Skip to main content

Full text of "Neuestes Reisehandbuch für Thüringen"

See other formats


Digitized  by  Google 


EYEA'S  BEISEBÜCHER  No.  Y. 


NEUESTES 


REISEHANDBUCH 


rüJt 


THÜRINGEN 


H.]SCHWEEDT  &  ALEX.  ZIEGLEß. 


MIT  e  XASTBH,  3  8TÄDTEPLANEX,  18  T L L^STftATlOlTSir  UND 

3  6£BI&a8PAN0EA4£17. 


VEBLAQ  DES  BIBLIOGRAPHISCHEN  INSTITUTS. 

1864. 


d  by  Goögle 


Digitized  by  Google 


-t 


TUtringens  edlem  Sohn 


Ljadwig  Storch 


in  laudamäimificher  Liebe  gewidmet 


1 


vom 


Herausgeber« 


Digitized  fty  Google 


«        -  * 


m 


Digitized  by  Google 


Vorwort. 


AuBommerliofa  wird  meia  wMim  Heünwäialaiid  TOft  nbUoieB 

Touristen  dnrchpil^ert,  und  die  Fenonenliflten  unterer  kleinen  Badeorte 
bezeugen,  dass  von  Jahr  zu  Jahr  der  Zudrang  wächst.  Übwol  nun 
ftoeh  di«  tliönngiseliAleieeliieratiir  ana  alter  imd  ane  &eiia*er  Zeit  reidi 
Vedaeht  ist  (S.  76),  bo  wollen  doch  fioTOrhandeiieti  SehriftenTielflMlieR 
Aafragen  nieht  entiprechen ,  indem  die  &lteren,  zun  Theil  selv  werfh^ 
yoUen,  z.  B.  von  Hoff  und  Jacobs,  Völker,  Storch  etc.,  kaum  noch  zu  be- 
nutzen sind,  die  neueren  und  neuesten  aber  (mein  eigenes  „Album  des 
Thnnngerwaldet'^  nicht  «asgenoiiäanen)  theils  bezüglicfa  d^  Form,  theilt 
besflglich  des  InlialteS  an  diesen  oder  jenen  Mängeln  leiden.  Daidt  mi» 
nun,  ohne  Selbstüberhebung,  zutrauen  durfte,  die  erforderliche  Kennt- 
nifis  des  Thüringcrlaudes  und  des  Thüxingerrolkes  zu  besitzen,  um  dem 
Mutenden  Antrage  des  Heransg«fterb:  ein  nenes  Reiseliandbncli  für 
Thüringen  fthnlieh  dem  mit  so  entschiedenem  Beifall  aufgenommenen 
Berlepsch'schen  „Schweizerfüiirer'',  zu  schreiben,  genüg"en  zu  können, 
und  da  ich  auch  nicht  ohne  innere  Befriedigung  dem  Gedanken  nach- 
hing, meine  liebe  Heimath  nochmals  im  Geiste  an  dorchpilgem  tmd 
nahen  nnd  fernen  O&sten  ein  trener  Führer  au  werden :  so  nntemg  ich 
mich  der  gestellten  Aufgabe  mit  Lust  nnd  Eifer,  und  arbeitete  mit  der 
Yerlagshandlung  dem  Ziele  zu,  ein  Beisehandbuch  zu  schaffen,  welches 
naeh  Inhalt,  Fom  nnd  Ansstattong  selbst  h^er  gespannte  Ansprüeh« 
hefrtedigen  dürfte.  Wer  jedoeh  weiss,  wie  ^  sdohes  Unternehmen 


Oigitized  by 


VI  Yorwon. 

tausend  fache  Schwierigkeiten  zu  überwinden  hat,  und  wie  es  geradezu 
unmöglich  ist,  allen  Anforderungen  zu  genügen,  der  wird  imuie];liin 
an  das  vorliegende  Resultat  meiner  angestrengtesten  Arbeit  um  so  lieber 
den  Hassstab  billiger  Nachsiobt  legen,  wenn  ich  offenherzig  sage ,  welche 
Mühe  ich  mir  im  Vereine  mit  der  Verlagshandlung  gegeben  habe,  einen 
„Führer**  zu  liefern,  der  nicht  nur  YoUatändiger,  sondern  auch  zuverlässi- 
ger, als  alle  bisherigen  seL 

Znnächst  gewann  ich  meinen  fVennd  und  Landsmann,  dpi  Hofirath 
Dr.  Alexander  Ziegler,  dem  Untemelmten  seine  tit&üge,  sehr 
Bchatzens-  und  dankenswerthe  Mitwirkung  in  soweit  zuzuwenden,  dass 
er  nicht  nur ,  gleich  mir,  einzelne  Striche  des  Thüringerlandes  nochmals 
bereiste  und  die  anf  diese  oder  andere  Weise  gesammelten  Notizen  mir 
zur  Benutzung  mittheilte,*sondeni  auch  so  gfttig  war,  das  fertige  Manu« 
Script  einer  genauen  Durchsicht  zu  unterziehen  und  manchen  einge- 
schlichenen Irrthum  zu  berichtigen.  Dies  ist  um  so  höher  anzuschlagen, 
als  Dr.  Ziegler  dvreh  seine  weiten  Beisen  und  die  darobar  ^eröffeiitlidi- 
ten  Schril%eii  einen  so  wohlklingenden  Namen  hft,  dass- es  dem  toflie- 
genden  Buche  zur  Ehre  und  Zierde  gereiclit,  diesen  Namen  an  seiner 
Stirne  tragen  zu  dürfen.  —  Damit  aber  nicht  genug,  so  wendeten  wir 
nns  in  mhlreichen  Briefen  aa  alle  bekannte  Peisönliohkeiten,  um  diese 
oder  jene  Ansknnlb  an  erlangen,  und  mfissen  es  dankbav  anerkennen, 
wie  bereitwillig  selbst  gefeierte  und  vielbeschäftigte  Männer  (z.  B. 
Dr.  H.  Lenz,  Dr.  Ludwig  btorch,  Dr.  Sigismund  u.  a.)  uns  mit  Bath 
lUBbd  That  an.  die  Hand  gegangen  sind. 

Allein  anoh  dies  geniägte  mir  noch  nicht,  um  die  Anigabe,  die  ich 
mir  gestellt  hatte,  in  möglichster  Vollkommenheit  zu  erfüllen.  Auf 
meine  Bitte  erliess  das  Bibliographische  Institut  Aufforderungen  an  fast 
aammUiche  Ortsrorstande,  Gewerbevereilke»  Badedirektionen  >  Gasthöfe 
nnd  einaehie  herrorragende  Etablissements,  nur  im  Interesse  der  Sache 
diejenigen  Mitlheilungen  angehen  zu  latsen,  deren  Ich  zur  Vollständig- 
keit und  Zuverlässigkeit  des  projektirten  Keisebuches  zu  bedürfen 
meinte.  Wenn  nun  auch  viele  dieser  Gircnlare  unbeachtet  geblieben 
sind,  indem  »an  die  fiffenilicdie  Heinnng,  die  ein  Rdisebach  mehr  oder 
weniger  beeinflnsst)  wahneheinlich  nntersch&tzt  hat;  oder  wenn  einzelne 
Mittheilungen  so  dürftig  waren,  dass  sie  alsbald  ad  acta  gelegt  werden 


Digitized  by  Google 


Vorwort.  ^  TU 

■iiitBboii;  M  Mt  äooli  Hk  Polfpo  diner  ScMühsni^iRi  öin  so  v9i4iliaiG|^68, 
werthvolles  Material  (namentlich  aus  A]>olda,  Ariigtadt,  Kabia,  Meinin- 
gen,  Badabtadt,  Salzaiig:en,  SchleouageB,  Sooneber^,  WaltogehawieD, 
WeiMT  etCL)  in  iwiiie  H&nde  gefeomaws,  daas  iek  Ür  dme  wwl 
Hdie  FÖrdeniiig  des  ünternelMMest  kiennil  d«a  Terbuidfiefcitai  Dnk 
ausspreche. 

Trotz  aUedem  werden  sich  noch  gar  manche  Mangel  des  Buches 
bei  dewen  jp^raktiachem  Gebrauche  keraosstellen,  sowie  es  kaum  sa 
▼ermüden  ist,  dass  sich  nicht  hie  und  da  ein  Irrthnm  eingesdüicheii 
hätte.  Da  nun  die  Verlagsliandlung  entschlossen  ist.  dem  Titel  „N e  u  e  s  t  e  s 
Reisehandbuch^'  auch  insofern  gerecht  zu  werden,  als  in  kurzen  Zwi- 
scheniämnen  stets  neue  Auflagen  erscheinen ,  oder  doch  jährliche  Be* 
lichtignngen  nnd  Zns&tce  gegeben  werden  sollen,  so  geht  unsere  in- 
ständige Bitte  dahin:  auf  jene  Mängel  und  Irrthümer  uns  ge- 
lailigst  aufmerksam  zu  machen  und  uns  von  den  wesent- 
lichen Veränderungen,  die  alljährlich  ¥or  sich  gehen,  im 
Iiaafe  jeden  Winters  in  Kenntniss  sn  setsen.  Dadurch  wird  es 
gelingen ,  nicht  blos  dem  Keisepublilnim  einen  durchweg  zuverlässigen 
Wegweiser  tax  Hefern,  soiuleiu  aucli  der  thüring^ischen  Landeskunde 
wesentlich  in  die  Hände  zu  arbeiten. 

Einen  besonderen  Werth  mag  unser  Führer  insofern  beanspruchen, 
als  er  von  der  Yerlagshandlung  (mit  Karten,  Plänen,  Panoramen  und 
Illustrationen)  in  einer  Weise  ausorestattet  worden  ist,  die  mit  dem 
todten  Wort  die  lebendige  Anschauung  und  vortreffliche  Orientirung 
▼erbindet.  Aber  auch  eine  wissenschaftliche  Bedeutung  haben  wir 
ihm  SU  sichern  gesucht  dadurch,  dass  wir  es  einen  Theils  an  literari- 
schen Nachweisen  fast  nirgends  fehlen  lassen,  anderen  Theils  die 
berühmten  Männer,  die  an  den  einzelnen  Orten  gelebt  haben  und 
leben,  namentlich  auffuhren  und  eine  kurse  Uebersicht  der  lokalen 
Flora  (die  von  Hm.  Ziegler  susammengestellt  ist)  beifugen.  Endlich 
dürfen  wir  wol  noch  henrorheben,  dass  wir  auf  die  so  manniehfacb 
gestaltete  und  -  eintiussreiche  Industrie  des  Thüringerlande ^,  (wie 
schwierig  auch  gerade  dieses  Kapitel  war,)  ein  besonderes  Augen- 
nerk  gerichtet  haben,  so  dass  unser  Führer  selbst  für  Geschäftsrei- 
sende Yon  Nutzen  und  Interesse  sein  mag. 


Digitized  by  Google 


Yin 


.Vorwort. 


Weim  san  kern  irnfesd  bMelitoiisweiiher  Poiikt  übergiuigeA  und 

der  Rayon  unseres  Handbuches  so  umfassend  ist,  wie  noch  in  keinem 
ähnÜcben  Werke:  no  dürfen  wir  uns  wol  ddr  Hoffnung  überlassen« 
dm-miser  Führer  in  naken  aad  fernen  Kreisen  gern  benntst  werden 
wM.  ^  TM  «mii:  aificklicbe  Bei»el 


Gräfentonna)  am  dritten  Pfingsttage  1864. 


Sohwerdt. 


Digitized  by  Google 


•    ♦    •  •  ...  .     •  .      •:   .  . 

Inhalt. 

«  .  Seite 
Allgenieilies :  /.  7Mt  Landeikunäe   1 

//.  Reisenotizen  78 

•    •           Regulativ  für  di^  Führer  auf  dem  Tküringennald  ....  88 
Reisepläne  91 

Souten:  L  Auf  der  Thüringisehen  EUenbahn  (Halle  —  Gerstttngen).  - 

Boute  1    ..........  97 

Auf  der  Werru-Etaefibahn  (Eisenach — Lichtenfels).  Route  2  .  122 

 //.  lieber  den  Thüringerwald ,  von  Nanmbnrg  bis  Elsenach  , 

Route  3  —  20  139 

///.  Seitenrouten  von  der  Thüringischen  Eisenbahn  aus.  Route 

21U.57  .  .  342 

.  IV.  Seitenrouten  von  der  Werrabahn  aus.  Route  58  —  95  .    .    .  562 

V.  Seitenrouten  von  Oäten  her.  "RoniQ      —  \m  .    .    .    .    .  .716 

VI.  Sennsteigswanderung,  ttonte  109   735 

Vn.  Reise  durch  das  r,, strutthal.  Ttonte  1\0 --1X3    .    .  .    .    .  739 

R  0  u  t  e  n  -  R  e  g  i  s  t  e  r. 

!'  •     .       .        •  I 


'  fPie  Beselchataig  mit  Sternchen  »  gibt  diejenigen  Boaten  an,  welche  das  Beiaebuch 


in  entgegengegeigter  Richtung  boachreibt). 

:   fieit<» 

Von  Altenstein  nach  Eisenach.    Koute  20  und  *  Uoute  54      ...      340  553 

Altenstein  auf  den  Inselsberg.    Route  20   340 

f,  Altenstein  nach  Liebenstein.    *  Honte  19   330 

Altenstein  nach  Reinhardsbruun.    Ronte  20  .    .    ,   340 

•  „  Altenstein  nach  Ruhla.    Route  20,  *  Koute  49    .....   ^.      340  497 

Altenstein  nach  Salzungen.    *  Ronte  €0   571 

'  „  Amtgehren  nach  Arnstadt.    *  Route  32   429 

„  Amtgebren  nach  Breiteubach.    Route  32   429 

'  „  Amtgehren  nach  Konigsee.    *  Route  10    ....   2^30 

,f  Amtgehren  nach  Langenberg  (Bursel).    *  R<>ute  10   240 

„  Amtgehren  nach  Ilmenau.    Ronte  10    .    »   231 

•  „  Annathal  zur  Wartburg.    *  Route  51    ..........    .  539 

I,  Apol<la<nach  Jena.   Route  22  .   .    .    .    .    .    .    .       •  ,  *    •    •    •  3t48 


Yon  Apolda  nach  Sulza.   *  Route  1  HO 

Apolfla  nach  Weimer.    Route  1  und  22    110  347 

„  Arnstadi  n  ull  Aint^ehreo.    Koute  32    42^ 

„  Arnstadt  nach  Blankenburg.    Koute  31  428- 

„  Arnstadt  nadi  Breitenl»ach.  -  Ronte  88  4S^ 

„  Axnatadt  nach  Brftirt.   *Bonte27    401 

„  Arnstadt  nach  Gotha.    Koate  33. und  *  Boufe  S7  -^1  45a 

„  Anistudt  nacli  Neudietendorf.    *  Route  28  403 

„  Arnstadt  nach  Ohrdruf.    Route  33    431 

4,  Arnstadt  nach  Paulinzclie.    Route  31    428> 

„  Amatadt  naeh  Plaue  (Elgershurg,  nmenaa].  .Rp«teS4  ..       t..><  .* 
„  Arnstadt  nach  Rudolstadt.   Ronte  31  .    ,    ,    ,       1  >.  '.    .   •  .'427 
'      Arnstadt  nach  Schwarzburg.    Route  51    ...'*.   430- 

Arnstadt  nach  Stadtilm.    Route  31   .    .    ^  427 

Berka  a.  I.  nach  Blankonliain  und  Rudolstadt.    Route  24    .    .    •    .  380 
„  Berka  a.  I.  nach  Weimar.    *  Route  24  .    ...    .    .    .    .    .    .    .  SIÖ* 

,y  Blaakenlnurg  nadi  Arnstadt.   *  Boote  Bl  \    .   .   .       .   .  '\       .  * 

Blankenburg  nach  Ilmenau.    Route  9   .    .    .  .    .  '.    .    .    .  210 

'„  Blankenburg  nach  Keilhau.    Route  9  und  *  Reale «   .    »•  .    .    .  209  202 

„  Blankenburg  nach  Rudolstadt.    *  Route  8    203^ 

:  „  Blankenburg  nach  Saalfeld.    Route  9  und  *  Koute  97  .    .    i    .    .  210  716- 
,}  Blankenburg  nach  Schwarzburg.   Route  9    .......  .'210215' 

,f  Blankenburg  auf  drä  Trippstein.   Route  9   \    .       »   .   .  .  215^ 

^1  Br^itenbach  nach  Arnstadt.    *  Rente  38  .    .    ^  .'•        •    <  430 

Breitenbach  nach  Limhacli  imä  Sonneberg.  *  Rente  M  .  .  •  .*  .  .  (»91 
„  Brotterode  auf  den  Inselsbcrg.    *  Route  18  \,  .  31^ 

Brotterode  nach  LiebenSteiu.  Koute  18  .  .  .  ,  »  ,  .  .  .  320 
,  ,^  Camburg  nach  Dornburg  und  ^ena.    Route  4    ...    .    .    •    •  .>    •  160 

„  Gaml>urg  nach  Kdsen.   *  Route  4   **   *  155- 

„  Camburg  nach  Naumburg.    *  Route  8  146> 

„  Camburf,'  nach  Snl^a.    *  Route  21  84S 

„  Coburg  nach  Banz,  und  Vierzehnheiligen.    Route  88    681 

„  Coburg  nach  Callenberg.    Route  88  67S> 

„  Coburg  nach  Eisenaeli.   *  Route  2  ^.  «  188 

„  Coburg  nach  Eisfeld.   ^Hbn^l'.««!   .«  /  A  IK*  '  J      ,   ...  184 

„  Cobui^  nach  Heldburg.    Route  89    881 

„  Coburg  nach  Lichtenfels.    Route  2  .    .        .  -i^  ISft 

Cobiirj:  nach  Oeslau  und  Sonneberg.    Koute  2  137 

Coburg  uach  Rodach  und  Ilildburghausen.    *  Route  29  627 

Coburg  naeh  BosekMUl.  Boote 88  .  U  .  n-^  %  .  877 
„  Coburg  nach  Schalkau  und  Eisfeld.  tRottlttS?  -  .i  •  >>.  «  •  *  </  8J(8 
„  Coburg  nach  Schalkau  und  Limbach.;.  Boottt  90    ..;«...*  683- 

„  Corbetha  nach  Leipzig.    *  Route  1  .        .  ,103 

„  Corbetha  nach  Merseburg  und  Halle.  *  Route  1  .  .  '.  .  i  .  .  .  108 
,f  Corbetha  nach  Weissenieiä.    Koute  1  .    .    .    .    .    .    .    .    .    .    .  103- 

Domborg  nach  Cambnrg.   *B8«t«4  *  '  •>  . .  «   .   •   •/  180 

*  ^  Dornburg  nach  Jena.    Routeft'.-      '\    •    ...   -4  ' ..  «       i    • -Ifll  16& 
„  Dornburg  nach  Kosen.    *  Route  4   .    .    .  «        ,    ,    .  150 

„  Ebersdorf  nach  Lobenstein.    ^Ronta98  •    4.  •        .    •    ^   ^    «    .  '  715 

Ebersdorf  nach  Pössneck.    Route  99    ..........    ♦  723 

ff  Eckardtsberga  nach  Kosen  und  Naumburg.  *  Koule  4  ...  *  >  1$5 
'  >„  Eekardtsberga  naeh  Solsa.  *  Bonte  81..      •  ^  ...  ^  i  •  9144 


Digitized  by  Google 


8«lto 

VoD  EiaaiMli  naeli  Alteostein  nnd  Ltebeaaiteiii.   *  B^tlto      ^  BmI»  10, 

Boate54     ................         $40  553 

^  F!<;f'nach  nach  Coboru;  nnd  Lichtenfels.    llolilt'S  121 

Eisenach  nach  Gerstuiigen.    Routo  1   T19 

'  „  Eisenttch  nach  Hohesoune  und  VVilheluisthai.    Koute  Ö2  .  &3d        64C>  ^60 

Eiaeoach  nach  KreazburgtMid  TndtaeL  BoHte  67  .  ,       »  .  ,   •   ..  557 

' BiMDMh  Mush  KttblhMisen.   Bovto  IIS  ->   766 

„  Eiaensiellliach  Neaenhof  und -Brandenburg;   BoBito  5ft    .  '«    .    .    .  555 

'„  Eisenach  nach  Ruhla     Route  53,  *  Honte  50     .    .    .    .      .  ,    .  653  501 
„  Eisenach  nach  Salzuug*  n.    Route  1  und  lioute  55  .    .  '  ,    .    .    .  124  555 

'      Eisenach  nach  Wartburg.    Route  91                                            .    .  515 

' EiacilMh  naeh  Wvtha»  FratteMt,  Oi^Ajk   IMbl  .   .115  117 

'  „  BlMBbwg  naeli  B«tg«l'iiiia  tai.   BMsa'ieS  ....'«,..  7dS 

J'y;  Eisenberg  D««h  Bod*  «nd  Kalda.  «Bonto  107  731 

Eisfeld  nach  Coburg.    Koute  2  *    ...    •»»•'•v  135 

„  Eisfeld  nach  Hildbnrgbansen.    *  Koute  2  '134 

„  i:^iäfeld  nach  Limbach ,  Neuhuus,  Saalfeld.    Route  66   649 

'iff  EisCeld  naah  8ell«lkaa,  GolMrg  od«t  Soaneberg;  <  Jtoota  §7  .   .   .  .  653 

n  fisfeld  naeh  Schlenaingaa  umd  UaMliait.  SoM  65  646 

Eisfeld  natfa  gchwarxbnrg.    *  Ronte-lO   226 

Elgersburg  nach  Ilm  enftn.    *  Route  11  •••.♦»  254 

„  Eltjersburjr  nach  Ohl  drut  und  (lotfi.n.    *  RoutC  98  ;    .  465 

„  Eigersburg  nach  Piaue,  Arnstadt,  2^ eudieteudurf.    *  Route  öö  .    .    .  437 

„  Eigenbarg  nach  Sehmtteke.   Roate  1«  .  -   859 

'     Erfurt  nach  Arnstadt.    Route  27  .    .      ^ ,        .                    .    .    .  401 

„  Erfurt  nach  Neudietendorf^  Gotha.    Bonti  1     i    •       .    4   •  113 

„  Erfurt  nach  Rudolstadt.    Roata26  .  •  *    .    .  •  •  402 

„  Erfurt  nach  Weimar.    *  Route  1  ■.    .    .'.    .    .    .  III 

„  Fraukeuhausen  nach  Freiburg.      Route  III     ....    .   .    .    .    .  747 

Frankaahaiisao  nadi  KyfHiinser,  SondenhaMeii.  BMtollS'.  755 

FMibvrg  durch  das  Unstrutthal  nach  FrankMidMUMei:  ,  BDiMe  III    •  747 

Freiburg  nach  TCüsen.    *  Route  110     .    ;   .*  742 

,f  Freibnrg  nach  Naumburg.    *  Route  110  .    .    1    .    .    .        ^   •    •  741 

,f  Friedrichrode  nach  Altenstein  und  Liebenstein.    *  Koute  20    .    .    .  340 

„  Friedrichrode  nach  Georgenthal.    *  Route  15   281 

i„  yriedHchroda  nach  BeinliardgbinnB,  UoM^ttg,  liMMthk,  BmU  16  894 

„  Friedrichrode  nach  Schmalkalden.    •Ronlelo,'                          ^  587 

i,*  Friedrichrode  nach  Spiessberg.    Route  16     ,>.♦.'.'.•.»•  292 

„■  Friedrichrode  nach  Tambach.    *  Route  15    .    ,    ,*   ,        *    i    ,    •  278 

„  Friedncfarode  nach  Tanzbudie.    Route  16  '  .    .    .    .  291 

•  „r  Fröttstädt  nach  Eisenacb.   R.  1  .  ..   .    .   .   ,   ,   117 

„  Fröttstädt  nach  6(»tlia.   ^Romi  ...   4                      ; .  .   V  115 

„  FkOttstedt  nach  Waltershausen.    Route  41    .    .    .    l          '  ^    •  467 

^  Gcorpcntha!  nach  Friedrichrod f».    Route  15       •                -k    i    »  281 

^  Georgonthnl  imch  Gotha.    *  Route  .39  .    .                 •  -  .    •    i    •    .  466 

^  Georgenthal  uach  Oberhof.    *  Route  14    »            .            .    ...  274 

„  Georgenthal  nach  Ohrdruf   *Bo«ito50       .   .   .       .....  465 

^  Geoi|(entfaal  nach  Tambach..  *  Amte  15  .       ,   .   .  «  .  •       *  .  879 

f,  QeorgeaUial  nach  Waltershanwn.    *  RontodA  %   ■  .  475 

II  Gerstungen  nach  Eisenach  *  Route  1  .  .  ,  ;  '  .  '  »  »  ♦  .  110 
„  Gerstungen  nach  Halle  o<ier  Leipzig,    ""Route  1     .  '.    .    .    .    .     Sil  98 

II  Gleichen  nach  Arnstadt.    Route  ^9  ...........    .  407 


Digitized  by  Google 


m  .*SMitMi-]l8iM«lr. 

Mit 

yoii01«icbeBiiadil9«ii«Mtadorf.   «Boote'»  ,  .   .  40t 

„  Gotha  nach  Änistndt.    Boute  37  •    .    .  457 

Gotha  Tiach  Friittstedt  und  Eisfnnoh.    Itoute  1  ,    .    .  115 

Gotha  nach  Georgenthal  und  J  ambacb.    Route  39     .    .    ...  466468 

€k>tha  nach  Inselsberg.    Koute  44    478 

•  „  Gotha  nach  KeaAetesdoff  nüd  Morl  ■  *  Bottte  1  114 

„  QoDm  naich  Ohrdruf,  OberhoT.   Bonte  38  ...   457 

Gotha  nach  BffalMvdilfranBf  Friedricbrod«  oder  WaliershaiuMo. 

Ronte  40  -  wik«»«.  -  467 

,.   GrRfcnthfil  nach  Lelipsten.    Route  95    ....    i  703 

„  Gräi'eulhal  uach  SaaÜelii.    Route  ^4     .  698 

eiMnOMd  Bidi  BmmiikeTg.   f  Bmile  M  .   *  >  697 

Orimmenthal  nach  Themar,  HUdbttrgbausen.   Bovtd  S   ..««*•  •  1,58 

„  Grosskocbberg  nach  RudolsUdt.    *  BiMIte  8  «  ^   •    «  '  202 

,1  Halle  nach  Gerstun  gen.    Route  1  97 

' Halle  nach  Merseburg.    Route  1  101 

Hildburghausen  nach  EUfeld.    Bonte  2  134 

„  HUdbarghaaMniMdkOtaMaMrg»;  BSmMUL   Boste  78  ;  688 

„  HildburghaoMn  nach  Haidberg«   Route  79..*«.-tf»..<  625 


llilf^bnrphmiscTi  nacb  Ilmenan.  Ronte  84  .  .  k  •  <  .  •  ,  643 
I,  }{il(iburgbauseii  nach  Bodach,  Coburg.    Route  79  •  627 

„  Hildburgbausen  nach  8cbleusingen.    Route  80   -  627 

M  HildburgbausMi  aaeh  Themar,  Meiningen.    Route  2    .    .    «   .    .    .  131 


„  Hdndiel  nach  laaelsberg.   Bonte  108 .   .  . »  •   .  •  \   .   .   «  788 

„  HdieftonnenAdi  Eisenacli     *  Route  58    .    » '  •  539 

Hohesonne  nach  Ruhla.  *  Route  50  ...,*,,«..  .  501 
der  HohensoBne  nach  Wilhelmstbal.   Bonte 52  •    .    .    .    .    543  545  548 

„  Jena  nach  Apolda.    *  Ronte  22  348 

^      Jena  neefa  I>onibuxg  und  Naumburg.    *  Bont»  8  und  Beute  8  188  188  148 

Jena. nach  Bieenbefig.   *  Bonte  108  -  .  «   :   .  788 

„  Jene  nach  Kahla,  Rudolstadt.    Route  6  .  181 

„  Jena  nach  'Nrci3<;tadt  a.  O.    *  Route  106  729 

Jena  nach  Weimar.    Route  6  tmd  *  lioute  23    .    ".  182  378 

„  Ilmenau  nach  Amtgebren.      Route  10  231 

Ilmenau  nadi  Blankenburg.   *  Beute  9  810 

limeaMi  nach  BitMd.   *Bo«te88  ,   .    .  v  .   «   .  .   .   848  848  848 

Ilmenau  nach  Elgersburg.   Route  11    .    .    r-  ^  %  «i.  254 

„  Ilmenftu  nach  Hildburgbansen.    *  Route  M.-v  643 

„  Ilmenau  nach  Meiningen.    *  Route  77  ' .  617 

„  Umenau  nach  Paulinzelle.    *  Route  10  235 

•  »,  Ilmenau  naeh  Plane,  Arnstadt. .    Bonte  80  t  488 

ff  llmenM  nach  Schleusingen.   *  Bonte  68  •  889 

Ilmenau  nach  Schmücke.    Route  11  i,    '.    *.  ^?51 

.„  Ilmennu  nach  Schwarzbnrpr.     *  Ronte  10  •  ,    .    .    .  226  237 

„  Ilmenau  nach  Stadtilm,  Weimar.    *  Route  25    .    ......  385388 

f,  Hmenan  nach  Suhl.    *  Route  77  und  Route  82   .618  638 

„  Immelbotn  naeli  Liebenetefak  lto«l»8  .       t   .   .   ,   »  187 

f  i  Immelborn  nach  Salzungen.   *  Beule  8  188 

Immclhorn  nacli  Wernshaasen.    Route  2  127 

Vom  Inselsberg  ii;u  b  Fnodrichrodc,  Reinhard sbrnnn.    *Ronte  16    294  308  306 


„   Inselsberg  nach  Liebeustein  und  Alteustein.    Route  IS,  *  Route  19, 

*  Route  20,  *  Route  62,  *  Route  63  .    .    .     315  317  319  328  340  ü73 


Digitized  by  Google 


Seita 

Vom  Inselsbcrg  nach  Ruhla.  *  Route  48  .   .  495 

„  Inselsberg  nach  8e]imAlk«lde»f  *  IfiMte  M   .   .  .  586 

„  InselsbSTgnach  Scfamiicke.    Knute  109    ,   «  4,  •    •  736 

„    Inselsberg  nach  Tambach.    *  Roifte  15  .    .    ,    ...  277 

„  Inselsberg  nach  Wnltershausen,  Gotha.  *  Route  44  .  .  *.  .  476  478 
Von  Kahla  nach  Eisen berg.    *  Route  107  *  .    .    .    .    *    .    .    .    .  .  .  '.  731 

„  Elahla  nach  Jena.    *  Route  6  «;   k    *    .    .    .    .  181 

Kahla  naeh  Orlamande«  IMUMstodl  •  'Kovtt  7   186 

Kahla  nach  Possneck.  *  Rout(  103  .    .  i  ^    *    .  .  .  727 

„  Kahla  nach  Neustadt  a.  O.  *  Eouto  105  .  .  .  .  .  i-  .  «  .  .  729 
„  Kcilhaii  nach  Blankenburg.    Koute  8  uad  *  Bontc  9    ....     202  209 

Keilhau  nach  Rudolstadt.    *  Route  8    ....  200 

„  Kleuscbmalkalden  auf  den  lAsolsbstg  nmh  Bii«dElslr«4a  editr  Tarn* 

badi.   Hoste  66    .  674 

„  Klsittsebmalkalden  naoh  LlibeBStelii.    *  Route  68  676 

„  Königsee  Tificb  Amfcrhren,  Ilmenau.    Rovto  10  .  *  *■..'  <    •    •   «    •  230 
Königsee  nach  Paulinzelle.    Route  10  229 
Königsee  nach  Schwarzburg.   Route  10...    «    .».*•.  2^6 
■„  K6sflii]iuk€!adiliiitg(Biid4Mtarg)  j  Demlnurg,  Jens»  'Bo«ts4  .18%  166 
K6se&  nacb  Frtihii%.   Rovle  ItQ  •   ;       .   .   .   *   «   .  < .    .   •  746 

„  Kösen  oadi  Sulza.    Route  1   .   »c»  106 

Vom  Land?^berp  nricb  Meininj^fn     *  Route  73  •    *    .  604 

f,    Langenberg  (Bnrzei)  nach  Schwarzburg,    *  Route  10     .  '  .    .    .    .  237 

Von  Lehesten  nach  Gräfenthal.    *  Route  9»    .    .    .    .    .    .    ..  .    .    .  703 

„  Leipzig  ttber  CorbetbaiMUsb  Gefstagoii*»  Boiite  1  66106 
„  Liehteilfels  naeh  CobuTg.   *  Stevte  f       1  «   .  '166 

ff  Liebenstein  nach  Altenstein.    Ronte  19     .    .    .  i*  t    .    .    .  330 

Liebenstein  nach  Brotterode ,  DnT'entbal,  Ingelsberg.    *  Sovte  16    .  320 
jy  Tjiebenstf  in  nach  Eiscn  u  li.    Jvonte  19  und  *  Heute  54    ,  >  .    .      328  553 

„  Liebensteia  nach  Immelburu.    *  Roote  2     .    .    .  127 

liebensteia  iiscilloselsberg,  FrledrielMroie,  BdiduMdsbn      *  Ulm»& 
18,  Route  19,  Bovte  62»  Bt^vte  66  616  617  66»  573^ 

„  Liebenstein  nach  Sfeiningen.    *  Route  74       •    ,    .  -     *   »   •  609 

„•  Lieben  stein  nach  Möhr«.     Route  19  .-.f.,..  328 

„  Liebenstein  nach  Ruhla.    Route  19  und  *  Route  49  329  497 

„  Liebensteiu  nach  Salzungen.    *  Route  60      .    .    .    .    .    .    .    .    .  671 

Liebensteia  Beek  ScbiMlhelMn: '  Bottte  64   .   y       v  '  ^  •  676  676  866 
„  Liebenstein  nach  Steinbach-Halleaberg,  Obetbot   Bollfe  65'    i  ^    «  577 
I,  Liebenstein  nach  Tambach.    Bonte  63      ............  573 

„  Liebenstein  nach  Winterstein,  Riefaihardrt»rttnn.  >  'fioilte.62'      «  '.   •  573 
„  Limbach  nach  Coburg.     *  Rout«  90  .    .    .        .  ■  .    .  673 

^  Limbach  nach  Eisfeld.    *Roote  86  ............  649 

„  Limbach  aaeb  Nbidurae«  Boalbs  66  .  .  .  •  ^  ,  \  .  •  •  «  •  %■  656 
„  lambach  durchs  Schwarzotlial  nach  Bchwanbang;-  Bo6t0  68   .    •  -  •  664 

„  Limbach  nnrh  Spechtsbrunn.    Route  109   788 

Lobenstein  nach  Ebersdorf,  Saalbai^,  Ziegenrück,  BaaJfald.  Roate  98  715 
Lobenstein  nach  Läutenbergf  Saalfeld.    Route  96  .    .    .    .    .    .    «  '705 

„  Marksnhl  nach  Möhra,  Frauensee,  Kraynberg,  Salbungen.    Route  56  561 
Meiningea  siif  deaDolmar.    ileata*96    -^'-j   .   .   .   .  ,   .   *  \  611 

„  Meiningen  nach  Droissigacker.  .  Boate  76     ^    v  •  606 

„  Meininf^en  mif  die  Geba.     Route  73     ........    w  - 

M  Meiniugen  jaach  Henaehei^.   Ronto  73   ^  •    .   «   •  608 


Digitized  by  Goc^le 


-1 


Sl?  Eoatea  -  Bdgister.  • 

Seite 

Von  XeiidiigMk  nadiBUdbiur^iiseii.  BMteS-  .  .      \   •  181 

„  MeiniagoiMtf  4«nIiaDdtb«iv.   BMite  79  *.  604 

Memii)g«ii  nach  Liebenstein.    B^ttte  74    .    .   •    4    .    •    «    «    •    .  609 

.      Meiniiiß'en  nach  Suhl,  Ilmenau.    Rout*  77  618 

'  "„  Mciiiiiigru  nach  Walldorf,  Wasungen.    *  Ronte  9  .......  130 

Meiiilugeu  nach  Tambach.    Route  76   .......  . 

„  ]l«iaiiii»n  nach  EeUft,  ObMiior.   Bonto  76    .   ;   .  609 

„  Merseburg  nach  Corbctha  oder  Halle.   RmH  1  *  •   •       »       .  102 

,^  Möhra  nach  Liebeostein.    *  Route  19  .    »vi    .    •    •        .  328 

Möhra  nach  Salzungcn.    Route  58  4,*        *    ,  663 

„  Mühlhausen  nach  Eisenach.    Route  113    .........    .  766 

„  Mühlhauseu  nach  Sondershausen.    *  Route  113      .......  764 

lihniBibiirig  luMii  Bektrdtabfllciim  •  BovIe^A  .  •   *  «   .   .  155 

„  Kaumbnrg- nach  Freiburg.    Route  110.  »        .  '      .  741 

„  Naumburg  nach  Goseck  und  SchQttbnig.    BtfnllS  6  .  145 

,y  Naumburg  nach  Jena.    Route  8  :^  .  140 

„  Naumburg  nach  Kosen.    Route  1,  3  .    107  139  147 

„  Naumburg  nach  Weissenfela.    *  BonUf  1   .  105 

„  ]f««die(end<»rfih«r  lehtanlMaeen  mieb  AiMtedt.   Bo«te  tft   ;   .   .  408 
Neudietendorf  aber  die  Gleichen  nach  Anstedt!    BMte>f9'    .       .  '405 

„  Neudietendorf  nacli  Ootha.    Route  1  ,  114 

-      Neudietendorf  nach  Ohrdruf,  Oberhof,  Schmücke.    Route  60    .    «  411 

♦  „  Neuhaus  a.  R.  nach  Limbach  und  Eisfeld.    *  Route  86   .    ;    .    .    .  662 

Keuhaus  a.  R.  nach  Sonneberg  oder  Schwmrzburg.    R.  98    .    .    .    .  699 ' 

„  ITtastedt  a.  H.  nach  Oeslan^  Coburg;  *]lMite.S   .  •  •   •  w  ' .   .  . . '  1^7 

„  Neustadt  a.  H.  nach  Sonneberg.    Route  9  '  .    »    ;  *.  .    •  188 

Neustadt  a.  O.  nach  Jcnn.    Route  106      .        .  .  .  .'729 

„  Neustadt  a.  O.  nach  Kahla.    Route  105  729 

„  Neustadt  a.  O.  nach  Pöesneck.    Route  102   725 

,r  Neustadt  a.  O.  nach  Schleis.   *  So«IIb  101    .   .   ..   .    .   .       .   .  795 

„  ObirKef  naoh  QeeiSMthal.  Aomte  14    .....  ^  974 

eberhof  nach  Neudietendorf.    *  Sonte  30     .    .  411 

^  Oberhof  nach  Ohrdruf  und  Gotha.    *  Route  38         .  v  •    t        :  460 

Oberhof  nach  Plaue  und  Arnstadt.    *  Route  36         .    .    .    .    .    :  437 

Oberhof  nach  Schmalkalden.      Route  i2   597 

^  OberbofnaciiSelimftcke.   ^BöntelS   .  ^  ^   .   .  267 

„  eberhof  nachSteinbach-Hallenbergj  TilübMUttfaM   *  Bovte  65    .    .  577 

Oberhof  nach  Tambach.    Route  14  .    .    .    .-.  .  ;     870  274 

„  Oberhof  nach  Zella,  Meininfren.    "^Routat  76  '.  •  ^    .  '  .        •    .    .    1  609 

„  Oberhof  nach  Zella,  Suhl.    *  Route  82   .    .  636 

Oberschönau  nach  Oberhof.    Route  72   .    .    .    .  597 

Qberschdnan  Aach  Ohrdruf.   Beute- 91,  *  Mite  SB  ,  '  v   .   *  -  599  468 

ObencbSnau  nach  Steinbach  -  Halleabeii^  '  *  Be«te'  71 ,  '  *       .  596 

Oeslau  nach  Cobnrf:  oder  Sonneberg.    BUoto  8  187 

Ohrdruf  nach  AnistJuU  .  *  Route  33   -   431 

Ohrdruf  nach  Elgersburg.    Route  38   -   466 

Ohrdruf  nach  Georgenthal,  Tambach.   Route  89    .......  465 

.  „  ObrdKnf  aac^  GoAa.    *  Honte  88  ^  .  •  «   .   . '  «  458 

„  Ohrdruf  nach  Neudietendorf.    ^  KottteSO   .    .  ;*411 

„  Olli  drnf  nach  Oberhof.    Route  38  '  .  460 

Ohrdruf  nach  Oberschönau,  Stcinbacb,  Schmalkalden    *J|(ente  71' 

und  *  Route  38  ,  «    .  696  463 


Digitized  by  Google 


,  Routen -Eegister."  XT 

Seite 

Tob  OrfttntlBae  n»^  Kahl«.  *  Boutt»  T           a  IM 
Örlamflnd«  nacb  Pösneck.    *  Koute  103   »   .   r  727 

,y  Orlamunde  nach  Rudolstadt  Route  7  188 
„  Paulinzella  ii?^ob  Arnstadt.  *  Route  31  .  .  .  .  ♦  * ^  ,  .  .t.  428 
„  PauUnzeUe  nach  Ilmenau.    Route  10    .    .    ;    .    .    .        .    .    .    .  236 

„  Pauiinxelle  nach  Königaee.    *  Route  10   .    .    .    .  229 

„  PMÜkkBelltfiiMli  jBdiwftnbiirg.   *  Bottte  10  * . .   4   .       *   •   .  .  '2SS 

Plaue  nach  Arnstadt.    *  Route  34  'i  431 

„  Plane  nach  Elgersburg.    Route  35  .  ..   .        .  -  •    ,        i   •    .  j  .  437 

Flaue  nach  Tlmeiiau.    Route  3ö     .    .  '  436 

„  Plaue  nach  Oberhof,  Schmücke.    Route  36    .    ...    .    .    .    .    .  437 

„  Pössneck  nach  Kahla.    Route  103   .....  727 

„  PSssnedc  Dadi  Neustadt  a.  O.   *  Boüte  102^  *  •  •   .   .  <  725 

9,  Possne<^  nach  Orlumündc.  Route  109  •  •'••.',*.'•-.  •  •  •  727 
,^  Possneck  nach  Saalfeld.    Route  104         .    .    .  .  -.^   .    ...  727 

„  Pössneck  nach  Schleiz.    *  Route  100  725 

Reinhardsbrunn  nach  Friedrichrode.    *Route  17    ......    ,  2d4 

„  Reinhardsbrunn  nach  Gotha.    *  Bdllt«'  40  '  .  .  467 

,y  BeiiÜMKlsbraim  auf  d«&  Biaalsbei^.  Mut«  17  > .  '  306 

•„  Reinhardsbnum  nach  Ruhla.    *  -£>at«  47     .    494 

■„  Reinhardsbrunn  nach  Wfiltersha^isen.  *  Route  45  ....  47?  480 
„  Reinhardsbrunn  nach  Winterstein,  Liebenstein.  *  Route  62  .  ;  %  573 
„  Römhild  nach  Hildburgbausen.    *  Route  79  .        .    .    .    .    .    .'  .  623 

Bttdelsburg  nach  Gamburg.   Böotii  4  -  ....  .158 

„  Rudelsburg  nach  Kosen.    *  Rottte' 4  '.   .        .    .    .    ,  156 

„  Rudolstadt  nach  Arnstadt.    *  Route  31  .    .    .  411 

Rudolstadt  nRch  Blankenburg.    Route  8  .    ,    ,    .  ,    .  203 

„  Rudolstadt  nach  Erfurt.    •  Route  26   402 

„  Rudolstadt  nach  Grosskochberg.   Route  8  20:;^ 

„  Budolstadt  nach  K^han.   Bout«  8   200 

„  Rudolstadt  nach  Orlamunde,  Jena.    *  Route  7  188 

Rudolstadt  nach  Saalfeld.    Route  8  und  *  Rovt«  27'   ....  129^715 
„  Rudolstadt  nach  Weimar.    *  Route  24  .    .    .    .    .  378  381  888 

Ruhla  nadi  Alteustein,  Liebensteiu.     lioute  49  ,  *  Route  19  tind 

Bouta20   497  Ö29  340 

'„  BoMa  naek  Eimaeh.   Boute  60  und  ^  Bouta  58   /  .   .   •  .  501-568 

Buhla  nach  Hohesonne,  Wilhelmathal.    Bnilta  50  .    .  •.    .    .     801  508 

Ruhla  ,'uif  den  InseL^lMTp.     Route  48.     ..J,  '495 

Ruhla  nach  Reinhardsbrunn.    Route  47     -    ,        ,  *,    .    .    .    485  494 

Ruhla  auf  den  Wachstein.     Route  50  .  "   503  504 

„  BnUa  nach  Waltonliauien.   *  Route  45    477  480 

„  Böhla  Baeb  Wutha.   *  Baute  46  ...  :  .  "  481 

„  Saalfeld  nach  Blankenburg.  Route  97  und  *  Route  9  *.  .  .  .  T16  210 
„  Saalfeld  nach  Grfifenthal,  Sonneh<>rp:.    *  Route  94  .   699 

Saalfeld  nach  Leutenberg,  Tjobenstein.       Route  96  .'705 
„  Saaüeid  nach  Pössneck.       Route  104  .    ,    .  .    .    .  *.  727 

Saalfaid  nach  Badolstadt.  BouM  27  uud  *  Bouta  8  -  .   .   .   .   715  198 
„  Saalfeld  nach  Schwarzbnrg.    Boute  97  und  *  Bouta  10    .    .   .    716  226 

Sa  alfcld  nach  Wallendorf,  Sonneberg.    *  Route  94     .    .    ,'    4  -.    .  697 

„  Saalteld  nach  Ziegenrück,  Lohenstein.    *  Route  98  715 

I,  Salsongen  nach  Eisenach.  *Routc  2  und  *Route  55  .  .  .  .  124  555 
)y  Salzungm  auf  die  Hunukuppe,  Kilianskuppe  etc.    Route  59     ...  571 


Digitized  by  Google 


Sefto 

Tom  SalsQBgeii  nach  ImmeUMan,  LiebenBttiiit  Altensteia,  BiibU.   Boute  2, 

'    Boote  60  und  61   126  571  673 

.„  Salzungen  nach  Iftöhr«,  Xief«ftort,  MarksuhL  '^.lloate  68  und 

♦Route  2     .    .    .  562  126 

'  ,1  BalzuDgeu  uacb  Vacha.    Koate  59    ...........    .  572 

^„  Sdialkatt  naeh  Coburg  oder  liinbatli.  BontedO   .  .     ,   .   .   .   .  678 

•  ^  Schalkau  nach  Sonneberg.    Route  87.  653 

„  Schleiz  pach  Neustadt  a.  O.    Route  101    .        .    .    ^   ,    .   •    .    .  726 

„  Schleiz  nach  Pössneck.    Route  100   725 

„  Schleusingen  nach  Eisfeld.  ♦  Route  85 .  646  648 

„  Schleusungen  nach  Hildburghausea.    *  Bmte  80  •  .       .    .    .    .    .  627 

Sefalensingeii naeh Umenan.   Bonte  tft,  689 
Schleusingea nach  Suhl.  Route  81    .           .   «    •  ^       r.  -   •  • 

„  Schmalkalden  nach  Friedrichrode.    Route  69     ,        4.  ;  .  «  .  587  ^ 

yy  Schmalkalden  auf  den  Inselsberg.    Koute  68    585 

„  Schmalkalden  nskch  Liobenstein.    .'"Route  64  und  Route  67     575  578  586  ' 

Scbmalkalden  nadi  Sl4Bb«eh«HftIl<»ibaig,  Obidrnll  RquU  71    ,   .  593 

Behmalkalden  naeh  Oberbof.  BonUiTS    .       ^   597  I 

„  Schmalkalden  nach  Tambaell.   Beute  70.    .    .*  ,  589  ; 

Sclimalkalden  nach  Wernshausen.    *  Route  66  .  577  j 

der  Schmücke  nach  Elgersburg.    *  Route  12   259  j 

y^  der  Scbuiücke  nadi  Ilmenau.    ♦  Route  Ii   261 

der  Schmücke  anf  den  Jn9elab«v.   *  Boote  109  736 

-  „  der  Scbmfieke  nach  Limbach.    Boote  109   737 

d^  Schmücke  nach  Neudietendorf    *Ronte30i.    411  \ 

„  der  Schmücke  nach  Oberliof.   Route  13  .    .    .    .    ♦    .    •   267 

„  der  Schmücke  nach  Plaue,  Arnstadt.    '"Route  36    .   437 

„  der  Schmücke  nach  Suhl.    *  Route  b  2    .    .    .    .    .    ...    .   ..    .    .  636 

der  Scbmfieke  nach  Zella,   ^-Bente  76     .   616 

Scbwarzbnrs  pa<;h  Arnstadt    ^  Bonte  31   430 

,»  Schwarzburg  nach  Chrysopras ,  Blankenburg.  *  Route  S|  SSIO  2U  215  218 

.„  Schwarzburg  nach  Eisfeld.    Route  10  und  *  Route  86     .    .«  .      226  649 

'  „  Schwarzburg  nach  Konigsee,  Ilmenau.    Route  10    226  237 

„  Schwarzbui^  auf  den  I^ngenberg.    Route  10  .  .    .   ^   .    .    ,    .    .  237 

>f  Sdmnüiarg  nach  PauUnselle.  Bonte  10   .  332 

Schwarzbmrg nach  Saalfeld.   Bonte  10  nnd  *  Beute  97    .    .    .     226  716 

„  SchwMr^bnrp  n.icb  Soniieberg.     *  Route  93    .....  6^7  089  695 

ff  Schwarzburg  :iul  den  TrippsteUi.    R<into  tO   224 

f,  Sondershaußeu  nach  K)rffhkuser,,I<'raukenhaui»eu.    ''^  Route  112     .    .  757 

SondarshanMn  nach  MfiUhanaen,  Essenaeh.  Boote  11&,  .....  761 

'  .  n  Sonneherg  naeh  Coburg.   *  Bonte  9  .«•■<*«.    .  137 

'„  Sonneberg  nach  Gräfenthal.   Route  94   699 

•„  SoTineborg  nach  Neuhaus  H  H  ,  Schwarzburg.    Boote  93«.    .    .      687  689. 

„  Sonne berg  nach  Oberlind,  Iseuhaus.  Route  91   681 

Sonneberg  nach  Saalfeld.    Route  .94.    .........      697  699 

.„  Sonnebeig  naeh  Sehalkan,    *Bpuie87  .    «   .   <   6(^3 

>n '  Sonnjiberg  naeh  Steinheid,  Breitenbacb.   Route  92  ^  681 

Specfatsbrunn  nach  Blankenstein.    Ront^  109  .  ."^  739 

„  Stadtilm  nach  Arnstadt.    *  Route  31    .............  427 

„  Stadtilm  nach  Ilmenau.    Route  96  '   388 

.„  Stadtilm  nach  Rudolstadt.    Bonte  31    .....  ^   4«>g 

StadtUm  nach  Wcämar.   *  Bonte  95  386 

I 

Digitized  by  Google  j 

I  I  II        IT  i      :  1!  !  "  1  !  i 


Ilou  tea  -  ßegister.  X  Vll 

Ml« 

8taiii1niie1i«H«U«iibe*g  nach  Ohrdruf.    Heute  71  und  *  Boirte  d%  MW 
„  ■  Stolnbaeh'Hallenberg  nach  Schmalkalden.    *  BoBti  71  ■. .      ,   •  -  .  693 

??tein"baeh-HfillenT>er(?  nach  Z^^lla.    Route  72       .••«.....  600 
„  Steinheid  nach  Limbach,  iireitenbach.    ßoute  92        a    .    ,    .    .    .  683 
SteUihei<i  nach  Sonneberg.      Boute  92    .    .    .«  ..  .   .    .    .    .    .  689 

„  BvU  nach  niii«ii*a.   Bottte  77  «id«2  '.  /   617%  638 

"„  Snlil  naeh  Meiningen.    *  Route  77    .    ;    .    ;   •  •   •(  «•  •  617 

BmU Bach  Schleusingen.    *  Route  81        .    .    .    .  ^,    »    .   ^  631 

*  „  Suhl  nach  Zella,  Oberhof,  Schmücke.    Route  82  631 

Sul^a  nach  Apolda.    Route  1  .    .'.   '.^    *    .    .    ...    .    •  109 

Sulza  nach  Camburg.    Route  21  '  .    •    »  .    •    •  «  8^6 

Svisa  nach  Bckardtsberga.   Boute  Sl  844 

Sulza  nach  Kosen.    *  Route  1  «  108 

Tabarz  auf  den  Insolsberg.    Route  17..,,.    ••••••  303 

„   Tabarz  nach  Walterslmnsen.    *  Route  44  475 

„  Tambach  nach  Friedrichrode.    Route  lö  278 

Tambach  nach  Georgenfhal.   Bonte  16  

„  Tambach  nach  Gotha.   *  Bouto  88   466  468 

„  Tambach  auf  den  Inselsberg.  Boute  15  277 

^,  Tambach  nach  Liebenstein.    *  Route  63    575 

„  TaTnb;Kh  nach  Meiningen.    *  Kontc  75   .  609 

„  Tambach  nach  Oberhof.    *  Route  14    270  274 

„  Tambach  nach  Ohrdruf.    *  Bontc  39    466 

„  Tambach  nach  Schmalkalden.    ^  Roate  70    589 

„  Themar  nrxch  Qrimmentbal,  Meiningen.    *  Bouta  2     ,    .    .    ^    .    ,  132 

Themar  tuk  h  Hildburghausen.    Route  2  133 

Themar  nach  Schleusingen.    Route  78  •    .    .  619 

„  Vacha  nach  Salzungen.    *  Bonte  59   .  572 

Wachsten  auf  die  Hohesoane  oder  nach  Böhla.  Bontc  60  .   ,   .   .  603 

„  Walldorf  nach  Meiningen  oder  Wasungen.    Boate  2  130 

Wallcndorf  nach  Rcbwarzburg.    Route  93    695 

„  Waltersila us(  11  nadi  Fröttstedt.    *Routo  1  und  Route  41    .    .      116  467 

„  \S' altershauscu  nach  Qeorgenthal.    Route  43    475 

Walterahanaen  nach  Ootiia.    *  Boute  40    467 

Walterahaascn  nach  Bchnepfefttfaal,  Behihardahnrnn.  Bonte  42  .  .  478 
W^altershausen  nach  Tabarz^  Inselsberg.    Bonte  44  .  475 

Waltershansen  nach  Thal,  Ruhla.    Route  46  >.   477  480 

W^artbnrg  nach  Annathal,    Route  51  536 

„  Wartburg  nach  Kisenacb.    *  Route  51...,  515 

„  Wainngen  nach  Walldorf,  MeinhigeB.   Bonte  2     .......  180 

„  Wasungen  nach  Wemfthausen.    *  Route  2  128 

„  Weimar  nach  Apolda.    *  Route  1  und  Route  22    110  347 

Weimar  nach  Berka,  Rudolstadt.   Bonte  24    378  379  381  383 

„   Weimar  nach  Erfurt.    Route  1  III 

„  Weimar  ^ach  Jena.    Route  23  und  *  Route  6    3781 82 

,y  Weimar  nach  Stadtilm,  Ilmenan.  Bonte  26    886 

„   Weissenfeis  nach  Corbetha.    *  Boute  1  103 

„  Welssciifcls  nach  Naumburg.    Route  1  105 

„  Wernshausen  nach  Immolborn.    *  Rotite  2  j    .    .    .  127 

„  Wernshausen  nach  Schmalkalden.    Route  66    577 

„  Wemahaneen  nach  Wasungen.    Boote  2  .    .    .  128 


Digitized  by  Google 


trm 

Seit« 

Ydn  Wilh«lmsthal  nach  Altetttflte  und  Liebenstaln...  *  EMte  20.    .    .    .  340 

„  Willielmsthfti  iinrli  Elsrnr^cTi.    *  Route  b%     •    .    .    .     6$9  ÖA^  546  550 

„  Wilhelm sthal  «ach  Kuhla.    ^  Koute  50     ,  »;    .      501  503 

\y  Wutha  nach  Eisenach.    Iloute  1     .•.,....«...  117 
„  Wutha  auf  den  Hörselberg.    Sonti  46     .    J..»«.^.    ..  481 
Wutha  lueli  BahU.   Route  40       .   /  .   .   •   .       .       .  ,  4SI  488 
„  Zella  nach  Meiningen.     ♦  Route  T-Ä     ^  k    *        •  614 

„  ZelLi  iKicTi  Olx  rlior.      Ronte  76  *    ,    .    •  616 

„  Zella  nach  Steiubach-Hallenberg.    *  Koute  72    600 

,f  Zella  nach  buhl.    *  Boiite  8ä  «.«^..«-^  CSGt., 

„  Ztagenrllek  nach  PötSDMk.  Aoate  99  ..  ...  •  •  .  *  •  >723 
„  Zitg«nrilck  naoh  SaalMd.  Route  98   •  <  .   .  > .   ,   •   .  •.       «  .  •  7^0 


#       ■  * 


«  • 


Digitized  by  Google 


Allgemeines. 


I  Zur  Landeskunde. 


Thüringen  sonst  nnd  jetzt. 

ThiJriiHfcn  i^t  Dentsclilands  warmes,  treues  Herz,  dessen  kräftif:^e  Puls - 
5chlsip;e  deii  liliitumlauf  des  deutschen  Lebeus  schou  manchmal  erfrischt  und 
beschleunigt  haben.  Grosse  Erinucruugea  gehen  durch  die  lauschigen  Thäler 
dnd  über  die  waldbekrftnsten  Berge  des  scbdnen  Landes,  da&  die  Hand  der 
Sage  und  das  f'Ullhorn  der  Natur  mit  tausend  Belsen  geschmückt.  Idyllische 
IJilder  wechseln  mit  rcklier  Roman-tik.  Darum  hanj^cn  die  Thüringer  so  innig 
an  der  lieben  Heimath;  darum  pilgern  alljährlich,  oft  aus  weiter  Ferne,  bunte 
Schaaren  durch  seine  Wälder  und  Felder,  und  Tausende  rasten  Muuate  lang 
au  selnoi  heilki&ftigen  Quellen  und  pflück«!  sich,  entzuokt  von  der  unbe- 
schreiblichen Anmuth  seiner  TbMler,  von  der  Grossartigkeit  und  Lieblichkeit  - 
seiner  Berg-  und  Hügellandschaften ,  von  der  Gcmüthlichkcit  seiner  Bewohner 
und  von  df^r  Freundlichkeit  seiner  Städte  und  Dörfer,  den  duftigsten  £rin* 
neruii}r>strauss. 

In  Wahrheit,  Tliüriugen  ist  eine  der  aumuthigstou,  gesegnetsten  und  kui- 
tivirtesten  Proyinaen  unseres  deutschen  Vaterlandes.  Es  ist  etwas  so  Heimi- 
sches, Befreundetes  in  diesem  Boden.  Henliche  Bei^e  krönen  das  Land  mit 
unTenrttstiiicben  Wäldern ,  trauliche  Gründe  laden  zu  fröhlichem  Lebens- 
geniis.s,  kühne  Felsen  enthüllen  die  umlteste  Geschichte  der  Erde,  und  nns  den 
zahlreichen  Kuinen  rodet  noch  Holdenkraft  und  -filtterliebe  in  vernehmli  lien 
Tönen.  Manche  Quadratmeile  Thüringerlandes  ist  mehr  werth  nnd  denkwür- 
diger, als  ganae  Provinaen  grosser  Kelche. 

Ein  Oraf  von  Mansfeld  sog*  nach  Jerusalem.  Als  man  ihn  fn^^ ,  wie 
ihm  das  gelobte  Land  gefalle,  antwortete  er:  „Ach  mit  dem  gelobten  Lande! 
Ich  nehme  lieber  Thüringen  d^fiir!"  Und  als  Hcinricli  der  Erlauchte,  Mark- 
<rraf  von  Meissen,  mit  Sophie  von  lirabant  um  Tliürin<^cu  stritt,  und  seine 
Käthe  fragte,  ob  das  Land  wohl  eine  solche  Fehde  werth  sei,  spraclica  sie  das 
begeisterte  Wort:  „Thüringen  ist  edel  und  reich;  es  ist  so  gut,  dass,  wenn 
Ew.  Fürstliche  Gnaden  einen  Fuss  im  Himmel  und  den  andern  in  Thüringen 
hättet ,  Ihr  den  Fuss  aus  dem  Himmel  zurückziehen  und  Thüringen  behalten 
möget."  —  Selbst  der  finstere  Kaiser  Karl  V.  war  von  Tliüringens  Kcizen  so 
entzückt,  dass  er  unwillkürlich  ausrief;  Fürwahr,  das  ist  ein  Land,  so 
lustig ,  wie  Frankreich  J"  —  Aelinlicho  Stimmen  ertönen  aus  der  neuesten 
Zeit.  SehiUer,  der  in  Thüringen  den  Herd  seines  hftnsliehen  Glückes  grün- 
dete, gestand  unumwunden:  „Die  Saale  ist  mir  lieber  geworden,  als  dem 
Führer  durch  ThüriDgen.  1 


Digitized  by  LiOOgle 


2 


Thüring«]!  sonst  midjetzt. 


Indier  sein  Onnpos  "  —  F.  G.  WeUcl  .sagt:  „Nächst  den  Bheingegendeu  ist 
und  bleibt  Thüringen  der  Heblichste  Strich  In  Deutschland." 

Was  Wunder,  dass  Thttrineea  je  mehr  und  mehr  su  einem  sommerliehen 
Wallfahrtsorte  zahlloser  TQnristen  wird ,  dSe  in  der  frischen  Waldloft  ihre 

Seelen  baden?  „Bis  zur  Legung  des  S'cliicneinrcgcs  in  iliese  bis  dahin  unbe- 
scholtenen Gcfjf'nden  —  scherzt  ein  bekannter  Humorist  —  erfreuten  sich 
diese  eines  liolden  ,  mlttelalterlicheu  Dunkelb.  Siehe,  da  ward  Thüringen  von 
einigen  Waggonsauswürflingen  entdeckt.  Sie  fanden  ein  anmuthig  bewaldetes, 
Ton  malerischen  Höhen  und  lieblichen  Thfilem  dnrchsogenes  Land,  billige 
Fleischpreise  und  Quartiere,  frisclics  Quellwasser  und  schmackhafte  Butter, 
Eingeborene,  die  noch  nicht  durch  Trinkgelder  »  ntiTiensclit  ,  kleine  Rtiidte 
voll  paradiesischer  Zufriedenheit^  wo  Jliihner  und  Schinken  fast  umsonst  zu 
haben  waren,  grosse  Semmeln  und  wohlfeile  Schlamperuiileh ,  und  nahmen 
unter  der  Flagge  Berlins  vom  neuen  Lande  Besitz."  —  In  der  That  sendet 
noch  immer  Norddentschland  und  namentlich  Berlin  das  stärkste  Contingent 
der  sommerlich«  II  Gäste,  die ,  von  dem  neckischen  Volke  „Luftschnapper" 
titulirt,  den  Tliiiringorwald  nach  allen  Kichtunfrcn  hin  durchziehen  und  nicht 
selten  in  den  kh-inen  IJadeorttni  Monate  lan;:;  rasten,  um  in  gemiithlicher  A'ille- 
giatur  sich  von  dem  Staub  der  grossen  Welt  zu  säubern.  Aber  auch  die  Eng- 
länder Yerschmähen  es  nicht,  mit  dem  roth^n  Buche  in  der  Hand  und  den 
klingenden  Pftinden  in  der  Tasche  jenes  patriarehalische  Gemälde  je  mehr 
und  mehr  illnsoriscli  zu  machen ,  so  dass  die  gangbarsten  Tonristenwege  fast 
immer  so  belebt  und  die  Gasthöfe  so  gefüllt  sind,  als  ob  in  Thüringen  ein 
neues  Mekka  entdeckt  worden  sei  So  gewinnt  es  an  innerer  Bedeutuiifr  wie- 
der ,  was  es  in  den  Stürmen  der  Zeit  au  Läudergebiet  und  politischer  Macht 
verloren  hat. 

Fast  inmitten  des  deutschen  Vaterlandes,  in  siemlich  gleiclier  Enffemnng 

TOn  den  Alpen  und  von  der  Nord-  und  Ostsee  gelegen  (27  —  30**  östl.  Länge 
nnd  50  —  52**  nrJrdl.  Breite)  ,  ist  Thüringen  ,  trotz  seiner  charakteristischen 
Kigenthümliclikeitcn  ,  die  es  in  geograpliischer ,  gescliiehtlicher  und  gewerb- 
licher Beziehung  aufzuweisen  hat,  gewisseruiassen  Kleindeutschland ,  indem  es 
die  Elemente  des  Nordens  und  des  Südens  in  sich  vereinigt.  Und  wenn  der 
Thäringerwald  gl^chsam  ein  dunkler  Grensstrich  ist,  welchen  die  Hand  der 
Katur  auf  die  buntgesehnörkelte  deutsche  Länderkarte  gezeichnet  hat,  —  eine 
natürliche  Scheidekette  -/wischrn  Nord-  und  Snddentschland  ,  zwisclien  den 
Dialekten,  zwischen  Thaler-  und  Guldent'uss,  zwischen  Sachsenspiegel  und 
dem  gemeinen  Hecht  und  im  Allgemeinen  zwischen  den  protestantischen  und 
kalholischen  Volksstämmen :  so  ist  er  auch  wieder  eine  Vermittelungsliuie,  in 
welcher  die  geographischen,  kulturhistorischen  und  politisch  retigidsen  Eigen- 
thflmlichkeiten  des  deutsehen  Landes  und  Volkes  zusammenlaufen. 

Uebrigens  sncht  inan  heutzutage  das  ,, Thüringerland "  auf  den  Karten 
der  deutschen  Bundesstaaten  oder  in  den  geographischen  Lehrbüchern  ver- 
gebens. Nur  im  Herzen  des  Volkes  und  im  Munde  der  Touristen  lebt  der  alte 
Name  fort,  gleichwie  er  an  der  Gebirgskette  und  neuerdings  auehan  dem  Schie- 
nenwege haftet,  die  das  Land  durchsiehen.  Ebenso  misslich,  wie  die  Etymologie 
seines  Namens  (vielleicht  vom  Heidengotte  Thor)  zu  entrfttitseln ,  dürfte  es  auch 
seiil,  die  gegenw.nrtige  Grosse  des  Tliin  iiij^'erlande-^  abzugrenzen.  Di mi  iln>  ^'m- 
tige  Thüringen  ist  nur  ein  kleines  Bruchstück  der  nnifangreiehcn  Landschaft, 
die  man  in  der  sagenhaften  Voirzeü  unter  diesem  Namen  begriff.  Jedenfalls  wird 
man  nicht  fehlgreifen,  wenn  man  das  ganae  mittlere  Deutschland  (gegen  Osten 
bis  an  die  Elbe,  gegen  Norden  bis  an  den  Hara,  gegen  Sftden  bis  an  die 
Donau,  gegen  Westen  bis  an  den  Khdn)  dem  grossen  thilringischen  Reiche 


üigiiized  by  Google 


TliMitgeii  seilst  unil  Jetit.  *  8 

♦ 

einverleibt.  In  einer  alten  Mähre  heisat  08  sogar,  das  Land  der  Thüringer 
hnho  sicli  einst  bis  an  die  Nordsee  erstreckt.  Wenn  nher  r-Aivh  die  Grenzen 
jenes  uralten  Königreichs  so  unbestimmt  und  sehwankend  sind,  wie  die  Nebel* 
massen^  die  noch  jetzt  durch  seine  Thäler  ziehen,  so  hat  es  doch  so  ans* 
gedehnte  Lftnderstrecken  nmfMSt,  dass  kein  König  der  Nenseit  sKh  dieses 
IMidies  SU  echimen  brauchte.  Jedenfalls  hat  .zum,  alten  Stammland  auch 
Hessen,  das  gcsammte  Eichsfeld,  das  Oster-  und  Pleissnerland ,  Franken  und 
ein  Thcil  des  Voigtlandcs  gehört  Nach  einem  Manuskript  aus  dem  4.  Jahr- 
hundert erstreckten  sich  dessen  Grenzen  gegen  Mittag  bis  an  den  Khein ,  gegen 
Morgen  bis  an  das  Flussgebiet  der  Saale  und  Pleisse ,  gegen  Abend  bis  in  die 
Nihe  des  Bhelns  und  gegen  Mitternacht  Itts  flher  den  Haiswald  hinans;  ir&h- 
lend  eine  spätere  Chronik  dns  Thüringer  Gebiet  lkst  anf  die  gegenwärtigen 
Grenzen  *  ir::=;chränlvt ,  da  es  heisst:  ,,npn  Morosen  «^chlicsst  dieses  Land  die 
Saale,  gen  Mittag  der  Wald,  gen  Abend  die  Werra,  gen  Norden  der  Harz. 
Im  Falle  ein  Hegereiter  aus  Kuriosität  dasselbige  umreiten  wollte,  so  mUsste  er 
bei  Halle  sich  ai^setien^  TOn  dannen  anf  Naumburg,  Jena,  Saalfeld  und  Gräfen- 
thal ,  alsdann  auf  der  H^nie  des  Waldes  Un  nach  dem  Henneberger  Land  sieh 
schlf^n  und  der  Werra  zuwenden,  an  derselben  hinunter  auf  Salzungen,  Kreuz- 
burg und  Treffurt,  von  dannen  über  den  Berg:  nin  Eichsfeld  lihi  auf  Mühlhausen, 
aus  solcher  Stadt  auf  den  Harzwald ,  von  dannen  durch  die  Grafschaft  Hohn- 
stein  und  Stollberg,  hernach  durch  die  Sangerhäusischen  Herrschatten  und  Büd- 
lich Tön  Eisleben  durch  das  Mansfeld'sehe  Gebiet  reiten  und  bei  Halle  den  Bitt 
beschliessen/*  In  ähnlicher  Weise  hat  die  Fnnk'sche  Karte  die  Landgrafschafft 
Thüringen  abizocrcnzt ,  so  das^  sie  westlich  an  Kurhessen,  nördlich  an  Hanno- 
ver, östlich  an  die  Provinz  Sachsen  (Preu«;sen)  und  südlich  an  Pranken  (Baiern) 
stösst  ;  wogegen  sich  im  heutigen  Volksbcwusstsein  das  imaginäre  Bild  des 
Thfiringerlandes  insofern  verrttckt  hat,  als  man  aus.  eigener  Machtvollkommen- 
heit auch  noch  den  sftdlichen  Abhang  des  Gebirges  bis  nach  Coburg  hin  mii 
den  tljüringischeii  Farben  Icartographirt,  die  nördlichen  Grenzen  aber  enger 
zieht,  und  nicht  über  die  Th.ilsnhle  der  goldenen  Aue  hinaus.  Daher  kömmt  es, 
dass  man  dem  Fläolienraume  bald  200,  bald  400  Geviertmeilcn  anweist,  und 
ebenso  in  der  Zahl  der  Städte  (70  —  80),  Flecken  (30  —  40}  und  Dörfer  (1300 
bis  1600)  schwankt,  sdne  weiteste  Ausdehnung  aber  Ton  Osten  nach  Westen 
auf  18 » fiO  Mellen  und  ebenso  viel  von  Süden  nach  Korden  angibt.  AniA 
die  uralte  Eintheilung  in  Westthüringen  (das  heutige  Hessen),  Ostthüringen 
(„Osterland",  zwischen  Saale  und  Elster),  Südthririnp;on  (Franken  und  die  Ober- 
pfalz\  Nordthiiriiigen  (jenseit  des  Harzes)  und  Mittelthüringen  (zwischen  dem 
ünr/.  und  dem  iiiiiringerwald)  ist  längst  obsolet  geworden,  während  man  heut- 
■utage  nur  noch  swischen  dem  „Wald**  (dem  Gebirge,  welches  Thüringen 
durchzieht)  und  zwischen  dem  ,,Land*'  (der  muldenförmigen  Hftgcllandschaft 
zwischen  dem  Thüringerwald  und  dem  Harze)  unterscheidet,  unsicher,  ob  man 
auch  den  sogenannten  Frankenwald  (an  der  baierischeu  Grenze)  und  das  öst- 
liche Saalthal  (im  Ziegenrücker  Kreise  und  in  den  Beussischen  Fürstenthümem) 
in  diesen  Bayou  einschliessen  soll.  Die  vorherrschende  Annahme  geht  dahin, 
dass  Thüringen  Im  Osten  von  der  Saale,  Im  Westen  von  der  Werra,  im  CHideB 
und  Südwesten  vomAbfsll  des  Thüringerwaldes,  im  Norden  und  Nordosten  von 
den  Städten  ■Kordhausen ,  Sangerhausen,  Eislcbcn  und  Halle  begrenzt  wird, 
wenn  auch  von  der  Reisclitcratur  das  Thüringer  Flachland  und  selbst  der  süd- 
liche und  südöstliche  Abfall  des  Waldes  bisher  kaum  beachtet  wurde.  So  viel 
ist  gewiss,  dass  man  an  einem  Tage,  ohne  Siebenmeilenstiefeln,  durch  Tieler 
Herren  Ltaider  reisen  kann,  und  dass  nirgends  die  deutsche  Serstttekelung  so 
angenflOUg  au  Tage  tritt,  wie  In  diesem  Uemen  Besfarke. 

l* 


Digitized  by  Google 


Tktriugeii  sou^i  und  jetzt. 


Den  ^88t«ii  An^il  tob  ThüriDgiaii  besitart  gegenwSrtig  das  K9m§rtkk 

Preuescn  (145  Q  -Mellen  mit  762,000  Einwohnern)  in  der  „Provinz  Sachsen", 
wozn  der  Ro^nerungsbezirk  £rfart  und  die  veBÜldie  Hälfte  des  BegienmgB- 

bezirks  3Icrsebiirfr  g-ohören. 

'  Grossherzoythum  Sachsen  -  Weimar  -  JEisenach  (6G  <<^. -Meilen  mit  2 G 7,000 
Eänw.)}  liegt,  bis  auf  eipeu  Ji^l einen  Diatrikt  am  Fasse  des  Bbdngebirges  ^  der 
sich  in  das  Frankenla&d  erstreckt,  TollstSndig  in  Tblringefi,  wenn  auch  das 
Ffirstentbnm  Weimar  und  das  F{lrstenthum  Eisenacb  räumlicTi  gotr(^iuit  sind 
und  der  Ncnst  ültcr  Kreis  schon  in  das  Osterland  bineinragt.  Beg.  (xrossberzog: 
Karl  Alexander,  residirt  in  Weimar. 

Iltrzogüium  Sachsen- Meinirujen  -  Hildburghausen  (45  —  46  Q. -Meilen  init 
169,000  Binw.),  nimmt  —  abgesehen  Ton  den  separirten  Parsellen  Cambuig  und 
KrsaichMd  —  in  einem  weiten  Bogen  das  südliche  Thüringen  ein,  obwohl  ein-  • 
idne  Landestheile  des  Fürsteathums  Saalfeld  fast  über  die  Greamn  des  heuti- 
gen Thüringen  hinausreichen.  Die  altherpccbraclite  Eintheilun^  in  das  TJnter- 
und.  Oberland  bezeichnet  die  Gebietstheile,  die  nel)on  und  auf  dem  Gebirge 
liegen.    Beg.  Herzog:  Bernhard  Erich  Freund,  residirt  iu  Meiningen. 

Herwgthwm,  Sachsen -Cohurg  und  Chtha  (36  Q.-Heilen  mit  154,000  Einw.), 
besteht  ans  zwei  isolirten  Flirstenthfimern  und  einigen  EnelaTen ,  die  bis  nach 
Preussen  und  Baiern  hinein  zerstreut  sind.  Davon  kommen  auf  Gotha,  das  am 
Nordostabhange  de«?  Hebirges  liegt,  2G  Q. -Meilen  und  ;)nf  Coburg,  am  Südab- 
hange  bis  nach  Franken  hinein,  lö  Q.-Meüen.  Beg.  Herzog:  Ernst  U.,  residirt 
abwechselnd  in  Gotha  und  Coburg. 

Hentoffihum  'Saekaen^ ÄUenburg  (24  Q.-MeQen  mit  136,000  Einw.)f  s8hlt 
nur  theilweise  anm  heutigen  Thüringen^  und  ist,  ausser  mehren  Parzellen ,  in 
den  Altenburger  und  Saal  -  Eisenbe^'schen  Kreis  .geschieden.  Beg.  Hersog : 
Ernst,  residirt  in  Altenburg. 

Färstenthum  Schwarzhurg-Rudolsiadt  (19  Q. -Meilen  mit  70,000  Einw.),  be- 
steht ans  zwei  isolirten  Theilen,  der  Oberherrschaft  mit  der  Bcsideuzstadt  Ru- 
dolstadt (Id  Q.-Heilen),  die  grössten  TheUs  auf  dem  Thfiringerwalde  liegt,  und 
der  Unterherr  Schaft  (mit  der  Stadt  Frankenhausen),  die  sich  in  die  goldene  Aue 
erstreckt,    lieg.  Fürst:  Friedrich  G  ii  n  t  h  er. 

Fiirstcnthum  Schirarzhurg  -  Sondershanscii  (iC/^  Q-  "  Meilen  mit  62,000 
Einw.),  zerfällt  gleichtalls  iu  eine  „Unter-  und  Oberherrschaft.''  Jene,  mit 
der  Hauptstadt  Sondershausen,  grenzt  an  die  Yorberge  des  Harzes ;  diese  (Am* 
Stadt)  liegt  an  und  auf  dem  Thfiringerwalde.  Reg.  Ffirst:  Ofinther  Fried- 
rich Karl  II. 

Färstenthum  Jievss- Schiet»,  jimgcro  Linie  (21  Q. -Meilen  mit  82,000  Einw.), 
begrenzt  den  südostlielien  Theil  von  Thüringen  und  berührt  den  Frankenwald. 
Beg.  Fürst:  Heinrich  LXVII.,  residirt  iu  Schleiz. 

JPürtiemfkim  Meu9§^reiz,  Sltere  Linie  (7  Q.-Hdlen  mit  39,000  Einw.),  Be- 
gentln:  die  verwittwete  F&rstin  KaroHne  Amalie  für  ihren  unmündigen  Sohn 
Heinrieh  XXII. 

Ausserdem  besitzt  das  Kur/iirstf  ntJivm  Hessen  auf  und  am  Thüringerwald 
die  Herrschaft  Schmalkalden  mit  der  Enclave  liarchfeld  (5  Q. -Meilen  mit  28,000 
Einw.);  und  auch  das  Königreick  Baiern  reicht  über  den  Franken wald  lierauf  bis 
an  den  Rennsteig  (2  —  3  Q.*Meilen).  « 

Nach  dieser  Berechnung  umfasst  das  Thttringerland  noch  heute  890  Q.- 
Meilen mit  1,800,000  Einwohnern ,  die  nicht  selten  auf  dem  kleinsten  Distrikt 
verschiedenen  Herren  dienen  ,  indem  die  Landesgrenzen  sogar  einzelne  Ort- 
schaften durchsehneiden  Der  grösste  Antheil,  insbesondere  des  Waldes,  lallt 
—  wie  jene  thüringischen  Kleinstaaten  in  der  politischen  Geographie  benannt 


Digitized  by  Google 


Jkir  ThtLringierwald. 


5 


werden  —  den  sächsischen  Filrstenthüniern  zu ,  die  von  jeher,  mit  seltenen  Ans- 
11  fhmon  ,  nftcli  flom  Rahme  gegeizt  haben,  sich  zu  „Gärten  Gottes,  p^^epflegt  von 
i'^ürsteiihand  ' ,  und  zu  Pflanzstlitten  foi'tsehreitender  Kultur  zvi  fj^estalten  ,  wie 
sie  in  grosseren  Staatoncouiplexeii  nicht  leicht  auf  so  kleinem  Kaume  gedeiht. 
Olmebin  ist  die  geograx^Jiische  Gruppe  der  thttringieehen  Länder,  wie  aterstiiekelt 
sie  auch  ist,  durch  Charakterähnlichkeit  und  gemeinschiCftliclie  Schicksale,  so* 
wie  durch  politische  und  liational-ökonomische  Interessen  auf  das  Innigste  mit 
einander  verknüpft  un-l  ilire  Bewohner  reichen  sich  über  die  buntfarbigen 
^chhigbäumc  uud  Grcnzplosten  hinüber  die  deutsehe  Bruderhand.  Die  Eifer- 
süchteleien, die  zwischen  einzelnen  Laudesthcilen  manchmal  eine  so  uuerqulck- 
liehe  Bolle  spielten  und  Bitm  Theil  auch  jetst  noch  spielen,  sowie  die  Seheide- 
wände, die  sich  zwischen  den  Nord-  nnd  SiidthUringern  vermöge  ihrer  nationa- 
len Eigcnthümlichkeiten  auferbaut,  treten  je  mehr  und  mehr  vor  dem  erwachten 
Gemeingeist  zurück,  der  sich  das  Dichterwojt  zum  Motto  wählt:  ,|Wir  wollen^ 
sein  ein  einig  Volk  von  Brüdern!*'  —  lind  somit: 

Frisch  auf  denn,  Freund,  zur  Thüringsreise ! 
Nimm  <l«'inen  Kanzen  von  der  Wand, 
Vertrau'  dich  erst  dem  Eisengleise 
.Und  dann  dem  Stabe  in  der  Hand.  — 

Wif*  <la  ujid  dort  auch  dunkle  Wetter  grauen:  ■ 
,^cr  ist  gut  seiu;  hier  lasst  uns  Uütten  bauen!*' 

0er  TUflriirgerwald* 

Von  der  Werra  bis  >ur  Sa«Ie,  ron  der  nordwestlichen  bis  aar  südöstlichen 
Grenze  des  ThUringeilRndes  läuft  ein  langgestreckter,  bewaldeter  Gebirgskamm, 

der  südöstlich  durch  das  voigtlMudische  und  frnnkische  Plateau  mit  dem  Fich- 
telgebirgc  in  A'erbindung  steiit,  uordwestlicli  aber  unter  den  Wogen  des  Üiürin- 
Qi&chem  und  hessisciien  Bcrglaudes  verschwindet.  £s  ist  der  Thüringertoald, 
ein  Hanptglied  der  alten  Hereyniakette,  das  von  SO.  nach  NW.  zwischen  dem 
Fiehtelgebirge  und  dem  Harze  durch  Mitteldeutschland  streicht.  Da,  wo  die 
Boine  Brandenburg  vom  letzten  Bergkopf  des  nordwestliclieu  Ausläufers  in  das 
"Werrathal  hernieder  schaut,  gelten  die  Dörfer  Hörschel  und  Sallmnnn«5hausen 
(iV^  Stunde  von  Eisenach)  als  äusserste  Grenzmarken  dieses  (iebirf^.szup;es  ; 
wogegen  die  südöstliche  Grenze,  minder  scharf  markirt,  von  den  meisten  Geo- 
graphen bis  zum  reassischen  Dorfe  Blankenstein  —  da,  wo  die  Selbitz  in  die 
Saale  i&llt  —  nnd  südlich  bis  zur  baierischen  Stadt  Kronach  ausgedehnt  wird, 
wahrend  andere  den  Wetzstein  unweit  Lehesten  als  diese  Grenze  bezeichnen 
nnd  die  letzte  Strecke^  den  sogenannten  Frankenwald,  von  dem  thüringischen 
Gebirp^skamm  scheiden,  obj^lcich  er  mit  demselben  bis  zur  Saale,  die  ihn  scharf 
vom  Fichtelgebirge  abtrcuut,  ununterbrochen  fortiuult.  Daher  divergireu  die 
Angaben  über  die  Längcnerstveeknng  dieses  stattlichen  Gebirges ,  und  schwan- 
ken zwischen  18  nnd  82  geographischen  Meilen.  Noch  unsicherer  ist  dessen 
Breite,  Je  nachdem  man  sie  an  verschiedenen  Stellen  misst  und  die  gen  Süden 
flru'li  auslaufenden  Vorberge  dem  Hauptgebirgsstock  einverleibt  oder  nicht.  An 
munchen  Stellen,  ■/..  B.  /wischen  Waltershausen  uud  Schmalkalden,  beträgt  sie 
nur  2  —  Z  Meilen  i  anderwärts  dagegen,  z.  B.  zwischen  Arnstadt  und  Meiningen, 
wo  der  hSchste  nnd  breiteste  Gebirgskamm  lagert^  oder  zwischen  ZiegenrOek 
und  Kronach^  6  —  7  Heilen.  Gegen 'Abend  schlän|j;elt  sich  die  Werra  (von  Eis- 
feld bis  Hörschel,  30  Stunden  lanj;)  am  Fusse  des  Gebir}.;es  hin  und  scheidet  es 
von  den  Vorbergen  der  Khön;  gen  Morgen  begrenzt  es  die  Saale  in  sehar'i'en 
Schlangenwindungen,  wahrend  es  gen  Mittag  in  das  fränkische  und  gen  llitter- 
nacht  in  das  thüringische  Hügelland  hinüber  griisst. 

Diese  „Perle  unter  Deutschlands  Gebirgen*'  hat  E.  Sumibett,  ein  Sohn 


Digitized  by  Google 


6 


der  Alpen  weit,  in  seinem  neuen  Prachtwerke  ,,Dan8  la  foret  de  Thuringe**, 
ebenso  wahr,  als  schön  geschildert:  La  foret  de  Thnringe  est  le  parc  de  VAlle- 
ntoffue.    Mlle  tto/mc  moins,  qu^elle  nattire ,  eile  fasciue  ^  eile  cJutrme,  eile  enlace 
j^r  les  images  d*une  grdee  riaate  et  tPvnefratche  iiriniti.    Cett  «n  iereeau  de 
verdure*).  Darum  ist  yorzugsweise  dies  Gebirge,  wenn  ihm  auch  die  schauer- 
lichen ,  eisumstarrten  Alpeuklippen  und  die  blauen  Wasserspiegel  der  Schweiz 
fehlen,  das  Ziel  der  zahllosen  Gstste,  die  sich  alljährlich  in  Thüringen  sammeln, 
vom  ersten  Nachtigallenschlage  au^  bis  sich  die  Blätter  färben.    Was  Wunder  V 
Gustav  Rasch,  der  vielgewanderte,  bekennt  geradezu  :  „Der  Thüringerwald 
ist  för  mich  das  s^dnste  Gelnrge  in  DeutsdUand**,  nn^  rfilunt,  wie  swi- 
solieii  grünen  Waldhei^n  und  kolossalen  Felsenmauern  nach  allen  Seiten  hin 
romantische  Tliäler  Ligern,  die  von  Waldbächen  durchrauscht,  von  Hütten-  und 
Hammerwerken  belebt,  mit  üppigen  Wiesen  und  grünen  Matten  gcsclimückt 
sind;  wie  sich  weite  Fernsichteu ^ffnen  über  blühende  Ebenen,  die  mit  Städten 
und  Dörfern  bedeckt  sind ,  und  reizende  Durchsichten  auf  malerisch  gnippirte 
Felsen,  in  beimliehe  ThalscIilacliten  und  anf  die  vielen  Vorberge  mit  ihren  Bn- 
chcii  und  Tannenwaldungen,  während  die  fernen  blauen  Bergzüge  des  Harzes, 
der  Kltnii  und  des  Fichtelgebirges  einen  dem  Auge  wolilthuendeu  Abschluss 
lind  Hintergrund  bieten.  Noch  begeisterter  spricht  sich  Ludwig  Storch  über  das 
Gebirge  aus,  in  dessen  Schoosse  (Kuhla)  seine  Wiege  stand.  ,,Die  Gestalt  dessel- 
ben,** schr^bt  er  in  seinem  Wanderbache,  „gleicht  einem  grossen  grünen  Blatte; 
mitten  hindnrch  aieht  sich  der  Haupigebli^rKcken  als  Hauptrippe,  von  ihm  ans 
laufen  reohts  und  links  die  Nebengebirgsrücken  mit  4hren  Verzweigungen  als- 
Nebenrippen  und  die  grünen  saftigen  Tlialer  sind  das  grüne  weiclie  Fleisch  des 
Blattes.  Ja,  ein  grünes,  freundliclies  Blatt  ist  dieser  Tliüringerwald,  entsprossen 
dem  gewaltigen  Gebirgskamme,  der  seine  Aeste  und  Zweige  durch  Europa  aus- 
breitet; ein  schdnes  grünes  Blatt,  das  sich  Deatsdiland  »a  Schmnelc  und  2ierde 
an  sein^  Brust  gesteckt  hat   Aber  es  ist  auch  die  Gestalt  eines  Henens,  die 
dieses  Gebifge  trägt;  und  auch  ein  Herz  ist  der  Thüringerwald,  durchpulst  von 
grünem  Waldlcbcn ,  voll  heimlich  süsser,  deutscher  Träume,  voll  stiller  senti- 
mentaler Poesie,  voll  Sehnsncht  und  Hoffnung;  er  ist  das  Herz  Deutschlands, 
das  seine  Adern,  seine  iribcbcn  klaren  Quellen  und  Ströme  dem  liheiue,  der 
Blbe  und  Weser  sulührt   Sie  gehen  aus  von  ihm ,  goldführend  und  prSdttig, 
wie  die  vier  Ströme ,  die  von  Eden  ausgingen.    Und  auch  ^n  Garten  Eden  ist 
der  Thüringerwald,  bäum-  und  wasserreich,  gras- und  blumenreich ,  kühl  und 
anmuthig.    Wie  das  waldige,  Lert^irre  Arkadien  in  der  Mitte  des  Peloponnes 
lag,  so  liegt  der  Thüringerwald  in  der  Mitte  Deutschlands;  er  ist  das  deutsche 
Arkadien.'* 

Das  Profil  des  lang  gestreekten,  fast  durchweg  bewaldeten  Gebirgszuges 
mit  seinen  flach  gewölbten  Gipfeln,  felsigen^Kuppen  und  muldenförmigen  Ver- 
tiefungen bildet  eine  plastisch  fortlaufende ,  sanft  gekrümmte  Wellenlinie ,  die 
in  grösseren  und  kleineren  Bogen  wechselsweise  gen  Thüringen  und  Franken  • 
ausspringt  und  namentlich  von  der  Nordseite  überaus  malerisch  ist.  Zuwei- 
len ist  der  Sattel  so  schmal,  dass  mau  von  seiner  Höhe  die  beiderseitigen 
ThXler  Überblicken  kann.  Die  Gestalt  der  Berge,  die  sich  nur  wenig  über  SOOO 
Fuss,  aber  schlank  und  frei,  eraporgipf-  Ii] ,  ist  grösstentheils  schön  abgerundet» 
Sie  sind  fast  durchweg  mit  Hochwald  bedeckt,  der  sich  jedoch  auf  vielen  Spitzen 
zurückzielit  und  die  prächtigsten  Fernsiebton  öllnet,  die  bald  entzückende  Kund- 
gemälde ,  bald  halbkreisförmige  jLandschaftsbilder,  bald  einzelne  Miniatnrpro- 

♦)  Der  Thäringerwald  ist  der  Park  von  Doutscliland.   Er  ist  wrnigor  iiberrascliend, 
enajehend,  »r  enteückt  durch  wccUselnde  Bilder  einer  lachenden  Anmuth  und  hei- 
wren  FnicUe»  «r  glweht  etser  growen  grnnen  Laube* 


Digitized  by  Google 


Der  Thfirmgerwald.  7 

spekte  dem  Auge  Torilbelr  fftlipen.  Hie  und  da  ragen  kahle,  mehr  oder  weniger 
i>n]irtp  Fo1s!:nj>fe  empor,  Euweilen  wild  zerklüftet  und  gespalten.  Das  Volk 
nennt  sie  ,St(  ine'*.  Oder  die  sehroffen  Felswände  sind  durch  tiefe  Schluchten 
gespalten  und  im  Schoosse  der  Berge  haben  sich  abenteuerliche  Höhlen  und 
GlQftten  gewUbt. 

Vom  HauptgoUrgsstock)  d«r  mit  mnldenförmigen  .Einseimitten  weehtelt, 
fallen  die  zahlreidien,  steil  und  ti<f  oiagosenkten  Querthäler  nach  Nordost  und 
Südwest  ab  Fnd  gerade  diese  schmalen  ,,Gründe'*  sind  die  edelsten  Sma- 
ragde im  Diudeui  des  Thüringerwaldes.  Bayard  Taylor ,  der  fast  alle  Erdthcile 
durchstreifte,  erklärt,  dass  er  nichts  Lieblicheres  kenne,  als  ein  Tliiiriuger  Thal. 
Und  f&rwahr,  diese  iMUehigen  Waldgrilnde,  Ton  gefiederten  Sängern  belebt,  von 
Hirschen  und  Beben  doreUmseht,  von  Mühlen  nnd  Himmem  durehpalst  oder 
von  den  Rauchsäulen  eines  einsamen  Kohlenmeilers  überschleiert  und  von  har^ 
monischcii  TT eerd entlocken  durclitöiit,  sind  mit  ihrer  tranlichen  Stille,  mitJhrem 
blumendurchwirkten  Wicseuteppich  und  mit  den  silbcrliellen  Eäcldeiu,  die  von 
Kiesel  zu  Kiesel  tanzen,  wie  ein  verkörpertes  Idyll,  das  den  Wanderer  unwider- 
sldiHch  nnlidmdt.  Die  IXngeren  und  weiteren  Thä\er,  die  namentlich  am  süd- 
lichen Gebirgsabhaage  voilcommen,  sind  hinwieder  von  industriellem  Verkehr 
so  reich  belebt,  dass  auch  von  ihnen  Blids  n&dFllSS  gefesselt  wird. 

*^<  hadc ,  dass  diese  Thiiler  nicht  von  einem  {,'rösseren  Fluss  durchströmt 
werden,  der  das  Landschaftsbild  noch  mehr  staftirte !  Er  fehlt  dem  Thüringer- 
wald. Um  so  reicher  iät  er  an  schäumenden  Bächen,  die  von  köstlichen  Stein- 
foiellen  belebt  sind,  nnd  an  frischen,  aum  Theil  mineralhaltigen  Quellen,  die  ein 
herrliches  Trinkwasser  spenden. 

Die  Krone  des  Gebirges  nnd  sein  reichster  Schatz  ist  die  Bewaldung;  daher 
es  im  Hunde  dos  Volkes  kurzweg  „der  Wald"  genannt  wird.  In  früheren  Jahr- 
hunderten ist  allerdings  das  Gebirge  noch  viel  roicher  bewaldet  gewesen.  Seit- 
jlem  aber  der  fortschreitende  Ackerbau  beträchtliche  Waldstrecken  verdrängt 
hat  und  die  Axt  aneh  im  Innern  mehr  eingrlfi',  ist  es  hie  nnd  da  lichter  und  die 
Atmosphäre  troekeaer  geworden.  Dabei  werden  jedoch  (M  fil>erall»  wo  nicht 
das  Privatinteresse  in's  Spiel  kömmt ,  die  scliönsten  Bäume  sorgsam  geschont, 
.«o  dass  nvin  oft  bewundernd  vor  den  stolzen  Buchen,  Fichten  und  Tannen  steht, 
die  als  uralte  und  doch  noch  jugen  lliefi  kräftige  Waldriesen  kerzengerade  gen 
Himmel  ragen.  In  den  sächsischen  1  ürstenthümem  ist  durchschnittlich  ein 
Viertheil  der  GesammtflSche  (in  Gotha  sogar  80  7o)  Wald  bedeckt ,  so  dass 
die  jihrliehen  Ertrige,  welche  die  HolaSfälige  Uefem,  für  die  Staatskassen  um 
so  erheblicher  sind,  als  in  der  neueren  Zeit  die  thüringische  Forstkultur  mit 
m  11  torhafter  Sorgfalt  —  fast  durchweg  als  Hochwald  —  betrieben  wird  und  die 
Ib.l/.preisc  immer  hoher  steigen.  Das  Nadelholz  (grösstentheils  Fichten  und 
Tannen)  ist  weitaus  vorherrschend.  ISur  die  nordwestlichen  Berge  sind  noch 
adt  Bttcben  bestanden,  die  jedoch  von  den  jungen  Fichtensaaten,  die  wegen 
ihres  schnelleren  Umsatses  einen  reicheren  Ertrag  abwerfen ,  in  immer  engere 
Grenzen  zurückgedrängt  werden.  Beide  Holzarten,  Lanb-  nnd  Nadelwaldnngen, 
haben  ihre  ei^'enthümliehen  Vorzü}j;e.  Dennoch  dürfto  o<;  -/n  beklagen  sein,  wenn 
der  I.*4iubwald  allmälig  ab^'etrieben  und  der  heitere  Cliarakier  des  schonen  Ge- 
birges dadurch  beeinträchtigt  werden  sollte.  l>a,  wo  der  Laubwald  mit  Kudei- 
tola  nntennischt  ist,  erfrent  sieh  das  Ange  der  schönsten  Nflan9en,  welche  in 
Bellten  nnd  dunkeln  Färben  malerisch  durcheinander  spielen :  sowie  im  erwa- 
chenden Frühling  das  saftige  Maigrün  der  Eichen  und  Buchen,  und^im  Spftt- 
korbst  die  bunte  F-ubenpraclit  der  Bänme  nnd  Sträucher  jedes  Pinsels  spottet. 

Nicht  blo.s  die  Forstbewirthschaftung  und  Forstverwerthun}:,  sondern  auch 
der  Besuch  daa  Waldes  und  der  Ilaadels  verkehr,  der  ihn  belebt,  i^t  durch  die 


Digitized  by  Google 


8  Der  Thturingerwald. 

vortrefilielieii  Wege,  die  das  Gebirge  nach  allen  S^ken  hin  dnirehaehneiden  und 
hie  auf  die  höchsten  Gipfel  gebahnt  sind,  ausserordentlich  erleichtert  und  geho-> 
ben  worden.  Am  nördlichen  Abhang  des  Gebirges  läuft  die  tliüringische  Eisen- 
bahn hin,  nn  die  sich  der  südwestlichen  Orenze  entlang  die  Werrabahn  an- 
schliesst.  Tritt  damit  die  piujektirte  Saalbalm  in  Verbindung,  die  von  8onneberg 
aus  den  Osten  des  Waldes  umspannen  und  in  die  Weissenfels  -  Geraer  Bahn 
BiUnden  soll,  so  ist  das  ganxe  Oebti^e  mit  einem  Schlenennets  nmasogen.  Aber 
a&ch  Im  Innern  desselben  hat  die  neuere  Zeit  dureh  zweckmässig  angelegte 
Chausseen  dem  gesteigerten  Verkehr  Tvesentlieli  in  die  llnnde  gearbeitet,  so 
dass  sich  kaum  ein  anderes  Gebirge  eines  so  wohlgcpliegten  Strnsscnnet^^es  er- 
freut, wie  der  Tliüringerwald :  der  zahllosen,  anmuthig  gesclilängelten,  schat- 
tigen Promeuadenwege  nicht  zu  gedenken ,  die  dem  Fussgänger  die  reizendsten 
Partien  der  Gebirgsnatnr  erschliessen ,  und  steile  Höhen,  sackifj^  Felsen  und 
wildgroteske  Schhu  hten  ohne  grosse  Beschwerden  zugängig  machen.  Dadurch, 
und  überhaupt  durch  die  grossartige  Verschönerung  des  Waldes  ,  die  unablässig 
fortgesetzt  wird ,  haben  sich  die  Forstver^valtimgen  die  anerkenuenswcrthesten 
V  erdienste  erworben,  ohne,  den  Staattskassen  grosse  Opfer  anzusinneu,  indem 
die  diesfallsigen  Arbeiten  grösstenthcils  von  Waldfrcvleru  ausgeführt  werden, 
die  auf  diese  Weise  ihre  Strafen  yerbfissen. 

Der.  interessanteste  Weg  des  Thüringerwaldes  ist  der  Bennüeig,  jene  uralte 
wundersame  Strasse,  wie  sie  kein  anderes  Gebirge  aufzuweisen  hat,  die  vom 
cisenachischen  Dorfe  Hörschel  an  der  Werra  bis*  znin  renssisclien  Dorfe  Blan- 
kenstein an  der  Saale  44  Stunden  lang  auf  dem  liödisten  Gebirgsrücken  fort- 
läuft und  mit  Ausnahrae  einer  kürzereu  Strecke  (am  Insclsberg)  überall  fahrbar 
ist*).  Dass  er  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  als  Heer-  oder  Handelsstrasse 
benutzt  Trordcn,  ist  schon  deshalb  unwahrscheinlich,  weil  er  am  Inselsberg 
geradezu  unfaftrbar  ist,  weil  nicht  nachzuweisen,  dass  er  eine  J^^ortsetzung  ge- 
habt tind  weil  es  iiuT>egreiflich  wäre,  eine  solche  Strasse  über  den  höchsten 
(»ebirgsriU  keii .  fern  von  Tviensehlichem  Verkelire,  anzulegen.  Ungleich  sicherer 
ist  die  Annahme,  die  .schon  in  seinem  Namen  augedeutet  ist **) ,  dass  er  von 
jeher  nicht  nur  ein  Grenzireg,  eine  politisehe  Landes-,  Volks-,  Forst-  und 
Jagdgrenze,  sondern  auch  zufällig  eine  Bechtsscheide ,  wenigstens  gewiss  in 
der  spät  mittelalterlichen  Zeit,  zwischen  den  Ländern  fränkischen  und  säch- 
sischen Rechtes  gewesen  ist.  Auch  jetzt  läuft  er  noch  auf  der  Orcnzscheide 
einzelner  Länder  hin  und  ist  mit  vielen  alten  und  neuen  Orenzstcinen  be- 
setzt. Daher  dürfte  sicli's  erklären,  dass  nach  einer  alten  Sage  die  thüringi- 
schen Landgrafen  nach  ihrem  Begierungsantrltt  im  fürstlichen  Schmuck  und  mit 
bewaffnetem  (befolge  den  ganzen  Bennsteig  bereiten  mnssten,  um  von  ihrem 
Territorium  gleichsam  Besitz  zu  nehmen  Ein  Kaufbrief  von  1330  und  eine 
Urkunde  von  1445  seheinen  die  ältesten  Dokumente  zu  sein,  welche  dieses 
Weges  gedenken,  so  dass  die  Annahme,  als  sei  er  schon  von  Karl  dem  Grossen 
gebahnt  worden,  wenigstens  sehr  problematisch  ist.  Heutigen  Tages  wird  eine 
Bennsteigswanderung  nur  selten  unternommen  werden ,  well  der  einsame  Weg, 
obwohl  hin  und  wieder  chanssirt,  nur  wenige  Ortschaften  berührt.  Die  meisten 
Touristen  überschreiten  oder  verfolgen  ihn  streckenweise,  ohne  sich  dessen  be- 
wusst  zu  sein  Einzelne  rüstige  Fussgänger  aber,  welche  flie  gelieimnissvollo 
Poesie  des  Gcbiigos  absonderlich  belauschen  wollten,  namentlich  Ludicig  Storch, 


*)  Der  Benrnfeifi  det  Thvringeriratdeg.  Blne  Bergwanderung  mit  einer  lilstorlseh- 
topograplnschen  Abltandlung  über  das  Alter  und  die  Beatlmmaug  dleMB  Weges.  Yen 
Alex.  Zieglvr.   Di  eüdüu ,  C.  llückuer, 

Rain  oder  Rein,  s,  v*  a.  Grenze,  Stieg,  Weg;  al»o  „Rainetleg  oder  Bennsteig**, 
s.  T.  a.  Grenzweff. 


Digitized  by  GoogI( 


Der  Thüringerwald. 


9 


J  von  Plfhübner  und  Alexander  Zirijlet,  habm  sieli  nU  ht  geselient,  den  alfhisto' 
risclicn  Wf^r  von  Anfan;;  l)is  zu  Ende  zu  hpgchen,  und  rühmen  die  e^Onthttm- 
lichen  (  Jenii<^f\  woU  lio  ihnen  diese  Wanderung  geboten  *). 

Der  Keuusteig  ist  aber  noch  jetzt  die  Scheidelinie,  welche  den  nordöatliehen 
Abhang  des  Thüringerwaldes  von  dem  »UdwetilieheH  abgrenzt  Wenn  man  vom 
nordwestliehen  Bnde  des  Gebirges  ehsielit,  wo  iHch  der  Istige  BQcken  desselben  - 
imiDer  mehr  verschmälert,  so  offenbart  sich  auf  beiden  Seiteo  des  Rennsteiges 
nicht  blos  eine  vielfa«  Ii  vc  rsi  liiodone  (tcl)irgsj)hysio<:n<>niie,  ancli  der  Charakter 
der  Bewohner  nnd  ihre  intlustrielie  lietriobsamkeit  triv^t  piu  melir  «><1or  weniger 
verschieden  gefärbtes  Gepräge.  Die  nördliche  Abdachung  ehnr  ikrerisirt  sich 
dvich  steileren  Abfall  der  laabbeweldeten  Berge  und  durch  kurze,  wilde  Thäler 
mit  grotesken  Fielsengmppen  und  schftitittenden  Waldbiefa«!,  wShiend  sieh  auf 
der  Sfidwestseite  die  grossteutheils  mit  Naddholz  bestandenen  Berge  sanfter  ver- 
flachen, so  dass  ihr  -vvenijrf'r  scharf  bojrrep.ztOr  TJtuken  nicht  das  malerische 
Profil  gewährt,  «las  von  der  anderen  Seite  jedem  Reisenden  euf'-^^jeTi  Lieht,  und 
In  den  längeren ,  stark  gekrümmten  Thälern  ein  überaus  gewerbücisäiger  Men- 
SCÜMmsdilag  sicli  angesiedelt  hat,  der  in  Sprache  und  Sitte  mehr  oder  weni- 
ger frinkische  Eigenthlbnlichkeiten  aeigt.  Deshalb  sagt  man  am  Hordfnsse: 
..Dntnssen  in  Franken'^,  nnd  am  Südfnsse:  „Drinnen  in  Thrinn<]^en^*,  und  selbst 
Flösse,  Borcre  nnd  Steige  werden  darnach  benannt.  Viele  Touristen  • —  nnd 
selbst  niam  he  Koisehüclier  —  koinnieu  über  diese  Scheidelinie  kaum  iiinaus  und 
begnügen  sich  damit ^  vorzugsweise  die  nordöstliche  oder  nordwestliche  Abda- 
chung an  dnrehstreifen  nnd  Ton  deren  Cnlminalionspnnkten  in  die  sfidliehen 
"HiSler  hinab  an  grGssen. 

Die  Gebirgskette  des  Thihinjjr«  rwaldes  zerfallt  aber  aneh  nach  ihrer  Lfin- 
frenntf'dchnun'i'  in  ~>'-ri  ffrnssf  Hnlftt  n,  die  ?ich  in  ihrer  äusseren  (restaltunfi:  nnd 
in  ihrer  geognosiischen  Bildung  wesentlich  von  einander  unterscheiden.  W  o 
sie  znsammcnstossen  oder  vielmehr  durch  einen  Melaphyrwall  geschieden  sind, 
—  etwa  zwischen  Eisfeld  nnd  Amt  Gehrsn  —  haben  nicht  blos  die  Gewisser, 
die  der  Wald  dem  Rhein,  der  Elbe  und  der  Weser  zusendet,  ihren  Quellen- 
knoten ,  dort  zeigt  sich  ai^ch  der  stfirkste  Gesteiiftampf  nnd  das  roheste  Dnrch- 
einander  der  Massen.  ^ 

Der  nnrdwtstliche  Theil ^  von  Touristen  und  Badegästen  vorzugsweise  be- 
lebt, entfaltet  auf  einem  kleinen  Räume  (etwa  10  Meilen  Jang  und  2  —  3  Meilen 
breit),  neben  historischen  Reminisoenaen  und  interessanten  Gebilden  der  ]fen> 
Scbenhand,  eine  solche  Fülle  und  Mannichfaltigkeit  der  schönsten  Naturscenen, 
dass  er  einem  riesenhaften  Parke  gleicht,  und  ist  von  einem  poetischen  Lieb- 
r^'jz  überhaucht,  der  kein  anderes  Gebirge  in  dieser  Weise  charakterisirt.  Die 
schmale,  durch  einen  hohen  Kanun  geschlossene  Bergkette,  vorherrschend  por- 
phyriseher  Natur,  zeichnet  sich  durch  ihre  scharf  gezeichneten  und  doch  weichen 
Umrisse  ans,  umlagert  ron  kurzen,  weitsichtigen  Terrassen,  eingesdinitten  von 
bald  geschnürten,  bald  f^'cbauchten  SSitenSstlgen  Thilem  und  Schinchten ,  ge- 
krönt mit  scharfkantigen  Felskolossen  oder  frerundeten  Kuppen,  die  zum  Theil 
entzückende^  Aussichten  bieten.  durchsclilän;r»dt  von  iippiiren  WiesencrrinKien 
nod  muruieinden  Bächen ,  umschattet  hier  vom  hellen  Laubschmuck  mächtiger 
Bochen ,  dort  vom  dunkeln  Kranz  aromatischer  Fichten.  Dazwischen  strecken 
die  höchsten  Berge  des  Waldes,  der  Inselsberg,  der  Schneekopf  nnd  der  grosse 
Beerbeig,  ihre  stolzen  Häupter  empor. 

Aber  ,inch  der  südöstltrhr  GthirgsAhfiT ,  der  sie  Ii  als  ein  fast  ebenso  langes 
und  10 — 14  Stunden  breites  Hochplateau  darstellt,  und  hauptsächlich  aus  Thon« 


*)  Siebe  Route  6  ded  Itelseba  chcs. 


Digitized  by  Google 


10  Der  ThtlringQrwald« 


soliiofcr  und  Grauwacke  besteht,  ist  nichts  weniger,  als  prosaifeh  ,  wenn  auch 
hier  mehr  die  didaktisch*^  oder  eloj^isehe,  dort  die  idyllische  und  romantische 
Poesie  vorherrscht.  Durcii  die  breitt'üssigen,  langgestreckten,  flachge wölbten 
Berge ,  die  dich  darehschnitflich  nur  2000  Fuss  Uber  den  Heeresspiegel  erheben 
und  selten  eine  weite  Aussieht  bieten ,  weil  sie  sich  gegenseitig  decken ,  winden 
sich  lang^,  spaltformige,  vom  reisten  Verkehr  durchpulste  Thiiler,  und  zwischen 
den  eng  zusammen  gedrängten  Bergwänden ,  die  fast  lediglich  mit  Nadelholz 
bestanden  sind,  breiten  sich  grössere  Ackerstrecken  und  schmale  Wiesen  aus. 
Die  zaiilreiclien  Gewerke,  die  sich  längs  der  geröllbesäten  Bäche  angesiedelt 
heben,  beleben  und  erheitern  die  hin  and  wieder  einförmige,  fest  düstere  Land- 
sehelt. In  den  niedrigen ,  zerstreuten ,  sehiefergedeckten  Hänsern  aber,  die  mit 
dem  düstern  Gebirgscharakter  haimoniren,  lebt  ein  industrielles,  lustiges  Völk- 
chen, dessen  Betriebsamkeit  das  ernste  Colorit  der  Staffage  überaus  wohl- 
thuend  mildert. 

Die  hÖ(ü>ste  Erhebung  im  Sftdotten,  die  sich  in's  sächsische  und  rensrisehe 
Voigtiand  eistreekti  ist  unter  dem  Namen:  I^rtuikentoald  bekannt  nnd  bildet  das 
Verbindungsglied  zwischen  dem  eigentlichen  Thilringerwald  und  dem  Fichtel- 
gebirgc.  Seine  gipfelarme,  wellenförmige  Oberttaclie,  mit  dichten  X;idolwal- 
dungeu  (darin  die  prächtigsten  Edeltannen)  gekrönt,  steigt  am  li'^hsten  im 
Wetzstein  {2üöO  Fuss)  empor.  Da  sich  jedoch  die  alte  l<audmarkung  des 
Rennsteiges  auch  durch  den  Franksnwald  zieht,  so  schliessen  wir  ihn,  als  inte- 
grirenden  Thell  des  Thflringerwaldes,  —  ebenso  wenig,  wie  die  ganse,  von  rei- 
cherem Verkehr  belebte,  fränkische  Seite,  wenn  man  den  südlichen  Abhang  des 
Waldes  so  nennen  will  —  nicht  von  dem  Kalnnon  unseres  Keisebnrlies  ans  t 
wie  man  denn  überhaupt  nur  dann  ein  vollständiges  Bild  des  in  seincu  einzel- 
nen Theileu  so  mannichfach  nüan9irteu  Gebirges  gewinnt,  wenn  man  dasselbe 
nicht  nur  auf  der  breitgetretenen  Heerstorasse,  sondern  nach  allen  Richtungen 
hin  durchstreift  und  sich  in  den  originellen  Contrasten,  die  es  in  setner  äusse- 
ren Gestaltung,  in  seinem  inneren  Bau,  in  seiner  BcTÖlkerung  und  in  seiner 
Betriebsamkeit  bietet,  stets  neue  T'nterhaltung  sichert. 

Ohnehin  ist  dies  ein  Yorneiimen .  das  sich  leicht  durchführen  liisi^t,  indem 
der  Thilringerwald  nirgends  uuwirthbar  und  unzugänglich,  vielmehr  fast  von 
allen  Seiten  mit  Eisenschienen  umlegt  ist,  welche  die  Verbindung  mit  den  fern- 
sten Gegenden  leicht  vermitteln,  und  mit  seinem  Flächenraume  etwa  nur  76  Q.- 
Meilen (mit  28  Städten,  22  Flecken  und  508  Dörfern)  bedeckt;  während  andere 
Angaben,  weil  sie  die  Yorbergc  und  den  Frankenwald  aussehliessen ,  diesen 
Raum  auf  40  Q. -Meilen  beschränken.  Von  jenem  Areal  kommen  auf  Meiningeji 
20,  auf  Coburg-Cxotha  10,  auf  Preusseu  9,  auf  Schwarzburg  -  Rudolstadt  8,  auf 
Balem  7,  auf  Weimar-Eisenach  7,  auf  Reuss  6,  auf  Hessen  6,  auf  Schwarabung- 
Sondershausen  4  Q. -Meilen. 

Di^  -iftssicht  von  den  Höhen  des  Tliüringerwaldes  —  der  von  den  Nord- 
deutschen um  so  lieber  besucht  wird,  als  sich  im  Nordosten  Deutscblimds  nur 
noch  einige  Uügelreiheu  anschliessen,  ehe  die  grossen  Flächen  beginnen ,  die 
sieh  bis  an  die  sandigen  Ufer  des  baltischen  Heeres  erstrecken  —  ist  um  so 
mannichfaltiger  und  reisender,  als  sie  nicht  blos  das  waldige  Gebirgspanorama 
mit  seinen  Felsen,  Thälern  und  Schluchten  um£ust,  sondern  auch  in  das  frucht- 
bare, mit  Städten  und  Dörfern  besäte  und  von  den  Raucbsiiulen  der  Dampf- 
wagen durchschlängelte  Hügelland  hinüber  schweift,  das  im  Norden  vom  iiarz 
und  von  den  hessischen  Bergen,  im  Westen  von  der  Rhön,  im  Osten  vom  Saal- 
wald und  Fiehtelgebirge  und  im  Siiden  von  den  Mainbergen  malerisch  um- 
schlossen ist.  Daswischen  lagern  einsdne  Höhensüge  und  hervorragende  Berge» 
die  dem  Landschaftsgebilde  eine  reiche  Abwechselnng  geben:  der  6  Stunden 


Digitized  by  Google 


Der  Thürmgerwald. 


11 


Itmgß  Bergrttcken  des  Haynichwaldes  im  Kordwesten,  die  12  Stunden  lange  T«r> 

rassc  der  Haynlritr.  im  Norden  (bei  Sondersliausen) ,  an  die  sich  .die  I^fing§t' 
(jehirye  mit  deui  Kyffhiinser  und  die  Schmücke  mit  der  Sachsenburg  anschlies- 
sen  j  QStliciier  der  grosse  t^rtberg  bei  Weimar  und  die  10  Stunden  lanj^e  Finne 
mit  der  porta  tlmringic*  bei  Bekftfdtoberga;  einselner  Berge,  die  ausserlialb  der 
Waldgmse  liegen,  s.  B.  des  Hdrselbeiges  swisehen  Bieenech  and-Qotha,  des 
Seeberges  und  des  Knlmberges  bei  Gotha,  der  Gleiehen  bei  Arnstadt,  des  Stei* 
gers  bei  Erfurt  u.  a.  m.  gar  nicht  zu  <rfdenken. 

CJ^OgUOStisches  *).  Bezüj/ru  h  der  im  Thüringerwalde  vorkommenden 
Gesteinarteu  und  ilirer  Lageruugäverlialtnisse  gehört  derselbe,  namentlich  in 
seineBi  nordwesttioben  Besirk,  unter  die  inteiessantesten  und  lebxreiebsten  goo- 
gnestilseben  Qebiete,  nicht  blos  wegen  der  grossen  Manniehfaltigkeit  jener  Ge- 
steine ,  sondern  auch  wegen  ihrer  eigenthümlichen  Formationen,  indem  fast  alle 
Klassen,  Ordnungen  und  Gruppen  der  Fol^^rton ,  von  flen  ältesten  bis  zu  den 
jüngsten,  vertreten  sind,  so  dass  man  <  liuit  <,i  »sse  Mühe  eine  fortlaufende  Folge 
derselben  sammeln  und  aus  ihrer  Lagerung  die  orographischen  Verhältnisse, 
wie  verwickelt  sie  ancb  in  manchen  Theilen  des  Gebirges  sind ,  stndiren  lunn. 
Daher  erklärt  sich 's,  dass  die  namhaftesten  Geognosten,  wieFfichsel,  Heim, 
von  Hoff,  Freiesleben,  von  Buch,  Hoffmann,  Cotta,  Credner  u.  a.,  den  geogno- 
stischeu  Eigenthümlichkeitcn  des  Thüringorwnldes  ihre  besondere  Aufmerksam- 
keit zugewendet  und  zahlreiche  Beobachtungen  darauf  basirt  haben ,  die  für  die 
Wissenschaft  sehr  werthvoll  sind. 

    s 

Der  Kern  des  Gebirges  eeigt  bei  aller  Uannicli£altigkeit  doch  eine  gewisse 
GesetamXssigkeit  seines  Baues.  Sein  nordwestiiehes,  schmal  auslaufendes  Ende  . 

licsteht  aus  gewaltigen  Massen  eines  Trümmergesteines,  flrrn  Todtüegcnden,' 
welches  bei  Ei.senach  so  mächtig  ist,  dass  nicht  blos  der  Tunnel,  womit  die 
Werrabalin  den  Rücken  des  Thüringer waldes  durchschneidet,  hindurch  gebahnt 
ifli,  sondern  dass  man  Uber  2000  Fuss  tief  gebobrt  hat ,  um  Steinkohlen  zu  ge- 
winnen, olme  das  Lager  des  Congl<Hnerates  an  durchbrechen.  Weiter  gegen 
Bfidosten  nimmt  das  Gebirge  mehr  und  mehr  an  Breite  au,  und  mit  der  zuneh- 
menden Breite  wäch^^t  <lie  Zahl  und  Verschiedenartigkeit  der  eruptiven  Gebilde, 
so  dass  voll  ivuhla  bis  nach  Tambach  Glimmerschiefer,  Granit,  Porphyr,  Grun- 
steiu,  Mclaphyr  u.  s.  w.  bald  in  stockförmigeu  Massen,  bald  in  gaugartigen 
Zügen  bnnt  nnd  wirr  durcheinander  lagern,  zwischen  denen  kleine  und  grössere 
SeboUen  des  Steinkohlengebirges  und  des  Todtliegenden  vi^aeb  serrissen  und 
zerstückelt  zum  Kamm  des  Gebirges  emporgehoben  wurden.  Noch  weiter  gegen 
Südosten,  wo  der  Wald  seine  grösste  Breite  erreicht,  dominirt  der  Porphyr,  der 
als  Feldspathporphyr,  Thonporphyr  und  (irünsteinporphyr  die  ausgedt;hntesten 
Strecken  des  Gebirges  einnimmt  und  die  höchsten  Berge  bildet.  Dann  ver- 
sehwinden melir  und  mehr  die  massigen  Gesteine  nnd  die  Glieder  der  Gran- 
wackenformation  werden  voriiurrschend.  Hier,  wo  das  Gebirge  eine  Hochebene 
bildet,  welche  von  unten  her  gehoben,  aber  nie  geborsten  gewesen  zu  sein 
scheint,  ist  Thonschiefer  die  ITfiuptmasse,  zwischen  der  einzelne  kleine  Kuppen 
von  Granit,  Porphyr  und  Grün-^tpin  hervorragen.  —  Der  Zechstein,  welcher  mit 
geringen  Unterbrechungen  einen  regelmässigen  Saum  um  den  Thüringerwald 
sieht  nnd  für  die  Stahlindustrie  von  hoher  Bedeutung  ist,  bildet  die  geognosti- 
tdie  Ghrenae  awisdien  dem  Beairk  der  eruptiven  Gesteine  und  dem  anstossenden 


'>)  Heim,  Geologische  Bcsdircibung  des  Tliüriiiger  Waldgebirges.  C  Bde.,  Meiningea 
17ü6.  —  Credner,  Uebersiclit  der  gcosrnostiachen  Ycrhältui.ssf  Thüringens  und  des  HRnses. 
Gotha  1S13.  (Mit  einer  googno.Htisihen  Karte.)  —  ('rtdtuv ,  Yersiicli  einer  Blldungfs- 
IMchicLte  der  geognoKtischen  Yerhältniise  des  Thüriugerwaldes.  Gotha,  Justus  Per> 
thet»iau^ 


Digitized  by  Google 


12 


Jkir  ThtringferwalA 


Hü{jj('ll:in<l,  wo  dor  Luiitf  Siui<lsteiii ,  häufig  Ton  Muschelkalk  und  Kt  upor  iibcr- 
lagert,  seim?  ausgedehnte  Herrschalt  beginnt.  Hie  und  da,  nher  doch  nur  in 
einzelnen  Erhebungen,  sind  diese  FlüUgebirgsarten  von  kolossalen  Basalt- 
kegeln  dnrchbroehen,  während  sich  auf  einigen  Qranit-  und  PorphyrbShen  Torf- 
moore seigen,  und  im  flachen  Lande  der  Sttsswasserkalk  belriehtllcbe  Ablage- 
rungen gebildet  hat,  die  als  Fundstätten  von  wundersam  geformten  Tuffsteinen 
und  T'^eberresten  vorweltlicher  Thiere  (z.  Bi»  bei  Bchaliuia,  Tonna,  Greussen) 
Beachtung  verdiene« 

Es  dürfte  nicht  uninteressant  sein ,  die  BUdungsgeschichte  des  Thüringer* 
Waldes,  wie  sie  die  Wissenschaft  ans  dem  todten  Gestein  herausgelesen,  in  flüch- 
tigen Zflgen  anschanlich  an  machen.  Die  geologischen  Forschnngen  haben  dar- 
gethan*}  dass  sich  die  Erdmasse  einst  in  einem  flfissigen  Zustand  befand  und 
allmä]!_r  von  ihrer  Oberfläche  aus  nach  innen  erstarrte  ,  so  dass  sieli  eine  f<»«to 
Erdkruste  bildete,  welche  als  Ormidl^fre  für  die  (resteine  diente,  die  sich  als 
Schlamm  aus  dem  ansammelnden  Uewässer  niederschlugen.  Aus  einem  langen, 
schmalen  Spalte  dieser  ISrdkmste ,  die  ursprünglich  vom  Heere  bededct  war, 
hat  sich  der  Hnuptrücken  des  Tbüringerwaldes  (dranit  und  Porphyr),  gleichcei- 
tig  a\)er  auch  der  Spaltenrand  langsam  emporgehoben,  zu  beiden  Seiten  des  Haupt- 
riickens  als  kleinere  Xebenbergkette  fortlaufend  Die!^e  Kante  ist  das  Trihmner- 
gestein  des  Rothtodtliegenden,  welchem  sich  <lie  ebenfalls  gehobenen  Kanten 
des  Zechsteins,  des  bunten  Sandsteins  und  des  Muschelkalks  wie  ein  umgeben- 
der Mantel  anschliessen.  An  beiden  Seiten  des  Hanptrfickens  hat  das  Gebirge 
Quereinscbnitte  (Thäler),  welche  das  Wasser  der  Tielen  Quellen  cur  Ebene 
^führen. 

KlitnB«  Die  klimatischen  Verliälttiisse  ,  welche  iiberlmupt  in  Mittel- 
deutsehland vorherrschend  sind,  charakterisiren  auch  das  Thüringer  Flachland.  | 
Da  jedoch  die  Reisenden  selten  einen  längeren  Aufenthalt  im  Flachlando  wüh- 
len, so  beschränken  wir  uns  Toraugsweise  auf  den  „Wald**,  der  viele  Güste 
Wochen  und  Monate  lang  beherbergt.  Indessen  ist  es  schwierig,  den  klima- 
tischen, Charakter  dieses  Gebirges  in  allgemeinen  Zügen  darzustellen,  weil  die 
Lage  der  einzelnen  Ortschnften  eine  solche  Verschiedenheit  der  Tcmperatur- 
uud  Witterungsverhältniöse  bedingt^  dass  manche  Angaben  schon  in  der  Ent- 
fernung weniger  Stunden  nicht  mehr  zutreffend  sind,  obgleich  das  Gebirge  noch 
lange  nicht  bis  aar  Grense  des  ewigen  Schnees  emporsteigt.  So  wechsdi 
H.  B.  auf  der  kurzen  Strecke  vom  Werrathale  bis  zum  Inselsberge  ^5 — G  Stan- 
den mit  einer  Stcjfriing  von  2200  F.)  das  Klima  sn  auffallig,  dass  man  4  Kc^xionen 
unterscheiden  kann,  und  zwar  1)  vom  Wcn  aufer  bis  Schmalkalden,  wo  die  Krute 
früher  beginnt,  als  im  Thüringer  Flachland,  wo  die  zärtliche  Tabackspllanze 
ganze  Felder  bedeckt,  wo  die  edelsten  Obstsorten  (Pfirsichen  und  Aprikosen) 
Tortrefflich  gedeihen  und  die  Seidenranpensoeht  mit  Erfolg  betrieben  -wird; 
8)  von  Schmalkalden  5 — 600  F.  aufwärts,  die  Rcfrlon  der  Hainbuche  und  Weiss« 
tanne,  wo  noch,  obwohl  mir  härteres  Obst  und  Wintergetreide  wäclist  und  die 
ausgedehnten  Waldungen  einen  herrlichen  Baumschlag  entwickeln;  3)  die  Re- 
gion des  Sommergetreides  (1500  —  2000  F.),  wo  die  Winterfrüchte  nicht  mehr 
reifen  und  nur  Sommenuggen ,  Hafer,  Kartoffeln,  Rüben  und  Kohlarten  mit  Er- 
folg gebaut  werden,  wo  skh  die  Bnchttii  4  Wochen  spXter  belauben ,  als  unten 
im  Thale,  und  noch  die  Schllttenschellen  klingeln,  während  im  Werragrund  der 
Ltandmann  sein  Feld  bestellt,  und  4)  die  Region  des  Inselsberges  (bis  BU  2800F.)t 
wo  die  bemoosten  Bäume  in  verkriipjiehe  Zwerge  ausarten. 

Im  Allgemeinen  ist  das  Klima  des  Waldes  begreiflicher  Weise  rauher, 
feuchter  und  unbestibidiger ,  als  das  Klima  des  flachen  Landes,  wenngleich 
es  manche  Eigenthtlmlichkeiten  besitat,  die  der  Gesundheit  gans  besonders  su- 


Digitizeci  by  Google  I 


Der  Tlitringeriratd. 


13 


trSglich  sind.  In  den  besuchtesten  Badeorten  ist,  übereinstimmend  mit  den 
Tempcratnrverhältnissen  an  den  Küsten  der  Nordi^ee,  die  mittlere  Jahrestempe- 
ratur etwa 6**  R.  (vom  Juui  bis  August -j"  13°  K.),  während  der  mittlere 
Thermometerstand  in  Coburg  6,256°  R.,  in  Erfurt  7,5°  R. ,  in  Dresden  7,6"  R., 
in  Warsbnrg  8,3**  B.  und  in  B«rliii,  das  1400  F.  tiefer  gelegen  ist,  als  Elgers- 
burg, 7,2**  Ä.  Auch  die  tägliche  Temperaturdifferenz  ist  keinen  erheblichen 
Schwanknnn;en  unterworfen  (durclischnittlich  etwa  nur  5"^  E.)  und  hie  und  da, 
z,  B.  in  Arnstadt,  im  äommer  fast  noch  konstanter,  <t1s  in  einigen  Stiidtcn  Ita- 
liens, deren  mittlerer  Wärmegrad  11 — 14°  beträgt.  Selbst  in  den  Abendstunden 
macht  sich  —  wenigstens  in  den  Orten ,  die  im  Schutze  einer  hohen  Bergwand 
liegen  —  kein  auffallender  Temperatörweebsel  ffthlbar,  so  dass  es  schon  man- 
chen Rheumatiker  mit  Verwunderung  erfüllt  hat|  wenn  er,  z.  B.  in  Elgersburg, 
bis  Abends  10  Uhr  ohne  Nachtheil  im  Freien  verweilen  durfte.  Dennoch  mag 
in  früheren  Zeiten  die  Temperatur  noch  milder  gewesen  sein,  indem  nicht  bios 
auf  den  Hügeln  des  thüringischen  Flachlandes,  sondern  auch  am  Füsso  des 
Waldes  ein  so  starker  Weinbau  gelarieben  wurde ,  dass  man  s.  B.  in  Arnstadt 
anno  1539  ftb«r  12»000  Eimer  Wein  gewann  und  anno  1395  in  Schmalkalden  das 
Haass  Wein  (freilich  kein  Eat-Est-Eat)  nur  einen  Pfennig"  kostete.  Jetzt  sieht 
man  kaum  noch  Spnrcn  der  rhcmaligen  Rebenkultnr! 

Die  Lv/t  des  l  liiu  ingerwaldes^  weniger  von  Dünsten  geschwängert,  als  die 
des  platten  Landes ,  ist  von  seltener  Reinheit  und  Frische  und  macht  vermöge 
üxMT  liOiditlgkeit  —  woTon  der  niedere  Barometerstand' dessen  Schwanknngen 
durebsehnittiicb  gering  sind,  unableugbares  Zeugniss  gibt,  dAs  Athmen  ange-» 
nehm  und  kräftig,  so  dass  man  nicht  selten  die  Bemerkung  hört,  die  thillingisehe 
Gebirgsluft  habe  mit  der  weichen  Seeluft  Aehnlichkeit ,  und  ein  renommirter 
Arzt  aus  Berlin  die  origiuello  Aeusserung  that:  es  sei,  als  ob  die  Lunge  auf 
Sauimet  gehe.  Um  so  angenehmer  und  wohlthätiger  wird  sie,  wenn  sie  über 
meilenweite  Strecken  balsamischer  Fichtenwaldnngen  streicht  und  das  harzige 
Aroma  den  Lungen  zuführt^  obwohl  sie  reizbaren  Nerven  und  schwachen  Lun- 
gen durcli  ihre  Rauhigkeit  nicht  selten  auch  emptindlich  wird.  Ihre  Leiciitigkcit  , 
und  Frische  bewirkt  ein  rasches  Austrocknen  des  kieshaltigen  Bodens,  so  dass 
bald  nach  dem  heftigsten  Regen  die  Waldpromcnadcn  wieder  gangbar  sind. 
Dagegen  wird  der  Luftzug  auf  den  freien  Höhen ,  den  Lieblingstummelplätzen 
der  Winde,  bftufig  auch  sehr  listig,  und  mahnt  den  Reisenden  sur  Vorsicht,  dass 
er  sich  nicht,  erhitzt,  dem  Zuge  Preis  gibt,  sondern  durch  warme  Kleidung  oder 
vntcr  einem  schützenden  Dache  sich  gegen  die  kalten  Windströmungen  sichert. 

Der  hcrrscliende  Wind  streicht  von  Abend,  indem  er  l^ald  nach  Süden,  bald 
nach  Norden  abweicht,  in  vielen  Thälern  aber  von  dem  Wall  der  nahen  Berge 
gemässigt  wird.  Berechnet  mau  die  Summe  der  Winde  nach  mehrjährigen  Be* 
obaditungen,  die  darüber  gemacht  worden  sind,  so  erhiilt  man  fOr  die  nördlidhen 
Luff  ti  niiiuiiLen  (Kord-West)  durchschnittlich  182,  für  die  südlichen  (Süd- West) 
183  Tage  im  Jiihr.  Der  Süd-'vestwind ,  lan  und  mild,  bringt  häufig  Regen  und 
Gewitter;  der  Nordwestwind  ist  in  der  Regel  rauh  und  stürmisch.  Noch  kälter 
aber  der  Ostwind,  der  jedoch,  wenn  er  den  Nebel,  den  er  aus  dem  Lande  her- 
beigeführt, abgesezt  hat,  den  Himmel  auf  längere  Zeit  erheitert.  Seltener  ist 
der  SMwind,  der  gewöhnlich  eine' schnelle  Umwandlung  des  Wetters  im  Gefolge 
bat;  sowie  der  Nordwind,  der  in  der  Regel  auch  nicht  lange  anh&lt,  fast  immer 
Regen  herbeiführt.  Setzt  der  Westwind  über  Nord  nach  Osten  lun  .  so  bringt 
er  meistens  helles,  trockenes  Wetter;  dreht  er  sicli  dagegen  über  Süden  gen 
Osten,  so  hüllt  sich  der  Himmel  gewöhnlich  in  Regengewölk.  Folgt*  der  W  est- 
wind auf  den  Ostwind ,  so  darf  man  warme ,  aber  reg^haCte  Witterung  erwar- 
tsn;  tritt  er  nach  Nord»  oder  Sttdwind  ein,  so  macht  er,  wie  man  im  Oebirge 


Digitized  by  Google 


14 


Der  TlitriHgerwali. 


SU  sagen  pfle^^t,  die  Wölken  fest,  <1.  Ii.  er  hat  beständiges  Wetter  im  Gefolge. 
Der  Südwind  naeli  dem  Westw  ind  bringt  dagegiMi  fnst  mit  (iewissheit  Fep^en.  — 
Indessen  blickt  das  Thüringer  Volk ,  um  die  kommende  Witterung  aut  kurze 
Zeit  voraus  zu  bestimmen,  weniger  nach  den  Windfahnen,  als  nach  den  Spitzen 
seiner  hohen  Bei^e.  NAmentlid^  gilt  der  Inselsberg  seit  nralter  Zeit  als  Enver- 
Ifissigcr  Wetterprophet.  „Trügt  er  einen  Hut ,  so  wird  das  Wetter  gut;  stecict 
er  in  einer  Mützen ,  5:0  gibt's  nasse  Pfützen."  Dies  ^olvnnnte  Sprieliwort,  das 
übrigens  anch  von  an<leren  hohen  Berggipfehi  gang  und  gäbe  ist ,  will  sagen  : 
Ist  der  Scheitel  mit  Wolken  bedeckt,  so  lasst  der  Regen  nicht  lange  auf  sich 
warten;  ist  er  aber  wolkenfrei  oder  lagert  nnr  ein  leichter  Nebelschleier  über 
dem  Gipfel,  der  sieh  bald  versieht,  so  wird  ein  heiterer  Himmel  lachen.  Uebrf- 
gens  hat  man,  ausser  den  bekannten  naturgeschichtliclien  Wetterprophczeiungen, 
noch  andere  "Merkmale^  welche  die  Launen  der  Witte nm::  errathen  lassen. 
Wenn  einzelne  Nebelsäulen,  wie  Rauchfahnen  dampfender  Kohlenmeiler ,  aus 
dem  W^ald  emporsteigen  —  das  Volk  sagt :  wenn  die  Hasen  kochen  oder  brauen 
—  so  tritt  in  knrser  Zeit  Regen  ein;  übersieht  jedoch  der  sogenannte  Höhen- 
ranch  mit  seinem  nebelhaften  Flor  nnd  brandigen  flchwefelgemch  das  Laad,  so 
darf  man  ,  obwoU  keine  nngetrttbte  Aussicht ,  doch  eine  beständige ,  trockene, 
kühle  Witterung  erwarten.  Manchen  Leuten  gilt  sogar  die  Farbe  des  Waldes 
als  untrügliches  Wetterglas.  Je  reiner  und  heller  das  Blau,  in  welches  sich  die 
entfernteren  Berge  hüllen,  um  so  gewisser  lasst  sich  auf  anhaltend  günstige  Wit- 
terang rechnen.  Je  dtankl«r  hingegen  das  Kolorit  des  Oebirges  nnd  je  dnrdi- 
sichtiger  die  Luft,  so  dass  die  entferntesten  Gegmistlnde  in  deuHiehen  Umrissen 
dem  Ange  näher  au  treten  scheinen:  desto  sicherer  wird  das  gute  Wetter  in 
kurzer  Zeit  umschlagen.  Tritt  z.  B.  der  Brocken  recht  deutli<  }i  nus  tlem  fenipu 
Hintergrund  hervor,  so  darf  man  eine  Wette  eingehen,  dass  es  in  den  nächsten 
Tngen  regnet.  Dagegen  ist  die  Atmosphäre  am  reinsten  und  die  Femsicht  am 
klarsten,  wenn  sieh 'nach  einigen  Regentagen  oder  nach  einem  Gewitter  derHim* 
mel  wieder  aufklärt. 

Und  diese  Regentage  sind  just  nicht  selten,  weil  das  Gebirge  die  Wolken 
sichtlich  anzieht.  Indessen  fehlt  es  doch  auch,  namentlich  im  hohen  Sommer  und 
im  Anfang  des  Herb^es,  selten  an  einer  Reihe  warmer  und  heiterer  Tage ,  die 
freilich  oftmals  durch  Qewitttr  unterbrochen  werden,  die  sich  zuweilen  in  den 
Thälem  —  anf  dem  höheren  Gebirge  sind  die  Gewitter  seltener  —  fSestsetaen 
nnd  um  so  anhaltender  und  furchtbarer  wüthen.  Auch  ist  in  Folge  der  im  Win- 
ter häufiger  stattfindenden  atmosphärischen  Niederschläge  die  Anhäufung  des 
Schnees  Öfter  eine  so  gewnltign,  dass  die  Chausseen  fast  täglich  ausgeschaufelt 
werden  müssen,  dass  durch  den  Sclmeedruck  die  Fichtenbestände  grosse  Beschä- 
digungen erleiden  und  dass  der  Schnee  sich  nicht  selten  dermassen  anhäuft,  dass 
er  B.  B.  im  Winter  1860  an  vielen  Stellen  26  F.  hoch  lag,  und  die  Bevölkerung 
mancher  Ortschaften  (z.  B.  in  OberhoO  Monate  lang  ihren  Weg  dnrch's  Dach 
bahnen  muss,  um  aus  den  Häusern  in's  Freie  zu  kommen,  und  Hasen  und 
Füchse  wohlgcmuth  den  Menschen  über  den  Köpfen  hinweglaufen. 

Ueberhaupt  sind  die  ^\  itterungsverhältnisse  nicht  ungünstiger,  als  in  ande- 
ren Gegenden  Mitteldeutschlands ,  indem  man  —  nach  Beobachtungen^  die  in 
Arnstadt  angestellt  wurden  ein  Jahr  um*0  andere  96  heitere  Tage  (nnd  dem- 
nach mehr  als  in  Venedig) ,  117  gemischte  und  152  trttbe  erwarten  darf:  wobei, 
trotz  der  Nähe  des  TTocliwaldes,  viele  helle  und  freundliche  Nächte.  "Wohl  aber 
sind  die  kühlen  Tage  doch  im  Alloremeincn  überwiegend,  so  dass  die  kolossalen 
Kacholöfeii^er  Waldbewohner  auch  im  Sommer  in  fast  täglicher  Activität  sind, 
während  strengeKälte  und'gleicfamässige  Wärme  niemals  lange  anhalten.  Häufig 
Schersen  die  flrSstelnden  Gäste,  es  gebe  im  Thftringerwalde  nnr  awel  Jahres- 


Digitized  by  Google 


Ber  TlifIriBgerwald 


15 


Zeiten,  einen  Tveissen  vi^d  einen  f^rttnen  Winter,  so  dass  sie  niemals  ohne  TTeber- 
zieher  ausgebeii,  der-,  wie  lastig  auch  in  der  Mittnnrsgiuth,  gegen  Abend  um  so 
wohlthätiger  wird.  Im  höheren  Gebirge  sind  die  lieize  des  Frühlings  fast  nur 
ans  den  poetischen  Ergüssen  bekannt,  womit  er  «nderwftrts  bcgrüsst  wird ,  und 
der  Wonnemond  kSmpft  yergebens  mit  Ostwinden  nnd  Schneegestöber,  seinem 
Nunen  Ehre  au  machen.  Dennodi  ist  es  von  eigenthümlichem  Interesse ,  dns 
Erwachen  der  lan^chlnferigen  Gebirg'^n-itnr  zu  belauschen  r  ^v]r  flie  zahlreichen 
Studentensch anren  darthun,  die  schon  in  der  Ptingstzcit,  wenn  kaum  die  Bäume 
knospen,  den  Thüringerwald  beleben.  Und  zwar  erfolgt  der  Uebergaug  vom 
Winterschlaf  snm  Fx^hlingsleben  manefamal  so  rasch,  als  ob  dto  Natnr  ron 
^nem  Zanberstabe  geweckt  und  getrieben  werde.  Im  Sommer  werden  die  Tage, 
namentlich  in  den  Thälem ,  wo  sich  die  Hitze  gleichsam  verdichtet ,  oft  recht 
schwill  .  während  die  Nächte  mit  f^oUenen  Ausnahmen  cincTi  herbstlichen  0ha- 
rnkter  haben.  Dieser  tritt  zu  Ende  des  Augnstmonates  immer  entschiedener 
hervor.  Dann  aber  wird  die  Witterung  gewöhnlich  am  schönsten  und  bestän- 
digsten, nicht  selten  bis  in  den  Oktobw  hinein,  nnd  namentlich  ist  im  September 
die  Luft  am  klarsten  nnd  die  Anssicht  von  den  Bergen  am  nngetrfibtesten. 

Wie  sich  die  Saluhrttättoerhältnisse  des  Thüringerwaldes  zu  den  klimati- 
schen nnd  atmosphäris<  hon  verhalten,  ist  deshalb  nicht  zuverlässig  zu  })estim- 
mcu,  weil  die  Lebensart  vieler  Bewohner,  z.  B.  der  Handwerker,  die  Jahr  aus 
Jahr  ein  in  feuchter  Stubenwärme  sitzen ,  der  Bergleute ,  die  ihr  halbes  Leben 
hfndureh  Tom  Tageslicht  geschieden  sind,  der  Fabrä-  und  Stahlarbeiter,  die  tot 
den  GlnihÖfen  schwitzen  und  den  Metallstaub  Terschlncken,  der  Holahauer,  die 
bei  kümmerlicher  Kartoffelnahrnng  allen  Unbilden  der  Witterung  Preis  gegeben 
sind,  matichc  Krankheiten  erzcuicrt  und  begünstigt,  d\o  hi  anderen  Verhältnissen 
nicht  vorlcommen  oder  nur  leicht  und  vorübergehend  auftreten  würden.  Nichts 
destoweniger  ist  der  Gesundheitszustand,  wie  schon  das  conservirendo  Gebirgs- 
klima erwarten  lAsst)  im  Allgemeinen  sehr  gOnstig.  Epidemische  Krankheiten 
treten  nur  selten  auf  und  erreichen  nicht  leicht  die  Intensität,  wie  im  Flachlande, 
Die  Cholera  hat  die  Grenzen  des  Thüringerwaldes  noch  nicht  überschritten. 
Selbst  die  Pest,  die  von  1679  bis  1681  in  Thüringen  wÜthete,  brach  sich  au  dem 
Wall  des  Gebirges.  Wechselfieber  kommen  nur  in  der  Nähe  der  Teiche  vor. 
Die  endemische  Konstitution  begünstigt  allerdings  katarrhalische  und  entzünd- 
liche Affectienen,  und  namentlich  fUlt  in  einaelnen  Ortschaften,  b.  B.  in  Buhla 
und  Schmalkaldoi,  die  Kropfbildung  in's  Auge,  die  man  theils  dei  n  Ti  inkwasser, 
thcils  dem  Tragen  schwerer  Lasten  zuschreibt.  Mit  ihr  steht  der  Kretinismus 
in  Verbindung,  der  vorzugsweise  in  Schmalkalden  vorkömmt.  Die  Volks- 
sprache nennt  die  Kretins  ,, Wassermenschen**,  weil  die  Sage  geht,  dass  böse 
Wassergeister  im  Dunkel  der  Nacht  die  schönsten  Säugliugo  stehlen  und  ihre 
▼erkrfippelten*  WeehselbSlge  in  die  Wiege  legen.  Daher  pflegen  ängstliche 
Hütter  die  Wochenstuben  mit  einem  Schurzband  zuzubinden ,  damit  die  bösen 
Geister  von  einem  solchen  Tali<^an  zurückgehalten  werden  *)  Alte,  zum  Theil 
sehr  alte  Jjcute,  die  bis  zu  ihrem  Tod  munter  nnd  rüstig  sind,  tindet  man 
selbst  in  den  äi  lalichsten  Hütten.  So  leben  in  Oberhof,  dem  höchst  gelegenen 
Dorfe  des  Gkbirgcs,  nach  dem  Tlsten  Jahre  noch  S(8  Procent  der  BcTdlkerung, 
die  meist  ans  Kdhlem  und  Holzhauern  besteht.  In  Schmalkalden  berechnet  sidi 
die  mittlere  Lebensdauer  durchschnittlich  auf  85  Jahre  und  die  Summe  der  Le- 
benden zu  den  Sterbenden  verhält  sich  wie  39  zu  1.  In  ElgersT>urg  stirbt  jähr- 
lich nur  1  von  42 ,  und  nach  Abrechnung  der  todtgeborenen  Kinder  sogar  nur  1 


*)  Vgl.  Dr.  Fucht  (Medi^inalrath  in  Schmalkalden):  Das  YerhäHuiM  der  Krankheiten 
fOtt  Oer  STordiee  Mb  sunt  Thftringarwalde, 


Digitized  by  Google 


16 


Gewtaer  und  BIder. 


von  46 ,  wogegen  in  Xewyork  1  zu  40 ,  in  London  32 ,  in  Dresden  29 ,  in  Neapel 
27,  in  Berlin  25,  in  Wien  22,  in  Venedig  19.  Noch  günstiger  ist  d«S  Verhältoiss 
ya  Arnstadt,  indem  dort  von  62  Personen  jäl  dich  nur  1  stirbt! 

4 

4 

(f  e  w  ä  s  s  e  r  u  imI  Bäder* 

Thüringens  Hydrologie  ist  zitMiilich  komplicirt.  Indessen  fallen  alle  seine 
GcNvi'i^'ier,  woran  ps  keineswegs  arm  ist,  ausgänglich  der  Nordsee  zu.  Keiue!^  der 
Flüsse  aber,  die  im  Lande  entspringen  oder  es  auch  nur  berühren,  ist  innerhalb 
seiner  Grenzen  schiffbar.  Alle  tragen  auf  ihren  Wasserrücken  nur  leichtere 
KAhne  oder  aeliwere  Holzfldssen,  welche  den  Beichthmn  des  Wiildes  fernen  Ge- 
genden zuführen. 

Indem  alle  thüringischen  Gewässer  entweder  nördlich  der  Saale  (und  durch 
diese  der  Elbe)  oder  nordwestlich  der  Werra  (und  weiterhin  der  Weser)  oder 
südlich  dem  Main  (und  dann  dem  Rheine)  zufliessen,  so  verzweigen  sie  sich  in 
einem  dreifachen  Mussgebüt,  dessen  Scheitelpnukt  der  Saarberg  („Mui-tcr*')> 
niclit  weit  von  Limbach  ist,  indem  von  jenem  Gebirgsrficken  die  Grümpen  der 
Its,  dem  Main  und  Rhein,  die  Werra  der  Weser,  dieSdiwarza  der  Saale  und  Elbe 
zufallt.  Eine  künstliclic  Verbindung  des  Elb-  nnd  Wesergebietes  ist  dureh  einen 
Flossgraben  erzielt  wor.den,  wekh''n  Herzog  Ernst  der  Fromme  im  17.  Jahrhun- 
dert aus  der  Apfelstädt  in  weiten  Krümmungen  von  Georgenthal  nach  Emleben 
leiten  Hess ,  wo  er  sich  mit  dem  alten  Lei]MLk«nal  vereinigte ,  welcher  nicht  aus- 
reichte, die  Stadt  Gothic  mit  Wasser  sn  Tersorgen.  Uehrigena  nimmt  das  Qael- 
lengcbiet  der  Saale  das  grösste  und  das  QueUengebiet  des  Hains  das  kleinste 
Arc'tl  in  Thüringen  ein. 

Elbeg'^biet.  Der  Hnuptfluss  desselben  ist  die  Saale,  die  zum  Unter- 
schied von  dem  fränkischen  und  salzburgischen  Flusse  gleiches  Namens ,  die 
Thüringische  oder  VoigtliUidische  heisst.  Sie  entspringt  ai\sserhalb  Tbäringens, 
und  zwar  auf  dem  Fidhtelgebirge  (in  Baiem),  weatiich  rom  grossen  Waldst^, 
nnd  fällt,  nach  einem  Laufe  von  50  deutschen  Meilen  und  bei  einer  durchschnitt- 
liclicii  l'> reite- von  etwa  200  Fuss,  oberhalb  Barby 's  (im  IvCgierungsbczirlc  Magde- 
burg) in  die  Elbe,  nachdem  sie  hei  Halle,  wenigstens  für  kleinere  Fahrzeuge, 
schiffbar  geworden.  Das  Thai,  das  sie  von  iiiuukcustein  über  Saalfeld  bis  Naum- 
burg dnrchfli^t,  ist  tins  dee  schönsten  und  interessantesteii  in  gsiis  Deutsch» 
land.  Bis  Saalfeld  oscillirt  der  Flusa  in  scharfen  Krilmmnngeny  die  von  sehrof- 
fen Wänden  und  wildschönen  Gründen  eingerahmt  sind.  Von  Saalfeld  abwärts 
wird  das  Thal  weiter  und  gelichteter,  und  der  Lauf  des  Wassers  ruhiger.  Immer 
aber  ist  der  Thalstrieh,  den  es  durelitliesst,  nicht  blos  durch  schöne  Xaturliil- 
dongen,  mildes  Klima  und  reiche  Producte,  sondern  auch  durch  historische 
Erinnerungen,  durch  Burgen,  Klöster  und  Kultursitse  flberaos  anaiehend. 

Da  die  Saale  grdsstentheils  nur  die  östliche  Grenie  von  Thüringen  inviel- 
fach gewundenen  Kurven  berührt,  so  beachten» wir  blos  di^enigen  Nebenflnate, 
die  auf  dem  linken  Ufer  in  diesellie  münden.    Es  sind  —  von  ihrem  Eintritt  in 
das  thüringische  Gebiet  (bei  Blankenstein)  bis  zu  ihrem  Austritt  (bei  Halle)  — 
ohne  kleinerer  Bäche  zu  gedenken,  folgende : 

Die  Selbitz,  die,  nachdem  sie  bei  Blankenstein  die  j[%ürittgi»^  Xosehwit» 
aufgenommen,  nicht  blos  die  Qrenze  awisehen  Renss  nnd  Baiem,  sondern  auch 
die  südöstliche  Grenze  des  Thttringerwaldes  (oder  vielmehr  des  Frankenwaldes), 
sowie  des  Rennsteiges,  bildet. 

Die  Lomnitz ,  die  von  Lobenstein  hcrabkömmt  und  beim  Lomnitzer  Ham- 
mer in  die  Saale  flicsst. 

Die  Loguit»  (im  Yolksmunde  „LuhUs*'),  die  bei  Lehesten  entspringt  nnd 


i 

Digitized  by  Google 


I 

Geinrässer  mnd  BIder.  17 

fiber  Ludwigstadt ,  Lanenstein  nnd  Probstzella  fliegst.  Hier  nimmt  sie  dl€  von 
Gniff Tit!»nl  }iorft)>koTnniondo  Zopte  und  (von  Osten  her)  bei  Hockerode  die  Sormitz 
auf,  die  aiiä  mehren  Quellen  entsteht,  welche  sich  bei  Wurzbach  vereinigea  und 
ober  Lautenberg  fliessen.    Bei  Eichicht  mündet  die  I/oqnitz  in  die  Baale. 

Die  SdiMoiMm,  welebe  am.Bennsteig  bei  Habiebtsbach,  über  2000  F.  hoch, 
den  Weiraqnellen  gegenüber ,  entspringt  und  der  einaige  b«triebtHdie  Flnss  isti 
der  von  seiner  Quelle  bis  zur  Mundung  nur  ein  Land  (Schwarzburg- Rudolstadt) 
und  in  diesem  die  schönsten,  betriebsamsten  Thäler  <\^s  nphir<ro3  mit  starkem 
Gefälle  durchrauscht.  Die  Schwarza  verstärkt  sitli  in  ihrem  10  —  12  Stunden 
langen  Laufe  durch  viele  Nebeubäche^  von  denen  wir  folgende  nennen  wollen: 
Ihika  die  JfotM  bei  Masserbraelc  (Goldstbal),  die  Oehse  (Bohrhammer),  ^eiBrei- 
<eniadk  (8chwanaBiilble),  die  JNiigiie  bei  Blankenburg;  reebts  die  qnellenreiebe 
Katze  mit  dem  XVanenbach,  die  bei  ihrer  Vereinigung  mit  der  Schwaraa  (bei 
KntzliTittc)  wasserreirlier  ist,  als  diese  selbst;  die  Lichte  unter Markenbf^ch'^mrihle, 
die  i>oröäz  zwischen  Sitzendorf  und  Scliwarzbur^-  Bei  dem  Flecken  Schwarza,, 
unterhalb  Blankenburgs,  vereinigt  äie  sich  mit  der  Saale. 

IMe  lim,  der  stXrkste  Nebenflnss  der  Saale, 

„des8  leisere  Welle, 
Fähret  der  Strom  sie  herbei,  hört  manch*  unsterhUdiea  Lied", 

fiit<i|»ringt  aus  zwei  Quellen,  imter  dem  Nfimen  ,,Kes8elbmnnoTi'' ,  in  einem  der 
einsamsten  und  wiitle>Leii  TTiäler  des  Thürint^t  rwaldes ,  zwisciien  dem  Finster- 
berge und  dem  Mordücck  (.unfern  des  Schnee  köpf  es).  Bald  darauf  vereinigt  sie 
sieh  mit  dem,  Sperberbach  nnd  heisst  nnn  „die  Freibftehe'*.  Erst  nachdem  ihr 
nedi  der  SUberbach,  der  Tlianbach  und  von  Stfltaerbach  her  die  Lengtoüz  ange- 
fallen, wird  sie  ^  ,Iim"  genannt,  und  fliesst  nunmehr  über  Manebach,  Ilmenau  (wo 
der  Gabelbach  und  die  Schürte  zu  ihr  stösst),  Stadtilm,  Kranichfeld,  Tannroda, 
Berk/},  Weimar  und  Sulza.  Unterhalb  dieser  Stadt,  bei  dem  Dorfe  Heringen, 
iniiudet  sie  in  die  Saale. - 

0ie  VnHrvt,  der  Hanptflass  des  thftringer  Flaeblandes,  entspringt  auf  dem 
Eiclisfelde  unweit  Dingelstädt  und  scheidet  das  alte  Thüringen  in  die  nördliche 
nnd  südliche  Ifälfte.  Scheinbar  ruhip:  \md  hannlos,  braust  sie  öfter  bald  da, 
bald  dort  über  die  flachen  Ufer  und  verheert  die  reich  gesegneten  Fluren,  die  sie 
auf  ihrem  24  Meilen  laugen  mäandrischen  Wege  berührt.  Neuerdings  ist  iu 
Folge  der  Flurseparationen  ihr  Bett  an  vielen  Orten  gerade  gelegt  und  eiuge- 
dimmt  worden,  sowie  man  an  Ausgang  des  Torigen  jäfbnnderts  grosse  Stim- 
men darauf  verwendete,  sie  schiffbar  zu  machen.  Nacbdem  sie,  verstärkt  durch 
die  von  nllen  Seiten  zuflies'^pnden  Gewässer,  den  T^ntnm  der  Tlaiidelte  durch- 
brochen, tritt  sie  durch  die  Sachsenlücke  in  die  goldene  ilue  und  wendet  sicli 
dann  südlich  durch  ein  weites  Thal,  das  reich  an  hibtorischen  Erinnerungen  und 
alten  BandenkmSlem  ist,  bis  sie  swisehen  Freiburg  und  Naumburg  in  die  Saale 

am,  — 

0er  grösste  Nebenflnss,  den  sie  bei  Gebescc  aufnimmt,  ist  die  Gera,  welche, 
iinfprn  des  Sclineekopfe?,  nn  der  Seifartsburg  (nicht  weit  von  der  Ilmquelle)  ent- 
i>prin^t,  und  über  Arlesljerg,  Gera  \ind  Anj^elroda  nach  Plntie  fliesst,  —  wo  sie 
sich  mit  der  „wilden"  oder  „kleineu''  Gera  vereinigt,  die  gleichfalls  vom  Schuee- 
kopf  herablcommt  und  durch  ein  hoeluromantisches  Tlial  über  Ddrrberg,  GM* 
fmroda  nnd  Liebenstein,  hemaeh  aber  in  einem  unterirdischen  Bette  fortstromt, 
MS  dem  sie  vor  Plaue ,  unfern  des  wassen  eiohen  „Spring" ,  wieder  zu  Tage 
tritt  und  dann  ihren  Weg  nach  Arnstadt,  Iclitershauscn  und  Erfurt  fortsetzt,  wo 
sich  ein  Arm  ,  unter  dem  Namen  der  „schmalen  Gera"  absondert  und  bei  Wer- 
uingshausen  in  die  Unstrut  geht.  Zuvor  hat  sie  von  Ost^  her,  bei  Eischleben, 
die  Wißfra  aufgenommen,  die  aus  der  Gegend  von  Ilmenau  herabkommt,  und 
Vvkrer  tfuieli  TbOriogen.  S 


Digitized  by  Google 


IB  ^^wikum  Bnd  Bttder. 

V im  Westen  her  die  Ap/elstedt ,  die  über  Tambach  ontspr inert  und  alsbald  das 
bclimalwasser ,  die  Tambadi  und  die  Spitter  aufuiimut,  dauu  über  Georgen- 
thal, wo  der  Leinaluuial  nach  Gotha  abgeht,  fiber  Weehmar  und  Holt^nkirchen, 
(wo  sich  die  ron  Ohrdruff  kommende  Ohra  mit  ihr  vereiiiigt) ,  Apfelstedt  und 
Ingersleben  fliesst,  l)ls  sie  zv-isc  ben  'Molsdorfnnd  Stedten  in  die  Gera  mündet. 
Aber  auch  von  Norden  her  hat  die  Unstrut  ihre  Zuflüsse,  z.  B.  die  Lassa,  die, 
kaum  eine  Meile  vom  Bette  der  T'nstrnt,  den  Rücken  der  Finne  dnrehbricht ;  die 
Helba,  die  bei  Holzthallebeu  entspringt  und  sich  bei  Greussen  in  3  Arme  theilt; 
die  Wij^per,  die  vom  Eichsfeld  kommt  und  bei  Sondershausen  ein  malerisches  , 
Thal  diiTchlSnft,  nebst  der  htmien  Wipper,  welche  durch  Frankenbansen  geht; 
die  Helme,  die,  von  den  südlichen  Abhängen  des  Harzes  entsendet,  die  goldene 
Aue  bewässert  und  die  nördliche  Naturgrenzo  Thürinfrcns  bildet. 

Wesergebiot.  —  Die  Sammelader,  welche  alle  diesem  Gebiete  zuströmen- 
,  den  Gewässer  aufnimmt  und  weiter  führt,  ist  die  Wenra,  die  den  südwestlichen 
Fuss  des  ThUringerwaldes  von  Eisfeld  bis  nach  Salzongen  benetat,  nnd  weiter 
hin,  gen  forden,  Thüringen  und  Hessen  begrenzt,  gleichwie  sie  dm  Thüringer- 
wald vom  Rhöngebirge  scheidet,  ihre  bcdentendsten  Zuflüsse  ahcr  von  der  thü- 
ringischen Seite  erhält.  Die  Werra  bildet  sich  aus  zwei  Quellfiiden ,  der  nassen 
und  der  trockenen  Werra,  die  am  höchsten  Gebirgsjoch  in  der  Nähe  des  Renn- 
steiges, zwischen  Masserberg  und  Siegmundsburg ,  entspringen  und  nach  ihrer 
Vereinigung  znnilchst  gen  Eisfeld  fliessen.  Dann  wendet  sich  der  Flnss  nord-  - 
westlich  und  durchs eblängelt,  wiederholt  von  der  Werrabit  Im  überbrückt,  die  ihm 
bis  Salzungen  fortwäbrcinl  znr  Seite  läuft,  an  den  Städten  Ilildburghausen,  Mei- 
uingen,  Wasungen,  Salzungen .  Vacha  und  Berka  vorüber,  ein  anmuthiges  Thal, 
das  bei  Gerstungen  die  thüringische  Eisenbahn  und  die  hessische  Friedrich - 
Wilhelms-Nordbahn  yerräiigt  Daun  yon  der  thüringischen  Eisenbahn  hei  HÖr- 
sdiel  im  „Hfirselpass'*  der  eigentlichen  Pforte  awischen  dem  südwestlichen  nnd 
norddsflidien  Deutseliland  —  überbrückt,  fliesst  er  über  Krcuzbut^,  Mihla  und 
Treffurt  Tir^ch  Wanfried,  wo  er  die  ersten  kleiiieTi  SclnnV  trägt,  und  voreiiiiL't  sieb, 
nach  einem  Laufe  von  etwa  30  Meilen,  bei  Hannöverisch  Münden  mit  der  1  uldn, 
um  sich  als  „Weser"  in  die  Nordsee  zu  begraben.  Wiederholte  Versuche,  schon 
▼om  Landgrafen  Ludwig  dem  Heiligen  (1227),  hernach  durdi  Morits  Ton  Hessen 
(1603),  später  durch  Emst  den  Frommen  Ton  Gotha  (1658),  und  endlich  Tom 
Herzog  Georg  von  Meiningen,  die  Werra  schon  innerhalb  der  thüringer  Grenzen 
schiflTljar  zu  machen,  scheiterton  an  der  Ungunst  des  Terrains  und  an  der  Wider- 
spenstigkeit ihrer  üferbewoliner  *).  Auch  scheinen  die  Gotdwäschcreien  niemals 
von  Bedeutung  gewesen  zu  sein,  obgleich  einige  Seitenbäche  (bei  Schwarzenbrunn 
und  Hildbur^ausen)  wirklich  Qoldsand  führen. 

Der  nste  erhebliche  Nebenfluss  der  Werra  ist  die  raschfliessende  SchleuBe, 
din  bei  dem  grossen  Dreihermstein  am  Rennsteig,  zwischen  Allzunah  und  Neu- 
stadt, entspringet  und  durch  ein  langes ,  en^resThal  an  Schleusin<:ecn  vorüber  nach 
Kloster  Vessra  strömt,  nachdem  sie  mehre  Bäche  und  FlUsscben  aufgenommen: 
namentlich  die  Biher  bei  Lichtenau ,  und  besonders  die  ^^ahe  (bei  Rappelsdorf)) 
die  von  Schmiedefeld,  wo  sie  „Enger"  heisst,  herabkommt  nnd  kura  vor  ihrer 
Einmündung  sich  mit  der  Erlau  vereinigt,  die  zwischen  Schmiedefcld  und  Gold- 
lauter  entspringet  und  bei  St  Kilian  durch  die  Vesser  verstärkt  wird.  Dadurch 
ist  die  Schleuse  der  Art  angewachsen,  dass  sie  von  grossen  Holsflössen  befahren 

•)  DI«  Werra  Ist  somit  die  obere  Weser  und  wird  auch  noch  in  den  L  i  kiiudtii  933 
Tl.  r-hr.  TVe»€ro  (Wisura,  Visnrgis,  Wirrnha]  genannt.  Itn  10.  Jahrhundert  fanden  Mchon 
Megen  der  Sobifffahrt  oder  wohl  eigentlich  wegen  der  Fiacherel  auf  der  Ilörsel  und 
Werra  Streitfgkeitoa  swiflehen  den  Aebten  von  Hei8f«id  und  Vnida  statt  (vergl.  die  Vr- 
künde  Otto's  vom  Jahre  99»  bei  Sehaanat.  hlstor.  Vnldent.  pn>b.  Munu      pag.  149). 


Digitized  by  Google 


4 


6«irtaer  und  BIder.  Id 

■wird,  und  bei  Kloster  Vessra,  wo  S16  in  (Tic  ^^orTÄ  oder  vielmehr  die  TS^orra 
ffnrch  einen  roclitwinkligea  Bogeastrom  in  die  ScbJense  mflndet,  an  Mächtigkeit 
mit  dieser  rivalisirt. 

Die  Hasel,  gleichfalls  ein  ansehnUcber  Fluss,  der  unter  dem  Namen  „Lauter^* 
M9  meinen  Quellen  bei  GoMlanter  entspringt  und  dann  Qber  Suhl  fliesst ,  wo  er 
den  Namen  ,fErbf  nss*'  annimmt.  Erst  bei  Hehniehs,  wo  ihm  der  Haselbach  zu- 
Hillt,  erhält  er  den  Namen  TTnsel  und  vereinigt  sich  bei  Elnhausen  mit  der  Werra. 
Währoii»!  ihres  Laufes  münden  viele  Bäche  in  flio  Hasel.  Der  heträditlicliste 
ist:  die  (hennebergische)  Schwarza,  die  aus  mehren  Qiu'llen  entsteht ,  welehe 
vom  Schützenberg  und  Ruppberg  kommen,  und  als  „Schönbach",  Kohlenbach'* 
oder  f  lOrnndwasser*'  sich  durch  den  prttolitigen'KaiiBlersgrnnd  nach  Steinbach- 
Hallenberg  windet,  dann  in  südlicher  Biehtnng  durch  Herges,  Viernau  und 
Schwarza  fliegst,  wo  sie  ihren  eigentlidi^  Namen  führt,  und  bei  Köhra  in  die 
Hasel  fällt,  nnchdcm  sie  sich  hei  Schwarza  mit  der  Ldchf^y^ov  vereinigt  hat,  die 
als  „Lubenbach''  bei  Oberhof  entspringt  und  sls  „(Tenieinbnch"  durch  Zella 
und  Mehlis  geht,  bis  sie  bei  Benshausen  den  Nameu   Lichtenau'^  annimmt. 

Die  j8!e^niiafika2de  entspringt  am  Abhänge  des  Inselsberges ,  wo  sie  „das 
kalte  Wasser"  heisst,  und  theilt  Kleinschmalkalden  in  den  gotiiaischen  und  hes- 
sischen Bezirk.  Dann  läuft  sie  über  Seligenthal,  wo  sie  die  Süge  aufnimmt,  an 
Stadt  Schmalkalden  vorüber,  verstärkt  sieb  durch  die  SehnfUhach  imd  8tül 
and  fiillt  bei  Todtenwart  (Wernsliauseu  gegenüber)  in  die  Werra. 

Die  Brüse  (bei  Herrenbreitungen) ,  die  vom  Inselsberg  kommt  und  unter- 
halb Brotterode  das  romantische  Brusentiial  benamt;  der  Grimbat^^)^ der  ober- 
halb des  Dorfes  Steinbach  entspringt  und  an  Bad  Liebcmstein  rorüber 'fliesst; 
^e  Bvliweirw.  (bei  Barchfeld)  mit  dem  Wasser  der  Glttcksbrunner  TTohle ;  der 
Kieselbach  in\^  Aom  Praucnsee;  die  Siüil  bei  Berka,  die  viele  Artschaften,  z.  B, 
Marksulil,  benamt;  die  Elina  (bei  LauchrÖden),  welclic  die  schönen  Wilhelms- 
thaler  Teiche  bildet:  —  dies  sind  lauter  waldfrische  Bäche,  die  nach  kurzem 
Lanfe  in  die  Werra  m&iden. 

Un^eich  erheblicher  ist  die  JSörsel,  der  letzte  Zuiinss ,  welchen  die  Werra 
vorn  Thüringerwalde ,  und  der  einzige,  den  sie  von  seiner  Nordseitc  empfängt. 
Sie  entsteht  aus  drei  Bächen,  die  sich  unterhalb  des  Dorfes  Hörseigan  0>ei  Wal- 
tershnusen)  vereinigten  und  nun  erst  den  Nameu  ,, Hörsei"  erhalten.  Der  stärkste 
dieser  Baclie  ist  die  Leina,  die  am  nördlichen  Abhänge  des  Rennsteiges,  zwischen 
Finsterbergen  und  Tambach,  quillt  und  auf  ihrem  4 — 5  Meilen  langen  Laufe  das 
Dorf  Schönau  („vor  dem  Wal<Je")  berührt.  Von  hier  aus  ist  unter  der  Regie- 
rung des  Landgrafen  Balthasar  von  Thüringen  (13G9)  ein  Arm  der  Leina  in  vie- 
len Krümmungen  nach  Gotha  geleitet  worden,  der  noch  jetzt,  nachdem  er  später 
ri653)  durch  den  Apfelstedt-Kaual  („Georgenthaler  Flossgraben"),  der  bei  Em- 
leben dazu  ötösst,  verstärkt  worden,  die  meisten  Strassen  der  Stadt  in  verdeck- 
ten Kanftlen  bewässert.  Eiir  AugustinermSnch,  dessen  Namen  die  undankbare 
Nachwelt  rergessen  hat,  soll  das  eben  so  mühsame  «Ha  kostspielige  Werk  ange- 
legt und  vermittelst  eines  Pfluges,  der  noch  in  Gotha  aufbewahrt  ist,  den  Lauf 
der  neuen  Wasserleitung  mit  unsäglicher  Geduld  regulirt  ha])en.  Dieser  Kanal 
entzieht  dem  eigentlichen  Bett  der  Leina  fast  alles  Wasser,  so  dass  es  erst  durch 
andere  Nebenbäche,  namentlich  durch  das  Schüjwasser,  welches  durch  Friedrich- 
Mda  fliesst,  und  durch  das  Badmoamer ,  ▼elches  aus  dem  Ubgeheuergrunde 
kommti  die  Reänhardsbrunner  Teiche  speist  und  auf  künstlichem  Wege  durch 
WaMershAusen  geführt  ist,  wieder  gefüllt  wird.  Die  vereinigten  Qewiisser,  na«^- 


<•)  Das  TTiüringervolk  liebt  in  seiner  Sprnclio  ilift  Bäche  zu  terwetblichen  U»d  aagt 
gtwöhuUcb  „die  Grünbach  (Grunibacli),  dt«  Faireubacli"  etc. 

8f 


Digitized  by  Google 


20 


OewiiBcr  und  BMtr* 


dem  siG  noch  die  Lnitcha,  die  das  Felsen thal  entsendet,  ^le^Emse,  die  den  Insels- 
berg (Emseberg)  beiiHmt  haben  soll,  den  Erbstrom,,  der  aus  Ruhla  kommt,  nnd 
andere  Quellen  aufgenommen ,  fliessen  nun ,  als  Hörsei ,  durch  das  von  der  thü- 
ringischen Eisenbahn  dorehachnitUnie,  amnuthife  fidrselthal  und  beoetam  den 
westlichen  Fuss  des  sagemreiehen  HSrftelberi^.  Unterhalb  der  Stadt  Eisenaeh, 
wo  sich  die  Hörscl  wieder  durch  einen  kunstlichen  „Mühlgral^n"  verzweigt,  w- 
hält  sie  einen  Znflu??  ,  der  ihr  an  Stärke  nichts  nachgibt,  tmd  zwar  durch  die 
Nesse,  die  bei  Eisenach  das  Ammoriche  Wasser  heisst,  und  dalier  ihren  Namen 
haben  soll,  dass  sie  fast  niemals  zufriert.  Sie  kommt  aus  dem  platten  Lande 
westUA  von  Erfurt  her,  yereinigt  sich  s wischen  Goldbach  und  Hoehhehn  mit 
dem  Leinakanal ,  nnd  tritt  nach  einem  Lauf  von  7  Heilen  in  die  Hörsei.  Diese 
aber  mündet  bei  dem  Dorfe  Hörschel  (Hörsei?)  unmittelbar  neben  der  Eisen- 
bahn,  wo  der  nordwestliche  Ausläufer  des  Thtiringerwaldes  fusst,  in  die  Werr«, 
nachdem  kurz  zuvor  ihrem  Flussbett,  um  der  Eisenbahn  Platz  zu  machen,  ein 
neuer  Weg  angewiesen,  und  von  Hörschel  aus  ein  abermaliger  Kanal  nach  Kreutz- 
bnrg  geffhrt  werden  ist,  nm  die  ehemalige  Saline  WilhelmBglflckshrann  mit 
Wasser  zu  versorgen. 

Das  Rheingebiet  umfasst  in  Thüringen  nur  ein  beschränktes  Areal  und 
wirr!  von  den  südöstlichen  Abhängen  des  Thüringerwaldcs  gespeist.  Die  beiden 
Hauptüüsse,  die  ihre  Gewässer  zunfichst  dem  Main  zuführen,  sind  die  Kodach 
und  die  Itz. 

Drei  BSche  sind  es,  die  mitten  im  Frankenwalde  (zwischen  Bodacherlnrnmi 

nnd  dem  Lobensteiner  Cnlm)  entspringen,  welche  die  starke ,  vielarm^  Eeiaeh 
bilden.' —  Die  Nebenflüsse,  die  sie  aufnimmt,  bevor  sie  bei  Schwürbitz  (ausser- 
hrtlb  Thüringens)  in  den  Main  fällt,  sind:  fränhische  ^rosrUtritz ,  die  unweit 
(kl  thüringischen  auf  der  Südseite  des  hohen  Culm  entspringt  und  die  reussi- 
öchen  Lander  vom  Königreich  Baieru  trennt  j  äa^  Kronach,  die  ihre  Quellen  über 
Tensehnita  hat,  die  Stadt  Kronach  nmflieaat  und  benamt,  und  die  mit  der  Tei^ 
tau  vereinigte  Uaslach  aufnimmt ;  die  Steinach ,  die  im  meiuingischen  Oberland 
bei  der  Glashütte  Glücksthal  entspringt,  den  schönen,  reichbelebten  , .Hütten- 
grund" innveit  Sonnebergs  bewässert  und  bei  Marktzeulen  in  die  Kodach  fällt. 
Bei  Obcrliud  ist  ein  Flossgraben  aus  der  wasserreichen  Bteinach  abgeleitet,  der 
bei  Neustadt  in  die  Röthen  geht  und  das  Flussgebiet  der  Ita  mit  dem  der  Bodach 
in  Verbindung  setat  Sie  wird  durch  mehre  BXdie ,  namentlich  durch  die  Eng- 
«tito  verstärkt,  welche  die  von  Friedrichsthal  herabkommende  OeJ««  aufnimmt, 
und  führt  nicht  blos  Goldkornor  und  Perleinn  n  seh  ein,  obwohl  in  geringer  Menge, 
sondern  auch  so  kostbare  Foreileu,  dass  sie  der  Kurfürst  August  von  Sachsen 
öfter  für  seine  Tafel  bezog.  — 

Die  IIa y  der  aweite  Hauptfluss  des  Maingebietes,  entspringt  am  Südwest- 
fusse  des  Blessberges  aus  einem  Brunnen,  näe  hei  der  Kirehe  des  Dörfchens 
Stelzen,  dem  man  früher  heilende  WunderkrSfte  zuschrieb,  so  dass  eine  Kapelle 
(Mariahilf)  daneben  erbaut  wurde,  h\  welcher  die  Genesenen  ihre  Krücken  und 
Stelzen  aufhingen.  Nachdem  das  Wasser  der  noch  jetzt  gefassten  Quelle  sich  im 
Kalkboden  verlaufen  und  im  Dorfe,  wo  es  wieder  zu  Tage  tritt,  mit  noch  zwei 
anderen  Brunnen  sieh  vereinigt  hat,  wird  es  durch  verschiedene  Znflttsse  immer 
ansehnlicher,  aber  audb  immw  trftber,  und  fliesst  —  indem  es  streckenweise  ver- 
schiedene Namen  (Wohlsbach,  Landfluss)  führt  —  an  Schalkau  und  Coburg 
vorüber,  zwischen  Baunach  und  Gässbach  in  den  Main.  —  In  Schalkau  nimmt 
die  Itz  das  Trtirkenthnler  Wasser  auf,  das  vom  östlichen  Fuss  des  Blessberges 
kommt ;  bei  Almerswind  die  Grümpen ^  die  hoch  im  Gebirge  (bei  Limbach)  ent- 
springt ,  den  Theuergrnnd  durchfliesst  und  streckenweise ,  gleich  dem  Trucken- 
thaler Wasser ,  im  Steingerdlle  sich  verliert;  bei  Schönstedt  diej^eJ<for,  die 


Digitized  by  Google 


Gewässer  und  B&der. 


21 


swisdhon  BteuilieHL  und  Angastenthal  entspring;  bei  Oaikm  die  Röthen,  die 
rnn  einem  Berge  („Tischblättcr")  oberhalb  Sonnebergs  kommt  und  bei  Neustadt 
den  Flossgraben  der  Steinath  aufnimmt;  bei  Coburg  die  Lauter,  die  über  Neuses 
fliesst;  und  endlich  bei  Schenkenau  einen  Fluss,  der  gleichfalls  die  Bodach  heisst, 
aus  der  Qegend  von  Hildbnrghaoseii  herabkommt,  über  Rodach  und  Ummerstadt 
JHessty  M  0«mfliid  die  JTreeft  und  b«i  Wiedrichsliall  die  HelHng  «nfiiimmt. 

Zwischen  diesen  vielTerscIllmigeiieii  Flussnetzen  zahllose  Bäche,  die  silber- 
schäumend  über  dunkle  Felsen  tanzen  nnd  in  das  Lnubpefliister  des  Waldes  ihr 
mtirmelndes  Liedlein  singen ,  bei  Scbneegang  aber  oder  starken  Gewittergüssen 
zu  Flüssen  anschwellen  und  die  Thalsohleu  brausend  überschwemmen.  Dennoch 
fehlt  es  en  imposanten  Wasserfällen,  wenn  ancli  der  Spitterfall  (bei  Tambech) 
nnd  andere  in  wasserreichen  Jahren  recht  malerisch  sind.  HKnfiger  sind  fisch* 
reiclie  Ttidie,  besonders  am  Fusse  des  Gebirges,  die  jedoch  nirgends  sn  nmfio^ 
lieben  L,iTKlsef>n  anwac^isen  und  in  dor  jüngsten  Zeit  mehr  und  mehr  mi«getrock- 
net  oder  doc  h  \  orkleinert  werden,  um  den  fruclttliaron  T^oden  urbar  zu  machen. 
Die  grösseren  und  merkwürdigeren ,  zum  Theii  durch  Menschenhand  angelegt, 
find:  der  Oimbaektr  Tei^,  nnweit  Friedridirod«  bei  dem  DSrfehen  O^badii 
der  sonst  ISO  Morgen  gross  war;  der  nicht  weit  daTon  entfernte  SVruliguuer 
TWcA;  der  Salxunger  See,  der  JVUhelmsthaler  See  und  der  Hautsee ,  von  denen 
an  den  betreffenden  Orten  die  Rode  «lein  wird;  die  Schwallungcr  f^*'fn\  der  Tie' 
/enorter  Teich,  durch  srhie  KHr|»iVn  berühmt ;  die  Teiche  Reinhardibrunn, 
Q^iyrgenihal ,  KUnigaee,  ILmenau  ,  jScustadt  u.  a. 

^(■^leniudBMer*)«  —  Desto  reicher  ist  Thüringen,  besonders  das 
Waldgebirge,  an  köstlichen  QueUen,  die  nm  so  frischer  nnd  reiner  sind,  je 
schwerer  sich  die  Stcingemengsel  lösen,  ans  denen  sie  entspringen.  Das  Wasser, 
das  sie  bieten ,  ist  für  Grossstädter  und  FlachlanHsbewohncr  ein  imschÄtzbares 
Labsal.  Manche  Quellen  des  Hochgebirges  haben  im  Winter  und  Sommer,  selbst 
wtthrend  der  heissesten  Tage ,  fast  gleichmässige  Temperatur  von  4  —  6**  R.  (die 
Quelle  der  Schwarza  in  einer  Hdhe  ron  8808  Fnss  sogar  nur  5,8®  B.),  «nd  sind 
—  eine  der  grössten  Jfericwürdigkeiten  und  Seltenheiten  der  Hydrologie  —  d€t- 
nahe  chemisch  rein,  so  dass  die  l^oTgcntien  nicht  die  geringste  Trübung  zeigen: 
während  z.  B.  das  Wasser  von  llerlin  in  1  Pfund  3—4  Gran  fester  Bestandtheile 
enthält.  Daher  sind  die  thüringer  Wasaerheilarutalten :  Liebenstein,  Elgers- 
burg ,  Umenau  n.  a.  so  wirhsara ,  weil  sie  an  dem  uhriftlgen  mement  toldMf 
Anstalten,  an  TortreffÜchem  Wasser,  nnerschSpflichen  Ueboflnss  haben.  Aber 
auch  in  fast  allen  anderen  Cnrorten  wird  das  reine  "Wasser  in  mannichfachen 
Modificationen  angewendet,  und  ist  schon  nls  erfrisch rnde«;  Getränk,  in  Verbin- 
dung mit  der  wohlthuenden  Gebirgslnft,  ein  wesentlicher  Factor  der  Gesundheit. 
Deswegen  lassen  es  sidi  Viele  in  dem  freundlichen  Asyl  des  Thüringerwaldes, 
in  das  sich  das  betftnbende  Oerinsch  nnd  die  geledrte  Koltur  der  grossen  Welt 
mit  ilven  grtnea  Ttsohcn  nnd  sonstigen  knuilchafken  Aaswüchsen  noch  nicht  tot^ 
Irrt  hat ,  Wochen  nnd  Monate  lang  gefallen ,  ohne  eigentliche  BSder  au  gebrau- 
dhcn,  lind  kehren,  neu  gekräftigt  an  Geist  und  K5rpcr,  ans  den  Armen  der  Natur 
in  dii^  Kreise  der  Gesellstdiaft  zurück.  Darau.s  erklärt  .sicli  die  alljährlich  wach- 
sende Frequenz  von  Friedrichroda,  wo  zwar  verschiedenartige  Bäder  verabreicht 
wwden,  aber  doch  heine  eigentliche  Badeanstalt  eingerichtet  ist,  so  dass  der  dor- 
tige AniSsntlialt  den  „Pensionen**  iOmelt,  Wie  sie  die  Schweis  zu  bieten  pflegt. 
Der  sehlichte  Zanber  der  Qebtrgsnator  mit  ihrer  wunderbaren  Ai|sishangskrafks 

♦)  S.  Schwenli,  Tliürlngenn  Bädor  nach  ihrer  Lage,  Ihren  Heilkräften,  Ihren  Mtt- 
richtungen  und  ilirpii  Umgolmnpen.  fiBändclien:  cntlialtcnd  Liebonstoin  (2-  Auflage), 
fiiedrichroda  (%  Aofluge),  £Igenburg  (8.  Auflage),  Salsuugon,  Arnstaat,  Schmal kaldea. 
Oelka,  WhUor,  im. 


Digitized  by  Google 


22 


die  Sehnsucht  ,  in  einfnehe  Lclx^nsverhältnisse  zuriickznkeliren ,  wenn  ir>fin  im 
Treiben  der  grossen  VV^elt  blasirt  und  übersättiji^  ist;  die.  nothj^cdrungene  Ent- 
sagung aller  smnaufregenden  (jreuüäse ,  womit  die  Luxusbüder  ihre  Gäste  um- 
«rmoi  I  die  stille  ZvrfldlLgezogmiheit  und  die  swaogloee  Wohlfeilheit  einer  YUle* 
giatura,  wie  sie  die  Mode  mit  sich  bringt;  die  freie  Luft  und  das  frische  Wasser^ 
diese  Lebenselemente,  die  der  Wald  aus  erster  Hand  und  in  bester  Qnalit^'it  dar- 
reicht :  das  sind  die  gdielninissYollen  Kräfte,  womit  Thüringens  Bäder  ihre  Gäste 
locken  und  fesseln. 

Allerdings  fehlt  es  auch  nicht  an  mineralischen  Heilquellen;  allein  sie  ver« 
mögen ,  mit  wenigen  Ausnahmen ,  weder  durch  speciftsehen  Gehalt,  noch  dvrcb' 
grossartige  Anstalten,  die  man  zu  ihrer  Benntsung  getroffm,  mit  ihren  weh- 
berühmten  Schwestern  zu  wetteifern  *) 

Wir  übersehen  sio  in  folgenden  Orujipen: 

Soolquelleu :  Arnstadt  (Arnshall),  Artem ,  Dürrenberg,  Frankcnliausen, 
Friedricbshall  (Bitterwasser),  Günthersbad  (bei  Soudershausen) ,  Halle,  Köseu, 
Langenibeiig  (im  Bens^ehen),  Plane,  Budolstadt,  Salbungen,  Sehmidkalden^ 
Stotternheim  (bei  Erfurt),  Suhl,  Sulza,  ^IfaelmaglUcksbrann  (bei Krenaburg), 
Wittekind  (bei  Giebichenstein) ,  Teuditz. 

EisenqvfUcn:  Alach  0>ei  Erfurt),  Berka  a.  d.  Ilm,  Bibrn  f., Kupfer-,  Fieber-, 
Hunger-  und  Wunderbrunncu")  ,  Bellberg  (bei  Halle),  liensUausen,  Grundhot' 
(bei  Salzungen),  Kosen,  Langenau  (an  der  Tettau  in  Baiern),  Lauchstädt,  Lie- 
benstein, Bastenberg  (im  weimarischen  Amt  Buttstftdt),  Riessstädt  (bei  Artem)» 
Ruhla,  SchwaUnngen  (,*S^mal1^rannen"),  SnhUer-Nenndoxf  („Fressbronnen*'), 
Steinheide. 

Sckwe/e! quellen  (sammtlich  1811  entdeckt):  Berka  a.  d.  Ilm,  Gänthershad 
(bei  Sondershauäen) ,  Langensalza,  Tenn^tädt. 

Erdige  Mineralquellen:  Grub  (bei  Coburg),  Göschwitz  (bei  Jena). 

VürM'  und  älauHhaUige:  Arnsbach,  Gamsdorf  (bei  Saalfeld) ,  Sohwefel* 
loch  (bei  Gräfcntlml). 

Kaironquellen:  Vippach-Edelhausen  (bei  "Weimar). 

Es  wird  kaum  der  Erwähnung  brdürfoTK  djiss  sich  diese  Quellen  vermöge 
ihres  speciüschen  Gehaltes  mannichfach  von  einander  unterscheiden,  selbst  wenn 
sie  ihren  ^optbestaudtheilen  zufolge  derselben  Rubrik  angehören.  So  sind 
manche  Soolqaellen,  a.  B.  Sehmalkalden ,  den  EisenwiEssern  verwandt,  andere 
(z.  B.  Artem)  reich  nn  schwefelsaurer  Kalkerdo,  Arnstadt  an  kohlensaurem 
Eisenoxydnl  und  liroin  etc.,  während  die  Stahlqnellcn  in  so  fern  divergircn,  als 
in  einigen  {%.  B.  Licbeustcin,  Lauchstädt,  IJellberg)  der  Eisengehalt  dnrch 
schwefelsaure  und  kohlensaure  Salze  moditicirt  ist,  in  anderen  (z.  B.  Ruhla^ 
Bibra)  Kohlensäure  und  feste  Bestandtheile  nur  sehr  sehwach  vertreten  sind. 
Ja,  es  entspringen  nicht  seltenen  unmittelbarer  Kfthe  mehre  Quellen  (s.  B.  in 
Berka,  Kösen ,  Güntiieiebad),  deren  Hineralgehalt  mehr  oder  weniger  tob  «n* 
ander  abweicht. 

Die  meisten  dieser  Quellen  — •  e*«  sind  deren  gegen  40  —  befinden  sich  im 
thüringer  Flachland,  und  diejenigen,  welche  dem  Walde  angehören  (z.  B.  Kahla, 
Liebenstein,  ScbmaUcalden) ,  sind,  wie  es  die  geognostischou  Yerlikjiltnisse  mit 
sieh  bringen,  fast  durchweg  am  sfidliehen  Abhang  der  nordwestlichen  Gebirg»* 
hiUfte  geUgert.  Die  Eisenquelle  bei  Steinheide,  die  jedoch  nicht  sa  Bade- 
zwecken benutzt  wird,  liegt  2.t2">  F  über  dem  Meere,  nnd  ist  demnach  nicht 
nur  die  höchste  Minernlr[uollc  in  Thüringen  ,  sondern  überhaupt  in  Deutschland 
(mit  Ausnalime  von  Hinnewiedeir  in  Mähren)  ;  während  die  Soolquelle  von 


*)  Dr.  Dlobrnr^  die  Mineralquellen  Thüringens.  Ueiningen  1861. 


Digitized  by  Google 


Oewteer  und  B&der.  2o 

Wittekind  (900  F.)  am  tiefsten  Hegt.  Eigentiielie  Themen  gibt  es  in  Thäringea 

nicht,  weil  fillo  <Tas!r,'pti  Miiionilqucllen  —  ausser  der  Eisenquelle  zu  Ruhla,  die 
im  Glimmerschieter  entspringt  —  aus  den  Flöt7:<^ebilden  und  der  Braunkohlen- 
formation ihren  Ursprung  nehmen,  erfahrungsi^ässig  aber  das  Wasser  um  so 
wirmer  Ist,  je  tiefer  es  der  Brde  entquillt  Die  höchste  Temperatur  haben  die 
Qsellea  von  Artem,  Kösen,  Sehmalkalden  und  Dllnrenberg  (-f-  14 — 15^  B.)i  «n 
kSItesten  dagegen  (nur  -|-  4^  R.)  sind  die  von  Alach ,  Lauchstädt  und  Yippach. 
Die  «^rfisste  Eigenschwere ,  in  Folge  der  festen  Bestandtlieile ,  die  dem  Wasser' 
l/eiL'»  mischt  sind,  erreichen  die  Salzunger  («Quellen;  wBlirend  andere,  z.  B.  Gün- 
üicrsbad ,  ein  so  geringes  speciäsches  Gewicht  haben ,  das»  sie  fast  dem  destil- 
lirten  Wasser  gleich  su  stellen  sind. 

Viele  der  genannten  Quellen  sind  niemals  au  Heilzwecken  henittst  worden, 
wie  Alach ,  Arnsbach,  Benshavsen,  Gernsdorf ,  Qsnb,  Gösch witz,  Steinheide, 
Sahla,  Suhlaer -Neundorf,  Vippach  etc.;  andere,  wie  Orundhof,  Günthersbad, 
Piano,  Rastenberg,  Schmalbrunnen,  Wilhelmsglücksbrunn  etc.,  sind  nach  knr- 
sem  Renommee  bald  wieder  in  Vergessenheit  gekommen;  einige,  wie  Ruhla, 
Schmalkalden  etc.,  sind  ans  langer  Lethargie  zu  neaem  Leben  erweckt,  und 
noch  andere,  wie  Arnstadt,  Rudolstadt,  Btottemheim  etc.,  sind  erst  in  jfingster 
Zeit  den  zahlreichen  Gfiston  ge'iffTict  worden ,  welche  den  Thüringerwald  und 
dessen  freundliche  ümgebui%en  zu  ihrem  Sommoraufenthalt  wälden  >Tnnobe 
dagegen  (namentlich  LiebensteIrO  erfreuen  sich  eines  alten,  wolilbegründeten 
Rufes,  oder  haben  doch  in  kurzer  Zeit  eine  so  erstauuiiche  Freq^ueuz  erzielt,  dasB 
die  vorhandenen  Bäumliehkeiten  kaum  hinreiehen  wollen,  alle  G-Sste  sn  fassen, 
obgleich  alQtturlich  neue  und  immer  schönere  Bauten  emporsteigen.  Am  besuch- 
testen unter  allen  thüringischen  Badeorten  ist  gegenwärtig  Friedrichroda,  dessen 
PrfindenliMe  1m<  /u  1500  Xummorn  angewachsen  ist,  ob^rloich  es  keine  Mineral- 
qutile  hat;  aui  hin  [kräftigsten  dagegen  ist  der  Liebensteiiier  Säuerling,  der  unter 
den  thüringer  Heilquellen  am  frühesten  bekannt  war,  und  die  Salzuuger  Soole, 
die  aUen  deutBehe»  iSfa^mefi  an  QualUät  und  Quantüät  den  Rang  abläuft.  Aber 
auch  Arnstadt,  Kösen,  Elgersburg,  Ilmenau  u.  a.  freuen  sich  einer  bedeutenden 
Frequenz ,  während  an  grossartigen  Einrichtungen  LiebMistein  mit  vielen  renom- 
mirten  Tjuxnshädern  "wetteifert. 

Die  eigcntliehen  Badeanstalten  sind  fast  überall  mannichfach  modilicirt,  so 
dass  ausser  den  au  Ort  und  Stelle  entspringenden  Quellen  die  gangbarsten  Mine- 
lulwftsser,  natürliche  und  kfinsHiehe,  namentlich  aber  Kaltwasser*,  Fichlen- 
nadel>,  Sool-  und  Dampfbäder  snr  Anwendung  kommen.  Insbesondere  haben 
die  Fichten»  und  Kiefcrnadeldecocte  da,  wo  auch  keine  Mineralquellen  vor- 
kommen, neue  Bade -Etablissements  zn  Tnge  gefördert,  z.  B.  in  Blankenburg, 
Rudolstadt,  Schleusingen,  Ilmcnaif ,  Brotterude,  Günthersbad  (bei  Gehren)  und 
anderwärts,  die  um  so  lieber  besucht  werden ,  als  sie  gewöhnlich  auch  mit  Kalt- 
wasserheilanstalten in  Yttblndung  stehen*).  Ausserdem  wird  in  der  neueren 
Zeit  an  vielen  Badeorten  auch  die  Molkenkur  sur  Anwendung  gebracht ,  sowie 
die  Soolbäder  fortdauern  auch  da,  wo  die  Salinen  eii^gai^en  sind,  a.  B.  in 
Arnstadt,  Kösen,  Schmalkalden  etc. 

Wenn  nun  auch  diese  Anstalten  mit  anderen  weltberühmten  Luxusbädern 
nicht  in  die  Sehraukea  treten  können,  so  erfüllen  sie  um  so  sicherer  ihren  Zweck, 
ils  sich  im  Schoosse  des  trauten  StUUebens,  das  sie  bieten,  Oeist  und  Kdrper  er» 
quiekt  und  kräftigt.  Genussreiche  Ausflüge  in  die  offenen  Arme  der  Katur  und 
iitt  gomüthliche  Verkehr  der  Gäste ,  die  sich  bald  familienartig  mit  einander  he* 


^)  Dt.  GuHtorf,  die  balaainicoben  Kiefer-  and  Vlchtennadelbäder  in  Tb&ringen.  Bu- 
Aototadi  1854. 


Digitized  by  Google 


24  Thftiiifirm  B^wolmr. 

frounden,  entschädigen  für  die  rauschenden,  koHis))ieHgen  Vergnügungen,  womit 
andere  hochgefeierte  Namen  locken.  In^esiondere  sei  konstiUiri;  daas  die  „Spiel- 
höllen^'  nirgends  Eingang  gefunden.  ^ 

Die  nUiere  Sdiildertiiift  der  einselneii  Badeorte,  soweit  sie  in  den  Bayon 
miseree  Beisebuches  fallen,  welches  diesen  Stationspunkten  eine  besondere  Auf- 
merksamkeit sefaeaken  wird,  -  findet  sieh  in  den  spftteren  Booten. 


ThUriugenh  Bewohner. 

Wenn  von  Thüringen  die  Eede  ist,  so  denkt  man  in  der  Fremde  fast  ledig« 
lieh  an  die  bnidschaftliche  Physiognomie  seines  Gebirges  Der  schlichte,  biedere 
Menschenschlag,  der  in  diesem  Lande  wohnt,  ist  ungleich  wenii;er  bekannt  und 
gewürdigt.  Gar  viele  Wanderen,  von  den  Schönheiten  des  Thüriugerwaldes  eat- 
aSiekt,  haben  wobl  Stdne  vnd  Bramen  gesammelt,  den  Mmseken  aber  kanm  einen 
'  flOehllgen  Blick  gesdienkt  und  sie  nur  so  weit  beaebtet^  als  sie  ihnen  den  Tisch 
gedeckt,  das  Schlafgemach  bereitet  und  die  Rechnung  producirt  haben.  Und 
doch  sind  die  Bewohner  eines  Lande??  nicht  blos  dessen  interessanteste,  obwohl 
vielfach  übersehene  Staffage,  sie  hauchen  auch  der  landschaftlichen  Physiogno- 
mie erst  Blut  uud  Leben  ein,  uud  legen  sich  iu  das»  Keisealbum  nicht  wie  ver- 
trocknete Pflsjuen,  Tiehnelir  wie  iebenswarme  Lichtbilder,  an  die  sieh  die  lieb- 
sten Erinnerungen  knftpfen. 

Thüringens  Einwohnerzahl  lässt  sich  kaum  annähernd  bestimmen,  ni(^t 
sowohl  deshalb,  weil  es  an  statistischen  Nachweisen  fehlt,  sondern  woil  die  Lriii- 
desgreuzen  nicht  penau  markirt  sind.  Thüringen  hat  längst  aufgehört,  ein  puH- 
tischer  Complex  zu  sein,  wenn  überhaupt  seine  Bewohner  jemals  unter  £Ü^/m 
Soepter  standen.  Daraus  erklärt  sich*s,  dass  die  Angaben  der  Kopfzahl  ausser- 
ordentlich diyergiren,  je  nachdem  man  die  Grenzen  enger  oder  weiter  zieht. 
Fasst  man  das  thüringer  i^YacMand ,  abgesehen  vom  Gebirge  und  vom  Eichsfeld, 
in'a  Auge,  so  mag  es  auf  200  Q  -Meilen  1,100,000  Einwohner  nähren,  während 
man  die  Bevölkerung  des  Waldes  bald  auf  150,000,  bald  auf  300,000  Seelen 
schützt.  Davon  kömmt  die  durchschnittlich  stärkste  Kopfzahl  auf  den  hessi- 
schen Antiieil  (Herrschaft  Schmalkalden),  die  geringste  «nf  das  Fftrstenthum 
Saalfeld  und  auf  das  renssische  Gebiet.  Unzweifelhaft  dürfte  sein,  dass  ThÜ* 
ringen  verhältnissmässig  sehr  stark  bevölkert  ist,  und  dass  insbesondere  der 
Thüringerwald  eine  «jfrössere  Menschenzalil  ])eherbergt,  als  irgend  ein  anderes 
deutsches  Gebirge  (^n»it  Ausnahme  dt  s  Kivict  Vdrges)  auf  demselben  Flätdienranm. 
Inzwischen  ist  diese  Bevölkerung  sehr  ungleich  vertheilt,  so  dass,  wenn  iu  mau> 
ehern  Waldbesirk  (s.  B.  in  der  Herrschaft  Schmalkalden)  0500  Henscheji  aaf 
der  Q.-MeUe  wohnen ,  in  anderen  nicht  viel  über  2000  gezählt  werden.  Ja ,  es 
gibt  mcilenweite  Distrikte,  wo  sich  kein  einsiges  Dorf,  kanm  eine  Mühle  oder 
eine  Köhlerhüttc  angesiedelt  hat. 

Thüringens  gegenwärtige  UcAvohner  bilden  keinen  einheitlichen  ,  durch 
specifische  Charaktereigenthümllclikeiten  gekenuzeichueteu  Volksstamm.  Dies 
thut  jedoch  ihrer  TerscUedenartig  nüan9irten  Originalitit,  in  der  sich  nordischer 
Emst  und  südliches  Oemttth  geschwisterlich  paaren,  nur  geringen  Abbruch. 
Zwar  ist  die  Bevölkerung  eine  überwiegend  germanische  und  wahrscheinlich 
aus  dem  alten  Volksstamm  der  Hermunduren  hervortfcgangen,  so  dass  sich  die 
edelsten  Elemente  des  deutschen  Nationalcharakters  in  Thüringen  gleichsam 
concentriren.  Indessen  haben  wiederholte  Auswanderungen  und  Einwanderun- 
gen dem  ursprünglichen  Orlginalbild  ve^hiedene  Farben  aufgeprägt.  So  hat 
sich  nachweisbar  das  slawische  (wendische)  Element,  das  im  Altenhurgischea 


Digitized  by  Google 


25 


voriierrscliend  ist,  von  Osten  her  bis  in  das  Saalthal  vorgedrängt,  -wo  es  sich  im 
reussischeu  Gebiete,  obwohl  vollständig  germanisirt,  bis  jetzt  erhalten  )mt.  Ein- 
zelne Vorposten  haben  sich  aber  auch  —  wie  die  Ortsnamen  bezeugen,  die  sich 
auf  ü»  endigen  r—  nicht  blos  in  das  melninger  Land ,  sondern  auch  bis  in  die 
Ctogend  von  Eiscinach  und  Kwimbvig  TorgeBcSboben;  wibrend  die  Bewolmegr  der 
alten  Fabfikorte  Bnhla,  Steinbach,  Brotterode,  Schmalkalden,  Tambaeh  und 
Mehlis,  die  f^icb  noch  jetzt  durch  mancherlei  Originalitäten  auszeichnen,  aas 
mehr  oder  minder  fernen  Ländern  lierüber  f::nkommen  sind  und  sich  in  Thürin- 
gen festgesetzt  haben.  Ob  jedoch  aus  Tyroi,  aus  Ungarn,  aus  Venedig  oder  gar 
'  —  wie  Manche  fabeln  —  aus  dem  Orient,  darüber  fehlt's  an  sicheren  Anhalte- 
punkten.  Dass  flbrigens  .«m  sttdlldien  Geblrgsablinng  die  Abkunft  der  Bewob- 
ner  im  fränkischen  Volksstamm  wurzelt,  ist  unverkennbar:  während  schon  die 
Ipeographisclif,  X^h^p.  flarauf  bindentet ,  dass  sirli  niTr-h  im  Nordwesten  die  Kattcn 
(Hessen)  vorgeschoben  und  sich  mit  den  Thüringern  vermischt  haben.  Selbst 
der  räthscihafte  Volksstamm  der  Zigeuner,  der  seit  alter  Zeit  durch  Thüringen 
noaindisirte,  dmebililchtet  noch  in  einzelnen  Familien  die  Abgelegenen  Dörfer, 
iribrend  eine  Kolonie  derselben  in  Friedriebslobm  (Kreis  Nordkansen)  und  eine 
aiiiielAa  Familie  auch  in  Etterwinden  (bei  Eisenach)  ansässig  Ist.  Diese  Amal* 
gamation  verschiedener  Volk'^stämme  ist  nber  um  so  intoressanter,  als  deren 
Eigenthlimlichkeiten ,  wenn  auch  im  Laufe  der  Zeit  durch  die  allgemeine  Civili- 
satiou  mehr  oder  weniger  abgeschliffen ,  doch  in  den  verschiedenen  .Landesthel- 
lau  ao  «ngenfUlig  kerr^rtreten ,  dass  man  die  IndiTidnalit&ten  niekt  bloa  der 
ndrdllehen  vnd  südlleken  Waldbewokner,  aonflem  anck  der  Insassen  des  Flaeh- 
Inndes  ,  je  nachdem  sie  westlicher  oder  dstlicker  sesshaft  sind ,  in  ihrer  finssareil 
und  inneren  Haltung  nicht  leicht  verkennen  kann;  ja,  als  sclb'st  oinzelne,  nahe 
gelegene  Ortschaften  jene  Nüan9en  so  grell  dokumentiren ,  dass  uian  deren  Be- 
wohner nicht  blos  in  ihrer  Mundart  und  ihrer  ELieidung,  sondern  in  ihrem  ganzen 
ekftmkteristiscken  Gtobakren  unschwer  nnterschddet.  Wobei  allerdings  incbt 
aoaaer  Acht  zu  lassen,  dass,  wie  überall,  so  auch  hier,  die  grössere  oder  gerin« 
gcre  Wohlhabenheit  der  verschiedenen  Distrikte,  sowie  die  überwiegende  Be- 
schäftigung der  Bewohner  —  ob  Ackerbauern,  Taglöhner  oder  Fabrikarbeiter  — • 
auf  die  Ausprägung  des  Charakters  und  auf  die  ganze  Lebensart  ein^n  unver- 
kennbaren Einfluss  übt.  So  ist  es  unbestritten,  dass  sich  „die  Wäldler^^  wie 
dfivck  kdiperliche  nnd  geistige  Anlagen,  so  durch  Sitten  nnd  Gebrftnche,  Ton 
den  Bewdhnem  des  flachen  Landes  wesentlieh  unterscheiden,  und  bei  vorherr- 
schender Oenusssucht  doch  im  Allgemeinen  bUdnngsfUiiger  nnd  abgeschliffsner, 
gofSilli(?*'r,  biederer  und  religiöser  sind. 

Darum  ist  es  schwer,  eine  allgemcme  Charakteristik  der  thüringischen  Bo- 
wokner  su  entwerfen.  Dennoch  kann  man  sagen,  dass  sie  sich  dorchscknittlieh 
akias  wohlgebildeten,  mnslcelkaften  Körperbaus  nnd  einer  danerhallen  0esnnd- 
hait  erfreuen :  mit  Ausnahme  einzelner  Ortschaften ,  die  ein  trauriges  Kontin- 
gent leiblicher  und  geistiger  Krüppel  stellen  (z.  B.  Schmalkalden,  Kreuzburg, 
Jena  etc.).  Die  Gesichtszüge  sind  meist  regelmässig,  nicht  selten  schön.  Na- 
mentlich war  Kuhla,  und  ist  es  wohl  auch  noch  jetzt,  durch  seine  schönen  Mäd- 
chen hochgefeiert  Seitdem  sie  jedoch  ihren  orientalischen  Kopipnta  abgelegt 
haben,  Terschwindet  dieser  Nimbus  mehr  nnd  mehr.  An^  altert,  wenigstens 
In  den  Dörfern,  das  weibliche  Geschlecht  sehr  rasch.  Die  bllthendsten  Jung- 
frnuen  erkennt  man  wenige  Jahre  nach  ihrer  Verheirathung  —  wahrscheinlich  ^ 
in  Folge  der  häu.«liehen  und  mütterlichen  Beschwerden  —  kaum  wieder.  Die 
Waldbewohner  sind  weniger  schwertäiiig  und  lebhafter  in  allen  iliren  Bewegun- 
gen, 80  daas  man  ihren  Angaben,  wenn  man  sie  naek  der  Entfernung  eines  Ortes 
fragt ,  immer  noek  eine  betfäckUieka  Stfeaka  sasetsen  mnsa ,  wenn  man  aia  dem 


Digitized  by  LiOOgle 


* 


2d  Thtriiigm  Bewoluar« 

gewöhnlichen  M.issstabe  anpassen  will,  indem  sie  —  wie  man  zu  sagen  pflegt-^ 
ihre  Wege  wie  die  Füchse  messen,  ohne  den  Schwanz  zu  berechnen. 

Die  Kleidung  der  Durt'bewohner  —  in  den  St&dtea  hat  sie  die  französische 
Mode  längst  modernisirt  und  nivelUrt  —  hat  nur  noch  hie  nad  da  einen  nattonal- 
oder  lokal •  eigenthftmli^en  Anstrich,  indem  die  alten,  xum  Theil  recht  maleri- 
schen Vollutrachten  vor  der  „Kultur,  die  alle  Welt  beleckt",  je  mehr  und  mehr 
vorsfljwinden  Nur  dio  AUonbnrger  Bauern  sind  ihren  schwarzlederneu  Pluder- 
hosen uud  ihrem  niedrigen  Filzhut,  und  die  Jtäuerinncn  ihrem  häö.slichen  Brust- 
latz und  kurzem,  steifen  Rocke  treu  geblieben,  während  in  Thüringen  kaum  noch 
die  iltesten  Männei^  ihre  kunen  Lederhosen '  und  dreieckigen  HUte  („Drei«- 
master'*)  tragen ,  die  im  Winter  mit  dem  „PelzbarteP'  und  in  der  Stube  mit 
einem  ledernen  „Deckel"  wechseln;  denn  selbst  in  der  gros steu  Hitze  j^^eht  tlor 
Landmann,  wenn  auch  barfuss,  doch  niemals  barhaupt.  Auch  die  schwaiÄeu 
Tuchmäntel  der  Frauen  und  die  langen  grosskntipligcn  Rücke  der  Alanusperso- 
neu  verschwinden  mehr  und  mehr.  Der  runde  Kamm ,  welcher  die  nach  hinten 
gestrichenen,  langen  Haare  festhielt,  wird  kaum  noch  sn  finden  sein.  Die)ftn« 
geren  Leute  schliessen  sich  mehr  und  mehr  der  städtischen  Mode  an^  und  nnr 
bei  feierlichen  Gelegenheiten  kommen  hie  und  da  noch  die  ,,aTtväterischen" 
Trachten  zu  Tatrc ,  z.B.  der  schwarze,  lancfgefaltete  Kirchenmantel,  die  mit 
weissen  Spitzen  garnirte  Abendmahlshaube,  die  Bäuderzier  und  Flitterkrone  der 
Brttnte  etc.  Gewöhnlich  tragen  die  Mannspersonen,  wenn  sie  nicht  in  hlossen 
Hemdttrmeln  gehen ,  eine  kurze  Jacke  oder  einen  blanllmienen  Khtel  (Blonse), 
eine  Schildmütze  und  nägelbeschlagene  Leder-,  suweilen  auch  klappernde  Holt» 
schuhe;  die  Mädchen  oder  Frauen ,  wenn  sie  nicht  in  städtischen  Kleidern", 
wohl  gar  in  Krinolinen  einher 'stolziren ,  einen  schweren,  dunkelgrünen  Falten- 
rock, ein  buntes,  eng  anschliessendes  Mieder  mit  aufgestreiften  Hemdärmeln 
oder  kurzer  Jacke,  ein  buntfarbiges,  kreuzweis  über  die  Bmst  geschlagenes 
Tttch,  eine  Tielrelhige  Glasperlenschnnr  („Koster**)  oder  Xchte  und  nnächteHeai- 
keldukaten  um  den  Hals,  eine  Haube  („Mtttse'')  mit  st^fer  P^ppunterlage  und 
vielen  im  Nacken  herabfallenden  Bändern.  Anderwärts,  namentlich  in  einigen 
wohlhabenden  Dörfern  des  gothaischen  Flaclilandes,  sind  diese  Hauben  mit 
Federbüscheu  uud  kolossalen  Schleifen  eilenhoch  aufgebaut,  während  fussbreite, 
gold-  und  silherbesetste  Seideubänder  wie  ein  Wasserfall  den  Rücken  hinab  sieh 
eiigiessen,  so  dass  eine  solche  BXuerin  mit  ihrem  fiberreichen  Ooldschmuck  wt« 
ein  Wunderthier  aus  fernen  Landen  aussieht.  Weniger  pfauenartig  und  ungleich 
schöner  ist  das  grellbunte  Kopftuch ,  welches  die  Mädcbcii  im  WerraL'rinul  und 
vereinzelt  auch  noch  in  Kuhla  turbanartig  um  den  Kupt  winden,  w  itin  iwl  man 
bei  der  Feldarbeit  einen  grossen,  tief  in's  Gesieht  reichenden  Strohliut  („Sciiaub- 
faut")  trügt,  oder  auch  Im  blossen  Kopfe,  das  geflochtene  Haar  mit  kftnstlielMtt 
btumen  anfgepntxt,  einher  geht.  Fast  jede  Gegend  hat  da  noch  ihre  Eigenthte- 
lichkeit,  gleichwie  es  überall  anders  geformte  Tragkörbe  (^bt,  womit  die  Frauen 
und  Mädchen  in*s  Feld  und  zu  Markte  gehen.  Das  Haar,  sowohl  der  Männer^ 
als  der  Frauen,  wird  in  der  Regel  kurz  geschoren.  Letztere  verkaufen  oder  ver- 
tauschen  es  häuüg  gegen  einen  baumwollenen  „Kopflappen'S  den  sie  als  Stiru- 
binde  tragen,  während  das  übrig  gebliebene  Haar  mit  einer  aierlich  geschuituten 
Holsnadel  festg^alten  wird. 

Wfthrend  in  den  ackerbautreibenden  Landorten  der  Luxus  immer  grossere 
Herrschaft  gewinnt  mul  nnch  im  Iiiiieveii  niul  Ae\isseren  der  M'nh?i}/vffrti  /ii  Taee 
tritt,  so  dass  recht  geschmackvolle,  stattliche  Häuser,  ikrbig  üb  tuuicht,  mit 
tapezierten  Stuben  und  gamirten  Fenstern,  gar  nicht  selten  sind,  so  icauern  frei- 
Udi  auch  noch  die  irmlicfasten  Ldimhtttteii  daneben ,  deren  Stubeuklfige,  nicht 
einmal  gedielt,  von  halbnackten  Kindern  und  Jungen  Grinsen  wimmeln.  Die 


Digitized  by  Google 


TkHrüigm  Benroiuut. 


27 


,,BIoc}ihäusei-",  ans  horizontal  aneinander  gefugten  Baumstämmen  konstnürtf 
deren  Fugen  mit  Moos  und  Kitt  ausf^efüllt  sind,  verschwinden  allgemach,  auch 
im  Haslach  und  Tettaugruud,  während  sich  die  „Holzmacher"  noeh  imjner  ihre 
Sommerresidensen  im  Walde  einrichten,  die  etwa  10  Fuss  lang  und  kaum  so 
hoch  sind,  dass  man  aufrecht  darin  ateliea  kann.  Uebrigens  sind  fast  alle  Hftn- 
ser  aus  IIolzfiMshwerk  erbaut»  snweilen  mit  Backsteinen  ausgelegt.  Massive  Ge- 
hände  sieht  man  nur  ausnahmsweise.  Di€  meisten  sind  zwei  Stock  hoch ,  fast 
niemals  höher,  häutig  mit  der  Giebelseite  der  Strasse  -/.u^ekehrt.  Indessen  fehlt 
es  auch  au  einstöckigen  Hütten  nirgends.  Daä  Fachwerk  ist  gewöhnlich  mit 
Kalk  berappt,  während  die  Holzbalken  mit  einer  anderen  Farbe  überstrichen 
sind.  Die  Wetterseite  (westliclk)  wird  gm  mit  Ziegeln  („Ochsensungen'Ot 
Holzschwarten  oder  Seldndeln,  in  d^  Behiefiergegenden  mit  Schiefertafeln  be- 
kl<  "id^  t,  die  öfters  zu  arabeskenartigen  Fij^nren  ausgeschnitten  odnr  mit  allerlei 
Zit  I  rutlK  11  bemalt  sind,  so  dass  ein  solches  Haus  wie  eine  nürnberger  Zncker- 
schaclitel  aussieht,  zumal  häufig  auch  noch  die  hölzernen  Fensterladen  bunt- 
farbig angestrich^  und  über  den  Tlittren  Namenssüge ,  JahresaaUen  und 
fromme  SprAcbe  angebracht  sind.  Ungleich  dflsterer  sind  die  sehindelbelegtett 
Häuser,  obgleich  sie  mit  dem  dunkeln  Waldrahmen  wohlthuend  Ii n moniren. 
D'io  Däclier  sind  im  flachen  Lande  und  auf  dr  r  X  »i d w  ostsritn  des  Wahles  fast 
durchweg  mit  Ziegeln  gedeckt,  und  die  alten  Strohdächer  werden  aus  feuerpoli- 
zeilichen Rücksichten  bald  gänzlich  verschwunden  sein.  Indessen  lässt  sich 
nleht  leugnen,  dass  di^enigen  Ddifer,  in  welchen  ^e  Sehindel-  und  Schiefer- 
iMdachvng  vorherrschend  ist,  dem  Typus  eigentlicher  Oehirgsdörfcr  nXher 
stehen.  Ein  wahrhaft  städtisches  Gepräge  haben  einige  Dörfer  bei  Erfurt, 
namentlich  Gispersleben  und  Stotternheim,  wahrend  sich  die  Stadt  Schmalkal- 
den durch  ihre  alterthUm liehen,  aber  malerischen  Häuser  auszeichnet.  —  Das 
Innere  der  Wohnungen  lässt  an  zweckmässiger  Einrichtung,  Be<j[uemlichkeit  und 
Sauberkeit  nicht  selten  Yitü  sn  wOnsclien  ftbrig.  Hftufig  ist  der  l^uhstall  nnmit* 
telbar  der  Hausflur  angebaut  und  schwängert  das  ganaeHans  mit  seinen  Düften; 
die  Stuben  sind  eng  und  niedrig,  im  Sommer  von  einem  Heere  unverschämter 
Fliegen  durchschwirrt;  die  Fenster,  die  fast  niem.Mls  geöffnet  werden,  so  klein, 
dass  es  in  Thüringen  eigentlich  gar  keine  Dickköpfe*'  geben  dürfte,  die  Wände 
überl£allct  und  iiberräuchert,  manchmal  auch  zur  Hälfte  bemalt,  selten  noch  ge- 
täfelt; die  Treppen,  die  auf  den  „Boden*'  (in*6  obere  Stockwerk)  ffthren,  schmid 
und  steil,  wie  Hühnersteigen.  2war  machen  die  holzfressenden  Kachelöfen  nach 
und  nach  zweckmiissigcrcn  Feucrungsanlagen  Platz  ,  und  damit  vcrsdiwindet 
auch  die  Siedepfanne,  die  im  Ofen  brodelt  und  der  trauliche  Versteck  (,.die 
Hülle^Oi  die  zum  Dämmerstündchen  einladet.  Allein  die  Holzbänke,  die  sich 
längs  der  Wände  reihen,  das  Kannrückchen  (ein  Brettergesims),  das  unter  der 
Deolca  hinlänit,  der  Kalender,  der  unter  dem  kleinen  Spiegel  hängt,  die  berg- 
gethürmten  Federbetten ,  häufig  mit  Vorhängen  umrahmt ,  und  die  Vogelbauer, 
die  mit  ihren  zwitscberrtden  Insassen  an  der  Stubendecke  und  vor  den  Fenstern 
schweben,  behaupten  ihr  altes,  gutes  Uecht:  sowie  Talgkerzen,  oder  auch  nur 
Schlcbelampeu  die  „Schieisen''  (dürre  Holzspäne)  und  die  dampfenden  Leinöl- 
liehter  noch  lange  nicht  verdrängt  itaben.  Dass  es  auch  Tiele  moderne,,  freund- 
liche, geschmackvoll  möblirte  Wohnungen  gibt,  brauchen  wir  um  so  weniger  za 
erwähnen,  als  sie  von  denen,  die  man  allerwftrts  in  Dentsohland  sieht ,  nicht 
wesentlich  verschieden  sind.  Dagegen  ist  hervorzuheben,  dass  man  die  HfCuser 
gern  mit  Rosenbäuiuclieu  schmückt  oder  mit  Weinr«  ]»<  u  umzieht  uud  fast  überall 
ein  Gärtchen  püegt,  darin  sicii  Lauch  und  iilumeu,  hin  uud  wieder  auch  Nesseln 
und  Bisteln  den  Rang  streitig  machen. 

•  Die  Nahrung  des  niederen  Volkes  und  selbet  dcir  wohlhabenderen  Bauern  ist 


Digitized  by  Google 


t38  Tlttiingens  Bewdlmer. 

sehr  frugal,  zumal  auf  dem  Walde,  wo  die  Kartoffeln  das  tägliche  Brod  der 
armen  Leute  sind  und  selbst  auf  wohlbesetzten  Tischen  selten  fehlen.  Ausser- 
dem spielen  auf  den  einfachen  Küchenzetteln  Milch-  und  Mehlspeisen  ^  Hülsen- 
früchte ,  Sauerkraut  und  Klösse  die  Hauptrolle.  Frisches  Fleisch  kommt  in 
rielen  HSnseni  fast  des  ganae  Jahr  nicht  auf  den  Tiseh,  nnd  selbst  die  reiehen 
Bauern  begnügen  sich  grossen  Theils  mit  harter  Knoblauchswnrst  und  mit  dem 
geräucherten  und  eingepöckelten  Fleischvorrath ,  den  sie  in's  Hans  geschlachtet 
haben.  Nur  bei  festliehen  (xclegenheiten  geht  es  in  den  wohlhnbenden  Familien 
hoch  her,  obwohl  auch  da  weniger  die  Qualität,  als  die  Quantität  der  nicht  selten 
fabelhaften  Konsamtion  in's  Gewiclft  fallt.  In  den  fränkischen  Districten  dürfen 
Sonntags  in  keinem  Hanse  Kldsse  fehlen,  wogegen  in  den  thüringischen  Saner'- 
kraut  („Kumst''  =  Kompost)  und  Schweinefleisch  die  Hauptrolle  spielen.  Bei  ge- 
wissen Festen  geht  man  von  dem  fc^tstohcnrlen  Küchenzettel,  auf  dem  besonders 
Beissuppe,  Kosinenbrühe  und  Hirseubrei  figuriren,  selten  ab:  sowie  auch  an  be- 
stimmten Tagen  bestimmte  Speisen,  z.  B.  zu  Neujahr  Linsen ,  regelmässig  ge- 
nossen werden.  Die  Holahaner  und  Kdhler  begnügen  sich  fast  den  ganzen 
Sommer  hindurch  mit  Hehlbrer.  Uebrlgens  henntasn  die  Waldbewohner  viele 
Produkte ,  die  anderwXrts  fast  niemals  auf  den  Tisch  kommen,  namentlich  ess- 
bare Schwämme. 

Das  beliebteste  Getränk  ist  das  Lagerbier,  das  seine  Herrschaft  immer  wei- 
ter ausdehnt,  und  aus  zahlreichen  Brauereien  und  Felsenkellern  so  vortretnicii 
herrorgcht,  dass  es  mit  dem  lMl«risehen  wetteifern  kann.  Fast  aller  geselliger 
Verkehr  dreht  sich  um  das  Bier.  Wenn  .es  in/len  spftten  Sommermonaten  spflr- 
lidier  und  schlechter  wird ,  geht  ein  allgemeiner  Jammer  durch  das  Land  ,  vor 
dem  selbst  die  politischen  Kannegiessereien  verstummen.  T>er  fremeiiie  Mann 
dagegen,  dem  das  Lagerbier  zu  kostspielig  ist,  hält  es  mit  dem  Branntwein,  und 
opfert  nicht  selten  diesem  Behemot  den  letzten  Groschen  seines  sauern  Verdien- 
stes. Wasser,  wie  gut  es  auch  ist,  mag  das thttringer  Volk,  nach  seinem  eigenen 
Sprichwort,  nicht  in  den  Schuhen ,  geschweige  denn  im  Magen.  Will  man  sich 
dagegen  etwas  zu  Gute  Ann,  so  geht  man  in  der  Stadt  zum  Acpfelwein:  wäh- 
rend der  Kaifee,  oft  aber  auch  nur  einp  Runkel«  oder  Cichorienbrühe,  welche 
diesen  Namen  führt,  in  keinem  Hause  fehlt. 

Die  Sprache  hat  viele  Eigeuthümlichkeiten  und  weicht  in  verschiedenen 
Gegenden ,  selbst  in  einaelnen  nahe  gelegenen  Ortschaften,  so  anllllUig  von  ein-' 
ander  ab,  dass  sich  die  thflringischen  „Landsleute''  in  weiter  Ferne  an  ilirer 
Mundart  erkennen  und  ein  damit  vertrautes  Ohr  sofort  heraushört ,  woher  der 
Redende  stammt.  Nicht  leicht  sind  auf  einem  so  beschränkten  Räume  so  viele 
Mundarten  im  Gange,  wie  in  Umringen.  Allerdings  wird  die  hochdeutsche 
Sprache  überall  verstanden  und  auch  von  den  geringen  Leuten  wenigstens  ge- 
radebrecht,  weil  es  die  Bchnl-  und  Kirehenspraäe  ist  Allein  der  eigenthflm- 
liehe  Dialekt  und  die  mancherlei  Idiotismen ,  die  sich  eingebttrgert  haben, 
beherrschen  mehr  oder  weniger  auch  die  gebildeten  Yolksklassen.  In  den  tbü- 
rincri sehen  Ebenen  laufen  diese  Mundarten  nicht  so  aus  einander,  wie  auf  dem 
Walde,  und  nach  Bechstein's  Urtheil  wird  in  der  goldenen  Aue  am  reinsten  und 
besten  gesprochen.  Sehr  merklich  ist  dagegen  der  fränkische  und  thüringische 
Dialekt,  und  awar  durch  den-Bennsteig,  abgegrenzt,  hauptsftchlich  in  der  Modn- 
lation  der  Aassprache,  indem  der  Franke,  wie  der  Süddeutsche  überhaupt,"  niebt 
blos  sclineller  und  weicher,  sondern  auch  gern  im  Diminutiv  und  zwei  bis  drei 
Töne  tiefer  spricht,  als  der  eigentliche,  vom  norddeutschen  Idiom  booinfln<?ste 
Thüringer.  Ueber  Nnumbarg  hinaus  und  nach  dem  Osteriand  zu  gelit  da."»  thü- 
ringische Idiom  allmälig  in's  meissnische  über.  Innerhalb  dieser  Grenzen  aber 
unterscheiden  sich  wieder  die  einseinen  Dialekte.  Der  Eisenadier  spricht  andjars. 


Digitized  by  Google 


fkiringens  Bewoluieir.  2d 

alfl  der  Gothaer;  der  Salsnnger  anders ,  als  der  Brotteröder;  der  TambeclMr  an* 

ders  ,  als  der  Schlcnsinfrcr ;  der  Saalfelder  anders,  nls  der  Rudolstadter  n.  8.  L 
Am  oriKinellsten  ist  der  Dialekt  in  Riililfi  (vro  die  Aussprache  des  K  fast  gänz- 
lidi  fehlt),  sowie  in  Bteinbach  und  ächmaikaldeu ,  obgleich  er  durch  seine  theils 
singenden ,  theils  schlürfenden  und  seburrenden  Ttee  eine  gewisse  Verwandt- 
aehaft  TerrSth.  Dieser  .Jargon  mit  seinen  kuriosen  Abkttrsvngen  und  Verstiim-  ' 
melnngen  ist  im  niederen  Volksverkehr  so  schwer  verständlich,  dass  der  Fremde 
gar  keine  deutschen  Laute  zu  hören  glaubt  Darin  aber  stimmen  alle  Thiirni«::er 
überein,  dass  sie  D  von  T  und  R  von  P  in  der  Aussprache  nicht  «ntersclu  iden, 
and  s  vor  t  und  p  stets  wie  sch  betonen ;  obgleich  ihr  Idiom  so  reich  an  Modula- 
tionen, SO  biegsem  und  8<dhmiegsam  ist ,  dass  sie  das  gröbste  Sehimpfwort,  %.  B« 
,,da  Ludert"  dnreh  den  Ton  ihror  Stimme  sn  einem  Bchem-  nnd  Bchmeichel» 
wort  umzuwandeln  vermSgen.  Wuiderltch  ist  die,  auch  anderwärts  vorkom- 
mende, Vf^r^^fümmelung  der  tarnen.  Selten  wird  Jemand  mit  seinem  eip'ent- 
li<  hen  ZiiiiiLiueu  bezeichnet.  Dieser  ist  im  Dorfe  kaum  bekannt.  Es  kommt  v(Jr, 
duää  der  Bräutigam  den  Namen  seiner  Braut  nicht  angeben  kann,  dass  Kinder, 
die  kondrmirt  werden  sollsn,  nicht  wissen,  wie  sie  heissen.  Im  gemeinm  Leben 
floriren  fast  nnr  Tauf-  nnd  Spitsnamen,  aber  auch  diese  seltsam  abbieviirt  und 
verstümmelt,  z.  B.  Krumes  für  Hieronymns,  Lnrz  für  Lorens,  Konnel  für  Kuni- 
gunde,  Kätter  für  Katharinc.  Dazu  die  einfachen  Zusammensetssnngen  .  7  "R 
Annsebill  für  Anna  Sibylla,  Crrethlies  für  Margarethe  Elisabethe ,  Kannhenm  r 
für  Johann  Heinrich,  Handines  für  Johann  Justiuus,  vielleicht  noch  gesteigert 
durch  die  Beseiehnnng  der  Eltern ^  des  Wohnorts,  der  Beschäftigung  und  des 
Alters,  B.  Klapperschosters  Barbsewin,  d.  i.  Barbara  Sabine,  die  Tochter 
einos  S(  hulimacliers  ,  der  am  sogenannten  Klapperberg  wohnt,  oder  Paukers 
Langer,  d.  i.  der  älteste  liochgewnchsenc  Sohn  eines  Mannes,  der  in  der  Kirche 
die  Pauken  schlägt ;  Bähst  Christels  Qehannse  Heine  Hänsche ,  d.  i.  das  Häus- 
chen Ton  Job.  Heinrich,  dem  Sohne  Ton Sebastian  Cturistian;  Bären  -  Henners- 
Welmchen ,  d.  i.  Wilhelm,  der  Sohn  ron  Heinrich  BIßr,  n.  a. 

Solche  Abnormitäten  pflansen  sich  fort  von  Geschlecht  zu  Geschlecht.  Denn 
dfis  thürin^rf^r  Volk,  das  von  jeher  die  Sitten  der  Väter  achtete  untl  festhielt, 
hängt  aiu  li  j*  tzt  noch  gern  am  Alten  und  ist,  bei  aller  politischen  HiMvoglichkeit, 
seinem  innersten  Wesen  nach  konservativ^  Die  alten  Thüringer  waren  Jäger, 
Fischer,  Ackerbaner,  Hirten  nnd  Krieger.  Und  wie  AckeriiM  und  Tiehittcht 
noch  jetat  in  Thüringen  heimisoh  nnd  blfihend,  so  sind  Jagdlust,  Fisch*  und 
Vogelfang  noch  heute  hervorstehende  Merkmate  des  thfirin^chen  Vclk§chapak-' 
ff^Ä  Die  Zeit  hat  ftllerdings  manche  Farben  verwischt;  allein  das  gcrmatiische 
Element  mit  seinpn  i  u^'f'nden  und  seinen  Schwächen  ist  durchweg  vorwaltend, 
und  eine  gewisse  2\aturwüchsigkeit  verleugnet  das  Volk  aucli  heute  nicht.  Man 
hat  es  snwetten,  in  ftbertriebener  Vorliebe,  mit  allen  möglichen  Elirenpridikaten 
ausstaffirt.  Wir  wollen  uns  darauf  betchrftnken ,  ein  Urtheil  des  Grossherzogs 
Karl  August  von  Weimar  anzuführen,  der,  als  einmal  die  Rede  auf  die  verschie- 
denen Nationalitäten  des  deutschen  Vaterlandes  kam,  einigen  Fürsten  j^epentiber 
in  die  Worte  ausbrach;  „Möglich,  dass  Eure  Leute  mehr  von  der  Kultur  be- 
leckt, dass  sie  nach  einzelnen  Kiehtungeu  hin  durch  Zufälligkeiten  aller  Art 
weiter  vorwärts  geschritten  sind ;  aber  einen  so  kräftigen ,  schdnen  Menschen- 
schlag, wie  meine  Thüringer,  so  treu,  ehrlich  nnd  bieder,  so  liederreich  und  poe-. 
tisch,  den  sollt  Ihr  mir  noch  suchen  im  ganzen  deutschen  KcToh  Insbesondere 
tiiut  dem  fremden  Wariflercr  die  Treuherzigkeit,  Freundlichkeit  und  Gefälligkeit 
der  Waldbewohuer  ausserordentlich  wohl,  wogegen  er  im  Üachen  Lande  von  der. 
Keogierde  und  dem  Hisstrauen  des  Volkes  nicht  selten  unangenehm  berührt 
wsrden  nag.   Bummler,  die  aieh  fUberall  vordrXngen,  wo  sich  eine  Beiietasche 


Digitized  by  Google 


80 


ntringeiis  Beirolmeif« 


l>licko?i  U^sst.  spielen  imr  auf  einzelnen  Hiilmliöfen  eine  belästigende  BoUe  wnd 
werden  von  der  Polizei  in  enj^en  Scliranken  crehaltea.  Was  aber  hie  und  da  die 
Gasseububeu  freveln,  darf  dem  Volke  nicht  zur  Last  gelegt  werden,  das  in  sei- 
nem  sngeerbten  Lebens&ofamuth  »ich  der  Gäst«  freut ,  die  za  ihm  koDunen»  und 
Urnen  gern  mit  Rath  und  Th§t  mt  Hand  geht. 

Dieser  Lebens/r ohmuth  äussert  sich  vorzugsweise  auf  dem  Walde  und  artet 
dort  häufig  in  Leiclit«;inn  und  Genusssucht  aus ,  wfihrend  die  Bewohner  des  fla- 
chen Landes,  wenn  auch  heiter  und  lachlustip:,  in  Fleiss  und  Sparsamkeit  mo}if 
selten  die  Grenze  überschreiten,  wo  diese  Tugenden  in  Geiz  und  Habsucht  uni- 
sehlagen.  Indessen  sind  auch  hier  die  verschiedenen  Ortscfasften  manniohfiteh 
abgestnfl,  ohne  dftss  man  der  eigenthtimliehen  Erscheinung  stets  anf  den  6mnd 
kommen  kann,  wai^m  sich  diese  Gemeinde  durch  ihre  Solidität  und  Wohlhaben** 
heit  auszeichnet .  M-nbrend  eine  andere,  kaum  Stunden  weit  entfernt,  materiell 
nnd  sittlich  mehr  oder  weniger  verkommen  ist.  \Vie  in  den  kleinen  Kcsidenzen, 
wo  der  Bürger  auf  die  naheliegenden  HofausÜüsse  hingewiesen  ist,  sich  eine  viel- 
gestaltige Gennsssncht  nnd  dne  unverkennbare  Neigung  snm  süssen  Klehtstiian 
eingenistet  hat ,  so  tritt  auch  in  den  f^Herrendörfern"  (wo  gr6ssSre  Güter  fast 
allen  Grundbesitz  absorbiren),  statt  des  emsigen  Webens  und  Strebens,  das  den 
Oekonomiedörfern  eigen  ist,  eine  grobparasitische,  arbeitsscheue  Gcsinnnufr  7ax 
Tage,  während  die  Fabrikorto  einen  Icielitfertigen,  vergiiiiglichen  Sinn  und  daher 
mehr  zerstreuende,  als  sammelnde  Taschen  und  Hände  zum  Eiugebinde  für  das 
lieben  erhalten  haben.  Manche  arme  Familie  nagt  den  Winter  hindnreh  lieber 
am  Hnngertnch,  als  dass  sie  von  dem  reichen  Verdienst,  der  sieh  Im  Sommer 
bietet,  etwas  zurücklegt.  Denn  wie  stark  auch  Thüringen  bevölkert  ist,  so  wol- 
len doch  in  den  ackerbautreibenden  Distrikten  die  Arbeitskräfte ,  und  ob  sie  die 
halbe  Nacht  liindurch  tliätig  sind,  fast  nirgends  ausreichen,  so  dass  der  Taglohn 
^  fortwährend  steigt  und  Alle,  die  arbeiten  können  und  mögen,  ihr  gutes  Auskom- 
men finden.  In  den  Fabrikbesirken  dagegen,  wo  das  Volk  ohnedies  von  der 
Hand  In  den  Hund  lebt,  scli  wankt  der  Verdienst,  je  nach  den  Zeit-  nnd  Handels* 
konjuncturen ;  obwohl  der  Pauperismus  mit  seinem  Schreckensgefolge  im  Thürin- 
gerwalde noch  nicht  die  Ausdehnung  gewonnen  hat,  wie  in  anderen  Gebirgs- 
gegenden. Nur  selten  —  etwa  in  den  Städten,  wo  das  Proletariat  nach  fremdem 
Brode  lungert  wird  man  von  zudringlichen  Bettlern  belästigt,  oder  durch  den 
nackten  Anblick  des  mensehlichen  Elendes  widerUeh  berührt  Die  Wsldbewoh- 
ner  suchen  eine  Ehre  darin ,  das  Sprichwort  aufrecht  an  erhaltoi:  „Lieber  ge- 
brannten TTnnger  leiden,  als  betteln."  Und  noch  weniger  stehlen!  Man  kann 
Tage  lang  niutterseflenallein  durch  die  abgelegensten  Schluchten  pilgern,  ohne* 
einen  verbrecherischen  Angriff  befürchten  zu  dürfen.  Kaum  reist  man  in  einem 
anderen  Lande  so  sicher  und  so  ungefährdet,  wie  in  Thüringen.  Wie  gross  auch 
snweilen  die  Xoth,  die  in  den  niederen  Hfltten  kauert,  so  ist  doch  die  Ehrlich» 
k^t  noch  grösser.  Taschendiol  o  sind  allda  noch  unbekannte  Schmarotserpflan«- 
7en.  8e1}i'?t  Prellereien  und  Veruntreuungen  treten  nur  sporadisch  auf.  f)n}ier 
die  vcrhäitnissmässig  geringe  Zahl  der  A'erbrechen,  welche  dns  Statistik <  Ii o  Ma- 
terial aufweist.  Nur  mit  dem  Forstfrevel  und  mit  der  Wilddieberei  nehmen  es 
die  Waldbewohner  nicht  genau.  ,|Es  heisst  ja:  HoFs püegeu  sie  doppelsinnig 
und  doppeliüngig  au  ssgen«  wenn  sie  auf  vsrbotenen  Wegen  ,yin*s  Hole  gehen'*. 
—  So  schlagen  sie  sich,  güterarm,  aber  kinderreich,  von  emer  Zeifr  zur  anderen 
diiTTli.  wie  sauer  es  ihnen  anch  werden  mag.  Wenn  aber  irgend  eine  Festlichkeit, 
ii^^cnd  ein  Vergnügen  winkt,  da  wird  Hath  geschafft,  und  ob  das  Leihhaus  her- 
halten und  der  letzte  Groschen  geopfert  werden  müsste.  Und  an  solchen  ^^eat' 
UMeiten  ist  das  Thfiringerland  durchaus  nicht  arm.  -  Die  StSdte  haben  ihr 
Yogelsehiessen,  die  DSrfer  ihre  lUrmess  (Kirehweihfest).    Jenes,  das  Vogel« 


Digitized  by  Google 


Tküringens  Bewohner. 


SOlUesseiif  das  mit  alterthfimlifhcn  Ceremonicn,  schwindelerregenden  Katmisaelt» 
ohrzerreissenden  Drehorgeln  und  ol>li;j^nten  Bratwürsten  an  manchen  Orten  Wo- 
chen lang  «,'efo5crt  wird,  scheint  allmälig  seinen  Nimbus  zu  verliereif  und  den 
neumodischen  Schützenfesten,  die  seit  1861  von  Gotha  ausgegangen  sind,  Platz 
zu  macheu.  Dennoch  gibt  es  keine  Stadt,  keinen  Flecken,  ja  kaum  ein  einzelnes 
'Wirthahans,  das  nicht  bis  aum  heutigen  Tage  sein  solennes  Vogelschiessen  in 
dnlci  jnbilo  celebfirt)  wenn  auch  nur  wcnif^e  den  grossartigen  Festlichkeiten 
nacheifern  können,  die  z.  B.  in  Gotha,  Erfurt,  Weimar,  Arn^t.iflt,  Rudolstadt  etc. 
damit  verknüpft  sind.    Jene  Sehützenfeste  aber,  die  in  Thüriugen  ihre  Wurzeln 
schlagen  und  mit  periodisch  wiederkehrenden  Tum-  und  Gesaugfesten  wechseln, 
so  dass  eins  das  andere  zu  jagen  scheint,  haben  einen  patriotischen  Kern,  der  in 
den  insserliehoi  Firlefanaereien  der  Sehfttssengilden  fast  ginslich  verkümmert 
war.  —  Das  regelmässig  wiederkehrende  Jahresfest  der  Dorfbewohner,  das  ge- 
wöhnlich im  Spätherbst  (anderwärts  auch  im  Friilij  ilu)  hef^angen  wird  v.txI  der 
Gastfreundschaft  Thor  und  Thüre  öffnet,  ist  die  Kinnsc  (Kirchmesse) ,  ein  Zau- 
berwort in  den  Ohren  des  Landmanns,  das  Monate  lang  vor-  und  nachklingt. 
Die  kirchliche  Bedeutung ,  die  es  ttrspriinglieh  in's  Leben  gerufen,  tritt  tot  den 
weltlidien  Lustbarkeiten,  die  es  bietet ,  mehr  und  mehr  in  den  Hintergrund,  ob- 
wohl der  Gottesdienst,  mit  dem  es  heginnt,  noch  immer  in  Ehren  gehalten  wird. 
Und  wie  viele  Dörfer  r]n9.  städtische  Vogelseliiessen  usiirpirt  haben,  so  feiern 
manche  Städte,  wie  Erfurt,  Schmalkalden  etc.  auch  ilir  Kirehweilifest ,  trot'/  der 
vielen  Lokalste,  die,  aus  uralten  Zeiten  stammend,  sich  hie  und  da,  obwohl 
verblasst,  erhalten  haben,  s.  B.  das  Sommergewinn  in  Eisenach,  der  gr9ne 
Ifontag  in  Erfurt,  das  Brunnenfest  in  Mfihlhausen,  das  Kirschenfest  in  Naum- 
burg, das  Gregoritisfcst  in  Coburg,  das  Winterfest  in  Schweina,  das  Ablaissfest 
In  Thamsbrück,  der  Graskönig  in  Grossvargula  u.  a.  m.    Aiiseerflem  werden  am 
Pfinirslfestc    Maien"  (grüne  Waldbäume)  vor  den  Häusern  aufgepflanzt  und  am 
Joiiannisfebt  „geköpft"  (umgeworfen),  sowie  hie  und  da  Johannis-  und  Oktober- 
fener  angesOndet  werden.  Daau  kommen  die  J^ahrmXrkte,  die  an  manchen  Orten, 
%,  B.  in  Günstedt,  Oldisleben,  Frankenhausen  ete.,  als  Ueberbleibsel  der  ehema- 
ligen Ablassmärkte,  auf  offenen  Wiesenplänen  abgehalten  werden.    Der  häus- 
lichen Feste,  irnnentlich  der  Hoch'/eit*'«  \ind  Kindtaufen,  sowie  der  vielheliebteu 
winterlichen  Bpinnstuben,  mit  iliren  originellen  Gebräuchen  und  ihrem  luxuriö- 
sen Aufwand,  dem  landesherrliche  Verordnungen  mehrfach  gesteuert  haben,  gar 
nicht  SU  gedenken*).  —  Bei  all*  diesen  Lustbarkeiten  brfistet  sich  das  weibliche 
Oeschlccht  in  Bändern,  Ketten  und  Schaumünzen,  und  wechselt  an  demselben 
Tage  drei-  l)is  viermal  seine  Kleidung;  die  Männer  aber,  die  nicht  auf  dem 
„Tanzboden"  oder  ,,untor  der  Linde"  („auf  dem  Anger")  jauchzen  und  springen, 
sitzen  mit  ihren  Tabaksstummeln  hinter  den  vielbeliebten  Kartentischen  oder 
tummeln  sich  in  der  Kegelbahn  und  lassen  die  Bier-  und  Schnapsgläser  fleissig 
Ton  Hand  au  Hand,  Ton  Hund  su  Munde  gehen.   Yiec  Elemente,  innig  gesellt, 
spielen  hex  allen  diesen  Vergnügungen  die  Hauptrolle:  Bier,  Wurst,  Musik  und 
Tanz.    Zuweilen  wird  auch  ein  Mummenschanz  veranstaltet,  denn  man  liebt  die 
Neck-  und  Spottlust,  die  sich  besonders  in  Witz-  und  Spitznamen  gefällt.  Oder 
das  kräftig  derbe  Element  des  thüringischen  X'olk&charaktcis,  wie  es  sich  in 
Luthers  Wesen  spiegelt,  artet  wohl  andi  su  handgreiflichen  Demonstrationen  aus, 
wobei  Stuhlbeine  und  BleArfige  als  Waffen  figuriren ;  ja,  es  waren  manche  Wald« 
dMn  ehedem  so  rauflust^,  daas  es  bei  keinem  Feste  ohne  Blut  und  Beulen  ab- 
ging. Dergleiehen  ^xtraTaganien  werden  jedoch  in  der  Bogel  durch  die  Ifir- 


^)  F.  Sekmidt,  Sitten  und  Gebräuche  bei  Hochzeiten ,  Taufen  und  Begräbiiij^seu  in 
Yh&ringen.  Vetmar  1868L 


Digitized  by  Google 


32 


.  TkttlMgeiiB  Bevrolmer. 


"  mende  Tanzmusik  Übertäubt,  die  bei  keinem  Feste  fehlen  darf.  Ohne  Tanz  kein 
rechtes  Vergnügen.  Früher  waren  nur  der  langsame  Dreher ,  der  Geschwind- 
walzer und  der  bacchantische  Zweitritt  volksüblich;  jetzt  haben  sich  alle  neu- 
füodisehen  Bundtänn  ancli  auf  den  DOrfem  eintsebUrgert ,  and  die  honnetereti 
Bursche  scheuen  sich,  nach  alter  Sitte  noeb  In  Hemdfirmeln  und  mit  breiuiender 
Tabakspfeife  öder  gar  mit  glnhendem  Cigarrenatnmmel  und  mit  der  Zipfelmtttse 
an  tanzen. 

Es  darf  irgend  eine  heitere  Gesellschaft  bei  einander  sein ,  so  ist  auch  die 
Musik  nicht  fern ;  denn  jedes  Dorf  hat  sein  Kusikchor,  an  dem  sich  ^ie  angesehen- 
sten EInwohnw,  ans  inn^rlidier  Ndgnng,  betheiligen.  In  vielen  Stedten  aber, 
namen^ch  in  Weimar ,  Erfurt,  Gotha,  Urningen  und  Sondershausen,  feiert  die 

musikalische  Kunst,  von  fürf5tlicher  Vorliebe  f^epfle^,  ihre  höchsten  Triumphe. 
In  mancher  Kapelle,  z.  B.  der  Sondershäuser,  ist  fast  jedes  einzelne  Mitglied  anf 
seinem  Instrumente  ein  Virtuos.  Die  grossen  Musikfeste  sind  von  ThüHngen 
(Frankenhausen)  ausgegangen.  In  Gotha,  Coburg,  Weimar  und  Meiningen,  wo 
stehende  Bfihnen  sind,  werden  die  schwieiigsteii  Opern  so  exakt  anfgellihrt,  das» 
auch  das  verwöhnteste  Ohr  der  GrossstCdter  davon  fiberrascht  wird.  Nament- 
lich ist  es  der  Herzog  Ernst  von  Sachsen  -  Coburg  -  Gotha  (H.  E.  v.  S.),  welcher 
die  musikalische  Kunst  nicht  blos  als  hochgebildeter  Mücen  protegirt ,  sondern 
auch  als  Komponist  in  den  Kranz  seines  Ruhmes  viele  duftende  Lorbeerblätter 
geflochten  hat  Dass  aneh  andere  geniale  Tonkfinstier  aus  Thüringen  hervor* 
gegangen  sind  oder  doch  bald  längere,  bald  kfiraere  Zeit  in  Thüringen  wirkten, 
mögen  folgende  Namen  bezeugen:  Bach  (Sebastian,  Friedeinann,  Emannel), 
Bonflrt  av-ip^^lTmeister  in  Gotha),  T^öhner  (geb.  1787  zu  Töf tdsiJidt) ,  J.  J.  Bott 
(geb.  zu  Kassel),  Chelard  (geb.  1786  zu  Paris,  Hol I  mi»«  Ilmeister  in  Wei- 

mar), Dotzauer  (geb.  1783  bei  Uildburglmuseu) ,  Drouet  (geb.  1793  zu  Amster- 
dam, Kapellmeister  in  Coburg) ,  K;  Eberwein  (geb.  178i,  Mn^kdlrektor  in  Wei- 
mar), Gebrüder  Eiehhom  (geb.  1888  und  1888  ,  jetat  Kapellmusioi  in  Coburg), 
£d.  Grund  (geb.  1804,  Hofkapellmeister  in  lleiningcu),  HKndel  (geb.  1684  in 
Halle),  Hermstedt  (Clarinettist  in  Sondershansen),  Jnli  Nepomuk  Hummel  (geb. 
1778  zu  Prossburtr,  gest.  1837  in  Weijnar  als  Hnfkapelimeister) ,  Oottfr.  Heinr. 
Kuuuner  (geb.  l<üi  in  Meiningen,  ein  vorasüglicher  Cellist,  seit  1828  in  der  Ka- 
pelle BU  Dresden),  Kaspar  Kummer,  ausgeseiäineter  Flötist  in  Coburg,  Friedrlefa 
Kfihmstcdt  (geb.  den  18.  Not.  1808,  gest.  den  10.  Januar  1858  zu  Eiseoaeli), 
Langert  in  Coburg,  Componist  der  Opern  „Die  Jungfrau  von  Orleans*'  und  tjDes 
Sängers  Fbio]!".  Franas  Liszt  (geb.  1811  in  TTngarn),  Fritz  Lux  ans  Kuhla,  «,'e«i;en- 
wärtig  Musikdirektor  in  Mainz,  Alb.  Gottl.  Methfessel  (geb.  178G  in  Ihn\  Karl, 
Gustav,  Theodor,  Georg  Müller,  vier  Gebrüder,  die  ausgezeichnetsten  (Quartett- 
Spieler  aller  Zeiten,  leben  sftmmtlicb  in  Braunsehweig,  Kohr,  Concertmdstttr  in 
Meiningen,  F.  Keichardt,  Salzinspector  in  Qiebichenstein  (gest.  1814),  Joh.  Chr. 
Heinr  Rink  (<;eb.  1770  in  Elgersburg,  gest.  1844  als  Stadtorganist  in  Darm- 
stadt), Andreas  Romberg  (geb.  1767  zu  Vcchte  im  Münsterschen ,  pest  1821  als 
Musikdirektor  in  Gotha),  Andr.  Späth,  Coneertmeister  in  Coburg::,  L.  Spohr  (geb. 
1784,  war  1805  Coneertmeister  in  Gotha),  Umbreit,  A.  Zöllner,  Kammermusikus 
in  Meiningen  n.  y.  a.  —  Ueberali  singt's  und  klingt*s.  Kleht  blos  jede  Stadt  hat 
ihre  Gesangvereine,  auch  fast  jedes  Dorf  seine  Liedertafel.  Die  CurreudschUler 
durchziclien  noch  in  mancher  Studt  die  Strassen,  wie  Luther  als  ,,Parteken- 
hengst"  getlian,  und  singen  Choräle  vor  «leti  Tliürcn.  An  schönen  Abenden  ver- 
sammeln sich  Bursche  und  Mädchen  und  stimmen  ihre  frjschen  Melodien  an. 
In  den  Spinustuben,  in  den  Fabriken,  in  den  Gaststuben  wird  gesungen  und  zu- 
weilen mit  den  F&usten  der  Takt  daKU  geschlagen.  Sind  auch  die  Stimmen  der 
BauemmSdehen  nicht  so  naturfrisch,  wie  man  glauben  sollte ,  so  sprechen  die^ 


Digitized  by  Google 


Thtrin^eiui  Bewvlmer. 


SS 


einfachen,  meist  schwerTnllthigen  Melodien  der  Volkslieder,  an  denen  Thttringera 
so  reicli  ist ,  desto  inniger  mii  ;  während  man  den  Text  nicht  immer  anf  die  Gold- 
wage der  feinen  Gescllsehatt  legen  darf.  Wenn  aber  nach  Luthers  bekanntem 
Kernspniche  der  Gesang  „das  Lebensfreudentrio  erst  vollstKudig  macht",  so  gilt 
amh  Mer  des  Dichters  Wort: 

„Wo  man  singt,  da  lass  dich  ruhig  nfadar; 
Böse  Henachen  haben  keine  Lieder." 

Man  möchte  aber  nnch  "ni^cn:  Bose  Menschen  haben  keine  Jilmnen.  Wonit^stens 
ist  die  Blumenpflege  das  schöne  Zeugniss  inniger  und  sinniger  Nnt  iu  befreun- 
dang.  Dass.aber  das  Thäringervolk  die  Blumen  liebt,  besonders  ^Nelken,  Ko- 
sen, Laek,  Levkolen,  Bosmarin  ete.,  dies  bekunden  die  StrKnsse,  womit  sieh' 
Bnraciie  und  Mädchen,  selbst  znm  Kifchgang,  sebrnficken ,  die  blühenden  Topf- 
gewächse, die  in  und  vor  den  Fenstern  pran|;en,  die  prachtvollen  Gärten,  welche 
die  Fürstensitze,  Städte  und  Landgüter  umkränzen,  die  leidenschaftliche  Lieb- 
haberei, womit  gewisse  Päauzen  an  einzelnen  Orten  (z.  B.  die  Nelken  in  Kuhla) 
gepflegt  werden.  Der  schwunghaften  Handelsgärtuerei  gar  niclit  zu  gedenken, 
die  vorsngsweise  inErftirt,  der  HetropoKe  dentseher  Gsatenindastrie ,  sowie  in 
Arnstadt  und  Gotha  getrieben  wird. 

Wenn  die  Oruithologen  Recht  haben,  ,,dass  unter  allen  Thieren  der  Vogel 
dasionicre  sei.  welches  am  klarsten  menscldich  empfin<1et  und  diese  Empfindung 
durch  Stimnve  und  Geberde  ausdrückt",  so  ist  es  kein  Wunder,  wenn  in  Thürin- 
gen, und  namentlich  auf  dem  Walde,  auch  die  Singvögel  mit  besonderer  \'orliebe 
gepflegt  werden.  Fast  an  jedem  Hanse  nnd  in  jeder  Stnbe  hängen  Käfige,  worin 
fast  alle  Arten  deutscher  Vögel  musiciren;  fast  in  jeder  Hütte  wohnt  ein  ,,Vogel- 
tobies",  der  sich  den  Bissen  am  Munde  abspart,  um  seine  Lieblinge  nicht  darben 
zu  lri?<^en.  Ein  chromatischer  Pinkcnselilnfr  cntzüekt  ihn  melir.  als  die  kunst- 
reichsten Coloraturen  einer  gefeierten  Operusangerin.  Der  Fink  ist  unter  allen 
Sängern  der  Matador.  Aber  auch  Amsel,  Staar,  Wachtel,  Gimpel  (Dompfaff), 
Kreassebnabet ,  Stieglits,  Hlnfling,  Rothkebleben,  Zeisig  nnd  selbst  die  Nacbti* 
gall  muss,  trotz  der  holien  Steuer,  ihre  schone  Freiheit  opfern,  um  die  Ohren  der 
Menschen  zu  kitzeln.  Der  ausländische  Kanarienvogel,  in  der  Gefauf^enschaft 
peboren  und  erzoj^en ,  ist  es  nicht  anders  (<ewolmt.  Manche  Waldbewoliner  nia- 
cheu  ein  Gewerbe  <laraus,  die  Vögel  eluisufangcn  und  zu  künstlichen  Gesäugen 
abzurichten,  unbekümmert  darum,  dass  sie  dem  Waldcoucert  die  schönsten  Süm' 
raen  entzi^en.  Solehe  Virtuosen  wurden  frfther  mit  fabelhaften  Preisen  bezahlt; 
denn  in  Buhla  soll  Mancher  für  einen  Finken  seine  beste  Kuh  gegeben  haben. 
In  der  neueren  Zeit  scheint  sich  diese  Liebhaberei  etwas  abgeschwächt  zu  haben, 
obgleich  sie  hie  und  da,  namentliclt  in  Ruhla,  Brotterode  und  Schmalkalden,  nr)eh 
immer  so  vorherrschend  ist,  dass  man  in  manchem  kleinen  Stübchen  wohi  ein 
Dutzend  Vogelbauer  sieht,  wenn  auch  die  falyelhaften  Geschichten,  die  man  von 
dieser  Msiue  ersllilt,  sich  kaum  noch  wiederholen.  Dagegen  scheint  sich  der 
Tanbenlnxns  steigern,  indem  nicht  blos  zu  Schmölln  nnd  Altenbnrg,  sondern 
mdi  zn  Apolda  besondere  Taul)enmärkte  ^elialten  werden. 

Wie  steht's  nun  aber  tnit  der  geistigen  Kultur  des  Thüringervolkes?  Wohl 
ihm,  dass  mau  darauf  antworten  muss :  die  höhereu  Interessen  des  Menschen- 
lebens haben  In  Thfinngen  stets  Herberge  nnd  Pflege  gefunden.  Vornehmlich 
ist  dem  Wnldbewohner  eine  hohe  geistige  Regsamkeit  eigen,  mit  welcher  er 
den  sahlreichen  Fremdenbesuch  nnd  seine  eigenen  answärtigeh  Wanderun- 
gen, wozu  ihn  d«  r  ijidustriellc  Verkehr  (früher  namentlich  das  Frachtfuhr- 
vesen)  veranlasst,  für  seine  Fortbildung  auszubeuten  weiss,  so  dass  seine 
zwanglose  Gesprächigkeit  nicht  selten  eine  wohlthuende,  nichts  weniger  als  ge- 
zierte, Abglättung  und  Gewandtheit  verrftth.  Die  Schulen  stehen  in  erfreulicher 
FUirer  durch  Thüringen«  3 


Digitized  by  Google 


34  Thiiriftgeiis  Bewohner.  I 

Blüthc;  und  wenn  auch  der  alto  Si)i'ncli  niclit  uiclir  /.ittrift't,  der  unter  Herzog 
Ernst  dem  Fromnieu  f^üiig  und  gäbe  war,  dass  in  seinem  Lande  die  Bauern  klü- 
ger seien,  als  anderwärts  dio  Edellente :  so  hat  die  Volksbildung  mit  andern  Län- 
dern wenigstens  gleichen  Schritt  gehalten  und  rieht  ans  Stadt*  nnd  Land-,  Baal-, 
Handels-,  Gewerbe-,  Landwirthschnfts-,  Töchter-.  Kleinkinder-  und  Fortbilditngs- 
schulen,  sowie  ans  den  .zahlreichen  Instituten  der  Volkslii))liotheken  immer  neue 
"Nahrnn^;  -,  während  die  höheren  Bil<}niv„"^.mstalten,  vor  allen  die  Universität  Jena, 
das  Liclit  der  freien  Wissenschaft  hocii  empor  halten.  Gerade  die  kleinen  thü- 
ringisclien  Residenzen  waren  vdn  jeher  die  Pflanzstätten  der  Kultur.  Je  näher 
das  Volk  diesen  Besidenzen  stand,  um  so  .sieherer  fielen  die  Brosamen  dieser 
Kultur  in  seinen  Scbooes.  Hat  ni<dit  das  Thüringervolk  von  jeber  äie  Sagen- 
Idüthe  in  scinoTii  Schoosse  gepflegt,  so  das«?  sie  jetzt  noeli  alle  Berge  nm rankt  nnd  | 
alle  Tliäler  durchduftet V  Wehte  nicht  von  der  Wartburg  schon  im  Mittelalter 
das  Banner  der  deutschen  Poesie  und  sammelte  die  Minnesänger  an  der  Tafel- 
runde des  Landgrafen  Hermann?  War  nicht  Thüringen  Ton  Klöstern  tibersät,  die 
im  Mittelalter  die  Sitze  der  Kultur,  die  Brennpunkte  des  geistigen  Lebens  waren? 
Hat  nicht  Martin  T.ntlur,  Thüringens  ^^»ter  Sohn,  der  Geistesfreiheit  siegreich 
Bahn  gebroclicn  V  W  ar  nicht  Weimar  lange  Zeit  liindurcli  der  Brenn^rnnkt  der 
deutschen  Literatur  und  durchstrahlte  mit  dem  Glänze  seiner  literarischen  Kory- 
phäen die  halbe  Welt?  Hat  nicht  auch  Gotha  für  das  Kulturleben  des  deutschen 
Volkes  eine  hohe  Bedeutung,  die  sofort  in  die  Augen  springt,  wenn  .wir  nur  die 
gefeierten  Namen:  Herzog  Ernst  der  Fromme,  Herzog  Emst  n.,  Herzogin  Luise 
Dorothea,  ,,dic  Grossmeisterln  der  Herzen",  nennen?  Und  zwar  glänzen  diese 
Fürst*  nhöfe  niclit  blos  von  dem  Widerschein  und  der  Reminiscenz  ihrer 
früheren  (Tlorif* :  auch  jetzt  noch  werden  in  Thüringen  Wissenschaften  nnd  | 
Künste  von  deu  i  iirston  mit  Liberalität,  von  den  Bewohnern  mit  Eifer  gepflegt,  ' 
wenn  sie  auch  jene  „grosse**  Zeit  nldlit  wieder  herauf  beschwören  kdnnen ,  und  | 
selbst  in  den  emsstlnisdien  Lftndern  viel  von  dem  Qeiste  verloren  gegangen  iat, 
der  sie  einst  zur  Wiege  der  Beformation  gemacht  hat.  —  Ob  aucSl  Schiller,  Goethe, 
Herder  nnd  Wieland  heimgegangen  sind,  der  Same,  den  sie  ansgestrent,  er  blüht 
und  wuchert  fort,  "^o  lange  und  so  weit  die  deutsche  Sprache  klingt.  Darum  steht 
imd  geht  der  \\  unclorer  fast  überall  auf  geweihtem  Boden.  Fürwahr,  es  ist  eine 
stattliche  „Walhalla",  wenn  wir  dieMBnner  auffuhren,  die  sich  innerhalb  der 
engen  Grenzen  des  Thüringerlandes  in  Kunst  und  Wissenschaft  rShmHch  hervor- 
gethan  haben  und  noch  jetzt  hervorthim ,  ohne  dass  wir  die  alten  Minnesänger 
oder  jene  Sterne  erster  Grösse  dieser  Ehrenhallo  ein^nvcrleiben  brauchen.  Wir 
wollen  eine  Reihe  derselben,  die  entweder  in  Tiiüringcu  geboren  sind  oder  da- 
selbst gewirkt  haben  und  wirken,  aus  alter  und  neuer  Zeit  in  alphabetischer 
Ordnung  namhaft  maehen,  wenn  auch  der  bes<äaiitnkta  Baum  nur  nmrollständige 
Andentungen  gestattet.  ' 

Dichter:  (Frau  v.)  Ahlefeld,  Beckstein,  Bertnch,  Bode  (Luise),  Brachmann, 
Bube,  Gramer,  Dingelstedt,  Draxler-^ffinfrefl ,  Eoban  Hesse,  J.  Falk,  O.  Frey- 
tag, R.  Gen^e,  Gerstäcker,  Gieseeke,  (^otter,  Gutzkow,  v.  Hardenl.>erg,  Hebbel, 
Heinse,  v.  Heringen,  W.  Hey,  Hölty,  Hoffmann  von  Fallersleben,  Fr.  Hofmanu, 
Jean  Paul,  Jaoobi,  Kind,  v.  Knebel,  L.  Köhler,  v.  Kotsebue,  Krug  von  Nidda, 
Lafontaine,  O.  Ludwig,  v.  Maltiz,  Manso,  Meyem  v.  Hohenheim,  Mosengeil, 
Mülhier,  Musäus,  Neubeck,  O.  Neumark,  Palleske,  R.  Prutz,  J.  Rank,  Rodigast, 
A.Kost,  Riiokert,  Schloenbach ,  St.  Schütze,  Johanna  Schopenhauer ,  Seume, 
Storch,  Tempeltey,  v.  Thümmel,  A.  Träger,  v.  Tromlitz,  H.  und  J.  Voss,  Vul- 
pius,  E.  Wagner,  Ch.  Weise,  Welker,  O.  L.  B.  Wolf,  Zachariü.  —  {Beckstein 
und  «Stoneft  dürfen  als  Prototypen  der  lhüritt|^efaen  Diditkunst  gelten.) 

TketHogen  vmä  PäOagogen:  Agricota,  Ausdorf,  C.  Aquila,  J.  Arndt^  Augnsti, 


Digitized  by  Google  I 


:EJiiitX3]ig6iiB  Btfwolmer» ' 


85 


Bahr<?t,  Bauragarten-Crusius,  Brctschneider ,  Credner,  Danz,  de  Wette,  DÖder- 
leiii,  Kicliliorn,  Flacius,  A.  H.  Franke,  F.  Fröbel,  Gerbard,  Gesenius,  S.  Glass, 
Gzlesbaöb^,  Grossminn,  Qnerike,  0nt8mii|]W|  Hase,  J.  Jonas,  Eöllner,  Laukr 
hardt,  lieo,  Ldffler,  Lossias,  Mareioll,  Menins,  MicbiMlio,  Hfinter,  Myeonia», 
Keander,  Niemeywr,  Paulus,  Röhr^  Bofl^omtUter,  Sttckert,  Rufus,  Salzmann, 
Schott,  Schuderoff,  Schulze,  Schwan,  Semler,  Stier,  Stoy,  Strigel,  Tholaek, 
Cmbreit^  Walch,  WctrsclieHlpr. 

Philosopheu:  liiicliuiHim,  ]>sch,  Fichte,  Fischer,  Fries,  Hegel,  Heidenreich, 
Kmg,  Relnhold,  Sehelling,  Schopenfa««er,  Steffens,  Tennemaan»  Gh.  t.  Wolf. 

Reohtsgelehrte:  G.  v.  Brück,  Feiil,  Fenerheeh,  Gtty^  Heimbadi,  Hellbadi| 
V.  Hellfeld,  Höpfher,  Hartleder,  F.  Lötz,  Martin,  Mittermaler,  Orfloff,  Schnaa* 
bert,  Thibaut,  Thomasius,  W^alch,  Wächter,  Znclmria. 

Natitrfor scher j  Astronomen^  Aerzte:  Artus,  Bechstein,  Blumenbacli,  Brehm, 
Burmeister,  Credner,  Enke,  Froriep,  Grebc,  Haeser,  Hansen,  Ilasseiistein,  Heijn, 
Himly,  Hiifeland,  Hnschke,  Jahn,  EHeaer«  Langethal,  Lenz,  v.  LSndenao,  MttUer, 
Oken  ,  Ried,  Schleiden,  v.  Schlotheim,  v.  Sdmhwt,  Benfft,  Siebert,  Slgismimd» 
Stark  ,  Stöckhardt,  Suckow,  Tromedorf,  Ule,  K.  M.  Voigt,  Wackenroder,  Weiget, 
Zach,  Zenker. 

Philologen:  Döring,  Eichliom,  Eichstädt,  K.  Frommann,  Göttling,  Hand,~ 
Jacobs,  X^epsius,  H.  Ludolf,  Marc^uardt,  Rein,  Rost,  Schlichtegroll,  Seehode, 
Stroth,  Weissoiboni,  Wüstemanii. 

Geographen  und  Historiker :  Bergbftiis,  Biedermaan»  Br&ekner,  Bttnaa, 
Cannabich,  Droysen,  Fils,  Galetti,'  Gruner,  Hartleder,  Helmbold,  Herzog, 
Hesse.  V.  Hoff,  Jovins,  Kiepert,  Koberstein,  Luden,  Mommaen,  Paullim",  PfcfFer- 
koru,  Petermann,  Ranko,  Rothe,  C.  Rubiauus,  Sagittarius,  Schoml)urg  (Brü- 
der), Schmidt- Weissenfeis,  Schulze,  v.  Schultes,  Stieler,  G.  Struve,  v.  ^ydow, 
Vogel,  J.  Voigt,  Weiland. 

Maler,  Bildhauer,  Baumeister:  BuiJi,  Bottschill,  Diez,  Döbner,  Donndorf, 
Doli,  ?>berhard  (Angelika),  Facius,  Qenelli,  Gurlitt,  Helfricht,  Hnmniel,  Jacobs, 
Kranach  der  Aeltero  und  Jüngere,  Lindenschmidt,  MarteTstrior,  Gebrüder  MüUm*, 
Preller,  Reinhard,  Rothbart,  Schwerdtgeburt,  Wislicenus,  Woifgaiig. 

Schauspieler  und  Sänger :  Eckermann,  Eckhof,  Genast,  Iffland,  Reer  (Wil- 
heimine),  Scbröder-Deyrient,  Unaelnutnn,  (Anna)  Verdng-^Hiuiptmann,  Wolff. 

Aber  anch  die  werthvollen  Sammlungen,  literarische,  artistische,  natnrwiS" 
senschaftliche  und  antiquarische,  die  namentlicli  in  Gotha,  Weimar  und  Jena  ge- 
häuft sind,  mögen  als  Vehikel  der  Volksbildung  nicht  gerinir  angeschlagen  wer- 
den. Die  dasigcn  Bibliotheken  gehören  zu  den  reichsten  in  Deutschland,  während 
dts  MUnzkabinet  in  Gotha ,  die  Kupfcrstichsammluug  in  Coburg  imd  das  Mine» 
nlienkablnet  in  Jena  nnter  die  bedentendatisn  iShlen,  welche  Sberbanpt  ezfstireB. 
Dazu  die  Bucbhandlnngen  (in  Qotha  allein  gibt  es  deren  6),  die  den  litera- 
rischm  Verkehr  vermitteln  \mc\  von  denen  einzelne  (wie  die  J.  Perthe^'sche  in 
Gotlia  und  das  Bibliographische  Institut  in  Hildburghausen)  die  mei^^ti^n  derartigen 
Anstalten  au  Umfang  überragen;'  die  Buchdruckereien  (am  grossartigsten  in 
Hildborghausen ,  Gotha  und  Weimar);  die  Zeitungen ,  deren  Sümmen  faentigea 
Tags  SU  einer  Sffentiieben  Macht  geworden;  die  Tliatsaidfe,  dass  von  lifi- 
ringen  ein  „Volksbuch"  (Beckers  Noth-  und  Httlfsbüchlein)  ausging,  dessen 
Sclinssllnge  zu  einem  nnabsebbaren  Walde  angewachsen  .«ird  .  von  doren 
Früchten  die  Volksbildung  zehrt;  die  kartographischen  Anstalten  in  Gotha, 
HUdborghausen  und  Weimar,  die  sich  eines  Weltrufes  erfreuen;  die  Schau- 
ipidhfiuser,  namenüidi  in  Weimar,  Cobnrg,  Gotha  und  Melningen,  die  mit 
besehrlbikten  Mitteln  dennoch  den  hSdisten  Anforderongen  der  fheatrali- 
aebea  Koast  geaflgen  $  die  gesdmiackv-ollen,  svm  Thett  grossartigen  BmAeii 

S* 


Digitized  by  Google 


36  Thadugens  Bevoluur. 


aus  alter  und  aus  neuer  Zeit ,  die  kunstreichen  Monumente  und  die  mau- 
nichfachen  Erzeugnisse  des  Pinsels  und  des  Griffels ,  die  vor  Jedermanns 
Augen  siclieii:  fBrwalir,  68  fehlt  nadi  keiner  Seite  hin  an  g^tigw  An- 
fegimg  und  Befriedigung! 

Dennoch  steht  in  Thüringen  der  Aherglauhe  noch  in  voller  Blüthe,  -wie  sehr 
man  auch  in  simulirter  Freigeisterei  darüber  lächelt  tnul  f^pottet     l'nd  nicht  hlos 
das  gemeine  Volk  huldigt  diesem  Götzen  der  germanischen  Frühzeit !  Wenn 
auch  nur  der  Bauer  nodi  an  das  Kalenderwetter,  an  Hexen  und  Gespenster 
glaubt,  so  spielen  die  sympathetlsehen  Heilkuren  und  die  sahllosen  Geheimmittel, 
von  welchen  alle  Zeitungen  strotzen,  auch  in  gebildeten  Familien  noch  eine  grosse 
Rolle     Indessen  ist  es  anderwärts  nicht  besser,  in  manchen  Ländern  noch  viel 
schlimmer.    Man  würde  sich  vielmehr  täuschen,  wenn  man  diese  .abergläubigen 
Elemente,  die  sich  nun  einmal  nicht  ausrotten  lassen,  dem  Maugel  au  Intelligenz 
lusdireibeii  wollte.   „Thfiiingen  ist  kein  Dnnkelland  und  ebenso  wenig  sta- 
bil."  Man  darf  es  sogar,  und  nieht'  ndt  Unrecht,  den  Vorort  der  freien  Ideen 
nennen,  die  sich  im  staatlichen  und  kirchlichen  Leben  geltend  machen.  Denn 
das  Dichterwort:  „Auf  den  Bergen  ist  Freiheitl"  tönt  in  ullon  thüringischen 
Herzen  wieder,  und  die  ,, Fortschrittspartei"  ist  in  Thüringen  herrschend  ge- 
wesen, ehe  sich  noch  der  Begritt  und  der  Name  derselben  gebildet  hatte.  Zwar 
hat  das  Thüringervolk  In  seiner  ZerstHekelnng  niemals  eine  selbstständige  poli- 
tische BoUe  gespielt,  so  dass  ihm  dn  ägentBefaer  polUUdiw  CharäkUr  und 
ein  daraus  entspringendes  nationales  Selbstgefühl  abgeht.   Wohl  aber  ist  es  den 
deutschen  Oes^nimtinteressen  stets  mit  Emst  und  Treue  -/nr^ethan  gewesen  und 
hält,  wie  kaum  ein  anderer  Stamm,  die  deutsche  Fahne  hoch  empor,  ohne  dess- 
halb  zu  revolutionären  Extravaganzen  geneigt  zu  sein.    Es  hängt  mit  einer  ge- 
wissen patriarchalischen  Treue  an  sefaien  Fflrstenhltnsem,  obgldch  man  nicht 
wohl  sagen  kann,  dass  diese  Anhänglichkeit  eine  altvererbte  sei,  wdl  die  Sonve- 
rinitätsverhältnisse  in  allen  Territorien  vielfach  gewe<^selt  haben.    Die  Volks- 
repräseiit?<tion ,  die  zunächst  in  Weimar  zur  Wahrheit  wurde,  geht  aus  liberalen 
Wahlen  hervor  und  die  Grundsätze  der  nationalen  Selbstständigkeit  sind  im 
Gerichtswesen  (öffentliclies  Verfahren  mit  Schwurgerichten},  in  den  Gemeinde- 
▼erwaltnngen  und  im  bVrgerlichen  Verkehr  mehr  oder  weniger  durehgefObrt  Li 
Weimar,  Meiningen  und  Coburg-Gotha  besteht  seit  1863  Gewerbefreibeit,  und 
in  Gotha  ist  ein  Selm  1  irr  setz  publizirt  worden,  welches  die  Schule  vollständig 
von  der  Kirche  emancipirt     Die  Fürsten  beziehen  massige  Civillisten ,  haben 
ab«r  an  den  Domaiuen ,  über  welche  *  die  Eigenthumsfrage  nach  vielfachen 
Verhandlungen  mit  den  Landrarertretungen  nunmehr  fast  allenthabeu  regulirt 
ist,  eine.  Quelle  reicher  Emolumente.     Eine  eigentliche  Junkerpartei  gibt 
es  in  Tliüriugen  nicht,  wenn  mudi  die  gothaische  Bitterschaft ,  mit  den  Fürsten 
von  Hohenlohe  an  der  Spitze,  gegen  die  Entiiehung  ihrer  Privilegien  energisch 
protesürt  hat. 

Mit  der  politischen  Mündigkeit  bLohL  die  kirchliche  in  unverkennbarer  Wahl- 
verwandtschaft. Das  Thtiringervolk  Ist  seinem  innersten  Wesen  nach  religiös, 
wenn  auch  die  Kirchlich keit,  wo  sie  nicht  als  angeerbte  Sitte  gewohnheitsmtssig 
aufrecht  erhnlton  wird,  mit  der  allgemeinen  Zeitströmung  gesunken  ist.  Da  aber 
die  Thüringer  keine  Koptliänger  sind,  sondern  der  freien  Beweguiif^  dos  Geistes 
und  des  Lebens  huldigen ,  so  haben  die  krankhaften  Ausgeburten  der  Orthodoxie 
in  .ihrer  Mitte  niemals  festen  Fuss  gefasst,  wenn  auch  in  neuester  Zeit  Jugend- 
liche Heissspome  diese  Fahne  wieder  hoch  empor  haltm.  Es  ist  yielmehr  die 
freiere  Religionsauffassung  des  Rationalismus,  die  in  Thüringen  ihren  Herd  bat, 
dessen  Fcner  vornSmlicli  von  Röhr  in  Weimar,  von  Bretsehneider  in  Gotha  und 
von  Wegscheidel  in  Halle  geschürt  wurde :  weshalb  es  in  gewissen  Kreisen  tJ» 


üigitized  by  Google 


Thüringens  i^e wohner, 


das  „Oalilfta  der  Heiden"  gehrandmarkt  wird.  tJnd  wenn  auch  j  Uagere  Theolo* 
gen  mit  ezcentriscbem  'Eiter  dieser  Sichtung  entgegen  arbeiten,  so  linden  sie,  als 

„Mucker**  Terschrieen,  um  so  weniger  Boden,  als  man,  vielleicht  schon  aus  In- 
differeutismus ,  den  dogmatischen  AVülilcreicn  viel  in  fem  steht,  um  den  kirch- 
lichen Frieden,  der  bisher  in  Tliüringen  heiTschte,  trüben  zu  lassen.  —  Ungeach- 
tet fast  kein  anderes  Stuck  der  deutscheu  Erde  so  reichlich  mit  Klöstern  besetzt 
war,  80  fand  doch,  und  Tielleieht  eben  desshalb,  die  Beformation  gerade  In 
Thüringen  den  gedeihlichsten  Boden,  so  dass  die  Thüringer  die  ersten  in 
Deutschland  waren,  welche  das  seit  Bonifacius  ihnen  aufgelegte  päpstliche  Joch 
von  siel»  warfen.  Luther  war  ja  aus  ihrem  Schoosse  hervorgegangen  und  auf 
diesen  Felsen  baueteu  sie  ihre  Kirche,  von  den  Fürsten  geschützt  und  geschirmt. 
So  ward  Thüringen  die  Wiege  des  Protestantismus  und  seine  Bewohner  sind  in 
w^t  Uberwiegender  Mehrsahl  dem  evangelisch -lutherischen  Bekenntniss  snger 
than.  Im  QrosslnrBogthnm  Weimar  und  In  der  Herrschaft  Schmalkalden  woh« 
nen  jedoch  auch  viele  rcformirtc  Confcssionsverwandtc ,  die  sich  zum  Thcil  mit 
den  Lutheranern  zu  einer  unirten  Kircheiigemeinschaft  vorbunden  haben.  Die 
meisten  Katholiken  gibt  es  noch  im  Regierungsbezirk  Eriurt  (namentlich  auf  dem 
Elchsfeld)  und  in  den  fränkischen  Ortschaften,  die  ehemals  anm  Bisthnm  Bamberg 
gehörten.  Am  sehwfichsten  ist  veihSltnissiiiSssig  die  römische  Kirche  im  Her- 
aogthnm  Altenbnrg  und  im  Fürstouthum  Sondershausen  vertreten.  Dennoch  hat 
man,  wo  auch  nnr  ein  kleines  Häuflein  beisammen  ist,  fast  in  nllfn  t!iüringischen 
Städten  katholische  Kirchen  erbaut,  um  wenigstens  das  Terrain  zu  behaupten. 
Auch  Juden  (im  Grossherzogtbum  Weimar  1088,  im  Herzogthuni  Heiningen 
1574)  wohnen  in  Städtm  und  Dörfern,  namentlich  im  Wemthal,  tiiells  aerstrent, 
theUs  gem^dllch  beisammen  und  In  Ihrer  Religkmsflbaag  unangefochten,  ob- 
l^eich  ihnen  manche  Staaten  erst  In  jtUigster  Zeit  das  Recht  der  Ansässigmachung 
gestattet  haben.  In  Weimar  leben  sogar  einige  griecbTsch-ltatholiscli»"  Christen 
(57)  und  haben  dort  ihren ,  von  der  russischen  Grossfürstiu  Maria  Paulowna  ein- 
gerichteten Gottesdienst.  Dagegen  will  das  Sektenwesen  in  Thüringen  nickt 
rs^t  gedeihen.  Zwar  hat  sich  In  Erfurt  eine  altlntherisdie  Gemeinde  gebildet 
und  die  achtungswerthe  Herrenbntorkolonie  in  Neudietendorf,  deren  spora<iGsch 
zerstreute  Mitglieder  da  und  dort  als  „Pietisten'*  bekannt  sind,  blüht  immer  ge- 
deihliehf»r  auf;  auch  \p.hpn  bin  und  wieder  (z.  B.  in  Hildburphausen)  einige  Men- 
nonitcn  und  'in  Erfurt)  einige  Irvingiancr;  ,,die  freien  riemeindcn"  indessen, 
wie  eine  solche  in  Nordhauseu  besteht,  macheu  nur  geringe  Propaganda ,  ob- 
^eh  Ihre  Apostel  bald  da,  bald  dort  als  Redner  auftreten  und  die  Neugierde  . 
barangoiren ;  und  wenn  sich  dergleichen  Genossenschaften  neuerdings  auch  in 
Gotha,  in  Langen snl?.n,  in  Apolda  und  seihst  in  einem  gothaischeu  Dorfe  gebildet 
haben,  so  scheint  dies  entweder  Modesachc  au  sein,  oder  finf  lokalen  und  persön- 
lichen Motiven  zu  beruhen,  indem  die  freie  Reli^onsÜbung  ohnehin  nirgends  be- 
hindert oder  auch  uur  erschwert  ist.  Uebrigeus  leben  aUe  Jßeligionsgesellschaf- 
tea  mit  einander  in  Friede  und  Eintracht.  Fanatismus  und  Intoleranz  hAen  In 
Thftringen  keinen  Boden  mehr.  Dagegen  ist  das  lingSt  gefUhlte  Bedflrfniss  nach 
Einführung  der  Presbyterial-  und  Synodalvcrfassung  noch  ungestillt,  wenn  auch 
Weimar  einen  schwachen  Anlauf  dazu  genommen  hat.  Ebenso  wenig  hat  sich 
die  zerstückelte  Kleinstaaterei  zu  gemeinschaftlichen  Agenden,  Katechismen  und 
Gesangbüchern  vereinigt.  Lediglich  im  Herzogthum  Meiningen  sind  14  yerschle- 
toie  Gesangbücher  in  Oebrauehl  Um  so  beklagenswerther,  als  die  schönsten 
BiGthcn  der  geistlichen  Dichtung  auf  thüringischem  Boden  erwachsen  sind. 

Zählt  man  die  christlichen  Bewohner  der  7  thüringischen  Landeskirchen 
7n  etwa  8 Gl), 200  Seelen,  so  vei-theilen  sich  dieselben  nach  ihren  Confessiouen  auf 
folgende  Weise: 


Digitized  by  Google 


B8  Produkte« 


Weimar-Eisenaeb 

262,000  LifUuBr«a«r, 

8272  Befonxürte, 

0,861  KathoÜkea, 

Meiningen  .    .  . 

169,870 

»1 

10 

»1 

•  842 

» 

Altenburg  .    .  . 

137,102 

fi 

12 

it 

50 

Gotha    .    .    .  . 

112,150 

»♦ 

16 

>> 

250 

it 

Coburg  .... 

45,050 

20 

11 

500 

» 

Badolstadt     .  . 

71,573 

» 

S 

u 

78 

Sondenhansen  .. 

61,000 

t> 

30 

II 

858,805  Lutheraner,   8842  Kefonnirte*),  11,626  Katholiken, 


Produkte« 

XittCralreiell« JDass  ehedem  Thfiringen»  Berghau  ungldch  hifihender 
war,  als  jetast,  davon  eräShlen  nicht  hlos  die  alt6n  Bagen  und  Chroniken,  davon 
sengen  auch  die  vielen  Halden,  die  noch  die  Stelle  UKngst  veiiassener  Seh  ächte 
inul  Stollen  bezeichnen.  So  ist  der  reiche  Bergsegen  hei  Ilmenau,  bei  Sclnveina, 
bei  iteichmaiuisuorf,  bei  Steinheide  und  anderwärts  während  der  Verwüstungen 
des  dreissigjälirlgon  ELrieges  versiegt,  uud  iiu*  deu  Betrieb  von  Dampfmaschinen 
und  Sehmelaöfen,  die  sur  Forderung  der  noeh  vorhandenen  ScbXtze  nöihig 
wären,  ist  heutigen  Tages  das  Holz  zu  theuer  geworden  und  die  Steinkohle 
noch  zu  selten.  Die  Goldbergwerke  und  Goldwäschereien ,  die  im  14.  Jahr- 
hundert eine  reiche  Ausheutc  lieferton  .  ruhen  gänzlich.  Während  von  1530 — 
1670  gegen  25  Gewerke  mit  der  Goldwäsche  helehnt  waren,  bei  Steinheid, 
wenn  einer  alten  Tradition  zu  glauben  ist,  mehr  als  1000  Bergleute  auf 
Oold  und  Süher  hauten ,  und  in  Beichmanusdorf  122  Gruben  fiBi  Gange 
waren,  lieferten  spätere  Versuehe,  diesen  Beichth um  wieder  flüssig  zu  maeheSy 
^e  so  geringe  Ausbeute,  dass  die  neuesten  Goldwäschereien  in  der  Schwarza, 
die  ein  aus  Krtlifornien  zurückgekehrter  Rudolstädtor  nnteniahm ,  nur  einen 
Tagclohn  von  4  Sgr.  abwarfen.  —  Fast  ebenso  gering  ist  jetzt  die  Ausbeute 
au  ailb£.r.  Ungleich  reicher  dagegen  ist  Thüringen  au  Ku^er^  das  hauptsächlich 
-im  Geldete  des  Kupferschiefers  vorkommt.  Auf  den  könitser  Gängen  hreehea 
alle  Arten  von  Kupfererz,  zum  Theil  In  vorzüglicher  Schönheit  und  sogar 
haarförmig  gediegen.  Dennoch  hat  auch  der  Kupferbergbau  sehr  an  Beden > 
tung  verloren ,  und  die  sächsisch-thüringisclie  Kupfcrbergbau-  und  Hüttengesell- 
schalt,  die  ihn  jüngst  wieder  in  Schwung  bringen  wollte,  musstc  nach 
grossen  gebrachten  Gpfem  sich  bald  wieder  auflösen  (1860).  Von  Neuem 
wird  er  jetat  bei  Ohrdmff  aufgenommen.  Kur  im  Hansfeldischen,  wohin  vor 
Zeit  :i  se^hon  Luthers  Eltern,  deshesserou  Verdienstes  wegen,  von  Möhra  ausge- 
w;ni<lt  i  t  waren,  hat  die  Gewinnung  der  Kupfererze  an  Umfang  und  Ergiebigkeit 
gewonnen.  —  Auch  der  7vo^»a^thergbjni.  rrtr'/.ugsweiso  bei  Saalfeld  im  Gange,  ist 
gesunken,  nachdem  die  Gruben  bei  Giücksbrunn  (Schweina),  die  don  schönsten 
G-laaskobalt,  alle  Arten  von  Erdkobalt  und  die  gewöhnlichen  Begleiter  dieses 
Metalls,  l/Tismutiiund  Arsenik,  reichlich  lieferten,  abgebaut  sind,  und  Überhaupt 
nach  Kobalt,  durch  die  Concurrenz  des  wohlfeileren  künstlichen  Ultramarins 
wenig  Begehr  mehr  ist.  —  Eisen  div^^o^ron  durchdrinf,^t  fast  all*-  Adorn  des  Ge- 
birges und  kommt  im  Bergreviere  Kamsdorf  (bei  Saalfeld)  sogar  gediegen  vor. 
Der  Eisenstein,  immer  von  Schwerspath  begleitet,  wird  als  Magneteisenstein 
(bei  Liebenstein,  Suhl  nnd  Saalfeld),  gewöhnlich  aber  als  Roth-,  Gelb-,  Braun-, 
Thon-  nnd  Spatheisensteiu  gewonnen,  und  mag  sich  das  jährliche  Gesammt- 
erzeugniss  auf  mehre  100,000  Centner  Boheisen  belaufen.    Davon  haben 


<*)  Diese  ZnTii  ist  jedenfalls  zu  gering  angegeben,  Indem  sie  niolit  In  allen  Lindenk 
genau  zu  ermitteln  war. 


Digitized  by  Google 


die  Gruben  in  der  Umgegentl  von  Schmalkalden ,  wo  das  Hauptlag^  des  aiek 
vorzugsweise  zur  Stahlfabrikation  eijrnendcn  Spatheisensfeins  ist,  die  von  Kams- 
dorf, dauii  die  von  Grafeutlial  nnd  Sonnebertr  und  die  im  Lobensteinsehcn  den 
grossten  Antheil.  Während  mit  Eisen  vbiziiglicii  die  Südseite  des  thüringer 
Waldes  gesegnet  ist,  liefeii  der  Nordabheng  eu  anderes  satsbringendes  Mineral 
in  Yorsügiieher  Güte,  den  Braunstein  (Mangan-Era) ,  der  hauptsfichlich  in  Glas» 
hütten  und  zu  metallurgischen  Zwecken  verwendet  wird.  Er  findet  sich  nicht 
selten  in,  bedeutender  Mäclitigkeit ,  bei  Ilmenau,  Elgersburg,  Friedrichroda  etc. 
—  Ausserdem  liefert  das  Gebirge  Mirkel,  woraus  das  Arj^entan  bereitet  wird, 
Antimon  (Spxessglauz)  bei  Schleiz,  Wisuiuth  bei  Lobeusteiu,  arscniklialtigß  Erze 
in  Kamsdorf,  Vitriol  und.AIann  bei  Orlfenläal;  Kalk^,  FInss*  «nd  IMwer- 
Späth  (Salza ,  Kamsdorf  und  Schweina  etc.)  ,  Kaolin  (Tabarz ,  Elgersburg, 
Steinbeide)  zur  PorzeHanfabrikation,  Porphyrtuff  (Krawinkel,  Stntzhaus,  KyfT- 
häuser)  zu  weithin  ausgeführten  Mühlsteinen;  Basalt  (frleichberge,  Dolmar  ütc.) 
zu  Strasseubauteu ;  ausgezeichnete  Sandsteine  (Seeberg  bei  G-otha);  Alabaster 
und  Marmor  (Schwarzburg,  Kittelsthal,  Gräfenthal),  Kalk  (der  alteuburger 
gilt  als  der  beste) ,  Mergel  und  Gyps ,  letstisren  in  iM^ifanderuDgswfirdig  schö- 
nen Krystallen  (Harienglas)  b^  Reinhardsbrnnn;  Kalktuffstein  sa- Bauten  mit 
sehr  interessanten  Petrefakten  (im  flachen  Lande,  bei  Tonna,  Grcussen  etc.), 
und  endlich  verschiedene  (aber  sämmtlicb  zu  Schmuck  unbrauchbare»  Halb" 
edelsteine ,  z.  B.  Amethyst  bei  Brotterode  und  Friedrichrodfi ,  Achat  bei  Winter- 
Stein,  Bergkrystall  am  Sclmeekopf,  Granat  bei  Liebenstein,  Jaspis,  Chaleedon, 
Cameol  und  andere.  Eine  besondere  £rw<hn«ng  verdienen  ^e^ScMtferbrlUhe 
bei  LchestttDy  Chräfenthal  und  Sonneberg,  die  seit  dem  13.  Jahrhundert  im  Gange 
sind  und  jrefyenwärttfj  alljKbrlich  050,000  Centner  Dachschiefer,  40,000  Schock 
Schiefertafeln,  91  Millionen  Srück  Schieferstifte  und  4500  Schock  Wetzsteine 
liefern,  deren  Güte  und  Dauer haltigkeit  von  keinem  anderen  derartigen  Trodukt 
fibertroffen  werden.  An  einigen  Stälen  geht  der  Thonschi^er  dnrbh  seuxen  Oe* 
halt  an  Eisenkies  In  Alann-  nad  Vitrioisddefer  Qber.  —  Koch  wi<&tiger  ist  die 
Saixpröduktion  der  tliitrin^er  Ebene.  Ohne  hier  der  sebon  erwähnten  SoolqlieUen 
•/.n  iiedenken,  weiche  erst  bireb  künstliche  (Tr:\dirun<]:  nutzbar  werden,  erwäh- 
nen wir  die  reichen  Steiusalzlagcr ,  die  g7*össtciitheils  erst  in  neuester  Zeit,  ent- 
weder im  Gyps  des  Zechsteins  oder  des  Muschelkalkes,  namentlich  durcli  den 
weitbekannten  Salzsleder  Glenk  zu  Gollia,  whohrt  w'ordon  sind  ,  und  eine  yoll^ 
stindig  gesättigte  Soole  liefern.  GHenk  hat  in  Thüringen  die  SaMneu  Ernst- 
halle bei  Gotha,  Heinrichshalle  bei  Gera  und  Luisenhalle  bei  Erfurt,  sämmtlidi 
in  den  Jähren  1827 — 29  erbohrt,  die  jährlich  104,450  Centner  Salz  produciren. 
Die  er}.;iebig^^ten  Salinen  Thüringens  sind  in  Salznngen.  Artem,  Langenberg  (im 
Reusäischen),  Buflebeu  (bei  Gotha),  Stutteruheim  und  Erlurl.  Das  letztere,  das 
Steinsaliiiergweiic  im  Johannlsfeld  beiiSrliirt,  ist  kürzlieh  erst  (186S)  ev6fhet 
worden,imd8olI,indeui(bis  Lager  über  l&OF.  mAcbtig  ist,  ^t  unerscfadpflieh  sein. 
,  Das  aus  einem  1300 F.  tiefen  Schacht  gewonnene  Salz  steht  dem  besten  Produkt 
der  Siedesalinen  gleich ,  und  kommt  die  0(M\innung  des  Centners  Stücksala 
auf  15  Pfi;nni}?e,  gemahlen  auf  3 — 4  Sgr.  zu  stehen.  —  Wenif;;er  reich  ist  Thürin- 
gen HU  breunharen  Fossilien.  Die  Torfmoore  (am  Schneekopf  und  lieerberg)  lie- 
f%TVL  nor  lelehtes  Material,  das  im  waldigen  Hochgebirge  fast  keinen  Werth  hat. 
Nidit  unbedeutend  sind  dagegen  die  Torfgrttbereien  bei  KÖnigsee,  bei  derBnine 
Gleichen,  bei  Werningshausen  und  Wangenheim  (Gotha),  bei  Vollersroda  und 
Possendorf  (Weimar).  Ungleich  wcrthvoller  sind  die  Braunkohlen,  die  mkui  in 
verschiedenen  Gegenden,  jedoch  meisst  im  flachen  Lande,  und  in  vcrschicdcueu 
Arten  reichlich  findet,  öfter  mit  ziemlich  wohlcrhaltencm  Holz  der  reiSiUikenen 
ürwüder  mid  manniehfisehen  Versteiaernngen  dnrcfalagert.   Die  ergiebigsten 


Digitized  by  Google 


40 


Produkte 


(rrnben  sind  bei  Kaltennordheim  (eiseuacher  Oberland),  Arterii,  Frankenhausen, 
Man^feld,  Naumburg,  Weissenfels,  Halle,  Zeitz  etc.  Die  Braunkohlen-Actien- 
Ocäellschaft  zu  Weissenf  eis,  die  seit  1856  besteht,  besdiSftigt  über  1200  Mann 
und  liefert  JShrtteh  mdir  als  eiae  Million  Tonnen  Kohle  (Qries),  tte  grOestontheils 
■11  Steinen  geformt  und  vwaendet  werden ;  die  Actiengeaellscbaft  za Halle  fördert 
etwa  G70,000  Tonnen,  die  sir  zu  Presskoldensteino!«  verMibcUcn  lässt,  von  sol- 
cher Festigkeit,  dass  sie  selbst  nnf  einem  weissen  Gla^e  -  Handschuh  nicht 
abfUrben.  Ueberhaupt  werden  uus  lOU  Brauukolilengrubeu,  welche  Thüringen 
(mit  Ausschluss  der  preussischen  Gebietstheile)  gegenwärtig  im  Betriebe  hat, 
'|j{hrli4sh  ttber  8,740,000  Gentaer  Braunkohlen  gewonnen.  Dagegen  haben  koit- 
«pie^e  Versuche  (bei  E^ardtsberga ,  Tambach,  Kleinschmalkalden,  Ei- 
senach  etc/) .  StrinlDhlcn  —  dies  ,,Salz  und  Brod  der  Industrie"  —  zu  gewinnen, 
nlfht  die  gewünschten  Kesultate  peliefurt.  Man  fand  zwar  einzelne  Flötzcheti 
und  Nester,  aber  keine  bauwürdigen  Lager.  Trotzdem  wird  auf  solchen  Flötzcn, 
die  hSdistens  20  Z.  mächtig  sind,  bei  Manebach  und  Kammerberg  (Ilmenau) 
seit  langer  Zeit  gebaut  nnd  jXhriieli  ehn  nieht  vnbedentendes  Quantum  Kolden 
gefördert,  die  jedoch  an  Gute  den  übrigen  weit  nachstehen.  Bei  Xeuhaus,  Stock* 
heim  mul  ('rock  hat  durch  J.  Mcyer's  rastlosen  Betrieb  der  Steinkohlenbergbau 
einen  sehr  bedeutenden  Aufschwung  gewonnen .  obgleich  die  hie  und  da  bis 
40 F.  mächtigen  Flötze  von  1200  F.  mächtigem  Kuthliegenden  bedeckt  sind.  Ge- 
genwärtig sind  auf  den  dortigen  Kohlenlagern  700  Bergleute  beschäftigt  und 
12  Dampftnaschinen  im  Gange.  IHe  melningisdie  Begiemng  belieh  mit  diesett 
Flötien  1831  J.  Meyer  und  v.  Weiss.  Da  man  nicht  mit  schlagenden  Wettern 
zu  kämpfen  hat,  und  für  Kohlen  von  ansgczeichneter  Ileizkraft  sind,  so  lässt 
sich  dem  dortigen  B  ui,  trotz  dnr  ■störenden  Vorhältnisse,  die  über  ihm  wal- 
teten, eine  grosse  Zukunft  proguosticiren.  Ueberhaupt  sind  jetzt  in  Thü- 
ringen 9  Steinkohlenbergwerke  in  Betrieb ,  die  jährlich  gegen  eine  halbö 
liffillion  Centner  Stdnkohlen  su  Tage  fördern.  Dass  man  In  den  Stein- 
kohlen- ui^d  Braunkohlenlagem ,  im  Muschelkalk  und  Kalktuff,  im  Kupfer- 
schiefer und  Zeclistein  die  mannichfachsten  Pflanzenabdrücke  und  Verstei- 
nerungen findet  ,  aus  denen  man  eine  höchst  interessante  antidiluvianische 
Fauna  und  Flora  coustruirt  hat,  wird  kaum  der  Erwähnung  bedürfen,  so  au- 
aieliend  es  auch  ist,  dergleichen  Petre£iikten,  die  in  seltener  Sohdniheit  vor- 
kommen, an  sammeln. 

Das  Pflanzenreich  liefert  alle  in  Mitteldeutschland  vorkommenden  GefrXehse 
an  Bäumen,  Strauchern,  Cerealien,  OcltViiclitrn ,  f'nTuüsen,  Gräsern,  BTnmoii, 
Schwämmen,  arzneilichen  Pflanzen  und  dergl. ;  und  zwar  ist  die  Vegetation,  mit 
wenigen  Ausnahmen,  von  den  höchsten  Bergen  bis  in  die  niedrigsten  Thäler  nicht 
blo8  naturgemXss  entwickelt,  sondern  audi  dureh  denSleisa  &e  Mensefaciihaad 
gepflegt  und  gesteigert  Gans  sterile  Streeken  Ton  grösserer  Ausdehnung  durf- 
ten kaum  noch  zu  finden  sein.  Das  Areal  ist  au  wertlivoll,  als  dass  es  nicht  über- 
all benutzt  würd*'.  selbst  f]n  ,  wo  es  die  Natur  stiefn^ütterlich  }to}inndelt  hnt  — 
Der  herrliithrste  Wald,  Thüringens  grösste  Zier  und  grösster  Keii  litlunu ,  l  iodeckt 
f^st  alle  Höhenzüge}  obwuld  es  ausser  Zweifel  ist,  dass  in  frühereu  Jahrhunder- 
ten das  Land  weit  reicher  bewaldet  gewesen,  als  jetat.  Indessen  hat  der  fort- 
schreitende Ackerbau  in  den  Niedwungoi  inuner  mehr  Ausdehnung  gewonnen, 
und  der  Unverstand  hat  manchen  Berg  entblösst,  der  sonst  im  vollen  Baitm- 
sclnnuck  prangte.  Unter  den  Bäumen  ist  die  Fichte,  und  nach  ihr  die  Buche  am 
stärksten  vcrtrtsten,  am  schwächsten  die  Eiche,  die  noch  dazu  in  jüngster  Zeit 
wegen  der  euormcu  Preise,  welche  dafür  bezahlt  werden,  fast  überall  den  Schie- 
nenwegen sum  Opfer  fällt.  Ueberdies  wird  der  Laubwald  mehr  und  mehr  Tom 
Nadelhols  verdrängt,  das  in  den  meiaten. Forsten  üppig  geddht.   Die  ISQffihri- 


Digitized  by  Google 


Produkte. 


41 


gen  Fichtenbestände,  von  welchen  die  alten  Forstleute  erzülilen,  sind  jedoch  ver- 
schwunden.   Menschen  und  Bänrae  leben  jetzt  «rhtioHer,  als  sonst.  Dennoch 
sieht  man  noch  Fichten  und  Tannen,  z.  B  bei  Kabarz,  Steiubach-Halk'Tiborg, 
Georgenthal,  Schwarzburg  und  besonders  die  mehr  als  äOOjahrigeu  Kieseutuu- 
fien  am  Wnnelberge,  die  bis  150  Pom  hoch  sind.  Die  sdiSusten  Blume  werden 
sorgf3Uläg  geschont.    Der  prächtigste  Buchenwald ,  vi^eiclit  in  gans  Dentseh« 
Und,  prangt  bei  Eisenach  und  Ruhla.    Auf  den  Vorbergen  und  in  den  kleineren 
Walddistrikten  des  flachen  Landes  siedehi  Kioh<Mi,  Birken,  Ahorn,  Hainbuchen, 
Espen,  Eschen,  Kiefern,  LKrchen  etc.  Musterhaft  ist  die  Forstkultur,  welche  die 
.Waldungen  pflegt.   Fast  überall,  wu  nicht  Servitute  im  Wege  stehen,  hat  der 
JOttel-  und  Niederwald  dem  Hochwald  Platz  gemacht.  Die  Kahlsehlige  werden 
grSsstin  Theils  durcli  künstlichen  Anbau,  bald  durch  Aussaat,  bald  durch  Pflan* 
zung:,  veijüngt.    lind  diese  wirthschaftliche  Pflege  belohnt  sich.    Denn  die  Ein- 
nahmen, welche  aus  den  Forsten  erzielt  werden,  fallen  im  St?i?it»*h;iiishalt  sehr 
in's  Gewicht.     Cime  selbige  würde  die  Steuerkraft  uugleicli  huher  angespannt 
werden  müssen.    Die  unablässige  Nachfrage,  sowohl  nach  Bau-  als  Brennholz, 
kann  kaum  befHedigt  werden.   Denn  der  Absati  heschrXnkt  sich  nicht  blos  auf 
die  bedeutenden  Holsmasaen,  die  im  Gebirge  selbst,  hauptsächlich  von  den  6e* 
werken  nnd Fabrikanten,  consumirt  werden,  (so  dass  z.  B.  im  Schwarzburgischen 
kaum  genug  Werkholz  für  die  Holzarbeiter  beschafft  werden  kann),  und  auf  den 
Bedarf  des  thüringischen  FlachhuKies ;  alljährlich  trugen  auch  Werrn .  Saale, 
Schleuse,  Kodach ,  Itz  und  Schwarza  kolossale  Flössen  in's  Ausland,  und  versor- 
gen ferne  Gegenden  bis  nach  Holland  hindn  mit  Brettern  und  Baahols.,— 
Dcsshalb  darf  man  nicht  glauben,  dass  in  Thüringen  das  Feuerungsmaterial 
billig  zu  beschafi^en  sei.    Die  Holzpreise  steigen  vielmehr  von  Jahr  zu  Jahr. 
Selbst  in  den  Haushaltungeji ,  die  mitten  im  Walde  liegen,  ist  das  Fcuerungs- 
budget  nicht  gering  anzuschlagen.    Denn  wenn  auch  an  die  Staatsbeamten  und 
an  viele  Qewerke,  die  mit  dessfallsigen  Gerechtsame}i  bedacht  sind,  oder  an  die 
eingeforsteten  Ortschaften  das  Hols  der  Btaatswaldungen  gegen  Tazpr^  (Wald* 
DueAe}  verabfolgt  wird :  so  hat  es  in  der  neuesten  Zeit  die  Fliianswirthschaft 
vorgezogen,  den  nach  solchen  Abgaben  verbleibenden  Vorrat]»  nur  zu  Concurrenz- 
f>roisen  v^rsteigerungs-  oder  nrcordweise  abzulassen.    Wenn  aber  z.  B.  im  Her- 
zogtbuni  (jrotha,  wo  verhältnissniassig  die  höchste  Einnahme  aus  den  Staatsforsten 
(9i,405  Acker)  erzielt  wird  (im  Jahre  1862:  460,787  Thlr.  Brutto),  der  Taxpreis 
einer  Klafter  drelschnliigen  Buchen-Brennholses ,  die  vor  800  Jähren  4 — 6  Sgr. 
kostete,  gegenwärtig  auf  5  Thlr.  16  Sgr.,  einer  „weichen**  (d.  h.  NadeUiola  oder 
\reicbcs  Laubholz)  auf  3  Thlr.  12  Sgr.  durchschnittlich  festgestellt  ist:  so  steigern 
8ich  in  den  Auktionen  diesf  Preise  nicht  selten  auf  das  Doppelte;  während  die 
Nutzhölzer  verhältnissmässig  noch  theuerer  bezahlt  werden,  indem  gutes  Rund- 
holz schon  in  der  Taxe  mit  etwa  b  Sgr.  pro  Kubikfuss  berechnet  wird.  Selbst 
tte  BodestBcke ,  die  sonst  im  Walde  verfaulten »  werden  vortheilhaft  verwerthet 
and  durch  Zwischenhändler  zu  Markte  gebracht.  Die  armen  Leute  können  selbst* 
verständlich  solche  Pn.*i.-so  nicht  erschwingen.     Sie  behelfen  sich  —  abgesehen 
v  .n  den  unbefugten  Kingrift'en  in  den  Waldreichthum  —  mit  den  Abfällen ,  die 
sie  an  gewissen  Tagen  sammeln  dürfen.  Diese  Holzleser  tragen  jährlich  In  Frost 
und  Hitze  zahllose  Bilrd^  und  damit  grosse  Summen  auf  dem  Bttclcen  nach 
Hansa:  wie  denn  ftberhanpt  der  Wald  ihre  Vorrafliskamnier  und  die  Fundgrube 
ihrer  Subsistena  ist 

Denke  man  nur  an  die  Waldstreu,  die  sie  rechen**,  um  für  ihre  mageren 
Aecker  Dünger  zu  gewinnen,  an  das  Waldgras,  womit  sie  .,ihr  Stückchen  Vieh'* 
überwintern,  an  die  officinellen Kräuter,  die  sie  verwerthen  (Arnica,  Waldmeister, 
Sdiaafgarbc,  Melisse,  Kamille,  isländisches  Moos,  Fingerhut,  Zeitlose,  TöU* 


Digitized  by  Google 


42  Produkte. 

kirsche  etc.),  ini  die  Pilze  (Stocksoliwamin ,  Bärtling,  Morcheln,  ChampighoBS, 
Hirsch-  und  Steinpilz),  (Mo  ^i'-  ossrn  und  verkaufen,  an  dio  Frütfif  mid  Heeren, 
die  sie  von  Bäumen  und  Sträuchern  sammeln!  Der  wilden  01>>" 1 1 ;t  i nie  j^ibt  es 
zwar  im  Walde  nicht  viele,  und  auch  die  Haselnüsse  linden  sich  uiciir  in  deu  klei- 
nen Feldhölzern,  als  in  ausgedehnten  Hodiwaldiuigen :  um  so  reidher  ist  dagegen 
die  Ernte  an  Heidelbeeren,  die  in  nnglanbüdier  Menge  gepfliloict  and  theils  roh 
grossen,  theils  gekeltert  und  exportirt  werden;  an  Erdbeeren,  die,  von  aus* 
nehmend  gewürzlinftcm  Ocruch  und  Geseliinack ,  Monate  huig  das  Labsal  der 
fremden  Gäste  sind;  an  Himbeeren,  die  so  voraügliche'^  CTelöc  auskochen;  an 
Preisseibeeren  (Mehlbeeren,  Moosgucken),  die  man  als  EiuniachtVucht  so  hoci^ 
schfttzt;  an  Bucheckern,  die  ein  sehr  wohlschmeekendes  Oel  liefern,  an  Ei<dieln, 
die  snr  Schwemmast  verwendet  werden  n.  dgl.  m.  * 

Die  J^ora^ namentlich  desOebirges,  ist  so  manncbfach  und  interessant, dass, 
wenn  sie  auch  gegen  den  alpinischen  Pflanzenreichthum  zurüc  ktritt,  dennoch  bäude- 
reiche  Werke  darüber  geschrieben  worden  sind  (von  Zenker,  Lanf^ethal,  Schön- 
heit u.  a.  j.  Dieselbe  lässt  sich  naturgemäss  in  die  Flora  des  Seliielergebirges,  des 
Porphyrgebirges ,  des  Saalthales,  der  thtlringer  Mulde  und  des  HarzraBades  zerie* 
gen,  und  tritt  an  einzelnen  Fundorten,  %.  B.  bei  Jena,  Blaakenbmi;,  Ilmenau, 
Suhl,  Arnstadt,  Erfurt,  Waltershausen,  Kuhla,  Eisonach,  Frankenhaasen  etc.,  be- 
sonders eharaktoristisch  hervor,  indem  Jena  die  Floni  des  SaalthMles,  Erfurt  die 
des  thüringer  Beckens,  Eisenaeh  und  Waltershausen  die  des  westliehen,  Hmenau 
und  Blankenburg  die  des  östliclien  Gebirges,  Coburg  die  der  südlichen  Abda- 
chung des  Thdringerwaldes  und  Frankenhausen  die  des  Harsn^des  reprXsentit 
ren  *).  —  An  CereoHen  werden  auf  dem  Walde  vorsugsweise  Sommerkom  nnd 
Hafer,  weniger  Gerste  und  Winterrogf^eu ,  vor  Allem  aber  Kartoffeln  gebaut,  die 
meist  sehr  sehmaekhnft  sind  und  der  Krankheit  l)csser  widcrstelicn,  .-ils  in  der 
Ebene.  Die  kleinste  Erdfiäche,  und  wenn  sie  noch  so  steil  an  den  Beru: lu  hanst, 
wird  zum  Kartoffelbaa  benutzt,  indem  man  Dünger  in  Körben  beiträgt,  im  tiachen 
Lande  kommen  alle  Oetreidearten  vor  und  gedeihen  grossen  Theils,  nameutiieh 
in  der  t^oldenen  .4.ue,  ausserordentlich  üppig.  Aueh  baut  man  in  Tieleii  Floren 
sehr  seliöiieu  Flaelis,  jedoch  mehr  /.um  Selbstbedarf,  }ils  zum  auswärtigen  Han- 
del, stkwie  hin  und  wicdrr  Mohn.  Tabak,  Anis,  Kümmel,  Koriander,  Cichorien, 
Ljivendel,  Waid.  Sonst  wurde  auch  in  vielen  Gegenden,  namentlich  im  Werra- 
grund,  starker  Hopfenban  getrieben.  Jetst  kommt  er  nur  noch  sporadisch  vor» 
bei  Schalkau,  Saalfeld,  Walterahausen  etc.  Noch  bedeutender  war  dar  Waidbau, 


♦)  Nach  dioaor  Kiutiieilung  sind  im  Reis obuch  die  seltensten  und  iat^^reäsan testen 
Pflanzen  an  den  botrpfTenden  Fundorten  namentlich  aufgeführt,   und   zwar   mit  einer 
ßlcherheii  uud  OenauislMit,  für  welche  dl©  berühmten  JNamen  der  Männ-  i   (z   B  des 
Professors  Lmujethat  In  Jena,  des  Professors  Dr.  Har<ätl  Lenn  In  Schnepfeniimi  etc.)  bür- 
gen, w<'lclie  so  gütig  waren,  unsere  VLrzeiclinisso  clufv  sor- f  i!i  r;^en  Prüfung  und  Berich* 
tigang  zu  unterziehen.  MitAusnohmu  des  l nstnitthaleü  habiu  wir  jedoch  die  thüringische 
Ebene  ausser  Acht  gelassen  und  vorzugsweise  nur  die  subal pinischen  nnd  solche  Ge- 
2**"*®  ^erück.sichtlgt,  die  in  der  montanen  Begion  ihre  Wolmtingen  zu  haben  pflecrcn 
y   ^''!fP^<*'Jff^'nen  fiber  f  an  denen  Thüringen  besonders  reich  ist,  fehlten  uns.  mit 
Aii^nahmo  der  8cliwämme,  die  nöthigen  Vorarbeiten.    Wer   Si  hwänimo  (Pilzo)  Sachen 
vviil  ,  und  uamentUch  essbare,  deren  es  in  grosser  Meugo  gibt,  ohne  dasn  sio  von  dent 
Volke  genau  gekannt  sind,  der  Instmir»  sich  ans:  J>ii<r,  die^nfitsHchen  und  stiiÄiiiicWn 
S-rtT**??/'  ^-  Arfflnpre,  Gotha  1862,  mit  Abbildungen;  oder  au«  WürÄner^  Schwami^kundJi. 
B9nn  1858 ,  die  wn  60  Pilzarten  naturgetreue  Modeile  in  natürlicher  Grösse  um!  Wär* 
ming  enti.ait.   Bm  dem  grossen,  durch  die  Beschaffenheit  des  Klimans  nnd  dl«  V.TrLi.iA* 
deuheit  der  Bodenarten  bedingten  i^flanzenreichthum  des  Thürin<?pnvaldcs  s-lfti»»»^,.  « 
II«»  Notizen  nnsen»  Führers,  wie  kurz  dieselben  auch  gehalten  w«rd^ 

mussten,  um  so  mehr  betonen  zu  dürfen,  als  die  bisherigen  liei:,ol,ücher  nur  obJrfl^^ 
Uch  darauf  eingegangen  sind  uud  die  namentliche  Aufführung  der  iaterossanteaf a«>  mi» 
zon,  sowie  die  An^  Ihrer  Fundorte  unterlesten  haben.  .  «^««osaanteston  Pllan- 


Digitized  by  Google 


Produkte,  4d 

der  dcfa  TorzDgsweise  in  der  erfnrter  Gegend  coneentrirte,  wo  manches  Dorf  jfibr- 
Kell  für  12--1 6,000  Thir.  Waid  yerkanfte,  wodnreh  die  Bairam  so  hofflrtlg  wur- 
den, dass  sie  sieh  gleich  adeligen  Herren  dfinkten.    Uebrigens  wird. der  J^e{({6att 

in  der  neiu-ston  Zeit  rationeller  betrieben,  und  liefert  dessliall»  unt'leieli  TioTicrt^ 
Erträge,  als  sonst.  ^  Die  Zusannnonkgua^'  der  Grundstücke  (^Separation)  schreitet 
im  flachen  Laude  rasch  vurwürtö,  wie  heftig  man  a'ich  auch  anfangs  dagegen  sträubte, 
nnd  docHmentirt  ihre  Vortfaeile  desto  angenschehüicher,  je  massloser  osd  nach* 
theiliger  die  bisherige  AekerserstÜekelimg  war,  fndem  es  Feldstreifen  gab  und 
noch  gibt,  die  kaum       Acker  messen.    Dabei  wird  durch  zweckmässige  üfer- 
bauten,  durch  Austrncknunfr  der  Silmpto  und  durch  den  Wegfnll  Aor  Urf^nzraine 
viel  Kulturboden  gewonnen.     Wird  nnn  auch  in  allen  nicht  sepurirteii  IMuren  die 
alte Dreifelderwirthscliaft,  obwohl  iuiuudiiicirtcr  Weise, noch  fortgeführt  -,  ist  auch 
cKe  9siisanimenh8ngende  Bauart  der  meisten  Dörfer  dem  Ackerhan  nicht  günstig, 
nnd  die  Zahl  derKleinhlUisler  (Hintersiedler)  sehr  gross :  so  ist  doeh  überall  dat 
Land  mit  unverkennbarem  Fleisse  kultivirt,  und  der  Wohlstand  seiner  Bewohner 
hat  sich  durch  die  hohen  Preise  ihrer  Erzcnfjnisse,  durch  den  Wegfall  vi«  l»^rSer- 
rituten,  durch  die  Zerschlagung  grosser  Staats-  und  Kittergüter,  die  in  den  bäuer- 
lichen Besitz  übergingen,  sowie  durch  andere  mitwirkende  Ursachen  wesentlich 
gehoben.    Wo  atich  das  Ackerland  weniger  ergiebig  ist,  wie  theilwelse  im  Saal« 
pm  und  im  Fürstentham  Benss^Grels,  wird  es  nichts  destoweniger  durch  den 
Fleiss  seiner  Bewohner  zu  erträglichen  Ernten  gezwungen.  —  Die  zahlreichen 
Wiesen,  namentlich  die  Waldwiesen,  sind  mit  den  gewürzreichsten  Gräseni  und 
Kräutern  bestaaiden,  welclie  der  goldgelben,  aromatischen  „Wnldhntter''  jene 
ausgezeichnete  Schmackhaftigkeit  sichern,  die  auswäi  ts,  z.  Ii.  in  Berlin,  mit  hohen 
Preisen  besahlt*  wird.   Die  meisten  Gebirgswiesen  sind  jedoch,  wegen  der  Vn- 
gtlttst  desKlima's, nur cinschürig  undheissen,, Jakobswiesen'',  weil  sie  um  Jakobi 
gemäht  werden.    Ueberhaupt  liegt  der  Kunstwiesenbau  noch  im  Argen  und  wird 
im  tlachcn  Lande  durch  reichen  Kleebau  crsef  /f     Wo  man  jedoch  die  Wiesen 
üeibsig  bewässert,  erzielt  man  nicht  selten  dreischürige  Ernten.  — Auf  die  Kultur 
des  Obstea  wird  in  der  neueren  Zeit,  hauptsächlich  durch  den  Einfluss  der  Garten* 
baitv«relne  (in  Erfurt,  Ootha,  Melningen  etc.),  ein  rOhmReher  Fleiss  verwendet. 
Obgleich  das  KBma  nicht  allen  Sorten  zusagt,  so  werden  doch  in  den  meisten 
Landorten,  sowie  an  den  Abhängen  des  Gebirges,  z.  B.  in  Arnstjidt,  Schmalkal- 
den, Meiningen,  Coburg  etc.,  recht  gute  Aepfel,  Birnen,  Ptiaumen  und  Kirschen 
gewonnen.     Die  reichste  Obstgegend  liegt  zwischen  Erfurt  und  Langensalza, 
Namentlich  werden  in  Gierstädt,  Gross-  und  Kleinfahncr  (wo  der  berühmte  Po- 
molog  Sickler  lebte),  sowie  in  der  Gkgend  Ton  Treffurt,  ausserordentlich  Tiele 
und  schöne  Kirschen,  aber  auch  WallnÜsse  nnd  edle  Kastanien,  gebaut.  Noch 
schwunghafter  ist  der  Handel  mit  den  herrlieben  Zwetschen  Saalpflaumen''), 
die  das  Saalthal  —  namentlich  bei  Jena  —  liefert.  Dagegen  hatte  der  thüringische 
IVein,  der  gleichfalls  imSaalthale  wächst,  bevor  man  die  Kunst  erfand,  ihn  durch 
Ziisate  von  Krflmelzncker  zum  Moste  zu  veredeln,  keinen  wohlklingenden  Namen. 
Dies  mag  znm  Theil  der  Wandsbecker  Bote  verschuldet  haben  mit  seinem  allbe* 
kannten  Ued: 

Thüringens  Berge,  zum  Exenipel,  brtQgen 
Gewächs,  siebt  aua  wie  Weis, 
Ist*8  abernlohf*:  man  ksmi  dabei  nloht  slDgen, 
Dabti  nicht  fr5h]leb  iein. 

Aneh  der  wasunger  Tahah  (vulgo  Kneller)  stand  nie  im  besten  Kredit« 
obgl^ch  er  gnt  zubereitet  und,  unter  anderem  Namen,  von  Vielen  geraucht  wird* 
ohne  Zunge  und  Xase  auffällig  zu  incommodiren. 

Ueberaus  lieblich  ist  der  ßlunienreichthumf  der  2u  gewissen  Zeiten  die  Wie- 


Digitized  by  Google 


44  Prodnlcte. 

seil,  Felder  und  Wälder  wie  mit  einem  bunten  Teppich  fiberzieht.    Die  blftue 

Komblnme,  die  rotbo  K1a*schrosc  und  der  gelbo  Tlcderich  decorircn  die  grünen 
Saatfelder  mit  ein« m  wunderbaren  Farbenschmela.  Viele  "SViosen  scheinen  mit 
duftigen  Blumen  besä  t  zu  sein.  Selbst  die  sterilsten  GrÄben  und  Kaine  prangen 
im  farbigen  Schmttcke.  Kieht  minder  bieten  die  Wilder  80'8di$ne  BlÜfthen,  dass 
,  man  viele  Arten  —  wir  nennen  nur  den  Fingerlint,  die  Fenerlilie,  den  Türken* 
bund,  das  Leberblümchen,  den  Eisenhnt ,  Schneeglöckchen ,  Mniblumen,.  Ackelei, 
Olockniblnmen,  Schlüsselblumen,  und  viele  andere  —  in  die  Ziergärten  ver- 
pflanzt hat  und  sorgsam  kultivirt. 

Thierreich*  —  Wie  überall,  wo  die  Kultur  sich  Bahn  bricht,  die  scheuen 
Bewohner  der  Wildnis«  snrüekweichen  oder  von  den  Nachstellungen  der  Ifen- 
sehen  ausgerottet  werden,  so  auch  in  Thüringen.  Elenntiiiere  und  Auerochsen, 
Bären,  Wölfe,  Luchse  und  Biber  sind  verschwunden:  während  im  Anfang  des  17. 
Jahrhunderts  die  Wölfe  heerdomvoispflen  Wald  durch?  oc'on  und  Herzog  Ernst  der 
Fromme  noch  1656  ausführliche  Jiegulative  wegen  der  Wolf^agden  erliess;  ja, 
im  Meiuiugischen  noch  bis  1837  eine  Wolfssteuer  gezahlt  wurde.  Der  letzte  Bär 
wurde  bei  Katshfitte  1788  erlegt,  der  letste  Wolf  im  albingshauser  Forst  1859,  der 
letste  Luchs  1815  im  tambacher  Kavier,' und  auch  noch  ein  Biber  soll  zu  Anfang; 
dieses  Jahrhunderts  im  Schleuscgrund  getodtet  worden  sein.  Reissende  Thiere 
mfichen  demnach  auch  die  einsamsten  Schhichtcn  nicht  mehr  unsicher.  —  Aber 
auch  dixs  jaf/dbare  Wild  ist  seit  1848  spärlicher  geworden.  Die  Bauern  sind  nicht 
böse  darüber,  weil  dessen  masslose  Vermehrung  von  der  leidenschaftlichen  Jagd- 
Uebhaberei  mancher  Fifarsten  derart  begünstigt  wurde,  dass  sie  die  Früchte  ihres 
sauern  Schweisses  mit  dem  Wilde  theilen  mussten.  Indessen  ist  der  zügellosen 
Vernichtung  der  Jagd-  und  Feldthiere  doch  wieder  Einhalt  gethan.  Wer  im 
Zwielicht  durch  die  Wälder  geht,  mag  sich,  wenn  er  Glück  hat,  daran  ert;öT/,t;n, 
wie  ein  Rudel  schlanker  Rehe  sich  auf  einsamer  Wiese  äs't  oder  ein  stolzer  Hirsch 
durch  die  Gebüsche  bricht.  Wilde  Schweine  kommen  nur  noch  in  einseinen  Di- 
strikten fest  eingehegt  vor,  z.  B.  bei  Schwarsbnrg,  Coburg,  Sondershausen.  Häu- 
figer sind  die  Füchse,  besonders  auf  den  Vorbergen  des  Waldes,  wo  audl  noch 
der  Dacbs  seine  Höhlen  gräbt,  und  hin  und  wieder,  obwohl  selten,  der  Baummar- 
der baust.  Die  Hasen  dagegen  halten  sich  nicht  gem  im  (  m  birge  auf,  sind  aber 
im  flachen  Lande  um  so  häufiger,  so  dass  manchmal  auf  einer  Jagd  4 — 500  Stück 
(sonst  so  viel  1000)  erlegt  werden.  Die  Zahl  der  wilden  Kätzchen  hat  .sich,  trots 
ihrer  immensen  Vamehrung,  vermind^,  weil  ihre  unterirdischen  Harbergen  In 
den  zerklüfteten  Hügeln  immer  unsicherer  wwden.  An  Teichen  und  Bächen  fin- 
den sich  Fischottern,  denen  man  jedoch  um  so  eifriger  nachstellt,  je  grö'^'^or  die 
Verheerungen  sind,  die  sie  besonders  unter  den  Forellen  anrichten.  Nennen  wir 
von  den  wilden  Säugetbieren  noch  Hamster,  die  in  der  Nälie  von  Gotha  eine 
solche  Landplage  sind ,  dass  auf  ihre  Vertilgung  erhebliche  Summen  verwendet 
wurden  —  man  fing  In  manchem  Jahre  ttber  100,000  Stflek  ~^  und  „das  Ham- 
sterkapitel" der  dasigen  Stadtrechnimgen  sprüchwörtlich  geworden  ist;  Sieben- 
schläfer (bei  Ka!)arz);  Eichhörnchen,  rothe  und  schwarze;  Ratten  undMSnso,  die 
auf  ihren  Wanderzugen  zuweilen  ganze  Fluren  verheeren;  Fledermäuse  in  vielen 
Gattungen,  u.  a.  m. 

An  gezähmten  VierfUsslem  kein  Mangel.  Bei  weitem  die  meisten  Pferde 
werden  als  Fohlm  aus  Norddeutschland  ängefOhrt;  jedoch  werden  auch  Stuten 
und  Hengste  anderer  Kassen  gekauft,  z.  B,  Parcheron-Pferde  aus  Frankreidi,  um 
von  ihnen  durch  zweckmässige  Kreuzung  eine  bessere  Nachzucht  zu  gewinnen. 
Die  einheimische  Waldrasse  des  Kindviehs  ist  klein  und  zart  p:ebaut,  zeichnet  sich 
aber  durch  MUchreichthum,  Arbeitsfähigkeit  und  Genügsamkeit  vorthoilhaft  aus. 
Ochsen  und  KOhe  werden  häufig  aum  Ackerhau  verwendet.   Esel  sieht  man  sel- 


Digitized  by  Google 


4) 


ten.  Die  Schaf zacht  ist  nur  im  Flachland  oder  an  den  Abblngen  des  Gebirges 

sa  Hause. 

Ueberaus  belebt  ist  Thüringen  y  zumal  auf  den  bewaldeten  Vorbergeui  von 
Vl^fdn  aller  Art,  obgleieb  rie  durch  nnablSsflige  Nadtstellongen  merklich  sasam» 
nengeschmolBen  sind.  Knr  die  gelHIssigeB  SfieillBge  Termehrm  sich  da,  wo  sie 
nicht  geflissentlich  verÜlgt  werden ,  anf  eine  sehr  belästigende  Weise';  auch  die 
Staaren  sind,  seit  man  ihren  grosson  NntT^on  und  ihre  leichtn  ^>vmehrung  kennt, 
durch  Anschlangen  von  Brntkastchen  dahin  gebracht  worden,  duss  sie  in  Menge 
vorhanden  sind.  Au  jagdbarem  Geflügel  ist  kein  Mangel,  wenn  sclion  Wasser- 
hfthner  nnd  wilde  Enten  nicht  gerade  hSnfig  sind.  Um  so  reicher  ist  das  offene 
Land  an  Feldhühnern.  In  den  grossen  Forsten  aber  batst  der  stolse  Auerhahn 
and  in  den  Kiederwaldungen  der  schöne  Birkhahn ;  in  den  sumpfigen  Vorholzern 
streicht  an  warmen  FrÜhlinpfSMlienden  die  Schnepfe;  auf  den  nassen  Triften  nietet 
der  Kibitz,  dessen  Eier  aly  JJelikatesse  verspeist  wer<len;  in  den  Kornleidern 
schlägt  die  Wachtel;  auf  den  Krautäckem  stolzirt  in  kleiuereu  oder  grösseren 
Heerden  der  scheue,  kolossale  Trappe ,  der  grösste  Vogel ,  der  in  Thüringen  vor- 
kemmt;  zuweilen  lässt  sich  auch  der  Kranich  und  bSafiger  die  wilde  Gans  in  den 
Fluren  nieder,  und  in  den  Wäldern  werden  Krammetsvögel,  Drosseln  und  Am- 
seln theils  in  vSrhIingen,  thcils  auf  Vo^elheerden  sch<aaren weise  gefangen.  Auch 
den  schmackhaften  Lerchen  wird  z,ur  Strichzeit  auf  den  ansji^dehnten  Stoppel- 
feldern nachgestellt,  und  in  den  Xadelwälderu  die  Ringel-,  Holz-  uud  Turteltaube, 
obwohl  seltener,  erlegt.  — 

Die  Raubvögel  werden  aus  den  KHQhenhütten  verfolgt,  damit  sie  der  Jagd 
keinen  Scliaden  thun;  obwohl  manche  damnter sind ,  die  ^ch  durch  Vertilgungdes 
Ungeziefers  sehr  nützlich  machen.  Zuweilen,  doch  nur  (gleich  den  IMÖven)  als  Irr- 
gäste, kommen  auch  noch  Adler  vor.  Viel  häufiger  sind  Falken,  Buä&arde  (Buss- 
aare}, Weiher,  Habichte,  Sperber,  Würger,  verschiedene  Krähen,  der  grosse  Kolk- 
rabe, der  mandimal  gesKhmt  und  cum  Sprechen  abgerichtet  wird  — ,  in  denWftl* 
dem  der  buntgefiederte,  laut  schreiende  Häher  und  viele  andere.  T'nter  d^ 
Nachtvögeln  ist  der  Uhu  am  grössten,  aber  nnch  am  seltensten ,  weil  <li  r  juTip-^'n 
Brut  bis  auf  die  steilsten  Felsen  nachgestellt  wird,  um  sie  für  die  Krahenliütten 
aufzuziehen.  Viel  zahlreicher  sind  die  Horneule ,  die  Schleiereule,  der  Nachtkauz 
(Todtenvogel)  und  andere,  deren  schauerliches  Geheul  die  Wälder  und  Dörfer 
dnrchschrillt  und  um  sorerbasster  ist,  als  es  der  Aberglaube  für  eine  prophetische 
Todtenstimme  hält.  Daher  noch  immer  bier  und  da  Eulen,  tmts  des  grossen 
Nutzens,  den  sie  den  Landwirthen  leisten,  an  den  SchenertTioren  wio  Trnjihäen 
angenagelt  sind.  Um  so  willkommener  ist  die  prophetische  Frühlingsstimme  des 
scheuen  Kukuk,  und  der  Wachtel,  welche  mit  ihrem  hellen  Schlag  die  Fruchtpreise 
anzeigt.  Als  die  schönsten  Vögel  gelten  mit  Redit:  der  Hrol  (C(oldam9el,Pfingst- 
Togel)»  der  überdies  durch  seinen  flutenden  Gesang  ergStst;  der  Bisrogel,  der 
ddi  an  den  Ufern  der  Flüsse  aufhält;  versdliedene  Arten  Ton  Spechten,  die  weit- 
hin schallend  an  den  Waldbäumen  hämmern:  der  scheue,  anrncbipre  "VViodehrvpf, 
der  an  den  Waldrändern  und  auf  den  Vichtrilten  seine  Nahrung  sammelt,  und 
mehrere  Arten  der  Singvögel,  z.  B.  der  gelehrige  Gimpel  (Dompfaffe),  der  papa- 
geienartige Krenssciinabel,  der  bunte  Stieglifs  und  Hänfling,  der  muntere  Zeisig, 
die  imnihige  Meise,  das  niedHcbe  Gpldbäbneheii,  unter  ällen  ^nheimlseben  Vö- 
geln der  kleinste,  und  andere.  ^  Damit  haben  wir  schon  eine  Reibe  jener  gefie- 
derten Sänger  genfinnt,  die  mit  ihren  süssen  Kehlen  dns  Ohr  ergötzen,  und  dess- 
halb  so  Ijäutig  ihrer  Freiheit  beraubt  werden.  Die  Königin  der  Singvögel  ist  die 
Qnscheinbare  Nachtigall,  die  an  vielen  Orten,  z.  B.  in  Eisenach,  fast  aus  jedem 
Busche  flStet  Noch  häufiger  und  fast  «llerwirka  Terbreitet  rind  Finken,  Sotb- 
keidch«&f  Plattenmdnclie,  Grasmficketi»  fliegenscbnlpper  und  wie  sie  alle  beis- 


Digitized  by  Google 


46 


Frodakte. 


sen.  Um  gutcFhiken  zu  fangen,  zukaufen  oder  auch  nur  zu  höreni  laufen  die  Lieb- 
haber meilenweit  nnd  wenden  grössere  Snmmen  auf,  als  für  das  schönste  Concert 
einer  gefeierten  Primadonna.  Dennoch  ist  man  so  grausam,  anch  die  Six^fvISgel, 
naiiKMtlich  8Uiare,  Finken,  Zeisige  etc.  auf  den  Vogelherden  G)ei  Blankenburg 

und  ander\s-ärts)  in  frrosscn  Montrcn  zum  Verspeisen  zu  fanj^en.  Dagegen  erfreuen 
sich  die  Sclnv:ill)cn  und  St* n  l  e  eines  fast  abergläubischen  Schutzes.  Man  thut 
ihnen  uicLt  das  Geringste  zu  leid  und  begrüsst  sie  überall  nut  Freuden,  wo  sie 
nisten.  Die  weissen  Störche  sind  am  häufigsten  Im  Unstnittbal;  andenrXrts  brü- 
ten sie  nur  auf  einzelnen  Gebladen,  wo  man  für  ihre' Nester  Gerüste  auf  den 
Dachforst  legt.  Im  Thüringorwalde  nisten  zuweilen  auch  schwarze  Störche. 
Schwäne  sieht  man  grösstenthcils  nur  auf  den  Parkteichen,  wo  ihnen  die  Flügel 
verkürzt  werden,  damit  sie  nicht  fortfliegen  :  doch  kommen  einzelne  auch  in  der 
Wildniss  vor.  Ueberhaupt  soll  Thüringen  gegen  200  Arten  Vögel  beherbergen, 
ffie  als  Stand-,  Strich-  oder  Zugvögel  das  ganse  Jahr  oder  einige  Monate  da- 
selbst verweilen.  Darunter  sind  wttugstens  80  Arten,  die  als  StnhenTSgel  ge- 
halten werden,  theils  ihres  Gesanges,  theils  ihrer  Schönheit,  theil5  fwio  Dohle, 
Staar,  Kreuzschnabel,  Turteltaube  etc.)  ihrer  Geschicklichkeit  und  Geselligkeit 
halber. 

Den  Ainjjhibien  können  wir  nur  eine  Hücliüge  Beachtung  schenken.  Dass 
die  Teiche  voller  Frösche  nnd  Röhrlinge  sind,  heseugen  ihre  Concerte,  die  man, 
wie  monoton  sie  auch  sind,  desshalb  nicht  ungern  hört,  weil  sie  nur  an  schönen, 

lauen  Abenden  ertönen.  Insbesondere  wird  der  Laubfrosch  als  Wetterprophet 
geschätzt  und  desshallj  lü'iufif?  in  GläSf^rn  gehalten.  Der  grüne  Wasserfrosch  ist 
sehr  zahlreich,  wird  abÄ-  nur  ausnahmsweise  zum  Verspeisen  benutzt.  Durch 
die  Wälder  schlüpfen  Eidechsen  und  Salamander  (Molche),  die,  gleich  den  Kröten, 
als  giftig  gefürchtet  werden,  obgleieh  sie  eben  so  schön  als  harmlos  sind.  Von  den 
drei  giftlosen  Schlangen  ist  die  Blinds<Aleiche  irorudezu  nützljldi,  indem  sie  von 
Erdschnecken,  Rcgenwürmern,  Raupen  lebt;  die  glatte  Natter  schadet,  indem  sie 
sich  VOM  Bliiulschlf  ichcn  und  Eidechsen,  die  Ringeln;ittor,  indem  sie  sich  vorzur»s- 
weise  von  Gr*isfrüseheii ,  Eidechsen,  Fischbrut  mid  kloinen  Nestvö|;ehi  ernährt. 
Nur  die  Kreuzotter,  die  sich  gern  im  niedrigen  Gebüsch  aufliält,  wo  kein  Man- 
gel an  Sonnensdidn,  Eideehsen  nnd  Mäusen  ist,  ist  giftiger  Nator,  so  dass  Ihr 
Biss  hinnen  50  Minuten  einen  Menschen  tödten  kann.  Doch  kommen  dergleichen 
Unglücksl'älle  jetzt  weit  seltener  vor,  weil  sidi  die  Anzahl  dieser  Thiere  theils 
dadurch,  dass  jahrelang,' Prämien  für  ihre  Erlegung  gezahlt  wurden,  theils  dadurch 
gemindert  hat,  dass  der  Boden  nicht  melu*  in  grossen  Schollen  lungelegt  wird, 
wo  der  Hochwald  gefüllt  ist. 

An  JPSsehen  Ist  Thüringen  nicht  arm,  wenn  auch  durch  denstarkenVerbrauch 
Ihre  Menge  abgenommen  mid  ihr  Preis  sich  gesteigert  hat.  Am  gesuchtesten  ist 
die  Bachforelle  worden  ihres  vortrefflichen  nnd  gesunden  Fleisches.  Sie  wird  in 
allen  WAlühaelicn  gefangen,  theils  mit  der  blossen  Ilnnd,  theils  mit  der  Angel, 
theils  in  Reusen,  theils  zur  Nachtzeit  mit  Fackeln  oder  Laternen,  kann  aber  nicht 
weit  versendet  werden.  Die  Bitche  des  flachen  Landes  liefern  Schmerlen,  Kaul- 
köpfe, Nennangen,  Krebse  ete.  In  den  Flüssen  fSngt  man  Hechte,  oft  von  er* 
staunlicher  Grösse,  Aale,  Aalraupen,  Barben,  Acschen,  Barsdie,  Weissfische, 
Gründliivje  m^d  andere.  Zuweilen  verirren  sich  in  die  Werra  auch  Lachsforellen 
und  Lampreten.  Am  wenigsten  beliebt  sind  die  Weissfische  wegen  ihres  ire- 
schmackloseu,  grätenreichen  Fleisches,  wahrend  die  Acschen  (in  der  Nesse)  den 
Forellen  nahe  stehcm  und  die  Aalraupen  von  Vielen  sogar  den  Aalen  vorgezogen 
werden,  obgleich  Ihr  Rogen,  wie  der  Bogen  der  Barbe,  unTerdauliefa  Ist.  Die 
Leber  derselben  soU  einer  der  "»ssten  Leckerbissen  im  Fischreich  sein.  In  den 
Teidien  züchtet  man  hauptsächlich  Karpfen,  Schleien  und  Aale.  Namentlich 


Digitizeo  by  Google 

II    1*11   • 


47 


sind  die  tliiii  inglschcii  Rpiej^oTkarpfen  mit  Recht  berülimt.  Die  Krebsei  die  man 
in  Bächen  fängt  und  iu  Teichen  züchtet,  sind  nidit  gross ,  aber  sehr  wohl> 
schmeckend. 

Von  den  WürmerUf  deren  es  viele  Arten  gibt,  wollen  wir  nur  den  Blutegel 
nennen,  der  in  manchen  Teichen  (z.  B.  bei  Eisenach)  Torkommt.  Von  Schal- 
thieren  wird  die  Malermnsclicl  und  die  Weinbergschnecke,  jedoch  nur  von  ein- 
seinen Feinschmeckern  als  Nahrungsmittel  aufgesucht. 

Z.ihlreiclier  vertreten  ist  die  Kh^ssc  der  Insclctcn.  Die  bedeutendste  Käfer- 
sammiung,  die  nach  seinem  Tode  dem  Naturalienkabinet  iji  Gotha  zufallen  wird, 
besUst  der  Forstmeister  A.  KeUner,  dermalen  in  Gotha ,  ehedem  in  Georgenthal. 
Dann  hat  das  flache  Land  wenige  Arten  geliefert,  die  nicht  auch  in  den  angren- 
seBden  Ländern  vorkommen,  der  Wald  dagegen  viele  deutsche  Seltenheiten  nnd 
sojTfir  eine  Kiemlitlie  Aiizalil  noch  nnbeschrlebener  neuer  Arten.  Dieser  ber^'or- 
rageude  Entomolog  hat  in  seinen  Katalogen  alle  Fundorte  sorgfältig'  eingetran;en 
nnd  später  auch  eine  Sammlung  deutscher  Selmietterlinge,  sowie  aller  übrigen  Ord- 
nungen der  einheimischen  Kerbthi^re  begonnen ,  die  schon  j«tzt  eine  wesentliche 
Berädiernng  der  Wissenschaft  ist.  Leider  bansen  in  Thüringen  aneh  die  ver- 
sciiiedenen  Arten  der  BorkenklUßer,  sowie  der  FÖhrenspInner,  die  Nonne,  der 
Tnnnenzapfenwickler  tnul  andere,  welche  in  den  Forsten  zuweilen  grosse  Verhee- 
rungen anrichten;  w:i]iicnd  der  Maikäfer  und  noch  mehr  dessen  Larve  (der  En- 
gerling) von  den  Landwirthen  gefürchtet  ist.  Der  grösste  unter  allen  Käfern  ist 
der  Sdiroter,  der  dch  gern  in  Eäebmwaldungen,  z.  B.  auf  dem  Hainich,  anlhSlt 
Ob  anch  der  mysterlSse  Heerwurm  hierher  geh^Srt,  der  schon  1774  von  Dr.  Kfihn 
nntersncht  und  in  der  neuen  Zeit  von  L.  Bechstein  beschrieben  worden  ist,  bleibe 
dahin  gestellt.  Nirgends  ist  diese^seltsamc  Erscheinung  so  häufig  beobachtet 
worden,  wie  auf  dem  Thüringerwalde und  besonders  bei  Eisenach. 

Ge  werbt  hätigkeit. 

Wenn  sich  auch  Thüringens  Industrie  noch  nicht  zu  der  Bedeutsamkeit  auf- 
geschwungen hat,  welche  der  Reielithum  seiner  Naturprodukte  und  die  Regsam- 
keit seines  Volkes  erwarten  lässt  —  und  zwar  hauptsächlich  desshalb  nicht,  weil 
es  am  »,Salz  nnd  Brod''  der  Gowcrbthätigkelt,  d.  h.  an  ausreichenden  Steinkoh- 
len,  mangelt:  so  hat  doch  aller  Orten  die  vielaeitigste  Begsamkeit  ihre  Werk- 
stätten aufgeschlagen  und  in  einzelnen  Branchen, z.  B.  in  Eisen-,  Porzellan-,  Ala- 
baster-, Fleisch-  und  Spiehvaaren,  so  ausgezeichnete  Erfolge  erzielt,  dass  sie  auf 
dem  Weltmarkt  hinter  der  produktiven  Thätigkeit  anderer  Volksstämme  nicht 
nur  nicht  zurücksteht,  sondern  dieselben  in  vielen  Stücken  überflügelt.  Kein 
deutsches  Gebirgsland  hat  auf  einem  so  kleinen  Flächenraumc  so  viel  Werke, 
Fabriken  nnd  S&tten,  keine  eine  so  ausserordentliche  Betriehs-Mannichfaltig- 
keit  aufzuweisen,  die  fast  in  jedem  I>i8trikt  und  fast  in  jedem  Orte  einen  * 
besonderen  Erwerbszweig  pflegt.  Denn  während  in  den  Landbezirken  die 
Nahrungs-  und  Gewerbsverhältnisse  viel  einfacher  sind  nnd  grössten  Theils 
auf  dem  Betrieb  der  Landwirthschaft  mit  ihren  Nebenzweigeu  fassen ,  SO 
musste  die  aahlreiche  Beydlkemng  des  Waldes,  welche  die  karge  Ackerki*iune 
nieht  ernähren  konnte,  sn  den  yersehiedensten  Hilfsquellen  ihre  Zuflucht 
nduncn ,  um  sich  das  tägliche  Brod  zu  sichern.  Dennoch  will  dasselbe 
nicht  immer  und  überall  ausreichen  ,  so  dfiss  viele  Arbeit bkr.-ifte  ,  männ- 
liche und  weibliche,  nicht  nur  nach  Amerika,  zum  Theil  mit  Staatsunter- 
stätsung,  ausgewandert  sind,  sondern  auch  in  auswärtigen  Etablissements, 
nunentlicb  in  den  Zuckerfabriken  zwischen  HaUe  und  tfagdeburg,  ihr  Muskel* 
kapital  zu  Yerwertlien  suchen.  Wenn  nun  auch  manche,  zum  Theil  sehr  umfang- 


Digitized  by  Google 


48  GtwerMlifttigMt 

reiche  Gewerbe,  x.  B.  die  HantlKCspinnste  und  Handwebereien,  die  Raschfabri« 
katiou,  die  Bereitunpr  des  Fenerschwnmmos,  der  Handel  mit  Flintensteinen,  das 
Frachtfuhrw-erk ,  das  früher  bis  nach  HollaiMl,  Belgien  und  Frankreich  betrieben 
wurde,  und  als  liiickfracht  Seeprodukte  und  Südfrüchte  mitbrachte,  selbst  manche 
Biseohiltteu ,  Stabl-  und  Hammerwerke  etc.,  Im'  Iianfe  der  Zeit  und  In  Folge  der 
verCndeiteii  Bedfirfoisse  and  Verhältnisse  entweder  ihre  Endschaft  erreicht  haben 
oder  doch  sehr  zurückgekommen  sind :  so  sind  auf  der  anderen  Seite  wieder  neue 
Er'(V(  r>)erjiir!)p!i ,  z  Ii  Minernlwasserfabriken,  BadcflunstAlten,  K  rk«c!mei(ioreien, 
Hemdknöpti  henlahrikation  n.  dgl.  eröffnet  worden ,  und  namentlich  hat  der  thü- 
ringische Zollverein,  der  sich  1833  dem  preussisch  -  deutschen  anschloss  und  die 
yielea  kleinen  Linder  xa  einem  gemeinsamen  Handelsstaat  vereinigte,  sowie  dl« 
Verkehrserleichtenmg  dnreli  gnte  Strassen  nnd  die  Schienenwege,  welche  jetrt 
das  Gtebirge  durchkreuzen  und  umspannen  (während  vor  50  — .GO  Jahren 
noch  keine  enizi«^c  Chaussee  über  den  Thüringerwald  führte!),  der  produk- 
tiven Tliätigkeit  einen  ausserordentlichen  Aufschwung  gesichert.  Seitdem  hat 
sich  die  thüringisctie  Industrie,  die  sich  früher,  mit  Ausnahme ' des  Meer- 
scfaanms  etc.,  fast  anssebliesslicli  auf  die  Yerarbeitang  inllÜDdlscher  Robpi«» 
dnkte  bescbrinkte,  einen  grossen  Markt,  sdbst  weit  Ober  das  Meer  hinaus, 
zu  crrujgen  gewusst,  nn<l  der  Export  hat  sich  —  den  Wechsel  der  Tlandels- 
conjuncturen  nicht  in  Anschlaj,'  <j;e]^racht  —  derniassen  gesteijjert.  dass  die  nns- 
M  ärtijjen  Bestellungen  oft  nicht  vollzogen  werden  können  und  der  Ausfuhrwerth 
den  Betrug  der  Einfubr  weit  übersteigt. 

Diesem  erfkenlieben  Anfiscbwnng  der  thttringlscben  Industrie,  der  aiefa  durch 
die  GanerhefrHheü ,  die  bis  jetzt  in  Weimar,  Meiningen  und- Coburg- CkvCfaa 
eingeführt  ist,  Tornnssicldlich  nrieh  stei{^ei:n  wird,  ftr1)eiten  die  Oewerbcver- 
eine,  welche  sidi  in  fast  allen  Städten  gebildet  haben ,  mit  reger  Thätigkeit 
in  die  Hände.  Ein  augenfälliges  Zeugniss  dieses  Aufschwunges  haben  die 
beiden  thüringischen  Gewerbe ' Auettellungen  gegeben,  die  an  Gotiha  (1853) 
und  KU  Weimar  (1861)  abgebalten  worden.  Auch  hat  sieb  ein  ToUcswirth- 
scbaftticber  Verein  zu  sa  in  inen  gefunden,  der  unter  dem  Namen:  „üittringi- 
scher  Oewerbetag"  jähHiflir«  Versammlungen  TiSlt  nnd  seine  Erfahrunfjen 
austauscht:  sowie  nicht  minder  einzelne  Gewerbebanken,  Vo rs eh uss vereine,  und 
andere  Associationen  der  industriellen  Thätigkeit  unter  .die  Arme  greifen, 
dass  ein  solches  Znsammenwirken  trotz  der  -vielen  aneb  hier  vorkommenden 
kleinlichen  Gesichtspunkte  und  Sonderlntoressen ,  die  jedem  klelnataatlichea 
Oemeinwesen  eigen  sind,  dennoch  zur  Geltung  kommen  nnd  sichtbare  Frfidite 
trap;en  kann,  ist  ein  Verdienst,  das  dem  thfiringer  Volksgeisi  angmchnet 
werden  muss, 

Ks  ist  für  den  Keisenden,  ob  er  auch  nicht  gerade  in  diesem  oder  jenem  Ge- 
sehllte  „macht",  gewiss  TOn  hohem  Interesse,  nicht  blos  dne  allgemeine  l^eber^ 
sieht  Aber  diese  so  vielfach  gestaltete  Thätigkeit  so  gewinnen,  sondern  anch  die 
ProduktivitXt  einzelner  Orte,  einzelner  jBtablissements  und  einzelner  Werkstätten, 

wenn  nuch  mit  flüchtigem  Blick,  in'sAuffo  zu  fjissen.  Wir  würden  desshalb  dieser 
äu>serii  LebcnsricbtnnL'  eine  besondere  Aufmerksamkeit  zuwenden  und  eine  all- 
gemeineSkizze  der  thüringischen  Gewerbethätigkeit,  die  wir  auch  schon  zu  diesem 
Zwecke  au^earbdtet  *),  hier  folgen  la^n,  wenn  wir  nidit  durch  Mangel  an  Raum 
daran  Teihindert  würden.  Es  bleibt  uns  daher  nur  flbrig ,  im  eigentli« 
eben  Beisebudto  —  wenn  auch  dadurch  die  Ueberjsiehtlichkeit  zum  grossen  Theil 
verToren'pehen  muss  —  die  spcciellen  NncliwHsunj;cn  über  Thüringens  Industrie 
an  den  lietreffenden  Orten  iolj^'cn  zu  la55sen  inid  auf  einige  hervorragende  Anstal* 
ten  und  J^eistungen  in  dieser  liichtunp  liäher  einzugehen. 


Digitized  by  Google 


GescMchie  des  Thüringervolkefi. 


'49 


Gesciliclite  des  Thüringervoikes, 

Und  nun  die  EntwSckelung  dieses  Volkes  von  deu  ältesten  Zeiten  bis  zum 
heutigen  Tage?  die  Kämpfe,  die  es  zn  bestehen,  die  Schicksalsphasen,  die  es  za 
dnrehwniideln  hatte?  —  Blicken  wir  in  den  Spiegel  der  Gesclücbte,  und  iHr  wer- 
den demUrtheil  eines  neueren  Histnrikers  beistimmen:  „Glücklichere  Völker  mag 
CS  geben  und  gegeben  haben,  ausgezeichneter  durch  Macht  und  (Jiossf baten,  rei- 
cher durch  die  Erzeugnisse  des  Bodens  und  die  Grösse  ihres  Handels;  kaum 
aber  wird  die  Ges<^l^te  eines  nennen,  das  grösser  wäre  durch  Tapferkeit  und 
W^sheit  seiner  Regenten,  grosser  durch  die  Trene  nnd  Aufopferung  des  Volkes 
fiir  seine  Fürsten,  nnd  glüi^licher  durch  lang  erhaltene  Einfachheit  der  Sitten,  als 

.  die  TlüirinfPr  ." 

Und  dennoch  gibt  es  kaum  eine  Geschichte  des  Thüringervolkes.  Xnr  die 
Sage  hat  esb  mit  ihren  reichsten  Kränzen  geschmückt.  Sobald  aber  diese  Kränze 
im  Sonnenstrahl  der  GeseUehte  welken,  treten  die  alten  Thfiriuger  von  der  Welt- 
bühne  ab  tind  vermischen  sich  mit  anderen  YolksstSmmen,  namentlich  mit  den 
Sachsen,  derart,  dass  die  tililirittj^che  Geschichte  mehr  oder  weniger  sn  einer 

SÄchsisclien  Ti  ird 

Uni  so  geschäftiger  ist  die  Ä'a^e,  die  thüriugisc  lieu  Gauen  mit  ihren  üppigsten 
liliithen  zu  umranken,  so  dass  wohl  kaum  ein  anderes  Land  sich  mit  dem  Reich- 
thmn  nnd  der  Sinnigkeit  ihrer  Sagenpoesie  messen  kann.  Keine  lütterburg  nnd 
keine  KlosteiTuine,  kein  Berg  und  kein  Thal,  kein  Badi  nnd  k^ne  Haide,  kein 
Fels  und  keine  Schlucht,  die  sie  nicht  mit  ihren  magischen  Schleiern  umsponnen.' 
Vorzugsweise  ist  es  die  W;irtburg,  jene  in  Stein  genieisselte  Chronik  des  Thürin- 
gerlandes, und  der  benachbarte,  vom  Zauber  der  Romantik  gefeite  Hörselberg, 
Über  die  sie  ihr  reichstes  Füllhorn  ausgegossen.  L.  Bechstein,  Thüringens  Sagen- 
wart, hat  die  BIStter  nnd  Blfithen,  die  irie  ausgestreut,  zu  duftigen  Kränzen  ge- 
flochten nnd  leitet  sein  vierbfindigesW*  ]  k :  ,.Der  Sagenschati  nnd  die  Sagenkreise 
des  Xhüringerlandes**,  mit  den  schönen  Worten  ein : 

„Die  SagG  wandelt  sinnend  fTtiK  h's  Land  von  Ort  /u  Ort 
Und  pfl&nzt  in  ihrem  Garten  der  Dichtung  Blumen  fort. 
Sie  flÜ3t«rt  In  Ruinen,  sie  lauscht  am  Felsen  hang, 
In  Hainen  rauscht  ihr  Flüstein,  wie  ferner  Harfen klanf?. 
Sie  schwoht  um  stolze  Burgen,  sie  weilt  beim  llulmeudacb) 
Sie  thront  auf  Felsenstinun,  sie  spielt  am  Waldesbach, 
Sie  hat  sich  mit  dem  Lande  so  ]ieb«ndtrea  Term&hlt, 
IHuM  ife  fliBt  aller  Orten  tou  alter  Zelt  er^Mt.«  *) 

Und  nur  die  Sage  ist  es,  die  mit  leiser  Hand  den  dichten  Schleier  lüftet,  wo- 
mit ^e  Wiege  des  Thfiringenrolkes,  wie  fast  aller  Stammy^lker,  umhängt  ist, 
nnd  die  nebelhaften  Gestalten  der  Vorzdt,  wie  die  Bilder  einer  Zauberlaterne, 

vor  unsem  Augen  vorbei  führt. 

Wandcnid  und  lieereTid  wogten  die  Völker  in  drängenden  Zügen  rn-sflos  um- 
her. Da,  an  der  Pforte  des  ^littclalters,  treten  plötzlich  die  ,,Thnringer''  oder 
„Döriuger"  in  den  Gesichtskreis  der  Geschichte,  indem  gegen  Ende  des  vierten 
Jahrhunderts  die  thfiringer  Pferde  gerahmt  werden.  Ob  sie  ein  bis  dahin  un- 
beachteter fjrstamm  waren,  ob  sie  ein  Zweig  der  Chemsker,  den  sdion  Tacitns 


*)  AoMer  dem  oben  genannten  Werke,  das  in  Uildlturghausen  erschien,  hat  L.Jiedt' 
kein  noch  ein  „TUMimer Saaeiibueh*'  (Wien  und  Leipzig  1858)  In  9  Bdn.  herausgegeben; 
■owie  A,  Bube  und  Ph,  wileker  In  Gotha  ^«le  tböriagfselie  8HE«n  poetlsOh  bearbeitet 
haben. 

F&hrer  d«rcb  Th&riogen.  ^ 


Digitized  by  LiOOgle 


50 


Cresciüchte  des  Thöriagervolkes. 


Thores  nannte,  ob  sie  von  den  Hermiinduren  oder  Ratten,  ron  den  ,,AngU"  oder 
„Vacini"  stammten,  —  wer  mag's  ergründen? 

"will  man  den  Strom  der  thüringischen  Geschichte  von  seiner  Quelle  an  ver* 
folgen,  bis  er  in  Sand  und  Nebenliäihe  verrinnt,  so  studire  man,  ausser  den  alten 
Chroniken  von  Aotbe,  Bange,  Einhard,  Pfefferkorn,  von  Falkenstein,  Sagittariua 
und  anderen: 

Galetti,  Geschichte  Thüringens.  Gotha  1785.  6  Bde. 

Loaaius,  Thflringens  Vaterlandsknnde.  Erfürt  1801. 

WachUr,  Thüringische  und  obersächsi^iclic  Geschidite.  Leipzig,  1826.  8  Bde. 

Herzog,  Gescluchte  des  thünngischen  Volkes.  Hamburg  1827. 
Thuringus,  Geschichte  Thüringens.  Gotlia  und  Mohlis  (ohne  Jahreszahl). 
Döring,  der  Thüringer  Chronik.  Erfurt  1834. 

Storch,  Thüringische  Chronik.  Ootiba  1841  (von  der  leider  nnr  wenige  Hefte 
erschienen  sind). 

Was  man  vom  11  eligionskultus,  vom  hfinslicbcn ,  geselligen  und  politischen 
Leben  der  ältesten  Thüringer  gefabelt,  haftet  nur  an  Hypothesen,  oder  sagenhaf- 
ten Andeutungen,  oder  an  den,  wenn  auch  interessanten,  doch  gewiss  nicht  zu- 
verlässigen Schilderungen,  wclcl*e  Tacitus  von  den  alten  Deutschen  überhaux)t 
entworfen  hat 

Perlade  üer  thilringischen  Königrsmaeht. 

Zuerst  sind  es  einzelne  mythische  Kr>nigsnnmcn  (Erpes,  Hoyer,  Ottericli,  Wal- 
derieh,  Withulf),  die  wie  verw  itterte  Steinliilder  aus  demXebcl  der  Geschichte  her- 
vortreten. Damals  war  Thüringen  ein  selbstständiges  Königreich,  das  ein  weit  nus- 
gedehntes,  mächtiges  Gebiet  umscfaloss.  Aber  das  goldene  Zeitalter  der  Königs- 
herrlichkeit  dauerte  nicht  lange.  Ja,  schon  zuvor  waren  die  Thüringer  von  firemder 
Botmässigkcit  geknechtet  worden,  nachdem  langjährige  Reibungen  und  Kampfe 
zwischen  den  aneinander  grenzenden  jugendlichen  Reichen  der  Franken  und  Thü- 
ringer vorangegangen.  Chlodo^ricJi  (Clodevich),  der  Stammvater  der  fränkischen 
Königsdynastie,  bejierrselite  um  die  Mitte  des  fünften  Jahrhunderts  das  Tliüringer- 
Tolk,  nnd  baute,  nm  es  im  Zaume  su  halten,  an  den  Grensen'bdderReidie  das  feste 
Bchloss  Dispargttm.  Manche  sagen,  dies  sei  Burgscheidungen,  die  Qrensseheide 
zwischen  Franken  und  Sachsen,  gewesen.  Wahrsclieinlicher  aber  stand  jene  Burg 
auf  dem  Scheitel  eines  Basaltbcrges ,  der  an  der  Grenze  Frankens  liegt  und  noch 
heute  die  Disburg  heisst.  Chludowigs  reizende  Gattin,  von  einem  Meergott  im  Bado 
umarmt,  gebar  den  Meroicich  CMerwig),  welcher  der  fränkischen  Dynastie  den  Na- 
men der  äercwinger  gab.  Als  "niUringens  Beherrscher  baate  er  die  Stadt  Erftirt  und 
nicht  w^t  davon  seinen  Herrsch  ersitz ,  die  Merwigsbnrg  (Möbisburg) .  Während 
seines  Re^mente.s  iil)erfluthetc  nnd  unterjoclite  <ler  Ilunnenkönig  Attila  (Etzel) 
das  Thüringerland.  Vor  tliescr  ,, Geisse!  Gottes"  und  ihren  furchtbaren  Schaaren 
„zerfiel  der  hercyuische  Wald  in  Kähne,  wie  der  Dichter  singt,  und  bedeckte  <len 
Bhein*^  In  Sisenadi  hielt  damals  der  König  Günther  (Gunthakar),  dessen  Gre- 
biet  dem  Frankenscepter  vielleicht  noch  nicht  unterworfen  war,  sein  prachtvolles 
Hoflager.  Uinsich  mit  Attila  zu  befreunden, gab  er  ilim.  v  i  las  Nibelungenlied  er- 
zählt, seine  wunderschöne  Tochter,  Chrnuhildr^  zum  Weibe  und  richtete  ein  festliches 
Beilager  aus,  dessgleichen  noch  ine  gesehen.  Und  dem  gewaltigen  Etzel  ffcfiol  es  in 
Thüringen  so  wohl,  dass  er  waidwerkto  und  fischte,  und  das  Volk  so  reichlich 
beschenkte,  dass  man  ihm  die  nralten  HUnzen  zuschreibt,  die  man  hie  und  da 
nochin  den  Aeckem  findet.  Merowig  aber  hatte  sich  wfihrend  dess  mit  den  Bömern 
nnd  Westgothen  verbündet,  so  dass  er  es  wagen  durfte ,  gegen  die  I  n  barischen 
Horden  zu  Felde  zn  ziehen.  Bei  Chalons  kam  es  Bilm  Treffen,  das  die  Macht  des 
Hunneukönigs  brach. 


Digitized  by  Google 


fieseMoktd  des  ThünngerTolkes. 


51 


Kaeh  Herowigs  Tode  waard  sein  sfigelloser  Sohn  Cfldlderieh  vom  Thron  ge* 
tbossen  und  a«8  dem  Lande  g^agt   Nun  achfittelten  die  Thttringer  das  Joch  der 

FremrlheiTSchaft  ab  nnd  wühlten  —  wie  geschichtlich  feststeht  —  den  Badnm 
flun  König.  Bei  diesem  snchte  nnd  fand  der  flüchtige  Childerich  Sclmtz  mid  Oh- 
daeh.  Allein,  ein  zweiter  Paris,  verführte  der  fränkische  Liistliujr  das  Weib  sei- 
nes edlen  Gastfreundes,  ^a^na^  so  daää  ihm.  diese  nachzog,  als  er  den  Thron  seiner 
Titer  wieder  bestieg  (464).  Seitdem  glfihte  swisdiett  den  Thfiri  ngern  nnd  Pran* 
ken  ein  nnversfibnliclier  Hass.  I>er  Sprossling,  der  ans  jener  unsauberen  VerTnu* 
d«np  henrorging,  war  der  grosse  Menschenwürger  Chlodwig  (Clodowäus)  „der 
cri? t^T-borene  allerchristlichste  S^bn  dor  Kirche",  der  vielgepriesene  Stifter  des 
Fruiikenreichs.  Er  ilbcrzof;;  Thüringen,  um  die  verheerenden  Einfalle,  dieBasinns 
gegen  seinen  Vater  unternommen  hatte,  z,u  rächen,  mit  blutigem  Krieg  und  zwang 
es  znm  Tribut  (491). 

Als  Basinus  gestorben,  theilten  sich  dessen  86bne,  Balderich,  Berthar  und 
I£ermanfried  (Irminfried) ,  in  seine  Länder.  Dem  letzteren  fiel  das  heutige  Thü-  * 
ringen  zu.  Er  vermählte  sich  mit  einer  Nichte  des  glorreichen  O.^tgothenkönij^s 
Theodorich,  der  schönen,  aber  herrschsüchtigen  Amalierga.  Sie  konnte  es  nicht 
ertragen,  dass  ihrGemahl,  der  auf  der  Merwigsburg  sass,  mit  seinen  Brüdern  das 
Reich  gefheüt.  Damm  bdhnte  nnd  stachelte  sie  den  schwaehen  Kdnig  so  lange, 
bis  er  den  Berthar  durch  Brudermord  aus  dem  Wege  räumte.  Nun  hatte  er  das 
halbe  Land.  Da  deckte  ihm  seine  Gremahlin  auch  nur  den  halben  Tiscli  und  rief  dem 
Verwunderten  zu:  ,,Dem  halben  König  der  halbe  Tt^cb!"  Balderich  aber,  der 
andere  Bruder,  war  gerüstet,  jede  Unbill  von  sich  abzuwehren.  Da  rief  der  treu- 
lose Hermanfried  den  FrankenkSnig  Dietrich  (Ibeodorich),  Chlodwigs  Sohn,  zu 
Hülie  nnd  versprach  ihm  die  Hllfte  des  Landes,  wenn  er  seinen  Bruder  stürzen 
helfe.  Und  siehe,  auch  Balderich  fiel  (520).  Jetzt  hatte  Thüringen  nur  einen 
Thron;  aber  es  klebte  d.T^  Blut  zweier  Brüder  daran.  Und  diese  blutige  Saat 
trug  blutige  Ernte.  Dietricli  verlancrte  nnisonst  den  versprochenen  Lohn.  So- 
gar den  alten  Tribut  verweigerte  Thüringens  König,  und  Amalberga  ver- 
bSliBte  die  fränkischen  Gesandten,  dass  DietriGhs  Vater  in  Sfinden  empfangen 
«nd  geboren  sei.  Da  entbrannte  Dietrich  im  grimmen  Zorne  und  verband  sich 
mit  seinem  Bruder  Chlotar,  der  Westfranken  beherr.schto,  um  Hermanfrieds 
Treulosigkeit  zu  züchtigen  und  Amalberga's  Stnlz  zu  brechen.  Die  Thüringer 
mnssten  vor  ihrer  Heeresmacht  weichen,  und  zogen  sich  an  die  ünstrut  zurück. 
Dort  wurden  sie  in  einer  dreitägigen  Schlacht  so  gransam  anfsHaupt  geschlagen, 
daas  ihre  Leichname  das  Bett  derUnstnil  anfllllien,  nnd  die  Franken  wie  anf  dner 
Brtteke  den  FIuss  überschritten.  Hermanfried  aber  ÜQchtete  in  seine  Burg  Sdi/tp- 
dungen,  wo  sich  nuch  die  Königin  Amalberga  geborgen  hntte  Da  sich  nun  die 
Franken  nicht  stark  genug  hielten  ,  das  feste  Schloss  zu  überrumpeln,  so  riefen 
sie  die  benachbarten  Sachsen  zu  Hülfe,  und  sicherten  ihnen,  wenn  man  die  Macht 
der  Thüringer  vollends  breche,  nicht  blos  die  Bnrg,  sondern  auch  das  ganze  Land 
jenseit  der  Unstmt  an.  Die  Saehsen  kamen  nnd  Seheidnngen  wnrde  belagert 
Da  iran  Hermannfried  erkannte^  dass  er  sich  auf  die.  Daner  nicht  halten 
kdnne,  schickte  er  vertraute  Boten  den  Frankenkönig  und  Hess  flohentlich  um 
Leben  und  Begnadigung  bitten.  Die  Versprechungen,  die  ihm  die  Noth  aufige- 
presst  hatte,  fanden  ein  geneigtes  Gehör.  Dietrich,  eben  so  treulos,  als  riermaa» 
fried,  verabredete  mit  ihm,  der  Iflstigea  Baohsen  dnreh  Uebevfall  sieh  zn  enHedi- 
gcn.  Aber  dieser  Verrafli  ward  T^m^Stusa.  Alsbald  sammelten  sich  die  Sachsen, 
titfcfirmten  die  königliche  Yests  im  Dnnkel  der  Nacht  und  schlugen  alle  wehr- 
haften Mn'nTinr  inndor.  ITermflnfried  wftr  jedoeb  mit  der  Königin  durch  eine 
heimliche  Pforte  entkommen  und  suclito  nun  beim  Frankenkönig  Zuflucht.  Die- 
«er  nahm  ihn  freundlich  auf,  stieps  ihn  aber  während  eines  ZwiegesprÄdiss  heim*« 

4* 

Digitized  by  Google 


Gesehicbte  des  Thüriugervolkes 


VMi  ▼on  der  Stedtmimer»  Hess  seine  Klader  erdrosselir  und  seliickte  sein  elursHcb* 

tiges  Weib  mit  Sdnmpf  nnd  Schande  in  ihre  Ileimath  zurück.  So  ndhm  das  ibUk* 
ringische  Königreich,  das  sich  von  der  Donau  bis  weit  iil)or  dcnlTnrz  nnd  von  der 
Elbe  bis  zum  Main  erstreckte,  ein  trauriges  Ende  (528).  Die  S;iclisen  und  Fran- 
ken theilten  sich  in  die  Beute,  so  dass  jene  den  nordöstlichen  (vom  Harz  bis  zur 
Unstrnt),  diese  den  südwestlichen  Theil  des  Landes  C^on  der  ünstrat  bis  zum 
Thttringenrald)  In  Besits  nahmen.  Dort  stand  als  Orensveste  die  Sachsenbnrif, 
hier  das  Frankenhans  (Frankenhausen).  Dazwischen  floss  dIeUnstrnt,  die  beider- 
seitigen Gebiete  scheidend  nnd  sondcmrl  H^nn^  Scheidunp;cn  —  S(  luli  r^bnusen). 
Die  Sachsen  aber  verpflichteten  sich,  für  diese  reiche  Beute  deu  Frauken  einen 
jährlichen  Tribut  zu  zahlen. 

So  ercfihlen  die  firinklsdien  Betiehte,  vor  aUen  des  Gregorivs  von  Tom. 
Neuere  Schriftsteller  haben  jedoch  versncht,  diese  wahrhaft  dramatische  Episode 
der  thüringischen  Geschichte  in  einem  andern  Lichte  darzustellen,  nnd  die  Ehre 
des  thfjrni^'isciu  n  Königsgeschlecbtes  und  dos  thüringischen  Volkes  von  dem  un- 
geheueren Schutt  der  Schmach  und  Seliande  zu  befreien,  den  fränkische  Gewalt 
nnd  Tücke  darüber  gelegt.  Ja,  Luden  in  seiner  Geschichte  des  deutschen  Volkes 
behauptet  geradezu:  ,,Das  königliche  Hans  der  Thfiringer  ist  nicht  angefllllt  mit 
Hess,  Wxit  und  Verratib,  sondern  mit  Wohlwollen,  Trene  nnd  Liebe.*' 

Wie  dem  auch  sei  —  mit  dttoa  tragischen  Untergang  des  thüiingischen  Kö- 
nigreiches hörten  die  Thüringer  auf,  ein  freies  unabhängiges  Volle  an  sein. 

ThüriBgen  utter  frSnkiseh^  Herrselialt  (580  —  840). 

Nach  dem  alten  Spridiwort:  IHvide  et  tmp«ra  (theile  und  herrsche)!  ward 
das  unterjochte  Land  in  einaelneOaue  gctheilt(Helmegau,  Westergau^Lupnitsgan, 

Hörselgau,  Ilmgau  etc.),  die  von  Gaugrafen  verwallet  wurden.  Die  Thüringer  aber 
hatten  viel  zu  leiden.  Wenn  auch  die  500  Schweine,  dicsic  dcnFrankenjfihrlieb  lie- 
fern mussten,  leicht  beigeschaflft  waren,  so  konnten  sie  doch  den  VerlustihrerFn  ilieit 
nicht  so  leicht  verschmerzen.  Je  öfter  sie  sich  aber  empörten,  desto  härter  wur- 
den sie  bedrückt.  Dasu  kam»  dass  die  OangraÜBn  —  weil  der  Oberbefehl  nicht 
in  einer  Hand  lag zu  schwach  waren,  die  verheerenden  Einfülle  der  Sorben  nnd 
Wenden,  dcrSlaven  m  d  Hunnen  enerpscb  abzuwehren.  Dies  erkannte  der  Franken- 
könip;  Dagobert,  und  setzte  einen  tnpfern  Kricpr'=;iTi nun  zum//crÄ<^überdas  Thürin- 
geriand  (630).  Dieser  Herzog  war  Äadw^/^tudüipii),  der  meist  in  Würxburg  resi- 
dhrte.  Er  hielt  aber  nidit  blos  die  räuberischen  Horden  der  Sorben  und  Wenden 
im  Zaum,  Indem  er  sie  an  wiederholten  Halen  anf  s  Haupt  schlug  und  feste  Bor- 
gen, namentlich  im  Saalthal  baute  (s.  B.  die  Sorbenburg  bei  Saalfeld,  Rudolstadt, 
Domburg  etc.) 5  sondern  fasste  auch,  vom  Krie^^sglfick  bcf^ünstigt ,  den  kühnen 
Gedanken,  sich  zum  ununischi'änktcn  Herrn  von  Thüringen  empor  zu  scbwiiif^cn. 
Ais  er  deu  Frauken  den  Gehorsam  aufgekündigt  hatte,  fielen  diese  mit  einem  star- 
ken Heere  in  Thttringen  efai.  Badnlf  hatte  rieh  auf  der  Steinklebe,  nicht  weit 
Ton  Hemleben,  vetsehaait.  Als  die  Franken  nahten,  stfirste  er  nAt  sdnen  Maa«- 
nen  über  sie  her  und.  richtete  unter  ihnen  ein  grtesliches  Blutbad  an.  in  den 
Fricdensunterhandlungen ,  welche  nnch  diesem  Kampfe  filirtoii.  v  orrichteten  die 
Franken  auf  jeden  Tribut-,  Kudulf  über,  obwohl  unumschränkter  lierrschcTj  er- 
kannte nach  wie  vor  die  fränkische  OberlehnsheiTlichkeit  an. 

