764.
Rondel b. Tambach 592.
Ronneberg 748.
Ronnthalersruh 72i>.
Rosagrund 128. .571 .
Rosenau 667.
Rosengarten 591. 2ä2.
Rosenmnhle 724.
Bossbach IQ3^ TAL
773
Rossleben 251.
Rothebachsgraben 462. •
Rothenburg 7ri9.
Rothenstein, Flecken 181.
Rothestein, Fels 632.
Rothwände 613.
Rottorode QM^
Rndelsburg 1.56. 108.
Rudisleben 406.
Rudolfsburg .^»4!».
Rudolstadt 189.
Rühlerhäuschen 500. 554.
Ruhla 485. 23. 50.
Ruppberg 598. 614.
Saalburg 718.
Saaldorf 717.
Saale HL
Saaleck 152. 108.
Saalfeld ZDlL
Saalhäuser 154.
Saalthal 153. 1^ 708. 714.
718. 221.
Saargrund 649.
Saarhäuser 6-19.
Saarrucken 73«.
Sachsenburg an d. Unstrut
752. 52.
Sachsenburg b. Neustadt a. 0.
729.
Sachsendorf 649.
Sachsenstein 2.52.
Sängerweg
Sättelstedt 4H3.
Salzungen Ftr>.^. 126.
Salzunger See 566.
Sandberg 652.
Sarkorhag t<)2.
Sattelpass 6>»9.
Saukopf 4M.
Schaala 200.
Schackendorf 134.
Schalkau 653.
Schanze b. Salzungen 569.
Scharfenberg 484.
Schauenburg i>MiL
Schaucnforst lüH.
Schaumburg 653.
Scheerenberg 756.
Scheerershütte lüL.
Scheibe 648.
Sobelihaweg 258.
Schichtshöhe 654.
Schilfwasser 13.
Schilfwassergruud 29L 590.
Schillersgarten 175.
Schillershölio b. Ilmenau 250.
Scbillcrshöhe h. Rudolstadt
196.
Schirnrod 649.
Schlachtberg b.Frankenhau-
sen 756.
Schlachtberg b. Jena 164. 849.
Schlegel 740.
Schleifkothengrund 329»
Schleif- od. Schleichweg 2Q&.
Schleiz 725.
Schlettwein 282.
Schleuse läj.
d by Google
774
Register.
Bchleusegrund 643.
Schleusiogen üSL
Schlossberg b. Ohrdruf i£L
Schlotheim 764.
Schlotheimshöhe 437.
Schmalenbuche 693. 695.
Schmalkiilde, Fluss JiL fifiÜL
Schmalkalden, ist. büL 128.1.'^.
Scbmalwnssergnind 27:2.
Schmerbach 477.
Schmidtsberg 623-
Schmidtsgrund fiäa.
Scbmiedefeld, preusi). Df.^^
Schmiedefcld, mein. Df. 697.
Schmieduiiausen 546.
Schmölln 728.
Schmücke iJßa. I3L
Schmückcgrabeu üi.
Schneckenthurm 4?;^
Schueckopf 2fiit
Schneetigel 26iL
Schneiderbude S£L
Schnellbach, Bach 13»
Scbuellbach, Df, älZ» ÜSL
Schnepfenthal 473.
Schobse 231.
Schobsergrund 232. 430.
Schönau imllür.selgrund 481.
Schönau vordem Wald 466.476.
Schönau im Schlunsegrund
647.
Schönauergrund .596.
Schönbrunn iLL
Schönburg 146. 106.
Schönheide 423.
Schönplatz 631.
Schöner See 571.
Schöten 348.
Schorn b. Friedrichrod« 290.
Schorn am Rennsteig Z3Z.
Schortethal 2i& 644.
Schossberg 4d4.
Schreidershammer 2113*
Schwalbennest 543.
Schwalbonstein 242.
Schwarza, Fluss II. 1«L 3a.2üa.
Schwarza, schwarzburgisch.
Flecken 20^
Schwarza, preuss. Flock. 613.
Schwarzaquelle 684.
Schwarzathal 2iSL 6H4. fiiSL
Schwarzbachsgrund h7l.