SeineKachkommen) OkMtlsi-i und  jEGnle»,  liessensichawarTonKliian  und  Willi- 
brod  taufen,  re^rten  aber  so< tyrannisch,  dass  sieh  die.Thiringer  gegen  IhrBe^« 
ment  empörten  und  die  Sachsen  zm  Hülfe  riefen.  .Seiisn  der  Jüngere  ward  vom 
Thron  gestossen  und  aus  dem  Lande  gr^agt.  Thüringren  war  nun  wieder  ein  Spiel* 
ball  in  den  Hftnden  fremder  Ueberm acht;  bis  die  Franken  abermals  die  Ober- 
hand gewannen  und  das  Land  wieder  durch  Grafen  beherrschen  Hessen. 


Digitized  by  Google 


iiesclückte  des  Thftrmgervoikefi. 


53 


Um  diese  Zeit  wer  es,  eis  dle^onne  des  Cüiri&teiitliams  ttber  Tharlngea 
beraafzog,  nachdem  die  Morgensterne,  die  ihr  TOwtmgtgßoi^n,  nur  einselne  Streif- 
lichter in  die  heidulsclie  Fiustemiss  geworfen  hatten.  Winßried,  der  gottbogei« 
Sterte  Angelsachse,  predigte,  von  den  frSnkischen  Herrschern  nnter?<tützt  und  ge- 
schirnat,  das  Evangelium,  baute  Kapellen,  Kirchen  und  Kloster  (bei  Altenbergen, 
zu  OhrdruflF,  Erfurt  ete.) ,  und  erwarb  sich  (von  719  anj  durch  eine  aOjährige 
segensr^che  WirksamiLeit  den  ElnrennaiBen  des  thMngiachm  Apo§tH$,  den  G*- 
sehiclite  und  Sage  mehr  verhc  i ifu ht  haben,  als  die  pftpstli^e  Canonisatioii.  So 
ward  er  im  wahren  Sinne  des  Wortes  dem  Thüringerlande  ein  Bon^aeiua  (WoM- 
thäter),  den  das  Volk  noch  jetzt  mit  dankbarer  Verehrung  feiert. 

Unterdessen  hatte  sich  ein  neues  (xeschleclit ,  die  Dynastie  der  Karolinger, 
des  Franikenthrones  bemXehtigt.  Bonifacius  salbte  den  ehemaligen  Hau&meier 
F^tH  cum  König  der  Franlcen.  Sein  ni]imgelEri>ater  Sobn,  Jtorl  der  €hro9te,  der 
wie  ein  strahlendes  Bleteor  nber  den  Himmel  der  deutschoa  Gestellte  sieht, 
brachte  durch  lan},'i ahrige  KSmpfe  den  alten  Hader  zwischen  den  Thüringern  und 
Sachsen  zum  Austrag,  indem  er  diese  vollständig  unterjochte.  Die  Südthnringer 
aber  Hessen  sich  beigehen,  gegen  den  gewaltigen  Kaiser  eine  Meuterei  auzuzet- 
tein  (706).  I>a  Y«rtrieb  er  sie  aus  ihren  Wobnsitsen  und  gab  den  Frauken  das 
Land.  So  erliielt  Thüringen,  das  er  dnrdi  Siehter  ymralten  liess,  sdae  JetsAgen 
Grenzen :  südlich  das  neue  Frankenland  bis  sam  Bennsteig  des  Tliliringenraldes, 
ostlich  die  Saale  und  nördlich  den  Harz. 

Unter  Karls  Nachfolgern  verwandeln  sich  die  Richter  wieder  h\  Herzöge 
vnd  Markgrafen,  die  sich  der  wiederholten  EinHUle  der  Sorben  und  Wenden,  der 
Staren,  Kormaanen  vnd  Ungarn  mancbmal  kaam  erwebrcn  konnten. 

Thüringen  nnter  den  dentsclieu  Kaisern  (84^  —  112o). 

Damit  beginnt  eine  neue,  Segens-,  aber  aoeh  blatreiche  Periode  der  tbfiringi* 

seilen  Geschichte. 

Karls  schwacher  Sohn,  Ludwig  der  Fromme,  theilte  sein  Keich  unter  seine 
dr^  Sdhne.  Ludtcig,  der  fortan  der  Deutsche  genannt  wurde,  erhielt  DestsehiaBd 
und  somit  auch  Thfirii^en.  Seitdem  stand  Thüringen  unter  der  Botmissigk^ 
der  deutschen  Kaiser.  Weil  aber  die  Einfälle  nicht  blos  der  Slaven  immer  ver* 
beerender  wur<b'n  ,  «ondeni  auch  das  wilde,  kriegerische  Volk  der  Ungarn  Thü- 
rin^ioii  mit  Brand  und3iord  überzog,  so  dass,  wo  es  den  Fuss  hinsetzte,  das  Land 
zu  eiuer  "Wüste  ward,  schien  es  geboten,  die  oberste  Gewalt  wieder  in  einer  star- 
ken Hand  au  vereinigen.  So  witd  abermals  ein  Jlentog  fiber  Thüringen  bestellt, 
indessen  gelang  es  erst  dem  Ahnherrn  der  Orafen  von  Wettin  und  mithin  dem* 
Stammvater  der  säehsiehcn  Fürstenhäuser,  dem  tapferu  Herzog  Burkhard ,  die 
zügellosen  Horden  einigerniasseu  im  Zaume  zu  halten.  Als  er  im  Kampfe  gegen 
die  räuberischen  Ungarn  bei  Eisenach  gefallen  war  (909),  trat  au  seine  Stelle  der 
bertlhmte  Sachsenberzog,  Otto  der  Erlauchte.  Dieser  sollte  zum  deutsehen  Kai- 
ser erhoben  werden,  Meiidem  l^tMfor^  „da»  Kmü^*,  der  letste  deutsehe  König 
aas  dem  Stamme  der  Karolinger,  gestorben  war ,  bevor  er  noch  mannbar  gewor- 
den. Da  er  sicli  jedoch  zu  altersschwach  fühlte,  sclilug  er  Konrad ,  den  Herzog 
der  Franken,  zu  dieser  Würde  vor.  Schon  im  fulp-pndcn  Jahre,  nacluleni  Konrad 
zum  deutschen  Kaiser  gekrönt  worden  war,  suub  Otto  der  Erlauchte  und  ver- 
erbte seine  Gftter  und  Würden  auf  seinen  glorrdchen  Sohn  Heinrich.  Diesem 
wollte  Konrad  das  s5idliche  Thilringen  entreissen.  Es  gelang  ihm  aber  nidit. 
Heinrich  blieb  Tlcrr  von  Thüringen  und  Sachsen.  Konrad  aber,  als  er  sein  Sude 
Wannalicn  fühlte,  berief  die  Oro'^^cn  .seiup«  Reiches  nnd  sprach  zu  ihnen: 
,.ßliick  und  Tn.rend  sind  von  den  Krankeu  gcwklien.  Darum  nelnnt  die  Zeichen 
der  Königswürtic  und  die  Kleinodien  des  Reichs  und  bringt  sie  unscrm  tupt'eru 


Digitized  by  Google 


(yesclüclite  des  Tkiiringervolkes. 


Gegner,  dem  Hersog  von  Iltflruigen  und  Sachsen.  Er  ist  zu  einem  gewultigeo 
Herrscher  erkoren."  Als  Konrad  des  Todes  verblichen  (918),  thaten  die  Fran- 
IvPiifilrsten ,  wie  ihnen  geboten  war,  und  zogen  nach  Memleben ,  wo  llriiirich  sei- 
in  11  Hol  hatte,  und  fanden  ihn  auf  dem  Vogelherde,  da  er  Fiakcn  laugen  wollte. 
JJarum  ist  er  der  Vogelsteller  oder  Mnhler  genannt  worden.  Sie  führten  ihn  aas 
Mitten  fhüiingiselien  WUdem  iieeh  Fritslar,  wo  er  von  den  Franken,  Saebsen 
■und  Thüringern^  spftter  anch  von  den  Schwaben  und  Baiern,  einmüthig  snm  Kö- 
nig ausgerufen  wtirde.  Mit  Heinrich,  ,,dem  ersten  Ritter",  ging  eine  neue,  schö- 
nere Zeit  über  Thüringen  auf;  denn  die  alte  Heiraath  war  und  blieb  sein  Aug- 
apfel. Nachdem  er  die  Kraft  der  slavischen  Stämme  gebrochen,  legte  er,  um  die 
Ungarn  im  Zaum  zu  halten ,  viele  Festungen  an ,  die  nach  ond  nach  zu  Städten 
emporbliihten  (Mersebnrg,  i^aedlinbnrg,  Nordhattsen  und  andere),  nnd  erwarb 
sich  daduri  Ii  len  Ehrennamen  des  Städtegründers.  Als  er  den  Ungarn,  Statt  des 
gelobten  Tributes,  einen  räudigen  Hund  schickte,  brachen  diese  mit  doppeltem 
Ingrimm  in  Thüringen  ein.  Heinrich  aber  war  gerüstet.  Er  schlug  sie  niclit 
blos  bei  der  Jechaburg  (unweit  Sondershausen ) ,  sondern  brachte  ihnen  bald 
darauf  (933),  bei  Keuschberg,  nkht  weit  yon  Hwseburg,  eine  so  völlige  meder- 
läge  bd,  dass  »ie  nie  wieder  naeh  Thilringen  surfiekkehrten.  Noch  jelat  wird  Un 
Dorfe  Keuschberg  alljährlieh  ein  Volksfest  gefeiert,  wobei  die  Geschichte  der 
grossen  Hunnensciil  u  lit  in  der  Kirche  vorgelesen  wir'l 

Als  Htinrivh  .  der  erüte  deutselie  Kaiser  aus  dem  Öachsenstammc ,  auf  sei- 
nem Gute  zu  Memleben  gestorben  und  in  Quedlinburg  beigesetzt  war,  erbte  sein 
Sohn,  OUo  der  Oroßse,  „der  Stifter  des  heÜigen  römischen  Reichs'*,  die  d«utc^e 
Krone  (936).  Er  war  der  letste  Hersog  von  ^Thüringen,  und  setste,  alt  er  den 
Thron  bestiegen  hatte,  den  Grafen  Günther  zimi  Marli irdfen  von  7%Sru^e»  ein. 
Devisen  Sohn  ,  Echard  I.,  erwarb  auch  die  israrkgrafschaft  Meissen ,  so  daSS  nun 
Thüringen  und  Meissen  über  100  Jahre  mit  einander  verbunden  blieben. 

Während  dess  war  Otto  I.  zu  Memleben  gestorben  (973),  nachdem  er  eine 
Fehde  mit  s^em  Bmder  Heinrieh,  der  gleichlub  nach  der  "Kxtm»  Terhugte ,  in 
Sliüriagen  siegreich  ausgefochten  und  Merseburg  dab^  «robert  hatte.  Auch  sein 
Nachfolger,  Otto  II.,  der  in  iVTcin leben  ein  prachtvolles  Kloster  stiftete,  war  za 
seinen  Vätern  gegangen ,  und  Otto  III.,  den  soine  Zeitgenossen  als  ,,€in  Wunder 
der  Welt"  gefeiert  habeij^,  sass  auf  dem  deutschen  Thron.  IMit  \hva  lebte  Graf 
Wilhelm  von  Orlamünde  und  Weimar,  der  mächtigste  Herr  in  lliüringeu,  iu  lan- 
ger Fehde,  weil  der  hohe  Adel  seine  Herrschgelflste  nicht  aihmen  und  sieh  kei- 
ner Obergewalt  beugen  wollte.  Aber  Otto 's  treuer  AnhSnger,  Markgraf  Eekard^ 
„der  vollkommenste  Mann  seiner  Zeit",  belagerte  ihn  in  Weimar  (984)  und  legis 
seinen  hoebstrebenden  OelüstenZaum  mid  Zügel  an.  Al.s  jedoch  Otto  gestorben, 
wurde  Eckard  von  seinem  eigenen  Ehrgeiz  dermassen  gestachelt,  dass  er  sei  bat  tiie 
Hand  nach  der  Kaiserkrone  ausstreckte.  Meuchelmörder  setzten  seinem  Streben 
und  Leben  ein  Ziel.   Mn  Leichnam  ward  in  Grossjena  bei  Naumburg  bestattet. 

Nach  Otto*8  Tod  (1002)  kam  Heinrich  II.,  Herzog  von  Baiern,  —  „der  Vater 
der  Mönche"  —  anf  den  deutschen  Thron,  olinc  jedoch  forthin  den  Tribut  von  500 
Schweuicn  einzufordern,  welchen  die  Thüringer  an  die  königl.  Küche  liefern  muss- 
teu ,  und  residirte  gern  auf  den  thüringischen  Pfalzen ,  zu  Doriiburg  und  Allstedt. 

Mit  seinem  Hinscheiden  (1024)  erlosch  der  ehrwürdige  Kaiserstamm  der 
SaehsMi.  Und  nun  war  es  wieder  ein  Frankenheraog ,  Kanrttd  der  SaHer,  denr 
die  deutschen  YölkMr  zu  ihrem  Herrsehw  wihlten.  So  war  denn  auch  Thüringen 
wieder  mit  Franken  vereinigt,  obwohl  es  nach  wie  %'or  unter  der  Herrschaft  der 
Markgrafen  von  ^loissen  stand,  bis  sich  die  Grrafeii  vou  Orlamünde  die  markgr&f» 
liebe  Macht  und  Würde  aneigneten. 

Der  aweite  röuüsch- deutsche  Kaiser  ans  dem  Hause  der  salischen  Franl&ei^ 


Digitized  by  Google 


fteacMclite  des  Tküringervolkes.  55 

war  Bemrieh  III.  (1033  ^  1006),  ein  eifriger  Förderar  der  Kllnste  umd  Wissen* 
sdieflea  und  einer  der  gewaltigsten  Fürsten  seiner  Zelt   Wlhrend  seines  Begi* 

inento??  w;tr  Krlnrd  IL,  dcu  er  seinen  p^ctrcuesten  „treuen  Eckard*'  nannte, 
Markgral  vi  ii  ihüriugeu.  Als  selbiger  ohne  leibliche  Erben  mit  Tode  abging 
(1Ö46>,  wurde  U ruf  Wilhelm  uon  Weiiftar  mit  dieser  ^\  ürde  beliehen.  Aber  auch 
ihn  ereüte  der  Tod ,  da  er  eine  Königstochter  aus  Ungarn  als  seine  Braut  heim- 
filirea  wollte.  Non  ward  sein  Bmder  OUo,  Graf  toh  Orlamttnde,  Harkgraf  in 
Thüringen.  Um  die  €tftter  seines  Bruders  zu  exlialten,  die  dem  Erzstift  an 
Lehen  gingen  ,  versprach  er  dem  Erzblscbof ,  von  allen  seinen  Besitzungen  dem 
maiuziächeu  Stuhle  den  Zehnten  zu  geben,  und  aueh  die  Thüringer  mit  dieser 
Abgabe  zu  belasten.  Dies  war  der  Ungliickssame,  aus  welchem  die  blutige  Frucht 
des  JZehnt^nkrieges  aufging.  ludessen  erlebte  Otto  den  Ausbruch  dieser  Feind- 
seligkelten nleH.  Er  starb  1067.  Und  als  «ndi  sein  Naehfolger,  Eckbert 
Graf  von  Braunschweig,  nach  wenigen  Monaten  mit  Tod  abgju^«  ward  dessen 
Sohn  Ecl:hert  II.  Markgraf  von  Thüringen  und  Meissen. 

Uulordessen  war  auch  Kaiser  Heinrich  III.  gestorben  und  hatte  das  lieieh 
seinem  fün^ ahrigen  Sohne,  Heinrich  IV. ^  hinterlassen  (1055),  der  unter  Mitwir- 
kung des  nechuMÜigen  Markgrafen  Eckbert  entführt,  und  erst  mit  mönchischer 
Stieoge  ersogea,  dum  aber  in  AvssdiweiAingen  nnd  Therheiten  entsittlicht  wurde. 
Als  er  mündig  geworden,  verheirathete  er  sicli  mit  einer  italienischen  Gräfin, 
deren  er  jedoch,  wie  schön  und  tugendsam  sie  auch  war,  bald  überdrüssig  wurde. 
Um  von  ihr  geschieden  zu  werden,  wendete  er  sich  au  den  Erzbischof  von  Mainz, 
den  mächügsteu  Prälaten  Deutschlands ,  und  sicherte  ihm  die  bereits  verspro- 
cfaBne  Entrkhtnng  des  Zehnten  so,  welchen  die  Thüringer  hartnäckig  verweiger- 
ten. Darauf  legte  er  In  yerachiedentti  Gegenden  des  Landes  feste  Burgen  an^ 
S.  B.  den  Spatenberg  bei  Sondcrshaivscn,  Volkenroda  unfern  MSblhsusens  und 
andere,  und  liess  d.is  Volk  m  sclrmalilieher  Weise  knechten,  \\m  es  seinem  Willen 
ir<^niprig  zu  macheu.  Eijiü  Kuxheuvcrs.tmmlung  in  Erfurt  (1073)  vermochte  den 
Uader  nicht  zu  schlichten.  Die  Thüringer  wurden  durch  einen  Gewaitspruch  deq 
Kaisers  sttr  Ueferung  des  Zehnten  vernrtbeilt.  Da  schlössen  dieselben  mit  den 
glelchiUls  nnsüfrledenen  Saebsen  dn  Schute-  nnd  Trutebttndniss  und  logen  yer- 
eiiügt  gegen  die  Söldner  des  Kaisers  zu  Felde.  Die  vcrhassten  Schlösser  wurden 
belagert  titmI  gebrochen  Jrt ,  ITriunch  kam  in  solche  Bedrängniss  ,  dass  er  zu 
Gerstungeu  einen  ^orläutigeu  Frieden  schloss.  Bald  jedoch  entbrannte  der  Kampf 
von  Xeuem.  Der  likaiser  zog  mit  einem  ungeheueren  Heere,  wie  XXeutschland  seit 
Mensciiengede&ken  kein  »Nltes  gesehen,  gegen  die  Terbindeten  Thiringer  und 
Sadisen,  und  sehlug  sie  wlhrend  der  Nacht  in  einem  mSrderlichen  Kampf  bei 
Higelstedt,  nicht  weit  von  Langensalza,  aufs  Haupt  (1076).  Noch  jetzt  heisst 
eine^dortige  Krhöhung  ,,der  BauernhÜL'-o]'',  imd  es  geht  im  VoTk  die  dunkle  Sfljre, 
dass  er  von  den  Leibern  der  erschlagenen  Bauern  entstanden  sei .  die  als  Fuss- 
Tolk  im  verbündeten  Heere  dienten.  Darauf  folgten  lange  Unterhandlungen  zum 
gfttlichen  Austrag.  Endlich  aber  musston  sidh  die  Thüringer  und  Sachsen  bei 
Splera  (wahrscheinlich  Splehra  bei  Kreuafourig)  vor  der  Macht  des  Kaisers  beu- 
gen, unter  der  Bedingung,  dass  ihr  Leben  ,  ihre  Ehre  und  ihr  Vermü gen  unver^  . 
letzt  bleibe  Als  jedoch  der  Kaiser  den  gelobten  Eid  itieht  hielt  und  die  alten 
Zwingburgen  wieder  herstellte,  und  das  Volk  von  Neuem  drangsalte,  wandte  sich 
dasselbe  an  «len  damaligen  Pappst  Gregor  VU.  un<I  bat  ihn  ttehontlicii  um  Bei- 
atend.  Dieser  hörte  ihre  Bitten  und  säleudertc  gegen  den  Kaiser  und  JÜle,  dU 
ikm  anhingen,  den  Bannstrahl.  DaTon  ward  der  Königsthron  In  seinen  Grund- 
vesten  erschüttert.  Es  blieb  dem  gewaltigen  Herrscher  nichts  übrig,  als  im 
strengen  Wint^  nach  Italien  zu  pilgern  nnd  \m  S;<  ))Iosshof  zu  Canossa  vor  dem 
Aoch  gewaltigeren  Papste  die  demüthigste  Abbitte  zu  thun.  In  Deutschland  hatte 


Digitized  by  Google 


Ö6         '  (jescMchte  des  Ikiiiinjiervolkes. 

man  jedoeh  einen  GegenkSnig  gewühlt,  den  Bdiwabenherzog  Biidolf,  der  za  den 
Sachsen  und  Thüringern  hielt.  Alsbald  sammelte  auch  Heinrich  ein  neues  Heer. 
Allein  die  Sachsen  siegten  in  wiederholten  Schlachten ,  >)ei  Melrichst«dt  (1078), 
bei  Flarchheim,  nicht  weit  von  Lanj^ensalija  (1081),  und  in  demselben  Jnhre  hei 
Hülsen  an  der  Elster.  In  dem  letzten  Treffen  verlor  liudolf  von  Schwaben  seine 
rechte  Hand,  die  »odi  jetst  im  menebuigw^  Dome  gezeigt  wird,  und  starb  nach 
wenigen  Tagen  an  seinen  Wunden.  Knn  war  Heinrich  eines  gefährlichen  Gegners 
los.  Die  Thüringer  aber  erholten  sich  aufs  Neue  unter  Anfuhrung  ihres  Mark- 
grafen Eclchcrt  II.,  der  zu  WochTnar  an  der  Apfelstedt  in  die  Reichsacht  erklärt 
worden  war,  und  schlugen  den  Kaiser,  als  er  mit  seinem  Heere  die  Burg  Gleichen 
belagerte ,  in  die  Flucht  (1088).  Da  rief  Heinrich ,  als  man  sein  ganzes  Lager 
erbeutete,  voll  Ingrimm  ans:  „Fürwahr,  das  Thftringerland  ist  eine  sebdne  G^* 
gend ,  aber  schie  Bewohner  sind  schlimme  QSste!"  —  2lwei  Jahre  darauf  ward 
Eckbert  ,  der  letzte  Markf,'raf  von  Thüringen ,  von  seinen  eigenen  Lehnsleuten 
erschlagen,  obgleich  er  ein  ritterlicher  Herr  und  ein  aufrichtiger  Freund  des  Vol- 
kes war. 

Auch  unter  Hekmeh  V.,  dein  leisten  Kaiser  der  frftnkischen  Salier  (1106 
bis  11&5),  dauerten  diese  Fdiden  fort,  nnd  worden  noch  erbitterter,  als  er  nach 
dem  Tode  des  letzten  Grafen  von  Weimar  nnd  Orlamünde  (1112)  dessen  Qftter. 

als  anheimgefallene  Tjchen  cinzielien  wollte.  Mehre  thüringische  Fürsten  ,  anch 
Ludwig  der  Salier,  verschworen  sich  gegen  ihn.  Allein  ihr  Büudniss  ward  ge- 
sprengt und  schwere  Strafe  traf  die  Schuldigen.  Trotzdem  fielen  die  Thüringer 
und  Sachsen,  nachdem  de  in  Krensburg  einen  nenen  Bund  geschlossen,  abermals 
vom  BUiiser  ab.  Diesmal  belurapteten  sie  das  Feld.  In  der  blntigen  Schlacht 
am  Weifesholz  im  Mansfeldischen  (1115)  zwangen  sie  den  Kaiser  zur  Flucht  und 
eroberten  bald  darauf  viele  seiner  Schlösser  nnd  Städte,  so  das>  ITrinrich  genö- 
thigt  war,  mit  seinen  aufrührerischen  Vasallen  in  Unterhandlungen  zu  treten,  ans 
welchen  der  langersehnte  allgemeine  Lan^i^de  hervorgiag  (1120).  21war  machte 
der  Erzbisehf^  toi  Haina  noch  einmal  den  Yersndi,  die  Zehnträ  einsatreibenr 
Als  jedodi  die  Thüringer  sofort  ein  starkes  Heer  bei  Kreiubnrg  sammelten,  stand 
er  von  seind-  Fordenmg  ab. 

Thflringeii  unter  den  Landgrafen  (1130  — 1482). 

Mit  dem  Tode  Ludioig  des  Salier»  (liao),  welcher  an  den  Kämpfen  gegen 
Heinrich  IV.  vnd  Heinrich  V.  lebhaften  Antheil  genotamen  hatte,  treten  wir  in 
eine  neue  Periode  der  thüringischen  Geschichte  ein,  in  jene  romantlsehe  Zeit  toII 

poetischer  Weihe,  v<>ll  ritterlicher  Thaten,  voll  zarter  Minne,  frommen  Glaubens, 
verschwenderischer  Sagen  .  mit  einem  Worte  :  in  die  schönste  Zoit  der  thüringi- 
schen Geschichte.  Denn  Thüringens  Landgraten  sind  die  freundlichsten  nnd  zu- 
gleich abentenerlichsten  Erscheinungen  in  seiner  Kuhineshailo,  ein  grosses,  tapfe- 
res Geschlecht^  dessen  gekrönte  Helme  Sage  und  Geschichte  mit  nnTerwelklichea 
Lorbeeren  umflochten. 

Als  noch  Kaiser  Konrad  II.  regierte,  war  ein  geheimnissvoller  Sprösslittg 
des  fränkisch -salischen  Ki3nigsstamines  mit  12  schwär?^  geharnischten  Rittern 
gen  Thüringen  gekommen.  Er  hiess  Ludwig,  und  da  er  einen  langen  Bart  trug,* 
nannte  man  ihn  iMäwig  dm  Bärtigen  oder  Ludwig  mit  dem  Barte.  Von  den  Gra- 
fen  von  Gleichen  nnd  von  Kevemborg  (Klfemburg)  erkaufte  er  das  Dorf  Alten- 
bergen bei  Georgcntluil ,  wo  Bonifacius  gepredigt  hatte ,  und  andere  umliegende 
Bes!tzui)''*Mi  (10;}9).  Dazu  schenkte  ihm  der  Kaiser  die  Loibe  (Läube),  einen 
wir- t  u  Strich  des  Thüriugcrwaides,  der  jetüt  einen  grossen  Tlieil  des  Herzog- 
thums (iotha  umfasst.  Auch  scheint  ihm  die  Verwaltung  der  Güter  übergeben 
worden  an  sein,  welche  das  Erastift  Mainz  in  Thüringen  besass.  Ueberdies 


 II 


Digitized  by  Google 


UesckiclLte  des  Tliärmgervolkes«  57 

ftelen  ihm  dmeh  seliid  Vermildiiiig  mit  der  reiehmi  QrMn  CXflltte  ron  Sänger- 
basaen  viele  Besitzungen  mn,  so  dass  er  bald  ein  mächtiger Herrwarf  der  sieh 

nrtr  vor  Gott  und  vor  dem  Kaiser  bcnirt«^  Und  weil  er  so  fromm  und  gütlich  und 
das  wüste  JLand  mit  grossem  Eifur  urbar  m  «ehre,  hatten  ihn  all«"  Leute  s^hr  lieb, 
und  sein  Vetter,  der  Kaiser  Konrad,  erhob  ihn  ob  seiner  Redlichkeit,  Weisheit 
nnd  Tapferk^t  zum  Qtt^fen  v<m  TMhringen,  und  gab  ihm  das  Löwenwappeu,  das 
d«r  Stammvater  der  sichatecben^Fltnten,  Henog  Burkhardt,  gefBhrt  Als  sein 
erstgeborener  Sohn,  der  gleichen  Namen  mit  ihm  trug,  in  dem  bei  Alteuberij:eii 
pele^^cncn  Johanujslnrc  hlrin  ,  rl.i-^  vielleicht  «ebon  Bonifaoius  erbaut  nnd  Ludwig 
erneuert  hatte,  iret  iutr  \vui  ile,  war  unter  den  Patli'ni  auch  <ler  Markgraf  Eckard  I, 
Darauf  baute  Ludwig  auf  eiuem  nahen  Felseukupfe  die  Bergveste  Schaueuburg 
(1044),  wShrend  einer  seiner  DfenatmaiAen,  Namens  FiMrich,  am  Fasse  des 
Borges  einen  Weiler  anlegte,  ans  dem  hernach  Friedrichroda  entstand. 

Als  Ludwig  mit  dem  Bart  auf  einer  Beise  nach  Mainx;  «gestorben  war  (1056), 
erbte  sein  ältester  Sohn,  lAidwiij  der  Salier  ,  ein  Licblingshcld  der  thäringischen  * 
Sagenpoesie,  des  Vaters  Güter.  Da  er  sich  jedoch  in  der  al)<,'ele fronen  Waldein- 
samkeit nicht  behaglich  fUhlte,  erbaute  er  die  Wartbui^  (1067)  und  schlug  allda 
seinen  Wohnsitz  aiä  Zuweilen  aber  sass  er  aiieh.anf  der  Neuenbürg  an  der  Un- 
stmt  (oberhalb  Freibm^),  die  er  gleleiaDslis  geibant  hatte.  Nicht  weit  daron  lag 
Schloss  Weissenbaigy  WO  Pfalzgraf  Friedrich  von  Sachsen  hauste.  Dieser  hatte 
eine  f^rmahlin,  die  wnndcrschone  Adelheid.  Ludwi^^  entbrannte  gegen  sie  ivi 
heisser  Liebe .  die  nicht  uuerwiedert  blieb.  Bald  darauf  ward  Pfalzgraf  Fried- 
rich auf  der  Jagd  ermordet,  —  manche  Chronisten  behaupten,  von  Ludwigs  eige- 
ner Hand.  Genug,  als  die  „T^ersdt"  Torllber  war,  führte  er  die  junge  Wittwe, 
—  nachdem  er  seine  bish^ge  Qattin,  eine  Tochter  des  mXditigen  Grafen  Ton 
Weimar  und  Orlamünde,  Verstössen,  —  als  sein  ehelich  Qemahl  auf  die  Wart^ 
burpT  und  lobte,  mit  ihr  in  Liist  und  Freude.  Als  Ludwig  darob  bei  dem  Iv?u<er 
verklagt  wurde,  hielt  ilm  dieser  lange  Zeit  im  Schlosse  (liebichenstein  gelangen. 
Ans  dieser  Haft  befreite  sich  Ludwig  durch  einen  kühnen  .Sprung  in  die  Saale 
«ad  wurde  seitdem  „der  Springer**  benamt.  In  den  Kriegen,  welche  die  Sachsen 
nnd  Thfiringer  mit  den  dentsclMn  Kaisem  fUhrtea,  war  anch  Ludwig  verwiekdlt, 
und  stand  zumeist  auf  Seiten  des  Volkes.  Ja,  er  hatte ,  als  das  kaiserliche  Heer 
nach  der  uwliicklielicn  ScMncbt  bei  N^L-elstefU  sieh  unfern  der  Wartburg  sam- 
mein  wollte,  dasselbe  zersj)rengL  und  rei<  hr  Ji  iute  gemacht.  SpSter,  als  Hein- 
rich V.  die  Güter  seines  Schwiegervaters  einziehen  wollte,  lieäs  er  äich  m  eine 
neae  Versdiwömng  ein.  Indessen  konnte  er  sich  nur  dnrch  jlhe  Flacht  iror  der 
Kadie  des  Kaisers  siehem.  Allein  er  wurde  in  die  Roichsacht  und  aller  seiner 
Güter  verlustig  erklärt.  Dennoch  wagte  er,  im  Vertrauen  auf  des  Kaisers 
finadc  ,  bei  desscTi  glänzender  Hochzeitfeier  zu  erscheinen.  Sofort  ward  er 
festirenommen  1111  l  hTs  (JefSngniss  geworfen.  Und  ob  seine  Söhne  Schauen- 
barg und  Keinhardäbrunu  verkauften  und  die  erlösten  Summen  dem  kaiserlichen 
Scimtze  fiberliel)»rten,  so  brach  doch  erst  die  Schlacht  am  Welfeshols  des  Chrafen 
Fesseln.  Am  Abend  seines  langen ,  vielbewegtcn  Lebens  legte  er  das  Schwert 
nieder.  Die  Last  des  Alters  mid  die  sp-i+e  lieuc  über  seine  verbrecherische 
Jn^en<Hiebe  hatten  seine  Krfift  gebrochen.  Er  übergab  seinen  Söhueu  Ludwig 
und  Heinrieh  Kaspe  das  väterliche  Erbe,  und  vertauschte,  nachdem  er  sich  schon 
früher  von  seiner  Gemahlin  Adelheid  getrennt  hatte,  die  im  Kloster  Schdplita 
Tsrschied,  den  fürstlichen  Parpar  mit  dem  hirenen  Bnssgewand.  Im  83.  Jahre 
•eines  Alters  endete  er  als  Benediktinermönch  im  Kloster Beinhardsbnmn (1125), 
das  er,  um  den  Himmel  zu  versöbnen,  gestiftet  hatte. 

Heinrich  Raspe ,  der  das  vaterliche  Erbe  mit  seinem  erstgeborenen  Bruder 
tbeilie,  fiel,  al^  Bannerhorr  des  Kaisers,  durch  Meuchelmord.    Dadurch  wurde 


I 

Digitized  by  Google 


Ludwig  (geb.  108Ö)  der  mÄchtigste  und  reichste  Herr  in  Thüringen,  Und  diese 
Haclit  wuchs  noch  mehr,  fxls  ihm  der  Kaiser  Lothar  mit  dem  Titel  und  der  Würde 
eines  Landgrafen  von  l'hUrinfjcn  <lic  Verwfiltnn^  des  ganzen  Landes  übergab 
(1125)  und  ihn  somit  zum  ersten  Fürsten  des  Keiches  („Serenissimus")  erhob. 
Jm.  Kriege  stand  das  thüiingisdie  Heer  unter  seinem  Banner,  das  einen  mit  rotiiftt 
nnd  weissen  Qnersfrichai  getheilt^,  aufreoht  stehenden  silbernen  Löwen  nüt  gol- 
dener Krone  im  himmelblauen  Felde  führte.  Vom  Glück  vielfach  begünstigt, 
starb  er,  ohne  hervorragende  Thaten  gethan  zn  haben,  auf  der  Wartburg  (1140), 
wo  die  Landgrafen  ihre  fürstliche  Ilotlialtung  hielten. 

Sein  Sülm  und  Nachfolger,  Ludwig  II.,  war  damals  ein  elfjähriger  Knabe. 
So  kam  es ,  dass  seine  Vasallen  die  jugendliche  Sorglosigk^t  des  lebensfrohen 
Fttrsten  missbranchten  und  das  Volk  auf  alle  Weise  knechteten  und  drückten. 
Dies  jammerte  and  klagte;  allein  der  junge  Landgraf  erfuhr  nichts  davon  und 
kümmerte  sich  nicht  darum.    Er  war  g^en  die  „Junker",  die  ihm  heuchelten 
*  und  schmeichelten ,  so  mild  und  freundlich ,  dass  ihr  Uebermuth  je  mehr  und 
mehr  in  Frechheit  ausartete.  Da  hatte  sich  einst  der  jagdlustige  Fürst  in  dichter 
Waldung  weit  verirrt.   Schon  braeh  die  Kacht  herein ,  ohne  dass  er ,  von  seinem 
Gefolge  getrennt,  den  Weg  zur  Wartburg  finden  konnte.    Da  schimmerte  2un 
durch  die  Bäume  ein  Licht  entgegen.   Hoch  erfrent,  ein  Obdacli  zu  finden,  eilt  er 
der  nahen  Hütte  zu.  aus  welcher  laute  Hamraersclilri^e  schallen.  Es  ist  die  Hütte 
eines  Ruhlaer  Schmiedes,  der,  als  der  stattliche  Junker  grüsseud  in  seine  Werk- 
statt tritt  und  ihn  um  ein  Nachtlager  bittet ,  den  vermeintlichen  Diener  des  land- 
grällichen  Hofes  kaum  willkommen  heisst.   Endlidi  weist  er  ihm  den  nahen 
Schupt  n  zur  SdllafstXtte  an  und  arbeitet  mit  seinen  Gesellen  rüstig  fort.  Dodi 
in  Ludwigs  Augen  kommt  kein  Schlummer;  denn  der  barsche  Meister,  indem  er 
zornig  auf  das  glühende  Eisen  hämmert,  ruft  nii*^  jedem  Schlage:  „Landgraf, 
werde  hart!  Landgraf,  werde  hart!"   Als  nun  Ludwig  des  andern  Morgens  den 
«hrliehen  Meister  fragt,  warum  er  also  gethan,  erzählt  ihm  dieser  von  dem  frevdl- 
hallen  Uebermuth  der  sigellosen  Adelsherrschaft  und  klagt  die  schwilehUehe 
Nachsieht  des  jungen^ Landgrafen  mit  bittern  Worten  m.    Da  ist  der  Landgral 
in  sich  <'OL';in<ren  nnd  hat  von  Stund'  an  die  Zügel  des  lir i:^'imentes  selber  in  die 
Hand  geit  imin  n  und  dio  Frovler  mit  eiserner  Strenge  bestraft.    Diese  aber  be- 
harrtcn  in  ihrer  \\  idi  rspaustigkeit  und  traten  ihrem  Herrn  in  heUem  Aufruhr 
entgegen.  Das  Volk  jedoch  Stand  zu  seinem  „hartgesdmiied^mi''  Fürsten.  I^d 
wenn  das  Volk  zum  Ffirsten  steht,  so  ist  er  wohl  geborgen.   Ludwig  sammelta 
ein  Tieer  von  Bürgern  und  Bauern,  zertrümmerte  die  Z^ngburgen  der  adeligen 
Herreu  und  nahm  sie  gefangen.    Daranf  führte  er  sie,  um  ihren  .stolzen  Trotz  zu 
brechen  und  ihren  Kacken  zu  beugen,  von  der  Neuenbürg  lierab  auf  einen  Acker, 
der  seitdem  der  Adelsacker  oder  Edelacker  heisst,  liess  sie  bis  aufs  Hemd  ent- 
kleiden und  spannte  sie,  je  vier  und  vier,  vor  ^en  FAug,  mit  welchem  er  das 
ganze  r (  ]  1  1  cpflügte,  und  wenn  ^e  nicht  annehen  wollten,  trieb  er  sie  mit  schar- 
fcr  (ieissel,  dass  sie  erfahren  sollten,  wie  dem  armen  Bauer  zu  Muthe  sei,  wenn 
er  gezwungen  ward,  das  Feld  „des  gnädigen  Herrn"  im  Schwcisse  seines  An- 
gesichtes zu  bearbeiten.    Um  sich  aber  vor  den  Nacbstellnngen  seiner  tiefer- 
grimmt^  Gegner  au  schützen,  hat  er  sich  fort  und  fort  iu  ciauu  Eiseupanzer  ge- 
kleidet, Und  ist  darum  der  eiserne  Ikmdgra/,  oder  Ludwig  der  JEieeme  genannt 
worden.    Mit  seinen  kaiserlichen  Lehnsherren,  den  Hohenstaufen,  war  er  nicht 
nur  hefreundet ,  sondern  auch  verschwägert  und  leistete  ihnen  auf  iliren  Heer- 
zügen in  Polen  und  Italien  treue  und  tapfere  Dienste.    Um  den  Erzhischof  von 
Mainz  zu  züchtigen,  der  sich  dem  Kaiser  Barbarossa  feindselig  erwies,  ward  der 
Landgraf  TOn  Thiringen  befehligt,  die  Städte  und  Burgen,  welche  dem  Erzbischof 
anhingen,  an  ahezIaUen  und m  strafen.  Da  geschah  es,  dass  Ludwig  die  Mauern. 


Digitized  by  Google 


Gescliiclite  des  Tliiuiüg^rvalkes. 


dw  Stadt  Efftnrt  lerbrach  (1164).  Sne  imdera  Fehde  foeht  er  mit  dem  Herzog 
ton  Sachsen  und  Baiern,  Heiuricli  dem  Ldwen,  aus,  der  als  der  tapferste  und  ge* 
waltigste  unter  Deutsclilands  Fürsten  galt.    Der  Kaiser  aber  versöhnte  die  Ha- 
dernden auf  dem  Fürsteutng  zu  Erfurt  (1170)  und  ertheilte  bei  dieser  Gelegenheit 
dem  erstgeboreuca  Sohne  des  Landgrafen  den  feierUcheu  Bitterächlag.  Nachdem 
LndiHg  seinen  glonreichen  Vetter ,  denSothbart,  auf  ehiem  sw^tmi  Zuge  nach 
Pokoot  heimeltet  hatte,  verschied  er  auf  der  Neuenbürg  (1172).   Die  ▼omelmisteii 
Ritter  mnssten  seinen  Leichnam,  wie  sie  ihm  bei  Lebzeiten  geschworen,  auf  ihren 
Scliultorii  nach  lieinhnrdsbrunn  tragen  (12  Meilen  weit) ,  wo  er  Tjostattct  ward, 
isie  thatuii  es  —  aus  Furcht,  weil  er  in  früheren  Jahren  sclion  einmal  sein  Lei- 
chenbegäugniäs  veranstaltet,  aber,  plöUlieii  aus  dem  Saige  auferstanden,  den 
sMaen  Dtenstmaimen,  die  Uber  den  vermeinfliehen  Tod  ihros  Drängers  jubelten» 
ihre  voreilige  Freude  grausam  vergolten  hatte. 

Jetzt  aber  war  er  wirklich  todt,  und  sein  ruhmvoller  Sohn,  Ludwig  II.  oder 
der  Milde,  ,,ein  schöner  Mann  und  gütlicher  Fürst,  heftig  zu  streiten  und  weise 
zu  rathen",  überkam  das  hmd^rräfliche  Kcj^iment  (1172 — 1190).  Dasselbi^^e  aber 
war  nichts  weniger,  als  friedlich,  weil  die  Feinde  der  Ilohenstaufeu  auch  seine 
Feinde  waren.  Znvdrderst  ilbenog  der  Graf  von  OrlamÜnde  piQndemd  wid  ver- 
wüstend SMn  Qebiet.  Darauf  schritt  der  Landgraf  verheerend  über  die  Grenzen 
der  Orlamünder  und  zerstörte  Weimar  (1173) ,  wobei  er  durch  einen  Pfcilschuss 
schwer  verwun<l«^t  wurde.  Sodann  fielen  die  Erfurter,  von  dem  Gruf<^i!  von 
Schwarzburg  aufgestachelt,  über  die  Besitzungen  des  Landgrafen  her,  wurauf 
dieser  wieder  drei  Schwarzburger  Schlösser  zerstörte.  Nun  ward  der  gewaltige 
Saehsenherzog,  Heinrieh  der  lBwo,  in  die  Acht  erklärt,  und  Landgraf  Ludwig» 
der  unterdessen  auch  die  pfalzgräfliche  Würde  in  Sachsen  erhalten  hatte,  vom 
Kaiser  beauftragt,  die  Acht  zu  vollstrecken.  Der  Löwe  aber  ä.scherte  sofort  diö 
thüringischen  Städte  Mühlhausen  und  Nordhausen  ein  und  nnhni  in  der  Schlacht 
auf  dem  Eichsfeld  (IIÖO)  den  Landgrafen  gefangen.  Da  entbrannte  des  Kaisers 
Zorn  dergestalt ,  dass  er  selbst  gegen  den  unbändigen  Löwen  in's  Feld  sog  und 
Üm  swaag,  den  gefimgenen  Ffirsten  firei  sn  geben.  Ehier  anderen  Gefahr  ent^g 
der  Iiandgraf ,  als  an  ErAirt  die  Balken  eines  Saales  zusammenbrachen  und  vield^ 
Grafen  und  Herren  elendiglich  umkamen,  während  Ludwig  an«^  domUnfiath  einer 
Kloake  unversehrt  hervorgea^geu  wurde.  In  einer  Fehde  mit  Otto  von  Meissen 
fiel  der  stolze  Feind  in  seine  Hände,  bis  die  Vermitteluug  der  sächsischen  Fürsten 
den  reichen  Markgrafen  wieder  befreite.  Als  der  greise  Heldenlcaber  Friedrich 
Sothbart  einen  Krenisng  In's  gelobte  Land  antrat  (1189),  auf  welehem  er  s^ 
^tenreidies  Leben  endete,  schloss  sich  aoeh  d^  thüringische  Landgr.it^  dem  un- 
ennesslichen  Heere  an  und  thnt  bei  der  Belagcrtnifr  von  Akkon  Wunder  der  Tapfer- 
keit. Bald  jedoch  erkrankte  er  und  musste  die  Kückreise  antreten.  Alkin  er  sah 
die  Ueimath  nicht  wieder.  Auf  der  Lisel  Cypem  ereilte  ihn  der  Tod  (lli>0>.  Seine 
Ctebeine  aber  worden  in  Brinhajrdsbraan,  in  der  Gruft  seiner  Vftter,  beigesetst. 

Dar  er,  obgleieh  dreimal  vermJIhlt,  keine  Kinder  hinterliess,  so  fiel  nun  die 
Landgrafschaft  Thüringen  an  seinen  Bruder  jBet'mann  I.  (1190  —  dem  er 

schon  früher  die  Würde  eines  Pfalzgrafen  von  Sachsen  ttberlasscn  hatte.  Der 
bochgefeierte  Fürst,  der  in  seiner  Jugend  die  Hochschule  zu  l*ari.s  besucht  hatte 
und  ebenSLOwohl  das  Schwert  zu  fuhren,  wie  die  Leier  zu  sclilageu  verätaiid,  hat 
«Ich  In  den  Annalen  der  deutsehen  Literatur  einen  unsterblichen  Kamen  gesichert» 
daen  Namen,  den  die  glänsendaten  Sterfie  unserer  Nationalpoesie  umstrahlen. 
Dann  tr  ^var  es,  der  den  berühmtesten  Minnesäugern ,  welche  das  (joldcnr  Zeit- 
aUer  der  deutschen  Dichtkunst  geboren,  an  sehicm  Hofe  eine  Frei-  und  Ehren- 
statte  bot  und  sie  zu  ein^T  Tafelrunde  vereinte,  an  der  sich  jener  grossartige 
Wettstreit  entspann  {l2\j<o  und  1207),  der  miter  dem  2samen  des  Wartburger 


Digitized  by  Google 


60 


GescMclite  des  Thüringervolkes. 


Stbngerhffieges  allbekannt  ist.    „Und  hätte  ein  Fuder  Wlftin  1000  Pfund  gekostet, 
nimmer  wäre  eines  Sangers  oder  Rittors  Becher  leer  gestanden."    Zwar  haben 
neuere  Forschungen  diesen  poetischen  Wettkampf,  der  sich  in  sinnigen  Käthsein 
und  deren  sinniger  Lösung  bewegte,  in  das  Keich  der  Sage  weisen  mögen.  Allein, 
wie  geschäftig  sie  auch  jene  Zeit  und  insbesondere  die  Wartburg  rnnsplimt/  90 
hat  sie  doch  wohl  jenes  ernste  Wettspiel  nur  mit  ihren  wagischen  Farben  über- 
fcMdet,  während  die  Thatsache,  die  in  zahllosen  Schriften  besprochen  und  bald 
als  romantische  Erzählung,  bald  als  Märchen,  bald  als  Drama  bearbeitet  worden 
ist,  bis  sie  in  Verbindung  mit  der  Tannhäuser-Sage  auch  noch  zu  einer  Oper  ge- 
staltet wurde,  um  so  weniger  angezweifelt  werden  mag,  als  jene  Gesänge  noch 
jetzt  vorhanden  sind.  Don  Hergang  und  Ausgang  derselben  ersXblen  vir  spitter, 
wo  der  Wartburg,  ^eser  alterthfimlichen  Bitter*  und  Dichteralcademie,  ansführ* 
lieh  gedacht  wird.  —  TStinder  chrenwerth,  als  auf  der  sagennmrankten  Bühne  des 
Gesanges,  steht  Landgraf  Hermann  nitf  dem  KriegsschRU})latze  der  Geschichte. 
Im  Anfang  seiner  Regierung  ward  er  mit  desn  stol/en  ^Markgrafen  Albreeht  ron 
Meissen  in  Krieg  verwickelt,  da  er  von  dessen  liruder,  Dietrich  dem  Bedrängten, 
um  Beistand  angegangen  wurde.   Da  er  Jedoch  bereits  mit  dem  Ersbiscihof  von 
Mains  in  harter  Fehde  lag,  so  sagte  er  ihm  erst  dann  seine  bewaffnete  H&lfe 
au,  als  sich  Dietrich  nach  langem  Sträuben  entschloss,  Hennanns  Tochter,  die 
missgestaltete  Jutta,  die  er  mit  seiner  Gemahlin,  Sophia  von  Oesterreich,  gezeugt 
hatte,  zu  elielichen.    Bald  standen  sich  die  Brüder  in  schmaclivoller  Fehde  um 
das  väterliche  Erbe  gegenüber.    Dietrich  errang  mit  Hülfe  seines  Schwieger-  ^ 
▼aters  einen  voUstSndigen  Sieg.   Meissen'  aber  nahm  der  Kaiser,  Heinrich  VI., 
in  Aesitz,  der  bald  darauf  an  einem  neuen  Krenaaug  rfistete  (1197).  Auch  Ijand- 
graf  Hermann  betheiligte  sich  daran  und  kämpfte  gegen  die  Feinde  der  Christen- 
heit.   Als  jedoch  Heinrich  VI.  gestorben,  eilten  die  Fürsten  nach  Deutschland 
aurück,  weil  dort  bereits  zwei  Herzöge  um  die  Kaiserkrone  kämpften,  Philipp 
von  Schwaben  und  Otto  von  Braunschweig.    Hermann  kehrte  dem  Hause  der 
Hohmstauf en ,  mit  dem  er  eng  verbanden  war,  den  Rtteken,  und  sdiwur  dem 
König  Otto  den  Eid  der  Treue.   Dies  brachte  ftber  Thfiringen  unsSgliebes  Weh. 
Die  beiden  Nebenbuhler,  welche  sich  die  Herrschaft  streitig  au  machen  suchten, 
verschenkton  die  thüringischen  Städte  an  ihre  Anhänger,  so  dass  sich  ein  harter 
Streit  darüber  entspann.    "Bald  jedoch  änderte  Hermann  seine  (iesinnnng  und 
huldigte  dem  König  Philipp  (1199).    Allein  auch  diesem  Schwur  blieb  er  nicht 
lange  treu  tud  ging  wieder  su  den  Weifen  ftber  (1203).   Da  fiel  der  Schwaben- 
herzog  mit  einem  starken  Heer  In's  thüringische  Land  und  verwftstete  Alles  mit 
Fcner  und  Schwerdt.  Der  Landgraf,  der  ihm  nicht  gewachsen  war,  rief  den  König 
von  Böhmen  zu  Hülfe.    Dieser  kam,  aber  seine  wilden  Sebaaren  wütheten  noch 
schrecklicher,  als  es  der  Schwabenherzog  gothan.    D-is  arme  Thüringen  ward 
zum  Schauplatz  der  scheusslichsten  Grfiuel.  Da  schwur  der  Landgraf  dem  Könige 
Otto  aufs  Neue  den-Sid  der  Treue,  und  die  Böhmen  kehrten  in  ihre  Wfilder 
aurftelE.    Nun  brach  Philipp  wieder  in  Th  Urin  gen  ein  und  verheerte  das  Land. 
Dennoch  konnte  er  die  feste  Stadt  Weissenfeis,  wo  sich  Hermann  verschanzt 
hatte,  nicht  erobern.    Jetzt  kamen,  abermals  vom  Landgrafen  Ijcrnt'en,  die  Böh- 
men wieder.    Als  ihnen  aber  Philipp  mit  seinem  zahlreichen  Heere  entgegeu- 
rftekte,  wichen  sie  ohne  Sehwerdtstreieh  von  dannen.  Nun  war  der  wanlcalmftthlg« 
Landgraf  in  grosser  Bedrftngniss:  tou  seinen  Bundesgenossen  verlassen,  von  sei- 
nen eigenen  Dienstmannen  bekriegt,  das  Land  verheert,  viele  seiner  Städte  und 
Burgen  in  der  Gewalt  seiner  Feinde.    Da  warf  er  sich  im  Kloster  zn  Ichters- 
hausen dem  König  Philipp  reumüthig  zu  Füssen  und  schwur  zum  dritten  Male 
Huldigung  und  Treue.    Bald  jedoch  endete  Philipp  von  Schwaben  durch  die 
Menchlerhand  des  Pfalzgrafen  Otto  von  Wittelsbaeh,  dessen  Tochter  Sophie 


Digitized  by  Google 


OegcMcIite  des  Tliuiiugervolke«« 


61 


Ludgraf  Hemutim  als  swbite  GemaUin  heimgefiUiii  batte.  Otio  IV.  ward  nun 
als  rechtmisaiger  Kaiser  anerkannt  und  gekrönt.  Indeaaän  trat  sofort  ein  neuer 
Qegenkniaer  auf,  der  Enkel  des  grossen  Barbarossa,  Friedrich  II.  Sofort  Terliess 
Herrn« Tin  den  Braunschweiger  und  huldigte  dem  neuen  Koni^j;.  Jeuer  aber  fiel 
verwüsi  i  ud  in  Thüring:en  ein  und  bclacrerte  Weissenfeis,  wie  sein  Gegner  TMtilipp 
gethan.  ludess  uahte  Friedrick  iL  und  ,ward  zu  Aachen  als  Kaiser  gekrönt 
(1813).  Knn  verliand  ^ch  Hermann  abermals  mit  dem  Kdnig  von  Böhmen  und 
sachte  den  Brannsehweiger  in  dessen  Erblanden  heim.  WXhrend  dessen  pIQn* 
derte  der  Graf  von  Oriamünde  die  landgriEflichen  Gfiter,  ward  aber  gefangen  ge* 
nommen  und  konnte  sich  nur  durch  prrosse  Summen  loskaufen.  Ahor  noch  auf 
seinem  Sterbebette  (in  Gotha")  wollte  der  I^andgraf  wieder  von  Fiicdiicli  ab- 
fallen. Der  Tod  kam  ihm  zuvor  (,1216).  Sein  X^eichnam  ward  in  dem  pracht- 
vollen SUUharinenkloster  beigesetit,  das  er  in  den  lotsten  Jahren  seines  I«ebena 
VBL  ESsenach  erbaut  hatte. 

Sein  Sohn,  Ludwig  III.,  oder  seinem  Stamme  u  n  h  der  V.  (geb.  1200),  ward 
nun  Land erraf  von  Tliürinpren  und  Hessen,  und  Ptalz^raf  von  S;tflisen.  Er  ist 
nicht  blos  ein  bevorzugter  Günstling  der  Sap-e .  die  ihn  und  seine  fromme  Elisa- 
beth mit  den  farbeuglühendsteu  Gespiunsteu  umwoben  hat,  er  ist  auch  einer  der 
edelsten  und  gröistenPilrsten  seiner  Zeit  tind  verdient  den  B^namen  „der  Mvif 
lige'^,  den  ihm  die  Nachwelt  auch  ohne  pipstiiche  Oanonisatton  beigelegt  liat. 
Schon  als  Knabe  ward  er  mit  der  ungarischen  Königstochter  EUBohetk  verlobt. 
Klingsor ,  der  mythische  und  magische  8)i!>ire?imeistor  rtis  Ungarn,  der  als 
Schiedsrichter  den  ,,\Vartburgäkiieg'*  gescliiichtet,  halte  den  Landgrafen  Her- 
mann mit  diesem  Gedanken  befreundet.  Wahrscheinlich  hatte  er  auch  den  Kö- 
nig Andreas  .Ton  Ungarn  anf  seiner  Krenaikhrt  kennen  gelernt.  Genug,  die 
Icdnigliche  Prinzessin  ward  als  vierjähriges  Kind  von  einer  glSaaenden  Oesandt- 
schaft auf  die  Wartburg  geleitet  und  allda  mit  ihrem  eilQährigen  Bräutigam  er- 
zogen Ihrr  Alitfrift  w;ir,  ausser  1000  Mark  Silber  und  vielf^n  Kostbarkeiten, 
eine  silberne  Wiege  und  Badewanne.  Eine  wahrhaft  rührende  Liebe  webte  um 
beide  Kinder  ihre  zarten  Netze.  Diese  Liebe  war  dem  jungen  Landgrafen  ein 
sdifttaender  Talisman  gegin  die  lockendsten  Yersnehungen,  die  ihn  sar  üntrene 
Torleiten  wollten.  Niemals  kehrte  er  heim,  ohne  seiner  frommen  ,f8chwester^', 
wie  er  Elisabeth  nannte ,  eine  Gabe  mitzubringen.  Ihre  Schwiegermutter  aber, 
die  stolze  Landgräfin  Sophie ,  war  d*^m  «(^hlicbten  Kinde  nicht  hold,  und  noch 
empfindlicher  hatte  sie  von  Ludwigs  hochfahrenden  Schwestern  zu  leiden,  die 
sie  ob  ihres  fronunen,  demüthigen  Sinnes  Terspotteten  und  lu-änkten.  Hissgän- 
stige  Hofsehranzen  schiirten  dies  Feuer  nnd  hKtteh  es  gern  gesehen,  wenn  Elisa- 
beth wieder  heimgeschickt  o  der  in  ein  Kloster  gegangen  wäre.  Ludwig  aber 
sprach:  ,,Und  wenn  der  Inselsberg  gediegenen  Goldes  w&re,  so  konnte  er  mich 
nicht  verlocken,  meine  geliebte  Elisabeth  zu  verlassen."  Diese  zärtliobe  Triebe 
ward  1221  durch  den  Segen  der  Kirche  geweiht.  Die  Gastereien,  Turniere  und 
Tänze,  die  bei  der  mehrtägigen  Hochzeit  gefeiert  wurden,  waren  so  kostbar,  dass 
sie  den  I^andgrafen  in  empfindliehe  OeldTorlegenheit  braehten.  Um  so  heftiger 
eiferten  Elisabeths  Widersacher,  wenn  ihre  HUdtliätigkeit  keine  Grenzen  kannte 
nnd  die  linke  Hand  nicht  wusstc,  was  die  rechte  that.  Der  gutmüthige  Landgraf 
aber  lächelte,  so  oft  man  sie  „ob  ihrer  Verschwendung'*  verunglimpfte,  und 
sprach :  „Lasst  sie  nur  schalten !  Wenn  mir  die  Wartburg  und  die  Neuenburg 
hieibt,  so  bin  ieh  r^di  genug.^^  Dennoch  machte  er  ihr  zuweilen  liebreiche  Vor- 
•tellisngen,  dass  sie  ihre  Wohlthaten  einsehritnken  mtfge.  0r  ersiUt  eine  tief 
poetisd^  L^cudo  •■  Als  Elisabeth  einstmals  nad»' Eisenach  ging  und  unter  ihrem 
faltioen  Gewände  einen  Korb  mit  Brod  trnp-,  urn  es  den  Armen  zu  spenden,  trat 
ihr  der  X^andgraf  mit  der  barschen  Frage  entgegen;  „Was  birgst  du  untor  dem 

r 


Digitized  by  Gloogle 


62 


Gescliiclite  des  ^EküringerroUes, 


Mikntolt**  I^obtoekeii  antwortete  EHtoabeih,  als  habe  es  ibr  der  HimiBel  ela« 

gegeben :  „Ich  trage  Blnmen  zur  Stadt  "  Und  siehe,  als  sie  auf  Ladwlgs  Begab*  ^ 

ren  den  Mantel  znrftckschlägt,  «lüften  ihm  frische  Itoscn  ontgcpcn,  tind  die  fromme 
Fürstin  sinkt  dem  vorsöhnten,  staunenden  Gatten,  der  auf  ihrem  Haupt  ein  ^ol- 
dejies  Cruciiix  zu  sehen  meint,  mit  feuchten  Augen  an  die  Brust.  Dabei  war  sie 
selbst  so  schlicht  und  anspruchslos,  dass  sich  ihre  8ohwÄgeriimen«oft  der  „Bettle- 
rin'* scfaSinten.  Ihre  kostbarsten  GewKnder  refsebenkte  sie.  Als  sie  eines  Tage's 
ibren  prachtvollen  l^Tantel  einem  zerlumpten  Bettler  zugeworfen  batte,  der  frie- 
rend auf  dem  Schlosshof  la;?,  ward  sie  zu  ihrer  Schwiegermntter  p-orufen.  Als- 
bald legten  unsichtbare  Hände  einen  neuen  Mantel  um  ihre  Schultern.  Ja,  die 
Engel  stiegen  yom  Himmel  herab  und  schmückten  sie  mit  einer  goldenen  Krone 
und  mit  kdnlgüebem  PmnkS}  dass  ^  im  gebObrenden  CHaase  rot  dem  dentsdbien 
Kaiser  nnd  vor  den  Abgesandten  Ihres  Vaters  erscbeinen  kennte,  als  diese  avf 
der  Wartburg  zusprachen.  Wenn  sie  aber  mit  ihrer  Schwiegermutter  nach  Eise- 
nach zur  Kirche  ij^u^  und  sich,  ihr  zu  Liebe,  fürstlich  preschmückt  h.ntte.  brach 
sie  vor  dem  Bilde  des  Ockrenzigten  nicht  selten  in  Thränen  aus  und  nahm  das 
Piadem  von  ihrem  Haupte  und  sprach :  „Muss  sich  die  arme  Magd  vor  deiner 
Domenkrone  ihres  eitlen  Scbmnekes  nieht  sehXmen  Dies  'BUd  hatte  sieh  ihrem 
schwärmerischen  OemlHbe  so  tief  eingeprägt,  dass  sie  fast  in  jeder  Naeht  das 
Lager  verliess,  um  vor  dem  nahen  Crucifixe  Stunden  lang  an  beten  nnd^  trotn 
der  zärtlichen  "N'^orwürfe  ihres  Gemahls,  den  zarten  Körper  bis  aufs  Blut  zu  geis- 
sein. —  MittlerAreilc  hatte  Ludwig,  nach  dem  Tode  seines  Schwagers  Dietrich 
Ton  Meissen,  ni^t  der  Landgrafschaft  Thüringen  auch  die  Markgraf schaft  Meissen 
wieder  vereinigt  und  anf  einem  kühnen  Zuge  gegen  Polen  den  dortigen  Henog 
gedemütbxgt,  weil  tbüringlscfae  Kanlleute  auf  dem  Breslauer  Markte  niedergewor« 
fen  und  geplündert  worden  waren.  Nicht  minder  züchtigte  er  die  frfinkiscbea 
Ritter,  die  einen  armen  Kramer  all'  seiner  HaTto  ^lerauLt  hatten.  Diesem  batte 
der  Land<;raf  freies  Geleit  zupe.'^ichert;  er  hatte  sich  sogar,  um  dem  ehrlichen 
Manne  aufzuhelfen ,  mit  einer  haaren  Summe  an  seinem  kleinen  Handel  bethei- 
ligt. Nun  gedieh  das  Gesebitft,  so  dass  der  Krimer  mit  seinem  Esel  bls-nacb 
T^aedig  sog  nnd  kostbare  Kleinodien  einkaufte,  nm  sie  in  Thüringen  wieder  ab- 
«Usetzen.  Jetzt  aber  war  er  ohne  Esel  und  Wnaren  zurückgekehrt.  Da  entbot 
der  Landgraf  seine  Knechte  zu  ekier  Heerfahrt  nach  Würzbnrg  und  verwüstete 
das  ganze  Land,  bis  die  Wegelagerer  den  Schaden  ersetzten.  —  Darauf  zog  Lud- 
wig nach  Italien  an  den  Hof  des  Kaisers  (1226).  Während  er  dort  weilte,  ward 
S^n  Land  von  einer  grossen  Hnngersneth  heimgesu^t ,  welche  nnsflblige  Heu« 
sdien  dahin  raffte.  Da  ward  Elisabeth  dem  schwerbedrlngten  Volke  ein  Engel 
des  Trotte«?  und  des  ScL'pns.  Sie  scheute  sich  Tiiclit,  in  die  elendesten  Hütten  zu 
gehen,  die  Hungengen  zu  speisen,  die  Durstigen  zu  tranken,  die  Müden  zu  beher- 
bergen, die  Nackten  zu  kleiden,  die  Gefangenen  zu  trösten,  die  Kranken  ssn  pfle- 
gen nnd  die  Todten  an  bestatten.  Dies  waren  die  neben.  Werke  der  Barmkeratg- 
heü,  die  Jesus  von  den  Seinen  fordert.  Elisabeth  bat  sie  trealidi  geftbt.  flis 
verkaufte  einst  so  viel  Land,  dass  sie  64,000  Goldgulden  löste,  die  sie  desselben 
Tages  unter  die  Armen  vertheilte.  Und  als  dies  nicht  ausreichte,  dem  Elend  zu 
steuern,  opferte  sie  auch  noch  ihre  Kleinodien  und  ihre  besten  Gewander,  wäh- 
rend sie  sich  selbst  mit  trockenem  Brode  begnügte  und  unter  ihrem  schlichten 
Kleid  ein  bfirenes  Bassgewand  trag.  2n|^^eh  baute  sie  am  Fnase  der  Wartburg, 
wo  der  „Elisabethen^Brannen''  qnUlt,  vnd  bald  darauf,  als  die  gebrechlichen 
Greise  und  die  armen  Matronen,  die  sie  mit  eigenen  Händen  säuberte,  den  steilen 
Berg  nicht  mehr  erklimmen  konnten,  in  Eisenach  ein  fio^tal,  worin  viele 
Schwache  und  Sieche  christlith  ver|>flpgt  T^'urden.  — 

Im  darauf  folgenden  Jahre  (1:^2 7 j  unternahm  Kaiser  Friedrich  II.  einen 


Digitized  by  Google 


« 


/ 


C^liickte  des  Tliürui^^errolkes.  63 

abermaligen  Krenssag.  Der  Landgraf  Ton  Thfiringen  schloss  sich  demselben  an, 
üAchtlem  er  Ton  seiner  £lisabefh  und  von  seinra  Kindern,  die  ihn  bis  Sehmalkai« 

den  begleiteten ,  herzwehmütliigcn  Abschied  genommen  und  die  Verwaltong  sei« 
ner  Lande  in  die  Ilände  seines  Bnulers  gelegt  Imtte.  T>io  Ahnung,  dnss  sie  sich 
nicht  wif'fler  sehen  würden,  ging  leider  in  Erfüllung.  Schon  auf  der  Hinfahrt 
WOrdc  Ludwig  von  einem  Fieber  befallen,  das  seinem  Jungen  Leben  in  Otranto 
ein  Ende  madito.  Sofort  kehrten  die  Thfiringer  und  Hessen  mit  den  sterbfidien 
Ueberresten  des  thenem  Mannes  zurBok.  EUsabeth  empfing  die  Trauerbotschaft, 
als  sie  eben  ihres  vierten  Knfibleins  genesen  war.  I>a  TerhttUte  sie  schlnchzend 
ihr  Haupt  und  jammerte  im  Uebcrmass  des  Schmerzes :  ,,Nun  ist  die  "Welt  mir 
todt  und  Alles,  was  darinnen  ist."  Ihr  Schwager  aljrr,  Thinrich  Raspe,  von 
schnüdeiu  Eigennutz  getriubeu,  geberdete  sich  als  unumächrauktcr  Herr  von 
ülifiTingen  and  Hessen,  da  er  doch  nvr,  als  Yormnnd  des  Ton  seinem  Bruder  hin- 
terlassenen  Erben,  Hermann  II.,  Landesverweser  war.  Und  sofort  —  o  der 
Schmach  !  —  versticss  der  harte  Mann  die  20jfthrige  Wittwe  mit  ihrem  unschul- 
digen Kindlpin  von  der  Stätte  ihres  Glücks  und  ihrer  Liebe.  Weinend  ging  sie, 
von  aller  Weit  verlassen,  nach  Eisenach  hinab,  und  fand  kaum  in  der  dürftigsten 
Herberge  ein  dürftiges  Obdach.  Dennoch  schalt  sie  nicht,  als  ein  hartherziges 
Weib,  das  in  den  Tagen  der  Kolii  von  ihr  genährt  und  gepflegt  worden  war,  die 
gebeneddete  Fürstin  in  ^en  Straasenkoth  stiess,  sondern  flftäteto,  da  sie  nicht 
wusste,  •wohin  sie  mit  ihren  jammernden  Kindern  in  der  Strenge  des  Winters  ihr 
schwer  gebeugtes  Haupt  legen  sollte,  in  die  Kirche  des  Franziskanerklosters,  wo 
sie  die  ganze  Nacht  betete  und  weinte,  bis  ihr  in  demselben  Hospitale,  welches 
sie  als  Zufluchtsort  fOr  MfOiselige  undBeladene  gestiftet  liatte,  ein  itrmliches  Ob- 
daeh  ward.  IMe, thüringischen  Bitter  aber,  vornJimlieh  Walther  von  Vargola, 
der  einst  die  Königstochter  aus  üngani  geholt,  waren  ob  der  treulosen  Ünbarm- 
Herzigkeit  ihres  landgräflichen  Gebieters  höchlich  entrüstet  und  redeten  ihm  so 
dringlich  in's  Gewissen,  dass  er  seiner  Schwägerin  die  Tlofburg  wieder  erschloss. 
Allein  der  Stern  ihres  Glückes  war  untergegangen.  Sie  sehnte  sich  aus  dem  Ge- 
rKnseh  des  Fürstensitses,  wo  ihr  kdn  treues  Hers  melir  schlug,  in  die  stille  Ein* 
samkeit  des  Klosterlebens.  Die  Gesandtschaft,  die  ihr  Vater  goi  Thüringen 
schickte,  um  die  verlassene  Tochter  in  die  Heimaäi  aurfickzuführen,  fand  sie 
nicht  mehr  auf  der  "Wartburg,  wo  ihre  Andachtsiibungen  verspottet  wurden,  son- 
dern in  einer  schlichten  Zelle  zu  Marburg,  die  sie  zu  ihrem  Wittwcnsitz  erkoren 
hatte.  Dort,  von  ihrem  Beichtvater,  dem  fanatischen  Ketzerrichter  Konrad  von 
Hsrburg,  behenscht,  führte  sie  ein  streng  aseetisehes  Leben,  drehte  die  Spindel, 
und  pflegte  die  Armen  und  Kranken ,  bis  ihr  zarter  Leib  dem  Grame  und  den 
Busstibungen  erlag.  Sie  beschloss  ihr  tugendreiches  Leben,  als  sie  erst  24  Jahre 
alt  war,  am  19.  Januar  1231.  TTober  der  Gruft  der  frommen  Dulderin,  die  unter 
die  Heiligen  erhoben  wurde,  wölbte  sich  ein  praclitvoller  Dom;  ihren  Namen 
aber  hat  die  geschäftige  Sage  mit  ihren  lieblichsten  Kränzen  umflochten^  Die 
heiUffe  Elisaheth,  die  nicht  blos  in  aaldlosen  Schriften  und  Liedern ,  die  auch  im 
Munde  und  Im  Herzen  des  Thflringervolkes  forÜebt,  ist  eins  der  schönsten 
Ideale  clirlstlicher  Demuth  und  Hilde,  das  uns  aus  dem  mittelelterliehen  Dunkel 
entgegen  leuchtet. 

Heinrich  Raspe  verwaltete  nan,  als -Vormund  des  minderjährigen  Landgra- 
fen Hermann  U.^  dessen  Würde  und  Erbe.  Selbst  als  dieser  mündig  geworden 
(1939) ,  tiberlless  er  seinem  Oheim  nicht  blos  Hessen  und  Sachsen,  sondern  auch 
^en  Theil  der  Landgrafschaft  Thüringen.  Aber  auch  das  kleine  Erbe,  das  er 
behalten  hatte,  regierte  er  nicht  lange.  Er  Starb  su  Kreasburg  an  Oift  (1248), 
and  zwar  ohne  Erben. 

So  war  nun  Heinrich  Mavpe,  als  Landgraf  von  Thüringen  und  Hessen  und 


Digitized  by  Google 


64  *    Gescliichte  des  Thüringervolkes. 

Ptalsgiaf  Ton  Sachsen ,  riner  der  mSchtigftten  Fürsten  des  Reichs,  wdehen  dcur 
Kidser  sogar  znm  Reichsverwescr  ernannte.  Ja,  als  dieser  vom  Papste  m  den 
Bann  gethan  iitul  entthront  wurde,  sclimückteu  die  deutschen  Fürsten,  auf  Anrc- 
pmifr  <lrr  Klerisei,  den  Landgrafen  von  Thüringen  mit  dem  kaiserlh  hen  Purinir 
(1240),  indoss  die  Burger  und  Bauera  den  Hohenstaufen  txeu  und  gewuriig  blie- 
ben. Der  Papst  sicherte  allen  Christen,  die  für  das  Heil  des  nenenKiÖnigsHeinriolt 
Baspe  —  welchen  man  den  ,^t^etikihttg"  nannte  beten  würden,  einen  swei- 
jXfarigen  Ablass  zu.  Allein  die  Oebete  wollten  nicht  verfangen.  Heinrich  mvsst« 
Siim  Schwert  greifen,  um  seine  Würde  zu  behaupten.  Und  in  der  Thnt  trowsinn 
er  über  das  kaiserliche  Heer  einen  glorreichen  Sieg.  Tm  näeh-^t*  ii  J  iln  >  iOn-r 
wandte  sich  das  Qlück  der  Sehlachten.  Der  Pfaffenköuig  ward  gesciUagcii  uud 
starb,  kinderlos,  an  einer  FfeUwunde,  am  17. Februar  1247.  Als  der  letzte  Zweig 
des  alten' tiittfinfpscfaen  Landgrafenstammes  ward  er  mit  Helm  nndSchild  imKa- 
tiiariuenkloster  zu  Eisenach  beerdigt. 

Da  nun  mit  neinrich  Haspe  das  erlauchte  Geschlecht  Ludwig  des  Bärt!«r<^n 
erloschen  war,  entspann  sich,  während  Friedrich  Barbarossa  seinen  langen  Si  Iii  tf 
auf  dem  Kyiihäuser  schlief,  ein  Erbfolgekrieg ,  der  unsägliches  Elend  über  iiiu- 
ringen  bracJite.  Von  allen  Seiten  wnrden  Ansprüche  anf  die  erledigte  Landgraf* 
Schaft  erhoben ,  hauptsSchlich  von  Heinrieh  dem  JErlauchten,  Markgrafen  v<m 
Meissen,  einem  der  ersten  Fürsten  des  Reichs,  und  von  Soj^hie,  der  Gemahlin 
des  Herzop-s  Heinrich  von  Brahant,  und  zwar. für  ihren  Sohn  Heinrich,  der,  weil 
er  damals  erst  drei  Jahre  alt  war,  kurzweg  j^daB  Kind'*  benannt  wurde.  .Tener 
stützte  seine  Ansprüche  darauf,  dass  er  von  mütterlicher  Seite  ein£nkel  desL.uiid- 
grafen  Hermann  L  war,  der  seine  missgestaltete  Tochter  Jutta  an  Dietrich  den 
Bedrängten,  Heinrichs  Vater,  verehelicht  hatte,  und  dass  er  noch  vor  dem  Hin- 
scheiden des  letztverstorbenen  Landgrafen  mit  dessen  Erbe  vom  Kaiser  belehnt 
worden;  Sophie  aber  darauf ,  dass  sie  nicht  blos  die  Tochter  des  heiligen  Lud- 
wig und  der  heiligen  Elisabeth,  sondern  dass  auch  ihre  eigene  Tochter  Beatrix 
die  letzte  Gemahlin  von  Heinn^  Raspe  war,  und  sich  als  solche  noch  jetzt 
„von  Gottesgnaden  weiland  römische  Königin  und  alleseit  Mehrerin  des  Reiches** 
nannte.  Weil  nun  diese  Erbrechte  auf  friedlichem  Wege  nidit  avsgeglicheu  wer- 
den konnten,  so  griff  inan  zum  Sehwerte.  Hessen  hielt  sich  zum  Kind  von  Bra- 
bant,  Thüringen  zu  IT*  Im  ich  dem  Erlauchten.  Die  Ritter  aber  beuteten  diesen 
herrenlosen  Zustand  in  Üäubereien  und  Gewalttbaten  aus,  und  bauten  viele  neue 
Zwingburgen  ,  um  sich  darin  zu  verschanaen  und  das  VoUc  desto  ungestrafter 
drücken  su  Icdnnen.  Bald  ^tbrannte  der  Krieg  in  hellen  Flammen.  Die  muthige 
Sophie  von  Brabaat  sog  mit  ihrem  „Kinde"  und  einem  wohl  bewaffneten  Heere 
gen  Thüringen  und  bemächtigte  si«h  der  Stadt  EiseMneh,die  ihr,  als  einer  Toch- 
ter der  heiligen  Elisabeth,  alsbald  die  Thorc  öffnete.  Indessen  war  sie  der  mark- 
gräfllchon  Macht  nicht  gewachsen.  Darum  ging  sie  einen  Vergleich  ein,  welcher 
Thflringen  solange  demHarlrgrafen  ansprach,  bis  dieBeichsfÜcsteii  ftber  ihre  bei- 
derseitigen Ansprüche  reditlich  entsdiieden  hätten.  Kidhts  desto  weniger  griff 
Sophie  ,  als  dem  Markgrafen  die  angespruchenon  Beidislefaen  bestätigt  wurden, 
wieder  zu  den  Waffen  ;  und  als  diesmal  die  Kiscnacher  sie  nicht  einlassen  woll- 
ten, ward  sie  derniassen  vom  Zorn  »ibprinnTint,  dass  sie  mit  einer  Streitaxt  in  das 
Eichenholz  des  Stadtthores  schlug,  cLavuu  mau  das  Wahrzeichen  200  Jabre  ge- 
sehen hat.  Da  wurden  die  BQrger  von 'ihrem  Bathshenrn,  Heinrich  von  V^sbach, 
bewogen,  ihr  zu  öffnen,  obgleich  Markgi  af  Heinrich  drohend  auf  der  nahen  Wart- 
burg sass..  Sophie  muthete  ihm  zu  ,  sein  Näherrecbt  auf  Thüringen  mit  einem 
thcuern  Eide  zu  beschwören.  Heinrich  war  bereit  dazu;  denn  einer  seiner  Rit- 
ter hatte  ihm  gesagt:  ,,Und  wenn  Ihr  eineu  Fuss  im  Himmel  und  den  andern  in 
Thüringen  hättet,  so  müsstihr  den  vom  Himmel  ziehen  und  Thüringen  behalten.*^ 


Digitized  by  Google 


GefleMchte  des  TMring^mlkef.  65 

Als  aber  Heinrich  mit  20  ritterlichen  Eideshelfcra  in  einer  Kirche  r.n  Eisenach 
nnd  zwar  über  einer  Rippe  der  heiligen  Elisabetli,  die  Sophie  als  Jieliquie  mit- 
gebracht hatte ,  jenen  Schwur  ablegte,  zerrisü  die  Ilerzugi«  in  aufbrausendem 
Zorne  ihre  Handschuhe,  und  warf  sie  dem  Markgrafen  in  offener  Fehde  vor  die 
Füsse.  Darauf  yerband  sie  sich  mit  ihrem  Schwiegersöhne,  dem  tapfein  Herzog 
Albrecht  von  Ernnnscliwei^^ ,  uiul  übergab  ihm  die  Stadt.  Dieser  rflsiele  sieh 
gegen  die  Wartbur^'sbosiitzuii;; ,  iiuleui  er  auf  den  benachbarten  Bergcshöhen 
leichte  Kastelle  und  innerhalb  der  Stadt  „die  Klemme*'  (Clemda)  erbaute,  um 
das  Volk  im  Zaum  zu  halten.  Aber  trotz  aller  Burgen  und  Klemmen  eroberte 
derUarkgraf,  naehdem  er  den  starkbefestigten  MetilensteinCMfidelsteih)^  unfern 
der  Wartburg,  serstört  hatte,  die  geängstete  Stadt  mit  Sturm,  und  Hess  ihren 
Bathsherrn  ,  TTpinrich  von  Velsbacb ,  mittelst  einer  Wurfmasehinc  (Blide)  von 
der  Wartburji;  schleudern  ,  dass  er  mit  dem  lautenliufe:  ..D;i.s  Land  ist  doch  dera 
ELinde  von  Brabant!"  seinen  Geist  aufgab  (1262).  Dennoch  ward  erst  im  näch- 
sten Jahre  Sophie's  Kraft  und  Trotz  gebrochen,  indem  Herzog  Alb  recht,  ihr 
Sehwiegersohn,  von  demmarlcgrttllehenFeldherm,  BudolfvonVargel,  bei  Leip- 
zig so  vollständig  auf  s  Haupt  geschlagen  wurde,  dassder  siebenjUhrigeErblblge* 
krieg  damit  beendigt  war. 

Nun  war  der  reiche,  ritterliche  und  sangeskundige  y/^twrtrA  i:,V/!awr//fc 
im  unangefochtenen  Hesiiz  des  Thüriugerlandes  —  während  Hessen  an  So))hic 
▼on  Brahant  ftberging  — ,  nachdem  er  schon  zuvor  seinem  Halbbruder  Hermann, 
Grafen  von  Henneberg,  zum  Statthalter  nnd  Landrichter  in  Thüringen  bestellt 
hatte.  Bald  darauf  theilte  er  seine  Länder  mit  seinen  zwei  Söhnen :  Albrecht 
erhielt  Tlu'lringen,  JHetrich  das  Osterland,  und  er  selbst,  der  Vater, behielt  Meis- 
sen und  die  Lausitz. 

Öo  ward  Albrecht,  welchen  die  Geschiclite  mit  dem  Namen:  „der  Unartige^' 
oder  „der  Entartete'^  gebrandmarkt  hat,  Landgraf  in  Ihttrlngen  und  Pfalzgraf 
in  Sachsen  (1264—1308).  Ans  seiner  Ehe  mit  Hargarethe,  der  edlen  Tochter 
des  Kaisers  Friedrich  II,,  waren  drei  Söhne  entsprossen :  Heinrich,  FriedHch  und 
Diezmann.  Ahor  das  Herz  des  wankelmttthigen  Fürsten  wendete  sich  der  gefall- 
süchtigen Kunigunde  von  Eisenberg  zu,  und  das  stolze  Iloffräulein  wusste  den 
Landgrafen  mit  ihren  Buhlerkiinsten  so  zu  umstriclten,  dass  er  ihren  boshaften 
Anaehlügen ,  die  rechtmlssige  Gattin  aus  dem  Wege  zurftumen,  ein  williges 
Ohr  lieh.  Ein  Eselstreiber  der  Wartburg,  der  aum  Hoide  gedungen  ist,  Tenäth 
ihr  den  verbrecherischen  Anschlag.  Margarethe  entflieht.  Als  sie  sich  jedoch 
von  ihren  Kin*lern  trennen  soll ,  presst  sie  dieselben  mit  verzweifelnder  Angst 
hl  ihre  Arme  und  bedeckt  sie  mit  zahllosen  Küssen.  Und  da  sie  ihren  Liebling, 
den  zwölQährigen  Friedrich,  zum  letzten  Male  drückt  und  herzt,  beisst  sie  in 
sinnTerwirrendemSehmerse  in  des  Knaben  Wange,  dass  er  Mitlebens  das  Wund* 
mal  trug.  Dann  lässt  sich  die  Kaiserstochter  aus  dem  Fenster  des  Eselstreiber- 
stübchens  an  einer  Strickleiter  von  der  hohen  Zinne  hinab,  und  eilt  im  Dunkel 
der  Nacht,  von  ilirer  llofuH  i Sterin,  dem  Schenken  Albrecht  von  Vargcl  und  dem 
treuen  Eselstreiber  geleitet,  durch  unwegsame  Wälder  der  Kraynburg  zu,  wo  sie 
ein  sicheres  Obdach  findet.  Aber  schon  imdi  wenigen  Monden  brach  ihr  zu 
Prankfurf  das  Hera  (1270).  —  Als  Bietrieh,  der  Markgraf  des  Osterlandes,  diese 
cntsetzllclie  Geschichte  vernahm,  begab  er  sich  auf  die  Wartburg,  und  nahm  die 
Kinder  der  ungincklicben  Margarethe  in  seine  Obhut  und  Pflege.  Albrecht  aber 
reichte  seiner  ränkevollen  Buhliu  die  Hand  zum  ehelichen  Bunde  Nun  ging  sein 
Dichten  und  Trachten  dahin,  die  Prinzen  erster  Ehe  von  der  landgräflichen  Erb-, 
folge  auszuschliessen  und  das  Thüringerland  seinem  geliebten  A^itz  (Albrecbt) 
suanwenden,  den  egrim  Ehebruch  mit  Kunigunde  gesengt  hatte.  Dai^her  ent- 
spinn sich  ein  unseliger  Stielt,  der  bald  in  offenen  Krieg  ansbraeh.  Albrechts 
FiUirer  dnreh  Thüringen.  5 


Digitized  by  LiOOgle 


66  Geseliielite  des  TkfbringerTOlkes. 

erstgeborener  Sohn  ward  aus  dem  Pleissoncrlaiido,  dessen  Ver^valtiinG:  ilim  sein 
Orossvater,  Heinrich  der  Erlauchte,  übertragen  liatte,  vertrieben,  und  ist  dar- 
auf, als  „Heinrich  ohne  LamV^,  verschollen.  Friedrich  der  Gebissene  aber,  des- 
sen ritterliche  Tapferkeit  bereits  von  Mund  211  Munde  ging,  fiel  in  einem  Gefechte 
bei  Weimar  dem  Grafen  von  KSfernburg  in  die  Hände,  und  der  erzürnte  Vater, 
dem  er  ausgeliefert  wurde,  hielt  ein  ganzes  Jahr  hindurch  den  eigenen  Sohn  auf 
der  AVnrtburg  ip  li;u-ter  Gefangenschaft  und  soll  iljn  sogar  dem  ITnngertode  ge- 
weiht haben.  Seine  Fesseln  wurden  auch  dann  nicht  gelöst ,  als  eine  Gesandt- 
schaft Italien isdier  Städte  den  heldenmüthigcn  Enkel  ihres  unvergesslichen  Kai- 
sers an  die  Spitze  der  Reglemng  berief.  Endlich  gelang  es  swar  dem  kecken 
Friedrich,  mitHilfe  treuer  Diener  aus  seiner  finsteren  Hafk  sn  entkommen  (1282) ; 
aber  die  Königskrone,  die  ihm  gewinkt,  war  durch  des  Vaters  „Fnart"  versclierzt. 
Im  Jahr*-  l'Jf^r)  starb  Kunigunfle,  die  den  Sfimen  der  Zwietracht  ausgesiiet  hatte, 
nnd  »l'  r  nltenide  Landgraf  vei*stand  sich  nun  zu  einem  Vergleiche  ,  kraft  dessen 
er  den»  Hlteren  Friedrich  die  Pfalzgrafschaft  Sachsen  ,  dem  jüngeren  Diezmaun 
das  Pleissnerland  fiberliess.  Da  er  aber  bald  darauf  den  TeraXrtelten  Apita  mit 
thüringischen  Burgen  und  Gütern  beschenkte,  auf  welche  seine  erstgeborenm 
Söhne  rechtlichen  ATi?])rneli  Latten  ,  ?n  entbramiten  die  Feindseligkeiten  nuf  S 
Neue.  Landgraf  Albrecht  wnrdo  in  einem  Hint«rli;ilte  gefangen  genommen  und  auf 
die  Veste  Landsberg  in  Vemahrung  gebracht.  Indessen  ward  er  wieder  in  Frei- 
heit gesetzt,  als  er  versprach,  über  seine  Länder,  ohne  den  Willen  seiner  erstgebo- 
lenen  Söhne,  nicht  zu  Terfttgen.  Dabei  kflminerte  er  sich  um  das  Regiment  so 
'  Trenig,  dass  ^e  adeligen  Sehna]){>hähne  vor  keiner  Gewaltthätigkeit  meTir  zurück- 
schreckten;  bis  der  ehrenhafte  Kaiser  7??ff7o7/* ro^i  7/"rt7>^7/?nY/ diesem l'nfug  ^tenprte, 
indem  er  HO  Räuberburgen  in  Thihingen  zei  str>i  to  und  ihre  l?esitzer  autiuingen 
iicss.  —  Albrecht  vermählte  sich  nun  zum  dritten  ^lale,  und  zwar  mit  der  ver- 
wittweten  Elisabeth  vonAmshaug,  ward  aber  auch  jetat  nicht  mtde,  immer  neue 
BSnke  au  Schmiedel.  Er  -verschwendete  seine  Gflter ,  und  kam  in  solche  Geld« 
Verlegenheit,  dass  er,  ausser  der  Wartburg,  wo  er  residirte,  alle  seine  Besitaun- 
gen  an  den  deutschen  König  Adolf  von  Kassan  um  12.000  Mark  Silber  um  so  lie- 
ber verschacherte,  als  er  doch  nicht  heften  durfte,  die  thüringischen  Lehen  seinem 
Ucbling  Apitz  zuzuwenden  (1293).  Nun  entbrannte  z^-ischen  dem  ländergicrigeu 
König,  welcher  Thüringen  in  Beslts  nehmen  wollte,  und  awischen  Albrechts  erst- 
geborenen sehnen  ein  awansig^Xhriger  Krieg,  welchem  der  unnatfirliche  Yaterr 
mit  hämischer  Schadenfwiide  zusah.  Das  Volk  aber  stand  treuli«  h  zur  gerechten 
Sache  seiner  jungen  Fürsten  und  ])rachte  den  königlielion  Söldnern  manche 
Schlappe  bei.  In  dieser  Treue  des  Volkes  hatten  Friedrieli  und  Diezmaini  ancli 
dann  noch  ihren  besten  Schutz  und  Schatz,  als  Adolf  mit  einem  gewaltigen  Heere 
Thflringen  und  Meissen  Aberzog  und  sie  aller  ihrer  Burgen  und  Städte  beraubte. 
Denn  mit  Hilfe  des  Volkes  gelang  es  ihnen,  die  Terlorenen  Länder  grSssten  Theils 
wieder  zu  erobern  und  um  so  leichter  zu  behaupten,  als  Adolf  von  Nassau  bald  darauf 
in  der  Sehlaeht  bei  Speier,  die  er  mit  seinem  Gegenkönig  Albrecht  von  TTAb<il>nrg 
ausfocht,  Reich  und  Lc])en  verlor  (1292).  —  Unterdessen  hatten  sieh  die  Brüder 
mit  ihrem  Vater  wieder  ausgesöhnt,  und  wohnten  mit  ihm  auf  der  Wai-tburg.  Da 
entbrannte  Friedrich,  dessen  erste  Gattin  gestorben  war,  in  heisser  Liebe  zur  auf- 
blühenden Tochterseiner  Stiefmutter,  Elisabeth  von  Amshaug,  und  entführte  sie,  mit 
Einwilligung  der  Landgififin,  nach  Gotha,  wo  er  sieli  mit  ihr  trauen  liess.  Um 
diese  Zeit  stnrb  Apitz  ("1800),  der  nls  unabhängiger  Herr  auf  Schloss  Tenneberg 
gelebt  hatte,  aber  so  feig  und  schwächlich  war ,  dass  ihn  seine  Stictl)rüder  nicht 
zu  fürchten  brauchten.  Indessen  setzte  der  neue  Kaiser,  Albrecht  voih  Habshurg, 
unter  dem  Verwand,  diese  Länder  seien  su  des  'Beidies  Händen  erkauft,  den 
Kampf  um  Thüringen  und  Meissen  fort,  und  erklärte  die  beiden  Brüder,'  die  Ihre 


Digitized  by  Google 


OwcMelite  des  ThiiingorvollMi.  '  67 

Besitzungen  niclit  ausliefern  wollten,  in  die  Reichsaclit  (130G).  Dir'  Eisenacher 
hielten  jetzt  zum  Kaiser;  auch  der  nlte  Landgraf  war  ihm  günstig  und  verschloSS 
seinen  Söhnen  die  Wartburg,  Friedrich  aber  lagerte  mit  15  ehrenfesten  Rittern 
in^er  nahen  Felsschlucht ,  die  noch  jetsi  „das  Landgmfeiilocli**  heisst,  and  er- 
stieg imter  dem  Sehutse  der  UTacht,  mit  Hilfe  seiner  Stief-imd  Behwiegermntter, 
die  Zimten  der  Borg.  Nun  rSnpte  sein  Tater  das  Feld.  Er  siedelte  nach  Erfurt 
fiber,  wo  er  —  „Aer  wildo  Dornenstrauch  in  dem  schönen  Bosengeb&sche  sächsi* 
scher  Fürsten"  —  in  Dürftigkeit  starb  (1314). 

Schon  sjuvor  (1308)  hatte  Friedrich  mit  der  gebissenen  Wange,  der  als  eine 
gair  hehre  vnd  liebe  Gestalt  im  Bilder seal  der  thüringischen  Geschichte  prangt,  die 
Zfigel  des  Regimentes  ergriffen  und  sich  zum  alleinigen  Landgrafen  von  Thürin* 
gen  und  Älarkgrafen  von  Meissen  erklärt,  nadidem  sein  tapferer  Bruder  Diea^ 
mann  in  der  Thomaskirehe  zu  Leipzig  crmorflet  worden.  Als  er  sieh  nun  der  Wart- 
burg l)emt^istert  hatte,  entsetzten  sicli  dicEisonaeherun»!  baten  den  König  Albreeht 
um  Hilfe.  Dieser  liess  einige  der  umliegeutTeu  Burgen  wieder  befestigen  und 
adiloss  die  Wartburg  in  engere  Belagerung  fon.  Da  geschab  es,  dass  Friedrichs 
Geroablin,  Elisabeth,  eines  Mägdleins  genass.  In  der  belagerten  Burg  aber  fehlte 
es  an  Priesterhänden,  die  den  Säugling  hätten  t-aufen  mögen.  Da  machte  sich  der 
Vater,  um  das  bekümmerte  Mutterherz  zu  beruhigen,  im  I)unkcl  der  Naeht  mit 
seinem  Kin<lc  auf  den  Weg,  um  es  in  Reiiihardsbmnn  weihen  und  segnen  zu  lassen. 
Als  aber  die  kleine  Schaar  von  den  wachsamen  Feinden  erspäht  ward,  ritten  sie 
Im  scharfen  Trab  ihdr  nach.  Da  brach  das  Kind  in  lautes  Weinen  aus,  und  lUe 
Amme  erklirte,  dass  es  trinken  wolle.  Und  Friedrich  gebot  alsbald  seinen  Rei- 
sigen TTalt  und  rief  mit  edlem  Mnthor  ,,Das  Kind  muss  trinken,  und  wenn  es  das 
Thüring'M'1  find  kostet."  Seitdem  nannte  man  den  Landgrafen  aueli  den  Kecken 
oder  Frcudujtn.  Die  Feinde  aber  waren  von  seiner  Spur  abgekouimen.  Das  Kind- 
lein ward  auf  Tenneberg  getauft,  und  ungefOirdet  kehrte  Friedrich  zur  Wartburg 
snrftck.  — >  Endlich,  nachdem  die  gewaltige  Kriegsmacht  des  K6nig8  von  dem 
kleinen  Häuflein  der  Thüringer  beiXucca  aufs  Haupt  geschlagen  (1307),  war 
Friedrieb,  der  seinem  Wappener,  als  er  ihn  zurSchlacht  g*'r?!^tet,  zugerufen  hatte: 
„Binde  fest,  binde  lieute  dreiLande  fest,  oder  keines!"  im  ungestörten  Besitz  sei- 
ner Erblande  und  liess  sich  in  Eriai-t  feierlich  huldigen.  Darüber  war  er  so  er- 
firant,  dass  er  seinen  Unterthanen  ein  ganzes  Jabr  lang  alle  Abgaben  schenkte. 
Und  nun  war  er  beflissen,  die  Spuren  des  langen  verderblich^ Strrttes,  worin 
SSaenach  am  meisten  gelitten,  nach  und  nach  zu  verwischen,  nachdem  er  noch 
einen  harten  Strauss  mit  der  Stadt  Erfurt  glücklich  bestanden  und  die  widcrsp?(n- 
Stigen  Bürerer  gedenuitbigt  hatte.  Bald  jedoch  entspann  sich  eine  neue  Fehde 
mit  dem  Markgrafeti  von  Brandenburg,  in  welcher  Friedrich  sogar  in  Gefangen- 
schaft gerietb,  aus  der  er  sich  nicht  anders  lösen  konnte,  als  dass  er  seinem  Gegner 
die  KAUsita  abtrat,  und  seinen  crstgebomen  Sohn,  Friedrich  den  Lahmen,  mit 
einer  Tochter  des  Markgrafen  verheirathete.  —  AUmälig  heilten  die  Wunden  des 
Ki  ieges.  Fricclricb  al>er  ward  in  seinen  alten  Tagen  von  einer  tiefen  Sr]iv,-<»rirmtli 
befallen.  Als  im  Predigerkloster  zu  Eisenach  vor  den  Augen  des  landgrätiichen 
Hofes  ein  geistliches  Schauspiel:  „Von  den  klugen  und  thörichten  Jungfrauen^' 
au%efUhrt  wurde  (1822) ,  macbte  dies  dramatlsdie  „Mysterium**  (dessen  Text 
▼on  L.  Bechstein  aufgefonden  und  herausgegeben  worden)  auf  das  Gemttth  des 
Landgrafen  einen  so  erschütternden  Eindruck,  dass  er  bald  darauf  von  einem 
Scblagfluss  gelähmt  wurde,  der  den  Hcldengreis  zu  einem  Kinde  stempelte.  Als 
er  1324  sein  thatenreiches  Leben  boschloss  ,  das  in  Ritterromanen,  Schauspielen 
und  Gedichten,  vorzugsweise  aber  im  Gedächtiiiss  des  Volkes  fortlebt,  ward  ihm  ein 
atattlicbes  Grabdenkmal  errichtet,  das,  nach  Zerstdrong  des  Katharinenklosters 

5» 


Digitized  by  Google 


4 


68  Geschichte  ies  Thöringelnrolkefl« 

in  Eisenacli,  wo  seine  Gebeine  ruiiteu,  erst  nach  Gotha  und  sodann  nach  Hein- 
hardsbrunn  versetzt  wurde. 

Kim  ergriff  JMeärieh  U.  oder  der  EmsÜhaße,  der  einzige  mXniiliehe  Spröss- 
Bng,  der  ans  dem  glorreichen  G^ehlechte  noch  übrig  war,  unter  Vormwidseliall 

seiner  edlen  Mutter  Elisabeth,  die  Zügel  des  Landes  (1324 — 1S49).  Als  er,  toII- 
jnhrig  erklärt,  die  Tochter  des  Königs  von  Böhmen,  die  schon  dem  jungen  Prin- 
zen verlobt  worden  war,  wieder  heimgeschickt  hatte,  vermählte  er  sich  mit  Ma- 
thilde, der  Tochter  des  mächtigen  Kaisers  Ludwig  von  Baiern,  Nach  des  Kaiser^ 
Tod  wShlten  einige  Reiehsfürsten  den  klagen  und  tapferen  Landgrafen  sum  rSmi* 
sehen  KSnig.  Br  aber  schlug  mit  edler  Selbstverleugnung  die  hohe  Würde  ans^ 
weil  er,  schwächlichen  Leibes  —  daher  auch  „der  Magere"  genannt  — ,  die 
schwere  Last  derselben  nicht  ertragen  zu  können  meinte,  und  nahm  dafür  10,000 
Mark  Silber,  die  ihm  sein  Gegner,  Karl  IV.,  aus  Erkenntlielikeit  darbot. —  Wäh- 
rend seiner  Kcgierung  schienen  alle  böse  Geister  entfesselt  zu  sein.  Vielfache 
Fehden,  Schrecknisse  und  Landplagen  zerfleischten  das  arme  Thüringen.  Za- 
nftchst  beunruhigten  die  rftnberischen  Herren  von  Treffurt  das  Land,  bis  ihre 
Stammburg,  der  Normannstein,  zertrümmert  wurde  (1336).  Sodann  mussten  die  * 
aufrührischen  Erfurter  gedemüthigt,  und  andere  einlieunische  Fehden  —  mit  den 
Grafen  von  Orlamüude,  Weimar,  Schwarzburg  und  Heinicberrr  —  ausgefochten 
werden.  Diese  mächtigen  Grafen  mochten  sich  nicht  gern  dem  Landgrafen  beu- 
gen. Dahw  kam  es,  dass,  als  er  einstmals  durch  Erfbrt  ritt,  Hermann  Ton  Wei- 
mar ,  welcher  dort  bei  einem  Festgelage  war,  ihm  höhnend  aus  dem  Fenster  zu- 
rief:  ,,TTe,  Fritz,  woher  kommst  du?  Fritz,  wohin  willst  du?"  so  dass  der  Land- 
graf drohend  seine  Stmime  erhob:  ,, Wahrlieh,  «;oll  ich  noch  eine  knrzf  ZeitleT)en, 
so  will  ich  machen,  dass  du  mich  deinen  Herrn  heissest.**  Dies  war  die  nächste 
Veranlassung  des  sogenannten  Grabenkrieges  (1342).  Auf  der  Seite  des  Landes- 
herm  standen  die  Städte,  namentlich  Eri^rt;  mit  den  Grafen  hatten  sieh  viele 
Ritter,  auch  der  Erzbischof  von  Mainz,  verbündet.  Verheerend  wälzten  sieh  die 
Schaaren  da-  und  dorthin.  In  der  heissen  Sehlacht  zwischen  Arnstadt  und  Er- 
furt (bei  En;stÄdt)  schwankte  das  Glück  herüber  und  hinüber.  Der  Landgraf 
ward  verwundet  und  lag  wochenlang  in  Erfurt  auf  dem  Siechbett,  nachdem  er 
einer  völligen  Niederlage- nnr  durch  Zufall  entgangen.  Genesen,  führte  er  die 
Fehde  mit  doppelter  Erbitterung  fort^  Rudolstadt,  Schanhenforst  nnd  Kahla  wur- 
den erobert.  Als  aber  Bombnrg  fünf  Wochen  lang  ohne  Erfolg  belagert  wurde, 
reifte  der  Friede.  dei>  mr\n  nocli  im  Lager  ahschloss  (1345).  Anstatt  die  land- 
gräfliche ^Vlacht  zu  seliwächeu,  wurde  sie  noch  erweitert  und  befestig:t.  Die  Gra- 
fen von  Schwarzburg  mussten  Kahla,  Dornburg,  Tonndorf  und  andere  Besitzun- 
gen 'j  die  Stolsen  Grafen  vonOrlamünde  und  Weimar  fast  alle  ihre  Burgen,  Städte 
nnd  Herrschaften  an  Friedrich  abtreten.  Doch  behielt  er  nur  Orlamttnde  nnd 
gab  ihnen  das  Uebrige  zu  Lehen ,  so  lange  sie  lebten.  Mit  dem  Grafen  Heinrich 
von  Henneherg  söhnte  er  sieh  durch  einen  lleiratb^vnrtraf]!:  aus,  welcher  die  Ver- 
mShlung  der  heiinebergischen  Grafin  Katharina  mit  rriedrich  III.,  dem  ältesten 
Sohne  des  Landgrafen,  zur  Folge  hatte.  Als  aber  der  Graf  von  Henneberg  sich 
weigerte,  das  versprocliene  Heirathsgut,  ^e  Pflege  Coburg,  herauszugeben^  ward 
die  junge  Gattin,  wie  ein  ungültiger  Wechsel,  schimpflich  znr&ckgescfaickt.  Darob 
entbrannte  der  Kampf  von  Neuem.  In  einem  harten  Gefecht  bei  der  Burg  Schar* 
fonberg,  unweit  Ruhln's,  wäre  des  Land};rafen  Freiheit  und  Leben  verfallen  ge- 
wesen, wenn  ihn  nicht  ein  eisenacher  Bürger  geschützt  und  gerettet  hätte.  Nach 
erfolgter  Aussöhnung  (1346)  kehrte  Katharina  zu  ihrem  Gemahle  zurück.  Auch 
mit  den  Herren  von  Salsa  gerieth  der  Landgraf  iii.  so  harten  Zwi$t,  dass  er  ihre 
Stadt  Langensalza  in  einen  Schutthaufen  verwandelte,  unter  welchem  Uber  1000 
Bürger  ihr  Grab  fanden  (1346).  —  Als  Friedrich  der  Ernsthafte  die  Kaiserkrone 


Digitized  by  Google 


6e86kielite  des  ThoriBgemlkM.    «  6^ 

zurückgewieseu  hatte,  wurde  sie  dem  Gtafm  Günther  voji  Schwars^urg,  dem 
besten  Fehdehelden  seiner  Zeit,  aufs  TTfiTipt  g:esetzt  (1348).  Aber  schon  im  fünf- 
ten Monat  seinerKaisemürde  wurde  er  durch  Oilt  aus  deiiiAN  cj^i.'  i^eräurntj  wäh- 
rend s>eiu  glurreidies  Bild  in  der  Ahueureihe  der  schwarzburgischeu  Fürsten  mit 
UTenrelldiehem  Lorbeeir  gesdim&ciKt  Ist  Wenige  Wodien  lUTor  (am  2.  Februar 
1349)  war  auch  Fk-iedricb  der  Emefhafte  —  der  mlditigste  aller  thOriiigiaehea 
Landgrafen  — ,  obgleich  erst  38  Jahre  alt,  zu  seinen  Vätern  versammelt  wordeOf 
und  erlehte  die  Schrecknisse  nicht,  die  jetzt  über  Thüringen  hereinbrachen. 

Zuerst  erschütterte  ein  gewaltiges -E/YZ/>r^>('?i  das  Land,  so  da ss  Berge  einsan- 
ken und  Städte  und  Dörfer  mehr  oder  weniger  zertrümmert  wurden.  Erfurts 
Bürger  flüchteten  aas  den  Manem  und  erwarteten  den  Untergang  der  Welt. 
Darauf  raflfle  eine  furchtbare  Pest,  mit  dem  grausigen  Namen  „der  tehwant 
Tod^'  bezeichnet,  Tausendc  und  aber  Tausende  hinweg,  so  dass  manche  Stadt, 
'/  IV  Erfurt,  beinahe  gänzlicli  entvölkert  wurde  und  Thüringen  den  vierten Theil 
beiiier  Bewohner  verlor.  Dadurch  lösten  sich  alle  gesellschaftlichen  Bande.  Die 
Juden,  abergläubiäcli  beschuldigt,  Brunnen  und  Lebensmittel  vergiftet  zu  haben, 
wurden  haufenweise  ers^agen.  In  Eifurt  verbrannten  sich  8000  an  der  Zahl 
in  ihren  eigenen  Häusern  und  mit  allen  ihren  Schätsen.  Kur  wenige  blieben  tob 
der  Pest  und  der  Wuth  des  Volkes  verschont.  Um  Gottes  vermeintlichen  Zorn 
7.\\  sühnen,  bildete  sich  die  f;niatische  Sekte  der  Oeissler  (Flan;elluntcn)  oder 
Kreuzbrüder,  die  ein  rothes  Kreuz  auf  der  Schulter  oder  clein  Hute,  trugen,  und 
eine  Geissei  in  der  Hand,  mit  der  sie  sich  kasteiten.  ILeerweise  durchrasten  sie 
Stidte  und  Dörfer  und  richteten  unsllglicfaes  Unheil  an,  bis  sie,  vom  Papst  und 
Kaiser  mit  Bann  und  Acht  verfolgt,  zum  Theil  in  den  Flammen  endeten.  —  So  ist 
das  Jahr  1349  mit  unheimlichen  Zügen  in  Deutschlands  Geschichte  verzeichnet. 

Friedrich  der  Ernsthafte  hatte  drei  Söhne  hinterlassen:  Friedruh  TU.,  Bcd- 
thamr  und  Wilhelnif  die  auf  den  Itatli  ihrer  preisen  und  weisen  Grossmutter 
Elisabeth  die  thüringisch  -  mcissnischen  Länder  in  seltener  Eintracht  dreissig 
Jahre  lang  gemeinschaftlich  regierten  (1349  — 1881),  nachdem  Friedri«^  der 
Strenge  oder  auch  der  IVeundholdige  benannt,  während  der  Minderjährigkeit  sei- 
ner Brüder  das  Regiment  eine  Zeit  lang  allein  geführt  und  durch  seine  Vermäh- 
lung mit  der  Gräfin  Elisabeth  von  Henneberg  einen  p^ossen  Theil  der  Grafschaft 
Hcniieberg  fiu*  Thüringen  gewuuueu  liatte.  Der  vierte  Bruder,  Ludwig,  hatte  sich 
dciii  geistlichen  Stande  gewidmet  und  wurde  1374  zum  Erzbischof  von  Haina 
«rwXhlt.  Ein  apderer  PrXlat,  Adolf  von  Nassau,  der  die  Erfurter  für  sich  ge- 
wonnen hatte,  machte  ihm  jedoch  diese  Würde  streitig.  Darüber  brach  ein  Krieg 
ans.  Die  Landgrafen,  auf  Seiten  ihres  Bruders,  belagorten  Erfurt.  Der  Kaiser 
aber  versöhnte  im  l-^eldlager  vonTonna  die  streitendenErzbischöfe»  und  entschä- 
digte Ludwig  mit  dem  Erzstift  Magdeburg  (lii75). 

Nachdem  Friedrich  der  Strenge  zu  Altenburg  gestorben  (1381),  entschlos- 
sen sich  die  Brttder  au  einer  Erbtheilung,  durch  weldie  Balthasar  Thttringen  und 
^^"lllelm  Meissen  erhielt;  während  Friedrichs  nachgelassene  Söhne,  unter  der 
Vormundschaft  ihrer  Mutter,  mit  dem  Osterland  und  der  Grafschaft  Orlamftnde 
bedacht  wurden. 

Balthtisar  residirte,  als  Landgraf  von  Thüringen  (1382 — 140G),  bald  auf  der 
Wartburg ,  bald  auf  dem  Grimmenstein  zu  Gotha.  Da  seine  Tochter  erstor  Ehe 
an  Rudolf  von  Sachsen  Terheirathet  war,  Balthasar  aber  dessen  Schwester  ehe- 
lidite,  so  wurde  er  der  Schwager  seines  Schwiegersohnes.  Trota  der  ErbTerbrfi- 

demng,  die  schon  l.')73  zwischen  Thüringen  und  Hessen  geschlossen  worden, 
liess  er  sich  zu  einer  Tcbde  mit  dem  Landgrafen  11  ermann  von  Hessen  verleiten, 
die  jedoch  durch  Margarethe,  Hermanns  kühne  und  besouacuc  Gattin,  geschlich- 
tet wurde.   Da  noch  immer  der  Landfriede  von  adeligen  Wegelagerern  gestört 


Digitized  by  Google 


70  '    G6sc1iic]ite  des  TliüTiiig«Tvolke8. 

warde,  so  scWoss  nun  Balthasar  mit  dem  Landgrafen  von  Hessen  ein  neues 
Trutz-  und  Schntzbündniss,  um  ,,dicStcrncr" —  wie  sich  eine  Horde  Stegreifritter 
nannte,  wekdie  Thüringen  und  Hessen  durchzogen  —  mit  bewaflfneter  Hand  zu 
Paaren  zu  treiben,  und  zwang  die  Herren  von  Brandeufels  zur  Unterwerfung  und 
Rohe.  Hebr  noch  Tergrdsserte  er  die  landgräfliche  Ifacht  auf  Mediidiein  Wege, 
da  ihm  nicht  blos  Gralfochaft  KUfcmburg,  nachdem  der  letzte  Zweig  des 
edlen  Stammes  abgestorben,  sondern  auch  sclion  durch  seine  erste  Heirath  mit 
einer  Burggräfin  von  Nürnberg  ein  beträchtlicher  Theil  des  thüringischen  Fran- 
kenlandes zugefallen  war. 

Mit  seinem  einzigen  ,  an  Leib  und  Geist  kraftlosen  Sohne,  J^iedru^  IV., 
auch  der  Einfältige  oder  Friedfertige  genannt  (1406 — 1440),  der  seinen  Fürsten* 
sitz  erst  nach  Weimar,  dann  nach  Weissensee  verlegte,  erlosch  der  letzte  Zweig 
des  rhüringisehen  Laudgrafenstammes,  nachdem  der  romantische Farljcnschmelz, 
der  die  Geschichte  der  Landgrafen  umspielt,  schon  seit  geraumer  Zeit  erblichen 
'  war.    Eine  Gliederpuppe  seiner  herrschsiiciuigen  Gemahlin  Anna  von  Sehwarz- 
burg ,  ward  er  mit  seinen  Vettern,  den  Söhnen  Friedrichs  des  Strengen,  ob 
der  mit  Wilhelms  Tod  -^erwaiseten  Uarkgrafschaft  Meissen  in  ErbfoIgebSn« 
del  rerwiekelt;  und  da  er  sich  von  seinem  Schwiegervater,  dem  Grafen  von 
Schwarzburg,  verleiten  liess,  seine  thüringischen  Besitzungen  zu  veräussern,  so 
drangen  seine  Vettern  auf  die  Wartburg,  wo  er  anfangs  zu  wolinen  pflegte,  und 
schlössen  einen  Vergleich  mit  ihm ,  der  seine  Herrsdiaft  so  sehr  beschränkte, 
dass  seine  Gemahlin  die  Urkunden  des  Vertrages  gewaltsam  vernichten  wollte, 
aber  von  der  Bu^wache  daran  vOTfaindert  ward.   Bei  dieser  Schwäche  des  Für- 
sten hätten  ,,die  Flegler^'  —  eine  Rotte  gemeinen  Volkes,  das  mit  Dreschflegeln 
und  AextoTi  plündernd  und  mordend  das  Land  durchzog  —  ein  leichtes  Spiel  ge- 
habt, weiiu  nicht  die  Markgrafen  von  Meissen  ilirem  frevelhaften  Treiben  ein 
Ziel  gesetzt,  und  die  Bitter  von  Heldrungen,  die  sich  mitden Fleglern  verbunden, 
,    weidlich  gezüchtigt'  hlttten.   Ueberhaupt  ging  damals  eine  grosse  Verwirrung 
Bnd  Zerrüttung  durch  das  deutsche  Beiöh.  ^  Staat  und  Kirche  waren  von  gähren-' 
den  Spaltungen  zerrissen.    Dazu  kamen  Mi sswa^S  und  Seuchen:  der  herrenlos 
umherziehendeiL  Landsknechte  und  der  bis  dahin  unbekannten  Zigeuner,  welche 
das  Volk  bedrängten,  gar  nicht  zu  gedenken.    Am  härtesten  aber  M'urden  auch 
die  sächsisch-thüringischen  Länder  von  jenem  achtzehnjährigen  blutigen  Hussi" 
tenkrieg  betroffen^  der  sidi  um  jene  Zeit  in  Böhmen  entspann.   JMedrit^  der 
Sireiibare,  Markgraf  von  Meissen,  einer  der  tapfersten,  weisesten  und  frommsten 
Fürsten  seines  Geschlechtes,  hatte,  gleich  seinem  Bruder  Wilhelm,  dem  König 
Sigismund  gegen  die  rebellischen  Böhmen  crspricssliclio  Dienste  geleistet ,  und 
wurde  dafür  mit  dem  Herzogtimm  Sachsen  und  der  (  ricdigten  Kurwürdebelohnt. 
Jetzt  fielen  die  llussiten,  wie  Heuschreckenschwarme,  in  sein  Land,  da  er  just 
mit  dem  Landgrafen  von  ThQringen  abwesend  war  (1420).    Flugs  entbot  die 
muthige  Landgrgfin  Anna  Thfiringer  und  Meissner  zu  den  Waffen.   Bei  Aussig 
Stiessen  die  Heere  auf  einander.    Von  beiden  Seiten  ward  mit  verzweifelter  Er- 
bitterung gekämpft.    Die  llussiten  aber  bcliiclten  die  Oberhand  und  richteteii 
unter  den  Deutschen  ein  grässliches  lihitbad  an.    Die  Fluclit  noeli  ward  zum 
zweiten  Schlachtfeld.    Bei  12,000  Herren,  Bürger  und  Knechte  bedeckten  die 
Wahlstatt.  Kein  edles  Geschlecht,  keine  Stadt,  kein  Borf  im  ThQringerlande,  das 
nicht  seine  Todten  zu  beklagen  hatte.   Ueberall  trostloser  Jammer.   Aus  Kum* 
mer  und  Harm  Über  diese  entsetzliche  Niederlage  starb  Friedrich  der  Streitbare 
(1428).    Nun  waren  Tliüringen  un(l  ^feissen  den  verheerenden  Rauh^-infällen  der 
Hussiten  um  so  sdmtzloser  blossgegcbcn.  Da  ermannte  sieli  der  Landgraf  Fried- 
rich von  Ihüringen  und  trieb  die  furcldbarcn  Feinde  zurück.    Aber  schon  im 
niehsten  Jahre  kehrten  sie  wieder,  und  streiften  sengend  und  brennend,  mordend 


Digitized  by  Google 


OescMcilte  des  Thüringervolkes.  71 

nnd  plündernd,  durch  das  Meissner-  und  Ostcrland,  durch  Franken  und  Baiern. 
Ein  piinischer  Schrecken  hatte  allen  Widerstand  gelähmt.  Auf  3ü00  Wagen 
führte  der  Sieger  seine  Beute  nach  den  böhmischen  Wäldern,  hinter  sich  die  Jam- 
tterstfttten  eingeäscherter  Stidte  nnd  Börfear.  Sin  neuer  Xreusszag  gegen  den 
wilden  Prooop,  welcher  die  Böhmen  anführte,  endete  mit  der  Flncht  des  deut- 
achen  Heeres,  bevor  es  noch  Kam  Kampfe  kam,  so  dass  Procop  ungehindert  his 
Tor  Naumburg  drang  (1431).  Dort  ward  sein  harter  Sinn  durch  das  Flehen  der 
unschuldigen  Kinder  erweicht,  die  in  Sterbeliemden  in  sein  L»<^er  zof;:en,  so  dass 
VC  sie  mit  Kirschen  beschenkte  und  mit  seiner  Kotte  von  danneu  ging.  Endlich 
setste  der  Friede,  den  man  aaf  der  Kirehenwsemmlung  zii  Basel solüosSi  diesen 
Greueln  ein  Ende.  Der  Kaplan  am  Hofe  der  Landgrifin  Anna,  •ToAaim  BOO», 
welcher  das  älteste  nnd  yoUstftndigste  thüringische  Zoitbuch  in  deutscher  Sprache 
schrieb ,  hat  diese  und  andere  Geschichten  (auch  das  Leben  der  heiligen  Elisa- 
beth in  Versen")  treulich  berichtet. 

Am  4.  Mai  1440  starb  Friedrich  der  Einfältige,  uubcklagt  und  kinderlos, 
sn  Weisaeosee,  nnd  wnrde,  als  der  letste  seines  Stammes ,  in  der  Ahnengruft  an 
Beinhardsbrnnn  bestattet.  Die  Beihe  der  Landgrafengr&her  war  mit  sdner 
Leiehe  geschlossen.   


Damit  hat  die  eigentliche  Gescliiclite  Thüringens  ihr  Ende  erreicht.  Der 
thüringische  Löwe  machte  nun  dem  sächsischen  Rautcnkrauze  Platz:  gleichwie 
die  thüringische  Geschichte  nun  zur  sächsischen  wird. 

Wir  werden  desshalh  die  folgenden  Begebenheiten  nur  flüchtig  bertthren, 
so  weit  ihre  Kenntniss  anr  Benrtheilnng  der  Gegenwart  erforderlieh  scheint. 

ZnnSchst: 

Thüringen  nnter  den  s&elisisclien  Fürsten  (1440  — 1547).. 

Die  Enkel  Friedrichs  m.,  FrieArv^  der  Sanßmüthige  ond  Wilhelm  der 
Snofi^^^lfiarkgrafen  Ton  Ueissen,  hatten,  nach  dem  Tode  des  letzten  Landgrafen, 
Thüringen  geerbt,  nnä  \  crwalteten  es  anfangs  gemeinschaftlich.  Im  Jahre  J445 

beschlossen  sie  jedoch  ihre  liänder  unter  sich  y.n  tbeilen.  Friedrieh  der  Snyift' 
miifhifff,  dem,  als  dem  alleren  Sohne  Friedricliä  des  Streitbaren,  die  Kurwürde 
zugeiaiien,  nahm  Meissen  und  einen  Theil  des  Osterlaudes }  Wühelnif  der  zu  Wei- 
mar residirte  nnd  so  gefUrchtet  war,  dass  man  von  ihm  sagte:  „Wenn  Herzog 
Wilhelm  gestiefelt  nnd  gespornt  über  den  Schlosshof  zu  Weimar  geht ,  so  zittert 
ganz  Thüringen!",  erhielt  die  Landgrafschaft  Thüringen  mit  der  andern  Hälfte 
des  Osterlandes  und  den  frSnkisehen  Besitzungen.  Diese  Ländertheilung,  in  der 
sich  beide  Brüder  üherv'ortlieilt  ^daubten  ,  war  die  Ursache  eines  mehrjährigen 
.verderblichen  ivrieges,  der  unter  dem  Namen:  der  Bruderkrieg  bekannt  ist.  Die 
eigentlichen  Schttrer  dieser  unseligen  Fehde  waren  Wilhelms  treulose  BSthe^ 
Apel  Vizthum  zu  Bossla  und  dessen  Bruder  Busso  au  Dornburg.  Besonders  war 
es  Apel,  der,  voll  unersättlicher  Habsucht  und  Hen-schgier,  den  Herzog  dermas- 
sen  umstrickt  hatte,  dass  er  keinem  anderen  Einfiuss  zugängig  war.  .,Wehe 
aber  dem  Lande,  wo  böse  Käthe  das  Herz  des  Fürsten  durch  niedrige  Ränke  um- 
garnen, und  das  allgemeine  Wohl  ihrer  blinden  Selbstsucht  opfern  I"  Der  Kor- 
IBrst,  welcher  Apels  gefährliche  EntwUife  durehschante,  verlangte  ron  seinem 
Bruder  die  Entfernung  der  Vizthume.  Umsonst.  Da  zog  er  mit  einem  Heere 
vor  Rossla  und  plünderte  Apels  Besitzungen.  Herzog  Wilhelm  feierte  in  Jena 
sein  Hochzeit.sfcst  mit  Anna,  der  Tochter  des  Kaisers  Albrecht  H. ,  als  ihm 
seines  Bruders  Feindseligkeiten  hinterbracht  wurden,  l>a  verliess  er  zornent- 
brannt das  glänzende  Hochzeitsmahl  und  rüstete  sich  sofort  zur  Gegenwehr.  Der 
Xnrfarst  bot  ihm  jedoch  die  Hand  der  Versöhnong,  wenn  er  seine  untreuen  Rftthe 


> 

Digitized  by  Google 


72 


OfseUclite  des  TMriiigerrolkes. 


entferne.  Wilhelm  alter  init^ortete  trotzig:  „Eher  will  ich  das  Land  mit  ihnen 
meiden,  als  sie  verlassen."  .Nun  griff  Friedrich  zu  den  \\  äffen.  Viele  thürin- 
gische Lehnsmänner,  auch  der  Erzbischof  vonMagdeburg  und  die  mächtige  Stadt 
Erfurt ,  gingen  bh  ilün  fiber.  WUhelm  nahm  ihre  Burgen,  s.  B.  den  Wendelstein 
des  Herrn  von  ^^'itzlcben,  während  Friedrich  die  Tizthumschen  BesitBimgen, 
namentlich  Wiehe  imd  Xchra,  aufs  Neue  mit  Feuer  und  Seliwerdt  überzog^.  Fni 
Versuch,  auf  einer  Fri ad ensversammlung  zu  Naumburg  die  feindlichen  Brüder 
mit  einander  zu  versOlaieu,  schlug  fehl.  Wilhelm  rief  vielmehr  die  Böhmen  zu 
Hilfe,  ^e  auch  nicht  lauge  auf  sich  warten  Hessen,  aber  nicht  blos  das  feindliche, 
Müdem  aneh  das  Qebiet  ihres  Bundesgenossen  dergestalt  aussogen  und  dran^- 
Salteu,  dass  der  Henog  seine  bösen  Gäste  gern  wieder  los  sein  mochte.  Dafür 
sorgte  Frfurts  tapfere  Bürgerscliaft,  die  sich  wohljj^erüstet  dem  bohnnschen Raub- 
gesindel '  litgegenstellte.  Als  es  diese  liüstungen  gewahrte,  zog  es  ersclirocken 
seiner  Heimath  zu.  Eine  neue  Tagfahrt  zu  Mühlhausen  (1447)  brachte  zwar  eine 
Versöhnung  swiselieii  den  Brüdern  zu  Stande,  aber  nur  auf  dem  Papiere,  nidit  tn 
den  Uersen.  Herzog  Wilhelm,  taub  gegen  die  bestgemeinten  Voistelhisgen, 
schenkte  vielmehr  seinem  Günstling  Apel  von  Vizthum  alle  seine  fränkischen 
Besitzungen.  Da  brach  abermals  die  Flamme  di  s  Bruderkrieges  aus,  und  loderte 
um  so  heftiger  empor,  als' sie  durch  den  „scluviirzburgischen  Ilauskrieg"  neue 
Nahrung  erhielt,  indem  VV  iihelm,  Thüringens  Landgraf,  dem  (irafen  Heinridb  von 
Arnstadt,  der  Kurfürst  aber  dem  Grafen  Günther  von  Schwarzburg  beistand. 
Zwar  machte  Gfinthers  Tod  dieser  Fehde  ein  Ende  (1450),  nachdem  sehne  Stadt 
Königsoe  ansgcplüudcrt  und  eingeäschert  worden ;  allein  der  Bruderkrieg  dauerte 
fort.  Kurfürst  Friedrich  berannte  Sta'lt  Thn,  konnte  sie  jedoch,  obgleich  er 
acht  Tage  hin-j:  ilmo  Fnterlass  stürmte,  ebenso  wenig  erobern,  wie  die  festen 
Häuser  zu  Tuima  und  l>üllstädt.  Indessen  venvüstete  Herzog  Wilhelm,  der 
sich  abermals  durch  b$hmis4Ae  Hilfstrappen  verstirkt  und  andi  noch  den  Bei- 
staad des  tapfem  ICarkgrafen  Albrecht  Ton  Brandenburg  gewonnen  hatte,  die 
Besitzungen  seiner  Gegner ;  während  sein  Bruder  nicht  minder  mit  Feuer  und 
Schwert  so  grausam  wUthcte,  drts^  die  Flammen  von  mehr  als  sech-zi::  DTirfern 
den  Himmel  rötheten.  Seitdem  Inessen  Hernmnn  Harras,  Friedrichs  Feldherr, 
und  auf  Wilhelms  Seite  Apel  von  Vizthum;  „die  Brandmeister".  Nachdem 
Gera  von  den  Bdhmen  unter  nns^lichen  Grenehi  »  IKKM)  Einwohner  wnrden 
niedergemetzelt  —  erobert  war  (lidOX  Standen  die  Brttder  in  Schlachtordnung 
gegenüber.  Da  erbot  sich  ein  Kriegsmann,  mit  dnem  Male  den  unseligen  Strdft 
zu  beenden.  „Und  wie?"  fragte  der  Kurfürst.  ,Jch  werde  moinc  Donnov- 
büchse auf  das  Zelt  des  Herzogs  richten  und  —  ".  Friedrich  dt-r  Saultmüthige 
aber  fiel  ihm  in*8  Wort:  „Schiesse,  wohin  du  willst}  nur  triff  meinen  Bruder 
nicht!**  Dies  grossm&thige  Wort  besiegte  ^mheLns  GmlL  Im  Angesichte  üuw 
Heere  umarmten  sich  die  Brüder  und  schlössen  bald  darauf  den  FrtäensnNanm« 
Imrg  (1451)  ,  der  nicht  wieder  gestört  wurde.  Nun  ernteten  aucfa  die  friedliäs- 
bigen  Räthe  den  verdienten  Lohn.  Apel  von  Vizthum  ward  vom  herz<^Udieil 
Hufe  Verstössen  und  sollte  die  fränkischen  Besitzungen  zurückgeben.  Statt  des- 
sen yerschanste  er  sich  auf  der  Veste  Coburg  und  bot  nicht  blos  dem  Herzog 
Trotz,  sondern  Überfiel  auch  die  Gesandten  des  Heraogs  von  Burgund ,  die  ndt 
reichen  Geschenken  nach  TfaOringen  sogen,  und  hielt  sie  auf  der  Lenchtenburg 
gefangen.  Da  ^vard  er  mit  air  seinen  Anhängern  in  die  Acht  erklärt.  Alle 
Schlösser  und  Guter  wurtb  n  ünuMi  abgenommen.  Kaum  dass  sie  selbst  mit  ihren 
geretteten  Schätzen  nach  Böhmen  entkumen,  wo  sie  fortbin  als  Geächtete  lebten. 

Damit  aber  waren  die  traurigen  Folge«  das  Bruderkrieges  noch  nicht  über- 
wunden. Auf  Friedrichs  Seite  hatte  sein  Hofinarschall,  Kumt  wm  Kau/ungen, 
tapfer  gcfocfaten,  und  hatte,  als  Entschädigung  semes  eigenen  Verlustes,  die  via* 


Digitized  by  Google 


CtoseMchte  des  Thüringervolkes.  73 

dnuDSclien  Güter  ia Hcissen  erhalten.  Diese  s<  Ute  er  -«deder  heraasgeben ,  als 
ihm  sein  Kigenthum  zurückerstattet  worden.  Da  er  sich  dessen  ^eigerte,  drohte 
ihm  der  Kurfürst  mit  Gewalt.  Darob  entschloss  sich  Kunz  zu  einer  grausamen 
Rache.  In  der  Mittemachtsstunde  des  8.  Juli  1455  dringt  er  mit  9  Helfershel- 
fem  In  das  Schloss  zu  Altenbnrg,  wihrend  d$r  KmCQrst  abwesend  ist  und  sein 
Hofjgesinde  bei  einem  atSdtiecben  Gelage  schwelgt,  und  sdileppt  dessen  Söhne, 
den  14jährigen  Emtt'wad  den  12jährigen  Albert,  als  Beute  von  dannen.  Unfern 
der  böhmischen  Grenze  rastet  Kunz  mit  dem  jüngero!j  Alhc  i  t  bei  einer  Köhler- 
hütte. Der  Knabe  weiss  sicli  dem  Köhler  verständlich  zu  machen.  Sofort  schlägt 
dieäer  mit  seiner  Schürsuiugc  auf  Kuuz  von  Kaufungeu  los,  und  als  noch  andere 
Köhler  herbei  eilen ,  werden  die  RXuber  ttberwältigt  und  gefesselt  Darauf  wird 
der  andere  Prinz ,  mit  dem  man  In  eine  Felsenhöhle  d^  Ersgebli^ges  geflOehiet, 
freiwillig  zurückgebracht.  So  waren  beide  Zweige  des  sächsischen  Ffirstmstain.- 
mes  gerettet.  Kunz  von  Kaufungen  «aber  wurde  öffentlich  enthauptet,  Hans 
Schwalbe,  der  Kiii  henjunge,  der  ihm  das  ScIiI  jss  geöffnet,  mit  j,'hlhenden  Zanp^en 
zerrissen}  Georg  Schmidt  dagegen,  jener  muthige  Köhler,  durfte  bis  in  seine  alten 
Tage  unentgeldlich  Kohlen  brennen ,  und  fand  xuletet  im  Altenburger  SeUosse 
Obdach  und  Pflege,  wo  er  oft  erzählte,  „wie  er  den  Kunz  weidlich  getrillert 
habe.*'  Daher  ward  er  „der  Triller"  genannt.  Sein  Geschlecht,  dsxs  später  unter 
diesem  Namen  in  den  Adelstand  erhoben  wurde,  lebt  noch  heutigen  Tages  In 
Thüringen  fort 

Währenddess  war  Herzog  Wilhelm  bemüht,  der  einreiääeudeu  Sitten ver- 
derbniss  energisch  zu  steuern,  besonders  den  masslosen  Oastereien  und  Zeeh* 
gelagen,  der  iUn  rhandnehmendenPutasucht,  den  Glücksspielen  und  dem  Wucher, 

nnd  als  ein  Junker  sich  den  erlassenen  Verordnungen  nicht  fügen  wollte«,  indem 
er  meinte:  „Ich  lebe,  wie  mir's  gefällt!"  so  antwortete  der  Herzog:  „Und  ich 
jage  dich  fort,  wie  mir's  gefällt."  Auch  setzte  er  der  „heidnischen  Fantasei"  der 
Vefamgeriehte  ein  Ziel  und  hielt  die  Stegreifritter  und  andere  SehnapphlUine  hart 
im  Zaum.  In  seinem  Hause  aber  wiederholte  sieh  die  unglückselige  Ehe- 
geschichte Albrechts  des  Unartigen.  Denn  Wilhelms  leidenschaftliches  Cremüth 
\v'AV(\  von  den  verführerischen  Koizen  der  jungen  Wittwe  Katharina  von  Branden- 
steiii dermaassen  bethört  und  gefesselt,  dass  er  seine  edle  Gemahlin,  die  Kaisers-  , 
tochter  Anna  von  Oestreich,  verstiess  imd  bis  au  ihr  Ende  im  Gefängniss  zu 
Eekardtsberg^  schmachten  Hess. 

Als  Henog  Wilhelm  ohne  Leibeserben  verstorben  war  (1482),  fielen  seine  Län- 
der an  die  Söhne  seines  gleichfalls  verstorbenenBmders  Ernst  und  Albert,  dieschon 
seit  dos  Vaters  Tod  (14G4)  ihre  Erblande,  mit  Ausnahme  Kursachsens,  gemein- 
schaftlich regiert  hrttton  Nun  aber  (1485)  theütcn  sie  dieselben,  ohne  die  uatür- 
Uchen  nnd  herkummiichen  (ircnzen  sonderlich  zu  beachten.  Kurfürst  Krnst ,  der 
gtammrater  der  erneBtumekm  jUnie,  erhielt  den  grössten  Theil  yon  Thüringen, 
nebst  den  osterllbidischen  und  fränkischen  Besitzungen ;  Albert ,  der  Stifter  der 
oJherthiisrhcn  Linie,  ausser  mehren  thüringischen  Städten  und  Schlösseni,  die 
meissnischen  Lande.  Von  dio'iem  Tage  an  war  Tliiiringen  niemals  wieder  unter 
einem  Fürsten  vereinigt  Si  ll  ist  der  Name  tritt  allmülig  iu  das  poetische  Halb- 
dunkel der  Vergangenheit  ^fSurUck.  Thüringen  wird  zu  einem  sächsischen  Lande 
und  muss  forthin  auf  eine  politische  Machtstellung  versichten,  wXhrend  es  um  so 
heller  In  d^  Künsten  des  Friedens  strahlt.  An  die  Stelle  der  bisherigen  Yasalleai- 
fehden  treten  nun  unablässige  Erbtheilungen  und  Erlischaftshändel,  die,  an  und 
fiir  sich  unerquicklich,  weil  das  Volk  dRbci  rnr  als  Wuare  geschätzt  ward,  Thü- 
ringens neuere  (Jcsehichte  zu  euiem  fast  uniosiichen  Gewebe  verwirren. 

"Wir  haben  es  vornämlich  mit  dem  älteren  Hauptost  des  wetttnischen  Stam- 
mos,  mit  dem  emettiniaehen  Haute,  zu  thun,  das  jetzt  noch  in  mehren  Zwdgen 


Digitized  by  Google 


74  jG^Mehte  des  TbftiingfemlkM. 

die  tliiiniiglstlieii  Gjaien  beherrscht;  w-flir  ufl  das  albcrtinisclic  im  Laufe  der 
Zeit  alle  thürlugisehen  Besitzungen  verlor  und  gegenwärtig  auf  dem  sacbaifichen 
Königsthrone  sitzt. 

KurfOrst  Emst  atarb  schon  im  Jahre  1486.  Seine  Söhne,  FrUdrich  der 
Weise  und  Johann  der  Beständige,  die  als  helle  Sterne  am  Himmel  der  Befonona- 
tionsaeit  glftnen ,  regierten  die  ihnen  zugefallenen  Erblande  gemeinsam.  Kurs 

zuvor,  ehe  sie  ihr  friedliclics  Re<5iment  antraten,  war  Martin  Ltither ,  Thürin«]^en8 
grösster  Sohn ,  in  Eisleben  geboren  worden.  Wie  einst  das  Licht  dos  Christen- 
thums von  Tiiüriiigen  aus  durch  Deutschland  strahlte,  so  nun  das  Licht  der  Ke- 
formatloD.  Thüringens  Beherrscher  aber  eehftUten  <Utte8  I^eht  und  seiimi 
Leuchter,  dass  es  weder  der  Macht,  noch  der  List  rdmiseher  Finsterlinge  gelang, 
es  wieder  unter  den  Scheffel  zu  stellen.  Noch  einmal  wird  Thüringen,  insoiKder* 
heit  Möhra,  Eislcbcn,  Eisenach,  Erfurt,  Wittenberg;,  sowie  die  Wartburj;  und  die 
Veste  Cobnr^^  von  einem  vollen  Sonnen^lick  der  Geschichte  vergoldet.  Zwar 
war  Friedrich  der  Weise  zu  bedachtsam,  um  sich  der  neuen  Lehre  ohne  liuckJiait 
anzuwenden;  allein  er  breitete  doch  die  Fittiche  seiner  Gunst  und  seines  Schfr* 
mes  Uber  den  kühnen  AngustlnermSnch  .und  rettete  ihn  vor  den  Nachstellungen 
seiner  Feinde  auf  die  Wartburg;  während  Georg,  der  damalige  Sachsenhersogy 
mit  Kerker  und  Folter,  mit  Feuer  und  Schwert  gegen  die  Bekenner  des  Evange- 
liums wüthete.  Freilich  konnten  sie  dem  wilden  Freiheitsschwindel,  womit  die 
Bauern  unter  Münzers  und  Pfeifers  Anführung  alle  göttliche  und  meuschiiehe 
Ordnung  mit  Füssen  traten,  nicht  ruhig  zusehen;  obgleich  der  sanitmatliige  Kur- 
fürst stets  ermahnte  j  das  verführte  Volk  glimpflidk  au  behandebi.  Als  aber  der 
„helle  Haufen",  namentlich  in  Allstedt  und  ^lühUiausen ,  immer  ungeberdiger  . 
auftrat;  als  viele  Burjj^en  und  t'nst  alle  Klöster  Thüringens  der  fanatisch  entfessel- 
ten Volksmacht  erhiircT)  :  da  durften  die  Fürsten  nicht  länfjer  zöjrern .  uieseni  tol- 
len Treiben  mit  bcwatincter  Hand  entgegen  zu  treten.  Kuriiirjtt  Friedrich  der 
Weise,  der  in  seinem  Leben  keinen  Krieg  geführt,  verschied  jedoch  au  Lochau 
(am  5.  Hai  1525),  bevor  der  Bauernkrieg  zum  vollen  Auslmich  Icam.  Sein  Bru- 
der aber,  Johann  der  BestlEndige,  mit  dem  Landgrafen  Philipp  von  Hessen,  dem 
Herzog  Georg  von  Sachsen,  dem  Herzog  Heinrich  von  Brannscliweig  und  anderen 
•  Herren  verbündet,  schluir  die  Bauern  am  15.  Mai  1525  bei  Frankenhausen  dar- 
nieder, dass  ihrer  oOuü  auf  dem  Platze  blieben,  und  nachträglich  noch  viele  — 
auch  Thomas  MQnzer  und  Heinrich  Pfeifer  —  enthauptet  wurden*). 

Herxog  Johann,  welcher  des  kinderlosen»  Bruders  Linder  und  Kurwfirde 
erbte,  trat  als  Luthers  Anhänger  und  Schirmherr  frei  und  offen  hervor  und  er- 
warb sich  dadurch  drn  X  nnen  •  der  Beständige  oder  Jcr  Stfmdltnfte.  Als  aber 
die  kirchlichen  Wirren  iiamer  bedenklielier  wurden,  hieliea  es  die  Fürsten, 
welche  der  neuen  Lehre  zugethan  waren,  für  ^a^ratben,  sich  unter  einander  zu 
Schutz  und  Truta  au  verbinden  (su  Torgau  1525)  imd  auf  dem  Beichstag  wol 
Speier  (1529)  wider  die  Anmuthungen  und  Anmassungen  der  Katboliken  ent- 
schieden zu  protestiren.  Dies  Bündniss  erneuerten  sie  zu  wiederholten  Malen, 
namentlich  im  Jahre  1536  zu  Seluiialkalden  (  daher  der  „Schmalkaldische  Bund"  ), 
wo  auch  Luther  zugegen  war  und  als  religiöse  (rrundlag©  dieser  Verbrüderung 
die  sogenannten  „Schmalkaldischen  Artikel"  schrieb. 

Schon  zuvor,  nttmlich  am  16.  August  1S38,  war  Jobann  derBestän^ge  ent* 
schlafen,  und  Luther  hatte  Ihm  das  schöne  Zeugniss  nachgerufen:  „Mit  Kurfiirst 
Johann  starb  die  Kechtschaffenheit,  wie  mit  seinem  Bruder  die  Weisheit.  Beide 
in  einer  Person  würden  unter  den  Menschen  ein  Wunder  gewesen  sein/^  Und 


<*)  Yergl.  H.  SchwtrtU,  Die  Bädolsführer,  oder  Bilder  aoa  dem  thürlugiscLeu  Bauern- 
kriege. Berlin,  Boettehtr,  1968. 


Digitized  by  Google 


Gesclüclite  des  Tliiii*inger Volkes. 


75 


doch  wird  erst  durch  Johann  Fruärich  den  QrossmRthigen  (oder  vielmehr  den 
Hochherzigen)  das  edle  Kleeblatt  der  sächsischen  lieformationsfürsten  vollkom- 
mcTi  Er  folgte  seinem  Vater  in  der  Kurwiirde,  und  war,  in  Gonipinschafl  mit 
Philipp  dem  Grossmüthigen,  Landgrafen  von  Hessen,  das  Haupt  des  protestanti- 
schdh  Bandes.  Kaiser  Karl  V.  erklärte  sie,  als  StÖrer  des  Landfriedens,  in  die 
Bdchsacht  (1546).  Nun  war  es  Zdt,  ein  wohlgerfistetes  Heer  su  sammeln ,  um 
ihren  Glauben,  so  es  noth  that,  auch  mit  den  Waffen  zu  vertheidigcn.  Und  esi 
that  noth  Herzog  l\Ttrritz  von  SacJiscn,  der  tapferste  Mann  seiner  Zeit,  fiel  mit 
seinen  Truppen  in  das  kurfürstliche  Land,  obgleich  er  der  neuen  Lehre  zugethan 
war.  Sein  Ehrgeiz  stachelte  ihn,  im  Trüben  zu  fischen.  Die  kaiserliche  Acht, 
die  IKber  s^nen  Tett^  verhSngt  war,  gab  dnen  Yorwand^  dessen  Wfirden  und 
Länder  an  sich  zn  reissen.  Der  Kurfürst  aber  eüte  mit  einem  starken  Heere 
dem  Herzog  entgegen,  and  gewann  die  ihm  entrisiienen  Besitzungen  grössten 
Thoils  wieder.  Da  zog  der  Kaiser  heran  ,  und  vereinigte  sich  mit  Moritz.  Bei 
Mühlberg  an  der  FAhe  kam  es  zur  Entscheidunjrsschlacht  (24.  April  1547). 
Friedrichs  Schaurcii  wurden  geschlagen  und  zerstreut,  der  Kuriürst  selbst  ver- 
wundet und  gefangen.  Itennoch,  und  ob  das  Todesurtheil  über  ihn  ausgespro- 
chen wurde,  blieb  er  seinem  Olauben  getreu.  „Lieber  die  Knr,  Land  und  Leute 
und  den  Hals  dazu  hergeben,  als  von  Gottes  Wort  uns  abreissen  lassen."  Dabei 
blieb  er,  auch  wh'hrend  der  funfjalirigen  Haft,  die  er  zu  erdulden  hatte.  Die  kai- 
serliche Armee  zo}4  unter  Alha's  Anführung  verheerend  das  Raalthal  hinauf.  In 
Hudolstadt  aber,  als  die  spanischen  Söldner  in  den  Dörfern  hausten  und  das  Vieh 
wegtrieben,  herrsehte  die  heldenmüfhige  Grttfin  Kaibarina  Ton  Schwarsburg 
dem  Herzog  Alba  zu:  „FUrstenblut  für  Oclisenblut t"  so  dass  den Baäem  die 
geran>)tf"  7\negsbeute  zurücltgcgebcn  oder  ersetzt  wurde. 

Herzog  Moritz,  nachdem  er  sein  Ziel  erreicht  hatte  und  mit  der  Kurwürdo 
•von  Sachsen,  sowie  den  meissnischen  Besitzungen  belehnt  worden  war  (154:8), 
trat  nun,  um  die  evangelische  01aubensfirelheit  und  die  Unabhängigkeit  der  deut- 
schen BeiehsfÜrsten  zn  retten,  dem  Kaiser  feindlich  entgegen,  und  trieb  ihn  so 
in  ^e  Enge,  dass  er  den  Passan«  Vertrag  abschloss  (1552),  wodurch  die  Geäch- 
teten frei  ^"ct^flx^Ti  und  dem  Volke  un^rohinderte  Religions Übung  zugesichert 
wurde.  Der  ehemalige  linrfürst,  nun  Herzog  Johann  Friedrich  der  Acltere, 
kehrte  unter  lautem  Jubel,  von  dem  treuen  Maler  Lukas  Kranach  begleitet,  in 
die  HeimaÜi  zurück,  und  zwar  snerst  nach  Jena,  wo  er  durch  seine  Sdlme  für  das 
verlorene  'Wittenberg  eine  neue  Hochschule  gestiftet  liatte.  In  seine  thüringi- 
schen Länder  wieder  eingesetzt,  schlag  er  seine  Besidenz  fortan  in  Weimar  auf 
und  bekam  spfiter  auch  Altenburg  und  Eisenberg  znriiek 

Mit  seinem  Tode^  der  schon  1554  erfolgte,  beginnt  eine  neue  —  wenn  wir 
sie  noch  so  ueuneu  dürfen  —  die  jüngste  Periode  der  thüringischen  Geschichte, 
deren  detaiUirtere  Beschreibung  wir  hier,  abgesehen  von  dem  Hangel  an  Raum, 
um  so  eher  übergehen  können,  als  die  Hauptmomente  —  wenn  sie  noch  nicht 
allgemein  ]>ckannt  sind  —  an  den  betreffenden  Orten  im  Texte  des  Beisehaad- 
bnches  selbst  nachgetragen  werden  sollen. 


76 


Literatur, 


Llteratn  r  *). 

(Nacb  «Iphalwtischer  Beibenfolge  der  TarflMser.) 

Anding  uud  Rad^eld,  Wegweiser  und  Führer  darch  den  Thüringerwald, 
mt  ^er  Beisekart«.   BUdbiurs^iiseii  1864.   ca.  160  S.  • 

BechsUin,  L.,  Thttringen  in  der  Gegenwart.    Gotha  1843.    232  S. 

Beckstein,  Wandemsg  dnrdi  Thüringen.  Mit 30  Stalil8ti€hen.  Dritte  Auf- 
lage. Leipzig.  204  S.  * 

{Becker),  Fröhliche  Reise  durch  Thuiiiigen.    Leipzig  1840.    240  S, 

Bock,  A.,  Thüringen.  Ahgedrackt  aus  dem  X.  Band  der  ,,Gegenwart'^ 
Leipzig  1855.    55  8. 

Des  reveries  et  des  sonvenilS  daas  la  forftt  de  Thuringe.  Gotha  1835.  96  S. 

Fils ,  A.  jr.^  Ilölicii-^ressunpen  iu  und  um  Tliliringeii.  "Mit  Karten.  Sechs 
Hefte.    (In  verschiedenen  Jahren  und  an  verschiedenen  Orten  erschienen.) 

Freimäthige  Bemerkungen , auf  einer  Heise  durch  die  thüringischen  Wald- 
gegenden.   Erfurt  1820. 

fJMtzeJf  Der  Nordwesten  des  TfaSringerwaldes  oder  10  Tage  in  Buhla. 
Berlin  1854.    230  S. 

Führer  beim  Bereisen  des  Thüringerwaldes.    Gotha  1858.    31  S. 

Grieben,  Th.  (neu  bearbeitet  von  W.  Gröning)^  Illustrirtes  Handbuch  iüx 
Weisende  in  dem  Iliüringerwalde.    Zweite  Auflage.  Berlin  1858.    158  S. 

Haäum,  Der  ThfirlngerwaM  nnd^  seine  Umgebung.  Mit  mskrischen  An- 
sichten.  Arnstadt  1838. 

Herrtwich,  J.,  Thüringische  Heimathskonde.  Mit  einer  Karte.  Ein  Hand* 
buch  für  Volksschulen,  Erfurt  1851.  246  S. 

JItrzo[i ,  Taschenbuch  iüx  Beiseude  durch  den  Thüringerwaid.  Mit  einer 
Karte.    Magdeburg  1832. 

He»»e,  Taschenbuch  der  Geschichte  und  Topographie  Thüringens.  Budol* 
Stadt  1816. 

«.  I/o/*  und  Jacobs,  Der  Thüringcrwald,  besonders  lÜT  Beisende.  .  Mit  En« 
pfem  imd  Karten.    Drei  Bändr>    Gotha  1808. 

Hürte ,  Der  Führer  im  I  ii  iu  ingen^-ald.  Ein  licisehandbücblein  <ur  FittS- 
reisende.    Erfurt  (ohne  Jahreszuhi).  105  S. 

SumbeH,  Dans  k  foröt  de  Thuringe.  Genkve  186S.  498  8.  (Mit  Illu- 
strationen.) 

Justus,  A.  (Kenovanz),  Acht  Tage  im  ThOringerwalde.   Zweite  Auflage. 
'     Mit  einer  Karte.  Rudolstadt  1858.  läü  S. 

Krön  fehl,  fieimatbskunde  von  Thüringen.  Für  Schule  und  Uaus.  Jena 
18G1.  5ÜI  S. 

Mey ,  Der  Thitringerwald.  Bisenaofa  1833.  48  8. 

Meyer,  H.  J.,  Thüringens  Merkwürdigkeiten.   Eine  Zeitschrift  in  swang> 

losen  ITeften.  Mit  Bildern.  Arnstadt  1827. 

(MillwitzJ,  von  ,  L    V  ,  Der  Thünn^^crwald.    Erfurt  1830.   2GG  S. 
Müller,  K.,  Der  Tliiii  ingerwald  in  der  Bmsttasche.  Mit  einer  Karte.  Dxjitte 
Auflage.  Berlin  1853.   166  S. 


<  )  Pie  nciu  sr    ur  i  interesMulefte  i^McfoN  und  XoM- Literatur  wird  betreffenden 

Orts  iingugeben  werden. 

Die  alten  (Jhronihm  dagei?en  (ron  J.Bothr,  J.  Bange,  J.  Bmhard ,  M.  lyi^gerkom, 
r.  FaU:enstehi,  f^njiftarittf!  etc.),  ^vv\chp  vor7np''^Wfist!  Tliüringeri!?  fi c^t^iichtc  btthandeln,  sind 
liier  ebensa  wcuig  iu  Bctrarlii  gc/.t»geii,  wie  die  geogrujjhii»cheu  uud  audero  Sammel- 
werke, welche  auf  Thüringen  mehr  oder  minder  ausführliche  Beziehung  nehmen ,  oder 
die  umfassenden  Reisebttcher  von  Bädecker,  Jahn  n,  a.»  die  aUerdings  auch  Thüringen 
berfickstchtigen.  • 


Digitized  by  Google 


Karten, 


77 


3IUUer  von  der  Wt  rra^  Thiiringen.  Ein  Handbuch  für  Weisende.  Hit  einer 
Karte.  Leipzig  18 CO.  248  S. 

Flänkner,  J.  von.  Der  Thfiringerwald  als  Commentar  zn  einer  Ansicht  von 
der  Nordseite.  Gotha  laSO.  87  S. 

fPolacl-J ,  Dr.  L.  P. ,  Tasehcn -Album  für  Wanderer  des  Thfiringerwaldes 
in  Wort  und  Bildern.    Langcn^^nlz  i  1  853.    114  S. 

Rasch,  G.,  Das  Thüringer land  und  der  Thüriugerwald.  Mit  Stahlstichen. 
Leipzig  (1859).  192  S. 

^imSMh,  Wegweiser  durch  den  Thfiringerwald.   Mdnlngen  18dl. 

ßeheerer,  Th.,  Eine  Thfirings&hrt  im  Lande  der  Wahrheit  und  Diehtnng. 
Brannschweig  18 Gl.  (Ein  Gedieht) 

Srln'ffner ,  A.^  ^^o^chvo\hnn<^  von  Rrtch^eri  iiih!  der  Fnif";finischen ,  KeuSSi*- 
schi  II  und  Schwarzburger  Laude.  Zweite  Auflage.  Mit  Stahlstichen.  Dresden 
184Ö.  896  S.  • 

JSfehuferdtj  I£,,  Album  das  llifiringerwaldas.  Mit  lUostrationen.  Leipzig 
(1860).  824  S.  ^  . 

Storch,  L.,  AVnnderbttCh  durch  den  Thüringerwald.   Dmenan  1841.    434  S. 

r  Sydow,  Thüringen  und  der  Harz.  Historisch  -  romantiseiie  Beschm- 
bung  etc.    Mit  Abbildungen.  Acht  Bände.  Sondershansen  1840. 

Umschau  in  deutschen  Landen.  Zweiter  Band:  Thüringen.  Zwickau  1840. 
120  8. 

Vodke,  K.,  Kauar  Ffihrer  dnreh  Thttringan.  Mit  Karte.  Zweite  Auflage. 

Eisleben  (1858).  130  S. 

M'Ti'rr,  H.  L.  TF. ,  Dns  Thüringerwaldgebiige.  Ein  Wegweiser  für  Reisende. 
Mit  einer  Karte.  Weimar  1836.  674  S. 

Zkgler,  A.,  Der  Bennsteig  des  Thüriugerwaldes.  Eine  Bergwanderung. 
IMst  efaier  Karte.  Dresden  1862.  835  d. 

Karten*). 

Keisekarte  des  jirtussischen  Gemralatahs  in  vier  Sektioueu.  Maussstab 
1  :  100,000. 

ö.  Vogel,  Heue  Karte  vom  Thfiringerwald  in  vier  Blattern.   Gotha  1864. 

Perthes. 

C.  r/r/»/»«  Reisekarte  von  Thüringen.  Maassstab  1  :  103,000.  Fünf  Blätter 
mit  Eriiiuternngen.  Weimar  1863    Hcographischos  Institut. 

J.  C.  Bär  und  Berghaus ,  Ivarte  des  Thüriugerwaldes.  Zwei  BiüLLer. 
Haasastab  1 :  200,000.   Gotha,  Perthes. 

C.  F.  Weiland  (Rev.  t.  iQ^ert),  Beisekarte  vom  Thfiringerwald.  Maass* 
Stab  1 :  230,000.    Weimar,  Geographisches  Listitut. 

C.  Oräfj  Grossherzoglich  und  Herzoglich  Sächsische  Länder.  Maassstab 
l:3ö0,0uü.    Ebendaselbst  18  G2. 

27iüringen  und  die  angrenzenden  Länder.  Langensalza,  Schulbuchhandlung. 

^iriedr,  TTnnmer.  Dar  Thfiringerwald  (Nordwestliche  Hälfte).  Sehmalkal* 
den  1845,  Pistor. 

A.  W.  Fils  und  Vogel,  Der  Thfirkigerwald.  Vier  Specialhärtchen.  Maass* 

Stab  1 :  60,000.    Gotha,  Perthes. 

V.  Arnsif^ald  und  Kiejoert  (rev.  v.  C.  On'ff),  Eisenach  und  Umgebung.  Maass* 
Stab  1  :  30,000.    Weimar,  Geographisches  Institut. 


Wir  gedenken  hier  nur  der  Eiwielkarten,  die  nicht  in  grösseren  Atlanten  oder  in 
Böcfaeni  entbalten  sind. 


Digitized  by  Google 


II.  Reisenotizen 


BeiS^plan«  —  Wer  sollte  demBerlepseh'schenSehweiserfQhrer  nicht  bestim- 
men, dass  ein  wohl  durchdachter  Reiseplan  die  Grundlage  einer  genussreichen 
Reise  sei?  AVer  frciUdi ,  -vvie  die  Studenten  sich  ausdrücken,  «nr  praktische 
Oeograplüe"  studiron,  wer* kommm  imd  sehen  ,  essen  und  trinken,  oder  sieh  nur 
einmal  recht  auslaufen  will,  der  nimmt  ohne  lange  Vorbereitungen  den  Wander- 
stab zur  Hand  und  durchpilgert  wohlgcmtttli  dfts  Thüringerland ,  iV^ie  und  wohin 
Laune  vaA  Schicksal  ihn  fUiren.  Wer  jedoch  mit  dem  Angenehmen  auch  das 
Kütsliche  Terhinden,  wer  nicht  blos  „frische  Luft  schnappen^'  und  „Natur  knei- 
pen" rnnp,  sondem  unch  die  cigenthümlichen  Merkwürdii^keiten  des  Landes,  das 
Leben  seiner  Bewohner  und  deren  industrielle  und  komniercielle  Thätigkeit  be- 
achten, oder  Wold  gar  wissenschaftliche  Zwecke,  wenn  auch  nur  flüchtig,  verfol- 
gen will :  der  wird  schon  daheim  unser  Beiäeiu^,  und  yonngsweise  dessen  ^m- 
leäunff,  fieissig  studiren,  damit  er  ein  allgemeines  Bild  des  Landes  gewinne  und 
diejenigen  Punkte  in's  Auge  fasse,  die  ein  besonderes  Interesse  l^r  ihn  haben. 
"\Vcnn  er  sich  auf  diese  Weise  oricntirt  hat,  so  wird  er  mit  Hilfe  der  Karten,  die 
wir  bieten,  und  mit  Küeksicht  auf  die  Zeit  und  das  Geld,  das  er  verwenden  kann 
und  mag ,  einen  speciellou  Reiseplan  entwerfen ,  der  ihm  als  Leitfaden  und  Cice- 
rone dient.  .Schon  dieser  Plan,  vielleicht  in  trüben  Tagen  und  unter  dem  Druck 
der  heimathlichen  VerhJtltnisse  nach  allen  Seiten  hm  erwogen,  gewithrt  in  IBn- 
blii  Iv  luf  die  Genüsse,  die  jede  Reise  bietet,  nicht  blos  einen  wohlthuenden  Vor- 
schm.ick  dieser  fJenüssc,  sonfleni  an  und  für  sich  etwas  SO  angenehm  Erregendes 
und  Erheiterndes,  dass  die  damit  verknüpfte  Freude  der  Erwartung  schon  eine 
halbe  Reise  ist. 

Insofern  die  grosse  Mehrsahi  der  Beisenden,  falls  ihre  Tonren  nicht  durch 
besondere  Cteschftfte  bedingt  sind,  sich  auf  den  ThUringerwald  mit  den  angren- 
zenden Distrikten  beschränkt,  so  ist  der  Bahmen  unseres  Buches  nach  dem  Eisen- 
bahnnetze geregelt,  der  das  Gtebirp^e  zum  crrAiisen  Thoil  schon  jetzt  umspannt 
nnd  in  voraussichtlich  nicht  femer  Zeit  vollständig  umspannen  wird.  Wenn 
aber  andere  Reisebücher  dem  südlichen  und  südöstlichen  Abhang  des  Gebirges 
entweder  gar  keine,  oder  nur  eine  flüchtige  Beachtung  schenken,  so  haben  wir 
auch  diesem  vielfach  interessanten  und  originellen  Gebiete  dem  gansen  BaaUkai 
entlang,  bis  in  die  noch  viel  zu  wenig  besuchten  reussischen  Länder  diejenige 
Berücksichtigung  angcdeihcn  lassen,  die  es  so  reichlieh  verdient :  und  zwar  um 
so  mehr,  als  nicht  blos  die  Werra  -  Eisenbahn  ncuerdin>;s  viele  Gäste  auch  aus 
dem  Süden  unseres  Vaterlandes  gen  Thüringen  führt,  sondern  die  projektirte 
Hain  •  Saale -Orla- Bahn  auch  die  entlegeneren  Distrikte  einem  lebhafteren  Ver- 
kehr erschliessen  wird.  Selbst  das  Thüringer  Hügelland  haben  wir  nicht  ausser 
Acht  gelassen  und  wenigstens  eine  Hauptroute  verzeichnet,  die  von  Naumburg 
durch  das  eben  so  schörie,  als  historisch  mcrl-wnrdig:e  Unsfrrttfhal  und  sodann 
Über  Frankenhausen,  Sondershausen  und  Mühlhauscn  nadi  Kisrji  icli  führt. 

Viele  halten  sich  längere  Zeit  in  Thüringen  auf,  indem  fc,ie,  vielleicht  aus 
Ctosundheitsrttcksichten,  oder  auch  nur,  um  der  schwülen  Atmosphäre  der  «,gro8- 
sen  Welt^'  zu  entfliehen  und  der  Mode  einer  jfihrlichen  Yillegiatur  su  gieii&gen, 
irgend  einen  Badeort  snm  Stationspunkte  wHblen  und  von  diesem  Orte  aus  lün- 


Digitized  by  Google 


Keisenoticen. 


,  79 


g-nre  orlcr  liiirzcrp:  Ausflüge  machen.  Darum  haben  ^vlr  solche  Punkte  vor:?nn;s- 
weise  in 's  Augo  gefasst  und  die  iuteressantefiteu  Touren  angegeben,  die  Jeder 
Badeort  biotet.< 

Bis  jetzt  kommen  immer  noch  die  meisten  Oiste  aus  Norädeutschland  und 
bereisen  den  Th&ringerwald  von  Nordosten  nach  WeMten,  Indem  sie  dnrdi  eine 

der  gangbarsten  Pforten ,  welche  die  Thiirinp^ische  Eisenbahn  öffnet  (Kosen, 
Apolda,  Woimnr,  Neudietendorf,  Gotha,  Fröttstädt),  über  die  Schwelle  des  Ge- 
birp^es  treten.  Oder  sie  fahren  %lsbald  bis  Eisenach  („la  porte  naturelle,  la  veri- 
table  entr^e  de  la  foret'%  wie  Humbert  sieh  ausdrückt) ,  und  treten  dort  in  die 
gr9nen  HAlIen  des  Waldes  ein,  nm  das- Gebirge  von  Westen  nach  Osten  bin  za 
durchstreifen.  Wir  behalten  vorzugsweise  die  ertie  Richtung  bei,  als  die  am 
meisten  betretene ,  werden  jedoch  von  aUen  Ektgangspunlcten  besondere  f^eHen* 
TO'^'fen  und  von  finTiolnon  Orton  Frieder  A^(?5^nro?/.fm  ein55chlngcn,  die  dns  OcWrfrt^ 
nacii  allen  Richtungen  hin  durchschneiden,  so  dass  kein  irgendwie  interessanter 
Punkt  unbeachtet  bleibt.  Wer  aber  eine  andere  Kiehtung  einschlägt,  als  unser 
Ffifarer  verfolgt,  wird  sich  nichts  destoweniger  leicht  suredit  finden,  indem  er  an 
der  Hand  desselben  gleichsam  rttekwirts  oder  sdtwSrts  geht:  wobei  die  beige- 
fugten Karten  sehr  erspriessliche  Dienste  leisten  werden.  Ist  man  in  der  Hand- 
habung solcher  Schriften  irgend  bewandert,  so  kann  diese  scheinbare  AbAvei- 
chung  vom  Reiseplane  nicht  irre  führen.  Wenigstens  ist  es,  wenn  man  nicht  in 
zahllose  Wiederholungen  verfallen  will,  geradezu  unmöglich,  dass  der  gedruckte 
FSfarer  jedem  lösenden  auf  IMtt  und  Sdnltt  nachgeht.  Wer  indess  seine  Beise 
einriehten  kann,  wie  es  ihm  beliebt,  wird  immer  wohl  thun,  die  vorgeseichneten 
Routen  zu  verfolgen,  weil  er  sidi  dann  am  bequemsten  und  ^dberstra  d«B  rothen 
Taschen fidircrs  bedienen  kann. 

Die  Ausdelmnng  und  der  Umfang  einer  sokli«  n  Reise  ist  selbstverständlich 
durch  die  verschiedensten  Rücksichten  bedingt.  Zeit  und  Geld  spielen  bei  Ent- 
warf ung  des  Beiseplanes  die  erste  Rolle.  Wer  darflber  ohne  erhebliche  BescfarXn- 
Ining  gebieten  kann,  sollte  nicht  blos  die  breit  getretenen  Touristenwege  verfol- 
gen,  sondern  einen  Totaleindruck  des  Landes  zu  gewinnen  suchen  und  insbesondere 
dem  Gebirsre  nach  allen  Seiten  hin  die  süssesten  Geh*^imnisse  ablnnschfn  Eine 
Zeit  von  vier  Wochen  Avird  dazu  ausreichen,  wenn  man  sich  an  »  Inzelnen  Orten 
nicht  länger  auflmlten  will,  als  die  Besichtigung  ihrer  Merkwlirdigkciteu  gebie- 
tet —  Ist  jedoch  die  Zeit  mehr  oder  weniger  abgemessen,  so  wird  die  Ha^- 
rWte,  die  unser  Ffihrer  elnschligt,  die  meisten  Genüsse  bieten:  ^alls  man  es 
ideht  Torziehen  sollte ,  nur  den  nordicestlichen  Theil  des  Gebirges  zu  bereisen, 
der  auf  kleinem  Räume  die  interessantesten  Punkte  vereinig.  Eine  Rennsteig- 
wandemng  rxler  einft  Wanderung  durch  das  Saaltlial  von  einer  Grenze  des  Lan- 
des bis  zur  anderen,  oder  durch  das  Unstrutthal  bis  an  den  Fuss  des  Harzes,  wird 
fMUeh  einen  gana  besonderen  Reiseplan  bedingen.  Warum  aber  sollte  man  nidit 
öfter  nach  Thfiiingen  zurUckkehren,  um  in  dem  einen  Jahre  diese,  in  dem  ande- 
ren jene  Rotito  zu  verfolgen  ?  Immer  und  überidl  wird  man  neue  Reize  entdecken 
und  in  neuen  Onjiiissen  schwelgen  *  ' 

Die  Touren,  wie  sie  am  Schluss  der  Einleitung  angegeben,  sollen  allerdings 
nur  als  allgemeine  Anhaltepunkte  dienen.  Indessen  wird  man  doch  den  Reise- 
plan darnach  ordnen  können.  Die  Zeit,  welche  diese  Touren  beanspruchen ,  ist 
fax  I'ifssr eisende  berechnet,  wää  awar  mit  Einschluss  des  Aufenthaltes,  der  hie 
und  da  erforderlich  ist,  um  auszuruhen,  oder  etwaif^c  Merkwürdigkeiten  zu  sehen. 
Dass  sich  zu  Wagen  die  angegebenen  Strecken  schneller  zurücklegen  lassen,  ver- 
steht sich  von  selbst.  Ueberhaupt  aber  lieben  wir  keine  „Hetzpartien",  weder 
zu  Fuss,  noch  zu  Wagen,  diJier  nur  kurze  Strecken  für  die  einzelnen  Tage  be- 
Ttebnat  sind.   Wer  geuussrelch  reisen  will  f  nehme  sioh  Zeit  dasu ,  und  halte  es 


üigitized  by  Google 


80 


RdsenotiseM. 


anch  hier  mit  flcm  silton  Worte:  Non  multn^  sed  viultum.  Oliueliin  legt  die  ver- 
Änderliehe  Witterung  oder  auch  körperliches  und  gemUthliches  Uubehagen  dem 
urspriiuglichen  Reiseplaue  manches  Hindeimiss  in  den  Weg,  und  es  icommen  wohl 
Stunden,  wo  nicht  Tage,  an  denen  man  zn  einer  iinfireiwilUgen  Bast  genöthigt  ist. 
Diese  mdgen  sdion  im  Voraus,  ebenso  wie  der  ffin-  und  B&ekwcg,  in  Anschlaf^ 
gebracht  werden.  Auch  kommt  es  nicht  selten  vor,  dass  man  sich  durch  ange- 
nehme (lesellschÄft  von  dem  ursprünglichen  Reiseplane  abwendig  maclicn  lässt 
und  eine  an<lere  Richtung  einschlägt,  um  dieser  Gesellschaft  theilhaftig  zu  blei- 
ben. Dagegen  hüte  man  sich,  auf  jedes  Gerede  za  hören,  das  einen  anderen 
Beiseplan  empfiehlt,  selbst  wenn  ein  soleher  Rath  Ton  Eingeborenen  ansgeht. 
Unser  Führer  wird  sich  immer  als  der  beste  und  sicherste  We^eiser  zu  bewäh- 
ren suchen.  Wollte  man  jede  Stimme  .beachten.  ^Wo  hald  da-,  ])ald  'lortliin  weist, 
so  wür<le  man  zu  schlecliter  Letzt  wie  Kitter  I>on  Quixotte  umlier  irren.  Auch 
die  mündlichen  Angaben  der  Entfernung  sind  nicht  immer  zuverlässig.  Han  gebe 
immerhin  ein  ViertelstSndchen  oder  aiidi  wohl  ^e  halbe  Stande  bu,  um  nicht 
▼or  der  Zeit  nngednldig  an  werden.  Ist  die  Zeit  an  kurz,  vm  Alle9  an  sehen,  so 
geben  die  ^emehm,  die  wir  den  bemerkonswerthcsten  Funkten  vor<resctzt  hap 
T>f>ii ,  einen  Fjngeraeig»  das  Wichtigere  und  Bedeutendste  nieht  aus  den  Augen 
zu  lassen. 

Wie  man  nun  aber  imsern  Führer  schon  vor  der  Reise  um  Rath  fragt,  und 
wie  er  während  der  Heise  ein  steter  Begleiter  und  Wegweiser  sein  soll,  den  nun 
besonders  an  jedem  Abend  f&r  die  nfidistfolgende  Tour  an  Bathe  sieht,  so  mag 
er  auch  nach  der  Reise  das  Album  sein,  das  wir  oft  und  gern  durchblätteni ,  um 
die  Bilder,  die  wir  unserer  Erinnerung  eingeprägt  haben,  von  Zeit  su  Zeit  wieder 
aufzufrischen. 

fielsOZeit«  —  wie  alle  Gebirgsländer  und  alle  Bäder,  so  ist  uach  Thüringen 
im  •Tvlt*  und  Auguit  am  sahfareichsten  besucht.  Dennoch  dflrften  ^e  angrenaen* 
den  Monate  Jwn  und  8^pitwher  Torauaiehen  sein.   Im  Hodisommer  glSit  mcht 

selten  In  den  Thälern  eine  tropische  Hitze,  oder  die  Luft  ist  mit  Höhenrauch  ge- 
schwän^'ert,  der  die  Berge  manchmal  Wochen  lang  überschleiert,  oder  mehr  oder 
minder  heftige  Gewitter  brausen  durch's  Gebirge,  oder  die  Gasthofe  sind  der- 
masseu  überfüllt,  dass  man  kaum  ein  Obdach  findet  und  häufig  auf  den  gewohn- 
ten Comfort  rersiefateu  muss.  Lidessen  mQgen  die  lang«i  Tage  und  die  warmen 
Nachte,  vielleicht  auch  die  bunte  Lebliaftigkeit  des  Menschenverkehrs,  diese  Un* 
annehmlichkeiten  aufwiegen.  Der  Spätsommer  aber,  und  selbst  der  Herbst  hi$  in 
dir  forsten  Tage  des  Oktober ,  hat  in  der  Regel  <lie  reinste,  frisch cstc  Luft ,  von 
einer  so  durchsichtigen  Klarheit,  dass  der  Blick  unbehindert  in  weite  Femen 
schweift.  Dazu  der  malerische  Farbenschmuck  des  Laubwaldes ,  hauptsächlich 
da,  wo  er  mit  Nadelhols  durchsprengt  ist,  und  der  elegische  Friede,  der  sich  mit 
dem  Abschied  der  Jahressaison  über  die  Thäler  legt.  Freilich  werden  auch  die 
Tage  immer  kürzer  und  die  Wanderzeit  des  Abends  und  des  Morgens  mehr  und 
mehr  beschränkt.  Ja,  es  kommen  schon  im  September  so  rauhe  Tajje,  als  stehe 
der  Winter  vor  der  Thüro.  Alter  aucli  der  Frühling,  von  den  Itirdoi  Wochen  des 
Maihis  zu  Ijiidc  Juius,  euiialit-t  Reize,  wie  sie  keine  andere  Jalireszeit  bietet. 
Das  prachtTolle  Hai  grün  des  jungen  Laubes,  der  Blumenschmuck  der  mesen, 
der  Gesang  der  Tögel,  und  überhaupt  die  Lebensfrische,  die  durch  alle  Aden 
der  Natur  pulsirt,  geben  der  Gebii^sreise  einen  poetischen  Zauber,  der  nur  iitt 
Herbste,  obwohl  in  einer  panz  anderen  Tonart,  wiederkobrt 

Zu  welcher  Tarjesiztit  man  -wandern  soll?  —  "Morgenstunde  hat  Gold  im 
Munde."  Kecht  früh  heraus  in  die  frische  Natur,  und  darum  schon  Abends  die 
Bechnung  im  Gkuithof  berichtigt,  damit  man  nicht'  von  rerachlafenen  Kellnttn 
aufgebalten  wird.   Yen  € — 10  Uhr  wandert  sich's  aas  besten.  Dann-  eine  lange 


Digitized  by  Google 


•  Ml 


I 


,  Reieenotisen* 


St 


MitUigsrast,  um  der  erschlaffenden  Sonunorliitze  ansznweichea,  and  etwa  am 
3  Uhr  den  Wanderstab  wieder  zur  Hnnd.  Ist  man  zu  W:i<roii,  so  In  aucht  man 
diese  Verhaltungsregelu  freilich  nicht  zu  beachten.  Dann  empli  lili  es  nlvh  viel- 
mehr, falls  nicht  der  Pferde  halber  gerastet  werden  muss,  die  liauptuiahlzeit  auf 
den  Abend  su  verleg«ii  und  statt  der  MittRp^tafel  nur  ein  aweites  FriUistficlK  ein- 
Mmehmen.  Ist  der  firühe  Morgen  rcgeuhafc,  so  warte  man,  ehe  man  wilbrieht, 
bis  gegen  10  Uhr,  wo  sich  nicht  selten  der  Himmel  aufklärt.  Um  ein  gutes 
Nachtlager  zu  finden .  wird  man  gern  eine  Stunde  friilier  raston.  oder  eine  Stunde 
welter  gehen.  Uebii^cns  richte  man  sich  so  ein,  dass  man  auf  (lein  Inselsborg 
oder  auf  der  Schmücke  übernachtet.  Und  zwar  suche  man  bei  guter  Zeit  an  Ort 
und  Stelle  sn  sdn,  um  den  Hoebgenuss  des  Sonnenunterganges  nieht  au  versäo- 
mtti.  Denn  ein  ungetrübter  Abend  ist  sicherer,  als  ein  ungetrübter  ^loi  gcn,  und 
wenn  der  Sonnennttfgan^  einer  Jubelnnverture  mit  schmetternden  Fanfaren,  so 
^deicht  die  in;i}^ische  Beleuchtung  des  Sonnenuntergaiijri  s  eiiicui  schmelzenden 
Finale  mit  eingelegtem  Flötenadagio,  bis  sich  die  einzelnen  Stiniuien,  wie  iu  dem 
Haydn'scben  Abschiedscoucerte,  nach  und  nach  yerlieren. 

BeisekOSten«  —  Es  gibt  kaum  ein  anderes  Oebirgsland,  wo  man  so  billig 
reist  und  doch  seine  BeC|uemlichkeit  in  vollem  Maasse  haben  kann,  wie  in  Thü- 
ringen. Zwar  haben  sich  in  'l^r  neuesten  Zeit,  wie  überall,  so  auch  hier  die 
Preise  gesteigert,  und  in  den  besuchtesten  Gegenden,  nanif^ntlkh  in  einigen  Bade- 
orten, wie  Friedrichrode,,  Liebenstein  etc.,  hat  mit  der  von  Jahr  zu  Jahr  zuneh- 
menden Frequens  und  mit  den  waehsenden  Ansprüchen,  welche  die  Oitste  stel- 
len, auch  die  Begehrlichkeit  der  Bewohner  in  ihren  Forderungen  zugenommen. 
El^ntliehe  Prellerei  <i1h  r  ist  fast  nirgends  zu  Hause;  es  mUssten  denn  die  Haa- 
dercr  bin  und  wieder  Verbuche  maeben,  die  fremden  ficldbeutel  überm ä'^sijr '/.u 
schröpfen.  Ucberdies  schattiren  die  Preise  in  den  verschiedenen  Distrikten  so 
merklich,  and  die  Ansprüche  der  Touristen  gehen  so  weit  auseinander,  dass  mau 
dnen  allgemeinen  Ueberschlag  der  Bäsekosteu  kaum  aufstellm  kann.  In  den 
weniger  besuchten  Gegenden ,  wo  ndin  einen  grossstXdtischen  Gomfort  nicht  be- 
anspruchen d.irf ,  z.  B.  am  südöstlichen  Ciebirgsabhang,  im  Unstrutthat  etc.,  lebt 
m.nn  Tinp:l('u  ]i  Iiilliger,  als  än  ,  wo  sich  im  Sommer  die  Touristx^n  drSngcn,  wie  in 
den  EiseubulniM  idten  und  im  nordwestlichen  Theil  des  Gebirges.  Aüeh  ist  es 
eine  bekannte  Thalsache,  dass  mau  in  dcnjeuigen  Ländern,  wo  die  Guldemvaii- 
img  gäng  und  gäbe  ist,  mit  derselben  Geldsumme  weiter  reicht,  als  iu  den  soge- 
nannten Thalerländem ;  obwohl  es  übertrieben  ist,  wenn  man  behauptet,  dass 
mau  dort  mit  einem  Gulden  ebenso  weit  komme,  wie  hier  mit  einem  Thaler. 
l'ebrigens  richten  sich  die  Reisekoston  selbstverständlich  nach  den  Ansprtieben, 
<iie  man  befriedigen  will.  Der  Fussreisende  braucht  nicht  zu  knausern,  wen»  er 
täglich  mit  3  Gulden  oder  1 —  2  Thaiern  ausreichen  will.  BtiSciiriiukt  er  sich 
auf  die  nothwendigsten  Bedürfnisse  und  begnügt  sich  mit  einem  Glase  Bier,  statt 
tbenem  und  nicht  immer  guten  Wein  zu  trinken ,  so  braucht  er  noch  weniger. 
Wer  dagegen  andere  Transportmittel,  als  seine  eigenen  Fflsse,  in  Anspruch 
nimmt;  wer  keine  der  Sehenswürdigkt'iten ,  die  mit  Geld  erkauft  -werdpu  müssen» 
ausser  Acht  lässt ;  wer  überall  Führer  i  iifrag^irt  und  nur  in  Gastiintea  ersten 
Hattges  wohnen  mag,  der  muss  allerdings  den  Kciseetat  ungleich  höher  stellen. 
Die  ko6tspieligst<m  Ausgaben  sind  in  der  Regel  die  Trnnsi>ortmittel,  die  jedoch 
wieder  sehr  verschieden  sind,  insofern  man  die  Eisenbahn,  oder  die  Post,  oder 
Lohnfuhren  benutzt.  Letztere  sind  aia  theuersten  und  dürften  sich  täglich  auf 
4 —  6  Thaler  berechnen.  Rrin^'t  mau  diese  Kosten  nicht  in  Anschlag,  so  ^\  ird 
inon  auch  bei  gesteigerten  Ansprüchen  täglich  mit  3  Thalern  oder  »  (»ulden  reclit 
^ui  auskommen.  Ja,  ein  grossartiger  Aufwund  dürfte  innerhalb  des  Gebirges 
Ffthrer  durch  Thäriogen.  6 


62  fieis^etisen.  » 

kaum  zu  ennöglioh<m  sein ,  rih  Ii  <lio  nngrensenden  Stidte  mehr  oder  weni- 

ger mit  dem  liuxns  ih  r  Zeit  Ilmid  ia  Jlaiid  gelien. 

Bei  dem  zerstückelten  Lündercomplex ,  aus  welchem  Thüringen  zusammen- 
gesetzt ist,  sind  fast  alle  Mün»i{»ien  gültig.  'Vlelleielit  kmreirt  nirgends  so  tot- 
Bchiedenes  Papiergeld,  wie  hier.  Ist  es  nur  fiberfaaupt  noch  im  Gange,  so  wird 
es  Bberall  an  vollem  Xeniiwerth  angenommen.  Kur  die  Billeteiq^editionen  der 
Ei!=PTil)alnv'Ti  mnclicn  davon  einr  Ausnahme.  Diese  accept!rf'T<  nur  die  inländi- 
sclicn  oder  prenssischeii  und  snelisischen  Kassenscheine,  fd)rig<  ns  fast  jede  Sorte 
baareu  Geldes.  Am  beiklicliät^n  ist  man  in  den  weniger  besuchten  Gegenden  mit 
dem  Golde,  entweder,  weil  man  bei  dessen  schwankendem  Knrswerthe  Verlust 
befRrehtet,  oder  nicht  so  viel  einzelne  Münze  hat,  nm  wechseln  an  können. 

Unangenehm  ist  es  für  den  Reisenden,  dnss  man  sich  in  Thüringen  noch  nicht 
zu  eiiioTTi  fjemeinsamen  Münzfuss  geeinigt  hnt.  während  durch  Einflihrnngj  des 
Zollgewichtes  (l  Centner  r=  100  Pfund,  1  Pfund  ~  30  Loth,  1  Loth  =  10  Quent- 
chen) eine  solche  Einigung,  mit  Ausnahme  von  Baiera  und  Hessen,  erzielt,  und 
seit  1849  aneh  die  allgemeine  deutsche  Wechselordnang  Uberall  in  Kraft  ist. 
Zwar  haben  sich  beiianntlich  die  Zollvereinsstanten  auch  Aber  einen  gemeinsamen 
Mönzfnss  verständigt.  Da  jedoch  jedes  Land  »ein  eigenes  Gepräge  und  überdies 
die  norddeutschen  T.Snder  den  pren<5sischen  oder  Merzehn  -  Th?i1erfn^55 ,  die  süd- 
deutschen den  rheiniselien  oder  Einundzwanzig  -  Guldenfuss  behalten  ha))en ,  so 
ist  diese  Massregel,  besonders  für  Thüringen,  wo  Nord-  und  Süddeutschland  zu- 
sammenstossen ,  nnr  eine  halbe.  Jener,  d»r  T^dierf^a,  ist  giltig  in  Prenssen, 
Sachsen,  Knrhessen,  Weimar-Eisenach,  Altenburg,  Gotha,  in  der  s^warzburg- 
rudolstÄdtischen  Unterherrsebafl  (Frankenhausen),  in  Sondershausen  und  in  den 
reussischen  Landen.  Also  i\U-ht  einmal  in  der  rudol.<;tÄdtischen  Unter-  nud  Ober- 
herrschaft, nidit  t'innial  m  (^uthn  7md  C  oburg!  l'nd  dninit  die  dentselic  Zerriö- 
seuheit  noch  auflalUger  zu  Tage  trete,  so  wird  der  Groschen  (vulgo  Neugroschen) 
in  Sadisen ,  Altenbnrg  und  €k>tha  zu  10  Pf<ymigen ,  der  Silbergroschen  in  Freus- 
sen,  Weimar  etc.  zu  12  Pfennigen  ausgeprägt.  Der  G«ideft/u$$  dagegen  Ist  in 
Baiem,  Meiningen,  Coburg  wnd  Rudolstadt  heimisch.  Nun  werden  zwnr  die  grö- 
beren Mthi'/sortoii,  7.  B.  volle  Gulden  und  selbst  Fünfftrosehenstücke,  lun  iiber  und 
hinüber  angenommen.  Mit  der  Scheidemünze  aber  kann  man  von  Stunde  zu 
Stunde  in  Verlegenheit  kommen^  weil  die  einzelnen  Territorien  so  nahe  aneinan- 
der grensen:  abgesehen  daron,  dass  sich  nidit  alle  Tonristen  sofort  hier  mit  der 
Thaler-,  dort  mit  der  Guldenwfihrung  zurechtfinden  können.  Will  man  keine 
Vcrlu.'^te  erleiden  ,  so  mnss  man  das  kleine  Geld  au.sgeben,  bevor  man  ans  einem 
Tbalcr-  in  ein  (Mulden-Territorium  übertritt  und  umgekehrt. 

Vor  allen  Dingen  merke  man  folgendes  Verhältniss  :  4  Thlr.  =  7  fl.;  2  Thlr. 
=  8Va  fl  5  1  Thlr.  =  1  fl.  45  kr. ;  10  Sgr.  =  36  kr.  j  5  Sgr.  =  18  kr. ,  27,  Sgr. 
=  9  fcr.  Oenan  genommen  ist  1  Qnlden  (k  60  Krenser)  nnr  16  Sgr.  10  Pfg. 
wertb  ;  im  gewöhnlichen  Leben  wird  er  jedoch  meist  zu  17  Sgr.  nncrenommen. 

Transportinittol.  —  Am  genussrciebsteu  sind  unbestritten  die  Ftissrrtsen, 
namentlich  im  Tliiii  in^'nrwalde.  Wer  auf  der  Falnstrassc  daliin  rollt,  wird  in  die 
eigentliche  Poesie  «les  Gebirges  nur  oberflächlieli  eingeweiht.  Der  Fussgänger 
soll  sich  jedoch  nicht  übernehmen ;  denn  wer  bis  zur  Erschöpfung  ermüdet  ist,  wird 
auch  dem  reizendsten  Paradiese  kaum  einen  fiflehtigen,  theibiahmlosen  BKck  schen- 
ken. Auch- vermeide  man,  wenn  irgend  möglich,  jndo  starke  Erhitzung.  Ueberhattpt 
marscbire  mnn  t^'f^lieb  höchsten«?  8  Stunden,  lieber  nur  die  Hälfte;  nm  5=o  fronnss- 
reieber  -wird  fUe  AN'anderung  sein  Ist  man  des  Abends  sehr  ennüd^t,  so  wasche 
man  die  Füsse,  sobald  sie  völlig  abgekühlt  sind,  mit  starkem  lii.inntwein.  Dies 
«^ttzt  angleich  Tor  dem  tberaus  listigen  WnndwerdsnitndBlasengehen,  und  zwar 
nm  so'  sicherer,  wenn  man  noch  der  Wasehmig  die  Fttsse  mit  Hirschtalg  einreibt. 


bigmzed  by  Google 


JteiseikotiiMi. 


83 


Wer  zu  JVfffff'n  reist  uikI  keine  eif^ene  Equipnirc  mit  sich  fährt,  bedient  sich 
um  besten  der  Mietl^uhren,  die  in  jeder  Stadt  zu  haben  sind.  Und  in  der  That 
lukim  m«n  die  meislfln  Ptviiiii  red^  bequem  na  Wagen  machen ,  indem  der  VV  ald 
n«ch  allen  Seiten  hin  Ton  gaten  Knnststimssen  dnrobschrntten  ist  and  bia  «nf  ^e 
bochsten  Berggipfel  chanssirte  Wege  führen.  In  den  grösseren  Stfidtm  ballen 
viele  Hotelbesitzer  (sie  werden  betreflFenden  Orts  namlujft  gemacht  werden) 
no!)lc  Eqiiipiigeu  bereit,  die  sie  ihren  Gästen  gern  vermiethen.  Ob  sie  auch  an- 
ständige Preise  fordern,  so  wird  man  doch  immer  wohl  thun,  sieh  dieser  Equi- 
pagen an  bedienen.  Men  wird  dapn  wenigsten«  nicht  geredein  geprellt  und  ent- 
geht den  widerwärtigen  Unterhandlungen,  wdehe  die  iddii  «elten  anvenehtmten 
Forderungen  der  Lolmkntscher  mit  sich  bringen.  Freilidi  ist  snwcilen  die  ITmiIi- 
frage  nach  Mietbfuliren  so  stark,  dass  man  froh  ist,  um  jeden  Preis  eine  solche 
7A\  akkordiren  Ist  ein  Poststall  am.  Orte,  so  bedenke  man  sich  nicht,  Extrapost 
zu  bestellen.  Mau  fährt  dann  nicht  blos  seiir  gut  (durchschnittlich  eine  Post- 
meile  in  der  Stunde),  sondern  sneh  ktinm  liiearer,  sIs  mit  den  Hsndeiem. 
Anch  bedarf  es  J^ejnes  Torherigen  oder  nachherigen  Feilscilent.  Die  Preise 
der  Extraposten  werden  al\jäiirHch  nach  den  Zeitverh&ltnissen  normirt ,  so 
dass  gegen wärtijj  jedes  Pferd  anf  die  Postmeile  in  Prciissen  mit  12'4  J^'^'i*  .  im 
Thum-  und  Taxis'sehen  Postgebiet  mit  llV,  Sgr.  oder  42  kr.,  die  Wagenmiethe 
aber  (tür  eine  gedeckte  Postchaise)  mit  7^2         ^^^^  P'o  Meile  berechnet 

wird.  Die  Conriertazen'sind  bSber.  Ansserdem  Trinkgeld  au  den  Postükm :  bei 
zwei  Pferden  anf  2  —  5  Meilen  SO  Sgr.  bis  1  Thlr.  (1  fl.  12  kr.  bis  1  fl.  48  kr.). 
Wenn  sich  vier  Personen  zusammenthnn ,  so  reisen  sie  mit  Extrapost  un^eioh 
Rnjr^"5TPbmer  nnd  .son:ar  billij^'cr,  als  mit  der  gewöhnlichen  Peraoncnpost.  Hat  man 
jcdüch  mit  Hauderern  äu  thuu,  so  versäume  man  nicht,  vorher  genau  zu  akkor- 
diren. Am  bequemsten ,  wenn  man  sich  auf  gar  keine  Nebcuzalduugeu  einlässt, 
wedes  anf  Cliansseegeld,  noch  aof  Trinlcgeld.  Ist  man  mit  dem  Kutscher  anfHe« 
den,  80  kann  man  ihm  niehtsd^toweniger  eine  Extra- Gratifikation  ankommen 
lassen.  Leider  siml  «Uc  Preise  an  versclnedcnen  Orten  und  zw  verscbiedenen 
Zeiten,  je  nach  Frequenz  und  Konkurrenz,  verschieden.  Nur  bir»  und  da,  ar.  B. 
in  Eisenach,  bestehen  obrigkeitliche  Taxen,  die  man  jedoch  nicht  imnior  einhält. 
Sehr  gut  ist  das  Lohnfuhrwesen  in  Gotha  geordnet  Ohne  dass  man  Uebertheue- 
mng  zn  fBrehten  bat,  wird  man  IBr  eine  aweispännige  Fuhre  pro  Tag  4^5, 
(liSchstens)  6  —  7  Thlr  ,  für  eine  einspännige  3  —  4  Thlr.  zahlen  mässen; 
denn  die  Preise  der  Lohii fuhrwerke  h\  den  letzten  Jihrrn  fast  um  das 

Doppelte  der  früheren  j;estiegen,  So  da§s  man  jetzt  für  eine  Fuhre  von  Ei»e- 
nach  nach  Friedrichrode  (über  Seebach),  ausser  Chaussee-  und  Trinkgeld,  6  Thlr., 
▼an  Sehwaraburg  über  Panlimella  nach  Ilmenau  (kaum  5  Meilen)  7  ThIrJ  fordert. 
Diese  flbermfiseigen  Forderungen  werden  rtch  allmSlig  wieder  herabstjannea, 
sobald  die  Konkurrenz  der  Lohnfuhrwerke  wichst  Ungleich  billiger  sind  die 
Prei<:e  in  weniger  besuchten  Gegenden.  So  kann  man  das  Unstrutthal  bereisen, 
ohne  für  eine  zwcispännige  Fuhre  mehr  als  3  Thlr.  täglich  (exclusivc  Trink- 
geld} zahlen  zu  müssen.  Wer  last  gar  nicht  zu  Fusse  geht  und  sich  auch  nicht 
lingere  Zeit  an-einselnen  Orten  aufhält,  mag  alabald  fllr  seine  gtese  Bebe-  ^en 
gaten  Lohhkutseher  mietiien.  Er  kommt  wohlfeiler  dazu  und  reist  sorgenloser 
ttid  bequemer,  als  wenn  er  an  jedem  Orte  einen  neuen  Hauderer  dingt.  Dass  in 
jenem  Falle  auch  für  die  Rückfahrt  eine  billige  Vergütung  bezahlt  wird,  dürfte 
nicht  zn  nmgehen  sein,  wenn  auch  zu  erwarten  Steht ,  dass  die  „Ketourgelegen- 
heit"  noch  etwas  einbringt.     •  . 

Dass  anf  jedem  Bahnhofe  DtwMm  bereit  stehen,  um  Ittr  tarifmlssige 
Preise  die  Beisenden  mit  ilurem  Oepftck  zum  GasOiof  oder  nach  dnem  beliebigen 
Ort  der  nüchsten  Umgegend  au  fthreui  braucht  kaum  erinnert  su  werden.  Hält 

6» 


bigitized  by  Google 


B4  JieiBesotiiea. 

mau  sich  nicht  laiip;«  auf,  und  will  man  mit  »h  r  Ki<(  ubahn  weiter  falireu,  so  über- 
lädst miui  dä^  Gepäck  eitistwcllcu  dem  Bulialiuiä  -  Portier  (dessen  Nummer 
merken),  ote  Ubtrgibt  et  einem  Kellner  der  B<6fiuu»tii»,  -woflir  seUMtrer«- 
atlndlich  ein  kl^es  Trinkgeld  xn  sahlen  iat. 

Hie  nnd  da^  obwolll  noch  selten  ,  sind  auch  Esal  zu  Termiethen ,  um  auf  tlie 
Berge  zu  roiton,  z.  B.  in  El'innariK  Kosen,  Elgertboi^.  Dagegen  sind  Bergpferde 
nnd  Tragscösel  uirj^ends  im  (iebrauch. 

Das  Postweseu  ist  grössteu  Thcils  iu  den  Händen  der  Fürstlich  Thum-  und 
Taxis'achen  Verwaltung.  Nnr  iin  prenseiMhen  Gebiet  and  in  der  UntevberrBchaft 
des  FGrstentbnms  Sehwarzboii^-Biidolstadt  fahren  proussischc  Posten.  Uebrigeus 
gehört  ganz  Thüringen  zum  deutschen  Postvereinspebiet  und  unterliegt  den  in 
diesem  Gebiete  geltenden  liestimmungcn.    Die  Thurn-  und  Taxis  sclve  l'ostver- 
waltnng  steht  gerade  nicht  m.  dem  Gerüche ,  als  ob  sie  die  fortbchreiteude  Zeit 
überhole.    Indessen  sind  ihre  neueren  .Verordnungen  und  Einrichtmigen  der  Art, 
dass  tie  alle  biUigen  Wllnsehe  beAriedigen.  IMe  Wagen  sind  beqnem,  so  xiel  man 
dies  von  den  Postwagen  erwarten  darf;  der  Dienst  ist  exakt.    Die  besten  Plätae 
bietet  das  CüU])e ,  wo  überliaupt  ein  solches  vorhanden  ist     Dort  jiflept  iiuch  <ler 
Kondukteur  zu  sitzen,  und  ist  in  der  Rcji^el  go^en  ein  Trinkgeld  bereit,  seinen  teiitz 
mit  einem  Platze  inneihalb  des  Wagens  zu  vertauschen.   Je  früher  man  sich  ein- 
schreiben lässt,  desto  sicherer  darf  man  dnen  guten  Platz  erwarten.   Die  unbe- 
quemsten sind  die  MitteUitae,  besonders  auf  der  Bttekselte.  Zuweilen  aber  kom- 
men die  spätesten  Passagiere  am  besten  weg,  indem  sie,  wenn  der  Hauptwagen 
gefüllt  ist,  in  einen  Beiwagen  plaeirt  werden,  der,  wenn  auch  nicht  prerade  ele- 
gant, doch  in  der  Kejjel  eine  grössere  Bequemlichkeit,  als  jener,  bietet.  Zwisciien 
allen  nur  einigermassen  namhaften  Orten  besteht  tägliche  Postverbindung,  auf 
frcquenten  Linien  sn  wiederholten  Halen.   Für  die  Meile  wird  6^7  8gr.  Fahr* 
f^ld  bereehnet,  wobei  man  80  Pfund  GepSck  frei  liat   Jedenfalls  aber  fubrt  die 
Bftise  im  Postwagen  so-  Tiele  Unbequemlichkeit  mit  sich,  dass  man  sidi  dasu 
nur  dann  entsehliessen  macr ,  wenn  andere  Transportmittel  nicht  zu  hnhen  sind, 
od<r  die  Strecke,  die  mau  lu  talirt,  an  und  für  sich  langweilig  ist     Denn  weim 
man  nicht  im  Coupe  sitzt,  geht  last  alle  Aussicht  verloren,  zumai  häufig  die  Posi 
nr  Naebtseit  flOirt :  abgesehen  Ton  der  sciiwül«!  HHse,  die  in  Sommertaf^  die 
eng  gedrängten  Passagiere  im  verdecktoi  Wagen  quält  —  Neuerdings  sind  in  den 
meisten  Postwägen  Briefschalter  angebracht ,  wo  man  etwaige  Gonresikondenzen. 
ebenso,  wie  durch  die  Briefkasten  der  Bahnhöfe,  expedircn  kann.    Dabei  gelten 
die  allgemeinen  Bestimmungen  des  deutsch-österreichischen  Postvereinsgebietes. 
Zum  Prankiren  der  Briefe  bedient  man  sich  gewöhnlich  der  Freicouverts  oder 
der  Freimarken,  die  in  jedem  Postbureau  au  haben  sind»  bin  und  wieder  —  was 
sehr  Bu  empfehlen  —  auch  in  den  Gasthöfen.  Dabei  ist  jedoch  zu  beachten,  daas 
die  zu  Groschen  und  Kreuzern  ausgeprägten  Postniarken  und  Franko  -  CouvertS 
nur  in  dem  Postareal  anfrenommcn  werden,  wo  tlin  Thalcr-  oder  Guldenwährung 
^Itig  ist.   Uufrankirte  Briefe  aus  einem  alideren  l^ostgebicte  erleiden  1  Sgr.  oder 
$  lo*.  Ueliraufschlag.  Die  Bestellgebühren  sind  im  Thurn-  und  Taxis'schen  Gebiete 
l^er  noch  nicht  abgesöhaffl.   0agegen  geht  die  Brieftaxe  bei  emer  Sntfemnng 
unter  0  Meilen  bis  zu  lu  i  unter,  während  im  Preussischen  die  geringste 

Taxe  1  Sgr.  betragt  (bis  1  Loth  ZoH^Twicht).  Einfache  Kreuzbandsendungen 
(bis  1  Loth)  ohne  Kiu  ksiclit  «nf  Entfernung  4  Pfg.  oder  1  kr.  Auch  ist  iu  der 
neuesten  Zeit  die  zweckuiüssigc  Anordnung  getroffen  worden,  dass  die  Bestellung 
von  Freimarken  und  Franko-Couverten  innerhalb  des  Bestdlbeairks  einer  jeden 
Poststelle  mittelst  eines  In  den  Bridkasten  einsulegenden  Zettels  erfolgen  kann» 
nnd  dass  die  auf  diese  Weise  bestellten  Couverts  gegen  Einziehung  des  Werthes 
derselben  dem  Besteller  durch  die  Brieftrflger  kostenfrei  überbracht  werden. 


Digitized  by  Google 


IteiseBotisen. 


85 


Hie  und  da  sind  neben  der  Post  regelmässige  Omii^v^ahrteit  eingerichtet, 
2.  B.  voll  Oi>  tf-ndorf  nach  Tln\(»nnn  ,  von  Meiuingen ,  Themar  und  Kisfeld  nach 
Sclilensinj^'en  und  Suhl,  von  Gotha  nach  Reinhardsbrunn  etc.  Sie  Imhcn  etwas 
geringere  Preise  gestellt,  leiden  aber  an  noch  grösseren  Unbecj^uemlichkeiten ,  als 
die  cigentUdieii  Foslfklirten. 

Wo  es  angebt,  irM  rnsn  ttnbedenklicli  die  ^sMitSaAi»  bemrtBen.  Fflr  Oe* 
schäftsreisendo  ist  die  ebenso  billige,  als  rasche  Eisenbahnfahrt  eine  ausser- 
ordentliche Wohlthat.  Allein  der  poetische  Duft  der  Kcisefrctidf^n  erstirbt  in  den 
Dampfwolkcn,  welche  die  Icpnchcnde  Lokomotive  ausstös^t  Dr  in  sei  jedoch,  wie 
ihm  wolle:  die  Schienenwege  sind  und  bleiben  die  Hauptpulsadern  des  Ver- 
kehrs. Dnreli  'Thllriiigea  s&lieii  sieli  bis  jetst  drei  solcher  Wege  t  die  Tkürm' 
gi$che  Eisenbahn  von  Halle  oder  Leipzig  bis  Qerstimgen,  mit  Anschluss  an  die 
hessische  Friedrich- Wilhelms -Nordbalm;  die  Werra- Eisenbahn  von  Eisenach 
bis  Lichtenfels,  mit  Anschln««  die  Baierisclie  Stnatsbahn,  und  die  tHsrttfels- 
Geraer  Bahn,  die  bis  jetat  nui  h  nicht  weiter  «geführt  ist.  Ausserdem  läuft  eine 
iLurze  Zweig  -  Pferde  -  Bahn  von  Fröttstädt  (zwischen  Gotha  und  Eisenach)  nach 
WaUertihmaeH  und  eine  Dampf>Eisenbahn  ven  Oo^rg  na€h  Somneberf.  In  tnM 
femer  Zukunft  aber  werden  noch  andere  Bahnen  durch  alle  Theile  des  Landes, 
seihst  mitten  durcli  das  Waldgebirge  hindurch  gele.p;t  werden  :  zunächst  die  bereits 
tjfiT'hmir^te  ITnIle  -  Nordhänser  Bahn  'hircli  die  poldene  Aue-  sodaini  die  hinji^st 
projcktirte  Buhn  von  Göttingen  nach  Ciothn  durch  das  Eichsfeld  und  über  31ühi> 
haasen  und  Laagensalaa ;  ferner  die  neattrdings  eifrig  betriebene  Kain-Saal^Oil»' 
Bahn  von  Sonneberg  nach  flaalfeld,  nnd  weiterhin  i&er  Bvdolstadt,  Blaakenbaiigy 
Ilmenau  nnd  Arnstadt  zum  Anschluss  an  die  Thfirin^sdbe  Bahn  (in  IMetendorf 
oder  Gotha):  sowie  die  Gern -Coburg-Gemtindener,  welche  mit  der  voi^enannten 
theilweise  zusainmenfalleu  würde,  indem  sie  von  Coburg  über  (i^räfenthal  nach 
SaaJfeld  laufen  nud  in  Gera  an  die  Weisseufelser  Balm  sich  anschliessen  soll ; 
endlieh  Tersehiedene  Zweigbahnen ,  als  da  sind :  von  Gera  naeh  QSssnitz ,  von 
Netnnark  nach  Qreis,  von  Dietendorf  nadi  Arnstadt,  von  Waltershaneen  nach 
Reiuhardsbmnn,  von  Wernshausen  nach  Scbmiükalden,  von  Meiningen  nach  Suhl 
nnd  andere  mehr  —  Demnach  wird  Thüringen  in  einigen  Jahren  vom  Eiseubaku- 
netz  niclit  blos  umspannt,  sondern  auch  überzogen  sein. 

Schon  jetzt  laufen  die  zwei  Hauptlinun  an  der  Nord-  und  Westgrenze  des 
Qebirges  entlang  nnd  vermitteln  die  Veibiadnngen  mit  den  fernsten  Gegenden. 
Die  Beisenden,  die  aas  dem  Norden  kommen ,  betreten  die  ThQringisehe  Bahn  in 
Halle  oder  Leipzig  (beide  vereinigen  sich  in  Corbetha);  die  aus  dem  südlichen 
Deutschland  fahren  bis  nach  Lichtenfels  und  Coburg;  denen  aber,  die  aus  dem 
Westen  unseres  Vaterlandes  nach  Thüringen  wollen ,  steht  es  frei,  auf  der  Fried- 
*  rich-Wilhelms-Nordbahn  in  die  Thüiingische  (bei  Gerstungen),  oder  auf  der  Bide- 
riseben  in  die  Werrabahn  an  münden.  Nnr  von  Osten  her  tot  Thüringen  noch 
iricht,  oder  doch  nur  bis  Gera,  durch  einen  Schienenweg  erschlossen. 

Die  jetzij^cn  Eisenbahnen  *  auf  Aktien  erbaut  nnd  Privatgesellschaften  eigen- 
thfnnlich  (mit  Ansnnbnip  der  FröttstaMt-Waltershäu^er  Zweigbahn,  deren  Betrieb 
der  gothaische  Staat  übernommen),  steilen  unter  einer  und  derselben  Vorwaltung, 
die  zu  Erfurt  ihren  Sitz  hat.  Die  I^uriobtungen  beq«em  imd  anstindig;  der 
Dienst  exakt  und  disciplinariseh  streng;  die  Bahnbeamten  höflich  nnd-geliillig; 
die  Bahnhöfe  —  wenn  auch  leider  grossen  Theils  ohne  Perron-Dach  —  ge- 
rRumig  und  eleirnii*;  dir-  Tio'^tfiurationen  mit  allen  Bedürfhissen  wohl  versorgt. 
Auf  der  Thüringischen  Balm  wechseln  täglich  16  Züge  —  von  denen  jedoch  einige 
nicht  die  ganze  Bahnstrecke  durchlaufen  —  und  zwar  4  Schnellzüge  (davon 
einer  des  Nachts),  8  Personen-  und  4  Gttevsüge;  auf  der  Wembahn  nnr  8  ZQge, 
darunter  kein  cigeatlicher  Sebnell-,  wohl  aber  ^GatersOge.  Die  Preise  anf  der  Thtt- 


Digitized  by  Google 


ringisclien  Bahn  —  mit  Personen-  oder  Güterzn-^'eu  II  Clause  pro  ^leile        S^t  , 
III.  Clftsse  3V4  SgT-  —  sind  verhäUnissmäs'^ifr  theuer,  obwohl  jeder  Passagier 
50  Pfd.  ii^epftck  mit  sich  führen  darf.    Die    ahrtcit  der  Werrabalui,  wo  mau  nur 
Handgeplick  Ms  m  10  Pfd.  ftti  bat,  etwas  billiger ;  nimlieh  II.  Olnsse  pro  Heile 
4  8gr.,  in.  Class«  9%  8gr.   Die  Sehnellzäge  der  ThOrmgiseben  Bahn  halten  nur 
auf  den  Hauptstationen  «n,  mit  Ausnahme  von  IMetendorf.  Wer  den  KaebtsebnelU 
zng  benutzt ,  kann  nur  in  erster  oder  zweiter  Wagenclasse  fiihren,  nnd  zwar  zu 
erhöhten  Preisen,  so  dass  in  II.  Clnsse  die  Meile  etwa  ö'/i  Sgr.  kostot.  Der  Tages- 
schueilzug  gibt  auch  Billets  dritter  Claiise  zu  den  gewölmlichen  Preisen  aas.  In 
den  eleganten  nnd  eomfortablen  Waggons  erster  «nd  »weiter  Classe  sind  aeht 
gepolsterte  Sitspltttze.    Andi '  die  Wegen  dritter  Classe,  ungleich  gerftuimger,. 
sind  —  mit  Ausnahme  der  gepolsterten  Sitze  —  SO  bequem  eingerichtet,  dasa 
sie  von  den  anständigsten  Reisenden  benutzt  werden,  iifunentlich  in  der  Sommer- 
zeit, wo  man  die  Hitze  der  engeren,  (gepolsterten        ?„'l^ 'us  fiirchtet.    In  dritter 
Wagenclasse  darf  uubeüchräukt ,  iu  erster  gur  nicht  geraucht  werden  5  in  der 
sweiten  sind  einige  Coup^'s  reserrirt ,  wo  das  T^baksrauchen  ausdriickllch  ge* 
stattet,  oder  verboten  ist.    Für  Hin-  und  BAckfaln  t  an  demselben  Tage  gelten 
ermässigte  Fahrpreise.    Ist  es  ein  Sonntag,  so  wird  für  Hin-  und  Rückfahrt  nur 
der  normale  einfaclie  Fahrpreis  gezahlt.    Ausserdem  ist  die  provisorische  Ein- 
richtung getroffen  worden,  dasä  während  der  Sommermonate  in  Eisenach  und 
€k»tha,  aber  nur  Sonnabends,  Billets  für  die  zweite  und  dritte  Wagenclasse  zur 
Hin-  und  Küekfahrt  ausgegeben  werden,  die  auf  €^dU  Tage  naeh  allen  Stationen 
der  Thüringischen-  und  Werrabahn  giltig  sind,  jedoch  mit  der  BeschrSnkungv 
fl'iss  Reisegepäck  über  10  Pfund  nicht  frei  ist,  und  dnss  die  Schnellzüge  —  wie 
iili i  ihaupt  bei  allen  Ketourbillets  —  nicht  benutzt  werden  dürfen.    Der  Vortbeil 
dieser  Einrichtung  ist,  abgesehen  davon,  dass  man  keine  neuen  Karten  zu  lösen 
brauebt,  niciit  unbedeutend,  indem  achttägige  Billets  s.  B.  Ton  Eiaenaeh  bis  Wei- 
mar  (bin  und  aorOck)  in  II.  Classe  nur  t  Thlr.  20  Sgr.  kosten,  während  man  sonst 
$  Thlr.  4  Sgr.  dafür  bezahlt.    Möge  diese  Einrichtung  bald  für  alle  Zuge  GeltOll|^ 
erhalten !    Der  Abgang  eines  jeden  Zuges  wird  durch  zweimnlipes  Läuten  mar» 
kirt.  Man  thut  jedoch  wohl,  solion  unvh  dem  ersten  Läuten  Platz  zu  nehmen.  Hat 
man  eine  weitere  Reise  vor,  so  wird  man  in  einen  der  vorderen  Wagen  placirt. 
Will  man  nur  bis  au  einer  der  nMebsten  Stationen  fahr«,  so  sueht  man  einen  bin* 
teren  Wagen  auf.  Weder  auf  der  Tlifiringischen,  nodi  aitf  der  Werrabahn  werden 
die  Wagen  gewechselt.  Wer  jedoch  von  der  einen  auf  die  andere  übergelicn  will, 
hat  in  Eisenaeh   das  Bahnhofsgebäude  zu  durchschreiten   (Aufruf lialt  findet 
selten  StHtt)  —  um  sofort  mit  dem  dortigen  Bahnzug  weiter  zu  Lthren.  Zwar 
trennen  sich  auch  iu  Corbetha  diejenigen  Waggons,  die  nach  iiuile  oder  Leipzig- 
fahren.    Hat  man  jedoeh  sehen  im  Voraus  das  eine  oder  andere' Ziel  angegeben,  • 
so  ist  man  so  placirt  worden,  dass  man  den  Wagen  nicht  zu  wechseln  braucht. 

Auf  allen  Bahnhöfen  sind  Telegraphen-Stationen  eingerichtet,  welche  Depe- 
selien  in  Empfang  nehmen  und  expedircn.  Aber  nicht  blos  auf  den  Kisenbnbn- 
linien,  das  Telegraphennetz  spannt  sich  auch  durch  das  Gebirge  und  das  Flach- 
land, wo  noch  keine  Schienen  liegen.  Der  Text  wird  dif^enigen  Orte  (ausser- 
halb der  Eisenbahnen)  namhaft  machen ,  wo  solche  Stationen  errichtet  sind.  Der 
für  den  deutsch-österreichischen  Telegraphen-Verein  entworfene  neue  Tarif  be- 
stimmt, dass  di<^  einfache  Depesclie  (l — 20  Worte  inel.  Adresse)  für  die  I.  Zone 
mit  8  Sgr.  oder  2Ö  kr  ,  fiir  die  M.  Zone  mit  IG  Sgr  oder  56  kr. ,  fiir  die  III.  Zone 
mit  1  Thlr.  4  Sgr.  oder  1  fl.  Ö2  kr.  bezahlt  wird.  Für  je  10  Worte  mehr  steigt 
die  Gebfibr  um  die  Hftlfte  dieser  Taxe.  Alle  Stationen  der  unter  baierisdier  Ver^ 
waltung  stehenden  Telegraphenlmie  (Bamberg  Cobmrg—  Meiningen^  Gotha) 
Hegen,  ohne  Bflekncbt  auf  Entfernung,  in  der  I.  Zone.   Die  Weiterbefördemn|( 


üigitized  by  Google 


Reimotizen; 


87 


der  Telcgraimiie  HU>sscrlialb  der  Liuieu  gcscliieht  auf  Kosten  des  Empfänger«;.  — 
Tele^^ra^iäche  Depoticheu  befurderu  uussurdein  diu  Buluitek'gru;)li<'Q  der  Thüiiu- 
fl^r*  und  Wernlfähn,  jedoch  nur  an  soleben  Orten,  z.  B.  Hildbui  |,'hau8en,  Salzuu- 
gm  etc.,  an  denen  sich  keine  Stationen  des  Staatstelegraphen  belinden. 

Führer*  —  Es  kliugt  fast  arrogant,  wenn  mau  hin  und  wieder  liest,  ein  gu- 
tes Reisehandbuch  mache  jeden  Führer  entbehrlich,  iiidcin  uiit  diesem  Buche  alle 
Wege  und  Stege  bis  in  die  entferntesten  Schlupfwinkel  und  auf  die  höchsten 
Waldberge  leicht  zu  Huden  seien.  W^or  da  weiss,  wie  l&byriuthisch  nicht  selten 
die  Pfade  des  Thtiringerwaldes  yerschlungen  sind,  2.  B.  bei  Eisenac^,  bei  Bein* 
liardsbrnnn  etc.,  and  wer  es  erfahren  hat,  wie  die  genaueste  Besefareibnng  des 
Weges  niemals  ihren  Zweck  vollständig  erreicht  und  den  Wanderer  selbst,  wenn 
er  nach  seinem  Buche  die  Schritte  abmisst.  sihlicsslich  doch  noch  in  die  Irre 
führt:  def  wird  es  als  eine  unzeitige  Oekonomie  erkennen,  immer  und  überall 
von  einem  lebendigen  Führer  abzusehen.  Allerdings  ist  ein  solcher  auf  den  gang- 
baren Hauptwegen  fiberflfissig,  weil  die  SpeciallcSrtchen,  die  unserem  Buche  bei* 
gegeben,  nicht  leicht  im  Stiche  lassen;  atieh  geben  die  fast  überall  aufgestellten 
Wegweiser,  sowie  die  ortskundigen  Bewohner,  die  man  zufÄUig  im  Walde  oder 
Felde  trifft,  in  zweifclliaften  Fällen  Auskunft.  Wenn  aber  der  Eingeborene,  den 
man  nach  dem  Wege  fragt,  vielleicht  nach  einer  recht  kauderwälschen  Heschrei- 
boug,  in  bester  Ueberzeugung  ver&icliert  (weil  er  nur  den  richtigen  Weg  im  Auge 
hat«  die  ablaufenden  Seitenpfade  aber  nicht  beachtet):  „Sie  können  gar  nicht 
irren!**  so  steht  der  Fremde  vielleicht  schon  nach  einigen  hundert  Schritten  vor 
einem  Fragezeichen,  darauf  er  keine  Antwort  zu  finden  weiss.  Freilich  ist  es  nicht 
gefährlich,  wenn  man  den  hellen  Tag  vor  sich  liat,  sieli  im  Thtiringerwaldc  auch 
einmal  zu  verirren,  da  man  üljer  kurz  oder  lang  doch  wifiler  auf  die  rechte 
Fährte  kommt;  ju,  es  liegt  selbst,  weiiu  luan  weder  ein  ökiavc  der  Uhr  noch 
der  FSsse  bt,  ein  gewisser  Beia  dai  iu,  sich  auf  eigene  Faust  znrecht  au  finden,  ob 
man  audi  durch  unwegsame  Schluchten  dringen  und  über  schroffe  Felsen  Üet- 
tem  mass.  Indessen  ist  es  nicht  Jedermanns  Liebhaberei,  in  der  Irre  herum  zu 
laufen  und  vielleicht  nach  Stunden  in  todtmüder  Erschöpfung  auf  demselben 
Platze  wieder  zu  landen,  von  dem  man  ausgesegelt,  oder  doch  die  interessante- 
sten Funkte  geradezu  umgangen  zu  haben.  Darum  halten  wir  es  fUr  ein  Übel  ange- 
brachtes Sparsystem,  sich  in  allen  Fällen  eines  FÜhrors  au  entrathen,  um  so  mehr, 
als  ein  solcher,  wenn  er  freundlich,  auverllssig,  orts-  und  sachkundig  ist,  den 
Geuuss  der  Reise  wesentlich  erhrilit,  indem  crnicht  blos  den  Weg  zeigt,  sniid»  in  * 
auch  das  Ocpäck  trägt,  und  über  Alles,  was  man  7.11  erfahren  wünscht,  Auükuiift 
erthi'iit,  ja  wohl  noch,  als  lieisediener ,  die  Ivleidcr  säubert  und  die  Schuhe  putzt. 
Freilich  sind  nicht  Alle,  wie  sie  Sem  sollten.  Die  ihr  Gewerbe  ohne  obrigkeit- 
liche Autorlsatlon  betreUien,  sind  mdst  Ignoranten,  die  eben  nur  als  Gepicktrli- 
ger  und  Wegweiser  funktioniren.  Sie  schwatzen  wohl  gar  dem  Reisenden  Dinge 
vor,  die  geradc/.n  ans  der  Luft  gegriffen  sind :  wie  es  einem  recht  klugen  Manne 
begegnete,  dass  er  sich  mystificiren  licss,  der  Königstein  bei  Eisenach  habe  seinen 
Xamcn  daher,  dass  der  Oberforstrath  König  von  «liebem  Felsen  herabgestürzt 
sei  und  jämmerlich  den  Hals  gebrochen  habe,  — eine  Erdichtung,  die  Sich  wie  ^ 
ein  Bandwurm  durch  viele,  selbst  die  neuesten  tteisehandbttcher  zieht.  Man  nehme 
desshalb  die  Mittheilungen  der  Führer,  auch  der  coneessionirtoi ,  nur  mit  Vor- 
sieht auf,  und  berichtige  sie  nölliigenfalls  nach  dem  Inhalte  unseres  Rclsebuches 
In  manchen  Gegenden  aber  liat  sieh  die  Obrigkeit  nm  das  wichtige  Institut  der 
Fremdenfiiiirer  noch  gar  uiclit  bekümmert,  so  dass  nian  dem  ersten  besten  Igno- 
ranten Preis  gegeben  Ist.  Husterhaft  dagegen  ist  es  im  Her^sogthum  Gotha  geord- 
net, wo  die  Fahrer  nicht  blos  ihre  genaue  Instruktion,  sondern  auch  gewisse  Sta- 
tionen haben  (die  wir  im  Texte  angeben  werden),  wo  sie  au  finden  sind.  Am  aabl- 


Digitized  by  Google 


88 


Beisenotisen. 


reich^sten  und  9:n(lnn;j:lichsten  sin*^  sie  in  Eisonricli,  wo  überhaupt,  und  nftmentlleh 
am  lialinliof,  Bummler  und  unnütze  Babeu  eine  liistige  Rolle  spielen,  und  nicht 
Jeder  ist  allda  so  tüchtig,  wie  Ehreu-i^Mca«^  welelieu  Professor  Humbert  durcli 
sein  ganzes  dickleibig&i  B^sewerlc  hindurch  Terherrlicht  hat. 

Wo  die  FQhrer  concessiomrt  sSnd,  haben  sie  ihre  festen  Taxen;  wo  nidtt, 
muss  ihr  Lohn  durch  liebere inkommen  im  Voraus  festgestellt  werden.  Jeden^ 
falls  mögen  sie  sicli  selbst  beköstigen:  wobei  nicht  ansgeschlossen ,  dass  mnn  sie 
mit  einem  Trunk  Bier  oder  mit  einer  Ci^rre  regalirt,  falls  sie  ihre  Schuldig- 
keit thun. 

Wir  lassen  nachstehend  das  Segulatw  folgen,  das  für  die  FQhrer  des  Herzog- 
thnms  Gotha  angestellt  ist.  Es  wird  einen  iUihaltepankt  geben ,  was  man  auch 

anderwärts  zu  verlangen  und  zu  gewähren  hat.  Wo  abweichende  BeStimmnxi- 
gen  vorkommen,  werden  sie  betreffenden  Ortes  angegeben  werden. 

KeguIaüY  für  die  Jb'ährer  auf  dem  XJüiiiriiigerwald« 

%.  1.  Das  Führen  der  den  Thfiringerwald  bereisenden  Fremden  ist  ein  Ge- 
werbe, zu  dessen  Ansllbung  Concession  erforderlich  ist.  Eine  solche  Concession. 
wird  nur  ;in  k.räftige,  zuverlSssige  und  ortskundige  Personen  crtlieilt,  din  rlie  Be- 
nennung Führer  des  Thüringerwaldes"  erliulten  und  bcson(ler.s  in  PHicht  genom- 
men werden.  Das  Führerwesen  ist  den  Bezirkspolizeibehörden  unterstellt. 
I>ie  Auswahl  der  Ffihrer  wird  von  den  Letasteren  im.  EinTemehmen  nüt  den 
Besirksforstmeistem  getrolfen,  die  Instruktion  derselben  aber  wird  von  den 
RevierfSrstem  bewirkt.  —  §.  2.  Die  Führer  sind  nicht  auf  das  Eigentliche  des 
Führerf»eschäftes  beschränkt,  sie  können  vielmehr  nach  Belieben  Personen  fuh- 
ren ,  Sessel  traf»"en  und  Saumthiere  halten.  Letzteres  jedoch  nur  auf  vorher 
eingeholte  Genehmigung  der  Aufsichtsbehörde  und  Approbation  der  Baumthierc 
dnrch  dieselbe.  Ausserdem  bleibt  ihnen  der  Verlag  von  Beiseliteratur  und 
Beiseeflfekten  unbenommen.  —  <.  3.  Das  Führen  der  Fremden  ffir  Lohn  dnreh 
unverpflichtote  Personen  ist  nicht  gestattet.  Zuwiderhandelnde  sind  für  den 
Wiederholungsfall  mit  einer  Strafe  bis  zu  drei  Thalern  an  Oelde  oder  drei  Tagen 
und  Nächten  (Tcfängnis?  zu  bedrohen  und  beim  Eintritte  de«  Wtederholunp:sfalles 
in  die  angedrohte  Strafe  zu  verurtheilen.  Nur  wenn  entweder  uu  einzelnen  Tagen 
das  Znsammenkommen  der  Fremden  so  bedeutend  sein  sollte ,  dass  alle  FShi^r 
auf  einer  jS^tiou  bereits  genommen  wftren,  oder  Reisende  ausserhalb  der  StationS" 
orte  zn  ihrer  Zurechtweisung  eines  Wegweisers  bedürften,  bleibt  es  nachgelassen, 
sieh  hierzu  auch  anderer  Personen  zu  bedienen;  Letztere  haben  aber  das  Führcr- 
amt  nur  bis  zur  nächsten  Station,  wo  wieder  verpflichtete  Führer  bereit  stehen, 
zu  ver^valten.  —  |.  4.  Jeder  Führer  ist  zu  seiner  Legitimation  mit  einem  Schilde 
an  der  BfÜtze  (das  Gothaische  Wappen) ,  mit  einem  Exemplar  dieser  Instruktion 
und  einer  Karte  fiber's  Herzogthum  Gtotha  versehen.  —  §.  5.  Führer  sind  an  den 
hanptsächlichsten  Punkten  des  Thüringerwaldes  in  einer  nach  dem  durchschnitt- 
liehen  Bediirfniss  beme«;senen  Zalil  stationirt.  — §.  G.  Während  der  Zeit,  wo  der 
Wald  bereist  zu  werden  pflegt ,  wird  der  Führerdienst  nach  einer  Roihenfolgo 
dergestalt  versehen,  dass  der  Führer,  welcher  au  der  Reihe  ist,  sich  täglich  auf 
der  Station  meldet,  seinen  Namen  da  anschlagt  und  dafür  sorgt,  dass  sofort  nach 
seinem  Abgang  zu  einer  Tour  der  nachfolgende  einrückt.  —  %.  7.  Die  Taxe  der 
Fusstouren  besteht  in 

—  Thir.  6  Sgr.  für  V4  Tag  und  darunter, 

  10 

^  9(S  1 

»»  n       tj     ^      tt        ji  j) 

1    I»   ~   »>    7»    1  Tag  und  Nacht, 


1 


Digitizeci  by  Google 


Keiseiiotizcn. 


89 


mit  Einreehmntg  der  a^f  den  Büchtre//  ati  verwendenden  Zeit.   Die  Taxe  ffir  den 

Gtebraiicli  voti  Sinmthicron  wird  für  jede  einzelne  Concession  besonders  fest- 
gestellt und  der  Instruktion  anp^ehcftet  Bei  Taxübersehreitnngen  wird  boim 
ersten  Falle  Verweis  und  im  Wiederholungsfälle  Absetzung  verfügt.  —  §.  8.  Die 
Reisecffecten  der  Fus*sgänger  hat  der  Führer  bis  zu  25  Pfund  ohne  weitere  Ver- 
gtttnng  za  tragen  tind  am  Ende  der  Reise  richtig  abanliefem.  —  9.  Kein  Füh- 
rer darf  den  Reisenden  sich  zum  Führer  anbieten,  sondern  er  liat  ssn  enrartenf  ob 
man  ihn  dazu  auffordom  werde.  Sofort  iiiicli  (reschelionor  Anfffvrderung  und  ehe 
das  Fülirerlohn  bestimmt  wird,  hat  er  seine  Instruktion  dem  Fremden  zur  Ein- 
sicht vorzulegen  und  auf  Verlangen  auszuantworten,  auch  sie  erst  nach  been- 
digter Reise  znrllclc  zu  erUtlen.  —  t.  10.  Der  Führer  muss  in  seiner  Funktion 
stets  reinlich  nnd  anstKndig  gelcleldet  erscheinen;  er  bat  gegen  die  Fremden  sieb 
bescheiden  und  bSflicb  zu  bezeigen,  sie  auf  sicheren  Werron  7.\\  geleiten  nnd  vor 
frefahren  -warnen,  aueli  ilmen  bei  etwa  erlittenem  Unfälle  thäti^^e  Hülfe  zu 
gewähren.  Demnächst  hat  er  sich  mit  allen  Fahr-  nnd  Fusswegen,  mit  denNanieu 
der  umliegenden  Orte,  Berge,  Felsen,  Schlösser,  Burgen,  Thürme,  Flüsse,  Bäche, 
deren  yatnrsehSnbeit«!  nnd  gescbiebtltehen  Denkwürdigkeiten  nnd  mit  den  übli- 
chen Fnbrpreisen  belcannt  zu  machen ,  nnd  den  Fremden  darüber  Ansknnlk  zn 
ertheilen.  —  §.  11.  Polizeiliche  Mängel,  SehadhafVigkcit  än  Brücken,  Stegen,  Leh- 
nen, We^xweisem  etc.  hat  der  Führer  sofort  dem  Bezirk si^^ensd armen  <T^ler  der 
Behörde  anzuzeigen  ,  auch  ist  von  ihm  Sorge  '/n  tragen,  da.ss  die  Fremden  nii  ht 
dnrcl»  das  Betteln  Erwachsener  oder  Kinder  oder  auf  sonstige  Weise  belästigt 
frerden.  —  §.  1%.  Das  erhaltene  Fflbrerzeicben  darf  der  Führer  w&hrend  seiner 
Funktion  nicht  ablegen,  noch  weniger  es  einem  andern  zum  Gebraneh  überlassen. 
—  f.  13.  Beim  Eintritt  im  Orte,  in  welchem  sich  mehrere  Gasthöfe  oder  Wagen- 
führer befinden,  darf  der  Führer  keinen  derselben  anempfehlen,  wenn  er  nicht 
ausdrücklich"  zur  Angabe^  seines  Gutachtens  darüber  aufgefordert  worden  ist.  Da- 
gegen ist  er  vei-pflichtet,  den  Fremden  das  StatlonslokaJ  namhaft  zu  machen ,  in 
trelcbem  der  Name  des  diensthabenden  Führers  ansgebXngt  ist,  nm  Prellereien 
▼on  Seiten  der  Wagenführer  nnd  Wirthe  nicht  blos  zu  verhüten,  sondern  sie  anch 
zur  Anzeige  zn  l)ringen.  —  §.  I  i.  Bei  Str  if  sofortiger  I)icnstcntla.s«;nng  darf  sieh 
kein  Führer  unterstehon,  in  den  Gasthäusern  auf  Rechnung  der  Reisenden  zu 
leben,  oder  von  dem  W  irthe  unentgeltliche  Zehning  für  sich  zu  verlangen  o«ler 
auzuuchmen,  vielmehr  hat  jeder  Führer  seine  Zecbe  ans  eigenen  Mitteln  sa 
berichtigen.  ^S.  15.  Was  das  Halten  nnd  die  Benntznng  der  Pferde,  Esel  nnd  Hanl- 
thiere  betrifft,  so  sind  diese  von  einem  verpflichteten  Führer  zu  geleiten;  das 
blo5;se  Yermiethen  an  die  Reisenden  ohne  specielle  Aufsicht  des  Führers  ist  un- 
zulässig. —  §.  16.  Beschwerden  der  Fremden  über  die  Führer  können,  wenn^ 
deren  Anbringung  nicht  bei  den  betreffenden  Laudrathsämtern  oder  Stadträthen 
zn  Protokoll  erfolgt,  in  die  gegenwärtiger  Instruktion  beigehefteten  leeren  BIKt- 
ter,  oder  in  die  Besehwerdebücher  ^der  GasthSnser  eingetragen  werden.  Ano- 
nyme Beschwerden  bleiben  unbeachtet. 

Ausrnstungr.  —  Bequemlichkeit,  pflegt  man  zu  sagen,  Ist  halbes  I.ebcn. 
Auch  auf  der  Reise.  Diese  Be(juemHchkoit  aber  wird  nicht  durch  übermässiges 
ÖcptfeJt  erzielt.  Im  Gegenthcii  kann  dasselbe  sehr  lästig  werden ,  selbst  wenn 
man  filhrt.  Ueberall  hat  man  doppelte  Sorge,  nm  sich  selbst  .nnd  nm  sein  6e- 
pXck.  Wer  sich  nicht  ISngere  Zeit,  etwa  in  einem  Badeorte,  aufliXlt,  rüste  sich 
nnr  mit  dem  Xothwendigsten  aus.  Und  zwar  nehme  er  um  so  weniger  mit,  wenn 
er  vorzugsweise  zn  Fusse  reist.  Dann  genügt  schon  eine  tragbare  Reisetasche, 
welche  Wäsche  und  andere  kleine  Bedürfnisse  aufnimmt-,  vielleicht  auch  noch 
ein  leichter  Ueberaieher  oder  eine  wollene  Decke  (Plaid). 

Ckistlioftnreseil«  —  Wer  die  grossarßgen  H6tels  der  Sehweis,  wo  fiist  jedes 


90 


BeiBeRotisen. 


Dörfciien  mit  Gasthöfen  ersten  Ran p:cs  paradirt,  in  ThüriTifjfin  erwartet  ,  M-ürde 
sich  täuschen.  Um  so  angenehmer  ist  es,  auch  die  Silnveizer  Rechnuagcu  iu 
Tliiiringcii  zu  vermissen.  In  den  grösseren Stüdteu,  die  au  der  Eisenbahn  liegen, 
lä^bt  jeduch  auch  hier  das  Gasthofswesen  kaum  etwas  sn  wünschen  Qbrlg.  Ob- 
wohl  die  Einrichtiuigen  bescheidener  sisd,  als  in  den  groisen  Stftdten  des  Welt» 
Verkehrs,  so  ist  doch  fiir  jeden  Stand  und  für  jeden  Beatel  gesorgt  In  den  Gast- 
häusern ersten  Ranges,  wie  sie  Weimar,  Erfurt,  Gotha,  KisonsK T»,  Liebensteiu, 
Meiningen  und  Coburg  bieten,  dürften  s^^llxt  hochgespannte  Anspniclic  nicht  un- 
befriedigt bleiben.  Nauientiicb  ist  Oulmbacher  in  Meiningeu  schon  desshalb  iu 
Thüringen  bekannt,  weil  er  ideht  blos  dnyielbesiiehtes  Haus  in  Meiningen,  son- 
dern auch  Filialwirthschaften  in  Gotha  und  Sonneberg  (ehemals  auch  in  Salamigen 
QndLiebenstein)hat.  Während  der  Sommermonateslnd  dierenommirtesteu  Häuser, 
besonders  in  Eisenach,  Liebenstein,  S<  lnv;ir'/biJrpj,  auf  dem  TnselslxM  «^  und, auf  der 
Schmücke  etc.,  oft  so  übei-füllt,  dass  man  kaum  noch  ITerbi  i  -e  lindet.  Dann  flöch- 
tet man  hl  die  Gasthöfe  zweiten  Ranges,  in  welchen  man  nicht  seiton  recht  wohl 
geborgen  ist,  da  es  ihnen  an  guter,  wenn  auch  ein&eher  Kfiehe,  an  sorgsamer  Be- 
dienung nnd  an  den  Wahrzeichen  eines  behaglichen  Gasthauses,  an  gtUen  Betten 
gewöhnlich  nicht  fehlt.  Kehrt  man  in  grosseren  Stftdten  ein,  so  wähle  man  stets 
einen  der  besseren  Gasthöfe,  vielleicht  den  besten.  Man  wird  eine  Kleinigkeit 
mehr  zaJilen,  als  in  geringeren  Häusern,  ist  aber  um  SO  besser  aufgehoben. 

Ueberhaupt  sind  die  Fi  eUe  in  äämmtllcheu  thüi'ingischeu  Gasthöfen  massig 
vnd  bescheiden.  Bs  wird  dne  seltene  Ansnahme  sdn,  wenn  ein  Reisender  mit 
Fug  und  Recht  fiber  Prellerei  zu  klagen  h&tte.  Der  Mittelpreis  für  Table  d'höte 
in  den  Gasthöfen  ersten  Ranges  (gewöhnlich  1  Uhr)  ist  12  Sgr.,  hie  und  da 
vielleicht  15  Sgr.,  andcrwjtrts  aber  auch  nur  10,  und  in  gerintreren  Häusern  8  Sgr. 
Dafür  hat  man  eine  recht  gute  Küche,  jedenfalls  elienso  gut  und  noch  besser,  als 
in  anderen  viel  besuchten  Gegenden  für  denselben  Preis.  In  tuauchen  Häuseru 
wird  blos  ä  la  Charte  gespeist.  Sie  sind  in  der  Kegel  stark  besucht,  weil  %ich  ein 
Jeder  zur  beliebigen  Zeit  ein  beliebiges  Gericht  auswählen  kann,  ohne  •grosse 
Opfer  zu  bringen,  und  ohne  gcnöthigt  zu  sein,  eine  Stunde  lang  an  der  Tafel  zu 
sitzen.  In  diesen  Häusern,  die  sonst  recht  anständig  und  comfortabe!  sind,  wird 
selten  Wein  getrunken,  wodurch  eben  jedes  Diner  erst  kostspielig  wird.  Dies 
wird  jedoch  in  den  grösseren  Hotels  kaum  zu  umgehen  sein.  Indessen  hftlt  man 
fast  ftberall  auf  einen  recht  trinkbaren  Tischwein,'  der  in  der  Kegel  mit  80  Sgr. 
per  Flasche  bezahlt  wird.  Wollte  man  in  solchen  Häusern  kurz  vor  der  Mittags- 
zeit ein  Gabelfrühstück  einnehmen  und  ein  Glas  Wein  dazu  trinken,  so  würde 
man  zwar  ungleich  frugaler,  aber  nicht  erheblich  wohlfeiler  leben,  als  wenn  mau 
sich  an  der  öffentlichen  Tafel  betheiligt.  Abends  speist  man  durchweg  nach  der 
Kart«,  die  yerschiedenen  Speisen  au  verschiedenen  Frdaen  (dorehscbnittlicb 
7Vft  Sgr.)-  ]>M  Frflhstiick  (Kaffee  mit  Backwerk  oder  Bntterbrod)  kostet  meist 
5  Sgr.  —  In  derselben  Scala,  wie  die  Preise  des  Mittagstisches,  bewegen  sich  die 
Preise  des  Xachtingcrs  (pro  Zimmer  mit  einem  Bett  10 — 127,  Sgr.).  In  der  Regol 
seliläft  man  auf  Matrr>t7P!5,  initcr  einer  Stepp-  c>der  Federdecke.  Nur  sind  die  Bett- 
stellen häufig  aui  allzu  kleine  und  schmächtige  Personen  berechnet.  Und  docli 
soUte  «die  LSnge  derselben  nie  unter  6  F. ,  die  Breite  nicht  unter  8  F.  sein.  Die 
Knauserei  mit  „einschlSfrigen"  Betten,  wie  sie  noch  allsn  oft  yorkommen,  ist 
ganz  am  unrechten  Platze.  Alle  Kanten  des  Holzes  und  der  Endwände  müssten 
nb^'«M  nndet  sein.  Auch  eine  zu  leichte  Bedeckung  und  ein  zu  dihmes  Kopfki'=:?eni 
wird  nur  wenigen  Reisenden  behagen.  Di©  Stubenmädchen  miissen  all•^^ewie.>^ea 
werden,  Leintuch  und  Decken  am  unteren  Ende  gleichmässig  einzuschlagen,  zu- 
mal im  Herbst  und  Winter,  damit  die  nackten  E^Qsse  das  Hobi  der  Bettstelle 
nicht  berflhren.  Namentlich  sehe  man  darauf,  dass  die  Bettw&sche  nicht /eueht 


Uigitized  by  Google 


Beisepläne.  91 

ist,  wie  es  in  den  besuchtesten  Gasthöfen  vorkommt.  Auch  stehon  zuweilen  die 
Betten  so  verkehrt,  dnss  das  Fensterlicht  gerade  in  die  Augen  fällt.  Oder  es 
fehlt  eine  Fussdecke,  es  fehlt  ein  Tischchen  vor  dem  Bett,  es  fehlen  Zündhölzer 
und  dergl.  Alle  diese  Andeutungen  mögen  vielleicht  kleinlich  scheinen.  Sie  sind 
Iber  ToUkommen  gereehtfeiilgt.  Beim  eine  gestörte  Kacbtmbe  stört  die  heitere 
Bdaelest  nnd  IKlunt  die  kSrperlichen  Krlfte,  die  der  folgende  Tag  in  Anspmeh 
nimmt. 

Sind  die  Pr/'fse  der  Zimmer  verschieden,  so  wird  man  sich  bei  kurzem  Atif- 
enthalt  in  einem  kleinen  CJemache  ohne  weitere  Aussieht ,  weil  man  sich  doch 
gowöhuiich  nur  zur  Nacht>:eit  darin  aatliait,  ebenso  wohl  bcündeu,  wie  in  einem 
eleganten  Selon,  der  vielleieht  noch  einmal  se  thenerist,  Bl^btman  längere  Zeit 
an  demselben  Orte,  so  lassen  sich  wohl  die  Oes twirt he  herbei,  auf  billigere  Abon- 
nementspreise einzugehen  ;  obgleich  sogenannte  Pensionen,  wie  in  der  Schweiz, 
erst  ausnahmsweise,  z.  B.  in  Friedrichrode,  errichtet  sind.  —  In  vielen  Gasthöfen 
werden  die  Lichter  (lächerlich,  wenn  die  deutsche  Rechnung  mit  „.ßow^riea'*  koket- 
tirti),  die  -man  während  des  Sommers  kaum  minutenlang  benutzt,  nicht  mehr 
bereohnet,  und  die  fibenras  listigen  Trinkgelder  an  Kellner,  Hai^kneehte  tmd 
dergl.  sind- normirt  (gewöhnlich  5  Sgr.)  und  werden  alsbald  mit  der  Hauptrech- 
nung (j,pour  nervicr'^ }  bezahlt.  Dies  ist  ein  Fortschritt,  den  sich  nll  ■  Wirflie, 
die  sich  die  Gunst  ilirer  Gäste  sichern  wollen,  nueiguen  sollten  !  Hat  man  ausser- 
gewöhuliche  Dienstleistungen  beansprucht,  so  versteht  es  sich  von  selbst,  dass 
man  diese  extra  vergütet  Ist  man  jedoei^nkbt  exakt  bedient  worden,  so  führe 
man  bei  dem  Oberkellner,  oder  noch  besser  bei  dem  Hanswirth,  Beschwerde. 
Es  ist  gar  nicht  selten,  dass,  je  mehr  dienstbare  Geistw  Trepp  auf  Trepp  ab  ren- 
nen, die  Bedienung  um  so  lässiger  ist.  —  In  jedem  soliden  Hause  erhält  man 
eine  specificirte  Rechnung,  die  man  stets  am  Abend  zuvor  berichtigen  mag,  wenn 
man  frühzeitig  abreiseii^  will.  Dann  hat  man  auch  Zeit,  dieselbe  zu  prüfen,  was 
bei  der  von  den  B[erren  Oberkellnern  belebten  Schreibweise  nicht  immer  ^e 
leichte  Auf^^ahe  ist.  In  neuester  Zeit  hat  Sidi  hin  und  wiodör  auch  in  Thüringen 
die  Unsitte  eingeschlichen,  den  Zimmerpreis  nicht  mehr  nach  Nächten  (pro  Bett), 
sondern  nach  Tagen  anzusetzen,  wobei  der  Tf(g  der  Ankunft  und  der  Tag  der 
Abreise  berechnet  wird.  Wir  behalten  uns  vor,  dit^enigen  Gasthöfe  zu  kenn- 
seicbnen,  in  welchen  derartige  odttr  andere  Ungebfihr  gefttit  wird.  Auch  dürfte 
es  niebt  an  ▼iel  Tsrlaiq^  sein ,  dass' die  Preise  billigsr  gestellt  würden,  wenn  zwei 
oder  m^rere  Personen  nur  ein  Zimmer  benutzen. 

Manche  Gasthofe  führen  elegant  ausgestattete  Empfeldungskarten ,  z.  B.  der 
Rautcnkranz  in  Eisenach,  der  goldene  Stern  in  Friedriclirode  und  andere,  die, 
mit  lithographirteu  Ansichten  geschmückt,  als  hübsche  Krinncruiigäbiatter  dienen 
können.  Enthalten  diese  Karten  auch  nodb  die  Angabe  der  SehenswQrdigkeiten 
des  betreifenden  Ortes  und  andere  praktische  Notizen ,  so  sind  sie  um  so  werth- 
voller. Ueberdies  sollten  neben  den  sonstigen  Verkaufsgegenstanden ,  womit 
manche  Kellner  einen  Privathandel  treiben,  alle  Blätter,  Schriften  und  Bilder 
aufgelegt  sein,  die  auf  den  betreffenden  Ort  speciellen  Bezug  haben;  auch  dürfen 
in  keinem  anständigen  Gasthofe  Fahrpläne,  verschiedene  Zeitungen  u.  s.w.  fohlen. 

Reisepläne. 

^lan  kann  freilich  Niemandem  vorschreiben,  wie  er  reisen  soll.  Mancherlei 
I  mstande  können  den  besten  und  sicher.sten  lieiseplan  stören.  Diejenigen,  welche 
Uen  Thüringerwald  nur  auf  den  breitgctrcteneu  Haupt-  und  Heerstrassen  durch- 
sieben, oder  wohl  gar  nur  mit  dem  Dampfwagen  dnreh  l^firingen  fliegen,  bedfir- 
fen  ohnehin  keines  Wegweisers ,  da  sie  vielleicht  in  wenigen  Stunden  das  ganze 
Qebfljge  niid  das  gaoae  Land  passiren.  Die  aber- seine  Schdiibeit  im  beilaglichen 


\ 


92  Rtisepläne. 

Gennas  darotikosten  wollen,  w andwn bald  dä»,  bUd  doKhin,  plme  sidi  aii  vor* 

geschriebene  Ttoutcn  zu.  binden. 

Dennocli  dürfte  es  Vielen  erwünscht  sein,  wenigstens  einen  Leitfaden  zu 
liabeu,  nach  dein  sie  ihren  Reiseplan  einrichten  und  ordnen  können.  Für  diese 
sind  die  nachstehenden  Meuet&uren  entwoifen.  Wir  haben  dabei  ln*s  Auge 
gefasst,  dass  flberall  die  interessantesten  Punkte  berObrt  werden,  und  dass  die 
Seitentouren  von  den  verschiedensten  Endpunkten  (grössten  theils  Eisenbahn- 
Stationeii)  anslnufpn  Dass  dio  von  uns  nngegebene  Zeitdauer  nicht  für  alle 
Ffille  zutieilentl  sein  kann,  liegt  auf  der  iland.  Manche  fahren;  Manche  gehen, 
und  zwar  bühueller  oder  langsamer;  Manche  nehmen  da  und  dort  einen  längeren 
oder  kilnteren  Aafenthalt.  indessen  wird  man,  fallsnieht  anssererdentliehe  Bast- 
tage  dazwischen  treten,  mit  den  angegebenen  Tagereisen ,  auch  zu  Frss«  bequem 
auskommen,  indem  fiberall  Küek^ieht  daraufgenommeu  ist,  wo  emlängerer  Aufent- 
halt sich  nöthigmacht.  Alle  näheren  Angaben ,  auch  der  Ortsentfenmngen,  finden 
sich  im  Texte:  gleichwie  bei  denfrequentestenStatiousortennocli  ]<leinere  Touren 
angeführt  sind.  Ausserdem  haben  wir  die  i^outen  eiugetlieilt  in  solche, 
welclie,  indem  sie  von  Osten  nach  Westen  oder  nmgekehrt  laafen,  den  grSsserett 
Theil  des  Gtobirges,  und  awar  dem  Hanptrücken  entlang,  and  io  solche,  die  nar 
einzelne  Distrikte  nach  verschiedenen  Richtuni:' ii  Iiln  berühren.  Dabei  haben 
wir  in  dieser  Uebersicht  nur  die  ganjybarsteu  und  gewöhnlich  auch  interessan- 
testen Wege  angegeben;  während  im  Text  noch  auf  viele  andere  aufmerksam 
gemadit  ist.  Wer  aber  die  Tagesroatea  für  aa  Uela  hält,  der  bedenke »  dass  er 
sieh  da  and  dort  aafbalten  ^nnd^oeh  manebe  £zkarsioii  maehea  nuifts,  am  nabe 
liegende  interessante  Fankte  nicht  an  Übersehen. 

!•  Hanpttonr  (8  —  10  Tage), 

wie  sie  im  Texte  unter  II.  beschrieben,  doch  so,  dass  wir  jetzt  von  Nordwesten 
(Eisenadi)  ausgehen,  während  dort  die  umgekehrte  lEUchtung  angegeben : 

1.  Tag:-  Von  Eitendeh  (nachdem  die  Exkursionen  in  der  nSebsten  Umgebitog 

beseitigt  sind)  nach  Altenstein  und  Liebenstein  (6 — 7  Stunden); 

per  EisenV»ahn  und  Post  über  Salznnt^'en  nnfl  Tinniflbom; 

zu  Wagen  (Chaussee)  über  Wilhelmsthal ,  Uumpelstadt ,  Schweina; 

oder  über  Kuhla  und  Alteustein ; 

m  Fass  dareh's  Annathal,  oder  dnrcb  die  LandgrafenselilaGiit  über 

den  Draehenstein  auf  die  Hohensonne.  Von  hier  können<gute  Fuss* 
.  gSnp^er  cntwcät  r  durch  die  Hochwaldsgrotte  und  über  das  Seliwalbeu- 
nest  (Karthf^nserberg)  nach  Wilhelmsthal  und  dann  auf  der  Cliausj^ec 
über  GnnijM  l>tadt,  Schweina  nach  Altenstein  und  Liebenstein  (6  —  7 
Stunden;  gelangen,  oder  den  Rennsteig' '  bis  zum  sogenannten  Zoll- 
Stock  Terfolgen  and  Ton  hier  ilber  den  Sehdnberg  naeb  dem  Wach- 
Steia  nach  Kuhla  and  dann  ftber  den  Qerberstein  und  die  Lathersbucbo, 
Ofhr  von  der  Ilolieiisonne  auf  dem  Kcnnstoig  über  den  Ottowald  (Rühlor 
Häuschen)  und  dnrch  den  Schweinaergnmd  ihr  Ziel  (Altenstein  odoi 
Liebenstein)  erreichen. 

2.  Tag :  Von  Lu^ßeMUm  aal  den  IwUiAerg  (Chaussee)  dnrch's  Drasenthal  fibei 

.  Brotterode  (4'/«  Stande).  —  NXherer  Fassweg:  Felsentheater,  Tbttrin* 
gertbal,  Dreihermatein  etc. 
d.  Tag:  Vom  Tnselsberg   über  B€inhat%Mrvnn   nach  IMedri^rode   (3  ~  d 
Stunden) ; 

zu  Wagen  (Chaussee)  über  die  Tauzbuche^  und  durch  den  Ungclieuen^ 

grand,  oder^tlber  Kabars  and  Qrosstaban  (Lanchagrund) ; 

SU  Fuss  dnrcb  das  Felsentbal  (ThorsteinX  und  ttber  den  Uebelberg. 


üigitized  by  Google 


4.  Tag:  Von  Fr  tr  ihn  eh  rode  n&ch  Tamhach  (3  —  4  Stunden); 

zu  Wagen  (Chaussee)  über  Altenbergeu  {^Kandelaber)  und  G^iorgentbal ; 
SU  Fuss  filMt  das  Vierpfenuigsbaus. 

5.  Tag:  Yon  Tambaek  auf  die  SeknUUhe  (5 — 6  Stunden); 

SU  "Wagen  und  zu  Fuss  (Cbaussee)  durch  den  Dietliarzer-  (Scliinaal* 
Wasser-)  Grund  und  am  Fjilkeu stein  vonlb«>r  uacli  Oborliof. 

Wpt  Tambach  nicht  berühren  und  den  Falkciistcin  nicht  sehen  will, 
kann  von  Friedrichrode  über  Georgenthal  und  Ohrdruö*  nach  Oberhof 
fabreiiy  oder  ron  Georgentbai  Uber  Stntdians  daliin  gebo». 

6.  Tag:  Von  der  Schmtleke  (fldmeekopO  Über  B^erthur§  nach  Umtna»  (3 — 4 

Stunden) ; 

zu  Wagen  über  den  Mönchshof  und  am  Hobewartakopf  Torftber^  oder 

über  Oehlberg  und  Arlesberg:; 

zu  Fuss  über  den  Steiger  oder  über  Gehlberg  nach  Elgersburg. 

Wer  Elgersburg  nicht  berühren  will ,  kann  direkt  Über  Manebach 
naeh  Ilmenau  fahren  (Chaussee),  oder  auf  einem  näheren  Fussweg 
nach  Manebach  und  von  da  Uber  den  Hermannstein  und  Kickelfaabn 

gehen. 

I.  Tag :  Von  Ilmenau  über  FauUnzdle  nach  Scluoarzburg  (5 — ö  Stunden)  j 
-  zu  Wagen  über  Königsee  (Chaussee) ; 
zu  Fuss  über  Angstedt,  oder  (mit  Umweg)  über  den  Singerberg  nach 
Paulinzello  und  von  da  über  den  Trippsti  in. 

8.  Tag:  Von  JSchwarzburg  über  Blanhenbnry  nach  Rudolstadt  (4  Stunden); 

zu  Wagen  durch  das  Schwarzathal  und  über  Schwarza  nach  Volksstedt 
(Chaussee)  j 

zu  Fuss  durch  das  Schwarsathal  nach  Blankenburg,  und  von  Blanken- 
burg über  den  Oreifensteln  und  Zetgerbeim  entweder  nach  Volksstedt 

und  über  Scbillersliöhe  und  Cumbach; 

oder  von  Zcigerbeim  den  nächsten  Weg  über  die  Justinshohe  nach 

Rudolstadt. 

9.  Tag  :  Von  Rudolstadt  nach  Weimar  (7 — 8  Stunden)  j 

Post  über  Kraniebfeld  oder  über  Blankenhain  naeh  Berka  a.  d.  1. 1 
SU  Fuss  yon  Berka  über  Buchfahrt  nach  Belredere ; 
von  Weimar  per  Eisenbahn  über  Apolda,  Sulza,  Kösen,  Nanmburg  etc. 
Verzichtet  mnn  nuf  Weimar,  oder  irebt  von  Jena  dorthin  (Post),  SO 
reist  man  von  Rudolstadt  nach  Jena  ( S  Stnuflen  ) ; 

Post  und  Fussweg  (Chaussee)  über  Oiiamünde  und  Kahla,  oder  viel- 
leldit  Ton  Gdsdiwita  Über  Lobeda  und  W511nitz. 
10.  Tag :  Von  Jena  Über  Dcmhurg  und  Camburg  nach  Naumburg  (7 — S  Standen) ; ' 

ZuWagen  (Chaussee)  über  Zwätzen,  Domdorf  (Dornburg)  und  Leisslau 
oder  von  Camburg  mit  der  Post  nach  8fU^  und  mit  der  Eiscmbahn 
über  Köseii  ; 

zu  Fuss  von  Jena  über  die  Kuuitzburg  nach  JDornburg  (2  —  3  Stun- 
den) ;  dann  Über  Cambiirg  und  die  Rudelsbnrg  nach  JGiten  und  ron  da 
über  Schulpforta  nach  Naumburg ; 

oder  T<m  Jen»  nach  Weimar  (4  Stunden),  oder  naeh  Apolda  (8  Stunden). 

n.  Seitentonren. 
1)  Ten  Weianlr  naA  Maig  (1^  Fealaieilsn}« 

1.  Tag :  Von  Weimar  über  Berka  und  Blankenhain  naeh  BuäoUUnäi  (Post); 

zu  Fuss  über  Bc1\  edere^  Buchfahrt,  Kiliansroda,  Blankenhain,  Lenge- 
feld,  Teichel  (S  Stunden). 


Digitizeo  üy  ^^oogle 


94 


fteisefUüie* 


2.  Tag:  Von  Rudolstadt  nach  f^anlfeld  (Post); 

zu  Fuss:  Cumbach,  Preilipper-Kuppe,  KuUu,  Katze  (2  Stunden); 
oder  (mit  Ümgehnng  von  Saalfeld)  von  Rudolstadt  über  Bimilktmhurg 
nach  8eh»ßar»^r9  ^ost),  4  Stunden;  an  Fuss  Uber  Zeigerheim  nnd 
den  G^eifcnstein. 

3.  Tag:  Von  Snnifeld  libor  TTohoneiche,  Beichmannsdorf,  Waliendorf  nachi^£u- 

Äawa  (Post),  5  Stunden; 

oder  von  Schwarzhurg ,  Sltzendorl,  Unter-  und  Obeiw eissbach  nach 
Neuhaus  (Post),  4  Standen. 

4.  Tag:  Von  NeviuxM  Über  Lauscha  und  Steinach  nach  BcniMherg  (Post),  4 

Stunden. 

5.  Tag:  Von  Sonneberg  über  Neustadt  nach  Coburg,  5 Stunden,  per  £iseu* 

bahn  %  Stunden. 

•  8)  Ton  Coburg,  Effeld  oder  Hildburghansen  (Bisenbahn)  «b«r  Umonau  oder  Soliw&raburg 

naok  Metmderf  (Erfnrt-Iktha) ;  18  PettaneUeB. 

a)  Ueber  Ilmenau, 

1.  Tag:  Von  JEr^eM  tlber  Oelse  (Oelze),  Orossbreitenbach,  Gehren.  Langewie- 

sen  nach  Ilmenau  (Post),  7 — 8  Stunden  (zu  Fuss:  über  den  Bürzel); 
oder  von  Hüdburghauahi  über  Schlcnsingen,  Schmiedefeld  ondStütaer- 
bach  nach  Ilmenau  (Post),  7 — 8  Stunden. 

b)  Ueber  Schwarzburg. 

Von  C'obvrg  über  Somieberg  (Eisent>ahn) ,  Steinach  und  Lauscha  nach 
Neuhaus  (Post); 

oder  über  Schalkau  und  Limbach  (zu  Fuss  über  Almerswind,  Grümpen, 

Rauensteln  und  Theuern)  nach  Neuhaus  (Chaussee),  \n\ä  von  da  über 
Wallendorf  und  Untenvcissbach  nach  SchwnxViurg  (Post),  11 — 12  St. 

2.  Tncf:  "Exknr-sionen  von  Tlmniau  oder  Sckif:nrzhvr>!  nu^. 

3.  Ttt}^ ;  a)  Von  Ibncnau  über  Plaue  oder  Elgersburg  nach  Arnatadt,  (Post),  4 — 5 

Stunden; 

b)  von  Schwarzhurg  über  PauUnaelle  nnd  Stadtilm  naeh  Amtitadt 

(Chanssee),  6  Stunden. 

4.  Tag :  Von  Arnstadt  über  Ichtershausen  nach  DteUndor/  oder  Erfurt  (Post), 

2Vt— 8  Stunden; 

oder  zu  Fuss  über  die  Gleichen-  und  Seeberge  nach  Gotha  (5  Stunden). 

8)  Ton  Oeiha  über  Seüa,  8nU  uaA  Sebl«asiiir«i  na^  'Hfldlnirtliausen  eder  MeiBtnfea 

(10}  Postmeilen). 

1.  Tag:  Von  Gotha  Whcr  Ohrdniß  imch  Oberhof  (Post),  7  Stunden. 

2.  Tag:  Von  O^crÄo/ über  ZcWa  n neb  Rvhl  (Po^t)-, 

oder  zu  Fuss  über  die  Schmücke  u.  U  oldlauter  nach  Suhl  (4 — 5  Stuudeu). 
^    8.  Tag;  Von  Suhl  nach  Schleusingen  und  Hildburghausen  (Post),  5  Stunden; 
oder  Über  Hemrieht  nach  Meindngen  (Omnibus),  5  Stunden. 
4)  Ten  Msiaingen  über  Xella  od«r  VambaA  aadi  Oefha  (9-10  Pestmeaen). 

1.  Ti^f:  Von  Meiningen  über  Kühndorf  (zu  Fuss  auf  den  Doliliar),  SlAwaraay 

Bcnsbausen,  Mehlis,  Zella  nach  Oberhof  (^o9i)^  7 — 8  Stunden. 

2.  Tag:  Von  Oberhxjf  über  Ohrdruf U9s^  Chtha  (Post),  7—8  Standen. 

Oder: 

1.  Tag:  Von  Meiningen  über  Helba»  den  Johannisberg,  den  Dolmar  und  Vier- 
nau naeh  8Uiiiha€h''HaUetAerg  (su  Fuss),  5 — 6  Standen. 
8.  Tag:  Von  Steinbach  nach  TomAa^  (3 — 4  Stunden),  entvreder  fib«r  Botte- 

rodc  (rhrnipsoe"^ ; 

oder  zu  Fuss  Über  den  Donnershaug  und  durch  den  Sehmalwasseigrund« 


Digitized  by  Google 


95 


3.  Tag:  Von  Tonilarh  fiber  Oeorgfnthal  nach  G^o^Äa  (Post),  4 — 5  Stnaden; 

Oller  ühor  Friedrirhrode  f  Reinhardsbrunn  tuld  Walterahaaaen  nach 

Fröttstädt  (Eisenbahn). 

'  6)  TM  Jena  nach  Xtlaiafwi. 

1.  Tag:  Von  Jena  nach  Budolttadt  (Post),  8  Stunden. 

S.  Tag:  Von  RudoUtadt  Hher  Slanhenbu  ich  Schv  arzburg  (Post),  4  Stunden. 
S.  Tag:  Von  Seh >'r, r- hnrg  tther  J^Münz^lie  oder  Amt  Gehren  nach  Ilmenau, 

6  —  7  Stunden. 

4.  Tag :  Von  Ilmenau  über  Stützerbach  und  Schnücdefeld  nach  Suhl  (Post) ; 

oder  an  Fnss  über  den  Schneekopf  und  Ooldfatnter  nadi  Suhl,  oder 
über  die  Sehmtteke  nnd  den  Beerberg  nach  Zella  (Chanssee),  5 — 6  St. 

5.  Tag:  Von  MIZ  fiber  Heinrichs  und  Bohr; 

oder  von  Zolin  über  Benshausen  nnd  Schwaraa  nach  Hetningen 

6)  Von  BekMalkald«B  (Wem8haiiseii)*Baeli  Gotha  (5^  PoetmeUe). 

1.  Tag :  Entweder  von  Schmalkalden  über  Kleinschmalkalden  nach  £^dri^h- 

rnde  und  Waltorsli}ni*ien  (Post).  4  —  5  Stunden ; 

oder  von  Schmalkalden  über  Schuelibach,  oder  liotterode  nach  2'am* 
back  (Chaussee)  j 

oder  an  Fuss  dnreh  den  Haderholagnind  n.  Aber  den  HOhnberg,  4 — 5  St. ; 
oder  fiber  Kleinschm  alkalden  und  Brotterode  «nf  den  Inselsberg 

<' Chaussee),  4  —  5  Stunden. 

2.  Tag:  Von  Tambach  über  (ieor<.'enthaI  nneh  Gotha  (Post),  4 — ij  Stunden; 

oder  von  Frieih-ichrode  über  Reinhardsbruun  nach  Gotha  (Post),  3  St.; 
oder  vom  InaeUberg  über  Waltershauseu  (Eisenbahn),  Fröttstädt  nach 
Ooiha. 

7)  Ton  Naomburg  nach  Lobenstein  (Saalthal);  17—18  PostmeQen. 

1.  Tag:  ^  <»n  Nimmburg  nach  Jena,  7 — 8  Stunden  (s.  Hauptt^  ur.  10.  Tag). 

2.  Tag:  \oii  Jena  nach  Rudolstadt,  8  Stunden  (s.  Haupttour,  Ö.  Tag). 

3.  Tag :  Von  Rudoitiadt  nach  Baalfeld  (Post),  2  Standen ; 

oder  zu  Fuss  über  Blankenburg ,  den  Griesbachsfelsen  nnd  Unterwirr- 
bach,  4 — 5  Stunden. 

4.  Tag:  Von  Saalfeld  Uber  Leutenherg  nach  Lobeneiein  (Post),  6Vi  Meilen  in 

5 V,  Stunden; 

oder  zu  Fuss  von  Saalfeld  über  Könitz,  Obernitz  (Gleitscb),  Caulsdorf, 
Bucha,  Schniorla  nnd  Moxa  nach  Ziegenrück,  oder  von  Caulsdorf  Uber 
Eichigt,  Söhma,  St.  Jakob ,  Drognits,  durch  den  Otter*  oder  Schacher- 
prund nach  Ziegenrück,  G  Stunden.  * 

5.  Tag:  Von  ^//"^'^-'n-Z/rZ- über  Dörfles,  Essbncb  u.  Burgk  nach iSoa^fettr^jr^  ö — 6  St 

6.  Tag;  Von /S'aa/^w»ir  über  Ebersdorf  nach /«oic»w«c»», 

^  Die  Eoute  Ten  Freibuf  durch  das  ünstruttiiai  über  ftanlMBfeaiseny  BeBl«rAaase% 

Möhlhansen  nach  Eisenach, 

die  abwochsclnd  au  Fnss  und  mit  der  Post  ö  —  6  Tage  beansprucht,  siehe  Ab- 
achnitt  VU. 

IIL  Kleinere  Tovreiu 

1)  Weissenfels  —  Köstrits  —  Eisenherg  —  Jena  —  Domburg  —  Naumburg, 
Tage. 


Digitized  by  LiOOgle 


96  £«i8e]pliiie. 

2  )  Weimar  —  Jena  —  Doniljurjx  —  Küsen ,  l  —  2  Ta^'^o. 
'6)  Erfurt  —  Ani»Uidt  —  Ilmenau  —  Schwarzhurg  —  Kuilulätudt  — -  Weimar, 
8  —  4  Tage. 

4)  Gotha  —  Reinhardsbrnan  —  Friedrichrode  —  Georgenthal  —  TamiMch  — 
Oberhof  —  Schneekopf  —  Elgersburg  —  Arnstadt  —  Dietendorf  (Gotha 

oder  Erfurt)  ,3  —  4  Tage, 
ö)  Eiseuacii  —  Mosbach  —  Thal  —  Winterstein  —  Inselsber^  (oder:  Eiseuacli 

—  Kuhla  —  Gerberäteiu  —  luöclsberg>  —  lieiuhardöbruan,  Waltershauseu 
^  FrÖttstildt  (Eisenach  oder  Gotha),  2  Tage. 

6)  Salsnngen  —  Liebenstmn  —  Inselsberg  —  Beinhardsbrnnn  —  Friedrich- 
rode —  Schmalkalden ,  2  Tage. 

7)  i^If'niniL'^Mi  —  Suhl  —  Schmücke  —  Oberhof —  Ohrdi-uff —  Fricdrkliro<b^ 

—  iiisc'lsherg  —  Brotterode      SchmulkitMen  —  Wernshausen  ,  ii — 4  Ta^re 

8)  Eisfeld  —  Limbach  —  Neuhaus  —  Stciauch  —  Soniioberg  —  Coburj;, 
1  —  3  Tage. 

9)  Schleusingen  —  Dmenau  —  Siihwaraburg  —  Blankenburg  —  Saalfeld  — 

Sonneberg,  3  —  4  Tage. 
10)  Coburg  —  Cronach  —  Lobciistcin  —  Ebersdorf      Wurabach  —  Lehesten 

—  Gräfenthal  —  Sonneberg,  3  —  4  Tage. 


\ 


Digitized  by  Google 


I. 


Eisenbahnfahrten. . 


,3^ 


h  £oute:  IhäriagisolLe  ElsenbaliiL 

* 

(von  Halle  hh  O^erstungen).  *)  • 


I>if  lliti rin(i!s4-hc  Bahn  ist  der  schönste 
Schiencji^v  e^i  in  Nord-  u.  Mitteldeutseh- 
land, indem  er  durch  eine  sehr  belebte 
0eg«nd  fiihi^,  derfin  freundliche  StiUfte 
in  fast  regelmlsslger  tentfetnung  von 
einander  liegen,  und  durch  das  lan^e- 
streokte  Oebirgspanoramn ,  dns  nur  sel- 
ten den  Blicken  entzogen  wird,  sowie 
durch  die  fruchtbaren  Flussthälcr,  durch 
die  er  sich  windet,  reich  an  wechselnder 
Anmuth  ist.    Die.  Bah|istreeke  —  von 


durch  die  ebenso  gescbiuackvonrn  ,  als 
zweckmässigen  Gebäude,  sondern  viel- 
mehr durch  die  kosUpieligeu  8cii\vierig-> 
helten,  die  der  solide  Bau  su  ttherwinr 
den  hatta."  Dabei  kommt  weniger  die 
Steigung  in  B,etr;nLt  (der  tiefste  Punkt 
hei  Merseburrr  '\  I  2  F.,  der  höch^^te  hin- 
ter Gotha  104'.)  F.,  und  der  Kndpunkt 
bei  Gerstnngen  713  F.  über  dem  Meere); 
wobl  aber  Jbescfareibt  die  BabnstreeU», 
die  in  gerader  Linie  nnr  16  Meilen  be> 


Halle  bis  Gerstnngen  —  misst  tibcr  25  tragen  würde,  über  9  Heilen  in  Curvcn, 
Meilen,  die  man  in  4  Stunden  zurück-  die  bei  Weissenfcis,  Kosen  und  SuIjsr 


lej^,  nn<l  berührt  folgende  Länder;  Kö- 
nigreich Sachsen,  Königreich  Preusscii, 
CFrosshenogthnm  Weimar,  Herzogthum 
Meiningen,  Herzogthum  Gotha,  Kur- 
fOrstenthum  Hessen.  Die  Arbeiten  bc- 
'_'5u>iion,  unter  Leitung  des  Oberingen. 


um  bedeutendsten  sind.  Dazu  die  Hin- 
dernisse ,  welche  Elster ,  Saale  ,  Ilm, 
Gera,  HSrset ,  Werra  nnd  viele  kleinere 
Flflsschen  ihr  entgegenstellten.  Der 
Schlangenlauf  der  Saale  wird  auf  einer 
Strecke  von  5  Meilen  Dnial  überschrit- 


Müus,  1844  und  schritten,  trotz  des  viel- 1  ten,  die  Ilm  4mal,  die  Gera  ;}nial ,  die 


fach  nngüustigen  Terrains,  So  rasek  vor- 
wirtSf  'dass  die  erste  Strecke  sdion  1849, 

die  zweite  (bis  Eisenach)  1847  nnd  die 
ganae   Bahn   1849    befahren  werden 

konnte:  -vvj'OireTid  dns  z^veite  Sfhienen- 
fjeleise,  sowie  die  Zweiglialni ,  die  Ton 
(Jorbetha  nach  Leipzig  abläuft,  erst  spä- 
ter (1856)  eirQlhel  wurde.  Die  Kosten 
der  ursprfbigllchen  Anlage,  die  vop  einer 
Aktiengesellschaft  zusammengebracht 
wurden,  bctrup^en  14  Mill.  ThTr.  (pro 
Meile  548,600  Thlr.).    Dies  hohe  An- 


Ilörsel  Gmalj  so  dass  C5  grössere  und 
269  kleinere  BrOcken  gebaut  werden 
inussten,  die  man  jedoch  im  raschen 
Darüberfahren  kaum*  p^ewalirt.  Aber 

auch  das  Vlussbett  der  Saale ,  Ilm, 
(lera  und  Jiorsel  ist  hie  und  da  —  das 
letztere  an.  5  Stellen  —  verlegt  worden. 
Zwischen  Qotha  und  Fröttstedt  wird  so- 
gar der  Leinakanal  dui eh  einen  35  F. 
hohen  Aqu^duct  über  die  Bahn  hinweg 
«rffrdirt.  Dazu  die  betriiebtlichrn  Via- 
ducte  bei  Apolda  und  Gotlia,  sowie  die 


li^geka^ital  erklärt  sich  nicht  sowohl  I  häufigen  Einschnitte,  die  zwischen  Wei- 

A.  Bork,  lila  Tliürinprisrho  Eis*  nl  ahn.    Lcip?:ip:  BrofkbfiTis  1S'><t.  —  Die  Thvrin* 
gittclie  fiiseubalin.  Abdruck  au»  der  IlluHtrirten  Zeitung.  —  U«l>rigeQs  s.  S.  Itö. 
FQhrer  durch  Thäriogen.  7 


.  ijui.  u  i.y  Google 


99  ' 


1.  BmUei  TMringisclie  Eisenbahn. 


100 


mar  and  Erfurt  bis  6S  F.  tiaf  sind.  — 
Dennoch  werden  <lio  Ausgaben  von  den 
Kinnahmon  (1863:  2,433,232  Tlilr.  und 
al.so  gogen  24,000 Thlr.  mehr,  als  im  vo- 
rigen Jahre)  yoilütäudig  gedeckt,  so  da»ä 
die  Aktien  der  Thür.  Eisenlisfan  stets 
einen  gnten  Cour»  baben. 

In  den  Wartesilen  (III.  Cl.)  sind 
Uberall  Restaurationen ,  die  nber  ,  in 
Folge  des  hohen  Pachtes,  den  sie  zu 
zahlen  pflegen,  durchweg  theure  Frebe 
stellen.  Für  die  Fassagiere  I.  n.  H.  Gl. 
sind  in  den  i^rSmnigen  I^dnbdf^pi  be- 
sondere Zimnler  eingericbtet|'  von'  denen 
jedoch  wenip^er  (?r>>rHurb  '^emncht  wird. 

A'erfoljren  wir  'iir  Bahn  von  UaUe 
Hnd  Leipzitj  bis  Gerstungen,  so  geschieht 
dies  eben  per  Dampf,  d.  h.  im  rascben 
Dnrebflnge,  um  den  Sehlerienweg  und 
dessen  nächste  tlmgebnng  kennen  zu 
lernen.  Diejenigen  Stationen  ,  die  den 
wachfolgenden  Rauten  als  Ein-  und  Aus- 
gangspunkte dienen,  werden  nur  tiüch- 
tig  berührt  und  erst  später  «nsfBltttieb 
gesehfldert.  Es  sind  tiglieb  5  ZQge, 
^lebe  die  ganze  Bahnstrecke  durch- 
fahren, 2  Schnellzüge  (davon  einer  des 
Nachts) ,  2  Personenzüge  und  1  Güter- 
zug. Die  Schnellzüge  halten  nur  an  den 
Hauptstationen ;  vom  1.  Mai  bis  15.  Sept. 
bftit  jedocb  der  Tagesscbnellsng  auch  in 
Kosen,  Sulza  und  Neudietendorf.  Die 
rrütrr7;fif^c befördern  auch  Personen,  n^y('r 
nur  II  und  III.  Clas.se,  Kleine  Kiud«>r, 
die  noch  getragen  werden,  bedürfen  kei- 
nes BiUets.  Etwas  grOsstore  bis  zom  10. 
Leben^abire  aablen  balbe  Frefse. '  €te- 
wdhnlicb  löst  Vater  oder  Mutter  ein  Bil- 
let  hr^lirrer  Cbisse,  und  fjOirt  darauf  mit 
dem  Kinde,  ohne  dass  für  dieses  beson- 
ders  bezahlt  wird ,  in  einer  niedrigeren 
Glawse.  Hunde  dttrfen  ]is|r  in  eigens 
daan  Teservirten  Bebiltem  gegen  dn  ge- 
ringes Falirgcld  mitgenommen  >verden. 
—  Uebrigen.s  50  Pfd.  Gepäck  frei,  aus- 
ser dem  Handgepäck,  das  man  im  Wa- 
gen bei  sich  führt.  —  Tagesbillots  10 
Sonntags-Tagesbillets  80%  billiger.  IZnr 
Erleicbterung  des  VergnügungSTerkebrs 
werden  in  den  Sommermonaten  von  und 
nach  allen  Stationen  der  Thüringer,  Cor- 
betha-Lelpzigcr  und  Woisseufels^Geraer 


Bahn  FersonenbiUets  II.  und  III.  01.  an 

den  gewöhnlichen  Sonntagspreisen  aus- 
gegeben^ wek  he  auf  die  Dauer  von  8  Ta- 
gen zur  einmaligen  Rückfahrt  giltig  blei- 
ben. Der  Verkauf  derselben  findet  aber 
Aar  an  jedem  Sonnaboid,  dieBenutsnng 
an&der  Hinreise  nur  an  Sonnabenden  und 
Sonntagen  bei  bestimmten  Zügen,  auf  der 
Ulickfahrt  bis  ciüsctiliesslich  dcnnächst- 
fidgenden  Sonnabend  bei  allen,  nur  nicht 
mit  den  Schnellzügen,  statt  —  Zu  den 
iTodUschnellzügen  nur  BiUets  I.  und  II. 
CI.,  und  arrar  su  erb^biten  Preisen :  von 
Halle  bis  Eisenach  t.  Cl.  BTlilr.  13Sgr., 
II.  Cl.  3Thlr.  2GS-r  ;  von  T.eli)/.!ir  nach 
Eisenach  I.  Cl.  C  TJilr   liJ  Sgr.,  II.  Cl. 

4  Thlr.  1  Sgr. ;  von  Eisenadi  nach  Cas- 
sel I.  CL  4  Tblr.,  H.  CL  2  Thlr.  17  Sgr. 
T'apeMcbnellxQge  dieselben  Freise,  wie 
alle  anderen.  —  Die  BiUets  werden  vor 
der  Abfahrt  im  Wagen  coupirt  und  auf 
der  vorletzten  Station  zurückgefordert. 
Equipagen  -  Taxe  I.  Cl.  1  Thlr,,  II.  CL 
25  Sgr.  pro  Meile. 

^  Der  Äufenl^U  auf  den  einaelnen 
Stationen  kann  nicht  zuverlässig  ange- 
geben werden.  Auf  den  llauptstationen 
dauert  er  in  der  Regel  längere  Zeit  (3 — 6 
Min.),  auf  den  Nebenstationeu  kürzere, 
an  d^en  Haltestellen  kaum  1  Min.  Selbst- 
verstSndlicb  rasten  die  SdhnelteQge  nir- 
gends so  lange,  wie -die  FersonenzQge, 
und  in  <ler  Regel  nur  an  den  grosseren 

5  t  at  i  o  n  e  I  ] .  Die  Güterzüge  dagegen  über- 
all am  läugäten. 

Wünschcnswerth  ist  ein  Platz;  an 
einem  der  Unkeh  Fenster  (yon  Eisenaeli 
nach  Halle  :  rechts)^  weil  auf  dieser  Seite 
<lie  schönsten  An-  und  Aussichten.  Nur 
von  Fröttstedt  bis  Eisenach  möchte  die 
rechte  Seite  (wegen  des  nahen  Hörsei- 
berges) vorzuziehen  sein. 


1. 

n. 

Ul. 

,  Von 

T. 

S. 

T.l 

&. 

T. 

s. 

Hamburg  B«<ttk  Hatto 

9 

16 

6S6 

4 

Berlin        „  „ 

5 

2 

3 

14 

2 

174 

29 

Magdeburg  „  „ 

S 

1) 

1 

Dresden  n»(-ii  Leipzig 

•^ 

2 

1 

LeUtcig  bach  £lBeaacli 

6 

4 

a 

14 

Sl 

Hüfie      »  « 

5 

85 

3 

9 

j 

17 

Elsunach  „  Gorstuiigcn 

26 

14 

11 

OerstuDgen  nach  Catutel 

2 

17 

1 

25 

1 

8| 

<>e  rätungen    „  Ftank- 

farl  a.  JC  .  .  •  , 

f 

4 

S 

«1 

üigmzed  by  Google 


101 

Hraptst.  Halle  Ml  ier  8äaU,  Kreis- 

und  üniversitÄtsst.  in  der  preass.  Pfo- 
ybaz  Sachsen,  mit  40,000  Einw. 

Onnth'nfe  :  ^  Ilötel  z.  Thnring.  Bahnhof.  — 
Jfenfe'«  Hötel  beim  Bahnhof.  —  Kro»prinz, 
^  Bkig  (mm  ÜMlBi).  —  «61.  Hmmbmrg  (ii»Un 
(I.  Po8t).  —  Oro^^nrt.  Hr^fnTiraftftn  den  Thnr. 
Bahnhofo&y  der  mit  d«r  Lti^tiger  tt.  Magde- 
bttrger  verein  i^t  ist  —  l^roschkea  i  Per- 
ion  S  Sgt. 

Eitenb.  ja.  Merseburg :  ^  ]  Mril  T.  TI,  14  P?r., 
JL  8  ägr^  m.  7  8gr.,  Fulirt  20  Min.  (Pcrno- 
n«mff>.  MMk  Leipzig  i  IM  L  Ii.  t7  8gr^ 
IL  IB  8«t^  m.  It  acr.  MtfitfMfB. 

Wer  Halle,  Thürin^'ens  Grenzstadt 
^^t'^rr!  die  nordischen  ATarkrn  hin,  seit 
Jahren  nicht  gesehen,  erkennt  die  Stadt 
kaum  wieder.  Durch  den  Eisen  bahnver« 
kehr  hat  sie  an  Umfang,  Sänberkeit  tmd 
regem  Leben  sehr  gewonnen  vtA  kape- 
ntrt  durch  ihr»  yielett  ThBiOM  scbost 
ans  weiter  Feme. 

Sehensicürdigkeiien  inneilialh  der 
Stadt:  *der  MarhipUUz  mit  der  Uaupt- 
Idrche  und  ihren  Hansmiomthlämien, 
dem  reihen  Thnrm,  dem  lUIhhane,  dem 
HS&delschen  Standbild;  das  Unirersi- 
tat'^o^elmufJe  mit  seinen  SamTiilnrifi^rn : 
♦die  umfangreichen  Franke' sehen  Stif- 
tungen  in  der  Vorstadt  Glauchau;  die 
Domkirehe  ttnd  daneben  Ae  ehemalige 
Besidenn  der  mcgdebnrger  Eribieehdfe^ 
die  Buinen  der  Moritabnrg,  der  Jäger- 
beiig  mit  der  Freimanrerloge  und  Ueber- 
sicbt  über  die  Stndt;  das  Salzwerk  im 
unteren  Stadttheil  mit  den  originellen 
Hnllorett  'nnd  nkAt*  weK  davon  die 
sehGne  MoritakiTChe. 

Excnrsionen:  ^Giebichenstem,  gree- 
ses  Dorf  mit  sehr  be'lentender  Do- 
mäne am  Saalufer.  Auf  einem  senkrecht 
Hufsteigenden  Felsen  die  Kuinen  der 
Burg  cTiebiehenstefai,  ans  welcher  lAotdr 
gmf  Lrndwig  I.  dnreh  efaien  hlOmeii 
Sprung  sich  rettete  (s.  S.  57).  Am 
AbhanpfC  des  Ber^rp's  *  Soclhnd  Witte- 
Icind  (V2  St.  V.  Bahnhof)  mit  Äusserst 
freundlicher  Umgebung.  Gegenüber  das 
reisend  gelegene  Fischerdorf  *0r9lM^ 
ndt  Seiner  rawntlsciien  Beigsehenke 
und  dem  Garten  dos  Fahrikherm  Kefer- 
stcin.  Ueberau  historische  und  litera- 
rischo  Keminiscenzen  (.Höltjbank).  Seit- 


102 

Wirts  bvIscImii  Halie  und  Cöthen  der 
Petertberg,  eine  1125  F.  hohe  Porphyri- 

kuppe  mit  fast  unbeseJiränkter  Rund- 
sicht und  prachtvoll  restaurirter  Kirche 
über  den  Abneogr&bem  des  öäehsischen 
FBreteohanees.  > 

Von  Halle  Ifinft  die  Balm  nnf  dnem 
hohen  ^schnurgeraden  Damm  durch  Wie- 
senniederungen, die  von  den  nahen  Flüs- 
sen zuweilen  überschwemmt  sinti,  und 
brückt  sich  bei  Ammendorf  (r.)  und 
Bodemoall  (1.)  Ober  die  weiMe  JShUr, 
bei  Schkopau  (r.)  über  die  Saalß^  Die 
fruchtbare  Gegend  Ist  fliM^^  sbsr  «i»ht 
ohne  Anmuth. 

Stat.  Merseburg  (links  der  Bahn  », 
preuss.  Bezirksstadt  au  der  Saale ,  mit 
12,000  Binw.',  eine  Liebifngsresidem 
der  altoB  deiHsdhen  Kaiser,  unregei- 
miUsig  gebaut  und  wenig  belebt,  obwohl 
sie  von  der  B  ilm  nu.s  einen  imposanten 
Anblick  gewahrt,  da  sie,  an  eitiem  Berg- 
uhhang  hiugesti'eckt ,  mit  ihreu  gross- 
artigen, tiiannreichw  Baaweriun  ToU' 
ständig  fibersehen  werden  kann.  Die 
auf  deni  rechten  Saalufer  liegende  Vor- 
stadt ,  hftufigen  T'f'berschwemmungen 
ausgesetzt,  wird  scherzweise  y^Kleio^- 
Venedig"  genannt. 

Owthöfe:  Amhm,  .mm  Markt  (Pestliel- 

terel).  —  Ritter.  —  Halber  Mond. 

Eisenb.  n.  Cori>etha  :  1|  Meil.  in  Sa  Min^ 
I.  CK  11  3gr^  IL  6  Sgr.,  UI.  4  Sgr. 

Bahnhof  (I.):  daneben  eine  gute  Se- 
stauration.  Drosclikc  k  Person  3  Sgr.  ' 

Post  (vom  Baliiiliof  aus) :  nach  Mde%eln, 
2  Uhr  Nachniitt.,  12  8gr.i  nach  QuerfuH  6  ü. 
9B  10n«  Abends»  M  8gr< 

Jenseit  des  Bahnhofes  •  die  grosse 
Wasserfläche  des  kar])fenreichen  Qott- 
hardsteickes,  der  von  der  Bahn  zweimal 
fiberbrückt  ist.  Auf  einer  Halbinsel  das 
ßekütihmti  mtt  hübsohet»  Anlagen. 

S)ehen$würdigkiiUiift  ,bi  d«r  8tadl: 
das  imposanfeef£KeiUofiO«tstSe|^enm^- 
gebäude)  mit  5  Thürmen,  einem  scii$- 
neu  Garten  und  dem  Raben  Bischofs 
von  Trotta,  der  im  Schiosshof  gefüttert 
wird,  sowie  der  guthisehe  *Dom  mit  sei- 
nett migelieneni  Qiobolns  seiner  ries^* 
haften  Orgel  und  der  mumificirten  Hand 
des  treuloeen  Rudolph  von  Sobwnben 
(s.  S.  56). 


Itolle  >^  Gerstiingen, 


^  kjui.  u  i.y  Google 


103 


L  Borgte:  ThümgisclLe  Biaeabahn. 


104 


'  S»mt«iokm  (noA  'beqiMmer  von 

Corbethä  aus) :  nach  iMHchstädt,  einem 
2  St.  entfonitni  Bn(iostJtfUcheii  mit  Liilj- 
Rchen  Anlagen,  guten  Einrichtungen  und 
vielen  firinnenmgen  ans^.  unserer  golde- 
nen Litentarperiode ;  aaiA-Mmilmeh 
(t  8t),  ^Fifedrlcli  d.  Gr.  «fowB  stiner 
i«liili<rolMteii  Siege  erfocht  (1757);  nach 
Keuächberff,  wo  Heinrich  d(v  Finkler 
im  Jahre  9^4  die  Hunnen  schlug  ^s. 
8.64). 

YoalieFaebiirg  ans  passfvIJBMiMir 
«irei  grossen  BrUeken  den  -CKittliardt* 
t«lelk  «ni  gebälgt  dnveli  d&e  taehe  Ge- 
gend an  Spengau  (1.)  vorüber  mr  Stat. 

Gorbctha^  nnforn  des  gleichnami- 
gen prenss.  Dörfchens,  Knotenpunkt  der 
Tliflring.  EieeniMliii,  deren  sördlidier 
Stimig  na<!li  Halle^  deren  östÜciier  — 
Weissen feU" Leipziger  Bahn"  —  nach 
Leipzic:  länft  De^^sbalb  Doppelbabnhof 
(1.)  und  längerer  Aufenthalt,  bis  die  Züge 
zusammentreffen.  Wagemctehsel ,  falls 
Äiui  irfeht  sehe»  ««f  etoei^friheren  flta> 
tfoo  so  ptccirt  litt,  dees  man  in  demeel- 
ben  Wagen  sitzen  bleiben  kann.  Gewöhn- 
lich gehen  die  Passagiere,  fl5f>  von  Halle 
Rommen,  in  den  Leipziger  Zng  über. 

Ton  Leipzig  n.  Corhelha:  4>  Meli,  in  63 
XiB.  I.  CL 1  Tldr.  »flgr ,  U.  OL  198sr.,  HL  Cl. 
16  8gr. 

Aus  dem  grosaartigen  Thtir.  Bahnhof 
in  Leipzig^  unweit  des  Magdeburger  und 
Dresdener,  läuft  die  Bahn  am  Dorfe 
Gohlis  (1.)  vorüber,  durchschneidet  auf 
nelur.als  20  BrOdceadurcbgäng^n  die 
Gewfisser  der  Elsten  und  XAiq^gie,.  sowie 
das  Schlachtfeld  von  Jtf dement,  und  jsieht 
«ich  durch  Auen  und  Waldungen  nti  der 
TTnUe^telle  Barneek  vorüber  zur  Station 
Markranstädt  i,üahnhof  1.),  ^em  hoch- 
liegendea  sMsiseben  Gwasetftdtcben, 
1»  deeeea  KlOie  Aitr4mtUkli  friede 
1706)  und  Groes-Görsciien  (ßieg  der 
Fi^inzosen  1813).  .^ie  Chaussee  von 
MarkranstÄdt  nach  Woi.-^si niels  durch- 
schneidet das  8ciilachtfeid  von  Lützen 
und  fOkrt,  unweit  der  Stadt  Lfltsen; 
CS  St.  Ton  Karknmatlldt  und  ebenso  weit 
Ton  Corbetha) ,  an  dem  Denkmal  vor- 
über, das  dem  1632  gefallenen  Schwe- 
denkönig Gustav  Adolf  errichtet  worden 


Ist  ZHe' erste  HaUestal)«*  auf  prenss. 

Gebiet  ist  Kötzschau.  Daramflblgt  Stat. 
Dürreiiberg  (Bnhnhofl  ),  preuss.  Dorf 
und  bedeutend*  ^  Salzwerk  mit  langge- 
streckten üradirbäusern.  Besteigt  man 
einen  der  yieien  Kunstdilliaaet  so  Ittier*- 
blickt  man  ein  weites  Flachland  mit  8 
Städten  und  mehr  als  100  Ddrfern,  auf 
dem  sich  zu  wiederholten  Malen  da» 
Schicksal  unserer  Nation  in  bluti^^cn 
Kämpfen  entschieden  hat.  iu  unmittel- 
barer Kfthe  des  BahnJiol»  iMideutcside 
BraunkohlenUiger,  wie  licb  dey«n  vielo 
in  der  Gegend  finden  (Im  Regierungs- 
bezirk Merseburg  gegen  240  Bergwerke, 
die  jährlich  zwischen  4 — 5  Mill.  Tonnen 
Braunkohlen  liefern).  Die  Wecschen- 
WeissenCelser  Bnuinkomen  -  Aktienge- 
seUsebaft,  die  ia>er  J.800  Vann  baschif- 
tigt,  sowie 4le  Sftchsisch-thür.  Aktien- 
gepellschnft  zu  Halle,  die  sich  durch 
ihre  Fabrikation  der  Presskohlensteine 
hervqrgethan  hat,  prodaciren  jähriicii 
gegen  2  UUjIonep  Tonnen  Brannkoblen. 
Udberall,  awisehen'Halle,;  Leipaig  und 
Effwrtf  lagern  an  der  Balm  die  schwanb^ 
brMunon  ^Ini^sen  ,  die  auf  den  nahen 
Streichplatzen  zu  Braunkohlenstcinen 
geformt  werden*  Jenseit  Dürrenbergs 
püssirt  die  Balm,  eine  mächtige  Brttclw), 
walehe  Aber  die  Saale  fiilirt,  und  möndet 
in  Corbetha. 

Ei$fnb.  von  Corbetha  n.  Weinsenfeh:.  1\ 
Meil.  in  11)  Min.  I.  Cl.  10,  II.  b,  HL  4.  8|?r. 

Von  Corbetha  macht  die  Buhn  eiiie 
östliehe  Krfivimung  dur^  einförmigen 
Flaehland  (Saale  1.),  bis  sich  der  Thftl- 

rand  zu  einer  Felsenterrasse  erhebt, 
auf  welcher  oberhalb  des  gleichnamigen 
Dorfes  (r.)  Schlos.s  Jlurgtrerben  thront, 
und  1.  die  ätolze  Augustusburg  voii 
ihrem  weissen  Sandsteinrüeken  herflber 
leuehtet.  Das  Saalthal  beginnt  s^c 
Reize  zu  entfalten.  Malerische  Höhen- 
züge, bald  mit  dunkeln  Wäldern,  bald 
mit  Obst-  und  iit'lyeii}ilianzungen  bc- 
kriluzt.  uad  mit  frcundxichcu  Garten- 
hftnselieu  geschmflckti  drängen  sich  bis 
an  die  Bahn ,  die-  sich  am  linken  Fluss- 
ufer  hinzieht. 

Stat.  WeiSSeufelg  (l.  der  Bahn), 
preuss.  Stadt  mit.UQ^00,J2inw.|  jenseit 


Digitized  by  Google 


f05 


IM 


der  bel^bton  Snalo,  über  welche  eine 
diattliche  Briiekc  führt,  nmphitheatra- 
lisch  HU  einem  Obätberg  hingestreckt 
mid  Toni  kolossiilttii ,  feiiBt6TMlcfteii 
flehlosse ,  sowie  von  dem  grossartigen, 
ftOf  dem  Klemmberg  liegenden  Magazin- 
jrehäude  überragt,  {»ewahrt  mit  ibren 
malerischen  Landhäusern  und  Alleen 
efn  sehr  freaudiiches  Bild. 

7?is^»6aÄi»  v>\'))  \,'>nnhnr(j :  1|  MelL  in 
25  Min.  I,  Cl.  11  ^^r.,  IL  8  Sgr.,  HI.  0  Sgr. 

ZifÜM:  4  Meli,  in  67  Hin.  L  Cl.  1  TUlr. 
S  BsTm  II>  19  Sgr.,  m.  14  Sgr.  —  Von  Zeit* 
n.  Gera:  4  Heil,  in  5ß  Min.»  I.  CL  1  Thir., 
IL  19  Sgr.,  m.  14  Sgr. 

PmI  11.  SKelL  hx  1|  St.,  Abends 

4  trhr,  151  Sgr. 

BfthTilmf  fr.)  Bwfschen  Gärtet/  und  Wein- 
bergen, mit  eleganter  Bestanration*  am  Jin- 
km  SMlnfer.  Be«kti  ron  d»r  Bai»  «In  Wein- 
bergsh&uBcbeii ,  worin  Napoleon  nach  der 
Sclilaobt  hei  l<pip/i2f  iiberuucbtote. 
i  Die  Zeitz-tieraer  Zweigbahn,  von  der 
Thür.  AktieagaaelUchaft  gebaut,  mitde  im 
Mär?.  I'^i^^  eröffnet,  tind  «ol!  ©itifr  «?pfts  hin 
Gossuiti,  anderer  9eits  bia  Sonueberg  und 
Wot  fortgafiükrt  «ecden. 

8dkeiu»Mi§kmtm:  IM«  «Infang- 
rdxitt,  wüAhBlmMtmAe  und  an  ge- 
schichtlichen Momenten  «reiche  ^Angw 
Husburg  ehemals  Resident  der  Her- 
•zoge  von  Weissenfels ,  jetzt  Kaserne, 
mit  Kirche,  Ftirstengnift  nnd  herrlicher 
Ansicht  vom  'ScMMgÜiiirm;  dss  Amt- 
JUnit  am  SchliMBb«i)g  intl  d«r  „Scinv^ 
denstube''  •). 

JExcurston  nach  Pommmi  mit  fiea- 
me*8  Geburtshaus. 

Von  Weissenfeis  schlägt  die  Bahn 
«ine  weetfkheriBlIiehtnBg  ein.  Da»  Hmü, 
TOB  dm  fichlaligenwindniigeii  der  ganle 
dnrchschnitten ,  wird  immer  lachender 
und  entfaltet  nach  nllon  Seiten  bin  die 
^hönsteu  Scenen.  Die  Ufer  des  Flus- 
ses, der  nicht  blos  zweimal  überbrückt, 
tondern  «och  ätelleiiweise  elaem  neuen 
Bette  nngewiesen  ist ,  prangen  im 
Schmock  fruchtbarer  Obstbäume.  Die 
■ziemlich  .steilen,  kalkhaltigen  Wüpolket- 
ten,  die  ihn  zu  beiden  Seiten  eini  alinipn. 
sind  fast  durchweg  mit  Reben  bepüanzL ; 

♦)  murm,  Chronik  der  Stadt  M'oisseu« 
feil,  SB«. 


nur  auf  den  obersten  Hocbfl-icben  oder, 
auf  den  nördlichen  Aljliäntir'n  wird  Ge- 
treide  gebaut.  Etwa  in  der  Mitte  zwi-- 
sehen  Woissenfels  And  Vawnbiirf  tretea 
die  mderischen  Höhensflge  enger  sn« 
sammen  und  bilden  gleichsam  ein« 
Pforte,  die  von  zwei  Burgen,  Goseek  und 
Schö/il'ing^  Überwacht  ist.  Diese  Pforte 
schlie:Ȋt  sich  bei  Kosen,  gleich&Ils  too 
alten  SeUSsaeni  überragt  und  bescMtst. 
Zwischen  beiden  Thoren ,  die  Ten  stfn«' 
tegischer  Wichtigkeit  sind,  hat  die  Na- 
tur einen  so  reich  nn«>;c'P«!tnttotf>n  Prunk- 
saal gebildet,  dass  die  kurze  Fahrt  von 
Weisseufels  bis  Sulza  durch  ihre  laud- 
sehaftHehen  Reise  und  dnreh  ihre  taf  sto* 
rischen  Erinnerungen  sn  den  S^hdnsten 
in  Deutschland  gehört.  •—  Schloss  €fo' 
srfl'.  dfts  jetzt  den  Grafen  v.  Zech  gehört 
und  ehemals  ein  Liebl  in  ersitz  der  Pfalz- 
grafen von  Sachsen  war ,  grüsst ,  nicht 
fem  der  Babn(r.),  voni  Abhang  eines 
Berges  herab,  der  mit  den  schönsten 
Wpinj)flanzungen  prangt  und  auf  der 
Höhe  mit  Laubwald  gekrönt  ist.  Wei- 
terhin Ijeüslinff  0.)  nnd  Eüau  (r.),  wo 
ein  vortreflFlicher  Wein  wächst,  der  zu. 
Champagner  Terarbeitet  wird,  nnd  im 
Hintergrund  der  hochragende  Thurm 
der  Neuenbürg  bei  Freiburg."  Bald  daranf 
(1  der  Bahn),  dicht  Über  dem  Wasser- 
spiegel der  Saale,  die  wohlerhaltencn 
Ruinen  der  mächtigen  Schönburg  mit 
betragendem  Warttharm.  So  gelangt 
man,  abermals  die  Saale  zweimal  Aber- 
fahrend,  bald  auf  dieser,  bald  auf  jener 
Sieite  des  Flusses  ,  zwischen  Wiesen, 
Weinbergen  und  Baumgruppen  in  den 
weiten  Thalkessei,  in  welchem  sich,  An- 
gesichts der  Bahn,  die  i^on  Frelborg 
herabkommende  Ümtrvt  mit  der  SmU 
vereinigt. 

Stat  Nanmbnrg.  DerBahnbofn  ) 

hat  eine  herrliche  Lage,  und  öffnet  einen 
weiten  Blick  in's  Uustrutthai,  wo,  jen- 
seit  der  Dörfer  Boubaeh  nnd  Gron- 
Jena,  im  Bchooss«  lachender  We}nl>erge, 
aus  denen  ringsum  freundliche  Häus- 
eben griissen,  die  Stadt  Freiburg  lagert, 
und  zwar  so  nahe,  dass  man  die  hervor- 
ragendsten Gebäude,  z.  B.  die  Dom- 
kirche,   die  ChampagnerMrik  v.  a.^ 


Digitized  by  Google 


10?  i.  Moute:  XkimgiBclLe  BifltnbaluL.  10$ 


leicht  erkennt.  Kückwärts  aller  bietet 
zwischen  Rebengel&nden  und  Obstgar- 
ten dicf  citw»»  hoQbgelegene  BUdt  Ntuim^ 
hurg,  die  eine  Viertelstundo  vom  Bahn- 
hof (1.)  entfernt  ist  und  vom  ,, Galten- 
berge"  überragt  wird ,  einen  stattlichen 
Anblick ,  besonders  durch  die  architek- 
tonische Schönheit  der  kolossalen  Don^ 
Mrche  (R.  Ä.)  •). 

m»€tA.  n.  Ko»en :  1  Moil.  1b  IS  Mllt.  I.  Ol. 

8-8gr.,  n.  4  Fki  ,  m.  3  ^gr. 

P&ie  DMfa  Ei$ailerg  :  ^  Meü.  in  8|  8t. 
Atadt  44  Ubr,  19|  Sgr.  —  Quetfurt :  4^  M«iL 
in.  ^  St.  Abends  5  Uhr,  2^  Sgr. 

Von  Naumburg  bis  Sulza  führt  die 
Bahn  durch  ein  enges,  paradiesisches 
Thal,  welches  die  Saale  in  so  kurzen 
Windungen  durchscUllngelt ,  dass  sie 
fiberfearü^t  vadenr  miuste,  Und 
twax  Uiuft  sie  anfangs  auf  einem  bobepi 
Damm,  um  vor  den  Ueberschwemmun- 
gen  des  Flusses,  der  sich  bald  am  Fusse 
der  westlichen  Berge  hinzieht ,  bald 
dicht  ai;  die^ahn  herandrängt,  gesichert 
•  2«.  fein.  INiiehd'em  der  Zßg  di^,Oirten 
des  Dorfes  Almerich  (Altenbuig)  durch- 
braust hat,  tritt  hinter  einer  prachtvol- 
len Puppclallee  (1.)  Srhulpforte  hervor, 
vom  reichbewaldeten  Kuabenberg  über- 
ragt, und  fesselt  durch  seine  reissende 
Lage,  diureh  die  scbSxie  goüii^ehe  Kiidie 
wit  ihrem  spitzen  Thurme,  durch  die 
lange  Fronte  des  imposanten,  neu  re- 
staurirten  Sohulgebäude»  mit  zierlichem 
Criebel  und  weithin  leuchtendem  Kreuze, 
sowie  dnreh  seine  histoHsche  nnd  Utera- 
rieche  Bedentnag  Herz  und  Auge.  Ge- 
genüber am  entfemieren  Flnssufer  die 
Saa7hn7isrr  Nun  schieben  sich  die 
fruchtbaren  Höhenzüge,  welche  die  Bahn 
beengten,  weiter  auseinander,  und  in 
einem  rdsenden  llialltessel  breitet  sieh 
ein  reieii  belebtes  Landscbaflsbild  ans, 
das  von  der  lieblichsten  Anmuth  ilber- 
baucht  und  von  den  leisten,  8—400  F. 

*)  la  Naiciihiin^ ,  Tinfern  der  porta  thu- 
rlngica,  bcginiu  n  uusoru  Aou<en,  wie  sie  spä- 
ter aasföhrllch  geschildert  werden.  l>anim 
versichten  wir  bei  der  Eiaenbahnf uhrt  auf 
«iijc  uähero  Bcsclircibung  der  nachstellen- 
den Ortet  und  verweisen  auf  die  späteren 
Rammt  die  mit  Zahlen  der  Reihenfolge  naeh 
beBel<An4t  sind. 


iiuiien  Ausläufern  der  Finne,  die  mit  Kc-> 
ben-  und  ObstpflmmiDgen,  parliartigenii 
Ctabfisch  und  alerlichen  Berghäusefaea 

bedeckt  sind,  umrahmt  ist.    In  diesem 
Kcs^^el ,  der  sich  alsbald  wiodor  dnrclt 
1  einen  natüriicli«  n  EnjErpnss  ^chliesst,  liegt 

Kebenstat.  KÖseu  {^li.  4),  ein  städ- 
tisebM  Dorf  mit  rieDiesuehtem  Soolbad, 
durch  eine  lange  Brücke,  welche  über 
die  von  Holzflössen  belebte  Saale  führt, 
in  Alt-  lind  Neu -Kosen  getheilt.  Jenes 
(1.)  ze'i^t  die  üeberbleibsel  des  einge- 
gangenen Salzwerkes.  Jenseit  der  statt- 
lichen, 436  F.  langen  Bisenbahnbrflelce, 
die  mit  ihren  gleichsam  verschobenen 
Qewölben  schräg  über  den  FIuss  läuft, 
der  klf'ino,  abor  hübsche  Bahnhof  (1.), 
dessen  elegante  Restattration  (zugleich 
Gasthof)  cio  gern  besuchter  Vergnü- 
gungsort der  Badegiste  Ist.  Bbense 
die  nahe  Katze  (1.),  wo  man  vortreff- 
liche Eierkuchen  speist.  —  Die  Tages- 
schnellzUge  halten  in  Köscu  nur  während 
der  Bades^son,  die  Naoht&chnellziig« 
gar  nicht.  • 

ESMNt.  n.  Sttbu:  1  HelK  tn  ISMto.  I.  CL 
8  Sgr.«  n.  &  8gr.,  m.  4  Sgr. 

Po$l  n.  Bckatdlaberga:  t\  XelL-  la  1|  St^ 
4|  U.  Ahends,  10 J  Sgr. 

Nachdem  mau  die  von  der  Bahn 
dnrdibroeliene  Berg^iurtc,  die  in  alter 
und  neaer  Zeit  viet  kriegetiseke  E-toln- 
tionen  gesehen ,  passirt  hat,  irird  man 
von  zwei  alten  Burgen  überrascht,  die 
1.  auf  steilem  Felsenkopt"  über  dem  Stru- 
del derSaaie  emporragen.  Die  erste  mit 
2  hohen  Thfirmen  ist  die  JKnine  SaaUok 
(das  Datf  SaaUek  wird  -¥on  der  Bahn 
durchsohnitten) ;  die  höher  gelegene, 
obwohl  nur  durch  eine  Felsenschlucht 
von  jener  getrennt,  ist  die  umfangreiche 
Rudelabtirg.  Gegenüber  Dorf  Ltngefeld, 
und  auf  der  Bergebene,  über  weldie  die 
mit  ihrer  Pappelallee  weit,  sidi^bare 
Chanssee  von  Kosen  nacbJ^ibardtffterya 
läuft,  Dorf  Hasseyihattsen  (Schlacht  ara 
14.  Okt.  1806).  Beim  Dorfe  Saalech^ 
so  wie  vor-  und  nachher,  abermalige 
Uebeibrflckungett  des  Flusses,  der  sich 
mibsam  einen  Weg  dnreh  die  Felsen 
gebahnt  hat.  Aber  damit  nicht  genug. 
;  £s  ist  auch  trota  derConren,  womit  siel» 


Digitized  by  Google 


109 


BaOe  —  ttentongea. 


110 


die  aufwärts  steigende  B&bn  durch  das 
mtwiiirige  T«mlB  bMurdi  inndet,'  «in 
Mlsr  Ykduet  diii«h«  QMkm  gebro* 
eben ,  und  kwux  to  diebt  an  der  Saale 

hin,  dass  muti  (Ins  T'fcr  des  FInss<^s 
durch  eine  lant,^«'  Mauer  eind&mm&u 
musste.  Da,  wo  der  Schienenweg  an 
IHmiiiHfn,  Uniemeumibui  (r.>,  80wie«n 
JEbm^  und  Chrmtheringen  (^.)  rorQber 
som  letzten  Mal  die  Saale  Uberschreitet, 
vereniip-t  sich  mit  derselben  die  /Zwt, 
die  von  A\ fimar  und  StadtKul::a  herab 
kommt,  und  es  tritt  min  die  Bahn  aus 
d«n  flMlIhnl  in  das  IhOkid  über.  Aber 
noefa  immer  ist  der  Weg,  den  sie  ver- 
folgt, 80  gebirgig,  dass  sie  nun  auch  die 
Ilm  mehrmals  überbrückt  und  unmittel- 
bar vorSulza  durch  den  Felsen  schneidet 
und  eigeuihüinliche  Gesteiuscliiehtcu 
blnatlegt. 

Haltestat  SvIm  an  der  Ilm,  gemein- 
sdialtticher  Name  fUr  Stadtsulza,  Berg- 
SolzA,  DorfsuUa,  Neusulza,  Bahnhof 
(r.*)  mit  unbedeutender  Restauration; 
aber  gleieli  daneben  ein  neuer,  recht 
gttler  0astlMif.  Nur  wSbrend  der  Bade- 
zeit halten  die  Tagesschnellzüge  auch 
in  Sulza  an.  Wie  mfin  überhaupt  mit 
dem  Danipfro.ss  in  wenigen  Stunden 
durcli  vieler  Herren  Lander  fährt,  so 
liegt  der  Babnbef  mit  dem  DMebsn 
OiimmttitbMf  amiMiten  Ufer  der  Um* 
bucht,  auf  raei^ag,  Gebiet:  während 
Stadtsnlza^  das  sich  am  linken  Fluss- 
ufer terrf^ssenförmip  einporzieht,  zum 
Grossherzogthum  Weimar  gehört.  Der 
enge  Tlialkessel,  rings  Ten  nemfieh 
tukhen  Bergen  eingeraluit  (ndrdl.  die 
Sonnenkuppe  mit  Pavillon),  gewährt 
mit  denüherall  zerstreuten  Hau «;f»rn  und 
den  langgCvStreckten  Gradirwcrken  ein, 
höchst  originelles  Bild.  Ueberaus  rei- 
■ead  anf  hoher  Bergterrasse  (dstl.) 
BM^Mfaw  mit  weithin  bttefcendem  Btt- 
tergnt|  daneben  i)or/'«t<Zaa  nn  der  jähen 
F^swand  des  Herlitzbcrges.  (K.  21.) 

Eiseub.  n.  Apolda:  S  Meil.  iu  21  ttia. 
I.  CL  11  Sgr^  H,  7  Sgr^  UI.  5  8gr. 

PM  n.  tiMMry:  I4  MeU.  In  1|  St  4| 
mir  Abends»  9  8gr. 

Hat  man  den  Engpass,  der  den  Snl- 
aaerXhalkeesei  dinsehliesst,  vermittelst 


eines  Felseudurchbruehcs  verlassen,  so 
wird  der  Weg  cinfiSnniger,  obwohl  snr 
Rechten  der  Ilmgmnd  mit  Tielen  Dorf- 

Schäften  sich  hinzieht  und  aus  der  Feme 
das  Schlachtfeld  von  Auerst5dt  und  die 
alte  Strasse  von  E('k«r<U«>ter<4a  nach 
Weimar  mit  ihren  huchragenden  Tap- 
peln'herftbsigrilsst.  Uan  filbrt  auf  der 
Hochebene  an  Damttedt,  Nieder-  und 
Obertrebra,  Fturstedt,  Nauendorf  und 
Heusd r>rf  (^^.mmiWch  r  )  voi  iUkt  ,  und 
verwundert  sii  Ii  in  *li njenigen  Fluren, 
welche  noch  nicht  zusammengelegt  sind, 
Qbor  die  maasslose  Zerstlekelimg'  der 
Ackeifliefaen,  welche  die  tfatringcr 
Zwergwirth Schäften  charftkterlsirt. 

St  it  Apolda,  1.  der  Bahn.  (R.  22: 
T'ort  ApoUia  nach  Jena.  *)  Die  weimar. 
Fabrikstadt,  im  blühenden  Aulscbwung, 
wird  mit  ihren  nraen  stattlichen  Gebin- 
den erst  dann  reclit  siditbar,  wenn  nun 
über  den  grossartigen  Viaduct  fahrt,  der 
jenseit  des  T^ülmhofes  (nach  Weiinar 
einen  ti.  iVii  'l  liaicinschuitt  überbrückt. 
Dieser  Viaduct  mit  seinen  doppelten  Ar- 
kaden, 79  F.  hoch  und  260  Ruthen  lang, 
ist  ein  MeisterstUck  der  Baukunst  ,  das 
man  freilich  dann  erst  bewundern  kann, 
wenn  man  eine  Strecke  zur  Stadt  hinein- 
geht und  es  von  der  „Bahnhofsstrasse" 
in  Augenschein  nimmt 

Im  Bahiiliof  (L)  eine  der  Iwelen  Bt~ 

Muuratione» ,  stark  besucht,  auch  verhält- 

nissmässig  wolilfeil.  —  Droscbko  k  Person 
3  Sgr.  lo  A.  ültemacbtet  ein  üuturzug. 

EiMnb.  n.  ITeiiiMr;  t  Hell.  In  TOn. 
T.  Ol.  Ih  Sgr.,  IL  9  8gr.,  HI.  7  Sgr. 

l'oKl  n.  Jena:  2  Moil.  in  IJ  St.  8  Uhr 
früh,  1|  Kachmitt.,  5  U.  Abends,  10  Sgr. 

Jenseit  des  Viadocts  ein  tiefer  Erd- 
durchstich,  welcher  die  Aussicht  in  die 

hügelige  und  fruchtbare  Gregend,  die 
jedoch  (\oT  ^vorlisflnden  Sceneri«  ent- 
behrt, auf  kurze  Zeit  hemmt;  und  jen- 
seit des  Dorfes  Oberroasla  (i.)  eine  kunst- 
reiche Ueberbräckung  der  Ilm,  die  nun 
der  aufwärts  steigenden  Bahn  Sur  lin- 
ken bleibt  Das  aiehste  Dorf  am  Ufer 

*f)  GewdhnllcYi  wird  dieser  Weg,  all 

der  kürzeste,  von  <!i  r  T:i'^ctilialin  aus  ein- 
geschlagen. Viel  scliuncr  un.l  genussreieher 
iH  Jedoch  der  WegTOn  Naaniburg  über  Ko- 
ten und  Boruburg  nach  Jena.  (A.  S,  4,  6.) 


111  1.  Rouie:  Tliüiiiigische  Eisenbahn. 


d«ft  Flusses  ist  OMvMfMMlMft,  wo  Wie- 
Isad  lebte  und  starbw  Weiterhin,  immer 

zttr  Linke!!,  J^Irichahalhen ,  Denstedt, 
Gr.- und  J\l  -  Kromsdorf  \mä  Treffurt , 
desseu  Park  undFü]^tenäehic>s.schen  der 
SebaapUU  des  gemüthlichsten  Verkehrs 
swisclioii  des  grSssten  Gelstem  unserer 
Nstion  war.  Aus  der  Ferue  grillst  ^Vei- 
mar  hcnibor.  Bechts  zieht  sich  der 
waldbedeekte ,  weiNichtifjp  Ettersberg 
empor  mit  der  LnndesbHuiiischule  ^.^Va- 
riuiihXkt'*  und  dem  berühmten  Jagd- 
sdüoss  m»«r^rg  (R.  S2,  SS). 

Stat  WetStf  (B.  M).  Hoehgele* 
j:fener  Balinhof  (am  Fusse  des  Ettersber- 
ges  1.  der  Bahn),  mit  gr.  Restanr  - 
Droscbko  nach  der  ziemlich  weit  ent- 
fernten  Stadt  (mit  Gepäck  5,  ohne  Uep. 
4  Sgr.,  Omaibus  9V«  ^gr  )-  Uebngens 
wird  die  Stvseke  swiecfaen  Stadt  und 
Bahnhof  immer  mehr  angebaut,  so  dass 
bald  ein  Tif*!ier  Stadttheil  dort  eTit*!tchen 
wird.  —  In  Weimar  übernachtet  ein  Zu^. 
Die  Resideua  des  Grossherzogs  von 
Weinrnr  msdit  in  ihren  Buuaisdimueke 
ebi  recht  freundliches  Bild.  YonngS' 
weise  f&Ut  das  Schiesshaus  imWebicht, 
die  neue  Kaserne  auf  dem  Komm  einer 
bewaldeten  Anhöhe,  der  gricchiscltc 
Tempel  (neben  der  FQrstengruft)  mit 
vergoldeter  Kuppel ,  der  Felseukeller 
Sft  der  Strasse  uaeh  Berka  «ad  Im  Hin- 
tergrund das  Lustschloss  BtloeUht^  ins 
Auge*V 

Eüenh.  D.  ErfuH:  2|  MeÜ.  in  35  Min. 
I.  Ol.  S8  8gr.,  n.  18  Sgr. ,  IH.  10  Sgr. 

Potl  nacli  RudoUtadi:  5  MeU.  in  4^  St. 
überBlankPTihain,  Narhni.  8|  und  Ab.  0*  ü., 
über  Kraniohfeld  früh  7  U.,  1  Thlr.  5  Sgr. 
-Urmmw:  S^MeiL  in  «|8t.  Mh  1  Thlr. 
11|  Sgr. 

Etwas  langweilige  Fahrt  durch  eine 
weite,  mit  vielen  Dorfern  besäte,  frticht- 
hare  Ilügellandscbaft.  Nachdem  man, 
<^a*«mAM/ gegenüber  (r.),  einen  Via- 
duetj^assirtfberfihrtniaa  9VIPMoi/(l.), 
wo  die  WasserscheideBwisehenllni  und 
Oera  vermittelst  eines  60  F.  tiefen  Ein- 
schnittes diirehbrochen  wird.  Weiter- 
hin ,  ehe  mau  nach  üo^fgarteu  kommt, 

* )  Die  beigegebra«  Amdekt  dmr  Stadt  Wri- 
mtar  ist  vom  Baluihof«  aus  aa^enoaimen* 


m 

(r.)  efiii  alter  Wiartthum  auf  elnsn  Bo* 

benhfigel,  das  letzte  Ueberbleibsel  einer 

von  deu  Erfurtern  löO,'?  zerstörten 
Kaubritterburg;  l^ne  ähnliche  Warte 
bei  Niederximmerti  (r.). 

,  Anhaltsstelle  TleseUiaeli  (r.),  un* 
weit  des  freundlich  gelegenen  glelcfann- 

migen  Dorfes.  Auf  einem  nahen  Httgel, 
wo  soTisf  eine  Burp  gestanden  ,  das 
umfaugreiehe  Amtbnns ,  worin  die  (ie- 
ricbtsbehörden  ihren  Sit«  haben.  In 
Vieselbaeh  Fahrik  k&nstUcherMineral* 
waaser.   Qe§eiriiber  iTedMedL 

Ehe  man  jno^  den  tiefen  Einschnitt 
zwifchen  Azmannsdorf  (r.)  yxvkALdndcr- 
hach  (1  )  passirt,  sieht  man  in  derFerne 
die  umtangreichc  Stadt  üJr/wrt  mit  ihren 
Tieisn  Thttrmen  und  ihren  beiden  Cita« 
dellen,  1.  aber  die  Abhiage  dte  Steiger* 
Wäldes  und  r.  die  neuen  Salinengebäude 
nnyreii  Ilversgeliofen,  welclie  durch  einen 
Schienenweg  mit  dem  Erfurter  Bahnhof 
in  Verbindung  stehen,  und  die  Wein- 
berge des  ,,rothen  Berges''.  Endlich 
verliert  sl^  derZng  dicht  am  Schmidt-  % 
Städter  Thor  im  Dunkel  des  Tunnels, 
der  unter  dem  Festungswall  hindurch 
tlilirt,  rasselt  dann  über  die  HolzbrQcke 
des  Wallgrabens,  und  rastet,  nachdem 
man  noch  einen  flüchtigen  Blick  ttbeir 
die  sierlich  geordneten  PAanseaachilao 
des  HaBge*SChen'fiandelsgartens  ge> 
werfen,  im  umfangreichen,  iehhai&n 
Bahnhof. 

Hauptstat.  Erfurt  (r.).  (H  26.). 
Der  langgestreckte  Bahnhof  (r.)  mit 
seinen  kdossaleii  Masdiinenwerkstlt-» 
ten ,  die  500  Arbeiter  beschäftigen, 
und  dem  stolzen  Direktorialgebäade 
imponirt  durrli  seine  frew:i1ti{,'e  Ansdeh- 
^ung,  seine  grossartigen  Bauten  und 
seinen  lebhaften  Verkehr.  Er  liat 
164,000 Thlr.  gekostet,  und  umfasstdio 
nutbigen  Räunte  für  die  Verwaltnngs* 
Direktion  und  die  Hauptkasse  der  Thil- 
rinLrer  Eisenbahn.  Er  grenzt  so  nahe 
an  die  fstadt,  dass  er  nur  einen  Blielv 
auf  die  nächsten  Häuser  gestattet.  Dat» 
schönste  und  «mfasaendsta  Diorama 
öffnet  sich  dagegen  an  dar  fltjtjSfWrti ' 
ecke  bei  Hochheim ,  so  dass  man  nicht 
versäumen  mag,  an  ^ner  Stelle  xflak* 


Digitized  by  Google 


lU 


wärts  zo  schauen,  um  Thüringens  alte 
IIaupt$ta<)t  mit  ihren  starken  Festungs- 
mAm  «Ad  ihren  MUreichen  KirdMn, 
^  «Hier  wohtai  ror  allea  der  pracfat- 
voUe  Dom  mit  seinen  dreifachen  Thür- 
men  niid  daneben  die  Sevorikirclie  her- 
vorragen—  im  vollen  Umfange  zu  über- 
hHckeii.    In  E.  übernachtet  ein  Zug. 

iMb.'n,  JftmäUtnOmrft  1]         In  18 
Wa.'!.  OL  IS  Bgr.,  n.  7  %st.^  UL  %  figr. 
Pod  n.  ArnttmÜtz  >|  Meli.  In      St  flrfih 

^  U.«  15  Sgr. 

Wie  bei  der  Einfahrt,  so  passirt  man 
auch  bei  der  Ausfahrt  (am  Löberthore) 
diegro8Mitigen,  snin  Thell  teimeUlnli» 
elMB  Bauwerke,  weldie  den  Dampfvagen* 
zfigen  die  Strasse  durch  die  Festungs- 
werke bahnen  Nun  aber  beschreibt 
der  Schienenweg  in  fortwährender  Stei- 
gung von  Erfurt  nach  Gotlia  einen  so 
trdtenf  sMIiehnasgebogcoen  Halbkreis, 
dnss  er  mindestens  um  dieHftlftellnger, 
aber  auch  xmp'lnirh  interessanter  ist, 
als  die  fast  schnurgerade,  langweilige 
C^anssie,  welche  beide  Städte  mit  ein- 
ander verbindet.  ZunKehst  Utnfl  die 
B«1m,  unterludb  der  C^rtoMtirjr  (r.) 
nnd  des  Steiferlu»»9e$  (einer  vielbesuch- 
teit  Restauration  auf  '^♦^r  waldigen  Stei- 
gcrhühe),  (1.),  durch  unabsehbare  Ge- 
müse- und  Momenfelder  in's  liebliche 
^TeroMal.  Bier,  im'  IVeaeiibninnflD,  sind 
die  berttfamten  BrmmeDkreM  •  Klingen 
und  die  FiUnlttcker  der  Htnidelsgärtner 
75wischen  grossen Blinn^^nknli!-,  Gurken  . 
Sellerie-,  Mohn-  undPulibohueufeldeni. 
Bei  dem  ansehnlichen  Dorfe  Hoehheim 
(r.),  du  in  einer  abgescbloeeeoen  Ttiel- 
bvotat  nnleriseb  lie^  IQbrt  eine  scböne 
Brileke,  die  20,000  Thlr.  kostet,  über 
die  Oera,  die  bei  Biachlehen  (1.)  noch- 
mals überijchritten  wird.  Jenseit  des 
Dorfes  Stedten  (r.)i  wo  die  Schriftstel- 
lerin Cfaftilotte  TOB  Ablefeld  geboren 
«nirde,  Qmf  Keller,  der  Voidtsende  des 
Verwaltungsratbes  der  Thfiring.  Eisen- 
bahn, seinen  Landsitz  hat  und  ein  gar 
freundliches  Kirchlein  von  einem  isolir- 
ten  Hügel  herab  grüsst,  u]id  des  etwas 
enitfariilerm  Dovfira  M^wlmry  (1.),  wo 
in  aralten  gelten  die  Merowigsboirg  elend 
(8.  B.  IK»),  tritt  die  Behn  in*8  TM  der 


Apfelstedt ,  die  sieh  bei  Marienthal  mit 
der  Gera  vereinigt.  Bis  hierher  führt 
in  den  SommermeneienfjMt  aonntiglich 
ein  "Bxtttaiiigf  um  die  Gltote,  welche  das 
nahe,  Hiike  ibllegeBde  MUMUnfCSL  t«) 

besnebpn  wollen,  r.n  expediren  Schon 
hier  kommen  die  Burgruinen  der  Glef- 
ehen  in  Sicht.  Weiterbin  Jntfersleben 
(1.)  Im  ftenndHeben  Wleaengrand  der 
Apfeiirtiedt. 

Nebenstat.  Nendietendorf^  Baku- 
hnf  fr  );  sehmuckes  Dorf  mit  Herren- 
huterkt  Ion ie  (1),  nur  durch  die  Apfel- 
stedt von  Altdieiendorf  getrennt.  Der 
kleine  Bebabof  ist  fket  immer  sdir 
belebt,  wen  von  demselben  die  Festen 
abgehen,  welche  die  Besucher  desThtt- 
ringerwaldes  nach  Amfitaäty  Tlwtmum 
nnd  Elgersburg  (R  tüliren. 

EUetib.  n.  QoIIm:  %  Meil.  in  25  Min.,  I. 
OL  17  6fr.,  IL  10  Bgr.,  m.  7  flgr. 

Po«t  n.  Anuiktdl:  Meli,  in  IJ  St. ,  früh 
9J,  Nachm.  »4  und  At».  7  U.  10  Min.,  9  Sgr. 

Von  nun  an  —  1.  zunächst  die  Dörfer 
Apfelstedt  u.  Wandenlehen  —  öffnet  sich 
der  volle  Blick  iu  die  güldene  Aae  der 
„Thihring.  Bebweis**,  wie-men  die  rei- 
zende Landsebaft  zwischen  Gotha  und 
Arnstadt  genannt  hat,  und  auf  die  Vor- 
bertre  des  Thüringeitcaldes.  Jetzt  treten 
auch  die  Schwesterburgen  der  f^drei 
CHeichen*^  «nf  ibren  isfrfirten  Berg|Eegela 
immer  veinender  berror,  nnd  gewinnen, 
je  nach  der  Stellung,  die  man  zu  ihnen 
einnimmt ,  fort  und  fort  verschiedene 
Gtestalten.  Die  nächste  ist  die  eigent- 
liche Burg  Gleichen  (die  Wandersleber), 
die  entferntere  in  fest  demetben  BidU 
tnng  die  M9ilMerg€r  Bnine,  nnd  die 
entfernteste  nach  Arnstadt  hin  die  hoeb* 
ragende,  stHft1ichp>  Warhsmhitrg .  Indem 
sich  die  Bahn  aus  demXhalc  der  Apfel- 
stedt nördlicher  wendet,  überblickt  man 
(r.)  eine  weite  Fllcbs-  des  offsnen  Lin- 
des, (1.)  den  Ksrlctieeiien  Bmktrgent 
der  am  westlichen  Fuss  des  durch  seinen 
SandsteiTi  berühmten  Seehernes  lagert. 
Diesem  Höhenzuge  entlang  ,  dt  r  auf 
seiner  vorderen  Kuppe  die  jetzt  iu  eine 
BestanMttmi  renrnndelte  BiwmmifU 
trigt,  IKoft  der  Schienenweg  bis  sor 
Stadt  €hahth  ^«  «AI»  «us  weiter 


115 


1.  Bovu:  ThttxiBgisclie  £iBeiiba)m. 


Ferne  gesehen.  Zuvor  das  schöne  Dorf 
jSSeUtfi«»  (r.)  mit  s^em  rSmlscIien 
l^binne«  das  sieh  wie  eine  Vorstadt 
Qoflia*s  darstellt.  Unmittelbar  Tiinter 
dem  mächtigen  Viaduct ,  welcher  die 
Strasse  «ach  Olirdruf  iilu  rbrückt» 
brMist  der  Zug  in  den  reizend  gelege- 
nen SaiMkof(T.)^  dernfteh  dereinen 
geÜe  einen  prachtvoll«!  BUek  auf  die 
waldige  O-ebirgskette ,  tind  nach  der 
Anderen  auf  die  imhc  Stadt  gewährt, 
die  jedoch  nur  ziuu  kl»  insten  Theile 
sichtbar  i»t.  Indessen  niacheu  die  ge> 
sdunaekToUenHäiiaer,  die  man  siebt— 
Im  Yordergrnnd'der  MüUer'sche  Han- 
delsgarten ,  weiterhin  die  Lebensver- 
fsicheninixsbank  Und  dfts  bescheidene 
Palais  des  Herzoprs,  vor  allen  aber  der 
stolz  emporragende,  kolossale  Frieden- 
Hein,  «inen  selir  angenehmen  Ein- 
drnck*). 

Stat.  Gotha  (K.  37  — 40:  Von 
Gotha  nach  Ohrdruf  und  Oberhof,  nach 
Georfff'nthal  nnd  Tamhaeh ,  nach  Bein- 
hardsbrunn  und  JfViedrichrodfJ. 

Droachke:  4  ^gr.,  OmaltNtt  S  8gr. 

^eiih.  u.Fröttstedt:  Ü  Meil.  in  15  Hin., 
I.  Ol.  11  Sgr.,  n.  6  Sgr.,  IH.  5  Sgr. 

Post  nach  Ohrdruf:  2  Heil,  in  1|  St., 
7)  Uhr  frab,  4|  Uhr  Naehm.,  7|  Uhr  Ab., 
12  Bgr.  -  G>'or,jnilhaI:  21  Mo»,  in  2|  Pt., 
?4  ühr  Abeuds,  15  Sgr.  —  Fritdriehrode :  2 
U«a.  In  If  St.,  IS  XJhT  Vatt  vnd  4  Uhr  Ab., 
15  Sgr.  —  Langentalza :  3^  Uhr  früh,  lOf  Uhr 
frfeh,  31  Uhr  Nachm.,  84  Uhr  Ab.,  15  Sgr. 

Auf  der  weiteren  Fahrt  bleibt  die  ma- 
lerische Kette  desThuring:erwaJd  s  rs 
zur  Linken,  obwohl  häußge  EinschniUe 
die  Fernsicht  hemmen.  Die  Stadt  (r.) 
evrstcckt  sieh  hinter  den  Bäumen  des 
Parkes.  Nur  das  Fürstenschlüss  schaut 
nns  noch  lange  nach.  Die  Bahn,  die  wie- 
der eine  südliche  Krümmung  macht,  be- 
rfiiurt  sunfichat  d&sDorf Sundhauaen  (1.), 
wo  die  Strasse  naeh  Waltershavami  und 
bei  Wabiwinkel  nach  Reinliardahrann 
abzweigt,  nnd  steigt  bis  zur  Wasser- 
scheide awi.schen  Elbe  u.  Weser,  die  sie 
mit  einem  tiefen  Einschnitt  durchbricht. 
Hier,  wo  der  Leinakanal  durch  einen 
AqnAdnet  fiber  die  Bahn  hinweg  geleitet, 


•}  Analcbe  d«r  Stadt  Gotha.  (B.  $7.) 


ist  der  höchste  Punkt  der  ganzen  Einie, 
1040  F.  tber  der  Nordsee ,  695  F.  Ob^r 
dem  Halle'schen  und  389  F.  fiber  dam 

Eisenacher  Bahnhof.  Längst  hat  eieh 
das  Auge  HU  den  irmlerischf^n  Umrisse« 
des  Gebirf^eis  ertreut.  Jeder  Wechsel 
des  Sonnenlichtes  und  der  Wölken  stellt 
das  grosse  BUd  in  eine  andere  Belemtib- 
tung.  Die  stolzesten  Biesen Mes  Wal- 
des fesseln  den  Blick,  so  lange  er  flla 
im  eilenden  Fluge  erreichen  kann :  zu- 
nächst dt'r  dunkclbewaldete  kolossale 
Kienbery  hinter  Ohrdruf^  über  den  bei 
hellem  Himmel  die  Spitsen  des  Selmee* 
köpf  nnd  .des  KickedM^ 
und  vor  allen  der  migestätische  Intd^ 
herg  mit  seinem  deutlieh  sichtbaren 
Oasthaus,  dessen  sanftgenmdete ,  lang- 
gestreckte Porphyrkuppe  wie  eine  hoch- 
gew6lbte  „laeel"  den  ganzen  Wald 
beherrscht.  Bald  aeigt  sieh,  an  dan 
Fuss  des  Gebirges  geschmiegt,  daa 
Städtchen  WaltcrshavH^n  .  vom  Schloss 
Tenneberff  iiberra^jt,  und  1  )  daneben, 
wo  sich  eine  Thalschlucht  nacii  Hein- 
hardAmnn  elnbnciatet,  die  Eraiehanga* 
anstalt  SMuMpfenthal,  ven  hohen,  diu* 
kein  Bergen  übr  i  L'i{»fr'1t. 

Nebenst  it   Fröttstedt,  unfern  de» 
Dorfes  IlUrselyau  (1.)   und  des  Dor- 
fes Fröttstedt  (r.)  (R.  41).    Der  nicht 
sehr  geräumige  BiJinhof  (1.)  iit  ifeSt 
immer  sehr  frequent,  weil  Ffdttstedt, 
wiQ  Neudietendorf  ^  eine  der  gangbarsten 
Pforten  ist,  d?iroh  wolehe  man  in  die 
Hallen  des  Gebirges  eintritt.  J)('Mn  \  oii 
hier  aus    fUhrt  eine  Zweigbahn  nach 
WaUerthoMttn  (1.)  ab,  deren  Waggons^ 
von  Pferden  gezogen,  die  PiMMaj|^effe, 
welche  von  Gotha  oder  Eisenach  kom» 
men,  nach  jedem  Hauptzuge  in  30  Min. 
nach  Waltershausen  fördern.  Rückwärts 
aber  brauclit  der  Zug  ungleich  kürzere 
Zeit,  indm  der  Wagen  wegen  des  Bahn- 
gefiUles  vom  Waltershäuser  Bahnhof 
ohne  Beihülfe  ausläuft ,  imd  erst  nahe 
bei  Fröttstedt,  wo  das  Terrain  wieder 
steigt,  durch  bereitstehende  Pferde  an 
Ort  und  Stelle  gezogen  wird.  Unge- 
achtet des  starken  Verkehrs  mit  Wal- 
tershausen halten  die  SchnelLsl^a  In 
Fröttstedt  leider  nicht  an. 


Digitized  by  Google 


117 


Balte  —  Ckaretufexu 


118 


.  EUm»b.  EiftMch:  2^  Meli,  in  25  Mfo., 
L  Cl.  19  6gr.,  IL  11  8gr.,  m.  •  flgr. 

Von  hier  mis  dllffle  ein  Platz  am  rech- 
ten Wagenfenater  vorzuzielicn  »ein. 

Nach  Walterthaiutn :  Tl.  Cl.  3  Sgr.,  III. 
2  Sgr.  (Eine  L  WagenclasHe  gibt  es  nicht.) 

Nun  senkt  sich  die  Bahn  dem  Ueb- 
liehen  ffSrMeUhaht  zu,  nachdem  sie  das 
l^rt  MeehUratedi  O.)  hexfihrt  und 

teUtedt  dorehschnitten  hat.  Hier  durch- 
bricht sie  den  südöstlielien  Fuss  des 
sageureieheu  Jfiirs^lhfvfffs,  der  ihr  zur 
rechten  Seite  lagert ,  und  mit  seinen 
sebroffenf  von  Binnsalw  durchfitiieliten 
Wändm^   und  mit  seinem  acharfge- 
krOmmten,  wie  ein  Alpenhorn  aus- 
Ifezaoktera  Kamme  diV  BHckp  fp-^selt. 
Das  berüchtigte  Hörseilocb,  uufern  der 
höchsten  Kuppe,    in   welches  Kitter 
TanahSaser  «ir  Frau  Venns  einiog,»  Ist 
vom  Thale  aus  nieht  sichtbar.  Der 
rings  von  Bergen  —  rechts  vomHörsel- 
berg  und  links  von  hügeligen,  zum  Theil 
bewaldeten  Ausläufern  des  Hochgebir- 
ges —  eingeschlossene  Wiesengrund, 
dnrcli  welohen  sieb  die- Hörsei  sehlibi- 
l^elt ,  ist  um  so  reisender ,  als  sich  am 
Fnssc  (If's  Hörselberges  weit  hinab 'ein- 
zelne Häuser  hinter  Gebüsch  und  Obst- 
bäumen verstecken,  deren  Bewohner 
die  Gemeinde  „Am  kahlen  Berge"  (Kah- 
lenberg), bilden.    Dem  Dorfe  SekSnau 
(1.)  gegenüber,  —jcn seit  des  Ddrfehens 
Kälberfeld,  wo  der  Zug  so  nahe  an  dem 
ärmlichen  Kirchlein  vorüberfa'hrt,  dass 
mau  den  Pfarrer  auf  der  Kanzel  sehen 
kann  —    dorchschucidet    eine  tiefe 
Seblueht  die  EalkvSnde  des  sehroffen 
Höhenzuges  und  theilt  ihn  in  den„gros- 
Beii"  (nach  Sättel stcdt  hin)  und  in  den 
„kleinen"  Hürselberg-. 

Anhaltesteile  Wutha  (1.),  wo  früh  10 
a.  Abends  7  Uhr  25  Min.  ein  Postwi^en 
nmcih.  Buhla  abgeht  (R.  46.) 

▲vs  dem  engen,  dunkel  bewaldeten 
Thale,  das  sich  links  nach  Ruhla  schluch- 
tet,  schaut  von  einem  Bergkegel  oberhalb 
des  Dorfes  Thal  dieUxnne  Scharfenberg, 
während  den''  Hintergrund  der  liohe 
^hrberwUtn  und  der  lUnyberg  (r.j,  so 
wie  die  MarkÜb^rge  (1.)  die  Seltenooulis* 
m  bilden.  Uebrigens  bat  tin  aufmerk- 


sames Aupe  aiirh  schon  die  Warthurtj 
begrüsst,  die  westlich  auf  den  k&hlen 
Vorbergen  zu  thronen  scheint,  bis  sie 
bei  EiiArodt  (1 )  «n^  AeAAftdi  (r.)» 
immer  deutlltber  anf  ätsv  bemdMen 
Felsstirn  hervortritt.  Zwischen  dem 
Petersherg  ( r  )  und  dem  Galffenherge  (1  } 
gelangt  mHn  über  die  HörselbrÜcke  in 
den  Bahnhof  zu  Eisenach,  und  somit 
SU  einem  Tielbesncbten  GlanapDiikt  der 
ganzen  BiJmlinie. 

Hauptstat.  Eisenacli  (R.  51). 

Hiier  vereinigt  sich  mit  der  Thiirln- 

pf'isrheii  die  von  der  ciitu;r'<j:;»Mit^(''-(:tztPn 
Richtung  kommende  Werra  -  M^iscjil/ahu 

(s.  8. 109),  die  mm  llbersehnitita  mnM, 
wenn  man  die  Stadt,  die  sieh  nodi  Un* 

mer,  mit  Ausnahme  des  schlanken  Ni- 
kolaitbnrmes,  vor  den  Blicken  v<>rbirgt, 
besuchen  will.    Der  Baduiiof,  zur  Lin- 
ken des  Geleises,  hat  durch  den  Anbau, 
welehe«  die.  Werralmhn  nfitlilg  maidite^ 
weder  au  BehSnheit,  no^  an  Bequem» 
lichkeit  gewonnen.    Das  erste  Haupt* 
gebäude  am  Perron  enthält  die  Warte- 
säle, die   Billetexpeditionen   und  die 
Restauration  tur  beide  Balinen.  Durch- 
schreitet man  dasselbe,  so  gelangt  man 
auf  den  Perron  der  Werrabahn.  -Brat 
jenseit  eines  Vorbaues  ,  der  die  Werra- 
bahn abschliesst,  halten  die  Droschken  (k 
Person  3  Bgr.),  die  zur  Stadt  fahren.  Da- 
neben eine  Schaar  concessionirter  Füh- 
rer und  nieiit  eoneessionirter  Jungen, 
die  mit  Ihren  Anerbietungen  fast  nir» 
gends  so  zudringlich  sind,  wie  hier.  Da 
sie  jedoch  den  Perron  nicht  mehr  betre- 
ten dürfen ,  so  kann  man  in  Verlegen- 
heit iMinunen,  wie  man  schweres  ÜAnd- 
gepiek  sur^  UTenrabahn  oder  bis  sn  deo 
ziemlich  fernen  Droschken  befördern 
will ,  indem  die  Hände  der  Bahnhofs* 
dicner  selten  dazu  ausreichen.  Rastet 
man  von  einem  Zuge  bis  zum  anderen^ 
und  will  lieiuen  weiteren  Ausflug  machen, 
so  kann  man  die  Bestauration  vuljgo 
Zahnlücke  —  besuchen,  die,  dem  Bahn" 
hof  gegenüber,  auf  einer  nahen  Berg- 
terrasse erbaut  ist  und  eine  schöne  Aus- 
sicht bietet. 


Eisenb.  n.  Geralut^eu:  3|  Ucil.  in  45  Hin.a 
L  a.  26  Sgr^  n.  U  Qgr^  DL  11  Sgr. 


Digitized  by  Google 


119 


1.  Route:  TMbriBglBClW  BJMAlWfelt« 


PaU  nach  Kreus^g:  14  Meli,  in  1{  8t., 
8f  Ulur  MMhmiUags,  »        —  MAUkam$en: 

Erst  wenn  man  von  Eisenacb  wei- 
ter fährt,  überblickt  man  (1.)  einen 
j^rossea  Thoil  der  Stadt,  die  jedoch 
wenig  impouirt,  und  die  Poesie  de»  fri- 
V«141ebeDS,  dto  sidi  inihreti 
Bmgtm  «ad  Sohlnciiteli  vcri^lrgi«  kAnm 
ahnen  lassen  würde,  wenn  nicht  die  alt- 
obrwürdif^e,  <rlan9:volI  restaiirirte  Wart- 
hurg  einladend  herniedv^r  grüssto  (lleich 
hinter  dem  Bahnhofe  fährt  niau  an  dem 
«iflfiiHeii  nnscheinbiuren  Hasse,  dM  ia 
der  ScbUleorlotteiia  den  erstm  Preis 
bildete  (1)  Gasanstalt  (1.) 

vorüber;  während  »ns  einem  entfern- 
teren Bergwaidt'hen  das  stolze  Land- 
lians  des  Hr.  J.  von  Eichel  blickt  *). 
Weltarliin,  der  Stadt  gegenüber,  der 
kaUe,  flatcbgeirifllkte  Wmdenberg^  be- 
kannt durch  die  folgeiireieke&  Oktober^ 
fener  1817 

Nun  lenkt  «lie  Werrabahn  ,  die 
tios  bisher  zur  Seite  lief,  hinter  den 
leMeu  Hftaaeni  der  Stadt  linke  ab,  so 
dase  mau  die  kolessalen  Dttmiue,  auf 
denen  sie  emporsieigt,  eine  Siecke  mit 
<lfn  Aneren  verfolgten  kaiint  während 
wir  zwischen  dem  bewaldeten  Kiiuku- 
cbenberg  (1.)  und  dem  kahlen liamäberg 
(r.)  das  wnaderUeblidM-  BSrselthal 
dnfdifiiliren,  das  sieh  bis  SUd^M  und 
w^teiliin  bis  Hörschel  (1.)  erstreckt, 
und  von  der  sehrofTeü  Scheidewand  des 
langgestreckten  Kul/omt  (1030  F.)  ab- 
geschlossen wird.  —  Bei  dem  Dörfchen 
fftfradkel)  an  der  weeUiehsten-  Oresu- 
wmrte  deaTkfiringerwaldes  (SL  56) ,  wo 
das  HCreelflüsschen  in  die  Werra  mün- 
det, rausste  das  Flnssbett  verlecrt,  oine 
liergkuppe  durcbbroclir  ii  mid  die  Werra 
mit  einem  Kostenaufwand  von  60,000 
TMer  ttberbrOekt  weiden,  nm  der  Si- 
Mnbahtt  den  nun  (I.)  in's  IFerroHkol. 
einlenkenden  Weg  zu  bereiten. 

Anhaltcstat.  HerlcHhansen  f  r  ), 
ein  grosses  kuriiessisdies  Dorf  mit  einem 

♦)  Aiitirlit  (Ur  Ht(ult  KiitetKtch  (R.Sl),  von 
dem  oben  erwähnten  Bergwäldchen  (uGra- 
beafhal")  aufgenoi 


Schlosse  der  hess.  Landgrafen,  und 
weiterhin  Wommen  (r.),  gleichfalls  mit 
einem  stattU^en  Schlosse.  Plese  bei- 
den Dörfer,  schmücken  das  weite, 
ladhende  Thal  auf  der  nördlichen,  New; 
hqf  aber  mit  seinem  hcrtibergrüssenden 
Felsenkeller  und  die  romantische  Ruine 
der  uralten  Brandenburg  auf  de^  süd- 
lichen Seite  (B.  56). 

Bei  Wommen  ist  die  Werra,  die 
sich  in  vielfachen  Windungen  durch 
den  l^roiff^ii  IViesengrund  schlängelt, 
nicht  nur  zweimal  überbrückt,  sondern 
drängt  sich  auch  so  nahe  an  die  üisenr 
babn,  dass  man  eine  Felsenecke  des 
sagennmkliragenen  BieUiein,  einer  alt- 
heidnischen Kultstätte ,  Ton  Welcher 
Bonifacius  das  Christenthnm  gepredigt 
haben  soll,  absprengen  musste.  Bei 
Neustedt  (r.)  wendet  sich  die  Bahn 
südlich,  so  dass  man  weiUiin ,  bis  nach 
der  Brandenburg  snrttck  und  dem  wei- 
mar.  Städtchen  Berka  a.  d.  Werra  hin- 
an«',  das  Thal  überblickt,  wo  im  11. 
Jahrhundert  ein  schmachvolles  Stück 
der  thüringischen  Geschichte  spielte 
(s.  fcj.  55). 

äerstangen^  wesÜ.  Bndstat.  der 
Thür.  Eisenbahn  (1 ),  ziemlich  abgelegen 
von  dem  weimar.  Marktflecken  (1700 
Einw  ),  <ler  ihr  den  Namen  gegeben  und 

L  in  der  alten  thüring.  Geschichte  öfter 

'  genannt  wird(Friedensscblli&ssiri8clieii 
Kaiser  Heinricb  IV.  und  den  thür.  and 
säcbs.  Pürsten,  1074).  Der  2ug  hält  am 

]  Thür.  Babnhr>f  :u\\'  wcimar.  Grund  und 
Boden.    Ein  Taar  hundert  Schritte  wei- 

I  ter  steht  der  Bahnhof  der  Friedrich-  WH- 
heims 'Nordbahn  ^  die  sieb  hiermit  der 
Thüring.  vereinigt,  auf  besslsebem  Ter- 
rinn,  wo  dieZttge  halten,  die  aus  Hessen 
IcATTtmen.  Sf>  hnt  nicht  einmal  die  Cre- 
wait  des  Dampfes  die  Sonderintcressen 
der  deutschen  Zerstückelung  zu  über- 
winden yermocbtl  Wer  ein  gutesNacht- 
lager  sncbt ,  vermelde  mit  d^m  spiten 
Ahendzuge,  der  von  Cassel  kommt  Uld 
Tiiebt  weitor  fahrt,  *m  <5erstnngeTi  ein- 
zutreffen. —  Da  die  Fr.-W.-Neriil);iho 
kern  Freigepäck  gestattet ,  so  wird  bei 
durchgebendemDienstderPy^SMilMiaf 
für  deigleteben  Cteptek  schon  auf  der 


Digitized  by  Google 


2.  Honte :  Werra-  EiseiiMu. 


m 


thQHng.  StiHcM  beradmetf  wo  man  die 

Karte  zur  Durchfahrt  löst.  Man  kommt, 
jedoch,  fnlls  irifin  kein  Gepäck  hat,  das 
io  Oerstuuf^eu  wieder  verladen  werden 
inüsste,  etwas  billiger  w<^,  wei^u  man 
suaiehst  n&r  bis  GmtimyiNi  ittfüt,  und 
hier  eio;  BUIet  cur  Wcitvfthrt  löat 


tütenbahn  naoh  OmmmHUmam:  f  MeM.  tn 

8  St.,  I.  Cl.  8  Thlr.  3  Sgr.,  II.  1  Thlr.  15  Sgr., 
m.  1  Thlr.  1|  Sgr.  —  C<u$el :  11  Meil.  in  2  St. 
20  Miu.,  1  CT.  «  Thlr.  17  Sgr.,  IL  l  Thlr. 
25  Sgr.,  m.  1  Thlr.  8|  Sgr.  -  Von  Cn««el 
n.  Hannover:  I.  CI.  4  Thlr.  15  Sgr.,  II,  8  Thlr. 
11  ägr.,  m,  2  Thlr.  Ii  Sgr.  SchMllsäge  er* 


2.  Boute;  Werra-Eiseubalm 

(von  Eisenaek  bis  Lichtenfels)«  *) 


Die  H^erroftoAi»,  wie  neu  Icarsweg 
ni  sagen  pflegt,  vermittelt  die  Verbin- 
dnng  zwischen  der  Thüringer  und  den 
Bnierischen  Eisenhnhneu ,  und  crk'irTi- 
tert  äomit  den  Verkelir  zwischen  tleui 
Norden  und  dem  Süden  Deutschlands. 
Der  Bau  derselben,  Tom  Oberingenieur 
BÜelmer  geleitet,  begann  nach  langjäh- 
rigen Verhandlungen  im  J.  1856 ,  und 
wurde  so  rasch  gefördert,  dass  die 
Fahrten  schon  am  1  Xov.  1858  eröffnet 
werden  konnten.  Die  Kosten  i  von 
einer  Aktiengeseilscbaft  (mit  Betheili- 
gong  der  Staatsvegierungen)  susammen 
gebracht  ,  T.otnigen  8,890,000  Thlr. 
(15,r)G0,0()0  fl.).  Die  Bahn,  deren 
Verwaltung  der  Diiekiion  der  Thüriiig. 
Eisenbahn  unterstellt  ist,  zerfäiit  iu  die 
Hauptbabn  Ton  Büsenaeb  naeb  Coburg, 
in  die  Zweigbahn  von  Coburg;  n&cll 
Sonneberg,  und  in  die  Verbindungsbahn 
von  Coburg  nach  Lichtenfels,  wo  sie 
sich  an  die  baierische  Ludwigs-Bahn 
anschliesst,  und  hat  —  die  Sonncberger 
Zweiglwhn  (2'  ,,M.)  abgereclmet — eine 
Länge  von  20  Heilen  (bis  Coburg  1 7  V4)) 
welche  die  Personenzüge  in  4  St.  (bis 
Coburg'-  St.)  durchlaufen.  Auf  die- 
ser Strecke  berührt  sie  die  Staatsgebiete 
von  Weimar,  Meiningen,  Coburg  und 
Baiem.  WAbrend  jedocb  die  TbSring. 
Bisenbabn  dnrpb  sieben  Flnsstbiler  sich 
hinzieht,  so  v^olgt  die  Werrabalin 
grossten  theils  nnr  denjenigen  FIuss^ 


der  ihr  den  Namen  gab,  and  tritt  erst 

bei  Coburg  in  den  Itzgrund/  um  bei 
Lichtenfels  in  das  Mainthal  auszamftn- 
den.  Aber  «neb  in  diesen  Tbalniede- 
rnngen  docuinentirL  t- Hatiptl lahn  iliren 
öebirgscharakter  durch  die  Höhenlage 
der  Bahnhöfe,  indem  der  niedrigste, 
KU  Eisenach,  6G4  F.,  der  liSchste,  sa 
Eisfeld,  1348  F.  hoch  liegt.  Daher  die 
bedeutenden  Steigungen  (von  Eisenacb 
nach  Markf,ahl  1  ;  öO)  und  die  hin  und 
wieder  scharfen  Curven.  Dennoch  ist 
die  fVihrt,  wenn  aneh  die  Bahn  selbst 
eine  der  grossartigsten  and  interessan- 
testen in  Deutschland  ist  und  das  meist 
enge  Werrathal  viele  Reize  entfaltet, 
minder  reich  an  unterhaltender  Abwech- 
selung, als  die  Fahrt  auf  der  Thüring. 
Bahn.  Auch  lüsst  ihre  Freqnöns,  ob« 
gleicl^  sidi  dieselbe  fortwMirend  geho- 
ben, immer  noch  viel  zu  wünschen  übrig, 
«o  das.s  der  nicht  unbedeutende  Güter- 
verkelir  eine  ungleich  grössere  Kinnahme 
sichert,  als  der  Personenverkehr.  Im 
Jahre  1868  betragen  die  Q^amintein- 
nahmen  der  eigentlichen  Werrabahn 
947,659  fl.  (79,000  fl.  mehr,  als  im 
Jahre  zuvor)  und  der  Sonnfbercrcr 
Zweigbahn  61,448  fl  (2000  fl.  mehr). 
Da  jedoch  der  Üeirieb  starke  Ausgaben 
erbelseht,  so  haben  die  Stammaktien 
{k  100  Thlr.),  für  die  im  lotsten  Bech- 
nungsjahr  nur  2V,  Proc.  Zinsen  gezahlt 
worden,  fast  gar  keinen  Conrs,  indem 


Fahrtonplan  der  Worra-Efscnbalm.  Mf  in  in  :;on,  Brückner  <t  Rpim  er.  —  Albnm  4er 
Werra-Sivenbahn  in  23  der  schönsten  Ansichten ,  Ton  H.  ^^reiner.  Khend. 


üigitized  by  Google 


123 


2.  Boute:  Werra  -  Eisenbahn. 


124 


«ie  m«iiia]ld  sttr  HIQfte  des  Nennwcr- 
kluß  veikanfeii  nuig.  Deshalb  hat  man 

sich  au  eil  mit  einem  SfTiieneivj:oh'ise 
boholfen,  uud  bis  jetzt  keine  Schaell- 
und  Nachtzüge  eingerichtet:  wogegen 
dU  Btetionen  und  Ankatepniikte  f  ehr 
nahe  aneinander  tiegen.  Dlili^r  der 
kurze  Anfenthalt  auf  den  meisten  Sta> 
tionen,  wenn  nicht  gerade  ein  ontirc«^«-!!- 
koinnienderZug  da  und  dort  ub<j:i  wni  t«!t 
werden  rauss.  Djo  Jb'ahrpreiäc  bind 
UUiger,  als  anf  der  IMting.  Balm.  Da- 
gegen  wird  nur  leiclitei|  Handg^plkk 
(bis  10  Pfd.)  nnent^'olillich  befördert ; 
90  dass  man  nicht  wohl  tliut,  wenu  man 
auf  der  Thüring  Bahn  ein  Bilh;t  löst, 
das  auf  die  Weruibidiu  überläuft. 

An  den  Kassen  werden  preussiache  und 
«ieltiitehe«  sowie  die  XasittaeftwalMiigou 

der  Thürinp;:! sehen  Staaten  angenommeu, 
ausserdem  Gulden  undXhalor,  sowie  Fried- 
rlchfd^or«  t  9  Ii.  55  kr.;  Louisd'ore  h  9  ü. 
fO  kr.,  Ducaten  ä  5  11.  kr.,  FünfTranken- 
thftlcr  ä  2  fl.  SO  kr.,  Zwansfgfraiikenstöcke 
i  U  fl.  ^  kr. 

Tarif  f  Ar  GepäeJcträger :  Koffer  oder  Man- 
telsack  Tom  Bahnhof  nach  «tncni  Tor  deai« 
selben  haltenden  Wagen  oder  umgekehrt, 
4  kr.,  kleineres  Gepäck  2  kr.;  vum  Bahn- 
bof  nach  dan  Wohnungen  im  ^tatlonsort 
nnd  umgekehrt  9  kr.  und  4  kr. 


Von 


n 
•» 
«• 
«• 

M 

n 


Fahrprt.'isp : 

Eiseaach  n.  Coburg 
Coburg  n.tilchtenfels 

Lichtenfels  n.  Bamberg 
Bamberg  n.  Nürnberg 
Nü  mbeig  D.  A  ugsbu  rg 
Augsburg  n.  Münt-iH-n 

„        u.  Hof  .  .  . 


L 

n. 

m. 

fl. 

k. 

11.1  k. 

k. 

6 

55 

3 

27 

2 

1 

5 

81 

1 

If. 

33 

2 

24 

1 

l 

3 

6 

18 

4 

12 

2 

48 

o 

1 

39 

1 

6 

3 

57 

2 

39 

1 

45 

Nach  Thalern  borechnot  kostet  die 
Fahrt  vonKisi  nucb  bib  Coburg  I.Classe 
S  TWr.  28V;  Sgr ,  U.  1  Thlr.  89V;Sgr., 
III.  1  Tblr.  9%  Sgr. ,  bis  Lichtenfels 
4  Thlr.  I7V4  Sgr.,  i>  Tlilr.  8V4  Sgr.  und 

1  Thir.  15V4  Sgr.  Auf  dem  Eisenacbor 
Bahnhof  wird  nach  Thalcrn,  auf  allen 
anderen  nach  Gulden  gerechnet.  —  Die 
^ise  der  ToffeMUtt  (hin  und  her) 
sind  bei  jeder  Station  angegeben.  Für 
die  ganze  Fahrt  von  Eisenach  l>is  Co- 
burg betragen  sie  an  Werktagen  3  Thlr. 
9  ft^.  und  2  Thlr  liSpr  anSoaiita^cn 

2  Tldr.  24  Sgr.  und  2  Thlr.  4V4  Sgr. 


Passagtergut  von  Elsenaoh  bts  Coburg  k 

Pfd.  1.5  kr.  Equipagen- Taxen  :  I.  Clfls<^(» 
ITTilr.,  IT  25S-r.  pr.  MHlf>.  —  NB.  Die 
besten  Sitzplätze  sind  an  den  Fenstern 
der  linken  Seite. 

8tat.  Elseneck  (S.  107  u.  R.  51).  —  Vteh 

Marknuhl:  1}  Meil.  in  80  Min.,  L  Cl.  42  kr. 
(12  Sgr.),  II.  21  kr.  (6  Sgr.),  ID.  14  kr.  (4  Sgr.). 
Tfl^esbillets  10  u.  7|  Sgr.  oder  86  u.  !t6  kr., 
Sonntags  84  u.  6{  Sgr.  oder  80  u.  88  kr. 

,  Pie  schwierigste  Strecke  der  Wena- 
bahn,  ebenso  pittoresk,  wie  interessant, 

ist  die  Ucbersteigung  des  Gebirges. 
Anfan«;;;  läuft  sie  der  Thüring.  Bahn  zur 
Seite,  und  gestattet  (1.)  einen  vollen 
Blick  auf  die  iStadt  Eisenach,  die  sich 
um  den  Fuss  der  Wartbnrg  malerisch 
graj^pirt.  Bald  aber,  ehe  nocbdie  letz- 
ten Häuser  der  langen  Vorstadt  ,,Khren- 
steig"  passirt  sin'l,  wendet  .*^ie  sieli  auf 
einem  steil  emporsteigenden  l>aimiie, 
der  zunächst  die  Strasse  nach  Kreuz  bürg 
und  weiterhin  die  alte  Frankfurter 
Chanssie  mit  gewaltigen  Banweilcen 
überbrückt,  südwestlich  dem  „Georgen- 
thalc"  entlang  in's  Gebirj;e  hinein.  Die 
riesige  Locomotive  — häuiig  sind  deren 
zwei  vorgespannt  —  keucht  langsam 
aufwärts,  nnd  demiocb  für  die  Fah- 
reiiden  su  schnell,  die  nicht  Angen 
genug  haben,  dicKomantik  des  Gebirges 
uTi'1  die  kolossalen  Arbeiten  der  Men- 
schenhände zu  l)cwundern.  Hochaufge- 
schichtetc  Dämme  und  gewaltige  Tia- 
ducte  wechseln  mit  tiefen  Einschnitten, 
kühnen  Wendungen  und  scharfen  FelS" 
abhängen  so  rasch  anf  einander,  daas 
alle  hundert  S»chritte  rechts  und  links 
ein  neues  Bild  vor  den  staunendeii 
Blicken  vorüber  fliegt.  Jetzt  fährt  man 
durch  wohlgeptlegte  Waldungen,  mit 
Laub  nnd  Nadelhols  gemischt,  jetzt  an 
wundersam  geformten  Felsenwänden 
und  tiefen  Schluchten  vorbei.  Hier 
hat  der  Schienenwejx  dem  Thalwasser, 
dort  der  Strasse  eine  andere  Richtung 
gegeben.  Von  der  Cyklopenarbeit  aber, 
die  hier  thätig  gewesen ,  sieht  man  Im 
Zu^e  wenig.  Siehe,  da  schaut  plötzlich 
(1.).  v:\n  oin  verkörperter  Ottiss  des 
stabil (11  Mittelalters  an  die  rasch  dahin, 
brausende  Gegenwart,  die  Wartburg^ 


I 


Digitized  by  Googl 


t 


125 


KiMiiaah  —  Lichtenfels. 


TlilriBgais  Bjroa« ,  ven  dem  sdidaston 

'Haupt  der  umliegenden  Bergn  blitzend 
herab.  Noch  fiberraschender  und  bewäl- 
tigender ist  der  Eindruck,  w^nn  man 
von  Markisulil  nach  Eisenaoh  fahrt,  oh- 
wohl  der  Zug  duuii  in  ratender  Schuel- 
tigkeit  bergabwirta  fiUf,  Jetit  sind  wir 
dem  Schlussrückeu  des  Thüriugcrwaldes 
nahe.    Tief  unten  (r.)  die  Strasse  nach 
Vacha.  Die  Bahn  wenrlet  sieh  südlicher 
durch  ein  schmales  Waldthälcheu.  im 
Schatten  der  Buchen  einige  schmucke, 
tranlidie  Bahnhihueheii.  Dahinter  eine 
40  F.  hohe,  glatt  abgearbeitete  Fels- 
wand.    Ehe  yvir  noch  fragen,  wohin? 
niimaohtct  uns  der  1680  F.  lange  Tun- 
nel .  il'  i"  im  Halbkreisbogou   von  23  F. 
Hdlie  durch  das  mubhive  Gestein  de:» 
roüiliegendeii  Conglonerates  gebroehen 
ist,  und  unterhalb  des  Bennsteiges  ohne 
ai^  Ausmauerung  den  Bücken  des  Ge- 
birges durcbs<'hiH'idf't.  Die  Fahrt  dui^h 
den  Tunnel,  desst  n  If  •rstollung  160,Ü00 
Thlr.  kostete,  dauert  uuiuärts  3  —  4, 
»bwirt»  nnr  1 —  S    Minuten.  Und 
dennoch  wie  lange  in  der  stockdunkeln 
Xacht!  Jenseit  des  Tunnels  zwischen 
Jiohcn  F'dswänden,  dorm  Sehichtenver- 
werfung  der  Gcogtiost  mit  ludn-m  lutcr- 
eiise  betrachtet,  braust  der  Zug  mit  star- 
ke« OelUle  (Vr^  dem  EUde^runde  sn, 
der  (1.)  über  das  DSrfehen  Unkerode 
lifaiaus   einen   idyllischen  Blick  nach 
Wilhelmsthal  gestattet.  Der  EUdegrund 
aber  ist,  dem  Dorfe  KpirhnrUrn  fr.) 
gegenüber,  mit  einer  kulossaien  Dauim- 
achftttnng  flberbatit,  die  6S  F.  hoch  und 
an  der  Basis  830  F.  brefit  ist,  «dt  dop- 
pelten  Wölbungen,  die  den  Elldebach 
'!Tid   den  Fahrweg   nach  Epiehnellen 
durclÜÄSsen.     Am  Rande  des  Ellde- 
grundes  ein  herrlich  aufgei<chloi>senes 
ProAl  der Zedistsinfonnation,  weiches 
die  Selriehtenfolge  des  Zeehsteines,  des 
Kupferschi^ers  und  des  Weissliegenden 
bis  herab   nnf   (bis   Rüthliegende  mit 
einem  Blicke  überschauen  bisst.  Tlier 
ward  ein  Protorosaurus  ,  jene  urwelt- 
Uche  Icroliodilartige  grosse  Eideehse, 
gefunden ,  deren  VorkMnmen  fast  ans- 
sehlieslich'dem  tfairing.  Kupferschiefer 
augeh5rt.   Die  neuen  Versuche,  iu  der 


Uingegeud  den  alten  KupfarbeiglMtu 
wieder  fündig  su  maohen,  haben  nielil 

die  gewünschte  Ausbeute  geliefert.  Nach- 
dem mnn  (r.)Förthn  gesehen  unddnrob 
düstere  Kiefernbestünde  hindurch  gctah- 
ren,  erreicht  mau  die  einsam  gelten«, 
Tpenig  benntite 

Nebenstat.]Ia(rkB«U  (r.),  ron wel- 
cher dergleiehnamige,  wefanar.  Flecken, 

der  (r.)  unten  in  der  Mulde  lii^i  efaie 

gute  Viertelstunde  entfernt  ist.  fR.  58:' 
von  Marksuhl  nhc}-  Möhra  oder  2Hefen- 

Ort  nofh  Salzuugtu.J 

Eitetth.  n.  Salzuttgeu:  IJ  Meil.  in  2S  Mio.» 
I.  CL  4A  kr.  (18f  Bgr.),  H.  tS  kr.  («|  Bgr.), 
m  15  kr.  (4|  Sgr.).  -  Tn>,'f>'.l.}H  96  n.S7hr. 
od«r  10^  u.  7|  ägr.  äouuU«it  dl  o.  W  kr« 
oder  •  m.  6|  %fw 

Die  Bahn  nfanml  Tvn  wm  an  eine  , 
sftdliehe  Biehtong,  an  den  Dörfern 
Burltkardmrode  und  EUenhausen  (r*)* 

sowie  >n  mehren  OekonomiehÖfen  vor- 
über, und  würde  nur  geriugcä  Interesse 
bieten»  wenn  man  nicht  jenseit  Ktteo' 
hansens  einen  Blick  In  den  „Moor- 
grnnd"  hätte,  worin  das  DSrfehen 
,,Möhra'' f  Luthers  Stammort,  lie;j:t 
Sobald  sie  in  das  Wei'rathal  mündet 
und  jenseit  Unterrohns  den  Fluss  ver- 
mittelst einer  stattlichen  Brücke  übur- 
sehritten  bat,  wendet  sie  sieh  in  sehar- 
fer  Oarre  gegen  Westen,  und  gestattet 
einen  schönen  Blick  (r.)  nach  TitfmiMt 
und  auf  don  Krny!i>>erg,  (1.)  in  den  offe- 
nen Wcrragruud  und  auf  die  Stadt  Hol- 
zungen^ die  sich,  jenseit  des  Dörfchens 
J>MatfA  und-  der  GottesAGkerUrehe 
8t,  Eme%  (r.),  mulerisefa  an  den  Bttr 
berg  anlehnt. 

Stat.  Salznngeii  (R.  59),  Bahnhof 

(r.)  in  der  Nähe  der  Saline  und  Bade- 
anstalt. Droschke  iu  die  Stadt:  12  kr., 

mit  Koffer  18  kr. 

£i«et^.  n.  JmruelborH:  l  Miel,  in  d  Bliu., 
L  d.  M  kr.  (4  Sirr.),  IL  7  ka  <S  Sgr.),  m. 

5  kr.  (Ij  Jägr.).  Tnp:c  sliillnt-t  12  u.  9  kr.  oder 
3^  u.  24  8gr.,  äouut«^  10  u.  8  kr.  oder  S| 
u.  2^  Sgr. 

^risehen  Dorf  und  Kloster  ABe»- 
d<M^ hindurch,  mit  etnem  sehr  flreund- 
,  Heben  Blick  auf  die  langgestreckte, 
i  echfoflfo  Hochterrasse  des  MMherff  (1.), 


üigmzed  by  Google 


2,  itoute:  Wem*  EimlwhiL. 

* 


128 


welche  durch  das  reizend  gelegea«  Klo- 

ster-Alleiiclorf  von  dem  isolirten  Berg- 
kopf, auf  weichem  die  unilte  Dynastcn- 
barg  Franken»iein  ätaud ,  getrennt  ist. 
Die  s|itirlieb«ii  Ueberraite  der  Bnrg 
sind  TOD  der  Belm  aub  niclit  lu  sehen. 
Die  Werra  scIÜAiigelt  sich  (l.)  durch 
liichcnde  Wiesen,  von  kahlen  Hiij^el- 
terrassen  eingcralimt,  während  in  der 
Ferne,  links  und  rechts,  die  Thüringer 
und  Rhongübirge ,  wie  Coulissen  eines 
Biesentheaterd,vorgescbobensind.  Vom 
Abhang  des  Thüringerwaldes  (1.)  blicken 
abenteuerliche  Felsgest«lten  und  das 
Fiirstenschloss  zu  AltenaUin  herüber. 
£twas  südlicher  „der  alte  Liebemteiiä' , 
Bnine  oberlialb  des  gleichnamigen  1^- 
des»  das  jedoch  nieht  sichtbar  ist. 

Kebeaslat  IlMll^b^ni^  Bahnhof 
1.,  Dorf  r.,  Anhaltestelle  für  den  na- 
hen hessisc!i<*n  Flecken  Banh/rfi!  (l.) 
mit  land^rafl  i(  heni  Srhloss,  und  tlir 
liad  LiebenstciH,  wohin  nach  dem  Mor- 
gen- und  Abendatng  ein  Postomnibiis 
abgeht  Fahrseit  1  %  Stunde,  Preis  50  kr. 
(B.  60). 

Eineuh.  ri.  Wrripfhawru:  1  Meli,  fn  2f) 
Min.,  I.  CL  i*l  kr.  (ü  ^:gr.),  II.  16  kr,  (4|  8gr.), 
m.  10  kr.  (3  8gr.).  TagesbQl.  M  n.  80  kr. 
oder  7}  u.  4|  Sgr.  Sonnt,  u.  IS  kr.  oder 
$1  u.  5  i^gr. 

Die  Bahn  wendet  sich  östliclier, 
dem  Laufe  der  Werra  entlang,  die  jeu- 
seit  des  „Loches"  (sumpfiger  See)  sich 
dicht  an  den  gedSinmten  Schienenweg 
dvttngti  wihrend  sie  auf  der  andern 
Seite  von  bewaldeten  Höhenzügen  be- 
grenzt ist.  Einen  Glanzpunkt  des  wei- 
ten, aiimuthigen  Thaies  bilden  die  nahe 
au  einander  liegenden  Ortschaften  Al- 
ten; brauen"  vl  Herren^BreUungen,  die 
wie  eine  hübsche  Landstadt  erscheinen. 
Der  ^riiiktflei'ken  Frauenbreitungen,  wo 
im  10.  Jalirluiudcrt  eine  kaiserl.  Villa 
prangte,  hat  seinen  Namen  von  dem 
Nonnenkloster,  das  im  Bauernkriege 
serstort  wurde.  In  der  Nähe  swei  nm> 
föngliche  Seen  mit  gnten  Karpfen.  Koch 
mehr  fallt  das  terrassenförmig  empor- 
steigende Herrenbreitungen  in's  Auge, 
das  von  Schloss  und  Kirche  malerisch 
überragt  ist.  Die  Möuchsabtei,  die  hier 


florirte,  ist  im  SQfährlgcn  Kriege  nie4er* 
gebrannt.  Bei  hohem  Wasserstand  ver» 
wandelt  sicli  das  ganze  Thal  in  einen 
See,  aus  dessen  Spiegel  Frauenbrei- 
tungen ailt  seiner  tchdneii  Kiidia  wie 
eine  Inael  enponnigt. 

Stat.  WenighAOSeil^  Bahnhof  l., 
Dorf  r.  Kin  Hanptstapelplatz  des  Floss- 
ge-werbes.  Bei  derhoch  gelepfcnen  Kirche 
schöne  Aussieht.  Haltepunkt  tiir  Stadt 
Schmalkcdden,  wohin  früh  und  Nachmit- 
tage in  V4  Stunden  eine  Post  fthrt, 
h  Sl  kr.  (B.  M). 

Bei  Wernshausen  ist  einer  der 
schönsten  Punkte  des  lieblichen  Thaies, 
(Ims  von  einer  l*appelatlee  durchschnit- 
ten ist.  Gegenüber,  (1.),  auf  weitsicht- 
barem Vorhügel  die  Ti>dtemo«rt,  nr- 
spriinglich  eine  Orenareste  swisoben 
Thüringen  and  Franken,  jetzt  ein  Oekn- 
nomiegut;  am  Fusse  ,,dio  Zwick**,  ein 
(Tfistliaus,  und  daneben  der  Warthain- 
mer f  eine  grosse  Wolienspinnerei,  die 
einen  Schmnck  der  Landschaft  bildet, 
in  der  Nihe  rereinigt  sich  die  Sehmal- 
kalde  mit  der  Werra,  —  Von  Werns- 
hanjsen  führt  eine  Strasse  westlieh  znr 
Kuine  Frankenberg  oberhalb  des  Dor- 
fes Helmers  und  weiter  in  den  schönen 
Kosagrund. 

l^wuh.  n.  WamtHgea:  1{  Meil.  In  18  Min.« 
I.  Cl.  M  kr.  (6}  Sfcr  )  IT  18  kr.  {Z\  Sgr.),  ru. 
U  kr.  (8  Sgr.).  Xa^esbiU.  20  u.  15  kr.  oder 
5{  0.  Vi  Sgr.  Sonnt.  17  v.  IS  kr.  oder  4|  a. 
'il  Sgr. 

Die  Werra  drängt  die  Bahn  an  den 
Fuss  des  lier^'-^rrxldes,  wo  boi  df'iH  Gute 
\VindehoJ\v  )  die  Strasse  iiaeh  Ziiibacb 
abgeht.    (1.) :  Schwallumjtn. 

Stat.  Wasungen  il.>.  Die  Stadt  mit 
dem  Gasthof  s.  Schwan,  siemlich  ent- 
fernt ▼om  Balinhof,  liegt  Jen  seit  de» 
Flusses,  über  welchen  eine  Brücke  führt. 
Obgleich  sie  nur  2700  Einw.  zählt  und 
keine  Sehenswürdigkeiten  aufzuweisen 
hat ,  so  ist  sie  doch  viel  genannt  und 
weit  bekannt,  nicht  sowohl  wegen  ihres 
adeligen  Frauenstiftes,  oder  wegen  der 
schwunghaften  Schusterei,  die  dort  be- 
trieben, oder  wegen  der  Steindachpappe- 
Fabrik,  die  neuerdings  errichtet  wurde, 
als  vielmehr  w^n  der  „Wasungen 


Digitized  by  Googl 


129 


SifleMMdi  —  Licliteafels 


130 


Streiche",  die  von  Alters  her  den  h;n*m-  | 
losen  Bewohnern  anfj:;t'bnri.k't  worden 
sind,  und  wegen  des  Wasunger  Ta- 
häkSf  der  swar  niebt  im bestan Gerüche 
steht,  aber  fUr  Stadt  und  Umgegend 
eine  reiche  Erwerbsquelle  ist.  Daher 
der  Name  :  .  TIniringcns  Schöppenstedt 
und  ^Ifinitiui  1  H:lvanua'^  In  den 
ergÖtziiciien  .N;irreu!»|M>ösen ,  duas  der 
hochweise  Hagistratf  statt  eines  arabi- 
schen Pferdeeies,  einen  Kftrlris  au^ge- 
brfitet;  dass  er  einen  Galgen  nur  für  die 
ehr^arneii  Bürjjer  der  Stadt,  nicht  aber 
für  auswärtige  Spitzbuben  erbaut  habe; 
daas  eine  Leiche ,  welche  die  Werra 
von  Walldorf  nach  Wasangcn  getragen, 
erst  dann  in  Wasungen  begraben  wurde, 
nachdem  sieh  die  Walldorfer  verbiud- 
lioli  «'»'Hincht.  j*'<len  rioichnani,  welchen 
der  l'  iu^s  von  Was.iu igen  nach  Walldorf 
(ström aufwärts)  tulne ,  gleichfalls  zu 
beerdigen,  und  in  rielen  anderm  der- 
artigen Schwänken,  cliarakterisirt  sich 
die  spottlustige  Necksucht  des  Volkes ; 
■während  die  berühmte  M-n^^nnger  Arie: 
„Es  kommt  a  trübe  A\  ulke*"  (  Text  mit 
iiTotea.  iiileiningen  1658)  von  dessen 
poetischer  Saugeslust  Zeugniss  gibt. 
I>er  Tabaksbau,  der  jetzt  im  Werra thal 
so  schwnn^baft  betrieben  wird,  dass  im 
Spiitsommer  fast  alle  Häuser  mit  aufge- 
schnürten Tabaksblättern  gamirt  sind, 
hat  schon  dcsshalb  in  W.  seinen  Mittel- 
punkt,, weil  ein  dasiger  Bürger,  W.  Heu- 
mann,  16^9  die  ersten  Tabakspflanzen 
Ton  der  Frankfurter  Messe  mitbrachte 
und  in  seiner  Heiraath  mit  Erfolg  kul- 
tiviile.  Aber  auch  im  Buche  der  Ge- 
schichte ist  W.  nicht  sehr  ehrenvoll  an- 
geschrieben. Das  freie  Landgericht, 
womit  es  von  Kaiser  Albreeht  I.  privi- 
legirt  wurde  (13ü7),  spielte  vornäm- 
lich in  den  Hexenprocesscn  eine  trau- 
rige Rolle.  Im  ,,Wjisnngcr  Kriege'*' 
aber,  der  1747 — 46  zwischen  Gotha  und 
Köningen  gefOhrt  wur^S,  tritt  die  Iii- 
9hr%  des  kleinstaatlichen  Zopfthumes 
so  augenfällig  hervor,  dass  man  diese^ 
,,Lalenstreicli"  in  Monogrnphien,  TheÄ 
terstücken  und  Romanen  bearbeitet  hat.  ! 
—  Der  liliclv  des  liciscndeii  wird  haupt-  j 
säcblich  vom  Schlossberg  gefesselt,  an  I 

Führer  durch  Thüringen. 


den  sich  die  Stadt  anleimt  alte 
Burg,  worin  die  Grafen  von  Henneberg 
zeitweilig  residlrten,  wurde  1444  zer- 
stört. Kar  ein  viereckiger  Thurm  schaut 
noch  ins  Thal  herab.  Baueben  die 
heizogl.  JX>mäue  ßfaieiilvft  („Schloss* 
jornt").  die  mit  der  nahen  Bnine  einiger- 
massen  hai-nionlrt. 

Eisetib.  n.  Walldorf:  }  Meil.  iu  10  Min., 
L  Ol.  SO  kr.  (6  Bgr.),  JL  10  kr.  (8  Sgr.),  m. 
7  kr.  (2  i^gr.).  Ta-psbiU.  17  u.  13  kr.  oder 
4*  u.  '61  i^gr.  Sonut.  11  u.  11  kr.  oder  i  u. 
^  Sgr. 

Oberhalb  Wasungens  brQckt  sich 

Ii.  l\i\\m  aufs  rechte  Werrauftr,  und 
schmiegt  sieb  thireh  d.is  engere  Thal  in 
mehrf;ii-heri  Curveu  dem  Laufe  des  Flus- 
ses an.  Bald  tritt,  (r.)  im  Vordergrunde, 
das  im  mittelalterlichen  Styl  erbaute 
Fürstenschloss  Lanäsberg  vor  das  ilber« 
raschte  Auge  (R.  73).  Je  naher  man 
kommt ,  desto  schöner  und  stattlicher 
griisst  es  von  seinem  steilen  Berge 
herab.  Am  Fusse  des  Berges  eine 
Meierei  im  Schweizerstyl,  mit  liestau- 
ration  *). 

Anhaltestelle  Walldorf.  Das  grosse 
gewerbthätige  Dorf  (r.),  mit  IGf'O  Eiuw^ 
("darunter  viele  Juden),  ma;r  meinen  Na- 
men daher  haben,  dass  die  Iviiche  mit 
Wall  und  Alauern  umgeben  ist.  —  Es 
lohnt  sich'f  hier  auszusteigen  und  sii 
Fuss  nach  Meiuingen  zu  gehen  (l  St.), 
um  Burg  Landslter;^',  vielleicht  auch  die 
Habichtsburg,  zu  besuchen. 

Eiseub.  n.  Meimugen:  J  Mcil.  iu  9  Miu., 
I.  Ol.  M  kr.  (6f  flgr.),  IL  9  kr.  (2|  Sgr,),  m. 
6  kr.  (1}  Sgr.).  Tag:e.sl.in.  15  u.  11  kr.  oder 
4}  u.  3}  Sgr.  Hount,  la  u.  10  kr.  oder  »| 
u.  2f  Sgr. 

Dem  Landsberg  gegenüber  Wel- 
kerahmuien  (1.);  unfern  davon  die  park* 

artige  y'iütLJerusalein  :  im  Hjatergmnd, 

nördlicher,  der  Li  nss*  DoUnar 

ITauptstat.  Meiuiugen.  —  Der  ^rau- 
diu^e  Bahuliüf  (^020  F.  absol.  Höhe)  mit 
Maschinenwerkstatt,  (r.)  der  Bahn,  liegt, 
zwisehea  dem  Park  nnd  dem  Drachen* 
berg,  der  Stadt  SO  nahe,  dass  ein 
Droschkenplatz  nur  9  kr. ,  mit  Gepäck 
15  kr.  kostet.     Im  Vordergrund  die 

« )  AxukM  de»  ItmdtUrg  au  B.  78. 

8 


Digitized  by  Go 


131 


2,  JtouU:  Wem  -  fiiseiilwliii, 


132 


r^elmässi}^  ^rc-htiute  Neustadt ,  die  eine 
der  st'liön  steil  Grossstädte  orwarten 
lässt.  Die  nächsten  Strassen  —  links 
die  Marienstrasse  mid  rechts  die  neue 
Gharlottenstrftsse  mit  dem  stolxen  Bank- 
gebfinde  —  bieten  eine  reizende  Per- 
spective über  neue,  geschmackvolle 
HÄuser  und  nulorische  Baumgruppen. 
In  der  Nähe  der  mnie  Friedhof,  dieher- 
zogl.  Familiengruft,  die  Kaserne.  Dm 
BesidensseUoss  fiUlt  weniger  ins  Auge. 
Um  so  reizender  ist  die  Lage  der  Stadt 
in  einem  Kranz  scharfkantiger  Kalk- 
berge, die  von  Terrasse  zu  Terrasse  in 
Obst-  und  Lustgärten  umgewandelt 
sind.  Ueberau  schmücke  Qarteahftus- 
chen,  minenartige  Thürme,  zierliche 
PaviUons.    (R.  73). 

EüenlHihn  nach  Gri>nmr„rlial :  1  Meil.  in 
UMiu.,  I.Cl.  lö  kr.  (5}  Sgr.),  II.  Ukr.  m  Sgr.), 
nr.  e  kr.  («J  Sirr.%  TageaUll.  16  n.  11  kr. 
(nivr  5^  u.  3},  f=u;r.  Sonntaprs  13  u.  10  kr. 
oder  4^  i^i.  ^^gi*.  —  Eitettach:  8  Meil.  in 
1  St.  40  Min.,  I.  Cl.  d  fl.  13  kr.  (1  Tlilr. 
»I  Sur.),  n.  1  fl.  S7  kr,  (27}  Sgr.),  in.  1  fl. 
5  kr.  (18^  Spr/'  rnhrtrf}:  9*f  Moil.  in  1  St. 
50  Min.,  I.  Cl.  a  iL  42  kr.  (2  Tbir.  i  Sgr.), 
n.  1  fl.  50  kr.  (1  Tblr.  1^  .**gr.),  m.  1  fl.  U  kr. 
(2t  Sgr.). 

Pnifamthhm  nach  Kisshufe»:  (Vormit- 
tags) in  7  St.,  für  3  fl.  41  kr.  —  BömitUd: 
(Abendg)  in  «|  8*.  «r  1  fl.  U  kr.  —  gOta : 
(Abends)  In  3;  St.  für  1  fl.  U  kr.  —  SM: 
(Abends)  in  2J  St.  für  r>3  kr. 

Bei  Uutenimssfeld  biegt  die  Werra 
und  mit  ihr  die  Bahn  östlich  ab.  Im 
Dorfe  (r.)  bemerkt  man  ein  alterthfim- 
liches  Sefaloss  mit  niederen  starken 
Eckthürmen,  ibedcm  Sitz  der  Grafen 
von  "KoiTineberg,  jetzt  Laudeszuclitliaus, 
Iiier  suil  der  Minnesanger  Woitratn 
von  Eschenhach  zum  Ritter  geschlagen 
worden  sein.  Anch  wurde  Kaspar 
Aquila  von  der  GrjEfin  Katharina  von 
Schwarzburg  hier  vcrbor<j*'ii ,  als  Kai- 
ser Karl  V.  pinon  Trois  von  5000  fl.  auf 
sei  neu  Kopf  gesetzt  hatte.  Der  als  !Su- 
mismatiker  berühmte  Pfarrer  Basohe 
SU  Untermassfeld  f  1806.  Dicht  am 
Orte,  am  rechten  Ufer  der  Werra  .liegt 
der  Hexenbercr  mit  einem  Häuschen. 
}iiil<'<rhen  Anlaf^reii  und  schöner  Aussielit, 
—  III  der  Zeit  der  Hexen  Verfolgungen 
eine  gefürchteteFeaergerichtsstStte.  Das 


Thal  wird  immer  enger :  r.  die  Seiten- 
zweige der  lihön,  1.  die  Ausläufer  des 
Thüringerwaldes. 

Anhaltestelle  Grhmil^llthAl^  (J.), 
dem  Dorfe  Obetnnassfeld  schräg  gegen- 
über, unfern  des  Hospitales  Grimmen- 
thal ,  das  ehedem  ein  weltberühmter 
Wallfahrtsort  war.  wo  sich  in  manchem 
Jahre  an  40,000'  Pilger  sammelten.  Die 
praditroUe  Kirche  ist  ein  Banb  der 
Flammen  geworden.  Im  Hofe  des  Gast- 
hauses aber,  dns  jetzt  ein  beliebter  Ver- 
pniiprnngsort  ist,  steht  noch  eine  Linde 
aus  uralter  Zeit,  die  HO  F.  im  Umfange 
misst.  Ijuther  hat  den  ehemaligen 
Namen  ,,6rfintlial*'  im  Zorne  gegen  den 
dasigoi  Ablassnnftig  in  „Grimmenthar* 
(vaUis  furoris)  verwandelt.  —  Von 
Orimmenthal  ans  ?oll  eine  Zwpi<i--Ei«5on- 
bahn  über  Rohra  nach  Mehlis  uiül  Zella 
gebaut  werden. 

Eiseitb.  u.  Themar:  1}  St.  in  19  Min., 
I.  Cl.  43  kr.  (12[  Sgr.),  H.  21  kr.  (6  Sgr.), 

m.  14  kr.  rt  «3gr.).  Tagesbill.  ?,r,  uu<\  y?  kr. 
oder  10^  u.  Sgr.  äonnt.  bO  u.  2ö  kr.  oder 
8J  u.  6|  iigr. 

Nachdem  die  Htuel  ttberschrltten, 
die  bei  Emhausen,  (r.),  in  die  Werra 
mfindet,  läuft  die  Bahn  am  Pusse  steiler 
Berge  hin,  (r.)  den  flrrüneii  Wiesenp-nnvl, 
der  vom  Silberfnden  des  Flusses  dureli- 
schlängelt  und  von  den  Dörfern  Bei- 
rüth, Vachdorf,  Leuter$dwf  Hei^' 
atädt  belebt  ist.  Ehe  man  da^  letzte  Dorf 
erreicht,  schieben  sich  die  Kalkberge 
immer  enger  zusammen,  so  dass  sie  der 
Fluss  nur  in  krampfliaften  Windwnp^en 
durchbrochen    hat.     Dieser  Engpass 
heisst   das  Nadelöhr.     Indessen  hat 
nicht  blos  der  Finss,  der  sweimal  Aber' 
brückt  nnd  ausserdem  in  ein  neues  Bett 
geleitet  werden  musste,  einen  anderen 
Lauf,  sondeni  ni'ch  die  Bergformation 
eine  veränderte  Gestalt  erhalten,  indem 
der  vorspringende  Fclswall,  der  das 
Nadelöhr  bildete,  gesprengt  nnd  dnrch- 
brocheu  wurde,  nm  der  Eisenbahn  und 
dem  Flusse  Kaum  zu  gönnen.  Dadurch 
ist  der  En<rpass  erweitert  worden ,  bil- 
det aber  noch  immer  ein  interessantes 
Felscntheater,  auf  welches  von  einer 
steilen  Bergspitse  des  jenseitigen  Ufers 


Digitizeü  Lj  ^oogle 


las 


BiMnaeli  —  Lichtenfels. 


134 


die  Ruine  Osterburg  itns  dnnkelmBiiseh- 
holz  herabschaut. 

Stat.  Themar,  Stadt  und  Bahnhof 
(r.).  Angeuehme  Lage,  starker  IIolü- 
handel.  (1)  Strasse  nadi  Lengfeld  im 
geologisdi  interessanten  W^esbachs- 
^und.  Zur  Rechten  sieht  uxant  anfangs 
im  fernen  Hintergrund  ,  allmäli^''  über 
näher  und  näher  die  imposanten  For 
meu  der  Gleichberge  bei  Römiüid 
(H.  79). 

Simtb.  m  BUdburffheuumt  1\  Meli,  tn  SO 

Min.,  T.  n.  35  kr.  (llSgr.),  H.  19  kr.  {5|  Sgr  ), 
ni.  Ukr.  (8f  Sgr.).    Tagesbiil,  :v2  u  24  kr.- 
oder       u.  6J  Sgr.  Sonnt  27  u.  21  ki.  oder 
7|  o.  6|  8gr. 

Die  Balm  steigt  lunfiolist  Über  einen 
hohen  Viadvct,  der  die  (1.)  herabkom- 
mendc  Schleuse  üherbrückt.    Am  jen- 

seitip;en   Ufer   der  Werra  (r.)  lafrert 
ein  langer,  mit  Busch-  und  Nadelholz 
bedeckter  Felsenkamm.    Ein  hüher^ 
senkreeht  anUsteigender  Kalkfelsen  — 
der  ,, eingefallene  Berg''  —  ist  gebor- 
sten und  ^oll  ein  Dörfchen  verschüttet 
haben.    Ein  anderer,  isolirt  hervortro- 
tender  Steinkoloss  heisst  die  Teufels- 
Isanxel.    (1),  im  flachtigen  Blick,  die 
Stattlichen  Thflrme  TOn  JT/iMfer  Vectra, 
und  etwas  weiterhin,  dem  Dorfe  GM/m- 
melhafisen  (r.)  {jepcnüber,  die  verfallene 
Ottilienkaptlle  oberhalb  des  Dörfchens 
Ehrenöery.    iNach  einem  laugen,  tiefen 
DiiHshslleh  SffiMt  sich  (r.)  eine  reizende 
Aussicht  nach  dem  Dorfe  Trostadt  hin 
(1.  i9ie0rr«to),  die  jedoch  durch  einen  aber- 
maligen Durchstich   bald  wieder  ge- 
hemmt wird.    Bei  I?/  uneth  (r.)  nnisste 
die  Zickzackweudung  des  Werratiusses 
überhrllckt  und  die  Bahn  auf  einem 
hohen  Damme  fortgeführt  werden,  der 
das  ganae  Werratfeil  fiberblicken  lässt, 
bis  sie  durch  einen  Fichtenwald  läuft, 
an   des«5cn  Knde   (I.)   das  freundlulie 
Dörfehen  Ebenhards  and  weiterhin  die 
Kirche  ron  HäBdridh  hervortritt 

Stat.  HfllHrarirllftllBeil  y  Bahnhof 
(1144  F.)  und  Stadt  (1.).  Droschke  k  Per- 
son 12  und  inJtOopäik  18 kr.  —  Freund- 
liche Umgebungen  im  ber^umkranzten 
Werrathal.  Vor  Allem  fällt  oberhalb 
der  Stadt  die  neue  grossartige  Xrrenheil- 


anstalt,  Meyer's  neues  Landhans  vor  der 

Stadt  (1.)  und  (r.)  dessen  Berggarten 

uüt  ruinenart;-<Mn  1  liurme  ,  weniger 
das  verwaiste  t  iirstenschloss,  nahe  der 
Bahn,  ins  Auge  (lt.  79). 

FAsenb.  n.  EUfeld :  2  Meil.  in  22  Mi«  . 
I.  Cl.  48  kr.  (18|  Sgr.),  H.  U  kr.  (6J  Sgr.), 

irr.  16  kr.  f  5!  '-'-r.).  Ta;;.-sl.iIT.  tV.)  und  28  kr. 
oder  11  u.  »i  esgr.  Sonnt.  Sl  u.  26  kr.  oder 
9i  u.  74  8gr. 

Mnach  GMha:  Tormitt.  «bor  Sehlen. 

singen  (42  kr.),  Suhl  <1  fl,  81  kr.),  Oberhof 
u.  Ohrdruff,  in  lu  Sf.  20  Min.  für  8  fl.  80  kr. 
—  üodach:  (37  kr.)  u.  Jleldburg:  (58  kr.)  Ab. 
in  3  St.  10  Min.  —  Bomhitd:  (4S  kr.),  Abends 
in  1  St.  40  Hin. 

Selir  freundliches  Thal,  r.  JSü'hen^ 
feld,  \.  Ilesshcrg  m\i  Sehlossgut,  wo 
die  vielbesifrochenen  Sandsteinplatteu 
mit  den  Eindrücken  wunderbarer  Thier- 
flüirten  gefunden ,  und  der  gelehrte 
Orientalist  £.  ^senmüller  geboren 
wurde.  Weiterhin  Ueberbrückung  der 
"Werra.  Besonders  schön  präsentirt  " 
sich,  Vom  kunstreichen  ViH<Uut  herab, 
dem  Dorfe  Markt  -  Vcüsdor/  gegen- 
über, Klotter-  Veaadoff  auf  einer  klei- 
nen Anhöhe ,  sonst  ein  Nonnenkloster 
das  im  Bauernkrieg  zerstört  wurde) 
jetzteine Porzelbuifabrik  Hei  Schacken- 
dorf, wo  sehr  sduiar  trefakten,  na- 
mentlich riesige  Plianücnabdrücke  ge- 
funden werden,  maeht  die  Bahn,  fort- 
während aufsteigend,  eine  scharfe  Cnrvo 
nach  Norden,  und  geht  dann  am  Dorfe 
Harras  (r.)  vorüber,  wo  Heuschkel,. 
K.  M.  V.  Weber's  erster  Lehrer,  gebo- 
ren wurde. 

htat.  fiigfeld^  1.  Bahnhof  0348  F.) 
und  Stadt  (etwas  entfernt).  Droschke  Vä 
und  mit  GepSck  18  kr. 

Gegentiber,  am  „Eichenhain",  dio 
neue  Aktienbrauerei:  „Zum  Bergschlöss^ 
chen".  Die  uralte  Stadt  zeigt,  in  Folge 

grosser  Feuersbrünste,  viele  neue  Häu- 
ser. Besonders  fallen  die  renovirte 
Hauptkirche  und  das  Schloss  ins  Auge 
(R.  85). 

EtstnA.  n.  Cobur*/:  8  Meil.  fo  36  Min. 
Fahrt  von  Coburg  n.  Eisfeld  etwas  lang- 
samer, \vm\  die  Balm  2  Meil.  lang  steigt 
1:  100,  1.  Cl.  1  fl.  10  kr.  (20  Sgr-),  H.  36  kr. 

8  * 


Digitized  by  Google 


135 

(10  Sgr  ),  III.  23  kr.  (G^  Sgr.).  Tagwbill.  59  i 
u.  :)4  kr.  oder  17  u.  12|  ^gr.  Sonnt.  50  und  | 
S8  kr.  oder  U|  n.  10$  Sgr. 

Jtoil  n.  Schalknn:  Abend j»  iu  Ij  St.  für 
27  kr.;  na<li  Saalfeld  über  Linibaeli,  Nou- 
]iau8>  WallcDdorf,  Mitt.  in  8  ät.  für  2  fl. 
U  kr. 

Bei  Eisfeld  verlasst  die  liahii  den 
Werragnmd  und  lenkt  südlich  ab.  Der 
faSehste  Berg  auf  der  südliehen  Ab- 
dachwDg  des  Thüringerwaldes,  durch 
einen  Signalthurm  kenntlich ,  ist  der 
Bleas  (1.)?  (J*)  >ni  fernen  Hiiitorj^Tund 
SrMo.ss  Heldburg,  ,,die  fräukisiche. 
Lt^uchte".  Zwischen  den  kleinen  Dör- 
fern Steudach  und  Haid,  auf  der  Wa:»- 
serscheide  xwisdien  dem  Weser-  und 
Rheingebipt ,  steifrt  die  Balm  auf  ihren 
luulisten  l»unkt  (11-22  F.).  um  dann 
f<ut  während  zu  füllen.  Auf  dieser  Streckt' 
grenzen  kostspielige  Arbeiten  nahe  an 
einander:  ein  tiefer,  langer Felsendnrch- 
bmch  bei  Haid,  fin  hoher  Damm  und 
ein  kiuistreicherViaductT)ei  Ncukirclion. 
Bisher  fortwährend  im  Herzogth.  Mei- 
ningen, geht  nun  die  Bahn  iu  westlicher 
Krümmung  ins  Herzogth.  Coburg,  und 
damit  ins  romantische  Lav^rthälchen 
Uber,  das,  von  bewaldeten  Höhenzügen 
eingegrenzt,  bei  Tremersdorf  (r.)  be- 
ginnt und  die  Dörfer  Nenhirchen,  Tie- 
fen-,  Ober-wndL  Unterlauter  in  seinem 
Schoosse  birgt.  Dem  letzteren  gegen- 
über liegt  die  B&eenau  und  seit- 
wärts die  iMuterhurg.  Bei  DS^fleM  (L), 
nachdem  sich  die  Werrabahn  mit  der 
Sonnrherfjer  Zvergholm  vereinigt  hat 
und  iu  den  Jtzyrimd  getreten  ist, 
nimmt  sie  dne  westUohe  Biehtung  und 
ISsst  mehr  und  mehr  die  landsdiaft- 
lidien  Reise  ahnen,  womit  die  Umge- 
gend von  C p  stlnniiekt  ist.  (r.), 
jcnseit  de.s  Dorfes  Scusta ,  Schloss  Cal- 
lenberg,  (1.)  die  weitsichtige  Veate  Co- 
hurg  und  das  l^rgten'Mausoleum,  ge- 
radeaus ,  an  der  Caseme  vor&ber,  da$ 
Palais  des  Herzogs  Ernst  ron  JVürtem- 
berg.  In  der  Nähe  desselben  lenkt  die 
Bahn  in  seliarfer  Curve  süillieli  zum 
Balmhof  (9o5  F.)  ein ,  von  dessen 
nahen  Berggeländen  scfaSne  Villen  — 
(r.)  sun&chst  am  Bahnhof  der  Adami- 


136 

boriX.  früher  Jesm  Paul  s  Sommernuf- 
entlmlt,  und  weifr  die  reuommirte 
Aktienbrauerei  —  herab  schauen. 

Hauptst.  Colrarir»  1-  Bahnhof  und 
Stadt  (ziemlich  entfernt).  Droschke 
12  kr-,  mit  Gepäck  18  kr.  (K.  88). 

Hier  endigt  die  eigentliche  Werra- 
Eiscnbnhu,  deren  Endpunkte ,  Eisenach 
und  Coburg ,  auch  ihre  besuchtesten 
Glanz-  und  Bastpunkte  sind,  indem  der 
bis  Lichtenfels  fortgefiihrte  Schienen- 
strang, der  sie  mit  der  Hof-Närn- 
borger  Balm  v  erbindet,  von  der  Direk- 
tion der  konigl.  bayerischen  Nordbahn 
verwaltet  wird.  Zwar  hat  die  Werra- 
Eisenbahngesellschafl  die  grössere 
Strecke  dieser  2V4  Meil.  langen  VerMm- 
dungsbahn,  jedoch  für  Rechnung  der 
bayer.  Staatsregiermig,  gebaut ;  wahrend 
den  zweiten  Theil,  von  der  bayer.  Grenze 
an,  die  königl.  Staatsregicruug  selbst  . 
ausgefOhrt  hat  Dadurch  wird  der  Sü- 
den DentSddands  und  die  Schweiz  mit 
dem  Norden  (westlich  über  Ei^^ena(h 
und  Cassel  nach  Bremen ,  Östlich  über 
Halle  nach  Hamburg) ,  die  Nordsee  mit 
dem  Schwarzen,  Adriatischen  n.  Mittel- 
lindischen  Heere  verbundan. 

Eitenb.  nach  Lichtenfeh:  in  32  Minute», 
T.  n.  1  fl.  5  kr.  (1Ö|  Sgr.),  II.  'S6  kr.  Sgr.), 
lU.  21  kr.  (6|  Sgr.).  —  liambtry:  in  1  St., 
I.  Cl.  m.  15  kr.,  n.  &1  kr.,  m.  88  kr.  -  Ton 
Jhimher,f  n.  Wrn  .ihin  .j:  in  3  St.  15  "Min,  I.  CI. 

4  fl.  a  kr.,  II.  a  fl.  42  kr.,  HL  1  fl.  48  kr.  — 
Wursbiirg  n.  Frankfurt  a.  M,:  in  5  8t.  80  Ißli. 
I.  CL  4  IL  88  kr.,  IL  3  fl.  3  kr.,  HL  2  fl.  3  kr. 
—  Bamberg  n.  MÜHche» :  in  10  St.,  I.  Cl.  11  fl. 
48  kr.,  BL  7  fl.  M  kr.,  in.  5  ti.  15  kr.  —  Lich- 
ienfeh  n.  Hof:  in  8  St.  50  Hin^  L  CL  8  11. 
57  kr.,  n.  2  fl.  39  kr.,  Hl.  1  fl.  r)  kr.  - 
LUhtenfd»  über  //o/n.  jjwtV/ ;  in  10s<t.  2.tM., 
L  CL  10  fl.  25  kr.,  U.  7  fl.  47  kr.,  IU. 

5  II.  88  kr. 

Po«t  Ton  Cohvrg  n.  T^'uhirh  •  ,.^,3  kr.)  und 
Hdälmrg  (1  fl   r>l  kr.),  Al  eaUd  iu  3J  St. 

Der  Baiiuzug  fährt  bei  Ketsehendorf 
(1.)  ,  einem  beliebten  Vergnügungsort 
der  Cobuger  mit  Schldssehen  und 
Park,  über  die  Itz,  der  stell emv eise  ein 
neue««  Bett  angewiesen,  «astet  nach  9 
Min.  bei  der 

Haltestelle   NiedeifuUbaeh  (r.), 
wo  der  König  von  Belgien  ein  Sommer- 
jsehloss  mit  lieblichem  Park  besitzt, 


2.  Büvie:  Wem  -  EiwüMin. 


Digitized  by  Google 


137 


138 


wendet  Sfcb  an  Grub  (Pariserblau  und 
Blutlangensftl?!:-Fnhrik>  vorüber  östlich 
7Tir  Nebenstat  Ebersdorf,  (1),  9  Min., 
iritt  nun  ins  Königreich  Bayern,  und 
trifft  nach  14  Ifin.  im  mnfangreicheii 
fiahnhof  su  Idehtenlels  ein,  wo  sich 
gen  W.  die  Bahn  nach  Bamberg  und 
treu  SO  nuih  Hof  abzwii^^t.  Nähert 
mau  sicli  der  bayer.  Grenze,  so  steigt 
Kloster  Banz  mit  seinen  stolzen  Ihür- 
men  ans  dem  Walde  hervor ,  das  Klo« 
ster  VierMhnheüigtii  wird  sichtbar, 
die  Kalksteinwand  des  Staffelhergea 
und  der  Veitxhtvg  j^rüsseu  herüber, 
bis  endlieh  das  gc^offnetp  yfainthal, 
bei  Schney  (Porzcllantabrik  und  Korb- 
striekerei)  die  FfUle  seiner  Beise  Öffnet 
(B.  88). 

ZirefflNilin  YOR  Coburg  meh 

SOmielieiir:  2%  >I^cil.,  Fahrzeit  mit 

Personenzug  38  Min.  Es  wocliseln  täg- 
lich 2  Unter-  und  1  IN  ixdiciizug,  \^'oraus 
hervorgeht,  dass  di«  iiiiterfracht  auf  die- 
ser Bahnstrecke  fH>erwiegfend  ist. 

Von  CotMiy  n.  S^nmlbtirg:  L  CL  1  II.  9  kr., 

IT.  30  kr.,  m.  24  kr.  TaRosbill.  53  u.  U)  kr. 
Sonnt.  45  Qod  34  kr.  —  Von  Cohurq  n.  Of«- 
Imt  7  1  MeU.  in  IS  Min.,  L  Cl.  21,  II.  1(X,  ni. 
7  kl.  Tagesbill.  17  a.  13  kr.  Soimr.  15  u. 
11  kr.  —  Von  Ci>},urff  n.  NeuMtull :  2  Meil.  in 
29  Min.,  L  Cl.  51,  IL  30,  HL  18  kr.  Tages- 
biU.  41  n.  8t  kr.  Sonnt.  35  n.  86  kr. 

Der  kunse  Weg  führt  dnrch  eine 
sehr  roizonde  Landschaft,  znnäehst  im 

Itzffruiid  hinauf  und  an  Dörfles  (r.)  vor- 
fiber,  nachdem  die  Zwei'^bahn  sich  von 
«lern  Ilaupttrain  (r.)  gesi  liiclcn  und  t  iue 
nordwestliche  Richtung  eingeschlagen 
bat.  Die  sefadnsten  Punkte  der  Umge- 
gend sind  fast  immerwahrend  in  Sicht. 
Von  Dörfles  zwci^'t  die  Strasse  entwe- 
der direkt  oder  über  die  fsekn-eizerfi  (1.) 
zur  Rosenau  ab.  (gewöhnlich  aber  be- 
nutzt man  die  Eisenbahn,  um  bis  zur 

Auliitiiestolle  Oefc»lau  (1.)  zu  fahren, 
and  geht  dann  durch  den  Park  dem 
herzogl.  Lustschlosse  zu,  das  noch  eine 

Viertelstunde  entfernt  ist.  Auch  in 
Oeslau  i^-t  ein  berzoi;!.  Domäne,  sowie 
ehemals  die  erste  Mürltelmühie  in  da- 
siger  Gegend,  wcklie  iler  Minister  von 
Thümmel  augelegt  hatte. 


Einenh.  n.  JKüvch  r!'><Un :  4  MeB.  in  SIOd., 
I.  Cl.  7,  II.  4,  m.  2  kr. 

Die  Bahn  verlässt  den  Itzgrund  und 
biegt  in  den  Sifthengrund  ein.  Jenseit 
des  Dörfchens  Einberg  mit  seinen  Thon- 
gruben (r.)  die  l'kramarinfabrik  AU^ 

xandrinenthal,  nnd 

AnhaltestelleMöiifhriHlen,  tto 
Fuss  des  1421  F.  hohen  Culm  anmutlüj; 
gelegen. 

Eiaetib.  n.  yetuladi  u.  d.  Moide:  |  Heil. 
in  18  Min.,  L  CL  8^  n.  10,  HI.  7  kr. 

9tat.  Nenstott  »  Bahnhof  (l-X  Stadt 

(r.),  am  südwestliehen  Fusse  des  2588 
F.  hohen,  schön  bewaldeten  Mupp-  oder 
Muckheryes ,  der  sich  majestätisch  aus 
einem  weiten  Kessel  erhebt  und  eine 
sehr  schöne  Aussicht  bietet.  Von  der 
Stadt  bis  znm  Gipfel  ^/^  stunde*  Das 
schmucke,  betriebsame  Städtchen  mit 
2800  Einw.  (Gasth.  z.  Post)  wird  von 
der  Röthen  durchflössen,  hat  einen  schö- 
nen Markt  n»it  prächtiger  Kirche,  und 
verhält  sich  mit  seiner  lebhaften  Indu- 
strie- und  FabrikthXtigkeit  zu  Sonite- 
berg,  wi<  zu  Nürnberg.  Die  Um- 

ge;^^eiid,  namontlieli beim  Dorfe  i/c?<ii«<'A, 
(r. ; ,  wird  wegen  ihrer  Fruchtbarkeit 
„die  Schmalzgrube  des  Mein.  Überlan- 
des" genannt. 

USaenb.  n.  ßomt^rg :  {  Meli,  in  9  Hin., 
I.  a.  18,  n.  9,  in.  6  kr. 

Jenseit  Neustadts  tritt  die  Bahn  « 

ins  TTerzogthum  Meiningen.  Seitwärts, 
(r  ),  dem  Dörfeljpn  Hönhach  gegenüber, 
der  Flecken  Oherliml,  und  in  dunkler 
Ferne  die  Umgegend  von  Neuhaus  und 
Stockheim  mit  ihren  kolossalen  Ui&tten- 
werken. 

Stat.  Sooneberg^  Bahnhof  (1.), 
Stadt  geradeaus,  in  ziemlich  weiter 
Entfernung.  Droschke  15,  mit  Gepäck 
18  kr.  In  der  Nähe  das  neue  Culm- 
bacher'sche  Hotel. 

Sonneberg j  die  wichtigste  Fabrikstadt 
des  Thfiringerwaldes ,  versteckt  ihre 
langgedelmte Hinserreihe  grösstenthcils 
zwischen  terrassenförmigen  Bergen.  Um 
so  schöner  ragt  von  einem  Vorsprung 
dieser  Berge  die  neue  gothische  Kirche 
mit  ihrem  hohen*  Thurm  empor,  eine 


Digitized  by  Google 


139 


3,  BotUe:  \m  Naumburg  niieli  &98en, 


140 


2ii6rde  der  Landschaft.  Auch  der 
Schlossberg  mit  dem  Schiesshaus  und 
andere  Gebfiade,  die  sieb  nach  der  Ei- 
aenbahn  dringeii,  fallen  wohlthuend  ins 
Auge.    Im  Hintergmnd  die  waldigen 


Ausläufor  (ies  Uebirges,  das  liier  eine 

seiner  scliünsteu  Pforten  öflnet  (ß.  91). 

Po!*t  u.  baalfeld  über  Steiuacli,  Lauscha, 
Wallendorf,  in  74  St.  für  2  fl.  22  kr.,  früh 
u.  Hittaga  Auch  nach  Gräfentbttl,  Sebwart» 
bus  etc.  etc. 


Eouteu  über  den  Thüriugerwald^ 


You  Kauluburg  bis  Eiseuach« 

(Vergl.  S.  92). 


Ei$etd}alin  ^-J  vou  UaUe  bis  Naumburg: 
6  M6Ü.  in  1  St.  20  Min.,  I.  Cl.  1  Thir.  18  Sgr., 
n.  28  Sgr. ,  III.  21  Sgr.  —  Von  Leipzig  bis 
y,y,.-,„h,,<->, :  7j.  Meli,  in  1  St.  30  Min.,  I.  C\. 
1  I  hii  .  27  Sgr-,  II,  ITLlr.  2  Sgr.,  III.  2ö  Sgr. 
—  Ton  Gen  bis  Naumburg »  9f  Hell,  in  2  St. 


22  Min.,  I.  Cl.  2  Tlilr.  17  8gr. ,  II.  1  Thlr. 
15  Sgr.,  m,  1  Tlilr.  4  Sgl.  —  Vuii  Eisenach 
bis  Naumhur^:  16  Heil,  in  4  St.  80  Hin., 
1.  Cl.  4  TLlr.  7  Sgr.,  U.  2  ThIr,  12  Sgr., 
III.  1  Thlr.  26  Sgr. 


3.  Houte  :  Von  Naumburg  nach  Kosen. 


Eixetihahn  nach  Käsen  (11  Min.)  Morg.  6, 
26;  10,  52;  Nachm.  12,  27;  3,  10;  Ab.  J).  H; 
KacbtS  12,  28  (S.  107j.  Post  von  Naumburg 
»ach  EiMMberg:  3J  Moil.  iu  8J  St.,  19|  Sgr.,  Ab. 
4|  Uhr.  —  n»rh  Ostcs-frhJ  2]  Moil.  in  2  St., 
llj  Sgr.,  Abendü  5  Ihr.  —  nach  Qtierfnrt: 
(ttber  Treibnrg)  4f  Meil.  in  4^  St.,  28j"Sgr., 
Abonds  5  rin  .  —  I)ro»cfde  vom  Babnbof  in 
die  Stndt  2^  mit  c.'ppä.  k  5  Sgr. 

^'auinbiiri»-  (S.  lOü),  prenss.  Stadt 
(Prov.  Sachsen,  Regierungsbczirli:  Mer- 
seburg), unfern  der  Saale,  14,500  Einw. 
Sehr  anmnthige  Lage.  Das  breite  Thal, 
rings  von  Bergen  umsiumt  und  von 
den  Sehlangonwindungen  des  Flusses 
durclizogen ,  der  unterhalb  der  D.n  fcr 
liro.-^s-  und  Klein- Jena  dieUnstrut  auf- 
nimmt, i)rangt  im  Schmucke  lachender 
Bebenhiigel  u.  reicher  Obstpflanznngen. 

Fabrnreis  und  Falirzeit  ist  Htct»  nach 
den  gewSlinllcbenPer.sononzügcn  borcchnot. 
Es  ist  jciloch,  währciul  dio  vorigen  Unpi-n 
nuter  der  Presse  waren,  auf  der  Thüringer 
KisenbaliA  die  Fahrseit  einiger  Züge  (nnd 
damit  auch  der  Po.stconrs)  etwas  l,m  ändi  rt 
worden.  I)io  folgenden  Angaben  sind  dar- 
nach berichtigt.  Audi  wird  der  vor)2;o druckte 
I'ahrplan  die  neueste  Auskunft  geben. 


Die  freundliche  Stadt  lagert  am  ^»Oal- 

^a  iiljorg**,  der  von  seiner  Höhe  ein  rei- 
zend. Panorama  bietet.  Oa^ibeleuchtung. 

Entfernnngeu:  nach  Freiburg  IJ,  uacb 
Dornburg  4|,  nach  Jena  7,  naeb  Zeita  6  St. 

Gasthofe:  Pretiea.  Hof.  —  Sachs.  Hof 
(sehr  bü;<ncht).  —  Grün.  .S'»  // »7(1  (einfach,  aber 
gut).  —  Ueetamraiioaea :  *^ üterii  (Delicatos- 
sen),  Köhlmann  (Wein),  Riege,  ßtoekmann, 

l/ro8chI:eii/ahrten  nach  dem  Bürgergarten 
5,  nach  drr  Henne,  Fähre  bei  Rn?isbach, 
Almricii,  Grossjena  7^,  Pforta,  Flemniingen 
12i  Sgr. 

JournulistiJ: :  Kreisblatt  wöchentlich  2mal, 
Wochenblatt.  —  Freinumrerloge :  Zu  den  3 
llämmem. 

Industrie.  Die  früher  nicht  nnbeden- 
tende  Messe  ist  zu  niTiem  langgedehnteu 
Jahrmarkt  herabgesunken.  Auch  die  Bier- 
brauereien, die  sonst  ein  Oetriinlc  lieferten, 
das  mau  „Thür.  Ualvasier*'  uannt«,  Bind 
zurückgegangen.  Vm  so  erfreulicher  hat 
sich  der  Weiiihandel  gehoben:  (Firnion: 
Köhlmann,  Gebr.OttA,  6ebr.Iieiter,Schwarz- 

V>ach  ftr.  vU\).  yairiPiitlich  iiiaclicix  die 
Champaguerfabrikcn  von  Bürger  (in  Nou- 
haus)  und  Robin  gnte  Geschäfte  (jährlich 
r)0,*>oi)Fl.).  Ilir  Schaumwein  8t cht  den  franz. 
Fabrikaten  nicht  nach,  hat  sich  aber  doch 


Digitizeo  ^^OOgle 


141 


S.  Mouts:  Von  Humkmg  BMh  KSseiu 


142 


nur  in  frauz.  Luilorm  Kingang:  vt-r-^c  hafft. 
Hur  die  besten  Sorten  werduu,  zur  i:^iiru  des 
•deutschen  Namens,  unter  eigener  Firma 
verkauft.    Will  man  also  dnrrhfitis  ,,Orand 
niousseux"  trinken,  so  Jiat  man  das  Ver<- 
gnügen ,  meHr  mq  besatalen  und  «cbleohler 
bedient  zu  werden,  als  w«;im  mau  i'hrliohen 
deutseben  Schaumwein  fordert,  der  in  Amc- 
rilL»  eben  so  beliebt  ist  und  eben  so  hoch 
Im  Preise  stellt,  wie  der  fransösiselie.  Wann 
werdt'ii  Gastwirtbe  reell  gtini>^  sfiu,  nicht 
iiiohr   auf  das  Vorurthtil    di  r  «leutschen 
Auälandssncht  zu    sjieculireu  ?  Stadtrath 
ThrSnlkftrdtj  der  erfahrenste  WeinlAcliter 
in  Thöringen ,  caltivirt  ein  Kebensortiment 
Tou  mebr  als        Sorten,  die  au  billigen 
Preisen  yerkinfUch  sind.  Auch  der  Obst- 
bau ist  bedeutend.  L.  Bartenstelu  versendet 
jaLrIi« ii  20,000  Ceutner  getrocknete  Pflaumen 
(Zwetschcn).  —  Ausserdem  Hornwaaren-, 
Elfenbeinwaaren*,  StmmpfwaMen-,  CHgar^ 
Ten  •  und  Spfeltertenfsbrllcen  etc.  ele.  ~ 

GeaekicktÜeh«9»  Naumb  i  >  .  so  genannt 
Yon  der  „neuen  Burg**  des  Markgrafen 
Sckard  T.,  dessen  Söhne  den  berühmten 
BIschofssIts  TOB  Üeits  hiertier  Tcrlegten 

(1032),  hatte,  —  wie  schon  im  Wappen  des 
llocbstiftes  (Schwerdt  und  Prltlüsael)  ange- 
deutet —  viele  kriegerische  Fahrliclikelten 
zn  l»e8teiien.  Eine  interessshte,  obwohl  hl- 
»tor/.sch  widorle;j:f ('  Kjd'surlr  ist   diu  Bela- 
gerung der  Stadt  von  den  Husslten  unter 
Anführung  des  wilden  Procop  (li32),  der 
die  Kinder,  die  in  Sterbeliomden  in  das  La-  | 
p^r  zogen  und  um  Gnade  ilelitoii,  mit  Kir-  ; 
!<cheu  bewirtbete  und  dann  seine  Horden  j 
welter  führte.   Daher  die  j&brllche  Feier  j 
des  Kirsch-  und  Kinderfestes,  das  zu  einem  ; 
allgemeinen  Volksfest  ij^^  wm-ilfMi  f t:  Kolze- 
Imt,  die  üussitcu  vor  Naumburg,  Sehauapiel; ' 
IqMitM,  Sage  von  den  Hnssifen  Tor  Naum- 1 
bürg,    Zeitz  1^^111.    Nach  Einftihninp   der  | 
Deformation  ward  Ntko).  v.  Amsdorf  evau-  | 
geUs^her  Bischof  in  Naumb.  (1542).   Aber  | 
Mch  der  Schlacht  bei  Mühlberg  nahm  der 
gelelirtt)  Katholik,  Jul.  v.  Pflug,   den  Bi- 
schofssitz wieder  ein.   Nachdem  1554  zwi- 
schen Joh.  Frledr.  dem  Grossmüthlgen  und 
«iem  Kurffirsten  Augu»t  von  Sachsen  der 
,.nRtrmbtirg*»r  Vertrag"  geschlossen ,  walilte 
<las  Domkapitel  die  sächsischen  Laudcsherru 
zt  weltlichen  Administratoren  des  Stifts, 
>    o.s  Moritz  zu  einer  sei bätstäudigen  Herr- 
schaft erhob  und  als  Herzog  von  Sachsen- 
ZeftK  in  der  neuerbauten  3Ioritzburg  seine 
Residenz  aufschlug  (1668).  Diese  Linie  starb 
jedoch  bald  wn -Iff         '1718);  walii-end  das  | 
Domkapitel  noch  heute  bestellt,  die  Dom-  j 
hetren  aber  evugelischeii  Glaubens  sind 


und  ihrePfründonzum  Theil  auswärts  verMh- 
ren.  Im  3Ujahr.  Kriege  hatte  Naombuig 
schwere  Drangsale  sn  erdulden.  Krst  ward 

('S  \  (>ii  Tilly,  hernach  von  Gustav  Adolf  er- 
obert.   Dieser,  „frloirli  oitifni  (Jottt"-'  ver- 
ehrt, nahm  im  „ScUefiel*',  dem  jetzigen  Gast- 
hof B.  Pivuss.  Hof,  Ten  seiner  Gemahlin, 
die  ihn  nach  der  Schlacht  von  Lützen  nur 
alä  Leiche  wieder  sah,  rührenden  Abschied. 
\  Später,  1642,  ward  die  Stadt  vom  schwed. 
,  General  Königsmark  vergebens  belagert.  Im 
TjährigpTi  Krii'fre  mu^ste  sie  schwere  Brand- 
schatzung zahlen,  nachdem  sie  früher  durch 
verheerendeFeuersbrfinste,  nrnnenfllch  durch 
eine  Pulverexplosioii,  die  400  Menschen  töd- 
tete,  heimgesucht  worden  war.    1B*)6  ward 
ein  grosses  Kriegamagaziti  iu  ungelegt. 
I  Der  preuss.  Kon  ig  Friedrich  Wilhelm  VI, 
'  hielt  i*h  \v  mit  seiner  Gemahlin,  der  uuver- 
gesslichcn  Louise,  im  dasigen  S<-hloasc  auf. 
Die  Königin  kam  su  wiederholten  Malen  in 
den  Gasthof  zur  „nackten  Henne",  4  Stunde 
von  der  Stadt,  setzte  iiber  die  f^aale,  welche 
dort  vorbeifliesst,  und  freute  sich  der  herr- 
lichen Aussicht,  welche  die  angronsende 
Höhe  bietet.    Diese  hat  man  seitdem  Loui- 
gemhohc  ^;fnanllt  innl  mit  ehiirn  Denkstein 
bezeichnet,  dur  vou  Pappeln  umkränzt  ist. 
Aber  schon  am  6.  Okt.  IS06  hielt  Napoleon 
Sfineri  Einzug  in  X.   und  überschwemmte 
die  arme  Stadt  mit  seinen  siegreichen  Ueer- 
schaaren.  Auch  auf  seinem  Bückzugo  aus 
Kussland,  April  1813,  setzte  er  sich  in  N. 
fest,  bis  am  13.  Sfpt.  der  russische  General 
Tbielemann  die  Franzosen  vertrieb.  1815ging 
das  Stiftsland  an  die  Krone Preussen  über. » 
Ton  den  hetükmtettX&mem,  dIeinNaumburg 
le}»ton,  mögpn,  ausser  den  srlinn  erwähnten, 
noch  genannt  werden:  die  Liederdichter  G. 
W.  Saeer  (das.  geb.  1685),  E.  Oh.  Homburg 
(t  1681),  J.  G.  Albinus  (f  1697);  der  Com- 
ponist  J.  Theile,  „Vater  der  Oontrapuncti- 
sten"  (geb.  1610) ;  der  Arzt  Frank  von  Fran- 
kenstein (geb.  1616);  der  Bistoriograph  K. 
S<'b:imrlins-  f-f  "1742)  ;  und  aus  der  neueren 
Zeit:  der  Alterthumsforscher  C.  P.  Lepsius 
(das.  geb.  1776,  f  18^) ;  di«  blinde  Boman- 
sohriftstellorin  Benedicte  Neubert,  geb.  He- 
benstreit; der  Dichter  A.  Traeger;  der  Oom- 
ponist  Claudius. 

Sehenswürdigkeiten:  *}JerJJüm,  ein 
imposantes  Meisterwerk  altdeatecher 
Baukunst  (Uebergang  des  Bundbogens 

zurGothik),  zu  welchem  im  10.  Jahrh.der 
Grund  iielegt  wartl.  Von  <l»  ii  3  schlan- 
ken Thünnen,  dir:  mit  iiircii  goldenen 
Kreuzen  weitliia  leuchten,  ist  der  west- 
liche am  schönsten.  Ihn  soll  ein  Lehr* 


Digitized  by  Google 


148 


3.  Btmte:  Von  NsKü¥«rg  Bfteli  KSflen. 


ling  aufgeführt  haben,  welchen  der  cifer-  j 
süclitige  Meistor ,    der   den  Bau  der  ^ 
beiden  östlichen  fhürme  leitete,  vom 
Gerüste  stttnt«.   Der  innere  Bau,  na* 
mentlleli  das  snm  erangd.  Gk>tte8dieost 
eingeriehtete  Hittelschiff,  ist  durch  ver-  \ 
schiedene  Neubauten  entstellt.     Den-  i 
noch  bewniulorn  wir  die  gemalten  Fen-  j 
ster,  die  künstlichen  Altartafebi,  die  | 
Laiibverzleruugen  an  den  Ffeüercapi- 
tfilern^  die  kanstroilen  Schnitzereien, 
die  alten  GtemiUde,  aum  Theil  von  Ln- 
crt«:  Ornii:i(  Ti  Tl.  n.  m.    Im  Westchor  12 
uralte  .stcaiei-e  Bildsäulen  der  Mjinner  l 
uudFrauen,  die  sich  um  die  Stiftung  des 
Domes  verdient  gemacht.   Unter  dem 
Ostchor,  worin  neuere  Bilder  und  vier 
alte  prächtig  verzierte  Messbficher,*elne 
lan^e  Krypta,  mit  einem  tetzerschen 
Ablasskasten.  üeberhauptistderNaum-  i 
burger  Dom  das  wichtigste  Bauwerk,  \ 
welches  Sachsen  aufzuweisen  hat.  Die- 
jenigen Theile ,   welche  im*  hyzant. 
Baustyl   aufgeführt   sind    (die  drei 
Schiffe,  die  Thürme,  die  Krypta  und 
der  Krenzjjaug)  gehören  zu  <lou  um- 
fangreichsten und  ausgescluiiücktesten 
dieser  Gattung.    Der  Abendchor  da- 
gegen* ist  ein  Gebfiude  des  reinsten 
gothischen  Styls,  welcher  im  Innern  mit 
den  wunderschönen,  fiir  die  Knnstfj^c-  j 
schichte  höchst  inteios?auten  Statuen 
der  Stifter  des  Dume^  und  ciaem  reich- 
verzierten Lectqjrium  prangt,  und  der 
Morgenchor,  obgleich  wohl  spSter  er- 
baut, enthält  in  seiner  inneren  Aus- 
schmückung inan(  he  McrkwürdTcrkeiten, 
die  einer  gcninicron  Hctrachiung  werth  | 
sind.  Der  Kirchner  (,Domprcdigerstrassc 
Nr.  2)  vermittelt  den  Eingang.  Neben 
dem  Dome  die  Ruine  der  abgdirannten 
FrfiuenMrche,  —  Hinter  beiden  Kirchen 
das  Dnntffipnnasinm,  und  nielit  weit  da- 
von die  oliomaligf  Dompro/istt  /' .  (  in  statt-  j 
,    liclier  Bau,  mit  hendichLin  Blick  ins 
Saalthal.  —  Die  Wenzelsktrehe  (eigent- 
liche Stadtkirche) ,  so   gross ,  dass 
'sie  Luther  eine  „Prediger- Mörderin"  ' 
nannfc.    Sie  liegt  hinter  dem  ..Scldöss-  ' 
chen*'  versteckt.     Ihre  Orgel  gilt  als  ' 
ein  Meisterwerk.     Unter  mehren  be-  j 
deutenden  Gemilden  zeichnet  sich  ein 


Bild  von  Luc.  Cranach  aus  Cdor  Hei- 
land, wie  er  die  Kiudor  segnet),  das  als 
eines  der  schönsten  aus  der  Haud  des 
berOhmten  Heisters  gilt  ^  Der  Pack- 
hoff  ehezMliges  BesidenascliliMiSt  und 
das  AaMAatis  anf  dem  sdhdnen  Markt* 
platz.  — 

Spaziergänge:  Zum  parkähnlichen, 
etwa  10  Minuten  entfernten  Bilnjcnjar* 
teil,  oberhalb  Naumburgs,  mit  guter 
Restauration  u.  einem  reizenden  lieber- 
blick  ifter  die  Stadt  und  das  ganze  berg- 
umrahmte  Thal  bis  Preiburg,  besonders 
vom  ,,Rnndtheir*  ans,  das  mit  der  Re- 
stauration durch  eine  schnurgerade 
Allee  in  Verbindung  steht.  Der  Weg 
zum  Bürgergarten  fährt  über  den  Anger 
(Vogelwiese),  wo  das  Kirscbfißst  gefeiert 
wird  ,  und  am  Schiesshaus  vorüber.  — 
Zum  Gcorgenhcry ,  einer  Art  Vorstadt, 
die  von  Gärtucrn  uud  Winzern  bewohnt 
ist;  —  zur  *lHmii€9Mhe  jenseit  der 
Saale  St),  die  zaan  beim  Gasthaus 
zur  Henne  mit  einem  Kahne  fiberfiOirt. 

Weüere  Ausßüge :  1)  Nach  Almerieh, 
Sokuip/crte  unA  Kiftm  (siehe  S.  147).  — 

2)  Nach  Grou(jena.  Vom  Bahnhof 
aus  nehme  man  den  Weg  über  die  Looi- 

senshöhe,  und  freue  sich  des  reizenden 
Anblickes,  den  das  von  der  Eisciii)ahn 
durch.schnitteno  Tli.il  und  drüben,  an 
den  Berg  geschmiegt,  die  freundliche 
Stadt  gew&rt.  Sodann  steige  man  durchs 
Rebenanlagen  an  den  Fuss  des  Berges 
hinab,  wo  in  der  schroffen  Felswand 
des  Klnpstock'.schen  ^^'^^!Il^el•ges  alter- 
thümlielH'  Hildwc  rkc  aiisg(  haueu  }>iiid, 
welche  den  Herzog  Christian  von  Weis- 
senfels  zu  Pferde ,  sowie  biblische  und 
mythologische  Sceneu,  auf  die  Wein- 
kultur Bezug  habend,  darstellen.  lu 
der  Nähe  veroini-t  sich  die  Unstrut  n\it 
der  Saab'  Entweiler  verfolgt  mau  das 
schöne  L'nstriitthal,  an  das  sich  (r.)  die 
Weinterrassen  dringen ,  oder  macht 
einen  Abstecher  zum  stattlichen  Lnst- 
hause  des  Landrathes  Jacoby  von  Wan- 
gclin,  das  auf  einer  der  hfJchsten  Kup- 
pen der  Naumburger  Weinbergskette 
prangt  uud  eine  prachtvolle  Aussicht 
bietet.    £ine  solche ,  obwohl  ungleich 


Digitized  by  Google 


145 


beschränkter,  erwartet  uns  auch  im  Kel- 
ler, cmev  Restauration  in  unmittelbarer 
Näiie  des  Dorfes  Orossjena,  das  auf  ge- 
rMUm  Wege  von  HMailnirg  Btandeo 
entliftnit  iBt  Di«  «ritte  Dorf  wftr 
einst  eine  ansehnliche  Stadt,  worin  im 
'll  JnhrlMnHort  Markj^raf  Kfknr^!  T 
residirtc  (S.  54).  ^Später  siedelten  sich^ 
die  Bewohner  unter  dem  bischöflichen 
Kiuninflflilyinlfamnlnrrgan.  Dtomark- 
grifUche  Burif,  die  «nf  einer  nahen  HShe 
(dem  Hanftberg)  stand,  ist  spurlos  ver- 
schwunden Tin  Barterschen  Garten 
zu  Grossjeiia  hielt  sich  Geliert  eine  Zeit- 
lang auf,  und  dichtete  dort  (1740)  das 
Lied: 

„Hügel  an  dem  ftMhen  Thale, 

Wo  die  ünatmt  mit  ')<  r  Saale 
Sich  vertraut  zu^aimiK-uschliesst." 

Von  Grossgena  nach  Freiburg  ^/^  8t. 
(R.  110). 

d)  Nach  *0o§eek  (iV,  St.),  einem  der 
relaendsten  Punkte  der  Umgegeftd.  Gn- 
ter  ütier  die  Louisenshöhe  und 

Eylnu.  wo  man  im  dasipren  Gasthofe 
rasten  und  den  hübschen  Park  durch- 
wandeln  mag.  Nach  einer  halben  Stunde 
auf  steil  ansteigendem  Wege  erreidit 
man  das  alterthttmliehe,  irohl  erhaltene 
ScUoes,  das  jetzt  dem  Grafen  von  Zech- 
Burkersroda  irehÖrt,  ehedem  aber  der 
Sitz  der  sächsischen  Pfalzgrafen  war, 
die  es  1041  in  ein  Kloster  umwandel- 
ten. Hier  w^te  snm  dfleren  die  ooh^ne 
Adelheid,  welche  Ludwig  der  Salier, 
nachdem  ihr  Gtotte  ans  dem  Wege  ge- 
räumt (  S  f»7  >.  7 um  Weibe  nahm.  Das 
ephen  um  rankte  Schloss  lieert  auf  einem 
Bergvorsprung  des  linken  Saalufers, 
▼on  einem  bewaldeten  Höhenzuge  aber- 
ngt  nnd-von  Rebengettnden ,  Obst- 
pflanzungen und  Parkanlagen  umkränzt. 
Die  scliönsten  Aussieliten  mit  weehseln- 
den  Bildern  geniesst  man  von  der  Gar- 
tepterrasse ,  von  der  Bergplatte  des 
„Raiserholzes^S  sowie  von  einem  Ab- 
hänge des  Igelbei^es  oberhalb  der 
Muhle.  Unter  den  GebXnden  ist  die 
romanische  Kin  lie  srlienswertb,  mit  den 
lebensgrossen  Steinbildern  der  Familie 
V.  Pollnitz,  der  sonst  die  schöne  Be- 
sitzung angehörte.    Zu  FUssen  schlän- 


'  gelt  sich  Saale,  h'w  nnfl  da  von 
kleinen  Segeln  belebt  und  von  den 
Dampffahnen  des  vorttber  brausenden 
Eisenbahnanges  nmflattert;  aus  einer 
malerisehen  Banmgmppe  grttsst  eine 
tranlieheHUble  herauf;  r.  blickt  Kaum- 
hnr^  aus  der  Feme  herüber;  1.  tritt 
das  Weissenfelser  Sehloss  hervor  (auf 
dem  Wege  nach  Dorf  Goseck)  ;  schräg 
gegenfiber  ragen  die  Manertrttmmer 
der  Sdkonbnrg.  5  Min.  oberhalb  des 
Schlosses  I>or/  €h§€ck  mit  ländlichem 
Wirthshaus,  das  von  den  Naumburgern 
und  Weissenfelsern  fleissif?  besucht 
wird.  Nicht  weniger  gute  Bewirthung  im 
„Bergschlösschen^^  bei  Bockstroh*). 

4)  Kach  SehOniurg,  entweder  iron 
Goseck  aus  (V4  St.),  indem  mm  über 
die  Saale  Hihrt.  «»der  direet  von  Naum- 

,  bürg  aus  (  l  St  )  dnreli  das  DorfGroch- 
litz,  das  einen  ausgedehnten  Gnrkenbau 
treibt  Die  grossartigen  Ruinen  der 
„schSnen  Barg'',  die  Ludwig  der  8prin> 
ger  baute  (1068),  um  der  hohlen  Adel- 
heid näher  zu  sein  ,  ruhen  auf  dem  fel- 
sigen Rand  des  reehten  Saalufers,  und 
maehen  sich  durch  den  hervorragenden 
Bergfried  (Thurm)  weithin  bemerkUch. 
Als  die  Burg  an  das  Hochstift  Naum- 
bur^r  fiel,  legten  sich  ihre  Vögte  aufs 
Käuberhandwerk  ,  bis  die  Böhmen  im 
Bruderkriege  das  stolze  Raubni  st  zer- 
störten (1446).  Früher  hauste  allda 
die  schone  Tafelwärterin  Marie  Kospoth, 
naehherige  Gemahlin  des  Bitters  von 
Kröppen.  Jetzt  wohnt  in  der  Ruine  ein 
Förster,  der  einfaelie  Krfrischungen  bie- 
tet. Vom  Altau  schöne  Aussicht.  Am 
Schlossberg  lagern  die  zerstreuten  Häu- 
ser des  Dorfes  Schönburg;  im  Fluss 
treibt  die  Saalnixe  ihr  Wesen ;  die  nahen 
Berge  sollen  von  SilbersohXtaen  ge- 
schwängert sein. 

Von  Naniiibnr^  nach  Jena  führt 

die  nächste  Strai>se  {Chau>>t  e),  wenn 
man  nicht  bis  Apolda  die  Eisenbahn 
(S.  107)  und  TOtt  Apolda  bis  Jena  die 
Post  benutzen  will,  direet  über  licisslau 
nach  Camburg  (27«  St.).  Ehe  man  nach 


Sturm,  Goseck  n.  Beine  Umgebungen. 
Naumburg  IBM. 


üigiiized  by  Google 


147 


3,  BrnnU:  YoA  Naombiisg  nach  iLdsen. 


148 


Lelsslau  kommt,  liegt  1.  ab  das  Dorf 
PriessnitZf  wo  1783  der  iu  Ileipzig  ver- 
storbenfi  Snperint.  Grossmann  , '  der 
eigentiUclie  GrQndair  der  Gustav -Adolfs- 
Stiftung,  geboren  und  nachuials  Pfarrer 
■war.  Nach  der  Schlacht  bei  .f»  lui  ret- 
tete er  die  männlichen  Bewuliuer  des 
Ortes  vom  Tode,  womit  sie  von  den 
Frsasoeen  bedroht  waren.  Zur  50jäh- 
rigen  Gedächtaissfder  dieses  yerbäag- 
nissv  ollen  Tages  wai'd  auf  dem  ,,Angst- 
plAtz"'  ein  einfaches  Denkmal  errichtet. 

Wir  empfehlen  jedoch  den  ungleich 
interessanteren  Weg  von  Naumburg 

Über  KSsen  und  die  Budelsburir* 

Wer  sicli  in  Kosen  nur  einige  Stunden 

aufhält,  nm  die  nächsten  Umgebungen 
zu  lfesiclitii;en ,  wird  seine  Tour  am 
zweckmäööigbtüu  bo  einrichten,  dass  er 
Vormittags  von  Naumburg  nach  Kösen, 
Nachmittags  über  die  Budebbnrg  nach 
Camburg  geht  (4 — 5  8t.)  und  hier  über- 
nachtet, um  des  folgenden  Tages  seine 
Reise  von  Camburg  über  Dornbur«?  nach 
Jena  (auch  wieder  4 — ö  Stunden;  fort- 
zusetzen. 

Ton  Namnbiirg  naeli  KSseii  (iV« 

Stmide)  benutzt  mau  eidfrc  thr  die  Eisen- 
bahn (S.  107),  oder  (zu  Wagen)  die  mit 
])rachtvollcn  Pappelbäumeu  umsäumte 
Chaussee,  oder  geht  zu  Fuss  über  Alten- 
burg und  Schul pforte.  Der  letzte  Vor- 
schlag ist  der  beste ,  indem  der  Weg 
nicht  im  mindesten  beschwerlich  und 
eben  so  kurz,  als  anniutlii^r  ist.  Schon 
nach  einem  halben  Stündchen  ist  auf 
ächattigeiu  Fusspfad  das  Dori  Altenbury 
(vulgo  Almerich)  erreicht,  das  seineu 
Kamen  von  der  ^^alten  Burg"  hat,  die 
seitab  auf  einem  Hügel  stand.  Am  Ein- 
fcang  des  Ortes  ^Oastliof  zum  Adler, 
mit  schön  gelegener  Terrnsse.  Aber- 
mals nacli  einer  halben  Stunde,  die  mau 
unter  schattigen  Bäumep,  au  der  KIop- 
stocksquelle  und  der  ScheUingsbanh 
vorüber,  rasch  zurUcklegt,  grüssen  aus 
einem  Kranze  dichtbclaubti  r  Bäume  die 
stattliehon  fiebändc  der  berühmten  Für- 
stenscliulü  Fjorta,  die  wunderschön  aiu 
südöstlichen  Fuss  des  reiclibewaldeten 
Knahenberffes  liegt.  Dieser  Berg  ist  es 
Werth,  dass  man  ihn  besteigt  (vonPforta 


bis  zum  GIpiei  ^4  St.).  Am  z^veckmäs- 
sigsten  sofort  von  Almricii  aus  (1  St.}, 
um  dann  nach  Schnlpforta  htnabaogehen. 
Die  Femsicht  vom  Gipfel  und  von  ein- 
zelnen bauuilichten  SteUen  ist  ebenso 
weit,  als  schön.  Die  hervortretcndsteu 
Punkte,  die  das  Auge  erreicht,  sind: 
Kudelsburg,  Saaleck,  Kösen,  Naumburg, 
Freiburg,  Gtoseck,  Sehöaburg,  L&taen. 
Die  liebUefastea  PlÜ^s  Grotte,  Linden- 
thal, Torrasse,  Extraneen  -  Laube,  Frie- 
dens-Denkstein. Der  letztere  wurde  auf 
Anregung  des  naclimnl.  Bisehots  Nean- 
der  errichtet,  welcher  im  nahen  Dorfe 
Memmingen  12  Jahre  lang Pre^ger  war. 

^Schnlpforte,  altberShmtes,  reich- 
dotirtesErzielningsinstitut,  dem  21  Dor- 
fer zinspHichtig  sind,  war  sonst  ein 
Cisterzienserklostcr.  das  ll.'JT  — 1140 
von  Schmölln  an  seine  gegenwärtige 
Stelle  verlegt  wurde.  Kurf.  Moritz  v. 
Sachsen  verwandelte  es  1|Ü4S  in  eine  ' 
Oelehrtenschule,  die  sich  von  jeher 
dureh  sorgfältige  Pflege  ;iHI:l->siseher 
Studien  imd  durch  eine  btr*  uiilromme, 
fast  klösterliche,  aber  dabei  gediegene 
nnd  pcdktiscfae  Eniehnng  seiner  Alam- 
nen  ansgeseiclmet  hat.  Die  Zahl  der 
Zöglinge,  die  fast  allesammt  mehr  oder 
minder  vortheilhafte  Freistellen  haben, 
steigt  bis  zu  200.  Viele  derselben  ha- 
ben sich  einen  berühmten  Namen  ge- 
machty  a.B.v.Ammon,  Bahrdt,  Böttiger, 
V.  Bünau,  Döderlein,  Döring,  Ehrenberg, 
Eichstädt,  Emesti,  Fichte,  v.  Gaudy, 
Orogsmann,  Hedeuus,  Klopstock  (der 
schon  hier  seine  Messiado  begonnen  ha- 
ben soll  und  einer  nahen  Bcrgiiuellc 
seinen  Kamen  geliehen),  Krug,  Lepsius, 
V.  Manteufel,  Mitscherlich ,  Nitsch,  No- 
valis, Jlanke,  Khenius,  v.  Schlegel,  Fr- 
Schulze,  Tliierseh,  v.  Usedom  u.  a. 

Die  sänuntlichen  Bauton  sind  in  neue- 
ster Zeit  sehr  geschmackvoll  rcstaurirt. 
In  der  schönen  al^fothischen  Kirche  vcAt 
ihrem  kunstreichen  Portale,  ein  Altar- 
blatt von  Cornelius,  ein  Gemälde  von 
Scbadow  und  das  alabasterne  Grab- 
denkmal des  Markgr.  Georg'  v.  Meissen. 
Hinter  der  Kirche  der  Friedhuf,  der 
Tnmsaal  und  dw  Schulgarten  mit  0 
Kegelbahnen.   Das  neue  massive  Vor- 


Digitized  by  Google 


4 


149 


150 


derhaus  bat  eiu  prächtiges  Portal,  zu 
dessen  beiden  Seiten  die  Bildsäulen  des 
Grafen  Bruno  Ton  Pleissen,  dar  das 
Klqster,  und  des  Kurfürsten  Moritz,  der 
die  Schule  gestiftet.  Aucli  die  Innern 
Räume  (z.  B.  der  Bf»  Fuss  lange  Speise- 
saal und  der  schöue  Kreuzgang),  sowie 
überhaupt  die  gan^e  Eiiiricbtuug  der 
hoehberfibmtea.  Eroiehungsanstalt ,  die 
Qoethc  mUeinemkleinen  Gedichte  feier- 
te, sind  beachtenswerth.  Die  Zöglinge 
stehen  unter  einer  strengen  Disciplin, 
die  noch  immer  einen  gewissen  klösterli- 


chen Anstrich  hat.  Allein  sie  speisen  gut, 
sie  spielen  gern  undstudiren  sehr  fleissig. 
Unter  den  Letureni,  die  in  Pforta  wirk- 
ten und  wirken,  haben  sieb  auch  in  wei- 
teren Kreisen  bekannt  gemacht:  K.  D. 
Ilgen  (t  1834),  Jacobi  (f  18üÜ  ),  Kober- 
stein,  Steinhardt^  Keil.  —  Das  Haus  des 
Oberförsters  ist  der  Scliauplatz  der  fingir- 
ten  Novelle:  Luthers  Bing,  von  Blnmen« 
hagen*). 

Eine  zur  Seile  mit  Obstbäumen  be- 
pflanzte Ohrinssee  fiihrt  in  einer  halben 
Stunde  nach  Köseu. 


4  Beute:  Von  ZSsen  über  die  Rudelsburg  luu^li  Dombnrg. 


ptenss.  I>oirf  an  der  Saale, 
EisenbaUbstation  Bwischen  Naumburg 

und  Sulza  (8.  108).*)  Einem  schmucken 
Städtchen  ähnlich,  ist  der  Ort  mit 
seinen  1500  Einwohnern  dennoch 
arm,  weil  Grund  und  Boden  zu  Schul- 
pforte gehört.  Bislang  hatte  er  niebt 
^mal  eine  Kirche,  und  war  nachPforta 
eingepfarrt  Dies»  Verhältniss  ist  seit 
1863  aufgell  nbon  und  Kösen  mit  einem 
eigenen  Seelsorger  bedacht  worden. 
Seine  Lage,  wie  in  einem  Schmuckkäst- 
chen des  ßaaltbales,  ist  fiberaus  reizend. 
IMe  laehenden  Bebenberge,  die  ihn  um- 
rahmen, bieten  engbegrenzte,  aber  um 
so  lieblichere  An-  und  Aussichten.  Da- 
durch, da  SS  Napoleon  1806  die  Höhen 
des  Küä>ener  Engpasses  rechtzeitig  be- 
setate  und  die  preuss.  Hauptarmee  2u 
umgehen  wusste,  gewann  er  die  Scbladit 
bei  Auerstädt,  und  sicherte  1813  durch 
dasselbe  Manöver  den  Röck^ug  «fiTies 
fluchtigen  Heeres.  Noch  sieht  man  an 
einigen  Häusern  eingeschlagene  Kano- 
n«ttkugeln  ans  jener  hriegeriscben  Seit. 
Die  Saale  mitihrer  uralten  288 F.  langen 
Bogenbrücke  theilt  den  Ort  in  Alt-  und 
Neu-Kösen;  jenes  am  rechten  Ufer  mit 
dem  Stapelplatz  dcfs  hier  sehr  schwnng- 
luiften  Flös^hülzliandels,  jenes,  am  lin- 
ken Ufer,  durch  grösseren  Umfang  und 
stataiche  Oebfode  in  die  Augen  fallend. 
Ei <*enh.n. Sulza:  Morp.  6,37;  Mitt.  11,  8 ;  12, 
Nachm.  8,  25;  Ab.  9,  20;  Nachts  12,  33  U., 

*)  Kosen.  Mitgabe  für  B^i-I'  S^i-^te,  von 
I>r.  Hosenif erger ,  Badearzt.  3.  Aufl.,  Naum- 
bafff.  —  K9Mn.  Von£«iiM(«iM  n.  Dr.  amdvr. 


1  Meli,  in  U  Min.,  L  Cl.  8  Sgr.,  II.  5  Sgr.; 
III.  4  Sgr.  —  n.  ApoUla:  2|  iL  iu  88  Min., 
I.  01.  19  Sfjr.,  TT.  12  Sgr.,  III.  ü  :?gr. 

PoHt  a.  Eckardlsberya:  1%  Meih  iu  1  St.  40 
Hin.,  10}  Sgr.,  Abends  4|  Uhr. 

Entfermaujen :  n.  NaumlHir^'  1^  St.,  n.  Frei- 
bnrg  9  Ht.,  n.  Eckardtsberga  2^  St.,  n.  Suis» 

2  8t.,  n.  Camburg  2|  St, 

OtuthSfe:  *Xim  mtOktgen  JM»«r  (Weber), 
in  unmittelbarer  Näbo  des  Badelmiise.s  f  Alt- 
Kösen),  dicht  beim  Gradirwerk^  das  mit  Pro- 
menaden umgeben  ist,  welch»  schöne  Fern- 
sicblen  bieten.  Zum  Gasthof  gebort  ein  klei- 
ner P.irk,  sowie  Wellenbad  u.  Sooldouche. 
Table  d'bötc,  1  Uhr,  15  Sgr.,  im  Abonne- 
ment 10  Sgr.  —  *0wr9aältMlH  in  Neu-Kdaen 
(Schmidt),  am  Bahnhof,  verbunden  mit  dem 
Cursaal,  der  eine  bdbecbe  Ansticht  ins  äaaJ> 
thal  bietet. 

HeBtatwaUtmt»:  Baliuho/.  —  *'Curham.  — 
re/««wfc«IIer  W«UiMiklöt$dtm".  —  *Kw 

ehtngarien. 

Transportmittel:  Eisenbahn,  Post  (Ex- 
pedition im  Bahnhofsgebäude),  Miothwagou 
für  den  halben  Tag  2|— 3  Thlr.  ind.  Obaa884e> 
und  Trinkgeld,  Beitesel  au  Bergpartien  pr. 

Stunde  7»  f^frr. 

Während  der  Saison:  Bucht  u.  Kunst- 
bMirtlnng,  Lelbbibttothek,  Pbotographlselie 
Anstalt;  clegonte  Kaufläden,  Apotheke. 

Sein  Hauptrenommee  hat  Kösen  durch 
sein  froqupntes  könipjl.  Soolbad,  das  selir 
ß;ern  von  Berliner  Familien ,  und  zwar 
üherwiegend  von  Damen  besucht  wird, 
die  gewöhnlich  so  viele  Kinder  mithrin-^ 
fron,  dass  Kdsen  Ton  den  Gelehrten  des 
Kladderadatsch  als  „Berliner  Kinder- 


*)  Schmidt  u.  Kraj't,  Die  Laudosschule 
Pforta,  fichleusingen  1814, 


I 


Digitized  by  Google 


151 


4.  Smtte:  Von  Mmi  Bftcli  Born^arg. 


152 


Stube**  bezeiclnict  worden  ist.  T>fis  vom 
Bergrath  Borlaeh,  dem  „Vater  aller 
sücbs.  Salinen",  seit  17dl  erbobrte  Salz- 
werk hat  zwar  seit  1859  seinen  Betrieb 
eingestellt,  und  die  Salxsiedebilaser 
habpii  seli<">npron  Oobjfn<1nn  und  einem 
grossen,  freien  riat/.o.  «ler  mit  Parkan- 
lagen geschmückt  ist,  Kaum  gemacht. 
Aneb  ist  eines  der  langen  QradirbKnser 
abgetragen,  wShrend  ein  anderes,  auf 
dem  weitslcbtigen  Rechenberge,  an  6e- 
snndheits zwecken  erhaUcn  n  .  mit  ange- 
nehmen Spaziergängen  uinfif  in  n  i.st.  Al- 
lein die  Badeanstalten,  die  in  AU-  u.  Neu- 
k(Ssen  oingerScbtet  sind,  baben  dadnreh 
mebr  gewonnen,  als  verloren.  Die  Sool- 
quelle,  reich  an  schwefelsauren  Salzen, 
wird  nun  lediglich  zu  Badezwecken  ver- 
wendet. Auch  der  „Kösener  Salzbrun- 
neu"  (mit  Kohlensäure  gesättigte  und 
dadnreh  zum  Trinken  i)rü|)arirte  Soole) 
wird  nach  wie  vor  versendet;  wogegen 
eine  erdig -salinische  Eisenquelle  nur 
als  diätetisches  Mitfol  an  Ort  und  Stelle 
ffotrnnken  wird.  Mit  den  verschiedenen 
Bädern  (darunter  die  in  K.  zuerst  ein- 
geführten Sooldonehen)  geben  magne- 
tische und  elektrische,  sowie  Mildi-, 
Molken-  und  Trau])encuren,  vorzugs- 
weise aber  der  (iebrauch  künstlicher 
Heilwässer,  welche  Dr.  Struve  in  einer 
unfern  dem  Curhause  errichteten  Trink' 
««Mtolt  verabreieben  IXsst,  EUind  inHand. 
Die  Badegäste  wohnen  theils  dfesseit, 
tlifils  jonseit  derS-ialc  :  daher  die  scherz- 
hafte Be/.ciohmnig:  ,.iiherseUge  (über- 
säälige)  und  „überflüssige".  Man  zahlt 
für  eine  hübsche  Wohnung  in  Privat- 
hitnsem  wSehentlich  2—5  Thlr.  Die 
elegantesten  KtaMlssements,  zugleich 
mit  Bade-  und  'IMnkanstHlten ,  haben 
der  Sanitätsrath  I>r.  üosenberger  und 
Dr.  Groddeck. 

Sjpiüsiergänge  ebenso  aahl*  wie  gc- 
nnssreich.  IMe  nfiehsten  (in  Nea-K5sen) 
am  Bahnhof,  znm  Waldschlösschen,  in 
den  Knchongnrten  und  auf  den  daran- 
grenzeuden  Nickelsberg  mit  hübsclien 
Anlagen  und  einem  Obelisken  j  (in  Alt- 
Köscu)  zum  *Badehau$,  im  Schweizer- 
stjl  erbaut^  in  den  Anlagen  des  Gast- 
hofes zum  Ritter;  auf  dem  Reehenberg 


mit  selii  tneni  Blick  auf  den  Bahnhof  und 
die  Kudelsburg.  — 

EntfemUre  Spaziergänge:   1)  IM© 
KatiXf  ein  kleines  Wirthsbans  am  Saal- 
ufer, anf  dem  Wege  zur  Rudelsburg", 
20  ^Vm.    Köstliche  Kierknchen  (.,Kn- 
nitzer**),  die  aber  kriiltige  Verdaumigs- 
werkzeuge  fordern.   Setzt  man  auf  dem 
hier  bereit  stehenden  Kahne  Aber  den 
Flnss,  so  erreieht  man  in  10  Min.  — 
2)  Die  Bnchenhalle ,  ein  durch  Berg  n. 
j  Busf'h     [iplftMpte*^ .     von    praelit vollen 
Bäumen  innschnttetes  Amphitheater  im 
,,Mönehsholz'",  das  manchmal  zu  Con- 
certen  benutzt  wird.  —  a)  *l>as  ZTm- 
melreich  (25  Min.),  dem  Donkhemt  Ton 
Feilitzsch  gehörig,  ein  Lioblingsziel  der 
!  Badegäste,  auf  steil  ahtVillender  Höhe, 
I  der  Hudelsbnrg  gegenüber,  mit  einer 
kleiuen,  aber  vielbesuchten  Restauration, 
schattigen  Promenaden  nnd  reisender 
Aussicht.     Nächster  Weg   über  die 
„Katze*^    Vom  Himmelreich  fuhrt  ein 
Fusspfad  am  Rande  einer  Schlucht  ent- 
lang, welche  die  Hölle  heisst,  in  kurzer 
Zeit  zum  schÖueu  Rittergute  titendor/\ 
zu  welchem  —  4)  *die  Raine  SaaUeb 
gehört  ( V4  St.  v.  Kosen).   Die  Borg  soll 
von  Karl  dem  Gr.  erbaut  worden  sein, 
und  fiel  später  an  <lie  Markgrafen  von 
Meissen,  die  sie  mit  Ka^teüaueu  besetz- 
ten.   Seit  dem  13.  Jahrb.  war  sie  der 
Sita  des  ritterliehen  Dynastcngescldech- 
tes  der  Schenken  von  Vargola,  die  sich 
de^ihalb   auch  Schenken   von  Saaleck 
nannten  und  um  Hofe  der  tlnirintr  Land- 
grafen eine  angesehene  Rolle  .spielten. 
Dann  ward  Saulcck  eine  Domäne  der 
Nanmburger  Bischfife,  nnd  ging  spSter 
durch  viele  Hände.    Andere  meinen, 
:  dass  sie,  wie  aus  ihrem  geringen  Um- 
fang 7.\\  schliessen,  nur  ein  Vorwerk 
der  nahen,  ungleich  grösseren  und  höher 
gelegenen  Radelsburg  gewesen.  Jetzt 
gehdrt  sie  der  Familie  von  FeHitMch, 
die  gewöhnlich  in  Stendorf  wohnt.  Nur 
zwei  Thürme  hat  der  Zalm  der  Zeit 
verschont,  die  auf  einem  abgerundeten, 
beschränkten  Bergkopf  stehen.  Im  öst> 
I  liehen  Thurm»  führt  eine  Treppe  zn 
i  einem  „ronden**  Stübchen,  das  mit  einer 
I  kleinen  Waffensammlnng  alterthümlleh 


4.  Monte:  Yon  198«ii  nach  Bornbnrg. 


154 


decorirt  ist  und  aus  seliiPii  3  Feiistorii 
eben  so  viele  Laucbchaftäbilder  vor  den 
Blicken  aufrollt.  Den  Schlüssel  dazu 
liAt  Harr  v.  Foilltzsoh  in  Verwahrung. 
Unterhalb  derBuine,  dicht  an  der  Saale, 
liegt  das  von  der  Eisenbahn  dmth- 
schnittene  Dorf  SaalecTc ,  das  in  allen 
Zeiten  eine  Stadt  gewesen  sein  soll. 
Der  Weg  dahin  wendet  sich  vom  west- 
lichen Tharme  »na  «n  d«r  mit  frennd- 
lichen  Anlagen  geschmückten  Felswand 
hinab.  —  Die  gegeiiiiberliepondeKudcls- 
bur<;  besuclien  wir  auf  dem  Wege  nach 
Camburg.  —  5)  Der  Bödische  Stein- 
bruch in  der  Flor  des  Dorfes  Boda,  un- 
fern der  BndelsbtiTg.  Hier  hat  man 
auf  demreefaten  Saahifcr  das  umfassend- 
ste Pnnorama.  thalauf  und  thalnh,  und 
kann  nirgends  die  Krümmungen  des 
£isenbahndammes  so  weit  übersehen, 
wie  »uf  diesem  Platenu.  Der  Weg  von 
der  Katae  nacli  dem  Dorfe  Lengefeld, 
dessenEingauggegcuübcr  sich  der  Stein- 
briK'h  befindet,  führt  zum  Ziele.  — 
Alle  üu'?,e  südliclien  Partien  (saalauf- 
wärts^,  auch  den  Besuch  der  Kudelsburg, 
kann  man  in  wenigen  Stunden  bequem 
mit  einander  verbinden.  Nicht  weoi* 
ger  interessante  Spaziergänge  gen  Nor- 
den: 6;  Das  Fähnchen  (20  Min.),  ein 
kleiner,  vom  Thal  aus  sichtbarer  Thurm, 
von  Borlach  erbaut,  dessen  4  Ecken 
nach  den  Himmelsgegenden  gerichtet 
sind.  Aussicht:  Kösen  in  der  Vogel - 
perspective,,  und  bei  hellem  Himmel, 
ausser  anderen  hervorragendenPunkten, 
der  Fuchsthurm  bei  Jena  und  die  noch 
entfernteren  Thürme  von  Leipzig.  — 
7)  Fiadwrz  BatUi,  ein  filmlidier  Aus- 
sichtspunkt in  derselben  Entfernung, 
^lan  geht,  um  dahin  zu  gelangen,  durch 
den  Fränkenauer  Hohlweg  und  durch 
ein  Gehölz  („die  llske"^.  Von  hier  (r.) 
bergab  nach  den  Saalhäuseru,  gerade- 
«US  (bergan)  zum  —  8)  GmersUz  (%St.), 
unfern  des  AVegcs,  der  nach  Rossbach 
führt,  ein  hoch<;elegencr  Punkt  in  er- 
quickender Wablstille.  mit  vielgepriese- 
ner Fernsicht  und  ergiebigen  Wein-  und 
Pfirsich-Anlagen.  Ein  flinker  Ganymcd 
kredenst  in  diesem  Olymp  etufadie  Er- 
frischungen.  Am  Xussersten  Ende  des 


FclseurUckens,  und  zwar  im  Köhlmann- 
schen  Weinberg,  der  für  Rebencultur 
und  Fernsicht  eine  der  begünstigtsteu 
Lagen  hat,  steht  eine  historische  Eiche, 
weithin  sichtbar,  unter  welcher  der 
flüchtige  Prinz  von  Soubise  (Marschall 
Kohan )  nach  der  Schlacht  von  Kossbach 
lagerte.  —  Will  man  die  Tour  noch 
weiter  ausdehnen,  so  verfolge  man  die 
Strasse  nach  Bossbach  und  gehe  dann 
links  auf  dem  Wege  fort,  der  nach 
Willsdort'    hinaufführt.     Nach  %  St. 

:  (vom  (iütiersitz)  erreicht  man  —  9)  die 
WilUdorfer  Röhe,  ein  Bergplateau  mit 
felsigem  Attslibifer,  vo&  dem  man  eine 
der  ausgedehntesten  Fem*  und  Bund- 
sichten hat,  welche  die  Umgegend  bie- 
tet: vom  Sebnceko]>f  bis  r.nm  Brocken,^ 
von  Leipzig  bis  zum  Kytfhäuser.  Der 
Weg  von  Kösen  nach  Freiburg  <,nur 
noch  eine  gute  halbe  Stunde  entfemt) 
führt  nahe  an  dieser  Hochebene  vor- 
über. —  Andere  Spaziergänge  thalab- 
wärts  (nordöstlich)  zu  den  —  10^  Saal- 
hUvse^m  C'/^St  ),  einer ensrumschlossenen 
Weinbergsbesitzung  am  linken  Ufer  der 
Saale,  die  man  ai^  einer  Fähre  fiber- 
sehifit.  Man  findet  daselbst  einfache 
Erfrischungen,  besonders  gute  Milch  und 
im  Herbste  schöne  Trauben,  die  Herr 
Schumann  weit  versendet  (k  lfd.  3Sgr.). 
Die  nahen  liergterrassen  ( unter  ihnen 
die  Bebenpflansungen  Thrlnhiurdts  aus 
Naumburg)  liefern  den  besten  Wein, 
z.  B.  den  weitberühmten  „Weisborg. 
Ausbruch —   Will   man  denselben 

j  Rückweg  (durch  den  Wiescnj;;rund  des 
haalthales)  vermeiden,  so  verfolgt  man 
denV^ssbissnm —  li)FitMau8,  einem 
schattigen  Buhepunkt  am  rechten  Ufer 
zwischen  den  Saalhäusem  und  Schul- 
pforte ,  wo  man  sich  abermals  restauri- 
reu  kann,  und  geht  nun  auf  dem  Saal- 
da^m  nach  Almerich,  oder  lässt  sich 
auf  einem  Kahne  in  die  jenmitigenWein- 
berge  ftbersetzen,  um  in  dem  einen  oder 
dem  andern  der  dortigen  Berghäuschen 
zu  rasten.  —  1?  )  Schutpfoy  te ,  Kna- 
benberg, Ahncruli  (siehe  oben;.  Auch 
nach  dieser  Richtung  hin  kann  man  die 
meisten  dieser  Partien  auf  einer  grossem 
Tour  mit  einander  Terbinden,  wenn  man 


Digitized  by  Google 


155 


4.  Botoe:  Von  KSwn  nach  BornbiiT^. 


156 


von  der  Bastei  «um  Göttersitz  aufsteigt, 
daniizudcnSaalhäu<;crn  hinnb^rpht,  ühcr 
das  Fischhaus  sich  nnrh  Alnierkh  wen- 
det, und.  über  den  ivnabenberg  und 
Sehulpforte  «mrückkehrt.  —  Noch  «wei 
habsch« Punkte  sind:  13)  die  Waldsicht 
über  dem  Mühlberg,  links  vom  Flem- 
minger  ITohhvocr  (%St.).  und  14)  der 
Gciershevfj  (El>crshöhc),  der,  mit  einigen 
Lauben  verscheu,  einen  schöneu  Blick 
auf  den  Hochwald  gewährt,  »4  St  Der 
Weg  führt  über  den  Rechenberg,  am 
Oradirluuis  vorüber  und  bei  den  grossen 
Buchen  links  in  die  erquickende  Wald- 
stille liinein.  Einen  mit  Bänken  besetz- 
ten Phitz  am  Fussc  des  Berges  neben 
einer  Wa88ers<^lacht  hat  man  „Wald- 
•  ruhe"  genannt. 

Wnitre  Ausßüge:  1)  Nach  Kaumhnrg,  s. 
oben.  —  2)  Nach  Freih»r>j  (2  St.),  entwertet- 
Über  Rossbach,  Kleinjena  ii.  Nismitz  (Fahr- 
stnsM),  ü4n  auf  nftlicfren  Fntswege  über 
WiUsiTorf  lind  dnr.  h  den  Wald  nach  Nismitz 
(R.  110).  —  3)  Nach  Eckardt^berga.  Di«  mit 
hohen  Pappeln  eingerahmte,  jetzt  verein- 
samte Poststrasso  (ehemalige  Handels-  u. 
Hporstrasse  von  Frankfurt  nacli  Leipzig) 
durchschneidet  das  berühmte  Schlachtfeld, 
auf  welchem  Kapoleon  am  14.  October  1M6 
die  Preussen  seUag.  Der  Kampf  begann 
oberlialb  Kösens,  war  bei  Hanwerth nufeu  am 
blutigsten  u.  endete  bei  Aueralädt  (zwischen 
SulM  u.  EckardUberga).  Zwischen  Ilassen- 
haust  ii  11.  dem  nnlmn  lif.rfi'  "Tuf  '/^  iVz  ist  dem 
Herzog  Karl  Wilhelm  Ferdinand  von  Braun- 
geh weig,  der  hier  «um  Tode  verwundet  ward, 
ein  Denkmal  errichtet  (vgl  T?.  18).  —  4)  »acli 
Buhd  (K.  1    R.  18)-  —  5)  Zur  Rudel^nrrj,  s.  nnt. 

Von  Kösen  nach  Cambiirg :  eine 

Fusspartie  von  2*/^  St.  Wer  nicht  zu 
Fusse  gehen  mag  und  auf  den  Besuch 
der  Bndelsbnrg  verzichtet,  kann  bis 
Snlssa  mit  der  Eisenbahn  und  von 
Sulza  bis  Camburg  mit  der  Po?;t  faliren 
(R.  21).  Uebrigens  sind  im  truokf  | 
nen  Sommer  auch  die  Feldwege  mit 
Chaisenfuhren  zu  passiren.  Jedenfalls 
möge  man,  wenn  irgend  thmilich,  an  der 
Kndelsbnrg  jCl  St.  von  Kösen)  nicht 
vorübergehen.  Der  kürzeste  nnd  be- 
quemste We|i  dnliin  vom  Bnlmliof  über 
die  „Katze",  dann  zur  „Fähre''  (3  Pf. 
für  die  Uebcrfahrt)  und  nun,  jenseit  des 
Flusses,  eine  Strecke  am  Ufer  entlang, 


hernach  berfrauf  durch  schattige  I^aub- 
w;ildun<r,  bis  man  den  Fahrweg  erreicht, 
der,  an  tiefen  Schluchten  vorüber,  aucli 
zu  Wagen  passirt  wird  und  Äber  eine 
gemauerte  Brücke  in  die  verfallenen 
Hallen  fahrt*). 

*Die  Bndelsliarg  ist  eine  der  schön- 
sten ^nd  besuditesten  Buinen  i  n  D  eut  scb  - 

land  und  häufig  der  Sammelplatz  lusti- 
ger Studentenschaaren.  Sie  ragt  auf 
einem  steilen,  aber  niclit  gar  hohen 
licrgvorsprung  (561  F.  über  dem  Mee- 
res-  und  261  F.  Über  dem  Saalspiegel) 
hart  an  der  Saale  empor,  und  ge- 
wälirt  eine,  wenn  auch  nur  beschränkte, 
doch  überaus  liebliche,  heiter-pittoreske 
Aussicht. 

'  Gen  S  i?;t  doi  Bor^'.  auf  dessen  Schei- 
tel eine  Winduttihle  steht,  mit  Reben 
und  Kirschbäumen  bepflanzt,  gen  W. 
fällt  er  terrassenartig  dem  Saalecker 
Schlossberge  zu,  der  nur  durch  eine 
tiefe  Sehlucht ,  den  Kesselgraben ,  von 
der  Rndelsburtr  p^p'^ehieden  ist.  Im  en- 
gen Tliale  brauet  der  Dampfer  vorüber 
und  die  Scblangenwindungeu  der  Saale 
snid  von  Holzflössen  belebt  Wie  die 
Spuren  der  Umfassungsmauern  bezeu- 
gen, ist  die  alte  Veste  von  bedoutendcm 
T'^nifan«?  gewesen.  Denn  es  bedarf  etwa 
COO  Schritte,  um  von  dem  alten  Mauer- 
rest, der  als  das  äussere  Bargthor  gilt, 
bis  zum  Kastell  zu  gelangen.  Dieser 
Raum,  der  ehemals  die  Wohnungen  der 
Burgmänner  Umfässte  und  in  alten  Ur- 
kunden oppidum  genannt  i'^t,  wird  jetzt 
zum  Iheii  mit  dem  Pflu5:!;c  durchfurcht. 
Von  dem  oppidum  ist  das  Castrum ,  die 
eigentliche  Burg,  durch  einen  ftberbrdck« 
ten  Wallgraben  getrennt.  I>er  Raum^ 
welchen  die  runden  Eckthürme  der  noch 
!  /ifMiiliel)  n-nt  frli.-iIt'^Tien  Mauern  ein- 
sehiiessen,  heisst  der  Jiurgfräuleingarten. 
An  diesem  Gemäuer  kommt  eine  bo- 


<•)  Die  Rudelshurg.  Beschreibung  von 
Midier  V.  J.  Werra.  —  LfjjsiMs,  Die  Ruinen  <lur 
Rudelsburg  u.  des  Sehlossea  äaaleck.  Naum- 
burg 1824.  —  Gedenkbuob  der  Rudelabnrg. 
Monngrai  u  Statigeubtnitr.    Mit  2  Au- 

sicliteu  der  Burg  u.  Samiel's  Portrait,  llild- 
bitrghausen,  Kesaelring. 


457 


4.  Jhute:  Yon  KdMll  iMCll  Dornbarg. 


158 


'tanisehe  Seltenheit  vor:  Sisymbrinm 
Kckardtsbergense.  Tritt  ma»i  Aurch  dw^ 
Thor,  so  gelangt  man  in  den  Zwin}4er 
nod  Ton  diesem  durch  ein  zweites  Thor 
in  den  innern  Sclilosshof.  Hier  erhebt 
«Mb  ein  Tiereckiger  Thurm  von'  1^0  P. 
Höhe  u.c90F.  im  Lnifang,  dessen  kegel- 
förmige Spitze  mit  einer  Brustwehr  nm- 
geben  ist.  Im  hinteren  Theile  des  Burg- 
hofes  die  Bingängo  zu  den  Kellern.  In 
der  nordwestliehen  Ecke  die  sogen.  Ka« 
pelle.  Vorzugsweise  aber  werden  die 
Fensternischen  angesucht,  namentlich 
das  Biirf:;fräuleinfenster  im  Erker  einer 
hohen  Giebelwand  mit  dem  Zeichen  der 
h.  ]>relfaltigkeit|  und  ein  anderes  gegen 
W.  mit  einer  nmgelcehrt  eingemauerten 
Sfinle,  durch  welches  die  Ruine  Saaleck 
und  pegeiififjor  Stendorf,  wie  in  einem 
grossen  Rahmen  ,  vor  die  Blicke  treten. 
Vielseitiger  ist  die  Aussicht  von  der 
neuerdings  angelegten  Gallerie,  welche 
die  Borg  nmslelit;  besonders  unter  dem 
Fenster  der  „Kapelle",  wo  sich  der  Weg, 
der  um  die  Biufr  herum  gebahnt  ist,  zu 
einem  kleinen  Platz  erweitert,  der  für 
einen  Tisch  und  einige  Bänke  ßaura 
bat.  Hier  verfolgt  der  Blick  die  Saale, 
wie  sie  in  das  Labyrinth  der  Berge  sich 
verliert;  dort  schweift  er  indasUmthal 
bis  nach  Sulza,  im  Vordergrund  die 
Dörfer  Gross-  und  Kleinherinp^en.  Noch 
gemüthlicher  sitzen  die  Gäste  an  den 
Tischen,  die  im  B  u  rghofe  aufgestellt  sind, 
u.  indemOewölbe  (neueren Ur^rungs), 
das  zur  Trinkhalle"  eingerichtet  ist. 
Hier  liegt  das  Fremdenbuch,  das  ninn 
nichlHche  Unterhaltung  bietet.  liier 
waltet  auch,  gleichsam  das  lebendige 
Wahrzeichen  der  Burg,  der  aIte„Samiel**, 
seines  eigentlichen  Namens  Gottlieb 
Wagener,  der  wahrend  des  Winters  im 
Dorfe  Schieben  wohnt,  aber  schon  zum 
Osterfeste  sein  sommerlichesLnst5»ehloss 
bezieht,  und  als  wohlbestallter  Burg- 
wart dieb9lzernen„Kttrbelcfaen"  (Trink- 
gefässe,  welche  die  Jenaischen  Studenten 
„Stübehen"  nennen)  kredenzt,  die  mit 
vortrefflicheui  Gerstensaft  gefüllt  sind  ; 
während  die  „alte  Ilanue^'  Kafiee  kocht 
oder  Sooleier  siedet  oder  zarte  Schinken- 
edmittchen  prSsentirt.  «— 


Der  onV'in.  llr'  SAmiel  gehört  zur  Ge- 
«chickte  der  Kuüelsburg.  Dioso  verliert  sich 
iu  dtts  gmoMte  Alterthum.  Wahrschciulich 
ward  die  Borgvcst«  im.  10.  Jalirhnndert  er- 
baut, oli;rl«M*cli  sio  erst  1171  urktinfMicli  p:o- 
uauat  wird.  Da  jedoch  die  Burgvügte,  dio 
ron  den  Havfcgrafen  von  Meisten  damit  be- 
Hohen  waren,  die  Strassen  unsicher  mach- 
ten, so  ward  »io  öfters  belagert  u.  zerstört ; 
so  Ton  den  Naumburgern  im  Jahr  1348.  Bald 
darauf  Bind  diu  ritterlichen  fichenken  von 
Vargula,  die  auch  Saalock  innehatten,  mit 
der  JKudelsburg  belehnt  worden  („Herren 
von  der  Yeste,  geaessen  z«  Rotteleberg"). 
Im  15.  Jahrhundei-t  ward  sie  an  die  Herren 
von  Bfinan  verkauft  ii.  im  Bruderkriege  (1450) 
abermals  zerstört.  Aber  auch  jetzt  mag  sie 
wieder  anfigebaut  worden  sein,  da  erst  die 
folgenden  Besitzer  (von  Osterhausen)  ihre 
Wohnung  nach  Krcipitsc  h  verlegen.  Seit 
dem  drelssigj&brigen  Kriege  ist  sie  vollends 
verfallen.  Aber  noch  lange  wird  Frans  Kog« 
ler's  sciiönes  Lied  durch  die  geborstenen 
Hallen  tönen:  ' 
„An  der  Saale  hellem  Strande 
Stehen  Burgen  stolz  und  kttin.** 

Ton  der  RndelHbnrgr  nach  Cam- 

bürg"  (  IV4  ^t.)  wendet  sich  der  We;^^ 
dem  liitterfTute  Kreipitsch  zn ,  wo  die 
Familie  von  Öchönberg,  der  jetzt  die 
Radelsburg  sngehSrt,  ihren  Wohndts 
hat.  Will  man  jedoch  den  schSnen  Na* 
tnrpark  (<lie  Liske)  nicht  sehen,  so  lässt 
man  Kn^ipitsch  rechts  liegen  und  verfolgt 
einen  Fusspfad,  der  quer  ttber  dns  Feld, 
am  Rittergut  Schieben  vorüber,  in  die 
Strasse  mfindet,  welche  doreh  das  Dorf 
Altlöbnits  und  am  Rittergute  TümfUmg 
(mit  herrlichem  Park,  prächtiger  Rosen- 
fior,  grossartigen  Obstpflanzungen  und 
l)ctlcutenderZuckerfabrik)  vorüber  nach 
Cauiburg  läuft.  Von  Altlöbnitz  kann 
man  einen  Abstecher  (r.)  nach  Stttben 
machen,  um  in  romantischer  Waldge- 
gend die  Mnnerrestc  der  Cyriahskirehe 
zu  sehen.  Ein  Felsenweg  führt  in  kur- 
zer Zeit  zur  Stadt  hinab ;  wenn  man  es 
nioht  vorzieht,  mit  der  Fähre  „Adeline" 
abermals  fiber  die  jSaale  an  setaen,  vnd 
von  Tibnpling  über  £e  „Clause'*  nach 
Camburg  zu  gehen. 

Cainburg",  Hauptst.  einer  von  preus- 
si.schem  und  weimnrischem  Oeldet  um- 
schlossenen uieiningischen  Enciave,  der 
ehemaligen  Orafsdiaft  Camburg,  mit 


.  ijui.  u  i.y  Google 


159 


5,  Amte:  Yoa  Domlnirg  nACk  Jena. 


160 


180Ü  Einw. ,  hat  eine  roizondo  Lage  im 
tiefeingeschnitteneu ,  iruchtbareu  Saal- 
thal,  £s  im  Frfihling  wie  eis  blUieiider 
Garten  prangt.  Die  Saale,  deren  Ufer 
durch  eine  382  F.  lange  HolzbrOicke  Ter- 
buuden  sind,  tliellt  da»  Städtchen  m  die 
„thürinj^nsche"  (atn  linken  Ufer)  und 
die  „meissnisehe)  kleinere  Seite.  Eiu- 
selne  Hinser  der  letstoren  kauern  unter 
dem  flberbangenden  Felsen  des  Thurm- 
bergeSy  dessen  Scheitel  mit  einem  120 F. 
hohen  Thurmc  <:^ekröut  ist.  dem  letzten 
Ueberbleibsel  einer  nusf^cdeimten  Bnrg, 
die,  aläKeäidtiuz  der  Grafen  v.  Camburg, 
znm  Bollwerk  gegen  die  Slaven  diente. 
Es  lohnt  sieb,  den  Berg  au  bestdg«»! 


um  sich  des  selidaeii  Blickes  in  das 
reizende  Thal  zu  erfreuen. 

<jkuAof:mm  SrbpHmvo»  Miwitt-jea  (Post). 
BefttatmitioH:  FurgtenkeUer. 

Poat  n.  8uha  Morg.  4  ülir,  8  Sgr. 

Ton  Cambnrg'  nat  h  Dornburg 

(2  St.):  zu  Fuss  über  Dubrit.sehau  und 
Würchhausen;  zu  Wagen  auf  der  ehe- 
maligen Poststraase,  die  ftber  den  Beig 
zu  der  Wichmar'seben  Papiermtthle 
führt  und  sich  dann  zwischen  steiler 
Felswand  und  der  Saale  liinziolit  Die 
Papiermühle  wird  von  der  (nlrünipcl- 
q^uelle  getrieben ,  die  in  einem  tiefen 
Kessel,  redits  von  der  Strasse ,  eat- 
springt  und  niemala  anfriert. 


6*  Boute:  Von  Donburg  saeh  J«na. 


Hf^rnburg^  weimar.  Stfidtchen  mit 
730  Einw.,  auf  einer  weitansgedebnten 

Hochebene,  die  schroff  ins  Saalthal  ab- 
fällt. Die  eigentliche  Stadt,  die  sonst 
viel  frrösser  war,  aber  1717  fast cänzlich 
abbrannte ,  wird  auH  dem  Tlmigrund 
kaum  geseben.  Da  sie  kdnerlei  Merk' 
Würdigkeiten  bietet,  so  kehrt  man 
.  gewohnlich  in  Dorndorf  ein ,  das  am 
rechten  Saalufer  liegt  und  durch  eine 
verdeckte  Brücke  mit  dem  gepfcn- 
überliegeuden  l>orfe  Naschitausen ,  das 
als  Donnborga  Vorstadt  gilt,  verbim* 
den  ist. 

Entfernungen:  Weimar  51,  Niun  ilm  -  44, 
Apolda  2|,  Kisenberj;  2h,  J»  u.i  2^  iSt. 

Gattliöje:  ^Zum  Hauen  -Sc/«iW  iu  Dorudorf. 
Schief «rhof  in  Naschhausen.  J7e«lawralton«M.* 
^'Iloßjärlnerei'  im  Pnnil)nr;^c^r  Schlofla.  — 
*JScÄie««/m«Ä  nicht  weit  davon. 

Indiutrit:  und  Handel:  Gewclktes  Obst  von 
aasgeieiehneter  Qualltit  (V.  W.  Krampe  in 
Pornbnr^l ;  ^'cinban ;  Fundort  dos  Cölestin, 
der  zum  Buthfeuer  verwendet  vird,  11.  a. 

Und  nun  zum  steilen  Berg  hinauf, 
vou  dessen  Sandsteinkante  drei  statili- 
cbe  Sdilösser  Ins  prangende  Saaltkal 

grüssen.     Die  Fahrstrasse  schlängelt 

sich  im  weiten  Bofjen  auf  die  250  F. 
emporragende  Felswand.  Näher,  aber 
auch  ätciler  ist  der  Fuss  weg,  der  sich  an 
den  Klippen  hinauf  windet. 

»Da«  itteaC«  «Hl  iiii|fä«gilidb«(«  SeHUtn,  das 
jetst  cum  Amtslooele  eingericlitst  Ist,  war 


urspi&iiglicb,  wto  fast  alle  Purgen  im  Saal- 
thal, etiK»  rjrcn/vi^to  pt-gon  «üe  Sorbon- 
Weudou  und  wurde  später  iu  eine  kai.ser» 
Höfa«  Hofburg  nmgAwaad^lt,  worin  die  detit> 
sehen  Kai"  t  utt«»  I.,  ()tf<>  II.  u,  Heinrich  IL 
mehre  lleichaiage  liielton  (980  ,  999,  1001). 
Dur  „ivaiaersaal'S  der  Jetzt  als  Amtsstube 
dient  und  durch  apfttere  Reparatiir«n  ver* 
unstolttt  ist,  sowi«  ein  Thurm  mit  Burg- 
verliess  und  ein  massiver  Peh«>rnstein,  80I- 
j  Ion  die  letzten  Ueberbleibsel  dieses  uraltcu 
I  Bansfl  sein.    In  diesem  Sddoise,  worin 

schon  99p  ein  tbnrin.8:i.<?rher  Landtnc  rt  hnlten 
wurde,  au  den  sich  eine  romsutisvhe 
sode  der  tliftrinslsolieB  Gesebiehte  kuüj.ft, 
bei  welch<?r  die  Aebtissiu  Mathilde  vou  Qued- 
linburg, deren  eiserne  Bett.'itelle  tp  c  Ii  irezeigt 
wird,  eine  Rolle  spielte,  ward  lölö  der  erst« 
welirfarlsche  Landtag  vom  OrosstaeraogKarl 
Angnst,   welcher   bekniintlicTi    unter  allen 
deutschen  Fürsten  der  erste  war,  der  sei- 
nem Laude  eine  coustitutionelle  Verfassung 
gab,  feierlich  eröflTnet.   Uebrigens  mag  In 
alter  Zeit  die  Burg  sehr  fest  gewesen  sein, 
da  sie  wiederholt  belagert  (im  thünugiseheu 
Grafenkrleg  vom  Landgrafen  Friedrich  5 
Wochen  larip").  aber  nicht  erobert  wurde.  — 
,,I>aa  tienp  ScJtl'iHHihev".  inn>ittf'M  der  b»-iden 
anderen,  ist  vom  Uerxug  l:.rnst  August  vou 
Weimar  ailt  Hilfe  starker.  Unterbauten  aaf 
einem  Felsonvursprung  im  italieid.^rhen  Style 
errichtet  (1728— tt.  hat  der  Laudesherr- 
6ehaft,  namentlich  dem  Orossherzog  Kail 
August ,  trotz  seiner  oben  so  beschränkten« 
Als  besebeidenen  Ränmo  ,  oft  7Tim  Snmmer- 
aufenthalt  gedient.   Es  gewährt  aus  seinen 
Ventleni  and  von  den  blnmeagetolunftdGlan 
Terrassen ,  besonders  ans  einer  Gnotte  unter* 


Digitizeci  by  Google 


161 


ö,  Route:  Vou  Üoruburg  nach  Jena. 


162 


halb  des  ScMomm,  «Ine  watarhall 

/iickendc  Aussicht.  ---  <'7)a.'»  »MUcMe  Schiost, 
fräher  das  „Stuhmann'sche  Gut",  wurde  1024 
von  dur  grossbcrzoglichen  Kammer  ange- 
kanft»  und  dient  jetzt  dem  Gaiteninspector 
zur  Wohnunp,  an  den  man  sich  zu  wenden 
Jiat,  um  dio  Schlösser  zu  sehen ,  oder  auch, 
nm  einfg»  Erfrischungen  sn  genieeien«  Ein 
sehr  einfaches  Zimmer  dieses  Schlosses,  das 
i}orh  jetzt  in  dcnis.'llion  Zustande  gezeigt 
wird,  wie  es  dama-ifi  war,  iiut  Goethe  öfters 
bewohnt,  und  soll  darin  den  ersten  Akt 
der  Iphigeuia  gediclitet  und  inani  hos  ^:o^n('r 
unsterblichen  Lieder  (z.  B.  „I^ornburg")  ge- 
lungen haben.  Die  lateinische  Uebenchrift 
(vom  Jahr  1608),  die  sich  über  dem  Eingang 
befindet»  hat  Goethe  mit  den  Worten  über- 
setzt : 

„Freudig  trete  herein,  und  froh  entfbme 

dich  Wiederl 
Ziehst  du  ald  Wand'rer  vorbei,  ^<o^no 
die  Pfade  dir  Gott!" 
Einige  Worte  seiner  Hand,  die  er  an  eine 
Fbnsterniaclie  geschrieben,    sind  mit  Glas 
oinjrornhiiit.    Zum  Irtzten  Mul«         er  sich 
trauernd  hierher  zurück,  als  sein  fürstlicher 
Freund  Karl  August  gestorben  war. 

Ueberaus  gennsBreicb,  besonders  snr 
Zeit  der  Baain-  und  Rosenblütlic ,  ist 

ein  Spn^iprp^nnfT  clureli  die  Onrtonanla- 
j^eii^  welclic  dir-se  Sclihisscr  umkränaeii. 
In  schwindeln*ier  Hdlie  winden  sich  die 
Pfade  dareb  KebengelXnde  und  Blnmen- 
boskets,  an  heimlicben  Felsengrotten 
ond  scbatllgen  Lauben  vorüber.  Noch 
prenn«!srf»ichf>r  nhpv  ist  der  Blick  ins 
lachende  Sii.'dtlial.  das  man  wclti'u  seiner 
wechselnden  Keize  die  „Weimarisehe 
Sehweia'*  genannt  bat.  "ÜlAQOoethedlesc 
Landschaft  scbildem,  wie  er  es  in  einem 
Briefe  an  den  Herrn  von  Benlwitz  ge- 
than  hat.    ¥a-  sehreiht : 

„Da  Sfth  ich  vor  mir,  auf  schrof- 
fer Fcbenkante,  eine  Reihe  einzelner 
Schlösser,  in  den  verscfaiedenstenZdte» 
eiHbant,  sn  dea  Tcrscbiedensten  Zwecken 
errichtet.  Hier,  am  nördlichen  Ende, 
ein  hohes,  ftltes,  niir<^L"'lniässif]r -weit- 
läutige'*  Sehhiss,  grosse  Säle  zu  kaiser- 
lichen LMai/en  umschliesseud,  nicht  we- 
niger genügsame  Bftmne  sn  rftteriicber 
Wohnung;  es  mbt  anf  starken  Mauern 
zn  Schutz  und  Trutz.  Dann  folgen 
spfiter  hinzuftf^f^lHe  Gebäude,  hnns- 
^iUterischer  Benutzung  des  umhcrlic- 

J&hrer  durch  Thüringen. 


genden  Feldbesitzes  g^idmet.  Die 
Augen  an  sich  ziehend  aber  steht  wdler 
sttdiich,  anf  dem  solidesten  Unterbau, 

ein  heiteres  Lustschloss  neuerer  Zoit, 
zn  anständif^er  Hofhaltung  in  giuistiijer 
Jahreszeit.  Zurückkehrend  hierauf  au 
das  südlichste  Ende  des  steilen  Abhan- 
ges, finde  ich  das  alte,  nim  auch  mit  dem 
Ganzen  vereinigte  Freigut,  welches  mich 

'  so  gastfreundlich  aufnahm.  —  Auf  die- 
sem Wege  nnn  hatte  ich  zu  bewundern, 
wie  die  bedeutenden  Zwischenräume, 

I  einer  steil  abgestuften  Lage  gemäss, 
dnrch  Terrassen gänge  zu  einer  Art  von 

!  auf- und  absteigendem  Labyrinthe  archi- 
toktonisch   auf  das  schicklichste  ver- 

I  seliränkt  worden ;  indessen  ich  zugleich 
die  sammtlichcn  über  einander  zurück- 
weichenden LokalitfLten  anf  das  toII- 
kommenste  grfinen  and  blühen  sab. 
Weithin  gestreckte,  der  belebenden 
Sonne  zugewendete,  hinabwärts  ge- 
pflan'/^te,  tiefgrünende  Weinhügel;  »auf- 
warte, anMauergeläuderu  üppige  Reben, 
reioh  an  reifenden,  Genoss  ansagende]^ 
TraubenbÜscfaeln;  hoch  an  Spalieren  so- 
dann eine  sorgsam  gepflegte,  sonst  aiis- 
ländischr  PHanzenart ,  ,  das  Auge  mit 
hochfarbigeu,  am  leichten  Gezweige  her- 
absfnelenden  Glocken  ergötzend.  Fer- 
ner vollkommen  geschlossen  gewölbte 
Laulju  e<_M^,  einige  in  dem  lebhaftesten 
Flor  blühender  Rosen  reichlich  ge- 
schmückt; Blumenl»ci't<'  z%viselipn  Ge- 
sträuch aller  Art.  —  Von  tlie.sen  würdi- 
gen landesheniiehen  Höhen  sab  ich 

I  femer  in  einem  anmntbigen  Thale  so 

i  Vieles,  was,  dem  Bedürfniss  der  Men- 
schen entspreehend ,  in  allen  Ijanden 
Aveit  nnd  breit  sieh  wiederholt.  Ich  sehe 
zu  Dörfern  versammelte  ländliche  Wohn- 
sitze, durch  Gartenbeete  nnd  Baum- 
gmppen  gesondert;  einen  Flnss,  der, 
sieli  vielfach  dureh  Wiesen  zieht;  Wehr, 
Mühlen,  Brücken  foliLren  auf  einander; 
dio  Wege  verbiDd<Mi  sicli  auf-  und  ab- 
steigend. Gegenüber  erstrecken  sich 
Felder  an  wohlbebaut^  Hügeln  bis  an 
die  steilen  Waldangen  hinan,  bnnt  an- 
zuschauen nach  Verschiedenheit  der 
Anssant  nnd  des  Reif(!<'radcs.  Büsche 
hie  und  da  zerstreut,  dort  zu  schattigen 

9 


Digitized  by  Google 


163 


5.  Route:  Yoii  Doriiburg .nach  Jena. 


164 


Bfiamen  snsammengesogen.  E^en- 
weis,  den  heit«nten  Anblick  gewibrend, 

grosso  Anlagen  von  Fniclitbäumen;  so- 
dann aber,  damit  der  Einbildungskraft 
ja  nichts  Wünscheuswerthes  abgehe, 
mehr  oder  weniger  anfiiteigende,  alljähr- 
lich neu  angelegte  Wdnberge.  —  Keine 
Spur  von  Verderben,  schritt  auch  die 
Weltg;esehichte,  hart  auftretend,  gewalt- 
sam über  diese  Thäler  hin,"  — 

Yon  Dom  barg  nach  Jena  (27,  St.). 
Die  mdsten  Beisenden  werden  diedoiSne 
Landstraase,  die  sich  dnreh  dasreiaende 

Saalthal  (am  linken  Flussufer)  Innzieht, 
kaum  verlassen.  Wer  einen  offenen  Ein- 
spfinner  micthet  (iV^. — -  Thir.),  kommt 
um  so  schneller  ans  Ziel ,  ohne  der  rei- 
senden Landachaflsbilder  verlostig  zu 
gehen/  Will  man  nieht  wieder  ins  llial 
(pmfAi  Naschhausen  oder  Domdorf)  hin- 
ahsteip;pn ,  so  <jeht  mau  von  Durnburf: 
'4  »^t.  lang  auf  dem  Bergkamme  fort, 
bis  der  Weg  (1.)  in  die  Fahrstrasse  ein- 
lenkt. Die  Saale,  welche  durch  üppige 
)nnesen ,  fruchtbare  Felder  und  schöne 
Banmgruppen  sanft  dahinfliesst,  käs  st 
in  neckischen  Windungen  bald  links, 
ba^dreclits  die  Sohle  der  schönen  Berge, 
die  hier  näher  zusammen,  dort  weiter 
zurficktreten.  Nach  %  St.  erreicht  man 
das  der  Kanltzburg  gegen&berli^ende 
Gasthaus  zur  Weimar.  Sehweia,  dessen 
lockender  Name  und  dessen  reizende 
Lage  mit  der  Wirtlischaft  Avenig  har- 
monirt.  Nach  abermals  Yj  St.  Dorf 
Zwältzen,  wo  man  in  der  blauen  Wein- 
traube besser  aufgehoben  ist,  als  in  der 
Weimar.  Schweiz.  Zwätzen  war  ehe- 
dem eine  Commende  des  Deutschordens, 
wo  der  thür.  Landcomtliur  bis  1809  ge- 
wübulicli  seinen  Sitz  hatte,  und  in  neue- 
rer Zeit  ein  „Kaiserthum"  der  jenai- 
schen Bursdienschaft.  Jetat  ist  die 
Comthurei  eine  grosslierzof^l.  Domäne 
mit  landwirthschaftlicber  Mnsteranstalt 
und  derKarl-Friedricbs-Ackerbau-  oder 
Wehriischule  (vom  luudw.  Institut  zu 
Jena  beaufsichtigt).  Nicht  w^t  davon 
(V4  St.)  D.  IMtMt,  dessen  Gasthof 
(drei  Linden)  von  den  Studenten  viel 
besucht  wird.    Zwischen  Zwätzen  und 


durch  weldies  die  Franaosen  1806  enfi* 

porstiegen ,  um  den  Prenssen  in  die 
Flniko  zu  fallen.  Die  dasigen  Kalk- 
stein f)riu'lic  werden  fleissig  ausgebeutet. 
Auf  deui  versteckten  „Schlagerplätz- 
chen" ibchten  sonst  die.  Studenten  ihre 
„Pankereien"  aus.  , 

Nehenrouten.    Will  man  die  blntge- 
trftnkte  Wahhtatt  sehen,  wo  die  ver- 
hängnissTone  ,,Sclibic}it  bei  Jena"  ge- 
schlagen wurde,  so  lenkt  man,  falls  man 
einen  weiteren  Umweg  nicht  SMshent, 
schon  dort,  wo  der  ronDomburg  herab- 
konimendc  Weg  in  die  Chaussee  mündet, 
(r.)  zum  Dorfe  Gönna  ab,  steigt  durch 
den  jSerkewitzer  Orund  nnch  Nerkewitz, 
und  geht  dann,  an  Rödigen  vorüber, 
nach  Zwätsen  hinab.   In  der  NShe  von 
Rödigen  (V4  8t.  Ton  Ldbstidt),  auf  der 
weiten  Hochebene,  die  sich  bis  nach 
Weimar  senkt,  erhebt  sich  auf  freiem 
Feble  da.s  einzige  Gedächtnisszeiclien 
jener  blutigen  Schlacht,  nämlich  eio 
Sandsteinwfirfel  in  einem  Halbkreis 
Linden,  als  Grabdenkmal  eines  in  der 
Schlacht  gefkllenen  Offiziers  (v.  Bissing). 
Daneben  ruht  seine  Gemahlin,  die  ihm 
dieses  Denkmal   setzen   licss  und  in 
Riesa  todt  mit  dem  Bahnzuge  ankam, 
als  sie  im  Begriffe  war,  ^e  Grabsttttie 
ihres  Gatten  zu  besuchen  und  das  neue 
Monument  zu  enthüllen  (1858).  Will 
man  das  ganze  Schlachtfeld  begehen, 
so  wandelt  man  von  Nerkewitz  über 
Lehesten  nach  Vierzehnheiligen ,  und 
dann  fiber  Cospeda  nadi  Jena  hinab 
(B.  22).  —  Oder  man  steigt  von  Ldb- 
städt  durch  das  Rauhthal  nach  Cospeda 
hinauf  und  über  den  Landgrafenberg, 
wo    Napoleon  bivuakirte ,   nach  Jena 
hinab.    Der  letzte  Abstecher  mag  2  St. 
in  Anspruch  nehmen.  —  Auch  naoft  der 
anäem  Seite  hin  wird  eine  N^enrouie^ 
deren   Umweg  kaum       St.  betrftgC, 
mannichfache   Ootiüssc   bieten.  Min 
geht    von   Zwätzen   links   ab,  setzt 
mit  einer  Fälire  über  die  Saale  nach 
Kunü»  und  gelangt  dann  an  der  rechten 
Seite  des  Flusses  über  Dahlstein,  Weni- 
genjena  und  Camsdorf  in  die  Musen« 
Stadt  (s.  nächstfolgende  Nel)enroute) 


Lobstädt  (r.)    mündet  das  J^ukthalf  l    DirektArWegvou LöbgtädtiiachJenaf 


Digitized  by  Google 


16ü 


5.  Houte:  You  Doruburg  nacli  Jena. 


166 


Chaussee  ('/4  St.).  Ein  nfiberer  Fusspfad 
links  al>  Auf  tler  rechten  Seito  senkt 
sich  eine  enggesrhlosscnc  Bergkette 
herab,  nur  an  wenigen  Stellen  durch 
Schluchten  und  Wasserrisae  unterbro- 
dien.  Liinks  springen  von  Zeit  ra  Zelt 
einzelne  schroffe  Kegel  vor,  welche 
im  ITintergrtnid  durch  hufeisenförmige 
ßincT''  in  \'crl)iiulni;L'  ^t«ben. 

iSebclii'oute  von  Hornburg  nach 
Jena  über  die  Kunitzbnrsr* 
ttichste  Weg  wdrde  am  rechten  Saal- 
nfcr  von  Domdorf  naeh  Golmsdorf  Äh- 
ren (1  St  1.  Indessen  dürfte  es  lohnen, 
einen  grössern  Umweg  nicht  zu  scheuen, 
nm  einen  der  schönsten  Forste  lliürin- 
geus,  ^cul'aiUetUturyeryValdf  zu  durch- 
wandern. Zn  diesem  Ende  steigt  man 
von  Domdorf  gen  O.  empor.  ^Mitten  im 
prächtigen  Wald  lioprt  das  Dorf  Tauten- 
burfji^!^  St. )  niiteineni  <,'uten  Wirthshaiis 
tt.  denUebcrrcsten  eines  seit  1780  verfal- 
lenen Bergschlosscs ,  worin  einst  das 
hochangesehene  Geschlecht  der  Sehen- 
ken  V.  Tautenburg  (1640  au.sgcstorben), 
eine  Nebenlinie  der  Krl)bclieiiken  v.  Var- 
?jrula,  haust'"  Voji  der  nlton  Bnrg  ist 
um*  noch  ein  viereckiger  Thurm  erhalten, 
indem  dSe anderen  Gebäude  abgebrochen 
nnd  zum  Aufbau  des  grosshera.  Schlos- 
ses in  Prauenpriesnitz  verwendet  wur- 
den. —  Von  Tautojiburg  naeli  Naura 
u.  GolmxJorf ,  immer  durch  den  schön- 
sten Waid  (1  St.).  Dann  auf  s^malem 
Pfade  ttl>er  Klippen  und  SteingeröUe 
steil  empor  aar  Kunüzbmrg  (V,  St.), 
deren  Trümmer  von  der  vordersten 
Kuppe  des  Oleissber^cv,  (400  F.)  tnelan- 
elioli.^ch  ins  bliilicude  Tlinl  herniedor- 
>chauen.  Sie  war  im  1 1.  Jahrhundert 
das  Stammschloss  der  Dynasten  von 
GUtaberg  (daher  auch  Gliahnrg  oder 
Gleissburg  genannt),  und  gelangte  nach 
dem  Aussterben  dieses  Oescldcchtes  in 
den  Besitz  der  ileutsehen  Kaiser,  die  sie 
mit  Vögten  besetzten.  Dann  tiel  sie  den 
HeraSgen  von  Sachsen  au,  weldie  die 
Familie  von  Vitzthum  damit  belehnten, 
und  ward  im  Bruderkricgzerstört(1453). 
Sic  nui'^  ehedem  sehr  unifangri  lch  und 
fest  Evesen  «tein.  Jetzt  steht  nur  noch 
eine  hohe  Mauer,  deren  FensterÖtfnun- 


gen  das  schönste  Landsehaftsbild  ein< 
ralimen  und  einen  umfassenden  Blick 
üIm  r  den  jenseitifi^eii  Schlachtberg  ge- 
statten. Hinter  der  Ruine,  in  schwei- 
gender Wildiil^s  ,  „  die  schwedischen 
PlStse**,  also  genannt,  weil  hier  vor 
Jahren  „eine  schwedische  Gräfin*'  ein 
geheimnissvolles  Asyl  gesucht.  Unter- 
halb des  steilen  Berges  liet't  das  Dorf 
Kunitz,  hart  an  der  Saale,  die  liier  eine 
Inäel  bildet.  In  einem  halben  Stünd- 
chen ist  es  erreicht;  wenn  man  es  nicht, 
als  rüstiger  Fussgänger,  vorzieht,  anf 
der  Kante  des  Gleissberges  fortzuwan- 
d<  ln,  der  sich  wie  ein  kahler  Scheitel 
aus  dem  waldigen  Hintergründe  erhebt 
und  mit  dem  angrenzenden  Jeuzig 
( 1  il4  F.)  em  kolossales  Hnfeisen  bildet. 
Zwar  ist  die  Aussicht  ins  Thal,  von 
Jena  bis  Donibnrg,  entzfickend  schön. 
Indessen  wollen  wir  doch  gern  die  be- 
rühmten Kunitzer  Eicrkuelien ,  deren 
Zubereitung  gewissermassen  als  Ge- 
heimniss  gilt,  an  Ort  and  SteOe  genies- 
sen,  und  wandern  deshalb  in  das  Dorf 
hinab,  wo  uns  ein  sehr  bescheidener 
Gasthof  empfiingt,  der  die  hun^nit^en 
Wanderer  sofort  mit  spritzgebackcneu 
Eierkuchen  oder  gebratenen  Fischen 
regalirt.  Von  Knnits  bis  WmiffeiyetM, 
wo  Schiller  am  20.  Februar  1790  mit 
Charlotte  v.  Lengefeld  („der  Kosten 
wegen  ganz  einfach  und  still")  getraut 
wurde,  anmuthigcr  Wic^enpfad  am  rech- 
ten Saalufer  hinauf  (V4St.),  u.  nun  sofort 
anm  nahen  Camtderff  wo  Albrecht  von 
Haller  eine  Zeit  lang  lebte  und  das  viel- 
besuchte Geleitshaus'*  (Restauration), 
sowie  der  Gasthof  zur  Tanne,  worin 
Goethe  häutig  wulinte  und  sein  Lied,, der 
Fischer'^  dichtete,  zur  Einkehr  winkt. 
Allein  die  Stadt  ist  gar  au  nahe,  nur 
durch  die  lange,  schöne  *  Saalhrüdse 
(deren  Bau  nur  1  Pfennig  weniger  ge- 
kostet haben  soll,  als  der  ^^^^^\  des  Mi- 
chaciisthurmes)  vonCanisdorl  getrennt. 
Während  wir  auf  dieser  Brücke  rasten, 
um  das  reiche  Landsdbaftsbildi  das 
sich  hier  entfaltet,  dem  Auge  u.  der  Seele 
einzuprägen,  schallt  vom  Gelcitshmis 
herüber  das  nlte  Stndentcnlied :  ,,Slosst 
jan!  Jena  soll  leben,  iiurrah,  hoch!'^ 


Digitized  by  Gcto^k 


6,  Route:  You  Jeua  nach  KaMa.  168 

6.  Route:  Von  Jena  naeli  Eabla. 


167 


Po$t  n.  Axtolda  2  M«il.  in  IJ  St,  früh  2 
V.  ft5  Min.,  Hitt  18  V.  4&  Min.,  Ab.  104  U., 

10  r  ;  -  n.  Weimar  2]  "Mcil.  in  2  S't.  25  Min., 
Inih  7  U.  40  Min.,  Ißj  Ügr.;  —  i).  Kuhla  2 
Meil.  in  2  St. ,  Nadim.  8  ü.  45  Min. ,  Ab.  6 
U.  55  Min.,  12  Sgr. ;  —  n.  Rudolstadt  5  Meil. 
in  b\  St.,  Nftchni.  8»  U.  (über  Kahla),  27  S^r.; 
—  n.  Neustadl  a.  0.  4^  Meil.  in  4  St.  25  Min^ 
Naebm.  3}  ü.  «bor  Bodft  S7  8gr. ,  Ab.  6  U. 
55  Min.  Uber  Kahla  25  Sgr. ;  —  n.  Eitteiii»'y<i 
3J  Meil.  in  2  St.  55  Min.,  Ab.  5  U.  35  Min., 
194  Sgr.  ;  —  n.Kostrilr.  4,\  M.  in  4  St.  10  Min., 
Ab.  5Ü.  35 Min.,  28|  Sgr.;  -  ji.  Vosbeck  4» 
M.  in  4St.  aoMhi..  Nn.-hm.  4»  1'.,  27SKr. — 
EtMpünntr  („Spritzfuhrcu")  von  Jena  n.  Itu- 
iol»tatU  in  5 St.  8-4 TMr.,  n.  KahXa  in  «St. 
cft.  1|  TUr. 

Jena*),  weimar.  St;ult  :im  Itnkon 
Ufer  der  Sanle  mit  7000  Einw.,  (ie- 
sammt-Universität  der  sächs.  Fürsten- 
thümcr,  in  einem  abgeschlossenen  Thal- 
kessel,  rings  ronhoheo,  meist  scbroffea 
Kalkbcrgcn  nmragt  ,  deren  Fuss  (nach 
Westen)  mit  Wehnfl)On  bepflanzt,  do- 
ren  Scheitel  (nat  Ii  ( )stoii )  mit  alten  Bin  - 
gen gekrönt.  Diest'  licrtre,  zwisein^n 
denen  saftige  AVio.sen  Lint  ia  und  reiche 
Obstplantagen  grünen,  durch  welche  die 
Saale  ihr  Silberband  schlingt,  sind  aurli 
fiir  den  Geologen  interessant,  vrrU  «lie 
zahlreichen  Querthäler.  die  sie  dureh- 
scbnciden,  ihre  Schichtuugsvcrhaltuisse 
blossgelegt  haben.  Auf  dem>Hiülnberge 
(„Oalgenberg"),  am  Unken  Ufei^  der 
Saale,  hat  man  die  schönste  Uebersicht 
iib<»r  Stadt  nnd  Thal,  froethe  nannte 
Jcn.'i  ,,das  liebe,  närrix  lr.'  Nest,  wo  er 
immer  ein  glücklicher  Mcnsdi  war,  weil 
er  keinem  andern  Orto  so  viele  produk- 
ÜTe  Momente  verdankte.*'  Ja,  schon 
Karl  V.  TV'ar  von  dem  reizenden  Thale 
so  überrasc  ht.  dfi«:s  er  os  mit  den  sebön- 
sten  Gegenden  Oberita licns  verglicli. 

Eiiijermnigcn:  Uoruburg  2^,  Apolda 
(näohste  EisenbabnstAtion)  8,  Kahla  8,  Wei- 
mar 4,  lludol.starlt  8,  Gera  8  Sf. 

Uasikiß/e:  '-^^Home  am  M«rkt  (Logis  I24, 
l[Ittage8B«nl2>,FrfihstÜPk  5  Sgr.).—  Stihvsar- 


*)  Die  boijrosp.boßo  .lMj!iV/<f  ist  vom  Hbus- 
b«r^  aui'^cno turnen:  im  Uiutergrunde  der 
Schluchtborg.  —  Xrwnerif  Rundsom&lde  Ton 


str  Itär,  hinter  dem  Schloss  (^amGraben^j^ 
wo  LutlMr  auf  seiner  Beise  von  der  Wart> 

burp:  n.  Wittenberg  üUernach tote,  Equipage. 

—  JJetththetf  Hau»  (amHolzniarkt,  Equipag«}. 
Bestaiurtaionen :  ^^Bwgkeller,  ein  altes,  vor» 

.springendos  Haus  neben  der  3I;irkt<vir«  he, 
worin  dir»  Bursi  hcnschnft  ilire  ..Km  ijx  "  hat; 
*fIiose,  am  EicLplatz,  mit  dem  renommirtcn 
»BoBenbler«*;  „Die  Z*ite**  (Aeeiae)  am  Markt 
fini  Rathhaus),  Wein  -  und  Frühstüeksstube ; 
Fürsteukclh-r ,  am  Graben;  Stoilthaus  u.  litdl- 
haitf;  ausserhalb  der  Stadt:  ^UwieHuidhU: 
{RautenUranzj,  an  der  Strassi^  nach  Radol« 
Stadt,  daneht  ii  \\i-v '''■■F/  Js,-,d;Ii  und  jrofrt'U- 
über  da»  Schiefuhaus  (schone  AussichtJ ;  Ocl- 
fiMiftl«  au  der  StrasM  nach  Weimar;  <9€ief<f 
htuiK  (in  Oanisdorf);  Streite  TerrasHe  (an  der 
Stras.so  nach  Bürgel). 

l'oftexpedHioH  in  dem  neuen  Postgebäudu 
neben  dem  „Deutecben  Haus**.  Auwer  der 
Post   tägHcb  Smalige  Omnibusfabrt  tiavli 

Weimar. 

Ti:le<jvai^henbtirean  vor  dem  Joliannisthore. 

Handtrcr  sabirelch  (BQseler,  Kenne  n.  k.w.) 
mid  nicht  iibertheuer,  besonders  wenn  man 
»ich  mit  piner„Spritze"(EinspÄnnor) begnügt 
und  darauf  gelanst  ist,  dasä  ,|der  KJeppur" 
(Pferd)  an  keiner  „Kneipe**  voräber  geht. 

Jonrmdistik :  Jena,  r  riij^cl  latt,  Blätter 
nn  ilor  Sunlo,  Thüringer  ünterlialtunL;sblatt 
luui  iiiterafuranzciger,  Der  dcutsclie  Zu- 
^«-linuer,  Akademisebo  Zeitung,  Sonntngs- 
blatt,  Bläri.  r  flir  Tli[-ht.<pflru>"  in  Thüringen, 
Landwirtlisehaffllche  Zeitung  fiir  Thüringen, 
Zeitschrift  für  thüringische  Geschichte  und 
Alterthnmsknnde;  JabrbnelMr  für  Natioual» 
Ökonomie  und  Statistik. 

Sieben  JtuchhaiMutiqt'H  (unter  denen  die 
Frommann'sche  —  seitl72(j  -  schon  durch  ih- 
ren (^hef  einen. u:uten  Klang  bat,  u.dieMauko'- 
>sfhe  den  .Afiris  <;>t  ii;itlii>l";.;!schrn  .\n:it<nnie 
vo«'legt),  5  BuchdruckoreicUjl Kupferdrucke- 
rei, 1  Scbriftgf esseref ,  8  Stetndmekereien. 

—  Photoffrnjthifche  Ateliers,  sehr  gut,  beson- 
ders von  Dl'.  Schnauss,  der  zni^lcicb  ein 
wolilrouommirles  photographiscli  -cbunii- 
sehes  Institut  leitet  und  sieb  durch  seine 
^vlnllt .1  st  lii'ji.i  n  Diai>osi(iv^  1 1  iliotnj^r.  Licht- 
hchirnie)  au.szcichnet.  —  Uiiurschiuiih/.aliiHisl 
bei  Hahn  In  derLentragnsse.  welcher  durch 
seine  Parfüinerieu  ganz  Thüringen  in  guten 
Oerurli  brinrrt  -  —  liadcawtalteH :  F!ti5>«!l)ail  vor 
dem  Ijobdertliorc,  Sohwimmanütalt  im  Pm'A- 
dies,  Wellen-  u.  Sturzb&der  in  derBrüclsen« 
u.  in  dri-  Ziegelmühle,  Wannenbäder  bei  L. 
ätaik  und  im  Landkrankenhaus. 


üigmzed  by  Google 


i 


w 


'j 

4. 


.J  » 


3f 


• 


6.  Baute:  Tob  Jena  nAeh  Ealil«. 


170 


ludüttrie:  Wein  -  u.  Obstbau.  Die  reich- 
«te  B«erenolMt8ikmmlttiig  befm  ilofgärtner 
Maurer.  11  Mahlmühleu.  Ausg^keieblkete 
Mikroskope  von  Dr.  Zfy^s.  Wcissglasirto 
(Berliner)  Stubenöfen  von  Böhm.  Sehr  gute 
Kupfer scbmledeurbeiten  von  Pflng.  Clgar- 
nm-,  Tiioli-,  Wurstfiibrikation  u.  s.  w. 

Geeehicläliche«.  Urkundliche Nacliricbton 
.reichen  nicht  über  da»  12.  Jahrhundert  hin- 
aas.  D  l  I  M  I  ^  gehörte  Jena  den  Herren  von 
lobdal.iujj:,  Elsterborg  u.  Arnshaugk.  Er.n 
unter  Landgraf  Friedrich  dem  jErnsthaften 
kam  es  unter  eiue  Herrecliaft,  und  ging 
später  an  den  tapforu  Herz. Wilhelm  über, 
der  hier  mit  der  Tochter  des  Kaisers  Al- 
brecUt  II.  sein  Beilager  hielt  (S.  71).  Als 
nach  der  Schlaeht  bet  Mühlberg  die  itäcb- 
sische  Kurwürde  dem  albertinischen  Hanse 
xufiei,  vorblieb  Jena  don  SöJmcn  des  un- 
glnckllcben  Jobann  Friedrich  un»l  somit  der 
«nieätinischon  Linie,  des  Hanses  Sacbsm, 
deren  Länder,  durch  wiederholte  Vererbun- 
gen und  Thoilungen  zerstückelt,  van  einer 
Hand  In  die  andere  gingen.  So  tlicilten  die 
Söhne  des  Herzogs  Wilhelm  von  Weimar 
(t  1G62)  dessen  Besitzungen  der  Art,  dnjjs 
sein  jüngster  Sohn,  Bernhard,  mit  Jena  ab- 
jEofnnden  wurde.  Dieser  erbob  das  St«dt* 
<'hon    7i;r  Residenz    ciiu-s  selbstständigen 
Uerzogthums  und  residirte  in  dem  Schlosse, 
-vrelobes  Jobann  Bmst,  der  älteste  Sohn  des 
Herzogs  Johann  III.  von  Weimar,  1680  er- 
baut hüttc.     Da  jedoch  Bernhards  Sohn, 
Johann  Wilhelm,  1690  ohiie  Frben  vorstarb, 
so  fiel  sein  Landclien  annäobst  dem  Herzog- 
t}ium  Er  souach,  und  1741,  zugleich  mit  die- 
sem, dem  woimarisclicn  .Stammlmuse  wie- 
glet anbeim,  bei  «lent  es  bis  jetzt  verblieben 
ist.  —  Ungleicb  bedeutender  und  berfibmter, 
als  durch  diese  kurze  Souveränität,  ist  Jena 
durch  seine  Universität  geworden ,  die  seit 
3  Jahrhunderten  eine  Hoefawarte  der  freien 
Wissenschaft,  ein  Hort  des  Protestantismus, 
eino  Pflanzstätte  deutscher  Kultur  und  die 
Wiege   ausgezeichneter  Geister  gewesen. 
Kurflirst  Jobann  Friedrieb  der  GrossmQ- 
tlnVo  wnr  in  der  Schlacht  bei  Mühlberg  dem 
Kaiser  Karl  V.  in  die  Hände  g:efallon  (1547). 
Da  er  nun  als  Gefangener  durch  Jena  ge- 
führt wurde,  keimte,  während  er  im  Bnrg- 
keUer  rostete,  der  Gedanke  in  seiner  Seele, 
als  Ersatis  für  die  verlorene  „Gottosstadt" 
Wittenberg,  in  Jena  eine  Universität  zu 
stiften.    Seine  Söhne,  welchen  ein  Tbeil 
des  väterliclion   Besitzthums,    und  damit' 
«ucli  Jona,  ülterwiescn  wurde,  brachten  die- 
sen Gedanken  in  so  weit  zur  Ausführung, 
dass  Sic  daselbst  zunächst  t  ü  Akailemlej 
ins  Leben  riefen,  die  vom  Bischuf  Nicolaus  ' 
von  Amsdorf  feierlich  crölTnet  wurde  (19l  ' 


Mar/,  1548).   Philipp  Melanchthon,  als  Pro- 
fessor dahin  berufen,  kehrte  jedoch,  als 
Jena  so  einem  Tummelplatz  theologischer 
^  Zanker.Mon  wurde,  bald  nach  Wittenberg 
!  zurück;  während  diese  ZänkfrpJcn  namont- 
.  lieh  zwischen  den  Professoren  Strigel  und 
I  Flacius*),  noch  lange  fortdauerten,  und 
Jena  den  Ruhm  behauptotu,  eine  „Burg  des 
.  ächten  Lutherthums«  zu  sein.    Als  Johann 
I  Friedrich  nach  fbnflähriger  Haft,  von  lau- 
tem Jubel  begrüBst,  in  leine  Erblande  sa> 
rürkkflirtc,  zog  rs  ihn  alsbald  dem  neue» 
j  Musensitze  zu,  und  da  er  die  ersten  Stu- 
denten sab,  die  ihm  festlich  entgt»gon  zo- 
gen, rief  er  in  sichtlicher  Freude  aus: 
„Siehe  da,  Bruder  Studium !"   Dennoch  gin- 
gen noch  Jahre  vorüber,  ehe  alle  Hinder- 
nisso  aus  dem  Wege  ger&umt  wurden,  um 
I  die  ncup  Universität  als  solche  einzuweihen. 
Dies  geschah  erat  am  2,  Februar  1558,  als 
I  Jobann  Friedrich  nicht  mehr  am  Leben  war. 
Bald  darauf,  als  eine  pestartige  Seuche  in 
Jena  grassirte,  ward  «ie  auf  kurze  Zelt 
:  (1578—79)  nach  Saalfeld  verlegt.  Zurhöcb- 
I  steo  BIAfbe  gelangte  sie  in  der  Mitte  des 
18.  Jalirliunderts,  wo  .sie  an  3000  Studenten 
■  zählte,  die  sanimt  den  zahlreit  lien  i'roft^s- 
soren  —  wie  damals,  als  die  Lnivursität 
Wittenberg  wegen  einer  bösartigen  Epi« 
demie  auf  kurze  Zeit  nach  Jena  iil)t  rgc- 
siedelt  war  —  in  dem  kloinou  Städtchen 
kaum  aasreichenden  Baum  Ibnden.  Diese 
ffoldene  Zeit  scheint  abgulaulian;  obgleich 
sich  die  Studentenzahl   im  letzten  Jahre 
doch  wieder  über  500  erhoben  hat  Am  ein- 
samsten war  es  in  Jena,  als  den  Bussen 
und  Preii"!  Ti  (f(  !•  BoHuch  der  Universität 
Terboten  wurde  (Ibli*  — fö),  weil  die  „Bur- 
schensehaft* allda  ihren  Hauptsitz  hatte.  Seit 
Jahren  ist  auch  diese  dem  Jammer  aller 
deutschen  Bentrebungen   anheim  Kt'fallen, 
j  indem  sie  in  verschiedene  Seiten  (Germanen, 
I  Teutonen  und  Arminen)  sieh  «erspalten  liat, 
welclie  ni(  lit  einmal  die  Begeisterung  des 
Univer.sitäts- Jubiläums  unter  eiiun  Hur  zu 
bringen  vcrnjoohte.    Uebrigens  sind  jetzt 
alle  Terbindnngen,  die  keine  polltischen 
Tendensen  verfolgen,  erlaubt  DamU  aber 

*)  Durch  seine  Orobheft  so  berüchtigt. 

daas  sein  Name  unserr«  Volks^prirhc  mit 
dem  Schimpfwort  „Fläz"  bereichert  hat: 
sowie  aucli  der  Ausdruck  „Saalbadern«  an 
einem  Bador  (Barbier)  haften  soll ,  der  in 
Jena  unfern  der  Saale  wohnte,  und  die 
spottische  Bezeichnung  der  Bürger  mit  dem 
Namen  „Philister"  daher  rülirt,  das»,  als  in 
einer  Rauferei  zwischen  Bürgern  und  8tu. 
deuten  einer  der  letzteren  auf  dem  riatzo 
blieb,  der  damalige  Superintendent  eino 
fulminante  Loichenprodigt  über  BIchter  1«, 
20  hielt:  „Philister,  über  dir^' 


Digitized  by  Google 


171 


BottU:  Ton  Jena  nack  Kahla. 


172 


scheint  der  geheimnisavolle  lleiz  solcher 
Corporationen  «rlosclien  zu  sein,  so  dass 

seitdem  die  meisten  Studontou  „Finkeu" 
-sind,  d.  h.  keiner  Verbindung  anK^'l>^i«'i- 
Ueberhaupt  hat  da:»  Jonaische  Studuuten- 
lelMR  namentlieb  8«lt  den  vierxiger  Jah* 
ren,  wo  der  TTiehcomment  eingeführt  wurde 
—  seinen  burschikuseuj  nicht  selten  ex- 
centrischen  Habitus  mehr  und  mehr  ab- 
gestreift. Damit  ist  freilich  auch  ein  Stück 
der  alten  Romantik,  -wie  sie  iu  ZarTiaria's 
Benomroisten  spielt,  verloren  gegangen, 
aber  -weder  sum  Nacbthell  der  Gesittung, 
noch  der  Wissenschnftliclikeit.  Dennoch 
bewegt  sieli  das  akademische  Leben  immer 
noch  frischer  und  freier,  als  in  vielen 
anderen  üniTersltAtestidten :  sowie  ancb 
die  Wissenschaften,  besonders  die  th*  o 
l<^iscbent  einer  lebensvollen  Geistesent- 
wickelnng  und  einem  Beitgem&ssen  Fort* 
eehritt ,  trotz  aller  Seaktionsstromongen 
und  Yerdäcbtigangen,  nicht  nntreu  gevor> 
den  sind. 

Mit  der  Universität  stehen  das  pharma- 
ceutischo  u.  das  landwirthschaftlichelnstttnt 
in  organischer  VerltiiidnnK ,  jene»  von  Gö- 
bel  gestiftet  und  jetzt  von  Ludwig  geleitet, 
dieses  von  Fr.  Schulz  ins  Leben  gerufen 
nnd  jetst  Ton  Stftckbardt  dirigirt.  Ausser- 
dem philologische,  tlioologlsche  und  staats- 
wissenschaftllche  Seminarien,  Lehranstalt 
ffir  Chemie,  meteorologischtiti  Iiiütiiut,  ätu- 
tleUiohes  Barem,  Xntblndangsanstalt  nnd 
ITebammenscliulo,  mehre  wissenschaftliche 
Gesellschaften  (z.  B.  Leopoldinisch-Oaro- 
Ifttlmbe  Akftdannle  der  Natarforseber).  Wie 
Tiel  die  geiitigo  Entwickelung  des  deut- 
schen Volkes  dem  kleinen  „J^anl  -  AHmti" 
verdankt,  mögen  die  Kamen  der  .^lanuer 
besengen,  die  «llda  gelebt  n.  gewirkt  baben. 
Ihre  AVoliTiniiA'en  ,  mo  weit  sie  ermittelt  wor- 
den konnten,  »ind  mit  einfachen  Kamens- 
tafeln  beselchnet.   Tkeoloffen:  Ackermann, 
AngnSti,  Baumgarten  -  (h  nsins ,  Biuldeus,  Da- 
nov,  Danz,  de  Wette,  Döik-rleiii ,  Eichhorn, 
Flacius,  Gerhard,  Gabler,  Glassius,  Griesbach, 
Hteebn^Qfl,  Hoflmaon,  Jastua  Jonas,  Kose- 
garten, Major,  MarezoU,  Melanchthon,Nieth- 
hammcr,  Paulus,  Schnepf,  Seinecker,  Schott, 
Striegel,  Vater,  Waich  u.  s.  w.  Juristen: 
T.  Brfiek,  Feuerbach,  Franke,  Heimbach, 
V.  Hellfeld,   C.  Tfitf  land,   Oiiyet,  Martin, 
Micholson,  Ortlofl,  Schnaubert,  v.  Schröd- 
ter,  ScbweiCxer,  Strnve,  Tbibant,  Walch, 
T.  "Wöienbeck  u.  v.  a.   Medicin^r:  Frorlep, 
Gruner,  nirnlj-,  Iluschke,  Iltifeland,  Kaiser, 
Kieser,  Loder,  Schröter,  Stark,  Voigt  u.  s.  w. 
PMIosopJkm.*  Brach,  Fichte,  Fries,  Grnbe, 
Hegel,  Kmnae,  Niethbammor,  Beinhold, 


I  Schade,  Schelling,  Schlegel ,  Schmid ,  Tenne- 
mann n.  ^w.  JPkitalogen:  IBIcbstiult,  Hand, 
Ilgen,  Reisig,  Schütz,  Stigel  u.  s.  w.  JTo- 

(arfornrher:  Döbereiner,  v.  Humboldt,  Lenz, 
Oken,  Kittcr,  Schleiden,  Voigt,  Wacken- 
ro^er,  Welgel,  Zenker  u.  s.  w.  HittoriJtwr 
Droysen ,  Grimm ,  Heiuric  h ,  Luden,  Schiller, 
Stade,  Weltmann  u.  s.  w.  —  Gegenträrtig 
lehren  allda:  Ortmm,  Hase,  Ifilgenfeldt, 
Rückert,  Schwarz,  Stickel,  Danz,  Hermann^ 
Luden,  Ortloff;  Ried,  Schillbach,  Schomann, 
Schultze,  Siebert,  Succow;  K.  Fischer, 
Fortlage,  Scbeidler,  Stoy;  Oöttllng,  Schneid, 
Nipperdey,  Schmidt;  Artus,  TTallier,  Lan- 
gethal, Ludwig,  Sneil,  Schrön;  Hildebraadt, 
Stöckhardt  u.  a. 

Aber  nicht  blos  der  Universität  nnd  den 
an   ihr  wirkenden  Kräften  verdankt  Jf-na 
seinen  welthistorischen  Namen,  »uudem 
auch  der  blntlgen  Schlacht,  die  am  14. Ok« 
lober  1806  fiber  seine  kahlen  Berge  brauste 
und  die  preussisclie  Armee   (unter  dem 
.  Fürsten  von  Hohenlohe)  nebst  ihren  Ver- 
'  bfindeton  mit  einem   Verlust  von  50,0W 
Mann  zur  wilden  Flucht  triel).    Der  Kampf 
1  concentrirte  sich  auf  dem  Landgrafen  berge 
(zwischen  Jena  und  Apolda),  der  seitdem 
I  „der  Schlachtberg"  heisst.    Dort  begann 
j  der  französische   Oonernl  Lnnnes  ,  unter 
Napoleons  Oberbefehl,  den  Angriff,  wäh- 
'  rend  Augereau  den  Unken  Flfigel  de«  Hee- 
res im  Mühlthal  aufgestellt  hatte,  und  der 
rechte  Flüp:oI  unter  dem  Marsehall  Soult 
durch  das  Rauiithal  auf  die  Höhe  vordrang 
DASS  in  Jenen  Tagen  Jena  sehr  harte  Yer> 
Inste  erlitt,  braucht  kaum  erwähnt  zu  wef- 
\  den.   Napoleon  zahlte  dafür  800,000  Thalor 
Entschädigung.   Aber  der  Flecken  in  der 
deutschen  Geschichte  ist  damit  nicht  ver- 
wischt worden.  Eine  ganze  Häuserreihe  un- 
I  fern  des  Johannisthoros  ward  ein  Baub  der 
I  Flammen.   Sie  ist  nicht  wieder  aalj^bant 
1  worden.   Der  freie  Plate,  welcher  dadurch 
[  entstand,  wurde  181ß  von   der  Burschen- 
j  Schaft  mit  der  „Friedenseicho"  bepflanzt, 
und  befast  nnn  der  Eiehplat*» 

Sehenawürdigkeiten:  Die  Stadt  an 
und  für  sich  mit  ihren  winkeligen  Stras- 
sen niul  iliren  liocli^j^icbclij^Pn  Häusom 
vermag  das  Auge  niclit  zu  fesseln,  ob- 
gleich die  Strassen  reinlich  und  die 
Häuser  seit  dem  letzten  Jabelfeste  so 
schmuck  beransstaffirt  sind,  dass  altbe- 
mooste Häuptw  die  alma  matcr  kuuui 
wieder  erkenne    Der  schönste  Plats 


^)  Elopßeüch,  Die  Scidacht  bei  Jena. 


Digitizeci  by  Google 


173 


0.  Bout^:  Ton  Jen»  nach  Kaliia« 


174 


iTiinittf'ii  der  Stnclt  ist  der  };«TÜumige 
*  Morl- fj)l atz,  wo  sich  die  Studentenwelt 
vorzugsweise  sa  tvmmelii  pflegt.  Seit 
der  Feier  des  SOOJShr.  UiiiTersitSt«tjnbi- 
läuins  (1858)  ist  er  mit  der  von  Drake 
in  Berlin  modellirtcn  kolossalen  Erz- 
gtatue  des  Kurf>'r''trn  Johann  Friedrich 
coH  Sachsen  gcäcliinückt,  der  im  vollen 
Schmucke  seiner  Wfirde  jn-Hugt,  in  der 
rechten  Hand  das  Beichsschwerdt,  in  der 
linken  die  aufgeschlagene  Bibel.  Am 
alterthrimlicheiiRathhnrs  ist  dieThurm- 
uhr  bemorkeiiswtnth ,  die,  so  oft  sie 
schlägt ,  eiuen  Menschenkopf  in  Be- 
wegung setzt,  der  nach  einem  Apfel 
sdniappt  nnd  darum  „Schnapphans" 
heisst.  —  Hinter  dem  Ifarkte  ragt  die 
MichaelisTcirche  empor,  deren  Thnrm 
eben  so  hoch  (iibor  300  P.)  sein  soll,  wie 
die  Saalbrücke  lang  ist ,  und  von  seiner 
Galeric  eine  sehr  schöne  Rundschau  Über 
die  Stadt  nnd  deren  Umgebungen  ge- 
.  währt  In  der  Kirche,  die  zu  Ende  des 
1  5  Jiihrhunderts  erbaut  wurde,  LiüIhtk 
C'hevucs  Reliefbild  in  Lei »oü '■_n0s.se,  ur- 
sprünglich für  die  Schlosskirche  in  Wit- 
tenberg bestimmt.  Ferner  das  Grabmal 
desHersogs  Bernhard  von  Weimar  Jenes 
glorreichen  Helden  des  3Q|.  Krieges,  der 
nach  Gustnv  A<lolt*s  Tod  an  der  Spitze 
des  protestantischen  Heeres  stand,  bis 
er,  ein  Upfer  der  französischen  Intriguen, 
erst  35  Jahr  alt,  in  dem  von  ihm  er- 
oberten Breisach  ans  dem  Wege  gerSnmt 
wurde  (1639).  Unter  dem  Altäre  eine 
offene  Thonrnlhnnf;,  durch  welche  be- 
ladene  \N'ficrf^n  fahren  können.  —  Geht 
man  von  der  I\irchc  am  Burgkeller  vor- 
über, so  gelaugt  man  durch  die  Johan* 
nisgnsse  auf  den  Eichplata.  In  dieser 
Strasse  steht  das  Weigelwht  Ifaus ,  das 
gleich  dem  Miclnielisthnrm ,  der  S;i;il- 
brücke,  dem  Schnapphans,  deuiAltar  etc., 
wegen  seiner,  znmTheil  noch  erhaltenen 
eigcnthumlichenEinrichtnngensttJena's 
„sieben  Wunderwerken**  geiihlt  wird. 
Es  trägt  die  Aufschrift:  Qloria  in  ex- 
eelsis  Deo,  nnd  wurde  1670  von  dem 
Mathematiker  Weigel  erbaut.  Aus  .sei- 
nem Keller  kann  man,  wenn  das  auf 
sieben  Stockwerken  ruhende  Thurmdach 
snrilckgeschlagen  wü-d,  am  hellen  Tag 


die  Stern -^eheu.  —  Gelii  man  dagegen 
von  der  AMichaeliskirche  abwärts  an  der 
landwirihschaftlichen  Lehranstalt  vor* 
fiber,  so  erreicht  man  in  knrser  Zeit,da8 

Schloss,  das  von  1662—1690  die  Resi- 
denz der  Herzoge  von  Sachsen- Jena 
war,  und  von  seinem  Dachsöller  t  ine 
hübsche  Kundsicht  gewährt  Es  enthält 
archäologische,  mineralo^che  nnd  geo-^ 
logische  *Sammlunff€n,  die  sam  Tbeil 
von  grossem  Werthe  sind,  z.  B.  das 
orientalisclie  Münzkabinet,  sowie  das  mi- 
neralogische Kn>)iTiet  mit  seiner  reichen 
Petrefaktensammlung,  die  zu  den  bedeu- 
tendsten in  Deutschland  gehören.  Das 
archlol.  Museum  Mittw.  v.  11 — 1,  das 
mineraloff.  Preit.  v.  11 — 1,  das  zoologi- 
sche Sonnab.  v.  11  —  1,  das  germanische 
jNonnt.  V.  12 — 1  V.  geötfnet.  Die  Stern- 
warte und  das  anatom.  Museum,  das 
Mus.  orientalischer  Münzen,  das  chemi- 
sche Laboratorium  I  sowie  die  Samm^ 
lungen  der  landwirthschaftlichon  Lehr- 
anstalt werden  nur  auf  Verlanjxcn  jje- 
zeigt.  Dem  Schlosse  gegenüber  der 
Gusthof  zum  Mären,  der  immer  noch 
eine  „Lutherstnbe'*  aufweist,  obschon 
das  alte  Gebäude,  worip  Luther  am 
3.  3färz  1538  herbergte»  in  neuester  Zeit 
abgetragen  worden. 

Uingebiififjen :  Nachdem  die  Iling- 
mauern  entfernt  und  die  Wallgräben  in 
Promenaden  verwandelt,  sind  die  näch- 
sten Umgebungen  der  Stadt  ungleich 
anmuthiger  geworden.  Geht  man  vom 
Güstliof  zum  Bären  aufwärts,  so  ge- 
wahrt man  rechts  das  von  Spittel  auf- 
geführte Gebäude  tler  *  Univeraitäts- 
hibliothek,  welches  1858  eingeweiht 
wurde,  u.  von  dem fk'eienPlatse,  worauf 
es  steht,  einen  Tlieil  des  Saalthaies  über- 
blicken lässt.  Die  Bibliothek  enthalt, 
ausser  werthvollen  Jubilänmsgeschen- 
ken,  an  160,000  Bände,  darunter  die 
auf  Pergament  gedruckte  Bibel,  deren 
sich  Johann  Friedrich  bediente,  mit 
Holzschnitten  und  Gemälden  von  Lukas 
Krnnach.  Unter  den  Manuscripten  Hand- 
schriften aus  der  Bibliothek  Karls  des 
Kühnen  von  Burgund,  sowie  der  bc- 
rfihmte  Minnesängercodex  (Wartbnrgs< 
krieg).   Auch  wird  eins  der  7  Wunder- 

Digitized  by  Google 


175 


6..MouU:  You  Jeua  aftck  Kakla. 


176 


werke  gezeigt,  aiiUnlich  ein  aas  Skeletten 
ivMuamimigMetstes  Thier,  das  man  den 

Drachen  nennt.  —  Nicht  weit  von  der 

Bibliothek,  Ci'n^  an  jedem  \\\)chenta};e 

von  11  — 12,  Mittwochs  u.  Sonnabends 

auch  voll  1  —  2  Uhr  geöffnet  ist,  aber 

auf  der  andern  Seite  des  „Fürstengra- 

beiis^S  ^^^'^  OoHegteugebäudCf 

wocu  die  alte  Wucherei  umgestaltet 

wurde,  mit  stnttljcher  Aula.   ---  Nahe 

dabei  die  IHf)?  von  Drake  modollirte 

Erzbüste  des  Naturforschers  Ukcn,  der 

von  1807—1 827  in  Jena  lebte  und  lehrte. 

—  Schräg  gegenüber  der  stets  gedffnete 

boianische  Garten  (üarteninspectorBau- 

maiHiX  der  seit  1841  durch  den  fJarten 

t 

des  Pliilidüi;  Eidistädt  erweitert  wor- 
den ist  und  sich  durch  wohlgeordneten 
Pflanzenreichtham  und  mnsterhalteEin- 
richtnng  ansseichnet.  Damit  in-Ver« 
bindung  der  *  Grieähachsehe  oder  Prin- 
zessin f/ftrten  .  Jüit  wunderhübsrlicr  Aus- 
sicht ins  Saalthal.  Kr  Avunlt»  vom 
Kirchenrath  Griesbach  angelegt  und 
nach  dessen  Tode  von  der  Landesberr- 
sehBtt  angekauft,  nachdem  bereits  die 
weimarischen  Prinzessinnen  llaiie  und 
Auguste  (jetzige  Köuij^in  von  PreTi<5sen> 
das  schliclite  Haus,  welches  auf  einer 
parkartigeu  Terrasse  des  Uartens  steht, 
in  den  Sommermonaten  bewohnt  hatten. 
Seine  schönste  Weihe  aber  erhielt  dieser 
Qarten  dadurch,  dass  sich  die  Kory* 
plifieu  uus'Mcr  N.dionalliteratnr  mit 
ihrem  fürstlichen  Maeen  häutig  in  dem- 
selben zusammenfanden.  i!.in  einfacher 
DMikstein  trägt  die  Inschrift  wnnreicher 
JMstidien,  dieSchiller,  Goethe  undHer> 
der  wetteifernd  Mer  ächteten.  —  Auf 
einer  anderen  (der  südwestlichen)  Stndt- 
seite  Hejjt  hinter  dem  Gasthof  ,,xum 
goldenen  Engel''  amliaude  eiuesUügelSi 
welchen  der  Leutrabach  benetzt,  *  Sckü" 
iert  Garte»,  Er  ist  ans  der  Feme  durch 
die  gewölbte  Kuppel  der  kleinen  Stem- 
7/rar<^>  kenntlich ,  die  1812  vom  <Jross- 
herzof^'  Karl  August  dem  .schniülautstci- 
geuden,  aweistöckigeu  Wohniiause  an- 
gebaut wurde.  Schiller  wurde  1789 
Professor  der  Philosophie  und  Qescbidite 
in  Jena,  aber  ohne  Gehalt.  Als  er  mei- 
niug.  Hofrath  geworden,  vemiftblte  er 


sich  mit  Charlotte  von  Leugcfeld ,  und 
wohnte  nüt  ihr  Im  Griesbadischeii 

H  iii-e  am  Stadtgral u  n.  Da  es  immer 
sein  Lieblinj^swunseli  war.  ein  Ei^en- 
thum  2U  bej?itzen.  so  kaufte  er  1797  das 
Gartonhaus  des  Professors  Schmidt  filr 
1150  Thalcr.  Durch  das  schlichte  Haus 
tritt  man  in  den  hochgelegenen,  abge> 
schiedcncn  Garten  mit  reizender  Aus- 
sicht. Auf  der  Höhe,  wo  sonst  eine 
Lfinbe  stand  nnd  jetzt,  von  Linden. 
Tannen  und  Akazien  beschattet,  ein  un- 
behauener Steinbloek  liegt  mit  der  In- 
Schrift:  „Hier  schrieb  Schiller  den 
Wallenstein'S  ttess  er  sich  ein  Hftuschen 
bauen,  zu  dessen  einzigem  Zimmer  man 
auf  einer  Freitrepj)e  emporstieg.  Hier 
feierte  er  im  s?höx)ferischen  Verkehr  mit 
den  Miuien  seine  reichsten  Stunden. 
tJeberhaupt  war  die  Zeit,  weldie  Schiller 
in  J,  verlebte  (1789—1799),  trotz  aller 
Sor*ren  und  Anffclitunj^en ,  eine  der 
si  liousten  seines  kui-zen  Daseins.  Der 
Garten,  den  in  jüngster  Zeit  Professor* 
Schleiden  bewolmte,  „um  den  Schlüssel 
zu  den  Mysterien  der  Natur  zu  8nchen*% 
soll  norh  ziemlich  so  erhatten  sein,  wio 
er  in  Sebiller<  Tn^en  war.  Auch  der 
verwitterte  »Stciutisch  ist  noch  vorhan- 
den, worau  er  oft  mi^GoetJie  sass,  wenn 
sie  für  den  „I^iusenidmanach**  ihre  wil- 
den Xenien  schmiedeten.  Seit  dieser 
Hetzja^nl  nannten  sie  das  Gässlein,  das 
zum  Gartenhaus  führte,  ,,die  Xenien- 
gasse.*'  Im  Hause  selbst,  das  keine 
Reli(^uicn  mehr  aufbewahrt,  war  das 
alte  Mansardenstübchen  des  J>ichtera 
Lieblingsaufenthalt,  wo  er  oft  die  ganze 
Xacht  hindurch  an  seinerGeschichtc  des 
.'lOj  Kriefres  und  andern  unsterblichen 
Werken  arbeitete.  Dazwischen  sang  er 
in  einer  versteckten  Laube  die  herr« 
liebsten  Balladen  und  selbst  „das  Lied 
von  der  Glocke*'  aoll  in  diesem  Garten 
entstanden  sein  *).  —  Wollen  wir  auch 
noch  einen  Gang  auf  den  Friedhof  tlmn. 
der  sieb  am  westliehen  Knde  der  Stadt 
betindetV  Unter  einem  oüenen  Bogen, 
der  das  anmuthigste  LandschaftsbUd 


*)  8ekw0rdt,  8obill«ri  Geburtstag.  JMp* 
zig  1860. 


* 


177 


6,  Baute:  Yon  JeBA  Bseh  K»kla. 


178 


luurahint .  schhift  IlotVath  Stark,  Scliil- 
lers  uini  Uoetiic  i>  vie^ähriger  Arzt, 
Auch  Xaroliue  vanWolaogen,  Schillers 
Sehwftgorin  und  geliebtestc  Frena<Un 
{f  1847)f  istin deräussersten nördl.  Ecke 
des  neuen  Friedhofes  bcj^riil 


nahe  an  der  KirclihofsinaiK'r  in  ciuciii 
versteckten  Dickicht  ruiit  unter  nioosi- 
geia  Fclsblock  der  Nestor  der  weimari- 
sehen  Glaazuge,  Sliyor  von  Knebel 
(t  1834),  der  40  Jahre  lang  Jena*S 
Al*u;i'>cljK'deidK'it  der  ;_'t'isf strahlenden 
Hauptstadt  vorzog.  Sein  Wolmliaiis  in 
der  Nähe  des  Paradieses.  —  Dieses,  das 
J'aradies,  ist  eine  praditvolle  Lloden- 
allee  «vor  dem  Lobdaerthore,  die,  süd- 
fich  von  der  Saale  1»  i^renzt,  in  ein 
"W.'ildehcn  ansläut't,  welches  auf  die  nach 
Kalda  tidn ende  Chaussee  stössf  Hier 
bewirthete  die  Stadt  in  einer  rieseuijaftcu  , 
Halle  ihre  Jabelfestgäste,  lu  der  NShe 
der  Ji'ehenkeller,  die  BMenmUhUy  *das  I 
St^ietshaus,  mithUbschen  Anlagen  um« 
«^ehen  und  von  einon>  erl»;»)>'^ii('n  Uund- 
iheil  »^Jne  eutxückeude  Aussicht  ins 
Saalthai  öü'nond.  \ 
Weitere  Auaßüge:  Fast  alle  umlie-j 
gendcn  Ortschaften  haben  in  den  Ohren 
derer,  die  in  Jena  studirten,  einen  wohN 
bekannten  Klan^,  durch  welchen  viele 
schöne  Krinnennigen  tönen,  indem  Bru-  j 
der  Studio  tust  allerwärts  seine  Bier- 
kueipcu  aufgeschlagen  hat  und  im  fröh- 
lichen Jugendmuthc  ,, Lanzen  bricht", 
„Salamander  reibt^^  und  Herzogskronen 
vertheilt  Aber  auch  dem  „Fremdling*^ 
bietet  die  Umgegend  reiche  Genüs.se. 
Hat  man  in  Jena  Standquartier  genom- 
men, SO  kann  man  alle  Reize  nud  alle 
Merkwürdigkeiten  der  schönen  Qegend 
In  2wei  Tagen  kennen  lernen,  wenn  man 
seine  Excnrsionen  zweckniässitr  einrich- 
tet. Einmal  geht  mau  die  Wege,  die 
wir  schon  beschrieben  haben ,  über  j 
Camsdorf  und  Kunitz  (Kunitaburg)  nach  { 
Zwfttien  und  kehrt  über  Lobstädt  und 
den  Schlachtberg  durch  das  MUhlthal 
(R.  22)  zurück.  Sodann  verbindet  man 
die  südlichen  und  östlichen  Partien  mit 
einander,  indem  mau  über  den  Forst! 
nadi  Lichtenhain  und  Ammerbachi  von  | 
da  nach  Wöllnits  und  über  die  Kern- , 


berge  naeh  Ziegenliain  waiidert,  endlich 
aber  vom  Fuchsthurm  nach  Camsdorf 
und  Jena  hinabgeht. 

Schon  der  ÖeUgenberg,  den  Schiller 

am  liebsten  besuchte,  St.  westlich 
von  der  Stadt,  pen-alirt  einen  sehönon 
L'eberblick  über  das  n  i/ende  Thal,  in 
welchem  Jena  liegt ;  grossartiger  und 
prachtvoller  aber  ist  dos  Panorama  (be- 
sonders gegen  Abend)  vom  Forst  aus, 
der  noch  20  Min.  höher  liegt  und  auf 
zweckmässi<x  an;?eli>;xtf*H  Pfaden  h  iebt 
erstiegen  wird.  Das  da^i<rc  \Valdhiit(!r- 
iiaus  bietet  einfache  Erfrischungen.  Will 
man  die  Wanderung,  weiter  ausdehnen, 
so  ist  In  V4  St.  das  meining.  Dorf  lAeh' 
tenhain.  erreicht ,  dessen  Weissbicr  auf 
durstige  Kehlen  eine  grosse  Anziehungs- 
kraft au'iübt,  ob'jrleieh  e.«?  so  trübe  i.st, 
dass  man  es  nur  aus  verdeckten  llolz- 
kannen  (Stübchen)  trinkt  und  dennodi 
„einen  Spiess  pro  loco**  sahlt  Von 
Lichtenhain  kdirt  man  entweder  auf 
geradem  Wege,  oder  über  die  Kasen- 
mi'ihb'  n.'u-li  Jena  zurück,  oder  geht 
hinub  zur  Chaussee ,  die  über  W^iuzerle 
nach  Kahla  fOhrt. 

Interessanter  noch  ist  ein  Ausflug 
nach  ZietienUaia  ^  St.) .  das  weniger 
fhireh  seinen  Bierstaat,  aLs  dureli  seine 
in  früheren  Zeiten  sehr  beliel)ten  Kno- 
tenstöcke (,,Ziegenhaiuer*'),  die  aus  dem 

Holze  der  Komeliusklrschen  fabricirt 
werden,  weit  bekannt  ist.    Der  Weg 

führt  jens^it  Camsdorf^i  entweder  steil 
auf  durch  die  W^einberge,  die  am  südli- 
chen Aldmn}x  des  Hausberges  lagern, 
oder  iui  Thalgrund  an  den  labyriuthi- 
schen  Sandsteingraben  vorUber,  welche 
tief  in  dieKembei^e  gehöhlt  ^ind.  Diese 
wundersam  geformten  Höhlen u.  Schluch- 
ten, die  man  vornänilieh  am  rechten 
Saalufer  (auf  (hnn  ^Ve;^'e  nach  W^öllnitz) 
ündct,  hat  das  V  olk  „Teufelslöchcr"  ge- 
nannt und  fürchtet  sie  als  die  Herbergen 
böser  Geister,  scheut  sich  aber  nicht, 
den  durchsichtigen  Alabaster,  den  sie 
liefern  .  floissig  auszubeuten.  Kehrt 
man  nach  Jena  zurück,  so  wähle  man 
den  letzteren  Weg  aufwärts ,  und  jenen 
abwärts.  Keinenfalls  vorsftume  manj 
den  *Hau»berg  xu  besteigen,  durch  des- 


Digitized  by  Google 


179 


6.  Baute:  Von  Jena  nach  KaUa. 


180 


son  Anblick  A.  Stahr  an  den  Vesuv  or- 
innert  wurde.  A  uf  seiTiom  langgestreck- 
ten, scharfkautigcn,  gespaltenen  RQcken 
(1200  F.)  standen  einst  8  Burgen  („die 
Hausbei[;ssclilösset**):Greifberg,Kirdl- 
berg  uinl  Windl)orpr,  die  durch  unter- 
irdische Gänge  mit  einander  in  Verbin- 
dung gestanden  haben  sollen.  Sie  waren 
ursprünglich  von  dem  Markgrafen  von 
Ifoissen  zum  Scliutz  gegen  die  Sorben 
erbaut  und- kamen  s{)äter  ;ni  dir  "Burg- 
grafen von  Kii'chberg.  Der  Greitberg 
(Greift'enber<r)  war  das  vorderste  und 
stärkste,  Kirchberg,  diisuiittlcre,  Haupt- 
und  Stammschloss  ihrer  Besitzer.  Von 
den  Erfürtem  1804  zerstört,  wnrden  sie 
zwar  wieder  aufgebaut,  im  Bruderkriege 
aber  (1450)  v(dlends  demolirt.  Nur 
vorn  TTÜttb  ren  Ilnuptschloss  hat  sich  ein 
Thurm  erhalten,  der  mit  seinen  9  F. 
dicken  Mauern  64F.imümfiRnge  misstu. 
ebenso  hoch  ist  ( St.  von  J.).  Es  ist  der 
weitsichtige  *  Jf^tcksthurm.,  der  seinen 
Namen  entweder  von  den  naf ürliehon 
Füchsen,  die  im  Hansberg  ■wohnen,  der 
von  den  Studentent'üchsen  haben  mag, 
mit  denen  die  filteren  Commilitonen  beim 
ersten  Anblicic  des  Thurmes  ihren  Seha- 
benack  trieben.  An  diesem  Thurme 
wurde  einst  (112G)  Conrad  v.  Groitzsch, 
den  sein  Vetter,  der  ^Markgraf  Heinrich 
von  Meissen,  gefangen  genomiuca,  in 
einem  eisernen  Käfig  ein  Jahr  lang  aus- 
gehfingt, „damit  ihn  die  Fliegen  nnd 
Wespen  desto  besser  plagen  könnten", 
bis  er  dennoch  aus  der  grausamen  Haft 
entkam.  In  der  neuereu  Zeit  ist  die 
kolossale  Warte  durch  eine  schmale 
Stiege ,  die  freilieh  nicht  für  Crinolinen 
berechnet  Ist,  ersteigbar  gemacht  nnd 
mit  einer  Kuppel  gekrönt.  Die  Aus- 
sicht ebenso  reizend,  -'Is  umfassend. 
Aber  auch  auf  dem  !>  i  - runie ,  über 
den,  besonders  durch  die  üemühun- 
gen  des  H%)or  von  Knebel  und  seiner 
„Knappschaft",  schöne  Promenaden- 
wege führen,  gibt  es  wunderhübsche 
Aussichtspunkte,  die  immer  neue  Bilder 
vor  die  Blicke  zaubern.  Aus  Dank- 
barkeit hat  man  dem  alten  Ilerru  1836 
anf  dem  „Tanzplata**  eine  Gedenktafel 
errichtet.   Während  des  Sommers  Ist 


der  Fuchstliurm  immerwährend  geöffnet, 
auch  in  der  Kegel  für  einen  erfrischen- 
den Trunk  gesorgt.  Ausserdem  erhält 
man  den  Schlüssel  im  Oasthof  zu  Jg&- 
genhain,  —  0ieses  Dorf,  von  den  Stu- 
denten flcissig  besucht,  liegt  am  Fu.ssc 
des  Berges,  kaum  St.  entfernt,  sehr 
anmuthig.  In  der  Kirche  ein  altes 
Freskobild,  welches  die  Hausbergs- 
schlösser in  ihrer  Olanzperiode  diar- 
stellt. 

Sehr  lohnend  ist  der  neugebahnte 
Fus.swe^  von  Ziecjenhain  nach  Wöllnitrc 
(Y4  St.) ,  der  sich  um  die  Kernberge 
schlängelt  nnd  reich  an  Überraschenden 
Aussichten  ist.  Die  Tonr  über  die  „Ho- 
rizontale*' ist  nnr  schwindelfreien  Per- 
sonen anzurathen.  —  Ein  anderer,  etwas 
längerer  We;:^  fiilirt  über  den  Fiirxtcit- 
hrimnen  und  durch  den  Pennicker  Grund 
(Taffsteinlager)  nach  Wöllnitz,  oder  vom 
Fflrstenbr.  nach  Lobeda  (1  St.  v.  Ziegen- 
hain). Dieser  uralte  Brunnen  ('/,  St.  - 
()stl.  V.  AVöllnifz)  hat  seinen  Xamen  da- 
her, dass  der  aus  der  Gefangenschaft 
zurückkehrende  Kurf.  Joh.  Friedr.  d. 
Grossmfithlge  am  89.  Sept.  1552  bei 
demselben  von  den  Behörden  der  Stadt 
Jena  festlich  empfangen  wurde.  Zwei 
Gedenktafeln  mit  lateinischen  Inschrif- 
ten (  vom  J.  1.').54  u.  1832)  deuten  darauf 
hin.  Seit  einigen  Jahren  ist  die  Umge- 
bung des  Brunnens  durch  Anpflanzungen 
verschönert  worden. 

Vom  PCirstenbrunnen  zur  *  Lobda- 
burg  über  das  Vorwerk  Drackendorf 
(V2  St.).  Die  Ruine,  südöstlich  vom 
Städtchen  Lobeda,  auf  einem  nackten, 
schroffen  Bergscheitel  (1088  F.).  Eine 
der  weitesten  und  entzückendsten  Aus- 
sichten, die  das  Saalthal  bietet.  Kaum 
kenne  er  eine  Gegend,  die  schöner  sei 
—  äusserte  Karl  V. ,  als  er  hier  durch- 
zog —  es  wäre  denn  Florenz.  Die  be- 
rühmten Dynasten  ron  Lohdaburg,  die 
anf  der  stattlichen  Vesta  hausten,  stam- 
men von  Hartmann  aus  Franken,  der 
schon  9.'>0  genannt  wird,  und  sind  14GH 
ausgestorben.  Die  Ruine  lässt  noch 
Spuren  des  romanischen  Baust  jls  erken- 
nen und  gewährt  dn  ziemlich  deutliches 
Bild  TOD  der  Anlage  und  £inridituii|^ 


Digitized  by  Google 


181 


6.  Route:  Von  Jena  nach  iLakia. 


182 


damaliger  Schlösser.  UTamentlich  ist 
(las  Wohnliaus  fPalns)  in  seinen  Uin- 
fÄSSungsmnuern  noch  wohl  erhalten. 
Ein  Prinz  von  Mecklenburg  (Bruder  der 
Herzo^n  von  Orleans)  stürzte  vom  6e- 
mluer  lierab  und  starb  an  den  Folgen 
des  Sturzes.  —  Das  weimar.  Städtchen 
Lobeda,  kaum  V4St.  cnlfcrnt,  zählt  mir 
802  Einw.,  ist  aber  von  der  reizendsten 
Staffage  eingerahmt:  auf  der  einen  Seite 
der  ttberbrfickte  Pluss,  der  es  von  dem 
Dorfe  Burgau  scheidet^  auf  der  anderen 
kahle  Berge,  zwischen  die  es  araphithea- 
traliseh  eingebuchtet  ist.  Zu  Sehillers 
Zeit  war  die  Bürgcrmeislerin  Bold  als 
Dichteriu  gefeiert.  In  ihrem  Garten  die 
liftube,  worin  SeMtB|  Wieland  undBer- 
tneh  die  erste  Idee  der  Jen.  Literatnr- 
aeitnng  besprachen.  —  TJilckkehr  nach 
Jena  (1  St.)  entweder  Uber  Burgau 
(Chaussee),  oder  am  rechten  Fliissufcr 
liiiiab  über  WUllnitz^  dessen  VVeissbier 
(„Knotenwncbs**)  mit  dem  Idcbtenhai- 
ner  rivalisirt. 

Die  Landstrasse  von  Jena  nach 
Kahla  (ß  St.)  läuft  (zwischen  der  Ra- 
senmühlc  und  dem  Paradiese  hindurch) 
fortwährend  am  linken  Saalufer  hinauf. 
Wundervolle  Landschaftsbilder,  von 
grotesken  Bergformen  eingerahmt.  Ehe 
man  das  erste  Dorf,  Winzerle,  erreicht, 
fuhrt  eine  Strasse  rechts  ab  über  Buryaa 
nach  Lobeda  ( von  der  Chaussee  nur 
V4  ^^-y  Abstecher  zur  Lobdaburg,  falls 
man  sie  nicht  sehon  besucht  hat.  Will 
man  dieChanss^e  vermeiden,  und  scheut 
den  Umweg  entweder  üher  den  Forst 
und  Lichtenhain ,  oder  ül)er  den  Haus- 
berg und  Ziegenhain,  so  kann  man,  fast 
noch  aumuthiger,  als  auf  der  Land- 
strasse, üb^r  W&Un^  und  Burgau 
(guter  Gasthof)  nach  IVinzo-Ie  gehen. 
Hinter  letztgenanntem  Dorfe  das  Triess- 
nitnv'ählehen ,  ein  beliebter  Vergnilgungs- 
ort  der  Umwohner.  Auch  führt  ein  sehr 
hübscher,  meist  schattiger  Fussweg  von 
der  Rasenmühle  links  ab  der  Saale  ent- 
lang in  */j  St.  nach  Burgan,  und  von  da 
in  10  M.  nach  Winzerle.  Von  Winzeric 
hXfi  Göschwitz  V4  St.,  Maua  10  M.,  Mathen- 
stein  St.,  Kahla  1  St.  Der  sehr  schön 
gelegene  weimar.  Flecken  Bethenstein 


(470  Einw.)  verdankt  seinen  Kamen  einer 
300  F.  hoheui  senkrecht  zur  Strasse  abfal- 
lenden  undniit  einemPavillon  gekrönten 
rotiien  Sandsteinwand,  von  der  sich  im 
30jähr.  Kriege'  ein  schwedischer  Trom- 
peter vor  den  nachsetzenden  Kroaten 
durcli  einen  kühnen  Sprung  seines  Pfer* 
des  in  die  Saale  rettete,  aber  von  einer 
Kugel  gefödtet  wurde,  als  er  am  jen- 
seitigen Ufer  das  Lied  blies:  „Xun  dan- 
ket Alle  Gott!''  Daher  die  Uufeisen- 
formen,  die  in  den  Felsen  eingdiauen 
sind. 

Neh^mtouren:  a)  Von  Jena  Über  den 

Jenzig  und  das  Hufeisen  anr  Kunitzburg 
und  über  Golmsdorf  (vielleicht  mit  Ab- 
steeher über  Tautenburg)  nach  Dom- 
bury:  8.  Iü5.  ICG. 

b)  Von  Jena  nach  Weimar,  entweder 
über  den  Schladitberg  nadi  Apolda 
(R.  22),  oder  durch  das  Mfihlthal  u.  über 
Hohlstedt  (R.  23). 

c)  Von  Lobcda  über  Stadt  Roda, 
Tröbnitz,  Geisenliain,  FröliUrhe  Wieder- 
kw\ftf  Uummtlskaittj  Kahla  —  eine  sehr 
lohnende  Partie  — ,  oder,  mit  Umgebung 
von  Kahla  ~»  von  Hnmmelshain  über  * 
Schimmersburg  nach  Naschhausen  fOr^- 
Jfn>}>inflc) .  Die  letztere  Tour  ist  zwpck- 
ni;is.si<^er,  weil  man  von  Hnmmeisiiaiu 
nach  Kahla  fast  wieder  rUckwäits  ge- 
hen muss.  In  Naschhausen  kann  man 
den  Postwagen  besteigen,  wenn  man 
sich  in  Jena  einen  Plats  gesiebert  hat. 
(R.  103.). 

Von  Jnm  über  ThcMtürgtl  nach  Ei- 
senherg  {Ii.  108). 

Flora,  Das  Saaltbai  bat,  Jo  tiefer,  um 
so  mehr  Pflans^a ,  deren  Same  fbm  sage- 
fBhrt  wird.  So!>ald  jedoch  der  Kalk  weicht, 
bort  die  Kalkflora  auf,  und  unterhalb  Dom- 
burgs  wird  das  Thal  zu  enge,  als  dass  der 
Samu  liegen  blieb.  Daher  kommt  es,  desa 
Jena»  Flora  reichhaltiger  ist,  als  jedo  an- 
dere in  ThüriDgen,  während  die  naumbur- 
ger Flora  Ilm-  nnd  Unatnitpllanaan  bat, 
aber  wenige  vonj  oberen  Saalgebiet. 

T)io  interessanteren  Pflanxen  raflgeA  fol- 
gende sein: 

Adonit  ▼«malls.  Adoza  moachatelUna, 
selten.  Aira  canesoens.  Ajuga  cbamaepi- 
fys.  ,\llium  ursinum.  A.  vincalo.  Aisina 
iLuiiifoIia.   Althca  offlcinalis.  AmaranÜins 


Digitized  by  Google 


m 


7.  Bcuu:  Von  Kahla  nach  Bndolstadt 


184 


retroflexus.  ADÜropogoa  Isckaenium.  An- 
thericum  Lillftgo.    Arabis  aariculata.  Ar. 

chftDgelica  ofBcinalis.  Aristniochia  Clema- 
tltis  (eine  treue  BegleUprin  des  Wolnstockes 
und  daher  überall,  wo  jutzt  noch  oder  oho- 
nwls  Wein  gebaut  wird).  Aniica  montana. 
Artcmisia  pontic-a.  Arum  nuicnlatuni.  As- 
paragus  officiualis.  Aster  Aniellus.  Atri- 
pk'X  rosea.  —  Butomufl  unibeUatufl.  —  Ca- 
amu»  lancfolata.  Calendula  arvensis.  Cam- 
pnnula  Hai.unculu'».  <'  rprvicaria.  Car- 
duaa  doflorutus.  C«ntaui'ii<i  austriaca.  €.  aol- 
aticialis»  selten.  Centnneuliis  mlnimus.  Oe- 
ratophyllum  demersum.  Ourinthe  minor. 
€henopodium  murale,  Ch.  olidum.  Ch. 
opulifolium.  Ch.  rulirum.  Ciucraria  spa- 
thvlaefolia,  Oonyallaria  multiflora.  Gerau 
lorhiza  innata,  sehr  »ultun.  Cyperus  Ha- 
reacens.  Cypripedium  Calceolus.  Denta« 
ria  bulbifera.  Bictamnue;  albus.  Digita- 
lis grandiflora.  Digitaria  glal>ra.  Dip:}a- 
CH8  pilosus.  —  Kj*ilr>bninj  vtrsratum.  Kpi- 
jj;ogium  Gmelliii.  jr.ranthis  hyumali^.  Erio- 
phoram  vaginatum.  •  Krvum  monantbes. 
Erysimiim  ndorfituni,  E.  hieracifolium ,  sel- 
ten. Euphraüia  lutea.  —  Ciogoa  uüaima, 
selten.  G.  stcnopetala,  selten.  Oalanthus 
nivalis.  Galium  aagelicum.  Ci.  sacharatum. 
Gorauinm  sibirirTiin.  ünaiilialinni  lutcnnl- 
bum.  Gymuateuia  albida.  G.  (»«lorutissima. 
—  Habenaria  «Ml«.  Hoiicbryenm  arenap 
I  riuni.  Helleborus/oeftdtw.  H.  viridis.  Hip- 
puria  vulgaris.  Ilottuuia  paludtria.  Ilypc- 
rioum  pulchrum.  Uypouliacriünui  culata. 
Hyssopus  ofAcinaiis.  —  Irls  siblrica.  —  Koe* 
Irria  glanra.  —  Lactura  perenin«.  L.  «njor- 
4^iua.  L.  saligua.  Latbyrus  hetcrophyllua. 
Im.  Nissolia.  Lednm  |»alu»tre.  Lepidlum 
Draba ,  selten.  Iiimosella  aquatica.  Linaria 
CymbaUaria,  an  der  UaupUdrche  an  Jena. 


L.  Elatine.         spuria.    Liparis  LocselU. 
Lonieera  caprifollum.    Lytbrum  Hyssopl. 
folia.  —  Malva  moachata.  Medicago  mininin. 
Mi-Iittis  ^Mclissnpbyllnm.    MfspiJns  s^tTinn- 
uica.    MuMcari  racemununi.    Hyuauti«  äpur- 
»iflora.  HyriopbjUnm  Tortiefflatum.  —  Nl> 
}?plla  arvensis.  —  Ophrys  apifera.  0.  arach- 
uitos.    O.  arauifera.    0.  myodes.  Orchis 
fusca.    0.  militari«.   0.  pallens.   0.  pyra^ 
midalis.     O.  sambucina.    O.  ustulata.  O. 
Varifsrata.  Oniithogalum  umbellatuni.  Oid- 
banrhc  raniosa.   0.  vulgaris.   Oxalis  conti- 
eutata.     Paeonia  ofBcinalis.   Peplis  Per* 
tula.   Potasitea  albus.    Peucedanum  offici- 
nale.    Plileum  Boohmeri.    Pinguicula  vul- 
garis. Platanthora  cblorantha.  Polycnomum 
arvense.  PolygoQuni  dumetorum.  Potamo- 
geton  densus.    p.  luceus.    P.  perfolintu'*. 
Poteutilla  cinerea.   P.  aaplua.  Pyrola  um- 
bellatn.    P.  nuiflorn.  ^  Kosa  pimplnetli* 
folia.    R.  pumila.   Bubus  saxatilis.  —  Sa<^ 
gittaria  migittifolia.    Salicornia  berbacen. 
Saxifruga   tridactylidea.     iscabio:«a  ochru- 
leuca.  Schoenos  ferrugineus.  Seirpns  aci- 
cularis.    8.  rnc'-in'ttt-us.    S.  (•t  tac-t'U:^.  Scle- 
rorhlora  dura.    S.  rlgida.    Scorzonora  hi- 
apanica.     H.  puipurca.     Sednm  reflexuni, 
selten.    S,  vilosum.   Gesell  colotatnm.  8i« 
lene  baccifora,  iot!,.    Sisymbrium  multisi- 
Hquosum.    bolauuiii  iiumüe.    S.  viUosum, 
Siiiirganium  natans.   Spoonlarla  speonlum. 
Spiraea  Aruncua.    Stellaria  glauca.  —  Tefra- 
gnnolobus  siliquosus.    Tourrium  dcordiuni. 
Tofjcldia  caly culata.    Tuiipa  ailvestris.  — 
ütrlcularia  mi^or.  U,  minor.  —  Yerontea 
Buxbaumii.   Viburnum  Laiilanri .  Ticla  ca»- 
subii-a.   V.  latbyroides.  V.  piätlormia.  Vul- 
pia  Myuros.  —  SCantbium  äpinosam.  %,  Stro- 
marlum,  aeltea.  Zannicbellia  pabistris. 


7.  Route :  Von  Kahla  nacli  Rudolstadt. 

PM:  Nacb  BudoUtadt  S  Meli.  In  3  St.,  |  durch  eine  wululiaft  reiztiudc  Lage,  uu- 
Ab.  6  u    15  Sgr.;  -  n.  Jena  2  Meii.  in  1  ]  mittelbar  am  linkenSanlurer,  begünstigt, 

Sf  .-,0  Min.,  Vorm.  10  V.  10  Min..  Nachm.  !  ,r  ^  ^y,  -i  i!  •  ^ 

1.  L.  25  Min.,  12  Sgr.;  -  n.  JMa  6i  Meil.  j  ^«^'^^»««»^^^^^df  "«^^»^ff«' "^fS^l*^^ 
ln»8t.,Ab.8U.,18  8gr.(n.J5i««HR«fjy  lThlr.iß«rg'  '^"f  welchem  die  weit  sichtbare 

5  Sgr.);  n.  Pösmevk  2J  Meil.  in  2;  St.,  \\k  J^cuchtenburff  throut,  der  freundheheii 

6  ü.  55  Min.,  15  Sgr.;  n.  Sfn»tadt  o.  d.  0.  I  (rcppend  oiiu  n  loinantiscben ,  fast  gross- 
SJ  Meli,  in  f  St.  86  Min.j^x\b.  9  U.  10  Min.,  |  urtigeu  Aüötricli.    SchrotV  und  schaurig 

setzt  am  rechten  Saalufer  der  jDoteMl««}!, 
der  1780  durcli  einen  furchtbaren  Berg* 
Sturz  ius  Tlml  brach  und  viele  Wriu- 
bf  rcro  zerstörte ,  ins  Flussbett  hinab. 
Wegen  einer  in  Jena  f»rn!«sirenden  Pest 
ward  163C  auf  kurze  Zeit  die  Universi- 
tät nach  K.  verlegt  C.  F.  Wolf,  der 
im  9.  Jahre  sdioii  Doppelfugen  compo- 


18}  Sgr.  —  Eiwtp€MMr  n.  Hndi^lbadi.  c.  S  Tblr. 

Eul/ermiuijdt :  Orlamüudo  1^  St.,  Rudol- 
stadt !y,  Jena      Blankcnliain  1^  St. 

Kahla  (  Cahla),  h 
sonst  stark  befestigtes  altenburg.  Städt- 
ehen mit  2540  Einw. ,  hat  «war  im  Inne- 
renbeachtenswertheSehenewQrdigkwten 
nicht  anfsuweisen ,  ist  aber  nm  so  mehr 


•  Digitized  by  Google 


185 


7  Route:  Von  Kahla  nach  Rudolstadt. 


166 


nirte,  t  hier  1770  als  Brücken  Vorsteher. 
Jetst  lebt  in  Kahla  der  Arzt  L.  Besser, 
«1er  suli  diircli  worthvolle  Schriften 
(..N;iturgesch.  der  Arbeit")  ausgezeicb- 
ut*t  hat. 

flaathöfe:  Goldenur  Loire,  am  Karkt, 
worin  schon  Kaiser  Karl  V.  lierberpf««  (gute 
Kftclie»  billige  T^reiso,  Equiiiatrn).  D.nu  l.on 
die  Post.  —  M'ihler  Maim.  —  Heslawratioiieti: 


Saalthal  von  Rudolstadt  bia  Jena,  son«)oni 
»••hwoifl  auch  »iidöstlich  zu  den  volf^tlän- 
dlsclieu  Bergen  hinüber.  Besonders  treten 
nördlich  Jena  mit  dem  Fuchsthnrm  und  der 
Tiobdfiburg,  »iidlich  Orlamünde,  Welf^son- 
burg  u.  ScUloütt  Kanis  al«  leuchti^nde  Panktty 
hervor.    Der  SehloBsbiunnen  850  Fnu  tief. 

Ii  i  Auch  nndercBer!Se  tii  der  Kali c  von 
Kahla  liietcii  Mv  ülu  rraschendsten  und  loh- 
uendstcn  Au^^ic  hten,  namentlich  die  Le/int- 


VunteHkea€ri8dtietthm»(mnd9r6»Mlbrwk9)^ .  grttbt,  der  Birl«uh<^H  und  der  Walpertherff, 

„CahlaischC'S  Nachrichtsblatt."  <  )  Nnch  Iltr.n>uehhain  ,   Ii.  rz'  -I.  .Ta^il- 

Judmlrie:    Getrci«lc-,  Ob>r-  und  Wein-  schloss  nn  der  S^trasse  nnrh  Neustadt  (1^ 

bau;  Gerberei,  stark  betriehen;  Leimsiede-  Std.);  und  von  da  zur  l'rb/diclien  Wieder- 

rei,  Wollaplntterel,  Holtbaadel  (Flössen),  huttfl  (S  8t.  von  Kahla):  IL  101. 
Maschinenfnbrik,  Porzcllanfttbrik  von  Koch         d)  \a(  h  Ilciiist<nll  (2  St.),  einem  T)orfe 

(Tafel-  und  KaflrecKe?»chirr).  an  der  Straaüe  nach  Blankenhain  mit  der 


Exeurmoncu:  a)  ^'LetirMeni'tmj  8t.). 
Man  gellt  über  die  1563  erbaute  Snalbrftcke 
mit  19Bo;^on  uiiil  kann  des  ohnehin  chans- 
strten  We^^ts  niclit  fetilen,  weil,  das  impo- 
sante Borgachloa«  fortwährend  vor  Angen 
sfcbt.  Es  erhobt  sich,  östlich  von  .b  r  Stadt, 
auf  einer  malerisch  zwischen  zwei  Berg- 
wänden gelegenen  llochwarte,  und  wird  als 
8traf-  und  Correctiontanstalt  In-nutst,  so 
da>s  (Ut  Zntritr  nur  mit  Krbiubiii-JM  des 
i>cbloäscommandanton  gestattet  ist.  Iiu  D. 
Jftlirhiindert  als  Scbntswehr  gegen  die  Sor- 
ben und  Wenden  erbaut,  war  die  Lenchten- 
burg  uiiprünglicli  im  Besitz  d^r  Graf«u  von 
Amsliangk,  wurde  aber  im  tiiiiriugischen 
(Jrafenkriege,  sammt  Kahla,  vom  Land- 
grafen Friedricli  jjt  woniirn  und  ;;o«i  bIeift 
(1^).    Wieder  aufgebaut,  kamen  Sta/lt  und 


Tloiuo  einer  wichtigen  Stammburg  (Kemptc), 
in  einem  roiaendftt  Grunde  gelegen»  der 
sirb  dui  <  ]i  aciiifin  Kirsclicnreichthum  und 
durch  eine  scliauerliche  Felsschlucht,  den 
„PfarrkesaeP*  (bei  Broasnitz),  auszeichnet* 

Ton  Kahla  naeh  OrlaniHndA 

Chaoss^  fibor  Entersdoif  nach  Ntueh* 

hause uil^/.^Stnndo),  einer  dorfähnlichen 
VorstfifU  des  alti'nl iui  <riselien  Städtchens 
*Orlaiilllll(!o  f  l  .do  K  ),  das  von  einer 
Schrott"  abtallendi'u ,  weiss  und  rotb 
gestreiften  Sandsteinwand,  die  von  Kel- 
ler|i;ew6!hon  darcbboblt  ist,  wie  ein 
Adlerhorst  von  steiler  Felsenklippe  ins 
Irtcheiide  Tlml  ht  r,-.!»  •^cliant.  Dio  jrro- 
toske  T.MLrc  der  St.irlt,  weiche  <iie  .'ilten 


Veste  in  die  Hände  der  Herren  von  Wlti-  Pilger  mit  Belldeljcm  verglichen,  und 
leben,  wurden  jedoch  bald  darauf  vom  selbst  der  Name  „Naschhattsen erin» 
^l.'jy^f J-^«^«-'^''  «nwillkahrncb  au  Domburg.  Die 

clUya),  und  fielen  nun  an  das  Jlau!*  Nul»sen.  i  -      ,  .  i  -  ■»  j 

Im  Bruderkriege  war  der  berüchtigte  Apel   I^ndstrnsse  lauft  nar  am  Fusse  der 

Horrr*;f;idt  ^•o^f1!ler,  so  dass  man  sieh 


von  Vitzthum  v.'in  Ib  r/og  Wilhelm  mit  ib  r 
Vertheidigung  der  Burg  betraut.  l»u  er  sie 
aber,  nachdem  sich  die  füristliehen  Brlidcr 
vera&lint  hatten,  nicht  riumen.  wollte ,  so 
ward  er  ^eärlitot  nnd  entwich  nach  Böh- 
men.* Trotzdem  vertheidigie  Apels  Bruder, 
Bernhard,  die  Burg  so  tapfer,  dasa  sie  nur 
«liiirli  Kitpitulation  wieder  in  des  Herzogs 
Hände  kam  fit,'!;.  Später  »Monte  sie  als 
Staatsgctäugniäs,  und  nwnv  waren  die  theo- 


häulii,^  d  iniit  be^'ni'Jirt.  das  ori*rinello  Bild 
vom  Tliale  aus  zu  bewundern ,  un<l  die 
eii^^eutUebe  Stadt  gar  nicht  berührt.  In 
NfischhauftH  f  das  unmittelbar  an  der 

überbrückten  Saale  Hegt,  ist  zwar  eine 
Po-sfexpedition ;  docli  wird  daselbst  nur 
unii;espaiint  .  .".ii«  r  kein  Bt>iwfi£ren  gege- 
ben, wenn  uichi  /.iivor  ein  Platz  bestellt 


logischen  Streithähne,  Professor  Strigel  ^  ist.  Im  breiten  Wiosonthal  theilt  sich 
nnd  l»Hst«.r  Hügel,  die  Ersten,  welche  <lort  der  FIuss  in  mehre  AiTne  und  bildet 

ihr  hels^ies  Blut  abkühlten :  bis  sie  172U  in    ^j^^    ^„^.^  pj^  q^,  ^^^j^.^,^ 

eine  SSucbt- und  Irrcnan-ttnlt  umgewandelt    ,  i.^     i-  t  Vi 

werde.  Dadurch  ist  die  mittelalterliche  Ko-  j'eni  Neustadter  Kre.sc  herabkon.mt  n. 
mnntik  von  den  noch  wnbl  eibalt. n  i,  Zin-  ;  Freicnorla  in  die  Snale  mündet,  hat 
nen  abgestreift.  Bio  prachtvolle  Au.-»öicht  i  ^l^i' i^ta<lt  den  Jsumeu  gegeben, 
abefr,  ^besonder»  von  dem  alten  Thurme,  |  Das  mächtige  Geschlecht  der  Grafen 
auf  welchen  1.')2  Stufen  fiihren,  ist  dieselbe  :  von  Orlamünde  spielt  iu  Thüringens  An- 
goblieben,  und  umfasst  nicht  blos  das  ganxe  2  nalen  eine  hervorragende  Kolle  {6. 


.  ijui.  u  i.y  Google 


187 


8.  Bouu:  Ton  Bndolstadt  nach  Elankenbiirg. 


188 


Willieliu  J.  wurde  zum  Stattlioltor  in  Thü- 
ringen ernannt  (l<KiO),  und  seine  Nachkom- 
men, die  sehr  ausgodohntu  Besitzungen  hat- 
ten (darunter  auch  Weimar),  führten  eine 
Zeit  laug  den  Titel:  Markgrafen  von  Tliü- 
ringen  u.  Meissen.  In  der  Febde  »wisoben 
All'ivcht  dem  Unartigen  uthI  rrjodrich  mit 
dor  gebissenen  Wange  wählten  die  Erfurter, 
die  es  mit  dem  ersteren  hielten,  den  Gr. 
Heinrich  v.  Orlam.  zu  ihrem  Anfuhrer. 
Friedrich  aber  schlup:  sie  xurürk  und  zer- 
störte Orlamünde,  Weimar  und  andere  Orte 
(1310).  Ale  spiter  Gr.  Hermann  t.  Orlam. 
den  Landgrafen  Friedrich  den  Ernsthaften 
in  seinem  rcbornuith  Vfrsnottf't  hntto  (S.  68), 
überfiel  ihn  diei^er,  uud  nahm  die  meisten 
seiner  Besitsungen  weg.  Daraus  entstand 
der  verhftri'ndo  Grafenkrieg  (1343),  der  die 
Orlamüudor  2u  landgräflichen  Vasallen  de- 
mfrtbfgrte.  1476  ist  das  mächtige  Geschleebt 
ausgestorben.  Vom  ehemaligen  Stamni- 
schloss,  als  Bollwerk  ji^ejjon  die  Sorben  und 
Wenden  erbaut  und  IMö  zerstört,  ist  nur 
dn  hohes  f  oblonges  CtobSnde  (»das  Korn- 
haus")  mif  «lern  Thi>r  und  äTisehnlirhen 
Ilofummauoruugcn  noch  übrig.  —  Aber 
auch  in  der  Beformationsgcschichte  wird 
Orlamfinde^s  Name,  wenn  auch  nicht  rühm- 
lich, genannt.  Dort  war  Andreas  Boden- 
8teinausCarlstadt(von  Melaucbthon  das  böse 
ABO  genannt)  als  Prediger  aufgenommen 
worden  und  liatte  das  Volk  derroassen  auf- 
gewiegelt, dass  Luther  versuchte,  dio  bc- 
thörten  Gemüther  durch  die  Gewalt  seines 
Wortes  zu  besobwlebtigen  (1594).  Indessen 
fand  er  bei  den  fanatischen  Eiferern  kein 
Gehör.  Wüthende  Frauen  sollen  ihn  sogar 
In  eine  Bnngstfttte  gedrängt  haben,  worauf 
er  eiucn  Fluch  gegen  sie  ausgcstossen,  der 
sie  mit  einem  unliebsamen  Halsschmuck  be- 
gabte ,  welcher  sich  noch  jetzt  häutig  fort- 
erbt. Der  Kurfttrst  Ton  Saehsen  mnsste  den 
Biblör.-ifüiiiicr  Biub-nsfciii  mit  Gewalt  aus 
dor  „mit  Schwarmgeistern  ven&auberten 
Stadt*'  yertreiben.  In  O.  spielt  auch  'die 
Sago  von  der  „weissen  Frau",  die  Ihre  Kin- 
der mit  Nfidelri  f-rmordete. 

»Schon  dieser  historischen  Kemini- 
scenzen  halber  sollte  man  nicht  an  der 


originellen  Stadt  vorüber  gehen ,  um  so 
weniger,  als  sieh  von  dem  Felsenaltane 
ein  sehr  schönes  Panorama  vor  den 
Blicken  ausbreitet,  und  die  sfidl.  Seite 
des  Berges  durch  Anpflanaungen  und 
Spaziergänge  verschönert  ist.  Gast- 
wirthschaft  im  alterthümlich  restau- 
rirten  llatlihans  Gegenüber  der  Hal- 
bing'sche  Garten,  besucbeuswerth.  In- 
teressant :  Arbeitsschule  fUr  Knaben  und 
MXdchen. 

Außflug  zu  dermaleriscbenBuinefidboKeN- 

forät  beim  Dorfe  Bodelwitz  (1|  St.),  die  (gen 
W.)  mit  ihrem  hohen  Wartthurm  den  Schei- 
tel eines  bewaldeten  Berges  krönt.  Das 
Scbloss  ward  Tom  Üandgrafen  Ludwig  IT. 
1223  erbaut,  um  die  Grafen  von  Orhunünde 
im  Zaume  zu  halten,  die  es  später  an  sich 
brachten.  Der  Weg  führt  über  den  Buch- 
berg  mit  herrlicher  Aussicht,  und  kann  durch 
den  Hexengrund  alsbald  bis  Budolstadt 
fortgesetzt  werden. 

Seitetn  outen :  a)  über  Himmelshain  nach 
Neustadt  a.  d.  O.  (4|  Stunden) ;  b)  durch  das 
idyllische  Orlathal  nach  JP6»9neek  (S  Stunden) : 
R.  108.  •  , 

Ton  Ürlamünde  nach  fiMdol- 

Stadt  (3  St.)  ist  der  Weg  nicht  so  In- 
teressant, wie  er  bis  daher  war.  Ist 

man  V4  von  O.  entf^nit,  Po  nffnet 
sich  Cr.)  ein  waMij;es  Scitenthai,  diireb 
welches  die  Strasse  aus  der  Stadt  herab 
führt.  Ein  schöner  Bliek  rÜckwSrts. 
Es  folgen  nun  die  Dörfer  (alle  in  ziem- 
lich gleicher  Entfernung,  VaSt.):  Zeutsch, 
Uhlstädt,  Etzdharh,  Kirchhasel.  Bei 
Uhlst.  u.  Etzplb.  bildet  die  Saale  wieder 
grosso  Inseln.  Dem  letztgenannten 
Dorfe  gegenttber  seigt  sich  jcnseit  der 
Saale  an  malerischer  Bergwand  Schloss 
Weissenhurg.  In  Kirchhasel  fungirt  als 
Prediger  der  bekannte  Schriftsteller 
Dr.  Wohlfahrt. 


8.  Route:  Von  Rudolstadt  nach  Blankenburg. 


Ehe  wir  das  Fürstenfhvm'SrhwarZ' 
hurg-Rudohtadt  durchwandern,  werfen 
wir  einen  flüchtigen  Blick  in  die 

Geschichte  der  Schwarsburger  SegetUeu- 
IrawMr.  Schon  lang»  suvor,  eha.Irtidfrig  mit 
dem  ^rte  nach  Thüringen  kam,  wird 


Hnos  Grafen  yon  Schwaizhurg ,  Namons 
Güuther,  gedacht.  Sizzo  III.,  der  U09  lebte 
^  und  das  Schtoss  Sehwantbnrg  nnd  das  Klo- 
!  f»f(?r  Goorgenthal  erbaute,  steht  halb  im 
Dämmerschein  dor  Sage,  halb  Im  Frühlicht 
der  Oeachichte.  Dessen  Sohn  starb  ohne 
minnliche  Kaohkommen,  so  dess  seine  Be- 


Digitized  by  Google 


fl 


189 


8.  Bwie:  Yon  Budolstadt  naeli  BlanVenbiu^. 


190 


Sitzungen  dem  Sohne  seinos  Brader»,  llein- 
riclill.*  zufielen,  der  alti  eigentlicher  Stamm- 
vater dM  Schwarsb.  Hannes  gilt.  BftM  MB 

demHelben  oiu  deutscher  Kaiser  hervorging, 


denen ,  welche  auf  der  Stelle  anziehen. 
Es  ist  die  verkörperte  Anmuth.  Seine 
schattigen  Spaziergänge,  seine  breiten 


ist  in  der  Einleit.  (8.  69)  orwähnt.  j)^u^r  ^^^^^''^^'^^^^'^y  S^^^^'^^^^l^^ 
der  doppelte  Belchsadler  tm  Wappen  des  I  Hfiuser  am  Fusso  des  FürstenscMoascs, 
fClorreicben  Geschlechts.  Einer  der  Edel-  sogar  seine  Garnison  gehen  ihm  den 
«ton  war  Gunther  der  ftrcirbü re ,  der«  in  ■  Ausdruck  ehifr  Residenz."  Das  hrcito 
Aiustadt  residirte  und  ohne  männliche  Nach-  I  'flial,  riugs  von  malerischen  Höben  uni- 
konunen  starb  (1581).   1^»»  |  schlössen,  ^ 

Johann  Günther  I.  und  A  hreoht  ^  JT.  in  BergUhnen  Sind  mit  GÄrten  und 
die  Sondcrshauser  und  in  die  Kudolstadtor  *»  Z  ji    i_x     «u      i    -  u 

Linie  ,  so  dass  die»er  der  Stammherr  dea  |  ObstpfiaDanngen  bedeckt,  während  sich 
Kndolfltädter,  jener  des  Sonders^»"»«»"  Für-   dio  fr^ undlidie  saubere  Stadt  balbmond- 

jrtenjfp^rlilechtcs  ward.  Die  fürstliche  Würde  iVh  niigdeni  hot  lira^onden,  imponirenden 
aber  erhielt  die  Sonderahäuser  Linie,  die   üesidenzschloss  ansi  luniegt. 


bis  1716  in  Am»tadt  residirte  nnd  dann 

nach  Sondorshauaen  tiberaiedelte,  in*)7,  die 
Rudolatädter  1710.     Dagegen  protostirteu 


Poitt  (neues  Gebäude  am  Wosteudc  der 

Stadt,  in  der  Nahe  des  Gasthof^  xnm  Bitter 

„    ,  ,  .        ,,   I  u.  der  Badoanstalt)  nach  Jeim  5  Moil.  in  5}  St. 

die   Herzoge   von   Sachsen,   welchen  die  ,        ^      ^  ^  3,        ^^^^  ^p^,^^  2  ^  2^ 

Itehnaoberhobeit  über  die  4k»bwansb    Bc-  ,  ^«11.  in  1  St.  Ab.  7{U.  27  kr. 

sft/unf^on  zustand,  so  das?  ITorzoR  \\  iliifnTi 
£rast  von  Weimar  seine  Ansprüche  sogar 
mit  bewaffneter  Hand  geltend  macbte.  Irst 
1814  Ii.  1818  ward  diese  Lehn»hohett  abge* 
löst,  und  die  Schwarzlmrger  Pynn»ten  gin- 
gen aus  der  Auflösung  des  deutschen  Bei- 
ches  als  aeuveräne  Herren  berrer. 


(bis  Schwarabnrg  fiS  kr.);  SmU/eld  1^  Meil 
In  1  St.  10  Min.,  Morg.  7,  Nachm.  IJ,  Ah. 
7}  U.  (über  Schwaraa)  37  kr. ;  Wetmar  über 
Blatükmilunn  &  Heil,  in  4^  8t. ,  Morg.  4  n. 
7i  U.,  (über  Kranichf.  hi ) ,  Meil.  in  5  St. 
50  Min.  Ab.  54  U.,  2  fl.  3  kr.;  StfuUilm  3^ 


Meil.  in  8.  St.  25  M.,  Nachts  12  U.  10  M.  111. 
Rudolstadt*),  Haupt-  u.  Residenz-  |  26  kr.  (bto  Arnstadt  8  fl.  «  kr.,  bis  Nendle 
Stadt  des  POrstcnth.  Scbwar«b.-Riidolat.  ^    >     «  «       ,  ..  ^.  t  q 

mit  600©  Einw.,  liegt  überaus  anmutlng 


am  linke  ntJfer  der  Saale,  über  wek  he  eine 
(nenc)Brücke  führt,  undist  in  der  „prak- 
tischen Oeofrniphie"  durch  hübsche Mäd- 
cben  u.  gute  Bratwürste  berühmt.  Der 
Hauptcluurakter  der  Gegend  erinnert  an 
eine  iMshendeldylle  u.  ladet  zu  heiterem 
Lebensgenüsse  ein.  Schiller  schrieb  dar- 
über anKörner :  ,,Die  OciieiKl  ist  ausser- 
ordentlich schön ;  ich  bin  jjohr  überrasclit 
Avorden."  Mit  diesem  Urtheil  stimmen 
W.T.Humboldt,  A.  Stahr,  W.  Alexis  n. 
alle  Beisende  überein  J.  P.  Fr.  Richter 
proist  „dieMagie  d.  Gegend,  dieFürstin, 
<Ieri  Fürsten,  die  Stadt  u.  die  Menschen, 
»iic  ihm  alle  so  wohl  gefielen,  dass  er  in 
der  Ehe  R.  gegen  Weimar  austauschen 
wollte.**  Der  überscfawSnglichste  Be- 
wunderer aber  ist  Prof.  HinnT  trt,  der 
Uber  Rudolstadt  sagt:  „Sein  Aousscres 
entzückt,  seine  Physiognomie  gehört  zu 


Obbarin»,  Hudolstadt  und  seine  Um- 
gehnngen.  185;').  —    Die  l>eij;cgehene  Ansicht 

der  Stadt  ist  auf  dem  Wege  nach  Keilhau 
(westUcb)  an^enommai. 


j  tf-ndorf  2  fl.  41  kr.) ;  K'hngsee  8  Meil.  in 
3  St.,  Ah.  7^  U.  1  tl.  3  kr.;  HoHnteberg  S^ 
Meil.  in  12  ^t.  über  Saalfeld  u.  Wallendorf 
Morg.  7  U.,  über  Blankenburg,  Oborweiss- 
bach,  Nouhaus  Ab.  7J  U.,  2  fl.  h'}  kr.;  FA»- 
feltl  (über  Oberweissbach)  8  Meil.  in  10  St., 
Ab.  74  ü.  S  fl.  48  kr.  ^ 

TOegraphenUatitm    (Im  Begiemtigsge. 

bäude). 

Priratfnhren  in  der  Posthalterei,  oder 
bei  den  Gasthofsbositzern  und  Ilanderem, 
tigUch  '4—5  Thaler  (zwoispänuig),  naob 
Schwarzburg  2J  Tbaler,  üher  Panlinzelle 
nach  Ilmenau  4—5  Thaler-  —  Führer  in  den 
Gasthöfbn  an  erfiragen. 

Entfemunge H  :  Blankenburg  Schwara- 
bnrpr  4,  <)uUfeld  2,  Weimar  7,  Jena  8  St. 

Ga»i/ioje :  '^Ritter  mit  elegan tor  Einrich- 
tung nnd  reiaender  Aussiebt  (an  der  atrasse' 
nach  Schwnr'/hurpc ,  unfern  der  Post;  da- 
neben Trinkhalle  für  kohlensaures  Wasser), 
Nachtlager  mit  Frühstück  20Sgr.,  Mittags- 
tlscb  1  Uhr  12J  Sgr.,  Bedienung  5  Sgr. ,  E(iui- 
page  (Wirth:  Grossmann);  —  Löwe  (Curioni) 
und  Adler  (Streitbergor),  beide  am  Markt, 
Equipagen;  GarkvHshe  (Harktstraase),  gnte 
bürgerliche  Kost,  billig.  —  Bestaurationen : 
Badehdi's  (an  der  «rhwarzburger  Strasse); 
Kirchners  Halm  (aniAugor);  BchUülMU»  mit 
Billard  und  baTerisobem  Bier  (am  Anger); 


Digitized  by  Google 


8.  Route:  Vott  Radolfltadt  nfteli  Slankenbnfg. 


192 


W"hlfaJ,r(s  T)<i!temirirthgcft(iff  mit  Billftrd; 
Uie  Halle  (am  Anger j  mit  Billard;  PeUr 
AaM'*IRNw«(W«inBtii1»«),  unfern  des  Bitter; 
Jiiaitchi  (Woiiisttil»o) ,  MiirkLstrasso ;  Felxcii- 
itffiier  (Bierwirthschiift),  an  der  weimurischen 
Strasse;  „Die  Fötze"  (Zum  xvihlen  Mann),  clu 
ftltberühmter  Wallfalirtsort  dt  r  Biertrinkert 
dns  letzte  Haus  uti  dt^-  wciinarisclieu  Strasse; 
ße90wc€  oder  Herget  s  (J arten,  am  Hain  u.  a. 
—  Oottditioreieiir:  BantmgarteH,  Kirchner,  Stei- 
ner, SteMtepf  (dem  Bitter  gegenüber). 

Vereine:  Freimaurerloge,  Gewerbvereiii, 
Vorsclf ussverein ,  Turnverein,  Steuugraphi- 
BOher  Verein ,  4  Singrercinc,  MuBikfercin, 
Dmnmtisf.hcr  Verein.  —  Thcu'cr  vom  August 


rieh  II.  zerstört.  Albert  VIT. .  dnr  Stamm- 
vater des  jetzigen  FürstcngescLleclits,  wählte 
es  1573  sum  dauernden  Wohnsit«  nnd  et- 

ncucrto  das  durch  Brand  eingeäscherte 
Schloss.  Seitdom  residirtcn  hier  Karl  Gün- 
ther (t  1646),  Albert  Anton  (t  1710),  Lud- 
wig Friedrich  (f  1718),  Frfedrfcli  Anton,  der 

dns  aJ>ennf\l8  uicdcr^ebr.innto  Sdildss  uic- 
«ler  aulbauto  (t  1741),  Johann  Friedrich  {f 
17Ü7),  Ludwig  Günther  (f  17i>0),  Friedrich 
Karl  (t  1793)  und  der  jetzt  regierende  Fürst 
Friedrich  Günther  f-cb.  1793),  <lcr  1811  <lis 
Jicgiment  antrat  und  oime  männliche  Des. 
cendenten  >fst.  —  BeHiAmte  Mämer:  TL  C. 
Koch  (geb.  1790),  Musikthoorotiker;  Len- 


bis  Oktnlicr;  Fürstliche  Kapelle;   Militär- '  kert,  der  zuerst  (1765)  die  Dämpfung  am 

'  Piauofortc  anbrachte;  Ch.  F.  Perthes  (geb. 
1772),  einer  der  geachtetsten  Bucfab&ndier 

un«l  Patrioten;  Gf'Tioralsnpfrintendent  Zeh ; 


hautl>oistcucorp$.  —  Jhuiquier  Triehel  (am 
Markt).  —  Fröbel'seln 


le  Hofbnchdmckerei 

(seit  1663^;  2  Buchhandlungen;  2  Leihbi- 
bliotheken; 2  Musikalien-  und  Kunsthand- 
lungen; 2  Steindruckereien;  Photograph. 

Jowrnoiietik:  TVoebenblatt;  Beobaebter 
an  der  Saale,  Schwarza  und  Ilm;  Auswan- 
derunfrszeitung  mit  dem  Beiblatt:  der  Pilot, 
in  Verbindung  mit  dem  Fröbelschcn  Aus- 
wanderungsbnreau,  das  flieh  durch  Socgfalt 
und  Solidität  auszeichnet. 

TSa<lcnii.itaV  am  Wcstende  der  Stadt 
(Strasse  nacli  Schwarzburg),  1853  eröffnet 
(Inhaber:  Prenss  nnd  Carioni),  mit  Ein- 
riclitntrir  zu  Fichteuuadel - ,  T>nmpf-  und 
Flus.sbädcrn.  Knthält  20  müblirto  Zimmer 
für  Ourgäste,  15  Badesellen,  Gesellschafts- 
nnd  Spciseiäaal,  Garten  mit  Mannorkegel- 
bahn  und  öfteren  Concerten.  Badearzt  Dr. 
Clement.  Jährlich  etwa  120  Gaste.  Privat- 
wohmingen  wöchentlich  3  Thlr.  Will 
man  im  Badehause  (mit  sehr  schnnor  Aus- 
sicht) wohnen,  so  sind  die  Zimmer  vorher 
zu  bestellen.  —  Rndolstadt  hat  auch  einen 
„Gesundbrunnen"  (1  Stunde  von  der  Stadt), 
der  im  17.  Jahrhutidort  \v<  it  bcrühiut  war, 
jetzt  abur  nicht  mehr  benutzt  wird. 

ludntitrie:  Am  stllrkaten  vertreten  i.st 
die  SchnliTii;ii]pTi  tinung;  Porzellanfahirik  im 
Fi-^or^illKib" .   ■\\  iiUfiisiiintHTci   im  Wüsten 


H.  Leo,  „der  Halle'sche  Löwe"  (geb.  17i)ü); 
LelbortBt  Ffichsel,  einer  der  ereten  Begrün- 
der   Her   u  is-iciiscli;iftli<iien   Goop;uosie    (  f 
1773),';  Jul.Frobel, Reifender  ;  Professoren  <}p- 
Gymuasiums:  K.  P.Fröbol,  A.Voss,  AUk- 
ken,  G«tt1ing,Grilf,  Obbarias  (flSGO);  die 
Componisten  M.  Eberwein  u.  A.  Methfessel; 
Schopenhauer,   welcher   hier    ^oin  erstes 
philosophisches  Werk  schrieb.  Kundine  von 
Wolsogen ,  Schillers  Scbwigerin,  In  Bndol* 
Stadt  crobnrcn  (17'!!*0;  ilesspn  älffsfi-  Tnchter, 
au  de  n  Bergrath  Juuut  veiheirathet,  daselbst 
begraben.  Unter  den  jetzt  Lebenden  haben 
die  Namen  F.  Si.i;i>niuiHl  (iIcsm-u  neuestes 
Werk  :     Lanrleskuude     des  Fürstcutliums 
Schwarzburg-ltudolstadt),  Fr.  Hesse  (Uber- 
bibliothekar nnd  Nestor  der  thüringischen 
Altcrtlnim.Nf'Usclier),  .\. Sommer  {Yolksdicll- 
ter)  u.  a.  einen  guten  Klang. 

SchenmrUrdifilctitcn :  Die  innere  Stadt 
hat  deren  nur  wenige  anfzuwoisc».  J)er 
schönstePlatz  ist  *deruli/r/r  /  (  hinter  dem 
(Jnsth.  z,  Ritter),  der scliou  ausserhalb, 
jotlocl)  in  unnrittcll)arcr  Nähe  der  Stadt 
lic<,'t  r.iid  nii  den  D'fissfrdamm  grenzt, 
welcher  sich  als  ein  mit  alten,  dicht srhfit- 


bach,  Piiinofortcfabrik  von  Sempert,  Glok-  1  ^^^^611  KaStÄnienbaumcn  bcidlanztcr Spa- 
kenglesserei  (worin  Schitlar  seine  Studien  ^iergaug  längs  der  Saale  hinzieht  Der 
2um  „tiicd  von  der  Glocke**  gemacht  haben  j  Anger  mit  seinen  Rasenplätzen,  Baum- 

'-r»  'ip!'e»  "itI  Hestnuralionen  i.st  Hudol- 
.stadis  Prater,  wo  sich  im  S()nim(»r  das 
gesellige  Vorgniigon  concentrirt.  Er  ist 
zugleich  der  Schauplatz  des  beriihintou, 
vielbesnchten  Vogelsehiessens  (Aug.  bis 
Sept.).  Das  iinschoinharcBrettortheater, 
di?s  sich  gleichfalls  hier  befindet,  soll 
endlich  dtin-li  ein  neues  ersetzt  worden 
ßchwareburg.     1345  von  Xiandgraf  Fried-  '  wozu  die  Haumaterialien  schon  seit  184G 


soll) 

Ccxc/tichtlichcs.  Der  Sage  uacli  ist  Jtu- 
dolstadt  von  einem  thüringischen  Herzog, 
Nanicna  Tliidolf,  /uni  Schutz  gt -on  ^\\,^  Sor- 
ben erttant.  Im  Jahr  m)  Kij^onthum  des 
Klosters  Uersfeld,  von  Karl  iiejn  Grossen 
geschenkt.  Im  Anlkng  des  18.  Jahrhunderts 
kam  CS  an  die  Grafen  von  Orlamünde,  und 
etwa  100  Jaliro  später  au  die  Grafen  von 


Digitized  by  Google 


198  S.  Bmtte:  Ton  KnMsMt  MtkBlsnkenbiirdf. 


194 


trÜTTitnprhhft  daliegen.  In  der  Nähp  der 
Tnrnpiatz.  An  schönen  Abenden  in  den 
dasigeu (Junditoreien,  Bierwirthschaften, 
BnntwmtbiideD,  KegelbAlmeii  reges  Le- 
hm  in  nagMP  uugeaem  Yerkelir  aller 
Stibide.  —  In  der  äftdt  die  Ludi  loBhurg, 
nordöstl.  hti  der  Strasse  nach  Weimar, 
ein  anspruchsloses  ftirstlicbrs  ScMoss, 
worin  sich  die  Naiuraliensammlungen 
bfliAndeB,  die  jeden  Ifonteg  von  S  Uhr 
an  ge5Aiel  sind,  aber  ancä  eeaiit  Ton 
dem  Custos  Dr.  Otto  gezeigt  werden. 
»Sie  sind  rrir-h  an  ConchYh>n  und  selte- 
nen Mijiei  nlien  ,  darunter  Hessbcrger 
Thierfährten  und  einige  Ueberbleibsel 
des  GoldsegenS)  den  sonst  die  Sehwana 
spendete,  s.  B.  ^e  Meine  Ooldstafe 
(einige  Dukaten  solnrer),  die  noeb  1800 
olierbalbSchwarzbnrj^s  gefunden  wurde. 

—  Die  Lfindesbiblicthek  im  Kegierungs- 
gebaude,  die  über  50,000  Bände,  beson- 
deis  werthToUe  Oesehiefatsweilce  und 
nianfilietypofiprapUfcheSellenfaeiten  ent* 
hält,  ist  Dienstflgs  und  Freitags  von 
3- — 5  Uhr  geöffnet  und  steht  initer  Oher- 
aufsicht des  Hofrafhs  Dr.  lienso  —  Die 
Stadtkirthe ,  am  Ostfusse  des  Schloss- 
berges (der  Lndwigsburg  gcgonüber), 
nnr  dämm  bemef  kenmrerth ,  well  sieh 
darin  die  Grabmäler  der  Gräfinnen  Ka- 
tharina 13^4)  und  Aemilie  Juliane 
V  Schwarzbur;^  l  1708)  bctinden:  jene 
durch  den  Heldenmuth  bekannt ,  womit 
sie  den  blntdüntigen  Herzog  Alba ,  der 
anf  dem  Sehlosse  frühatflekte,  dnieh  das 
Drohwort;  „Pürstenblut  für  Ochsen- 
blut!**  zwang,  ihren  l'^nterthanen  das 
geraubte  Vieh  zuriickzugehen  *) ,  und 
durch  die  Energie,  womit  sie  den  Predi- 
ger Caspar  Aqnila,  auf  dessen  Kopf  der 
Kaiser  einen  Preis  von  5000  Onlden 
gesetsst  hatte ^  in  ihrem  Sdilosse  barg; 
während  Aemilie  Juliarif^  iinrh  jetzt  in 
ihren  frommen  Kirchenliedern  fortlebt. 

—  Unter  den  Privatgebäuden  erregen 
di^enigen  ein  besonderes  Interesse,  wel- 


^'t  Herzog  von  Alba  bei  einem  yrüb- 
stück  auf  dum  ikhloflse  zu  Rudolstadt.  Er- 
zählung von  Schiller",  deren  Originalinanu- 
skript  sieb  noch  in  Rudolstadt  befindet  (ab- 
gedruckt Im  Merkur,  1788).   

JPflhrer  durch  Thüringen. 


gpwi«serma8sen  historisch  geworden  r 
Der  Heiscnhof  (am  nordöstl.  Fuss  des 
Schlossberges),  wo  die  Familie  v.  Lenge- 
feld ,  ein  Haus  in  der  Neuenstrasse ,  wo 
der  Legationsr.  r.  Benhrits,  mit  dem 
Karoline  von  Wolzogen  vermählt  war, 
wohnte,  und  S(  liiller  zuerst  mit  Goethe 
zusammentraf,  und  der  (xü^thof  5?iirr;abel 
(jetzt  Weinhandlung  am  Kndc  der  neuen 
Strasse),  ans  dessen  Fenster  derlMehter 
die  bcÄenndeten  Schwestern  grftsste. 
Die  Häuser  sind  mit  Erinnerungstafeln' 
be«ei(  hnr>t.  —  Vor  Allem  ladet  die  im- 
posante, vielfcnsterige  *lleldecksblll^y 
kurzweg  ,fdais  Sehlosa"  genannt,  das 
unmittelbar  Uber  der  Stadt  auf  einer 
grfin  bewadisenen  Bergterrasse  (774  F.) 
thront,  znm  Besnohe^ein.  Der  gewöhn- 
lichste Weg,  hp<[uem  ufid  schattig,  fiilirt 
an  der  Stadtkirche  vorüber  stufenförmig 
empor.  Der  kas^rnenartige  Bau  impo« 
nirt  dnrdi  seinen  Umfang  nnd  seinen 
mi|5*B8titlsdien  Thurm.  Uebrigens  ist 
der  Westflugel  eins  der  gefälligsten 
Muster  des  Koccooostyls.  Zunächst  be- 
tritt man  den  beschränkten  parkartigen 
Schlossgarten  mit  dem  überkuppelten 
„  Seballhaas'S  worin  eine  wei^Tolle 
Sammlung  Ton  6n»8abgttssen  antiker 
Bildwelke  (darunter  die  kolossalen 
DioskurenhSupterV  lieber  die  Mauer- 
brüstung ein  reizender  Blick  auf  die 
Stadt.  Zwischen  dem  Garten  und  der 
JEKeitbshn  wurde  1798  das  letite  Tur- 
nier gehalten.  An  der  Westselte  des 
Schlosses  „  die  Schutte  ,  eine  von  Ei- 
sciirj-rl ander  umfriedigte  Esplanade  mit 
kaleidoskopischer  Aussieht.  Um  das 
Innere  des  Schlosses  zu  sehen  und  sich 
besonders  der  herrliehen  Umsicht  vom 
Altan  des  Thnrmes  su  erfreuen ,  wendet 
man  sich  an  einen  Soldaten  der  Scilloas' 
wache  (Trinkgold  5  Sgr.).  Sehenswerth  ! 
der  grosse,  reichdokorirte  Festsaül  iiiit 
schönen  Wand  -  und  Deckengemälden; 
die  1S60  reftaurirle  SdiloeskapcUc  j  in 
verschiedenen  Zimmern  au^cketebnete 
Gemälde  alter  und  neuer  Meister  (Be- 
schreibung von  Partliey,  Berlin  1H57); 
die  fürstl.  Hausbibliothek  mit  seltenen 
Prachtwerken.  —  Rückweg  hinter  dem 
^kihlosse  weg,  entweder  linles  bd  dto 

10 


Digui^  .  ^  Ly  Google 


8,  s§uU:  YonftvdolfltaiiBAeliBIftiikeBlMrg. 


m 


Wagcnrcnuscn  die  ,,Hilhnertreppe*'  hin- 
ab, oder  rechts  eleu  nördlich  tlihreoden 
Fahrweg  durch  den  „Baumgartcii." 

U^eboiigeil.  De»  Angera  (▼.  &ehi\- 
If^  «ijdie  Vogelwiese"  genannt)  und  des 
Wasaerdammes  haben  wir  schon  gedacht. 
Noch  rf'i/endor  sind  die  »Spaziergänge  im 
^Haill^  einem  mit  Laub-  u.  Nadelbolz 
bewachsenen  Bergrücken ,  der  sich  dem 
SfihloBSbeige  «nsdiliesstiuid  durehLust- 
wegd,  Kanstanlagen  und  schöne  Aus- 
silOlitapunkte  zu  einem  grossen  Parke  um- 
powfi-ndelt  ist.  Mfiii  steio^t  liinter  dem 
Schlosse  empor,  und  Jkauu  verscliiedeue 
Wege  einschlagen.  Links  unter  dem 
WaldB  trog  l^elangt'  maa  »ftch  V4  St,  ba 
der  y^«lten  Kiche**  (unfern  des  Dorfes 
Mörla)  vorüber  anf  dem  Fahrwe^^e  (r.) 
zum  ,.Tyrolerhaus",  einer  fiirstlichen 
Villa,  in  deren  Nähe  uraUe,  gewaltige 
Kiefern  u.  Ficbten  gegen  150  F.  hoch  em- 
porragem.  Abermals  *mhts  entweder 
den  rückwärts  führenden  Mittelweg,  der 
auf  dem  Kamme  des  Berfies  nach  dem 
Schlosse  zu  läuft  und  den  ,,Backofen'S 
eine  künstliche  ürottenwölbung  mit 
„Steinsitz"  (1064  F.),  so  wie  da,  wo 
sich  der.  Berg  wieder.  aWHjrts  neigt,  das 
dem  Forsten  Ludwig  Friedrich  IL  (1813) 
errichtete  einfache  Marroordenkmal  be- 
rührt •,  oder  vom  Tyrolerhausc  rechts, 
wo  sich  vier  Wege  kreuzen,  den  sich 
abwärts  senkenden,  welcher  am  „rothen 
HKntoban  "(Villa)  vorbei  in  den  dttstem, 
waldetimaKien  Tlialgruud  des  Haingra- 
hens  CScbw-arz^viukel")  führt.  Aus  dem 
fcichwarzwinkel  tritt  man  in  einen  klei- 
nen Park  mit  Teichen  und  schönen 
BBWmgntppen,  welche  „der  Baumgar- 
ten"  Meet  ond  von  iwei  auf  hohen  Po- 
stamenten rithenden  Löwen  bewadit  isL 
Durdh  diesen/ührt  eine  Fahrstrasse  zum 
Bchloss,  und  eine  andere  in  die  nahe 
^t«4tt  wo  «üuuächst  der  Felsenkeller  mit 
He&ebatttigem  Qarten  und  gegenüber 
der  Bilifevgarten  aar  Baat  einladet. 
IKe  ganze  Partie  erfordert  etwa  IV5  St. 

"fettere  Auf  zun  f.  n^  Knmbach 
(V4  St.)  —  Schillernhöhe  ( St.)  ^ 
Volkstedt  (V4  St.).  —  Zum  Dörfchen 
KnllMll  9.  einem  beüeliten  VerguQ- 
gnagaort  der  Budolatidter,  der  an  der 


südl.Berß^lehncde«?  reizenden Tbäles  ein- 
gebuchtet ist,  zeij^en  die  pnlastähnlichen, 
weithin  leuchtenden  Gewächshäuser  des 
herrschaftlichen  OrangeriegarfcenB  den 
Weg ,  der  jenseit  des  Angera  ilber  die 
Baalbrücke  führt.  Der  in  Terrassen  bia 
zu  einem  fürstlichen  Pavillon  (,,Stein- 
haus")  aufsteigende  Gartfü  ist  zu  einen\ 
schönen  Parke  umgestaltet,  und  nur  die 
RoecQicopforte  nnd  ein  Steialmchengang 
erinnern  noch  an  den  franzdaiaehen  Ge- 
schmack, in  dem  er  frQher  angelegt  war. 
Die  Höhen,  die  sich  unterhalb  und  ober- 
halb des  Dorfes  erheltoTi,  nämlich  (im 
Volkwitz)  „die  BUdergaiierie"  und  ,,der 
MontblaiWB**,  geatafttea  eine  prScfatige 
Aussieht:  jene  timfaeaender  und  ^eaa 
lieblicher.  —  Vom  Orangeriebaus  führt 
ein  anmuthijLjer  Weg  durch  dir  Felder 
an  der  Lehne  des  Möhlberges  liiii,  auf 
dem  man  nach  20  Min.  die  mit  Busch- 
werk  bewaehaenen  and  Ton  dlnaa* 
men  Pfaden  durchscbl&ngolte  Bergeeice 
,  erreicht,  die  schroff  zur  Saale  nbCKUt  und 
j  dem  Andenken  des.  Dichters  p;e widmet 
|ist,  der,  als  er  im  nahen  Volkstedt 
1  wuhnte,  gern  hier  gerastet  und  geträumt 
I  haben  aoU.   Einer  aeiner  Sebiler  «nd 
;  Verehrer»  derKammerratli  Werlich,  ver- 
'  wandelte  den  Bergabhang  in  eine  frcund- 
I  liehe  Anlage,  Hess  daselbst  eine  Schwei- 
zerhUtte  bauen  yind  in  einer  Felsennische 
Schillers  br.oncirte Eisenbüste  (nachdem 
Danneckeraeben  Modell  gearbeiteii)  auf* 
'  stellen.  Darutiter;aiif  einer  Metallplatte, 
einige  Strophen  aas  Schillers  „Spazier- 
^  gang".      Seitdem    ist   *die  Schfll^rs' 
j  höhe    ein  vielbesuchter  Wallfahrtsort 
geworden.    Steigt  man  einige  Schritte 
gen  S.  (itber  den„Taneplatz),  ao  etrefcfat 
dieSaale  in  unheimlicher  Stille  am  Fuss 
der  jähen  Felswand  vorüber.  Jenseit 
des  Flusses,  den  man  in  einem  bereit 
stehenden  Kahne  übersetzt,  das  Dorf 
Volkstedt,  durch  welches  die  Strasse 
nach  Blankenburg  nnd  Saalfeld  führt* 
In  einem  dasigen  Hause,  der  Kirche  ge- 
gPTiüVjrr.  welches  jetrt  dem  C^ut.sbesitzer 
Stauch  gehört  und  durch  eine  Gedenk- 
ttaf«!  bezeichnet  ist,  hat  Schiller  glück- 
lielieTage  verlebt.   Nachdem  er  1787 
einen  Beanch  In  Rudolstadt  gemadit  und 


Digitized  by  Google 


^.  n&uie:  Ton  BttdolBMt  Afteh  Bl»Bkeiil^iir|:« 


1^ 


die  „liebenswürdige"  Familie  v.  Lengc- 
feld  kennen  L'olornt  hatte,  miethetc  er 
sich,  der  ländÜclien  Ruhe  bediirftij.',  im 
Mai  1788  beim  Caittor  Unbehauu  in 
Volkstedt  «in. Der  Ort — schreibt  er,  — 
die  Lage,  die  Einrichtnng  im  Hnuse, 
Alles  ist  vortrefflich."  Nachdem  er  des 
Tages  nber  fleissitr  L'onrbeitet,  ging  er 
jeden  Abend  nach  Kudolstadt,  wo  steh 
dasHerzensbaud  mit  Charlotte  v.  Leiige- 
feld  (geb.  BuRndolst 1766)  immer  fester 
knüpfte.  Bald  dichtete  er  „die  Künst- 
ler", bald  las  er  im  Homer,  bald  be- 
sehäftigtc  er  Mch  mit  dem  Geister- 
seher", bald  correspondirte  er  mit  seinen 
Freunden,  bald  arbeitete  er  an  der,,Ge- 
scbiehto  des  Abfalls  der  ^Niederlande.'* 
Die  obere  Stabe,  die  er  bewohnte,  war 
nicht  gross,  aber  behäbi|r  eingerichtet. 
Aas  den  Strftssonfenstern  blickte  er  — 
wie  er  selbst  schildert  —  ,,über  die 
Kirche  hinweg  auf  eine  hübsche,  mit 
Laab  gekrönte  Anhdhe;  an  weleher  die 
8aale  in  sanften  Bogen  dahin  floss"  (die 
jetzic:*  Sf'liillershöhe).  Als  die  Tage 
kürzer  und  kühler  ■wurden,  siedelte  er 
nach  Rudolstadt  über  und  vorlebte  noch 
einige  Wochen  im  Bossschen  Hanse  am 
Scblossberg  („gans  vortrefflich  woM*'). 
Aach  in  den  Herbstferien  1789  kelirte 
er  noch  einmal  niif knrze  Zcttnaeli  \'olk- 
stedt  —  in  sein  Pathmos,  wie  es  Wieland 
nannte  —  zurück,  u.  zehrte  noch  lange 
an  dem  stillen  Qlück,  das  ihm  „der  ßu- 
dolstftdter  Sommer**  gebracht.  Das  mo- 
demisirte  Schillerzimraer ,  worin  sich 
noch  das  Schreibj)ult  befindet,  nn  wel- 
ehem  der  Dichter  arbeitete,  ^vird  horeit- 
wiilig  gezeigt.  Dem  Stauchscheu  Hause 
gegenüber  steht  die  berühmte  Porzel- 
hM^aMhf  eine  der  Sltesten  in  ThÖ- 
f ringen,  die  mit  Nippfigiircn ,  Tafelge- 
schirr, Pfeifeiistumineln  und  besonders 
mit  kunstreichen  Weihgefässen  bedeu- 
tende Geschäfte  macht,  obwohl  die  Glanz- 
periode der  Porzellanindustrie,  wo  ein 
sehli6hter  Pfeifenkopf  18—16  Sgr.  ko- 
stete und  die  Fabrikarbeiter  in  Volkstedt 
ein  nnifonnirtes  Musikcorps  bibleten, 
welches  sein  Tagewerk  mit  einem 
Zapfenstreich  beschloss,  längst  abgelau- 
fen ist.    Ein  aKer  Kanditat,  Kaiuens 


Macheleid,  der  Sohn  eines  Laboranten 
ans  Cunsdorf,  der  nebo'i  der  Theologie 
auch  Chemie  studirt  hatu  ,  fand  an  dem- 
selben Sonntag  (1759),  au  welchem  er 
seine  90.  Predigt  gehatten  hatte,  einen 
so  schönen  Sandstein,  dass  er  alle  Ta- 
schen seines  Kockes  und  daheim  die 
Str'Mi^^fnidVtiieli«»'  d-unit  füllte.  Diese 
Sauderde,  womit  er  n» ehrfache  Versuche 
austeilte,  brachte  ihn  auf  den  Gedanken, 
Porzellan  daraas  zu  bereiten,  so  dass  man 
gesagt  hat,  Macheleid  habe  die  Forzel- 
Innfabrikation,  welche  damals  noch  als 
Geheininiss  pralt,  in  seiner  Streusand- 
büchse entdeckt.  Zu  dem  Ende  baute  er 
einen  kleinen  Ofen ,  und  als  die  ersten 
Porzellangeschirre  daraus  hervorgingen, 
bildete  sich  eine  AkticngeseHschaft,  die  in 
Volkstedt  eine  Fabrik  anlegte  (1762), 
welche  von  demLandcsfürston,  der  sich 
selbst  daltei  betheiligte,  mit  einem  Holz- 
privüeg  von  1000  Klaftern  bedacht 
wnrde.  Haeheleid  hatte  die  'technisdie 
Leitung  in  den  Händen,  hielt  aber  die 
Glasur  des  Porzellans  selbst  vor  seinen 
GeschSftstheilhabern  geheim.  Als  diese 
jedoch  von  den  Arbeitern  verrathen 
wurde,  zog  er  sich  missmuthig  zurück 
und  lebte  bis  1801  als  Hagestolz  in 
Schwarzbarg,  wo  er  einen  kleinen  Jahr- 
gehalt verzehrte  und  auf  dem  Trijtpstein, 
der  bis  dahin  kaum  bek;innt  war,  eiu 
Lnsthfiuscheu  baute,  das  seitdem  zu 
einem  Wallfahrtsort  aller  Touristen  ge- 
worden. In  Volkstedt  war  es  auch,  wo 
Fr.  Cotta  (f  1822)  »ich  um  die'  feinere 
Porzellanmalerei  grosso  Verdienste  er- 
warb, u.  J.  G.  Martini  die  Kun^t  erfand,. 
Ciemälde  durch  Abdrücke  von  Kupfer-  u. 
Stahlplatten  auf  Porzellan  flberzutragen. 

Von  Volkstedt  kann  man,  falls  man 
nicht  (vi  ll-  loht  mit  einem  Abstecher 
zur  Justinshöhe)  nach  Rndolst.  (V^  St.) 
zurückkehrt,alsbald  dieLandstrasse  ver- 
folgen, die  über  Schwarza  westlich  nach 
Blankenburg  und  südlich  nach  Saalfeld 
liitft,  oder  zuPnss  Über ^eigerhdm nach 
Blankenburg  gehen. 

b)  Prf^illpp  (V4  St.  V.  Rud.)  —  Die 
Knppe  (1  st  )  —  Der  Kulm  (2  St  > 
—  Diese  Fusstour  ist  besonders  Denen 
anzurathen,  die  von  Radolstadt  jiaeh 

10» 


Digitized  by  Google 


199 


8,  Soute:  Yon  Rudolstadt  miciiiBlankeiibiirg, 


200 


Saalfcld  gehen.  Der  Wof^  führt  über 
Kumbachj  und  zwar  jeiiseit  des  Dorfes 
dnrcli  eine  Thalenge,  der  «ich  ein  wald- 
bekrSnster  scluufer  ISaiidsteiiir  &cken  und 
dann  ein  Wieseogrimd  anscbliesst.  Zu- 
nächst erreicht  mnn  Ober-  und  bald  d^ir- 
auf  Unterpreilipp f  beides  meiiiiug.  Dör- 
fer. Das  letztere,  Unterpreilipp,  hat 
(vom  Saalthal  aus  gesehen)  eine  wahr- 
haft pittoreslce  Lage,  indem  diehellscbim- 
memden  Hfiuser  aus  einer  Bucht  ter- 
rassenförmig zur  rebenbepflanzten  Berg- 
wand emporsteigen,  die  steil  zur  Saale 
abfällt.  Die  alte,  im  romanischen  Styl 
erbaute,  weit  sichtbare  Kirche  ist  seit 
1861  restam^,  das  schöne  Schnitsbild 
aber,  welches  den  Altar  alerte,  nach  Mei- 
ningen  verkauft.  Eines  der  höchst  ge- 
legenen Häuser  ist  die  Dorfsrhonko,  die 
eine  prachtvolle  Aussicht  bietet,  und  na- 
mentlich das  Terrain  überblicken  lässt, 
auf  welchem  180$  das  uuglUckHche  Ge- 
fecht beiSaalfeldgeschlagen  wiirde,nach 
welchem  die  Preussen  und  Sachsen  ihren 
fluchtähnlicheii  Rückzug  über  Unter-  und 
Oberpreilipp  nahmen.  —  Xncli  umfas- 
sender ist  die  Aussieht  VOM  der  *  Frei- 
lipj>er  Kuppe  (13äO  F.),  die  sich  jenseit 
Unterpreilipps  in  drastisch«»'  Gestaltung 
steil  emporgipfelt,  aber  auf  einem  be- 
quemen Wege,  der  erst  ziemlich  weit 
ins  Thal  hinein  und  dann  an  der  Leime 
des  Berges  aufwärts  lührt,  leicht  zu  er- 
steigen ist.  Nördlich  liudoistadi  und 
südlich  Saalfeld  begrensen  das  nnver- 
gl^chlich  schöne  LandschaftsbUd.  — 
Noch  hoher  (1484  F.)  erhebt  sich  der 
7u!fm,^/^Si.  südöstlich  von  der  Prellipper 
Kuppe,  158b  dureli  ein  Erdbeben  zer- 
klüftet. Der  gangbarste  Weg  zu  diesem 
hSchsten  Gipfel  der  Halde  (wie  der  zur 
Saale  abfallende  Gebirgszug  heisst)  zieht 
sich,  unweit  Oberpreilipps,  durch  eine 
einsame  Waldstrecke  über  d;is  Dörfchen 
Sclilosskuhn.  Die  Aussicht  ins  Sanl- 
thal  uud  ins  Osterlnndistjedoch  nicht  so 
lohnend,  wie  von  dcrPreilipper  Kuppe. — 

yfeg  naek  SaaUeld:  &.  97. 

c)  JnstiDshöbe  (V«  St.  TonBad.)  — 

Schaala  ( '  ,  St.)  —  Schwarzciisliof 
(1  öt  )— Eichfeld (1V4 St )  — Keilhau 
(ly^Öt.)—  Die  Chaussee,  die  am  Bade- 


hnns  vorüber  läuft,  theilt  sich  nacli  etwa 
20  Min.  in  2  Arme,  davon  der  südliche 
(1.)  über  Volkstedt  nach  Schwarza,  der 
westliche  (r.)  Über  Schaala  nach  Stadt- 
ilm und  Arnstadt  Dtthrt    Im  Winkel 
beider  Strassenarme,  wo  —  am  Fusse 
des  „Kolk"  —  ein  Chausseehaus  steht, 
steigt,  zur  Linken  einer  SfiulenvUla,  eiu 
schattiger  Troppcuweg  zu  einem  Lust- 
hftoschen  empor,  welches  die  mit  guten 
Versen  begleitete  Inschrift  trägt  ^Jw 
stinshöhe.    Hier  eröffnet  sich  eine  der 
schönsteu  Aussichten,  welche  die  Um- 
pc^end  von  Rudolstadt  "bietet.  Beson- 
ders in  den  Abendstunden  ist  das  Saal- 
thal, das  man  von  Saalfeld  bis  Uhlstedt 
uberblickt,   von  einem  zanberhaften 
Schmelze  überhaueht :  ein  Diadem,  worin 
das  rudülstädter  Seddoss  als  schönste 
Perle  prangt.   Etwa  100  Schritte  liöhcr 
ein  gusseisernes  Denkmal,  dem  184ö 
verstorbenen  Erbprinzen  von  Rudolstadt 
gewidmet.   Die  Besitsnng  gehört  dem 
Rath  Linke  in  B.,  ist  aber  jeder  Zeit 
geöffnet.  —  Will  mau  von  hier  aus  einen 
Abstecher  auf  den  Zeigerheime r  Berfj 
(V«  St.)  machen,  so  geht  man  südwest- 
lich auf  dem  Kamm  der  Justinshöhe 
fort,  verfolgt  dann  einen  steilen  Fahr- 
weg, der  sich  aus  dem  Thale  herauf- 
zieht, und  biegt,  fast  auf  der  Höhe,  1.  in 
einen  Fn<spfnd  ein,  der  auf  die  Spitze 
des  Berges  fülirt.    Von  da  kann  man 
alsbald  nach  Blankenburg  gehen,  wie 
weiter  unten  angegeben. —  Wir  wenden 
uns  jedoch  von  der  Justinshöhe  zur  an- 
deren  Seite  und  gehen  (auf  der  Chaussee) 
nach  Srhaaln  (\',,  St.).    Will  man  die 
Justinshöhe  nicht  besuchen,  so  ist  ein 
näherer  Fuss  weg  anzurathcn,  der  nahe 
der  Stadt  r.  von  der  Chaussee  abzweigt 
und  am  inlurustirenden  Schaalbacb  hin  ■ 
liiuft,  worin  man  Tuffstein  und  verstei- 
nertes Moos  findet.    Am  Eingang  des 
Dorfes,  das  in  einem  engen,  von  Muschol- 
kalkbergcn  umrahmten  Thnle  liegt,  der 
neue  Gasthof  „zum  Weiuthal''  ^mit  herr- 
licher Anssiclit),  und  rechts  am  Berge 
eine  Porzellnnfubrik,  die  mit  der  volk- 
stedter vereinigt  ist  (Greiner,  St^iuch 
u.Comp.)  u.  schöne  Nippwaaren  liefert. 
I  Früher  war  sie  eineSteiugutfabrik,  uud 


Digitized  by  Google 


20t 


8.  JUmte:  Ton  Bvdolvtadt  nieli  Blankenburg 


202 


zwar  die  erste  in  ThQHngen,  weif  Ii f  der 
Kandidat  Machcleid  anpolegt.  Xon 
Schaala  kann  man  nördlich  über  einen 
Bergsattel  nach  Mörla  gehen  (V^  St.) 
und  dureil  den  „Hain"  naeh  Rndolstadt 
svr&^kehren.  S&dlich  gelangt  man, 
faidem  man  bei  der  Kirche  r.  Stell  auf- 
wärts sehrpitct,  in  derselben  J^^it  7u 
Srhiparzenshof  und  durch  ein  ((Ui  Ilm- 
reiches,  mit  Reben-  und  Kirschpöanzun- 
gen  nnkrliuites  Wlesentlial  su  Sehwar' 
zentMnke.  In  dem  neuen  Heierhofe, 
welchen  der  Justizr.  Schwarz  angelegt, 
werden  Erfrischunj^en  vernbroiclit.  Die 
parkartigen  T'mL'obungen  .siud  reich  an 
traulichen  i^iutzen  und  reizenden  Aus- 
siclitepmikteB.  Besonderes  Interesse 
gewXlürt  der  Vogelfang,  der  vorzugs- 
weise im  Spatherbst  hier  betrieben  wird, 
theil«;  in  Meisenhtttten  und  auf  Vogel- 
heerden,  theils  in  [Schlingen  und  Stell- 
bügeln, theils  an  der  „Tränke",  welche 
dureh  ihr  Quellengemnrmel  die  Vögel 
anlockt.  Namentlich  sind  esKrammets- 
vög**],  die  bis  mm  Winter  Iiinein  fiefan- 
gen  und  durch  Zwischenhändlrrhisnach 
Berlin  versendet  werden.  Mehr  jedoch, 
als  des  Erwerbes,  wird  die  Vogelstelle- 
rel  des  Vergnügens  halber  getrieben,  und 
ist  nirgends  so  systematisch  und  so 
schwunghaft  aus^jebildet,  wie  in  der  en- 
gend von  Rudolstadt.  Von  Schwarzeus- 
hof  entweder  in  10  Min.  auf  <lem  Weg,  der 
▼<»  Rudolstadt  nach  Zeigerheim  n.  Blan- 
kenburg fQhrt,  oder  nach  der  anderen 
Sdte  bin  in  %  St.  hinab  nach  Eichfeld. 

—  Verzichtet  man  auf  den  Abstechernach 
Sch^^  Hrzenshof,  oder  1  *  >ucht  denselben 
Hut  dem  Wege  nach  Blankenburg,  so  geht 
man  Ton  Schaala  durch  einen  engenibal- 
grund  auf  der  Chauastein  das  frenndliebe 
Dörfchen  Eichfeld  ^  wo  Ü.  von  Ketel- 
hodt.  f'in  ,.'rulpenfest"  stiftete,  nn  ^vpl- 
chem  die  mitTuljien  geschmückten  Kin- 
der mitBüchern  beschenkt  werden.  Süd- 
lich davon  „KUterütHkübß**  CV4  ^^-.h 
dne  wegen  ihrer  ttberraschenden  Aus- 
sicht vielbesuchte  Anhi};«  mit  Vogelfang. 

—  Von  Eichfeld  wendet  »ich  iWa  Strasse 
nach  Stadtilm  rechts  an  Lichstedt  vor- 
über, wo  die  Vogelstellerei  ihren  Haapt- 
sita  liat  (16  Berde  und  4  Trinken),  und 


Hr.  V.  Ketelhodt  zur  Hebung  der  jong^ 
Iräu liehen  Sittsamkeit  „das  Rosenfest" 
stiftete.  CfCradeaus  chaussirter  W^ 
nach  Keühau  (V4  St.),  einem  kleinen 
Dorfe  in  engumscIdossaMm  Tbale,  das 
durch  seine  Ersidiungsanstalt  einen  weit- 
bekannten Namen  hat.  Diese  Anstalt 
ward  von  dem  Vater  der  Kindern-Är- 
ten".  Fr.  Fröbel  (f  1853X  eiiiem  Schü- 
ler Pestalozsi's,  in  Verbindung  mit  sei- 
nen Freunden  Middendorf  und  Lange- 
tbal,  1817  begrilndet,  und  zihlt  jetst, 
unter  Barops  Direktorat,  einige  sechzig 
Zöglinge  (mit  9  Lehrern).  PI*  hoch- 
rngenden  Gebäude  der  Anstalt  liegen  am 
westlichen  Ende  des  Dorfes. 

Ton  Keilkau  uach  Blankeuburgr 
(lV4St.)  aber  den  Steiger,  einen  14^5  F. 
hohen  Berg,  dessen  kahles  Haufit  eine 

lohnende  Umschau  gcwfihrt,  Kleinpölitz 
und  den  Greifenstein;  —  oder  nach 
Pavlinzellc  (3  St.)  über  Leutnitz  (Chaus- 
see), Gölitz,  Quittelsdorf,  Kotteubach, 
Milbitz,  (B.  31)  oder  Uber  i8!ol«<?o9/,  in 
dessen  Nähe  Lithographiesteine  ge- 
brochen werden;  wikrend  bisher  800- 
lenhofen  in  Bayern  die  einxige  Fund- 
stätte sol<  lif  1-  Steine  war. 

d)  Debra  (|  ätundi)  von  Rudolstadt).  — 
HinehliOiel  (11  8t.).  -  «resakeehherg  (S 

St.).  —  Man  kann  diese  Partie  zu  Wagi-n 
machen,  Indem  der  Weg,  mit  kurser  Unter- 
brechung, chsuMlrt  ist.  Bei  der  Lodwlgs- 
burg  in  Badolstadt  der  H&uptstrasM 
abbiegend,  läuff  er  an  der  Bohneschen 
Porzellanfalirik  vorüber  uud  steigt  iu  ttanf- 
teii  Windnugen  (ein  Fnsiiatetg  niber  und 
flteiler)  zur  Höhe  d«r  Dehrn  (»orbische  Be- 
seichnang  für:  Landgut)  empor.  Auf  ver- 
schiedenen Standpunkten  prachtige  Aufl- 
itfeht«B.  Im  nahen  Waldetgrttn  die  kleine 
Villa  „Amalienshöhe".  Ueber  Teichuieidett 
(1  St.),  einem  der  höchstgel^enen  Dörfer 
dieser  Gegend  (1283 F.),  das  ein«  weite  Veni- 
sicbt  gestattet,  entweder  direkt  nach  .GroM- 
l-ochhfrg  (1  St.)  und  über  Hirschbügol  und 
durcli  den  schönen  Uaselgrund  über  Ober- 
h(u$l,  oder  von  Teiehweiden  ftber  Hireeh- 
högel  nach  Qrosskochborg  und  auf  der  wei- 
marlachen Kunstatrasae  über  Teichröda  ae- 
rück.  Hir9<Mv»gel,  uufera  dos  Dörfohens 
KabflNM«»  sehr  gttsehmaekyoUes  Schloas  de« 
Herrn  ron  Farn,-,  von  reisenden  Parkanla- 
gen umgebeu.  GroMkockiierg ,  meiningi- 
»cher  Xerktllecken  mit  einem  mlterlb«m]l* 


203 


8.  Bmde :  Vop  BudolsMt  jm%  BlankentNOf .  204 


cheQ,  vou  eioein  schönen  Park  bQgreiu&ten 
SobloMe  der  Tamtlie  Ton  Stein,  wo  sicli 
Go«^  öfter  anfliielt  und  mehrfache  Excur- 

-ilnv.f-n  auf  den  hohen  Spaalbcrg  untl  in  den 
«ugerdaischeu  Grund  machte.  Seine  iiriefe 
an  Fmu  ron  Stoiii,  mit  der  er  bek»niktilich 

in  der  innigstr-n  YcrMndunp;  stand,  haben 
dem  tinbedcntenden  Flecken  oineu  weit- 
kliiigcuUeu  Namen  gesichert, 

Nebenr«Hten:  Von  Budolstad^  n.  8<mI- 
Jelä:  B.  07;  n.  Weinuar:  Ä.  21;  n.  Shulh'lm 
und  Arniftudt:  R.  31;  n.  Erfurt:  R.  26. 

Ton  Rudolstadt  nach  Blaiikeii- 

burg  (2  St.).  Fahrstrnsfe  iil)*.'!-  1'^;^- 
stedt  (Gas^thaus :  ..Schillershorv  und 
Schwarza  (1  St.)  (Gasthftns:  „Bremer 
Hof')»  einem  wohlhabenden  Flecken  mit 
670  Einwohnern,  in  einer  Tbahveitung, 
die  zu  einem  fruchtbarm  KnclH'n'j-sirtcn 
uugcbaut  ist.  Die  Schwarza,  von  SriTen 
HStlietischerXaturanschauung  der  schön- 
ste Fluss  des  ThfiringervAldesCS.  17,  .^8), 
scheidet  den  Ort  in  iswei  HiUften,  und 
fliegst  bald  darauf  getheilten  Laufes  in 
die  Saalo.  SeitwäH.s  der  steinernen 
Brücke  stürzt  sie  ihre  tospuden  Schaiiin- 
wellen  über  eiu  Wehr,  um  darauf  3 
Hahlen  2«  treib«!.  Da  man  einfit  im 
Magen  einer  Oans  ein  Kliimpchen 
Schwarzagold  gefunden,  so  geht  die 
Rede,  dass  seitdem  die  Bowulnior  des 
Fleckens  ihre  Ganse  niclit  inelir  verkau- 
feu,  sondern  selbst  verspeisen.  Indes- 
sen scheint  die  Geldquelle  des  Schwar- 
■aflüsscbens  reniegt  sn  sein ,  während 
in  fMiheren  Jahrhunderten  die  mysteriö« 
sen  ,,Venctiancr"  oder Walen die  als 
Goldscliürferu.  Scheidekünstler  denThü- 
ringerwald  durchstreiften,  das  Sprüch- 
wort im  Hunde  führten:  „Mancher 
Bauer  wirft  einen  Stein  nach  der  Kuh, 
der  mehr  werth  ist,  als  die  Kuh  selbst." 
Die  Cbnii<'see,  welche  in  Schwarza  einen 
Knotenpunkt  bildet  und  (1.)  nach  Saal- 
feld läuft,  führt  (r.),  der  Schwarza  ent- 
laug, nach  Blankenburg  (1  St.).  Ehe 
man  jedoch  die  Stadt  berührt,  geht  ein 
Arm-,  am  Wellenbad  vorüber,  (l.)  dem 
SclnvarzburgerTTofef ('lirysopras)zn,  der 
nn  der  Pforte  des  Sclnvarzathales  steht. 
Daher  kommt  es,  dass  Viele  sich  damit 
begnügen,  Blankenburg  unddenGreifen- 
stein  nur  aus  der  Ferne  zu  sehen,  indem 


sie,  nu  der  Stadt  vorüVjer,  den  nächsten 
Weg  nach  Schwarzburg  einschlagen. 

Fuasweg  nat^Jflanhet^rg,  näher  u. 
romantischer  als  die  Heerstrasse,  über 
Zeigerh^m  (1  St.)  und  ^zwar  entweder 
über  Kunibacli ,  die  Schillcr.»^hühe  und 
Volkstedt  (s.  obeua),  oder  gewohnlicher 
an  derBadeanstalt  vorbei  bis  zum  Chaus- 
scehause  (V^  St.),  wo  (r.)  die  Strasse 
nach  Schaala  abzweigt.  Hier  kann  man 
zunächst  die  Justinshöhe  besteigen  und 
vom  Denkmal  aus  (1.)  auf  dem  Kamme 
des  flobirges  über  Sclnvarz<Mi.-hof  fort- 
gehen (c).  A'erzichtet  mau  aber  auf  die 
Justiushöhe,  so  steigt  man  vom  Chaus- 
s^ehause  (r.)  an  einem  Kieferwilldchen 
bertrauf  uud  erreicht  nach  einem  Vicr- 
telstündchen  die  Kuppe  des  Zeigerhel- 
mcr  Brrf/rs  H  IOO  F.),  die  nlit  einem 
Wäldclicu  gekrönt  ist  und  eine  herrliche 
Umsicht  gewährt  Viele  Petrefakteu, 
Frauenglaa,  Gyps,  Eäne  halbe  Stunde 
weiter  Dorf  Zev/erheim  mit  einer  alter- 
thümlichen  Kirche,  worin  eiu  interessan- 
ter Flüj]rebiltar  aus  dcui  lö.  JalnhuiiderL 
Ehe  uuia  da»  Dorf  erreicht,  kann  man 
(r.)  einen  Abstecher  nach  dem  nahen 
Schwarzenshof  (c)  machen,  der  unter 
d(  in  nördlichen  Abhänge  des  imposan- 
ten Liskeber;rcs  licpt.  Hechts  an  Zei- 
gorheim  vorüber,  erreicht  mau  steilab- 
wiirts  in  %  ^^t.  Blankenburg.  Doch 
ist  es  vorzuziehen ,  einen  rechts  abfüh" 
renden  Nebenpfad  einzusehlagen  und 
zunächst  die  imposante  Ruine  Greifen- 
stein au  besuolien. 

Flora  von  Ifudohtivff ,  Schtoarza,  Blanken- 
Imrg,  Fuulmzelle  und  ümgegtmd.  Aconitum 
Iiycoctonnm.  Adoxa  KosebabeUlna.  Allirnn 
fallax.  A,  Scorodoprasum.  Amaranthus 
Blitum.  Andropogon  Lscbaemum.  Arabis 
brassicaoformis.  Aristolochia  Clemntitls. 
Aroula  roimidlfolla.  Asparagitfl  oflicinalla. 
Asperugo  procumbons.  A.stcr  alpiniis.  A. 
Amellus.  A.  sahgntm.  Atripicx  nitens.  — 
Blitun\  capitatnni,  selten.  B.  glauoam.  B. 
Tirgatam.  Bopbtbalmum  salicifolium.  — 
Tontaur.'a  solstirialis.  CerotophyUum  de- 
niersum.  Chenopodium  murale.  Ch.  opuli- 
follum.  Chrysanthemum  Parthenium.  CI« 
cuta  virosa.  Corynophoru»  ranesccns.  d- 
tonenstor  vulgaris.  Crepls  focfida.  C.  suc- 
cisAofolia.  Cytisus  nigricans.  —  Datura  Stra- 
monlom.  Dentarla  bnlbifera,  Sthwanalhal. 


Digitized  by  Google 


205  9.  Bcmie:  Von  Blankenburg  nach  Schwarzbnrg.  206 


Piantbua  Arnioriu.    T).  caesius.    D.  prollft^r. 
D.  superbuet.  Digitalis  gramliflor«.  D.  ochro-  ■> 
leuca.  Diplotaxis  tenuifolia.  —  Elymua  coro- 
pMQS.    Kpilobittm  coUinum.    Eriophorum  i 
^niri'nntuin .      "Frv^imiim   cropidifolium.  E. 
odoratum.   £.  strictuin.  Eupbrasia  lutea. — 
Testaea  ByWatioab  —  Qafinm  rotondtfolimn. ' 
•G.  saccharatum,  selten.  Ctoodjrera  npMS.  — 
Hellel>orus  viridis.    Ilimantliogloflsam  birci- 
num.  Uys»opu3  officioalis.  —  Xnula  briiaanioa.  * 
I. hlrte.  I.  salicitm.  Iris  gernumlcA.  —  Iiaota«»  \ 
Scftriola.   Lathyrus  beteropbyllus.  Lonieera 
Tiigrn.  Tiibanotis  moutana.  Limosella  aqua- 
tica.  Linaria  Cymballaria.  Linum  tenuifo» 
liutn  Ih,  Mhr  Mlten.  IiUhospenniiin  pur- 
■pnreo-oaenileain.   Lysimacbia  sua-veolens. 
—  Medicago  miDima.  Mentha  rotuudifolia. 
JtfespUua  germanica.   Meuoi  athauiaaticum- 
Monotropa  njpopiljt.  Hyriophyllnm  Terli' 
Cillatum.  —  Noniifii  piilla,  hielten.  —  Oeno- 
tberit  bicnnis.    Oplirys  muscifora.  Orchls 
tsoriopbura.    O.  fusca.   O.  iucarnata.  0.  mi- 
ttterto.    O.  UiftDlBili.   Orifanom  Hijorana. 
Onktthogalnm  mtam,  O.  nmbflllalam*  Or« 


nithopus  porpiisillus.  Orobftnrlie  rftmoaa. 
Orobanclie  rubens.  —  Peucedanum  oreo- 
selinuni.  Pbysalis  Alkekengi.  Plantago  ma- 
ritlma.    Potamogeton  Ineent.    P.  obtosi* 

fo^jn.  Pyrolft  chlorailthn  P  SfAnndn  P. 
umbeilata.  —  Radiola  linoides.  Kanuncuiui» 
dtrariealot.  B.  veraoroffn«.  S«i«daltrt«ola. 
Rubns  saxatiHs.  —  Saglttarla  sagittaefolia. 
Sambucus  tacemosa.  Saponaria  officiivtüs. 
S.  Yaccaria.  Scirpus  radicans.  Scro^huiaria 
Ehibarti.  Sedum  purpnrascens.  S.  reHe- 
xum.  S.  villosum.  Scuebit  ra  Coronopus. 
Sescli  coloratum.  Setaria  verticillata  So- 
lanum homile,  selten.  S.  Tiliosum.  i^pi- 
raea  AnineaB.  Staehyt  anntiar  flt.  mala. 
Stenactns  beilidiflora.  Stipa  pennatu.  •- 
Tetragonolobus  siliquosus.  Toucrium  Oba- 
maedrys.  T.  scorodoniu.  Tlialictrum  Jaqni- 
niannm.  Th.  minus.  L.  Traieopogoa  major. 
T.  nifnnr.  Trifolium  ochrojenciim.  T.  ru- 
bens.  Tulipa  sylvestris.  —  1/rtlca  pilulifera. 

Taeelnium  nliglDOOTim.  Tabulaiia  earinata. 
Vicia  cassubica.  -V.  latliyroides.  V.  pisifor- 
mii.  Viola  miiabilis«  SaaichelUa  palaateis. 


9.  BoEte:  Von  Blankaaburg  naeli  Schwarzbnrg. 


Die  UmgegeBd  von  Blankenburg  ist 
<>in  reich  cartonirtes  Album  voll  der 
schönsten  Landschaftsbilder.  Jul.  We- 
ber sagt:  „Sie  ist  eiu  unendlich  grosser 
Park,  den  die  schöpf eriaehe  Hand  der 
Natur  mUidyllisclien,  roniantisclien  und 
g^rotesken  Bildern  freigebig  ausgestattet 
hat/*  und  Fiu-st  Vürklir,  der  Oross- 
nici-iter  landschaftlicher  Gartenkunst, 
schrieb  in  das  Greifensteiner  Album: 
„Hfttte  iefa  UuAkan  nicht,  so  möchte 
ich  Blankenburg  haben.**  Das  anmu- 
thige,  ivaiimreiche  Thal  der  goldhaltigen 
Rinne,  von  den  stolzen  Trümmern  der 
alten  Kaisorburg  überrac;t,  ist  nach  S. 
von  jtbiifernndeten,  zum  Theil  mit  Bir- 
kenwald bestandenen  Bergen  umrahmt, 
nach  K.  durch  die  schroffen  und  meist 
kahlen  Mnachellcalkhöhen  des  Steiger 
und  KessA  geschlossen. 

Po«f  n.  Budohfadt  tägl.  Nachm.  21  Uhr, 
■n.  Schirarzhttrg  Ab.  8J  U. ,  n.  Könitjxe^  nnd 
Ilmemu  Ab.  ü  U.  —  Ent/ernuHgen :  Kudol- 
•stadt  S,  ScliwMBburg  S*  Saalfeld  S,  KoDig> 
«ee  St  PattUnsell«  8  St. 

Oattkaf:  Zum  Xöwm  (am  Markt). 


Blankenburg    sciiwarzb.  mdolst. 

Städtchen  mit  1370  Einw. 

Indmtrie:  In  früherer  Zeit  Goldwäsche» 
reicn  in  der  Einne  und  Schwarza,  sowie 
Bergbau  auf  Silber,  Kupfer  u.  Bisen.  Der 

EiSenlinrnnuT  am  Eingitn?  flf^"  Sfhxmr'/n- 
thale»  schon  ld97  in  eine  Papieriimhle  um- 
gewaadelt.  Jatat  aehwaafkalter  Obstbau 
(die  Bergterrassen  im  Frühling  wie  Ton 
Blüthrii  iibLisclini'it).  Da^rcgen  int  der  sonst 
so  ätaik  betriebene  Laycndulbau  dem  £r- 
loBcben  nahe.  7  M fthleo ,  8  Papierfabriken, 
Wollspinnereien,  Lederfabrik,  2  reuommirte 
Farbenfabriken  (die  eine,  von  Nenbert  tmd 
Brunnquell,  liefert  Erdfarben  bis  zu  den 
feinstan  Nuaa^ta;  die  aadare,  Ton  Speeht 
und  Axt,  Tuschfarben  aller  Sorten,  und 
y.war  so  billig,  dass  1  Dutzend  Kästchen  mit 
6  Farben  nur  1  8gr.  8  Pf.  kostet) ;  schöne 
Uarmorwaaren  von  O.  Ho&nann.  Bis  In 
die  weiteste  Fornc  berühmt  sind  die  mikro- 
skopiüch  •  botanischen  Präparate  des  Dr. 
Speerschneider,  welcher  sich  durch  anatoml- 
sehe  Untersuchung  der  Flechten  und  derKar- 
tofTcljulzo  einen Buf  erworben.  EiiM^  Samm- 
lung von  141.0bjecten,  eben  so  iutereasant} 


6elmkdeltMcht,  Bad  Blankenburg  u. 
feine  Welt.  BelbBtretlag.  IMS. 


L^y  Google 


207  $.,Moutt:  Von  Blaukeiiburg  nach  ßdiwarjbarg. 


«to  Ibr  den  Untenrleht  in  der  iriHeii«ch«l|* 

liehen  Botanik  instructiv,  kostet  27  Thlr. 
AuBSerdem  eine  Steindruckerci ,  eine  photo- 
graphifche  Anitalt,  eine  Apotheke.  —  In 
einem  Hause  vor  der  Stadt  errichtete  Tre- 
bel den  ersten  deutschen  Kin eie  ren rtcn  und 
die  erste  Bildungsanstalt  für  Kiaderpfleg«. 
.rfnB«i. 

Za  längerem  Aufenthalt  veranlasst 
^ie  Bftdeaiistalt^       besonders  von 
Norddeutschen  gem  besucht  wird.  Aus- 
ser dem  1839  angelegten  Wellenbad, 
womit  eine  Kaltwasserheilanstalt  ver- 
bunden, wurde  1851  das  erste  Fichten- 
nadelbad  in  Thüringen  hier  begründet, 
das  mit  den  gewöbnlichen.Modificatio- 
nen  und  GompUcationen  angewendet 
wird.  Badeärzte:  Dr  Fritsche  und  Dr. 
Speerschneid^.  Das  Badehaus  mit  ent- 
sprechenden Einrichtungen  zu  Kaltwas- 
ser-,  Wellen-,  Fichtennadel-  u.  Dampf- 
bädern liegt  dstlieh  von  der  Stadt  unweit 
der  Bchdnen  Brtteke,  welche  fiber  die 
^hwarza  führt,  und  zwar  auf  einer  klei> 
nen  Fliissinsel,  die  von  dichten  Baum- 
gruppen beschattet  ist      Ausserdem  2 
Douchebäder,  eines  nahe  bei  der  Lin- 
deninsel, das  andere  am  Eingang  des 
Steingrabens. 

Excursionen:  a)  Badehaiis  auf  der 
Schwärsainsel,  an  der  Strasse  von  Ku- 
dolstadt  nach  8chwarzburg  (5  Min.). 

b)  Llndeninsel ,  mit  Schiesshaus  (8 
Min.)  —  Watzdorf  ^ ' st.)  —  Otten- 

biihel  oder  Otteubiel  (40  Min.).  —  Durch 
das  obere  Thor  auf  der  Strasse  nach  Kö- 
nigsee (imRinaethale),  und  dann  (1.) 
SU  der  ron  hohen  Linden  und  Pappeln 
umschatteten  Insel,  Aber  welche  die 
Wege  nach  Cordobang  (r.  an  der  Vogel- 
Stange  vorüber)  \m<\  nach  Böhlscheiben 
(gerade  hinauf)  fii Ii i  r  1 1  A nf  der  Chaus- 
see weiter,  nach  20  .Min.  das  Dörfchen 
WataOor/,  desaen  Gasthof  (Forellen) 
viel  besucht  wird.  Jenseit  des  Dorfes, 
im  romantischen  Kinaethal,  (r.)  der 


Schloss)*).    Durch  eine  Seitens^trasse, 
die  Tom  Markt  des  Städtchens  auslauft, 
föhrt  ein  IStufenpfad  auf  efai  Plateau^ 
wo  ein  Tergnügungsgarten  winJtt.  Von 
hier  aus  (1.)  ein  naher,  aber  beschwer- 
licher Weg  geradeaus  zum  steilen  Berg 
hinauf  (20  Min.).     Bequemer,  obwohl 
auch  nicht  fahrbar,  der  Burg^veg  ( ^/^  st  ) 
der  sieh  im  Halbkreis  um  die  Süd-  und 
Westseite  des  Berges ,  theilweise  dnr^ 
einen  schonen  Buchenwald  emporwindet 
Der  500  F.  über  die  ThalsiAle  und 
1247  F.  über  die  Meereshöhe  ragende 
Kalkberg,  auf  drei  Seiten  von  einem 
Buelienhain  umgeben ,  hie  und  da  auch 
mit  Obstplantagen,  Feldfrfichten  und 
Lavendelsaaten  (sonst  mit  Bebenpflan- 
zungen) bebaut,  ist  Hir  Botaniker  und 
Geopnosten  von  hohem  Interesse,  indem 
hier  viele  seltene  Pflanzen  wachse?i  und 
im  nahen  Steiugraben  (hinter  der  Burg- 
ruine) schöne  Versteinerungen  und  In- 
krustate  2u  finden  sind.   An  der  West- 
seite de.s  Hochplateau  tritt  man  duYch 
das  verfallene,  rundbogige  Hauptthor 
auf  den  Hof  der    tattlichrTi  Teste,  die 
Fr.  V.  Maltitz  mit  den  Worten  schildert: 

„Hoch  schwindelnd,  «gleich  trotzigem 

Adlerhorst 
Aue  dfteterm  Forst, 
So  dräut,  aus  wildem  Oestrftppe, 
Vom  schroffen  Rau4 
I>er  Felseuwand 
Die  Blankenburg  Jih  ins  GekUppe^*' 

Die  grossartigen,  obwohl  aus  der 
Ferne  weniger  imponirenden  TVUnuner 

der  stolzen  Veste,  die  als  eine  der  älte- 
sten und  schönsten  des  Tlinringerwaldes 
gilt,  bedecken,  von  Epheu  umschlungen 
und  malerischem  Gebüsch  durchwuchert, 
den  ganM  Scheitel  des  umfangreichen 
Bergkopfes,  so  dass  man  w>n  einer 
Umfassungsmauer  bis  zur  andeni  400 
Schritte  zählt.  Obgleich  jetst  nur  ein  * 
gewaltiger  Trümmerhaufen ,  nachdem 
aucli  die  scliouste  Zier,  ein  kolossaler 


Ottenbühel,  ein  inselartiger,  schroffer  ".o.;"^  '"^  '  ^u^voam«! 

Zechsteinhägel  mit  Pavillon  und  hüb-!  1800  zusammengestürzt,  unter- 

schen  Anlagen.     Gegenüber  ein  zum  »och  die  doppelten 


sehen  Anlagen.  Gegenüber  ein  zum 
Felskeller  verwandelter  alter  Stollen 
mit  angenehmen  Spasiergängen. 

(  Blankenburgei 


Kingmanem  und  die  tiefen  GrKben,  wo- 

^)  Jlcnse,  Gescliichto  des  SchloSBee  ll]an>  . 
kenburg.  AudolsUdt  1880. 


Digiii^uü  L^y  GoOg 


Digrtized  by  Google 


Schw  a 


K«.2>ddJlt 


I  ! 


int  i 


'7 


\ 


yiuntiirrjf'rld 


L'-L,  •'^'.^ 


37» 


I.  K.ivra%lria  4r. 


MubsUb  1 : 1 


irrbu 


i;  150,000  <Lw  L. 


*  f. 


Digitized  by  Google 

i  J 


209 


9,  Jlottie:  T«ii  MAülBMiliwrff  iMcli  8eliWM^ir(?. 


210 


mit  die  Bnr^;^  befestigt  war.  Sie  sclieint 
aus  drei  Abthf^ilnnfr**"  bc^tnndfu  zu  ha- 
beu »  die  sich  terrassentörmig  ühcr  ein- 
ander erhoben ,  so  dass ,  wenn  die  eine 
▲bÜMiliiiig  etdbert  war,  Bestisuig 
in  eine  mndere  tnib  mHiekflklieii  Irannte. 
Daher  steigt  man  auch  jetzt  noch  anf 
verfallenen  Treppenstufen  zwischen  den 
Ruinen  auf  und  nieder  Zuerst  der 
Gottesacker  {L),  dann  erster  Wail  mit 
ehemaliger  Zugbrücke,  Vorhof,  Stallun- 
gen, Taniieiplats ;  hieinivf  iweiter  Wall 
mit  ZagbrQeke  zur  Hanptburg.  Der 
schönste  Rest  des  Schlosses  ist  der  go- 
thische  Chorbogen  der  Kapelle,  neben 
dem  ein  Erkerfenster  ein  präehti^^es 
Landschnftsbild  umrahmt.  Nahe  dem 
eingesttkraten  Bergfried,  im  ostliehen 
Winkel  der  ehemaligen  Kemnate,  ein 
neuer  wohnlicher  Anbau,  worin  einfache 
Erfrischungen  geboten  werden  In- 
teressanter ,  als  die  Bilder ,  welche  das 
Gemach  schmücken,  ist  die  lacliende 
AnariditaBf  Btankenlrargiind  in  dierei- 
senden  Thftler  der  Siaale  v.  Bchwaraa,  ja 
bis  zu  den  fernen  Häuptern  des  Thürin- 
gefwaldes  (Kickelhahn  u.  Schneekopf). 

Geschirhtlicheif.  Im  Jahr  1137  wird  der 
Burg  Biun  ersten  Male,  als  eiuer  Beflitsnog 
des  Omlbn  Sitso  Yon  8«diwanilmrg,  arkund- 

lich  gedacht  nnd  «^^niftl^  „Ckeifenstein**  ge- 
nannt, obwol  später  dieser  Name  in  ,  Jll!ui- 
kenburg'*  überging.  Als  «ich  bald  darauf 
die  Orafen  Ton  Scliwarsbvmr  in  awet  lilolen 

theilten  ,  wühlte  die  eine  („Herren  zu  Blan- 
kenburg") den  Greifon'?toin  zum  Wohnsitz. 
AuS  dieser  Linie  atummte  der  ritterliche 
dref  CHknther  XXL  (geborMi  aaf  SeblMs 
BlankenbTirp  1301),  dessen  Bildnias  in  (Jcr 
KestauratioD  des  tichlosses  zu  sehen.  Zum 
dmitschen  Kaiser  erwihlt  (1348) ,  konnte  er 
sich  gegen  die  Ränke  Karls  lY.  nicht  be- 
hatjptcn  und  starb  nocli  in  (iomselben  Jahre 
zu  Frankfurt  a.  M.  wahrscheinlich  durch 
Olfl.  Bli  1407  ward  die  Burg  yon  etntelneii 
Oliedem  der  gräflichen  Linie  abweclisclnd 
bewohnt  a.  dannmit  Amtleuten  b<"sctzt(bi8 
15(i0),   bis  der  stnlzo  Bau  aUmahlig  verfiel. 

d)  Keilhau  (S.  201.),  17^  st.  von 
Blankenburg ,  beschwerlicher  Weg  über 
den  Steiger,  der  ein  weüea  Panorama 
in  die  ThUringer  Berge  entfidtet.  Auf 
der  Höhe  theilt  sich  der  Weg,  (t.)  nach 
Remda,  (r.)  nach  Keilhan. 


Nebenronten :  1)  Von  Blankenburg  nach 
Sftalfdd  (2  St.) ,  .  entweder  zu  JTass  aber  den 
Chrysoprat  imd  Untarwirrkaeh  (niekater 
Weg),  oder  Chaussee  über  Schwarza  and 
Wolsdorf  oder  Unterwirrbach  und  Beolwftsi 
R.  97. 

9)  Heber  KSM^tM  (t  8t.)  «nd  Ami^ektm 

(4{  St.)  nach  Ilmeuau  fß^  St.),  Poststrasse 
über  WatKdorf ,  Leutnitz,  Quittelsdorf,  Bot« 
tenbach,  Ködits:  B.  84.  Ein  näherer  Weg 
(su  Fuss)  kbar  Böhlscheiben,  Cordobang» 
Bechstädt,  Allend-  rf,  Aschau,  Lichte,  Kö- 
nigsee: siehe  unten  (Seiteutouren  nach 
SefawanbuTg  a). 

8)  Nach  Paulinzelte  (3  St.),  Sladtibn  (5 St) 
und  Arnffadt  (8  St.),  Boststrasse  Über  Wata- 
dorf,  Leutnitz,  Quittelsdorf,  Unter-  und 
Oberrottenbaeb,  MUbtts:  B.  81. 

Kleine  Touren  (zu  Wagen);  deren  nähere 
Beschreibunf  betreffenden  Orts  naohzn- 
sehen : 

Ein  halber  Tag:  a)  Nach  Schwarzbni^ 
durch  das  Schwarzathal;  zurück  über  den 
Kberstein ,  oder  über  AUendoxf ,  Köditz ,  Kot- 
teabaoh,  Quitteladorf,  Lentnits,  WaCedorf. 

b)  Nach  Saalleid  über  Unterwfrrbach 
und  Beulwitz;  surück  über  Wilsdorf  nnd 
Schwarza. 

e)  Ueber  8ehwanta  wA  Badolitadt. 

Ein  r/tn~rr  Tag:  a)  Ueber  Schwarzburg, 
Allendorf  uud  Köditz,  oder  von  Schwarz- 
burg über  Sitzendurf,  Lichte  und  Königsee 
nach  Paulinzelle;  zufOek  über  Wlbtta,  Bot- 
tenbach, Watzdorf. 

b)  Nach  Schwarzburg,  Sitzendorf,  Glas- 
baph,  Melienbaehf  wnd  snrftek. 

cj  Ueber  Unterwirrbach  nach  Saatfeld 
und  von  Saalfeld  naek  Bndolatadt;  sarnek 
über  Schwarza. 

d)  Ueber  Sekwanbaxg  and  K&nlgiee 
nach  Ibae&an;  rarftck  Ikber  Paallaaelle. 

Bureh  das  Schwarzathal  Bach 

SchwarzbBTg"  (2  St.).  Eine  Partie 
( ChauKSPO ) ,  so  üherrelch  an  hoch- 
romantiseliea  \\  eeht.ell>ildern  ,  so  pitto- 
resk au  überraschender  Geätaltuug,  dasi> 
man  an  dievsehdnaten  ThIQer  der  Sehweis 
erinnert  wird  oder  sich  in  eine  der  gold- 
reichenStromthälerNordcaliforniettSTer-' 
setzt  glaubt.  —  Zunächst  von 

BlanJcenhnr<i  zum  Chry8opra!t{^f^  St.) : 
entif'ffhr  anf  direktem  Fehitussweg  ;  o«ler 
Oliausse«!  ion  linken  Flussuter  hinauf  j 
oder  jenaeit  derOhanaa^e  n.  dea  Flnaiea 
im  Schatten  dichter  Srlen  an  Badehanae, 
nnd  einor  Papiermühle  Torbei,  unweit 
deren  ein  Brüekenateg  aber  die  Beb  waraa 


Digitized  by  Google 


2X1  9.  Mouu :  Yo«  BJi«Bkeiibiirg  imk  Sekwmborg.  212 


führt  (V^St  ).  Odfr  man  geht  in  südli- 
cher Uichtung  aus  der  IStadt,  verfolgt 
den  B*nsspfad ,  der  erst  «n  einer  Mfthle 
vorüber,  dann  diirth  Felder  und  apSter 
im  Walde  aufwärts  steigt,  i|nd  gelangt 
in  V«  St.  auf  den  steilen,  zerrissenen 
*  OrieffhachBfelsen,  dessen  Gipfel  mit  ei- 
nem Behaalenhäuscheu  gekrönt  ist.  Der 
BHek  in  die  Windungen  des  grotesken 
Sefawarzatbales  und  auf  die  waldbe- 
wachsene Hünenkuppe  mit  dem  Eber- 
stoin,  sowie  laiiiiber  in  die  leuchtenden 
Gefilde  Saalfolds  ist  so  übcrra'^clipnd 
und  bezaubernd,  dass  der  bekannte 
Kirehenrath  Griesbach  aus  Jena,  als 
er  sum  ersten  Male  diesen  trundervollen 
Xatartempel  betrat,  anbeksnd  auf  die 
Kniee  sank.  Daher  der  Name  des 
Jb^'elsnns. 

Die  schwindelnden  Pfade,  die  sich 
weiter  aufwärts  ziehen,  verfolgen  wir 
in  nächster  Seitentour  (a) ,  so  dass  IHe- 
jenigen,  welche  über  die  Teufelskuppe 
aum  Kirchfclsen  gehen  wollen,  nicht 
von  BlankcnburfT ,  sondern  erst  vom 
Schwarzburger  Hof  aus  den  Griesbachs- 
felsen  ersteigen  mögen.  Denn  der  von 
diesem  Felsen  (1.)  abwUrts  fahrende 
steile  Zickzackpfad  mündet  in  der  gar- 
tenartigen Umgebung  des  Gasthauses, 
welches  an  der  Pforte  de.s  hot  ligcfeiertcn 
»Schwarzathnles  gleichsan»  Wache  hält, 
nur  durch  die  Strasse  von  dem  silber- 
schäumenden FInsä  geschieden,  der  larut 
tosend  über  ein  Wehr  hinabstürat.  Die- 
ser,  nicht  sowohl  wegen  seiner  guten 
AVirtli.sehaft ,  als  vielmehr  ■\vefron  seiner 
romantischen  Lage  und  seiner  vortreff- 
lichen Porellen  stark  besuchte  Gasthof, 
worin  manche  Touristen  oder  Badegäste 
Wochen  lang  sieh  einmiethen ,  um  £z^ 
«nrsionen  in  die  reisenden  Umgebungen 
-zu  machen,  trägt  eigentlich  die  Firma : 
jfßchwarzhurger  Hof' ,  hat  aber  von  dem 
Schneider,  hemachmaligen  Mincralien- 
häudler  und  preuss.  Bergrath  Dauz 
(t  1813),  der  hier  das  Zechenhaus  „zur 
Ombe  Hannchen**  gründete  und  gern 
die  von  ihm  aufgefundenen  Chrysoprase 
55ei^'te,  den  jetzt  allfremein  üblichen  Spitz- 
namen ,  .Chrynopras  '  geerbt  Der  Stol- 
len, weicher  hier  geschlagen  M  ard,  um 


Göhl  zu  graben,  ist  zu  einem  vortreftli- 
cheu  Bierkelier  und  das  Zechen  haus 
au  einem  ^ehertians  gewordtti,  das 
wahrscheinlich  mehr^eld  einbringt,  als 
jener  Stollen  gebracht  hat. 

Und  nun  —  „Salus  intraiitibus!"  — 
durchs  Schwarzathal  f  das  einem  Eops 
gleicht,  welches  die  Natur  im  er- 
habenileii  Lapidarstyl  gedichtet!  Der 
silbersivudelade  Fluss,  zuweilen  mit 
Fldsshols  bedeckt  und  öfter  äo  »eicht, 
das«  man  die  abgcschliflFenen  Thonschie- 
fi  rtriimraer,  die  in  seinem  schmalen 
liette  liegen,  zählen  könnte  und  die 
Fische  auf  den  schwarzen  Steinen  spie- 
len sieht,  hat  sich  gewaltsam  einen  en* 
gen  "W.eg  durch  die  Felsrinde  gewülilt, 
.die  vorwiegend  aus  Schiefergestein  be- 
steht. Wie  schwer  ihm  dies  fjoworden, 
bekunden  die  krampfhaften  ,  nieist  huf- 
eisenförmigen Windungen,  womit  er 
sich  durch  die  voi^sdiobeaea  Wald- 
und  Felscoulissen  gezwängt  hat.  Fast 
bei  jedem  Schritte  öffnet  sich  eine  neue 
überraschende  Scenerie.  Da  ein  schma- 
ler Wiesensaum,  worauf  vielleicht  ein 
liudel  Wild  sich  ässt  oder  eine  grunzeihde 
Bache  mit  ihr^n  Friselilingen  im  Ge- 
büsche wUhlt;  dort  schroffe  Gehänge, 
zinnenartig  aufragende  Felsgebilde  und 
zackige  Steinwände,  bald  vonMenschen- 
hnnd  diirchsehürft ,  bald  heller  oder 
dunkler  belaubt}  hier  Flaggen,  Pavil- 
lons, Buinen  und  Lusthäusehen,  die 
neuglerieg  in  das  stille  .und  doch  reich- 
belebte Felsenlabyrinth  herab  zu  grüs- 
sen  scheinen.  Manchmal  wird  das 
Thal,  oder  vielmehr  die  riesenhafte 
Felsschlucht  so  eng,  dass  sich  Fluss 
und  Strasse  zwischen  den  Steingigau- 
ten  kaum  durchzuwinden  rermögcu. 
Manchmal  glaubt  man  sich  yon  einem 
schauerlichen  Kessel  umschlossen  ,  aus 
welchem  kein  Ausgang  sei.  Manchnm! 
dräuen  die  überhängenden  Blöcke  iiud 
Quadern  herabzustürzen,  zumal  wenn 
man  in  den  Schieferbrüchen  das  Häm- 
mern und  Klopfen  der  Arbeiter  hört, 
die  auf  schwindelnder  Höhe  wie  ge- 
spcnstij^e  Gnomen  hin  und  her  husidicn 
Nach  ( iewitterstürraen  wächst  der  Fluss 
zu  einem  wildbrausendeu  Strome,  der 


Digitized  by  Google 


213 


aeia  ftiefaes  Bett  mit  abgenuMMi,  von 

bnuin^nmon  Alp^t-n  überaofjcnen  Oe- 
Sübicbeii  und  mit  kleineren  oder  grös- 
ser«ii  Geröll bäiiii-eu  bedeckt.  DieUold- 
8elf«ii  «ad  Qoldwfisehen  aber  sind  ver- 
sehwvnd«!!,  obwoM  das  Scbwaraagold 
so  fein  und  irerthvoU  ist,  dass  die  färst- 
liclie  Kammer  fdr  1  Loth  9Thlr.  zahlte 
A  Tit'aiiKs  —  vom  Chrysopras  her  —  ist  die 
linke  Thalwand  minder  achroll  und  pit- 
toresk. Aus  eiuer  eugeu  FelȊchluchl 
springt  das  BraausdS^er  Wmmi  (  der 
WenrntMUsh)  kaskadaaartig  in  die 
Schwarza.  Hechts  aber  starren  der 
G(>ld}>or<;  u.  der  Griesbachsfelsen  schroff 
empor.  Bald  erblickst  flu  ,  jenseit  des 
Flusses,  auf  ferner  wald bewachsener 
Felasnnge  (1039P.)  den  Mer$Um,  «in 
Im  Bninenstyl  1844  erb»Qtet  daniü. 
Jagdschlösschen,  das,  Ton  der  Uöi,i-n- 
koppe  (15 F.  )  überragt,  fast  mitten  im 
„Saugarten''  liegt,  der  eine  besondere 
Abtheilung  des  rings  umzäunten  gross- 
artigen Wildparkes  bildet  und  bis»  ins 
Thal  hernieder  reicht.  Ein  Faessteig, 
den  man  vom  Chrysopras  aus  verfolgen 
kann,  schlängelt  sich  auf  schwellendem 
Moosteppich  am  rechten  FUissufcr  hin- 
auf, bis  er  bei  der  „Oppelei'"  wieder 
in  die  Chaussee  mündet  Nach  kur- 
zer Strecke  igt  der  Ebentoin  tct- 
schwanden,  tritt  jedoch  bei  einer  neuen 
Krfimmnng  des  Thaies,  obwohl  in  an- 
derer Gestalt,  wieder  in  den  Gesichts- 
kreis. Rechts  senkt  sich  die  7W//cZ«- 
treppe,  eine  höchst  groteske  Fel»onpartie, 
ataffeliirtig  ins  Thal,  auf  ilirer  äusser- 
slen  Stnfe  mit  einem  BorkenhAnsohen 
gekrönt.  Was  aber  sind  das  Ittr  gigan- 
teske  Felsenpyramiden,  die  plötzlich 
dem  Eberstein  ^cjreuüber  (r.)  hervor- 
treten und  mit  ihren  Zacken,  l^löckcn 
und  Geschieben  einem  gothischen  ihurm- 
gekrpnten  Biesendom  gleichen?  Der 
höchste  dieser  Felsenbanten,  die  in 
sparsam  umbuschter  Nacktheit  als  die 
Titanenköuige  des  Thale.s  majestätisch 
emporragen,  ist  der  Kirrhfflsfv  (IT)  17 
F.),  auf  desseu  dräuend  herabhiiugunder 
Zinne  eine  aerrissene  Fahne  flattert. 
Anf  einem  schwindelnden  Treppen- 
steige kannst  du  die  aerklttftete  Mauer 


erklimmen,  obwohl  die  Aussicht 
lohnend  ist,  und  nuf  dem  Kamm  der 
Thal  wand  über  die  Teufelstreppe  und 
den  Griesbachsfelseu  zum  Chrysopras 
zurückgehen  (S^^ntpnr  6).  Pen  Idei- 
neren  BteinrieBen  nennt  man  den  Ada^ 
f eisen,  weil  die  Sage  geht,  dass  hier  voi- 
vielen  tausend  tausend  Jahren  eine  Hii- 
nenfürstin  gehaust,  die  A(ln  crelu  i^seu. 
In  der  Nähe  das  steinerne  Wrlu-,  dun'li 
dessen  ausgewaschene  Schieferblücke 
sich  der  breitere  Flass.  tosend  und 
schftomend  dahinstürzt.  Ks  i.st  durch 
eine  Felsenader  gebildet,  die  sich  quer 
über  das  Thal  von  einem  Berge  zum 
andern  gelegt  hat  Die  Schwarza  ,  um 
sich  durch  den  Engpass  zu  wühlen,  hat 
Tiefe  Strudeltopfe  in  die  Schieferklip- 
pen gehöhlt.  Hier  ist  wohl  der  schön- 
ste Punkt  des  schönen  Thaies.  Wei- 
terhin, in  bald  sich  erweiternder,  bald 
wieder  verengernder  Kriimmunj;  die 
stolze  Wan<i  des  JPhichsemitin  mit  ih- 
ren schräg  angelagerten  Felseuzacken. 
Beim  Fto89reehen  mischen  sich  idylli- 
sche Bilder  mit  der  wilden  Romantik 
des  Thaies.  Eine  kleine  Wiese,  von 
einem  frischen  Quell  bewässert,  säumt 
den  dunkeln  Fichtenwald.  Dort  eine 
Waldeinsiedelei  von  rohen  Fichtcnstitm- 
men.  Die  liebliehste  Stelle  bei  der  „  op- 
peUi'*  (f ,$chweizerh&aschen**) ,  einem 
Wildwärterhäuschen  im  Schweizerstyl, 
worin  einfache  ErtVischunp^en  zu  haben. 
Darüber  stürzt  ein  Giessbach  malerisch 
herab.  Geht  man  über  den  Steg,  womit 
hier  der  Fluss  überbrückt  ist,  u.  steigt 
anf  dem  schönen  Schlangenpfade  an  ei- 
ner Wildfüttemng  vorftber  bergan,  so 
kommt  man  zum  Dürren  Scküd '% 
einem  mit  B>nniirinden  überzogenen 
fürstlichen  So  I  i)  beim  Eingange  zum 
Wiidgurten.  Eiu  reizender  Blick  ins 
ThftllohntdeaknnenAbsteaher.  Hier 
führt  der  Weg  anm  Eberelein  ab  (Bei- 
tentour  c.).  Non  wird  das  sanft  an- 
steinende  Thal,  von  prächtigem  Laub- 
wald und  hell^'riinen  Lärchenbäumen 
umkränzt  (r.  der  Kienberg),  flacher, 
breiter  und  freundlicher.  Naeh  einer 
halben  Stunde  tritt  (1.)  im  grünen  Thal- 
kessel die  hellleachtende  ßehwatitbwg 


215  1^:novte:  Yon  BliAlmVtfgr  nacli  Sehwan^iiTf •  216 


vor  den  überraschten  Wanderer.  Ein 
entzückendes  Bild,  das  «ti  dio  schönen 
Worte  erinnert,  womit  der  t  iirst  dieses 
Landes,  Ludwig  Friedrich,  1795  die 
Otste  seiner  sehSnenHeinuiÜibegHlsste : 

^Willkommen  In  d«r  Wilder  Meebt, 

T>?c  meine  Bui^  umböllt, 

Wo  noch,  You  Bittergeist  bewacht. 

Die  alte  Sitte  glltl  « 

Dich  grüraet  Hen^nnd  Iland  und  Kund; 

Zieh*  traiilirlt  bei  uns  pin  ! 

Du  Bolletf  geweiht  zum  deutschen  Bund, 

Sollet  «Ufer  Gestfirennd  sein.** 

Am  sogen.  PayiHou  (steinern.  Tisch, 
mit  Strohdach  überbaut)  vorüber,  nn- 

fern  dessen  (r.)  oin  steiler  Weg  im 
Zickzack,  der  jedoch  nur  rii>^ti|:;en  FusS- 
gäuj^^crn  anzurftthen ,  zum  Trippstein 
(20  Min.)  aufsteigt,  passirt  man  eine 
hohe  Brücke  und  geht  nach  10  Hin. 
zwischen  uralten  Edeltannen  fort,  an 
denen  iVIoosbftrte  malerisch  niederbän- 
gen ,  bis  man  jenseit  des  Chaussee- 
hnnses  in  den  schwarzburger  Gasthof 
einzieht. 

Seitentoureu  you  Blankenburg  nach 
Schivarzburg'. 

Wer  mit  «ler  Zrit  Tiicht  zu  geizen  braucht, 
wird  es  nicht  bereuen,  wenn  er  zunächst 
die  fiflitentonr  a)  oder  b)  efnedriägt,  dann 
auf  der  andern  Seite  des  Thalet  (c)  cum 
CJhrysopras  zurückkehrt  und  nun  erst  den 
Weg  verfolgt,  den  wir  so  eben  geschildert. 
Er  wird  bei  dieser  Wanderung  auf  viele 
reizend  schöne,  wahlbaft  orlginellet^Punkte 
stossen  und  das  unirergleieblicbe  Schwarza- 
thal mit  seinra  labjrintUischen  Bergcou- 
lleien  -von  immer  neuen  Selten  bewundeni. 
Für  einen  rüstigen  Fussgänger  ist  ein  Tag 
vollkommen  ausreicljend  dazu.  Kann  er  in 
einem  offenen  Wagen  vom  Chr^rsopras  nach 
Sehwareburg  &hren,  um  so  besser!  0n* 
vf^Tzcililich  aber  wäre  e«,  diese  Partie  im 
ver8chlo<(Bcnon  Postwagen  zurückzulegen. 

a)  You  Blaukenbnrg'  Uber  Böhl- 
scheiben^ Cardobang;  das  Kiou- 
bergsliaii«  rnddenTrippsteiniiaeh 
Sehwarzbnrgr  (2  St.). 

Nach  Böhlscheiben  oder  Cordobang 
(  '/,  St.)  f:>tir(der  auf  der  nach  König- 
see führenden  8tra«fRe  bis  zur  Linden- 
insel (ö  Miu.),  wo  das  Schiesshaus  steht, 
und  dann  rechts  von  der  Vogclstange 
alsbald  nach  Cordobang,  oder  gerade 
hinauf  durch  den  steil  emporsteigenden 


Birkenwald  der  Klinge  nach  Böhlsehei'- 
ben  (1487F  "):  odev  jenseit  der  Kinne, 
die  man  bei  einer  Mühle  überschreitet, 
(r.)  über  den  Süherhery  (Bealwitz- 
Denkmal),  der  ein  reisendes  Panonona 
entfidtot  Dieser  Weg  wird  hftnfig  An- 
geschlagen, um  den  .ftVc^ebeii  Bit  be- 
suchen, der  von  Böhlscheiben  nnr  noch 
V4  entfernt  ist,  und  sodann  über  dio 
schwindelnd  steile  Teufelstreppe  ins 
Schwarzathal,  oder  (rathsamer)  über 
den  CMesbadisliBlsen  snm  Chrysopras 
hinab  zu  steigen.  Von  Böhlscheiben, 
dessen  Bewohner  in  den  Schieferbrnchen 
des  SchwÄrzathales  arbeiten,  führt  ein 
Waldweg  auf  der  Hochebene,  die  eine 
herrliche  Fernsicht  auf  den  Rücken  des 
Thüringerwaldes  bietet,  zum  Ddrfehen 
Cordobang  (V4  St.).  Ein  näherer  Weg, 
auf  dem  man  Böhlscheiben  gar  nicht  zu 
berühren  braucht,  von  der  I^indeninsel 
(r.)  an  der  Vogelstange  vorüber.  Der 
10  Min.  nordwestlich  von  Cordobang 
gelegene  Berg:  „Die  halbe  Welt**  ge- 
hört dem  Herrn  von  HoUebea.  Von 
Cordobang  südwestlich  zum  Kienherff9' 

j  Haus  (V2  St.),  wo  sich  aus  einer  off'enen 
Rotunde  (1658  F.)  eine  herrliche Dop- 
pelaussicht** öffnet,  sHdhVli  aus  der 
Vogelperspective  ins  Schwarzaiiiai  und 
nordwestlidi  nadi  Panlinselle.  Von 
da  zum  TripptUin  hinab  (15  Min.)  ein 
sehr  schöner  Waldweg,  auf  dem  man 

'  (r.)  7A\  dem  einfadien  ►Sandsteinmonn- 
ment  gelangt ,  das  dem  verstorbenen 
Erbprinzen  Günther  von  Schwarzburg- 
Rudolstadt  errichtet  und  nur  einige 
Minuten, vom  Trippstein  entfernt  ist. 
Nach  allen  Richtungen  hin  Ist  der 
Bergwald  mit  den  schönsten  Prome- 
nadenwegen durchzogen.  Bei  jeder 
Kreuzung  bezeichnet  ein  Wegweiser  das 
nächste  Ziel.  So  vom  Kienbergshause 
zu  dem  nahen  FuehtiUek  und  dann  in 
stiller  Waldeinsamkeit  weiter  auf  schö- 
nem, breiten  Rasenweg,  der  herrliche 
Blicke  ins  Scinvarzathal  und  auf  die 
Bergwand  des Tfinnig  gestattet,  entweder 
bis  zu  dem  vom  Trippstein  hcrabkom- 
menden  Zickzackweg,  der  im  Schwar> 
zathal  mündet,  odor  bis  zum  Fahrweg 
(eisern.  Wegweiser),  der  nach  Schwan* 


d  by  Googl 


217 


9.  JKMte;  Ton  Blankeiibnrsr  nfteli  BcliwarabiiTg' 


218 


barg  hinal)rührt.  Gehen  M'ir  jedoch  an 
dem  reizendsteu  Nrttnr*^'emHl«l*^  Tilcht 
,  vorüber,  welches  die  ßildenniijijie  des 
Thüriiigerwaldes  bieict:  uui  so  ent- 
xllekenddr  und  fibenwohender,  wenn 
num  SdiWAnbvxg  noch  nicht  gesehen 
hat ,  sondern  von  Blankenburg  oder 
Faulincnzellc  herüber  aiinächst  den 
*Trippsteiu  besncht,  bevor  man  in 
das  Tbul  hinabsteigt.  Der  Trippstein 
aber  (600 F.  flber  dem  Sehwaisaspiegel 
und  löOS  F.  über  dem  Heer)  ist  eine 
aus  dem„Tftnnig*'  hervorragende  Fels- 
klipjjc,  worauf  ein  Rindeiihfuisr-hen  er- 
baut ist.  Bis  zu  diesem  Altan  wandelst 
du  im  dichten  Waldesschatteu.  Jtitzt 
öfihet  sich  der  schlichte  Pavillon,  — 
und,  siehe  da!  ein  RnndgemiUde,  von 
den  Fensternischen  des  Hinachens  um- 
rahmt, lacht  deinem  trunkenen  Blick 
entgegen,  so  bezaubernd  schön,  so  har- 
raoniseh  abgerundet,  so  ideal  erhaben 
und  dabei  i»o  lieblich ,  wie  es  kein  Pin- 
sel malen,  kein  Dichter  sduldem  kann. 
Der  Qlanipttokt  des  überraschenden 
Bildes  ist  JSefiloss  Schwarzburg,  zu  des- 
sen Füssen  die  malerisch  gruppirten 
Häuser  des  Dorfes,  „wie  eine  Anzahl 
dienender  Edelfrauen  zu  den  Füssen 
einer  Königin  liegen"*).  Im  Huiter- 
gmnd  (I.)  Burkersdorf,  (r.)  der  spitze 
Regel  der  Kursdorfe r  oder  Mensel- 
bucher  Kuppe  ri?l58  F.).  Auf  ver- 
schlunpcnoii  Purk  \\ » ireu  steigt  man  in 
c.'^20  Miauten  zum  ( iri  sthof  hinab. 

b)  Vom  Chr^äopras  «um  Kirch- 
Msen  ('/«  St.).  Ans  dem  Garten  des 
Schwarsbnrger  Hofes  windet  sich  ein 
steiler  Pfad  zum  Gfrietbach^ehen  empor, 
den  wir  bereits  kennenlernten  (20  Min.). 
Weiterhin  läuft  der  Steig  an  bewnMe- 
ten  Felspartien  (1.)  zur  wildgroteskcu 
Teu/dstreppe ,  deren  Borkenhäuschen 
ein  fast  ebenbürtiges  SeitenstOck  des 
Vogel blickes  vom  Trippstein  bietet  (V* 
St.).  Noch  20  Minuten  (anfangs  auf 
^ioüilirJi  ebenem  Wege,  dann  (1.)  auf- 
wärts, und  zuletzt  auf  beschwerlichem 
Kletterpfad  bergab)  auf  die  Zacken- 


*)  Die  be^egebene  AmfdU  wm  Sdkwont- 
hwg  ist  auf  dem  Irippsteln  geieichnet. 


spitze  des  KirchenfeUens ,  der  weit  tie- 
fer ,  als  der  firicsbaehfelsen  und  dio 
Teufelstreppe  lie^t,  und  dureliaus  nicht 
die  malerische  Umschau  bietet,  die  man 
nach  einem  so  mfihsamen,  schlecht  gC' 
haltenen  Wege  erwarten  dürfte.  Vau 
steht  auf  der  beflaggten  Thttnnp^yraniide 
der  gleichhohen  Hünenkoppe  gegen- 
über, und  lugt  schwindelnd  in  den 
EngpH»s  hinab ,  durch  welchen  sich  die 
Schwarza  wie  ein  Silberfaden  schlingt 
nnd  die  belebte  Passage  wie  ein  Lili« 
puttheater  erscheint.  Um  yom  Kirch - 
felsen  auf  steilem  Treppenpfad  ins 
Schwarzatlial  hinab  zu  klimmen,  bt^larf 
es  sicliercr  Füsse  und  eines  schwindel- 
freien Kopfes.  Bequemer  gelit  mau 
nach  Blankenburg,  oder  wenigstens  snm 
Chrysopras  zurück,  oder  wandert  über 
Cordobang  nach  Schwarzburg  (s.  oben"). 

c)  •Ton  Chrysopras  durch  den 
Werragrnnd  und  über  den  Eber- 
steiu  nach  Schwarzburg  (2—3  stj. 
Eine  so  interessante,  genussreiche  Partie 
fiber  den  südöstlichen  Bergkamm,  der 
das  Schwarsathal  begrenzt,  dass  sie 
nielit  (retin<;  empfohlen  werden  kann. 
Dem  Sehwarzbui  L'f  r  Hof  gegenüber, 
oberhalb  der  Papiermühle ,  braust  der 
Fluss  Über  ein  kfinstiichea  W^r.  Vor 
demselben  führt  ein  Steg  fiber  die 
I  Schwarza  zu  einem  Fahnveg,  der  ins 
j  schattige  OeliOlz  verläuft.  Auf  diesem 
Wege  gelangt  man  nach  Y4  ^^"^ 
tief   eingeschuitteue ,    chaotisch- wilde 

^erratAaZ(,,Braunsdorfcr  Grund"))  eine 
mitFelsentrammem  übersäete  Schlucht, 
die  sich  bis  zum  Dörfehen  Braunsdorf 
(lV«St.  V.  Blankenb.)  hinzieht.  Will 
man  sie  bis  zu  ihrem  muldenfünnigen 
Ausgang  verfolgen  ,  so  wird  man  (li;r<b 
einzelne  wunderhübsche  Platze  gefebselt. 
Zun&chst  die  melancholische  „Jäger»" 
ruh"  am  bemoosten  Gestein,  von  perlen- 
den Wasserrinnen  umplätschert.  Sodann 
aer  Werrasitz''  fl  VaSt.  v.  Chrysopr.), 
eine  düstere  Felskluft  unfern  des  Wild- 
gartenzaunes, von  Urwaldstannen  um- 
rauscht  und  von  murmelnden  Blichen 
umtanzt  Obeihalb  dieses  Plataea  theilt 
sich  die  Fahrstrasse,  die  eine  (gerade- 
aus)  nach  Braunsdorf,  die  andere  (r.). 


Digitized  by  Gc 


'W.  neute:  Y<m  8dfaviirzl>iii^  Back  Umeiiaii. 


220 


dem  Werrabach  folgend ,  nach  Bitter s- 
dorf.  Hior  kann  man  4  verschiedene 
Wepre  einschläfern:  cnttr^der  (und  dies 
ist  der  nächste,  aber  am  wenigsten  inte- 
ressante) von  Dittersdorf  nach  Schwärs- 
btarg ;  oder  naeh  Braansdorf  (Tofo  Weir» 
rasitz  St.)  u.  von  da  (r.)  über  Bwr- 
hersdorf  ('V2  )?  einem  weit  sichtbaren 
Dörfchen  auf  dem  linken  Uferjoch  der 
.Schwarza,  nach  Hchwarzburg  ('^St.); 
oder  vom  WerraSitse  östlich  (1.)  auf  den 
nahen  Haidberg,  wo  man  obeifiAlb  des 
finsteren  Thaies  anf  steilem  Pfad  den 
grotesken  KtUxenstein  erklimmt;  oder 
atif  chaussirter  Stra<;se  dnreh  den  IVild- 
garten,  dessen  Thor  jedocii  nicht  immer 
geöffnet  ist.  Wählt  man  den  Weg  über 
Burkersdorf,  so  versXnme  man  nicht, 
die  20  Min.  südlich  entfernte  ,^öhe" 
(den  Keil)  zu  besteigen  (2100 F.),  die 
eine  weite  Aussicht,  besonder«  einen 
überraschenden  Bliek  nnf  S(  h\\  ar^burg 
gestattet.  Uebrigeus  kann  man  auch 
▼on  Brsnnsdorf  einen  interessanten  Ah' 
siecher  fl.)  Uber  Ddschnits  (^Va 
Blankenb. ,  17481.  v.  Schwarzb.)  und 
Sitzendorf  nach  SchAvarzburpr .  oder  (r.) 
über  den  Eisenber^'  i\nr}]  Snalfeld  (U.  97) 
machen.  Um  nach  Jfoxrfinitz  zu  gelan- 
gen, schlägt  mau  vom  „Werrasitze"  ans 
den  Weg  fiher  die  DttterstUnfer  Ht/he 
(„Dittrichshöhc",  1768  F.)  ein,  die  eine 
lohnende  Aussieht  bietet,  und  besieht 
in  Döschnitz  die  bedentende  Marmor^ 
{H'hlei/irri  (Flor.  Müller),  die  ver- 
mittelst grosser  Sägen  und  einer  neuen  i 


Schleifmaschine  das  schone  Gestein 
(bunten  u.  schwfiniHchblauen  Marmor) 
verarbeitet,  das  in  der  Nähe  gebrochen, 
oder  in  feineren  Qualitäten  eingeführt 
wird.  Von  TOadmiti  dirdi  den  rei- 
senden 8orat$iffmnd  an  Mühlen  n.  Ham- 
merwerken vorüber,  bis  nach,  Sitzen- 
dorf und  vot!  d;i  durch  den  Thierparten 
nacli  Schwarzbur^r  {Ii  10,  Nebcnr.  3). 
Wir  verfolgen  vom  Werrasitz  au6  den 
genussreichsten  (fahrbaren)  Weg  durch 
das  Wlldgartentiior  am  M«rHein  (SO 
Min.  V.  Werrasitz)  und  Dürren  Bchüd 
vorüber  Der  Eberstein,  der  einem 
Ruinenthurm  ähnlich  sieht,  ist,  wie  schon 
erwähnt,  ein  fürstl.  Jap^dsehloss.  Kann 
man  es  möglich  machen ,  so  suche  man 
Vormittags  awisdien  10  his  13  Dhr  dort 
oinzntreflfen,  nm  die  Fütterang  der  wtt- 
den  Schweine  zu  sehen,  die  im  Saugavten 
geheß:t  werden.  Oestlich  über  dem  Eber- 
steiii  ragt  die  151G  F.  hohe  Ilmienkoppe 
empor,  deren  Felswände  von  traurig 
grlfavem  Taacna  und  sdilaiikeii  Tknnen 
bewachsen  sind.  Bin  bequemer  Weg 
führt  zum  Gipfel,  der  mit  Tischen  und 
Ränken  besetzt  ist  und  eine  weite.  heiT- 
liche  Aussicht  (bis  zur  Leuchtenbiirg) 
bietet.  Vom  Eberstein  bis  zum  IScliwei- 
zerhaus  („Oppelei"),  oäm«  das  düfre 
Schild'  an  herOhren ,  V4  ^t.,  am  dür- 
ren Schild  auf  schroffer  SehieferkHppe 
vorbei  eine  halbe  Stunde  weiter.  Durch- 
wcf^  breite  Fahrstrasse  ,  die  jenseit  der 
Schwarza  iji  die  Chaussee  mündet  (noch 
'/^  St.  bis  Schwarzb.).  * 


10.  Houte;  Von  Schwarzburg  nacli  Ilmenaa. 


Post  seftlSno  dnrcTi  das  Schwarzathal  über 
Blankenburg (26  kr.)  nach  RndoUtcuÜ  (2^  Meli, 
ftt  S]  St.,  Mitt.  1}  ü.,  53  kr.) ;  über  Oberweiaa- 
und  Neuhau«  na«h  Ei»/eld  oder  Bonnebwiy  wnr 
Werrabahii  (ß  Meil.  1  fl.  m  kr.,  Nachts). 

MiUhtoagm  n.  i^mUmU«  2,  n.  Ilmtmub, 
n.  MudoUM  8  Tlilr. 

Führer  auf  den  Tri  st  diu  und  zuri^aBa* 
nerio  5  Sgr. ,  nacfi  T'aiilinzellc  10  Pgr. 

EntfernuHgea:  Blunk6uburg2,  Rudolstadt 
4^,  SaaJfeld  8,  Köufgsce  2,  Paulinzelle  24, 
nmenaQ  5,  Arnstadt  9*  Wallendorf  4  Bt. 

Sehwanlmrir*  Das  Waidparadies, 
ia  dessen  Schoosse  Schloss  nnd  Dorf 


Schwarshurg  ruhen,  hahen  wir  bereits 
vom  Trippstein  hcrnb  bef^rü.sst  (S.  217). 
Unterhalb  des  Trippsteins  windet  sich 
die  Schwarza  in  kurzem  Bogen  um  einen 
vorgebirgähnlichen  AusUnfer  des  Tän- 
nighauptes,  der  wie  eine  lange,  sdimal- 
rftclcige  Felscninsel  aus  dem  baumrei- 
chen, saftjfrünen  Wiesengrund  250  F. 
hoch  emporragt.  Die  nordwestliche 
Schlucht  dieser  Bergzunge  musste  iiber- 
hrückt  werden ,  damit  ein  Weg  auf  die 
TemüBse  gehahtot  werdenkofuite,  anf  wel- 
cher das  helilevchtende  FQrstenschloss 


Digitized  by  Google 


2dl 


10.  Honte:  Toh  Schiranlnir^  luieli  Unieiiaii. 


222 


prangt.  Den  scTiönstcn  Tlahmon  des 
farbenreichen  Naturbildos ,  welchen  das 
Wunderbuch  der  Natur  in  diesem  Thal- 
kessel  entfaltet,  sind  die  Berge,  die  das» 
selbe  in  herrlichen  Grappirungen  be- 
kränzen und  durch  den  harmonischen 
Wechsel  von  Laub  -  und  Nadelholz  den 
Charakter  tiefromantischerWaldscliwer- 
muthwohithuend  mildem.  Die  Schwarza, 
die  von  drei  Seiten  daäSchloss  umfliesst, 
blitst  dA  und  dort  «wischen  dnnkelgrü- 
nem  Laub  hervor,  als  wäre  sie  der 
Silbersaum ,  womit  das  Prnnkgewand 
des  Fürst<'nsehloss<?s  gestickt  ist.  In 
ihrem  Bette  fand  man  nocli  1800  ein 
Goldstüflein,  das  etwa  3  Dukaten  werth 
ist.  Sonst  waren  an  den  Ufern  des 
Flnsses  20  Gewerkschaften  mit  der 
Ooldwftsche  („Seifenwerke'')  beschftf- 
tigt.  Neuere  Versuche,  den  versunkenen 
Goldhort  wieder  y.n  heben,  lieferten  eine 
so  geringe  Ausbeute ,  Mass  man  es  nur 
auf  einen  Taglohn  von  4  Sgr.  brachte. 
Aach  der  Sebwansburger,  der,  aus  BUi- 
llforaien  surtte^Mtehrt,  in  neuester  Zeit 
scineKunst  u.  sein  Glück  hier  versuchte, 
hat  die  Arbeit  bald  wieder  eingestellt. 

Naclidem  wir  am  Chausseehause 
vorüber  gegangen,  wo  sich  die  Stras- 
sen naoh  yerseiriedeBen  Rfehtangen 
hin  Tersweigen  (jenselt  des  Felsen- 
waUes  naoli  Sitzendorf  und  (r.)  zum 
Berg  hinauf  nacli  Künigsee  und  Pau- 
linzeiie),  wenden  wir  uns  (!.}  zum  nab^^n 
*  Gasthof  (  Weisser  Hirsch,  Wii  ih  : 
Hübner) ,  der ,  als  der  einzige ,  ungeach- 
tet seiner  neuen  erweiterten  Binriditong 
numehnutl  so  Uberflillt  ist,  dass  man 
kaum  noch  ein  Nachtquartier  findet. 
Die  Ansticht  ans  dem  Speisesaal,  sowie 
aus  den  nach  dem  Wildpark  zu  gelege- 
nen Zimmern  und  von  der  mit  Akazien 
bepflansten  Oartenterrasse  ist  pracht- 
veU.  Bett  1^ V,  Sgr. ,  Frahstück  6  Sgr. 
Köstlicher  Wildschweinbraten  und  Fo- 
rellen. Sollte  auch  das  erstere  Gericht 
nicht  immer  aus  dem  WiMj>arke  stam- 
men, so  ist  es  doch  so  kunstreich  zube- 
reitet, dass  man  sich  die  Illusion  gern 
Wfiülen  Usst. 

Das  /Schlote,  i|ur  wenige  Uinmten 
Gasthof  «pkmtf  kt  im  CMernen- 


styl  des  vorigen  Jahrhunderts  erbaut 
und  vermag  mit  seinen  weissen  Mauern 
und  hochragenden  Giebeln  die  höheren 
Ansprüche  der  Architectur  nicht  zu  be- 
friedigen. Um  so  schöner  der  Rahmen, 
der  es  umschliesst.  Nur  von  Korden 
her  ziugilnglich  ist  das  Eingangsthor  von 
einom  Invaliden  (rechter  Hand  in  einem 
kleinen  Häuschen)  bewacht,  der  den 
Beisenden,  welche  die  inneren  Räume 
sehen  wollen,  als  Cicerone  dient.  Die- 
ser Thorwart  Sffhet:  5  Sgr.;  der  Bfich* 
senmacherzeigt  die  Rüstkammer:  5  Sgr.; 
die  Beschliesserin  die  anderen  Räum- 
licbkeitet!:  5  Sgr.  —  so  dass  es  3  —  4 
Fünfgroselienstationen  gibt.  Dies  har- 
monirt  allerdings  mit  der  Bauart  des 
Schlosses,  aber  nicht  mit  Jedem  Geldbeu- 
tel. Denn  das  Schloss  serfUlt  in  4  Ab* 
theilungen:  die  Burgvogtei,  unter  wel- 
cher ein  Thorweg  in  'Ion  Schlosshof 
führt;  dasZeugii  ius .  ein  iiiis<  heinbares,- 
abgesondertes  Gebäude  mit  einigen  Bit- 
tenttstnngen,  deren  (anbekannte)Triger 
mit  hocbklingenden  Namen  beseichnet 
werden,  und  alterthümlichen  Waffen; 
d«ni  Keubau  mit  langen  dureb  Hirsch- 
geweihe verzierten  Galerien ;  der  mit 
Marmor  ausgelegten  Schlosskirche;  dem 
Speisesaal  und  vielen  Zimmern ,  worin 
die  LandeAerrschafb  Im  Sommef  wohnt ; 
den  übrig  gebliebenen  Theil  des  alten 
Schlosses,  worin  der  Kaisersaal  mit 
viereckiger  Knppel  und  kunstlosen 
Biklern  der  römischen  und  deutschen 
Kaiser.  Nur  die  Rüstkammer  ist  sehens- 
werth,  besonders  wegen  der  Sammlung 
von  Schiessi^ehren,  welche  die  Ent- 
wicklung dieser  Walfe  zeigt  und  man- 
ches schön  verzierte  f^tü«  k  enthält. 
Auch  eine  napoleonische  Kanone  und 
das  angebliche  Khebett  des  zweiwei- 
bigen  Grafen  von  Gleichen.  Im  Spei- 
sesaal des  Neubaues  alte  Trinkbecher» 
darunter  „die  Auerhenne,'*  ein  silber- 
ner Vexirpokal ,  den  jeder  hohe  Gast, 
welcher  zum  ersten  Mnlo  hier  speist, 
der  Sage  nach  leeren  muss,  wobei  ihm 
ein  iiölzernes  Joeli  ( ,,der  Sehwarz- 
burger  Willkommen")  auf  die  Schulter 
gelagt  wird.  In  einem  Kabinet  246 
FferdebUder,  dieFlIrstLudwigG&ither 


...... .^le 


223 


10.  Boute:  Yon  Schwafzlwurg  Ilmmn« 


gemalt.  —  Der  kleine  Hchlossgarteii 
iätiiur  wegen  seiner  Aussicht  besuchens- 
werth,  obgleich  dieselbe  von  der  *  Ter- 
ra$ae  herab  (auf  dem  Wege  dem 
Sehlosse)  nicht  minder  schdn  ist.  Auf 
der  einen  Seite,  tief  im  engen  Thalke.s- 
sel,  Dorf  Schwarzburg,  des^on  48  Häu- 
ser sich  zu  beiden  Ufern  dva,  mit  einer 
überdachten  BrUcke  versehenen  Flusses 
malerisch  gruppiren ,  wIShreiid  einielne 
Oehftade  am  Abliange  und  auf  der  Höhe 
des  Schlossberges  stehen,  von  welchem 
stelle  Wege  zur  Tlialsohle  hinabführen. 
Der  eliPmalige  Kisenhammcr  jetzt  Fa- 
brik für  schwarze  Erdfarbe,  die  aus 
Döschuitzer  Alaunschiefer  bereitet  wird. 
Die  Bewohner  i^öö  u)  nennen  sich^Mftn- 
ner  von  Schwarzburg"  oder  kurzweg 
„Thalleute".  Seit  ehiigen  Jahren  be- 
nut'/pn  niATirlie  Fremde  das  Dorf  zur 
Jsommeiüi.sciie ,  während  im  vorigen 
Jahrhundert  Schwarzburg  nur  von  ein- 
zelnen Güsten  besucht  wurde,  welche 
meist  (wie  Schiller»  J.  P.  Fr.  Kiishter» 
Schausp.  Schröder)  von  dem  kunstsin- 
nigen Fürstf'n  hierher  eingeladen  waren. 
Schüler  .sclirieb  damals  in  das  Stamm-  j 
buch  des  Schlusses:  „Auf  diesen  Höhen 
sah  ich  auch  dich ,  göttliche  Natur ,  ja 
.dich!**  Auf  der  anderen  Seite  der 
Schlossterrasse  (westlich)  ein-sammt- 
grüner  Wiesenteppich,  von  üppigster 
Waldung  eingerahmt,  mit  einem  Schwei- 
zerhänschen  ,  vor  dem  das  Wild  gefüt- 
tert wird.  Hier  ist  der  schönste  Theil 
des  uralten  Thiergartens,  der  4152 
preuss.  Morgen  umschliesst  (der  Hirsch- 
garten allein  gegen  2000  Acker)  und 
gegen  3()0  Stüek  RothwUd  und  80  St. 
Schwarzwild  hegt, 

Ge»chichlliche$.  Dio  i^cliwarzborg  ist 
wahrschetnllch  cur  Beherrschunfc  der  Sor- 
ben erbaut  worden.  Sizzn  ITT.  (1123),  wel- 
cher das  benachbarte  Sitzendnrf  gründnto, 
wird  bald  „Graf  von  Schwarzburg",  bald 
„Oraf  Ton  Käfembutg«*,  baM  M<lraf  too 
Thüringen"  genannt.  Seit  dieser  Zeit  ha- 
ben fast  imner  —  bis  znm  15.  JahrUunderl 
ohn«  ÜBterhrechuDg  —  einzelne  GUedor  des 
«rlanrhten  Hauses  diese  ihre  Stammburg 
h'^TVf'TiTit,  obgleich  sie  1448  nu  den  Kurfiir- 
titen  Friedrich  von  Sachsen  Torliauft  wurde, 
me»  war  die  VeraalaasuDg,  daM  el^  der 
Oraf  Ton  Bla&feMitatg»  dar  auf  flohwtM« 


bürg  Erbansprücbe  machte,  mit  Uarsog 
Wilhelm  von  Saobeen,  Landgrafen  In  Thh- 
ringeu,  der  gern  eine  Gelegenheit  ergriff» 
wider  seinen  Bruder,  den  Kurfürsten  Frie- 
drich, loszubrechen,  zu  Schutz  and  Truts 
verband.  So  ernttpaDn  aioli  aat  der  Sehwan- 
burgischen  Hausfelide  Jener  verderbliche 
„Bruderkrieg",  der  in  einem  Tage  mehr  als 
60  Dörfer  einäscherte  und  unsägliche»  Elend 
fkber  ThQringeu  brachte  (8.  79).  Nach  ge- 
schlossenem Frieden  (M51)  theiltrn  sich 
die  Grafen  von  Arnstadt  luad  von  Leuten- 
berg in  Sctawarzbuigs  Berits,  bie  die  Blan» 
keuburg-Arnstadter  Linie  (die  jetzige  Bu- 
dolstadter)  zur  A11 -Inhorrächaft  gelangte 
(1584).  Im  dreissigjahrigen  Kriege  war 
Scbwantburg  derKuflucbtsort  dergriftfehen 
Fnijulie  iiml  vieler  Bcwolmer  dt  r  Li  imge- 
suchten  Nachbardörfer.  Itiü6  brauuta  ein 
Thoil  nnd  1736  das  ganze  Schlot»  bia  auf 
einige  Beste  (darunter  der  Keleertsal)  nie- 
der, und  ward  nun  iu  seiner  gegeuwSHi" 
gen  Gestalt  wieder  aufgobaut  (1744). 

Die  nächsten  nnd  intorossjmtesten 
Umgehungen  kenneu  wir  bereit??  huh  dciu 
vorigen  Abschnitt.  Hier  nur  die  Par- 
tSe  attf  den  Trigpttei»  nnd  aar  J^ane- 
rie  Yon  Sehwarsburg  ans  St.).  Der 
bequemste  Wef(  ist  die  <rcwundenaFahr- 
Strasse  (der  ernte  Weg  1.  vom  Chans- 
s^ehanse),  die  man  im  schattigen  Tan- 
nenwald bis  zum  steinernen  Tisch** 
nnd  Ida  an  euiem  Wegweiser  Twfolgt, 
wo  man  die  Fahmtrasse  Terlisst  nnd 
geradeans  den  Berg  hinauf  in  10  Min. 
zur  Fasanerie  gelangt.  Südöstlich  von 
derFasancric,  näher  nach  bchwarxburg 
hin,  liegt  der  Trippstein.  Man  geht  in 
dieser  liichtuug  von  der  Fasanerie  bis 
an  einem  eisernen  Wegweiser,  der  snm 
„Fnehetiseh^^  naeh  „Cordobang**  nnd 
„zum  Trippstein**  aeigt,  welchen  man 
auf  breitem  liasenwege  bald  erreicht 
(20  Min.  von  der  Fasanerie).  Will 
man  nur  den  Trippstein  besuchen  ( St. 
von  S^warzbarg)|  so  verfolgt  man  die 
Fahrttrasse  bis  anm  Wildsaun  nnd 
wendet  sieh  ^axm  rechts,  bis  man  auf 
den  Weg  gelangt  (eiserner  Wegweiser), 
der  von  der  Fasanerie  herüber  kommt. 
Ein  näherer  Fussweg  auf  den  Trippstein 
steigt  vom  Chausseehaus,  nicht  weit 
von  der  Brücke,  die  anm  Gasthof  ftthrt, 
im  steilen  Zie|ci|aek,  anm  Befg  hinauf, 
wird  aber  wenig  b«nntst.   Geht  man 


Digitized  by  Google 


X0,  Bomte:  Ton  S^^wanVatg  Wik  Umeiaiu 


erst  auf  den  Trippstein  und  dann  auf  die 
Fasanerie,  tmi  von  hier  den  Weg  nach 
Allendorf  und  i.'auiiu2ciie  zu  verfolge», 
SO  kehrt  man  bis  Sur  H9hd  des  Tfinnigs 
(eisern.  Wegweiser)  muilclE,  und  selilftgt 
4ea  etwas  steilen  Fahrweg  ein,  der  sich 
in  westliehcr  "Richtung  hinzieht.  Will 
man  aber  vom  Trippstein  über  Cordo- 
bang  nach  Blankenburg  (s.  S.  215), 
oder  nur  bis  sum  Kienbergihaus  (1641 
F.)  emporsteigen,  so  geht  man  entweder 
abermals  bis  zum  eisernen  W^^eiser 
zurück,  der  nach  Cordobang  zeigt,  oder 
vom  Trippstein  aus  (r.)  znm  nahen 
Monument  des  Erbprinzen  und  in  20 
Miu.  auf  schönem  Waldweg  zum  Kieu- 
bergshans  empor.  Büekweg  vom  Kien- 
bergshans inm  neben  Fiuh$ti9tk  (schöne 
Aussicht)  und  dann,  den  ins  Schwarza- 
thal hinabführenden  Wef^  zur  Seite  las- 
send ,  in  stiller  Waldeinsamkeit  mit 
herrlichen  Aussichtspunkten  wiederum 
am  stdnemen  Wegweiser  vorüber,  wie 
oben  angegeben.   Um  Tom  Trippstein 
ins  Sehwarzathal  %XL  gelangen ,  benutzt 
man  ontwcflf^r  den  steilen  Zickzackweg, 
der  hinab  zur  Chaussee  gebahnt  ist  und 
beim  „PaviUon'*   mündet  (s.  S.  216), 
oder  geht  (bequemer)  nach  Schwarzburg 
snr&ok.     Sobald  man  in  die  Kfibe  des 
Trippsteins  kommt  und  das  Schaalen- 
häuschen  durch  die  Bäume  schimmert, 
so  wende  man,  nni  die  Ucberraschung 
«u  steigern,  die  Augen  seitwärts,  bis 
man  hinter  dcmHäuseheu  steht  und  nun 
mit  einem  Male  durch  die  offene  Thür 
das  wundervolle  NatnrgemSlde  vor  sich 
ausgebreitet  sielit.    Wie  aus  der  obi- 
'gen  Wegbeschreibung  hervorgeht,  kann 
man  beide  Partien  —  2'rippstem  und 
^oianeHe  —  bequem  mit  einander  ver- 
binden und  ist  besonders  Denen ,  die 
von  Fanlinzelle  herüberkommen ,  anau- 
rathen,  von  Allendorf  aus  alsbald  über 
die  Fasanerie  auf  den  Trippstein  zu  ge- 
hen; obwohl  jene,  ungeachtet  ihrer  Re- 
stauration ,  bei  weitem  nicht  die  An- 
aiehungskraft  hat,  wie  der  Trippstoin, 
dessen  wundervolle  Aussicht  der  Kan^ 
ditat  Macheleid ,  der  sich  hier  eine  Sie- 
delei erbaute,  die  auf  Anregung  des 
Pürsten  Pückler  in  das  g^enwärtlge 
Führer  durch  Ihäringen. 


BorkeiihfiTi sehen  umgewandelt  wurde, 
zuerst  zur  Geltung  brachte.  Die  fasa- 
nenleere Fasanerie  ist  ein  Jagdschlöss- 
chen mit  einem  kleinen  ummauerten 
Parke,  dessen  fast  einziger  Sebmuck  das 
düstere  Laubdaeh  Stattlicher  Eiefaen  ist. 
Einige  Zimmer  mit  gefälligen  Hirsch- 
hornmöbels  decorirt  Die  eigentliche 
Fasaneric  ward  1815  aufgehoben.  Jetzt 
pflegt  mau  nur  noch  einige  Stück  ge- 
zähmtes Dammwild.  Im  Wildparke 
dagegen  (ausserhalb  der  Fasanerie) 
äsen  da  und  dort  Rehe  undHirsdie,  au- 
weilen in  stsirkcn  Rudeln,  die  so  wenig 
scheu  sind,  dass  mau  nicht  selten  nahe 
an  ihnen  vorüber  geht. 

Nehewonleu  von  Schwarzburg  aus :  a)  Nach 
Saalfeld  (8  St.)  fib«r  Barkersdorf,  Branni- 
dorf  und  (Jrn  Eisonberf!;;  oder  von  Burkers- 
dorf über  Birkeuhalde  und  Wittmannsge- 
reuth (zu  Fuss) :  (8.  S,  218)  und  R.  97. 

b)  Nach  NeuhauM  am  Beimsteig' and  wei- 
ter nach  Einfeld  oder  Sonneherg  (Post):  ent- 
weder über  Sitzendorf,  Unter-  and  Ober- 
weissbach;  orttrlkber  Sftsendorf.  UnterweiiB- 
bacb,  QelerrtlHil,  WaUendorf»  Uchte: 
R.  93. 

c)  Nach  Ew/crz  fClj  anssec)  durch  das 
obere  Schvearzot^al  über  Sitzcndori,  Gias- 
bacb,  MeUeobaeh,  MeoMlbach,  Katsh&tte, 
Masserbr&ek,  Ooldhithal,  Scheibe,  Limbaeh: 

R.  86. 

Ton  Schwarzbnrg  nach  Thnenau 

lassen  sich  verschiedene  Wege  ein- 
schlagen : 

1)  Ueber  Köntgseet  Amtgehren  und 
Langaoieten:  die  gewöhnliche  Fahr- 
strasse (5  St.).    Biese  Strasse  —  TOn 

Schwarzbnrg  nach  Königs^  (3  St.) 

—  sclilüngclt  sicli  am  Chansscchans 
vorüber  (r.)  zum  Berg  hinauf  Tiac}i  AI- 
lendor/  und  gewährt,  wenn  man  sich 
an  der  Berglehne  rückwärts  wendet, 
die  vollständigste  Ansicht  des  umÜMig- 
reichen  Schlossbaues.  Statt  der  Chaus- 
see kann  man  auch  (mit  einem  klei- 
nen Abstecher)  den  Weg  über  den  Tripp' 
stein  und  über  die  Fasanerie  wählen, 
indem  man  das  Thor  durchschreitet, 
welches  aus  dem  Wildpark  führt  In 
Kuraem  erreicht  man  die  Strasse,  die 
in  V«  Bt  nach  Allendorf  hinabläuft. 
Der  ganze  Weg  (mit  Ausnahme  des 

11 


Digitized  by  Google 


23» 


kurzen  AT>«*t<»fher9  vom  <*iscrncn  Weg- 
weiser bis  /.um  Trippstein  und  dahin 
zurück)  ist  lahrbar.  AUendorf  (1  8t. 
Ton  Schwanbiirf  und  eben  ao  weit  Ton 
KdBigM)  ist  «ia  stattUehM.Boif,  in 
dessen  Nähe  (am  rechten  Thal^chänge) 
einipc  malprisclio  Zechsteinklipprn.  Die 
nächsten  Döri'er  A$chau  und  Lichte. 

Königsee^  schwATzb.-radolst.  Städt- 
chen mit  2100  £inw. 

Po$t  n.  Thnenattr  2«  Meil.  in  2  St.  25  Min., 
früh  5|  U. ,  i»  kr. ;  n.  JimMUadt:  3  Moil.  in 
2}  St.,  Mitt.  1  U.,  1  fl.  3  kr.;  n.  AnUUM: 
4}  Meil.,  früh  T)^  1'.,  1  11.  Od  kr. Bintpän^ 
«ar  n.  ümeiMt»  8  Tblr. 

Entfernnnfjf  n:  Paulinz«'11f>  1^,  |5(  hwarz- 
burgS,  Blankenburgs,  Amtgehreu  1^,  Stadt- 
ilm 3,  nmenau  9  St.  . 

<?MlA«/e.*  —  Xoiicr  Crttii(Jk«r  (vor 

der  Stadt). 

K.,  ih  baumarmer,  fast  reizloser  Ge- 
gend, die  abschüssigen  Strassen  hfibsch 

gebaut  und  sauber  g;chaltcn.  Pas  vor- 
tbeilhafteste  Bild  t;owiihrt  die  Stndt, 
wenn  man  %  iiiu  bchicsislmns  (n(»rdlich) 
emporsteigt  und  ^eii  uüt  Linden  be- 
pflanzten Kirchbbttgel  nnd  die  Beste 
der  Alten  Bkignumer  tot  Angen  hat. 
Mehre  Teiche ,  die  den  Thalgrund  zie- 
ren, sollen  in  alten  Zeiten  einen  gros- 
sen See  gebildet  haben,  aufwelehoni  der 
sagenhafte  König  Siegbert  gefahren. 
Zwischen  Riesen  Teichen  hegten  sonst 
die  Grafen  von  Schwarzbnrg  im  Kamen 
des  Königs  das  Blntgericht. 

Inäuttrie»  Früher  hatte  (nicht  so- 
wohl in  der  Stadt,  als  Tielmelir  in  den 

umliegenden  Dörfern)  einer  der  merk- 
würdigsten nnd  <>rlginell*^f f^Ti  Oewerbs- 
zweige,  wie  er  in  ähnlicher  Weise  nur 
noch  auf  dem  Riesen  -  und  Erzgebirge 
vorkommt,  in  dieser  Gegend  seinen 
Hanptsitz,  nämlich  das  Laboranten- 
wesen und  der  Olitätenliandel.  Die 
Reffträger,  welclie  mit  ihren  Medicn- 
mentcn  durch  jrnnz  Deutschland  und 
weit  über  dessen  (ürenzen  zot^en,  waren 
unter  dem  CoUectivnameu  „König- 
seeer*'  bekannt,  weil  ihre  Pässe  gr6ss- 
tentheils  vom  Amte  Königsee  ansge- 
0tent  wurden.  Wer  hat  nicht  von  dem 


weltberühmten  ,,  Stockdumm  "  (Stanfj- 
ton-EIixir),  dem  Krauimetsv«  Ispi- 
ritus,  dem  Schneeberger  Schnuplüibak, 
„der  Gedäebtniss  und  Kieren  stärkt'V 
den  Hoffmannscfaen  Universaltropfen,. 
dem  Lebensbalsam  etc.  gehört,  womit 
die  mnndfertifren  „Balsamträger"  hau- 
sirten  V     Die  meisten  dieser  Oesund- 
heitsmittel  wurden  aut  dem  Thüringer* 
walde  präparirt,  wo  man  seit  Jahr* 
handerten  das  Destilliren  von  allerhand 
heilkräftigen   Kräutern  verstand  und 
übte.    In  der  neueren  Zeit  hat  jedoch 
die  >rodicinalpolizei  diesem  Unfug  ge- 
.steucrt  und  die  Präpariranstalten  ,  di«- 
hie  und  da  noch  existireu,  unter  strenge 
Anfsicht  gestellt.    Dadurch  ist  Jener 
Kleinhandel  in  tiefen  'Verfall  gerathen« 
so  dass  die  RefTtrager  nur  noch  heim- 
liclier  Weise  ihr  Geschäft  treiben  ,  oder 
unter  dem  Anshängeschild  heilsamer 
Liqueure  und  Tuilettengegenstände  ver- 
stecken und  gewöhnlich  auch  mit  Glas, 
Porsellan  und  Sämereien  handeln.  In 
Königseo    selbst  wohnt  g^penwirtig 
kein  einziger  Olitätenhändler.    In  der 
Mitte  des  17.  Jahrh.  aber  hatte  sich  ein 
dasiger  Laborant,  Namens  Vollimhaus, 
der  später  in  Upsala  als  Apotheker 
lebte,  so  emporgeschwungen,  dass  seine 
Nachkommen  sn  Grafen  GyÜenborg  er*' 
!  hoben  wurden.  Jetzt      inK.,  welches 
sonst  d'p  finzige  Marktstadt  der  Kni- 
gegend war,  das  Schuhmachergewerbe 
und  die  Gerberei  am  schwunghaftesten. 
Ausserdem  3  Mahl-,  2  Schneide-,  1  Loh- 
u.  IMassenmfihle,  1  grossartige  Farben- 
u.  Bleiweissfabrik  (Greiner*s  Wittwe) 
mit  250  Arbeit.,  3  Maschinenspinncreien^ 
die  KunstfSrbcrei  vmi  B  Mohr  (die  aucti 
schon  getragene  Sroite  umfärbt,  so  gut 
wie  in  Berlin),  Bierbrauerei,  Stein- 
drackere!  etc. 

Ge$chic}dliches:  Als  historische  Origina> 
lit&t  gilt  der  nNarrenrath'S  welchen  amitt 
die  jungen  Bnrp:er  aus  ihrer  Mitte  wählten,, 
der  über  jeden  Schwank  strenges  Clericht. 
hiult.  Im  Bmderkri^  (1448)  wurde  König» 
Hee  erobert,  geplündert  und  /.emtört.  1635 
brannte  fast  dlo  p;ftnze  Stadt  nieder.  T»ie3 
Unglück  wiederholte  sich  1818,  1822,  1826, 
1880,  1831.  Der  letzte  Brandstifter  ward 
1637  enthauptet.  ~  Aus  Ktolgaeo  stammfe 


ud  by  Google 


•  Ii  t 


229 


10.  jfotfto:  Yoii  Se^mit1»iirg  nach  Ünienaii. 


230 


Dr.  WisHcenns,  Arzt  in  Saint -Lonin,  »lurch 
seine  naturwisseusciiafUiohen  Beiäcn  be- 
kaimt. 

StheMmürdigheite»:  Nur  ausserhalb 
der  Stadt  sind  einige  Ponkte  des  Be- 
suches Werth.    Im  ,, Gehörn'*,  einem 

Zech^teiufebon  westlich  von  der  Sta<U, 
eine  kleine  Höhle  mit  Tropfsteiugebil- 
den,  dtis  Querliehsloch  mit  dem  Möncks- 
stuhl,  in  uralten  Zeiten  von  Zwergen 
'bewolint,  die  grosse  Schfttae  bewahrten. 
Eine  Gans,  die  sich  hinein  verirrt  hatte, 
soll  auf  doni  Singerherge  ganz  vergol- 
det wieder  herau§gekoinni«Mi  sein.  In 
der  neuen  Zeit  haben  die  Zwerge  dem 
Gamhrinns  weicheii  müssen,  indem  das 
i^erUehslodi  sn  dnem  Bierkeller  um- 
gew^delt  wurde, 'der  jedoch  auch  wie- 
der eingegangen.  Jetzt  ist  die  Höhle 
verschlossen,  CSehlüssel  in  Oarsitz). 
Unterhalb  der  Stadt  (10  Min.),  am  rech- 
ten Kiuneufer,  ein  Erdfall,  der  1714 
über  einer  ausgewaschenen  Gypssehlotte 
des^Zechsteins  entstanden  Ist  und  einen 
kreisförmifxen ,  zum  Theil  mit  Wasser 
gefüllten  Trichter  von  480  P.  Umfang 
darstellt.  Das  58  Ellen  tiefe  Loch  ist 
Jetzt  durch  Bauscliutt  sehr  verflaclit. 

Nef>f'vr(y}(tf:n    von    KOnigsee     a??.'?  .' 

a)  Nach  PaullnÄelle(iV,St.).  Chaus- 
see (Poststrflsse  nach  Blankenburg)  im 
Thal  der  Rinne  nach  UnUrkSdüz 

St.).  Unterwegs  einige  Mühlen,  neuer- 
bautc  Bleiweissfabrikcn  und  (bei  Ober- 
köditz) eiu  Gasthof.  In  T^nterköditz 
eine  schwunghafte  Thonwaarenfabrik 
(Gebr.  Müller),  die  ihre  Fabrikate  sehr 
weit  versendet,  besonders  Wasserlei* 
tnngsrShreUf  Filtrirapparate  ffir  Apo- 
theker und  Stubenöfen.  Dann  Ohcrrot- 
UnJxLch  und  Milbitz  (s.  folg.  R.).  Ein 
weit  näherer  Fusswol-"  von  Königsee 
nach  Paulinzelle  führt  über  den  Gal- 
genberg (1324  F.)  I  ohne  einen  Ort  zn 
berOhreUf  gr$sstentheilsdurch  Waldung. 
—  b)  Nach  Herschdorf  (1  St.)  :  Chaus- 
see über  Ober.^chöhlinff.  T'^iigleioh  in- 
teressanter, und  auch  näher,  der  Fuss- 
weg im  Thal  der  Kinne  über  Garsitz 
an  der  Sichelh&tte  (Rothgerberei  und 
Lohmüble)  vorbei.  Wechselreiche  Ge- 
birgsfonnation  (Sand  u.  Kalk)  mit  seit* 


sam  serklMfteten  Felsgebilden.  Zwi-^ 
sehen  Garsitz  tmd  Herschdorf  eine 
theils  zaekenförmige ,  theils  über  ein- 
ander getljürmte  Felspartie,  die  auf  der 
Nordseite  wie  ein  Sorgenstuhl  gestaltet 
ist  und  der  M5nehsstuhl  genannt  wird. 
Nahe  dabei  die  QuerluhtXSeher  (s. 
S.  289).  Von  Herschdorf  nach  Amt* 
gehren  (s.  unten). 

• 

Ton  Konigsee  nach  Amt^ehr^n 

(1V9  St.).  Die  Chaussee  geht,  unweit 
des  Fisehhaufjcs ,  über  die  Rinne.  Kurz 
zuvor  ein  neuer  I'e Isenkeller  (10  Min.  v. 
Küuij^see).  Weiterhin  am  linken  Ufer 
der  P/qfentUin,  wahrscheinlich  ein  alter 
Steinbruch ,  mit  Lind«ibllnmen  und 
Wachholderbüschen  garnirt,  durchwei- 
chen ein  Fusssteig  gebahnt  ist.  Nach 
starlvcr  Wegkiümmuiig  über  Dörnfeld 
und  weiter  über  die  Sondershäuser 
Grenze  nach  Pennewüz  und  Jesubwn 
(gutes  Lagerbier).  Den  Winkel,  wel- 
chen die  Fahrstrasse  macht,  können 
Fusswanderer  abschneiden,  wenn  sie 
Aintfreliren  links  liegen  lassen  und  von 
Jeftuboru  quer  über  die  Poststrasse,  die 
nach  Stadtilm  führt ,  alsbald  nach  Lan- 
gewiesen gehen.  Zwischen  letztgenann- 
tem Dorfe  und  dem  Städtchen  Gehren 
berührt  man  das  fürstliche  *  Eisenhüt- 
tenwerk flHnthersfeld,  das  etwa  120 
Menschen  beschäftigt  ii.  in  der  grossarti- 
gen Eiseugicss(frci  vortreffliche  Waareu 
prodncirt.  Das  Kaltwasserbad ,  das 
man  dort  errichtet  hatte,  ist  wieder  ein- 
gegangen.  Xach  10  Min. 

'  Gobron^  gewöhnlich  Amt'Chhren 
oder  Anitfjehren,  fQrstl.  sondersh.  Stadt 
(Enclave)  mit  1860  Einw.,  Sitz  eines 
Landrathsamtes  etc.,  im  flachen,  obwohl 
heitern  Thale  der  Wohlrose,  /wischen 
ausgedehnten  Wiesengründen  und  heil- 
blinkenden Teichen.  Lokalblatt:  Bote 
des  Thflringerwftldcs.  Schwunghufte 
Industrie:  Spielwaaren-,  Wollwaaren-, 
Pa{)ier-,  Kisten-,  Züiulliöl/.i  henfabrik. 
Btrnerktnsxt'crth  :  Filrstl.  Scldoss  (zum 
Theil  als  Gefängniss  benutzt),  worin 
ein  Saal  im  Rococostyl,  mit  sehr  schö- 
nen Hirpcbgeweihen  decorirt;  neue 
Kirche  mit  römischem  Thurm;  freund- 


Digitized  by 


Google 


231  101  BotOe:  TOB  ScIlWAl 

liebes  Schiesshaus  mit  guter  Wirthsdiail 
—  Pmttverbindtrnrf  mit  Arnstadt,  Ilme- 
nau uud  Breiten bach  (R.  32.).  —  Hier 
sind  wir  recht  eigentlich  mitten  im 
Thfiringervralde,  indem  die  WoUrose, 
mit  der  sidi  die  Scbobse  verbindet,  ge- 
Wissermassen  das  Grensflfisschen  zwi- 
schen dem  nordwestlichen  und  stidwest- 
lichen  Theil  des  Gebirj^es  bildet.  — 

Ton  Aintgehreu  naeli  Ilmeuau 
(iV,  St.),  Poststrasse.  Langewiesen 
(V4St.),  langgestreclctes,  freondliehes 
schwarzharg-sondcrsh.  Städtchen  mit 
1500  Einw. ,  am  linken  Ufer  der  Ilm 
und  am  sndöstl  Fasse  des  Oehrcnbcr- 
jjcs,  in  einer  arnnuthigen  Thalweitung 
mit  üppigen  Wiesen  uud  fischreichen 
Teichen,  einer  der  Xltesten  Orte  des 
Gebirges,*  nseb  ^welehem  der  LSng- 
witze  Gau  benannt  wurde,  nnd  doch 
di(>  jüngste  Stadt  in  Thüringen,  weil  erst 
in  neuerer  Zeit  der  ehemalige  Flecken 
mit  dem  Stadtrecbt  beliehen  wurde. 
Bergbau  anf  läsen-  nnd  Brannstein. 
Pnppen&brik.  Der  geniale  Dichter  W. 
Heinse  (f  sn  Aschaffenburg  1803)  1749 
hier  geboren.  —  Der  Weg  nach  Ilmenau 
führt  durch  den  schönen,  rcichbelebten 
Hüttengrund.  Rechts  der  Oehrenberg 
(Ehrenberg),  in  geognostischer  Hinsicht 
einer  der  merlnR^rdigsten  des  Gebirges, 
indem  an  der  linken  Thalwand  alle  Ge- 
steinarten, aus  welchen  der  Thüringer- 
wald erbaut  ist,  gleichsam  fächerartig 
zusammen  laufen.  Statt  der  Kunst- 
strasse kann  man  den  angenehmeren 
Fnssweg  Anschlagen ,  der  sich  Tom 
Schiltxenhofe  an  durch  dm  WUengrund 
im  Sdiatten  mSchtiger  Linden  an  einem 
Hammerwerke,  an  einer  Schneidemühle 
und  an  einem  grossartigen  Keubau  vor- 
über, worin  eine  mechanische  Weberei 
(Binnebach  nnd  Wamps)  errichtet  ist, 
bis  snm  Grenzliammer  hinsieht 

Wer  von  Amt  -  Gelirt  n  eine  interossantc 
Fusswanderung  nach  limenau  unteruehmen 
mag»  dem  sei  der  Weg  über  Oehretutock 
«gftpfohlwi,  d«r  nlclit  viel  weiter  a]s  die 
Fahrstrasse,  wenn  auch  beschwerlicher  u. 
ohne  Führer  nicht  laicht  sn  finden.  Ein 
kleines  FlfiMchen,  die  Schobse  (Sohopser), 
das  vom  Bennsteig  hcr  il  k  ommtnnd  sich 
hinter  Clehren  nüt  der  Wohlrose  Tereinigt, 


«bilrg  nach  IlHienaQ.  232 

bildet  einen  überaus  lieblichen ,  einsam 
traulichen  Grund  —  den  ßckob^gnmd  — 
dessen  Wftnde  «hltherronagenden  Porphyr- 
zacken und  mit  majestätischen  WeliStanncn 
geziert  sind.  Diesen  verfolgt  man  von  Geh- 
ren am  „Uexensteiu"  vorüber  bis  an  den  Fuss 
des  stellen  9886  Fuss  holten  Xi«nlbtrge§  (1^ 
St.  von  Amt -Gehren),  an  dessen  Koidab* 
hange  ein  ITäuschen  steht,  das  o?n<»  nm- 
fasaende  Aussicht,  namentlich  aut  Umcuau, 
gewahrt.  Am  nahen  WfUßterg  (8150  F.),  etwa 
isOO  Schritte  westlich  von  Oehrenstock,  ein 
so  ausgezeichneter  Tannenbcstand  'Ia^s  der 
Oberförster  Pfeil  die  fast  200  Julne  alten 
Kiesenbftnme  mit  entblösstem  Haupte  be- 
grüsste.  Ein  rechtsabzwoipcndcrWcgdurch- 
schneidet  die  Chaussee,  die  nach  Lange- 
wiesen  läuft,  und  fährt  in  knrser  Zelt  au 
dem  einsam  gelesenen  I>orfe  Oehrenstock^ 
dessen  zerstreute  Iläuser  einen  licMichen 
Anblick  gewähren.  Von  hier  nördlich  durch 
den  engen  Oehregrund,  der  beim  L&fflers- 
hammer  (an  der  Strasse  Ton  Langewiesen 
nach  Ihnenau)  mit  dem  romantischen  Schnr- 
tegrund  (s.  S.  248)  susammen  stösst.  Auf 
diesem  Wege  geht  man  an  mehren  Braoa- 
Bteingmben  vorüber,  wolefae  in  die  Berg" 
wände  gehöhlt  sind.  Dann  am  Grenshsm- 
mer  vorbei  nach  Ilmenau  (S.  239). 

2)  Von  Sf'hwarzburgr  nach  Pau- 

linzelle  (27,  st.)  und  Ilmenau  (C  St). 
Entweder  nach  AUendorf  (l  St.) ,  nod 
dann  auf  der  Chansste  fort  bis  Unter- 

höditz  (Vi  St.) ,  wo  die  Fahrstrasse  r. 
ab  über  Oberrottenbach  nnd  dann  1. 
nach  Milbitz  läuft,  —  während  die  Post- 
strasse nach  Blankenburg  r.  von  Ober- 
rottenbach abzweigt  — ,  ein  nliherer 
Fassweg  aber  von  Unterhddits  über  das 
weitsichtbare  Dörfchen  Horba  führt, 
das  anf  einem  schmalen,  wasserarmen 
Sandsteinrücken  liegt,  so  da.^s  die  l'ni- 
wohner  scherzen :  ,,InIIorbe  trägt man's 
Wasser  im  Korbe".  Um  dahin  zu  ge- 
langen, geht  man  in  Unterködits  über 
die  Chanss^e  anf  einem  steilen  Pfad 
zum  Berg  hinauf  und  erreicht  das  Dorf 
in  St  Dort  r.  an  der  Kirche  vor- 
über auf  einem  breiten  liasenwcg  bis 
zu  einem  Wegweiser  am  Saume  des 
Waldes ,  welcher  den  etwas  besehwer- 
liehen,  aber  aussichtreidien  Pfad  nach 
Paulinzelle  (l  St.)  zeigt  —  Noch  ein 
anderer  Weg  vom  Tri])pstein  dui\  h  das 
Gatterthor  des  Wildzauues  (die  Fasa- 


Digitized  by  Google 


2S4 


neric  und  Allendorf  1.  la^'s^nd),  oder 
vom  Kienbergshaus,  wo  man  nord- 
westlich PauUnzelle  sieht,  auf  schat- 
tenloser Hodiilidiift  lam  Dorfe  Beck' 
aiädt  (18t  vonSehwarsbarg,  V«  St.  vom 
Kieiibergshaus).  Ueberall  Wegweiser. 
Im  Dorfe  und  hinter  demselben,  wo  sieh 
die  Wege  thrilen,  abermals  r. ;  beim 
zweiten  Wegweiser  geradeaus  durch 
einen  Hohlweg,  und  dann  (etwas  näher) 
Mif  ^em  FosMtei^,  der  vom  Fahr« 
wege  abgeht,  dureh  das  nahe  Kiefem- 
liolz  (Kesselberg).  Hinter  demselben 
gewahrt  in  hu  (1  )  die  Chaussee,  die 
nach  Rott,  iiljach  führt.  Wir  aber  gehen, 
den  Hot  Langetbal  r.  liegen  lassend, 
1.  «n  einem  Hohlwege  fort,  bis  uns 
fS^  Fnssstelg  durch  die  Milhlo  nnd  Uber 
eine  Wiese  nach  O^MtreUenbach  bringt. 
Von  da  auf  neuer  Chanssee  nach  dem 
obstreiehen  Dörfchen  Milbitz  (20  Min  ), 
welches  so  versteckt  liegt,  das^  es  im 
letaten  Kriege  kamen  Soldatan  gesehen. 
Ifinler  Hllbits  wieder  ein  niherer  Fuss- 
pfad  1.  über  den  Rottenbach ,  neben  dem 
wir  an  einer  Schneidemühle  und  einifreri 
schiJfbewach.seuen  Teichen  vorüber  auf- 
wärts wandeln ,  bis  wir  wieder  die 
Chaussee  erreichen  vnd  liald  darauf  die 
stolaen  Trümmer  der  berühmten  Abtei 
TOr  ans  sehen,  die  auf  dem  grünen  Sam- 
mettcppich  des  melancholischen  Thaies 
aus  dunklem  Erlen-  und  Ficbtengehege 
hervorlnfrt.  Man  thut  wohl  ,  vorerst 
im  nahen  Gasthof  einzukehren ,  um  die 
Bnina  -Wim.  Portal  ans  xa  betreten. 
Fir  guteFussgXnger  dOrfteder  (nächste) 
Weg  über  Allendorf,  Unterködita  nnd 
Horba  am  gerathensten  sein. 

Panlinzelle^  ein  durch  seine  Kio- 
stcrruiue  weit  bekanntes  u.  vielbesuch- 
tes sehwanb.-radolst.  Dörfchen  mit  130 
Einw.,  einem  Rentamt  und  %  Forstden 
im  engen,  quellenreiehen  WaXdgrund 
am  Fuss  des  Kicnljcrges,  der  auf  seiner 
östlichen  Abdachung  ein  Lusthäuschen 
trätrt,  2V,  St.  von  Stadtilm,  3'/^  von 
Ilmenau,  2  von  Schwa»burg,  5  von  Ru- 
dolstadt. Neben  der  Kirebenrnine  das 
Amthans,  ein  hübscher  alter  Holzbau, 
worin  ein  Förster  wohnt  u.  noch  einige 
Klosterzellen  („Nonnenstübchen*'}  u. 


RoliqniPD  rtus  alter  Zeit  zn  sehen  sind, 
iiier  erhält  man  den  Schlüssel  zum 
Kirchthurm,  von  dem  man  einen  präch- 
tigen Ueberblick  über  das  schöne  Thal 
mit  seinen  'blitaenden  Teichen  hat. 
Man  richte  sich,  wo  möglich,  so  ein,  dass 
man  im  Gasthofe  (Menger)  tibernachtet, 
weil  die  Rnine besonders  inMondschoin- 
beleuehtuiijr  ein  wahrhaft  zanberisciies 
Bild  gewährt,  das  von  tiefpoetischer 
Melancholie  umschleiert  ist.  Das  Gast* 
bans  ist  kein  brillantes  H6tel,  aber  in 
seiner  ländlichen  Einfachheit  recAit  be- 
haglich. Bornlunt  sind  die  dasijien  Fo- 
rellen. —  lu  I'aulinzelle  wohnte  der  Or- 
gelbauer Fr.  Schulze  (f  1859) ,  welcher 
die  grossartigsteii  Orgelwei^e  bis  nach 
Eiigland  n.  Amerika  lieferte  n.  anf  der 
Londoner  Weltausstellung  die  goldene 
Preismedaille  erhielt.  Seine  Sohne 
setzen  das  Geschäft  fort. 

GfKchirldlirhi  s :  Pauline,  die  Tochter  des 
Bitt«rs  Moricho,  »ohute  sich,  als  sie  Wittwe 
geworden,  nach  stiller linsainkeit  a.  grttit'- 
dete  in  (liosem  abgelegenen  Wiesenthale 
eine  Zelle  (lio'^i .  wurin  sio  ihren  religiösen 
UebuDgen  ubiag.  Hieraus  entstand  ein 
Franenkloator  (wahrtcheinlich  im  Jetsigea 
Ainthaus)  iind  bald  darnuf  (HO.*))  in  unniit- 
telbarer  Xähe  aucti  noch  ein  iMöncbskloster, 
dessen  Bestätigung  sie  selbst  vom  römischen 
Papste  einholte.  Dort,  in  Italien,  mochte 
(h*e  fromme  Klausnerin  die  Vorbilder  ru  dem 
antiken  Bau  geseiien  haben»  den  sie  nun  in 
einem  der  eintamsten  deutecben  tTrwilder 
aufrichtete.  Naclidcm  sie  gestorben,  ward 
sie  als  „Paulina  reclusa"  unter  die  Heiligen 
versetzt.  Von  der  ferneren  Geschichte  der 
frommen  Stifinng  ist  wenig  bekannt  Die 
Aebte  schwangen  sich  zu  Macht  und  Reich* 
thum  empor,  so  dass  sie  19  Dörfer  in  den 
Kreis  ihrer  Besitzungen  zogen  und  sich 
„TOD  Gottes  Gnadea*'  titttllneo.  Bennocls 
ist  von  ihrem  Anilen!<en  rilclitä  übrig  ge- 
blieben, als  einige  aus  dem  äcliutt  hervor- 
gewühlte,  halbverwitterte  Grabsteine.  -  Ble 
Demoralisation,  welche  allmfilig  in  den 
„heiligen  Hallen"  überhand  nahm  ,  machte 
Nonnen  und  Mönche  in  der  ganzen  Umge- 
gend so  Terliasst,  dass  steh  die  Wogen  des 
Banernkrieges  auch  über  ihre  Zellen  wälz- 
ten. Das  Kloster  ward  geplündert.  Altt  r 
ihre  Insassen  setzten  noch  eine  Zeitlang 
„ihr  faules  Leben**  fort»  bis  der  Graf  von 
Schwarzburg  ihre  reichen  Oiiter  einzog-. 
Knn  verfielen  die  Terwaisten  Hallen  und 


Digitized  by  Go( 


2d5 


286 


wurden  tlioils  vom  Blitz,  tbeila*  von  dem 
Yaudalismus  der  Bauern  zerstört  Nuch 
Stellte  ein  Iiandtagsmitglied  den  aftuberen 
Antrag,  die  Ruine  abzubrechen,  tim  —  fiii 
Chauss^ehaus  daraus  ixk  bauen.  Es  iat  nicht 
{(eschohen.  Denn  selbst  die  Trfimmer  des 
stolzen  Baues,  des  ältoisten  und  merkwür- 
liig-stcn  im  Fürstenthum  Scliwarzl>urg,  glei- 
chen einem  „kostbaren  Juwel  in  einem  dun- 
kelsanimetnen  Schiniickkfistrhen*S  su  «el- 
chem  jetzt  zfvhlrciphore  Tilgor  wiillfaliren, 
als  ein  .st  zu  dm  Altären  der  Ahlass  spen- 
denden Aobte.  Im  G-a»thuf  wird  eine  Litho- 
graphie Terkanft«  wdLcbe  aaob  einer  alten 
Zeichnung  die  Klosterkirche  darstellt»  wie 
sie  ehemals  gewesen. 

*Die  Ruine  der  Klosterkirche ,  eine 
der  herrlichsten,  die  C3  in  Deutschland 
gibt,  zeigt  noch  in  ihrem  Verfalle  die 
einfache  Pracht  und  solide  Gediegen- 
heit des  friihesten  hyzantinischen  oder 
romanischen  Baustyls,  in  dem  sie  er- 
richtet war.  Sonst  überrap^eii  zwei 
viereckige  Tliürme  das  herrliche  Purtal. 
Nur  einer  ist  übrig  gebliehen,  der  noch 
als  Glochentbiinn  benntxt  wird.  Wir 
treten  von  der  Westseite  durch  die 
kunstreich  verzierte  Hauptpforte  in  die 
geräumige  Vorhalle ,  wo  ein  grosses 
Steinbecken  liegt,  das  man  tür  einen 
Weihkesscl  hält,  und  sodann  durch  ein 
Zweites  mit  Sttulen  versiertes  Portal  in 
das  Schiff  der  Kirche,  das  in  Kreusform 
erbaut  ist  und  einen  grossartigen  An- 
blick bietet.  Hcrrliclie  Säulen  mit  be- 
wundernswerther  Skulptur,  zum  Theil 
aus  einem  Stück  gearbeitet,  stützen  zu 
beiden  Seiten  die  60  F.  hohen  Ifanem, 
welche  durch  einen  mächtigen  Bogen, 
der  das  Chor  vom  Schiff  der  Kirche 
trennt,  verbunden  sind.  Auf  ihnen  und 
zwischen  den  hohlen  Fensternischen 
wuchern  malerische  Fichten  und  Eber- 
eschenb&nme,  als  wolle  das  lebendige 
Oebüsch  den  Steinsarg  der  verschwun- 
denen Herrlichkeit  mit  Immortellen- 
kränzen schmücken.  In  still*  r  Xncht 
rauscht  es  durch  das  Gezweig  wie  leise 
Geisterstimmen,  die  ein  feierliches  Re- 
quiem singen. 