Schwarzburg 212. 214.
SchwarzburgcrFor9thaU''440.
Schwarzburgcr Hof 212. 210.
Schwarzekanzel Giiii.
Schwarzenbrunn 643.
Schwarzenshof 201.
Schwarzenstränke 201.
Schwarzhausen 477.
Schwarzwald im Ohragrund
Schwarzwald im EtTeblor-
grund 6b2.
Schwedenschanzen b. Eisfeld
646.
Schwedcnschanzon b. Saal-
ftid m
hwefelloch 621.
Schweina, Bach 12.
Schweina, Flecken 332.
Schweinagrund 340.
Schüswelhüinzestoiu 632.
Schützenberg 533.
Schützenwicse 600.
Schul pf orte 148. lÜI.
Schurtethal 24b. 014.
Seebach 479.
Seeberg b. Salzungen .'>69.
Seeberg b. Gotha 45<>.
Seebergeu ihl, IIA.
Seidingstadt 625.
Seidmannsdorf 670.
Seisla 122.
Selbitz 16.
Selig 700. 103.
Seligenthal 576. 592.
Sembftchsgrund 497.
Sennhütte 333.
Sibyllenthürmchen 399.
Siebleben 456. lliL
Siegelbach 432. 4S3.
Siogmundsburg 619.
Silbach 032.
Silberberg 21iL
Silbergraben 464.
Silge 12.
Silgegrund 592.
Simmetsbergstein 307.
Singen 428.
Singerberg 428.
Sitzendorf 237.
Sommerbachskopf 618.
Sommerberg 704.
Sondershausen 761.
Sonneberg SIIl 138.
Sonneborger Zweigb.135. 137.
Sonnenkuppe 311.
Sonntagshamnier 690.
Sophienau 6ö0.
Bophienrutv 719.
Sorbenburg 7la.
Sorbitz IL
Sorbitzgrund
Sormitz IL 707.
Spatenburg H'üL
Spechtsbrunn 738.
Sperrhügel 52L 73L
Spichra 558.
Spiessberg 232.
Spittergrund 276.
Spitterstein 276.
Spitzberg (Spifzig«?r Berg)
522. 616.
StiiflTelberg 611.
Staffclstoin 6Z1.
Stahlberg .'S7.'i.
Stallwiesc 131.
Stadtilm
Stndtrcmda 383.
Stadtroda 131.
Stadtsulza 34L
Stödten 400. 113.
Steiger b. Erfurt 322. 113.
Stcigor zw. Ohrdr. und Tam-
bach 48'>.
Stelgerthal bei Elgersburg
258. 25fi.
Steinach, Fluss ao.
Steinach, Flecken 690.
Steinachergrund 690.
Steinbach b. Liebenstein tSSL
Steinbachergrund 596.
Steinbach-Hallenberg 595.
Steinfeld 625.
Steinheid ßS3. 22.
Steinheidergrund 654.
Steinklebe 74|L
Steinsburg (ivl. Gleichb.) 624.
Steinsburg b. Sclilensing.>31.
Stelzen 651. 2LL
St. Jakob 221.
Still 13.
Stillergrund 594.
Stillerstein 594.
St. Kilian ^
Stockhausen 764.
Stockheim 682.
Stoffelskuppe 571.
Storchs Aussicht 43Ü.
Straufliain 621.
Streitberg 463.
Streitgirn 23L
Streufdorf 625.
Struth b. Suhl 636.
Struth b. Schmalkalden 52L
Struthergrund 521.
Stützerbach 253. 640.
Stumpfs Denkmal 493.
Stutenhaus 642.
Stutzhaus 462.
Sulzeubrück 406.
Sülzfeld 608.
Suhl, Bach 12.
Suhl, Stadt 631.
Sundhauseu 11.^.
Sulza 311. 14Ä
Tabarz 2Ö3.
Tabarzergrund 3Ü3- 477.
Tafelstein 73«.
Tambach, goth. Flt-cken 275.
Tambach b. Coburg 671.
Tambacherfeld 593.
Tannrode 381.
Tanzbuche 291.
Tauschwitz 791.
Tautenburg 165.
Tautenburgerwald 16:».
Teichel 381.
Teichröde 381.
Teichweiden gQ?
Tenneberg 471.
Tcttau 23
Tcufelsbrückc b. AUenstoin
332.
Teufelskanzel b.Eispnarh52L
Teufelskanzcl bei Gräfen-
thal IÖ3.
Teufelskreise 262. 266.
Teufelakutte 569.
Teufclslöcher bei Jena 17S.
Teufelslöcher b. Seebach 480
Tcnfelsstein 619.
Teufelstreppo 213. 217.
Thal m
Thalbürgel 733.
Google
Register,
775
Theebacho 537.
Theiler 222.
Themar filL 133.
Theuern 622.
Tbeuemgrund 654. 623.
Thierberg 691-
Thorsteiu Ml SDO.
Thäringerbraut 503.
Thüringer Elsenbaha 97. fifi-
TliüriiigerhuuH läiL
Thüringor Schweiz IIA.
Tbüriugerth«! aifi. 328-
Thüringerwald 5<
Tiefe ngruben 380.
Tiefeuort ftfi.'S.
Tiefurt 325. III.
Tllleda 754. 751L
Toilenwarth bIL 128.
Todteniann 5ÖL
Todtenkopf 274. 462.
Tudfenlache 62iO.
Todtcnsteio bei Elgersb. 252.
Todtenstein bei Georgentlial
222.462.
Todtenstein b. Nonst. o . 0. 221.
Tonna S2.
Tonndorf 380.
Trasdorf 422.
Trebeserloch 610.
Treffurt 560.
Treppenstein 497.
Treuenbrnnnen 321. 399.
Tribiscbhöhlo ^73.
Triefenderstuiu bei Rein-
hardsbrnnn Hft7
Triefigorstein b. Eisenach 54iL
Trief;*teia im Ohragrund Atii.
Trieglismdhlo 432. 422.
TriesnitK Ifil.
Trippstein 217. 21£. 224.
TnxkL-nborn 728.
Truckt'iithul filä.
Truckeuthalcrwasser 2Q.
Tümpling 158.
Tunnel b. Elsenach 12^. r^-ti.
Uebelberg 300. 308.
Ungehourergrnnd 300.
Urnineratadt ti71.
Unnütz 704.
Unstrut 12.
Unstrutthal 232.
ünterköditz 22;i.
Uutorlausciia f>91.
Unterlichte ß2i
Ünterloqtiitz 700.
üntormaHSfold lüL 607.
Unterneubrunn £42.
Unteroppurg Ii>L
Unterpreilipp 122, 115..
Unterscliöiiau 596.
Unter vveissbach 625.698.
Unterwirbach 716.
Vacha 572.
Veitsberg «71.
Venetianerbrunnen 2filL
Veniisborg 6ü8.
Ve r fl ucli t es Juugfernloch 537.
Veronikaberg 4l7.
Vesser, FluaalS,
Vesser, Dorf 641.
Vossergrund (>41.
Vtt8te Coburg 661.
Viehburg 536.
Viernau itOü.
Vierpfennigsiiaus 278.
Vierzehnlieiligen bei Apolda
348.
Vierzehnlieiligen im Main-
thal fili,
Vieselbach 112.
Vitzenburg 748. 242.
Vogelhoide 500. 55Si
Voigt«'! Ififi,
Völkenrode 764.
Volksgarten 586.
Volkstedt 196.
"Wachsenburg 4Q2. 114.
Wachstein 504.
Wadouberg Iii». r)Q7.
Waguershötol (Wangemanns-
burg) 332.
Waidmannsheil 717.
Waidmunnsruhe bei Ilmenau
243.
Waidmanusruhe bei Eisenach
537.
Waldau 613.
Waldbaus am Bonnsteig 232.
Waldsaumstrasse 466.
Waldsberg 440.
Waldscblöa.schenb.Erfurt400
Waldschlösschen b. Sonders-
hansen 763.
Wablsicht 155.
Walli)riickeii 432.
Wallenburg 574.
Wallendorf 696.