Tob  Pauliiiselle  musk  Ilraenaii* 

Unbegreiflich,  dass  die.se  vielbctretene 
Streeke  iiocli  nicht  chaus.sirt  ist !  Dcslialb 
£ährt  man  gewöhnlich  von  P.  rückwärts 


üb^rKfinigsee  und  Amtgehren  (s.  S.  230), 
oder  macht  vielleicht,  um  den  Singer- 
berg zu  besteigen,  den  noch  grösse- 
ren Umweg  über  Göftselborn,  (Abstecher 
nach  Singm),  Griesheim,  Cottendorf, 
Bücheloh  (R.  31).  Fussreisende  aber 
gehen  von  Panlinzelle  über  Angstedt, 
Gräfinau  und  Wimbach  (37^  St.,  wäh- 
rend jener  Fahrweg  über  5  St.  betragt). 
Beim  Chansseehaus  in  P.  vorlägst  man 
Units  ah  die  Strasse,^  die  nach  Stadtilm 
führt,  und  geht,  während  „die  heiligen 
Teiche"  zur  Linken  bleiben,  am  Saume 
des  Waldes  hin?>i!  bis  zum  Wegweiser, 
welcher  den  Fasspfad  nach  Angstedt 
zeigt.  Dieser  zieht  sich  V4  St.  lang  im 
Schatten  des  Waldes  hergant  Wenn 
man  aus  dem  Wald  heranstritt,  Sffnet 
sich  eine  weite  Aussicht.  Man  wandert 
nun,  r  /wi'^clien  den  Feldern  hinunter, 
dem  Kirchtliurme  7.u.  der  als  Wegweiser 
dient.  Nach  iV^  St.  das  sondersb.  Dorf 
Angstedt  mit  seinw  neuen  Kirche,  vim 
welchem  der  sehwarsh.  Marktflecken 
OrMlBan  (1000  Einw.)  nur  durch  die 
Ilm  geschieden  ist.  Sonst  gab  es  hier 
viele  Fnlirlonte,  welche  tliUringer  Waa- 
ren  mit  eigenem  Geschirr  nach  Mecklen- 
burg und  Pommern  vertrieben  und  als 
Rttekfracht  Felle,  KItee,  Tabak  Inden. 
Im  ehemaligen  ,,Prinzenhor'  jetst  der 
Gasthof  zum  Anker.  —  Nachdem  man 
die  Poststrassc  zwischen  Stadtilm  und 
Amtgchrcn  übersehritten,  folgt  man  nn 
der  entgegengesetzten  Seite  des  Ortes 
dem  Steinemen  Wegweiser,  der  1.  flher 
die  Wiesen  und  dann  zum  Berg  hinah 
nach  Wlmhnrh  {%  8t,)  zeigt.  Rechts 
am  Dorfe  vorüber,  umgeht  man  den  Teich 
am  Ende  desselben  zur  linken  Hnnd  und 
verfolgt  die  Strasse  bis  zum  Walde,  durch 
welchen  sie  sich  */^%t.\sLn%  schnurgerade 
hinsieht.  Dann  liiegt  der  Weg  r.  in  ein 
anderes  Gehölz  ein  und  mündet  in  die 
Chaussee,  welche  1.  nach  Ilmenau  führt. 
Nälier,  als  die  Poststrasse,  ist  jetloi  li  der 
Wiesenpfad  durch  die  Ziegelei  hindurch. 
Das  jenseit  grosser  Teiche  liegende  €to« 
binde  ist  der  VergnQgungsort  Ken* 
bans;  der  südwestlidi  emporragende 
thurmgekrönte  Berg  der  kickelhahn 
(ä.  244). 


Digitized  by  Google 


■337 


*  IQ,  Brnoe:  Vom  Mmm\mtg  naeli  Ilmiman. 


238 


^'e^enrotl/ti  von  PaoUii««Ue  nftch  iSlodtiZm  I  dass  sie  pjosren  300  Mensehen  heschäf- 


und  Arnstadt:    B.  31. 

3)  YonSdiwarzburg  über  Sitzeu- 
dorfy  Hemlidorfy  den  Bnriel  «nd 
Amtgetred  naeh  niiieiiMi(6--'78t), 


tif^t,  erinnert  wieder  au  den  Kandidaten 
Maeheleid,  der  liier  die  ersten  Verbuche 
machte,  Porzellan  herzustellen,  die  so- 
dann'  in  Volkstedt  weiter  tHiageftthrt 


Fflr .rüstige  Fusswanderer  eine  sehr  em-  i  wurden.  Ausserdem  eine  Blelweissfa- 
pfchlenswerthePai  tie,  ohwolü  immerhin  brik. —  Wer  eine  weitere  Tour  nicht 
der  Weg  übcrPaulinzelle  der  gangbarste  j  scheut,  verfolgt  von  hier  aus  (durchweg 
bleiben  wird,  weil  nicht  leicht  Jemand  |  Chauss«^e>  den  reizenden  Schwarzagrund 


Thüringen  bereisen  mag,  ohne  seine 
«ehönste  Bulne  an  sehen.  Manelie,  de- 
Ten  Zeit  nicht  besclirXnkt  ist,  verlinilpfen 

beide  Partien  miteinander,  indem  sie 
vonScbwnrzb.  nach  Paulinzelle  und  von 
da  nach  Künigsee  u,  über  ^lon  llnrzel  ii. 
Amtgehren  (oder  umgekehrt)  nach  Ilme- 
-nau  gehen  (8  St.).  Diese  Tour  kann  andi 
zu  Wagen  gemacht  werden,  mit  Ans- 
nähme   des   halbstündigen  Abstechers 


über  Blechhammer,  Glasbach,  Mellen- 
bach nnd  Katshfttte  (B.  86)  |  oder  geht 
von  Hellenbach  Uber  Breitenbach  nach 

Amtgehren  (B.  84);  oder  von  Neustadt 
a.  R.  über  Masserbergen  nach  Limbach 
(6  St.)  Ii.  85,  —  Wir  aber  wenden  uns 
von  Sitzendorf  r.  nach  Unternhain  (Feld- 
weg V4  St.,  Chaussee  1  St.),  überschrei- 
ten die  diaossirte  Strasse,  die  von  Obern- 
hain  nach  Lichte  führt,  besteigen  die 


nach  dem  Bürzel. —  Wir  aber  verfolgen  ,  kahle  2059  F.  hohe  Barigauer  Höhe,  die 
den  oben  angegebenen  Weg.  Von  .  eine  herrliche  Aussicht  gewährt ,  (am 
Schwar^b.nachSitzendorf  (Vs  St.)  f««- I  Sndfuss  das  Dörfchen  li?irigau  Avie  an 


weder  die  Fahrstrasse,  die  am  Chaussee- 
hanse 1.  anf  steilem  Felsenwege  abwftrts 
führt  nnd  so  eigenthflmlich  sehen  ist, 
dass  sie,  von  unten  aufgesehen,  an  ein- 
zelne Partien  der  Gotthardsstrasse  erin- 
nert ;  oder  den  reizenden  Promenaden- 
piad,  der  sich  von  der  eisernen  Schloss- 
brttcke  hinab  in  den  Wildgarten  achlSn- 
gelt,  nnd  am  Filttemngshans«  Tor&ber 
dnreh  das  Qehdis  des  Parkes  lAnft^  bis 
er,   jenseit    einer    schmalen  Brücke, 
die  über  die  Schwarza  gelegt  ist,  mit  der 
Chaussee  sieh  vereinigt.    Der  Natur- 
freund  bewundert  nicht  minder  die 
pnMfatvoIlen  BAnme,  die  am  Wege  ste- 
hen, wie  den  Wechsel  der  Bergsoenerie, 
die  in  überraschend  schönen  Formen  ihm 
«nt<?oi^entritt.    Vor  Sitzendorf  mündet 
1.  die  Sorbitz  in  die  Schwarza,  und  eine 
iStrasse  zweigt  über  eine  verdeckteBrücke 
nach  Ddscbnitz  nnd  Meura  ab  (s.S.  210.). 
Bier  legte  Oraf  Bino  einen  Kflehen- 
garten  für  ^eine  Bnrg  an.   Daher' der 
Name  Süxendorf.  Seine  Lage  zwischen 
Wiesen  un^l  rruHon,  in  einer  von  hohen 
und  steilen  Bergen  umschlossenen  Er- 
weiterung des  Schwarzathalcs  ibt  über- 
m  retoend.  IMe  dasige  PoJiellanfabrik 
(hanptaftehUeh  N^paacben),  die  1850 
angelegt  wurde  nnd  so  bedMend  ist, 


dem  Berge  angeklebt;,  und  gehen  über 
EgeUdoi'f  (1  St..  row  Unternhain),  wo 
noch,  wie  in  fast  allen  umliegenden  Ort- 
schaften, Laboranten  und  Olitätenhänd- 
1er  wohnen,  undüber  i>rüiia<?/irtM  (Y^St.) 
nnch  Herschdorf  CJ^  St.),  welches  ander 
Breitenbacher  Laudstrasse  2Q00F.  über 
dem  Heere  liegt.  Hier  thnt  man  woU, 
einen  Ffthrer  an  nehmen ,  wekfaer  des 
Weges  Uber  den  *  Langeberg  n.  Amtgeh- 
ren kundig  ist  (von  Herschdorf  2St.).  Die- 
ser Berg,  den  man  noch  häufiger  BlirZ6l 
(auch  Stiefel ,  Katzenbuckel,  Hersch- 
dorfer Kuppe)  nennt,  ist  der  2517  F. 
hohe  Grenswxichter  zwischen  der  nord- 
westl.u.  sfldöstl.  Hälfte  des  Thüringerw., 
indem  er  sich  anfdem  breitesten  Kücken 
dc"^  Oel)irges  ausstreckt,  wo  Porphyr- 
undSchieferforniation  in  einander  über- 
gehen. Von  seinem  mit  einem  Häuschen 
geschmückten  kahlen  Scheitel  geniesst 
man  eine  so  grossartige  nnd  dabei  so 
reizende  Aussicht,  dass  sich  dieselbe  bei 
guter  Beleuchtung  (in  den  Vormittags- 
stunden) nahezu  mit  der  des  Inselsber- 
gcs  messen  kann.  Die  Thäler  u.  Hoch- 
ebenen sind  mit  Dörfern  und  Städten 
(darunter  Ilmenan)  fibersSt^  den  freund- 
lichsten Bindnick  aber  macht  im  west- 
lichen Vordeigrund  das  Dorf  ICdhrea- 


Digitized  by  Google 


239 


Ii.  RenUe:  Yon  ItafteBan  snr  Sehmiicke« 


24» 


"bfioli  Da  sein  Gipfel  nur  500  F.  über 
Herschdorf  emporragt,  so  hat  man  keine 
bedeotende  Steigung  zu  überwinden, 
wiewohl  die  letite  Staffel  and  besonders 
die  isolirt  faenrergesdiobene  Koppe,  die 
sieh  nordwestlich  aufgipfclt  und  „Stiefel- 
koppe" genannt  wird,  schroff  empor- 
steigt. Ist  man  zu  Wagen,  so  kann  der- 


selbe am  Fuss  des  Berges  (Chaussee 
zwischen  Herschdorf  und  Gillersdorf)- 
halten.  Ueber  den  langen^  mit  Quarz- 
blöcken bedeekten  kelilen  Bergrücken 
ffihrt  ein  striler  Wald-  und  Feldweg- 
nördlich  am  Schiessbaus  Torftber  na(& 
Oehren  hinab  (l  St.),  das  man 
Höhe  vor  sich  liegen  sieht. 


11.  Koüte;  Von  Ilmenau  zur  Scliniiicke  (Schneekop^. 

„Auiiiutliig  Thal,  Uu  iininorgrüner  Hain, 

Mein  Herz  begrüsst  cticli  wieder  auf  das  Beste; 

Entfaltft  mir  die  BcliwerlKhang'nen  Aeste, 

Nehmt  IreutuUich  mich  in  eure  Schatten  ein; 

Erquickt  von  euern  Ilöh'n  am  Tag  der  Lieb  nnd  Lnst 

Mit  frischer  Luft  und  Balsam  meine  Brust.** 

Ilmenau,  90.  Sept.  1783.  (iioethp. 


povf  von  Ilmenau  nacli  Armtadl  (Neu- 
dUtendorJ  ,  Erjurt,  1  Thlr.):  2J  Meil.  in  2  St. 
85  Min.,  AI».  4  ü.  65  Min.,  15  Sgr.;  ehetidahin 
über  }■!■:■  i'^hurg:  3  Moil.  In  3  St.,  früh  8|  1'., 
15 Sgr.;  u.  Amtgehren  (Königtee,  MudoUtatÜ) 
MeiL  in  1^  St.,  Ab.  8  V.  80  Min.,  7|  Sgr.; 
erot^eUenbaeh:  8|  M.  in  2  St.  50  Min.,  Ab. 
8  U.  50  Min. ,  15  Sgr. ;  Schletuingen  (Hildburg- 
hausen,  Themar,  1  Thlr.  1^  Sgr.):  4  MeiL  in 
4|  St. ,  Tormltt.  9}  ühr,  84  Sgr. ;  ^tadtäm 
(Kranichfeld,  Weimar,  1  Thlr.  llj  Sgr.):  2 
Meil.  in  t  St.  50 Min.,  Ah.  T'  ,  12  Sgr.  — 
Telegraphen  -  älation.  —  Miethjuhren  pr.  Tag  5 
TUr.,  Eimpäuim'  S  TUr.  —  JNknr  pr.  Tag 
W  Sgr.  bis  l  TUr.  —  MnCiiMI  pr.  Tag  10  flgr. 

Ent/ernungen:  Elgersburg  1,  Stadtilm, 
Paxilinzellc ,  Königsee  3J,  Schmücke  4,  Arn- 
stadt, Suhl  44,  8chwarzburg  5,  Dietendorf 
6,  Bctalenslngen,  Gotha,  Budolstadt,  Saal- 
fcld  8,  Hildbuighausen  9,  MeinlDgen  10, 

Weimar  13  St. 

Ilmenau^  grus.^hcrz.  Weimar.  Berg- 
stadt an  der  Ilm  mit  3030  Einw.*},  in 
einer  mit  allen  Reizen  der  frischen  Ge- 
birgsnatur  geschmückten  Thalweitnng, 
halbmondförmig  umdenFuss  derSturm- 
heide  sich  ziehend.  Die  landschaftliche 
Staffage  hat  Goethe  in  W.Meisters  Lehr- 
jahren, die  er  hier  entworfen  haben  soll, 
meisteiiich  dargestellt.  Das  nette,  hei- 
tere Städtchen,  yon  Bergen, Wiesen  und 
Feldern  nmralunt,  und  üi  den  ISommer* 

*)  A,  SeAtffot«.  Urnen««  und  seine  Bade- 
anstalten, 2.  Aufl.,  Erfurt  1854  Schmidl, 
Beschreibung  der  Bergstadt  Ilmenau ,  1839. 
—  Graf,  BrlDnerang  an  Ümenan  (Panorama 
mit  Aniichteii). 


m  011  Ilten  von  regem  Leben  du  roh  pul  st,, 
gewährt  einen  sehr  freundlichen  Anblick, 
und  ist  ein  beliebter  Käst-  und  Central - 
punkt  zahlreicher  Gräste.     Unter  den 
breiten  nnd  reinlichen  Strassen  seiehnet 
sich  die  schattige  Lindenstrasse  („nnter 
den  Linden")  aus,  die  unmittelbar  an 
den  Wald(liit2ebn1f»r0rund}  stösst  und 
als  nächsteCurprnriirna  io  hmutu  wird. 
— ■  Wochenblatt:  „l>ie  Henne/*  Buch- 
dmekedBiy  Bneh-  «nd  Bergprodnkten- 
Handlong. 

Ga«tMf$:  XS«r«  (Klett),  Llbtnges,  nafae^ 
der  Lindenstrasse,  Posthnreau,  36  Betten  A 
10  Sgr.  Table  d'hOte  10  Sgr.  Im  Zimmer 
Nr.  1  (»Ooetbesimmor«*)  bat  Ooetke  dfters- 
gewohnt  und  seinen  letzten  Geburtstag  ge- 
feiert. —  ^Tanne  (Höhn),  an  der  Hanptstrasso 
in  der  Nähe  des  Curhauses,  mit  achuuer 
Aussieht  naeh  allen  Settea  bin.  IiogislOflgr.«. 

Table  d'h6te  10  Sgr.,  Equipage.  —  Sonne  u. 
Adler,  einfach  und  billig,  aber  zufrie(i»^n- 
stellend. —  HetlauraiioHen:  '^Curhtma,  ''^FeUen^ 
k^,8ekSix«kkof,  Sehr  beiucbt  ist  die  4*2)<r(- 
rnar'Khe  Conditort  i  ..iiiit- r  den  Linden",  eine 
der  besten  in  Thüringen.  —  OeffentUche  iJe- 
bäade:  Ein  Schlösschen  für  die  grossherzog- 
liche Familie,  S  Kirchen,  4  Sehnlgehinde,. 
1  RathhauB,  Curhaus  u.  s.  w. 

lnfln$tri{-.  Bio  riesigen  Schlftckenlialden, 
die  au  der  ÖturmheiUe  und  am  Weg  zum 
Gabelbach  lagern ,  sengen  von  der  ehema- 
ligen Grossartigkeit  ihr  hiesigen  Berg- 
werke. Vergl.  „Geschichte  des  Ilmenauer 
Bergbaues  (1820)"  von  dem  berühmten  Mi- 
neralogen K.  W.  Voigt,  der  als  Bergrath 
hier  lebte  md  den  sohönen  VelsenkeUev 


Digitized  by  Google 


241  11.  Boiue:  Von  Ilmenaa  zur  Bchmücke. 


742 


las  DM«iii  rief.  1717  waren  noch  500  Borg- 
untl  Hüttonlento  thätig  und  wurd(>n  damals 
grosse  und  kleine  Hussen  (z.  B.  die  Anut' 
Hengroschen)  in  Silber  und  Kupfer  aasge- 
lii  H;^L  Der  Durchbruch  der  Wasserdamme 
im  3r  inobacher  Grunde  ersäufto  dto  meisten 
Ciruben.  Goethe  machte  mehre  Versuche, 
den  SillMrbort  wtoder  tu  beben :  «llein  um- 
aonst.  Aehnliche  Versuche  wiederholte  seit 
1856  dio  t  hüringisch  -  äärhsischo  Bergbau- 
uud  UütteugeüeiiüchaU  und  baute  zu  dio- 
'  Bern  Bebufe  eine  Aniabl  grossurtlger  Berg» 
werksgebäudo  (vor  der  Statlt),  die  jedoch 
nach  ihrer  Auflösung  zum  Verkaufe  aasgo- 
hoten»  wurden  (1860).  Gegenwärtig  befindet 
sich  eine  Thonwaarcnfabrik  darin.  Dennoch 
j<?t  r  Bergbau  (auf  Braunstein  und  Stein- 
kohlen) auch  jetzt  nicht  unbedeutend,  und 
bat  ■Ich  in  der  letsteien  Zeit  wieder  to 
geboben«  dass  jährlich  über  60,000  Cent- 
ner Braunstein  (von  allen  Arten  und  von 
oft  wundervoller  Krystallisat Ion)  gewonnen 
werden.  —  Aaeserdem  sebwungbafte  Por- 
zellanfabrik (seit  1784)  Firma  C.  A.  Merz, 
2  Ilohlglasfabrikon  (diu  Soi>)iiuuhütte  am 
südlichen  Ausgang  dt>r  j$tadt  liefert  sehr 
Mhöne  gesobnittene  und  geformte  Olatar- 
tikel),  Syderolltli  ,  PapiermacbC  - ,  Bnch- 
und  Steindruckfarbeu-,  Tapeten-,  Leim-, 
Masebinenfabrik,  Wo11s]pinnerei,  9  rerscbie- 
dene  Wkblen.  Auagestopfte  Thier»  Ton  sel- 
tener Naturtreuo  bei  C.  Müller. 

B  ad  fnnift  alten.  Seit  1838  eine 
Kdltn-atiserkcilaiistalt ,  die  sich  jedoch 
von  der  Friessuitz'äuhen  Methode  uieiir 
oder  wMiiger  losgesagt  bat.  Pas  vor* 
trefRiehe  GeUrgswnmr  hat  aneh  in  den 
heissesten  Monaten  kaum  eine  höhere 
Temperatur  al.s  -f-  6"K.  (iegen 40  Quel- 
len sind  in  der  Nähe  cefasst  und  Ho- 
nauiit.  Das  Wellenbad  lü  Minuten  von 
dmi  Linden,  jeoseit  des  FelsenkeUers; 
8  Donchen  an  der  Slnrmlieide  und  im 
Manebacher  Grund.  Seit  \%bO  auch 
Kirfrrnndelhäder  mif  <!en  pewöhnliclicn 
Moditicationen.  Dazu  Molkcnanstaitj 
Heilgymnastik  u.  Anwendung  der  Elec- 
tricität.  Badeftrste  Dr.  Preller  and  Dr. 
Baunbaeh.  Wellenbad  8,  Donche  l'/st 
warmes  Wasserbad  7  V^t  Kiefernadelbad 
10,  Dampfbad  12  Sf^r.  Dutzendweise  bil- 
liger. Für  Unterhaltungskosten  ein-  für 
allemal  1  Thlr.  10  Rgr.,  für  Badebcdic- 
nang  wöchentlich  15  8gr.  Seit  1859  ist 
das  am  Ausgang  der  Lindenstrasse  neu 
erbiole  elegante  *0«rhaus  (mit  Speise- 


saal^Leseximmer  ete.)  dem  Verkehr  über* 

geben.  Ein  Zimmer  mit  Schlafkabinet  im 
Curhaas  wöchentlich  1%  bis  3  Thlr, 
Bottl5.Sf,'r.  Table  d'hote(l  Uhr)10Sgr. 
Die  meisten  Cur^ästo  wolinen  in  Privat- 
wohnungen (möbl.  Zimmer  wöchentlieii 
1  bis  4  Tblr.,  Bett  15  Sgr.),  u.  bewegen 
sich  im  geselligen  Verkehr  ohne  Zwang 
und  Luxus.  Die  Badeliste  des  Jahres 
1863  zählte  über  650  Hummern. 

('''"rhirhflichfs:  Ilmennn  pebörtf»  im  10. 
Jahrhundert  den  Grafen  Ton  Käfernburg, 
die  es  1948  an  die  Grafen  Ton  Henneberg  Ter- 
kauften.  Gräfin  £lisabetli  von  Henuebers» 
die  viele  geistliche  Lieder  gedichtet,  t 
selbst  lööö.  Nach  Erlöschen  des  Henneber- 
ger  Grafenttammes  fiel  Ilroenau  an  Weimar. 
1752  li'gtc  eint'  reuer.sbrimst  die  ganze  Stadt 
in  Asche.  —  Kino  besondere  Weihe  erhielt 
das  Städtclien  dadurch,  dass  unsere  Dich, 
terlieroen,  Goethe,  Sehlller,  Herder  und  J. 
J*.  Fr.  Richter,  mit  ihrem  fürstlichen  Mä- 
cen  Karl  August  sich  gern  hier  aufhielten. 
KamenUich  hing  Goethe  stet«  mit  grosser 
Liebe  anUmenau,  dem  Tummelplatz  seiner 
jünj^pren  Jahre,  riiiJ  feiörto  es  in  einem  be- 
sonderen Gediclite.  Der  berühmte  Jurist 
A.  Schmidt  liier  geboren.  GeisenwArtlfr  lebt 
daselbst  der  Ui^or  A.  W.  Vila,  der  sich  durch 
seine  Höhoiim<'s«inigon  ii.  kartographischen 
Arbeiten  um  ihunugens  Topograpljie  grosso 
Verdienste  erworben. 

Spaziergänge.  Umenau's  Umgebung 
gen  sind  ausserordentlich  reieh  an  un*» 
ersehöpflichen  NaturgenQssen.  Nah  n. 
fern  wechseln  idyllische  und  roman- 
tisf'Iic  Bilder..  In  der  neueren  Zeit  hat 
m;m  alle  Partien,  auch  die  ^eheimsten^ 
durch  schöne  und  bequeme  Fromcaaden- 
wege  zugängig  gemacht,  nnd  wo  sie, 
ohne  stt  storenf  eingreifen  durfte,  hat 
die  menschliche  Hand  durch  mannig» 
faehe  Anlagen  die  Reize  der  Natur  za 
erhöhen  gewusst.  f  eberall  Ruhebänke, 
Lauben,  Brunnen,  Pavillons,  Restaura- 
tionen und  Wegweiser,  die  leicht  ztirecht 
führm.  Auch  ftür  Mlneraloi^e  nnd  Bo- 
tanik ist  I.  eine  sehr  reiche  Fundgrube. 
Kaum  ist  ein  anderer  Bezirk  des  Waldes 
in  ireoj^nostischor  Hinsieht  so  cbMrfjcte-> 
ristisch.  Unscliw  tu- findet  man  im  Kupfer- 
schieier mancherlei  Fischabdrücke  und 
im  Schieferthon  der  Steinkohlenfi^Stse 
Pflansenabdrücke  nnd  Versteinerungeui 


Digiii^uü  L^y  Google 


243 


il.  Smtte  :  Yon  Umeiuiii  nur  Sehmileke. 


244 


mitunter  die  prachtvollsten  Kabinets- 
stücke.  Alle  Wege,  die  man  bei  länge- 
rem Verweilen  aufsuchen  umj;,  werden 
wir  kaum  berühren  und  veri'olgcn  kön- 
nen. Wer  aber  aach  nnr  einen  Tag  hier 
hleibt,  darf  nicht  versäumen,  wenigstens 
■den  Kickelhahn,  das  Manebacher  Thal 
T)n<l  don  llüttenp;rund  zu  besuchen.  Wir 
wolieu  unsere  Wanderunf^  in  verschic- 
-deue  Districte  eintheileu,  und  hoffen,  au 
keinem  der  beaehtenswerthesten  Punkte 
Torüber  zu  gehen,  wenn  wir  sie  auch  nur 
mit  kui-zen  Worten  schildern. 

n  *Kif»kelhalin  —  »Manebacher 

lirrillld.  —  Der  erste  Ausflug  gilt  dem 
hochragenden,  dunkclbcvvaldeten,  durch 
seine  Thurmkrone  weit  sichtbaren 
^idseihahn  (269dF.)i  «af  dessen  Gipfel 
verachiedaieWege  fiüiren:  dernfichste, 
aber  .<5tcilste  und  beschwerlichste,  über 
die  Antonienshöhe  und  dmm  rreradeaus 
über  die  hoheSchlnufe(zuGoethe'öHäus- 
<cben),  1  St.  j  ein  anderer  vom  Wellen- 
bad Uber  die  einßftme  Zinksquelle;  ein 
dritter  (am  weitesten,  aber  sehr  ange- 
nelim  und  bequem)  ftber  Manebach, 
Hirsohsprunp  u.  Hermannstein (lY»St.) ; 
noch  andere  durch  dns  Soinmorthal  oder 
aufdenSclnvarzbäcktrsvveg;  der  gewöhn- 
lichste und  i^cht  sehr  anstrengende  durch 
den  Ascberofea  und  die  Bucbenallee  zur 
Waidmann^mhe,  wo  ein  schöner  Blick 
nach  Ilmenau  das  Auge  fesselt,  und  über 
den  Gabelbach  (1  St.).  Wer  mcht  ^_^ern 
VAX  Fuss  geht,  fiihrt  auf  der  Schlensing^er 
{Strasse  bis  zum  Gabelbaeh,  und  läsät, 
falls  er  unserer  Bout«  folgt  und  nicht 
4iuf  demselben  Wege  sorfickkehrt,  den 
Wagen  nach  Kammerberg  kommen,  um 
von  dort  nach  I.  /urückssufahren.  Fol- 
gende Tour  ist  eine  der  interessantesten 
und  gangbarsten:  •Durch  die  Linden- 
strasse  über  die  Brücke  beim  Schlacken- 
weg auf  die  Schiensinger  Chaussee,  und 
4«nn  rechts  den  steilen  Berg  hinauf  sur 
Antonienshöhe  (V4  St.).  Einzelne  nam- 
hafte Punkte,  die  mu>  >)erilhrt,  sind: 
Stulümannsblick,  Ileleuensitz,  Seiferts- 
ruhe, Heinricbssehnsucht.  Die  *  Anto- 
nienahöhe,  mit  einem  Watdhftuschen  ge- 
«chmttckt,  ist  vom  Hm.  Treskow  su- 
giagig  gemacht  worden,  und  gibt  das 


schönste  Bild  von  Ilmenau  unrl  dessen 
Umgebung.  —  Von  hier  an  wird  der 
Weg  bequemer,  falls  man  nicht  gerade- 
aus zum  Berge  hinaufsteigt.  Wir  gehen 
1.  sur  Chausste  hinab  und  verfolgen  diese 
bis  zum  Gabelba<^f  oder  überschreiten 
die  Chaussee  bei  den  Bitzebühler  Tei- 
chen, lassen  den  Wes/weiser.  <1or  nach 
Käfersteiusruhe  (aut  dem  Lindeubcrg) 
zeigt,  zurLiinken(5  Min.),  u.  gelangen  an  , 
der  „Karolinenbucbe**  vorbei  (10  Min.) 
zu  einem  Bruekchen  (5  Bfin.),  das  wir 
überschreiten  und  bei  dem  ,4)rei-Schwe* 
st o r T) - Si t z "  wieder  auf  d i c  Chaus s e e  k om - 
men  (5  Min).  Diese  bis  zu  (\vm  r  ab- 
führenden Promenadenweg  (7  Min.)  ver- 
folgend, erreichen  wir  in  3  Min.  den 
Kiemen  Chthelbaeh,  ein  schon  gelegenes  - 
neu  erbautes  Schweizerhaus  mit  Restau- 
ration, von  dichtem  Fichtenwald  um- 
kränzt, mit  Aussicht  nach  Stadtilm.  Nicht 
weit  davon  (südlich)  der  Grosse  Gabel- 
bach, ein  unbewohntes  herrschaftliches 
JagdscUdsschen,  worin  Karl  August 
gern  weilte.  Duröh  einen  breiten  Durch- 
hau westl.zum Prinzessinschirm  (2406F.) 
mit  scliTiier  Aussicht.  Vom  (iriludbacli 
auf  s<  hattigem  Rtisenweg  in  2Ü  Min.  auf 
die  Spitze  des  Klckelhahn  (2652  F.), 
die  seit  1854  mit  einem  schonen,  75  F. 
hohen  massiven  Thurm  gekrönt  ist,  den 
die  verstorbene  Orossherzogin  Marie 
Paulowna  fiir  2200  Thlr.  erbauen  Hess. 
Am  Fuss  desselben  eine  Sonnenuhr  Don 
Schlüssel  zum  Thurm  (Entree  1  &»gr.) 
hat  der  Forstwärter  in  tiabelbaeli,  der 
jedcHdi  mit  einem  guten  Fernrohr  gc- 
w<^hnlich  amPlatie  ist.  Dasbeaauberad 
schöne  Halbbild,  das  sich  von  den  vier 
Altanen  und  von  der  Zinne  des  Frei- 
daches entfaltet,  wollen  wir  niclit  schil- 
dern, weil  <las  auf  dem  Thurm  befindliche 
alle  Tunkte,  die  bei  günstiger  Beleuch- 
tung (Nachmittags)  ins  Auge  fallen, 
genau  beseiehnet.  —  VomThiirme  gegen' 
200  Schritte  nordwestlieh  *  OoHhe's 
ffänschen,  das  ehemals  ein  Pirschhaus 
war  und  die  gan7>e  Aussiebt  behorr.sehte, 
jetzt  aber  von  den  Waldbaumeu  uber- 
wachsen ist.  Hier,  in  ^eser  thnrmShn- 
liehen,  sAhindelgedecktea  Hfttte  hat 
Qoethe  mit  seinem  Diener  im  Jahre  1 7S8 


Digitized  by  Google 


245 

acht  Tage  laug  gewohnt  und  an  die  Be- 
klcidunf^  dessiidöstHelicn  Fensters  (nach 
amiern  Erörterungen  »chon  am  6.  8ept. 
1780)  den  unvergleichlich  schönen  Ver&> 
gesdiriAbeii^  der  mit  einem  CUastSfelcben 
eugenlimt  Iftt: 

Ueber  allen  Gipfeln  itt  Sah*, 

In  allen  Wipfeln  spijreft  dlK 

Kaum  eiuun  Uaucli. 

Die  Ydirelein  lehweigett  Im  Wald«. 

Wnrto  nur'  Balde 
Kulii  ^^t  du  auch. 

Darunter:  „lienov.  28.  Au^.  1813.'' 
Am  Tage  vor  seinem  82.  Geburtstag, 
welchenGoethe  still  und  sinnig  in  Ilmenau 
yerlebte,  umnocb  einmal  alle  seine  Lieb- 
lingsplätze '/u  besuchen,  kam  er  mit 
dem  jetzigen  Bergrath  Mahr  auch  in  dies 
Waldhäusclien,  u.  soll,  als  er  jene  Worte 
las,  mit  feuchten  Auj^en  triinnieriseli  ge- 
flüstert haben ;  „Warte  nur  i  Balde  ruhest 
du  auch.'* 

liückweg.  Der  nächste,  steil  abwärts 
laufende  Weg  Tom  Goethebaus  n.  Urne- 
na«  r.  Uber  die  hohe  flclilanfe  sar  Anto- 

Tiienshöhc.  Nach  kurzer  Strecke  biegt 
ein  Pfad  1.  ab,  der  sich  bald  wieder 
theiit,  hidem  der  rechte  Arm  überZinks- 
quellOi  der  Unke  zum  Kl.  Hermannstein 
miurfc.  'Wir  wihien  lieber  einen  beque- 
meren  und  interessanteren,  der  uns  den 
Xmebacher  Ornnd^  vom  Silberband 
<1orTlm  dui'chschlängelt.  in  seiner  vollen 
Schönheit  zeigt.  Vom  Goetheliäusehen 
1.  zum  Ch'ossen  Hermannstein  (10  Min.), 
einem  lOOF.hodisejüurecht  sichauftbtir- 
mendeoB  Felsenkoloss,,  der  gegen  €00  F. 
im  Umfange  misst  and  Sn  alten  Zelten 
einen  Wartthnrm  getragen  hat  (2434  F. 
über  d.  Meer).  Er  ist  von  einer  senk- 
recht Husj^(!hauenen  Höhlung  („Keller") 
durehklüftet.  Kingsum  liuheplätzc. 
Dten  an  der  sehQneiiSopiiieiMiaelle  vor- 
über  txatiKlek^HermannHM  (lOM.)t 
«foem  nner8te^^lichen  Porphyrblock. 
Immer  tiefer  7ii  Thale  *dfr  ffir$rh- 
^^pmuff,  eine  seimrf  vorspringende  lierg- 
koppe  mit  Kuhebauk,  von  der  man  das 
«anberiscfa  sdiöne  Thal  ans  reisender 
VagelperspectiTe  ttbersehant.  WUl  man 
nicht  die  kurze  Strecke  vollends  hinab- 
ateigao,  so  liuft  ein  bdehst  anmulhiger 


246 

Promensdenweg  r.  über  „Herser's  Ver- 
dienst" und  dits  Wellenbad  zur  Stndt 
hinab.  Wir  aber  gehen  durch  den 
Mauebacher  Urund^  der,  besonders 
Ton  einem  der  nslienFcisen  geseben^eis 
wahrbalk  sdiweiierisches  Gepräge  bat. 
Zunächst  berühren  wir  das  weimar.  D§rf« 
eben  Camm^rhf  r>j  (mit  gutem  Wirths- 
haus),  am  rechten  Ufer  des  lustigen  Dich- 
tertlusses,  über  welchen  eine  Brücke  in 
das  am  jensütigen  Ufer  angrensende  go- 
tbaisebe  Dorf  ifoa«^jk  führt.  In  den  na- 
hen Bergirinden  siebt  man,  dicht  an  der 
Strasse,  die  von  I.  naehStützerbaeh  und 
Suhl  führt,  die  Mundlöcher,  durch  welche 
die  uiniungrciehen  Steinkohlengruben 
der  Umgegend  befahren  werden.  Da  die 
Flotse  höchstens  80  Z.  nichtig,  die  Ar- 
beiten aber  in  den  tiefen  Schallten  sehr 
mühsam  sind,  so  ist  der  Ertrag  nur  we- 
nig lohnend.  Scheut  man  die  Mühe  nicht, 
so  kann  man  in  einen  der  b»'queinereu 
Schachte  einfahren,  um  das  unterirdische 
Leben  des  TbOringerwaldes  Itennen  an 
lernen.  ImSchieferthon  der  Steinkohlen- 
formation sehr  schöne  Pflanzenabdrücke. 

V^on  Manebach  oder  r;nn!nerbcrg 
führen  verscliiedene  Wegenacii  i.  (l  St.), 
theils  aui  dem  rechten»  theüs  auf  dem 
linken  Flussnfer,  so  dass  aof  der  einen 
nnd  aitf  der  anderen  Seite,  abgeselüm 
von  der  Chaussee,  die  schönsten  Pfade 
winken.  Wir  gehen  diesmal  am  rechten 
Ilmufcr  hinab  auf  einem  von  der  Mane- 
bacher Mühle  r.  abführenden  Promena- 
deuwcg,  der  durch  schönen  Buchenwald 
in  10  Min.  su  „Richtersrube"  und  in 
12  Min.  zur  Grossen  Dom  hr  führt.  Dann 
über  den  nahen  „Karl-Friedrichsplatz" 
und  Jim  Wegweiser  vorüber,  der  nneh 
Zinksquelie,  Hirschsprung  und  Kickel- 
hahn zeigt,  auf  ebenem  Pfad  in  '/^  St.  zu 
„Putsche*s  Eiholnng/*  mit  httbscher 
Aussicht.  Weiter  In  5  Min.  cum  WetUn- 
bad  hinab,  nnd  in  10  Min.  zum  statt- 

lif!ien.  vif Ibosneliten  * 'SicÄätoanA^,  dem 

Felscnkciler  gegeniiber. 

2)  Fel^eukeller— WenzeUberg— 
SchirallMiigteiii  —  SophleiitliAL  — 

^DwFehefiAelUr,  mit  Bestanrat.u.  schö- 
nen Gartcnanlagen,  5  M.  von  der  Stadt 
(durch  dieIindenstra8se),Mider  Chaosate 


iL  Baute:  Ton  IlmenAii  mr  Sehv&eke. 


Digitized  by  Google 


247 


IL  Eaioe:  Ton  IlnMnan  zur  Sclimfteke. 


24» 


nach  Manebach.  Der  eigentliche  Kel- 
ler nmfasst  2  parallel  laufende  Wölbun- 
gen, deren  jede  170  F.  lang  und  so  gc- 
inKumig  ist,  dass  man  mit  einem  Wagen 
darin  herumfabren  kami.  Will  man 
hineingehen^  so  kühle  man  sich  vor- 
herab.  Hinter  demselben  steigt  der 
*  Wenzelsbertj  terra.sseiinrtif^  empor,  eine 
reizende  Pri  vatbesitzuiig,  die  jedem  Gast 
geöfihet  ist  n.  herrliche  Aussichtspunkte 
hat.  Noch  höher  zur  Sturmhdde  hinauf, 
über  "Wenzels  Garten,  „Bavene^s  Erin- 
nerung, ^'  ein  Tempelchen  mit  herrlicher 
Aussicht  ('/j  St.  von  der  Stadt).  Von 
hier  auf  einem  Promenadenwege  10  Min. 
abwKrts,  wa  ein  Wegweiser  nach  5  yer- 
schiedenen  Richtungen  zeigt.  Gerade 
hinab  ins  SophieuMial.  Dagegen  auf 
Treppenstufen  aufwärts  zur  ..Pfriha- 
quellc'"  am  HHiigebei^  (VaSt.),  mit  hüb- 
schem Blick  in  die  verkörperte  Idylle 
des  Manebacber  Grunde«.  Von  hier  in 
10  Hin.  über  den  Platz:  „Der  Familie 
Tifam  gewidmet",  zum  Schwalbenstein 
(2 1 1 IF.),  einem  hohen,  mit  einem  Bovken- 
häuschen  gekrönten  Porphyrfelsen  mit 
prächtiger  Aussicht  ins  lachende  Thal. 
Schon  früher  hat  ein  Häuschen  hier  ge- 
standen, worin  Goethe  den  Plan  surlphi- 
genia  entworfen  haben  soll.  Von  hier 
durch  dunkeln  Kiefernwald  in  10  Min. 
211  einer  Wiese,  wo  ein  fünfarmigerWcg- 
wcisirnach  Elgersburg  ('/,St.),Schmückc 
(2  St.),  Koda  u.  Ilmenau  (l  St.),  Schwal- 
benstein  und  Manebach  (V4  St.)  zeigt. 
Der  letztere,  et  was  stdl  abfallend,  über 
die  Brückl  zum  Cammerberger  Gasthof. 
—  Rückwege:  Entweder  beim  letzten 
Hause  jenseir  der  Brücke  auf  dem  ersten 
Promenadenweg,  der  in  den  Wald  führt, 
bis  zum  Wegweiser,  der  zur  Berthaquelle 
zeigt:  wo  man  sich  etwas  rechts  auf  der 
Ber^öhe  hin  hält  und  über  den  Platz : 
„Der  Wohltliiiterin  der  Armen"  nach 
Ilmenau  zurückgelangt.  Oder  auf  der 
linken  Seite  des  Thalgrundes  in  St. 
bis  zum  „Zogbaumsweg",  auf  dein  mau 
nadi  einigen  Minuten  das  Scpkienthal 
(links  Weg  zum  Schwalbenstein)  und  in 
kurzer  zäk  den  Felsenkeller  erreicht. 
Oder  man  verfolgt  den  breiten  Wol',  der 
über  y,Wcilersraho"  (schöne  Aussicht) 


nach  Ilmenau  zurückführt.  Die  ganze 
sehr  genussreicbe  Partie  2  St. 

3)  Lindeuberg  (2323  F.),  südl.  von 
I.,  links  der  Scbleusinger  Strasse.  Man 

'  kann  diese  Partie  alsbald  mit  dem  Be* 
suche  des  Kickelhahn  verbinden,  wenn 
I  man  auf  dem  Rückwege  dem  oben  er- 
'  wähnten  Wegwei.ser  folgt,  der  nach  Kä- 
fernsteinsruhe  zeigt.  Von  der  Stadt  aus 
die  Schleusinger  Strasse,  bis  sich  1.  ein 
Promenadenweg  in  den  Gabelbachsgmnd 
schlängelt  und  dann  zu  Fitzlersquelle j 
Käfernstcinsruhe,  JoMfphinenqtielle  und 
Filshöhe  aufsteigt  'St.).  Je  höher 
man  kommt,  um  so  schöner  und  umfas- 
sender wird  die  Femsicht  (bis  zum 
Hars).  —  Entweder  bei  dar  „Karolinen«^ 
buche"  auf  die  Stiusse  zurück,  oder  an 
der  Sclnvarzbrunner  Wand  vorüber  links 
zum  Gr.  G.ibelbach,  oder  jeiipcit  der 
Josepbinenquelle  auf  einem  Waldweg, 
der  von  einem  Wiesenplateau  rechts  ab-- 
lAuft  und  sich  dann  links  wendet,  zum 
tiefen  Schurtethal  hinab. 

4)  *  Schnrtethal^  so  benannt  von 
einem  kleinen  Flüsschen  (Schürte  oder 
Schürte) ,  das  am  Rennsteig  entspringt 
und  sich  im  Uüttengruude  mit  der  Ilm 
verbindet.  Der^tber  8  St  lange  Grund« 
welchen  der  Baeh  durchfliesst,  hat  einen 
tiefmelancholischen  Charakter,  so  dass 
sentimentale  Gemüther  das  Schurtethal 
für  das  poesiercichste  des  ganzen  Gebir- 
ges halten.  Gewöhnlich  wird  nur  der 
obere  Theil  des  engen,  von  gewal^gea 
Berglehnen  ehigefassten  Grundes  be- 
sucht, der  mit  Parkwe^cn  dardizogen 
ist,  die  vom  ,.Auerhahn*%  einem  an  der 
Schleusinger  Strasse  (10  Min.  v.  Stützer- 
bach) hochgelegenen  Gastliof,  bis  zum 
Wasser&ll  und  zur  Wolfsgrotte  führen. 
Zu  diesem  Behufe  fahrt  man  entweder 
bis  zum  Auerhahn  (2  St.),  oder  geht  an 
der  Karolinenbuche  und  am  Gabelbach 
vorüber  bis  zur  pittoresken  „Schurte- 
wand'*  und  zum  Finsteren  Loch'*,  das 
nur  12  Min.  vom  Auerhahn  entfernt  ist. 
Im  finsteren  Loch  stürzt  die  Schürte^ 
von  moosigenFelsen  umragt  und  dichtem 
Nadelwald  beschattet,  in  eine  düstere 
Schlucht  hinab  und  bildet  einen  Wasser- 
fall^ der  im  Frühjalir  oder  nach  starken 


Digitized  by  Google 


1 


249 

RegengOssen  ein  malerisches  Bild  ge- 
währt. "Wer  zu  Fasse  ist,  k<»nnte 
auch  (Jurt  h  den  Maiiebaclior  Grund  auf 
den  Kickeihahii,  von  da  über  denGabel- 
bach  zum  Auerhaba  und  durch  den  obe- 
ren Theil  des  ^k^urtethales  Über  den 
Lindenberg  gehen,  oder  das  ScharteÖial 
bis  zur  Mündung  in  den  Hüttengrnnd 
verfolgen,  und  über  den  Grenzhammer 
nach  Ilmenau  zurückkehren.  Eine  sehr 
lohnende  Partie,  die  freilich  einen  guten 
Tbeil  des  Tages  In  Anspruch  nehmen 
würde.  Oder  vom  Auerhahn  ins  Saben- 
tlial  (Vt  St«)  auf  der  Chaussee  über 
Manebach  zurück  (1V4  St.);  oder  vom 
Rabf^nthal  durch  das  Freibaclisthal  zur 
Schmücke  (s.  S.  263.).  Jedenfalls  aber 
möchten  wir  guten  Fussgängem  anra- 
then,  das((anze  Schurtethal  (1  %  St.  lang) 
«u  begehe,  und  zwar  von  seiner  Mün- 
dung an  (amLöfnershammer)oder(näher) 
über  den  Flossberg  in  den  Grund  hinab, 
und  nun  dem  sprudelnden  Bach  entgegen 
"bis  zum  Marktthal  mit  seinen  steilen 
FelswSnden  nnd  frischgiünai  Bnchen, 
Ton  da  zur  Wolfsgrotte  und  durch  das 
finstere  Loch,  bis  man  über  einen  hoch- 
romanti'^chon  Wipsencrurtfl  heim  Auer- 
hahn auf  die  Cliau'^sr.'  tritt,  und  so  den 
originellen  Grund  mit  all'  den  kleineu 
Wasserspiegeln,  heimlichen  Wlesengrifai- 
den  und  grotesken  Felspartien  hier  in 
sein^  sehanerlichen,  dort  in  seiner  süss 
schwermüÜiig^  Fürbang  kennen  ge- 
lernt hat. 

5)  *Hütteugrnnd,  von  Ilmenau  bis 
Langewiesen  (1  St.),  eine  anmuthige 
Thalebene,  vom  regsten  Verkehre  belebt 
nndumso  auffälliger  mit  der  tiefen  Stille 
des  einsam  romantischen  Schurtethaies 
«on tra stire nd.  Ein  Lieblingsspazierfi^ang 
der  Curgäste,  entweder  links  zum  Neuen 
Haus  (V4  St.)  ,  einem  vielbesuchten  Ver- 
gnügungsort in  der  KXhe  grosser  Fisch- 
teidie,  oder  redits,derDm  nnd  Ghanss^ 
•entlang,  z}xmGrenzhawm>  r  (20M.),  einer 
grossherzogl.  Stahl- und  Stabeisonf-ibrik, 
die  (seit  1861)  nach  einer  einfacheren 
Methode  so  ausgezeichneten  Stahl  lie- 
fert, dass  er  dem  steierschen  gleich  ge- 
schKtat  wird.  Mühlen,  Teiche  n,  Ham- 
merwerke, der  lachende  Wiesemgnmd  u* 


250 

die  Staffage  der  nali» n  ricr^re,  bilden  dn 
höchst  anziehendes  Ensemble.  Beson- 
ders liegt  der  Ulfflershammer  im  Kranze 
hoher  Linden,  am  AusHuss  der  Schürte 
in  die  Ilm,  sehr  malerisch.    Iiier  soll 
Schiller  längere  Zeit  gewohnt  und  das 
schöne  Gemälde  im  ,,Gang  nach  dem 
Eisenhummer"  der  Wirklichkeit  abge« 
lauscht  haben : 
„Des  Wassers  und  des  Feuers  Kraft 
Verbündet  sieht  man  hier; 
Das  Mühlrad,  von  der  Fiuth  gerafftf 
UinvinlTit  sich  für  und  für. 
I>ie  Werke  klappern  Kacht  und  Tag, 
Im  Takte  pocht  der  Himmer  Schlag, 
Und  mühsam  von  den  mächtigen  Strefehen 
Mass  selbst  das  Eisen  si<  h  erweichen.** 

Ein  angenehmer  Fusswe^  llihrt  zwi- 
schen dem  Grenzhammer  u.  einer  Schnei- 
demflhle  1.  empor  xn  einer  nahen  Anhöhe 
(am  Abhang  des  Oehrenberges),  wo  eine 

Bank  steht,  die  eine  fiberrasch end  schöne 
Aussicht  auf  Ilmenau  nnd  Langewiesen 
gewährt.  Hier  —  auf  der  ,,Schillers- 
höhe"  — ,  wo  sonst  ein  kleiner  Pavillon 
stand,  soll  des  Dichters  Lieblingsplätz- 
chen gewesen  sein. 

G  >  Ober-  u  IJnterpSrlltey  nördlich 

(V«  St.).  —  Chaussee.  Von  der  Ober- 
pörlitzer Höhe  eine  umfassende  Rund- 
öicht,  die  einTotalhild  der f^anzen Umge- 
gend, besonders  der  namhaftesten  Berge, 
gewidirt.  Vielleicht  Absteeher  snrDMjfce» 
Eiche  (V9  St.)  nnd  anf  dw  Amstadter 
Strasse  (K.  35)  zurück;  oder  bis  nach 
Hayda  (1  St  v  l^örlitz),  nm  den  „Biel" 
"zu  Sfdien,  eine  hübsche  Tarkanlagc,  die 
früiier  ein  wüster  Steinbruch  war. 

Ker»  fws  ZIiimimni  (weit  tther  1060  Pha- 
nerogamen,  aber  auch  reich  an  Kryptoga- 
men,  namentlich  essbaren  und  giftigen 
Schwammen);  Aconitum  8toorkianum.  A. 
varfegatam.  Adoaca  MoachateUlna.  Alope« 
curutfalTus.  Althaea  hirsuta.  Anthericnm 
ramosum.  Aristolorhia  riomaHtiH.  Arum 
maculatum.  —  Calamagrostiä  lanceolata. 
Oalendola  arrensls.  Cardavs  defloratns. 
Ct-ntunculns  niinimus.  Convallaria  vcrticil- 
latH.  Crepis  pracmorsa.  C,  succisacfolia.  — 
Dictamnus  fraxinella.  —  Elymus  europaeus. 
Bpipactia  paluttria.  ->  Galanthn«  niTalIt.Oa- 
lium  rotundifolium.  G.  saxatile.  Omfsfapl- 
losa.  Gentiana  campestris.  —  Uelichrysum 
arenarinm.  Hieraciaminciram,  einmal  anf 
PorphjvgerdUe  am  HoUenkopf  hei  Ihnenaa 


U.  RfmU:  Von  IlmeiuHi  zar  Schmücke« 


Digitized  by  Google 


251 


It  Ihuie:  Von  Ilmenau  zur  Sclimücke. 


252 


geltinden.  Hottonia  palustris.  —  Liliumbul- 
bifonim.  Litorella  Incnstris,  nur  in  feuch. 
ten  Jahren.  Louicera  nigra.  ~-r  Meum  atba- 
mwitioujn.  Malgedimn  alpinvin.  —  Oroliis 
sambucina.  Orobancho  Gaiii  Duby.  —  I'ota-» 
Sites  albus,  Podospermum  Incfnatum.  Po- 
tentilla  pilosa.  P.  procumbcns.  Prouantiies 
ptirparea.  Pyrola  chloraatba.  P.  Mcnnda. 
P.  uniflora.  —  Radiola  linoides,  Omel.  Ka- 
nuncuhis  Liupjim.  Rnbus  snxatili«.  —  Salix 
repeus.  Sumbucus  iHcemoda.  iScorzouera 
latifoli».  fledam  altmm.  8.  bolonienie.  8. 
Tillosani.  Sorbus  latifolia.  S.  torminalis. 
—  Thosium  pratease.  IrieataU8«ttropaea.  — 
Oxycoccos  palustris.  Tnecinium  vliginosum. 

Yonllmenau  zur  Sclnuücke,  (S.  2C3.) 

a)  Chaussee  Uber  Manehach  d  St.). 
Von  da  2  Pnrallelstrassen,  am  rechten 
und  linken  Fiussof er;  jene  nach  Stützer- 
bmc1i|  di6M  Im!  der,4'^$teiin.tion*VQ8t- 
lidi  Bum  Sdmeekopfe  abbiegend.  Das 
Ilmihal  entfaltet  neue  Schönheiten.  1  St. 
von  MaiicljJU'^i,  wo  der  Meiersgrvnd  mit 
seinen  blinkenden  Teichen  r.  .ui.sniündet 
und  1.  (an  der  jenseitig:en Chaussee)  eine 
geni  hasachte Iit6tauration  winkt,  wendet 
sieh  die  Strasse  in  scharfen  Canren  durch 
denoBgen,  fast  unfreundlichen  Freibachs- 
grund  und  hernach  durch  den  hellen 
Silborgntnd  (r.  der  Gr  Rfidel),  bis  sie  in 
einem  spit/eu  Winkel  mit  der  ehnnssirten 
Strasse  zusammenstösst,  die  von  Elgers- 
burg zur  Schmücke  aufsteigt  und  I.  am 
8aehwntiein(2%lA¥.)ror13hw]&nft.  Ein 
sehr  intere ^  n  I  f  r  r  ^V'ep,  erst  durch  das 
Ii  eitere,  reich  belebte  Ilmthal  (l  St.)  — 
wo  Ij.  Storch  die  prangende  Strasse  mit 
einem  Orden.sband  verp^leicht,  das  über 
die  Brust  cii^s  schönen  Mädchens  gelegt 
ist — I  dann  durch  schattige,  wildroman- 
tische Waldeinsamkeit  (2 St.),  dem  Kno- 
tenstocke  des  Gebirges  zu.    Noch  1R40, 
als  Storch  sein  Wanderbuch  schrieb, 
führte  kaum  ein  Fnsspfad  durch  die.'^e 
,,fast  uuheimlicheu  Gründe";  nur  selten 
stiess  man  auf  einen  K6hler  «der  Holz- 
hauer. Und  jetzt  fHhrt  eine  Chaussee  hin- 
durch, und  die  abgelegensten  Schluchten 
sind  von  Touristen  bidebt.  Die  reissenden 
,,Fretb{tche",  welelie  einen  dieser  ( Jründe 
benamen,  vereinigen  sich  10  M.  unter 
Stützerbach  (nahe  der  Strasse)  mit  der 
Ton  S.  herauflbommenden  Lengwita,  und 


heissen  nach  dieser  Vermählung  die  Ilm. 
Am  wild  zerklüfteten  Porphyrkoloss  des 
Sachsenstein,      St  von  der  Schmücke, 
entspringt  die  von  Parry  gefasste  Gera- 
quelle,  der  kältesteBom  des  Gebirges.  — 
b)  Der  nächste  Fuewifg^  zur  Schmfieke 
(8  St.):  Von  Manebach  I.  an  der  Kirche 
vorüber  auf  einem  Fahrwec;e,  den  man 
auf  einem  links  abführenden  Pfade  eine 
Strecke  absclineiden  kann,  zum  Mönch s- 
hof  (Hälfte  des  Weges),  einem  herrscliaft- 
lichen  Jägerhaus  mitRestauration,  an  der 
Elgersbnrg^Sehmflcker  Ohanss4e.  Vun 
auf  dieser  fort  mit  Benutzung  der  Fnss- 
pfade,  die  dreimal  r.  abschneiden  (zum 
letzten  Male  nm  den  Sachsenstein hernni). 
—  c)  Der  altr  Fahi^weg  zur  Schmücke 
(SVa  St.),  von  der  Porzellanfabrik  über 
die  Stnrmheide,  dann  —  wo  r.  der  Weg 
nach  Roda  abbiegt  —  geradeaus  Aber 
den  TTangcberg  und  die  Bornwiese  zum 
Mönehshof,  und  weiter,  wie  bei  b)  anpe- 
lieben.  Mit  kleinen  Absteeliern  knnn  innn 
auf  diesem  Wege  selir  seljönu  i\inkto 
besuchen,  nämlich  jeuseit  des  Hange- 
berges ].  den  Sehwalbenstein ;  St. 
weiter  r.  „Parry^a  Aussieht^*  (vom  Hm. 
V.  Parry  aus  Weimar  z|igängig  gemacht^ 
mit  Ruhebank  nnd  prächtitr'^ni  Fernblick 
bis  Stadtilm,  der  jedoch  durch  die  nahe 
Fichtenschonung    bald    gehemmt  sein 
wird;  auf  der  Bomwiese  1.  die  *  Jfo- 
rienquelle,  —  die  übrigens,  gleich  Par- 
ry*s  Aussicht,  zum  Zanberkreis  der  El- 
gersburger Umgebimgen  gehört  — ,  "WO 
sieh  ein  entzückendes  Gemälde  vor  den 
Bücken  aufthnt,  indem  der  Manebacher 
Grund  aus  kleinem  Rahmen  gleich  der 
lieblichsten  Schwdzerlandschiät  herauf- 
grQast.  Barttber  hinaus  ein  Streifen  des 
Thüringerlandes  bi?  -rn  T'udolstadt  und 
S!ialtVM     T'nfern  (  .'>  Min.)  der  mit  Fich- 
ten umschlossenen  Hoclnviese,  abermals 
einige  100  Schritte  I  vom  Wege  ab,  die 
kolossale  Felscngrup[)e  des*  Emmastcins 
u.  100  Schritte  weiter,  ein  Viertelstünd- 
chen 1.  abwärts,  der  Jvrn  ustein,  der  mit 
jenem  grosse  Aehnlfchkeit  hat.  Nach 
%  St  .  einige  100  Schritte  links  vom 
Wege,  der  MVmehsstHn,  wahrscheinlich 
ein  uralter  Grenzstein  des  Mönchswaldcs 
mit  dem  Bildnisse  des  Ritter  St.  George 


ud  by  Googl' 


"••  •  »  • 


253 

obgleich  die  Sn^e  gelit|  dass  ihn  em 

Mönch,  um  ein  schweres  Verbrechen  zu 
sühnen,  über  das  Gebirge  getragen  habe 
und  hier  unter  der  Last  erlegen  sei.  Nach 
wenigen  Minuten  der  Mönohshof,  in  des- 
sen NXhe  ergiebige  Bramwtemgruben.  — > 
d)  Bin  anderer,  wildromcntlscher  We^, 
der  aber  nicht  ohne  Führer  unternommen 
werden  ma<r,  Hber  den  Finsterberg  (4  St.). 
Entweder  über  Manebach  bis  zur  Restau- 
ration im  Mciersgruud^  oderuut  der  alten 
Sehlensinger  Stniflse  am  CUhelbacb  vor- 
über rani„^l»erAaA4»,''einem  8980  F.hoch 
gelegenen  Gasthof,  nur  "4  St.  von  dem 
grossen,  fr(  im  Glichen  Dorfe  *  Sttttzcr- 
bA€h  (2  St.  V.  Ilm.},  welches  durch  die 
Lengwitz  in  den  preuss.uud  weimar.  Aw- 
thell  geschieden  ist.  Seine  Lage  in  einem 
tiefen  Waldkessel  ist  wabrluift  romaa- 
tiscli  (vom  Schlossberg,  dnem  Basen- 
hiigel  hinter  den  letzten  Häusern,  eine 
schöne  Aussicht),  und  seine  Gewerlts- 
thäti^keit  sehr  schwunghaft.  Auf  preuss. 
Seite,  zur  L.inken  des  Flusses,  Porzellan- 
fabrik mit  44  Arbeitern,  Glashütte  mit 
28  Arbeitern  nnd  einer  ansgedehnten 
Werkstjitt  (F.  F.  Oreiner)  für  physik. 
und  meteorol.  Instrumente,  die  sehr  ge- 
sucht sind,  mit  70  Arbeitern.  G.  Walther 
liefert  die  zierlichsten  Glasarbeiten.  Im 
weimar.  Antheil  Papiermühle.  Unterhalb 
Stütserbaehs,  an  der  Strasse  nach  Mane- 
bach, eine  neue,  sehr  schön  gelegene  Re- 
stauration, nach  dem  hier  ausmündenden 
Grunde  ,*  RahenthaV  ^o_n-xim\.  Von  hier 
dem  Freibachsthal  entlang  bis  zum 
„Mordfleck,"  oder  auf  einem  etwas  nähe- 
ren, aber  auch  beschwerlicheren  Wald- 
p&d  aufden  langgestreckten  JVtM<«rder^^ 
einen  der  Hauptriesen  desThUringerwal- 
des  (291  i  F.),  der  häufig  besucht  wird. 
Von  (b  III  11  irfl(»stlich  auf  einem  Felsen- 
Vürsprung  erbauten  l'irschhaus  sehr 
lofaneAde  Anssicht,  deren  fernste Pnnkte : 
Srfitrt,  Kyflbünser,  Sömmerda,  .Neu- 
stadt a.O.,  Coburg,  Bamberg,  Khön- 
berj^^e.  Zwischen  dem  Gr.  n.  Kl.  Finster- 
berp;  eutsj^rinf^t  der  llmbrunmien  (Temp. 
■^-4,  C").  Von  da  (auf  dem  liennsteig) 
iHMli  1  St.  bis  zur  Schmücke,  und  zwar  am 
^fBlMMn  Btemf*,  emem  mi^estfttischeD, 
In  idiarfer  Kante  auslaufttidenPorphyr- 


254 

felsen,  und  am  „M&rdfkehf*  vorüber, 

einem  tiefen  Wiesensattel,  wo  im  Bauern- 
krieg ein  mörderisches  Scharmützel  vor- 
f^ekommen  sein  soll.  Hier  ist  der  Ge- 
birgsrücken so  schmal,  dass  man  beide 
Abdachungen  (nach  Thüringen  und  naj^h 
Frankoi)  übersehen  kann.  IMcht  unter 
dem  Mordfleek  entspringt  der  Kessel- 
brunnen (Sperbersbach) ,  eine  zweite, 
sehr  starke  llmquclle  (Temp.  -J-  4, 2°  R  ), 
die  durch  den  schauerlichen  Kesselgra- 
ben („finstere  Grube'')  in  blitsenden 
Kaskaden  thalabspringt.  Südwestlich 
davon  (250  Sehr.),  an  der  Mordflecks- 
wand, ward  .sonst  auf^  Steinkohlen  ge- 
schürft, und  in  eii\er  der  früheren  Gru- 
benhiitten  lebte  ein  alter  Schneider  mit 
Frau  und  Kindern,  der  den  7jähr.  Krieg 
mitgemacht  hatte.  —  e)  Der  tutereMan- 
teste  imd  emp/ehlenswertheite  Weg  auf 
die  Schmüche  ist  über  Elgersburg  (4  St.). 
Wir  werden  ihn  in  der  folgenden  ^Um- 
mer ausführiieiier  scliildern. 

NebenroHte» :  1)  Von  nmsaau  nach  .^m» 
ifod»,  Jir«M4li«««iMtoi/  und  Erfmrt:  B.  Sft.  84.  S8. 
27.  —  2)  Von  Ilmenmi  nach  Stadtilm  «.  Wei^ 
mar:  R.  25.  —  3)  Vou  JlmenoH  nach  Suhl, 
JMmngen  und  Themar;  B.  77.  78.-  4)  You 
Ilmenau  nach  Schlemingen,  Themar  und  J9tlrf- 
hurghuHKen:  \R.  78.  83.  84.  —  ')]  Voti  IhnenaH. 
nach  Eisfeld :  K.  »5.  —  0)  Von  Ilmenau  ns^ch 
Sotutäberg:  R.  92. 

7)  Y«n  Ilmaiftit  Wik  Slfpenh 

bürg  (1  St.).  Tägliehe  Postverbindung 
f.s.  S.239).  Chaussee  (die  sieh  I.  von 
der  Arnstädter  abzweig;t)  über  das  ur- 
alte Dorf  lioda ,  das  malerisch  an  einer 
Bergbalde  lehnt  u.  fast  nur  von  Nagel- 
schmieden bewohnt  ist.  Fabrik  von  8y- 
derolithwaaren.  Hier  soll  Doktor  Faust 
geboren  worden  sein.  Ein  etwas  nähe- 
rer Fiis-swer;  nacli  Roda  vor  der  Stadt 
1.  ab,  .so  dass  die  ('hnn«'<»'e  zur  Reeb- 
teu  bleibt.  Jenseit  Ruda  s  viele  iird- 
senkungen  neben  der  Strasse ,  als  Zeu- 
gen des  versunkenen  Bergbaues.  Wei- 
terhin (r.)  der  kegelförmige  Hirtenberg^ 
mit  hübscheil  Sj>aziero;ängen ,  1.  die 
langgestreckte ,  scharfkantige  „Alte 
Lagc/^  Ueberschreitet  man  den  Sattel^ 
den  diese  Höhenzuge  bilden,  so  tritt 
plotslich  Elgersburg  mit  seinem  alten 
Schlosse  wie  ein  Zauberbild  vor  da» 


11.  Baute:  Yoil  Ilmenau  zur  Schmucke. 


Digiii^uü  L^y  Google 


255 


12,  Baute:  Yon  Elgersburg  zur  BchmüclLe, 


256 


überraschte  Auge.  Noch  Schoner  ist 
diese  Ansieht  mit  dem  originellen  Bild> 
4sheD.  des  Dorfes  Arlesberg,  wenn  nun 

(1.)  auf  dem  Kamme  der  Alten  Lage 
(„Philosophen weg")  hinjrcht. 

Wer  jedocb  den  Manebacher  Gruud  noch 
nicht  gesehen,  mag  Ton  nmeneu  «6«r  Jfo- 
nehach  nach  Elgersburg  wandern  (2  St.).  Dort, 
in  Manebnrli,  geht  der  Weg  (r.)  zum  Berge 
liinauf.  Allerdings  etwas  beschweerlich. 
Wenn  nen  jedoch  bedenkt,  dass  bis  1860, 
wo  Hanebeeh  eine  eigene  Pfarrei  erhielt, 
der  Pfarrer  von  Elgersburg  an  jedem  Sonn- 
4ag  diesen  W«g  hin  und  her  gehen  mu«»»te, 
um  de  und  dort  bu  predigen,  so  mager  et- 
was leichter  werden.  TTebrigens  km  ti  man 
auch  den  oben  (S.  247)  angegebenen  Weg  über 
den  Schwalbeuütcin  wählen.  Auf  der  Höhe 
-ftberschreitet  man  die  alte  Waldstrasse ,  die 
von  Ilmenau  zur  Schmucke  führt  (S.  252  b.), 
und  zwar  auf  der  Boruwiese,  wo  sich  die 
Harionquelle  befindet,  und  gebt  nun  mm 
,,Ste^r^'  (am  Kohlbach)  hinabnacb  Xlgen- 
burg.  Ein  y:leiner  Ahatechor  (r. )  zum 
Wolfatein  (Preuaaenshöhe),  einem  mit  chi- 
nesischem Scblrmdach  gekr&nten  Felsen* 
nltan,  von  dem  man  aus  der  Vogelschau  auf 
migersburg  hinabblickt,  das  wie  eine  Perlo 
in  grüner  Muschel  zu  Füssen  liegt,  wird 
nicht  gereuen.  Einige  hundert  Schritte 
eine  noch  umfangreichere  Aussicht  von  der 
„Holötenruhe".  Nun  auf  steilcTii  Pfulo  ent- 
weder gerade  ins  Dorf,   oder  zurück  und 


{swisohen  dem  .Heidelbei^e  r.,  und  dem 

Rurnpelsbergo  1.)  zum  Steigerthal  hinab, 
von  welchem  die  meisten  Promonaden- 
wege auslaufen.  Nahe  den  ersten  Häusern, 
oberhalb  der  Massemnhle,  ein  allerUebstes 
Nnturbildchen  im  Rooeoeoatyl  (Weiher  mit 
Fontäne). 

SMne  Tottre»  (in  Wagen)  von  Ilmenau 

oder  Elgersburg  ans: 

Tn  einem  halbenTag:  a)  Cfxl  olbach,  Auer- 
hahn, Stützerbach;  zurück:  Kabeuthal,  Mei- 
ersgrund, Manebaeb. 

b)  Manebach,  Schmücke;  surOck  über 
Elger^biir';:. 

c)  Stützerbach  bis  zum  Dreiberrnstein; 
zurück  über  Oehrenstock  und  durch  den 

Hüttengrund. 

d)  Elgersburg,  Arlesberg,  Gehlberg; zu- 
rück durch  den  Dörnberger  Grund. 

e)  Martinrode,  ^aue;  aurüek  über  An« 
gelrode,  Gera  und  Elgersburg,  oder  über 
Liebenstcln,  Gräfenrode,  Arlesberg  and  El- 
gersburg. 

In  «üum  ffomm  Tag:  a)  Langewtesen, 
Amtgehren,  Königsee,  Pauliqaelle;  eurück 

über  Singen  und  Cottendorf. 

b)  Plaue,  Arnstadt ;  zurück  üb.  Stadtilm. 

c)  Manebach,  Schmücke,  Oberhof;  zu- 
rück über  Orifenrode  und  Arlesberg. 

d)  Stützerbach,  Schmiedofold,  Suhl;  zu« 
riirk  iibcr  Zella  und  die  Schmücke. 

o)  Konigsee,  Schwarzburg,  Blankenburg ; 
zurück  über  Panlinaelle. 


12.  Route:  Voa  Elgersburg  zur  Sclimiicke. 


Im  frischen  Born  zu  Elgersburg 
Quillt  frischer  Lebensmuth. 
D'rum  senke,  was  d'nh  drückt  und  quält, 
iriugs  in  die  kühle  Fluthl 


"El^TShvrgf  goihaischesDorf  mit 
:850  Einw.,   am  nordöstlichen  dicht- 

Tbewaldeten  Hange  des  Urf^ebirp^es 
schräg  emporsteigend*).  Die  schmucken 
Häuser,  in  deren  Mitte  die  stiittliche 
KaltwassexlieilAnstalt,  umgehen  in  ma- 
lerischen Gruppen  die  auf  einem  isolir- 
ten  Felsenkopf  emporragende  Bu'g,  die 
eines  der  ältesten  wolilerhaltencn  mit- 
tclfiltcrlicheo  Bergscblösser  in  Thürin- 
gen ist. 

Post  n.  ilmetiaw,  7  IT.  90 Min  Ab.,  8  Sgr. ; 
n.  AmHadt  (u.  weiter  n.  JDMendovf  zur  nftch- 


<*)  H.  8chwerdt,  Elgersburg.  S.  Auflage. 
-Gotha,  1863. 


sten  Eisenbahnstation),  8  V.  fr.,  15  Sgr. 
Beiwagen  nicht  gegeben.  —  Entf&rnunge»: 
Plaue  2^,  Arnstadt  4,  Neudietendorf  61, 
Stadtilm  ^ ,  Weimar  11,  BudolstadtS,  Schleu- 
singen G  St.  —  Station  für  verpflichtete 
Fremdenführer.  —  GaaÜtof  zum  Hirsch,  au  der 
Strasse  Ton  nmenau,  der  Postexpedition  ge- 
genüber, ländlich  einfach,  üebrigens  fin- 
den Passanten  auch  im  nahen  Curhans 
freundliche  Aufnahme  und  Bewirthung,  und 
können  dabei  das  X«eben  nnd  Treiben  der 
Wassergäste  beobachten.  In  der  Elgors- 
burger  KaltwcuaerheilamlaÜ ,  welche  die  erato 
in  Thüringen  war  (1837  von  J.  Gräser  und 
Dr.  Martiuy  gegründet)  nnd  Ihren  guten 
Ruf  bis  in  die  weiteste  Ferne  verbreitet  liat, 
kommt  —  unter  Leitung  des  rühmlich  be- 
kannten Sanitätsrathi  Dr.  Phitti»  der  lu- 


Digitized  by  Google 


I 


lS,B9Mt$:  Toft  lülgenfriTg  »ir  BcluDäeke. 


258 


gleich  Kige^nthnmer  Mpr  Anstalt  ist  —  nur 
reines  Wasä^r,  allerdiogs  iu  den  maouig- 
ÜACbBten  Modlfloationen,  sur  AnwMidung. 
ITnd  zwar  ist  dasselbe  —  cino  dsr  grössten 
•Seltenheiten  iri  der  ITydrologio  —  fast  che- 
misch rein  und  so  kait,  das«  die  mittlere 
JiilKreiCempentarblos+6*B.  betritt  V^hvr 
20  laufende  Brunnen,  gef.isst  und  bcnamt, 
spenden  unerschöpflichen  Vorratk.  Fast 


und  diese  wieder  den  Herren  von  Wita- 

leben  vrrpfSndet^n.  Letztere  kamen 
1437  in  den  vollen  Hesitz  des  Schlosses, 
bis  sie  es  1837  an  die  herzopliehe  Kam- 
mer in  Gotha  verkauften.  Die  schönste 
Ansicht  des  Schlosses,  di«  man  in  der 
Nihe  hat,  gewährt  der  freie  Pl«la  am 


„  ^  _  ,  ,  ,  ^  *  *  »  ^  grossen  Teiche  inmitten  des  Dorfes ,  in 
alle  Curgaste  wohnen  in  der  Anstalt  ünd  ]  w«.,-^--^-      i  t-,    *u    i  *  ti'- 

-    .      j         Ii-  .      o  , ,   .  .    .    dessen  Wasserspiegel  Goethe  fl'-n  Wie- 

in  dem  dazu  geöoiiRen  Schioase,  und  spei-  *,  » 

Ben,  Avieeinr  grosso  F:u„nu.,  gr^meinschaftJ  ^erschein    der  Elgersburg  gern  Me- 
lloh im  schönen  Cursaal,  wo  auch  jeder  wunderte. 
Tourist  ein  Plitiehen  flndet.   Kosten  fär 


Wohttimit*  Beköstigung  umi  Gebrauch  der 
Bäder  wöchentlich  7—8  Thlr.  Wer,  nicht 
■Badegast,  mit  einer  andern  Person  zusam- 
men wohnt,  5  Thlr.   Bios  MIttsgstisch  en 

der  Cmtafel  wöcb.ntltch  3  Thlr.  8  Sgr. 
Für  B:\debedienung  wöchentlich  15  Sgr. 

Sdi«  nsirürdigJceiten :  Ausser  der 
Kaltwasserheilanstalt  die  Arnoldbehe 


Spaziergänge.  Elir  rsburg  rivalisirt  mit 
Ilmenau  nicht  blos  liiu^iehtlich  der  Wasser- 
heilanstelt,  sondern  auch  der  reizenden 
Umgebungen.  Nach  allen  Richttmgen  be- 
queme  Prnmonadnnwpgf*,  die  wie  ein  gros- 
ses Netz  das  nahe  Waldgebirge  durchziehen 
u.  Überall  sn  Roheb&nken,  Tempeln,  Grot- 
ten und  überraschenden  Aussichtspunkten 
fülircn.     Allen    diesen  Wep'cn  folgen. 


Porzellan-   und  Porphyrwaarenfabrik,   würde  den  uns  zugemessenen  Kaum  weit 
die  gegen  100  Arbeiter  beschäliigi  und  '  «betsohrelten.   Wir  bescbrinken  nns  dar- 
^ch  ^es  ansrlcannten  Bnfes  erfreut,     '  '      *  ' 
besonders  dnrch  ihre  geschmackvollen 

Porphyrwaaren,  ihre  aus  Porphyrmasse 

^o1)rannten  WasscrTeitiinp^sröhren ,  ihre 
Stubenöfen  u.  künstlieli  iiarliL^'obiMeteu 
Obstliüchte.  Ferner  dürlte  auch  die 
Pech-  u.  Kienmssfabrikation  zu  beach- 


auf,  die  schönsten  Punkte  zu  nennen,  und 
wenigstens  den  Bfsurh  des  Körnbacbsthalos 
und  der  Alexaudrinonhölie  auzuratben. 
Einige  (Marlenqnelle,  Welfitein  n.  s.  w.) 

babon  wir  scV>un  im  vorigen  Abschnitt  be- 
rührt; andere  werden  wir  noch  auf  dem 
Wege  zur  Schmücke  kennen  lernen. 


.  ji  .    j»     »T  ,1       J>M  SteigerÜial ,  oberhalb  dos  Dorfes,  wo 

ten  sem,  die  hier  nnd  w  der  Umgegend  g^f^rt  der  Waid  beginnt,  ist  gleichsam  die 
sehr  schwunghaftbetrieben  wird.  —  Die  j  Heraader,  von  welcher  die  sauberen  Park- 
Krone  des  Dorfes  ist  das  hochragende  woge  nach  allen  Seiten  bin  nn^baufen.  Der 
*Schloss,  das  wie  ein  alterthümlirher  nächste,  schattigste  und  Jl)equemste  ist  der 
Edelhof  aussieht  und  aus  2  Abtiieilun-  SMihoweg,  der  oberhalb  der  Massenmikble 
gen,  dem  oheien  und  unteren  Schlosse,      »Wenkt  und  fast  »»orizontai  am  Rum- 

?    Ii.*.     Tk.     1.  «  -  «    «  pelsberee  i  Sf- bing  sieb  binziebt.  Linzelne 

besteht.  Die  oberen  Gebäude  mit  ihren      ,  'i*      »„„r  A»««i^i.^-  ct* 

V  •!      r¥i_"  •   1  a.    ..1^  -    I  Buheplatzo  mit  schöner  Aussicht:  üott- 

heiden  Ihurmen  said  die  alteren.    Im  j  ifebsplate,  Alwlnensmh,  »annyquelle,  Wil- 

randen  lluirm  das  Burgverhess,  mit  helmsrub.  Endlich  windet  sich  ein  schma- 
vierec'ki<;eii  Schicssscharten.  Die  Aus-  1er  Klipponpfud  nttf  vielen  Stufen  liinab  in 
sieht ,  vorzugsweise  aus  den  Fenstern  '  deu  *^Köruhac}i*Qntnd,  eiuo  scbluchtartige 
des  ehemaligen  Rittersaales,  entzückend  '  Felsenhalle,  welche  die  Natur  auf  kleinem 
schön.  Fastalle  Räume  sind  von  Bade-  ^  «^'"1  mit  nllcn  Tb  izen  .mr  Romantik  ge- 

1  *    ^  M'  i  schmückt  hat.    Zwei  gewaltige  Felsen  bil- 

gSstenbesetat,  sodass,  WOeuiSt  die  Rlt-  ;  Thorpfosten  dus  engen,  pittoresken 

ter  aus  vollen  Humpen  zechten,  jetzt  i  Thaies,  r.  der  GoHkestei»,  mit  dem  goldc- 
moderne  Wassertrinker  ihre  Becher  nen Xampn  de>  Dichterfürsten,  1.  der /)rös,- 
leeren.  Wer  die  Elgersburg  erbaut,  ist  auin,  einem  Manne,  C.  L.  Dröse,  gewidmet, 
nicht  genau  zu  ermitteln.  Sic  wird  der  sich  —  wie  eine  VotiTtafel  besagt  — 
schon  in  der  Legcnda  Bonlfacii  erwähnt. 
^  Mauerstein  trägt  die  Jahressahl 


um  die  Porzellanfabrik  grosso  Terdfensto 
erworben.     Aus  dem  Drösestein  sprudölt 
iftocT   *"'"~'~"~*"",  ~J"*'  rtr  ^"'Z^^J^""^ ,  die  Jeumquelle,    Zwischen  beiden  ITelseu- 
1088.  Als  historisch  verbürgte  Besitaer  .  ,^^^^1^,^,^^  Massenmuhle^ 

worin  ein  Frcmdcnbucli  liegt,  dns  seit  lölC 


Würden  die  Grafen  von  Käferuburcr  iro 


Ji&Dnt,  die  sie  den  IJr  von  Henneberg  .  geführt  wird.  Auch  Goethe ,  der  au  seinem 
liihrer  durch  Thüringen.  1.2 


Digitized  by  Google 


259 


12.  Rente  :  Yon  Elgersburg  zur  Schmucke 


260 


letzten  Geburtstage  Itfor  war,  hnt  sieb  in 
dasselbe  einguschrieben.  Ein  Pfad  „Zum 
Augustateiu^*  windet  siclx  auf  die  rechte 
Thalseito  empor,  wo  die  wild  serklüfteten 
PoriiliyrkolosHo  über  100  Fuss  fn  die  iröhe 
starrcu.  lu  diesem  Labyrinth  soll  sich  Karl 
August  Ton  Weimar  in  »einer  Jagend  Ter- 
iirt  kitten  und  von  einem  Beeren  suchen- 
den  Knaben  p-r  rf>ttot  worden  sein.  Von 
der  schmalen  Platte  des  Auguststeines  ein 
schwindelnder  BUok  fn  die  dfletere  Weld- 
semneht.  Oben  *n  der  Waldeoke  der  Defoy- 
platz  mit  Pavillon  und  prachtvoller  Umsteht. 
Rückweg  nach  Elgersburg  &U)  am  Wald- 
sanme  hin,  über  den  Scbiessplats.  Gegen- 
über(l.)  der  imposante  Todtenstein,  ein  ieolirter 
Ff  Isptikegel  aus  rothtodtliegendem  Gestein, 
der  üich  fast  senkrecht  180  F.  über  die  Thal- 
■ohle  erhebt  n.  der  Landscheflsphyslogno- 
mle  ein  originelles  Gepräge  gibt.  Auf  sei- 
nem ziemlich  utnfangreirhon  Plateau  (Pa- 
villon) eine  reizende  Umsicht. 

IfMers  Augßüge  nach  AHtAerg  nnd  (MU- 
berff  (S.  261);  zum  W«(M«iUUin  nnd  xur 
dkJeen  Eiche  K.  *i5. 

Nebenr<nUen:  Yon  Elgersburg  über  Plaue 
und  ÄmMadi  nach  Neudietendorf:  S.  85.  84. 
88.  ^  über  OMk^g  nach  €MIm:  B.  86. 

.  Ton  Elgersfrttig  rar  Sehnflekm 

1)  Chaussee  (37,  St.),  die  jedocb  wegen 

ihrer  bedeutenden  Curven  von  Fuss- 
gftogem  nur  str<^ckenwei8e  benutzt  wird. 
Fast  unablässig  durch  schattigen  Hoch- 
wald führend  I  bietet  sie  nur  anfangs 
einige  bemerkenswerthe  Punkte,  und 
vereinigt  sich  jenseit  des  Höndishofes 
mit  der  ilmenaner  Strasse.  Jene  Punkte 
sind:  Salzmanns  Umsicht' '\  Cl  )  dicht 
an  der  Strasse ,  eine  gute  halbe  St.  vom 
Ort  entfernt,  u  der ,,Prä8tdeHtenplatz 


ebenfoUs  links,  V4  St.  weiter.  Beide 
FelsenplAteans  ent&lten  ein  grossarti- 
ges  Panorama  vom  Sdmeekopf  bis  zum 

erfurter  I>nme.  Dazwischen  rat^t  der 
spitze  *Hnhr>rart8kopf  (2356  F.)  em- 
por, zu  dtni  von  Salzmanns  Umsicht 
ein  1.  abzweigender  bequemer  Fuss- 
weg fUIirt.  Dieser  Hpeh^^pfel  ward 
1858  mit  einem  85  F.  hohen  holsemen 
Tknime  gekrönt,  der  jedoch  schon  zwei- 
mal von  der  Gewalt  des  Orkanes  nicdor- 
geworfen  wurde.  Von  der  Zinne  eine 
weite  prachtvolle  Umsicht,  nach  öW. 
das  Gebirge  terrassenförmig  bis  an  sei- 
nen bScbsten  Gipfeln,  Gehlberg  nnd 


Oberhof  wie  reizende  Miniaturbilder ^ 
nach  N.  u.  NO.  das  flache  Land  mit  un- 
zäMbareu  Ortschaften,  bis  zum  Xebel- 
streifen  des  Harze«'  Die  lieblichst© 
Scciieric  gewaiirt  diu  nächste  Umgebung. 
Elgersburg  sdielat  so  nahe  sn  liegen,, 
dass  man  hinab  grisssD  mSehte.  Fvss* 
päng^er,  welche  den  Hohewartsthurm. 
(^/^  St.  von  Fljr^'rsbnrg)  besuclien  wol- 
len, können  die  angenehmsten  Prome- 
nadenwege einschlagen,  die  überdies 
schneller  zum  Ziele  führen,  als  die- 
Cfaanss^e.  Wut  empiriilen  folgenden: 
Oberiialb  des  Dorfes  um  die  St^^r- 
wiese  herum'  auf  dem  „Emstwege'*' 
(dnreli  einen  mit  Furstcnkronen  ge- 
selmiuekten  Wegweiser  bezeichnet)  zur 
*  Alexaudi'inenhöhe  {20  Min.),  mit  einer 
Steinpyramide,  welche  den  Kamen  der 
LandesfSrstm  trltgt.  Ein  Glanspnnkt 
in  Elgersburgs  Umgebungen  und  eine 
der  prSchtigsten  Fernsiehten  inr  Thfi- 
ringerwald,  über  das  gothaische  Sehloss 
und  den  erfurter  Dom  hinüber  bis  zum 
fernen  Brocken.  Von  da  zum  Piutt\fel9 
10  M.,  mit  originellem  Blick  in  die 
romantisehe  Felseugruppe  des  K5m<- 
bachsgrundes,  an  *,Menzelsruh'*  und  an 
der  Schlossquelfc  (U)  M.)  vorüber, 
welche  die  Badeanstalt  in  Elgersburg 
mit  Wasser  versorgt.  Kechts  ab  zum 
Hohewartsthnrm  (10  Hin.).  Kmi  anf 
der  Chanss^e  fort  Ina  snm  MSnehtihfif 
(Va  St.),  nnd  weiter,  wie  oben  aiige- 
geben. 

2)  Der  nächste  Weg  von  Elgersburg 
zur  Schmücke  (2  V,  St.)  ist  der  alte  Fahr- 
weg über  die  Steigeiböhe  nnd  1B»er  die 
Bomwiese  (Schhiss  des  Torigen  Ab- 
schnitts), wo  er  sich  mit  dem  von  Il- 
menau herüber  kommenden  Weg  ver- 
einigt. —  Der  schonsto,  allerdini^«  ;iY^ 
St.  weit,  ub(^v  Arhöht  >[/  und  Gtidhcrg. 
Zu  Waagen  von  Elgersburg  über  Gera 
nach  Arlesberg  md  Ton  Arlesberg  naeb 
Oehlberg.  Hier -endigt  die  Chauss^» 
Will  man  nicht  bis  zur  Sehmücke  gebeit' 
(1  St.).  So  fährt  man  von  Oelilberg  r. 
hinunter  ins  Thal  der  wilden  Gera. 
(Va  St.),  und  von  da  auf  der  neueu 
Knnststrssso  inr  SchmHeke.  Ja,  man 
kann  sogleich  von  Gera  Uber  Ge- 


e 


Digiii^uü  L^y  Google 


*  1 


\ 


1  y!^ 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Sc  h  ni 


 ■         — — ■  ' — 'T-^  


^  u 


5«" 


tMI 


i 

I  <: 

L 


'••mi' 


mittel 


ELIAS« 


;^vi"_.  


i. .  RxvriMtnn  dir. 


1 

Sürh.Hnick  u.Veria|d( 


Googt( 


d  by  Google 


261 


12.  Sauut  Tob  Slgmbnig  snr  Sefamüeke* 


262 


schwende  nsdi  Gräfenrode ,  und  nun 

durch  das  unvergleichlich  schone  Thal 
der  wilden  Gera  (Dörrberger  Grund) 
fahren  und  den  Weg  auf  jener  Strasse 
fortsetzen,  die  sich  im  weiten  Bogen 
nm  den  Sdineekopf  windet  n.  swisdien 
dem  Beerberg  und  der  Schmücke  in  die 


ächten  Qebirgedorfes.    Herzog  Emst 

der  Fromme  gründete  hier  durch  7wei 
Glasmacher,  die  er  aus  dem  Hennc- 
bergschen  beizog,  eine  Glashütte,  um 
das  damals  dem  Verlkulen  anheimfal* 
lende  überstifaidige  Hola  wirthsehaftlieh 
nutzbar  SU  machon.    Daraus  entstand 


Strasse  einläuft,  die  von  Oberhof  her-  der  gegenwärtJjge  Ort,  dessen  Bewohner 


über  kömmt  (R.  36)  Die  Kutscher 
wollen  sich  zwar  nicht  gern  zu  dem  wei- 
tereu Weg  verstehen  j  mau  lasse  sieh 
aber  nieht  von  ihren  Einreden  Irre  ma- 
chen. Wer  nach  Elgersburg  surfiek- 
kehrt,  kann  einmal  diese,  das  andere 
jene  Strasse  wählen.  — Wir  ixehen 
ilirekt  von  Elgersburg  nach  Arlesberg 
(V^St),  entwederden  nächsten  Fussweg 
am  Todtenstein,  oder  den  schöneren  Pro- 
menadenpfad am  Kombach  vorflber.  Die- 
ser zieht  sich  r.  zum  Stoffel sbei^  hinan 


nur  einige  dürftiire  Aecker  besitzen  und 
sich  theils  von  Waldarbeiten,  theils  vom 
Verkauf  heilkräftiger  Kraute j-,  uameut- 
Uch  des  Bärlappsamens  („Hexenpal- 
yers**)  und  des  gelb  („gehl'*)  blübendcn 
Wohlverlei  (Arnica  mont. ),  nähren: 
woher  denn  auch  das  Dorf  den  Namen 
Gehlber^'.  Aus  der  dasigeu  Hohlglas- 
hütte, die  noch  besteht,  gehen  gepresste 
Glaswaaren,  LuxttSglftser,  meteorelogl* 
sehe  Instrumente  n.  defgl.  hervor.  Oe« 
gen  beliebiges  Trinkgeld  kann  man  sieb 


und  theilt  sich  oben  in  3  Arme.    Der  1  das  Vergnügen  mnchcii,  mit  eigenem 


mittlere  f^cradenus  nach  Arlesberg,  und 
zwar  über  die  Oppurgerruh,  ein  aus- 
sichtreiches Ruheplätzeben.  Das  Dörf- 
chen ArU^erg,  dessen  Häuser  sich  ter- 
rassenförmig in  die  Höhe  ziehen,  liegt 
fibentus  freundlich  in  einer  mit  idylli- 
schen und  rotT>jintischen  Rei/en  jre- 
sohmückten  Umgebung,  am  hellblinki  i 


Munde  ein  Glas  zu  blasen,  das  man  zum 
AndenktMi  niitnimuit.  Von  Gehlberg', 
au  der  Kirthc  vorüber,  %  2;ur 
Schmücke,  fast  immer  durch  schattigen 
Hochwald.  Vor  dem  Walde  schöner 
Bückblick.  Ueberall  Wegweiser,"  die 
um  so  willkommener  ^iind,  als  ni;in  hier 
in  die  schauerlichste  Kririon  desiitbir- 


dcn  Ueraflüsschen.  Guter  Gasthof.  ]Suii  ges  tritt,  wo  Meister  Lrian,  wenn  man 


verfolgen  wir  die  ehaussirte  Strasse,  die 
sich  durch  den  reisenden  ^OeragrundYHa" 
auf  nach  Gehlberg  windet.  Zu  beiden  Sei- 
ten ist  das  schmale,  frische  Wiescnthal 
von  hohen  bewaldeten  Bergwänden  in 
malerischen  Formen  und  Gruppirungen 
eingerahmt.  Bei  einer  Schneidemühle 
fällt  (1.)  die  Jugnits,  ein  überschäu- 
mender Giessbach,  u.  weiterhin  grüsst 
links  Ton  steiler  Höhe  eine  Felsen- 
mauer herab  —  der  Königstein  oder 


dem  Yolkeglanb«!  will,  s^eLieblings« 
residenz  haben  soll  und  tückische  Geei- 
ster den  Wanderer  in  bodenlose  Sümpfe 

locken.  Zunächst  übersehreitet  man  eine 
Berghohe,  welche  „Güldene  Brücke" 
hcisst.  Hier  fand  man  sonst  die  Por- 
phyrkugeln, welche  edle  Krystalle  um- 
schUessen  und  unter  dem  Namen  der 
„Schneekopflcngeln" bekannt  ßind.  Man 
könnte  nun  rechts  ab  durch  die  „Teu- 
-felskreise"  alsbald  den  Schneckopf  be- 


Klingelhachstein  — ,  der  dem  idylli- j  steigen,  der  kaum  ^t,  entfernt  ist. 
sehen  Charakter  des  friedlichen  Thaies  ^  Indessen  ist  es  vorzuziehen,  erst  gerade- 
ein romantisches  Gepräge  aufdrückt.  |  aus  snr  Schmücke  zu  gehen,  weniger. 
Endlich  in  steilen  Windungen  an  einer ,  weil  man  sich  vor  den  SpukgestaUen 
neuen  Ümbra(tngrabe(l.  an  der  Str.)  u.  an  fürchten  mag ,  die  hier  ihr  Wesen  trei- 
einer  Schwerspathmühle  (1.  im  Thalc)  bcn,  als  vlclnuhr,  weil  man  auch  ohne 
vorüber,  (r.)  nach  *  Gehlberg  hinauf  Irrlichter  irregehen  und  noch  dazu  den 
(2  St.  V.  Arlc'^b.V  Dies  2817  F.  hoch  Sehnoekoptsthurm  verschlossen  finden 
gelegene  Dori  mit  seinen  einzeln  grup-  könnte.  Den  Rand  der  Ten/elshreiie 
pirlen,  schindelgedeekten  Häusern  eha-  (29C1  F.),  die  sich,  nahe  der  Schmücke, 
rakterisirt  sich  als  Flrototyp  eitles  \  zur  Rechten  des  Weges  hinziehen,  kann 


Digitizcü  by  Google 


13.  Route :  Von  der  Scliinücke  nach  Oberkof. 


264 


man  freilich  nicht  TernM^den.  Man  be- 
«•lehnet  damit  eine  geheimnissvolle 
Mooröde,  initve|»etnl)ili<icherRinde  über- 
zognen u.  einzelnen  verkrüppelten  Fich- 
ten bewachsen,  die  zwei  tiuche  Kuppen 
bildet,  gewiseennassen  die  Schlamm- 
mfitzen  d«  henrorragenden  Theile  die- 
ser Hochflfiche.  Der  Torfstich,  den 
■mnn  hier  anlegte,  ist  kaum  noch  im 
Betrieb.  Wohl  aber  wachsen  auf  der 
anheimlichen  Fläche   seltene  Sumpf- 


13.  Bonte:  Von  der  Selimftcke  nach  Oberhof. 


pflanxen,  und  schauerliche  Bagea  bele- 
ben sie  mit  ihren  Nebelgestalten.  Das 

tiefste  Sumpf!or]i  hoi«st  ,,das  Teufels- 
bad." Man  könnte  auch  vo«  der  gülde- 
nen Brücke  sogleich  (r.)  in  den  Schnee- 
iiegel  oder  wohl  gar  Iii  die  ^^Üiff/Ze'' hin- 
absteigen. Wir  rathen  jedoch,  auch 
diese  Partie  in  Begleitung  eines  Füh- 
rers vom  Schneekopf  ans  sit  nnter- 
nehmen. 


IHe  Sehmfieke  *)  ^  ehedem  ein 
^fViehhaus**  und  dabei  eine  dürftige 
Uerberge,jetatein  stattliches  H6tcl,  zu- 
nächst den  höchsten  Centralpunkten  des 
Gebirp^es,  dem  Beerberg  u  Sclineokopf, 
mit  geräumigem  Speisesaal,  vielen  Lo- 
girzimmern  (1  Bett  gewöhnlich  lOSgr., 
Frfihst&ck  5  Sgr.)  und  guten  Stallun« 
gen ;  oft  so  besucht ,  dass  man  kaum 
ein  Nachtlager  findet.  Am  zahlreich- 
sten verkelircn  hier  ,,  die  lustigen 
Suhlcr.  "  Der  nun  verstorbene  joviale 
Wirth,  Joel*,  der  früher  gar  keinen 
Pachtzins  gab  (die  Besitzung  ist  gothai- 
sches Staatseigenthum) ,  machte  sich 
hei  der  gesteigerten  Frequenz  nach  lan- 
sren  Verhandlungen  verbindlich,  ,,kiini'- 
titr  noch  einmal  soviel  zu  zahlen,  wie 
bisher."  Entfernungen:  Oberhof,  El- 
gersburg, Zella,  Suhl  272,  Ilmenau  3, 
Tambach  5,  Gotha  S  St.  —  Station  Ter- 
pflichteter  Führer.  —  Die  Schmücke 
(2822  F.  über  dem  Meere,  also  dem  In- 
selsberg«5gipfcl  gleich)  ist  die  am  höch- 
sten gelegene  Wohnung  im  Thüringer- 
walde, die  auch  wahrend  des  Winters 
nicht  verlassen  wird ,  und  gleicht,  von 
dunkler  Fichtenwaldung  und  liehtgrU- 
nen  Wje^enmatten  eingernlimt,  nm  so 
mehr  einer  grossartigen  Seiniorwirfh- 
schaft ,  als  dem  anheimelnden  Bilde 
auch  das  harmonische  Geläute  der  wei- 
denden Viehheerden  nicht  fehlt. 

Dennoch  ist  nicht  die  Schmücke  das 
Ziel  der  ^  ielen  Wanderer,  die  hier  ra- 

*)  Die  beigegeboDo  Aiudchi  von  der  El- 
fifBrsbarg-Umenaner  Strsste  ant. 


sten,  sondern  der  Schneekupf,  der  mit 
der  Zinne  seines  Thurmes  über  alle 

Höhen  des  Gebirges  hinausragt;  ob- 
glcieli,  wenn  der  alte  Herr  seine  Nebel- 
kappe übergezogen,  Tausende  sieh  damit 
begnügen  müs^eu,  sein  mürriselies  Ant- 
litz nicht  einmal  gesehen  zu  haben. 

Schneekopf  ^  nächst  dem  Beerberg 
(3029  F.)  der  höchste  Berg  des  Thfirin- 
gerwaldes  (3005  F.),  der  aber  mit  sei-  , 
ncm  C9  pnr  F.  hohen  massiven  Thnrme 
den  Gipfel  des  Beerberges  noch  um  45P\ 
überragt.  Ohne  diesen  Thurm,  der  1852 
erbaut  wurde ,  wurde  er  jedoch  wenig 
in  die  Augen  fallen,  weil  er  auf  dem 
breiten  Rücken  des  Gebirges  aufsitzt,' 
\ro  von  allen  Seiten  die  höchsten  Erhe- 
bungen zusammenlaufen.  Darum  bilden 
die  Umgebungen  des  Schneekopfes  die 
wildeste  und  rauheste,  aber  auch  die  er- 
habenste und  grossartigste  Partie  des 
Thüringerwaldes. 

Der  Weg  von  der  Schmücke  bis  zum 

Thurm  ('/^  St.)  ist  leicht  zu  finden  und 
nicht  beschwerlich.  Man  lässt  die  Vo- 
gelstange  zur  Linken  und  verfolgt 
den  1.  aufwärts  steigenden  eliaussirten 
Weg  bis  zum  Wegweiser,  der  auf  ei- 
nen Pfad  zeigt,  welcher  (r.)  durch  den 
Wald  nach  V«  St.  auf  den  Gipfel  führt 
Dieser  ist  eine  rundliche  Hochmatte, 
etwa  100  Schritte  im  Umfang,  deren 
Schooss  f  Hornstein]iorphyr)  der  Volks- 
glaube mit  unergründlichen  Erzlagern 
sehwXngert.  Er  Ist  mit  Oras  u.  Haide- 
kraut  bewadisen  und  von  Nadelwald 
umgrenzt.  Der  Thnrmwärter,  wenn  er 


Digitized  by  Google 


265 


13.  Route:  Von  der  Schmäcke  uach  Oberliof. 


266 


nicht  schon  am  Platte  ist  (in  seiner 
KotUifttte),  hat  ans  von  der  Schmücke 

her  begleitet  und  erscbliesst  die  Pforte 
für  5  Sgr.  Sind  in  obrere»  Porsonen  SU- 
sammen,  so  zahlt  jede  nur  1  S^. 

Die  Aussicht  von  der  Piatitorm  des 
Thurmes,  wo  fast  immer  ein  empfindli- 
cher Lnflsng  weht,  ist  gewdlmlieh  in 
den  späten  Nadunittagsstiindcnf  oder 
auch  Morgens  zwischen  5  bis  7  Uhr  am 
klarsten.  Deshalb  pflegen  die  meisten 
Touristen  auf  der  Schmücke  zu  über- 
nachten, um  Abends  oder  früh  das  gross- 
artige Schauspiel  sn  geniessw.  Und  in 
der  That  ist  das  Panorama ,  das  sich 
vom  Schneekopf  entfaltet,  das  freieste 
nnd  umfassendste,  welches  der  Thürin- 
gerwald bietet ,  vermag  aber  doch,  un- 
geachtet seiner  eigenthümlichen  Con- 
traste,  die  bei  guter  Beleuchtung  ein 
liohes  Interesse  gewEhren,  mit  der  Aus* 
Sichtdes  Inselsberges  nicht  zu  wetteifern , 
weil  ihm  der  reizende  Vordergrund  fehlt, 
woran  das  Auge  am  liebsten  haftet,  und 
die  benachbarten  Bergriesen  den  da-  u. 
dorthin  schweifenden  Blicken  Schran- 
ken setzen.  Den  Bahmen  des  grossar- 
tigen Gemäldes  bilden  nach  N.  der  Harz, 
nach  O.  das  Fichtelgebirge,  nach  8.  der 
'^igerwald  und  die  Hassberge,  nach 
\V  die  Rhön.  Am  liebsten  sehweift  der 
lilick  ins  offene  Liaad  (g.  Xurden) :  im 
Vordergrund  die  düster  prächtigen  Wäl- 
der nnd  Schluchten  der  Geratbftler,  mit 
dem  Dorfe  Gräfenrode ,  und  im  nebel- 
fernen  Hintergrund  (wo^tlichnr)  die 
Hainleite,  der  Possenthurm  ,  der  Kyif- 
häuser,  die  buchsenburg  und  der  Wol- 
kensaum des  Brocken.  Dazwischen 
sahllose  Berge,  Städte,  DSrfer  und 
Schlösser:  Der  Friedenstein  hei  Gotha 
(hinter  dem  Kienberg) ,  die  Sternwarte 
anf  dem  Seeberg  und  weiter  hinaus  der 
hohe  Meissner  im  Hessenhind;  rechts 
(über  Gräfenrode)  die  Gleichen,  Kuine 
Ehrenbnig,  Arnstadt,  Ichtershausen,  die 
Citadellen  und  der  Dom  zu  Erfurt, 
der  Ettersberg  bei  Weimar,  dahinter 
Eckard tyhnrga;  weiter  rechts  Stadtilm 
und  der  8ingcrberg,  der  Fuchsthurm  bei 
Jena  etc.  Nach  Osten:  die  Leuchten- 
burg, Orlamünde,  Schloss  Rudolstadt 


(hinter  welchem  die  Saale  wie  ein  sIl« 
bemer  Streifen),  Ruine  Blankenburg, 

Schloss  Könitz,  Kickelhahn,  Sachsen- 
stein, Fiiisterberg  und  ein  Chaos  naher 
und  femer  Berge  Dazwischen  einzelne 
Orte,  die  besonders  malerisch  erschei- 
nen ,  z.  B.  Neustadt  a.  B. ,  Masserberg 
u.  a.  In  hlaner  Perne  das  Fichtelge- 
birge. Die  Aussicht' nach  Süden  (Fran- 
ken) ist  beschränkter.  Nur  einzeln« 
Punkte  treten  bei  heller  Beleuchtung 
hervor:  die  Veste  Coburg,  Ruine  Strauf- 
bain ,  Veste  Heldburg  imd  am  fernsten 
Horisont  die  Ruine  Altenburg  bei  Bam- 
berg. Westlicher  die  GlMchberge,  das 
Rhöngebirge,  die  hohe  Geba  und  näher 
der  Dolmar  Tin  Westen  zunächst  der 
Bpprherg,  dann  der  Gebranntestein,  der 
Rupborg  und  viele  Riesen  der  IhUrin- 
gerwaldkette.  Nordwestlich  der  Her- 
mannstein,  Donnershang,  Inselsbeig  u. 
im  fernen  Hintergrunde  die  Voiberge 
der  Rhön. 

Wio  schon  angedeutet,  bieten  nucli  dl« 
näberen  Umgebungen  des  Berges  manchen 
interMaanten  Punkt,  der  thetlt  auf  Prome* 
iiacloii wegen,  tbeiUnuf  einsamen  Wnldpfadi  n 
zugaagig  ist.  Einen  derselben  kann  mau 
auf  dem  Wege  vou  der  i^chmücke  zum 
Schneekopf  (r.  unterhalb  des  Gipfels)  fa 
Augcneclieln  nolimen.  Es  r<t  der  Jägcrstr^ln, 
ein  niedriger  Denkstein  mit  der  Inschrift: 
„Anno  1690  d.  16.  Sept.  ist  Ur.  Job.  TaL 
O  rahner  Ton  s.  Yotter  und  Schwisgersohn 
Caspnr  flrfinr^r  unverBchens  nlllncr  rr^fTto?- 
sen  worden."  Das  Kirchenbuch  iu  (Gräfen- 
rode coBBtatirt  die  Thatsaobe,  welche  L. 
Storch  zu  t'iner  NoveUo  verarbeitet  hat. 
Die  anderen  Partien,  höchstens  J  St.  iiit- 
femt,  liegen  nördlich,  so  dass  man  sie  am 
leiehtetten  betnchen  kann,  wenn  man  Tom 
Schneekopf  durch  den  Schnceticgel  ins  Thal 
der  wilden  Cera  hinabsteigt.  ZunSclist  das 
PüwAAa«*,  zwischen  dem  Schneekopf  und 
dem  Langerain,  mit  Bohebftoken,  von  de> 
neu  man  «ine  prachtvolle  Aussicht  in  di« 
Geratbäler  und  ins  offene  Land  genie.s.st. 
Nicht  weit  davon  (r.)  der  Veneüatierbrunmn, 
an  dia  HWalen«*  erinnernd,  die  «hemala 
nach  gohcimnissvollcn  Schätzen  das  Gebirge 
durclistreiften.  Näher  nach  der  Schmücke 
hin,  mit  den  „Tcujchkrtisen"  (S.  262)  In 
TarbindUDg  stehend,  ,»4U  mUe",  eine  tie. 
gelförniige  grausige  Schlucht,  in  -welche  nie 
ein  Sonnenstrahl  dringt.  Durch  ßio  stürzt 
Sich  ein  Pfad  in  den  fleJfcaeitis^t  hinab,  der 


i^iyui^ud  by 


267  IB.  fiostfe:  Von  der  BclininekB  nacli  Oberhet  268 


Im  Thal  der  wilden  Gera  tniimlet,  wo  die 
Cliauss^e  von  Gräfenrode  heraufsteigt.  Diese 
I  Stunde  lange  „WolffSeblttClit**  lit  dn  jfth 
•tifltarzender  Abgrund  mit  graiulgen  Klüf- 
ten und  schroffeii  Felswändon ,  worin  die 
„wUde  oder  schmale  Gera*'  entspringt  und 
4«r  Schnee  bU  tief  in  den  Bommer  hinein 
liegen  bleibt.  Eine  ähnliche  Schlucht  war 
ehemals  der  Echm'iick&r  Craben  Kwliclien  dem 
Schneekopf  und  dem  Beerberg,  kaum  üu- 
gängig,  und  jetst  —  von  der  Xunttetraese 
durchzogen,  die  von  Börrhery  (Grfifenrode) 
auf  fHo  Srlimücko  Hihrt. 

Nebenrouten:  Von  der  Schmücke  nach 
Blger$burg:  R.  13;  —  nach  7lm«Mm;  B.  11;  — 
nach  ArmtwJf:  II.  36;  —  nach  ZtUa  und 
Meininget!  T;  76;  —  nach  Sukl:  B.  77,  8Ä;  — 
nach  SchletiMiH'jen:  R.  83. 

Ton  der  Sehmttcke  nach  Ober- 
hof (2V,  St.),  neu  chniwsirte  Strasse, 
die  anf  oder  neben  dem  Rennsteig  hin- 

läuft.  Nach  V«  St.  zweigt  ein  Weg  (r.) 
nach  dem  Schneekopf  ab,  so  dass Dieje- 
nigen, welche  von  Obrrhnf  kommen, 
nicht  erst  auf  die  tjchmucke  zu  gehep 
brauchen  (wenn  sie  es  nicht  wegen  des 
ühnrmschliessers  thnn),  tun  den  Gipfol 
*  zu  besteigen.  Abermals  nach  St.  die 
neue  Chaussöe,  welche  (r.)  durch  den 
Schmücker  Grnben  in  den  T)<">rrb erger 
Grund  tlibrt.  Man  gellt  an  dit  ser  vor- 
über. Aber  auch  der  andere  Weg,  auf 
dem  wir  bleiben,  tbeilt  sieb  in  S  Anne, 
^e  jedoch  nach  V«  St  ^meder  ausam- 
menstossen.  Rechts  ab  führt  die  neue 
Chaussee  nördlich  nm  den  Beerberg 
herum,  links  läuft  der  Kennsteif?  am 
südlichen  Abhänge  hiu.  Obgleich  die 
Chaussee  etwas  näher  ist,  so  raihen 
vir  doch  Fassgängern,  den  Bennsteigs- 
weg  einzuhalten,  um  der  „PlXnkners 
Aussicht"  nicht  verlustig  zu  gehen ;  ob- 
wohl auch  die  neue  Strasse,  nordöstlich 
vom  Beerberg,  eine  trrosse  Terrasse  be- 
rührt (mit  Tisch  und  Bank),  von  der 
man  einen  priUshtigen  Bliclc  auf  den 
Schneekopfothnrm  n.  in  den  Schmfieker 
Graben  hat.  Einige  Minuten  weiter,  (1.) 
nn  der  Str. ,  eine  pefasstc  Quelle.  Zwi- 
schen beiden  Strassen  rn^t  der  höchste 
Bergriese  des  Ihixringerwaldes,  der 
Grosse  Beerherg  (3028  F.)  empor.  Der 
sumpfige  Gipfel  ist  Ton  Terkümmerten 
Fichten  so  verwachsen,  dass  er  keine 


Aussicht  bietet.    Uebrigens  steigt  der 
Rennsteig,  auf  den)  wir  gehen,  fast  eben 
so  hoch  empor.  Denn  ,,Plänkners  Aus- 
sicht" (V^  St.),  —  Tiseli  und  Bank  am 
südlichen  Abhang  des  Berges ,  etwa  50 
F.  oberhalb  des  Weges,  —  bat  3004  F. 
absolute  Höhe  (h&hster  Punkt  des 
Rennste5o:es),    und  ist    ein  reizendes 
Lugins!fiiid,  wo  Niemand  unbcfriedis:! 
rasten  wird.     Zwar  ist  es  nur  ein  be- 
schränktes Landschaftsbild,  diis  sich 
hier  aufrollt  (Goldlauter  und  Suhl,  tob 
steil  abfallendenBergen  ringeachlossen) ; 
aber  diese  kleine  malerischeCrruppc  mit 
dem  grossartigen  ITintcrp^rundo  f'Dol- 
I  mar,  Gleichberge,  Rböngebirgc  und  in 
nebeliger  Ferne  Heldburg  und  Coburg) 
ist  um  so  prächtiger.  Weiterhin  (V4St.) 
krensen  sieh  die  Wege,  sttdiich  nadi 
Suhl,  westlich  nachZella,  nördlich  nacb 
Oberhof.     Man   nennt  diesen  Punkt 
(2839  F.),  der  gleichfalls  ein  sc-bönp* 
Gebirgspanorama  (Dtjnncrshaug,  InSi  l?- 
berg,  Schneekopf)  entfaltet,  j^die  An»- 
spanne".  Hier  Terlftsst  die  alte  Strasse, 
die  snm  „Fröhlichen  Maan^  hinablänft, 
den  Rennsteig.    Der  dasige  Weg^veiser 
zeigt  (südlich)  nach  „Cocolosenstcin'.'' 
Dies  soll  , ^Dictzenlorenzstein^ ^  helssen, 
die   höchste  Felsenspitae   am  Oberen 
Beerberg  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem 
Grossen  Beerberg),  der  sich  im  Winkel 
der  beiden  Strassen  emporgipfelt  und 
eine  höchst  pittoreske  Aussicht  bietet 
Kurz  darauf,  bevor  die  Kun-ttstrassr 
wieder  in  den  lleunsteigsfahrweg  ein- 
lenkt, fuhrt  abermals  eine  Chaussee  nach 
Zella  1.  ab;  und  sum  dritten  Mal  (nach 
1  St.)  auf  dem  Hochplateau ,  wo  unsere 
Strasse  im  scharfen  ^/Hnkel  den  Kenn- 
steig  verlfisst  und  r.  nach  O>>orhof 
(20  Min.)  einlenkt     Dieser  Punkt  — 
,,da» Rondel"      ist  mit  einer gothischen 
Steinsäule  geziert,  welche  auf  der  inne* 
ren  äeite  die  Insehrift  trägt:  „  Hersog 
Ernst  zu  Sachsen  baute  diese  Strasse 
zur  Tlf  lu'  *1es  Gebirges  2548  par.  FttSS, 
1830 — 32;'^  und  auf  der  anderen: 

„Hell  dem achaffenden  Sinn ,  d^r  zMm  f  mmd- 
liclien  Garten  die  Wilduiss 
ümBGhuf  und  der  Natur  Sehrecken  In  Idch' 
ilehkelt  kehrt.** 


Digitized  by  Google 


209 


Flora  Tom  Sclineekopf  und  Beerberg maxinriR.  Lycopodium  claratum,Dnidenfnss. 
A&dromeda  polifolia.  Arnica  montaaa.  Ca-  Lyaünacbia  nomorum.  Oxycoccos  palustris, 
lamagrottia  Hallerfanft.   OIrcaea  Intetlana  PotenttnaThurlnKUea.  RMmn^nlnsacoii^ti' 

(Hexenkraot).    Dentaria  bulbifera.    Erio-  j  folius.    Ruiupx  arifolius,  \ns  jetzt  nur  zwi- 
phonim  vaglnatum.    Gnlium  rotUTidifolium.  '  sehen    dem    Beerberge   und  Schneekopfe, 
iienittta  ptlosa.     Imperatoria  oatruthium.  i  Salix  aiubigna.   Yaccinlam  nligiuosum. 
Jutem  «nplowi.  Laten  palmtn.  Ltnol*  I 

14.  Route:  Von  Oberliof  uaoli  TambacL 


Post  von  Obf-rlinf  (}m  OastlioD  n.  Ohr- 
druf und  Gotha  Vorm.  10  und  Kachm.  5  U. ; 
nach  Zeüa,  Suhl,  Meimingen,  HU<Umrghau9€n 
Vorm.  11  und  Ab,  8  U.  —  Entfernungen  von 
OberUof:  Zella  2,  Suhl  3,  Ohrdruf  S^,  Gotha 
4>  St.,  Beiabardsbrunn  8  St  3  verpflichtete 
JV«M4«^fUrM-  mit  Tute  (S.  88). 

*  IkmSmmgtiäktm»  (Chrotfalt),  80  Betten 

jk  10  S.irr. .  Frühstück  5  Sgr.  Bayerisches 
und  thüringer  Iiagerbier.  Forellen.  Extra- 
Iposten. 

Oberhof^  das  hüchi»i  gelegene  Dorf 
des  Uerzogthumt»  Gotha  (2Ü00F.},  be- 
steht aas  emigeo  Ti«nig  kleinen  Seliin- 
Mhinsern,  die  sieb  auf  derliohen  Loibc 
sngesisdelt  haben,  wo  kein  Obst  und 
nur  sp&rlich  Kartoffeln  pjedeihen. 
Noch  im  Frühsommer  kann  man  in  der 
Kälie  einzelne  Schneelachen  ünden.  Die 
Terkrüppelten  SUImme  des  nahen  Fich- 
tenwaldes mit  Moos  und  Flechten  fiber- 
-zogen,  die  Spitzen  der  Bäume  von  der 
Schneelast  des  Winters  ^'ebeugt  u.  zer- 
Juiickt.  Dennoch  gewährt  das  Dürfchen  ; 
mit  seiner  kleineu  Kirche  und  den  auf 
frischem  Wiesenplan  zerstreuten  Uäu- 
sergruppen,  deren  wsttergrauer  Bretter- 
beseblag  im  Sonnenglanz  wie  Silber 
glitzert,  einen  originell  freundlichen 
Anblick ,  tind  ist  im  Sommer  sehr  be- 
lebt ,  weil  liier  die  Strassen  von  (rotha 
und  Coburg,  von  Schmalkalden  und 
Tambach ,  von  Anistadt,  Umenan  nnd 
Elgersburg  snsannian  lanfen.  Und 
swar  gehören  diese  Strass^nzüge  fast 
nach  allen  Seiten  hin  7u  den  schönsten 
und  genussreichsten  des  Gebirges.  Im 
Winter  freilich  kann  der  Postenlauf  nur 
mit  der  grössten  Anstrengung  im  regel- 
nSssigen  Gang  erhalten  worden.  Aber 
Auch  dann  ist  der  Anblick  des  Pölf- 
chens,  weTt'hes  nicht  selten  so  einge- 
schneit ist»  dass  es  oasenartig  in  der 


Schneewüste  auftaucht  und  Hasen  und 
Füchse  über  manche  Dächer  weglaufen, 
grossartig  und  originell.  Um  das  Was- 
ser aus  einer  tiefern  Quelle  in  die  Höhe 
zu  schaflfen,  ist  ein  hydraulischer  Wid- 
der ohne  menschliche  nnd  thierische 
Arbeitskraft  thfttig  Dabei  sind  die  da- 
Sigcn  Rewohner,  obsclion  meist  arme 
Köhler  und  Holzhauer,  so  gesund,  dass 
nach  dem  70.  Jahre  noch  28  Procent  der 
BevÖlkening  am  Leben  sind.  —  Unter 
den  GebKnden  sind  erwlhnenswerüi  das 
neu  errichtete  Forsthaus  und  das  weit- 
hin lenrlitf  nde  herzogl.  Jatjdsrhloss,  das 
mit  schonen  Geweihen  decorirt  ist  nnd 
von  seinem  Altane  eine  weite  Aussicht 
bietet.  Eine  solche  hat  man  auch  un- 
weit der  Kirche,  wo  man  den  Kickel- 
hahn, den  Schneekopf,  den  Inselsbei^ 
und  das  gothacr  Schloss  erblickt. 

Nehenrouten  :  1)  Von  Oberhof  nach  Ohr- 
druf und  Gotha:  B.  88;  —  ä)  über  C'ratiititi;«^ 
und  Mtklberg  aaob  HwditlMdwf:  B.  90;  ^ 
durch  den  Dörrherger  Gruiifl  nach  Plaue 
und  Armt4tdt  .*  H.  iM{ ;  —  8}  über  die  ticlmtücke 
nach  Elgersburg  oder  Ilmena»:  R.  12u.  13;  — 
4)  über  Zetta  nach  Suhl:  B.  82;  —  5)  über 
7rUn  uTid  'm'/*  iinrh  Mriniwjm :  U.  76;  — 
6)  über  ÜUiHhach-  UaUenberg  nach  ächmci^ 
lt«ldMi<  B.  7B;  —  7)  a«f  den  Im»aAtrg,  ent- 
weder wie  nnser«  Botito  angibt,  oder  dem 
Rennsteig  entlang  (B.  109),  oder  durch  den 
prachtvollen  üauxlersgrund  üb.  Obertchonan, 
St^ipMk  •  HaUenberff,  SeUgewAal,  KtHif 
ochmallalden,  Brotte)  oile :  Jl.  65-  72. 

Ton  Oberhof  nach  Tambach. 

a)  Durchden  Schmalwassergrnndii  !St.), 
—  eine  der  wenigen  Partien ,  iuif  (!er 
man  keiner  menschlichen  Woimung  be- 
gegnet. Zunächst  am  Jagdschloss  vor- 
fiber  eine  Strecke  (V,  St.)  auf  der 
Strasse,  die  Über  den  höchsten  Gebirgs- 
rücken nach  Schmalkalden  fuhrt.  Wo 
isie  den  Kennsteig  durchachneidet,  läuft 


Digitized  by  Google 


271 


X4.  Baute.'  Yon  (H^rM  Meli  TimbM^, 


2^2 


r.  <lie  neue  Chaussee  «b,  welche  durch 
den  Schmal wussergrund  nach  Tambach 
geahnt  ist,  so  dass  man  jetzt  diese 
köchst  lohnende  Partie  bequem  und 
ohne  Führer  zurücklegen  kann.  Nach 
etwa    V4  St.   schluchtet    sich*  r.  der 
wildr<)mfiiiti<?chc  Kerngrund ,   der  erst 
in  neuester  Zeit  häutig  besucht  wird, 
nachächwarzwaidiiinab  (U.  7lj.  V4  ^t. 
veiter  das  „Teofelsbad/'  ein  grosser 
Sumpf  in  düsterer  Fichtenwaldung  am 
nördlichen  AMiang   des  Donnershaug 
(2770F.),  den  man  jedoch  selten  besucht, 
weil  die  Aussicht  verwachsen  und  das 
Pürschhaus,  das  den  Riesenberg  krönte, 
niedergebrannt  ist.     Hier  führt  ein 
chanssirter  Waldweg  r.  hinab  nach 
Ohrdruf;  w&hrend  unsere  Strasse  ei- 
nen grossen  Bogen  am  Huberstcin  vor- 
über l)es<  liff-iht ,  den  man  (fjeradeaus) 
durch  einen  kürzeren  Fussweg  abselniei- 
den  kann.     Diese  schöiic,  mit  einem 
Tempelchen  gckr$nte  Felsgruppe ,  den 
Huherstein  (2474  F.),  der  eine  fin- 
stere Schlucht  bewacht,  die  vom  steilen 
Gebirgsrücken  abfällt,  kann  man  be- 
steigen, um  sich  der  Aussicht  in  das 
ringsum  lagernde  Berg-  und  Waidia- 
byrinth  zu  erfreuen.    Am  Fasse,  in 
dichtester  Waldeinsamkeit,  ein  herzog- 
liches Pürschhaus.   Nach  20  Min  ste- 
hen wir  vor  dem  grössten  Felsenriescn 
des  Thüringerwaldes,  dem  gipantesken 
*  Falkenstein,  der  über  300  F.  jäh  aus 
dem  Thal  emporsteigt,  und  nach  We- 
sten wie  ein  Erker  ilberhängt.  Auf 
seinem  Haupte,  das  mit  stolzen  Fichten 
jc  krönt  ist,  hat  sonst  eine  Burg  gestan- 
den (castrum),  die  von  den  Herren  v.  Bal- 
lenstedt  1307  an  Georgenthal  verkauft 
wurde.    Wie  aber  deren  Bewohner  ab- 
und  augegangen,  ist  ein  unlösbares 
Bftthsel.  Die  Steinnelken,  die  in  den 
Spalten  wuchern ,  hat  —  wie  die  Sage 
geht  —  das  Blut  der  armen  Wande- 
rer,   welche  vmi   den   Kanbriftern  in 
das  Thal   hinabj^cstürzt  wurden  ,  auf 
ewige  Zeiten  roth  gefärbt.     Öis  1852 
galt  der  serklüftete  Porphyrkoloss  für 
unersteigUch.  Da  wagte  es  ein  tollküh- 
ner Glasmacher  aus  Dietharz,  J.  Zim- 
mermann, ihn  zu  erklimmen,  und  swar 


durch  die  merkwürdige  Schlucht ,  die 
den  gewaltigen  Steinwürfel  spaltet.  Das 
Wagstück  gelang  zu  wiederholten  Ma- 
len.   Auch  an£re  Bursche  schlössen 

sich  dem  verwegenen  Klettermeister  an^ 
derauf  die  hohe  Felsenstirn  e  eincStang-e 
mit  der  deutschfn  Tricolore  und  einer 
blitzenden  (iiaskugel  pflanzte.  Die 
deutsche  Flagge  aber  hat  der  Sturm 
zerrissen  und  die  Glaskugel  ist  durch 
einen  Meisterschnss  zerttimmert  wor* 
den.  Nun  aber  ist  der  Fels  unersteig- 
licher,  denn  je,  weil  Zimmermann  alles 
Gestrüpp,  das  einen  nothdürftifcen  Halt 
bot,  abgerissen  hat.  —  Dem  Falkenstein 
gegenüber,  aus  desscm  Spalten  ein  eis\> 
ger  Luftsng  weht,  sind  auf  der  kleinen 
Wiese,  die  sieh  am  Fusse  des  mit  emem 
Fichtenstreifen  garnirten  Felsens  wie 
eine  grüne  Bucht  in  den  Waldsaum  ein- 
drängt, schlidhte  Moosbänke  im  maleri- 
schen Halbkreis  aufgestellt;  wahrend 
der  forellenreiche  WUdbach  einen  klei- 
neu  Weiher  bildet  u.  dann  sur  „Wolfs- 
scheucht"  abläuft. 

Yom  FttlkcTi stein  bis  Dietharz 

(2  St.)  durch  den  düstem  * Schmaliras- 
ser-  oder  JJictharzer  Grund  voll  wilder 
Naturpracht  und  tief^eüscher  Bebwer- 
mnth ,  der  aber  doch,  weil  ihm  4ie  le> 
bendige  Staffage  fehlt,  durch  seine  me- 
lancholische Eintönigkeit  allmSlig  er- 
müdet. Di<'  schönsten  Punkte,  die  nach 
und  nach  zum  Vorschein  kommen ,  sind 
folgende:  Zunächst  die  enge,  feucht- 
schanerliche   WaUersgruhe  („Wolfs- 
schlucht**), ein  Felsenkessel,  aa  dem 
ein  wenig  betretener  Fusspfad  r.  Ton 
der  Chaus'^ee  abführt.  Etwas  weiter  ein 
kleines  ^^  i •  senthal,  an  das  sich  seltsam 
geformte  Klippen  u.  Felsen  reihen.  Au 
der  Grenze  des  Waldes  f  1.)  der  Alten- 
'feU  oder  WaJdettfeU  (im  Volksmunde 
„Ahle  Fisch**).  Auf  cingehauenen  Stu» 
fen  steigt  man  auf  den  hinter  Bäumen 
vorsteckten  schmalen  Felsenriff* ,  der 
nur  25  F.  int  Durchmesser  hat  und  doch 
ia  alter  Zeit  ein  Kaubuest  getragen. 
Die  Herren  von  Metdingen  irerkaixflen 
es,  sammtDietha»  und  Tambach,  an 
das  Kloster  Georgenthal  (129S).  Fast 
gegenüber  mOndet  unfern  eines  tnale>ri* 


I 


Digitized  by  Google 


273 


13.         Yon  TsbInmJi  mA  Wtkäxkkn^* 


274 


sehen  Felsblockes  das  „BöUeheB**  las 

„Sohmalwasser",  welches  den  ganzen 
r.ruud  (lurchfliesst,  und  hat  die  letzte 
Tüalwandsstufe ,  die  man  eine  Strecke 
rerfolgea  mag,  sa  einer  engen  Felaea- 
tchladht  duchwasehen ,  wo  sieh  nach 
einem  malerischen  Falle  das  Waeaer  in 
einem  kesselartirren  Becken  sammelt; 
während  andere  kleine  Wasserkobolde 
in  der  Nähe  ihr  neckisches  Spiel  trei- 
ben. UM  erweitert,  bald  verengt  sich 
ma  das  Hanptthal.  Hier  eine  halb- 
kreisförmige Wiesenfläche,  dort  (naeh 
V«  St.)  (r.)  die  dichtbelaubteFelsgnippe 
der  Saalweidentcand.  Weiter  (VjSt.) 
r.  die  senkrecht  abfallend©  Märtens- 
wand  (Marterswand) ,  eine  ähnliche, 
aber  grössere  Felsenpartie,  die  im 
Scbmnek  einselner  Fichten  recht  male- 
risch ist.  Zuvor  „die  Hoehmanns- 
klippc"  und  der  „Obelisk",  Unfern 
der  Märtenswand  (r.)  das  Hüloch  (Ilii- 
nenloch),  eine  30  F.  breite  u.  ^0  s>chritt 
tiefe  HWe,  die  sieh  etira  50  F.  Uber 
dem  Thelboden  in  die  steile  Felswand 
adilachtet.  Manche  halten  sie  für  einen 
alten  Steinbruch.  In  Krie^eszeiten  sol- 
len sich  die  Umwnhner  darin  verborgen 
und  jämmerlich  geheult  („gehtilt")  ha- 
ben. Mau  hat  oben  einen  hübschen 
BlielL  auf  Diethars.  Qegenflber  der  fol- 
senzackige  K{re1ib«rg>,  auf  welchem 
einst  die  Krachenburg  gestanden.  Tam- 
bach und  Dietharz  waren  in  den  Uän-; 
den  ihrer  Besitzer  (der  Herren  von  Mel- 
dingen), flieht  weit  davon  ist  ein  klei- 
ner Felsenkeller  dem  durstigen  Wande- 
rer sehr  willkommen ;  obgleich  er  bald 
(am  Schiesshaus  vorfiber)  das  hübsche 
goth.  Walddorf  Diffhnrz  erroiclit  'f'ioO 
Kinw  ),  mit  sehensweriher  Tatelplasfa- 
brik,  die  1816  angelegt  und  grössten- 


tbells  von  böhmischen  Arbeitern  bedient 
ist,  und  einer  Landkarten-Coloriranstalt 
(von  l'erthes  in  Gotha),  die  gegen  40 
Mädchen  beschäftigt.  Noch  10  Min. 
w^ter  (fiber  dneBriioke),  and  wir  sind 
in  Tambach. 

b)  Ein  anderer  Weg  von  Oherhof  nach 
Tavihachj  kaum  etwas  weiter  und  nicht 
minder  schön,  führt  auf  der  TTaupt- 
strasse,  die  von  Ohrdruf  nach  Uberhof 
empor  steigt,  bis  8tutzhaua  (K.  39),  n. 
wendet  sich  dann  (1.)  durch  das  Löwe»" 
thal,  einen  melancholischen  Grand» 
welchen  der  Löwenbach  benetzt,  nach 
Dietharz  (vom  Shitzluais  2  St.)  In  der 
Nähe  des  Todlenkopics  vereinigt  sich 
der  Weg  mit  der  Strasse,  die  von  ühr> 
dmf  westlich  nach  Tambach  ISoft;  wäh- 
rend beim  „Steigerhans**  (Pfirschhaus) 
eine  andere  südlich  ablmkt,  um  beim 
Rennsteip;  in  die  Strasse  zu  münden, 
die  von  Oberhof  durch  den  Rehmalwas- 
sergruud  führt.  Am  Fusse  des  TocUen- 
kop/8  (2059  F.)  eine  Moosbank,  mit 
priiehtagem  Blidc  auf  Qeorgenthal  und 
in  die  bunten 'Gauen  des  flachen  Landes, 
sowie  beim  Herabsteigen  in  deu  Mar- 
tinssraben  (unfern  der  Märtenswand) 
auf  das  Inselsbergshuus. 

Wer  aber  gar  nicht  nach  Tambach, 
sondern  afsbald  von  OBerho/  naeh  Fiied' 
richrode  wiU,  gdit  vom  Stutzhaus  den 
soeben  angej^ebenen  Weg,  überschrei- 
tet aber  in  der  Nähe  des  Todtenkopfes 
die  Chaussee  nach  Dietharz,  und  ge- 
langt  von  da  in  1  St.  alsbald  uach  Ge- 
orgenthal, SO  dass  er  mindestens  1  St* 
näher  geht,  als  ftber  Tamlnush.  Oder  er 
fährt  bis  nahe  vor  Ohrdruf  und  lenkt- 
bei  flem  dortigen  Chauss^ehause  1. 
ab  über  Gräfenhain  u.  Nauendorf  nach 
Georgeuthai  ^0  St.  von  Oberhof). 


15.  Route :  Von  Tambacli  nacli  Friedrichrode. 

PoU  von  Tambach  über  Georgenlhal  und  im  Ort).   „Zum  Falkemtein"  (Kreb*)  an  der 

Ohrdruf  nach  Ootlut  (oder  von  Ohrdruf  nach  Strasse  naeh  Georgen  thal,  Billard  U.  Kegel* 

Oherhof)  täglich  früfi    0  T         Mitt/ur<igen  bahn;  vorticfilicbes  Bior; Überhaupt gat und 

bis  zum  Falkenstoin  2  Thlr.,  luo  Thk-  1  Thir.  billirr:    T,<.<ri-?  7^  — ^0  Sgr.  —  BedaUtoHomn: 

—  Verpflichtete i^mdet^'t^rer  (bis  2U1- nach-  Schutzeuhct ;  Felsenkeller, 

•ton  Btailon  90  8gr.).  Enffemungen:  Georgen  thal  l|,Friedri«h- 

QwUhuje    Bär  am  Markt  (Equipage) ;  da-  rode,  Ohrdruf,  Steinbach  -  Hallenberg  ^  Itt* 

JMhtn  die  PostMpedttion;  Lmm  (mitten  lelaheKK  nad  Oberhof  i  fit. 


Digitized  by  Google 


275 

fiaallfteli^  gothalsdief  Vatirtfleeken 

mit  2070  Eiiiw.(daruiiiBl(SO  Katholiken), 
in  einem  üppig  grünen,  von  dunkelm 
BerfTwald  umhegten  Wiesengrunde,  in 
welchem  ei  nitre  der  schönsten  Thäler  des 
Gebirges  last  blrahlonförmig  auslaufen. 

Bis  gegen  Ende  des  17.  Jahrbunderta 
war  Tambach  ein  bedeutender  Fabrikort  in 
Bii«n-  und  Stablwaaren.  Sodann  warfen 
«ich  die  Binwohtier  mif  drts  Strassenfubr- 
werk.  Durch  ungünstige  Zeitooi^nnctttr*n 
und  yerheeread«  TeMnfnrfiiitta  (dta  lotste, 
ISIS,  legte  gegen  IQDWohngebaude  in  Asche« 
so  dass  fast  der  ganze  Ort  von  Neuem  auf- 
gebaut werden  musste)  haben  sich  die  Nah- 
rnngiTerhiltnine  so  mlssltch  gestaltet,  d«M 
viele  Bewolinor  dermalen  ihr  Brod  auswärts 
aurhen.  Dennoch  Ist  der  Holzhandel  noch 
lebhaft  im  Gange.  Auch  werden  sehr  aier- 
lidhe  Holsseloiitsereiett,  namentUeli  Thier, 
gnippen ,  geliefert.  Ausserdem  Korkschnei- 
derei ,  Hemdknöpfchenfabrikation.  Die  Vo- 
gelisucht  uud  der  Yogelhandel  haben  dage- 
gen, wie  Qberall,  bedeutend  abgenommen. 
—  Ein  histori^rlic  Interesse  hat  Tambach 
insofern,  als  Luther,  da  er,  schwer  er- 
krankt, von  Schmalkalden  nach  Wittenberg 
reiste  (1&S7},  unterwegs  rnft  einer  Quelle 
trank  und  sich  daran  so  wundersam  er- 
labte, dass  er  in  Tambach,  wo  er  einen 
BiriBS  Terspdste,  Ton  seinen  Gebresten 
genas  und  na  die  Wsad  der  Stube,  worin  er 
übernachtete,  die  Worte  schrieb :  Tambach 
est  mea  Phanuel  (1.  Mo«.  S2,  30).  Jener 
£itfk«rs(nimMa  quillt  im  engen  Tambeehs- 
grund,  bei  einer  Knochenmühle  am  rech- 
ten Thalgehängo  und  spendet  noch  jetzt 
ein  wahrhaft  erfrischendem  Burgwuiiäer,  das 
Ton  heilkriftigen  Sntfstaaxen  gesehwingert 
sein  soll.  Man  gelangt  dahin ,  wenn  man 
\  Stunde  weit  der  Tambach  nachgeht,  die 
eich  im  Orte,  den  sie  mit  ihrem  Namen  ge- 
teuft bat,  mit  der  Spitter  vereiaigt  Vta 
anderer  „Luthersbninncn**,  von  welchen 
dasselbe  erzählt  wird:  R.  70. 

Wer  hl  T;nn})nch,  wie  es  hin  n  wieder 
geschiebt,  längere  Zeit  sich  auiliült,  wird 
all'  die  schönen  Punkte  besuchen,  welche 
die  Umgegend  bietet,  und  namentlich  die 
reisenden  Tfailer,  die  sich  fast  nadi  allen 
Seiten  hin  ins  Gebirge  verästeln.  Da 
wir  aber  diese  Gründe  auf  den  verschie- 
denen Touren,  die  wir  einschlagen,  früher 
oder  später  durchwandern  (wie  es  mit 
deu)  Di»  rliarzergrund  bereits  geschehen  j, 
8o  bcguiigenwir  uosjetit  damit, auf '8el- 


27(. 

Mfe  auABeiksam  an  raaciten  und  die 

nfihere  Beschreibung  den  beigefü^en 

Routen  ToraubehHllen.  a)  *  Der  Schmal- 
waa»ergrund  bis  zum  FaUoenst^u  (Weg 
nach  Oberhof):  S.  270}  —  b)  der  obere 
Theil  des  ApfelHedUir  €hmnde$  mit  dem 
,,8teitienieii  Ijoeh** (Fusswefp  luiehflleui* 
bach-Hallcnherg) :  B.  75 ; —  c)  Chtamibt 
nach  Schnellbach  und  Schmalkalden  mit 
dem  Bielstein :  R.  70 ;  —   d)  der  Spü- 
tertfrund  mit  dem  Spittcrstein  vind  dem 
SpitterfaU  (chaussirt),  Fussweg  übet 
dem  H&bnberg  nach  Seligenthal  luid  8i 
Sehmalkaldn,  oder  naoh  Klemadimal- 
katden:  R.  70-,  —  e)  der  Ap/elsUdh 
grvnd  nach  Georgenthal,  den  wir  so- 
dunn  verfolgen  werden.  —    Jetzt  sei 
nur  des  originellen  *  SpitterirmD^^ 
ausfOhriicher  gedaeht,  weil  er  zu  jenen 
wildromantischen  Thilem  des  Tfairinger- 
waldes  gehört,  die  mit  ihrer  pittons* 
kenAnziehungskraft  unter  einander  wett- 
eifern. Er  ist  eine  gute  Stunde  lang  uid 
zieht  sich,  westlicli  von  Tambach,  bis 
zum  Rennsteig  hinauf,  („Streitgim"), 
auf  dem  man  in  1  St.  lom  Spiei^bei^' 
haus  gelangen  kann.  Man  geht  mniehst 
über  den  Markt  und  bei  der  „Scume**  nn 
einer  Gassf' hinein,  die  westlich  zur  Stadt 
hinausführt  und  dann  am  Mühlgraben" 
hin.  Die  neue  Kunststrasse  führt  gleich 
bei  T.  über  die  %>itter  und  bleibt  andi 
im  weiteren  Verlaufe  bis  aum  Spitter* 
teiehe  am  linken  Badiofer.  Bald  hinter 
dem  Flecken  gruppiren  sich  malerische 
Fclsenpartinn  (Conr^lomeratc),  die  weiter 
aufwärts,  von  dil^tl  i  i^m  Wald  umschat- 
tet, immer  enger  zuäammentreteu.  Ein 
InsHges  Blehlein,  die  Spitter,  swingt 
sich  da  und  dort  swiscfaen  gewaltigMi 
Felsblöcken  hindurch.  Etwa  in  der  Mitte 
des  träumerischen  Thnlos  r  der  Spitter- 
stein,  eine  fast  senkrechte,  terra ssonfr>r- 
mig  mit  Fichten  bewachsene,  imposante 
Felswand.  Weiterhin  ein  trauliches  Wie- 
sentfafilchen,  in  welehes  ans  einem  Seiten* 
gründe  der  Rothebach  tritt,  mit  dem 
ffSpitterteich" .    Nun  wird  der  Grund 
enger,  wilder  und  soliaucrlicher.  Zu- 
weilen ist  er  durch  Fd --hh'ickf»  fjpsperft, 
zwischen  denen  der  heile  Üach  schäumend 
dahin  tanii  PWtsUeliFaiuMsbt«.scbftiunt 


15,  E&ute:  Von  Taiiihacli  iiacli  Friedricluode. 


Digitized  by  Google 


277 


278 


es  um  dich  her.  Es  ist  das  ,,Oe8pring^', 
der  bedeutendste  Wasserfall  des  Tliürin- 
gerwaldes,  der,  wenn  ihn  die  llitze  des 
Sommers  nicht  vertrocknet  hat,  aus  einer 
engen  {Schlucht  hervorbricht  und  über 
60  F.  hoch  pUttseherod  tod  Felsen  m 
•Felsea  h^ift.  Wenn  auch  nur  eine  IC- 
nialKrkaskade,  die  sich  mit  den  gross - 
artijren  WasserfSUen  der  Schweiz  nicht 
messen  kann,  so  macht  doch  auch  der 
Spitterfall  iu  seiner  idyllischen  Umge- 
bimg ein  gar  Heblldbee  Bild.  Han  geht 
entweder  nach  Tambach  snrtick,  oder, 
wie  unten  angedeutet,  von  der  Höhe  des 
l^rnn^tf^in^es  alsbald  nach  Friedricbrode, 
oder  nach  Schmalkalden. 

UchenrmUe»,  die  in  dem  Obigen  zum 
schon  angedeutet:  1)  Von  Vambaoli 
«Meb  Ohrdruf  über  OeorfmaßMl  und  NcMen- 
dorf ,  oder  über  Diethars  nnd  Gräfenhain: 
B.  99;  —  8)  nach  Oberkof:  B.  U;  —  3)  nach 
0l0twihaA*MMmhw9  dnveh  dm  SchmalWM- 
8ar-  oder  Apidstocltar  Omnd:  K.  75;  — 
4)  nach  SchmaUnlden ,  Chaussee  über  den 
Bosengarten  oder  Fuasweg  durch  de»  Spit- 
taiKnmd  aad  ftber  den  Hfihnberg:  B,  W; 
—  5)  nach  Kleinackmalkalden  (gut  nivellfrtor 
Fahrweg)  über  das  Neue  Harn»  dann  (1.) 
über  den  Rennsteig:  Ii.  63. 

5)  Von  Tambach  auf  den  Insels- 
bei^«  a)  übcrGeorgeuthal  u.  Friedrich- 
rode (6  St.),  wie  unten  angegeben ;  —  b) 
durch  den  Bpittergmndn.  fiber  denBpless- 

berg  (Rennsteigswanderung:  R.  109),  zu 
Fuss (4 St.); —  c) durch  ^lon  Spittor^rund 
u.  über  den Htihnberg mich  Kh'inschuial- 
kalden  (Führer),  u.  vuu  daCliaussee  über 
Brotterode :  B.  G7  (5  St.) ;  —  d)  durchden 
▼orderen  Tfa^  des  Spittergrandes,  bei 
dw  ersten  Tbeilung*  der  Stiasse  rechts ; 
dann  den  chaiissirten  Weg  durchschnei- 
dend, der  r.  zum  nahen  Vierpfennigs- 
hause fühlt,  durch  den  „Thiergarten'* 
(r.  die  Lcinaq^uellc)  bis  zum  Rennsteig 
(f, am  Kreuz**);  femer  r.  vom  Rennsteige 
ab  (näherer  Fussweg  auf  dem  Rennsteige 
i.  fort,  über  den  Gipfel  des  Spiessber- 
j^es)  bis  Äur  Stelle,  wo  «ich  die  rissen 
krf^uzon  :  r.  nach  Finsterbcr^eu,  gerade- 
aus nach  Friedriclirode^  1.  am  ^>picss- 
bergsbause  TorÜbar  (Abstscher  10  Min.) 
abermals  auf  den  Bennsteig,  der  nach 
knser  2eit  su  einem  CJuwssishause 


G^Bond^*'),  der  einsigen  mmeUlchen 

Wohniniir  rinf  dem  glänzen  "VVege,  und 
von  dn  ziun  InspHbcrpre  fiihrt,  wiein  der 
t'oigenden  liouic  angegeben.  Durchweg 
chaussirter  Weg  (47^  St.). 

C)  Ton  TwlNieh  nach  Friedriob« 

rode  kann  man  gleidifalls  verschiedene 
Wege  einschlagen.    Der  interessnnteste 

—  den  wir  verfolgen  —  geht  über  Oe- 
orgerUhaliß  St.). —  J£twas  näher  (gleich- 
falls GhanssAe)  an  einem  FelseSkeller 
vorbei  Aber  das  Nene  Hans  (Vieipfen- 
nigshaus)  und  zwischen  Finsteibttgea 
und  Alte nbergon  hindurch,  wo  er  sodann 
in  die  Strasse  mündet,  die  links  ab  von 
Georgenthai  nach  Friedrichrode  führt. 

—  Der  näiMe  Weg  (8  St.)  gleiehfalls 
über  das  Vierj^emug^kam  QSwe  Haas), 
einer  F erster wobnung  am  Saum  der 
Vierpfcnnij^swiese ,  wo  man  ein  Glas 
Bier  erhsUten  kann.  Nicht  weit  davon 
entspri^t  die  Leina.  Jenseit  desselben 
theilt  sich  die  Cliauss^e.  Der  rechte 
▲rm  Ist  die  Torsrwlhnte  Strasse;  der 
linke  fiihrt  in  das  nahe  Dorf  J^Viuter- 
hergen,  welches  ehemals  als  das  einsam- 
ste des  Thürinperwnlde'5  galt,  jetzt  aber 
aucli  von  den  Wogen  ties  Verkehrs  viel- 
fach berührt  wird.  In  der  Nähe  die  im- 
posante Felsenwand  des  KIrdhbcrgstslna 
oder  Hirtensteias.  Von  Finsterbergen 
nach  Friedriehrode  (1  St.)  einsamer 
Waldweg^. —  K!n  vierter  Weg  {zn  Fuss) 
vom  Gastb.  zum  Falkenstein^  oder  von 
Finsterbergen  durcli  die  bewaldeten 
Berge  alsbald  nach  AUenbergen{K%jiäA' 
laber),  ohne  Georgeathal  au  berühren,  n. 
von  danach  Friedrichrode  (2^/5  St.) ;  oder 
v.  Tambach  direkt  n.  Friedrichrode  auf 
demselben  We^e,  der  von  Tambach  auf 
den  inselsberg  führt(5,  d),  jedoch  nur  bis 
zu  der  Stelle,  wo  sich,  unferu  des  Spiess- 
bergshauses,  (1.)  die  Strassen  kreuzen. 
Hier,  weder  rechts  noch  links,  sondern 
geradeaus  (auf  dem ,, Rothen  Weg")  nach 
Friedrichrode.  So  interessant  und  viel- 
benutzt der  letztere,  durcliwcgchaussirte 
Weg  (4  St.)  auch  ist,  insofern  man,  mit 
einem  kleinen  Abstecher,  aiebald  den 
Spiessbeig  besuchen  kann,  so  sieben  wir 
doch  den  folgenden  vor  «nd  bestdgen 


i 


Digitized  by  Google 


279 

den  Spfessberg  lielNir  von  Frledrieli* 
rode  aus. 

Von  Tambach  nach  Georg^eiithal 

(iV«  St.)  durch  den  schmalen,  idyllisch- 
liebliehen  Wieaengrandj  welehen  die 
muntere,  Ton  Erlen  nmbiisehte  Apfel- 
Stedt  bewässert  und  benamt  (Ap/elstedt- 

ffrtind).  Auf  beiden  Seiten  dunkel  bc- 
waldeteBerge,  zwischen  denen  sclnnucke 
Mühlen  malerisch  zerstreut  sind.  Unfern 
dM  Ausganges,  wo  r.  die  Strasse  von 
Statshans  oder  Oberhof  im  Apfelstedt- 
grnnde  mündet,  steigt  ein  Promenaden- 
pfad r.  an  der  Bergwand  empor  imd 
führt  in  10  Min.  zum  Todtenstein'' ,  einer 
hervorragenden  Felskiippe,  mit  köst- 
licher Aussicht  ins  flache  Land  und  vor- 
EUgsweise  auf  Georgenthal,  das  mit  sei- 
nen glitzernden  Teichen  ein  gar  reisendes 
Bild  powährt.  Man  scheue  diesen  klei- 
nen Abstecher  um  so  weniger,  als  mnn 
nicht  wieder  ins  Thal  zurückzukehren 
braucht,  sondern  auf  schattigem  Pfade 
in  Ve  alsbald  ins  Dorf  hinabgehen 
kann.  Anf  der  Hanptstrasse  passirt  man 
kurz  vor  dem  Orte  ein  Briiekclien.  Hier 
(bei  einer  Papienniihlo)  dfr  «oo-on;iTinte 
„Tiieiler",  ein  Schleusenwehr,  \\;odurch 
ein  Theil  des  Apfelstedtflüsschens  ver- 
mittelst eines  Kanales,  der  ein  Meister- 
stück der  Nivdlirkanst  ist,  vom  Hersog 
Ernst  dem  Frommen  nach  Gotha  geleitet 
wurde,  um  in  Vcreinipung  mit  dem  alten 
Leinakanal  dem  dortigen  Wasserbedürf- 
niss  abzuhelfen:  darum  merkwürdig, 
-vreil  dieser  „GeorgenthalerFlossgraben'^ 
das  Flussgebiet  der  Elbe  und  der  Weser 
mit  einander  verbindet  (S.  18.  19).  Wer 
nicht,  obgleich  so  nahe,  in  Georgenthal 
rasten  will,k'inn  auf  dem  1.  abführenden 
Fahr-  oder  1  iissweg  alsbald  überAlten- 
bergen  weiter  reisen.  ^ 

GMIgeBthal,  goth.  Dorf  an  der 
Apfelstedt,  mit  710  Einw.  ^  (Po«(«er- 
hindung  mit  Tambach,  Ohrdruf,  (rotha, 
Oberhof.  —  En^/eitiunt/en :  Tambach, 
Ohrdruf,  Friedrichrode  l'/^,  Walters- 
hausen 2  '/j,  Gotha  3  St.)  —  Das  schöne 
Dorf,  in  einer  nach  3  Seiten  yon  waldi- 
gen Bergen  umschlossenen  Thalweitong, 
liegt  an  der  Schwelle  des  Hochgebirges 
nnd  ist  somit  eine  der  Pforten,  welche 


280 

in  die  inneren  Hallen  des  Thüringer- 
Wäldes  führen.  Das  alte  herzogl.  Schloss, 
welches  über  die  schmucken  Häuser 
empprragt,  ist  der  Sita  des  Justiz-,  Kent- 
und  Forstamtes.  Ungleich  interessanter 
sind  die  spSrlichen*J?ttmen  der  berühm- 
ten OittendenBet'AHei  (gleich  an  der 
Strasse),  welcherQeorgenthal  seinen  Ur- 
sprung verdankt. 

Craf  Sizzo  von  Käfernburg  "bairto  nms 
Jahr  ,|auf  der  Höhe  tius  Waldes"  (wo 

das  Dörfchen  AtolTerod  stuid)  ein  Kircb- 
lein,  das  er  dem  heiligen  Georg  Aveihte, 
und  besetzte  das  damit  verbundeue  Kloster 
mit  Cisterzieutiermönchen  aus  dem  Elsass, 
damit  sie  föt  ihn  beten  möchten,  „sinte- 
mait-n  er  keine  Zeit  dazn  halie."  Weil  je- 
doch der  Ort  (den  man  noch  „Sein  Jürgen'*, 
d.  1.  Sanct  Oeorg  nennt)  xu  abgeschieden, 
so  ward  später  das  Kloster  ins  Thal  ver- 
legt nnd  schwang  sich  zu  einer  solchen 
Macht  empor,  d&ss  es  zu  den  reichsten 
Stiftungen  de>  ThüringerlandeB  sfthlte.  Bs 
bosass  380  Hufen. Land,  200  Acker  Wiesen, 
30  Hufen  Weinberge,  16  Gärten,  grosse 
Walduugeu  und  so  viele  Scbluüser,  Dörfer, 
Höfe«  Mühlen  (in  Gotha  all^n  gehdrten  Ihm 
18  Hau?er),  so  viele  Zinsen  und  Gerf -fitiir- 
keiten , .  dass  seine  Einkünfte  denen  eines 
kleinen  Tärstenthiiins  gleidk  •  kamen.  Der 
erste  AM  war  Graf  Eberhard  von  der  Mark, 
der,  um  seine  Jugfnrl^ünden  zu  bfissen,  eino 
Zeitlang  als  Schweinehirt  in  Frankreich 
geloht  hatte.  Die  Orftfen  von  KifembvrK 
wählten  das  Kloster  zu  ihrem  Erbbegräb- 
nis«, worin  der  letzte  iiires  fStamines  13ä^ 
seioü  Kuhcätätte  faad.  Nachdem  diu  statt- 
liche Abtei  im  Bauernkriege  serst&rt  und 
deren  Güter  von  der  LandesLerrschnft  ein- 
gezogen worden,  siedelten  sich  allmählig 
verschiedene  Familien  in  dem  freundlichen 
Thale  an.  Bo  entstand  das  gegenwirtic« 
Dorf,  dessen  Empofblühcn  dadnrch  be- 
schleunigt wurd^e,  dass  Herzog  Ernst  der 
Fromme  gern  in  dem  von  ihm  erbauten 
Schlosse  wohnte.  Von  den  klösterlichen 
Nebengebäuden  ist  nur  das  e'^enialigc  Ho- 
spital (der  jetzige  ^Gasthof),  sowie  die  ge- 
genwärtige I>orfklrche,  welche  sonst  der 
Schaafstall  des  Klosters  war,  ferner  der 
massive  „Kornboden"  mit  einem  grossen 
Eosettenfenstor  von  bowuadernswerther Ar», 
beskenarbelt,  nnd  das  „Uezenthnrmohen**, 
worin  die  Hexen  eiugesperrt  und  gefoltert 
wurden,  übrig  gel)lieben.  Die  eigentlich© 
Abtei  verschwand  jedocli  so  ganz  und  gar» 
dass  man  snletst  die  Stitte  nicht  mehr 
wttsstei  wo  sie  gestanden*   Da  entde^te 


lö.  SovU:  Ton  Tanbaeh  naeh  Friedrichrode. 


Digitized  by  Google 


281 


15.  Mouu:  Von  Tambach  nach  1  riedrickrode. 


282 


TTinn  znfUllig,  als  man  nach  Mauersteinen 
gnib,  die  Fondamente  des  früheren  Klosters 
and  legte  nim  dttreb  fortgesetzte  Nacbgra- 
hungen  einen  Theil  4er  versunkenen  Herr- 
lictikeit  zu  Tage.    M?in  find,  ausser  einem 
Altaro  und  geschmoizeoem  Glockenmotalle, 
mehre  ausgemanerte  Grftber  mit  wohlerbal- 
tetten  Skeletten,  und  bat  nach  und  nach 
eine  Beihe  meist  fragmentarischer  Säulen 
ans  Liebt  gefördert,  die  wahrscheinlich 
eine  Krypta  gebildet,  Tirilelcht  auch  aiir 
Unterstützung  der  Kreuzgewölbe  gedient 
haben.  Diese  ITeherreste,  deren  schöne  Can- 
nelirung  die  Kenner  in  Erstaunen  setzt,  sind 
Jetst  umfriedigt,  und  gew&hren  ein  eohwa- 
cbes,  aber  immerhin  interessantes  Bild  der 
ehemaligen  Kiosterpracht      —  Zu  Ausgang 
des  vorigen  Jahrhunderts  war  in  Georgen- 
tbftt  eine  Heilanstelt  für  €kileteski«nke, 
welcher  der  Begründer  der  Homöopathie, 
Dr.  Hahuemann,  von  1792—94  vorstand.  In 
dieser  Zeit  heilte  er  unter  Andern  den  über 
Kotzehue's  Pasquill:  „Bfthrdtmit  der  eiser- 
neri  Stinie"  walmsinnig gewordenen  Kanzlei- 
Sekretär  Klockenbriug  aus  Hannover.  Aucli 
bat  der  Tonaetser  Bend*  eine  Zeillang  in 
Geoxsentbai  gewohnt.  x 

Die  Umgebungen  des  Dorfes  sind 
äusserst  llohlich  nnrl  hiftpn  viele  ange- 
nehme Spaziergänge.  Der  schönste  Platz 
ist  der  *  Schützenhof ,  der  sich,  jenseit 
des  grossen  HammerteicheSi  an  die  be- 
laubte Berglialde  anlehnt,  nur  wenige 
Hinuten  südwestlich  vomDorfe  entfernt. 
Dort  ruht  sieh'.s,  unter  dem  Baldachin 
breitästiger  Kastanien  un«!  Linden,  so 
■wohl,  da  SS  man  sich  lieber  hier,  als  im 
alten  Klosterhospitalc  (Gasthof)  rcstau- 
riren  mag.  Gegenüber  die  bewaldete 
Anböhe»  auf  welcher  der  „Todteostein 
<leii  oben  geschilderten  Lebensblick  ent 
faltet. 


44 


NchnironUn :  Von  Georgenthal  1)  nach 
Ohrdruf  (und  von  da  nach  Gotha,  Oberhof, 
AmHadt,  Neudietendorf):  B.39;  2) nach  Gotha 
(über  EmUb0n)t  B.89;  — 3)Baoh  WaUtnkutuen 
nnd  Fröttstedt  (auf  der  „Waldsaumstrasse" 
über  Schönau  und  Ermtrode):  B.  43;  — 
4)  Über  dae  Nmn»  Ueatt  nnd  den  Rennsteig 
Otam  Krens«)  nach  jaHn$ehmalkaldeH:  B.  63. 

You  Georg^enthal  naoli  Fried- 
riehrode  (iVaSt.).  Die  Chaussee  fObrt 


*)  Stark,  Die  Cistcrziensor- Abtei  zu 
Oeorgenthal  und  die  neuen  Ausgrabungen, 
«fena. 


\  eine  kurze  fltredceauf  der  Strasse  snrfiek, 

die  wir  von  Tambach  her  gekommeti 

sind,  und  wendnt  sich  dann  r.  zum  Berg 
hinauf.  Einnälierer  Fussweg  steigt  durch 
eine  Schneidemühle  geradeaus  durch 
schattigen  WaljJ  zum  Dorfe  CaUer/eld 
empor  (20  Min.),  das  mit  seinen  Schindel- 
gedeckten  Häusern  einen  malerischen 
Anblick  gewährt.  Wir  gehen,  Catter- 
feld zur  Itechten  lassend,  alsbald  nach 
Alteiiberga  hinab,  da??,  nur  10  Min.  ent- 
fernt, tiefer  im  Grunde  liegt,  und  eines 
der  iUtesten  Dörfer  des  Oebirges  ist.  In 
der  von  einem  nnbesebreiblichen  lieb- 
reiz  verklärten  Thalmnlde  schimmert 
aus  grünem  Lindenkranz  die  vtreisse  Im' 
j  vronnrhkirrhe,  und  von  der  jenseitigen 
Höhe,  die  nach  dici.er Seite  hin  gelichtet, 
I  grüsst  die  hohe  Steinsäule  des  ^Kande- 
I  laber  herab.  Ein  heiliger  Boden,  durch 
reliiriöse  u.  geschichtliche  Erinnerungen 
geweilit;  ein  Boden,  der  nicht  blo6  die 
Wierde  des  tliür.  Land^n-afenhansns  trug, 
sondern  aucli  eine  dor  ersten  Ptianzstät- 
teu  cliristlicher  Bildung  und  materieller 
Kulturbestrabungen  war.  Man  hat  das 
Ziel  vor  Augen,  dem  man  zusteuert. 

Zwar  führt  die  Strasse  (r.)  im  Tbale 
fort,  und  es  bedarf  eines  kurzen  Abstechers 
(hin  und  inrück  ^  St.),  um  dnreh  einen 
schattigen  Banmgang  zutn  Kaiulelaber  zu 
gelangea:  wer  aber  möchte  nicht  auf  der 
Stätte  gewesen  sein,  von  welcher  das  Licht 
des  Ohristenthnms  in  die  thüringischen 
Gaue  strahlte?  Denn  rtuf  jener  IToditL-r- 
rassc,  auf  dem  Jobanuisberge,  war  es,  wo 
BonifiMius  das  erste  Christenkirchlein  im 
Thikzingerlande  erbaute  (721).  Zwar  macht 
man  auch  anderwärts,  z.  B.  in  Altrnatciu 
nnd  (mit  grösserem  Recht)  in  Ohrdruf  auf 
diese  Ehre  Anspruch  <*) ;  allein  wenn  auch 
die  Stolle ,  auf  welclier  die  erste  Kirche  ge* 
standen,  inathematisch -genau  nirht  mehr 
bestimmt  werden  kaun^  so  möchte  es  doch 
ausser  Zweifel  sein,  dass  wir  sie  in  dieser 
Gegend  suclien  (Uirf(«n.  So  viel  ist  histo- 
risch verbürgt,  dass  Ludwig  mit  dem  Barte, 
bevor  er  die  Schauenburg  erbaute,  in  Al- 
tenbei^en  (anf  „dem  Altenberg**)  ansässig  war 
und  hier  entweder  dfe  allr  Bon inxciuskapelle 
reuovirte,  oder  eine  neue  erriohtete»  die 


Polack,  Per  thüringische  Kandelaber» 
Gotha  1865. 


...... ^le 


283      10.  Route:  Von  Friedriclirode  iifteli  Seinbsrdsbnimi  etc.  284 


beldcrTaofe  seines  ältesten  Sohnes,  Ludwigs 
des  Springers,  mit  grossem  Gepraiige  ein- 
geweiht wurde  (1040).  Souach  hat  dieser 
Ort  eine  liohe  kulturgeschichtliche  Bedeu- 
tung. Jenes  alte  Kirchlcin  ward  von  den 
Bewohnern  der  Ortschaften  Altenhergen > 
Gatterfeld  und  Engelshoch  bis  1712  zum 
Qottesdlemt  henutst.  D*  ee  jedoch  mit 
der  Zelt  zu  beschränkt,  auch  der  Weg 
auf  die  Höhe  zu  beschwerlich  wurde ,  so 
errichtet©  man,  sUtt  durch  kostspielige 
Beparatttren  Jenen  Bau  zu  erweitem,  im 
nahen  Thalo  die  ImmamioTskirche,  die  je- 
nen Ortschaften  noch  jetzt  zur  gemein- 
samen Erbauung  dient.  Da«  ehnrftrdtge 
johaanUkircbleln  aber  verfiel  und  ward  end- 
lich schonungslos  ribgotragen.  Da  legirte 
ein  Uolzliauer  in  Aitenber^u,  Nikolaus 
Bruckner,  SO  «ülden,  damit  die  heiHge 
Stätte  wenigstens  durch  einen  Denkstein 
ausgezeichnpt  werde.  Diese  Pietät  des 
schlichten  Landmannes  zündete  in  vielen 
Herzen ,  so  daas  hald  eine  Summe  tob  800 
Tbalern  zuBainiiMokam,  die  dazu  verwendet 
wnrdo,  die  gegenwärtige  30  Fuss  liobe 
wWinfriedssäuIe'*  (nach  der  sinnreichen  Idee 
des  Herzogs  August  Ton  Gotha)  in  Form 
eines  riesigen  KIrchenlenchters  zn  errich- 
ten, dessen  Gesammtkosten  9GG  Thaler  be- 
trugen. Sie  steht  auf  einem  viereckigen 
HQgel,  SU  dem  man  auf  Basenstnfen  empor, 
steigt,  und  ruht  auf  8  Stoinkngeln.  Auf 
dem  Knaufe  eine  von  Engelsköpfen  getra- 
gene Feuerpfanno,  ans  welcher  eine  Flamme 
lodert,  die  sich  in  drei  Zungen,  als  Sinn- 
hüder  der  aheBdländlscfaeu  Christenkirchen, 


spaltet.  Am  1.  September  1811  ward  dieses 
Denkmal  von  Vertretern  der  drei  Confes;- 
sionea  In  hrftdMildher  BintracAt  festlich 
geweiht.  AUmihlig  wuchsen  jedoch  die  um- 
stehenden Bäume  so  hoch  empor,  dass  der 
Kandelaber  kaum  noch  sichtbar  war.  Die- 
sem Uebeistaode  wurde  ltt5  >^  als  der  Oti- 
stev- Adolfs- Verein  Winfrieds  llOOjihrigen 
Todestag  auf  dieser  Höhe  feierte  —  abge- 
holfen, 80  dass  jetzt  der  Blick  über  das 
wunderschöne  Thal  hinaus  his  nach  Ohr^ 
druf  ungehemmt  ist.  Zugleich  ^vnrdt  n  die 
verschütteten  Grundmauern  der  alten  Ka- 
pelle blossgelegt  und  der  ganze  Platz  freund- 
lich ausgesehmiiekt.  Bin  runder  Stein ,  der 
in  der  Nähe  ü-^jrt  und  gewöhnlich  für  den 
Taufstein  der  Juhanniskirche  gehalten  wird, 
ist  ein  schadhafter  Sockel  des  Xaudelahers, 
der  als  unbraucfalMur  hei  Seite  getagt  wurde. 

Ins  Thal  zaräckgekehrt,  Teifolgen 
wir  die  scliöne  Strasse,  welche  zwischen 
Alteubergcn  und  Enj^elsbach  die  von 
Finsterbergen  nach  Schönau  fuhrende 
Chaussee  kreuzt,  erfreaen  uns,  jawett 
EugeUbach»  (80Miii.vonAlteiib.),  wo  in 
der  Kirchhofsiiiauer  ein  altes  Relief  zu 
bemerken, der  lieblichen  Streifblicl^c  ins 
offene  Lfind.  aus  wekhcm  der  Fiieden- 
stein  majestätisch  herüber^riisst,  und 
gehen  oder  falireu  au  der  Berglehne 
hinab  In  das  „lustige  Thal,''  aa  deaften 
westlidiem  Ausgang  Friedrldbrode  ma- 
lerisch gebettet  ist  (V«  St.  von  Engels- 
back). 


1«.  Boüte:  Von  Friedriobrode  naßh  Beuüiardsbnum  und  auf 

den  Inselsberg. 

Ber  Frühling  winkt,  ein  lieber  Bote, 

Die  ersten  Rosen  duftend  blühn. 
Drum  auf  zur  Bergstadt  Friedrichroda, 
Ins  IHsche,  freie  Waldeagrönl 

Georgenthal  1|,  Tambach,  Inselsberg,  Ohr- 
druf, Gotha  3,  Schmalkalden  4»  Iiiebenstein, 
Eisenach  5,  Meiuiugeu  B  St. 

Friedrielirode^'')  ein  scbUdites- go- 
thaisches WaldstSdtchenmit  2S50  Einw.^ 
in  einem  langgestreckten  freundlichen 


/  Poti  Ton  Friedriclirode  nach  WaUers- 
hamen  (Eisenbahn)  und  Colhn,  Morg.  8^  V.. 
nach  SchmallcQlden  Ab.  6|  Uhr.  —  OmuiOus 
(„Leviathan*')  fiher  Btinhardttrmm  naeh  £fe- 
tha  Ab.  7J  ü.  (16  Sgr.).  —  Neuerdings  ein 
zweiter  Omnibus,  welcher  täglich  zwischen 
Gotha,  Beinhardsbr.,  Friedrichr.  u.  Walters- 
hausen wechselt. 

MülhkutscJorn ,  einspännig  pro  Tag  S— 4, 
zweispännig  5—6  Thlr.  —  Eni  ztim  Reiten 
in  die  Berge.  —  3  verpflichtete  Führer  pr. 
Tag  SO  Sgr.,  bis  snm  ImeUberg  1&  8gr. 

Entfernungen  von  Friedrichrode:  Tlcln- 
bardsbniTin  J,  Schnepfenthal  l,  Walters- 
hausen (Eisenbahnstation)  u.  Kandelaber  1, 


Bie  beigegebene  AnHeht  ist  auf  der 

Burkhardsrulle  unweit  dos  Pclscnkollers 
aufgenommen.  Der  kegeiförmigo  Berg  in» 
Mittelgrund  ist  der  Gottloh  mit  den  Katzen - 
steinen,  r.  die  Schaiienburg.  —  Jl.  Schtcerdt, 
Friedrichrode,  Berg-  und  BaUostadt.  2.  Aufl. 
Gotha  18C0.  —  Lithographirte  Atuichten  von 
Friedrichrode  von  Schäck  und  Poiack  gez.» 
bei  J.  G.  Müller  in  Gotha. 


.  kjui^ud  by  Googl 


Digitized  by  Google 


285.     10.  Route:  Yoü  Friedrichrode  uadi  KeiiilmrdsbriuiQ  etc.  286 


Iflesenfbal,  das  nach  S.  «ad  W.  tod 

dunkelbewaldeten  Beigcn  nmschlossen, 

nach  O.  und  N.  von  anniuthigen  Höhen 
eingerahmt  ist.  Die  ponc-nost.  Verhält- 
nisse der  Umgegend  sind  höchst  mannig- 
fach. Die  Sudt  liegt  auf  der  Orenae 
der  Sandsteiiifoniiaüoii;  im  Abtsberg, 
Begenberg  uad  Kömberg  ist  Tlion  und 
Kogelporphyr  vorherrschend;  der  Gott- 
lob besteht  ansMelaphyr,  der  Burp;berp 
und  Wolfsstieg  mits  Todtliegendem,  in 
dessen  thonigen  Schichten  £isenstein 
lagert 

GtaUklaft:  Zar  SekmmUarg  (Pottexp«dl- 

tion%  in  der  Hanptstrasse,  neu  eingerichtet 
(coolanter  Wirth).  Logis  lOSgn,  Table 
d*b6te  (1  Uhr)  10  Sgr.  Im  Churten  ein  offener 
Speisesalon  mit  hübscher  Aussiebt.  —  Stern 
(Eckard),  oberhalb  der  Ilptstr.  Elegant© 
EmpfeblungskarteD,  Preise,  wie  oben.  — 

jB««tear«tf«<meii.*  *  IMtetüteller ,  an  der 
Strasse  nach  Behihardsbrunn,  5 Min.  enfemt, 
mit  herrlicher  Uobersiclit  der  Stadt  u.  des 
Thaies,  dient  zugl.  als  Curhau^.  Table  d'hute 
(lübr),  lOSgr.  Sdlir  gntee  Bier  from  Stern- 
wirth,  welchem  der  Felsenkellcr  tigcnthüm- 
lich  gehört).  Port. Kaffee 4Sgr.  DeÜcatessen, 
Mehre  comfortable  Piegen  mit  prächtiger 
Anesieht  werden  venaietbet,  pro  Monat  10 
T)is  )?Tiiir.  —  Ausserdem  die lrdBiann*S6be 
Bierwirtliscliaft. 

^  Pmsion  im  üchweizirkaM  (mit  29  Zim- 
mern), iehoia  ans  der  Feme  daroh  eelne 
hohe  Lage  and  seinen  geschmackvollen 

Ban  ins  Ange  fallend,  mit  Speisesaal,  schö- 
nem Garten  und  prächtiger  Aussiclit.  Wohn- 
simmer  mit  Bett  wöchentl.  2^  —  4|  Thlr., 
nebst  Kammer  und  2  Betten  4—6  Thlr.  Kost- 
geld täglich  28  Sgr.  Bedienung  wöchentl. 
10  Sgr.  Kinder  unter  12  Jahren  die  Hälfte. 
Niemand,  anner  den  Gästen  der  Pensionäre, 
wird  auf  weniger  als  eine  Wocho  in  Pen- 
sion genommen.  —  Ausserdem  werden  jähr- 
lich neue,  olegante  Uäusor  zur  Aufnahmo 
von  Fremden  erbaut.  Bfe  gesnohtesten  sind: 
„das  rothe  Haus"  u.  ,.der  Phönix"  (neben 
dem  ächweizerhaus,  demselben  Besitzer  — 
Bath  Sparr  —  gehörig) ;  das  Gartenhaus  des 
Badearztes  Dr.  Keil,  welches  sowohl  das 
frledrichröder,  wie  da.-^  rr  inhard^brnnncr 
Thal  üherhlickeu  lässt;  das  Haus  des  Ka- 
stellans Grotbo  an  dw  reinhardsbmnner 
Chaussee,  des  Amtsadrokaten  G  rothe  nach 
dem  Wolfsstieg  hin  n.  v.  a.  Ueberhanpt  ist 
fax  ausreichende  Wohnungen  innerhalb  und 
aassarbalb  der  Stadt  mj^liehst  gesorgt. 
PMS  vdcbenll.  6—16  Tbir.  IBttsgf  speisen 


die  Gäste,  die  sich  aiidit  in  einer  Pension 
eingemiethet  haben,  entweder  in  der  Schau- 
eabarg,  oder  auf  dem  Felsenkcüer  (ä  10  Sgr.)» 
oder  in  BdnbaidaiiraBn  (41)6  Sgr.),  oder  be- 
ziehen iiire  MaUasit  aas  einer  €tark&eiia 
(4  7i-8i  .^gr.). 

Gexrhichlliches.  Friedrichr  i!r  ?nii  ums 
Jahr  1039  oder  1045  erbaut  worden  sein, 
indem  Graf  Ludwig  der  Bärtige,  der  auf  der 
nahen  Schauenburg  hauste,  von  einem  sei- 
ner Dienstmannon,  Nameus  Friedrich,  nach- 
dem er  den  Wald  am  Fusse  des  Berges  aus- 
gerodet batte,  ein  kleines  Dorf  anlegan  Hees, 
das  1114  an  das  Kloster  Beinhardsbrunn  ver- 
kauft wurde,  um  das  Lösegold  zu  gewinnen, 
welches  die  Söhne  Ludwig  des  Springers  an 
denKalsersahlenmassten,  damit  eribren  ein- 

fTpk'^rkerten  Vater  der  TIfiff  fntla''5o  f?^  57)- 
Als  sich  das  Dorf  vergrösserte,  belieh  es  einer 
der  Aebte  mit  der  Marktgerechtigkelt.  ttuih 
der  Zor.sturung  de.s  Klosters  Belabavd^runn 
(1525)  fiel  Fr.  an  die  Herzöge  von  Sachsen. 
Friedrich  W  ilhelm  v.  Weimar  ertheiltti  ihm 
die  Btadtgereebtigkeit  (1507).  Im  30jähri- 
gen  Krieg  (1686)  wurden  zwei  Drittheile  der 
Häuser  eingeäschert.  Auch  1807  wüthete 
daselbst  ein  verheerender  Brand.  Das  Städt- 
chen aber  stieg  verjüngt  ans  der  Ascbe 
empor,  tind  gewann  seit  1840  eine  Bedeu- 
tung, an  weiche  die  Vorfahren  auch  in 
ihren  glücklichsten  Tagen  nicht  gedacht 
batteh*  Um  diese  Zeit  nämlich  war  es,  afts 
sich  der  weit!  <  1;r\Tinto  Buchhändler  Fried- 
rich Perthes  aas  Gotha  (dem  oberhalb  des 
Friedhofes,  nafem  der  schönen  Perthes*« 
sehen  Villn,  worin  sich  jetzt  eine  Colorir- 
nnstalt  befindet,  ein  einfacher  Denkstein 
errichtet  ist)  einige  Wochen  in  Fr.  aufhielt 
n.  sieb  allda  so  wohl  fohlte,  dass  er  jeden 
Sommer  mit  seiner  Familie  hierher  zurück- 
kehrte. An<lere  folgten  seinem  Beispiele 
u.  wählten  Fr.  zu  ihrem  Sommeranfenthait. 
Und  immer  weiter  irerbreltete  sich  der  Bnf 
des  einfachen  Städtchens;  immer  zahlrei- 
cher kamen  die  Gäste,  um  aiida  ihre  Vil- 
leggiatur  zu  feiern,  so  dass  die  letzte 
Fremdenliste  bis  an  1500  Nummern  aage- 
wachsen  ist  (darunter  viele  Brustkranke, 
welchen  die  balsamischen  Ausdünstungen 
der  nahen  Fichtenwälder  sehr  wohl  thnn). 
Von  Jahr  in  Jahr  ist  die  Saison  glänzen- 
der geworden,  nicht  blos-  dnrch  die  Zahl, 
sondern  auch  durch  die  Bildung  und  den 
Stand  der  hier  wellenden  Gäste,  unter  denen 
nicht  selten  die  gefeiertsten  Namen.  Und 
dennoch  hat  Fr.  keine  mineralischen  Quel- 
len ;  es  hat  k«iine  künstlichen  Mittel  iu 
Bewegung  gesetzt,  um  die  Gäste  herbei  su 
locken;  es  bietet  kefaie  sinnaufiregendeo 


Digitized  by  Google 


IB.  Botoe:  Y»n  Friedridurode  naeli  BeiBhMrdsbnmn  etc»  266 


Yergnü^Dgen,  timl  hat  nicht  einmal  ein 
Ourhauft.  Nur  der  scbllchte  Zauber  der 
Natur  und  BunentUch  dfo  NSbe  des  rein- 
hardsbrunner  Parkes,  vielleicht  aucb  das 
iprohlthiiendo  Gefisli^  sich  eine  Zeitlang  in 
einfachen,  fast  läuUlichen  Verbältnissen  zu 
bewegeo,  wenn  man  im  Treiben  der  Welt 
übersättigt  ist,  übt  diese  wundirbaro  An-, 
Ziehungskraft.  So  ist  Fr.  der  beliL-btüSte 
und  frequenteste  aller  tbur.  Baduurte  ge- 
worden. 

An  berftbmten  Namen  ist  des  Städtchen 
arm.  Der  hochgefeierto  Philolog  Val.  Cltr. 
Fr.  Rost  (t  in  Gotha  lb63)  ist  hier  geboren, 
auch  der  Super.  Schneegass  in  der  Hnsik- 
gesebielite  noch  nicht  Tergessen  ;  der  Posa- 
mentier  Buschmann  aber  hat  sicli  durcli 
Erfindung  des  Uranion  u.  Terpodion,  sowie 
einer  künstUeliw  Hanlkwinunaseliine  be- 
kMUtt  semftcht. 

Ple  Badeamlalten  sind*  Privatuntemeh- 
mnngen.  Im  neuerbanten  Tlintorhatiso  dos 
Seifensieders  Besster  12  Kabinette  zu  Seifeu-, 
liehtennadel-,  £k>o1-,  Sehwelbl-»  StahK 
Malz-,  Kräuter-  und  Dampfbädern.  Bin  ein- 
faches Wirmes  Bad  6|,  ein  Soolbad  9^ ,  ein 
Fichtennadel-,  Stahl-,  Malz-,  Schwefel-  oder 
Kr&nterbAd  8,  ein  Dampfbad  10  8gt,  Im 
Abonnement  billiger.  —  Axisserdem  kalte 
Bäder  hinter  der  Schreiber'srhen  Oelmüble  : 
Wellenbad  3,  Sturzbad  2  Sgr.  —  7emer 
Uolkenanstalt  und  Uineralwftsser.  —  feade- 
arst:  Dr.  Keil. 

TitnitHhie:  In  friiliercn  Zeiten  lieferten 
die  Eisenbergwerke  der  Umgegend  reichen 
Ertrag.  Jetst  liegt  der  Bergbau  fast  gans 
darnieder.  Auch  der  ehemalige Garnhnndel  ] 
ist  sehr  zurück  peffangen ,  während  sonst 
dieGarnbleiuherei  jährlich  über  700,000  Thlr. 
nmsetste.  Dagegen  bat  sich  dieLohnwSacbe- 1 
rei  ausserordentlich  gehoben,  indem  jetzt  j 
A'ielo  Familien  aus  den  fernsten  Gegenden,' 
namentlich  aus   Magdeburg,    Berlin   und  . 
Hamburg,  ihre  Wftscbe  nach  Trledriehr.  | 
schicken,  um  sie  dort  reinigen  und  bleichen 
zu  lassen,   wozu  der  Bach,  welcher  das 
Städtchen  durchfliosst  —  „das  Schilfwasser" 
—  vortreffliches  Wasser  liefert.  Auch  hat 
die  I-inncnweberei  einen  neuen  Aufschwung 
genommen  ,  wogegen  die  frühere  Trillicb-  > 
Weberei  sehr  zurück  gegangen  Ist.  Ausser-  \ 
dem  Starher  Handel  mit  thür.  Wald-Butter  j 
(bes.  nnrli  Eerlin>;  Spiehvaarcn-  und  Pnp- 
penfabrik  von  Ilclm  und  Welihnuscn;  U»r-  , 
togr.  Coloriranstalt  von  Perthes:   Mabl-,  I 
Oel-  und  Schneidemühlen.  1 

/^fostiergänge.  Die  ganse Umgegend  : 
ist  Ton  den  schönsten  Promenaden^  j 


wegen  durchzogen.  Ja,  die  ganze  Strecke 
von  Friedrichrode  und  Reinhardsbruun 
bis  ziimlnselsberj;  ist  ein  so  p*ossartiger 
Naturpark,  wie  ihn  kaum  ein  anderes 
Gebirge  anfsaweisen  hat.  Die  meiste 
Ansiebungskraft  übt  allerdings  Sem^ 
hard$brtmn  (V4  St.).  Wir  kommen  spä- 
ter darauf  zur  Ii  cl:  Ts'  Climen  wir  snnächst 
andere  Wanderuiigen  vor. 

1)  Zur  BurJchai'dsruke  auf  demKeiu- 
hardsbeig  (y,  St.),  wo  die  beigegebene 
Ansicht  aufgenommen,  nordostwftrts  vom 
Felsenkeller,  mit  lieblichem  Blick  in  die 
Thalmnlde,  in  welcher  Fr.  liegt,  und  nuf 
den  jpn«;oiti^cn  Gottlob  mit  seinen  vor- 
sprinj^eiiilfn  Felskopfen.  Eine  andere 
Ruhebank  (mit  herrlichem  Blick  auf 
Friednehrode)  über  dem  neuen  Bode* 
land,  am  1362  F.  hohen  Schwarabach. 
Geht  man  auf  jenem  Wege  weiter,  so 
kommt  man  auf  die  ^J\n7^ztV' ,  wo  das 
Auge  bi*  ins  oft'eneLand  hinüber  sehweift. 
Nocli  weiter  zum  Hermannsteinf  einer 
Bergkoppe,  an  deren  Fusse  das  Dorf 
Rödichen  und  seitwärts -Bchnepfenthal. 
Die  Burg,  die  im  thüringischen  Erbfolge- 
kriege hier  erbaut  worden,  ist  versch^^-nn- 
den.  Kückweg  über  Reinhardsbrunu 
(%  St.  ). 

2)  *  Gottlob  ( 1 7  G8  F . ) ,  ein  steiler,  erzge- 
schwängerter Porp  hy  rkegel  (wahrschein- 
lich -vulkanischer  Natur),  demBeinhards- 
berge  schräg  gegenüber,  der  mit  sei- 
nen abenteuerlichen  Felskolossen,  den 
„Katzensteinen,"  in  den  sclu  off  abfallen- 
den Sehilfwasscrgrund  hiuablugt.  Ein 
herrlicher  Promenadenweg,  an  der  Oel- 
mühle  (Badeanstalt)  vorüber,  der  fast 
von  Schritt  zu  Schritt  ein  neues  Bild 
entfaltet,  schlängelt  sich   in  mässij^er 
Steigung  bis  zu  den  üboroiuanderge- 
thürmtcn  Katzensteinen  u  ivlettert  dann 
im  Zickzack  zu'eincui  schroflen  Felseu- 
kegel  empor,  der  mit  einemPaTillon  ge- 
krönt ist,  und  eine  weite  Aussicht  öfiTnet 
(V2  St.).  Von  da  Iftufl  der  Weg  bis  zum 
Spiossbcrcr  fort;  während  bei  den  Katzen- 
steincn  ein  anderer  roehtf  abz\Yeij[^,  der 
steilab  auf  die  Schmalkalder  Strasse 
führt.  —  Auch  der  1871  F,  hohe  Köm- 
berg,    Oottlobs  Nachbar  aur  Liinken, 
bietet  schöne  Aussicht. 


289      IG,  Boute:  Von  Friedriclirode  nach  Reinliardsbrunii  etc. 


290 


8)  •  8tha»enburg  (V^  St.)  *).  Dem 
Oottlob  rochts  gegenüber  (westlich),  nur 

durch  den  Schilfwassei^und  von  ihm 
geschieden,  gipfelt  sich,  in  düstere  Berge 
«inj^ekcilt,  ein  steil  abfallender,  wald- 
bewach^ener  Felskopf  (1989  F.)  empor, 
auf  dessen  Kamm  das  Ahnenschloss  des 
j^&ringischen  Landgrafengeschlechtes  u. 
somit  der  särhsiscben  Fürstenhäuser 
stand  (S.  56.  57). 

Taidwff?  mit  dorn  Barte  erbaut«  die  Sc  liau- 
«nburg  (1045),  uud  »oü,  als  die  stattliche 
Teste  Tor  ihm  «taad,  stols  und  frevdlg  ans- 
gerufon  habon :  „Schawc,  welrli'  rineRursk  !" 
Sein  äohn  aber,  Ladwig  der  Springer,  sie- 
delte auf  die  Wartburg  über,  so  dass  die 
Sduaenterg  fr&liseltlg  venraiite  und  beM 
darauf  dem  Kloster  RoinliardsbrnnTi  ver- 
kauft wurde  (1U4).  Kau  verfiel  die  kleine 
Teste.  Zwar  liesBen  sie  die  Mönebe  resteu- 
riren  (1SS9)  u.  besetzten  sie  mit  Borsmän* 
nem,  "welche  das  Klostor  bescliützm  snUten. 
Als  diese  jedoch  zum  Bauberhandwerk  grif- 
fen, ward  die  SelieaeBlniiv  von  ritterllctaen 
Freunden  des  Klosters,  welche  diese  Greuel 
nicht  dulden  mochten,  überrumpelt  und 
ihre  Budützuug  verjagt.  Diu  Möiiclie  über 
kauften  sie  den  Siegern  ab  und  liessen  sie 
schleifen  (1265),  damit  «sich  keine  anderen 
SchoappUahne  darin  festsetzen  mochten.  — 
Der  nächste  Weg  urar  Schauenburg,  jenselt 
des  Sehwdserhanses über  die  nene  Chanssie, 
«lio  von  Relnhardsbrunn  ol>erhfilb  der  Ptndt 
<ien  „Burgweg"  durchschneidet  und  wage- 
recht am  WolfsstJeg  htnlfinlt,  um  steh  bei 
<Ieu  „Grundhäusern"  mit  der  sehmalkald. 
Strasse  zu  vereinigen,  stracks  zum  Burg- 
berg empor.  Ist  die  erste  Höhe  erklimmt, 
so  sehlingelt  sich  der  Promenedenpfad  1.  an 
<ler  Lehne  dos  Berges  hin,  wo  „die  Fried- 
richsbank" (mit  schöner  Aussicht)  zum  Ra- 
sten winkt.  Weiterhin  erreichen  wir  deu 
«igantllchen  nBurgweg^**  der  mit  Leiterwa> 
gen  fahren  werden  kann,  und  steigen  im- 
mer höher  zum  erzreichen  Wolfästicg  hin- 
auf, der  mit  dem  sndl. Burgberg  zusammen- 
hingt Bald  ist  ein  fireier  Platz  erreicht, 
•wo  sonst  über  einem  «rniten  Eisenberg- 
werke, welches  Jedoch  nicht  mehr  im  Gange 
Ist,  ein  Zeohenhaus  stand.  Man  wird  der 
Weg,  der  sich  westlich  am  bewaldeten  Berg- 
abhange hinzieht,  ebener,  bis  sich  die  praeht- 
voUo  „Schaucnburgäwiese",  in  deren  Nähe 
jtor  Hftrselbmnnen  entspringt»  I.Ter  unseren 
Msten  awdehnt.  Nachdem  wir  sie  nmgan- 

♦)  Dr.  Polaekf   Die   Schauenburg  bei 
Friedrichrode.  Gotha,  1868. 

Führer  durch  Thüringen. 


gen,  r.  die  W«i$9Ub«r  Klippe»,  die  wie  eine 

riesige  Fel'tenmauor  Auf  dem  Kamm  dos 
Gebirges  lagern.  KJettert  man  hinauf,  so 
sieht  man  in  den  schauerlichen  ,4£esselgra* 
ben**  hinab.  Links  noch  einige  Steintrep- 
pen, und  wir  stehen  i^-^vifrin  n  gewaltigen 
Felsentrümmem  auf  der  sagen  umrausch- 
ten Stätte  (1900  V.  hoch),  welche  die  Wiege 
des  thür.  Landgrefenhanses  trug.  Die  Borg 
kann  nur  von  geringem  Umfang  gewesen 
sein.  Neuere  Nachgrabnngen  haben  auf  der 
Südselte  einige  Grundmauern  u.  ein  kleines 
Kellergewölbe  ZU  Tage  gelegt:  sowie  eine 
runde  Steinplatte,  die  wahrschcitdich  ein 
Zechtisch  gewesen.  Die  Auüäicht,  wenn  auch 
nach  mancher  Seite  von  Baumgestrüpp  Ter- 
deckt,  ist  weit  u.  schön:  zu  Füssen  Fried- 
richrode und  darüber  hinaus  ein  unabseh- 
bares Panorama  Ton  Stidten  und  Dörfern; 
gen  0.  der  Thüringerwald  bis  snm  Gipfel  des 
Schneekopfs. 

Will  man  nicht  nach  Friedrichrode  zu- 
rückkehren,  so  kann  man  Alsbald  auf  dem 
„Burgweg**  zur  Tauzbuche  gehen,  oder  die 
folgende  Partie  damit  verbinden,  indem  man 
jeuäeit  der  Weissleber  Steine  einen  vom 
Burgweg  nordwftrts  ablaufenden  Selteupfiid 
verfolgt,  oder  Mssur  Friedrichäbank  hinab» 
steigt  und  den  nordwestlich  lauf  enden  Pro« 
menadenweg  einschlägt. 

4)  *  Abtsberg  (2143  F.).  Abermals 
am  Schweiaerhans  vorbei  (über  die 
nene  Chanssto)  anf  einem  Promenaden^ 

pfad,  der  sich  r.  anr„Echo-Eiehe"  wen- 
det, durch  Fichten-  und  später  durch 
Buchenwaldung  immer  links  znr  steilen 
Höhe  empor.  An  den  schönsten  Punk* 
ten  sind  Blinke  aufgestellt,  die  verschie- 
dene An-  nnd  Aussichten  bieten.  Das 
schönste  und  umfassendste  Bild  von  der 
zweiten  Uulie])ank  *)  :  zu  Füssen  Rein- 
hardsbrnnn  ^vie  eine  Braut  ijn  reichen 
Praclitgesciinicide,  in  der  Feme  das 
!  goth,  Scliloss,  und  am  äussersten  Ilori- 
I  zont  der  Ettersberg  bei  Weimar.  Der 
nördliche  Abfall  des  Abtsberges  heisst 
der  Schoi'n.    Auf  ilim  stehen  abermals 

I 

2  Bänke,  die  noue prachtvolle  Ans'«ieliten 
(Kabar?:,  liurselherpr,  Iiiselsbcrg,  Wart- 
burg, Meissner  ete.>  öiTnen.  Bis  zur 
2.  Bank  1  St.  von  Friedrichrode.  Von 
hier  ans  kann  man  1.  in  den  nahen  Un- 
gehenemgmnd  hinabsteigen  nnd  den 


'^i  liier  iät  diu  beigegebene  Ansicht  von 
Beinkardtbrunn  (S.  894>  aufgenommen. 

13 


Digitized  by  Goo 


291 


16.  Baute:  Von  Eriedriclirode  nacli  üemliardsbrunu  etc. 


292 


Weg  üui  Tiiiizbuche  und  zum  Inselsbcrg 
einschlagen;  oder  r.  hinab  durch  das 
BttchignachBeinhardsbrunn;  oder  räck- 
wftrts  bei  der  zwelttti  Ruhebank  des 

AVtt'<hprL''Of;  auf  einem  abfiihrenden  Pro- 
mcnadenwcg  zur  Alexandrinmhdnh  (mit 
kostbarem  Blick  ins  Reinhardsbr.  Thal) 
und  weiterfortr.  über  die  „Gänsekoppe" 
(Ruhesitz)  bis  aar  Friedrichsbank  und 
sur  Schauenburg.  Ein  anderer  Weg 
von  der  Alexandrinenbank  bergauf  zur 
Tanzbuchc 

Weitere  Ausflüge:    a)  ^JägCFS- 

mh  oder  Tanzbuche.  —  Kegeniberg. 
—  Der  nächste  Weg  (von  Friedrich- 
rode) ist  der,, Burgweg'*  (an  den  Weiss- 
leber  Steinen  und  der  Schauenburg  vor- 

iihr  r),  1  St.  Anp:r'nnhTner  am  Abtsbcrge 
hin  bis  zur  jjAlexandriiionbank,"  u.  dann 
links  zwischen  dem  Fichteubach  und 
dem  Buehenjohn,  steil  empor  (iV^  St.), 
oder  auch  bis  zur  letzten  Schombank  u. 
dann  1.  bergauf  (IV4  )-  ^^^^  Wa- 
gen kann  man  verschiedene  WegQ  ein- 
schlagen:  entweder  durch  den  Schilf- 
wassergrund,ocZcj-  durch  denUngeheuern- 
grond.  Der  letztere,  von  welchem  spä- 
ter, ist  am  weitesten.  In  den  romanti- 
?}chen  SchilfwoMUirgrfmd  („Fritulrich- 
röder  Grund")  verzwcip;cn  sich  südlich 
die  letzten  lIäü"5or  der  iStadt  (,,Grund- 
häuscr"),  V.  denKas^kudellen  desBaches 
umrauscht  u.  von  den  nahen  Felsgebilden 
(I.  der  €k>ttlob  nnd  r.  die  Schauenburg) 
malerisch  überragt.  W  Iter  hinauf  schaut 
Tom  südlichen  Abhänge  des  Regenberges 
ein  künstlich  «gezimmerter  Hirsch  ins 
Tha.L  Ehe  man  zum  Gebirgssattel  kommt, 
über  welchen  der  Rennsteig  läuft,  fuhrt 
reehtsab  und  steilanf  «ne  chausdirtej 
Strasse  in  V«  Stunde  zur  TamEbvehe 
(8813  F.),  einem  herzogl.  Jagdhaus,  das 
man  auch  mit  dem  Namen  ,,Jäfrer?ruh" 
bezeichnet.  Im  Schweizorstyl  erbaut, 
gleicht  es  einer  grossen  Seuuhütte,  be- 
sonders dann,  wenn  auf  der  nahen  Berg- 
wiese bnntschieckige  Heerden  weiden 
oder  ihre  Glocken  aus  dem  Walde  tonen. 
Im  unteren  Saale  des  Waldschlöschens 
monströse  Hirschge^veihe,  deren  Tni-jor 
grossen  Thcils  vom  Ictztverstorljciien  ] 
Herzog  erlegt  worden  sind. ,  In  der  be-  j 


UHchbarten  Forstwartswohnung  einfache 
Erfrischungen,  besonders  vortrefflicher 
Kaffee.    Unfern  derselben,  inmitten  der 
grilnen  Hochmatte,  ein  Teich,  den  uralte 
Tannen  maleri.sch  umragen.     In  frri hö- 
ren Zeiten  soll  eine  majestätische  Buche 
hier  gestanden  haben,  in  deren  Schatten 
die  Hirten  der  Umgegend  am  Johannis- 
fest zu  tanzen  pflegten  („Tanzbuche**). 
Herrlicher  Blick  auf  den  nahen  Riesen- 
leib des  Inselsberges,  am  schönsten  bei 
Morgenbeleuchtun^',  und  auf  die  kolos- 
salen Felsgestalten  des  L<auchgrundes, 
namentlich  den  Kickelhahnsprung.  — 
Nur  eine  Viertelstunde  sfidöstl.  entfernt, 
gipfelt  sich  der  Regenatein  (2846  F.),  die 
felsige  Kuppe  des  Regenberges,  empor,, 
mit  einem  schlichten  Pavillon  gekrönt, 
zu  dem  man  auf  hölzernen  Stufen  empor- 
steigt.   Die  Aussicht  eben  so  weit,  als 
schön.   Will  man  (n&her)  fiber  d^  Be* 
genstein  zur  Tanzbuche  gehen,  so  lenkt 
man  hinter  Frledridirode  bei  der  sog^ 
Erhenswiefe    von     der  schmalkalder 
Chaussee  r.  ab,  und  vcrfolirt  den  W'eg^ 
der,  am  SQh&uei'lich^n  Ktsst  l ff  mbcn  vor- 
über (zwischen  dem  Regcuberg  und  der 
Schauenburg),  zur  waldigen  Höhe  empor 
führt.    Von  F.  bis  zum  Gipfel  1  St. 

b)  *Spie8Sber|?  (P4  st.  von  Fried- 
richrode), einor  der  schönsten  Punkte 
des  nordwestlichen  Gebirgszuges  nnd 
darum  in  der  neueren  Zeit  ausserordent- 
lich zahlreich  besucht  Her  schönste 
Weg  (zu  Fusse)  führt  aber  den  Gottlob 
und  lässt,  da  überall  Wegweiser  ange- 
bracht sind,  nicht  leicht  irren.  Als  Fahr- 
weg wurde  bisher  die Chauss«''C  benutzt, 
welche  durch  den  Schilfwassergrund 
nach  Schmalkalden  f&hrt.  Statt  rechts 
nach  der  Tanzbuche  abzulenken,  bleibt 
man  auf  der  Tlauptstrasse  bis  zum  Ge- 
hiriissattel,  auf  welcliem  der  Remisteig 
hinläuft.  Hier  steht  ein  Chausseohans 
(2116F.  h.),  gewöhnlich  „das  Rondel" 
geheissen,  aber  auch  aXs  Heu  bergahaus  u. 
als  Wirthshaus  zum  Lämmchen  bekannt 
(1  St.  von  Friedr.).  Neben  demselben 
(dem  einzigen  Hause  auf  dem  Rennsteig 
vom  Inselsberg  bis  zum  Schneekopf) 
theilt  sich  die  Strasse  in  mchreroArme: 
südlich  (geradeaus)  zur  „Kniebreche**" 


-d  by  Google 


Digitized  by  Google 


293 


11,  Bottte:  YoB  ftein]iard8bntn&  auf  den  Ingelsberg. 


iiinab  nach  Kleinschmalkalden,  westlich 
nach  dem  inselsbeig  und  auch  Brotte- 
rode,  ostUch  (links)  zam  Spiestliergs- 
lans.  Den  letsteren  Weg  verfolgt  man 
Iiis  zur  „Stallwiese'*  (80  Min.),  wo  er 
linlsS  abbiepTt,  so  d.iss  man  in  10  Min. 
«las  Spif S3/)(rf/shaits  (2150  F.)  erreiclit. 
Dieses,  zugleich  Wirthshaus  u.  Kreiser- 
wohnung, liegt  um  Rande  einer  Berg- 
wiese, von  herrlicher  Fiehtenwelclnng 
eingerahmt,  und  gewährt  eine  reiche 
Aussicht  pen  Norden  und  Osten.  Ijeson- 
ders  nuf  die  Dörfer  Fin^terlier^'en.  Kat- 
terfeld  u.  Altenbergen.  Vor  dem  llnuse 
ist  1863  eine  ,,Köruerelche^'  gepflanzt 
worden.  In  jüngster  Zeit  ist  ein  nSherer 
Fahrweg,  der  sog.  Botheweg,  dahin  gc- 
bahnt.  Er  zweigt  neben  der  Oelmühle 
im  ScliilfwHssergniTjde,  dawoderKessci- 
grabea  mündet,  von  der  Hauptstrassc 
1.  ab,  und  zieht  sich  mit  sanfter  Stei- 
gung und  herrlichen  Anssiclitspank- 
ten  l&ngs  der  Bergwand  ^is  zur  „Waeht*', 
wo  er  sich  in  mehre  Arme  tbeilt:  gerade- 
aus fsildlK')))  bis  znm  ,,Kr<»H7/*  (auf 
dem  liennsteig)  n.  dnnn  r.  narli  Klein- 
schmalkalden^ links  über  das  Vierpfen- 
nigshans nach  Tamhach  oder  <}eorgen- 
thal  (B.  15.  69);  {Sstlich  Oi»^)  nach 
Finsterbergen,  und  reelits  (westlich)  in 
vielen  Windun«]:en  direlvt  znm  Spilas- 
her(i8hans.  ^fan  kann  sonach  auf  einem 
dieser  Wege  hin,  auf  dem  anderen  zu- 
rttok  fahren,  oder  die  Tour  noch  weiter 
ansdehneo,  indem  man  vom  Rondel  auf 
die  Tansbnche  u .  durch  den Ungeh  e  u  e n  i  - 
f^und  nach  Reinhardsltrunn  und  Fried- 
richrode  zurück  fahrt  —  Soeben  wird 
eine  neue  Strasse  angelegt  (,,ii€r  Künigs- 
t^egr"),  die  vom  Spiessbergshaus  am  südl. 
Abhänge  des  Komberges  hin  nach  En- 
gelsbach nnd  Georgenthal  führt. 


Von  Friedrichrode  anf  den  In- 
gelsberg (3  St.)  über  die  TaHzhuche, 
sn  Fnss  oder  zn  Wagen,  wie  oben  ange> 
geben.    Von  der  Tansboche  schöner 

Weg  im  frischen  Waldsohatten  bis  znr 

Strasse,  die  von  Hrottcrode  nr^chKabarz 
unter  den\  Kopfe  des  luseLsbcrire*«  weg- 
läuft. Dann  auf  steilem  Fusspfud,  jen« 
seit  der  Chaussee,  gerade  empor,  oder 
mit  der  Chaussee  rechts  herum.  —  Eben 
so  gern  fährt  man dnrch  den  Ungehenem-^ 
grund,  indem  man  die  neue  Strafen  vor- 
fol^rt,  die  von  Friedrichroda  am  Fusse 
des  Abtsberges  iiiu  durch  das  liüchig  (au 
der  Harienglashöble  vorüber)  führt. 
Viele  machen  den  Weg  theils  zn  Wagen, 
theils  zu  Fuss,  indem  .sie  vielleicht  über 
die  T  inzbuehe  fahren  und  durch  das 
Felsenthal  und  den  L.inchprrnnd  hen, 
um  in  Tabarz  den  Wagen  wieder  zu  be- 
steigen. 

Von  Friedrichrode  wich  Tambach  :  Jt.  15» 
—  nach  SchmaU:(tl(len :  Ii.  69;  —  n»r]\  f  iebe»- 
sUin:  II.  63.  —  Andere  Beuten  s.  iiuteu. 

Von  Friedriehrode  nach  Rein- 
hardsbrunn (20 Min.\  am Felscnkeller 

vorüber(Chnn«see>.  odi^r  anf  einem  etwas 
näheren  Fusspfad,  der  nmuittelbar  vom 
Felsonkeller  oder  jcnseit  desselben  r. 
von  der  Strasse  abUuft,  hinter  den  alten 
Klostermauem  vonReinhardsbrunn,  wo 
mnn  die  T)eidcn  scliönstcn  Ficlitcn  des 
I  Parkes  bewundert,  hinweg  und  über 
»  einen  Damm  zwischen  zwei  Teichen,  wo 
das  Sehloss  einen  herrlichen  Anblick  ge- 
währt, dem  Gasthof  zuführt  Will  man 
nach  Tabarz,  ohne  in  Reinhardsbrnnn 
zuzusprechen,  so  schlägtman  die  Strasse 
ein,  die  links  vom  grossen  Teiche  durch 
llas  Büchig  läuft. 


17.  fioute:  Von  fieinliardsbrium  auf  den  Inselsbei 

B«iBhard8liruiui*)9Lnstschloss  des 
Hera.  v.  Cob.-Gotha,  mit  sehr  stark:  be- 


O' 


*)  ÄnHeht  ▼om  Abtaber;;.  Im  Tbalgrund 
dl©  iMme  Mfihle,  am  Ausgange  dcBseUicn 

5?rhTiepforitli.Tl ,  im  freien  Land  Fröttstcdt 
und  r.  im  Uintergrunde  das  gotb.  Scbloss. 


snchtem*Gasfhof  (Hartaug).  Die  weni- 
gen Zimmer,  die  auf  Wochen  nnd  Monate 

vermicthet  werden,  sind  gewöhnl,  lango 
vorherbestellt.  Sehr  gute  Küche  (Tal)Io 
d'ltnf(2  1,5  Sgr.),  besond^^rsFiseh  n.  Wild- 
pret  vorzügl.,  miteutsprechcndenPrciseii. 

13* 


Digitized  by  Google 


295         V.  Baute:  YoB  BeiüluiTdBbniim  auf  den  InselsbeTg«  296 


Dichter,  Maler  u.  Opschtchtsclirci- 
ber  haben  B.  verherrlicht^}.  Ja  mau 
streitet  oft  darfiber,  ob  der  Preisapfel  dem 
BnnbardsbruiiDer  oder  dem  Sdiwarz- 
liorger  Thal,  ob  er  der  Wartburg  oder 
der  Vcste  Coburg,  ob  er  dem  Altenstein 
oder  dem  Callenberg  gebühre.  Alle  sind 
kostbare  Edelsteine  im  Diadem  des 
Thfiringerwaldes.  Jeder  aber  liat  seinen 
eigenthfimliefaen  GlanSf  jeder  ist  praeht- 
V(  II  L.  fasst  und  geschliffen. 

R.  Wc^t  in  eiiifnn  idylliscben  Wlcson- 
grunde,  riii^s  vondunkelbcwaldcten  Ber- 
gen umsäumt.  Die  saubersten  Prome- 
nadenwege  schlängeln  sich  zwischen 
blühenden  Boskets,  fiscbreichen  Teichen, 
stolzen  Bauten  u.  geschmackvoll  grup- 
pirten  Bäumen  hindurch.  Ueberall  rei- 
chen «ich  X;itnr  und  Kunst  die  Hand, 
um  ihre  lioch^leii  Triumphe  zu  feiern. 
Die  schönsten  Plätüc  h>ind:  oberhalb  des 
8ees,  dem  Schlosse  gegenüber,  wo  ein 
geschwätziger  Forellenbach  unter  über- 


nämlich von  den  stolzen  Bauten,  Jener 
von  der  rciclicuBiumenluIle,  ein  Dritter 
von  den  prachtroUen  B&nmen  u.  riesen- 
haften Schlinggewidisen,  die  alleHanem 
umrank«!,  ein  Vierter  tob  dem  kleinen 
Thierzwinger,  der  vorzuprsweise  seltenos 
Geflügel  beherbergt,  das  auf  einem  mit 
Latten  umfriedigten  Jüasenplatze  gehegt 
wird,  Mancher  wohl  anch  von  den  kost- 
baren Forellen  gefesselt,  die  der  Gasthof 
bietet.  Ein  berühmter  Xaturfor>ichv 
bezeichnet  die  alten  stattlichen  Linden 
als  den  schön';ten  Schmuck  des  Parke?. 
Die  stärkste  steht  am  Möiichstisch,  hin- 
ter der  Kirche.  Sie  ist  84  F.  hoch  tmd 
misst  81  F.  im  Umfan|^.  Noeh  schöner 
ist  „die  grosse  Linde/*  die  ganz  frei  anf 
einer  kleinen  Erhebung  unweit  des  obe- 
ren Parkteicbes  prangt.  Die  meisten 
dieser  Bäume  mögen  niclit  unter  250  Jahr 
alt  sein:  am  ältesten  die  Linde  im  klei- 
nen Prunkgärtchen  am  Sehlosshof,  in 
deren  Aeste  man  frfiher  einen  Balkon 


hängenden  Trauereschen  in  brausender  [  gebaut  hatte. 

Kaskade  sich  mit  dem  spiegelhellen.  von  '  Das  Schlots ^  der  Glanzpunkt  des 
Schwänen  durchfurchten  Teiche  ver-  Parkes,  ward  unter  Leitung  des  Ober- 
mählt;  sodann  am  „Mönchstisch,"  einer   bauraths  Eberhardt  in  Gotha  vom  Vater 


verwitterten  Steinplatte  ans  uralter  Zeit 
nnter  einer  mi^^s^^^^^n  Lindengrup- 


des  jetst  regierenden  F&rsten,  Hersog 
Emst  ni.,  im  altdeutschen  Styl  anfge« 


pe;  tmd  unterhalb  des  Gasthofes,  an  der  |  führt  (1835).    Es  besteht  ans  5  zusam- 

Strasse,  die  nach  Gotha  führt,  wo  sich  ^  meTi)?;in^reiiden Gebäuden,  zum Theil  auf 


im  Hintergrund  das  altcrtlirnnliche 
Schloss  in  so  überraschender  Schönheit 
darstellt,  dass— wie  L.  Storch  sich  ans- 
driiekt  —  der  weit  Gereiste  plötzlich 
nach  Hochschottland  sich  versetzt  u.  vor 
dem  Dicbterhansc  Abbatsfort  zu  steben 
wähnt.  Auch  unterhalb  des  Schwanen- 
teiches,  wo  sonst  die  alte  Klostermühle 
stand,  jetzt  aber  ein  kleiner  Wasserfall 
in  ein  Badehftnschen  hinabstQrzt,  ist  eki 
reizendes  Plätzchen.  Ueberall  die  voll- 
endetste Gartenkunst  mit  dem  sinnigsten 
Geschmack  vermählt,  so  (l.Tis  m'^^\  sich 
in  (lieFeenniärcben  der g(dih*neii  Kintler- 
zeit  versetzt  glaubt.    Dieser  wird  vor- 


^)  Annalea  Belnhardsb.,  TeröffiBnfllobt 

von  Woprile;  Möller,  Gesch.  des  Klosters 
Rcinhttrdsbr.,  Gotha  1843;  Göring,  Rein- 
liardsbi*.  u.  seine  Umgobungen,  Gotha  18^; 
L.  S'orch,  Die  drei  Flämmoben»  OpSrntext, 
comp.  Tou  Fr.  Noltr. 


den  i:'uudamenten  der  alten  Abtei  errich- 
tet, die  man  bis  unter  die  Lindengruppe 
des  Moncbstisches  verfolgt  hat.  Padnrch 
ist  »war  die  fiassere  Gestalt,  die  sich 
dem  ursprünglichen  Klosterhan  nähert, 
eine  unregelniässige  geworden;  aber  der 
romantische  Eft'ect  wird  durch  diese 
idealisirte  Alterthümlichkeit  nur  noch 
erhöbt.  Das  Hauptgebäude,  mit  einem 
duftenden  Blnmenwald  deeorirt,  zeigt 
einen  bewundemswerthen  Reichtbum 
der  kunstvollsten  Meiselarbeiten.  An 
den  Ecken  desSpitzj^iebels  zwei  Thürme, 
die  noch  aus  dem  alten  Bau  gerettet, 
aber  mit  neuen  Zinnen  gefasst  siad.  So 
oft  der  Herzog  hier  treilt,  weht  vom 
Thurme  des  Treppenhauses  eine  Fahne 
mit  den  thüringischen  Farben  (rotb  und 
weis*^y  Dureb  die  ,,Kirclit^allerie/* 
welche  grösstenthcils  zu  Wirthschaftb- 
räumen  benutzt  wird,  hängt  mit  dem 


Digitized  by  Google 


297 


n.  Jtouu:  Von  ReinliudBbnintt  auf  den  Inselsberg. 


298 


Schlosse  die  neue  Kirche  zusammen, 
welche  seit  1857  im  edelsten  byauuitin. 
Style  aufgeführt,  im  iDnerenjodoeb  noch 
nieht  aasgebaut  ist.  Ein  modernesDach 
mit  144  Glasfenstern.  Gnsseiseme 
Thüren.  Darin  die  G rahdenkmähr  der 
alten  thürinf^ischen  Lundprafen,  die  man 
aus  der  Klosterkirche, obwol  in  verstüm- 
meltem Znstande,  gerettet  bat  Nur  zwei 
(die  letsten)  dieser  Steinbilder  sind  Icht 
nnd  nicht  ohne  Kunst  werth;  die  übrigen 
wahrscheinlich  später  (im  14.  Jalirh  ), 
und  zwar  von  einer  Hand  gefertiVt.  Sie 
zeif^en  die  fast  Icben^itgrossen  Bildnisse 
Ludwigs  des  Springers  und  seiner  Ge- 
mablin  Adelheid,  Ludwigs  des  Milden, 
Liudwigs  des  Eisemen  und  seiner  Ge- 
mahlin Jutta,  Ludwigs  des  Frommen, 
Ludwigs  des  Heiligen,  Hermmns  II., 
Friedriehs  des  Gebissenen  und  seiner 
Gemahlin  Elisabeth.  • —  Das  Innere  des 
Schlosses»  welches  von  dem  im  Sehloss- 
hof  wohnenden  Elastellan  gegen  eine  be- 
liebige Vergütung  gezeigt  wird,  ist  im 
altdeutschen  Style  reich  und  glanzvoll 
decorirt.  Im  Parterre  des  Hauptgebäu- 
des der  Speisesaal,  im  zweiten  Stock 
die  Gemücher  des  Henogs  nnd  der  Her- 
zogfai  mit  Andienzsaal;  im  Einfahrts- 
gebände  der  Festsaal  mit  den  Ahnen- 
l)i!dc'rn  des  herzogl.  Hauses.  Aus  den 
älteren  Zeiten  stammt  ,,die  llirschgalle- 
rie^%  ein  lauger  Corridor  im  ehemaligen 
Ammans,  worin  die  stattlichst«!  und 
seltensten  Geweihe  prangen.  Unfern  des 
Schlosses,  auf  der  südwestlichen  Blu- 
menterrasse, die  mas'^ivprt  Ahif^reige- 
bäude,  seit  18.55  aufgeführt  (mit  Tele- 
grapheustatiou).  Ausserdem  der  neue 
Marstall,  Gewächshäuser  u.  dergl. 

47eaeft<«UlldlM.  Beinhardebraiin  (Beyners- 
born)  war  in  don  ältesten  Zeiten  ein  Wei- 
ler, den  Ludwig  mit  dem  Barto  käuflich  an 
sich  brachte.  Dessen  Sohn  ,  .Ludwig  der 
Springer,  um  die  Sihuld  zu  sülinen,  dio  or 
durch  seine  Verhoirutliung  mit  der  Pfalz- 
gräfin  Adelheid  auf  sicti  geladen ,  baute  auf 
der  Stelle,  wo  der  Köhler  Beinhard  nnfem 
eines  Brunnens  allnächtlich  drei  Flämmcben 
gewahrte,  die  Benedictiuer-Ahtei  Reinhards- 
bruDii  (1089),  und  starb  ailda  (1123),  nach- 
dem  er  das  Schwert  mit  der  Kutte  ywc* 

tauscht  liatto  C^,  Seitdem  wurde  In^ 

dasige  Kloster  zur  Todtengruft  der  thür. 


Landgrafen.  Dabei  wuclis  es  je  mehr  und 
mehr  an  Umfang,  Anaeheo  und  Beichthum 

n.  stand  im  13.  Jahrb.  in  liöchstor  Blütho. 
Seine  Aebte  titulirteu  sieb  in  stolzer  De- 
muth  „Von  Oottes  oder  des  heQlgen  Stah- 
les Gnade".  142  Ortschaften  gehörten  dem 
Kloster  cigeTitliümlicli  oder  waren  ihm  zinn- 
püicbtig.  Die  Kirche,  dio  im  Bauern  kriego 
zerstört  wurde ,  hatte  S4  Altire,  5  Orgeln  u. 
12  Glocken.  Indessen  waren  auch  schwere 
Zeiten  über  seine  Mauern  dahin  gezogen. 
12ä2  zündeten  die  Helfershelfer  eines  Wege- 
lagerers, den  die  Mönche  hingerichtet  hat- 
ten, die  Abtei  an  allen  vier  Ecken  an,  so 
dass  sie  mit  den  Grabdenkmälern  der  Land- 
grafen u.  fast  allen  Ihren  Kostbarkeiten  «In 
Raub  der  Flammen  wurde.  Zwar  stiegen 
die  CJcbäude  wieder  aus  dem  Sclnitt  empor. 
Aliein  das  Kloster  kam  derart  in  Bedräng- 
nlas,  dan  es  fast  alle  seine  Besltsangen 
(sogar  einige  neue  Glocken)  verkaufen  musste 
u.  nur  noch  zwei  Priester  ernähren  konnte, 
wo  sich  bisher  50  gütlich  gethan.  Deiinocl» 
▼eranstaltete  Friedrich  der  Bmsttiafle  allda 
eine  Fürstenversammluiig  (13:?0),  wobei  über 
800  Giistü  vier  Tage  lang  vom  Kloster  bo- 
wirthvt  werden  mussten.  Indessen  erholte  es 
Sich,  wieder  nnd  erneuerte  seinen  alten 
Glanz.  Aber  als  der  letzte  thür.  Landgraf, 
Friedrich  der  Einfältige,  in  dem  Escurial 
seines  Geschlechtes  beigesetst  war  (1-UUj» 
siechte  Ii.  dahin,  als  oh  solno  Wnrseln  mit 

diesem  Geschlechte  Tcrwachson  {»cwescn. 
*Der  Bauernkrieg  machte  dem  Kloster  ein 
Ende.  Bine  wilde  BotCe  von  800  Hann  er- 
stürmte am  Montag  nach  dem  Osterfeste 
1525  die  Kirche,  mi.H.shandelte  und  verja^^to 
dio  Mönche,  schwelgte  14  Tago  lang  iu  dea  , 
Keliem  und  Vorrathakammem,  streute  dio 
Gebeine  der  Fürsten  iimlier  und  trat  sie  mit 
Füssen,  verbraiiut  c  die  werthvolle  Bibliothek 
und  raubte  fast  uiie  Kostbarkeiten.  Zwar 
sammelten  sich  die  Mönche  wieder,  aber 
ilire  Zeit  war  abgelaufen.  Kiirfiirst  Johann 
der  Besiiändige  liess  sie  bedeuten,  sie  möch- 
ten Handwerke  lernen  »ynd  Wyber  nehmen", 
u.  sog  die  Klosteignter  ein.  Seitdem  ist  die 
prächtige  Al»tci  verschwundeu.  K.  ward  8u 
einem  fürstlichen  Amte  und  sein  Vorwerk 
zn  einem  Kammergut.  Hersog  Friedrieh 
Wilhelm  von  Weimar  liess  (1601)  aus  den 
Ruinen  de.^  Kloster.s  ein  Amthans,  dfo  Her- 
zogin Dorothea  Maria,  dio  sich  mit  ihren 
Kindern  gern  hier  aufhielt,  „das  hohe  Hans*' 
n.  ein  Kirchlcin  bauen.  1(>40  ftol  R.  an  das 
gothaische  Fürstenhaus.  Aber  er.st  seit  182R, 
als  Herzog  Ernst  von  Coburg  das  Hchüuo 
Tbal  au  einem  Lastparke  nmsehnf,  ging 
'  i;b"r  Rcfnhard.-^bruiin  ein  Stern  auf,  der  es 
'  mit  einem  Glänze  umwob ,  wie  es  in  den 


Digitized  by  Google 


299  i7.  iioKto:  Yon  Eeinhurdsbmim  auf  den  Inselsberg.  SOO 


Tagen  seiner  reichsten  Blüthc  sich  densel- 
ben nicht  getr&unit.  Be&n  nun  Ist  es  zu 
«Incm  Waldelysiunt,  zu  einem  WalUkhrtS- 
orto  aller  Tonristen  geworden. 

Aufißi'fie:  1)  In  das  Biiolii^',  '  ^  St. 
entfernt.  J)or  Woj^  ii:»cli  Tabfirz  oder 
in  den  Ungeheuenigiund  lüut't  au  dem 
waldbegrensien  Wiesenplan,  der  diesen 
Namen  führt,  vorfiber.  Will  man  vom 
Gastlit  fe  aus  dahin  <>:elangen,  so  kann 
mnn  den  Promenadenwcp  einschlagen, 
der  am  unteren  Teiche  voriiher  und  1. 
über  eine  Brücke  im  Bogen  an  der 
„Langen  Wiese*'  rorbeillnft,  nnd  an 
dem  Bache  („Badewasser'*)  hinauf  ge- 
ben, der  aus  dem  Ungeheuemgrund  hcr- 
vorhricht  und  von  Teich  zu  Teich  Im- 
pfend sieh  ondlicli  mit  derHörsel  verei- 
nigt. Etwas  näher,  auf  der  Haupt- 
strassc  zurück  und  Schloss  und  Teich 
zur  L.  lassend.  Im  Büchig  steht  ein 
schlichtes  Haus ,  mit  einer  Kalkmühle. 
Gegenüber  aber  öffnet  sich  die  ^Mil- 
rieilg:lashöhle,  ein  Blättcrgyps-  uud 
Alabasteröteinbruch  („Herzogs-Ernsts- 
Stolleu") ,  der  einem  unterirdischen 
Feenschldsschen  gleicht.  Bin  Bergmann 
nut  Grubeuliehtem  geht  voran,  sobald 
wir  uns  abgekühlt.  Grossartiger  ist  frei- 
lich  der  Eindruck,  wenn   die  ganze 


Hühh 


wie  CS  an  manchen  Sunnta^jeu 


geschieht  —  erleuchtet  ist.  Der  feuchte 
Stollen  ist  etwa  180  F.  lang  und  führt 
zu  einer  von  einem  kolossalen  Pfeiler 

getragenen  Wölbung,  die  25  F.  in  der 
Höhe  und  über  400  F.  im  Umfange 
iiiibbt.  Auf  <lev  rechten  Seite  ,,das  Ma- 
rienglasbecken,*'  ein  lu  bis  12  F.  tiefes 
Wasserbassin,  welches  gleich  den 
scbarfgezackten  Krystallwttnden  den 
Glanz  der  Lichter  magisch  wiederspie- 
gelt. Pas  hier  jrcbrochenc  wasserhellc 
Gypsflötz  (Marien;.rlf>s  oder  Fraueueis) 
ist  voll  der  herrlichsten  Krystallisatio- 
nen,  uud  bildet  manclmial  3  bis  4  F. 
lange  ^nlen.  Gegen  eine  kleine  Ver- 
gütung kann  man  schöne  Exemplare 
-mltnelnnen.  Wenn  der  Stollen  erleuch- 
tet ist,  zahlt  die  Person  2 '4  Sgr.  Ein- 
trittsgeld j  an  sonstigen  Tagen  billiger 
Weise  mehr  (5  Sgr.),  um  dem  Führer 


Zeit  und  Lichter  zu  vergüten.  Für  Cri- 
nolinen-Dauien  nicht  wohl  zugänglich. 

2)  *Znr  Tanabuche  (iV,  St.)  nnd 
zum  *Uehelberff  (1  St.).  »  Dnrch  das 
Büch  ig  gelangt  man  auf  gebalratem 
Waldwege  nach  wenigen  Minuten  zum 
Eingang  des  l-vrfeheuemgrundcs  (Fahr- 
stra:$se  vom  Bächig  geradeaus  und  bei 
der  nJiehsten  Ghanssäkreusnng  1.).  Die- 
ser  Gmnd,  der  sich  awisdben  dem 
Schorn-  und  Simmetsberge(l.)  und  dem 
Lindenberge  (r.)  hinzieht  und  vom  Ba- 
dewasser'' durchrieselt  wird,  ist  —  wenn 
auch  von  düsterer  Fichtcuwaldung  um- 
sehlossMi,  aus  der  einzelne  Felsengrup- 
pen hervorstarren  —  nichts  weniger  als 
,, ungeheuer,"  sondern  so  still  und  trau- 
lich, dass  er  in  süsse  Träumereien  wiegt. 
Mitten  im  Grunde  eine  Bank,  die  einen 
Baum  umgibt  und  nach  NO.  einen 
freien  Blick  auf  die  „lange  Wiese, *^ 
nach  S.  auf  die  waldbededkten,  felsen- 
gekrönten  Berge  gestattet.  Die  Strasse 
führt  nun  bergauf,  überschreitet  den 
Bach  und  bringt  uns  an  eine  Stelle,  wo 
1.  aus  einem  engen  Thale  ein  Bächlein 
dem  Badewasser  zufliesst.  Fast  am 
Ende  des  Grundes,  wo  sich  die  Ohaus* 
.s6e  r.  emporwindet,  ein  sedisarmiger 
Wegweiser,  der  zu  den  schönsten  Punk- 
ten der  Umgegend  Pfad  und  Klchtung 
zei<rt.  In  Kurzem  ist  die  ,,. Jägersruh** 
erreicht.  Jene  schönen  Punkte  (Kickel- 
hahnsprung  r. ,  Triefender  Stein  und 
Simmetsbergstein  1.)  lassen  wir  Jedoch 
nicht  ausser  Acht,  sondern  besuchen  sie 
auf  der  (ieneralwandorung  (f)  ,  die  wir 
von  Keinhardsbrunn  auf  den  Ingelsberg 
vorschlagen.  —  Wohl  aber  gedenken 
wir  hier  schon  des  überaus  lohnenden 
Abstechers  zum  *1j6belberg*  Etwa 
200  Schritte  vom  Eingang  des  Ungeheu- 
nrngrundes  ssicht  sich  ein  sclunaler 
Pürschweg,  den  wir  verfolgen ,  anfangs 
r.  an  einer  Wiese  vorbei.  Geht  man 
von  hier  aus  links  in  ziemlich  grader, 
nur  alldiftlig  steigender  Bichtung  fort, 
so  kommt  man  an  der  Lütdenthalswand 
vorüber  in  St.  zum  *Kickelhahn- 
spj^ng ,  einer  kolossalen  Felsen w.tnd , 
die  in  schauerlicher  Waldeinsamkeit  am 
südöstlichen  Abhang  des  Asclieuberges 


Digitized  by  Google 


301 


17.  Route:  Yon  Keiuhardsbroim  aaf  dea  inselsberg« 


302 


«mporstarrt  nntd  von  ihrem  Kamme 
•einen  schwindelnden  Blick  in  gähnende 
Ahgrände  tfaun  littst.  YoinKickelhahn- 
«prung  r.  in  V^,  Öt.  bis  zum  Uebelberg. 
NÄlier  jedoch  und  fast  noch  interes- 
santer ist  der  Weg,  wenn  man  von 
der  oben  (2)  erwfihnten  Wiese  nicht 
Jaink$,  sondern  reehU  dem  Uebelbeige 
ansträl^rt.    Bald  mündet  der  Fusspfad, 
der  anfanji^s  durcli  ein  Fif1it*^ndickicht 
in  du*  li«)he  yteis/t,  in  einen  cliaussirten 
i'uhrweg,  den  mau  eine  Strecke  abwärts 
verfolgt ,  nm  dann  1.  den  Fromenaden- 
"«regeinsttschlagen,  der  in  dw  mittleren 
Höhe  des  Uebelberges,  welcher  sein 
kahles  Thonporphyrhanpt  2192  F.  ühcr 
die  Mecresfläche  «-rhebt,  rinj^'s  un»  den- 
selben herumführt.    Auf  dem  nördlich 
abfallenden  Scheitel ,  der  sog.  Kanzel, 
'ein  Pavillon  mit  schfitsender  Brostwehr. 
Und  nnn  das  sanberhafte  Bild,  das  sich 
von  dieser Kanzelherab  Vörden  Blicken 
Ausbreitet!  Anf  dem  nahen  Inselsberge 
<im  Rücken)  ist  es  umfassender,  gross- 
artiger, überwältigender ;  das  idyllische 
Oem&lde  aber,  welches  der  Uebelberg 
vor  die  Blicke  zaubert,  lieblicher  und 
abgerundeter.     Im    Vordergrund  der 
Lfftuchgrund  mit    seinen  malerischen 
Dörfern;  darüber  jiinaus  der  Datcuberg 
undderllübel,  noch  weiter  der  Meisen- 
-stein,  die  Wartburg,  der  Meissner;  im 
dunkeln  Hintergrund  der  Brocken,  öst- 
licher Schloss  Tenneberg,  Reinhards- 
brunn ,  Wüehsenbiir^  etc.     "Will  man 
bis  zum  Fuss  des  Uebclberges  fahren, 
so  muäs  man  entweder  den  Weg  über 
TTitbarz  einschlagen  und  die  Strasse  ver- 
folgen, die  südlich  zwischen  dem  Zim- 
merberg und  dem  Uebelberg  sich  hin- 
-zieht;  oder  aus  dem  TTnf::;eheuern|2:rnude 
bei    der  zweiten  starken  Krümmung 
der  Chaussee  in  jenen  Weg,  der  un- 
terhalb des  Aschenberges  mit  diesem 
rxnsammenstosst,  überlenken  n.  r.  dem 
Uebelberge  zufahren,  um  dann  viel- 
leicht   über    Tabarz  zurückzukehren. 
Vom  Uebelberg  bis  Tabarz  V4  St.  Will 
luuu  aber  vom  Uebelberg   über  den 
Aschenbei^  alsbald  zum  ThorsteÜi  ge- 
hen ,  so  dürfte  es  rftthlich  sein,  einen 
Ffihrer  zu  nehmen.   Man  steigt  auf 


einem  breiten  Weg  rom  Uebelberg 
herab ,  und  h&lt  sich  r. ,  bis  man  nach 
20  Min.  zum  Asckenbergstein  empor 

klimmt,  der  mit  einem  Kreuze  bezeich- 
net ist  üuid  einen  malerischen  Blick  in 
die  ciunivclu  Gründe  des Fclsenthais  ge- 
stattet ;  dann  abwärts  15  Hin.  zu  einem 
Wegweiser,  der  r.  nachBrotterode,  rück- 
wärts nach  Tabarz  und  1.  sum Thorstein 
zeif^t ,  den  man  in  10  Min.  erreicht  — 
Eine  fast  eben  so  schöne  Aussicht,  wie 
der  Uebelberg  ,  gewährt  der  gegenüber 
(nordwestl.)  liegende  Datenbergatein. 

3)  Nach  ßh^negfenthal  CU  ^^•) 
WaU9r9haiu»en  (l  St.):  B.  42. 

Ncli-nt  ontcH :  Von  Ri  inharJuhrunn  nncli 
;  WalUrahamen  (Fröttstedt) :  R.  42;  ^  nach 
:  GothA;  B.  40;  —  tlber  Wintersteln  nach  M- 
\  /«JMfefnoder  JltiiUa.*  Ii.  47. 62 ;  —  über  Schwarz- 

hauson  n.  Thal  nach  Buhhi  udcr  WvUha:  R. 

47;  —  über  die  Tauxbuche  nach  Schmal- 

Mdmt  B.  60»  u.  Über  die  Tensbnohe  u.  den 

Spiessbezg  nach  Tambach:  IL 

Yen  Beinliardsbniiui  atf  ta  Ib- 
Belsberir  (s  St.). 

a)  FährttroBBe  (bis  auf  den  Gipfel 
des  Berges)  Über  die  Tanzbuehe,  wie 

oben  angegeben. —  b)  Fahrstrassc  über 
Gj'OS 8' Tabarz  v  Knharz,  die  sich  unter 
,  demlnselsbergskopt  mit  jener  vereinigt. 
Auf  der  letzteren  sieht  man  zwar  den 
wunderschönen  Lauchgrund,  geht  aber 
des  Felsenthaies  mitdemTh«jrstein  ver- 
lustig. Oderc)  Strasse  über  Waltera- 
hauaen  (an  Schnepfenthal  voübcr)  und 
Tabarz  (4  St.):  ß.  42  und  44.  —  Wir 
empfehlen  d)  den  Weg  durch' s  Felaen- 
thal,  wobei  man  audt  bis  jenseit  Gross- 
Tabarz's  fahren  kann.  Wollte  man  nach 
ßeinhardsbrunn  !«nrückkehren,  so  wür- 
den wir  vor.schlapen,  ar.fwärts  über  die 
Tanzbuehe  zu  fahren,  rückwärts  aber 
durch  den  Thorstein  zu  gehen  und  in 
Gr.-Tabars  den  Wagen  wiedtf  zu  be- 
steigen. 

Von  ßeinhardsbrunn  (Schloss  Und 
Teiche  1.  lassend)  am  Büchit;  vorbei, 
über  das  „Badewasser"  und  die  lange 
Wiese"  immer  geradeaus ,  auch  da,  wo 
1.  eine  Strasse  in  den  Ungeheuemgrund 
und  rechts  nach  Waltershausen  ab- 
zweigt. Bald  SfTnet  sich  der  paradie- 


Digitized  by  Google 


303 


n,  JZoKto:  Ton  fieinluurdftbriiiui  auf  den  InselBberg. 


304 


sische  *Tabarzer  Grund,  der  mit  sei- 
nen Umgebungen  (vun  lieinhardsbrunn 
bis  zum  Insel3berg)  einen  der  grossar<- 
tigsten   Katurparke    bildet,  welche 
Deutschland  besitzt.  Die  schönste  An^ 
sieht  desselben  hat  man  auf  der  Strasse, 
die  von  Waltershausen  n.  KIcin-Tabarz 
führt  (Ii.  44).    Da  sieht  man  den  vom 
Lauchabach  durchblitzten  Wiesentep- 
pich  in  seiner  ganzen  Ausdehnimg  wie 
eine  lachende  Schweizerlandschaft  aus- 
gebreitet, in  seinem  Schoossc  die  rei- 
zende Grnppirung  der  benachbarten  Dör- 
fer Kabarz,  Nonuenberg,  Gross-  u.Kl.- 
Tabarz,  u.  rings  von  einem  Kranze  ma- 
jestätischer Berge  umschlossen,  die  sich 
bis  zum  Riesendom  des  Inselsberges 
terrassenförmig  emporgipfeln.  Ueberall 
lugen  aus  dem  prächtigen  Walde  phan- 
tastische Steingebilde-,    wahrend  das 
breite  smaragdgrüne  Thal  einem  grossen 
Waldsaale  gleicht,  dessen  Coulissen  die 
felsigen  Berge  bilden.  Iiis  Gross- Tabar» 
1  St.  (nicht  zu  fehlen).    Nördlich ,  nur 
10        entfernt, Ä'i.- iTaftar»  mit  seinem 
vielbesuchten  „Jagdhaus;" südlich  A'a- 
harz  und  damit  zusammenhängend 
nmAerg,  Diese  Dörfer  bilden  ein  gemein- 1 
sames  Kirchspiel  (Matterkirche  in  Ka- 
barz), dessen  ehemaliger  Pfarrer,  A. 
Trostbach,  die  Reize  seiner  Tleimath  in 
einem  umfänglichen  Gedichte:  „Des 
Dichters  Bergfahrt,"  reizend  geschildert 
hat.  Die  Bewohner  sind  ein  originelles 
Ydlkchen,  frisch  und  fröhlich ,  elastisch 
und  betriebsam.     Die  schönen,  kräf- 
tigen Leute ,  die  in  Tracht ,  Sprache 
und  Gcmüthsart  manche  Eigenthümlich- 
keiten  haben,  sollen  aus  fernen  Gegen- 
den hier  eingewandert  sein,  um  die  erz- 
reichen  Beige  aussubeuten.  Diese  waren 
sonst  mit  stattlichen  Ritterburgen  ge- 
krönt, und  wurden  im  Mittelalter,  wie 
ein  kleines  Californien,  von  Goldsuchern 
und    Schatzgräbern    (   Veuetiancrn"  ) 
durchwühlt.  Aus  jener  Zeit  gehen  noch 
Tiele  gespenstische  Sagen  von  Hund  au 
Mund.   „Kaufan'^  (Kabarz)  soll  der 
Ort  genannt  worden  sein  ,  -wo  sie  Erze 
fanden  ,  die  sie  zum  Kaufe  brachten  ; 
„Taubarz/'  wo  sie  nur  taube  Metalle  zu 
Tage  förderten.  Später  betrieben  die  reg- 


samen Bewoluier  das  Frachtfuhrwerk. 
Jetzt  nähren  sie  sich  hauptsächlich  von 
Holz- ,  Waldsamen-  und  Vogelhandel. 
Die  Yogelzüchterd  hat  jedoch  sehr  ab«*' 
genommen.  Der  Handel  mit  Waldsäme- 
reien (Helms  Söhne  in  Gr. -Tabarz),  so- 
wie mit  fertig  gezimmerten  Gebäuden 
wird  jedoch,  besonders  von  Or.- Tabarz 
aus ,  sehr  stark  betrieben.  Hier%wolmt 
auch  der  weit  und  breit  bekannte  Orgel- 
bauer Knauf.  Das  Dorf  (650  £inw.)| 
hat  2  Gasthöfe :  zum  Pelsenthal  u.  zum 
Thorstein.  Viele  Fremde  nehmen  in 
neuester  Zeit  ihren  Sommeraufenthalt 
daselbst,  so  dass  alle  vermiethbaren 
Wohnungen  fortwXhrend  besetzt  sindr 
sowie  auch  186;^  der  erste  „Fitdagogen- 
Congress''  hier  gehalten  worden  ist. 
Dies  stnllt  der  neuen  Pension^  die,  in 
Vcrliiml inig  mit  ciiior  Badeanstalt ,  am 
Eingang  des  eigentlichen  Lauchgrundes 
errichtet  werden  soll,  ein  günstiges  Pro- 
gnostikon. 

Wir  aber  brauchen  keins  dieserDör- 
fer  zu  berühren,  sondern  wenden  uns 
alsbald  zum  Taharzer  Schiesshaus  (^/^  St. 
V.  Keinhardsbrunn) ,  das ,  1.  vom  Dorfe, 
auf  einer  freundlich  geschmfickCoi  Ter- 
rasse, am  Fusse  des  Zimmerberges,  top 
uns  liegt ,  und  wegen  seiner  reizendes 
Aussicht  und  seines  guten  Bieres  viel 
besucht  wird.    Neben  demselben ,  wo 
sich  der  Zimmerberg  (1.)  und  der  Daten- 
berg (r.)  zusammendrängen,  hüpft  ein 
kry  stallhelles  BSchlein  —  die  Laucha  — 
aus  einem  engen  Grunde  hervor.  Die» 
ist  der  eigentliche  Lanch^rnnd  ,  des- 
sen oberer  Theil  ,,das  FelsenthaV  ge- 
nannt wird-,  während  man  häufig  den 
ganzen  „Tabarzer  Grund"  als  Lauch- 
grund bezeichnet.    Zwischen  sammet- 
grünen  Wiesen  und  dunkler  Waldung 
steigt  die  Strasse  in  diesem  Grunde  em- 
por, zunächst  an  einer  Schneide-,  dann 
an  einer  Loh-  und  bald  darauf  an  der 
schweizdrisch    gebauten  Massenmühle 
Torilber,  welche  jf&r  die  Porzellanfabrik 
in  Gotha  arbeitet.    Unfern  derselbtti 
die  Röthelsteine  mit  dem  ItötkeUoeh, 
das  man  wegen  seiner  gewölbten  Form 
auch  „Biiekofenloch**  neimt.  Auf  Trep- 
peustulcu  steigt  man  zu  einer  Felsen* 


Digiii^uü  L^y  Google 


al  I  i  * 


•1 


e 


305 


i7.  JloM(€:^yoiiBeiii]iardBl>ni]in  auf  den  Inselslierg. 


306 


spitze  empor ,  die  einen  malerischen 
.  Blick  ins  Thal  und  auf  die  benachbar- 
ten Höhen  f^ewährt.  Nun  wird  der  idyl- 
lische Grund  immer  romantischer,  und 
gestaltet  sich  jetzt  schon  mehr  oder  we- 
niger zum  Feteenthal.  Denn  es  starren 
hier,  noch  mehr  aber  weiter  oben,  pitto- 
reske Steingcbildc  ,  von  Gestrüpp  nnd 
Farrenlsraut  durchwuchert,  r.  und  1. 
empor,  oder  schieben  sich  coulissenartig 
auseinander;  eerrissene  FelsblSeke  be- 
engen den  Pfad;  Tannen  nnd  Buchen 
drSogen  sich  aus  den  Ber^spnlten  und 
wölben  ibreAcste  zn  scbattifxen Lauben; 
ITT)  !UT^!iowaschenen Bette,  von  den  gift- 
geschwäiigerten  Glocken  des  rothen  Fin- 
gerhutes umblilht,  rauscht  der  silber- 
helle Giessbadi.  Die  hervorragendsten 
jener  Fclsenkolosse  sind:  r.  der  Daten- 
hergstein  und  die  Böthehteine ,   1.  der 
Ascht  nbcrijsti  hi  n.  der  Härrnhriirh^nn . 
Zu  allen  diesen  Felspartieu  führen  aus 
dem  Thale  Promenadenpfade  (mitWeg- 
weisem).    "Wir  bestdgen  sie  spiter, 
rathen  aber  Denen,  welche  sie  anf  dieser 
.  Wanderung  besuchen  wollen ,  immer 
wieder  auf  den  Hauptweg  zurttekzukc.]i- 
rcn  .  damit  sie  \m  Labyrinth  der  nach 
allen  Seiten  hin  gebahnten  Wege  nicht 
irre  werden.  Nachdem  man  etwa  Vs 
imLanchgrnnd  empor  gestiegen,  zweigt 
sich  r.  Ton  der  Fahrstrasse  ein  Prome- 
nftdenweg  ab,  u.  zwar  in  daseigentliebe 
^elaenthalf  mif Wepvciser:  ,,zumThor- 
stein'SVooder  geschwätzigen  „Strenge  ' 
durchtenat,  die  nch  nnten  mit  derLau- 
cba  TermlOilt,  schlachtet  riqb  der  enge 
Grund  V2'^^-  lanp;  zum  Inselsberg  empor. 
Thalaufwärts  Sililiingelt  sich  ein  Pfad 
1.  über  emehrücke  zum  AsckenberffHein. 
Wir  aber  bleiben  im  Felsenthal,  das 
bald  den  Wildbach  verlasst  nnd  nch 
nördlicher  bergauf  windet.  Plötslich 
überrascht  uns  ein  hochgewölbtes  stei 
nemes  Thor,  gleichwie  von  Menschen 
band  gebaut     h>  ist  der  *Thorstein, 
ei  HO  der  wunderbarsten  Fclsgestalten 
in   diesem  zerklüfteten  Bcrglabyrinth, 
die  man  nicht  selten  mit  dem  Knhstall 
in  der  Sächs.  Schweiz  verglichen  hat. 
Wir  schreiten  hindurch  und  blicken 
dnrch  die  offene  Wölbung,  wie  durch 


den  Rahmen  eines  kolossalen  Schau- 
fensters, in  den  reizenden  Grund  hinab*). 
Man  k;»nn  auch  das  Dach  des  F  eisen - 
thores  erklimmen,  in  dessen  Spalten 
einaelne  Bftume  wuchern,  und  sich  von 
oben  herab  der  swar  beschränkten,  aber 
wahrhaft  entzückenden  Aussidlt  er- 
frenon  -  Steiler  windet  sich  nun  der 
Pfad  durch  das  Waldesdickicht,  aber- 
mals am  Strengbach  hinauf,  bis  wir 
nach  20  Min.auf  die  „Greuzwiese,"  eine 
ftreie Hochmatte,  treten,*die  zur  geeigne- 
ten Jahreszeit  mit  gelben  Amicablüthen 
bedeckt  ist.  Vom  nahen  Bergkegel  (r.) 
grüsst  das  Tnselsberghaus  herab.  Wir 
schreiten  ülier  dieChaussde, dievonBrot- 
tei'ode  nacli  Tabarz  und  1.  ab  auf  den 
Inselsbergfahrt,  und  klimmen  anf  einem 
sehr  schroffen,  steinigen  Pfade,  der  sich 
durch  Gestrüpp  u.  verkrüppelte  Bäume 
windet,  an  den  Reitsteinen  (Imd^'hf rtj- 
stcirij  vorül)er,  zur  HÖlic  empor  (noch 
20  Min,),  die  Nebenpfade,  die  r.  und  1. 
ablaufen,  nicht  beachtend ,  bis  wir  an- 
letst  in  die  Fahrstrasse  kommen  und 
sofort  im  Gasthause  ein  gegen  die  kalte 
Zugluft  schützendes  Obdach  suchen. 

e)  Noch  viele  andere  Wege  kann  man 
von  heinkardsbruna  u.  Friedrichrode  auf  den 
iMtiAerff  einaoh1ag«u.  Wir  wollen  nur  zwei 
derselben  angebon ,  ohne  uns  auf  oiiu*  nä- 
here Beschreibung  oinzulasaen :  1)  Rein« 
bardsbmnn  —  Tabarz  (bei  der  Spinnerei 
hinauf)  —  Datonborg  —  Rothenbergswiese  — 
—  Simnuttsflcck  (der  kürzeste  Weg,  aber  be- 
schwerlich); 2j  K.  —  Abtaberg  —  Schorn 

Tanabttche. 

f)  Rüstigen  Fussgängern,  welche  oZfo 
Punkte  von  Reinhardsbrunn  bis  zum 
Inselsberg  in  einem  Tage  besuchen  wol- 
len, sc]  folf^ende  Tour  empfohlen.  Wir 
beschreiben  sie  nnt  kurzen  Worten,  wie 
wir  sie,  mit  Proviant  versehen,  selbst 
gemacht  haben.  Morgens  6  Uhr  wan- 
derten wir  von  Friedricbrode  nach 
Reinhardsbrunn f  und  verweilten  hier 
etwa  1  Stündchen,  Dann  besucliten  wir 
die  Marienglashöhle ,  und  kamen  nach 
wenigen  Minuten  in  den  Eingang  des 
Ungeheuerngrundes  (8 '/^  Uhr).  Nachdem 
wir  auf  der  Bank,  die  mitten  imChrunde 


Siehe  die  l»eig«gebono  AutichL 


Digitized  by  Google 


307 


i7.  ßotue:  Ton  Beinliardsbruim  auf  den  luselsberg. 


308 


stellt,  gerastet,  verfolgten  wir  die  Strasse 
bis  zu  der  Stelle,  wo  L  aus  einem  engen 
Thale  ein  WaldbXchlein  dem  „Grund- 
wasser" zufli*  -  ^  und  gingen  diesem 
Bäohleiii  nach.  Nach  ^/_^  St.  ein  gar 
lauschiges,  kühles  Piatzclien.  A^or  uns 
«ine  gegen  20  F.  hohe  Felswand ,  über 
welche  das  Wasser  des  Baches  herab- 
tr&n£t.  Es  ist  „der  triefende  Stein/' 
liinks  ein  kolossaler  Steincylinder,  wel- 
cher von  den  Wanderfalken,  die  hier 
"horsteten,  den  Namen  ,j Falkenstein'' 
erhalten  liat;  r.  der  felsenzackige  Shn- 
vietübergstein  (2229  F.),  den  wir  auf 
einem  steilen  Pfad  bestiegen,  um  in  die 
sehroffen  Abgrunde  nieder  zu  schauen. 
Dann  wanderten  wir  r.  bergauf  und  um- 
<rnigen  den  Berg,  nicht  gnr  weit  unter 
seinem  Gipfel  nach  dem  Tliale  zu,  bi> 
izur  Simmeishergawand ,  von  der  wir 
hinab  in  den  Ungehenerngrund,  hinüber 
nach  dem  Kiekelbahnsprung  und  hin- 
auf nach  den  bewaldeten  Höhen  des 
Aschenberges  und  des  Lindenberges 
blickten.  Uns  darauf  naeh  S.  kehrend, 
gelangten  wir  durch  gemischte  Buchen- 
nnd  Fichten^aldung  ins  Freie,  und 
aassen  nach  kurzer  Zeit  (10  Uhr)  auf 
der  Tanzbwche  vor  dem  Häuschen  des 
Waldwartes ,  um  uns  am  Anhlick  der 
praclit vollen  Waldwicsen  und  des  sou- 
nebeleuchteten  Inselsberges  zu  erfreuen. 
Von  hier  machten  wir  einen  Abstecher 
auf  den  in  östlicher  Richtung  liegenden 
nahen  Begenstein  und  kehrten  auf  die 
Tanzbuche  zurück,  um  während  der 
Mittagshitze  allda  gemächlich  zu  rasten. 
Um  1  Uhr  brachen  wir  wieder  auf.  Ein 
schön  gebahnter,  fahrbarer  Weg  am 
Teiche  vorüber  brachte  uns  erst  in  nord- 
Trestlicher,  dann  in  mehr  nördlicher 
Hielitung  abwärts  nach  dem  Sattel  zwi- 
schen dem  Tcnnp)>erg  und  Aschenberg, 
wo  wir  uns  voii  f  in  nn  vielannigen  Weg- 
weiser den  Plud  nach  dem  Kicktlhahn- 
xprung  zeigen  Hessen.  Dieser  flihrte 
uns  bald  an  den  Fuss  einer  Ungeheuern 
Felswand,  die  wir  durch  eine  enge  Klopft 
auf  hölzerner  Stiege  erklimmten  und 
ein  kleines  Platenu  erreichten,  das  uns 
einen  originellen  lilick  in  denUngeheu- 
emgnmd,  auf  die  Tansbuchei  nach  dem 


Sinimetsberg  und  Schömberg  öffnete. 
Von  zwei  Fusswegen,  die  von  da  aus 
weiter  führen,  schlugen  wir  1.  den  che* 

rcn  ein  und  gelangten  in  Kurzem  auf 
den  falnbaren  Weg,  der  auf  der  Höhe 
des  Liüdonbcrges  nach  Norden  läuft, 
und  uns,  naeh  Anleitung  eines  Weg- 
weisers, 1.  auf  den  Gipfel  des  Uebelbev 
ges  (2209  F.)  brachte.  Weitbin  naeh 
N.  und  O.  fliegt  unser  Blick ;  wie  ihn 
aber  auch  die  Gleichen,  der  Seeberg, 
Sehloss  Friedenstein,  die  Wartburg  und 
in  dunkler  Ferne  der  Harz  zu  fesseln 
suchen,  am  lieblichsten  ist  doch  die 
Nähe,  und  immer  wieder  kehrt  das  Auge 
sur  Betrachtung  von  Beinhardsbrnnn, 
Schloss  Tenneberg  und  des  Tabarzer 
Grundes  zurück.  Es  ist  Uhr.  Nach 
Süden  iiinah  verfolgten  wir  drunten  r. 
(nicht  1.)  unsern  Weg,  der  bald  (wie  ein 
Wegweiser  besagt)  die  Bichtung  nach 
dem  Aschenberge  nimmt  Durch  schat- 
tigon  Buchenwald  um  eine  steile  Wand 
uns  drehend,  stiegen  wir  nuf  Felsenstu- 
fen, wo  der  Fuss  kaum  haften  wollte, 
zum  Aschenbergatein  (2148  F.)  empor, 
der  mit  einem  hölzernen  Kreuse  geziert 
ist.  Ein  herrlicher  Standpunkt!  Die 
Felsenzähno  des  spitzbogigen  Bären- 
hrnchatclnts  ,  das  Pürsrhliaus  auf  dem 
Weissenberge  f Wcissenbergshaits" J ^ 
das  an  die  Stelle  eines  Pavillons  erbaut 
wurde,  der  Inselsberg  in  seiner  ganzen 
Schönheit ,  der  Thorstein,  die  ]£>then« 
bergssteine,  der  Lauchagrund  und  der* 
Tabarzer  Grund  zogen  in  der  Richtung 
vonS.  iiacliN.,  als  originelle  Decoratio- 
nen des  grossartigen  (Tcbirgstheaters, 
vor  unseren  Augen  vorüber.  Dabei 
gedachten  wir  der  grossen  Jagd ,  die 
1845  durch  diese  Walder  toste,  als  die 
Königin  von  England,  der  König  der 
Belgier  und  andere  für.-^tliche  Häupter 
in  dem  Pavillon  des  Weissenberges  ra- 
steten. Das  ganze  Kevier  war  nach  alter 
Weise  nüt  Tüchern  („hohem  Zeuge'') 
eingehegt,  und  das  erlauchte  Jagdper- 
sonal ,  von  dem  Fürsten  dieser  Gauen 
geladen,  erlegte  das  ihm  zugetriebene 
Wild.  Zugleich  erinnerten  wir  uns  einer 
schönen  tSage,  die  an  diesen  seltsam  ge- 
formten Klippen  haftet.   Dem  Aschen- 


i^iyj^ud  by  Google 


309 


18,  MoiOe:  \om  lüBelsberg  nae%  Lie1>eiiBtein< 


310 


berge  gegenüber  stand  in  alten  Zeiten 
eine  Bwrp  Die  fromme  To«  htnr  des 
Kitters,  der  ;nif  dioscr  Vcsti;  hauste, 
pflegte  auf  dem  lloi  iiiiltar  des  Ascben- 
berges  gern  zu.  beten,  so  da«s  ihr  Vater 
tmS  dem  Gipfel  des  Berges  ein  Krens 
erricbten  liess.  Einstmals,  als  sie  Tom 
Gebete  aufstand ,  erblickte  sie  einen 
Bären,  der  nacb  ilir  sprin<xen  wollte.  In 
<ler  Antust  ihres  Herzens  lunklaninierte 
sie  das  Kreuz.  Der  Bär  setzte  zum 
Sprunge  aus,  verfeUteaber  seines  Zieles 
und  starste  über  die  Felsen  snr  jfthen 
^n^e  hinab.  —  Vom  Aschenberge  stie- 
«^en  vf'ir  auf  schmalem,  aber  wohlge- 
j)tierrtcn  Pfade  nach  W.  in  das  Felsen- 
thal nieder,  wählten  unterhalb  der  Fel- 
3enbdhe,  wo  der  Weg  sich  theilt)  den 
1.  abfahrenden,  vnd  kamen  —  nicht  ^ 
fem  von  der  Stelle ,  wo  jenseit  des  Ba- 
ches und  der  cliaussirten  Strasse  ein 
Wegweisernach  demThorstein  zeigt  — 
im  Thaie  au.  In  V4  St.  war  auf  Zick- 
zackpfadeu  der  Thorstein  erreicht.  Eine 
Banlc  vor  der  Felsendffnung  lud  snr 
Bnhe  und  zum  Imbiss.  Sodann  dnrch 
den  Thorstein  hindurch,  anfangs  am 
westliehen  Abhang  des  Kl  Wagenber- 
fjjes  iiiiiauf,  dann,  nachdem  wir  einen 
brausenden  Waldbach  (den  „wilden 
Graben")  überschritten,  am  Babelsberge 
bin  bis  anf  die  Ohaass^,  die  von  Ka- 
bara  nach  Brotterode  führt.  Um  5  Uhr 
waren  wir  auf  dem  Inaelaberg. 

ICleinf  Tonren  von  Friedrichrode  oder 
Buiubardttbruuu  (zu  Wageu;,  U»r«a  uähere 
BMchreibnng  betr.  Orts  naobsusehen: 

In  einem  hnlhen  Tage :  1)  Auf  doii  Tnsel»- 
berg  über  Tabarz  und  Kabarz,  zurück  über 
die  Tanzbucbo  u.  durch  den  Ungeheuern- 
£;niDd  oder  SohUfmuneritimd.  —  S)  Nach 
WaUer$hau$«n  über  Sohnepfenthel,  xnrQck 


über  Klcin-Tabarz  und  durch  den  Tabarzcr 
Gmud.  —  3)  Durch  den  Ungoheuerngruud 
auf  die  Tanzbuche  u.  über  dan  Ueubergshaus 
auf  den  8pie$A0rg,  snrflek  den  neuen  Weg 
n.  FrirdricTirodc.  —4)  "S^ch  Gotha ,  vielleicht 
über  Wuitorshausen  und  rückwärts  über 
Leina,  Cumbach  und  das  scbmucko  Dorf 
Ernstroda.  —  5)  Ueber  Alteubcrgen  nach 
Oeorgenthal.  zurü<  k  über  das  Ti'  rpfennigs- 
haus  u.  denHpiossberg.—  6)  Ueber  dl©  Knie- 
breche  uAch  Klein'Bchmatk^d$»,JiWt^tk  öber 
den  Spleisberg. 

J»  einem  gtmzem  Tagt  1)  Ueber  Brotte- 

r'ulf  lind  durch  das  Drnsenthal  nach  Lie- 
benUeiu  und  AUentUin,  zurück  über  Winter» 
stein  und  dnreh  den  Tabarser  Omnd;  oder 
über  Winterstein  nach  Altt  iisteiu  und  Lie- 
hcnst<  iii,  Zurück  über  den  Stahlborg  nach 
Seligenthal  und  durch  den  KaltwaMorgrund 
über  Kleln-Schmalkalden.  —  S)  Dnrch  den 
Tabünser  Gmttd  Über  Sclnvarzhausen  und 
Thal  nach  Ruhla,  zurück  über  Wfntcrstcin. 
—  3)  Ueber  Klein-Scbmalkalden  nach  Stadt 
Schaudkiaden,  sarück  über  Asbach,  8olinell- 
bach,  Tumbach  und  Finsterbergen  (oder  Ge- 
orgenthal); oder  über  Brotterode,  durch  das 
Drusenthal  und  über  den  Stahlberg  nach 
Sehmtakeiden,  n.  anrfick  überKlein-Schmel- 
kaldon.  —  4)  Tt  hor  Georgenthal  nach  Ohr- 
dmf  und  von  da  über  Stutzhaus  nach  Tam- 
bach, zurück  durch  den  Spittergrnnd  und 
über  den  Spletfberg* 

Flora  vom  Inselsberg,  Vngohuuerngnind, 
von  Beinhardsbrunn  und  Friedrichrode: 

Aconitum  varicgatnm.  A.  Lycoctonum. 
AUium  ursinum.  Aruica  montana.  Carox 
remota.  Clrcaea  alpina.  Coeloglostnm 
ride.  Couvallaria  verticillata.  Dentaria  bul- 
bifera.  Digitalis  purpurea.  Elymus  puro- 
paeus.  Galium  saxatUe.  Gyinuauuuia  albida. 
Lysimaebia  nemomin.  Meliea  unitlora. 
Moiiotroiia  Hypopitys.  Potainogoton  com- 
juessus.  P.  obtusifolium.  Prunus  Padus. 
i'yrula  media.  fianunculus  aconitifolius. 
Sorbus  Aria.  Tbesinm  intermedlam.  Tri- 
entalis  europaea.  Teroniea  montana. 


18.  Route :  Vom  Inselsberg  nacli  Liebenstein. 


Enffcrymnfjfnyojn  Inselsberg:  Friedrich- 
rode, Keinhardsbrunn,  Waltarshauseu  (Eijsen- 
bahn)  8,  Liebenstein ,  Altenstein,  Bulda, 
fichnialkahlon  l,  S(  hneekopf  10  St. 

'^(iuHthof  (goth.  Staatsoigenthuni ;  Pacht- 
-wirth  Uafermauu),  dicht  unter  der  östlichen 
Abdachungdes  Gipfels,  Im  modernen  Schwel' 
aerstjl,  mit  der  Frontseite  nach  Osten,  sehr 


gut  und  verhältnissmäasig  billig  (Tarif), 
Zimmer,  Vorderseite,  mit  1  und  2  Betten 
(Matratsen)  A  15  Sgr.,  mit  8  bis  8  Betten 
4  18}  Sgr.,  Hinteraeite  k  Bett  10  Sgr.  Die 
vorderen  (nach  0.  gewendeten)  Zimmer  ha- 
ben den  grossen  Vorzug,  dass  man  aus»  den 
Fenstern  die  schönste  Aussicht  bat  und 
den  Sonnenaufgang  beobachten  kann,  ohne 


i^iy  j^cLj  L^y  Google 


311  18,  Route:  Vom  Inselsberg  naeli  Lie1>eii8tei]i.  312 


ins  Freie  gehen  zu  inössen.  Es  können  70 
Betten  aufgestellt  werden,  so  dass  stets 
(auch  während  der  Nacht)  eine  Schlafstelle 
SQ  ÜDden  lefe  iindNteniMid  darcbdie  gegen- 
theiljgon  Behauptungen,  dio  man  öfter  im 
Thalo  hört,  sich  abwendig  machen  lassen 
mag,  schon  Abends  den  Berg  zu  besteigen : 
ein  nächtlicher  Verkehr,  der  fraiHch  für 
die  S(  lilaflustigen  nicht  immer  angenclnn 
ist.  Bedienung  (excl.  Uausbursche)  für 
Heiren  5,  Ar  Damen  2J  Sgr.  Die  Angabo 
numeher  Reisebücher,  dass  man  das  Wasch» 
wasser  mit  5  Sgr.  bezahlen  müsse,  wider- 
legt sich  hierdurch  von  selbtit.  Im  Juli  u. 
August  tftglfeb  Table  d*h6te  mit  6  Gingen 
zu  20  f^gr.  Ausscnlem  zu  jeder  Zr  it  Mittag- 
und  Abendessen,  längstens  ^  Stunde  nach 
der  Bestellung.  Bouillon  oder  Snppe  mit 
Brod  Braten  mit  Salat  7^,  Wildbraten  10, 
Forrllt  Ti  Kafl'ee  4,  mit  Butterbrod  6, 

Seidel  Lagerbier  14,  Flasche  bair.  Bier  5  Sgr. 
Gute  Weine  (ficht  frans«  Ohampagner  in 
Bis).  Chaussee  bis  vor  deu  Gasthof  (Stal- 
lungen). -  Kin  fiiHl'Tcr  «Gasthof  („Bellevue") 
nicht  weit  daYoii  (aut  hessischem  Boden) 
ist  sebr  beschränkt  nnd  befriedigt  nur  ge- 
ringe Ansprüche.  —  Man  schätzt  ü  ^  Anzahl 
der  jährlichen  Passanten  auf  10,UÜ0,  der 
Kachtgäütu  auf  ;mKH}.  Vom  Sonnabend  zum 
Sonntag  am  besnobtesten ,  besonders  von 
den  Uniwolmorn  nnd  namentlich  den  leb- 
haften Brotterödem.  —  Station  von  2  ver- 
pflichteten Führern,  die  sich,  ohne  vorheri- 
gen Accordf  nach  ihrem  Bogulativ  (S.  88) 
zu  richten  haben.  Poch  ist  es  immerhin 
wohlgcthau,  sich  im  Voraus  mit  ihnen  zu 
Terständigen. 

Der  Tnselsberg:  *)  hat  seinen  Na- 
men entweder  daher,  dass  seine  sauft 
gerundete  Kuppe  wie  eine  flachgewölbft 
,f Insel**  nu^estätisch  ftber  alleNa^shbar- 
berge  emporragt  und  mit  seinem  male- 
risch geschwungenen  Profil  besonders 
von  der  Thür.  Eisenbahn  aus  als  die 
Krone  der  waldigen  Bergkette  ins  Auge 
fällt;  oder  von  dem  au  seiner  nordwest- 
lichen Seite  entspringenden  Emsebaeh, 
(daher  in  alten  Urkunden  Ensraberg 
genannt).  Nach  den  Höhenbestimmun- 
gen  des  Mtgors  Fils  nimmt  er  in  der 
Scala  der  thür.  Berge  erst  die  neunte 

*)  Ansicht  des  Kolms  mit  dem  Gasthofe 

von  den  Iteitsteinen  ans  (amFusswegc,  der 
von  Keinhardsbrunn  undBrotterode  Itinauf 
fi'ihrt  —  die  ein /igo  Strecke  des  Rennsteigs, 
die  nicht  fahrbar  ist). 


Stelle  ein*).  Die  wundervolle  Aussicht 
aber,  die  er  bietet,  sichert  ihm  den 
ersten  Rang,  indem  sie  nicht  blos  die 
1  grossartigste,  sondern  mehr  noch  die 
lieblichste  im  ganzen  Thfirfngerwaldey 
ja  Überhaupt  inNorddeutsdtland  ist,  u. 
nach  allen  Seiten  so  ungehemmt,  d^iss 
der  Tnselsberg  in  ein<*in  ITmkreise  do- 
minirt,  dessen  Halbmes.ser  4  geograph. 
Meilen  beträgt.  Deshalb  nennt  ihn  B. 
Cotta  den  deutsehen  Kigi.  Dass  er  seit 
alter  Zeit  als  svTerlXssiger  Wetterpro- 
phet gilt,  ist  schonfrttherenrilhnt(8. 14) 
„Trägt  der  Tnsel'^bprg  einen  TTtif' 
(schweben  nwr  leichte  Wölkchen  über 
seinem  Haupte) ,  „so  wird  das  Wetter 
gut;  steckt  er  in  einer  Iflltsen'*  (ist  er  in 
dichter  Wollten  gehüllt)  „so  gibt's  nasse 
Pfützen/'  So  darf  man  auch  eine  Wette 
darauf  eintrehen,  dass,  wenn  man  vom 
Inselsberg  den  Brocken  recht  deut'.ich 
sieht,  in  nächster  Zeit  Kegcn  eintritt. 
DieGcbirgsart  des  Inselsberges  ist  röth- 
lich'brauner  Thonporpbyr,  in  welchem 
Feldspath  und  Quars  krystall-  und 
säulenförmig  eingesprengt  ist.  Am  süd- 
lichen Abhang  lagert  Granit.  Das  In- 
nere soll ,  wenn  man  alten  jMärloin 
glauben  dürfte ,  von  reichen  Schützen 
strotzen;  während  man  auf  seinem 
Bficken  einselne  Pflanzen  findet,  die 
anderwärts  in  Deutschland  kaum  vor- 
kommen.  Noch  üppiger  aber  sprosst 
und  blüht  die  Volkspoesie,  die  sich  mit 
der  Naturpoesie  aufs  Innigste  vermählt, 
in  den  benachbarten  Ortscliaften  u.  be- 
lebt den  magischen  Kreis  des  Berges 
mit  ihren  Sagen  und  Märchen. 

Will  man  sich  des  unbeschränkten 
Panoramas  erfreuen  ,  welcltps  die  stolze 
Ilochwartc  nach  allen  Soifrti  eröünet, 
so  steigt  man  in  wenigen  Minuten  vom 
Gasthaus  bis  zum  Gipfel  empor,  der  nur 
mit  kurzem  Gras  tiewachsen  ist.  0och 
sei  man  vorher  vollständig  abgekühlt^ 
da  fast  immer  ein  kalter  Luftzug  um 
die  kahlo  Höhle  streicht.  Deslialb 

» 

Beerberg  3028,    Scbneekopf  3010, 

Wiltlckopf  FinstfrberK  2914,  Sommer- 

bachsküpf         ,  lioHoukupf  2905,  Fichton- 

kopf  2903,  SachsenstelnSSil,  ImeUbergtSMi 
(2815)  Par.  Fase. 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  C 


1  ü  s  e  I 


Ber 


—  —  . .  ^  lAfoimi.   jL*»**?*^  -  tit>ti> 


ji^utl  by  Goo^e 

.1  k 


üiyiliZüQ  by  Google 


« 


! 


< 


I 


I 


Digitized  byR^OOgle 


It 


Digitized  by  Google 


I 


313 


IS.  Boute:  Yom  Ingelsberg  nach  Liebenstein. 


314 


tlnit  es  recht  wolil,  daas  die  Gasthofs- 
Zimmer  Morgens  und  Abends  geheist 

sind,  wenn  man  auch,  vom  anstrengen- 
den Marsche  erhitzt ,  im  ersten  Aupjen- 
blick  vor  der  Ofeuwäruie  zurück- 
schreckt. Schou  Herzog  Ernst  der 
Fromme  liess  nnf  dem  höchsten  Bfleken 
des  Beides  ein  steinernes  Thunnhäus- 
chen  errichten  (1649),  aus  dessen  Fen- 
stern das  ganze  weite  Panorama  vor 
den  entzückten  Blicken  la^?.  Allein  es 
verfiel  allmälig  und  ward  183G  von 
«inem  Orkane  vollends  serstört.  Jetzt 
(seit  1868)  Ist  an  dessen  Stelle  ünenene, 
zwarnur  20F.hohe  Thnnnwarte  erbaut, 
die  jedoch  o:enri^t,  um  üh^r  die  den 
Berggipfel  vonW.  nachN,  umlagernden 
Knieholzkiefern,  Fichten  und  verkrüp- 
pelten Budien  weginhlicken.  Herzog 
Emst  n.  aber  hatte  unter  der  dstlichen 
Abdachung  des  Knlmes  einen  Stall  er- 
richten lassen,  der  später  in  ein  schlich- 
tes fJasthnns  nni (gewandelt  wurde.  Als 
es  jeduch  dem  Zudrang  der  Reisenden 
nidit  genügte,  so  wurde ,  auf  Veranlas- 
sung des  jetst  regierenden  Herzogs  von 
Gotha,  das  gegenwärtige  zweistöckige 
Gasthaus  mit  angrenzenden  Stallungen 
aufgeführt  (1852).  Vor  dent-selhon  eine 
ebene  Terrasse  mit  Gärtchen,  Kegelbahn, 
Tischen  und  Bänken. 

Wir  verzichten  darauf,  die  pracht- 
volle Aussieht,  die  sich  vom  oberen 
Tbnrme  bietet,  im  Einzelnen  zu  schil- 
dern, und  venveisen  auf  das  angefüirte 
Fanm-dina  ^  um  alle  Punkte,  die  man 
mit  unbewaffnetem  oder  bewaffnetem 
Auge  sieht,  aus  dem  Meere  der  Wfilder 
und  Felder,  der  Berge  und  Burgen,  der 
Städte  und  Dörfer,  die  sich^  wie  Kinder, 
tranlich  an  den  FaUenmantel  der  Mut- 
ter schmi'^crpn,  lierauszufinden  Den 
fernen  Horizont  nmj,'renzt  das  Klionge- 
birge,  der  Meissner ,  die  Hainleite  und 
der  Harz.  Zwischen  diesem  und  dem 
Thilringerw.  breitet  sich  das  thüringische 
HOgelland  wie  ein  wellenförmiges  Pla- 
teau mit  beckenartigen  Einsenkungen 
«US.  Lanf:^e  weiss  man  nicht,  wenn  sich 
das  grossartige  Bild  vor  den  trunkenen 
Blicken  entfaltet,  wohin  die  Augen 
sieh  wenden  und  an  welchen  Punkten 


sie  haften  sollen,  bis  sich  nach  und  nach 

das  reiche  Naturgemälde  entwirrt  und 
in    einzelne  Schönhcitslinien  auflöst. 
Immer  aber  kelirt  das  Auge  zu  den  näch- 
sten iJildern  zurück  —  vorzugsweise  in 
den  Tabarzer  Grund  (östlich)  und  nach 
Brotterode  (sÜdHch) ,  die  aus  dnnkelm 
Rahmen  wie  bunte  Gestalten  eines  Ste- 
reoskopes  hervortreten.  Wenn  die  Heu- 
ernte den  Tabarzer  Grund  belebt,  so 
scheint  es,  als  tummle  sich  da  unten  ein 
Liiiputvölkchen,  dem  wir  grüssend  die 
Hftnde  entgegen  strecken  möchten. — Die 
sp  äten  Abendstunden  mit  ihrer  magischen 
Beleuchtung  sind  in  der  Bogel  die  ge- 
nussreichsten. Darum  suche manbei  gu- 
ter Nachmittagszeit  auf  dem'Berge  ein- 
zutrefl'cu,  um  daselbst  zu  Ubernachten. 
Freilieh  ist  der  alte  Herr  manchmal  so 
missgelannt,  dass  er  Tage  lang  seine 
Schliähaube  nicht  ablegt,  und  Tausende 
kommen  und  gehen,  ohne  etwas  Ande- 
res zu  thun,  als  ein  Glas  Bier  oder  eine 
Tasse  Kaffee  zu  trinken  und  das  Frem- 
denbuch mit  ihren  Namen  und  ihren 
Klagen  zu  bereichern.   Besonders  ist 
der  Morgenhimmel  selt^  so  rein,  dass 
man  sich  eines  ungetrübten  Sonnenauf- 
ganges freuen  darf.    Häufig  wogen  ge- 
spenstige Xebelgestalten  um  den  Fuss 
des  Berges,  so  dass  man  über  dem  wal- 
l^denMeere  wie  auf  einer  abgeschiede- 
nen Insel  steht.    Wenn  aber  diese 
Schleier  da  und  dort  zerreissen;  wenn 
(^p  Sonne  bald  diesen  Berg  vergoldet, 
bald  in  jeuem  Weiher  blitzt-,  yvenn  es  in 
den  Thäleni  brodelt,  wie  in  einer  Hexen- 
küche, und  die  flackernden  Vorhänge 
Öffnen  sich  jetst  hier,  jetzt  dort,  bisend- 
licli  dasganze  unabsehbare Landsohaft's- 
gemälde  in  voller  Beleuchtung  prangt : 
das  sind   die  eigentlichen  Silberblicke 
in  dem  grossen,  prächtigen  Inselsbergs- 
panorama!  Am  reinsten  ist  die  Atmo- 
spliärenach  einem  gewitterhaft^B^n- 
tage,  wenn  noch  einzelne  Wolken,  gleich 
weidenden  Schäfiein,  über  den  Himmel 
ziehen  und  mit  ihren  flüchtigen  Streif- 
schatten die  Niederungen  abwechselnd 
koloriren.  Bevorzugt  aber  ist  der  Wan- 
derer ,  dereine  helle  Mondschebinacht 
oder  ein  Gewitter  auf  dem  Inselsberge 


Digitized  by  Google 


i 


315 


18,  Sotue:  Yom  lüBelsliergr  nach  Liel^enstein. 


316 


erlebt:  wie  die  träumende  Natur  von  ei- 
nem map:isclioii  Silberglfinze  überliauclit 
ist,  bis  die  Morgenröthe  flammend  em- 
portaucht; oder  wie  sich  die  Wolken  zu 
seinen  Füssen  ballen,  wie  unter  ihm  der 
Donner  grollt  und  die  Blitze  zucken, 
während  er  vielleicht  Im  Sonnenglanze 
steht.  In  den  längsten  Sommernächten 
ist  das  Haupt  des  Ber^^os  ununter- 
brochen von  feiner  loiscn  Dämmerung 
verklärt,  so  dass  Herzog  Friedrich  HI. 
Ton  Gotha  sagen  konnte,  er  kabe  in 
seinem  Lande  einen  Berg,  wo  die  Sonne 
nicht  antergebe. 

Nebenrouten:  Vom  Inselsberg  a)  nach 
WaUershatisen  und  Cotha  :  R.  44;  —  b)  nach 
Ruhla:  B.  48;  —  cj  über  Wiiilerstein  nach 
AU0iuititim:  B.  68;  —  d)  nach  SchmaUaAdmi: 
R.  68;  —  e)  nach  Tomöocft  od«r  Obtt^f: 
U.  G3. 

Vom  Ingelsberg  nach  Lieben  stein 

empfehlen  wir  den  Weg  über  Brotterode 
nnd  durch  dasDrusenthalii^/^,  St.),  nicht 
btos,  weil  er  durchweg  cbaussirt,  son- 
dern hauptslichlich,  well  er  unbestritten 
der  schönste u.  interessanteste  ist.  Aller- 
dincrs  tribt  es  nähere  Fxisswege.  Ob  man 
sie,  ledirjlicli  an  dr  rHand  unseres Füh- 
rers" eiuschlagen  will,  sei  Jedem  anheim 
gestellt.  Ein  lebendiger  Führer  nach 
Liebenstein  15  8gr. 

1)  üther  den  Dreihcrrntiet»  n.  durch  das 
Thvr!ri(j>-rlhnl  St.).  Man  verfolgt  vom 
Gipfel  des  Berges  aus  den  Rennsteig,  wel- 
cher denselben  überschreitet,  südwestlich, 
am  Cronzritoin  CA  v(» rüber,  u.  geht  auf  dem 
schmalen  Riu  kfii  cJes  Mirtclbcrjrn**  (2h')?,  F.), 
der  reizende  Aussichten  nach  Thüringen  u. 
Franken  bietet,  an  mehren  Felsen  Torbei, 
dicht  über  dein  stcilabfalleuden  „Tnscls- 
bergsloch."  Dann,  indem  mnn  1.,  knnm 
100  Schritte  entfernt,  den  intere^sHuten 
Beerbergstein  nnd  r.  den  Felsengipfel  des 
Tröhberg  liegon  Ifi^st,  initor  scliattifren 
Buchenlauben  hinab  bis  zum  Gronzstuin  CO, 
wo  I.  ein  Wog  noch  Brotterodo  abläuft. 
Bei  der  näcbsten  "Wcgthcilung  (|  St.  vom 
Tnselsberc;)  I.  (r.  nach  W iiitcrsfein),  imnior 
zwischen  Grenzstciueu  auf  dem  Kennsteig 
fort,  der  später  den  Fahrweg  dnrehsehnet- 
det,  weicher  von  WInterstetn  nach  Brot- 
torode führt.  Nach  •]  St.  über  eine  schmale 
Wieso  dem  gegenüber  licgcudeu  Walde  zu, 
WO  r.  wieder  ein  Fahrweg  nach  Winterstein 
ahswelgt.   Im  Walde  theilt  sich  abermals 


der  Wftsc  in   2  Arme:   I.  näher,   r.  TTlenn- 
steig)  leichter  einzuhalten.  Nach  {  St.  steil 
empor  (auf  der  Höhe  Rückblick)  unddann 
1.  Htii  C.renzstein  177  vorbei  zum  Dreiherr»- 
Mtiii  (2307  F."),  einem  Knotenpunict  derLan- 
dosgrenzen  (Hessen,  Heiningen  und  Gotha) 
Q.  der  6  Wege,  die  hier  insammenstosseB. 
Loider  fnlilt  liior  oin  jic;rmanentor  Wegwei- 
ser; doch  kann  sich  ein  vorsichtiger  Fuss- 
gängor  zurochtfindeu,   wenu  er  beachtet, 
dass  (vom  IhMlsberge  her)  der  Weg,  der 
(iicht    nm    TV       rriistoin   r.   rvbführt,  der 
Bennsteig  ist,  welcher  zum  Gerbcrstei»  sich 
hinzieht  Die  beiden  andern  1.  ablanfenden 
Wege  geben  nach  Brotterode,  u.  der  ziom- 
lich  geradeaus    (rxlcr    im  Winkel)  weiter 
führende  über  Krätzcrarasen  nach  Lieben« 
stein  (IJ  St.),  nnd  «war  eine  knrae  Strecke 
bergab  durch  Fichten waldnng,  dann  von 
dem  ,JTrrr.^chaft.H\vi  g:t'"  r.   7Mm  „Krätzers- 
rason*'  (20  Min.  vom  Dreiherrnstein),  einem 
waldnmsohlossenen  Triftplats,  wo  abermal* 

niolito  Wof;o  au.'^  «hiandtT  laufen,  I.  nach 
Brotterodo,  r.  nach  Öteinbacb.  —  Der  zweite 
dieser  Wege,  weniger  r.,  als  der  erste,  aber 
nicht  im  Thale  fortlaufend,  führt  (auf  einem 
halbstündigen  Umweg)  gleichfalls  nnrh  Lie- 
bensteiu,  und  zwar  zunächst  steilauf  über 
den  Weimen^n  oder  Ftou^ein,  einem  80  F. 
hohen,  wunderbar  gestalteten,  weit  schim- 
mernden Fhissspathfelsen,  der  sich  nach 
dem  Thüringerthale  hinab  wohl  1000  Schritte 
lang  wie  das  Mauerwerk  einer  riesigen 
Burgruine  fortsetzt,  während  eine  schauer- 
liche, von  Moos  nr.d  J'ajjpn  überkloidtto 
Felsenkluft  (das  Flosulochj,  40  V.  im  Durch- 
messer, sieb  tief  in  den  Schooss  des  Berge» 
hinab  senkt.  Auf  dem  Flossberj::  hat  ,,da3 
wüthigo  U(  <  r"  einen  seiner  Herd-  u.  Hast- 
orte,  und  im  Flossloch  hausen  die  Wicht- 
lein („Bergmännchen").»  Vom  Weissenstein 
durch  stillen  Waldesschatten  (aber  nicht  r. 
abbiegend)  zur  nahen  ZfJf^tJeuppe,  einem 
boehragenden  Rasonpiatean  (1772  F.),  das, 
gleich  dem  Flossstein,  eine  unvergleichlich 
schöne  Aussicht  ins  Worrathnl  un<i  auf  die 
Bhöuberge  gewährt.  Von  der  Zefferskuppe 
anf  vielfach  sieh  krensenden  Wegen  (immer 
südlich)  vielleicht  alsbald  durch's  „Felscn- 
thcator'«  nach  Liebenstein.  Westlich  io 
^  St.  uiidi  Steinbach.  —  Wir  aber  steigen 
vom  Krfttftersrawn  geradeaus  las  Tlüeringer^ 
th<d  hinab,  das  mit  den  llf»blirhst(»n  T?rIzon 
geschmückt  und  von  einem  süssen  Frieden 
ttberliaucht  ist:  der  ächte  Typus  jener  lan-> 
schig  einsamen  Waldgründe,  wie  sie  kaum 
ein  aiidorcs Gebirge  aufzuweisen  bat.  Heich» 
Ausbeulo  für  Botaniker  und  Mineralogen. 
Ziemlich  ebene  Wald*  und  Wlesenplhde,  dl» 
jedoch  wenig  gebahnt  aind,  führen  durch 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


317 


18.  BouU:  Yoia  luselsberg  nach  Liebenstem. 


31S 


'  dM         1  8t  IftDge,  von  6ppig«ii  Wald- 

bnehtcn   umgrenzte  Thal.     Et\ra  in  der 
Mitte  desselben,  \  St.  von  Liebenstoin,  kom- 
jnen  wir  uuf  ciuo  Wüstung,  wo  das  Dürf- 
eben  AUtrode  (mit  Sehloas  und  Kapelle)  ge- 
ftonden«  das  im  BOjäbn'gcn,   nacli  andern 
Berichten  im  Bauernkriege  zerstört  wurde, 
weil  die  Bergleute,  die  es  bewohnten,  „mit 
dem  tollen  Haufen  nicht  in  ein  Horn  bla- 
sen wollten."  Nicht  weit  davon  die  Quellen, 
die  sonst  als  lastiges  Bäcblein  deu  smarag- 
denen WieMngrnnd  durchrieselten«  nnn  aber 
in  verschlossenen  Steinröliren  der  Kaltwas- 
serheilanstalt in  L.  zu.£;cfülirt  werden.  Bas 
ganze  Thal  ist  von  Bergwerken  durchwühlt. 
Ueberau  verlMsene  Stollett  n.  anfgescbich* 
tete  Halden,  in  welchen  man  pchone  Exem- 
plare von  Glasköpfen  findet.  Aber  auch  die 
letzton  Orubeo,  <Üe  der  Begründer  des  Bihl. 
Institnts  in  HBiBittibaiiMii,  J.  Meyer,  ana- 
gcbentef,  sind  jetzt  verfallen,  w.  der  Eisen- 
stein liegt  unbenutzt  im  Schocas  der  Erde. 
Nnn  beginnt  der  scfadnste  Theil  des  Idylli- 
schen'Grandes,  der  sieh  bis  nach  Bayrode 
(Cliauspöe  von  Herpes  nach  Liebenst<  in^  er- 
streckt, und  hier  mit  einem  Granitfelsen 
sehlleset,  der  mit  der  s^nfteif  Liebliebkeit 
des  Thaies  in  einem  seltsamen  Gontrasto 
stellt.   Dort  liegt,  in  der  Mitte  des  sumpfi- 
gen Weges,  der  von  zerklüfteten  Felsge- 
bUden  nmragt      eine  Steinplatte  mit  hnf- 
ähnlichem  Eindruck,  welche  der  Efelsgpmng 
genannt  wird,  weil  die  wunderliche  Sage 
geht,  dass  Lntlier  (oder  wohl  gar  Christus), 
Ton  aeinei^yeiftdeM'ftrfirigt,  aof  ^nem  Esel 
iibcr  diesen  Felsen  geritten  sei.    Von  Baj'- 
rode  nach  Liebenstein  (Chaussee  r.)  |  St. 
Man  kann  Jedbdk  ven  Atterode  anf  nSheren 
S*nB8pftiden  r.  nach  Liehenstein  gehen,  und 
zwar  an  derBurgmine  voriiber,  die  man  als- 
bald besteigt,  oder  r.  liegen  lässt. 

2)  Vom  lutcUberg  über  den  Ih-eihcrrmtein 
umä  die  iMtherttMfhe  nach  TAehenetein  (3^  St.). 
Bis  Eum  Dreiherrnstein,  wie  oben  angege- 
ben. Um  durch  das  Tfnirinaertlial  zu  gehen, 
wendeten  wir  uns  dort  vom  Rennsteige  1. 
ab.  Jetst  aber  eine  kurae  Strecke  anf  die- 
sem Wege  fort  (über  den  \Veisscnbcrg, 
2297  F.),  bis  zum  „Hirschbalz"  i2Ul  F.), 
einer  dürren  Wieso,  wo  der  Weg  von  Stein- 
bach  nach  Wlnterstein  den  Rennsteig  dnreh- 
.schneidet.  Mnn  könnte  hier,  wollte  man 
die  Lutborsbuche  nicht  sehen,  1.  nach  Stein- 
hach  hinabsteigen  u.  von  da  nach  Lieben- 
atein  geben.  Wir  bleiben  jedoch  noch  eine 
gute  Viertelstunde  auf  dem  T{eiiTi!<teic:,  bis 
sich  nach  ^  St.  wieder  1.  ein  Weg  abzweigt. 
Kl  gipfelt  sieb  der  groteske  <?«r(er«(«<»(R.  08) 
empor,  den  man  (W^gweiaer)  dnrcb  eine 


I  atfh^ne  Stallnng  n.  swiacben  OranitblSeken 

j  hindurch  leicht  ersteigen  kunn,  um  dann 
wieder  auf  der  anderen  schrofiVn  i'eite  hin- 
unter und  durch    einen  Fichtendurchhau 
auf  die  nahe  Gbisbacbawieae  blnabauateio 
gen,  wo  der  Rennsteig  u.  die  winterateiner 
Chaussee  eine  kurze  Strecke  zusammenfal- 
len u.  ersterer  die  ruhlaer  Strasse  kreuzt. 
Hier  (Wegweiaer)  kann  man  r.  nach  Rnbia, 
1.    nach   Altenstein    und    l-udiensteiii  di» 
Chauss6e  benutzen.  Auf  einem  näheren  Fuss- 
wege i^er  kann  man  1.  von  der  Chaussee, 
zur  Latherabnohe  gelaogMi.  Oder(amnieb- 
sten)  man  schlägt  am  Fusse  der  vom  Cer- 
berstein  horabkommenden  ätallung  den  zur 
I.  laufenden  Waldpfad  ein,  der  dnrch  die 
„Wallfahrt"  und  den  tJinttiersgrund**  führt. 
—   Abgesehen  von  diesem  Abstecher  auf 
den  Gerberstein,  gehen  wir  vom  Rennsteig 
1.  in  }  St.  dvreh  den  „Imtbersg^nd**  mim 
Luthersdenkmal      einer  mit  gasseiaemer 
Befriedigung  umgebenen       F.  hohen  vier- 
eckigen ;5andsteinsäule  in  Form  eines  gothi- 
aehen  Thftrmchens,  mit  der  Inschrift  (anf 
der  Vrirdcrspite")  :    ,,TIier  wurde  Dr.  Martin 
Luther  am  IV.  Mai  1521  auf  Befehl  Friedrichs 
des  Weisen,  Kurfürsten  von  Sachsen,  aufge- 
hoben und  nach  dem  Schlosse  Warttrarg 
pefülu  t,"  n.  auf  der  Kückseite  :  „Errichtet 
von  Beruhard  Erich  Freund,  Herxog  zu 
Sachsen •Heiningeo,  im  J.  1868.«  Lntber, 
der  nach  dem  Reichstage  zu  Worms  dio 
Heimath   seiner  Aeltern,    Möhra,  besucht, 
hatte  und  nach  Wittenberg  zurückkehren 
wollte,  rastete  hier  In  Beglettnng  aelnes 
Brudera  Jakob  und  seines  ^eundes  Ams- 
dorf unter  einer  Buche  un<ierquickto  sich 
aus  eiuer  Quelle.   Da  ward  er  auf  Gebeiss 
seines  hohen  BeaAütsera,  w«Acber  den  Ge> 
ächteten  vor  seinen  Feinden  sic  hern  wrdlfe, 
durch  vermummte  Reiter  aufgehoben  und 
heimllcb  anf  die  Wartburg  gebracht.  Juie 
Buche ,  die  Ltahenümehe,  war  im  Lanfe 

der  Zeit  morsch  geworden  und  wurde  am 
18.  Juli  18U  von  einem  gewaltigen  Sturme 
niedergeworfen,  so  dasa  nnr  der  Rumpf  des 
Stammes  sti  Im-u  blieb,  aus  dem  noch  heute 
ein  gestützter  Ast  herans  grünt.  Aus  dem 
Holz  des  iStammos  und  der  Aesto  wurden 
verschiedene  Breebslerarbeiten  gefertigt, 
um,  mit  dem  Kirchsiegel  ZU  Steinbach  ap- 
probirt,  gleichsam  als  Reliquien  in  alle 
Welt  zu  wandern.  Die  Waldquelle  aber» 
aus  welcher  Luther  getrunken,  war  gefasst 
n.  nach  Altcnstein  geleitet  worden.  Allein 
die  Röhren  zersprangen,  und  der  Brunnen 
trat  an  einer  anderen  Stelle,  etwas  ober- 


«)  Siehe  die  beigegebene  JtuiehL 


Digitized  by  Google 


319 


18.  Route:  Voiu  Iiiselsbeig  nack  Liebenstein. 


320 


halb  der  früheren,  hervor,  und  harrt  einer 
noufti  Fassung.  —  Von  der  Lutherfll»uche 
noch  1^  St.  bis  Liebenstein  (Altenatein  nur 
}  St.),  €ntw«der  auf  der  ctaMMirtan  Zweig- 
st rasso  hinauf  zur  Ohauss6e,  die  r.  nach 
Altenatein  und  1.  (oberhalb  Steinbach^s) 
nach  Li^Moetoln  führt;  oder  auf  Fuss wegcu 
durch  «hieD  anmuthigeD,  Ton  Bu(  henwal* 
dun^  umsäumten  Wiesengrund  über  ^«w- 
hach  nac]i  liiebonstein  (R.  19.). 

3)  Vom  luselsbergr  Uber  Brotte- 
rode und  Herg^es  nach  Liebenstein 
(4VaSt.).  DieChauss^  nach  Brotterode 

St.)t  Avoitem  Bogen  um  den  Berg- 
gipfel und  dann  rechts  abwärts  laufend, 
^llt  durch  das  Thal  des  Inselswassers 
über  100»)  Fuss.  Ein  näherer  Fuss  weg, 
entweder  eine  kurze  Strecke  auf  der 
Chaussee  hinab  und  «nterbalb  derBeit- 
stNiie  auf  einem  vielbetretenen  Pfade  r. 
abbiegend  (links  nach  Tabarz) ;  oder 
über  den  Kn!ni  und  auf  dorn  Kennsteig 
fort,  wio  oben  1  hi<  /um  Grenzstein 
Nr.  60,  wü  1.  eioPiad  abzweigt,  der  sich 
bald  mit  jenem  vereinigt.  Bei  der  fol- 
genden Wegtheilnn^  Unke  und  bei  der 
nächsten  rechts.  Jcnseit  des  Waldes 
sieht  innn  iVrotterode  und  krtnn  nunmehr 
nicht  irren  Ein  etwas  näherer  Fussweg 
verlässt  die  breite  Strasse,  und  führt  bei 
der  Kirchhofsmauer  vorbei  auf  Stufen 
snm  Gasthaus  d^Inselsberger  Hof) 
hinab.  ^ 

Brotterode^  kurhessiseber  Markt* 
flerkon  mit  2700  Einwohnern  und  Post- 
expedition, .un  Südfuss  des  Inselsberges 
1780  F.  über  dem  Meer,  zieht  sich  fast 
Ys  St.  lang  inmitten  eines  weiten  Thal- 
kessels amphitheatralisch  empor.  Die^ 
Strassen  eng  u,  unregelmfissig,  nur  mit 
einzelnen  hübschen  Häusern  geschmückt. 
"Vor  allen  fällt  die  liochrajrcndc  statt- 
liche Kirche  ins  Auge,  worin  die  luther.  u. 
die  reforniirte  Confession  gemeinschaft- 
liehen Gottesdienst  hftlt.  Die  Bewohner, 
darch  viele  cheracteristischeEigenthüm- 
lichkeiten  ausgezeichnet,  durdh  welche 
sie  eine  unvprkennhfirc  Stammesver- 
wandtseliaft  mit  den  K»ibb\ern  u.  Stein- 
bachern documentireii,  nuhren  sich,  ob- 
.wohl  kümmerlich,  von  ihrem  Gewerb- 
fleiss  und  von  den  Brseugnissen  der 
nahen  Wsldangen.  Viele  GbosablUidler 


betreiben  nach  allen  Weltgegend^n  leb- 
hafte Geschäfte,  besonderis  mit  Tabak, 
und  Eiscnwft.ircn.  Das  rauhe,  Klima 
heschränkt  den  spärlichen  Feldbau 
grössten  Theils  auf  schnell  reifende 
Sommerfrüchte.  Der  Versuch,  der  seit 
mehren  Jahren  erricbteten  BoiMim^aU 
( Fi  cht  enn  adel  bäd  er,  Kaltwasserb&der, 
Molken-  und  Kräutercur)  eine  entspre- 
chende Frequenz  zu  sichern,  ist  noch 
nicht  geglückt 

Getckichllicht«:  Br.soU  schon  von  Ludwig 
d.  Birtigen  erbaut  und  mit  Bergleuten  aus 
dem  Harz  bevölkert  worden  sein,  üeber- 
I  dies  erzählt  dio  Sage,  ijass  die  Gemahlin 
Karl  V.  hier  ein  Wochenbett  gehalten  habe 
und  so  gat  bewirtbet  worden  eei ,  das«  der 
Kaiser  dem  Ort  ansehnliche  Waldungen  u. 
viele  Privilogion  schenkte.  Das  jährliche 
Kircliweihfeät  erneuert  noch  jetzt  das  An- 
denken an  diesee  Ereigniss,  wo  die  „KaHet- 
quintes  -  Funn"  (die  Fahne  Karl3d.  Fünften) 
ausgehängt  wird.  180«)  zogen  die  Brotterö- 
der  auf  eigene  Faust  gegen  die  Fransoeen 
aua,  wel<die  eich  in  Schmalkalden  festse- 
setzt  hatten,  und  nahmen  ihnen  18  Kano- 
nen ab,  miueten  aber  den  tollkühnen  Uauü- 
etreich  sebmenlt^  büseen.  Weniger  ge- 
f&brlich  sind  die  Händel ,  die  »lo  nicht  gar 
selten  auf  dem  Inselsberg  aosetteln  und 
ausfechten. 

A^ebMroHtM  .*  1)  Ton  Br<MerodA  «odb 
Frieäridurode  (4  St.),  Chansste  sur  „Qvukip 
wiesn"  unterhalb  d^s  In8elsb»Ttrps,  dann  r. 
auf  dem  Bennsteig  bis  zum  „Uoudel"  (Heu- 
bergsbans)  und  dnreh  den  fichilfwasser« 
grund  (S.  291),  oder  Post  über  Klein-Schmal- 
kalden  ;  —  2)  über  Klein-Pclmialkaldcn  nach 
Stadt  8iAmalkaid€U  (Chausttee):  K.  6«;  — 
3}  nach  Winterslein  oder  Buhla  über  den 
Bennsteig  (Waldweg  nicht  ohne  Führer). 

Yoii  Brotterode  nach  Herges 

(l'/4St.),Cli.'\ussee  durch  das  hoehroraan- 
tische  ^Drasenthal.  Der  silborspm- 
delnde,  forellenreicheBach,  welcher  das- 
selbe durch  tiiesst,  ändert  von  Strecke  zu 
Streeke  seinen  Namen.  Jenseits  und 
diesseits  Brotterode  beisst  er  derlnsels- 
bergsgraben  oder  das  Inselswasser;  tot 
Herges,  wo  er  einen  vom  Dörfehen  T.jiu- 
denbaeh  herabkommeuden  iSebcubnch 
auiuinimt,  der  Laudenbach'  („Lude* 
mich") — woher  aucbjenellialstrecke  der 
„Latidenbachsgmnd''  genannt  wird  — , 
und  weiterhin,  wo  er  das  Dörfchen 


Digitized  by  Googk 


V 


321 


X9.  Bmite:  Ton  lielAiisteiii  naeli  Altenstein, 


322 


Trusen  berOlurt,  die  Truse.  Warum  also 

Drusenthal  bis  nacli  Brottero-ii»  hinauf? 
Weil  der  römische  Feldherr  Drusus  Oer- 
manicus  auf  seinem  letzten  Zuge  durch 
Deutschland  mit  seinen  Legionen  durch 
<li6ThXlerdesThliringer-(Hereynischen) 
Waldes  bis  zur  Elbe  vorgedrungen  sein 
w.  dazu  wahrscheinlich  dieTlialsclüucht 
benutzt  haben  soll,  du'  suli  von  der 
Werra  nach  dem  liiM'l-lii'rL'e  hin  er- 
streckt {im  J.  9  V. Chr.j.  Hat  man  auch 
diese  Annahme  kritisch  widerlegt,  so 
iiaftet  sie '  doch  immerhin  an  diesem 
Thale.  Jedenfalls  aber  üben  die  Natur- 
schönheiten desselben  eine  grossen-  An- 
ziehungskraft, als  sein  vielbezwcifeites 
historisches  Interesse.  Anfangs  herrscht 
der  idyllische  Charakter  vor.  Ein  saft- 
gr&ner  Wiesengrand,  bald  enger,  bald 
weiter;  hier  ein  Zainhammer  und  eine 
Selileil'kotlie,  dort  malerische  Felsenriffe, 
die  nus  der  fri.schesten  Bnehenwaldung 
licrvorlugen.  Im  lernen  Osten,  auf  der 
Höhe  des  Seimberges  (2242  F.),  die  ko- 
lossalen „Mommelsteine**  (1.) ;  weiterhin 
und  nShcr  an  der  Strasse  die  Felsen- 
sMale  des  „Ualbstein/*  Nun  erst  be- 
ginnt das  eigentliche  Dntsenthal ,  ein 
enger  Orund,  nur  V4  »^^  laii^'.  aber  so 
reich  uu  wildromantischer8chönh«it,dass 
«r  SU  den  originellsten  Thfilern  des  Ge- 
birges siOilt.  Die  sehroffen  Berge  rttcken 
80  nahe  /usammen,  dass  die  Strasse, 
mOhsam  durch  die  fast  senlurechten  und 


zum  TheilüberhXngendeinKlippenwSnde 

cronrochen,  neben  dem  schäumenden 
Bache  (dessen  Ufer  leider  von  regelrcrht 
angepflanzten  Erlen  verunstaltet  .siml) 
und  den  chaotisch  umhergeschleuderten 
Felsblöcken  kaum  Bahn  findet,  lieber 
200  F.  hoch  steigen  die  dunkeln  Granit- 
massen, vorzugsweise  auf  der  rechten 
Seite,  schroif  empor,  häufig  durch  Por- 
phyr-, Diorit-  und  Melaphyrgänge  zer- 
klüftet. L.inks  der  frischeste  Buchen- 
wald, in  welchem  ungdieure  Grranit- 
blöcke  lagern,  zwischen  denen  sich  der 
Fusspfad,  Jin  einer  ^refassten  Quelle  vor- 
ülicr,  bindureh  windet.  In  der  ■ 
SchwerspHthgruben.  Unmittelbar  hinter 
der  letzten  grossartigsieu  Felswand  die 
hess.  Dörfer  Herges-  Vßgtei  und  Ämoal' 
Unhurg,  die  nur  durch  den  Bach  ge- 
schieden sind.  Im  Gasthof  Forellen  und 
gutes  Bier.  Hier  kreuzen  sich  die 
Strns5ien :  ^;eradeans  durch  das  untere 
Druseutbal,  das  sich  zu  einem  saftigen 
Wiesengrund  erweitert,  nach  Herren- 
breitungen; links  über  den  Stahlberg 
(unfern  der  Strasse  der  weit  sichtbare 
Thurm  der  Wallenburg)  nach  Seligen- 
thal und  Selnnalkalden  (11  HO  ;  rechts 
an  einem  Felseukeller,  und  spiiter  am 
langgestreckten  Mommel,  einem  kahlen 
Bergrücken,  Torüber,  der  eines  der  be- 
deutendsten  Bergwerke  in  seinem 
Schoosse  birgt,  durch  das  Dörfchen  Bay- 
rode  nach  Liebenstein (iV«  SL  v.Herges). 


19.  Boute:  Von  Liebenstein  naok  Altenstein. 


Post  von  Liebenatein  nach  Immelborn 
/Station  der  Werraeisenbabu)  1  Meile  in  60 
Min.,  5  U.  und  7f  V.  fr.,  9  V.  50  Min.  und 
4^  U.  Naclim. ;  30  kr.  (8  8gr.  7  Pf.).  —  Im 
"Winterhalbjahr  täglich  wu  iweimal.  —  T«' 
UgragtieiuUäion, 

Bntf«rmutg«n:  Ton  Ijleben«tein  naeli  8al- 
aangen  2,  Buhla  8|,  Bi  tterode  S.  T  i  Ols- 
berg und  Schmalkalden  4,  Kisenn<  h  fj,  Mel- 
lingen, Keinbardsbrunn  7,  Gotha  h  St. 

Drmehkenfnkren,  tarifm&sslg,  ohne  Stras- 
H(-n-  un<l  Trinkgeld:  Altenstein  1  Thlr., 
Kuhla  H  Thlr.,  Wlhelmsthal  8  Thlr.,  Eise- 
nach  4  Thlr.  15  Sgr. ,  Satzungen  2  Thlr., 
Immelborn  1  Thlr.  5  8gr.,  Herges  (Dmsen- 
tbai)  2  Thlr.  10  Sgr.,  Brotterode  8  ^hlr., 

Führer  durch  Thüringen. 


I 


Inselsberg  4  Thlr.,  Kfinliardsbrunn  5  Thlr., 
Friedrichrode  5  Thlr.,  über  iuseUberg  naQh 
Befnhardsbmnn  6  Thlr.  Für  Einspänner 
kommen  |  dieser  Preise  in  An«,  '«ndung. 
Für Bonutznnf^  drr  Jieiteael  keine  feste  Taxe: 
aur  Buino  Ltcbonstein  gewöhnlich  &,  nach 
Altenstein  10  Bgr.  —  Führer  (sofern  nicht 
andere  Preise  yertragsmisslg  f(  st»>:rstollt 
werd(fn)  für  ganze  Tagetonrrn  1  Thlr.,  für 
halbe  15  —  20  Sgr.,  Aufcnthr.t  ostcu  uDge> 
reebnet. 

Gasthöfe  :  *  Müllers  Höfel  (an  der  Hnupt- 
promenade) ,  das  grossartigste  und  splendi- 
deste aller  thür.  (iaMthauser,  42  Wol»uzim- 
mer  (wöchentliche  Wethe  8  —  14  fl.  oder 
t  Thlr.  SO  8gr.  bis  8  Thlr.).  Table  d'hdte 

14 


ud  by  Google 


323 


tB.  Bmae:  Ton  Mebeniiteiii  niicii  AlteBstein. 


824 


15  Sgr.,  im  Abonru-ment  12  ?gr.  (i2  y.V 
KBfFe«  mit  Beilage  7  i^Rr.  (24  kr.)-  K'ini 
page.  Im  Hocli«ommer  gewöhnlich  alle 
Zimmer  iMsetet,  lo  cImb  Fassantai  nicht 
leicht  Nachtlager  finden.  —  Am  Curplatz 
das  *•  herzogliche  Curhaus  (Pachtwirth)  mit 
tarifmäsaigeu  Pruiiieii,  wie  oben.  Dazu 
„der  Langeban«  an  der  Promenade.  In 
beiden  110  Zimmer.  Für  Bedionnnj^  wö- 
chentlich 1  fl.  10  kr.  (SO  Sgr.).  Auch  hier 
sehr  oft  überfüllt.  —  Kirchner'»  Oarihaus, 
an  der  Promenade,  II.  B.,  billiger  und  mehr 
für  Touristen  berechnet.  Mittagsessen  18  bis 
2i  kt.  (5—7^  Sgr.j.  —  Gtuthqf  «um  Hirsch, 
an  der  Promenade,  das  vir  kanm  nennen 
würden,  wenn  nicht  die  anderen  Häuser 
häufiir  besetzt  wären.  ~  Zinimorpreise  in 
PrlvathauHorn  mit  Bett  und  Bedienung  wö- 
ohenfUeii  8—7  Thlr.  (3^  -  18}  II.).  —  *Dr. 
Martiny's  Trivat anstalt  für  Kaltwassergästc, 
aber  nicht  für  Passanten,  32  Zimmer,  wö- 
chentUcIi  zwischen  3j  — 10  fl.  ^2  Thlr.  bis 
5  Thlr.  SM)  Sgr.)  ,  ToUe  Beköstigung  8  fl.  (4 
Thlr.  17  Sgr.). 

Liebeiisteio*),  mcining.  Dorf  mit 
900  Einw.,  am  südwestl.  AbTiang  dos 
Thür  Inger  Wäldes  in  einer  seitlichen,  fast 
kesselfBnnigenThaleinbiegung  ziiisclien 
dem  Seliloss1>«rg  (mit  Ruine)  und  dem 
Aschenberc,',  von  üppigen  Wiesen  und 
herrlicher  Buchcnwaldnn£r  umgeben. 
Diegeognustisflien  Verhältnisse  der  Um- 
gegend sind  äusserst  interessant.  Ausser 
den  älteren  geschichteten  Gebirgsforma- 
tionen  kommen  krystallinisehe  Schiefer- 
gesteine  und  platonische  Massengesteine 
in  grosser  Mannigfaltigkeit  vor.  Im 
Dolomit  zahlreiche  Versteinerungen  und 
im  Kupferschiefer  Fisch<  und  Pflanzen- 
abdrUcke. 

Liebenstein  repräsentirt  schon  in 
seinem Aeusseren  einen  modernenBade- 
ort  ersten  Sanges.  Obgleich  es,  nament- 
lich in  den  entfernteren  Theilen  des 
Dorfes,  an  ärmlichen  Hütten  nicht  fehlt, 
so  macht  doch  der  Curplats?  und  die  da- 
mit in  Verbindung  stehende  Promenade 
einen  flberrasehenden,  fuöt  grossartigen 
Eindruck.  Auf  einer  geräumigen/^  von 
majestätischen  Kastanien  und  Linden 
beschatteten  Terrasse,  wo  täglich  nach 
der   Mittagstafel  Unterhaltungsmusik, 

^)  Ansicht  vom  Aschenberge  (südlich).  — 
n.  Schwerdt,  Liebenstein.  2.  Aufl.  Gotha 
1858. 


stellt  das  lange  fensterreiche  Curhaus  : 
lavor  ein  sehr  schöner  l^rannen  mit  der 
Statne  der  Hygiea,  im  Vordergrund  ein 
sammetgrüner  Rasenteppich  mit  Fon- 
täne, Bassin  und  Bluffloibosquets.  Ge> 
gin|lber  ein  kleiner  Säulentempel,  unter 
.welchem  die  alte  Mineralquelle  (der 
Sauerbrunnen)  entspringt.  Seitwärts  die 
neue,  ungleich  kr;i!'tiircro ,  mit  einem 
Glii.ssthirm  überwölbte  Heilquelle,  die 
jetzt  zum  Trinken  und  Baden  benutzt 
wird.  Daneben  das  Schauspielhaus,  das 
in  seinen  Kebenrftumtti  Trinkhalle,  Mol- 
kenküche, Badelellen  enthält.  Theater- 
vorstellungen selten  ^lit  dem  Curplatz 
steht  nordwestlieh  eine  breite,  mit  dop- 
pelten Pappelreihen  bepflanzte  und  mit 
Blumenbosquets  gesehmflckte  Strasse  in 
Veibindung  —  die  sogen.  Trinkprome- 
nade — ,  in  welcher  zu  beiden  Seiten 
stattliche  Paläste  prangen:  links  (auf 
der  Seite  des  .Schauspielhauses)  das 
Palais  des  verstorbenen  Herzogs  Bern- 
hard von  Weimar  mit  Glaskuppel, 
S&nlenportal  u.  angrensendem  Schw^- 
zerhaus;  rechts  der  Langebau  (für  Cur- 
gäste),  das  prachtvolle  Müll  ersehe  Hotel, 
die  eben  so  nrnftingliche,  wie  elegante 
Martinysche  Wasserheilanstalt  u.  a.  An 
das  Curhaus  scliliesst  sich  (westlich} 
ein  langer  Corridor,  worin  die  Bade- 
einrichtungen der  herzogl.  Ealtwasser^ 
heilanstalt.  Weiter  hinaus  nach  dem 
Walde  zu  die  einfache  Kirche;  daneben 
zwei  schmucke Privathänser  im  Schwei- 
zerstyl, und  oberhalb  derselben  die  neue 
*  ViUa  des  Erbprinsen  von  Meiningen 
mit  höcfist  geschmackvollen  Oarten- 
anlagen.  Vor  diesen  brillanten  Bauten 
j,(Ue  K.sphinade ein  breiter  Spazier- 
gang unter  jungen  Bäumen,  der  im  unte- 
ren Dorfe  mündet.  Auf  der  anderen 
Seite  des  Curhauses,  seitwärts  mit  der 
Terrasse  in  Verbindung,  *,,der  JSrdfM,^* 
ein  ebener  Raum,  von  drei  Seiten  mit 
malerisch  ansteigenden  Felswänden  um- 
schlossen und  vom  düsteren  Laubdach 
prachtvoller  Kastanien,  Buchen  u.  Lin- 
den überwölbt.  Im  Hintergrunde  ein 
Steingewölbe»  aus  dem  ein  Bißhleln  her* 
vorbricht  Daneben  F<dsenkeller.  Am 
jtthrjichen  Brunnenfeste  (Ende  Aagust) 


Digitized  by  Google 


Digitizeu  Lj  oOOgle 


S25 


i^.  Ihtde:  YoB  Lidbenstein  Altensteia. 


326 


-wird  dieser  unvergleichliche  Naturpalast 
durch  mapriscln''  Bcleuchtniit^  in  ein  phan- 
tastisches F«^f'ti'l*loss  verwandelt.  Ober- 
halb desErdtailcä  r.  ein  freier  Platz  mit 
Blnmenanlagen,  überbautem  Eiskeller 
«nd  Kegelbahn.  Noch  weiter  aufwärts 
* rjder  helle  Blich/*  eine  Terrasse  mit 
rcizondcr  Aussicht  ins  Werrathal  n.  auf 
die  Vorberge  der  Rhön. 

Badeanstalten:  T>cr  Mineralhruntien  zu 
L.,  der  mit  dem  Pyrmontcr  Wasser  grosse 
AelmUclikeU  hat««*)  Ist  den  fMrktteB  and 
Lösten  Kiseiitiucllcn  Pcutschlands  beizuzäh- 
Icu,  uud  einer  der  reichsten  Säuorliiige,  die 
eä  gibt.  Da  er  stark  mit  Kohlensiure  Tor- 
setat  tot,  so  schmeckt  das  Wasser,  mit  Wein 
und  Zucker  vermi<?cht ,  angenehm  und  or- 
frischend,  und  wird  neuerdings  auch  als 
„ZilebenstefnerStahlquelle'*  Torsradet.  Aus- 
serfJorn  .,  Fichtennadel -,  Sool-  und  Eisen- 
«»oolbador.  B  idi  arzr :  Dr.  Döbner,  der  wäh- 
rend der  Winternionate  in  Meiningen 
praktiairt.  Tarif:  Hinera].  YoUbad  80  kr. 
(8|  ßgr.),  Soolbnd  1  fl.  (17  Sgr.),  Fich- 
tennadeüiad  36  kr.  (10  ^^r.).  —  Feriior  2 
KaUwaitserhKilaMtalUn ,  eine  herzogliche  und 
«ine  aach  Im  Winter  besuchte  Prlvatanstalt, 
beide  unter  Leitung  des  Dr.  Martiny,  „dos 
ältesten  jotzt  leitenden  Wasserdoctors."  Die 
dazu  gehörigen  Apparate  ebenso  mannig- 
faefa,  als  sweckmisslip  (anch  sn  Dampfe 
Schlamm-  luul  Moorbäilt-m).  Das  Wassor 
(mittlere  Temperatur  5<*  B.)  vou  ausge- 
zeichneter Qualität  und  fast  chemisch  rein. 
Ueberau  reiche,  erfrischende  Qnellen.  Wel- 
lenbad im  Maricntlial  (♦  Sttin'i«'  v.  L.).  Ta- 
rif: Sämmtiüehe  Bäder  mit  Bedienung  vö- 
chentlich  8|  11»  (S  TMr.).  —  Die  jtfbljttnetfr 
wird  von  „kalten  und  warmen"  Gästen  je 
uach  Bedürfniss  gebraucht;  ä  Becher  4  kr., 
Ziegenmilch  2  kr.;  wöchentliches  Trinkgeld 
«4  kr.  (71  Sgr.). 

Ouehlehtlieheg.   Ii.  Ist  das  ilteste  und 

gegenwärtige  das  clcp;an(est('  aller  tliur.  Bä- 
der. Seit  uralter  i5eit  war  die  Heilkraft 
seiner  Quelle  gekannt  und  benutzt.  Schon 
1610  veröffentlichte  Dr.  LibaThueine  Bohrlft : 
,,Tractatn3  mrdintis  physirns  und  lTi=:fnria 
des  Tortrcfiaichen  Sauerbrunnen  unter  Lie- 
benttefn.**  Welt  frfther  aber  hatten  sich 
schon  elnselne  Hütten  tun  die  Quelle  herum 
angesiedelt,  die  allmälij?  zum  Dorfe  wuch- 
ten. Nachdem  Herzog  Casimir  von  Coburg 
die  wohlthfttige  Heilkraft  dieser  QaeUe  au 
sich  selbst  erfahren  hatte,  besuchte  er  L. 

*)  Dr.  Jieichardtf  Chem.  Untersucliung 

der  Wneral^ueUe  lu  L.  Hannorer  1849. 


zehn  Jahre  Iftnpc  mit  seinem  ;?länzenden 
Hofstaat  und  verbreitete  di  n  Ruf  (ks  dasi- 
gen  Bades  in  weite  Feme.  Hofrath  v.  Fi- 
schern aber,  der  L.  kiullich  an  sich  brachte 
(1710),  hawte  das  Srliloss,  welches  jetzt  als 
Cur-  und  Gastbaus  benutzt  wird,  und  pflanzte 
die  Bäum«,  in  deren  Schatten  sich  die  Gäste 
pfle^jen.  Nachde  in  au  eil  die  Hersfige  toh 
3Meininjrcn  ,  Gotha  uud  Kiscnach  die  dasige 
Quelle  wiederholt  mit  gutem  Erfolge  ge> 
braucht  hatten,  ward  L.  1715  aum  Flecken 
erhoben  —  wiewolil  die  Marktgerechtigkeit 
längst  nicht  mehr  geübt  wird  ~,  und  vielo 
Schriften  feierten  dessen  Vorzüge  (Fr.  Mo- 
sengeil mit  einer  Novelle :  „Iiiebensteln  und 
die    neuen   Arkadiei  Allein    die  Mode 

wechselt.  L.  ward  uach  und  nach  wieder 
vergessen  und  verwaiste  mehr  und  mehr. 
Erst  Herzog  Georg  von  Meiningen  »am- 
melte  dort  wieder  einen  plänzenden  Kreis 
hoher  Gäste,  unter  welchen  Karl  August 
von  Weimar,  kaufte  das  Bad  von  den  bis- 
herigen Besitsern  fikr  110,000  fl.  und  ver- 
wandelte es  zu  einem  „neupn  Arkadien." 
Nach  Beinern  Tode  nahm  jedoch  die  Fre- 
quens  wieder  ab,  so  dass  die  Zahl  der  Cur-' 
gaste  sich  auf  14  verminderte,  —  bis  In  der 
nenen  Zeit,  theil.s  durrli  die  neuerbohrto 
Quelle,  thcils  durch  diu  Wasserheilanstalt, 
theils  durch  die  leichteren  Verkehrsmittel 
L.  sich  derart  emporschwang,  dass  es  der 
renommirteste  und  einer  der  besuchtesten 
thür.  Badeorte  ist,  dessen  Habitus  mehr 
oder  weniger  an  ein  grossartiges  Luznsbad 
erinnert. 

Spaziergänge.      1)    ZunSchst  aar 

*  Burgruine,  dem  „alten  Liebenstein** 
(20  Min.).  Alle  Wege,  die  sieh  durch 
das  BerfTwäldchen  schlängeln,  an  wel- 
ches sich  das  Curhaus  anlehnt,  führen 
zu  diesem  Ziele:  der  nächste  zwischen 
dem  Cnrhans  und  £rdlkU  empor.  An- 
genehmer vom  „MeUen  BUchef*  1.  auf- 
Avärts  über  den  „Beriihardsplatz"  (ßulie- 
bänkc  mit  reizender  Aussicht)^  oder  auf 
dem  schönen  „IMarieiiwec;"  am  Wald- 
saume hin  (mit  den  herrlichsten  Fern- 
sichten) und  dann  r.  empor.  Unfern  der 
Ruine  steht  auf  einer  Lichtung  ein  go- 
thisches  Denkmal  mit  der  Büste  der 
verstorbenen  ITorzogin  Ida,  der  Gcmali- 
lin  de?  Herzo<xs  Bernhard  von  Weimar, 
die  jeden  Sommer  in  L.  ^vf^llntc•  An 
einer  merkwürdig  verwachsenen  iiiuho 
vorüber  betritt  man  auf  einer  später  er- 
bauten Steintreppe  das  verfallene  Ge- 

14* 


Digltized  by  Google 


327 


IS.  RmAe:  Ton  Liebenstein  nacli  Altenstein 


328 


mSufr,  das  auf  omem  Dolomitfelsen 
thront  (1432  F.)  und  durch  die  Stcin- 
rahraen  der  Fensternischen  (besonders 
aus  der  ehemaligen  Kemnate,  zu  der 
man  durch  eine  Maueroffnung  empor- 
klettert) reizende  Landschaftsbilder  vor 
die  Blicke  zanhert.  —  Erst  .s«'it  1386, 
als  die  Freiherrn  von  Stein,  dio  auf  Al- 
tpnstein  ansässig  gewesen,  nach  Lieben- 
stein übersiedelten,  wird  der  Name  der 
Burg  erwftfa&t.  1667  ward  dieselbe  nach 
dreimonatlicher  Belagerung  Tom  Kur- 
fürsten Auj?ust  zu  Sachsen,  der  das 
Reichsheer  Itefehl iiitc.  erstilrmt  und  •ver- 
stört, nachdem  ilir  damaliger  liesitzer, 
Asmus  V.  Stein,  der  sich,  der  Lehu&- 
pflidit  gegen  dra  unglücklichen  Herzog 
Joh.  Friedr.  von  Gotiba  getreu,  bei  den 
Grumbachschen  II .-indeln  betheiligt  hat- 
te, im  Knmpfc  it;et'allen  wnr.  Sie  wurde 
zwar  wieder  nut'gebaut,  bis  sie.nneh  doii 
Tode  der  letzitcn  Bewohnerin  (1677), 
nach  n.  nach  einTrQmmcrhaufen  wurde, 
ohne  dass  sie  das  in  ihre  Grundmauern 
lebendig  eingesargte  Kind  vor  dem  Ver- 
falle zu  schützen  vermochte.  —  2)  * Fel- 
senthratfr  (nur  10  Minuten  hinter  der 
Ruine).  Promenadenweg  unterhalb  der 
Burg  tiefer  in  den  Wald  hinein.  Plötz- 
lich ein  groteslies  Felsgebilde,  zu  dem 
bemooste  Steintreppen  hinabführen.  Es 
ist  das  „Felsentheatcr"  (vom  Volk  die 
,,bohleScheuer*  genannt), ein  geebneter 
Kaum,  von  3  Seiten  mitFelswänden  um- 
schlossen und  von  prachtvollen  Buchen 
Uberschattet  Im  Hintergrund  eine  dü- 
stereHÖhle,  die  aber  nicht  weit  verfolgt 
werden  kann.  Nach  N.  öfflnet  sich  der 
Vorlianf;  dieser  schauerlichen  Felsen- 
bühne, so  dass  man  jenseit  des  Wald- 
meeres dieKirchc  und  den  Friedhof  von 
Steinbach  sieht.  In  früheren  Zeiten 
sollen  in  dieser  ),Wolfsscblncht"  theatr. 
Vorstellungen  gegeben  worden  sein. 
Jeder  Promenadenweg  führt  liergabnach  ; 
Tj.  zurück.  Will  man  jedoeli  .sotort  auf' 
deu  Altenstein  gehen,  so  sehlä|zt  man 
den  Pfad  eiu,  der  westlich  hinabläuft, 
und  fiberschreitetansserhalbdes  Waldes 
Bach  und  Wiese,  um  auf  die  nahe  durch 
eine  Pappelalh  e  be merkliche  Chaussee 
au  gelangen.  Rechts  vom  Felsentheater 


führt  ein  Pfad  nördlich  nach  Stcinbaeh 
1  östlich  ins  l  ljüringerthal),  welchen  viel- 
leicht Diejenigen  wählen,  die  zum  Lu- 
thersdenkmai (und  weiter  nach  Ruhla) 
wollen. 

3)  Thüringerfhnl  (\  St.),  üätlicli  %on  der 
Burgruine  (S.  2515).  Wer  den  Inselsberg  be- 
suchen und  beide  in  ihrem  Charakter  so 
Torschiedene  Thäler,  das  Thüringer-  und 
das  Drusentlial ,  sehen  ^vi!1,  gi<lic  aus  dem 
ersterea  r.  ab  über  „diu  Klinge^'  (wunder- 
Bcböner  Punkt)  nach  Landenbach  und  von 
da  über  Blinenthal  nac)i  Herges.  Der  Weg 
ist  kaum  so  weit,  als  mu  Licbcnstein  über 
Bayrode.  —  ^)  A»chenberg  (UOö  if'.)>  i^t.  sud- 
westlloh  Ton  Liebenstein,  mit  bfibschen  An« 
Ingen  und  reizendeu  Aussichtspunkten. 
Weg  am  DomainulLMiti^  vorüber  y.n  ein«^r 
waldigen  Höhe  hinauf.  Scliuuer  Blick  auf 
Ltebenstein  (Unaen  Jmi^).  Jeneeit  des 
Wäldchens,  wo  .'»oust  ♦■ine  Mon.shütte  stand, 
ein  neues  Panorama  (Werrathal  mit  3d  Ort- 
schaften). Von  hier  1.  nach  Bayrode,  r.  an 
der  Raboldsgrabe  Torüber  eum  „tietzten 
Heller"  (Einkehr).  Daneben  „die  Haide," 
ein  Tanoeuwäldcheu  mit  Promenadenwegen, 
Lnsth&uscben  und  Kuheplätzcu,  worin  die 
barchfelder  Linie  der  Freiherren  vonStein 
ihr  Krbbcgräbniss  hat.  Nahe  beim  Letzten 
Heller  Chauss6e  von  Liebeastein  nach 
Uarchfeld.  —  6)  Verfolgt  man  den  Unken 
Arm  dieser  Strasse  (von  Barchfeld  nach 
Schweina),  .so  ir«'liuigt  man  an  den  von  der 
ehemaligen  ivuplurbeigbaugeselischaft  er- 
richteten Gebäuden  vor&ber  in  10  Hin. 
nach  Marienthal,  einer  herr^chaftlicbrii  Be- 
sitzung mit  einem  ländlichen  Schloss,  wo- 
rin der  Begründer  der  Kindergärten ,  Fr. 
Fröbel,  eine  Freistätte  ftnd  und  nach  kor* 
zer  Wirksamkfit  .sein  c^Mneinnütziges Leben 
beschiosa  (lä52).  W«»llenbad.  Von  Lieben» 
Stein  SireU  nach  Marieathal  (^  St.) :  Chans- 
s6e  r.  bergauf  durch's  „Hölzchen**.  Im 
Thalo  fort  nach  Sclnreina  (20  Min.). 

Nebeurottlen:  Von  Liebeuiiteiu  1)  nach 
Salzungen  (ß.  CO);  —  S>  nach  Möhra  (B.  58), 
Chaussee  über  Glücksbrunn,  CJumpelstadt^ 
Waldfisch,  dann  1.  (noch  J  St.)  nach  MLi)ira 
(24  St.  von  L.}i  rückwärts  vielleicht  über 
Salzungen,  oder  üherWitselrode  undBarcli- 
feld;  —  H)  nacli  Eisnuich  entweder  über 
Immelborn  und  Satzungen  (R.  2.  60)  in  3 
Stunden,  oder  (Chaussee)  über Glücksbruiin 
und  Gumpelstadt  (S.  8A1),  oder  über  Gif  keks- 
brunn und  durch  den  fchweinaer  Omnd 
(8.  unten),  oder  über  Buhla  (B.  49.  50);  — 
4)  auf  den  In$eltherg  und  nach  Friedrichrode 
(Route  18} ,  oder  über  Winterstein  nach 
WMirdtamte»,  Beinhardäbmm,  JMedriekrodit 


Digitized  by  Google 


329 


19,  JUmie:  Von  Liebenstein  nach  Alteustein. 


330 


(R.  fi2);  —  5)  über  SeHgenthol  und  Stein- 
bach-Hallenberg nach  Oberhof  (R.  65);  6) 
nach  Behmaikcaden  (B.  64};—  7)  nach  Buhia 
(R.  61).  Will  man  auf  der  letEtoren  Toor 
Sf'iiihach  und  das  Lufherndenhmal  Ix-'iuclicn, 
odcroincn  besonderen  Ausflug  dahin  machen, 
SO  kann  dies  anch  zu  Wagen  geschelien, 
indem  man  (bei  einem  Wegweiser)  von  der 
ruhlaer  Otauäs^e  r.  ablenkt  und  wieder 
auf  dieselbe  zurückfährt,  i^iäher  aber  su 
Vuss,  entweder  tori  Felsentheater  aus,  oder 
(bequemer)  vom,lieben8teiner  Cnrhaus  an 
der  orbprinzliehen  Villa  vorüber,  den  W.ild- 
saum  entlang  und  dann  im  Wiet^eiigrunde 
Uber  den  „Kolmhach**. 

Steinbach  {\  St.  von  Liebenstoin)  ist 
ein  grosses,  betriebsames  und  vielfach  ori- 
ginelles Dorf  mit  1400  Einw.  WeU  im  alten- 
Steiner  Besirk  die  Hexensagen  eine  Haupt- 
rolle spielen,  wird  es,  zwm  T'iitcr-cliied 
von  Steinbach-Uallenberg,  zuweilen  „Ueixen- 
Stefnhaoh**  genannt.  Tn  einem  blGhonden 
Thatkessel  gelegen,  ziehen  sich  die  Häuser 
terrassonförniip:  an  (ien  steilen  Bergwänden 
empor ,  von  der  schonen  Kirche  und  dem 
sie  nmgebendenOottesaeker  malerisch  über- 
ragt. St.  ist  der  lierd  der  Hesserfabrika- 
tion.  Denn  die  Bewohner  sind  grössteu 
Theils  Schlosser  und  Messerschmiede,  die 
Jährlich  an  80,000  Dtid.  Schlösser  nnd 
120,000  Dtzd.  Messer  (meist  von  geringer 
Qualität)  liefern.  Kine  auf  Staatskosten 
errichtete  Musterwerkstätte  mit  Poch-  und 
Schlei^erk.  Dennoch  nihrt  man  sich  klkm- 
mcrlich  genug.  .  Eine  Familie  von  8  Per- 
sonen, die  wö^bentiicb  etwa  30  Dtzd.Messer 
(das  gaSuie  DM.  9  bis  10  Sgr.)  produsirt, 
verdient  (das  Material  in  Abrechnung  ge- 
bracht) kaum  das  tägliche  Brod.  Dabei 
sind  jedoch  die  Leute  heiteren  Sinnes  und 
haban  insbesdiiilMi^eine  grosse  Yorliebe 
Ar  Mnsik  tad  besang.  Das  liebenstelner 
lEusikchor  besteht  meist  aus  Steinbacliorn. 
Der  Componist  Doles  {\  1797  iu  Leipzigj 
hier  geboren.  Üabaribtfiapt  repräsentiren 
die  Steinbacher  einen  schroff  ausgeprägten 
Voikatypu«,  in  Sprache,  Tracht  und  Sitte 
dem  Brotteröder  nnd  Rnblaer  ähnlich.  AU- 
mälig  verwischt  jedoch  die  moderne  Cultur 
diese  originelle  Individualität  mehr  und 
melir.  Oberhalb  dos  Dorfes  (nordöstlich) 
d0r  4SdUr«0»C]kMjrrimd(Stefnbach8grund),  ein 
interessantes,  von  Mühlen  und  Gewerken 
(bes.  Schleifkothen)  belebtes  Tlial ,  das  viel 
besucht  wird.  Der  Weg  zum  Ltülier»dcnkmal 
(noch  f  St.),  1.  Tom  SehleifkotheDgrond, 
dn^ch  das  Kcliöno  Kolnibachsthal. 

Kleine  Touren:  Von  Liehenstein  ans 
(zu  Wagen),  deren  nähere  Beschreibung 
betr.  Orts  nachgesehen  worden  mag: 


Ein  halber  Tag  :  1)  Glücksbrunn,  Alton» 
stein,  Liithersdcnkmal,  Steinbach. 

2)  Barchfeld,  Salzungen ;  zurück :  Witzel- 
rode,  Gumpelstadt,  Olikoksbmnn ;  oder  Möhra, 
Waldflsch,  Gumpelstadt. 

3)  Glücksbrunn,  Gumpelstadt,  Wilhelme- 
thal;  zurück:  Kuhla. 

4)  Alteustein,  Buhla  und  surftck  an 
Steinbach  voriiber,  oder^bis  Wilhelmstbaln. 
über  Gumpelstadt  zurück. 

5)  Herges,  Drusenthal  und  zurück;  oder 
von  Herges  durch  das  untere  Drusanthal, 
Herrenbreitungen,  Barchfeld. 

6)  Inselsberg  und  zurück. 

Kin  ganzer  Tag  :  1)  Wilbelmsthal,  Eise- 
iiach  ;  zurück:  Kuhla. 

2)  Winterstetn,  Beinhi|rdsbrunn ,  Frie- 
drichrode; surfick:  Brotterode,  Drusenthal. 

3)  Brotterode,  Inselsberg  ;  zurück  :  Brot- 
terode, Klein  -  Schmalkalden  ,  Seligenthal, 
Herges;  oder  vom  Inselsberg  bis  Friedrioh- 
rode  und  nbar  Klein-Scbmalkalden  Kurüok. 

4)  Ruhla,  Thal,  Sch\var«bau8en,  Langen- 
hain, Waltershausen,  Keinbardsbruuu ;  zu- 
rück: Tansbuche,  Brotterode. 

6)  Winterstein,  Kabars,  Inselsberg,  Brot- 
terode ,  Drusenthal ;  oder  von  Brotterode 
nach  Kloin-Schmalkalden  und  überSeligen- 
thal zurück. 

0)  Herges,  Seligenthal,  Schmalkalden 
zurück  :  Todtenwart,  Altonbreitungen. Barcli- 
feld;  oder  von  Seligenthal  nach  Steiubaoh- 
llaüunberg  uud  zurück  über  Schmalkalden. 

7)  Wasungon,  Medingen. 

Yonldeliensteiiinaeh  iltenstelnr 

(Ys  St.).  Chaussee  nn  Glü*  ksbrunn  vor- 
über, unmittelbar  über  derlTöhlo  r.  zum 
Berg  hinauf.  Die  erste  Strasse,  .lioatisdcr 
Pappelalice  der  lii  ljenstoiiier  Chaussee 
rechts  abläuft,  tührt  oberhalb  öteinbachs 
nach  Ruhla,  ohne  Altenstein  zu  berühren. 
Verfolg  man  sie  jedoch  bis  zur  Strasse, 
die  von  Ältenatein  nach  Ruhla  führt,  und 
biegt  links  lierum  in  die  letztere  ein,  so 
kommt  man  frlcielifalls,  aber  von  der 
Nordseite,  nach  Altenstein.  Die  zweite 
Strasse  (von  Liebeustein  her),  die  wuter 
Wagners  Hdtel  lwk$  abgeht,  föhrt  nach 
Schweina.  Von  derselben  Iftnft  nncb 
kurzer  Strecke  wieder  eine  Stras.^errc 
ab,  und  zwar  an  der  glücksbrunnor  Fa- 
brik vorüber  nach  Gumpelstadt  uud 
Eiscnacli.  Ist  man  eine  Strecke  auf  der 
altensteiner  Chaus^^e  rechts  von  der 
Restauration  empor  gefahren,  so  läuft 


Digitized  by  Googl 


■ 


331 


20.  Souu:  Ton  ütenstein  nach  Eisenacli« 


332 


links  eine  Strasse  hinab  nach  Gumpel- 
stadt, die  sieh  mit  jener  vereini<;t.  Eine 
andere  (Sommerweg),  zwischen  der 
gumpelstadter  (1.)  u.  der  altensteiner 
(r.)  in  den  Eekenseller  Grand  (Wasser- 
fall, Sennhütte)  und  im  weiten  Bogen 
ilnnh  (las  Louisenthal  um  Altcnstein 
herum.  Auf  der  Höhf»  verelnijjt  sie  sich 
mit  derStrasse,  die  von  Altenstein  nach 
Kuhla  führt, so  dasü  man,  zurückfahrend, 
▼on  Norden  her  nach  A.  konhnt.  Auf 
diese  Weise  kann  man  nm  Altenstein 
rings  lierumfjihrcn ;  hinwärts  vielleicht 
die  gewöhnliehe  (kürzeste")  Strasse  oder 
durch  den  Eekenzeller  Orund,  zurüek 
(vom  Gasthof  durch  die  Colonuade  der 
Pferdeställe)  r.  auf  der  rulilaerCliatiss^e. 
—  IhtMw^z  Oberhalb  der  Esplanade  an 
der  erbprinslichen  Villa  vorüher  1.  durch 
einen  W5f'<f^nrf  rund,  wo  die  besten  Quel- 
len für  <lieKKltwa«;serlieilfinst.ilt  j^efasst 
sind^  bis  auf  die  Chaussee,  die  nach 
01ttcksbrnnn  IQhrt.  Indem  wir  uns  auf 
dieser  „Trinkpromenade"  aus  dem  mit 
reicher  Kohlensäure  geschwängerten 
Wasser  des  Aubrunnens  (Temp.  \  5^) 


letzen,  klingt  uns  das  ,,AbschicdsHed 
von  Liebenstein"  in  den  Ohreu,  das 
Fr.  Nohr  in  Musik  j.'f  setzt: 
0  lächle,  freundlicbo  ^laJade, 
Noch  Tauaetiden  in»  Hera  hin^, 
Dass  sie  anf  jedom  ihrer  Pfade 
Pich  segnen,  trautes  Liebenstein! 

Auf  der  Höhe,  oberhalb  des  neuen 
Gasthauses  —  Wagners  Jlötcl,  früher 
Wangemannsburg —  geht  wiederum  ein 
Pfad  r.  ab,  der  am  „brüten  Birnbaum*^ 
vorüber  unterhalb  des  Chinesiseben 
Häuschens  am  schroffen  Bergabhange 
hinführt  und  zu  den  östlichen  Partien 
des  ultenst  Parkes  emporsteigt.  Ein 
anderer  Prouionadenwcg  von  der  ruhlaer 
Strasse  1.  herauf  sum  „Morgenfbor^. 

Wagner*  SdUt  mit  „BestoiintCion  GKeks- 

hrnnn,^'  im  Schwcisserstyle  neu  erbaut  und 
elegant  eingerichtet,  auf  einem  Dolomitfel- 
»eu,  an  dessen  Fuss  sich  die  Strassen  von 
Altensletn,  Llebeiuitabi,  Bvhla,  "WillielnMi- 
thal,  Immelborn  kreuzen,  nur  50  Schritte 
von  der  Grotte,  fast  uninittcllmr  unter  den 
kolossalen  Felsgebildeu  dea  Altensteins. 
Im  ErdgesehoBS  Bestauratlon,  im  ersten 
Stock  Logtra^mer  mit  guten  Betten. 


20.  Houte :  Von  Altenstein  nach  Eisenacli. 


Alt61ist6!ll ,  einer  der  rei7.endsten 
Punkte  des  Thüringerwaldes ,  wo  sich 
^Catur  und  Kunst  die  Hand  gereiclit,  um 
einen  grossartigen  Park  2U  schaffen, der 
an  mannigfachen  SehSnbeiten  mit  Rein* 
hardsbmnn,  Schwarzbnrg,  Eisenach  u. 
Coburg  wetteifert.  Man  braucht  minde- 
stens 3  Stunden,  um  dt  n  einzelnen  Par- 
tien desselben,  wie  nalie  auch  durch  die 
saubersten  Promenadenwegc  mit  einan- 
der verbunden;  nur  eine  flüchtige  Auf- 
merksamkeit zu  schenken. 

Der  Kern  des  altensteiner  BerLjes  ist 
grobkörniger  Granit,  über  den  sie  Ii  die 
abenteuerlichen  Formen  des  liauh- 
kalkes  (Dolomit)  lagern.  Schon  von 
der  liebrasteiner  Strasse  ans  gewähren 
die  schroff  vortretenden,  wollsackähn- 
lichen  Felsen  ein  originelles  Bild.  — 
Eine  dieser  wundersamen  Felsgestaltcn, 
die  einein  Mönche  oder  Ritter  gleicht, 
hat  L.  Bechstein  als  „greisen  Zecher" 
besungen.  Am  Fuss  derselben,  -wo  sich 


die  Strasse  scheidet,  ward  1851  auf  der 
linken  Hügelterrasse  (,, Wangemanns- 
höhe'*) eine  Restauration  ejbaut  („Wan- 
gemannsburg"), die  1861  im  Schweixer- 
styl  TergH)S8ert  und  su  Wag$ur»  H&Ul 
oder  „Restauration  Glücksbrunn"  umge- 
wandelt wurde.  Geii^enüber  Olllcks- 
brimil^  ein  eheuialij^es  Blaufarbonwork, 
worin  die  in  der  Nachbarschaft  gewon- 
nenen Kobaite  zu  Sehmalte  bearbeitet 
wurden.  Der  Ort  —  frfiher  ,,Hfitteii- 
hof*'  genannt  —  besteht  aus  einem 
Schlosse  (Familie  v.Weiss)mithübschen 
rarlvanlagcn,  und  einer  Gruppe  kleiner 
Häuser,  worin  die  Arbeiter  wohnen,  die 
in  den  grossartigen  Wollspinnereien  des 
Hrn.  V.  Weiss  (eines  der  reichsten  Fa- 
brikanten in  Thüringen)  thätig  sind. 
Unmittelbar  an  Glücksbrunn  grenzt 
(südlich)  der  mcininpisehe  Marktflecken 
Schweiua  mit  etwa  lOOOEinw  ,  welche 
ehedem  starken  Bergbau  (,aut  Silber, 
Kupfer  und  Kobalt)  trieben,  der  fedoeb. 


■ 


Digitized  by  Google 


333 


334 


nachdem  auch  die  letzten  Versuche  der 
sächsisch-thüring.  Berg:bau-  uiul  Ilütten- 
gesellscbaft  (die  sich  lö61  auiiuütejmisä- 
glückt  sind,  gftnaUch  dunidder  liegt. 
Auf  dasigem  Gottosacker  das  Grab  des 
im  nahen  Harientltal  verstorbenen  Fr. 
Fröbel,  dessen  sclilichtes  Denkmal  das 
Motto  seines  Ijolions  zur  Ins(  lit  ilt  trägt: 
^,Kummt,  Iflsst  uus  unscru  liiudcru  le- 
benIn  dem  Winkel,  welchen  die  vor 
Wagners  Hdtel  sidi  schadenden  Strassen 
1>ilden,  dieParkanlagen  desglücksbrun- 
ner  Schlosses,  worin  aus  einer  düstern 
"PelcoiiLTotte  ein  Bacli  horvori)r:ine;t, 
AveKiien  die  grosse  Höhle  entsendet,  die 
am  28.  Juni  1799  beim  Chausseebau 
entdeckt  nnd  hernach  erweitert  und  au« 
gängig  gemacht  wurde.  Diese  —  die 
_gliückabrunner,  dltensteiner  oder  auch 
/?>6(?n5fftn€7**HÖhlej  ist  das  interessan- 
teste Naturwunder  desThürinfrerwaldes 
u.  eine  der  grössten  Ilöblea  iu  Deutsch- 
land. Die  Knochen  TorsündflathUcher 
Thiere,  namentlich  der  Höhlenbären, 
die  man  darin  fand,  dnd  im  Naturalien- 
'  kabinet  zuMeiniiigen  aufbewahrt.  Wah- 
rend de.s  Sommers  ist  die  Grotte  an 
jedem  Sonntag  von  11  bis  1  ühr  mit 
zahlreiche  LXmpchen  erleuchtet.  Ein- 
tritt 30  kr.  (8V,  Sgr.).  Aber  auch  zu 
jeder  anderen  Zeit  kann  sie  mit  Lichtern 
und  Fackeln  besucht  werden,  ol)gleich 
bei  solcher  nur  stelleuweisen  Beleuch- 
tung der  grossartige  Eindruck  verloren 
geht.  Führer  und  Schliesser  im  nahen 
Oastliof,  Ton  welchem  der  dfister  be- 
schattete Vorplatz  nur  wenige  Schritte 
entfernt  ist.  Nachdem  du  dicli  aljt;e- 
kühlt,  trittst  da  durch  dieäussercThüre 
in  einen  gemauerten  Stollen,  auä  wel- 
chem ein  eisiger  Luftzug  weht.  Nach 
etwa  30  Schritten  eine  sweite  l^ure, 
welche  in  dieeigentlicheHöhle  einführt. 
Durch  einen  150  F.  langen,  bald  wcite- 
TOTi,  hal'i  engeren  Gang  mit  kleinen  Sei- 
teukammern seil  reitest  du  durch  die 
braunen  Felämassen  auf  ebenem,  trocke- 
nem Pfade  (hindurch,  bis  du  Sber  einen 
i^ien  Raum,  aus  wachem  einige  Gänge 
in  höher  liegende  Grotten  führen, in  einen 
hochgewölblen  Felsensaal  trittst,  der 
30  bis  40  Personen  fasst,  und  (Sonntags) 


von  einor  gebeimniss vollen  Musik  über- 
rascht wirbt,  die  von  einer  .stoiiiL'rnt  n 
Estrade  herab  tönt.  Nun  wendet  sich 
die  Hoble,  die  jlberhaupt  an  600  F.  lang 
ist,  durch  das  „Labyrinth**  yon  W.nach 
N.  u.  zuletzt  nach  O.,  bisdu  auf  i4Stn- 
fcn  in  eine  nhrrm  ilige  Wölbung  empor- 
steigst und  durch  ein  (~Jr<>ttenfenster  in 
eine  schaurige  Tiefe  hinabbiickst,  worin 
die  Wasser  der  Unterwelt  brausen. 
Steigst  du  wieder  hinab,  so  ffihrt  didi 
ein  scbnialerGang  an  die  Gestade  dieses 
Wassers,  das  sich  in  einer  an  einem 
griechischen  Tempel  gewölbten  Grotte 
zu  einem  kleinen  Weiher  sammelt  und 
eine  rauschende  Kaskadelle  bildet.  Ein 
reicher  Blumenflor,  der  sonntäglich  hier 
aufgestellt  wird,  spiegelt  sich  in  der 
magisch  erleuchteten  Fluth.  Der  Knall 
einer  abgefeuerten  Pistob»  weckt  ein. 
vielstimmiges  Eclio.  Siehe,  da  fährt  ein 
zierlicher  iS'acheu  herbei,  als  ob  e» 
Charon  wäre ;  du  drückst  dem  Fäbrmaim 
deinen  Obolus  in  die  Hand  und  dun^- 
schiffst  den  unteivdischen  See.  Noch 
ein  geräumiger  Gang  führt  über  lUO 
Schritte  weit  in  den  Scliooss  der  Erde 
hinein,  wo  abermals  der  Bach,  der  in 
Glttcksbrunn  au  Tage  tritt  und  alsbald 
eineHQhle  treibt,  seine  wunderlichen 
Melodien  singt. 

Doch  nun  auf  Ir  r  Strasse,  welche 
die  Entdeckung  der  Höhle  veranlasste, 
zum  Altemtein  hinauf  ('/^  St.).  Ehe 
man  an  die  Stelle  kommt,  wo  sidi  die- 
selbe in  mehre  Anne  theilt  (s.  oben}, 
steigt  ein  Fusspfad  r.  empor,  der  auf 
Felsenstufen  zur  ,,Erewltaßc."  einer 
kleinen  Grotte  mitdemMeiselbildo  eines 
Fuchses,  und  weiterhin  zum  Chinesi- 
schen Häuschen  und  zum  Morgenthore 
führt.  Bleiben  wir  jedoch  auf  der  schat- 
tigen Fahrstrasse,  auch  dann,  wenn  ^e 
im  schroffen  Winkel  sich  auf  die  Felsen- 
terrasse windet,  auf  welcher  das  her- 
zogliche Lustscliloss  stellt :  während  in 
diesem  Winkel  r.  und  1.  Promenaden- 
wege ablaufen,  die  au  denSstltcfaenPar- 
tien  des  ausgedehnten  Parkes  ffibreo* 
u.  zwar  der  obere  in  einem  weiten  Bogen 
umeinen  oing«^Tiegten  Wiesenplan  herum, 
auf  welchem  zahme  Hirsche  weiden. 


Digitized  by  Google 


335 


20.  BotOe:  YoH  AlteiMteiiL  naoli  Bisenfte]!. 


336 


Alt4»nsteill  („der  alte  Stein"), 
eine  der  ältesten  Burgen  in  Thüringen; 
obwol  der  Bericht  des  Chronisten  Sagit- 
taritts  unzuverlässig  ist;  „721  kam  der 
heilig«  BonIfacittS  in  diese  Lande ;  der 
.  Ort,  den  er  sich  zuerst  ausersehen,  war 
der  Wald  bei  dem  Alten  stein,  wo  er 
eine  kleine  Kapelle  nebst  einem  Hütt-  | 
chen  ftir  einen  Priester  bante."  Noch 
weniger  begründet  ist  die  Sage,  dass 
^e  Nenenborg,  dieLudwig  der  Springer 
bei  Freibnrg  errichtet,  dem  Allnnsteine 
gegenüber  gestanden  habe*),  wenn  auch 
einer  dasigen  Neuenburg  (wahrschein- 
lich einer  Erweiterung  der  ,, alten'' 
Burg)  urkundlich  gedacht  wird.  Als 
die  Ältesten  Besitser  der  Burg .  werden 
die  Herren  von  Frankenstein ,  die  Gra- 
fen von  Henneberg,  die  Herren  von 
Salza  und  die  Lundu^rafen  von  Thürin- 
gen genannt,  die  sie  den  sächsischen 
Kurfürsten  vererbten,  welche  damit 
ihrei^  treuen  Thärhüter  Hnnd  **)  von 

Dennocli  Tiat  sidi  diese  Sage  bis  in 
die  neaestea  Keisebücher  verirrt  und  Ut 
sogar  damit  begründet  worden ,  dass  noch 
jetzt  bei  Stoinbach  der  „Laudgrafenackcr" 
sei,  den  Ludwig  der  Eiserne  mit  seinen  Va- 
sallen umgepflügt.  Dass  ein  „Landgrafcn- 
acker"  in  der  steinbacher  Flur  vorhanden, 
bat  allerdings  soiuü  Kirhtigkeit.  Erhat  aber 
seinenNamen  nicht  von  dem  eisornon  Land- 
gralen,  sondern  gehörte,  laut  de^  altenstei- 
ner  Lebnbuches,  einem  schlichten  Messer- 
schmiede, der  Lorenz  Landgraf  hiess.  Hat 
nur  erst  etnBeisebuch  solch'  wunderliche  Ge- 
Bohichte  aufgetisebt,  dann  naschen  huadert 
andere  an  dem  pikanten  Gericht ! 

Diesen  Beinamen  führten  mclire  edle 
Geschlechter  (auch  die  Weifen).  Von  allen 
geht  die  gleiche  Stnmmsnge:  Eine  der  Kit- 
torfrauen beschuldigto  ein  armes  Weib,  das 
Drilliiigo  geboren,  des  Klicbruches  iiiui  licss 
sie  hinrichten.  Da  verwünschte  das  achuld- 
loee  Weib  die  Edelfrau,  dass  sie  nicht  blos 
3,  sondern  13  Kinder  gebären  aolle.  Und 
es  geschah  also.  Damit  jener  Vorwurf  nicht 
auf  sie  selbst  Bnrdckfalle,  befahl  die  Mutter 
einer  Dienerin,  zwölf  dieser  Knäbicin  ins 
Wasser  zu  tragen.  Der  Ritter  al)cr,  der 
nichts  davon  wussto ,  begf^ntde  ilir,  iind 
fragte,  was  sie  trage?  Da«tammelte  sie  er- 
schrocken: „Junge  Hunde."  Aber  der  Herr 
deckte  den  Korb  auf  und  fand  die  kleinen 
Junker*  dio  er  lioimlich  erziehen  Hess.  Als 
ale  KU  hübschen  Knaben  erwachsen,  fragte 
er  die  unnatürlielie  Mutter,  welcher  Strafe 
ein  Weib  verfalle,  dus  ihre  lUnder  gleich 
Jungen  Hunden  ertränke.  Sie  antwortete: 
nWaa  sie  mit  Wasaer  Torschuldet,  innas  sie 


Wenkheim  beliehen.  Dieser  w!?r  unter 
den  vennnunnten  Rittern,  ■wcIcIjc  den 
Kefurmatur  M.  Luther  autlioben  und 
zur  Wartburg  brachten.  Die  Nachkomo 
men  desselbaii  hatten  ihren  Site  auf  AI- 
tenstein  bis  1722,  nachdem  sie  die  Burg, 
die  im  Haiiernkriego  stnrk  bc-schädigt 
worden,  neu  erbaut  hatten  (1580).  Nach 
dem  Aussterben' ihres  Stammes  fiel  AI- 
tenstein  an  das  meininger  Fürstenhaus 
und  'v^urde  nun  su  einem  Amtssitz  ein^ 
gerichtet.  Aber  1733  ward  die  Burg^ 
von  welcher  noch  einige  Ueberreste  hin- 
ter dem  Schlosse  zu  sehen,  von  der 
rachsiiehtigen  Iland  eines  .Tägerijitrscheir 
eingeäschert.  Nun  liess  Herzog  Anton- 
Ulrich  das  jetzige SchlosB  erlMnen.  Der 
Baumeister  aber  (Bossini  aus  Italien) 
richtete  die  Hauptfafade  des  schmuck- 
losen (Gebäudes ,  das  auf  einer  1310  F. 
hohen  Plattform  des  Dolomitfelsens 
steht;  nach  dem  Berge  zu,  während  die- 
frUhere  Burg  ins  Thal  hinab  schaute. 
Darüber  war  der  Herzog  so  entrüstet^ 
dass  er  die  Stätte  nie  wieder  betrat. 
Dagegen  wählte  Herzog  Georg  das- 
Schloss  zu  seinem  RnniTncraufenthalte. 
und  schuf  die  reizenden  Aulagen,  welche. 
Alteusteins  und  Liebensteins  Umgebun- 
gen zu  einem  Mekka  aller  Tooristen 
machen.  Der  jetzige  Herzog,  welcher 
gleichfalls  in  den  Sommermonaten  hier 
wohnt,  hat  dio^;*^  Anl  ifren,  zum  Thei! 
nach  den  Plänen  des  Fürsten  Piickler,. 
mannigfach  erweitert  und  verschönert. 
Vor  dem  Schlosse  ein  mit  Blumen  und 
Boskets  durchwirkter  Rasenteppich, 
worauf  ein  kleiner  Weiher,  welelier  die 
plätschernden  Perlen  einer  hochsprin- 
genden Fontäne  aufnimmt.  Seitwärts 
allerliebste  Uartenanlaj^en  im  Roccoco- 
gesclnnack,  die  auf  den  Felsentcrrassen 
hängen,  wie  die  schwebenden  Gftrten« 
der  Semiramis,  u.  einen  wnnderhfibschem 
Blick  in  das  schrofT  abfallende  Thal' 
gestatten.  Südöstlich,  unmittelbar  an 
der  Strasse,   von    breitästigen  Linden 

mit  Feuer  büasen.'*  „Nun,"  zürnte  ihr  der 
Ritter  sn,  „so hast  dn  s-wdlfmatdenTevertodi 
vfrdipnt."  Darauf  liess  er  die  Knaben  ein- 
treten, und  die  Mutter  in  ein  Kloster  sper- 
ren* Seitdem  fahrten  jene  Söhne  den  Bei- 
namen f,Hand<*. 


Digitized  by  Google 


387 


20.  Sov$e:  ToB  AHmlim  naoh  Sisenaeb. 


338 


lillt^ldbmty  der  Bonifaciu9f eisen,  der  mit 
der  goldenen  Tnsrlinft  prangt:  „Gott, 
Vaterland  ,  Freiheit.  MDCCCXW.*' 
Man  kann  die  mit  uiiiom  Kreuz  ge- 
sehmfiekte  Spitse  auf  eingehaneaen  Stu- 
fen erklimmen.  Hier  soU  Bontfadus 
gepredigt  haben.  Doshalb  nannte  man 
auch  die  kleine  Zelle,  die  sonst  in  einem 
Winkf^l  dieses  Felsens  stand,  „dieBoni- 
facius kapeile."  Vom  Schlosse  gerade 
empor  zum  nahen  Wirthshau»,  das  je- 
doch keine  Naefatglste  beherbergen  darf. 

Zu  den  einselnen  I'^ictieu  des  ausgedebn* 
ten  l'r\rl{f  S'  fiihroTi  '^fi  vi  -lfai  li  vrr>5chlnnpenc 
Wege,  (laäs  mau  uitü  die  nähere  Beschrei- 
bung derselben  erlassen  wird.  Denn  wenn  es 
uns  auch  gelingen  sollte«  dieeinzelnen  Fäden 
dieses  Netze«  zn  entwirren,  würde  nicht  der 
schönste  Eindruck  verloren  gehen,  wenn 
man  fortwährend  die  Angen  auf  das  rothe 
Buch  heften  müsste,  um  nicht  eint-  falsrlic 
Bichtung  oinzuschlngen?  Ohneliin  rathen 
wir,  man  sich  den  herrschaftlichen 

jPfiibrsnt  aoTertrant,  die  —  einer  f&rdie  östlt- 
ehen  tiTid  rinor  für  dJ«'  wf>^tlit'lion  Partien 
—  im  Wirthshauä  zu  erfragen  sind:  nicht 
darum,  weil  man  irre  gehen  könnte,  son- 
dern weil  man  in  ihrem  Gelelte  auf  den 
knrzef»tcn  Weg»  n  nllos  Seheripwcrtho  arhf-n 
kluin,  auch  diejeuigun  Funkte  (z.B.Fohlen- 
baus,  Rftterkftpelle ,  Aeolsharfe),  die  nur 
mit  Hilfe  eines  Führers  gagftaglg  sind.  Ob- 
gleicli  sie  eine  Vergütung  nicht  fordern 
dürfen,  so  wird  man  solche  doch  gern  ge- 
wahren. Ist  dieCeit  m  besehrinkt,  als 
daaa  man  alle  einzelnen  Punkte  besuchen 
könnte,  so  wähle  rnan  die  i unlieb en  li\ach 
liiebeuütem  zu),  weil  t$ie  nicht  blos  die 
nSohstent  sond^i  aneh'  die  sebönsten  sind. 
Uebrigon.s  knnn  man  die  nn-isti'n  auch  zu 
Wagen  erreichen.  IMe  westlichen,  indem  man 
-  durch  das  llalbnind  der  Wirthschaftsge- 
hftnde  Unk*  am  Voblenbani  vorüber  und 
auf  einor  klofnoren  Tour  an  der  T'  nf  ? 
brücke  vorbei  zumSobiosae,  odorauf  einem 
weiteren  Wege  durch  4as  Loalsenthal  am 
Wasserfall  vorüber  bis  auf  die  Stelle  fihrt, 
■wo  die  von  Olürksbrunn  heraufkommende 
Chaussee  sich  iu  mebre  Arme  tLeiit  (s. 
oben);  die  Mlldto»,  Indem  man  sicli  jenseit 
dor  Wirthschaft^gebaude  r«c/t/«  wendet  und 
bi3  zum  „Morgenthor*'  ßlirt,  woliei  sich 
ein  überraschendes  Panorama  vor  den 
BUoken  anfiroUt,  um  dann  vielleicht  auf  der 
rubiaer  Strasse  weiter  an  lahraa* 

Die  östlichen  ParÜm  in  der  Kei- 
henfolge,  wie  maasie  am  sweckmässig- 


sten  zu  Fusse  besucht,  sind :  der  Bonifa- 
einnfelHfti  ( S.  337  V  —  Vom  obersten  Win- 
kel derglückäbrunncr  Fahrstr.  r.  ab :  der 
Blwmtenkorb f  ein  über  60  F.  hoher  Fel- 
senobelisk,  anter  dessen  fiberh&ngender 
Wand  die  Marmorbüste  der  Hersogin 
Charlotte  Amalie,  und  auf  dessen  engtt 
Plattfürm  eine  steinerne  Blumenurne, 
zu  der  man  anf  lialsbreehenden  Stufen 
empurii-iimiacu  kuuii ,  ohne  sieb  jedoch 
einer  Aussteht  sn  f!ranen.  •—  Vom  Bin*- 
menkovbe  1.  empor  (geradeans  gebt'» 
zum  Hohlenstein)  an  der  ,,Mo(»sbütte**^ 
voriUier  durch  einen ^^ftckdiuikeln,  aber 
gefahrlosen  Felsen^'unt',  wchher,, durch 
Nacht^zum  Lichte''  führt,  und  auf  be- 
quemer Treppe  in  einem  1863  ausge- 
bauten grossen  Pamllcn  mündet,  aa 
de<>scn  Stelle  sonst  die  halbTollendete 
r<iniisehe  ..ll(»tundc''  stand.  —  R.  zum 
nalien  }!<  rn-  jttlior/'  eiiu'm  der  rei- 
zeud.sten  Tunkte  im  ganzen  Parke. 
Durch  die  schwärzlichen  Dolomitklip- 
pen, die  schroff  und  kahl  sn  Tage  stehen, 
tritt  man  auf  die  „Gallerie/'  einen  ab> 
schüssigen  Felsenvorspmng ,  der  mit 
eisernem  Geländer  umfriedigt  ist.  Kanm 
«getraut  sieh  der  schwindelnde  Blick  iu 
die  Tiefe  zu  schauen.  Aber  das  Grauen 
löst  sieh  bald  in  Entsficken  auf.  Ge- 
genüber die  Bnine  Liebenstein,  snrB. 
Glücksbmnn,  weiterbin  das  Werrathal, 
im  Hintergrund  der  Dolmar,  nnd  im 
weiten  Halbkrei.-?  die  stolzen  Ha.salt- 
vorberge  der  lihöu:  ,,der  Oecbsen- 
berg  (1968  F.),  der  Dietrichsberg 
(20S5  F.)  nnd  der  Bayer  (2156  F.). 
—  Dnrch's  Morgenthor  zurück  nnd  I. 
alsbald  zum  ,,*Hohlen9tein/*  einem 
grotesken  Felsenriesen,  in  dessen  Ge- 
klüft ein  u:räu lieber  Drache  geliaust 
Imben  soll.  Em  Korallenriff  auf  der 
Höhe  des  Gebirges!  Denn  das  ganso 
Gestein  ist  von  Maschelbltnken  nnd 
Thicrresten  auferbaut.  In  der  unteren 
Höhhin<7  ist  eine  Felsspalte  mit  einem 
Thürelien  verschlossen.  Wenn  dies  ge- 
öffnet \^ird,  so  flüstern  und  rauschen 
bei  günstigem  Luftzug  die  wunderbaren 
Tone  einer  Aeel^offc  ins  lauschende 
Ohr.  Der  Scheitel  des  Felsenriesen 
(ld44  F.)  ist  mit  einem  ekinetvtchtii 


Digitizcü  by  Google 


339 


20,Moute:  Yon  Alteiistein  Baeh 'Siseiuich« 


340 


Häusehen  gekrönt,  von  dessen  schmaier 
Gallerie  sich  ein  reich  belebtes  Land- 
sehaflabüd  enclUieast.  —  Znrllck  ent- 
weder l.  abw&rts  an  der  „Eremitage*^ 
Torfiber  auf  die  Chaussee,  oder  r.  am 
Blumenkorb  vorüber  zi|m  Schloss. 

Die  westlichen  Partien  sind  weit- 
läutiger  und  zum  Theil  entfernter,  lu 
unmittelbarer  Nähe  des  Schlosses  (nord- 
westticb)  die  Bitterhapelle,  im  d&stem 
Waldesschatten  auf  einem  Fclsenkegel 
im  mittelalterlichen  Geschmacke  erbaut 
und  decorirt.  In  ihr  liegt  dns  Fremden- 
buch. Unterhalb  derselben  eine  uralte 
Linde  mit  gewaltigem  Laubdach,  von 
einem  blnmengeschmücktenFels^tiiea- 
ter  umgeben.  Ebi  prächtigesPifttBehen! 
^Nördlich  die  TeufeUbrÜcke,  eine  schwan- 
kende Holzbrücke,  die,  von  Ketten  ge- 
tragen, zwei  zerklüftete  Fclsenkolosse 
mit  einander  verbindet.  —  L.  hinab  in 
den  Ef^oisdler  Grund  (Lonisenthal), 
T.  hinauf  zum  Fohlenhans.  An  einer 
der  schönsten  Stellen  dieses  schmalen 
idylUschen  Wiesengnmdcs  ,  den  ein 
murmebider  Bach  dm-chschlängelt, 
schaut  eine  Sennhütte  von  einem  Hügel 
(„üexenberg")  herab,  und  daneben  plät- 
schert ein  WeuaerfaU  in  einen  klehien 
Weiher.  Eine  verkörperte  Idylle,  aber 
die  entfernteste  Partie  der  Anlagen,  Als 
das  altensteiner  Gestüte  noch  bestand, 
■wurden  in  der  Nähe  jährliche  Pferderen- 
nen, iu  der  neueren  Zeit  ländliche  Volks- 
feste gehalten.  Der  schöne  „Sommer- 
weg welcher  durch  das  Thal  fuhrt, 
mündetnordlicb  auf  der  ruhlaer,  südlich 
auf  der  L'liK  ksbrunner  Chaussee, —  Ein 
näherer  rromenadonweg  östlich  empor 
zum  Fohlenhaus ,  dem  höchsten  Punkt 
des  Parkes  (1474  F.)  mit  glänzender 
Femsicht,  die  von  den  malerischen  Berg  - 
linien  der  riesenhaften  Uhönvorposten 
«charf  abgegrenzt  ist.  Das  einfache 
Gebäuflo  ist  im  orientalischen  Ge- 
schmack erl)Rut  und  inwendig  mit  den 
Bildnissen  arabischer  Kosse  (wie  sie 
bis  1848  auf  dem  Altenstein  gezüchtet 
wurden)  und  mit  morgenl&idis<^en 
Sinnsprüchen  geziert. 

l^'V»ngens  erstrecken  sich  die  vor- 
treüiichen  Sommerfahrwege  weit  über ' 


die  Urenzen  des  eigentlichen  Parkes 
hinaus,  z.  B.  vom  Louisenthal  (nördlich) 
um  den  ganzen  Windsherg  (20U2  F.) 
herum,  der  vom  „t/df^ersf^m'' eine  herr^ 
liehe  Femsicht  bietet,  mid  durch  das 
schöne  Waldthal  des  ScbweinaflÜss- 
chena  nnch  Glücksbrunn  zurück.  Vor- 
her ht  r,  die  Strasse  nach  Gumpel- 
stadt ab.  Ya^  wird  nicht  gereuen,  diesen 
Umweg  von  etwa  8  Stunden  gemacdkt 
zu  haben. 

^thenrouten:  1)  Von  AXUiMlt^  auf  den 
Inselaberg  oder  nach  Reinhardährtmn ,  zu  Wa- 
gen; entwecter  über  Liebenstein  (S.  S23), 
oder  auf  der  Chaussee,  die  tob  Alteustein 
nach  Ruhla  führt,  biä  auf  den  Rennsteig 
und  dann  r.  übor  Winterstein  (R.  62);  zu 
Fuss  Üt.):  auf  der  ruhlaer  Chaussee  bis 
zu  demSeftenw6g6f  derr.  sumLnthersdenk- 
mal  abläuft,  oder  vom  Dinkmal  hiuauf  zum 
Oerborstein,  oder  alsbald  auf  den  Rennsteig 
u.  weiter  fort,  wie  vom  Inselsberg  nach  Lie- 
bensteiu  «ngagebou  (IL  18). — 9l  Ton  JOtmdH» 
nach  Ruhla  (2  St.),  Chaussfee  über  die  Glae- 
bachswiese  (r.  am  Gerberstein  vorüber), 
oder  (zu  Fuss)  durob  denLnthersgmnd  (die 
Fahrstrassel,  lassend)  und  über  den  Gerber- 
stein (B.  62)  ;  oder  (zti  durch  den 
Schweinaergrund)  r.  am  Wiudsberg  vorüber 
und  &ber  die  Togelheide  (nicht  obue  Fnh> 
rer). 

Ton  Altengtein  nach  Eisenacb: 

a)  Uebcr  GlücksbruDn ,  Schweina,  Ma- 
rienthal, Barchfeld,  Immelborn  (Eisenbahn), 
Salaungen  etc.  (&.  fi  u.  60} ;  ^  b)  fiber  »mUa 
(R.-lf).bO)]  —o)  durch  den  lieblicheu  Schwei- 
naergrttnd  und  über  den  Ottowald  zur  Hohe»' 
sonne:  der  kürseate  Weg  nach  Eisenach 
(4  St.)  und  nicht  ofaueBaisei,  der  aber  theil- 
w»  j'-i-  Ftis?^  'j-'M-rincht  "Werden  muss.  Man 
geht  entweder  sogleich  vom  EpKenaeUer- 
grund  (Sennbfitte)  L  ab  mm  cäiauBalrten  8om> 
mtrw^,  der  1  St.  weit  durch  den  Schwel- 
naorirninr)  gehalint  ist,  oder  man  verfolgt 
die  Uauptstrasse  vom  Aitenstein  herab  bis 
uDtarhalb  des  Waldee,  wo  l.  die  Strasse  nacb 
Glücksbrunn,  r.  nach  Gumpelstadt  läuft. 
Auf  dieser  letzte  ren  geht  man  fort,  ohne  1. 
nach  GumpulHtadt  abzulenken ,  und  bleibt 
aaf  dem  schönen  Sommerw^,  der  dmreb 
den  schmalen  ,  sehr  lieblichen  ßehtpeinagnmi 
führt.  Dann  immernordlich  im  Grunde  fort 
bis  zum  Ottowald  (Kühler  Uäuscheu),  wo 
man  aaf  denBeaastelg  kommt,' der  (Wegwet> 
ser)  zur  Hohensonne  führt  (R.  rA). 

d)  Von  Altensteiii  über  Wilhelms- 
>  thal  nach  Eisenach  (5  St.).  Chaussee 


Digitized  by  Google 


341 


21.  Smae:  YoB  Svlsa  nach  Oambarg. 


342 


nach  demScIiwcinagrundehin,abttriiadh 
karzer  Strecke  links  ab  Ober  den  Rum- 
melsberg  (mit  schöner  Aussiebt).  Die 
aufgethUrmten  Mergelschieferbaiden  ne- 
ben der  Strasse,  worin  stcb  yMe  Fisch- 
und  Pflansttiabdräcke  finden,  sengen 
TOn  dem  hier  betriebenen  Kobaltbcrg- 
bau.  Mau  kann  auch  einen  etwas  iiälie- 
ren  Jfusstoeg  einschlagen^  weltlier  den 
Winkel  abschneidet,  den  die  Fahrstrasse 
fiber  Onmpelstadt  macht,  nnd  sldi  !n 
Waldfiseb  mitderselben  wledervereinlgt. 
Im  ansehnlichen  Dorfe  QwH^Utadt,  dem 
ehemaligen  Wohnorte  des  Naturforschers 
O.  Heim,  dessen  Uerbarieu  u.  Minera- 
liensammlungen einen  europäischen  Huf 
Itatten,  kommt  man  auf  die  jetzt  Ver- 
waiste Hauptstrasse,  die  von  Eisenach 
nach  Ml  iniiifxen  flihrt.  Auf  derselben 
ijlior  'Wntdßsch,  in  dessen  Nähe  die 
liurjren  Alt-  u.  Nenrinj^elstcin  standen, 
tind  über  Etterwinden  nach  WÜhclmS- 
thal  (3  St ),  wo  r.  an  der  Strasse  der 
Ckuithof  snm  Auerhahn  winlrt.  Die 
nähere  Beschreibung  von  Wilhelmsthal 
und  den  Wegen,  die  von  hier  nach  Eise- 
naeh  führen:  R  ^2.  Hier  sei  nur  er- 
wähnt, dasi»  man  nicht  versäume,  den 


nahen    Karthäuserberg  f,,äehwalhen- 

neat'^J  zu  besuclien,  von  demmm  nlsbald 
aufPromenndenpfaden  zur  Chaussee  ge- 
langt, die  auf  die  Hohtsomte  führt. 
Schöner  aber  ist  der  FuMatDcg  (neben 
dem  Gasthof  rechts  Uber  die  Wiese)  an 
der  Iloehwaldsgrotte  vorüber,  und  viel- 
leicht neben  dieser  Grotte  auf  Felsstufen 
empor  über  den  JJirschiftdn  zur  Hohen- 
50«M€  (Restauration,  V4^^-  von  Wilhelms- 
thal). Von  der  Hohensonne  entweder 
auf  derFalnrstrasse  (mit  Benutsnng  der 
schattigen  Seitenpfade  u.  mit  Absteche 
über  den  Königstein),  oder  rechts  am 
Prarhrnstein  vorüber  dureli  die  Land- 
yrafcuaehlucht,  oder  1.  d urch's  ^nnatAoZ 
ins  Maricnthal,  wo  nicht  alsbald  TOn 
der  DratsktnBchluchk ,  oder  von  der 
„Phantasie"  (Restauration)  im  Marien- 
thaie 1.  auf  dir  Wartburg. 

In  Eisen ac h .  einer  der  Hauptjifortcu 
und  Olaiizpunkle  iles  ThUrin^erwaidcs, 
findet  unsere  ^^//üu^iroüie"  ein  würdiges 
Ziel. 

Dn  „liebe  Stadt**  am  Wartbvigaflifls, 

Dir  gilt  des  Herzens  wärmstor  Grusat 

Ein  trautes  ,,Piitlimo'^"  %verde  Allen» 
Die  über  deine  Marken  wallen  1 


m. 

Seiteiiroiitcn 

von  der  Thiiriugrischen  Kiseubaiiu  aus* 

(Vgl.  S.  97.) 

2t  Route:  Von  Sulza  nach  Camburg. 


EUenbahn  nach  Apolda:  ß.  Gl.  11  8gr., 
n.  7  Stfr..  III.  5  fSpr.).  «  U-  i9  Min.,  11  U. 
S5  Uiu.,  12  U.  50  Mio.»  U  U.  40  Min.,  9  U. 
MMia.;  nach  Ko$en  (T.CI.  8  Sgr,  n.  &8gr., 
HL  4Bgr.).  5,4ti;U,8;  11,  2ß;  4,87;  8,  96.  - 
PoMt  nach  Camburg,  Haßhm.  tJ.,  8  Bgr. 
(VergL  &  109). 

Bwtfermwmfftn:  KftMn  %  Jena  4,  Weimar 
€}  8tiindt*H. 

Solia*)^  znmUnterscbiedTonNeu-, 

lieber,  Bad  Sulza.  Jena  IbCl. 


Berg-  nnd  Dorf-Snisa,  gewdlml.  Siadh 
Sulza  genannt,  weimar.  Btldtehen  mit 

1.350  Einw.,  hat  seinen  Namen  von  den 
Salzfuiellen  der  nur  10  Min.  entfernten 
Saline  Neusulza.  Das  nette,  regelmässig 
gel>aiite  Laudstädtcben,  dessen  Bewoh- 
ner meist  Acker-  und  Weinbau  treiben^ 
verdient  wegen  seiner  hiebet  anmnthi- 
jjen  Lnge  am  linken  Ufer  der  Ilm,  die 
hier  eine  Insel  bildet,  oiiic  mo}}r  nl<^ 
fluchtige  Beachtung.  In  einem  gebchios* 


Digitized  by  Google 


I 


a43 


344 


senen  Tb&lkesssl  am  Abhang  terrasscn- 
formigor  Weinberge  geln^rort.  die  mit 
ihren  schmucken  Häuschen  in  den  male- 
rischen £ngpass  niederschaucn,  gewährt 
69  mit  seinen  lang  gestrecicten  Gradir- 
hfiosern  n.  mit  dem  reisenden  Vi8>)i-Vis 
(Ir  r  tlh  i[<  jui  jäherFelswand  hängenden, 
theils  iin  Wald  vorsteckten  Dörfer  Bt  rcf- 
u.  Dorf-Sulza  ein  iilterraschencl  schönes 
Bild.  Die  ringförmigen  Berge  liefern 
guten  Muschelkatkstein,  wovon  jllu'lieh 
8 — 400  Wagenladungen  verfahren  wer- 
den. —  Sulza  ist  der  Geburtsort  des  be- 
rühmten Philologen  K.  B.  Hase,  der 
1864  in  Paris  starb. 

naHfh'ife:  FaJincn-  Cdslhcuin,  uumittelbar 
am  Bahnhof  i»  sehr  }iübächcr  Lage.  — 
Bath&k^tr  in  der  Btadt.  —  Bettauration: 
*CurÄaM»  auf  einer  kleinen  Anhöhe  zwi- 
schen der  Saline  und  der  Stadt»  im  elegan- 
ten Schweizerstyl  erbaut  u.  mit  schattigen 
Oartenanlagen  umgeben.  Höchst  anmuthi- 
ger  Sammelplatz  der  Car{;istei  besonders 
an  CoDccrttagen. 