Walpor (Wallfahrt) 4f>0. jyl^. '
Walpuigiskirchhof 422.
Waltersgrube 272.
Waltershansen 468.
Wandersleben 407.
Wangenerberg 749.
Wangonheimsruhe 627.
Wartberg 479.
Wartburg 522. 5ÜL 124.
Warthammer 128. 578.
Wasch 590.
Was^erleite 433.
W a s s (! c ho i d 0 z w. Thüringer»
«. Frankenwald 789.
Wasungen 128.
Watzdorf 207.
Wechmar 458.
Weidenbrunn 576.
Weidonhain 572.
Weimar 352. III.
Weiastrasse 547.
Weissbachägrund 619.
Woisaohaus 766.
Weis8enberg3haus 308. •
Weidseuburg 188
Wei.-^senfüls
Weisse nJ/tfil^tbfSe r- BläeT»^
ff?to?^^^ 453^
Welssleberklippen 290.
Wendelstein 750.
Wenige njeua 166.
Wenzel sberg 247.
Wernshausen 128. SIL
Werra Ii ßlQ.
Werra-Eisenbahn 122.86.1.^6.
Werragrund (Brann.sdorfer-
grund) 218. 716.
Werrasitz 218.
Werralhal 12Ü. 12fL 55a.
Weaponstein 702.
Wetzelstein 113.
Wetzstein 7Q5. 740.
Wiedersbach 646.
Wiefelsburg 690.
Wiehe 75L
W'ildborg 232.
Wildesau 551. 235.
Wildpretswiesen 502.
Wilhelrns]>urg 582.
Wilhelmslhal 552. 34t.
Willsdi>rt erhöhe 154.
Willingerborg 388. 428.
Wimbat h 236.
Windlochec 478.
Windsberg 340. 500.
Winkclbrecht 676.
Wiutorsteia 498.
Winzerle IM.
Wipfra IL
Wipper la. 255.
Wittekind lilL
Wittgeuöteiu 482.
Wittmannsgereutherhüh j TIS.
Wolsdorf 714.
Wöl Inisse 732.
Wöllnita 180. lÄL
Wogau 734.
Wohlbachsthal 668.
Woblrose 2ÜL 12lL 430.
Wolfersdorf 728. 730.
Wolfsdello 590.
Wolfsstein 255.
Wommen 12iL
Zahnlücke 118. 528.
Zefferskuppe 316.
Zeigerheim 2iM.
Zeigerheimerberg 204. 200.
Zeilfeld ß23.
Zeitz-Geraer-Zwoigbahu 105.
Zella St. Bla.'iii 614.
Ziegelberg 4fil.
Ziegenberg 474.
Ziegenhain 118. 180.
Ziegenhügel .591.
Ziegenrück 720.
Zieglersgarten 492.
Zimmerburg 5.50.
Zingst 748.
ZinscTloch 625^
Zollhaus bei Könitz 730.
Zollstock üai.
Zopte IL
Zoptogrund 700. 703.
jSsciiachergruud 221.
S^clieiplitz 71<).
Zwärzen 163.
Zwick 128. 578.
1
.< • • •
Meyer's Reisebüclier für 1864.
[Gartenlaube.] Vor den anderen Roisoband-
bücheru ausgezeichnet besonders durcli Voll -
ttindigkeit , Genauigkeit und Richtigkeit.
[Berliner Hatioiukl>Zeituiis.] Ein Buch,
das „Bi^deker" den Rang streitig zu machen
bestimmt scheint und un^ von allen Reise-
handbüchern, c(ie wir kennen, als das bei
weitem Torafigllchste erscheint.
[Berlinische Nachrichten.] Eine Concur-
renz Bädekers, die der deutschen Gründ-
lichkeit und Geschmackshildung sur Ehre
gereicht. Das reisend«' Put.likum kannsicli
Glück wünschen solchtm Ilundbücliern.
[Berliner Yoncaseitanff.] Ein Reisehand-
bach im eigentlichen Sinne des Worts, ein
Ooncurrent für den nun schon seit Jahren
eingebürgerten Bideker, hat er unleugbare
Vorzöge vor seinem alteren Collegen voraus.
[Awlaiid.] Eine Arbeit, die wir nicht
warm gemiK miiifeTilen können. Was die
Genauigkeit seiner Angaben betrifft, so lia-
ben wir gesehen, dass dies neue Handbuch
weit voraüglicher^und reicl>haltiger ist als
das B&deker*8che.*
[Angsbnrger Allgemeine Zeitung.] Ks darf
wegen der aweckmässigen EintheUung der
Booten, der groasen Toüsti&dlglceit und
Uebersiclitlicbkeit aufs beste empfohlen trar»
den. Die Ausstattuug ist glänzend.
[Hackländer, üeber Land u. Meer.] Ein
Musterbuch ihr die Beisehandb&cher-Li»
teratur, das kfinflighin anr naelq^esliint
zu werden braucht, wie ror Jahneluitta
Murrajr.
IZeitadufft flr •llgMMlme ltttnlt.l
Das Buch verdient ohne Zweifel als Mu i
ster eines guten Reisehandbuches hinge- '
stellt zu WOTdaa. \
[Petermanns Oeogr. Mittheil. | Wirglaubes \
hei dem vorliegenden Buche ziemlich sicher
zu geben, wenn wir ihm ein .sehrgiin- j
stiges Prognostikon steUen. Die Anord-
nung d)B8 reichen Stoffes , dfe AQfefBaBde^ |
folge der Routen und ihre poilr-ingte, aber ^
selbst wissenschaftlicbon Eeiseuden durch na-
tafbistorlsche, gesohiehfKche md vielfache i
anderweitige Nachwoise wirksamen Beistand
gereichende Beschreibung seheint uns durch-
aus geschickt und praktisch zu sein. Die
zahlreichen kleinen Special-Karten eatiuiiMo
Manches, was man selbst auf den topogra-
phischen Blättern vergeblich suchen würdo, 1
und vortrefflich sind auch die PanorauMB ^
aasgeftthrt.
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fluid« en par H, BerlapCbi. Avec 16 Cartes, 5 Plans, 9 Paad- |
ramas et 24 Illastr. In rothem engl. Leinen gebunden. 2 Thlr. = S% Fl. A. v
= 8 Francs.
Beisebandbncli für Tllllrillgeü, von H. Scbwerdt u. Al6X.ZiegUr.
Mit 6 Karten, 3 Städteplänen ^ 3 Gebirgspanoramen und 18 Illustratioaes in
Stahlstich. In rothem engl. Leinen gebunden. 2 Tblr. = 37« Fl. rh. |
Wegweiser durch die Schweiz, von H. Berlepsch. Mit 1 Ueber
sichts- und 2 Bouteu - Karten. Gebunden Va Thlr. = 2 Francs. . ^ ,
^ WegwtiMr dvreh Thüringen, von H. Anding n. A. Radefdi
Hit 1 Uebersiohts- u. 1 Routen -Karte. Zweite Auflage. Qebunden % TUr. |
Wegweiser durch denHaiZ, von H. Pröhle. Mit l Ueberslchts- w»*
1 Routen -Karte. Qebunden V, Thlr.
Für beide Gattungen, die grosseren Reisehandbücher (ä 2 Thlr.) und die klei«
neren We^eiser (k ^ Tlilr.) mögen dio vorjährigen Ausgaben von Berlepsch' Srhweh
und Anding's Thüringen, bezüglich ihrer Ausstattung und Verwendbarkeit als Anhalt
dienen. W&hrend erstere in ihrem grösseren Umfaug die erschöpfendste Führerkennt-
nist, mit einem sorgfältigen Apparat von bildlichen und topographischen HülftmW*
bergen, beschränken »ich letztere auf das allgemein (Je^uclite, thuiilichste Kfirfc i^"
grösstmi^lichster Zweckmässigkeit verbindend; sie entspreclien somit am besten dem
KeiMbedfiifnlea der groaien Melirsalil, welche mit Zeit und Geld sa gefaea balM»*
Druck vom BibUographischen lasütut (M. Meiyar) in HUdboighauaeB.
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RAL-496
Buchbinderei
SCHWAB
MQnohen
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