Tagetprettse:  Thür.  Eisenbahn.  —  Jnäu- 
tbrie:  Ufneralwasserfabrik  (besonders  Ln- 
ICiiBwtsser).  —  Taubenmarkt.  —  Bahuerk 
u.  JifuJean.^fnKcn.  Bio  Salzquellen,  nm  welche 
sich  ächou  die  Katten  und  Ileimundurun 
gestritten  haben  sollen,  worden  bereits 
vom  Kaiser  Otto  in  Betrieb  gesetzt  (966). 
Sie  entspringen  in  der  Kahe  der  Kisenbahn 
auf  mein.  Grund  und  Boden,  während  die 
höher  gelegenen  Oradirbänser  auf  weimar. 
Terrain  stehen.  Gegenwärtig  geliört  das 
Salzwerk  der  Familie  v.  Beust  und  liefert 
jälirlich  gegen  40,000  Gtr.  Sali,  womit  das 
ganze  Herzogthum  Altenburg,  SOviO  ein 
Theil  von  Weimar  und  Meiningen  vorsorgt 
-wird.  Nachdem  die  neue  MBeustquelle"  er- 
bohrt Ist,  könnte  der  Betrieb  auf  190,000 
Ctr.  pesteifiert  werden.  Ehemals  war  auch 
ein  Salzwerk  in  Unterneusulza  („Salzburg") 
zwischen  Stadtsulza  und  Kö^eu,  welches 
1884  eingegangen  ist.  Seit  1845  wird  die 
Soole,  dio  sich  durch  ihren  beträchtlichen 
Jodgebalt  \ind  durch  ihren  Keichthum  an 
Kohlensäure  auszeichnet,  zu  Ileilzwecken 
benutzt.  Wenn  auch  längere  Zeit  als  Cur- 
ort  wenig  beachtet,  so  zieht  doch  Sulza 
durch  Seine  reizende  Lage  und  durch  sein 
^geräneebloees,  woblfsties  Leben  immer  mehr 
Gäste  herbei  (bin  r.001,  seitdem  mit  den  Sool- 
bädern  auch  dio  Anwendung  künstlicher 
JSisen-  und  Kiefernadelbäder  verbunden 
worden«  nnd  die  Salinen  immer  seltner 
werden,  wo  noch  eine  so  ansgedehnteDom- 


gradirting  im  Gange  ist,  welche  dio  Tinft 
ringsum  mit  Salzwassertheilchen  schwau- 
gert,  wie  hier.    Zur  innerlichen  Cur  wird 

derMühlbrunnen  gebraucht.  Badearzt:  Dr. 
Beyer.  Wohnungen  wöchentlich  3—4  Thlr. ; 
Hittagstiäch  im  Gasthof  zur  Saline  und  im 
Cnrsaal  10  Sgr. 

Sjjazltryänye.  1)  Dor/sulza  am 
rechten  Ufer  der  Um  (280  Einw.) ,  in 
dessen  Flnrmaxknng  der  Bahnhof  liegt 
(V^  St.  von  der  Stadt),  fost  im  Wald 

versteckt,  aus  dessen  Laubgewinden  die 
freundliche  Kirche  malerisch  liervor- 
schaut.  —  2)  Bergmlza  (310  Einw.), 
südlich  davon,  auf  einer  hohen  Terrasse 
des  Herlitz-  oder  Herresherges.  Bas 
stattliche  Rittergut  (v.  Gerstcnbergk) 
I  auf  der  Stelle,  wo  in  alten  Zeiten  die 
;  Bar-;  Sulzaha  u.  später  eine  vom  l*falz- 
!  grafen  Friedr.  II.  v.  Sachsen  1063  ge- 
gründete Propstei  mit  dem  Peterssüfto 
stand.  Der  i,etzte  Propst  war  auch  der 
letate  Zweig  der  sächs.  Pfalzgrafen  ans 
dem  Hause  Goseck.  Durch  den  Her- 
lifr.herg  (höchste  Erhebung  in  dieser  Ge- 
geiul.  745  F.)  ziehen  sieh  schattio;c  Pro- 
meuadenwege,  zur  Nachtigallenj&eit  von 
süssen  Melodien  nmfldtet,  mit  köstlichen 
Attssichtspnnkten  ins  Umthal.  Die  wei- 
teste Fernsicht  bietet  die Krähenhütte" 
(oberhalb  des  Bahnhofes),  nordwestlich 
I  vom  Heriii zbcrg^.  —  3)  Sonnenkuppe 
i  (V,  St.  nordöstl.  von  der  Stadt),  steiler 
Berg  mit  kahler  Spitze,  worauf  ein  Altan^ 
der  eine  herrliche  Aussieht  ins  Ilm-  nnd 
Saalthal,  sowie  über  das  Schlachtfeld 
von  Auerstädt  gewährt.  Von  der  Son- 
nenkuppe aus  sollen  die  Franzosen  Auer- 
städt in  Brand  <!;e schössen  haben. 

Nehentour.  Ueber  Anei-sUidt  n.  EckardU- 
berga  (1^  St.),  preuss.  Stadt  mit  2000  Einw. 
Anf  diesem  Wege  ber&hrt  man  einen  Xbeil 
de  S(  liln plitfeldes,  wo  der  wilde  Davoust 
den  ühreutitel  „Herzog  von  Auerstädt"  er- 
rang. Er  hatte  seine  80^40,000  Mann  wäh- 
rend der  Nacht  aus  dem  köseuor  Engpass 
anf  die  auerstädtcr  Hochebene  geführt  und 
den  1.  Flügel  der  sorglosen  Proussen  völlig 
umgangen.  ]>er  glAnsendste  Sieg  über  80,000 
Mann  Preussen,  dio  in  regelloser  Flucht 
dem  Harze  zueilten  ,  war  di6'  Folgjo  dieses 
kühnen  Manövers  (14.  Oktober  lh06;. 

Bekardtsberga^breitet  sieh  nnter  einenh 
Anslfiufer  der  Hlnnoi  welober  die  boehra- 


Digitized  by  Google 


345 


22.  iioute  :  VOU  Apuidu  liacii  Jeiiil. 


346 


(elende  Edkardtiimrg  trägt,  im  fruchtbaren 
Thalc  aus,  nnd  biftot,  ausser  ofner  alten 
Surg,  deren  massive  Tliürme  weilliin  sicht- 
bar, keine  HerkwikriliKkelten.  Diese  Bai« 
■w-artl  ?9H  von  Kckftrdt  I.,  Markirraft  ii  zu 
Meissen,  erbaut  (8.  54),  u.  giixg  Uurch  yieie 
Hände,  bis  sie,,  als  Baubnest,  1864  sentort 
vurde.  Wieder  Aufgebaut,  wibtte  ele  Her- 
Y.cifr  Wilhelm  von  Weimar  zur  z'  itweiligen 
Residenz,  und  hielt,  yod  den  lieizen  der 
Hofdame  Katharine  ron  Brandentteln  be- 
thört, seine  verstossene  Gemahlin,  die  unr- 
frlücklicho  Anna,  Tochter  des  Kaiscis 
Albrecht  II.,  bis  zu  ihrem  Tode  (1461j  Uat  ixi 
Anfangen  (S.  71.  73).  In  einem  Tfaeile  des 
Oeliaudcs  ist  seit  1848  ( inu  Kettlings  iDstalt 
f&r  Terwabrloste  Kinder  („das  Kckardts- 


1  haus").   Vom  „Wachthügel,"  dem  höchsten 
'  Punkte  des  Schlos?<l)erp;(^!Ji,   sielit  man  mehr 
als  70  OrtMchafteu  und  iu  blauer  Ferne  die 
Kette  dea  Tbnringerwalde«.  ^  Will  man  das 

ganze  Schlat-litfold  können  lernen,  so  fährt 
man  von  Eckardtsborga  über  Uallenhunaen, 
wo  der  heisseste  Kampf  entbrannte,  nach 
Kosen. 

You  Sulza  naeh  Cambnrgr  (iVa 

8t.)  l*oststr.  über  Schmiedehausen,  das 
gröbste  Dorf  des  mpining,  Verwaltungs- 
amtes („Grafschaft.'*)  Camburg,  das, 
vom  Hauptland  ToUstilndig  abgesoDdert, 
vom  preuss.  und  Weimar:  Gebiet  um- 
schlossen ist.  Vf)n  Oambur^  (S.  158  ff.) 
nach  Jena,  BudoUtadt  u.  S.  w. 


22.  Route:  Von  Apolda  nach  Jena. 


Ei$enhahn  '^■^  110)  nach  Weimar  (1.  Cl. 
17  Sgr.,  n.  III.  7  Sgr.)  7  Uhr  8 Min., 

9,  4;  12,  6;  1,  5;  1,  2;  0,  59;  Naehts  12,  59; 
^  nach  Kosen  (I.  Cl-  10,  H.  12,  IH.  9  S^.) 
r.  Uhr  30  Min.;  10,  M\  10,  58;  1,  13;  8,  21; 
JSfaohts  2,  24.  —  Poat  nach  Jena  (10  Sgr.)  fr. 

Kaotam.  IJ,  Abends  5U.  (If  8t).  Ueber 
Jena  nach  Kahla  u.  Neust,  a.  0.  1}  u.  5  U. 
Nachm.,  nncli  Eudolst.  1|  Nachm.  Ausser 
<ler  Post  geht  noch  ein  Ommbu*  nach  Jena 
(mit'Oepiok  10  $gr.)  fir.  7|i  Naobm.  1|  nnd 
44  n.  (8|  Bt). 

Entfernungen:  Sulza,  Dornburg,  Jena  3; 
Weimar,  Kösen  4,  Naumbu^rg  7  f  t.  —  Chnnui^^e- 
xerbindung  mit  Weimar,  Buttstadt,  Eckardts- 
berga,  Sulsa,  Jena. 

Apolda^  Weimar.  Fabrikst.  (dritte 
Stadt  des  Grossherzogthums)  mit  7750 
Einw.  (worunter  über  1000  Fremde), 
in  einer  hüf^elig  fruchtbaren,  obwol 
einförmigen  (legend,  hat  sich  durch  ihren 
Gcwerbfleiös  aiissernrdontHeli  cmporge- 
SClnvun^'eii,  so  dass  dlo  Be völkornnp y^eit 
1817  um  löC  Proc  zugeuommeu  u.  die 
iieae  Bahnbofsstrasse  mit  grossstftdti- 
scben  Palästen  n.  gesebmaclLvoUen  Gar- 
tenanl.agen  prangt,  während  die  inneren 
Stadttheile  damit  nicht  harmonircn. 
Sehenswerth  der  nahe  Eisenbahnviaduct 
(S.  103).  Gasbeleuchtung. 

Gaathö/e:  Weinlraube,  —  Liude  (Ehr- 
bardt),   snnAebst  am  Bahnbof  (Drosebke 

dftsulbst  h  3  Sgr.),  unfern  der  Post,  mitOur- 
ten,  Mittag3ti«(  Ti  .•)— lOSgr.,  Bett  3—15  Sgr. 
—  Beataurationen:  "^„Bahnbof";  „Harmonie**; 
«,TezeiA*«  und  „Bftrgerrerefn**  mit  Girten. 


—  Vcruniipungsort:  Ilerresaen,  ein  Dörfchen 
im  Worlitzgrund  (|  St.),  wohin  ein  hüb- 
Bcber  Promenadenweg  ilkbrt. 

Apold.  Wochenblatt.  —  2  Buchhandlun- 
gen mit  Leibblbliotbeken,  Kunst-  u.  Husl- 

koli  11  TTandlung.  —  2  Trinkhallen  für  koh- 
leusaureH  Wasser.  —  Kalte,  warme  und 
Dampfbäder.  —  S  Tanbenmärkte  u.  1  Ilun- 
deniarkt  (der  erste  18'13  nn<l  bis  jetzt  der 
eiu/.igc  in  Tlitir. ,  TioUeicht  in  Deutschland). 

Auf  der  südlichen  Seite  der  Stadt  liegt 
das  alte  Bditott,  bis  1681  Im  Beslti  der 
Vitzthume  von  Apolrla,  u.  seitdem  der  Uni- 
versität Jena  7.nff<»liüi  iic. 

Industrie.  Die  Zelt  iät  längst  vorüber, 
wo  die  Studenten  singen  konnten:  „Knaster, 
den  gelben,  Iiat  uns  Apolda  piAfiarirt." 
Auch  ii'^^  S'rumpj'wanreftrjeschäft  war  vor  30 
Jahren,  wo  Apolda  kaum  die  Hälfte  der 
jetzigen  ütnwobner  zählte,  so  unbedeutend, 
dass  nur  wenige  Arbeiter  beschäftigt  wor- 
den konnten.  In  der  neueston  '?!»'ir  aber 
hat  »ieli  dasselbe  durch  die  BeuiuUungeu 
einiger  Tabrikanten  (namentlich  Andr. 
Weidemann  und  Gebr.  W.  nnd  C  Zim- 
mermann) so  ausserordentlich  emporge« 
sobwungqn,  dasa  A.  eine  der  ersten  Fabrik- 
Städte  Thüringens  geworden  ist  und  nicht 
mit  Unrecht  ,,da8  tceim arische  Mnnchcsfer'* 
genannt  wird,  das  seine  Waaren  nach  den 
entferntesten  Weltgegenden  absetst.  Die 
ehemalige  Strumpf  Wirkerei,  wie  sie  in  der 
ersten  Hälfte  clo3  vorigen  Jahrhundf  rt'?  hier 
betrieben  wurde,  hat  sich  jedoch  gauiclich^ 
rnngestaltet.  fitrfimpfe  werden  fast  gar  nicht 
mehr  gewirkt;  dagegen  wollene  Waaren  in 
allen  Gestalten  gewebt,  ü?*^ ■strickt  und  ge- 
häkelt. Das  Zimmorniauusche  Geschäft 
hat  80  Oommis  am  Piatie,  und  besebäftigt 


Digitized  by  Google 


347 


22.  Boute:  Von  Ipolda  nach  Jena. 


348 


hier  u.  anderwärts  gegen  10,000  Hcnschen. 
Der  Umsatz  desselben,  der  sich  über  die 
halbe  Welt  verbreitet,  repräseutirt  ein  Jähr- 
liches Kapital  f  on  mehr  als  1  MUl.  Thsler. 
Ausser  diesem  noch  viele  ähuHcTu%  zum 
Theil  sehr  hcdcutende  Geschäfte,  die  in  vie- 
len anderen  Städten  ihre  Factoreiea  haben, 
s.  B.  Ton  Spör  und  Frankts  (deren  Preis- 
vorzcichniss  übor  6000  rprscliioden«  Artikel 
aufzälilt),  von  Röder  und  Bürgel,  Kappauf, 
Becker  (Teppichfabrikatfon)  n.  a.  Am  Platze 
sind  fiber  700  UHrkermeister  mit  mehr  als 
1000  Stühlen.  Vev  jährliche  Umsatz,  den 
die  apoldaer  Kunstweberei  vermittelt,  darf 
an  3  Mill.  Thaler  Yeranflehlagt  wer«len. 
Daher  der  ausserordentliche  Andrang  frem- 
der Arbeiter,  besonders  janger  Wädchen, 
ans  allen  liändern.  —  Ausserdem  2  Glocken- 
gicssereien,  die  eine  (ülrleb)  mit  Eieen- 
giosserei,  welche  Schiller  zu  wiederholten 
Malen  besucht  haben  soll,  nm  Studien  zu 
seinem  „Lied  von  der  Glocke"  zu  machen. 
—  Nenerdings  haben  Heidenhaus  und  Grel- 
ner  die  Erfindung  j; maolit,  Lichtbilder  auf 
Glas  nnd  Porzellan  iu  allen  Formen  einzu- 
schmelzen, so  dass  sie  wie  jede  andere  Olas- 
und  Porsellanmalerei  haltbar  sind,  eowie 
auf  Leder,  ITolz  und  Metall  überzutragen. 

N'-bcnroule  Über  Otsmanufifcdt  nnd  Tie- 
Juri  nach  Weimar.  Die  Chau8s6e  läuft  (1. 
Ton  der  Eisenbahn)  dnreh  das  freundliche 
Bmthal,  zunächst  iiher  OberrossLi  und  dann 

nach  Osfinannstedt  (1}  .^t.  von  Apolda), 
einem  weimar.  Dorf  mit  600  Einw.,  dessen 
ansehnliches  Sittenpat,  das  jetzt  dem  Kam- 
merherrn  Grant  gehört,  Chr.  M.  Wi.land 
käuflich  an  sich  gebracht  hatte  und  mit 
seinen  14  Kindern  öfter  bewohnte.  Im 
ausgedehnten  Schlot s^:arten  die  Grabstätte 
des  Dichters  (f  zu  Weimar  am  20.  Janiiar 
lÖld),  an  welcher  Goethe  die  letzten  Ab- 
sehiedsworte  sprach,  sowie  seiner  Frau  nnd 
seiner  „Ophelia,**  der  früh  verl.li(  lien.'n 
Soplito  Brentano,  unter  einem  gemeinsamen 
Denkstein,  welcher  die  vom  Dichter  selbst 
Terfasste  Inschrift  trügt: 
„Lieb*  und  Vrenndsehaft  umsehlang  die  Ter- 

wandten  ^'oelen  im  Lrb'Mi, 
Und  ihr  ßturbliches  deckt  dieser  genieiu- 

same  Stein.** 

Auf  demselben  Rittersibte  ist  auch  der  <Je- 

schichtsforscher  H.  von  Bünau  gestorben 
(1762).  —  Von  Ossnuuinstedt  über  Ulrichs- 
ahalben, Denstedt,  Klein kromsdorf  u.  Tiefurt 
<slehe  folg.  B.)  nach  Weimar  (24  St.).  Ton 
Kleinkromsdorf  ist  Qrosskromsdorf  nur 
durch  diellmgeschieden.  DasdasigeSchloss, 
einst  Sita  der  Bitter  -von  Kromsdorf,  ist 
Jetat  BIgenthum  der  grosshenogl.  Tamilie. 


Die  Umfassungsmauer  des  Parkes  zeigt  ein© 
Rei^e  seltsamer  Büsten,  die  iu  tischen  ste- 
hen und  hlstortsohe  Personen  darstellan. 
Das  Innere  des  Schlosses,  welches  gern  ga> 
zeigt  wird,  init  mit  schonen  Bildern  ge- 
schmückt. Zum  Geüacltlniss  des  verstor- 
benen Chrossheraoges  Karl .  Friedrich,  der 

sich  gern  hier  auOiielt,  errichtete  dessen 
Gemahlin,  Marie  Paulowna,  allda  ein  Da- 
meustift  für  unverehelichte  Töchter  ver- 
dienter Hof<-,  Civil-  u.  MiUtärdiener  (,^rl- 

Friedrichs-Stift").  Im  Schlossgartcn  worden 
die  edelsten  Obst-  und  Weinsorten  kultivirt. 

Von  Apolda  nacli  JeBiu 

Chaussee  über  Kleinromstedt  u.  Isser' 
stedt.  Jenseit  des  letzteren  Dorfes,  dns 
in  den  blutigen  Tagen  1806  entsetzlich 
gelitten ,  vereinigt  sich  dieselbe  mit  der 
von  Weimar  herüberkommenden  Laad- 
strasse und  Iftuft  nun  links  in  viel- 
fachen Krümmungen  zum  Schnecken* 
berg  hinab  und  durch  das  schöne 
Milhlthal  (an  der  ,,Oelmühle"  vorüber) 
nach  Jena  (3  St.).  —  Eino  halbe  Stunde 
näher  u.  weit  interessanter  der  Jb'ussweg 
über  SchSten  (Va  ^^0)  swei 
grSssliche  Lindwürmer  in  einem  Schilf- 
sumpfe  hausten,  die  ein  kühner  Knappe, 
Namens  Veit,  erlegte,  so  dass  er  znm 
Kitter  geschlagen  und  der  Stammvater 
der  Veitsthume  oder  Vitzthumo  wurde. 
Das  Gedfichtniss  jenes  sagenhaften  Er- 
eignisses wird  noch  jetat  durch  jähr- 
lichen Umzug  der  Schuljugend  gefeiert. 
'Von  Scliüfen  1.  an  Hermstedt  vorbei 

nach  *  Vj('rzehnlie!lig:eu  (ly^  St.  v. 
Apolda),  kleinem  meining.  Dorfe,  das 
bis  14üii  Lutzendorf  hicss,  u.  wegen  sei- 
nes Gerichtes,  seines  Brnnnens,  seiner 
Kirche  u.  der  hier  gelieferten  Schlacht 
viel  genannt  und  gekannt  ist.    In  der 

'  Mitte  des  Dorfes  stehen  drei  alte  I^in- 
den,  deren  eine  nuch  jetzt  ein  einge- 
wachsenes Halseisen  zeigt.  Hier  war 
in  alter  Zeit  die  Dingstiltte  eines  Cent- 
nnd  Rügegerichtes.  Der  einzige  Bron- 
nen aber,  welcher  in  dem  Dorfe  quillt, 
galt  ehedem  für  lieilkräftig  und  wurde 
von  Scliwaclien  u.  Kranken  viel  besucht. 
Dies  gab  der  Gemahlin  Friedrichs  des 
Sanftmiithigen  Veranlassung,  nach,  be- 
endigtem Bruderkri^e  ihren  Gemahl 
n.  dessen  Bmder,  den  Herzog  Wilhelm 


Digitizcü  by  Google 


349 

voll  Welinnr,  zu  boi'edeu,  hier  eine  Wall-  j 
fahrtskirciie  zu  stiftcu.  Der  Letztere 
giDg  am  80  lieber  darauf  ein,  alsLutzen- 
dorf,  eine  Besitsung  des  treulosen  Apel 
V.  Vitzthum,  gltaiBlieh  sMatort  worden 
war.  Die  Kirche  ward  von  t455 — 1464 
erbaut  u.  mit  ihren  14  Aktiren  den,  14 
„beiligen  Nothhelfern"  geweiht.  Und 
damit  die  geflUehfetenLutsendorfer  sich 
in  ihrer  alten  Heimath  wieder  ansiedel- 
teil ,  wurden  sie  von  allen  Frohnen, 
Diensten  u.  Steuern  befreit.  Seitdem 
hiess  das  Dorf  ,,Vierzohnlieili{z;cn,''  und 
war  bis  1538  ein  stark  besuchter  Wall- 
fahrtsort. Bald  darauf  ward  die  Kirche 
dem  proteslaotisehen  Onlt  ftbergehen, 
und  erlitt  seitdem  mannichfaehe  Umge- 
staltungen u.  Beschädigungen,  beson- 
ders am  14.  Oktober  1806,  wo  um  Vier- 
rehnheilipcri  herum  die  Schhicht  am 
heftigsten  entbrannte  u.  zur  Kutschei- 
dung  kam.  Vom  Kirehthurmi  der  frei- 
lich seine  ursprüngliche  Höhe  und  Ge- 
atnlt  nicht  mehr  hat,  kann  man  nicht 
hlos  das  g?\n7P  Schlachtfeld  von  Jena 
n.  Auerstädi  überblicken,  sondern  hat 
überhaupt  eine  Fernsicht,  die  auf  der 
einen  Seite  bis  sum  Xhfbingerwald,  auf 
der  anderen  bis  snr  Hainleite,  sum 
Kyflfhäuser  u.  zum  Harze  reicht.  Das 
Dorf  ward  an  jer^m  verhängnissvollen 
Tnge  viermal  gestürmt  u.  grossen  Theils 
eingeäschert.  —  Der  Weg  von  V'ierzehn- 
heiligcn  fÜt^t  LUtzerode  u' Cospeda  n&ch 
Jena  hinab  (ly,  St.)  ist  Itusserst  interes- 
sant, wegen  derwunidsrschönen  Aussicht, 
die  er  bietet,  u.  wegen  der  historischen 
Bedeutung,  welche  diese  blutgetränkte 
Hochebene  erlangt  hat.  Wer  mag  nicht 
die  Evolutionen  der  Schlacht  auf  diesem 
schwierigen  Terrain  rerfolgen?  Das 
hohdnlohesche  Corps  hatte  auf  dem  Pla- 
teau zwischen  Jena  and  Weimar  seine 
Stellung  genommen,  während  sich  die 
Franzosen  auf  dem  Landgrafenhenjc 
(zwischen. Cospeda  u.  Jena)  festsetzten, 
u.  die  preuss.  Hauptarmee  bereits  nach 
Anerstttdtaui^brodien  war.  Kapoleon, 
d.tt  auf  dem,,Windluiollen'*  stand,  iiber 


welchen  (10  Min.  lnr](or  Cospeda)  der 
Fuss  weg  nach  Jena  hinab  führt,  traf  seine 
Anordnungen  dahio,  dass  Angerean  mit 
dem  linken  Fiagel  sich  im  MOhlthale 

auf^tcUeu  ,  Lannes  mit  dem  Centrum 
auf  der  Hochebene  ^ou  Angriff  beginnen, 
und  Soult  mit  dem  rechten  Flügel  zum 
Kauhthale  herauf  steigen  sollte.  Bei 
Lfitzerode  stiess  das  lannesschc  Coi^s 
mit  den  ersten  preuss.  Kolonnen  (unter 
Tauenzien)  zusammen  und  zwang  sie 
zum  Rückzug.  Fürst  Hohenlohe,  dessen 
Truppen  von  der  „Schnecke"  an  über 
Isserstedt  bis  Vierzehnheiligen  standen, 
zauderte,  den  Kampf  aufzunehmen,  bis 
das  französische  Centmm  Tonl^erzehn- 
heiligen  eintraf  und  von  beiden  Seiten 
Augereau  u.  Soult  heran  marschirten,  so 
dass  die  nach  rück  ciKlen  Reservetmppen 
abgeschnitten  wurden.  Nim  war  dein 
Zusammenstosse  nicht  melir  ausznwei» 
chen.  Ney  begann  mit  seiner  Avant- 
garde das  Gefeät»  das  bald  um  Vlei^ 
zehnh.  herum  sum  heftigsten  Kampfe 
wurde.  Als  aber  gegen  Mittfig  An«roreHn 
sich  näherte  u,  zur  Schnecke  herauf  nach 
Isserstedt  vordrang,  um  sich  zwischen 
Hohenlol)B  u.  die  Sachsen  elnsusehieben ; 
als  auch  Soult,  der  unterdessen  die  Höhe 
gewonnen,  die  linke  Flanke  derPreussen 
bedrohte;  als  endlich  Mürat  mit  den 
Garden  auf  Vierzehnheiligen  losstürmte : 
da  war  die  Katastrophe  nicht  mehr  ab- 
zuwenden. Die  Preussen  verloren  bis 
sum  14.  Okt.  fiber  50,000,  die  Sachsen 
über  6000  Mann.  Die  Franzosen  gaben 
ihren  Verlust  auf  nur  7000*an.*)  —  Von 
Cospeda,  wohin  schon  das  Studentenle- 
ben seine  Arme  ausstreckt,  bis  nach  Jena 
(V4  ^^J»  „Napoleonsstein"  vorUber 
und  zum  schroffen  ^»iSteiger**  hinab,  mit 
herrlichem  Blick  auf  die  Stadt  und  den 
Thalkessel,  den  sie  umschliesst.  Ueber 
Jena  u.  die  Weiterreise  nach  Kahla  u. 
Rudolstadt:  S.  1G7  ff. 


Müjßiug,  Darstellung  der  Scblaclit 
bei  Jena  and  Auerstädi.  Weimar  1807.  — 
DetHrigeDt  vergL  man  B,  163  und  19L 


SS.BmüUr  Von  Api^lda  nach  Jena« 


Digitizeu  Lj 


351 


S3:  MouU:  Yon  Weimar  nach  Jena« 


23.  Route:  Von  Weimar nach  Jena. 


EiuMhuhm  (&.  III)  nach  Erfurt  (I.  Clasae 
S8,  II.  18,  m.  10  Sgr. ;  —  Naeht-flelinellsas, 
I.  Cl.  26  Sgr. ,  n.  Cl.  Iß  8gr.),  i  Uhr  27  M.; 
7,  31;  9,  57;  12,  55;  1,  26;  4,  29;  10,  29; 
Nacht»  1  IHir  20  M.;  —  nwh  Apolda  (I.  Cl. 
17,  n.  m.  7  Sgr.)  M.  6,  4;  10.  8;  10,  25; 
?4achin.  3,  52;  3,57;  7,  r>8 ;  Nachts  2,  6 
(18  und  11  &gr.).  SchneilKug  nach  Halle  8 
Thir.  8  Sgr.  und  1  Thlr.  28  Sgr,,  nachLeip- 
sig  8  Thlr.  18 Sgr.  und  2 Thlr.  4  Sgr.;  nach 
Berlin  9  Tlilr.  11  Sgr.  und  :*  Thlr.  21  J<pr.; 
n.  Kisenacb  S  Thlr.  awl  1  Thlr.  27  ügt., 
wA  rmnkftirt  a.  M.  It  tMr.  »  Sgr.  nnd 
7  Thlr.  80  Sgr.  —  Jeden  Sonntag  (währenU 
detj  Sommers)  geht  ein  Extrazug  tou  W.  n. 
Eisenach  fr.  5  ü.  20  M.,  der  Ab.  11 U.  5  M. 
in  W.wied«r  eintrifft  1^  (am  Karlsplmtx  F. 

Kr.  82)  nach  Ariern  (7|  M.  in  TjSt.)  Nachm. 
8Uhr,l^  Thlr.:  rinrh  BiUUtfidt  (21X1.  in  2\&t.) 
Nachm.  5  Lihr,  12^  Sgr.;  nach  /ma  (2J  M. 
in  8  St  95  IL),  Nachm.  3  Uhr,  16^  Sgr. 
(über  Jena  nach  rif-rn  IThr.  26|Sgr.);  nach 
nmettau  (6^  M.  in  6  St.  40  M.)  Über  Berka, 
Krnnichfeld  und  Sttultüm,  II.  7  Uhr,  1  thlr. 
ItJ  Sgr.;  nach  ItudoUtadt  über  Berka  und 
Blanknnhain  (5  M.  in  4  St.  35  M.)  Nachm. 
8|  und  A.  0^  Uhr,  1  Thlr.  5  Sgr.,  über  Kra- 
nichfetd  uad  Btmda  (0  K.  In  &|  St)  M.  7 
Uhr,  1  Tlür.  0  Sgr.  —  Das  Droschke n fuhr- 
W0rk  ungenügend.  Vom  Bahoh.  Stadt 
4»  mit  Gepäck  5  Sgr. 

OmmUm»  nach  Jima  im  Sommer  fr.  7,  im 
Winter  8  Uhr  (Zei8S(^  in  der  Brcftenj^assf, 
l»eim  Gasthof  zum  Adler),  und  Nachm.  4 
(im  Adlor):  1.')  ^K^-  'y  ~  nacli  Jindolttadt 
Kaolim.  9  Uhr  25  Sgr.  ,  mit  Gepäck  i  Thlr. 
_  Lohn/iihrwerl:  beim  ronthulter  Wi  rther 
(U.  20t  wo  Xrüh*ir  Johanna  Schop^j^hauor 
wnhnte),  bei  Brückner  in  der  Eiftirterstr., 
Oio.sef^uth  in  der  WIelandstr.,  Bäumler  im 
Ank(  r,  Härtel  in  der  Wagnergaase.  (Mmt 
aceordirel)  -       .        ,  . 

'  '^atif  Ar  DrotdUwa-  «.  OmnSbm'Dimai* 
inner-  u.  ausserhalb  clor  Stadt,  u.  naniontlich 
imrli  nach  Belvcdere,  Ettersburg,  Tiefurt  od. 
Eliringsdorf,  Ncuwallendorfer  od.  Süsaenbor- 
ner  Gasthof,  Obenrelmar,  Felsenkelter,  Er- 
holung, Schiesflhane  odef  Kai8emeBltol>g. 


<•)  .\nni,  lu  der  Stadt,  S.  III.  —  Wer  noch 
andere  Bilder  haben  mag,  dem  seien  em- 
pfohlen :  „ErinnerfiHffMntter  an  Weimar  und 

««ünp    l'iiigil'Hn{;  ^    unl:     . . 'lV>.'ii))(tr  ■  Album," 

Blätter  der  Erinucrunp  im  Karl  Angust  u. 
«eirten  Mn«enltöf**  (mitText  v.  A.  Diezniaun). 

Auch  an  Mnnnprftpliitn  fehlt  en  nicTif.  Wir 
nennen  die  nt-uosttu:  Weimar  und  seine 
*  Umgebung.  Ein  Begleiter  für  Fremde ;  und : 
FremdenfiÜtrer  durch  Weimar  und  seine  Um- 
gebung. 1861. 


Lohndieucr :  Baum,  Ditscher,  Leich, 
Titteehler;  pro  Tag  20  Sgr.,  halb.  Tag  lOflIgr. 

—  PacWmjjr«r  (Wind ischgaiwo  A,  5  u.  6,  neben 
dem  „Anker*')  sind  an  verschiedenen  Plätzen 
aufgbätelU  and  durch  Marken  bezeichnet: 
Im  Innern  der  Stadt  (bis  SO  Pfd.)  l  Sgr^ 

bis  zum  Bahnhof  2  Sjcr.,  noch  weiter  3^  Sgr., 
mit  Wagen  oder  Karreu  2,  4  und  6  Sgr. 

Tä^igraphembüreott  .  (preuss.  und  sächs.) 
im  Fuittenhana  und  auf  dem  BahnhoC 

€h»aafii*U  Ei^üu»  mitEqaip.,  Zim> 

mer  15,  Mittagstisch  15,  Früht^t.  ß  Sp;r.  - 
Klonischer  IJaf  (schön 0  Lage  am  Karlsplatz, 
neben  der  Puat),  mitKqnip.,  Zimmer  12Jbl» 
20.  Mittagstiscli  (1  Uhr)  15,  Frühstück  7|,. 


Bedienung  71  Sgr. 


E}rphnnt  ,    IT.  R.  — 


"^Aäler  für  geringere  Ansprüche  gut  and  bil- 
lig. —  Sotute.  —  M0$t«t»ur0Umie»:  SfmäU 
haus;  —  Kaffeehaus  (Markt);  —  TrofTnianns 
Kaffeehaus;  —  Löwengarten;  —  Ratli.skfM'M'. 

—  WeiHsUtben  :  Meyer ;  Homy ;  Freund ;  Baum. 

—  OmtdUordtn:  «Issleib  mit  Trinkhalle; 
Homy;  Hesse  ;'flebwan. 

OenchlnsmeiK'  G  e^eiltrhaften  tn  deren 
Wirthschaftslocalitäten  fremde  Gäste  Zu- 
tritt haben:  %die  Erholung,'*  stattliche» 
WinterkMsal  am  Kailsplati,  Sommerlocal  in 
einem  reizenden  Garten,  dessen  EiKeiithü- 
mer  Musäus  war,  an  der  Str.  nach  Jena^ 
jenseft  der  Kettenbrücke',  über  der  Bade- 
anstalt; —  „Der  Verein"  (neben  dem  lluss» 
Hof);  —  *  .Stahl-  unil  Armbrustschützenge- 
sellschaft" mit  wertlivollen  Sehenswürdig- 
keiten (Scliütaettg.0.8&);  —  nBnrgerrereln** 
(in  der  Nähe  der  Kunstschule,  IL  100 1;  — 
'^Lese-Museum  (neben  dem  Erhol uiigsgc- 
bäude)  mit  einer  grossen  Auswahl  vouZeit- 
schriften.  —  Tereln  für  Kunst  und  Wissen- 
schaft aS63  gestiftet)  im  Stadthaus. 

Eeataurafiorten  nnftnnfialh  der  Stadt:  Bahn- 
hof; —  „Schöne  Aussicht*'   (in  der  Nähe- 
des  Bahnhofes) ;  — , JPeldschloieelMn.**  (Bier^ 
brauerei),  etwas  mehr  östlich,   an  d.  butt-^ 
Städter  Stras;a!e;  — '^Schicsshaus,  unfern  der 
Strasse  nach  Tiefurt  (grossartiges  Vt^gel- 
schiessen  in  den  ersten  Tagen  des  Sept.); 
•»Felsenkellor  an  der  berkaischeil  Sferssse,, 
mit  schöner  Aussicht. 

Weimar,  Haupt-  n.  Uesidenzstadt 
des  (iro.ssherzogthumsHachscn- Weimar-' 
Eisonacli,  am  linken  Tlfor  dor  Um,  mit 
13,900Eiiiw.,  wornnter  3S5  kathol.  (mit 
Kapelle),  39  rassisch-griechische  (Ka- 


^)  Lage  derselben  auf  beigelugtein  PJom 
der  Siodk  ITelmor. 


jd  by  Google 


X 


Hiqi^ir'odfjWooqle  '. 


i'HtizcKj  by  Gc)ügle 


a53 


23.  Route:  Von  Weimar  nach  Jena. 


354 


pelle),  80  reformiite  Christen  u.  98  Ja- 
den. Prenndliche  Umgebungen:  g.  N. 
der  grosse  und  kleine  Etforsberg,  g.  S. 
die  Anhöhe,  aus  deren  Baumschmuck 
Belvederegrüsstjg.  O.  ein  schöner  VVald- 
!  Ilügel  (^yKasemenberg")  mit  Schiess- 
haus,  WUhelmsallee  und  Kaserne,  ^.  W. 
.  der  Galgenberg  u.  wellenförmige  Acker- 
fluren. Die  grünumkränzte  Jiochgefeierte 
Musenstadt,  ob  sie  auch  viele  schmucke 
und  stattliche  Häuser,  sowie  melire 
mit  ges<dimaekvoUen  Anlagen  decodrte 
I  Plfttze  nnd  namentlich  einen  Park  anf- 
i  zuweisen  hat,  um  den  sie  manche  Gross- 
!  Strödt  Lenciden  flarf,  vermaf!^  mit  ihren 
zum  Theil  engen  u.  winkeligen  Strassen 
nicht  zu  impouireu.  £s  ist  Alles  be- 
schränkt nnd  bescheiden.  Welche  Er- 
innerungen aber  knüpfen  sich  an  diese 
kleinen  Räume!  welch'  ein  wunderbarer 
Tsinibus  verklärt  dn':  .'leutsehe Atlicn 
Hier  gilt  recht  eigentlich  des  Dichters 
Wort:  „Die  Stätte,  die  ein  grosser 
Hensch  betrat,  die  ist  geweiht  für  alle 
Zeiten.'*  Sind  nnn  ancb  jene  Heroen  der 
deutscben'Iateratur  vom  Selm  upiatz  ab- 
'  getreten,  so  ist  doch  Weimar,  obwohl  es 
vorzti^^sweise  von  seinem  abgestorbenen 
Kuhme  zehrt,  noch  heute  keine  „Todten- 
stadt'^  Denn  wollte  man  auch  nicht  be- 
achten, dass  unter  der  Aegide  des  jetzi- 
I  if<m  Grossherzoges  Wissenschalt,  Kunst 
und  Poesie  neneBlüthen  treiben,  so  lebt 
doc}]  hier  jeder  Stein,  so  spricht  jefler 
liuum,  so  klingt's  wie  Orgelton  und 
Glockenklang  durch  alle  Herzen,  in 
denen  sich  die  glänzenden  Sterne  des 
weimarischen  Musenhimmels  jemals  ge- 
spicfielt.  So  ist  das  kleine  Weimar  zu 
i'iner  Weltstadt,  zur  Walhalla  des  deut- 
schen Volkes  geworden. 

LasMll  wir- dämm  zuvörderst  seine  Gt- 
Khichte,  wenn  auch  nur  in  flüchtigen  Sehnt, 
tonbüdern,  vor  ans  vorüber  gehen,  uud 
zwar  Torerit  die  C?«i«Udile  ««Ihm  Aej^MtM- 
hauaes.  Die  Söhne  des  ehemaligen  Kirr- 
fürstcn  Johann  Friedrich  des  Grossmüthi- 
gen  (S.  7ö)  —  Johann  Friedrich  der  Mitt- 
lere, Johann  Wilhelm  nnd  Johann  Vrledrfoh 
der  .Tfinj^erp  —  regierten  die  Länder,  welche 
ihncu  nach  der  Schlaclit  Ton  Hühlberg  (1547) 
Terhllehen  waren,  £;emeintam.  Alt  aber 
der  letstgenannte  unvermUilt  stach,  vwei- 
Ffthrer  durch  Thfiriogen, 


nigton  sich  die  beiden  andern  Brüder  zu 
(-\nor  Mutachfrung  (Wechsolr<'p:i>ruJig)  des 
ia  »wei  Hälfteu  gotheiltenLandüs.  Dadurch 
bildete  sieh  die  filtere  golhaleebe  Liste  Qn> 
t<-r  Joh.  Friedrich,  und  die  ältere  weima- 
rische Linie  unter  Johann  Wilhelm ,  dem 
Stammvater  aller  jetzt  lebenden  eruuätiui- 
sehen  Fürston.  Allein  Joh.  Vriedrieh  der 
Mittlere,  der  in  Gotha  residirte,  verwickelte 
sich  mit  aubeugsamem  Starrsinn  iu  die  Uän- 
del  des  wegen  eines  Hordee  gefichteten 
fränkifichen  Bittere  Wilhelm  Grumbach,  den 
er  an  seinem  Hofe  schützte.  Und  diese 
Grumbachscheu  Händel  zogen  den  Blitz- 
strahl der  kaieeiilehen  Acht  auf  aeta  Haupt, 
in  Folge  deren  seine  Besitzungen  au  sei- 
nen Bruder,  deu  Herzog  Joh.  Wilhelm  von 
Weimar,  übergingen  (1367).  Dessen  Sohne, 
Friedrich  Wilhelm  und  Johann,  staaden  bta 
1586  unter  der  despotisclicn  Vormundschaft 
des  Kurfürsten  August  von  Sachsen.  Dann 
Ahrte  JFViedneft  WWnOm  ale  Senior  das  Ke- 
giment,  und  zugleich  als  Yermund  ftber  die 
nnmütidigon  Sötine  seines  gewesenen  Vor. 
muudcs,  des  1691  verstorbenen  Kurfürsten, 
die  BegentichafI  fiher  Sachsen.  Er  war 
ein  kluger  und  tapferer  Herr,  der  sich  aber 
mit  den  theologischen  Händeln  f^einer  Zeit 
allsuTiel  an  schaffen  machte  und  vorzüg> 
lieh  den  Kryptocalvinismas  scharf  bekimpfte. 
[  Da  er  frühzeitig  mit  Tode  abging,  so  über- 
nahm sein  Bruder  JoltM»  die  Begierung, 
I  nachdem  er  sieh  mit  seinen  Helfen  der  Art 
abgefunden  Hatte,  dass  er  Weimar,  Gotha 
I  und  Eisenach ,  diese  aber  Altenbnrg  und 
j  Coburg  erhieltcu.  So  zerftol  das  alte  wei- 
I  marisi^he  Haus  in  die  altenburfrisehe  und 

,  in  die  neue  ireiinarL'che  Linie  (1603).  Fried- 
'  rieh  Wilhelms  Sohne  starben  jedocli  ohne 
männliche  Nachkoromeu,  während  Johann 
(III.),  air4  er  auch  schon  im  9B.  Jahre  au 
seineu  Vätern  ginp  (UiOf.\  11  Söhne  hinter- 
üesB«  davon  jedocIi  die  meisten  wieder  ohne 
Leibeserben  starben.  Unter  ihnen  strahlt 
als  Furstenstern  erster  Grösse,  als  „deut> 
scher  Achilles,'*  joner  kühne,  gewaltipjo  Held 
des  aojähr.  Krieges,  Benthard  der  (Jroste,  der 
nach  Gustar  Adolfs  Tode  an  der  Spitie 
des  protestantischen  Heeres  stand,  bis  er, 
(•|ifcr  französischer  Intrigue,  erst  35  J. 
alt,  iu  dem  von  ihm  eroberten  Breisachaus 
dem  Wege  geriumt  wurde.  Aber  auch  seine 
BrUder,  Johann  Ernst  II.  und  Joh.  Fried- 
rich, der  sich  mit  seinen  alchymistischen 
Träumereien  in  die  Einsamkeit  des  Thü- 
riai^rwaldes  b^mb  und  ipiter  eingeker- 
kert wurde,  fielen  in  der  Blüthe  ihrer  Ju* 
gend  deu  Wirren  jener  Zeit  snm  Opfer.»  so 
dass  nur  drei  Söhne  des  Heisogs  Jobana 
fibrig  blieben.  Unter  diesen  kam  es  ni 

16 


I 


biyilizüü  by  GoOglc 


355 


23.  Route:  Yon  Weimar  nacli  Jena. 


356 


einer  Erbtbeilung  (1640).  Wilhelm,  der  Bo- 
gründet  der  jfingeren  wcimar.  Linie,  erhielt 
Weimar;  Ernst,  heruacbmald  d&r  Froinniti 
genmnt,  wanl  der  Sllflar  d«r  j6ns«reii 
tbaischen  Linie,  und  Albrecht  Herzog  von 
Eisenach.  Da  jedoch  der  Letztere  bald  u. 
ohne  Erben  yenchied,  so  ging  sein  Besitz 
an  Weiififtr  v.  Ootb»  über  (1645).  Wilhelm 
TilipTi  in  Weimar  und  baute  die  Wilhelms- 
burg ;  £mst  wählte  Gotha  zn  seiner  Besi- 
denz  n.  baut»  den  Frledenstoia.  Yon  Ihnen 
stammen  sämmtliche  noch  jetzt  regierende 
Zweige  des  ernestinischen  Ilauaes.  Ihr  Re- 
giment fiei  in  die  schwere  Zeit  des  dOjähri- 
gen  Krieges,  der  seine  blntfge  Ctoimel  aneh 
über  Thüringen  schwang  u.  die  abgelegen- 
sten GebirgssclilufbtPTi  nicht  verschonte. 
Tilly's  Horden  hausten  vorn^mlicb  im 
■ebwanbnrgieeben  n.  weimeriacben  Gebiet; 
aber  auch  die  Schweden  ^varen  schlimme 
Gäste,  besonders  als  sie  nach  dem  Prager 
Frieden  (1640),  welchem  die  thür.  Fürsten 
beigetreten  waren,  deren  Länder  feindlich 
überzogen.  Als  Herzog  Wilhelm  v.  Weimar 
gestorben  (16(>2),  thailten  seine  Bohne  das 
■rbe  eo,  dMS  Johum  Emü  so  Weimar, 
Adolf  Wilhelm  zu  Eisenach,  Johann  Georg 
Sa  Marksuh),  Bernhard  zu  Jena  residirten. 
So  waren,  ausser  dem  weimariücheu  Btamm- 
baaB)  S  nene  Henogtbfkmer  entstanden,  die 
jedoch  biild  -wieder  ausstarben:  Ei^enach 
1761,  Jena  1690,  Martcsuhl,  dessen  Herzog 
nach  dem  Tode  seines  Bruders  nach  Eise- 
nscb  fibeisieddte  n.  sieb  nnii  Hersog  von 

Bisciiarli  titnlirte,  1720;  worauf  alle  diese 
Landestheile  wieder  au  Weimar  zurück  fie- 
len. Jobsnn  Smst  n^ferte  bis  1&S&,  sein 
S  Im  Wilhelm  Emst  —  ein  ausgezeichneter 
Fürst,  der  sich  um  die  BÜitbo  seines  Lan- 
des grosse  Verdienste  erwarb  und  zu  last 
allen  wl8ieQ8oballli<Aieti  n.  Konst-Institaten 
Weimars  den  Grund  legte  —  bis  17S8.  Da 
er  keine  männlichen  Nachkommen  hinter- 
lie:is,  HO  folgte  ihm  £rmt  Äugutt,  der  Bohn 
seines  Bruders,  in  der  R^lenmg,  vu  ffibrtei 
um  die  Jmdergcbärenden  u.  zerstückelnden 
Erbtheilungen  abzustellen,  das  Recht  der 
Erstgeburt  ein.  Dennoch  eut^panu  ütch  ein 
anerquicklicber  Streit,  als  der  Henog  von 
Cotha  über  seinen  minderjäh riir  n  Sohn 
Emst  Auguft  OimttcuUin  die  Yorniuuüscbaft 
führte.  Katim  aber  war  dieser  selbstst&n- 
dig  geworden,  als  ihn  der  Tod  hinwegraÜte. 
Nun  ergriff  seine  junge  Witfwe,  An^ui  Amu- 
liop  Prinzessin  von  Brauuüchweig- Wolfen- 
bfitte],  Ifur  ihren  lljibrigsn  Sohn  Ktxrl 
AufjuH  die  Zügel  des  Regimentes  mit  sol- 
cher Kraft,  Weisheit  und  Milde,  dass  sie 
nicht  blos  für  ihr  Lauii  ein  Engel  des  Se« 
gens  geworden,  sondorn  ancb,  ^  Hoha- 


!  priesterin  der  Kunst  und  Poesie,  ihrem  Na> 
men  im  deutschen  Musentempel  ein  unver- 

Igauglichea  Denkmal  gesetzt  hat.     Als  sie 
ibrem  grossen  Sobne  JTori  itu^vst,  Termiblt 
'  mit  Lnnise  von  iT'"'^en-T)arm.stadt,   die  Re- 
!  gierung  übergeben  hatte  (17^),  trnt  die 
Sonne   der  deutschen   Dichtkunst,  dereu 
Morgenroth  von  der  Wartburg  ansatrablte, 
in  den  Zenith  ihres  Glanzes,   so  dass  di<' 
deutsche  Literatur  am  weimarischenFürsten- 
bofe  Ibr  goldenes  Zeltalter  feierte.  Aber 
auch  auf  der  politischen  Weltbübne  stMid 
Karl  August    als  einer    der  geachtetaten, 
liberalsten  und  voiksthümlichsten  Fürsten 
seiner  Seit,  der,  nacbdem  sein  Land  nicht 
blos  einen  erheblichen  Territorialzu wachs 
erhalten,  sondern  auch  zum  GroMherznrffhum 
erhoben  worden  (löl5),  zuerst  unter  allen 
deutschen  Potentaten  sin«  constttntloiielle 
Verfassung  einführte.    Dabei  If^nlito  .r  da.- 
StaatsschilT  durch  die  wild  empörten  Wogen 
seiner  Zeit  mit  starker  Hand,  wenn  er  auch 
die  schweren   Wunden    nicht  abwenden 
konnte,  welche  die  französisch  m  Kriege  den 
thüringischen  Ländern  schlugen.    Als  et 
nach  einer  mehr  als  SOJihrigen  Begiening 
verschieden    war  (1828),    folgte  ihm  sein 
Sohn  Karl  Friedrich,  an  dessen  Seite  die 
Orossherzogin  Jlfarte  PauUmna,  iirossfärstin 
von  Sttsslsnd,  als  eine  irahihafllge  Matter 
des  Volkes  segnend  und  gesegnet  wirkt«-. 
Der  {regpnwärf  iG;e  Grossherzog,  Karl  AUacan- 
(hr  Johann,  iiat  durch  sein  frcisinuigea  Re- 
giment, durch  dl«  praebtroUe  Xmenemnu: 
seines  Ahneuschlosses,  der  Wartburg,  durrh 
!  Begründung  einer  Malerakadcmie  u.  anüe- 
I  rer  Kunstinstitute,  eben  so  viele  Baustein^ 
j  sum  Bnhmestsmpel  •  selnet  Namons  gelegt 
Der  Erbgro38herzog,   geboren  1844,  führ; 
den  Namen  seines  glorreichen  Gross vater? 
Karl  August,  mt  der  Oeschlcht«  ihres  Bt 
gentenhauses  steht  die  Geschichte  der  Stadf 
in    nächster  Verbindung.    Wir  begnügen 
uns  mit    folgenden  Andeutungen:  Wei- 
mar soll  680  Tom  thür.  Hersog  Poppo 
gegründet  worden  sein.  Als  erster  Bentser 
wird  Graf  Wilhelm  I.  (t  963)  genannt,  wel- 
cher damals  der  mächtigste  Hei'r  in  Thü- 
ringen war  (S.  M).  1178  Ist  die  Stadt  rom 
Landgr.  Ludwig  III.,  und  1299  durch  eine 
grosse  Feuerabrunst  fast  gänzlich  zerstört 
worden;   während  die  dasige  Burg,  „der 
Hornstein,**  bot  der  thtkr.  Sfindflnth  (ISlSi 
zu  Grunde  ging.   Nach  dem  Ausstorben  der 
Weimar.  Grafenlinie  kam  W.  au  die  Laad- 
grafen  (1372),  die  SQweilen  dort  wohnten. 
Wilh^  der  Tapfere,  Markgr.  su  Meissen, 
wählte  es  zn  »einer  Residenz  (S.  TU  Vnrh 
seinem  Tode  war  das  Schlosa  lauge  ver- 
waisk,  bis  M  Johaan  Vriedrioh  dar  Orass- 


Digitizixi  by  Google 


357 


23.  Route:  Von  Weimar  uacli  Jena. 


358 


Trtüthige  nach  seiner  Gefangenschnft  Bum 
Herrschersitx  erkor  und  dariu  starb  (1554). 
Nach  der  Schlacht  bei  Jena  8  tagige  Plün- 
deruBff*  "^^^  «^I«  Hersogin  Louise,  Karl 
Ajjt^usts  Gfinialilin,  wciulete  die  RänzMcli" 
Zemtorung  ab.  Seiueu  «chÖDSten  Glaus 
hftt  W.  dnroh  g^tterlm  Nmm«»,  die  im 
SonneDstrahlo  seines  Fürstenhauses  ihre 
Bl&then  und  Früchte  trieben.  Wir  nennen 
•io  in  alphabetischer  Beihenfolge  i  Charlotte 
T.  Ablefald  f  Aveh  (Mechanikar), 

Barth.  Auerbach  bis  1862,  Sebastian,  Frie-  ; 
damann  und  Emnnuel  Bach  (OrKolmcister), 
Im,  Baohstein  (geboren  1801),  F.  J.  Bertuch 
(Qrtndardas  Itaodastndiiatriacoiiiptaln),  ga> 
boren  1747,  F.  v.  Biedenfeld,  ^1662,  K  Bie- 
demmnn  (Kulturhistoriker  und  Journalist) 
bis  18C3,  J.  Gh.  Bode  seit  Bdttiger 
(ATehäolog)  seit  1792,  Chr.  Brück  (Kanzler), 
■BurhhoJz  aiofmviUcAli),  f  l'ÖS,  A,  U.  Chv- 
lard  (Kapellmeister),  Oellarius  (Uistoriogt  .j 
aait  1678,  Coudray  (Archlteet)  Mit  1816,  J. 
L.  Danz  (Theolog),  geboren  1766,  JT.  C.  A. 
T:?>f'rwfin  (Mnsik.)  geb.  1786,  J.  1».  Ecker- 
manii  seit  1824,  H.V.  Einsiedel  (Dramaturg), 
1 1M8»  F.  W.  Faolna  (Onmnr),  X  D.  Falk 
(Satyrikeru.  Stifter  des  Falk  rjion  Instituts), 
■\  1826,  L.  F.  von  Froriup  (Arzt)  soit  1816, 
Wol/yanij  von  Gaiihe  (kam  1776  als  Legations- 
Mtb  nach  W.  1. 1  *1*  Staatsministar  a.  D. 
29.  Mnr7  1«=*'^?^,  A.  F.  Häser  (Musik.)  seit 
1817,  F.  Hand  (PbUolog)  seit  mO,  C.  O. 
Stolland  (Fhflolog)  M«  J.  CMfl.  wm 

Herder  (seit  1776  Ganaralsupor.,  f  1803),  F. 
A.  Hoffmann  (Pharmaceut)  seit  1780,  Hoff- 
maon       Fallersleben  bis  1860,  F.  Hern 
(Theol.  und  Pidag.),  geb.  177t»  J.  Hovtlebati 
(Histnrin-!  .),  1  1640,  Ch.W.  Hufeland  (Arzt), 
gffb.  1702,  J.  .V.  JTummel  (Komponist)  t  1837 
F.  Jagemann  (Maler),  f  1«80,  Amalie  von 
Imhof  (geb.  1770)»  P.  Kaitfhiann  (BOd- 
liaucr),  t  1829,  L.      Knebel  (seit  1774),  A. 
V.  Kotaebue  (geb.  1761),  Lukas  Kranach  f 
1563,  O.  W.  Kraus  (Stifter  der  Zeichnenaka- 
demie 1780),  C.  F.  Leidenfrost  seit  ISlft»  Ch. 
L.  Lenz  (Pädagog)  ?»pit  180ß,  Traar  Lix-t  bis 
186S,  Ch.  Lobe  (Musik.),  Fr.  Mayer  (Ilisto- 
Tiogr.),  t  1818,  A.      Äaltltz,  H.  Meyer  (Di- 
rect.  des  Zeicheninstit.),  J.  G.  Melos  (Prof.), 
t  1828,  Fr.  V.  WiHor  (Kanzler)  seit  1807,  C. 
A.  Musans  (der  älteste  üitter  der  weimar. 
Tafelnutda,  seit  1768  Fftgenliofineister,  f  »I« 
Prof.   1787),   G.  Neumark    (Sekretär  der 
fruchtbringenden  Gesellschaft  zur  Pfieffe  der 
deutschen  Sprache  und  nationaler  Gesin- 
nung), t  1681,  Vr.  Paasow  (Pbilolog)  seit 
1H07,  JoH.  Rank  bis  1861,  Reichard  (Karto- 
graph), F.  W.  Biemer  (Philol.)  bis  1847, 
Jean  fmaH  Vt.  Biabter,  J,  F*  Böhr  (Qene- 
ralsapeiliit.  seit  18M)»  0»r.  JV.  eaii  StkOkr 


(von  17»7--H'},  dann  als  „Tlofi-ath"  von  1790 
bis  9.  Mai  1805),  J.  P.  Scbellenberg  (Rechen- 
meister) seit  1817,  A.  L.  K.  Schmidt  (Kanä- 
le r)  seit  1766,  K.  K.  Scbmid  (Jur.),  geb.  1774, 
Ji  h.  Schopenhauer  seit  1806,  St.  Srhüt/e 
biai  18a&,  J.  8.  G.  Schwabe  (Schulrath)  seit 
1770,  Ohr.  W.  Sehwaiiar  (Jur.)  seit  18tS, 
Friederike  Seidel  (Malerin),  geb.  1791,  Fr« 
Schulze  (Blnmennuilerin),  f  1864,  Th.  Tlionss 
(Mus.)  seit         UnzalDUfcim  (Schausp.),  J. 
Heinrich  Toss  (Prof.  am  Oywnas.  ton  1804 
bis  1806),  Ch.  A.Vulpius  (Gcethe's  Schwager), 
geb.  1762,  t  1827,  J.  C.  Weünnd  (Chartogr.) 
seit  1812,  Fh.   Chr.    Weüaiid  (Keisesclirift- 
steUer)  seit  1790,.  Ohr,  Mtmi.  WMamd  (Prln- 
zenerjiiehor  seit  1772,  f  nN  Hofrath  1812), 
P.  A.  Wolf  (Schausp.),  t  1Ö2Ö,  0.  L.  B.  Wolf 
(Improiisator)  seit  1826,  O.  v.  Wydenbrugk 
(geh.  Staatsrath  a.  D.)  seit  1848.  —  Oegtm^ 
Trnrtig  leben  in  W.    folgende  Celebrifäten: 
Karl  von  Beaulieu-Marconuay,  Amalie  von 
Clausberg  (Fr.  t.  Donop),  Cordes  (Maler), 
Fr.  Dingehtedt  (General-Tbeateriittendant  u. 
Vorsitzender  der  deutschen  ScUillerstiftuug), 
Ditteuberger  (Oberhofprediger),  Döpler  (Ma- 
ler), Angelika  JFMw  (Kfinatlarin  Im  Hödel-  ^ 
liren  und  Stein  seh  neiden),  U.  Fries  (Aus- 
schussmitgiied  des  Nationalvereins),  17.  Gc- 
natt  (Veteran  der  Hofbuhne),  Wiih.  Genast 
(Staatsanwalt  u.  Sehanspieldichtar),  Qtmtti 
(Historienmaler),  C.  Graf  (Kartograph),  H. 
OouUon  (Antt),  Karl  Gutzkow  CDramatarg  u. 
Seeretir  der  deutschen  flcblUeretiftuv),  Fr. 
Hellrarth  (Maler),  C.  N.  Jfummel  (Maler), 
Höller  (Stuecateur),   H.  Jä'!.>  fUtorat),  Gr. 
T*  XtUkreuth  (Director  der  Kunütttchule),  t. 
Kameeke  (Maler),  B.  KStt&r  (Dfamaturg), 
Kunze  (Mathematiker),  £.  Lassen  (Musik- 
dfrect.),  Lauckhard  (Schulrath),  A.  v.  Maltitz, 
Fr.  Marterateig   (Historienmaler),  Michelis 
(Maler),  Nlasaen  (Maler),  W.  UtUler  (ÜLupfBr. 
Stecher"!,  Henriette  von  Nordheim  (Frau  von 
Schorn),  E.  Palleske  (Dichter  und  Literar« 
historiker),  PauoUs  (Maler),  Ii.  Pohl  (Musik- 
schriftsteiler),  Putsche  (Philolog),  Preller 
(Hofmaler),  von  Bamberg  (Maler),  A  Host 
(Schauspieldichter),  v.  Schlicht  (Maler),  A. 
Seksa  (Oberbibllothefcar),  C.  A.  et^mtrige^ 
huith  (Kupferstecher),  Louise  SeldJ^r  (Hof- 
malorin),   Stichling   (geh.  Staatsrath),  C. 
Sondersliauseu,  Fr.  Stör.  (Musikdir.),.  J.  G. 
Töpfer  (Prol  dar  Ifosik  und  6ohö|d^r  der 
neuen  Orgolbatitheorie),  v.  Wille  (Maler), 
Wisliccrni'^  (Maler),   E.  Ch.  W.  Weber  (Phi- 
lol.), Amalie  Winter  (Frau  v.  Gross),  Zeiss 
(Hl8torioirn4»li  und  Prot). 


r«  «rie  «f  gegenwärtig  tsl  ^n  8 
Becirke  geti^ellt,  A-H.). 

BOMm,  «la  sla  Jada  Hanpt-  and  Be- 


Digitized  by  Google 


359 


3S.  Souie :  Ten  Weimtr  nacli  Jena. 


3eo 


sidenz'^tn (it  i  nt  An  der  Spitze  des  Staats- 
jninistcriunid  Bt«l4t  Cb.  B.  v.  WaUdorf,  der 
«Inzige  noch  sktiTe  Hlniater  seit  18M. 

OeitandUchaflen :  preuasiscbe  (Al«ZMlder- 
plats  H.  80.  sächsische  (Erfurterst.  6. 
21),  russische  (W  ielandsstr.  O.  30),  franzö- 
stedte  (Borkaerttr.  H.  119). 

BÜdung»aMtalUn :  Die  dnrch  den  Kunst- 
sinn des  Grossherzogs  seit  in?  Leben 
gerufene  Kunstschule,  eine  kuhere  Lehr- 
v.  BndvBg8«BfUit,  um  Jttng«  levte  sanicliftt 

in  der  Malerei  au.-*2ul>ilden  *)  (Direktor : 
Graf  V.  Kalkreuth;  Kosten  für  Inländer 
jährlich  8,  für  Ausländer  16  Thlr.) ;  (Jymna. 
afrnn;  Sopbienstift  (Bildnnsfanstalt  for 
Töchter  liöhr-rer  Stände,  aolt  1854) ;  Sc  liul- 
lehrerseminar;  Healschule;  Zeichen-,  Mo- 
deUir-,  Fortblldungs-,  OarteiiarbeitS'Klein- 
kindttTtchuIe ,  Falkaches  Institut  (Erzie- 
hungsanstalt  für  verwahrloste  Kinder),  Blin- 
den- und  Taubstummeninstitut;  Wernicks 
h5h«r»  TSebterseliiile  (PriTatanst.). 

WohlUtdtigJceiteamtalfen  ti.  Vereine :  Frau- 
enTerein  (Industrieschule  für  Mädchen), 
durcli*s  ganze Laud  verbreitet;  Freimaurer- 
Log«  „Amftlta"  (in  der  Friedhofrtr.),  Oawar- 
lioverein,  Man'enstift  (für  arheitsunfähige 
Männer),  Karlsstift  «.  St.-Loui8enstift  (Hos- 
pitäler für  alte  Frauen),  Karl-August-Stlltung 
(für  kranke  IHenatboten),  Ueyer-Amalfen- 
StiftuDg  (zum  Besten  kranker  Haxisarmen), 
Eettnngsanstalt  für  Yeninglüclcte);  —  Vor- 
ort f&r  die  deutsche  Sehinerttifhing  (zur 
Ünterstützunff  verdienter  Schriftsteller);  — 
Tcrein  für  Knnst  u.  WtasenaohafI;  Sbak- 
Speare-Vereiu  etc. 

JoumalMik:  Weimar.  Zeitung,  wdchentl. 
mal,  „Deutschland,«  7  mal,  Regierungsblatt. 
—  BuchhanfUiim/en:  B.  F.Voigt  (sehr  starker 
Verlag  —  darunter  „Sdiauplatz  der  Künste 
v.  Handwerke,  hts  Jetst  gegen  800  Bde. 
mit  Druckerei);  HofTmannsche  Hofbuchh. 
(am  Markt);  Kühn;  Dittmar.  —  Landesindu- 
Mrie-Comptoir ,  gegründet  von  F.  J.  Bertuch 
1789  (Bllderbneb,  19  Bde.),  seit  IflM  mit 
Oeograph.  Institut,  worin  A.  Stieler,  Tleieluird, 
Weiland  u.  A.  arbeitetfin  nnd  Kartenwerke 
aller  Art  zu  Tage  förderten.  Als  Bertuch 
18S9  gest.,  gtaift  die  Anstalt  anf  seinen 
J^ScliwIepersoTm,  B.  v.  Froriep,  über  (f  184G), 
von  welchem  sie  dessen  Sohn,  B.  von  Fro- 
riep (t  1861)  übernahm.  Terttanfl  19B5  an 
L.  Denicke,  der  das  Qesohfift  mit  neuer 
Thätigkeit  betrieb  (Kartographen:  Kiepert, 
L.  u.  A.  Gräf  u.  a.),  bes.  d.  Hauptwerk,  den 
Handatlas  der  Brden.  des  Himmels**  (70  Bl.). 
iSelt  1808  Jügentbom  Ton  Voigt  a.  Oftntfaer. 

*)  V.  Bckotn,  üeber  die  Slnrichtang  n.  den 
fitand  der  Kunstschule  In  Weimar.  1868. 


Ausgezeichnet  dnrrh  Stahl-,  KupforsticTi  V. 
Sieindruck,  Golorir-  u.  galvanoplast.  An- 
stalt, GraviranstaTt  fttr  Stein  u.  Metall,'  Ter- 
Stählung  derKnpf  ri  latten,  glyphotypisch» 
Platten,  Globen  u.  Tellurien,  «labn's  Reise- 
bücher,  Grafs  Reisekarten  für  Thüringen 
u.  a.  «->  4  BneMruekervim  (darunter  dl« 
Böhlau*sche  seit  1634),  3  Leihbibliotheken, 
2  Kupfer-  n.  4  Steindrnckerclen ,  2  Schrlft- 
giessereien,  2  Autiquariats-Buchhandlungeii;. 

He/Aeofer  (mit  Hoffkapelle),  -welohes  n»- 
trr  T)inp;f^Iatedl''s  Leitung  sich  wieder  zu 
einem  klassischen  Buhme  emparsclnvingt; 
Sonntags,  Mittwochs,  Donnerstags,  äouu- 
abends.  Im  Juli  u.  August  sind  Ferien. 

Barii:--rh.7}i'>n-  r  'SV<''iwnr.  IJank,  am  Ale- 
xanderplatz (dein  üchönbten  der  Stadt,  in  der 
Nihe  des  Parkes) ,  J.  Blkan  am  Buiifplats, 
A*  Callmann  am  Markt. 

BadtawttaUen :  Wasch-  u.  Badeanstalt  bei 
der  Sternbrücke,  dem  Schloss  gegenüber; 
bei  Reimann  (Dampf<^  fitnn-,  Wannen-,  Jluaa- 
biider)  im  Brühl ;  am  Schwansce  (Bassfn  snm 
Schwimmen);  in  der  Friedhofstr.  —  PAo<o- 
graph.  Ältlier»:  Schenk  in  der  Rittergasae, 
FrisehetmBuss. Hof, Thon  in  derErfurteratr. 
—  IIaar$chneidekabineUe :  Laudenbacher  in 
d.  SchiUerstr.,  Herder  in  der  Kaufstr.,  Pi> 
quardt  in  der  Breitengasse. 

IndusUrie:  Hasch inenfabr.  von  Zwan- 
ziger, Chirurg.  Bandagen  von  Baltzar,  Blas- 
instrumente von  Beck,  Saiteninstrumente 
von  Höhne,  Juwelierarbeiten  von  K.  Koch» 
t'lirniacTierarbeiten  von  Kühn,  Gürtler-  und 
Broncearbeiten  von  Waliack,  Nadlerarbei- 
ten (Blumenstellagen  aus  Draht)  tou  Mar- 
tini, Buohblnderarbeiten  von  Henas»  Thon« 
u.  Töpferwaaren  von  J.  F.  Schmidt,  Feuer-  , 
spritzen  v.  Th.  Roth,  feine  Messer  bei  Mi- 
chel, ausgestopfte  Thiere  bei  Sehreiner  (be- 
rfthmte  Schmotterlingspräparate). 

Sehensicürdtgkeiten*).  Selten  wird 
man  Ruf  so  beschränktem  Raum«'  ?(> 
viele  benchtonsweitlie  Punkte  finden, 
wie  in  Weimar.  Es  bedarf  fast  immer 
nur  weniger  Schritte,  um  vor  einer  nevoi 
Merkwfirdigiceit  bq  stehen.  Eintritts- 
gelder sind  fast  nii^nds  notmlrt;  dodi 
werden  wir  nnrlcnten,  was  man  pcwohn- 
lieh  zu  gehen  ptiegt.  Wir  beginnen 
unsere  Wanderung  vom  Bahnhof  aus, 
der  von  der«eigentlichen  Stadt  ziemlich 
entfernt  ist,  obgleich  sich  in  wenigen 

<•)  Der  beigegebeuo  GrumlrUg  von  Wei- 
mar ist  der  beste  Wegweiser,  so  dAss  ea 
kaum  eines  Lohndieners  bedarf,  wenn  man 
nicht  durch  solchen  rascher  gefordert  wer- 
den mag. 


Digitized  by  Google 


r 


Digitized  by  Google 


8 


TTTT 


o  OutUilltM'  0Tienärur4 
Erbprinz  ,Xai*i  th 

HmtsüidterHof ,  cgrUpui»  K0 

Etephant ,  Ua>*i  Vh 

*Adltt  ,  ßr*ile»ytLt*e   .  F  5 

Sonne ,   FS 

Schwan  .  9Mtßlttm   GS 

JküringerWof ,  Jaath'anan.  D5 

Lowe  ,  Uttur  6r*itH  15 

Bdtid  it  Söst ,  BfrderliatL  K5 

BujinuumtUtmlj  MrfuHirXr  17 

Y  Rettaurationen  «mI 

Bierlokale 
iurjdmm  .husukt .  JUbiA^BG 

IS 

Stadthaus  ,  Markt  T\-S 

AS 

tSdUesshaus  ,  futrmf  n.Tüftt/*  CS 
*  FeltenhelLer  ,  duu,, n-Mni»  10 
LöMrenßetrien .  im  BnüU  DS 
Stadthe^haUe  ,  Herderlialz  .  SS 

E-  Katfreehiiuser 
foffhuum'sKaffieJuuu  .TeiJtf.  IS 

Kaffeehaus ,  v>t  iftu-u   PS 

u  Weinstuben 

G.Mefgr,M<u*t  FS 

VTfiomj.  FS 
C.  Frttuid  /fwti«tA«-  »  FS 

C  Baum  ,  HtrdB'ruu  E5 

Reithmaiut  ,  Saik.  FS 

KtUtl  ,fJpfdwtifx  l.mnJImt  ..  &2 
•  Conditoreien 

*FtsUib,JfafrondUorßttrg-tl^  Tk 
Sdtmrt  .Brritaigattt.  .  E5 

Konty  ,    PS 

Meste  obfr^raitf,   KS 

4  »  Bode-AniPtalten 
P  S(hräh4hde/MsiaUv»St)»w,stf  HS 

I  IkwlffSadriiWastA^liulak 
'  Rtimanni  Beule -Anstedt 
Bade  Anstalt  ,FnfdJ>*fStr. 


Google 


MAR 


\lKaÜümiis 
18  Rathen  Schütsg 

J^^  '^^ir  ^  Piü-sienhatis 

ftKj  •-'^  Hatiptyrarhi' 
23  'lurhthauji 


¥.'t 
F5 

F'» 
K'i 

F5r 


?5JtH  i}bsh/rhcfHafk 
■i6  K/itUaUsdn'  KüHw  (».»  /| 
27  Gripfhische         P'i  i 
'Xcticr Friedhof  IH.S 

ii.iii'if/wfifutii  t 

Jbn-  hnulhof  D5 
"^Hpfgartiuivi  m 


I^BibUothik  Vh 
:{|  WitOiii/iujutlais  mit 

nsItuiiTtliuiaVS  '•' 

F«' 

33^(i/iA  (f4 
M  LundfS  -JiuUtslrie  -  ' 
Coniptnii'    Ktt  ic 
Didilrrhaii.srr  ' 
35  Cwihehaus  (iS 
^6'Sihiüerfiau.s  F.S 


I     ^^^^  ■  .  Statiii'it 


Kl 


.  ^       3''K  rho  (iWifs  CcsfRsfhafi 


„„,  ,       ,  kO'Hfrder  Penhn  .  K5 

üfsrnlafSKÜesensciiarten         Dildiui^s-.mstultcn     ikX'Wieland    .  .  05 

1  Verein  Kb  7  dymniiitium  K5  Ii?  Ortuidstfin  vi  Kati  '? 

2'Lesp -Miisciufi  EG  8  Heaisthulf-  Kü       Atigiusi  't  RriUnUiUtf  F'i 

}ßnyiTsHiuU' »  Sirtunnr  KB  'Park 

SommMiial    K3  10  Kutislsdiiilt'  IM 

*  h'uitf/ijfMl    KT»  II  AVf//'  Y.eif/ifuiisrhu/i'tiö 
'l/frn?/>m.vf  OesfUseA/ift  (i.i        Sophien nUfi  fl.U 

5  ßiiifft'rvfitin  t?  Ihuhstn/Tien  »  /HintLInttÜG 

6  Ffvimim/rrLiMje  Ci't  Faffi '»fies Inst WoL^nJaujIHt 
Rt'/ffffi'yelisiiüip  r'l  1.1  Kleinki/uict  Ik'vnilirtmstMj 
Sciursspinfi             V 'i  ^  Jdilf's  /.»•«•■/»/uvi  •• 

Turnpitilz  .   TS  MtutcUii'SiiutU  B.> 


v'.Ramn.nkr*  Haus 
d.Kutisil  Ruinax  Mttutf 

f  l)mntftvie  >■  Tivihkr 


TelconipluMi  Kiircau(iiuFurstpuh;iuüJi  ;o)F'i  l'osl 
 TT  I 


F.6 


hßfnkm  Hft  tifniuf-Lo€i 


8 


;         liiüliliils  III  Hil(i(iiii  i;liuu.scii 


Digitized  by  Google 


I 

» 

Digitized  by  Goo^e 


361 


23.  Bouie:  Ton  Weimar  nach  Jena* 


362 


^mhreD  auch  nach  dieser  Seite  hin  ein 
neuer  Stadttheil  gebildet  haben  wird. 
Jetzt  wird  dnselbst  ein  neues  Museum 
(vom  Architekten  Zotek  aus  Wieu^  im 
^tjl  einer  graziösen  italieoiscben  Be- 
naisaance  gebaut,  weldies  diewerüivoll- 
sten  SainmUingen  in  sich  vereinigen 
soll.  Damit  werden G  ^rtPurinlHo^cu  ver- 
bunden werden,  die  mit  dem  Parke  in 
Verbindung  stehen.  Zugleich  ist  der 
Bau  neuer  Gebüude  (mit  Arkaden),  wie 
auf  dem  Markusplat«  in  Venedig,  und 
eine  breite  Strasse  bis  zum  Bahnhof 
projectirt,  ähnlich  derMaximilinnsstr.  in 
München.  Etwa  in  derHüIfte  wird  diese 
Strasse,  dui'ch  einen  freien  Platz  unter- 
broeben>auf  dem  einerseits  eine  kaüiol. 
Kirche  errichtet,  andererseits  eine  Gar- 
tenanlage in  der  Weise  der  englischen 
Squares  angiobracht  w^rfloT)  ?oll.  — 
Durch  die  Bahnhofs-  und  liürgerschul- 
strasse  kommen  wir  auf  den  schönen 
parkartigeu  „ /ui/i^^j^o*»"  (r.  Post  und 
Buss.  Hof,  1.  Erhol^ngslokal,  s.  1859) 
und  Lesemuseum  (s.  18G0).  An  den 
KiU'Kplntz  reiht  sich  dieWiehuxl'^'^trfisse, 
An  der  Ecke,  die  den  Theaterplatz  be- 
grenzt, Wielands  Haus  (G.  26),  in  wel- 
ches der  Dichter  1803  einzog  und  worin 
«r  1813  starb.  Noch  jetst  im  Besita  der 
Familie  und  von  einer  Schwiegertochter 
Wielands  bewohnt.  Im  oberen  Stock 
Wielands  Aibeitszimmer  mit  einigen 
Koliquieu.  Zunächst  der  kleine  Theater- 
platz mit  der  erzgegossenen  *  Doppel- 
sUUue  von  Goeiheu.  Schüler  („demDich- 
tcrpaare  das  dankbare  Vaterland"),  mo- 
dellirt  vonRictschel,  enthüllt  am  4.  Sep- 
tember 1857.  Dahinter  die  ziemlich 
unscheinbare  Fa^de  des  Mofthfaters^ 
das  nach  einem  verheerenden  Brande 
<1825)  erneuert  und  vergrössert  wurde. 
In  diesem  beschrfinkten  Baume  hat  die 
dramatischeKunst  unterGoethe's  Leitung 
(von  1700 — 181  7) ihre Gl;in/j»nrn!flo  'jo- 
feiert.  Noch  jetzt  steht  das  wcim  ;ii  i  ^the 
Theater  unter  Dingelstedts  Leitung  auf 
4ler  Hübe  der  Zeit,  und  bat  nicht  blos 
unter  ^r.  Lissts  musikal.  Directorium 
namentlich  die  Tonschüpfungeu  der „Zu- 
kmiftsnm.sik cultivirt,  sondern  auch, 
wie  noch  keine  andere  Büime,  die  Mei- 


sterwerke  der  dramat.  Dichtkunst  in 
zusammenhängender  Reihenfolge  vor^ 
■t,'eführt.  Gegenüber  das  Haus,  worin 
Johanna  Schopenhauer  von  180G  bis  . 
1880  wohnte  und  in  ihren  Abend- 
gesellsGhaft«i  die  Notabilitäten  der  Zeit 
vereinte.  An  der  östlichen  Ecke  des 
Theaterplatzes,  beim  Eintritt  in  die 
Sehillerstrasse  *das  Witthimspalais^ 
worin  die  Herzogin  Anna  Amalia  die 
berfihmtesten  Hfinner  um  sioh  sammelte 
und  1807  yerstarb.  Seit  1848  befindet 
sich  dnrin  die  grossherzogl.ft(4Mi«amm- 
(wertli  volle  OelbiM'T  —  vorzüglich 
von  altdeutschen  Meistern,  lG,OOOStahl- 
und  Kupferstiche,  Lithographien,  6000 
Handseichnungen,znmTheU  Ton  hohem 
Werth,  z.  B.  Ton  Carstens,ausge2eichnete 
Cartons,  plastische  Gegenstände  etc.) 
und  ist  theilweise  zu  Mulorntcliers  ein- 
gerichtet. Jeden  Donnerstag  von  10 
bis  1  Uhr  geöffnet.  Ausser  dieser  Zeit 
vermittelt  der  Secretär  Schuchardt  (Jü- 
gerbaus  in  der  SCarienstr.)  den  Eintritt. 
— Rechts  durch  die  Schützengasse,  worin 
das  Stahl-  und  ArvihrubtschiitxenhauSf 
in  dessen  (Jartcnlvarl  Augusts  Erzstatue, 
und  dann  1.  durch  die  Brauhausgasse 
auf  den  Wielaudsplatz  mit  der  *  Wie- 
landstittiue,  modellirt  von  Gasser  in 
Wien  und  enthüllt  am  4.  Scptbr.  1857. 
Dann ,  r,  durch  die  Friedhofsstrasse, 
worin  1.  die  schöne  J^reimaurerloge,  1853 
eingeweiht.  Jenseit  der  Friedhofsstr. 
r.  auf  den  *ueueii,  Friedhof,  seit  1818  ' 
in  0ebrauch.,  Eintritt  durchs  Leichen* 
haus.  Ein  23  Morgen  grosser,  schöner 
Todtenacker  voller  Bäume  und  Blumen, 
mit  hendichen  Denkmälern,  unter  wel- 
chen die  Asche  vieler  berühmten  Men- 
schen ruht.  Auf  einer  Anhöhe  prangt 
die  1824  errichtete,,  tempelartige  *  F^r- 
stenffn^  und  dahinter  die  am  84.  Not. 
1862  eingeweihte  *  gi-iechische  Kapelle^ 
die  mit  der  Fürstengruft  in  Verbindung 
stellt.  In  dieser  ruhen  nicht  blos  die 
lürstlichen  Leichen  in  kostbaren  Sarko- 
phagen (unter  ihnen  Karl  August),  auch 
die  Diebterfttrsten  Schiller  und  Goethe, 
deren  Särge  Lorbeerkranze  selimiicken, 
haben  neben  ihrem  fürstlichen  Mäceu 
einen  Ehrenplatz  gefunden,  und  zwar 


Digitized  by  Google 


363  S3,  Bouu:  Ton  Weimar  nacli  Jena. 


364 


ScTiilTers  Gebeine  (auf  desMn  Sarg  seit 
1859  ein  silberner  Eichenkranz  von  den 
hamhnrger  Frauen),  bis  dahin  auf  dem 
Jakobskirchhof  (s.  unten),  seit  1827,  u. 
Goethe's  sterbliche  Hülle  seit  1832.  Man 
versSimie  nicht,  nm  das  Iniiere  der  FQr- 
Stengruft  zu  sehen,  vom  ziemlich  ent- 
(iBrnten  Hofmar.scliallamte  einen  Diener 
mitzunehmen,  der  sie  für  10  S^^r.  öffnet. 
Leider  darf  dieser  nicht  auch  die  kleine, 
aber  prachtvolle  griechische  Kapeile  er- 
sdülessen ,  die  (Ton  Btreieliliaii  erbaat 
und  18<^8  dngeweiht)  mit  ihrer  vergol* 
deten  Kuppel  weithin  leuchtet.  Dies 
thiit  der  rnssischeKirchendieTier  (Schuh- 
macher Buschmann,  der  Sparkasse  ge- 
genüber D.  103},  dem  ein  beliebiges 
Eintrittsgeld  rerabreiebt  wird.   la  den 
unteren  Rgnmen  mht  die  1859  Terator- 
.  beae  Grossherzogin  Maria  Paulowna, 
deren  Sarkophrif^  mit  einerprachtvollcn, 
in  Petersburg  gestickten   Pf^cke  ^  ^  l 
hangen  ist.    Die  Kapelle  selbst,  worin 
zuweilen  Gottesdienst  nach  griechischem 
Bifns  gehalten  wird,  ist  mit  einigen 
werthvollen  Gemälden  gesdimlickt.  Das 
Allerheil igste"  darf  von  Frauen  nicht 
betreten  werden, —  Sehen  wir  uns  aber 
anch  noch  weiter  auf  dem  Todtenfolde 
um.    An  der  linken  Umfassungsmauer 
ein  Denkmal,  „den  WohHMUem"  H. 
ICeyer  und  dessen  Gemahlin  Amalie, 
wegen  ihrer  ArmenstiftungCs.  oben),  TOn 
der  „dankbfircTi  Stadt  Weimar."  Weiter 
aufwärts  P.  A.  Wolf,  Schauspieler  und 
Theaterdichter.  Fast  am  Ende  Kirchen- 
rath Horn.   Gegenfiber  (an  der  west- 
liehen Maner)  Buchhändler  B.  F.  Voigt 
(unter  einem  sehr  8<Adnen  Epitaphium). 
Nicht  weit  davon  (abwärts)  der  Humo- 
rist St.  Schütze.    Noch  weiter  abwärts  : 
Röhr  (t  1847),  Schweitzer  (f  1846), 
Hummel  (f  1837).    Der  Fürstengruft 
gegenftber  der  friomme,  kinderfrennd- 
liehe  Johannes  Falk  (f  14.  Febr.  1886), 
mitder  V.  ihm  selbst  verfassten Inschrift: 
„ünter  diesen  grünen  Linden 
Ist,  darch  Cbristus  frei  von  Sünden, 
Herr  Johannet  Valk  aa  Hoden. 
Kinder,  dio  aus  deutmclien  Stftdten 
Diesen  stillen  Ort  betreten, 
Sollen  llelflalg  fftr  ihn  beten." 

Oestlich  der  Ffirstengruft:  Ecker- 


raann,  Goethe*s  Freund  und  Lehrer  des 
jetzig:en  Grossberaogs.  —  Will  man  nach 
der  Todtenschau  das  frische  Leben  be- 
grüssen,  so  wandere  man  auf  der  ber- 
kaischen Strasse  bis  «um  FeUmkeUar, 
wo  sieh  eine  herrliehe  Aussicht  über  die 
Stadt  erGflhet. 

Wir  aber  wenden  uns  rechts  an  der 
1860  eröffneten  Kunntschnlr  (mit  zahl- 
reichen Ateliers,  Sälen,  Auditorien)  vor- 
über, statten  der  nahen  JTof<järinerei, 
die  sich  durch  geschmackvolle  Aufstel- 
lung ihres  Pflanzenreichthnms,  sowie 
durch  dneuHtthnerhof  mit  seltenem  Ge- 
flügel auszeichnet,  einen  Besuch  ab,  und 
treten  alsbald  in  den  angrenzenden 
*Parkj  eine  grossartige  Schöpfung  Karl 
Augusts  u.  Goetbe*s,  die  nicht  blos  durch 
den  herrlichen  Schmuck  und  das  male» 
rische  Anrangement  ihrer  wechselnde 
Baum-,  Rasen-  undBlumenpartien,  son- 
dern mehr  noch  durcli  die  Manen  einer 
grossen  V^ergangenheit,  welche  die  Laub- 
gänge ,  Lusthäuser  und  Felsengrotten 
umschweben,  Herz  und  Auge  fesselt. 
Mitten  durch  das  geheimnissvolle  Dun- 
kel  der  umfangreichen  Anlage  schlängelt 
sidi  die  Ilm,  jener  bescheidene  FlusSt 
von  welchem  Schiller  sang: 

„Meine  Ufer  sind  arm,  dock  höret  die  lei- 

8üru  Welle, 

Fahret  der  Strom  sie  herbei ,  manches  un* 

sterbliche  Xiied.«* 

Der  Park  ist  von  allen  Seiten  offen. 
Will  man  jedoch  das  Innere  einzelner 
Lusthäuser  sehen,  so  wendet  man  sich 
an  einen  der  Ix'rrscliaftlichen  Parkwär- 
ter, die  gewölmlicii  in  der  Nähe  sind  und 
jeneHfiuser  gegen  eine  kleine  Vergütung 
(5  Sgr.)  Sfßfien,   *Das  MnUsche  Hau 
war  Karl  Augustsu.  (}oethc*s  Lieblings- 
aufenthalt.   Ausser  einem  mit  Statuen 
geschmückten  Vorsaal  enthält  das  an 
und  für  sich  unansehnliche  Gebäude 
einen  kleinen  Speisesalon,  ein  Arbeits- 
und ein  Schlafzimmer.   Es  ist  da  aller- 
dings nicht  viel  au  sehen,  denn  die  Ein- 
richtung ist    ausserordentlieh  einfach. 
Wer  aber  müclitc  nicht  gern  iu  den 
Räumen  wandeln, wo  die grössten  Geister 
unseres  Volkes  ihre  schönsten  Stunden 
I  feierten?  Gegenüber  ein  kleinea  Land- 


Digitized  by  Google 


365  2^.  AMtf.*  Ton  Weknsr  naeli  J«Da. 


366 


haus,  welches  KaroUne  Jagemann,  Karl 

Augusts  vertr.'UJtp  Freundin,  als  Frau 
von  Heygeiidoif  bewohnte.  Am  Fusse 
der  Treppe,  die  am  Köm.  Hause  Liuab- 
fahrt,  ein  Distiehon  von  €k>ethe: 

„Die  ihr  FeUeu  und  Bäume  bewohnt,  o 

beOaame  Hymph«!!, 
G*b0t  J«g11«1ieiii  gern,  was  or  Im  Btillfti  be* 

gehrt. 

Schutiot  däm  Traurigen  Trost,  dem  Zweifvl- 

liafleii  BeUhmitff, 

ITlid  dem  Xiiebendan  gönnt,  das»  ihm  be- 

gcguü  »ciu  Glück  I" 

Auf  einem  Folsblock  das  Denkmal, 
welches  GiM  the  dem  Fiir>(*'n  Frans  vou 
Dessau,  einem  Freunde  Kari  Augusts, 
ervlcbtaii  Um«.  Dortdie^SeUllerlMiiik'S 
ein  traiiU«hesPUttadien,  wo  derDicbter 
oft  geruht  haben  soU^abwohl  er  damals 
die  stattliche  Kaserne  nicht  sah ,  die 
jetst  hier  in  die  Augen  fallt.  Etwas 
weiter  ein  SteinmoQument  („Genio  hujus 
lod,"  dem  Qeisto  dieses  Ortes  gewid- 
met), um  weleliee  sidi  dne  Schlange 
windet,  die  eines  der  dort  liegenden 
Brode  verschlingt.  Die  Volkssage  hat 
dieses  Sinnbild  dahin  gedeutet,  dass  hier 
eine  Schlange  gehaust,  welche  mit  ver- 
güten Breden  getodtet  worden.  Die 
minenMrtige  Hener,  ab  der  wir  links 
voräbergehen,  hat  keine  historische  Be- 
deutung. Dagegen  war  die  JiTatMe  oder 
das  liorJcenhänschen  (,,Louiscnkloster" 
oder  „Kalte  Küche*'),  \'on  Goethe  erbaut, 
trots  seiner  engen  Räumlichkeit  ein  Lieb- 
lingsnolienthalt  Karl  Augusts,  worin  er 
haldallein,b&ld  mit  einem  kleinen  Kreis 
vertrauter  Freunde  n.  selbst  mii  seinen 
vortragenden  Käthen  frühstückte  und 
halbe  Näelite  zubrachte.  Jetsit  werden 
'  —  Gartengerathschaften  darin  aufbe- 
wahrt Ungleieh  stattUeher  ist  das  mit 
verwitterten  Stataen  gezierte  *  TtmptH- 
A^  >-;-n^iatw  („Salon"),  in  dessw  hinterem 
S;i;i!raum  die  aus  einem  cararischen 
Marmorblock  voü  Steinhänser  in  Rom 
^nach Bettina  von  Arnims  EutwurfJ  ge* 
arbeitete  *  QoeHmHalbiiie  mit  der  Psyche^ 
deren  kolossale  Dimensionen  einen  ttber* 
wftltigenden  Eindruck  maeben,  aufge- 
stellt ist.  Das  wundervolle  Kunstwerk 
soll  6000  Xhlr.  und  der  Transport  bis 


an  Ort  und  Stelle  3000  Thlr.  gekostet 
haben.  Man  kann  es,  zwar  nnoh  von 
aussen  Ix  wiuulern ,  wenn  die  Fenster- 
vorhäugu  gerade  nicht  zugezogen  sind ; 
doeb  ist  esgeratheHer^ein  kleinesMnk* 
geld  daran  m  wenden  nnd  den  Salon 
(if^ncn  zu  lassen.  Später  soll  es  seinen 
Platz  vor  dem  neuen  Museum  erhalten. 

Gehen  wir  nun  durch  die  Marien- 
i^trasäe  in  die  Stadt  zurück,  so  kommen 
wir  snniehstaiif  den  ^Cfoeät^latz  (Ftaa« 
Aplan).  Hier  steht  dasalemliehgrossei 
massive,  aber  niciht  gerade  schmucke 
Eckhans  (mit  einer  von  einem  früheren 
Besitzer  herrührenden  lateinischen  In- 
schrift), welches  Goethe  39  Jahre  lang 
bis  an  seinem  Tode  bewohnte.  Es  Ist 
jetat  Termiethet,  während  des  Sommers 
aber  jeden  Freitag  von  O^IS  Uhr  dem 
Publikum  ^rcöffriet  Ausserdem  ver- 
mittelt (i<'i  Secretär  Scbuchardt den  Ein- 
tritt, und  zeigt  die  mancherlei  Kunst» 
Sammlungen  und  Baritäteu,  mit  denen 
es  reiehlich  aosgestattetist.  Aber  nieht 
das  Arbste-  vnd  Schlafzimmer  des  alten 
Herrn,  die  noch  in  demselben  Zustande 
sind,  wie  er  sie  bewohnt  und  wie  er 
darin  gestorben.  Sie  bleiben  verschlos- 
sen! —  Nicht  so  *  Schillers  Haus  auf  der 
rechten  Seite  der  schönen,  brüten 
„Schillerstrasse'*  (Esplanade),  die  wir 
alsbald  erreichen,  wenn  wir  vom  Goethe- 
platze am  originell  verzierten  Hause  des 
Kaufmannes  Kartei  vorüber  durch  die 
kurze  Fraueuthorgasse  gehen  und  dann 
links  einbiegen.  Dies  bescheidene  Eck- 
haus mit  seiften  grünen  Fensterladen, 
jetzt  Eigenthum  der  Stadt,  kaufte  Schil- 
ler für  2000  Thlr.,  wozu  er  das  Geld  er- 
borgte, u.  hat  es  während  seiner  3  letz- 
ten Lebensjahre  bewohnt.  Es  ist  täglich 
▼on  und  TOn      6  Uhr  jedem 

Besudier  geoffioet.  In  den  unferen  Blu- 
men, diedes  Dichters  Familie  innehatte, 
hält  gegenwärtig  der  V»^rwaltungsrath 
der  geld-  und  segensreichen  deutsdien 
Schillcrstifiung  seine  Sitzungen.  Jenseit 
der  Flurthttre  ein  kleiner  Hausgarten, 
worin  sich  Sdtiller  gern  aofliielt.  Im 
zweiten  Stockwerk  wohnte  der  Dichter. 
Das  Vorzimmer  hat  der  Kastellan  des 
Hauses,  welcher  die  geweihten  Säume 


Digitized  by  Google 


t 


367 


Route:  ToE  .Weimar  soek  J^iia. 


968 


zeigt,  mit  nllcrlei  Kunstgcgeu.stüiKlen 
aogefüllt.     Der  Ankauf  eines  solchen 
Oegvnstendes  gilt  als  Eintrittsgeld.  Das 
zweite  (mittlere)  Zimmer  ist  achöii  and 
eiimig  ansgescbmilckt,  besonders  mit 
einem  von  Weimars  Frauen  gestickten 
Fussteppich  n.  clnganton  Sesseln,  wolfho 
auswärtige  Hände  ^rearbi'itet  \i.  ver*  Int 
Allein  die  eigentliclteKauba,  zu  weicher 
tagtäglich  die  Pilger  aller  LSnder  strö- 
men, ist  das  sehlicbte  Ecknmmer,  worin 
der  Dichter  zu  Arbeiten  pflogte.  Es 
in  demselben  Zustand  crhalteo,  wie  ^ 
bei  seinen  Lebzeiten  war     Noch  steht 
hier  der  Selneibtisch  („der  ilim  2  Iva- 
roHn  gekostet"),  an  dem  er  seine  nnsterb- 
liehen  Werke  schuf.  Auf  demselben  ein 
grosses  Fremdenbuch  und  verschiedene 
wertlivoUe,  Reliquien,   z.  B.  ein  von 
Sfliillers  lliiiHl  <;eschriebcner  Tlio.'iter- 
zettel,    ein   kostbarer  Brief  an  seine 
Schwester  Chriatophlne,  Haarlocken  von 
den  Hftnptem  Schillers,  Ooethe'sn.Karl 
Augusts.     Daneben    lic  Bettstelle,  in 
welcher  Schiller  am  1).  Mai  1805Abcnd^; 
6  Uhr  seine  edle  Seele  aushauchte.  Die 
Kränze,  womit  sie  geschmückt,  sind 
Ueherbleihsel  der  grossartigen  Feier, 
womit  das  dentsche  Volk  den  50jährigeu 
Todestag  seines  Lieblingsdichters  ehrte. 
Neben  dem  Bette  Schillers  Mundtasse, 
seine  Tabaksdose,  ein  klpinos  Klavier, 
wornuf  er  manchmal  zu  spielen  i)tk'}.jte, 
eine  Guitarrc,  die  „seine  Lotte'*  zuwei- 
len handhabte,  nnd  auf  einwn  Seiten- 
Usch  e  das  prachtvolle  Schüleralhum, 
worin  die  eigenhändig  geschriebenen 
Gaben  deutscher  Schriftsteller,  die  von 
den  TTnternehmem  der  so  ergebniss- 
reichen Schillerlotteric  erbeten  worden 
waren,  gesammelt  sind.  I>as  gewöhn- 
liche Schlafkabinet  des  Dichters  war  ein 
winziges  Dachstübdien ,    das  an  sein 
Arbeitsziimiior  q:renzt.     Dort  laj;  die 
Bettstelle  platt  auf  dem  Boden,  da  er 
es  nicht  liebte,  ins  Bett  zu  steigen.  War 
er  müde,  so  warf  er  sich  aufs  Lager, 
wohl  wissend,  dass  er  nicht  lange  Buhe 
habe.    Flog  ihm  ein  dichterischer  Ge- 
danke durch  den  Kopf,  so  schob  er  sich  \ 
vom  niedrigen  Lager  rasch  in  die  Höhe 
und  brachte  ihn,  da  Licht  und  Schreib- 


zeug ätet^s  zur  Hand,  alsbald  zu  Papier. 
Erst  in  seiner  letzten  Krankheit  ward 
ihm  in  der  nahen  Stube  sein  —  Sterbe- 
bett snbereitet. 

Am  Schillerhanse  vorüber  r.  durch 
eine  kurze  Nebengasse  in  die  Windische- 
strasso,  die  r.  auf  den  mit  einem  schönen 
lirunnen  gezierten  Marktplatz  ausläuft. 
Hier  (auf  der  Westseite)  das  1838  im 
gothisehen  Styl  erbaute  Batkkaut,  Im 
„Berahardssaal,"  welchen  der  Stadt- 
wachmeistcr  (2  Treppen  hoch) gegen  ein 
beliebiges  Trinkgeld  zeigt .  ein  grosses 
Gemälde  von  Martersteig  (Einzui?  des 
Herzogs  Bernhard  in  Breisach),  Goethe'  s 
lebensgrosseStatnevonHiltteri  u.  einige 
Porträts.   Solche  Büsten  nnd  Oemftlde 
auch  Im  „Rathssimmer." —  Dem  Ratb- 
hans  gegenüber  das  im  16.  Jahrb.  er- 
baute und  lÖOÜ  erneuerte  originell  ver- 
zierte Stadthaus,   in  dessen  unteren 
Bftumen  Bier-,  Wein- nnd  BÜUurdstnben. 
Daneben  r.dleHoffinannscheBnchhand- 
lung  in  dem  vom  Kanzler  Brück  1649 
erhauten  Hau.sc,  worin  Lukas  Kranach 
der  Aeltero  und  der  Jüngere  wohnten  u. 
starben  (1553  u.  1586).  —  Vom  Markte 
1.  durch  die  Kaofstrasse,  welche  die 
Breitegasse   durchschneidet,  auf  den 
Herder^iplatz  r„Töpfenmarkt")i  der  mit 
*  Herders  Uihhäule,  v.  .Schaller  in  Mün- 
chen modollirt  nnd  IHöO  enthüllt;,  <rc- 
schmückt  ist.    Auf  dem  Fiedeätal  des 
Dichters  Wahlspruch:  „Licht,  Liebe, 
Leben.**  —  Diese  Statue  steht  unmittel- 
bar vor  der*  Stadtldrche,  der  „weimar* 
Westminsterabtei,*'  welche  der  hinter 
derselben  wohnende  KirebTior  (E.  13) 
gegen  beliebige  ^^M•t'ütung  uJlnet.  Sie 
wurde  14i>4  erbaut  und  172G  erneuert. 
Unter  den   hbtorischen  Denkmilem 
beachten  wir  das  Gkrabmonument  der 
1692  verstorbenen  Gemahlin  des  Her- 
zogs J(di!innWiihelm,T>orothea  Susauna, 
eine  Bronzepl'ittp  mit  dem  Tiitterbildc 
Wilhelms  des  Tapieru  (f  14b2  >,  die  (  i  rab- 
mUer  Bernhards  des  Grossen  (t  1C30), 
des  Kurfürsten  Job.  Friedrich  desOrosa« 
mftthlgen  (f  1554),  des  Herzogs *Johanii 
(-;-tf;or)),  der  Herzogin  Anna  Amalia 
(t  18U7),  des  Goneralsuperinteud.  J.  G. 
von  Herder  (f  1803),  sowie  den  aus 


Digitized  by  Google 


.1 


S69 

der  Jakobskirche  hierher  versetzten 
Orabsteiii  des  älteren  Fjukis  Kranach 
(tl553)  n.  V.  a.  Dv.v  beliousti-  Schmuck 
der  Kirche  aber  ist  ein  grosses  Altarbild 
ia  Form  eines  Schrankes  (Cliriatiu  am 
Kxeus),  gemalt  YonLuluBKruiaclL  dem 
filteren,  vollendet  tob  seinem  Sohne, 
-  restaurirt  von  Siober,  —  das  e^elnngwiate 
Werk  dt-T  biu  iUmiten  Meister,  lu  dieser 
Kirche  predigten  Liuther,  Herder  und 
Böbr,  wiibread  jetstnoch  Tdpfers  (ehe- 
mals Job.  Sehast.  Bachs)  Heisterbfinde 
die  von  Fr.  Schulze  1B25  erbaute  Orgel 
„schlagen,**  die  eine  der  schönsten  in 
Deutschland  ist.  —  Hinter  (kr  alters- 
grauen Kirche,  zumTheil  von  derselben 
verdeckt,  die  Ämtswohnung  des  jewei- 
Uge&  Hefpredigets  (Jetst  Dittenbergers, 
▼orher  ßöhrs),  mit  der  Inschrift:  „In 
diesem  Hause  lebte,  wirkte  und  starb 
G.  von  Herder.'*  Daneben  eine  neue 
Bürgerschule  (seit  1859).  —  Hinter 
der  Kirche  weg  und  am  Gymnasiuni 
vorüber  durch  die  Torwerksgasse  sum 
*Be8idenzschl088|  das  in  seiner  frühe- 1 
ren  Gestalt,  als  Burgsitz  der  Grafen  von 
Weimar  u.  Orlamünde,  der  ,,H(^rn'^feiii" 
u.  später  die  Wilhelmsburg  liiess,  die 
1774  ein  Kaub  der  Flammen  wurde. 
Aus  jener  alten  Zeit  stammt  noch  ein 
rainenartiger  Thurm,  „die  Bastille"  (der 
Hauptwache  1.  gegenüber  vor  dem  west- 
lichen Schlossflügel),  worin  jetzt  das 
Hotinavschallamt,  die  Theaterintendan- 
tur u.  andere  Behörden  ihren  Sitz  haben. 
Das  (,'egcnwfirtige  umfangreich^  Sehloss 
(«,die  Karlsbnig^O  ,  auf  dessen  iBinrich- 
tmv^  Gccthe*s  Bathschläge  grossen  Ein- 
fluss  hatten,  wurde  mit  seinem  200  F. 
hohen  Thiirmc  1803  vollendet  n.  ist  mit 
reicher  Eleganz  u.  sinnigem  Geschmacke 
ausgestattet.  Der  Kastellan  (in  der 
Bastille  wohnhaft,  10—15  Sgr.)  aeigt 
die  inneren  Räume  des  dreitiugeligen 
Gcbändcs,  d-ns  7  Säle,  lOü  Zimmer,  viele 
Kammern,  Kabinette  n  1!  Keller  ent- 
hält, gewöhnlich  in  naclisteheuder  llei- 
henfolge:  Schlosskirche-,  Vestibül  mit 
farbiger  Olaskuppel,  prachtvoll  deeo- 
rirte  Haustreppe;  Festsnal,  der  vom 
ersten  in  das  zweite  Stockwerk  empor- 
ragt, mit  umlaufender,  von  20äfiulen 

♦ 


370 

getragener  Gallerie;  Spiegelzimmer; 
Kurfiirstcnzimmer;  Genifk'her  der  Gross- 
herzogin mit  den  weit  berühmten  Origi- 
ualcartous  zu  Leonardo  da  Viuci's 
Abendmahl;  Audienssimm^r  desGross* 
herzogs  mit  3  grossen  GemJUden  von 
Schwind  (von  den  7 Raben  u.  den  treuen 
Schwestern);  die.  Zimmer,  welelie  Karl 
August  bewohnte;  das  lediglieli  niii  Ce- 
dern-,  Mahagoni-  u.  Orangeuhuiz;  deco- 
rirte  Bernbardsaimmer  mit  der  Rüstung 
u.  anderen  Reliquien  des  Heraogs  Bern- 
hard, u.  einem  von  der  jetzigen  Konigin 
vonPreussen  geschenkten  Autonjraphen- 
Album  (mit  Vorwort  von  Humboldt); 
Marmorgallerie  j  griechische  Hauska- 
pelle; Wintei^rten;  Salon  u.  viele  an- 
dere Räume,  die  allesammt  mit  werthvol- 
len  GemSlden  u.  sonstigen  Kunstwerken 
{geschmückt  sind.  Aus  dem  Salon  tritt 
man  in  die  räumlich  beschränkten,  aber 
durch  ihre  genialen  Frescomalereien  he- 
rühmt&n  ff  Dichter  zirnmer,"  welche  (mit 
kunstreichen  Zinkthüren  verschlossen) 
auch  dann  gezeigt  werden,  wenn  andere 
Gemächer,  zur  Zeit  bewohnt,  nieht  zu- 
gängig sind.  Die  Gemälde  im  Jh^rdcr- 
zivmier,  durchweg  auf  Herders  Streben 
u.  Wirken  bezüglich,  sind  von  G.  J&ger. 
Die  Goeth^allerie ,  deren  architektoni- 
scher Entwurf  von  Schinkel,  ist  mit 
herrlichen  Fresken  (von  Xcher)  geziert, 
welche  die  bekanntesten  Scenen  aiis 
G(ethe's  Werken  darstellen,  vornämlich 
mit  den  Uauptbildern  aus  „Faust''.  Die 
plastische  Ausführung  der  Reliefs  von 
Angelika  Faoius.  Das  SehiUerzinmer 
mit  des  Dichters  MarmorbQste ,  Scenen 
aus  seinen  Schauspielen  und  Balladen, 
grösstentheils  von  Nelier  gemalt.  Das 
Wielandzimmer  überrasch?  durch  seine 
von  Freller  auf  rothem  Grunde  ausge- 
führten Darstellui^en  aus  ,»Oberon*^  u. 
durch  seine  figurenreichen  Arabesken. 
—  Südlich  vom  Rcsidenzschloss ,  am 
Fürstenplatz  u.  unmittelbar  am  liaupt- 
eiu^angc  des  Parkes,  1.  das  *BibliO" 
theksgebällde^  sonst  „grünes Sehloss,'^ 
auch  „franzSsisches  Schldssehen"  ge- 
nannt, vom  Sohne  des  Kurfürsten  Joh. 
Friedrieli,  Herzog  Joli.  Wilhelm,  seit 
1562  erbaut ,  und  zwar  von  dem  Golde, 


23.  Bwte:  Ton  Weimftr  iiacli  Jena. 


Digitizixi  by  Google 


371 


23.  Route:  Yon  Weimar  üach  Jena. 


372 


da«  er  für  aiigew<yrbene  Trappen  von 

Prankreich   erhalten.     Die  originelle 
Architektur  doknmentirt  sich  vomämlich 
an  dor  meisterhaften  Thurmtreppe,  die 
ausser  dem  Hauptmast  keine  Stütze  hat. 
Täglich  (ausser  Sonntags)  von  9 — lÄ  ü. 
dem  Pablikum  geöffbet.  Fk^de  hüben 
auch  ausser  dieser  Zeit  (für  1 5 — 20  Sgr.) 
Zutritt,  nur  nicht  im  Juni  und  während 
der  Weihnachts-,  Oster-  u.  Wollmarkts- 
ferien.    Der  Bibliotheksdiencr,  der  als 
Cicerone  dient,  ist  fast  immer  zugegen, 
oder  in  der  Dtinhardsstr.  O.  70  zn  er- 
fragen.  Die  reiche  u.  wohl  geordnete 
Bibliothek  (Oberbihliotheknr  ITofrath 
Schöll)  umfasst  jetzt  über  150,000  Bde., 
worunter  viele  literarische  Seltenheiten. 
Ausserdem  werthvolle  Handschriften, 
eine  Militärbibliothek  (im  Thurmbaa) 
von  6000 Bd.  u.  7500 Landkarten  (Xlteste 
▼om  J.  1484  u.  1527)  und  Plänen,  eine 
Autographen  -  Sammlung  (mit  chinesi- 
schen, Japan  i  schon ,  persischen,  hebräi- 
schen. Grrietbischen,  römischen  Hand- 
schrii Leu  hervorragender  Persönlichkei- 
ten) n.  namentlich  an  500  der  Altesten 
n.  interessantesten  Studenten -Stamm- 
biirlior  (auch  von  Musäus).  Der  grosse 
Bibliotbekssa;il  ist  mit  zablreichon  Bü- 
sten und  Gemälden  (grö.sstentheils  Por- 
träts von  Kranach  u.  anderen  Meistern) 
ausgeschmttckti  danmter  6cetilie*8  und 
Schillers  bewnndemswwtiie  Kolossal^- 
htt8ten,*Jene  von  David,  diese  von  Dan- 
ncckcr,  sowie  die  originelle  Goethebüste 
von  Trippel ,  im  Profil  als  Faust  und 
Mephistoplieies  dargestellt.     Mit  der 
Bibliothek   ist  eine  Ausserordentlicli 
werthrolle  JTimstibammer  Terbnnden,  die 
viele,  zum  Theil  wunderliche  Merkwür- 
digkeiten u.  Reliquien  enthält,  z.B.  Ge- 
genstände aus  Ilerkulanum  u.  Pompeji, 
Gustav  Adolfs  Koller  u.  Stiefeln,  einen 
Degen  des  Herzogs  Bernhard,  Goethe's 
Sehlafirock  u.  Uinisterfrack;  eine  Samm- 
lung TOn  meissener  Porsellantassen ,  so 
aufgestellt,  dass  man  ganze  Oktaven 
darauf  spielen  kann  ,  und  dr  rgl. ;  sowie 
ein  Münz  -  und  Medailleukabinet,  eine 
reichhaltige  Siegelsammlung,  eine  Ku- 
pfer- u.  Stahlsticbsammlung.  —  DemBi- 
bliotheksgebftude  gegenftber  das  JP8r- 


ttmüiauSj  ehemals  von  Karl  August,  jetzt 
von  der  Prinzessin  Anna,  Tochter  des 
Herzbgs  Bernhard,  bewohnt  u.  von  den 
Ministerien ,  den  Landständen  und  den 
Geschworenen  zu  ihren  Sitzungen  be- 
nutit.  Im  westliehen  Erdgeschoss  das 
kdnigl.  prousslsche  u.  sächsische  Tele- 
graphenbureau. Künftig  (?)  wird  sich 
auf  dem  „Fürstonplatzc"  Karl  Augusts 
Denkmal  erheben ,  zu  welchem  am 
3.  Sept.  1857  ,  seinem  hundertjähr.  Ge- 
burtstag, der  Grundstein  gelegt  worden 
ist.  —  D>as  nächste  Gebäude  hinter  dem 
Fürstenhaüse  (nach  dem  Parke  zu)  enth. 
die  griech.  Kapelle  u.  die  Hofrrärtners- 
wohnung,  worin  einst  Goithe  s  vertrau- 
teste Freundin,  Frau  v.  Stein ,  wohnte. 

Wir  wenden  uns  nun  1.  und  gehen 
an  der  Um  bhiab ,  neben  dem  Beitplats 
vorfiber,  eine  kurse  Strecke  rfickwiirts, 
bis  zur  ,,Naturhrück€/'  die  uns  über 
den  Fluss  hinüber  r.  in  denjenigen  Theil 
des  Parkes  führt,  der  wegen  seiner  nach 
verschiedenen    Kichtungen  laufenden 
Wege  „der  Stern"  genannt  wird  u.  ^st 
der  Scbauplats  mancher  genialen  Fest- 
lichkeit war.  Links  von  derBrftcke  vax 
nahen  Wasch-  u.  Badeanstalt;  geradeaus 
durch  die  schöneWilhelmsallee  zur  neuen 
schlossartigen  Kaserne.     Aus  dieser 
Allee  läuft  r.  die  Kunststrasse  nach  Ober^ 
weimar  ab.   Dicht  an  derselben,  1.  auf 
einer  Anhöhe  („Hom*^,  GcBÜhe^B  Berg- 
garten.    Ein  näherer  Promenadenwcfr 
von  derBrücke  r.  an  einer  Fel^rnqnelle 
vorüber.    Das  einfache,  zweistöckige, 
schindelgedeckte  GartenhauSj  das  Gobtlie 
am  10.  Mai  1776  besog  n.  7  Tolle  Jahre 
bewohnte,  war  ihm,  trots  der  engen 
und  niedrigen  Bfinme,  stets  das  liebste 
Asyl,  in  das  er  sich  auch  später  aus 
seinem  vlelbcwegten  Leben  Wochen  u. 
Monate  laii^'  zurückzog.    Wie  liebte  er 
dic§  Fleckchen  Erde,  wo  er  alle  Anla- 
gen  selbst  geordnet  u.  die  Uehrzahl  der 
Bäume  eigenh&ndig  gepflanzt!  Selbst 
die  Rosenstöcke,  die  jetzt  noch  das  un- 
scheinbare Hans  umranken,  hatte  er  aus 
Italien  mitgebracht.    Er  selbst  schil- 
dert seine  Einsiedelei  mit  den  W^orten : 
„ITebermttthlg  steht*«  nicht  aui^ 
Hohes  Dach  und  niederes  Haus; 


Digitizcü  by  Google 


573 


23.  Route:  Ton  Weimar  Each  J«aa. 


374 


Aüpn,  die  da^^clh^t  verkehrt, 
Ward  ein  guter  Math  boscheert. 
Schlanker  Bäume'  grüner  Flor, 
Selbstgepflanzter,  wuchs  empor; 

»     Güi-stif;  ginjx  zugleich  alldort 
Schaffen^  Hegen,  Wachsen  fort." 

Der  Eindrang  zum  Garten,  r.  vom  Hause, 
dessen  iuii er e  Räume  nicht  gezeigt  wer- 
den, duixh  die  zweite  offen  stehende 
Thfire.  Au  einer  Toffsteiuwand,  der 
Frau  T.  Stein  gewidmet,  dieHnldigungs- 
.▼me:  ,,Hier  gedachte  still  ein  Lieben- 
der seiner  Geliebten"  u.  s.  w.  Am  obe- 
ren Ausgang  wohnt  der  Gärtner,  der 
gern  ein  Erinnerungssträusscheu  mit- 
gibt. Im  Nftcbbargarten ,  der  Familie 
von  Poeehwig  gehörend,  pflegt  im  Som- 
mer Goetlie's  Enkel  su  wohnen.  —  Wili 
man  die  Wanderung  weiter  ausdehnen, 
so  kann  man ,  die  VV  ilheimsallee  u.  die 
Chaussee  nach  Jena  überschreitend,  am 
Turnplatz  vorüber  zum  Schießßhatts 
gehen,  worin  1861  die  sweite  thQr.  Qe- 
Werbeausstellung  abgehalten  wurde, 
oder  im  Erholungsgarten  (an  der  jenai- 
Spheii  Strasse)  zusprechen,  der  worden 
seiner  Aniagen,»8eiuer  Aussicht  u.  seiner 
ßeminiscenzen  (er  gehörte  dem  Mär- 
ehendichter  Hasftnsj-desBesnehes  wertb 
ist.'  An  den  Erholungsgurten  (nAcKder 
Stadt  zu)  grenzt  „die  Altenburg/^  ein 
stattliches,  dem  pri'ossherzogl.  Han«5  jre- 
höriges  Gebau'ie  mit  parkäluiiichem 
Garten,  worin  kr.  Liszt  gewohnt  hat, 
und  schöner  Aussicht 

Auf  dem  iiückweg  über  die  Kegel- 
brücke" und  am  grossherzogl.  Marstall 
vorüber  1.  durch  die  (Berber-  u.  r.  durch 
die  Jakobsgasse  versäume  man  nicht, 
den  Jakobskirchhqf  (,, alten  GU>tte8* 
acker")  zu  besuchen.  Noch  bequemer 
auf  der  Rückkehr  zum  Bahnhof,  vom 
KarlspluL/.  r.  über  den  Rollplatz.  Inmit- 
ten des  ehemaligen  Friedhofes  (dem 
Mtesten  Theile  der  Stadt)  steht  die  Ja- 
hohsTcirchc  (Hof-  n.  Gamisonkirche),  die 
1806  uls  Lazareth  diente  nn<l  dann  ge- 
schmackvoll restaurirt  wurde.  Merk- 
würdig ist  der  sie  umgebende  freie  Platz 
—  der  JahoMkirMi^,  —  der  neuer- 
dings Bu  einer  kleinen  parkifanliehen 
Gartenanlage  (mit  Kleinkinderbewahr- 


anstalt)  umgewandelt  ist.  Denn  hier 

war  es ,  wo  viele  berühmte  Menschen 
ihre  letzte  Ruhestätte  fanden.  Aneh 
Schiller,  dessen  sterbliche  üeberreste 
am  1^.  Mai  1805  Nachts  1  Uhr  in  dem 
nun  abgetragenen  Landsehaflskassen- 
LeichengewMbe  fast  ohne  alle  Beglei- 
tung beigesetzt,  1826  aber  aus  den  witr 
durohrinnnflf^r  lierrendfn  SirfTfrüminerT! 
von  Dr.  8chwabe  mühsam  aufgesucht 
wurden,  um  einen  Ehrenplatz  in  der 
grossherzogl.  Familiengruft  au  finden. 
Der  Grabstein  des  Maiers  Luk.  Kranaob, 
der  auch  Mer  bestattet  wurde,  ist  in  die 
Stadtkirchc  versetzt  worden.  Dagegen 
sind  andere  Epitaphien  (meist  an  der 
Kirchniauer  lehnend),  sorgfaltig  erhal> 
ten,  z.  B.  des  Hofmalers  J.  F.  LÖber 
(t  177S)»  der  neben Kranaeh  ruhte;  des 
Direktors  des  Zeichneninstitutes  G.  M. 
Kraus  (f  1806);  des  Literaten  J.  Ch. 
Bode  (t  1793),  1.  am  Haupteingang  der 
Kirche  j  des  Humoristen  Musäus  (f  1787) 
auf  der  anderen  Seit^  der  Kirchthüre; 
des  in  der  Sehlacht  bei  Jena  verwunde- 
ten Generals  von  Schmettau  (f  1806) 
mit  der  Inschrift:  glücklich,  dass  er 
Preussens  Fall  nicht  überlebte;"  des 
Generalsuperintend.  Voigt  (zwischen  der 
Kirche  u.  der  Kinderbe  wahranstalt),  d&r 
SchiOers  Trauerrede  hielt;  u.  a.  m.  Auf 
der  Südseite  des  Jakdbsplatzes  die  von 
Fr.  Jäde  errichtete  „Akademie  der 
Künste". 

Nehmen  wir  aber  von  den  Todten 
Abschied,  ohne  uns  der  Blasphemie 
schuldig  2U  machen ,  dass  Weimar  mir 
vom  Ruhm  vergangener  Tage  sehre. 
Scheint  auch  das  goldene  Zeitalter  der 
deutschen  Literatur  hinter  nns  zu  liegen, 
so  grünt  u.  blüht  doch  auch  unter  dem 
Scliirme  des  jetzigen  Fürstenhauses 
überall  ein  reges  geistiges  Leben ^  des- 
sen eich  die  £pigonen  jener  grossen  Zeit 
nicht  SU  schXmen  brauchen. 

Ausflüge:  1)  Eine  breite,  von  dicht- 
belaubten Linden  u.  Kastanien  beschat- 
tete Kunststrasse  führt  durch  den  Park 
fast  schnurgerade  nach  *Belvodere 
(1  St.).  Das  dasige  grossherzogl.  Lust- 
sehloss,  von  1724—88  im  Italien.  Style 
erbaut,  hat  vielfache  Umlndemngen  er- 


Digitized  by  Google 


375 


23s  Sau*e:  Ton  W«lttar  Back  Jena. 


S76 


fahreii.  nnd  dient  der  ^rossherzögl.  Fa- 
milie zum  theilweisen  Soinmcranfent- 
halt.  Die  inucren  liäume,  reich  au 
eleganter  Ausstattuug  u.  vieleu  Kanst- 
«rsengnissen,  werden  dareh  den  Kastel- 
lan (10  Sgr.)  geseigt^  sofern  sie  nicht 
gerade  bewohnt  sii)d.  Interessanter  ist 
der  grossartig  und  geschmackvoll  ange- 
legte, nach  Süden  sich  abdachende  Par  k 
mit  köstlichen  Aus-  u.  Durchsichten,  u. 
mit  besonderen  Abtheilnngen  für  die 
ansgeaeiehnete  Orangerie,  den  wohlgc- 
pflegten  BI  omengarteDf  ^e  amfänglichen 
6o\v;i(  lishänser .  darunter  ein  grosses 
P?. Im  i  haus  etc.  Laubgän<;;c  u.  Kasen- 
piiitze,  Bassins  u,  Fontänen,  Grotten  u. 
Bnheplätse,  Blnmenbeete  und  Statnen, 
SehildlcrÖtenbaasin  nnd  Fasanengehege 
sind  im  harmonischen  Weebsel  wohl  ge- 
ordnet. Von  d'Mi  früheren  altfranzös. 
Anlagen  mit  iliren  Spielereien  sind  nur 
noch  kleine  Ueberrcste  erholten,  wie  das 
Labyrinth,  der  rassische  Garten,  das 
grfine  Theater.  J^het  gerade  an  diese 
Plätze,  namentlich  an  das  ,,grfine Thea- 
ter" mit  seinem  Rosenpfirterre  u.  seinen 
Buschconü-sni.  kiifipf«»!)  sieh  die  heiter- 
sten, von  hodipoeiibch.  Zauber  verklär- 
ten Erinnerungen,  wcü  hier  Fürsten  u. 
Diehter  im  tnulichen  Verein  den  Musen 
huldigten.  Die  £e«to«rati<m  in  Belvedere 
ist  die  beste  der  Umgegend.  —  Rück- 
weg vielleicht  Uber  Ehringsdorf  ii.  Ober- 
wt'iinar  (20  Min.  von  der  .Stadt) ,  einem 
Dorfe  mit  7  70  Einw.  au  der  Ilm,  über 
welche  eine  Kettenbrfiefce  fahrt.  Der 
dasige  Gasthof  (mit  Gartenwirthschaft) 
ist  viel  besucht.  Das  Staatsgut  war  bis 
1533  ein  Cistorzienser-Nonnrn  -K!f)stcr. 
In  der  Kir<'ho  rnht  seit  1305  Gr.  Fried- 
rich von  üriamuude  und  Weimar.  Gut 
eingerichtetes  Wellenbad  in  der  Mühle. 

2)  *TielÜrt  (»/4  Bt),  entweder  auf 
der  Chaussee  nach  Apolda  (S.  3^6), 
zwischen  dem  Webielit  (Wäldehen)  u. 
dem  Schiesshaus,  oder  ( anj^enehmer) 
durch  die  Wilhclmsallee  und  dann  links 
durch's  Wcbicht.  Im  Dorfe  Tiefurt 
($50  £.)  ein  gutes  WirChshans  mit  Gar- 
tenwirthschaft (Forellen).  Anziehen- 
der ist  das  grosshcrzogl.  Schlösschen  am 
Eingang  des  idyllischen  Parkes,  der. 


nach  den  Angaben  des  Fürsten  Pückler 
erweitert  und  verschönert,  dadureh  ein 
besonderes  Interesse  bietet,  dass  er  in 
Weimars  Glanzperiode  der  Schauplatz 
genialeor  Witzspieie  n.  des  gemfitiilicii- 
sten  Verkehrs  awischen  den  edelsten 
Geistern  war.  Denn  das  unscheinbare 
Lu'?tschloss  war  der  Lieblingsaufenthalt 
der  Herzogin  Anna  Amalia  ,  die  in  die- 
sen kleinen  Kaumen  den  „Tiefurter 
Abendkreis**  um  sich  vecsammelte, 
welcher  seine  Erlebnisse  im  „Tiefarter  « 
Journal"  niederlegte.  Im  Park  wutdeil 
zuweilen  theatralische  Aufführungen 
veranstaltet,  für  welche  Gcethe  seine 
„Fischerin"  schrieb.  Er  enthält  mohre 
Monumente,  besonders  einen  kleinfta 
Amor,  der  eine  Nachtigall  fflttert,  mit 
Unterschrift  von  Goethe.  Auch  der  letzt- 
verstorbene  (rrosslierzot:;  Karl  Friedrich 
hielt  sich  gern  in  Tiefurt  auf",  und  über- 
fUllte  das  Schlösschen  mit  den  werth- 
vollsten und  seltsamsten  Kuriosititea, 
so  dass  es  einem  originellen  Roecoeo- 
Schmuckkästchen  gleicht  Der  Kastel- 
lan zeif;t  die  inneren  Käume  (gewöhnl. 
10—1 .0  Sgr  ).  Der  Zutritt  in  den  Park 
ist  jeder  Zeit  gestattet. 

'6)  *  Ettersburg  ,  l  '/^  st.  nordwesÜ. 
von  der  Stadt,  am  Abhänge  des  breit* 
rückigen,  weit  sichtbaren  Ettersberges, 
welchen  man  den  deutschen  Pamass 
'  genannt  hat.  Die  schöne  Kunststrass« 
führt  unfern  des  Bahnhofes  (r  )  an  der 
(iasanstalt(l.) vorüber.  Unterwegs,  r.  von 
der  Strasse  I  eine  Gruppe  von  Pappeln 
u.  Fichten  mit  einer  Bnhebank,  von  der 
man  einen  schonen  Blick  über  Weimar 
hat.  Dies  war  Herders  Lieblingsplätz- 
chen bei  seinen  Spaziei  gängen,  u,  heisst 
üsirum  ffHerdersruhe' '  (20  Min.).  2>iicht 
weit  davon  nach  O.  die  1834  ange- 
legte Landesbaumsehule  Marxenhöhe 
mit  einem  Flächenraum  von  15  Morgen 
(Dircct. :  Regicrungsr. P;i;ilzo\v),  welehe 
die  besten  Obstsorten  und  viele  Zier- 
sträucher zum  Verkaufe  cultivirt.  Wei- 
ter oben  fuhrt  1.  von  der  Strasse  ein 
näherer  Fussweg  durch  den  "Wald  am 
originellen  Porsthaus  vorüber  nach  Et- 
tersburg, einem  Dorfe  mit  2.50  Einw., 
neuer  Kirche  u.  bescheidenem  W^irths- 


Digitized  by  Gopgl 


r 


377 

kans.    Obeiliiib  desDorfos,  wo  einst 

zwei  Ritterburgen  standen,  die 
mannsche  u.  die  Gleichensche ,  wovon 
noch  einige  Ruine»  sichtbar,  baute  Her- 
zog Wilhelm  Ernst  ein  Jagdschloss,  das, 
sninTfaeil  im  Wald  versteekt,  snr  groal« 
llAraogl.  Sommerresidenz  splendid  einr 
gerichtet  und  mit  vielen  SelieiiswUrdifj^- 
keiten,  woran  interessante  Erinnerungen 
hatten,  sowie  mit  einer  reichen  Gewehr- 
kammer ausgestattet  ist.  Denn  auch 
hier  TerMmmelt«!!  die  Hersogin  Anna 
Amalia,  Karl  .lognat  und  die  Herzogin 
Louise  die  hervorragendsten  Geister 
ihrer  Zeit  um  sich  her.  Noch  zeigt  man 
«lie  Zimmer,  worin  Goitlie  und  Schiller 
zeilweise  gelebt  u.  gedichtet,  u.  letzte- 
^  rar  nanantlfcli  dia  Parfcseene  in  Ifaria 
Stuart  geschrieben.  Bei  Anwesenheit 
der  Herrschaft  sind  jedoch  die  inneren 
Käume  niiht  leicht  zagSnpip.  Anch  der 
nmfanf^^reiclie  Park  mit  seinen  reizenden 
Aussichtspunkten,  seineuk  „Liebhaber- 
tbeatoTf"  wo  die  erg^tslicbeten  Lvst- 
^ele  unter  freiem  Himmel  aufgefShrt 
wurden,  seinen  Anlagen  u.  Kuhepiätzen 
ist  abgeschlossen;  doch  vermittelt  der 
Sdilosskastellan  deii  Eintritt  (p:ewi)hnk 
10  Äjgr.).  Im  Parke  steht  eine  grosse, 
vom  Blitz  staric  beaebltdigte  Bache,  die 
nüt  den  Icaum  noeh  leaerlidien  Namena- 
aBgen  bedeckt  ist,  welche  der  weimar. 
Dichterkreis  in  die  Rinde  gcschnittön. 
Hier,  bei  der  Einsiedelei ,  war  es  auch, 
wo  GcBthe  mit  seinen  Genossen  „Jaco- 
bi's  Waldemar"  anf  doiem  Scheiteihav- 
fen  feierlich  Terbrannte.  Ueberhanpt 
lebten  in  jener  Zeit  voll  Sturm  u.  Drang 
die  engverbundenen  Fürsten  u.  Dichter 
mit  der  kraftgenialen  Ausgelassenheit 
der  olympischen  Götter  ^  wie  Goethe 
singt: 


378 

„In  engtn  Httten  and  Im  rrteben  Ihial, 

Auf  Höhen  Ettersbuiiß^s,  in  Tiefurts  Thal, 
Im  lichtpn  Zelt,  auf  Teppichen  der  Pracht, 
Und  nnter  dem  Gewölk  der  hohen  Nacht.** 

Lohnend  ist  der  Bflckweg  Aber  die 

HotteUtedter  Ecke ,  den  höchsten  Punkt 
des  Kttersberfres  (1481  F.\  dercine  weite 
glänzende  Aussieht  in  das  fruchtbnrr, 
südlich  vom  Thiiringervv.  und  nör(üich 
von  der  Finne  und  dem  Harz  begrenzte 
Httgelland  gestattet  Kanm  ttbersiefat 
mnn  irgendwo  die  Kette  des  Thüringer- 
waldes in  ihrer  j^anzon  Ausdehnung, 
wie  hier.  Durch  den  schönen  Buchen- 
wald sind  8  Alleen  pehanen ,  die  bei 
einem  Pavillon  zusammeustossen.  Durch 
dbe  derselb«^  gelangt  man  znr  Hottel« 
stedter  Ecke ,  nud  geht  dann  am  Wald- 
rande weg  über  das  KammergatLfitsen- 
dorf  nach  Weimar  anräck. 

4)  Gro§§kromidatf  n.  Ostmamutedt: 
S.  S47. 

Von  Weimar  nach  Jena  (4  st ), 

tägl.  Post-  u.  Omnibusfahrt  (s.  oben), 
r.  am  Webicht  vorbei,  über  Umpfer- 
stedt, Frankoidorf,  Hohlstedt  u,  K5t- 
schan,  dann,  nachdem  sieh  die  apoldaer 
Strasse  mit  der  weimarischen  verbun- 
den, auf  der  neuen  Chaussee,  welche 
den  steilen  Abfall  der  „Schnecke*'  ver- 
meidet, zwischen  dieser  und  Isserstedt 
ins  Mühlthal  hinab.  Gegenüber  L  das 
Schlachtfeld.  Aach  fihrt  man  hiafig 
auf  der  Eisenbahn  nach  Apolda  u,  mit 
der  Post  nach  Jena.  ^  Einspänner  yon 
W..bi8  Jena  S  Thlr.  .  . 

^  Von  Jena  nach  Rudolstadt:  S.  181  ^ 
u.  folgende. 


2i.  BotOe:  Yoii  Weimar  nach  Rndolstadt. 


24.  Eoute:  Von  Weimar  nach  Rudolstadt. 


Po«t  über  Blaukculiüiu  üMtiii.  iu  4  St.  35 
Min.,  Nachm.  2^  und  Ab.  9f  üfar,  1  Thlr. 
5  ?gr.;  iil.cr  KranichfoUl  €,  M.  In  nj  St. 
Morg.  7  Uhr,  1  Thlr.  5  Sgr.  —  Omnibus: 
Nachm.  «  Uhr,  25  Sgr.,  mit  Oepiek  1  Thlr. 
Wem  daran  gelegen,  schnell  an  Ort  nnd 
Stella  sa  Min,  wird  freittcb  die  proaaiielM 


Poststrasse  benutzen.  Interessanter  aber 
Ift  die  Fu$»tm»r,  die  wir  angeben  werden, 
nnd  am  empfehlenswerthesteü  der  Wae 

über  Jena. 

Erste  und  nächste  Ronte  nber 
Berlca  a.BlankcDhatn  (7  St.),  iangweUig. 


Digitized  by  Google 


379 


».JMe:  Yqh  Weimar  luMit  SviUlfltadi. 


380 


Ton  Weimar  nach  Berka  (2  St.), 

am  FelsenkÄller  vorbei,  Aber  Gclmcrode 
u.  Lepefeld.  Fussgäwger  mö^^en  St. 
vor  Berka  (beiMüffling)  (omnAMeeher 
r.  fiber  das  dnrch  hfibscheADlAgen  v«r- 
sdiSnerto  Dorf  Btfryen»  auf  den  nühen 
Hmenberg  machen,  wo  sich  l>ei  der 
„Hexenoiche"  ein  Ijcrrlichos  Panorama 
vor  deu  Blicken  ausbreitet. 

Berka  an  der  Ilm^  welmar.  Stadt 

mit  1350  Einw.,  in  einem  reizenden 
Wiesentha!,  das  von  waldigen  Berj^cn 
uinsclilossi  n  u.  von  deu  malerischen 
Ki  iimmungen  des  Flusses  durchschlän- 
gelt ist. 

Entfernungen:  Weimar  2,  Kranich- 
feld  2,  Blankenliaiii  1,  Rndobtadt  5  flt. 
Post.     Oasfh.  aar  Tanne.  —  Dia  ehe- 

ni  iIiL<^n  Grafen  v.  Berka  hatten  atuf  dem 
Schlossbcffc  eine  Burg,  von  der  noch 
einige  rcborrestc  vorhanden  sind,  und 
stittcten  1240  ein  Nonnenkloster,  das 
1525  aufgehoben  ward«.  Nachdem  1812 
eia^  Schwefel-  n.  1817  eine  Stahlqnelle 
(später  noch  schwächere  Eisen(ju  llen) 
entdockt  worden ,  j^cstaltete  sich  das 
1816  fast  fiüir/.lit'h  abgei^r^iTiTito  Stfidt- 
chen  zu  einem  Curort^  der  von  den  Be- 
-wohueni  der  nahen  Residenz  u.  anderen 
OSsten  gern  besacht  wird.  Der  Anf<- 
enthalt  Ist  gemtithlich  und  billig.  Man 
wohnt  gewöhnlich  in  Privatbäusern 
(wöchentlich  1  —  4  Thir.)  u.  speist  im 
Gasthofe  oder  im  Curhniise,  das  zwar 
keine  Gäste  beherbergt,  aber  eine  gute 
Kfiche  fahrt.  Die  BBder,  wenn  auch 
vongeringemMineralgehalt,  sind  aweck- 
mfissig  eingerichtet  n.  in  neuerer  Zeit 
durch  Kiefernndel-,  Dampf-,  Wellen-  u. 
Sturzbäder,  sowie  durch  eine  MolkfMi- 
anstalt,  vermehrt  worden.  BadcaiüL; 
Dr.  Ebert.*)  Eine  neue  Erwerbsquelle 
hat  sich  dadurch  eröllhet,  dass  man  die 
Nadeln  der  Schwarzkiefer  zu  „Wald- 
wolle" verarbeitet  n^v^  aus  dieser  Ma- 
tratzen,  Kissen,  Strihnpfe  u.  dergl.  fer- 
tigt, deren  balsamische  Bestandtheile 
gegen  Motten  und  anderes  Ungesiefer 


Mtri,  Die  balMmlachen  Kiefernadel- 
hider.  Weimar  16BS. 


schützen.  Auch  wird  aus  solchen  Na- 
deln ein  aromatisches  Ocl  zu  Heil- 
zwecken, sowie  i'omade,  liäucherbal- 
sam  ete.  gewonnen,  womit  Fr.  Wiehter 
einen  «emlich  starken  Handel  Mbt. 
Ausserdem  eine  grosse  Ameiik.  MSlde. 

Die  schönen  Umgebungen  der  Stadt 
mit  herrlicher  Lanb-  u.  Nadelwnldung 
sind  fast  überall  von  Promena'U  uv^  r^ren 
durchschnitten,  so  dass  es  uichi  au  au- 
mnihigen  Spasiergängen  fehlt.  Wir 
nennen:  *den  ^tüenkeller,  MeitMurg 
u.  ^Bu0hfahrt  (s.  unten)  V4  St. ;  Bergtm, 
den  Hexrnhern  innl  den  Forst  (Y^  St.); 
^en  W.  das  Dörlelien  Tieffmgrnhen  (^/^ 
St.),  von  hohen  Bergen  umlagert,  wo 
der  Geognost  reiche  Anabente  findet, 
namentlich  Petre&eten  nrnncherlel  Art, 
Tersteinertes  Koos,  Tuffsteine,  Cryps, 
hochrothcn  m"Vmorartigen  Alabaster, 
Torf,  Walkercrdt  .  ( Icridentnl'strine  etc. 
Noch  eine  halbe  Stunde  weiter  Tonndorf 
(630  E.)  mit  einem  alten  schönen  Bei^- 
schlosSf  dem  ehemaligen  Sitx  elneamain- 
zer  Vieedoras.  Südlich  die  Haardj  die 
Wolfaschlucht,  die  Trehe,  der  Dam- 
hnrhsf/rund  mit  der  DnmbarJurtrnnd 
(,.Folka-Kneipe"  an  der  Str.  nach  Blan- 
kenhain) ]  östlich  der  Beissberg  und  der 
KäiUeh  (1591  F.)  mit  weiter  Ümsiciill! 
Ausserdem  der  SMottbeirg  mit  Bnine, 
das  JagemannspUiwihen,  die  Steln> 
br liehe  u.  a. 

Von  Berka  nach  Blankenhain 

(lV4St.),  bergauf  u.  bergab,  grössten- 
theils  durch  Wald ,  an  der  einsam  gele- 
genen „Poika-Kneipe"  (Bierwirthschaft) 
vorttber.  Blankenhain  9  hfibsch  gele- 
genes Weimar.  Städtchen  mit  2080  E. ; 
Gasthof  zum  Bär  (r.  nn  der  Strasse), 
Postexpedit. ,  Karl-Friedriehs  -  Hospital 
(Zufluchtsstätte  für  Unglückliche,  insbes. 
für  Hilfsbedürftige ,  die  an  nnheilbnren 
Krankheiten  des  Körpers  u.  Geistes  lei- 
den) im  grossherxogl.  Sohloss  (ehemali- 
p^em  Sitz  der  Herrn  von  Blankenhain, 
hernach  der  Grafen  v.  Gleichen  u.  von 
Hatzfeld).  Restauration:  Schiesshaus. 
Einige  Teiche  mit  ▼orsüglicher  Fische- 
rei. Ziemlieh  lebhafte  Industrie:  Por- 
zellanfabr.  (Fasolt  u.  Eichel),  die  200 
Arbeiter  beschftft^;t  u.  anerst  inDentaeh- 


Digitized  by  Google 


« 


881 


M  fMte:  Von  Weimar  wUk  Sndolstadt 


382 


land  Steinkoblenfenening  einführte  und 

eineDami)f-Massenmübl<'  unch  neuester 
Construction  bositzt;  Webcful/r  mit  100 
8tubleii;  Thouwaareutabrik  von  Üels, 
die  ein  neues  stelngutartigcs  FftbiUcat 
liefert. 

Von  Blankenhain  nach  Budolstadt 
(4  St.)  in  vielen  Windunjrcn  zur  Anhölie 
hinauf  (mit  hübschen  Aussichtspunk- 
ten), dai)u  auf  hmgwuiliger  Strniiäe  über 
jbengefeld  n.  Necker ode  bis  hinab  nach 
Teichel  (Ratliskeller) ,  etnem  dorfShn- 
liefaen  Städtchen,  dem  ältesten  „im 
Helche'^  (Schwarzb.  Kudolst.)  im  kah- 
len ,  aber  nich^  ttnfreundlieben  Oömitz- 
l^rund,  am  Fasse  selirotter  iM  u^clielkaik- 
berge,  in  deren  Seliluchicu  Kauiuchen 
und  Daehfte  Iwuen.  Hier  liaft  r.  die 
Stnuse  ab,  die  von  BndoUtadt  über 
Kranichfeld  nach  Erfurt  führt.  Jenscit 
Teichers  zweigt  eineCbaiisseo  1  ab  nach 
Qroiskochbtr!  '202).  Im  nächsten 
Dorfe  aber,  Xeichröde  (dem  Geburtsort 
des  Pfarrers  Schönheit,  der  sich  um  die 
thfir.  Flora  verdleiit  geniacht)|  vereinigt 
sieh  die  neueweimar.  Strasse,  die  von 
Berka  über  Kranichfeld  u.  Stadtremda 
führt,  mit  der  unsn»^^^n,  u.  läuft  nun  mit 
ihr  über  PßanzenuHri/uch  (gutes  Bier) 
nach  RudoUtadt. 

Zweite  Baute  Ton  Weimar  ttber 
Kranlelifeld  naeh  Badolstadt,  iV<2 

St.  weiter,  als  die  erste,  aber  durch  ihre 
landschaftUcheu  Schönheiten  interes- 
santer. Von  Weiviar  his  Iferha ,  wie 
oben.  Bei  Berka  theilen  sich  die  iStraü- 
aen,  1.  nach  Blankenhain,  r.  der  Ilm  ei^t- 
Imag  nach  Tannrode  (IV4  8t.  r.  Berlca). 
Zuvor  —  bei  München,  einem  Rittei^ut 
mit  Ackorbauschule  (Tleubel)  —  verei- 
mt/t  '»icli  die  von  Erfurt  über  Tonndorf 
kommende  Chaussee  mit  der  unsrigen. 
Tannroda  y  welmar.  StSdtchen  mit  980 
£inw.,  mit  Blankenhain  dnreb  eine 
JCunststrasse  yerbunden.  Gasthof  vor 
der  Stadt,  r.  an  der  Strasse.  Grosshorz. 
Schloss,  u.  ein  weit  sichtbarer  Tliunn, 
als  letzter  Ueberrcst  einer  Dynasten- 
burg, welche  das  1433  ausgestorbene 
Qeachlecht  der  Herrn  t.  Tannrode  be- 
wohnte. Sehenswerth  eine  altberfihmte, 
riesenhafte  Linde.   Viele  Hahlen ,  dar- 


unter eine  PalvermUhle.  In  den  nahen 
Sandsteinberpen  ein  dunkelf^elbor  Kalk- 
stein, der  sehr  dauerhaft  ist.  Auch 
Halbedelsteine  u.  Petrefacten. 

Kranichfeld  ('/«St.  t.  Tanur.),  z|ir 
kleineren  Hälfte  weimarisc^e  und  aar 
grösseren  meining.  Stadt  mit  1700  £. 
I  u.  Postexpedition,  fast  in  der  Mitte  zwi- 
schen Weimar,  Frfurt,  Arnstadt  u.  Ru- 
dolstadt (k  4  Ht.),  so  dH>s  sich  liier  die 
Strassen  von  Weimar  nach  Ilmenau,  u. 
TOn  Erfurt  nach  Rudolstadt  krevsen, 
Gatik^  %nm  Meininger  Hof.  ßetimtra' 
tion  zum  Schiesshaus.   Starker  Handel 
mit  Töpferwaaren.    Das  freundliche 
Stä'dtclicn,  dessen  Umgebungen  keine 
hervorstechenden  Kelze  bieten,  ist  durch 
den  dreimal  ftbeibrftckten  Ilmfluss  gc-. 
schieden.   Die  bekannte  Sehvfirmerin 
Frau  V.  Krüdener  hat  sich  eine  Zeitlang 
hier  aufgehalten,  bis  ihr  der  Gastwirth 
nicht  mehr  borgen  wollte.    Dio  umlie- 
genden Höhen  waren  ehedem  mit  vielen 
Burgen  gekrönt.  Jetzt  schaut  nur  noch 
„das  ObernMof»,**  südvestlich  von  der 
Stadt,  mit  seinen  Giebeln  undThürmen 
von  einem  waldigen  Berge  herab,  u.  ist 
mit  seinen  späteren  Bauten  so  wohl  er- 
halten ,  dass  es  eine  Zeitlang  die  liesi- 
denz   der  wohlthätigen  Gräfin  Auna 
Sophie  Ton  Schwarsbui^  war,  und  dass 
jetzt  noch  die  meining.  Behörden  darin 
ihren  Sitz  haben.   Der  Brunnen  ist  100 
Ellen   tief.     Die   hübsche  Sammlung 
monströser  Hirschgeweihe  und  anderer 
iUitiquitäten  ist  jedoch  18G3  versteigert 
word^.  Von  der  nrsprfingUchen  Burg, 
welche  das  1389  erioediene  Qesdilecht 
der  Dynasten  v.  Kranichfeld  bewohnte, 
sind  nur  wenige  Reste  übrig.  Rings- 
um zieht  sich  der  „Hain,^'  eii!  v(»ii  S])a- 
ziergängen  durchkreuztes  W  aldchcn,  au 
dessen  nordwestlichem  Ende  ein  kleines 
Hfiusehen  mit  Kegelbahn ,  welches  der 
Kaufmann  Klauer  (in  dessen  Haus  am 
Anger  der  russische  Kaiser  wenige  Tage 
nach  der  Schlacht  von  Jena  wohnte)  er- 
bauen Hess,    Kr  ist  auch  darin  gestor- 
ben.   Bei   diesem  „Klauerhäuschen" 
genieast  man  die  herrlichste  Aussicht 
auf  die  Stidt  u.  das  Ilmthal.  Im  letzten 
Fransosenkriege  sind  viele  Soldaljen  im 


24,  Bauu:  Yon  Weimar  nacli  RaMstaili. 


384 


,^Hain"  hofri  iiboii  worden ,  hi<lcm  das 
ScblosÄ  zu  eiiiem  Lnzareth  dioute.  — 
Auf  der  östlichen  Seite  der  St^dt,  also 
auf  Weimar.  Gebiet,  stand  das  Unier- 
teklos»,  gleichfalls  von  den  Herren  von 
Kranichfeld  1170  erbaut  Nachdem  es 
in  Privathfinde  gekommen,  ist  der  Bau 
fast  gänzlich  abgetragen  worden. 

Von  Kranichfeld  nach  Isenstedt 
(IV4  St.)  am  rechten  Ufer  der  Ilm  hin- 
auf. Hier  theilt  sich  die  Strasse,  r. 
nach  Stadtilm,  1.  über  Breitenheerda 
nach  Stadtremda  oder  Remda  (1%  St.), 

■^voiinar.  Städtchen  .in  der  Tviniu^  mit 
1900  E..  in  lioher,  rjiuiiertTe^end.  Post- 
expedition ;  jenaisciies  Dotal-Gut  j  viele 
Mühlen,  darunter  eine  Papiermflhle; 
Garh>,  Kattun«,  Stmmpfwaaren-,  Wald* 
woUwaaren-fVtbrik;  ^te  Bierbranerei. 
Ein  Stündchen  westl.  von  der  Stadt  ragt 
auf  einer  steilen  Bergkuppe  (1^54  F.)  die 
umfiingliche  Kitterveste  Ehrenstein  em- 
por, die  in  banlicber  Hinsicht  eine  der 
besterhaltenen  Ruinen  ist.  Sie  wird 
zuerst  1274  erwähnt,  n.  kam  spSter  in 
den  Besitz  der  Grafen  von  Gleichen. 
Dass  sie  der  doppeltbeweibte  Graf  Ernst 
für  seine  zweite  Gemahlin  erbant  liabe, 
ist  eine  grundlose  Sage.  Das  Gemäuer 
eines  viereckigen  Tbnrmes  ist  4  Ellen 
dick  nnd  46  Ellen  hoch.  —  Von  Remda 
aber  Teiehrifde  nach  Rudolstadt  (2  St.). 
Ein  näherer  Fuss  weg  führt  'über  den 
„Mnsensit?:*'  und  Mörla. 

Fiisstour  von  Weimar  nach  Ru- 
dolstadt (7  St.)  dareh  den  Park  naeh 
Belwdere  (8.  874),  n.  von  da  entweder 

direkt  über  Oettern  u.  Eiliansrode  nach 
lUMnlvoiihaln  {.3  St.)  ;  Of?(?r  von Bclvedere 
über  die  /fainhirr;/ {Thiirm  anf  dem  Hain- 
berg mit  sehr  schöner  Aussicht)  u.  Göt- 
tendorf nach  Oettern;  oder  —  wenn 
man  schon  in  Belvedere  war  —  von 
Weimar  über  Vollersrode  nach  BucJi- 
fahrt  (IV4  St.)  und  von  Buchfahrt  mit 
einem  Führer  durch  den  Forst  über 
Saalbnrn  nach  Blankenhain  Cl%  St  ); 
oder  von  Belvedere  durch  den  Park  u. 
r.  am  Waldsanme  hin ,  dann  1.  an  Vol- 
lersrode vorbei  nach  Bachfahrt  (IV4 
St.");  u.  von  Buchf.  an  der  Hand  eines 
Führers  1.  über  Oettern  u.  Kiliansrode 


u   von  Kiliansrode  über  den  1530  F. 
hohen  Kätsch  und  übrr  den  Beisdierg 
(Restauration )  uaeli  Biankeulmin  (2  St.) ; 
oder^  von  Bachfahrt  r.  über  Hetschburg 
n.  Berka  naeh  Blankenh.  (t  St.).  AD« 
diese  Wege  sind  reich  an  schSnenWald- 
Partien  und  Aussichtspunkten.  Man 
wähle,  ob  aucli  nieht  den  njiebNten.  doch 
den  interessantesten,  u.  gehe  keiueslalls 
an   * Buch/ahrt    („Buffert")  .vorüber. 
Dies  Ist  ein  weimar.  DGrfchen  mit  gu- 
tem mirthshans  und  der  originellsten 
Ruine,  die  es  geben  mag.    Ein  Pfad, 
der  Jedoch  nur  fllr  sdiwnMielfrele  Per- 
sojien  {gangbar  ist,  führt,  nordöstlich 
vom  Dorfe ,  zu  einer  jäh  abschüssigeu 
Felsenwand,  die  in  einer  Höhe  von  100 
F.  mehre  gleichlaufende  Fensteröffhim- 
gen  u.  14  viereckige  Höhlungen  zeigt. 
Es  sind  die  Spuren  einer  uralten  Barg, 
die,  wahrscheinlich  zum  Verstecke  vor 
den  räuberischen  Einfällen  der  Bannen, 
zu  Anfang  des  10.  Jahrb.  mühsam  in  die 
Fetswand  eingegraben  wurde,  welehe 
hoch  über  die  eng^n  OemScher  empor- 
rajrt.    Vor  zwei  grösseren  Ocffntmfren, 
durch  welche  man  vennitt«  Ist  eines Un- 
;:ren  Ganges  in  zwei  (Trottensäle gelangt, 
erhebt  sieli  eine  gegen  30  F.  hohe,  in* 
romanischen  Styl  constmirte  Mauer  von 
glatt  gehauenen  Steinen.    Die  Fenster- 
nischen kann  n\an  nur  auf  schwindel- 
hohen Leitern  erklimmen.    Am  Fasse 
des  Berges  aber  (in  einem  Garten)  be- 
merkt man  die  Spuren  eines  jetzt  ver- 
schotteten  Ganges,  der  in  das  Innere 
der  wundersamen  Veste  geführt  haben 
mag,  welche  das  Volk  für  den  Sammel- 
platz verborgener  Schätze  hflit.  Der 
ganze  Bau  sielit  einer  grossartigen  Küo- 
bcrhöhle  tihulicher,  ab  einer  Kitterburg. 
Nicht  unwahrscheinlich,  dass  sieh  di« 
Thfiringer  aus  Fnreht  vor  den  Hunnen, 
die  so  entsetzlich  hausten,  dass  pievon 
den    Todtenbeinen    der  erschlagenen 
Feinde  Tische  w.  Bänke  mac)itcn,  darin 
versteckten.    Spater  kam  Buciiiahrt  i» 
den  Besitz  der  Gr.  v.  Orlamönde, 
wurde  1594  vom  Kansler  von  ^^^'^jjjü 
berg  an  die  weimar.  Kammer  kiafliw» 
abgetreten. 

l     Von  BucbCahrt  gehe  man  — 


Digitized  by  Google 


385^ 


25.  Soute:  Von  Weimar  ftber  Stadtilm  naeh  ümeiiaii« 


386 


man  nicht  r.  den  auch  sehr  schönen 
Weg  über  Oettern  .  K lliarisrode  u.  den 
Ketschberg  einschlugeu  will  —  l.  der 
Ilm,  nach  Hetschburg  (VsSt.),  einem 
Lastort  der  Beikaer,  mit  d«ii  aplitielien 
Ruinen  der  Heidingsbotg,  welehe  die 
Ilm  umflieisst.  IMe  steilen  Bergei  treten 
stellenweise!  so  eng  zusainmcn,  duss  sie 
neben  dem  sprudelnden  Flus«e  kaum 
einen  sclimaleu  Pfad  gestatten.  Jenselt 
Hetschburgs  überschreitet  man  die  Ilm 
u.  gelangt  Über  d^n  Felsenkeller  nach 
Btrha  C/t  St.). 

Will  man  «eh  in  Berka  auf  die  Post 
setsen,  so  mnss  der  Plats  in  Weimar 


bestellt  werden,  da  in  Berka  Beichaisen 
niflit  gegeben  werden.  Wo  nicht,  so 
seheuc  man  den  Umweg  nicht,  eine 
Strecke  auf  der  kranichfelder  Strasse 
fortzugehen  u.  dann  1.  Aber  den  Flnss 
dureh  den  schonen  DaimBaehBgrund  za 
wandern.  Am  Ausgange  desselben  liegt, 
im  Wald  versteckt,  das  Polka-Wirths- 
haus ,  an  welchem  die  »Strasse  nach 
Blankenhain  vorüber  führt.  Diese  ver- 
folgt mau  über  Blankcuhain  hinaus  bis 
Neekerode,  wo  man  1.  abgeht ,  um  über 
Kochberg,  Hirsi  lihügel  und  die  Debra 
nach  Rudolstadt  zu  gelangen  (S, 

Büdolstadt:  s.  189  £f. 


^  25.  Route;  Von  Weimar  über  Stadtilm  nach  üinenau. 

Pott  (öVa  M.  in  6  St.  40  Min.)  Schlosswirthshaus.  —  Äc*/a«ira/ioi«;  8chie«l 
Morg.  f  Uhr,  1  Thlr.  11%  Sgr. »  Häufig 
Wxci  man,  nm  von  Weimar  nach  Ilme- 
nau KU  reisen ,  über  Dietendorf  n.  Arn- 
stadt. Für  Touristen  dürfte  es  am  em- 
pfehlenswerthesten  srin ,  über  Belve- 
dore,  Buchfahrt  und  Hetschburg  nach 
Berka  zu  gehen  (wie  in  voriger  lloute 
angegeben)  nnd  von  Berka  aus  fiber 
Tannrade  und  Kranid^eld  mit  der 
Post  zu  fahren.  Die  erste  , Strecke 
<les  Weges  (bis  Dienstedt  jenseit  Kra- 
uichfelds,  wo  die  Strasse  1.  überilemda 
nach  Rudolstadt  abgeht)  kennen  wir 
ans  vorigem  Abschnitt.  Von  Dienstedt 
über  GroMhetttUdt,  am  linken  Ufer  der 
Ilm  hinauf,  nach  Stadtilm  (1%  St. ;  von 
Berka  4V„  St.) 

StAdtllm,  sehwarzb.  rudolst.  Stadt 
mit  24UÜ  Einw.  und  einer  wohlerhalte- 
nen Ringmauer,  am  linken  Ufer  der 
Ilm,  die  liier  ein  siemlkh  breites,  tob 
meist  kahlen  Mnschelkalkbergen  um- 
schlossenes Thal  durchfliesst. 

Straageiikrcxizung  u.  Poittverhimlutig  mit 
Wmmur  (Ab.  7  U.),  Ilmeuau  (Mitt.  11  U. 

»  Wn.),  Arnstadt  (Morg.  8  ü.  35  llin.)> 
Bndolstw»  (Naehm.  2  Uhr). 


haus  (dicht  vor  der  Stadt  «n  der 

ii;irb  Hudülst.)  mit  Felscnkeller.  Die  sonst 
berülimie  Bierbrauerei  scheint  das  Becept 
T6rlor»n  iii  habM. 

CeschicIUlicJief.  Die  Stadt  Ilm,  gevrübu- 
lieh  „Stadtilm,*'  wird  sclion  /u  Aüfaug  des 
12.  Jahrhunderts  geuaaut  uud  gehörte  den 
Grafen  v.  KAferobiuir  imd  Schwaraburg 
gemoirisrhaftlioli.  Aus  dieser  Doppfllicrr- 
schal't  erwuch.sou  viele  Uobolätande,  bis  die 
letzteren  für  92ä  Schock  Groschen  alleinige 
Herren  wurden  (1888).  Ottokar  v.  jBöhnen» 
ein  Verbündeter  de»  thür.  LaiidKrafen,  soll 
die  Stadt  zerstört  haben  (1402),  als  letzte- 
rer mit  Philipp  V.  Schwaben  in  Fehde  lag 
(8. 60).  Dagegen  musete  Kurfürst  Friedrich 
vou  Sachsen,  nachdem  er  die  Stadt  8  Tage 
lang  mit  18,000  Hann  belagert  hatte,  absie- 
ben, ohne  den  Hntk  der  tapferen  Bftrger 
u.  die  V(  rschan«ungen  des  Gr.  v.  Schwarz- 
bnrg  hreclieii  zu  können  (1450).  Aus  den 
Kesten  des  Cisteraieuser  -  Nonnenklosters, 
das  IS73  vou  Saalfeld  aseb  nm  Terlegt, 
1525  aufgelud.en  u.  al'Kcf ragen  wurde, 

bauten  die  Gr.  v.  8ehwarzburg  ein  Schloss, 
das  1780  abbrannte.  Jetzt  ist  dasselbe  stidtl* 
schcs  Eigenthum  u.  als  Gasthof  verpachtet. 
Darin,  nls  Ueberbleibf^el  des  KluSters  (mit 
der  Jahrsz.  12b7j,  eine  beachte uswcrtbü 
Krypta,  dio  lange  zum  Keller  diente.  Im 
angrenzenden  Garten,  der  ehemals  zum 
Eiüf*;rmtwfen:    Arnstadt,  raulinzcll«  2,  ;  Klostor  ^tdiürte,   eine  morsche  Liude,  di'o 


Ilmonan  4,  liudolstadt  4^,  Arfurt  5,  Wei- 
mar  H  8t 

GoBthof'.  ^Hirsch  (Bräutigam),  Kckhaus 
am  i^rösstou  Alarkt  iu  Thüringen".  10  Lo- 
giraimmcr»  Hittagstisch  7  Sgr.,  Naclitlager 
mit  Lieht  nnd  Kaffee  14  8gr.,  Potthalterei ; 

rfihvsr  durch  Tbtkringen. 


25  F.  im  Umlange  misst  und  auf  ihren 
lianmstarken  Aesten  eine  Bretterlaube  trägt. 

—  Berühmte  Männer,  die  in  Stadtilm  gebo- 
ren: II.  11.  M.  Gmmann,  Lcibärzfo  des  rus»,, 
Czareu  (geb.  1631);  A.  G.  Methfesiiel,  Ka- 
pftllmeister  in  Brannschwelg  (geh.  A. 

16 


Digitized  by  Google 


387 


26.  Bmte:  ToB  Srfiirt  UMk  Budolstadt. 


388 


Tli.  Orimm,  Krziehpr  fles  jetzigen  Kai- 
sers V.  Bussland  (geb.  17ii5);  K.  Ch.  Vogel, 
Börgerscbuldirector  in  Leipzig  (geb.  1796). 

ludtuine.  SchOB  in  alteu  Zi  iten  blühte 
hier  der  Hopfonbau  und  »Ht  Bierbrauerei, 
sowie  die  BaacU-  aad  ZeugmachereL  Auch 
noch  jetzt  Igt  —  wie  die  ■ftoIenSholIehen 
Dampfschlöte  bezeugen  —  die  Gewcrbthi- 
tigkHt  11  der  Handel  so  lebhaft,  besonders 
die  Garn-  und  WoUwaarenfabrikation»  dass 
Stadtilm  ^hwanbargs  KlAin-Chemnits** 
gwiaant  ^rd.  Es  sind  hier  8  Maschinen- 
spinnereien mit  5720  Spindeln  u.  330  Arbei- 
tem.  Die  grösste  (Beinbardt  und  Scbmldt) 
▼•rarMtet  auf  8680  Splndsin  wöchentlich 
1000  Ctr.  Wolle  zu  Strickgarn:  di  Spinne- 
rei Ton  A.  Müller  mit  ISiOO  Spindeln  wöchent- 
lich 70ü  Ctr.  Ausserdem:  BIsongiesserei 
mit  Dampfmaschine;  Orgelbauerei;  Lohger- 
bereis Waldwollfabrik  ptc.  —  Seit  1863  hat 
man  auch  den  Versuch  gemacht»  eine  Kie- 
/e}-nadel'Baa«mutaU  las  Leben  in  rafen  (A. 
Kuller  und  Sohn). 

Sehrmvrvräigheiie-tt  Dic  Stadtkirche 
mit  ihrem  mächtigeu  Thurmpaar ,  ein 
interessantes  Denkmal  des  üebergangs- 
styles.  Als  Wahrzeieben  d«r  Stadt  gilt 
„diehScbste  Br&ciLe  in  Thüringen/'  das 
ist  der  überdeckte  Zwisclienbau,  wel- 
cher die  Glockenstuben  !>•  ider  Thürme 
m\{  einander  verbindet  (1218  F.  absol. 
iiöhe).  Leider  gehen  die  Thürme,  die 
noch  vom  alten  Kloster  herstammen, 
ihrem  baulidien  Terfall  entgegen.  Auch 
die  Kirche  mit  schönen  Skalptnren  ist 
nur  ein  Bruchstück  der  alten.  Das 
westtiche  Portal »  als  der  mteste  Theil, 


strinu^it  aus  dem  11.  Jalirhundert.  — 
Dör  gartenähniiche  Gottesacker  vor 
dem  erfurter  Thor,  mit  demürabdenkmal 
des  Dr.  M.  Oranuunn  (f  1702).  Am 
Eingang  desselben  7  kreisförmig  ge- 
pflanste  liinden  Ton  hohem  Alter. 

Au^ug  auf  den  WUlingerBenr, 

V«  St.  westlich  von  der  Stadt.  Bis 
Oberwilüngen  fiibrt  dip  Chaussee,  die 
sich  mit  der  von  Arnstadt  nach  Amt- 
gehren  laufeudeu  Strasse  verbindet. 
Von  da  noch  V«  St.  bis  auf  den  1566  F. 
hohen  Gipfel  (^die  Kanzel-*)}  die  ein 
H&uschen  trägt  und  eine  weite,  lieb- 
liche Aussiclit  fjewährt  Das  Jagdhaus 
am  Fusse  des  Berges  bietet  Erfrisclmn- 
gen  dar.  —  Zum  hohen  Kreuz  (V^ 
au  der  Strasse  nach  Arnstadt:  S.  31. 

Nebenroutm :  1)  Von  Stedtilm  tun^ 
Artuiad»,  Bndolstadt,  PaulbiaeIlo,Amt- 
gehren;  K.  31. 

Ton  Stadtani  naeli  nmenai 

(4  St.)  Über  Oberilm  und  Griesheim. 
Zwischen  beiden  Orten  zweigt  1.  die 
Strasse  nach  Paulinzelle  (Singen)  ab*, 
sowie  zwischen  Oriesheim  und  Bückt' 
loh,  in  der  Nähe  von  Cottendorf ,  die 
Strasse  1.  nach  Amtgehren  und  r.  nach 
Arnstadt.  Dann  von  Bücheloh  nach 
Ilmenau.  Da  der  Weg  kein  besonde- 
res Interesse  biptf^t,  so  thnt  ntan  wohl, 
die  Post  zu  benutzen. 

Ilmenau:  S.  239  u.  folg. 


26.  Route:  Von  Erfurt  nadi  Budolstadt. 


Eisenbahn  (S.  112)  nach  Neudietendcrf  \\. 
Gotha  BI.  5,  26;  8,  3;  10,  43;  Nachm.  1,  53; 
%  4;  5,  N'acht«chnellz.  (der  in  Dietendorf 
nicht  anhSlt)  1,  4ß.  Preis  bis  Dietendorf: 
I.  Cl.  13,  TT.  7,  nt  6  Sgr.;  bis  Gotha  I.  Cl. 
1  Thlr.,  IL  17,  m.  13  Sgr.;  nach  Weimar 
Morg.  4,  25;  8,  55;  9,  44;  Nachm.  2,  34;  3, 
Sft;  7,  18;  Haehtschnellzug  1,  38. 

Pr>^t  am  Anger  n!)or  Ichtershausen  n. 
Ärn$ladt  (2^  M.  in  2^  SU)  M.  3^  U.,  15  Sgr. ; 
msoh  tlmenmi  (5  H.  in  5*  St)M.3|  ü.,  IThlr.; 
(weiter  nach  Schleusingen  u.  Blldbvrghau- 
sen);  über  Oobcsoe,  Weissensee  und  Snch- 
senburg  nach  Artern  (8^  M.  in  7[  St.)  Nachm. 

U.  45  H.,  1  Thlr.  11  Sgr.';  (welter  nseh 
Qaerftort);  über  Gebeeee  n.  Grenssen  nach 


Sonder»hau»en  (7\  M  fn  G  St.  5  M.>  M.  3|  u 
Nachm.  4  Ü.,  1  TUlr.  13^  Sgr.;  (weiter  nach 
Hordhaasen  SThlr.);  naeh  Ahamcrda  (3|  M. 
in  S  St.  iO  Min.)  Ab.  7  U.»  SO  Sgr. 

EHtfernungeH:  Arnstadt  4,  Ilmenan  9, 
Rudolstadt  9,  Weissensee  6  St. 

Erttert)  preuss.  Festui^^tadt  (die 
zu  einer  Festung  ersten  Ranges  erhoben 
werden  soll)  an  d*  r  Gera,  ebudttm  lliü- 
ringens  Metropole  und  jetzt  noch  dessen 
grösste  u.  volkreichste  Stadt,  mit  35,000 
EInw.,  thells  Protestanten,  theUs  Kafho- 
lUten,  auch  Deutschkathollken,  Frei* 
gemeindlem,   Irriogianem   nnd  Ju- 


Digitized  by  Google 


2S.  ßouu:  Von  Erfurt  nftck  ßudolstadt. 


390 


Böhm  iu  der  Neustadt.  —  Fuknoerk  :  Droseh» 
ken  Am  Balinhof  (T«rif,  1  Person  4,  t  P. 

5,  3  V.  7i,  i  V.  10  Sgr  );  A.  Göckel,  »m  An- 


den (mit  Synagoge).  Das  Militär  sihlt 
8  bis  4000  Mann.  Die  ansserordentlicb 
fruchtbare  Umgegend ,  die  einem  gros- 

^  Garten  gleicht  —  schon  Luther  i  8«^'  ^  d«'-  J-^l^a'^iis^tr.,  Wittw« 

.••Ol              u            •     '  Faber,  in  der  Keustadt.  —  Battkierhauier : 

nannte  sie  „eine  ScruTieergrube,  wo  eme  I „'  ,                 *  o*ä  w^TL 

Stedt  stehen  musste,  wenn  <xe  j-leich  i  ^^.^^  _  j.,,,.,,^ .  Königl.  Akademie  gemein 
weffbrennete''  —  ist  ziemlich  tiach  und  .  nütziMr  wuMAii«^hAfton    itri  irA<FrnndAt 


wegbrc 

wttrde  Ust  reiilos  sein ,  wenn  nidit  gen 
S.  der  bewaldete  Steigerrileken  nnd  die 


Dütziger  Wisseuschaften,  1751  gegründet; 
Preimanrerloge  („Karl  nun  eisernen  Krera^) 
in  der  Allerheiligengasse,  und  zwar  In  d«n 


Stadt  selbst  mit  ihren  16  zum  Thell  sehr  ^'rnlten  Gebäude,  „das  Tonrnier"  genannt, 
Stattlichen  Thürmen  —  sie  hat  9  evan^?.  Albrecht  der  Unartige  8eiue  letzten 

,     ,        T'*    1  i     \  Jahre  Terlebte,  S.  67):  HandelBkammer; 

Mtid  H  kath.  Kirchen  —  so  wie  mit  den     .  .  -M^^tu    „  •„  ,      ,    a^,  v^„* 

.  viele  MuaikTereine  (namenfin  }i  der  Eriur- 

iiüchragenden  Citadellen  Peteriberg  |  ter  nnd  dor  Sollersche);  Gewerbe-,  Garten- 
(westlich)  nnd  Cyriaksbnrg  (südwest- |  baa-,  HUfs-Fraueu-Verein;  Turnverein  (mit 
lieh)  das  monotone  Landschaftsbild  be-  priehtl^.  Turnhalle).  Hagelschaden*,  Bnod-, 

lebten.  *)  Lebensversfchenings-Oesellachaften.  —  Bil- 

Ga»thöfe:  Silhf»-!^  mtd,  am  Balmhof,  I.,  dunga-  und  ErziehungMnMaltm:  Gymnasium, 
Limmer  u.  Frühstück  20  Sgr.;  Höm.  Kaiser, .  Schullehrer  -  Seminar,  Bealschulo,  höhere 
am  Anger,  I.,  Zimmer  15,  Frühstfiek  7^  8gr.;  I  Töchtersclwle,  Kunst-  nnd  Baaschule.  Ge- 

Wrin.  Bo$$t  In  der  Johannisgasse,  näch.st 
dem  Anger,  hanptsäclil.  Geschäftsreisende; 
Kheiuiach,  Ho/,  sonst  iSchlehendorn,  an  der 
langenbrQcke  (Hillt&r);  Preun,  Httf  (sonst 
Halber  Giebel)  am  Anger,  II.;  «T/nlr.  Jlofy 
•auf  dem  Friedrichs- Willielmsitlntz,  II.,  bil- 
lig; Kronprinz,  iu  der  Futterstr.  (Oekono 


'  worbescbiile,  Garnisonschule,  Taubstum- 
men- u.  Blinden-Institut,  Martinsstift  (An- 
stalt für  christlich-werklicheTolkseTSiehangr, 
gest.  TOD  0.  Beintbaler,  f  1863) ;  M&dchea» 
schule  im  Ursulinenklostpr.  Vtule  und  zum 
Theil  sehr  reiche  milde  ^>li/tuufjen. 

JourtuUiUik:  Thür.  Zeitung,  wöchentlich 


—Ot   \   .  vvm  .  xo'mi.tu'e,    » %rwuv.. 

men)  n.  v.  a.  —  Be^amrtaUmen:  BoAxAe/, )  6mal;  Eifterter  Zeitung,  6mal;  Allgemeiner 

Klemm  und  Freund,  am  Anger,  Lauo',  in  f^'r  ;  Anzeiger,  6mal;  Deutsche  Gartenz.  (Verlag 
BegierunKsstr. ,  Mni'a  Garten,  bei  der  Predi- j  in  Leipzig);  Der  alte  Fritz,  wöchentlich 
gerkirche,  A'uH/iäf/serre^touro/.,  am  Pförtchen  I  ]^mal.  Buchhaudlungen :  Kaysor,  am  An- 
u.  T.  a.  *  Vog^  (Me»  (mit  TlTolItbeater),  |  ger,  6.  W.  Körner  (Scbulbficber-  n.  Musl- 
im Hfrschbrühl;  Poppern  Carlen,  daneben,  kiili  nverlag,  auch  Kunst-  u.  Antiquariats- 
Vor  der  Stadt:  Schlegel*  und  Jahm  Fehen-  ,  haudlung),  am  Anger,  C.  Villaret  u.  a. 
Jrell^,  am  Steiger ;  Sehiefham,  an  der  Strasse  j,^^^  (ambulante  Truppe),  im  Winter 
nach  Arnstadt,  mit  schöner  Aussicht;  Fla-  Futterstr.,  Im  Sommer  „TItoU«  in 

nera  FehenkeUer,  unfern  der  Strasse  nach  j  y^geig  Qarten 


Weimar.  —  Weinduhen:  LtmteneoUäger ,  in 
der  Auguststr.,  unfern  des  Bahnhofes  (mit 

Delikatessenhaudl.) ;  Fischer,  an  der  August- 
strasaoneckp;  S!prt/,trfh,  auf  dem  Friedr.-W.- 
Platz.  —  Couditortien:  J£ahitem<mH ,  am 
Anger;  A«A«l|r,  am  Hlrschgarten,  Bdeenberg, 

am  Wenigenmarkt(auchbayer.  Bier) ;  Kaimpf 
etc.  —  Bfuh  nnatallen :  im  Luiseuthal,  am 
Fusa  des  Petersberges;  Naumann,  am  Kar 


Industrie.  Wenn  aticli  Erfurt  niemals  eine 
Gewerbs-  und  Handelsstadt  ersten  Banges 
gewesen,  so  ist  sie  doch  die  Hauptstadt  des 
thüring.  Verkehrs,  und  hat  sich  in  einzel- 
nen Branrh<Mi  derart  hervorgethan,  dass  sie 
mit  allen  i:^rdtheUen  in  Geschäftsverbindung 
steht  Ohschon  die  Msssea  allmftUg  lu  Jahr- 
märkten herabsanken,  so  regt  sich  dorb 
wieder  ein  so  thätiges  Leben,  dass  der  Uan- 


th&asersteg  (Wannen-  und  Dampfbilder);  i  i„  jeu  letzten  jkhren  sehr  er 


Karth&usermühlc  und  Brüblormühle  (kalte 
Bäder) ;  Weidig  (Sackpfeifenmühle  PI.  S3). 
—  Haartchneidekahinette  :  Dressier,  am  An  gor, 

*)  Obwohl  über  Erfurt  nur  eine  (ver- 
altete) Monographie  existirt,  so  ist  des- 
sen doch  in  so  zahlreichen  Geschichts-  u. 
iiüderwerkeu  gedacht,  dass  soeben  (1863) 
ein  50O  Seiten  umfassendes,  mit  Staunens- 
werthem  Pleisse  bearbeitetes  Buch :  „Bibllo- 
tfaeca  BrAirtina  K.  Herrmann**  erichle- 
nen  ist,  welches  lediglich  diese  Werke  avf- 
aählt. 


fraulich  aufrenommen  hat.  In  ftilheraa  Jahr- 

hunderten  bildete  E.  den  Mittelpunkt  des 
WaidboMes  und  Waidhandü»,  und  hatte  einen 
sehr  bedeutenden  Watdmarkt  mit  strengen 
Verordnungen.  Luther  schreibt  darüber: 
,,Es  ist  rill  fruchtbar  B*  thlebem  gowest,  aber 
nun  hat  man  mit  dem  Waydt  die  £cker 
also  verderbet,  dass  der  Segen  zum  Pluebe 
worden.'^  Seit  Einfuhrung  des  Indigo  ist 
dieser  Handelszweig,  der  sonst  die  biriu.* 
Farbe  lieferte,  fast  gänzlich  abgestorben. 

IC* 


Digitized  by  Google 


391 


2$.  Baut«:  Yon  Erfurt  nach  Eudolstadt. 


£92 


Wohl  Aber  werd«ii  no«di  andere  HimiMt» 
fftwäehte:  Ante,  Kortender,  Senf,  Kanariou- 
samen,  Voennm  graccum,  Mohn  etc.,  flnii^sig 
gebaut.  Anaeerdem  prangen  weit«  Felder 
niil  süM  daflenden  Paffbohnen,  die  ein  so 
begelirtos  Liobltngsgericht  Bind,  dass  man 
die  Erfurter  mit  dem  Spitrnamon  „Puffboh- 
uitur*'  bezeichnet.  Ucberhaupt  ist  ea  die 
CNbrtmrH  in  allen  ihren  Zweigen,  die  mit  so 
auaserordentlicheni  Erfolge  kultiviit  win], 
daas  schon  in  früherer  Zeit  die  £rfurtei:  ald 
„des  heiligen  römischen  Roiohee  Gftrtner*' 
galten  und  dass  sich  E.  gegenwärtig  zur 
Metropole  der  deutschen  Gartenindustrie 
emporgeaoliwuQgen  bat.  Nicbtbloii36Kunst- 
und  HandeUgftrtner  vereoigen  die  halbe  Welt 
mit  den  Erzeugnissen  det  Gartenbaues,  auch 
noch  über  120  Gernüsegärtnor  machen  im 
enge ron  Verkehre  seh  r  bedeutende  Gesciiafte. 
Unter  jenen  sind  die  weltbekannten  Vinnen 
von  A.  Ilaage  jun.  (Schmidtstädterstr.),  Be- 
nary  (Brühlerthor),  Jülilke,  auch  als  Cjchrift- 
stellcr  bekannt  (Andreuäthor),  Platz  (Käm- 
pferroratadt),  J.  C.  Heinemann,  der  seinen 
Katalogen  wertlivolle  Kulturaiiweisnngen 
beifügt,  u.  a.  Am  ausgedehntesten  ist  der 
Samenhandel,  der  seine  Quelle  und  Krone 
in  der  Levcoyenzüchtung  hat.  Die  groas- 
artigi'ti  Preisvorzcicliiiissc  liriiiAcn  tibor 
4000  Korten  i5ämcreicn  in  den  Handel.  Kein 
Wunder,  daas  die  Oirten  der  Stadt  su  die» 
sen  koloaaalen  Kulturen  nicht  ausreichen, 
sondern  «fass  nioTir  und  nuilir  tlio  ganze 
Umgebung  zu  einem  Garten  wird,  wo  acker- 
groaae  Felder  mit  Aatern,  Levcoyen  und 
anderen  Blumen  bedeckt  sind.  Das  meiste 
nnd  beste  Gemüse  wird  auf  einem  unter 
dem  Steiger  gelegenen,  etwa  200  Morgen 
groaaen  Diatriet  gebaut,  der  ehedem  ein 
SiiiTipf  war,  liin^^st  aber  durch  knnctT'"»!! 
geleitete  Entwässerung,  deren  Kanäle  sich 
wie  ßilberfäden  durch  die  üppigen  GemHaa- 
felder  ziehen,  zu  einer  Goldgrube  geworden 
ist.  Es  ist  „der  Dreii-nbrunnen"  (Trenen- 
brunnen),  so  genannt,  weil  die  Gräben 
•  („Klingen«*),  welche  diesen  Dlstrfrt  durch- 
schneiden, aus  dem  „treuen  Brunnen"  be> 
wässert  werden.  Hier  zieht  rnnti  seit  dem 
17.  Jabrh.  die  berühmte  Brunnenkresse 
I  (jfthrlieh  Uber  50,^  Behock  Bandbündel), 
die  von  hier  aus  mit  dem  besten Krfolgo  nach 
Paris  verpflanzt  wurde.  Ausserdem  4000 
SchockBlumenkohl  von  der  üppigsten  Grösse, 
19,000  Schock  Sellerie,  5000  Schock  Gurken 
M.  derpl.  Reit  iiKliren  .Tahreii  liat  der  Kunst- 
gärtncr  und  Wuchswaarentabrikant  J.  C. 
Schmidt  einen  neuen  Industriezweig  ins  Le- 
ben gerufen,  der  anfangs  als  Oebeininiss  galt, 
jetzt  iiiM  !  •^rlu.n  an  vielen  Orten  nachgealimt 
wird,  klii  sind  die  getrockneten  Blameo,  die. 


denfriaehen  kaumnachatehead,  an  Krioaeo, 

Bouquets,  Garnituren  etc.  verwendet  werden 
und  einen  bedeutenden  Absatz  nicht  blos 
durch  ganz  Deutschland,  sondern  auch  nach 
England,  Rnasland  u.  Amerika  finden.  Ein 
anderer  Gärtner,  Cli.  Lorenz,  der  sich  durch 
seine  Nelkenzucht  auszeichnet,  hat  zuerst 
die  italienischen  Bienen  in  Deutschland  ein- 
geführt und  bandelt  mit  Bienenwohnungen, 
die  nach  neuester  Konstniction  gebaut  sind. 
SeiuBienensalou  ist  iür  Immenväter  sebens- 
werth.  Daaa  mit  dieaer  groasartigen  Chtrten- 
kultur  auch  die  Fabrikation  aller  möglichen 
Grtrtengeräth<c)iaft('ii    fz.  B.  voü  Schmidt) 
Hand  in  Hand  geht,  braucht  kaum  erwähnt 
BU  werden.  Ausge'seichnet  sind  die  eiaemen 
Gärtenmöbel,  welche  die  Ungeraotae  Eisen - 
^iesserei  liefert.    Ebenso  die  eisernen  Bett- 
stellen (mit  eiastiscLeii  Unterbetten),  liicbt 
minder  berühmt  die  Eb>lsmobellabrikatIon. 
A.  v.  Hägen  hatte  auf  der  Londoner  Ausstel- 
I  luug  einen  Nrissl»aumB»*Uretär,  der  1G66  Thlr. 
kostett)  u.  allgeniuiuu  Bewunderung  erregte. 
Maaohinenfisbrik.  Garnsplnnereien.  Bedeu* 
tcnde  Bierbrauereien  (jährlich  über  52,000 
Tonnen).  Kudeln  und  Graupen,  diu  uät  üeu 
nürnbergern    wetteifern.      Essig- ,  Sprit-, 
Mostrich-,  Tabak-,  Wachswaareu-,  Cement-, 
,  Lampen-  u.  a.  Fabriken.   Berühmte  SchuL- 
i  maclierarbeiteu  und  mehre  reichlich  aus- 
1  gestattete  Kleidermagazine  für  jeglichen 
Bedarf.  —  Eine  neue,  fast  unerschöpfliche 
I  Geldquelle  verspricht  dri>  75  F.  mächtige 
I  ^  SteiuMulzlagtr  zu  werden,  das  auf  Anregung 
I  des  Lieutenants  Rost  seit  1855  im  Johannis- 
feld  (j  St.  v<»n  der  Stadt,  unfern  Ilvorgehofens) 
!  in  H60  F.  Tenfe  erbohrt  worden  ist  u.  ans  2 
1  Schachteu  ein  Produkt  zu  Tage  fördert,  ^ia^ 
f  nur}  Proc.  i)?omder  Beimischungen  enthalt  u. 
I  sonach  den  besten  Erzeugnissen  der  Sicde- 
saliuen  gleich  steht.    Das  äaiz  wird  durch 
eine  Maschine  von  50  Pferdekraft  gemahlen 
nnd  auf  Eisenacbienen  bis  aum  Bahnhof 
]  gebracht.  Die  ProduktionFknaten  Su  gering, 
dass  der  Centner  Stücksalz  für  15  Pf.,  ge- 
mahlen l&r  8—4  Sgr.  geliefwt  werden  kann. 

GeachieiÜiehea,  Erfurts  desohichte  tat 
so  reich  nnd  iutorcSBaut,  dass  man  dick' 
ii^ibigc  Bücher  damit  füllen  könnte  und  gß^ 
^  füllt  bat.  Abgesehen  von  den  Unglücks- 
fällen traurigster  Art,  w^elche  Thüringens 
alte  Hauptstadt  erduldet,  sim!  ''t  lleichs- 
versammlungen  in  derselben  gehalten  wor- 
den. Wir  dürfen  uns  nur  auf  skisaenhafte 
Andeutungen  beschränken.  Schon  Bouifa- 
cius  fand  hier  ein»«  .<tadt,  die  so  bedeutend 
war,  dass  er  zwei  Klöster  darin  gründoto 
(741).  Leider  ward  das  von  ihm  gestiftet» 
Bisthnm  nach  M.iinz  verlegt  und  dem  Thii- 
j  ringerlande  dadurch  der  vorzüglichste  Stütz- 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  C  Ale 


■ 

ER] 


Oasthäiiser 
\SiUKrslUUel  H6 
2 HnmijfthfrKaisef  Eh 
ifU'cixsrs  Ross  H  '« 
hFrcuHsiscfterHof  H'i 
^ntüringfrBof  E  5 
6  RheinistherMaflfräh  F  .V6 

8  Köni^  rpn  IWusscn  G 
B  Kronpri/17. 
K(>  sla  II  raliooeau 

Rieriukal« 
HOjiirmm  G  j 

tl  Freiuid  G  5 

KMai'sGnTipn  fh 
tfl'pgcl'i  Garten  E  6 
lA  Poppv'sGttrien  ifH),  K  7 
tSßiirfl/irrir  "''*^'FS 


Sehenswürdigkelten  ^"«^^^^j^« 

f  Maruntti(u  u  Ifajrk.ttto 

hSyetTfi  Kinhe  K5 
A7  Johanis  niLfa%igtt.rtinfrK.¥3 
W  Kuuftnunns  Kirdu' 

'i^lttglrr  Kirxhe 
ü/OBrnfisser  ■ 
ä\h^Uyet'  ... 

J?  Vrsfliner  KImter  i  mt 

53  ehfftiAtigustinfrKlsbi 

Rfijicmrufs-Gfbäude 

SSPatiduff  (m  J.tiblufthek)  G5 
tl  Zeughaut 

51  Marü'nsKasivnf 
SS  Oami.ion-Lti7Mreth 


-  M.bnpL)iunnt*mt'önfuf 


tSSevfiiJih.fnrd  v,o,  n 
^  C'oiiditoreien 
^Htthiwmann  G.S 
2iSh'ht'lY  K6 
tUKnanijf 

lUiiLiIel.s^ärtner 

?3  Haage  s  Oitrim  H  6 
ZSBma/j   CS 

21  lleinvnuum.  112 
Juhlke^nJremtJuir  B  S 
Bade  -Ansf  alten 

29  yaumffnn/'Wannfti  u  E  7 

nus.-<J>ainpß.\ 

30  Vnnvx  rweümb  iflHtfi/A-. 

31  D8 

rilius«  GesfUsdufl 
ySTtessonne  0  5 

r rt.s-inonm  Rfu-misdi  /foriF  '5-6 

Bildiines-Anstaltpn 

36(r\'/fiiuisiiim  G5 

37  .Vtvnimini  7ai(An^«£  6 

38  Realschule 

39  MäiUlunÜbersdi 
V  Büryerstiuilt 
HiKtiiufssifnile 

*nnij  Waisaihs. 
43  Mdiünstift 

Vi  Reithahn  Fj 

^irTumphttv.  Cfe 
ScMitfthau*  "ni 

oMserhaih  difStadt  j 


61  ÄÄn .  frfwehrfiArik 

C>  Mif\Viu}s-DenhnaL 
^RaihmüX'  .^   ,.  , 

6^1  SvUUitm  -  

BJ  Rotandssmde 

66  (^feWii/r 

67  MuttaihcaterimÄesiauriG3 
Tivoli  1  Sommertheater)  w  E6 

YogtlsCrarttnfPlu  ) 

^Post  ~  G4 

Trlegraph  .Biinx  Bahxhoft-Otki 
PoUzft-Yorwnhting  Im 

mConimandfuäur  H4 


T.ml  R«vcnMrm,(lir 


Stirii, Druck  uV>ria|  üpk  Bililiograpl^ 


393 


2S.  i^oift«:  Tott  Kriuri  naclk  KadoJLstadt. 


394 


tmd  Haltpnnkt  mlttelftltor1ich«r  CtTilitatioii 

entsoj^en.  Karl  der  Grosse  belieh  £.  mit 
der  Stapel-  u.  Messgorechtigkeit.  Die  iiltc- 
steu  noch  vorhandeaen  Annaleu  begiuuon 
mit  dem  Jahre  1078.  Bald  dar»Qf  (1080) 
ward  die  Stadt  von  Heinricla  TV.  geplündert 
und  oingeäscbcrt,  nlin;le!ch  .sie  Heinrich  I. 
gegen  die  Kinfaile  der  liuunen  befestigt 
hatte.  Die  B&i^er  mögen  eben  so  krless-' 
lustlp;,  wie  tapfer  gewesen  sein,  da  sie  fast 
in  allen  Fehden  jener  Zeit  eine  hervor- 
ragende Rolle  spielen,  nnd  nicht  selten  auf 
eigene  Faust  Heersüge  unternahmen  und 
niphro  Belagerungen  standhaft  ziniJr-kschln- 
geu.  Seit  dem  13.  Ja,hrb.  wuchs  ihre  Macht 
und  itir  Wohlstand  der  Art,  class  sie  dem 
Kaiser  Rudolph  von  Habsburg,  il«>r  «inen 
jahrelangen  Reirhstac:  in  E.  hielt,  :iO,()00  Kf- 
harniscbte  Ritter  und  Knappen  suführtun, 
nie  er  die  thtkrlngisohen  Banbburgen  ser- 
störte.  Die  Stadt  soll  damals  über  60,000  Einw. 
gehabt  haben,  so  dass  sie  heutij^pn  Tages 
nur  als  schwach  bevölkert  gelten  kann. 
TXtkeh  dem  SOJährlgen  Kriege  sanic  freilich 
diese  Zahl  auf  13-  11,000  herab!  I>io  Univer- 
Mlät,  die  13ü2  errichtet  wurde,  genoas  ein 
solches  Ausehen,  dass,  wie  sieh  Luther 
tiasdrnekt,  alle  anderen  dagegen  wie  Icleine 
•Schützenscbnlen  galten.  Tridrs-rn  brachen 
auch  schwäre  Schickaale,  theiU  verschuldet, 
tfaeils  unTersohuldet,  über  £.  herein^  1479 
legte  ein  furchtbarer  Brand  an  6000  Gebäude 
in  Asclip.  Darauf  zügellost;  Parteikämpff, 
die  150S  zum  „tollen  Jahr"  ausarteten,  das 
Ii.  Beehstein  in  einem  Bomane  geschildert. 
Luther  lebte  in  E.  von  1501—1508,  anfangs 
als  Student,  licrnarh  als  AugustiTicrmöncli. 
Obgleich  eine  „Pfaffen Stadt,''  die  damals 
U  Klöster  nnd  90  Pfarrkirchen  sihlte,  ölT- 
neto  sie  dorli  dar  Reformation,  wenn  auch 
unter  blutigen  Fehden  („Pfaffonstürmen'*) 
bald  ihre  Thore.  Fortwährende  Unruhen 
veranlassten  endlich  den  er/bisehölliohen 
Kurfürsten  von  Mainz,  die  geächtctf  '^tmlt 
zu  belagern.  Nachdem  er  als  unumschrauk- 
ter  Herr  anerkannt  nnd  eingezogen  war 
<1661),  kehrton  bessere  Zeiten  zurttcli,  die 
jcdodi  «lurcli  onttctzUcho  Verheerungen, 
welche  von  l67ti— die  Pest  anrichtete, 
unterbrochen  wurden.  Knrmalns  Hess  K. 
<lurch  Statthalter  "regieren,  unter  weh-hen 
Ph.  W.  von  Boyneburg  u.  K.  Th.  v.  Dalberg 
Doch  Jetzt  in  gesegnetem  Andenken  stehen. 
Als  Dftlberg  Kurfürst  von  Maina  (der  leiste 
dli\s(  s  Ranges)  geworden,  kam  E.unter pronss. 
Otc<r)iohr'it  (1803),  musste jedoch, nach  schwo- 
ren Drangsalen,  bald  darauf  an  die  Fran« 
sosen  ftberiTAben  werden.  Nan  stand  es 
nnter  franr,.  FTerrscIiaft  vf m  Tfl.  Oktbr.  If^OC, 
his  6.  Januar  läl4.  Im  Sept.  u.  Oktbr.  lÖUä 


veranstaltete  Napoleon  in  B.  jenen  herOhm* 

ten  Monarchen- KongresB,  worüber  eine.  Schrift 
erschien,  <lie  den  Titel  führt:  „Erfurt  in 
seinem  höchsten  Glänze.  Das  Ycrzcichniss 
der  hohen  Herrschaften,  die  in  seinen 
Mauern  weilten,  füllt  2  Foliobogen.  Nach 
der  Leipziger  Schlacht  wurde  E.,  das  noch 
in  den  Händen  der  Franzosen  war,  vom 
n.  Oktbr.  1818  bis  8.  Januar  1814  belagert 

lind  !)OMibar<lirt.  Am  It^tztgeiianutni  Tagn 
nahmen  es  die  siegreichen  Preusücu  iu  lie- 
sits.  Die  Vniversit&t  ward  1816  aufgehoben, 
die  Festungswerke  dagegen  wurden  erneuert 
und  verstärkt  Von  den  Begebenheiten  des 
Jahres  1»48  erzählen  swei  Schriftcheu : 
„Bas  Bwelte  tolle  Jahr,**  und:  „Berlepsch 
(jetzt  in  Zürich)  der  Belagerungszustand 
in  Krfiirl;**  .«o  w'u-  ein  'Denkmal  unfern  des 
Johannisthores  (an  der  Stadtmauer)  daran 
erinnert,  welches  die  Inschrift  trigt :  „Tm 
Kampfe  für  Ordnung  und  Gesetz  fielen  treu 
ihrer  Pflicht  am  24.  Novbr.  1818  giebon  Sol- 
daten." IbäO  tugte  hier  das  Uniotts^aiia- 
nteiUt  am  babylonischen  Thurmban  der  deut« 
sehen  Einheit  arbeitend.  -  Beruh ot le  ytänner, 
die  aus  K.  hervorgegangen,  oder  längere 
Zeit  hier  gelebt:  J.  Adlung,  Orgauitit;  £.  Ch. 
Barchewitz,  Reiseschrlfist.  (1^8);  Ihr.  O.  F. 
Bahrdt,  Theolnp;;  Oraf  von  Bcnzel-StorTian, 
Regieroogarath i  U.  Brückner,  Jurist  (1609) ; 
J.  Oamerarlus,  Melanchthons  gelelirter 
Freund;  D.  Crusius.Arzt  (1640>;  T.Dalb«l]g, 
Fürst-Primas  des  Rheinbunde»  und  Iftzter 
Erzbiscbof  von  Mainz  (1774);  Dornheim, 
Maler;  Dr^conites,  Philolog  (1520);  Eoban 
Hesse,  Di<litcr;  Dr.  Faust,  IJrof.  an  der 
Universität  (1440—1450);  A.  H.  Franke,  Dla- 
conus ;  Golde,  Komponist  (noch  am  Leben); 
J.  Hagen,  gelehrter  Mdnch ;  Justus  Jonas« 
Theolog  zur  Reformation szeit;  Kittel,  Or- 
ganist; Lossius,  Diaconus;  E.  Lucas,  Po- 
niolog  (jetzt  in  Reutlingen) ;  H.  Ludolf,  der 
25  Sprachen  Terstand  (1884)}  Feldmarschall 
V  "Müflling  (t  1851);  General  von  P:u!"-vvitz 
(t  1>^^>3);  Ch.  Reinhardt,  der  Veteran  deut- 
scher Gartenliteratur;  K.  Reinthaler,  Vor- 
steher des  Uartlnstiftes  (f  1868) ;  sein  Sohn, 
Komponist;  Adam  Riese,  der  alte  Reflier- 
mcister  aus  Staffclstein,  der  sein  berühmtem 
Beehenbnch  15S5  hier  herausgab;  O.  C 
Salzmann,  Diaconus;  A.  v.  Tettau;  Tromms- 
ilortr,  Chemiker  (f  1837) ;  Unger,  Mathematiker 
(noch  am  Leben);  Oh.  Bi.  Wieland,  Professor. 

SehMwürdigteäm.  *)  Erfurt  Ist 
keine  schöne  Stadt,  obwohl  mit  einael- 
neu  hübschen  Plätzeij  und  vielen  merk- 
wfirdigen  adb&aden.  £^  ist  nieht  leieht, 

«■•)  Ilicrl'ol  bcdlenr-  mim  sich  dSS  beige- 
gobouon  Flana  der  Stadt  Erßtrt. 


Digitized  by  Google 


395 


26.  itoute:  Von  Erfurt  nach  Eadolstadt. 


39& 


in  dem.  Qewirre  der  engen ,  winkeligen 
StraSBcn  sicli  zurecht  bq  finden.  Wir 
beginneD,  ohne  jedoch  Tritt  und  Schritt 

anzugeben  ,  unsere  Wandern i»g  vom 
Bahnhofe  aus,  der  alsbald  an  die  ersten 
Wohnhftuser  grenzt,  und  kehren  dahin 
zurück.  —  Zvnschen  der  Bahnhofs-  und 
Angnsl^StrASse ,  die  auf  „den  Anger'' 
fShrt^  läuft  eii]o  kurze  Strasse  r.  zum 
Schmidtstädter  Thor.  Fast  am  Ende 
derselben  r.  der  stets  offene  Einfcanf^ 
zum  JJaaffeschen  Garten  ,  der  wegen 
seines  Ptlauzenreichthums  (bes.  an  Cac- 
teen)  sehenswertli  Ist.  Znr  August- 
strasse zurück ,  r.  der  Eingang  auf  den 
Äugustinerhirchhof ,  wo  auf  der  nord- 
östlichen Abtheilung  das  Grab  dns  Cho- 
mikers  Trommsdorff  (dahinter  die  (In 
mische  Fabrik  seines  Sohues)  und  duö 
gotb.  Wanddeukmal  des  OeneraUiente^ 
nants  von  Radowits,  sowie  des  Gene- 
rals Bose  (t  1839)  n.  a.  Ist  das  vor» 
dere  Thor  versf  hlos,<;eTi .  nn'tssfe  man 
den  Eingang  in  der  Krampterstrasse 
suchen.  Unfern  des  Friedliofes  (in  der 
Angnststrasse)  die  * RegUrhirche ,  wel- 
che der  nahe  wohnende  Kirchner  för 
beliebiges  Eintrittsgeld  zeigt.  Sie  ge- 
hörte zum  Kloster  der  rcgulirten  Augu- 
stiner, und  prangt  mit  2  Thürmeu,  wo- 
von der  eine  neu  erbaut  wurde ,  der 
andere  das  älteste  Baudenkmal  (aus 
dem  12.  Jakrh.)  in  Erfurt  ist.  Nack- 
dem  sie  1818  als  Laaaretk  und  Oefan- 
genhaus  gedient ,  ist  sie  seit  18fi7  mit 
einem  Kostenaufwand  von  27,000  Thlr. 
sehr  sehfMi  restaurirt  worden.  Pracht- 
voller Altar  von  Wohlgcmuth,  dessen 
Schnitzereien  u.  GemiQde  hohen  kftnst- 
leriscken  Werth  haben.  Aus  der 
Auguststrasse,  an  deren  Ecke  der  Pftcik- 
liof,  1705  vom  Statthalter  von  Boyne- 
burg  erhallt  (im  oberen  Stock  die  kö- 
nigl.  Bibiiutliek)  ,  tritt  man  •  auf  den 
Anger,  einen  spitzwinkligen  Platz ,  von 
stattlidien  Gebäuden  umgeben,  der  nacb 
8W.  in  eine  breite  Strasse  ausläuft. 
Hier  befindet  sieli  rechts  der  August- 
strasse  das  scbr  alte  Ursuliner-Nonnen- 
klostcr ,  das  dem  Schicksal  der  Auflie- 
bung  entgangen  ist,  weil  die  Konven- 
toalinnen  sich  um  die  Erziehung  junger 


Mftdcken  verdient  machen.  Das  Töch- 
terinstitut ist  auch  von  Kindern  evan- 

gelischer  Konfession  besucht.  Man 

wird  von  einer  der  Schwestern  gern 
heruingefülirt ,  und  kauft  dafür  eine  der 
Handarbeiten,  welclie  die  Klosterfrauen 
und  ihre  Zöglinge  fertigen. —  Am  west- 
lichen Ende  des  Angers  r.  die  Bavföt- 
srrht'rchf,  die,  reich  an  Grabdenkmä- 
lern ,    einen    wohlthuenden  Eindruck 
macht.    Nicht  weit  davon,  (in  der  Re- 
gierungdstrasse)   das    stattliche  liegie^ 
runysgeöäude ,    ehemaliges  Palais  der 
kurmainz.  Statthalter,  deren  neuerTheO 
von  Ph.  W.  von  Bojnehurg  1715  er- 
baut  wurde.  Hier  wohnte  der  Coac^utor  • 
von  Dalberg  und  später  (während  des 
Kontrresses)  der  Kaiser  Napoleon.  — 
iL.  umbiegend,  überschreiten  wir  aut 
der  Langenbrfieke  die  Gera,  welche 
mitten  durch  die  Stadt  flieset,  aber  auch 
in  mehreren  Seitenarme  die  Bingmau- 
ern  und  die  Wallgräben  bewässert,  und 
kommen  über  den  ,, Nonnensack''  z\xy 
Predtgerhtrehe  (gegenüber  Mai 's  Uartcn- 
restauration),  die,  im  reinsten  altgoth. 
Styl  erbaut  (1238),  wegen  ihrer  ^en 
und  zierlichen  Einfachheit  beachtens- 
Werth  ist.   Im  Chor  ein  wunderschönes- 
Denkmai  des  liitters  von  Lichtenbain 
aus    dem    Jahre    1266.     Nur  vv  f  aigc 
Schritte  bis  zum  Fischmarkt,  uui  wel- 
chem das  grdsstentheils  emeuerteü^fft- 
haue  und  die  uralte  Rolandisäule.  — 
R.  durch  die  Marktstrasse  zur  200  F. 
\&ngcn  Kr äiiierJjrücke,  die  an  d<*n  Rialto 
Venedigs  erinnert,  einer  steinernen  Bo- 
genbrücke(  1321  erbaut),  die  mit  2  Uäu- 
serreihen  besetzt  ist ,  so  dass  sie  einer 
engen  Strasse  gleicht.       Eine  gute 
Strecke  weiter  nSrdlich,  und  zwar  darcb 
die  Futterstrasse  (Theater)  und  Schot- 
tengasse zum  ehemaligen  *Augustiner- 
klouter         Ii  irschgar  ten^%  1277  ange- 
legt, 1561  in  ein  Gymnasium  und  1669 
in  ein  evangelisdies  Waisenhaus  ver- 
wandelt. Seit  1821  gründete  der  origi- 
nelle Keinthaler  in  diesem  „evangeL 
Zion"  das  Martinsstift.  Man  zeigt  noch 
die  mit  einigen  Reliquien  ausgestattete 
Zelle,  worin  Luther  von  löOo  —  1508 
gelebt  und  gelitten.   Das  Kv/Mt-  und 


Digitized  by  Google 


397 


26,  AMte:      Erfurt  nacli  RndoiBtadt . 


398 


Ifdtmtdienhiimtt,  welches  die  Anstalt 
besitzt,  i?t  nen  p;eordrtet,  und  verdient 
eingehende  litacbtun^'  Eintrittspreis 
5  Sgr.  Kin  altberuhmtes  Gemälde, 
Welches  die  Winde  einer  langen  Gtale- 
rie  bedeekt,  —  „der  Todtentans'*  —  ist 
mehrfach  (von  L.  Beehstein  poctisi-h) 
beschrieben  worden.  Von  dieser  GalPi  io 
blickt  man  durch  ein  Fenster  in  die 
Johanniii-  oder  Augugtinerkirche ,  die 
1850  dem  UniousparLament  alsSitzuugs- 
sanl  diente.  —  Nicht  gar  weit  vom 
nördlichen  Ende  der  Stadt,  wenden  wir 
uns  nun  westlich ,  überschreiten  den 
Fiuss  und  gelangen  dnrrb  die  Perga- 
mentergasse  in  die  parkaliiilicben  Anla- 
gen, die  sich  vom  Audreasthore  bis 
s.  Friedrich^Wilbelms-Platie  n.  hinauf 
xnm  Ptiertberg  erstrecken  (Luisenthal). 
Die  sdir  stark  befestigte  Citadelle  liegt 
noch  innerlialb  der  Ktndtinmiern,  darf 
aber  mir  mit  Erlauhni>,>>  des  Kurninan- 
danten,  der  in  der  Auguäünerstrasse 
,  wohnt,  beendit  werden.  —  A'mFnsse 
des  Petersberges  der  grosse ,  durch  bür- 
gerlichen Verkehr  und  militKrisehe 
Kvohitionen  belebte  *  Friedrich' Wü- 
hebns-Platz,  «1er  sich  nach  dem  verhee- 
renden Bombardement  von  1813  gebil- 
det hat,  nnd  als  Maikt*  und  Parade- 
plata  henntst  wird.  In  der  Mitte  der 
Obelisk,  dem  Kurftirsten  Friedrich  Karl 
Joseph  -errichtet  (1770).  Die  erha- 
bensteZierde  des  Platzes  bildet  der  im- 
ponirende  Prospekt  des  Domes  und  der 
Severikirche,  zu  denen  man  auf  breiten 
Stufen  emporsteigt. 

*D6r  Dom  ^  eines  der  merkwürdig- 
sten Gebäude  in  Deutschland,  dessen 
gewaltige  Thiirme  u.  hochragende  Kup- 
peln weit  hinaus  siclitbar  sind.  Bouifa- 
cius  legte  hier  den  Grund  zu  einer  Kirche 
(741) ,  die  1154  erneuert  und  vergros- 
sert  wurde.  Zu  ^wiederholten  Malen 
der  Vernichtung  nahe ,  stieg  der  wun- 
derhcrr liehe  Bau  immer  wieder  ver- 
jüngt aus  der  Asche  empor.  Die  neue- 
sten Kcparaturen  sind  seit  zwanzig  Jah- 
ren eifrigst  fortgesetet  worden  und  ihrer 
Vollendung  nahe.  Auf  hohen  Bnbstm- 
ctionen  erhebt  sicli  das  prachtvolle  Chor, 
das  ans  dem  14.  Jahrb.  stammt.  An 


seinem  Fusse  zieht  sich  ein  kunstvolles 
Brüst;ingsgelHn<lpr  herum;  während 
man  r.  auf  vielen  8tnfe!T  '., Graden' V 
zum  reich  verzierten  Hauptpurtale  em- 
porsteigt, an  dessen  Säten  die  kunst- 
reichen Statuen  der  Apostel  und  in  des- 
sen Spitzgiebel  eine  grosse  Fensterrose. 
Der  nahe  wohnende  Kirchner  erschliesst 
die  majestfitisclien  Hallen,  die  in  Ge- 
stalt eines  Kreuzes  erbaut  sind ,  falls 
sie  nicht  ohnehin  zum  kathol.  Gottes- 
dienst geSilhet  sind.  Der  Eindruck  . 
des  siolsen  Baues,  insbesondere  des 
hohen  Chores  mit  seinen  reichgemalten 
mosaikartigen  Ginsfenstern ,  ist  über- 
wältigend. Von  den  vielen  Sehens- 
würdigkeiten faäse  man  vor  allen  ins 
Auge:  die  SXttlenbilder,  unter  welchen 
die  Anbetung  der  Heiligen  und  die 
Mutter  mit  dem  Jesuskinde  (von  Kra- 
nach); den  pyramidalen  Tanfstfin  ne- 
ben der  Orgel;  ein  ausgezci  Iuk  tes 
Krzdenkmal  von  P.  Vischer  (Krönung 
der  Jungfrau);  das  Bild  des  grossen 
Christoph ,  das  fast  die  ganse  efidlicbe 
Wand  bedeckt;  darunter  der  Grabstein 
des  Grafen  von  Gleichen  mit  seinon 
bcidpii  Frauen,  eins  der  bedeutendsten 
Denkmäler  der  Bildhauerkunst  ans  dem 
18.  Jahrh. ;  das  Grab  des  Landgrafen 
Albrecht  des  Unartigen;  im  hoehge- 
wölbtenChor,  auf  kfttinen Bogen  ruhend, 
ein  prachtvoller  Hochaltar,  künstlich 
geschnitzte  Chorstühle,  nrue  Kanzel 
nach  Schinkels  Entwurf,  kunstreicher 
Kronleuchter  ( aus  Holz  und  Pappe ), 
swei  grosse  Gemilde  von  Beck  ete.  — 
Aus  der  Kirche  auf  den  (mittlem) 
*  Thurm  (260  Stufen),  um  sich  von 
der  Galerie  eines  umfassenden  üeber- 
blickes  über  die  Stadt  u.  auf  der  einen  * 
Seite  bis  zum  Harze,  auf  der  anderen 
bis  cum  Thüringerwalde  an  erfreuen, 
TOrnImlich  aber  das  Gdftute  au  be- 
sehen, das  eines  der  schönsten  und  har- 
moniereichsten, vielleicht  in  ganz  Euro- 
pa, ist.  Es  besteht  aus  10  in  3  Thürme 
vertheilteu  Glocken,  Wir  besichti- 
gen Tor  allen  „die  grosse  Glocke** 
(Maria  gloriose),  welche  an  Stelle  der 
geschmolseaen  „Susanna'*  1497  gegos- 
sen wurde  und  375  Ctr.  wiegt.    Sie  hat 


« 

Digitized  by  Google 


399 


26,  lumie:  Ton*  Erfiurt  naoh  Eudi^lstodt, 


400 


51  Ellea  im  Umfang.  Der  Klöpfd  ist 
7  F.  lang  und  wiegt  1 1  f'tr  Ihr  Ge- 
länte  hört  man  5  bis  6  Stunden  weit. 
Ueber  der  grossen  Glocke  hängen  <lie 
sog.  Silb«rglockexi,  die  ibrer  an- 

gendimen  Hamonie  berühmt  sind, 
wehrend  des  Herabsteigens  versäume 
man  nicht,  einen  Blick  von  ohcn  her  ins 
Chor  der  Kirche  zu  ^vorfen.  —  Unmit- 
telbar neben  dem  Dome  ragt  die,  wenn 
auch  einfacher,  doch  nicht  minder  schön 
gebaute  *8everU:itche  mit  ihren  drei 
schlanken  Thfinnen  stols  empor.  Sie 
stammt  aus  dem  15  Jahrb.  Im  Innern 
ist  besonders  ein  überaus  kunstreicher 
Taufstein  mit  prachtvollem  Ueberbau 
Sehenswerth. 

Will  man  noch  eme  weitere  Umschau 
halten,  so  geht  man  vom  Paradeplatz 
1.  am  Dome  vorüber  (hinter  demselben 
die  königl.  (icwehrfabrik)  dnrch  die 
Brühler  Vorstadt  (Benary's  Handels-, 
Vogels  Vergnüguugsgarten)  auf  den 
BrUhUr  Kirchchof,  um  das  tempelar- 
tige IHnkmal  des  Freiherm  von  Mttff- 
ling  m  sehen  und  dnrch  das  Brühler 
Thor  zur  Cjpnahsburg  (an  der  Strasse 
nach  Goflia  l  Sie  /eiolnu-t  ^ieb  durch 
ihre  Det'ensions  (  jisriiic  aus,  die  für 
ein  Wunder  der  Baukunst  gilt ,  ist  aber 
in  Friedensseiten  nur  schwach  1>esetzt. 
Am  Fiisse  „das  BihsfUentk&rmehm/* 
ein  altgoth.  Denkmal  mit  latein.  In- 
.Schrift,  welches  wahrscheinlich  den 
Ort  anzeipft,  wo  die  erste  christliche 
Kapelle  gestanden.  In  der  Nähe  die 
BrunnkressUingeQ  und  GemUsefelder 
des  TVeuenbrunnmi.  Rückkehr  durchs 
Brühler  Thor  (Festungswall)  und  über 
die  Gera  durch  die  Anlagen  und  Gärten 
des  IlirsrhhrrihJ  ,  oder  über  die  Miich- 
insol  und  durchs  ,,Pförtchen'*. 

Spaziergänge  und  Ausßüge,  In  der 
Stadt  das  HirsehMhl  (rom  Kenwerke 
bis  zum  PfSrtchen)  mit  *  Vogels  vnd 
Poppe's  Oarten%rirthschaften,  und  das 
Luiaenthal  (vom  Fr.-W.-Platz  l>is  /nm 
Andreasthor).  —  Ausserhalb  der  Stadt: 
die  Milchinsel,  ordinäres  Wirthschafts- 
lokal  am  Abhänge  des  Trenenbrtinnens'^ 
(ror  dem  Pföriehen).  —  *DerSlelgerj 
eine  bewaldete  Anhöhe  jenseit  des  Ld- 


berthores  mit  ausgedehnten  Anlagen 
und  brillfinter  Aussicht  auf  die  thurm- 
reiche Stadt  und  in  das  anmutJiige  Ge- 
rathal. Nächster  Weg  durchs  Pfö  ri- 
eben. An  das  elegante  Wlrfths^afts- 
lokal  des  SUifferhausea,  wo  öfter  Con* 
certe ,  schliessen  sich  viele  kleine  Hin- 
ijer  und  Gärten  an,  die  im  Sommer  ver- 
miethet  werden.  Der  dahinter  liegende 
Steigerwald  voll  schöner  Wege ,  die 
nach  dem  General  Hedemann  benannt 
sind,  reisender  Partien  und  seltener 
Pflansen.  Einer  der  schönsten  Punkte 
ist  die  I^iedrich-  Wilhelms-Höhe  (sonst 
Napoleonshöhe)  mit  präehtitTr  Aussicht. 
Ferner  das  firhicssJiaxis  mit  Felsenkeller, 
und  weiter  hinaus  (an  der  Strasse  nach 
Arnstadt  und  Stadtilm,  V4  St.  von  der 
Stadt)  das  W4Üä§ehl9Mehen  mit  reiaea- 
dem  Tannenwäldchen.  £in  sehr  sdiö- 
ner  Weg  (der  Hedemanns- Weg)  vom 
Felsenkeller  bis  Hoehheim.  —  Dorf 
Hochheim  (Vg  St.  von  Erfurt),  ein  sehr 
beliebter  Vergnügungsort  in  reizender 
Lage,  durch  Gerathal  und  Eisenbahn 
vom  Steiger  geschieden,  mit  gutem 
Gastbaus  und  schönem  Garten.  Rosen- 
freunde möfjen  den  Metzschen  Handels- 
garten besuchen.  — Jloda,  ein goth. Dörf- 
chen mit  gutem  Gasthof  (1  St.)  ,  wegen 
des  relaeiiäen  (ehaussirtcn)  Weges  über 
den  Steiger  und  seiner  herrlichen  Aus" 
sieht  auf  den  Thüringerwald  stark  fre- 
quentirt.  —  Stedtm ,  ansehnliches  goth. 
Dorf  au  der  Eisenbahn  (1'/,  St.),  mit 
einem  Schlosse  des  Grafen  von  Keller 
und  schönem  Parke.  Geburtsort  der 
Frau  von  Ahlefeldt.  Starker  Tabaks- 
bau nach  der  neuen  Methode  des  dasi- 
gen  Pfarrers,  Holzschuher,  der  einen 
enormen  Ertrag  abwerfen  soll.  —  M<i- 
^/s^?frg  (1 St.  von  Erfurt,  20 Min.  von 
lioda,  10  Min.  von  Stedten),  jenseit 
der  Eisenbahn  und  Ckra.  ]>ie  Kirehe 
des  ansehnüdien  Dorfes  steht  auf  einer 
Anhöhe,  die  eine  reiche  Galerie  herr- 
lieber  Landschaftsbilder  vor  denBlickcn 
entfaltet.  Hier  soll  in  grauer  Vorzeit 
der  Herrschersitz  der  Merowinger ,  die 
Merwigsburg(Merowigsbnrg),  gestanden 
haben,  vom  mythiscdben  Frankenkönig 
Herwig  (MeroTeus,  t  460)  erbaut,  wel- 


Digitizeu  Lj  vjüOgl 


I 


401 


2T,  Boitte:  Von  Erfortnaeh  Arastadt 


402 


eher  die  Thtirinrrer  von  Attila's  Joch be* 
freite  und  Erfurt  gepriindet  oder  erwei- 
tert hn>>pn  soll.  Dio  Bur<x,  worin  spa- 
ter Basinus  und  Basina  hausten  (S.  .OU), 
wurde  von  Ludwig  dem  Eisernen  zer- 
stört, weil  sichRfinber  darin  festgesetzt 
hatten.  —  Molsdorf  (2  St.  südlich 
TOn  Erfurt,  '/^  St.  von  Möbisburg),  ein 
goth.  Dorf,  welches  von  Erfurt  ans  so 
stark  besucht  wird,  dfiss  RonntHt;s  <^'t>- 
wöhnlich  ein  Extrazug  bis  Marienthal 
(jenseit  Stedtens,  V4  '^on  Mols- 
dort)  führt.  Ton  Neudietendorf  er- 
reicht man  den  Ort  in  1  St.  Das  dasige, 
jetzt  verwaiste  Rcliloss,  worin  ein  Ka- 
stellan Avolint  und  der  Dichter  A.  Bube 
geboren  wurde,  ist  von  einem  parkar- 
tigen  Garten  umgeben,  in  welchem 
sich  eine  gute  Bestauration  befindet 
nnd  der  Thüringer  Sängerbund  sein 
erstes  Liederfest  feierte  (1843).  Graf 
von  O Otter,  (Pinkel  des  Generalsuper. 
Gotter  in  Gotha),  einer  der  geistreich- 
sten und  liebenswürdigsten  Glücksritter 
seiner  Zelt ,  der,  nachdem  er  von  der  Kai- 
serin MariaTheresia  geadelt  u.  von  Karl 
VT.  in  den  Grafenstand  erhoben  worden, 
bis  zum  prenss.  Staats-  u.  Krie«2:smini- 
ster,  Generalpostdirektor,  Oberhofmar- 
schall,  Vorsltaenden  der  Akademie  der 
Wissenschalten  etc.  emporstieg  (f  1768), 
erkaufte  Molsdorf  (1785),  wo  einer  sei- 
ner Vorf;iliren  Pfarrer  gewesen  ,  und 
verwendete  ungeheure  Summen  auf  die 
sinnenschmeichelnde  Einrichtung  des 
dasigen  Schlosses  und  des  angrenzen- 
den Gartens,  so  dass  es,  ein  kleines  Ver- 
sailles, zum  Sitze  des  feinsten  u.  geist- 
reichsten Epikurfiismns   wurde,  der 


überall  das  Motto  snr  Schau  trug :  Vire 

'  la  joie!  ITier  war  der  Zolling  der 
Orazien  und  der  Musen",  nber  auch  des 
Bacchus  und  der  Venus ,  von  einem 
fürstlichen  Hofst-aat  umgeben,  gründete 
ein  Ordensbündniss,  worin  die  Herso- 
gin  Luise  I>oröthea  von  Gotha  (,,die 
Grossmeisterin  der  Herzen")  und  Frau 
von  Bucliwald  die  Hauptrolle  spielten, 
nnd  feierte  mit  den  hochgestelltesten 
und  begabtesten  Persönlichkeiten  seiner 
Zeit  die  genialsten  Orgien.  Endlich 
aber  musste  er  dies  Kabinetsatück  der 
aristokratischen  Frivolität,  sein  „theu- 
res  Molsdorf,"  über  dessen  Portale  die 
Inschrift  steht:  Praeter  omues  hic  mihi 
ridet  terrarum  angulus  (vor  allem  lacht 
mir  dieser  Erdenwinket),  Schulden 
halber  an  Herzog  Friedrich  von  Gotha 
verkaufen.  Jetzt  sieht  man  nur  noch 
(lürfti!2;e  Koste  der  elioniali<;en  Herrlich- 
keit:  zahlreiche  Trinkirescbirrc ,  die 
Portraits  der  ehemaligen  Ordensglieder, 
verstümmelte  Statuen. 

Ton  Krl'url  uacii  Kudolstadt  (9  St). 

ChauäsSo  über  Dittelstedt,  Urbach,  Nie* 
dcrnissa,  Klettbacb,  Nauendorf,  Krankhfeld 
(Hälfte  des  Wi'-res,  S.  382),  Rittersdorf,  Ti  np- 
pendorf ,  Uaufeld,  Teichel^  TeiohriklQ»  Pflan- 
aettwirbacb,  Budolttadt  (8.  189). 

Oder  m  St.  weiter)  Chaussee  über  lig- 
stodt,  Bpcbstedtwagdt,  Werning.slr>!inii,  EK- 
leben,  BÖsleben,  Willerslebeu,  StcuUilm  (5ät.) 
und  dann  weiter,  wie  B.  81. 

Da  jedoch  diese  Wege  selten  Ton  Toa- 
riston  eingescTxta^^on  werden  und  überdies 
ohne  Interesse  sind,  so  Terzichten  wir  auf 
deren  nähere  Beschreibung. 

JVM«Nr0ii(«  Ton  Stadtilm  über  PanUnaeUe 
naohSchwanlmrg  oderUankenburg:  B»81. 


27.  Eoute;  Von  Erfurt  nacli  Arnstadt  (4  bi.). 


Pn^i  &ber  Iclitershanstta  Morg.  8|  Uhr« 

15  Sgr. 

Aircm«  Aber    den    Steigelfont  anm 

WaldtcfUötifrhen  (S.  400\  Hier  theilt  sich 
dieselbe,  1.  nach  Stadtilm,  r.  über  Walters-  ' 
leben  und  Eischleben  nacli  IMitnkmttm 
{%}  St),  wo  sie  sich  mit  der  von  Dietendorf 
nach  Arnstadt  führenden  Strasse  vereinigt 
{folg.  B).  Deshalb  wählt  man  gewöhnlich 
die  Bisenbabn  von  Erfurt  bisNendietendorf, 
nnd  Ulirt  tob  hier  nach  Arnstadt,  ob^eioh 


dii' Poststrasso  von  Erfurt  nachlchtershan- 
aeu  interessanter  ist.  —  Uebrigcns  geht 
noeb  eine  sweile  Knnststrasse  tob  B.  ntfeh 

Ichtershausen.  Sie  biegt  xinterhalb  der 
Cj'riakflburg  von  der  gothaer  Clianssfee  l. 
ab,  und  läuft  über /iuc/i7tetm,  ätedteu,  Marim- 
thcd  und  Mohdarf  (S.  401).  —  Fuatgängem 
dürfte  zu  empfolilen  sein,  über  den  S'f-?7<^ 
zum  WaldachloKscheH  (f  St.),  dann  iibtjrKoda 
nach  Xobiaburg  (l  St),  vonMöbivbarg  naek 
MMoif  (I  St.)  und  von  da  nacb  AM«rt- 


Digiii^uü  L^y  Google 


403  28.  Rouu :  Von  Neudietendorf  aber  Ichtershausen  nach  Arnstadt.  404 


hauten   (|  St.);     aler   von  Molsdorf  fibcr  '  Fuih)  über  den  Steiger  (Felaenkeller)  nach 


Thörey  und  die  Wachsenburg  (ohne  Ichters- 
hansea  tu  berühren)  nach  Arnstadt  zn 
C^m  (ß^  St).  —  Noch  «in  omtow  Wtg  (la 


Hochheim,  und  dann  (Gliants6e)  über  Städten 
nach  Molfdort 


28. Route:  Von  Neudietendorf  über  IcIitersilLauMU  uack 

Arnstadt  (^'/«sg. 


Kendietendorf     lui,  sei.r  i^eiette 

Kisenbahnstation  (imrh  Krfurtin  c24Min.: 
8,  9,  20;  1,48;  3,  5;  7,3;  i»,13;  I,  Claase 
13,  n.  7,  HI.  0  SgTf  DMh  Ootb*  In  fift  Min. : 
«,  3;  «,  19;  11,  22;  2,  2,  If^;  5,  28;  T.  CI. 
13,  II.  10,  lU.  7  Sgr.),  wo  fast  bei  jedem 
Zuge  auf  dem  Bahnhofe ,  der  zugleich  die 
Postezpedltion  enthält,  veraehtedene  Wagen 
bereit  «^trlir-n^  uni  die  Reisenden  in  1|  St. 
nachAruätAdt  u.  weiter  n.Klgersburg,  Ilme- 
nan,  Rudolstadt  und  Baalfeld  sa  fördern. 
Po»t  nach  Arnstadt  (1*  M.  in  1|  St.)  früh 
•JJ,  Nrxrl.tn.S^,  Al>.  7  I  hr  10  Min.  für  9Sgr. ; 
von  da  nach  Elgersburg  und  Ilmenau  früh 
6|  und  Ab.  5|  ühr,  15  Sgr.,  naoh  RadolBt. 
l  Thlr.  6},  nach  Siialfild  1  Tlilr.  26J  Sgr. 
Ausserdem  wechselt  im  Sommer  um  dieselbe 
Zeit  ein  Omuibufl  zwischen  Neudietendorf 
nnd  Arnstadt  (Fahrpreis  etwas  bUllgor). 
Wo  möglich,  suche  man,  der  schönen  Aus- 
sicht halber,  einen  Platz  im  Coup6  zu  er* 
halten. 

Uebrigens  wir<l  ein  kurzer  AutVntli alt 
in Neudi€t€ndorJ\(JiaBtho{  nnfeni  der  Ei- 
senhabn)  nicht  gereuen.  Dies  ansehn- 
liche goth.  Dorf  mit  schmtieken  HSu- 
senif  Strassenpflftster,  Laterncnbcleuch- 
tung  und  rej^er  Fabrikthätigkeit  ist  von 
AUdirtfuflorf  nur  durch  die  Apfolstcdt 
geschiedeii.  Vor  100  Jahren  stand  hier 
m  Kttergut,  Namens  Alterhof,  das 
Qraf  Qotter  17S7  kaaflieh  an  sich 
brachte ,  um  eine  Fabrik  anzulegen. 
.\lsbald  Hess  er  mehrere  Gebäude  im 
holIniKli'-f  hen  Geschmack  aufführen. 
Diese  wollte  Graf  Promnitz  174.-J  mit 
Genossen  der  „Evangclischca  Brüder- 
gemeinde'*  (Hermhntern)  bevi^llEem, 
vtrurdo  aber  von  der  RegieAing  daran 
behindert.  Erst  12  Jahre  spfiter  gedieh 
die  Kolonie  und  veranlasste  die  T'»>.tti- 
iing  des  jetzigen  Ortes,  der  v<in  den 
Brüdern  ,,Giiadenthal/^  von  den  Um- 
wohnem  ,,Neugottem,*'  Ton  der  Regie- 
nmg  „Nendietendorf '  genannt  wurde 
(1764).   Der  letztere  Name  hat  sieh 


erhalten.    Die  originellen  Einrichtun- 
gen dieser  Hermhutergemeinde,  die  auf 
strenge  Zucht  inid  Orditimp;  hjilt  und 
ein  fleissiges ,  j^enügsauies  Leben  führt, 
.sind  ebeii>sowohl  in  Bezug  auf  ihren 
gottesdienstlichen  Kultus ,  wie  auf  ihre 
socialen  VerhlQtnisse  beacbtenswertb. 
Der  Typus  ihrer  Kleidung  ist  streD|;  ge- 
regelt.   Alle  „Schwestern"  traireti  dris 
mährische  Häubchen,  mit  Bändern  zu- 
gebunden,   die   bei  kleinen  Mädchen 
hochroth,  bei  Jungfrauen  rosenroth,  bei 
Frauen  blau,  bei  Wittwen  weiss  sind. 
Man  darf  sich  im  Bruder-  u.  Schwestern- 
hause,  wo  eine  gemeinschaftliche  WTrfh- 
schalt  getülirt  wird,  umsehen  und  kauft 
für  diese  Vergünstigung  eine  der  auf- 
gelegten Arbeiten  oder  dergl.    Der  sau- 
ber gepflegte  Friedhof  gleicht  einem 
Garten  y  die  einfachen  Leichensteine, 
allcsammt  liegend,  mit  der  Aufschrift : 
XN.  hcinifjogangcn  etc.     Das  dasigc 
Töclitcrin.stitut  zahlreich  besucht.  Jähr- 
liche rastoralcouferenzen  im  exclusiv- 
orthodoxen  Geiste.    FUialsitz  der  eng- 
lischen Bibelgesellschaft.  Lebhafte  Fa- 
brik thätigkeit  (bes.    durch  Lilicnthal) 
in  Schreibmaterialien,  Weber-,  Strumpf-, 
Fischbeinwaaren,  Möbeln,  Bierbrauerei. 
Berühmter  Liqueur:  Aromatique,  vom 
Apotheker  Lappe,  der  auch  einen  stsr- 
ken  Handel  mit  homSopathischen  An^ 
neien  treibt.   Gute  Oondltorei. 

Von  Neudietendorf  Über  die  Apfelstedt 
nach  AUdielendörf  und  Koruhochheim  (i  St.). 
Jenseit  des  letzteren  Ortes  überblickt  man 
die  ges^;tiefe  wellenfftmiige  Ebene,  die 
sicli  im  bunten  "Woohsel  fruchtbarerFelder, 
Itoblicher  Wieaengründe  und  romantischer 
lUsrgschlösser  vor  dem  Kordsaume  dos  Wal- 
des aashreitet  nnd  enwelien  „die  g&ldene 
Aue"  oder  ..tH(  t1ii:r.  Srhweiz*'  pcnJ^riTit 
wird.  Im  lüutergruud  die  dunkeln  Höhen 
des  Gebirges,  aa  dessen  Fuss  sieb  da«  tburm- 
reloMi  Arnstadt  sebinlegt.  Jeuselt  desDor* 


Digitized  by  Google 


405  2$,  Beute:  You  Neudieteudori  über  die  Gleklieii  mch  Arnstadt.  406 


fes  Thörey  der  gothaiecbe  HarfcÜIeckeii 
Ichtershtusen  (Pustexpedition),  der  in  der 

tfjiir.  Geschichte  eino  nicht  unwichtige 
Holle  spielt  uud  8cIioa  948  genannt  wird. 
FridnaAf  die  WittweHarqnAidti  toh  Qmm- 
Itach,  stiftete  dasolhst  1147  ein  riptf'r7ion5cr. 
Nonnenkloster'^).  Darin  Versammlung  vie> 
ler  Bischöfe  and  Fürsten  (1198)»  um  Philipp 
von  Schwaben  auf  den  Kaiserthron  sn  er- 
heben. AH  er  7Tim  Tleirhsverwcscr  ernannt 
worden,  musöte  ihn  Landgraf  li<jrmann  in 
I.  fussfallig  um  Gnade  bitten  (S.  60).  üaeh- 
dem  das  Kloster  im  Bauernkriege  Verstört, 
nahm  die  weltliche  Macht  von  der  veröde- 
ten Stiftung  BealU.  Herzog  Ernst  der 
Yronune  wellte  oft  in  den  reetanrfrten  nnd 
fast  gänzlich  umgestalteten  Klostergebau- 
den,  die  seitdem  „das  alte  Sehloss**  heisson. 
Sein  Sohn,  Herzog  Bernhard,  baute  „das 
nene  Sehloss,*«  ein  langes,  fensterrelcbes 
Gebäude,  das  jetzt  zu  <iip  r  Fabrik  einge- 
richtet ist.  Eh  hat  verschiedenen  fürstli' 
eben  Personen  zum  Wohnsitz  gedient,  un> 
ter  andern  dem  nnglfioklicben  Hersog  Job. 
Friedrich  v.  Weimar,  der  in  Wahnsinn  ver- 
ftel.  Noch  sieht  man  darin  ein  grosses 
Schlachtgemilde  des  berttlimten  Kugendas 
XEnttats  Ton  Wien),  das  Graf  Gotter  in 
Wien,  wo  es  zum  Ofenschirm  'üeute,  für  3 
Ducaten  kaufte.  Oestlich  vom  Orte  ein  ein- 
faches Denkmal  mit  der  Inschrift:  „Hier 
ruhen  DCC  tapfere  preuss.  Krieger.  Sie 
vollendeten  ihre  ruhmvolle  Laufbahn  im  Lb- 
/.aretheallhier  zur  Zeit  der  Belagerung  in  £r- 
ftart  in  den  Jahren  18U  u.  1814.  Snm  Andenken 
Tonder  Gemetnde  Icbtershansen.**  W.He^, 


Dichter  der  nSpeckter*soben  Fabeln/«  -  die 
in  fast  alle  lebende  Sprachen  übersetzt  sind, 
wnr  in  T.  Superintendent  (f  ltö4).  Auch 
liat  der  Dramaturg  £.  Palleske  eine  Zeit- 
lang hier  gelebt. 

Von  IcJitershausett  ttach  Arnstadt 
(1  St.)  schnurgerade  GBaassfo  an  der 
Saline  .^nuAtfZfvorttber,  die  8^11851 

im  Betriebe.  Der  Ingenieur^Lientenant 
Kost  inErfurt,  auf  dessen  Anrej2:tm^  das 
da  Sipe  38  F.  mächtiß^e  Steinsalzlager  in 
einer  Tiefe  von  Olfi  F.  erbohrt  wurde, 
berechnete,  dass  selbiges  auch  beim 
eehwunghafitestenBetrlebe  10,000 Jahre 
ausreichen  würde.  Indessen  hat  sich 
nach  wenigen  Jahren  der  Gehalt  der 
jod-  und  bromreichen  Soole,  deren  spe- 
cifisches  Gewirlit  fast  alle  andcrcu 
Salz(j[uelleu  übertrat",  dcrmassen  vermin- 
dert, dass  derSalinenbetriebkAUm  noch 
lehnend  ist,  während  die  Söproeentige 
Soole  ga  Badezwecken  vollkommen  ans* 
reicht. 

Angenehmer  ist  der  Fussiceg  von 
Trhtersh.  an  der  Gera  hinauf,  beim  Dorfe 
RudUUbei^  vorbei. 

Von  Neudietendorf  über  Arnstadt  und 
.Stadtilm  nach  Rudolstadt,  oder  nach 
Schwarzburg  uud  Blankenburg:  B.  31;  — 
Über  AmUadt  und  Pfcms  nach  Ilmenan,  El- 
gersburg; Oberhof  etc.:  B.  84.  86>.  86. 


29.  Koute ;  Von  Neudietendorf  über  die  (xieiclieii  nack  Arnstadt. 


Wer  nicht  gut  zu  Fusse  ist,  miethe 
in  Neudietendorf  cinon  H anderer.  Der 
Preis  richtet  sich  nach  dem  Wege,  den 
man  einschlägt.  Begnügt  man  sieb, 
^  über  AjfeUitit,  SUlxenbrüch  «nd  Haar- 
hauten  sa  fahren  (Chaussee),  nm  von 
hier  aus  die  Wachsenburg  zu  besteigen, 
so  wird  man  nicht  mehr  als  2  Thlr. 
zahlen.  Will  man  jedoch  auch  die 
Kuinen  Gleichen  nnd  M'dhlherg  besu- 
chen, so  braucht  man  dazu  längere  Zeit 
und  hat,  obwol  nnr  eine  knrse  Strecke 
(von  ]f {Ihlberg  nach  Rdhrensee),  keine 


^)  W.  Hein,  Thuringia  sacra.  Geschichte 
nnd  BeHchroibung  der  thür.  Klöster.  Erster 
Band;  Ichtershausen.   Weimar  1863. 


Chaussee.  Da  nun  in  der  neuesten  Zeit 
ffi-it  alle  Wege  chau.ssirt  sind,  so  be- 
darf es  auch  für  Fussgänger  keiner  mi- 
nutiösen Anweisung,  welche  Pfade  sie 
einschlagen  sollen. 

Wir  wollen  zuerst  die  hüntere  2%wr 
ins  Auge  f  i^^»  n,  welche  nur  die  Wcu^- 
senburg  berührt.  Fussf^iinger  können 
den  Umweg  von  Keudietcndorf  über 
ApfeUtedt  (Geburtsort  des  im  griechisch. 
Freiheitskampf  vielbesprochenen  Haupt- 
manns Kicolai,  genannt  Bitter  Dmnarc, 
der  hier  als  Schomsteinfegeigunge  ent- 
laufen war)  ersparen ,  indem  sie  über 
Altdietendorf  sogleich  nach  Sülsenbrück 
(t  St.)  und  von  hier  (('haussee)  nach 
Ilaarhausen  ('  4  St  )  gehen.     Bei  der 


Digitized  by  CO' 


407  2$.  Raute:  Von  Neudietendorf  über  die  Gleichen  nach  Arnstadt.  40Ö 


kleinen  Entfenmng  Ist  der  Weg  im  offe- 
nen Lande  kaum  zu  fclilcn.   Von  Haar* 
liausen  besteigt  man  die  Burg  Q/^  St.), 
die  vor  den  Blicken  lioirt,  u.  geht  dann  i 
xxh^rJlolzhauscn  iuhIi  Arnstndt  St.). 
Man  kann  zwar  auih  (von  Holzhausen 
^s)  bis  auf  die  Wachaenbnrg  fahren ; 
Indessen  dürfte  es  gerathener  sein ,  den  j 
Wagen  am  Fusso  des  Berges  oder  in  ! 
der  Dorfschenke  zu  Holzhauscn  warten  j 
zu  lassen.  Will  man  noch  einen  wun- 
derschönen  Aussichtispunkt  besuchen^ 
SO  gebt  man  von  Holzhausen  ftber  den 
kahlen ,  nur  mit  einem  Baum  bepflans* 
ten  Ffefinigsberg  (1360  F.),  der  eine 
weitp  Kinulsieht  über  F<'ldor  und  Wal- 
der. Städte  und  Dörfer  bietet,   V'on  die- 
ser Bergkuppe  über  ein  einsames  Oeko-  : 
iiomiegut  (Eiebburg)  nnd  am  IVmberg- 
sehen  Garten  vorüber,  der,  fast  stets  ge- 
6ffliet,  wegen  seiner  scliönen  Änlagenu. 
.seiner  reizenden  Aussiclit  eines  Restliches 
nicht  unwerth  ist.    Sodann  au  einer  üp-  I 
pigen  Maulbeerpflanzung  vorbei  durch  , 
die  „Pforte"  in  die  Stadt. 

Wer  es  ermöglichen  kann,  mag  die 
grossereTonr  unteniehmen,  umalledroi 
Gleichen  kennen  zu  lernen,  die  wie  ver- 
bj'i'^eneWittwen,  deren  G;»ttfMi  nnch  dein  ' 
lieilij^cen  (^r;ibe  der  Verpuij^enlieit  zo-  i 
gen  und  niclit  wiederkehrten,  auf  ihren 
Burgbergen  sitzen.  Diese  3  benach- 
barten BergschlSsser ,  die  weder  einer 
Familie  angehörten,  nochgleicheSchick- 
salc  hatten,  hiblen,  vnn  gewissen  Punk- 
ten aus  gescheu  (z.  B.  zwischen  Wan- 
dcrbleben  uud  Haarhausen),  ein  fast 
regelmässiges  Dreieck ,  u.  mögen  des- 
halb mit  jenem  CoUectirnamen  be«eich> 
net  worden  sein.  In  einer  nnd  dersel- 
ben Nacht  ('1230)  wurden  sie  von  zün- 
denden Blitzen  getrotVen  und  leuchte- 
ten wie  liieseufaekelu  ins  Land  hinein. 

Chaussee  v.  Neudieteudoj'/  durch  den 
sehSnen  Apfelstedtgrund  ttber  das  Dorf 
AgfeUtedt  nach  WanderBtehen{i\\  )i 
preuss.  Marktflecken,  und  dann  1.  in 
Vt  St.  nach  Frendenthal.  7ai  Fuss  vom 
dietendorfer  Bahnhof  r.  an  Apfelstedt 
vorbei;  dann  über  eiiveBrücke  und  eine 
Wiese,  jenseit  deren  einige  Geb&nde, 
swischen  welehen  man  hindnrch  geht, 


nm  1.  auf  einen  Fahrweg  au  kommen, 
der  nach  dem  vor  uns  liegenden  Gast- 
haus zum  Freudetith al  {ixin  nördl.  Fusse  ' 
des  Bergschlosses)  führt.  Hier  soll  der  i 
aus  Palästina  zurückkehreudc  Graf  von 
Gleichen  von  seiner  Gemahlin  „mit 
Freuden**  empfangen  worden  sein.  Die 
nahe  Ruine  (von  Neudietendorf  das 
nächste  der  3  Bergseldös  nr) ,  die  den 
eigentlichonNnmcn  *Glei(*hoil,  gewöhn- 
lich mit  dem  Beinamen  ,,(l/e  IVanders- 
leber^'  führt,  liegt,  vom  Epheu  der  Ro- 
mantik flberwuchert,  auf  einem  laolirten, 
siemlieh  steilen  Bergkopf  (1174  F.), 
nm  den  sich  der  gepflasterte  ,,Türken- 
wcfr"  emporwindet.  T'ebcr  eine  Hruekc 
tritt  man  durch  ein  hochgewölbtes  Thor 
in  den  Burghof.  Am  Eingang  in  das 
lange,  vom  Zahn  der  Zeit  zernagte 
Hauptgebäude  liest  man  die  Jahres- 
zahl 1558,  wo  das  Bchloss  zum  lotsten 
Male  ausgebessert  wurde.  Sonst  stand 
in  elnt^m  oberen  Gemaehe,  der  ...Jnnker- 
kanuner,"'  eine  dreischläfrige  Bett- 
spoude,  deren  Spane,  im  Scbnürleib 
getragen,  vor  Eifersudkt  schütsen  soll- 
ten. Die  Franzosen  haben  sie  1813 
verbrannt.  Auf  der  östlichen  Seite  ein 
viereckiger  Thurm,  unter  welchem  das 
Burgverliess. 

Im  11.  Jahrb.  war  das  Scbloss  im  B&- 
slts  dos  Markgrafen  Vckbert  IT.,  welcher 

(Jon  Kaiser  Heinri«  h  IV.,  nachdem  er  dio 
Burg  19  WocImmi  lai)g  belagert,  pndlich  in 
di«  Flucht  iichlug  (S.  56).  Erkberts  Krbe 
schenkte  die  Besltsnng  dem  KniblBchof  von 
Mninz,  welcher  di<-  'w  if.  ii  vcn  Tonna  da- 
mit belieh,  die  DHU  liiorher  übersiedelten 
und  sich  Grafen  von  Gleichen  nannten. 
61e  ■chwaairen  iioh  sn  einer  solehen  M aeht 
empor,  dasn  der  gleichcnscho  Leopftrd  mit 
dem  thüriug.  Löwen  fnst  im  gleichen  Au-  * 
sehen  stand.  Einer  dieses  Oeschleohtes, 
Graf  Ern.st  v.  Gleichen  (t  12G4),  vermählt 
niit  .\iigelika  von  Orlamündi',  7.og  mltLud- 
wig  dem  IleiHgen  ins  gelobte  Land  und 
wurde  vom  figypt.  Pascha  in  jahrelanger 
llnft  gehalten,  bis  dessen  Tochter,  Melech- 
sala,  ibii  licfmilo  und  mit  ihm  in  dio  Hei- 
math 20g,  worauf  der  Papst  die  friedliche 
Doppelehe  genehmigte.  Die  neuere  Kritik 
hat  diese Begf'1nli  -it,  dieMusäiis  in  seinen 
Volksmärchen  urzählt,  Graf  Stollberg  in 
einer  Ballade  besungen,  J.  von  8odeu  fär 
die  Bühne  bearbeitet  het,  ins  Reich  der  8a- 


Digitized  by  Google 


409  29,  Bouu :  Yott  Neudietendorf  über  die  Gleichen  naeb  Amstadt.  410 


gen  verwiesen;  obgleich  sie  Prof.  Thielow 
In  Erftart  im  Anhange  tn  der  von  H.  Döring 
herausgogoboiien  Schrift:  „Der  6»f  von 
Gleichen"  als  faktisch  nachzuweisen  versucht 
bat.  Der  letüte  Graf  von  Gleichen,  Ludwig, 
verlieBs  die  Burg  und  »tarb  ohne  Erben  bu 
Ohrdruf  (1631).  Der  Kurfiirat  von  Mainz 
belieh  nun  damit  die  Grafen  von  Hatzfeld, 
bi§  sie  laet  Mft  Preussen  kam  und  dem  Ge- 
neral TOn  Mfifflittg  geschenkt  wurde,  der 
jedoch  dies  schöne  Deuklti*!  der  Toneit 
zum  Theil  abtrngeu  liess. 

von  Gleichen  (Chaub:^»' 1)  der 
preuss.  Marktflecken  MüJdbery  am  iu- 
krustirenden  ßpringbach  uid  am  west- 
lielien  Fusse  des  schön  bewaldeten 
Bergrückens  (IUI  F.),  welcher  das 
Mflhlbcr^erSchloi^g  auf  seinem  west- 
Iklieii  Scheitel  trägt.  Es  stellt,  obschou 
dem  gänzlichen  Verfall  sehr  nahe,  das 
scboDSte  Bild  einer  mittelalterlichen 
Baine  dar ,  ans  welcher  ein  gewaltiger 
Thurm  mit  wohl  erhaltener  Krone  em- 
porragt. Ausserhalb  des  «loppelten 
Wallgrabens  die  Uoberrcste  einer  Warte, 
welche  „die  Neuburg'*  hiess.  —  Auch 
Hühlberg  hatte  seine  eigenen  Grafen, 
deren  Geschlecht  aber  sdion  1840  er- 
losch. Dann  fiel  es  dem  Landgrafen 
von  Thürinf^en  anheini,  und  kam  end- 
lich, natliflom  es  durch  viele  Hände 
gegangen,  an  die  Krone  Preussen  (1 803). 

Die  dritte  der  Schwesterburgen,  die 
*Waell8enblirgr*),  ist  l  Stnnde  Tom 
Muhlberger  Schloss  entfernt.  Ent- 
weder über  das  Dörfchen  Söhrensee 
(Feldweg)  bis  nach  1 1 olzhntisfn ;  oder 
am  nördlichen  Fussc  des  Schlo.ssberges 
entlang,  so  dass  der  Bergrücken  immer 
snr  Rechten  bleibt,  bis  an  einen  verfal- 
lenen Fahrweg,  der  snr  Burg  emporführt. 
Anch  könnte  man,  falls  man  anf  den 
Besuch  des  Mühlberger  Schlosses  ver- 
zichtet, direkt  vom  Freudenthal  zur 
Wachsenburg  (1  8t.)  gehen,  und  üwar 
an  ausgedehnten  Torfgräbereien  und  an 
der  Gleichentbalschen  QSrtnerei  TOr- 
über.  —  Die  Wachaenhurg,  die  hdohste 
imd  südöstlichste  der  Gleichen,  lockt 
die  meisten  Gäste  an,  weil  sie  nicht  blos 
die  umfassendste  Aussicht  bietet,  son- 


Dr.  PQlackt  Die  Wachsenburg  etc. 


dem  auch  wach  sowohl  erhalten  ist,  dass 
man  allda Übdaeli  u  liewirthung  findet. 
Der  sterile  Bergkegel  (1371  F.),  auf 
dem  sie,  weithin  sichtbar,  thront,  ist  mit 
Gypsadem  durchschnürt  und  mit  Was- 
serrinnen durchfurcht,  und  nur  auf  der 
West-  und  Nordseite  mit  einem  kleinen 
BucLeuwäldchen  bedeckt.  Man  braucht 
15 — 20  Minuten,  um  ihn  (von  der  Süd- 
s^te  ans)  an  ersteigen.  Vor  dem  Süsse- 
ren Schlossthor  (auf  der  Nordseite)  eine 
Lindenrotunde  mit  Tischen  u.  Bänken. 
Ist  man  durch  dieses  Thor  geschritten, 
so  geht  man  innerhalb  der  hohen  Ring- 
mauern nochmals  um  das  ganze  Schloss 
herum,  bis  man  dnrch  eine  abermalige 
Pforte  in  den  inneren,  kleinen  Burghof 
tritt.  Hier  stossen  die  Hanptflfigel  des 
stattlichen  Baues  zusammen.  Im  west- 
lichen wohnt  der  Sehlosskommandant, 
bei  dem  man  gastliche  Aufnahme  findet. 
Der  dstlidie  Flfigel  ist  anm  Theilrestan- 
rirt.    M erkwardig  ist  der  gegen  300  F. 
tiefe  Brunnen  im  äusseren  SchlosshoC. 
Schüttet  man  das  durch  ein  Tretrad  her- 
auf gewundene  Wasser  wieder  hinab, 
so  dauert  es  11  Sekunden,  ehe  mau  das 
seltsame  Gerfinsch  des  Falles  hört.  Die 
Aussicht  ans  den  Fenstern  nnd  yon  den 
Zinnen  der  Burg  ist  eine  der  schönsten, 
die  es  in  Thüringen  gibt.  Besonders 
gegen  N.  breiten  sich  die  hichenden 
Gefilde,  mit  zahllosen  Ortschaften  be- 
sät, wie  eine  bunte  Landkarte  aus.  Am 
äussersten  Horizont  das  Wolkenhanpt 
des  13  Meilen  entfernten  Brocken,  Ini 
Süden  i^nd  Westen  die  Gebirgskette  des 
Thüringerwaldes  vom  Sthneekopf  bis 
zur  Wartburg.     Originelle  Miniatur- 
bildcr,  wenn  mua  durch  den  Kähmen 
der  KanonenhiEttschen blickt,  die  lauben- 
artig auf  den  Manem  stehen. 

Die  Waoheenburg  war  niemals  eine  rit- 
terlicho  Yeete.  Au  die  Stelle  des  Nonnen- 
klosters, wplch<'R  in  tiraltcr  Zeit  anf  die  scm 
Berge  stand ,  baute  die  Abtei  Hersfold  ein 
Kastell  (050)  und  besetste  es  mttMdnehen. 
Später  wurden  die  Grafen  vonSchwarzbntg 
damit  beliehen,  die  es  13€8  an  die  Landgr. 
von  Thür,  verkauften.  Yon  diesen  fiel  es 
1450  an  Herzog  Wilhelm  von  Wefmar,  der 
es  dem  berüchtigten  Apel  von  Yit/tlnirn 
verpfändete.    Um  denselben  zu  züchtigen 


Digitized  by  Google 


411  ^.       Äoirte:  VoaÄeudieteRderf  aiit  die  Schmäcke.  —  Arnatadt.  412 


belagerten  die  Erfurter  das  Schloss  und  er- 
oberten es  (1452).    Zum  ÄDdefnken  an  die- 

ses  Ereignisa  sind  im  östlichen  Seitm?:'- 
bäude  einige  steinerne  Kugeln  eingemauert, 


sen"  geschossen.   Jetrt  gehfirt  die  W»ch- 
eenbnrg  dem  Uerzngthum  Gotha,  und  wird 
zuweilen  als  Stantsgufüngnlss  benutzt. 
UeberUoIsbausen  nach  Arnstadt  (Feldweg) 


welche  die  Erfurter  aus  ihren  „Steinbuch-  i  1\  St.;  über  HMiliausen  (Chms«e)  1|  St. 


30.  Route:  Von  Neudietendorf  naeli  Olirdnif»  Oberhof  und  auf 

die  Sclunücke. 


Chaussirte  Strasse  über  ApStUtedt,  Wan- 
denUbm,  FreudetUhal  und  MüMbtrg  (3  St.), 
wie  in  vor.  R.  angegeben:  demnach  an  der 
Buine  Gleichen  und  Mnhlberg  vorüber.  Von 
Hühlberg  uach  Oberhof  kann  man  swei 
Wege  eiUMsUagen;  entweder  Jenseit  der 
Bnicenkapcllc  zun»  lieiligcn  Kreuz  (1.  von 
der  Strasse)  r.  nach  Ohrdruf  (2  St.),  ohne 
einen  Ort  zu  berüliren,  u.  von  Ohrdruf  ikber 
Stntsliftlis  und  8chwarzwald  nach  Oberhof 
(U  ?,^)]  odfr  (näher)  von  Mühlberg  nach 
Cnminktl  (2J  8t.,)  einem  grossen  Dorfe  am 


durch  fortwährenden  Hoeliwald  nnoh  Öfter- 

hof  m  St.).  Die  einsame  Strasse  vereinii^ 
sich  bei  ilcm  Triefätein  (oberhalb  Schwara- 
walds)  mit  deijenlgen,  welche  von  Ohrdruf 
nach  Oberhof  Ifthrt.  Absteeher  nt  den 
♦  Oafrmifc/er  Strinbrüehen  (R.  86).  Will  man 
auf  die  Schmücke,  olmo  or>f>rhüf  zu  berüh- 
ren, so  fährt  man  von  Crawinkel  über  Fra»- 
kenhaiH  und  Grüf^iwode  (1  St.),  und  dann 
auf  der  neuen  Chaussfio  über  Dörrberg  durch 
den  wunderschönen  Geragrund  zur  Schmücke 
(5  ät.j:  K.  Eine  andere  Strasse  Ton 


Vnrae  desHocbgebirges,  undron  Crawinkel  Gr&fenrode  über  Arlesbery  nach  Elifenburg 
anhrärts  sum  Stolger  nnd  finmpetoberg  I  (1^  St.):  IL  98.  Dprcbweg  Gbaau6a. 


31.  Eoute:  Von  Arnstadt  nacli  Rudolstadt. 

Da,  wo  die  Gera  aus  den  Bergen  fliesst. 
Und  freundlich  sfoh  das  offene  Land  ersehiloaslt 

Da  wölbet  d(>n  willkommnen  Gästen  allen 

Das  scbmuclve  ÄriKstadt  seine  Lindonhallen. 

Arnstadt*),  Haupt-tnrlt  der  Ober-'  sottener  Krebse  verfjjlicli,  die  mit  Peter- 


herrschaft  des  Fürsteiithums  .Schwarz- 
burg-Souderöliauseu ,  mit  7000  Einw. 
(etwa  100  Katholiken),  am  Fasse  der 
norddstlichen  Gebirgsausläufer  und  am 
Bande  einer  fruchtbaren  Mulde.  Da- 
durch ein  sehr  freqnenter  Vorort  des 
Thünugerwaldes,  welcher  die  Vorzüge 
des  offenen  Landes  und  der  \faldigcn 
Gebirgsnatur  mit  einander  vereinigt. 
0as  forellenreiclie  Geraflttsschen  benetzt 
die  Ostseite  der  freundlichen  Stadt, 
während  ein  Arm  desselben,  der  Mühl- 
graben," rlurch  einzelne  Strassen  geleitet 
ist.  Die  vielen  Obstpflanzungen  und 
die  schönen  Lindenalleen,  durch  welche 
die  rothen  Dftcher  und  die  zahlreichen 
Thürme  blicken,  rechtfertigen  Luthers 
Wort,  der  A.  mit  einerSebttsaei  voU  ge- 

•)  ScAM»«r<«,  Arnstadt,  Gotha  1856.  —  Nie- 
bergall,  Amstadt'a  Soolbnd.2Hfte  Erf.1855.  — 
W.  Alexi»,  Arnstadt,  ein  Bild  aus  Thüringen. 
18D1.—  Album  y.  Arnstadt,  IBlItbogr.Btttter 
bei  Krans  in  A. 


silie  garnirt  sei.  Das  Kiima  so  mUd, 
dass  Dr.  Hammer  ans  Berlin  ttusserte, 
es  sei», als  oh  die  Lange  auf  Sammet 
gehe. 

Po»l  (auf  dem  Bied)  nach  Neudietendorf 
(Anschluss  an  tlio  Eisenbaliu)  ,  1}  M.  in  11 
St.,  fr.  6  Uhr  lö  Min.,  Mitt.  12  Uhr  15  Min., 
Nachm.  8|  ühr,  9  Sgr. ;  —  naoh  SSrf^  (81 M. 
in  2]  St.),  Ab.  7  Uhr  55  Min.,  IT,  Sgr.;  - 
nach  Ilmenau  (24  M.  in  2J  St.)  fr.  6|  Uhr 
und  Abends  5  Uhr  15  Hin.  (über  Elgers- 
btuig  In  S  St.  6  M.)  15  Sgr. ;  —  nach  Elgert 
hurg  m  M.  in  2\  St.),  Ab.  5»  ühr,  15  Sgr. 
—  Ueber  Ilmenau  nach  Schleusingon  IThlr. 
9  Sgr.  und  nach  Hildbnrghansen  oder  The- 
mar (Anschluss  an  die  Wcrrabahn) ;  —  uach 
Stadtilm  (i;  M.  in  1^  St.),  Mitt.  12^  Uhr, 
IS^Sgr.;  hiaBudoUladi  (Fahrt  4}  St.)  IThlr. 
6}  Sgr.,  oder  nach  BtuifM  (F.  S  St.  9»  Hhi.) 
1  Thlr.  17}  Sgr.  —  Ausserdem  wechselt 
swiacheu  Arnstadt  und  Neudietendorf,  so- 
wie zwischen  Arnstadt  und  Erfurt,  eiuPrt- 
Mrtemajbti«  (Jener  in  der  „Sonne*',  dieser  Im 
„Wachholderbaum",)  der  billigoro  Prrige 
bat.  Wer  mit  demselben  InA.  eintrifft  und 


-d  by  Google 


413  Si,  Scuie:  T«B  insladt  nadi  Bndolgtadt« 


414 


sogleich  weiter  fahren  will,  nitisg  sich  auf 
der  Post,  die  dem  Halteplatz  denaelbeu  ge- 
genfiberliest,  «nges&Qmt  «Iniehreibeik  las- 
sen. —  Es  steht  iialif  hevor,  dass  von  Neu- 
dietendorf über  Sulxenbrück  und  Uaarbau- 
sen  nach  Arnstadt  eine  Zweig  -  Eitenbah» 
gebaut  wird,  dl«  (vidl^chtl)  fkb«r  Xlgers- 
burcc  und  Ilmenau  bis  Sonneberg  (Anscbl. 
an  die  Werrababn)  fortgeführt  werden  soll. 

—  Tde^irapkewbmwam,  nah«  am  Palais.  — 
MBMmagen,  am  basten  in  der  Posthalteroi, 
pr.Tftg  4  Thlr.,  ftn«sorChans86e- nnd  Trink- 
geld; andere  llauderer  theurer.  —  Ais 
Fremdenführer  empflablt  alcb  der  Bentler 
Bbain.  % 

Entfermnfjen:  Neudietendorf  2|,  Erfurt 
4,  Gotha  5,  Plaue  1|,  Elgersburg  ä,  limo* 
na«  4,  StedtUm  84,  Bndoletadt  74,  Ohrdruf 
8,  Soiidf'rshftuscn  Iß  St. 

üa*thö/e:  Goldene  Henne  (Mämpel)  am 
Sied  neben  der  Post,  I.  B.,  im  Abouiiemont 
für  Wohnung  und  Kost  wöchentlich  7  bis 
84  Thlr.,  Equlp.  —  S<yune  (Zacher)  am  Ried, 
der  Heiint;  schräg  gegenüber,  billig  und 
gut,  Kquip.  ^  Seftworaftitfv.  flie/(Oebrling), 
ein  alterthüml.  Haus  am  Uavkt.  —  WatA- 
kolderboHm  (Gräser). 

^e»taHraliouett :  Thormoim  (yielbesucbt) ; 
KremkA,  J.  ir«af^,  Bathtkdhr,  Sehwau^ 
und  besonders  (ausserlmll)  (lr>i-  Stadt)  die 
sehr  schönen  Gartenlokale  der  „Harmonie*' 
(vor  dem  Riedthor)  und  der  „Coucordia'< 
(in  der  Schönen  Allee),  die  iwar  geschlos- 
senen Gf aoll^clinftoii  j^pliören,  anständigen 
Gilten  aber  ütotn  geöffnet  sind,  so  wie 
^/fekdMfrnien,  wo  aUjihrUoh  fm  Juli  ein 
grossartiges  Schützenfest  gefeiert  wird.  — 
IVeimtuhen:  Kipperbor,  Wenige  jnu.,  Schell- 
horu  (Obst- und  üeereuwoin).—  Vondiloreien  : 
Whyher  (sehr  bedeutendes  Oesoh&lt), 
Borst,  Merkel. 

2  Buchhatidlungen  mit  %  Leihbibliotheken 

—  Nachrichtsblatt,  wöchentlich  2  mal.  — 
FlUalbankgesehilt  der  Thftr.  Bank. 

Vereine:  Wi.ssenschaftlicher  Vorein 
(mit  Bibliothek  der  neuesten  Literatur), 
Protestantenverein ,  Salinen  verein  (lie- 
fert Koch-  nnd  Viehsalz  für  das  F&r^ 
stonthum  Sondcrshanson) ,  St)olbadvorein, 
SingToroin,  Liedertafel,  Männerchor,  Lie- 
derkrans  ,  GewerbeTereln ,  Handwerk  s- 
mebterverein ,  Landwirthschafth  Yerein, 
Obstbau-,  Gartenbauveruln,  Schiitz^^n^eHpi!- 
schaft  (seit  1475},  Turnverein  (mit  prachii- 
gw  Tnmballe).  Ausserdem  ein  sehr  gutes 
städtisches  Musikchor  (Stadtmusikua  liost). 

Industrie.  Arnstadt  ist  eine  Im  erfreu- 
lichsten Aufblühen  begrifft^e  8tadt.  Davon 
zeugt  nicht  blos  der  lebhafte  nremdraver- 
kehr  nnd  die  seit  IWS  elngeffthrte  6asb»< 


louclitnnt?,  sondern  anch  dio  sehr  regje  Gp- 
werbs-  uud  Handeisthätigkeit.  Die  Stadt- 
fiur  (gegen  eOOOMorgen)  so  fenchtbar,  dass 
TiKin  ,.fl?e Schwarzburger Schmeergru1)0** 
genannt  hat ;  die  Bodenrente  so  gross,  dass 
die  Landwlrtbscbaffe  den  Kern  jener  Tha> 
tigkeit  bildet.  Daher  die  frequenten  Frucht- 
und  Ilolzmärkte.  Daneben  steht  die  Gar- 
tenkunst und  besonders  der  Gemüsebau  iu 
einem  solchen  Flor,  dass  sie  mit  Krfurts 
weltberühmten  Enengniaaeii  wetteifern. 
Unter  den  7  Kunst-  nnd  Bandeisgärtnereien 
haben  die  firmen  Möhring,  Gotthold,  £b- 
ritsch,  Attsfeld  weithin  einen  guten  Klang. 
Sonst  war  aucli  der  Weinbau  bedeutend. 
,T<4/t  wercJen  nur  noch  einige  Weingärten 
am  Arnsburg  kuUivirt,  die  neuerdingd  sorg- 
fältiger gepflegt  werden.  4  Kunstmüblen 
mit  .Hehr  bedeutendem  Export,  darunter  die 
altborijlimto  Günther »mühle  (vor  dem  Bied- 
thor),  „dergleichen  nicht  i»  Deutschland," 
mit  il  deutsehen,  amerlkan.,  t  Graupen- 
gänpen,  1  Stampfwerk  und  1  Schneidemühle. 

—  ächwunghafte  Bierbrauereien.  Wer  hat 
nicht  vom  Arnstädter  Waixenbier  gebart, 
wie  es  sonst  nirgends  mehr  gebraut  wird? 

—  Ohnt'  und  Beerenwoiufabrikation ,  auch 
champagnerartig,  (ScheUhorns  8öhue),  Ver- 
trieb bis  nach  Amerika.  —  Oendltoreiwaa- 
ren-  und  Dampfma.schinen-Chocoladefabrik 
von  Weyher,  beschäftigt  50  Conditoren  und 
Maler,  und  versendet  jährlich  4000  Collis. 

—  28  Lohgerberelen  (jJUirl.  4000  Gtr.  Leder) 
und  19  Weissgerbercien  1  Schuhfabriken, 
von  denen  die  Hofmannsche  mit  12  Nähma- 
schinen arbeitet  und  mit  900  Gehilfen  täg- 
lich 20  Dut/..  Schuhe  liefert.  Noch*  baden« 
tender  dio  Handscbuhfabrik  von  Liebmann 
und  Kiesewetter,  mit  eigener  Gerberei  uud 
Farberei,  190  Arbeitern  nnd  600  Niherlu- 
nen.  Xzport  jährlich  50,000  Dutz.  Hand- 
schuhe. —  Nähmaschtnenfabrik  von  Schmidt, 
liefert  jährUch  bO  bis  100  Stück.  —  Tabaks- 
fabrik (Völker),  Oigarrenfabrik  (Bemann).  — 
Flcischwaaron  -  Export.  —  Leinisiederoien 
(4  bis  500  Gtr.).  —  Fabrik  landwirtliscbaft- 
licher  Geräthe  (Junghnus),  Luxuswagen 
(Amllng),  Korbwaaren  (Peffer).  —  8i>ritaen- 

und  Srhlnuchfahrik  Ton  HonnebTg',  jährl. 
40  bis  öOgrosse  Feuerspritzen  (bis  jetztGOO), 
das  Sttkck  bis  stt  900  Thlr.,  8 bis 0000  Xllen 
Schläuche  nnd  4  bis  500  Feuereimer.  —  8 
Brnckenwaagenfabriken.  Dio  bodeuto ndjit©, 
von  Broemel ,  hat  ld6S  die  tausendste 
Brückenwaage  (100  Otr.  Tragkraft)  geliefert 
und  producirt  überhaupt  jährlich  über  500 
versrhiedene  Wangen,  die  ho  ausgezeichnet 
Hiud,  dass  sie  eiueu  uburaeeischeu  Markt 
haben:  neuerdings  aneh  feuerfeste  Geld- 
sehr&nke.  —  Fabrik  meehanlsohar  Web- 


Digitized  by  Google 


415 


BouU:  Von  Arafltadt  naeh  BndoUtadt« 


416 


stüble  (Kortnmnn),  tcclinisch  -  chemischo 
Artikel  (Leupold);  Papierfabrik.  (Licbmann 
und  Kiesewettor);  OMchlUlsbäeherftibrik 
(A.  Franko);  Holzzctigfabrik  (Mämpel) ; 
Elfenbeiuwaarenfabrik  (Hesse);  4  Zünd- 
hölzchonfabriken.  —  Helire  Kngrosgeachäfte 
inBftad,  Seide  und  Schuittwaaren;  Streich- 
garnspintieri'i  ;  Kleidermagazine.  —  Fabrik 
von  Baumwollenwaaren  und  mineral.  Pa- 
piersnrrogaten  (Aonallne)  vob  B.  Minner. 
—  Thür.  Mineraliencomptoir  von  O.  Ha- 
mann. —  Automatische  Kunstuhren  von 
KöUmaun,  die  Bewunderung  erregen. 

BpdeamttiU«»,  Nachdem  der  Itoandkam» 
morrath  Scliierholz  1851  einen  Soolbad ver- 
ein Ins  Leben  genifcn ,  der  sieh  mit  dem 
schon  früher  bcstandeueu  iSaliueuvertiiu  in 
Yerbiiidusgr  setste,  ward  die  Jod-,  brom-  u. 
eisenroiclio  anishaller  Soole  und  Mutter- 
lange zu  liadtizwecken  benutzt.  Arnstadts 
Lage»  in  jeder  Beziehung  einem  Olirort 
anaaerordentlich  günstig,  sog  bald  willknn- 
mene  C3:"ibfp  horbei,  und  namentli'cli  -waren 
ea  —  obgleicli  alle  7  arnatädter  Aorzte 
(Nicolai,  Hartmami,  Wagner  v.  a.)  ala  Ba- 
deärzte thäti^  .-"ind  —  die  Bemühungen  des 
Hathes  l>r  Niebcrgall,  wdcher  durch  seine 
Sohrifteu  und  durch  seine  sanitätischen 
Etablfssements  snr Bleibe  desBadea  weaent- 
lieh  beitrugen :  vornftmlich  seit  er  als  Diri- 
gent dos  schmucken  Badehatt^f>s  fnngirt, 
das  er  am  Eingänge  des  Plaue'schen  Urun- 
dea,  fast  anmittelbar  an  die  «fidlleiien  Vor- 
städte grenzend,  in  reizender  Lage  erbaut 
und  mit  dem  comfortabelsten  und  zwcck- 
määsigäten  Einrichtungen  (auch  zur  Win- 
terem^  aaageatattet  bat.  Ueb'rigena  ' werden 
Atuii  nocli  andere  Badehärisor  (7.  B.  hvi 
Dr.  Hartmann  ,  beim  Spritzenfabrikant»  n 
Ueuneberg,  Particulier  G.  Eamann)  benutzt; 
Bowle  swel  Oaatwirtbe  damit  umgehen, 
fincn  neuen  Cur-  und  Reunionssaal  zu  er- 
bauen. Ausser  Sool-  ond  Matterlangenbä- 
dem  werden  Kiefemade1*,Krfttiter-,noiiche-, 
Dampf-  und  Dunstbäder  gofrelu-n.  Zum 
Trinken  (in  dor Kicbcrgallsclu'n  Tnnlihfine') : 
Jodbitterwasser,  Arnshallor  SooJwasäer, 
Plane  -  Amat.  -  Salxqnelle ,  Riedqnelle  von 
Plaue,  Ziegen-  und  Kuhmolke.  Preise:  Sool- 
bad G  bis  10,  Dampfbad  U  bis  15,  Kiofer- 
nadelbad  7  bis  9  Sgr.  Dazu  die  Tortreff- 
Hchen  Vinmbider  in  der  Oeraf  „das  gt^aae 
Herrenbad"  in  der  follmannsclien  Miihie 
mit  8chwimm-Bas.«in,  von  !)  biä  12  und  2  bis 
1  Uhr  geöffnet  (a  'j;  :Sgr.),  ein  kleineres 
bintcr  der  Lohmülile  (ä  l*  Sgr.),  und  ein 
Frnucnbad  im  Mühlgraben.  Das  Niobor- 
gallsche  Badehaus,  mit  dem  ein  Gurgarteu 
verbvuiden  werden  aoll,  enfb.  TBadetimmer 
mit  0  Wannoi,  iDampfkabinetten  tmd  Ein- 

% 


j  riclitnngcn  zu  Brausen  und  Donclien.  Die 
Gäate,  welche  darin  oder  in  den  damit  in 
Verbindung  stehenden  Privathänaem  woh- 

urn,  /nhlen  für  ein  meuMirtes  Zimmer  mit 
Matratzenbett  wöchentlich  2  bis  4  Thlr., 
für  curgemässe  Kost  (2  bis  4  SchÜMseln)  7 
bis  12  Thlr.,  im  Abonnement  billiger.  Cur- 
taxe  für  eine  Familie  2  Thlr.  Andere  Woh- 
nungen sind  für  2  bis  3  Thlr.  zu  haben. 
Koat  in  den  Gasthöfen  tigUeh  24  Sgr.  bia 
1  Thlr.;  in  der  Henne  theurer.  Uebrigena 
gewährt  das  Niebergallsche  Badeliaus,  worin 
der  Arzt  stete  Aufsicht  führt,  die  Vortheile 
einer  Prlvatheflanatalt. 

'  Geiickichtlich(f>:  König  Merowig  soll 
A.  ß'egründet  haben.  Urkundlich  wird  er- 
wähnt, dass  der  thür.  HerzogHcden  seinen 
Herrenhof  in  „Ameatäte**  dem  Blaehof  Wil- 

librod  zu  Utrecht  schenkte  (704),  der  die 
ersten  Christenboteu  nach  Thüringen  sandte. 
Später  kam  die  „Villa"  au  die  Abtei  Ilers- 
Mä,  die  hier  eine  Hünaatatte  anlegte. 
RpicbsversaTT]tnh]iii::r!i :  'j'i-i ,  wo  der  natür- 
liche Sohn  des  Kaisers  Otto  zum  Statthal- 
ter über  Thür,  ernannt;  1198,  wo  dem  Her- 
zog Phil,  von  Schwaben  die  deutsche  Krooe 
augetra;j;*;n  ;  1208,  wo  sein  Gegner  Otto  zum 
Kaiser  ausgerufen  wurde.  A.  gehörte  da- 
mals unter  die  anaehnllehaten  Städte  Thfi- 
ringens.  1279  errangen  die  benachbarten 
Grafen  von  Käfernburg  das  Schutz  recht,  und 
verlegten  nach  bitteren  Streitigkeiten  mit 
Herafeld  ihren  Wohnaits  dahin  (1280).  Bald 
jedoch,  als  Graf  Gunther  VIIL  gestorben 
(1302),  verkauften  dessen  Krben  die  ihnen 
zugehörige  Hälfte  der  Stadt  an  die  Grafen 
▼on  Sehwanbnrg.    Heinrieh  XU.  siedelte 

;  1322  von  Blankenbur/^  nacli  A.  über  und 
brachte  1332  auch  die  andere  Hälfte  vom 
Kloster  Hersfeld  käuflich  an  sich.  Nun  war 
A.  eine  schwarzburgsche  Realdens.  Z«r 
Zeit  dos  thür.  Grafenkriegc,^  ^v  i^infc  hinr 
jener  Günther,  der  heruachmals  deutscher 
Kaiser  wurde  und  sum  Oradfon  Ton  Weimar 
hielt.  Da  wurde  A.  vom  thür.  Landgrafen 
in  Verl)indun{^  T7iit  den  Erfurtern  belagert 
(1344),  bis  sie  Gunther  von  danneu  trieb  u. 
Im  blutigen  Oefecht  bei  Eggstedt  den  achwer 
verwundeten  Landgr.  Friedrich  den  Ernst- 
haften aufs  Hnuj)r  schhig  fS.  GS).  Nach 
Günthers  Tod  nahm  iion»feid  das  hcimge- 
IMIene  Lehen  wieder  in  Beaits  und  belieh 
damit  den  Landgr.  von  Thüringen  (18S0) 
Von  diesem  erkaufte  es  die  ?rhwarzburger 

I  Grafeuliuie  von  Soudershai^seu  (1382),  die 
ea  noch  Jetit  in  Beaits  hat,  und  resldirte 
daselbst.  Der  berühmtesto  diese.«?  Geschlech- 
tes war  Gunther  der  Streitbare  (in  A.  ge- 
boi^n  1529),  von  dessen  luxuriöser  Hoch- 
seltsfeier unglnubliehe  Dinge  ersihlt  wer* 


Digitized  by  Google 


417 


418 


^en.  Er  baute  das  Scliloss  und  dip  Gön- 
tbersmüble,  und  ward  nach  seiuemiTode 
(1583)  mit  grosser  Pracht  in  A.  beigesetzt. 
Grosser  Brand  am  7.  August  1581,  dessen 
Andenken  noch  jetzt  frt'feiert  M'ird.  Nach- 
dem Graf  Antou  Güuiher  II.  in  den  Für- 
«tenstand  erboben  worden  (1697) ,  Idste  er 
4ie  Hoheitsrecbte  des  KurfTirsten  Ton  Sach- 
sen frjr  9W.000  Thlr.  ab.  Aber  auch  Wei- 
mar niaclite  aul  solche  Rechte  Anspruch. 
Dft  diefe  nicht  «nerkannt  worden*  übersog 
Herzog  Joh.  Ernst  vou  Weimar  A.  niitKriog, 
mussto  al>or  auf  koiserlichou  Bofohl  wieder 
abziehen.  Als  Anton  Günther  ohne  mann« 
Uebe  Brben  verblieben  war,  Itel  A.  an  Mi- 
nen Bruflf  r  Oiinther  I.,  d^n  Ahnherrn  der 
noch  jetzt  regierenden  sohwarzb.  so^dersb. 
Linie,  der  IftS  Min«  Besidenx  nach  8on- 
Lenhausen  verlegte.  "Zwar  nahmen  noch 
ciii/nhif;  Glieder  der  fürstlichen  Familie  in 
A.  iliren  Wohnstts,  xuletzt  die  Terwittwete 
TOrstin  Wllhebnine  Vrlederfke  B^aroline 
(t  indessen  trat  es  nnn  in  den  Rang 

oities  bescheidenen  Landstädtchens  zurück, 
wenn  auch  noch  überall  die  Spuren  des 
fftrstliohen  Olannes  berrorlevebten ,  womit 
OS  die  Vergangenheit  umwub,  iin<l  boM-ahrt 
Tinc'b  jetzt,  trotz  .stMncs  hohen  Alters,  ein 
jugeuülicli  frisclies  „brautlicbes"  Ausehen, 
ao  dasa  der  angenebme  Anfentbalt  dasolbat 
in  den  renommtrteiten  Zeitschriften  fort- 
irährend  gepriesen  wird,  z.B.  toq  deni  deut- 
schen Swift,  B.KOiM]c,  In  fleiner  „Montaga- 
poat,"  in  der  Leipfl.  UBd  in  der  Stnttg.  II- 
lustr.  Zeitung,  im  Morgenblatt  etc.  —  Ge- 
burtsort der  grossen  Tonsetzer  Chr.  Bach 
(1643  bis  1708)»  Bruders  und  Lehrers  Ton  J. 
Seb.  BacTi,  der  von  1704  bis  7  hier  Organist 
■war  (mit  70  Thlr.  Gohalt),  und  Mich.  Bachs 
{lim  bin  1718),  des  Schwiegerraters  von  J. 
Sebantian,  flow!«  da«  Dlehters  T.  W.  Hen- 
beck  (geb.  1765),  des  berühmten  Malers  A. 
Thiele  (gest.  in  Dresden  1752)  u  n  Seit 
Jahren  wohnt  das.  W.  Uäriug  (W.  Aic^is), 
der  deutsche  Walterfloott,  im  „Bans  an  der 
Lindenrrk"  nm  '^ridltchen  Ausgang  der 
Hauptpromenade,  der  jedoch  so  kränklich 
lit^  dass  Jetst  d«r  Besirksrath  YoIIert  die 
Herauflgaba  d«a  Plta^al  allein  basoigt^^. 

Sehensv-üt'digkeiten.  Qchoo  die  alter* 
thümlichen  ,, Brauhöfe"  mit  ihren  selt- 
snmen  Ornamenten  und  Bildern  fesseln 
unsere  Blicke,  wenn  wir  durch  die 
:2um  Xheil  schmalen  und  uuregeimäääi- 


*)  Olearii  Historia  der  altbwfthmtan 
Besidenzstadt  Arnstadt,  Jena  1701.  —  Hew, 
Arnstadts  Tontelt  nnd  Gegenwart,  1843.  — 
(biA.wohnha(t),Terscbied.8ehrlfren. 
mner  dnrcb  Tb&rlngen. 


gen  Strassen  gehen,  die,  sich  bergauf  a. 
bergab  ziehend,  da  und  dort  auf  schönen 
Plätzen  münden.    Ein  solcher  ist  der 
hochgelegene  dreieckige  J/arilt/>Zat;8^  fast 
mitten  in  dwStadt,  miteiner  „GaUerie" 
für  Krimer  und  Hödkenwetber.  Auf 
demselben  prangt  das  imposante  Rath' 
hatte,  nach  dem  Muster  des  brüsseler 
l.'?81  erbaut.    Zwischen  zwei  thurmge- 
kröiiteu  Giebeln  eine  künstliche  Uhr,  die 
auch  den  Mondwe^sel  anzeigt,  nnd 
mancherlei  Bildwerke.  In  der  Nfihe  die 
Neue  oder  Bonifacius- Kirche,  1676  er- 
baut nnd  neuerdings  restaurirt,  welche 
durch  berühmte  Prediger  (J.  Mörlin,  Su- 
periut.  InA.  1540,  u.  Benj.  Mosche,  Sup. 
1770)  nnd  Organisten  (H.,  J.  M.  n.  Seb. 
Baeh)  selbst  berilhmt  geworden.  0ie 
neue  Orgel  mit  54  Stimmen,  wozuBachs 
Verehrer  in  aller  Wolt  beigesteuert,  ist 
deshalb  ,,Bnf  hiirgel'*  genannt  wordi^n. 
AlüBaudenkinal  i^teht  die  Bonifaciuskir- 
che  freilich \i\ni^Täier*JUiebfi'aueiikirche, 
welche  eines  der  ältesten,  nmfangr^ch* 
sten  u.intcoressantesten mittelalterlichen 
Architekturwerke  ist,  sehr  weit  zurück  *), 
Diese  liegt,  etwas  versteckt,  am  west- 
lichen Ende  der  Stadt  nnd  Avird  wegen 
ihrer  Banfälligkeit  seit  1811  nicht  mehr 
zum  Gottesdienst  benntst  Indessen 
hat  man  durch  ürdwiUlge  Sammlungui 
bereits  gegen  20,000  Thlr.  snsammen- 
gebracht,  um  die  hervorragendf?te Zierde 
der  Stadt,  welche  der  Hofrath  v.  Ham- 
mer tur  die  älteste  und  Puttrich  für  die 
sehdnste  Kinshe  in  Thttringeii  hmt,  in 
ihrer  ehemaligen  Pracht  n.  -Hc^lichkeit 
wieder  herzustellen,    wozu  allerdings 
40  bis  50,000  Thlr.  erforflerlich  sein 
sollen.  Obgleich  aus  verschiedenen  Bau- 
perioden stammend,  macht  sie  dennoch 
einen  würdigen  Totaleindmck.  Der 
westliche  Theil  ist  nnstroitig  älter,  als 
der  östlichr,  und  wahrscheinlich  vom 
Erz bischof  Wilhelm  von  Mainz,  der  sich 
oft  in  A.  aufhielt,  um's  Jahr  970  im 
byzant.  Styl  erbaut.    Der  neuere  Theil 
(Chor  und  Kapellen)  nähert  sich  dem 
goth.  Banstyl.  Am  bewundernswürdig- 


*)  Von  iiellbaclis  i^achricht  von 
Ltobfranenklrcbe  In  Amat.  IM  ^ 

17 


der 


Digitized  by  Google 


419 


91,  Stmtt:  Y»]i  Arnstadt  aaeih  Emdolitatt* 


420 


sten  sind  die  beiden  vorderen  TliUrmc, 
besonders  der  höhcro  Aiord westliche), 
bis  in  die  äussersteu  Spitzen  kunstvoll 
in  Stein  gearbeitet.  In  der  Mitte  des 
Bornes  erbebt  sich  der  spftter  aufgeführte 
Oiockenthumit  der  mit  seiner  haaben- 
artigenKiippel  die  Harmonie  des  stolzen 
Bauwerkes  stört.  Auf  ihm  hängen 
5  Glocken,  deren  herrliches  Gelaute  mit 
.dein  erfurter  wetteifert.  Zwei  pracht- 
volle Fortale  führen  in  das  innere  Heilig- 
thnm,  welches  der  Stadtfcirchner,  der 
anfdem  „Pfarrhof"  (unweit  der  neuen 
Btir^^orschule)  wohnt,  crsfliliesst.  Nur 
das  nördliche  mit  einem  herrlichen  Ko- 
settenfeiister  ist  noch  gangbar.  Leider 
sind  die  heiligen  Hallen,  nachdem  sie 
1813  zum  Fouragemagasin  u.  I^asareth 


in  ein  blumengeschmüc  ktes  Bassin.  Das 
fürstliche  Palais,  welches  diesen  IMatx 
westlich  begrenzt  (1728 — 32  erbaut), 
birgt  ein  kleines,  aber  interessantes  Por- 
sellan^  und  Bilderkabinet,  worin  Ge- 
mälde von  Remhrandt,  Holbein,  Dürer, 
Kranach, Rubens  u.a.  Unfern  desselben 
tritt  mnu  <^urch  einPortal  in  den  geräu- 
migen Schlosshof.  Die  mit  Kolonnaden 
geschmückten  Gebäude,  worin  jetzt  die 
LandeskoUegien  Ihren  Sits  haben,  ge- 
hörten aum  Schloss,  welches  Günther 
der  Streitbare  1560  ei^anen  liess.  Die 
Chronisten  rühmen  dessen  Pmcht  uuil 
Umfang,  vorzugsweise  „dns  Königsge- 
mach,'* worin  Gustav  Adolf  speiste, 
bevor  er  dieSchladit  bei  Lützen  schlag. 
Geht  man  r.  Über  einen  Brfickendamm, 


gedient,  viel&ch  verstümmelt,  und  die  j  so  .steht  man  vor  dem  grandiosen  200 F. 
Olasmnlorcion  drr  kolossfilou  Fenster  hohen  ^'<7tZü«.sf/i//r?u  mit  ^^rüner  Kuppel, 
zum  Theil  zertrümmert,  zum  Theil  ge-  I  dessen  Galerie  eine  entzückende  Kund- 
stohlen  worden.  Dcuuoch  gewahrt  man  ,  schau  bietet.  In  der  Nähe  einige  Ruinen 
noch  tiberall  kunstreiche  Epitaphien,  j  der  uralten  Burg  Neudeck,  welche  die 
mystische  Skulpturen  und  merkwürdige  Grafen  von  Kftf^burg  u.  Schwarzburg 
Ornam^te.    Am  sehenswerthesten  die  bewohnten.     Hinter  dem  Schloss  der 


j^rossartigen  Denkmäler  in  der  herr- 
schaftlichen Kapelle^,  deren  Souterrain 
die  Särge  der  (iratV-n  v.  Seliwarzburg 
lürgt,  besonders  das  Keuotaphium  des 
vielgefeierten  Günther  des  Streitbaren, 
sowie  der  Hanptaltar  mit  vergoldeten 
Sdmitebildem.    An  die  Kirche  stiess 
sonst  ein  Nonnenkloster,  das  1533  auf- 
frehoben  wurde.    Ursprünglich  auf  der 
Wachsenburg  gegründet  (925),  war  es 
;tpfiter  auf  den  „Walpersberg"  bei  Arn- 
stadt und  1309  in  die  Stadt  'verlegt 
worden.    Der  nahe  Prinzenhof ,  worin 
jetzt  ein  vielbesuchtes  Knabeninstitut, 
Avar  ehedem  die  Propstei  des  Liebfrnuen- 
klostcjrs  und  wurde  später  zur  priiiz- 
lichen  Wohnung  vergrössert  und  ver- 
schönert.   Gegenüber  das  restanrirte 
Brauhaus,  worin  1617  das  erste  Walzen- 
hier  gebraut  wurde. 

Wenden  wir  uns  dem  gegenth eiligen 
Stadttheile  zu,  so  fesselt  uns  der  schöne 
*  Schlossplatz,  wo  unter  diclit  belaubten 
Kastanien  eine  zierliche  Grotte  aus  Tuff- 
steinen mit  dem  schwarzb.  Adler  n.  der 
plastischen  Gestalt  Neptuns.  Aus  einer 


umfan<;roiche  *  Schlossgarten,  dieschön- 
ste  Perle  in  dem  reichen  Kranze,  womit 
Arnstadts  Fürsten  ihr  Residenzstadteben 
geschiuükt,    IVachtvülle  JLindenalleen 
durchkreuzen  den  Park,  der  stets  geöffinet 
und  von  verschiedenen  Seiten  zugäng- 
lich ist.  Neben  der  Brücke,  die  sich  über 
den  Oorafluss  wölbt,  ein  <^rüner  Platz, 
,,das  Maienfest,"  wo  mehre  grossartige 
Liederfeste  gefeiert  worden  sind.  Von 
den  rles^en  Linden,  die  ihn  besdiaUen, 
soll  jeder  junge  Graf  von  Sehwarzbnrg 
eine  gepflanzt  haben.    Die  ehemalige 
Reitbahn  ist  zum  SchtmsjJtelhniise  einge- 
richtet, worin  zuweilen  Vorstellungen 
gegeben  werden.    Während  der  Bade- 
saison wird  vor  demselben  gewöhulich 
ein  Tivolitheater  improvisirt. 

Spaziergänge  und  weitere  Ausßüge, 
Ausser  dem  Schlossgarten  die  schönen 
Promenaden,  welche,  streckenweise 
von  Doppelreihen  prachtvoller  L.  in  den 
beschattet,  rings  die  Stadt  umziehen. 
Am  besuchtesten  die  „SehSne  Allee,'^ 
der    „Philosophenweg,"    die  ,,Hobe 


iStelnpyramide  plätschert  eine  Kaskade  |  Bleiche"  mit  dem  „Schierholzscben 


Digitized  by  Google 


421 


St,  JMS.*  Ym  Arnstadt  nach  Rndolstadt. 


422 


PlitcolMn"  und  wanderlieblicher  Aus- 
sicht.   Aus   dem   Schlossgurten  fuhrt 
eine  Brücke  in  den  ,  .xtädt(Hch( u  Park/* 
den  man  am  (:icrauler  hinab   bis  2U 
der  Landzunge  („Keu-AmerUa' >,  wo 
sich  der  Mfih]grdb«ii  wieder  ndt  der 
Oera  vereinigt,  oder  bis   zur  SaUßM 
ArnsIutU  (V«  St.)  verfolgen  kann.  — 
Südwestlich :  *  SchUnbrunn  u.  JouaHkal, 
Ä-wei  Glan/^punkte  in  Aiustadts  nächster 
Umgebung  (an  der  Liebfrauenkirche 
vorüber  ^er  Uber  die  bohe  Bleiche). 
Ib  ehuwa  engen  Tbale,  von  mächtigen 
Lindeiji  überwölbt,  quillt  derschon  1526 
gefasste    Schonbrunn  (Jnuj^fernboru), 
dessen  ^Va^sc^  in  steter  W  allung  ist. 
Kr  hat  dem  mit  romaatisckcn  Anlagen 
geschmilekteii  PUts,  weldber  teilweise 
TOB  WirthschAftvgebfittden,  Sehleseha- 
den  und  Kestaurationshallen  angefüllt 
und  —  wie  die  Aufschrift  des  Scliützen- 
salons  besagt  —  ,,der  geselligen  Freude 
gewidmet'*  ist,  »eineii  Namen  gegeben. 
Jeden  Hontag  Scheibenschiessen  und 
Concertmmik.   Hinter  Schönbruim  das 
Jonasthal,  im  Vordergrsnd  ein  weiter 
Kessel,  von  kahlen  Beiden  umragt,  im 
Hintergründe  niuli  und  öde,  wie  Sehott- 
lauds  liochthäler.    Jener  Kessel  wird 
von  einer  Felseazuuge  abgesehnitten, 
deren  lOOF.hoheWand  ediroff  IneThAl 
herabfiUlt.     Dies  ist  der  „Junofem- 
sprung/^  an  den  sich  eine  der  lieblichsten 
Sagen  knüpft,  die  Bube,  Welker  und 
andere  Dichter  besungen.    Will  mau 
den   melaucholischen  Grund,  den  die 
Weieae  dvrcbflle«st,  nodt  weiter  verfol* 
gen>  so  kommt  man  da,  wo  das  «Jonas- 
thal und  das  Crützentkal  in  einander 
übergehen,  zu  einer  eng^Mi  Höhle  (,,Böh- 
lersioch**),  worin  ein  gutherüigesZwerg- 
völklein  ^die  Böhicrsmänucben)  hausen 
son.  Imaßt  enger  nnd  i}der  täduehtet 
sich  dw  riBBMwrtige  Orand  swisohen 
den  Bergen  fort,  bis  1.  ein  Weg  zum 
,  Dorfe  A^c/i/eW  (1  St.  v.  A.)  nbläuft. 
Von  da  Chaussee  in  den  Plautaehen 
(Irnnd  (20  Min.),  durch  welchen  die 
Strasse  nach  Plaue  fiUirt.  —  Dieser  wim- 
dersdiBBe  * „Pittuetehe  €hrund^*  (sw. 
▲mst.  nnd  ü^iane)  miindet  unmittelbar 
vor  der  Stadt,  Kendeck  in  seinem  fclaa- 


sischen  Gedicht :  „Die  Qesvndbn&neil'' 

feiert  ihn  mit  den  Worten : 

„8ödwirts  über  d«r  Stadt,  difi  vo^i  edlen 

Aare  den  Namen 
FAhrt,  da  kvmX  8tota«lifteB0«b5lB  «•  Oe* 

birge  dcs^Btromthals. 
Hier  fliesst,  küMer  im  Schatten,  die  ailber- 

blinkendo  Gera 
Ueber  gelblfeben  Kies.  Um  die  Worseln  al* 

tornder  Bäume 
Spielen  und  drebn'i'ich  diu  Welten  in  kleinen 

Stmdtthi  n.  rauacben 
ScbiwU  dnrch  die  SeUU»  daliiii.  AUeta  nft 

gehalt«Dor  Eilo 
Wallet  d9r  Strom  in  Plaue'o  arkadischen 

Hirtengefilden. 
Auf  der  Natur  knnsflosun  Altar  stch'o 

Schön  lieft     Ein  mit, 
Gleich  »den  Graaien  hier,  In  liebenswördi- 

cer  Bintfeetat.** 

Aber  sdbon  vnr  dem  Eingänge  des 
Ornnde«,  den  man  gern  bis  zur  TrigUt' 

mühle  verfolgt(  V^St. ) ,  -^vo  einFelsenkellcr 
den  durstigen  Wandn  *  r  erquickt,  drän- 
gen sich  gar  schöne  I' unkte  zusammen. 
Ueber  dieWehrbrtteke,uuterweleher  „die 
FOrstenqueUe*'  entspt^ngt,  in  den  lUr' 
stenberg,  einen  parkäimlichenOarten  mit 
offener  SäulenlniHo  nnd  liehliehem  Blick 
über  die  zu  Füs'^c  ii  ruhende  Stadt.  Wei- 
terhin die  LohmühlCy  von  Gärten  und 
freundlichen  Villen  umgeben :  Villa  Ra- 
man  niehst  der  WehrbfÜebe;  Villa  Fla- 
ten ,  ein  Tnscatnm  im  Kranze  anmaHii* 
ger  Weingärten;  Schlegelmilchs  Berg- 
schlösschen  Auf  dem  Sfoge,  der  neben 
der  Lohnuiliie  über  ili''  (iera  flihrt,  er- 
blickt man,  uumittelbur  an  der  Laud- 
silrasse,  den  schroff  abfallenden  JNKer- 
Btem,  Wir  bleiben  jedeefa  anf  dem  rech- 
ten FInssnIbr  und  verfolgen  den  W^Bg, 
der  am  Fusse  des  Walpurgisholzes  hin 
zur  ^ Errmitnffe  {^1^  St.),  einem  der  be- 
liebtesten Verguügungsorte,  führt.  Bald 
Iheilt  sidi  derMibe :  &r  nnters,  fshrbart 
ist  der  Idirafre,  4ev  obere  anmniblger. 

Von  dem  oberen  laufen  wieder  BWei  an- 
dere Wege  ab,  der  erste  r,,  der  zweite 
(im  Zickzack)  links,  die  beide  anf  dem 
Wa  ijmrgüskirch  hoj\,^  VV  alperski  rcbhof ' ) 
munden,  einem  freien  Fiats  am  schräg 
ablsllenden  WaldessaNttn,  wo  einst  des 
Walpurgiskloster  gestanden,  das  1809 
die  Liebfrauenkirche  verlege 

17* 


biyilizüü  by  GoOglc 


m 

wozile.  Prächtige  Aussicht  in  den  Plane- 
sehen  Grund  und  bis  narli  Erfurt  hin- 
über.   Unterhalb  desselben  die  Kremi- 
tage  (Günthershöhe),  eine  lustige  Wald- 
einsiedelei  mit  Bestaurationslokal,  Lau- 
ben, Grott^B  und  Hallen»  worin  sich  fast 
immer  ein  fröhliches  Leben,  besonders 
an  Concerttagen,  bewegt.  Entzückender 
l^lk'k  in  den  Plaiieschen  Grund.  Die 
Pfjidt'.  die.  lidher  hinauf  zur  Wasserleite 
und  aut  die  Keinsberge  führen :  Ii.  34. 
Will  man  alle  schönen  Punkte,  die  sich 
um  die  Eremitage  reihen,  in  einer  Tour 
besuchen,  die  etwa  t  8t.  in  Anspruch 
nimmt,  so  mag  folgender  Wfru'  ^mit 
Führer)  empfohlen  sein :  Lolimülde,  Fttr- 
steuberg,  Hohe  Buche,  AIex.i»>ruhe,  Säu- 
gerhalle,  Wasserieite,  Bastei,  Günthers- 
höhe,  Sremitage,  Pianeseber  Grund. 
Bechts  vom  Eingang  kl  den  Plaueschen 
Grund  ziehen  sieh  von  der  Stndt  bis  zum 
Kittersteiu  reizende  Berjjrrärten  hin  — 
namentlich   der  Hüi.semauusche,  der 
Wärlicbsche  und  (unterhalb  der  Alten- 
borg)  der  Schierbolssche  -r^,  die  man 
durch  dnes  der  Thor«,  weiche  auf  die 
Strasse  münden,  getrost  betreten  mag, 
dasip  die  HtimanitätihrerBesitzerjedem 
freund  Hellen  Besuch  f^eoffnct  hat.  Von 
einem  Garten  sehreitet  man  in  den  an- 
deren, immer  am  stellen  Bergabhange 
hin :  fiberall  dareh  liebliche  Landsebafls- 
bilder  überrascht,  die  wie  in  einem  Ka- 
leidoskope wechseln.  Steigt  mriTT  höhnr 
empor,  so  kommt  man,  ausserhalb  der 
Gärten,  auf  die  Bergkuppe  des  Ritter- 
steins, die  mit  einem  Thurme  (dem 
KSmidrschen  Lnstthurm)   gekrönt  ist, 
auf  dessen  Plattform  eine  Spiraltreppe 
führt,  die  ihm  den  Namen  Schnecken- 
thurm''  n281  V)  gegeben.    An  sieh 
nicht  hoch,  bietet  er  doch  ein  wiuidci- 
Schönes  l^norama,  dessen  Glanzpunkt 
der  Pbuiesche  Onmd  u.  die  Bergkuppen 
das  Thilringerwaldes.   Koch  umfassen- 
•  der  ist  die  Aussldlt  Yon  der  *AUenburg, 
einer  Hochebene,  noch  weiter 
aufwärts  am  stets  geöffneten  Schierholz- 
schcn  Parkgarten  vorüber,  dM  mit  einem 
Pappelkieis  bepflaast  ist  «.  wohl  auch 
die  Schwedensehanae  genannt  wird.  Hier 
soU  in  alten  Mten  ein  Kastell  oder 


424 

wal  gar  eine  kaiserliche  Pfalz  gestanden 
haben.  Von  dieser  Höhe  (1223  F.) 
breitet  sich  im  weiten  Halbkreis  ein 
reizendes  Landsehaftsgemäide  aus :  zu 
Füssen  die  Stadt,  darfiber  hinaus  das 
bunteHttgelland  mitaahUosenOrtschaf- 
tm,  im  Hintergründe  von  der  Hainleite 
bei  Sondershansen  und  vom  NebelsaiTm 
des  Harzes  geschlossen,  links  die  Glei- 
chen und  noch  westlicher  das  Jonasthal, 
rechts  Oberndorf  mit  der  Kfifernburg, 
disr  Inselsberg  etc.  Von  der  Stadt  aus 
(V«  St.)  erklimmt  man  den  kahlen  Berg 
dnrdi*8  Neue  Thor,  oder  steigt  von 
SehÖnbrunn  herauf.  —  So  könnte  man 
wohl  alle  diese  Punkte  in  einer  Tour 
besuchen,  wenn  man  vom  Schönbrunu 
ins  Jonasthal  geht,  aus  diesem  1.  auf 
steilem  Zlcksackfifad  sur  Alteoburg 
emporklimmt,  rückwärts  v.  Schnecken- 
thurm durrh  die  Berggärten  in  den 
Plaueschen  Grund  hinabsteigt,  den  Steg 
bei  der  Lohmühle  überschreitet  u.  den 
Weg  zur  Eremitage  fortsetzt. 

Koch  dne  lohnende  Partie  (südöst- 
lich) ins  DoroiHheeMtil  und  anr  Käfern- 
bürg  (V4  St.).  Wer  nach  Stadtilm  oder 
Amtgehren  reist,  kommt  nahe  daran 
vorbei.  Die  chaussirte  Strasse  läuft 
durch  das  Längwitzer  Thor  über  die 
Gerabrfielee  rechts  bergan,  und  erreiebt 
in  V4  St.  das  DorctheentM,  eine  breite 
Mulde,  nach  der  FUrstin  Auguste  Doro* 
thea  von  S<'hwfir7.bur<3f  benannt  ,  die 
sich  hier  angesiedelt  hatte.  An  der 
Strasse  liegt  die  Neue  Schenke  (,,Röss- 
chen"),  vom  „Hain''  begrenzt,  der  in 
seinem  Sdiatten  angenehme  RuheplStae 
bietet.  L.  am  Waldsaume  hinauf  und 
an  den  letzten  Häusern  Obemdor/s 
vorüber  erreicht  man  in  ^/^  St.  die  K^- 
fernhnrg.  Ein  näherer  Weg  von  A. 
über  Angelhausen  und  Oberndor/f  ent- 
weder auf  der  cfaaussirten  Strasse,  die 
(V4St.)jenseit  der  Stadt  tou  der  Haupt- 
Strasse  I.  abläuft,  oder  auf  einem  Fuss- 
^-prr  der  jenseit  der  Gerabrücke  dnrch 
eine  Baumallee  zwischen  Gärten,  Acker- 
feldern und  Wiesen  nach  Angelhausen 
(V,  St.)  und  Ton  da  (V«  St.)  nach 
Ohm^äQtf  filhrt.  An  diesem  reiaend 
gelegenen  Dorfo  gingen  im  Torigon 


3t,  jtMite.-  Ymi  AnuMlt  Bich  Mvlstadt. 


1 


Digitizcü  by  Google 


3i.  Jtome:  Ym  AnttMt  Haeil  Eniolstadt. 


426 


Jahrh.  glfiozende  Tage  vorüber.  Denn 
hier  Hess  Aufrüste  Dorothea,  Gemahlin 
des  letzten  Kejjenten  von  Arnst.,  aus 
den   Trümmeru    der  Käfemburg  ein 
prachtvolles  Witthamspalaia  erbauen, 
4m  sie  y^ngMtonbinrg**  nannte  (1706). 
Im  CUanse  de»  kleinen  Hefttaates,  den 
ele  um  sich  sammelte,    erblühte  die 
Liebe  des  Dicliters  Novalis  (v.  Harden- 
berfcj  zu  Sophie  von  Kühn,  die  jedoch 
frühzeitig  starb.     Davon  handelt  der 
nette  Boman  von  Bob.  Pmts :  „Obern- 
dorf/*  Nach  dem  Tode  der  Fürstin  ward 
die  schöne  Besitzung  verkauft  und  — 
niedergerissen  ,  «o  dass  nur  noch  die 
Mauern  des  Sdilussgartens  und  ein  Fi- 
gur cukabiuet  („Mou  plaiäir^'},  im  Wui- 
aenhens  su  Antst.  anfbewahrt,  flbrig  ge- 
blieben.    Die  dasige  Kirche  stammt 
aas  dem  12.  Jahrhundert.  —  Unmittel- 
bar hinter  Ohcrndorf  der  kahle,  krater- 
ähnliche  liergkegel ,   auf  welchem  die 
umfängliche  *  KäfembUI^  (Keveru- 
burg)  gestanden,  von  der  man  mir  noch 
einige  Maaerreste  nnd  kellerartige  Ver- 
tiefungen sieht.    Um  so  lohnender  ist 
die  Aussicht,  die  der  1138  F.  hohe, 
ohne  Beschwerde  zu  ersteigende  Her^- 
kopf  bietet.     Angelhausen,  Arubtadi 
und  die  Gleichen  sind  die  Liebtpnnkte 
des  frenndliofaen  Bildes,  welehes  der 
Inselsberg  abschliesst.  Dias  Geschlecht 
d<*r  märliti'j:oii  (Trafen  von  Käfernbur^j: 
wurzelt    im    grauen  Alterthum.  Als 
ätauinivater  desselben  ^ilt  „Kunthahar 
(Günther)  der  Heilige/'  ein  Sohn  des 
Grafen  Slsao,  der  das  Kloster  Georgen- 
thal gestiftet  Sein  ältester  Suhn,  Hein- 
rich, wählte  1174  Schloss  Schwarzburp 
zu  seinem  AVolmsitz  und  ward  der  Ahn- 
herr des  sciiwarzb.  Hauses.    Der  jün- 
gere, Günther,  behielt  die  Käfemburg. 
Allein  das  glorreiche  Geschlecht  blttbte 
nicht  lange.  Dcv  lotste  Bprosse  dessel- 
ben starb  1385  im  gelobten  Lande  und 
ward  in  Oeorgenthal  l)ej.frabeu.  Dass 
die  Käfernbur^jer  und  die  Schwarzbur- 
gcr  gewaltige  Zedier  gewesen,  bezeugt 
gleich  dem  Scbversbarger)  der  „Kä- 
fcgmbnrger  Willkomm/^  ein  Hfiltborn, 
das  jeder  Gast  in  dM€m  Zuge  leeren 
mnsste«   £s  ist  im  amst.  Falai»  auf  be- 


wahrt,  nnd  sngleich  ein  Pergament- 

buch ,  worin  die  Zecher  verzeichnet, 
die  bis  158C  die  Prnlin  bestaudeti.  Die 
späteren  Gäste  konnitn  das  Horn  nur 
zur  Hälfte  und  seit  IGOÖ  nur  zu  einem 
DritttbeU  leeieii. 

KMne  T<mr«m   (sn  Wtgen)  In  tSmm 

halben  Tmj :  1)  Über  Plaue  nach  Ilmenau; 
zurück  über  Elgersburg;  —  2)  über  Plaue 
und  Gura  uacli  Elgersburg;  •  zurück  über 
Arlesberg,  Grifenrode  a.  Iiiebonsteln ;  —  8) 
üb^r  Ichtershausen  u.  Eis(  Illeben  u.  Erfurt; 
zurdck  über  Stedten  u.  Mol.sdorf ;  —  4)  über 
Haarhanfien  (Waehsenburg)  nach  Apfclstedt 
und  Wandersleben;  snrttck  über  Freuden- 
tbal  und  Mülilborg;  -  5)  nach  Ohrdruf.— 
In  einem  ganzen  Tag:  1)  uacü  Erfurt;  aurück 
über  Neudietendorf,  Apfelstedt,  Haarlianseii ; 
—  2)  über  Apfelstedt  und  Seebergen  nacli 
Gotha;  zurück  über  Ohrdruf;  —  S)  nach 
Ohrdruf  und  Oberhof;  zurück  über  Gräfen- 
rode und  Plane;  —  4)  ftber  Plane  und  Grfl- 
fenrodo  auf  die  Pcbrnücke;  zurück  über 
Elgersburg;  —  b)  Ilmenau,  Gabelbacb, 
Stützerbach;  zurück  über  Manebach  uud 
Irleeribars»  —  ^)  ^her  Stadtilm  nach  Paii' 
linzcUe;  zunlrk  über  Königsce  und  Ilme- 
nau; —  7)  über  Stadtilm,  Paulinzelle  und 
Blankenburg  nacli&adolitadt;  zurück  über 
Schaala,  Eichfeld,  Stadtilm;  —  S)  ftber 
Am(p;<'hren  und  Königsee  nach  Schwarzburg 
uud  lUaukeuburg;  zurück  über  Paulinzelle 
und  Stadtilm. 

Plof»  wm  Anuladt*): 

Acouitum  Lyooetonum.  Allraeea  nutaas. 

Alliumfallax.  A.rotundum.  Ajopecurus  fulvus. 
Androsaco  elougata.  Anthericum  LUiago. 
A.  ramosum.  Arabisbrasslcaefonnla.  Aristo» 
lochia  Clematitifl.  Arnica  montana.  Aspe- 
nila  galioides.  A.  tiuctoria.  Aster  A melius. 
Artragalus  Oicer.  Atriplex  roaea.  —  Bar- 
barea  areoata.  BUtnm  glaaofu«.  CMa- 
magrostis  lauoeolata.  Callitriche  stagualia. 
Campanula  cervicaria.  Carduus  defloratus. 
Cephaiautbera  ensifolia.  'C.  pallens.  C. 
rubra.  Oeratopbyllnm  «ubmeniiim.  Obeno- 
podium  '\'iilvavia.  Cineraria  spathulaefolia. 
Cirsium  decoloratum.  Clematis  recta.  Co- 
rallorrhlza  innata.  Ooronillu  montarfh.  0. 
vaginalis.  Ootdkieetter  vulgaris.  Orepii 
foetida.  0.  pAemor^e»    C.  »attdaaefolia. 


*)  Dr.  Nicolai  in  A.  hat  ein  Yerzeich« 
ni»  der  daaelbst  vorkommenden  Pflanieen 
und  Käfer  vt  rüfTentlicht.  Eine  alte  Chro- 
nik sagt:  ,^ie  Botanici  und  Liebhaber  ra- 
rer  Oew&ehte  treffen  «cbön«  Kr&iiter,  Blu- 
mea  und  Strtaclier  auJ* 


Digitized  by  Google 


^  ai,  Born:  Von  AnutMit  mMh  Mehtatt.  428 


Gyperua  flavescens.     Cypripedium  Calcoo- 
lua.  —  Diaüthu»  proUfer,  nouarlich  uicht 
mehr.     DteUmmifl    fraxloella.  Digrltalls 
frrnTidiflori».  'nipsai-UH  pilosu-j.  _  Epipactis 
palustris.  —  Qentiaua  lutea.    Olanx  mari- 
tim*.    Chrndyr»  repens.  —  H(»liaitthcmnm 
oelandicimi.   Helicbonis  Tiddls.  Heimln- 
thia  cchoidcs.    Hieraciiim  pratrnsc  Hip- 
pttria   TUlgaris.     liorUeum   secaliuum.  — 
Knautift  silvatlca.  -  Latbyrua  Aphaca. 
L.    heterophylliui.      Llbanotiä  montana. 
Ligustrum     vulgare.      Limosella  aqua- 
tlca.    Liiiosyris  vulgaria.  LitUospennuiu 
pnrpwreo'Oaeruleiun.  Lonicera  Perlolylne- 
niim.   Lycliiiis  diurna.   L,  vespertina.  Ly- 
tbruni  Hyjjsopifolium.  —  Malva  moschata. 
HespUuä  germauica  (wild;.  MyriopljyUum 
verttclltatum.  ^  Neottla    NIdas  avis.  — 
Nonnea  j)ulla.    —   Oenotliora  bienuis.  Or- 
cLis  8ambuciua.     Orlaya  grandiüora.  Or- 
nlthogalnm  umbcllatum.     Oatytxopia  pi- 
losa.  —  PLyäMliii  Alkckongl.  Piliguleula 
vulgaris.    Plftthantera  chlorfinta.  PJotiro- 
spermum  auätriacum.  Polycnemuiu  arveu^iu. 
Polamogieton  gramlneiis.  P.  lucens.  P.  pec- 
tinatus.   P.  peifoliatus.   P.  pusOlua.  Poteu- 
tnia  opaca.     V.  thuringica.     l'iunüs  insi- 
titia  (wild).    Pyrola  cblorauta,  seiton.  P. 
media»  Bittstädt.    P.  aeeimda.  —  Beseda 
liitoola.   ILoüa  gallica.  L.  ßubus  soxattti«. — 
Salvia  sylvestris.  Saponaria  officinalls.  Sca- 
blosa  ochroleuca.     S.  su^veolens.  Scilla 
amoena.  Scirpns  maiitimus.  S.  paaciflorua. 
S.  Taberim.  ?ii  r  tani.  Scroplmlaria  Ehrliarti. 
•Sedum  album.    j}.  bolonieiise.    S.  soboli- 
fernm.    Sanabiera  Goronopus.  Spccularia 
bybrida.    SeseU  eoloratum.  Sorbua  Arfa. 
S.    hybrfda.     8.    latifolfa.     S.  torniinali:^. 
Stacliys  germanica,     ö.  recta.      Stipa  ca- 
plllata.     Setleria    eaernlea.    —  Taxus 
baccata.    Tetragonolobus  siHfjuom.s.  Teu- 
crium  cbamaedrya.  TbalictVum  JaquininnTiin . 
Tb.  minus.   Tbesium  fulvlpes.    Th.  inter- 
madlam.  Trlghwlda  maritlmnm.  Trifoltitm 
rubens.  Tnlipa  silyeätris.  —  Valeriana  carl- 
luita.    VerbaHcum   phlomoidcs.  Veronica 
praecox.    V.  äpicata.    Viburnum  Lautana. 
Yicia  dumMonmi.    V.  lothyroides,  pisifor- 
mis. Ylola  mirabllia. 

Ton  Arnstadt  über  Stadtilm  uach 
Budolstadt  «der  Blänkenbiirir  «der 
Sehirarabiinr  fChaussie), 

DiePoststraase  von  Arnstadt  uacli 
Stadtilm  (3  $t.)  geht  jenseit  der  Gent-  I 

brücke  links  an  Oberndorf  vorüber,  und  \ 
berührt  nur  das  grosso.  J^m-^  Marlishau-  i 
9en,  sowie  .V.  St.  vo»  Stadtilm  daalJ 


Wirthshaua  zum  hohm  Kreimi,  das  einen 
weit  siebtbaren,  angenehmen  Aufent- 
halt bietet.  Fiis.s^nji^er  können  einen 
interessanteren  Weg  einschlagen,  indem 
sie  mit  einem  klonen  AbstoclMr  Über 
Oberadorf  «ad  KXfembvig  bioeb  ins 
Dorotheenthal  geben  u.  die  nadiAiBt* 
gehren  führon<lo  Strasse  über  Domhcim 
u.  Br«nchcwiudo  verfolijcn,  um  jenseit 
dieses  Dorfes  1.  über  lichringeu  uach 
Oberwillingen  zu  gelangen ,  u.  von  hier 
ans  die  ,^iiBsel"  des  WiUm^er 
(1566  P.)  SU  besteigen,  auf  der  ein 
TläiisdiPn  steht,  das  eine  weite,  lieblidie 
Aussicht  pjL'wiihrt.  Auch  konnte  man 
(näher)  vom  Dorotheenthal  durcli  den 
Wipl'crgrund  über  Görbitzhausen  und 
Roda  nach  Nieder  *  und  Obenrillingen 
gehen;  oder  von  Branefaewinde  ans  die 
Chaussee  (K.  32)  bis  an  den  westl,  Fnss 
dos  Bnt  LTf  s  verfolgen  und  von  hier  tt- 
die  „Kanzel"  besteigen.  K'm  Jagdhaus 
am  Fusse  des  Berges  bietet  Erfriscbim- 
gen  dar  (8.  388).  Von  WiUingen  naoh 
Stadtilm  ein  Stündchen  (Feldweg). 
Ton  Stadtilm  (S.  385)  uacb  Bn« 

dolstadt  (4'/,  st  )  zieht  sich  die  Post- 
strasse, 8ieile  Höhen  erklimmend,  über 
Nahwinden  (l'/aSt.)  durch  „das  schöne 
Feld**  an  Lithttedi  Torflber  nach  Eich- 
feld  nnd  Sthaala  (S.  199).  Links  von 
Nahwinden  ragt  die  verfalloie  Bitter* 
ve.ste  Ehrenstrin  (S.  383)  empor.  Wer 
zu  Fn«s  ist,  mag  den  kleinen  Abstecher 
dahin  (Y^  ist.)  nicht  scheuen,  sowie  in 
LiehstedC  die  Vogelherdo  sehen ,  oder 
schon  anvor  r.  ab  Uber  Keilhau  nadi 
Eichfeld  u.  Rudolstadt  (R.  8)  gehen. 

Ton  Arnstadt  iijidi  Panlinzelle 
und  Blaukeiibiirg:  gieiciitaiis  über 

»Stadtilm  und  dann  über  Oberilm  eine 
Strecke  auf  der  Umenauer  Strasse  fort, 
bis  sieh  eine  nene  Chavss^  I.  absweigt, 
die  über  Oösaelbor»  nach  P4MiUitaelle 
führt  (2  '/a  St.  v.  Stadtilm).  Ehe  man  aaeh 
Gösselborn  kommt,  länft  eine  Strasse 
r.  zum  nahen  Dorfe  Singen  (lY^  St.  von 
Stadtihn>,  wo  der  bekannte  Pfarrer 
ScfaSnhelt  lebt,  welcher  die  thSr.  Flora 
so  ilelssig  durchforscht  bat.  Ss  liegt 
am  Südfussc  des  fernsichtbaren,  1798 
F.  hohen  *8mgerher0e9,  der  am  aftd* 


Digitized  by  Google 


429     32.  Bouu:  Von  Arnstadt  uack  Imtgehren  mat  Breitenbacii. 


Beben  Abhaage  weit  biaaaf  beurbart 
Ist,  tt.  auf  seiner  breiten  Matte  eine  der 
sehcnawerthesten  Itniidsicbt^^Ti  entfaltet. 
Namentlicb  i«t  es  (Uedc^^eud  von  Blan- 
kenburg u.  liudulstudt,  die  wie  ein  buu- 
tar  Teppich  s«  FttSBen  liegt  ^  wChrend 
nördlicii  Brfort  imd  Anistedt  herüber 
^rttssen.  Am  freuudlicbstcn  abttr  die 
Dörfer,  die  im  tjrünen  Ihn tli.il  lagern. 
Uebrigens  drän^rt  sieh  am  Sin^erbcrgc, 
dieser  hochrageuden  Vorwarte  des  Thü- 
ringervrftld6B,  der  ganae  Zanberapparat 
ttoBenr  beimisdieB  VolkasAge  nitem- 
mtm ,  so  dass  er  in  dieser  Beziehung 
dem  Ilörselberpe  nicht  nachsteht  Fnss-  j 
gänger  können  rinrn  etwas  näheren 
Weg  nach  Gösselburn  einsehlagen,  wenn 
sie  vom  stadtilmer  FeUenkeller  auf 
9teril«m  Teirain  übtr  <feiUdorf  gehen. 


und  TOn  Qöaselborn  aus ,  ohne  Singea 
zu  berühren,  alsbald  den  Gipfel  des 
Berges ,  der  gen  W.  vor  Augen  Hegt,  in 
%  St.  ersteigen.  Wer  zu  Wagen  ist, 
iährt  von  Singen  auf  die  Chaussee  aa- 
ritek  u.  ttber  GÖstelbom  naeh  PauUn- 
zelle.  Fusswanderer  durch  den  Singer 

Porst  (lV4St.). 

Von  Paulinzelle  nach  Blankeithurg 
(Chaussi  e »,  3»^  St.  über  Milbitz,  Ober- 
und  Unter  -  Kottenbach ,  Quittelsdorf 
(mh  fürstlichem  Schldsschen),  Lentniti» 

Ton  Arnstadt  naeh  Schwar/- 

bnrgr  (8  St.)  entweder  über  Stadtilm 
und  Pnilinzellc  (S.  231),  oder  über 
Graiiiiau  (vergl.  folgende  Boute)  u-  Kö- 
nigsee (S.  229).  Der  erstere  Weg  — 
beide  chanssirt  —  tot  der  niehate. 


32.  Route :  Von  Arnstadt  nach  Amtgeliren  n.  Breitenbach. 


.  Poststru.ssu  (ro.st  0V4  Uhr  Ab.,  bis 
Breitenbacb  67^  St  Fahrt,  1  Thaler) 
jenselt  der  €(erabrileke  r.  yon  der  stadt- 
ilmer Strasse   ab   am  Dorcftheenthal 

(„Rosschen'*)  vorüber,  so  dass  Obern- 
dcfrf  n.  Käfernburg  zur  Linken  bleiben, 
über  Jtnrnheiia  u  Brniu  hfirimh- ,  dann 
am  Wiilixigerberg  1.  vorbei  n.  Trasdorf. 
Zwischen  diesem  Orte  und  Grflflnau 
dnrdisehneidet  die  Stmsae  voa  Stadtilm 
nach  Ilmenan  (8.  388)  unsem  Weg  L. 
steigt  der  Sinrjerherg  (S.  428)  auf.  Von 
Gräfinau  (S.  *236j  ,  3*/,  St.  v.  Arnstadt, 
nach  Ämtgehren  1*/^  St.  Angenehmer 
Ist  der  Fassweg,  welcher  dIesMits  Grä- 
finau nnd  Angstedt  eine  Strecke  d!e 
Chaussee  verfolgt,  die  1.  nach  Köntgsef 
(2  St.  von  Ora'finnn  ,  über  Pennewitz) 
läuft,  tuid  bei  Srhönhcidc  ( Wirthshaiis) 
r.  von  der  Chaussee  abgeht,  um  durch 
das  schöne  Thal  der  Wohlrose  in  das 
▼on  vielen  Bei^leuten  bewdhite  Dorf 
Jetuhorn  u.  am  Eisenhüttenwerk  Gitn- 
Ühers/cld  vorüber  in  Amtgehren  (6  St. 
V,  Arnst  ^  711  münden.  Von  Amtgehren 
(8.  230)  östlich  naeh  K^nignee  u.  nord- 
westlich nach  Ilmenau:  8.  231.  • 

Ten  Antffelireii  meli  Breiten* 


bach  (iVa  St.)  am  Schiesshaus  vorbei 
durch  das  äusserst  liebliche  u.  heitere 
Thal  der  Wohlrose,  die  sich  in  den  ron 
Süden  herab  kommenden  Möhrenhaeh 
ergiesst,  an  Hämmern  und  Mühlen  vor- 
über, auf  welche  stattliche  Berghäupter 
herabschauen,  in  das  «rrossc,  wohlge- 
baute sonderäh.  Dorf  Möhrenbach,  des- 
seaPfarrkirchevon  einer  Anhöhe  frennd- 
lleh  •  hernieder  grOsst.  Es  liegt  am 
westlichen  Fuss  des  *  Langenberg 
(Bürzel),  der  eine  der  schönsten  Aus- 
sichten im  Thüringerwald  bietet  (S.  238), 
so  dass  ein  Abstedier  von  Amtgehren 
ans  nicht  gereuen  wird*  Wer  aä  Wagen 
ist,  kann  diesen  bis  CfükrtdovfiCtuMa* 
see)  fahren  lassen,  n.  braucht  dann  (roll 
(Jpbrp^i  ans)  nur  eine  p^ute  Stunde  ru 
Fuss  zu  flehen.  Auch  einptieblt  sieli 
von  Amtgehreu  aus  westlich  eine  kurze 
Excursion  in  den  lieblichen,  einsam 
tTMÜieheaSehobtergrund,  dessen  Wlndil 
mit  grotesken  Porphyrsa^en  u.  mi^e* 
stätischen  Weisstannen  geziert  sind.  — 
Zwischen  Möhrenbach  und  Breitenbach  . 
schläfst  die  Strasse  einen  spitzen  Win- 
kel ,  u.  durchsohneidct  dann  die  Chaus- 
see, die  TonKeastadta.B.  herabkommt 
(B.  U).   Hier  steht  1.  am  Wege  „di» 


Digitized  by  Google 


4Si  S3.  ät  S4,  BotOe:  To&  ImiMt  n«  Oihrdnif  oto  Goti»  v.  n.  Flaue.  432^ 


scMne  Tanne , "  oin  weithin  sichtbares 
Prachtexemplar.    Schöner  Blick  auf 

Breitenbach  oder  Grossbreiten- 

bücll^  einen  wohlgebauten,  langge- 
•treekten,  volkveicbeii  u.  gewerbtbfitigea 
Stmdtfleeken  (schwanb.  sonderob.),  mit 

11700  Einw. ,  in  einem  weiten  ,  rauhen, 
von  Wald  fa^t  g-ftnz  cntblössten  Hoch- 
thal c.  Von  dem  2000  F.  hoch  gelege- 
neu Schiesshaas  hübsche  Aussicht.  Da- 
neben ein  Oastbof.  Hier  lebte  in^  17. 
Jabrb.  der  Apotheker  Mylins,  welcher 
den  Medikamentenbandä  dermasaen  in 
Schwnnfi;  l)rachtc  ,  dass  er  einen  puro- 
päisehen  Ruf  erlangte.  Jcfzt  ist  der- 
selbe sehr  beschränkt,  obwol  in  Br.  u. 
den  umliegenden  Ortschaften  noch  einige 
coneessionirte  Prftpariranstalten  sind, 
die  aiemlich  bedeutende  Geschäfte  (auch 
in  Liqaeuren  und  Schönheitsmitteln) 


machen.  Xeuerdiifgs  hat  sich  Dr.  Finn 
durch  ein  Mittel  bekannt  gemacht,  das. 
in  2  Tagen  den  Bandwurm  vertreibt. 
Ueberdies  ist  Br.  der  Hauptstapelplats 
desVogelfangsn.  derVogelaichterei,  ob» 
wol  nicht  mehr  so  schwunghaft,  wie 
frfiher.  Dagegen  ziehen  die  Mulden- 
haiior  noch  immer  in  ferne  Oot^enden,. 
um  iius  den  ant^ekaiiften  Stämmen  an 
Ort  u.  Stelle  Mulden  u.  Backtröge  aus- 
znhanen.  Bedeutende  Poraellaafibbrik 
n.Porsellanmalerei^Hohlglasliiitte,  We- 
bereien ,  SdmeidemUhlen  etc.  Das  Vi- 
triol- u.  Alaunwerk  Wallhrüchev  ,  ^  ' St 
unterhalb  des  Fleckens,  Avird  nicht  mehr 
betrieben,  ist  aber  ein  beliebter  Ver- 
gnügungsort. 

Yon  Drtitenhacli  nach  Eisfeld ,  Co^ 
i^rg  oder  ßonneberg:  fi.  86.  90.  92. 


33.  Route :  Von  Arnstadt  nach  Ohrdruf  und  Gotha. 


Die  Chati886o  von  Arnstadt  nach  Ohr- 
draf  (3  St.)  berührt  nur  das  Oekonomie- 
gnt  TambueJuhqf,  wo  d«r  Pachter,  Domft- 
nenratb  Klein,  einen  der  gioHsartigsten 
Bioneuaaloiis  hat,  der  nacli  Dzieraonscher 
Manier  eingeiichlut  ist.  Daun  durcUscbnoi- 
det'man  die  Strasse,  die  von  Wandersleben 
nach  Crawinkel  führt  (S.  4U),  wendet  sieb 


r.  am  Ockonomipf^tit  Ifeerda  vorüber  und 

dann  wieder  1.,    oder  alsbald  L  über  da» 

grosse  goth.  Dorf  Wol߀  (1460  Sfaiw.).  Vnes- 

länger  gelieu  hoi  dieser  StrasseDtheilUUg 

geradeaus  über  dicifoorcit,  wo  sich  am  öst» 

liehen  Waldsaum  (J  St.  v.  Ohrdruf)  ein© 

entzückende  Aussicht  öffnet.  Ohrdrttf  B.  8&. 

Fott  AnultaiA  «oeft  üMhas  B.  37. 

\ 


34.  Route:  Von  Arnstadt  nach  Plaue  (1V4  St). 


Die  Poststrasse  (nacb  Ilmenau  und 
Elgersburg)  —  Abgang  der  Post  Mor- 
gens 6V9  u.  Ab.  5%  U.  ~  lAuft  durcb 
den  wanderscböneo  *Flau€8chcn  Grund 
(S.  421  —  422),  welcher  dem  Plaue- 
schen  Grunde  in  fcsachben  wenig  nach- 
steht. Er  ist  von  der  „silberbluiken- 
den"  Gern  bewässert,  die  sich  bald 
binter  ErlengebQsch  versteckt,  bald 
4iureh  laebende  Wiesen  u.  üppige  Ge- 
treidefelder scblängolt.  Zu  beiden  Sei- 
ten ziehen  sieh  schrcfVo  Flötzkalkberge 
bin,  die  hier  mit  Laiibholx  ge<;iinct  u. 
gekrönt,  dort  zu  Kesseln  u.  Schluchten 
eingcbnditet,  da  zu  kaUen  Wänden  u. 
Zacken  'gestaltet  sind,  i  Im  dunkeln 
Hintergrand  der. Scbneekopf.  Den  Ein- 
gang des  engen  Thalea  bewacht  der 


terstein,  von  reizenden  Berggärtea  und 
Lusthättseru  tungeben  (S.  422).  Nach 
V,  St.  die  TngUmnithle,  die  anter  dem 
Namen  „Thüringer  Walzmühle"  einen 
bedeutenden  Meblliandel  treibt.  Ge- 
g:cnUber  ein  FcLsenkeller  mit  offenem 
Pavillon,  wo  gutes  Bier  verschänkt 
wird.  Niclit  weil  davon  1.  das  Dörfchen 
Siegelbaeh,  .maleriseh  in  eine  Beig- 
schlucbt  eingekeilt.  Die  Chanssie  be- 
rührt nvirDosäcr/{l  St.  v.  Arnst.),  und 
mündet  in  den  weiten  Thalkessel,  wo 
von  einem  westlichen  Bergkopfe  die 
Kuinc  Ehreuburg  auf  das  Städtchen 
Plau^nlederschant. 

Zu  J/kiBS  Ifisst  sieb  (aber  nicht  wohl 
ohne  Führer)  ein  höchst  interessanter 
Weg  voll  romantisober  AbwecbseJvng 


Digitized  by  Google 


433 

fiher  den  Kamm  des  SfltliclMii  Hüben- 

zages  einschlagen ,  und  zwar  Uber  die 
Eremitage,  wie  ob.  beschrieben  (S.  422), 
u.  dann  auf  sebattigem,  anfangs  steilem 
Waldpfad  über  den  WaLpurgiskirchhqf 
sar  Neuen  Hütte,  •  einem  geebneten 
putze  mit  einem  Denkstein:  „Thfirin- 
gens  Sängern  gewidmet/'  u.  reizendem 
Blick  aaf  Arnstadt  und  die  Wachsen- 
barg.   Hat  man  dif  Kremitap^e  schon 
besucht,  so  kaun  man  auch  aaf  anderen 
Pfaden  hierher  gelangen ,  z.  B.  an  der 
romantischen  „Bastei  *'  n.  an  „Alexis- 
i^e*'  vorüber,  wo  dem  Dichter  W.  Hft* 
rin^'  o>>erhalb  des  Hopf»Mi{rrundps  von 
seinen  V'erchrcrn  ein  Denkmal  errichtet 
ist;  oder  durch  den  „Fürstenberg''  über 
den  „Rabenhold"  nnd  an  den  „hoben 
Bachen"  vorbei.  Von  der  Neuen  Htttte 
in  sudlicher  Richtung  auf  einem  Fahr- 
wege fort,  bis  auf  der  Höhe  des  Berges 
ein  scliniabn-  Pfad  durch  dichtes  Ge- 
büsch 1.  abläuft  und  auf  einem  freien 
Platze  (1  St.)  mündet,  wo  ein  Steinherd 
an  dieKaireegesellscluiften  erinnert,  die 
xnweilen  hier  gehalten  werden,  u.  ein 
Signalstein  die  Himmelsrichtungen  und 
die  Polhöhe  der  *  Wasserleite  (1552  F.  ) 
angibt,  auf  der  wir  stehen.    Tritt  man 
auf  den  westlichen  Bergvorsprung  hin- 
aus ,  -wo  eine  bedeckte  Hfltte  aus  knor- 
rigen Eicfaenltsten  erbaut  ist,  so  wird 
man  von  einer  Aussieht  überrascht,  die 
zu  <1cn  schönsten  in  Thür,  gehört,  be- 
sonders da,  wo  man  die  Felsenmassen 
des  liittersteius  u.  die  Gartenhäuschen 
erblickt,  die  unfern  der  Stadt  an  den 
Klippen  su  hingen  seligen.  In  der 
Feme  Wartburg,  Inselsberg,  Brfnrt's 
Citadellen  und  die  Kobol schichten  des 
Harzes;  im  Mittelgrund  die  Gleichen 
u.  der  Friedenstein  zn  Gotha;  zu  Füssen 
der  Plaueschcr Grund;  links  Plane  mit 
der  Ehrenbnrg,  u.  im  Hintergrunde  El- 
gersburg. — *  Häufig  geht  man  auch  von 
Arnstadt  am  rechten  Geraufer  hinauf 
\n<^  zum  Dörfchen  tSieyeUjach  u.  steigt 
von  hier  zur  Wasserleite  empor.  Wir 
aber,  falls  wir  nicht  zum  Dörfchen  Sie- 
gdlbach  hiaabklimmen  u.  von  hier  die 
Reinsbcrge  ersteigen  wollen  ,  wandern, 
wie  mühselig  auch  die  Pfade  sind,  auf 


484 

der  hohen  Orftte  des  schroffen  Höhen- 
zuges fürbass,  bis  wir  plötzlich  aus  dem 
Walde  treten  u.  vor  einem  jener  weiten 
Thalkesbcl  stehen,  in  dem  sich  das  Dorf 
Jteiiiife^(HlA2A  F.)  traulich  angesiedelt 
hat.  Jenseits  gipfelt  sich  die  Bemthurg 
empor,  und  gen  Westen  hemmen  die 
Reinftherge,  wie  zerklüftete  Ruinen,  den 
Blick  Sehreiten  wir  bis  auf  den  Zacken- 
kamm derselben  vor,  so  Vxpcrt  das  Gera- 
thai in  seiner  idyllischen  Pracht  u.  am 
jenseitigen  Bergesfnas  das  pittoreske 
StSdtdien  Plaue  Tor  uns.   Dann  gehen 
wir  sftdttStlieh  llher  eine  schmale  Fel- 
senrunge, wo  r.  u.  1.  die  kahlen  Berge 
jählings  abfallen ,  und  erklimmen  den 
höchsten,  flach  abgedachten  u.  berasten 
Kopf  (1955  F.),  auf  wekbem  «asser- 
halb  der  urkundlidben  Zeit  dinReintburff 
^standen ,  ein  gewaltiges  RaubschloBS» 
das  Rudolf  von   Habsburg  1290  7.cr- 
stört  haben  soll.    Es  mag  selir  umfang- 
reich gewesen  sein,  wie  die  W^allgräben 
bezeugen,  die  in  weitem  Ereis  den  Berg- 
gipfel nmaiehen..   Sonst  ist  nur  noä 
ein  kleiner  Mauerrest  übrig.  Hinter 
diesem  ein  prächtiger  Blick  in  die  Tiefe, 
über  blülieude  Auen  mit  Wald  ii  Feld, 
Wiesen  und  Teichen,   besonders  bei 
Abendbeleuchtung.   Tritt  man  auf  ver- 
schiedene Punkte  des  umHbiglicfaen 
Borgkopfes,  so  breitet  sich  die  lange 
Gebirgskette  des  Thüringerwaldes  fast 
In  ihrer  ganzen  Ausdehnung  vor  den 
Blicken  aus.  Noch  schöner  aber  ist  die 
Fern|Jcht  gen  N.  und  W. ,  wo  zahllose 
gtitdce  tt.  Ddrfer  wie  colorirte  Punkte  auf 
elnerLandkarte  erscheinen.  Bauschte  die 
Elbe  durchs  Gerathal,  so  könnte  mau  die 
weite  Rundsicht,  welche  die  Reinsburg 
bietet,  mit  dem  Panorama  des  Gr.  Win- 
terberges in  der  sächi>iächeu  Schweiz 
vergleichen.  Unter  den  Trümmern  der 
Burg  soll  ein  Kaiser  im  goldenen  Sarg 
begraben  liegen. 

Auf  einem  steilen  Pfad  klimmt  man 
über  das  Dörfch.  KUinbreitenbach  nach 
Plaue  hinab  (V,  St.).  —  Wer  nicht  über 
die  Wasserleite  gehen  mag,  fährt  von 
Arnstadt  bis  Plane,  n.  besteigt  von  da 
aus  die  Reinsburg,  die  noch  viel  au  we- 
nig besucht  wird. 


34.  Route:  Von  Arnstadt  nach  Plaue. 


,^  >  a  •  tt  • 

II  I  1 1  II  I 


435 


35.  Baute:  Von  Plaue  nacii  iiiiieuau  und  Elgersburg. 


436 


Em  anderer  Fu$mceg  von  Arnstadt  i  Grand  (Siegelbadi  gcgenftber)',  oder 
nach  Plaae  durch  das  Jonas*  u,  Götzen^ '  auf  dem  ^estUchen  Höhenlage  fort  bla 

thal  i\iini\\EspenfeJd{^.  42 1),  u,  von  hier  Plaue, 
entweder  1.  hinab  in  den  Plane'scfaen 


35.  Bottte :  Von  Plaue  nacli  limenau  und  Elgersburg. 


Plane  j  uraltes  sondersh.  Städtchen 
mit  1000  Einw.,  am  westlichen  Rand 
einer  lustigen''  Thill^vcitnn«: ,  den  am- 
phitheatralisch  emporsteigenden  lieins- 
bergen  gegenüber.  Im  bescheidenen 
Gasthof  „znr  Ebrenbnrg**  die  Postexpe- 
dition. Sonst  hatte  di^  Stadt ,  welche 
durch  wiederholte  Brände  ihr  altcrthüm- 
liches  Gepräge  grösstentlieils  verloren 
bat,  ein  bedeutendes  Salzwerk,  das  je- 
doch im  16.  Jahrb.  einging.  Nor  die 
saHnische  THnftquelte  wird  nodk  im 
Badehause  zu  x\rn*tadt  benutzt.  X'n- 
mittelbar  über  dor  Stadt  (nordwestlich) 
die  imposante  liuine  der  *  Ehrenburg 
(Geraburg),  die  1324  vom  Gr.  Heinrich 
V.  Schwai'zburg  erbaut ,  und  zn  Anfang 
des  16.  Jahrb.  serstört  wurde.  Auf 
dem  Vorplatz  ein  Kranz  majestätischer 
Linden ,  und  ein  schöner  Blick  in  den 
Plaueschen  Gmnd  u.  auf  die  höchsten 
Gipfel  des  Tbürin^erwaldes.  Die  liuine 
hat  lieineu  grossen  Umfang ,  ist  aber 
noch  ziemli^  gut  erhalten,  so  dass  ein* 
zelne  Ränme  —  namentlich  die  Keller, 
worin  Bier  zu  lagern  pflegt  —  öfter  ver- 
schlossen sind.  Die  hoben  INI.Tuern  9  F. 
dick.  Ein  viereckiger  Thurm  ^tarrt 
über  100  F.  hoch  empor  und  ist  in  der 
neneren  Zeit  restanrirt  worden.  —  Die 
Anlagen  des  Seblossberges,  der  sich 
nadi  der  Ponellanfabrik  hinabzieht, 
von  Promenaden  wegen  durchschnitten, 
die  zu  einer  Sommerwirthsfhnt't  mit 
Kegelbahn  und  zu  einem  DenkniHl  füh- 
ren, welches  die  Arbeiter  der  Porzellan- 
fabrik dem  Gründer  derselb'en ,  Land- 
kammerrath Schierbols  (f  1851)^  errich- 
tet haben.  Die  sehenswerthe  Porse2- 
Invfnhrih  Hegt  am  8Üdlich«»n  Aii'^crfing 
des  Städtchens,  und  beschättigi  ,i»H>  Ar- 
beiter. Sie  zeichnet  sich  durch  Eleganz 
V.  Güte,  sowie  durch  die  feine  Malerei 
ihrer  Waaren  aas,  u.  hat  einen  starken 


überseeischen    Export.      0cm  kfinft 
man  eins  der  treft'üchen  Lichtbilder  oder 
einige  Nippflguren  in  der  Niederlage, 
durch  die  man  geführt  wird.  Der  Fabrik 
gegenüber  die  Bierbrauerei  derselbeo 
Firma  (Geh.  Oommersienrath  Schier- 
holz),  die  jährlich  gegen  5000  Eimer 
des  vortreflnicbstfm   Stoffes'*  versendet. 
Das  massive     i  l  anilf  ,  18.'>2  errichtet, 
gleicht  einem  aiteriliumlichen  Schloss 
mit  Bundfenstem  nnd  Zinnen..  Außer- 
dem eine  ehemisdie  Bleiche.  —  Die 
Bergwand,  die  ^ch  hinter  der  Brauerei 
(an  der  Strasse  nach  Liebenstein  ♦  süd- 
westlich hinzieht  —  man  nennt  sie  Kel- 
lerberge — ,  gibt  alsbald  Gelegenheit, 
jenen  Stoff  zu  kosten.    Denn  hier  ist 
eine  offene  Bierhalle,  da  eine  verdeckte 
Kegelbahn,  dort  Lauben  u.  Tempeldien 
inmiHen   freundlicher   Anlagen.  Am 
Fuss  dieses  Höhenzuges  quillt  dj^s  Gc 
sprinij,  eine  mächtige  Doppelquelle,  die 
aus  einem  Erdfall  hervorbricht,  sogleich 
einige  ICühlen  treibt ,  und  nach  kurzem 
Laufe  in  die  „wilde**  (schmale)  Gera 
ansfliesst,  die  sich  oberhalb  der  Stadl 
77 nt  der  „zahmen**  (grossen)  €tora  ver» 
einigt. 

In  der  Nähe  der  Porzellautabrik 
theilt  sich  die  Strasse :  der  rechte  Arm 
über  Liebenstein  u.  Grifenrode  auf  dio 

Schmücke  oder  nach  Oberhof  (folg.  R  ), 
der  linke  nach  Ilmenau  oder  seitab  nach 

Elgersburg. 

Von  Plaue  nach  Ilmenau  (2% 

St.).  Die  Poststrasso  steigt  zum  Berg 
hinauf  nach  Netuiee  (1  St.),  wo  r.  ^na 
Chaussde  über  Angelrode  u.  Gera  nach 
ElgeriAnrg  abzweigt.  Von  Neusiss  ge- 
radeaus n'M-h  Martinrode  (Yg  St.},  -wo 
r.  abermals  eine  Stras.se,  und  zwar  die 
Poststrasse,  durch  den  Martinröder 
Grund  nach  Elgersburg  hinab  läuft. 
Nordöstlich  vom  Dorfe  erhebt  sich  der 


Digitizcü  by  Google 


1 


437 


Se,  lUmle:  Von  Plaue  zur  fichmtcke  m«  nach  Olperhof. 


438 


Veronil-nherg  (Frohnberg)  ,  der  wegen 
seines  Pflaiizenrcielithuins  fiir  den  Bo- 
taniker von  hohem  Interesse  ist.  Auf 
demselben  entspringt  ein  Bach,  der  die 
Eigenschaft  besitzt,  zn  calciniren.  Jen- 
seit  des  Dorfes  schlängelt  sieh  die 
Chanssee  in  vielen  Krümmungen  über 
den  1583  F.  hohen  Martinröder  Berg, 
der,  theils  kahl,  theils  bewaldet,  die  nn- 
miithigsten  Blioke  auf  Elgersb.  u.  den 
Hochwald  gestattet.  Etwa  St.  vor 
X^enan  steht  unmittelbar  an  der  Strasse 
die  ,,Dieke  Eiche'*,  die,  wol  Aber  1000 
Jahre  alt^  in  Manneshöhe  31  P.  im  Um- 
fang misst «.  der  stärkste  B  umi  in  Thür, 
ist.  Der  halberstorbene  Stanun  troiht 
jedoch  nur  noch  einige  grüne  Zweige. 
Gegenüber  ein  Denkstein  nrtt  der  In- 
Bchrift,  die  sich  anf  den  Bau  der  Kunst- 
strasse bezieht,  welclie  man  der  verstör- 
ter on  Grossherzopin  Marie  Paulowna 
widmet  hat:  Marien  Strasse.  Ihr 
Zweck  gemeiner  Nutzen ,  ihr  Name  un- 
ser Stols.  1809  — mr*.  —  Von  hier 
ans  r.  über  die  rodaische  Ziegeihütte 
nach  Ilmenau,  oder  weiterhin  1.  auf 
einem  Abstecher  (auch  zu  Wagen)  über 
Oberpörlitz  (8.  250). 

Von  Plaue  uach  Elgersburg 
(2y,  St.).  Poststrasse,  wie  oben  ange- 
geben, iiber  Martinrode  n.  dann  r.  ab 
in  1  St.  nach  Elgersb.  Unfern  des  Dor- 
fes, wo  r  die  Strasse  von  Gera  herüber- 
kommt, ein  Aussichtspnnkt  (,, Rondel") 
mit  weitem  Gesichtskreis ,  der  ein  um- 
fassendes, scharf  begrenates  Bild  der 
gansea  Vrag^end  bietet  n.  namentlich 
das  elgersbnrger  Sehloss  in  seiner  vol- 
len Glorie  zeigt.  Geht  man,  etwas  wei- 
terbin, von  einem  dortstehenden  Wohn- 
haus (Schäferei)  r.  ab  auf  die  nalie» 
Anh^e  („Schlotheimshöhe**),  so  ge- 
nlesst  man  noch  einer  weiteren  u.  schö- 
neren Snndsehau. 


Ein  anderer  Weg  (jgleichfalls  Obaus« 
See)   von  Nfuai.'i.^  r.   na^h  AiKjelrode, 
Nä};crpr  Fussircij  von  Plaue  über  Hip- 
prrisroäc  nach  Angeirode  (1  St.),  oder 
von  Neusiss,  die  elgersburger  Strasse 
r.  und  die  ilmenauer  1.  lassend ,  gerade 
nach  Eügersburg.    Angelrode ,  Kxcl&\e 
des  Fiirstcnth.  Schw.  Rudolst.,  ein  sehr 
altes  Dorf,  dosscn  Fuhrleute  u.  Citro- 
nenhiindler  eliedeni  weit  nnilicr  zogen, 
hat  einen  hcLoueuKiiehhof,  eiuen  ,,Cou- 
firmandengarten**  u.  ein  gutes  WirChs» 
haus,  das  zum  Theil  in  die  schroff 
abr  nnide  Felsenwand  des  hervorleuch- 
ten den  Weissensteins  hinein  gebaut  ist. 
Dieser  Wefssestcirij  ein  origineller  Berg- 
rücken aus  schillerndem  Musclielkalk, 
zieht  sich  südöstlich  von  Angeirode  , 
hin,  u.  ist  so  seitsam  zerklüftet,  dass  er^ 
wie  von  einem  Brdbeben,  der  Länge 
nacli  gespalten  zu  sein  scheint.  Da- 
durch liat  sich  eine  Sehlncht  gebildet, 
die  8 — 10  F.  breit  u.  an  manchen  Stol-  • 
len  60  F.  tief  ist.    Die  inneren  Wind« 
sind  malerisch  mit  Fichtetf  bewaebsen, 
u.  in  den  Spalten  des  Gesteins  wurzelt 
der  mystische  Eibenbaum.    Man  kann 
die  schauerliche  Kluft ,  die  im  Munde 
des  Volkes  j^Ka^nmerlöcher*'  licisst,  auf 
wildem  Steingeröll  durchwandern,  wenn 
man  sich  nidit  vor  den  Wichtelmünn- 
chen  (Zwergen)  für^tet,  die  in  diesen 
Felsenkammern  hausen  sollen.  Vom 
angelröder  Gasthof  läuft  ein  Pfad  auf 
den  Kamm  des  Berges,  der  mit  Anla- 
gen geschmückt  ist  und  eine  reizende 
Aussicht  bietet.   Will  man  nicht  nach  * 
Angeirode  zurückkehren,  so  schlägt 
man  einen  näheren  Fusspfad  ein ,  der 
beim  „Rondel"  in  die  Chaussee  mün- 
det. —  Von  Angelrode  durch  das  lang- 
gestreckte schmucke  goth,  Dorf  Gera 
(1125  Einw.),  und  1.  ab  in  die  Strasse, 
die  von  Martinrode  nadi  Elgersburg 
führt  (S.  436). 


36.  Boute:  Ton  Plaue  zur  Sehmiieke  n.  naoli  Oberbof  (4-*  5  st.> 


Eine  hödist  genussreiche  Partie 
(durchweg  Chauss^)!  Von  Plaue  ver- 
<b3gt  man  die  Strasse ,  die  im  Thal  der 


wilden  Gera  an  den  Kellerbergen  hin  in 
das  gotii.  Dorf  Liebenatein  (%  St.)  — 
nicht  au  verwechseln  mit  dem  gleioh- 


Digitized  by  Google 


439 

namiji^cn  mcining.  Badoort  —  fuhrt. 
Eine  Burgruine  niit  viereckigem  Streit- 
tliurui,  woriu  noch  einige  Gemächer,  die 
eine  schöneAussicht  bieten,  schaut  ma- 
lerisch ins  Thal  herab.  In  dem  unte- 
ren Neaban  (Unterschloss)  hat  jetzt  das 
Justiz-  und  Kentnmt  seinen  Sitz.  Ehe- 
dem gehörte  <liü  Besitzung  den  Grafen 
yon  Käfernburg,  dermalen  dem  goth. 
Staatsfiskus.  Im  Dorfe  selbst  (500 £iuw .) 
eine  neue  Kirche  im  byzant.  Styl.  — 
Von  Liebenstein  an  einer  Papiermache- 
und Fayencefabrik  (Dornheini)  vorüber, 
in  welcher  Thiergruppen  aus  gebrann- 
tem Thon  gefertigft  werden,  die  von  gros- 
ser Naturtreue  und  doch  wohlfeil  sind, 
nach  QritftnTüde  (%  St.),  einem  gros- 
sen goth.  -Dorfe  mit  1000  Einw. ,  deren 
Nahrungsquellen  Ackerhau  und  Vieh- 
ztu'ht.  Holzhandel  u.  Uolzarbeit,  Pech-, 
l*otJiöclien-  und  Kicnnissfabrikation. 
(sonst  starkes  Frachtfuhrwerk  u.  iiaii 

'  del  mit  Seefischen  und  Slldl^hteu). 
Jedes  Kiemrossbdttchen  bestellt  aus  16 
einzelnen  TheÜen.  Dennoch  eihiltder 
Arbeiter  füi*  1  Schock  solcher  Fässchen 
nur  — 1  Silbergr«,  so  dass  eine  lleissigc 
Familie  tätlich  etwa  ä  Sgr^  verdient. 
Die  Umgt-gcnd  sehi*  reich  an  Vergiss- 
meinnicht.  —  Hier  krenaen  sieh  die 
Strassen:  nordwärts  über  Crawinkel 
nach  Ohrdruf  (R.  38)  u.  südwärts  über 
G-eschrrende  und  Arleshery  nach  Elfjers- 
bury.  Wir  könnten  die  letzlere  ein- 
schlagen, um  von  Klgersbarg  auf  die 
Sehmttcke,  oder  von  Arlesberg  über 

•  Gehlberg  dahin  su  kommen:  so  wie 
man  anch  von  Plaue  direkt  ftber  An  gel - 
rode,  Gera  und  Elgersburg  auf  die 
Schmücke  reisen  könnte.  Da  wir  aber 
diese  Wege  schon  geschildert  haben  (S. 
'269),so bleiben  wir  auf  denjenigen,  der 
von  Grftfenrode  geradeaus  durch  den 
Dörrberger  G^und  führt ;  obgleich  auch 
jene  (besonders  Über  Arlesberg  und 
Gehlberg)  sehr  schön  und  m<•^\f  weiter 
sind.  Von G räfenrode  bis  zur  Schmücke 
oder  nach  Oberhof  (3  St.)  berühren  wir 
nur  das  Dörfchen  Dttrrberg ,  ausserdem 
einzelne  Wohnungen  mit  Gastwirth- 
schaft.  Zwisclien  Gräfenrode  u.  Dörr- 
berg (Ve^^O         kleine  Kolonie  im 


440 

wftldumkränzten     Wiescugrund:  das 
freuiiiliiclie  ,,iSchirarzbur(jer I'oriithaus  " 
uebst  einem  (dürftigen)  Gasthof  und 
einigen  Mfihlen.    Von  hier>  aus  sollte 
man  rechts  einen  kaum  halbstündigen 
Abstecher  durch  den  höchst  charakte- 
ristische!! LfiUsehegruHd  machen,  um  die 
berühmten  *  Mühlsteinbrüche  zu  sehen, 
die  seit  undenklichen  Zelten  im  Gange 
sind  u.  besonders  von  C^wlnkel  aus  be- 
arbeitet werden  (deshalb  „Orawinkler 
^Steinbrüche").  Hinter  den  wenigen  Häu- 
sern, welche  den  Xanien  Liitsche  f'üh- 
ren,  ziehen  sich  thalaul'wärts,  am  Fusse 
des  Biirzel ,  die  Felswände  hm ,  aus 
welchen  das   Gestein  (graulichweisser 
Porphyr  mit  scharfen  QuarzkrystaUen) 
mühsam  gebrochen  wird.  Dadurch  sind 
die  Bergwände  ,  an  deren  thurmhohen 
Geschieben  die  Gerüste  der  Steinbre- 
cher schweben,  weit  hinein  ausgehöhlt; 
wahrend  ringsum  ungeheure  Halden  un- 
brauchbarer Sttine  kftnstliche  Berge  bil- 
den, in  deren  Spalten  sidi  der  Lutsche- 
bach verliert.    Dazu  die  i;r  ttrrschup- 
pen  und  Werkstätten,   das  Hämmern 
und  Klopfen,  die  rege  Get;chüttigkeit  der 
armen  Leute,  die  aus  dem  harten  Stein 
ihr  Brod  graben :  fürwahr ,  ein  originel- 
les, groteskes  Bildl  Die  Crawinkler 
Mühlsteine  werden  nicht  blos  "durch 
ganz  Deutschland,  sondern  weit  über 
dessen  Grenzen  hinaus  versendet.  Um 
die  Stras."se  wieder  zu  erreichen,  gelien 
wir  deus.  Weg,  od.  über  den  interessan- 
ten Waldsberg  (s.  unten)  in  das  Qera- 
thal  aurdck,  das,  vonDörrberg  an  wilder 
u.  enger,  den  Namen:  *DÖrrb6r^6P 
GriUld^  annimmt  nnd  zu  den  schönsten 
Thälcrn  des   Thiiringerwaldes  gehört. 
Zur  Rechten  ragt  der  2176  F.  hohe 
^Waldsberg  empor,   vom  Forstmeister 
Winter,  der  unfern  des  Schwanbargi- 
schen  Forsthauses  unter  Weymouths- 
kiefern begraben  liegt,  zu  einem  park- 
artigen Forste   umgeschafFen ,   der  L. 
Storch  zu  den  Worten  begeistert  :  ,,MaM 
dünkt  sich  wie  durch  einen  Zauberbcblag 
aus  den  thftr.  Wäldern  in  die  Mitte  eines 
heiligen  Hains  versetzt,  in  welchem  der 
rothe  Mann  den  grossen  Vater  anbetet.*' 
Jedenfalls  ist  der  Waldsberg  eine  forst* 


36.Soute:Ym  Plaue  Bnr  BelmtHeke     aaeh  Oberliof. 


Digitized  by  Google 


441 


37.  Route:  Von  Gotha  nach  Arnstadt. 


442 


mSnmsctie  Sehenswllrdigkeit,  wo  die 

kostbarsten  Eichen-  u.  Buehenbestände 
mit  Strecken  vonLärchon.  Woymoiiths- 
kieiern  und  anderen  fremden  Holzarten 
wechseln.  Am  „Bäreustein'*  ward  1G71 
der  letste  Bflr  in  dieser  Gegend  erlegt. 
Kdrdlich  vom  Waldsbergr  der  »»Berg- 
mannskopf,"  ein  Fels  mit  schöner  Aus- 
sicht. —  Pas  Thal  entfaltet  nun  fast 
von  Schritt  zu  Schritt  neue  Kelze.  Hier 
der  „Uiiebacbsbrunneu/*  dort  eine 
Mühle  od.  Pechliütte,  da  ein  Braunstein- 
poehwerk,  n.  daswisiäbeit  derron  bewal- 
deten Bergen  umrahmte  Wiesen^rund 
mit  dem  silberschäumenden  Flüsschen. 
Da,  wo  r,  die  Sieglitz  in  die  Gera  ffillt, 
starrt  f^egieniiber  eine  Felsinnss»-  em- 
por, die  ein  Kaubächloäi^  getragen :  ,jdie 
aUe  Burg."  Hier  ]lluft  r.  eine  ehavs- 
sirte  Strasse  ab,  n.  n.  %  eine  aweite, 
welche  beide  in  mannichfacben  Kräm- 
mnnpcn  d;irch  den  Hochwald  nneh 
Oberhof  tuiireti  (2  St.)  —  Zwischen 
beiden  Strassen,  da,  wo  der  Schilder- 
oder Schnderbach  r.  aus  ehiem  Seiten- 
tiifilchen  hervorbranst,  ist  eine  der  oii* 
ginellsten  Merkwürdigkeiten  des  Ge- 
birges zu  beachten,  nämlich  der  ^^Avs- 
gehrannte  Stein."  Steigt  man  r.  vom 
Thale  aus  auf  wohlgebahnten  Pfaden 
St.  steil  empor ,  so  kommt  man  zu 
einem  zerklQftetenPorphyrfelsen,  durch 
welchen  ein  Stollen  (60  Schritte  lang  a. 
etwa  8  F.  h.)  theils  gesprengt,  theils  ,,g:e- 
brannt"  ist.  Als  nämlich  noch  keine  Wege 
durch  die  fernen  Waldschluchten  führ- 
ten, liess  die  goth.  Staatsregierung  i.  J. 
1700  einen  riesenhaften  Flossgraben  an- 
legen, der  imKehlthal  (V2  St.  unter  Ober- 
lioO  begann,  üb.  d.  Eckardtskopf,  Trag- 
berg u.  m^hre  andere  I*<^r[re  lief,  um,  von 
den  Quellen  und  Bächen  des  Hochgebir- 


ges bewässert,  das  Holz  ans  diesen  un- 
gangbaren Regionen  zur  Schmelzbfitte 
Lnisenthal  (h«M  Ohrflrnf)  zn  tr!i{^en. 
Auf  dem  Tragijerg  mu.sste  jener  Felsen 
durchbrochen  (,, ausgebrannt")  werden, 
damit  der  wunderbare  Kanal,  dessen 
kunstreiche  Sdblangenwindungen  man 
deutlich  verfolgen  kann,  obgleich  er 
la'n^■st  nicht  mehr  im  Hn^vj^e  ist,  auf  dem 
Kamme  des  Oebiri^cs  durchgeführt  wer- 
den konnte.  Auf  dem  Seheitel  des  ausge- 
brannten Steines  schöner  Blick  anfGdbl«* 
berg,  den  Schneekopf  tt.  nach  Stadtilm. 
Rückweg  ins  Thal  mit  reizenden  Aus- 
sichtspunkten,  oder  auch  über  den 
Eckardtskopf  direkt  nach  Oberhof.  — 
Im  (irunde  aufwärts  Gehlher gumnhle 
mit  Ke^itHuration :  ein  prächtiges  Fleck- 
chen Erde!  Hier  IXnft  eine  Strasse  1. 
Aber  den  Steinigen  Hügel'^  (mit  schö- 
ner Aussicht)  nach  fJehlherg  hinauf 
(%^t."),  welche  die  Fussgänger  ein- 
schlagen mögen,  die  auf  kürzestem 
Wege  zur  Schmücke  wollen  (über  Gehl- 
berg 1  St. ;  Siehe  S.  262).  Unsere  Fahr- 
strasse wendet  sich  nun  westlich  und 
macht  einen  grossen  Bogen  um  den 
Diirrkopf  und  Schneekopf  hernm ,  so 
dass  man  von  der  (?ehlberger  Mühle  bis 
zuf  Schmücke  mindestens  noch  2  Weg- 
stunden hat.  Jenseit  dieser  Mühle 
scbluchtet  sich  der  Sehneetiegel  (B.  266) 
empor.  Steigt  man  in  dieser  Schlucht 
hinauf,  so  ist  man  in  l.St.  auf  der 
Schmücke  ;  während  sich  dieFahrstrasse 
um  den  Falkenstein  windet  und  dann 
südlich  durch  den  Schmückegraben  (r. 
der  Gr.  Beerberg)  auf  der  hdästen  Ge- 
birgsflfiche  mundet,  um  1.  (r.  nach 
Oberhof)  mit  dem  R«msteigz.SObmücke 
zu  laufen.    (S.  233). 


87.  Route :  Ton  ftotlia  nach  Arnstadt. 


Eisenhahn:  (8.  115)  über  Neudietendorf 
nach  Erfurt  4  M.  in  42  Min.,  Abf.  7,  38; 

86;  1. 12;  2,  47; «,  4S;  8k  88;  Naohtschnell- 
7.«g  1,  4;  (bis  Neudietendorf  I.  Cl.  17,  TT. 
10,  ni.  7  Sgr.;  hin  Erfurt  I.  1  Thlr.,  EL  17 
8gr.,  m.  18  Sgr.) ;  —  tber  Tr6ttitedt  nach 
BSaamäk  4  M.  in  40  Min.,  Ahf.  6,  48;  8,  41; 


12,  7;  2,  29;  3,  36;  5,  58;  Naclitschnellzug 
2,  21  (biaFröttst.  L  11,  II.  6,  m,  5  Sgr.. 
big  Klaanach  L  1  Thlr.,  IL  17,  HI.  14  Qgr.). 

Po»(  CExperlftion  ntif  dorn  Markte,  neben 
dem  Kathhaus)  nach  Ohrdruf  2  MI.  in  l^St. 
fr.  7|,  ICaehm.  4},  Ab.  7|Dhr,  10  Sgr.;  fiber 
ObFdmf  und  Oberhof  naeh  SSttta  fdUi  7|  u. 


Digitized  by  Google 


S7.Jhvt9:  Von 0#tiuiiiftOli 4ni8tadlt. 


444 


Ab.  4i  Uhr,  IThl»-.  t»S«r.i  nacliSwAl  IThlr. 
7i  Sgr.,  uacb  6cJtl«tuiagen  t  Thkiu  td^ 

—  iMieh  Hildburghatuen  (nur  7|  ühr  ]icNrs4 

2  Thlr,;  —  ülier  Ohrdruf  und  Zella  nacb 
l^  M  i?M/e»  fr,  7|  ühr;  über  Ohrdruf  nach 
GtonjejUhal  2}  M.  in  2|  St.  Ab.  74  Uhr,  11^ 
SgT.  und  nftch  Tambatht  15  8gr.  —  nach 
IHir/crf^/ta«««»  1|  M.  in  IJ  St.,  Nachm.  4Uhr, 
!*  Sgr.,  Friedrichradc  15  Sc^r. ,  Brotterode  25^ 
Sgr.,  BdimaUcalden  1  ihir.  1^  Sgr.  —  nacb 
ZoN^eMabaSI  U.  in  St.  8^  und  10|  ühr 
fr.,  und  S^ühr  Ab.,  ir>  9gr.,  (über  Tonna  fr. 
0  und  Ab.  6  Uhr),  MuJdliauscn  1  Thlr.  — 

Ornnihu >if(i Ji I ■[ t / j ;  nach  Ilc hüiardtbru nrt u n d 
Friedrichrode  Mitt.  12  Ulir,  15  Sgr.  (Post); 
sowie  Nachmittag  8  ühr  45Min.  (vom  Bahn- 
hof aus) ;  —  nach  Ohrdruf  Naehm.  8  Ühr,  9 
Sgr.  (Qa«th.  %.  Propheten). 

Bevor  wir  Gotha  näher  kennen  lernen, 
werfen  wir  einen  ktirzpii  Blick  auf  die  Ge- 
«chichte  de$  gothaische  Fürstenhauuses, 

—  Die  Sdhne  des  gewesenen  EurAreten 
Jnh.  Friedrich  d<^8  Giossniüthigen  (8.  75), 
Job.  Friedrich  der  Mittlere,  Job.  Wilhelm 
und  Joh.  Friedrich  der  Jüngere,  regierten 
nach  dem  Tode  ihres  Yaterfl  (15M)  die 
ihnen  verbliebenen  Länder  gemeinscliafr- 
licb.  AIjj  jedoch  der  Ictzturu  ohneNachkom- 
men  starb,  vereinigten  sich  die  Brfider  zn 
einer  Wecliselregierung  des  in  zwei  Hälf- 
ten getheiltcM  Laitdc-J.  Padurcli  bildete 
aich  die  ältere  guthaitvhe  Linie  unter  Job. 
Friedrieb,  und  die  filtere  weimarisohe  unter 
Joh.  Wilhelm.  Allein  Johann  Friedrich  der 
Mittlere,  der  in  Gotha  residlrte,  verwiekelto 
aich  in  die  Handel  des  wegen  eiue^  Mordes 
geftchteten  Ritters  Wilhelm  Grumbach,  den 
er  an  seinen»  Hofe  schützte*).  Diese 
hochgehen  Händel  zogen  den  Blitzstrahl  der 
kaiserlichen  Ae^t  auf  sein  Haupt,  in  Folge 
deren  Gotha  erobert  8cUoss€hrimmenstein 
geschleift,  Ornmhach  geviertheilt  nnd  der 
Herzog  aelbst  iu  lebeuslänglicher  Haft  ge- 
halten wurde.  Seine  Besitzungen  gingen 
an  seinen  Bmdcr  Joh.  Wilhelm  über  (1567). 
Trv?os«<Ti  wurden  Heine  Söhne  —  Friedrich, 
JoLunu  Casimir  und  Joh.  £rn8t  —  in  das 
vaterliche  Brbe  wieder  elngesetat  (1570). 
Pa  sie  jedoch  ohne  Descendentcn  starben, 
und  die  ältere  goth.  Linie  mit  ihnen  er- 
losch, so  fielen  ihre  Besitzungen  au  die 
Söhne  des  Hersogs  Wilhelm  von  Weimar, 
Frteclrich  Wilhelm  u.  Johann.  Allein  auch 
Friedrich  Wilhelms  Söhne  hinterliessen 
keine  männlichen  Nachkommen;  wogegen 


X.  Deehtteim  histor.  Bomon:  „Grum- 
bach.** 


Johann  sein  Geschlecht  durch  zahlreiche 
Kinder  fortpflanzte.    Sein   ältester  Sohn 
war  Joh.  Philif^.   Dessen  Tochter,  Elisa- 
beth  Sophie,  ward,  als  Gemahlin  Herzogs 
Ernst  des  Fromnion ,  die  Stammmntter  des 
neuen  gothaisobea  Hauses.    Von  Philipps 
Brftdeni  (Johanns  88taaa^  waren  bfs  sam 
J.  1645  nur  noch  swei  am  I»eb«n :  Wilhelm 
und  Ernst.    Biese  theilten  ihr*«  Besitzungen 
so,  daas  Wilhelm  Weimar  und  i:^t  ustt  (SolHi^ 
erhielt.  Dadurch  wurde  Emti,  den  die  Ge- 
schichte mit  dem  Beinamen  „der  Fromme" 
geehrt,  der  Stifter  der  jüngeren  gothaitchen 
Linie.    Nachdem  er  Schloss  Friedcnsteiu 
erbaut,  w&hlte.  erOotha  an  seiner  Residens, 
und  hat  sieli,  al  -  einer  der  edelsten  Regen- 
ten aller  Zeiten,  um  «Stadt  und  Land  so 
hoch  verdient  gemacht,  dass  noch  jetzt 
sein  Name  in  den  Herzen  und  auf  dcnLip- 
peu  des  Viilke-;  leLt.    Nachdem  das  alten- 
burger  Haus  erledigt  war  (1672),  verglichen 
sich  Weimar  und  Gotha  über  desaeik  Helin- 
fall.   Gotlia  wuchs  dadurch  TO  einem  statt- 
lichen Läüderpebfpte  an.   Leider  aber  zer- 
legten es  die  7  Söhne  des  Herzogs  Ernst 
1680  der  Art,  dass  aus  dem  goth.  Hause  7 
neue  Herzogthumer  hervorgingen^  Goth«, 
CnTmr/^,  Meiriiiigen ,  Köuthild ,  Eisenberg, 
liilditurghaiiäen ,    Snalfeld.  —  Uebcr  da» 
HerzogthtM  CMha  mä  AUei^burff  regierten 
nun:    Friedrich   L ,    ein  leidenschaftlicher 
Kriegsherr,  der  das  Hecht  der  Krsf|re^urt 
einführte  (f  ICDl);  der  praclttliebeudu  und 
baulustSge  Friedrieh  II,  (f  17821;  der  gut- 
miitliiKc  Frl'-h-ir}.  ff!  ,  der  mit  Ilillc  seiner 
geistreiciien  Geniuhliu,  der  Herzogin  Doro- 
thea Luise,  die  Drangsale  des  Tjähr.  Krie- 
ges von  seinem  Lande  fem  zu  halten  wiisste 
(t  1772)  ;  ErmtIL,  ein  vielseitig  gebildeter, 
humaner,  gerechter    und  charakterfester 
Fürst,  der  gioh  nm  Wimenschaft  und  Kunst 
bleibende  Yerdieoste  erwarb  und  „einer 
der     wenij?on    Souveräne    war,  welche 
die  Ambition  hatten,  keine  Schulden  zu 
haben  und  keine  Tanaerinnen  an  halten;**' 
Emil  Leopold  August,  ein  genialer,  aber  auch 
Imrockcr   und   dabei  verschwen(!criHrJ)er 
Herr  (tl822);  Friedrich  Ii'.,  der  zur  kathol. 
Kirche  'ftbertrat  und  an  einer  geistrer- 
dü.stenuleu  Krankheit    ohne  Leibeserben 
starb  (li»25|.   Mit  ihm  erlosch  das  gothai- 
sche Fürstenhaus.    Nun  einigten  sich  die 
nftehsten  Agnaten,  Coburg,  Meiniugen  und 
Hilburghmisen,  dahin,  dass  Gotlia  mit  Co- 
burg verschmolzen,  der  Herzog  von  Hild- 
burghauson,  der  Saalfeld  besessen,  mit 
Altenburg  entschädigt  wurde,  und  der  Her- 
zog von  MeiuingenUildbnrghausen  ii.  Sa&I- 
feid  erhielt. 


Digitized  by  Google 


445 


446 


Ootba'^)^  Haupt-  n.  Resid«ii xst.  des 
Herzo^thums  Gotha  mit  16,fi00  Einw., 
<iie  schönste  und  reichste  unter  allen 
thür,  Städten,  auf  einer  durch  freundliche 
Anlagen  gescbrnflckten  Hochebene  im 
Augesicht  des  Thüringerwaldcs ,  ausge- 
zeichnet durch  ilircn  Icbhnften  Verkclir, 


burger  und  ^  v«  risclip»  BiVr;  Drof  Spitze^ 
(Lanz),  afii>i'eum»rktj  Kiemann,  beimKath- 
baufl  ;  Bartell  (mVb  BlertanDel),  am  Markt; 
WirthschalltlAkat mit I$il lar<l  (Albrecht),  an 
der  Ilolzmarktockf  •,  Y.ink  im  Biiilil ;  Him- 
melsjeitor  (Habicht)  in  U«r  (Quergasse  (Too- 
naiieh.BI«r).  Annerhalb  derStadttBcMess» 
haus  (nördJ.)   mit  8tarkbe8ii.olit«m  Vogel* 


ihr  weithin  leuchtendes  Fürstenschloss,    schiessen  (in  den  letzten  Tn^r^u  »Iph  Au 

•1   1  IT,»»  .      ,  „..„4\  .       C!..!.    Ä.:^.  ., 


ihre  geschmackvollen  Bauten  ,  reichen 
Sammlungen  und  gemeinnützigen  An- 
stalten. 

Entfmumgm:  Walterihansea  Kein- 

hardsbrunn  3,  Ohidruf  3,  Goorgentbal  3, 
Arnstadt  5,  luselsber^  6,  äräfentonua  3^, 
liangcnsalza  5  St. 

Gasthöfe:  1.  Rang:  "^Deutacher  Hof  {Si&h- 
1er),  ia  der  Or.  Erfurter  Gasse,  siebt  weit 
vom  Theater,  36  Z. ,  mit  elegantem  Spef.sc- 
saal,  von  10  Sgr.  an,  Table  d'hötc  1  Uhr, 
15  Sgr.,  Mbslüek  7»  Sgr.  —  Zum  Mohren 
(Wunscher),  an  der  8t r.  nach  Langensalza 
(Omnibus  am  Bahnhof),  Tablo  d'böto  \2\ 
Sgr.,  Zimmer  von  10  Sgr.  an,  Frühstück 
6  bis  7|  Sgr.  —  Ztim  HUtm  (Blaufuss), 
an»  Hanptnuirkt    unterhalb  des  Schlosses, 
gute  Küche,  im  Hause  Bierstube,  Wein-  und 
Delikatessenhandlung.    —  Stadt  Ahenbury 
(Kftlins  Wlttwe),  n^ltten  in  der  Stadt,  am 
Neumarkt,  25  Z.  Ä  10  Sjrr. ,  Mittagst.  1  übr 
124  Sgr.  —  n.  Kang  :  ^Zum  Propheten  (Pohl- 
mann), amNenmarkt,  24  Zimmer  ä.  10  Sgr., 
BÜttagstisch  nach  d(  r  Kart«,  Frühstück  5 
Sgr.  —  PretiM.Hof  (Schuchardt),  am  Uaupt- 
markt,  zunächst  der  Post.  —  Stadt  Coburg 
(Lange),  aaniehst  dem  Bahnhof,  sebr  sdtöno 
liege,  dt  m  Oraugengarten  gegenüber,  20  Zirn> 
tner  k  10  Spr.,  Mittagstisch  unch  dor  Kartfe, 
Prühsiück  5 Sgr.  —  rAurin^er/io/  (Klaproth), 
an  der  Allee  nnterhalb  des  Theaters,  15  Z. 
k  10  Sgr,,  Mittagstisch  8  Pffr.,  coburg.  nnd 
bayer.  Bier,  Billard,  Gartensalon.   —  Zum 
SchiUsen  (Joel),  am  Schfitzenberg,  Mittagst. 
Tiacb  der  Karte,  eoburff.  nnd  bayer.  Bier, 
Kegelbahn,  Garton?^alou  und  Gesellschafts- 
Kartea.  —  Sächaiacher  Hof  (Jusat?.),  amKeu- 
mavkt,  oobnrB.  nnd  ander«  fremde  Biete; 
genügt  bescheidenen  Ansprftehen. 

BettanraHonen  und  Bierden:  Im  Er- 

friscbungshause  (Limonadidre)  dasCaf6  na- 
tional, an  der  Promenade  vom  Bahnhof  her, 
am  Eingang  in  die  Stadt  (Billard  und  Ba- 
deanstalt); Caf6  flran^ais  an  dar  Promenade 
unterhalb  drs  Theaters  mit  Billard  xnid 
Garten  j^ier-u.  Weinwirthschaft  (Schott 
Jel»t  Res«)  neben  dem  Theater  (gutes  cO' 

*)  Antiekt  der  Stadt  vom  Seebeiv  an«. 


gust);  Schurers  Itcstauration,  um  Gaiberg, 
über  dem  Scbieasbaos;  »Bahnhof;  Walk> 

müble,  jenseit  de.s  Bahnhofes  (SoUorscho 
l>ampfbrauorci) ;  Restauration  „zur  schönen 
Anssfebt*',  auf  dem  Seebcrgo;  Steinmühle 
(Str.  naeh  Erfurt);  „der tolle  Hund**  (an  der 
Strasse  nach  ReinliardsbniTin V  —  WeitutU' 
hen:  ^Prätorius,  in  der  Schwabhäusergassc; 
Garns,  am  Holamarict.  ^  Condtlersiai:  Ilgen 
I  in  der  Schwabhäusergasse;  Trüschler  »m 
Ilanptmarkt;  v.  Wehi-en  an  der  Kl.  Sl^ble- 
bergai^seti-  und  Quergassoueckc. 

flVisfrmftsaslaMon,  bayerische  nndpreus« 
sischo  im  Minist«  rial^ebäude  (Palais),  be- 
züglich auf  dem  Bahnhofe. 

Fuhrw^Jc:  Droschken  vom  Bahnhof  in 
die  Stadt  oder  zurück  4,  mitOepaek  6  Sgr., 
Omnibus  3  in  l  l  Sgr.,  pr.  Stunde  IT)  Sgr. 
Der  £isenbahudroi>chkeahallor  B.  Doli  fahrt 
alsbald  nach  Jedem  beliebigen  Ortoi^  nah 
und  fern  faccord.).  Andere  G csc  liirrlialter: 
E.  Oelunigen,  Schk-ip,  Gbr.  Bätz,  3^  rTihardt 
u.  a.  Der  Poütütallmeister  MalliukroUt  (im 
Mohren)  besonst  gleichfalls  LohnlUbreii 
nach  allen  Richtungen  ,  und  zwar  (mit 
Chauss^Q-und  Trinkgeld)  nach  Reinhardsbr. 
nnd '  Prledri'ehrode  für  3  Thlr.,  dieselbe 
Tour  mit  Tansbuche  und  Inselsberg  5  Thir., 
auf  längere  Zelt  pr.  Tag  5  Thlr.  (f)lino 
Ohanss6c- und  Trinkgeld  und  mit  ermässig- 
ter  Verg&tnng  der  Rikckfahrt).  —  Lohndie- 
ner und  Fremdenführer:  A.  Möller,  Oehmig 
u.  n. ;  Packiräger-Iustitut  nachtTarif  (Gebr. 
Bätz).  —  . 

BUdnmgsanataUen .*  Gymnasium  Im  Tei^In 
mit  Realschuli'  (Dir.  Dr.  Mar^inardt),  Schul- 
lohrer-Seniinar  (Dir.  Dr. Schmidt),  Handols- 
lehranstalt  (Röhrig),  Seminar  für  Kinder- 
gärtnerinnen nnd  Volkslehrerlntten  (Köln- 
ler) ,  Of'wcrboschnlc,  höhere  Töchterschulo 
(Dr.  Fulluer),Bürger8chule  (Dr.Ncudecker), 
Landwlrthschaftsscbnle'(Peter) ;  Freischule, 
Carolinenschule,  Köhler'g  Kindergarten, 
Privat-Erziehungsinstitnt  für  Töchter  (Frl. 
Alix  Ilunibcrt) ;  Baugewerbeschule. 

OemehmaUiriffe,  ßtiftuntjen:  FBmrwnteh«- 
run{f*banl;  1821  v.  C.W.  Arnoldi  gegründet, 
die  bedeutendste  und  solideste  fn  Detitsch- 
laud,  Jabroseinnahmo  über  2  Hill.  Thlr., 
Ausgabe  1,700,000  Tldr.,  hatte  im  letzten 
Mfo  einen  Vebarsofanss  Ton  90MSS  Thlr. 


Digitized  by  Google 


447 


RwU:  Tob  Ootlift  naeh  Arnstadt. 


448 


un<1  znlilt  f!7  Vi'nc.  Dividende;  —  Lehennve^- 
aicherungsbank,  1827  von  demselben  Arnoidi 
gest.,  dift  Iwdentondit«  eontinentoter  BfA' 
tiatik,  üborragt,  wns  Summen  (übor  -13  MI  11. 
Thlr.)  «nltiMgt,  alle  undcron  derartigen  An- 
stalten Deutschlands,  und  was  die  Zahl  der 
y«nleherten  (25,881)  Vetriffl,  s&mmtllche 
Anstalten  Europa'»,  BankfoTulslS  Mill.Tblr., 
88  Proc.  Diviflende;    Gotli.  Privatbank  (5^ 
Proc.  Dividende);  LandeacreditanBtftlt  niMl 
AbldflnngskasM;    G«werbebank    (8|  Proe. 
Dividendr);  Sparkas!?e  mit  Ausstcnerkasse, 
die  VOM  ihren  Ueberschüaeeu  neue  Hauser 
für  unbemittelte  Micthslente  baut;  AiMteU 
tnr  Rettung  silUich  vorwabrloater Knaben; 
Irronlu'ilanstnlt;  Marienpflege  (Kinderltfil- 
anstalt);  Frankenbergsche»  Krankenliaus 
etc.  —  Verein«:  Frelroftnrerioge  f „Ernst 
snin  Oompass"),  an  der  Erke  der ?chn(/.<iii- 
allce  fiber  dem  (iastliof  zmn  Scliüt/.en  ;  In- 
nungshallo;  Kunst  verein;  Aktiengesellscliaft 
f&T  Batmreaen  (eine  Anstalt  bis  Jetst  elnaig 
in  ihrer  Art)  nebst  zu  erbauender  grossar- 
tiger Fabrik  für  Bau-  u.  Möbelhölzor  (beim  j 
Babnh.);  Schützenverein;  Turnverein  mit, 
neuer  Tnrnlialle  Ar  5000  Tblr.;  mebra  Slng- 
vcreine;  Gcachwornen  -Etitschädigungsver- 
ciri;  Bildungaverein;  Gewerbeverein;  land- 
wirthsclianiicber  Verein;  GaHen»  und  8el- 
donbanvoreln;  mltteldeutscljcr  Pferdeaucht- 
Verein;    Vorscbus^^-Vorein  Frauenv^'-cin 
für  Armen-  und  Krankenpflege;  Arbeiter- 
Terein;  Tagldbuerverdn  oto.  — 

J<mmalUtii:  Gotfa.  Zeitung  mit  Bcgle- 

rungsblatt  (stobt  im  173.  Jabrgang  und  i.st 
eins  der  ersten  periodischen  Blätter  in 
Deutschland),  Bmal;  Goth.  Tageblatt,  6mal; 
Wochenblatt,  Imal;  Uhliohs  Sonntagablatt 
für  freie  Gemeinden;  Geizers  protest.  Mo- 
natsblätfr ;  Petcrmauus  geographische 
Mittheilungt^n;  Deutsche  Schttsan-  und 
Wehraeitung. 

Sortiment  shuchhandlungen  :  Thionemann  — 
Gläser  —  M&ller  —  Opetz  (mit  Vorlag), 
3  Leibblbllctheken»  SMuslkalien-LeibbibUo- 
theken,  3  JJudtdntekertie»  (die  altberühmte 
Engelhard -Heyhersche  mit  vortrefflichen 
Einrichtungen,  die  StoUbergsche  und  dia 
Gramersche).  * 

Theater  (ausgezeichnet)  in  den  Monaten 
Januar,  Ffbr. ,  März,  April  (\vährend  der 
iibrigen  Monate  in  Coburg):  Sonntags  (stets 
gr.  Oper),  Montags,  Mittwochs,  Vreitags. 

nanhjeachäft«:  GoOi.  Privatbank;  Bmat 
Völker,  dem  Oraiifrfntrnrtf^n  gogonüber; 
Stephan  Lenheim,  am  Neuinarkt;  Uugo  A. 
Hopf. 

Badeanttallen  im  OafK  national,  in  der 
Leinm6hla  am  Park  (WaUanbidar)  wid  b«l 


K.  Erbe  In  der  Langengaasi!  mit  warmen 
Wasser-  und  russisclsKn  Dampfbadern. 

PAdo^rapAiMJbe  illsRers  aa  darBabnhofii- 
Strasse  und  neben  dem  CAf6  fran^ais. 

Haarachneidekabinette:  Wicgk  neben  dem 
Theater,  Jahn  und  Herrmann  in  der  Quer» 
gasse,  Trostbach  in  der  M&nohelsgasae, 
Welker  in  der  Neuengasse. 

Industrie:   Gotlm  ist  Thüringens  com> 
mercionelle  Hanptpulsader.    Schon  durch 
die  oben  erwfthntcn  Verslchen^gsanstalten 
fliesson  enorme  Gfldsummen  hior  zn.sammen. 
Uebrigens  concentrirt  sich  die  Verkehrs- 
thätigkeit,  mit  AusnabmO  der  gerftncherlen 
Fleischwaaren,  nicht  auf  einzelne  Erwerbs- 
brancb''n,  sonnorn  verzwr'igt  sich  nach  allen 
Seiten  iiiu.    Auch  auf  da:«  Fuld  der  Wissen- 
schaft und  Kunst.    Sonst  florirte  der  r«r* 
lagsbtichhandel,  wie  in  keiner  anderen  thür. 
Stadt.    Noch  jetzt  wird  selbiger  durch  die 
Firmen  F.  A.  Perthes  (thuolog.  Literatur  mit 
orthodoxer Blchtung)  und  J- Perthea  (geogr. 
Literatur)  sehr  ehrenvoll  vertreten.  Der 
goth.  Uofkalouder,  der  wegen  seines  fabel- 
haften Absatzes  die  Hauptreranlaaaung  der 
sog.  Taschenliteratur  wurde,  feierte  1868 
sein  lOOjähr.  Jubiläum;  während  der  »einer 
Zeit  berühmte  „Eeichsanzeiger"  (Allgetu. 
Anxelger  der  Deutschen),  der  Yorganger 
aller  späteren  Volksblättor,  nach  den  Stür« 
men  dos  Jahres  1848  einging,  da.i  bcckor- 
scho  „Noth-  und  Hülfsbüchleiu^'  aber,  dan 
unerreichte  Vorbild  aller  späteren  Volks» 
biicber,  die  es  im  Gefolge   hatte,  noch  in 
gutem  Andenken  steht.    Vornämlich  ist  es 
die  181G  gegründete  Geograph.  AmlaLt  vom 
Juatm  Ptfthe»,  die  sich  sum Mittelpunkt  des 
geograph.  Verkehrs  und  zu  einem  weltbe- 
rühmten Institut  der  weitgreifenddten  wis« 
senschafUf oben  Bedeutung  em  porgeschwun- 
gen.  Seine  Atlanten  und  Karten  sind  über 
die  ganze  Erde  verbreitet.    Die  Rednntinn 
derselben  ist  gegenwärtig  in  d^n  Uauden 
des  Br.  A.  Petermann,  utihrend  an  der 
technisch.  Ausführung  der  grossartigen  ün« 
ternclimnng'«n    die  geschätztesten  Kamen 
(Berghaus,  Diez,  Menke,  Sydow,  Vogel  ©to.) 
th&tig  sind.  —  Als  technische  Künstler 
di'irfon  auch   die  Zahnärzte  (namentl.  Dr. 
Heinzcmann)  erwähnt  werden,  die  weit  und 
breit  gesucht  »ind,  sowie  der  Mechanikn4 
Ausfeld,  der  auf  der  londoner  Auaatellnng 
die  erste  Proismedaille  erhielt,  die  Tunlm- 
mentewnacher  Münk,   Langenhan  und  Arft, 
die  Lttkographen  Hellfahrt,  Spätzel,  Keppel 
u.  a.  —  Die  Porzellanfkbr.  (Hennebers)^ 
ausgeaefchnet  durch  ibro  grossartigon  Ar- 
tikel von  seltener  Reinheit,  edler  Form  u. 
feiner  Malerei,  b&lt  jede  Goneurrans  mia. 
Bedattteada  Bunkalrftbeii-Zuakerflabrlk  (Ar- 


-d  by  Google 


1 

■ 


f 
i 


.1 


f 

•J  Digitized  by  Google 


V^rinstubrn  runiiitAmeii 
ZfPn'itorius        fi  33  Unm 
^-r  Garns  E'i  thTrvuMer 

•^rapli.Bur.  M  57  Tost 


<  »0 .1  rhi  o  s«  .Res  rnsrtian  .ivITn^nüp 
?S  Fminaiin-rlty^elgruM ^lBftnfaJtß2 
'9  l^nitiufshalU  /  /  B% 

Z9  KunsUetYin  ( Ora/^  d^rt)  -OS 

31  SfhtitTentutf   f  | 

«2  TttTtifltUM.  .  .  .  M 


J.finfHÜ 


H 


Bililun^s-  Anslultni 

Oymnasitim  Ej  31  lYiv  Krzieh . /ns/i4ut 

•hrrr  Seminar  u,  furTb'ehler  Fij 

Brtugtwei^-nihulf         H3  VlMbtuve  TocfUfntfiulef.'ii 
flji/uMstehi  -Jnft  (  FLiS  •         i9  Bn/^eneJiiilf  Ki  1 

3i  Serm/ittr pa-  Kinderyarlneriiieft  'tOl'iirijlinfnsthuU  H'u 

u  VolkflthrepinAen  £3  ^Ftvistiiiile  -    Fsj] 

S*Landihr(h3chaß.S{hule    M«     Köhlers  fumdfrrfarUnAji) 

Handf>Iu.lniiiistn*c  OnVniJ.üt'hände 
HsFeuijrx'ersithfrun^ß     SkMargatvtkfn  KuxittV. 

V^Lfhengvrrtiehfrtin^n.    X Kttthol . Kiithr.  .... 

Bank  HS   

VkGoth.PrivatlHtnk     64  SfUfkLms Frieden stemFSii 

  58/<ir*  P7ji2 

hS.fHsliiJ  Ferthes  Ä  (fnm^rir  GJ 

(if4>grnfih  .inst .       Wt  WPahtis   H« 

titHellfarth  Ltüt.AtulI'LBlMarsUiU  6«! 

t2SMj>$sFrieJri(tisthti  /H.1 


1*8 Müller         ('>ij  IS  b^nathhaus  CS, 


SoFitru'Uun  Fahr 
bi  'Lütke  rFahn 
XTabakjfFiibr 
'SiJfaSflu/ten  Fabr. 


BiThealM-   M 

Ii   

H2  61  Sternwarie  G7 
WXilla  ( vLtu'sen )..  C9 
Hi.ltelierävs  Malern 

Jaeuby  HS 
Lukas  Kru^at^i  H»Tl3i\ 
1^  Antoldübenkin .  Ü3 
WurslKabr. 
71  Mierlmth  VS 


I     72  Ä<;W<v 

Rieftiann  (PI  is)  '* 


1ZCk.Rudolaf 


tstaltra 

ri  tt 
t.  P7 
 «» 


8 


Digitized  by  Google 


449 


37.  Route:  You  Gotha  nach  Arnstadt. 


450 


Qoldi  QDd  CompOi  Tabaksf.^brik  (Arnoldl,  Lingerichtet  15ß7);  V.  W.  Döring,  Pbilolog 
Bi)hner  und  Comp.)*  Neue,  Eiseiigiesiiorei  (f  1837);  K.  fickhof,  Vator  der  deatscheu 
uud  Maschioen-Fabrik  Ton  Bonanck ,  Han-  '  Schauspielkanat  (f  1778) ;   J.  t.  Encke,  Di> 


«•n  nnd  Comp.  —  Eines  besonderen  Rufes 
erfreut  slcli  »He  Gothaer  Wvrnt  (Collectiv- 
uatne  für  alle  thür.  Fleisch waaren),  die  in 
sroMen  Qnantiliteb  yemndet  wM.  Am 
»Htn  bei  Awarbacb,  Köliter,  Riemaun, 
Ohr.  Rudolph  und  Srh^7i!<  Hie  meisten 
¥l«iaohar  lassen  gegenwärtig  ihre  Waiirea 
mfkrofkoptaeh  iinteirfltic1i«n ,  um  Ihre  Knn^ 
den  gegen  Trichinen  »ic)i<>r  zu  stellen. 

GcnchicMliclte».  üih'«  J.  900  war  G.  ein 
Dorf,  das  dem  Stifte  Hersfeld  gehörte  and 
▼OB  dieeem  erweitert  und  mr  •lnA>  eihe- 
Ven  wurde.  Daher  der  hersfi^der  AbtGott- 
linrdt^  dessen  Bildnis^  fttif  den«  3Iarktbran- 
neu  steht,  Gotha'»  ächutssheiligur.  Landgr. 
Hermnon  ]»etrieb  4en  Wiedeniiifbnn  der 
1207  durch  eln<^  Feiiorsbruiist  efn^roS-^clicr- 
ten  Stadt.  Albrecht  der  Entartete  baute 
das  feste  Schloss  Grimmenstein ,  dM  in 
Jen  UmmbacheolMli  Hin*itn  feeebleift 

wijrdf.  Lanrlpr.  BaltliftsJtr ,  ilnr  zuweilen 
auf  dem  .Grimnieusteiu  roüidirte  ,  lie^is  den 
kmitretchen  Iieinakanal  anlegen  (1360), 
welcher  von  Emst  dem  Frommen  durch  den 
Apfelstedtkaniil  vfrstäikt  wurdt«  fS.  19), 
und  in  Tordeckten  Stollen  durch  alle 
Stmatek  geleitet  let.  Beraefbe  ««riMMit» 
8e|iloM  Triedemtein  und  erhob  fiotha  snr 
hieibendon  Residenz  (1610).  Dio.  Festungs- 
werke, welche  die  Krol>erung  der  .Stadt  in 
4en  Ormnbnchsohen  Hindeln  niebt  Terbiu- 
<1crt  hatten,  wunlen  unter  llorzog  Ernsfir. 
abgetragen  und  di«  W;illsrtH!>en  vom  Her- 
zog August  in  ParUau lagen  verwandelt, 
tfem  SriAMben  de«  fsMh.  nretenbiMi* 

flS?,'))  residirt  der  ITerRog  von  Coburg 
nyr  während  einiger  Wintermonate  (Jan. 
bie  März)  in  G.  Indessen  hat  die  Stadt  90 
Tiel  selbststündfgü  Lebensfähigkeit,  dMS 
der  Verlust  der  fürsHiclu-n  iflinlfuig  we- 
niger, als  anderwärts,  empfunden  wird.  — 

Wie  «D  grOBsartigen  AnstslCen  Ar  Wla- 
MMdMft,  Knnst  und  Yoilraipohllliliii,  ae  ift 
ö.  anch  an  btrlAhmifn  Männem  so  reich,  wl« 
kaum  eine  andere  Stadt  von  gleichem  Um« 
feng.  Wir  nennen  Ton  denen,  welche  aUda 
geboren,  gelobt  und  gestorben:  K.  W.  Ar- 
noldi,  fSründor  der  Lehens-  und  Feuerver- 
sicherungobank  (|  1S41) ;  B.  Z.  Bedker, 
'VolkasehriffMteller  („Leiden  und  Freuden 
in  fntnzö.i^chcr  Gefangenschaft«'),  f  1822;  G. 
Benda,  Erfinder  dea  Melodrnma  (f  17y5); 
V.  L.  Benda,  dessen  80 hu  (g«b.  1^46);  J. 
Btumenbaeb,  Arst  und. Naturforscher  (geb. 
l?'*?^;  L.  Böhner,  Kompon.  (t  K.  0. 

Bretschneider,  Generalsup.  (t  1SIH\;  Vhr 
9rl&olEV  Kanzler   (in  den  grumb.  iiaudelu  1  Gotha. 

FiUirer  durch  Th&riBg«ii. 


rcctor  der  Sternwarte  (1917  bis  SS);  H.  tob 

Friemar,  etnor  der  gclrlirtrstm  Mf'nicbe  des 
14.  JUihrh.;  G.A.Galutti,  Uistoriogr.  (tlSSS); 
SaL  fllass.  Theolog  (f  1658) ;  F.  W.  Gotter, 
Dichter  (geb.  1746,  f  1797);  Fr.  Jucubs,  Hu« 
mani-t  fp^eb  17'U,  f  1818);  A.  M.  Ifllaud, 
Scbauüp.  )Vtll)  \  F.  Oh.  Kries,  llaturforscher 
und  Mathem.  (f  1849);  A.  ▼.  Lindenau, 
Staat.smiinn  u.  Astron.  (1801  bis  1885);  Chr.V. 
Löfln»*r,  nenerals.(f  1816) ;  Fr.  Man  so,  Hnman. 
(1785);  Malianas  Bufas,  Human,  im  15. 
^hrhk«  Justus  Menlus  und  Vr.  MjIcoBian» 
Saper.  sur  Reformationszeit;  Fr.  Perthes^ 
Begründer  der  BuchhandL  F.  A.  Perthes 
(t  1843);  H.  A.  Reichardt,  Schriftst.  (geb. 
17Sf,t  1888);  AfHombertr*  Compon.  (flBBl); 
Vnl.  Bost,  PJiiTu!  (t  18ß2);  Veit  Ludwig 
von  Set  kendorf,  Kanicler  (1664) ;  J.  Schud»- 
rufT,  Kauzelredner  (geb.  1766);  St-hllchte- 
gnnU,  Bftiieftbefcar  <1801>;  L.  Spobr,  Con* 
certmelstt  r  (  !Mri) :  M.  A.  v.Th&mmcI,  Bich. 
Ut  (t  1817);  «•  Voigt,  BoUniker  (geb. 
1784);  Wachler,  Histor.  (geh.  1787);  WBste. 
mann,  Philol.  (t  1857) ;  Fr.  v.  Zach,  Direct. 
dor  Storynvnrtn  flMl?).  —  Namlmfir  Pcrsön- 
]ichkeiti>n,  die  g»genuiärlig  in  Gut  ha  lebend 
DliMer  A.  Bube;  O.  Freytag  (Soll  und  Ha» 
ben);  der  deutsnbeOdysseusFr.Gerst&eker  ; 
LandsoliHf  sinnier  Gurlltt ;  Hansen,  die 
erste  Autorität  der  phys.  Astronomie  (dessen 
ScIiwiegPTSohn,  der  amerlken.  Tourist 
B.  Taylor,  Gotha  als  acin«^  zweite  Heimath 
betrachtet);  MhUt  K.  .Tncolm ;  Gymnasial- 
IMr.  Marquardt;  von  Mey«m  -  Hohenberg, 
Dichter;  Veudeeker,  Tlieelog  und  Pidagog; 
A.  Pcterniann,  O«  ograph  (und  (Hf  oben  ge- 
nannten Kariogrnplion) ;  GentTalsup. Peter- 
sen; Prof.  Kegel;  Patiagog  Schmidt;  Ober* 
bofprediger  CSehwan;  Dichter  Tempeltey; 
Joiiriinli'^t  Walesrode  11.  n.  Als  Autorität 
der  Immenkonde:  Baron  v-  Berlepsch; 
Apfelweindoctor  Pefsch.  Auch  wird  von 
der  als  Heilkünstlerin  bekannten  Frau 
Grnf  (Inhaberin  des  Schwefelbades  bei 
Langeuüalza^  sowie  einer  Badf^anatalt  in* 
Schleia)  die  Srriebtnng  einer  Badeanstolt 
(in  Siebleben)  Torbereitot. 

Sehenawürdü/keüen.  Wanderung  vom 
Bahnhof  ans  *).  Alsbald  r.  die  bedeu- 
tende Kimtt-  n.  BtuUhUgärinerei  W, 
Müller  mit  reichen  Pflansenschätzen .  So- 
dann eine  Beihe  gescbmackvolier  Nen- 


^ )  Siebe  den  beigegebenen  Plander  StaiK 

18 


Digitized  by  Google 


451  37.  3mUs  Y«b  ilAiliA  MCh  Anutadt 


Vauten  mit  Gartenanlagen.  An  dor obe- 
ren Ecke  der  Bahnhofsstrassc  1,  da«?  ^oss- 
artige  Gebäude  der  Lf  hensversicherungs- 
ffank.  Danebeiiderherzogl.iVa7*«iaZi^  der 
^    einßm  Ffirsteoscbloss«  gleicht  Gegeo* 
ftber(«.d.  Strasse  naeb  Olurdnif)  das  be* 
scheidene,  im  Styl  einer  italienischen 
Villa  erbaute  Palais,  worin  der  Herzoj; 
bei  seinemAufenthalt  inGotha  zu  wohnen 
pflegt,  mit  ang;efügtom  Glashaus  (  \Vin- 
tergarteu)  u.  einer  wertli  vollen  Sammlung 
uatter  Gemilde.  Unterhalb  desselben  da« 
AlelierdeslIalersJaeobs.  VomBMkol 
gefadeaus  durch  schöne  Lindenalleen  auf 
einen  freien  Platz.    L.  der  herzogliche 
*  Orangeriegarten  j  in  dessen  GewKchs- 
häuscru  der  Kunstverein  seine  Gcrnul- 
deanssteUoDgen  lifilt  (Entr^e  5  Sgr.). 
Leider  bat  die  Orangerie ,  die  an  den 
grössten  und  prachtvollsten  in  Deutsch- 
land geliörto,  seit  Jahren  sehr  gelitten. 
Von  der  obersten  TerrAssc  ,  unfern  des 
versteckten    ,,Theeschlüsschens" ,  ein 
reizender  Blick.    Dem  Orangeriegarten 
gegenüber  Scbloss  Frieirieluthal ,  nach 
dem  Küster  von  Versailles  erbaut,  aber 
selten  bewohnt.     Daneben  fuhrt  die 
lindenbepflanzte  Strasse  nach  Sieblolion 
und  Erfurt  rechts  hinab.    In  derselben 
die  Geographische  Anstalt  von  J.  Fer- 
ikea,  nnd  weiterbin  die  ^orxella^abrik. 
Dem  Gasthof  snr  Stadt  Coburg  scbrUg 
gegenüber  abermals  ein  herzogl.  Palais, 
worin  das  Ministerium  seinen  Sitz  hat 
lind  die  Telej2:ray>h<  iidrähte  zusammen- 
laufen.   Gleich  darauf  wieder  ein  freier 
Plate  mit  plätschernder  Fontfine :  1 .  das 
Cafi  national,  geradeaus  awei  niedere 
HSusur.  im  römischen  styl  erbaut  und 
vom  Bildhauer  Doli  mit  mythologischen 
Basreliefs  n"epehm!ickt ,  r.  Parkanlagen, 
*  Jenseit  der  romischen  Häus«r  r.  die 
Fcuerversicheruugsban^,  1,  ein  Bowlin- 
green  mit  Fontfiie  u. '  etwas  weiter  tra- 
ten, auf  dem  Eckboilsplatz,  das  statt- 
liche ThetUer,  welches  1839  vollendet 
wurde  und  an  der  vorderen  Säulcngal- 
lerie  <Iie  Nameu  der  gefeiertsten  Dich- 
ter ,   Kompouisten    und  Schauspieler 
trägt.  Die  Coburg. -gothaisebe  Hofbflhne 
rivalisirt,   unter  Aegide  des  Hersogs 
^mst,  d«ir  bikanntH^  selbst  als  Qpem* 


45^ 

komponbt  aufgetrf^ten ,  mit  den  bette» 

derartigen   Knnstanstalten   und  weiss 
die  gefeiertsten  Namen  (Tenorist  Keer, 
Scliauspielerio  Versing-Hauptmann  etc.} 
zu  gewinnen  und  m  fesseln.  Unter- 
batt»  des  Tlieaters  ein  dem  verdienst' 
vollen  Kaufmann  E.  W.  Amoldi  errich- 
tetes Denkmal.  —  Gehen  wir  nun  1. 
durch  die  „Grosse  Erfurter  Gasse'*  an 
dem  neuen  Gerichtsgebäude»  in  welchem 
dasGeöchwomeugecic^t  seine  Sitzungen 
biUt,  Yoxflber  auf  den  „Neumarkt'S  wo, 
von  dlditen  Linden  besäiattet,  die  j/ar- 
garethenkirche  stehty  mit  einem  schönen 
Portal  und  dem  höchsten  Thnnnc  der 
Stadt,    von  dessen  Galerie  eine  rei- 
zende Vogelschau.    Vor  der  Kirche  ein 
schöner   Springbrunnen.  «Geradeaua 
durcb  die  «JClebie  Erfurter  Strasse*^ 
auf  den  langen  MarhtpU/i»,  der  Steh  aum 
Sclilosse  Friedenstein  emporzieht.  In 
der  Mitte  desselben  das  f^rosse,  neuer- 
dings restanrirte  Rathhatts  mit  vielen 
neu  errichteten  Kaufhallen.     An  der 
oberen  Ecke  des  Marktes  r.  das  Xaiid- 
achqfUhaus ,  worin  der  Landtag  seine 
Sitzungen  hält.     Gegenüber,   uu  dw 
linken  Ecke  der  „Kleinen  Siebleber- 
Gasse",  das  Haus ,  welches  einst  dem 
Maler  Lttkas  Kranach  gehörte  und  her- 
naeb  Ton  dessen  Schwiegersohne ,  dem 
Kanzler  Brttck,  bewohnt  war»  jetst  aber 
der  höheren  Töchterschule  Ängeräumt 
ist.  —  Wenden  wir  uns  r.  durch  die 
Sundliäusergasse,  so  kommen  wir  auf  den 
Mykoniusplatz.    Hier  steht  die  Angu- 
ttinerhirche ,   worin  eine  sehr  schöne 
Orgel  und  ein  kolossales  ^  AUarhüd, 
welches  der  Hofmaler  Jacobs  seiner 
Vaterstadt  verehrt  liat.    Nördlich  der 
Kirclie   das   ehemalige  Augustincrklo- 
sK'r,  welches  später  in  ein  Gymnasium 
verwandelt  wurde,  das  lauge  Zeit  als 
eins  der  ersten  in  Deutschland  galt.  Im 
Vorhof  das  Denlcmal  des  Geneiralsaper. 
Loffler.  Südlich  der  Kirche  das  Snpeirfai* 
tendcnturgebäude.  Hinter  demselben,  auf 
dem  Suudhäuser  Wall,  die  neue  Bürger- 
schule,    welche   30,000  Thlr.  kostet. 
Schräg  gegenüber  r.  die  Kaserne  mit 
grossem  Exereier|>Uts.  —  Gehen  wir 
1.  aufwftrtSj  am  PajaKS  deslHerso^  voa 


453 


31,  Jtoute:  Von  Gotlia  nach'  Arnstadt. 


454 


Augnstcnburg     (Schleswig- Holstein?),  [  dJ«  aus  €k>ldbl«eh  eetrlebM«n  Deckel 


der  häutif]^  in  GoUui  lebt,  und  am  Beal- 
gymnasium  vorüber ,  so  gelangen  w  ir 
sofort  in  die  umfänglichen  Parkaiilngen, 
die  den  hochragenden  *Fried6ii8t6iii^ 
•Id8  der  grdssten  Soblftsser  in  Deutsch- 
Uuid  (1^48  erlMbiit),  nmgcAieii. 


nift  E(lel>4teinen  vorziert.  Die  Urkand«, 
worin  Ludwig  dpm  Bärtigen  die  Lnii.e  ge- 
schenkt wird,  vom  J.  1039.  Ein  kobtbÄree 
Brevier  v.  J.  1490,  d«s  Kaitter  K«rl  V.  be- 
nutzt haben  soll.  TAu  Kvangelienbuch  vom 
J.  1532  mit  vielen  farboniMfiri.ritrf'Ti  liii- 
dem  Q.  T.  tt.  ~ 


Heben  der  Bibiiotliek  da.» 

T^.     n  „  w       i     ...  j       ^     ^  I  ■^"«»»«*aMMet,  dus  nur  nach  vorberiser  An- 


ist  elnee  limireren  Bosnohe«  wertb.   WUl  ' 

man  ullen  ScIiHt/.fii,  die  es  birgt,  auch  nur 
oino  kurice  Boat  litunp:  schenken,  so  reicht 
kaum  ein  Tag  dMxu  aus.  Das  Gebäude  selbst, 
ein  plninpef  kelosmlee  Tieraek  mit  8  Flü- 
geln 11.  2  Tliürmen,  das  einen  grossen  öden 


sten,  die  überhaupt  oxistiren,  indem  es 
über  75,000  8t«ck  Mfinsen  ans  rtlen  Ländern 
enthält  und  zwar  von  der  Zeit  der  grieehl. 
sehen  Kepubüken  und  AlexaiKler  d.  0.  nu. 
Ausserdem  17,000  Schwefelabdrücke.  Im 
oberen  Stoekwerk  des  weatlfclMn  Scblosf- 


r."rr'Är'ir!ir'r:,5:;- «i-'!  -  ^^^^^^^^ 


fang  nnd  seine  ikst  zablloseu  leuäter. 
Aus  diesen  Fenstern,  aber  ancb  schon  von 
der  hohen  Terrasse,  auf  welcher  das  Schloss 
prangt,  blickt  man  auf  der  einen  Seite  über 
die  Stadt  hfnveff  ins  efTane  Land,  auf  der 
asdenm  bis  zur  waldigen  Gebfrgakette» 
l>ennoch  ist  es  in  den  einsamen  HaHi^n  nud 
in  den  langen  Oorridors  fast  nnheimlich, 
seit  der  f&rstliohe  Olans  darin  erblieben. 


des  Archivrathos  Ilnbo.  Es  wird  am  meisten 
besnolit  und  livalislrt  mit  dem  grünen  Ge- 
wölbe in  Dresden,  indem  aa  an  fiOOO  Nnm- 
mern  der  soUensten  Kostbarkeiten  u.  wt  rth- 
vollsten  Kunst-  und  Alterthünicr  enthält, 
«.  B.  geschliffene  und  geschnittene  Öteine, 
Mosaiken ;  ethnographische  vüA  hiatorisehe 
OcrSthe,  Kleidungsstücke  und  Schmuck- 
sachen; kunstreiche  Gegenstände  aus  Bern- 


V     .    j      o     .     ,  ,   ,      7 — .  . — '  I  wegousianae  aus  Bern 

Nur  in  den  Sessionslokalen  der  Uinisterisl-  |  .tein,  Qhis,  Poraelkin,  Oold.  Süber  Elfen 
bebörden  nnd  fn  den  Räumen,  welche  die    infn,  UoU  und  Kork;  Miniaturen rnftßba 
reichen  Sammlungen   fallen,   su  welchen   nischo   Kunstwerke ;  Nachbildun* 
Emst  dar  Tromms  den  Grand  legte,  ist  es 
isn  Zeiten  leben  !!-.  Diese  Sammlungen,  die, 
von  unspbät^arem  Werthe,  Fidßicommiss 


r'-u 


Antiken.  Will  man  die  seheüswerthesteu 
Oegensfändo,  die  in  i  Zimmern  sorgfKlHg 

i  ~   i'L^T^Z--  '  " i  ^P^rf^net  sind,  olmc  CIcerono  aufsuchen  so 

der  sSchsisehen  Fürstenhäuser  ^sind,  und  j  kaufe  man  einen  Katalog  und  boaoJ.te  V.l- 
nnt  den  reicl.sten  Museen  in  die  Schranken  gende  Nnrnmeifn :  I.  81,  34, 125  i*»i  21H  2sfi 
treten  dürfen,  sind  jeden  Dienstag   und   287  (für  2000  Thlr.  erkaS),  »8:' H  li  17* 
Freitag  von  9  bis  1  Uhr.  die  Bildergalerie ~  '*      *  * 

und  die  natnrhlstbriSammlnngeu  ausserdem 
Sonnt,  von  3-5  Uhr  nnentgeldlich  geSfflMt, 
werden  aber  auch  an  anderen  Tagen  von 
10  bis  1  und  a  bis  ^  Uhr  für  1  Tblr.  Ein- 
trittsgeld geaeigt  pte  Bibliothek  dagegen 
.-stellt  ^rlontags.  Mittwochs,  Donnerstags  und 
Sonnabends  von  11  bia  X  ülir  zur  Benutzung 
offen.  Diese,  die  BMiothek,  (unter  Ober- 
leitung des  Dr.  Haxv^rdt  n.  des  Dr.  M5I. 
1er.  irn  rötlichen  Flügel)  enthält  gegen 
200,000  Bände,  darunter  viele  Jncunaboln 


in.  75;  IV.  6;  V.  13,  14,  3i;  Tl.  36-39,  48; 
Vn.  1-8,  89i  Vl^J.  6,  11;  IX.  43;  X.  82; 
XI.  48,  60,  ei,  M3,  IHI;  xn.  Adam  u.  Eva 
in  Lobensgrösse,  ge.srhnitzt  von  A.  Dürer 
9-12,  34 a,  41,  45;  XIU.  Korkmodclle  ;  XIV.' 
Ib,  8;  XV.  2,  4,  20;  XVI.  ethnogr.  8amm- 
Inng,  durchweg  interessant;  XVII.  43,  54L 
60, 63, 64, 6C  68, 73 ;  XVIH.  17 ;  XIX.  fast  alle, 
sammt  (lymiäche  Antiquitäten) ;  XX.  7,  28 
29,  65.  An  die  Kunstkanimer  reiht  siel»  daa 
Chinettische  KaHndt^  gleichfalls  unter  Bnbe'a 
Atifsfcht,  das  reichhaltigste  in  Dentschland 


(frfthesto  Drucke),  z.  B.  die  älteste  Ausgabe  ,  (an  3000  Nummern).  -  Das  NaturaXknlahmH 
der  Psalmen,  von  Faust  und  fichöffer  1457  unter  Dr.  Hellmanns  Aufsicht  isf^ttr^^^ 

gedruckt,  n.  seltene,  kostbare  Prachtwerke. ■  -■       -  -~ 


.      .  I  Mineralien,  ConehjUen  und  aus- 


BUfte  orientalische,  und  seltene  Autogro 
pben,  z.  B.  dsn  Brief  jBMnrteli«  Tin.  von 

England  gegen  Luther  Die  älteste  Hand- 
schrift, ein  griech.  Psalterium,  aus  dem 
'7.  Jahrh.  Das  Hanptkunstwerk  ist  der  Ech- 
termannsche  Evangeliencodes  aus  den 
Jahren  927  n.  973,  dci^sen  Pcrgnmenthhittor 


nur  schwach  vertreten.  Interessant  die 
Petrefacten  aus  den  Steinbrüchen  zu  Tonne. 
Einen  bedeutenden  Zuwachs  wird  dasselbe 

erhalten  durch  die  ^•">lr  rcfclie  Käfer- 
und  Schnietterling#anunluns,  die  jetzt  noch 
der  Forstmeister  Kellner  (fi-fiber  zu  Geor- 
gonthal)  iu  »einer  Wohnung  hat.  —  Im 


""^  initj  unteren  Stock   desselben   Fif,gels  die  öe- 
werthyoUsn  .  XlniaturbiMani  geschmttckt,   mäldegaUrie  (Beschreibung  von  Eathgeber. 


18 


Digitized  by  Goodle 


Je 


455 


37.  Ernte:  Yon  Gotlutiiaeh  Amitidt. 


4Sa  Suiten),  welche  in  11  Abth  niin^pn 
750,  nnch  den  Schulen  geordnete  Bilder  aus 
alter  und  neuer  Zeit  umfasst.  Am  reichsten 
die  nied«r»ndlseli«  Scbnl«  vertreten.  Wenn 
»ich  anoh  die  gammlung  mit  grösseren 
Galerien  nicht  messen  kann,  so  sind  doch 
▼lele  GemiUdo  beachtenswerth ,  B.  die 
iMdM^eflen  Toa  HwOeert.  Reinhardt,  van 
«oyen  (IH,  4,  5  und  YHI,  2),  Brenghel, 
Yormeulen  (in,  40) ;  die  Portrait«  (TV)  von 
Bembrandt  (V,  40),  van  Dyk  (2),  Rubens 
I4SI»  46),  Holbeia  (V,  S4),  Hofmaim,  Kranacli, 
Jacobs  IVI,  2),  Grassi  (VT,  6),  Liotard  (X 
28),  Tizian  (XI.  4),  Palma  (XI,  70);  die 
liistoriachen  Bilder  Ton  tüekhH»  (TI,  11); 
die  Trnehtstfioke  von  J.  v.  Os  (IX,  41) ;  die 
Genrebilder  von  Jacobs,  Bärkert,  Mieris, 
Teniers  (VII,  12),  Guido  Reni  (XI,  3»,  54, 
«2,  Ö5),  G.  Dow.  Dm  letflere  (Vm,  tl),  eine 

ftUe  Spinnerin  und  nur  8  Zoll  horh,  koatot 
18,000  Thlr.  Ausserdem  die  so-,  spanische 
Wand,  ein  Beschirm  mit  14H  eingesetzten 
^latftfeln,  die  Harttetbnigen  mm  den  Svau- 
geUen  enthalten  (V,  t).  -  Die  Kupfer$tich- 
aammhmf!  mit  etwa  f>0,000  Blättern  wird  nur 
nach  vorheriger  Anmeldung  gezeigt.  —  Da- 
gegen ist  der  AidtkmMatt  eine  Sammlung 
plastischer  Kunstwerke  u.  besonders  worth- 
voller Abgüsse  antiker  Statuen  enthaltend, 
unter  Aufsicht  des  Bfldhftaers  Wolfgang  zu- 
gfaig%.  —  Alle  diese  Sammlungen,  mit  Aus- 
nahme der  BihMothek,  werden  künftig  in 
einem  neuen  Gebäude  {^Mu»eum}  aufgestellt 
werden,  das  lilnter  dem  Scbloase  eiti^tet 
werden  soll. 

Dort,  hinter  dem  Sdfalosse,  rundet 
sicli  gegenwärtig  ein  grosser  Ilns«-n- 
platz,  auf  welchem  nmnclies  gläuzcnde 
Volksfest  gefeiert  worden.  Jenseit  der 
Strasse  tritt  man,  1.  von  dBem  0artflii' 
hams%t  in  don  8l«t8  geSffiaeten  Purh,  des- 
MB  schönster  Scfamnck  die  malerisch 
geordneten  Baumgruppen  und  ein  «itiller 
Weiher,  der  eine  kleine  Insel  umtliesst, 
in  dessen  Sehoosse  (ohne  prunkende 
Denkmäler)  die  3  letzten  Herzöge  des 
goth.  FürstenhaitteSf  wie  die  Herzogin 
Gaxoline  Aimlie»  Wittwe  des  Herzogs 
Attgut,  rvhen.  —  Unfern  des  Parkes 
das  ncne  astronomische  Observatorium 
(Hans ms  Wohnung}  mit  vortrefflichen 
Instnuiienten. 

Spaziergänge.  Die  schattigen  Baum- 
rsihen,  dfo  äeh  iwlsolieii  eleganten 
Hftttseni  und  schiniickMi  Girtdii  nm  die 
innere  Stndt  heromslehen,  nnd  beson* 


ders  die  schönen  , ^ Anlagen" y  welche 
das  Schloss  umkrSnzen,    bieten,  mit 
Einschluss  den  einsamen  Tarkes,  die 
nächsten   und  schönsten  Promenaden. 
Dehnt  maa  diese  weiter  ans^  eo  aiefat 
man  in  der  Svndbftiiser  Yoistadt  an  4er 
Strasse  nach  Beinhardshmnn  eine  neoe 
Villa  (von  Lessen),  flie  mit  dem  an- 
grenzenden Garten  eine  hervorragende 
Zierde  der  an  stattlichen  Gebäuden  so 
reichen  Stadt  geworden  ist.  —  Gellt 
man  dureh  die  Allee,  die  sldi  *m  Thea- 
ter vorftber  erst  geradeaus,  dann  1.  her- 
umzieht, so  leuclitet  r.  von  einer  An- 
höhe die  im  modernen  f^othi.sclien  Styl 
neuerbaute   katholiscfie   Kirche  herab. 
An  der  Strasse  r.  der  Kölilersche  Kin- 
dergarten, eines  der  renommirtesten 
Institute  dieser  Art»  das  viele  Kinder* 
gärtncrinnen  und  (seit  1864)  künftige 
Lehrerinnen  fürVolksschnlen  (die  erste 
derartige  Anstalt  in  Thüringen,  viel- 
leicht in  Deutschland)  bildet.  —  Ver- 
folgt mun  (au  dem  Paekhof  und  an  den 
ausgedehnten  Friedh$fen  vorüber)  die 
Strasse  nadi  Eisenaeli ,  so  kann  man  r. 
ab  zu  einer  nenen  Restauration  (Sche- 
rer) u.  weiter  am  „Gnlherge"  hinauf  zu 
Amoldiä  6^arie»  gelangen  (20MiD.),  der 
durch  seinen  weit  sichtbaren  Thurm 
kenntUch  ist  nnd  eine  kostbare  Aus- 
siebt bietet   Geht  man  dagegen  die 
eisenacher  Chauss^  fort,  so  erreicht 
man  in  1   St    das  Thüringer  Haus, 
eine  hochgelegene  Gastwirthsehaft ,  die 
ein   herrliches  Panorama  des  Gebir- 
ges vor  den  Bücken  anfroUt.  —  An 
der  Strasse  naeh  Erfurt  (geogr.  Anstalt 
von  J.  Perthes,  Por/ellanfabrik  etc.) 
Dorf  Sichlchen    (^/^  St.)  mit  herzogl. 
Schlosse,  das  von  einem  hübschen  Parke 
umgeben  ist,  und  einer  neuen  Kirche^ 
deren  römischer  Thnrm  weithin  sicht- 
bar.  Gute  Restauration.   Im  Scblosse 
wohnt  der  Irfuidschaftsmaler  Gnrlitt, 
und  in  einem  freundlichen  Landhause 
<ler  Dichter  Gustav  Freytnp^  Soeben 
wird  eiTi©  Heil-  und  Badeanstalt  (von 
Frau  Graf)  daselbst  errichtet.  —  Strasse 
naek  Okidruf :  am  hersoglidiett  Pnlids 
und  an  Jacobs  Atelier  yorfiber,  dum 
dnreh  den  grossartigen  Viadukt»  über 


Digitizcü  by  Google 


'  457     Smae:  Tom        Iber  Olnrdnif  iu  OWlMf,  «««r  n.  Blg«n1rarir*  ^ 


welchen  die  Eisenbahn  läuft ,  r.  zur 
WalkinRlile  (Rcstaur.),  1.  (neben  dem 
Chausseehause)  zum  kahlen  Seeberg  hin- 
auf, auf  deasen  westlichem  Kopfe  die 
iteMli«ft«A»nM0«rte  (V,  St.),  welebe 
ibrer  Mi  weit  beratat  wmr^  jetai  aber 
in  eine  Kestanration  Terwandelt  ist,  die 
mitReelit  den  Nj 
Au$$icht"  führt. 


Tmt  «etba  uek  AnuitadA* 

0aw«9liall«k  Ahrt  na»  aaf  der  W— balin 
nach  NevMiliftandovf  nnd  dann  mit  der  Post 
nach  Arnstadt.  i^Mn  es  fuftrt  atirh  eine 
Chaossto  daUa  (5  8t.}  uuü  zwar  über  tiüb» 
Üben,  S^abtrf»,  WmämMem,  JpfdtUit, 
SSbMMu^  yad  JViMirlaii«««.  Ton  Wandera» 


leben  au*<  V«»fin*'n  wir  diesen  Weg  (S.  407). 
Naeli  6*«btrfieii  aber,  einem  gotb.  Markt- 
flecken mit  740  Slaw.,  kann  man  aageneluBer 
zu  Fm$90  gehen  (1^  St.),  und  zwnr  an  der 
ehemaligen  Stomwartc  vorüber  und  auf  dem 
langgestreckten  Kücken  des  aussiebtreiehen 
Awfterys»  bla  (böehrta  Kuppe  1810  F.),  ief 

SPij  bernhnito  PtrhilTlichc  schon  fiber 
1000  Jahre  im  Gang«  sind  und  einen  so 
festen  nnd  Mnen  Sandtlein  lleinrn«  daM  er 
weit  veiiftbrt  nnd  nickt  Mos  au  Balten, 
sondern  auch  au  Bildhan^rarbeiten  verwen- 
det wird.  Noeh  näher  ist  der  Fussweg  über 
OüiUkenltibm,  ITcdhaMtr  (UM  Baw.),  detten 
Pfarrer,  Dr.  Koch,  all  gelehrtw  Tbeolog  be- 
kannt Ist,  Miihlhcrtf  u.  HoJrJsAusen  nach  Arn- 
stadt, wobei  mau  die  ü  iiieicheu,  oder  doch 
dai  JfiUUtwfir  nnd  Wmetumbmttv  MUom 
(8.  lOB)  t»eqnem  beracken  kann. 


3S»  Boute:  Vob  Ctofha  flbar  Ohrdruf  nacb  Obarhof ,  odar  naek 

Elgersburg. 


JVsl  'wa  O.  nach  Ohrdmf  8  M*  Inll  St., 

7J  Uhr  früh,  4»  Uhr  Nachm.,  7J  Uhr  Abends, 
lOSgr.  —  Täglich  OmMihHo/aAre  (Gasthof  anm 
Propheten)  Nachm.  8  Ubr,  9  Bgr. 

Dieann.  für  eich uninteresBante Post- 
strasse von  Gotha  nach  Ohrdruf  St.), 
obgleich  mit  schönem  Blick  anf  die  ma- 
lerischen (Jontonren  des  Gebirges,  führt 
über  Schwabhaust' n.  Der  Omnibus  fährt 
von  Schwabhausen  über  Hohenkirchen 
(SSgr.)^  woDigcuigenabsteigeu  können, 
die  naekGeorgentiuü  «rollen,  ohne  Ohr- 
dmf su  berühren. 

Ohrdrnfy  goth.  Stadt  mit  5000  E  an 
derOhra,  Ilaujitort  der  Grafschaft  Oher- 
{fleichcii,  in  weither  die  Fürsten  v  Ho- 
iicniohe-Kirchberg  u.  Langenburg  unter 
gDtb.  I^andeskobdibis  lS49dleGerlekts- 
barkeit  beeaesen,  jetst  aber  nvr  noek  das 
Patronatrecht  in  sftmmtlichen  zur  Graf- 
schaft gehörigen  Kirchen  und  Schulen 
haben,  mitlebhaftem  Verkelir ,  in  i*incr 
weiten,  fruchtbaren  Ebene,  die  sich  hu 
den  hohen  dunkelbewaldeten  Kienber«; 
ansehmiegt,  der  koehragend  an  der 
Pferte^dee  Thftringerwaldes  steht.*) 

PoKt  von  O.  nachUotha  7J  Uhr  früh,  n  V. 
&5  Min.  Mitt.,  7  Uhr  20  Min.  Ab.,  10  6gr. 
PvIvatomDlbni  (Gaithof  snm  Anker)  H»rg. 
e|  üfir,  8  ggr.,  TagMblUeU  1«  Sgr.  -  Ueber 

*)  Köhler,  BeachrelbuDg  yob  Oknitnf.  — 
MmgtttUftm,  Etnigm  dber  Ohrdrafsrinr.  IM». 


Oberkof  nack  JMIa,  8(  M.  In  8|  St.,  frnb 

9  Uhr  10  Min.  (nach  Meiningen  und  Hild- 
burghauseu)  und  Ab.  b  Uhr  ^  Min.  (nach 
Suhl  and  Schleusingenj,  19|  Sgr.  —  Veber 
Georgeuthiil  nach  Tnmhack  1{  M.  iu  1  St. 
25  Min.,  9  Uhr  10  Miu.  Ab.,  (bia  Georganlk. 
3»,  bis  TauibacU  7^  Sgr.) 

Enijernunyen:  Georgantkal  14»  Vfledrick* 
rode  2;,  .Arnstadt  8|  WaltenbaaatnS|,  Ober- 
hof ^  St. 

GoBtho/e:  Auimr  (Anschüt£).  —  Thüringer 
Ao/(Boltoh).  —  JhuitMdk»  H<^.  —  JBossokMk  — 
Re$ta4iratio$»e»:  ^  Felsenkeller,  am  Wege  nach 
Wölfis,  mit  prächtigerAuäsicht ;  *Schiesghanf«, 
au  der  btra«««  nach  Oberhof,  Straube'»  Gar- 
ten mit  Marmorkegelbakn.  —  Die  1864  er- 
richtete Badoaiistalt,  dem  Scbützeufii  f  ge- 
genüber (nn  der  «Strasse  nach  OberUuf),  iüt 
wieder  eingegangen,  u.  wird  Jetzt  in  deren 
UanniMi  eine  IS^ielwaarenfabrik  betrieben. 

BUdMagatuulalten :  Progymnasium  (im  be- 
tten Bole),  seit  läna  mit  ReaUdml«;  Ge- 
wtrbesebnle ,  Kind  crgarii'ii,  Pension  Ikr 
coufirmirte  Madchen. 

Fndiis'ri^^  «ehr  löbhaft,  besonders  im  Ge- 
treide- u.  Hol^tiaudeL  IL  ächnoidemühlen 
macben  bedeutende  Geschiffte,  und  die  hle- 
üigen  Ziromerlento  führen  selbst  im  Au«* 
laude  gro«t<).irttge  Gebäude  auf.  Ausserdem 
über  20  Mudere  Mühlen  (namentlich  Kunst- 
niahlmüblen  nad  <l.  aupenmfililen),  8  Loh* 
mühlen,  Mühlen  aur  Verarbeitung  von  Kalk- 
•  Späth  und  Abibiister,  T)!e  Kupferbergbau- 
Geaellschalt,  die  sich  jüngst  gebildet,  wird 
die  neuer ■ehlosaenen  Omben,  wdlohe  Braun* 
stein,  Knpferschlefor-  n.  Kangaaera  UeUrOf 


Digitized  by  Google 


m     ßaufte:  Tom  Mh^  über  Olurdnif  B.oW]iAt,  oi«r  M.Blg»n1niT|r*  ^BO 


noch  eifriger  wuibeuten.  ^.ataerdera  S  tturk  | 
iMMbfifklgte  PotsellaiUktHrlkttii  (namentlieli 

tUo  Klingache«  welclie  durcli  ilire  Luxus» ; 
artikel  tmd  Nippsachen  von  Biscuit.  «hirch 

,    ganz  DeuUi-ljlttuU ,  ja  hin  nach  Amerika, 
HUunUehst  bekanni  ist>,  Sptolwaaren-,  Blei- 1 
v'Mss-,  Gnano-  und  ICnopffnbriken,  Woll-  , 
Icämnierei,  Kaiumgarnspinuerei,  Seidenwe- 
h^ni^  Tachmitnufactur.  —  Orgelbau  (Rate- 
mann). —  GIockenirtoMarel  (Mayer).  <-  Leb- 
liafter  Hfmlinndf»!  nach  Erftirt.  ' 

,        ijlegchicJuUchen:  O.,  obgleich  es  einer  der 
fHUiettenWoliiipIfttse  In  Thüringen  gew«Ma  j 
sein  mag  und  zu  den  ältesten  christlichen  ■ 
Knltstätten  £rf)!<>rt.  ist  ein  scliniurkes,freund- 
llches  St^iltcheu.  Üie  ganze  Umgegend  ballt 
YOB  SftgM  n.  Xireliflii  wieder,  u.  iiaiiiMl* 
lieh  schlingt  sich  um  das  Wfllchbtld  der 
t^tadt  ein  poesieroif-bcr  Kranz  mysteriöser  . 
Legenden,  die  au  U#m  Heidenbekehrer  Bo- 
nifacius  haften.    Dieser  war  aas  Hessen 
nach  T}ifiringnB  geknmmou  und  predigte  nn 
den  Lfern  der  Ohra  das  Christenthum.  Die  , 
heidnischen  Bewohner  aber  bedrohten  den 
ktUinen  Apostel.   Da  erschien  ihm  derEi^-  | 
engel  Michael  im  überirdisclipn 'Hirnzp,  und  , 
emittthigte  ihn,  in  seinem  heiligen  Werke  | 
Sich  nicht  beirrsii  sn  lassen.   Und  als  es  I 
ihm  an  Speise  fohlte,  deckte  Winfried  ein 
Tischlein,  und  sicli',  ein  Adler  flog  herbei 
und  iiess  ©inen  Fisch  hernieder  fallen.  Da 
baute  Bonifaeitts  an  Jener  Stell«  ein  kleines 
Kloster  (7S4)  und  weihete  es  dem  heiligen 
Michael.    Dieses  Kloster,  da»  zu  grosser 
Bedeutung  gelangte,  iivurdo  schon  unter  der 
lieitung  seines  ersten  Abtes,  des  heiligen 

Wigbert,  ohio  rfrtflnf  sroldx',  walirbaft  V(^lks- 
thümliche  Bildungs-  u.  Missionsschule,  aus  | 
welcher  hernach  die  Micbaeli$kirche  hervor-  ! 
woehs.  Bin  andermal  soll  ein  Babe  dem  ! 
Apostel  einen  Küsto  zugetragen  haben,  als  ' 
er  unter  der  Linde  predigte,  die  noch  Jetzt 
unfern  des  Schlosses  steht.  Hier  errichtete 
777  der  Erzbischof  Lullus  von  Mainz  die 
Kirche  St.  Petri  U.Pauli,  die  jcdorli  1184  in 
Flammen  aufging.  In  dem  dam  i  t  vc  rhundenen,  ' 
TOm  AbtOosbert  an  Hersfeld  gegründeten  Be-  i 
nedictinerstift,  das  1344  nach  Gotha  verlegt  \ 
wurde,  hielt  sich  Kaiser  Otto  I.  8  Tage  laug 
auf  (961).   Diese  altehrwürdigen  Stiftungen  , 
aber  wurden  spftter  ans  polltlsehen  Motlren 
ao  stiefmütterlich  bebaudelt,  dass  sie  ihre 
nationale  und  kulturhistorische  Bedeutsam- 
keit nur  kümmerlich  entfalten  konnten*). 
Die  Grafen  t.  Gleichen  verwandelten  die 
Ptiftnngsgobaude  15ß0  in  t  in  Schloss  (Khren- 
stein),  das  sie  zu  ihrem  Wohnsitz  wählten. 
Als  aber  dieses  edle  Geschlecht  1631  ans- 

«)  Beck,  Katalog  der  Kirchenbibltothek 
an  8t.  Michaelis  In  Ohrdruf.  Saht  1860. 


starb,  ging  die  Herrschaft  an  die  Fürsten 
von  Hohenlohe  über,  die  jedoch  nur  solteu 
hierher  kommen.  Durch  vcrheertmdeBr&ndo 
nnni,  1721,  I8O8)  .sind  die  alten  Bauton 

fast  allesammt  vernichtet.  Die  Michaelis' 
Idfehe  aber,  die  1758  abbitinnte,  ist  seitdem 
erneuert  worden.  —  An  avs-jr-^^ichntten  Mä»' 
nern  ist  0.  nicht  arm.  Es  lebten  daselbst: 
Joh.  Sebastian  Bach«  desHcn  Bruder  Joli. 
Christoph  in  O.  Organist  war,  der  VatoT' 
forscher  F.  W.  Martini,  die  Liederdichter 
Fröbing  u.  Loder,  die  Philologen  Eichhorn, 
Kriigelütein,  Bach  etc.  Der  Jetzige  Super- 
inteodent  Fr.  Sofautoe,  der  eigenfUelM  Tater 
■  Ir  r  «llpr^nteinen  detit'-rfipn  Lehretvorsamm- 
luugeu,  ist  in  der  pädagogischen  Welt  rühm- 
lichst bekaMit. 

IHe  tnUretBa/nlUHenParHe»  der  Umr 
fßeyend  lernen  wir  fast  allesammt  auf 
dein  Wege  uach  Oberhof  kennen- 
SchtUzonhof ,  Tobmshammer  ,  Wald- 
mühle, Luisenthal,  Kienberg,  Schee - 
rershütte,  Schlosäberg,  Pürsckhauä, 
Ziegclbcr;;.  Ausserdem  nach  Arnstadt 
zu  :  die  Haardt  (S.  482)  nnd  das  Hain- 
holz ,  von  dem  man  den  Höhenzug  des 
Thüringerwaldes  von  der  Wartbui^  bis 
zum  Schneekopf  sieht. 

Von  Ohrdruf  nach  Geortjoithal  und 
Tumbcu'h:  1*.  ^9  j  nach  Arnstadt :  S.  431 1 
nach  Neudietendorf:  6.  411^ 

You  Ohrdruf  nach  Oberhof. 
Post  über  (fherhof  Tuich  Zella  u.  Meinin- 
gen, oder  von  Zella  iiber  8uhl  u.  Schlcusin- 
gen  nach  Hildburshausen :  9  ühr  10  Min. 
früh,  5  ühr  55  Min.  Ab. 

Die  ])rä(  htige,  sehr  lebhafte  Strasse, 
die  zu  (liMi  lieblichsten  und  grossartigr- 
»teu  in  ihüringeu  geb«>rt  und  an  luan- 
ehen  Stellen  an  die  Gtottliardsstrasse  er- 
innert, ist  so  reich  an  idyllisebeti  und 
romantischen  Natnrschönheitea,  dasB  es 
Schade  wäre,  sie  im  verschlossenen 
Postwagen  zn  p  i^siren.  Geht  man  zu 
Fuss,  so  kaun  man  nach  allen  leiten 
hin  lohnoide  Abstecher  »aehen. 

Das  „lange  Leieh'S  Ohrdruf»  sttdl. 
Vorstadt ,  die  einem  Waldflecken  film* 
lieh  siebt,  streckt  sich  weit  hinaus  nach 
dem  Gebirge  hin.  Uberhalb  derselben 
läuft  die  Strasse  zwischen  einer  breiten 
Lindenallee  dem  Walde  zu:  r.  der 
frenndliebe  8ehm%enhqf,  1.  die  eliema- 
%e  Badeanstalt.  Am  naben  Chaass^e- 
banse  sweigt^r.  eine  Strasse  ab,  die 


Digitized  by  Google 


4/Ul     JfiMUd.-  tott  MM  über  Olndtif  n.  <nmrh«£r  «d«  m.  Blgersbnr^.  482 


Bber  Orfifenhain  nach  Georgenthal 
führt  (1^  2  )j  ^^""^  häufig  von  Donon 
benutzt  wird,  die  von  Oberhof  konuueu 
uud  nach  Georgoathal  wollen,  ohne 
Ohrdruf  SU  berOlmn.  I>ieOhsa,  welche 
4«!  lachmdoi  Onrnd  dareiiflie89t, '  ist 
mit  Hammerwerken  und  MüUen  nm- 


kelbewaldete  Berg  soll  vön  vaicbenfifl^- 
lagern  geschwängert  sein. 

Eine  kurze  Strecke  hinter  Luisen- 
tlial,  und  :£war  jeuäeit  einer  neu  errieh- 
telenPorseUanfikbrik  (Steldiiirg),  fibec^ 
mcht"  uns  das  awia«beB  siUTtgrünen 
Wiesen  und  dunkler  Waldung  reisi^dL 


^rtet.  Nacli  %  St  tr^^ten  wir  ins  gelegene  Dorf  Stut'/hftllM  C\  St.  von 
Waldgebirge,  und  kommen  in  kurzer  |  Ohrdruf),  dessen  zerstreute  Häuser  (mit 

500  £mw.)  malerisch  an  die  Bergwand 
geleimt  sind,  timk  €^aei]|of  («n  der 
Brfieke)  gegeaflber  ein  lierzegl. .  fotii* 
Sorsthaus  und  unterhalb  desselben  hin- 
ter einer  kleinen  Wiese,  dicht  an  dem 
duiiJvchi  Walde,  das  fürstl.  hohenl, Forst- 
haus „Jjangenburg'^r,  Zwischen  beiden 
«inen  noch  interessanteren  Abstecher  j  flieset  der*  Ddbenbach  i^.  die  Ohre. 
mtelM^,  der  frelUeh  eine  Stande  in  An-  Wer  Ton  ObeKtaof%era&  kommt  mtd 
sprach  nehmen  mag»  indem  man  von  i  nach  Georgenthal  oder  2Vt9t£a«ft  will 
Ohrdruf  r.  über  den  waldigen  Schloss-  (S.  274),  braucht  die  Strasse  nach  Ohr- 
Jjerg  geht,  eine  altheiduische  Kultstätte,  druf,  Avie  schön  sie  ancb  ist,  inchtdurch'- 
Auf  welche  ttumuthige  Spaziergänge  ruh- I  weg  zu  verfolgen,  bondem  kann  auf 
ren ,  und  hernach  den  gegenüberliegen-  einem  viel  näheren  Waldwege  i  von 


^eit  an  Luisenthal  („todte  Luise'')  vor- 
über, einer  einmaligen  SchmelakUtte 
anit  HochöÜNi,  ,  Hammerwerken  nnd 

Kohlenma^enlnen,  die  1854  in  Privet*- 
liände  übergegangen  ist. 

Obgleich  die  Poststrssse  ang^enehm 
«nd  unterhaltend  ,  so  kann  man  doch 


4en^«jpelfrerj^  besteigt  (^Vs  St.),  auf  des- 
tsen  Gipfel  ein  Forsthans  steht  und  eme 


Stntduuks  abgeheOyfndem  er  eine  SlredM 
weit  de*  wAtat^Uaih»  LSwenbaelU' 


herrl.  Aussicht(lnselsberg,  Hörselberg,  j  thal  verfolgt,  dann  beim  „Steigerhaus** 

Brocken, KyfThäuser,  Ettcrsberg,KickeI-  I  (Piir«e)ihaus,  sUdwestl.  vom  2059  F.  ho- 
bahn, Gleichen  etc.)  sicbüiYuet.  An  den  heu  2'odtcnkoj)f  der  von  einer  hoch  ra~ 
iSiegelberg  lehnt  sich  ein  traulich.  Wald-  genden  Klippe  eine  prächtige  Aussicht 


i^rund ,  di^h  velchei^  eine  chavssirte 
Strasse  geb^nt  ist ,  die  zwischeja  dem 
<Jhausseehause  und,  Gräfenhain  1.  ab- 
5!weigt  und  zu  einer  schlichten  Bretter- 
restauration mit  Schiessständen  führt 
('A  St.  von  der  Sudt).  Es  ist  die 
^sä^eerernhUJtU  mit  dem  Hartnngsbran' 
neo,  eine  WaUfabrtsstfttte  der  Olirdra- 
fer,  von  lieblichen  Sagen  und  Märchen 
umflüstert.  Ans  dem  waldumrahmten, 
^geschlossenen  Thalkessel  sieht  man  die 
-Stadt  wie  in  einer  fernen  Zauberlaterne. 
Will  man  nicht  auf  demselben  Wege 
snrfickkeiiren,  so  gebt  man  1.  durch  ein 


bietet)  die  TOn  Gbifenbaln  nach  Piet- 
lian  führende  Straase  Überschreitet  und 
Aber  den  TodtensUim  nach  Oeorgenthal 

gelangt.  Auch  kann  mnn  vom  Todtcn- 
kopf  in  südwestl.  Kichtung  durch  den 
Bothehachsgraben  hinabsteigen ,  eine 
iHldremantis<die,  von  F^eaklippeB 
umstanrte  Bchlnelity  duroh  dia  sieb  gsoh 
lend  ein  kleines  Bächlein  dringt.  'Der 
Weg  (2  St.,  ohne  einOasthaus  zu  berüh- 
ren) ist  nicht  schwer  zu  flnden.  Auch 
könnte  man  über  die  Scheerershütte 
oder  auf  einem  Wiesenpfade  nach  Grä- 
fotthain  (%  St.)  n.  von  da  nach  Geor- 


Seitenthal  alsbald  in  den  Ohragrund  genthal  gehen  (R.  89). Will  man  da  ^ 
und  kommt  unterhalb  Luisenthals  auf  gegen  von  Stutzhaus  nach  Tambach 
4ie  Chaussee.  —  Hinter  Lnisenthal  er-  (2  St.) ,  so  verfolgt  man  vom  Stoii^er- 
liebt  sich  der  2204  F.  hohe  Kienher;/,  hause  die  Strasse,  die  1.  (südwestlich) 
"der  von  Promenadenwegen  durchschiän-  j  nach  Dietharz  läuft  (Seite  27  4  u.  E.  39,) 
goäit  Ist,  die  schon  dem  ohrdruferj  Das  Thal  'wengt  siek  mehr  und 
Schlesshaus  gegenüber  auslaufen  und  mehr.   An  die  aentveiten  €teh5fte  von 


zu  herrlichen  Hast-  und  Aussichtspunk- 
ten ^rcut   Der  langgestreckte,  dun* 


Stutzhaus  reiben  sieh  die  schmueken 
Hüuscr  dos  Borfes  Seh Warzwald  (640 


...... ^le 


Kiiiw.),  die  im  STnaragdenen  Wiesen- 
grund,  vom  silbersprudelnden  FliissclieQ 
beoilit  vmA  Ton  dnnkdo  Bergwänden 
0lMnrMgt»  llbeniii»  niMad  gelagert 
•lad.  Vornämlich  ttberrascfat  die 
schone  Kirche  zwischen  Stutzhnus  und 
Schwarzvrald.  Weil  1819  in  dieser  Ge- 
gend der  letzte  Luchs  geschossen  wurde, 


OberiicliönAa:  R.  71),  läuft  aber  durch  eineik 
so  pittoieskett,  wildromentiBchen  Grunii* 

daSfi  sie  nirht  geiius  empfohlen  werden 
kniiii.  Anfangs  heilst  dieser  Grund  der 
8l*UihduMtrgruud ,  dann  der  *  Keragrwii 
und  suletBt  der  St«imi§0  Back,  Zwisoben 
ijcwaldrtcn  »iskolossen  rauscht  das  Ohra- 
fliuschen.  Wo  Ȁch  der  Weg  steiler  tbal' 
aufwärts  sieht  und  die  TUsen  enger  s«- 


nennt  sieh  der  dasige  Gasthof,  wo  man  ^fZTdeB^BireZllm  (auf  *lien/ 23^%° 
gct  bedient  wfrds  Born  Lud».  Aach  j  j,„ben  Mü^bergT/d^«  ausgehöhlten  näu' 
▼on  Bebwuswald  («nd  twar  vom  Bmrg-  5^^,,,  „»d  des  fkmkopf$  (2658  F.)  hemr. 
becg  aas)  führen  sehr  schöne  Pilrsch-  Auf  dem  letzteren  ein  Pürschbaus  mit  faat 
Wege  mit  herrlichen   Femsichten   nnf  endloser  rernsicht.     WH!  man  auf  diesem 


den  mnjestStischen  Kienberc.  >>o  tlass, 
wer  diese  Wege  verfolgt,  hiä  nach  Ohr- 
dfvfblaab,  <äftr  ¥<m  Obrdraf  heimaf 
bis  aaeh  Schwanwald  auf  den  aama- 

tiiigsten  Spazief^kdeB  liehen  kann. 

Oberhalb  Schwarswalds  theilt  sich 


Wege  nach  Oberholl  so  vertolgtinan,  auf  dem 
HoehrAdisa  desOebhrges  aagelaagt  (l|8t.)y 
die  Strasse  •  die  im  schroffen  Winkel  I.  ab- 
läuft (noch  l|  St.).  Nach  Oberschönau  und 
Schmalkalden:  R.  71. 

Die  gewShnliehste  StraSM  too 
Schwanswald    nach    Oberhof   (2  Stl) 


die  Strasse  in  zwei  Arme,  die  beidenach  j^.^^  .  Engpass  in  das  Thal 

Oberhof  fßhren.  Der  1.  abführende  „alte  ,  Sn^er^abons  nnd  steigt  zwischen 
We^g'  schltogelt  alÄajrfdÄiJTO^  Hor^ren,    die  mit 

Mirges  hta«tidy««lmgtMBitt^^  Nadel waidung  besUnden 

Strasse,  die  von  Mühlberg  über  Cra- 1  Immer  ttdler  empor.  Der  Onmd 
Winkel  nach  Oberhof  läuft  (S.  411)  Die  »  ^.^^  ^„  romaotlseher.   Hie  find 

neue  Chaussee,   vorzugsweise  benutzt  ^a  sdltoen  lebendige  Hecken  vor  dött 
und  ungleich  iuteressautcr ,  bleibt  im 
Ohrayrniid,    der   hier    ein  wahrhaft 
eehweiaerlaehes  GepriKge  anafaaiBit  HIa- 


ler  Sehwarswald,  wo  dieselbe  eiae  Ble- 


gaag  macht,  grüsst  von  ^nem  nahen  ^j^^^  Mzmm  Mgt.  Es  Ist  der 
Febkopf  eni    halb   verfallener  W  nrt-   ^^^m  (W4  F.).    Unteibalb  des 

tliuriii,  <las  letzte  T, eljerbleibsei  einer   _^«uAi.-  nt^r*.! r 


Burg,  die  iriiher  ein  Kaubnest,  später 
elnAmtsslis  war,  aad  alladUig  Ter- 
fiel.  Man  kenn  den  Felekopf  leicht  ev^ 
steigen,  um  suli  eines  Vteschränktcn, 
nher  sehr  liebliclirii  Blickes  in  den 
Ohragrund  zu  freuen.  Gegenüber 
(westlich)  der  Streitberg,  der  gleichfalls 
überraschende  Aussichten  bietet. 

Wer  dureh  den  Ewgmtä  neeh  Ober- 

bof,  oder  über  den Donnersbaug  nach  Bttin- 
^haeh'Htdlenberff  will,  schlägt  hinter  j^rhwar«- 
wald  die  neue  ObauHsfteeia,  welche  äa,  wo  r. 
^e  Ohra  aus  elnemSeitentbale  herabkommtn. 
1.  der  Silbergraben,  den  dio  Sfra-^si-  Tinrh 
Oberliof  verfolgt,  sicli  nut  llir  vereinigt,  r. 
ab  bis  2u  derjenigen  Strasse  (nahe  dem 
Beanstslg)  steh  emporsoblueklet ,  die  Ton 
Obcrhnf  durch  den8chmaiwaf<'<«Tgrnnd  nach 
Tambach  führt  (8.  271).  tiie  berührt  fast 
%  8t.  lang  kstae  msnsebllehe  Wehaung  (der 
erste  Ort  Jeaselt  des  Qebirgsr&cksas  ist 


nahen  Abgründen.  Nach  1  St.  zeigt 
sich  eine  schroffe  Felswand ,  die  von 
einem  Bkt  hleia  überrieselt  ist  und  eine 
Gedenktafel  zu  Ehren  des  Obcrforstra- 

des  Kam- 
merbach r.,  auf  dessen  Gipfel  ein  Pärsch- 
haus,   steht  ein  SchwcizerhSn«chon  an 
der  Strasse,  das  mit  der  tannendufri^c  n 
Schweizerlandschaft  vortrefflich  harmo- 
nirt.*  Seitwirts  ablanfende  Fossw^ge 
beachte  man  nicht,  da  keiner  So  sclilln» 
wie  die  Fshrstrasse.     Weiter  oben 
bricht  das  Silberwasser  m\s  waldiger 
Schlucht.    Nun  windrt  sIt  Ii  die  Strasse 
in  scharfen  Curven  immer  schroffer  xam 
Hochgebirge  empor.    Da,  wo  sie  sich 
in  weiten  Bogen  am  den  letsten  Borg- 
kopf zieht,  steht  r.  ein  malerisch  situir- 
tes    Chaass^ehaus    im  Schweizerstyl 
(„Schweizerhäus**).    In  der  Nähe  ein* 
Altan  mit  überrasclieudem  Bliek  auf 
das  obcrhufcr  Jagdsehloss.  L.  ein  schö- 
ner Bvnnaen,  dessen  Wasser  Termlttolat 
eineshydraulischen  Widders  nach  Ober* 
hof  empor  gehoben  wird.  KIn  nlhertFr 


Digitizcü  by  Google 


415 


MonOBt  Ton  Ootha  nach  Georgenthal  und  Tambacli 


466 


Fnssweg,  der  jedoch  sehr  cmMend, 
schncidcf  die  Strasseaktfimniiiiiip  sb* 
Oberhof :  s.  269 

Von  Ohrdruf  nach  Elgersburg« 

Die  Strasse  fuhrt  im  Eudleich  1.  ab, 
ftber  Crmamktl,  F^r^kkenhatik ,  Gräfen- 
rode, "^ffiaeknende ,  ArMierg.  —  In 

Cra.'/'inhel,  emem  grossen  Dorf  von 
1250 Ein w  ,  deren  viele  in  denLütschc- 
ner  (Crnwinkler)  St(>inbriichcn  lieschäf- 
ligt  sind  (.S.  440),  oderHolzwaaren  und 
nnitlkallsche  Instrumente  fertigen, 
kv6«ct  8i<^  mit  dMn  «nsrigen  derjenige 
StrsMensiig,  der  toh  M&blberg  »«eil 


Oberhof  emporsteigt  (8.  411).  Dm 
die  Krihwinkler  Laienstreiche  hltf 
keinen  Boden  haben,  braucht  wol  kaum 
erwähnt  zn  werden  —  I'rankefiheUu 
(620  Einw.),  mit  vielen  Zimmerleuten, 
Pttchr  und  Ki«&niMbit(«B.  QcbmrlMrt 
d«i  btrÜDAr  OrgAnistea  Rlaf^.  Ab- 
steeher nach  lAlUdu  (1  St.)^  and  VOtt 
da  über  Dörrborg  nach  Arlesberg.  — 
In  Oräfinrodt:  durchschneidet  man  die 
Strasse  von  Plaue  u&ch  Oberhof  und 
hfti  dana  eisen  sehr  angenehmen  Weg 
aber  Qesebwende  n.  Avlesberg  (S.  439 J. 


39.  Boüte:  Von  Gk)tlia  naeli 

'  Die  Foststrasse  Ifiaft  Uber  Ohrdruf, 
(obwol  sebon  iwiscben  SebwebbaiiBen 

nnd  Ohrdruf  ein  StrMsenarm  1.  über 

Hohenkirchen«.  Georgenthal  flbz\vci<xt), 

und  von  Ohrdruf  nach  Georgen- 
thal (iVfSt.)  und  Tambach  (3  St.). 
(Abgang  der  Post  in  Gotha  Ab.  iV^l-'hr, 
16  Sgr. ;  in  Ohrdruf  9  Uhr  10  H.,  7 
8gr.)  über  Ghr&f€nh«m  (sehtfaes  Derf 
mit  1050  Einv.,  das  eiä,  malerisch 
gruppirt,  in  einem  waldigen  ThaTkessel 
hinzieht)  und  Nauetido?/  (mit  Porzel- 
lanfabrik). Es  lohnt  sich ,  in  Gräfen- 
hain an  rasten^um  das  rdsend  gelegene 
SchieuhauB  an  beeachen,  das  Tom  nahen 
Bergabhange  eine  weit  umfinseiide  Aus- 
sieht bietet  Auch  dürfte  zu  empfehlen 
sein,  über  den  bewaldeten  Höhenzug 
nach  Georgenthal  zu  wandern.  Zu  die- 
sem gehört  das  Fetrtpaulüiolz ,  ehema- 
liges Eigentbvm  des  PetersJclosters  sn 
Erfurt,  das  Napoleon  der  Ehrenlegion 
schenkte.  Darin  das  Gttnthersloch  mit 
romantischer  Felsenhildnnp:.VornSmlich 
aber  schlägt  man  den  Weg  über  den  Äfei- 

(unterhalb  d.Todtenkopfcsl  einen  ein, 
der  sjBhr  wenigen  Punkte  ani  dem  Oe- 
birge,^  wo  man  aogleicb  daslnselsbergs- 
haus  u.  den  Schneekopfsthurra  erblickt. 

Will  man  von  Ohrdruf  nach  Tavi' 
bdeh,  ohne  den  TTm%vrp  über  Georpren- 
thal  zu  machen,  so  schlägt  man  in  Giä- 
fenhain  die  Strasse  ein,  die  jcnseit  des 
TiMUenkqpfet  kara  Tor  dem  Steiger- 


.  fleorgenfhal  uidü»  TambaclL 

pürsehhaos  v.  Stutzhaus-Georgenihaler 
Waldweg  darehschnitten  wird  n.  r.  (1. 

zweigt  die  Chaussee  n.  Oberschönaa  ab) 

durch  den  gebirgigen  Hochwald  nach 
Dietharz  führt  (S.  4G2).  Auf  dieser  sehr 
angenehmenTour  ist  Tambach  v.Ohrdruf 
nur  2  St.  entfernt.  In  den  alten  Keisebü- 
chem  heisst  es,  dass  auf  diesen  steilen 
Bergena.in  diesen  engen Orllnden  selten 
ein  menschlicher  Fuss  wandele,  und 
dass  man  f^icb  in  Amerikfi's  Urwälder 
versetzt  glaubo.  Derzeit  aber  führen 
nach  uileu  Eichtungen  wohlgepflegte 
Kunststrassen  (auch  yom  Todtenkopf 
südlich  dem  Bennsteig  au,  B.  71)  dareh 
die  dichtesten  Wälder;  obwol  man  aueh 
jetzt  noch  von  OrRft  iihiiin  bis  Dietharz, 
U2k1  auf  der  anderen  Strasse  bis  Ober- 
scliüiiau  (4  St.)  keine  menschliche  Woh- 
nung findet.    Tambach:  S.  275. 

Direkter  Weg  (Chaussfo)  von  CIa* 
tha  nach  Georgenthal  (88t.)  darch's 

Flachland  über  Uelleben,  Emleben» 
Petrirodc ,  Hohenkircb<»p ,  Hermhof; 
oder  über  Uelleben  ,  Emieben  ,  das  Gut 
Wannigsrode,  Wipperode  und  Schönaa 
▼or  dem  Walde  —  tOu  Wannigsrode 
darch  den  Hinbeig  ein  sehr  angeneh- 
mer, nicht  zu  fehlender  J*!»««^^^  — ;  oder 
über  Snndhausen,  Leina,  Cumbach  (in 
dci  NHlie  der  grosse,  60  Acker  haltende 
Cumbachcr  Teich)^  Ernstrode  (wo  die 
Strasse  in  die  „Waldsaumstrasse^*  von 
Waltershansen  nseb  Georgenthal  miln- 


1 


467  ^.^4/.J2Mite»T«&0«tl»ii.T«BFrltttofteat']nfi]iW«ltcr8]iikiu^  4$% 


det)  nach  SrhSnan.  T^ntrrhalb  dieses 
Dorfes  ,  dessen  Eimvohuer  (770)  meist 
Korbflechter  und  Siebmacher  sind,  die 
ihr«  Wuuren  bis  nach  Holland  vevtrei- 
hea,  ist  ans  dem  Leinaflossehen  r.  der 
beiAhmte  Leinakanal  abgeleitet ,  der 
stall  nach  Emleben  hinzielet,  hier  den 
bei  Qeorgentbal  ab^oklteten  Apfol- 
stedtkanal  (S.  279)  aufnimmt  und  in 
walten  KrÜmmuigan  nach  Gotha  fllesst 
(8.  19).  Er'  wird  gewSlmliefa  knmweg 
^dle  Leina**  genannt,  zumal  diese  bald 
(darauf  den  Namen  Hörsei  annimmt.  ■ — 
Auch  kann  man  auf  der  ohrdrufer 
Strasse  üb  Schwabhausen  naeh  Hühcu- 
kircheu  und  von  hier  über  Herrnhof 


nach Georgenthalfabren.  Vom  ,,SchwAb- 
häiiserkopf  '  ein  prächtiger Biick  in  den 
Gcorgenthaler  Grund  und  auf  die  uia- 
leriscii^  Gebirgskette.  < 

Georgen tÜal :  s.  279. 

Von  Gotha  nach  Tambach,  ohne 

Ohrdruf  und  Georgenthäi  zu  berühren, 
über  Uelleben,  Emleben  und  Schönau, 
hier  aber  nicht  X.  (Georgenthal)  mnd 
nicht  r.  (Walto? shansen) ,  sondern  auf 

der  Strasse  fort,  die  swisoben  Engelsp 
bach  und  Altenbcrgen,  dann  anPinster- 
bcrgen  vorüber  (welches  r  hloiht)  und 
über  "das  Neue  Haus  (Vierptennigshaus) 
nach  Tambach  führt  (R.  15). 


40«  Boute:  Ton  ftotha  nacli  WaltershausoB,  Boiiiliardsbnuin 

und  Friedriolirodo. 


Gewöhnlich  fithrt  man  mit  der  £1- 
wnbahn  nach  Fröttstedt  (S.  106)  und 
von  Frdttstedt  mit  der  Pferdeeisenbahn 
nach  Waltershausen  (folg  Koutp )  ,  II 
Cl.  9,  III.  CK  7  Sgr.  —  Ind. -scu  ^eht 
auch  eine  direkte  Chaussee  nach  }y\d- 
tershauien  (2%  St.),  mithabsehemBlick 
anfs  Gebirge,  fib.  Sundhansen,  an  Leina 
vorüber  (Gasü  ori  und  über  Wahlwin- 
kel. Jenseit  des  letzteren  Ortes  zweigt 
sich  1.  die  Strasse  ab,  die,  ohneWalters* 


hausen  zu  )>er&hren^  nadi  Sckm^/en" 
thal,  und  von  hier,  in  Verbindung  mit 

der  Waltershäuscrstrasse,  1.  nacb  Bern- 
hardsbruwn  und  Friedrichrode  Iftuft. 

J^Me  naeli  Waltersliavsen«  4tfhr  Abends, 

9  8gr.  Pontomnibnt  (nur  im  Sommer)  von 
Gotha  naoh  Reinliardsbrunn  u.  Friedrichr. 
(3|  St.)  HItt.  1%  Uhr,  15  tigr.;  retour  Ab. 
7  Uhr.  —  -M?atom«(frw  switohen  <2otha, 
WaltorAhftuseti  uud  Friedrlohrode,  Bett  1864. 
Uebrig.  8.  B.  16.  17.  43. 


41.  Boute:  Ton  Fröttstedt  naoh  W&Ltenl 


Es  handelt  sich  hier  mcbt  um  das 

liott  FrmtUdlt  iZOO  Einw.),  das  eine 
Strecke  von  der  Eisenbahn  entfernt 
liegt,  sondern  um  die  kleine,  aber  sehr 
belebte  Bahiüiof mtaiion  (mit  Restaura- 
tion), die  vermöge  ihrer  hoben  Lage 
den  soh&nstenUeberbliek  des  nordwest- 
lichen Gebirgszuges  A'om  Schienenwege 
ans  gestattet  *}.  Die  Zweigbahn  (S.  106 
und  107),  die  von  Fröttstedt  nach  Wal- 
teo'shausen  (1  St.)  läuft ,  wurde  von 
einer  Akticngeselibchaft  gebaut,  die  je- 
doch 80  nni^nstigo  Geschäfte  machte, 
dass  der  goth.  Staat  sich  entschliessen 


'  )  Punovama,  gei.  von  Dr.  PoUick 

Walt4»r»hau««n. 


in 


IKUKia 


musste ,  dieselbe  m.  übernehmen.  Da 

der  Convoi  von  Pferden  gezogen  wird^ 
die  in  der  Regel  nicht  sehr  sehnollläu- 
fig  .sind,  so  braucht  jeder  Zug  vonFrött- 
stedt  nach  Waltershausen  50  Min. ;  von 
Waltershausen  nach  Fröttstedt  dage- 
gen ,  wo  der  Train  den  grössten  Tbeil 
der  abfallenden  Bahnlinie  ohne  jedo 
Beihilfe  zurücklegt,  nur  15  Min. 

Abgang  dnr  Züge  (uicht  ganz  oxact, 
indem  die  Bahuzügo  von  Gotha  imd  Kiso- 
nach  abgewartet  werden) :  Tonn.  7, 10  ;d,  90 ; 
Nachm.  12,  8ß;  4;  6,  83;  8,  88:  TT  Ol.  :v  TIT. 
2  Sgr.  I.  Cl.  gibt  es  nicht.  Die  angeuehm- 
sfeen  Sitze  aind  im  vorderen  (oflenen)  Coup6. 

Waltcrshansen,  goth  Stadt  mit 
3660  Kiuw.j  eine  der  Hauptpfortea  des 


Digitized  by  Google 

4 


470 


Oebirgds,  malerisch  am  buschigen 
Fuss  den  Biirp"b^rf?e*<  ijeTagert  «,  v. 
ßcblosse  Tenneberg  überragt. 

Eütenbahnveri^Mdtutg  mit  St&tlon  Fr  Ott- 
stedt, in  der  JUcbtmiK  B.<iol|Mk:  Morg.  6»  34 ; 
8,  1  ;  Mitt.  18  Ii  ,  N;u-!im.  5,  IP;  Ab.  7,  21; 
In  der  Richtung  nacli  Eiaenach :  Morg.  6, 
34;  8,  1;  MItt.  12  U.,  Nachm.  4,  29;  5,  46. 
n.  Cl.  »,  m.  2  Sgr. 

PoH  (Bahnhof):  über  Reinhardsbrnnn 
nach  Friedrichrodo  1  M.  in  &0  Via.  Ab. 
5  führ  S5  M.,  6  Sgr.;  nach  Brotterode  9}  M. 
in  8  8t.  96  H.  XU  derselben  Zeit,  IRJ  S :  ; 
nach  Schmalkalden  SJM.  in  3  St.  40  M.,  zu 
deraolb.  Zeit,  22^  Sgr.;  nach  Gotha  1}  M. 
in  1|  St.,  fr.  9f  ü.,  9  1^.  —  Omn^im  nuch 
Reinhardsbr.  u.  Friedrichr.  Vorm.  10  u.  Ab. 
7  ülir,  im  Anschliiss  an  die  Eisenbaliiizfigc. 

Entfernungen:  Relnhardabrunu  1,  T«bar7, 
l,€k>tba8,Itt9etoh«TgMtnh1a4,  KlaenaeliSSr. 

OaHhöfe:  Zur  EifenhaJoi  (Bahnhof  am 
nordwestl.  Endo  di;r  Stadt  mit  Posth.'^l- 
terei),  9  Loglrz.  mit  30  Bottou  h  10  8gr  , 
Bedienung  4  fl^r*f  Mahlzeit  su  Jeder  Sfunde 
und  au  Terechledencn  Preiseo.  —  Thür. 
TTof,  ntn  Markt.  — ■  Re<t>tnrniionen:  Bahnhof; 
Rathttkeller  ;  A.  Bacli ;  nu'Lre  vom  Bahnliof 
\  St.  entfernte  Feleenkeller  mit  ScIiAnk- 
wlrthschafton,  iiamentlicli  der  *Clir.  Ort- 
m»nnsche,  am  nördlichen  Fusso  des  Burg- 
berges mit  tranlichen  FelBennfRchen ,  der 
*Fh.  Ortmannsche,  ebenfalls  am  liurgbcrge, 
n1)prliM!l)  dos  Zt'Ughan*Jo-i  mit  liorrlit^ifr 
Ferusicbt,  der  '^SchlunUtx  lie  au  der  Stra^äe 
naeh  Tahars  (am  Ziegenherg).  Ausserdem 
die  Bierwirthschafteii  T.  Tt.  Schlund  vor'm 
Klausthor,  Cbrf  Ortmann  an  der  Sfras.se, 
und  Ferd.  Schlund   uufera  des  Marktes. 

Fuhrwerk  im  Bahnhof,  28p.  pro  Tag  r> 
TMr.  mit  Chaussee-  und  Trinkgeld,  und 
bei  den  Gcschirrhalt/ern  Ortlrpp  u.  Seifahrt.— 

FüJtrer-Slation  (S.  89)^  pro  Stuude  3  Sgr. 

Buclkdroeherei  (mit  Wochenblatt,  wü- 
«hentl.  Xroal);  Geworbebank  nach  Schulze - 
Pelitzsch's  System;  Turnv^^rrin  mit  Feuer- 
wehr; uniformUte  Commuuaigaiae  etc. 

ItidtulrUt  sehr  lohiranghaft  In  Splel- 
waaren,  Fleischwaaxen  und  Bierbrauerei. 
W.  Kestner  versendet,  unter  der  Firma  sei- 
nes 1853  verstorbenen  Taters  J.  D.  Kestner 
een.,  der  suer«t  (seit  1815)  diesen  Industrie- 
zweig zur  Blfithe  brachte,  Jährlich  über 
sooCufn.  geräucherte  Fleischwaaren,  haopt- 
aacbllch  Servolatwurst.  (gewöhnlich  m^<o* 
theische  Wurst"  genannt)  bis  naeh  England, 
Frankreich,  Amerika,  Australien.  —  Einen 
noch  viel  bedoutendereu  Industriezweig 
^rfiodote  1816  der  Kaufmann  J.  l>au.  Kest- 
ner Jtttt. ,  der  anfiingfl  mit  Paplarmachi- 


Schiefertafeln  hausirte  und  dies  klein©  Ge- 
schäft allmälig  derart  vergrösserte  und 
ausbreitete,  dass  «eine  Pappen-,  Splelwaa- 
ren-  u.  Hemdknöpfcheufabrik  eine  dfr  re- 
nommlrtofton  in  Deutschland  wurde,  die 
viele  hundert  Menschen  beschäftigt  und 
mit  den  eiMfemtesten  Xitedern  im  H«id«le>> 
Verbindung  steht.  3Ian  wird  in  den  Fa- 
briksalen  gern  lieramgeführt.  Gegenwärtig 
aber  haben  sich  noch 5  andere  derartige  Fa- 
briken in  W.  etablirt,  die  ihre  Agenturen 
bis  nach  Afrika,  Ost  un  I  ■^V>■-^tindien  vr>r- 
(^cäuhubeu  haben,  so  dass  der  £xport  der 
dasigen  Splelwaaren  Jfihrl.  9—900,000  Tbl«*, 
umsetzt,  u.  lediglicli  in  der  Stadt  selbst  800 
Arbeiter  beschäftigt  werden.  —  Thür.Mar- 
morwaaren  von  Korb,  Stiefel u.  Heibig  (Mar- 
mordreherei  an  der  Sirasse  nach  Ibenhain). 

—  Muhlbaumt'later  (Gebr.  T>ebeH)  weit  rc- 
stu:lit.  —  Treffliche  Tasteninstrumente  von 
(Jalitfe.  >—  Einen  eigeulhümlicheu  Handel 
mit  BompCftffsn  und  Kanariem^eta,  die 
zu  Icünstlichem  Gesänge  abgerichtet  wer- 
den, betreibt  Chr.  Kirchner  direkt  nach 
Eusslaud  und  Amerika,  wohin  er  selbst 
mit  einer  grossen  Aniahl  gelftUter  Vofle)- 
käflge  gi'ht.  Dieser  Industriezweig  ward 
bereits  im  vorigen  Jahrb.  von  G.  Tbym  ge- 
giündet,  der  mit  seinen  abgerichteten  Vö- 
geln nach  Kngland  zog,  diese  dort  ver- 
kaufte und  dafür  brasilianische  Vögel, 
Affen  und  dergl.  suröckbraobte.  Dessen 
Brnder,  der  8cbuhm«cber  Ohr.  Tliym,  aoU 
in  einem  amerikanischen  Urwalde,  als  er 
beim  Vogelfang  ein  deutsches  Lied  sang, 
mit  Alex,  von  Humboldt  zusammen  getrof- 
fen sein.  —  ZiemBeh  starke  Lederfa1n4ha> 
tlon  (Dampflohmühle).  —  Fal»rik  vm  Spri- 
tzenschläueben  und  Fenereimeni  (Schafft). 

—  Uopfeubau  und  Bieueuzuclit  von  Chr- 
Ortnann.  —  Keae  Kaschinenwerkstätte. 

Die  Ge$ch!rhte  der  Stadt identiflcirt 
sich  grös?itenthoil8  mit  der  Geschichte  des 
Schlosses  Tonneberg  (8.  unten)  und  hat 
keine  besonders  berrorragende  Momente. 

—  Literar.  CcUhritäte7i,  die  aus  W.  bonror- 
gegnngen:  der  Arcbäolog  A.  H.  F.  von  _ 
Scblichtegroll  (geb.  1765),  der  OmlfbolOg 
J.  M.  Beehstoin  (geb.  1757);  der  Theolog 
L.  A.  Credner  (geb.  17;>7) ,  David  TT^'mpol, 
der  »aob  vielen  Kreuz-  u.  Qnonsijgen  Mu- 
sikdirektor beim  Pascha  ▼.  Aegypten  wurde 
(t  1848).  Auch  lebton  hier  die  Dichter  Fr. 
HöMerlin  undL.8torcb,  sowie  derSupwiat. 
A.  Jacubi. 

Sehenswürdigkeiten.  Dem  Bahnhof 
gegenüber  der  Keitnwieke  Cßartm  mit 

Dr.  Polack,  Chronik  der  Stadt  Wal- 
tershansen,  1854. 


Digitized  by  Google 


471 


472 


Blnmen  umduftetem  Pn^nioTT ,  einem 
kleinen  See,  u.  schönen  Landschaftsbil- 
tlern;  dem  Fremdenbesucho  gern  ge- 
öffnet. Am  Eingange  der  Stadt  r.  ein 
AiMtiluHis  der  Keatnetacben  Piq^pea- 

fiONrik  (dM  80«.  „GarteBluuis'*) .  »'i^ 
Niederlage  fertiger  Waaren.  —  Die 
Marhtkirehej  1723  in  eigenthümlicheni, 
amphitheatralischem  Style  erbaut,  mit 
tretVlich  gemaltem  Plafond  u.  einer  vor- 
«süglichen  Orgel  (von  Diost)  nüt  3  Cla- 
viatnm  u.  «ugcieieliiieteD  Stimmen, 
die  9000  Thlr  gekostet.  Der  alte 
Thurm  -wurde  im  Februar  180ß  von 
cinorn  Blitzstrahl  entzündet,  ist  aber 
stattlicher  wieder  aufgebaut  worden. 
AttS  seiner  Laterne  «Ine  echlSne  Perspec- 
tiye.  —  Die  neue  BihrgertchidB ,  unfern 
der  Kirche f  vortrefflich  eingerichtet 
und  mit  schönen  Sammlungen ,  koelete 
18,000  Thlr. 

Vor  Allem  wenden  wir  uns  dem 
♦Teimebergf  zu.  Am  Fusse  des  Burg- 
berges 1.  die  alte  Kemnade,  ursprünglich 
ein  fester  Bittersitz  u.  den  Burgmannen 
des  fdrstlichenSchlossesalsBesoldungs- 
stäck  überwiesen.  Sie  wurde  wahr- 
scheinlich zu  Knde  des  14.  Jahrh.  er- 
baut, nachdem  das  Burggut  der  Herren 
T.  Laucha  n.  Teutleben,  welche  im  ehe- 
maligen  Sdiloss  Tmneb^Burgdienste 
hatten,  vom  Landgrafen  Balthasar  in  das 
jetzige  Schloss  umgewandelt  worden 
(1392).  Nachdem  sie  durch  mehre 
Hände  gegangen,  kaufte  sie  der  Kandi- 
dat J.  M.  Bechstein  u.  legte  darin  eine 
Forstschule  an  (1796).  Da  jedoch  der 
Staat  dem  erfreulich  aufblfihenden  In- 
stitut mehr  hinderlich,  als  förderlich 
war,  so  nahm  B.  den  Ruf  des  Herzogs 
X.  Meinin^en  an,  der  ihn  zum  Forstrath 
ernannt  hatte,  u.  verlegte  dasselbe  1801 
nadi  Dreisrigacker.  Jetst  ist  dte  alte 
Kemnate  au  einer  Spielwaarenfabrik 
(wislicenus)  umgewandelt.  —  Ein  an- 
deres in  seiner  Art  sclteiios  u  intpro?- 
santes  Gebäude,  einige  Ii undert  Schritte 
aufwärts,  ist  das  1G13  vom  Herzog  Joh. 
Casimir  von  Coburg  erbaute  Jagdzeug- 
hoM»  (Wohnung  des  Farsters)  mit  allem 
möglichen  „Zeug*^  zur  sogen,  eingestell*- 
ten  Jagd  u.  alten  sehenswerthen  Jagd- 


geräthen.  Rechts   aufwärts  zum 

Schloss  Tenneberg,  1392  erbaut  (ob- 
gleich der  Name  schon  1039  vorkommt  j 
und  gegenwirtig  Sita  des  Laadraths-, 
Jastlz-  n/Bentemtea. 


Dasaieetandgrilllohe  Palatium,  ilaj vei- 
fer  hinten  stand,  «tammte  mutfamasstieh. 
von  »len  thür.  Markprnfen  aus  dem  Hatitve 
Weiniar-OrlainüuUe ,  die  das  Schloss  «iauuuc 
WalterahaowB  den  Herren  von  Hüblberg 
übergabou;  pbwol  man  gewöhTilich  an- 
nimmt, (fans  die  Burg  zugleich  mJtWalters- 
liauHcu  (Bcildcrichshauseu)  vom  thür.  König 
Balderleit  erbaut  worden  sei  (518),  Iiaudgr. 
Ludwig  III.,  der  Sie  117G  erwarb,  verorbto 
Hie  auf  seiue  Nachkommen,  die  sie  heute 
noch,  obwol  auf  eine  andere  Stelle  veiiegt, 
in  Betits  baboD.  Sar  R««fdeni  diente  Ten« 
neberg  dem  Sohne  des  Laudgr.  Horniauu 
1.»  Konrad,  uackmaligem  Uocbmeister  drs 
deutschen  Ordens  (1230),  dem  mit  Kuni- 
gunde vou  Elbenberg  ersengten  Sobne  Al> 
brechts  des  Unartigen,  gew.  Apitz  genannt 
(S.  65),  von  1290—1306,  sowie  dem  unglück- 
licken  Hersog  Job.  Friedrich  dem  Mittleren, 
aU  nach  dem  Sobmalk.  Krieg  der  Grim- 
mensteiii  theilwei;**'  ?rer.stört  worden.  Spä- 
ter wurde  iUaii  der  da^ige  Aufenthalt  ver- 
leidet dareb  die  hier  In  Haft  gebrachte 
Kammerfrau  der  Königin  Anna  von  Cleyo 
(geschiedener  Gemahlin  UeinrlcLs  VIII. 
von  England),  die  ihm  vorge^h windelt 
hatte,  sie  sei  die  todtgegiaubte  Könlgtn 
selbst,  nnd  zur  Strafe  wegen  dieser  Mysti- 
fikation bis  zu  ilireni  Tode  Im  Gefängnis» 
schmachten  niusute.  Daher  die  Sage  von 
der  „weitten  Dune,"  die  atif  Tenne- 
bfirg  umgebe  ,  und  von  der  gelieimnissvol- 
ien  Gräfin,  die  hier  vermauert  worden. 
Auch  Herzog  Ernst  der  Fromme  residirtc 
auf  Tenneberg,  bis  der  Bau  des  Frieden- 
steins in  Gotha  YoUendot  war.  Herzog 
Friedrich  II.  lies»  das  Schloss  im  Zopfdt^l 
restauriren. 

Gegenwärtig  ist  jede  Spur  des  fürst- 
lichen Glanzes  verschwunden.  Um  so 
8cb5ner  ist  der  Blick  aus  den  Fenstern 
des  dden  Schlosses  und  vom  langen, 
mitPromenadenwegen  durehsdinlttenen 
KniriTn  des  Burgberges  (1324  F.),  des- 
sen PHiinzenr^'ichthum  von  den  Botani- 
kern hoch  gerühmt  wird.  Die  Kund- 
schau ist  eine  der  lieblichsten,  die  es  In 
Thüringen  gibt:  nacb  SW.  das  Gebirge 
mit  dem  Königsbaupt  des  nahen  Insels- 
berges,  nach  W.  u.  N.  das  offene  Xiaad 


Dlgitized  by  Google 


473        42.  Jionte :  YoA  Waitersliausen  Back  üeinliardsbniiUL.  474 


mH  d«i  SNMUn  Waltenliftamt  B&Oin, 
Erfurt,  «.  am  fWnisteii  HorisMit  das  Ne- 

belhanpt  des  Brocken.  —  Vom  Barg» 
horp  schlängelt  sich  nncli  Siideu  ein 
srliiitti^xer  Pfad  direkt  nach  Keinhards- 
brujiii  (*/,  St.),  u.  ein  anderer  (R.  44) 
wwUlekiMekKlalntalMnCVaSt.).  Zwl- 


schon  beMen  die/buttere  Ttmu  ** 
(157S  F.),  Berg  mit  Teilender  Aussieht. 

Dem  BiTr^rlx^ror  gegenüber  (uord- 
westlj<*h)  (I-  r  /irgenherg  (1253  F.),  der 
gleichfalls  Spaziergänge  mit  schönen 
Anssiehtspnnkten  bietet. 


42.  Bonte:  Von  WaltersliaiiBeiL  naob  Reinbardsbnum  (1  St). 


Wir  würden  rathen,  don  kürzeren 
FuBSWeg  Tom  Tenneberg  nach  IL  ein- 
■«SchlageD,  oder  aoeh  die  nibere  Fahr* 
Strasse,  die  sich  von  Waliershansen 

hinter  Sehnepfenthnl  w{»r»  'zieht,  wenn 
wir  nicht  diese  weltberühmte  Ei*zie- 
hungsanstalt  besuchen  wollten.  Es  füh- 
ren S  ehanssirte  Wege  dsJiin ,  entweder 
direkt  von  der  Stadt  ans  am  Qeifaen- 
berg  hin  (Va  St.),  oder  aus  der  Stadt 
nac  h  Ibenhain  ,  oder  vom  TiHhnliof  über 
Ibenhain  ('  ^  St.).  Hier  kaufte  der  be- 
rühmte Pädagog  und  Tnmvater  Gnts- 
mnths,  Lehrer  in  Schnepfenthal,  ein 
Lendg&tchen,  auf  dem  er  1S89  starb. 
Am  ITausc  eine  Gedenktafel  mit  der 
Inschrift:  ,,lIior  wohnte  J.  Chr.  Fr. 
OntsmTiths,  der  Begründer  der  deiitschen 
Tttrnkunst.  Gestiftet  von  deutschen 
Turnern  am  9.  Juli  18G1." 

^Sehnepfenthal^  vordwestl.  vom 
nahen  Dorfe  Rödichen,  anfeinem  Hügel, 
der  in  wohlgepflegtem  Baumschmücke 
prangt,  aus  welchem  die  stattlichen  Ge- 
binde mit  ihrem  spitren  ^nrme  ein- 
ladend hervurleuchtcn. 

Der  unvergessUcbe  Olir.  O.  Salzmaon, 
dar  bis  daUn      BaMdowsoben  PbOantro- 

pin  BU  Dessau  Ih&tig  gewesen,  kaufte  das 
Oekonnmiogut  SclmfpfenfTiRl ,  da»  früher 
dem  Kloster  Raiuhanlsbruiin  gehört  Imtto 
UDd  dann  In  Prlvatliiod«  ftbergegangen 
■u'nr,  nn<\  fnhrtf'  iiTifr-rTi  fk'HH<>n»on  die  er- 
sten Gobaivlo  nnf  (1785),  worin  er  j«»ne  Er- 
ziehungsanstalt gründete,  die,  nach  Posta- 
1ead*aeben  Grandsits^a  geleitet,  bald  einen 
80  glänzenden  Biif  ^rlnfigte,  dass  die  reich- 
sten und  TomehiiiHtt'u  Ge«chlecbter  aus 
lkst  allen  Beleben  Buropa*i  nnd  sefbst  ans 
ttbeneelsetten  liändern  ihre  Kinder  dorsol- 
hf'Ti  anvertrftiit<^n.    Noch  blulit  dioao  An- 


neuer Zögliugo  häufig  nicht  beri^cksichtigt 
werden  können,  weil  deren  Zahl  auf  SO 
fesfc:o^<trlU  \A.  Pen^Iousprold  haltijährlich 
82  Frieüricbsd'or  pracn.  Ausserdem  iFrie- 
dricbsd*or  Bintrittsgeld,  nnd  Ar  Kebenane* 
gaben  halbjährlich  80  bis  40  Tbir.  Die 
TjphrBr  bilden  mit  den  Prlifilcrn  f'n»*»  j^rosse, 
glückliche  Familie.  Hau  muM  daa  mun- 
tsf«  Tftik^Mt  sebiB,  wia  «•  tiidi  eelaaa 
iebarladirothen  Jacken  lebensfriscb  ton- 
meU,  oder  mit  den  Lohrern  weitere  An»- 
tlnge  macht,  um  ku  begreifen ,  welche  lär- 
ziebnngsresaltate  hier  «raielt  werden  nad 
mit  welcher  Pietät  df««  Schüler,  deren  viele 
berühmte  Männer  geworden,  lebenslang  an 
ScfauepfeuUial  hängen.  Öu  lange  dt«  Au- 
■tett  besteht,  Ist  noeb  kein  «laiiger 
ling  in  derselben  goätorben.  Der  fromme 
nnd  fröhliche  Geist  dos  ehrwürdigou  8ah(- 
mann,  der  1811  aus  dem  Leben  schied,  hat 
sich  bis  snia  heutigen  Tag  In  seiner  Stif- 
tung lebendig  erhulten.  Die  Lehrer,  die 
in  Sehnepfeathal  wirki^en  imd  wirken,  ha- 
ben sieh  snm  grossen  Thell  aoch  aniser> 
halb  -der  Grenzen  ihres  niehstaa  Berufes 
«»in^Mi  ehrenvollen  Namen  erworben,  r.  B. 
AiKirS,  Ausfeld,  Dechstein,  Blanche,  Girtan- 
ner,  Olata,  Ontsmutbs,  Ob.  T.  Lena,  BeU 
chard,  Belu,  Ritter,  Weissenborn  etc.  Ton 
denjenigen,  welche  noch  jotzt  in  Thätigkeit, 
sind  vor  allen  der  berühmte  Naturforscher 
BL  O.  Lern  «.  der  Kryptogamenkenner  Btoe 
BU  nennen.  Naclidom  ,,Vftter  Salzmann" 
gestorben  —  suin  BchÜchtes  Grab  ist  mit 
einem  HoUunderstrauche  bepflanzt  —  ,  über« 
nahm  dessen  Sohn  Karl,  der  als  ahrwAr» 

digpr  r!ri^i'<    norh   jetzt   in  lebt,  die 

Leitung  d08,InatiTutos,  bis  er  sie  1847  in  die 
Hände  des  gegenwärtigen  INrektors,  des 
Schulrathes  W.  Ausfeld  (Salzmnnns  Enkel) 
niederlegte,  welcher  daran  festhält,  Annn 
Beligiosität  und  Humanität,  verbunden  mit 
tielseitig  gebildeter  ttebens*  nnd  Berufs- 
thätigkcit  und  ungehemmter  KÖrperent- 
winkchmg,  die  ^Jrnndpfeiler  der  Erziehung 


atalt,  immer  mehr  erweitert,  in  gesegneter!  sind.   Die  Gebäudlit  üeren  innere  Ifinrlch- 
so  dass  die  AamaldaDfen  | trag  fem  geesigt  wird,  haben  atiaiiUf 


Digitizeu  Lj 


475  43,  Aiä,  B&nU:  Ym  Waltefik.  n.  6eorgeiit]i.,  TftlHuri  n«  a.   Inselsb.  476 


einen  soTcben  Umfang  erhalten ,  das«  sie, 
ausüer  den  Wo}iDZ«Uea ,  Uiiterrichtaftim- 
mern  und  Schlafs&Ien»  einen  Betsaal,  einen 
Speisesaal,  einen  Musik-  tind  TanzsaJil,  elu 
Naturalionkabinet,  finc  Bibliothek,  ♦•iiio 
Buchtiandluog,  eine  Aeitbahn  otc.  uinlas- 
een  nnd  von  wohlgepllegten  Girten  umge- 
ben eind. 

Hat  mnn  sich  ans  den  Fenstern  der 
Anstellt  der  eben  so  weiten,  als  schönen 
Aussicht  Erfreut,  so  besucht  umn  wo\ 
auch  die  nahe  Sar(h,  ein  von  Laub-  n. 
Nadelhols  nrngebenesHügelgelfinde,  wo 
sich  die  Grahstfttten  Schnepfenthals  be- 
finden. Hier  ruht  nnter  einfachem, 
mit  Immortellcnkränzoii  geschmückten 
Steuie  Vater  Salzmann,  ihm  zur  Linken 
sein  treuer  Freund  Gutsmuths.  Nahe 
dabei  der  Turnptatz,  tob  welohem 
Gutsmuths  erzlihlt:  ,Jm  J.  1785ffihrte 
mich  Snizmnnn  auf  einen  hübschen 
PJatz,  mit  den  Worten :  ,,Hier  ist  unsere 
(Gymnastik."  Dieser  erste  deufscTic 
'i  unipluLz,  am  iüiude  eines  Kicheuwaid- 
chens,  iatdiePflanxstfttte  aller  ihaliehen 
Anstalten  geworden,  so  dass  J.  P.  Fr. 
Kichter  den  Rath  gibt,  „um  jedes  TTaus 
ein  kleines  gymnastisches  Schnepfenthal 
zu  bauen  " 

Yoii  Srhiiepfenthal  nach  Bein- 
harÜMbruiin^  (V^  St.)  abermals  2 
Strassen,  entweder  y.ur  Linken,  oder  zur 
Rechten  des  von  silberhellen  Teichen 
durchhlitzten  nnd  von  dunkeln  Tannen 


n.  Fichten  umrahmten  Wiesengrundes, 
in  welchem  eine  neue  stattliche  JföA^^e 
stellt,  die  während  des  Sommers  von 
fremden  Gästen  als  Miethlolui.1  benutzt 
wird.  IMe  gewöhnUeke  Fahrstrasse,  lif  e 
yer  den   «rsten  HlEasern  BSdichens 
rechts  aUfiuft,  berührt  vor  dem  rein- 
hardsbrunner  Gasthof  die  schöne  Stelle, 
d<  rru    wir   S.  295    gedachten.  Am 
nahen  Vorberg  Unks  ein  Leichenstein, 
unter  welchem  ein  Vater  ruht,  der 
vom  Tod  ttbernscht  wurde,  als  er  am 
Hocbzeitsfeste  seines  Sohnes  mit  der 
Braut  den  ersten  Reigen  tanzte.  Die 
andere  Strasse  mündet  rrleichfalls  vor 
dem  Gasthof,  verzweigt  sich  aber  zuvor 
r.  ab  in  den  Tabarzergrund. 

Reinhardsbrnnn:  S.  293. 

Flora  von  Behnepfenthal  mul  Waltert- 

hausen  :    Anemnne  flylvestrls.  Antherictini 
LiUago.    Antirrhiuum   Orontimn.  Atropa 
BeUadonna.  >-  Cafox  hnmitte.  Oentaurea 
montana     (  i  phetanthera  nibra.  CoronJile 
montana.  Ervum  gracfle.  Fcstuca  Itromol» 
des.  —  Ilelleborus  viridis.  —  Inäsibirica. 
Lathyrus  Mnuttts.  ~  LUinm  butbiftrnin. 
liiuaria  arveusis.  —  Neottia  Nidiis  avis.  — 
Orclüs  coriophora.   O.  fusca.  0.  militari». 
().  palleos.    Ophrjrs  muscifera.  Orobancho 
Galtt  Jhthj,  ^  Poa  endettea.  —  Bananonhui 
Lingua.  Rosa  gallica.  K.  pnmila.  —  Sene- 
biera  didynui.     Sesleria  (vernloa.   —  Yicia 
pi»ifurmi8.  —  Zanuichellia  palustris.  Z.  po- 
dicoUata.  Z.  pednncolata. 


43.  Route:  Von  Waltersliauseu  nacli  Georgentlial. 


Der  inturettsauteste  Weg  über  Hein- 
AorMrtm»,  fVIetbieftrod«  n.  AJUnAergen  <Katt- 

•IplrTber),  n.St.,  S.  878.  —  Näher  die  „Wald- 
!«aumstra886^* :  von  Schnepfenthal  geradeani 
durch  Bäuchen  (während  die  Strasse  nach 
Beinhardabmna  r.  ablinft),  dareh 


wolühabende,  reinliche  Dorf  Ernstrode  (QBO 
Sinw.)  u.  dnrcb  fidtöiaau  „vor  dem  Walde«* 
(S.  466),  M-o  n&i-dl.  die  Str&sse  nach  Qotba, 
südlich  na(  h  Tambach  nnd  geradeaus  naeb 

GeorgenthU  fuhrt. 


44.  Route:  Von  Waltershauseu  nach  Tabarz  und  auf  den 

Inselsberg. 


Die  Chaussee  von  Wnltcrshnusen 
n&vh  Kleintaharz  (1  St  )  beschreibt  einen 
rechten  Winkel  über  Langenhain  am 
Lanchabaidi ,  wo  nnfem  des  Dorfes  ein 
grosses  Gebäude  ins  Agge  ilKllt,  weldies 
äiedem  eine  Baomwollenspüinerei,  seit 


1831  aber  ein  Land-Armen-  n  Arbeits- 
haus. Die  Gegend  ist  sehr  lieblich,  n. 
wird  immer  reizender,  je  näher  man 
dem  Gebirge  kommt.  —  Noch  schöner, 
als  die  Fahrstnase,  ist  derFnssweg 
nach  Kleintabm  (%  St.),  welcher^  deM 


Digitized  by  Google 


477  4k  Mtmte:  Y.  WiUtntaiii«iod,fielii]iBari9lir«tis  h.  Thai  od.  RakUk  478 


Ortmnnn sehen  Hopfenberp  pcgenübcr,  ' 
1.  von  <ler  Chaussee  nbhiuft  u  an  einem 
Kiefer wäldcheu  hinab,  datin  an  den  Ot- 
terbachstelcben  voxtbor  flUirt,  u.  Tom 
Höhepunkt  de»  nUderen  Bergsages  ^ 
ao  wonnevoUes  Gemälde  des  Tabarzer- 
grun (hs  in  seiner  reizendsten  Ornppi- 
rung  vor  den  überraschter  Blicken  auf- 
rollt, dass  Niemand  yersaunien  sollte, 
dieses  über  alle  Beschreibnng  erhabene 
KfttnrblUI  tM9  den  ThOriogerwalde  mit- 
maehmen  (S.  303). 
•     In  Kleilltabarz  ladet  ein  vielbe- 
suchter Gasthof  zur  Rast  n  Erquickunp 
ein.    Es  ist  das  weitrenoHiuiirte  *Jagd- 
hau9,  das  schon  1562  erbaut  und  sonst 
als  berrselialtlichea  JugdseogliaBs  be* 
iilitit  wurde.     Der  frühere  Besitzer, 
Beinhardt,  braute  in  dieser  Gegend  das 
erste  Lagerbier  (1824).    Jenen  Stern 
aber  setzen  wir  dem  ,,Jap:dhaus**  nicht 
blos  wegen  dieses  immerhin  anzuerken- 
nenden Verdienstes,  oder  wegen  der 
ktefUdieQ  Sieinforelleo  n.  der  gewfin- 
reichen  WaMbatter,  die  stets  hier  zu 
haben,  soTuIern  wegen  der  prächtijrt'u 
Lage  des  Hauses  u.  der  reizenden  Aus- 
sicht in  den  wunderschönen  Thaikessel, 
an  dassen  ndrdlieher  Pforte  es  stebt. 
Bie  aebattigen  BXwne,  die  Tor  den 


Gasthof  7n  einer  freundlichen  Anlage 
gruppirt  sind,  bihlen  einen  Speisesaal, 
wie  ihn  das  glänzendste  Hotel  nicht 
aufweisen  kann.  FVihrerstation  (S.  88). 

Die  Fabrstrasse  auf  den  InteMerf 
(2  St.)  über  das  nahgelegene  Dorf  Ä«» 
harz  (S.  303).  Wollte  man  hier  einen 
Abstcc'Iier  n^achen  — 'besonders  Denrn 
zu  emptehleu,  die  von  Kabarz  nach 
Winterstein  gehen  —  so  könnte  man 
die  St.  sfidwestlicli  entfernten  WM* 
löcher  besuchen,  die  sich  in  den  Httbel«- 
berg  Schluchten.  Steile  Felswände  mit 
wunderlich  gestalteten  Porphyrsäulen 
haben  eine  Khift  gebildet,  aus  welcher 
vereinzelte  Fichten,  wie  versunken  bei 
einem  Avfimfar  der  Elemente,  emporra- 
gen. —  Wer  jedoeb  sn  Fuss  geht,  wird 
den  Weg  über  das  anpenzende  GrosS' 
tahf't':  einschlagen,  um  bei  der  neu  er- 
bauten Badeanstalt  des  Dr.  A'unt» (Pen- 
sion), unweit  des  Schiesshauses,  durch 
den  iMucha^rund  zu  wandern  (B.  804). 
—  Uebrigens  i>t  der  Weg  von  OotiMI 

auf  den  IiiMisberg  (6  St.)  nicht  Tie! 

weiter,  wenn  man,  statt  über  Walters- 
hausen u.  Tabarz,  über  Reinhardsbrunn 
fährt;  und  selbst  von  Waltershausen 
wird  dieser  Weg  bSnüg  eingeseblagen 
(S.  808). 


45.  Hoate:  Von  Waltersliauseii  oder  Keinliardsliruiiii  (S.  197) 
nach  Tlial  (3  St.)  oder  Ruhla  (4  St.), 

Fuss)  zu  besuchen.  Man  geht  1.  ab, 
anfangs  auf  einem  Fahrweg,  dann  (wie- 
der i)  auf  einem  Fosssteig^  der  in  V4 
St.  sanft  empor  zum  Gipfel  (1T13  F.) 
der  glganteskenPorphyrmnssc  führt,  die 
200  F.  hoch  prall  u.  steil  aus  dem  Thale 
auisLcigt.  Eine  steinerne  Brustwehr, 
welebe  die  Natur  um  deik  gewaltigen 
Fetsenkoloss  gebaut,  verstattet  einen 
schwindelnden  Blick  in  den  grausigen 
Waldirrnnd,  welcher  den  einsamen  Fii*?? 
des  Steingebildcs  umzieht,  u.  weit  iiin- 
aus  Über  dunkle  Berge  und  heimliche 
ThSler.  Steigt  man  auf  dem  früheren 
Pfad  wieder  hinab,  so  kann  man  auf 
der  ,,  Wein  Strasse"  bis  an  den  Fuss  der 
kolossalen  Felswand  gehen,  die  an  der 
1  westlichen  Seite  versteinertem  Hölze 


Kino  sehr  schöne  Strasse,  die  Fort- 
Setsung  der  „Waldsanmstrasse*^  (von 
Osforgenthal  nach  Waltersh.),  fuhrt  zu- 
erst nach  Langenhain  (S.  476),  springt 
aber  in  dpr  N;ibp  des  Landarmonhauses 
von  der  tJhanssce  nach  Tabarz  r.  ab,  u. 
läuft  nach  Schwarzhausen  (l'/a 
Waltei9h.).  Zwischen  Langenh.  und 
Schwarah.  gehen  abermals  2  Strassen 
1  ab ,  zuerst  nach  Kabarz,  dann  nach 
W'iiiterstein.  Von  ^rhirarzhausen ,  einem 
traulich  im  schönen  Emsethal  gel. ti^n 
goth.  Dorfe  mit  690  E,,  die  sich  von 
Korbflecbten,  Besenbinden,  Handel  mit 
]>roguen  u.  Watdbeeren  etc.  nähren,  in 
V4  St.  nach  8<^€f^€Uih  (vmlgo  Schmer- 
wig).  Von  hier  aus  am  bcquem.stcn  der 
nur  V«  St.  entfernte  ^Heisengteiu  (zu 


üigui/eü  by  GÖSgle 


479  4^.  Mcnte:  Y.  Waltenduivsen  od.B«i]üiar«bi1iramft.  TM  od.  Btiila«  480 


ähnlit'h  sieht.  In  der  Nahe  tindet  man 
Achat-  oder  Porphyrkugelu,  sowie Band- 
oder  Jaspisporphyr.  Die  Waldstrasse, 
weleba  1.  dnrdi  die  Berge  führt,  bringt 
in  V«  St.  nach  7r»«tor«tei».  Dem  Mei- 
senstein südwestlich  gegenüber  (Y^  St.) 
der  ^hrstein,  ein  ähnlicher  Porphyr- 
koloss  in  der  „Finsteren  Kammer/'  von 
TodUiegendem  umgeben ;  während  nicht 
weit  deTon»  in  der  ,fEliemen  Kammer^' 
(OerlakMnmer)^  Giimmersdiiefer  steht. 
TJebrigens  kann  man  auch  von  Schmfir- 
hach  direkt  nach  gehen,  u.  zwar 

auf  dem  ,,Jüngliugsweg"  über,,8torch'9 
Aussicht,"  „Königs  Pürschhaus"  u.  den 
Benterberg,  dessen  Holinng  abgetrie- 
ben. —  Wir  wenden  nns  jedoch ,  falls 
wir  nicht  auf  einem  näheren  Fusspfad, 
—  ohne  uns  durch  die  kleinon  Seiten- 
thäler,  die  r.  und  1.  einmünden,  irre 
machen  zu  lassen  —  das  Thalbächlein 
▼erfolgen  wollen  ^  des  sam  Dorfe  Thel 
hinebflieest  (1  St.),  neeh  S^merbaek 
surück,  setzen  unserai  aef  der 

Hochknnte  des  krÄuter-u.  Sagenreichen 
Warthertje»  (1711  F.)  fort,  der  aus  der 
Ferne  wie  ein  Sarg  aussieht,  u.  ireueu 
uns  des  Bliehes ,  der  enf  das  Dorf  iSSee* 
hatth  hinabeohweift,  dessen  |ang  ge* 
streckte  Häuserreihe  sich  traulich  an 
den  Fuss  des  Berges  anschmiegt.  Hier, 
in  Seebnch.  lebte  im  vorigen  Jahrb.  ein 
vielberühmter  Wundermann ,  Johannes 
Dicel  (t  1768),  der  sieh  ohne  aUe  SehM- 
Mldung  Tom  Betteljungen  anm  fürst* 
liehen  Ifedieus  aufschwang  u.  von  den 
Ersparnissen  seiner  Kunst  Kirche,  Pfar- 
rei u.  Schule  f'rbaiitc  u  dotirte.  Eine 
Votivtafel  am  Kiugang  des  freundlichen 
Kirchleins,  das  man  dentUeh  sehen 
kann,  gedenkt  seiner  Verdienste.*)  Die 
officincAlen  Kräuter,  die  namentlich  auf 
dem  grossen  Wart-  oder  Marktberge 
wachsen  u.  von  den  armen  Leuten  ge- 
sammelt werden ,  begünstigen  die  An- 
wendung derVollisheilkunst,  die  in  die- 


*•)  H.  Schwerdt,  Der  Wnndordoctor  Job, 
DIeei  in  Seebac>i.  Kin  «vlMalieliea  Leb«nt- 
blld.  Lttipsig  IMO. 


ser  Gegend  von  jeher  stark  betrieben 
wurde.  Aber  der  Wartberg,  dessen 
Gipfel  Ton  einen  weit  sichtbaren  Dolo- 
mitfelsenkamni  gekrSnt  ist,  wihrend 

ringsum  dichter  Laubwald  wie  ein  grü- 
ner Mantel  ihn  umfängt,  soll  auch  reich 
an  edlen  Schätzen  sein,  so  dass  in  irüho- 
ren  Zeiten  die  gebeimnissvoUeu  Vene- 
tianer  (Walen)  ihn  nach  allen  Selten 
durehstSberten  n.  Torainilieh  dem  ver* 
meintlichen  Goldsande  nadicringen,  der 
in  einer  kleinen  Tropfsteinhöhle  —  dem 
BacJcqfenlork  —  am  steilen  Westab- 
hange  des  Berges  zu  finden.  Wer  gern 
in  Seebach  sein  möchte,  geht  von 
Sehmerbadi  in  Vt  St.  hinab  u.  wandert 
dann  s«  Fuss  an  den  „TeufelslSchem^ 
(unergründlichen,  meist  mit  Wasser  ge> 
füllton  Erdfällen,  au«s  einer  nllmäligeu 
Aullösung  von  Gypslagera  entstanden) 
vorüber  nach  Thal  (y^  St.),  oder  r.  über 
Hncheiode.  nnd  Farnroda  nach  Wi^a 
(1%  St). 

Der  Weg  wird  immer  reiaender,  bier 
von  überschattenden  Buc!»cn  nmdüstert, 
dort  um  eine  schroffe  Felswand  biegend 
und  endlich  am  Ufer  des  murmelnden 
Baehes  sich  hinaiehend,  bis,  fast  naer* 
wartet,  die  eniten  ThalbüMeff  nnd  die 
Scharfenborgswarte  ymv  die  BUclce  tre* 
ten  CR.  46). 

Von  Thal  nach  Ruhla  (^St.;  liaks, 
^lach  Wutha  (1  St.)  rechts:  B.  46. 

Ilebrigens  bsnntit  man  von  Wal« 
tersliavgeii  naeh  Buhla  gewohaiicih 

die   Eisenbahn    über  Fr9ttHedt 

Wutha  (S.  1(^7);  kann  aber  auch ,  wie 
oben  angegeben,  von  Schmerbacli  über 
den  Meisenstein  auf  einem  Waldweg 
(„Weinstrasse**)  durch  die  Oerlakam- 
mer  (1.  das  Haidektfpfehen)  oder  aof 
dem  sog.  JüngUngsweg  über  Ludwig 
Storch's  Aussicht  u.  ,,Königsh&uschen" 
direkt  nach  Ruhla  gehen  (IV2  St.),  oder 
zwischeu  Langenhain  u.  Scliwarzhausen 
linksab  über  WüUerd^^n  auf  einem 
weiten,  aber  interessanten  ^mweg  da- 
bin fahren  (R.  47). 

Von  Eeinhardsbrunn  nach  Ruhla, 
wie  S.  494  angegeben,  nur  umgekehrt. 


üigitized  by  Google 


4dl 


46,  Baute  s  Von  Wutha  nacli  Kuhla, 


482 


46.  Iloute:  Von  Wutha  naob  fioUa  (iV*  dt.)« 


Die  Anhaltesteile  der  Thür.  Eisen- 
bahn unfern  des  Weilers  Wutha  — 
«wischen  FrSttstedt  n.  Bisenaeh  —  (S. 

107)  ist  der  gewöhnliche  Stationspunkt 
für  Diejenigen,  welche  Ruhla  besuchen 
wollen.  Deshalb  geht  von  hier  taglic-h 
zweimal  (Morp^ens  10  u.  Abends  7  Uhr 
25  Min.)  ein  Postwagen,  jedoch  ohne 
Beidbaisen,  naeh  Ruhla  ab. 

Da  wir  aber  dem  Bdn^ttrpe  so  nahe  sind, 

der  iu  mannigfachor  Hinsicht  einer  grösse- 
ren Beachtung  werth  ist  ,  als  ihm  bisher 
von  den  Touristen  zn  Theil  geworden,  und 
die  M^enasgrotte**  (Hdrselioch)  benteotage 
fastauf  allen  Theatern  („Tannliäuser")  spielt : 
so  wollen  wir  Thüringens  sagenreithstcn 
Berg  um  so  lieber  jetzt  schuu  iutt  Auge 
fasMD,  als  «Hell  «tor  Weg  w»  SüUa  auf  dem 
Bdndberg  Aber  Wutha  Ohrt. 

Nehenrotite:  Von  Wutha  auf  den  Hor- 
Helberg.  Der  sctiarf  gekrümmte  Berg- 
kamm, der  sich  von  Sättelstedt  bis  Fisch* 
baeb  (bei  Elsenach)  auf  der  rechten  Seite 
des  lieMirhen  Hörselthales  fast  3  St.  lang 
hinzieht,  liegt  Tor  Augen.  £s  handelt  sich 
also  nur  dämm,  den  beqnenuten  Weg  an- 
nngeben,  derauf  die  höchste  Zinne  de.s  kahlen 
Mn^rholkalkhcro;..?  fW96  F.)  führt.  Denn 
awei  tiefere  £iuöchuitte  scheiden  den  nach 
Süden  Jäh  absebössigen  HSbensng  in  den 
„Grossen  Hörseiherg"  (mit  dem  Hörsclloch) 
bei  Sättelstedt,  in  den  „KletTien",  dem 
Dorfe  Eichrodt  gegenüber,  und  iu  den  Pe- 
tertberg,  der  eich  bfa  in  die  NShe  von  Bl- 
senach  erstreckt.  Unser  Ziel  ist  auf  den 
flronnen  Hörsdherg  gerichtet,  der  sich  mit 
seiner  scharfen  Kaute  und  seiuer  charak- 
terfatisehen  Koppe  wie  eine  schräge  Haner« 

von  Wasserrinneu  durchfurcht  und  liio  tincl 
da  mit  spärlichem  Gebüsch  bedeckt,  empor 
gipfelt.  Man  geht  zu  diesem  Behufe  auf 
der  «isvnaeh-gothaer  Chanaeto ,  die  an  Wu- 
tha vorüber  führt,  bif  7.nm  Dorfe  Schönau 
(I  8t.)f  wo  jiii  (Ia8igeu  Pfarrhause  der  Dich- 
ter Vr.  MosenguJl  geb.  wurde,  kreuzt  hier 
die  Blaenbahn  und  wendet  lich  den  male- 
risch  zerstreuten  Hänsern  ,,Am  Kahtenherye" 
zu.  Durch  eins  dieser  Gehöfte,  den  „Za- 
pfongmnd*S  blndureh  und  am  Jesusbmn- 
nen  vorbei,  besteigt  man  nun  den  tebrofCMi 
„"Wunderberg"  (Möns  liorri.HSonua ,  mons 
Veneria},  der ,  wie  kein  anderer  in  Thür., 

von  den  buntesten  flagenübelleii  uinllattert  J  XIfcbleln,  und  rastete  nicht,  bis  eie  durch 


ist,  und  nach  der  einen  (östlichen)  Seite 
wie  «in  igyptlBQlier  Siesensaitcophag,  naeh 

den  anderen  (westlichen)  mit  seinen  geripp- 
ten Flanken  und  seinem  jähen  Abstnrz  wie 
ein  Mchweizeriüches  Alpeuhorn  vor  don 
Blicken  ateht  Ten  Sehdaau  bia  aum  H5r- 
Holtocb,  das  bald  als  nnüpTipforte,  bald  ale  . 
Yorhof  zu  einem'  unterirdischen  Feenpa. 
laste  gilt,  und  awitohen  den  ersten  nach 
dem  Zapfengrunde  zu  hervorragenden  Fei* 
sen  hoch  oben  (nicht  gar  leicht)  zn  finden 
ist,  und  dann  bia  aum  nahen  JZackengijpfei 
etwa  1  St.  (Ton  Ilsenacb  S  St).  Der  Kin- 
tritt  in  die  Unterwelt  ist  jedoch  ausser* 
ordentlich  erschwert.  Denn  die  fil  F.  lange 
Höhle  ist  so  eng  und  niedrig,  dass  man 
sie  (mit  Lichtem)  nnr  kriechend  „befah* 
ren"  kann.  Ungleich  angenehmer  und 
lohnender  ist  dio  Aussticht  vom  Kamme 
des  Berges,  den  man  nicht  selten  den  thür. 
Rigl  nennt,  beeondera  wenn  man  Ton  Nor* 
den  ertiporsteigt  und  da?  jiraclitvolle  Ge- 
mälde plötzlich  wie  eine  Fata  morgana  vor 
den  Blicken  auftaucht.  Das  nahe  Schloss, 
das  man  gen  Norden  sieht,  ist  „Neuschar- 
fiiiberg**  (bei  Lupnitz),  wo  der  als  Schrift, 
steller  bekannte  Graf  von  Uetterodt  lebt. 
Iielder  ist  das  Häuschen,  welches  sonst  den 
Gipfel  des  Berges  krönte,  lingst  Teracbwun* 
don,  ohne  durch  ein  anderes  ersetzt  zu 
sein.  —  Die  Wundergesclilcbteu,  die  in 
diesem  Feenreiche  spielen,  sind  durch  Wag. 
ners  „Tannhäuscr*'  aufgefrischt  worden. 
Indessen  ist  es  nicht  bloa  dieser  ritterliche 
Minnesänger,  der  sich  von  den  sinnbetho- 
renden  Liedern  der  Frau  Venus  Terlotten 
Hess  (soll  um's  Jahr  1250  geschehen  sein):  In 
schauerlichen  Winternärhten,  w^nn  ,,Frau 
Holle  ihr  Bett  ausschüttet",  steigt  auch 
„der  wilde  Jäger**  ans  dem  Hörselberg  und 

du rch.'<t reift  mit  seiii'^rn  Spuk  den  Thiirin- 
gerwald.  Voraus  aber  geht  ein  alter  Mann, 
„der  treue  Eckard"  (S.  S5),  oder  sitzt  vor 
der  unheimlichen  Felsspalte,  und  warnt  mit 
seinem  weissen  Stnbe  vor  dem  wüt>ienden 
Heer  und  vor  den  Sireuenliedern  der  Frau 
Venus.  Auch  spielt  hier  die  Sage  von  der 
englischen  Königin  Reinschweig,  der  oln 
Trnumgesicht  verkündigte ,  tins.s  die  Seele 
ihres  verstorbenen  Gemahles  im  Fegefeuer 
sebmachte.  Sofort  sog  sie  gen  Tbtringen 
und  hörte  im  Hörsolberg  den  Jammer  der 
gemarterten  Soelen  („Hör-Seeleuberg").  Dar- 
auf baute   sie  am  Fusse  des  Berges  ein 


Führer  ^uroli  ThMtgen. 


19 


Titizcü  by  GoOgl 


483 


46'.  Boute:  Yoil  W 


utha  nach  Kuhla 


484 


Tasten  und  Beten  ihren  Gatten  erlöst 
liflUe.  Um  dio  Kapelle  aber  reihte  sich  nll- 
jnälig  ein  l>orf,  und  wurde  „Satanstätte" 
( Sittelf tedtf)  genannt;  wfthrend  «in  an- 
deres Dörfchen  in  der  Nähe  Jta.s(rrinß;8feld 
(Asterfold  Liebfold)  heisst.  —  Den  Rückweg 
kann  mau  auf  der  Südostscite  des  steilen 
Berg«t  herab  ftber  Sittolatedt  elnBchlagen 
(bb  Wntba  14  St.). 

Von   der  Flora  'l»"^  nörsdherrjef  und  der 
,  Marktberge   (vor.  R.)    nur  einige  Namen: 
Aoonitnm  Lyeoeloanmr.   Adoaia  Tenialis. 

AJliuni  fiillax.  CJotoneaster  \'ulj?aris.  Diau- 
thuH  prolifer.  Gymnadenia  odoratissima 
(bei  Seobacb,  sehr  selten).  Litbospormum 
pnrpareo-coeroleum.  Ranunculus  aconitifo- 
itu«.  Scnecio  crucifoliiis.  Tliesium  intome- 
diurn.-  Zannicbellia  pedicellnta. 

Von  Wntha  nach  Rnhla  (Chaus- 
see) (lurcli  das^  waldumkränzte  Wiesen- 
thal des  Erbstroms.  Hinter  dem 
schmucken  Dorfe  Farnrode ,  wo  eine 
Zeit  lang  die  Burggrafen  von  Kirchberg 
ihren  Sitz  hatten,  treten  die  Berge  all- 
mälig  CTij^er  zusammen.  .Icnseit  des 
Baches,  welcher  den  stolzen  Namen 
„Erbstrom"  (wol  auch  Röhl)  führt, 
schaut  1.  zwischen  Erlen-  u.  Weidenge- 
büsch ein  zackiger  Fels  hervor,  der 
Wittgenstein,  der,  gleich  den  nahen 
Ebertsbcrf^en  u.  Teufelskutten  (ErdHil- 
Icn),  von  abenteuerlichen  Sagen  uuiliü- 
steit  ist.  D;is  Thal,  welches  sich  r.  ab< 
zieht  y  birgt  in  seinem  Schoosse  das 
Dörfchen  KüUlithal  (V,  St.  von  Farn- 
rodo,  1  St.  von  Ruhla).  Jenseit  dessel- 
Ijoi  der  interessante  Kalkbruch,  dessen 
blaugrau  geädertes  Gestein  („Kitteis- 
thaler  Marmor")  zu  den  künstlichen 
Alabastergerftthen  verarbeitet  wird,  die 
hftttfig  zum  Verkaufe  ausgehoten  wer- 
den. Es  lohnt  sich ,  iWa^o  von  einem 
schönen  Lanflscltnftsbild  umrahmten  11. 
in  den  schrutlen  iierj^abhang  eingebuch- 
teten Kalk-,  Marmor-,  Gyps-  u.  Glim- 
mersehieferhrttche,  worin  man  einzelne 
Bergkry.^tille  findet,  zubesnchcn,  in- 
dem die  weissgrauen  Felswände  mit  den 
rings  umher  zerstreuten  Breimöfen  und 
Mühlen  einen  originellen  Anblick  ge- 
währen. Vond.  Gypsbrüchen  kann  man 
direktüber  d.  Ringberj^n.  Ruhla  (S.498), 
oder,  um  wieder  auf  die  Strasse  zu  kom- 
me», nacfaHeiiigenstein  (S.  484)  gehen. 


Zwischen  Farn  rode  und  Ruhla  das 
goth.  Ddrfchcn  Thal  (Amtssitz),  Uber- 

ans  anmutliifj  im  üppiggrünen,  vonma- 
leri-clieu  Bergen  umsänmten  Wiesen - 
gründe.  In  demselben  wohnte  zu  Ende 
des  vorigen  'Jahrh.  der  weltberühmte 
Wnndermann  Johannes  Hornscbuh,  den 
L.  Storch  in  seiner  schönen  Novelle  r 
„Förberts  Hans"  vcrh.  rrllcht  hat.   -  - 
Längst  aber  sahen  wir  einen  runden 
Thurm  (von  den  Umwohnern  „L.öth- 
topf"  genannt),  der  von  einem  kcgi  l- 
förmigen,  diclitbelaubtra  Bergkopf  her* 
abgrüsst.  J!r  ist,  nebsteinigen  anderen 
Mauertrümmern,  das  T'eberbleibsel  der 
'Bx\r''X  Scharfenhcry  y  die  im  11.  Jahrb. 
erbaut  wurde  u.  den  Grafen  v.  Henne- 
berg gehörte.   Als  einer  der  hier  woh- 
nenden Dieastmannen  wird  Härtung 
von  Stein  genannt.    In  einem  harten 
Gefechte    zwischen    dem  Landgrafen 
Friedrieh  d.  Frnsthaften  n.  dem  Grafen 
Heinrich  von  Henncher;.:  (134G)  würde 
der  erstere  hier  geblieben  sein,  wenn 
ihn  nicht  Hans  von  Friemar  mit  seiner 
Streitaxt  geschützt  hätte  (S.  68).  Nach 
mehrfachem  Besitzwechsel  gelangte  die 
Burpt  an  Herzog  Wilhelm  von  Woimar, 
und  wurde  im  Bruderkrief^c  vom  Kur- 
fürsten Friedrich  II.  zerstört  (1447). 
Will  man  den  Berg  ersteigen ,  obgleich 
die  Aussicht  wegen  des  dichthewaldeten 
Gipfels  nur  beschränkt  ist,  so  führt  zu- 
nächst eine  steile  Treppe  aus  demThal- 
schcn  Gasthof  in  dessen  Garten,  aas 
dem  sich  ein  köstlicher  Blick  über  die 
Thalbucht  bietet,  n.  sodann  einP«rkwe|^ 
in  schneckenförmigen  Windungen  be- 
quem um  den  mit  üppigstem  Laubholz 
bestandenen  Bergkegel  herum  {^/^  Sr. 
bis  zum  Gipfel).  lUie  meisten  Tour i.^t  in 
begnügen  sich  jedoch  mit  dem  Anblick 
des  Ruineathnrmes «  nnd  benutzen  die 
Strasse,  die  r.  am  Dorfe  Thal  vorüber 
alsbald  /.um  nahen  Heüigensfrin  fTdirt. 
Dies  ist  ein  viel  besuchter  Gasthof  (Ti- 
s6bau),  unmittelbar  neben  einem  ural- 
ten Kirchlein,  dem  Ueberbleibsel  eines 
zerstörten  Mönchsklosters  (Wilhelmil- 
terordens).  Die  wenigen  Hiueer,  die 
sich  um  dasselbe  p;ruppiren ,  bilden  die 
Heine  Qemeinde  iFeiuenöotyt.  Am  Ab> 


Digitized  by  Google 


'  f    .  '■  s 


1    '-r . 


.  ''v.     •■  ^ 


».  . .  ■  •  M 


•  '•...tu  \ 

'v^-- 


.  V. 


Digitizeü  by  LiOOgle 


kl  «   1.  k  « 


I 


485 


47.  Bwte:  Rnlüa  au4  Umgebangen. 


4B6 


hani^c  des  niihcn  Hergwaldcs  tratilielie  , 
Ruhesitze  I  n.  angeuehme  SpazieigUngc 
sar  Rechten  u.  Linken  des  Baches,  der 
sich  ewischen  grünen ,  eng  zusammen- 
tretenden Bergen  durch  düs  mehuuho- 
lische  Wicsenthal  schläii^^lt.  Wär^' 
die  Strasse  durch  diesen  Gniiid  (von 
Heiligenstein  bis  Rnhla  */|St.)  weniger 
ungenehm,  so  wfirden  wir  rathen,  einen 
dieser  Seitenwege  einzuschhigen  und 
vielleicht  r.  ühor  den  Kingherg  alsbald 
auf  !<  n  Wachstein  zu  <;;cheu  und  von 
die^ttia  nach  Ruhla  hinab  7Ai  steigen 
(eine  herrliche  Tour  von  2  Stunden^ 
oder  schon  von  Thal  aus  den  steilen 
Scbossberg  sn  ersteigen  u.  über  den  Lieb- 
chcnsbmnnen  nach  Ruhla  zu  gehen. 
DsL  wir  jedoch  in  d'M-  l'ulgondon  Route 
(S.  493)  diese  Ausflüge  unteniclimcn,  «o 
steuern  wir  jetzt  direkt  Uem  interessan- 
ten Flecken  sn,  der  seine  ersten  Hftnser 


weit  ins  Thal  vorgeschoben  hat  u.  dem 
Reisenden  die  Zeit  recht  lang  macht, 
bis  er  nnter  dem  wirthlichen  Dache  der 
„Blauen  Traube"  landet. 

Uebrigens  kann  man  von  Wutha 
nach  Ruhla  einen  srlir  gonussreiehen 
Fussvveg  einschlagen,  wenn  man  über 
Moesbach  durch  das  idyllische  Uain' 
bachsthal  (vergl.  auch  S.  503)  (zwiscAien 
dem  AV achstein  und  der  imposanten 
Klippenburg  des  Hangsteines)  bis  ztim 
Reinistoig  geht  ,  mt»!  mn  hier  entwe' 
(Iff  (1.)  über  den  Si  hoiibi  ig  auf  den  nah 
gelegenen  Waeht^tciu  und  über  Belle- 
vue  hinab  nach  Ruhla  (3  St.),  o<kr 
auf  dem  Rennsteig(r.)zurJBroA«n«on'«eQ. 
nach  Wühelnißthal ;  od^r  den  Rennsteig 
kreuzend  durch  dn'j  K:(tzthftl  nnch  Wil- 
helmsthn/ ,  und  v(»n  da  nach  Ruhla  (  4 
St.).  Die  Schilderung  dieser  Punkte  in 
den  nicbeten  Beuten. 


47.  Route :  SiLhla 


Voti  von  RiHila  nach  Vatlia  frük  6  Uhr 
20  M.,  Nachm.  4|  Uhr. 

Eti^fernun^en:  Wutha  (Eitiuubabnstation) 
1^,  Altenstein  1|,  Liebenatein  %  WUbelni». 
Clial  2,  EiHonnrb  i^,  InMlsbeiig  S,  Rttin- 
hardsbrauu  4  St. 

Ruhla*),  gewöhnlich  „die  RuhV 
genannt,  der  grösste  Marktflecken  des 
Tharingerwaldes  mit 4030 Einw.,  'grösse- 
ren Theils  (243 1  Einw.)  dem  Hcr/.ogthum 
Gotha  und  kleineren  Theils  dem  (Jross- 
herzogtli'un  "Weimar  zugehörig,  indem 
der  Erbst roni  (ein  sprudelnder  Wald- 
bach) diegoth.  (am  rechten  Ufer)  n.  Wei- 
mar. Landesgrense  bildet.  Der  ganze 
Vleeken  —  ein  thür.  Alpenort,  zwischen 
grüne,  steil  emponagende  Bergwände 
eingeklemmt  —  ,  hat  nur  rinr'  Hjinpt- 
strasse ,  die  sich  eine  Stunde  lang  von 
N.  nach  S.  300  F.  emporzicht.  Oen  Mor- 
gen iet  die  schmale  Thalrinne,  die  sich 
zu  einem  btigeligen  Kessel  erweitert, 

^FrUztC^*^  Nordweiten  *es  ThÄrlnger- 
walde8,  oder:  Zohn  TüRc;  in  Tluhla.  Berlin 
1U54.  —  Die  beigefiigte  AneicfU  vom  Hingberge 
xau«. 


und  ümgebungeiL 

In  der  IRnfil,  da  ttl  «■  acbdnl 

Stille  Thaler,  lust/ge  Höh'n, 

lind  maucb'  duaklur  Augenstern: 

Bi  Arwahr,  da  bUeV  ich'  geml 

▼om  schroffen  Breitenberg  (2141  F.), 

gen  Abend  vom  Bärmcr  (eigentlieh 
„Härenberg",  1841  F.)  vnd  vom  Ring- 
Wg  (1966  F.)  eingeschlossen.  Zwi- 
schen einzelnen  stattlichen  Häusern 
viele  kleine  Hütten,  meist  dicht  susam^ 
mengedrttngty  theils  aber  auch  an  den 
Berggehä'ngen  klebend,  oder  auf  der 
Thnlwiese  zerstreut.  Auf  jeder  .Seite 
eine  schöne  Kirche,  die  goth.  malerisch 
am  östl.  Bergabhange  lehnend,  die  wei- 
marische  so  eigenthttmlich  gebant,  dass 
die  beiden  Flügel  einen  rechten  Winkel 
bilden,  dessen  Schenkel  da  zusnmmen^ 
Stessen,  wo  Knnzel  und  Altar  stehen. 

ff<i$thö/e:  TratUfe  (SchwauiU)  mit  Post- 
c  xpt-dition,  in  der  Mitte  des  Ortes,  Mittags- 
tis«  li  (1  Uhr)  lOSgr.,  Logis  für  30  rersonon 
4  6—10  Sgr. ;  J{o«e,  am  oberen  Ende  des 
Fleckeiiis,  für  geringere  Ansiprüch«. 

Ueslauralionen :  Das  elegant«  ^Curhauf, 
oli«dem  ein  ffirstliches  Jagdhaus,  worin  sich 
Knrl  August  ndt  fJoethe  manclinifil  riufliit-lt, 
auf  dem  schönen,  von  breitästigen  litn^tsn 
beschatteten  OurpUUz,  wibrend  der  Saison 
tfglich  Table  d*bAte  2  Uhr.  Noch  reizender, 

19» 


Digitized  by  Google 


$ 


487 


47.  Boute:  Buhla  and  Umgebungen. 


488 


einige  Minuten  wosüick  vom  Curplutz,  am 
atelton  CMiftng«  des  Birmer,  die  kleine  Re- 
stauration ^^Bellevue,  dio  einen  unbeschreib- 
lich schönen  Blick  auf  Bubla  gewalirt. 
Mittagstisch  k  10  ägr. 

Loki^^ikrm,F»kr«t  n.  BHIntH  nach  Accord. 

Banqukr:  B.  M.  Strupp  (Gns'^'^t.-iTi). 

Ton  dcu  Wohlthätigkeitsanstaltcu  sei  nur 
die  Ziegler$che  Stiftung  erwÄhnt,  Ton  l>r.  AI. 
SStegler,  als  geborenem  Ruhlaer  und  Augo- 
hörlgem  einer  kaufmännischen  Familie,  de- 
ren Mitglieder  unter  der  Firma:  „Gebrüder 
Ziegler**  ein  fMt'lOO  Jahre  bestehendes 
Pfeifengeschäft  in  Ruhhi  hctrelben,  1868 
mit  einem  Kapital  von  1000  Thlr.  gogrnmlet, 
um  würdige  alte  hilfsbedürftige  31uuuor 
(snnichst  Pfelfensrbeiter)  Ton  dem  Zinsen- 
fthwurf  zu  unterstittzen. 

Ge$chidUe.  K.  wird  schon  in  den  ältesten 
Chrunilien  erwähnt.  Das  daselbst  gewon- 
nene BIsMi  soll  fröher  in  den  Xlsenhäm- 
mern  an  der  Nesse  (,,Fisf  nacli") '^«•'"arbeitet 
worden  sein.  In  B.  selbst  siedelten  sich 
die  ersten  Eisenarbeiter  im  11.  Jshrh.  in. 
Dass  sie  orsprOnglieb  einem  fremden  Volks« 
stamme  (wie  dfo  Brottoröder,  Steinbacber  n. 
Kabarzer)  angehörten,  mag  ausser  Zweifel 
sein.  Wahrscheinlichkeit  hat  die  Hypotibese, 
dass  sie  von  wendischer  Abkunft  sind,  ob- 
wohl sie  die  Sago  aus  Tyrol,  oder  aus  Un- 
garn oder  gar  aus  dem  Orient  einwandern 
Usft:  irsnn  es  nicht  die  elsenaoher  Walfen- 
sehmiede  waren,  die,  von  den  Hunnen  aus 
Ihren  bisherigen  'Wolinsitzen  vertrieben, 
nach  Bubla  übersiedelten.  In  jener  Zqü 
spielt  die  Sagerom  Landgrafen  Imdwigdein 
Eisernen,  der  in  Buhla  hart  geschmiedet 
worden  (S.  58),  eine  BegebeTih"it,  die  einen 
geschichtlichen  Hintergrund  hat,  und  in 
allen  literarischen  Oestaltea  bearbeitet  ist, 
z.  B.  Ludwig  der  Eiserne,  Boman,  1792; 
L.  Bechstein,  Harald  von  Kichen;  Nieritz, 
Der  Schmied  von  Buhla;  Loiimaun,  Der 
Schmied  von  Buhla,  Sohansptel;  Alex.  Rost, 
Ludwig  der  Eiserne  oder  das  Wiintiermäd- 
chen  aus  der  Buhl,  Yolksschauspiel ;  J.  Kber- 
wein,  IMe  sohene  Bnhlaerin,  Singspiel  n.  a. 
Auf  dem  Platze  jener  Schmiedewerkstatt 
soll  jetzt  das  Haus  des  Kaufmanns  Johannes 
Ziegler  stehen,  worin  Dr.  Alex.  Ziegler 
(„Sclimied  Ton  Buhl»**}  geboren;  obgleich 
dies  nicht  recht  mit  der  Annahme  zusam- 
menstimmt, dasa  „die  alte  Uulil"  dem  Oe- 
birgsrückett  uälier  gelegen,  als  der  jutzige 
Ch^  Im  17.  Jahrb.  ist  B.  yon  der  Pest  und 
von  don  Stürmen  des  SOjährtgen  Krieges 
heimgesucht  worden,  wobei  der  Wunder- 
manfi  Hans  Leineweber  (Hetschel  Stophel?) 
die  Kugeln  der  Kroaten  in  seinem  Hute 
auffing  und  einen  kaiserlichen  General,  den 


Fürsten  von  Hessen-Homburg,  erlegte  y.6;iü). 
Dennoch  wurden  die  Bohlaer  fibMisWtigt, 
nachdem  sie  2  Jahre  zuvor  die  Kroaten 
tapfer  zurückgeschlagen.  Um  diese  Zeit 
(1640)  hatte  Herzog  Juhann  v.  Weimar  die 
unglückliche  Idee,  den  gewerbthätigen  Vlek- 

ken  unter  dir  T>nj  p,  lherr8chaft  ßeinrr  fjf^f- 
den  Söhne  Ernst  und  Albreobt  xu  stellen, 
die  noch  heut  su  Tage  fortdauert  und  In 
mancher  Beziehung  ein  Hemmschuh  gedeih- 
licher EntWickelung  ist.  —  Am  13.  April  1813 
wurde  das  unter  dem  Kommando  des  Ma- 
jors y.  Linker -Stehende  Bstnillon  des  thA- 
ringiHchen  Buttdescontingentes  Ton  einem 
kleinen  Trupp  preusslscher  Husaren  in  rxin- 
siscfae  Gefangenschaft  abgeführt.  —  Die  von 
dem  berfihmten  Torstmann  Cotta  In  ZIU- 
bach  gegründete  Forstschule  ward  von  sei- 
nem nicht  minder  berühmten  Nachfolger, 
dem  Obcrforstrath  Königi  erst  nach  Buhla 
und  18M  nach  BIsenaeh  verlegt.  Vnter  den 
Vornteleven,  die  sieh  in  Ruhla  aufliiolten, 
war  auch  Schillers  ältester  Sohn,  Karl,  der 
1857  als  Oberförster  starb.   Unter  den  be- 
kannten Hannent  aber,  die  ans  Ruhin  her« 
vorgegangen,  aei  vor  allen  der  T>frhter  und 
Novellist  Ludwig  Storch,  der  1803,  und  der 
grossbritan.  Harfenfabrikant  J.  A.  Stumpf; 
der  1769  hier  geboren  wurd»,  erwähnt. 
Schon  der  Vater  des  letzteren  zeichnet»«  •^irh 
durch  seine  Klaviere  aus,  so  dass  zu  seiner 
Zeftn.  noch  lange  nachher  „die  Stmnpfsehen 
Klaviere"  überall  don  besten  Klang  hatten. 

Badeatutalten.  Per  rulilaer  „Gesundbrun- 
nen,*' eine  schwache  Eisenquelle  mit  unbe- 
deutender Qnantitfit  freier  Kohlensäure,  ist 
1757  entdeckt  und  namentlich  vom  damali- 
gen Lefbarzt  d«>r  If erzöge  von  Gotha  und 
Eisenach,  Dr.  Storch,  einem  Grossonkel  un- 
seres thüringischen  Lieftlingsdlchters,  an 
Heilzwecken  cinpfohlon  worden*).  Nach- 
dem die  dasige  Badeanstalt  1785  eröffnet 
wurden,  erfreute  sie  sich  eine  Zeit  lang 
eines  aahlrelchen  Besuches,  und  sah  unter 
ihren  Badegästen  öfter  ^urh   d^n  ITrrzog 
Kart  August  v.  Weimar  und  seinen  Freund 
Goethe.  Spiter  vard  sie  Jedoch  ron  der 
wechselnden  Mode  in  don  Hintergrund  ga- 
drrinp:t  und  kaum  noch  beachtet.    Er^t  in 
neuester  Zeit  trat  eine  Aktiengesellschaft 
susammen,  die  das  alte  Bad  durch  neue 
Einrichtungen  (Kaltwasserheilanstalt,  lleh- 
tennadelhad,     Dampfl>fid,  Molkencuran- 
statt  etc.)  derart  wieder  zu  lieben  wusste, 
dass  die  neuesten  Badelisten  Über  500  Knn- 
morn  zählen.     Vorzugsweise  sind  es  ber- 
liner Gäste,  die  im  tiefen  WaldosJhal  ihr 
sommerliches  Loretto  aufschlagen  und  we- 

Br.  BwMuU,  Bas  Bad  lu  Buhla,  t79S. 


Digitizcü  by  Google 


489 


47.  ßouu:  Aabla  und  UmgebiuigeB. 


490 


Diger  dio  Ueilqaelle  boauUeu,  ala  in  fri- 
MtüuM  Luft  und  Morer  Milch  sieh  gdtlioh 

thun.  Daher  auch  „Luftschnapper''  und 
„Scblampermiicher"  genannt.  Im  Gebrauche 
Bind:  der  MftblbniiineD,  die  Trinkqnelle  im 
BadehauB,  Scheiilcs  Quelle  unter  dem  Sturz- 
und  Wellenbad  am  oberen  Ende  des  Ortes. 
Preise  der  fiäder:  ein  Dampfbad  124, 
mntoebea  Bad  10,  ein  einfacbee  JOneralb.  6, 
ein  bals  iiiu>che8  Hlneralb.  10,  ein  Warm- 
wasäerl».  5,  ein  Kaltwasserl».  2^  Pgr.  Im 
Abonnement  billiger.  Ilouurar  des  Bade- 
urstea  Oetst  Br.  Seyd)  nach  Taxordonng. 
Abgabe  in  die  Badekasse  von  1  Pers.  1|,  von 
2  V.  8,  von  ä  P.  3  Thlr.  Die  Miethpreise 
der  Wohnungen  sind  ulclit  theuer  (wöchentl. 

Tblr.);  obwohl  2u  beklagen,  dass  ea 
noch  an  einem  comfortablen  Logirbausc  fehlt. 

Betfiokner.  Die  „Rühlcr"  sind  ein  cha- 
rakteristlscbee  Yollccben,  das  sfcb  darch 
viele  Originalitäten  i  u  mzeichnet,  wenn  auch 
die  Kultur,  „die  allu  Welt  beleckt,"  diese  in- 
teressante UrsprüngUchkeit  mehr  a.  mehr 
wrwiMht.  Oemftthlleb,  lebensflrob,  lelebi 
erregbar,  voll  Mutterwitz  und  Schelmerei, 
nnd  dabei  von  einer  Reinlichkeit,  dio  an 
Holland  eriauert.  Giuääer  Reichthuiri  neben 
grosser  Armutb,  die  jedoch  nicht  in  nackter 
Widerlichkeit  und  zudringlicher  Bettclhaf- 
tigikeit  hervortritt.  Leider  verschwindet  die 
k]*ida»nie  Tracht  der  „rühler  Midohen*' 
immer  mehr,  die  zumeist  durch  ihr  turban- 
ähnliches  Kopftuch  („Heidlappen")  u.  durch 
ihre  naive  Schalkhaftigkeit  einen  so  weit 
Torbreiteten  Bnf  naturfrischer  Schönheit 
liaben,  dass  jährlich  (vorzugsweise  am 
Ffingstfestc)  ZJ\h1rrirlie  Srhuaren  lustiger 
Studenten  nach  Ruhla  waiiiahren;  wälireud 
vielen  ftiteren  Personen  die  nnliebMune  Zu- 
gabe des  Kropfes  geblieben  ist.  Auch  der 
orteübliche  Dialekt  trägt  immer  noch  un> 
verkoinbare  Eigenthümlichkeitcn  au  sich 
(S.  29) ,  die  sich  th«llB  in  dem  singenden 
Idiom,  dorn  die  Aussprache  des  R  fut^t  gänz- 
lich fehlt,  thoils  in  ga&a  besonderer  Zusam- 
monsstsnng  einsdner  Mamen  (b.  B.Biren- 
Honnerswelmchen,  d.  h.  Wilhelm,  ein  Sohn 
von  Heinrich  Bär) ,  theils  in  sonst  nicht 
vorkommenden  Ausdiücken  u.  Spracbweu- 
dnngen ausspricht,  s.  B.  ibexahnt,  d.  h.  unter 
10  Fälleu  eiumol;  deuniiet,  d.  h.  damals, 
alleriet,  d.  h.  allemal,  salleriet,  d.  h.  sol- 
bigcsmal;  ich  bin  ganz  gotcseu  (demüthig, 
sttU) ;  IMMM  maclist  de  ann  nuir  Ar  Gesfihk, 
d.  h.  was-  machst  du  nur  für  Sachen?  I  boas 
der  Teitäüherl  (Ausdruck  der  Yerwundu- 
rung) ;  er  schlicht  (schleicht)  nach  Ihr,  d.  h. 
er  geht  auf  die  Freit  oder  Hoirath;  Bei- 
Sterzen,  d.  h.  Bacii  rri/.cn;  Bruinschnltsen, 
d.  h.  Preisselbecren  u.  s.  w. 


Zu  den  individuellen  Liebhabereien,  die 
früher  nicht  selten  In  leidenschaftliche 

,  Extravagan/'-n  nTisurtf t«»n,  gohört  die  Ab- 
richtung  von  iSingvögclu ,  besonders  von 
Finken,  und  noch  Jetzt  wird  jeder  Bfihler 
die  verschiedenen,  kOnsCllch  nüancirten 
Sangwelsen  derselben  zu  unterscheirien 
wissen.  Dass  mau  jedoch,  wie  vor  50 
Jshren,  fftr  einen  guten  „Schläger'«  die 
beste  Kuh  aus  dem  Stalle  gebe,  kommt  wol 
nicht  mehr  vor.  Ebenso  hegt  u.  pt1f-ß:t  man 
schöne  and  seltene  Tauben,  die  nach  üireu 
Varbennfian^en  die  absonderilohsten  Msanen 
tragen.  Mit  der  Finken-  und  Taubenzucht 
concurrirt  die  lUumenliebhaberei.  Inabe- 

•>  sondere  war  der  ruhlaer  Nelkenflor  ehedem 
so  beriUinit,  dass  Blninenverehrsr  JShrllelM 
Wallfahrten  in  die  Ruhl  r.ntrrnnbmen,  um 
ihn  /II  bewundern.  Alles  aber  schwächt 
sich  aümälig  ab,  auch  der  bnnts  Sagenkreis 
abenteuerlicher  Spuk-,  Hexen«  und  Schatz- 
gr;vlii'rpt'?rhicbtf»Ti ,  dio  frp3pf>n8tig  fast  in 
jeüeni  Winkel  kauerten,  und  nivellirt  sieb 
Hüt  den  grossst&dtlschen  Weltansichten  nm 
so  schneller,  je  reicher  die  Mark  Branden- 
burg ihre  Streusandbüchse  über  die  Fraktur- 
scbrllt  des  Thüringerwaldes  ausachuttet. 

IndmMe.  Was  der  Bnhl  ihre  etgenflielie 
Bedeutung  gibt,  ist  die  rege  Gewerbthätlg- 
kcit,  welche  schon  längst,  als  noch  alle 
Welt  in  den  Fesseln  des  Zunftzwanges  lag, 
in  einer  lokalen,  fast  republikanischen  6e- 
wcrbefreiheit  wjrzelte,  die  ihrem  hidnf^fricl 
len  Verkehr  einen  grossartigen  Aufschwung 
sicherte.  Anfangs  mögen  sich  Köhler,  B|Mb> 
ter  Bergleute  hier  angesiedelt  !i  iVt  n.  Im 
Mittelalter  rüsteten  die  rulslii  f  Wafion- 
schmiede  Bitter  und  Knappen  mit  Paus&er, 
Helm  nnd  Schwerdt.  Als  aber  die  Bitter- 
bürgen  verfielen,  wurden  aus  den  Waffen- 
3cbmi<»den  eben  ho  berühmte  Messerschmiede, 
ifiu  glauzende  Geschäfte  machten.  Nach- 
dem Jedoch  viele  derselben  auf  Veranlas- 
sung Fricdricbs  des  Gr.  nach  N(  vi'-tndt- 
Eberswalde  ausgewandert,  ergriff  man  einen 
anderen  Indnatriesweig,  den  8.  Schenk  1799 
aus  Zillbiuh  nach  Ruhla  vec4jflanzte,  näm- 
lich den  lle^fhlflg  der  Pfeifenköpfe.  Dies 
führte  naturgemäss  zur  Fabrikation  der 
Tabakspfeifen  ftberhaapt  tind  Insbesondere 
der  Meerschaumköpft' ,  die  W-  Jeffers  in  der 
erttten  Hälfte  des  vorigen  Jahrli.  einführte. 
Ungeachtet  iiuu  dio  Tabakspfeifen  von  den 
Clganren  einigermassen  in  den  Hintergrand 

!  gedrangt  wordon  sind,  so  stebt  dnrh  dieser 
Industriezweig  noch  in  voller  Blüthe,  weil 
er  sich  nicht  etwa  nnr  aaf.Bentsehland  be- 
schränkt, sondern  neine  reichste  Nahrung 
aus  über<^ecise]ien  Läuiiern  bezieht.  Es 
gibt  kaum  noch  ein  Volk  dos  Erdhodens, 


Digitized  by  Google 


491 


47,  Boute:  Ruhla  uud  ümgebungen. 


492 


das  für  dieseu  Ilaudelsartikel  seiuen  Tribut 
nicht  naeli  Biibla  sablte.  Ausser  den  dasi- 
fTPTi  Bewohnorn,  gross  u.  klein,  Mann  und 
Weib,  die  Jahr  aus  Jahr  ein  in  fabrik- 
mitBtger  AfbelteOiellung  thätig  sind,  bc- 
flobiltigen  sich  auch  nocit  10—13  Dörfer  der  | 
Umgegend  mit  dioMem  Tni1n^'tric7,weig,  9o 
dass  in  einem  der  letzteren  Jaliro  1,700,000  , 
l>at8.Pr6lfenbe«ch1fige,  500,000  I>iite.Meif«n-  | 
röhre,  32,000  "Dutz.  Hornspitzcn,  71,000  Dutz. 
Thon-  u.LaTaköjift',  53,000  Dutz.  g:eschnitzte 
Holzköpfe,  28,000  Dutz.  Purzeilanstummel, 
58,000  Ihits.> fertig«  Hompfetfen,  95»000  Dutz. 
ächte,  44,000  Dutz  rrebrannto  n.  'iftnoo  Thit/. 
unachte  Meerschaumköpfe  veraendet  wur- 
den! Der  Preis  des  Heerflchatimä,  der  aus 
Katolien  eingeführt  wird,  ist  seit  Jahren  um 
meTir  als  .300  Proc.  gr^tifp-^n.  Dalu*r  wird 
mancher  Meerschaum kopl  mit  60— ÖO  Thlr. 
besahlt,  wihrend  1  Dnis.  ToUetändiger  Pfei- 
fen mit  Porzellanköpfen  für  10  Pgr.  gelie- 
fert worflnn  kann.  Eine  wichtigo  Erfindung 
yrAT'a,  als  J.  Müllur  und  Ch.  Gössel  (nach 
anderen  ITaehrU^ten;  Chr.  Drejat)  1770 
darauf  kamen,  den  wcrtlivollen  Abfall,  der 
sonst  beim  Bohren  u  Schneiden  der  Meer- 
Bchaumatücka  verloren  ging,  zu  „unächtem" 
Heersohaiim  zu  verarboitea.  Dies  Verfuhren 
galt  lange  als  Geheimniss  —  fiowie  Kuhla 
über  ein  halbes  Jahrh.  der  einzige  Ort  des 
Erdbodens  war,  der  Meersohanmköpfe  fa- 
bricirte  — ,  wird  aber  jetzt  auch  in  Wien 
und  Paris  nachgeahmt.  Es  bestellen  in  R. 
gegenwärtig  10—12  £tablis8ement<i  (die  be- 
deutendsten :  Oebr.  Ziegler,  deren  blühendes 
Geschäft  1867  sein  lOOjähr,  Jubihium  feiert, 
Gebr.  Lux,  Dreyss,  Albrocht),  die  in  Ver- 
bindung mit  den  kleineren  Geschäften  jähr- 
lich fhr  etwa  1  Min.  Thlr.  Pfelfenwaaren 
nach  allen  Theilen  der  Erile  vprscnden. 
Ausserdem  werden  an  150  Sorten  C'igurrei*^ 
spitaen  rerfertigt,  sowie  alle  möglicl^u^ 
Btuis  ans  Ii  Iz,  Leder,  Filz,  Plüsch,  thcils 
zur  Auf l)ewahmng  der  Meerschaumköpfe, 
theils  zu  Geldbörsen,  theils  zu  anderen 
Zwecken  (Bppelln);  der  Ponellanmalerei, 
Schnftz-  und  Drechslornrbeitcn,  AlaTiastvr- 
arbeiten,  Fournierschneidpfahrik  (Stumpf  u. 
Catterfeld,  die  täglich  1200  Qu.-Fnss  Four- 
niere  liefern),  Knopf-  nnd  iüwcbulifabrik, 
Kunst-wnllenfabr.  (V.  Reilos,  rUr  das  eng- 
lische Verfahren  wesentlich  vorbessert  bat 
n.  wlSfCbentlicb  80— 400tr.  prodiicirt),Meta11- 
farbeufabr.  u.  a.  kaum  an  gedenken,  obwol 
d«;r  Umsatz  dieser  Nebengeschäfte  so  be- 
deutend ist,  dasa  z.  B.  jährlich  200,000  Dutz. 
HemdlmOpfchei»  n.  88,000  IHxtm,  Portemon- 
naies (T)  vertrieben  werden. 

£^pwsierff4nge.  Nach  allen  Seitoi  lau- 


ien  Promenaden wege,  welche  die  hocb- 
romantisehe  Lage  des  Ortes  ins  schönste' 
Lieht  steifen.  Allein  es  gehören  rastige 
FQsse  dasn,  nmdie  steilen  Berge  zu  er- 
klimmen.   Der  gewöhnliche  Sanunel» 
ort  ier  Badegäste  und  Touristen  ist  der 
schöne  Kurplatz.  Versäume  man  nicht, 
wenigstens  bis  sur  Kestaurafion  *B«l^ 
lerne  emporsasteigen ,  um  sich  des  oii- 
ginellen  Bildes  zu  erfrcueui  das  in  rei- 
zender Vogelperspektive  zwisdien  den 
Bersten  lagert.    Dauebeu  (vor  Stumpfs 
Denkmal)    baut  jetzt  A.  Ziegler  eiu 
Schweizerhaus    (  „  Alexaadenhurg  ), 
worin  er  seinen  Wohn^ts  nehmeif  wiU. 
Noeli    10  "Min.   weiter,  r.  an  der  Lehne 
des  Berges  hin  (auf  dem  Wege  nadi 
dem   Wa  t  l  i  s  t c i  n ) ,       Klemvis  II ütte  " , 
wo  man  durch  eine  den  Weg  recht- 
winklig   schneidende  Stallung  cineu 
herrliehen   Bliefc   in   das   Thal  des 
Erbstromes  abwärts  über  die  untersten 
zu  Kuhla  gehörigen  Häuser  bis  zum 
pittoresken  Hörselberg  geniesst.  Etwa 
100  Schritte  von  ,,Klemm.s  Hütte"  (auf 
dem  Wege  nach  dem  Schiessplatz  luid 
nach  Belleyae  sn)  erblickt  man  in  der 
Richtung  über  die  gothaische  Kirche  hin 
im  Hintergrund  den  Inselsberg. 

Fast  unmittelbar  an  das  Badehans 
grenzt  *der  Zic;/lcrsrhe  Garte n  ,  der  mit 
danke  IIS  werther  Liberalität  den  (iiistcu 
geöffnet  ist.  Er  wurde  1817  mit  Ueber- 
Windung  grosser  TerrainschwierigltolteB 
angelegt,  und  überrascht  durch  reiche 
Mannigfaltigkeit  und  kunstvolle  Be- 
rechnung der  reizenden  Partien ,  die  er 
bietet.  Die  grosse  Allee  stattlicher 
Lebensbäume  ist  eine  der  schönsten, 
die  es  in  Deutsehland  gibt.  Dem  Zie^- 
1  ersehen  gegenüber,  am  Engestieg,  der 
Greinersche  Garten,  der  sieh  gleicljfalls 
durch  hübsehe  Anlagen,  ein  im  iSchwci- 
z erstyl  erbautes  Gartenhaus  und  eine 
Traueresche  ausseichnet ,  die,  zu  einer 
Laube  von  48  F.  Lftnge  gebogen,  gegen 
60  Personen  aufnehmen  kann.  —  G^ht 
man  vom  Badeplatze  aus  neben  Ziotr- 
lor.s  Garten  die  Anhöhe  hinauf,  un«i 
wendet  sich  dann  1.  einige  Schritte  in 
den  Wald  hinein,  so  kommt  man  in 
eine,  von  Fichten  umdilsterte,  weit  ge- 


Digitized  by  Google 


48a 

öffnete  Felsengrotte,  wo  ein  Granit- 
block liegt,  den  man  wegen  seiner  Ge- 
stalt *d6n  Stememm  Sarg  od.  den  8ar^ 

Jkophag  nennt.  Daneben,  an  einer  Fels- 
wand, eine  Bronzeplattc  mit  Porträt 
und  Insolirift,  znm  Andcuken  an  den 
1769  in  Ii.  geljürenen  and  184G  in  Lon- 
don j;estorbeuen  llarfeumacher  J.  A. 
8tumx)f,  weleher  noch  mebr,  als  durch 
9«ine  ausges^ehneten  Ktmstleistnngen, 
durch  seine  Verbindung  mit  den  geach- 
tetesten  Namen  der  deutsclien  Dicht- 
und  Tonkunst  (z.  B.  Beetlioven)  und 
durch  seineu  edlen ,  wohlthatigeu  Cha- 
raktor  äa»  Anerkennong  Yer^nte,  die 
ihm  Alex.  Ziegler,  Ruhla'e  Ehrenbürger, 
durch  Errichtung  dieses  Denkmales, 
welches  im  Aug.  186.3  mit  einer  Fest- 
rede von  L.  Storch  eingeweiht  wurde, 
erwiesen  hat.  Von  hier  aus  fübreu  Pro- 
menadenwege einerseits  nach  „der  Thü- 
ringer Braut",  andererseits  auf  die 
„Wildpretswiese"  oder  über  den  schön- 
gelegenen  Turnplatz  nach  dem  Wach- 
stein u.  "Wilhelmsthal  u.  s.  w.  CR.  50). 

An  den  ßärmer  grenzt  südlich  der 
Bingberg  („ßimber").  Auch  hier  winkt 
eine  der  nahen  Partien  ('/^  St.),  die 
-vrir  nicht  unbesucht  lassen  mögen.  Es 
Ist  der  Ringberg  stein  ^  eine  imposante 
Olimmerscbicfcrplatte ,  die  aus  dem 
dichten  AVahle  seliroff  ins  Thal  hinab- 
sciiaut  uud  zur  uüjabrigen  llegierungs- 
feier  des  Terstorbenen  Grosisbersogs 
Karl  August  ron  Weimar  mitdnem 
Pavillon ,  dem  „ Jubeltempel^* ,  gekrönt 
worden  ist.  Tief  untef-  uns,  zur  Rech- 
ten ,  Ruhla;  gegenüber  der  Koloss  des 
Oümicbeusteius.  Beide  Felsblöcke  sol- 
len alte  Bruidenaltäre  sein.  Auf  den 
Bingbergstein  gelangt  man,  wenn  man 
am  unteren  Ausgang  des  Fleckens  (am 
Schlagbaum)  1.  über  den  Erbstrom  geht 
aind  dann  r.  zum  Ber^r  hinauf  steigt. 
Wo  sich  die  Wege  theiien,  sclilägt  man 
den  1.  emporführeudeu  ein.  Vom  iiiug- 
bergsteine  aus  jcann  .man  hinab  aum 
HeiHgenstein  geh^,  suvor  auch  die  Kit- 
telsthäler  Gypsbrüche  besuchen  (S.  483). 

Auch  auf  der  anderen  Seite  des  Fle- 
ckens ,  am  Brette nbei-g ,  gibt  es  viele 
l'uukte,  (^ia  des  Besuches  werth  sind. 


Zunächst  der  Dreyuesche  Garten,  mit 
einem  sehr  lieblichen  BUck  auf  Ruhla 
T.  der  Abendseite  ber.  Wetterhln  (  Vs^t.) 
der  unersteigliche  Gömichenstein,  ein. 
dem  Ringbergstein  ähnlicher  Felskoloss. 
Verfoli^t  mnn  den  Pfad  an  der  Lehne 
des  Berges  hin,  an  Quellen  und  Bächen 
vorüber,  die  den  Uchtgrünen. Buchen- 
wald durchhüpfen ,  so  gelangt  man  Von 
der  westlichen  Seite  entweder  direkt 
oder  über  den  „Liebebensbrunnen** 
nach  Ileiligenstein  und  Thal,  nnd  kann 
alsbahl  den  steilen  iSchossbcrg  (zwi- 
schen dem  Breiteaberg  imd  dem  Dorfe 
Tiiai)  besteigen  ,  der  rem  HtMetutem 
einen  herrlichen  Blick  fiber  die  Vor* 
berge  des  Waldes  gestattet.  —  Kehrt 
man  wieder  nach  Ruhhi  zurück,  so  richte 
man  diese  Tour  •^o  ein,  dass  man  hin- 
wärts über  den  Ringbergsteiii,  rückwärts 
über  den  Gömichenstein  geht  (etwa  3  St.)- 

Andere  Promenadenwege  fUfaren  su 
anderen  schönen  Punkten,  s.  B.  zum 
Karl  -  Alexanderplaiz  am  Ringberg, 
zum  Liebchenshrunnen,  zn  den  Ckineser- 
z(>pf en,  zum  ^^köherne II  Fftril''  amBrei- 
tenberge,  uud  wie  sie  alle  beisseu.  Meh- 
rere, und  swar  sehr  beachtenswerthe, 
s.  B.  denWachstein,  berftbren  die  nach- 
folgenden Routen. 

Kleine  Tonren:  (zu  Wagen),  in  eim^m  hal- 
ben Tag:  1)  uacb  JHUcHach,  über  Ueiiigeu- 
steln  und  Wntba;  surflck  Qber  die  Hohe« 
sonne;  2)  nach  Wilhelmfithal ,  zurück  «bor 
die  Tlohci«nnne;  3)  nach  Altenittein  und  zu- 
rück; —  in  einem  ganzen  Tag:  1)  nach  Eise 
nach  und  aurttek  Ikber  Hohesonne  und  Wil* 
helmstbal;  2)  über  dlß  Liitbersbnche  nach 
Liehenftein,  zurück  über  Altemtein ;  ^)  über 
Winterstein  nach  JteiHharthhrnnn ,  zurück 
öber  Walterrtiauson  uud  Scbmorbach;  — 
fil)or  W!nforstphi  iiTifHC  t^nrz  auf  den  Intel*' 
berg,  zurück  Uber  lUinhardsbruun. 

Flora  Ton  Bubla:  Lflinm  Martagon. 
Luzula  masima.  —  Phalli  Alk^i^ 
Pyrola  minor.  —  Kauunculus  nemorosus. 
—  TrolliiKS  huiinlis-  —  Veronica  moiitanft. 

You  Kuhla  uacli  Heiuhards- 
brnniU  Man  führt  entweder  über 
Thal,   Sehmerbach, '  Scbwarzhausen, 

Langenhain,  Waltershausen  nnd  Schne- 

pfcnthal  (5  St.),  '(vie  U.  45  angen-ebeu; 
oder  von  Sc-liwarzliMUScn  naeli  Kalkars 
(V^  St.),  indeua  mau  von  dem  1.  nach 


biyilizüü  by  GoOglc 


Langenhain  führenden  Weg  r.  nach 
Nonnenberg,  einem  Dörfchen,  das  mit 
Kaba»  fast  cusaminenliängt,  abbiegt; 
0der  YOn  Ruhla  Uber  die  „Glasbachs- 
wiese'*  naeh  Winterstein  und  Kabarz, 
von  wo  man  in  1  St.  nach  Relnharda- 
bninn  gelangt  (A%  St.)  S.  302. 

Der  nächste  Fusswey  (nicht  ohne 
Führer)  würde  sein,  wenn  man  bei  den 
letiten  Htnaern  Bnhla's  Ton  der  alten- 
Stemer  Strasse  (ror  der  Brücke)  1. 
abbiegt,  nun  am  gothaischen  Forst - 
haus  vorüber  zum  Asohhof  nnd  W«Z<i- 
Aau«  (KÖnigshfiuschen)  emporsteigt  und 
Iber  die  iwhgelegene  „Ludwig  Storchs 
AnssieM'*  (Tafel  am  Banm)  daxvh  die 
Oerlekamnier(das  Ifaideköp/chei^,  einer 
der  schönsten  Punkte  in  dem  rnblaer 
Forste,  bleibt  zur  Rechten  liegen)  nach 
Wintersteiu  und  Kabarx  geht.  Will 
man  den  JfnMMtem  anf  dieser  Tour  be^ 


496 

suchen,  so  verfolgt  man  von  ,,StorCli» 
Aussicht"  den  sogen.  JUnglingsweg  (ge- 
rade herunter)  und  geht  dann  ttberFisdi* 
bach,  Kabarz  naeh  Reinhardsbrami. 
Will  man  das  sog. Backofenloch**  am 
Wartltorg?/.  den  Mcuenstein  mitnehmen 
(freilich  nur  einem  sehr  rüstiG:eTi  Fuss- 
gSnger  zu  rathen),  so  geht  mau  vom 
„wädhans**  anf  einem  reisenden  Pro- 
menadenweg hinab  In  das  Tiial,  steigt 
dann  zu  der  über  den  Wartberg  nach 
Sflnnf rl>nch  führenden  Chaussee  bi^ 
zum  höchsten  Punkt  derselben  hinauf, 
schlägt  hier  den  ersten  r.  abführenden 
hinaasteigenden  Waldweg  bis  sn  der 
etwa  eine  kleine  halbe  Stande  entfern- 
ten Höhle  ein  (ohne  Führer  nicht  za 
finrien)  *?etzt  dann  durch  den  herr- 
lichen Iku'henwald  seinen  Weg  nach 
dem  etwa  1  8t.  entfernt  liegenden  Mei- 
•senstelne  n.  s.  w.  fort. 


48.  Koute :  Von  RuMa  auf  den  Inselsberg. 


Jf^uweg  0  )  Man  geht  am  obe- 
ren Ende  der  Kühl  durch  die  Ritter- 
gasse hindurch  u.  verfolgt  den  brotte- 
roderWeg  bis  samDreiheimstein;  oder 
man  benutst  die  altensteiner  Chaussee 
bis  zum  Gebirgssattel  (Rennsteig).  Die- 
ser nicht  sehr  steile  Weg  dnrch's  77m? 
der  „alten  Iluhl'"  (wo  Ii.  früher  gestanden 
haben  soll),  in  welchem  groteske  Granit- 
blöcke, wieBuinenschutt  eines  aertriim- 
merten  Riesengebltades  (Gerberstein), 
wild  durcheinander  liegen ,  mündet  auf 
der  Gljisbach';;vi«'se  (1973  F.),  an  wel- 
cher die  Hochstrasse  von  Kuliln  Tiach 
Altenstein  (südlich)  und  nach  Winter- 
stdn  (ostlich)  vorüber  lfiuft(l  St.).  Hier 
(▼ierarmiger  Wegweiser)  stSsst  man 
anf  den  RenntUig,  der  anf  dem  kür- 
zesten Wege  nm  Fusse  des  Oerber- 
stcins  \'orbei  zum  Inselsbor«^'  t'ührt 
(uücha  bt.  ohne  menschliclie  Wohnung). 

I>a  wir  jedoch  dem  *Gerbersteiii 

(2242  F.),  einer  der  grossnrtigsten  Gra- 
nitruinen des  Thüringerwaldes,  an  wel- 
cher der  Rennsteig  dicht  r.  vorüber  läuft, 
so  nahe  sind,  so  wäre  es  um  so  unverzeih- 
licher, wenn  ein  Fussgänger  die  wunder- 
baren Feieklippen,  deren  schon  in  einer 


Urkunde  von  933  gedacht  wird  ,  nicht 
sehen  wollte,  als  er  sie  von  der  Glas- 
bachswiese in  y4  St.  durch  einen  Fich- 
tendarchhau  auf  sanft  emporsteigendem 
Promenadenwege  leicht  erreichen  kann. 
Eine  fiirchtbare  Erdrerolution  (die  Chro- 
nisten erzählen  von  einem  Frdbcben, 
das  1.S48  hier  gewüthet  1  m  il  len  ko- 
lossalen Urauitkopf  zertrümmert  haben. 
Wie  Trümmer  eines  gewaltigen  Pel> 
senpalastes  ragen  die,  einer  serstdrten 
Kolonnade  gleichenden  Slnlen  40  bia 
50  F.  in  die  Hohe ,  oder  liegen  ,  bald 
abgebrochen,  bald  überhängend,  bald 
wild  durcheinander  gewälzt,  chaotisch 
umher.  Ans  den  Klflften  nnd  Spalten 
dringen  grüne  Bnchenwipfel  nnd 
wehende  Farrenkräiiter.  Der  Gipfel 
bietet,  wenn  fiuch  keine  unbeschränkte, 
doch  sehr  schöne  Fernsicht  voll  lieb- 
licher Poesie.  Am  anmuthigsten  nach 
SW. ,  wo  man  Salaungen  nnd  andere 
Ortschaften  des Werrathales  sieht;  nach 
O.  den  Inselsberg,  NO.  da.s  goth.  Schloss, 
I  N.  einige  Hänser  von  Ruhla  u.  die  lachen- 
den Fluren  Nordthüringens  bis  zum 
ferndäuunernden  Brocken.  —  Von  der 
Höhe  des  Gerbersteins  gelangt  man 


Digitized  by  Google 


497 


4$.  BouU:  Ton  Bnbla  naeli  Altenstein  und  Liebensteiii. 


498 


anf  ririf'Tn  ninnTithigen  Waldpf;ulp,  zwi- 
schen (iranitblöf-ken  hindurch,  in  kur- 
zer Zeit  zum  Wegweiser  am  ruhlaer 
Weg  und  auf  letzterem  in  St.  nach 
dem  DreihitrrMUm.  Von  diesem  bis 
«um  InieMerge,  immer  auf  dem  Beim* 
Sieig  fort,  nocli  2  St.  (S.  815). 

Uebrigene  lumn  man  »neh  über  ITÄif 
terßUin  auf  den  Inselsberg  gehen,  und 
«war  auf  dem  nächsten  Waldweg,  der 
bei  dem  ruhlaer  Forsthause  oder  viel- 
mehr oben  aus  dem  Thal  der  alten 
Kühl  1.  abläuft  u.  an  der  Kahlen  Koppe 
lind  dem  Otterbach  Torttber  direkt  nach 
Winterstein  führt  (2 V,  St).  Von  Win- 
terstein  ein  prächtiger  Fussweg  auf  den 
Insclsberg  (l'/^St.)  durch  den  reizen- 
den Stmbachsgifind  (chaussirt),  worin 
die  Natur  zwei  überraschende  Klippen, 
den  KUianssteui  und  den  Trepp  eustein, 
staffelformig  anigehant  ha^,  nnd  sodann 
an  den  Windlöehem  Torftber. 

Ftihrstraaie  von  Ruhla  anf  den  In- 
selsberg (5V2  St  ),  in  ^owfiltit^en  Krüm- 
mangeu  durch  das  liuchgebirge  sich 
windend.  Auf  deraitenstdnerCliaass^e 
durch  schattige  Bnchenwaldang  snr 
&latbaehmnue  (1  St )  Hier,  den  Renn- 
steig kr^^uzend ,  irer  i  loaus  nach  Alten- 
stein (lolg.  R  ),  l.  in  weiten  Bogen  nach 
Winterstein.  Wollte  man  den  Renn- 
steig r.  verfolgen,  so  würde  man  in  20 
Min.  anm  ^ZtfejbwrCKIÖeUer)  kommen, 
einer  ihnlichen  grotesken  Felsbüdnng, 
wie  der<aerbefstein  (folg.B.). 

Die  Wintersteiner  Strasse,  die  sich 

in  vielfachen  Windungen  durch  präch- 
tigen, tiefeinsamen  Hochwald  zieht, 


bald  an  steilen  Bergwan<!e!i  nnd  roman- 
tischen Felsgebilden  vorüber,  bald 
durch  idyllische,  von  rauschenden  Quel- 
len bewässerte  Gründe,  fällt  zuletzt  in 
eins  der  schönsten  ThIIer  des  Gebirges, 
den  hochpoctischen  Emscgrund  („HWn- 
tcrsteiner  Grund")  Jach  hinab.  Von  allen 
Seiten  rauschen  wildschäumende  Gicss- 
bäche  in  dip  enge  Thalspalte ,  die  sich 
zwischen  scharfkantigen  Felscnkrouen 
und  dichtbewaldeten  Bergköpfen  nach 
Winterstein  schlachtet.  Dies  lang- 
gestreckte goth.  Dorf  mit  650  Einwoh- 
nern, die  grossen  Theils  pp^chickteKorb- 
ticcliter  sind,  ist  zwischen  diesen  Ber- 
gen gleichsam  eingeklemmt  und  ragt 
nur  gen  N.  in  eine  fireie  Thalmnlde  hin- 
aas. Das  Stammschloss  der  Familie 
von  Wangcnhcim  ,  eines  der  ältesten  u. 
ausgezeichnetsten  Adelsgeschlechter  in 
Thür.,  ist  Ruine  geworden.  Neben  den 
alten  Mauern  der  Grabstein  eines  treuen 
Hundes,  Namens  Stutze^,  mit  Inschrift 
vom  J.  1650 ,  der  au  dem  Sprichwort 
Veranlassung  gegeben :  „Hier  liegt  der 
Hund  begraben."  —  Von  Wiijterstein 
macht  die  Chaussee  wieder  einen  -wei- 
ten Bogen ,  und  läuft  um  Fischbacb 
herum  nach  Kabarz  (1  St.),  von  wo 
sie  swisdien  dem  Datenberg  (1).  und 
Hflbelberg  (r.),  zuweilen  in  scharfen 
Krümmungen,  znm  Insehberg  empor- 
steigt, indem  sie  unterhalb  des  Gipfels 
von  der  brotteroder  Chaussee  r.  ab- 
zweigt. Dass  mau  übrigens  auch  vou 
Kabarz  über  Beinhardsbmnn  und  die 
Tanzbache  auf  äen  Inselsberg  fahren, 
oder  durch  das  Felsenthal  gehen  kann, 
ergibt  sich  aus  B.  17. 


49.  fionte:  Von  SnUa  naoli 

Die  sch6ne  Fahrstrasse ,  wie  in  vo- 

riger  R.  beschrieben  (2  St),  durch  das 
Thal  der  alten  Rubi  bis  zum  Rennsteig, 
wo  die  Strasse  nach  "Winterstein  1.  ab- 
zweigt. Hier  Abstecher  1.  zum  Gerber- 
steiu,  r.  zum  Glöckner.  Nun  läuft  die 
Strasse,  die  bisher  fortwährend  empor- 
sti^,  in  mannidifaehen  KrfimmuDgen 
bergab.  Bald  zweigt  ein  Seitenweg  1. 
ein,  der  in  wenigen  Minuten  xum  Zu- 


Altenstain  nnd  Liebenstein. 

thertdenkmdl  (S.  818)  führt.   Auf  die 

Hauptstrasse  zurückgekehrt,  steht  uns 
die  Wahl  frei ,  ob  wir  über  Altenstein 
nach  Liebenstein  reisen,  oder  die  neuere 
Chaussee  einschlagen  wollen,  die  ober- 
halb Altenäieins  vou  dieser  1.  abläuft  u. 
in  kürzerer  Zeit  direkt  n.  Liebenstein 
hinabgeht,  nachdem  sie  wieder  in  die 
Strasse  eingelaufen,  die  von  Altenstein 
nach  iiiebenstein  führt.    Dieser  Bexg- 


Digitized  by  Google 


4d9       4S,  BmUe ;  YoA  J^ibia  Aack  Altensteia  luid  LiebensUia*  500 


saumweg  gewährt  eine  eutzüekeude 
Aussicht  aunichst  auf  Steivibaeh  hinab, 
das  1.  im  tiefen  Grunde  liegt,  und  wei- 
ter  hinaus  ins  lachende  Werrathal  und 

anf  die  Vorberge  der  Rhön. 

jt'nitsgänger ,  welche  die  Chaussde 
vermeiden  wollen,  werden  den  Weg 
durch  die  „Kittergasse^*  sum  Qerber- 
stein  (vor.  S.)  einschlagen,  oder,  die 
Cbatissie  SUr  Linken  lassend,  am  neuen 
Schiesshaus  u.  (5  Min.  weiter)  an  einem 
vortrefiflichen  Brunnen  vorüber  durch 
den  Ungelieuerngruiid  zum  GlÖckllOr 
emporsteigen.  Die  gewaltigen  Granit- 
wQzfel,  ai2r  dem  Hochkamm  des  Gebir- 
ges ruinenartig  zerklüftet  und  ttber  ein- 
ander gethiirmt,  sind  jedenfalls  durch 
dieselbe  Erdrevolntion  zertrümmert, 
wie  der  i>;»<"hbHrlichc  (Jcrl M  1 -roiii.  Aber 
die  parkiüniiiche  Forstkuitur ,  die  hier 
gewaltet,  um^bt  sie  mit  einem  idylli» 
sehen  Liebreis.  Sin  kaner  Promena- 
denweg führt  zn  zwei  Felsgruppen,  von 
weh  ben  man  eine,  wenn  auch  gehemmte, 
doch  nocli  immer  interessante  Aus?<icht 
hat.  Von  ]iier  gelangt  man  durcli  Na- 
delholzbcstände  zu  einem  traulichen 
Plfttschen  mit  einer  steilen  Felswand, 
auf  deren  südlicher  Smte  viele  Buchsta- 
ben eingehauen  sind,  welche  die  Namen 
ruhlaer  Forstele \  eii  1>ezeichnen  («lanin- 
ter  auch  Schillers  iSobn ).  \Veit(^r  oben, 
an  der  östlichen  Seite,  liest  man:  ,,1813 
wnrde  hier  gepflanzt  fUr  1871."  Vom 
'  Glöckner  in  %  S^-  Park- 
stras.se ,  die  sich  um  den  Windsberg 
schlängelt  u.  weiter  unten  1.  in  die  ruh- 
laer Chaussee  auslauft,  r.  aber  durch 
den  Eekenzellergrund  (Wasserfall) 
nach  Glücksbrunn  fuhrt  (S.  331).  — 
Wer  dagegen  durch  das  Thal  der  alten 
Buhl  sum  Hochsattel  des  Gebirges 
empor  stieg,  gebt,  falls  er  nicht  den 
nahen  Gerberstein  besuchen  will,  die 
ruLIiicr  Cbrtnssee  zur  Rechten  und  den 
Oerbersteiu  zur  Linken  lassejid,  durch 
die  „Walper"  oder  Wallfahrt  (so  ge- 
nannt, wdl  hier  in  alten  Zeiten  «ne 
Kapelle  stand)  zur  Luihersbuehe  hinab 


a^Üt.)j  u.  dann  r.  nach  Altensteiu  oder 
1.  nach  Oebenatein.  —  Koch  driUer 
Weg,  indem  man  die  altttiat.  Chaussee 
oberhalb  Kuhla's,  wo  der  Ungeheore- 

grund  mündet,  vcrlässt  n.  am  Donsen- 
berge  (den  Grund  zur  Linken)  bis  zum 
Kenusteig  fortgeht.    Hier  kommt  man 
auf  die  Vogelheidc,  wo  ^e  Buhlaer  185 « 
ein  JagdhSnsehen,  genannt  „der  Auer- 
hahn^%  mit  Stube  u.  Stall  erbaut  haben. 
Sehöne  Aussiebt.    Am  Fuss  der  Vof^el- 
heidc  Stessen  6  durch  den  dichten  Na- 
delwald führende,    meist  geradlinige 
Stallungen  'in  einem  Ceutralpunkt  zu- 
sammen.  Von  der  Vogelheide  I.  dwrdi 
den  reizenden  Schwcinaergmnd  nadi 
Glückshrunn  oder  alsbald  auf  den^^ftea- 
htf  ln  (S.  314).    Noch  näher,  wenn  man 
die  Vogclheide  zur  Hechten  lässt  u.  von 
dem  früheren  Wege  iinksab  über  die 
Bwhenheide  (S^SOF.)  u.  den  Whtd^rg 
(8094  F.)  geht,  wo  bereits  die  altenstei- 
ner  Parkwege  beginnen.    Die  Aussicht 
auf  der  Birkenhoide  (Pürschhaus)  ist 
durch  Anpflanzungen  gehemmt.  Um 
sich  einer  solchen  zu  erfreuen ,  suclje 
man  die  vom  Pttrschhause  nordwestlich 
abgehende  Stellung  auf,  da.  wo  sie  nach 
5  Min.  nördlich  zum  Rennsteig  abbiegt. 
—  Oder  (noch  ein  anderer  Weg)  von 
Ruhla  an  Zieglers  Garten  vorüber  durch 
den  Bärenbach  (Strasse  nach  der  Ho- 
hensonne) und  dann  r.  über  den  Röd- 
ler (Wiese)  zu  den  „Buhlaer  HAus- 
ehen/*  dicht  am  Rennsteig,   wo  t&a 
fünfarmiger  Wegweiser  nach  Schweina 
(1  St  )  zeigt.    Man  könnte  auch,  den 
Rennsteig  1.  verfolgend,  von  hierüber 
den  Auerbahn  zum  Glöckner  u.  dann 
nach  Altenstein  hinab  gehen.  Oder  mau 
gelangt  auf  dem  ersten,  von  den  Buh- 
laer Hftuschen  r.  abführenden  Rasenweg 
in  wenigen  Minuten  nach  dem  Ottowald 
und  der  Ottowaldsioiese ,   wo  man  bei 
der  Erdhütte  eine  herrliehe  Aussicht 
geniei^t  u.  namentlich  WilheluisLhal  u. 
Wartburg  mit  einem  Blick  übersieht. 
V<m  hier  an  dm  Voge^eide  vor&ber 
durch  den  Schweinaergrund ,  wie  oben. 


I 


Digitized  by  Google 


501    SO,  BoMte :  Tqa  Euhla  mUk  fiiaenfteh  oAer  nach  Wilheimsthal.  502 

50.  Route:  Von  Kulila  iiacli  Eisenaci  oder  nacli  Willielmstliai. 


Gewölmlich  fährt  mftTi ,  um  nach 
Kiscnach  zu  kommen,  über  Wutha  (R. 
4G),  Eichrodt  und  Fischhach  (3  St.). 
Der  nächste  Fussweg ,  der  jedoch ,  weil 
es  QDgleich  interessantere  gibt,  von 
Touristen  weniger  betreten  wird ,  geht 
an  den  Kittelsthaler  Gypsbrüchen 
(S  485)  vorbei  über  Mnsahach,  ein 
laiijj;  gestrecktes,  reizeud  gelegenes 
l>orf,  durch  vortielf liehe  Kartoft'eln 
und  feine  Schnitaarbeiten  bekannt,  so- 
dann am  Heiligenberg  nnd  der  Kal- 
ten Stute  vorüber,  und  endlich  über 
die  Göpelskuppe  und  durch  die  Gän- 
segurgel nach  Eiscnaeh  {2}/^  St.). 

Lohueniler  ist  der  Wog  Uber  die 
Hohuonne  nach  Eiwnaeh  (3  St).  Die 
Fabrstrasse,  keine  eigentliche  Chaussee, 
aber  wegen  des  festen  Untergrundes 
auch  mit  Chnisenfuhren  nnl)edenklicli 
zu  passircn .  führt,  imtVrn  des  Cur- 
platzes,  zwischen  dem  iiarmer  u.  dem 
Engstieg  empor  und  mündet  bei  der 
,,A sehenbrücke**  auf  dem  Rennsteig, 
den  sie  r.  bis  zur  Hohensonne  verfolgt 
(ly^  St.).  Uebrigens  führen,  ausser  der 
Fahrstr.,  so  verschiedene  Wege  zu  die- 
sem Ziele,  dass  man  kaum  weiss, 
welchen  man  einsclilageu  soll,  da  alle 
mehr  oder  weniger  interessante  Punkte 
berühren.  Entweder  verfolgt  man  die 
gewöhnliche  Fahrstr.  durch  den  Bären - 
bach;  odei'  man  steigt  neben  Ziej^lers 
Garten  zur  AnhfUie  hinniif  u  geht  vom 
Sarkophag  (S.  492)  auf  einem  neuen 
Parkwege  bis  zur  WÜdpretswiese  beiifi 
Jnbelhain ,  oder  r.  am  Saume  des  Bär- 
mers  hin ,  und  bei  Klemme  HüUe  vorbei 
durch  die  Ochsenkammer  u.  den  Lnp- 
pengrund  zum  Todtemnaiin ,  einem 
Walddistrikt,  wo  ein  kolossaler  vierar- 
miger  Wegweiser,  vulgo  ,,Zollstoch'% 
stcät  Dies  ist  die  Stelle,  wo  alle  Wege 
mit  der  Fahrstrasse  (Rennsteig)  zusam- 
menstossen.  Beschreiben  wir  diese 
etwas  näher.  Ist  man  zwischen  Bär- 
mer  u.  Engstieg  eine  ZeitLanir  emporge- 
stiegen (schöner  liückbUck  auf  Kuhla), 
so  theSlt  sich  der  Weg  am  sogen,  ehb- 


maligen  Wagners  Teich,  wo  übrigens 
auch  die  am  Hange  do-^  Bärmer  u.  des 
Engstieges  in  Fichten-  und  Buchcnwal- 
dungen  hinführenden  Promenadenwege 
ausmünden.    Vnr  halten  uns,  auch  bei 
einer  abermaligen  Wegthcilung  ,  r.  und 
gelangen  bei  der    Aschenbrücke"  auf 
den  ßeiftisteig.  Will  man  die  ^.Thv-n'n- 
ger  Brnnt'^  sehen,  so  muss  man  den 
llennstcig  eine  kurze  Strecke  nach  ent- 
gegengesetzter Richtung  (südlich)  ver- 
folgen, wo  ein.Wegwdser  mit  der  obig^ 
Bezeichnung linksab  ins  Thal  der  düstern 
GoUcrt  zeigt.  Hier  flüstern  gcheimniss- 
volle  Sagen  durch  «I  is  frische  Waldcs- 
grün,  aus  dem  cim;  madbtige,  prächtige 
Buche  emporragt ,  die  in  der  Brusthöhe 
nahe  an  14  F.  im  Umfang ,  bis  bu  den 
ersten  Aesten    des    cylinderförmigen  • 
Stammes  GO  F.  n.  bis  zur  Spitze  120  F. 
misst.    Dieser  äusserst  merkwürdige 
Baum ,  einer  der  schönsten  im  Gebirge, 
ist  die  „Thüringer  Braut".    Gehen  wir 
nach  diesem  Abstecher  über  die  1760  F. 
hohe  ,, Aschenbrücke*'  zurUck,«8o  gelan- 
gen wir  nach  einigen  Minuten  —  falls 
wir  nicht  erst  den  ^^o^^if'rf -^ito^^/bcsuchen 
wollen,  den  mau  durch  eine  1.  vom  Wege 
abfülaende  Stallung  in  kurzer  Zeit  er- 
reicht, um  uns  des  idyllischen  Blickes 
auf  das  Kirchdorf  Etterwinden  zu  er- 
freuen —  zu  einem  von  Buchenhecken 
umfriedeten  Waldgarten,  auf  dem  sich 
planmässig  geordnete  ^Bäumc  zierlich 
durch  einander  schlingen  u.  in  l^olossa- 
len  Zügen  die  Buchstaben  C  A  und  die 
Jahrzahl  1SS5  bilden.    Dies  ist  der 
Jubelhain      zur  Erinnerung  an  die 
50jährige  Regierungsfoier  des  verstor- 
beneu Grossherzogs  Karl  Ani^ust  von 
Weimar  vom  Oberforstratii  König  an- 
gepflanzt.   Nach  kurzer  Strecke  führt 
der  Weg  über  die  Wüdpretstoieaen", 
Die  erste  dieser  Wiesen ,  in  umzSuntes 
Ackerland  verwandelt,  bietet  eine  gross- 
artige Aussicht  auf  ein  prachtvolles 
Landschaftsbild  mit  eben  so  schönem 
Vorder-  als  Ilintergrund.  Dicht  an  der- 
selben laufen  8  Wege  ab,  1.  durch  das 


X 

Digitized  by  Google 


503       Bouu:  Von  Buhla  naeh  fiiaenach  oder  Baeh  WiihelmsthaL-  504 


Katzthal,  u.  nnoh  dem  Sciiillkopffclsen, 
r.  durch  den  Lappeugrund  nach  liuhla. 
V4  St  weiter  enreieht  man  die  oben  er- 
wihnte  Stelle  C„I^:)dter  Mann")  mit 
Am  ZolUtocli  (%  St.  Ton  Ruhla,  u.  V4 
6t.  von  der  Hohensonne),  wo  su  li  mehre 
Wege  kreuzen.  Rechts  ciniiMt  m  G  Min. 
zu  einer  lichten  Waidstulic,  wo  einige 
Bänke  ond  Qrenistdne  (Nr.  97  und  29) 
stehen.   Ist  man  sn  Wagen,  steigt 
man  hier  aus,  um  durch  eine  hreito 
Waldallee  in  12  Min.  zürn  Wachsten 
zu  fr  hon     Ist  man  zu  Fuss,  so  gelangt 
man  sehnoüor  zum  Ziele,  wenn  man  den 
schönen   Promonadenpfed  einschli^, 
der  jenseit  des  Fahrweges  r.  vom  Renn- 
steig ab  im  Zickzack  Uber  den  Schön- 
herj;  empor  führt  (12  Min.).    Von  der 
Stelle,  wo  der  Wagen  hält,  geht  ein 
Fahrweg  uurdüstlich  nach  IleiligensUin 
hinab  (l  St.) ,  u.  von  diesem  läuft  als- 
bald ein  Fnssweg,  den  wir  später  be- 
schreiben, r.  nach  Ruhla.    Kehren  wir 
wieder  zum  Zollstock  zurück,  so  führt 
die  Strasse  geradeaus  durch  herrliche 
Buchen-  u.  Fichten waldung  zurHohCll- 
80nue  und  von  der  Hohensonne  r.  nach 
MtenaeK  und  links  nach  Wüheltnathal. 
Zuvor  aber,  ehe  man  die  Hohesonne 
erreicht,  knnn  man  1.  durch  eine  Stal- 
lung in  10  Min.  zum  Hirsch  steht ,  oder 
schon  früher  r.  auf  einem  Seitenpfad 
zum  Drachenstein  gehen.    (Ucbcr  alle 
diese  Partien  s.  R.  5S).  —  Will  man 
jedoch  von  RuhU  nach  WiUielmsfhal 
(ly,  St.),  ohne  die  Hohesonne  zu  be- 
rüliren,  so  schlägt  man  den  abschüssi- 
gen Waldwc«;  ein,  der  jcnsoit  des  Zoll- 
stocks  durch  s  Ratzthai  luuit  u.  auf  der 
Chaussee  mündet,  die  von  Liebenstein 
oder  Salsnngen  r.  nach  Wilhelmsthai 
föhrt.    Ein   etwas  näherer  Fussweg, 
wenn  man  beim  Eintritt  ins  Katzthal 
r.  ühcr  die  Wiese  geht.  —  Nicht  weit 
vom  ZuHstock  zweigt  aber  auch  rechts 
ein  Weg  ab,  der  durch  das  liebliche 
Sainbaehtthal  («wischen  dem  Felsen- 
riesen des  Wachsteins  und  des  Ilauj^e- 
steins)  \\\       St.  nach  Mossbnch  führt. 
Auch  weiter  nach  der  Hohensonne  zu 
läuft  von  der  „Fuchswicsc"  ein  Holz- 
weg r.  auf  eine  Waldblösse  mit  schöner 


Aussicht,  u.  von  dieser  r.  in  10 Min.  auf 
die  lang  gestreckte  Felswand  des  Hang- 
steins, von  der  folgenden  Wiese  aber 
(„Hirschrasen'^j  abermals  r.  ein  Weg 

nach  M<i^^Vi;ich. 

FosswtM.^  You  Buhla  auf  den 

Wach  st  (vi  ü  (V4  St.).  Von  der  Restau- 
ration „liellevue'?  geht  man  über  den 
alten  Schiessplatx  am  Waldsanme  hin 
und  hält  sich  dann  immer  1.,  ohne  einen 

der  Seitenwege  hinabzusteigen.  Präch- 
tige Blicke  ins  Thal,  besonders  vom 
Schiessplatz"  u.  von  „Klenim.s  Hütte". 
Grösstentheils  Waldscliatten.  Zur  Seite 
hin  und  wieder  tiefe  Abgrtinde,  Nach 
V4  St.  Hochwiese  sw.  Bären-  u.  Bing- 
berg  (Lappengrund).  Hier  theilt  sid» 
der  Weg  (Wegweiser):  1.  nach  Kttcr- 
windcn.  Wir  gehen  rechts  über  den 
Bach  u.  die  Wiese  zum  jenseitigen  Wald, 
wo  sich  der  Weg  1.  zur  Anhöhe  hinauf- 
sieht.  Dann  geradeaus  (nicht  seitwärts), 
bis  zu  einem  umzäunten  Wiesenhang, 
i  AmP^nde  desselben  kommt  r.  dieStrasse 
von  Ileiligstein  herauf.  Auf  dieser  fort- 
gehend, erreichen  wir  alsbald  den  freien 
Platz  (mitBänken),  dessen  oben  (S.  503 ) 
gedacht  ist.  Nach  12  Min.  stehen  wir 
am  *  Wachstein  9  einem  der  schönsten 
Punkte  im  Thiiringerwald.  Diese  nur 
von  f'iner  Seite  znixant^itre  p^oteske  Pel- 
seuklippe  des  Sehönberges  (1745  F.)," 
die  aus  Crauitconglomerat  des  Todtlie- 
genden  besteht,  hängt  burgruinenartig 
über  einem  tiefen  Abgrund,  aus  welchem 
hohe  Buchen  ihre  Wipfel  strecken  '  Ein 
entzückendes  Gemälde  breitet  sicli  von 
(l(fii  sti  liisitzen  des  kolossalen  Felspe- 
bildes  vor  den  Blicken  aus.  Tief  im 
lauschigen  Grunde  das  Dorf  Mossbacfa, 
von  Saatengrfin  umwogt,  und  jenseit 
desselben  die  pittoresken  Hörselberge; 
1.  (jenseit  »l'  s  idyllischen  Hninbachs- 
thalsjdie langgcstreckteFcls'  invnnd  des 
Haugsteim ,  dessen  senkrechte  Klippen 
wie  das  Ilanerwerk  einer  riesigen  Burg 
empor  starren.  Darfiber  der  Hirsdi- 
stein  ,  der  Drachenstein  und  vor  Allem 
die  Wartburg,  gleich  einem  leuchtenden 
Pharus.  Und  dieses  reizende  Luud- 
schaftsbild  südwestlich  von  den  Basalt- 
kegeln der  Rhön,  nordwestlich  von  den 


Digitized  by  Google 


• 


505 


ÖL  Baute:  fiiseuacli  und  die  Wartburg. 


506 


hesslscheii  Bergen  (Meiasner,  Heller- 

stein)  f  nördlich  vom  Nebelstreifen  des 
Harzes,  nordöstlich  vom  Ettors])erg 
ßin^rahmt.  Dazwischen  der  Scharfen- 
berg, der  Friedensteiu ,  die  Gleichen  u. 
viele  andere  Punkte,  vom  duftigen  Blan 
des  Aetliere  nmeelileleii.  —  Will  man 


rem  Waehstdn  auf  die  Hohesonne  oder 

nach  Wilhelmsthal,  so  geht  man  In  10 

^IIii.  (Innh  oiue  Ficlitenschonunp  niif 
schönem  Proinonadenpfnd  zur  Strasse 
hinab,  wo  „der  Zollstoc  k  '  die  einzu- 
schlagenden We^e  anzeigt  (s.  oben). 


51.  Route:  Eisenach  und  die  Wartburg*). 


KißenhahH  (S.  107.  110)  über  Wutha  Ußd 
Fröttstedt  nach  Gotha  Morg.  6  Uhr  6  Min., 

8  Uhr,  11  Uhr  58Min.,  Nachm.  2Ulir  9BIin.. 
5  Uhr  56  Mio.,  7  ühr  10  Min-,  Nachts  12 
Uhr  26  Min.,  I.  Cl.  1  Thir.,  II.  17  Sgr.,  III. 
14  Sgr. ;  —  nach  Oerttungeu  Morg.  7  ühr  48 
Min.,  9  ühr  21  Min.;  Nachm.  1  Uhr  21  Min., 
3  Ulir  9  Min  4  I  }.r  32  Min.,  6  Uhr  54MiD., 
I.  Gl.  21,  n.  14,  IIL  Ii  Sgr.;  von  Ei$cnwA 
madk  CmhI  I.  OL  S  Thlr.  IS  8fr.,  II.  SThlr. 

9  Sgr..  TTT.  1  Thlr.  19^  Sgr.;  nach  Frankfurt 
a.  M.  I.  8  Thlr.  9  8gr. ,  II.  5  Thlr.  9^  Sgr., 
III.  3  Thlr.  18|  Sgr.  —  über  Ibrknital  nftcb 
Stltmangm  Mofrg.  7  Uhr  56  Mf  n. .  Nachm.  3 
Uhr  16  Min.,  7  Uhr  15  Min  .  1  Cl.  26,  H. 
16,  m.  10  Sgr.  Sztrasug  nach  Woünar  Je- 
den  Sonst  Ab.  8  U.  H  M. 

Post  (oberhalb  des  Marktplatzes,  der 
Bdifirersohnla  gegenüber):  nach  Kreusbuig 

(Wanfried  und  K^^-iv -^e)  Nactim-  3[  Uhr, 
9  Sgr.,  nach  Mültlhautien  Nachm.  8|  Uhr, 
S84  Sgr.,  nach  Buhla  mit  Eisenbahn  bis 
Wutha  (8.  117). 

Sintfemungen :  Wartburg  4 ,  Wilbelinstiial 

14,  Ruhla  3,  Iiisclsborg  5,  Liohen.itein  5, 
Beinhardabrnnn  6,  öalKungen  6,  Gotha  7bt. 

Tmtif  fkt  DroteUm^ikr«»  iBner»  u.  aus» 
serhalb  der  Stadt,  n.  namentlich  auch  nach 
Wartbur«  ^bis  zum  Steinweg),  Wurtlmr^' uihI 
AnnatbtU,  Hohesonne  und  Wilhelmäthal, 
Krensburg.  Nenanbof,  Dftrre  Hof  (Metscb- 
rieden),  Ruhla,  Iloillgenstein,  Treffurt,  Lie- 
benstein  und  Altenstein,  Salzungen,  Hoin- 
hardsbrunn,  Inseliiberg,  Kuhla,  Altenstein 
und  Liobensteln.  (Ish  bemsriL«  auoh  hier, 


wio  bei  Weimar,  dassdie^lN^ad«  dtrPireite  den 
Beisenden  sehr  erwünscht  sein  mussl) 
Fremdenführer,  rerpflichtet«,  durch  ein 

Messinpsrliilil  kenntlich.  Unter  ihnm  hat 
sich  Lucas  (durch  die  Beisebescbreibung 
des  Prof.  Buaabert)  einen  guten  Kamen  ge- 
malzt. DiMe  Tnhrer  sind  den  mü^i.Higen 
Jansen,  die  auf  drm  T?fvhnhof  und  in  den 
Strassen  ihre  Dienste  aufzudringen  suchen, 
JedcnUdls  ▼oriustalien ,  und  dürfen  um  so 
wonii?er  prelJen,  als  ihnen  feste  T.iM  n  vor- 
geschrieben: erste  iStuude  5  Sgr.,  für  jede 
folgende  2  i^gr.,  für  den  halben  Tag  15  J^gr., 
den  ganzen  20  Sgr.,  mit  Nacht  1  Tblr. 

T)aa  FBr^tenthum  ElNenaeh  war  zu 
wiederholten  Malen  ein  selbststandiger 
Stasit,  so  dass  «ieb  noch  Jetst  die  Haupt- 
stadt dl  n  ,Mt  mit  dein  Titel  „Residenz- 
stadt" biüütv  t.  Schon  ir)i>6  iii\\i\n  J oh.  Em$t, 
zweiter  Sohn  des  ungliicklicheu  Ucrzogs 
Job.  Friedr  des  Mittleren,  seine  Besidens 
in  Kisenach,  naclideni  sein  Bruder,. Toh. 
Casimir,  Coburg  erhalten.  Beide  starben 
kinderlos,  und  ihre  Länder  fielen  an  die 
Linder  des  Henog«  Job.  Wilhelm  t.  Wei- 
mar. Di"  fUdnrrh  Ternnlasstr  T!if5lnup 
brachte  Eiäcuuch  in  den  Besits  de^  Herzogs 
AJbrecU  (1640),  der  aber  schon  IMi  wieder 
ohue  Erben  stnrb,  so  dass  E.  an  Weimar 
zurückfiel.  Nun  thoilten  dio  föhno  des 
Herzogs  Wilhelm  t.  Weimar  abermals,  und 
Adt^f  Wnketm  wurde  1M8  Henog  von 
EiaenacTi.    r»a  nueh  er  keine  Descendentcn 

Ihinterliess,  so  erbte  sein  Bruder  JbA.  Georg, 
der  bis  dahin  iu  Marksuhl  rosidirt  hatte, 
das  Fftrstenthum  Kisenach,  und  stedelte 


*)  Sehr  reiche  Literatur  aus  alter  und  neuer  Zeit,  z.  B.  ein  lateinisches  Gedicht  von 
AdMtae  146&;  Aerdh»  Beschreib,  von  Bttenaeh,  1837;  (Sckwerdt  fmd  Jäger) ,  Bisenach 
mit  seinen  Merkwürdigkeiten  u.  Umgehungen;  v.  Arnswald  und  Kiepert,  T'liui  der  Um- 
gegend von  Eisenach  (mit  Text).  —  Sollen  wir  auch  des  Sohaud-  u.  Schmahhuches  ge- 
denken, welches  neuerdings  unter  dem  Titel:  „German  Life  and  Manners,  as  seen  in 
S-\xoTty  at  the  prescnt  T)ny.  hy  Henry  Mofhetc**  zu  London  erschienen  ist  ttnd  sich  vor- 
isugswt  iae  mit  Eisenach  l»est  tiäftigt ,  wo  der  verkommene  Verfasser  iangoro  Zeit 
mit  seiner  Familie  lebte  und  noch  Jetzt  bei  seinen  vielen  Gläubigern  im  theuren 
Andenken  steht?  Dieser  ,»unTer8obämte  und  vorrückte  Xnglinder*^  »ein  Urtgrpus  von 
Xhmd,  Oemeinhoit,  Lüderlichkelt  u.  Brntalltit**  (wie  die  in  Tiondon  ersobefni^fle  Keil- 
schrift „Uerman"  sich  aTisdriji  1  t  und  diese  Ansdrücko  mit  Thutsachen  Ixdept),  machte 
die  Studien  su  seinem  lügenhaften  Machwerk  nicht  sowohl  in  Eisenacb,  sondern  copirte 
vielmsbr  sich  selbst  und  feinen  eigenen  MSsbmusstnll**. 


Digitized  by  Google 


507 


51.  BouU:  fiisenacli  und  die  Wartburg. 


508 


In  d!«  HavpiRtadt  ftber  (167S  —  86).  Starb 

wieder  kinderlos,  so  dass  sein  Bruder,  Jo- 
hann Wilhelm,  die  Rcgiening  überkam  (bis 
1729).  Dtt  jedoch  seiu  bohu,  Wühelm  Hein- 
rUh,  der  letste  Bersog  von  Klaanscb,  aber- 
iiiiil-s  oliiio  Erben  w/ir,  8o  kam  sein  Lnnd 
1741  au  Weimar,  und  ist  bis  Jetst  dabei 
verblieben. 

Elsbach  9  «weite  Stadt  des  sfichs. 
Orosshcrzogthums  mit  11,250  Einw. 
(178  Katliolikcn  ,  72  Juden),  liofrt  am 
nordwestlichen  Abhang  des  Thüruiger- 
waldes,  gen  8.  von  rundgewölbten  ^  an- 
nmtliig  gnippirten  Vorbergen  fibenragt, 
geD  N.  in  eine  offene  Hfigellandschaft 
scbanend,  die  vom  langen  Rücken  des 
Hainicliswaldes  begrenzt  wird,  während 
nach  O.  und  W.  liebliche  Thalgrnnde 
8ich  hinziehen,  die  von  der  Hörsei,  mit 
Avelcher  sich  anterbalb  der  Stadt  die 
Nesse  rereirngt  (S.  20),  duTchflossen 
sind.  Einer  jener  f^riinhelanhten  Fel- 
senkegel, der  COO  F.  über  die Thal'^oblc 
emporragt,  ist  mit  Tliüringens  Burgcii- 
königin,  der  Wartburg,  gekrönt,  die 
dem  schönen  Landscbaftsbild  ein  cha- 
rakteristisches Gepräge  gibt.  Da  sieh 
dieHünser,  zum  Theil  winzige  Hütten, 
da  un^fdort  in  die  auslaufenden  Seiten - 
tbäler  verstecken  und  ii.nnentlich  vom 
]\rorp:eTi  nach  Abend  durch  die  lange 
Georgen  Vorstadt  bis  zum  „Ehrensteig" 
(eine besondere  Gemeinde,  fast  dnrdiweg 
arme  Leute)  sich  hinausziehen,  einzelne 
«weh  an  den  vortretenden  Hügelköpfen 
hSngcn:  so  knnn  man  von  keiner  Stelle 
die  ganze  Stadt  mit  einem  Blicke  über- 
schauen, obwol  sie  aus  den  Berggärten 
des  Grabenthals,  nordöstlich  vom  Bahn- 
hof*) ,  oder  vom  Waäenberge  (Warten- 
berg), einem  beurbnrten  Höhenzuge, 
nördlich  vonderStndt,  wo  die  Burschen- 
schaft jene  OktoherfeiKM-  an/üiidete, 
welche  die  erste  Anregung  zurDemHgo- 
genverfolgnng  gaben ,  ein  sehr  maleri- 
sches Bild  gewShrt.  Weniger  vermag 
die  innere  Stadt  zu  fesseln,  wie  reirilich 
und  freundlich  sie  auch  ist.   Ja,  sie 

*\  Uier  i«t  die  beigegebene  Antkibt  auf- 
fi:enommen.  —  VAn  fcbSnes  Uthograpblrtes 
Bild  vdu  Eis(  11  -  Ii  mit  Umgebungen  (Lan- 
geu Salsa  bei  Kliughaminer)  iit  in  den  dasi- 
gen  KuttSthandtnngen  tu  haben. 


vQrde  den  GrossstXdtem  „todt**  er- 
seheinen, wenn  sie  nicht  im  Sommer 
durch   die    hier  zusammenstossenden 

Eisenbahnen  (Thüringisrbo  n  Wo'rrn- 
Eisenbahn)  von  so  starkem  Fremden- 
verkehr belebt  wäre,  dass  die  Gasthöfe 
manchmal  nicht  Baum  genug  habmi. 
Um  so  anziehender  ist  die  Wartburg, 
das  merkwürdigste  aller  mittelalterli- 
chen BergschlössGr,  und  der  landschaft- 
liche Zauber,  der  rings  umher  das 
reichste  Füllhorn  ausgegossen.  Ein 
besonderes  Interesse,  aber  hat  die  Um- 
gegend für  den  Geologen ,  indem  S  Ge- 
birgsformationen ,  theils  in  wollsack- 
ähnlichen,theilsinmauerfönnigeii,  theils 
in  gespaltenen  und  zerklüfteten  l'els- 
gestalten  in  einem  kleinen  Umkreise 
zu  Tage  treten,  und  das  rothliegcnde 
Gestein  (Granit-  u.  Porphyrconglome- 
rat)  von  solcher  Hächtigkeit  ist,  dass 
Bohrversuche  über  2000  F.  Tiefe  des- 
sen Grenzen  noch  nicht  erreicht  haben. 

Gasthöfe:  ^Halber  Mond  ( BupprecbU 
Wittwe)  im  Mittelpuuktder  Stadt,  nahe  dem 
Harkte,  I.  B.,  Speisesaal,  34  Z.  ä  10  bis  15  Sgr^ 
Table  d'hötc  12^  Sgr.,  Ti  ülist.  7|  Sgr,  Be- 
dienung 4  Sgr.,  Equipage  (Warth.,  1  Tblr. 
10  s^r.,Wartb.  und  Annathal  SThfar.  lOflgr., 
Willitlmsthal  2^  Tldr.,  ganzer  Tag  5  Thlr. 
incl.  Trinkgeld).  —  *Ranfndran-  (Schacke) 
am  Marktplatze  mit  Aussicht  auf  die  "Wart- 
burg, I.  R,,  groMer  Speteesaal,  86  Logif 
Zimmer  ä  12J  Sgr.,  Table  d'liOte  Sgr-, 
Redirnnnp  5  55cr.  Elegante  ümpfehlungB- 
karten.  —  'iVmnnjrcr  ifo/ auf  dem  KarlsplaU, 
nahe  dem  IWhnhof.  —  ^^Mifffer  Haus  (Lie. 
Itotraii) ,  TT.  It.,  mit  l^-  stuuratinn ,  Billarii 
etc.,  aber  ohne  Stallung.  —  Anker  für  an- 
spruchslofle  Gftflte  recht  gnt  —  HtM  warn 
MokrMt  mit  Restaxiration  und  Billard,  bil- 
lig;. —  Schirnn,  III.  R. ,  zunächst  am  Bahn- 
hof, wird  gelobt.  —  Löwe»  am  Eingang  zum 
Marionthal,  enniohat  der  Wartborg. 

SeHatirationem:  „Zahnlücke",  demBahn* 
hof  gegenüber,  auf  einer  Bergterm«»e  mit 
schöner  Auesicht  j  Bathskeller  (Marictj; 
Welmcbenk  Bohl  neben  dem  halben  Mond 
(anchBier);  E. Niemann;  Felsrnkeller  (ne- 
ben Eichels  Garten) ;  «Phantasie  (im  M*- 
rienÜial),  J  St.  von  der  Stadt.  —  Oe»chlo$' 
«eM  ttnOhehafU»  (mit  Oirten):  Glemda  o. 
ErboluuK.  —  Conditorei  .*  Mebus  (in  der 
Karlsstr.),  sehr  gut.  —  Muttireude  Gtwätttr 
in  einer  Bude  auf  dem  Harkt,  nnd  in  «inen 
Gartenlokal  bei  der  MVrholuDg«*. 


bigitized  by  Google 


Ö09 


SI,  Raute:  Eiseoftch  und  die  Wartburg. 


5J0 


Bmungwatutaiten:  Foratlehransttlt  (Dir.  j  nac)  lag  weiter  östlich,  als  die  jetaige  Stadt, 
Dr.  Orebe),  aas  den  eutferntcstcn Gegenden  |  und  war  liMptoSehHcli  YonSIsettscIiiniMleii 

freqnpnfirt;  Gymnasium  (Dir.  Funkhäncl) ;    l.ownhnt,    durch  welche  die  Harfe  des  Ni- 


SchiiUehruraeminflr,  Beal-,  Secundar-,  hö- 
here Tdehter-,  2  Bfirgenclmleii  etc. 


bcluDgenliedes  rauscht.  Denn  nllda  soll 
Attila  anf  seinem  Ueeroszuge  nach  Gallien 
(451)  gerastet  n.  mit  Ohrimbilde,  der  Toob* 


maurcrloge  (in  der  „ErhohiiiA"),  Frauen-  I  ^^^"^  thür.  Königs  Günther,  ein  pracht- 
Terela,  Bibelgesellschaft,  Verein  der  Freunde  ;  vollesBellager  gefeiert  haben.  Später  kehr- 
in d«rNoth,  Helenenverein  (Unterstützungs- i  ^ee  die  Hnnnen  snrftck  und  scbhigen  die 
Terein   sum  ehrenden  Andenken  an  die  j  ""d  Thfiringer  bei  E.  aufs  Haupt 


Herzogin  v.  Orleans) ,  Vf  rein  zurt'AbstelluDg 
des  Bottelweseus,  3  Gesangvereine,  Tara-, 
8<^fttzenTerein ;  St.  Attnenhoapltal  (gmtlf- 
tet  von  der  heil.  Elisabeth  1296),  HospItftI 
St.  Spiritus ,  St.  Justni,  8t.  Olemens,  Lau- 
de^krankenhaus. 

Eisenaeber  Kreiablatt,  wSchentl.  4 mal. 
'  JBait^HitHuMer:  Seyen»  Zii>gler ,  L.  B. 
Kagreer. 

Badeanstalt  von  Dobermann  im  Graben- 
tbal   (nicht  weit  Yom  Bahnh.),   und  bei 


(J)Oit).  Ludwig  der  Springer  aber,  nachdem 
er  die  Wartburg  erbaut,  verlegte  die  von 
einem  Brande  elngeiscberte  Stadt  auf  Ihre 
Jetsige  Stelle  (1070  bis  73).  Landgr.  Her- 
mann  I.  erweitertes  sfo  und  baut«;  mehre 
Kirchen  nnd  Klöster.  Diese  vermehrten 
sich  dermasseu,  dass  E.  Ton  den  Cbronleten 
als  „rdthte  geistliche  Stapelstadt*'  bezeichnet 
wird.  Schon  xuvor  hatte  Ludwii;  der 
Eiserne  am  Nlkotaitbor  ein  NonnenkloiAer 
gestiftet  (1151),  in  welches  die  Nonnen  vor- 
setzt worden,  mit  denen  die  ftihdliafte  Kö- 


Wittwe Haupt  Inder  Fischerstadt.'— Waicb-     .  .    ^  .     ,    .          t,    .  . 

nnd  Badennsf«lt  mit  Dampfmaschinen,  am   SlSi  2f' T^'^^L?''     f  welche  die 

Eingang  ins  Marienthal.  -  Barbier-  u.iaar-  '                  ^'T  '•«•'•f'  J~ 

ecl.5eldWbinet:KuntieaiifdemKariipTat«.            ^'■^".^  ^"'^^^^^  "Jf,«  ""^^ 

.  .    -w^,    ^                 ^                  ,  terskloster  bevölkert  hatte.  Die  B;»8ilika 
Indu,(rte.  Die  Gewerbthitigkeit  coneen-  ^j^^^^  Klosters  (dieNikolaiküche  an. Karls 

i  sich  v^mamlich  in  den  crof sartiiren   m.  ^„.-i.  ^  ^« 


trirt  sich  v^mämlich  in  den  prnssartigfen 
Unternehmungen  der  Herrn  von  Eichel, 
<lle  «1  den  reiehsten  Vabrikanten  in  Thür, 
gehören:  und  swar  in  den  Eichel-Cramer- 


plats)  wird  noch  jetzt  zam  Ctottesdienste 
beontzt.    Viel   prächtiger   aber   war  das 
Kathario^nkloater  (vor  d^m  Georgenthor), 
„  .  .  .    das  Hermann  1.  erbauen  Hess.   Kach  der 

sehen  Kammgarnspinnereien  mit  Maschi- '^,.^„^^^4.^^  ^^^^  ,„  Zeughaus,  dann 
neakamroerei  (Dampf-  und   Wasserkraft),  Kornboden,  später  in  ein  Theater, 


die  4B0  Arbeiter,  meist  MSdcben,  bescbSfU- 

fr«  Ti,  und  in  der  Fr.  Kielielschen  BIciweiss-, 


femer  in  einen  Hulzschoppeu  uud  endlich 
,  T      r  .    ,  Gasthof  («um  Stern)  verwandelt. 

Farben-,  E^Mg-,  Oel- nnd  Le.nifal.rik,  die  Hier  In^  auch  der  ehemaligo  Ilellffrafenhof, 
Dampf- und  Wasserkraft  mit  hydraulischen  ^^^^in  Meister  Klingsor  aus  Ungarn  h^r- 


Pressen  benutzt  und  bis  150  Arbeiter  be« 
Bohäftigt.  Die  Farben,  die  aus  dieser  Fabr. 
hervorgehen,  sind  weit  uud  breit  berühmt, 
und  werden  bei  derselben  Tlelseltlgkelt  In 

flfleicher  Yollkommeuheit  anderwärta  kaum 

■prodTTeirt.  Namentlich  ist  der  nene  In- 
dustricisweig  der  Pftte-Farben  erwahnens- 
wertta.  ~  Ausserdem  Planlmeterlkbr.  (Tla- 
chenmc.ssung.s-  n-Ad  Berechnung^  -  Tnstru- 
nieiito)  von  Christian  Trunk.  Künstliche 
Thonwaaren  und  Berliner  Oefen  von8äU2er. 
Zierliche  Holsflechtwaaren  im  8traliu4»^ts- 
haus.  —  Hierher  dürften  auch  die  ächten 
Percheronhengsto  zu  reebnen  sein,  die  vom 
UttergutsbesItserHarkscKdrel  nnd  Fabrik- 
besitzer von  Eichel  zu rHebong  der  Pferde- 
zucht ftuij  Frankreich  bezogen  worden  sind 
und  Pferdeliebhabern  gern  gezeigt  werden. 
Auch  derVIschBacht  selBrwfhnonggethan, 
die  in  E.  und  Umgebung  fleissig  betrieben 
wird.  Die  dasigcn  Spiegelkarpfen  gehören 
SO  den  besten,  diu  es  gibt. 

OetekkklUekmi  Da«  alte  Blsenaai  (Yse- 


bergte,  wenn  er  nicht  hei  seinem  Freunde, 
i  dem  ruhmbeftriniten  Minnesänger  Helnritih 
von  Oftcrdingon,  war,  der  in  E.  wohnte  u. 
hier  das  grösste  Epos  des  deutschen  Yolkes, 
das  Nibelungenlied,  gedichtet  haben  soll. 
Yorzug.«?wei8e  aberlebt  die  heilige  Elisabeth^ 
obschon  niebr  als  600  Jahre  über  ihrem  Grabe 
dahingezogen ,  noch  jetzt  in  £.  auf  Aller 
Lipfien,  und  das  Knmergriln  der  Terehmu^ 
schlingt  sich  durch  alle  Geschichten,  wo- 
mit die  Sage  ihre  freundliche  Gestalt  um- 
weht (S.  61  bis  63).    Ihre  Lebensbeschrei- 
bung vom  eisen.  Kaplan  Berthold  gehört 
zu  den  klassischen   Werken  jener  7eit. 
Heinrich  Baspe  (S.  68)  baute  das  umfang- 
reiche Predigerkloster,  dessen  erster  Prioir 
der  gelehrte  Graf  Ellger  von  Hohenstein 
war,   von   welchem   die  Legende  Wunder- 
dinge erzählt.    Das  jetzige  Gymuasl&lgs- 
bäude  iet  ein  ITeberblelbeel  desselben;  wo- 
gep  II  T  U  dem  pi%ehtvollen  Marienstifte^ 
das  Aibrecht  der  Unartige  erbaute,  kein 
Stein  auf  dem  andern  gcUieben,  obgleieh 


Digitized  by  Google 


I 


511 


H.  J?oiete;'Bi8eiiac1i  und  die  Wartliursr 


512 


die  Kirche,  wclclio  (Ho  doutscli n  Hilter 
iime  l;atten,  dem  erfurtor  I)oino  aliulich 
gvwoMo  ■•in  mH.  8obw«r»  Dhuigsal«  liatt» 
£.  während  des  thür.  Erbfolgekriegos  zu 
bestehen  (8.  64).  Trotz  «Icr  licftisti^ten 
,,Kleinme*'  (Clemda) ,  die  mau  aufgeführt 
hatte,  ward  dia  Stadt  toh  BeiDrich  dam 
Erlniirliten  erobert.  Aehnlichn  "DrnnpMnlp 
erduldete  sie  während  der  langjährigen 
Vahde,  die  Xiandgr.  Albracbt  der  Unartige 
mit  seinen  Söhnen  fühita  (S.  €5  bis  67). 
In  der  Nälio  dcsi  alten  Landgrafenhofes 
(neben  dem  „Residenzbaus") ,  wo  damals 
aili  Thiai^rten  war,  ward  ja&aa  gaiatUt^a 
ScbMispiel  aufgeführt,  welches  Friedrich 
den  Gebissenen  in  fino  Bchwermuth 
versenkte,  von  der  er  nicht  wieder  genas 
(8.'  d7).  Bas  fftr  dia  Oaaehicbta  dar  drama- 
tisclien  Kunst  sclir  Tiedcntsanie  Mspt.  jories 
Mysteriums  ist  von  L.  Sechsteln  veröffent- 
licht worden.  Bei  einem  festlichen  Tonrnier, 
daa  Triedr.  der  Emsthafte  in  E.  hielt,  ent- 
spann sic  h  ein  Verlöbniss,  welches  den  ver- 
heerenden Grafenlirieg  auf's  Neue  anfachte 
(8.  68).  —  AU  an  dia  tScha.  Knrffirstan 
kam ,  trat  es  in  eine  neue  Periode  der  Ge- 
schichte ein.  Nun  wiril  es  Luthers  „liebe 
Stadt",  wo  er  auf  der  dasigen  weitberühm- 
tan  Selnile  <Vbaetor  Trabonlna)  ron  «ainam 
15-  Tn^  IH  T.cbensjahr  (llHS  hU  1501)  das 
Xandament  seines  klaren  Wissens  und  soi- 
aaa  kräftigen  Wirkens  legte.  Da  er  mit 
Hnnger  und  Kninmar  so  k£m|»f6«i  hatte  n. 
ah  Currentschüler  f  Partokenbengst")  mit 
der  Blechbüchse  und  dem  Lionenaacke 
dnr^  dia  Strasaan  zog,  erbarmte  aieh  dia 
fromme  Elisabeth  Cotta  des  armen  Knaben 
und  sicherte  dem  emporstrebenden  Genius 
eine  lichtere  Zukunft.  Als  er  später,  am 
%,  UmA  IStt,  in  dar  6aorgankir«ba  (MaVkt- 
kirche)  gepredigt  hatte,  fas.ste  die  neue 
I«ehre«auch  in  Eisenach  Fuss,  und  manche 
Ijer&hmte  Namen  der  Boformationszeit,  z. 
B.  Vraas  Lambertaa,  Joliannea  Serranus, 
Jakob  Rfr;n!83,  Kaspar  Aqulla,  Justus  Me- 
nins  (erster  Saperinteiid.),  Nikol.  vom  Ams- 
dorf ti*  a.  aind  mit  thrar  flaaehlelita  ^r- 
Mhmolzen.  —  Aus  der  naaan  Zeit  sei  nur 
der  entsetzlichen  Erplonon  gedacht,  die  am 
1.  Sept.  1810  28  Häuser  zertrümmerte  nnd 
SiMantelMi)  (olmadar  mlUtirlaehanBaltoTta) 
dasLeben  kostete,  indem  3  französ.  Pulver- 
wagen, als  sie  hastig  durch  die  Georgengasse 
fahren,  aieh  entzündeten.  Napoleon  zahlte 
32,4^  Thlr.  Entschädigung,  während  der 
Verlust  auf  IfjOOfM)  Thlr.  geschätzt  wurde. 
Auf  dem  „Explosionsplata"  steht  Jetzt  ein 
ataamar  Brannaii,  aii«wa1eham  aliia  von 
den  vielen  Granaten  zu  sehen,  diaan  Jaaam 
Sohrackonstage  axplodirtaa. 


Berühmte  BTänHer.  Ausser  den  schon  ge- 
nannten; der  Domherr  Joh.  Both  (im  15. 
Jahrb.),  dar  die  «rata  thfir.  Chronik  in 
deutscher  Spracht  schrieb;  später  die  Hi- 
storiker Ch.  F.  Pauliini, Nik.  Bebhan,  Schuh- 
macher; so  wie  vor  allen  der  musikalische 
Haroa  Joh.  Sebast.  Bach*^).  Ana  darlianaa 
7  itr  der  Botaniker  G.  F.  Dietrich;  der 
Oberforstrath  König,  der  die  Forstschule 
18S0  von  Rnbia  nach  Etaeiiach  Yerlegtc ;  der 
Staatsmann  und  Minister  a.  I>.  v.  Wyden- 
brugk;  der  Päda^og  Mager;  der  Komponist 
Fr.  KühmBtedt  (t  1868,  Donkmal  auf  dem 
Triadhof  mltBalte^ortrSt) ;  dar  Maler Pral. 
1er  (geb.  in  E.  1804);  der  Schriftstoller  E. 
Heusinger  u.  a.  Jctxt  leben  daselbst:  der 
Altorthumsforscher  W.  Rein,  der  Oberforst- 
ratb  Grabe,  der  Hol^rtnar  Jigar,  einer 
unserer  ersten  Gartenschrlft?»teller  ij.  Tjand- 
achaftsgärtner,  der  Philolog  Weisaenbom, 
der  Biobtar  Fr.  Beater  u,  a. 

S^etmoürdiffkeiten.  Vom  Babnhof 
j^clit  man  durch  eine  kurze  Vorstad^ 
und  gelangt  durch  das  alte  Nikolaithor, 
über  dessen  Portal  das  .Steinbild  Lud- 
wigs des  Bärtigen,  auf  den  KaVlspIatz 
(mit  der  Kikolaikirche  u.  ihrem  schlan- 
ken, hochmgendeii  ^urme),  nnd  so- 
dann durch  diefrenndlicheKarlsstrasso 
auf  Thüringens  schönsten  und  gerfia- 
migsten  Marktplatz.  Hier  steht,  hinter 
breitästigen  Linden  versteckt,  die  Ge- 
orgen- oder  Marktkirche  ^  im  12.  Jahr* 
hundert  Ton  Ludwig  III.  erbaut  und' 
dem  Schutzpatron  des  deutschen  IiMI- 
dos  nnd  der  Stadt  E. ,  dem  mythi- 
schen lütter  St  Oeorjj,  geweiht,  dessen 
vergoldetes  Staadbild,  wie  er  denXiind- 


*)  Bacha  Stammvater,  ein  Bielcer  am 

Ungarn,  Hess  sich,  durch  Religidtis- vcrf«d- 
gungen  Tertriebcn,  in  Thüringen,  und  zwar 
in  Wechmar,  nieder.  Von  seinen  Nachkom- 
men werden  genajint:  J<di.  Christoph,  Or- 
ganist an  Eisenncli,  .Joh.  Michael ,  Orgauiät 
zu  Arnstadt,  Uernhard,  Kammermusikns 
EQ  Eisenacb.  Aua  dem  Scbooua  dieser  Fa- 
milie ging  der  originellste  aller  deutschen 
Tonkünstlor,  dor  grüasto  nllor  Contrapunk- 
tisteu,  hervor,  nämlich  Joh.  Sebastian  Bach, 
geb.  1685  zu  Eisonach,  wo  sain  Tatar,  Am- 
brosius, ITof-  nnd  Stadtmusikns  war.  Kr 
wurde  Coucertmeister  in  Weimar,  Organist 
in  Arnütadt,  Mühlhausen,  Weimar,  KapcU- 
nieiHtor  in  Göthen,  Husikdirektor  in  Leip- 
zig (t  175U),  und  hinterliess  9  Töchter  nnd 
11  Söhne,  die  alle  musikul.  Tal nt  liattm. 
Ausgezeichnet:  Wilh.  Friedemaun  (t  17Ö4), 
Phil.  Bmanuel  (f  1788),  Ohrlatoph  Madr. 
(t  Vt»)  Joh,  Ohriatian  (f  17»). 


Digitized  by  Google 


513 


^i.  Mmue:  Eisenack  lud  die  Wartburg. 


514 


warm  t9dtelf  «vf  dem  Spriagbrnniiett 
prsB^,  weldi«r  den  Marktptoti  stort. 
Nachdem  der  alte  Bau  im  Bauernkriege 

verM'üstet  Mn<\  hornnch  tm  einem  Pfer- 
destali geinisäbraucbt  worden,  Hess  ihn 
•Johann    Friedrich  der  Grossm&thige 
wieder  au  goUesdiensUielteiiiGelmniehe 
henrieliten  (1560).  Die  inneren  Hallen, 
weit  und  düster,  wölben  aieli  in  einer 
solchen  Höhe,  dass  4  Emporen  überein- 
ander j^ebaiit  sind.  Unter  vielen  Denk- 
mälern   beachte    man   folgende:  zur 
Kechten  des  westlichen  Eingangs  das 
Kenotftphinm  des  merkwftrdigen  Bar- 
fnsserniSncbs  Johannes  Hüten,  dessen 
In  der  Apologie  der  Augsburger  Con- 
fession  gedacht   wird      Kin  mntbiger 
Vurliiufer  der  Reforniatiiui ,  hatte  er  auf 
Luther  geweissagt  und  die  papistischen 
IrrHifimer  bekfimpft,  so  dasa  er  Ton 
seinen  Ordensbrüdern  in- das  GefSng- 
niss  ^worfen  wurde,  worin  er  30  Jahre 
schmachtete  u.  elendip^licb  starb  (1496). 
Nächst    der    Sakristei   ein  schlichtes 
Denkmal,    dem  ßeformationsgehllfen 
Nikolaus  Ton  Amsdorf  gewidmet  ,  der 
als  Kirekenimtb  in  B.  Bt«r1»  (1565).  Ne* 
ben  dem  Altar  ein  grosses ,  werthvolles 
Bild,   das  erste  Krfnrmf^tinn''jn^>ilnnm 
darstelleini,  und  ringsuniln'r  die  Kriegs- 
rüstuDgea  der  eisenacher  lierzöge,  de- 
ren GiAieine  unter  jener  Statte  modern. 
Sonntags  werden  hSuflg  altUassiscbe 
Kirchenmusiken  mit  meisterhafter  Prä- 
cision  vom  llofkjintor  Müller- Hnrtiir»«: 
aufgeführt.  —  Der  Kirche  gegenüber 
das  grosse  EesidenxBchlosa ,  1742  vom 
H«rs.  Emst  Aug.  erbaut,  mit  imposanter 
Fronte,  flachem  S^ieferdacb  und  pa- 
villonähnlichem  Kuppelalt^n.  Der  Ka- 
stellan, der  es  bewohnt,  zeigtdie  inneren, 
zum  Theil  prächtigen  Räume.   In  ihnen 
fand  die  edle  Herzogin  Helene  von  Or- 
leant  mit  ihren  Sdhnen^  dem  Grafen  v. 
Paria  u.  dem  Hersog  v.  Cbartres,  die  in  B. 
das  Eliroiiljürgerrecht  haben,  seit  1849 
«in  friedliches  Asyl.    Das  Musterbild 
einer  charaktervollen  FQrstin  und  eine 
zweite   „heilige  Elisabeth",   die  des 
WoMthuns  nicht  müde  wurde,  soll  von 
der  dankbaren  Stadt  darek  ein  Mokn- 
ment  geehrt  werden. — Die^Bsplanade^^ 
Wim  durch  Tktfisges. 


ist  ein  Mer,  llndenbeaekatteter  SIsIb 
kinter  der  KkralM,  awiaeken  der  slsttil- 

chrn  Bürgprschule  und  dem  alten  „Re- 
sidenzhause, worin  die  T.nndj^rafcii  Ihr 
Absteigequartier  zu  nehmen  ptiegten. 
Geht  man  von  diesem  Platae  zwischen 
dem  Besidenikaase  (1.)  und  dem  alfton 
Bcklossbrankanse  (Biefkalle,  Tslgs 
„Dunst")»  wo  einst  die  Schule  stand,  in 
welcher  Luther  sich  heranbildete ,  hin- 
durch,  so  tritt  man  sofort  auf  den  klei- 
nen ,,Luthersiüatz/*  In  dem  oberen 
Eckhaus ,  welches  eine  uralte  Inschrift 
trSgt,  und  mit  arckltektoniseken  Basre* 
liefs  geziert  ist,  soll  Luther  als  Schüler 
gewohnt  haben.  Einen  Blick  seitwärts, 
und  wir  sehen  d«s  Haus  fNro  119),  wo 
Sebastian  Bach  geboren  wurde. 

Ausserhalb  der  Stadt,  jedoch  in  un^ 
mittelbarer  NIhe:  •EkhO»  €hHtUm 
(„Pflugensberg'*),  Jden  man  vom  Bahn- 
hof aus  in  5  Min.  erreicht,  wenn  man 
vor  dem  Xikolaithore  (bei  einem  Brun- 
nen) 1.  abgeht,  zwischen  Krmlichen  Hüt- 
ten hindurch,  und  sich  dann  r.  wendet. 
Blne  Bretterwand  snr  Linken  begrenst 
diesen  Osrten  und  die  erste  (nnsükeln- 
bare)  Thüre  fUhrt  hinein.  Jeden  Don* 
DPrstflg  ist  er  In  den  Kachmittägsstun- 
den  dem  Publikum  geöffnet.  Aber  auch 
zujeder  anderen  Zeit  sind  in  dem  Eichel- 
sckesComptoir  (Georgenstr.Nr.  14)  freie 
Eintrittskarten  sn  haben.  Dieser  park* 
artige  Berggarten ,  eben  so  geschmaok* 
voll  anjrelf'f^t  (von  dem  als  Oarten- 
schrift.steller  bekannten  Pctzold  in  Mus- 
kau), wie  sauber  gehalten  und  mit  einem 
seltenen  Pflanzenreichthum  ausgestat- 
tet, wird  niektblos  den  Landsekaflsgirt* 
ner  und  BlumenAreund  im  höchsten 
(rrade  befriedigen,  sondern  bietet  über- 
I  haupt  so  vielo  roircnrlf^  PlÄtze  und  so  ' 
herrliche  Anssiebt.spunkte  (namentlich 
auf  die  Stadt  hinab,  zur  Wartburg 
Uniber  nnd  auf  die  Berge  des  Ha« 
rienthals),  dass  er  Auge  nnd  Hers 
entzückt.  —  Verfolgt  man  von  Eichels 
Garten  den  früheren  Weg  am  Fel^en- 
keller  vorüber  und  weiter  fort  zur  Seite 
eines  Baches  (ohne  r.  über  ein  Brück- 
ehen an  gehen),  nnd  wendet  sieh  dann  1. 
am  Qebittde  dsr  BtkolnagSieaeUaekaK 

90 


Digitizßd  by  Google 


515 


51,  MoHUi  BiB^iMieli  aiMl  4ie  Wartburg:. 


516 


vorbei  (r.  das  Strafarbeitshaus),  so 
kommt  man  nach  einigen  hundert  Schrit» 
ten  r.  durch  ein  Gatterthor  in  den  gross- 
herzogliiik^* KarthauBgartcn,  der  stets 
gedifiMfc  ist  wmk  unter  derkmiatsinnigen 
Pfl^^e  des  Hofgärtners  JSger  selbst  das 
^«rwöhnte  Auge  befriedigt.  Und  zwar 
ist  es  auch  hier  nicht  blos  der  wohlge- 
ordnete Pflanaeureichthum  in  freiem 
Omnde  and  in  den  GewächsliÄusern, 
^«r  Blicks  fsssslft,  sondsni  nocli 
flMhr  die  piwiobtyolle  Ansicht  der  Wart- 
burg oberhalb  des  idyllischen  II  eil thals, 
seitwärts  aber  die  Berge  des  ^T.irieii- 
thals  u.  im  Vordergrund  die  im  K;lsu  11 
styl  erbaute  Villa  Alwina  (eine  Privat- 
bssitsung)  und  Midsrs  sebteeGsbCBds, 
Der  schdnsCePls^  ▼<»  Hortensien  ^n* 
gerahmt,  ist  unter  einer  Gruppe  hoher 
Linden  ,  wo  ein  rfizondf^s  }Jüd  sich 
entfaltet,  dass  auch  das  schärfste  Auge 
—  abgesehen  von  einer  hässlichen 
Lehmgrube  am  jenseitigen  Berge  — 
Ic^en  sH&rsadsn  Gsgenstand  erblickt 
Da  der  Gerten,  der  seinen  Namen  von 
dem  ehemaligen  Knrthäuserkloster  hat, 
welches  hier  stand,  neuerdings  bedeu- 
tend erweitert  worden,  so  yersäume 
man  nicht,  durch  ein  Wfildchen  empor- 
steigend, auch  die  entlegneren  Partien 
sn  besuchen,  die  sich  in  .dss  liebliche 
Jolisnnisthal  verzweigen.  —  Aus  dem 
„Karthaus",  wie  es  gewöhnlich  genannt 
wird,  kann  man  durch  die  obere  Gar- 
tenthüre  alsbald  auf  die  Strasse  gelan- 
gen, die  von  der  Stsdt  in  dns  nahe'Ma- 
fientkal  flUurt ;  so  wie  man  vom  Lu- 
thersplatze aus  sm  schnellsten  ins  Kart- 
haas gelangt,  wonn  man  am  Luthers- 
hause hinauf  ^eht,  sich  dann  1.  und  spä- 
ter an  einem  Teiche  vorüber  r.  wendet. 

Ym  EtMMeii  Mi  die  Warfbiirg 

<%8i).  IMes  wird  die  erste  Tonr  sein, 
die  &st  jeder  Reisende  unternimmt. 

Und  wenn  er  nur  von  cineai  Bahnzuge 
bis  zum  andern  rastet ,  so  besucht  er. 
•wo  möglich,  die  Wartburg.  In  diesem 
^ell»  irird  ibm  devan  gelegen  sein,  den 
•kttnesten  Weg  einsnachlsgen.  Dieser 
-fuhrt,  wie  oben  beschrieben,  an  Eichels 
Oartf-n  vorüber  entweder  durch  den 
Karthauagsrten,  oder  vom  £rholttngs- 


!  gebäude  r.  auf  die  Strasse  und  neben 
der  Villa  Alwina  auf  einem  Steinpfad 
r.  empor  (s.  unten  2  c).  Uebrigeus  hat 
man  die  Wahl  zwischen  zahlreichen 
Fnss-  n.  Fshrwegen,  die  fest  allesammt 
mit  den  manuichfachsten  Reizen  ge- 
schmückt sind  n.  in  kürzerer  oder  län- 
gerer Zeit  zum  Ziele  führen ;  und  zwar 
sehlÄngeln  sieh  diesolben  in  den  ver- 
schiedensten Richtungen  zum  Prediger-, 
ssm  Frsaen*  nnd  sumCUsorgenthox  bin- 
ans  meist  in  sanfter  Steigung  stur  Hdhe 
empor.  Man  wähle  den  einen  aufwärts, 
tlen  anderen  abwärts  1)  DurchsPrwIi- 
IJfCrthor  am  br  tn  tcustm  Vom  Markte 

I  aua  zwischen  Post  und  Bürger&chuh> 
empor  nnd  r.  durch  die  obere  Predigor- 
Gasse,  in  dnr^  letstemBsnsesnr  Hech- 
ten Xikolaus  von  Amsdorf  wohnte oder 
vom  Explosionsplatz  über  den  Prodi- 
gerplatz  (r.  Gymnasium,  1.  Sparkasse) 
und  durch  das  Predigerthor  am  Gottes- 
«eker  yoräber.  Hier  stehen  tei  immer 
wohlgessttette  Etel  bereit,  anf  denen 

I  man  zur  Wartburg  reiten  kann.  Die 
Preise  Imboii  sich  in  neuester  Zeit  ver- 

I  doppelt,  indem  man  für  einen  solchen 
Kitt  10  Sgr.  und  dem  Führer  1  Sgr. 
zahlen  mnss.    Eine  I>i'09chke9/ahH 
die  Wartbnrg  kostet  ind.  Tiink*  nnd 

I  €hauss4egeld  1  Thlr.  20  Sgr.,  auf  die 
'\VartT)urg  und  ins  Annathal  2  Thlr. 
10  Sgr.  —  Zwischen  den  letzten  Häu- 
sern steigt  1.  ein  Fahrweg  über  den 
„breiten  Predigerberg,"  der  jedoch  sel- 
ten benntst  wird.-  GeradeauB  mm 
schattenlosen  „Schlottib^irf^*  hinan,  bis 
auf  die  erste  Hochterrasse ,  wo  die  Bnig' 
in  den  Gesichtskreis  tritt  und  I.  eine 
schöne  Fernsicht  das  Auge  fesselt.  — 
Weit  angenehmer  ist  der  scluitligc  Liii- 
weg,  wenn  man,  jener  Fshrstmsse  ge- 
genülier,  an  der  Gottesnekermaver  r, 

I  hinab  geht  und  sodann  1.  den  „spitsea 
Predigerberg"  erklimmt.  Nach  Tvenigen» 
aber  sauern,  Minuten  tritt  man  in  ein 

:  Lustwäldcheu  ,  „Röaenshölzchen' ^  ge- 
nannt» das  von  ^elen  FMimsnadenwe- 
gen  darehscbaitten  ist,  die  tidi  faai  «II» 
um  den  Mädelstein  schlängeln  mid  nn- 

.  ter  der  Wartburg  münden     Der  Weg 

1  zujT  Linken  führt  am  angenehmsten^ 


Digitized  by  Google 


t 


Digitized  by  Google 


V 


Digitized  by  Google 


Digitized  by 


öl,  iioute:  fiisenach  und  die  Wartburi^. 


518 


mitUere  aduMfler  sam  Ziele;  wilurend 

der  r.  sich  wendende,  in  dmi  ,,Kontidii- 
steig"  mUudeiid,   am  interessantesten 
i«!t     Auf  der  höchsten  Koppe  dieses 
Waldchens  (1262  F.)  sUud  sonst  ein 
f«ätos  Bergschloss,    der  Metüetutein 
(KUtßlMik^^  das  «na  elaer  yiel  Uteren 
Zeit,  ab  die  dadribarliche  Landgrafen- 
veste,  herstammt  und  dem  weit  ausge- 
breiteten Dynastengeschlechte  der  Hm.  ' 
V.  Fräiikc  nstein  geliörte.    Jetjst  ist  von 
der  int  tiiür.  Erbfolgekriege  zerstörten 
Burg,  die  mange«öliiillch„MSdel8tein** 
n^nt,  nur  noeh  äw  Wallgraben ,  eine 
veriaUwe  Cisteme,  ünd  hie  und  da 
ein   IVffinerrost  sichtbar.     Wohl  aber 
bietet  der  freie  Bergkopf  eine  so  ent- 
zückende Bnndsicht,  dass  mau  um  so 
weniger  aa  llitt  Torfiber  gelien  sollte, 
als  er  tob  der  Stadt  kaum  80  MSii.  eat* 
femt  ist.    Am  westlichen  Abhang  ra- 
gen zwei  fast  aneinander  stossende  und 
oben  verwachsene  Felsgestalten  hervor^ 
die,  aus  der  Ferne  gesehen ,  einem  sich 
küssenden  Paare  in  Kutte  nnd  Sehleier 
gleiehen.   Die  Legende,  weldie  Wie* 
land  zu  einem  Gedieht«  Isearbeitct,  hat 
"sie  als     Münch  nnd  Nonne*"  bezeich- 
net, die,  weil  sie  ihr  Klostergel öbde  ge- 
brochen, allda  versteinert  worden.  Ein 
wunderschöner  Weg,  *,,rfer  ^omMn- 
tUiij**,  führt  nm  die  Felsgmppe  hemm, 
n.  gestatteteinzelne Blicke  auf  diegross- 
artigeu Bauwerke  der  Werrn  Ki^oiibahn. 
Um  deiiselboTi  vw  gehen,  hält  man  sich, 
wie  schon  erwähnt,  im  Köseschen  Hölz- 
chen r.,  an  einem  Tempeiehen  vorbei, 
wo  sieh  eine  kostbare  Anssicfat  in  das 
Stedtfelder  Thal  öffnet ,  und  schreitet 
bald    durch    zerklüftete  Felsen  wände, 
bahl    an   steilen  Abgründen  vorüber, 
bald  durch  verschiedenartiges  ^^adel- 
gehölz,  das  auf  dem  ehemals  sterilen 
Bergeangep6aaiti8t.  Von  diesemPfade 
ans  kann  man  den  nahen  Mfidelstein 
von  Westen  her  sehr  leicht  besteigen. 
Weiterhin,  wo  verschiedene  Wf»ge  zu- 
sammenstossen  und  recbts  d^v  /eisig- 
grund  gicii  iiiuabi^ielit,  kommt  man  auf 
einen  APSilchttpunkt,  der  an  romanti- 
schar  0ahffnhelt  nkhta  an  wünschen 
übrig  Utoit   lat  man  ans  dem  WXld* 


ehen  geti»tan,  so  grfisat  L  der  in  einer 

Baamipntppe    versteckte  Elisabethen- 
hrunnen  (S.  519  c).  —    Für  den  letz- 
ten ,  beschwerlichsten  Kest  des  Weges 
kann  man  entweder  auf  einem  steilen, 
zum  TheU  treppenarttgen  Pfade  (r.)  in 
5  Min.  sum  Oipfel  emporsteigen«  od«r 
in  der  doppelten  Zeit  den  gemjieh* 
lieberen  und  angenehmeren  Fahrweg 
1.,   oder  noch   besser   den  r.  an  der 
Fahrstrasse  hinlaufenden  Fusspfad  ein- 
schlajjjeu,  der  an  der  „Barriere,"  wo  die 
Wagen  a«.  halten  pflegen ,  mit  jenem 
sich  wieder  vaKainigt.  Zar  linken  Seite 
der  Fahrstrasse  steht  am  Rasengeh&ige 
ein  kunstlos  behauener  Stein,-  welcher 
die  Stelle  bezeichaeii  soll,  wo  der  Raths- 
herr Ueiuricli  von  V^elsbach  niedcrüel, 
als  er  imErbfolgelQriegTermtttelat  ei&er 
Bfide  von  der  Wartbaig  geschlendert 
ward  (S.  65).  Wer  nm  £esen  sdurfigen 
Stein  .   ohne  sich  zu  halten,  dreimal 
herumgeht,  darf  sieh  vom  Stadtratli  in 
£.  ein  silbernes  Messer  und  eine  sil- 
berne Gabel  erbitten ,  weil  er  den  irren 
Geist  desBathsherm  erlöst  hat.  -An 
der  7?rtrrür«(„Chaisenplatas**)  aber,  wo 
sich  eine  rerviende  Fernsicht  aufthnt, 
wendet  sich  der  Weg,  der  200  Schritte 
.  laug  durch  den  Felsen  gehauen  ist  und 
selten  befahren  wird,  In  sdiarfer  Bie- 
gung steil  empor  und  mündet,  seitwirta 
der  „Schaiise,'*   auf  welcher  einige 
Signalkanoneu  aufgestellt  sind ,  bei  der 
spitzwinkeligen,    mit  einer  Mauerbrü- 
stung  umgebenen  Bastei ,  die  wieder 
eine  prächtige  Aussicht  bietet.  Fnss- 
gänger  aber,  die  gewöhnlidi  erhitat 
sind,  mögen  lieber  sofort  r.  der  nahen 
Restauration  ziTf^ehcii  — • 

2)  W<  ge  durch«  Franenthor  auf 

die  Warthurtj :  a)  Fahttoeg ,  und  zwar 
der  gewöhnlichste  und  bequemste,  geht 
vnfern  der  Waaehanatalt,  oberhalb  der 
Hainteiche,  r.  von  der  Chanss^e  ab,  u. 
zieht  sich  über  den  „Gaulanger"  (Gul* 
anger)  im  weiten  B(^^  um  das  Hell- 
thal hrruin,  bis  er  in  fortwahrenden 
Schiaugeuwinduiigen,  am  Elisabethen- 
brennen  TorÜber,  a«f  derobenerwihnten 
Terrasse  mündet,  #o»  untaihalb  des 
letiten  Berggipftia,  die  meisten  Wege 

20* 


Digitized  by  Goc^le 


519 

süBuninea  lattto.  —  b)BUiFnsafinger 
wird  ihn  iiSdit  leicht  in  seiner  ganzen 

ATiSfiehnnno^  rcrfolgf^ii.  Wohl  aber 
zweigt  auf  der  Hohe,  wo  man  (ins  mit 
allen  idyllischen  Heizen  geschmückte 
StUOKal  fiberblickt,  worin  Luther,  Erd- 
bemn  tnehend,  «m  Hebst«»  la  Inst* 
wandeln  pflegt,  ein  sohroffer  Pfad,  der 
Spftter  mit  dem  Eselspfad'*  sich  einigt, 
1.  durch  den  Nessel  graben  stracks  der 
Wartburg  zu  \  während  schon  früher  ein 
Promeuadenpfad  1.  ablief,  der  sich  frei- 
lich »Hf  weiten  Uanregen  (amYer&noh* 
ten  Jirngfemloeb  und  an  der  Theebnche 
Toxfiber)  cur  Bnrg  emporschlängclt, 
aber  so  reich  an  den  schönsten  und 
überraschendsten Scenerieii  ist,  dass  er 
nicht  genug  empfohlen  werden  kann. 
Wirmflasen  auf  eineniheveBesehreibung 
yerzichten^  da  sie  ohne  speciellen  Si- 
tuationsplan doch  nicht  viel  nützen 
würde.  Ueberhaupt  kreuzen  und  ver- 
schlingen sich  die  Wege  nach  allen 
Kichtungeu  der  Art,  duss  es  nicht  leicht 
adn  dVifte,  ohne  Führer  einen  TOilier 
beetinunten  Plad  feetaubalten.  Da  je- 
doch alle  Wege,  die  bergan  laufen,  auf 
der  Wartburg,  u.  alle  abwirts führenden 
imMarientb.  münden,  so  kann  von  einem 
eigentlichen  Irregehen  kaum  die  Rede 
sein.  —  e)  Zwischen  der  Villa  Alwina  n. 
dem  vordersten  Hainteieh  anf  Felsen- 
stufen  empor,  dann  1.  zwisdien  Oarten- 
zäunen  hin  (dnreh  die  Haingasse")  bis 
zu  einem  Waldbächlt  in  ,  wo  sich  1.  im- 
posante Felswände  malerisch  empor 
gipfeln.  Hier  sweigt  ein  schmaler Berg- 
pfod  durch  dichtes  Gebüsch  1.  ab,  der, 
obwol  beschwerlich,  anf  dem  kürzesten 
Weg;e  vom  KrirtlirLn"?  zur  ,,l?arri^re" 
empor  führt.  Bequemer  p^ebt  man  anf 
dem  weuig  benutzten  Fahrwege  fort, 
der  sich  r.  unter  jenen  Felswänden  zwi- 
schen Qirten  emponleht  nnd  anf  der 
Hochterrasse  am  Bösesehen  Hdlsdien 
mündet.  Auf  jenem  erstgenannten 
Pfade  überschreitet  man  die  Fahrstrasse, 
4  die  über  den  Gaulanger  lief.  Verfolgt 
man  sie  (r.),  so  kommt  man  zum  *Eli»a' 
hdkaiJbTwmm,\^  dessen  Kihe  eine  neue 
"RutaurcAion  (Schlösser)  sich  aufthun 
will.    Uebrigens  liegt  dieser  Brun- 


520 

nen  auch  demjenigen  Wegen  sehr  nahe, 
welche  durch  das  Pred%erthor  herauf- 
kommen In  jener  von  den  liehli ob- 
sten Sagen  umtiüsterten  Quelle,  welche 
die  Burgbewohner  mit  Wasser  versorgt 
und  innerhalb  eines  strinemen  Bund- 
bogens  alterthlmlidi  gefasst  ist,  soll 
die  heilige  Elisabeth  die  Armen  und 
Kranken  gebadet  haben.  Oberhalb 
derselben  führt  eine  verwitterte  Fels- 
gasse zu  der  Stätte,  wo  sie  1225  eine 
Zelle  baute ,  in  welcher  die  Alten  und 
Gebrechlichen,  die  den  steilen  Berg- 
kopf, an  dessenFuss  der  Brunnen  quiUt, 
nicht  erklimmen  konnten,  ihre  Spenden 
empfingen  (8.  62).  Als  jedoch  das 
Annenhospital  in  Eisenadi  gegründet 
wurde,  verfiel  dies  Asyl.  Allein  Fried- 
rich der  Brnsthafte  liess  allda  eineKa« 
pelle  erbauen  (1331),  worin  6  Barfüsser- 
moncheTagu.  Nacht  beten  mussten.Dies 
Minoritenstift,  ,,El!«»pbetbenkloster"  ge- 
nannt, ward  15ii9  abgetragen  u.  z.  Aus- 
bau der  Wartburg  verwendet.  Man  gebt 
Ton  hier,  um  anf  die  Bvxg  su  kommen, 
entweder  r.  auf  den  Fahrweg  nuröck, 
oder  schlägt  einen  näheren,  aber  steilen 
Fusspfad  ein .  der  durch  dichtes  Q^- 
büsch  in  wenigen  Minuten  zur  „Ba- 
ri^re^'  fühpt.  —  d)  Andere  Wege  aus 
dem  Jforjnilftal  nnd  seihst  ans  dem 
Annui^äuA  snr  Wartburg  empor,  sollen 
als  Rückwege  (beim  Herabsteigen)  ge- 
schildert werden.  —  3)  W>pre  durCnJi 
OCOrgr^nthor  auf  die  Wartövi-g,  am 
wenigsten  begangen,  weil  sie  längere 
Zeit  in  Anspruch  nehmen,  aber  so  in- 
teressant, dass  wir  sienii^t  ausser  Acht 
lassen  wollen.  Zunächst  durch  die 
lange  Georgen vorstadt  bis  zum  Stern" 
(Gasthof) ,  und  dann  entweder  1.  zwi- 
schen den  armseligen  Hütten  des  Ehren- 
steiges hindurch,  oder  auf  der  Fahr- 
stiasse  bis  sum  Chauss<ehanse,  und 
nun  linkB  herum  die  frankfurter  Sfcmsse 
verfolgend ,  welche  r.  die  kolossalen 
Bauten  der  Werrnb.ihn  n  l  malerische 
Klippenwände  bewundern  lässt.  Nach' 
8t.  deutet  ein  Wegweiser  zur  Linken 
der  Strasse  flt>er  den  „Baanmtt**;  ein- 
Promenadenpfad,  der  ohne  W^nlcldidie' 
Ruhepunkte  im  Siektaek  m'^tdlen 


Ol.  Emue:  Eiseiiach  uiid  die  Wartbarg. 


Digitized  by  Google 


« 


521 


992 


Höhe  hinaaf  führt.  Rcliöner  ist  der 
vielbenutzte,  lind  ansteigende  Fahrweg 
(„Bierweg")»  der  weiterhin  durch  einen 
Viadukt  der  Eisenbahn  in  ein  liebliches, 
von  einem  ForeUenlweh  dardiransehtes 
Thal  führt  und  in  weiten  Krümmungen 

.duitdi  die  „Silbergräben"  a.  den  „Tan- 
nenwalrl"  zur  Burg  emporsteigt.  Noch 
empfehlenswerther  folgende  *  FftssiKir- 
tie:  Wo  sich  im  Georguxitbaie  die 
Chaassie  r.  wendet,  Iftuft  Jener  Faihr-^ 
wegl.  dnreh  einen  Yiadnkt^jaiseit  des- 
sen man  auf  dem  „rothen  Wege"  (an 
Sein*^^  röthlichen  Lehmfrirbp  kenntlich) 
8t.  hing  dureli  Kiefernwaid  r.  em- 
por steigt.  Die  Langeweile,  von  der 
mnn  enf  diesem  Wege  bescbliehen  wer« 
den  mag,  wird  einer  staunenden  Befrie- 
digung weichen,  wenn  man  auf  der 
Höhe  r.  einen  schmal rn  Pfad  einschlägt 
und  nach  wenigen  Schritten  aus  dem 
einfonnigeu  Walde  plötzlich  auf  die 
Spitze  eines  thurmähnlichen,  mehr  als 
100  F.  hohen  Felsenvorspranges  tritt, 

■  der  jach  aus  der  Tiefe  emporstarrt.  Es 
ist  die  Teu/eUkanzel,  die  ein  prächtiges 
Naturbild  vor  den  üborrn  sehten  Blicken 
eilt  faltet.    Auf  dem  trüheren  Waldwege 
kommt  mun  in  kurzer  Zeit  zum  ffHoL-  > 
Umdeit"  (Kanapee,  Henogsbank),  in- 
dem'dn  Fusspfad  1.  diurfeh  Kiefernwald 
zn  einem  kleinen  freien  Platze  führt, 
wo  eine  Steinbank  in  tiefer  Waldein- 
samkeit   ^iir  Ruhe  einladet,  und  die 
Wartburg  wie  ein  Adlerhost  vom  hohen 
Felsenkamme  kerabschant.    Wer  die 
Burg,  sumat  in  der  Abendbelenebinng, 
▼on  diesem  bochromantischen  Plätzchen 
aus  nicht  gesehen  ,  der  kennt  sie  nicht 
in  ihrer  vollen  Schönheit.    Steigt  man 
den  unweit  der  Bank  in  das  Thal  füh- 
renden Fahrweg  hiuab,  so  gelaugt  man 
(r.  in  eine  finstere  Schlneht  abbiegend) 
anf  den  aar  Wartbarg  nnd  snr  Blias- 
hSUe  führenden  Weg;  verfolgt  man 
aber  den  Ffihrweg  aufwärts,  so  kann 
man  entweder  auf  die,,  Wilde  Sau'  am 
Rennsteig  (wo  ein  verwitterter  Gedenk- 
stein mit  der  Jahressabi  1483  steht, 
wabvsebeinlieh  aar  Brinnening  eines 
hier  von  einer  wilden  Sau  angegriffenen 
Jägers),  oder  auch  auf  das  Plateau, 


wo  die  Wege  vom  Annathale  und  der 
Luisengrotte  zusammenstossen,  und 
durch  eine  breite  Allee  r.  nach  „Waid- 
mannsruhe", 1.  zu  der  ^ohen,  von  dun- 
kelm  Wald  ftlMracbatte^  Felswand 
gelangen,  in  welche  sich  die  Eliashöhle 
schluchtet.  Ein  herrlicher  Weg,  erst 
eine  steile  Treppe  hinab,  dann  durch 
prachtvolle  Buehenwaldung,  und  später 
an  grossen  Kielern  vorbei,  die  male- 
riseh  in  den  Felaspslten  woreeln.  Hie 
klelneOrotte^im  geheimnissTollen  Still* 
leben  eines  tiefen  Waldkessels,  soll 
den  armen  Eli  beherbergt  haben,  dem 
die  heilige  Elisabeth,  als  er  fröstelnd 
auf  dem  Hof  der  Wartburg  sass ,  ihren 
Filrstenmantel  zugeworfen,  nm  damit 
seine  BIdssen  an  l^deeken.  —  Da  man 
die  Richtung  kennt,  in  wSleher  die 
Wartburg  thront,  so  wird  man  auf  ir- 
gend einem  dahin  führenden  Wege  zum 
Ziele  gelangen. 

Seit  einigen  Jahren  ist  die  Gast' 
wMhschc^  (WolQ  aus  dem  Innermi  der 
Burg  auf  einen  nahen  Bergkopf  verlegt 
worden.  Hier,  nur  einige  100  Schritte 
nordwestlich  von  der  Burg,  erhebt  sich 
eine  kleine,  im  altertliümlicben  Styl  er- 
baut^ Herberge,  aus  deren  l^'eustern 
eine  praebtroUe  Aussieht,  pie  Bäume 
sind  beschränkt  u.  darum  häufig  flber- 
fuUt.  Dennoch  sind  einige  kleine  Zim- 
mer auch  fürNachtgä^te  (JiBettir)Sgr  ) 
eingerichtet.  Was  man  erhält,  ist  gut 
und  nicht  übertheuer.  Hier  ist  auch 
der  Führer  stationirt,  welcher  die  in- 
neren Bäume  der  Burg  zeigt  (h  Pen. 
5  8gr.), 

Die  Wartburgr  *). 

„O  Wartburg,  heilig  durch  l^rinuerungen, 
Du ,  Deutsehlftsdt  Borg»  du  mhmeirelebe 

Veste, 

Wie  freudig  grüssen  dich  die  Pilgergäste, 
Von  Lust  und  sergem  Uochgefähl  durch- 
/  drangen  I*' 

Ansser  dem  Kaiserschlost  der  Ho- 
henstaufen   in  Oeilnhausen,  ist  die 


*)  Das  beigegebene  Panoranux  ist  vom 
neuen  Thurme  aoXgenommen,  der  aber  lei- 
der den  Vrttnden  nicht  angängig  ist.  In- 
deisan  wird  m  tpel  Jedem  ätandpoiikt«^  den 


Digitized  by  Google 


* 


523 


521 


der  dio  TieUfge  Elisabeth  verkl&rt  ;  das  liicht, 
das  aas  dem  LuthertifcUblein  strahlt  ^  di» 
Hoffinniif,  die  d««  Bariohenfest  bogftlstorte. 

Wenn  wir  die  inneren  Iläumn  (!tjrc!ip:ebeÄp 
werden  die  hervorragenden  Scoueu  dieser 
glorreichen  Vergangenheit    rot  ntwerea 
Blleken  tolMndig  werden ,  so  das»  wir  uns 
jetzt   mir   auf  einiGTe  skfz^onhafte    AndeU-  . 
tUDgeu  beüchränkeu.  Ais  Ludwig  der  Spriti- 
ger, dessen  V*t«r  auf  der  SoluHMiiiburiK 
wohnte,  auf  einem  seiner  Jagdzüge  bis  zum 


Wartburg  die  ellülgcFlirstenbnrg  Eu- 
ropa'», die  sich,  wenn  nneh  nicht  im  ur- 
sprünglichen ZustaTid  ihres  architekto- 
nischen Glanzes,  doch  in  ihren  wesent- 
lichen Bestandtheilen  erhalten  hatviid 
fai  Ihrer  prachtrollflii  Beataunitkm  als 
die  8eh9DSte  und  merkwürdigste  Berg- 
Teate  des  thüringer,  vielleicht  des  deut- 
sebem  T^anrles  Augen  und  Herzen  fes- 
selt   Selbst  im  Ausland  ist  bis  jetzt  |  ßf^j^'        p^^g^g  streifte,"  den  jetzt  du- 

Wartburg  krönt,  war  er  von  der  anrautiii- 
gen  Laadsehafl  dermassen  entsfickt,  dass 
er    Im   begeisterten     Entsc.hluss  ansrirf: 


kein  weltliches  Gebäude  bekannt  und 
bis  auf  immre  Tage  erhaltet^  weldies 
dem  Im  byaantiiiischen  Baustyl  dnrch- 

geführten  Landgrafenschlosse  gleichzu-   Wart  Berg    du  sollst  mir  eine  Burg  wer 
Stellen  wäre     VnA  w.l.ho  Erinnerun-  AUeiu  Grund  und  Boden  waren  im 

r.      ^      .  ,        III  »  Herren  voa  Frankensteln,  dSe 

gen  knüpfen  sich  an  diese  helire  Statte!  I  Motilsteine  hausten.  Daliesa  er  auf 

Die  Wartburg,  Thüringens  Palladium,  Schauenburg  zwei  Tliürme  und  ein 

ist  nicht  blos  der  Oentralpunkt  der  .  Wohnhaus  zimmern ,  vnd  sehing  «le  eines 
thftrini».  Gesehiehte;  nkht  bic«  die  Sa-  Tages,  auf  dem  Berge  auf.  Die  Franken- 
gendichtang  hat  sie  mit  ihren  reichsten  ]  steiner  klagten  darüber  bei^dem 

Krinizen  umschlungen;  niclit  hlos  spie- 
gelt sieh  in  ihr  die  Bliithezeit  des  Mit- 
telalters im  Waffenspiel  und  Minne- 
dienst, in  Andachtsglnt  u.  Sangeskunst : 
sie  Ist  gleichsam  eine  lebendige  Spi- 
Akde  ans  dem  grossen  Drama  der  deut- 
.  sehen  Kultur-  und  Volksentwicklunij. 
dfr  sturmzerwühlte  Baum  religiöser  u. 
politischer  Freiheit  wurzelt  auf  ihrem 
Boden,  imd  die  schönsten  Ideale  der 
Nenselt  haben  hier  Ihr  AaferstehnsgS- 
fest  gefeiert. 

€fe«ekickmeke9.  Die  Gesehiehte  4^r  thü- 

ring.  Landgrafen  (S.  57  bis  70),  dio  über 
drei  Jahrhunderte  auf  dieser  Vesto  wohn- 
ten und  herrschten ,  i^t  iiugleich  diu  Gc- 
sohtekte  der  WartbiAg.  Die  Sflberblleke 
dieser  Geschichte  aber  sind:  die  ritterliche 
Hofhaltung  der  mächtif^cn  Fürsten;  die 
goldene  Zeit  des  Minnesanges ;  der  Nimbns, 


man  einnimmt,  seine  Dienste  thnn,  wenn 

a  n  Ii  l:em  anderer  eine  vollständige 
Kundachau  gewährt,   wie  der  „Bergfried'*. 

Schlos»  Wt»1bm-g  ist  historisch,  topo- 
graplüach,  poetisch  nnd  artistisch  gefeiert, 
wie  kein  anderer  Punkt  In  Thüringen.  Von 
den  zahlreichen  Schriften  nur  einige :  TAon, 
Schloss  Warttmrg.  Zur  Kunde  der  Yorseit. 
1.  Aufl.  1795.  —  H.  V.  Eitgen,  Der  Führer 
auf  der  Wartburg,  Leipzig  1860.  —  L.  Bech- 
M«tn,  Schi.  Wartburg  in  Liedern  und  Bo- 


und  dieser  gab  dem  Salier  auf,  mit  18  Bit- 
tem  ^dlleh  aa  erh&rlen,  daes  er  |en« 

Thümio  auf  seinem  Grund  und  Boden  er- 
baut habe.  Da  Ife^s  Ludwig  im  Dunkel 
der  Nacht  viele  hundert  KÖrbo  voll  Erde 
Ton  seiner  Besitzung  auf  den  Bergkopf 
tragen,  und  besch^v^^  nun  mit  jenen  Bit- 
tern,  inden\  sie  ihre  Schwerter  in  die  Erde 
stiesseu,  dasä  sie  auf  eigenem  Grand  and 
Boden  stinden.  Oenug,  die  Wartburg 
ward  nun  von  seeberger  Sati  )stcin(<n  stolz 
und  prächtig  aufgeführt  (1007  bis  70),  und 
tritt  au  derfitond  der^age  alsbald  ins  Yolle 
Li<dit  der  Gesciiichto.  Im  J.  1317  aber  ward 
sie  von  einem  zündenden  Blitze  so  stark 
beschädigt,  dass  Friedrich  der  Gebissene 
einen  ThsU  der  Gebinde  und  nnmeatUoh 
die  Kemnats  (Wohnung  der  Frauen)  voll- 
ständig erneuern  musste.  Auch  lieas  er  auf 
der  Westseite  des  Burghofes  eiu  durch  Oefou 
helsbares  Webnhaus  (Diralta)  errriehten, 
welches  später  der  Prinzenhau  oder  «H»3 
Hofätube  hioss.  Derjenige  Theii  des  Bitter- 
hauses aber,  worin  das  Lutherstftbohen,  Ist 
erst  an  Bnde  des  Ift.  Jabrh.  der  alten  Yor- 
burg  angebaut  worden-  Balthasar  war  der 
letzte  Landgraf,  der  auf  der  Wartburg  re- 
sidirte  (f  1406),  während  sein  Sobn,  Fried- 
rich der  Einfältige,  mit  dem  das  alte  Land- 
grafengeschlecht zu  Grabe  ging,  seine  n^f- 
haltung  nach  Weissensee  verlegte.  Nun  war 
das  elirwIkrdIgeFfirstenschloss  verwaist,  a. 
verfiel  je  mehr  und  mehr.  Als  Luther,  der 
grösste  und  letzte  Held  d*!r  Wartburg,  aus 
seinem  „Pathmos"  goachiedeu,  ward  sie 


manien.  Leipzig  18fi9.      n.Schwerdt,  Aus   »«»^e™  „raiumo«-  »«»u^.«-««.  V 
alter  SSelfc.  «weiWartburg  «oachlchten :  „Die  I  fMt  TeigesseB,  bis  »le  die  deotseben  8tu- 
heOlge  Bllsabeth,**  nnd  „Martin  Luther.«    1  denten  gleichsam  an  neuem  Leben  anftr- 


Digitized  by  Google 


m 


Si.  Awier  ÜMAMli  nid  die  W«r«ltoTir. 


«eckten,  u.  s«itdom  wieder  mauohe  schöne 
y«tto  in  Uiraii  Hallen  gefeiert  worden. 
SadUoh  &«ate  dor  jetzige  Orosslierzog  Karl 
Alexander  von  Weimar  den  rnbmwürdigou 
Eatacblasa,  daa  glorreiche  Ahneaschloss 
der  aftohB.  yfirsten  In  seinem  alten  OtaDse 
berzustellen.  Die  Bestanration  begann 
1847,  anter  Oberleitung  des  Hofbanrnths 
Dr.  H.  V.  liitgeu  in  tiie^sen,  ttud  aoii 
US  1870  Xvm  800^Jftllr.  JnbUium  der 
Burg)  yöUeudet  sein,  und  zwar  „möglicLat 
treu  in  ihrer  früheren  Gestalt,  damit  sie 
ein  Bild  gebe  zunächst  von  ihrer  Glanz- 
periode im  12.  Jahrh.  als  Site  mftelittger 
kunsfllebender  Fürsten  und  nls  Kampfplatz 
<ier  grössten  deutschen  l>ichter  des  Mittel» 
Alten,  und  dann  spiter  im  Anfang  des 
16.  Jahrh.  als  Asyl  M.  Luthei!|i  und  als  die 
ätelle,  von  welcher  der  {grosse  (;i ml  »  ns- 
kampf  der  Beformation  auaging."  üo  wird 
die  WartlrarKtTeftaiiration  sa  einer  slBn- 
roichen  Poesie  der  Architektonik,  innl  alle 
Ornamente,  wie  pli an ta -«tisch  sie  auch  schei- 
nen, sind,  auf  Gruud  aiterthümlicher  Vor- 
^knagei^  tief  ged«eM  nnd  mit  kfinetleri- 
scher  VollendTmc:  ausgeführt,  dass  in 
den  verschiodeu^u  Bauten  u.  deren  innerer 
Aassohm^lmng  vier  grosse  Momente  Tor 
Aogen  treten:  die  Bomantlk  dos  Bitter- 
thums, der  j>'>(>ti-:rbp  Aufschwung  dc-^  Mit- 
telalters, die  katholische  Qlaobentiiuaigkeit, 
nnd  der  flieg  des  ProtestantUmns.  Sin 
grosser  T heil  dieser  schwierigen  Aufgabe 
ist  glanzvoll  gelöst,  so  dass  namentlic))  das 
Laudgrafenhaus  und  die  Kemnate  mit  dem 
Wartthnrm  (Bergfried)  völlig  trea  wieder  ^da 
stehen,  wie  sie  zu  Hermanns  I.  Zeiten  ge- 
wesen ;  währeud  sich  nun  die  Bestauration. 
dem  vorderen  „llitterhanse«*  ingewendet 
hat,  und  jetst  erat  Tiodgo's  Wort  eri^Ut, 
das  er  v  >r  langen  Jahren  in  das  WartbntS' 
dtamntbuch  schrieb: 

„Das,  Vr'rts  die  Zf>it  versf  hlungeU, 
Geht  niorgeurothiich  auf, 
ünd  am«  BrinnernngeB 
BIfikt  neues  Leben  aul** 

JHe  Bäume   der  Burg. 

Xßt  einer  sobmaleiif  schroff ßji  Felscu- 
ettrne,  nur  400  F.  lang  u.  120  F.  breit, 
Erhebt  sich  das  weithin  leuchtende  ohr- 
würdige Bcrgschloss  1300  F.  über  dem 
Meere  u.  600  F.  über  Kiseuacb.  Ueber 
«ine  strineme  Brücke  (fi-fther  Zugbrücke) 
fldii^iten  wir  durch  ein  dfisteres  Thor- 
gewölbe auf  einem  ansteigenden  Felsen- 
wege in  den  langgestreckten  Schlosshof, 
und  fassen  vor  allen  das  Hauptgebäude 


der  Burg,  das  Landgrafenhaiis  (P»« 

las),  ins  Auge,  das  sich  am  östüchcn 
Ende  des  Hofes  stolz  und  prächtig  er- 
hebt. Dieser  dreistockige  Fürstenpa- 
la0t  stesnmt,  wenn  Meli  ideht  aus  der 
Zeit  Ludwigs  des  Springers,  doe1i  '*liiie 
Zweifel  aus  dem  12.  Jahrhundert  (Her* 
mann  I.),  und  ist  im  erfeisten  byzant. 
Bnustyl  aufgeführt.  Frei  lieh  war  er  im 
Laute  der  Zeit  so  schmählich  veruastal- 
tet,  dass  die  herrlichsten  Zierrathen^ 
flbertlincht  und  Termauert,  itat  dnreh 
Zufall  oder  sorgfältige  Nachforsekmngm 
entdeckt  wnrden.  Jetzt  aber  prangt  er 
wieder  in  seinem  ursprünglichen  Olanze 
Nach  der  Hofseite  ist  die  Aussenw  ind 
mit  rundbogigen  Arkaden  geschmückt, 
Unter  welchen  ein  Verbindmigsgang 
für  die  inneren  Räume  des  Gebftndes 
hinläuft.  Ein  Wald  von  kleinen,  wun- 
derbar sehönen  ^Hillen,  hinter  welchen 
die  runden  Fensterbögen  lauschen  ,  ge- 
währt einen  überaus  reichen  Anblick 
und  erregt  dnrdi  die  nnendliehe  Ver^ 
schiedenheit  der  ambeskenArtig  Ter*- 
zierten  Kapitale  staunende  Bewunde- 
rung. Das  Erd'^'eschoss  mit  sein^^m 
Kreuztonncnfi^f  wölbe,  das  ganz  und  gar 
verschüttet  war,  enthielt  in  alten  Zeiten 
Kftdien,  Kamnem  nnd  Cksindestaben, 
nnd  ward  später  zu  PferdestiQIen  be- 
nutzt. Ueber  dem  Knappengemach  ein 
enc^'os  Mnuerojefängniss  ,  worin  der  von 
seinem  Vater  eingekerkerte  Frieflrich 
mit  der  gebissenen  Wange  geschmach- 
tet haben  soll  <8.  66).  Das  flach  ge- 
nügte Daeii  d«s  ,fHolMn  Hauses'*,  mit 
Zink  und  Staniol  belegt ,  blitzt  im  Son- 
nenschein wie  flüssiges  Silber.  Anf 
dem  südlichen  Firste  sitzt  in  stolzer 
Msgestät  der  thür.  Löwe,  während  nörd- 
lich' ein  nngehenrer  Dimche  ins  Land 
hinaus  sehant,  nnd  auf  einem  alteii 
Schonistein  4  steint u  c  Kataen  kauern, 
deren  symboli'^cVip  I)  utung  noch  nicht 
gelungen  ist.  Der  Eingang  zur  unteren 
Etage  führt  (an  der  Freitreppe  vorbei) 
durch  eine  Vorhalle  aunichst  in  die 
*Btt8tkmiiAter,  sonst  ein  Fraaengemaeli, 
worin  eine  wertli volle  Sammlung  von 
TlUsttingen  u.  Waffen,  frührr  5m  Zeng- 
bause  au  Weimar,  einstweilen  aufbe- 


Digitized  by  Google 


ii 1 1  t  t  <    II  (  II 


528 


wahrt  ist,  bis  ein  grösserer  Baiim  in 
finam  «nderen  Q«biade  ^  sie  i^wob- 
BMI  tein  wird.  Sie  enlihitt  keine  ROstaB«- 

gen  aus  sehr  früher  Zeit  was  der 
Führer  etwa  darüber  fabelt,  sind  die 
Naciikliiiipc  Lliemaliq;cr  Traditionen,  — 
wol  aber  einige  Waffen  aus  dem  12.  u. 
13.  Jahrh.  Die  älteste  Biistung  (N.  H. 
A.),  leieht  «nd  ichdn  geubeitett,  ist  aus 
der  Mitte  des  16.  Jahrh.  Unter  den 
historisch  merkwürdigen  sind  hervor- 
zuheben: die  Küstung  des  Kunz  von 
Kaufungen  und  der  von  ihm  geraubten 
Vriuaen  Albert  u.  Ernst  (S.  73),  authen- 
.liseher  n.  überaus  prflcbtig  die  Bftstung 
Heinrichs  II. ,  Königs  von  Franlcrelislit 
und  des  Papstes  Julius  II. ,  mit  kunst- 
reicher Pferderüstung,  sowie  vieler  wun- 
derschön gearbeiteter  Küstuugeu,  welche 
die  Fürsten  des  sächs.  Hauses  getragen. 
^  An  die  Bllstksmmer  sehBesst  sich 
das  ehemalige  £(pe»«e»mtm«r^  der  eigent- 
liche Wohnraum  der  landgräflichen  Fa- 
milie. Die  Tische,  Truhen  und  Bänke 
sind  im  plumpen  Style  des  12.  Jahrh. 
ausgeiiihrt.  Um  so  prächtiger  ein  grosser 
8clmuik  mit  Sehpitierbeüen  TonAlbr. 
Dürer.  Auf  dem  Fusboden  liegt  dss 
Fell  eines  Aueroehsen,  welchen  der 
jetzige  Grossherzog  im  Urwald  von 
Biawolicza  (Kussland)  selbst  erlegt  hat. 
Dies  Gemach  hatte  wahrscheinlich  die 
ersten  Olssfenster.  DerFossboden  von 
Oyps-Bstrleb^  wie  fest  in  allen  Eänmen, 
ist  noch  der  ursprünc^idbe.  —  Durch 
dieThüre  I.  steifet  man  zur  zirc 'den  Etage 
empor,  die  ehemals  den  landgräflichen 
Hof  beherbergte.  Auf  der  Treppe  ein 
Wache  haltender  Pantherdracbe.  Durch 
ein  mit  Wandteppichen  ond  geidalen 
Deeoiatioiismalereien  ausgeschmück- 
tes Vorgcmaeh  tritt  man  in  das  Land- 
grafenzimmer,  dessen  getäfelte  Decke 
von  einer  überaus  bchönen  8äule  getra- 
gen irird.  Die  sehr  schwierige  Aufgabe, 
die  Tersdiiedenen  Mdbels  im  Style  des 
18.  Jabrh.  anfertigen  zu  lassen,  ist  in  die- 
sem fürstlichen  Empfangszimmer  mei- 
sterhaft gelöst.  Die  untere  Xt'andfläche 
ist  nach  der  Sittejener  Zeit  mit  Teppichen 
behängen,  die  obere  mit  7  vortrefflichen 
Freskogemilden  (v.  If orlts  Schwind) 


geschmückt,  welche  bekannte  Scenea 
aus  dem  Leben  der  ersten  Landgrafei» 
darstellen  nnd  manche  Porträts  ans  der 
Gegenwart  entlehnt  haben.*)  Aber  noch 

schöner,  als  diese  historischen  Bilder,  ist 
das  reizende  Landschaftsgemälde,  das^ 
sich  vor  den  Blicken  entfaltet,  wenn  man 
aus  elasm  derFenstor  fiber  dea  sehwia-^ 
delnden  Abgrund  hinweg  In  dieKihen.iii 
die  Feme  blickt,  -r-  Aus  dem  Landgra- 
feri/.imiiier  durch  die  von  einem  Löwen 
bewachte,  reich  verzierte  Thüre  in  den 
*Sänger»aal,  der  wol  von  jeher  der 
eigei^che  Festsaal  war,  wo  die  Dichter 
auf  einer  erhöhten  Bühne  („Lanbe*')ihre 
Qesängc  aufföhrten  nnd  die  H-errschaf- 
ten  auf  einer  entgegengesetzten  Estrade 
(„Brücke")  zuhörten.    In  diesem  ge- 
weihten Räume  soll  es'  gewesen  sein, 
wo  die  grössten  epischen  und  lyrischen 
Dichter  des  Mittelalters  (Walther  too 
der  Vogelweide  ,  Reinhard  v.  Zwetien^ 
Wolfram  v.  Eschenbach,  Heinrich  von 
Ofterdingen,  Heinrich  v.  Veldeek  nnd 
Peter  OIp  oder  Hiterof)  am  TTofe  des 
Landgrafen  Hermanns  I.  ihre  liaricu 
sehlugen  nnd  namentüch  jenen  tiefsin* 
nigen  Räthselkampf  voll  wanderbarer 
Schönheit  aufführten,  der  unter  dem 
Namen  ,.der  wartburger  Sanp^erltriep,'*^ 
weltbekannt  ist  **).  Wer  im  poetischen 
Wettstreit  unterlag ,  sollte  dem  Henker 


*)  1.  Bild  (zunächst  der  Veattnwand, 

rechts):  ,,Wnrt,  Berp:.  fi'i  sollst  mir  riue 
Burg  werden  I  ';  —  2)  Ludwig  der  iäiBorne,. 
in  Buhla  hart  geschmiedet  (S.  58) 3)  Wi« 
Ludwig  der  Eiserne  um  die  Neuenborg  (bcf 
Freiburg)  eine  lebendige  Schutzwehr  baut, 
da  sich  der  Kaiser  Barbarossa  wundert,  dass 
sie  keine  Mauern  habe;  —  4)  Wie  Iiudwig 
der  Mild«  den  auf  dem  Waitlraripiliof  ent- 
fesselten LÖwon  mit  seinem  Blick  beherrscht ; 

—  5)  Wie  Ludwig  der  Heilige  einen  Kself- 
krämer  zu  seinem  Becht  verhelfen  (8.  8S^| 

—  6)  Wie  Albrecht  der  Unartigo  von  den 
Buhlerkünstcn  der  Hofdame  Kuuigundo 
V.  Eisenberg  umstrickt  wird  (S.  65);  —  7) 
Wie  Friedrich  der  Gebissene  sein  Kind  von 
der  Amme  singen  tisst  (8.  67).  —  „Dl« 
Wundgemälde  des  Landgrafeusaales  iru 
Ilolzschnitt  von  Gaber.  Text  von  B,  Von 
Arnswald.  Stuttg.  1868.« 

Der  Wartbnrgskrieg,  heraaegeg.  y.  ]f. 
Sbmntek^  Stuttg.  1868. 


e 


Digitized  by  LiOOgle 


verfallen  Hfilnrlch  von  Ofterding^n 
stand  gegen  Alie  und  —  unterliegt.  Da 
ihn  aber  der  Henker  greifen  will,  flüch- 
tet er,  Sehats  titeheiid,  sii  den  Knien 
der  Landgräfin  Sophie,  und  beruft  sich 
auf  den  Schiedsspruch  des  ungarischen 
Sangesmeisters  Klingsor.  Dieser  wird 
aus  fernem  Lande  besohieden.  DerSän- 
gerhiampf  beginnt  aufs  Neue ,  und  der 
fremde  Hagier,  der  Alle  (aneier  Wolf- 
ram T.  Esdienbaoh)  besiegt,  versjttmt 
die  entzweiten  Qemüther.  Dies  soll  A. 
1208  geschehen  sein  (S  59,  CO).  Die 
glänzende  Ausstattung  des  Ziitim<-is,  die 
teppichfihnlichen  Decorationsmaiereien, 
die  moaalkartigeii  Frleeen,  die  allego- 
riechen  Fensterfignren,  die  wsndenroll 
versierte  Sängerlaube  mitebarakteristi- 
schen  Ori  fjrinal  Sprüchen ,  vornämlich 
aber  das  grossartige  Wandgemälde  von 
der  Hand  des  Heisters  M.  v.  Schwind, 
—  Alles  rersetat  vas  in  die  foldsne 
Zeit  der  ndttolalterlicheii  Poesie,  die 
an  dieser  Stfitte  ihren  Central  -  u.  Kul- 
miiiationspunkt  hatte.  —  Aus  dem  Sän- 
gersüale  in  die  *  Elis<iJ) eth tuij aLerie, 
einen  schmalen  Gang ,  der  zur  Kapelle 
fttbrt  md  so  genannt  ist,  weil  die  liei- 
•lige  Elisabetb  in  dieser  Qalerie'nieder- 
sank,  als  sie  die  Nachricht  erhielt,  dass 
ihr  Gemahl  im  Orient  gestorben  sei 
(S  6;1),  und  weil  solche  mit  Sceuen  aus 
dem  Leben  der  uu vergessUchen  Fürstin, 
ironSehwinds  Meisterhand  al  fresco  ge- 
maltj.gesehmflekt ist.  In  runden lle- 
doillons  sind  die  Werke  der  Barm- 
herzigkeit," die  Elisabeth  gethan,  (wie 
sie  die  Hungrigen  speist,  die  Durstigen 
tränkt,  die  Müden  beherbergt,  die  Nack- 
ten kleidet,  die  Gefangenen  tröstet,  die 
Kmnken  pflegt  n.  die  Todten  begräbt), 
und  dazwischen  in  grösseren  BUdern 
die  bedeutungsvollsten  Momente  aus 
dem  Leben  der  frommen  Dulderin  (von 
ihrem  Brautzug  auf  die  Wartburg  bis 
zu  ihrer  Apotheose)  legendenartig  darge- 
stellt, und  treten  in  ein  nagisebes  lacht, 
wenn  die  rothen  Fenstergardinen  zuge- 
sogen werden.*)  —  Die  •KapeUe,  Yon 


*^  Diese  Bilder  („Sancta  Elisabeth«), 
saab«r  xjrlogcapbirt,  tu  0.  Wigands  Verleg 


Friedrich  dem  Gebissenen  1319  ein^^^- 
richtet  und  ausgeschmückt,  blendet  last 
das  Auge  ,  so  prächtig  (und  doch  Uber- 
einstinimend  mit  ihrer  nrspv&ngjUcben 
Gestaltung)  ist  sie  renovirt.  0le 
blaue  Himmelsdecke,  auf  einem  starken 
Kreuzgewölbe  ruhend,  ist  mit  goldenen 
Sternen  besät;  durch  die  kunsireich  zo- 
sammeugeiugteu  Uiaäuiuiereieu  der  ho- 
ben Fenster  fSUt  eia  sauberbaftes  Lksbt ; 
die  Wandsialere&en  sind  naeh  alten  SpA» 
ren  aufgefrischt;  eine  kleine  Orgel  ist 
unter  Leitung  des  Professors  Töpfer  in 
Weimar  gebaut;  die  alte  Kanzel  mit 
einem  reichen  Gedeck  überzogen.  Der 
kostbare  Altar-  n.  KaaseSsehmnck,  der 
von  mehren  Pxinsessinnen  aus  dem' 
Weimar.  Hause  aufs  kunstreichste  ge- 
stickt ist,  wird  nicht  zu  jederZeitgeaeigt, 
dagegen  sind  Altar  und  Kanzel  mit  ein- 
fachenDeckeu  behängen,  welche  Frauen 
«nd  Juiglranen  ans  Sebleswig -Holstein 
verelirten.  Die  Teppiebe  und  Kissen, 
womit  die  Kirehenbänke  bedeckt,  sind 
eigenhändige  Arbeiten  der  Grossherz. 
Sophie  V.  bachsen,  der  Herzogin  von 
Orleans  u.  a.  Nachdem  am  7.  Juni 
1855  die  restanrirte  Kapelle  eingeweiht, 
wird  an  festliehen  Tagen,  namentlieb 
auch  bfi  den  inEisenach  stattfindenden 
Kirchenconferenzen,  Ofnttesdienst  darin 
gehalten,  so  dass  schon  mehre  unserer 
berühmtesten  Kauzelredner  allda  gepre- 
digt haben.  — »  Durch  dnen  nenenTTep- 
penban  gelangt  man  in  die  dritte  Etage 
des  Laudgrufenhauses,  welche  durch- 
weg der  130  Fuss  lange,  in  das  Dach 
hineinragende  *  Fettsaal  einnimmt,  der 
in  seiner  früheren  Verunstaltung  die 
deutsche  Burschenschaft  beherbergte 
(181 7).  Jetst  ist  erder Glsnspnnktder 
ganzen  Burg,  ein  h^chfürstlicher  Pnink- 
saal ,  der  durch  seine  riesenhaften  Di- 
mensionen und  noch  mehr  durch  seine 
glänzenden  Decorationen  das  Auge  blen- 
det. Und  doch  soll  jeder  Bautheil  und 
jede  Form  nur  so  gebildet  s^n,  wie  sie 
der  Werkmeister  des  11.  u.  IS.  Jabrb. 
gebildet  haben  würde.   Es  war  aber 


zu  Leipzig.  —  Storch,  Sancta  Slisabeth 
(in  demselben  Teilsg  und  mit  deniellien 
Bttdam). 


Digitized  by  Googl 


531 


SM,Rout€:  Bit6MMliii«t die WMTil^iiif . 


532 


einp  KieonthümliohkpU  <1er  clRmaligcn 
Architektur  u.  der  damit  in  Verbindung 
Stehenden  Künste,  dass  keine  ihrer 
SchdpftmgeB^ne  ohriatlicli  ayoiboliMike 
BDdentniip  war.  Uad  so  Ist  aneh  hier  der 
Sieg  des  Christentlians  Uber  das  Hei- 
denthiim  ,  der  Tugend  Uber  das  Laster, 
derOrundtypus,  der  m  allen  Bilderwer- 
ken dieses  Saales  nach  tiefsinniger, 
jfiimfcsstiseh  -  ürienteUsdier  Ansebaii- 
vagsweiM  hvndertfiMli  Tiorlirt  ist,  s« 
dass  sich  glst^ssm  die  ganze  reIip:iQse 
.  Weltnnsclumunj?  der  glänzondstt  n  ^eit 
des  Mittelalters  vor  unsern  Blicken 
symbolisch  entwickelt :  selbst  bis  zum 
kaiifltretchen  Deckenge  wölbe,  das,  durch 
^TCiefa  Terslertss  Hingswcrk  gehaltsa, 
In  unzählige  Fisher  seri^edert  n.  mit 
goldenen  Sternen  ftbfrsnf  ist.  Die  Or- 
namenten -  u.  Wandmalerei  bat  Welter 
aus  Köln  in  genialer  Weise  ausgeführt, 
wovon  besonders  die  mit  alterthtm- 
liehen  Wsff»n  umgebenen  bistorisehen 
V^nren  der  GiebelwKnde  (die  lebens- 
grossen  Bilder  der  alten  Landgrafen  mit 
ihrem  Stammvater,  Karl  d  Oro<?sen), 
sowie  nicht  minder  die  überaus  sinnreich 
decurirten  Feusteriiischen ,  ein  glänzen- 
des Zeugniss  sblegen.  Wie  «ns  fast 
allen  Bildweriren  bekannte  Porträts 
(z.B.  der Orossh erzog,  derSchlosskom- 
i  mandant  n.  a.)  uns  entgegenschanen, 
so  bemerken  wir  am  11.  Hauptträi^er 
(Dachbinder)  der  Südseite  den  Bau- 
meister H.  T.  Bügen,  das  Modell  der 
Burg  In  der  Hand,  mit  der  Umschrift: 
Tnrris forttesima Deus  mens  (Eine  feste 
Bnr«jf  ist  unser  Oott).  Die  geknppplten 
Knisterarkaden  bilden  die  schöii>t("  l  lu- 
ralimung  zu  den  Landschaftsgemäiden, 
id»  flieh  draassen  entfUten:  m  Füssen 
das  liebliche  Helltb^  mit  seinen  blltsen- 
den  Teichen,  jenselt  desselben  das 
Marientbai  mit  dem  kolosTilf^n  Breiten- 
gescheid, 1.  ein  Theil  der  Stadt  nnd  na- 
mentlich der  Karthausgarten,  weiterhin 
das  hftaserbeslte  HSrseltiial  mit  dem 
«rfgineUen  Hörselbeirge.  Der  Fassba- 
den des  grossartigen  Ahnensaates  Ist 
mit  Mixs.'iik -Estrich  bi  leert ;  nn  der 
Nordseite  eine  türstlichc  Tribüne;  an 
der  westlichen  Wand  eine  balustrirte 


Doppelpralerie  für  die  Zuschriuer ,  mit 
einem  Balkon,  worauf  dev  Herold  und 
die  Musik  ibreu  Jb^iatz   batlcu.  Das 

grosse  Fsnster  der  sttdUehem  -  Giebel* 
wand  dient  als  Ausgang  auf  einen  kiel» 
nen,  tob  miehtigen  Lowenkdpfen  ge- 

trag^enen  ^Fföller ,  der  in  biftip^er  ITobo. 
über  dem  Bärenzwinger  schwebt  und 
einen  unvergleichlich  schönen  Blick  iu 
die  tieim  Waldsohlaehten  n»d  Uber  das 
rings  wogende  Gebirgsmeer  bis  nr 
fernen  Bhon  gestattet.    Dies  war 
LieblingsplStzclien   der  Herzop^in  von 
Orleans.  —  Mit  dem  Landgr;iti'npal«st 
ist   die  Wohnniiy  der  Landgrä/iniLen 
(Kemnate)  durch  eine  offme  Terrasse 
▼eibanden,  Ton  der  man  in  eine  sehaner- 
liche  Tiefe  fainabblickt.     Hier  stand 
einst  das  „Muezehans"  (Haus  der  Müsse 
und  Bequemlichkeit),  das  mit  dem  an- 
grenzenden Thurme  1317  von  einem 
Blitzstrahl  zerstört  wurde.    Das  hol' 
Berne  Gebinde  ',  Wiehes  Frledridi  der 
Gebissene  an  dessen  Statt  anflSbren 
liess,  musste  zu  Ende  des  vorigen  Jahr- 
hunderts  dem    „Neuen    Bau**  Pl-it?: 
machen,  dessen  moderne  Geschmack Jn 
sigkeit  mit  der  sonstigen  Architektur  bo 
wenig  harmonirte,  dMS  er  glnaiieh  am- 
gestaltet  worden  ist  nnd  gegenwl^tig 
der  grossbersogUohen  Familie  bei  ihrem 
zeitweiligen  Anfenthalte  auf  der  Wfxrt- 
bnrij  zur  Wolinung  dient.    Die  reiflKn 
Sehenswürdigkeiten,  z.  B.  die  W^aud- 
malerelen,  welche  die  Tugenden  der 
Fräsen  reiherrlieben,  die  BUdhaner-  n. 
Schnitzarbeiten  (von  Hrdina),  ein  kost- 
bnrer  Bücborsrbrank  mit  Knnstschntzen 
und  die  herrliche  Aussicht  aus  den  Er- 
kerfenstern, sind  jedoch  in  der  Begel 
dem  besnehenden  Pnblikam  rerstdiloa- 
sen.  -**  Ebenso  der  damit  in  Verbindnng 
stehende  ▼iereckigo  Wartthunn  (Berg- 
fried), des«pii  Neubau  1858  vollendet 
wurde.    Er  ist  160  F.  hoch  und  über- 
ragt mit  dem  goldenen  Kreuze,  das  von 
seiner  Spitze  weit  hinaus  stridilt,  alle 
Zinnen  der  Barg.   Von  seinem  Hoeh- 
altare  bietet  sich  die  grossartigste  susd 
bezauberndste  Rundsicht,  wie  sie  unser 
Panoravin  «iarstellt,  und  ein  interessan- 
ter Blick  auö  der  Yogelpcrspective  Ins 


Digitized  by  Google 


5L  Route :  Eisenacb  uud  die  Wartburg. 


Innere  der  Burg.  —  Votti  Thurm«  riebt 

sicfiöstl.eine  hohe  Mauer  mit  überdach- 
tem Vertbeidigungsgango  (..TiOt/fn") 
zum  Ritterhause ,  welches  die  nördliche 
Frontseite  der  Wartburg  einuimmt  und 
eliedem  sam  Aufenthalt  der  vurVerthel- 
dignng  der  Teste  Itestellten  Bitter  ttnd 
etvraiger  Gäste  diente.  Das  gegenwär- 
tige Gebäude ,  an  dessen  Restauration 
gearbeitet  wird ,  ist  wahrscheinlich  im 
14.  oder  15.  Jahrh.  erbaut ,  wenn  auch 
die  Orundmanem  der  iltesten  Zeit  an* 
gehSren.  Noeh  später  mag  aof  dem 
westlichen  Seitenflügel  ein  hölzernes 
Stockwerk  (die  Vogtei)  errichtet  worden 
sein.  Daran  schliesst  sich  ein  über- 
deckter Vertheidigungsgang,  wie  auf 
der  Ostseite,  und  von  diesem  Gange 
aus  („Margaretbengang"),  auf  welcbem 
sich  das  (»Eselstreiberstfibchen*'  befand, 
soll  Margarethe,  die  unglückliche  Ge- 
mahlin Albrecbts  des  Unartigen  ,  vom 
treuen  Eselstreiber  vermitteist  einer 
Strickleiter  in  die  schauerliche  Tiefe 
hinabgelassen  worden  sein ,  um  sie  Tor 
den  KachstcIIungen  ihres  Gemahls  zu 
retten  (S.  65).  Treten  wir  durch  die 
sinnreich  ausgeschmückte  Vorhalle  ins 
Innere  des  Ritterhauses,  desi^en  Aus- 
stattung die  Zeit  der  RefonuHtion  mit 
ihren  grossen  Erinnerungen  reprisen- 
tiren  soll:  IMe  unteren  Räume  waren 
bis  zum  Bau  der  neuen  Restanration 
Gast-  und  Wirthschaftslokale.  Jetzt 
hat  sie,  gleich  den  früheren  „Amtleu- 
ten^', der  ebenso  humane  und  gefällig«, 
wie  poetisch  begabte  und  kflnstleriseb 
gebildete  Scblosskommandant,  Hi^or 
von  Arnswaldt,  inne,  der  sich  um  die 
9:weekcntspreehende  Restauration  der 
liurg  und  deren  Ausschmückung  viel- 
fache Verdienste  erworben.  Der  Blick 
ans  seinen  gescImiadcT-oIl  decorirten 
Wobnilmmem,  1.  und  t.^  tstentsflckend. 
Dennoch  übt  ein  kleines  Stübcben  in 
der  nl)cren  Etage  des  Ritterhanses,  und 
/^^  u  in  dem  -westlichen  Seitenflügel, 
eiue  uugleieh  grössere  Anziehungskraft. 
Bs  iat  die  *Luiher$tube,  jene  kleine, 
sebliehte  Zelle  (Luther  nannte  sie  seine 
„Einsiedelei",  sein  „Luftrevier",  seine 
»Vogelherberge*',  seine  „Insel  Path- 


mos'*>,  worite  der  Reformator,  naehdcfm 

er  auf  Befelii  des KurfBrsten Friedrichs 

des  Weisen ,  um  ihn  v<»r  den  "Nachstel- 
iun<::«n  seiner  Feinde  zu  sichern,  am 
4.  Mai  1921  bei  Altensteiu  aufgehoben 
(S.  318)  n.  auf  die  Wartburg  gebfaeht 
worden  war,  als  „Junker  Odrg**  bis  aum 
3.  Mai  1522  in  freiwilliger  Gefangen- 
schfift  r:^eloht  imd  mit  seiner  Bibelfiber- 
setzung, die  er  hier  begann,  den  Grund- 
u.  Schiussstein  der  Reformation  %eiegt 
hat  Aber  auch  andere  seiner  unsterb- 
lichen Werke  sind  aus  diesetii  engen 
Gemaehe  hervorgegangen  Ob  er  au- 
weilen  in  verstellter  Kleidung  nach 
Eisenach  hinabging,  oder  im  Hcllthal 
Erdbeeren  suchte,  oder  das  „bitter- 
süsse"  Vergnügen  der  Jagd  („ein  Ge- 
sehftft,  das  sieh  wol  für  mllssige  I*eiite. 
schickt")  kostete:  so  ward  er doeh  In 
seiner  Einsamkeit  zuweilen  von  einer 
tiefen  Melancholie  befallen,  und  schleu- 
derte in  einem  solchen  Augenblick  sein 
Dintenfass  an  die  Wand,  um  die  An- 
fechtungen des  TeuMs  absuwehren. 
DerDintenfieck  ist  noch  heute  zu  sehen, 
oder  vielmehr  die  Stelle  an  der  Wand, 
(ein  schwärzlicher  Stein)  ,  wo  er  gewe- 
sen. Ueberhaupt  ist  <las  Stublein  in 
seiner  ursprünglichen  Gestalt  erhalten, 
wenn  auch  jetat  mit  mancherlei  werth- 
vollen Antiquitäten  und  Reliquien  aus- 
geschmückt, darunter  ein  Tisch  aus  dem 
Lnthershansf  inMöhra,  Luther«; Porträt 
und  das  seiner  Eltern  von  Kranach,  ein 
eigenhändiger  Brief  von  Luther,  seine 
Kurrentbilehse,  ein  alter  Ofen,  dessen 
Kacheln  aus  dem  Bauschutt  auag^;ra- 
ben,  ein  Bett ,  worin  L.  auf  Burg  Glei- 
chen geschlafen,  ein  Walltischwirbel, 
worauf  er  gesessen,  eine  Truhe  mit  den 
ersten  Bibelausgaben,  ein  gothischer 
Schrank  mit  den  Akten  der  evangeli- 
schen  Oonferens  u.  a.  Als  Kustos  der 
Waitbnigsbibliothek  hat  V.  Scheffel 
(,,Trompfter  von  Snck iTi<4en")  fungirt. 
—  Ein  langer  schmaler  (iang,  mit  Waf- 
fen und  Wappen,  vornämlich  aber  mit 
altertbamliehen  SprOchen  (grSssten- 
theils  von  Luther)  deoorirt,  fahrt  an 
den  „Be/crmati  ans  zimmern'*,  die  mit 
Gemälden  und  Erinnerungen  aus  der 


DigitizÄl  by  Google 

M       II«  I 


m 


Reformationszcit  ausgestattet  werden, 
aber  noch  nicht  vollendet  sind.  Im 
Dacliätuck  ,,dai>  Arcbitekteustübchea'^ 
Untwn^hmeii  wir  noeh  eine  kune 
WaatooBg  dnreb  dmi  SdUottkqf.  Un- 
tirlulb  des  Margarethengsnges  (r.)  ein 
kleiner  Wirthschaftshof  mit  hfilbge- 
zähmten  Thiereu  in  engen  Behältern. 
Unfern  desselben  ^auf  der  westlichen 
Bnvgaeite),  wo  dto  «hmiiAlifen  KeU«r- 
riiimtt  wieder  in  Btond  geeetat  sind, 
wird  sich  künftig  der  f,PrinzenbRa*^ 
(Dirnitz)  in  seiner  alten  Gestalt  erheben 
und  denUebergang  vomRundbogeustyl 
xur  gothischen  Architektur  der  Thor- 
burg  vermitteln.  Im  Erdstock,  soll  er 
dSM  Waffenhalle  und  BfUtkammer,  im 
oberen  die  Wohnungen  für  die  Prinieti 
und  Prinzessinnen  des  grossherzogHchen 
Hauses  lünfn'^sen.  "Mit  diesorn  Neubau 
und  der  damit  in  Verliimliin^  stehenden 
Thorhalle,  die  vom  Tiiurme  quer  über 
den  Sehlossliof  laufen  eoU,  wird  die 
Herrenbntg  von  der  VaseHenbing  toU- 
etindig  abgeschlossen ,  wie  es  in  alter ' 
Zeit  gewesen.  An  die  Stelle  des  jetzi- 
gon  Brauhauses  (woraus  das  beliebte 
Wartburgsbier  hervorgeht)  u.  der  darin 
enüialtenen  Künstierwerkstätten  wird 
einMerttall  erbaut,  und  der  Ideine  Gar- 
ten zwischen  Prinzenhaus  und  Harstallf 
der  in  seiner  Erkerlaube  ein  so  präch- 
tiges Ruheplfltzchen  bietet,  in  mittelal- 
terlicher Weise  hergerichtet  werden. 
Auch  der  hintere  Theil  der  Hofburg 
(2winger)  war  SMwt  dnreb  jeinen  Thor- 
weg abgegrenst  Dort  bewnlidert  man 
die  rieaenhafte  Cisteme,  welche  in  Be- 
lagerungszeiten die  Burg,  die  keinen 
Brunnen  hat,  mit  Wasser  A^ersorgte.  Sie 
war  gänzlich  verschüttet  und  ist  erst 
in  neuester  Zeit  aufgeräumt  worden. 
An  4io  aildliehe  Sobnuilseite  des  Land* 
gprafenbanses  soUf  wie  in  alter  Zeit,  ein 
Badehaus  angebaut  werden.  Die  Fun- 
damente desselben  dienen  jetzt  einem 
amerikanischen  Bären  zum  Aufenrlmlt. 
Auf  der  anderen  Seite  la^t  ein  *  Thurm 
(^PnlTerthnrm**)  ans  Utester  Z^t  in  die 
Hobe,  dessen  9  Fuss  dioke'lfanern  ein 
schauerliches  Burgverliess  umschlies- 
sen.  Da  er  ohne  besondere  Erlanbnisa 


bestiegen  werden  darf,  so  geniesse  man 
von  seinen  Zinnen  das  umfassende  Pa- 
norama, das  er  bietet,  wenn  auch  das- 
selbe dnreb  die  Bnrggebftnde  etwas  ge- 
hemmt iat  Man  kann  hier  mit  dem 
Auge  den  reizenden  Pfad  verfolgen, 
welcher  in  einem  Meere  von  Wald  and 
Fels  dem  Marienth  iK  zuführt.  — 

Wir  beschreiten  diesen  Weg  —  *  VOU 

der  Wartburg  ins  Htrimiml  «dir 

ABMthal  (V,  St)  falls  wir  niebt 
einen  der  frÜer  angegebenen  Pfadn 

wählen,  um  nach  KiHeuacli  hinab  zu 
steigen  In  der  liei;el  ;\  ird  der  AVagen, 
den  man  zur  Auffahrt  benutzt  hat,  zu- 
rück geschickt.  Will  man  ihn  weiter 
benntsen,  so  mag  er  im  UarienlbaJe, 
nnfein  der  Fbantasie,  uns  erwarten. 
Denn  wenn  irgend  möglich ,  versiume 
man  nicht,  diesen  prachtvollen,  hnch- 
romautiscbeu  und  dabei  bcqueiri'  ii  NVcg 
zu  Fuss  zu  gehen.  Vor  dem  Burgthore 
filhrt  s^twXrts  eine  kleine  Treppe  onter 
der  TborbrQefce  bindnreb  in  den  tiefen, 
'  V  11  hohen  Bäumen  umdUsterten  .ATet^et- 
(jrahen,  der  sich,  unmittelbar  unter  den 
gtoilotf  Felsenwänden,  auf  welchen  die 
Wartburg  thront,,  ins  Hellthal  hinab- 
zieht. Unser  Weg  läuft  rechtis  auf 
einer  Bergsnnge  fort,  naeMem  IMt»  ein 
schmaler  Waldpfad  in  das  Hellüial  ab- 
bog ,  der  auf  dem  Gaulanger- Fahrwege 
(S.  519)  m&ndet  und  —  fall?  mrui  die- 
sen nicht  verfolgen  will  —  sicli  r.  durcl» 
den  wiiidciiii>amen  Lüiengrund  (llgeu- 
gruud)  ins  Maiientbal  sie^  oder  nnter 
dem  „Verfluchten  J nngfemloch'*  hinweg 
and  anderTheebuche  vorüber  mit  jenem 
Wege,  den  wir  einzuschlagen  geden- 
ken, wieder  vereinigt.  Obgleich  auch 
dieser  Pfad  so  interessant  un»i  reizend, 
dass  wir  später  wieder  darauf  zurück- 
kommen, 80  verfolgen  wir  jetst  den 
nittieren  nnd  bequemeren  Promenadon- 
steig,  der  r.  aus  dem  Nesselgraben  em> 
porsteigt  und  auf  jenenj  Felscnrückcn 
fortli^itl  ,  der  1.  einen  berrliclieu  Blick 
ins  HeliLhui  uud  auf  das  .südiiche  £nde 
der  Stadt,  r.  in  die  waldigen  TbiUer  hin- 
ter der  Wartbmg  gestattet.  Bald  ge- 
langt man  an  die  Stelle,  wo  linksab  ver- 
mittelst eines  Felsendarebbrnebos  der 


Digrtized  by  Google 


537 


61.  Bouie:  filsenach 


und  die  Wartburg. 


538 


Vteg  iwiscbeii  der  SUinadMmtg  1.  n. 
der  FtdbSttrp  r.  (sweiBergkoppeii,  auf 

deaen  im  thüringer  Erbfolgekrieg  höl- 
2eme  Blockhäuser  standen)  hindurch 
gebahnt  ist.  Ehe  man  aber  dieses  Stein- 
thor pasairt,  verfolge  man  den  r.  fort- 
ImfendeiiPfad  noch  eine  knne  Strecke, 
und  steige  dann  L  anf  Felsenstnfen  In 
wenigen  Miimten  anm  Gipfel  der  Vieh- 
turg  empor,  wo  sich  eine  der  schönsten 
und  originellsten  Ansichten  der  Wart- 
burg bietet.  Von  hier  ans  führen  mehre 
Wege  da-  und  doirtiiin ;  der  eine  in  das 
einsame  Waldthal  hinter  der  Wartburg 
(Eliashöhle),  ein  anderer  1.  über  die 
Knöpfeisberge  und  ins  Aimatbal,  W^ir 
gehen  jedoch  von  der  Felsenbank  zum 
Steinthor  zurück  und  bleiben,  nachdem 
wir  dasselbe  durchschritten  nnd  uns  an 
demRIIckblick  anf  die  Wartburg  erfreut, 
auf  dem  Wege,  der  sich  an  der  Berg- 
lehne der  Viehburg  hinzieht.  Nach 
einigen  Minuten  läuft  ein  anderer  Pfad 
auf  vielen  Stufen  1.  hinab  zur  Theebuche 
(Maibnche),  einem  reizenden  Platze  am 
Fuss  hoher  Felsenwinde,  sieh  nm 
eine  stattliche  Bache  schfichte  Ruh  esitze 
reihen.  Will  man  zur  nahen  „Phanta- 
sie'* hinab,  so  schreitet  man  (ohne  ge- 
bahnten Pfad)  über  den  Rasenteppich 
des  KäUf  er  gründe  a  an  einer  Steinsäule 
^,,jEr(?er2effi«9Nfl^^orllber,  wdehedle 
Ruhestätte  elmb'lltbiglings  bezeichnet, 
der  im  Verfluchten  Jnngfemloche  todt 
gefunden  wurde.  Der  Promenadenwog 
aber  schlängelt  sich  von  der  Theebuche 
an  den  schroffen  Felswänden  der  £ise- 
nacherBurg  (Frauenburg)  nnd  nahe 
unter  dem  Vef^mthien  Jwtgfertdoih 
vorüber,  einer  schwer  zugänglichen 
Felsspalte,  in  welche  eine  hoffSrtigo 
Jungfrau  verbannt  worden  ist,  die  nicht 
eher  erlöst  wird ,  bis  Jemand  ihr ,  der 
swolAnal  Niesenden ,  sw91fmal  hinter- 
einander „Gott  helft*'  anruft,  ohne  dass 
sie  einmal  dankt.  Der  Pfad  läuft  wei- 
ter durch  den  stillheimlichen /^5rrr?7r?/?irf 
(Aegidiusgrund) ,  wie  oben  angedeutet, 
oder  über  den  Gaulanger  auf  die 
Chauss^  (unfern  des  Karthausgar- 
tens). Bleiben  wir  jedoeh  anf  unse- 
nm  IkQheren  Wege,  ohne  1.  aur  Tiiee- 


buche  hinab  an  steigen,  so  ktnnineniWlr 
au  einer  in  den  Felsen  gehaltenen  Bank, 

wo  sich  ein  deutliches  Echo  am  Verfl. 
Jungfernloche  bricht,  und  weiterhin 
durch  den  ,, Tannenwald"  auf  einen 
freien  Platz ,  wo  am  Rande  eines  jähen 
Felsens  ^e  Bteinbank  steht  A  Ist 
*Wiaidmann8rvhe,  ^er  der  sehS^sten 
Punkte  in  Eisenachs  Umgebungen, 
lieber  den  grünen  Kälbergrund  hinüber 
sieht  man  zwischen  den  grauen  Felsen- 
wfindenderFraaenburg  (I.)  n.  dem  im- 
posanten Breitengescheid  (r.)  mehre  Ge- 
bftude  der  Stadt  u.  im  Hintergrund  die 
hohen  HSrselberg«.  Von  da  Ahrt  der 
Sävgenreg  (so  genannt,  weil  er  kura 
vor  dem  1847  im  Marien thal  gefeierten 
Sängerfeste  gebahnt  und  von  den  Sän- 
gern auf  ihrem  Zuge  T<m  der  Wartburg 
ins  Marienthal  gleichsam  eingeweiht 
wurde)  in  angenehmen  Windungen  am 
steil  abfallenden  Berghange  hin  (Vor- 
sicht!) zu  einer  anderen  Steinbank  auf 
nacktem  Felsvorsprunge,  dem  Sänger- 
stein,  und  weiter  hinab  ins  Thal,  wo 
man  dleCimuss^  dem  Eingange  in  die 
Landgrataschlucht  gegenüber,  unfern 
der  Phantasie  und  dicht  Tor  dem  Anna- 
thal, erreicht.  —  Ein  anderer  Weg  von 
Waidmannsruhe  in  den  Tannenwald 
zurück  und  durch  eine  Stallung  zur 
„Scheide,"  wo  mehre  Wege  znsammen- 
stossen.  Linkt  Über  den  Wiesengmnd 
und  dann  auf  Felsentreppen  in  8  Min. 
zur  Cbnussee  am  Eingang  des  Anna- 
tkales ;  der  mittlere  Weg,  am  Rande 
des  Geholzes  fortlaufend,  nach  10  Min. 
einen  Fahrweg  kreusend,  u.  nadi  5  M. 
auf  einer  Treppe  hinab  ins  Annatlial 
zur  Drachenschludit ;  der  auf  die  Hohe 
emporsteigende  Pfad  führt  in  6  Min. 
auf  den  von  der  Scheide  sich  abzwei- 
genden Fahrweg  zurück,  lässt  jedoch 
denselben  sogleich  wieder  r.  u.  kommt 
swisehen  TannengehSls  in  5  Ifin.  lu 
einem  Stern ,  wo  6  Stallungen  susam- 
mcntreflFen.  Nach  2  Min.  steht  man  auf 
einem  überhängenden  Pelsenrand  ober- 
halb der  Knöpfe lateiche.  Auf  einem 
treppenartigen  Pfade  abwärts  steigend, 
gelangt  man  nach  5  Ißn.  In  eine  wild- 
romantische, su  einem  BIgennerlager 


Digitized  by 


4 


539  ö2,  Route:  You  Eisenach  zai  üoliensonnc  und  üäcIi  WilhelmBthaU  540 


geeignete  Wald-  und  Felsscblacht,  die 
Luiien^Qttc  (WanderlochV  Die  im 
Hidbkreis  überhänKe"tlcn  ?'el8eii  bil<!oTi 
im  Verein  mit  lierrliohen  Bäumen  eine 
wunderschöne,  groteske  Partie,  die  bei 
Basser  Witterung  durch  eÜMBii  kleinen 
Wnst«rfaU  ' belebt  ist  Verfolgt  man 
daa  ThiUchen  abwärts ,  so  kommt  man 
m  mehren  Teichen  (,,Knöpfel8teiche") 
Torbei  in  6  Min.  auf  den  Fahrwpcr,  der 
aus  dem  Marienthal  nach  Attchcubach 
(S.  550)  oder  durch  die  goldene  Pforte 
nach  der  Hohensonne  filhrt,  nnd  kann, 
ihn  UberschreHond,  r.  auf  einem  schma- 
len  Fmsteig  in  4  Min.  zu  der  Treppe, 
welche  vor  tler  Drrtclienschlucht  mün- 
det, oder,  den  Fahrweg  verfolgend,  in 
10  Min.  zum  vorderen  Eingang  dee  An- 
na thales  gelangen. 

Marienthalf  KönigsUin,  LandgnxfengcMucJif. 
jnnfiihnl  und  andere  Partien  in  SiaeiiacUs 


I  i/m^ebnn gen  werden  In  niobttar  Route  ge* 

schildert«  '  . 

Mst  mnr  noch  ein  Ansfloir  von  Sfsinuieh 

auf  den  Metschrituier  mf  (Dürre  Hof),  mne 
Besitzung  des  Fahrikherrn  Waltlierr.  Kicfaai* 
I  St.  nordöstlich  von  der  Stadt.  Der  cbaiis- 
sirte  Fahrweg  (am  Bahaliof  Torüber)  selte 
jenseit  der  Nesgeb rücke  von  der  Inngen - 
salzaor  Strasse  links  ab  aum  Berg  hiuan- 
Kürzur  u.  angenehmer  der  Vnuweg  dnrcl» 
das  Orabonttaal,  an  4er  Dobermannschen 

Badeanstnlt  tihM  mi  äpv  srhonen  Oarten- 
besitzung  des  i'abrikberrn  Julius  v.  Eichel 
vorftber,  zum  „Landgrafenbers**  hinauf;  Ton 
dem  man  (rückwärts)  eine  der  malerUcli- 
sten  Ansichten  der  Stadt  Eisenach  mit  der 
überragenden  Wartburg  bat.  Je  öder  der 
Weg,  um  «o  mehr  überrascht  der  SIntritt 
in  df  n  nach  allen  Seiten  offenen  Parkgarten  : 
(in.  Mühende  Oase  auf  einförmiger,  „dürrer" 
Uöbe.  Die  geschmackvollen  Anlagen  bletea 
herriielM  An^a.  AnaiieMmi.  \  St.  davon  ein 
zweites  Oekonomiegut  desselben  l^psitaer«, 
der  MitUUhof  (Metselsrode),  gluicbfalls  mit 
Somroerwohnung  und  Parimnlagen. 


62^  fioute:  Von  Ei^f^Tifli^li  zur  Hokensoime    nach  WUlielmätlxaL 


jUbiTMlsf :  tirptenl«  (ftkr  »  8t.)  mit 
Chaiias6e-  und  Trinkgeld  2  Thlr.  15  Sgr., 
ispann.  (für  2  St.)  2 Thlr.  —  Ein  Zweispän- 
ner für  den  ganzen  Tag  incl.  Chaossie-  und 
Trinkgeld  8  Thlr.  SO  8gr. 

Auf  dieaem  Wege,  den  man  nach 
verschiedenen  Biegungen  einschlagen 
kann,  werden  wir  noch  viele  der  schön- 
sten Partien  in  Eisenachs  reicher  Um- 
gebung kennen  lernen,  und  um  so  mehr 
bewundern,  wenn  im  Frühling  oder  im 
Herbst  die  malerische  Schattining  der 
'WÜdM'  diesen  Partien  einm  sauber- 
haften Reiz  verleiht.  Jn,  sogar  im 
Winter  treten  so  cigentbümlifhe Schön- 
heiten liervor,  dass  gar  Viele  in  die  Fel- 
senschlucht des  Annathals  pilgern ,  um 
die  wunderbaren  Eiagebilde,  diese  ver- 
glasten  Felsen,  diese  Uberzuckerten 
Moosbftrte  und  Farrenwedel ,  diese  ge- 
frorenen Wasserfälle  zu  sehen. 

n)  Schon  die  gewöhnliche  FaJir' 
Strasse,  grössten  Theils  durch  Wald- 
schatten, ist  um  90  angenehmer,  als  ihr 
aar.  Seite  anmuthige  Fnsswege  laufen, 
und  nahe  interessantePunkte  lacht  er- 
reicht, werden  können,  wenn  man  da  u. 


dort  den  Wagen  veilfisst  u.  nach  einem 
kleinen  Abstecher  zu  ihm  zurückkehrt. 
Unmittelbar  vor  der  Stadt  ütfnet  sich 
d.  felsgeschmiickte  ""Marieiithal,  mit 
welchemKamen  das  ehemalige  „Frauen* 
thal"  Stt  Ehren  der  TerstorbenenGhross- 
herzogin  Maria  Paulo wna  bei  ihrer 
ersten  Anwesenheit  in  Eisenach  umge- 
tauft wurde.  Obgleich  nur  20  Min. 
laug,  ist  es  doch  die  Herzpulsader  aller 
umliegenden  Naturschfiiiheiten.  IMe 
schönste  Ansicht  des  Thaies,  worin  das 
jährliche  Vogelschiessen  gefeiert  wird 
(Juli),  hat  man  auf  der  Chaussee  ,  ob- 
wo1  die  Fussgänger  den  schattigen 
Kunstweg  einschlagen,  der  jenseit  eines 
Baches  an  der  „Armenrah**  vorüber 
(einem  SeitenthSlchen,  mitneuerfiestan- 
lation,  wo  einst  die  heil.  Elisabeth  dieArt 
men  zu  speisen  pflegte  u.  mit  dem  Brod- 
korbe von  ihrem  Gemahl  überrascht 
wurde)  zur  Phantasie  führt.  liinks 
gipfelt  sidi  das  imposante  Breitenge- 
•cfttfidl  9Dipor,  das  mit  dem  kahlen  Hoch« 
gebirge  der  Alpen  Aehnlichkeit  hat. 
Da,  wo  es  sich  zu  einem  flachen  Halb- 
kreis höhlt,  vor  dem  ein  sammttgirftner 


Digitized  by  Google 


I 


541  ö2.  Haute:  You  Kläenach  zur  Hohensonne  und  nach  Wilhelmsth&l.  542^ 


Baaenfaang  sich  anabroltet,  l«t  in  di« 
von  eiiMr  sickernden  Qnelle  benetzte 

FrlsTi'find  ein  kolostales  M  (gleiehsnm 
der  raufschein  des  Thaies)  eingehauen. 
Aul  dem  freien  Platze,  der  sich  hier 
m  einem  natärlicben  Amphitheater  bil- 
ist  schon manebesgreMartige  Vblka^ 
fBSt,  »,  B.  das  Sängerfest  1847,  gefeiert 
worden.    Nahe  dabei  die  reizend  gele- 
gene Restauration :  „Phantasie,^*  die 
anchifür  langer  bleibende  Gäste  einige 
Zimmer   yermiethel.        Jenaeit  der 
Phantasie  tritt'  elae  nal^riseh  bewal- 
dete y  schroff  aufsteigende  FelMiase  bis 
an  die  Chaass^e  vor,  n.  bildet  mit  dea 
gegenüber  liegenden  Felsgerippen ,  die 
fast  immor  vom  Glockenpeläute  wei- 
dender Kühe  und  Ziegen  wiederhalleu, 
«fateai  Bngf^asa,  te  i»  alten  CliMiiilken 
Porta  thvriogiea  genannt  vird.  Jenes 
Felsgebilde  (yoruns,  zur  Linken),  das 
sich  in  einem  kleinen  Weiher  spiegelt, 
ist  der  *KÖuig8teill  5  und  trägt  eine 
Weihetafel  mit  goldener  Inschrift ,  dem 
Ehrengedftchtniss  des  1649  verstorbe- 
nen*. Oberlbrstiallies  Kehlig  gewidmet, 
dem  Eisenachs  Umgci^cnd  ^en  grossen 
Theil  der  reizenden  Anlagen  und  Wege 
verdankt,  die  sich  wie  ein  künstliches 
Netz  durch  den  grossartigen  Naturpark 
verzweigen.  ^)  Es  ist  lohnend,  hier  den 
Wagen  an  Yerlassen  *«.  den  Königstein 
an  ersteigen,'  wdit  aowol  aaf  dem 
scbroffBa  Zacken-  und  Trnppenpfade, 
der  von  seinem  Fusse  emporklimmt, 
als  vielmehr  auf  dem  bequemen  Frome- 
nadenweg,  der  1.  in  den  felsigen  £ug- 
pass  der  Landgra/etmhhuikM  u.  w^ter 
dardi  die  diiaterbewaldeteii  VorliaUen 
des  prachtvollen  Thaies  fUirt,  bis  r.  ein 
Weg  über  viele  Stufen  und  an  schwin- 
delnden Abgründen    vorüber  anf  die 
Plattform  des  Königsteins  emporläuft, 
wo  sich  ein  wunderbar  schöner  Blick 
in  die  fransige  Selilnebtbinab  n.  Uber 
flUa  biwte  Grnpplfnng  der  bald  wftr- 


^)  Daa$  König  110a  dies««  Velsen  herab- 
gntÄrst  sei,  Iwt  ein«  wunderlfclie  Hypothese, 

die  zuerst  v',n  berliner  Tourist  aufgetisclit 
hat,  dem  sie  andere  Heisebücher  nacbge- 


Mförmigen,  bald  sttalenartig  gespalte- 
nen Felsgebilde  des  Marientbales  bis 

hinfinf  znr  Wartburg  offn^^t.  Der  Wa- 
gen täiirt  I.  iiTii  „Gehauenen  Stein"  vor*' 
über,  der  in  uraltan  Zeiten  behufs  der 
Strasse  dnnfibrocbeii  wurde ,  u.  rastet 
an  der  Bfedle ,  we  der  sebdne  ProaDkeaa* 
denwag  Vom  Königstein  ber,  an  der 
„grossen  Eiche"  vorbei,  auf  derChaus- 
s^e  mündet.  Man  braucht  also  nicht 
wieder  ins  Marientbai  hinab  zusteigen, 
sondern  schlägt  vom  Kötugstein  aus 
die  entgegengesetate  Richtung  eia,  ao 
dass  mm  in  1|>  Hin.  aaf  die  Stvaase 
kotnpit,  gerade  da»  nre^  dw  Chauss4et 
ein  Promenaden  weg  zur  naben  Drachen- 
schluckt  hinabläuii ,  so  dass  man  den 
Besuch  des  Königsteins,  des  vorderen 
IMIt  der  LeadgrafeaaeUaeht  nnd  d«i 
Annethales  bequem  mit  eiaiader  ver- 
binden kann.  Han  könnte  nun  dnr^ 
das  Arnnthnl  bis  znr  Hohensonne  cm- 
])orsteigen  fb);  wer  jedoch  einen  so 
weiten  Fussweg  (1  St.)  nicht  unterneh- 
men mag,  braucht  nur  bis  zur  Drachen- 
seblneht  binab  an  geben  «ad,  naebdem 
er  diese  aufwärts  und  }^b^^  Jirts  durch» 
wandert,  wieder  auf  die  Chaussee  zu- 
rück zu  kehren.  Bei  dieser  Tour  sieht 
man  freilich  den  idyllischen  Eingang 
des  Annaibales  nicht.  Für  Diejenigen, 
cBe  sieh  nnr  hnrae  2eit  in  £.  aafhaltea, 
and  aar  die  Weiitbnrg  nnd  das  Aana-» 
thal  besueh^  können,  dürfte  es  am 
r;ith samf^teTi  seiTi,  bis  r\nf  die  Wnrtburg 
zu  fahren,   dann  dem  Hangerweg 

ins  Marientbai  hinab  zu  steigen,  von  hier 
das  Aanakhal  bis  an  dea  Ausgang  der 
Draebeascblnelit  aa  dardiwaDdem,  dann 
wieder  durch  die  kurze JSkAlucht  zurück- 
zukehren ,  don  ersten  r.  aufsteigenden 
Wepr  zur  Chaussee  empor/.ugehen,  diese 
zu  kreuzen  n.  links  (rechts  steht  die  dicke 
Fiche)  zum  nahen  KÖuigstein  vorzu-^ 
dringen,  am  sodann  dnich  den  vordaren 
Tbeli  der  Laadgrafenschlucht  ins  Ua^ 
rientbal  hinabzusteigen  (Vs'^^g)-  Fuss- 
gänger, welche  die  Chaussee  nicht  ver- 
lassen mögen,  bleiben  auf  dem  schattigen 
Seitenpfade  u.  durchschneiden  bei  einer 
atcInenieB  Baals  die  Strasse,  am  ia  10 
Hin.  anf  der  Hobensonae  eiasatreffea 


biyilizüü  by  GoOglc 


543  S2.  Baute:  You  Eisenacli  zur  Hohensonne  und  nach  iVOli^MibaU  544 


(Ton  Eisenach  l'/,  St.,  Tom  Königstein 
40  M.).  Die  Hohesonne^  ein  schmuck- 
loses Jagd-  u.  Wirthshatt?»  /"ohne Nacht- 
quartier) aof  dem  Kamm  des  (»elürsres, 
WO  sieb  der  lieunsteig  mit  der  „Wein- 
8trM86**  krevit,  fttkrt  ad&enlfameB  ron 
d«r  Ttkornispitse  d«8  efaemaligtin,  mit 
«iiier  „Sonne"  geschmtickten  grossher- 
20g:li  ch  r  n  J  n  frr]  eh  1 Ö  s  r"h  o  ri  s  Oh  gleich  es 
au  und  für  sieh  nichts  Anziehendes  hat, 
es  müsste  das  interessante  Bild  der 
Warthurg  sein,  das  man  aus  der  hinter- 
sten Eeldaiibe  des  Bfthea  Gartens  sfri> 
sehen  dem  Rahmen  des  gelichteten 
Waldes  sieht,  oder  der  gute  Kaffee,  der 
hier  verabreicht  wird ,  ist  dennoch  ein 
vielbesuchter  Kuhepunkt,  von  welchem 

V  nach  allen  Seiten  hin  bequeme  Wege 
m  den  beliebtesten  Partien  der  an*Na- 
turscb5nbeiten  so  reidien  Umgegend 
führen.  —  Wir  verfolgen  zanXchst  die 
nun  abwfirts  laufende  Fahr  Strasse  nach 
Wilhelmsthal S ^  i ,  <  bgleich  der  Fnss- 
weg  durch  die  Hochwaidsgrotte  näher 
und  schöner  ist.  Diese  gestattet  %a- 
niebst  1.  einen  fltichtigen,  aber  sehr 
überraschenden  Durchbll^  auf  Wil* 
helmsthal ,  und  windet  sich  dnnn  nn 
einer  mächtigen  Felswand  (Karlswand) 
vorüber,  deren  Inschrift  besagt,  dass 
Karl  Augusts  „kräftiges  Wort  diese 
Strasse  dnreh  w&sto  Gebirge  gebahnt". 
Hier  läuft  ein  Promenadenweg  r.  durch 

^  den  Wald  in  10  Min.  auf  den  *Kart- 
häuserhpvff ,  von  dessen  Pelsenstirne 
(„Schwalbennest")  Wilhelmsthal  im 
paradiesischen  Zauber  seines  vollen 
Sehmnfikes  vor  den  enteflckten  Blieken 
Hegt.  Dieser  Weg  mit  seinen  mamdefa- 
fachen  Verzweigungen,  seinen  majestä- 
tisflien  Buchen,  seinen  grotesken 
Steinwänden  und  überrrtschenden  Aus- 
sichtspunkten ist  um  80  dringender  zu 
empfehlen,  als  er  von  den  Touristen 
nodi  sieht  genüg  beaehtet  ist.  Vom 
Karthäuserberg  bis  snmOasChof  inWÜ- 
hflmsthnl  0  ^  V4  St. 

>))  Y011  f'ls(^nach  diirehs  Anna- 
thiil  auf  die  Hohet^ouiie  (i'/,  St.). 
Bis  zum  Königstein,  wie  oben,  falls  man 
nichi  Ten  der  Wartbnrg  ins  Annathal 
geht  (8.  586).  D..S  * Annfttlial  <V«8i. 


4 


von  der  Stadt)  beginnt,  wo  das  Mafien* 

thal  aufhört,  indem  ein  Promenadenweg 
r.  von  der  Chaussee  neben  «inem  Teich 
vorüber  abzweigt.    Beide  Thäler  gehö- 
ren zu  den  schönsten  im  mittleren  and 
n9rdliehen  Devtoehland,  q.  nariiieDtliek 
ist  das  Annatbal  ein  Glanaspunkt  wild* 
romantischer  Schönheit  weit  und  breit. 
Dennoch  ist  es  erst  seit  1832  prangbar 
gemacht  worden,  so  dass  die  älteren  Rei- 
sebücher seiner  gar  nicht  erwähnea.  £s 
schludbtet  alchbis  Mhennr  Hohensonne 
(1  St)  empor,  nad  Ist  an  manchen  Stel- 
len so  eng,  dass  KiinolindAnian  sek 
kaum  durchzuwinden  vermögen  ;  sowie 
nach  starkem  Kecfon  dor Besuch  dessel- 
ben  kaum   anzuratheii   ist.      Af  ImJk'h 
der  Landgrafenschlucht,  bildet  e:>  eine 
Gebirgsspalte,  welehednrdi  ZeneissQng 
der  rothliegenden  FelsenmaaseneDtstea* 
den  u.  durch  Waldbäche  allroälig  ausge- 
spült und  erweitert  worden.  Seinen 
Namen  hat  es  von  der  Prinzessin  Anna 
V.  Oranien,  nachberigen  Königin  von 
Hotlaiidi  welche  188S  das  Thal  be- 
saebto.   Daher  das  grosse  A  am  Eln- 
gaog  der  Dracbenschlucht.   Ueber  dem 
vorderen  Theil  derselben,  der  in  idyTTi- 
scher  Frisclic  prangt  u.  von  einem  mur- 
melnden Bächlein  durchschlängelt  ist, 
an  dessen  Ufer  üppige  Vergissmeinnicht 
biOhen  nnd  stolas'Farrenwedel  nieken, 
schwebt  eine  tief^teaiftthliche  Poesie. 
Um  so  ftberraschender  wird  der  Con- 
trast,  wenn  nach      St.  die  Felswände 
plötzlich  zusammentreten ,  als  ob  sie 
die  Schlussdecoration  der  romantischen 
WaldseeaeUldetea.  Ans  einer  düateiea 
Spalte  braust  efat  kleiner  Waaaerfidl. 
Rechts  (y.nr  Wartburg)  u.  I.  (zur  nahen 
Chnn<!s»^G)  führen  stelle  Pfade  empor; 
in  clor  Mitte  prn nf^t  jenes  A,  und  dane- 
ben, kaum  bemerkbar,  zwängt  sich  ein 
schmaler  Pfad  zur  Brachenschlucht 
hinein,  die  nnr  900  Sehritte  lang,  aber 
so  originell  ist,  dass  man  eine  solche 
„Tyroler  Klamm"  in  Thüringen  kaum 
suchen  sollte.    Jeder  Schritt  hallt  fnst 
j^espensterhaft,  indem  das  unter  den 
Füssen   wcgriesclnde  Bächlein  über- 
brückt werden  .ansste,  nm  einen  Pfad 
durch  die  j&h  aofsteigenden ,  Ton  thau- 


Digitized  by  Google 


545  ö9,  JMe:  ?«n  XiteiMk  nur  H^hmitofttte  mmi  w»A  WOMmBihü.  546 


l^wlMideu  Moos-  und  Flechten tapeten 
überwebten  Felsenriesen    zu  bahnen. 
I>iese  erweit  IUI  sich  hin  und  wieder  zu 
Nischen  und  Hallen ,  denen  die  auf  der 
«admn  Seite  vonpringciiden  F«b«ek«n 
derart  enttpMdien,  tSa  seien  sie  wi« 
Conllssen  auselRander  geschoben;  an- 
»herwärts  hHnj,'eii  sie  »Irohentl  über,  so 
«1.1  SS  kein  Sonnenstrahi  sich  in  die  Fels- 
schlucht Stehleu  kann ,  oder  sie  treten 
mIekEackartig  so  eng  zusemmeii,  diiss 
der-PM  kaiim      4  F.  breit  tot.  End- 
lich tritt  man  aus  der  Ictihlen  Schlucht 
wieder  ins  frische  Waldesgrün  und  bc- 
grQsst  freudig  Licht  und  Wärme.  Nun 
führt  der  Weg  immer  am  Wasser  hin- 
auf durdi  «in  nm  prIditigeB  BUomen 
beflchattetee  Tbftl  In  S  lOii.  sa  einei^ 
«weiten  Felsschlucht,  die  aber  weniger 
grotesk  ist.  Bald  darauf  eine  Weitung, 
aus  der  ein  Ftiss^s-e«^  I.    zui-  C'lmussee 
ansteigt,  so  dass,  wer  keine  weiten 
Fusätouren  untem^men  mag,  den  Wa- 
gen Tör  der  DradtenseUvebt  (auf  der 
Chanssie)  v<  i  läsat  uad  auf  diesem  Sei- 
tenwege wieder  zur  Chanss<5c  empor 
ixoht  (^/^  St.),  oder  umgekehrt.  Später 
über  eine  Steintreppe  zu  eiuem  dritten, 
aber  kun&en  Febendurchgang.  End- 
Ildi  auf  ▼ielen  Stufen  cor  Hohenseane 
mmfiOt.  Der  ganze  Weg  ist  aber  nicht  blos 
dnräh  seine  höchst  originelle  Felsbil- 
<lnng,  sondern  auch  durch  die  Ueppig- 
kcit  des  Pflnnrenwuchses  überaus  in- 
teressaut.    Nur  die  Natur  kann  eine 
soldie  IfaiuiidiCaltigkeit  der  Master  «. 
f^arbensehattirnngefi  erdenken  and  aas* 
fähren.  Die  Laubmoose  bilden  gewohn- 
lich die  Grundf;irl)e,  worauf  die  ver- 
soliiedeiieii  Flechten  (besonders  Loba- 
ria  puhnonaria)  schmarotzend  eingewebt 
sind.  Vom  weissen  Reontliiermoos  sind 
gaoae  Strecken  wie  mit  Seknee  bedeckt 
Daawiscben  die  yerschiedenen  Farren- 
kränter,  besonders  das  immerjrrüneEn- 
gelsttss,  wovon  ganze  Felsen  übei  zof^eu 
sind ,  der  prachtvolle  rothe  Fingerhut, 
die  biaue  Waldcyanc,  das  gelbe  Alpen- 
Yeüehen  a.  a. 

Ton  der  Hohensonne  durch  die 
Hochwaldggrotte  nach  Wilhelms- 
tll«1  (V«  st ).  Kaum  100  Schritte  hin- 
Führvr  durclt  Th&rincen. 


ter  der  Hohensonne  geht  man  bei  einer 
Steinbank  1.  von  der  Chaussee  in  ein 
sclimalcs  Waldtli  il  hinab,  das  mit  wah- 
ren Schau  -  und  Musterexemplaren  ma- 
jestStlsdier  BttditB  bestanden  ist,  die 
wie  Rtesenslnlen  eines  nngehenren  Do- 
mes swischen  den  Felswänden  empor- 
rngen  und  ein  dichtes  Laubdaeh  wölben, 
durch  dessen  Blätter  die  Sonne  in  ma- 
gischen Farben  spielt.  Nach  5  Min.  an 
der  1.  Bergseite  eine  40  F.  hohe  u.  60  F. 
breite  Fetoennisehe,  dnrch  deren  faft* 
grünen  Moosteppich  silberne  Bergnuel- 
len  sickern.  Es  ist  die  *Hochwald8- 
g'rotte,  unter  deren  kühhm  Dache 
einigcBäuke  stehen.  Eine  Waldscencrie 
voll  tiefpoetiscben  Zaubers.  Zur  Lin- 
ken n.  aar  Bockten  führen  Seltenpfode 
ab:  jener  auf  Felsenstufen  in  20  Min. 
zum  Tlirschstein  empor  (siehe  c);  die- 
ser über  eine  kleine  Brücke  an  schroffen, 
abenteuerlich  gewölbten  Felswänden 
bin  und  weiter  imten  mit  dem  Haupt- 
wege, der  Ton  der  Grotte  gerade  ab*, 
wXrts  fOhrt  und  in  20  Min.  beim  Gast- 
hofe  in  Wilhelmsthal  mündet,  wieder 
zusammenstösst,  oder  rechts  über  die 
Chaussee  auf  den  Karthäuser berg  (S. 
54»)  läuft. 

c>ToB  ISMiiMh^mli  die  Luid* 

in^afenschlneht  auf  die  Aohesoime 

(IV4  St.).  Der  gewöhnliche  Eingang 
zur  Landgrafenschlucht  (im  Volksmnnd 
Landgrafenloch'*)  unterlialb  des  Kö- 
nigsteins, an  2  kleinen  Teichen  vorüber, 
darch  einen  Ton  kolossalenFelswSnden 
eingerahmten  Engpass.  Bald  erweitert 
sich  das  Thal,  von  krifitigen  Buchen 
überschattet  Nach  kurzer  Strecke 
steigt  ein  Nebeupfad  an  der  rechten 
Seiteuwand  zum  Königstein  empor  (wie 
8. 541  angegeben).  ^^hldhenimTliale 
nnd  kommen  nach  karaer  Strecke  aar 
Landgraf enhuche  f  die,  vom  Blitz  zer- 
splittert, in  cincTTi  erweiterten  Kessel 
steht,  wo  sich  Friedrich  der  Gebissene 
mit  15  getreuen  Kittem  verborgen  hielt, 
um  mit  Hilfe  seiner  Stief  •  und  Schwie- 
gernnitter  Im  Dnakel  der  Nacht  die 
Wjirtbarg  SU  erstürmen  (8.  G7).  Aach 
hier  klimmen  steile  PlVide  1  empor,  u. 
awar  zum  Badolfsstein  u.  aufs  Breiten- 


Digitized  by  Google 


Ö47  ö2. 


Monte:  Von  £i»eMch  Biv  Hobemimiie  ta/k  ]M«h.Wi11ieljiiftl1i*L  548 


gesclield.    Zuweile^  wird  das  Thnl  <(> 
eng  und  ^vil<l,  dass  sic  h  der  Pronicua- 
denwcg  zwischen   deiu  öchiinnicuden 
Bache  und  den  hoijhstrebenUea  FeUen 
kaum  hindarch  windet.   Hidr  und  ^ 
bängcn  umgestürate  Bäume  malerisch 
über  der  Schlucht.    Wenn  nicht  der 
Kunstweg  un<!  *  iiizelnc  Ruhebänke,  so 
könnte  man  sich  iu  einem  Urwalde  wäh- 
nen.   Bald  treten  die  Felsen  zurück  u. 
umschlipssen  einen  waldigen  Kessel; 
bald  rücken  sie  bis  an  den  vonFanren- 
krautern  und  wilden  Balsarainen  um- 
wucherten  Bnch ,  oder  öffnen  sieh  zu 
einer    tiefizespaltenen  Scitcnschiuclit, 
durch  welche  im  Frühjahr  malerische 
Wasserfälle  berabstfiraen.  Fast  überall 
ein  melancbodlscbes  Halbdunkel,  das 
von  den  in  den  Blättern  spielcndeji 
Sonnenstrahlen  magisch  erhellt  wird. 
So  wechseln  die  Sccnen,  von  der  üppij^- 
steu  Vegetation  umgrünt,  wenn  auch 
nicht  so  wunderbar  grotesk,  wie  im  An- 
nathal,  doch  ua  so  harmonischer  und 
malerischer.  Nach  V«  St.  hat  man  bci- 
nnhe  das  Ende  des  s;nift  ansteigenden 
Thaies  erreicht.    Hier,  bei  einer  star- 
ken, von  Sitzbänken  umgebenen  Buche, 
theilen  sich  die  Pfade :  der  mittlere,  am 
njichsten,  bequemsten  und  schattigsten, 
verfolgt  das  Thal   noch  eine  kurze 
Strecke  und  steifet  c^hnn  an  der  rechten 
Bergwand  durch  herrliclien  Buchenwald 
in  74  St.  zum  Dracheustein  empor; 
rechia  anf  Treppenstufen  an  der  moos- 
bewachsenen Felswand  steil  aufwärts 
(mit  lohnendem  Rfickblick  in  die  Thal- 
schlucht) und  darin  n-^<  h  ^ St.  r.  auf 
.dem  schmulou  (iebirgskiunni  bis  zur 
Weinstrasse  und   zum  JUrachensteiu ; 
liiikf  auf  die  Zimmerburg  und  in  die 
Berge  des  Johannisthales.    Auf  dem 
Hochrücken  des  Beiges  zieht  sich  die 
uralte  Weinstrasse ,  die  wahrsclieinlieh 
die  HandeLsstädte  des  Südens  mit  dem 
Korden  verband,  von  der  Hoheqsonnc 
ins  HÖrselthal  hinab,  und  bietet  nach 
.beiden  Seiten  wechselnde  Femaiehten. 
An  dieser  Strasse  erhebt  sich  1.  ein  Hü- 
gel, dessen  Gipfel  mit  einzelnen  Bäu- 
men bewachsen  u.  durch  eine  Steinbank 
gekennzeichnet  ist.    Es  ist  der  *  Dra- 


clieilBteinj  der  nach  Osten  steil  abfüllt 
und  eine  der  weitesten  Unisicbtt  n  über 
den  ThüringerwAld  bis  zum.  fernsten 
östlichen  Horiaonte  (fittersberg  b.  Wei- 
mar, Fuohstbnrm  b.  Jena  ete.*),  nördlich 
aber  bis  7A\m  Brock^  und  südlich  bis 
zu  den  lihönbergen  gestattet.  Im  tie- 
fen Grund  das  Dörfchen  Mossbach 
Auf  der  Weinstr^itsse  fortschreitend u.  mi» 
an  dem  majest&tlaohen  Bfld  der  Wart- 
burg weidend,  die,  von  den  hesslseheu 
Bergen  überragt  und  scheinbar  auf  den 
Felsen  des  Marienthals  ruhend,  in  ihrem 
vollen  Glanz  herüber  n;viissf,  gelangen 
wir  in  V»  St.  auf  die  Hvhesonne. 

Yoa  der  iHobensoiine  Aber  dm 
Hirsebsteiii  naek  MTiUielnslJuü 

(%  St.y    Bei  der  Hohensonne  kreuzt 
sich  mit  der  Weln.strasse  und  der  wil- 
helmstlialer  Chaussee    der  KemiSteig 
fB  5o.  54).  Im  Winkel  beider  Strasse« 
führt  ein  Promenadenweg  r.  in  den  Wald 
und  naeh  7  Min.  geringen  Anstoigens 
auf  den  freien  Gipfel  dos  *Hir8Cll' 
Steins  (1553  F.),  der  durch  eine  vcr- 
eln^>amte  altehrwiirdige  Eiche  UBd  eim' 
hohe  Wetterfahne  kenntlich.  Nach  allen 
Seiten  ein  wogendes  Meer  yon  Berg  fl- 
Wald,  hier  steil  Mnabgeschluchtet,  dort 
malerisch  über  einander  gctliürmt  X  h?i 
Norden  ist  die  Aussicht  durch  den  her- 
anwachsenden "Wald  g-estört.    IJtn  SO 
reizender  ist  sie  nach  SW.  hinab,  1W 
Wilhelmsthül  mit  seinem  bütaend« 
Wasserspiegel ,  seinen  weissen  HäuseT- 
gruppen  und  seiner  dunkeln  Waldstai- 
fage  wie  ein  Zaubermärchen  zu  Fii?seii 
liel^t.    Steht  man  dicht  bei  der  Kichc, 
so  grüsst  durch  eine  künstlit^l»«  ^^"J^" 
lichtung  das  phantastische  BiM  ^ 
Wartburg.  —  Um  nach  Wilhdaööw 
zu  gelangen  (V,  St.),  wählt  man  entiK^ 
der  den  Pfad,  der  r.  iji  '  ^  St  zur  Hoch- 
waldsgrotte hinub,  oder  den /VifW^^*«»* 
steig ,  der  1.  an  der  Berglehne  hin  aj 
an  stattlichen  Buchen  vorüber  in 
zu  emem  Sitaplata  führt,  den  die  Fnn 
sesitfn  T.Preussen,  Marie  An^^nste  (da- 
her in  der  Felswand  M    A  ) 
'  seiner   reizenden  Aussieht  z\i  ihrei» 
Lieblingssitz  erkor.     Dann  ^"^^ 
i  Walde  über  einen  Wiesenplan  wm  G«««- 


Digitized  by  Google 


549. Mmtte:  Von  Eisenach  zur  Uoheiisonue  und  nach  ^\ilhelnisthal.  5öO 


hof.  —  Will  man  4i«  HochwaMsgrotte, 

den  Hirschstein  nnd  den  PrinTiPSsinsteig 
fxnf  einer  Tour  hosuchon.  «jf^i  stoi^rt  man 
von  jener  Grotte  zum  liirschsto'ni  em- 
por und  geht  auf  dem  letzteren  Wege 
nftch  Wilhelmstfaftl  bisab. 

d)  Yoii  Eisenach  dnreh  das  Jo« 
liaiinisth al  auf  die Hoiiesonne.  Da  s 

JoluLunisthal ,    das   ungeachtet  seiner 
harmonischen  Schönheit  iioth  zu  wenig 
besucht  wird,  war  der  Lieblingsspazicr- 
gaug  der  Herzogin  v.  Orieans,  u.  grenzt 
fast  unmittelbar  an  den  Kartbausgar- 
ten.  Man  geht  unterhalb  oder  oberhalb 
der  W'ascli-  und  Badeanstalt  1.  von  der 
I  i'limssee  ab,  iinfl  betritt  alsbfdd  den 
•  iilyliischeu  TliAlgruud ,  der  vom  Sen- 
gelabaoh  durchflosseii  und  durch  eine 
geichiebtlidie  Erinnerung  merkvrftrdfg 
.  ist,  indem  hier  Friedrieh  dnr  Gebissene, 
trotz  <1or  nachsetzenden  Feinde,  sein 
neu^elHtrencö  Kind  trinken  Hess  (8.  67  j. 
Kine  Suiienschlucht  zunächst  dei%[irei- 
:  tangescheide  („die  Klauaerseliluciit'O, 
I  -worin  ein  dem  Apoatel  Johannes  ge* 
I    wdhtcs  Kloster  stand,  das  von  Albrecht 
d»^m  t"^nartigen   1250  erbaut  und  im 
Bauernkriege  zerstört  T^  nnle,  hat  ihm 
den  Kamen ^  gegeben.     Durch  diese 
Schlucht  führt  ein  Fahrweg  au£»  Brei* 
tengeachetd.  Gleichlaufend  mit  dersel* 
ben  steigt  eine  andere  Schlucht  zum 
Trießgen  Stein  empor,  einer  Felsprotfe 
von  aufr«nender SehTnihf^It.  deren  sch<ni 
im  12.  Jnlirh.  gedacht  wird.   Der  wun- 
j    derschöne  Promenaden  weg  (j,Jäger- 
I    ikig")f  der  hierher  führt  und  nach 
i    verschiedenen   Richfunpen    sich  ver- 
zweigt, er^,(•]diesst  nlle  Reize  des  um- 
fangreichen Thaies  n.  der  angrenzend«Mi 
Berge.    Hält  man  sich  r. ,  so  kununt 
mau  iti  die  Landgrafenschlucbt ,  und 
noch  mehr  r.  aufs  kahle  BreUengeteheid, 
von  dessen  jäh  abschüssigem  Gipfel  der 
BHck  In  das  Labyrinth  der  umliegenden 
Thälcr  u,  zur  nahen  Wartburg  hinüber 
schweift.    Uebrigens  knnn  man  auch 
aus  dem  Maricnthale  an  der  Armen- 
mh**  Torfiber  auf  steilen  Felsireppen 
das  Breitengescheid  ersteigen  u.  durch 
die  „Milchkammer*',  einen  anmuthigen 
Grand  oberhalb  der  Fhantaaiei  den  die 


RudolfsbuTg  (wo  eine  t'25&  von  Rudolf 

von  Vargula  erbaute  Burg  stand)  von 
der  Landgrafenschlucht  trennt,  in  das- 
selbe zurückkehren  .  oder  über  die  Ru- 
dolfsbiirg  (mit  schöner  Aussicht)  in  die 
Landgrafensehlttcht  hinab  gehen.  Ver- 
folgt man  aber  die  Pfkde,  die  aus  dem 
Johannisthal  südöstlich  zor Weinstrasse 
fiihren  .  so  kommt  man  mm  Finstn-U' 
loch,  einer  Felswand  mit  kleinem  Was- 
serfall, dessen  Umgebung  ausserordent* 
lieh  wild  und  einsam,  u.  steigt,  anfangs 
auf  steilen  Stufen,  an  einer  mit  einer 
Bank  umschlossenen  Eiclie  vorbei  zur 
kahlen  Höhe  der  Zimm< rhurg  empor, 
wo  sich  eine  weite  Anssicht  (aneh  auf 
Eisenach)  öffnet.  Von  da  auf  dem  offe- 
nen Bergrücken  der  Weinstrasse,  an 
tinem  Rasensttze(Jagdfriih8tfickspiats) 
,,ArTiswaldmruhf*,  vorüber,  zum  I>ra* 
chen^ttein  und  zur  Hohensonne.  —  Das 
kunstreich  verschlungene  Netz  der  Pro- 
menadenwege, die  zwischen  dem  Marien- 
thal  und  der  Weinstrasse  Berg  u.  Thal 
durchschlängeln,  Ifisst  sich  mit  Worten 
tii cht  entwirren.  Wer  also  eine  bestimmte 
Richtung  zu  einem  bestimmten  Ziele 
verfolgen  will,  mig  sich  lieber  einem 
gaten  Führer  anvertrauen. 

Wendet  m^n  einen  rollen  Tajg  daran, 
um  die  schönsten  dieser  Partien  zu 
sehen,  so  gehe  man  durchs  Marienthal 
und  über  d(M>  Königstcln  ins  Annathal 
und  bis  znr  Hohensonne ,  sodann  durch 
die  Hochwaldsgrotte  wnd  über  den 
KarthÄuserberg  nach  Wilhelmsthal  (Mit- 
tagsrast) ;  rückwärts  aber' auf  dem  Prin» 
zessinsteig  fther  den  Hirsch  stein  (Hohe- 
sonne)  und  auf  der  Weinstrassc  zum 
Draebonstein ,  sod;inn  in  die  Landgra- 
fenschluclit  hinab  und  auf  einem  der 
Seitenpfade  durchs  Johannisthal.  — 

e)  Von  EtseBMil  Uber  Attelieii« 

hach  nach  Wilhelmgthnl.  Jttehen» 

back  (Va  Stunde  nordwestlich  von 
"Wilhelmsthal)  war  ehemals  eineKnpfer- 
schmelzhiitte  und  d.-inn  «-in  Forsthans 
mit  beliebter  Restauration,  wo  man 
vortreiniehe  Fische  haben  konnte.  Dl« 
Lagein  einem  abgeschlossenen rings 
von  Wald  umsäumten  %Viesengrnrtd, 
worin  6  Teiche  blitzen,  ist  Überaus  aumu- 


Digitized  by  Google 


thig.  Von  Eisenach  (iVa  St.)  gelangt 
man  dahin ,  indem  man  den  vom  Ende 
des  Marienthaies  gerade  emporlanfon* 
d«o  Fahrweg  yerfolgt,  toa  dem  man 
r.  einen  lohnenden  Abstecher  zu  den 
Kn^pf eiste ichen  und  in  die  Luisengrotte 
machen  kann,  Dass  man  auch  von  der 
Wartbnrg  auf  einem  reizenden  Wege, 
oder  vom  AnnAthAle  aus  dahin  gehen 
luttii,  indem  man  vor  der  Draehen- 
soUadit  auf  dnem  Treppenpfade  r.  em* 
porsteigt,  S  und  539  angegeben. 
Will  man  nicht  auf  den  Waldwet^:  ^u- 
rückkehren,  so  geht  man  von  den  KuÖ- 
pfelsteichen  durch  die  „güldene  Ffmie" 
tber  den  Bennateig  und  diireh  den  Wall* 
badiagnind  nach  Attchenbach.  Nicht 
weit  von  diesem  Wp'^<^  aTnvrirt«!  noch 
eine  zweite  Luisengrotte  („Saugrotte"), 
nur  V^St.  von  der  Hohensonne  entfernt. 

Noeh'  interessanter  ist  der  Weg, 
wenn  man  dnrdi  das  sehdne  ffearffe»' 
IftoZ  die  Werra- Eisenbahn  verfolgt  CS. 
III),  wo  derContrast  zwischen  nonzeit- 
licher Kiesenindiistrie,  mittelaltt  illcher 
Romantik  und  grotesker  Naturbüdung 
grell  in  die  Augen  springt,  beim  Tunnel 
den  B«rgrfiek«K  ftbersteigt  nnd  entwe- 
der nach  Eppichn  eilen  (r.  der  Bahn), 
oder  sofort  nach  Unkerode  (1.)  hinnb 
geht.  Staunend  steht  man  vor  den 
hohen  Felswänden,  welche  der  Verkehr 
der  Kenieit  durchbrochen.  Hie  n.  da 
Bahnwfirterhftascfaen,  die  das  pittoreske  ; 
Bild  beleben.  In  der  Umgegend  wur- ' 
den  in  neuester  Zeit  die  alten  Kupfer- 
beriL'werke  ersc  hloböen :  daher  die 
bübsclicn  Gebäude,  welche  das  rei- 
send gelegene  Doifdien  E^inchneUen 
schmücken.  Die  Arbdten  sind  jedoch 
wieder  eingestellt  worden.  ~  Ein  hoch- 
gewölbtes Thor  f^estftttet  der  Ellde(Elte 
oderEIna)  und  daneben  dei  Fahrstrasse 
Baum  u.  i>urchlass  durch  den  riesigen 
Hamm,  welcher  swisehen  EppichneUen 
und  Unkerode  das  Thal  überbrückt  (S. 
III).  Von  Unkerode  durch  den  ange- 
nehmen Eildagrund  nach  Attchenbach 
und  Wilhelmsthal  (Vi  St.).  Die  ganze 
Tour  mag  2  V,  St.  erfordern. 

No^  ein  dritter  Weg  nach  Attchen- 
bach: dmebsQeorgenthaiaber  die  Tea- 


feläkauzel,  UoUuuderi  Wüdesau.  imil 
Wagenersberg. 

Wilhelnisthal;  ^e  Endstatio» 
einer  der  schOasten  nnd  grosaartlgstei» 

Naturparke  in  Deutschland,  mit  grosa- 

hcrzogl  Lnstschloss  und  Gastlrof. 

EiitJertMngm :  ^ieeuach  1|,  Buhl»  2«  Lie- 
beoBtein  VBd  Salzungen  8  St. 

Zu  Anfang  dea  vor.  Jahrhunderts  Rtn.T\cl 

In  (lern  idyllischen,  waldumhegien  Wiesen«^ 
gruud«  ein  schlichter  Hof,  WintenbauseB 
b«naaat.  Der  Hersog  Job.  WUlielm 
nach  aber  lies»  allda  einen  v^n  der  Elld» 
bewässerten,  25  Acker  grosseu  8eo  |;rabeu» 
weleh«r  fast  den  ganaen  Tiialkesael  ans- 
fttUt,  und  daneben  mehre  Gebäude  auffüh* 
ren  (1711).    Sein  Sohn,  Wilhelm  Heinrich, 
der  letete  Hersog  v.  Eisenach»  welcher 
Tagt  'vor  «einem  Xade  mit  hftebeteigeiiar 
Hand  noch  40  Stück  Wildprct  erlegt  hatte, 
erweiterte  die  kunstreichen  Anlagen,  vor- 
nämlich  durch  einen  Thiergarten,  den  er 
mit  edlem  Wild  besetst«.  Nun  pflegte  er 
mit  weissen  Zughirschen  spazieren  in  fah- 
ren. Als  sie  aber  eines  Tages  mit  der  Ka- 
rosse fn  den  See  sprangen,  stellte  er  die» 
Vergnügen   ein.     Der    Grossherzog  Karl 
August,  der  Rirh  mit  Goethe  gern  in  Wil- 
helmsthal aufhielt,  verwandelte  den  frau- 
sfietBchen  Oarteo  In  ^nen  engliaelien  Park 
u.  errichtete  die  einfachen  Gebäude,  wolche 
noch  Jetzt  der  grossherzoglichen  Familie 
zum  zeitweiligen  Sommeraufenthalt  dienen. 
In  neuester  Zeit  sind  die  Anlagen,  warn 

Tlieil  nrtrh  Anp^Vie  dP3  Fürsten  Pückler, 
Tuu  der  kunstgeübten  Hand  des  Hofgärtner» 
Jäger  ittlSseaaoh  hannoliisclwr abgerundet 
und  mannigfach  verschSnert  worden. 

Der  Gasthof zum  Auerhahn" (^LfM- 
schel)  liegt  an  der  Strasse  vonEisenach 
nach  Liebenstein  oder  Salzungen,  und 
hat  durch  seine  Spiegelkarpfen,  seine 
„Kunitser  Eierkuehen**  n.  aelnen  ver- 
trefflichen Kaffee  einen  guten  Namen, 
wenn  er  auch  den  Anforderungen,  die 
man  an  das  Hotel"  eines  so  vielbesuch- 
ten Vergnüguiigsortts  stellt,  nicht  ent- 
spricht. Schade,  dass  die  herrliche 
läche  ftm  Ufer  des  von  fremdartieeni 
Geflügel  belebten  Teiches,  in  deroi 
Schatten  Tische  u.  Bftnke  stehen,  ihrem 
Absterben  nahe  ist 

Den  schönsten  T'eberblick  über  das 
herrliche  Thal  mit  seinem  umfangrei- 
ehen  Wesserspiegel,  seinem  amaragdnen 
Wiesenteppidi ,  seinen  Blumenhosket» 


Digitized  by  Google 


553  SS.  dS4.  Route:  Yott  Eisenacli  n.  Hulda,  AUensteiii  u.  Liebeustein.  554 


aad  sein  SU  pHMiti|ffliD  Banngruppen 

hat  man ,  wie  schon  erwJdmt,  Tom 
JTarthäuserherfj  (\'^  St  ),  äon  man  zuerst 
(»n  der  rechten  Seite  des  Sees  hinab  u. 
dann  zum  Wald  hinein)  besteigen  sollte, 
«m  das  Tolle  BUd,  Ton  einem  unaas- 
«pMcidiclieiiLiflbraiaTerkUIrt,  in  seiner 
ttMinMclienden  Schönheit  zn  bewun- 
dern. Vom  Karthäuserberg  geht  man 
sodann  über  den  unteren  Teichdamm, 
wo ,  unfern  eines  rauschenden  Wasscr- 
U^Mf  dUm  wtisMtt  HIuBer  am  glänzen- 
den Wnsserspiegel  tllieraiis  malerisdi 
gruppirt  sind  und  das  schOnete  Lttid- 
schaftsgemalde  im  grOnen  Rahmen  und 
•  mit  perspectivischem  Hintergrunde  vor 
die  Blicke  zaubern.  Seitwärts  eine 
wirtliachnftlldhe  ßehioemerei,  —  WUi 
man  jedoeh  TOm  Kartfiliuefbetg  ab* 


seheni  so  tritt  man,  dem  Gasthof  gegen- 
über,  alsbald  ta  cUe  offenen  Parltanla- 
gen ,  die  sich  um  den  See  and  am  die 

fürstlichen  LfiiidhSnser,  die  symmetrisch 
zwischen  Baumgruppen  und  Blumen- 
au lagen  zerstreut  sind,  harmonisch 
gruppiren.  IMe  mit  Qlas  überwölbte 
Säulenhalle,  wekliedea  scIiSnen  Speise« 
saal  mit  einem  Payillon  verbindet,  ge- 
stattet eine  freundliche  Durchsicht. 
Seitwärts  der  prunklosen  Gebäude  ein 
grosses  Brunnenbecken,  von  uralten 
iwadktoolle»  Flditen  llberseiiattet  Anf 
dem  See  eine  statlUdie Bisengondel  mit 
Radrudem,  die  in  Abwesenheit  des 
Hofes  zur  Wasserfahrt  benntst  werden 
kann. 

Von  WiUMmtthal  mich  AlUtutei»  m.  Lieben' 
«M».-  8.  810;  aaok  JMUa;  8,  091. 


53.  fionte:  Von  Elseiutcb  nach  Bnlda. 


a)  Ueber  Wu(ha  (Eisenbahn),  forapod», 
TAoi  und  ire»%eiM(et»  (3  St.):  S.  SOI. 

h)  Gewöhnlicher  Fussweg  durch  das 
Krimmaltikor  (zwiachen  Felsenkaller  n.  Kr- 
holung-^garten)  über  die  Göpflskuppe  und 
JlfoM&acA  (2|  St.),  von  Tourisien  selten  be- 
jr*ns«n,  weil  er,  wenn  aoeli  für  den  Geo* 
g:uoston  nicht  aalatereisant,  doch  ohne  be- 
aoudero  Reiz«  und  meist  schattenlos  ist.  — 

c)  Ueber  dio  Mohc»oime  {zu  Wagen  u.  su 


FuSd),  mit  Abslecher  auf  den  Hirschsteta 
(8.  und  auf  den  Wachsteln  (S.  404); 

Uder  auch  über  Wilhelnulhal.  Sonder  Zweifel 
der  interessanteste  Weg,  da  man  auf  dem> 
selben  ohne  crhobliche  Umwege  (über  die 
Wartburg  u.  entweder  dnrph's  Annathal  oder 
durch  die  Landgrafeiuichlucht)  riele  der 
reizenden  Punkte  fcerihhrt,  dl«  in  voilgar 
Itonte  geechildect. 


54.  Bonte:  Von  Eisenach  nacli  AlteBstein  und  Liebenstein. 


Die  gewöhnliche  Fahrstrasse  (ehe- 
maiiga  Poetotrasse)  über  die  AiJhefoane;^ 

WUheltnsthal ,  Ktterwinden ,  Waläßsch 
und  Chimpelstadt  (5  St.):  S.  340.  Fast 
noch  schöner  und  nnndestens  eben  so 
nahe  dieRennsteigsstrasse  von  der  Ho- 
ÄCMonne  über  den  Glöckner  bis  zum 
^^aOach  (8.  499)*,  and  dann  aaf  der 
rublaer  Strasse  nacli  Altenstein  oder 
Liebenstein.  Zwar  kommt  man  auf 
diesem  Wege  niclit  nach  Wilhelmsthal; 
■dafür  wird  man  durch  andere  Punkte 
um  so  mehr  entschädigt,  als  die  Strasse 
▼on  WiUielmsthal  bis  Altenst.  siemlich 
^^nfSrmig  ist,  während  sie  von  der  Ho- 
hensonne über  den  Glasbach  fast  unab- 
lilssig  einer  reisenden  Farkstr.  gleicl&t 


Man  verfolgt  die  hier  chaussirte,  obwol 
da  a.  dort  etvras  Yemaeblissigte  Benn- 

steigsstras8e(WegnachBah]a)  Aber  den 
Todtenmann  (Abstecher  zum  Wack- 
stein,  8.  503)  nnd  am  Jubelhain  vorbei 
(S.  502)  bis  zur  Aschenbrücke  ,  wo  die 
Strasse  nach  Buhla  1.  abläuft,  während 
der  Bennsteig  an  der  „  Thüringer  Bravt" 
(S.502),  und  den  Rühler  Häuschen  vor- 
über geht,  wn  sonst  pinir^c  Trcbände 
Standen,  darin  sich  die  Kurfürsten  und 
Herzöge  von  Sachsen  zur  Zelt  der 
Hirschbrnnft  und  Anerhalinsbalze  anf« 
hielten.  AlMteeher  auf  «nem  r.  abge- 
henden Rasenweg  zum  1990  F.  bolMn 
Ottmcald  (nur  6  Min.  nntforBt),  wo  man 
T<m  der  Ottowaldawiese  (bei  der  Erd* 


Digitized  by  Google 


555  ^.dö6. Saute:  YeiEiwiinacliii.'SftlznBg.,  Neiieili«f^  BrasdaiBbiiTg:»  55S 


hütte)  WiUielmsthal  n.  Wartburg  sieht 
(S.  500),  wahrend  der  >I(nssncr,  der 
Brocken  und  andere  Berge  den  fernen 
Hintergrund  bilden.  Ueberau  eine 
Forstkultor,  dio  mit  dem  Ntttsliclien 
das  Schon«  su  verbinden  weiss«  Ein 
Glanzpunkt  dieses  "Weges  ist  der 
Olüekner  (S.  499),  jenseit  dessen  die 
Strasse  von  Ruhla  nach  Aitenstein 
(über  den  Glasbach)  rcdits  hinab 
l&aft.  ~  Macht  man  die  eben  so  in- 
teressante, ^Is  schöne  Tour  zu 
und  will  auf  den  Gl«")!  im  r  ver/.ichteu, 
so  geht  man  von  den  Jviihler  Häuschen 
r.  auf  einem  ]i,a.scy\ve;i;  in  Va  St.  zur 
kahlen  Vogelheide  (Ö.  500;,  wo  eiii  höl- 
zernes Haus  („der  Auerhahn")  steht, 
und  freut  sich  der  reichen  Aussicht  auf 
die  nahen  und, fernen  Bei^e.   Von  hier 


durch  das  reizende  Gebii^thal  (Schvrei- 
naer  Grund),  das  sich  bis  Glücksbrunn 
hinzieht  (S.  340;.  Dieser  Weg  ist  zu- 
gleich der  nächste  von  Eiseuach  nach 
Altenstein ,  denn  ein  gater  Fnssgänger 
legt  ihn  in  derselben  Zeit  auruck  (d — 4 
St.),  die  ein  Wagen  anf  der  Chauss^ 
über  Wilhelmsthal  gebraucht. . 

Ucbrigens  liegt  Ruhla  dieser  Honte  BO 
nalie,  da^^  mau  den  Besuch  dieses  intere«- 
santen  Fleckens  leicht  damit  verbinden 
kau«,  entweder  ftber  Wutha  und  Thal,  otar 

über  Hohesonno  und  Wachstoin«  oder  mit 
einem  grösseren  Absteclu  r  iibt-r  WiU-elniä» 
thal,  wie  oben  angegeben.  Von  liulila  nach 
Altenstein  und  Liebenatein  (S.  497).  D«r 

Umw»'p  ist  litflir  Tii-ilcutend  ,  indi  m  man 
von  Eiäenach  über  Jiuhlit  nach  Altes^teiB 
auch  nur  5  St.  zurückzulegen  hat. 


55.  Route:  Von  Eiseiiacli  nacli  Salzungen. 


In  der  Bogel  benutzt  man  diQ  Eisenbahn 
(Morg.  7,  SS;  Nachm.  S,  16;  Ab.  7,  15),  und 
erreicht  für  2n,  15  oder  10  Sgr.  das  Ziel  in 
\  St.  (S.  110  lind  III).  "Hie  ehemalige  Pf>!>l- 
t^tra^ic  dagegen  geht  über  Wilhelmsthal, 
Etterwinden,  Waldfisch,  Gumpelstadt  (wo 
1.  die  Strasse  nach  Glücksbrunn,  Aitenstein 


und  Liebeustein  abzweigt),  Witzolrode  und 
Kloster  AUendorf  nacb  Salaunffen  (7  8t). 
Indessen  kann  man  auch  von  "Wifzclrode 
einen  Abstecher  (Cliauss6o)  über  Möhra 
(R.  58)  machon  und  von  da  über  Noueodurf 
und  Kloster  AUendorf  nach  Salx.  febnn 
(1  St.  weiter). 


56.  Nebenroute:  Ton  Eisenach  naeli  Nenonhof  nnd  auf  die 

Brandenburg. 


Das  Werralhal  zwischen  dem  Dorfe  Hör- 
schel and  dem  JUarktflecken  OerBtnugen» 

welclies  von  der  Thür.  Eigonbahn  durch- 
schnitten wird  (S.  108),  ist  so  aDgenehni, 


besuchen  kann.  Im  Dorfe  ein  stetä  geoü- 
netar,  sehr  seliOncv  Fattk  des  Hetm  tob 

Kotonlion;  daneben  ein  Casthof;  in  der 
Gutswirthschaf  t  herrliches  Rindvieh,  belieb« 


daes  ein  Ausflug  daliln  schon  deshalb  su  ter  Backsteink&se ,  und'  in  einem  nahen 
empfthlen  sein  dfiifte,  weil  man  sich  nach  ■  Gobirgsthalo  eino  von  dem  ohemaligeu  Be- 
langeren Wanderungen   im  Gebirge  auch   sitzer,  Hrn.  v.  Kicdesel,  höcht  sweckmäasig 


wieder  in  freundliche,  lachende  Umgebun- 
gen sehnt.  Gute  Ohanss^  durch  das  lieb- 
liche Hörsclthal  (zur Linken  die Eiscnlabn) 
fiber  Strdt/eld  nach  Iffirfschd  (I4  St.),  wo  die 


angelegte  Wiesoubewässerupg. 

Sin  StQndchen  weiter  an   der  Werra 

hinaufdie  liorlu  a.L^oiidpii,  malerischen  Trüm- 
mer dor  Brandenburg^  auf  einem  nahen 
Uörsel  in  die  Werra  mündet  und  der  Thü- 1  Bergkegel,   au  dessen  Fuss  die  Str.  nach 
ringerwald  seine  westlichste  Grensmarke  £a«dbrmie»  ▼erbetlftnft.    Und  ewar  steodsa 

^i^t  ("R.lOni-    Bf  achtenswerth  die  p^rossarti- llii«'!-  2Burgen,  durch  eiuoSchlnclit  gotn^'unt^ 


geu  Arbeit«n,  dio  der  Bau  der  Eisenbahn 
erfordert  hat  (S.  108),  n.  diestattl.  Eisenbalin- 
brücke.  Von  Hörschel  bis  Keuenhof  }  St. 
Auf  einer  bewaldeten  Anho!ie  I.  vor  dem 
Dorfe  ein  vielbesuchter  Felsenkeller ,  mit 
selbstgebrantem  Tortrefflichen  Bier  und 
kostbarer  Aussicht,  don  man  sogleich  von 
der  Strasse  aus  (zu  Wegen  und  zu  Fuss) 


die  seit  dem  14.  Jahrh.  ihre  besondere  Ge- 
schichte haben.  Die  östliche  mag  die  um- 
fangreichste gewesen  sein,  wie  ilirc  gross- 
artigen  IMaufTrcsto  und  tiofcn  Gewölbe  be- 
zeugen. I>le  Zierde  der  westlichen  liaine 
aber  ist  ein  Tharm,  der  gegen  00  T.  im 
Umfang  und  noch  80  F.  in  der  Höbe  misst. 
Die  Grafen     firandenbanK  jwaren  in  alter 


Digitized  by  Google 


557     37.  B9^:  Von  Eisenacli  n.  Kreuzbarg,  Ueldrastein  a.  Treffurt.  55Ö 


Zeit    ein    l>erahmtes   DyuastangescTileefat,  i 
de.S8en  im  „Singcrkriec  ufWarbtjrc"  gedacht 
ist.    Mit  dorn  Tode  Ludwin^si  d«8  Heiligen 
(tSKh  ^  Bwkterd     Bm4eid>.  Ina  ge- 
lol'fn  T,;ind  begteitete,  verlor  os  dio  Burg- 
grafeuwürde  uud  trat  noch  vor  Knde  de» 
18.  Jalirli.  in  die  lieilie  des  ni«deren  Adels, 
indem  os  seine  Stanimburn;  VWitBlserto  und 
auf  dem  stolzeti  AlmenBvhloss  nur  ein  bo- 
i»ohßiden«»  Bwglelm  behielt.    Seitdem  bat 
der  Bttflito  öfiwrt  geweoliMie.    Dm  Ober- 
haus (die  östliche  )lHlft<  i  gehört  seit  1414 
iler  uralten  Famflio  v.  Iff  rd.i     Dom  Utitcr-  ' 
liAUS  piler  div  Vurdnrburg  j^t  jetzt  grut»«»»  ; 
bersogL  SteatseigettlhttM.  Ms  smm  BOjehr.  | 
Krieg  waren  brido  Bnrgun  bewohnt,  ver- 
udeteuabeJC»  aU  iluroBoMiatttc  iMich  Lauch-  > 
rödem  fibeniedelte«.  Das  Vnterfangen,  die  ' 
«ftattliabea  Ueberru^itu  zu  anderen  Bauten ' 
zu  vcrwend'  ii,  i-t  wii-  lt-r eingestellt  werden.  ' 
—  Au^  dem  kahlen  Hügel  eutCaitet  sich  ein 
ClMide'Ldn'ainsehee  jUttodeoliaftabild.  N«cb 
unifassondor  iät  die  Aussiebt  Tom  sagcnnm- 
klungeueu  (!'-riii<i^sfein,  dem  nord ^östlichen 
ifeitenadt   üan    Thii  ringet- WMidc^,    der  die 
Braodeabnvg  ftherragt.  Dm  weite  Tb«l,  von 
den  mäandrischen  KriinnnunKon  dos  Wcrr.i- 
flusses  lUid  dem  äuhienengoleiüe  der  Jsüüun- 
babn  darcbzogen,    vergegenwärtigt  eine 
schniachvoUe  I'^pisode  der  deutschon  Ge- 
schichte    Kaiser  Ileinricli   TV.    lüitte  1070 
die  äacJiäcn  und  Thüringer  uufs  Haupt  gc- 
eeldagen  (S.        Bireii  fleMndteiiit  «^to 


Frieden  baten,  ward  Loben  und  Freiheit  zu- 
gesichert. Sie  niibten  dem  kaiserlicTmn 
Tlirone,  welchen  der  stolze  Uerr  am  Ufer 
der  Werr»  enfgeselilegen  bfttte,  wftlirend 
die  .SpeiMC  seino^?  Krlngsvolkcs  durch  das 
Thal  blitzten.'  Daher  noch  jrf/t  ein  nfihes 
Dorf  „Spichra"  (Splehr)  genannt  ist.  Als 
aber  die  gedemtttbigten  Firttem  lÄid  HeriwD 
aufs  Neue  ihren  Huldiguitgsoid  ablegen 
woUteU)  ber^'schte  ihnen  der  Kaiser  zu: 
„Wart  da«(!  und  tebluff  efe  in  Fesseln.  Dnd 
das  Dorf,  das  an  diesi  i-  -^^tÄtte  gegründet 
ward  tiud  nur  durch  die  Werra  von  Neuen- 
huf goschiedeu  ist,  heisst  „Wartha".  Am 
weetlicüben  Vuese  der  BModenbtyrg  Hegt 
LaKchri'nlen,  wo  die  Familie  von  Herda  jetzt 
ihren  ii^delsitz  hat.  An  der  jenseitigen  Thal- 
wand die  grossen  hessischen  Ortschaften 
Herlcshausou  und  VommeDi  iiber  wel<dfem 
dit^  Hiiiiie  Brimdenfids  emporrapt.  S«'it- 
wärts,  zwischen  dem  oberen  und  unteren 
WemUbaii  der  teage,  eelteam  aerfcl&flM« 
Kiel/or$l  (1300  F.),  ein  pittoreskerHöbenSHg 
mit  weiter,  prächtigpr  Anssfrht,  nber  voll 
wüden  Gebüsches  und  schwor  /.ugangiger 
SteiBkiafte.  Hinter  demeelben  die  niobt 
si(liM..ire  Stadt  Krcuzburpf.  —  Dio  ganze 
Gegend  hallt  von  tragen  und  Marcheu  wie- 
der Cm  Fptchra  herum,  besonders 
im  grossen  Brdfall  am  8patenberg,  findet 
man  die  sog.  „WichtolpfciiniKe" ,  runde, 
platte  dtuinchen,  womit  das  Zwergvölklein 
des  WicbtehaanBcben  gespielt. 


57.  Ne))6iiroüte :  Von  Eisenacli  nacli  Kreuzbnrg»  aof  den 
HeldrasteiB  und  nack  Treffart. 


Post.  Nachm.  f?»  Uhr  nach  Krenzburg; 
Tre£furt,  Wanfried,  Escbwege.  —  Will  man 
die  Cbanssfte  Yermelden,  so  khUn  man  tlftier 
Stedtfeld,  Spichra  und  Willu  1Tn^gliIcks- 
broni!  'i  if  h  Kreuzburg  gehen  (vor.lt.). 

Kreuzburff  (Oreutzburg),  3  St.  von  £ise- 
naeb,  die  wostticbirte  OrensstadtdesOross- 
herzogthums  Weimar  mit  1070  Einw. ,  in 
ofnon»  romantisclien  ,  baumdurchblühten 
"Winkel  des  Werrathnlos,  wo  sich  der  Fluss 
dnreii  stelle  Kalkstcinfblsen  einen  mtthsa. 
men  Weg  gebahnt,  ünmittolbar  vor  der 
schon  1225  erhauten  stattlirlien  Werra- 
brfieke  steht  die  kleine  Lih^rimlirche,  ein 
beachtenswortJie.s  Denkmal  gotlilscber  Bau- 
kun?«t  (vom  ,T.  llfKii.  GegiMiiibor  thront  auf 
einem  i^olirt  cniporrageuden  Fel--«kopf  die 
alte  Krensbnrg,  eine  ehemalige  Ztrcighorg 
der  Wa  i  il-m  (zum  Sommoraufenthalt  des 
Iand:rr!itL  Hofe«!'*!,  nnrh  wld  erhalten  und 
zum  Theil,  alb  Sitz  des  Justiz-  und  Becb- 


nungsamtes,  modcrni'irt.    Die  Manom  «nr 
Keuntniss  der  alten  Befestigungsweise  lehr 
reich.    Der  Blick  von  oben  herab,  wenn 

auch  nicht  woitumfassend,  ist  überaus  er- 
quicklich. Hier  soll  ursprünglich  eine  von 
Bouifacius  erhauie  Kapelle  („die  Kirche 
des  heiligen  Krenses")  gestanden  haben. 
Sp.it^  r  ward  ein  "Minoritenklostor  daran?, 
das  Ludwig  der  Eiserne  1170  in  eine  Burg 
verwandelte,  worin  die  laudgräfliche  Fa- 
milie snwellen  resldtrte  und  Hermann  II., 
Sohn  der  In  il.  Eli.sabeth,  der  hier  geboren 
wurde,  sein  jungesLeben  12i2  durch  Giftmord 
endete  (S.  03).  Dio  bedeutendb  Bolle^ welche 
K.  in  der  thfir.  Geschicbto  spielte, nnd  dio 
Eriiinrriingpn  einer  lOnOjähr.  Vergangenheit 
mit  einer  grossen  Ueihe  mannigfacher  Ge- 
stillten nnd  Scenen  h&nnen  wir  nicht  wei- 


<■)  E.  Hetiüager,  Sagen  ans  dem  Werra« 
thaJ.   Eiseuach  1841. 


Digitizöd  by  Google 


tor  Terfolgen,  nnd  noch  weniger  deu  Sa^en- : 
scbleier  lüften,  der  Berg  und  Thal  umhüllt. 
—  Die  bei  Kr«uah.  liegende  Saline  )f't7A«im«* 
gHieMfmmm  Ist  «laipBgmBKwi ;  di^^^en  Ist  dn- 
selbst  eineKunstmnIile  im  Gang«,  dt«  dlMB 
starken  Mehlhaudel  fördert. 

Wir  Terfolgen  dio  Strasse  nach  Cassel, 
VMi  dMT  tleli  lUMli  1 8t.  «liia  andev»  r.  vacfh 
Treffurt  wendet.  Ungl»  K  li  näher  iat  der 
Fu88weg  über  die  Berge.  Wer  deu  ^Hel- 
lenteiB  (tleldraateiu)  besurlien  will,  steigt 
von  Foilsrod«  od«  von  Sekmellmmtulkmtten 

I.  ^iim  wnl(1bPwnr1ispTi rti  Berp:  cmpnr.  Je- 
ner Weg,  den  mau  wohnlich  auf  einem 
Italterwageniarfteklegt,  ist  weiter  und  ein- 
förmiger, di«0«r  steiler  und  beschwerlicher. 
Plötzlich,  wenn  du  die  10(K)  F.  ühor  dpm 
Werraspiegel  emporragende  kalksteiufelsige 
BMgwaDdarklfmmthast,  Behrsekt  dein  Fuss 
Tor einem  furchtbnr  j&hen  Abgrund  zurück, 
während  das  Auge  mit  Entzücken  auf  einem 
Iiandschaflsbilde  ruht,  das  wie  mit  einem 
Steaberschlage  Tor  den  tnmkaaieB  Bildton 
ausgebreitet  i.st.  T>f  r,  I^  rg,  so  charakteri- 
•Usch  geformt,  das»  mau  ihn  in  weiter  Feme 
toteht  vnteraebeld«!,  lillt  in  einer  Längon- 
ausdehnung  Ton  elaer  halben  Stande  wie 
einp  lotlirechte  Mauer  ins  lachende  Thal 
hinab,  und  ist  so  oigenthümlich  gebaut, 
dMt  du  nidtt  im  Stande  btot,  einen  lelcb. 
teren  Gegenstand,  B.  deine  Hlltse,  in  die 
Tiefe  hh>r\}y  zu  werfen,  well  ihn  de  Luft- 
zug immer  wieder  anf  die  Plattform  zurfick- 
webt.  Der  beliebteste  Standpunkt  ist  die 
„Ausaicht",  ein  freierRasenpIntz,  von  einer 
Buche  beschattet.  Die  Städte  Treffurt  und 
Wanfried  umkränaen  das  wundervolle  Ge- 
nilde, im  Hintergrnnde  die  Bmtnifne  Nord- 
mnnnstein  ;  welter  hinaus  dns  Eichsfeld,  der 
PosMutburm  bei  Sondorshautien  und  daa 
Haisgebirge  mit  dem  Brocken.  Im  Vorder- 
grund üppige  Wiesen  und  Felder,  TOn  den 
Scblangenwindungender Worra  durclMitzt ; 
da  und  dort  ein  freundliches  Dorf,  nanu  ut- 
Heb  Heldra  nnd  hinter  Wanfried  der  kegcl- 
rörmige  Gohülfensberg  mit  der  vielhesurb- 
ton  Wallfahrtskirche  Mariahilf.  Westlidi 
der  gewaltige  Meissner,  und  im  Rücken  der 
Thfiringerwald  mit  der  Warttmrg,  näher  die 
Ruinen  B(iynchnrg  und  Brandenfels.  Geht 
man  bis  sum  östlichen  Berggipfel,  so  ge- 
wahrt man  tiefe  Schluchten  nnd  breite 
Spelten,  in  welchen  der  immergr&ne  Taxus 
wurzelt  und  der  scheue  Uhu  hor«tt  t  In 
einer  dieser  Klüfte  soll  ein  Räuber,  Kamen» 
Henning,  ge)iau«t,  der  wilde  Bitter  Her- 
mann y.  Treffurt  aber  mit  seinem  Rosse  zur 
Jähen  Felswand  hinnh  j?«'Sprcngt  und  dann 
in  ein  Kloster  gegaugeu  dein,  weil  ihn  die 


hellige  Jungfrau,  die  er  beim  ffrauslg^^fi 
Sprunge  um  Oilfe  aogernfim,  wunderbar 
gerettet  habe. 

Ton  KrensiMU«  t,  ScIineniiMans. 
hiaeen  1  ^t.  entff^rut  das  preuss.  Stadtcbeu 
Treffirt)  von  der  gewaltigen  fiuine  des 
Nordmmnsteim  (Normannstein)  romantiscli 
ftbemegt.  Die  Stadt  mit  liiren  st«ilcin  Stras- 
sen und  altersgrauen  USiiJ^r-rn  ,  auf  d^r 
einen  ^Seite  an  die  schroffe  Ber^^wand  ge- 
klammevt,  anf  dw  anderen  toh  der  ▼ena 
benetzt},  vermng  nicht  lange  au  flNMbi* 
Ein  «»toih'r  Zfckzackpfad  windet  «'ic'h  mm 
NordtnantuUtn  hinauf,  dessen  unifängUcbe 
Maoeiik  Ibtt  Me  mr  ^tadt  lter*1>reicber 
Eine  der  schönsten  und  gewaltigsten  Burg 
rnlnen,  die  man  sehen  kann.  Man  staant 
ob  dieser  kolossalen  Mauerreste,  dieser 
rieeenbaflen  Tbftrme,  davon  einer  mit  S 
Ellen  süirkf  n  Majiern  noch  100  F.  empor- 
ragt. Iiier  »ollen  sich  in  uralter  Zeit  die 
Normannen  angesiedelt  haben.  Die  Herreu 
Ton  Treffurt  aber,  deren  Marne  In  der  tbir. 
Geschichte  einen  p:(  hä88igen  Kl^nr  ?  nt. 
würdigten  die  stattliche  Bai;g  au  einer  Bau- 
berberberge  herab,  hl»  Ihre  M acixt  nnd  Ihre 
Teste  gebrochen  ward.  —  Die  ▲wesicht  tod 
der  Höhe  ist  nm  Bchonsten  zur  Zeit  der 
Baumblüthe,  weil  die  ganze  Umj^egend  ein 
groeter  Obstgarten  tot  nnd  beaoiideni  mit 
Klraeben  einen  bedentmden  Handel  treibt 

Fl9ru  von  EUe^ach  und  dar  Umgegend. 
Aeomi  Calamns.  AdoxaMoicliatelliMi. 

AlÜTini  fnllax.  Alopecurus  fulvus.  Althaea 
hiräuta.  Anthericura  Liliago.  Arabis  brai- 
sicaeformis.  Arum  maculatnm.  Asperugo 
procumbens.  Aster  Amellne.  Aatngalm 
Ciccr.  —  Brj-oiiia  diolca.  Butomus  umbel- 
latus.  —  Campauuia  cenricaria.  Centaurea 
montan«.  Cephajantbera  entifolla.  G. 
rubra.  Oeratophyllvm  submersum.  Chry» 
santhemum  segetum,  selten.  Circaea.  «Ipina, 
0.  Intermedia.  C.  lutetiana.  Cirsium  erio- 
phomm.  Coteneaater  Tnlgarla.  Oyptlpe- 
dium  Calceolus.  —  Datura  Stramonium.  Den- 
tarla  bulbifera.  Dianthus  Anneria.  D.  cae- 
itius.  D.  prolifer.  D.  superbus.  Digitalis 
grandlflora.  B.  pnrpnrea.  Dlpeaens  pilo* 
8U8.  —  Epiniedlun»  alpinuni.  Epipacti^  pa- 
lustria.  Krysimum  crepidifolium.  £.  re* 
pandum.  Euphrasia  lutea —  Gentianacam« 
pestrIa.  O.  cmciata.  Oeranlnm  Incidnm. 
G.  pyrenaicum.  Gagea  saxatilis.  Glaux 
maritima.  Uljueria  spectabiUa.  —  Helleborus 
niger.  H.  viridis.  BeUcbiyanm  nMnaainm. 
Hypericum  pulchrum.  —  Irls  pnpeüla.  L 
sibirica.  —  Lactuca  Scarlola,  selten.  L. 
Tirosa.    Libanotis  roontana.    Lilium  bulbi- 


.  kiui.ud  by  Google 


561  ÖS.JiotUe;  YoiiMark8ahläb.Möliraod.Fraaen6eeuacli  )Saizungea.  562 


Xilnmti»  OjintMlsHa.    I».  striata. 

liithospermum  purpureo-oooriil<»nm.  Lychnis 
diorna.  —  Malva  Aicea.  Melica  ciliata. 
M.  nnli«!«..  Mwcarl  betvjoldet.  Hyrlo- 
phyllum  TerticiUatam.  Neottia  Midns  aris. 
Nepefft  riatarla.  —  Ophrys  imisrifera.  Or- 
chls  coriopUora.  0«  fusoa.  0.  laxiflora.  O.  mili- 
terl«»pall«M.  O.Mmlraebia.  O.tMtvIata.  Or- 

laga  grandiflora.  Omithogalonnnmbf  llatum.— 
Oxyi-occus  palustris.  —  Physalis  Alkekengi. 
Puattudelica.  Fotaniogeton  perfoHatus.  Po' 
teffttniacüierea.  P.proemnbeas.  Pyrola<Ail6- 

<—  Sagina  nodosa.   Sai^tturia  angiitaefoUa. 


Salria  sylvestris.  B.  TwUoiltate*  Sambncns 

Ebulua.  S  rrirf^mosa.  Saponaria  officina- 
Iis.  Sapouaria  Yaccaria.  Spartium  scopa- 
ritm.  Baxifrag»  iridaetylidai.  Bclrpni  n*- 
ritinios.  Scrofularia  Ehrbarti*  Sedum  b<H 
lonlenae.  S.  refloxum.  S.  s*»mpprvlYuin.  8. 
soboiifernm.  S.  vUlosam.  äium  latifollum. 
Borbiii  Aria.  0.  bybrida.  8.  tomlnalli. 
Specularia  bybrida.  Spirantlies  antumnalia. 
—  Teesdalia  nudicaulia.  Teucrium  «coro« 
donia.  Trieutalis  europaea.  —  YeronioaBux- 
bMuntl.  Y.  longifoUft.  Y.  opaca.  Yieia 
yi?3iform!s.  Tiola  «TttiiMrla.  Y.  Mflor»  (An* 
natbal;  selten). 


IV. 

Seitenrottteu  you  der  Werrabahn  aus. 

S8.  Boute:  Von  MarksuM  über  Möhra  oder  über  Frauensee 
und  den  Kraynberg  nach  Salznngen. 

JSüenbahnfahrt  von  Marksuhl  nach 
Salzungen;  S  Hl  und  112.  —  Steigt 
man  auf  dem  marksuhl.  Bahnhof  aus, 
um  zu  Fuss  nach  Möhra  zu  gehen ,  so 
führt  der  nächst«  Weg  (iVa  St.)  über 
Borkhardtrode  und  Ettenhausen.  In- 
dessen empfiehlt  sich  ein  Abstecher  auf 
den  1247  F.  hohen  Milmesherg ,  der 
*/j  St.  östlich  vom  Bahnhof  CTitfenit  und 
durch  einen  thurmähnliehen  Baum  (vom 
Volk  die  „Salzanger  Botenfrau"  ge- 
nannt), der  seinen  kahlen  €H{>felkr9nt, 
kenntltch  ist.  Ein  wahrer  Luginsland^ 
von  dem  mau  eine  prächtige  Uebersicht 
fiber  das  wellenförmige  Hügelland  des 
Buntsandsteinsgebietes  hat.  Vom  Mil- 
mesbei^  über  den  Wackenhof  u.Kuplcr- 
suhl,  wo  LmthefS  Vater  als  Steiger  ge- 
arbeitet haben  soll,  durdi  den  flachen, 
wellig  umrandeten  ,,Moorgrund'S  der 

durch  Abzugsgräben  trocken  gelp<rt  u. 

mit  Ausnahme   weniger  SumpfstcUen 

urbar  gemacht  ist.    In  der  Umgegend 

ehedem  starker  Knpferhergba«.  In- 

iritten  dieses  Ghmndes  liegt  *M4^]ir% 

„das  protest.  Nazareth",  ein  armes  mei- 

ning.  Dorf,  worin  Luthers  Eltern  wohn- 


ten, bevor  sie  nach  Eisleben  fibevsiedel» 

t«n  (1483).  um  sich  dort  vom  Bergbau 
zu  nähren,  der  in  ihrer  Heimath  nicht 
mehr  ergiebig  war  *),  Als  der  Kefor- 
mator  auf  seiner  Biickreise  von  Worms 
in  Mdhra  suspraeb,  soll  er  am  4.  Mai 
1520  unter  einer  Linde  allda  gepredigt 
haben,  weil  das  damalige  Kirchlein  zu 
klein  war,  die  herbeiströmende  Volks- 
menge zu  fassen.  Auf  dem  freien  Platze, 
den  jene  längst  erstorbene  Linde  sonst 
bescbatAte,  ist  am  S5.  Juni  18<(1  ein 
Endeitihmal  im  goth.  Styl  errichtet  wor- 
den, wozu  der  Baurath  Döbner  in  Mei- 
nintren  den  Entwurf  und  der  dasige 
Bildhauer  Müller  das  Modell  lieferte. 
I>ie  kolossale  Statue  des  Keformators, 
in  der  sieh  Seelenruhe,  Gharakteirfestig- 
keit  und  Gottergebenbeit  ausspricht, 
vergegenwärtigt  die  Idee,  wie  Luther 
mit  seiner  Lehre  auf  dem  Evange- 
lium steht.  In  den  Eeknische;»  des 
Piedestals  die  vier  Evangelisten,  auf 
drei  Wandflächen  Hauptbegebenheiten 


♦)  A.  W.  Mmer,  Pr.  M.  Lulhw  w.  lela 
Slammort  Mdhra. 


I  •  •» 


biyilizüü  by  GoOglc 


563  öS.  Beute:  Vou  Marks uUl  üb.  MiUii**4;Fr»B««i«ejÄÄ8alamtt«ea.  564 

T»*W<i  T^Kah  nuA  Mf  der  vier- .  Ba**altberg,  der  das  Blatt  Hai  aumOhauBs6»- 
Lvthers  I^lwn  uad  Mt  oer  vier  ,        ^  n^rdwesil.  Theile  dos  Tiiüriugei^- 

waldM  lielert.  Die  «oU,ön«  Bnchenwalduney 

■welche  dio  Umgegend  bedeckt,  bat  dem 
I.autlstricJi,  der  aioh  zwiscUeu  TUüriiage» 
und  Uu9>>«u  hiuzie]it,  den  alten  Namen 
„Buekoaäa**  g«gel)«a.  Ton  MarkMiM  naoh 

Dölmes  (Cliau3.-<6p)  1  St.  Kine  kMr/.e  Strecke 
von  dksem  DörfcJiea^  recht»  der  ütrasse, 
der  iBtereasante  Htmtw  mit  seiner  ^kwisD' 
meudcu  Insel/*  die  zuweilen  ihre  Stelle 
^vechsolt,  uiul  ilaht-r  entstaiideu  sein  mag, 
dasü  di»  Sujidstoindecke ,  die  über  tiuoiu 
Steisaalaflots  Idserte  and  mH  Haldeknut 
und  anderen  dicht  verftlzcndeu  Pflauz'-*n  he- 
wachäun  war,  in  die  Tieft'  liin;ib-*auk  und 
der  Pflauzeuftiz  vom  Wussicr  cnipurgolioben 
wurde.  In  der  Nabe  Mbsche  aldanlagen. 
Zwisclit  n  Dönges  niid  Kieaelbacb  zweigt 


ans 

teo  di«  Inschrift:  „Unserm  Luther 
in  seinem   Stnmmort  (wo  die 

Errichtung  des  Denkmals  beschlossen 
wurde).  Gegenüber,  unfern  der  Schale, 
das  in  den  Besitz  der  Ihliiigschen  Fa- 
milie übergegangene  Haus,  weUhes 
eine  Gedenktafel  als  „Luthers  Stämm- 
hATts"  bezeichnet,  obwoles  kaum  noch 
eiiii^'o  Steine  der  alten  Wohnung  ent- 
halieii  mag.  Etwas  entfernter  (in  der 
Sorggassc;  „das  alte  Lnthershaus*', 
worin  Martins  Oheim,  Jakob  Luther, 
wohnte,  der  das  weitverbreitete  Ge- 
schlecht fortpflanzte.  Es  war  bis  1811 
von  dessen  Nachkommen  bewohnt,  und 


gehört  jetzt  dem  Schulthcisscn  Zene.  j  ^^^^  straaso  nach  Tit^'eHort  ab.  Verfolgt 
Obschon  des  Reformators  Ausspruch:  gi^^  j^^nn  man  auf  dem  Bergrücken, 
„Meine  Freundschaft  über  dem  Walde  der  das  Werrathal  abgrenzt,  alsbald  rechts- 
nimmt fast  daliernni  d.is  Land  ein",  ab  tamt  TJuino  Kratjuburg  gehen.  Indessen 
letzt  nicht  mehr  zutreffend  ist,  indem  i  empfiehlt  es  iich,  Ton  Dong«?  ©inou  Ab- 
in  Mühra  selbst  nur  noch  eine  Luther-  '  «jecher  in  das»  nur  i  St.  entlegene^ Dorf 
famili«  in  dürftigen  Verhältnissen  löbt, 
so  ist  doch  in  der  Umgegend  der  Name 
des  Öeschbcbtßs  noch  überall  vertre- 
ten. So  lebt  in  Allendorf  Juhann  Ernst 
Luther,. der  eine  Enkelin  des  berühm- 


FnmeHiee  zu  machen,  das  in  stiller  WaUi- 
olnsamkcit  rings  von  dirlitbolaubtou  Bergen 
uradchk>8sen  ist.  Diu  Häusergruppcu  mit 
ihrer  neuen  ge«chniackvollen  Kirclie  Bieben 

sich  nrnp'iifli<':iti-ali^(li  um  die  eingehnch- 
ti'tcii    Lfer   üioes    geheimnissvolleU'  Sees 


ten  Theoloffßn  Semmler  zur  Frau  hatte,  empor,  der  35  Acker  misst  und  jedenfalls 
die  iiui  ledigbch  um  semes  Namens 
willen  heirathete,  und  bei  seiner  auf- 
brausenden Gemüthsart  sich  damit  zu 
trösten  pflegte:  „Es  ist  eben  ein  Lu- 
ther." ■ —  Von  Möhra  nach  ^alznngen 


auch  durch  Aoflösang  von  Steinui 
eutstauden  ist.  Seinen  Abflusa  hat  er  durch 
einen  küudtlicheu  Tunnel..  Wuuigo  Minuten 
unterhalb  des  Ortes  der  Miassee,  ein  Erdfall 
im  Gebiete  .des  Buntsaudstoins,  der  jedoch 
nur  1  .\fkcr  ?;ros«»  i.'-'t.    Von  Frauen -<eo  i'ibcr 


(ly,  8t. >  Chaustice  über  Neueudorf  und  den  Knottenhof  nach  Kieselbach  am  nord- 
Allendorf.  Näher  (zu  Fuss)  fib.  Nitaen- !  we»tHchen  Fasse  des  iöhftn  bewaldeten 
dorf  und  - den  Qrundkef.    Dass  von  I  Ä^«»r»ter,/M,  der  sich  lUO  F.  iiocii  kegoi- 


 Gfrundhof. 

tTt  m  1  o  i  /'^7*„„»*^;„  J    fönnifc  emiinrhebt.    Die  Iluiuen  der  alten 

Mobra  auch  nach  Schweina  ^^«rensceiwy  .   ,    ,  ,^  .    ,    ...  .  . 

^  11     Burg  öiud  nicht  bedeutend.   Die  Aussiebt 

ivunststrasse  fuhrt  (über  >V;,ld-  ^^^^^  ^^^^  ^^^jj  Terwacbsen, 


(!ine 


tisch  und  Gumpelstadt),  ist  S.  3^20  er- 
wähnt. 


«'r-rhh*P=i<t  das  scliöne  Werrntluil  wostlicl» 
bis  zum  Meissner  und  südlich  bis  zum  Dol- 
mm  andere  Tour  von  Slarksuhl  nach  m&r  und  zur  Geba,  sowie  die  Rhdnkett»  n, 
Bähtitnffm  fiber  Tieftnart.  »ntweder  dl-  einen  Tb<ji»  der  Buchonia.  Auch  dte  Wart* 
rc'kt  von  Eisenacb  auf  der  schönen  frank-/  bürg  bückt  herüber.  IHe  Kraynburg  wird 
furter  Strasse  durch  das  Georjrenthal  und  :  seit  llöö  erwähnt.  Sie  war  der  Siu  einer 
fiber  Fürlha,  oder  vom  marksuhler  Bahnhof  ]  KebenU&le  der  Dynasten  von  ITrankenstein» 
hinab  nach  Marksnhl  (20  Min.),  weimar.  die  sie  von  der  Abtei  Uersfeld  zu  Lehn  ^r- 
Fleckon  mit  12.'')  Kiiiw.,  von  lfin'i--in72  I?p-  hielten.  Die  utic:h"inkh'(  h«'  Larid^räfin  Mar- 
sideuz  .  eiucr  sttchscn-crnest.  Spcciallinie.  '  gareth«  fand  Jiier  das  «rüle  Obdach,  als  sie 
ItM  dasige  ScblosB  1S8B  vom  HenioglSmHt,  i  von  der  Wartbarg  geflohen  (8.  €ö).  Später 
«lern  jüngeren  .Sohne  dos  unglücklichen  (bis  1507)  residirton  litor  die  Grafen  v.»n 
Job.  Friedrich  des  Mittleren,  erbaut,  der  lieicb Ii iigeti.  Die  Zerstörung  der  alten  Voste, 
anfangs  hier  u.  dann  in  Eisenach  residlrte.  dtt>  nach  dem  Erlöschen  dieses  (»«BcUlecbtes 
In  deir  9She  (nordö  tl )  <tie  Pflasterkutte, !  als  herzogl.  Anitasita  benotst  ward«  u.  all- 
ein durob  seinen  Travhyt  merkw&rdigor  |  m&lig  verfiel,  ist  um  so  mehr  xu  beklagen. 


Digitized  by  Google 


565 


öy.  Boute:  Salziingeu  mit  laigebungen. 


566 


je  seltener  romftnische  Burgen  in  Deutsch- 1  «rüft^en  (Chauss^o)  1  8t.    In  der  Nähe  der 

fand  sind.  —  Nacli  TjtA  wo'i  (w<  fniar.  FleckcTi  '  72  A«  ki  r  grosso  Tiefcnorter  See  mit  aUS- 
iiiit  12bO  £iiiw-)  4  St.,  und  äoUauu  bis         \  gezeichijotcu  Spiegelkarpfun. 


59.  &oute;  SalzangeiL  mit  Umgebungen 


EisetibaAn  (S.  112)  nach  Ebouach  Hovg- 
6,  S5;  9,  &2;  Nachm. 5, 56  in  57  Hin., I.  C1.26, 
n.  lA,  10  Sf  r.;  nach  Immelborn  Murg.  ü, 
4t ;  Nachm.  4,  4;  Ab.  8,  86  ia  9  Min.,I.  Cl. 
4,  II.  2,  HL  1  S^r.  ^ 

Peel  nach  Vacha  (n.  weiter  nach  Volda) 
9|  Meil.  in  2}  Sr.  Ab.  7  U.  50  Min.,  48  Ur.; 
nach  Lenfr*f»'l<l  u.  Kalti  iin<iv(ll!<  lm  4^  Meil. 
in  4  St.  4U  Min.,  Irub  i>4  Uhr,  i  Ii.  kr. 

Si»tf€rmm$m:  Immelborn  1,  IiiebensteinS^ 
Bnbln  4,  VacJia  1,  fierstungen  4,  IiiHol-<berg 
4|,  Sciitnalkaideu  4^,  £ltienacb  Triedrich- 
rode  7,  Meiuingen  7  8t. 


Sdlzungen,  su  deinem  Preis 

Quillt  das  Salz  di^r  Erde. 

T):isM  03  Allen  —  Gott  vorteih'tt  — 

Zum  Betheada  werde!  . 

liehe  Schnepfonbnrg"  stand,  ein  Ka- 
stell ,  das  in  sagenlial'ter  Vorzeit  die 
Katteu  erbaut  haben  sollen.  Herzog 
Job.  ErDSt  Ei8«iiac]i  Hess  im  Anfang 
des  17.  Jalirli.  die  alte  Veste,  die  «r  an 
sich  gebracht  hntto  ,  nioderrcisscn  und 
ein  neues  Sclilnss  nufliiliri  n,  das  j<'<1<K"h 
178G  ein  Kaub  der  Fiauunea  wurde. 
Von  der  sehroff  abfallenden  Felsen  wand 
ein  praehtvoller  Blick  in  den  von  Ter> 
rassent;nrt('n  timg^enen  Kessel,  wel- 


Droschkcntarif:   Bahnhof  15   kr.,   «ach  i  ^'^^^11  'S'ff .  ^in  40  Acker 


Altonstein  t  iii^ti  Ml.  24  kr.  bis  5  II.  14|  kr., 
«weiäp.  4  fl.  U  kr.  hin  6  fl.  29  kr. 

Gasthöfe:  *  CarAa««  (am  See);  ikichi.  Hof 
(anfern  des  Scees);  jKroM  (joviale  Abend, 
gesellschafr) ;  Appold»  G(uthnf.  -  Rcttanra- 
tumen:  Bahnhof,  Jioklbaeheri  Kaffeehau»,  Wag- 
Msr  «M»  (Am  (gute  Kftobe),  »flssftsrff,  Lmm^ 
bmrg  (am  Mühlberg).  Bienvkikuka/ten :  Lo- 
rey,  Urban,  Meffert.  Weinstuben:  Schtrerdt 
am  Steiuwegf  Uahersang  in  d«r  üaihsgasse. 
THrnkhaU«  fftr  knnstl.  UineralwAssor  unter 
den  liindeti. 

Salziing:(Ml,  meininji  Stadt  mit 
318(»  Kinw  ,  auf  der  (!renzscheide  zwi- 
schen dem  thüring.,  henneberg.  u.  frän- 
kiscb.  Dialekt,  in  einem  frucbtbaren 
Tbale,  das  von  der  viermal  überbrUck- 


grosses,  rundes,  ^^pieijelli lai  es  Wasser- 
becken vc^ii  wunderbarer  ^Scliönheit, 
ausfüllt.  £r  ist  ohne  Zweifel  durch 
einen  gewattigen  Erdfall  entstanden^ 
wie  solche  von  den  Hteinsal/Jagem 
der  Umgegend  heding^t  sind.  Seine 
Tiefe  ist  verschieden  und  misst  unter 
dein  Burgt'clseu  15  Klafter.  Duss  er 
durch  unterirdische  Kanifle  mit» dem 
Meere  in  Verbindung  stehe,  hat  man 
aus  der  anffUlligen  Erschcinnn«?  ge- 
schlossen, dn??f?  am"  1  Nov.  ITöf),  als 
Lissabon  durch  ein  furchtbares  Erdbe- 
ben zerstört  wurde,  das  Wasser  des 
Sees  wallend  u.  tosend  bald  über  die 
flachen  Ufer  hinscboss,  bald  in  einen 


ten    Werra    .in    Schlangcnwindungm  ,  trichterförmigen  Schlund  hinabströmte. 

durchflössen  und  von  niederen  Höhen-  ,  Aclinlielic  Wallungen  wiederlioleu  sich 


Zügen  eingerahmt  ist.  In  der  Nähe  des 
Bahnhofes  Saline  and  Badeanstalten. 
Auf  der  anderen  Stadtseite  (,,Ober- 
Stadt"),  welche  der  Seeberg  begrenzt, 


von  Zeit  zu  Zeit,  wahrscheinlich  in 
Folge  der  in  der  Titfe  sich  entwickeln- 
den Gase.  Zaweilen  ist  der  Strand  mtt 
grünstreifigen  Gallertalgen  überzogen, 


ragt  neben  der  gethürmten  Kirche  ein  ,  die  man  „Seeblüthe"  nennt.  Gewöhn- 
schmuekloses C4ehäude  empor,  worin  lieh  aber  ist  das  bläulich  ^rihie  Was- 
die  Behörden  (Kreisgericht,  Vcrwal-  serauge  hell  und  khir,  und  j^ewährt  mit 
tungsamt  etc.)  ihren  Sitz  haben.    Mau  seinen  reizenden  Umgebungen  ein  zau- 


nennt  es  ,,dic  Tiurf/%  weil  ehemals  auf 
diesem  Felsraplatean  „die  unübcrwind- 


berbaftesBUd,  das  in  lauen  Mondschein^ 
nachten  an  eine  italienische  Landschaft 


^)  1£«  Schwerdtt  Soolbad  SaJzungen.  Gotha  18d5. 


Digitized  by  Google 


Botde:  BftlsiBgeii  mit  ümgebaugeu. 


d67 

erinnert     Den  schönsten  Standpunkt 
bietet  der  kleine  Sänlenpavillon,  der 
am  Miellen  Ufer  steht   Hier  spiegelt 
sich  das  sUtIliche  CurhauB  am  -^iren- 
tber  liegenden  Oostade  wie  ein  Fcou- 
schloss  in  der  geheininissvollen  Fluth, 
während  die  nahe  Burg  von  ihrem  ro- 
then  Sandsteinkopfe  romantisch  herah- 
«ehant  n.  ans  den  Berggirten  schmucke 
HKnschen  grüssen.  Kleine  Kähne  gehen 
auf   den   Fischfang   aus,     und  eine 
stattliche  Gondel  durchsehneidet  das 
glitzernde  Gewässer  in  fröhlicher  Lnst- 
fahrt  (pro  St  15  kr  ). 


aßtchirhtJirh,.'.      Salaungen  verdankt 
Ursprung  den  reiche«  Salzquellen, 
^  Uat  mmiHtrtbar  em  Werraufer  ent- 
sprlngvn.    Um  Quellen  sollen  sich 

»chon  60  V.  Ch.  G.  die  Katten  mit  den  Her- 
mnnduren  geitritton  haben  (Ta«.  Ann.  Xin, 
67).   Urkundlich  iat  e«,  dass  Karl   d.  Gr. 
<liP  cUaige  Ansiedphinp:  dem  Kloster  Hers- 
feid  schenkte  (17b).    l>i«8  >nag  damit  die 
reichen Bynaat«n  Tonlrankenateln  beliehen 
liahen,  dem.  hIp  hayiten  den  aufblulieuden 
Ort  wieder  auf,  als  ilin  die  Hunnen  ver- 
wüstet hatten  (983).  Später  «bwUeMen 
Stadt  V.  Burg,  nachdem  solche  im  13.  Jahrb. 
auerst  vom  Herzog  Otto  v.  Braunacbweig  u. 
hernach  von  Adolf  t.  Nassau  erobert  und 
▼erheert  woiden,  mt  HWfta  dem  Stifte 
Mda  (1306)  und  zur  Hälfte  dem  Grafen 
T.  Henneberg-SchleusiDgen  (1325).  Dloa» 
onarquickUche  Doppelharwchaft  endigte  da- 
mit,daMdte  Landgrafen    ThüHngen  beide 
Thello  an  sich  brachten,  ohne  dass  ¥nh\i\ 
das  Wiederkaufsrecht  in  einem  Prozes»«, 
der  bis  1803  gedauert  hat,  geltend  machen 
konnte.  Indessen  zogen  sich  die  traurigen 
Folgen  j.Tif  r   ZeratnckelUDg  noch  lange 
büiauB,  iudem  die  eine  Hälfte  bald  dahin 
Tetplittdet,  die  andere  bald  dortbhi  Tcrkauft 
«ntde,  so  dass  S.  durch  viele  Hände  ging, 
bis  es  1680  dem  Herzogihum  Meiningen  ©In- 
Terleibt   wurde.    Zaror  hatten  die  8al- 
■onger  am  Mllerkrieg*'  (1540)  und  dann  am 
„Flntlcnkrieg"  (1553)  sich  betheiligt.  Im 
aojähr.  Kriege  wurde  die  Stadt  dreiaehnmal 
geplündert,  nnd  -von  Saub,  Brand,  Seuchen 
ond  Contributionen  so  entsetzlich  heimge- 
sucht, dass  sie  »Ich  von  diesen  Wunden 
Unge  nicht  erholt  und  erst  Jetzt  wieder 
den  Ifanfang  n.  die  Binwobneraahl  erreicht 
hat,  die  sie  vor  jenem  Kriege  \ifttte,  in  -wel- 
ohem  30  B&rger  in  einem  Scharmützel  auf 
dem  Platze  bUeben.  Auch  die  Salah&QSer 


waren  damalt  aerstört  worden.   Als  jedoch 

r<i^j^rh  T  V.  r.  Beust,  einem  der  berühm- 
testen  Sallnisten  aeiner  Zeit,  „dal  neue 
Werk"  errichtet  wurde  (1740),  begann  fht 
den  Salzbetrieb  eine  günstigere  Pf-node. 
T>ie  kühnsten  IBrwartungen  aber  wurden 
übertroffen.  aU  man  18«  ein  StelnaaWaf« 
erbobrte,  daa  eine  Tollstandig  f  •»»««J« 
Soole  liefert  ,r  die  Gradirhäuser  nberflusslg 
macht.  Denno<:U  hat  man  noch  einige 
beibehalten,  um  dat  Inder  Soole  entha  tene 
Eiaen  auszuscheiden.  Auch  di^  alten  Sied», 
gebaude  (Nappen)  habeu  einem  «^o»»*™« " 
Sledebause  Piatz  gemacht,  deaaen  semo» 
«w.Bahnhef  n.Badebana  ItOF.  hoch  empor 
ratet  —  "Von  S  s  Jicrrohnem  haben  »ich  m 
weiteren  Kreisen  bekannt  gemacht:  Super. 
E.  J.  Walch  durch  geogr.  n.  htator.  Schrif- 
ten;  Br.  8«ISbeiger(t  18U)  dnrchBrflndung 
der  Snlzberger  Flusstinctur  (»Saltoagw 
Tropfen"),  von  deren  Ertrag  nach  ußam 
Tode  groMartige  Armen-  nnd  Krankeas^rf- 
tungen  gemacht  wurd.n,  vor  -"«^ 
Sulzbergerncbe  Krankenhaus  an  der  »tmw 
nach  Laugenfeld;  der  gegenwtrUge  ma» 
cantor  MfkUer,  welcher  einen  Kirchenchor 
herangebildet,  dor  dnrrli  meisterhafte  AoT- 
führung  altclassischer  Kompositione» 
grössten  Residenaetadt  Mhr»  mache«  nW«. 

IndHttrie.  Obenan  die  jährl.  SnhproÄHktm 
von  65-70,000  Otr.,die  ohne  ZoUvereia  ujd 
Salzregie  Tiel  bedeutender  sein  » 
der  Staataftakna  nur  einen  kleinen  AeUieU 
an  dem  reichen  Ertrage  b:^t,  die  meBtea 
Körbe"  vielmehr  in  Privathanden  smd,  M 
hebt  Bich  der  Wohlstand  der  „Pftnn««««» 
dermaaeen,  dasa  ß.  seinen  alten  Namen  „dw 
Silbcrstädtrbpn"  bald  wieder  beaniprocj« 
l^ann;  während  ihm   seine  ▼ortrefl»»" 
BadeansUltendaaBpitheton:  „«Idonwiod^ 

Ooanndhoit««  verschafft  - f'^Z^'^^ 

in  sonstigen  Branchen  rege  ThatigkelU  J» 
dasige  Buch-  u.  Kunsthandlung  (mit  I»«"* 
bIWiothek)  iat  «war  nur  eine  ZweigansUi 
Ton  Brückner  u.  Ilrrai  r  in  Meiningen,  *" 
der  Buchdruckerei  aber  geht  eUi  offen». 
Blatt  („Das  Unterland")  herver,  w^cw» 
wdchenflich  aweimal  erscheint;  wahren*, 
der  str  bsame  Lehrer  Hartmann  da»»»«»" 
Rrchiv  für  die  Säch».  Herzogthümer« 
ausgibt.    LiUiogr.  Anstalt  ron  Hff/"^ 
MIkUer.  Pianofortefabrik  v.  Schneider  ^ 
Export  nach  Holland  und  Amerika.  Jr»" 
künatacher  Mineralwäsaer  jon  "Ofo»»  ; 
mit  starkem  Tertrieb.  Fabrik  zur  Anfert 
gung  künstlicher  Mrirmorpbvtten  von  ^ 
bachor.  Imitirte  Marmorwaaren  jj^ 
,  n.el.   Leder..  Oigarren-,  ^^^^^^^^^ 
1 4  Bierbrauereien,  die  einen  wrtreOM«» 


Digitized  by  Google 


569 


69.  Rovie:  Salzangen  mit  Umgebungeii. 


570 


Stoff  liefern. .  Chile  Wanl  mit  AbMte  lUMfli 

Frankfurt. 

BfldMMfiilfMi.  Bm  SoollMiii  Itt  gegen- 
wärtig eine«  der  bedeutendsten  vnd  wirk- 
samsten in  I)ent8chlfnid ,  w*^lt  der  prrosse 
fieiohtbnm  der  kraftigsteu  Soole  die  mannig- 
fMhite  nnd  ftelffebigste  Terwendno«  ge- 
stattet. Die  ersten  Badezelleu  wurden  1822 
errichtet.  Diese  haben  jedoch  einem  ge- 
räumigen BadekcMM  Plata  gemacht,  das  in 
der  Käbe  det  Bahnhofes  steht  Bs  enUiilt 
82  Zellen,  sn  Pool-  {k  10  Sgr.),  fSooldnnMt- 
(15  Sgr.),  Moor-  (17  tSgr.),  Ficbtennadel* 
(10  Sgr.)  und  Kettweeeerbidem  04  Sgr.). 
Daneben  eine  salinische  TrinkqseUe  n.  ein 
Jür  Brustkranke  eingerichtet**«  OrBfTirhans. 
Ausserdem  Molkencurausuit  und  Fiussbad 
in  der  Werre.  Am  liebeten  wobnen  die 

OSst(?  im  Cnrhfvi=^,  obglrich  es  v<>rii  Eade- 
liause  aiemlich  eutforut  ist.  Der  stattliche 
Bm  (ebemels  Znokerfkbrik)  gleicht  einer 
Sroesartigen  TiUa  xu  iM%  Mit  1852  zu  einem 
Oftpthof  ersten  "Rnnges  eingerichtet,  fressen 
fronte  (mit  Balkon)  flem  See  augewendet 
iet.  Er  entliilt  88  möbUrte  Logirzimmer, 
einen  grossen  Ball-  und  Speisesaal,  Billard- 
und  Lesezimmer.  Wocbenll.  Miethe  2  bis 
4^  Thlr.  Table  d'h6te  im  Abonnement  täg- 
lich 11}  Sgr.  Alle  Preise  naeb  Tarif  de« 
ßoollind-Veroiii«,  dorn  das  Haus  eigenthüm- 
lich  gehört.  Ausserdem  vieie  Häuser  in  der 
StedtflurAufiieliiiieder  Curgäste  Ar  m&Mige 
Preise. 

ß^ztergänge:  l)  Um  den  iS'««  her- 
um, an  der  Teiifclslcutte,  einem  kleinen, 
im^Gebüsch  versteckten,  unheimlichen 
Weiher,  und  an  Sandstein brüchen  und 
Bierkellem  vorüW,  auf  den  *8eeberg 
(V4  St.  Tom  Bahnhol),  «ine  mitPnrkan- 
lagen  geschmückte  Hoehterrasse ,  auf 
^velcher  ein  Restaurationslokal  steht, 
das  zwar  einer  Privatgesellschaft  ge- 
hört, den  zahlreichen  Gästen  aber,  die 
in  den  Nachmittagsstunden  hier  zusam- 
meii8trönieii,8tet8geöllbetist.  Aber  nicht 
sowohl  die  Bratwtirstchen ,  die  hier  ge- 
röstet, die  ,, Storchnester"  die  gebacken, 
das  gute"Bier,  das  kredenzt  wird  ,  —  die 
hauptsächlichste  Anziehungskraft  übt 
<lie  entzückende  Aussicht  über  den  blin- 
kenden See  mit  seinen  reisenden  Um- 
gebungen, und  über  Stadt  und  Thal  bis 
zur  langgestreckten  Bergkette  des  Thü- 
ringerwaldes. Steigt  man  höher  empor 
bis  zur  Schanze,  so  wird  das  Panorama 
noch    grossartiger  und  gerundeter,  istj 


aber  nicht  so  originell  und  lieblieh, 

wie  auf  dem  Seeberg.  —  8)  Der  Mühl- 
her g,  auf  der  entgegengesetzten  Thal- 
seite  (jenseit   der  Werra),  scheidet 
den  Werragruud  vom  Moorgrund  und 
eretreokt  sieh ,  grösstenfbeils  urbar  ge- 
mscbt  und  mit  Ob^tbftiimen  bepHsnit, 
vom  Grundhof  bis  nach  Kloster  Allsn- 
dorf.    Die  schönsten  Punkte  desselboi, 
durch  Fusswege  zugäii'^l'^,   sind  St. 
nördlich  von  d.  Stadt)  die  „Ileimshöhe" 
und  das  „Schldssdien*'  mit  rasender 
Aussicht.    Am  besnditesten  die  £»- 
xenburg  (V4  St.),  eine  1860  abgebrannte 
und  sodann  erneuerte  Restauration  mit 
Gartenwirthschaft,   am  südwestlichen 
Abhänge  des  von  Steinbrüchen  durch- 
wOhlten  Berges,  nicbt  weit  vom  Kloster 
Allendorf.  —  3)  Kloster  Ällendorf  m 
einer  maleri.sclien  Bucht  zwischen Mfihl- 
berg  und  Fraiikenstein  (20  Min.),  von 
der  Chaussee  durchschnitten,  die  von 
Salzungen  nach  Altenstein  oder  £ise- 
naeh  fShrt.   Am  oberen  Ende  des  Dor- 
fes ein  alterthümliches Bauernhaus,  der 
letzte  Ueberrest  eines  uralten  Nonnen- 
klosters, dessen  Insnssen  ein  so  gottlo- 
ses Leben  führten,  dass  ihrer  viele  mit 
dem  Bannfluch  und  der  Reichsacht  be- 
legt wurden.   Koch  150$  mnsste  eine 
Mauer  aufgeführt  werden,  nm  „dieBan- 
ernbursche ,  die  bei  Tag  und  Nacht  zu 
den  Nonnen  stierten",  abzuhalten.  Tm 
Bauernkrieg  ward  das  Kloster  zerstört. 
—  4)  OestUch  vom  Dorfe  ein  isolirter 
B«rgkopf,  der  Ton  seinem  S<&eitel  eine 
liebliche  Rundaiclit  gewährt.  Auf  einem 
tieferen  Vorsprung  stand  der  Franken,' 
Hein,  die  Stammburg  des  gleichnamigen 
Dynastengesehlechtes,  das  zu  den  XI- 
testen  ond  mächtigsten  in  Thüringen 
gehörte  und  sehr  anegedehnte  Beeltmm* 
gen  hatte.    1266  ward  die  Burg  vom 
Abt  von  Fulda  erobert,  1295  von  Adolf 
von  Nassau  bestürmt  und  zerstört,  so 
dass  jetzt  nur  noch  die  Spuren  der 
Wallgräben  sichtbar  smd.    Die  Uerren 
von  Frankenstein  aber  versehwanden 
eben  so  geheimnissvoll  vom  Scbanplat» 
der  Geschichte,  wie  sie  aufgetreten. 

Weitere  Außfliige.  Dazu  winken  die  staft- 
lichen  Vorbergo  der  ßkön,  vorsugsweise  die 


Digitized  by  Google 


571      60,  Bouu:  Von  Salzangem  ii%ok  LiebeiisUiu  End  Altensteiii.  573 


HunnkHppe  (U  8t  yon  S.),  «of  der  sich  ein 
ÄMiiartiffes  Panorama  entfaltet  mul  nisl.e- 
^anre  die  südlic  he  Abdaclmug  des  Thüriii- 
gerwaldes  in  ihrem  wellenlinigen  Pro«- 
umrlss  malerisch  Ib  di«  Augen  fallt.  Sn.l- 
llch  vom  HunnUorf,  i  Stunde  entfernt,  der 
1419  F.  hohe  Blesa  mit  dem  ^leaabftus"  u. 
einer  noch  umfaaaentleren,  «Iwr  weniger  »b- 
Kerundeten  Aussicht.   Südweatl.  vom  Ble.s- 
berir  (1  St.)  u.  östl.  vom  Dorfe  Bernshausen 
1  It.)  die  SloJeUku^pe  (1636  F.).  die  von 
einem  20 F.  hohen  Basaltbloek  eine  wunder- 
schöne Umsicht  bietet.    Am  stuhvt  Ml.  Fuss 
d PS  "Borges  die  Oriine  otler  Bertuhauser  Kulte. 
ein  grosser,  in  Wald  u.  Feleen  eingeengter 
See,  deisen  klarer  Wawerspiegel  ein«  tief- 
grnne  Farbe  hat.   Am  nordwestl.  Fuss  der 
Schön«  See,  gleicbfalla  ein  mit  Wasser  an- 
«efüUter  Erdstnr«.  Von  Bernshauaen  kann 
man  alsbald  über  Kossdorf  und  durch  den 
Kos.iECniTid  übtr  llosa,  G<-orgeuzeU  u.  Hell- 
mers  (Ruine  Franken l.erg)  nach 'WemshBn- 
een  (K.  «6),  oder  über  Kloster  Slnnersbausen 
«B«  durch  den  Schwarzbnchgrund  nachWa- 
ningen  gelxn.  -  Ocstlicb  vom  BJessberg 
(4  8t.)  die  Kilianshui>i>c ,  mit  entafickender 
AuMichtina  Werrathal  u.  auf  die  Clohirgs- 
ketto  des  Thürinprerwaldos.    Hior  steht  eine 
Eiche,  19  F.  im  Umfang  u.  gea;ou  1800  Jalire 
alt  („die  KIHanselche«),  nnter  welcher  St. 
Kilian,  der  Apostel  der  Frnnken,  zn  Endo 
des  7.  Jahili.  das  Christenthum  gej.redlgt 
haben  soll.    Auch  bezeugen  ausgegrabene 
Hinerreate,  daas  hier  eine  Kapelle  gasten- 


aen.    Von  dieser  altidir würdigen  Kultstätte 
entweder  nach  Fraueubreitungen  (1  St.), 
oder  an  der  Zahnbnche  und  am  Steinses 
vorüber  durch  schattige  Waldung  nach  Im- 
nu  Iborn'  (IJ  St.).  -  Der  /feiger,  einer  der 
stattlichsten  Vorw&cbter  der  hohen  Bhön 
(188»  F.),  Ton  SalB.  8  St.  entfernt.  Nächster 
Weg  über  LavnmfvJd  (p:crn  besucliteir  Ver- 
ffnfigungsort)  und  Weilar;  Post  über  Len^ 
feld  (jüdische  Synagoge).    In  der  Mitte  dei 
Berges  der  ^Beyerhof.»  Der  Gipfel  ist  mit 
di(  litem  Buchenwald  bedeckt,  so  dass  man 
einen  der  höchsten  Bäume  erklettern  mass, 
um  sich  der  groasaftigwi  »enisicM  m 
freuen. 

Ein  anderer  Ausflug  durch  das  Werra- 
thal über  Dorndorf  (seitwirta  DUOm  m» 
schönem  Park)  nach  Va»ha  (8  St.),  e>nem 

alterthümliehen  Slädt.  hon  mit  1550  Einw.. 
das  1815  von  Kurhcssen  an  Weimar  abge- 
treten wurde.  Von  Vaeha  nach  PMKpp^ 
(*  St.)  aber  WeidttAtOn.  Sommerwirthscl.aft 
mit  Parkanlagen,  v-rin  zahllose  ]SacliU_ 
galten  nisten.  Fhilm^^thiU,  kurh.  D«™ 
stattlichem  Schlosse,  in  welchem  eine  Kebea- 
Hnie  des  hess.  Fürstenhauses  ibren  Pitz  ha.- 
Ehedem  stand  allda  ein  Nonnenkloster, 
dessen  Kirche  (1190  im  roman.  Styl  eit«» 
und  spiter  anr  Schlosskirche  verunstal^ 
noch  jetzt  zuweilen  benutzt  wird.  IW 
ßros&e  Park,  der  sich  am  Werrafluss  Mb- 
aiebt;  bietet  schöne  Plitae. 
TOrtreffUche  Fische.  Von  Vacha  naehW 
atnftgea  (Biflenbahnstation)  i  St. 


60.  Route :  Von  Salziiiigeii  nacli  Liebenstein  und  AltensteiB  (2St.). 


Zu  Wagen  gewöhnlich  iiber  Allen- 
dorf,  Ettmarshausen,  Immelboni  und 
Barchfeld.    Der  letztgenannte  Ort  fet 
ein  lieBsischer  Flecken  an  der  Werra, 
▼<m  ^vielen  Jaden  bewohnt,  mit  einem 
▼cm  schönen  Gartenanlagen  umgebenen 
Schloss,   fl  1^  fler  Inndgräflichen  Fami- 
lie von  Hi  5b tu- Pbilippsthal- Barchfeld 
gehört.    In  Uasiger  Plar  starker  Ta- 
Imksban.    Jens^t  des  ,,lebsten  Heller'' 
(8.  82S)  spaltet  sich  die  Strasse.  Beclds 
snm  Berg  hinauf  direkt  nach  Lieben- 
stein,  das  man  auf  der  Höhe  in  seinem 
vollen  Schmucke  Übersicht.     Links  an 
den  neaen  Gebftaden  der  ehemaligen 
Bergbangesellsehaft  rorüber  nach  Ma- 
rienthal  (S.  328),  und  nun  im  rechten 
Winkel  über  einen  bewaldeten  Berg- 
rücken nach  Iiieboustelu,  oder  geradeaus 


nach  Schweina ,  Qlüchthnmi^  n. 
stein.  Zu  Fass  geht  man  >n«her  über 
Kloster  Allendorf,  Witzelrode  und  Pro- 
fisch  nacli  Schweina;  od.n-  tuhrt  voi 
auch  über  Witzelrodo  und  Üumpelsta^^ 
nach  Altenstein  C^i.  341). 

Am  sohnellaten  kommt  mnn  an«  ZW. 
vTtH!  ^^v\'n\n9lmmdhorn  die  KwewbaA»  u-J» 
Immelborn  bis  Li6J>en«<€it» die  Po«**^™,^ 
sich  jedem  Zuge  anschliesst  u.(im  Sommer; 
taglich  9  Uhr  10  Min.  und  10  Vlir  >ori^ 
sowie  4J  Uhr  Nachm.  und  6  L  hr  Ab.  Ij^ 
melb.  abgebt.   Preis  80  kr.  (81  Sgr.).  ^w- 

Sa  119.  Uehrigens  sind  I"»"'^  '^X?J«iclif 
zeit  auch  CTai^«n/«/ire»  zu  haben,  wr  «^ 

folgender  Tarif  festgestellt  ist:  »»»f»'^"  j 

stein  (U  St.  ^^^')  1  *  nl^ 

Altenstein  (1^  St.)  1  Tl.lr.  10  Sgr-,  a»w 
Glücksbrunn  1  Thlr.  5  Sgr.;  ins  DruijtWi 
(3J  St.)  3  Thlr.  5  >gr.;  nach  Herreoffrw 


Digitized  by  Google 


573  61.,  62,s63.Rotu,e:  Rttlilft.  —  Ingelsberg.  —  Friedriclir.  —  Tarab.  574 


gen  (2^  8t.)  8  Thir.  20  ggr.,  —  svar  hin 
und  surück  mit  oiuatändigem  Aufenthalt 
(fux  jede  BtUBde  läii|;or  5  Sgr.  inohi),  ohne 


Ohau8s6b-  u.  Triiili^old.  Fftr  «iiatpiniiiBA 
rtilir«»  I  dieser  Tarifsätze. 


61.  Boute:  Yos  Salznsgen  über  Altenstein  aier  Liebensteiii 

nach  Ruhla  (4  St.). 


Bis  Altenbtein  oder  Liebeusteiii  wie 
iii  voriger  Konte.  —  Von  Liebenstein 
nach  Rithla  entweder  fiber  Altenstein. 
oder  (näher)  auf  der  neuen  Strasse,  die 
zwischen  Liebenstein  u.  Altenstein  r.  ab- 
zweigt und  oberhalb  Steinbachs  vorii- 
berführt  (S.329).  Herrlicher  Blick  nach 
Stein bach  hinab ,  und  rückwärts  ins 
WentJtbaA  u.  auf  den  KnoiB  der  B6rge, 
der  daaselbe  umrahmt.  Jenseit  AI- 
tenslciiis  vereinigen  sich  beide  Stras- 
sen, die  liebensteiner  und  altensteiner. 
ttiit  einander,  um  über  den  liennsteigs- 
sattcl  nach  Kuhla  hinab  zu  geben 
(S.  49^.  Zu  Ikm:  filier  Steinbach 
(9.  829)  und  dieLvthersbuche  (S.  318), 
sodann  durch  die  Wallikhrt  („Walper*'), 
eine  waldipfc  Thalstrecke,  wo  ehemals 
ein  Wall£ahrtskirehlein  gestanden ,  und 


au  einoiu  ( Jranitblock  vorbei  ,  auf  wel- 
chem sich  Luthers  Fuss  eingedrückt 
hoben  soll.  Von  der  GUsbaehjiwiese 
kann  man  r.  einen  Abstecher  Uber  den 
nahen  (h  rherttein  machen  (S.  318  und 
495).  Dann  nbwärts  auf  der  Chfiiissee, 
oder  durcli  «bis  Th.il  des  Mühlrains 
(Fussweg  vom  Gerberslein  nneii  liuJdaj, 
oder  durch  das  Thal  der  '„alten 
Röhl"  (neben  der  TOm  Glasbach  hinab- 
führenden Strasse).  Der  nächste  Fuss- 
wcf!^  fanch  vom  Altenstein  oder  Wnp^- 
nershötel)  tlurcb  don  s«*hönen  Schwoi- 
nagrund  u,  über  die  Kuhiaer  Häuschen 
(dicht  am  Ottowald).  Gewöhnlich  geht 
man  Jedoch  vom  Altenstein  über  die 
Gla^aehswiese ,  seHener  über  den 
Glockner  oder  die  Birk«nhaide  (8. 499). 


Vi.  Bonte :  Von  Liebenstein 

hardsbrunn  oder  auf 

Auf  der  Strasse  uuch  Kulila  bis  zum 
Qeb]rgasaUel(61aBbach),  wo  die  Strasse  nncli 
Wfaterstefn  (8.  1071  rechts  abzweigt.  Von 
Winterstein  über  Kabarz  nach  Beinhnrds- 


Über  Winterstein  nach  Rein- 

den  Inselsberg  (5  St.). 

brunn  oder  auf  don  Iuselsb0rg(S.  490).  Ein 
sehr  schöner  Weg.  —  Andere  Bouten :  durch 

das  Pviiipntlial  ii.  rii-.>r  Brotterode 
j  oder  durch  das  Thüriugerthal  (S.  315). 


8S.  Route :  Ton  Liebenstein  über  Kleinschmalkalden  anf  den 
Inselsberg,  oder  nach  Friedrichrode,  oder  nach  Tambach. 


Von  Liebenstein  über  Bairode  nach 
Berges  (IV4  St.),  womit  des  Dorf^«- 
waUenbvrff  aitsammenhingt.  Hier  krea- 

zen  sich  die  Wege:  nordöstlich  durch 
das  Dnisentlial  nach  Brotterode  (S. 
320),  südwestlich  über  Trusen  und 
Wahles  nach  Herrenbreitungen  oder 
Wernshausen,  südöstl.  über  Seligenthal 
nach  SehmaDralden,  östlich  direkt  nach 
•"Kleinschmalkalden  (IV4  St.),  obwol  die 
fortwährend  durcli  Hochwald  führende 


ist.  R.  gipfelt  sich  ein  isolirter  Berg- 
kopf empor,  der  mit  dem  90  F.  hohen, 
weithin  sichtbaren  Thnrm  der  WaÜen" 

bürg,  wie  mit  einem  schlanken  Obelisk, 
gekrönt  ist.  D;x  man  jedoch  das  koni- 
sche Dach  der  kolossalen  Warte,  die 
1247  von  den  Herren  v.  Frankenstein 
erbaut  wurde ,  nicht  erklimmen  kann, 
nnd  am  Fasse  derselben  jede  Fernsteht 
gehemmt  ist,  so  lohnt  es  nicht,  den 
Berg  zu  erstci|;en.  —  Will  man  beque- 


Strasse  noch  nicht  durchweg  chaussirt '  mer  fahren,  so  darf  man  den  Umweg 


Digitized  by  Google 


575  ei^EiwU:  Vta  LMeirteiii  na^  S^iMlbldiii.  576 


fib.  fieligenthal  nicht  scbeueil  (R.  64. 68) . 

Von  Kleinschmalkalrlon  nach  Brotte- 
rode (K.  68)  tägliche  rustveibiiuluin? 
(1  St.);  von  Brotterode  auf  den  instU- 
berg  (S.  319)  1  St. —  VooKIdnscbmal- 
kalden  umch  Friedrichrode  (R.  69) 
Kleichfall«  Postverbindung  (2'/,  St.).  — 
Wer  dagegen  auf  dem  kürzesten  Wege 
(zu  Fuss)  von  Liebenstein  na  eh  Tam- 
bach will  (4—5  St.),  der  geht  (initFüh- 
ret)  von  Kl^nsehmalkaldoii  Uber  don 


Höbnbcrg  und  durch  den  Spittergrund. 
Zu  Wagen  muss  man  über  Seligenthal 
und  Schnellbach  fahren  (R.  70),  oder 
über  Kleinschmidkalden  u.  von  hier  *uf 
der  neuen  Strasse,  die  „am  Kretin**  den 
Rennsteig  dnrehsehneidet ,  ftber  den 
Langeberg  und  durch  den  vorderen 
Theil  des  Spittergrundes.  Vornäm- 
lich in  diesem  Theile  des  Gebirges  sind 
in  der  jüngsten  Zeit  nach  allen  Richtun- 
gen hin  neue  Strassen  gebahnt. 


64.  fioute:  Von  Liebensteiii 

Ueber  Bairode  an  der  Mommel  (Ei- 
senbergwerk) vorftber  nach  Herges- 
Voigifi  (S  •^??') ,  einem  schon  oft  ge- 
naiiatea  hes.s  D'>rl<'  mit  Stahlraffine- 
rie uebst  Seusciihammer  (jährlich  3ÖU 
Dtsd.  Strohmesser  nnd  708  Ctr.  raflin. 
Stahl),  und  dann  asum  Stahlberg  hinauf 
(1.  die  Ruine  Wallenburg).  Nachdem 
der  Sattel  (iberstiefjen,  kommt  mnn  zum 
Zeclieiiliaus,  das  iilier  dem  grössten  Ei- 
senbergwerk des  liiüriugerwaides,  dem 
SMXberge,  errichtet  ist.  Schon  seit 
dem  4.  Jahrh.  ward  der  Eisenreich thum 
dieses  Berges,  obwol  früher  nach  einem 
nnregelmässigon ., Raubhau",  ausgebeu- 
tet. In  der  neueren  Zeit,  wo  der  Berg- 
bau methodisch  betrieben  wird,  hat 
sich  dieAusbente  dermassen  gesteigert, 
dass  der  Stahlberg  in  ^nem  der  leisten 
Jahre  22,000  und  die  Mommel  20,000 
Tonnen  Roheisen  forderte.  Dies  wird 
jedoch  nur  zum  kleineren  Theile  in 
Thür,  (zu  Puddelätahl  und  Frischstahl) 
verarbeitet,  und  geht  meist  snr  Gnss- 
stahlfabrikation  nach  Westphalen  und 
England,  wo  das  Stab-  undPuddeleisen 
vermöge  der  wohlfeilen  Steinkohlen  in 
so  ungeheuren  Massen  und  zu  so  billi- 
gen Preisen  dargestellt  wird,  dass  es 
die  thür.  Fabrikanten  hJUiÜg  aas  West* 
phalen  beziehen,  nachdem  die  einhei- 
mischen Rerixwerke  das  Rohmaterial 
dorthin  geliefert.  Daher  kommt  es, 
dass  sich  die  Zahl  der  thüring.  Eisen- 
hämmer, die  das  Koheisen  in  Stabeisen 
verwandein»  «nfifUlig  vermindert  hat, 


nach  Sduaalkaideii  St). 

und  natürlich  auch  den  Zainhümmeni 
bedeutender  Abbruch  geschieht.  Die 
Eigenthümer  des  Stahlberges  (das 
ganze  Werk  ist  in  Privathäuden  und 
gibt  au  den  hessischen  Staat  den  10. 
Theil  der  Ansbenteab)  machen  btf  alle- 
dem vortreffliche  Oesohlfte.  ^  Da  ge- 
rade der  Stahlberg  so  bequem  (aelbet 
für  Damen)  zu  bef«hrcn  i<^t,  indem  man 
im  Geleit  des  Steiu'ers  die  labyrintlii- 
scheu  Gänge  Trepp'  aui  Trepp'  ab  meist 
trockenen-  Fusses  durehwandelt :  so 
sollte  man  nicht  versäumen,  das  unter- 
irdische Leben  und  Treiben  der  Sei!g- 
bewobner  in  Augenschein  zu  nehmen, 
obschon  der  k  iii  z.oste  Weg  vom  Eingang 
bis  zur  Ausiahrt  1 7,  St.  erfordert.  — 
In.  Seligenthal  f  V,  St  vom  Bergwerk), 
auf  der  Grenze  des  Urgebirges  und  der 
Flötzformntion ,  einem  grossen  hess. 
Dorfe  (mit  nlter,  schöner  Kirche),  worin 
viele  Bergleute,  Drechsler  und  Ket- 
tenschmiede wohnen,  und  sonst  ein  be- 
deutendes Kloster  stand,  vemwelgen 
sich  die  Strassen  nach  allen  Rtchtnugen: 
südlich  nach  ^tadt  Schmalkalden  (1*/^ 
St.),  nördlich  nach  Kleinsolnnnl kalden 
(R.  68),  ostlich  über  Floh  nach  Stein- 
bach-H allen  berg  (folg.  R.).  Die  erstere 
verfolgend,  kommt  man  im  Thnle  der 
Schmalkalde  (Kaltwassergrand) ,  wo 
Mühlen  und  Gewerke  die  nahen  Ort- 
schaften verbinden,  zwischen  den  Dör- 
fern Floh  und  K<  i*.  lieiiliach  hindurch 
u.  an  der  Mappelshütte,  dem  beileutend- 
sten  EisenscSimeltwerk  der  Umgegend, 


Digitized  by  Google 


577  ^i$.<6^^.i2^;Meb6nBteiii  — Ob«rhof.— Weriisliatt86n— Sclunalk.  57Ö 


vorüber  nach  Weidenbrunn-u.  Schmal- 
Mde»  (B.  67). 

Indessen  kum  man  ancbeinen  nähe- 
ren, recht  interessanten  Fussweg  ein- 
schlfl<]!^f»n,  wenn  man  oberhalb  desStahl- 
bf  iT:es  r,  von  der  Chaussee  abbiegt,  den 
2023  F.  hohen ,  scharf  hervortretenden 
Oietteliherg  (schone  Aussicht  n.  reich - 
schAttirte  Bewaldung)  besteigt  u.  Uber 


die  yVeide^ibrunner  Kupjpe  nachSehnutI' 
kalden  hinabgeht. 

Andere  Wege  von  Liehenstein  nach 

Schmalkalden  entweder  über  Barchfeld, 
Alton  vv.d  llerreiibrcituiigen  (4' ^  St.), 
oder  über  Herges  und  durch  das  untere 
Trusenthal  (Trusen,  Wahles)  nach  Mit- 
telschmalkalden etc.  (4  St.),  und  weiter, 
wie  B.  66. 


65.  Boute:  Von  Liebenstem  über  StembaolL-HaQenbQrg  nach 

Oberhot 

Bis SeUgenthai  (2%St.),  dem  Kno- 
tenpunkt der  interessantesten  Partien, 
wie  in  voriger  Route,  dann  aber  weder 

r.  nochl.,  sondern  mehr  geradeaus  durch 
'das  nahe  grosse  Dorf  Moh,  dem  sich 
fast  unmittelbar  das  Dorf  Schnellbach 


anschliesst^  Am  Ausgange  desselben 
spaltet  sich  die  Strasse:  1.  durch  den 
reizenden  Nesselgrund  nach  Tambach 
(R.  70),  r.  an  der  silbersjjrülifnden 
Kaskadelle  einer  Mühle  vorüber  durch 
den  rinnenartigen  Struthergrund  nach 
8trttih*)t  wo  viele  Schmiede  n.  Schlos- 


*)  In  Struth  loll  Xiuther,  als  er  1687 
von  0chmalkaide«t  nach  Tambaoh  reieta»  von 


ser  wohnen,  und  jenseit  'des  Selmere^ 
hi^ee  auf  eine  Anhöhe,  die  einen  pracht- 
vollen Blick  in  den  Asbachergrund  (r.) 

und  in  den  Ebertsgrnnd  Tgcradcaus) 
öfFnet.  Durch  dies  idyllische  Thal 
über  Rotterode  nach  Steinbach- Hallen- 
herg  (27^  St.  von  Seligenthal).  Von  da 
über  Unter-  u.  Oberschönau  und  durch 
den  prachtvollen  Kanzlersgrund  nach 
Oberhof     St.).    Siehe  B.  72. 

fiinatisclion  Bauern  beschimpft  u.  mitStaia- 
würfen  verfolgt  worden  sein,  so  dass  man 
glaubt,  er  habe  sich  in  derBibelöberaetzung 
an  den  „Strötliern"  (Hnsca  trri  fit  ht, 

wiewol  der  alte  Ausdruck  „Struthur"  über- 
haupt Strassenriubw  und  Wegelagerer  be- 
deutet. 


66.  Ronte:  Von  Wernsliauseii 

WenishausoiMS  112),  Hauptsta- j 

pelplatz  des  Flüssholzhandels  u.  Eisen-  ' 
bahnstat.  ;6wisehen  Immelborn  und  Wa- 
auugen. 

"  SüsmMbfi  uaeh ImiMlftom  (in  }  St.)  Morg. 
5,  48;  9,  27;  Nachm.  5,  33,  I.  Cl.  33,  H.  18, 
ni.  12  kr;  nach  Wnmtigen  (in  12  Mi«) 
Morg.  9,  4;  Nachm.  4,  27;  Ab.  9,  25.  -  Po«t 
von  Wernshausen  nach  SdhnioUtoMen  10  übr 
Tormltt.  D.  6  Vhr^Ab.  In  {  St.  4  21  kr.  — 

Um  fkms^BehtMXhdlde»  sugelangenf 
ül  x  r  sc  hreitet  man  jenseit  des  Bahnhofes 
die  Werra,  die  häufig  mit  ITolzflössen 
bedeckt  ist  und  eine  Strecke  oberhalb 
der  Brücke  die  Schmalkalde  aufgenom- 
men hat.  L.  auf  einem  vorspringen- 
den Hflgel  dieTodenwarth  (S.  128),  ein^ 
alte  Veste  mit  Mauern,  Thürmen  und 
Qriben,  jetzt  Oekonomiegut  tt.  gern  be- 

Vfthrer  dureh  Thüriaffen. 


nacli  Sclimalkalden  (1V2  St.). 

sucliter  Vergnügungsort  mit  reizender 
Aussicht.  Die  ehemaligen  „Wölfe  von 
u.  zu  Todenwarth''  hatten  das  Vorrecht, 
gleich  dem  Kaiser,  Adebdiplome  er- 
theilen  zu  dürfen.  B.  an  der  Strasse  die 
Zwick,  ein  anmuthip  gelef^ener  Hof  mit 
Gasthaus  ,,zum  freien  Kittpr".  Dicht 
an  der  Zwick  der  Warthammer ,  jetzt 
eine  Weiss'sche  Wollspinnerei.  R.  das 
Dorf  Niederschmalkalden.  Die  Chaus- 
see, die  sich  Im  lieblichen  Thale  em> 
porzieht,  berührt  die  Dörfer  Mittel- 
schmalkalden, Haindorf  M.Aue.  Zu  Fuss 
kann  man  von  Mittelschmalkalden,  wo 
eine  Fabrik  iu  Thätigkeit  ist,  die  aus 
Tannenhols  sogen.  Papierseug  (für  Pa- 
{»ierfahr.)produeirt,am  Flusse  anfveXrts 
direkt  nach  Schmalkalden  gehen  Müh- 
len undGewerke  beleben  die  aamuthig» 


Digitized  by  Google 


1 


579 


67,  Route:  Yon  Schmalkalden  nach  LiebeBstefn. 


580 


Lftndacliail.  B«l  Halndorf  ein  Sehens- 
werthes  Eisenwalzwerk  mit  i^waltiger 

Kraftentwickelung,  sowie  eine  neu  an- 
gelegte Schmelzhütte,  unfern  Aue's  eine 
Ahlenfahrik  \\  a.  m.  —  Die  von  Werns- 
hausen nach  Schmalkalden  projektirte 
Zweig- MX$9!iAaihn  wird  hoffentlieb  snr 
AnsUlhrattg  kommen  nnd  den  Verkehr 
nm  «o  mehr  beschleunigen  und  stei- 
gern, .wenn  sie  über  Schwarsa,  Mehlis 


und  Zella'  hkA.  Snhl  weitergcjfl&brt 
wird. 

r  vrn  Wernshanfen  narh  nl-ungen  t&ist 
niid  gut  zu  Fuss  ist,  mag  eiue  8«br  loh- 
nende Seitetdoxtr  «inichlftgen,  nämUeb  dttveb 
den  Ro$agrund  nach  Helmer«  (1  St.)  wo  «r 
den  waldigen  Bc^rr;  «  rsteipt,  auf  dem  die 
Ruine  Frankeuberg  (uralter  Sitz  der  Fran- 
kenhersög«)  horfltet,  mid  dann  über  die 
Küiamkuppe,  den  Ble^sherg,  nnd  die  Himu- 
Insp«  nach  Salaungen  (S  St.).  YergL  K.  59. 


67.  Route:  Von  SchmalkaldeE*)  nach  Liebenstein, 


Pott,  V.  ScTitnalkald.  nach  Wernsjliausen  (1 
Meile  in  iSt)  fr.  8  u.  Nachm.  U.,  6  Sgr. ;  aber 
Kleittsobmalkalden  nach  Brotterode  (t  H. 
in  2  St.)  Ab.  7  Uhr,  lOJ  Sgr.;  über  Klein- 
schTnalkald<?n  nacb  Friedrichrode  (2[  M.  in 
3^  St.)  fr.  5^  U.,  16^  Sgr.,  uud  weiter  nach 
WalterabavMn  und  Gotha ;  nach  Steinbaoh- 
Hallenbprg  {\\  M.  in  IJ  Pt.)  "Mont.,  Don- 
nerst, nnd  Sonnab.  Ab.  7|  U.,  8|  Sgr. 

Entfernungen:  Wemshansen  (Eisenbahn- 
Station)  ,  Stcinbacb-Ilallenborg  2|,  Lie- 
benstein I^rotterode  3J,  Friedrichrode 
und  Tamb&cli  4,  Heiningen  5,  Snhl  5^  St. 

GnäMf^:  Krem  am  Altmarfct  (gut),  ei- 
gene SqnlfMIgie.  Bas  Zimmer,  worin  am 
19.  Febr.  1581  der  SchmalkaMisdie  Bund 
geschlossen»  und  auf  dem  Fürstcutage  1537 
viele  Berathnngen  gepflogen  wurden,  iat, 
obwol  modcrnisirt,  im  f)bf'rn  Stockwerk  noch 
vorhanden.  Die  alterthümliche  Treppe  und 
die  getäfelte  Heizdecke  der  Oberstuhe 
leegen  noeb  von  Jener  historisch  merk- 
würdigen Zeit.  Adler,  gleichfalls  am  Markt, 
mit  Postbalterei.  —  Sestauratiomu :  6  Fol- 
aenkeller  In  scb6ner  Lage  und  mit'  ausge- 
zeichnetem Bier,  welches  in  2  städtischen 
Brauhäusern  gebraut  wird.  Besondfr*«  cm- 
pfehlenswerth  der  Lutherskeller  ambtiller- 
tbor  mit  aehtaem  Garten.  8clifttienbant 
nn  Aqecthor,  nnfem  der  Badaaaatalt« 

Selinialkalden«  Hauptstadt  eines 

5V«QH.  grossen  karhessischen  Distrik* 
tes  („Herrschaft  Schmalkalden'*) «  der, 

Tom  Hauptland  vollständig  abgeson- 
dert, am  südwestlichen  Abhänge  des 
Thüringerwaldcö  liegt  und  wegen  seiner 
mannidbifaeh  nUancirtenlandschaftlichen 
und  klimatischen  Physiognomie,  seiner 
reichen  Natur. Schönheiten,  seiner  origi- 

*y  Die  i>«-igegebene  AmUeM  voih  ^Yelksgaitai*«  ans.  —  JT.  BdMmM,  Sebmallukt4«D 
im  Kurfürsteutli.  Besseii.  Gotha  1665. 


nellen  Bewohner  (auf  j<"df^r  Q.M.  5450 
Mensehen),  seiner  lebhaiten  Industrie, 
seiner  interessanten  geognostischeh  Ver- 
hältnisse und  seiner  geschielitHclien' 
Erinnerungen  hSefast  boachtemswerth 
ist.    Die  Stadt  (mit  6000  Einw.),  in 
einem  f  ron  n  dl  i  eh  nn  "Wiesenthnl  zwisclMB 
lind  ansteigenden,  bis  zum  Gipfel  be-' 
bauten  Vorbergen,  an  die  sich  uordöst- 
lieh  d«r  Hauptgebirgsstoek  atisehliesst^ 
wird  TO«  der  Scbmalkalde  bewltos«rt, 
einem  Flfisschen  („sehmal  und  kalt"), 
das  zwischen  Brotterode  und  Friedrich- 
rode nicht  weit  vom  Kennsteig  eTit- 
springt,  anfangs  „Langenbachs^  u.  dann 
„Ealtwasser"  heisst,  bis  es,  dnrch 
mehre  OebirgsbSche  verstärkt,  den 
Namen  „Scbmalkalde"  annimmt,  und, 
mit  der  Stille  vereinigt,  als  TTnuptpnls- 
ader  des  iiulastriellen  Verkehrs,  in  meh- 
ren Kanälen   die  Stadt  durchüiesst. 
Diese  hat,  wenn  sie ^anch  nicht  schSn 
genannt  werden  kann,  ein  so  originelles 
mittelalterliches  Gepränge,   dßSB  der 
Reisende  von  der  winkeligen  "Rauart, 
dem  buutgt  jiialten Fachwerk,  den  hohen 
Steinziunen  uud  Spitzgiebeln  höchlichst 
überrascht  wird,  nnd  die  modemisirten 
Gebibide ,  die  sich  dazwischen  angesie- 
delt liahen,  wie  Modepuppen  in  einem 
Anfikensaal  erscheinen.    Den  originell- 
sten Effect  macht  die  Weidebrunner 
Vorstadt  (von  Seligenthal  her),  die  eine 
breite ,  lange  Strasse  mit  kleinen,  bnnt- 
gemaltenHftusem bildet,  welche  grossen 
Theils  nnter  einem  Dache  stehen  und 


Digitized  by  Google 


I 


1 


Ir'- 


Digitized  by  Google 


581  .  • 


67,  JUmt4:  Von  Sohmalkalden  Eftck  Lieltangtein. 


5^2 


fast  s£mmtlich  von  Kleinzengschiuieden 
bewohnt  sfaid/die  hinter  den  offenen 
TbQren  pocheh  undhfimmern.  Vor  den 
Fenstern  Blumen  und  Vögel;  in  der 
Strasse  l3nntes  Kindergewiilil :  vor  den 
Tliürtiii  saubere  Ruhebänke;  TriLt.bteiiie 
und  Thürpfosten  weiss  angestrichen ,  u. 
Überall  eine  fast  ängstlicbeReinliehkeit, 
die  selbst  die  Irmlichste  Hfifte  wohl- 
tbuend  verklärt.    Die  Stadt  selbst  ist 
durch  ihre   ausgedehnten  Waldungen 
sehr  reich,  die  meisten  Bewohner  dage- 
gen leben  von  der  Uand  in  den  Mund. 
Sie  stammen  nnverkennbar  7om  iVin- 
kischen  Volksstamme  ab.  Daranf  deutet 
ihre  breite,  singende  Sprache ,  die  bei 
den  niofloron  Volksklassen   \u  oinon 
kaum  verstHndlichen  Jargon  ausartet, 
sowie  der  lebensfrohe,  biederherzige, 
mtranliehe  CSiarakter,  der  die  fremden 
QCste  seltsam  anheimelt  Dabei  leiden- 
schaftliche Liebhaberei  für  Musik,  Vö- 
gel u.  Blumen.  Unter  den  en^lomi sehen 
Krankheiten  fSllt  zumeist  die  Kr  »iifbil- 
dung  Ins  Auge,  die  mit  dem  Krctiuis- 
mns  in  Verbindang  steht ,  dessen  Be- 
obae&timg  selbst  fOr  den  Nichtarst  von 
sigenthtim liebem  Interesse  ist.    In  der 
neueren  Zeit  hat  jcdoeh  die<:e  in  Thü- 
ringen nur  selten  vorkommende  Krank- 
heitsform  auch  hier  merklich  abgenom- 
men.  Uebrigens  ist  das  Leben  in  Sch. 
so  wohlfeil  n.so  gemfithlidk,  dass  es  fast 
unbegreiflich  ist ,  wie  die  dasige  Bade- 
anstalt n  iemals  eine  erhehliohe  Frequeaz 
erzielt  hat. 

Sehenstirilrdigkeüm.  Auf  dem  ÄU- 
matH  die  gothisdie  ^HtM^i&Mi€,  von 
Aussen  und  Innen  kunstreich  u.  impo- 
^iiit,  1418  begonnen ,  1509  vollendet, 
1787  erneuert.  Auf  der  Wt  ^^tseite  ragen 
2  viereckige  Thürme  mit  runden  Kup- 
peln hoch  empor.  Die  grösste  Glocke, 
(„die  Oster**)  wiegt  64  Ctnr,  Bchdoer 
Äiek  Ton  der  tlklerfe.  Die  inneren 
Biume  einfach  und  grossartig ,  so  dass, 
■wie  Luther  sicii  ausdrückt,  „Spalatins 
Stimme  darin  verhallen  würde,  wie  die 
einer  Spitzmaus."  Ausgezeichnete  Or- 
g^.  Oberhalb  der  Sakristei  „das  Luther- 
stnbehen'S  »ilt  alten  Handsehriften  und 
Bilehem.  An  Jedem  Sonntag  wird  drei- 


maliger  Gottesdienst  gehalten  und  sehr 
fleisrig  besucht,  in  der  firShestea  Hör* 
gonsthnde  fax  die  reformirten  Ceaifea- 

sionsverwandten,  die  etwa  V5  der  Ge- 
SRnimteinwohner  ausmachen.  — T'nfern 
der  Kirche  das  alfri  thümlicbe /fat/t/ta«*, 
worin  zur  liefonnaüonszeit  der  Fürsten- 
eonvent  mehre  Versammlungen  hielt. 
—  Vom  Harkt  durch  die  Steingasse  {in 
der   dasigen  Bosenapotheke  wohnte 
Melauchthon  wahrend  des  Conventes) 
auf  den  kleinen  Luthersplatz ,  wo  das 
leider  auch  modernisirte  Eckiiaui>  des 
Kaufmanns  Sanner  zur  ebenen  Erde 
durch  das  hessische  Wappen  (einen 
steinernen  Doppellöwen)  und  im  dritten 
Stockwerk  durch  ein  Gypssehild  ausge- 
zeichnet ist,  auf  welchem  in  der  Mitte 
ein  Schwan,  r.  Luthers  und  1.  Helanch- 
thons  Petschaft  u.  daranterdielnscSirfft: 
„Versammlungshaus  der  evangelischen 
Stände  und  Theologen  bei  Verfertigung 
der  Schmalkaldischen  Artikel,  15,^7.'* 
Das  Zimmer,  worin  Luther  wohnte  und 
diese  Artikel  schrieb ,  entlialt  noch  alte 
Wappen  und  Portrits,  womit  die  Fen* 
sterscheiben  und  die  getifelte  Stuben- 
decke  bemalt  sind.  —  Alsbald  zum 
Schlossberg  hinauf  zur  Wilhelmsburg, 
die  auf  einem  Vorsprunpre  dcsQuesten- 
berges  thr«at,  und  zwar  au  der  StellcL 
WO  die  uralte  Burg  „Wallnb"  (WaU- 
rafl)  stand,  welche  die  Grafen  Ten 
Henneberg  bewohnten ,   deren  letzter 
1583  hier  star>>     Nun  erbaute  Lnnd- 
gi'af  Wilhelm  von  Hessen  das  neue  Ke- 
sidenzschloss,  das  gegen  100  Gemächer 
und  ^e  reich  geschmfii^to  Kbroha  um- 
iksst,  derdi  Orgel  der  Landgraf  seibst 
verfertigt  haben  soll.     Jetzt  ist  der 
stittlicheBau  (Sitz  des  Jnstizamtes  etc.) 
verwaist  und  verwahrlost.  Dennoch 
lolmt  es  sich ,  die  umfängliche  Terrasse 
(„Pfalz'')  zu  ersteigen,  um  auf  die  an 
Filssen  ruhende  Stadt  u.  in  die  benach* 
harten  Thäler  hinab  zu  blickeil^  —  4ßB 
eine  besondere  Merkwürdigkeit  gilt  das 
Gespriug,  "/^  St.  oberhalb  der  Stadt, 
seitwärts  der  Strasse  nach  Weidebrunn. 
Drei  Quellen,  die  im  Wiesengrund  ent- 
springen ,  ffillen  ein  grosses ,  mit  einer 
alten  Hauer  umgebenes  Waseerbeeken» 


Digitized  by  Google 


&8S 


67.  Baute:  You  Scluaalkaldeii  nach  Liebeustein. 


584 


aus  welchem  alle  Bruinicu  de^  Stadt 
gespeist  werden.  In  dem  fast  chemiseh 
reinen  Wasser,  das  niemals  gefriert,  ob 

gleich  seine  Temperatur  bis  höchstens 
TV,**  K.  steigt,  leben  köstliche  Forellen. 
101)  Seliritte  davon  treibt  der  Abfluss 
eine  j^osse  Grob-  und  Feiusehleiferei. 

  Ausserdem  Tersinme  man  nicht» 

rerscUedene  vnduttridleEtahUssement»' 
in  Augenschein  zn  nehmen,  namentlich 
die  Ablenfahrik  vor  dem  Weidenbrnn- 
ner  Thorc  (V^  St.),  die  Schlcifltothe  am 
Gespring,  das  Walzwerk  mit  Eisenhütte 

bei  Haindorf  (Va      )»  s«*^»* 
Kl^narbeiter  in  ihrer  originellen  Thft- 
tigkeit  an  beobachten. 

Geschichtliches.  Schm.  gehört  der  Welt- 
gescliichte  an,  indem  die  folgenreichsten 
Begebenheiten  der  Beformationsselt  hier 
sich  aagttsponnen  Iiaben.  Zuerst  wird  des 
Namen»874  gedaclit,  obgleicTi  dio  Sage  geht, 
dass  schon  Bonifacius  allda  üeu  Götzen 
Swante^it  serttört  haha.  Wahrsehain- 
lieh  zog  der  Ei.=!cnreichthum  der  Umgegend 
die  ersten  Bewohner  hierher,  die  sich  um 
die  Burg  Wallrab  herum  anriedeUen.  1078 
ward  Schro.  ▼om  Kaiser  Heinrich  IV.  iiml 
1303  vom  Kaiser  Philipp  zerstört.  Am  24. 
Juni  1227  nahm  Ludwig  der  Heilige,  als  er 
ins  gelobte  Land  sog,  hier  Ton  seiner  <3e- 
mahlin  Elisabeth  und  seineu  vertrauten 
Räthon  wcliniüthigen  Abschied.  12f>3  kam 
Scbin.  au  die  Grafen  v.  Henueberg,  denen 
die  kOnIgl*  Binaer  Prenssen  und  Wilrtem- 
herg,  sowie  Sachsen  und  Hessen  entstam- 
men, nnd  ward  1353  zwischen  Henneberg 
und  Heaaen  getheUi.  Diese  I>oppelberr> 
aclMll  entaündete  so  mannichfache  Keibnn- 
gcn,  dass  die  damals  sclion  befestigte  Stadt 
1408  in  die  Keicljsacht  erklärt  ward.  1521 
erkaufte  der  Landgraf  von  HesMn  den  un- 
geschmälerten Besitz  derselben,  der  jedoch 
erst  1583  rechtskräftig  wurde.  Schon  zu- 
vor (1528)  hatte  Philipp  v.  Ueäuen  gegen 
die  kaihoi.  Vfkraten  ein  Heer  in»  l'eld  ge- 
etriit,  das  er  hei  Schm.  musterte,  und  er- 
neuerte bei  dieser  Gelegenheit  den  Bund, 
den  er  an  Torgan  mit  Johann  t.  Baehsen 
gesdblossen.  Beide  Fürsten  suchten  nun 
d!*^  evni)fj-el.  Stände  ZU  einem  Schutz-  und 
Trutzbundnlss  zu  vereinigen  und  veran- 
stalteten in  Sehm.  -  wiederholte  (9)  Znsara- 
monkiinfte  (Convento),  —  die  erste  vom 
29.  Nov.  bis  4.  Dec.  1530  —  welche  den 
Schmalkalditchen  Butid  (auf  der  8.  Yorsamm- 
lung  am  19.  Febr.  1531)  zur  nächsten  Folge 
hattan.  Die  glftnaendste  dieser  Tersamm* 


lungen  war  die  aiehebte  (Fabr.  185T),  bei 
weleber  die  SchmalkaJder  Artikel  unterzeich- 
net wurden*).   Es  waren  damals  in  der 
kleinen  8tadt    Wochenlang    vereinigt  28 
Fftrsten,  die  Abgeordneten  des  Papstes, 
des  deutschen  Kaisers  ,   der  Könige  von 
Frankreich   und  Dänemark,    die  Bürger- 
meister von  22Beich88t&dten,  viele  Bischöfe 
nnd  Bithe,    sowie  44  der  namhaftesten 
Protest.  Theologen,  die  Tag  für  Tag  pre- 
digten, 80  dass  ein  katholischer  Schrift- 
steller die  Stadt  als  einen  „Sita  der  Bestien«' 
bezeichnete.    Leider  erkrankte  LutTier 
lioftig  nn  Steinhescliwerden,   Uasd    er  am 
26.  Fehr.  abreisen  musste.    „i>er  Schmal- 
kaldlflche  Krieg,'*  der  IM«  avsbrach,spreDffte 
den  Bund.   In  Schmalk.  aher  entbrannten 
später  so  kleinliche  und  doch  so  erbitterte 
Coufeüaionsstreitigkciten  swisehan  den  Irn- 
theranern  und  Reformirten,  dass  man  nur 
mit  \Viflerw'nicn  davon  hören  mag.  Noch 
eiitst  t/.iicher  waren  die  Draugsale,  die  der 
Söjälirige  Krieg  auf  Schmalkalden  h&nfte, 
indem  1640  das  ganze  schwedische,  fran- 
zösische, hessische  und  braunschwefgische 
Heer  hier  lagerte.   Bann  wieder  schmach- 
volle Oonfessionswirren.  Im  frans.  Krieg 
ward   Sclim.  zum   Königreich  Westphaleii 
gesclilagen,  nachdem  die  hessischen  Sulda- 
tun  lä06  die  franz.  Besatzung  &berrunip«1t 
und  13  Kanonen  nebst  der  Kriegakaese  er- 
beutet hatten.—  Bei-ühmie  Männer :  C.  Aquila, 
der  erste,  protest.  Pfarrer  (1549),  von  dem 
Luther  sngte:  „Und  wenn  dio  ganze  heilige 
Schrift  verloren  ginge,  so  würde  ich  sie 
bei  meinem  Aquila   wieder   finden;"  Cb. 
Cellarius,  Historiogr.,  geh.  J.  G.  Vier- 

ling,  Organist,  gest.  1818;  Medlainatrath 
Fuchs,  dermalen  noch  practizirend. 

Die  bedeutende  Inrtn^frie  dos  kleinen, 
aber  sehr  gewerbthätigeu  Bezirkes  concen* 
trirt  sieh  hanptsScblleh  auf  ^ohl-  und  Bi- 
»engewerke,  Messingarheiteu  und  Korbflech- 
tereien. Schon  im  9.  Jnhrli.  glühten  liit-r 
die  Essen,  um  Kitter  und  Knappen  mit 
PansernndSchwerdtan  r&sten.  Die  »»Sdbntol- 
kahJer  Waaren,"  wie  man  die  kleineren  Er- 
zeugnisse der  Stalil-  und  Eisenindustrie 
zu  benennen  pflegt,  mögen  sie  in  Schmal- 
kalden selbst,  oder  in  Bteinbach  ,  Brot- 
terrod©  und  Anderwärts  gefertigt  sein,  sind 
auf  den  Blärkten  sehr  geschätzt.  S«  ^ibt 
fast  kein  erdenkbares  Bisengerftth,  dsa  im 

Schmalkaldener  Kreise  nicht  produzirt  würde. 
Tansende  von  Kleinfeuerarhcitorn  (ledig- 
lich 923  Schlosser  mit  630  Gehilfen),  «.  B. 
Fellenhauer»    Striegetmacher,  Flaachiiar, 


•)  £.  BtcMfin,  Der  Fftrstentag. 


« 


Digitized  by  Google 


585  08.  Jhuu :  Yim  Sehmalkalden  auf  den  InielslMrg.  58^ 


Nadicr,  Ztmg»,  Messer-,  Gabel-,  Sichel-,  Na- 
gel-^  Bell-,  Blechschmiede  etc.,  sind  mit 
„eiaernem**  Flefsse  Tag  und  Nacht  ge- 
^hßfttgt  Jane  „Kurzwaaren*'  su  liefern,  die 
ilinen  von  den  Grossliändlern  (Gebr.  Bley- 
inüllcr.  Sauner,  Kürschner,  Michel,  Fuchs, 
Heller)  abgeklMill  nnd  In  alle  Welt  Teiirie« 
lien  werde».  Wahrlich,  die  theolog.  „Sclimal- 
kald««r  Artikel"  sind  nicht  berühmter  und 
noch  woniger  so  verbreitet,  wie  die  Schmal- 
kalder  Handelsartikel.  Yornlinll^  frt  die 
JkUn-  und  Spick nadrlfahrihüioH  (143  Ahlen- 
•chmiede  mit  96  Gehilfen,  die  eine  beson- 
dere Zunft  bilden)  fast  lediglieb  ant  Schmal- 
kalden beschränkt,  und  ungeachtet  der  her- 
altgrcdrficktcii  Preise  noch  immer  so  liedeu- 
tend,  dasä  jährlich  an  50  MUl.  Schuhmacher- 
ahlen  (Oerte)  vnd  Spleknaileln,  wosn  gros- 
sen Theils  westphälischer  Stahldraht  ver- 
wendet wird,  abgesetzt  werden.  Das  grösste 
Geschäft,  schon  seit  1525  im  Gange,  macht 
A.  y.  nad  O.  Saaner.  Sooft  arbeitete  Jeder 
Meister  auf  eigene  Hand  und  eigenem  llisiko. 
Gegenwärtig  aber  bestehen  in  Schmalkal- 
deu  2  Ählenfabriken,  die  sehr  gute  Oeschftfle 
machen.  Die  *  bedeutendste  von  Kaupert, 
Burkhard  u.Comp.  (vor  dem  Weidebrunner 
Thor)  beschäftigt  in  den  Schmieden  und 
in  der  Selitolfkotlie  (am  Gesprlng)  80  Meu- 
Mchon  und  liefert  alle  Arten  Sclaihmncher- 
und  Sattlerahlen,  Pflockörte,  II«ohok'iscn, 
Packnadeln,  Schnsterzwccken.  Unter  den^ 
xahlreiclien  nietiilargiecben  Wasserwerken 
zeichnen    sich    tlie    *  nder  Happelx- 

Hütte   unter  dem  Fioher  Berg,  sowie  die 
neu  angelegte  SohmeUihatte  auf  dem  Walr- 
werk  bei  Haindorf,  und  eine  kleinere  («der 
Blocliliamnier*')  vor  dem   Stillertliorc  aus. 
Die  alte  Gewehrfabrik  dagegen  (am  We^e 
nach  Asbach)  ist  eingegangen  und  in  eim- 
bodeutendeSplelwaarenfabrik  (Scheller,  Wit- 
tich iin'l  Sclienk)  umgewandelt  worden.  Aus- 
serdem findet  mau  im  Bezirke  13  Eisenhäm- 
mer, 6  Stablhioimery -t^Pnddelwerke,  Drabt- 
/.iehereien,  Zain-,  Zeug-  und  Reckhämmer, 
Schleif-  a.FoIiraastaliea,  2  Striegelfabriken, 
Sobranben«»  Nied-  n.  Stablstiftfsbrikon,  Oold- 
leiatenfU>riken.  Yon  den  sonst  igen  Tndustric- 
?woisTn  Sri  nur  der  Wurstfabrikation  ge- 
daclit,  sowie  der  landschaftlichen  üochbilder. 


die  K.  Iloffmann  aus  Kork  sehr  zierlich 
schnitzt  —  Die  SaUue,  seit  1455  im  Gange, 
hat  1835  ihren  Betrieb  eingestellt.  Ihige- 
gen  ward  in  einem  Privatgarten  am  Auerthor 
eine  Badeanstalt  mit  salinisohem  Schwimm- 
bassin errichtet,  die  Jedoch,  ungeachtet 
der  eisenhaltigen  SoolqQellen,  Ton  denen 
ȟie  gespeist  wurde,  keinen  nachhaltigen 
Success  gehabt  liat.  Leider  thut  der  gegen- 
wärtige Besitzer  für  deren  Hebung  fast  gar 
nicbts. 

Spaziergänge.  Angenehme  Prome- 
nadenwege fBluren  aoMerlinlb  der  alten 
ÜmfassQDgsmauern  um  die  Stadt  hemm. 

Da  und  dort  winkt  ein  schmucker  I^el- 
senkcller  als  beliebter  Rnstort.  Die 
schönste  Ansicht  der  Stadt  hat  man 
vom  \  olksgartcn  aus,  einem  vielbesucht 
tcn  Yergnügungsort  am  Alibfliige  des 
Wolfeberges  (%  St),  sftdwesfUch  von 
der  Stadt.  Steigt  man  noch  Y,  St.  auf- 
wärts, so  wird  die  Aussicht,  nameutlich 
von  der  Ilerrt  nkujtpt ,  immer  grossarti- 
ger und  umfassender.  Aber  auch  auf 
dem  Quettenherg  CU  oberhalb  des 
Schlosses)  nmdet  sieh  die  Gtogend  su 
einem  gar  lieblichen  Bilde.  —  Einen 
Ausflug  auf  den  Jl>">thhof  (Vj  St.),  um 
oberhalb  desselben  eine  entzückende 
Aussiebt  zugeniessen,  kann  maualsbald 
mit  dem  Besuch  des  r/c^fenbiich,  eines 
engen  Thaies,  und  deaAndreiuhmnneM 
verbinden.  Die  sonstigen  Partien,  na- 
mentlich den  reizen<len  * Ashachcni ruiid , 
lernen  wir  in  den  folgenden  Üouten 
kennen. 

Yon  Schmalkalden  nach  Liebenstein; 
entweder,  wie  ij.  57ö,  üb.  Weidebrunn, Seligen- 
tbal,  Stablberg  n.  Herges  (8  8t.) ;  «der  ftber 

Wernshausen  und  mit  der  Eisenlialin  nach 
Inimelburn  (8. 577)  \  odor(Chau886e)  über  Aue, 
Haindorf,  MittelseliMiillealdea ,  Herren-  nnd 
Alten-Broitungen,  BaVchfeld  (i^St.)  (8.578); 
oder  (Chaijssfu)  ül»er  Mittolschmalkaldea, 
Wahles,  Trusen,  Herges  (4  Stunden). 


68.  Route:  Vom  Solimalkalden  auf  den  Inselsberg  (4  st.> 


Der  nftchste  Weg  durch  den  schö- 
nen Kaltwiisscrgrund  über  Klcinschmal- 
kalflcti{R.  G9)  und  durch  den  Wiebachs- 
gruud  nach  Brotterode  (Chaussee). 
I>och  ist  es  auch  nicht  viel  weiter,  wenn 


man  über  den  Stahlberg  oaeh  Herges 

und  durchs  Drnsenthal  nach  Brotterode 

(S.  320)  fährt.  DiobrottenMler Tn<Instrio 
ist  mit  der  schm.'ilkuldener  nahe  ver- 
wandt.   Namentlich  wohnen  dort  vielo 


Oigitized  by  Google 


5ö7  €9,  JMa;  Von  BclmiftlMto  naeh  Meiriekrod«.  588 


Messer-  und  Schnallenschmi^d«,  die  zu- 
gleich Jille  GorStlischaftcn  zur  Aus- 
r&Stung  iler  Pferde  und  Reiter  liefern. 
—  Fussgäuger  können  einen  höchst 
yitere^santeo  Weg  einschlageD ,  wenn 
fli»  (mit  Führer)  von  Seligenthal  r.  durch 
AtnUaderhotMffrwndiJL,  70)  nach  Klein- 
schmalkalden, und  vom  Jladerholzstetn 
anter  dem  Steinbnchwo};  und  llhor  die 
2103  F.  hohe„Hausumasse''  nüchiT/CTn- 
MekmaBOtMtan,  «nd  von  da  (r.  nehen  der 
Kirdie  faiDanO  über  die  Mcmmelsteine 
nach  Brotterode  gehen.  Diese  isolirte 
FelsenpJirtie ,  die  fust  senkrecht  über 
dem  iiruseuthal  emporstarrt,  ist  von 


schönen  Anlafr<^n  htuI  Uulio]>1ätzen  um- 
geben, und  bietet  vomÄltaii  eine  präch- 
tige Aussicht  ins  Wcrrathal.  Ja,  mau 
braucht  nicht  einmal  nach  Brotterode 
zu  geben ,  sondern  kann  durch  den  Ha- 
derholsgrnndtiber  ä^Höhnberg  (S.  593) 
bis  7A\m  Rennsteig  wandern  nnd  diesen 
über  den  Spiessberg  (S.  292)  und  Or. 
Jagdsberg  bis  zumluselsberg  verfolgen : 
eine  gennssreiche  Partie,  jedoefa 
rüstige  Füsse  verlangt,  da  man  (von 
Seligenthal  aus)  bei  vierstündiger  Wan- 
derung etwa  nur  im  Spiessbergs  -  und 
Heubergshaus  sich  r^taurirOiii  kann. 
JmeUherg :  S.  311. 


69.  Boute:  Von  Sobmalkaldeii  nacli  Fiiediiclirode  (4  8t.> 


JMüberKleiDScIiinalkaidMi  fr.  b\  ü., 
16|  Sgr. 

Sehon  der  We^?  an  der  Happel shfltte 
vorüber  nach  Weidebr^nn  (20  Min.)  u. 
weiter  nach  Seligenthal  (^/^Rt.)  ist  sehr 
angenehm.  Noch  reizender  aber  wird  er 
jenseit  Hohlehonis  (y4St.),  wo  sieh  das 
heitere  Thal  — >  der  von  der  Schmal- 
kalde  dnrehflossene  Kaltfcaaaergrund — 
verengt  nnd  die  Berge  immer  höher 
auf.'jteigen.  Silbersch&umend  windet 
sich  das  „Kaltwasser''  um  diu  seitäHm 
^gestalteten  Kopfe,  nnd  treiht  Kühlen  u. 
Gewerke,  die  den  düstem  Omnd  mit 
buntem  Verkehr  beleben.  Rechts  ragt 
der  Hnndsrüch  mit  herrlichen  Glimmer- 
schieferf<'ls«'n,  1.  starren  die  Pu!v(^rJef>p/e 
iu  das  ücliono  J'hal,  das  je  mulir  u.  mehr 
a«  einem  Engpass.  snsammengedrängt 
wird,  der  sich  Vi  bis Kl^- 

scbmalkalden  erstreckt. 

Xl€lBflielmalkAlde]i  (3  St  von 

Stadt  Schmalkalden),  einfaststXdtisches 
Dorf  mitP«>-;f(  xpoflition  u.  Gasthof  zum 
Adler,  von  der  rschmalkalde  in  2  Hälf- 
ten getheilt,  davon  die  grössere  (am 
rechten  Ufer)  hessisch,  die  kleinere  (Yg) 
gothaisch  ist.  Der  Ort,  von  steilen 
Bergwänden  und  pittoresken  Felsen- 
klippen umschlossen,  zieht  sich  beinahe 
/a  St.  lang  zum  engen  Thal  hinauf. 
Stattliche HKnser,  meist  von  Grosshänd- 
lcm  bewohnt,  wechseln  mit  dürftigen 


Hütten.  Die  Einwohner  (1100)  nähren 
sich  theils  von  Holsarhelten,  indem  sie 

des  Sommers  in  den  nahen  Forsten 
handthieren  und  des  Winters  Korb- 
^'aaren  flechten ,  oder  von  der  Lotb- 
schlosserei  und  anderen  Eisenarbeiten^ 
oder  von  der  Fabrikation  aller  mögli- 
chen Blasebälge.  Anch  ist  daselbst 
eine  Maschinenpapierfabrik.  —  Die  Um- 
gegend reich  an  romantischen  "Natur- 
seliönheiten.  Rechts  (östlich)  der 
Hohewartberg,  dessen  hochragende  Fel- 
senstime,  der  1858  F.  hqhe  Hohemari' 
^ein,  mit  einem  Tempeldmi  gekrOnt 
ist  und  einen  reilenden  Blick  In  das 
groteske  Thal  gestattet.  In  einem  kloi- 
nen Grunde  unterhalb  des  Dorfes  wölbt 
sich  die  senkrecht  aufsteigende  Porphyr- 
wand des  BabenHem»  zu  ^nem  haU^ner- 
trümmerten  Felsen thor;  während  nahe 
dabei  derKrötenstein  eine  andere  interes- 
sante Ornpyie  bildet.  Auf  der  West- 
seite des  (»rundes  der  l^'nchsstel^i ,  eine 
lierrliche  Felscupartie ,  die  dou  Mauern 
einer  Burgruine  gleicht;  und  oberlialb 
des  Dorfes,  wo  das  gothaische  Forsthans 
und  ein  neues  Kirchlein,  des  mit  Hilfe 
des  Gustav-Adolfs- Vereins  erbs^nt  wor- 
den ist,  malerisch  licrüber  grussen,  die 
schroffen  Klippen  «les  hohoii  Heisig' 
berges. 

Will  man  nicht  auf  der  Chaussee 
bleiben,  so  geht  num  —  wie  schon  in 


Digitized  by  Google 


58d 


m 


voriger  Koute  aiip^egeben  —  von  Seli- 
l^euthal  durch  deu  vvuudersciiöueu  Ha- 
derholzgrunä  «if  das  Tambaeherfeld 
(1  St.)  und  steigt  von  diesem  (folg.  B.) 
nach  Kleinscbmalkalden  hinab  (1  St.); 
oder  steuert  ül»er  rlon  Höhnbcrij  fS.  593) 
direkt  dem  Ke  imst l  i;:;  zu,  vertoJ^t  diesen 
bis  zum  „Kreuz'  uud  komiut  hier  auf 
die  neue  Strasse,  die  t.  Kleinscbmal- 
kalden nntena  SgiuBhergBhaiMe  bin  n. 
Friedricbrode  Ifiuft. 

T>ie  Poststrasso  v.  KlfinsrUvialkalden 
n.  J^Viedr ich  rode  (  JSl.)  ziclit  sich  durch 
schattigeiAVuldzur  steileu  „Kuiebrechc** 
hinauf  ainn  Htubergshava  oder  Sandel 
(2ttW')i  Cliattss^ebaasni.  Restauration 


(amKeuiisteig),  und  fallt  dann  in  vielfa- 
chen Windungen  {i.  der  ßegenberg  u.  r. 
der  Spiessberg)  dnrcb  den  engen  Schilf- 
wasaerffrund  nach  If^riedruArode  binab 
(S.  292).  Vom  Heubergshaus  Icann  man 
einen  Abstecher  entweder  r.  über  den 
Spiessherg,  oder  1.  über  die  Tan^tbuchs 
machen.    Vergl.  K.  16. 

Eine  neuere  Kunststrasse  Ubift  von 
Kleinscbmalkalden  r.  ab  dorcb  das  wal- 
dige Hochgebirge,  durchscbntfdet  j^am 
Kreuz","  wo  r.  eine  Strasse  nach  dem 
Vierpfennigshaus  uud  Tambach  abgeht^ 
den  Ilennsteig,  und  fuhrt  unter  dem 
Spieti^ergähans  (S.  293)  vorUber  nach 
IMedriehrode  (8.  284). 


70.  Route :  Von  Sclimalkalden  nacli  Tambach  (4  St.). 


Die   p'ewöhnliche  Fahrstrasäe  am 
Blechhammer"    vorüber   im  rechten 
Winkel  I.  nach  Asbach  (V»  St.).  Ein 
nilierer  und  fnteressaaterer  Fossweg 
schneidet  diesen  rechten  Winkel  ab^ 
nn<l  führt  an  der  chornaligen  GeT,rchr-, 
jetzt  Spieiwaarenfabrik  und  an  dem  in 
eine  Schneidemühle  verwandelten  Bohr- 
und  ScbleilWexk  vorbei;  'Geht  man 
«inil^  100  Sebritte  am  Unken  Ufer  des 
Haches  hinauf,  so  stösst  man  auf  die 
letzten  Ueberreste  ehier  Mauer,  auf 
welcher  einst  die  Kapelle  xuni  heiligen 
Orab  gestanden.    Diese  wurde  1365 
von  einem  aus  Palästina  aurücldkehren- 
dea  Pilger  gestiftet,  der  in  der  Xfand- 
Schaft  zwischen  Schmalkalden  und  As- 
bach eine  auffallende  Aehnlichkeit  mit 
den  Umgebungen  Jerusalems  erkennen 
wollte.     Ein  Viertelsttindchen  weiter 
blickt  aus  waldigem  Uiutcrgrunde,  von 
aaekigen  Felsen  flberragt ,  das  reisend 
gelegene  stattliche  Dorf  Asbach  (mit  2 
Gasthöfen).    Hinter  demselben  öffnet 
sich  •der  Asbachergrund,  und  verengt 
sich  bei  einer  Oypsmühle  dergestalt, 
dass  r.  der  Hayelstein  fast  überhängend 
an  der  Strasse  anfstdgt  und  L  der^r«^ 
fswstem  wie  eine  Bnine  ans  dem  Geröll 
des  Bergwaldes  bevanstritt.   Die  wild 
durch   einander  geworfenen  Porphyr- 
brocken   sind  reich    an  Quarz  -  und 
Amethystkrystalleu.  .Nach  einem  Yier- 


trl Stündchen  winkt  r.  ,  am  Fusse  des 
waidigen  Kohlberges,  ein  P^elseuk  11er, 
der  in  einem  verlassenen  Kupier  -  uud 
Kobaltstollen  sieb  angesiedelt.  Dann 
erweitert  sieb  das  Thal,  u.  man  erblickt 
auf  schönem  Wiesengrund  („die 
Wa<=5ch")  einen  Draht-  u.  Zainhammer, 
der  in  der  grossartlg-en  Waldlandschaft 
sdur  romantisch  gelegen  ist.  In  den 
umliegenden  Bergen  wird  Kobalt  ge- 
wonnieo.  Hinter  der  Wasch  tbeilt  dieb 
die  Strnsse:  r.  durch  den  Ebertsgrnnd 
nac  h  Steinbach-Hallenbcrg  (R.  72),  ge- 
radeaus zum  Kornberg ^  in  welchem  vor- 
trefiniche  Mühlsteine,  Krippen  u.  dergl. 
gebroeben  werdoi,  I.  in  einer  Serpentine 
über  den  Helmershof  und  Stroth  nach 
Schnellbach  (S.  577).  Verfo^  man 
den  Körnberporwec ,  so  gelangt  man 
auf  die  hoc!i'^rli'(i;(.  ne  Netthof umiese ,  wo 
vur  eiiiigea  Jahren  auf  Steinkohlen  ge- 
bohrt wurde  und  de«  seUinste  Bbön- 
panorama  vor  den  Blicken  ^di  auftbnt. 
Weiterhin  kommt  man  anf  den  Renn- 
.steig  und  geht  nun  auf  dem  n-icbston 
Wege  (knuju  mehr  als  3iSt.  vonHchmal- 
kaldcn)  durch  den  heimlich  -  trauten 
Ap/elsiedtgrtmd  bis  an  der  hoben 
Biibeke,  fiber  welche  die  Strasse  neek 
Steinbach  führt  und  auf  derselben  1. 
nach  Tnrnb'^ch  •  oder  wendet  sich  rechts^ 
um  ;uil"  die  Kunststrasse  zn  gelangen, 
die  beim  Sattel  der  Wolfsdeilo  den 


Digitized  by  Google 


591 


10,  Jloüte.*  Tau  SchinftlkftldeA  naeh  Tanbaeli. 


5Ö2 


Rennsteig  durchschneidet  und  nach  '  fache  Erfrischunfren  bietet.  In  dem- 
Tambach  hinabläuft,  wobei  man  sieh  1  selben  pflegt  <kr  Herzog  von  Gotha  zu 
des  zauberisch  sliönen  Blickes  freut,  übernachten .  wenn  er  in  dieser  Gegend 
der  bei  der  Wolfsdelle  den  ans  dem  |  dem  Waidwerk  obliegt.  Nach  einigen 
Walde     heranstretenden     Wanderer  ,  Minuten  der  *BieUtein,  eine  impttsante. 


überrascht^  ode^  gf'ht  linlti  auf  dem 
Rennsteige  fort  und  überschreitet  don 
lantrf'n  Kücken  des  2  727  Fuss  hohen 
SjicrrhügeU  mit  seiner  weithin  tragen- 
den Aussicht  bis  znr  Chanss^e,  die 
oberhalb  des  Nesselhofes  dem  Kamme 
des  Qebii^s  r.  nach  Tambacli  1  fnft. 

Diese  Cbrms<('f> ,  die  hinter  dem 
Wasch  1.  übertien  Ziegenhügel  (reizende 
Umsicht)  nach  Schnellbach  abgeht,  ist 
die  gewöhnlicheFahrstrasse  nach  Tarn- 
bacb.  Von  Sehnellbach  wendet  sie 
sich  r,  durch  den  schonen  Nessel <ir und, 
der  sich  vom  Nesselberg  1  Stunde  lang 
in  reizender  4>bwechselnng  dos  land- 
schaftlichen Charakters  bis  m  das  Thal 
der  Schmalkalde  herab  sieht ,  wAhrend 
r.  der  rinnenartige  8tr%^l^rgrund  in  den 


über  100  F.  hohe  Felswand,  auf  der 
unsere    heidnischen    Vorfahren  dem 
Götzen  Biel  goopfert.    Vom  „Kendel* % 
wo  steinerne  Tische  und  Bänke  stehen, 
interessanter  Blidc  im  das  ringsum  wo- 
gende Waldmeer.  Anf  derselben  Thal- 
seite ,  etwa  100  Schritt  entfernt,  ,,dev 
Keller'',  eine  20  F  breite  und  10  F. 
tiefe  Grotte.  —  Will  man  den  Spitter- 
fall  sehen ,  so  geht  man  vom  Nesselhof 
bis  auf  die  Höhe  der  Strasse  (Sattel 
«wischen  Sperrhilgel  und  Rosengarten), 
und  verfolgt  von  hier  1.  denWeg^enn* 
steig)  über  den  Koserrgnrten  bis  zum 
Streitgirn,  wo  ein  Wegweiser  steht,  mit 
der  Aufschrift:     Hangweg".  Diesen 
rerfolgt  man  einige  Minuten,  und  geht 
dann  auf  einem  Schlangenpfad  sum^lt- 


Kesselgrimd  mündet.  Weiterhin  treten  i  terfall  (S.  277)  hinab.  Oder:  vomNes 


die  Berge  mit  ihrem  hell  und  dunkel 
gefärbten  Waldcolorit  und  einigen  ma- 
lerischen Felsköpfen  (den  Brückenstei- 
nen) so  nahe  zusammen,  dass  kaum  die 
Strasse  neben  dem  Nesselbache  Raum 
findet.  Aus  allen  Seitenschluchten  rie- 
seln krystallklare  Quellen.  Oben,  wo 
si^h  das  Thal  zu  einem  weiten  Kessel 
ausdolmt,  blitzen  die  silberglänzenden 
Bretterhäuser  des  Nesselhofes  (2*/«  St. 
Ton  Schmalkalden).  Unfern  desselben, 
u.  nur  einige  Schritte  r.  von  derStrasse, 
quillt  im  Wiesengrund  aus  einer  ural- 
ten Steinwölbnng  ein  Brunnen,  ans 
welchem  Luther,  als  er  schwer  erkrankt 
von  Schmalkalden  nach  Wittenberg 
reiste,  getrunken  haben  und  darauf  in 
Tambach  genesen  sein  soll.  Ein  ande- 
rer Lidhershrumien  unfern  Tambachs : 
S  275.  -Tenholt  des  Nesselhofes  schlän- 
gelt sich  die  Strasse  r.  am  Bergrücken 
—  Ci^m  jfRostny arten''  —  hinauf  und 
fmt  jenseit  des  2195  F.  hohen  Gebirgs- 
sattcls  in  kunstvollen  Kriimmungen 
nach  Tambach  hinab  (vom  Nesselhof 
iVs  St.).  Dicht  an  derStrasse,  etwa 
St.  von  Tambach,  ein  neues  Haus, 
von  einem  Waldwart  bewohnt,  der  eiu- 


selhof  auf  der  alten  Tambaeherstrasse 
bis  zum  Rennsteig  und  diesen  entlang 
bis  zum  Streitgiru;  oder  (noch  näher, 
aber  beschwerlich)  vom  Nesselhof  steil- 
auf  Aber  die  Ebertswiese,  und  an  deren 
Ostende  5  Minuten  anf  dem  Rennsteig 
fort  bis  zum  „Hangweg'*.  Dann ,  wie 
oben,  u.  durch  den  schönen  Spitter^rfmd 
(Chaussee)  nach  Tambach  (S.  276). 

Noch  interessanter  und  nicht  geuug 
zu  empfehlen  ist  eine  YiTand^ang  (mit 
Führer)  durch  den  einsamen  *Ifader' 
holzgrund  (oder  Silgegrund) ,  der  allen 
poetischen  Zauber  des  Thtiringcrwaldc.'; 
in  sich  vereinigt.  Chaussee  bis  Seligen- 
thal, wo  man  im  anständigen  Gasthofe 
rasten  kann.  Bei  einer  Siäneidemfihlo 
Illuft  der  Pfad  ilber  einen  Steg  fast  im- 
merwähren d  am  Bache  (Tambadber 
Wasser  oder  Silge)  hinauf.  Bald  ver- 
engt sich  das  offene  Wieseuthal  zu  einem 
melancholischen  Qrunde,  der  1.  vom 
langgestreckten,  mit  w&stem  Steingeröll 
besfttenjEfmferAolsftef^  (sogenannt,  weil 
Hessen  mit  Sachsen  wegen  der  Landes«* 
grenze  über  100  Jahre  gehadert),  r.  von 
anderen  BergköptVn  eingeschlossen  ist, 
die  durch  schluchtcuartige  Seitenthäler, 


Digitized  by  Googk 


998  7tB9uu:  ToH8«1iiiiftlkaldinitlb.  8t»i]i1»ie]i-fli^ll«ilMrgii«  OMriit  594 


aus  welchen  geschwätzige  Waldquellen 
munneln  .  «r^'scliinden  ?ind.  Die  recht- 
seilige Bergwand  ist  mit  dunkeln  Fich- 
ten ,  die  linke  mit  helllaubigeu  Buchen 
bestanden,  swieehen  denen  es  sonst  von 
Hoth>  und  Sdiwarswild  wimmelte.  Im 
Hintergrund  die  imposanten  Höhnberge 
(oder  Hühnberge) ,  der  vordere  (süd- 
lich) 2407  F.,  der  mittlere  2572  F.,  der 
hintere  (nördlich)  2504  F.  hoch.  Ii. 
«IS  dem  Walde  reekt  sieh  ein  wildsefaö' 
ner  Felsenwall  gleich  einer  riesigen 
Bargraine  empor :  der  Falhenherg stein, 
auf  dem  eine  Bnrg  gestanden  h«ben 
soll.  Näher  am  Grunde  der  kleine 
Falkenbergstein".  Der  Hauptschmuck 
des  Thaies  aher,  nahe  am  Ausgang  des- 
selben, ist  der  gewaltige  HaJkrholz- 
stein,  eine  der  grossartigsten  u.  präch- 
tigsten Felscnmassen  des  Gehircres  Vom 
„Tambacher Felde"  aus,  einer  berasten 
Hochebene,  wo  einst  das  Dörfchen 
Kleintambach  gestanden,  hann  man  den 
gIganteskenKoloss,  der  mit  einielnen 


Fichten  gekrönt  ist  und  einst  ein  ver- 
zaubertes Schloss  getragen  haben  soll, 
erklinnaen,  um  sich  des  reizenden 
Blicli.cs  in  das  Schmalkalder  Thal  zu 
erfreuen.  Dernfichste  Weg  nach  T^Hniocft 
geht  nun  swischen  dem  mittleren  u.  hin- 
teren Höhnberg  zur  grossen  Ebertswiese 
u.  durch  den  Spittergrnnd  Die  Aussicht, 
welche  <1(  r  riiiLLlereliuhnberg  sonst  bot, 
ist  Jetzt  verwachsen,  auch  das  Häus- 
chen uid  die  Signalstange  Terschwon- 
den.  Darum  lolmi  es  nicht,  den  steinbe- 
sftten  Gipfel  zu  ersteigen.  Dagegen 
ist  die  Rundsicht  vom  Hriuptfelsen  des 
vorderen  Ilöhnbergs  ,  d'-r  jedoch  ziem- 
lich weit  abseits  liegt,  eben  so  gross- 
artig, wie  prachtroU. 

Zu  Wagen  kann  man,  statt  über 
Schnellbach  u.  durch  den  Nesselgrund, 
auch  von  Asbach  r.  durch  den  Eberts- 
grund  nach  Rotterode  (folg.  R.)  und 
dann  Aber  die  Wolfsdelle  nach  Tarn* 
back  Akren. 


71«  Bonte:  Von  Schmalkalden  über  Steinbach-fiallenberg 

nach  Obrdnil 


Vcn  SehmaXktMen,  naeh  ßteinhaeh' 
Hallenberg  (2'/,  St.)  —  Post  Mont  , 
Donnerstag  u.  Sonnabends  Ah.  1^/^  U., 
8y,^Sgr.  —  hat  man  die  Wahl  zwischen 
2  chaussirten  Strassen,  die  fast  gleich 
weit  sind,  und  einem  näheren  Fussweg. 
Die  schönste  Strasse  Uber  Atibach  bis 
zur  Wasch  (S.  590)  und  dann  r.  durch 
den  idyllischen  Eh  er  tagrund ,  dessen 
ahliängigc  Tlmlsohle,  etwa  1  8t.  lang, 
von  bewaldeten  Bergzügen  eingerahmt 
ist.  Wenn  man  den  Bergsattel  über- 
stiegen hat,  welche  den  Wiesengnind 
abschliesst,  zweigt  eine  Strasse  r.  über 
die  Wolfsdellc  nach  Tambach  und  eine 
andere  1.  in  das  nahe  Dorf  Altersbach. 
Geradeaus  macht  unser  W^  eiueCurve 
nach  .fiMtorMle  hinab.  Jenseit  dieses 
Ddrfehens  sehluchtet'sich  1.  der  wUd- 
sdianerliche  Mosshachsgmnd ,  aus  wel- 
chem ein  Bäcdilf  in  herab  murmelt,  zwi- 
schen die  1m'\s  :ildcten  Berge  iiineiu. 
Aus  diiüterem  iiintergr.unde  lugen  gro- 
teske Felsenköpfe.    Auf  einem  dersel- 


ben (r.)  hat  die  lfossbnrg(„daswfiste 

Schloss"]  gestanden,  die  vom  Kaiser 
Heinrich  IV.  gegen  die  unruhigen  Thü- 
ringer erbant  no71)  und  von  den  Gra- 
fen von  Heuneberg  zerstört  wurde 
(1314).  Was  aber  ist  das  für  ein  origi- 
nelles Bild,  das  nach  St.  TÖr  die 
flberraschten  Blicke  tritt?  Es  ist  die 
altersgraue  *JfaUenhurg,  die  schönste 
Burgruine  Thüringens ,  die  wie  ein  ge- 
borstener Felsenkopf  von  einer  vor- 
springenden Klippe,  deren  Fuss  mit 
Buchen  und  Weisstannen  gamirt  ist, 
auf  den  Flecken,  welcher  sich  am  Schön- 
bach hinzieht,  maieriscb  herabgrttsst 
CS.  595). 

Die  zweite  Kunststrasse  von  Schmal- 
kalden nach  Steinbach  ftthrt  dnrdh  den 
StUlergrund,  ein  schönes,  TonKalkber?» 

gen  umschlossenes  Thal,  über  Näher- 
stille,  Mittelstille  und  Springatille ,  und 
wendet  sich  vor  Herges- HaUmbrrg  1. 
durch  das  anmutiiige  Wieseuthai  der 
Hasel  (oder  des  Schönbachs} nadi  Stein-, 


i 


Digitized  by  Google 


boflli.  ZwitobAn  lUttel-  und  Spvlag» 
•mie  («Bfem  d«9  Dorldiais  Breiten- 

bach)  r.  ein  mAleriseher  KalkfeUen, 
äer  Katze )istein,  und  1.  der  hochragende 
Stillerstein.  —  Ausser  diesen  Fahr- 
strassen  ein  höchst  interesdauter  Fu&a- 
«Ny,  «nd  swar  "OMg^Jäktu^Q^,  689),  wo 
iMui  «nterhfllb  der  Kirefae  in  den  Kä- 
bachagrund ,  eine  wildachuierliche  Ge- 
l>irgS3chlnrht,  vordringt  und  fortwäh- 
rend dem  rauschenden  Bache  folgt,  bis 
sich  derselbe  am  Fusse  des  imposanten 
StülersttiiM  yerliert,  der  mitten  im 
Wnlde  (1986  F.)  emponragt.  Dann  auf 
einsamem  Waldpfade  aa  den  „Alters- 
bachcr  Köpfen"  vorül)rr  nach  Rotte- 
rode, und  von  da  nach  Steinbach. 

Steinliiicli-Halleiiberg;  kurhess 

Marktflecken  mit  3000  Einw.  u.  gutem 
daatbof  t  steht  -in  Cbanss^eyerbindang 

mit  Schmalkalden  (2Va  St ) ,  Klein- 
schmalkalden (3 '/^  St  ),  Tambach  (3  St.), 
Oberhof  (3  St.),  Suhl  (SV'^St.),  Moinin- 
geu  (5  St.).  Die  Bewohner,  meist  Na-' 
gel-,  Huf-  und  Zweckschmiede ,  zeich- 
nen sich  dureb  eigentbtlinlicbe  Tracht 
und  Hundart  aus.  Von  ihrem  Fleisse 
zeugen  die  vielen  Werkstätten,  die  den 
Orund  beleben.  Das  Flilsschen,  wel- 
ches diesen  Grund  bewässert,  heisst 
bald  Schönbach,  bald  Kohlenbach, 
bald  Grundwasser,  bald  Hasel,  bald 
■Schwarza,  und  vereinigt  sich  bei  Kobra 
mit  der  eigentlichen  Hasel  (S.  19). 
Am  o!)eren  Ende  «le«  langgestreckten 
Fleckens  die  pittore.->kt n  Trümmer  der  i 
* Hfillenburg f  zu  denen  man  auf  einem 
steilen,  aber  kurzen  Zicksackweg  em- 
porsiteigt.  Von  einem  geebneten  Vor- 
platz, dessen  Umfassungsmaaern  mit 
Steinplatten  belegt  sind,  geht  man  in 
die  alte  lUirg  hinauf,  deren  Umfang  , 
nidbt  bedeuteud  ist.  Noch  ragt  ein  iso- 
Ihrter,  mit  einer  Klefer  gekrönter  Thurm 
empor.  Daran  lelint  sich  ein  Kamin* 
Schornstein  und  eine  zertrümmerte  Fel- 
sentreppe. Die  6  F.  dicken  Mauern 
sind  in  die  zerklüfteten  Felsen  gefügt. 
Ein  überhängender  Fclsvorsprung  bil- 
det ein  reisendes  Luginsland,  Ton  dem 
man  den  regsamen  Flecken,  sowie  die 
Dörfer  Herges  und  Viernau,  und  im 


'Hintsqpnind  dsn  btdtett  Dobnar  fibür- 
sielil.  pie  Borg  soll  909  erbaut  und 

1H2  vom  Kaiser  Otto  IV.  zerstört  wor- 
den sein.  Wieder  erneuert,  kam  sie 
in  den  ]?<»s!t7  drr  Tlcnneberg-römhUder 
Grafeulamiüc ,  die  zuweilen  da  wohnte, 
und  ward  Im  Bauemkriege  deoMlirt. 

Ton  Steinbadt  aaeh  Unter-  und 

Oberschönau  (l  St.)  läuft  die  Strasse 
flnrrb  ein  waldumrahmtcs  Thal,  das, 
von  industrieller Thfitigkeit  belebt,  bald 
Hasel-,  bald  Steinbckcher-f  bald  Sehö- 
nauer-Chuttd  genannt  wild  und  an 
manchen  SteUen  so  eng  istt  dasa  die 
Sonne  im  Winter  die  ThalsoUe  kanm 
berührt.  Die  Dörfer  Unter-  nnd  Ober- 
Üchönau,  grössten  Theils  von  Nagel- 
schmieden und  Schlossern  bewohnt,  die 
für  die  Gewehrfabriken  in  Zell«  und 
Mehlis  („Hehliser  Waaren**)  arbeiten, 
grenzen  fast  an  einander  und  repraaen- 
tiren  mit  ihren  schindelgedoekten  Häu- 
sern, die  sieh  am  sprudelnden  Grund- 
wasser'^ hinaufziehen,  den  ächten 
Gebirgscharakter.  In  Oberschönau  ein 
befriedigender  Gasthof,  worin  man 
prächtige  Forellen  und  kostbare  Wald- 
butter speist.  Bei  Bauroth  Niederlage 
von  Eisen-,  Stahl-  und  Muschelwaaren. 
Südlieh  von  Siijonau  (^/^  St.)  der 
Grosse  Hermannöberg  ,  einer  der  mäch- 
tigsten Gebirgsriesen,  der  sein  sacki- 
ges, mit  einer  zerklüfteten  Felsenkrone 
umwundenes  Porphyrhaupt  2679  F. 
hoch  emporstreckt.  Von  der  verwitter- 
ten Fclsonmauer,  welche  die  lange, 
schmale  Gräte  umschliesst ,  öffnet  sich 
eine  prächtige  Fem,sicht,  hauptstehlich 
nach  Franken.  Da  jedoch  der  Her- 
mannsberg,  wenn  man  so  sagen  darf, 
,, ausser  dem  Wege"  lieut ,  <;o  wird  er 
nur  selten  besucht.  Man  begniigt  sich 
damit,  die  Scliatagräber  -  und  Gespen- 
stei^esehiehten  sn  hören,  von  denen 
er  umklangen  Ist. 

Von  Oberschönan  nach  Ohrdruf 

entweder  Chaussee  über  Oberhof  (G  St.), 
wie  in  folg.  ü.,  oder  zu  Fuss  über  den 
Donner$haug  (274Ö  F.),  der,  ein  eben- 
bürtiger Bruder  des  Hermannsberges, 
I  St  nordöstlich  Ton  Schönau  entfernt 
ist.   Man  geht  im  Kianl^aehsthaie  iun- 


# 


Digrtized  by  Googl 


72,  Mmde:  TiNl6filimtlluild6Amacll  OterllDf. 


•nf,  dat  tich  woiterbm  zum  ,,Bloch- 

schlanchsgnmd''  einengt.  Gigantische 
Felseniiia«scn  starren  von  Leiden  Sei- 
ten in  die  wilde  Schlucht  hinein.  Wo 
der  LuDgenWh  Ton  Osten  h»  eidi  ndt 
dem  Kienbacb  verein!|^,  yerfolgt  man 
V«  St.  lang  den  LRDgenbachsgmnd ,  an 
dem  sieb  r.  die  imposanteste  Felsenr 
partio  der  ganzen  Gegend,  die  fiirchter- 
lichsteile,  wiidzerrissene  Lwigengrun- 
dtrtoandhumht,  DortwnrdesuABiang 
des  TOT.  Jahrii.  einer  der  leisten  Wölfe 
in  Thüringen  erlegt.  Nun  ist  in  kurzer 
Zeit  der  jäh  abf  Llleade  Gipfel  des  Uie- 
senbcrge^s  <  rstic  n.  Auf  seiner  abge- 
platteten Kuppe  stand  ^nst  eiuPürsch- 
hausy  das  aber  niederfebnuint  ist.  Auch 
die  deutsobe  Tricolore,  die  man  1848 
angepflanzt,  bat  der  Sturm  verwebt, 
und  selbst  die  prachtvolle  Fenisicht, 
die  sonst  ungehemmt  bis  zurKhön,  zum 
Uara  und  zum  Fichtelgebirge  scliweii'te, 
ist  durcb  die  empo  rge  wachseuo  Wald  ung 


mehr  oder  weniger  gestört.  Deshalb 
gehen  Viele  direkt  am  Kienbach  auf- 
wärts, ohne  den  nulien  Gipfel  des  Don- 
nershaug  zu  beäieigen,  u.  entschädigen 
sieb  an  der  entsilekenden  Anssldit  und 
an  den  sebanerlioben  Partien,  die  der 
Kennstclg  bietet.  Diesen  beMtt  mm 
unfern  des  Teufeisbades,  und  kann  in 
V2  St.  zum  Falkenstein  g.  Luigen  (S. 
271).  Wer  jedoch  nach  6»/i;  tij  M/  will, 
verfolgt  —  falls  er  nScbt  dnrcb  den 
Scbiaalwassergrund  und  Aber  Dietbars 
nacb  Grfifenbaiu  geht,  —  die  kürzeste 
Strasse,  die  vom  Teufelsbader  übfr  das 
Steigerhaus  {Ii.  38  u.  14)u.  Grafenhaiuu. 
Ohrdruf  führt.  Oder  er  wandert  nocU 
V4  St.  anf  dem  Rennsteig  fort,  bis  au 
der  Stelle,  wo  rieb  1.  der  wadromanti- 
sehe  Kerngrund  öffnet,  der  sich  über 
eine  Stunde  lang  bis  nahe  zum  Dorfe 
Schirarzwald  an  der  Stra.«;.sc  von  Ober- 
hof nach  Ohrdruf  hinzieht  (S.  464). 
Der  letztere  Weg  dürfte  vorzuziehensein. 


72.  Boute;  Von  Sduaalkaiden  Jiacli  Oberliof  (57«  Bt)« 


Dies  ist  eine  der  sehönsten  Strassen, 
die  es  im  Tbfiringerwald  gibt,  aber  von 
den  Touristen  noch  lauge  nicht  so  be- 
achtet, wie  sie  es  verdient,  und  in 
vielen  Keisehandbücbera  gar  nicht  er- 
wibnt. 

Ueber  Steinbach  -  ffatlenberg  bi$ 

Ohersrhdnau ,  wie  in  der  vor.  R.  ge- 
schildert. War  schon  diese  Strecke 
überreich  an  den  interessantesten  Na- 
toracenen,  so  thut  sich  nun  eine  Gebirgs- 
partie  vor  den  entsllekten  BUelran  i^nf, 
die  an  origineller  Schönheit  kaum  Ibres 


streckend.  Unter  ihrem  düstem  Dache 
rauscht  d^r  Qiessbach  silberschäurnond 
zwischen  den  Fclsblöcken  hindurch. 
Wo  1.  aus  einem  schmalen  Grund  der 
Finsterbacb  herab  murmelt,  drängen 
sieb,  als  Ausläufer  der  langen  MSst 
die  berrKcbsten  Felscngruppen  bb  an 
die  Strasse.  Der  senkrecht  emporstar- 
rende J'Hnsterstein  (Finkelsteiu)  bildet 
I  mit  dem  Obelisken  der  südwestlichen 
Thal  wand  einen  schauerlichen  Engpsss. 
Weiterbin  Heselt  r.  swiseben  demS^ein- 
hauch  und  dem  Kanslersberg  abermals 


Gleichen  hat.  Hinter  Oberschönau  brei-  ein  Bächlein  herab,  während  links  die 


tet  sich  ein  blumendurchwirkter  Wie- 
senteppich aus,  vom  krystallhellen 
Bache  durchschlängelt  und  von  dunkeln 
Bergen  ttbenegt.  Bald  aber  weebselt 
die  Scene.  Der  idyllische  Charakter 
des  Thaies  wird  zur  wilden  Romantik. 
Am  linken  Gehänge  liegen  dif  herabge- 
stürzten Felsentrümmer  den  ilermanns- 
berges,  wie  von  einer  Riesenhand  gesät 
(8.  696).  B.  ein  mi^estfttiseber Tannen- 
wald, die  gllaseadenBiesenst&mmewIe 
keraengerade  SAnlentfiunnboeb  empor* 


schroflFe  Felsenwand  des  Hohensteins 
craporstarrt.     Jetzt  beginnt  der  fast 

2  Stunden  lange  Kanzlersgruüd^ 
(Kesslersgmnd),  eins  der  originellsten 
u^d  pracbtvollsien  Tbäler  im  Tbttrin- 
gerwalde ,  das ,  wie  kein  anderes ,  von 
einem  schweizerij^chen  Kolorit  über- 
haucht ist.  Ein  stolz'^r  Kranz  von  gro- 
tesken Bergen :  r.  der  k;ihlc,  ächarfkan- 
tige,  zuekeibvtlormigc  liuppberg  (2665 
Pnss):  ein  Mlniatnrbild  des  reizvollen 
Bi^.   Anf  einem  seiner  beiden  Per- 


Digitized  by  Google 

liHM         I«  I  I  t  II 


599 


73.  Route  :  Meiningcu  und  UHige1»Hiigen. 


pbyi^Spfe  hat  ein  Schloss  gestanden, 
den  Dynasten  von  Nordeck  gehörig, 
das  im  12  .T,a!irh.  zerstört  wurde.  Die 
Trümmer  desselben  sind  in  Folge  eines 
Gelübdes  zum  Bau  des  Klosters  Bla- 
sienselle  verwendet  werden.  Wer  nach 
MeMU  oder  Zetta  will  (R.  76) ,  über- 
schreitet den  Berg,  welcher  dem  Rund- 
gcmälde  des  gewundenen  Wiescnthales 
ein  so  originelles  Oepräge  aufdrückt, 
und  freut  sich  der  herrlichen  Aussicht, 
die  sein  Gipfel  erschliesst.  Das  einsige 
Gründe  auf  der  mindestens  dreistün- 
digen Wegstrecke  von  Oberschönau  bis 
Oberhof  ist  das  einsame  „Grundhaus**, 
wo  im  Sommer  das  Vieh,  das  hierher 
zur  Weide  getrieben  wird ,  Obdach  fin- 
det :  dne  titttringische  Sennwirfhechalt, 
wie  sie  mit  dem  Alponeharakter  des 
Thaies  harmonirt.    Weiter  nach  0.(r.) 
der  2764  P.  hohe  Gehrannte  Stein,  ein 
zerrissener  Felskoloss,    der  mit  den 
Triimmem  eines  riesigen  Schlösse»  frap- 
pante Aehnliehkeit  hat;  dahinter  der 
sackige  Porphyrkopf  des  2778  F.  hohen 
Schützenberges;  mehr  r.  dor  pittoreske 
Spüzhf  rff  (2705  F.)  und  im  Hintergrund 
der  kolossale  Beerbe» g.  Zur  Linken  der 
Strasse,  wo  von  der  KohlesikMihswand 
ein  hübscher  Wasserfall  rieselt,  starrt 
der  Adlersiemhertibj  ^eder  imposan- 
testen Felsgruppen  des  ganzen  Oe^ir^^es. 
Alle  diese  Klippen  u.  Zacken  aber,  die  in 
keinem  TheUc  des  Gebirges  so  grossar- 


tig, so  malerisch  und  so  abenteuerlich 
zusammentreten,  wie  hi'^r  ,  bat  die  Sa- 
genpoesie mit  ihren  geiieimniss vollen 
Kränzen  nmschlungen.  Weiterhin  ver- 
engt sich  wiederum  das  Thal  «ur  wil- 
den Schlucht,  vom  scbXnmenden  Wald- 
bach  durchrauscht.    Am  Ende  dersel- 
ben sprudelt  1.  der  Falkenbacb  hervor, 
und  vor  einem  Fclsenkolosse  wendet 
sich  die  Strasse  r.  zum  Berg  hinauf 
(noch  1  St.  bis  Oherhof).  Wunder- 
schöner Bftekbliek.  Hat  man  den  Hoch- 
rücken  des  Gebirges  (der  höchste  Punkt, 
256SF  ,  ist  die  Schützenwiesc  amRenn- 
steig)  erreicht,  wo  Hessen  und  Gotha 
an  einander  grenzen^  und  1.  die  neue 
Strasse  nach  Tambach  »huweigt,  so  fin- 
det man  noch  im  Juni  einzelne  Vertie- 
fungen, die  mit  Schnee  gefüllt ,  sind. 
Die  verkrüppelten  Fichtenstämme  mit 
Moos   und  Flechten   überzogen,  die 
Spitzen  von  der  Schneedecke  des  Win- 
ters gebeugt  und  zerknickt. 

Oberhof:  S.  269. 

Zella  (2J  St.)  führt  ein  Fussweg  über  den 
Stcinhaug  und  Ruppberg  nach  MthU»  hinab. 
Auf  dem  ßuppberg  siebt  man  da«  Ziel  Tor 
Augen,  indem  Mehlis  und  Zella  im  SchOOM« 
bewaldeter  Berpo  wie  ein  z.anberhaftei^ 
Märchenbihl  zu  Füssen  liegen.  Geht  man 
Yon  ZvUa  naoh  Suhl,  so  ftherblielct  man 
(rückwärts)  den  -ganzen  WalUkessel,  den 
wir  durchwandelten ,  in  seiner  vollen»  ma- 
lerischen Schönheit. 


73.  BoxLte :  Meüungen  und  Umgebmigeii. 


fiMNfreftn  (8.  118)  nach  Walldorf,  Wa- 
sungen und  Wernshausen  Morg.  4,  45  und 
8,  51;  Naclim.  5,  2t:.  in  ;u;  Min.,  I.  CI.  1  fl. 
3  kr.,  II.  36  kr.,  Iii.  21  kr.j  uacb  Grim- 
menthftl  und  Themar  Morg.  5  und  9»  28, 
Nachm.  5,  4  U.  (J  St.).  I.  Cl.  19  Sgr.,  U. 
XI  Spr.,  in.  7  Sgr. 

Post  nach  Zella  (3J  Meli,  tn  88t.  80  H.); 
fr.  5  ü.,  1  fl.  14  kr.  (weiter  nach  Oborhof, 
Ohrdruf,  Gotha);  n.  Römhild  (3|  M.  in  2 
St.  50  M.),  fr.  6  U.,  l  fl.  14  kr.;  u.  Kissin- 
gen (in  7  St.)  fr.  10}  ü.,  8  II.  41  kr.,  nach 


J0Nl/«rfwii^ti;  Bolmar  8,  Sohmelkelden 

5,  Suhl  6,  Römhild  5,  SrbkuHi!itj;en  6,  I*ie- 
benstein  7,  Ostheim  7,  Kissingen  14  St. 

Gasthöfe:  *  Sachs.  Hof  (Calmbacber) 
mit  Post,  am  engl.  Garten;  Hirsch  (Keiner) 
am  Markt,  30  Z.  k  30  —  42  kr.;  MittAgst. 
3ß  kr.,  Bahnhofs •  Omnibus ;  Erbpritu^.  — 
Re^UatteOiionen:  BAlinhof,  Scliumeniifl  Be> 
staur.,  Schiesshaus  (sehr  vergrössert),  W^e 
Keller,  Kratzers  Berg,  Schulzongarten. 

Journalistik:  Tageblatt,  6mal;  Kegie- 
rungsblfttt,  8mal.'  Bankg«»ehifU:  Mittel» 


Schweinfurt   (in  8  St.  20   M.)   fr.  lO}  TT.,    «lent.srlie  '"'r  -  l  üliank  (stattlicher  Bau  unfern 


4  fl.  55  kr.  ~  OmHibwffaitrt  nach  Suhl:  Sonnt.». 
Mont.,  Mittw.,  Freit.  Abends  5)  U.,  58  kr. 
"  iM^M^fuhrwerk  im  B&chs.  Hof,  pr.  Meile 
t  iüsp.   \  fl.  10  kr  ,    '/.welsp.  1  fl.  45  kr.  — 
Fr^mdeHfikkrer  ytr.  Tag  l  fl. 


des  Babniiofes  am  Eingänge  in  die  Bern- 
hardsstrasse) ,  Both  n.  Sobn,  Strupp,  Ctobr. 
Kayser. 

Verfine:  Freimaurerloge  („Charlotte  zu 
dou  3  Nelken*'),  heuucbergor  altertliums- 


Digitized  by  Google 


601 


7J.  Uoute :  MeüiiDgen  und  ümgebungen. 


602 


foncliender,  Kultnrlibtorlsclier,  pomol<^* 
■ciier  n.  n.  Vereine. 

Meiningen   (Porta  Franconiae), 
TT.'inpt  -  und  Residenzstadt  des  rrlcieh- 
iiamigcn  Herzogtliunis,  mit  6700 Einw., 
sowie  Hiiuptstation.  und  VerwaltUBgs- 
sits  der  Wenra  -  Eisenbahn ,  im  l^ennd- 
liiAenWerrathftl,  das  Im  weiten  Kranse 
von  scharfkantigen  Knlkbergen  umge- 
hen ist.    Diese  Höhenzüge  sind  fast 
durchweg  zu  Terrass^engärten  umgestal- 
tet, die  mit  ihren  wohlgepflegten  Aula- 
gen, ihren  sdiniuoken  HXaschen,  Ihren 
-▼ielbesnchten  Gesellschaftslokalen  und 
Ihren  BiüiUosen  Nachtigallen  der  Gegend 
einen  grossen  Reiz  verleihen.  Aber 
anch  die  eigentliche  Stadt,  die  in  Form 
einer  Harfe  erbaut  ist  (daher  „Harfen - 
Stadt"),  seheint,  nachdem  die  alten 
'  WaUgrilteninschattigeKastanienalleen 
und  anmuthige  Spasderginge  verwan- 
delt v,  nrdon,  in  einem  grossen  Lustgar- 
ten zu  liegen,  und  erweitert  und  ver- 
schönert sich  von  Jahr  zu  Jahr.  Na- 
mentlich gewfthrt  die  nach  dem  regel- 
mässigsten  Plane  angelegte  Veostadt 
(unfern  des  Bahnhofes)  mit  ihren  Pracht- 
gehäuden  ur!rl   dn-zwisclien  gestreuten 
Baunigruppen   einen  grossstädtischen 
Anblick.   Sie  bildete  bb  in  die  neueste 
Zeit  3  brdte,  .  sebnnigerade  Strusen, 
die  Im  rediten  Winkel  am  Gasthof  anm 
Sächsischen  Hof  zusammenstossen  und 
den  Namen  des  Herzogs  und  der  Her- 
zogin tragen,   nämlich  die  einzeilige 
Ma7'{enstraste  (1.  mit  der  von  derEiseu- 
hahn  gleidilaafendoi  Allee),  unfern  des 
schmucken,  freistehenden  Hauses,  worin 
der  Dichter  L.  Bechstein  lebte  u.  starb, 
und  die  j)r;ichtige  Bernhardsstrasse  mit 
2  schräg  gegenüberliegenden  herzogl. 
Palais,  dem  Hoftheater  (^eit  1830)  mit 
dem  Bennionssaal,  der  mitteldentscHen 
Gredithank,  imd  dem  236  F.  langen 
Bazar,  dessen  arkadenartige  Gewölbe 
an  Kaufleute  (meist  jüdische)  vermie- 
thet  sind  und  dessen  obere  Räume  die 
Realschule  umfassen.    Neuerdings  ist 
aber  noch  ein  neuer  Stadttheil  entstan- 
den, nimlleh  die  bis  jetzt  elnseÜlge 
Charlott^fMtraue,  die,  parallel  mit  der 
Marienstrasse,  r.  vom  Bahnhofe  aus- 


Iftnft  und  geschmackvolle  H£user  «um 
Vermiethen  darbietet.  Eines  der  statt- 
lichsten ,  zunächst  in  die  Augen  fallend, 

istdas  Oe>);üule  der  T.anät'srrrdltnn^talt, 
worin  auch  das  königl.  bayerische  Tele- 
graphenbureau.  Seitwärts  u.  zwischen 
diesen  Strassen  der Englische  Garten" ^ 
gesehmaekvoll  angelegt  und  wohl  ge-  « 
pflegt.  Am  Ende  desselben  r.  die  Ka- 
serne. 

Sehenswürdigkeiten.  Dem  Bahnhof 
zunächst  der  *  Englische  Garten  (Park), 
von  allen  Seiten  zugänglich.  In  dem- 
selben (auf  dem  ,^ten  Gottesacker**) 
die  herzogliche  Famüiengrvft  mit  gothi-  . 
'scher  Cmbkapelle,  wozu  der  Hofkirch- 
ner den  Schlüssel  hat.  Der  nordwestl. 
Ausgang  (oder  Eingang)  führt  durch 
k&istllche  Buinen,  die  sich  in  einem 
■Teiche  spiegeln,  neben  dein  Theater  in 
die  Benihardsstrasse  (der  Creditbank 
gegenüber).  —  Das  licsulctizsrhloss 
(,, Elisabethenburg") ,  ein  imposantes 
Gebäude,  ursprünglich  in  Form  eines 
E  (zu  Ehren  seiner  Gemahlin  Elisabeth) 
vom  Hersog  Bernhard  I.  1682  aufge- 
führtf  und  zwar  mit  Benutzung  der 
nlten,  von  C.  v.  Bibra  1511  erbauten 
Burg,  Dieser  ältere  Selilossthcil  ist 
1861  im  altdeutschen  Style  geschmack- 
voll restaurlrt  und  um  ein  Stockwerk 
bereichert  worden.  Dennoch  f&llt  der 
stattliche  Bau  wegen  seiner  niedrigen 
Loge  wenig  in  die  Augen.  Die  inneren 
Räume,  fürstlich  ausgestattet,  enthal- 
ten eine  *  Gemäldegalerie,  nebst  Kupfer-  . 
Stichsammlung  (nicht  dffentllch)  unter 
Aufsicht  des  Baths  Wagner  (eines  Soh- 
nes des  Schriftstellers  E.  WagneiO. 
DjesollAo  ist  reich  an  Niederländern  (q 
Urt  -rlii  ui,  7  Kuysdael,  Claude  Lorrain, 
Quiutin  Messis,  Teniera,  Mieris,  Ger- 
hard Dow  u.  8.  w.)  und  alten  Italie- 
nern, darunter  ein  vorsfiglleher  Fle- 
sole.  Auch  in  dem  Schlosse  selbst 
sind  noch  werthvolle  Bilder  zerstreut. 
Bibliotheh  von  130,000  Bänden,  die  L. 
Bechstein  beaufsichtigte  (jetzt  Hr.  v. 
Liliencron),  Mittwoch  und  Sonnab.  von 
10— IS  Uhr  gefiffhet  Innerhalb  des 
parkfihnlichen  Schlossgartens ,  den  die 
Werra  dnrchfliesst,  einHaus,  worin  das 


Digitized  by  Google 


7S.  R&uH:  Heiitiii9«&  und  Umgebiuigen.  604 


60S 

NahiralienhahinH  (Prof.  Ennni  ich)  auf- 
bewahrt ist,  das  unter  anderen  Sehens- 
würdigkeiten die  In  der  altonsteiher 
HSlile  aufjgeltandenen  Knochen  vorflünd- 
flntMicIier  Thiere  enthält.  Ein  neues 
Museum  soll  alle  werthvollen  Sammlun- 
gen in  sich  vereinigen.  Unfern  dos 
Schlosses  ein  neuer  Marstall  nebst  offe- 
ner Reitbahn.  —  Auf  denn  MmH  die 
ontf«  SUtdthireke  mit  8  hohen  Tblir- 
ttien,  und  das  im  gotWschen  Style  deco- 
rirte  Bathhau».  Per  Mai  kthrnnnen  soll 
mit  der  Bildsäule  Heinriclis  II  .  dor 
die  Kirche  erbaute^  geschmückt  werden. 
Im  Eckiiiius  der  Schloss-  und  Harkt- 
Strasse  t  iS55  Schillers  Schwester,  die  an 
denHofralh  Beinwald  ▼erheirathet  war. 

IndV^lrie,  Der  frühere  Barclientliandcl 
itimI  dir  Wollreiigfabrikation  si!ul  tief  ge- 
sunken, obwol  neuere  Unternehmungen  in 
Beiimwollenw»1»erei  (JTobannea)  und  Gam- 
•piBoerei  einen  crfrenlichen  Anfsoliwaug 
genommen  haben.  Ausserdem  Cigarren-,' 
Ziegel-  tind  Backsteinfabriken,  Oelmüble 
mit  ÄampfmaBcliine ,  und  vomfimUch  die 
neue  3f  aschinenbanwerkstitte  rer  die  Werra- 
£i8enbahu. 

OßtchichtUches.  Die  Stadt  ist  sehr  nlt. 
SelwvB  Kmiaer  Heinrlcli  I.  Ifeas  sie  gegen 
die  Unfälle  der  Hunnen  befestigen.  Hciti- 
rich  IT.  aber  trat  sie  <1<^»m  ITochstift  Würz- 
burg  ab,  bei  dem  eic  iaugu  Zeit  verblieb, 
bli  sie  durcb  Tauscb  an  die  Grafen  von 
Henneberg  uberging  (1542).  Als  der  letzte 
Zwpfß  dfcHPs  Stammes  abgestorben  (1583), 
fiel  M.  dein  Hause  Sachsen  zu,  und  wurde 
Ten  den  sielM.  lUreten  gemeinscbafUieb 
regiert,  bis  es  ▼ertrngsmässlp  1661  an  Alten- 
burg und  4672  an  Ernst  den  Frommen, 
Herzog  t.  Ootba,  kam.  Leider  aarleften 
die  7  Söhne  desselben  das  väterliche  Erbe 
in  7  souveräne  Herzogthümer.  Bernhard 
erhielt  Heiningen  (1680),  erhob  die  Stadt 
tu  seiner  Besidens  und  ward  der  Stamm- 
vater  der  jetzt  noch  regierenden  Spezial- 
liiiio  Sacliatjn  -  Meininpren.  Nach  «einem 
Tode  (17UC)  führten  seine  Söhne  Ernst  Lud- 
wig, JViedrieA  WahOm  und  JnIoi»  mWeft  «In 
gemeinschaftliches  Regiment,  Ins  letzterer 
zur  Alleinrcgierung  kam.  £r  war  ein  ori- 
gineller, für  Kunst  und  WiSBenscbaft  thati- 
ger,  aberauch  vors«  ln\  iideri8cher Fürst,  der 
dureh  seinen  licftigen  f^inTl  iin«!  durch  seine 
Terheiratbung  mit  einer  burgorlichen  Gat- 
tin Tialliidie  Yerwickelnngen  herbeilObn«. 
Naeb  seinem  Ableben  (1768)  entstanden 

4 


Succosaiousstreitigkeiten,  die  den  „Kartof- 
fvlkrleg** .  entillndeteB ,  in  welebem  4le 

Kriegsuiaeht  der  Agnaten  (900  Mann)  von 
den  bewaffneten  Bürgern   in   die  Flucht 
geschlagen  wurde.    Dfe  Wittwe  des  Ter* 
8torl>enen  Herzogs,  Charlotte  Amalie,  behielt, 
als  Vorniünderin  der  minderjährigen  Prin- 
zen Karl  und  üeorg,  die  Regierung,  bis  diese 
gemelntobaftlleli  das  Sc^epterex^flTBn  (178S). 
Als  aber  Karl  noch  in  demselben  Jahre 
starb,  kam  Herzog  Georrj  zur  Alleinregie- 
rong,  die  er,  ein  genialer  l'urst,  bis  1803 
zum  Segen  des  Landes  ffihrte.  Und  aber- 
mals übernahm  seine  Wittwe,  Luise  Eleo- 
nore ,  die  noch  in  gutem  Andenken  steht, 
da^  vormuDdschaftliche  Begiment,  bis  der 
gegenwärtige  Hernog  »tmhard  Erich  Fmmd 
die  Selbstregierung  antrat  (1821).   Als  das  j 
Uerzegttiuni  Gotha  und  Altenburg  erledigt  ( 
war,  einigten  sich  die  nächsten  Agnaten 
dahin,  dass  Gotha  mit  Coburg  Teriehmelp 
zeu,  der  Herzog  v.  Hildburghausen  mit  AI» 
tenburg  entschädigt,  und  Meiningen  dorclh 
Hildbnrghansen  und  Saatfsld  Tergrdesert 
wurde  <18e6).  —  NotahilUätcn ,   die  in  U.  ' 
lebten:  Dichter  L.  Berhstein  (t  1860),  E.  ! 
W^ner  (11812),  Fr.  Mo^eugeil,  Jeau  Paul; 
Haler  Belnhard  und  Schröter;  Virtuosen 
und  Komponisten  Andreas  Zöllner  und  Kum- 
mer ;  aehJIlcrs  Schwager  Fr.  Beinwald  (geb. 
in  Wasungen  1737,  t  i»  M.  1815),  Historio- 
graph  Job.  Voigt,  Elfenbcinarbelter  Schulz 
etc.    Gegenwärtig:  Koiuiionisten  und  Vlr- 
tuu^ou  Gebr.  Müller,  Bott  (auagezeichnete  | 
Kapelle);  Maler  Dietz  und  Müller;  Bild- 
hauer Müller;  Prof.  G.  Brückner  („Landes- 
kunde des  Herz'  gni.  ^leiniriprrn");  Bofpre* 
diger  Ackermann,  l'omnlog  Jahnetc.         "  I 

SixizUrfiiiiifjc.  Zunächst  im  Engli- 
schen Garteiif  im  Schloaiyarten  und  uni 
ilexi  Stad^ahen.  Sodann  auf  die  be- 
nachbarten Hohen:  Herrenherg  mit  um* 
fangreichen  Anlagen,  die  mit  dem  Park 
verbunden  werden  sollen  (dabei  die 
Baumschulen  des  Medicinalassessors 
Jahn);  Donqpshu^^e  oberhalb  des 
n^en  Gottesackers,  mit  rninenartigem 
Thnrme;  JOraehenberg  (1506  F.),  nord- 
östlich vom  Bahnhof,  mit  sehr  schöner 
Aussiebt. 

IVeitere  Avyßngc:  1)  *  SchlOSS 
Landsberg  (V4  .st  ).  Wer  von  Eisenach 
kommt,  braucht  nicht  erst  n.  Meiuingen, 
sondemkannvon  WaHdorf  ans  (S.  113) 
alsbald  den  Landsberg  besuchen ,  oder 
auch  von  Meiningen  Uber  denLikndsbeig 


j  by  Google 


'♦vi-  1 
'  • ...       .      ..  <  .  ^, 


•  >r  .  .  ••'V  ■ 

,  '-^   (»-        .  •  • 


•■v  €     ■  -' 


•  ts.  . 


■-  *  > 


Digitized  by  Google 


I  «■  ■  •  ■  II  ■• 


605 


7^.  Baute:  Heiningen  und  Umgebangen. 


606 


bahn  weiter  sn  reisen.  SAiidenbepflanzte 
Chaussee  von  Meiningen  r.  über  die 
untere  Wcrrabrfickc  zwischen  Schiess- 
haus und  Gasanstalt  bergan.  Hinter 
'il«r  OaMnstalt  Iftnft  ein  alhemrPCid 
über  die  Wiesen.   Sebent  man  einen 
längeren  Pussweg  nicht  (den  man  viel- 
leicht rückwärts  mnclien  kann),  so  em- 
pfehlen sich  dir  bcquemonPromenaden- 
wege  durch  den  llass/urtwald  („die 
Hassftirt*^,  dessen  Anlagen  (mit  herr- 
lieben Rnlie-  n.  AnssiebtsiMinlrieii)  sich 
bis  zum  liAndsberg  erstrecken  nnd  von 
dem  Marienverein ,  der  sich  um  Ver- 
schönerung der  Umgegend  grosse  Ver- 
dienste erwirbt,  jährlich  erweitert  wer- 
den. Man  gebe  in  diesem  Bebmfe  ober- 
bslb  der  Bi«rkeller  von  der  Cbmss^e 
ab  nnd  verfolge  den  r.  zum  Berg  sich 
hinaufziehenden ,, Marienweg*,  an  einem 
Garten  vorüber,  welcher  einst  dem  Hof- 
rath Keinwald  gehörte ,  bis  zur  Höhe, 
WO  sieh  ein  prichtfger  Blick  flinf  das 
G^ebirge  6fhiet  Dann  emBergeshange 
hindurch  schattigen Waldeor^o^^r/it«- 
hnr(f  (^St.),  einer  Ruine,  die  auf  hohem, 
senkrecht  ins  Thal  abfallenden  Felsen- 
vorsprunge steht  und  aus  der  Fenster- 
nische eiron  Blick  ins  Werrlkfhal  (Mai- 
eninft  bd  Weisungen)  gestattet.  Von 
da  über  den  Berg  zum  weithin  leuch- 
tenden Fürstenschloss  (V4  St.),  das  auf 
seinem  isolirten  Felscnkegel  (1180  F.) 
von  allen  Seiten  ein  nialeriscbes  Bild 
gewlOnrt.'O  "liB^llNfelalter  stand  hier 
„die  Landeswehr^'f  deren  Besftser ,  die 
Wolfe  von  LaAdeswehr,  im  15.  Jahrh. 
ausstarben.     Nachdem   die  Burg  im 
Bauernkriege  zerstört  ,  baute  der  Her- 
,  zog  von  Meiningen  auf  derKuiuenstätte, 
l^e  er  kfinflieh  stt  ^«lefa  gebracht  hatte 
^;^836),  nnter  Leitmg  der  Architekten 
Heideloff  und  Döbner  ein  prachtvolles 
Schloss  im  alten  Ritterstyl,  das  er  mit 
^kunstsinniger  Eleganz  ausstattete.  An 
iiiien  Hanptbau  mit  3  starken  Eckthürmen 
Vflid  9  hohen  Plattfonneii  stossea  2  Ke- 
rH^baaten,  die  KastellaiMMrohnung  nnd 

'  '   *)  8chlofl&  Landsberg  (von  Bechstein). 
tfeiniu^ea  1847.  —  Siehe  die  beiga^pbene 


der  ThonrarüSfarm  mit'Tiimiew  nnd 

Schieesscharten.  Die  Ueberreste  der 
alten  Burg  (ein  geborstener  Thurm),  sind 
von  der  Ringmauer  umschlossen.  Der 
Kastellan  zeigt  die  iimeren  Sehenswür- 
digkeitoi  an  jeder  Zeit,  mit  Ausnahme 
dei;^enig«B  Stnnie,  die  ▼ielMeht  i;erade 
von  der  Landesherrschaft  bewohnt  sind, 
lieber  der  Waffenhalle,  die  mit  herrli- 
chen Glasmalereien  und  Wehrgeräthen 
geschmückt  ist,  die  Inschrift :  * 
»»Hiefat  aerM  wftatcben  laeet  uatf  «Ue  «|te 

Zeit, 

Wol  aber  der  Almen  Kraft  «nd  männliobes 

*  Walten; 
Nicht  den  CeBaedreek, 'ntislit  der  Sitter 

Elsenklefd, 

Wol  aber  die  felsenfeste  Treu'  der  Alten.'* 

Die  Sehenswerthesten  Häumlichkei- 
ten  sind:  der  grosse  Baal  mit  Linden^* 
scbmits  liistorischen  Bildern,  Glasma* 
I  ercicn,  Wappenschildern,  A  utographea« 
Sammlung  und  einer  freien  Terrasse 
mit  sch(jncr  Aussicht;  das  Turnirzirn-' 
mer  mit  Reliquienschreiu  j  das  Luther- 
zimmer  mit  Btatäetten  der  Beformato^ 
ren  nnd  ihrer  f&rstlichenBesehMserviefB 
F.  Müller^  das  unterirdische  Schatz- 
haus, das  man  als  Burgverliess  bezeich- 
net; im  oberen  Stock  Thurm zimmer, 
„Laube",  Spruchzimmer,  Erkerzimmer 
(Glasmalereiea  iron  K^er) ,  Stanitt- 
bnehsaimnier  mit  den  Ahneabildem  des 
sächs.  FÄrstenhauses  von  Eberlein;  der 
120  F.  hohe  Uauptthurm  mit  kolossalem 
Löwenkopf'  und    lieblicher  Aussicht. 
Am  Fuss  des  Berges  eine  im  Schweizer- 
.styl  erbante  Meierei,  wo  man  Erfti- 
sdiungen  haben  kinn,  ein  OcOEOBoniei' 
hof  und  schöne Gartenanll^en, besonders 
ein  herrlicher  Laubengang,  aus  dessen 
grüner  Umrahmung  der  mittelalterliche 
Fürstenbau  ein  reizendes  Bild  gewährt. 

2)  Bretssigacker  (V^  St.),  ansehn^ 
liches  Dorf  mit  nener  Kirche  im  goth. 
Styl  von  Döbner,  anf  1436 F.  hohem 

Bergplateau.  Der  chaussirte  Weg 
zweigt  jenseit  der  oberen  Werrabrücke 
von  der  oberen  Strasse  nach  Massfeld 
r.  ah,  an  einem  Bierlokal  ▼orliber,  in  des- 
sen NShe  Fromm s  Garten  mit  berühm- 
ter Rosenzucht.  Im  ehemaligen  Jagd- 
8chloss(ld09  F.)zn  Drei88igacker,8pä€er 


Digitized  by  Google 


607  1^.  Baute:  Meiniügcn  und  Uiugel)iingeii.  -  606 


iiUKftserii«  benutzt,  blfifate  Ton  1801 
bis  1843  die  berühmte  Forstakadonn(^, 
die  Job.  Mntth  Bechstein  (f  1822) 
von  Walter^bausei)  hierher  verlebte. 
C.  G.  Crauier  (f  1817,  Verfasser  be- 
kannter Sebanerromane)  war  Lehrer 
an  derselben.  8)  Untermassfeld 
(•/,  St.),  wohin  2  Kunststrassen 
(riMch  Themar)  r.  und  1.  der  Werra, 
führen.  Am  nächsten  Wego  (1  der 
Werra)  die  Haaksche  Bier>virthsehaft. 
Das  alte  Scbloss  der  Grafen  yon 
Henneberg,  wo  einst  der  MinneslEnger 
Wo!  f  ram- von  Escbenbacb  zum  Ritter  ge  - 
schlaffen  wurde,  ist  jetzt  Zucht-  wA 
Arbeitshaus.  Nur  ein  Viertelstündehen 
entfernt  Dorf  Obet'vias^eld,  und  ober- 
halb desselben,  wo  das  Haselihal  In 
den  Werragrond  mündet,  die  Anhalte- 
steile  G^rmrnene/mi  (S.  132).  VonGrim- 
mcnthal  soll  eine  Xwf^i^ci Seilbahn 
über  Mohr  nach  Mehlis  und  Zella  gebaut 

^werden.  —  4)  Bauerbach  (1^4  St.), 
ein  unansebnliehes  0orf  in  dnem  sanft 
*  ansteigexiden ,  von  bewaldeten  Hfigeln 

umkränzten  Wiesenthal.  Nächster  Weg 
über  Untermassfeld,  oder  auf  herrlichem  } 
Walflptul  durch  „die  Stille*'  nach' 
Amalunrith ,  einem  herzoglichen  Lust- 
scblösscheu  (sonst  Sophienlust,  wo 
Bechsteins  gleichnamige  Brafihlung 
spielt),  das,  seitwärts  der  Strasse  nach 
Mellrichstadt  1.  (jenseit  Sülzfelds)  in 
tiefthaliger ,  stiller  Waldbiicht  anmu- ! 
thig  gelegen  ist.  Von  da  über  den  Berg 
in  St.  nsLch  liauerbach,  wo  Schiller 
nach  seiner  Flacht  aus  Stattgart  anf 
dem  Gute  der  Frau  von  Wolaogen  un- 
ter dem  Namen  ,,Doctor  Ritter**  ein 
gastliches  Obdach  fand.  Die  Besitzung 
gehört  gegfnvi'firtiL'  dem Ke<4ieriinf^srath 
V.  Türke  in  iiciningeu,  welcher  das 
Haas,  worin  Schiller  in  tranlicher  Abge- 
schiedenheit den  „Fiesko"  Tollendete, 
Kabale  und  Liebe"  schrieb  und  den 
Plan  zu  „Don  Carlos"  entwarf,  mit 
möglichster  Beibehaltung  der  früheren 
Einrichtung  restaurireii  Hess.  Am  10. 
Not.  1859  ward  es  mit  einer  Gedenk- 
tafel bezeichnet:  „Hier  lebte  nnd  dich- 
tete Fr.  Schiller  vom  Dec.  1782  bis  20. 
Jnli  1783."   In  der  Stube,  die  er  be- 


wohnte, noch  einige  alte  Mdbels  u.  der 
erste  Brief,  den  Schiller  aus  diesem 
Asyle  schrieb.  Im  Üarten  die  Laube, 
worin  er  sich  gern  aufhielt.  Mit  dem 
Bibliothekar  Reinwald,  seinem  nachhe- 
rigen Schwager,  hatte  er  öftere  Znsam- 
menkUnfte,  besonders  in  Untermassf^d. 
—  5)  Henneb^rg^  von  Bauerbach  nur 
^/^  St.  entfernt  (chau.ssirter  Vioinalweg), 
so  dass  beide  Parti(>n  leicht  mit  einan- 
der zu  verbinden  sind.  Oberhalb  des 
gleichnamigen  Dorfes,  wo  im  Trottsehen 
Steinhaus  der  letzte  Graf  t.  Henneberg, 
Georg  Emst,  1583  starb,  schauen  von 
einem  bewaldeten  Berggipfel  die  fern- 
sichtigen Ruinen  des  umfangreichen 
Schlosses  Ifenneberg,  das  im  Bauern- 
krieg zerstört  wurde,  obgleich  sieh  des- 
sen Besitaer  nothgedmagen  mit  „dem 
tollen  Haufen"  verbundoi  hatte;  >(ocli 
ragen  inn^halb  der  Umfassunf^smanem 
die  Reste  eines  Tiesi{j;en  '1  bnrmes  empor. 
Uerrlichö  Aussicht,  besonders  nach 
Franken.  Einst  beherrschte  das  er- 
lauchte Geschlecht,  das  rieh  Ton  dieser 
Stemmburg  aus  in  verschiedene  Linien 
I  ver/wei*;t  hatte,  die  (fnw/.e  T'mgegend; 
'ja,  Hermann  v.  llcnneberg  führte  eine 
Zeitlang  das  Regiment  in  Thüringen 
(1256—62).  Durch  Verheirathung  der 
thürin g.  Fürsten  mit  henneberger Prin- 
zessinnen fielen  die  reichen  Besitzungen 
der  güldenen  Henne  (gräfl.  Wappen) 
!  nach  und  nach  den  sächs.  Fürsten  zu, 
St)  dass  Friedrich  der  Weise  zu  Lukas 
Kranacli  sagte:  Malet  mir  die  Henuc 
wol ,  lustig  und  wacker,  denn  sie  hat 
uns  manch*  gut  Ei  gelegt,"  Rüokweg 
(2  St.)  auf  derStrasse  vonMellriehstadt 
nach  Meiningei)  ül>er  df\sT>oY(  Sülxfeldf 
das  1859  von  einem  Brande  verheert, 
aber  schöner  wieder  aufgebaut  wurde. 
Besonders  iXUt  die  neue  Kirche  ins 
Auge.  Ehe  man  nadi  Sfilafeld  kommt, 
zweigt  ein  chanssirter  Alleeweg  1.  ab 
zur  Fasanerie  (V4  St.),  einem  Jagd- 
schloss  des  Herzogs  von  Meiningen  mit 
Aussicht  auf  die  Rhön.  Sonst  stand 
es  am  Eingang  eines  nmffoglichett 
Wildparkes;  jetat  ist  nur  noch  ein  Icleir 
ner  Waldbezirk  (westlich)  eingesftnnt 
und  mit  Fasanen  und  Damia^ld  be- 


Digitized  by  Google 


74.,  75. 4k  76.  BtmU:  ]CeiBiiig<m,  Liebeiuteiir,  Tambach,  Oberliof.  610 


völkert.  Beim  Sciüosskastellan  ein- 
fache Erfrischungen.  Nahe  dabei  '4 
St.  westlich)  Dorf  nermanni<ft:hl.  Jen- 
^it  deiiselbeti  eine  Wie^euliache ,  die 
^aaaX  ein  groscer  See  war,  aber  seit  1800 
troeken  gelegt  wurde.  Anf  einer  Insel 
4le8es  Sees  stand  eine  Wallfahrtskapellc 
(zn  St.  Wolff^ang),  deren  Ringmauern 
noch  sieiitbar  Jetzt  ein  Furs^tlmus. 
Das  ehemalige  Ft^chhau»  aber  ist  in  ein 
Bettungshavs  Ittr  verwahrloste  Kinder 
werwandelt.  Wer  nach  HUdbnrgbausen 
ralatt  kann  die  ganze  Tour  folgender- 
massen  einrichten.  Bei  der  Bierwirth- 
sehaft,  wo  die  Chaussee  nach  Drelssi<;~ 
acker  r.  emporsteigt,  verfolge  mau  die 
Stiasse,  die  im  Wenmthale  fortlftnft, 
bis  sieh  dieselbe  in  8  Anne  scheidet: 
1.  nach  Themar,  r.  nach  Sülzfeld  und 
Heimeberg.  Diese  fUln-t  cUirch  einen 
Wald.  Tritt  man  aus  demselben  her- 
aus, so  sieht  man  1.  das  Lustschlösschen 
AwaUenrah  und  r.  Slilafeld.  Jenseit 
Saisfelds  r.  Absteeher  aar  Fasanerie. 
Dann  aafih  Ilennebeig  und  Banerbach. 
Von  Her  auf  die  Strasse,  die  von  Mci- 
siagen  nach  Eöjuhüd  fuhrt,  und  von 


Römhild  nach  Hildburghansen  (R.  79). 
Dabei  könnte  man  auch  Nordhcim  im 
Grabfeld  (l  St.  v.  Ba«crl)ac  h)  hesnclien, 
wo  Charlutte  v.  Kalb  (geb.  1761}  auf 
dem  Qttte  der  Herren  v.  Stein  ^ogen 
wurde.  Dfr  reichsfreiherrliche  Sits 
glich  sonst  ^em  fürstlichen  Hofe,  und 
der  alte  Herr  v.  Stein  Hess  sich  gern 
den  Fürsten  derj^hön  nennen.  —  6)  Zur 
Geba  (3  St.),  einem  weitsichtigen  Ge- 
birgszug (südöstlich  die  Kleine,  nord- 
westlich die  Grosse  Geba),  die  das*  Hit- 
tcl^'lled  zwischen  dem  Rhöngebirge  und 
dem  Tliürlngenvald  bildet.  Weg  über 
Dreissigacker  u.  (zu  Fuss)  über  Herpf 
zurKleiuen  Geba  (1628  F.).  Links  eine 
tiefe  Waldschlocht,  an  deren  Ausgang 
das  Dörfchen  Seeba.  Auf  dem  Sattel 
zwiscbcTi  Grosser  und  Kleiner  Gebaj, 
unfern  des  Dr,rl\  hens  Trcbes,  ein  be- 
deutender, mit  Sträueliern  und  Bäumen 
bewachsener  Enlfall,  das  J'rebeaerloch, 
Ymo,  kraterformigen  Gipfel  der  Grossen 
Geba  (23 11  F.),  den  sonst  ein  Hinsehen 
zierte,  das  1848  gestohlen  wurde,  eine 
weitumfassende  Aussieht,  die  nur  gpn 
W.  durch  die  Rhön  beschränkt  ist. 


74.  Ronte:  Von  Heuiiiig^  naeh  Idebenstein. 


Gewöhnlich  mit  der  Eisenbalm  fkber 
TimiuXbom  {int  St.),od€r  auf  derLandstrasse 


und  Bamhfeld  (S.  571),  7  St,, 
Zwick  über  Sekmui1M$m  umt  S«rg99^V<oigttt 
(^tftt),tSt. 


75.  Route:   Von  Memingen  nach  Tambach.  St.) 


Ueber  Helba,  Kühndorf  und  Schwarsa^ 
34  St.  (R.  76).  Von  hier  macht  die  Cliaus- 
Me  «Inen  bedeutenden  Umweg  Über  Vena- 

7i;;!/^.:n.  Xalier  (zn  Fuss)  im  nnTnntlif [ron 
Schwarzathal  hinauf,  das  Ton  bewaldeten 
9and8«eiab«iven  •Ingeschtostea  irt,  weh, 
Viernau,  einem  greSMB.Jiess.  Dorfe,  worin 
▼ielo Handwerker  wohnen  (1^  S.  v.  Ärliwar/a). 
Uier  kommt  die  Str.  y.  Zella  und  Beu-shau- 


sen  herüber  und  führt  im  offt>nou  Grunde 
•weiter  nach  Herges-HaUenhergd  St.).  L.  nach 
Sofamalkalden  (8.  SM) ;  geradeaus  durch 
dfln  von  Mühlen  und  nämmern  bp!<»htoii 
Grund  nach  Steinbock' Hallenbtrg  (|  St.),  und 
dann  entweder  (Chaussee)  ftber  Botterode 
und  die  Wolfsdolle,  oder  üb»T  Oberächöuao 
und  SU  Vuaa&ber  den  Donnershaug  (8.596). 


76.  Route:  Von  Meiningen  über  Zella  naeb  Oberbofc 

Post  nach  Zella  in  h  St.  20  Min.,  fr.  .*) 
IThr,  1  II.  U  kr. 

Von  der  nach  Wasungen  führenden 

Viklirer  dnreh  Thüringen.  88 


Strasse  zweigt  unterhalb  d.  Werrabrücke 
die  Chaussdc  nachifeZ&a  (Va^^  )  einen 
reizend  ombnschtenllialgrtindr.  ab*  Anf 


Digitized  by  Google 


611 


16,  Bouie:  Yon  Meiningen  Über  Zella  nach  Oberhof. 


612 


das  Weirafhal  bebeiTSGli«nden  An- 
hdbe  sieht  man  die  im  römischen  Styl 
erbaute  Villa  ,,Jerusnlevi'' ^  sonst  eine 
vielbesuchte  Garteuwirthscliaft.  Auf 
der  Seite  dieses  Berges,  der  nördlich 
das  Helbathal  begrenzt  (am  Wege  nach 
Welkershausen),  haben  sich  in  der  fel- 
sigen Bergwand  kesselartigo  Vertiefun- 
gen gebildet,  welchc'-man  die  Arm- 
löcher" nennt.  Jcnseit  Helba's  macht 
die  Cliaussee  einen  weiten  Bogen  durch 
den  Hdlbagruud  um  den  1413  F.  hohen 
Joliannisb^  herum.  Fossgänger  kdn- 
nen  diesen  Bogen  absehneiden ,  indem 
sie  1.  über  das  zum  helbaer  Gut  gehö- 
rige Vorwerk  Johannisberg  gehen,  und 
erst  nahe  vor  Kilhndorf  (l'/j  St.  von 
Helha)  wieder  auf  die  Chaussee  kotia- 
men.  Dies  uralte  preuss.  Borf,  das 
sehon  795  genannt  wird,  liegt  malerisch 
am  südöstlichen  Fussc  <I*  liochragcn- 
den  Doimar  u.  überraseht  durch  präch- 
tige Fernsichten.  Das  alte  Schloss, 
worin  früher  die  Herren  von  Cundorf  u. 
spftter  die  Grafen  v.  Henneberg  wohn- 
ten, präsent irt  sich  auf  einer  Anhöhe 
oberhalb  des  Dorfes  sehr  reizend,  ist 
aber,  obgleich  e«  noch  benutzt  wird, 
von  Innen  und  Aussen  vernaclilässigt. 
Berthold  VI.  v.  Henneberg  stiftete  hier 
ein  Johfnnltenirdenshaus  (1291).  Jetst 
ist  die  ansehnliche  Komthurei  eine 
grosse  Domäne,  die  sich  durch  ihre  ver»- 
edelte  Schafzucht  hervorthut.  In  der 
Nähe  des  Ortes  hat  man  verschiedene 
Ueberbleibsel  aus  der  gormanischeu 
Vorzeit  gefunden.  Auch  war  die  Um- 
liegend sonst  reicher  bevolkei-t,  wovon 
die  verschwundenen  Dörfer,  die  ihre 
Namen  auf  Wüstungen  vererbt  habeot 
Zeu.tiiii'^s  u'i'ben. 

Von  Kühudurf  aus  besteigt  man  den 
^OrossenBalmar^  dtese  2277  F.  hohe, 
freie  Basaltkuppe,  die,  fast  auf  allen 
Höhen  des  Thüringerwaldes  sichtbar, 
eins  der  schr>7isten,  wahrhaft  grossarti- 
gen Rundgeniälde  entfaltet,  das  nur 
gegen  W.  von  der  Qeba  einigermassen 
beschränkt  ist.  Der  mt^estStische  Berg 
gehört  auf  seiner  Westseite  dem  Her- 
sogthum Meiuiugen,  mit  seinem  breiten 
Qipfel  dem  Königreich  Prenssen  an. 


Die  kahlen  FlStakalkwInde  sind  naeh 

Kühndorf  zu  weit  hinauf  urbar,  nach 
anderen  Seiten  mit  sehonen  Tauchen  be- 
standen. Auf  dem  Scheitel  stand  in  frühe- 
ster Zeit  eine  Burg,  von  der  jedoch  keine 
Spur  mehr  voihanden.  1669  liess  Her- 
zog Morits  Ton  Kanmburg  allda  ein 
Jagdschloss  bauen,  das  1726  vom  Btttz 
zerstört  wurde.  Jetzt  ist  man  anf  dem 
kahlen  Oipfel  ohne  allen  Schirtz  gegen 
Wind  und  "Wetter.  Daher  der  verhält- 
nissmääig  spärliche  Besuch  des  schönen 
Berges.  PrachtvoOe  Aussi^t:  gen 
Westen  die  Vorberge  der  Rhön ,  da» 
Werrathal  mit  Salziuigcn,  im  Hinter- 
grund der  Meissner;  südlicher  das 
Khöugebirge  mit  dem  Kreuzberg ;  da- 
zwischen Geba,  Disburg,  Harth;  gen 
BUäen  Heiningen,  Dre!ssiga^er,'SaiDe 
Henneberg,  Schloss  Lichtenberg  bei 
Ostheim  ;  östlicher  Hildburj^hausen, 
Veste  Cob^r:L^  Hohnstein,  Vierzehnhei- 
ligen, Schloss  Heldburp ;  zu  Füssen 
Kühndorf  und  Rohra;  gen  Osten  Hein- 
richs«  die  Berge  um  Suhl,  im  Hinter- 
grund da^  Fichtelgebirge;  gen  Nordem 
Schneeko[)f ,  Beerberg  ,  Donnersbang, 
Hermannsberg,  Inselsberg,  Ruine  T/ie- 
benstein,  Seligenthal,  Schmalkalden  etc. 

Nach  Kühndorf  wieder  hinabgestie- 
gen ,  verfolgen  wir  den  Weg  nach 
S^oarza  (1  8t.).  Die  Chaussee  win- 
det sich  im  weiten  Bogen  durch  daft 
Mühlthal  um  <1en  Lantrenbertr  herum. 
Fussgänger  konneu  diesen  VV  inkcl  ab- 
schneiden, wenn  sie,  den  Berg  zur 
Rechten  lassend,  alsbald  dem  Tielbe* 
suchten  Gastliause  zum  Köhler  stigehen. 
In  dieser  Gegend  (Buchengraben) 
kämpften  am  8.  Oktober  1859  zwei 
Hirsche,  ein  Zwölf-  und  Vierzehnender, 
so  anhaltend  und  heftig  mit  einander, 
dass  sie  sich  sulet^  mit  ihren  Geweihen 
nnauflSsHch  verwickelten.  Blner  noch 
lebendig,  der  andere  todt,  so  wurden  sie 
vom  Forstaufseher  aus  Schwarza  ange- 
troffen. Die  Geweihe,  welche  der  Kö- 
nig von  Preussen  kaufte,  konnten  ancb, 
nachdem  sie  toip  den  Hirschen  gelöst, 
nicht  wieder  aus  einander  gebraehi 
werden. 

'Schwarz^  Mediatflecken  der  Grm- 


Digitized  by  Google 


613  16.  Route:  Yon  Meininpeü  über  Zella  nach  Oberliof,  614 


feil  Von  Stolberg  -  Wernigerode  unter 

prenss.  Oberhoheit  am  henneb.  Schvrar- 
zaf^üssclicn  (Hasel),  mit  ansehnlichem 
Schlosse,     schenswerther  Synagoge, 
schwunghafter  Industrie  (Eisengiesse- 
rei  und  Maaobin«ibaiiwerk8{Ktte  von 
Letsch)  und  reielier  ForellenüschereL 
Von  Schwarza  durch  das  Thal  der 
Lichtenau  über  Khertshansen  <m\f  viel- 
besuchter Restauration),  wo  ciiu  Strasse 
r.  nach  Diezliauseu  (an  der  Chaussee 
von  Meiningen  nach  Sidil)  absweigt,  nach 
Benshanseily  (ly^St.),  prenes.  llarkt- 
ilecken  (ehemal.  Sitz  eines  kais.  Central- 
ger.)Tnitpa1f^''tRlin1.  Gebäuden,  bekannt 
durch  dcnlkclisteinschen  Roman  :  „Die 
Fahrten  eines  Musikanten"  (Dr.  Elster), 
aber  noch  mehr  durch  die  merkantile 
Merkwürdigkeit,  dass  mitten  im  Ge- 
birgc,  wo  keine  Rebe  gedeiht,  durch 
den  Unternehmungsgeist  einfacher  Stras- 
senfuhrleute  seit  länger  als  200  Jahren 
der  Weinhandel  blüht,  der,  so  lange  die 
Naturgeschiehte  noeh  keine  Weinreisen" 
den  kannte,  fast  ohne  Goncuirrenz  war 
u.  einzelne  Familien  zu  grossem  Wohl- 
stand erhob.    Ein  dasiger  Fuhrmann 
hatte  99  Pferde  und  eine  einzige  Firma 
bestellte  auf  einmal  10,000  Flaschen 
ächten  Champagner.  ^In  d«r  neno^n 
Zelt  ist  dieser  Handel  allerdings  sehr 
zurückgegangen,  n.  die  grössere  Menge 
der  Einwohner  ist   bei  dem  Mangel 
neuer  Erwerbszweige  verarmt.  Indessen 
halten  die  dasigeu  Firmen  noch  immer 
auf  edle  Sorten  nnd  reelle  Bediennng. 

Von  Benshansen  nach  Mehlis  (1  St.) 
durch  den  überaus  lieblichen  Grund  der 
Lichtc^f^"  ''Benshäusergrund).  Linksab 
Stras.se  nach  Viernau  (S.  609),  am  Ro- 
Uieubuhl  vorüber.  Weiterhin,  wo  sich 
das  Thal  Teiengt,  1.  die  Soikwände  noid 
der  steile  Abfall  des  Bei$»endm  oder 
Reüainger  Strmes ;QeQ(iTiuber  die  Lange- 
thalswand,  die  TTenkelswand ,  der'Hei- 
denthaläkopf  und  die  Kälberzahlswand. 

AehliS^  goth.  Dorf  mit  2200  Einw. 
(Qasth.  znm  Sur$eh  nnd  WeinangselMr 
Qasth.)  in  dnem  weiten  Thalkessely 
der  nördlich  vom  Ruppberg  begrenzt 
ist.  Schwunghafte  Industrie,  wie  in 
2ella.    Die  bedeutendsten  Firmen :  F. , 


Benss  (auiges.  Waffen),  C.  Schmala 
(Waffen,  Eisen-  nnd  Stahlwaaren),  P. 

Eckstein  (sehr  starker  Holzhandel  nebst 
Brettergesc!)  ift.  hnt  in  seinen  verschie- 
denen  Schneide  in  uhlen  17   Sägen  im 
Gange),  Th.  Holland  und  A.  Anschütz 
(BrettergeschSft).    Wenn  man  nicht 
von  Mehlis  nach  Steinbaeh-Hallenbeig 
(S.  595)  geht  nnd  den  Fusspfad  ver- 
folgt, der  am  gespaltenen  Oipfcl  des 
kahlen  *  Iluppherg  vonilier  führt,  so 
lohnt  es  sich,  einen  besonderen  Ab* 
Stecher  dahin  zn  machen  (%  St),  in- 
dem man  an  einem  klonen  Badie  an^ 
wärts  Steigt  und  über  eine  Weidefläche 
schreitet,  auf  welcher  gro5=f!e  Granit-, 
Syenit-  und  Porphyrblöcke  umher  lie- 
gen, dann  aber  im  Waldschatten  den 
2660  F.  hohen  kegelförmigen  €»pfel 
erklimmt.   Die  Aussicht  ttber  die  Wie« 
senmatten  und  Felszacken  des  Kanz« 
lersgrundes  und  rückwärts  nach  Mehlis 
und  Zella  bis  weit  ins  Frankenland  hin* 
ein  ist  entzückend. 

Zella  St.  Blahii(V;st.  v.  Mehlis), 
goth.  Stadt  mit  2100  Einw.  in  einem 
sehr  anmuthigen ,  von  den  Biesenhäop^ 

fern  des  Urgebirges  umragten  Thale 
zwischen  dunkeln WlUdem  und  saftigen 

Wiesengi-ünden. 


Post  nachMeiniDgeu  Meil.  in  3}  St.) 
Mltt.l8Uhrlft]nn.,S4|Sgr.;  naehflahl  (IM; 

in  i5M!n.),Mftt.l2Uhr25Mfn.  u.  Ab.  gührSa 
Min.,  6ägr.  (weiter  nach  Schleasingen  u.  Hild- 
burghauBeo);  nach  Gotha  (über  Oberhof  und 
Ohrdruf),  5^  M.  in  \\  St.,  fr.  SUhrMlUn^ 
und  Ab.  lUhr  h  Min.,  1  Thlr.  I4  Sgr.  - 
Frojectirte  Eisanbahm&rhinimg  Über  Mehlis 
nnd  Benihansen  mit  Otinunenthal  (Melnin- 
gen).  —  Ent/eruHngm:  Sahl  1|,  Oberhof  % 
Srhneekoj)f  2,  Meiningen  Gotha  8  St.  — 
Gasikoj':  St€uU  Gotha  (neben  der  Post),  1581 
F.  hoch*  nnd  Bathhaas.  —  FQhrer  n.  L  ohn- 
fohnverk. 

Zella  (Geburtsort  des  Dichters  Fr. 
Manso)  entstand ,  der  Sage  nach  ,  aus 
einer  kleinen  ,  dem  Kloster  Remhards- 
bruuu  gehörigen  Zelle,  die  Gebhaid  v. 
Kordeek,  naädem  er  das  SanbBeUoM 
anf  dem  Ruppberg  zerstört,  Termittelst 
der  dadurch  gewonnenen  Mauertrümmer 
zn  einem  Kloster  erweiterte,  das  er  dem 
heiligen  BUsius  weihte  (1228),  Der 

28» 


DigitizeO  by  Googte 


615  76.  Route:  Vüu  Meiüingen  über  Zella  nach  Oberhöf.  616 


FleekttSt  der  sieh  an  dss  Kloster  her- 
um ansiedelte,  schwang  sich  seit  der 

Mitte  do«^  IG    Jahrh.  durch  seine  Ge- 
wehrfabriken   zu    sehr  bedeiuendem 
Wohlstand  empor,  so  dass  er  176:i  ge- 
gen 3000  Einw.  zihlte.    In  diesem 
Jahre  aber  vard  er  dnrcii  eine  fnrcbt- 
bare  Fensfsbrunst  bis  auf  wenige  Häu- 
ser vernichtet.    Indessen  ist  dns  Städt- 
chen schöner  wieder  auffj:ebaut  inid  ge- 
währt durch  seine  reinlichen  Häuser 
u.  durchgehendsh&bsehe  Strassen  einen 
freundlichen  Anbliok.    Die  viellseh 
originellen    Bewohner    zeichnen  sich 
nicht  blos  durch  Flciss  und  Geschick- 
lichkeit, sondern  auch  durch  ihr  ge- 
müthliches,  gesittetes  Benehmen  aus. 
Bettler  gibt  es  gar  nicht.    Die  Zel- 
lemilsse sollen  hier  ihre  nrsprttng- 
liche  Heimath  haben.    Den  schönsten 
üeherblick  über  das  nette ,  vielbelebte 
Städtchen  und  das  von  dunkeln  Wald- 
bergen  umschlossene  Lubenbachsthal 
mit   seinen  Scbnsidemllhlen,  Eisen- 
nnd  Stahlhftmmefn,  Bohrgewerken  nnd 
Sohldfkothen ,-  hat  man  von  dem  an 
der  Nordseite  emporsteigenden 
*Lerehenbery ,  (r.  zwischen  Zella  und 
Mehlis),  einer  mit  Parkanlagen  und  auf 
seinem  Gipfel  mit  einem  imposanten 
Hans,  geschmflckten  Priratbesitsnng 
der  Familie  Klett ,  die  auf  Verlangen 
gern  geöffnet  wird.   Nicht  minder  lohnt 
der  Besucli  von  Albrechts  Garten (vixlgo 
„Klein-Malmers"),  V4  8*^-  westlich  von 
der  Stadt,  einer  Restauration  (mit  vor- 
trefiUch<lm  Bier),  wo  das  Auge  mit  Ent- 
sätzen auf  Zella  und  Mehlis,  und  dem 
vom    Lubenbach   (Lichtenau)  durch- 
6(hlängelten,  reich  belebten  Wiesen- 
grunde ruht. 

Ein  anderes  Interesse  gewährt  di*^  iu 
Zella  und  Mehlis  überaus  acbwuughalte 
G«w«ih(häHgk«U,  nicht  blos  in  gtdvccliielten 
Ilolzwaaren  und  im  Brettcrhandel  (Georg 
Barthelmes  und  O.  Anschätz},  wodurch  das 
Strassenfuhrwerk  immer  noch  im  Gange 
•rhalien  wird,  sondern  hauptsächlich  in 
Waffen-,  Stahl-  und  Eisenfabriken.  Na- 
mentUch  zeichnen  sich  Zella  und  Mehlis  in 
IWbxIkatiottder  Jagd-  und  Luzuswaffen  aus, 
die  den  englischen  und  belgisclien  nicht 
naehitehcn.    Ordonansitntsen,  8ch&tzen- 


bücbson,  Schnollladcflinteu,  Pistolen,  Revol- 
ver der  yerachiedensten  Konstruktion  (bis 
zu  m  Schnas  und  «M»  TWr.  im  Preis)  in 
auagesefchnet  solider,  wahrhaft  künstleri- 
scher Ausführung,  (von  II.  Ch.  Kletts  Söh- 
nen, Gebr,  Decker,  G.  Gressmann  und  Geoig 
Beinrnann).    We  lc««tg«a«iiiit«i  FimMD 
producirou  ausserdem  die  feinsten,  oIp-äu- 
teaten  Eisen-  und  Rtahlwaaren   (daa  Ver- 
zeichnias  dieser  „Kurzwaaren«'  umfaast  tber 
2000  Nnmmera),  die  flurcn  Markt  nicht  blos 
in  allen  Ländern  Europa's,  sondern  auch  in 
4.merika,  Aegypten,  Japan,  China  etc.  haben. 
Musterlager  in  Leipzig,  Hamburg,  Wien 
und  Amsterdam.   Es  ist  interessant,  nicht 
l.lns  einzcl-nc  Meiateratücke  zu  bewundem, 
sondern  überhaupt  diese  Tiölgestaltige  lliä- 
tigkeit  (wie  jede  Tlinte  dnrch  nebr  als  50 
Hände  geht,  bevor  »Ic  in  den  Handel  kommt) 
zu  beobachten. 

Ton  Zella  nach  Oberhof  (2  St.), 

prachtvolle  Gebirgsstr.  in  vielen  Zick- 
zack.windungen ,  anfangs  im  reizeiKien, 
v.Htmmem  v.  Bfühlen  belebten  Lüben- 
haehtgrunde  hinauf,  bis  die  Chaussee  zur 
Schmücke  nebst  dem  Bache  r.  abzweigt, 
und  dann  immer  st>  ilor  durch  dichten 
Hochwald  (mit  ^'eiui^srcichen  Blicken 
auf  groteske  Felseuriesen  und  in  offene 
Seitenth&ler)  snm  ,»Bondel"  (S.  268) 
empor,  wo  (auf  dem  Rennsteig)  die 
Strasse  von  der  Schmücke  r.  herüber 
kommt.  Kräftige  Fusswanderer,  welche 
den  grossartigen  Charakter  des  Gebir- 
ges in  seiner  tiefsten  Einsamkeit  belau- 
schen wollen,  können  (mit  Führer)  in* 
teressante  Seitenpfade  einschlagen,  nnd 
zwar  1.  der  Strasse  iiber  den  Heinrich- 
bachastein,  drn  Gehrannten  Stein  (2764 
F.)  u.  über  den  Schützenhcrij  (27  73  F.), 
oder  r.  über  den  Spitzigen  Berg  (2705 
F.),  dessen  Hochwarte  anfschanemPro- 
menadenweg  in       St  enreicht  wird 
und  «inen  herrlidien  Blick  in  das  wo- 
gende Waldmeer,  so  wie  auf  Suhl,  Zella, 
Mehlis  und  Benshausen  gestattet. 

Ofoerhof :  S.  269. 

Seitenronten :  Von  Zella  z.  Schmücke 
(2  6t.)  führen  2  chaussirte  Strasse  Sureh 
die  Centralgebirgsgruppe  des  Tbfirin- 

gerwaldes,  dienähere  den  Spitzigen  Berg 
und  den  Sommerbachskopf  zur  Linken 
lassend,  die  andere  jeuseit  drr  Stadt 
von  der  oberhofer  Strasse  r.  abiautoud 


Digitized  by  Google 


617  77.  S  78.  BmOe:  ][eiiii]i|fi]i--ll]iieiitii/  f  kemar^SeMeniiogen.  618 


und  im  weiten  Bogen  sich  durchs  Hoch- 
gebirge (Zellaer  Leube  oder  Loibe) 
windend.  Die  erstere  mundet  afif  der 
A^impamne^  «imm  Hoefapunkt  (2839  F.) 
mit  sclidBer  Aassieht,  wo  die  Wege  von 
Zella,  Oberhof  nud  Suhl  zusammen- 
treffen und  ehedem  die  Pferde  ausge- 
spannt -vrarflnn,  welche  die  Fuhrleute 
vou  8uhi  herauf  als  Vorspanuc  mitnah- 
meO)  in  den  Rennsteig  ^  und  verfolgt 
dlflsen,  den  Gipfel  des  ffr.  Betrherga 
diclif  Sur  Linken  u.  den'i>»elMn«2br«is- 


stein  zur  Rechten,  vh^r  j^Plänhners  Au9' 
sieht''  bis  zur  Schmücke  (S.  2G3).  Der 
andere  Weg  lenkt  oberhalb  der  Aus- 
spanne in  die  neue  Strasse  von  Oberhof 
zurSehutaeke  ein,  1.  aih Gipfel  des  Beer- 
bergs vorüber  (S.  ÄSS).  Fnsswanderer 
können  über  den  JS^nbrigen  Berg  und 
doTi  2910  F.  hohen  8ommcrhachsl:opf 
(mitFiirschhaus)  gehen,  um  sodann  den 
Rennsteig  zu  verfolgen. 

Von  Zella  nach  JSMU:  B.  8i. 


77.  Route:  Von  Meiningeu  über  SuM  nacli  Umenan. 


Omnibusfahrt  nach  Suhl  (5  St.)  Sonnt., 
Mont.,  Mittw.,  Freit.  Ab.  5|  Uhr,  53  kr. 

Chaussee  n.  Bohr  (1*/^  St.).  preuss. 
Bor^  wo  im  UitteMter  eine  kaiserliche 
Pfalz  stand,  in  der  sich  Otto  I.  und 
Heinrich  II.  zuweilen  aufhielten.  Sie 
is^  spurlos  verschwunden.  In  dem 
idyllischen,  von  einer  sclnoflfeu  Fels- 
wand begrenzten  Thalkessel,  worin 
das  Dorf  liegt ,  findet  man  interessante 
Versteinerungen.  Von  Rohr  nach  Bül- 
stedt (%  St.)  überschreitet  der  Weg  die 
Schwarza  und  tritt  in  den  Tlns/lgrund. 
laicht  weit  davon ,  wo  sich  die  Hasel 
mit  der  Schwarza  vereinigt ,  steht  eine 
DomSne  („Kloster  Kohr^') ,  ans  deren 
Oekonomiegebänden  eine  stattliche 
Kirche  emporragt.  Sie  ist  das  Uebcr- 
M(^n>^el  eitles  reichen  Benediktiner- 
Nonnenklosters,  974  erbaut.  In  der 
Nähe  ein  Spital.  Vou  DilUtedt  durch 
den  anmathigen  Haselgrand  üb.  WieHt' 
hau8en,  DieUäumaen  und  Mäbendorf 
(Eisenhammer  u.  Blauofen)  nach  Hein- 
richa  (2  St.  von  Dillstädt),  preass> 


Flecken  mit  1350  Einw.,  wonwter  viele 
Juden,  die  hier  eine  Synagoge  haben. 
Bedeutender  Wein-  und  Eisenhandd . 
R.,  oberhalb  der  Kirche,  diQ  Haardt  mit 
herrlicher  Ansaiefat.  Im  reiohbelebtea 
Thale  von  BemriehB  naeh  SM  (V4  St.) 
2  Sdiiesshäuser,  das  erste  (Hehuriehs) 
r.,  das  zweite  {Suhl)  1.  der  Strasse.  . 

Suhly  -n.  von  Suhl      die  ßekmüdhet 

R.  82. 

Nehcnroute   (vergl.  S.  638):  Von 

Snhl  uaeh  nmenau,  (5  St.)  über  den 

2309  F.  hohen  Ringberg  (*4  St.  von 
der  Stadt),  der  an  der  nordwestlichen 
Ecke  (Grenzstein  0,44)  eine  der  schön- 
sten Ansichten  des  Hochgebirges,  be- 
sonders auf  (joldlauter  n.  Mehlis  hinab, 
bietet.  Die  Schlangcnwindungcn  der 
kunstreichen  Chaussee  werden  durch 
einen  näheren  Fusspfad  vermieden. 
Kach  %  St  ist  SekmUd^eld,  an  der 
Strasse  von Schleasingen  nach  Ilmenau, 
erreicht.  Diese,  Uber  Stützerbaek  füh- 
rend, ist  R.83  nfiher  beschrieben. 


78.  BMta:  Von  Thmsäc  Baeh  Sehlsnsiiigen«  (2  Bt) 


Si»«iibnhHfahrien&.  18B.  PoH  nach  Sehleu- 
singen  m  H.  in  1  8t.  10  Min.),  Vorm.  10) 
Uhr,  27  kr.  (von  da  nnch  Tlmena«,  AmstafU, 
Neudlotendorf  und  Erfürt).  OmtUbunJaitri 
nach  Sohlensfngen  und  Sah]  (Oastgetar 
Beehtter  am  Bahnhof),  Sonnt.,  Mittw.  und 
Freit.  Ab.      Uhr,  74  Sgr.  (bis  .Schleus.). 

Themar  9  meining.  Stadt  an  der 
Werra,  mit  1490  Einw.  (Eisenbahn- 


Station  zwischen  Meiningen  u.  Hildburg- 
hausen). Gasthöfe:  „Das  neue  Wirths« 
haus*'  (in der  KAhe  des  Bahnhofes),  das 
Bathhaus  (mit Poststall).  Rest. :  Schiess- 
haus. NaJtriinffszweige :  Ackerbau  ,  be- 
deutender Holzhandel,  schwunghaft  be- 
triebene Kunstmühle  (Gebr.  Scliellen- 
berg) ,    Thonwanrenfabrik,  Pappen* 


Digitized  by  Google 


fabrik.  T>jis  uralte  Städtchen  (Ge- 
burtsort des  Historikers  Paul  Jovius 
und  des  TheologenDillherr,  sowie  laug- 
jXhrige  Heimath  des  GesehichtsselireS- 
bers  A.  Schvltes)  hat  keine  beson- 
dere Sehenswürdigkeiten  aufauweisen, 
es  müssten  in  der  Kirche  die  vergolde- 
ten SchnitTibÜdor  aus  dem  Kloster 
Vüssra  und  die  iiir kenköpfe  au  den 
Brnporkirchen  sein.  Die  Umgegend 
aber  ist  reich  an  maneherlei  Natar- 
scbonheiten  u.  vielfachen  Sagen.  Süd- 
lich von  der  Stadt  ein  hohor,  senkrech- 
ter Kalkfelsen,  an  dessen  Fusse  unge- 
heure Steiutrummer,  die  ein  Dörlciien 
▼ersehfittet  haben  sollen.  Daher  der 
„Jßäng^attene  Berg*'  genannt.  In  der 
Felsenwand  eine  enge  Ghrotte  das  Eis- 
loch"), die  in  der  Tiefe  mit  Wasser  ge- 
füllt ist  Nordöstlich  der  Weissbachs- 
gruiidf  interessant  durch  seine  abwech- 
sefaiden  Gebirgsformationea.  Verfolgt 
man  denselben  (Chaussee),  so  kommt 
man  nach  Tjengfeld  ('/^  St.).  Seitwärts 
von  diesem  Dorfe  (1.)  der  Ji^eldatein,  ein 
bewaldeter  liergkopf ,  auf  welchem  ein 
ääuienartiger  Basaltbiock  j^der  Teufcls- 
stein)  70  F.  hoch  emporragf.  Ben/- 
mdi,  Nadelöhr,  Oiterhurg:  S.  132. 133. 
Von  Themar  nacli  Schlensin- 

gen :  Chauss<^e  im  Werrathal  hinauf 
-  nach  Kloster  Vessra  (Y,  St.),  wo  sich 
die  Schleuse  mit  der  Werra  vereinigt 
(8.  18.  19).  Bas  kleine  preuss.  Dörf- 
chen (ein  Hanptstapelplata  der  Hola- 
fldsserei)  hat  einen  weitbekannten  Na- 
men, nicht  !)Io'3  durch  die  reiche  Prä- 
monstratenserabtei,  die  hier  florirte, 
^  sondern  auch  durch  das  Gestüte ,  wel- 
ches Hersog  Horits  v.  Namnburg  hier 


errichtete.  Beide  sind  nicht  mehr. 
Jenea  Kloster,  von  Gottwald  v.  Henne- 
berg 4130  gestiftet,  und  Aufaugs  mit 
Mönchen  und  Nonnen  besetat,  bis  man 
1176  „Stroh  nnd  Fener  schied^',  erhob 
sich  zu  einer  der  berühmtesten  Abteien, 
worin  die  Grafen  von  Henneberg  ihr 
Erbbegräbniss  hatten.  Einor  derselben, 
Wilhelm  III.,  gründete  daselbst  den  Or« 
den  der  GhristophelsMder.  l^ach  der 
BeformaÜonsftenlarisirt,  ward  es  in  eine 
Domäne  verwandelt.  Die  grosse  Kirche 
mit  ihren  strittlichonThürmen,  ihren  rie- 
sigen Vieilern  und  ihrem  schönen  byzan- 
tinisclieu  Portale  ist  zwar  noch  vorhan- 
den, wird  aber  an  —  Dreschtennen  nnd 
Getreideschobern  benntat.  Nur  ^ne 
Seitenlcapelle  ist  noch  zu  gottesdienst- 
lichem Gebrauche  eingerichtet.  Die 
Stuterei ,  aus  der  vortreffliche  Pferde 
hervorgingen,  ist  1842  aulgehoben  wor- 
den. Die  früheren  Weiden  (auf  dem 
Adlersberge  jenseit  Schlensingens)  wölv 
den  jedoch  seit  1864  wieder  zur  Fohlen- 
zucht benutzt  (K.  83).  —  Von  Kloster 
Vessra  über  Rappelsdorf  {\  St.),  in  des- 
sen JJähe  ein  verrufener,  für  grundlos 
gehaltener  Teich  mit  Höhleu  und  Klüf- 
ten („die  Todtenlache*') ,  durch  den 
sich  sehr  verengenden  Schleusegrund 
nach  Schleuaingen  (R.  81).  Seitwärts 
vom  Kloster  Vessra  (r.)  sieht  man  auf 
dem  150G  F.  hohen,  aus.^.ichtreichen 
Ehrenberg  die  Ruine  der  Ottilieukapelle. 

Von  HrhJni'fin'jen  nach  Suhl :  K.  81;  niich 
Ilmwau  oder  au/  die  Schmücke:  B.  77  u.  bS. 

Nebmroute:  Von  Themar  narh  Rönihill 
(3  St.)  .über  Wachenbruan  und  £xdorf 
durch  den  Jücbflegrund. 


79.  Bonte:  Hüdburghanseii,  CHeieliberge  u.  Hdibnrg. 

Eimibnhn  (S.  188)  über  Themar  naoh  |  Gotha,  oder  naeh  nmenau,  Arnstadt,  Nea- 

Meiningen  (4^  M.  in  M  Min.)  Morg.  7,  57;  dietendorf,  Erfurt);  nach  Römhild  (t  M.  in 

Nachm.  4,  10;  Nacht;?  19,  13;  I.  Cl.  1  fi.  48  1  St.  40  Min.)  Ab.  7  Uhr,  42  kr.;  nach  Ro- 

kr.,  II.  1  fl.,  HI.  87  kr.;  über  Eisfeld  nach  dach  und  IleldburgT  (3  M.  in  S  St.  10  Min.), 

Coburg  (SM.  in  SO  »In.)  Morg.  6,46;  Yorm.  Ab.  7^  Uhr,  1  fl.  8  kr. 

10,  2n;   Nachm.  5,  53;  I.  1  Thlr.  6  Sgr.,  II.  Etufemungen:  Schleusingen  9|»  BttmlilM 

20  8gr.,  ITI.   18  Sgr.  —  Poat  nach  Sehlen-  2^,  Eisfeld  3,  Coburg  5,  Melniogen  7  St. 

singen  (IJ  MeiL  in  IJ  ät.)  Vorm.  10^  Uhr,  Gasthöfe:  Engl.  Hof  am  JHarkt»  Sautem- 

37  kr.  (W0ltor  nach  Snhl,  ZelU,  Ohrdruf,  kraut.  —  BedmtratUmw  mit  Garten vlrtb. 


Digitized  by  Google 


7^.  M9uU(:  fiiLibiurgbik«B6n,  aieiehb«r|;e    Heldbnrg.  622 


schafl:  Wiitser  (onweil  des  Bfilmhofes), 
SastfuHtr*  Garten,  SehiUzenhof,  Sendelhachs  u. 
Ih-ogmanns  Garten,  BcMUmt  Ktller,  Gott- 
9ekedk*  Berg.  *•> 

JimmOMih:  Begicniigiblatt,  %tam\\ 
Dorfzeituni^  ttlies  unserar  ^MSteu  politisch. 
Volkablätter,  von  Dr.  L.  Nonne  1818  «repran- 
det  und  toh  seinem  Sohne,  dem  Buchliänü- 
l«r  J.  Könne,  forrgefftbit,  wAclientllcli  imal 
(mit  „Bolwagcn"  und  „Plaudorstftbchen'M, 
Globtis,  heraoag.  von  Dß,  Andree»  im  Bibl. 
laetitut. 

Wmtmmrmi^f :  Oarl  nun  Bantenkmii, 

—  Kesselringsche  Hofbttclihfiidlttng»  GmdoW> 

Aohe  Buchdruckerci. 

HiMbnrghausr^n,  ineining.  Stadt 
mit  4500  Kinw.  (darunter  Kathol.,  Bap- 
tisten, Juden),  ehemalige  Residenz  des 
gleichnamigen  Filrsteilliinms,  hat  eine 
flrmndliche  Lage  im  heltereii,  toii  mis* 
sigen  Höhenzügen  umrahmten  Werra- 
thal.  Die  Neustadt,  im  Anfang  des 
vorigen  Jahrliunderts  von  fran5?ösi«^chen 
Kolonisten  erbaut,  zeichnet  sich  durch 
Regelmftssigkeit  v.  Freundlichkeit  ans. 
I>mJMlDfon»Mftl0M  Rb«r,  einwroltonde- 
terBau  Mi8  dem  Ende  des  17.  Jahrh.,  ist 
gleichsam  verödet,  -wenn  nicht  die  zeit- 
weiligen Schwurgerichts  verhandhingen, 
die  in  der  ehemaligen  Schlosskirche  ge- 
halten werden ,  die  verwaisten  Räume 
belebea.  Iii  der  Schlossbibliotliek  fAn 
Maaascripi  von  Junker:  Ehren  der 
gefÜrsteten  Grafschaft  Henneberg,"  und 
im  NaturaHeTikiRbinet  die  berühmten, 
ifi  Hessberg  gefuüdenen  Sandstein- 
platten  mit  Abdrücken  vorsündflutbii- 
«h«r  Tbierlllirten.  Der  im  holtindf- 
•eheii  Geschmack  angelegte  Garten, 
frelchem  die  Hanptfa^ade  des  Schlos- 
ses zugewendet  ist,  liat  im «>f»heure Sum- 
men gekostet.  Darin  ein  Donkmal  der 
Kdnigin  Luise  von  Preussen,  die  öfter 
ia  H.  w efite.  Aber  aiieh  dieser  park- 
Ihnllebe  Garten  mit  seineii  sdukttigen 
Alleen  ist  einsam  gow<»tlai »  well  die 
Wasserkanäle,  die  ihn  Tnnfj^eben,  all- 
mälig  versanden  .sollen  und  in  diesem 
versumpfenden  Zustande  mephitische 
Dünste  aushauchen. 

JMmM«.  Soweit-ilck  solehe  aaf  Kaaet 
'  und  WI^^ßUHchaft  erstreckt,  steht  in  erster 
BeiUe  tlaii  BibUof/raphitche  Intiitut,  das,  nebst 
der  I>orlacituug,  dem  fast  Yerschollenen 


Namen  HtldtiiigbaiuiMis  fort  und  fort  auch 
aus  Wirts  einen  ehrenvollen  Klang  sichert. 
Dasselbe  ward  von  josejdi  Meyer  (tlB.*)P)  — 
jenem  rastlos  tti&tigen ,  gemeinnützig  wir» 
kenden,  genial  ilreheiiden  Geiste,  der,  an> 
geachtet  aller  Anfechtungen,  in  den  von 
ihm  angeregten  Ideen  undüntemohmnnp^en 
fortlebt  —  begründet  und  1828  von  Gotha 
nach  H.  Tertegt,  wo  es  von  seinem  Sohne, 
Tlerm.  Meyer,  in  wachsender  Ausdehnung 
fortgeführt  wird.  Es  umfasst  alle  Techni- 
ken der  graphisciieuKüuüte  in  einer  seltenen 
ToUstiadlgkett  nnd  thettwelee  grossen  Aus- 
dehntinnr*,  verwendet  dle=?e  umf<änglichon 
Mittel  aber  lediglich  zur  Herstellung  der 
eigenen  Yerlagswerke ,  welche  nach  wie 
vor  und  mit  Erfolg  auf  die  Blehtnag  der 
Volkshlldung  sicli  beschränken. 

Aber  auch  in  anderen  Zweigen  der  Be- 
triebaaotkett  regt  sich  in  U.  seit  Kurzem 
fklsehee  Leben.  Neben  der  altrenommfrten 

Voitschen  Papiertnach6-  und  Puppenfabrik 
sind  noch  einige  gleichartige  Geschäfte  zur 
Blütlte  gediehen.  Audi  der  landwirthächaft- 
Uobe  KbMchhtenba«  (Dressel)  wid  die  Mei- 

serfabrikation  (Bodonstoin),  sind  in  tüeh» 

Ilgen  Anfängen  vertreten. 

Qeaehiohtliche».  Hildburghausen  ging  aus 
den  Htnden  der  Dynasten  t.  Wildenberg  in 
den  Besitz  der  Grafen  von  Henneberg  ftber> 
die  o8  im  14.  Jalirh.  zur  Stafit  orliobon. 
Bei  der  benneberg.  Erbtheilung  fiel  selbiges 
an  die  emeetla.  Unfe  des  Haaeee  Saobimi. 
Hen&g  Emst,  Ern^t  des  Frommea  sechster 
Sohn,  wurde  nun  (1G84)  Ilerzag  von  Hild- 
burgliAuiseu,  baute  das  dasigo  Schless  und 
wihlte  es  ra  setner  Sesldetts.  S^tdem 
war  Hlldburgliausen  vom  Glänze  filrätl!<!her 
Hofhaltung  unistralilt,  und  blühte  vornäm- 
ücb  unter  der  Begeutschaft  des  Prinzen 
Joseph,  dem,  als  5sterreleb.  VeUmarschall, 

der  Vorlnnt  der  Schlecht  lin*  Rossbach  zur 
Last  gelegt  wurde.  Schon  1819  erhielt  das 
kleine  Heraogtbum ,  dem  auch  'SaaUbM  m- 
gefallen  war,,  eine  freisinnig»  Verfassuag^ 
hei  d«T  Ilannibal  Fisclicr  thätig  war.  Der 
fürstliche  Glanz  aber  ist  erbticlien,  als  bei 
der  Erbtheilung  der  gotha-a]tenbui|r«l^*nde 
(t8K)  der  letzte  Herzog  von  Iindburgh.m- 
sen,  Friedrich,  mit  Altonburg  be  dacht  wurde 
und  nun  dortbin  übersiedelte.  Seitdem 
steht  a.  Miler  melatng.  LMUtoÜiahell.  ^ 
Lileraritch«  NotabilüeUeH  :  J.  P.  Fr.  Riclitor, 
der  im  oberen  Stock  der  jetzigen  Haupt« 
wache  wohnte,  als  Bräutigam  des  Fräuleins 
von  Fenehtersleben  (Im  Hanse  des  Bäckers 
Hardt  In  der  Neustadt,  Nr.  1121;  der  Musi- 
ker Heuschkel,  von  welchem  K.  M.  t.  We- 
ber (im  Waguersehen  Eeklians»  der  Sohnle 


623 


e2i 


ge£«uüber)  anclDotzauer  ihre  ersteDüduug 
erUelten;  der  Oenerftlwip.  GesBsler  (f  1881), 

der  hochterdiiintc  Obcrconsistorinlratli  K. 
L.  Nonne  (f  1853),  der  KupfersteclK-r  Karl 
Barth  (t  1853),  der  DicLte^i  L.  Köhler  (fl^^^ä}, 
daiwn€rat»8tätte  van  mümb  Vreondeii  und 

Vuruhrern  mit  einem  Denkmftl  ges^chmückt 
ist.  Auch  Fr.  Ilofmanu  (Weihnachtsbaum 
für  arme  Kinder)  wohnte  bis  vor  Kurzem 
Uar. 

Vingelniigen.  Vor  Allem  fSIlt  dl«  neue 
Lande» -Heil-  und  Pfiegeanttali  Jwr  Irrt  Ins 
Auge,  ein  kolossaler  Bau  (von  O.  PIcbler) 
•uf  einer  sftnften  Anhöhe  vor  der  Stadt, 
I.  an  der  Strasse  nach  Eisfeld.  ^  K.  von 
der  Strasse  nach  Bodach  ciü  malerischer 
Hötaensug  (^cr  Stadtbcig,  deaflon  östf.  Ab- 
dachnng  mit  Berggärten  bedeckt  ist.  Unter 
ihnen  der  umfangreiche,  pnrkShnliche 
Mey^tberg  (dem  Chef  des  Bibl.  Inst,  gehörig), 
diiTfih  einen  weltslobtlKen  BntneBfIrarm 
kenntlich, der  eine  nchöne  Aussicht  gewShrt. 
Daneben  (nach  der  Stadt  zu)  der  Öchmidteber^ 
mit  schöner  Aussicht.  Im  dasigen  Oarteu- 
hmuM  wohnte  liagere  Zeit  der  mysteriöse 
,,DTinkelgrar*  (Graf  d'^  VnT('1)*\  Hrn  die 
gerichtliche  Untersuchung  als  Theilhaber 
eines  holländischen  Spritgesch&fteg  decou- 
▼rirt  hat.  Ebendaselbst  des  Grab  der  „Bun- 
kolgräfiu"  (Soph.  Botta).  Oberhalb  des 
Meyerschen  Berget  der  geschmackvolle 
0«rtBii  dett  BOdlMuiert  Konred  mit  8eliwei* 
zerhäaechen.  Am  nördlioheii  Fusse  des 
Stadtberges  ßcÄ<Jfer«Ä'(  Z/cr,  eine  dr^r  besuch- 
testen Bestaurationen.  Vom  Krautberg,  1. 
der  StMMte  loMlh  Bodach,  eabr  sMaerBUok 
tes  WerratluO. 

Excuraioncn :  atif  den  HäselrielkeT- 
ber<j  (1G19  F.),  St  westlieh  von  der 
Stadt,  1.  der  Strasse  nach  Themar,  mit 
weiter  und  schöner  xVussicht  nach  Fran- 
ken (Viemhnlieiligen)  und  Thüringen; 
An  der  Karolinenbnrg  Torbe!  (Str.  nach 
Eisfeld)  über  Hesaberg  (Puadort  antidi- 
luvianischer  Thierfährten,  durch  den 
Maurer  Winzer  zu  beziehen)  nach  dem 
reizend  gelegenen  Kloster  Veilsdorf 
(iVe  St.),  S.  ia4. 

N«^towr€n:  1)  Von  Hildburg - 
havseu  auf  die  Gleiehberge  und 
naeh  Römhild  (8  St  ,  Post)  Chaus- 
see durch  eine  wellenförmige,  etwas 
eintönige  Oetrcnd  über  Leimrieth  und 
Zeilftld.   Zwischen  dem  letztgenannten 

*)  L.  Beckstein.  i>ei  DunkelKrtfj  BvAau, 
Geheime  Geschieht cu,  2.  Bd. 


Dorfe  und  der  Stadt  Romhild  erheben 
sich  die  weitsichtigen,  langgestreckten 
Zwillingsbr&derderGMclKergey  tuid 
zwar  1.  der  Or09$e  (2088  P.)  imd  r.  der 
*  Kleine  Gleichherij  (1978  F.).  Beid« 
sind  jetzt  mit  Signalthnrmen  gekrönt, 
die  eine  weite,    prächtige  Rundschaa 
nach  Frauken   und  Thüringen  bieten. 
Am  häufigsten  wird  der  Kleine  Gleich- 
berg ^besucht,  um  dessen  Gipfel  drei 
miclitig«  Baeattringe,  wie  l^atliche 
Riesenmaaem,  laufen,  die,  von  valkani- 
sehen  Eruptionen  omporgehoben  ,  eine 
naturhistorische   Merkwürdigkeit  von 
grossem  luierosse  sind.    Will  mau  den 
chanfltirtto  Fahrweg  nichtbenatsen,  dflr 
zwischen  ZeUMd  vnd  BombUd.  r.  lun 
Berg  hinauf  gehahnt  ist,  um  die  Basalt- 
steine bequemer  abfahren  zu  können, 
die  von  einer  in  Hildburghausen  sess- 
haften  Aktiengesellschaft  ausgebeutet 
und  ala  YorträOiches  Pflasterangama» 
terial  weithin  exp<Mrtirt  werden:  so  gehl 
man  (n&her)  hinter  dem  Wirthshaui 
in  Zcilfcld  r.  über  eine  AViese  und  dann 
bis  zur  Ecke  eines  Wäldchf  r>s.  wo  man 
bei  einer  grossen  Eiche  I.  liber  einen 
Rasenplatz  schreite^  und  in  den  Fahr- 
weg Itommt,  der  durch  Liaubwald  ean- 
porfftlirt.     Der  dritte  Pusspfad ,  der  r. 
von  diesem  abläuft,  klimmt  schrofiT  und 
steil  durch  die  in  einander  gekeilten  Ba- 
saltsäulen   und  hoch  aufgeschichteten 
Felb wälle  zum  Rücken  des  Bej-ges  em- 
por, dSB  man        Stemi^w^''^  nenat. 
Wahracftelttlich  hat  ehemate  eine  Bnrg 
hier  gestanden.  Wenigsten»  werden  dl» 
Sagen,  dir  «larüber  im  Schwange  gehen, 
durch  aufgefundeue  Waffen,  Sporen  und 
dergl.  bestätigt.  Auch  ist  die  Rede  von 
ein^  Kapelle,  deren  wunderthätiges 
ChMdenbild  ▼iele  Pilger  hefbei  gelockt 
Am  Abhänge  des  Berges  ein  Haus  für 
die  Steinarbeiter,  das  wenigstens  als 
Kasthaus  dienen  kann.    Der  schönste 
Aussichtspunkt  ist  bei  der  leisten ,  mit 
Steinsitzen  umgebenen  Buche  j  während 
von  dem  au  trigonometrisehen  Messni»- 
gen  erbauten  Signale  das  Panorama  noch 
umfassender  ist.  Hier  übersieht  man  ein 
herrliches  StUck  der  deutschen  Erde: 
ausser  mehr  als  50  Dörfern  die  Städte 


Digitized  by  Google 


625 


79.BümU:  HMInursrtaMeii,  €H«iehberge  u.  Heldburg. 


626 


Römhild,  Heldburg,  Coburg,  Hil^barg- 
hauson;  die  Schlösser  und  Ruinen  Salz- 
burg, Lichtenberg,  Xordhcim,  Ilcnne- 
bei^,  X>reissigacker ,  lvu.iiudort\  Strauf- 
haln,  Gieeli,  Grimberg,  Vienehnheili- 

SU,  Te9td  Coburg,  Heidbnrg,  Callen- 
etc. ;  die  lange  Kette  des  Thflrin- 
gcrwaldes  mit  Iiiselsberg,  Dolmar,  Don- 
iiersh.iug,  Schnockopf,  Adlorsberg, 
ivickelh&bn  etc.,  das  lihöngehiigc  mit 
dem  gowaltigeu  Kreuzberg,  die  Geba, 
das  Fiebtolgebirge  mit  dem  Sdmeeberg 
und  Ochsenkopf,  die  Berge  des  Main- 
thals (Str.m  n  r  rir),  die  hesrisdiea Berge 
(Meissner)  und  den  Harz. 

Besucht  man  BSmliild,  ebeaeni  Inst- 

strahlende  Residenz  der  Gr.  t.  Henne^erg 
und  spÄter  eiii^s  souveräoen  Uersogtbuma, 
Jetat  melaiQflf.  Ook^nomlMtidtolieD  mit  1700 
T:iTiw.,8o  beachte  man  allda  die  schöne  XtrcA«, 
im  einfach  goth.  Styl  aus  dem  15.  Jahrh., 
mit    vielbewunderten    Kuustwerken  (Be- 
Schreibung  vonDöbii«r),  namentlich  «Inem  i 
prachtvollen  Sarkophag  von  P.  Vischer, 
und  vielleicht  das   altn   ResldeusBchloss.  { 
In  dar  V&ha  dar  Vergnüguagsort  Eichel-  ; 
l'erg.  —  Von  Tlömhlld  durch  das  Ombfeld  '■ 
nach  Solm«ii\fwi  nad  JCiMtn^e». 

2)  Von  Hlldbarghansen  nach  Heldfonrg 

(4  St.,  Post)  kann  man  2  chausisirto  Wege 
einäcLlageu,  entweder  über  Streufdorf,  oder 
«barOMNll^  Wl*  waidan  stmicbst  den 
ersteren,  der  mft  dem  zweiton  bis  Steinfeld 
znsammenlaufi.  Hier  (Idnter  dem  Dorfe 
das  „Bergloch",  eine  tiefe  Lache  mit  eisen- 
haltiger  Quelle)  g^t  dfa  Strasse  nach 
Sireufdorf ,  einem  schönen  Fleken,  r.  ab. 
Bort  kreuzen  sich  die  Wege:  r.  nach 
Olefoherwiesen  und  Rftmhild ,  1.  nach  Ro- 
dach, geradeaus  nach  Seidingsladl.  Will  man 
die  Ruinp  Sf''-rvipinifr  T>PHuchen  (ä  Sf.  von 
Strenfdorf;,  die  man  auf  einem  waldigen 
Beigkagel  emporragen  sieht»  so  schlägt 
man  einen  I.  ablaufenden  Feldweg  ein,  von 
welchem  ein  Fusspfad  zur  Waldcsecke  und 
AtXk  Berg  hinauf  fuhrt.  Die  Burg  Sk-avf 
mliüiren  thurmähnliohen  koIossnlenTr&m- 
msrn  war  im  Besitz  der  Gr.  von  Orlamünde 
nnd  V.  fienneberg,  kam  13ö3  an  das  Haus 
Wettin  nnd  ward  fm  Banemkrieg  serstort. 
Vom  Scheitel  des  1384  F.  hohen  Berges 
prächtige  Umsicht.  Hinab  nacl)  Seidimjxtndt 
(20  Mio.)  au  einem  Basaltkiingstcinbruch 
▼ottber.  Hier  hatten  sonst  die  Herzöge 
von  Hildburghauaen  ein  Lust-  und  Jagd- 
sclüoss  (mit  Park),  das  1859  von  berliner 


Spoknlnnfon  rtnp;«  kauft  und  in  eine  elegante 
Cur-  und  Badeanstalt  umgewandelt  wurde. 
Allein  —  die  Gäste  blieb  eu  aus.    Nun  ist 
die  Besitzung  an  Herrn  von  Bjelke  ausHol« 
stein  übergegangen,  der  sie  geschmackvoll 
restauriren  iässt.    Schlechte  Dorfschenke. 
Von   0eldlngsind«   dvveh   den  Mbsetw« 
Krorkgrund  über  Völkerahausen  nach  Held- 
hurg  (1^  St).   Man  kann  sofort ,  ohne  in 
das  unscheinbare  Städtchen  zu  gehen,  die 
hoch  thronende '»Feslebesieigan,  indem  man 
vom  l>omänengufpNen!inf  entweder  auf  der 
chaassirten  Fahrstrasse,  die  sich  um  den 
mit  Obst-  nnd  Wallnnssbinmen  bepflansten 
Bergkegel  (USA  V.)  herumzieht,  oder  anf 
einem  steileren  Fusspfad  an  einer,  unter- 
halb der  Burgmauern  gelegenen  ehemali- 
gen Restanration  anr  umfangreichen  Teste, 
die  nmn,  weil  sie  weithin  gesehen  wird, 
„dw  fränkiache  Leuchte"  nennt,  emporsteigt. 
Ihre  Gründung  soU  in  die  Heidenzeit  fal- 
len, so  dass  der  älteste  nieil  des  ScUossso 
noch    immer   der  Heideubau  beisst.  Joh. 
Friedricli  der  Mittlere  Hess  von  1558bisl565 
den  jetzigen  Bau  im  Benaissancestyl  anf> 
fuhren  und  fürstlich  einrichten.  Im  SOjghr. 
Krieg   ward  die  Burg  zweimal  r^r-stiinnt, 
von  Emst  dem  Frommen  aber  wieder  be> 
festigt.    Ihrem  ginsUohen  Yerfslle  wird 
durch  jährliche  Restaurationen  vorgebeugt* 
Im  „Kommandantarbau"  wohnt  ein  Förster, 
der  Gäste  freundlichst  aufnimmt  und  be- 
triithet»   Leider  ist  das  Archiv  yerkanfV 
und  anoh  die  Rüstkammer  nicht  mehr  vor- 
handen.  Ein  Auszug  aus  den  Akten  nennt 
die  IQrstlidien  Personen,  die  sich  längere 
oder  kürzereZeit  hier  aufhielten:  lS94£and- 
graf  Balthasar;    1520  Friedrich  der  Weise 
mit  S64  Pferden,  Philipp  von  Hessen,  Joh. 
Ton  Sachsen;   1699  Hersog  Johann  Casi- 
mir auf  seinem  Brautzug  mit  1800  Pferden  I 
die  Ilorzöge  von  Eisenach;  Emst  der  Fr. 
fast  in  jedem  Bommer.  Das  Album  enthalt 
auch  die  eigenhändige  Namensschrilt  des 
jetzigen  Besitzers ,  des  Herzogs  von  IMeiiiin- 
gen.   Ein  Schiossdiener  zeigt  gegen  belie- 
biges Trinkgold  die  einzelnen,  grössten 
TheÜs  halb  zerstörten,  meist  teeren  Räume, 
namentlich    ♦'••n    Kiesensaal,    dn?  Zimmer 
Joh.  Casimirs,  die  Kapelle,  die  für  die  her- 
zogliteli»  Blimllle  schMobt  mSMiiten  Iiker* 
Zimmer,  den  Schnecken t Ii nim,  dasBurgtar» 
Hess,  (in  dessen  Tbüro  1416  ein  Name  ein- 
geschnitten), eiueu  äehr  tiefen  Brunnen  etc. 
Herrliche  Randsicht  Tom  Thurm  nnd  von 
derPastei,  eingerahmt  vom  Thüringcrw. ,  der 
hohen  Rhön,  dem  FIchtetgebirge,  den  Hass- 
bergen xmü  den  Cttelelibergen.  Anlagen 
um  die  Burg  herum,  mit  Beben-  und  Apri- 
kosensttoht.  —  Im  Städtchen  BeUlmrg  Gast* 


Digitized  by 


bof  sum  Schwan  (köstliolie  Krebse).  Vo» 

Kehrt  man  ron  Ucldburg  uHch  Hiid- 
burghausen  zurück,  8n  kauu  man  den  Weg 
&i>er  Hoiahau»«»  und  KuUacU  nehmen,  der 

Bergrücken  führt,  Tondeafen  nordn^itlirhpr 
Abdachung  {Jägtrtruhn,  ^  VMgnügiuigitort 
r.  der  Straaae)  «tob  «in  hmlUh»  Bll«k 

Von  HlldbnnrhsTispn  ither  Kodaeh 
Back  Coburg  (6  8t.,  Post).    Bis  Steinfold 


läuft  die  Straase  mit  der  nach  8etd1ng«t»4t 
suaümmon.  Dann  1.  über  das  nahe  Dorf 
FAnhauMn,  In  dessen  Schlosse  der  „Dunkol- 
graf^<  (S.  63ft)  atftrb»  u.  über  Adelshausen  nach 
MMh,  oobarg.  Stftdtebvn  <Om«Ii.  svm 
S<diwan),  das  nach  verheerenden  Branden 
(zuletzt  1860)  schöner  aufgobaut  ist ,  und 
weiter  über  Neida,  Wiesenfeld,  Beiersdorf 
und  IVenaes  nacb  Ooburg      8S).  — 

Von  Hüdburghatum  über  Neustadt  nad 
Amtgfhnn  nach  Ilmenau ,  oder  ftaeh  Blaisi«»- 
bwrg  und  UudoUtadt:  B. 


80.  Boate:  Toe  HUdbnrghaiiseiL  naoh  SdileuaiBgeiL  (27*  St) 


Fo»t  Vorm.  lOV,  Ulir,  37  kr.  — 
Die  Chaussee  fährt  am  Friedhof  vorü- 
ber (Kandelaber  Uber  der  Omlt  der 
letaten  Hentogin  Charlotte  von  HUd- 
burghansen)  anfangs  schnurgcrade.zum 
Berg  binrinf.  Der  liöclj'^t«'  l'nukt  der 
Strasse  (1651  F.)  int  zu  Ehren  ihres 
Erbauers  „W&ngenheimsnihe^'  (Kon- 
dftl)  genamit  worden.  Hier,  wo  sich 
die  Fahrstrass«  in  Cnrven  vndWin* 
kein  r.  liinab  windet,  geht  (in  näherer 
Fus&pfad  geradeaus  an  der  Bergwand 
herum  ,  bis  er  vor  Gerhards<jcr€uth 
(Hälfte  des  Weges)  wieder  auf  die 
Gbaaes^  st^sat  Im  Dorfe  aber  geht 
man  wieder  links  von  der  Kff^ 
ab  (wfthrend  die  FiOirstrasse,  mit  rei- 
zendem Blick  5ns  Schlensctlial  ,  r. 
bergan  steij:jt),  und  zwar  gerade  über 
den  Berg,  bis  mau  bei  der  „ächueider- 
bude'*,  einem  einaelnen  Hanae,  aber- 
mals auf  die  Gliaasate  kommt»  Kash 


kurzer  Streck  '  schneidet  \\  io  lor  ein 
Fusspfad  r.  dm  cit  den  Wald  die  iStras- 
senkrllmraung  ab,  bis  man  anf  derHShe 
die  Chauss^  erreiefat  nnd  im  reisenden 
Ghrnnde  Sehleusingen  liegen  sieht.  Aach 
kann  man  von  der  Schneiderbude  (noch 
iiiilicr)  über  Geisenhfihn  wandern  ;  doch 
ist  der  Weg  uicht  so  interessant,  weil 
man  das  lierrilchen  Blickes  anf  Scldea- 
singen  ▼erlnstlg  geht.  Oder  man  ftbet^ 
schreitet  Von  Gerliardsgereuth  aus  doi 
Mittelherg  (1657  F],  dp-^^pn  riipfd,  mit 
einem  Pavillon  (trigonom.  Signal)  ge- 
schmückt, schöne  Aussicht  nach  N.  und 
O.  gewittirt.  Knn  Tor  dem  PaTÜton 
kommt  man  an  ,,Klingnershtn8chen" 
(Pürschhans),  mit  reisendem  Blick  auf 
Seldcusingcn  und  ins  (rebfrgo,  vorüber. 
Einige  lOU  Schritte  nördlicdi  von>  diesem 
Häuschen  ,,die  Flotowsquelle^'  im  grü- 
nen Bnsdi^ 


81.  Boute:  Ton  SoUeusiogeu  naoh  Solü.  (3  St.) 


SeUmiBf^^  die  alte  Hauptstadt 

der  gefßrsteten  Grafschaft  Henneberg, 
seit  18  t  5  preass.  Kreisstadt  mit  3020 
Einw.  (darunter  86  Kath.  n.  94  Juden), 
an  der  Schleuse,  die  ihr  den  Namen  ge- 
geben und  hier  die  Nahe,  die  Erlau  und 
andere  Gewässer  aufnimmt,  die  mit  den 
reizenden  TluileinScbnitten, durchweiche 
sie  fliessen ,  ein  f&cherartiges  Nets  bil- 


den. Die  Lage  des  fk«undl.  StiUltchenS} 

das  sich  an  einer  Anhöhe  hinaufzieht, 
ist  sehr  anmuthig.  Aucb  die  l)rciton 
Strassen,  der  schöne  Mnrktphitz  und 
die  schmucken  Häuser  machen  einen 
angenehmen  Eindruck. 

Poü  (am  Harkt)  naoh  RtldbnrghauseB 

(1}  H.  in  1]  St.),  Nachm.  3  Uhr  20  Min., 
104  Sgr.;  nach  Suhl  (S  M.  in  1  St.  «OMtn.^ 


Digitized  by  Google 


629 


]liorg.  5j^Ubr  und  üiachm.  1  Uhr,  la  Sgr. 
(weiter  nach  Zell»,  Oberhof,  Ohrdruf,  Gotha) ; 

Ii  Ilmenau  (4  M.  in  4|  St.),  Mitt.  12 Uhr 
25  Min.,  34  Sgr.,  (weiter  nach  Arnstadt  und 
JErfart).  —  Omnibm^akrUH:  Soimt.,  Kittw. 
«Ad  WteU,  attoh  Ml  Ab.  7  Uhr,  10  Sgr., 
nac}i  Themar  Morg.  6|  Uhr,  7|  Sgr.,  nach 
Kisfeld  wöchentl.  Snial.  T^hyraphetistatioiu 

Eittfemungen:  UildburgUaust^n  2^,  Eis- 
feld 5,  Themar  S,  Ilniaiiaii  6  St. 

Gasthofe:  ^Crllner  Baum  (am  Markt); 
WsiMe»  Bos»;  Sonne.  —  Bestqurationen  :  die 
Schleierei,  Felsenkeller  mit  Gartenlokal, 
an  der  Schleuse,  unfern  der  Strasse  oaeli 
Ifildhurghauaen  ;  Zi^'p^lers  Felsenkeller  am 
Obertfaor,  nordöstlich  der  Stadt,  nicht  weit 
vom  Bede,  ml^  lierrliolier  Aussieht;  ein 
dritter  Felsenkeller  auf  dem  dents^en 
Hanse. 

Henneberg.  Kreisblatt,  wöchentl.  Imal. 

SeheniwürdigJceiten.  Vor  Allem  fällt 
am  Abhänge  des  südwestlichen  Stadt- 
theils  (an  der  Strasse  nach  Ilildbiirg- 
haosen)  die  hochgiebelige  Bertholüsburyf 
«Us  alle,  im  goth.  Styl  «rbante  Scbloas 
der  Grafen  Hemieberg,  daa  Berthold 
V.  1274  zu  seiner  Residenz  wählte, 
malerisch  ins  Auge.  Die  Grafenfamilie 
hatte  sicli  in  mehre  Linien  gotheilt.« 
Daher  so  viele  Burgsitze  der  Grafen 
von  Heimebe^.  Die  achlensiiiger  Li- 
nie war  die  Sedeatead^te  und  hat  am 
längsten  bestanden.  Voniämlich  war 
68  Berthold  VII.,  der,  1310  zum  Reichs- 
fürsten ernannt,  sein  Geschlecht  auf 
eine  hohe  Stufe  politischer  Macht  und 
Ehre  erhob,  und  mit  dem  Kaiser  so  be- 
freundet war,  das«  dieser  ISngere 2eit 
in  Sehl,  wohnte  (1337).  Nachdem  die 
Burg  im  Bauernkriege  belacr^rt,  vom 
Kurfürsten  von  Sachsen  aber  entsetzt 
worden  war ,  liess  si©  Gr.  Wilhelm  VI. 
ernenem  (1548).  Mit  dessen  Sohne, 
Job.  Emst,  erloseh  der  Hennebeiger 
Fürstenstamm  (1583)  u.  seine  Besitzun- 
gen fielen  an  Kursachsen.  Im  Sf^iffliri- 
gen  Kriege  (1623)  ward  in  der  Bert- 
holdsbu^  ein  Convent  gehalten,  durch 
wilchen  Friedrieh  ron  der  Pflds  („der 
WlnterlcSnig'')' seiner  Kurwfirde  ent- 
setzt'wurde.  Jetst  ist  sie  der  Sitz  des 
Landrathsamtes  und  anderer  Behörden. 
—  Neben  dem  Schlosse  das  1291  ge- 
stiftete und  1702  erneuerte  Joiianniter^ 


Ordenshaus  mit  grossen  Ockonomiege- 
bäudcn,  t^^^ijonwärtig  in  Privathänden. 
Dem  Schloss  gegenüber  Ai^  Stctdthirchej 
1723  erbaut.  In  einer  alten  Seitenka- 
pelle die  künstlerischprachtvoUen  Grab- 
denkmäler der  Ghrafen  von  Hennebezg, 
die  nach  Zerstörang-des  Klosters  Vessra 
hierher  geschafft  wurden.  Auf  dor 
Spitze  des  Kirchthurms  neben  dein 
Kreuze  der  Halbmond,  zur  Erinnerung 
an  eine  Heldenthat  des  letaten  Ffirst- 
grafen  Joh.  Emst,  der  in  einer  Tarken- 
schlacht dem  Herzog  Moritz  von  Sach- 
son  das  Lehen  rettete.  Nicht  weit  da- 
von, im  ehemaligen  1502  erbamen  Bar- 
fÜsserkloster ,  berühmtes  Gymnasium, 
vom  letsten  Grafen  v.  Henneberg,  der 
die  evangelische  Lehre  einfahrte,  1545 
gestiftet.  An  derfrüliercn  Schule  wirkte 
Crotus  Rubianns  (1512).  Verf.  der  epi- 
stol.  obscnronim  viroruui.  Im  30  jähr. 
Krieg  wollte  Graf  Isolani  Schleusingen 
in  Asehe  legen,  nachdem  er  die  SMh- 
sen  bei  Themar  geschlagen  (l(t54).  Da 
zog  ihm  der  Rector  mit  seinen  Schülern 
entgegen,  indem  sie  flehentlich  sangen: 
, .Verzage  nicht,  du  Iläutlein  kleini" 
Der  Feldherr  liess  die  Fürsprache  gelten 
lud  verschonte  die  Stadt.  Bei  der 
Theilung  der  henneb.  Lande  (1660) 
blieb  das  Gymnasium  im  ungetheilten 
Besitz  der  sächs.  Regentonfarailien,  und 
hatte  eine  Zeit  lang  12  Landes vater. 
Jetzt  sind  alle  auderweiten  Ansprüche 
von  Prenssen  abgeldst.  Einige  20  Frei- 
stellen kommen  armen  Sehfilern  s« 
Gute.  —  Auf  dem  geräumigen  Markt- 
platz das  alterthümliche  B>ifhhau3, 
Wittwcnsitz  der  letzten  Gräfin  Elisa- 
beth von  Hennebei^,  die  das  grosse  Ge- 
bende an  die  Stadt  verkanfto  und  das 
Geld  den  Armen  gab.  Ihre  Statne  auf 
dem  Marktbmnnen. 

Iiidiixfrie.  Bas  in  Schi,  zusammenlau- 
fende Fliis-inotz  begünstigt  den  Flossholz- 
betrieb und  das  Mühlenwesen.  Grossartige 
Blerbranerelea  mit  bedeutender  Aaafvhr. 
Holzzougfabr.  mit  Turbine.  Papiermacb6- 
fabriken.  Fabr.  physikalischer  Instrumente, 
feiner  Holzschnitzereien ,  guter  Cithern. 
Bleiweissmühle  (oberhalb  der  Stadls  an  der 
Strasse  nach  Suhl,  ronT^tifiscli  ic:clcj?<'n). 
Schräg  g^enüber  eiashüttti  Friedrichswerk. 


Digitized  by  Google 


-  6B1 82.  Bovte:  Ton  B«1il  nadi  ZellA  ubA  01)«rliof  oder  auf  die  Scbmlieke.  632 


—  Bndeanätcdt  (seit  1862  am  Bstl.  Ende  der 
Stadt,  Str.  nacU  Ilm^naa),  mit  langer  Ko- 
lonnade und  «olitoea  Eini1eht«Bgtn  sn 
Slchtennadel • ,  Mineralwasser-,  Dampf-, 
Monr-,  Kaltwasserbädorn  und  Molkencur. 
Billige  Preise  (möblirtes  Zimmer  wöchentl. 
l— 3  TUr.).  Da  der  Nähe  schöne  Prome- 
naden weg«  mit  reiseiider  JkoMi^t  Ins  Mehe- 
thal. 

Auaßüge.  Alle  Xhüler,  die  in  Schi, 
münden  —  SiMeusegrund,  Biherffrund, 
Nahegrtmd,  Vettergrund,  Erlwagrund 

—  prangen  mit  den  reizendsten  Natur- 
schönheiten, gleichwie  die  benachbarten 
Berge  wunderhübsche  Aussichten  bie- 
ten. Da  wir  sie  jedoch  auf  ansehen 
weiteren  Touren  berühren,  so  anf 
diese  verwiesen.  — - 

Ton  Schleii singen  nach  Suhl 

(3  St.)  führt  „die  Alte  Strasse"  über 
Fischbaeh,  den  Bchöneplatz  (Berg,  '2059 
F.)  und  die  Steinsburg  (1982  F.  hohe 
Basaltknppe) ;  die  neue  beim'  obemi 
Thor«  L  hinab  in  den  reichbelebten 
Erlaugrund.  Bei  der  Glashütte  Fried- 
richswerk fliesst  r.  am  betriebsamen 
Dörfchen  RaoMen  vorUber  die  Vesser  in 
die  Erlau.  L.  der  Strasse  eine  Steinpy- 
ramide zum  Andenken  an  die  Leip- 
ziger Schlacht  Etwas  weiterhin  geht 
r.,  beim  Hospital  St.  Kilian  (Y^  St.), 
eine  Strasse  über  das  Flüsschen  hinüber 
durch  den  Vessergrund  nach  Schmiede- 
feld (K.  83).  Dies  Hospital  mit  einer 
alten,  schönen  Kirche,  in  welche  die 
benaebbarten  Ortaebaften  >>eingepfarrt 
^d,  ward  1400  gegründet.  Sodann 
über  Erlau  nach  Hirschhach  (%  St.), 
einem  langgestreckten  Dorf  mit  Gasth. 
zum  Ilirseli  und  Bajoncttschmiedo,  hin- 
ter welchem  der  weite  Erlwagruiid  r. 


abbiegt  und  die  Strasse  durch  den  en- 
gen Dollgrund  zum  Friedberg  empor- 
steigt, bis  sie  an  der  „Ausspanne"  den 
höchsten  Punkt  eirdcht.  nnd  d«nii  in 
vielen  Wlndangea  naeh  gnhl  blaabfSlU 
(von  Hirscfab.  iVg  St )  Ein  näherer 
Eussioeg  geht  am  Friedberg  ab  ,  und 
vereinigt  sich  erst  kurz  vor  Suhl  wieder 
mit  der  Chaussee.  —  Scheut  uian  einen 
lohueudeu  Umweg  nicht,  so  gehe  man 
(aber  nicht  ohne  ■vrerlässigen  FShrer) 
durch  das  Thal  der  finsteren  Erlau, 
das  immer  wilder  und  romantischer 
wird,  bis  sich  nach  '/^  ^'  "i®*" 
Schiisslersgruud  abzweigt.  Dort  (nur 
V4  St.  V.  Adlersberg,  R.  83)  der  liothe- 
oder  Sehüsselhemzei^einf  eine  mSchtig 
vorspringende  Porphyrwand  mit  herr- 
lichem Blick  in  den  Erlaugrund.  Nörd- 
liciier,  zwischen  der  „Schüsslerswand" 
uud  den  Wasserlöchern**,  ist  im  Er- 
lauer Forste  eine  Stelle,  die  man  den 
„Bären/ang*'  nennt.  Noch  sieht  man 
die  Bpnren  des  95  F.  im  Umfange  hal- 
tenden Grabens,  der,  um  BSren  zu  fan- 
gen, rinir*'  mit  Reissig  bedeekt  wurde, 
VShrend  auf  einem  erhöhtem  Walle  der 
Frass  lag.  Ging  der  Bär  gierig  nach 
dem  X9der,  so  fiel  er  in  die  Qrabe. 
Vom  Brlattgmnde  1.  Über  den  DSUherf 
(2344  F  ),  wo  sich  eine  schöne  "Fern- 
sieht öft'iict .  so  dass  man  die  Veste  Co- 
burg und  <len  Staffelstein,  mit  bewaflf- 
neten  Augen  sogar  die  in  der  Soime 
blitzenden  goldenen  Zifi^erblitter  an  der 
Klosterabr  an  yierzehnhdligen  sieht. 
Fom  DöUberg  bi»  SM  1%  8t. 

Von  Scidtitsi tKjrn  nach  Ilmenau  oder 
auf  die  Schmücke:  Ii.  83. 


82.  Bonte :  .  Ton  SnU  nacli  ZeUa  md  Oberliof  oi 

Sclunücke. 


auf  die 


Suhl)  grüsste  und  gewerbthatigste 
Stadt,  nicht  blos  im  prenss.  AntheU 
der  ehemal.  Grafschaft  Henneberg,  son- 

den^  überhaupt  am  Siid^\'pstfuss  des 
TlHuingerwnldcs,  mit  8500  Einw.  Im 
reizeudcu  Lauterthal  gelegen,  das  rings 
Yon  bewaldeten  Bergen   (in  nächster 


Nahe  der  Stadt  vom  liiugbei^,  DöU- 
berg und  Domberg)  eingeschlossen  ist, 
vereinigt  sie  in  ihran  Umgebungen  das 
idyllische  und  romantische  Element  sn- 

einem  präclitigen  ,  in  ähnlicher  Weise 
nielit  häiiiig  vorkommenden  Bilde.  Den- 
noch ist  sie  in  weiteren  Kreisen  weniger 


Digitized  by  Google 


633  82.  Route:  Yon  Sttlil  uack Zella  und  Oberhof  oder  auf  die Sckiuiicke.  634 


4ktc1i  ihre  schöne  Lage,  als  durch  ihre  i 
fast  weltberühmte  industrielle  Thatigkeit  | 
bekannt.  Obgleich  der  lang  gedehnte 
Thalkessel  kaum  einen  Ausn^ng  zeigt, 
so  hat  man  doch  daran  gedacht,  von 
M^ingen  nacli  Bnbl  Eiseasehieneii  zu 
l^gen  u.  einen  Tunnel  dnreh  den  schma- 
len Beerberg  zu  graben  ,  um  die  Bahn 
rtl)er  Ilmenau  niid  Arnstadt  bis  Xeiidic- 
tendori  lort/usetzen.  —  Die  Stadtselbst 
mit  ihren  laugen,  vom  Markte  strahlen- 
förmig «mslaafviden  Strassen  liatein« 
ftrenndlkh  moderne,  lebhaftePhysiogno- 
mie,  wenn  sie  auch  in  ihren  entlegenen 
Theilen  einen  fast  dorfjilmliehen  Cha- 
rakterannimmt. Die  äussersten  Stras- 
sen verzweigen  sich  mit  ihren  kleinen 
HAiten  in  ^^g^  ScUnditen  oder  bfingen 
an  Torspringenclen  KUppen.  Das  höehst 
gelegene  Haus  in  der  nördlichsten  Vor- 
stadt 1405  F.  über  dem  Meere.  Um  so 
schöner  ist  der  Marktplatz  mit  imposan- 
tem Bathbaus  u.  herrlichem  Blick'  auf  den 
Ottilimteln.  Die  Bewolwer  führen  ein 
heiter  geselliges  Leben.  Viel  Ctesang 
nnd  Tans.-  IMier  ,,das  InsÜge  Svbl*^ 

Pont  (TVTarkt)  n.  Schleusingen  (3  Meil. 
in  1  St.  86  M.)  Nachm.  1|  U.  u.  Ab.  10  ü. 
86  M.,  12  Sgr.  (weiter  uach  Hildburgh.); 
n.  Zella  (1  U.  in  1  ßt,)  Moig.  7  U.  45  M. 
u.  Nachm.  3  U.  10  M.,  6  Sgr.  (weiter  nach 
Ohrdruf  n.  Gotha).  —  OmnUmn/aJirtett  (Meile 
5  Sgr.)  nach  SchleuBlngen  n.  Themar,  Sonnt., 
Ulttw.  u.  Freit.,  Morg.  5  U. ;  nach  Meinin- 
gen Mwt.,  »Uttw.  un(i  Freit.,  Moi^.  6^  ü. 
Lobufubren  q.  Führer,  billig. 

Entftrmmgen :  Zella  1|,  Oberhof  3|, 
Schmücke  2,  Ilmenau  4|,  ifeiaisgen  und 

Hildburghausen  6  St. 

Gasthöfe;  Dmtachea  Harn  (Dölecko),  bil- 
lig und  gemQthiicb,  am  Markte,  mit  präch> 
tiger  Aussicht;  Kronr. 

liesfnnrnfioncn :  I>it'  beiden  Rathskeller, 
im  oberen  Mittags  u.  im  unteren  (»schwar- 
ner  Walflieh**)  Abends;  Hniras  Garten  mit 
Marmorkegelbahn;  Feläenkellcrnach  Sehlen- 
sin!!-en  zu;  SchieartMiai  ffi  dei:fitrai»e  nach 
Moiuiugen.  . 

^  ,  FecftM^we&d^e.*  dommandite  der  kgl. 
^reuss.  Bank;  M.  Baiim;  M.  Simson. 

Geschichtliches.  SuliI,  in  <^fn  ältesten 
Zeiten  ein  Viehhof,  wird  urkundlich  seit 
dem  10.  Jahtb.  erWftbnt,  und  hat  sefaien 
Namen  von  den  noch  jetat  da  befindlichen 
Sool^uellen,  womit  ISjlfi  Graf  Poppo  .too 


I  Henneberg,  gleichzeitig  mit  Benutsung  der 
I  imbeti  "Kiaengruben ,  belehnt  wurde.  Seit 
:  162i7  zur  Stadt  erhobeu,  gelangte  selbige 
dureh  fliren  relehen  Bergbau  sa  grosser 
Blütlie.  Aber  wiederholte  Feuersbrünste 
und  die  Verheerungen  des  acijäbr.  K-rieges 
(namentlich  durch  den  „Brandmeister**  Iso- 
lani,  der  mit  seineat  Kroaten  fast  die  ganae 
Stadt  Terwüstete)  lähmtediesen  Aufscliwnnj? 
um  80  emi^dlicher,  als  der  Bergbau  im- 
mer mehr  inrückging.  Dagegen  hat  Suhl 
seinen  uralten  Buhm  als  „das  deutsche 
Damaskus'*  oder  „Vulkans  Residenz"  be- 
hauptet. Lange  war  es  Deutschlands  ein- 
sige WadKsaiabrIk.  ja,  schon  im  9.  Jahrh. 
sollen  die  Essen  von  Suhl  und  Schmalkal- 
den gofrlüht  haben,  um  die  Ritter  mit  Pan- 
zer u.  Schwerdt  zu  rüsten;  ob wol  der  erste 
Eisenhammer  in  dieser  Gegend  erst  1487 
genannt  wird.  So  viel  ist  gewiss,  daas  es 
Zeiten  gab ,  wo  kaum  ein  Krieg  oluie  sub- 
1er  Waffen  geführt  wnide.  Aber  es  kamen 
auch  andere  (und  sie  sind  nicht  lange  Tor- 
über),  wo  die  industrielle  Thätigkeit  mehr 
oder  weniger  darnieder  lag.  Gegenwärtig 
indess^  wo  ,31at  und  Sisen**  eine  so  grosse 
Rolli-  spielen,  steht  sie  wieder  in  voller 
Blüthe,  und  ist  hinter  den  riesenhaften 
Vortsehrttten ,  weleha  die  Constraction  der 
Fenerwaflistt  gemacht  hat,  aloht  saHkekge> 
blieben* 

Induslrir.  NäTior  auf  die  Gcwerbthätlg- 
keit  eingehend,  die  sich  in  den  Hauptnafa- 
rungszwcigen  der  CrSW«ftr/i^f{Kttffoi>  nnd 
BatAmlimiberH  eoneentrirt,  sei  erwähnt, 
dftss  vorzngswefse  Ilandfeuergewehre  der 
verschiedensten  Construction,  von  oben 
und  nnten  sn  laden,  far  Feldsehlachten 
und  Feldjagden,  für  das  friedliche  Vergnü- 
gen und  für  den  blutigen  Kampf,  mit  den 
mauuichfachaten  Geschossformen  und  Ver- 
zierungen, gross  und  klein,  thever  und 
wohlfeil  producirt  werden.  Namentlich  lie- 
fert S.  die  kriegerischen  Mordwerkzeuge, 
selbst  in  »nsserdentsche  und  sogar  in  aus« 
screuropäische  Länder,  die,  soweit  sie  der 
pren?s  Stnat  bezieht,  von  einer  königl. 
Gewehrcoiiimission  geprüft  werden.  Üs  ist 
Interessent,  wenn  auch  just  nicht  ^erfiren- 
lich,  die  Verschiedenheit  der  deutschen 
Bundeswaöeu  im  Kalibor  und  im  Preise  zu 
beachten.  So  kostet  z.  B.  ein  badenacher 
Ladestock  98,  ein  hannoTorscher  nnr  18| 
Sgr.  Aber  auch  blanke  Waffen  aller  Art, 
sowie  Jagd  -  und  Ltixusgewehre  gehen  aus 
den  snliler  Fabriken  benror.  Es  werden 
jetat  auch  damasoirte  Bohre  gefertigt,  die 
man  sonst  mir  aus  Lüttfch  bezog.  Die  Ar- 
beiter selbst  theilep  sifii  zunftartig , in  Bohr- 


Digitized  by  Google 


685  89.  JihHie:  Tm       Bfteb  Zell«  it«i  Oberliof  «d«r  ftif  4fe  Bekmftcke.  636 


Bcbniiedo,  Bür^.Fcnmstrher,  Scliäftor,  Büjo- 
netr  u.  LadestockmacUer.  Sie  werden  Ton 
den  TabrikiUitttB  iMsetaifUgf.  Die  bedav- 
teudsten  Firmen  sind  Spangenberg  n.  Sauer, 
G.  Hänels  Wittwo,  V.  Ch.  Schilling,  Ch. 
Storni  u.  a.,  von  denen  die  zweite  ausächliess- 
Bell  miitirgewebve,  betondert  Wiiidb&eb- 
sen,  andere  auch  Luxusgewehre  liefern. 
Diesen  arbeiten  grössere  und  kleinere  £obx- 
liämmer  (Scbl  egelmilch ,  Sttidelmaiill,  Grt- 
ber)»  Klingen-,  Bajonet-  und  L«deitook> 
eebmleden  mit  Schleifereien  (das  sehens- 
wertheste  derartige  Werk  von  Büttner  und 
StedelniMin,  velcbee  aueh  KQnurae  fertigt» 
unterhalb  der  Sauer- Spangenbcrgsclieii 
Gewehrfiibrik ,  dem  Schiesshaus  gegenüber), 
sowie  viele  is^isen-  und  ätahltiänmier  in  die 
Hftnde.  Nihere  Aosktinft  über  diesen  inte- 
ressanten Tudustrie'/wficr  rrtlioiit  bereit- 
willig F.  Merkel  «.  Comp.  Einen  berühm- 
ten Namen  hatte  X  ^  DdU  (f  1835), 
der  erst  Bfichsenschäfter,  dann  Organist 
iiTi'l  ^chr  geschickter  Steinschneider  war. 
Nächst  der  Gewehr-,  bedeutende  Blechlabri- 
kation  (4  Blecbhftmmer).  Aasserdem  Hola- 
waarenfabr.  (Harras),  die  mit  16  mechani- 
schen Drehbänken  und  250  Arbeitern 
besondere  Schaciiteln  und  Zündhölzchen 
liefert.  1000  kl.  Wlcbtscbachteln  kosten 
28  Fgr.,  das  Stück  also  nur  ^  Pf.  Ferner 
Porzellanfabr.  (Schlegelmilch),  Lederfabr. 
(Wagner),  Papicrmftble,  Lolunfible  etc.  etc. 
—  üebrigens  ist  auch  der  Bergbau  noch 
nicht  eingestellt.  Die  Aktiengesellschaft 
Uenneborgia  pruducirt  Magneteisenstein, 
woraus  das  berübmta  sehwedische  Bisen 
gewonnen  wird. 

J&a;cwmo»auf  den  Dörnberg'^  nord- 
westlich der  Stadt,  wenigstens  bis  sum 
•OUiKtnttem  (V«  St),  eisern  «m  sQdli- 

eben  Bergabliange  vorspringenden  Por- 
phy rblock  (290  F.  über  dem  Marktplatz), 
der  in  alter  Zeit  eine  der  heil.  Ottilie 
geweihte  Kapelle  trug,  und  jetzt  mit 
einem  kapellartigeu  Bestatuationsge- 
bAode  gekrönt  ist.  Ein  bezanbemder 
Blick  in  die  zu  Füssen  liegende  Stadt 
und  die  von  Mülileii,  Hämmern,  F;il'i  i- 
ken  u.  Teichen  belebten  Tlialcr.  Üebri- 
gens ist  der  ganze  Abhang  des  Domber- 
ges,nicht  blos  mit  freundlichen  Gärten, 
sondern  auch  mit  Anlagen,  Ruheplitaen 
mid  Denkmälern  geschmückt.  So  das 
Käfcrnstcindrnhmal  auf  einem  Pelscn- 
piateau,  mit  der  Inschrift  r  ,,Dem  Hel- 
fer Käfernstein  (Kreisgerichtsrath  in 


Erfurt)  im  Nothjabr  1852**;  der  PrÄsi- 
dentenplatz;  der  Sohönemannsfelscn. 
Vom  Gipfel  (2062  F.)  dej*  Ber^-es,  anf 
dem  ein  thurmalmliches  Gerüst  aufge- 
stellt, eine  wölte  Bundsidit.  —  Vom 
OttSlienstMn  kann  man  auf  einem  schö- 
nen Waldweg  in  1  Stande  direkt  nai^ 
Zella  gehen. 

Die  anderen  sehenswert  hm  Punkte 
der  an  Naturschönheiten  und  iudustri- 
eller  Ilittigkeit  so  reiehen  Umgegend 
haben  wir  sehon  erwilint,  s.  B.  den 
Haselgmnd  nach  Heinrichs  (S.  617), 
(Inn  l^öllborp-  II  dfis  Thal  der  Finsteren 
Erlau  nach  Sclileusingeu  r>32),  oder 
werden  sie  in  den  folgenden  Konten  er- 
wähnen. ' 

Tmt  Suhl  nadi  Zella  (iV,  St.) 

durch  eir^^  lange Vorstadt  unddenreidi 
belebten Mühhva«:ser^rnnd  (T.  d^rnackte 
liothsteivj  bis  zur Str7(th  (VaSt  ),  einem 
hochgelegenen,  stark  besuchten  Wirths- 
haus  mit  beschränkter  Anssielit.  Gb- 
dann  am  seilaer  Sekütieenhi^  (g«to  Bs» 
Stauration)  vorüber,  wo  sieh  abermals 
ein  köstlicher  Bück  in  den  weiten  Ge- 
birgskessel öffnet,  nach  Zella  (S.  614). 
Beim  Schützenhof  mündet  der  Weg,  der 
über  den  Domberg  nach  Zella  geht. 

Diese  Strasse  wird  anch  gewdimlicli 
eingesc  hlagen,  nm  VOn  8üM  nach  Ohcr- 
hqf  {3  St.)  zu  gelungen.  Die  alte  Hoch- 
strasse  dagegen  lenkt  bei  der  Struth  r. 
ab,  berührt  sofort  das  einsame  Gast' 
und  Schiesshaus  zum  ^öhUcken  Mann 
(1685  F.  hoch  gelegen),  wo  man  sieb 
eines  herrlichen  Rückblickes  erfreut, 
und  windet  sich*  über'  die  Suhler  Leabe 

der  Wandnnr^  des  "Reerborges  Ifin, 
bis  sie  bei  dei- Ausspanne"  (S.  617)  in 
die  Strasse  mündet,  die  von  der 
Sdimfleke  nach  Obechof  führt.  Der 
Weg  istkarser,  als  ttber  Zella,  ahar 

nicht  so  schön  imd  intorp?sanl. 

VonHuhl  auf  die  SchmUeke  kön- 
nen (zu  Wagen  und  zu  Fuss>  verschie- 
dene Wege  eingeschlagen  werden :  1) 
der  nä^ßte  (2  St.),  aber  am  wenigsten 
interessanteFussweg  eine  Strecke  dnreb 
den  Laaterp:rujid,  dann  1.  UAidb. Meiders- 
bach ('/4St.),  einem  1708  von  friod- 
richröder  Bleichem  frei  und  freundlich 


Digitized  by  Google 


637  82.  Beute:  Ton  SaU  nach  Zella  und  Ol)erliof  oder  auf  die  Sclimücke.  638 


angelegtooDorf«^  diiMS  640  Einw.  sich 

jetzt  noch  vorzugsweise  mit  Bleicherei 
beschäftigen.  Das  Dorf  zur  Hechten 
Inssend,  verfolgt  man  einen  Waldfahr- 
weg, der  da,  wo  die  neue  Strasse  durch 
djBSi  Skshmftokergrabeii  beraiifkommt, 
auf  den  Rennsteig  stösst  (S.  267).  Nicht 
weit  entfernt  die  höchste  Quelle  imThü> 
ringerwald,  „die  Heidersbachertränke" 
(2852  F.),  Temper.  -f  4,3<>  K.  Dann  r 
xuT  Schmucke,  oder  sogleich  1.  zum 
Schneekopf.  —  8)  Sin  schönerer  Weg 
(Sy«  St.)f  nu  Fuss  u.  zu  Wagen ,  durch 
den  von  Häusern  u.  Menschen  gleichsam 
vollgepfroiiflen  * Lautei-f/rund ,  wo  sich 
am  sprudehulen  Bacli  liiuauf  Mühion  ,u. 
Ilamxuer,  Oefen  und  Pochwerke  bunt 
an  einander  reihen.  Kach  1  St.  erreieht 
man  das  langgestreckte  preuss.  Dorf 
CirOldlauter^  1746  F.  über  dem  Meere, 
tief  in  die  Berge  einp^eschluchtet.  1546 
angelegt,  um  die  Kupfer-  und  Silber- 
schät^c  der  Umgegend  auszubeuten, 
scjiwang  sich  der  Ort  an  rascher  Blüthe 
empor,  bis  die  Schrecken  des  SOjühr. 
Krieges  auch  in  die  entlegenen  Ge- 
birLTS'^^chlnoliten  <lraii<r('n  ii  der  mensch- 
lichen Betriel)S!iuikeit,abbonderlich  dem 
Bergbau,  so  tiefe  W^uudeu  äciiiugen, 
dass  sie  noeh  niebt  Tollstftndig  yer- 
faarrscht  stndT.  l>enn  die  zahlreichen 
Bewohner  des  reinlichen  und  freundli- 
chen Ortes  (über  1600)  sind  jetzt  mei- 
stens arme,  aber  frohsinnige  Leute,  de- 
ren viele  ailsümmerlich  in  entfernte 
Gegenden  wnnteifr,  um  ihrBrod  aaTer- 
dienen.  Nnr  eHm^SO  Mann  arbeiten 
noch  im  Silberschacht  des  Rosenberges 
nnd  in  einer  Flussspathgrubc.  Andere 
sind  als  Holzhauer  und  Kühler,  oder  in 
den  geräuschvollen  Werkstätten  des 
Grundes  beschäftigt  üdberdOOFranen- 
binde  aber  sind  iM'Orbanscben  SSbel- 
und  Flintengeschäfte  thätig,  Mordin- 
stramente fabricircn  zn  helfen :  gewiss 
die  originellste  Verwendung  des  weib- 
liehen Arbeitskapitals  !  Um  aber  auch 
die  Mädchen  für  den  hfinsliehen  Berof 
taditig  zu  machen,  ist  eine  beaehtens- 
werthe  Strick-  u.  Stickanstalt  errichtet, 
.  die  einen  erklecklichen  Wochenlohn 


abwirft»— >  Von  OeldlaMier  ein  naher 

Fussweg  durch  den  oberen  Pochwerks- 
grund  an  der  Kolhvnnd  vorbei  zur 
Schmücke  C^^^t  .) ;  während  die  Chaussee 
unfern  des  Blauensteines  auf  den  Renn- 
steig mündet  nnd  mit  diesem  1.  am 
Mordfleck  vorUber  auf  die  JSdimttdke 
führt  (S.  253  und  263). 

3)  Auf  der  alten  Strasse  nach  Ober- 
hof über  den  Fröhlichen  Mann,  nicht 
weit  am  Dietzenlorenzstein  vorbei,  zur 
„Ausspanne",  n.dann  r.  anf  demBenn- 
steig  über  Plänkners  Aussieht  snr 
Schmücke  (3  St.). 

4)  TTeber  Zella,  und  von  da  aUT 
Schmücke  (3%  St.).:  8.  616. 

Nebenroute  (S   618):   Ton  Suhl 

Ra«li  nnemni  (6  St.)  wbidet  sieh  die 

Chaussee  in  TieUachen  KrSmmnngen  n. 

mit  schönen  Aussichtspunkten  zwischen 
dem  Ringberg  (I.)  undDöUbcrg  (r.)  im- 
mer höher  empor,  von  der  „Weg- 
scheide" aber,  wo  r.  ein  Fahrweg  zum 
Adlersberge  abgeht,  an  der  Hermanns- 
kappe vorüber  (Eisenberg)  nach  Schmiß' 
defeld  hinab  (2  St.).  Von  Schmicdefeld 
nach  Ilmenau:  R.  83.  — Genus^rcicher 
ist  der  Fussweg,  welcher  die  Fahrstrasse 
bald  eine  Strecke  verfolgt ,  bald  wieder 
rerlisst,  um  die  Krümmungen  absa« 
schneiden.  Er  führt  über  den  2309  F. 
hohen  Ringbert/  f^  .^St.  von  Suhl),  wo 
beim  Steine  0,44  eine  der  schönsten 
Ansichten  des  Hochgebirges,  besonders 
auf  Goldlauter  und  Mehlis  hinab.  Eine 
halbe  Stunde  welter,  r.  der  Strasse,  ito^ 
grosse Erl^Uffel{2b94tT.)  150  Schritte 
südlich  vom  Grenzweg  die  Schwarae 
Kanzel,  ein  Porphyrfelsen  mit  herrli- 
cher Aussicht.  Nun  gelit  man  wel  auch, 
wenn  mau,  einen  weiteren  Umweg  niöht 
sehenend,  eine  noch  pracbtrollere  Fem-' 
sieht  genlessen  will,  r.  über  den  Teufels- 
berg auf  den  Adlersberg  (S.  642),  und 
von  diesem  über  das  Stutenhaus  nach 
Vesser  und  Schmkdefeld  (K.  83);  falls 
mau  nicht  von  Suhl  über  den  Döllberg 
nnd  den  „Schlessj^lala**  an  der  fiehSss- 
lerswand '  Torllber  den  Adlertberg  be- 
stdgt  (S.  988). 


Digitized  by  Google 


689 


8S.  99^t  Von  B^«iiafaig«Aii*c]i  II116UMU 


640 


Port  in  4|  m,  Vitt  11  Uhr  Sft  Mln„ 

«4Sgr. 

Die  beiden  Kunststrasäen,  welche 
dahin  Ufiliraii,  sind,  abgesehen  tob  den 
geoiiMMklien  Fusswegen,  so  seiiön, 
4m>  vann  ^um  weiss ,  welche  man 
Tomgsweise  empfehlen  soll ;  während 
noch  1836  ,  als  Völker  sciiiRn  Wegwei- 
ser durch  das  Thür.  Waldgebag  schrieb, 
dieser  Weg  so  schleoht  wer,  des»  man 
ihn  kantt  an  Fuase  pasairen  konnte. 
Verfolgen  wir  zuvörderst  die  Poststraase 
(östlich)  durch  dns  reizcndo  Xfihethalf 
das  (von Schleusingcn  bis  Sclnniedcfeld, 


Oebr.  Wagner,  gegenwärtig  Schmidt  n. 

Holland  einen  weitbekannten-  Namen 
haben.  —  Von  Schmiedefcld  nach  Stfitzer- 
bnch  (1  St  )  liegt  der  höchste  Punkt  der 
Strasse  (abermals  „Ausspanne*'  gen., 
weil  die  Fraehtfhhrlente  bis  lar  HQlie 
Vorspanne  gebrauchen  und  diese ,  wo 
der  Weg  mm  abwart?;  geht,  „aQS' 
spannen"  luul  zurückschicken)  2307  F. 
über  f^pm  Meere. ^  Chausscehans  mit 
Restauration.  Den  starken  Bogen,  den 
die  Fahrstrasse  %  St.  Tor  StBtzorbacb 
macht,  schneidet  etn  Pnsswog  ab.  der 
sich  1.  dnrch  den  Wald  zieht.  StÄtzcr- 


I  ^^^Yl  crros.cs,  zerstreut  liegendes  Dorf 
Scbesten  im  ThOringorwald  gehört,  von         ^  ^ 

Sofalenringen  am  Zieglers^en  Felsen- 

keUer  und  dem  Rindermannshof  vor- 


über  bis  Hinter  nah  und  Benndorf 
(IV'^  St.>  —  1.  seitwärts  Dorf  Silhaeh, 
wo  viele  Kirschen  gebaut  werden  —  ist 
der  Omnd  noch  memUch  breit  nnd  hat 
ein  parkartiges,  lieblich  heiteres  Ge- 
präge. VonSohleusinger-Neundorf  bis 
Schmiedefeld  (2V4  "^t  >  wird  er  immer 
enger,  und  hin  und  wieder  so  schawer- 
lieh,  dass  er  fast  die  Brust  üusammeu- 
sehnUrt.  Daher  gewdhnlic^  ^Enger- 
§rwnd  genannt  %  8t.  von  Schmiede- 
feld passirt  man  die  grossartige  Eisen- 
hütte NewtrJc ,  die  vorzugsweise  für! 
Suhl  arbeitet,  nachdem  man  zuvor,  r. 
der  Chaussee,  einen  Felsen  gesehen^  der 
a«Ehren  des  Kanfmanna  Bellermaan  an 
Srfnrt  „Bellermannsstein^  genannt  ist. 

Sehmiedufeld  (3  Va  st.  v.  Schleus.), 
stnttliohps  prenss.  Dnrf  mit  IGOO  Einw. 
und  roststation  ,  in  dessen  Flur  ,  sowie 
^uch  in  den  NachbarÜuren ,  trotz  der 
rauhen  Itage,  starker  Flaehebau  getrie- 
ben wird.  *  Das  Bn,  weldies  im  £iaeii< 
berg  (8802  F.),  V,  St.  nordwestl.  vom 
Dorf,  gebrochen  wird,  liefert  30  bis  40, 
sogar  bis  60  Procent  Eisen,  und  ist  so- 
ndt  das  reichste,  welches  in  Thüringen 
verkommt.  Daher  die  bedeutenden 
Hammerwerke  der  Umgegend.  Aber 
auch  Harz-  und  Pechhütten  sieht  man 
da  und  dort  Ausserdem  Scliafthaner 
nnd  vielbeschäftigte  Orgel-  und  Instru- 
mentenbaner,   unter  welchen  früher 


an  der  Lcnc^witz,  welclie  dasselbe  in 
den  preussischen  (westlich)  und  weima- 
rischen (östlich)  Antheil  scheidet.  Von 
da  über  Manehaeh  nach  IliMnau  it  St.), 

S.  251.  NSher  von  Stfltzerb.  r.  zum  Auer- 
hahn (10  Min.)  w.  auf  der  „alten*'  Strasse, 
die  am  östliclien  Abhänge  des  Kickel- 
hahn hinläuft,  nach  Ilmenau  (S.  253). 

Neheutour:  Wer  auf  die  Schmücke  will, 
schlage  don  Weg  ein,  dor  zw.  SeluniedefeM 
u.  9ti'itri™r1>«rb  I.  )\1ilA(ift  ti.  am  'Pin''trrberg<» 
Idu  zum  Mordfleck  (Hennsteig) ;  oder  den  kfir- 
zcrea,  der  von  Stilteertiaefa  am  Siaipiberg 
hin;  oder  die  Chaussee,  die  sc!  lon  vor  Schmie 
dafeld  direkt  zum  Mordfleck  iübrt. 

Am  ni'irJisten  (von  Schleus,  nach 
Ilmenau»,  wenn  manjenseit  Neundorfs 
von  der  Chaussee  rechte  ab  auf  der  al- 
ten Strasse  steil  empor  nach  FrWAB- 
wald  g^tCaVa&t  von  Schleus.),  einem 
langgedehntCA  preuss.  Dorf  mit  kleinen, 
schindelt'edeckteu  Häusern,  weldies 
dem  büchsteu  (icbirgsrücken  so  nahe 
liegt  (2360  F.  über  dem  Meer),  ilasa 
nur  Kartoffeln,  Sommsrkom  ondFladtt 
gebant  nnd  die  Kirschen  manchmal  «rat 
zu  Michaelis  reif  werden.  Die  Bewoh* 
ner  (900),  ein  träger,  unschöner  Men* 
schenschlflj:^,  dem  das  rauhe  Klima  sein 
Gepräge  aufdrückt,  nahieu  sich,— 
nachdem  die  Fabrikation  des  Feuer* 
aebwammea  kanm  noch  lohnend  Ist  — 
von  Kohlenbrenneu ,  Harzscharren  und 
anderen  ^V'aldarbeiten.  Ein  auf  einer 
nahen  Wie^e  liorvorragender  Fcisblock, 
zu  welchem  man  gelaugt,  wouu  man 


Digitized  by  Google 


041  '  83.  Raute:  Ton  SchleusingeB  nach  llmenaa 


642 


am  Glockenhause  vot'bel  dütch  ein 
schmales  Gässchen  geht,  gewährt  einen 
imponireiiden  Anblick  des  oberen 
Schiensegebietes.  Von Fraueiiwald  nach 
tranzenahütte  (Chaussde  St.) ,  auch 
,,Allsaniih"  genannt  (2S98F.),  w^l  die 
dasigeGlashütte, allannah  an  Stützerbach 
gelegen,  die  Concurrenz  nicht  besteben 
konnte.  Diese  Glashütte,  1601  von 
Franz  Wenzel  aus  Hannover  gestiftet, 
ist  abgebrochen.  600  Schritt  süddstl. 
Ton  den  wenigen  H&nsern,  die  auf  dem 
rauhen  Qebirge  noch  Stehen,  entspringt 
die  S<lileiise  ans  dem  gefassten  ,,Ho- 
roldsbrunnen".  Von  Franzenshütte  geht 
man  geradeaus  nach  Stütxerbach  (^^  St.), 
um  dann  1.  doreh  den  Manelwicher- 
gmnd,  oder  r.fiber  den  Anerhahnn.ifottf- 
nam  zu  gelangen  (S.  253).  Will  man 
den  letzteren  Wo^-  einschlagen ,  um 
alsbald  den  Kickelhahn  zu  besuchen, 
8o  kaim  man  auch  von  Franzens» 
hfttte  r,  den  BMinstcig  (Uber  den 
Or.  HnndskopO  ▼«'folgen,  bis  man,  un- 
fern der  Schleuseqnelle,  an  die  Stelle 
kommt,  Tvo  die  alte  Strasse  n.  Ilmenau 
1.  ablenkt.  >v?t]iren(l  geradeaus  die  Chaus- 
see nach  Aiiiigehieu  oder  Langewiesen 
ffihrt.  Verfolgt  man  diese  eine  knne 
Strecke  bis  xumKl.Dreiherrnsteln  u.  geht 
bei  der  Schurtequelle  1.  ab,  so  kommt 
man  durch  das  reizende  Schurtothai 
(S.  248)  nacli  Ilmenau.  Wer  aber  nach 
Amtgehren  wollte,  würde  unterwegs  auf 
ein  nenes  llbstl.  Jagdhaus  Stessen,  wei^ 
ches  statt  des  verfaUenen  Schlösschens 
Alber tinensmh",  etwa  10  Min.  davon 
cntf.,  errichtet  worden.  Geht  man  vom 
neuen  Jjigdhaus  durch  eine  südlich  füh- 
rende Stallung,  so  kommt  man  nach 
5  Mi»,  zu  einer  herrliehen  Waldeinsicht. 

Die  zweite  Strasse  von  ScJileusingett 
nach  Schmiedefeld  (mit  der  vorigen  pa- 
ralell,  aber  westlicher)  zieht  sic  h  durch 
den  V/^  St.  langen,  engen,  vicllach  ge- 
wundenen Vc88ery):u^^jl(^if  in  schaurige 
Watdsehlucbten  Vöfr  tirbtziger  Klippen 
ausläuft.  Seine  wildromantische  Me- 
lancliolie  wird  dmrch  die  Laubbäume, 
womit  er  hin  und  wieder  bestanden  ist, 
gemildert  und  durch  einzelne  Mühlen 
und  Hammerwerke  belebt.  Von  Scbleu- 

likhreR  dwh  Thttringen. 


singen  an  der  Glashütte  Friedricbswerk 
vorüber,  wo  sich  die  Vesser  mit  der 
Erlau  vereinigt,  alsbald  nach  Raasen, 
(I.  St.  Kilian),  und  «dann  in  das  nahe, 
fast  St.  lange  Dorf  Breüenbach,  wo 
der  anselmHehe  Brdtenhaeh  in  die  Ves- 
ser fliesst.  Sodann  an  einemStahlhammer, 
einer  Schneidemühle  und  mehreij  Gc- 
werken  vorbei  immer  höher  ins  Gebirge 
nach  Vesser  (2  St.  von  Schleus.),  2000 
F.  hoch  gelegen.  Im  Gasthof  gutes 
Bier  und  Forellen.  Nun  r.nach  Schmie^ 
defeld,  wo  sich  beide  StrassenzQge,  der 
östliehe  und  wcstliclie,  vereinen.  Von 
Vosser  aus  kann  man  das  nur  St.- 
entfernte  Stutenhaus  (Chaussee)  und 
den  Adleraherg  besuchen  (s.  unten). 

^FktsmMffenaeh  Ilmenau:  UeherFran- 
enwal4,  Franzenshütte  und  den  Kickel- 
hahn, schon  oben  erwähnt.  —  Ein  an- 
derer von  Breitf  nhach ,  1.  durch  den 
Breitenbachsgrund  auf  dem  Ausläufer 
des  Gebirges  hin,  der  sich  vom  Haupt- 
kamm nadi  Schleus,  hinab  allmlQig  ab- 
dacht, zum  New»  SluUnhaus  (mit  ge- 
räumigen Stallungen),  welches  jetzt 
eincmForslanfsf  her  zur  Wohnung  dient, 
der  mit  eiuiuchcu  Erfrischungen  dienen 
kann.  Hier  (230$  F.  Uber  dsm  Heer) 
dehnen  sich  die  Aber  700  Morgen  um- 
fassenden Weideplätze  ans,  aufweichen 
die  Pferde  des  Vessraer  Gestütes  ihre 
sommerliche  Nahrung  fanden.  Auch 
jetzt  ist  wieder  eine  Fohlenweide,  die 
Jedermann  gegen  festgesetste  Vergütung 
benutzen  kann,  hier  dagerichtet.  Das 
Alte  Stutenhaus,  oberhalb  dessen  die 
eigoütlicho,  durch  eine  weit  sichtbare 
I?iu  In  inarkirte  Fohlenweide,  ist  ver- 
faiica.  —  Vom  Stutenhaus  mache  man 
einen  kurzen  und  bequeme  Abstedier 
auf  den  Tisiietk^AMwi^erg,  dessen  2613 
F.  hober  Gipfel  mit  einem  Häuschen 
gekrönt  ist,  welches  die  Richtung  des 
Weges  durcli  eine  Fichtensohonung 
zeigt.  Grossartige,  ,weit  umiasseude 
Femsicht,  besonders  nach  S.  und  SW. 
Am  schönsten  die  Gldcbberge  und 
Schleusingen.  Auf  der  Westabdachnng 
ein  Buchenhestand,  wie  er  in  solcher 
Höhe  nicht  leicht  vorkommt.  Vom  Ad- 
Icrsberg  nach  Vesser,  Schmiedefeld  ete, 

u 

s 

Digitized  by  Google 


^  ^  ^  ■  ■  *.    ■  114 


e43  S4.    85.  Baute :  Yon  Hildlmrgliftiigeii  und  Eisfeld  nach  UrneBau.  644 


—  Oder  nordwestlich  auf  ehaiiBSirtem 
Waldweg  in  den  Schüs-^lfrsg^rund  tmd 
7nm  mnlrrischen  Porpbyrkoloss  des 
Schüsselheiüüiesteiiies  (%  St.),  um  auf 
die  Strasse  zu  gelang  eu,  die  1.  nidl 
8a]il»reehts  nftch  8elimi«defeld  fBbrt 
(B.  688).  —  Ein  anderer  Ftueweg:  Von 
Schi,  nnch  Waldau,  aber  nicht  auf  der 
Chaussee,  die  einen  grossen  Bogen  durch 
den  Schleusegrund  über  Batscher  und 
Oberrod  (l  St.  )  macht,  wo  swischen 
dttotem  Fichteo  die  Trümmer  einer 
Wallfahrtskapelle  versteckt  sind,  son- 
dern über  den  EinfUrst,  einen  breiten 
Sandsteinrücken  (1675  F.),  der  sich 
dem  Fuss  des  Gebirges  quer  vorlegt. 
Der  höchste  Punkt  („SchwftweKuppe"), 
850  Schritte  ndrdl.  r.  Fussweg,  ist  mit 
einem  trigonometr.  Signal  bezeichnet  u. 
bietet  eine  schöne  Rundschau.  Auf  die- 
sem Wege  erreicht  man  das  auf  einem 
Wiesenplau  gelegene  Dorf  Waldau, 
wo  der  dadge  Pfarrer  gegen  800  Mld- 
eben  mit  weiblichen  Arbdten  (seidene 
Handschuhe  etc.)  beschlltigt,  die  ihre 
Wanren  durch  ein  leipziger  Handlungs- 
haus absetzen  und  jährlich  gegen  8000 
Thlr.  verdienen  sollen.  Weiter  auf  der 
CThasss^  durch  den  SehUueegrund, 
welche  die  Grense  zwischen  dem 
preuss.  und  meining.  Gebiete  bildet, 
ftber  lichtenao,  Schöna«,  Emstthal  und 


Untemeubrunn  (R.  85).  Hier  gelit  die 
Strasse  nach  Xcustadt  am  Rennsteig  r. 
ab.  Wir  aber  verfolgen  'las  Schleuse- 
thal, das  immer  enger  und  öder  wird, 
und  In  den  «ifgetltBrint^  BehlMfceii- 
halden  Ton  dem  Kapferbergbait,  der 
sonst  hier  getrieben  wurde,  Zenfjniss 
gibt,  bis  vor  Gohpl  (27,  St.  von  Wal- 
dau), wo  'lor  ehaussirte  Weg  noch  eine 
Strecke  weit  im  Uabelgrunde  aufwärts 
Unft|  wflhreod  wir  1.  forhribrenddnidk 
den  finsteren  Sehlensegmnd  Ins  nun 
2448  F.  hoben  Dreihermstein  (1  St. 
von  Oabel)  gehen,  in  dessen  Kähe  die 
Schleuse  entspringt  und  das  preuss., 
meining.  und  schwarzb.  Gebiet  zusam« 
menstoesen.  Kur  St.  wdt  dsn  Bem- 
stoig  1.  verfolgt  vnd  wir  kommen  auf 
die  Chaussee,  die  am  Auerkahn  und 
G:ibelhfich  vorüber  nach  Ilmenau  führt 
(noch  2  >St,).  Geht  man  vom  Dreiherrn- 
stein  geradeaus,  so  kommt  man,  wie 
oben  erwilhnt,  in  dAs  SehMHeHkat,  das 
man  Tom  Anfang  bis  anim  Ausgang  Tsr- 
folgen  kann.    (g.  248). 

Von  Schleminffm  nach  Themar:  S.  617 j 
nach  Eisjeld:  K.  65.  (OmnlbusCahrt,  Tom 
Gasthof  sum  grftnen  Baum,  Montag  fflrfth 
6|  Uhr  über  Waldau,  Dienat.  7J  Uhr  über 
Wioderäbach,  Donnerst,  u.  Sonnab.  Nachm. 

Uhr,  10  8gr.);  naeh  Neudadt  a.  S.  u.  Amt- 
gehren oder  Königtee:  bis  Lichtenau,  wie 
oben,  dann  &.  8S. 


84.  Route:  Von  Hildburghatiseii  nach  ümenan. 


Die  PoBtstrasse  voij  nildburp^hfinson  nach 
Ilmenau  fuhrt  über  Schleuüiugeu  u.  Schmiede- 
feld  (B.8O11. 8S).  Sin  nftherer  Fittmetf  durch 
Wiese,  Feld  u.  junge  Nadelholzwaldung  aur 
Höhe  des  Gebirges,  dann  abwärts  n.  WUdera- 
hach  (Ii  St.),  tind  welter  fort  nach  Waldau, 
nachdem  man  bei  der  Appelsthalor  IMüble 
(Jenseits  die  schwarzbacbcr  rapiennüble) 
die  Scbleasse  überschritten.  Von  Waldau 
tiMh  0(«tiAiicft,  wo  man  auf  die  COianwte 
kommt,  welche  Uber  den  Sohmldtswtesen* 


köpf  (2432  F.)  uacli  Fraiiemmtd^  führt.  Dann, 
wie  S.  611  angegeben.  —  Eiu  attd&rer  Fuet- 
w«ff,  an  Friedriehaanftnff  Torbet,  tkber'^VM- 
torsrod,  Bürdf^n  (him  hierher  ^l:aT]-^6e), 
Poppen  wind  u.  Brattendorf,  wo  mau  auf  die 
Strasse  kommt,  die  Ton  Ilildburgbausen 
über  Hettherg,  Kloeier  VeiUdorf  u.  Schacken- 
dorf {S.  134),  dann  1.  durch  den  Weissbachi?- 
gruud  über  Bratteudorf  Q.  X^cAtettat«  läuft,  wo 
sie  mit  der  Ton  SlsfSald  kommenden  Strasse 
sieh  vereinigt  (B.  66  n.  88.) 


65.  fioute:  Von  Eisfeld  nadi  Um^iL 

Eisfeld  (S.  134),  meining.  Stadt  mit 
3000  Eiuw.,  Kisenbalinstfition  zwischen 
Hildburghausen  und  Coburg,  an  der 
südlichen  Abdachung  des  Gebirges,  und 
doch  noch  1423  F.  über  dem  Meer.  Die 


Wcrra  scheidet  Alt-  imd  Neustadt  (d. 
h.  Vorstadt);  obschon  nur  am  Kirdb* 

bcrg  noch  einige  alte  Häuser  stohen, 
während  nach  den  verheerenden  Ft  ucrs- 
brüusten,  die  iu  Eisfeld  gewüiket,  (zu- 


Digitized  by  Google 


645  Ä5,  JtoMte.-  Yon  Eisfeld  nach  Ilmenau.  646 


letzt  1852)  fast  die  ganze  Stadt  erneuert 
worden  ist.  Auch  die  schöne  Haupt- 
kirche, obwol  nicht  abgebrauut,  ist  ge- 
bch mackvoll  reataurirt.  In  ihr  ein  ko- 
lossales Knudfix,  eine  neue  Orgel  und 
das  Kenotaphiam  des  mit  Luther  innig 
befreundeten  Justus  Jonas,  der  als  Su- 
perintendent in  E  starb  (1555).  Sein 
(Jrab,  von  einem  ^  erwitterten  Stein  be- 
deckt, au  der  Mauer  der  Gottesacker- 
kirelie,  fther  deren  HaupttÜfireia  Belief - 
bildniss,  T.  velehem  der  Bildhauer  G.v. 
I>omis  ein  vortreffl.  Modell  genommen. 

EiseiüfcJtH  nach  UildburghauBen  (2  M.  in 
23  Min.)  Morg.  7,  34;  Nachm.  3,  4ö;  Ab.  U, 
81 ;  I.  Ol.  48  kr.  oder  16  8gr.,  EL  9t  kr.  oder 
7  Sgr.,  TU.  18  kr.  oder  5  Sgr.;  nach  Coburg 
C3  Meil.  in  22  Min.)  Morg-.  6,  45;  10,  26; 
Kachm.  5,  I.  Ol.  1  ü.  16  kr.  oder  21  Sgr., 
•n.  41  kr.  oder  IS  Sgr.,  m.  97  kr.  oder  8 1^. 

Poat  über  Neuhaus  u.  Walleudorf  nach 
Saalfeld  (6}  Meil.  In  8  St.)  MItt.  12^  Uhr, 
2  fl.  12  kr.;  nach  Qrossbreiteubach  (4  Meil. 
in  6  St.)  Mitt  12^  Uhr,  1  tl.  M  kr.  - 

OmnihtttifdJirl  nach  Schleusingen  (vom 
Bahnhof  oder  Deutoclien  Hauso  aus)  Sonnt. 
Nachm.  44  Uhr.,  Mont.  früh  6|  Uhr  über 
Waldau,  DlenBt.  früh  7^  Uhr  über  Wieders- 
bach, Donnerst,  und  Sonn  Nachm.  8|  Uhr, 
10  Sgr.  (SO  Pfd.  Gepäck  frei). 

Em^mmmgem!  Schaikau  %  Sehleusingen  3, 
Nenitadt  a.  B.  4,  Sonneberg  8,  BehwerE- 
burg  8  St. 

GcaAhöfe:  DeuUcket  H(m$  (mit  Post), 
gut;  Bautfntnau  (der  Klrebe  gegenflber). 
BUrlokcde:  Markthüttner,  Nachtlampe,  u.  seit 
1881  (südlich  Tom Bahnhof)  amsog.Eichliolz 
die  Aktienbrauerei  <'„zam  Bergtchlöesehen" 
mit  xA^nen  Telsenkeller,  die  1888  aus- 
brannte, aber  voll.stäudig  wiederhergerichtet 
ift  und  ihr  vortrefiliches  Bier  weit  versendet. 

InMrU.  AuMerLandirfrthschaft,  Vieh- 
zucht und  Bierbrauerei,  8  bedeuN  n<le  Far 
benfabriken  (Porzellan-  u.  Olasfarbeu  ran 
OrtloiT,  Ultramarinfarben  von  Merlet  in  Si>- 
pblenau,  1|  St.  Ton  Stofeld) ;  Mirmelfkbri- 
kation  vonB'  iiu  rts,  theils  aus  gebranntem 
Thon  mit  Glasur,  thoils  aas  Marmor  oder 
anderen  Steiuarteu  (überseeischer  £xport) ; 
Vabakeftbrlk,  TnchlWbrlkatlon ,  Wollen- 
Spinnerei,  Gerberei,  schwunplififtos  Schuh- 
macherbandwerk.  Der  Kittergutsbesitzer 
Hofnaim  in  Steudach  (|  St.),  unfern  des 
Scbtenenweges  nach  Cobnrg,  betreibt  kftnst- 
llehe  Flschzurht  mit  f^Titcm  Erfolg. 

G«9<Aichlli€h«a.  l>ie  Bewolaier  des  „Dörf- 
cbMW«',  nelehM  Jetst  aar  Stadt  gehört,  ban. 


ten  701  den  runden  Thurm,  der  noch  heut 
am  alten,  baufälligen  Schlosse  stellt,  ing 
welchem  einige  Behörden  ihren  Amtsait* 
haben.   Vom  Kloster  Fulda  kam  der  Ort 

^^n  diV  Hrnfm  v.  Henneherg,   die  ihn  zur 
5>taUt  erhoben.  Diese  schwang  sich,  tiieils 
dnreh  den  lebhaften  Stnmienverkehr  zw. 
Thüringen  u.  Tnnkea,  tbeas  durch  ergi«. 
higen  Bf  rfrhau  rasch  empor,  so  dass  sie  im 
11.  Jahrb.  bOQO  Einw.  zählte.    Im  30jähr.  ' 
Kriege  ^ard  sie  wiederholt  geplfindert  und 
elugeäsoliert  (von  Wallenstein  1632),  so  dass 
die  Bewohner  nach  Sonnoberg  flüchteten 
und  die  Verfertigung   hölzerner  Waaren 
dorthin  verpflanst  haben  floUeii.  Daher  noch 
die   wohlerhaltenen  „J^chwodenschanzen«« 
^  St.  östlich  von  der  Stadt.  Herzog  Emst 
der  Fromme  llese  die  gebrochenen  Stadt- 
mauern wieder  aufbauen.  Dessen  Sohn  aber, 
H«nsog  Ernst,   erhob  das  Städtchen  zur 
Haupt-  u.  Kesidenzstadt  eines  souveränen 
Ftrstenthums,  siedelte  Jedoch  bald  nach 

Heldburg  und  später  TJ.irh  Hildburghanswi 
Über.  1826  kam  E.  mit  llildburghausen  an 
Meiningen.  —  dMfrUäten:  Aus  B.  stammen 
die  Gebrüder  Barkard,  geschickte  Oleamaler 
(jetzt  in  München)  und  der  BIchter  OttO 
Ludwig  (jetzt  in  Dresden). 

Yoii  Eisfeld  nach  Schieuäiugen^ 
Shis  4  St.  (Omnibnsfahrt) :  snnitchst 
über  Brünn  und  Brattendorf.  Jenseit 

des  letztgenannten  Dorfes  gabelt  sich 
die  Strasse;  die  nähere  1.  über  Wieders- 
bach und  Ratscher,  die  weitere  gerade- 
aus llh«r  Lichtenau  nach  VV  aidau,  dannl. 
dnreh  den  8cb^eusogrund  Aber  Oberrod, 
Hecitei^ercuth  u.  Ratscher  (oder  suFuss 
über  den  Einfdrst)  nach  Scjbleusingen 
(8.  642).  Fnssgänger  kninmen  noch 
schneller  ans  Ziel,  wenn  sie  von  Brünn 
1.  über  Poppenwind  u.  den  aussichtrei- 
chenSchleusebergn.medersbach  gehen. 

«  Foa  StMeutingen  nach  IlmmaM: 
S.  639. 

Ton  Eisfeld  iiaelininenan  (7  bis 

8  St.)  entweder,  wie  von  Eisfeld  nach 
Schiensingen,  über  Brunn  u.  Lichtenau 
(2Va  St.);  oder  (näher)  nach  Crock  (»/^ 
St.),  mit  mSehtigem  Slstnkohlenfldta 
im  Sothliegenden.  In  der  NXhe  „Brb- 
sensteine",  wie  zwischen  Jerusalem  u. 
Bethlehem  Dicht  über  dem  Dorfe  der 
steile  kegelförmige  Inneisberg,  welcher 
Kirche  und  Schule  trägt.  Von  dieser 
altgcrmaiiisdien  KultstiHe,  dia  von 


Digitized  by  Google 


647 


8S,  Bomte :  Tmi  BiBföld  naeli  Ilmeiati. 


648 


numcherlei  Sagen  umklungen  ist»  weite 
Aussieht  ins  frSnkiscTic  Lniid. 

Van  Crock  über  Oberwind  iiacli 
Biberschlag  (1  St.).  Hier  tritt  man  iu 
d«n  pMSfdrmigen ,  hocliromaDtisehen 
BtBerffrund,  welcher  streckenweise  nur 
eine  wilde  Schlacht  bildet.  Vornäml. 
beim  Dörfchen  Engenstein  (2  St.  v.  Eis- 
feld 11.  rheu  soweit  von  Sehleusiiigen), 
das  einen  wahrhaft  überraschenden  An- 
blick gewährt,  indem  die  ttrmlieben 
Häuser  am  tosenden  Dach  lagern,  der 
sich  durch  eine  zackige  Felsenschlnclit 
mühsnm  hindiirrli'lrängt.  Auf  dorn  fast 
unzugänglichen  ,,Sclilosskopf"  hat  Burg 
Engenätein  gestanden,  die  im  dQj.  Krieg 
BeTStdrt  wurde.  Von  Engenstein  nach 
Lichtenau  ('/,  St.),  mein«  Dörfchon  mit 
Eisenhammer  am  Fusso  der  TToinkuppe, 
in  einem  schonen Thale,  wo  dieHiberm.d. 
Schleuse  sich  vereinigt.  Gegentiber  (1.) 
dasWirthshans  Engelau,  zum  Dorfe  Lau- 
genbaeb  gebSrIg,  worin  viele  Böttcher 
u.  Weissbinder  wohnen ;  r.die  zuckerhut- 
formige  Knppc  der  Hohewart  (2198  F.) 
mit  prächtiger  Aussicht.  Vmi  Lichtenan. 
wo  sich  die  Strassen  von  Schleusingeu, 
Hildburgha«sen  u.  Eisfeld  vereinigen,  — 
falls  man  nicht  den  Fiissweg(S.  644)  über 
Steinbnch u.  FrAuemDcid(2  St.)  vorzieht, 
—  im  Schleusegrund  aufwärts  über  Schö- 
nau, -Ernstthal  nnd  Unterneuhrnnn 
(•/^  St.),  die  nahe  zusammenliegen  und 
durch  industriellen  Verkehr  belebt  sind. 
Im  meining.  Wif^tiiEmttthal,  wegen 
seines  Drahthflttenwerkes  gewöhnlich 
,,(He  Hnt((^"  genannt,  ein  jetzt  verein- 
samtes Sfliloss,  worin  sich  die  TTer7:öge 
von  Hildburghausen  öfter  aufi^chalten. 
Vordem  soll  ein  Qoldhammer  hier  im 
Gange  gew^n  sein.  DassKnpferin 
der  Ümgegond  gewonnen  wurde,  bezeu- 
gen die  Schlackcnhalden.  Von  Unter- 
ncubrunn  geht  r.  dio  Strasse  narli  "Ken- 
Stadt  a.  K.  ab,  geradeaus  im  Schleuse- 
grunde, der  sich  mehr  u.  mehr  verengert, 
BMb  QikM  (1 V4  S.\  u.  von  da — ohne 
bis  Hmanaa  (3  8  t.)  nocli  ein  Dorf  au 
«berühren —  auf  den  Kennsteig,  den  man 
eine  Strecke  1.  v^erfolgt,  bis  vnn-w  nnf  die 
Strasse  kommt,  die  rechts  (au  Stützer- 
bacb  Torbet)  fiber  den  „Auerhahn^^  am 


Abhänge  des  Kickelhahn ,  oder  über 
Stützerbach  u.lVfanebach  nach  Ilmeaan 
führt  (S.  641  und  644). 

Interessant  ist  auch  der  etwas  wei- 
tere, aber  gleicbfalis  ehausstrte  Weg 
(die  alte  Strasse  von  Thüringen  nach 
Franken)  über  Kevstndt  am  Rennsteig 
(4  St.  von  Eisfeld).  Bis  Unteme^'hrvnn^ 
wie  oben.    Daun  r.  über  Obemeubrunn 
nach  Oiesahübel  ('/^  St.  von  Untemeu« 
bmnn),  das  sich  eine  lang«  Strecke  im 
Thal  hinaufzieht,  u.  v.  da  nach  Kahlert 
(1  St.),  einem  kloinen,  2274  F.  hoch  ge- 
legenen Orte  mitstark  besuclitem  Wirths- 
haus.  Um  die  Steigungen  zu  überwinden, 
die   das   Hochgebirge  entgegenstellt, 
muss  die  Strasse  so  starke  Conren 
mac?)(>n,  dass  ste  Streckenweise  wieder 
rückwärts  läuft.     Von    Kahlert  nach 
Neustadt  (V4  ^^•)  ^^if  dem  Rennsteig. 
Dieses  grosse  Dorf  (Gasthof  „zum  gol- 
denen Frosch'*),  dessen  höchst  gelegenes 
Hans  2498  F.  Uber  dem  Heere ,  gehdrt 
mit  seinen  theilsaerstreuten,  theils  grap- 
pirten  Hiinscm  zum  grössten  Theile  dem 
Herzogthum  Meiningen,  zum  kleinereu 
dem  Fürsten th.  Schwarzb.  Soudersh.  au, 
und  hat  einen  ächten  Gebirgscharakter. 
Im  Winter  i>t  es  fast  regelmSssig  Ho- 
natc  lang  eingeschneit.     Die  schöne 
Kirche  (seit  1859)  ist  mit  Hilfe  des 
Gustav -Adolfs- Vereins   erbaut.  Die 
Herstellung  des  Feuerschwamms ,  eine 
seit  alten  Zeiten  auf  dem  Thüringerw. 
einheimische  Industrie,  beschftftigtesonst 
fast  alle  Hände,  so  dass  man,  weil  das 
inländische  Material  nicht  ausreichte, 
die  vorzugsweise  nii  Bnebon  wachsenden 
Köhrenpilze   (Poijporus  lomentarius) 
zum  Theil  aus  Schweden  u.  Norwegen 
beziehen  musste,  u.  mit  dem  einfkehen 
Präparate  alle  Länder  durchhausirte.  In 
der  neueren  Zeit  hat  sich  die  Hälfte  der 
Eimvohner  der  Streichholzfabrikation 
zugewendet,  obwol  auch  der  Zunder- 
schwamm noch  immer  stark  begehrt 
wird.  ^  Von  Neustadt  wendet  siiä  die 
Strasse  r.,  bis  sie  nach  1  St.  in  die 
Chaussee  einlenkt,  die  von  Amtgehren 
nach  Breitenbach  führt  fS.  130),  wäh- 
rend man,  diese  Chausatic  durchschnei- 
dend, nach  Königsee  gelangt.  Will  mau 


Digitized  by  Google 


649  86.  Route :  V  on  £l8feLd  über  Limbach  n.  Scbwarzborg  od.  Saalfeld.  650 


also  naeh  nawnan  oder  Arnstadt,  so 
▼erfolgt  man  die  Strasse  1.  nach  Amt- 
gfchren,  und  errrhlit  in  einer  Stunde 
MöJirenhach,  am  westi.  Fuss  des  Lan- 
geitherges  (Borzel),  auf  dessen  kahlem 
Gipfel  eia  fiftnschen  steht,  von  dem 
man,  wie  S.  838  erwähnt,  eine  der  schön- 
sten Rundsicliten  hat,  u.  von  da  auf 
steilem  Wald-  u.  Feldweg  am  Schiesshaus 
vorüber  nach  Amtgehren  (S.  230J.  Von 
Amtgehren  nach  Ilmenau.  S.  231,  nach 
Arnstadt:  S.  42 9,  nach  Königsee:  S.230. 

Kodi  ein  grösserer  Umweg,  wenn  man 
die  Poststrassc  über  Grosshreitenhach  u. 
Amtgehren  wählt.  Diese  fuhrt  durch  eine 
sanft  emporsteigende  Wiesenaue,  an 
einer  Mühle  vorüber,  in  welcher  aus 
Holz  Papier  fabricirt  wird,  naoh  Batk' 

86.  Route :  Von  Eisfeld  über 

Scliwarzburg 

Eine  sehr  genassreiche  Partie,  zu 
Wagen  s.  Fnsse:  Ton  EUMd  BACh 
limllAell  (3  St.)  aber  Saehaendor/  u. 
Schwarzentenn,  wie  in  voriger  R.  Jen- 
seit  Schwarzenbrunns,  wo  früher  Oold- 
wäscherei  u. Bergbau,  so  dassnoch  1716 
von  dorn  hier  gewuuueuen  Golde  Mün- 
aen  geprägt  wurden,  vereiuigca  sich  die 
Qudlbaehe  der  Werra,  die  am  höchsten 
Gebirgsrüeken,  etwa  1^4  entfernt, 
entspringen.  Zwischen  ilmcn  lagert  der 
hohe,  lange  Ueubcrg ,  die  Grenzsclieide 
zwischen  den  Flussgebieten  der  KiUe, 
der  Weser  and  des  Rhein».  Die 
»yTrockene  Werra,"  gewölmlich  die  Saar 
genannt,  bildet  den  engen,  reizen- 
den Saargruiul,  welchen  die  Str.  nach 
Limbach  durchzieht.  Von  Schwarzenhr. 
über  Schintrod  {,\^'^^')  au  einigen  .Ncu- 
hanten  vorfiber  in  Vt  ^t.  za  den  maleri< 
sehen  t,S(iairhäuurn*'  (eigentl.  „Saar- 
grund"), die  sich  vereinzelt  im  Thale 
aufwärts  zieTien.  Nun  steigt  der  Weg 
immer  «.tclli  t  empor,  u.  derBiicli  rauijclit 
schäumend  über  entblosste  Tliunschie- 
ferschtchteo,  bis  man  d^m  liöehaten  Ge- 
hirgsrücken  sich  nähert,  wo  die  Quellen 
der  Trockenen  Werra  oder  des  Saarwas- 
sers entspringen ,  die  im  Thal  zu  einem 
grossen  Teich  sich  sammeln.  1  St.  von 


aendorf  n.  ^Slßfttottiweitdrwin  (1  St.),  zwei 
Dörfern ,  die  beinahe  snsammenstossen. 
In  Sachsendorf,  dessen  buntgemalte 
Häuser  einen  freundlichen  Anblick 
gewähl  en,  ist  hauptsächlich  die  Marmel» 
fabrikation  zu  Hause.  Besonders  be^ 
liebt  die  Porsellansehosser  der  Kfihn- 
schen  Fabrik.  Jenseit Schwarzenbrunns 
nach  dem  Merletschen  Blaufarbenwerk 
Sojjhtcnau  Q/^  St.)  (geradeaus  nach 
Limbach),  u.  zwar  durch  einen  stellen, 
meUnehbUsehen  Grand,  welehen  die 
„Trockene  Werra^  in  starkem  GeftUe 
durchrauscht  (s.  folg.  Beate).  Dann  r; 
über  den  Eenusteig  nach  T.avffenhach 
fl^  'oSt.),  wo  man  in  das  Schwarzathal 
kommt,  welches  die  Strasse  von  Sonne- 
hergnaehßreit€nlba^dur€^\ä,u{t  (R.  92). 

Linibacli  und  Neuliaus  uacli  . 
oder  Saalfeld. 

„Baargrund''  das  freundliche,  schindel* 
gedeckte  Walddörfchen  ßiegmundtburg 
(Gondelachshütte)  mit  sehr  schönem 

Forsthaus.  Kurz  zuvor  ist  die  Chaus- 
see mit  einfacher  Serpentine  umgelegt 
worden,  so  dass  die  alte  Strasse  nur 
noch  als  Fus^weg  benutzt  wird.  Lim* 
bach  ( Vg  St  Ton  Slegmnndsb.)  auf  dem 
Bergsattel  des  Rennsteigs  (2272  F.)  hat 
nur  wenige  Häuser,  ist  aber  durch  seine 
lebhafte  Industrio  weit  bekannt,  und 
bildet  zufolge  seiner  günstigen  Lage  an 
einem  nach  allen  Seiten  hin  verzweig- 
ten Sfrassenneti  den  Centralpnnkt  eines 
regen  Verkehrs,  so  dass  der  8tattli<Ae 
Gasthof  von  den  Bewohnern  der  Umge- 
gend häufig  gefüllt  ist.  Die  meisten 
(Telniudo,  ranieutiich  das  prächtige 
„ilerrejiiiuus"  u.  die  grossartige  Porzel- 
lanfabrik sind  nen  anfgeftthrt,  naehdem 
die  früheren  im  Feuer  aufgegangen. 
Sehenswerth  ist  die  mit  Dampf  getrie- 
bene Mas'^oTiTiiiilile.  Limbach  verdankt 
seine  KiiUtchung  einem  Enkel  des 
„Scliwabenhans,''  der,  aus  Böhmen  ein- 
gewandert, sich  in  Lauseba  niederliesa 
u.  der  Stammvater  eines  in  Thür,  sehr 
zahlreich  verbreiteten  Geschlechtes 
■wurde.  Dieser,  Gotthelf  Greiner,  legte 
mit  seinen  Söhnen,  Gottfried,  Martin  u. 


Digitized  by  Google 


651 66'.  Boiuei  You  Eisfeld  über  Limbach  n.  ächwarzburg  od.  baaiield.  652 


QottHeb,  hwt  eiseOlMflkbrik  an  (17tl),  1 

«HS  welcher  nm  dieselbe  Zeit  (1760), 
als  Hacheleid  die  erste  Porzellanfabrik 
in  Sitzendorf  errichtete  (S.  198),  die 
jetzige  Porzeiianfubrik  hervorging,  wel- 
che dttBOAch  eine  der  ilteBten  in  Thflr. 
ist.  Der  gegenwärtige  Besitzer  ist  G. 
Dresel,  während  die  Firma:  G.  Greiners 
Söhne  (mit  dem  Zeichen  des  Kleeblattes) 
anderwärts  fortdauert.  Die  Waaren  der 
limb.  Fabrik  (vorzugsweise  Nippügu- 
ren  in  den  gescbmaekTOllsteii  Formen, 
ti.  Tabalukdpfe) ,  die  mehr  nia  100  Per- 
.sonen  beschiftigt,  zeichnen  sich  doveh 
Härte,  Eleo^anz  u.  feine  Malereien  aus  u, 
erfreuen  sieh  eines  grossen  Absatzes. 
Am  Fusse  des  •Peteräberges,  um  den 
sich  die  Strasse  nach  Nenbans  windet, 
befindet  sich  das  Qreinersche  £rbbe> 
gräbniss,  vor  welchem  dem  Stifter  der 
Fabrik  ,  Ootthelf  Greiner  (f  1797),  ein 
guö^eisernes  Denkmal  erriclitct  ist.  Ue- 
brigens  ist  Limbach  die  Heimat h  des 
Komponisten  Nagiller. 

r.  der  Strasse,  über  die  im  30 j.  Kriege 
aufgeworfenen  Schweden-  oder  Bayem- 
scbnnzen  nach  Stelzen  (iVa  St.),  einem 
am  Fusse  des  Biessberges  dicht  am 
Walde  gelegenen  Ddrfehens,  hinter  des- 
sen fenisiehtiger  Kirche  eine  nmwaldete 
Orotte(k$stliehesPIätzchcD),  in  welcher 
der  Itzbrunnen  quillt  (S.  20).  Sein  er- 
frischendes Wasser  galt  ehedem  für 
heilkräftig,  so  daas  eine  Kapelle  (Ma- 
riahilf) daneben  erbaut  wurde,  die  sich 
zu  einem  Tielbesuehten  Wallfithrtaort 
erhob.  Die  Krücken  u.  Stelzen ,  welche 
die  Genesenen  in  dem  Kirchlein  aufhäng- 
ten, sollen  den  Ort  benamt  haben.  Von 
Stelzen  auf  den  gewölbten,  waldent- 
blössten  Gipfel  des  *Blc8§  (2VaSt  ron 
Eisfeld),  der  als  der  hdchste  Berg  dieses 
Gebietes  (2662  F.)  einer  der  hervorra- 
gendsten Marksteine  ist,  welche  die  süd- 
östliche und  nordwestl.  Hälfte  des  Thü- 
ringerwaldes scheiden,  so  dass  in  der 
N&he  der  stärkste  Gestemskampf  n.  die 
bedeutendste  Krfimmnng  des  langge- 
streckten Hochrückens  sich  bemerldich 
macht.  I>a  sich  der  Berfj  selir  steil 
emporgipfelt,  so  wählen  minder  rüstige 


FnssgXnger  den  Fahrweg,  der  sieh  in 

weitem  Bogen  über  den  „Brand"  bis 
nahe  an  die  Spitze  rieht.  Diese  ist  mit 
einem  trigonometrisclu  n  Sio^rüil  bezeich- 
net, das  man  ersteigen  kann,  um  sich 
einer  der  weitesten  nnd  schdnsten  Aus- 
sichten (besonders  nach  S.  u.  W.)  an 
freuen,  welche  dieser  Gebirgstheil ,  wo 
die  Höhenzüge  nahe  an  einander  f^renzen 
u.  sich  theilweise  decken,  bietet.  Her- 
vortretende Punkte  (ausser  vielen  Dör- 
fern): Veite  Coburg ,  Callenberg ,  Banz, 
Viersehnhdligen,  Heldbnrg,  Straufhaln; 
Rhönberge,  Fichtelgebirge,  Dolmar, 
Schneekopf^  Kickelhahn ;  Schalkau,Nea- 
stadt,  Coburg,  Rodach,  Hildburghansen, 
Eisfeld.  VomBless  überd.„Dürre  Fichte*^ 
(203SF.  hoherBerg)  n.  Limbach  (9  St.). 

Von  Jjimhach  nach  Schalkau  und  Coburg : 
K.  »O;  üher  Steinheid  nach  Sonneberg:  K.  92; 
durch  das  Schwarznthal  nach  Dreitekbach  oder 
Schwarxbura:  lt.  y3. 

Ton  Liiubacli  nach  Neuhaus  am 

üenustcfg'  (1',^  St.)  Tvindet  sich  die 
neue  Ofiaussec  erst  um  den  2524  F.  ho- 
iieu  i^etersberg  (nahe  an  Steinheid)  her- 
um n.  Iftnft  sodann  am  Bennsteig  fort, 
ohne  ein  Dorf  sn  berühren.  Zu  Fuss 
(näher),  bei  der  Kegelbahn  in  Limbach 
vorbei,  über  den  Petersberg  u.  Sandher ij 
(Quellen  der  Schwarza),  dessen  bunter 
Sandstein  20 — 25  "/q Porzellanerde  (Kao- 
lin) enthUlt,  welche  in  mehren  Mtthlen 
ausgewaschen  nnd  theils  in  den  nahen 
PorzdUanfilbr.  verwendet,  theils  in  die 
Feme  versendet  wird.  In  den  werth- 
vollen, sehenswerthen  Steinbrüchen  (r. 
an  der  Strasse)  ein  sehr  reges  Leben. 
Beehto  im  Grund  eine  Dampfsclmeide- 
milhle.  Die  Strasse  an  OlUektthal  nnd 
Bemhardsthal  vorbei,  ehemaligen  Glas- 
hütten, mitten  im  Walde,  von  der  Grei- 
nersclien  Familie  angelegt  (letztere  erst 
1829),  aber  wieder  eingegangen.  Glücks- 
thal ist  gfinslich  Terschwnnden.  Auch 
die  Tafelglasfabrik  in  Bemhardsthal  ist 
abgebroehen.  Nur  ein  neues  Wirthshaus 
steht  noch  an  der  Strasse.  Wenn  man 
aus  dem  Walde  kommt,  öffnet  sich  eine 
grossartige  Aussicht.  NeuJuiua:  S.  693. 

Von  Nwlum  nadi  8tiwan»t»y  &a«r  AmI* 
feld:  K.  98«  9A;  ».  Obenoeisfibach  u.  Blanl-fu- 
hurg:  R.  98;  %.  BrmUnbock  «.  iZ*M«Natt; 


Digitized  by  Google 


b5S  87.A8S.  Route:  Yoa  Eisfeld  üb.  Seiialkau  n.  Coburg  od.  Sonneberg.  654 

87.  Boute:  Von  Eisfeld  über  Schalkau  nach  Ooburg  oder 

Sonneberg. 


Die  Chaussde  von  Eisfeld  7\arli  Co- 
burg (G  St.),  mitPostcours  bisöchaikaa, 
Itthrt  VSbustSUt^ftld,  wo  der  Itzgmnd  be- 
ginnt, Q.  SehaSkem  (9  St.T.  Eisf  wird  je- 
doeh,  seit  Eröffnung  der  Werra-Eisenb. 
'Als  Verl>lndnii{?s«trflssc  wenig  benutzt. 

Schalkan^  meining.  Stadt  in  einem 
geräumig«!!  Thale  an  den  Ufern  der  Itz, 
nit  1200  Binw. 

Oh«  tin*l  J.  N.  Trurkenbrndf. 

Westl.  von  der  Stadt  ( ^/^  St.)  ragen  v. 
einem  dichtbewaldeten  Berggipfel  d.Bui- 
nen  der  StSiatmihwrg  mit  stolzem  Wart- 
thurm  empor.  Im  12.  u.  13.  Jahrh.  Sits  d. 
mächtigen  Ritter     Sehaombarg ,  ward 
sie  im  30 j-  Kriesre  zerstört.    Am  Fusse 
der  Idaplatz,  eine  parknhnlichc  Anlafrp, 
worin  die   Bürgerschaft  der  meiuing. 
Prinaossin        (nadiheriger  Gemahlin 
dM  Henogs  Bernhaid  tob  Wetmar)  tSstk 
JfoniWlflnt  errichtete  (1796),  weil  die 
ganze  weibliche   Jugend    dos  T^fiTid^s 
Tautpatbensteile  vertrat.  Wer  über  den 
Schaamberg  nach  Eisfeld  zu  Fusse  geht, 
lltrtlirt  die  DM«r  Kstsberg,  Haid  und 
StaodAcli. 

Von  Srh,-iU-rin  nach  Coburg:  R.  00. 

Von  Schalkfln  nach  Sonnoberg 

{SV^St.)  ChaAissöe  iilier  Grümpen  ,  einem 
ideineu  Dörfchen  an  den  Ufern  der 
Orftmpen,  deren  OerOUsehicliten  yon 


den  ehiinals  betriebenen  Goldwäschen 
zeugen,  jüas  sehr  belebte  Thal,  welches 
die  goldilihrende  Grümpen  dnrebfliesst, 
hatyersehiede&eNamen:  oben  der  Stein* 
heider  -,  weiter  abwärts  der  Neumanns- 
u.  endlich  der  Theuern -Grnnd.  Ueberall 
Spnren  verlassener  Bergwerke  in  unge- 
heueren Quarzgeröllen.  Von  Grümpen 
ftber  Seltendorf  naeh  Effelder  (ly«  St.), 
frenndl.  Marktflecken  mit  600  Einw., 
am  Flüsschen  gleiches  Namens,  das  ein 
spaltformigo«;,  von  hohen  Waldbergcn 
eingerahmtes  Thal,  den  düster  roman- 
tischen E^ffelderg^'und,  durchfliesst,  des- 
sen Melancholie  von  der  indnstrieUen 
Regsamkeit,  welche  fast  durchweg  im 
meininger  Oberlande  vorbcrrscht,  wohl- 
thuend  gemildert  wird  ^R- 90).  Vorzugs- 
weise wird  hier  die  Märmclfabrikation 
betrieben.  Von  Effelder  geht  die  Str. 
swiecben  demFlfisaclien  (1.)  u.  demTan- 
belsberg  hindurch  nach  ^Schichtshöhn  u. 
Tnftndet  jcjiseit  dieses  Dörfchen^  in  die 
Chaussee,  die  v.  Sonneberg  nach  Stein- 
heid führt.  Will  man  auf  den  sonne- 
berger  Balinliof,  ao  benntat  man  die 
erste  Strasse,  die  im  r.  Winkel  durch 
den  Wald  nach  Bettelhecken  lauft; 
während  man,  diosc  fibf^rscbreitcnd,  bis 
Forschengereuth  fortgeht,  um  r.  über 
die  Waldberge  in  den  oberen  Theil  der 
Stadt  an  gelangen.  Sonneberg:  R.  91. 


88.  Ij^ute :  Coburg  und  Umgebungeu. 

^Icb  frr&ss*  dicb,  i)ch5nes  Oolmtg, 

Wm  Kunst  mul  "Wi-^sfii  Tslüljt. 
l>u  bist  auch  eine  VruUburg, 
Xrheitanid  das  Ctomüth." 

(Vlamboyant). 

während  der  Tlieaterflaison  in  Coburg  gebt  nn 
Sonn-  u.  Festtagen  der  Abendzug  n.Neusuviit 
Q.  Sonneber«  (tUtt  7|)  10  Uhr  40  lOn.  iu 

Coburg  Jib.  —  Omnibm  vom  Babnhof  In  die 
Stadt  mit  Gepäck  IS  kr.,  Drosclike  12  u. 
18  kr. 

Post  (Steinweg)  nach  Bodacli  (In  1  St. 
S5  Min.)  Ab.  7^  Uhr,  59  kr.;  nach  Ueldburj 
(in  8  St.  S&  Min.)  At».  7|  Uhr,  1  2.  19  kr. 


Eisenbahn  (S.  136):  nach  Efsfebl  (3  Meil. 
in  89  Min.)  Morg.  6,  5S;  Macbm.  S,  IS;  Ab. 

10,  tl;  I.  Ot  1  fl.  Ukr.  <U  8gr.);  IL  4»  kr. 
(IS  Sgr.),  m.  27  kr.  (8  9gr.);  nach  Lichten- 
fels (2}  Meil.  in  |  St.)  Morg.  8,  48;  Mittags 

11,  21,  Ab.  6,  5Ü,  I.  Ci.  1  fl.  ü  kr.  (19  Sgr.), 
n.  99  kr.  (10 Sgr.),  m.  21  kr.  (7 Sgr.);  nach 
floTinphprc;  f5f  Meli,  in  38  Min.) Morg.  9  Uhr, 
Nachm.  ^^  Ab.  7|  Uhr,  I.  OL  1  Jl.  8  kr.,  IL 
»  kr.,  HL  Mkr.  Tom  1.  Mai  hia  10.  flapt.  u. 


Digitized  by  Google 


fö5 


88.  Ji0ute:  Cohvitg  iiEd  üniffe^iagmu 


m 


Löhnfiihmi  auf  die  Vestü  III.  45  kr.,  auf 
den  Callenberg  3  fl.  (einap.  1  fl.  45  kr.),  auf 
dlaBoseniia  n.  von  da  naeb  Calenberg  5  fl. 
(eiusp.  3  fl.  30  kr.),  n.  Scliloss  Banz  u.  Vler- 
zeLnheüigonSfl  r  olmf  Strussen-u.Trlnkgeld). 

Fihrer  4  Tat;  21,  ^  Tag  36  kr.,  1  Tag  Ifl. 

KSnigl.  bayer.  Werra-XiiMibaliii-Tele- 
grapben. 

aadhi'fe:  „Uötd  Lcuthämer,"  l.  R.  (Spi- 
talgasse), ueu  u.  luxuriös  oingericbtet,  trotz 
des  TolügrapUeiiapparatos  Im  Haom  ab«r 
ntcbt  immer  esact«  Bedienung ;  Preise  dorn 
Rangf  des  Ilaiisps  ©ntspreclierid,  Eqnipfige; 

—  „Grit»!«-  Jiattm"  am  Markt  naho  der  Foat, ' 
I.  E.,BeBltxer:  Hartdegen,  bekannt  darcli 
Beine  tuaose  Affalro  mit  dem  Kurfürsten  v. 
Hessen,  dessc  n  K  a  rn  m  c  r dioner  er  früher  war ; 
•ehr  frequent,  Equipage;  —  „Viciork^HMel" 
aaf  dem  Steinweg  (Prediger),  Zimmern. Frfib. 
etttck  bi.  kr.,  Mittn^^t.  12  kr.,  Equipage;  — 

—  „Traube,"  zunächst  dorn  Bahnhof  (Mönch), 
neu  gebaut,  mit  Post^taJl  n.  eehr  besuchter 
Bierwirthschaft,  Zimmer  &  Tag  %i  kr.,  Mit- 
tAgstisch  18  kr.,  eigenes  Geschirr,  —  Manch- 
mal sind  alle  (iasthäuser  so  überfüllt,  dass 
kaum  nocb  ein  Unterkommen  an  finden. 

Stttaio  aüonen  :  Bahnitof;  i/eroZd  im  Thea- 
tor (Dt'likatei^Heii  und  feine  Weino) ;  Scftaff- 
mr,  lüntor  der  Muifbr,  gute  Kücli«  u.  billige 
Preise,  Billard  n.  Kegelbahn ;  Sepifce  in  der 
LoojMildstr. ,  bayer.  Kücho  ,  b!lH?:ß  Proiso, 
Billard ,  Garten,  Kegelbahn ;  Gem»  im  heil. 
Kreuz  an  der  Eisenbahnstr. ;  Caf^  Mayer  vor 
dem  Judenthor,  Garten  und  Kegelb.  —  An 
JBieririrthschaften  ist  C.  »o  reich,  wie  nicht 
leicht  eine  andere  Stadt  von  gleicher  Grösse. 
Wir  nennen  nnr  die  renommlrtesten :  A. 
Stmtmf  vortreflFliches  Bier,  prompte  Bedio- 
Tlun<^  origin.  Wirth,  sehr  schönor  Garten; 
C.  FrommatM  in  der  Spitalgasse,  neben 
Hfttet  LeuthinBer,  dai  ct^mger  EQfbraiihaua 
(viilgo  IIörulcMbeck) ;  Frommann  in  der  Iler- 
ruugasse,  Küustlerknoipo  (vulgo  Loreley) ; 
Müller  (Turnerkneipe);  Flinabtrg  in  der 
miia  der  Eisenbahn  („Spitze") ;  ZoUhof  im 
Rathhaus,  Coburgs  älttstc  Bierbrauerei, 
(vulgo  Schlot),  heitere  Gesellschaft  aus  allen 
Ständen;  JKaM^^^iumiMdlM  Brauer«!  auf  dem 
Steinwag;  Marlier  („Himmelsleiter")  in  der 
Roflengasso,  sehr  gutes  Bier  ;  Ec/.-artxijarien 
vor  dem  Ketschenthor,  in  schöner  Lage; 
JhitdebaekBffortWf  am  Festongeberg,  bfib- 
scho  Aussicht;  IIonsti:i>i>«/nr(eii ,  reizende 
Aussicht ,  Jhübsche  Schenkmadehen ;  Zanger- 
let  „Kapell«*'  mit  sohdnen  Spaziergängen 
n.  berrllcliem  Blick  auf  die  Stadt  u.  in  den 
ItzgTUnd.  —  CondUoreien:  B.  Weiss;  Dietz. 
Ho/lheater  (bei  billigeu  Preisen  sehr  gut) 
Sonnt.,  BienBt.  n.  Donneret.,  nü^  Aufnahme 


der  Monate  Jan.,  Febr.,  März,  wo  Bühnen- 
pursuual  u.  Ilofkapelle  in  Gotha  thätig. 
BltelMaNdlim^eii.*  JKeMtl  «k  Sohn  (Leih- 

bibl.  von  32,0tX»  Tldit  l,  ItUmannoch^  Hof- 
buchhandhmg  (Leibbibl.),  E,  ßiemcMH  jun^ 
(Musikaiienlailianet),  f.j9eretoTerfagBbacldi. 

JournalUtSk:  Begicrungsbl.,  wöchentlich 
3mal;  Coburger  Zeitung  (Red.  R.  Gonte), 
6  mal ;  Thüring.  Placateoanseiger  ;  Wochen- 
schrifl  des  MationaWerelnB;  Deutsohe 
Wehrzeitung;  Allgemeine  deutsche  Arbei- 
terzeitung; Nene  Aora  (grössten  Iheiis  im 
Streitscheu  Verlag;. 

fV«fmaHr»rl<v«.*  „Krnit  för  Wahrheit» 
Freundschaft  u.  Recht,"  —  Arboiterbildungs- 
verein  mit  eigener  Wirthschaft  u.  I^eeein* 
stitut.  —  Bftreau  des  NationalTereins.  — 
Oreditbank  (Wechselgesobaft). 

Bnd>:an^faltcii :  Das  städtische  Badehans 
am  Ilahnfluss  (Endo  der  „Schwarzen  AUee'V» 
vortrefnieh  eingerichtet  sn  kalten  n.  war- 
men, Fichtennadel-  u.  Schwefelbädern;  alle 
Sorten  Mineralwasser,  Wein,  Bier  etr  — 
Fiussb.  mit  Sciiwimiuanst. ,  dicht  am  Bahn- 
hof, neben  der  J^lde&br&4^e.  —  Saartekud 
dekabin€tie:Wißgkf  Hoftheatorfriseur;  EmesÜ. 

Coblirar*), ITaupt-  u.  Resiclcnzst.  des^ 
gleichuami^en  Ilcrzo^thums,  an  der  Iti, 
mit  10,700  Eiuw.  („mehr  deutsche  Her- 
zen, als  Hftnser"),  gewiQsermassen  die 
Qrenasdialde  «w.  Thür.  u.  Fraakett. 
In  neuer  Zeit  hat  sich  die  Stadt  dnxdl 
den  wachsenden  Verkehr,  den  ihre  rei- 
zende Lage  und  ilirc  schmucken  Umge- 
bungen berbcizichen,  zu  hoher  Blüthe 
aufgescliwaiigen ,  und  ist,  mit  Eisenadi 
riTali8ireDd,«in  beliebter  Olaiiz-  ««Bast* 
punkt  für  lahllose  Touristen  geworden. 
Davon  zeup^t  die  nenc  T^nhiiTiofsstrasse, 
die  sich  von  Jahr  zu  Jahr  mit  den  statt- 
lichsten (jrcbauden  schmückt.  Welche 
grossartigen  Feste  wurden  aehon  in  der 
kleinen  Stadt  gefeiert!  Wie  hat  dieselbe, 
hauptsftehl.  durch  ihren  voIksthumLFfir* 
sten ,  als  Vorort  liberaler  Zeitideen  u. 
dcutschnationaler  Bestrebungen  weithin 
einen  hellen  (hie  u.  da  auch  misstönigen) 
Klang !  Das  Innere  der  Stadt  ist  wcfn% 
ansprechend,  wenn  anA  der  Marktr 
platB  «mit  seinen  alterth&mlichen  (Ge- 
bäuden einen  originellen,  n.  der  Schloss- 
platz  mit  seinen  stnhM  ii  1  ürstenbauten 
einen  pompösen  Kindruck  macht.  Um 


*)  Böhrig,  Cobnig  in  der  Westentasche, 
i.  AnÜ.  1869. 


Digitized  by  Google 


$57 


88.  Route:  Coburg  und  ümgebangen. 


658 


so  gemüthlicher  ist  der  gesellige  Ver- 
kehr mit  den  Bewohnern,  die  in  Sprache 
und  Charakter  den  fränkischen  Typus 
nicht  verleugnen  j  und  um  so  anziehen- 
der sind  die  nahen  n.  fernen  Umgcbun- 
gm,  auf  welche  Natur  und  Kunst  das 
S^iUUiom  ihrer  Reize  ausgegossen. 

Sehenawürdigheiten:  (innerhalb  der 
Stadt):    Anf  dem  Markt   das  Rath- 
haus, dessen  Hofraum  („Schlot")  eine 
berfthmte  Bierkneipe ,  u.  das  vom  Her- 
sog Casimir  erbaute  Beffienrnffsgebäude, 
nebst  einigen  alten  Häusern  mit  hüb- 
schen Steinerkprn.    Nicht  ■vveit  davon 
die  Moritzkirche  mit  ihrem  236  F.  hoben 
Thurme,  der  eine  schöne  Umsicht  ge- 
währt.   In  derselben  das  alabasterne 
Monnment  Herzogs  Job.  Friedr.  des 
Hittieren  (1598)  u.  die  metallenen  Grab- 
platten der  Herzöge  von  Coburg,  deren 
Gruft  in  einem  unterirdischen  Gewölbe 
sich  befindet.  In  der  Nähe  das  Gymna- 
sium Casimiriannm  mit  Tervritterten 
Freskogemllden  u.  (an  der  Boke)  der 
Statue  seines  Stifters,  sowie  das  PrXtO^ 
riusscheHaus  in  der  Gymnasiumsgasse, 
worin  J.  P  Fr  Richter  den  „Titan"  u. 
die  „Flegcijahrc  *   schrieb  (1803). — 
Auf  dem  reiehd^eorirten  Seblossplata 
(nach  der  Vesta  an)  das  berzogl.  ^Ben- 
denzschloss,  „die  Ehrenbncg.*'  Vor  der 
nördlichen  Fatjade  mit  ihrem  offenen 
Hofraum    prangt   auf  einem  rosenge- 
schmiicktenliasenniatz  die  vonSchwan- 
tfaaler  modelllrte  BronMStotwe  des  l^ttt- 
verttorbenen  Sentojgw  Brnsi,  Dazu  (wenn 
tiUht  auf  den  ,,Albertsplat2"  vor  der 
neuen  Mädchenschule  ?)  wird  das  Denk- 
mal des  Prinzen  Albert  kommen,  von  ei- 
nem englischen  Bildhauer  modellirt  u.  in 
KQmberg  gegossen:   Das  S^loss  ward 
1549  an  der  Stelle  eines  BarAsserklo- 
sters  vom  Herzog  Joh.  Ernst  erbaut, 
1628  von  Joh.  Casimir   erweitert  und 
verschönert  und  1693  vom  Herzog  AI- 
brecht,  nachdem  es  ein  Kaub  der  Flam- 
men geworden }  erneuert.   Diesen  Bau 
Uess  der  letztverstorbene  Heraog  im  ro- 
manischen Styl  gesehmaekToU  umge- 
stalten n.  vcrgrösscrn.  Im  Inneren  (vom 
Kastellan  gezeigt)  die  mit  Stukkatur-  \ 
arbeiten  verzierte '  Hofkirche ;  der  mit  [ 


lyoner  8ammt  bekleidete,  prächtig  de- 
corirte  Krön-  u.  Festsaal;  der  grandiose, 

durch  seine  Ornamentik  (Karyatiden) 
ausgezeichnete  Riesensaal;  werthvolle 
Bildergalerie',  Gewehrkammer,  Kunst- 
kabiuet  u.  a.  m.  Dem  Schlosse  gegen- 
fiber  das  Hqfiheater,  an  welchem  ans- 
gezeichnte  Kräfte  thätig  sind.  Seitw. 
der  Marstal  1  u.  die  Reitbahn,  an  welche 
sich  die  Arkaden  reihen,  welche  den 
Schlossgar  tön  begrenzen  ,  u.  weiterhin, 
oberhalb  der  Schwarzen  Allee,  die  neue, 
im  gothisohen  Style  aufgeführte  MAe- 
Uschc  Kirche  mit  selienswerthen  Glas- 
maiereien.  Neben  derselben  steigt  der 
Weg  zur  Vcsfe  erapor.  —  Ausserdem 
sei  noch  des  ^i^eughauscs  (westlioh  vom 
Schloss)  gedacht,  worin  die  herzogl. 
Bibliothek  mit  mehr  als  50,<K>0  Bänden 
(Mittw.  V.  4—6  Uhr  geöffnet);  währmid 
das  nicht  unbedeutende  Naturalienka- 
binet  aus  dem  Augustenstift  (vor  dem 
Ketschenthor)  auf  die  Festung  tninslo- 
cirt  u.  das  herzogl.  Palais,  worin  Prinz 
Friedrich  Josias,  der  Türkenkrieger, 
wohnte  (f  1815),  au  Qeschaftszäumen 
für  das  Staatsministerium  eingeriohtet 
worden  ist. 

Die  Grschichte  der  Stadt  ist  mit  der  Ge- 
schichto  der  Festaug  so  nahe  verwandt , 
daas  wir  an«  nur  ahf  die  letBt«re(8.  unten)  be- 
schränken.  Jedoch  mögen  einige  Notisen 
über  das  Coburger  llegcnfenhaus ,  das,  wie 
klein  auch  sein  Ländergebict ,  auf  der  po- 
litischen Weltbühne  eine  herTorragende 
Rollo  spielt  und  im  Conccrt  der  europäi- 
schen Diplomatie  nicht  ohne  EinfllWS  ist» 
schon  hier  eine  Stelle  finden.  Ton  den  8Sh> 
tu  n  des  ehemaligen  Kurf&rsten  Joh.  Fried- 
rich des  Orossmüth,  (S.  75)  hatte  Joh.  Fried- 
rich der  Mittlere  das  Herzogthum  Gotha 
(mit  Bisenaeh,  Oobure  etc.  eio.)  geerbt. 
Nach  dem  unglücklichen  Verlauf  der  grum- 
bachschen  Händol  (S.  443)  gingen  jedoch 
seine  Bositzuugüu  au  meinen  Bruder,  den 
Herzoff  J.  Wilhelm  y.  Weimar,  ikber  (1567). 
Indes«?  wurden  seine  Söhne,  Friedricli,  Joh. 
Casimir  und  Joh.  Ernst,  in  das  vaterlichü 
Erbe  wieder  eingesetzt  (1570).  Als  aber 
Friedrich  mit  Tode  ab^ng,  theilten  die 
Brüder  ihre  Länd(»r  so,  dass  Joh.  Ernst 
Herzog  von  Eisenaofe  und  Joh.  Cmimir 
Herzog  yon  Coburg  wurde  xmd  dazu  die 
osteriruKÜschen  und  fränkischen  Besitzun- 
gen erhielt  (1&96).  Dieser,  Joh.  Casimir, 


Digitized  by  Google 


669 


SS.  Eoutc:  Coburg  und  ümgebmigeiL. 


660 


liat  lieh  durch  di«  oseh  Ihm  iMnaante 

Kirchen  r  hiiinjr  und  durch  manche  wohl- 
thätige  Stiftung  verdient  gemacht;  während 
die  Härte  gegen  seinen  unglficklichen  Y*« 
ter  und  dl«  lebensl&ngliche  Haft,  worin  er 
deine  nntrcnc  nf»TnfihliTa  Anna  t.  Sachsen 
hielt»  einen  düütern  Schatten  auf  seinen 
ClMMktor  wirft.    D»  er,  gleich  tetmin 
Bruder,  keine  Erben  hinterliess ,  so  fielen 
ihre  Länder   wieder    an  Weimar  zurnck. 
Nun  aber  zerfiel  daa  „alte*'  w6tmar.  iiauä 
10OS  In  dl«  aHenbargiaehe  (Altonbnrv  und 
ro!n:r;r)  tiih!  in  die  neue  weInmri!?ohe  Li- 
nie (Weimar,  Gotha,  Eisenach),  bis  Coburg 
nach   mehrfachen    Oebietstheilungen  an 
AlbrnM,  einem  Sohno  Ilenoff  Xrnst  des 
Frommen,  wieder  einou  eigenen  Regenten 
erhielt  {Km).    Bald  erlosch  Jedoch  auch 
dieser  nene  Ffiratenswetg,  nnd  es  entspann 
sich  n!)cr  <lvn  Besitz  des  Herzogth.  Coburg 
«in  Successionsstreit,  der  1735  dahin  k^- 
schlichtet  wurde,  dass  Herzog  Joh.  Ernst 
(Albrechta  Bruder),  bis  dahin  Hersog  Ton 
Saalfeld,  seine  Residenz  in  Coburg  nahm 
und  sich  fortan  Herzog  v.  Coburg  nannte. 
Ihm  folgeen  seine  beiden  Söhne  OhrtttUm 
Emst  (t  1745)  und  Franz  ,Jo»ias  (t  1764), 
der  das  Recht  der  Primogenitur  einführte 
und  Ton  den  Drangsalen  des  7jähr.  Krieges 
'Viel  IQ  leiden  hatte.  Unter  seinem  Sohne 
Ernst  Friedrich  (t  1799)  gerieth  das  Land  in 
so  mitfsliche  Umstände,  das3  eine  kaiser- 
liche Gommissiou  dasselbe  admiuiütrirte, 
ohne  jedoch  das  Scholdenwesen  an  ordnen, 
das  unter  seinem  Nachfolger  Franx  (flSOG) 
sich  immer  empfindlicher  steigerte.  Die 
Wirren  des  Landet  erreichten  den  höch- 
sten Gipfel,  als  Napoleon  das  ganze  Iler- 
zogthnm  in  Besitz  nahm,  well  dessen  Re- 
gent, Herzog  Ernat,  unter  preuüs.  Fahne 
atand.    Brst  nach  dem  Tllsiter  Frieden 
gelangte  er  in  dessen  ungestörten  Besitz, 
und  wusste  mit  seinem  einsichtsvollfn  Geiste 
nnd  mit  seiner  kräftigen  Uaud  jeuu  Wir- 
ren zu  schlichten  und  nl^t  Mos  über  sein 
Land  eine  schönero  Z nt  herauf  zu  führen, 
sondern  auch)  voruämitcb  nach  dem  Heim- 
lUl  des  Hersogthums  €K>tha  an  Coburg 
(1826),  das  Ansehen  dos  eoburger  Hauses 
nach  ftll<  n  Seiten  hin  zu  fordern  (f  1844). 
—  BeruJtmle  Namen  in  Coburg :  Goneralsup. 
Hegrer»      Heyern-Hohenberg,  Tempeltey, 
R.   Genec,  Gust.  Struve,  A.  Schloenbach, 
Tr.  Hofmann  (jetzt  in  Loip/i^!:»,  Maler  H. 
n.  M.  Brficlinor,  Gübrüdtr  Mülior  (Maler 
nnd  Bildhauer,  jet»^^  in  Paris),  O.  Dor- 
nis  (Bildhauer),  K.  FrommHnn    (jetzt  in 
Nfimberg),  Pomolog  Douauer,  Komponist 
Xangert,  Hoftheaters&ngor  Beer,  Theater. 


regfsseur  v.  Kawaoalnsky,  Hofscthnnaplel«- 

rin  Versing-Hauptmann ,  Virtuosen  Steh- 
hom,  Jacobi  etc.  etc.  —  Der  älteste  Bör- 
ger der  Stadt  ist  der  Bzmlnlster  ▼.  Iiepell, 
der  bei  der  Wiener  Bundeaacte  th&tlc  war. 
Wilhelmine  Schroder-Devrient  f  1^60. 

Industrie.  Sehr  starke  Bierbrauerei. 
IMe  Aktienbranerel  (nnfem  des  Balmhofas), 
nach  dem  „Spatenbräu"  in  MfmchrTi  »  in- 
gerichtet,  hat  1863  über  3S,00<J  Eimer  Bier 
prodnoirt  (tägl.  Vrodnktlons^hantnm  In  den 
WInterroonaten  850  Eimer),  und  findet  im- 
mer grosseren  Absatz.  Das  Exportbier  in 
Champagnerflaschen  wird  in  Schilf enrelop» 
pen  weit  flbers  Meer  Tersendet.  Fnat  Bodk 
beliebter  ist  das  stnrmscho  Bier,  mit  star- 
kem Gummigehait.  —  Weiden-  und  Korb- 
flechtereien (von  Birnstlel  In  Firmelsdorf), 
die  sieh  dnreh  Geschmack  nnd  Billigkeit 

auszeichnen,  mit  f'nmmrxndito  in  Paris. 
SchiUarbeiteu,  (aucti  Teppiche)  Yon  ScIUU 
fer.  Strelehgarnspinnerei,  LInn«nireberef 
(156  Stühle) ,  BaumwoUenmanufactur.  — 
Im  Itzgrnnd  starke  Rindviehzucht ;  nnd 
zwar  i^t  das  itzgründer  iUndvieh,  der  Stolx 
der  eobnrger  Oekonomen,  als  daa  vollkom- 
menste unter  den  verächiedenen  Solilägsn 
des  FraukeuTiehes  anerkannt. 

Umgehungen.  Um  dio  Stadt  herum 
1)  parknrtige  Promenaden  und  überall 
KeätauratioDen.  Die  Aktienbrauerei 
(jmeit  d«r  Eisenbahn)  und  iialie  dabei 
die  „Kapelle"  (vielbesuchter  Vevgnft- 
gungsgarten)  mit  reizender  Aussicht, 
sowie  das  Schiesshaus  und  der  schöne 
Berg  garten  des  „Vaters  Sturm"  mit 
schmucker  Bierhalle  vorzugsweise  be- 
achtensweiib.  Der  HSgelang  swiscfaea 
der  Kapelle  und  dem  Palais  des  Her- 
zogs von  Würtemberg  mit  neuen  Anla- 
gen geschmückt.  Auf  ihm*.. die  P!aft€^^, 
zu  der  man  auf  dem  „neuen  Weg'', 
welcher  sich  dicht  an  der  EisenbiJui 
hinsieht,  an  der  Kapelle  Torttber  empor- 
steigt, mit  schönster  Ansicht  der  Stadt 
Hinter  den  Anlagen  am  alten  Friedhof  ein 
runder  Thurm  ,  worin  Herzog  Joh.  Ca- 
simir den  Geliebten  seiner  Gemahlin 
einkerkerte.  Auf  dem  schönen  neuen 
Friedhof,  $stUch  hinter  der  Stadt,  das 
prächtige  ^Mausoleum,  welefaes  der  re- 
gierende Herzog  im  byzantinischen  Style 
errichtet  hat  <1859j.  Es  tragt  .las 
Motto  Ernst.s  des  Froramen  zur  Ueber- 
i  Schrift:  ,,Iu  Stille  und  Hoffnung/'  und 


kiui^cd  by  Googl 


661  88.  Boute:  Coburg 

steht  auf  einer  AnliShe,  weldie  die 
Stadt  bebemcht  und  die 'schönste  Ati- 
sicht  der  nahen  Festung  gewährt.  Auf 
dem  Wege  zum  Friedhof  das  von  Fr. 
Hof  mann  poetisch  verherrlichte  „Qaack> 
brünnle". 

2)  Touristen  pflegen  vor  Allem  den 
schattigeu  Hofgarten  (jenseit  des  Schlos- 
ses)^ worin  das  rersteckte  Mausoleum 

des  Herzogs  Franz  und  seiner  Gemah- 
lin, zu  durchwandern ,  v^eW  durch  ihn 
der  Weg  zur  Festung  emporführt,  die 
man  zu  Fuss  und  zu  Wagen  in  V« 
erreicht.  Verschiedene  Wege  (am  näch- 
sten vom  Sehlossplatse  aus)  führen  in 
den  Hofgarten ,  dessen  Parkanlagen  in 
neuester  Zeit  bis  zur  hochragenden 
Veste  ausgedehnt  worden  sind.  Am 
bequemsten,  wenn  man  von  dem  klei- 
neu Mausoleum  an  die  Fahrstrasse  ver- 
folgt, wodureh  man  des  ermfidenden 
Stufensteigens  überhoben  wird.  Hie 
und  da  Ruheplätze.  Endlich  tritt  man 
durch  ein  Tlior  —  oder,  auf  den  Staf- 
feln" emporsteigend,  durch  ein  Pfort- 
chen —  in  den  Zwinger  zwischen  der 
ersten  und  «weiten  Ringmauer,  sodann 
über  eine  Stein-,  früher  Zugbrücke  durch 
die  zAvcite  Mauer  auf  den  Wall,  und 
zuletzt  durch  ein  drittes  Thor  Cmit  Fall- 
gatter) in  den  inneren  liaitni  der  Yeste. 
Vor  diesem  Thore,  das  von  einem  neuen 
Thurm  überragt  ist,  sind  Kanonenku- 
geln pyramidalisch  aufgeschichtet,  wfth- 
rend  4  Alarm geschütze  (darunter  die 
fälschlich  so  genannte  ,, Lutherskanone" 
mit  komischem  Bilde}  weiter  hinten 
stehen. 

♦Dw  Vetie  Coburg  („Fränkische  Kroue''^ 
erbebt  sieh  auf  einem  Tonpmnge  dus 
Bauaseiiberges  lin  F.  üLor  dem  Meeres- 
spiegel und  512  F.  über  der  Thalsohle.  Sie 
macht  mit  ihren  dreifachen  Kingmaueri], 
Ibren  Battloneu,  Thflrmeii,  Toraptfingen 
und  Terrassen  einen  imposanten  Eindruck 
nnd  beherrscht  die  Gegend  in  einem  Um- 
Icreii  Ton  00  Stunden.  Der  Umfang  sämmt* 
lieher  Werke  ist  80  li^eutend ,  dMi  man 
Innerhalb  derselben  wol  3  Schlosser,  wie 
die  Wartbarg,  unterbringen  könnte.  Die 
nnprftngliehe  Bni^  toll  entweder  Ton  Karl 
d.  Gr.  gegen  die  Saclisen,  oder  untor  IFoin- 
rich  I.  Yon  einem  Grafen  Cobbo  erbaut 


nnd  Umgebungen.  662 

worden  sein*),    ürkandlioli  kommt  der 

Name  zurrst  t0n7  vor,  wo  Coburg  und 
Saalfeld  von  der  Königin  Bichza  dem  Pe- 
teristift  in  Oöln  Cibergeben  wurden.  Spä- 
ter gehörte  0>  dem  Kloater  zu  Saalfeld  nnd 
kam  dann  an  di"  ^Jrafou  v.  Hchtk  bf^rf^, 
als  deren  Nachlass  sie  den  sächsisches 
Mrsten  saftel,  die  sie  „Unsere  Pflege  in 
Franken"  nannten.  Von  einem  Streifblick 
der  Reformationggoscliichte  wurden  ihre, 
wie  die  Zinnen  der  Wartburg  verklärt,  als 
Luther  vom  18.  Apr.  bis  6.  Okt  1690  (wah- 
roTid  (le'f  migahurgcr  Reichstagoä)  gewis- 
aermassen  im  Verateck  („von  12  Bewaffne- 
ten gehütet**)  auf  der  Teste  wohnte*«), 
und  daselbst,  trotz  seiner  Klagen  über 
leibliche  und  geistige  Schwarlilifit,  fitien 
so  riesenhaften  .  Fleiss  entwickelte,  dass 
er  nickt  blos  Mhirdcke  Briefe  sehrleb 
(es  sind  deren  119  gedruckt,  worunter  die 
unvergleichlich  schöne  Zuschrift  an  sein 
Söhuchen  Johannen),  die  protestantische 
Siegesbymne  dichtete:  „Sine  feste  Itutts 
unser  Ontt"  etc.  etc.  und  öfter  in  dorStnlt- 
kirche  predigte,  sondern  auch  an  der  Bi« 
betfibersetsQ^g  (Psalmen)  fortarbeitete, 
Aesops  Fabeln  yerdeutschte  und  mehre 
wichtige  Schriften  verbreitete.  Ausserdem 
spielte  er  die  Laute,  drechselte  und  übte 
lAxth  im  Fechten,*  Ringen  nnd  Bolsensehies' 
sen.  Nachdem  Harzog  Ernst  die  Ehren- 
burg erbaut  hatte,  ward  die  Veste  von  ei- 
nem Kommandanten  befehligt,  und  l&ii 
von  WaUenstsin  belagert,  der  Jedoch  „das 
Nest,"  worin  sich  der  schwedische  Oberst 
Taubadel  festgesetzt  hatte,  nicht  einneh- 
men konnte.  Die  Anbdhe,  anf  welcher 
dm  kaiserliche  Heer  sich  verschanzt ,  wird 
der  „Vorwitz"  genannt.  Fast  wäre  hier 
WaUenstein  von  dem  berühmten  Feld- 
sehlaagensehlktBen  Oonred  Bttger  ersohos- 
sen  Worden.  Dennoch  gelang  es  im  fol- 
e^enden  Jahre  den  Kaiserlichen  durch  List, 
(iio  Festung  zu  uelimen,  die  erst  im  Prager 
Frieden  dem  Hans  Sachsen  snrftckgegeben 
wurde.  Nnn  verfiel  sie  mehr  und  mehr. 
Das  Zeughaus  ward  1783  'in  ein  Zuchthaus 
verwandelt,  die  werfliroUsten  Antiqnititen 
wurden  verschleudert.  Erst  der  letztver- 
storbene Ilor^ot^  Ernst,  der  in  allen  Thei- 
len  seines  Landes  die  herrlichsten  Bau- 


<*)  T.  SS^meth  Geschichte  der  Festung 
Coburg.  —  Kfx^p<T"ip^kn,  Die  Vogte  Coburg, 
lÖ5d.  —  Die  beigcgebene  Anticht  von  dem 
hinter  der  Festung  hinlanfenden  Höhen- 
zug (Baussenberg), 

««)  PfeiMmUA,  Lnther  In  Coburg.  Dce«. 

den  lä&S. 


I 


Digitize<A)y  Google 


66a 


8S.  Route;  Col)arg  und  Umgebiuigeii. 


664 


dvBkmiler  eniohtote,  Ueas  dteMibe  seit 

1838  nach  Heideloffs  Plänen  unter  Leitung 
des  ArchJtecten  Rothbart  restauriren.  Die^e 
Arbeiten  werdun  bis  jetzt  fortgesetzt,  so 
4aw  wiB  Mieh  die  Straf*  tiad  Trrenaiistfttt 
UU8  der  Burg  entfernt  und  das  Naturniieu- 
iMbinet  in  dieselbe  verlegt  worden  ist. 

Die  rnnfftogreicheii  BanUchkeiteo, 

TOn  {MUrkähnlichcn  TMTasaen  mit  ge- 
zackten BastclLii  iimp;'ebco ,  scheiden 
sich  in  zwei  Abthc  iluiigeii  Zunächst 
gelaugt  man  in  den  äitercu  liot'  (mit 
"250  F.  tiefem  Brunnen) ,  der  von  den 
östUeben  und  stldlicheii  Flflgeln  des 
Ffirst^banes  (mit  neuer  Kapelle)  und. 
vom  neuen  Wirthschaflsgebäude  (r.  vom 
Eingang)  umschlossen  ist,  worin  man 
gegen  billige  Preise  sehr  gut  bedient 
mrd.  Neben  dem  Gastzimmer  eine  mit- 
telalterlicb  ausgestattete  THnkslube, 
'worin  ein  Freskogemälde  vonfiotbbart 
und  vorscliiodone  alte  TrhikgefSsse  von 
ungeheuerlichen  Fornuu.  — ■  An  dcrEcke 
des  alten  Fiirstcnbaues  (1.)  das  Fresko- 
bild des  hell.  <j(eorg.  Im  Erdgeseboss 
desselben  Fitigels  eine  kleine,  dureb 
ein  Gitter  abgeacblosseneffaZ/«  mit  den 
Siejrf'Sf  rophäcn  von  Eckernfördc  (Gal- 
lioiibild  do«?  dänischen  Kricpsseliiffes 
Christlau  VllL,  welches  der  regierende 
Herzog  von  Coburg  eroberte,  Degen 
des  Commandeurs  Paludan,  Flagge  des 
QeiioM  und  verschiedene  Waffen).  Links 
am  Fürst eiibau  tritt  mnn  durch  ein 
älteres  Thor  in  den  zweiton  (grös.soren) 
Hof,  welchen  der  Lange  Bau'S  worin 
jetzt  die  berzoglicbcn ,  besonders  an 
V?}geln  sebr  reiche  *  Natur  aUemamm' 
hingen,  sowie  das  „Schaf ha us*^  U.  das 
ehcrnrili;;»'  Z(ni;jjhans  umschliessen.  Im 
er.ston  Stock  des  letzteren  wohnt  der 
Bauraih  liothbart,  im  zweiten  der  Ka- 
stellan und  der  Custos  der  !Naturalien- 
sammlungen.  Um  cUe  ^inneren  Bäume 
des  Sclilusses,  worin  bis  1547  die  ße- 
gentenfaniilie  wohnte,  u.  ihre  vielfachen 
Merkwürdifjkeiten  zu  sehep,  wendet  man 
sich  an  die  letztgenanntea  (vermittelst 
einer  Treppenscbelle  im  ersten  Schloss- 
boO'  Eintrittsgeld  gewdbnlicb  24  kr., 
eine  grössere  Gesellschaft  1  Galden. 
Eine    Freitreppe    fährt  znr  offenen 


Galerie  des  neuen  Fürstenbanes  mit 
reieber  Holskonstnüction.  An  der 
Rftckwand  ein  grosses  Freskogemälde 

(von  Schneider)  ,  den  Einzug  des  Her- 
zogs Casimir  mit  seiner  Gemahlin  Anna 
darstellend  (mit  Porträts  lebender  Per- 
sönlicbkeiten,  z.  B.  des  Dichters  Rückert). 
Neben  der  Galerie  die  Wagen-  und  ßai" 
telkammer  mit  einer  in  ihrer  Art  einzi> 
gen  Saniniluiig  fiirstlieher,  kostbar  aus- 
gestatteter lirautwaj^en  (aus  dem  16. 
Jahrb.),  alter  origineller  Schlitten  und 
verschiedener  Sfittel  u.  Pferdegeschirre. 
Von  der  Galerie  tritt  man  in  den  Vor- 
taalf  mit  einem  komlscbeti  Gemälde 
(von  Sehneider)  und  sogen.  Orgelj^ie- 
sehiitzen  (Höllenmaschinen  mit  22  und 
41)  Läufen)  ausgestattet.    Durch  bunte 
Glasscheiben  sieht  man  in  einen  Zwln* 
ger  binab,  worin  i  ruppige  Büren  sieb 
tummeln.    Links  der  86  F.  lange  und 
41  F.  breite  Rüstsaal,  worin  eine  so 
reiche  Sammlung   alter    Waffen  und 
Rüstungen  (v6m  14.  bis  17.  Jahrb.),  dass 
in  Deutschlaud  kaum  eine  ähuliche  ge- 
funden wird.  Besonders  beacbtenswertik: 
Helm  ans  dem  14>  Jahrb.,  Thomas Mfln- 
zers  Panzerhemd  und  nägelbeschlagene 
Dreschflegel  ans  den»  Bauernkriege,  2 
Rüstungen  zu  Pierd  au&  der  Zeit  Maxi- 
milians II. ,  Rüstung  des  Herzogs  Bern- 
hard y.  Weimar,  liästung  Emsts  des 
Frommen  als  vierjähr.  Knabens,  kost- 
bare Schwerter  und  Degen  von  deut- 
scher, italienischer  und  spanischer  Ar- 
beit, das  Beil,  mit  welebciu  Grumbach 
in  Gotha  geviertheilt,  u.  das  Schwerdt, 
mit  welebem  seine  Mitscbnldigen  (z.  B. 
Kanzler  Brück)  geköpft  wurden,  eis 
Scharfrichterschwerdt,  das,  nachdem  es 
1 0 1  Kopf  abgeschlagen,  „wieder  ehrlich 
geworden,"  verschiedene  Tortur  Werk- 
zeuge, ein  kolossaler  gusseisomer  Ofen 
aus  dem  16.  Jabrb.  u.  t.  a.      Dem  Waf- 
fensaal gegenüber /-«tAer«5cÄ/a/2mtii«r, 
ein  kleines  düsteres  Gemach  mit  der  von 
ihm  -benutzten,  vielbeschädif^ten  Bett- 
stelle und  verschiedeneu  Arbeiten  aus 
der  geborstenenLothcrsbuche  bei  Alten- 
stein (S.  318).  —  Eine  Treppe  führt 
ins  2.  Stockwerk   des  Fürstenbaues, 
l  Der  Vortaal  ist  mit  Portrits,  Jegdge- 


Digitized  by  Google 


-   .  .    -.  JS  >7  . , 


■:.  '^■^•-r  -^fr- 


;~  V,-.    y  • 


665 


88.  Monte:  Coburg  und  Uiiigebungeu* 


666 


lilheo,  tiaem'HSrseligewtih  von  45  En- 
den, Porzcllangeräthschaften  und  dergl. 
dekorirt.  Rechts  von  der  Troi))ic  das 
Hornzimmer j  durcliwe^  mit  prachtvoll- 
ster Holzmosaik  und  kuDStrcichstcu 
Selmitabildem  auägcsolimlielEt.  fii^g 
OiBimir  Hess  diese  unveri^eicfalich  sdid- 
nen  Arbeiten  von  einem  italienischen 
Meister-  in  der  ersten  Hälfte  dos  17, 
Jahrhunderts  ausführen  u.  zahlte  dafür 
20,000  Ü.  Sie  stellen  die  Jagden  des 
Menogs  dar.  Unter  d«ai  wciühTellen 
1f<»bi]!eii  der  Schreib-  und  Waecbtiseh 
Herzogs  Ernst  dcs  Frommen.  Sorg- 
fältige Forschungen  haben  ergeben.  «1nss 
dieses  helle  Oemach  Luthers  Wohnstube 
war,  deren  Wände  er  mit  Sprüchen  be- 
S^iieben  ttatte,  die  jetstl^  denFenster- 
niselien  des  BeformAtoxennmmers  zu 
lesen  sind.  Links  vom  Vorsaal  die 
Oevchrkammcr  (IJankcttsaal)  mit  den 
lebensgrossen  Bildnissen  von  Tilly,  O. 
Adolf,  Beruh,  v.  Weimar,  Ferdinand  II., 
Herzog  Casimir  (grösstentheils  von 
Sdindder),  800  Jag^-  und  Scheibenge- 
wehren  in  fast  durchgehcuds  seltenen 
und  meisterhaft  gearbeiteten  Exonipln- 
ren  vom  Lunten-  bis  zum  Fcuerschloss 
(darunter  Schiessprügel,  Doppelhaken, 
Drdböeke,  Andr.  Hofers  Bflcbse).  Anf 
einem  konsireicben  Büffet  ^eine  Ansah!' 
seltener  Trinkgefässe  (Traubenkelch, 
Apostelkriigc ,  Birkenmaier  etc  ).  An 
der  mit  Wappen  gezierten  Decke  hän- 
gen Kronleuchter  aus  Hirschgeweihen. 
—  Die  folgüBiiettBimne  waren  die  ehe- 
maligen Wohnvmmer  der  fürstlichen 
Familie ,  im  spätgotbischen  Style  ums 
Jahr  1490  reich  dekorirt.  Im  Rosen- 
zimmer,  mit  365  verschiedenen  Rosetten 
an  der  Decke,  sind  besonders  die  ThÜren 
TOB  grossem  Werthel.  0er  alte bnnteEa- 
^elofen  eatiiält  lascive  Darstellungen, 
Bauerntänze  u.  Brustbilder  geschichtli- 
cher Personen .  An  den  Wänden  Ahnenbil- 
der des  Fürstenhauses.  In  den  Fenstern 
Glasgemälde  mit  sinnreichen  Wappen- 
tprfiäen.  Auf  einem  BtlfliBt  eine  reiche 
ftunmlnng  alter  Trinlq^lfiser  deutscher 
md  venetianischer  Arbeit  (darunter 
„Rtumpfschwanz**  von  Gustav  Adolf. 
— ■  Marienzinuaer  mitUolzreliefs  an  den 


Wänden,  das  lAben  der  heifiged  Maria 

darstellend.  Sie  stammen  aus  dem'  im 
Bauernkrieg  zerstörten  Kloster  Mönch- 
röden bei  Coburg.  Von  dcu  beiden 
Madouneubildern  in  Ilolzsculptur  war 
das  grössere,  als  es  noch  in  de^  Krens-, 
hirohe  sn  Coburg  staiid,  als  wunder- 
thätig  verehrt.  —  Heformatorenzimmer 
mit  den  vomBaurath  Rothbnrt  .niif  Hold- 
grund  oicmalten  lebensgrossen  BiMnis- 
sen  Luthers,  Melanchthons ,  u.  anderer 
aus  der  Beformationszeit  bekannten 
Persönlichkeiten.  An  der  Wand  die 
Copie  eines  filteren  Bildes  (ytm  Amalie 
Pra*torius),die  ücbergabc  der  augsburgi- 
schen Confession  darstellend.  DioThii- 
ren  sind  Meisterstücke  der  Holzschnitz- 
kunst —  Der  obere  Stock  des  östlichen 
FlQgels  enthält  eine  Xvj^ertHehiamm" 
hing  von  220,000  Blättern  aus  allen 
Zeiten  und  Schulen  (am  wertli vollsten 
Dürers  Arbeiten,  sowie  die  Origiiial- 
kupferplatten  von  Mark  Antonio  und 
A.  Yenesiano) ;  eine  JAfoussammliii^  Ton 
etwa  8000  Gold-,  Silber  -  nnd  25,000 
Kupfermünzen  aus  allen  Stadien  der 
r.rnvirkunst ;  eine  Handschriflensamm- 
hing,  die  vom  jetzt  regierenden  Herzog 
augelegt  und  vom  Prinzen  Albert  sehr 
bereichert  worden  ist.  Sie  nmfasst  be- 
reits an  6000  Nummern  nnd  ist  neuer- 
dings Tortrefflicb  geordnet.  Diese  Samm- 
lungen werden  nur  nnf  besonderes 
Verlangen  gezeigt.  —  Um  die  ent- 
zückende Aussicht  von  der  Vcste  in 
ihrem  gansen Umfang  zu  geniessen,  be- 
schränke man  sich  nicht  blos  darauf, 
die  südöstliclie  Terrasse  zu  ersteigen, 
welche  der  Restauration  angrenzt^  son- 
dern mache  einen  Gang  rings  um  die 
Mauern  herum.  *)  Später  wird  ein  neuer 
Thurm  alle  Zinnen  überragen,  damit 
das  wundervolle  Landschaftsbild,  das 
auf  den  verschiedenen  Basteien  (am 
schönsten  auf  der  „Bärenbastei",  wo 
man  auch  die  Stadt  sieht)  gleichsam 
in  einzelnen  Blättern  vor  die  Blicke 
tritt,  au  einem  Panorama  dich  riindie/ 
das  nur  von  den  fSemen  Gkbii^sQgen 

Einen  Bolchen  Ttnndgang  hat  Fr. 

Ilojmann  in  soiuem  Gediclitc :  „Di6  Teil« 
Coburg"  sehr  poetisch  gescldldert. 


Digitized  by  GoOglc 


e67 


$6,  Heute:  Coburg  and  Umgebungen. 


66B 


(Thüringer wald ,  Frankciyura,  Ficbtel- 
gebirge  und  Bh5n)  abgeseUoasea  wird. 
Gen  W.  Vcste  Hcldburg,  Kreuzberg, 
Straufhidn,  Gleichherfre ,  (ieba,  Dol- 
mar  ptc. ;  gen  S.  Itzgrund,  Banz,  Mer- 
zcliiilieiligen,  Staffelberg;  gen  O.  der 
Kauchkulm  bei  Baireuth  (26  Stunden), 
Schneebevga.  Ocbseakopf ;  genN.die  ein- 
förmige Bergkette  des  Thftringerwaldes. 

3)  »Rosenan  (IV»  St.)  entweder 
mit  der  Eisenbahn  bis  Oeslau  (8.  137) ; 
oder  Auf  der  Chaussee  Über  Dörfles 
(1  St.),  wo  ein  Strasseoarm  (I.)  direkt 

zur  Restauration .  ein  anderer  an  der 
Schweizerci  vorül  -  i   olM  iidahin  flihrt; 
oder  (mit  Uiuwcg)  liUcr  Neuses  und 
Bertelsdorf  (gl eicbfalU  Chanssee) ;  oder 
von  der  V^ette  fiber  den  Baussenberg 
(sehr  anmuthige  Kunststrasse)  direkt 
zur  Schv'cizcrei  (1  St.),  von  welcher 
schöne  Promenaden  wege  in  10  Min.  zum 
Schlosse  führen ;  oder  von  der  Veste  zu 
Fuss  -nach  Cortendorf  f     St.) ,  dnem 
Vergnugungsort  ^n  der  Strasse  nach 
derBosenau  (l  St.).    Rosenau  gleicht 
einer  traulIch-lHMtcren  Idylle.    Im  14. 
Jahrh.  stand  hier  der  Burghof  f^nies 
edlen  Rittergeschlechtes.    Jetzt  ist  das 
Schloss,  vom  letatTerstorbenen  Herzog 
im  alterthfimliehen  Banstyl  TerjOngt, 
im  Wechsel  mit  Reinhardsbrunn  die 
Sommerresidenz    des     fiirstl.  Hofes, 
Die  Königin  Victoria  von  England  weilt 
gern  in  dem  einsamen  Thale,  wo  ihr  un- 
vergesslicherOemshldleTanfe  empfing 
nnd  die  l^iele  seiner  Kindheit  spielte. 
Das  Fürstenhau  s  ^)  prangt  auf  einer  mit 
Rosengebtisch  bepflanzten  Anhöhe,  von 
der  man  eine  hübsche  Aussicht  hat,  und 
ist  von  einem  umfängliclien  Park  umge- 
ben, den  die  Its  durchfliesst.  Die  inne- 
ren Bävme  sind  fürstlich  ausgestattet, 
und  enthalten  werthrolle  Gemälde  und 
Kunstwerke.    Die  Wände  eines  Zim- 
mers sind  von  dor  Herzogin  von  Kent 
gemalt.  Hinter  dem  Schlosse  eine  Grotte 
mit  krystallhellem  Wasser;  .weltexldn 
eine  Kaskade  und  ein  grosser,  yon  En- 
ten und  Schw&nen  bdebter  Telcb. 


ej  Siehe  die  beigigebene  Anrield. 


Au^dem  Wiesenteppleh  lüelt  der  ver- 
storbene Heraog  Turniere  und  das  be- 
rühmte Rosen  -  und  Ileucrfest.  Neben 
der  Gastwirthschaft  ein  Blumen-  und 
Küchen^^artcn,  sowie  eine  Fasanerie, 
die  jedoch  nur  auf  besonderes  Verlan- 
gen geöffnet  wird.  —  Will  man  die  Wan- 
derung weiter  ausdehnen,  so  besucht 
man  die  Thongruben  bei  Einhcrg  ^  un- 
fern Oeslau's ,  dfis  F;irhenwerk  zu 
Alcxandriuenthai  und  Mönchröden 
St.  von  Oeslau),  wo  sich  das  Hial  ver- 
engt  nnd  östlich  der  1421  F.  hohe  Kulm 
emporragt.  Im  nahen  Hässigsp^md 
künstliche  Forellenzucht.  L.  von  Mönch- 
röden horznc;lichcr  TTiifrgarten ,  der, 
sonst  viel  grösser,  jetzt  etwa  noch  120 
Stück  Damm  wild  und  ebenso  viel 
Schwarzwild  enthilt.  —  Oder  man  ver- 
folgt den  reizenden  Itzgrund  (Strasse 
nach  Schalkau,  R.  90)  u.  geht  durch  das 
romantische  Wohlbachsthal  bis  zur  Ruine 
Lautrrbvrß  (V^  St.  von  der  Rosenau). 
Rückwärts  üb.  Oeslau  mitderEisenbahn. 

4)  »Gailenberg  (l  St.).  Man  kann 
alsbald  von  der  Bosenau  über  Bertfiels- 
dorf  und  Neuses  nach  Callenberg  fah- 
ren (2  St.),  SO  dass  man  häufig  die 
selienswerthesten  Punkte  in  Coburgs 
Umgebung  (Veste,  Rosenau,  Callenberg) 
in  emer  Bnndtour  besueht  Cvon  Cobnrg 
aus  nnd  dahin  zurück  6  St).  In  erster 
Reihe  stellt  dieVeste,  in  zweiter  Schloss 
Callenborg,  Von  der  Stadt  aus  fuhren 
zwei  Kunststrassen  dahin,  nnd  zwar 
(am  meisten  benutzt)  vom  Bahnhof  aus 
(gegenüber  AdamSberg^  auf  dessen 
Kuppe  dn  Gartenhaus  steht,  worin  Jean 
Paul  die  „Flegeljahre*'  diehtete)  am 
Palais  dts  Herzon^  Ernst  von  IVuH'^m' 
berfff  oder  nn  derii.ascrne  vorüber  nach 
Neuses  (V»  !St.).  Jene  stattliche  Villa 
(„Emsthohe*'),  deren  Inneres  gern  ge- 
zeigt wird ,  prangt  auf  smer  blumenge* 
schmückten  Terrasse,  von  der  man  eine 
reiTionde  Aussicht  hat.  Von  da  führt 
ein  Strassenarm  1.  durch  den  Thiergar- 
ten, ein  anderer  r.  über  Neuses  nach 
Callenberg,  der  eine  aufiHLrts ,  der  an- 
dere abwftrts.  Im  Dorfe  J^ewtea  lebt  der 
hochbetagte,  aber  geistesrüstige  Dichter- 
meister Friedr.  Biickert  in  gl&eidicfaem 


Dicjitized  by  Google 


669 


88.  JUmu:  Coburg  und  Umgebungen. 


670 


FamUieiifadse  (TKittdctr).  SeinWobn- 
hans  (GntsgebSude)  liegt  im  GrSnen 

versteckt  neben  derKirche.  Hier  spra- 
delte  der  Quell  seiner  Lieder  in  immer 
neuer  Frische ,  so  dass  er  sein  „Neu- 
sesser Stillleben''  mit  den  Worten 
seliUdert: 

,,Neuer  Sitz  am  alten  Coburg, 
Mir  im  Uerbst  oin  neuer  Lena, 
^      Meine  kleine  FreudeufroUburg, 
Bhrenbmv  nad  Besidenx;  .  . 
Wo  ich,  WM  ich  Btnbt*,  erstiebte, 
Wo  ich,  was  ich  rang,  errang, 
Meinen  Liebesfrühling  lebte,  ' 
Meinen  Liebesfrühiing  sang/* 

Weiter  oben  im  Dorfe  vielbesncbte 
Gartenwirthscbalt  mit  gutem  Backwerk. 
Jenseit  derselben,  an  der  Strasse  naeh 
Bodach,  das  rückertsche  Schweizer- 
häuseben. —  Die  Strasse  nach  dem  Cal- 
lenberg fiibrtdarcbdas  Dorf;  ein  Fuss- 
weg dahin  sweigt  sieb  1.  ab  durch  den 
schattigen  Thiergarten,  L.  auf  einer  An- 
höhe im  Walde  steht  ein  spitzsäuliges 
Denkmal  über  der  Gruft  des  1817  in  Coh. 
verstorbeneu  Dichters  A.  v.  Thümmel 
(mit  Inschriften  ans  seinen  Ctodiebten). 
Tiefer  in  der  Schlacht  des  Hains  noch 
einige  andere  Honnmente  Ton  geringe- 
rer Bedeutung.  Schlägt  man  hinwärts 
oder  rückwärts  den  Weg  durch  deü 
Vark  ein,  so  kommt  mau  zur  Jf'asantn- 
meitUrH  (mit  Hunde-  nnd  Thiers win- 
ger),  wo  viele  edle  Thiere  gesQchtet 
nnd  vom  Fasanenmeister  gezeigt  wer- 
den. Auch  ein  kleiner  zoologisi  }ier 
Garten  ist  von  Interesse.  Namentlich 
prachtigu  Hirschexemplare,  bedeutende 
HÜbnersv^t,  Fischottern  nnd  dergl. 
Anf  der  H5he  nnweit  Tfallmmels  Denk- 
mal das  weitriehtige  thurmartige 
Schlosschen  des  verstorbenen  Grafen 
Mensdorf.  —  Ungleich  prächtiger  die 
Sommerresidenz  des  Herzogs  v.  Coburg, 
SMouCfaXU/nJUrg,  auf  einer  freien  Berg- 
kappe (1160  F.).  Im  18.  Jabrh.  der 
Stammsitz  einer  angesehenen  Kitterfa- 
milie, ist  die  alte  Veste,  zu  der  herr- 
liche Parkwofrc  tührt  n  ,  vor  wenigen 
Jahren  zu  einem  prachtvollen  Fürsteu- 


sehlosse  (vom  Hofbanratfa  Bothbart) 
umgewandelt  worden,  das  tn  seiner 

alterthümlichen  Neugestalt  einen  höchst 
malerischen  Anblick  gewährt  "Die 
inneren  Räume,  vom  Kaste  ilm  gezeigt, 
wegen  ihrer  '  trefflichen  Architektur, 
ibfer  kunstrdchen  radbanenurbeiten, 
ihrer  OemUde  a.  sonstigen  Kunstwerke 
höchst  beachtenswerth.  Restaurirte 
Kapelle  mit  herrlichen  Glasmalereien. 
Der  Burghof  ein  kleines  Paradies,  mit 
gusseiseruem  Treppenhaus.  Kings  um- 
her geschmackvolle  Anlagen,  Weihttr, 
Fontänen,  und  selbst  im  obwen  Sto<^« 
werk  des  Schlosses  ein  allerliebstes 
Gärtchen  im  schmuckesten  Rocoorostyl 
Von  der  blumen-  und  epheu  u;eschmück- 
ten  Terrasse  prachtvuiie  Aussicht:  gen 
O.  Teste  und  Stadt  Coburg,  gen  N.  die 
Tliüringer waldkette,  genW.  die  Ruinen 
Ludwigsburg  und  Straufbatn,  die  Gleich' 
berge  und  die  hohe  Rhön  mit  dem 
Kreuzberg.  Unter  der  Burg  eine 
sehr  frequente  Bestauration. 

5)  Noch  empfielilt  sieb  folgender 
Ausflug  (mit  Führer) :  Am  Schiesshaos 
und  der  Aktienbrauerei  vorüber  zur 
Hohen  Fichte  Q!,,  St  )  mit  herrlicher 
Aussicht;  dann  durch  das  Dorf  u4Aom 
(mit  einem  alten  Schlosse)  und  am 
„Steinern  Tisch'*  vorfibernach  JTtfCie^- 
dorf  (V^St.),  mit  schöner  Garten wirth- 
schaft,  herzogl.  Sf-hlös^chen  und  Park. 
Hübscher  und  wohlfeiler  Sommeraufent- 
halt. Weiter  auf  den  Buchberg  (iai2 
FJ)  und  den  Gmherttein  (1288  F.,  % 
St.),  mit  weitem  Blick  naeh  Süden. 
Dann  nach  Seidmannadorf  (V^  St.),  nnd 
über  den  EcJcardsberg  (1330  F.),  mit 
wundervoller  Aussicht,  entweder  in  die 
Stadt  zurück  (%  St.),  oder  über  die 
Ziegelei  auf  die  Veste  (V^  St.).  Die 
ganze,  sehr  genussreiebe  Tour  nimmt 
(ohne  Aufenthalt)  3— 4  St  inAnsproeh. 
Will  man  selbige  weiter  ausdehnen,  so 
gehe  man  von  Ahorn  auf  den  hochro- 
mantischen Hohenstein  (l  St.),  der  zur 
Zeit  des  Bauernkrieges  eine  bedeutende 
Rolle  spielte.  Die  Burgruine,  in  welche 
moderne  Gebäude  eingebaut  sind,  ge* 
hört  jetzt  der  Fannlie  von  Imhof.  Rei- 
zende Anlagen  im  nahen  Wald.  Pr&ch- 


Digitized  by  Google 


671       89.  Route:  Vöii  Coburg  über  Unimerstadt  nach  Ueldburg.  G72 


tige  Aussicht.    ZaiÜck  Ober  Haardt  u. 

Triel*S(loi  f  nach  Kotscljondorf. 

iSd>enrouU  nach  Bans  ttml  Vierzehnheiligen 
(1  Ta«r).  Eisenbahn  bts  Uchten/eU  (S.  137), 
md  dann  über  Hausen  nnclx  KIoMer  Banz 
(noch  St.).  Von  }>ir>r  fj  St.)  über  Slnf,-!- 
stein^  bayer.  Stadtchen,  mit*  Eisenbahn^tA- 
tioiit  1d  w*l^m  140i  der  b«Hlbinte  Reöben- 
meister  Adam  Bieso  geboren,  (in  der  Nähe 
der  felsige  Staffelberg  mit  wcit«T  Umsicht, 
und  gegenüber  der  Veitaherg  mit  Kapelle) 
tnm  Kloster  VUrtOMMUgem  (|  8t  t.  Stsf* 
felstf'In).  Einsp.  Ton  Lichtfnf.l*  I  is  TTan- 
seu  2  fl.  30  kr.,  dann  zu  Fuss  nach  Banz 
St.);  oderKOethwageii  tob  Oobntig  Ptr 
in  ganze  Tonr.  *^  SchloM  Banz,  ehemaL 
Beuedictinerkloster,  jetzt  Ei'K«'i>fl'um  des 
Herzogs  Max  v.  Bayern»  das  herrlichste 
aller  frinktoeben  fleblSsser,  mit  reichen 
Saiiitnliinp;<  n ,  pr.u-litvi.llcr  Klrclic  uixl  ent- 
zückender Aussicht  iu8  Maiutbal.  Dürftige 
Oastwirthachafl.  Vierzehnheiliyen^  sehr  stark 
besuchter  "Wallfalirtsort  mit  harrllcber 
Kirche 

Flora  von  Cobarg: 

Aira  flexuosa.  Allium  sonescent.  Ane- 
mone hepaticft.  A.  silvestris.  Anthericum 
XiUiago.  A.  ramoBUm.  Amm  maeulatum. 
Ast«r  amellns.  Astragalua  Cicer.  Avena 
pratensis.  —  BromuH  agpor.  Bupleu- 
ruiii  longifolinm.  —  Calla  palustris.  Cam- 
paanla  glomerata.  0.  Speenlom.  Oardamlne 
ImpatlenS.CarexDrymnr.i.  C.limnain.  Ctnon- 
tamu  Cfichraderi.  C.tomeutosa.  Cephalan» 


tlierapallene.  C.  rubra.  Cirsium  heterophyl- 
lum.  Convullariaverticillata.  Conyza  squar- 
rosa.  Corydalis  fabacea.  Critamus  Falca- 
rin.  Cypripediom  Calceolns.  —  Dianthas 
superbn--  Epipnrtis  Intifolin.  E.  pnhistris. 
Erysinuim  Lier.actfnlium.  £.  odoratum. 
Euphorbia  platyphyllos.— Fragaria  Eoltlaa. 
—  Oalanthns  nivalis.  Galium  rotundifoliiiiB. 
6.  sncharatum.  Gentiana  <  rlinta.  G.  cru- 
ciata.  G.  Pneumonantbe.  Guaphalium  syl- 
vatienm.  Qood^a  repens.  Gymnadeaia 
conopscn.  ITippuris  vulgaris.  Ilvpori- 
cumpulchrum.  — Isatis  tinctoria.  —  Lathraea 
sqnamaria.  •  Larala  orysoides.  Xemna  tri- 
sulca.  LUlnm  Martagon.  Xiaarla  sparia. 
Listera  ovata.  T,  itbospcrmuin  piirptireo- 
caoruleum.  Melica  nnlflora.  Meum  atha- 
mantlcum.  Monotropa  Hypopithys.  —  Ni- 
gella  arvensis.  ~  Ophrys  Myoides.  O.  fusca. 
o.  tnilitaria.  O.  paUens.  0.  ustulata.  Oiy- 
coccos  palustris.  —  Fhysalis  Alkekengi. 
Piatanthera  ehloraatba.  Poa  alplaa.  Po- 
ly^rnla  nmflrn.  rrcnatithes  ptirpurea.  Pyrnla 
umbüUata.  —  Hanunculus  Lingua.  Rosa 
tomentosa.  Bnbns  saxatilf  b.  —  SaUz  repeni. 
SalTiaTerttcillata.  Scirpua  acicularis.  S.  Ta- 
bema<^montnTii.  Sctitcllaria  hastifolia.  Sos- 
leria  cocrulea.  isorbus  hybrida.  Spiraea 
Amncns.  Stachst  recta.  Stapbylea  pin* 
nata.  Synfherisjua  vulgare.  —  Teucrium  Bo- 
trys.  T.  (')iamacdrys.  TnVntnll?«  enropaoa. 
Trollius  euTopaeus.  Tulipa  sylvestris.  — 
ütricularla  Tolgarla.  —  Yecbaaenm  Mac* 
tarin.  V.  phoeniccuin.  Vrronica  latifolia. 
V.  spicata.  Viola  mirabUis.  T.  BiTiniana. 


89.  Eoute:  Von  Coburg  über  Ümmerstadt  nach  Heldburg. 

(Xe]>eDronte.) 


PoU  in  8  St.  25  Min.,  Ab.  7^  l  lir,  1  fl. 
19  kr.  —  Projoctirto  EiteubahH  von  Coburg 
fibtt-  Tambach,  Vrfodrlchshall  «ndfl^ldbnrg 
nadi  G^mfindea. 

üeber   Weldaeb,    Weftramsdorf  und 

Gersbach  nach  Ummerstadt  (3  St.);  oder  (zu 
Fuss)  ubor  Scheuerfclfl,  Altenhof  und  Tam- 
bach, wo  vor  Zeiten  ein  Kloster,  Jetzt  ein 
86falosa  des  Grafen  t.  Orthesbarg  In  wnn- 
derschöner  Landschaft.  Hann  ins  meining. 
St&dtcben  Ummtrvtadl,  wo  das  Töpferge- 
werbe an  Haute  ist.  Von  Ummerstadt  über 
Friodrichgball  und  Lindenau  nach  Heldburg. 
Friedrich  sli  all  im  Krcckgrund,  obf-niali^e 
Saline  <«eit  1140),  1»45  durch  Verkauf  in 
PifTathitide  ftbeigegangen.  Die  Xoohsals- 
barsünng  hat  angehört.    Dag^n  wird 


viel  (Jlauber-  und  Bittersalz  gewotincn,  so 
da«s  erstcres  seinen  altofficinellen  ISaiaen 
(Sal  aparitivum  Frledericianmn)  hier  erhielt, 
indem  Priedrichsh.  lange  Zeit  eine  der  we- 
nigen Fabriken  war,  welche  diese  Medi- 
cinalsalzo  lieferten.  Noch  glänzendere  Ge- 
schäfte werden  seit  1842  mit  dem  zuerst 
von  Vi.  Bartonstoln  cmiifohh'nf n  Friotl- 
richshaller  Bitterwasser  gemacht,  von  dem 
jihrlieh  gegen  400,000  Krfige  tu  alle  Welt- 
gegenden  versendet  werden,  so  dass  sich 
Liebig's  Ausspruch  bestätigt :  ,,Das  Frfcd- 
richbhalWr  Wasser  gebort  zu  den  wirk- 
samsten* l!nr«>pa*B,  nnd  ich  halt»  den  Bealts 
dieser  Quölle  für  einen  wahren  Schata.** 
Neugebautes  Curbaus  mit  Badeeinrichtung 
ist  1864  dem  Pnbillnim  nbeigeben  worden. 
SOdburg  (I  St)  :  0.  6S6. 


Digitized  by  Google 


673 


90.  BouU:  Yon  Coburg  naeh  SchaUcau  und  Limbaeli. 


674 


90.  £oate :  Von  Oobnrg  naeh  Schalkan  und  Limbaolu 


Chaussee  (oder  Eisenbahn)  fiber 
Oeslau  (S.  137),  iV«     i  ^^^^  I- 

an  der  Rosenau  vorüber,  durch  deu 
schönen  Jt-:firund.  Etwas  näher,  wenn 
man,  ohne  Oeslau  zu, berühren,  alsbald 
von  Dörfles  zur  Rosenau  geht  oder 
fährt,  nnd  in  Unterwohlsbach  {}!^  St.  v. 
der  Bosenan)  in  die-Hauptstrasse  ein- 
lenkt, oder  die  FusswaiKlcruiifj:  bis  zur 
Sagenreichen  Lauterhurg  (20  Min.  von 
l'ntorwolilsbach)  fortsetzt.  Die  sehr 
uumuthige  Laudstrasse  berührt  Unter- 
wohlsbaäi,  "Waltersdorf,  Mittelberg, 
Fischbach  ViSkSiÄlmertwiind  (mitSchloss 
und  Hammerwerk).  Ehe  man  nach 
Almerswind  kommt,  voreinigt  sich,  un- 
weit eines  Eisenhainiiiers  und  einer 
»Schneidemühle,  die  Grümpen  mit  der 
Itz.  Bis  SehtUkau  %  St.  (von  Coburg 
4  St.):  8.  653. 

Ton  Schalkau  nach  Limbach 

(3  St.)  führen  2  Strassen,  fn.st  trUidi 
■weit.  Anfangs  durch  den  Trtichcntha- 
lergrimd  zusammenlaufend,  während 
bald  hinter  der  Stadt  die  Strasse  nach 
Eisfeld  (S.  650)  I.  ablenkt,  schdden 
sich  jenseit  TtntcIcenthaU  2  Arme,  die 
beide  in  Limbach  münden  :  der  linke, 
ohne  einen  Ort  zu  berühren,  der  reclitc 
(am  interessantesten)  über  Theuern. 
Beide  durchziehen  einen  der  nnwirth- 
barsten ,  rauhesten  Gebirgsdistrikte. 
Das  meining.  Dorf  TruckenthaZ  (%  St. 
von  Schalkau),  bei  welchem  das 
Truckenthal  er  Wasser",  nachdem  es 
sich  eine  Strecke  weit  in  die  Erde  ver- 
loren, aus  einem  Felsen  (Trieblschhöhle) 
wieder  herrorbricht,  liegt  am  Fusse 
des  Goldberges  und  hat  sich  neuerdings 
durch  seinen  Gewerbfleiss  bedeutend 
gehoben.  Schlägt  man  oberhalb  Trucken- 
thals den  Weg  r.  über  das  auf  einer 
Terrasse  des  Stegerberges  malerisch 
gelegene  Dorfehen  Theuern  (V,  St.  von 
Tru^cnthal)  ein,  so  kommt  man  in  das 
Tomantisclin  Thal  der  Oriimpen  (Theu- 
erngrundj,  welches  .sich  bald  enirer,  bald 
weiter,  an  vielen  Schneidern iilileu  vor- , 


jenseit  der  Grund-  oderNeumannsmtthle 

(zugleich  Wirthshaus)  in  1%  St.  er* 
reicht  (S.  650).  Wer  erst  nach  Stein' 
heid  will ,  p:eht  von  der  Grundmiihlc  r. 
ab,  über  einen  ziemlich  steilen  Berg 
(Y^  St.).  —  Uebrigens  kann  man  auch 
auf  der  Tour  von  Schalkan  nach  Lim« 
back  den  BUstberg  (S.  651)  besuchen, 
indem  man  vom  linken  Strasscnarm 
(etwa  "^Tin.  oberhalb  Truckenthals) 
1.  von  der  Strasse  durch  den  Wald  geht 
(noch  VftSt.  bis  zumBless);  oJer  indem 
man  von  Sdialkau'ans  die  eisfelder 
Chaussee  bis  Bachfeld  verfolgt  ('/«St.), 
von  hier  rcchtsab  durch  einen  Thal- 
grund nach  Mausendorf  ('/j  St.)  und 
Stelzen  (V4  St.)  j^eht,  und  von  da  aus 
deu  Gipfel  des  Bei'ges  besteigt,  lieber 
die  Dürre  Fidite  (Berg)  gelangt  man 
dann  wdter  auf  die  Strasse,  äe  von 
Schalkau  nach  Limbach  fOhrt  und 
nicht  weit  von  Siegmundsburp::  (an  der 
Saarwand,  bei  der  Grümpenquelle)  mit 
der  eisfeld-limbacher  Chaussee  (S.  649) 
sich  rereinigt. 

Will  man  auf  Schalkau  versichten, 
so  empfie  hlt  sich  folgende  interessante 
Fusswand«  l  im :  TTinter  Almerswind 
reclits  ah  durcii  das  hier  noch  ziemlich 
breite  Thal  der  Grümpen  nach  dem  Dörf- 
chen Chümpen  (%  St.).  LSngs  dem 
Bache  Spuren  der  ehemals  betriebenen 
Goldwaschen.  Uebrigens  kann  man 
auch  von  Almerswind  nach  Schalkau, 
u.  von  hier  auf  der  soiniebergcr  Chaussee 
nach  Grümpen  gehen  \^^/^  St.).  Der 
erstgenannte  Weg  ist  jedoch  mindestens 
Vs  St.  nSher.  Eine  gute  l^ertelstunde 
oberhalb  des  Dorfes  Grümj>en  verlässt 
m  ni  (lor  Crümpengrund,  der  sich  direkt 
nacli  Theuern  emporsieht,  u.wendetsich 
rechts  einem  anderen  Tlialeinschnitte  zu, 
der  in  Va  St  nach  SauentUi»  fShrt.  Die 
malerisäeLage  diesesDorfes  ist  höchst 
überraschend.  Einzelne  Hänser  ziehen 
sich  am  Abhänge  eines  Berges  hinauf, 
de'^seii  Gipfel  mit  der  schönen  liuine 
der  alten  Burg  Kauenstein  gekrönt  ist. 
über  und  durch  finstere  Waldung  nach  1  Diese ,  vom  gleichnamigen  Bitterge* 
ZÄmbach  hinauf  schluchtet,  das  man  i  schlechte  1860  erbaut,  ward  von  kaiser- 
Ffikrer  dareh  Thfiringen.  «  25 


Digitized  by  LiOOgle 


675 


91.  R&ute:  So3ine1»«r(f  und  ümfj^elmttgeii. 


676 


liehen  Truppen  1640  jierstört.  Die  ehe- 
malige Kapelle  jener  Burtr.  h<tch  über 
tlem  Dorfe,  wird  nochjetzt  alsKirchlcin 
benutst,  u.  gewibrt  eine  kSstliche  Weit> 
sieht.  Die  Bewohner  nähren  sich  theils 
von  Pech  -  u.Pottaschenbereitunp^  haupt- 
sächlich aber  in  der '^chwunghafthrtru  - 
beuenPorzcllanfalirik,  die  1785  von  ilcr 
Familio  Greiner  angelegt  wurde  u.  lange 
Zeit  eineder blühendsten  in  Deatscbland 
war,  so  dass  die  BevSlkeraDg  und  der 
Wohlstand  des  Dorfes  dadurch  ansser- 
ordeiitlich  frewaeh<?cn  ist.  —  VonRauen- 
stein  kann  man  auf  dem  nächsten  Wege 
über  Steinheid  nach  Limbach  geben 
(2  St.) ;  räthlicher  aber  und  angenehmer 
ist  eSf  sich  1.  nach  Thenem  jCv«  St.)  zu 
wenden,  u.  nun  wieder  dIeKnnststrasse 
durch  den  Orümpenifrund  zu  verfolgen 
Ucbrigens  machen  wir  noch  auf  einen 
kleinen  Abstecher  aufmerksam,  u.  zwar 
▼on  Bauenstein  nach  Xeti^enhaeJi  Cj\ 
St.),  um  das  ZinseUoeh  (am  Wege  nach 


Rabenffussip-")  yn  sehen,  eine  mit  Fichten- 
gcstrüpp  umbusebteTropfsteinliöhlo, die 
sich  lang  u.  schmal  durch  zerklüfteten 
Flötslcalk  schtuchtet.  Sie  ist,  von  einem 
BXchlein  durchflössen,  fast  Yt  St.  laof, 
(2—8  F.  breit,  20  F.  hoch)  und  durfte, 
wpiui  sie  zugÄngiger  gemacht  u.  hie  u. 
da  erweitert  würde,  mit  der  altensteiner 
Grotte. wetteifern.   In  ihren  Gemächern 
sollen  dieZinselmSnnchen  (Bergsweiige) 
bansen.  Will  man  nicht  nachRanenstdn 
zurückkehren  und  über  Theuern  jrohen, 
so  knnn  man  auch  von  Meschenbach 
aus  (östlich)  den  nahen  Winkelbrecbt 
(Windgeb  recht)    besteigen,   um  vom 
BuhUrkopj  (2530  F.)  die  Blicke  nach 
dem  Thüringerwald,  dem  Fiehtelgeldrge, 
nach  Bans,  Bamberg,  zu  den  Gr/efch- 
IjerEjen  w.  -znr T?li<'iT!  •schwo-feri  zu  lasset! 
Sodann  r.  n;ii  h  Anjusi.  iithal  (l  Ht.  von 
Meschenbach)  u.  dumit  uuf  die  Strasse, 
welche  von  Sonneberg  über  St^nheid 
nach  Limbach  fOhrt  (R.  98). 


91.  Route:  Sonneberg  und  Umgebungen. 


JSiMKftaA»  (S.  198)  von  8onn«b«r«r  fiber 

Ncu«?tadt  nach  Coburg  (2J  M.  in  S8  Min.\ 
Morg.  Nficlim.  2,  Ab.  5  Uhr,  I,  Cl.  l.fl.  9 
kr.,  II.  m  kr.,  III.  24  kr. 

PwiL  (nnfera  des  BabnhofiM)  nacb  Grä- 
fentl.al  (4  M.  in  4^  St.)  Ab.  h\  Vhr,  1  fl. 
24  kr. ;  —  über  Ncubaua  und  Wallcndorf 
nacb  Saalfeld  (CJ  M.  in  7J  St)  Morg.  6  und 
Mitt.  12}  Uhr,  2  fl.  22  kr.  (w.  it..r  ua»  )) 
Riidoi<«tndt,  Jen»,  Apolda,  mit  Seiteapost 
nach  Schw&rzburg). 

SMfenmngm:  Coburg  4,  Bisfeld  S,  Grä- 
fenthal 5,  Schwarsburg  10,  SaHlfcid  10  St. 

Sonneborg'  meinin^.  Fabrikstadt, 
die  sich  in  den  ietJ^tcn  .Trtlnen  so  bedeu- 
tend erweitert  hat,  duss  jetüt  55ü0 
Eiuw.  zählt  (1597  nur  b'li)),  ist  für  Ge- 
SchfiAs-  n.  Vergnügungsreisende  gleich 
interessant,  indem  sie  nicht  nur  die  wich- 
tigste Gewerbs-  und  Handelsstadt  am 
Thürinp:erwnld,  sondern  .nuch  eine  der 
betretensten  l»l'orten  ist,  die  von  Süd- 
osten unmittelbar  in  die  gcheimnissvol- 
len  Beiae  des  Gebirges  führen.  Tritt 


^)  B«im6UU,  ( BetchreibuDg  der  Stadt 
Sonneberg«  18  45. 


man  ans  den  strahleniormigenThalaiis- 
gingen  der  Steinach  n.  Röthen  heraus, 

so  üseigt  die  fruchtbare,  gartenihnliebe 

Landschaft  einen  nnveTl<<^Tinbnrort .  r-x- 
schon  Uebcrgaii'j  vom  thürinj^cr  zma 
fränkiscben  Charakter.  Im  liUcken 
(nördlich)  die  steilen,  dfistem  Wald- 
berge»  in  deren  Spalten  sich  die  langge- 
streckte ,  schmale  Stadt  hinein  sclihuh- 
tet:  im  Vordcrf]p*undc  (.südlicb)  das 
weite,  lachende  Bild  einer  wecbsel  vollen 
Hügellandschaft,  die  von  den  Höhen- 
punkten  der  Rhön,  der  Hainberge  u.  des 
Fichtelgebirges  begrenat  ist.  Der  Bahn- 
hof, eine  Strecke  südlich  von  der  Stadt, 
wird  bald  durch  elegante  Xoubanfen 
vollends  mit  derselben  verbunden  sein. 
Im  Innere«  herrscht  ein  reges  Leben. 
Viele  palastartige  GebSude  der  rächen 
Handelsherren  prangen  in  der  langen 
Hanptstrasse,  die  sich  von  8.  nach  N. 
zwischen  terrassirton  BoVgon  weit  hinauf 
im  engen, . Grund"  orstdroi-,  dann  zwei- 
und  endlich  einzeilig  hinzieht.  Die  Be- 
wohner, nicht  sowohl  von  der  Acker- 


Digitized  by  Google 


677 


9t.  RmOe:  84»inebeTg  und  Umsoibiuig^; 


678 


kname  ihrer  winzigen Flar,  als  vielmehr 
vo!i  dorn  Waldboden  des  (IftbiTiffr  li'^crf^n- 
(len  Bcrglandes  gewiegt,  und  zur  Siche- 
rung ihrer  Existenz  zu  sprungkräftigem 
Fleisse  n.  luiafmäxinischer  Gewandtheit 
hingewiesen,  haben  mit  der  Fabrikation 
ihrer  AUerweltawaaren  «nen  vergnog- 
lichen,  neckischen  Sinn  und  mehr  zer- 
streuende, als  sammelnde  Hände  u.  Ta- 
schen zum  Eingebinde  für  das  Leben 
erhalten. 

Ga^Sf^:  OnlmbaOttn  H6Ui  In  der  Nähe 
des  Halmlinfp.«:,  mit  l*<>stliaUerri  imdRestau- 
ratlou  (Pachtwirtli :  Bergiier)|  moderne 
PreiBe;  —  LÖtoe,  in  der  Mitte  der  Stadt, 
vielbesucht,  Logla  24  bis  30  kr.,  Mit  tagst. 
36  kr.,  Omnibus  am  Baliuhof;  dei*  Wirtl» 
(Laugbein)  hat  weite  Seereisen  gemacht 
nnä  weiss  «nsfebend  davon  zu  ersfthlen;  — 
Bär  in  der  Nähe  des  Lüwon. 

Rentanralionoi:  Frhohoij  fmit  eiccpncm 
Gesellschaftägebäude  im  uutereu  Theile  der 
Stadt) ;  3  SchUtjienlokale,  das  ftltere  (tfurg' 
STinÜches  Gebäude)  auf  dem  Sclilossbcrg  mit 
^t  gepflegton  Anlagen,  das  neuere  unweit 
der  Kirche,  mit  cehönem  Panorama  vom 
•kleinen Saale**  ans;  die „Ollersche Kneipe". 

Eigentliche  ITaudprer  gibt  es  nicht, 
wohl  aber  »iud  Miethfubren  bei  den  Ga»t- 
wlrthen  nnd  einigen  Pferdebeftlliern  für 
tnissigo  Preise  zu  Ii a!  n. 

Pregse:  Wöcheiitl.  .\uzelgcr,  2mal ;  Mo- 
nats- Und  Wochenblätter  des  Kunst-  und 
Qewerl>cverein8., 

Wrrhsclgr'ichn  ft :  X.  Horn  und  Sohn 
(Ageutur  der  weim.ir.  Bank). 

Seheiiswüi'digkeUen.  Zunächst  grusst 
von  der  SüdtenaMe  des  S<^dnbergs  die 
prKohtige  Kirehs  mit  iliren  swei  165  F. 

hohen  Thürmen,  die  im  altdeetechen 
Styl  von  Ileideloif  aus  Nümherj!^  erbaut 
und  184.J  eingeweiht  wurde.    Von  der 
XhurmgalerieherrlicheAussicht.  —  Auf 
dem  kleinen  Harktplata  das  sehmncke, 
gleicli&ila  im  gotbiachen  Styl  errichtete 
Stadthaus  In  dessen  grossem  Saa!  eine 
sehr  reichhaltige  Kunstsammlung ,  die  der 
Erbprinz  vnn  Meiniiifj^en  der  Stadt  1858 
geschenkt  hat,    Sie  besteht  aus  den  be- 
sten Modellen  und  Abgüssen  plastischer 
Knnstgegenatihide,  aus  Zeicbnenvorla- 
fen n.  Bildwerken .  D i  c  Z  ahnsche  Samm  - 
lang  pompejaniseh'er  Kunstschätze  und 
Geräthe  verleiht  ihr  einen  hohen  Werth. 
Geringes  Eintrittsgeld  nach  Belieben. — 


'Der  Scklossberg,  dicht  über  der  Stadt, 
mitseincn  schönen  Anlftgcn,  seiiu  rn  1844 
erbauten  Schiesshaus  und  einem  runden 
Thurm,  dessen  Galerie  eine  reizende 
Aussicht  bietet.  i>i'e  alte  Bnrg  der 
Herren  v.  Sonneberg,  dieanf  der  Kappe 
(200  F.  über  dem  Markt)  gestanden,  ist 
151)0  ein  Ilaub  der  Flammen  geworden. 
—  Die  Mnsterlager  verschiedener  Hand- 
lungsbäuser  werden  denFremden  unent* 
geldlich  gezeigt. 

Spaziergänge:  Ueber  den  KappeU  ' 
7jerg  (,,LuiscnluSt'^),  einem  anmuthig 
^ele{i;eiicn  Yergnügungsplatz  mit  schöner 
Aussiclit,  und  dem  Uingleinsbninnen  auf 
den  Schlosaberg ;  über  den  Sckouöerg 
(1896  F.),  östlich  dto  Stadt,  wol^  ein 
bequemer  Weg  mit  Bnbeplfttsen  führt, 
zu  den  Steinbrüchen uAt  Anlagen,  Grot- 
ten u.  dergl.,  zu  welchen  häufige  Morgen- 
partien mit  Sang  u.  Klang  unternommen 
werden,  und  von  da  zum  neuen  Schiess- 
haus.  Auf  der  Höhe  des  Schönbergs, 
wo  die  Steinbr&che  sind,  prSchtige  Aus- 
sicht. Auch  vom  Stadtberg,  vom  Erbes- 
hiihl,  vomBlössenbergu. von  der,, Tisch- 
platte," die  jedücli  über  1  Stunde  nörd- 
.l|ch  von  der  Stadt  entfernt  ist.  —  Wei- 
tere Ausflüge  ;aiif  den  Mnpperg  bei  Neu- 
stadt an  der  Haide  (Bisenbahniltflction, 
S.  138),  der  mit  seiner  dichten  Bewal- 
dung wie  ein  riesenhafter  Maulwurfs- 
hügel aus  der  blühenden  Ebene  empor- 
steigt (1577  F.)  und  eine  weite  Umsicht 
gewährt;  in  den  MaUengrurtd  (nach 
Steinach):  B.  98;  nach  Oherlütdu.NeU" 
hauB  (8.  681). 

Cescfilchlliches.  „Vasi  ITau^  Sonneberg'*, 
ein  festes  Schloss,  welches  der  firinkischa 
Herzog  Suno  um  450  erbaut  haben  soll,  ist 
längst  verschwunden;  während  „das  8t&dt-  • 
leiu  zu  Rofin"  (d.  Ii.  am  Flii*8chon Röthen), 
daa  aich  in  seinem  Schutze  ansiedelte,  von 
Jahr  sQ  Jahr  sich  erweitert,  nnd  noeh  he* 
(li'iif oiuler  werden  wird,  wenn  die  projec- 
tirte  Kortsotznng  der  Eisenbahn  über  das 
Gebirge  zur  Ausführung  kommt.  Im  Uns- 
sltenkrl^  war  das  Städtchen  verwttstet 
worden,  wormif  man  es  hüLor  in  die  Berge 
verlegte.  Als  1463  die  Pest  in  Thüringen 
wütheto,  Schlug  Herzog  Wilhelm  von  Wei- 
mar eine  /.eitlang  In  8.  seine  Resldena  anf. 
Nacbdem  es  frfther  unter  den  Dynasten  von 
Heran,  dann  unter  henneberg.  Herrschaft 

t5« 


Digitized  by  Google 


679 


9L  Boute:  Sonnebeig  Und  Umgel^imseii 


680 


(festandcMi,  kam  c3  lT3r»  an  Meiningen.  Kacb 
dem  TorluM  tendcn  Brandunglück  von  lb40 
ist  der  Budtheil  der  Stadt  ganz  und  gar 
enienwi  worden. 

Tndutirie.    Per  T.nhensnerv  dos  Städt- 
chens ist   dio  jxrossartigü  Gcwerbs-  und 
Handelsthätiglvcit,  dW  ihm  einen  weltbe> 
rübmten  Namen  erworix  n.    Diese  Tbätig- 
Iceit  reicht  in  die  ältcst»}«  Zeiten  hinaus, 
hat  sich  aber  erst  seit  Anfaug  des  18.Jahrl>., 
wo  elD  dasiger  Kaafmanii  den  Commitsiona- 
liandßl  nach  England  gründete,  zur  gogen- 
wärH.T"Ti    Bedeutsamkeit   allmälig  empor- 
geschwungen. Veberhaupt  hat  das  meining. 
Oberland  Ifir  die  vencbiedenartlgaten  in- 
dustrielb'ii  Tlntcrncliniungen  einen  von  der 
Natur  nnsjini  or(lf>ntlich  bogiinstigten  Boden, 
welcher  ]J[oli&,  Steinkohlen,  weltberühmten 
gobiefer,  auch  den  seltener  vorkommenden 
Marmor,  fuiirrfrstm  Pnndstpin.  dm  bcsffii 
Tbon  (Kipfcndorfer)  und  viele  andere  Ma- 
terialien prodooirt,  deren  Terarbeitung  eine 
reiche  Wasserkraft    erleichtert.  Pessolm- 
geachttt  beHchrankt  hi(  h  die  dasige  Indu- 
strie immer  noch  fast  ausschliesslich  auf 
Jene  Brcengnisie,  die  vor  finget  ala  100 
Jaliri'n  schon  im  Gaugo  unn-u.  al?  dn  sind: 
ordinäre  Holzwaaren,  besonders  Schachteln 
und  Kisten  ;  Spiel waarcn  tind  Iiuxnsartfltel 
au8  Paplermassc,  Porzellan  und  Glas;  Schie- 
f>^rtnf«>ln  ti.  ScliicfergrifTfl  ,  iSIärmcln  f?ol)US- 
ser),  Tafel-  u.  Uohlglas,  Glasperlen  etc.  Nur 
elnselne  Braneben  der  8pielwaaren-u.  Luxus, 
artikelfabrikation,  sowie  der  Porzellanmanu- 
farturen  haben   sich   bedeutend  gehdbrn, 
sowohl  durch  Verbesserung  des  Materials  u, 
Teredelvng  der  Pormen,  ala  durcb  Malere!  n. 
andere     "Decorationt  r,       S  imoborg,  tine 
grossartige  „Arche  Noah",  ist  die  Herzpuls- 
ader, der  Stapelplatz  dieses  Terkehrs.  Hier 
vornämlich  concentrirt  sich  die  originellste 
Industrio  des  Thüringerwaldes,  die  SjJi'el- 
waartnf.ahrikQlion ,   die  von  Nürnberg  aus- 
ging und  ibren  Absais  naeb  allen  Tbeilen 
der  Erde  hat.  Doshalb  gehen  diese  Erzcug- 
nisRo  unter  dem  Collcctivnamen :  „Sonne- 
berger  Waaren,"  sie  mögen  aus  Pupiermasse, 
HolB,  Thon,  Glas,  Ponsellan,  oder  Scbiefer 
bf  "trlicn,  siü  inögpn  der  Spiolcroi  und  dom 
Luxus,    oder  den  Bedürfnissen   und  dem 
Ntitsen  dienen.  I>ie  dasige  Productfon  -wächst 
▼On  Jahr  zu  Jahr,  weil  hauptsächlich  durcb 
das  Princip  der  Arboitstbrihing  die  ordi- 
nären fcjpielwaaren  so  billig  und  zugleich 
so  gnt  bergestellt  werden,  dasa  keine  aus- 
wärtige  Coiinirrcnz    dagegen  aufkommen 
kann.    Uebor  30  Ortschaltender  Umgegend 
arbeiten  für  die  dasigen  Grosshändler,  de- 
ren Firmen  mit  allen  Weltgegenden  in  dl« 


rekter  Geschäftsverbindung  «stellen.  Kaum 
wird  in  Deutschland  ein  zweiter  Baum  voin 
etwa  5  QVeilen  gefunden  werden ,  welcher 
die  Zweige  dieser  stannenswerfhen  Betrieb» 
samkeit  in  solcher  Ausdclimmp  und  Tyian- 
nichfaitigkeit  pflegt,    von    der  kolossalen 
Scbieferplatto  bis  cum  einfachen  Griffel,  tob 
derleichtenBolzscliachtelbls  bu  den  Riesen, 
producten  der  Hüttenwerke,  von  doti  feinsten 
Kuustgegeuständon  bis  zur  Puppe  und  zum 
Stecicrapferd.  Mit  den  Sonneberger Waares 
spielen  unsere  Kinder,  mit  ilmen  schmückt 
sich  der  indianische  Häuptling.  Koin  Pab«t 
und  'keine  iiüttu   ist  ihnen  verschlostteu. 
Dieser  ümsata  ist  von  desto  grösserer  wirth- 
schaftlicher  Bedeutung,  als  der  Arbeitsl-ilir 
die  Kosten  des  Materials  weit  übersteigt. 
Vor  Jaliren  versorgte  8.  fäot  alle  europäi* 
sollen  Heere  mit  Flintensfeinen.  Diese  ba* 
T'i  ii  ihr(<  Rrdle  au^gcppinlt.  Vm  so  f^ro^f^rf 
Geschäfte  werden  mit  Puppen,  oamentlich 
mit  „Tftnitingen**  gemacht.  Ihr  jährlicher 
Ilandelswertb  erreicht  naliezu  1  Hill.  Gul- 
den. "NVnerdings  bat  s^irb  mich  die  Kunst- 
iudttstrie  be«ieulcnd  gehoben,  so  <Iass  sie  in 
Besng  auf  Malerei  und  plastische  Darstel- 
lung viele  derartige  Anstalten  im  In-  \m<l 
Ausland,  di^"  einen  wcitkiiugenden  Namen 
haben,  überflügelt.   A.Flcischmaun,  desseu 
künstler.  Arbeiten  ans  Steinpappe  dergrdas- 
ten  Beachtung  Werth  sind,  arbeitet,  als  Vor- 
steher des  unterProtcctioD  des  Erbprinzen 
von  Meining.  Stehenden  „OberlSnderKnnst- 
und  Gewerbevereins"  und  als  Itcdacteur  der 
gewerbliebcn  ,.MonatsblStter",  uuabläs^isr 
darauf  hin,  durch  plastiscflie  Vorbilder.  M«. 
dellsammltingen  und  Mnstenrasstelluugei:. 
sowie  durch  Lectüro  und  Vortrage  die  ds- 
sige  Tndnstrie  nach  allen  Seiten  hin  anzu- 
regen und  zu  vervollkommnen.    Dazu  eine 
höhere  Zeichnen»  und  Modellfrsehnle,  dl« 
Veredelung  der  Fabrikation  von  Terralid- 
figuren  durch  Ivinfübrung  kunstgerechter 
Modelle  aus  der  Antike,  die  Errichtung 
einer  HolEbildhauer"  und  Holzsehnitsschnle, 
welche,  unter  Leitung  des  aus  Tyrol  beru- 
feneu  Bildliauers  G.  Klotz,  unbemittelte 
Jünglinge  nnen^eldllch  heranbildet.  Yen 
den  Fortschritten    dieser  Kunstindustrie 
zeugen  die  antiken  Statuetten  und  Gefä«?«? 
vom  Prof.  A.  Sclmiidt.    Die  Fertigung  der 
Spielwaaren  ist  lediglieh  Hansindustrie«  Fs 
.sind  alle  Arl>eiter  nnd  Fabrikanten  selbst- 
standig.  Die  Pro  du  cen  ten  zerfallen  inHolz- 
schnilaer,  Holsdrechsler,  Bilgemachw,  Ans- 
former  und  Papiermas8eiU>rik«Dten.  I»eti« 
tere  bedürfen  der  ersteren  zur  Herstellung 
der  verschiedeneu  Bestandtheile  ihrer  Waa- 
ren,  welche  sie  susainmensetien  und  an 


Digitizcü  by  Google 


681 92,  MovU:  Yen  Baimelierir  tb.  SteimMd  u.  LimlMkeliii.  Bceitenbttcli.  682 


die  Kanfleate  abliefern.  Da  deren  in  Sonne- 
b«rg  uud  Omgegouil  gogeu  60  üiud,  welche 
XxportgMehifto  betreib«o,  «o  1»Mteht,  wie 
unter   den   Pruducciiten,  al.so    tuicJi  unter 
deu    Einkäufern    eine    zu    allem  Fort- 
schritt wosentlicho  Concurrenz,  wulcho  zu- 
gleich die  Arbeiter  vor  etwaigem  Dmek  d(;r 
Kaufmannschaft,  die  Alles  mit  baarem  Geld« 
bezalüt,  sichert.  Dennoch  liaben  die  Arbei- 
ter nur  einen  kirgUehen  Verdientt.  Sine 
Brechileifnmilie  mit  Mann,  Weib  und  Kin- 
dern, die  wöclientlirh  etwa  00  Putzend Post- 
hörucheu  fertigt,  erhält  dafür  kaum  fiber 
1|  Thir.  Wie  steh  noch  bei  diesen  geringen 
Preisen  d;is  IToIz  vt  rwerthet,  ersielit  man 
daraus,  dass  1  Klafter  ifolz  (zu  144Kubikf.) 
4680  Dutzend  Pohthürucliun  liefert.  —  Von 
den  einselnen  Oeschftfton,  die  in  S.  florlren, 
nennen  wir  das  Knnst-  nnd  Spiolwaaren- 
g^eiichäft  von  Schmidt  und  Spindler  (Muster- 
Icnrten  äber  8000  Nummern),  die  Porzellan- 
nnd  Pnppenfabr.  Ton  C.  Mi^ller,  Fabrik 
pcnumi^ehen  Marmors  von  W.  StresAur- 
ger,  Thonwaaronfabr.  «tc. 

Xri'rurxotf :  Von  Sonneberg  nach  Ober- 
lind, >etthau!<i  und  Stockheim.  —  Obcrlind 
St.),  meining-  Marktflecken  an  der  Stei- 
nneb, ein  schöner  Ort  in  Ihichtbaror 
Ebene,  liäufig  \<>n  '>^^r\uv\,vv,i  ans  hcsticTit, 
selbst  von  Keimenden,  die  im  dasigen  (ia^it- 
hof  bei  Truckenbrodt  (vorzügliches  Bier) 
wohlfeil  loglren wollen.  — '  Interessanter  ist 
oin  Abstoclier  nacl»  Neuhäusl  d\  St.).  Chans- 
s6e  (prujectirte  Zweigeisoubahu)  über  Kop- 
peUdotf,  wo  ein  Strassenarm  I.  in  den  ro- 
mAntiächen  Hüttengrund,  •-in  nudorer  r. 
nacli  Oborlind  abzweigt.  Iii«  r  würde  die 
deutsche  Industrie  den  höchsten  Triumph 
l^eiert  haben,  wenn  die  grossnrtigen  Un- 


ternehmungen  von  Jos.  Meyer,  dem  „deut- 
scheu CockoriU"  (f  lb66j,  insbesondere  die 
▼on  ihm  gegründete  Eisenbahnschienen- 
Cornpagnie  mit  dein  ir,  ^rösstoin  Massstal»  tr- 
richteten  Schienenwalzwerk  durch  Ungunst 
der  Verhältnisse  nicht  ins  Stocken  gerathen 
wären.  Sie  ftessten  auf  dem  wohlberecbne- 
ten  Plane  itircs  genialen  Gründer-  ,  fiurch 
Gewinnung  inländischer  Eisenerze  deu  Auf- 
kauf fremden  Eisens  f&r  Deutschland  ent- 
behrlich zu  machen,  u.  würden,  wenn  dieser 
Plan  (iuK  li-^cfiilirt  worden  wäre,  einen  so 
immensen  Umschwung  der  Eisenindustrie 
ensielt  haben,  dass  weder  die  IHkhere  Zelt» 
nocli   da»  übrige   Centraldeutschland  ein 
Gleiches   aufzuweisen  hätte.     Die  Hütten- 
werke, die  jeut  btiiie  stellen,  umfassen 
4  Höchofen,  Schienenwalzwerk,  Maachineu- 
fal>rik  nnd  Gicsserei  und  bedecken  einen 
£aum  von  Ca  bis  70  Ackern.  Dagegen  sind 
die  dortigen  Steinkohlenbergwerke  noch 
theilwelse  in  regem  Betrieb.   Zur  Er-^chlics- 
snnR  der  reirben  Klotze,  die  im  Rothlie- 
genden lagern,  aber  in  Güte  undMischungs- 
Verhältnissen  verschieden  sind,  wurden  schon 
früher  mehrfai  ho  Versuche  gemacht.  Diese 
führten  jedoch  erst  dann  zu  einem  ert;ic1>i- 
gen  BesulUit,  als         v.  Weiss  mit  dem  er- 
sten und  später  J.  Heyer  mit  den  anlie- 
genden   Grubcnft'Idcrn    ludit-lien  wurden. 
Auf  jenem  Felde  wurden  die  Kohlenflötzu 
leicht  erschlossen.  Hier  aber  gelang  es  nur 
durch  beharrlich  fortgesetzte  Bohrversuehet 
dass  man  in  einer  Ti<  fe  von  1300  V.  an  5 
Stellen  sehr  bauwürdige  Fiotze  von  grosser 
Hächtigkei  t  nnd  vortreffUeher  Güte  erreichte. 
Jetzt  sind  auf  den  Schachten  in  der  Umge» 
cend  Ton  Neuliaus  und  dem  angrenzenden 
JStockItein       St.)  12  Dampfmaschinen  und 
700  Bergleute  thätig. 


92.  Boute:  Von  Sonneberg  über  Steinlieid  jl  Limbach  Each 

Breitonbaoli  (8—9  St). 


Wie  sclion  angegeben  (S.  654),  führt 
«iiieStrasse  rom Bahnhof  u.  eine  zweite 

ans  dem  oberen  Stadttheii  dem  gleichen 
ZiolR  zn:  jene  über  Bettellieckei),  die-so 
über  Forsehengereuth.  Bei  letztgeuauu- 
tem  Dörfchen  (1  St.)  vereinigen  sich 
dieselben,  tun  sich  aber  sofort  wieder 
SU  spalten,  Indem  ein  Strasseniag  1.  über 
Effelder  naeh  Schalkau  (8.  654),  ein 
anderer  r.  durch  den  hochromant.  i'^t^- 
dergrund  uacii  Steinheid  emport'übrt 
St.).  Dieser  Grund,  weiter  hinauf 


YOtt  hohen,  waldigen  Bergen  eingeengt, 
bildet  an  manchen  Stellen  eine  so  tiefe, 

wilde  Sehlucli^,  dass  man  sich  v<»n  der 
melancholischen  Gcbirgsnatur  gedrückt 
fühlen  würde,  wenn  sich  nicht  an  der 
belebten  Strasse  Häuser  au  Uäuser,  Ge> 
werke  sa  Gewerke  reiheten.  Zunächst 
SehwarzuMtld,  wo.  das  noch  offene  Thal 
einigen  Feldbau  gestattet;  dann  r.  die 
Kleinm'dhle  (fthie  Uäuscrgruppe  mit 
mehren  Mülik-n),  wo  Alaunschiofer  an- 
steht, u.  links  Mengersgereuth alsbaldi 


Digitized  by  Google 


683  $2.  B&toe:  Ton  Bmeberg  üb.  BleittMd    Iiiml>icli  n.  Breitenbaeh«  684 


der  ßchmidtsgrund  (einzelneHiaser  mit ' 

Härmelmühle);  dicht  angrenzend  das  < 
meiuingische  Dorf  Hämmern,  das  sich 
über  V«  St.  laug  in  dem  schmaler  wer- 
deadAD,  «ber  nodi  immer  fireandliehen 
Grande  hinaufnebtf  mit  lebhafter  indu- 
strieller Thätigkeit  (Holssishnitierei, 
Schicforhrikhe,  Eisen-  und  Farbenerd- 
gruben).  ^Naeh  einer  kleinen  halben  j 
^Stunde  das  Eisenwerk  Aiigiistenihalj  in  ' 
einer  tiefeiif  wilden,  ron  liohen  Bergen 
nmngten  Seblncht.  SeitwSrts  (1.)  der 
BuMerkopf  (S.  G76).  Nun  wird  die 
Strasse,  indem  sio  bald  darauf  den  E ff el-  j 
dergrund  verlässt,  immer  einsamer,  und 
steigt  höher  zum  Gebirge  empor,  bis  ste 
den  meiuiug.  Flecken  Steinheid  (800 
Einv.)  erreicht,  der  mit  seiner  hoch- 
ragenden Kirche  2510  F.  über  dem 
Meere  lie^t  u,  nllen  Wind'^trii  hen  l)l()ss 
gestellt  ist.  Der  arniliclie  (.>rt  ist  ehe- 
mals eine  reiche  Bergstadt  gewesen,  in- 
dem im  13.  Jahrh.  mehr  als  1000  Berg- 
leute auf  Göld  und  Silber  gebaut  haben 
SoUm.  Die  Ilussiten  aber  zerstörten 
den  Ort  ti.  die  Bergwerke  (1430).  Aehn-  j 
liehe  Verheerungen  wiederholten  sieh 
im  30jähr.  Krieg  (1G35).  Zuletzt  (löü4)  i 
legten  noch  die  Flammen  einen  grossen 
Theil  des  Ortes  in  Asche.  Statt  des 
Goldes  gräbt  man  jetzt  vortreffliche 
Porzellanerde  (Kaolin),  die,  nach  dem 
Gewichte  verkauft,  weit  verfahren  wird. 
Andere  Bewohner  niiliren  sich  als  .Schach-  1 
telmacher, Porzellandreher  u.  rorzellau-  i 
maier.  Anch  liefert  die  Granwacken- 
formation  an  einigen  Stellen  gesuchte 
Wetzsteine ;  während  im  Fellberg  (rechts 
zwischen  Aiifjustcnthal  n.  Steinheid)  ein 
Grifielschieferbrueli  im  Ganpe  ist,  der 
zahllose  Kinder  diesseit  und  jeuseit  des 
Meeres  mit  Schieferstiften  versorgt.  Da- 
gegen ist  die  eisenhaltige  Quelle,  die 
mitten  im  Flecken  entspringt,  —  die 
höchstgelegene  Mineralquelle  in  Thürin- 
gen u.  (nächst  Hinnewieder  in  MJihren) 
in  Deutschland  — niemals  als  Erwerbs- 
quelle benutst  worden.  Auch  jene  Ein- 
nahmen sind  versiegt,  welche  im  Mittel- 
alter den  Stehibf  ilcni  dadurch  zuflössen, 
dass  viele  Pilger,  die  nach  Jerusalem  ' 
vvullfahrte&i  ihre  Pässe  in  Steinheid  hol- 


ten und  von  der  „Kapelle  unserer  lieben 

Frauen"  segnen  liesscn. 

Oestlich  von  Steinheid  ragt  der  höch- 
ste ivopt  der  südöstlichen  Gebirgshälfte, 
das  Ki^erU  (2674  F.),  mit  seinem  san- 
digen, quarzigen  Thonsdiiefer  malerisch 
empor  und  beherrscht  einen  weiten  Ge- 
sichtskreis. 

Von  Steinheid  nach  Limbach  ('/^  St.) 
macht  die  Strasse  einen  starken  Bogen 
um  den  Petersberg  herum,  den  Fnss- 
gänger  ablcuraten  lidnnen.  Wer  nach 
Neuhaus  a.  B.  will,  verfolgt  die  Chauss^, 
die  nahe  an  Steinheid  vorüber  geht. 
rechts  (S.  G52),  wogegen  man  liriks  nach 
Limbach  kommt  (S.  650).  "Will  man 
nach  Ilmenau  oder  durch  das  reizende 
Schwarxathalnw^  SehwamAurg,  so  gebt 
man  von  Limbach  nach  Scheibe.  Wer 
auf  Limbach  verzichten  oder  von  Lim- 
bach einen  Abstecher  maclien  wollte, 
mag  die  J>trasse  nach  !Neuhaus  bis  zu 
den  Sandsteinbrüchen  verfolgen  u.  dann 
1.  an  der  SchißarxaqpuHle  (8308  F.  hoch, 
Temper.  -|-  4,  8  B.)  vorüber,  die  in 
einem  engen,  finstern  Grunde  am  höch- 
sten Gebirgsrücken  (Fuss  der  Bibers- 
leite), wo  ehemals  ilabichtsbach  (die 
erste  Tat'elglashütte  in  Thüringen,  lÖOöJ 
Stand,  entspringt  und  ihm  sodfln  den 
Weg  seigt,  nach  Scheibe  gehen  (eine 
Tour  von  1V2  bis  2  St.). 

Denn  Scheibe  ist  der  erste  Ort,  wel- 
clitMi  die  Schwarza  beriiln  t,  und  es  wird 
^Niemanden  gereuen,  *y7tMr»«//e»t«  sehön- 
8tm  Mv99,  d&n  die  Hifmd  der  Natur  mit 
der  prädaiffsten  Btt^age  auegeeehmüdkt, 
von  seinem  üreprung  bis  zu  seiner  Mün" 
(hin;/  (etwa  10 — 12  Stunden)  zu  verfol- 
u'eii  (  S.  17)  Geht  man  aber  direkt  von 
Ijimbach  nach  Scheibe  O/^St.),  so  kommt 
man  alsbald^  an  denserstreutenHänsem 
von  Alshaeh  vorüber,  wo  eide  Poststation 
(nach  Eisfeld,  Nenhaus  u.  Breitenbach) 
und  eine  der  .rrö-^stenTafelglasfabrikeu 
des  Thüriiif^erwaldes.  Die  1711  von 
J.  N.  Greiner  hier  angelegte  Hohlglas- 
hatte  war  der  Grund  aar  Entstehung 
des  Ortes.  In  S^keibe  aber,  einem  siem<> 
lieh  grossen  mdolst.  Dorfe  in  einer 
wiesenreichen,  von  ^Vnldbergen  nm- 
säumten  Tbalweituug  mit  neuer  Kii-che 


Digitized  by  GoogI( 


665  92.  Route:  Y^n  SoAMlMirir  Hl.  Bt^eid  n.  Lim1»e]i  a.  Breitenbach.  686 


auf  kahlem  Felsenhugel,  besuche  man 
(nebon.dem  Gasthof)  die  PorzeUanfabr. 
(Kister,  f  1863,  Dressel  u.Comp  ),  die, 
eine  der  grossertigsken  nad  vorzäglich- 
steil  in  Thüringeu,  vom  Beigntfa  Hof- 


Goldberg"  (Goldisberg).  Auf  dem 
„Lindig*',  rechts  von  Goldisthal ,  stand 
eine  Tanne,  die  162  F.  hoch  war,  1849 
aber  vom  äturm  zerbrochen  wurde.  8ie 
gab  85  Klafler  Hols.  D^r  Stumpf,  von 


mann  aus  Eisfeld  geleitet  wird  11,3 — 400  |  einem Schmdeldaeh  bedeckt  n.  miteiner 

Menschen  besehäftiiit.    Anfangs  produ-  Thüre  verschlossen,  nimmt  8  Personen 


cirte  sie  hauptsächlich  Porzellanmärmel 
(^Spielkugelu)}  jetzt  liefert  sie  die  schön- 
sten Nippfigujren  nnd  hat  den  Ruhm  er- 
worben, dassihreLeistungea  lehtkfinst- 
lerisch  im  Entwurf  und  technisch  voll- 
endet sind.  Ihre  ,,B!scu!tficruren*'  er- 
hielten auf  der  Thüringer  Gewerbeaus- 
stelluug  zu  Weimar  den  ersten  Preis. 
Hsttptsbsata  naeh  England  u.  Amerika. 

Von  Scheibe  wendet  sich  die  Strasse, 
fortwährend  neben  dem  Flosse,  westlidä 
nach  Langenbach  \  \  St.),  wo  die  von 
Eisfeld  herabkominonde Chaussee  mün- 
det (8.  6ö0}.  Gasthof  u.  Märmelmühlc. 
Nun  nimmt  der  Fluss  eine  nördliche 
Bichtung  um  den  266ft  F.  hohen  gewal- 
tigen Wurzelherg  herum,  welcher  von 
Scheibe  aus  auf  einem  Fusssteige  in 
1  8t.  zu  ersteigen  ist.  Auf  demselben 
ein  fttrstl.  rudolst.  Jagdsehlüsscheu  mit 
Altaa  s-orlgineiie^^Qssieht  ins  waldige 
Gebirgslabyrintli ,  hauptsichlich  nach 
N.  Dicht  daneben  mehre  Biesentannen, 
die,  bis  160  F.  hoch  und  26  F.  im  I^m- 
fang,  über  300  Jahre  alt  sind.  Sie  führen 
die  Namen  berühmter  Forstmänner  und 
Naturforscher:  Cotta,  Kdnig,  Humboldt, 
Pfeil,  Hartig,  Burgdorf  etc.  An  der 
nürdr 

spitze,  von  -  U  i  .-s  nicht  weit  nach  Oelze 


in  der  Höhlunrr  nuf.  Von  Goldisthal  an 
einem  Blechiiammcr  vorüher  in  '/^  St. 
nach  MaSierbrück ,  wo  die  Hasser  1.  in 
dieSehwarsa  mündet.  Dann  am  Hasser- 
hammer  vorüber  nach  Oherhanmer  (V« 
St.)  u.  Oelze  (10  Min.),  sondersh.  Dorf 
mit  800  Einw.,  malerisch  au  der  öst- 
lichen Bergwand  hinauf  jrebaut.  Die 
wenigen  terrasseulörmigeu  Aecker  mit 
Manem  nmgeb^.  Zur  Beohten  der 
Katxkütter  I'orst  mit  sehr  schönen  Fich- 
tenbeständen (100 — 150  Jahre  alt)  und 
vielen  Auerhähnen.  In  demselben  ward 
1782  der  letzte  Bär  in  Thüringen  er- 
legt. 

In  Oelze  gal)elt  sich  die  Strasse : 
rechts  an  derBleiweiss-  u.  Farbenfabrik 
Neuwerk  und  am  Rohrhammer  vorüber 
in  V4  St.  nach  Katzkmte  u.  weiter,  mit 
der  von  Neuhaus  herüberkommenden 
Chaussee  vereinigt,  im  Schwarzathale 
fort  (R.  03);  Ihil-s  nach  Breitenbach, 
Amtgehren  und  Ilmenau  (Poststrasse). 

St.  hintcrOelze  theilt  sich  die  Strasse 
abermals:  der  rechte  Arm  führt  direkt 


nach  Grosshreitenhach  (%  St.),  der  linke, 
„„,g«„„  «V.         ««i  "ng^t  ich  weiter,  durch  den  Oetel^rand 
ichen  Abdachung  des  Berges  der  '  "^^^  einem  grossen,  von  stci- 

trstf'lv,  eine  204]  F  hohe  Felsen-  Schieferbergcu  eingeschlossenen 

Dorfe,  dessen  Bewohner  Schachteln  fa- 
brisiren  oder  in  der  dasigen  Glashütte 
arbeiten. 

Bndtenbaeh  oder  Gro94ÖreUcubaeh, 


ist.  Vom  VN  urzclberg  kann  man  direkt 
nach  Katahfitte  (1  St.),  oder  über  den 

Kieslerstein  nach  Oelae,  oder,  um  wieder ,  ^          ^ , 

auf  die  alte  Strasse  zu  kommen,  in  einem  i  sonderst'sMtääerin  einem  eit^ 

Stundchen  nach  (rohhathal  gehen,  das  notonen,  von  Wald  entblössten  Hoch- 
man  {ohne  Abstecher)  von  Langenbach  thal,  nnt  F'  -rzellan-  u.  Glasfabr.(S.  431) 
aus  am  „Goldisthaler  Hammer"  vorbei  Postverbindung   über  Amtirehren  mit 
in_  /,  St.  enrddit.   Hämmer  u.  Mühlen  Ilmenau,  Stadtilm,  ivoiügsee.  — •  Von 


beleben  den  engen  Grund.  Die  dasi- 
gen Soifenwerke  waten  bis  sn  Anfang 

des  18.  Jahrh.  so  bedeutend,  dass  aus 


Breiteubach  über  Amtgehren  u.  Lange- 
wiesen  nachi^naia«:  8.2B1;  ttber  Amt- 
gehren nnd  Stadtilm 'nach  AtMtadti  S. 


dem  gewonnenen  GoldeDuk  ,  ton  geprägt  \  429 ; nach  JTöni^Äec  (3  St.) ÜberFrieders 
wurden.  Der  Berg  (1),  an  denken  Fusse  I  dorf,  Döbrischau  und  Oberschöblingen. 
dasDorfchen  liegt,  heisst  nod»  jetzt  der  [  Abstecher  auf  den  Langenberg  (S.  288). 


Digitized  by  Google 


667 


68B 


93.  Beute:  Von  Sonneberg  nach  Seliwarz1)Tirg. 


1)  Wir  wollen  zunächst  die  schöne 
Strmss«  durch  das  8chwar»aiiMv%rtoU 
gen,  die  wir  sam  Tfaeil  uns  TorigerBoitte 

schon  kennen  :  nftmlich  Aber  Steinheid, 
Limbacli  u.  Ockc  nach  Katzhütte  (8  St.). 
Etwas  näher  dürfte  es  sein,  wenn  man 
die  Pubtstrasse  bis  Neuhaus,  u.  dann  1. 
durch  den  Katzegrund  (Chaussee)  nach 
KatBhitto  gebt;  wobei  man  jedoch  den 
oberen  Theil  des  Schwarzathaies  (von 
Scheibe  bis Katzh.)  nichtberührt.  Katz- 
hiitte^  ein  lanj^^^estrcektes  rudolst.  Dorf 
(1130  E,),  4  St.  von  Schwarzburg,  mit 
grösstentheils  einstöckigen  Schiudelhüt- 
ten,  die,  tob  hohen,  mit  Nadelwald  be- 
grenzten Bergen  umschlossen,  einen 
grossen  Theil  des  Jahres  in  Schnee  be- 
graben sind,  hatte  sonst  einen  bedeu- 
tenden Eisenhammer,  der  jedoch  seit 
1860  eingegungen.  Eine  Zeit  laug  war 
der  Bergrath  Jnnot,  mit  einer  Tochter 
Fr.  Schillers  ▼ermählt,  DIrector  des 
schwunghaften  Werkes.  Jetzt  wird  nur 
die  Giesserei  in  kleinerem  Massstabe 
noch  fortgesetzt.  Seit  1861  Cigarren- u. 
Ivnopffabr.  Hier  war  es,  wo  die  erste 
Porzellanfabr.  in  Thür*  angelegt  warde. 
Gotthelf  tu  Gottfried  Oreiner  machten 
1759  in  ihrer  Glashütte  zu  Alsbach  die 
ersten  Versuche,  das  Gehentmi^s  zu  er 
forscheu,  mit  der  mehlartigen  Kiil« 
(Kaolin),  welche  die  Quarzkürner  des 
steinheider  Sandsteins  verkittet,  Porzel- 
lanherasnstellen*  Als  diese  glückteu,grün- 
deten  sie  inKatzh.  eine  Fabrik,  die  bald 
darauf  nach  Wallendorf  verlegt  wurde. 
Seitdem  ernährt  die  Porzellanfabrika- 
tion unter  allen  Manufakturen  des  Thü- 
ringerwaldes die  grösste  Menschenmenge. 
Der  Thiergarten  Im  Katsbfitter  Forst 
ist  aufgehoben.  Auch  das  dasige  Forst* 
institut  hat  nur  ein  kurzes  Leben  gefri- 
stet. Die  Seitenthäler  (r.)  der  Katze  u. 
der  Weissen  Schwarza  gehören  7a\  den 
einsamsten  u.  finstersten  Partien  des 
sllddstiichen  Gebirges. 

Die  Strasse  Terfolgt  an  der  Schwarz* 
müblc  vorüber  das  Schwarzathal,  so 
dass  Meuselbach  taxt  Rechten  liegen 
bleibt,  u.  mundet  nach  2  St.  (beim  „Uir* 


kel"  ,  einem  im  Schweizerstyl  erbauten 
Zollhaus),  in  die  Ghansste,  die  1.  nieb 
KMgaee  abgeht  Folgen  wir  Jedoch 

der  Schwarza,  die  hier  südöstlich  einen 
spit^^whikcli^^en  Haken  schlägt,  so  kom- 
men wir  in  '/^  St.  nach  Blumenau  u. 
Mellenbach ^  jenes,  ein  einzeiliges  ärm- 
liches Dörfchen  am  linken,  dieses  ein 
ttber  St.  langes,  vom  stiBilwaodigieD 
Grund  umrahmtes  rudolst.  Dorf  (800 £.) 
am  r.  Flussufer.  In  beiden  Orten ,  wo 
immer  noch  Medicinhiindkr  Trohnen, 
stand  sonst  das  Laborantenwescu  in 
reicher  Blüthc.  Jetzt  sind  Mellenbach 
n.  Meoselbaeh  der  Mittelpunkt  derKi- 
sten-  u.  Schachteln -Industrie.  Ehedem 
war  in  Mellenb.  ein  Franziskanerklostcr. 
Noch  hentzutMjre  pflegen  die  Katholiken, 
die  von  Eichsteid  nach  Vierzehnheiligen 
wallfahrten,  aus  dem  Klosterbruuuen  zu 
trinken.  Am  nahen  Kirdibeig  stiht 
Grttnstein,  dessen  T^&mmerbldcks  nft- 
lerische  Felsgehftuse  bilden.  —  Von 
Mellenb.  nach  GlasTrfrh  (^/^  St.),  einem 
armen  Dörfchen  am  l^'usse  des  schroff?'.; 
Steinbergs,  dessen  Gianit  zum  äirnjääeii- 
ban  verwendet  wird ,  u.  in  dem.  8t«il«i, 
vom  Glasbaeh  durcbranschtMi  8eUes' 
thäiclien  eingeklemmt.  Jmseits  C^' 
felderschinicdc  ^  St.)  macht  das  me- 
Innolioüscho  Thal  eine  scharte  Krüm- 
mung nach  N.,  u.  ist  stellenweise  so 
schmal,  dass  die  Strasse  hoch  in  die  Fei* 
sen  eingehanen  ist.  Bei  der  Mankebsdis- 
mühle  (%  St.)  vereinigt  sich  die  von 
Unterweissb.  herüberkommende  Lichte, 
(von  der  Poststrasse  begleitet)  mii 
der  Schwarza.  Nach  10  Min.  i\%v  Blech- 
/tammer f  jetzt  Mühle  und  guter  Gasthof. 
Nun  Uber  8%«ite»d&/f  ntufh  SekmatkMrg 

(1  Bu}  8,  sa?. 

Uebrigens  empfiehlt  sich' von 

Hütte  aus  ohi  lohnender  Abstecher,  n. 
zwar  (anfangs  die  obige  Chaussee,  dann, 
r.  abbiegend,  Feldweg)  über  Memtlbaeh 
(„Miselmilch''),  1  St.  v.  Katiblttte  1. 1 
St.  V.  Oberweissbacb ,  ein  w^t  siebtba- 
res, langes  Dorf  mit  1450  Einw., 
sonst  der  Arzneihandel  sehr  sch>vini|(- 
haft  betrieben  wurde,  w&hrend  jetzt  die 


Digitized  by  Googl 


I 


689 


$9,  Awto.-  Ton  8<niii6l«ig  nteh  SehwarElmrir. 


690 


Schachtel-InclMtrie  den  HBuptnahrangs- 

zweig  bildet.  Man  verbrancht  dazu 
alljährlich  350  Kl.  H0I7.  11.  4(io  Bloche, 
woraus  man  30 — 40  Mill.  Schachtolu 
gewinnt.  Jede  elnselne  geht  12  mal 
dorefa  die  Hand.  Nur  wenn  eine  Fami- 
lie tigliell  1000  Stück  (die  48  Icr.  ko- 
sten) zusammenbrin^rt ,  ^vird  et\ras  ver- 
dient.—  Von  Mcuselb.  über  Cursdorf, 
wo  aeuerdiugs  ein  verheerender  Brand 
gewütheti  nach  Obammatbach  (1  St.). 
Gleich  hinter  Keoselb.  gipfelt  sich  eur 
Rechten  der  Chaussee  ein  kahler,  kegel> 
förmiger  Berg,  die  Cursdorf  er  Kuppe 
(^2420  F.),  empor.  Sie  ist,  von  ihrer 
Folsenstirne  eine  weit  umfassende  Um- 
sicht bietend,  des  Besteigens  Werth. 
ITaher  Pussweg  Q/^  St.),  die  Strasse  zur 
Stechten  lassend,  von  Cursdorf  nach 
Oberweissach  (siehe  unten:  3),  u.  dann 
entweder  (zu  Fuss)  über  Lichtenhain 
nach  L'lumenau  (1  St.),  oder  auf  der 
Cliaussee  über  Mittel-  u.  Unterweissb. 
zum  Blechhanmer,  u.  damit  ins  Sehwar- 
zathal  (s.  oben). 

2)  Eine  zweite  Strasse  von  Sonne» 
herg  nach  Schwar-:hvr<i  über  Steinheid 
(S.  681),  dann  r.  nach  JvVj  '</mus  am  Renn- 
steig (S.  6Ö4),  u.  von  hier,  wo  r.  die 
Strasse  nach  Wallendorf,  I.  bach  Kata* 
hütte  abgeht,  geradeaus  über  OhertoeifS- 
buch  (unter  3). 

3)  Die  gewöhnliche,  nächste  n.  äus- 
serst interessante  (Post-)  Strasse  von 
Sonneberg  bis  NeulKLua  (4  St.),  welche  das 
originalste  Bild  der  im  meininger  Ober- 
lande vorherrschenden  Industriesweige 
II.  zugleich  die  eigenthümliche  Physiog- 
nomie des  südöstlich  Gcbirgstheiles  an 
den  Blicken  vorüber  tülut,  —  so  dass 
man  wohlthut,  etwaiges  Gepäck  mit  d. 
Eilwagen  voraus  zu  schicken  n.  die 
ganse  Tour  (wo  möglich  bis  Sehwarsb. 
U.  Budolst.)  zu  F.  zu  machen,  —  ist  fol- 
gende: Durch  die  langgedehnte  Stadt 
hindurch  alsbald  in  den  "Wald  hinein 
durch  das  enge  Tlial  der  Rüthen,  dann 
über  die  steile  „HöUenkuppe"  nach 
Buinuteh  (1  %  St.).  Viel  genussieicher, 
wenn  auch  ifkst  eine  Stunde  weiter»  auf 
der  gleichfalls  chaussirten  Str.  vom 
Bahnhof  nach  KßppeUdorf  (V4  St.).  u. 


>  dann  1.  durch  den  von  der  wasserreichen 

Steinarh  durchflosscnen  wunderschönen 
*  Hütte  n  -  oder  Steinachcrfjnind ,  aus  wel- 
chem bald  hinter  Köppelsdorf  ein  Stras- 
senann  r.  über  Jndenbach  nach  GrI- 
fenthal  absweigt  (R.  94).  Dieser  enge, 
von  Waldbergen  umsäumte  freundliche 
Wiesencrrnnd  (mit  dem  Ilüttenwirthsh.) 
ist  von  der  belebtosten  Indii'^trio  durch- 
pulst u.  vom  regsten  Verkehr  belebt. 
Gebäude  drängen  sich  an  Gebäude, 
Schmelihfitten ,  Hammerwerke «  Fabri* 
ken  u.  Mühlen  im  bunten  Wechsel»  bald 
einzeln,  bald  in  malerischen  Gruppen. 
An  Köppplftflorf  anstosscnd  das  Dörf- 
chen Uii.ttcnijnind  n.  {^leicli  (hw^wi Hüt- 
tensteinach mit  Porzellanfttbr.  u.  meh- 
ren Mühlen.  Sodann  *die  ^tfmAar(f*>- 
hUtte,  eins  der  grossartigst.  Eisenwerke 
in  Deutschland,  das  eine  Prodnktions- 
mhii,'keit  von  1 00,000  Centnem  hat.  Die 
„Hiittensteinacher  Eisenwerktresellsch.", 
die  ihren  Sitz  in  .Nürnberg  hat  u.  auch 
die  HeinrichshQtte  bei  Lobenstein  be- 
treibt; hat  in  einem  der  lotsten  Jahre 
über  80,000  Ctnr.  Roheisen  erzengt  u. 
angekauft,  l.>,578  Ctnr.  Gnsswaaren 
preliefcrt  u.  (im  kolossalen  Walzwerk) 
42,725  Ctnr.  Walzeisen  erzielt.  Jeuseit 
der  Bemhardshiltte  zweigt  abermals 
eine  Strasse  r.  ab  durch  den  Oelzegrund 
nach  Spechtsbrnnn  u.  Gräfenthal.  Beim 
Sonntagshammpr  "  fScIuefertafelfabr.) 
tallttlie  nähere  Strasse,  welche  von  Son- 
neberg über  (lie  HÖUenkuppe  führt ,  ins 
Thal  herab*  Wer  einen  interessanten 
Schieferbmch  sehen  will,  mache  hier 
einen  Abstecher  (Y|  St.)  zur  Wie/eis- 
h}(r<i  (cinzohio  Häuser  mitten  im  Wald), 
wo  solche  liriiche  im  Ganj^e  sind.  Vom 
Sonutagshammer  an '2  Märmelmühlen 
(deren  zweite  mit  5  Gängen  sehens- 
werth)  vorüber  nach  StollUieh  (»  SL 
Sonneb.),  langgestrecktem,  ansteigend 
u.  zerstreut  gebautem  meining.  Marktfl. 
(1800  Einw.),  mit  Postexped.  im  Gast- 
haus zum  ,,  Anker."  Die  in  vieltaclier 
Beziehung  origiuelleu  Bewohner  sind 
als  Feuerarbtiter  thitig,  od^  fabrielren 
Schachteln»  Sptelwaaren,  Chifiel,  Wets- 
steine,  Märmelkugeln  etc.  Auch  bedeu- 
tende Bindviehsncht  (rorirem.  Butter). 


Digitized  by  Google 


6911 


692 


Im  dasipon  Schloss  eine  Sammlung  vor- 
süudfluthliclier  Thiere,  deren  Ueberreste 
in  den  nahen  Kalkschichten  getunden 
wnrdtt*  Oberhalb  des  Fleckens ,  wo 
sieh  das  Thal  erweitert,  zieht  sich  r.  eine 
Reihe  Häuser  zur  Anliöho  hinauf  (die 
Peitschengasse).  Alsbald  folgt  das  Ei- 
senwerk Oicrtitciiiachf  wo  vor  einigen 
Jahren  ein  Schlaekenbad  im  Hause  des 
Hoehofens  angelegt  wurde.  Das  Erz, 
ans  welchem  die  kunstToUen  Eisengass- 
waaren  bereitet  werden ,  liefert  zum 
Theil  der  Grosse  Thiorhor^  (-^4  50  F.) 
bei  Oberlauscha.  Sttdaim  wird  tier 
Crrund  stelleuweiäe  so  schmal,  dass  die 
Sonne  mitten  im  Sommer  seine  Sohle 
nur  wenige  Stunden  des  Tages  bescheint. 
An  der  bedeutenden  Oöritzmühle,  wo  1. 
dio  rjöritz  in  «lic  Steinach  fällt .  u.  an 
der  Wiesleinsmiihlc  (gutes  ^Virtilshaus) 
vorbei  nach  ViUer-mid  O^er-LausclUL; 
Bwei  m^niag.  häcfast  originellen  Dör- 
fern, die  im  engen  pittoresken  L*nsehn* 
gmnde,  aus  dem  einzelne  Felsenparticn 
emporragen,  an  einander  grenzen  (2000 
F.  Uber  d.  Meer  ).  Die  schielerbedeckten 
und  äcliieferbedchlagenen ,  zum  Theil 
reeht  ansehnlichen  Hftnser  erstrecken 
sich  «wischen  dnnkeln  Bergen  nach  3 
Bichtongen  in  meist  einaeiligen,  oft  ter- 
rassenförmigen Gruppen,  theils  ein- 
geklemmt, theils  an  den  Bergwän- 
den hängend:  das  Prototyp  eines  äch- 
ten, malerisch- grotesken  Gebirgädo^  fes. 
Nene  Schule*  Kolossales  Gasthaas  (C. 
Greiner)  mit  4  Brauereien.  Die  wohl- 
habenden Einwohner  (1500),  theils 
Glasfabrikanten,  theils  Maler,  theils 
Holzhauer  u.  Schachtelmacher,  sind  in- 
dustriös,  ftusserstge.^cUig,  voller  IrouiC) 
u.  charakterisiren  sieh  dnxeh  eigenthfim- 
liehe  Mundart,  Tracht  n. -Sitte. 

Tn  Lauscha  Iiut  die  thüringische  Glas- 
f&brikatiou  ihre  (.Quelle  und  noch  Jetzt  ihren 
Hauptsitz.  Diö  Ulaameiätcr  Haus  Greiuer 
aus  Schwaben  („Schwabenhan«*')  und  Hans 
Müller  aus  nrihm  n  ^An-'^t».  ?.1  ,\nhHn?:cf 
der  evangelischen  Lehre ,  zu  Kudc  des  16. 
Jabrii.  aas  ihrer  Hehnat  Tertrieben  worden, 
und  fanden  in  Thüringen  eine  gesicherte 
Froistälte.  Nachdem  sie  sifh  in  Lauscha 
niudorgela^jiäu ,  griuidetou  sie  daaclbst  15i>^ 
die  «nte  Glaahlltte  des  Tharingerwaldeä, 


aus  deren  Mutterstamm  sich  andere  derartige 
Anstalten  da-  und  dorthin  bis  weit  ins  Aus- 
land Tenweigten.    „Die  Gllser**  worden 

von  den  Regierungen  begünstigt  und  crbiel- 
ton    mancherlei  Holz  vor  rech;*'    (z.   B.  f^OO 
Klanern  a  \  Thir.),  die  zum  Theil  noch  fort- 
bestehen.   Aneli  vMwirkliebtea  «ie  schon 
damals  das  Prinzip  der  Association,  das  in 
neuester  Zeit  eine  so  bedeutsame  Rolle  spielt, 
indem  mehre  Werkstätten  nur  einen  Otesk 
hatten  und  «loh  nm  die  gemeinschaftliche 
Hütte"  nllmälig  so  viele  Arbeiter  ansiede! 
ten,  dass  sie  einen  Gemeindeverband  bilde- 
ten. Noch  jetzt  ist  ilut  der  gan£e  Ort  Ten 
Crreinera  und  MttUers  bewohnt,  welche  dofcb 
originelle  BeinnTnpTi    von  einander  unter- 
schieden werden.  Derzeit  sind  in  Ij.  drei 
Glatfkbiiken  im  Gange  (Qreiner,  Eiclihoni, 
Böhm) ,  worin,  ausser  Hohlglas,  Ticlfarbige 
Spielkugoln    nnd    Glasröhren    zu  Perlen. 
Spicivvaarcn  u.  physikalischen  luslr uuieutcu 
verfertigt  werden.  Insbesondere  wird  die 
Ola<»i)orIenfabrikation ,  obgleich   $ie  netter- 
dings  etwas  darniederliegt,  in  Lauscha,  Igels- 
hieb und  Neuhaus  fast  von  Haus  zu  Haas 
iMiriAen.  Man  versloaie  nidu»  die  Werk- 
statt eines  geschickten  ,,PerlisnTir1i--rp--  zu 
besuchen.    Auch  die  Kinder  sind  darin  thä- 
tig.    Die  kleinen  schneiden  die  vorsprin- 
genden scharfen  Eelten  ab  und  fädeln  die 
Perlen  an.   din   g -r; j^f-r'^n  «it/.on   an  den 
Lampen  und  arbeiten  bis  tiet  ip  die  Nacht 
lüaein.  Bindeissiger«.geseMektarKnal>eTer* 
dieot  tiglich  3— 4Sgr.  Je  kleiner  die  Perlen- 
sorte und  je  kunstreicher' ihre  Faijon,  desto 
theurer  ist  die  Schnur  (gewöhnlich  t>  Perleu- 
reihen  \  18  Zoll  LSnge).  Dte  „schwarze 
Heidelbeere,"  von  ^vc■l  eher  30  auf  die  Schnur 
prf*hen ,  wird  pro  T)iit/.  mit  fj  Spn*.  bezahlt. 
Noch    intereüsauter    i<it    die  Glasbiiiäerei, 
welehe  im  Nu  die  niedliohsien  Flforen  (Bl«> 
men,  Früchte,  Thiere  etc.) ,  nicht  selten  in 
wahrhaft  künstlerischer  Vollendung,  hervor- 
zaubert.   In  dieser  Branche  zeichnet  sich 
Karl  Greiner  aus,  nachdem  die  Glasspiel- 
waaren  nb.'rhau])t.  <lie  jetzt  einen  so  be- 
deutenden Handelsartikel  bilden,  von  Chri- 
stoph Oiefner,  die  Glasiiannonfka*s  aber 
von   Stürmer   erfanden   worden.  Ludw^ 
^Inller  fertigt  künstliche  („Pariser**)  Men- 
schenaugeu  aus  Glas,  und  ist  der  einzige 
Künstler  In-  Dentscbland ,  wel<dier  diesen 

Indu^>triez\v(jic  Jiiit  ^nos.scr  Kunstferllglieit  | 
betreibt.  Auch  lindet  man  daaelh  t  <"^hr  ge- 
schickte Glas-  und  Porzellanmaler.  Karl  Ens 
producirt  Genrebilder,  die  w^  bortthmt 
.sind.  Elias  Greiner  zeichnet  sich  durch  Far- 
ben- und  Märmelfabrikation  aiu.  Seine 
Glasmalereien  fibertieifen  machen  alt^  Ge- 


Digitized  by  Googl( ; 


93,  BwUl:  V^a  Sonaeberg  nach  Schwarzburg. 


6d4 


bilde  dieser  Art  an  leuchtendem  VMben* 
schmelz  u.  künstlerischer  Vollendung,  u,  su- 
chen die  Rede,  jene  Kunst  sei  ersterben,  Lü- 
cen  m  strafra.  BehrgMaehk  itnd  anck  die 
piiysikalischen  und  chemisditiii  Appaniie.  — 
Von  Lauscha  am  „Dreiherrnstein" 
vorüber  in  schroffen  Schlangen  Windun- 
gen immer  steiler  zum  Gebirgsrücken 
empor  naeli  IgMdeb  (VjStJ,  einem 
meining.  Dorfe  im  itchten  Waldstyl,  mit 
bretterbeschlagenen,  vom  Unwetter  ge- 
schwärzten Iliitten,    worin  gezähmte 
Vögel,  in  winzigen  Kaligen  sorglich  ge- 
pflegt, ihre  Liedleiu  singen.  Nur  durch 
den  Beuisteig  von  Neubaus  geschieden, 
zieht  es  sich  in  einer  langgestreckten 
Reihe  auf  einer  ziemlich  lichten^  von 
düsterem  Wald  imirahniten  Hochebene 
hin  u.  ist  zuweilen  (z.  B.  1860)  voll- 
ständig eingeschneit,  indem  es  nicht 
blos  das  am  h5chsten  gelegene  Dorf  in 
Thüringen  (2572  F.),  sondern  (mit  Aus- 
nahme einiger  tyfoler  Ortschaften)  in 
Deutschland  ist.    Gasth.  zum  Hirsch 
(^origin.  Wirth).    Aucli  hier  ist  (neben 
der  Porzellanmalerei)  die  Glasfabrika- 
tion im  Schwünge  u.  liefert  besonders 
chemische  u.  physik.  Apparate.  Unter 
den  Glasbhisern  zeichnet  sich  der  weit- 
bekannte Fischperlenkünstler  Heinrich 
Greiner  aus,  dessen  matlweisse  „Fisch- 
perlen", die  jetzt  am  beliebtesten  sind, 
den  Parisern  nicht  nachstehen:  sowie 
denn  überhaupt  dieser  Distrikt  annoch 
der  einzige  auf  dem  Thüringerw.  ist,  der 
solche  Fischpcrlcn  liefert.  —  Igcishieb 
'  grenzt  dicht  an  den  nicljt  minder  origi- 
nellen rudolst.  Flecken  JS'cnhaus,  oder 
hängt  vielmehr  mit  diesem  u.  dem  Dorfe 
/Schmalenbuche  (nordöstl.  t.  Kenhans) 
so  nahe  zusammen,  dass  sie  ein  einziges 
Oebirgsdorfanszumaclien  scheinen.  Seit- 
wärts (östlich )  die  Quelle  der  Lichte,  die 
zwischen  Igelshieb  und  dem  Steinhügel 
entspringt  und  durch  ein  wilddfisteres, 
enges  n.  vielfach  gekrUmmtes  Thal  nach 
Oberlichte  (B.  94)  fliesst. 

lSevihSLUAamSenmiUig(liMiO  Binw.), 
wo  sich  die  Sonneberg-Saalfdder  n«  Eis- 
fehl-Rudolstädter  Poststrassen  kreuzen, 
in  einer  von  waldigen  Hölien  umrahm- 
ten Gegend,  2500  F.  Uber  dem  Meer,  so 


dass  man  fast  nur  Sommei^etreide  baut 

u.  die  Kirschen  (anderes  Obst  gibt  es 
nicht)  erst  im  September  reif  werden, 
im  Winter  aber  die  vom  Schnee  ver- 
wehte Strasse  dem  lebhaften,  Verkehr 
nur  mfihsam  geöffhet « werd»n  kann. 
Guter  Gasthof  („beim  Just"),  gleichzei- 
tig Post.    Die  einstöckigen  Häuser  mit 
Schindeln  bedeckt  u.  mit  "Brettern  be- 
schlagen. Die  meisten  Einw.  (darunter, 
wie  im  ganzen  Steinachthal  u.  Lauscha- 
grand  schdne  Gestalten  des  weiblichen 
Geschlechts)  mit  Fabrik-  u.  Hausindu- 
striebeschäftigt. Porzellanfabr.  mit  125 
Arbeitern.  Viele  Glnsbhisereien  vor  der 
Lampe.   Seit  die  scbw^arzeu  Perlen  aus 
der  Mode  gekommen,  werden  (meist 
lytch  pariser  Xnstern)  andere  Glassier- 
rathen  zum  Schmuck  der  Damenhüte, 
weisse  Perlen,  Schmetterlinge  u.  dergl. 
gefertigt,  welche  der  Kaufmann  Kessler 
bestellt  und  vertreibt.    Als  origineller 
Cicerone  empfiehlt  siel»  „der  schwarze 
Mflller,*^  dn  ForseUamnaler,  der  Hast 
stets  beim  Just  an  finden.  • 

In    Kenhaus   verzweigen    sich  die 
Strassen  nach  allen  Seiten  hin :  südwestl. 
nach  Limbach  (S.  652)  u.  von  da  über 
Stdnheid  nach  Sonneberg  (S.  C81),  od. 
aber  Schalkan  aaeh  Goborg  (S.  673), 
od.  nach  Eisfeld  (S.  647);  nordwestlich 
nacli  Kntxhütte  (S.  687)  u.  von  da  nach 
Königsee    (S.  227)  oder  Amtgehren 
(S.  230);  nordöstlich  i^ach  W  aUendorf 
u.  von  da  nach  Schwarzburg  (s.  unten) 
odcnr  Saalfdd  (B.  94),  mit  Seitenstrasse 
über  Keichmannsdorf  nach  Gräfenthal ; 
südlich  nach  Sonneherg  (der  Weg,  den 
wir  soeben  ]>assirten);  nördlich  nach 
Oberweissöaeh.  Die  letztere  Strasse  ver- 
folgen wir,  um  von  ^euhaos  naeh 
SehWttrsbiirg  (4  St.)  an  kommen» 
falls  wir  nicht  den  interessanteren  Um* 
weg  über  Katzhütte  u.  durch's  Schwar- 
zathal (S.  688)  einschlagen  wollen.  Da 
der  direkte  Weg  über  Fischbachs  wiese 
(Dorf  von  nur  3  Hausern)  nach  Ober- 
welssbach  etwas  einförmig  ist,  so  kann 
man  die  Post  benntsea,  wenn  man  nicht 
einen   Abstecher  auf  die  Cursdorfer 
Kuppe  (S.  689)  machen  will.  Ober* 
wei8Sb*ell  („Eäberwissbch''),  3  St.  v. 


Digitized  by  Google 


695 


03.  lioiUe :  Von  boliueberg  iiacli  Schwarzbiirg. 


696 


Kenbaus  u.  eben  so  wettvon  Schwarzb., 
radolst.  Marktfl.  mit  1870  P^imv.,  zwi- 
sclieTi  beurbarten,  meist  baumlosen 
Berglehnen,  fast  1  St.  lang  hingestreckt 
u.  mit  dem  Dörfchen  ^^^^«^weissbach 
beinahe  sasammenliStigeiid;  Qeniacliv. 
stSdtiseher  n.  walddörfl.  Bauart.  Gastli. 
zum  gold.  Anker:  Logis  24  —  30  kr., 
Frühst.  14  kr.,  Mittagst.  28  kr.,  mit 
Fiscli  36  kr.  Sehr  gutes  Bier.  Post 
nach  Schwarzb.  u.  Radolst.  Nachts  12 
Ubr.  Restaur.  Behiesshaus.  Einspänner 
pr.Tag  4  fl.»  Zweispänner  7i.  (excLTrink- 
geld);  Führer  pr.  Tag  1  fl.  Oberwelsi>b. 
ist  der  Hauptort  fiir  den  Arzneihandel 
(  sonst  über  600  Olitiitenhändler) ,  der 
zwar  wegen  des  polizeilich  erschwerten 
Vertriebes  sehr  gesunken  ist,  aber  in  der 
Bevölicening  regen  Handelsf^st  u.  le- 
hwislustigen  Sinn  geweckt  liat.  Ausser- 
dem Porzellaiinialei-ei ,  Schwefelholzfa- 
brikation  (50  Arbeiter  liefern  täglich 
2  Mill.  Zündhölzchen).  Hier  ward  Fr. 
Fröbel ,  der  Gründer  der  Kindergärten, 
1770  geboren.  Die  stark  gehegte  Lieb* 
haberei  des  Vogelfangs  hat  der  Umge- 
gend den  Spitznamen:  „das  Stellerlaud" 
n-ofroborh  Wfite  nnd  schöne  Kundsi<"ht 
von  der  unbewaldeten  Kuppe  des  tKilit-n 
ELirchberges. —  Von  Ober-  durch  Mitiol- 
naoh  Ühtert0ei88baeh  (1  St.)  im  Lichte- 
gnind ,  u.  dann  in  7^  St  swischen  der 
Mankebaehsmfihle  u.  dem  Blechhammer 
ins  Sehwarzrttbnl  (S.  688),  und  über 
Sitzendorf  nach  Schwarzburg  (S.  237). 

Genussreicher,  u.  nicht  viel  weiter, 
ist  die  Strasse  von  Nenhans  über  Wal- 
Imdorf  nach  .Unterweissb.  (3Va  St.). 
Die  Poststrasse  beschreibt  einen  ziem- 
lich starken  Bogen,  am  Hochwaldrahmen 
hin,  so  dass  SchmaLenbuche  (Hohlirlns- 
hütte)  zur  Rechten  bleibt.  Fuss  Wande- 
rer gehen  in  einem  sanft  ausgetieften 
Wiesengründehen  dicht  am  ndrdl.  Ende 
des  Dorfes  vorbei  über  den  Apelsberg 
direkt  nach  Aschcrhach  (^St.),  das  mit 
dem  angrenzenden  Ober-u.Unter-Licht«' 
(Gasth.  zum  Löwen) ,  dessen  schTniu  kc 
Hftaser  in  der  lichten,  reizenden  Thui- 
bncht  materisch  zerstreut  sind,  Hn  Dorf 
bildet.  Bedeutende  Porzellanfabr.  auf 
Klicfaeogesch.  u.  Pfeifengot.  Von  Lichte 


ist  der  meining.  Marktflecken  Willen« 
dorf  fast  nur  durch  den  Fluss  gescUe- 

dcn.  Ein  reizender  Ort,  dessen  zum 
Thcil  stattliche  Häuser  vereinzelt  ;vi 
den  Bergwänden  liegen.  UebeiHll  in- 
dustrielle Begsamk^t,  indem  die  ganze 
Umgegend  Ton  Porsettan&briken,  Glu< 
hütten,  Schmelzöfen,  Hammerwerken  u. 
Mühlen  belebt  ist.  Die  Fctierarbeiteti 
werden  gewöhnlich  in  der  Nacht,  wäli- 
reud  die  Flammen  emporschlageu  und 

I  die  Werke  tosen,  mit  Gesang  und  Gebet 
begonnen.  Die  Porzellanfabrik  in  Wil- 
lend, ist  eine  der  ältesten  im  Thüringerw. 
(S.G87),  indem  sie  am  20.  Mai  1864  ih.' 
iiundertjährigesBcstehcn  feierte,  «.liefert 

j  Nippsachen,  Tafeigut  u.  vorzügl.  feines 
Türkengeschirr  mit  herrlichenMaleiei«o* 
Die  theuern  Holzpreise  drücken  jedoeU 
den  Arbeitslohn  so  herab,  dass  un- 
tergeordneten Arbeiter  nur  den 
löhnern  gleich  stehen.  Insbesondere 
wird  die  ordinäre  Malerei  ausserordent- 
lich niedrig  bezahlt.  Auch  in  Lichtes. 
Wallendorf  hat  sich,  nnter  Pfotektion 
des  Erbprinzen  v.  Meiningen,  ein  Kunst- 
u.  Gewerbeverein  gebildet,  der,  mit  dem 
sonneberger  Verein  in  Verbindung,  Tü^ 
die  PorzcUanmanufaktur,  u.  insbeson- 
dere für  die  Malerei ,  ähnliche  Ziele  er- 
strebt, wl»  jener  für  die  plastischen 
Gewerbe.  Daher  gelegentliche  Aus- 
stellung der  besten  Kunstwerke,  so  wie 
eine  von  Meyer  aus  München  geleitete 
Kunstschule.  In  Wallend,  thcilt  sieb 
die  Strasse;  rechts  über  Schmiedefeld 
nach  Gkäfenthal  (8  St.)  oder  Saalfeld 
(4  Va  St.,Post),  R.  94;  L  durch  den  engen» 
hochromantischen  *Licktegmnd  über 
Üntcrweissb.  nach  Scliwarzburg  (4  St.). 
Die  groteske  Thalschlucht  (2  "j  St. lang) 
ist  von  hohen,  bewaldeten  Bergen  om- 
schlossen ,  die  sich  gleich  wechsetodea 
Kulissen)  zwischen  denen  lustige  Wald- 
(lucdlcu  henrorsprudeln,  in  einamier 
schieben ,  und  würde  einen  düsteren 
Cliarakter  haben,  wonn  sich  nicht  Müh- 
l.'i),  Fabriken,  Gewerkc  «.  Dörfer  bani 
au  einander  reiheten.  Zunächst  dW 
rudolst.  mrfehen  6^<0i^a{  (20  Min ) 
mit  ansehnlichen  Gebiinden,  einem  Ei- 
senwerk, welflhem  der  Ort  seine 


Digitized  by  Googl 


687  ^4.  iW0:y0n8»]iiMl^riirt1».Walknaorf,Qrftf«ntkaln^  696 


stelmnir  verdankt,  einer  Tusolifnrbcnf.,  j 
Oia>bla>ern  u.  vielen  Porzeliaiiinalern. 
Nach         St.  die  Scbnepfeumühle  und 
das  Ddrfcben  LeOü  mit  Eiaeohatte.  | 
Viele  Hfinde  maelien  Sdiiefergriffel  und  ' 
bereiten  Tannen  zapfen  öl.  Seitwärts  (r.)  i 
liegt  Meura  (V,  St.)  mit  Urkalk  -  (Mnr- 
mor-)  11.  Scliieferhrüchcn,  ii.  wildreicher 
Wiiiduiig  (Auer-  u.  Birlihübner).  St. 
sttdlidi  Tom  freimdliebea  INSrfeben  ragt, 
eia  dftstttr««  Waldthal  behemehend,  die 
gewaltige,  «iner  Borgrnine  Shnlicbe  Fei  s- 
masse  des  ^Meversteins  empor,  eine  der 
imposanteste!),  von  hohem  Scbwarzwald 


bedeckte,  Felspartien  der  Grauwacke, 
die  kaum  noch  bekannt  ist,  obgleich  sie 
an  Grossart  igkeitj  malerischem  Charak- 
ter u.  wildaMhite^tonisciier  Gestaltung 
die  Felsen  des  Sohiraraatbikles  hinter 
sich  lässt.  Die  Hauptstrasse  verfolgend, 
kommen  wir  nach  Quelit^s  ^  von 
Leibi?),  einem  von  schrotfeu  Thoiischie- 
ferbergen  umschlossenen  Dörlchen  in 
wahrhaft  pittoresker  Lage,  und  in  V'4  So- 
nach IkUengeittöaeh,  um  hald  darauf « 
ins  Sehwarsath.  einzutreten* — Sekwtn^ 
bürg:  S«  219. 


94.  fioute:  Von  Sonneberg  über  Wallendorf  oder  über 

Gräfentbal  nacli  Saalfeld. 


Die  Post  Strasse  (von  Sonneberg  nach 
SaaUeld  in  TV^St.jMorg.  6  u.Mitt.l2V4 
Uhr,  2  fl.  22  \a)  über  Steinach  u.  Nea- 
hans  nach  WaUendorf ,  wie  in  voriger 
Route  beschrieben.  Von  WciUenänirf 
nach  Saalfeld  (4*/^  St.)  kommt  man  zu- 
erst in  das  m(*iningischeDorf>SV/i7>i/«?e- 
feld,  auf  einer  rauhen,  weitschauenden 
Hochebene  gelegen  (das  höchste  Haus 
8819  F.  über  d.  Meere).  Der  nicht  un- 
bedeutende Ort  (SOOEinir.)  tilgt  noch 
Spuren  'los  starken  Bcrpfbaucs,  der  chc- 
■  mais  auf  Kupfer  und  Eisen  betrieben 
wurde.  Jetzt  Olitütenhandel,  Porzel- 
lanmalerei ,  Ziindhölzchenfabrikation. 
Vom  nahen  RaMügel^  einem  2473  F. 
liohen  Bergkopf  (nördlich  vom  Dorf), 
herrliche  Fernsicht.  Südöstlich  (V*  St.) 
j,da8  Schweff  Uorh  /'  oin  Vitriohverk 
in  tiefer  Waldscliluclit.  Von  Scbiuiede- 

feld  nach  ßeichmauiiKdorf  (V4  St.), 
m^nin^rischemMairiKtflecken(800Sinw.), 
in  dessen  Nähe,  namentlich  im  nahen 

^Goldberjif**  (1.),  vor  alten  Zeiten  122 
Gold-  u.  Silbergruben  im  Gnn{?c  waren, 
so  dass  A.  1212dieBergleutc  mit  einem 
Sachs.  Herzog  auf  goldenem  Sessel  ein- 
fuhren n.  die  Buueni  mit  goldenen  Ku- 
geln nach  goldenen  Kegeln  schoben. 
Vom  dasigen  Bergsegen  ward  die  Jo- 
hanniskirche in  Saalfeld  er  1)  mit  Später 
win  Jiiri  liie  verfallenen  SeJjachte  wieder 
auigen.ummeu  ^  allein  die  Ausbeute  war 


so  gering,  dass  jeder  der  200  Dukaten, 
die  man  daraus  prägte,  auf  21  Ü.  zu 
stehen  kam.    Der  nabe  „Vcnusberg*' 
liefert  vorsügliehe  Kaoliaerde.  Der 
Goldbort  aber  ist  „verwunschen",  v. 
nur  schillernde  SageiiHbellcn  flattern 
noch  um  die  erzgcschwäugerten  Berg- 
köpfe.  —  Scheut  man  «inen  grosseren 
Umweg  nicht,  der  jedoch  durch  Unter- 
haltung u.  Belehrung  reichlich  belohnt 
wird,  so  geh e  m n nentweder von  SdMt' 
de  fehl  durch  einen  wildromantischen 
<'Trnnd  ühtx Gebersdorf  :  oder  von  Feich' 
mannsdorf  (Poststr.)  über  Gms.siieun- 
dorfj  oder  von  WallcndorJ  (zu  Fuss) 
über   das  Eisenhammerwerfc  Bock, 
Lippelsdorf  u.  Gebersdorf  nach  CMr 
fentkal,  tmd  dann  durch  den  Loquiti- 
grund  nach   Sa.'ilfel<l   ( s.  unten). — • 
Bleibt  man  indess  auf  dem  bisheri- 
gen Wege,  so   erreicht  man,  nach- 
dem  snvor  einige  SdteiistrasseB  I.  ab- 
zweigten, in*/^Bt,noheneiehe  (2108  F.), 
wo  ein  Gerichtssitz  der  alten  Deutschen 
gewesen  sein  soll.    Vom  Kirchthurm 
schöne  Aussicht.    Sodann  Arnsgereuth 
(1  St.)  u.  nahe  vor  Saalfeid  (Jamsdorf 
(1  St.),  mit  Vitriolwerk,  Hannorbruch, 
Umbra-  u.  Oehergrabeii.   Der  Grund, 
durch  welchen  sich  die  Strasse  an  der 
Lehne  felsiger  Waldbcrge  hinzieht,  wäh- 
rend in  jäher  Tiefe  ein  Giessbnch  rauscht, 
ist  mit  allen  Beizen  der  Gebirgsuatur 


Digitized  by  Google 


699  ^i.  Jtotiie;  T<m8onn6l^ygt¥.WftlUAdd]f,Ori£eiitlMln.  Saatfelds  700 


geschmückt.  Laub-  u.  Nadelholz  dra- 
piren  maleriscli  die  schroffen  Wände, 
die  hin  und  wieder  sich  öffnen,  um  einen 
Blick  ins  lachende  Saalthal  zu  gestat- 
ten.--'Sa«IliBld !  R.  97. 

Eine  xweüe  Strasse  von  Si  imeberg 
nach  Saatfeld  führt  über  Gräfenthal 
(Postin4VaSt.,Al>.  5V/,Uhr,  lfl.24kr.). 
Zunächst  über  Köppelsd  orf  u.  durch  den 
„Hütteil grund,"  wo  r.  die  ehedem  sehr 
belebte,  jetst  rereliiMmte  Str.  naeh 
Eudenbach  abgeht,  einem  meiningiaeben 
Marktflecken  mit  1200  Einw.,  der  sieh 
auf  dem  langen  Rücken  eines  von  SW. 
nachNO.  streichenden  Bergrückens  hin- 
zieht (2  St.  von  Soiineb.),  Dann  über 
NernnboM  (1  St.) ,  von  Wald  u.  Berg- 
köpfen umscblossen,  SattelpcM  (y^  St.) 
u.  ChrutiansgrÜn  ( V^St.),  waldeinsamen 
Hänserginippen  dicht  an  d.bayer.  Grenze 
(zur  Rechten  der  grosse  bayer.  Ort  Tet- 
tau mit  sehr  bedeutender  PorzeUanta- 
biik),  u.  bei  der^£Cefte''  <9148F.)ftber 
den  liennsteig  nach  GräÜentbal  (8  St.). 

Die  näch  ste  Poststrasse  nach  Gräfen- 
thal verfolgt  den  Hüttengp-nnd  bis  hin- 
ter die  üertihardahütte ,  wo  sie  r.  im 
einsamen  Oelzethal  emporsteigt.  Das 
erste  Dorf  (2  St.  von  der  Bernhards- 
btitte)  ist  HäBenthal  in  einem  engen^ 
tiefen,  walddunkeln  Grunde,  das  zweite 
.(1  St.)  Spcchtshrnnn  am  Rennst.  (500 
Einw.),  mit  ungenügendem  Wirthshaus, 
Nun  verfolg:t  die  Str.  eine  kurze  Strecke 
den  Rennst.  (r.)u.  vereinigt  sich  bei  der 
f^Kalten  Küehe**  mit  der  Ton  Jadenbacb 
herauf  kommenden^  lim  in  Zickzackwin- 
dungen durch  das  hübsche  Buchbachs- 
tht\\  an  einer  Schleifkotho  u.  nn  dem 
Dorfe  Mernach  (mit  Eisen-  u.  Kupfer- 
hammer) vorüber  nach  Gräfenthal  zu 
geben« 

Von  Gräfenthal  (s.  fbli;.  R.)  wen- 
det sich  die  Poststr.  na€h  Saalfeld  (in 
St.,  Morg.  3^/.,  Uhr,  58  kr.)  über 
Grossneundorf  und  Gösselsdorf  nach 
Reichmannsdorf  (ly^  St.),  wo  sie  sich 
mit  der  von  WaQendorf  nach  Saalfeld 
führenden  Chanasto  (B.  697)  yereinigt. 
^ktBticeg  über  den  Bocksberg  (Frege*- 
sebe  Schieferbrücho)  zum  Eisenwerk 
.,Oabe  Gottes",  dann  an  einer  Peeh- 


hätte  und  Obergölitz  vorbei  zur  Hüh- 
nerschenke", u.  von  dieser  auf  die  nahe 
Chaussee,  und  über  Arnsgereuth  nach 
Saalfeld.  Näher:  bei  Gösselsd.  recbtsab 
ttber  Königsflial  svr  Hübnerscbenke* 

Eine  andere  Straue,  die  aller- 
dings nicht  unerhebliche  Umwege  macht, 
aber  reich  an  schönen  und  interes- 
santen Punkten  ist,  geht  von  Grätenthal 
durch  den  felsgeschmückten  Zo|>£ej;rrtmä 

Uber  Doif  £dpten  nadi  PtobstMUa 
(1%  St.),  einem  meiningisefaen  Markt- 
flecken, der  seine  Entstehung  einer  Ka- 
pelle verdankt,  welche  das  Petersklo- 
ster zu  Saalfeld  für  die  zerstreuten  Wald- 
bewohuer  hier  errichtete.  Die  reiche 
Probstel,  welche  ans  dieser  Zelle  er« 
wuchs,  ist  in  der  Reformationszeit  ein* 
gegaqgen.  Der  frenndlicbe  Ort  hat  eine 
sehr  angenehme  Lage  an  der  Einmün* 
dung  der  Zopte  in  die  Loquitz.  Von 
der  Brücke,  welche  über  die  Lioqaitx 
fihrt,  sehlreifen  die  Blicke  nach  a]l«n 
Seiten  fiber  das  seh5ne,  von  bewaldeten 
Höhen  umrahmte  Thal.  Uebrigens  ea- 
pfichlt  '^ioh,  wenn  man  nicht,  Zopten  n. 
Probstz.  zur  Rechten  lassend  ,  auf  kür- 
zestem Wege  über  den  Sehieferbruch 
„Selig"  nach  „Gabe  Gottes"  gehen  will, 
ein  Abstecher  vol  Grlfentfaai  Ober  das 
bayer.  Dorf  Lauensteinj  dessen  Sohloss, 
ehemals  den  Grafen  v.  Orlamünde  ge- 
hörig u.  jetzt  in  den  Händen  eines  Pri- 
vatmannes, einen  malerischen  Schmuck 
der  aumuthigeu  Landschaft  bildet,  und 
dann  Über  den  liMenstein  (folg.  R.)  nach 
Probitzella  (2  St.).  Von  hier  abwirts 
durch  den  reizenden  Loquitzgrund ,  der 
sich  hie  und  da  zur  düstern  Scbluehf 
verengt,  worin  die  Strns^*'  nrhi  n  dem 
Fiüsscheu  kaum  Platz  liat,  zum  Eisen- 
hüttenwerk „aabeOatt€$''{^/^St:);  falls 
man  es  nieht  voraidt,  von  ^obetiella 
über  den  Bodnberg  dahin  zu  wandern, 
um  den  grossartigen  Scliioforbmch: 
Selig'* zvi  sehen,  welcher  dcmBanquier 
Froge  in  Leipzig  gehört  u.  nur  St 
von  jenem  Bisenhammer  entfernt  Ist. 
Sodann  ftber  (76erld9it»<»(V,  St.),  Arns- 
bach (»/^  St.)  und  ünierloquüx  (%  St.) 
nach  Hockeroda  (^  2  St"),  wo  (He  Strasse 
[  von  Lehesten  u.  Leutenberg  sich  mit  der 


Diqitized  by  Google 


701 


95.  RtntU:  ToB  Qrifentlial  nacli  Lehesten. 


unsrigen  verbindet  u.  über  Eichicht  und 
Caulsdorfuavh  ^tiaUvU  fuhrt  f  R.  9G). — 
Oder  (aln  lolincncle  Seiiejitom  )  von  Un- 
terloquitz i.  n&chLqaaen,  wo  man  west- 
lich hinter  dem  Dorfe  einen  so  reizenden 
Blick  ins  Saalthal  hat,  dass  man  an 


einÄ  Rheinlandschaft  erinnert  wird,  n. 

von  Laasen  nach  Caiilsdorf;  oder  als- 
bald über  Weischwitz,  Keschwitz  f  ^ge- 
genüber der  Gleitsch)  u.  Obernitz  nach 
Saalfeld  (R.  96  u.  97).  ^ 


95.  Route:  Von  Grafeiitlial  nach  Lehesten. 


Au  der  Südostgrense  de*  Tlklnngerwal- 
dea  hat  die  TkonsekUiferfornatioH,  ihre  Hanpt- 
nlederl a^e.  Deshalb  sind  Lche«ten  n.  (Jrä- 
feathal  die  Mittelpunkte  der  8chieferfabrika- 
tion,  und  produoiren  jährlich  an  500,000  Ctr. 
I>a<di«  und  Tafelgchlefer  (im  Goldwerth  von 
mindestens  100,000  Thlr  ).  Da  aber  der  thü- 
ringiache  Schiefer  hinsichtiteh  seiner  QUte 
nnd  SehOahelt  auf  dem  gansen  Kontfnent 
keinen  Nebenbuhler  hat  (selbst  die  Kaiser- 
burg in  Wien  und  der  Dom  r.n  "Wiirzburg 
Bind  damit  gedeckt)  und  die  Machfragen  an* 
geachtet  der  gesteigerten  Anshente  kaum  be- 
friedigt worden  können,  so  springt  die  ^;rc>3äe 
Bedeutung  dieses  Industriezweiges,  der  in 
der  neuesten  Zeit  einen  erfVeulichen  Auf- 
flehwwig  genommen,  sofort  in  die  Aegen. 
Niederlagen  in  München,  Wien,  Leipzig, 
Berlin.  Export  nach  Amerika.  Daher  kommt 
eny  dats  die  Pr^M  der  Omben,  die  grösstcn 
Thcils  vom  Bergamt  verliehen  oder  ver- 
pachtet werden ,  um  das  Zehnfache  gcstie- 


40,000  8chock  Schiefertafeln,  90  MiU.  dchie- 
faratlfke  und  4900  Schock  Welutelne  UeÜBni. 

Weiiu  die  projektirte  Etsenhalm  von  Sonne- 
btrg  über  O'räjenthal  und  Saaljeld  oder  über 
Ludwitjatadt  und  Leh€tten  nach  Gera  zur  Aus- 
führung kommen  sollte,  so  wird  die  Schie» 
ferindustrlo  damit  einen  nencn,  unberechen- 
baren Aufschwang  gewinnen.  Uehrig^n« 
wild  Im  Besfifc  such  elu  Kelkatein  gcbro- 
ehen,  der  zu  den  beliebtesten  Märmeln,  den 
buntgefleckten  ,,Bienen«chwäimen*%  sehr  ge- 
eignet ist. 

Gräfenthal 9    meiningische  Stadt 
an  der  foieUen«  a.  krebsralchen  Zopte. 
mit  1300Einw.|  last  riagtum  TonBeuss 

u.  Bayeiro  eingeschnürt.  Die  schiefer- 
bedeckten  u.  schieferbeschlagenen,  nicht 
selten  (wie  in  der  ganzen  Umgegend) 
arabcskenartig-verzlerten  Häuser,  nach 
dem  grossen  Brande  von  1852  schöner 
a.  vegehnässiger  anfgehant,  lagern  ent- 


gen  sind,  und  dass  sehr  viele  Menschen        ,      .      .         ..  ^     ,,r.  , 
(Arbeiter  In  den  Braehen,  Fuhrleute,  Spal-  ^^^^^'^  «  «»"«»^  i escngrunde, 

ter,  Schaber,  Rahmer,  Kaufleute  etc.)  aus  !  oder  lehnen  sich  mit  iloi  hochragenden 

Kirche,  durch  deren  Tliurm  ein  Weg 
führt,  höchst  malerisch  an  den  Abhang 
eines  steilen  Thonschieferberges,  auf 
welchem  das  alte^  «un  ^eil  verfallene, 
zum  Theil  noch  bewohnte  Schloss  WtB^ 
(Wen dcnsteln)  thront.  Es  soll 
von  den  Wenden,  die  im  10.  Jahrh.  hier 
einheimisch  waren,  erbaut  worden  sein, 
u.  ging  dann  in  die  Hände  der  Grafen 
von  OrlamQnde  über,  welche  dem  im 
Thale  entstehenden  Ort  den  Namen 
„Gräfenthal"  verliehen.  Von  1438  bis 
1599  hatten  es  die  Grafen  von  Pappen- 
heim im  Besitz.  168C  brannte  es  zum 
grossen  Theii  nieder.  Im  neueren  llolz- 
anban  hat  das  Yerwaltnngsamt  n.  das 
Landgericht  seinen  Sita,  während  die 
alten  Gebäude  in  den  FeLsen  zu  wurzeln 
scheinen.  Reizende  Aussicht,  besonders 
vom  Sclilübsgarten  aus. 

Fott  nach  Leht*Un  ^  M.  in  3  ät.  5  Min.}^ 


den  Schieferbrüchen   ihr  Brod  gewinnen. 
•£tn  Schock  eingerahmter  Schiefertafeln  wird 
fix  und  fertig  fitr  Sl  Sgr.  geliefert.  Ein 

flüissiger  Arbeiter  afier  kann  täglich  -1 J  Schock 
schaben  und  1  Schock  einrahmen  (wobei 
der  Freia  des  Materials  von  seinem  Hand- 
Terdiensk  In  Abzog  zn  bringen).  Am  gesneh- 
tosten  ist  der  Dach-  und  Tafel.sfhief  t  ,  den 
man  neuerdings  zu  Sohablonenscbiefer  jeder 
Grösse  verarbeitet.  Er  Ist  von  glftnzend 
blauschwarzer  Farbe  u.  zeichnet  sich  durch 
X.cichtigkeif ,  Spaltbarkoit,  Farbenreinheit, 
Dauerhaftigkeit  und  Feinheit  aus.  Ausser 
diesem  wird  anf  eine  sehr  mOisellge  n.  ge- 
fährliche Art  ein  eisenhaltiger  Thonschiefer 
gewonnen,  der,  al«!  r;riffel;ichiofer  bekannt, 
die  zahllosen  Schieterstitie  liefert,  von  denen 
1  Mille  17  Sgr.  kostet.  Eine  dritte  Art  Schie- 
fer ist  der  harte,  hellfarbige  Wct  ' -schiefer, 
woraus  die  Wetzsteine  gefertigt  werden. 
Der  Bezirk  Gräfenthal  -  Lehesten  hat  gegen- 
wärtig über  30  Dach-  und  Tafel-,  4  GrifTel- 
und  9  Wetzstoinschicfnrhrüche  im  Gange, 
die  jährUch  65,000  gehock  Dachschiefer, 


Digitized  by  Google 


703 


704 


Nacbm.  ä  U.,  63  kr. ;  uach  Suai/eld  {if  M.  gruiid  uach  Lehesten  sich  hinzieht  (2  St, 
im  8}  SL%  Uwg,  10^ U.»  58  kr.;  naeh Bovine-  voa  Falkmt).      Oler  fiber  das  x«i- 


ier/?  (4  M.  In  4  St.  10  Min.)  3Inrg.  8  U., 
l  fl.  24  kr.  --  ZwcispHuner  nach  Saaljtld  5  fl. 

Entfernungen:  Lndwigstadt  2,  Lebeaten 
3,  X(  all  aus  3,  Leutenberg  8^  &w]lUd4,  Bon- 
netor?  6,  Schleiz  8  St. 

G<uthoJ  mm  Schwan  („beim  Bor«cb*% 
mit  Poalezpedmon. 

Ausßüge:  Zmn  0f^<l«ciU</Mni«A 

„Selig*'  (1  St.).  im  fern  der  Strasse  von 
Proli^t/rlln  nach  Saalfeld  (S.  700),  wo 
an  den  zu  f^rosser  Ausdehnung  ei-wach- 
seneu  Haiden  d:is  rege  Leben  eines  Fa- 
Vrikortes  mit  Spaltbiliteii  u.  VorrafliB- 
hKoBem  hemcbt;  ^  dweh  des  engen, 
wilden  gebersdorfer  Grond  nach  Ge- 
ht  rsdorf  ('/j  St.)  u.  bis  zum  „Sch-^vefel- 
loch'*  (8.  697),  unfern  der  Strasse  TOn 
WaUendorf  nach  Saaifeid  (IV^  St.);  — 
sowie  durch  den  tiefiK^Uachtfönnigen 
arntbaeher  Ghnmd  (siidwe8f]lcfa)8iim  Vi<- 
triolwerk  Amshaclt .  das ,  gleich  dem 
SchwofclloL'li ,  <li  m  Banquier  Frege  in 
Lci2)zig  gehürt.  Je  ■weiter  man  vor- 
dringt (noch  über  Arnsbach  hinaus), 
um  so  romantischer  wird  der  Ton  stei- 
len FeLsen  a.  eichten  Waldwäaden  um- 
schlossene Grund.  Sfidlieh  vom  Vitriol- 
werk (nach  Speclitsbrnnn  hin) ein  steiler 
Bergkege!,  das  alte  Scblo.ss  genannt.  Es 
soll  ehedem  von  liaubrittern  bewohnt 
gewesen  sein.  Schaut  man  vom  ,,alten 
Schlosse'*  nach  dem  Thale,  so  hat  man 
r.  die  „Banlskuppe"  u.  zwischen  dieser 
u.  dem  Schlosfkegcl  den  kahlen^  spitzi- 
gen „Bnrgstall",  1.  an  der  steilen  , .Bä- 
renwand'' gewaltige  Felsen,  von  denen 
einer  „die  Teufelskauzel'',  ein  anderer 
„die  Konigsfestang*'  heisst,  worin  ein 
verwanschener  Prinz  hausen  soll. 

Ton  Gräfenthal  nach  Lehesten 

entweder  durch  den  Zoptegrund  über 
Prohstxella  (S.  700),  u.  von  hier  durch 
den  unteren  Loquitzgrund  zum  FdUicn- 
ttein  (y^  St.  Ton  Prohstsella),  einem 
prächtigen  Felskoloss,  mithesehrinhter, 
aher  doch  herrlicher  Aussicht,  in  des- 
sen NfOie  dio  Loquitz  eine  westliche 
Richtung  (^nacl»  Lauenstein)  einschlägt, 
während  unsere  Strasse  am  Eisenhütten- 
werk „Schreidenhmnimer''  (mit  WiHhs- 
i'iius)  Torfiher  dareh  den  Falkenat^er« 


zend  gelegene  Dorf  Lauenstein  durch 
eine  enge,  steil  ansteigende  Schlucht 
zum  Schreidershammcr  u.  auf  don  Fal- 
kenstfcin.  —  Oder  von  L^itii  iistcin  im 
freundlichen  Loquilziiiaiu  über  Unter-u. 
Ober^NetikSttendor/  (einer  bunten  Eeihe 
von  Mühlen ,  Oefen  u.  B[ammerwerk«D) 
nach  Ludwigstadt  (2  St.  von  Gräfen- 
thal, 1  St.  von  Lebesten),  bayer.  Gronz- 
städtcheu  (1000  Kinw.) ,  das  mit  seinen 
engen,  krummen  Strassen  u.  seinen  klei- 
nen, mit  Schiefer  gedeckten  HSusen 
einen  ddsteren  Anblick  gewfihrt.  In  der 
Nähe  gute  Schieferbrüche  u.  reicher 
Obstbnr     Der  ^^S^ommci-hcrrj''  unfern 
der  Stadt,  einer  der  reizendsten  Stand- 
punkte  in  diesem  Gebirgstheil.  Von 
„Ludwigstadt"  östl.  über  Ottendorf  nach 
LehetUn,  u.  zwar,  indem  die  Strasse 
eine  starke  Krümmung  macht,  nicht  gar 
weit  an  dem  bedeutendsten  Schirfcr- 
briich  des  Thüringerwaldes  vorüber,  zu 
weichem  rechtsab  eine  Chaussee  ge- 
baut ist. 

Lehesten  9  mdningisches  Cheine- 

Städtchen  (1200  Einw.) ,  in  einer  ziem- 
lich offenen,  aber  doch  raulien  Gegend, 
weil  in  der  Nähe  das  Gebirge  wieder  so 
hoch  emporsteigt,  wie  in  seinem  %vest- 
lichen  Anfang,  um  dann  nach  dem  &üd- 
Uchecea  Frankenw.  sehro'ff  abauftllen. 
(Gasthöfe:  Schwan,  Goldener  Pomster J 
Die  kleine  Stadt,  nach  dem  verheeren- 
den Brande  von  1822,  der  sie  fast  gänz- 
lich einäscherte,  regelmässiger  aufge- 
baut, lagen  um  einen  Teich  herum,  u.  hat, 
da  nicht  nar  die  Dficher,  sondern  aneh 
die  Wände  der  Häuser  meist  mit  Schie- 
fer bekleidet  sind  u.  selbst  in  den  Stras- 
sen   Schwarze  Thonschiefcrfolson  zu 
Tage  stehen,  ein  etwas  düsteres  A  nsehen. 
Indessen  verdankt  Lehesten,  die  Hoch- 
schule der  ScMeftrdeckflr,  diesem  Schie- 
fbr  seinen  Auf  n.  seine  Nahrung.  Die 
Brüche  liegen  theils  nördlich,  tlieils 
südlich  der  Stadt.    Die  letzteren,  auf 
dem  „Unnütz,"  nur  20  Min.  entfernt, 
sind  die  grossartigsten  in  Deutschland  j 
SO  dass  man  um  so  weniger  unterlassen 
wird,  sie  su  besuchen,  ids  der  Anblick 


4 


Digitized  by  Googl 


705      9$.  Bautet  Von  Lobenstein  über  Leutenberg  nach  Saalfeld.  706 


d«r  aolMr*tt«ii,  Badtrechten  AushÖhlnn- 

gen  m\t  den  auf-  u.  nbsteipjendcn  TTebe- 
maschmen,  mit  den  rollendou  K isen- 
bahnen auf  dreifach  Uber  einander 
gebaaten  Galerien,  mit  den  dästeren 
Timiicis  V.  den  tfthMcli  bescAiitigten 
Arbidtern  (circa  300)  wahrhaft  grossar- 
tig n.  originell  ist.  Die  beiden  herr- 
schaftlichen Brt'iche,  gegenwärticr  durch 
ein  Thal  abgesondert,  werden  mit  der 
Zeit  durch  Ausfüllen  dieses  Thaies  in 
Yerbindung  gebnohtwerden.  — Nur  ein 
balbes  Stündchen  jenseit  dieser  Schie- 
ferbrüche  ragt  der  2611  P.  hohe  Wetz- 
stein empor,  nn  welchem  der  Rennsteig, 
denmftn  hier  ,,S<:lileicli  weg"  od.  ,,Schleif- 
weg*^  nennt,  in  den  Frankenwald  hin- 
ttberlliill  (S.  10).  Somit  Ist  der  Wetv- 
fltein  der  «fidlt^te  Qremwichter  de« 
Tbfiringerwaldes,  indem  der  angren- 
ssendc ,  flacher  fortlaufende  Gebirgs- 
rücken als    Frankenwaid  beaeiohnet 


wird.  Sonst  ward  di»-  niclit  beschwer- 
liche Erstn'^ruTiL':  des  Gipfels  dureli  eine 
weite  Aiissiclit  );e]oliiit,  indem  man  nicht 
blos  den  Hauptgebirgsstocit  des  ganzen 
Waldes,  sondern  auch  einen  grossen 
Theil  des  Fruikenwaldes  ftberbttckte. 
Jetzt  ist,  falls  man  nieht  das  trigono- 
metrische Signal  ersteigen  will,  die 
Fernsieht  durch  den  Baumwnehs  ge- 
hemmt.—  Um  so  reizender  ist  dieselbe 
von  dem  2123  F.  hohen  Kulm,  der  VJ, 
St.  östUehvoB  der  Stadt  (jenseit  Luisen- 
grüns]  sich  empoxgipfelt  u.  mit  einem 
Hanse  gekrönt  ist.  Herrlicher  Blick 
ins  Saalthal  bis  naeb  Jena,  in3  Voigt» 

land  u.  auf's  Fichtelgebirge. 

Von  Lehettm  €[ber  Leut^erff  naeA  Skuth 

Flora  von  Leheston :  Aconitum  Lycocto- 
niu&.  Cirsiuui  heterophyllum.  Crepis 
sueeiaaefoUa.  Hottenia  palnstria.  Petasitei 
aibiiR  Thatletmm  «quileisilfoliiiiB.  Yeronica 
Buxbaumii. 


V. 

Seitenrottten  von  Osten  her. 


96.  Boute :  Von  Lobensteiii  tber  Loutenberg  naeb  SaalMl 


Wir  betreten  dM  CTeUet  der  Ffireten 

TOB  Beasiy  einst  im  Besitz  der  Sorbcnwcn- 
den.  In  alter  Zeit  waren  diese  Fürsten  Gatt- 
grafen. Der  erste,  der  genannt  wird  (972), 
liieiM  Aribö  oder  Erwin,  nnd  sass  auf  der 
Bnrg  Olei^^brrjr  rVnitsberg)  bei  Weida.  Spä- 
ter fBhrt«Q  sie  den  Djmaateatitel  t  „Herren 
und  Voiffte  Tfliii  Welda,"  und  edvirangen 
sieh»  Ale  lie  aiieh  Gera,  Orals,  Hof  nnd 
Planen  erworben  hatten,  zu  erblichen 
Reichsvoigten  empor.  Seitdem  hiessen  sie 
•Ileaammt:  ifcinrirA.  Kaeh  mehrftdienErb- 
theilnngen  verheiratete  sich  zu  Ende  des 
18.  Jabrh.  Hemrich  der  Fromme  zuerst  rnit 
einer  böhmischen  Fürstentochter,  weshalb 
•eili  Slleitar  8olm  deaNanenf  Selurieh  der 
Böhme  ftlhrto,  und  soiann  mit  einer  russi- 
schen Fürstin,  die  ihrem  Sohne  und  hernach- 
maU  dem  ganzen  Geschlecht  den  Beinamen: 
der  MnuMtf  oder  der  Rtuae  vererbte,  üebrl- 
iren^  i^t  kaum  mögür^h,  das  Qewebep  in 
Führer  durch  Ihäringen, 


welehei  dl»  veieebledeMn  Xiaien  mit  all 

ihren  „Heinrichen"  bald  serflelen,  bald  sich 
wieder  vereinigten,  mit  kurzer  Hand  zu  eati- 
wlrren.  Wir  lösen  den  gordisdiett  Knoten 
mit  der  einfachen  Angabe,  dass  es  seit  1616 
eine  'Altere  nnd  eine  jüngere  Linie  gab ,  die 
1778  und  1790  üi  den  Fttrstenstand  erhoben 
wurden. 

IiObenstein  ^  tenss.  -  wlUdaiselie 
Stadt  mit  4000  £ünw. ,  an  der  forellen- 

relcben  Lemnitz,  in  einem  engen,  un- 
ebenen Tli  ilc  mnlerif^ch  um  einen  kegel- 
förmigen Berg  gelagert,  dessen  Stirne 
mit  einem  fast  lOOF.  hohen  Wartthurm, 
dem  Ueberbleibsel  einer  uralten  Barg, 
gekrönt  ist  Sie  Ist  oft  tos  Feners- 
brünsten  heimgesucht  worden  (zuletzt 
1862),  ohne  dass  ihre  Bauart  dadurch 
regelmadsiger  geworden.   Das  untere 

2« 


Digltized  by  Go 


707     96.  Bmu :  Von  L«1»«nstftU  ttar  lientcnlMrir  »ftch  Saalfeld.  TO 


Schloss  (am  0*^trfindc  der  Stadt)  war 
bis  die  Uebidenz  der  reuss.-Ebers- 

dorfschenFürsteulinie.  Angenehme Sp«- 
siergäiige  Im  ScUossgarten.  Oasthaat: 
Bensischer  Hof  (an  der  fitraase  oadi 
Ebaitdoil). 

FMt  aadi  EbenA^rf  (f  H.  te  40  Min.), 

Ab.  8  TT.  5  Min.,  4|  Sgr.;  nach  TJcJdenlerg 
(1|  M.  in  a  öt.),  früh  2i  U.,  8^  Sgr. ;  nach 
LehttUa  (a|  M.  in  ^  St.),  teOh  9  U. ;  nach 
SeKUi»  i^  H.  in  8|  St),  Ab.  8  U.  5  Min., 
21  Sgr. ;  nach  Kronach  (5  M.  in  5^  St.),  friih 
4>  U.,  26|  Sgr. ;  nach  Saal/eld  (über  Leuten- 
berg (5}  M.  In  S  St  SO  Min.),  firllh  4f  U., 
1  Thlr.  (44  Sgr.;  nach  Hof  (Üher  Hirschberg) 
4|  H.  in  4  St  40  Min.,  firfib  Ü  IJht  »  Mte., 

Ton  Lobenstoin  imch  Leuten- 
berg  (4V2  S^  )  ^ut  glatter  PostStrasse 
am  „Kühlen  Morgen"  vorüber  (reizen- 
der Rückblick  auf  Lobenstein)  nach 
IXia$hrwnn  n^St^pertäorf,  sodann  darch 
schöne  Waldung  a.  üppige  Wiesen  ftber 
Gahma  u.  Gleima.  LeuteubergT,  irohl- 
gebaute  rndolstädtische  Amtsstadt  an 
der  Serbitz,  mit  1150  Einw.  im  enpjen, 
von  hohen  u.  steilen  Waldbergeu  um^ 
schlossenenSormitsthal,  in  welches  sieh 
▼iele  schlaebtfthnliche  Beltengründchen 
dflhen.  Einzelne  HSoser  am  schroffen 
Abhaii«7dcs  Seblossbcrgcs,  anf  wok'liem 
die  .jFiicfiinsliin'g"  steht,  die  seit  dein 
12.  Jahrh.  der  biia  einer  adeligen  Familie 
von  1395—1504  einer 
dgeaen  sehwavabnrgisclien  Qrafenlinie 
u.  snietat  der  WittwensSta  aWder  Grä- 
finnen war,  jetzt  aber  nnr  noch  — vom 
Icutenberger  Schlotfeger  be^volllIt  ist. 
Die  Wände  mchrer  Zimmer  mit  grassen 
Kriegs-  u.  Staatsscenen  (vonLammers) 
bemalt.  Die  Umgegend  ist  Ar  den 
Geögnostcn  interessant  (meist  Grau- 
wacke).  Kiseuf^rnbcn  u.  Schieferbrüche. 

Von  Leuteuberg  iiacli  Saalfeld 

8t.)  begleiten  wir  die  Sormitz,  einen 
nicht  unbedeutenden  Waldstrom,  der  auf 
dem  Frankenwald  entspringt  u.  als  s&d- 
dstlicher  Grenzfluss  des  Türingerwal- 
des trclteu  kann,  durch  ein  enges,  wald- 
umkiiinztes  Wipsfidlial  voll  malerischer 
Aumuth,  nach  Uockerode ,  wo  sich  die 
Sormits  mit  der  Lomnitz  (beide  gold- 


rdhrrnd  11.  forellenreich)  vereinigt,  mt 
bei  Fichicht  in  die  Saale  zu  muaütii. 
Seitwärts  (r.)  zwtaeh«n  Leatanberg  u. 
Hockerode  sieht  sieh  das  Hasenthtlkii- 
auf  zum  Dörfchen  Lohma  (mit  Sehloss), 
in  dessen  Nähe  das  Lusthaus  Amalies- 
höhe.    Bei  Hnrl-rrode  (,,Hiu  kcruh")— 
wo  die  von  Gräfenthal  herabkommeutie 
Strasse  (S.  700)  in  di^  unsrige  einlinft. 
wfthrsnd  jeaseit  Levtenl>ergs  eineiNitt 
Strasse  über  Grünau  u.  Schmiedebach 
nach  Lehesten  gebaut  ist  —  liegt  ein 
neues  Schieferhaus,  worin  die  Vorsteber 
der   Thüringer    Dacb  schiefer  bergbtu- 
GeseUschaft  wohnen ,  u.  5  Min.  tmter- 
halb  desselben  das  £l»S0iiv0rifcjrMfar«ir 
(Hoekeroder  Hamm«) ,  welches  mehr 
Bewohner  hat,  als  das  eigentliche  Dorf. 
An  diesem  vorüber  durch  dns  roraant. 
Loquitzfhnl  u &ch  EichicIU  („Mäg  '),  mi: 
einem  vernachlässigten  Schlosse  des 
Henrn  ▼.Benlwita,  in  einem  aamvtUgn 
Wiesenthal  am  Fasse  des  Eichelberger 
an  dem  sich  eine  Oasse  bis  in  die  Mh> 
eines  scTiön  {gelegenen,  halb  verfallene;. 
Edelhofes  mit  hohem  Thunne  empor- 
windet    Unfern  vom  Dorfe,  welches 
die  Strasse  aur  Rechten  liest,  führteiM 
1861  errichtete  eiserne  Oitterlnrfieke 
(kaulsdorfer  Brücke)  über  die  S»ale. 
die   sich  durch  einen  heiter?chöner, 
wahrhaft  reizenden  Thalgrand 
Saalfeld  schläagell.  Beim  nahen  £1»^- 
dorf  (bayerfseh)  entfaltet  die  Ckgod 
ihren  Tollen  Sehmnek.  Die  Peststrtts» 
macht  nun  einen  bedeutenden  tJtDwe: 
(zur  Rechten)  über  Gross-Kamsdorf, 
ünterwcllendorf  (preus?.),  GarndorfB. 
AUensa&lfeld  (Ü.  102)  }  währeu^l  «■» 
neue  Chauss^  durch  dasherrtteheSiH' 
thal  gebaut  wird,  dieTxmSanlsderf ! 
Lii)l<en)  über  Tauschwitz,  Pi8cber?d*>rf. 

Re.«^ch^vitz,  Olieniitz  u.  Köditz  (R- f^- 
u.  eine  dritte  (am  nächsten)  von  Ka^b- 
dorf  über  die  Berge  (Tausciiwiti  f 
Linken  u.  die  Poststrasse  inr 
lassend)  In  1 V«  St.  nach  Saalfeld  ßbrl 
Im  huvuior/crRevier  sehr  starker  Berg- 
bau, hauptsächlich  auf  Kiipferschieter. 
Es  wird  sogfir,  wenn  auch  sj)rtrsain,  g*" 
dif-L-nes  Kui.fV'r  u.  gcdiegeues  Eij" 
(ächr  selten}  gel  uuden,  besonders  ! 


Digitized  by  Google 


p 


709     $7,  SätOet       Btattild  ikäth  Ihidolstadt,  Ms  Scliwarzburg.  710 

stufen  von  Malachit.  Ingleichen  Ko- 1  nigszeche,"  %St.we8tl.TonSaiiifi«lorll 
halt,  silberhaltige  Erze,  Fahlerze,  Ten-  D\o  fiasigen  S cbmelsbütten  liefem  iNll^ 
tftntit  (nameotllch  im  Revierbezirk  „Kö- 1  iiches  Kupfer.  f 


^7.  BoEte:  Von  Saalfeld  mudi  Sndolstadt,  BlankeBburg, 

Sohwarzbnrg. 

Saalfeld  9  meiningische  Stadt  in 


einer  weiten,  schöiu^n  Thalmuldc  an  der 
Saale  mit  4450  Einw.  Altberühmt  u. 
wohlhabend,  weitläufig  u.  bequem  rrc- 
bautjObwül  nur  dünn  bevölkert,  gewährt 
sie,  vom  hochgethürmteu  Schlosse  über- 
ragt ,  einen  fast  imposanten  Anblick,  u. 
nimmt  einen  bedeutenden  Flächenraum 
ein,  indem  die  Dörfer  AUensaalfeld, 
Graba,  Altcfrcifieü  n.  Ältcmarh  fast 
unmittelbar  (als  Vin-stadte)  mit  ilir  zu- 
sammenhÜQgen«  Luther  verglich  S., 
nach  einem  grossen  Brand  durch  neue 
Ziegeidaeher  verjfingt,  mit  seinem  Leib- 
gericlit,  indem  er  sagte,  die  Stadt  liege 
wie  ein  Stück  PÖckelfleisch  in  Peter- 
silienbrühe. 

Fost  nach  Arnstadt  (6}  M.  in  6  St.  26  Min.), 
Ab.  U  U.,  2  fl.  46  kr. ;  na^h  Eitfdd  (6}  H. 
in  8  St.  5  Min.),  Ab.  %  U.,  2  fl.  12  kr.; 
nach  Fössneck  (2|  M.  in  2  St.),  Nachm.  3| 
U.  und  Nachts  11|  U.,  53  kr.  (weiter  nach 
If9Uatadt  a.  O.  «nd  tfcni);  naeh  M^MOM 
(2JM.  in  8i  St.),  früh  10|  U.,  58  kr.  (weiter 
nach  J.olumUein) ;  Über  Leutenberg  nach  Lo- 
bendem (5|  M.  in  5  St.  50  M.),  Nachm.  2| 
U.»  2  fi.  1  kr. ;  Uber  Jlftiuheau  naidi  Soumfherg 
rCJ  M.  in  7J  St ),  früh  10»  u.  Ab.  9|U..  2  fl. 
22  kr. ;  nach  Mudolstadt  (1^  M.  tn  1  St.  10 
M. ),  f.  10,  Nachm.  3|,  Ab.  10  IT.  45 M.,  9ikr. 

Entfernungen:  Rudolstadt  2,  Blanken- 
burg 2,  Pössneck  4,  Königaee  5,  Neuhaui«  G, 
Ilmenau  45,  Msield  10,  Sonneberg  10,  Jena 
10,  Arnstadt  10  St. 

Gasthöfe:  Sirsch  (am  Markt),  wird  sehr 
gerühmt,  T.offig  mit  Frühsfürk  15  Spr. ;  Anl-rr 
(am  Markt;,  ehenial.s  zur  goldenen  Cians, 
worin  Kaiser  Karl  Y.  mtfc  4«m  geCKagenen 
Kurfürsten  Job.  Friedr.  am  29.  Juni  1547  zu- 
sammentraf*) i  Hock  (in  der  Blaakwbnrger- 
gasso). 

*  )  Der  Kurfürst  war  in  einem  Jetzt  noch 
vorhandenen  Gewölbe  eingekerkert.  Da 
überfiel  ihn  eine  so  grosso  Angst,  daAS  er 
dringend  batt  den  unheimlichen  Aufenthält 
verbissen  tn  dffrfim.  Kaum  war  dies  ge- 
schehen, :  brnch  die  Decke  de.s  Gewölbes 
ein.  ^aoh  seiuer  Befreiung  ward  das  Bild- 


^egloMirationen:  Tkom  In  der  Blanken- 

bürge rgasse;  Kühn  und  Jahn  in  der  Saal- 
gasse j  Wittwe  FrarJce  am  Markte;  Srhiess- 
A<m*  an  der  Saale,  n^-uer  Felsenkeller,  Ver- 
cinsgarten  (mit  «ehr  sehaner  Aassieht).  Der 
Wirth  des  berühmten  ..Loches"  hat  die 
Schäukwirthschaft  aufgegeben.  Sonst  hiess 
es:  „"Wer  das  Loch  nicht  besucht  und  den 
Ungcr  (Stadtorganisten)  nieht  gehört,  ist 
nicht  in  S.  gewesen." 

Presse:  Anzeigeblait,  wochentl.  <lrc!nial; 
Thüringischer  Stadt-  und  Landbuiu  ^iu  der 
Niese^schen  Buchbandl.). 

(Jesehichtliches*).  Saalfeld  hat  glänreudo 
Tage  gesehen,  ais  Koi^bsdomäne ,  kaiser- 
liche Pisla ,  geffirstele  Abtei ,  herzogl.  Re- 
sidenz, UniTeraltitt  (indem  1578  und  79  die 
jenaiachen  Doccnton  und  Stiul  n'  it  'rriv^f, 
halber  provisorisch  nach  S.  überdiedelton). 
Ihre  BQtBCahattgvardhnkt  die  Stadt  der  ^Ssr»«». 
bürg,  TDilKarld»  Qr,  zum  Schatze  gegen  die 
Sorben  x\.  Wend«!  errichtet  (806).  Nach  an- 
deren Angaben  soll  sie  schon  im  7.  Jahrb. 
vom  «httringlsehen  Herzog  Rudolf,  oder  vom 
Slavonkönig  Samo  erbaut  worden  sein.  lu 
Mitte  des  9.  Jahrb.  kam  die  Burg  in  dfo 
Hände  der  Sorben,  die  jedoch  von  Ludwig 
dem  Deutschen  gesefalagen  und  veMtUbai 
wurden  (874).   Nim  ward  P  zu  einer  Rcichs- 
domäne,  und  vom  Kaiser  Heinrich  I.,  der 
wahrscheinlich  das  Jagdscblösschen  Kitzer- 
«tein  erbauen  Hess,  befestigt.   Die  starken 
Thore  «tehen  noch  jetzt.  Als  kaiserliche  Pfalz 
sah  sie  die  deutschen  Kaiser  oft  in  ihrer 
Mitte ,  und  wurde  tobt  Otto  IV.  zor  freien 
Befehsfltadt  erhoben.  Otto' s  Gegner,  Philipf^ 
von  Schwaben,  übf^rtvic-;^  ^^e  jedoch  dowi 
thüringischen Iiaadgraie^  JlcrmaunL,  der  die 
Stadt  verwQatete  ond  efnon  Thefl  der  Bär- 
ger gefangen  hin  wegführte  (1202).  Darauf 
hat  sie  ihre  Tier  reu  oft  gewechselt,  bis  Land 
und  Stadt  unter  dem  jUngi^ten  Sohne  Äer- 
zogs  Emst  des  Frommen,  Job.  Emst,  zn  tH- 
nem  .sr!b  t ständigen Herzogthume ward(1680). 
Spätere  successionsstreitigkeiten  wurden  d*» 
hin  geschUcbtot,  daM  Herzog  Joh.  Entst  von 
SaalfiBid  a«ine  Residena  in  Coburg  nahm 

nis»  des  KnrfUrsten  an  dmi  Daoheikem  dee 

Hausca  angebracht. 
*)  If  ' <^n«r,  Chronik  der  S  tadt  Sauheld.  1864. 

20* 


Digitized  by  Google 


711  Von  BMlfeM  naok  KvdolBiadt  Us  Schwanlmrg.  712 


(1795)  und  aich  fortnn  Herzog  von  Coburg- 
-ISiMlfeld  nannte.   ha.th  dem  Erloschen  des 
gofhfttodien  Ffiriteoliaiisos  trat  Coburg  das 
Türstentbum  Saalfeld  an  Meiningen  ab  (182C). 

Industrie.  Ab  Mittelpunkt  ergiebiger 
Gold-  n.  Silberbergwerko  (sonst  200  Behackt« 
anf  0«ld  und  Silber),  war  8.  eine  der  älte- 
sten und  berühmtesten  Münzstätten,  dJo  erst 
1847  ihre  Tbätigkeit  eingestellt  hat.  Jetzt 
'wird  batiptitchlieli  auf  Kupfer  getehOrft,  In- 
dem der  mächtigste  Kupfororzgang  in  don 
von  Saalfold  gegen  SW.  ansteigenden  Vor- 
bcrgeu  lagert.  Vormals  auch  ziemlich  star- 
ker Weinbau,  so  daw  15S1  an  6000  Eimer 
gekeltr  rt  wurden.  Gegenwärtig  oino  in  ilirer 
Art  einzig  dastehende  Metallgewebefabrik 
(Dehler),  die  auf  17  WebstOhlen  (von  denen 
«tner  1500  Thlr.  kostet)  die  künstlichsten  u. 
saubersten  Drahtarboittn  ft'rtipt,  und  bis  auf 
die  westindischen  Inseln  versendet.  Das 
Mntle  0ew«be  hat  anf  1  QZon  35,0(K>  Oeff- 
nutigen.  Piaiiii  <  fabrik  von  König.  Tusch- 
und  Farbenfabrik  von  Oemhard.  .Sddeu- 
fabrik.  Fabrik  von  Pappwaaren  und  Illu- 
mliiallofulcOrpenk. 

Sehennoik^igkeiten,  Auf  dem  sehd- 

neu,  grossen  Marktplatz  das  1537 
erbaute  Rathhaus .  (Ins  mit  seinen  Er- 
kern, Giebeln  u.  Thürmciien  einen  ori- 
ginellen Anblick  gewährt.  Isicht  weit 
-dftvon  die  stattlieh«  «ToAafMitWreA«, 
im  gothiscben  BftustyL  Schon  986  er-* 
baut,  brannte  sie  1200  bis  auf  den  nord- 
lichen Thurm  nieder,  ward  jedoch  vom 
Ertrag  der  roiehmannsdorfer  Goldberg- 
werke (S.  bD7)  wieder  aufgebaut,  u.  zu- 
Ifrtet  1817  restanrirt.  Doreh  da  feieh 
Tentertes  Portal  mit  dem  kolossaleii 
Bilde  des  heil.  Johannes  tritt  man  in 
die  geräumigen,  dreiscliiffigen  Hallen, 
deren  Fenster  mit  lierrliclien  Ghisma- 
loreieu  prangen.  Au  der  äusseren  süd- 
WMtliehcti  Eeke  eine  steinerne  Kanzel, 
«iif  wdeher  an  jedem  dritten  Pfingst- 
feiertag  der  AbUss  Terkttndig^  wurde 
(auch  von  Tctzel),  u.  an  einem  Posta- 
ment der  äusseren  Strebepfeiler  eine 
kleine  verwitterte  Figur  (das  „Härings- 
männchen'Q,  welches^  als  Wahrzeichen 
der  Stadt,  die  Grenxecheide  der  Sorben 
n.  der  Thtlringer  (die  man  „Härings- 
nasen"  zu  nennen  pflegte)  bezeichnet 
haben  soll.  An  der  Johanniskirche  fuu- 
girte  der  berühmte  Caspar  Aquila,  Lu- 
thers Freund  und  Reformationsgehilfe, 


der  merkwürdige  Schicksale  erlebt  hat. 
Als  Feldprediger  des  Ritters  Fran2  vor 
Sickingen  wurde  er  1523,  weil  er  sicL 
weigerte,  eine  Kanonenkugel  na  tanfeo, 
von  denLandsknechten  in  einen  Mdiraer 
geladen,  u.  wäre  in  die  Luft  geschossen 
worden,  wenn  dasPulver  gezündet  hätte. 
Auch  aus  S.'ialfeld  musste  er  1547  vor 
dem  Zorn  des  Kaisers  flüchten,  kehrte 
aber  1652  dahin  zurück  u.starb  1560.— 
Das  bcthürmte  Schlou,  am  Nordrande 
der  Stadt  auf  weitsichtiger  Saalterrasse. 
1670  vom  Herzog  Albrecht  erbaut,  u. 
zwar  an  der  Stelle  einer  Abtei,  welche 
1071  vom  Erzbischuf  Hanno  venKöJL 
gegründet,  1497  von  Iffazho^^an  ge^ 
.^tet  u.  im  Baoernlcri^  zerstört  worden 
war.  Bis  1745  war  es  die  "Residenz  des 
Herzogs  von  Saalfeld.  Die  innere  Ein- 
richtung im  Roccocogeschmack , beson- 
ders der  Tlu'onsaal  u.  die  Schlosskirche. 
Prachtvolle  Aussicht  ins  Saalthal,  na- 
mentlich von  der  Galerie  des  Thuxmes. 
Aus  dem  im  franz.  Geschmack  angelfi|{- 
tcn  Sclilos'-L'^nrten  (mit  Qewächsbänsern 
u.  einigen  Monumenten)  stieg  man  sonst 
auf  einem  Stufengaug  („Jakobsleltei'^) 
in«  Dorf  ^ni^  hinab,  das  nur  dufch 
eine  Sehlueht  rem  Sclilosa  geschieden 
ist.  In  der  dasigen  Kirche  ein  Plafon*! 
gemSIde  al  fresco,  n.  ein  kosthnrcr  Ala- 
basteraltar.  aus  der  Barfüsserkirche  in 
8.  hierher  versetzt.  —  Das  älteste  Ge- 
bände  ^am  entgegengcsetaten  Ende  der 
Stadt)  ist  die  hoehragende  Sovhenbvrg 
(„der  holie  Schwann*^,  mit  2  runden 
altersgrauen  Thürmen,  Sie  wurde  1290 
auf  Veranlassung  Rudolfs  von  fial^ 
bürg  von  den  Erfurtern  zerstörte  Jfwr 
4  Thürme  blieben  stehen.    Aber  1356 
liesB  der  Stadtrath  awei  davon  abtragen, 
um  dieSteine  zurErweitemng  der  Saal- 
brücke  zu  verwenden.  Jetzt  ist  die  Ruine 
in  Priviitliänden  u.  dient  zum  Theil  als 
Holzschuppen.  —  Nur  wenige  Schritte 
davon  auf  einem  felsigen  Abhänge  das 
Schl5ssehen  Kitz^stein,  ein  viereckiger 
Bau  mit  Thurm  u.  Kapelle.  VomKaiser 
Heinrich  I.  gegründet,  ist  es  mehrmals 
erneuert  worden,  u.  befindet  sieh  seit 
längerer  Zeit  ebenfalls  im  Privatbesitz. 
Spaziergänge,  Um  die  ganze  Stadl 


Digitized  by  LiOOgle 


713      97.  Boniet  Von  Saalfeld  nach  Rudolstadt  Iiis  Sehwarzbnr^.  7U' 


hamm  nen«  aiiBiithige  Promenaden- 
£iae  uralte  Brücke,  auf  welcher 
die  in  ein  Brückenliaus  umgewandelte 
St.  GeiiuHeiiökapeile  mit  ihren  Hautre- 
dieA]iftB«rk8«nkeitf«iMlt,  Alurt 
über  dk  Saale  uach  AUtam^M  (mit 
Farbenfabriken),  wahnehifaiÜlA  schon 
450  erbaut  u.  763  vom  mainz.  Eizbi- 
scbof  Luiiu»  ver^rössert. —  Will  man  | 
einen   Umblick   über  das  aumuthige  | 
Saalthal  gewinnen,  so  besteige  man  die 
„AMettbmg/^eiaß  felsige  Anhöhe,  dieht 
neben  dem  aik  einem  Geeellsohaftshaas 
überbauten  Felsenkeller,    unweit  des 
Schützenhofes.    Die  schönsten  Partien 
am  malerischen  Saalufer  hinauf  :  „Jm 
Grünhain /'  Anhöhe  am  linken  Saal- 
nfer;  AlMmweHc  We^UUin  (V,  St.), 
mit  pittoresker  Felsengruppe  auf  einer 
Snalinsel;  Hoxt  Köditz  ('    St.),  wo  der 
Saalgrund  von  hohen,  zerrissenen  Fel- 
seuwänden  eingeengt  wird;  seitwärts 
östlich  die  8ekiiO€dtiM€hanMn }  jenseit 
des  Dorfes  Obernitx  der  *OleU9eh^  d.  i. 
Kli|)pe  (ly«  8t),  am  rechten  Saalnfer, 
ein  Keg^clberg:  (1243F.1  mit  entzucken- 
der Aussicht  (vollständiges  Panorama 
über  die  ganze  Landschaft),  dessen  süd- 
liche Spitze  von  einem  Ungeheuern  Kalk- 
steinwftll  umgeben  ist.   Hier  hat  die 
Natar  ein  grosses  Thor  angelegt,  durch 
w  clches  man  auf  einigen  Stufen  den  Platz 
betritt,  der  unverkennbar  eine  altheid-  i 
nische  Opierstätte  war.  •  *  ,  St.  vom 
Gleitsch  der  ^GositzfcLHen,  unterhalb 
Fiaeheradorfs,  an  dessen  Fasse  die 
Strasse  naeb  Saalfeld  TorüberlMuft.  — 
Wendet  man  steh  Ton  Reschwitz  nach  I 
Westen,  so  kann  man  eine  der  3  Gar- 
tenJcnppen  (die  hintere,  1  St.  von  Saalf., 
1771  F.  hoch)  besteigen,  welche  das 
sebone  Saalthsl  u.  einen  grossen  Theil 
des  Tbttringerwaldes  beherrschen/  ob- 
wol  die  Fernsicht  von  der  beranwaeh* 
senden  Waldung  mehr  u.  inehr  verdeckt 
wird.  Dell  II  t  man  die  Wanderung  nach 
Westen  noch  weiter  ans  und  geht  über 
Arnsgereuth  u.  Witzendorf  (Chaussee) 
zuraeki  so  bat  man  Ton  der  Wittmatmi^ 
gereuther  B(the  (1  St.  sadUeh  von  der 
Stadt)  eine  weitumfassend c ,  köstliche 
Bundsicht  Von  Wittmannsgereuth  gehe 


man  (mit  FIhrer)  aber  d&a  *Eiaenberffy 

1  Stunde  westlich  von  der  Stadt,  der 
von  seinem  Scheitel  (2022  F.)  abermals 
eine  prachtvolle  Aussicht  bietet,  nach 
Saalf»  Boraek.  Dw  ganae  Berg,  dessen 
Seh&tse  der  Terstorbena  Chef  desBi* 
bliographischen  Instituts,  J.Meyer,  fün* 
dig  gemacht .  '^oll  aus  Eisenstein  beste- 
hen, der  an  manchen  Stellen  zu  Tage 
tritt.  Auch  kommt  in  der  Grauwacke 
das  seltene  Mineral  Thnringit  vor.  Im 
Thale  dampfen  die  Bisensehmelsbfltten, 
n.  von  den  schrofiten  Wfind«n  des  Ber* 
ges  blicken  die  Grubenhäuser  herab,  zu 
denen  man  auf  einem  Zickzackweg  em- 
porsteigt. In  einem  der  Stolleu  u.  schon 
unfern  des  £iuganges,  lagert  ewiges 
Eis,  das  gerade  in  den  Sommermonaien 
am  mächtigsten  ist.  Deshalb  hateman 
sich,  ih  erhitztem  Zustande  die  Grube 
zu  befahren,  oder  auch  nur  der  geöffne- 
ten Thüre,  aus  der  ein  eisiger  Luftzug 
strömt,  zu  nahezu  treten.  — Beschr&nkt 
man  sich  anf  den  Besuch  des  Saalthaies, 
so  ist  kein  Fahrer  nöthig ;  will  man  je* 
doch  die  erwähnten  Berge  besteigen,  so 
thut  man  wohl ,  sich  einem  solchen  an- 
zuvertrauen. Lebrigens  kann  man  diese 
schönen  Partien  auch  als  „Nebeutou- 
ren"  mitnehn^n,  u.  awar  auf  dem  Wege 
nach  Lobenstein,  Lehesten  oder  Probst- 
zella den  reizenden  Saalgrund  mit 
Wetzelstein,  Köditz  u.  Absteeherru  den 
Schwedenschanzeu ,  auf  den  Uieitsch  u. 
auf  den  Gositzfelsenj  auf  dem  Wege 
nach  Nenbans  oder  Sonnebeig  eina 
der  Oarleaknppen  (1.)  oder  die  Witt- 
mannsgereuther Höhe  (r.) ;  auf  dem 
Wege  nach  Blankenburg  oderSchwars- 
burg  den  Lisenberg  (r.)  und  die  Witt- 
mannsgereuther Höhe  (1.).  —  Ebenso 
sind  einige  Punkte  nach  entgegengesetz- 
ter Biehtnng  bin  (anf  dem  Wege  nach 
Rudolstadt) beaChtenswerth.  Vor  Allem 
der  Wahlplatz,  auf  dem  sich  das  Vor- 
spiel des  nur  wenige  Tatre  »Inrnnf  fol- 
genden Kriegs drama's  bei  Jena  u.  Auer- 
stedt eröffnete.  In  der  Nähe  des  Dorfes- 
WlOidorf  ( Va  St.  von  der  Stadt,  an  der  , 
Strasse  nach  Schwarza)  fiel  der  beiden« 
müthige  Prinz  Ludwig  von  Prenssen, 
der  mit  einem ^Corps  von  13,000  Maua 


Digitized  by  Qfliogle 


715       S8,  Boutc:  Vou  Lobensteiu  über  Ebersdori  nach  Saalfeld. 


716 


die  fast  dreimal  stärkere  fransdsische 
Macht  anfhalten  sollte.  Er  wurde,  als 
er  eben  einen  ITaufon  zersprengter  Fusss- 
jäger  ordnen  wollte,  von  einem  frauzö- 
Sischen  Wachtmeister  durch  Säbelstiohe 
gel5dtet  Auf  dem  gusseteernen^i^eiiA* 
inai,  das,  von  hohen  Pappeln  umragt, 
auf  jener  Stelle  (jenseit  des  Dorfes,  dicht 
an  der  Chaussf''  )  1^2^  errichtet  wurde. 


Graba,  an  der  Göritzmühlc  vorüber  n, 
bei  Remschütz  über  die  Saale,  dann 
über  I>orf  Knlm  auf  den  Kulm,  von  da 
7Tir  Preilipprr  KuppCf  über  Unter'  n« 
Oberpreilipp  u.  über  Cumbach  Dach  Bn* 
dototadt  (8.  198  ti.  109).  Oder  man 
geht  von  Volkstedt  r.  über  die  Sdbtlfers- 
köhe  u.  Cuvilxirh  fS.  195  etc.). 
Von  Saalield  nach  Blanke iiburfr 


liest  man  die  eintachen  Worte:  „Hleri(2    Ht.)  Po«?tstrRP«e    gleichfalls  über 


£el  kämpfend  für  sein  Vaterland  der 
Prini  Ludwig  von  PMossen  am  10.  Okt. 
1806.*^  Fr.'L.  von  Kleist  feiert  es  mit 
den  Worten: 

,,Sel  fft?gnrti9Ht  ]n!t  hoher  Ehrfurcht  Schauer, 
Heil'ß-o  «tätte,  wo  oiu  Grosser  starb." 

Ein  anderer,  sehr  lohnender  Aus- 
ilng  Aber  „dieKatae" (V^  St.)  zumAijm 
(V«  ^^Of  höehsten,  dnreh  ein  Brd- 
beben zeridftfteten  Buckel  des  Heide- 
rückens (S.  190),  der  sich  als  welü^res 
Berpgehäuf,  nach  der  Saale  zu  abschüs- 
sig u.  nackt,  nach  den  übrigen  Seiten 
sanft  abdaoliend,  bis  naeb  Pdssneck 
blnaieht  (s.  unten).  Der  anf  dem*  Knlm 
eniohtete  Tlun-m  bietet  eine  reizende 
An<!?iio1it  über  das  Saalthal  mit  Rudol- 
stadt, Saalteld  etc. 

Von  Haalfeld  nach  Rudolstadt 
(2  St.)  sohläugelt  sich  die  Poststrasse 
dnreb  das  Saalthal  Uber  W9Udorfnw^ 
SchwarM  (HUfte  des  Weges),  wo  1. 

die  Strasse  nach  Blankenburg  abzweigt 
(S.  203).  Jenseit  der  Saale  (r.)  die  Dör- 
fer C^ht^r-  u.  Obei-preilipp,  malerisch  am 
schroffen  Heiderücken  hängend  u.  von 
der  Preilipperkuppe  Oberragt  (S.199). 
Von  Scfurarza  üb.  Volkstedt  n.  Rudol- 
stadt (8.  203,  196, 189).— Häufig  wird 
folo^ender  F^insineg e\n^Q^ch\^^%r\'.  durch 


Schwarza  u.  dann  1.  den  Schwarz&gruud 
Terfolgend(3. 103).  Eine  andere Knnst- 
Strasse,  etwas  näher,  führt  Über 

loitz  n.  Ontermrimdk,  n.  vereinigt  sich 

dann  mit  dor  vorijren.  —  Zu  Fuss  cm- 
I stiehlt  sich  die  sehr  gonussreiche  Ti»ur 
über  den  Eisenberg  (s.  oben),  Diet- 
rlcfashütte  n«  Braunsdorf  dnvofa  den 
Werragmnd,  od^r  (am  'nlohsten)  Über 
Beulwitz  u.  UntcrwirbacbzumiSr/itoors- 
hurqrr  Jfr-f  (Chrysopras),  S.  "^IS  etc.. 
u.  vou  hier  direkt  oder  über  den  Grie«- 
baehs/elsen  nach  iilaukenburg  (S.  210, 
211).  Blankenburg:  S.  206. 

von  SMdfoMiiaeliMwanliiif 

mnss  man  zu  Wagcm  ftber  Blankenha-y 
u.  durch  das  Schmarzathal  (4  St.):  S. 
210  etc.  Zu  Fuss  (nicht  wol  ohne 
Führer)  kann  man  verschiedene  Wege 
einschlagen:  am  nächsten  (3  St.)  Uber 
Wittmannsgerenth  (Eisenberg  r.,  Witt- 
mannsgereuther Höhe  1.),  BirkenhMde. 
Dietrichshütte,  Burkersdorfer  Hö): 
(mit  sehoner  Aussicht)  und  Burkersdur; 
(S.  210),  — Am  penussreichstcn  (4 — 5 
St.),  wenn  man  über  den  Eisenbery  nacL 
Braiumtdorf  geht ,  dnreh  den  Bramr 
dorfer  Grund  (Werragrnnd)  BWft  Ckiy 
sopras  (8.  208)  und  dann  durch  dAS 
Srhwarzathal  nach    Sehte at-zburg  ^Ä» 


AUsaaileld  über  ,,die  Katze/*  oder  über  i  212.    Sch^earxburg  :  8.  219  etc. 


9S.  üoate :  Von  Lobenstein  fS.  70G)  über  Ebersdori^  Saalburg 

und  Ziegenrück  nach  Saalfeld. 


4       Post  von  LobenstHn  nach  Ebersdorf  in 
40  Mia.,  Ab.  8  U.  6  Klii.,  4|  Bgr. 

Die  Chaussee  läuft  zwisch^  herrli- 
eheo  Lindenreihen  amGasth.  cnm  reuss. 


Hof  (vor  der  Stadt)  u.weiterhiiHl.»*» 
Scfaiesshans  Torftber.  Jenseit  desselbe^ 
zweigt  sieh  L  ein  Strnasennrm  über 
„Ktthlen  Morgen**  ab,  nm,  mit  der  vs^ 


.  kjui^ud  by  Googli 


717       ^8.  Eoute:  Von  LabeoBtein  über  fibersdorf  nach  SaaUeld.  718 


Ebersdoif  leommeiid«!  SIrMse  Yerdaigt, 
tlMT  £iliasbrunn  nach  Ruppersdorf,  und 
dann  r.  naeh  Pössneck,  1.  über  Leuten- 

berg  nach  Saal  fei  d  zu  gehen  (S.  707).  I 
Die  ebersdorfer  Chau^s^ee  aber  führt  ge- 
radeaus über  Schönebrmm  ii.  aiu  Wirths- 
hiMis  BMemm  iroHlber,  das  {^j^  St.  tüt 
Ebersd.)  «nf  «iiier  freien  Anhöhe  liegt 
und  die  ganze  Umgegend  bis  tfatt  Fich- 
telgebirgf^  überblicken  ISsst.' 

Wir  empfehlen  jedoch  einen  anderen, 
«nd  Bwar  fönenden  Weg,  der,  wenn 
ait«h  fast  noch  efaunal  8o  weit ,  doch  nn* 
f^ixk^  gennssreidier  ist.    Von  Loben- 
stein,  beim  reuss.  Hofe  rechtsab,  auf  der 
nach  Hirschberg  führenden-  Chaussee 
bis    zum   Eisenhammer  Gottlic^sthal 
{1  St.).  Nun  die  steinerne  Saal  brücke 
passirend,  ia     St.  Uber  i^mi Wot/ nach 
^WMmamuiheit,  einem  sehr  «nmnthiif 
gi^egSnen  Jagdschlösschen  des  verstor- 
benen Pürsten  Heinrich  LXXil.  (an  f  der 
Treppe  Schwein  u.  Bär,  in  Stein  ge- 
hauen).   Reizender  Blick  ins  Saalthal 
a.  auf  die  umliegenden  Berge ,  der  noch 
umfassender  wird,  wcain  man  den  V4  St. 
höher  liegenden  Marienstein  ersteigt. 
Nach  Saaldnrf /iirUckgekehrt,  lässtman 
sich  entwe  der  l}eim  „  Neuen  Hammer** 
über  den  Fluss  setzeu,  um  nach  Hein- 
riidisstein  zu  gelangen,  oder  geht  wieder 
boi  Ctettliebsthal  Iber  die  Brtteke ,  und 
steigt  dann  fortwährend  r.  im  anmnlhi* 
gen  Waldesschatten  auf  steiler  Strasse 
empor,  bis  man  in      8t.  den  *  Hein- 
richsstein erreicht,  indem  ein  sciiöner 
PronvMiadenwegi  am  abwftits  ftiunndea 
Stnfengange  kenntlidi,  In  wenigen  Min. 
aa  den  herrHehea  Parkanlagen  führt, 
Trelche  diesen  Walddistrikt  in  weitem 
Umgang  schmücken.  Am  Fasse  des  mit 
einem  Borkenhäuschen  gekrönten  Ans- 
8ichtspQnktes(EremitagenzelleJ  rauscht 
die  Saale  vwisehea  jfth  anüi&genden 
Felsen  hindurch.  Auf  einem  dieser  Fel- 
sen   ist  ein  weisses   Kronz  errichtet 
Wunderschöner  Blick  ins  Saalthal,  auf 
Waidmannsheil,  Saaldorf  etc. —  Von  da 
auf  dem  weiterführenden  Promenaden- 
pikde  bis  BOT  Strasse  (Wegweiser),  die 
am  Bohligshammer  TOrAbär  in  %  St. 
nnch  £bersdorf  futart. 


Elimidmf^  renss^sehleiz,  Marktfl.  an 
der  Priesa,  mit  1800  Einw.,  darunter 
über  500  der  evangel.  Brüdergemeinde 

ancrehören.  Ehemals  T?osidenz  des  Fiir- 
bten  von  Reuss  -  Ebersdorf- Lobenstein, 
ist  der  idyllisch  gelegene  Flecken,  nach- 
dem 3e^eb  Lmr.  seine  Hoheits- 
rechte abgetreten,  nebst  Lobenstein  an 
Schleiz  gefallen.  Das  fürstl.  Schloss, 
im  edlon  Styl  erbant,  ist  von  weitläufi- 
gen Parkanlagen  umgeben.  Die  dasigc 
Kerrnhuterkolonie  y  1731  gegründet, 
seiehnet  sieh  durch  ansehnlicbe  HSuser 
aus,  unter  denen  besonders  das  grosse 
Schwesternhaus  zu  erwähnen  ist,  U.  hat 
eine  N'if  Ibesuchte  Mädchrii-Erziehungs- 
anstalt.  Die  Einw.  nähren  sich  meist 
von  Holzhandel,  Feldbau,  Viehzucht  a. 
Handwerken. 

iShisihof:  LogMkmu  äeir  tvcrnffAischm 
Brüdergemeinde  (Hermann). 

Tost  nach  Lobenstein  und  Bof  Mocg.  7| 
LT.,  nach  SehUie  und  Gera  Ab.  8f  U. 

Wir  setzen  unseren  Weg  (zu  FuSS^ 
duteh  das  prftehtige  *8aaUhai  fort,  des<- 
sen  merkwürdige  Krümmungen,  sehroffb 

Wände,  zusammengerückte  Ufer  und 
felsige,  wildschöne  Gründe  höchst  pitto- 
reske Gruppen  ItiMen:  woj^ecfen  die 
Chaussee  direkt  üh er  das  reuss -greiz. 
l^hrtäotfBemptendorf  r.  n.Surgk  (3  St.), 
u.  geradeaus  üb.  Liebengrün  u.  Lieb»€hBtz 
nach  Ziegenrück  (4  St.)  führt.  Auch 
könnte  mata,  um  einen  näheren  Fussweg 
von  Ebersdorf  nach  Burgk  einzuschla- 
gen, der  jedoch  später  durch  den  Wald 
nidii  leidit  un  finden  ist,  über  Bilppiieh 
(y^  St.),  di^  IfaetsschmfiUe,  die  Forstel 
Isabellengrün  („Waldhaus")  u.  über  die 
bedeckte  Saalbrücke  den  Berg  hinauf 
nach  Burgk  (2  St.)  gehen.  Bei  Isabel- 
lengrün eine  mit  Bänken  umgebene 
Linde,  die  einen  sohdnen  Waldbliek  ge- 
wIHirt  Indessen  raüiea  -wir,  folgende 
Tour  zu  wählen:  Von  Ebersdorf  über 
Zoppothen  n.  Pöritzsch  räch  Saalbnf er 
(1^/,  St.),  wohin  auch,  aber  in  weiteren 
Krümmungen,  eine  Chaussee  (nach 
Schleiz)  führt.  Das  Städtchen  (1100 
Einw.)  liegt  an  der  firXnkisehen  Haupt- 
stmsse,  r.  über  der  Saale,  fast  mitten 
Bwiscben  Lobenstein  n.  Sohleis,  am 


Digitized  by  Google 


tiefsten  südwestlichi  II  Gehänge  des  ho- 
hen Kulm,  in  einem  suiiuuuii  Xhale,  von 

Hililr,  Obstg&itm  unig«)»^  Twierhftlb 
der  Bingnukiier  die  Bniae  eines  «Iteiif 
gegen  die  Serben  erbauten  Schlosses, 
von  welchem  noch  ein  fast  100 F.  hoher 
Thurm  emporragt.  An  der  Strasse  nach 
Schleiz  (Y4  St.)  die  ansehnlichen  lieber- 
regte  des  Cisterzieater- Nonnenklosters 
^^MM»  h€iUgen  Krem,*'  Demi  1.  too  der 
Stresse  sl>»  bis  In  die  Nähe  des  Saal- 
ufcrs ,  wo  wir  (jenseit  des  Flusses  liegt 
die  Klostermühle)  das  Flüsschen  Wet- 
terau  überschreiten,  am  durch  den  Non- 
ueuwald  üb. Xiübersfelsen  «ufdieStrasse 
ZU  gelangen,  die  TonSehleis  neeli  Burgk 
führt,  das  wir  in  V,St.(L)enelehen  (3  St. 
von  Saalburfr). 

*Schl0SS  Burgk,  ein  GlanzpuDkt 
im  romaut.  Saalthal,  gehört  zu  Reuös- 
Greiz ,  u.  ist  gegenwärtig  ein  Amtssitü, 
xadi  einem  Kammergnt  yerbiind«p.  Von 
den  Voigten  von  Greiz  erbaut,  war  es 
zu  wiederholten  Malen  die  Ilesidenz 
einer  reuss.  Nebenlinie.  Im  30iälirigen 
Krie-e  konnten  es  die  Schweden  nicht 
erubern.  Das  Innere  u.  Aeussere  des 
stotüiehen  Banes,  der  auf  einer  Üppig 
Manbten  Felshohe  tbront,  ist  in  gntem 
Znstand.  Sehenswerth  der  mit  Ilüslun- 
f^'C'Ti ,  ^emälden  etc.  ausstafiirtc  T^itter- 
saal,  mehre  fürstl.  Gemächer  und  die 
kleine  Kirche  mit  einer  Silbermaun- 
schea  Orgel.  Die  Umgebungen  des 
Schlosses  prangenim  reizendst^i  Natur* 
schmuck.  NamenÜieh  hat  man  aus  dem 
Rittersaale  eine  präohti^re  Aussicht  auf 
die  in  vielfachen  ^\  induiii^en  sich  da- 
hinsclilängelnde  ;Saale  u.  auf  die  schö- 
nen Berge,  welishe  das  lachende  Thal 
umrahmen.  Jenseit  des  Flosaes  der 
jBurghanmer ,  ein  bedeutendes  Eisen- 
werk, zu  welchem  durch  den  Schloss* 
berg  von  einer  der  oberen  Saalwindun- 
gen einivaaai  geleitet  ist.  Spaziergänge : 
Znr  Sophienruhe  t  einem  ganz  nahen 
Waldplatz  mit  Sehlössehen,  u.  znm 
„Vorderen  Bshrenateig oberhalb  des 
Hoffmannschen  Gasthofes,  mit  ent- 
ziickeiiden  Blicken  ins  Saahhal. 

VouBurgk  wandert manin  2YjSt.  üb. 
Ofochwits,  Dörflas  nnd  Kssbacb  nach  1 


Ziegenruch.  Unterwegs  verschiedi  rif 
hübsche  Aussichtspunkte.  Bei  iJurÜas 
passirt  man  das  Flüssche«  Wiesenthri, 
steigt  einen  steilen  Berg  hinauf  and  ge- 
langt in  Essbach  auf  die  von  Schielz 
nach  Ziegenrück  fuhrende  Cb'inssee,  die 
mau  entweder  verfolgen  oder  nuf  klei- 
nen Nebenwegen  abkürzen  kann. 

Ziegenrilck^  prenss.  Kreisstadt 
mit  1100  £;inw.,  Jiat  eine  sehr  «igea- 
thümlicbe  Lage  in  einem  engen,  vou 

Thon  schief  erbergen     einge  schlosseaen 
Thale  (fast  wie  Buhla),  u.  ist  in  Form 
eines  S  gebaut.     Die  Häuser  steheu 
dicht  neben  einander  n.  I^Uioi  meial 
nur  emc  Strasse,  well  die  sehroff  aessm- 
mengeriiekten  Berg«  tine  seitliehe  Aus- 
dehnung um  so  weniger  gestatten,  als 
die  Wa]dnuf^^en  des  liittergutcs  Cam- 
bacher bis  dicht  au  die  Häuser  der  Stadl 
vordringen.    Von  dem  auf  einer  vsstl. 
AnhSlie  gelegenen  alten  Schlosse,  vad 
noch  besser  von  der  höheren  Schweden- 
schanze  kann  man  einen  Uebcrblick  über 
die  ganze  Umgegend  gewinnen,  diereifli 
au  schönen  Punkten  ist,  z.  B.  der  La^- 
senberg,  Reisers  I^uhe,  Heuubach,  ^01- 
nitagrund ,  Plothen ,  Ottergnmd,  IM' 
wigshfitte.     In    der   That  veidisot 
Ziegenrück  mehr  besucht  zu  werden, 
als  es  bis  fetzt  geschieht.  Daim  würdf« 
auch  der  dasige  Gasthof  (Prru^ä.  Hut| 
sich  heben,    Sowoiii  von  büden  (Hot, 
Ueltheuer  oder  Itenth,  Sefaleis),  als  iros 
Norden  (Weissenfela ,  Gera,  Pössneck) 
kann  man  leicht  dahin  gelangen,  indoiu 
Ziegenrück  mit  Schleiz  u.  Pössneck  U 
täglicher  Postverbindung  steht. 

You  Ziegenrück  nach  SaAUeM 
(ö  St.)  c  Chaiiss^  über  Moxa,  Sehasi^ 
Bueha  ete.  Die  erste  Streehe  bis  über 
Moxa  hinaus  Wlt  ndt  der  ufichsteu 
Route  zusammen.  Dann  linksab  «n 
Schmorda  vorüber  iiac  Ii  l^nelia  (-V<i^^' 
V.  Saalf.),  einem  rudolst.  Dort  aul  rau- 
her, wasserarmer  Höhe  des  rotheaBw 
ges,  veo  der  man  eine  weite  Aasaiebt 
in  die  Orla-,  Saal«  u.  Binnegegend  ge- 
niesst.  Daselbst  ein  wohlberufeuir 
Gasthof  mit  einem  vielbesuchten  Lu>i- 
ort  irn  ualien  Buchenwälde  (^„der  U^iliK^ 
1  Berg'  ),  welcher,  mit  Moosbütten  «ad 


Digitized  by  Googl« 


721       93.  M9Ktß :  Yoa  Lol>aiat^  fiber  Bbendorf  b«c1i  Saalfeld.  722 


Kapellen  gasehmttckt,  den  Mittelpunkt  |  lielieB  Baamgrappcn,  malerischen  Fei* 


des  geselligen  Verkehrs  fiir  einen  weiten 
Umkreis  biWct,  Der  ßuf  der  Brauerei 
und  Gastwirthschaft  ward  durch  den 
alten  Blochberger/'  den  weit  u.  breit 
betonten  PrototyyenlindUciierBeetMi- 
»tpvie,  begründet.  —  Beim  ^Zollbena^ 
kommt  man  in  die  püssnecker  Strasse 
(R.  102),  11.  führt  nun  entweder  fr.)  über 
Grosshainsdorf  (S.708)  u.  Unterwellen- 
dorf|  oder(l.)  über  Kaulsdorf  nach  Saal- 
feid. 

Fuastour:  \on  Ziegenrück  eine 
Strecke  auf  der  Chaussee  nach  Schleiz 
zurück,  die  Saalbrücke  passirt  u.  zum 
Gottesröthel  hinauf.  Hier  verlässt  man 
die  Chaussee  u.  geht  auf  steilein  Pfad 
in  das  Siudtbäl  hinab,  worauf  man  in 
den  anmutbigen  Z9iAacher-  oder  Otter- 
grund  gelangt,  den  man  bis  zur  Zscha- 


sen,  anmuthigen  Weingcländon  n.  blu- 
migen Wiesen  umgeben.  Hier  mögen 
wir  zunächst  den  unter  Fischersdorf 
sich  erhebenden  GotUz/eUen,  u.  dann 
(in  y4SL)  den  einer Bargrnine  ibnliehen 
Dolomitgiplel  des  GltittMergea  erstei- 
gen, um  die  entzückende  Aussicht  in  die 
Schlangenwindungen  des  Saalthales  zu 
geniessen  (S.  713).  Von  hier  auf  der 
neuen  Strasse  über  Obernitz  (,,Eberns'*) 
u.  Köditz  C„Kiez"),  auch  „die  Fiseher* 
hütten'*  genannt,  —  Tielleicbt  mit  Ab- 
stecher über  die  Schwedenachanzen,  oder 
auf  den  Bohler  (mit  seiner  Teufelskan- 
zel,  seinem  Echo  und  seinen  Obstpflan- 
zungen)  nach  Saaifeld.  ,tDer  oberuitzer 
Saalstrieb  ist  das  rheinische  Loreley." 
Am  linken  Ufer  das  freundliche  Dorf 
Reschwitz  mit  reizend  gelegener  Mühle, 


chermühle  u.  dann  bis  DrQfjait::  verfolgt  I  u.  weiter  aufwärts  der  imposante  Muhl- 
(2  St.).  Von  hier  über  Klcinyeschfrende,  /eis ,  ein  fast  senkrecht  in  die  Saale'ab- 
Steimdor/f  Sankt  Jakob  („Gropfich"),  i  stürzender  Felskuioss,  iu  welchem  der 
einem  ehemaligen  Wallfahrtsart  mit  I  Fassweg  durch  Falver  eingesprengt  Ist* 
dem  wunderkräftigen  Jakobsbom,  Bit- ,  Von  Fischersdorf  nach  ßäaifelä  (ohne 


Excorsionen) :  lV4  8t. 

Flora  von  Lobenstein,  Ebendofl^  Bnigk» 
Ziegenrück,  Schleiz  und  Saalfeld : 

Aoonifunt  T-Vf^'x^tonum.  Ad03ta  Moorha- 
leliiua.  ^Uiium  rotundom.  Alopecurus  agre- 
«tis.  Alsine  tennifoUa.  Anmnone  PttUwtilla. 


tergut  Löhma  (das  neue  Gutsgebäude 
des  Hrn.  v.  Beulwitz  im  ,,Eisenbjthn- 
styl"').  in  dessen  Nähe  das  Lustscliloss- 
chen  Amalienhöhe,  u.  über  den  Jiichol- 
berg  (mit  herrlichen  Anssichtspttnkten 
insLoquitztbal)  nacli£ikrAMAe(»VaSt.)y 

wo  man,  dem  Felsenkeller  gegenüber,  I  Anthericum  ramo.sum.   Aronia  rotundifolia. 

'  Artemisia  AbdntUium.  Aaperala  tinctoria. 
Aatrantia  mi^or.  Atriplex  nitena.  —  (Bro> 
mos  erectua).  Butomni  nrnbeHi^.  —  Cidla 
palustris.  Carex  erioetoram.  C.  flava.  C- 
maxima.  Centoacultts  mioimus.  Chaero* 
phyllum  aromattenm.  Chenopodimn  opull- 
foliam.  Cicuta  virosa.  Coeloglossum  viride. 
Convallaria  vertfriüata.  Cropi??  foctida.  Cy- 
noglossum  moucauuni.  Oyperus  flavescens. 
—  Denlaila  btUbUbra.-  DtenOn»  eaedn*. 
D.  superiHU.  Digitalis  gnui^Iora.  Draba 
aisoidea.  —  Eriophorum  vagrinatom.  Erodium 
mÖBchatum.  Erysimom  cropidit'olium.  £. 
odoratiun.  ~  Festnea  arondlnaeea.  F. 
loliacea.  F.  myiiros.  F.  sylvatica.  —  Gagca 
stenopctala.  Ucntiana  Pncumonanthe.  Öerft- 
nium  Phaeum.  —  Uoleocharis  ovata.  —  Iris 
albirlea.  —  Laetuea  'peremilB.  Iftbaaotli  xbwt- 
tana,  Limosella  arinatica.  Llnarla  Cymbal- 
laria.  Lithospermum  parpureo>caeraleum. 
Lonicera  nigra.  Lunaria  rediviva.  —  Malva 
criapa.  H.  zuoachata.  Modicago  minima. 
Mdioa  ailiata.  M.  naiflora.  MeUui«  M<dis- 


anf  die  Strasse  kommt,  die  von  Leuten 
berg  nach  Saalf.  führt  (S.  70ö).  Diese 
Tour  bewegt  sich  auf  einem  Uochpla- 
tean ,  welches  mamiia  bübsehe  Vm- 
siebten  bietet,  an  a.  für  sieb  aber  mono- 
ton u.  ohne  besonderes  Interesse  ist.  Bei 
Eichicht  be<rinnt  jpdoch  fl as  Saalthal 
eine  so  reiche  Fülle  landschaftlicher 
Kei2se  zu  entfalten,  dass  wir  nicht  den 
kUraesten  Weg  Aber  die  Berge  einscbla- 

SB,  ftondem  snniobst  Über  die  soböne 
«Ibrücke  nach  Kaulsdorf  (V«  St.),  u. 
dann,  die  imBauhr^riffeneStrasse  verfol- 
gend, über  Tauschiöitz,  am  rechten  Saal- 
ufer hinab  nach  Fisckcrsdorf  (V9  St.) 
gebeu)  wo  bei  der  Mühle  eine  prächtige 
Linde  steht  Jensoit  des  Flusses  Bre- 
tendUL  Beide  schmucke  Ddrfeheo,  de- 
ren blinkende  Kirchlein  von  grünen 
Höhen  hcrabgrUssen,  sind  .von  herrli' 


Digitized  by  Google 


t 

723  ^^.Aiite:  YMi  Blienidaif  naeliPIkmtek.  7^ 


sophyllum.  —  Neottia  Nidua  »vi«.  Nym- 
ptiaea  alba.  —  Orchis  fnoarnata.  O.  sam- 
bueliift.  Ornithogalaia  umbellatum.  Petasi- 
tet  «Iba*  Phlcum  Boehmeri.  Physalia 
Alkekragl.  Pinguicula  vtügam.  Polemo- 
idttib  oaeralemn.  Poiygaia  Chamaebuxiu. 
P.  depreaaa.  PMnflUa  alba.  P.  inclinata. 
P.  opaca.  P.  procmnbena.  P.  recta.  Pyrola 
ombeUaMU  —  ^nuacaius  acoaitifoliua.  Ii 
pancistamUieiu.  ^  fianibttquSbitlat.  Sapo- 
naria  yacaria.  SaroOiamBus  vulgaris.  Saxi- 


fraga  eaefpito«a.SiibulariaaqBatfc».  äcboeniu 
nlgricai».  SeOla  imMna.  Seutellart*  haatf* 

folia.   Sedum  idbom.  8.  bolonienge.   S.  pa- 
lastre.   Stachys  gennanica.   Staphylca  pin- 
nata.    Statice  elongata.    Stellaria  glauca. 
Taxas  baeeala.  ThaBetram  Jaeqnfiilaiiam. 

Thlaspl  alpestre. '  Trifolium  rubcns.  T. 
i^friatuni.  —  Valeriana  sambactfolia.  Vcrnnirn 
Buxbatunü.  V.  longifoiia.  Ticia  cäääiibica. 
Viola  eolliwu  V.  tmviM, 


99.  Boutd :  Von  Abersdorf  naeb  Pösaoeek. 


Chaussee  über  Semptendorf,  Idebevt' 
grün  u.  Liebschütz  nach  Ziegenrück 
(3Vg  St.),  S.  718,  sodann  über  3Ioxa, 
Wernburg  u,  an  der  AUenburg  vorüber 
nach 

Pdssneck  (2  V2  St.).  Diese  meining. 

Stadt  mit  7000  Einw.,  an  der  Kotschau 
(KU  Orla),  fast  in  der  Mitte  (4  St.)  zw. 
Saalfeld,  Kudolst-tdt,  Orlamündc,  Neu- 
stadt a.  O.  u.  Ziogt  uruck,  wo  sich  die 
Strassen  von  Saalf.  imch  AUenburg  u. 
Yon  8c1il«S2  nach  Kahla  hreasen,  hat 
ein  fast  grossstftdtisches  Ansehen ,  und 
zeiehnet  Bich  durch  schwunghafte  Indu- 
strie, umsichtige  Intelligenz,  Itiirgerlichc 
Einfachheit  und  solide  Wohlhabenheit 
ihrer  Üeissigen  Bürger  dermassen  aus, 
dass  man  sie       Krone  aller  mdning. 
StSdte"  genannt  hat.   Den  schönsten 
Anblick  der  Stadt,  worin  das  reich  und 
mannichfach  ornamcntirte  liathhans  be- 
merkenswerth,  gewinnt  man,  Avenn  man, 
_  dem  „Löwen*'  gegenüber,  den  Bach  über- 
schreitet and  dann  einige  Minuten  zwi- 
schen Oartenhanseite  bergan  steigt,  bis 
man  in  einer  obstreichen  Schlucht  das 
Dorf  Schlettwein  sieht.    Iii  er  schweift 
das  Auge  nicht  blos  über  Pössneck,  son- 
dern auch  über  zahlreiche  Dörfer  bis 
nach  Oppurg  u.  Neustadt  a.  O.  Die  t«- 
dusMehe  Betriebsamkeit  wendet  sieh 
hauptsfichlich,  schon  seit  dem  Mittel- 
alter,  der  Tuch-  u.  Lederfubrikation  zu. 
Die  Porzellanfabrik  der  Hohr.  Coata, 
die  1864  ihr  50 j.  Jubiläum  feierte,  ist 
die  grösste  in  Thür.,  und  beschäftigt 
600  Arbeiter  (vorzugsweise  mit  Nippsa* 


eben) ;  während  auch  in  der  Porzellan- 
fabr.  von  Eberwein  200  Arbeiter  thärig 
sind.  Wenn  sich  der  Plan  verwirklicht, 
die  Weissenfeis- Geraer  Eisenbahn  mit 
der  Werrabahn  durch  einen  neuen 
Sclüenenweg,  der  über  PSssneck  nach 
Sonneberg  führen  soll,  zu  verbinden;  SO 
wird  die  Stadt  einen  noch  weit  grösse- 
ren Aufschwung  nehmen.  In  dor  Nfihe 
schöne  Privatgärten,  z.B.  bei  ilci  r:'- 
mantisch  gelegenen  j^RoseumuLiie"  [inn 
Welleobad). 

Post  nach  NeautaeU  a.  O.  (1|  M.  in  1  ät. 
85  Min  ),  Xachta  1  U.  40  Min.,  Ab.  5  U.  40 
Min.,  87  kr.  (weiter  nach  Gera)  ;  nach  Sa<ü* 
feld  (24  M.  in  2  St.),  früh  7  U.  55  Min.  und 
Ab.  6  U.  45  Min.,  53  kr.;  nach  Kahla 
M.  in  2i  St.),  früh  8J  U.,  53  kr.  (weiter  nach 
Jena  und  Apolda)  :  nach  Scfdeiz  (4^  M.  in  4 
St.  35  Min.),  Ab.  8|  U.,  1^  fl. 

Oiuthö/e:  Hirsch  (Breitestr.) ;  L^oe;  Jßit- 
haus;  Enkei :   ,,  Vetter   Schwenke;"  ScHiess- 

haus  (Schleizeratr.)  mit  Xr«aa4Uohec  üinge* 

bung. 

Ausßiige:  Zur  AUenburg,  einem 
isolirtott  Berge  an  der  Str.  nach  Ziegen- 
räck  (V,  St.).  Promenadenweg  vom 

Schiesshaus  über  Feldflnren,  dann  zwi- 
schen Felstrtimmem  n.  schattigem  Ge- 
büsch empor.  Weite  pxlicht4(e  Aa&< 
sieht.  — 

Nach  Ranis  und  JTünilJc:  B.  108;  —  nadk 
Oppurg :  R.  104 ;  ^  naoh  BtmmäUheHn  :  R.  101. 

Von  Pössntck  nach  Stiä^fiU:  R.  102;  — 
nach  Orlamünde:  R.  lüä;  —  nach  Kahla  :  R. 
101;  —  uAchAmstadtu^O.:  &.  104;  —  uacü 
SaOei»;  R.  100. 


Digitized  by  Google 


'  72Ö     m.,  m.  ^  i02.  JUmte:  8«ilel«—P»»ii6«k,— Neustedt  a.  0. 


726 


lOO.  Bonte :  Von  Solüeis  nach  PSmeok 


Süilleiz  f Engel;  Sonne;  AdlerJ, 
swtite  Besidens  der  Ffiftton  tob  Booss* 
SeUl6is*6era  (6000  Etaw»),  in  «inem 

wiesenreichoa  Thale  an  äm  WlMcnthal, 
seit  dem  Terheerenden  Brande  von  1837 
fast  ganz  neu  aufgebaut.  Geburtsort 
des  Porzellan  •  Erfinders  ITreih.  v.  Bött- 
eher.  Industrie  n.  Berdel  niebt  olwe 
Bedentang,  bes.  Baamwollenweberei, 
Strumpfweberei,  Eisenhandel.  Sehentt- 
Werth:  das  none  Kesidenzscbloss ,  ?!0- 
wio  die  altgoihisi  he,  von  einer  Anhöhe 
malerisch  herabgrüssende  Bergkirche, 
mit  Yielen  Gntbrnonnmenten.  der 
Nähe:  hu8tseUo8BSemrich9ruh(*/^St.), 
mit  Park  u.  sehr  schöner  Aussicht  vom 
Thürmrhen  eines  Pavillons;  Vergnü- 
gungsort Eremitage;  Schloss  Burgk 
(1  St.):  S.  719. 

Ami  nach  I9nnUk  (4|  M.  in  4  8t.  95  , 
Min.},  flriOiS1T.y  25^8^.  (weiter  naehJToMa,  i 


Jenfl  u,  Apolda)  ;  nach  Neustadt  a,  0.  (2|  M.  ia 
2|St.),  Ab.  7}  U.,  16^  Sgr.  (weiter nach  KeMa^ 
Jena  U.Apolda);  über  Auma  nach  Gera  (5J  ^r. 
in  5  St.  65  Min.),  Vorm.  10^  und  Nacht«  12J 
U.,  1  Thlr.  10|  Sgr. ;  über  Saalburff  u.  Ebers- 
dorf nwih  J.nbmstein  mu.  in  3  St.  45 Min.), 
früh  44  U.,  21  Sgr.;  über  Zeulenroda  nach 
Gr€U  (4J  M.  in  4^  St.),  früh  5  ü.,  JI7  Sgr. ; 
Aber  Q^4U  neeh  Bof  (4^  M.  in  4  St,.  86  Hin.)» 
früh  4  U.,  27  Sgr.;  nach  Mehltheuer  (S|  M. 
in  2\  St.),  früh  Z\  ü.,  14  Sgr. 

You  Schleiz   iiaeh  POsbmA 

führt  die  Strasse  über  Zirffenrttch 
(S.  720),  ohne  bfmprkcnswerthe Punkte 
darzubieten,  und  läuft  dann  über  Moxa 
und  Wernburg  (S.  723).  Ein  bedeutend 
kürzerer  Fumeg  von  Sehleis  über  Gdrlc* 
witz,  Volkmaiiusdorf ,  Bucha  (nicht  zu 
verwechseln  mit  dem  gleichnamigen  Ort 
ZTv  Pössneck  und  Saalfeld),  Posen, 
Bahren  und  Wernburg. 


101.  Ronte:  Von  Sehleia  na«li  Neustadt  a.  0.  (4%  St.). 


Da  der  Weg  ohne  besonderes  Inter> 
esse  ist,  so  wird  man  gern  die  Post  be- 
nutzen.   (Ab.  7.74  ü.,  ley,  Sgr.). 

Neustadt  a.  d.  Orla.  weim.  Kreis- 
stadt(4830Einw.),  seit  1,815  demGross- 
herzugthum  einverleibt,  in  einem  wei- 
ten ThaUcessel,  nachN.u.S.  mit  Nadel- 
wald eingefasst  Hit  grossherss.  Schloss, 
erbaut  durch  den  hier  residirenden  Her« 
zog  Friedrich  Heinrich  von  S-ichsen- 
Zeitz  (f  1713);  einem  1409  erbauten 
Bathhaus,  welches  zu  den  zierlichsten 
Banweifcen  gothisclien  Geschmacks  in 
Sachsen  gehört,  u.  so  bedeutenden  Tuch- 
und  Lederfabriken,  dass  unterhalb  der 
Stndtf\m  Orlaflusse  hin  eine  grosse  Zahl 
neuer  Ktabli.ssements  entstanden  ist, 
worin  sich  Garnspinnereien,  Färbe- 
reien, Tuch  -  u.  Lederwalkereien  befin- 
den. —  In  der  NlheCV«  St.)  das  Dörf- 


chen ^ms/mw^i  mit  einem  alten  Schlosse, 
dem  Stammhaus  des  mit  Otto  von  Ams- 
haugk  1289  ausgestorbenen  Grafenge* 

schlechtes.  Die  Wittwe  dieses  Grafen 
verheirathnte  sich  mit  Albrecht  flom  Un- 
artigen, u.  ihre  Tochter  erster  Kiie,  Eli- 
sabeth ,  mit  Landgr.  Friedrich  dem  Ge- 
bissenen (S.  66).  Schöner  Bliek  durdi 
das  4— fi  St  lange  Orlathal 

Post  nach  Jioda  {2\  M.  in  B|St.),  früh  8 
U.,  13J  Sgr.  (weiter  nach  Jena  u.  Apolda) : 
nach  Kahla  (2^  M.  In  2  St.  10  Min.),  Ab.  10 
U.,  19|  Sgr.  (welter  naeh  «Tena  u.  Jpeida); 
nach  Pus.nrr?:  T3  M.  in  1  St.  25. Min),  früh 
6  U.  20  Min.,  Ab.  6  U.  10  Min  ,  loj  Sgr. 
(weiter  nach  Saatfeld);  nach  üera  {-i^  M.  iu 
5  St),  früh  S  V.  15  Min.,  Ab.  7  U.  80  Müi., 
27  Sgr.;  nach  ScTihh  (2|  M.  in  3 St  35 Min.), 
Nachts  11  U.  55  Min.,  liij  Sgr. 

Von  Neustadt  nach  Kahla:  B.  105; 
Aber  Moda  und  ZoMa  naeh  Jma:  B.  KW. 


102.  Route :  Von  Neustadt  nach  Pössneck  (2V2  St.). 

iV>*i  in  1  St.  25  Min.,  fr«h  6  U.  20  Min.  |  der  nach  Kahla  führenden  Chaus.^cc  ^.u- 
und  Ab.  6  U.  10  Min.,  lOi  Sgr.  I  sammcnlaufend,  rrendet  sich   dann  I. 

Die  Sti-asse,  eine  kurze  Strecke  mitl  durch  den  Oriagrund,  ein  enges,  wUd- 


Digitized  by  Google 


727     loa,  4»  104.  BumU:  Tea  VSsBiMek  laeli  KwelÜiaHieB»  Satlfeld.  728 


romantisches  Thal,  theils  von  be^^■alde- 
ten  Bergen,  thoils  von  schrofl'eu  Frlseri 
eingeschlosseu ,  in  welchem  zahireiohe 
Fabrikanlageii  u.  Mühlen  sieb  im  bun- 
ten Wechsel  an  einander  r«iben.  Jen- 
seit  Neunhofens  (in  der  hochliegenden 
Kirche  ein  schöner  Altar  mit  Oemälden 
▼on  Wohlgemuth,  u,  in  der  Nahe  eine 
Felsenspitze:  ^^der  Todtensteiu")  macht 
der  Flnes  eine  sftdUebe  Krfimmung, 
w&brend  die  Strasse  geradeans  nach 
Colha  (Wollspinnerei,  Gel-,  Leder-  und 
Walkmühle)  läuft.  Dann  *Vnter- Op- 
purg (oder  kurzweg:  Oppurg*),  weim. 
Porf  mit  520  £inw.  u.  einem  stattlichen 
Sohlosse  des  Slirsteu  von  Hohenlohe* 


Oehringen,  dessen  umfangreicher  Park 
zu  den  scliönsten  Punkt eci  der  Umge- 
gend gehört.  Vom  uralten  „Türkenhof** 
(Galata) ,  dessen  Brbaaer  lange  2eit  in 
tttrkiacber  Gkfiangenschaft  gewesen  und 
nach  seiner  Bttekkehr  dieses  Schloss 
äusscrlich  w.  innerlich  nach  Art  seines 
Gefängnisses  herstellen  Hess,  steht  nur 
noch  ein  Thurm.  Von  Oppurg  über 
Jadt^oem,  das  als  Pdssneeks  Vorstadt 
gelten  kann^  in  1  St.  nach  iVasnedb 
(S.  728). 

Von  F6amtck  ncxh  Saal/elä:  it.  104;  — 
nadi  Zie§mirU€k  und  Mvrtior/:  8.  ISS;  ^ 
naot  8Mä»:  S.  796« 


103.  Bonte :  Von  PSssneck  nach  NasoUiftiisen  (OrlamIbLde» 

Kahla,  Jena). 


Ton  Pössneck  nach  Naschhau- 
sen (unterhalb  der  Stadt  Orlamünde) 
%  Va  St.,  zunächst  über  die  nahen  Dörfer 
Jüdewein  nnd  Justiz,  dann  durch  das 

schöne,  waldumrahmte  Orlathal  üi)er 
Kleindembach,  Langenor'la  n.  Friicnorla 
(au  der  Mündung  der  Orla  in  die  Saale). 
Fast  jedes  dieser  Dorfer  gehört  einem 
anderen  Staatsverbande  an,  so  dass  mau 
in  wenigen  Stunden  durch  dreier  Herren 
L  ander  (Meiningen,  Weimar,  ikltrabni^) 
reist. 

Von  Orlamünde  (S.  186)  nach  Kahla  und 
Jena:  B.  6  u.  7;  —  nach  JiudoUtadt:  S.  188. 

Ton  Pllssneek  naoh  Kahla 

(3  Ys  St)  könnte  man  denselben  Weg 
(über  Naschhausen)  einschlagen.  (Post 
in       St.,  fr.  8V4  Uhr,  63  kr.).  Xnterea- 1 


santer  aber  ist  die  Strasse  über  Hum- 
metehatn,  die  swisehen  Kldndembach 
nnd  Langenorla  von  der  ▼oiigen  r.  ab" 

zweigt  und  durch  schöne  M^'aldiuig 
nach  Jl/immelshain  (2  St.  v,  Pössneck), 
dann  über  Schmölln  u.  Lindig  (mit 
köstlichen  Aussichten)  nach  Kahla 
(S.  183),  u.  You  da  nach  Jena  (S.  167), 
führt. 

Am  empfehlenswerthesten :  Futs- 

Wanderung  nach  Hnmmclrh  fin  (_R.  105}, 
u.  von  hier  durch  den  Thiergarten  und 
über  Trockenboru  nach  Wolfersdorf 
(„Fröhliche  Wiederkunft**),  1  %  St.  v. 
Hnmmelshain ,  wo  man  die  Strasse 
erreicht,  die  von  Neustadt  1.  über  Kahla 
(K.  105),  r.  über  Koda  106)  nach 
J  ena  geht. 


104.  Route :  Von  Pössneck  nach  Saalleid. 


Po.t  in  2  St.,  firiUi  7  U.  55  Min.,  Ab.  6 

U.  45  Miu.,  öJi  kr. 

Die  Poststrasse  (am  nftohsten,  4  St.), 
durch  das  Thal  der  KI.  Orla,  die  bei 

Oepitz  ( St.),  wo  eine  beliebte  Grarten- 

wirthschaft,  einen  malerischen  Engpass 
durchfliesst,  über  Crölpa  (Seitenstr.  1. 


uacii-lianis),  liockendorf  u.  au  der  Eich" 

t^ntiiite  vorübev^  wo  L  ab^nnals  ein  Sei-  St.  weitor)  ist  folgende,  gleMfallä 


tenarm  um  einen  grossen  Teich  hemm 
nach  Könit:^  H  ,  St  )  u.  Bucha  (V^St.) 
führt,  au  Oberwellendorf  vorbei,  durch 
Uiiterwellendorf  (Seitenstrasse  1,  nach 
Kamsdorf,  S.  708),  Über  ehimdotfVi* 
JJUewdfeÜL, 

Ungleich  interessanter  (obwol  1 


Digitized  by  Google 


729 


JOS,  d!  106.  Route :  Ton  Neustadt  nach  Kahla,  Jena. 


730 


obaussirte  Strasse :  Von  Possneck  ent- 
weder direkt  (1  :St.'),  oder  über  die 
Altenbarg  fS.  724\  Wernburg:  u.  Liid- 
wigshof  n.  Ranis  (1  ^481 .),  preusa.  Städt- 
chen mit  1500  £iuw.  Deutsches 
Haii8**)t  auf  einer  AakSlie  iesKotseha«- 
ihides,  am  Siidfasse  des  Kalkfelsens, 
auf  welchem  die  Barg  Ranis  steht.  Von 
der  Stadt  kommt  man  zunächst  nm 
Schiesshau  s  (r.)  vorüber.  Durch  schrc  i  1 0 1 
man  den  dazu  gehörigen  Garten,  tiu- 
det  »an  M  einer  kleinen  Fdswand  ein 
aomnti^ltts  PUtaelieB»  das  su  Ehren 
eines  dasigen  Beamten  *„Boonthater8' 
rvh**  benannt  ist.  Entzückende  Aus- 
sicht: 1.  die  stattliclie,  wohlerhaltene 
Barg  auf  hochgethurmten  Klippen ,  r. 
SeUoBs  Braadenstein  anf  sehöngeform- 
tem  Waldberg,  im  Hiiitei|(nuid  die 
Leuchtenburg  bei  Kabla,  westl.  Schloss 
Könitz,  die  Thürme  von  SaalfoM,  w.  die 
blatien  Höhen  des  Tliüringerwaldcs. 
Üin  Abstecher  nach  Schloss  ßranden- 
atein  (mit  Xbniieber  AnstiehlD  erford^t 
V«  Bt.  Von  Basis  über  Wdblsdorf  u. 
Seisla,  linksab  (zu  Fuss)  über  die  „Kalte 
SchP!Tl<o"  nnch  Bucha,  oder  nuf  der 
Cbaussee  von  Seisla  über  Dobian  u.  nach 
Könitz  (ly^St.),  rudolst. Marktflecken 
mit  640  Einw*,  in  einer  engen  Thal- 


seblucht  lehnan  gebaut,  mit  einem  auf 
schroff  abfallendem  Zechsteinfelsen  in 
der  zweiten  Hälfte  dr*'^  !6.  Jahrb.  pv- 
richteten  ^Schloss^  d&a,  sehr  gross  u. 
fest,  eine  Domäne  der  deutschen  Könige 
war  n.  Jetst  dem  Berggericbt  snm  Sitae 
dient«  Daneben  die  Reste  einer  alten 
Ritterburg.  Südlich  vom  Schlosse,  auf 
der  „Echohalde,"  oiti  vierzobtisilbiges 
Echo.  In  der  Näbe  licleatender  Berg- 
bau auf  Kupfer  u.  Kisen,  der  früher 
ttoefa  viel  stMer  war  u.  a«eb  Oold-  n. 
Silbererse  forderte.  Bis  1704  waren  80 
Gruben  im  Oai^.  —  Von  Könitz  bis 
zum  Zollhaus,  wo  dio  nächste  f^tr.  nach 
Saalfeld  r.  über  ]v;iiiisdorf  fS.  708),  und 
eine  andere  1.  nach  Bucha  abzweigt,  nur 
V  ,  St.  Wer  aber  noeh  niebi  in  Buekm 
(8.  720)  war,  vefSinme  niebtt  mit  halb> 
stündigem  Umweg  direkt  von  Rteiti 
aus  dabin  7.n  «reben  (Chaussee),  u.  so- 
dann auf  die  frühere  Strasse  (beim  Zoll- 
haus} zurückzukehren.  Anstatt  aber 
nmi  den  nXebsten  Weg  Uber  .Kamsdorf 
einauseblagen,  empfeidoi  wir  dringend, 
dem  Saalthale  zuzusteuern,  nnd  Über 
KauUdor/  (*{^  St  vom  Zollbans)  den 
imvergleichlich  schonen  Snalgrund  bis 
nach  Saalfeld  zu  verfolgen  (S.  713. 721). 

—  Saalfeld:  S.  709. 


106*  Boute:  Von  Neustadt  mok  Kahla  (aV.  St.)* 


Da  die  Post  während  der  Nacht  die- 
sen Weg  passirt  (Abg.  Abends  10  Uhr, 

13  Sgr.),  so  ist  es  nicht  gerathen,  sel- 
bige zn  benutzen.  Die  Strasse  führt 
über  Lichtenau  durch  den  Oppurger 

Forst  nach  «Huiiiiiielslialn  (2  St.), 
einem  altenb.  Dorfe  mit  Cinst-  u.  Jagd- 
schloss,  welches  der  Heraog  von  Alten- 

hnr^  gewöbnl.  zum  Sommeraufenthalte 
wählt.  Ringsum  seit  alten  Zeiten  eins 
der  beliebtesten  Jagdreviere  für  die 


Glieder  der  sftchs.  Fürstenfiunilie.  Der 

mit  Roth-  Ii.  Schwarzwild  besetzte 
Thiergarten  hält  7  Stunden  im  T'mfang. 
In  demselben,  westlich  vom  Schlosse, 
das  Jagdhaus  Biesenech  mit  unterirdi- 
schen Gängen  ü.  THldfEitterungen.  Im 
sehSnen  Sälossgarten  ein  sdr  reich- 
haltiges Rosensortiment.  Wirthshans 
gut  u.  billig.  —  Von  Hummelsh.  über 
Schmölln  und  Lindig  nach  Kahla  (1 
St.):  8.  728. 


10&  Bonte:  Von  Neustadt  über  Boda  und  Lobeda  naoh 

Jena  (7  St.). 


J>M  bk  4  8t.  25  Min.,  IHih  8  U.,  87  Sgr. 
Am  Freigut  Saehambwg  Torftber, 
von  den  Kensk&dtcm  wagen  s^ner  schö- 


nen Aussieht  gern  besuebt,  durch  scbdne 
Waldung  nach  dem  altenb.  Dörfchen 
Wo^eridar/  (ly.  St),  ron  mehren. 


Digitized  by  Google 


•IT 


731  JMu:  Teil  £imberg  ftber  fitia  natK  IftUa.  7a2 


Teichen  umgeben,  in  denen  sich  präch- 
tige Tajmftii*  imd  Bucheimälder  Spie- 
gels. Dftbal,  in  tiofer  Einsamkeit,  ein 
roaiMitisebM,  eckig  «.  winkelig  gebfto- 
tM  JAgdeehldueba  mit  einem  seltsam 
geformten  Tharme,  das  noch  heute  die 

%  Fröhliche  WieilcTkuiift "  heisst, 

weil  es  der  Ort  ist,  wo  der  vielgeprüfte 
Job.  Friedrich  der  Grossmüthige  uacb 
aeiser  BAekkebr  mi$  IttnIHIliriger  Ge- 
fangenschaft (8.  75)  zum  ersten  Male 
auf  heimischem  Boden  mit  den  Seinen 
wieder  zusammentraf  (lö.  Sept.  1552) 
u.  5  Tage  iu  dem  lustigen  Ban^'  ver- 
weilte ,  um  dann ,  uachdcw  er  dea  laug- 
ealbehrCen  JagdTergnügen»  kier  und  in 
HummelshiUn  genossen,  über  Wöllnitz 
I3;u}i  Jena  zu  zielien  (8,  180  *).  Das 
J<igdhaus,  welches  früher  da  gestanden, 
war  von  den  Soldateu  des  Hcr7op^s  Alba 
niedergebrannt  worden.  An  dessen  Stelle 
liest  der  KaflBrat  164t  (ane  seinem 
Kerker  heraus)  das  gegenvifftige  Schloss 
aufführen.  Es  ist  neuerdings,  im  Ge- 
SchniMcke  der  früheren  Zeit,  einfach, 
aber  .iumiy;  restaurirt.  n.  enthält,  beson- 
ders im  „Joiiaiiu-  Friedrichs -Saal"  eine 
reieke  Ausstattung  alterlbflinli^her  <S«- 
rftthsckaften  n.  kistorisGb  merkwürdi- 
ger Sammlungeu.  Am  Fusse  einer  nahen 
Anhöhe  winkt  ,,dcr  Keller,"  Gasthaus 
mit  hübschen  Anlagen,  Pavillnns,  schat- 
tigen Euba»  u.  AussichtspläUen.  —  Ab* 
Stecker  fiber  Trockenbom  nach  Hwm- 
mehhain  (1%  St.):  S.  729. 

Von  Wolfersdorf  durch  einen  herr- 
lichen Waldgruud,  welchen  die  Roda 
bewässert,  anfrui^'!?  idyllisch,  dann  eii^' 
uud  wild,  über  fieisenhain  u.  Tröbnitz 
naeh  Stadt  Roda  (2  st.},  alteub.  Städt- 
chen mit  3390  Einw.,  in  einem  Ueb- 


l!chf>n  Thalkessel,  aus  welchem  nach 
verschiedenen  Seiten  anmuthige,  noch 
nicht  von  der  Spekulation  der  Zeit 
eroberte  Waldgrinde  mit  schattigen 
Forellenbächen  auslaufen,  mit  einem 
Schloss  (jetzt  Amtssitz)^  das  sich  am 
Marktplatz  anf  steilem  Felsen  rrhrh* 
u.  schone  Aussicht  bietet.  Der  Scliloas- 
garten  eatkilt  auf  einer  Insel  ein  „La- 
byfialk.**   Telegrapkeastation.  Omth, 
zuvi  Hirsch  (Post) ;  Reataurat. :  Raths- 
keller ;  Schiessh.  (10  Min.)  an  der  geraer 
Chaussee,  mit  hübschen  Anlagen,  j^ros- 
sem  Saal,  werthvoüen  Bildern  aui  lor 
uiederh  Schule  u.  einer  Kegelbahu  mit 
schfinttr  Anesickt  Vor  der  Stadt  (aacb 
Jena  zu)  die  maleriseke  Buine  einer 
Klosterkirche,  hinter  welcher  die  hewaJ' 
deten  Bcrghänj^e  steil  einporstc\{Ten. 

Genesungshaus"  (LaiidcskrankenVieU- 
anstalt  für  das  Herzogthum  Alten- 
bnrgn.  das  FttrstentbmnBenssJüng.  L.}. 
Auch  hier,  wie  bei  jedem  „Beda,**  die 
Sage,  dass  Dr.  Faust  allda  geboren  sei. 

Von  Roda  an„Klosterrod;i"  u.  Hain- 
bücht vorbei,  über  Gernewitz  u.  die 
„Neue  Schenke",  gern  von  den  jenai- 
seben  Studenten  besuekt,  nadi  Lobeda 
(2%  St).  Zuvor  empfiehlt  sich  ein 
Abstecher  ^herDraciendor/  (CIwbss^) 
zur  T.rhdahurff  (S.  180)  u.  von  dieser, 
wenn  mau  nicht  dicLaiulstrassefS.  Ibl) 
verfolgen,  od.  vuuL.ul:>eda  über  WöUnUz 
geben  wiU,  ftber  das  Vorwerk  Drad^en- 
dorf,  den  Furstenbmnnen  n.  Ziegeithmn 
n&di  Jena  (S.  180). —  Oder  Ton  Roda, 
f/u  Fus.s)  über  Ziej^enhain  am  Fuchs- 
thurni  vorbei  u.  über  die  ..WoUnisse" 
(mit  Führer). —  Von  lioda  nach  Kahla 
u,  Eisenherfj:  folg.  B. 


107.  Boute:  Von  Biseuberg  liber  Soda  uaolL  KaUa. 


Post  von  Eisenherg  nach  KoJda  (7  M.  in 
ß  St.  35  Min.),  Vorm.  lOJ  IT.,  1  Thlr.  S-^r. ; 
nach  Jtna  (3|  M.  in  2  ^i.  50  Min.),  frUh  4 
U.  40  Hin.,  19|  Sgr.;  nach  Oroum  (nXobste 
Station  der  WeineiifelS'>GenMr-ElMnbah]i), 


Lurckkardt ,  Die  Gefangenschaft  Joh. 

rriodrioln  divs  Gro=5''inntTiiß;'cn  u.  das  Schloss 
2ur  Fruliliclicu  Wiedurkuun.   Weimar  1863. 


(1  y\.  in  45  Min.)  Vorm.  1\  u.  9  U.,  Nachm. 
4  und  r»J  U.,  5  ^gr. :  nach  K'ostrits  (Eiscn- 
bahnst),  1\  M.  In  1  ^t.  i>  Miu.,  Ab.  ä  U.  40 
Min.,  9  Sgr.  (welter  naeh  0«ra  o.  ^fandwf); 
iiadi  Xaumburg  (a|  M.  In  S|  Bt),  froh  5  U., 

n  Sfrr. 

Eiseilberg  (L&tne,  Altenb.  Hof)f 
altenb.  Stadt  (4800  £inw.)^  mit  einem 


Digitized  by  Google 


733         108.  Bomt:       BiMlkarg  iiier  Bürgel  raehJena.  734 


herzog].  Schloss  (Christiansburg)^  vom 
fünften  Sohne  Emsts  des  Frommen, 
dem  originellen,  der  Alchymic  orgebiv 
nen  Herasog  Christian,  dem  Stifter  der 
Linie  Saohsen-Eisenberg,  der  Jedoch 
kinderlos  starb,  1676  erbaut.  In  dem- 
selben eine  im  italt  Styl  amgeführte, 
sehr  schöne  Kirche  u.  eino  vom  Astro- 
nomen Zach  angelegte  Sternwarte.  8e- 
henswerth  der  geschmackvoll  angelegte 
von  dem  als  Boienattchter  berttlnn- 
ten  Hof^KrtiMarDSll  sorgfiUtig  g^flegte 
Schlossgarten.  Ausserhalb  der  Stadt  das 
Schiit'/enhaus  mit  prächtigem  Saal, 
Ausflüge:  1}  In  das  ^  2  St.  entfernte 
Mühlthal,  auf  den  Etzdorfer  Berg  u.  den 
Kiesslittgel.^2)  Nach  ^riediiiäsltann- 
eck  mit  Schlossgarten  o.  WaManlagen. 
—-3)  Nach  Saase  u.  Cursdorf  mit  einem 
kleinen  Bade.  —  4)  Zur  Eisenbahnst. 
Orossfn  (1*^2  ^^')  ^  prcus«:.  Flecken  mit 
einem  im  grossartigen  Styl  erbnuten 
Schloss  u.  schönen  Parkanlagen,  der 
gräfl.  Familie  von  Flemming  gehörig. 
Die  Schlosskirche  ist  im  verjüngten 
Massstabe  der  Peterskirche  in  Rom 
nacligriihint.  Aus  den  Ponstern  des 
reich  ausgcätaiteteu  Saales  lierrlich^ 


Aussichtins  Elsterthal. — 5)  Nach  Kö' 
strit-i,  einem  fast  städtischen  Dorfe  an 
der  Kister,  mit  fürstl,  Schloss  ,  dessen 
herrlicher  Garten  den  Fremden  geöff- 
net ist,  berühmten  Bierbranereien  nnd 
sehr  schwunghaften  HandelsgKrtneieien 
(Deegen,  Sleekmann,  Herger).  Der  da- 
sige  Rosen  -  n.  CJeorginenflor  vielleicht 
der  schrn  stc,  den  man  in  Deutschland 
sehen  kann.  £.  Herger  züchtet  über  2000 
Sorten  Kosen;  in  Sieekmanns  Garten 
blühen  jfihriieh  40^0^0  €leorgiM% 
ohne  80 — 100,000  Sftmlinge,  «oe  denen 
Sortimentsblumen  gewonnen  werden. 
Soeben  ist  cinoTIcil-  u.  Soolbadeanstalt 
iu  K.  errichtet  worden.  In  der  JNähe 
die  Lnstörter  Eleonorenthal  n.  Luisen* 
barg.. 

Die  Postatrasse  führt  über  Kloster* 

lausnifz,  altenb.  Stadtchen  mit  Postst., 
Jftgdschloss  u.  spärlichen  Ueberbleib- 
scln  eines  Cisterzienserklosters ,  nach 
ÄoJa(S.731)  u.  von  hier  inSy^St.über 
Tröbnita,  Geisenhain,  Oberrodwitz,  3ei-> 
tenroda  u.  Löbschütz  nach  Kahla. 
Statt  der  Poststr.  wurde  der  Seilenweg 
über  die  FröhUcht  WicderJsunft  und 
Htmmelshain(ß,  729)  zu  empfehlen  üüin. 


108.  fioute:  Von  Eiseuberg  über  Bürgel  nach  Jena  (4  St.). 


F9H  In  S  St  50  Hin.,  frCUi  4  tT.  40  Utn., 

19i  Sgr. 

Bttigroli  Weimar.  Städtchen  mit 
1510  Einw.,  -welche  das  Töpfergewerbe 
schwunghaft  betreiben.  Excursionon 
nach  ThtUbürgel,  St.  südlich  von  der 
Stadt,  wo  die  sehenswertfaen  Ueberreste 
eines  1133  von  Bertha  t.  Gliaberg  ge> 
stifteten  Benediktinerklosters,  das  sich 
zu  einer  berühmten  AVitei  aufschwang 
u.  1528  aufgehoben  wurde.  Die  Kirche 
ist  eine  im  edelsten  Bundbogeustyl 
dnrchgcfuhrteBasilikn  mit  hohem,  brei- 


tem Mittelschiff  u.  niedrigeren,  schmä- 
leren  Sdtenschiffen,  welehe  von  jeneffi 
durch  oblonge  Pfeiler  getfenntsind.  Das 
Klostergektände  ist  anm  Amtsaltn  dngeh 

richtet. 

Von  Bili^el  nach  Jena  (2V,  st.) 
über  Gniebsdorf,  Rodigast,  an  Klein- 
n.  Gross-Löbigaa  Torüber  Uber  Wo- 
gau, Streitz's  Terrasse  und  Kamsdorf 
(S.  16G).  Seitentour:  Von  Wogau  über 
Jcnapriessnit?;  nach  Ziegenhain  u.  auf 
den  Hausberg  (St.  178),  od.  direkt  über 
den  Hausberg  (Fuchsthurm} nach  Jena. 


Digitized  by  LiOOgle 


735  MB.jtma€i  BamMltigtWiiifniBg.  7S6 

VL 

Rennsteigswanderuug. 


Dft  ii«r  W«Blg«  «ein  wetdan,  welche 

diese,  wenn  ftucb  originelle  ti.  vielfach  in- 
ter<>ssantc,  doch  immerhin  beschwerliohe  u. 
sehr  einsame  Wanderung  unternehmen,  so 
beaehrilnlccai  wir  uns  auf  kurze  Fingecseigef 
u.  vorweiMfi-n  Diejenigen,  welche  einen  aus- 
^rlichen  u.  zuverläasigenWcgweiser  suchen, 
«nf  das  bet  HOdraer  In  I>r«sd«n  IMt  6r> 

adlienene  Buch  :  ,,Der  Rennsteig  des  Thürtn- 
gerwalde.s.  Eine  Bergwandemng  w>n  Alex. 
^SUgler."  Mit  diesem  Buche  in  der  Hand 
wird  fl»  kaum  eisM  Mkendiffen  FtUirers  be- 
dürfen ,  da  olmohiu  unr  vronige  zu  finden 
sein  durften ,  welche  den  Kennsteig  y  der  in 
Terschiedenen  Distrikten  Terschiedene  TXtL- 
tata.  fOlnt,  genau  kennen.  Darin  heisat  es: 
„Bi  nmts  frettioii  eis  rftatigtr  Fusagiagor 


sein,  der  den  Kennsteig  begehen  will.  Sein 
Herz  mnss  Gefühl  und  Empfünglichkelt  fUr 
die  Bergnatur  beaitaen,  die  ans  hier  in  ihrer 
reiduteii' Zanberflille  entgegenbMUit,  warn 
er  dea  44  Stunden  langen,  einsamen  Weg  in 
5  Tagen  mit  Gomiss  zurücklegen  will.  Eine 
derartige  Wanderung,  fem  von  deu  Hütten 
der  Henscten,  fett  vnd  fort  über  die  OipM 
der  Berge  in    r!cn  luftigen  'Reglon&n  der 
Wolken,  ist  freilich  nicht  Jedermann«  Sache . 
Dennoch  mögen  In  wa^mm  Zeitalter  daxnpf- 
beflOgflÜer  Oes^liiUliralteB  Manche  eintfUlei 
Interesse  für  derartige  Fassreisen  haben,  ü. 
namentlich  ^r  diesen  merkwürdigen  Weg, 
der  weg«»  Miaer  Lag«  tu  Länge  einzig,  n. 
wol  das  älteatalMcieicbenTliflMBgen«  iet« 
Vwgl.  8.  8.' 


109.  £outa:  Von  Hörschel  bei  Eisenacli  bis  Blankenstein  bei 

.  Lobenstein. 


Erster  Tag:  VOB  Höruchel  hU  zum  Tn- 
■eUlber|[  (iO  St).  Hinter  dem  Wirlhdhause 
dMl><irftB  narjcAel  (S.no)  auf  doui  „rofl»n 
^  Wege"  zum  Gr.  Eichelberg  hinauf,  mit  rei- 
zenden Aussichtspunkten,  theils  ins  Wfrra- 
thal,  theils  ins  Hdrselthal,  sowie  auf  die 
Wfttfbnrg  n.  die  Brandenburg;  SpUerdoreh 
herrlichen  Buchenwald,  den  Kani^rnhof  /nr 
Rechten  lassend,  und  dort  die  Ehöngebirge, 
da  die  heäsiscbeu  Berge  erblickend.  In  If 
8l  AwBßt  Ctau3berg  (von  Donops  Besitzung), 
■mit  nborrasclicndcr  Aussicht  mif  die  Wnrt- 
burg,  im  Hintergrund  vom  HOrselberg  und 
Inselsberg  begrenxt.  Naehdenmftn  auf  dem 
Vacher  Berg  die  frankfurter  Strasse  ge- 
kreuzt und  den  Tunnel  (S.  125)  Über?rlirit- 
tea,  kommt  mau  an  der  Wilden  Sau  voriiber 
(Unk*  vom  Oransteltt  84) ,  einem  Oedenk- 
stein  mit  der  Jahrszahl  1483  und  einer 
sehr  verstümmelten  Abbildung  (zur  Erin- 
nerung eines  durch  eine  wilde  Sau  an- 
gegrlAtoen  JXgers),  auf  einem  lUwenwege 
durch  schönen  Buchenwald  zur  Hohen- 
gönne  (2^  St.)-  Hier  (S.  btö)  Mittagsrast. 
Nim  verfolgt  man  die  PabretratM  nadi 


Kuliln  nm  ,.Zr>nstock"  (J  St.)  vorbei  u.  über 
die  Wüdpretswiesen  (S..502),  lässt  den„Ja- 
bflDmin**  BW  Linken  «md  ^ikt  aedanp,  den 
ruhlaer  Weg  verlassend  (Wegweiser),  über 
die  Aschenbrücke  (nicht  weit  davon  „die 
Thüringer  Braut*')  auf  die, ^tOhlerbäusclken," 
und  fiber  die  FefeM«le(OI>daeli),  it.g«1angt 
in  2  St.  auf  den  (7lßckner.  Allr  ilioie  Par- 
tien sind  K.  4d,  50  u.  54  geschildert.  Vom 
OU^ckner  über  die  Glasbaohswiese  (Chausstk' 
▼<m  BnUn  natih  Altenstei«)*  Q*  «in«  kone 
Strecke  auf  der  wintergtcincr  Strasse  fort, 
sudann  r.  dicht  am  Gerberstein  (S.  4&b)  vor- 
bei, and  über  den  8248  F.  bolien  W^Ben>* 
borg  zum  Dreih er ren stein  (1  St.).  Naa  anf 
den  InsOäker^,  wie  S.  316  auafUhrUeh  «m«- 
geben. 

Asdisr  av^.*  Tom  IiUMlakert  Mf  aar 

Schmücke  (8  St.).  Ueber  den  Reitateln  (die 
einzige  Stelle,  wo  der  Rennsteig  durchaus 
nicht  za  befahren  ist)  zur  „Grenz wiese", wo 
man  die  brotterdder  Chaussee  überschreitet, 
sodann  am  hohen  Granitfel.sen  des  Tafol- 
steins  (2537  F.)  vorbei  über  die  Gabelwiese 
nnf  diMi  Or«  JagdUcrg ,  jensett  dessen  man 


üigmzed  by  Google 


7?7 


J09.Xmii€:  SeinftUifiwaiidenificr. 


738 


von  -Brotterode  u*ch  f riedricbrode 
miumidan  "Wag  verfolgt,  bis  man  nach  1| 

J9(>  ImIiA  Bmbmlfthaus  (S.  292),  wo  sic  h  auf 
<ier  ganzen  Tour  das  einzige  Obdach  findet, 
die  von  Friedrichrode  nach  Sclimalkalden 
lUumide  OhaoM^  kreast  u.  Aber  den  Spteu- 
berg  nach  der  Stall  wiese  fortgeht.  Von  die- 
ser Ifogt  das  Spieäsbergshaas  (S.  293)  nur 
XQ  Miu.  links  ab.  l^ach  80  Min-  gelangt  man 
mam  ^Kreils**»  einer  Steiler  wo  4  Wege  zu- 
sammenatossen.  Von  da  zum  Streitgiru 
(Wegweiser:  die  Spitter'*)  u.  über  den 
y^oeeagarten'*  (mit  grosserUger  Aussicht» 
bgeonders  nach  Franken  u.  auf  die  Rhön- 
lierge)  auf  die  von  Schmalkalden  naob 
Tanbach  führende  Chauästie.  Nicht  weit 
daren  der  Neeselbof.  Diese  Ohanss^e  dorcb- 
krcuzend,  geht  man  Uber  den  langen  RUckc  i 
dea  Sperrhtigels  (2727  F.),  mit  weithin  herr- 
schender Aussicht,  die  am  überraschendsten 
ist,  wenn  ipan  aua  dem  Walde  tritt,  um  zur 
Wülfsdello  hinab  u.  über  die  von  Tambach 
nach  Oi>er8ch<>nau  führende  Straitse  (S.  &91j 
an  tehreiten.  Mlttagsraat  unter  freiem  H!m* 
mel.  Dann  übei?  den  Eisenstieg  u.  den  Schorn 
(bezaubernder  Blick  nach  Franken).  Hier 
beginnt  die  an  schauerlich  schönen  Partien 
reiobste  Strecke  des  Rennsteiges ,  der  unter 
stetem  Wechsel  der  Sconen  am  Donnershaup 
(8.  &96)  hin  zur  Zeller  Loibe  führt,  wo  die 
Strasee  ron  OberboT  naeb  ZlOa  Uber  das  f 
Gebirge  zieht.  2>ie  Auedeblen  sind,  beson- 
ders zur  Rechten,  eit»e  schöner,  als  die  an- 
dere. Jenseit  des  Donnershaoges ,  wo  sich 
1.  der  Kemgmad  (8.  686)  binab  sebluebtet, 
wird  der  Weg  monotoner ,  und  jenseit  des 
grotesken  Schtttzensteines  überschreiten  wir 
die  Chanss^  von  Zella  naeb  pberhof  (y,Ron* 
del'S  S.  968).  Nun  libe#  dM  nAuk^ffanne" 
(S.  617),  über  den  Beorberg  (höchster  Punkt 
des  Rennsteige4  (Si94  F.),  an  „PULnkners- 
nk<*  ▼orfIbM  ttiia^«»^«««»!«!»,  wib  B.  IS 
geieUldett 

Dritter  Tag:  Ton  der  Scbmficke  bis 
Limbach  (10  St.).  Jenseit  der  Mordflocks- 
wiese  (S.  2M)  kreuzen  wir  den  nach  (iold- 
iMter  u.  Statieibaeb'iUirenden  Weg  (8.  SB8) 
u.  später  die  Strasse  von  Schleusingon  nach 
Ilmenau  (Ausspanne),. 3'  640,  bis  wir  nach  2\ 
8L  in^OsuaoA  oder  FranseiuMUtt  (8. 641)  ein- 
(reffsn.  Nun  eine  Strecke  auf  der  ilmenauer 
Strasse  fort,  u.  dann  r.  über  den  Dreiherrn- 
atein,  der  das  sondersbäos.,  melningische  ti. 
pronssisebe  CM>tek  trennt  Weiterbtn,  auf 
der  „Kuhtränke",  finden  wir  die  erste  Quelle 
auf  der  ganzen  bisherigen  Rennstoigstour. 
Nach  3  St.  erreichen  wir  Neustadt  (S.  648), 
dann  den  U^en  Ort  KähXeH  {\  St)  mit 
Wirthshaus  ,,-/um  Falken,"  u.  sugleUÄl  die 

Führer  durch  Thüringen. 


Chaussee  nach  Schleusingcn.  Links  von 
dieser  über  Eerge,  Wiesen  u.  Triften  mit 
hUbschen  Auasichtspunkten,  denbreittHeblgeii 
Masscrborg  hinauf,  an  den  sich  nordwest- 
lich der  laug  gestreckte,  an  beiden  Seiten 
saigUinlieb  ablbllende  Breteberg  (2586  F.) 
anschliee.st.  Im  sondershäus.  Dorf  Masser- 
bergen  (^  St.)  werden  in  jedem  Winter  60 
Klaftern  JSulz  zu  600  Mili.  Zündhölzchen 
(1  Arbeiter  tigüeb  800,000  Stdek),  n.  awar 
noch  mit  dem  Handhobel,  verarbeitet.  Dann 
über  den  Esels-  oder  Rehberg  (2595  F.),  den 
bOebsten  Pujqkt  im  Für;itenthum  Sonders- 
liansen,  mit  reizender  Aussiebt  in  das  tief 
unten  liegende  Schwarzathal,  u.  über  einige 
Wiesen,  wo  sich  gleiclifalls  schöne  Blicke 
{MBaen.  Nun  wird  der  Weg  so  morastig, 
dass  er  streckenweise  durch  Knüppeldämme 
fahrbar  gemacht  worden  idt.  Nacbdoin  wir 
die  CbausstSe  von  Eisfeld  nach  Schwarzburg 
fibersebritten  u.  die  Peebleite  paieirt,  kom- 
men wir  nach  FriedricJisMhe  (2J  St.),  einem 
waldeinsamen  Dörflein,  das  aber  in  goog- 
noetiseber,  geologische/^ n.  hydrographischer 
Beziehung  makwftrdig  ist,  indem  sich  hier 
die  innere  u.  äussere  Formation  des  Gebir- 
ges ändert  und  die  nach  verschiedenen  Sei- 
ten ablaufenden  Quellen  eine  Orausobeide 
zwischen  Elbe-,  Weser-  u.  Rheiügebiet  bil- 
den. Das  bisherige  Hauptgebirgsjoch  (meist 
Porphyr)  glich  etnem  sebarfkantigen  Rücken 
mit  kursen  Tli&Iem.  Mit  der  Thonsebtelbr» 
formation,  an  welche  sich  die  Grauwacke 
auticiüiedst ,  wird  die  Gebirgsflädie  breiter, 
u.  der  Bennweg,  Qber  den  Saarrficken  lau- 
fend, streicht  nun  gegen  Osten  u.  l>erfiltft  Mp 
nächst  Limbach  (I  St.):    S.  650. 

Yieritr  Tod'  Ton  Llmbaeb  bis  Specbts« 
brnm  (5  St.).   Bei  der  limlMcber  Kegel- 

bahn  zum  Pctorsberg  hinauf,  über  den  Sand- 
berg (S.  652)  und  die  Bibertsleite,  lässt  der 
Rennsteig  Bernhardsthal  r.,  und  lauft,  drei;- 
mal  die  Obanie^e  berttbrend^  an  Neu- 
haus  weg  nach  IgehUA'  (1|  8t),  nachdem 
er  zuvor,  ans  dem  Walde  tretend,  durch 
eine  grossartige  Aussicht  überrascht  hat. 
Boff  und  Gbauaste  wiederholt  krausend, 
geht  er  dann,  1.  von  der  Strasse  ab,  nach 
ErHVUhal  (1  St.),  einem  länglich  -  zerstreut 
gebauten  Orte  mit  nnflreundtleben  Bausem, 
deren  Bewobner  lieb  meist  von  der  daslgen 
Glashütte  u.  von  Olasperlenfabrikatton  näh- 
ren. Das  Dorf  ist  nach  Spechtabrunn  einge  - 
pfarrti  etn  wefterKtrehweg  (1|  St.),  dernoeb 
dazu  St  lir  schworzu  finden  ist.  SpecktAttMim, 
mciuing.  Dorf  mit  470Einw.,  auf  einer  mul- 
denförmigen Matte,  fast  rings  von  Wald 
und  Bei^^kbpfen  eingeschlossen.  Die  meist 
einstOekigeiiy    sobiefergcdockten  Bttuseri 

27 


Digitized  by  Google 


739 


109.  Baute:  Reise  durch  das  ünstnittliaL 


740 


iwlidicm  Htnvn  1  Ttolehe,  sind  fetemHeli  ser« 
streat  an  der  Höbe  hingvbftttt.  DttSWiltlit- 
hans  nicht  sehr  einladend. 

Fünfter  Tag:  Yo«  Speehtabrvnn  big 
BUnlravIetai     i«r  IMuil«  (10  8t.)-  Jw- 

«elt  der  „Kalten  Küche"  (2148  F.)  durch- 
schneidet die  Strasse  von  Sonneberp  nach 
Gräfenthal  (8.  699)  den  Rennsteig  („Scbleif- 
nach  «Iner  Stande  am  ,3ot]i«ii 
Thurm"  (einer  grossen  Tanne)  vorbei  zn 
einem  Waldham  fuhrt,  das  eine  sehr  schone 
Aussicht  bietet  nnd  viel  besucht  yrtrA.  Bei 
dem  darin  wohnenden  ForstM'.irt  sind  Er- 
f^iscliQngen  z\x  haben.  Am  „Soldaten>iieb" 
vorüber  aar  neuen  Strasse  von  Hotheukir- 
eben  naeb  Ladwigstadf,  wo  eine  TaM  mit 
der  Inschrift  steht:  „Wassorscheido  am 
Thüringer- und  Frankenwald  nach  der  Elbe 
nnd  dem  Rhein,"   Bei  der  Laucnhaincr  Zk- 

ffMu»  (1}  St.)  dnrebkreast  die  vonTeusch- 
nitz  heraTifkommendeStriWe  dm  B<>iii)stei^, 
und  die  BÜcIce  schweifen  über  Lehesten 
bis  nach  Kloster  Bann  nnd  StaflTetstein.  Im- 
merwibrend  dofeb  Waid  gebend,  fcommen 


wir  dem  Olpfet  dei  WOxtteine»  (ß.iOb)  nahe» 
der  als  der  eigentliche  Orensrlese  desThü- 
ringerwaldes  gilt.  Vnn  da  In  kurzer  Zel» 
nach  Brennertgrün,  einem  moining.  Dorf  hl 
rauher  Ckgend,  aber  mit  freier  Aneiiebt. 

Nach  l  St.  das  rcuss.  Dorf  Cmmhach  (ran 
da  eine  Ahr.rn-AUco  nach  dem  Iiustbause 
Karolineugrüu),  und  abermals  nach  |  8t. 
der  kleine  Ort  Scdndiertirwimm,  an  der 
Chaussee  von  Lobeii'^tr-tn  nach  Krouacli. 
Der  Rennsteig  aber  zieht  sich  noch  weitert  ob- 
gleich von  den  lienten  kaum  gekannt»  und 
zwar  über  den  kegelförmigen  JSvAn (9il9T.)» 
der  mit  dem  naheliegenden  zweigipfligen 
Siglitzbcrg  die  höchste  Erhebung  am  Ende  des 
Frankcnwaldes  bildet  ($.706).  Hat  man  dae 
Dörfchen  Schlegel  passirt,  so  hört  der  Wald 
auf,  und  es  entfalten  sich  immer  reizendere 
Blicke  nach  Blankenstein  und  Lichtenberg 
zn.  Noch  groMartIger  wird  die  AoMlebt 
auf  dem  Wego  nacTi  dem  nalien  Dorfe  A'jV.«- 
ling.  Zuletzt  steil  nach  Blankenstein  hinun- 
ter, wo  derSennstelg  an  der Selbitz  endigt. 


VIL 

Reise  durch  das  Unstrutthal 

und  Uber  Fraakenhaiiseii,  Soudershauseii  und  Mthl- 

hausen  nach  Eisenach. 


Diese  gan'/o  Tour  wird  zu  Wagen  etwa 
3,  zu  Fuss  5  -  6  Tage  in  Anspruch  nehmen. 
Leider  sind  manche  der  schönsten  und  in- 
teresMntesfeen  Pankte  noch  nidit  dareb 
Kunststrassen  mit  einander  verbunden ,  und 
noch  weniger  werden  sie  vom  Postcour.s  be- 
rührt y  wenigsten«  nicht  in  der  Richtung^ 
Mehe  der  Tonxist  yerfolgt.  Daher  mag  es 
Ic^mmcn,  dass  dio.s-e Route  bei  weitem  nicht 
so  frequeutirt  ist,  wie  es  der  Reiz  ihrer  land- 
idiaftlichen  Staffage,  ihre  architektonischen 
MeAwOrdiiMEaltan  u.  ihre  historischen  Re- 
mihiseen7:t?n  erwarten  lassen  dürften.  Denn 
nicht  bios  das  thüringische  Waldgebirge  ent- 
faltet jene  wandervollen  Reize ,  welche  all' 
lommerlicb  zahllose  Qäste  locken,  auch  im 
Korden  des  Thttringerlandes ,  wo  die  Rerc'O 
des  sudlichen  Harzes  abfalleu,  bis  zum  ia- 
chenden  Saalthale  hin,  winkt  ein  Paradlea^ 
vereteektj  to  laasehlg,  wia  ein  koftbaret 


Kleinod,  da.s  man  nicht  Aller  Aagen  |tNia> 
geben  will.  Alles  Zaubergold  der  >fytho  u. 
Sage,  der  Romantik  und  Poesie  ist  üb«r  diese 
Berge  and  WKlder,  Uber  diese  Flüren  und 
Thäler  ausgegossen.  Namentlich  ist  das  un- 
tere Unstrutthal  ein  reiches  Album  voll  der 
schönsten  Bilder,  mit  romanüschen  u.  idjUi- 
sehen  Arabesken  amseblongen  n.  von  Mntm 
hochpoetischen  Duft  überstrahlt:  so  das<  wir 
.  nicht  dringend  genug  rathcn  können,  unsemi 
Wegweiser,  wenigstens  bis  Sondershaus^iu, 
zu  folgen,  indem  man  entweder  die  ganie 
Wanderung  zu  Fuss  zurücklegt,  oder  in 
Freibarg  einen  Wagen  mietliet,  bis  naan  in 
Soodershaasen  die  Post  besteigt.  £a  wird 
nicht  gereuen,  das  ThUringerland  ancb  nadi 
dieser  Richtung  hin  kennen  7.u  lernen.  Denn 
hier  ist  der  Boden,  wo  die  ältere  deutsche 
Oeseblebte  in  walurhalt  dranatttehen  Epf- 
sodm  vor  den  Blicken  «ieh  anArollt;  hier 


.  k) ui^cd  by  Google 


741  HO.  d:  III  Route:  Von  JJanmburg  nach  Freiburg  u.  Frankenhausen.  742 


war  der  Bits  der  thüriogiadben  KÖnfge ,  bis 
ihr  ßtolsefl  Reich  von  den  verbündeten 
Fraakoa.  und  Sadiscn  zertriUnmort  wurde; 
hfor  wokatca  iui4  wMlat       «ntw  Jm^ 

sehen  Kaiser  au---  dorn  Sachsenstamme  und 
die  ersten  thüriDgidcLen  Landgrafen;  hier 
Ufiflrt  die  Yoreeit  aus  KniatB  o.  Sage»  mit 
vwnebmlichem  FlUgelsoblage;  wKlinend.die 
ewig-  junge  Natur  die  historisch  g^oweihten 
btäuea,  wdebe  ailzuver^essen  in  ihren  la- 


chenden WiukeTn  ruhen,  mit  immer  friscben 
Kränzen  umschlingt.  —  Ja,  für  manebtf 
Touristen,  die  einmal  reeht  gemUlhlich  „sieh 
aMimdta*'  «lOfWi,  ha*  4lMe  Tottr  gtnule 
dadurch  einen  eigenthümhVhen  Keiz  ,  dass 
sie  nicht  auf  Tritt  u.  Schritt  von  fashion&blen 
„Luftschnappem'^  u.  von  den  grogsstädtischen 
Ansprüchen  moderner  Hdtelindostrie  gestOcl 
werden,  sondern  ^^\\\  md  wohUMl  ihrtf 
Weges  aieben  können. 


.   110.  Route:  Von  Naumburg 

Ton  Naumburg  (S.  139)  nach  Frei- 
burg (1%  St.),  Post  Ab.  5  U.,  führt 
die  nlchsto  Straasattbef  MagOaeh,  wo 
der  in  WelsiKr  g«st.  Generslgaper.  Böfar 

1777  geboren  wurde,  (nicht  zu  verwecli- 
seln  mit  dem  ^gleichnamigen  Dorfe  zwi- 
schen Naumburg  uud  Merseburg,  wo 
Friedrich  d.  Grosse  1757  4^0  Fra^o- 
SOB  schlug),  tiBd  ftber  JCIetf^^m«  und. 
NümUz:  vor  Rossbach  die  Saale,  und 
hinter  Nismitz  die  Unstrut  übersehrei- 
tend T)fis  Thal,  von  scharf  abgeschnit- 
teneu liebeubergen  eingeschlossen,  ist 
mit  lachenden  Reizen  geschmückt.  Aus 
dem  Hintorgrnnde  grfisst  Freibnrgs 
Chamjpagnerfabrik  und  mt  8^te  der 
hoelwa^de  Schloaathvm.  —  £iiie 


oder  Kosen  nach  Preiburg. 

zweite  Strasse  geht,  ohne  ein  Dorf  zu 
berühren,  rechts  über  die  Berge  (mit 
berrlieber  A«88iGbl>,  neehdem  äit  beim 

Gasthaus  zur  Henne ,  unfern  der  Lni-* 

senhöhe.  die  Saale  überschritten  (S.  144). 
—  Xfiher  ist  der  Fussweg  über  GrosS' 
Jena,  wenn  man  nicht,  der  prächtigen 
Aussicht  halber,  gleichfaUs  über  die 
Berge  und  dum  nach  Grosi^en*  hin-, 
unter  geht  (S.  144).  - 

TonKÖsen  (S  i49)nachPrelbiiit? 

(2^/^  St):  entweder  Fahrstrasse,  am 
Göttersiiz  (S.  153)  vorbei,  über  RosS' 
hach,  Kleinjena  \mö.NismüZf  oder  Fuss- 
weg (näher)  jenseit  des  Odtteraltsee 
von  der  Kahrstra  s  s  e  1  i nk  s  ab  über  WUtf 
dorf  (S.  164>  naeh  liHmilm. 


III.  Route :  Von  Ereiburg  iiacb  Fraukftuhauaen, 

Freibarg  an  der  ÜilBtnityiirena? 


Stadt  *)  mit  2700  Einw.,  von  Mauern 
und  ThiirincTj  ^mvtreben,  in  einem  grü- 
nen Thalwinkel  zwischen  Fluss  und 
Berg,  zwischen  Weingärten  nnd^Acker- 
fietdern  malerisch  gebettet  and  von  der 
^fit^BCn  Neuenburg  romantiseh  äb er- 
reg!» ««ein  J«wel  in  Th^Mingens  St&dte- 
kcanz." 

JPost  nach  Nmtmhurg  Ab.  5  IT. ,  nach 
Q^Juri  Ab.  $4  U.;  nach  jAtucha  Ab.  6^  U. 

<7dwlM(f«:  ßeJimmrMer  ßär  (Aineld)  in  der 
Kirchthorvorstadt,  mit  Garten  u.  "Weinherp 
(sehr  schöne  Aussicht),  gemttthUch  u.  billig, 
Logis  5  Sgr. ,  guter,  selbst  erbauter  Lend- 
*Äi,  pr.FIuclie  lOSgr.,  Fuhrwerk  zweisp. 
k  Tag  S,'  tfnej^.  S  Thbr.  —  tMdemer  £ki0 


«)  e^ter.  Freibarg,  Stadt  u.  Schloss.  1886. 


('Siegel)  «aa  Harkt,  Logis  10  Sgr.,  lOttagst. 

74  Sgr.  —  Führer  pro  Tag  20  Sgr. 

Industrie.  Ehemals  Tuübmacherei  Uaupt- 
erwerbssw^,  Jetst  Welnban.  Die  daaige 
Champagnerfabrik  •  Gr  olV  cliaft  bestoht  seit 
1856  und  versendet  jährlich  an  30,000  Fla- 
schen, die  jedoch,  um  sich  Eingang  zu  ver- 
sehaifoD,  meist  unter  firanzösischen  Etiketten 
gehen.  Ausserdem  Essigfabriken,  Cement- 
und  Knocbenmehlfiabr.,  Mehl-  imd  OelmUk« 
len  mit  bedeotei^ein  BxiK»rfc. 

Geschichtliches.  Nachdem'  Ludwig  der 
Salier  (Springer)  1075  die  „Freiburg"  (Neuen- 
burg) erbaut  hatte,  die  ilun  und  den  nach- 
fulgepden  Landgrafen  Mter  auni  WolmsiU 
diente,  und  ihnen  so  lieb  war,  dass  T.n  Iwig 
ITeilip^e  äusserte:  „Wenn  nur  meine 
Eiisabctk  die  Wartburg  und  die  Neuenburg 
nickt  versebenkt,  so  mag  ihre  Wohlthätig- 
keit  nicht  behindert  werden  !'*  entstand  all- 
Otltllg  an  ilircm  Fusso  die  je.zige  Stadt.  Lud- 

27* 


J 


Digitized  by  Google 


« 


743 


744 


t 


Bws  f  'All  Mte 

8dbw«iCer  Friedrich  Barbarossa  sieh  ver- 
wundernd aussprach,  ilass  sie  nicht  sturk  u. 
i«st  gänuK  sei,  biuuen  'd  laifuu  mil  eiaer  to- 


ten Va.'ianen  in  diohton  Reihen  sich  um  dl©- 
«elbe  »cluuuron  lies«,  »o  dasa  der  Kaiser  »ut- 
rief :  eine  edlere  und  beasere  ICauer  habe  er 
Min  Lebtng  nicht  gesehen.  Bekannt  ist,  wie 
derselbe  Lnndprmf  von  seinen  adeligen  Dienst» 
Buuineu ,  um  ihren  Trotz  zu  beugen,  einen 
A«ktr  („EdeiMkm'i)  umpflagMi  Ums,  q.  wie 
Ihn,  den  sie  „mehr  als  den  Teufel'  fürch- 
teten, einmal  lebendig'  u  dann  wirklich  todt 


stttckte  in  der  Superintendentar.  Die  driLa- 
genden  Proassen  aber  «nter  GrneraL  v.  York 
besetzten  diu  uniiiegaudun  üoiien  (  uament- 
Hch  b«l  ltirti»fplto>,  maA  m  «ttsp«  üch 
ein  lebhaftes  Gefecht,  dem  erst  die  Nacht 
ein  Ende  machte.  Ta^a  darauf  zog  Prinz 
Wilhelm  von  PrenMao  in  F.  «te  lud  nalim 
gleichfalls  in  der  Supedntendentur  Q«Mitf«r« 
während  BlUcher  im  Amtshause  raataCe. 
Durch  den  Wiener  Frieden  kam  F.  aa 
PvratMB.  ~  So  lange  der  IWnTaler  Jalia 
(seit  1829)  in  F.  wohnte ,  war  es  der  Wall- 
fahrtsorf der  deut^ichf^n  Student#>n8Cliaft.  Er 


ins  fürstliche  Jb^rbbegrabnisi  uacii  Keinhards-  <  starb  daselbst  am  lö.  Okt.  Ibää.    Kxxi  dem 


iMraim  tragen  miiHten  (8.  SS.  SO).  Aiteb  Her- 
mann T.  ri  .sMirte  längere  Zeit  in  Frciburg, 
lind  es  ist  wabrscbeiulich,  dass  Heinrich  von 
Veldeck  seine  Aeneide  hier  Tollendet  hat. 
Albreoht  der  Unartige  verpfXndete  Burg  n. 
Stadt  an  den  Bischof  von  Hersebtirg.  der  sie 
mit  Voigten  besetzte,  die  sich  als  We^la- 
gerer  iMraehtigt  maditen.  Adolf  ron  Kassau 
aber,  welchem  Albrecht  das  Thüringerlnnd 
verkauft  hatte  (S.  6«),  zeratßrte  sie  (1293). 
Darüber  ergrimmt^i  J;'riedrich  mit  der  ge- 
UMoifen  IVlbiii«»  denM,  daat  w'-dle  Telgte 

verjagte  und  das  \viodcr  erhaute  Rrhlos?i  in 
Besitx  nahm.  Später  kam  Jb'reib^rg  au  die 
Herzöge  von  Weissenfels  u.  Querfart.  Einer 
dieser  Herzöge,  August,  nachmaliger  Kur- 
nirst  von  Sachsen,  Hess  die  Neuenburg,  wie 
sie  gegenwärtig  ist,  im  la.  Jahrh.  restau- 
rlven;  ein  anderer,  Joh.  C^rg,  wiUte  ile 
an  seinem  Jagdschloss  und  zu  seiner  Som- 
morrcsidenz.  Auch  die  Reiterstatue,  die  auf 
dem  Marktplatze  steht,  stellt  einen  dieser 
Hendge  (OiiffMaa)  dar,  Indem  ele  ein  Frei- 
burpor  für  2  Thlr.  16  Sgr.  in  Weissenfels 
kaufte,  als  das  Schuldenweson  dos  verstor- 


€k>ttMa«iker  let  Ihm  ein  Denkmal  eMohtet. 

Auch  L.  Storch  hat  zu  wiederholten  Malen 
in  F.  ein  Asyl  gefunden.  Oeborcn  \*i  da- 
selbst der  durch  seine  wissenscbaftUcliett 
Belaen  berCilyoti  H.  B.  MevAmr^ 

(Dom),  ein  kunstreicher  Bau  im  halb 
gothi^chen  ,  halb  hy%nr\t  Styl,  mit  2 
stolzen  Thürmen,  die  durch  einen  ?chwe- 
bendou  Zwischenbaa  verbunden  sind. 
Dem  vCRrBtorbenen  König  Friedr.  Wil- 
helm IV.  gefitf  dieeelb«  so  wohl ,  d«ner 
sie  im  Innern  renoviren  u.  ein  Modelider- 
selben  nnfertifTcn  Hess,  welches  in  der 
Kunstkammer  zu  BeHin  anf^e5!to!lt  ist. 
Daneben  ein  neues  Schulhaus  in  denisel- 
hea  Styl,  welches  aber  die  Kirche  theil- 
weise  Terdeekt.  —  Auf  dem  Wege  aadi 
der  Neuenbürg  (mit  reizendiir  AttSt^i^ 
über  .Stadt  und  Thal)  das  Jahn'scht 
Haus,  welches  der  Alte  im  Barte''  mil 
Hilfe  der  deutschen  Turner  erbaute  und 


benen  Hersogs  geordnet  wurde.  Nach  der  r^i^^^S^il^iBl'ode  bewohnte.  I>a  es  dei 
Sehl  a  l  t  bei  Rossbach  kam  Priedr.  der  Or.  Fandlte  ftieht  eibaHen  wefden  konste 


nach  Freibnrg,  nnrl  erbat  sich  rem  Sta'Itruth 
einen  Imbiss.  Allein  die  Bewohner  waren 
dermaasen  ausgeplündert,  dass  der  hungrige 
Kriegsheld  nur  ein  Buttorbrod  erhalten 
konnte,  welches  er  mit  Seidlitz  thellte.  Ent- 
■etzliche  Drangsale  hatte  die.  Stadt  in  den 
fransösischen  Kriegen  an  erdulden.  Sehon 
am  18.  Okt.  1806  ward  sie  vom  Davoust- 
sehen  Corps  geplündert.  Aber  noch  verbäng- 


bczog  es  der  Chnmpagn«rlkbriltaai 

K  iwnld  \\ui\  Hess  es  geschmMkroll  ein 
richten  Auf  den  blnmengeschmflek 
ten  Terrassen  hat  man  NeuenburET  un« 
Zsc^eiplitz  vor  Aagen,  das  tiussau 
am  Berge  hingt.  1800  ward  die  Be 
Sitzung  Ton  der  Schillerlottoiie  III 
4000  Thlr.  angekauft  und  bildete  d« 


SSSr^ri^fp^!:  IM:^^:'  be„o„.e„dste„  Tre^«  in  de„c,be..  D. 
Am  19.  Okt.  1813  ward  sio  von  den  flüch- 
tigen Franzosen  in  Besitz  genommen.  Die 


melaten  Etnwokner,  naebdem  sie  AUes  ver 
loren  hatten,  fl  hon.    Am  21.  Okt.  traf  Na- 
poleon  mit  MUrat  und  Berthier  iu  F  ein 
beobMiilaie  den  Uebergang  seines  Heeres 


Gewinn  ist  einem  Arzte  in  Grüna  b€ 
Chemnitz  zugefallen  mit  der  Bedingung 
dass  er  und  seine  Kadibeaitser  die  Ii 
Schrift  mit  dem  vierfachen  P.  (l^iiMi 
Wahlspruch :  frisch,  frei,  fröhlich,  fromn? 
and  das  Jahusche  Wappen  ^iitorfaal»i>f 


Digitizcü  by  Google 


745 


746 


—  Steigen  wir  snpleich  entwfdor  r!iirch  | 
eine  Lind^nnllee  oUer  auf  einem  steilen  { 
Fussweg  zum  *  £>elUo»a  empor,  das  in 
neneater  Mt  Tiel&die  Verifaideniiigen 
erlkhreii  liat  und  prKchtif  (nun«iitliGh 
4er  Sittetoaal  und  die  Kapelle)  reno- 
vtrt  worden  ist  Pio  älteste  Burg,  TTalt- 
ecke,  9ol!  auf  einem  nördlicher  pf  lrfff- 
nen  Höhepunkte  gestanden  liaben.  Dann 
iNUite  Ludwig  der  Springer  die  ,)freie 
Barg,"  die  jedoch  Tom  Enbiechef  Ton 
tfagdebnrg  1 139  venröstet  Würde ;  wor 
auf  Ludwig  der  Eiserne  die  „neue  Burg 
errichtet  liaben  «oll,  die  jedoch  auch 
wieder  zerstört  wurde,  so  dass  der  ge- 
f^wirtige  BftQ  gmseii  HmUs  von  den 
weissenfelser  Hers6gen,  utfd  mir  der 
Thurm ,  die  Kapelle  und  die  ThorwSr- 
terwobnung  aus  filteren  Zeiten  herrührt. 
Seheiisvv  erth  :  die  Dopp'  lknju  lie  ,  ein 
Kleinod  romauischer  Baukunst,  von 
•oMnen  SKulen  mit  Tergoldeten  Knill» 
fen  getragen  und  im  reichsten  Rund- 
bogenstyl  überwölbt;  der  gleichfalls 
restaurirte  Bnnkettsaal:  der  3G2F.  tiefe 
Bnittnen,  worin  der  Schl(>s>swärter  selt- 
same Experimente  aufführt;  der  147  F. 
Mm  und  45  F.  im  Durehmesaer  hal- 
Mnde  Wartthurm,  der  auf  dem  höch- 
sten Punktd«s  Schlossberges  isolirt  em- 
porrarft  und  eine  eben  so  umfassende, 
als  überaus  mannichfaltige  und  genuss- 
VeleheAussicht bietet  (zumal  bei  Sonnen- 
Auf-  mid  Niedergang).  F.  L.  Jahn 
gefarelbt  daiHher:  ,,Bei  günstiger  tVH* 
terung  erkenne  ich  mit  unbewaffnetem 
Auge  den  Petersher«r  und  die  Thürme 
v«m  Halle,  Merseburg,  die  Stern- 
warte von  Leipzig,  Lützen,  Weissen- 
Mi,  die  Kttnltsbiiriirt  den  Fiichethnrai) 
den  Ettersberg,  Kckardsberga,  den 
Kyffhäuser,  den  Brocken.*'  Die  Treppe, 
welche  auf  den  Thyrm  führt,  ist  bei  sei- 
nen 9  F.  dicken  Mauern  so  eng,  dass 
Krinolindamen  auf  dessen  Besteigung 
remlehtea  m5ge«.  Swiaehen  dem 
Schlosse  und  dem  „Bnrgholz'*  wurden 
die  Steine  zum  Bau  des  Schlosses  ge- 
brochen ;  daher  die  aufgeworfenen 
Schanzen.  Neben  diesen  „der  Edel- 
acker'S  der  sonst  mit  einer  Mauer  um- 
irieiHgt  war'  nnd  dia  rrdheit  genoes, 


dass  Vorltrcfcher,  die  das  Lebf^n  ver- 
wirkt hatten,  nicht  bestraft  wurden,  so- 
bald sie  ihn  betraten.  Er  liegt  rech- 
ter Hand  am  Wege,  der  ron  der  Neimi- 
borg  nOrdllch  auf  die  naeh  Heraehorg 
führende  „Frankenstrasse"  geht. 

Aiisßftfff  '  Tfnivfherg^  derNeiienhnrg 
südlich  gegenüber  und  durch  eine  tiefe 
Schlucht  vom  Sehlossberg  getrennt,  mit 
wahrhaft  tharraadiender  Rnndaieht,  he^ 
sondere  In  da«  Saal*  nnd  UnstrolfiMd, 
über  die  ein  wundervoller  Naturzauber 
ausgegossen.  —  Zseheiplüz  (Aplice),  '/^ 
St.  westlich  (mich  Laucha  zu^,  wo  zu- 
meist das  Drama  der  verbrecherischen 
Liebe  Lsdwigs  des  Springers  nnd  der 
Pfalegrftfin  Adelheid  spielte  (B.  5T>. 
Nahe  bei  dem  weitsichtigen  Dorfe,  an 
der  Stell*»  de«*  jetzigen ,  mit  schSncn 
Anlagen  umgebenen  Rittergutes  ,  stand 
einst  die  Weis.senburg ,  welche  Adel- 
heids Qemahl,  Pfalsgraf  Friedrich  Ton 
Sachsen ,  öfter  bewohnte.  Der  We^ 
dnh'n  ist  fiberan*«  nnmuthig  und  um  so 
JohTirnder,  als  auf  dem  reizerid  schönen, 
amphi theatralisch  abgestuften  üergkopf, 
der  von  gleicher  Höhe  mit  der  Neuen- 
burg ist,  eine paradiesiaehe  Anraleht 
winkt.  Nicht  weit  vom  Schlosse,  mit* 
ten  im  freien  Felde  (unfern  der  Str.  von 
Freib.  nncb  Querfurt)  sieht  man  einen 
alten  Denkj>tein,  der  auf  dem  Platze 
stehen  soll,  wo  der  junge  Pfalzgraf  er^ 
mordet  wnrde  (1084).  Noeh  ein  Ute*' 
rer  Steir,  dessen  kaum  irgendwo  ge* 
dacht  ist,  soll  zum  Gedäehtniss  einer 
treuen  Mi)  gd  prrifbtet  Pf  in,  die  zufäl- 
lig den  Anschlag  auf  das  Leben  ihre« 
Herrn  entdeckt  hatte  und,  um  ihn  zu 
retten,  sieh  selbst  an  Tode  lief.  Kaeh* 
dem  Ludwig  die  verwittwate  Pfalzgrfifin 
geehelicht  n.  lange  mit  ihr  gelebt  batt«, 
kam  über  br i  !r  eine  späte  Ketie  f  1>  ih- 
rer Jugendsünden  ,  so  dass  Ludwig  als 
S'ahnopfor  (supplicium)  dasKlosterRein- 
hardabrann  erbante,  nnd  Adelheid  die 
Wei.^senburg  in  ein  li^onnen  kl  oster  ver- 
wandelte, worin  sie  alsAchtissin  gestor- 
ben sein  soll  (nach  anderen  Chronisten 
in  Oldisleben).  Ha»9eUhal,  sQdlioh 
von  Zscheiplitz ,  reich  an  Nalurschön« 
heiten,  mit  bewaMaten  BerggipMnt 


Digitized  by  Google 


7^ 

grünen  Rebenterra8«^<^n ,  dicbtbelaubtcn 
Thalkesseln  ,  obstreu  lien  hlucliteu. 
Am  Ausgange  d^SfiCÜbcu  (Itt^  belir  alte 
J>orf  Balgstedt  ndt  sehönem  Bittergnto. 
■^jMBr9ParU0n  in  FreibvrgsUnigdbttn- 
gen:  S.  144.    145.    153.  154. 

Von  Freiburg  nach  Frankeuhan- 

86II*  Zu  Fuss  über  Zsrheiplitz  oder  zu 
Wagen  über  Balfi$tß<Ü  uacli  Laacba 
(IV«  St.),  eiMBi  l^ltor«ii  Lfuoidstft^- 
WM  in  dnem  grossen  ObstgAvten 
gelegen,  mit  ftkaiVt  aDSehnlichen  Kirche 
und  tiner  der  grdsslen  Glocken  in  Thü- 
ringen. Hier  endigt  die  Chaussee. 
Von  Iiaucha  (vor  dem  jenseitigen  Tboi* 
<Ufi  ScbUtxenhaus)  nuhe  ^  ^jiraftjdkt- 
ävatgen  Torbei.  wo  in  einem  nnoebeiiB» 
baren  Brilckenhaus  der  berühmte  Hel- 
lenist und  Günstling  des  Königs  Lud- 
wig von  Bayern,  Fr.  Thicrsch  (sein  Va- 
ter nannte  sich  Thiers)  1784  geboren 
•wurde,  und  ^^bfit Bur$9chiBidwkgeii  (1  St.) 
nach  üfisAra  (IV«  t  wenn  man  nicht 
einen  AlMtMlier  in  das  von  Laucha  iV, 
Stentf ernte  Badest&dtchen  Bibra(Lieb- 
Jingsaufenthalt  der  Herzöge  v.  Weis- 
^enfels),  das  reizend  in  einem  Qngen 
Öebirgsthal  d«r  bew«ld«keii  Finne  liegt 
nnd  eine  gute  Stalilqiielle  bat,  die  sn 
Anfang  dieses  Jahrb.  stark  besucht 
war,  jetzt  aber  in  Verfall  gerath«  n  ist, 

und  von  da  nach  ^Burgscneiduiigeu^ 

-dem  thüring.  Troja^  machen  will.  Denn 
liier,  aal  dieeem  Uaaslsfiban  Boden,  war 
es,  wo  der  thtbriDf.  Konig  Herpiann- 

fried  res|dirte,^bis  er  durch  die  Intri- 
guen  seiner  Gemahlin  Amalberga  mit 
dem  Frankenkönig  Dietrich  in  Fehde 
gerieth,  der  ip  Verbindung  mit  den 
Bacbeen  8eheidiiiigen  eroberte  {X*  Okt. 
531)  und  dem  Ibllring.  KdnigreSeh  ein 
Ende  machte  (S.  61) :  wie  es  ein  Dich- 
ter der  damaligen  Zeif,  Veuanlius  For- 
tunatus,  Bischof  v.  Tour^,  in  einer  noch 
«rbaltenen  Elegie  besungen.  Die  Thü- 
ringer worden  so  gewaltig  anf  a  Hanpt 
geschlagen,  dass  ihre  Leiclien  die  Un- 
strut  mnten  ^^  die  Franken  wie  über  eine 
Brücke  darüber ginrren.  Nnn  theiltensich 
die  Sieger  m  das  thür.  lieich,  so  dass 
^ielleicbtjetateret  die  «ufoNeue  befe- 
stigte Bnrg  den  Namen  „SktMiding«n*' 


749 

(Sclicidpprcnzc  zwischen  Thüringen  und 
Franken)  erhielt.  Scldosü  und  Städt- 
chen erbeben  sich  jenseit  des  Flnsacs 
auf  mftaaigemf  doeh  ^emlivli  steil  ab* 
fallendem  HQgel,  In  einer  eben  so  lieb- 
liehen ,  wie  grossartigen  Landschaft^ 
durch  welche  die  Unstrut  in  mäandri- 
schen Krümmungen  ihre  Wellen  kräu- 
selt. Die  Mauern  und  Thürme  der  ehe- 
dem so  wichtigen  Vesta  sind  lAngsi  ge- 
brodiei*«  and  reisende  Garl»DanlagaB 
mit  Blumenbeeten  und  Baumgruppen 
decken  die  Trümmer  der  blutigen  Stätte. 
Graf  J.  M.  von  Scbulenburg,  Feldmar- 
scball  der  Kepubiik  Venedig,  brachte 
Vil^  dlaBflWSnaBeaitaui.g  an-siebi  nad 
erbaute  fan  Boecocostyl  cUs  priehtlgs 
Scbloss,  das  den  Felsenhügel  krönt, 
welcher  einst  dieÜiür  Köni^sburg  trnof 
Ueberau  Bilder  alter  Helden  und  Kö- 
nige, in  Stein  gehauen.  Aber  keine 
Spur  der  ehemaligen  Königs wohmf 
mebr.  Der  gHUlielie  6e«r«tSc  Thlerach, 
einNeff^  des  O^ekrten ,  empfängt  die 
Fremden  mif  f^rosserArtigk  eit . — Nebrs^ 
preuss.  Städtchen,  am  rechten  Ufes  der 
Un^ut,  die  es  fast  ganz  umiiiesst,  am- 
pbilbeatratteah  eanpor  steigend,  mit  aat« 
sebalicben  Bmnsii,  die  malartseii  am 
Bn-ggelände  vofSpringen.  •  Aaf  diesam 
nun  verfallenen  Schlosse,  das  schon 
zur  Zeit  des  thür.  Kö;iigreiches  bestand, 
lernte  Ludwig  der  Springer  die  schöne 
Adelheid  iismieii.  MteMa  ate  Ba«b- 
aeUoBS,  wai4  es  IW  saf8ft5vL  Be&dam 
Städtchen  bedeutende  SandsteinbruchSL 
yOMinu'en  nordwär  s  glänzt  da?  weisse 
6chlo8S  Vitzeyibury ,  das  elt  ichfalls  der 
gräd.  T.  schulenburgschcn  Familie 
gehSft.  Ss' liegt  s^r  reiaend  auf  dam 
Unlien  Falseanfef  des  Flasaea,  darUar 
einen  grossen  Bogen  schlägt,  und  awar 
auf  einem  Vorspnmg  des  Ronnr bercr*'?, 
an  dessen  Fuss  das  grosse  Kittcr^^vit 
ZingU,  das  einst  dem  Dichter  v.  Seckeu- 
dorf gebScta«  tter,  aa  den  meUt  ganllea 
and  nur  snm  fcieinea  Thaile  steAm 
Hängen  des  Ronnebeigea (runisbergott) 
ward  die  dreitägige  SehTacht  der  ver- 
bündeten Franken  nnd  S.ichsen  j^^egea 
die  Thüringer  gekämpft  (ööi},  welche 
dem  tb&r.  Kteigrekh  ein  En^  lunchte 


Digitlzcü  by  Google 


m 

tS.  ^l).  Noch  heisst  eine  Strecke  Lan- 
*)ea,  wo  man  ein«  groMeUenge  Tan 
WaiFen  (z.  B.  kupferne  Sicheln)  und 

Xenschen^ebeine ausgegraben  hat,  ,,(ler 
Idordhügel".  Es  lohnt  sich,  duich  das 
überaus  liebliche  und  zuuiThcil  roman- 
tiseh(>  Thal,  auf  dessen  südlichem  Ge- 
biiuge  ein  guter  VTeinwScbst,  Ms  Vitien- 
borg  zu  gehen,  das  Ton  schönen  Park- 
anlagen und  Weingärten  umgeben  ist, 
und  einst  vom  ritterlichen  Grafo!!  Wip- 
recht  von  (Groitsch,  einem  Musterbihl 
des  rohen  Mittelalters  und  darum  einem 
Lieblingshelden  der  Bittenromane,  be- 
yrohnt  war,  der  es  in  ein  Nonnenkloster 
verwandelte. 

Von  Ncbra  aus  pin  romant.  Kngpass 
bis  2U  den  Dörfern  (// oss-  und  Klein- 
Wangen  (V«  St.),  die  rechts  und  links 
an  der  Unstmt  liegen.  Hier,  am  stei- 
les Al)faU  des  linken  Ufers ,  dem  Wan- 
gencrberg,  stand  einst  das  Kastell  des 
Herzogs  Rudolf  v.  Tliüringen,  wo  er 
den  jungen  au^^trusisclieu  Frankenköuig 
Siegibert,  gegen  den  er  sich  empört 
hatle,  furchtbar  anfsHanptschlug(639) 
und  so  die  frühere  Niederlage  der  Thü- 
hte  (S.  52).  Der  bewaldete 
Berghang  lieisst  die  Steinklehe.  Ge;:;cn- 
Über  noch  Spuren  der  fränk.  Verscliuu- 
anugen,  die  jedoch  von  den  dortigen 
iSteiiibruehen  melir  imd  melir  vernich- 
tet werden.  So  wie  man  aas  dem  Eng- 
pass  horaustritt,  sieht  man  Memlehen 
vorsieh  (1  St.  von  Wangen),  braucht 
aber  nicht  die  Windungen  des  Flusses 
-2U  verfolgen,  sondern  kann  auf  einem 
aSheren  Fusspfade  durch  Oebdla  und 
fiber  Wiesen  dahin  gehen.  Von  diesem 
bis  zudem  oberen Engpass  beiSachscn- 
burg  dehnt  sich,  als  südlicher  Tbeil  der 
goldenen  Aue,  die  grosse  Unstrutebenc 
aus,  die  vor  Zeiten  ein  schitTbares  Was- 
aer  gewesen  sein  soll.  Mcmleben  war 
ehedem  eine  kaiserliche  Pfalz,  wo  die 
beiden  grossen  Könige,  Heinrich  I.  und 
Otto  I.,  lebten  und  starben  (936  und 
^74).  Hier  mag  Henricus  Auceps  der 
Vogelstellerei  obgelegen  haben,  als  map 
Iha  zum  deutsclien  Throne  berief  Dar- 
auf (975)  stiftete  allda  Otto  II.  (nach 
anderen  ÜTachriebten  schon  Jiechtildis, 


7aa 

Gemahlin  Heinrichs  I.)  ein  Kloster  uuc| 
begabte  so  relt^ch,  dass  es  au  ei* 
ner  der  berühmtesten  Abteien  ward« 

die  erst  1551  aufgehoben  wurde.  Die 
*  iyi  e,  die  vor  dem  Dorfe  unmittelbar  am 
Wege  trauert,  gehört  7>'i  den  schätzens- 
werthesten  baulichen  UeUerresten  des 
10.  Jahrhunderts.  Ihrem  gfinslichen 
Verfalle  hat  der  letztvcistorbene  König 
von  Preusseu  durch  sehr  geschmackvolle 
Restanrationen  vorgebeugt.  Kingsum 
Blumenbeete  und  Buschwerk ;  selbst 
mitten  in  der  Kirche  JLauben  und  bitza. 
Anden  Steinpfeilern  derKIrdie,  deren  mit 
Schlinggewitehsen  überzogene  Mauern 
fast  noch  ganz  erhalten  sind,  sieht  man 
die  ursprünglichen  Bilder  der  sächsi- 
schen Kaiserund  ihrerFrauen, die  deut- 
lich hervortreten,  wem)  sie  mit  Wassejr 
bespritst  werden,  was  der  Gärtner  ge- 
gen ein  Trinkgeld  besorgt.  Am  besten 
erhalten  ist  die  auf  schon  gearbeiteten 

Säulen  ruhende  Krypte. 

Von  Memlehen  aus  erweitert  sich 
das  Thal,  rndwird  ärmer  an  landschtift- 
lichen  Schönheiten.  Nach  V,  St.  k^^« 
Domäne  und  Schloss  Wendelstein  auf 

der  linken  Seite  des  Flusses,  der  zu- 
weilen von  salzbeladenen  Kähnen  be- 
lebt ist.  Wendelstein,  vielleicht  schon 
von  Heinrich  dem  Finkler  gegründet, 
war  eine  wichtige  Grensyeste  sumSchuts 
des  offenen  Unstrutthales.  Später  kam 
sie  in  die  Hände  der  Grafen  von  Orla- 
münde  ninl  der  Familie  von  Witzleben, 
welche  die  bedeutende  Besitzung  an 
die  Landesherrschaft  verkauften.  Im 
30jähr.  Kriege  belagert  und  aum  TheU 
niedergebrannt.  Die  Ruine,  welche 
auf  steilgroteskcn  Kalkstcinfclsen  dicht 
am  Ufer  verwittert,  zeigt  deutliche 
Spuren  der  ehemaligen  Grösse  und 
Fcsitgkeit.  Zwischen  den  stattlichen 
Trflmmem  unheimliche,  fast  ruinenar- 
tige  Gebäude,  die  noch  im  Gebrauche 
sind,  und  schtJne  neue  Häuser,  die  zur 
Domäne  gehören  und  mit  ihrem  hohen 
Schornstein  die  neuzeitliche  Industrie 
repräsent iren.  Auf  der  Mauer  ein  hüb- 
sches Lnstgirtchen  mit  Blumen,  Lau- 
ben und  'freundlicher  Aussicht.  —  1  St« 
seitwärts  (s&dwestUch)  ▼oa  Wendel- 


■  « 


Digitized  by  Google 


751  Iii.  Sovte:  Ton  Trsita^  tMlk  TrwbMkMm. 


stein  das  Städteben  Wiehe,  das  mit 
seinemhot'lifrelogenenDrppolsoliIoss  ein 
reifendes  Landschaftsbild  durstellt. 

Im  Tbale  aufwärts  der  schmucke 
Pleeken  BOSfllelieil  (%  St.),  mit  gutem 
Gasthof  und  dem  modernen  Bau  einer 
berühmten  Klosterschule  ,  die  wie  eine 
grosse  Knserno  'mssicht.  Das  ehema- 
lige Nonnenkluster  ward  1730  von  Hein- 
rich von  Witzleben  in  eine  Gelehrten- 
fldnile  rerwandelt,  d!e  mit  Sdiulpforte 
nnd  der  meissener  Pürstenschnle  Aehn- 
lichkeit  hat.  Aus  ihr  gingen  berühmtr 
Männer  hervor,  z.  B.  der  Pliilol.ig  Kr- 
ncsti,  (\PT  Dichter  A.  v.  Tliümmel,  der 
Mineralog  V.  W.  Voigt,  der  Geolog  von 
Tnhn  u.  a. 

Um  nach  Frankenhausen  zu  kom- 
men, können  wir  nun  2  Wege  einschla- 
gen :  entweder  über  Donndorf,  Sachsen- 
burg und  Oldisleben;  oder  über  Geho- 
fen  und  Artern.     Der  letztere  ist  der 
nihere,  jener  de^  isteressantere.  Be- 
schreiben wir  beide:  und  zwar  snnlcbst 
über  OJiHAehen.     Ton  Rosslebcn  nach 
Donudorf  (l  St.),  einem  grossen  Orte 
mit  2  Kirchen,        St.  davon  (an  un- 
serm  Wege)  die  bescheidenen  Gebäude 
einer  abermaligen  Klosteraclmle,  die  ans 
einem  adeligen  Cistenienser-Nonnen- 
klosfpr  entstntid,  welches  im  13.  Jahrh. 
von  einem  TJrfifen  von  Käfernburg  ge- 
stiftet, im  Bauernkriege  (1525)  theil- 
weise  zerstört  nnd  vom  Freiherrn  von 
Werthem  in  eine  Erziehungsanstalt  ▼er*' 
wandelt  wurde.    Vor  dem  Hanptein- 
gange  der  Sehnte,  die  auf  einer  sanften 
Berglehne  der  laubgeschmückten  Finne 
liegt,  genicsst  man  eine  friedlich  stille 
Ansicht  der  ganzen  Umgegend,  indem 
man  den  Brocken,  den  K]^SiiMr,  die 
Schlösser  Beyernnaumburg  n.  Allstedt, 
die  Stfldto  Artprn  und  Wiehe  in  einem 
Kranze  zahlreicher  Dörfer  sieht.  Von 
Donndorf  fuhrt  eine  Fahrstrasse  über 
Othofen,  wo  die  al»«Qteuerlichste  Qe- 
spenstergescliichte  des  Torfgen  Jahr- 
I2i.*inderts,  die  damals  ungeheures  Auf- 
seilen d  macht  gespielt  hat,  unde  iiher 
Beindorfsn  im  e,  en  Bogen  nachSchloss 
lleld.^'angen    weit).     Nühcr  (aber  mit 
FOkre.")  lb«r(8  St.waldigen  Bej  gt  ticken 


der  Finne  entweder  nnch  Oberheldrun- 
gen (2  St.)  und  Sachsenburg  (1%  St.\; 
oder  n.  Schloss  Heldrungcn  (2  St.),. 
wo  man  sofort,  oder  Uber  Sacliaenlniig: 
naeh  Oldisleben  gehen  kann  (1V9  8t)> 
SehTosä  Heldriin^en  (oder  einfkdk 

, Idrungen")    ist    ein    pro  11  irisches 
Städtchen    mit  einem    alten  8chios* 
der  Freiherrn  von   Ileldrungen,  de- 
ren letzter,  Friedrich,  die  berüchtig- 
ten „Flegler^'  nm  ^ck  sammelte  nnd 
Wegelagerung  trieb,  bis  er  ans  seiner 
"Rurg   Ycijagt  und   erschlagen  wnrdr. 
Der  stattliche,  von  breiten  Wassergrä- 
ben umgebene   Bau  (,, Wasserburg**) 
mit  gewölbten  Thoren  u.  Thftrmen  Ter» 
walirte  den  in  der  Schlacht  bei  Fn»* 
kenbaosen  gefangenen  BauemanfOhrCT 
Thomas  "Münzer,  Itis  er  in  MUldlKiTi'^eTi 
enthaui)tet  winde.    In  der  Amisstubo- 
dessen  Bildniss.  Sehr  besuchter  Felsen- 
keUer.     Geburtsort  des  Philosophen 
G.  E.  Schnlse.    So  nahe  bei  Sacmoi- 
bürg  (1  "^tlf  m5gen  wir  an  <!iesem 
wiclitigen  Engpass,  wo  sich  die  Unstrut 
durch  das  quer  entgegenstehende  Oe- 
birgeBalin  gebrochen  hat  und  zw  is<.hen 
den  jäh  abgeschnittenen  Felsen  wänden 
der  Hainl^te  nnd  der  Finne  btefltrOmt«, 
nicht  vornber  gehen.    Deshalb  Uesscn 
die  Bewohner  des  Dorfes  (jetzt  mit 
stark  frequentirter  Postexpedition  und" 
gutem  Gasthof)  ehemals  „Passmänner,**' 
weil  sie  den  Heerweg  aus  Thüringen 
nach  Sachsen  sn  bewachen  hatten. 
Nach  Scheidungens  Fall  erbanten  hl«r 
die  Sachsen  eine  Orenzvoste,  während 
die  Franken  auf  der  Grenze  ihrer  Be- 
sitzungen   „das   Haus   der  Franken** 
(Frankenhausen)  errichteten.  So  stehen 
sich  hier  die  beiden  VSiker  gegenüber, 
deren  Geschichte  ilber  600  Jahre  lan^ 
die  deutsche  Geschichte  ist.  Zwischen 
einzelnen  Kirschbäumen  den  steüon,  fastT 
weg-  und  schattenlosen  Schlossberg  hin- 
ansteigend, der  in  der  neuesten  Zeit 
durch  Anpflansnngen  und  Roheplilse: 
anmufhlgef*  nnd  gangbarer  geworden,. 
Icommen  wir  zunächst  zur  wnt^rrn  Burp^ 
die  noch  zu  Anfang  dieses  Jahrh.  aJ» 
Amtssitz  diente,  seitdem  aber  verfnlkni 
ist.    Weiter  empor  die  Reste  der  abge- 


Digitized  by  Google 


träumen  Dorfkii  (  hc  ,  dir  wol  ehemals 
die  Burp:knpellft  war.  Ans  don  Steiiu^n 
vruMeim  Dorf  eine  neue  Kirche  gebaut, 
Beben  der  sich  am  11.  Sept.  1863  ein 
groBMr  Erdfliil  ge^lhiet  luA.  A«f«rlito 
dnreh  blühendes  J«banniskraitt  vni. 
wilde  T?(*<;piia  bis  znr  Höhe,  wo  die 
prächtige  Carlina  ncauH?  vrip  cinp  strah- 
lende Sonne  aUf'dem  lioden  ausgebrei- 
tet liegt  und  die  langen  Federbfische 
ier  StIpA  pemuitft  fib«r  sldi  bimreheB 
liMt  Hier  «bpeAt  *  die  Mae  der  obe- 
ren Faehfffnhvrrf,  f1(>s  eig'entüchen  Her- 
rensclilos'ic  s,  (las, als  liaabnest,  ir.RndoIf 
von  Habsburg  zerstört  wurde.  Die 
Aussicht  fiber  die  Thüringer  Mulde  ist 
fbeC  gretnenlot,  Mem  «e  bertliebe 
iMimdult»  die  sich  im  benten  Farben- 
?chmclrc  vor  den  Blicken  ausbreitet, 
nur  :im  fprnsten  Horizonte  von  den 
scharf  abgezeichneten  Conturen  des 
Thfiringerwaldes  Und  des  Hanses  be- 
greiMliat.  Ven  oberes  Bargberg  ein 
prächtiger  Widdweg  zum  oldisleber 
Vergnügungsort:  ,,Vor  dem  Ilolze**.  — 
Von  Sachsenbiirg  nach  Oldisleben  (V» 
St.),  Weimar.  Flecken  mit  1500  Einw. 
an  der  Unstrut ,  mit  sp&rlichen  Ueber- 
yeefciB  efaes  .Hene^blliieykioeten  <  w^i* 
ehes  1089  von  KttilglB^e  Ten  Beich- 
lingen (der  Sage  nach  von  Adelheid, 
der  Gemahlin  Ludwigs  des  Springers, 
Bur  Sühne  für  ihre  JugendsQnden,  und 
daber  Adelbeidsleben  oder  Oldisleben 
genahttt)  gesHftel  wurde.  Oeb«Tl8ort 
^ee  Komponisten  Fr.  Kühmstedt.  Am 
Saume  des  Waldes  („Vor  dem  Holz") 
schÖTip  Anlafron  mit  RcstfinrRtion  und 
prächtiger  Aussicht  in  die  Unstruttbäler. 
hm  Vordergrund  die  in  ein  Kammergnt 
YWWAMlelteB  ebeaial.  KleetBtgebinae. 
Ueber  Seehauses  aaeb  .fniaieiiAfliMiciii 

(Post):  t'  ,  St 

Geben  wir  von  Hosdeben  über  Ar- 
tem  (3  St.)  dahin,  so  kommen  wir  ub- 
WiPObteM  dmb  pieuss.^  schwarzb.  u. 
w^aunr.  Orte,  dmtn  Wtanm  iieb  4ai«b 
ffosM  nmebtbifMt  awaieiibne«,  nvt 


diesseits  Kalbsrieth  auf  die  Chaueste 
von  Qiierfurt  nach  Frankenhausen, 
Artenij  weimar.  Stadt  an  der  Unstrut, 
mit  5000  £inw.,  3  St.  von  1?  rankenhau- 
aen  v*  eben  ao  weift  Ten  KyflUliiBe», 
«on  AllateÜ,  vee  SMbsenbvt^  «.  vea 
Sangerhausen. 

Fast  nach  Frankenhaiuen  fn  1|  ,  fr. 
3  Uhr  56  Min.,  U  Sgrw »  nach  Sangerhamtn 
in  1|  St.,  frflb  ft,  Kacbu.  If  UV.  10 
M.,  fOr  tt|Scr.;  nach^iniM  in  148t.,  früb 

3J  tJ.,  12  Sprr. :  über  WeiMmtt^«  nach  Erfurt 
in  7  St.  6ü  Mio.,  1  Tlür.  16|  ägr.;  Ober 
SnOgeiOiUtff  aaeh  TFtfaMM'  in  7  St.  85  MbLf 
früh  2  U.  50  Min.,  1  Thlr.  16J  Sgr. 

Gasthöfe:  Sonne,  Krone.  —  Btietbfubren, 
sweisp.  pro  Tag  3  — 8J  Thlr.,  halben  Tag 
1  TUT.  »  Sgr.  (excl.  TrinltgvM).  —  SaUne, 
ausgex.  durch  ihre  bpi  Ahteuftmg  des  daal- 
gcn  äteinsalzsebaohtes  eraehr«laae  reiol^ 
haltige  SlodlMOlaf  mH  Soat-y  8«oldampf-  vu 
Wellenb&dem:  1  Soo]b.  7,  mit  Doaehe 
7,  blos.sc  Dono»i(>  2,  Danipfb.  6.  Wellenb. 
2|  Sgr.  BiUigo  Woimungen.  6t*p«IplAt& 
dee  DttfliMtbMMitli.  . 

In  Artem  steht  Goetbe*8  Stammb., 
einst  eine  ScbTniede,  an«;  '^'elcher  des 
Dichters  Qrossvater  als  Schneidergc- 
selle  auswanderte;  obgleich  Ooethe  be- 
hauptet, dieser  Schneider,  derOatte  der 
sebOim  Whrfbbi  im  Weldeabiieeh  m 
Fiankfuft  «.  M.,  a«l  nicht  der  tSg^ak^ 
liehe  F>zeuper  «rines  Vaters  gewesen. 
Wenigstens  hat  er  sein  Stammhaus  in  A. 
nie  besucht.  Jetzt  gibt  es  daselbst  kei- 
nes Goetbe  mehr ;  wol  aber  in  TUleda, 
«n  Fttis  4e8  KyffMtaieers.  Wtn  smii 
nidit  nach  Frankenhausen,  das  maa^Wl 
Artem  auf  ziemlich  langweiliger  Strasse 
in  3  St.  erreicht ,  wo!  abrr  auf  den  Kyff» 
hättscr,  so  kann  man  in  derselben  Zeit 
durch  das  fette  Schwemmland  der  Gül- 
iKmuh  jIm€  Aber  Xehfledf  s«  ewiMlieii  eis* 
ISmiii^eii  Getreidefeldern  alsbald  nacb 
TSlhda  t;'-'hcn,  vro  r^hemals  oinc  Kaist^r- 
pfalz  gestanden  und  die  Sagenpoesie 
ihre  üppigsten  Bluthen  getrieben,  um  in 
y^St.  an  grossartigen  MflhlsteinbrficheS 
vwOber  die  «M»  Kaiterbnrg  „Kfpbeu* 
sen^ta  «rttilgeB. 


Digitized  by  Google 


755       112.  JtoMr  YiE  gttrttewiltMwte  Boiitailuiiaeii. 

112.  Route :  Von  PrankenliaiiBeii  mäi  Sondeardiaiiseii. 


Frankentaansen,  Hauptstadt  der 
schwarab.  rudolst.  UntfliilMtaQbtft  Illit 
MOOSInw.,  in«iimiiliUger€b|;eud,  an 

Mrberges. 

Post  nact  Ariern  in  1  8t.  35  Min.,  Ab.  8 
ü..  18  Ögr.  (w«4l»r  nach  Quer/uri  u.  ifafk; ; 
tt«r  MMiftwfy  nMh  JE^/ktI  In  7  St.  a5 
Min.,  früh  3  U.,  1  Thlr.  18  Sgr.;  über  Saeh- 
smdmrg  nach  Weimar  in  7|  St.#  firtth  3  U., 
1  Thlr.  13^  Sgr.;  nacL  .BOMla  in  ^  SL, 
Hftdim.  H  U.f  15  8ff(u  (w«iter  nach  J^Tord- 
Aauaen) ;  nach  .9on<!*r«Äotaen  In  8(  St.,  früh 
H  Ü.,  16J  Sgr.  —  Nä(äM(«  Station  an  der 
Ha11e-NordhäinerStMBb«!ins  J?«Mla  (t|  Sl.). 

Kntjermmgen:  Artern  2,  Rnthonhurg  u. 
Kyffhäüscr  2,  Sacbsenburs  8»  Sondarahau- 
aaa  4|,  MiUilhausda  6  ät. 

siMUft:  JM**(YoigO  Mn  Anger,  Logis 
mit  Kaffe«  und  Licht  15  Sprr  ,  Table  d'bdte 
<1S|  U.)  10  Sgr.  Gute  Küche.  —  Thüringucher 
HoJ  (Rddiger)  am  Angor,  Logis  8—10  Bfr«, 
Table  d'liöt«  (12}  U.)  10  Sgr.  —  AdXter.  -  Äe- 
Mauraiionm'.  JüdUm^s  KvrUQurUn; 

Bedeutende  SaUne,  schon  528  er- 
wiMmt)  mit  umftufgreieliai  Gndirhia- 
Mm  ümerhAlb  dw  Stedt  (aaf  4or 
y,Nap^*0  u.  vielen  zerstreut  umherlie- 
genden Sölden."  Sclion  dieK.<ittpn  sol- 
len mit  den  Cheruskern  u.  lleituun- 
durcu  um  die  dasigeu  Salzquellen  ge- 
Umiift  haben,  so  dM»«ptt  bawaldefear 
Bttrgkvpf  (V«  St.  von  der  ^tadt)  noch 
Jetsi;  dieKattenhttrg  heisst,  obgleich  von 
«mer  Büro;  keine  Spur  mehr  vorhanden 
ist.  Out  eingerichtetes  Sool-  u.  Mine- 
ralbad („Luiseaquelle").  Auf  dem 
«Inger,  aineni  i^rfomigen,  rings  von 
C^ebftndABiunschlossenen  Platz,  tritt  aus 
einem  nuterirdischen  Kanal  die  Wipper 
jmTag^p,  die  das  >Salzwerk  treibt.  Nicht 
weit  davon  das  Haus,  worin  Thomas 
Miinzer  gefangen  geuommeu  wurde,  ge- 
geawlrtifr  TOB  Oberftirstm^attr  TOti 
fiolleben  bewohnt.  — In  der  |,UBt8r- 
Stadt'*  ein  Schloss,  das  dem  FUrsten  von 
SchTrarzburg -Rudolstadt  zur  zeitweili- 
gen Sommerresidenz  dient.  Die  alten 
Bingmauern  des  Cisterzienser- Jung- 

ft»«eiiUo8ter8«  welches  die  Matter  allef  i  ^  ^  schwerdt,  Die  Rädelsführer.  Bilder 
derartigen  Stifinngen  inThfiringen  war,  I  am  den  thUringiaehen  Bauernkrieg.  IM. 


umfa«aeii  -von  a  Seto  4ie  tehSne  „Ub- 
t^HdielMf die  flieh  a«f  dem  Gmnd  des 
ehemiligen  Sletters  erhebt.  Statt- 
liches Rathhans,  nach  dem  p^rossen 
Bniiide(lb33  ),  der  170  Häuser  in  Asche 
legte,  neuer  baut. — Auäserhalb  derStadt 
Qenflelt  des  Angvre)  *te  8MaM»g, 
ete  kahler  A«elittfer  des  bewaldeten 
Gebirgszuges,  der  sich  unter  dem  Namen 
des  Scheerenberges  zwischen  Nordhau- 
sen u.  Sondorshansen  in  mehren  Krüm- 
mungen hinzieht  u.  aus  mächtigen  Kalk- 
legem  heateht  Bier  war  aa,  wo  am  15, 
IfaiUSftswiaehen  den  fuiatilichen  He»* 
ren  (unter  Anführang  des  Kurfürsten 
Johann  des  Beständigen  u.  des  Land- 
grafen Philipp  von  Hessen)  u.  dem 
„sehwarÄcn  üauiuu"  der  Banemrotten 
jeae  siMerlBeha  Sahlaeht  gekimylt 
warde,  welaha  dem  thüring.  Banamr 
krieg  ein  Ende  machte.  5000  Bauern 
wurden  fast  ohne  Widerstand  uiederge- 
metzelt,  so  dass  ihr  Blut  in  hellen  Bach- 
leiu  zur  btadt  hinabrieselte  u.  die  Wip- 
p«  ,^blktn>th'*  IXrhte  Mftnaer ,  d«r 
sieh  wretaeitt  hatte,  waid  gefimgea  ge* 
nommen  u.  Fraukenhausen  ausgeplöa- 
dert.  —  Am  Abhanp;  des  Berge«»  steht 
der  , ,  Haiism  a  nnstkurm  ** ,  das  letzte 
Ueberbleibäei  der  uralten  Frankenburg, 
die  maa  die  „Oberburg''  oder  noehhia- 
fig^  ^e  alte  Burg'*  nennt  Zu  An- 
fang des  6.  Jahrhunderts  unterlag  das 
thüring.  Reich  (bei  Scheidunc:en)  dem 
Frankenköni^  u.  dessen  liundeso^enos- 
seu,  den  Sachsen.  Beide  Völker  theil- 
ten  sieh  aap  la  daa  erobeiCe 
JOie  Fraak«!  erhielten  ^  Gegend  y 
seit  der  Unstrut  u.  bauten  neben  den 
reichen  Salzquellen ,  die  aus  einer  kes- 
selartigen Vertiefung  unfern  des  Haufl- 
mannsthurmes  mächtig  emporsteig^en, 
eine  Burg,  wekhe  dav  aa  iJiren  FaSA 
sfeh'aaaiadelndan  Stadt  den  Namen  gaK 
Bis  in  die  neueste  Zelt  war  der  Haus- 
mannsthorm  von  einem  Thürmer  be- 
wohnt, der  mit  einem  Glockenhammer 


Digitized  by  Google 


717 


708 


den  Wechsel  der  Stnndcn  bezeiclmete. 
Vor  einigen  Jahren  hat  ihn  ein  Urkau 
nun  Theil  sertrümmei^.  Oberhalb  des- 
«iÜMii  im  4as  ejge&ttfdie  &€bl*ehtMd. 
Jüta  htA  der  «iPHbMisolialUMh«^' 
(bei  eisiiii  kleineji  Btigliaas,  wenige 
Schritte  vom  Hausmannsthurm)  eine 
reizende  Ansichl  der  weitverbreiteten 
Stadt  u.  der  freundlicheu  Aue,  die  zwi- 
•ahoD  dm  asgrsMenden  €M>irgs2ügen 
lagfort. 

Yen  Frankenhaitgeü  nach  Son- 

dersliailfeil  (4  st.)  führt  die  Poststr. 
Aber  Bendeieben  mit  schönem  Hchloss 
u.  sehendwerthem  Park.  Von  da  kann 
iHatt(«iber)dnrdi  dta  btndal^berFmi 
gaben  (nkrtr).-^Wir'inadhen  jedoeb, 
mm  den  Kyffhfiuser  and  die  Rotheubiirg 
«a  sehen  ,  einen  Umweg  über  Krihra  (6 
St«}.  Durcli  herrliche  Waldung  Uihrt 
•ine  wohlgepdegte  Kunststr.  in  1  är. 
•UK  StM^M  empor,  dneni  ftratUoken 
JTagdMilllMt  mit  guter ,  TielboMchter 
Restauration.  Hier  steht  der  Birnbaum, 
an  welchem  Kaiser  Barbarossa  bei  sei- 
ner Wiederkehr  seinen  lieerschild  auf- 
hängen wird.     Die  Strasse  läult  aul 

d«»  Hoehrllckan  das  atattficliaB  Ge- 
birgszuges direkt  wage  Aotheabarg  (^^ 

St.)-  I>&n«ben,fderBeniiweg|"  eioBerg» 
|>fad,  der  d^s  thüring.  n  fränk.  Gebiet 
geschieden  liaben  mag.  Das  Trümmcr- 
gesteiu  des  Tudlliegeuden  tritt  bald  in 
.rDthea  Felsmassen,  bald  in  weissem 
grobkÖmigaai  Sandstein  zu  Tage,  wel- 
chen man  zu  trefflichen  Mühlsteinen 
verarbeitet,  die  von  Tilleda  \%eit  ver- 
fuhrt werden.  Dazwischen  liegen  ver- 
steinerte Baumstämme,  oft  meiire  Fuss 
dick,  einige  nodi  bei  I«eb«fitaii  ansge- 
Ikult,  so  dass  Steinbölileii  eatstanden, 
welche  mit  dem  schönsten  Eisenglanz 
anß:efiillt,  andere  so  wohl  erJialten 
sind,  dass  man  noch  die  Jahresrintje 
zählen  kann.  Die  Wegweiser  an  der 
flaevateMS^  aiod  aas  aedeiMa  vafkle- 
aeltaa  Psaroniusstitsalea  aasamme^- 
gesetzt.  Der  Bergbau ,  namentlich  auf 
Kupferschiefer,  sonst  sehr  scbwun^j^baft 
betrieben,  dann  aber  gänzlich  verlassen, 
wird  neuerdings  ^'ieder  aufgenommen ; 
aadaaa  sieb  dav  Kaiser  Vtiadfteb  a^b 


einer  anderen  Schlafs tätte   wird  um- 
sehen müssen,  indem  dir  alte  KyffhäU' 
ser  ganz  u.  gar  umgewühlt  werden  soll. 
Lord  Maoley,  Direktor  der  Submarine- 
Telegraphenkoatpagnia,  wUl  *aa  der 
Spitze  einer  englischen  Gesellschaft  ein 
Aktienkapital  von  200,000  Pfd.  Sterl. 
zusammenbringen,  um  damit  die  unter- 
irdischen Schätze  zu  heben.    £twa  auf 
der  Ullfte  de«' Weges,  ehe  man  aar  Bo- 
tbeaburg  koaiait,  aweigt  eine  lUirbara 
Strasse  rechts  ab  zum  sagenumklnnge* 
nen  *Kyff  hÜTls^^r  r,,K  ypp-lläuser,"  d.h. 
Häiistii  auf  der  Kuppe),  dessen  aer- 
brückeites  Gkmäuer  von  den  duftigsten 
Knaaaa  dar  Dlabtaag  aanmnkt  ist,  die 
ihm  «iaa'waltgasebi«btlicha  Bedeatipig 
gegeben  haben ,  'Wie  sia  die  Batg  in  del 
Zeit  ihres  Glanzes  nie  besessen  hat  *), 
Bald  tritt  uns  der  gewaltige  viereckige 
Rumpf  des  ehemaligen  iiau{)tthurmes 
(nodi  80  F,  boeh)  entgegen,  der,  aaS 
Ungeheuern  Werksteiaea  erbaat,  aaf  dar 
höchsten  Spitze  des  bewaldeten  Hibett* 
Tinges  (1401  F.)  trauernd  emporrao-t. 
Der  Volksmund  nennt  ilm  den  l\:iiser 
Friedri(di.    Weiterhin  die  sehr  ausge- 
dabataa-  TrOnaaer  der  Barg,  tob  Ga» 
atrilpii  n.  SchnttpAanaea  llbanraefawt 
Es  ist,  als  habe  eine  verfallene  Stadt 
hier  gestanden.    Hin  n.  wieder  ein  ge- 
bortstener  Keller  oder  eint-  (Jrube,  von 
schStzegierigen  Abenteurern,  gleich  jo- 
aeai  Tbarme,  dnrdiwUblt.    la  aiaau 
klebten  OawSlbe,  „das  Frfturter  l!hvt^ 
genannt,  weil  man  von  hier  aus  in  wei- 
ter Fen.e  den  erfurter  Dom  erblickt, 
hat  sich  eine  Wirthschaft  iui|j:e>iedelt. 
Barbarossa^s    Prinzessin,  Friederike, 
agirt  als  Wbrthfai  «.  verritb,  obgbiab 
eine  mittlere  Fßnfzigerla,  noch  Spuren 
der  ehemaligen  Schönheit.    Ihre  Mut- 
ter,  die  berübmfe  , .Trompete  Barba- 
rossa's,"i^t  niit  Tode  abgegangen.  Wer 
einen  Groschen  daran  wendet,  kann 
dareb  ein  Faaalailein  den  altaa  Batb* 
hart  in  kaiserHabaoi  Ornate  an  efaam 
Steintische  sitzen  sehen,  vor  fbm  ein 
lütter  und  der  Kaabe,  weleher  mit  der 


«;  Düval,  Di«  BeiifVMtM»  Uffkaosen  n. 
Botkenburg. 


Digitized  by  Google 


760 


Rabenbotsohaft  rT^rnckkommt.  Leider 
scheint  es  noch  immer,  als  ob  er  mit 
Fr.  Küekert  sage: 

„Vjßä  w«n  m&  «»Ml  Mmt  ' 

Noch  fliegen  immerdar, 

ßo  miiHs  ich  auch  noch  sciilafen 
Ver/.aul^trrt  hundert  Jahr!** 

Die  Btmdsicht  von  der.  Höhe,  ob- 
wolftirirder  fiothenbiirg  no^  8«hön«r, 

weil  gedrängter, ist  eine dtr  ausgedehn- 
testen, die  es  in  Thürinj^en  j^ibt.  Mar» 
üb^^rhlickt  fast  das  ganze  Land,  von  den  j 
Höhen  des  oberen  Eichsfeldes  bei  Du- 
derstadt  bis  ins  Mwisfe^scbe  hineiiii 
Ton  dmi  Kappen  des  Han«f  Iiis  siir 
blauenden  Keite  des  TliAritigemaldes. 
Zu  Füssen  Thüringens  freseprnetster 
Landstrich,  die  jrrünen  ( .  ^'oldenen*') 
Aueu  der  Helme  u.  Lustrut,  mit  zald- 
reidMitDSrfmübersSet,  n.  denStidten 
Kordbausen,  Kelbra,  Sangerbausen, 
Artem,Erfart,  Unterhalb  der  südl.  Wand 
des  Ber(]fes ,  die  von  UDgtfaeiiern  (sebens- 
werthenj  Steinbrüchen  durcbwUblt  sind, 
das  enge  Thal  der  WoUweda,  das  der 
klare  Tatarbum  durehrieselt  *).  Die 
Brb««nng  der  Burg  Wlt  ine.graveste 
Alterthvm  u.  wird  sogar  dem  Julius 
Cäsar  augeschrieben.  In  der  Hohcn- 
staufenpfalz  Tillcda,  welche  unmittel- 
bar unter  dein  Ber|j;Q  lag,  wohnten  die 
tiAhtiselieB  Kaiser.  TiUed»  q»  Wsll- 
hansen  varen  ibreLieblingsvesidenaeB. 
Um  1116  ward  die  tilledaer  Burg  ge- 
brochen. Wieder  auforbaut,  kam  sie  an 
die  Grafen  von  Beichlingen  u.  dann  an 
die  Grafen  von  Scbwarzburg.  Seit  1430 

Wieder  auf  die  Heerstrasaa  mrtok- 

gekehrt,  erreicht  man,  an  „LothsbÖhle" 
(Versteck  einer  berüchtigten  Räuber- 
bande) vorüber  ,  in  ^^»tunde  die 
'Rothenburg^  deren  Trümmer  von 
eiiMm  befwaldeton  Bergkegel  in  die  gül- 
dene Aue  hinab  grüssen.  Die  Ruine 
ist  ungleich  beschränkter,  aber  besser 
erhalten,  als  der  KyfTliäuser,  da  sie  erst 
seit  157€  nicht  mehr  bewohnt  wurde  u. 
nun  allmälig  verfiel.  Ihre  dürftige 
Geschichte  bietet  kein  besonderes  In- 

«}  Panorama  aaf  dem  KyflPhäus.r,  ge- 
xelebnet  von  Bleichrodt. 


teresse.  Bei  den  Alterthumsforschem 
ist  sie  berühmt  geworden  durch  ein 
ehernes  plumpes  Kunstwerk,  das  in  rff- 
BSM  «atorfidisclMa  GewSlbe  geftueden 
wurde  V.  ia  der  KmistkaBHaer  zu  Son-  • 
dershausen  aufbewahrt  ist.  Es  ist  der 
vielbesprochene  „Pfistrich,"  den  mnn 
für  ein  siavischesGdtzenbild  hielt ,  wäh- 
vend  neuere  Ansichten  dartn  ein  pbyal- 
kaliselies  laetnrtneat  (DaMpfbUser)  er- 
I  kennen«  -  Neben  der  Ruine  kleine 
I  Klnn<^e  ,  mit  guter  Wirtbscbaft,  welche 
der  bärtige  Kaufmann  nnd  Dichter 
Fr.  Beyer  aas  Keibra  ailsommerlich 
hier  improrlsirt.  £t  ist,  anler  dem  Vm^ 
flien:  «,der  BoÜieiibiurger  Einsiedler" 
bekannt,  ein  intelligeiitar  ÜMin,  des- 
sen Gedicht p  in  4  AnfTfic^cTi  er^ehiVnen 
sind.  Die  Aussicht  von  der  Rothen- 
burg, wenn  auch  nicht  so  grossan'ig  u. 
ausgedehnt,  wievombdlwr  gelegenen 
Kyffhinser,  ist,  weil  die  Käkn  na  so 
deutlicher  wird,  desto  entzückender. 
Ein  eigentLümlicltPs  Echo,  das  keine 
Worte,  sondern  nur  Tone  hervorbringt, 
diese  aber  8 — 10  Sekunden  lang  nadi- 

Von  dei^  BothsAbnrg  durch  präch- 
tigen Bitcbenhochwald  und  schattige 
Kirschbanmallee  hinab  nach  Kclbra 

(|,^,  St.),  Stadt  fiTi  der  Heline  mit  1200 
Einw.,  ^\  ekhc,  uvtor  preuss.  Oberhoheit, 
den  Grafen  von  Stoliberg-Rossla  ge- 
bart. Das  Harxgelirge  liegt  ror  Augen. 
Kor  wenige  Stunden,  n.  man  bat  den 
Fnss  desselben  erreicht:  so  dass  sich 
vonhiernns  emo  Harzreise  mit  der  Thü- 
ringerreise sehr  leicht  verbinden  lässt. 

Wir  aber  wenden  uns,  nur  das  Dorf 
Badru  berfibrend,  dnrcb  eine  angenehme 
Hflgellandschaft,  die  snietxt  einen  lkst 
romantischen Cbsrakter  annimmt,  nach 
Sondershausen  (3  St.), 

Flora  vom  Unstrutthai,  von  Franken- 
haosen  und  vom  Kytfh&oser: 

Adonit  veraalUi.  Ajnga  J3heiii>nillxi 
Schreh.  A71inm  fftllax.  A.  rotundam.  A. 
äcorodopra«um.  A..  atriottuu.  Altbaea  o£fi- 
cinalia.  Amaranthu«  Blitom.  Anemone  prac 
tensis,  Arabis  anriculata.  Aristoloehia  Cle- 
matifis.  AroTifa  rotntidJfolia.  Artem* -ia  no- 
bilis,  A.  pontica.  Aaparagus  ofticin&ii«. 
iUt^endagalMte  A^Hnatorta.  AeMrW- 


Digitized  by  Google 


■polXvan.  Astmlagus  Hypoglottis.  A«trantla 
nuyor.  Atrtplex  oiteiia.  A.  ro«9A«  —  Braaaioa 
«igr*.  Bapleurum  teoititsiBttin.  Caxnpa- 
nula  boToniensis.  Capsella  procumbeos.  Car- 
duus defloratn*?.  Gentaarea  maculosa.  Che* 
nopodiuin  murale.  Ob.  opullfolium.  Gh. 
Yalvwl».  ChondfiBsjOBMAi.  OlentaVfvoM. 
Crepis  pracmorsa.  O  succisaefoHa.  Typri- 
pedium  calceoias.  —  D&tura  süraiuoaium. — 
Elyama  eoropaens.  Eryaimnm  canescens. 
E.  cmpMilbliiuai.  £.  vii^atnm.  Euphorbia 
falcata  —  Fostuca  loliacca.  —  Glaux  mari- 
tima. Qlypsophila  £aatigiata.  Qaaphalium 
InlaO'albimi.  ^  BeTHmOiattixiii  Tontan«.  H. 
oelandicum.  Hieracium  NesMeri.  Hutchinaia 
petraoa.  Hypericum  eleg^ans  —  Inula  Bri- 
t&iiica.  l.  gurmiaica.  1.  hirta.  I.  saUcina. 
bfa  bobeniea.  Laetnea  Seaclola.  L* 
striata.  Lathyra.s  paluatri«.  Lavntrra  tLu- 
riagiaca.  Lepigonum  medium.  Liüum  bul- 
bifonun.  Linarla  Elatine.  I/fnosyris  vul- 
garis. Liniim  tenuifolium.  IJthospermum 
pulrpureo-caeruleum.  Lonicera  nigra.  I/. 
Pariclyinenum.  —  Harmbium  peregrinnm. 


NaaMiaKMttiaYli.  Noii]iM.pi)]la.  ~  Opbrjri 


musöifera.  Orobanche  avenarta.  O.  caeru- 
lea. O.  ramosa.  O.  ruboas.  Ox^tropu«  pj- 
loaar*^  Parietaria  eracto.  PUenm  A>äiineH. 
Pfiysali-i  Alkckcugi.  PeuceJanum  officlnalo. 
Poa  alpina.  P.  dura.  P.  sudetica.  Podo- 
spermum  laeiniatum.  Potamogcton  oom- 
praMut.  Potantina  «liiaraa.  P.  opaoa. 
Rapigtrnm  prrenno.  Rosa  cinnamomra 
RuJ^piiai  rosteila.  Rata  graveolen«  (wirklich 
wild  b«i  C^tMa-Jena).  —  Salicorala  har- 
bacea.  Salvia  sylreftri«.  Sambaeus  Ebjilus. 
Scabiosa  suavcolens.  Scorzonera  humilis. 
S.  purpurea.  Scutellaria  hastifoiia.  Sedom 
boloniens«.  SMeli  ooloratam.  B.  Blppoma- 
rathrum.  Silcne  Ofitea.  Solanum  miniatuin. 
Sorbua  domeatica.  S.  torminalis.  Spiraea 
Aroneus.  Staehys  annua.  St.  germanica.  St. 
raela. — Ta^agonolobo«  siliquosus.  Teuc  vi  um 
moatanum.  Thalictrum  Jacquinianuin.  Th. 
minus.  Tordylium  maximum.  Torilia  hel- 
vetlca.  TrifoUam  slrfahitti.  Tropogon  ma- 
jor. T.  orientalia.  Tulipa  «ylvestris.  —  Va- 
leriana carinata.  Verbascum  phoenioum. 
Yaronla  austriaca.  Y.proatrata.  Vibumum 
LaaUMi.  Ttala  avenarta.  ^  BannffbalUa 
paluabrU- 


113.  Eoüte :  Von  Sondersliauseii  über  MiiliUiaiiseii  nach  EisenacL 


Sondershausen I  Haupt-  u.  Resi- 
denzstadt des  Fürstenthums  Schwarz- 
burg-Sondershansen, m  einer  sehr 
lireiindlielien  Thalmalde  an  der  Wipper, 
xwisdien  den  mit  Buchenwald  bedeck- 
ten Bergrücken  der  Windleite  u.  Hain- 
leite mit  6000  Einw  (150  Juden).  Die 
neue  schöne  „Karlsstadt" (westlich  j  liat 
dnr  eine,  tiOO  Schritte  lange  Haupt- 
0trasfte.  ^      .  ' 

Post  (Markt)  nach  Frankenhauaen  in  2! 
8(>,  Kachm.  4|  U.,  16|  Sgr.;  tfber  Ormu»en 
BMh  in/«H  in  6  St.,  frtth  8}  u.  Ab.  6^  U., 
1  Thlr.  134  ^e^' ;  uach  MüJdhausen  in  5  St., 
Vorm.  9J  U.,  1  Thlr.  IJ  Sgr.  weiter  nach 
jEisenach)i  nach  L4mg«n*fU»a  in  5  St.,  Vorm. 
9}  U.,  1  Thlr.  (iraltar  nach  Cfotha)-,  nach 
yordhaui-m  in  3|  Bt. ,  früh  9|  und  Ab.  10} 
U.,  19^  8gr.  ;  über  Ktlhrn  nach  M9tAm  in  2 
St.  &  Min.,  Ab.      U.,  La  £^gr. . 

€toMf»i  MM  MtktA  in  4ar KaiMadt, 
an  der  erfurt-mUhlhäuHcr  Stra.sse;  Tanne 
(Höiel  WtUsgerher)  am  Markt  j  Mosa  in  der 
Burgätr. ;  27e«/«cAe4  ITazM  bei  der  Stadtkirche ; 
Wrhprinz  im  „Loh". 

,, Thüringer  Sank"  arbeitet  mft  einem 
Kapital  von  8  MiU.  Thaler.  —  Induatrie, 

Verlagsbuch- 


handlung. —  berühmte  Männer:  Q.  Oh. 
CaanaMoh  (flMlioika^a  i^MiBil),  Voikte- 

pCer  des  Rationaliamua  (f  1830);  G.  F. 
Cannabich ,  Geograph,  de^  Vorij^en  Sohn 
(geb.  17i7);  C  Wetzei,  Dramaturg  u.  Jio- 
raandiehter  In  Wien  (Ofln«f]inf  Josephs  II.), 
t  1859;  A.  V.  Blumröder .  Frr'heitskämpfcr 
u.  freisinniger  Literat  (f  1857);  Fr.  v.  Sydow, 
Herausgeber  von  „ThOringen  u.  Harz;^  K. 
F.  Gottsehalfc,  7erf.  der  wBittwrbMgen  und 
Bergschlösser;''  G.  v.  Gerber,  Rachtsfalehr« 
ter  und  Professor  in  Leipzig. 

Seheii^ioürdigkeüeti.  Auf  dem 
Marktplatz  fürstUches  Palais  u.  Haupt- 
waehe. .  Hinter  derselben  eriiebt 

das  umfüngliebe  *  Besidenxschloas  (mit 
prächtiger  Aussicht),  der  älteste  Theil 
1538  —  lööO  erbaut;  der  südliche  Flü- 
gel seit  1855  restaurirt  u.  vom  Fürsten 
bewohnt.  Auch  hiear  spielt  ein  Prinzen- 
nuib  (1550),  wie  in  JÜenburg,  indem 
der  RäuberhauptgiMm  Jobst  Hocke  die 
Söhne  des  Grafen  von  Mansfeld  u.  von 
Schwarzhurp:  entführte.  Im  Innern  ein 
gut  geordnetes  Naturalien-  u.  Kunstka- 
binet  (mit  Püstrich},  sowie  eine  Waf- 
üMiMunmlucg  (ixiilderBastungGUntlMn 


Digitized  by  Google 


718  US.  Bo^t  Ton  SMÜrsMm  ülMv  KlhUuMMiisftcli  Btooimeli.  7M 


von  Sc>iwnrrl>Tirtr\  Die  parkartirrpn 
•Umgebungen  des  Schlosses  (,, Lust- 
garten," )  vom  Garteninspektor  Arlt, 
einem  Zögliag  «Lea  FOrsteii  P&ckler, 
sehr  gesduDACkvoU  renorirt  In  den 
GlashftuseA  ataxke  AnanMzucht.  In- 
nerhalb des  snübpr  pcpflc^ten  Lustgar- 
tens ein  neuer  Marstail  (sehenswerth), 
ein  achteckiges  Haus  mit  Karoasseli  u. 
daiHSchauspielhaus ,  mit  dem  Selilosse 
dareh  einm  Terdecklen  Gang  verbanden, 
TheatervorsteUnngen  nur  im  Winter. 
DieParkanlnp-en  (mit  alten,  prachtvollen 
Bäumen)  erstrecken  sich  bis  jenseits 
der  Wippen  Hier,  im  sogen.  *Loh, 
war  sonst  ein  Tbiergarten,  dann  eine 
Fnsanerie.  Jeixt  ist  der  wnndersebOne 
Platz  dem  gesellij/en  Vergnügen  gedff* 
nct.  Von  Pfingsten  bis  Michaelis  wer- 
den hier  an  jedem  Sonntag  (Nachmittags 
u.  Abends)  von  der  fürstl.  Hofkapelle, 
die,  ein  Knnstinstititt  ersten  Banges, 
aber  50  Mitglieder  sSblt,  Freieoneerte 
aufgeführt,  wobei  mit  gldeber  Tirtuo- 
sitHtdie  grossten Kompositionen  demlt- 
klassi«f  lifMi  11.  rtfüdontschen  Schule  zum 
Vortrag  kommen,  liei  ungünstiger  Wit- 
terung im  Holtlienter.  Etn  hoh«r  Kunst- 
gennss,  der  stets  cahlreiebe  Oästcr  lier- 
beisiebt.  Abends  ist  dtor  ganse  Plats 
mit  Gas  erleuchtet. 

Umgebutiyen:  Die  Ferm^ ,  eine 
Bierwirthschaft  oberhalb  des  Luhes; — 
Luth€rtkdh4,  ParkiiilAge  mit  Best»uw- 
tion;  8elitttseilh«ns;  Werners  Garten  t 
Hausknechts  Felsenkeller;  —  Wald- 
scklössehen  am  Göldner,  mit  reizender 
Aussicht  u,  tonnaiscli^  m  Hi^r.  —  i'Y/r- 
stenberg,  Landhaus  mit  Parkanlagen, 
am  nordSsdfeben  Abhang  des  OMd« 
ners;  Spatenburg  („Ohlebnrg^)  anf 
dem  Gipfel  des  G6ldners,  wo  noeh 

die  Grundmauern  otner  nUf»n  Burg  zu 
sehen,  die  von  Kaiser  Heiiiric  li  IV.  1073 
gegen  die  Thüringer  erbaut  und  im 
Kampfe  Albreelits  des  Unartigen  mit 
seinen  Sob  nen  serstOrt  wurde«  Anf 
dem  hJichsten  Punkt  der  Hainleite  (1419 
F.)  rngt  der  Ifil  F  hohe,  -vveit  ^ichthnre 
^Poaaenthmfii  empor,  1700  erbaut,  u. 
bietet  eine  grossartigo  Aufsicht,  die  10 
Meflea  imUmlcr^s  beheiirseht^  aauli  der 


einen  Seite  hin  nnf  den  Thüring«rwald 
u.  nach  der  anderen  auf  den  Uars.  Dm 
fürstl.  Lustschldsschen,  welches  in  der 
Nähe  steht  n.  rings  vom  Wald  umgeben 
ist,  sollte  1736  von  Günther  XLIII.  ein- 
geweiht  werden.  Dazu  erschien,  ob  wo! 
nicht  geladen  ,  auch  des  Fürsten  Stief- 
schwester, u.  führte  steh  mit  einem  Ge- 
dichte ein,  das  mit  den  Worten  b^ann : 
„Tdh  Icomme  do^ ,  sntt  Possett  8elt-> 
dem  Üess  das  Lustsehloss:  ^derPos» 
sen."    Die  kl<dnen  Zimmer,  selir  ge- 
sehmackvoil  dekorirt,  enthalten  viele 
Sehenswürdigkeiten.   Einlache  Kestaur. 
Ringsum  W  ildgarten.  Zwei  Kunststras- 
son  filhvto  änf  A  H6ka  (1  St.  ron  der 
Stadt).  Unterwegs  TentanemmiiilcM, 
auf  das  „^ifoMtfeZ"  vorzutreten,  wo  man, 
vom  obersten  Rand  des  Cöldner  (1200 
F.),  Stadt  und  Thal  im  reizendsten 
Schmucke,  zu  Füssen  sieht.    £in  un- 
ver^elclilleli  seiitaes  Flliidken.— Auf 
der  anitderen  Vlalicitat  -der  Jf^nmmierff 
(V«  S^O«  '^^i  welchem  die  bnrtthmte  Hun- 
ncTischlacht  geschlagen  wurde  (  54)i, 
Herrliches  Panorama  aut  dem  1127  P. 
hohen,  pittoreslcen  Bergkopf,  auf  wel- 
chem einst  eine  kdnigl.  Barg,,  u.  die  Yom 
Kaiser  Xiudwig '978  gegründete  Franen* 
liirclie  stand,  die  später  in  ein  Kloster 
verwandelt  wurde.  Den  Altar  der  Jecha 
zerstörte  Bouifacius  (731).    Am  südl. 
Abhang  des  Berges,  malerisch  gelegen. 
Dort  Jechaburg,  ~ 

Tob  Saaderslwvaeii  nAeh  Uil- 

hAmn  7Vs  St. n( Post)  aber  stock- 
hausen,  wo  sonst  das  1843  abgebro- 
chene Günthersbad  (8c}iwefelquelle),  u. 
dann  zum  Berg  hinauf  durch  herrliche 
Bvdienwaldnng,  an  einer  anmnthig  ge- 
legenen Bestanration  vorbei,  über  £8e- 
leben  (3  St.) ,  WO  die  Post,  die  im  dasi- 
gen  Sclilosse ,  dessen  sonst  berühmter 
Garten  jetzt  verwaist  ist,  ihre  Expedi- 
tion hat,  nach  Langensalsa  u.  T« >rni:i 
abgeht ;  dann  über  Schlotheim^  wo  aui 
einer  nahen  AnbOfae,  die  sonst  eine  Itsi» 
serliche  Villa  trug,  eine  sehr  schöne  Ans- 
siclit  winkt,  u.  durch  Ät/'rn/'r,  wo  von  der 
Berglehne  zur  Rechten  Völkenrode  hcr- 
abgrüsst ,  jetzt  der  Sitz  eines  Justiz-  u. 
Rentamtes,  ehedem  eins  der  bedeu- 


Digitized  by  Google 


765  113,  Bimu:  Yon  Bondenliavsen  tber  M&ldliftiisen  nach  Eisenacli*  766 


tendsten  Klöster  in  Thüringen,  das  im 
ßaaernkriege  demolirt  wurde.  Zuvor 
soll  auch  eine  von  Heinrich  dem  Voo-el- 
steller    erbaute  Burg  hier  gesüuideu 

liAbeii« 

MlllllkAVgeu,  prwBS.  Stadt  mit 
15,000Elnw.yÜLoir«n«r,  firaclitlHurwGe- 
gend,  an  derUnstrnt.  Die  sehr  gewerb - 
same  u  sehr  wohlhahende  alte  Reichs- 
u.  Hnusastadt  gewährt  mit  ihren  vielen 
Thürmeu  (sie  hat  16  Kirchen)  einstatt- 
llelies  BOd,  ».  wird  roraossiclittieli  vn- 
C^leich  lebhaftitr  werden,  als  sie  gegen- 
wärtig ist,  wenn  die  Eisenbahn,  die  von 
Göttingen  über  Mühlhausen  nach  Gotha 
geführt  werden  soll,  fertig  sein  wird. 

Post  nach  Eisenach  In  4  St.  20  Min., 
Nachts  2|  U.,  2^  Sgr.;  Uber  LangeiuaUa 
nach  Gotha  in  4|  St.,  Nachts  12,  Mittags  1^, 
Ab*  I  ü-,  1  TWr.  (aussordem  täglich  Privat- 
omaibM,  Morg.  ü.) :  naeh  Sondunhcauen 
In  ft  flt,  irtih  8  U.,  1  Th'r.  1^  8gr.  (weiter 
nnch  Nnrdhcnuen) ;  über  Wanfried  u.  Each- 
tcege  uaeh  Ckusel  in  12  St.,  Nachm.  4|  U.,  2 
TUr.  9  S«r.;  naeli  StiÜgtmUadt  in  4  8t.  5 
?ifin  ,  Nachm.  3  U.  ß  ]fla.,  91  SgT.  (weiter 
nach  t^Uinffen). 

Gasthöfe:  Schwan  (Kommarkt),  Logis 
10-18,  Mittagst.  10 Bf?.;  XtMgttmrtmuHn; 
JSngHseher  TTof. 

M.  war  der  eigentliche  Herd  des  Bauern- 
Meget.  Thomas  Manser,  Helnrleli  Pfisifer 
u.  A.  wurden  daselbst  hingerichtet.  Seitdem 
ging  ihre  B^duanmittelharkeit  ▼arloraa.  — 


Sehenswürdigkeiten.  Die  Ober- 
marktkirche  (Fraueukirche),  ein  impo- 
nirender  Bau  nait  ö  Schiffen  auf  einer 
lindenbeschatteten  Terrasse,  u.  die  Un- 
termacktklreha  (St.B]a8ii),  einMoUter- 
stiok  '  gothischer  Architektur.  Spa- 
ziergang  auf  den  früheren  Wällen  zum 
Schützenhause  (Bestaun).  Als  V^er- 
gnügungsort  sehr  beliebt:  das  Weiste 
Haus  (1  St.),  am  Waldrande,  mit  herr- 
lielier  Aussicht 

Ton  Mtihlhausen  nach  Eigenach 

'  (7  St.)  durch  die  „Voigtei,"  einen  frucht- 
baren Landstrich  mit  ansehnlichen 
Ddrfem,  dann  über  den  Hainicfuoald 
nucli  Kasza  (Biiine  Haineck,  1385  Tom 
Laiid|pra£ni  Balthasar  srbaut),  u.  tob 
hier  durch  Mihla  (weimar.  Flecken  aa 
der  Werra)  u.  Neuhirrh^n ,  wo  der  Ver* 
fasser  dieses  Buches  geboren  wurde  u. 
viele  Jaiire  als  Pfarrer  fungirta.  Von 
der  RDIfs  s^sebenUihla  Ksttldrelisn 
tritt  der  Tbftringsrwald,  r.  von  den  ne» 
belumsekleierten  Köpfen  derUhönberge 
überragt,  in  malerischen  Wellenumris- 
sen, u.  jeiiöeit  Neukirchens  die  „liebe" 
Stadt  i^MenacA  mit  der  hoiieu.  Wartburg^ 
Th1trlng«tas  Palladiam,  vor  ^s  ttbsr> 
ratehtwBlieke. 

In  nnsern  Seelen  aber  klingt  das 
Lied,  womit  Leopiold  Oraf  StoSbOTg 
seine  schöne  Heimath  besang : 


„Herrliches  Land ,  dich  griisM'  ich  aas  überwallender  Fülle 

Meines  schwellenden  Herzens!  Wie  ward  mir  auf  deinen  CkblfgeB, 

Wie  in  deinen  ThiUem  so  wohl!'*  -r 


Digitized  by  Google 


Register. 

t  die  erste  auf  die  Uauptbeschreibung  des  betr.  Ortes  hin.) 


(WomeUre  Seitenzahlen,  weis 

Abttberg  2iäL 
Adafei  aeu  214. 

Adftmtberg  668. 
Adlersbcrg  Ii  12. 
Adlerstcin  öaiL 
Ahoru  6J0. 
Albortinensnih  GiL 
Albrechtsgartcn  f»15. 
AioxaDderaburg  4'.t2. 
AlezandrinenbaDk  291. 
Alexandrliienböhf»  t?fiO. 
Alexjindrinenthal  (>t>8. 
Alexisruh  ISiL 
AUeudurf  2:11^ 
Allzunah  ßJLL 
Almerich  147. 
Almerswind  ßliL 
Alsbach  684. 
Altdietendorf  iQ^ 
Altelage 

Altoburg  b.  Arnstadt 
Alteburg  im  Gerathal  441. 
Alteburg  b.  SaalfeUl 
AltPburg  b.  Pö-isnook  724. 
AJtenliergen  Sftji. 
Altunbroitungen  1:^7. 
Altenfeld  686. 
Altenfels  27%. 
Alteusteiu  S8l. 
AltODSteiuer  Höhle  SSIL 
Altersbacherköpfe  .59.'>. 
Alto  Rubi  435. 
Altsaalfeld  IIÄ.  2Ü1L 
Amalienshöhe  b.Löhmn  721. 
Amalieushöhe  b.  Budolstndt 
2Ö2- 

Ainüliensruh  CÜZ.. 
Amtgeh  reu  230. 
Annathal  512, 
Andreasbrunnpn  »>86. 
Angelhaueeu  1J4. 
Angelrode  438.  * 
Angstedt  2S6. 
Antonieiishuhe  243. 
Apfelstodt,  FIuss  Ifi. 
Apfelstedt,  Dorf  406.  114. 
Apfelstcdtgrund  IM. 27!>. ■'.'.))■ 
Apolda  Mh.  110. 
Arlesberg  2fil» 
Armenruh  .540. 
Armlöcher  611. 
Arnsbach  lülL 
ArnsbaclHirgnind  7Ü3. 
Arnsgereuth  698. 
Arnshall  406. 
Arnahaugk  726. 
Arnstadt  411. 
Arnswaldsruh  &50. 


Artern  75 1. 

Asbach  589. 

Asbftchergmnd  589. 

Aschenberg  bei  LiebeDStelo 
328.  im. 

Aschen  bergstein  bei  Rein- 
hardsbrunn aOi.  W£i.  308. 

Aacliftnbrückc  503. 

Asclterbadi  fii<5. 

Attchenbach  550. 

Atterode  317. 

Aue  5Zdi 

Auerhahn  bei  Ilmenau 

Auerhahn  b.  Buhla  500. 
Augnstenthal  ß&L 
Ausgebrannter  t»t*an  441. 
Ausspanne  bei  Oberhof  2>>8. 
617. 

Ausspanne  bei  Schmied efeld 
640. 

Baalskuppe  703. 
Backofeninch  (Röthelstcine) 
aoA. 

Backofenloch  (Wartberg)  480. 
496. 

Badewasser  Iii.  300. 
Badra  760. 

Bärenbruchstein  305.  308. 
Bärenfang  632. 
Bärenstein  441.  404. 
Bärmer  501. 
Balgstedt  ZIL 
Bana  fill. 

Barcbf.'l(l  SIL  127. 
Barigaiierhühe  838. 
Bauurbach  607. 
Baussenberg  667. 
Bechstedt  233. 
Beerburg  2112. 
Belvedere  374. 
Bellcvue  b.  Ruhla  4M.  432. 
BollGvue  b.  Lobüuatein  717. 
BiMidnlebeu  7.'i7. 
Bellnhausen  613. 
Bergom  aia. 
Bcrgiuannskopf  441. 
Borgschlusschon  £15. 
Bergsulza  344. 
Berka  a.  d.  Ilm  Si7<*' 
Rnrka  a.  d.  Werra  120. 
Bernsbäiiaerkutte  571. 
Burultardsbütte  690. 
Bernhardsthal  658. 
Bortba(inelle  L>i7. 
Bertholdsburg  <>iW». 
Boulwitz  716. 


Beyer  572. 
Biber  IS. 
Biberg  rund  64/L 

Biber.'ichlng  füiL 
Bibra  TAL 

Bielstein  im  TVerrathal  LiO. 
Bielstein  b.  Tambach  592. 

Birkciiheide  .500. 
Bliiclifyld  C.)y. 
Blankeii))»ii  g  2i")r>. 
Blankoubaiii  880. 
Biaukciistciu  740. 
Blnuersteiu  253. 
Blechhammer   bei  Scbwarz- 

burg  688. 
Bless  b.  Limbach  t<a  fiM  fi7A. 
Bless  (Rhön)  .571. 
Blochsohlauchsgrund  596. 
Blumenau  688. 
Blurin-niiorb  338. 
Bock  b^D«. 
Bocksburg  699. 
Böhlersloch  421. 
Böblschoiben  21iL 
Bohler  728- 
Bouifaciusfelsen  337. 
Brandenl>urg  556- 
Branilensteiu  729. 
Brattt'iulorf  046. 
Brauusdorf  218. 
BraunsdorfergruBd  91«- 
Brtiitenltach,  Bach  1 7. 
Breiteubach,  Fleck.  431.686. 
Breitenbach,  Dorf  641. 
Breitttuberg  423. 
Brcit(U)ge3cb(!id  540.  .54fl. 
Breitenst«in  r>sa. 
Breuucrsgiün  740. 
Breternitz  I2L. 
Brntterode  311L  586. 
Brückensteine  51»  1  - 
Brünn  ß46. 
Bucha  720.  730. 
Budiberg  670. 
Biu-ht^ngrabcn  612, 
Buchenhalle  152. 
Buchfahrt  884. 
Buchonia  564. 
Büchig  299. 
Bürgel  733. 
Buhlprkopf  OHL 
Burckbardsruhe 
Burgbammer  719. 
Burgk  Zl^ 
Burgschoidungen  747. 
Burg  stall  708. 
Burkersdorf  219- 
Burzel  238.  430. 


Register. 


769 


Callenberg  668. 
Camburg  158. 
Oammerberf;  2ifL 
Camsdorf  bei  Jena  166. 
Cartendorf  fifil. 
Catterfeld  282. 
Caiilsdorf  lÜL. 
Chinesisches  Uäuschen  338. 
Christiansgrün  P9«l. 
Chrysopras  211. 
Cirkol  ßSL 
Clausberg 
Coburg  656.  136. 
Colba  Z2L 
Corbetlia  103. 
Cordobang  21S± 
Cospeda  350. 
Crawinkel  465^  411. 
Crawinkler  StAinbrücho  440. 

4fi5. 
Crock  ßilL 
,  CröUwitz  IQL 
Crossen  733. 

Cumbach  b.  Georgenthal  46fiL 
Cumbaclier  Teich  21. 
Cursdorf  b.  Eisenberg  733. 
Cursdorf  bei  Oberweissbach 
689. 

Cursdorferkuppe  ßSß. 
Cyriaksburg  Seä» 

Dambachsgrund  380.  386. 
Datenbergstein  302. 
Bebra  2ö2- 
Dicke  Eiche  432. 
Dienstedt  3h3. 
Dietendorf  403.  Iii. 
Dietliarz  21^ 
Dietharzergrund  272. 
Dietlas  572. 
Diotzenlorenzstein  268. 
Diezhaasen  618. 
Dittersdorf"! höhe  213.  716. 
Dönberg  G32. 
Dörflas  720. 
Dörrberg  439. 
Dörrbergcr  Grund  440. 
Döschnitz  212t 
Dolmar  611. 
Dombei^  63IL 
Donndorf  2üL 
Donnershaug  596. 
Donopskuppo  604. 
Dorfsulza  102,  344, 
Dorn  bürg  ir)9. 
Dorndorf  152^ 
Dorothecnthal  424. 
Dosdorf  432. 
Drachonbcrg  601. 
Drachenschlucbt  544. 
Dracbenstein  iS47. 
Drelonbrunnen  391. 
Drei  Cloi(  hen  4UL  ILL 
Dreihermstein  b.  Inselsberg  ! 
aifix 

Dreiherrnstein  belFranzens- 

hütte  fiM,  laL 
Dreissigacker  606. 
Druse  12.. 

Führer  durch  Thüringen. 


Drusenthnl  320.     '     <  i 
Dürrehof  540.        .     ,  ;  < 
Diirrcnberg  104. 
Dürres  Schild  214. 

!BbeIcbon  764. 
Ebetsdorf  im  Frirstenlhum 

Rouss  718. 
Ebersdorf  an  der  Werra- 

balin  132. 
Eberstein  221L  213. 
Kbortsgiuud  äaä.  ■ 
Ebertshausen  613. 
Eckardtsberg  670. 
Eckardtsberga  344.  15^ 
Eckeuzellergrund  339. 
Edelackor  745. 
Effelder,  Fluss  20. 
Effelder,  Flecken  GM. 
Effeldergrund  654. 
Egelsdorf  238. 

Ehrenberg  620.     •  ,     .    .  - 
Ehrenburg  435.  ;  • 
Ehreusteig  51iL    i  • 
Ehrcustein  3S>L 
Eichelberg  bei  Ei«  hiebt  708. 
Eichelberg  bei  Eisenach  73ft 
Eichelborg  bei  Könthild  iiiii. 
Eichfcld  201. 
Eichicht  708.  700.  221. 
Eichschenke  222. 
Eilau  106.     ,  . 
Einberg  668. 
Einfürst  642. 
Eingefallener  Berg  612^ 
Eiseuach  501.  118.  124. 
Eisenacherburg  536. 
Eisenberg,  Stadt  782. 
Eisenberg,  Berg  714. 
Eisfeld  QÜL  134. 
Eisliausen  628. 
Eisloch  612. 
Elgersburg  2bf>. 
Eliashöhle  .521. 
Elisabethcnbrunnon  520.  518. 
E  Ildegrund  125.  551. 
Elina  oder  ElMa  12. 
Emmastein  252. 
Emsegrund  498. 
Engelei  642. 
Engelsbach  2M. 
Engenstein  647. 
Engergrund  638. 
Engnitz  2iL 
Eppichnellen  551. 
Erbstrom  20.  iSJL  485, 
Erdfall  bei  Lieboustein  SM. 
Eremitage  b.  Altenstein  334. 
Eremitage  bei  Arnstadt  422. 
423. 

Eremitage  bei  Schleiz  725. 
Eremitagenzello  717. 
Erfurt  388.  112. 
I  Erlau  1& 
Erlaugrund  631z 
Erlen  hügcl  638. 
Ernsthöhe  668. 
Emstrode  476. 
Emstthal  642.  738. 


Erstebcrg  736. 
Eselssprung  312^       '"  '  * 
Espenfeld  42L  435.  '  ^ 
Ettersberg  378. 

Ettersburg  376.  ■<  • 

■". ,  .  '  >t  I-  ■ 

Fähnchen  153.  " 

Fnlkonborgstoin  .593. 

Falkenstein  b.  Tambach  l22L 

Falkeustein  b.  Roinhards- 
brunu  307. 

Falkenstein  bei  Probst- 
zella 

Falkensteinergrund  703. 
Farnrode  483. 

Fasanonmeistorei  bei  Cal-  *' 

lenberg  669. 
Fasanerie  b.  Meiuingen  608. 
Fasanerie  b.  Schwarzburg  224. 

226. 
Feldstein  619. 
Felsenthal  305.   *  »     "  . 
Felsentheater  322.  r  '  ' 
Finsterberg  25^.  ' 
Finstorbergen  278    '  '"^ 
Finstere  Tanne  474. 
Ffnsterloch  bei  Ilmenau  248. 
Finsterloch  bei  Eisenach  5i3lt2. 
Finstersteiu  598. 
Fischbachswiese  694. 
Fischersbastei  153. 
Fischersdorf  731. 
Fisclihaus  bei  Kösen  1.54. 
Eischhausbei  Meiningen 
Floh  57L 
Flossstjßin  316.. 
Fohlenhans  339. 
Forschengereuth  681. 
Forst  128. 
Frankenhain  4G6. 
Frankenhausen  25^  53i 
Frankenstein  570.  127. 
Frankenwald  10.  2ö3üi 
Franzenshütti-  frll. 
Frauenberg  764. 
Frauenbreitnngon  127. 
Franensee  564. 
Frauonwald  640. 
Freibäche  251. 
Freiburg  TAL 
Freienorla  727. 
Freudenthal  408. 
Friedonsburg  707. 
Friedonstein  452. 
Friedrichrode  283.  2L 
Friedrichshall  G71. 
Friedrichshöho  738. 
Friedrichstanneck  783. 
Friedrichswerk  631.  fvll. 
Friedrich  -  Wilhelms  -  Hölie 

400. 

F?iedrich-Wilhelm8-Nord- 

bahn  120. 
Fröhliche  Mann  636. 
Fröhliche  Wiederkunft  73L 
Fröttstedt  467.  116. 
Fürstenberg  b.  Arnstadt  422. 
Fürstenbcrg  b.  Sondors- 

bausen  763. 

2S 


770 


Fnrstenbrunnen  180. 
Fuhrstein  479. 
Fuchsensteiu  im  Schwaiza- 

tlial  214. 
Fuchssieiii  bei  Kleinscknial- 

kaiiipu  5»ö. 
Fuchsthurni  179. 

Gabe  Gottes  ßaü,  700. 
Gabel  GAA. 
Gabelbach  2M. 
Galgouberg  UiL 
Garusdorf  GH«.  113. 
Garusdorfergruud  718. 
Gartenkuppeu  7i3.  • 
Gaulanger 
Geba  610. 

Gebersdorf  698.  2113- 
Gebersdorfergrund  7i^3- 
GebraouterstoiD  r>!)<>. 
Gebauener^iiein  f»4.i . 
Geblbcrg  2iiL 
Gehlbergsniühle  •LLL 
Gebofen  751. 
Gohren  2»0. 
Geiersberg  Ihü. 
Geiersthal  C96. 
Geilsdorf 
Geisenhöhn  628. 
Georgenthal,  Dorf  279. 
Gcorgentbal  bei  Eiaeuach 

124.  5^. 
Gern,  Fluss  IL 
Gera,  Dorf  438. 
Geragrund  bei  Elgersberg 

2fiL 

Geragrund  bei  Gräfenrode 
440. 

GeraqucUo  252x 
Gerathal  bei  Erfurt  113. 
Gerberstein  i[)b.  ■'^IS. 
Gerhardtsgereuth  627. 
Gorstungeu  12iL 
Gespriug  bei  Plaue  436. 
Gespring  bei  Scbmalkaldeu 
582. 

Gespring  bei  Tambach  277. 
Gickelhahn  2M. 
Giebichenstein  lilL 
Giesselsberg  577- 
Giesshübel  jMfL 
Gillersdorf  430. 
Glasbach  49L  Iiä3.  688.  736. 
Glcichberge  624. 
Gleictien  408.  HL 
Gleltsch  Iii  72-'. 
Glöckner  490.  iüL 
Glücksbruun  ÜÜ2. 
GlücksbruniKT  Höhle  3.^3. 
Glücksthal  652. 
Göldner  2fi3. 

Gömichenstein  4Ü3.  • 
Göritzmühlo  6'J  I . 
Gösselborn  428. 
Gotthehäuschen  SM. 
Goelhestpin  258. 
Göttorsitz  153. 
Götzenthal  421. 
Goldberg  686. 


Goldene  Aue  754. 
Goldisthai  gg^ 
Goldlautor  63L 
Gollertskopf  502. 
Goseck  Lla.  10(5. 
Gositzfelsen  113.  722. 
Gotha  445.  115. 
Gottliebsthal  HL 
Gottlob  21*8. 
Graba  712.  70<). 
Grabenthal  540. 
Gräfenhain  ißä. 
Gräfenrode  439. 
Gräfe  nthnl  702.  699. 
Gräfinau  236. 
Greifberg  12a. 
Greifeustein  207. 
Grenzhaminer  249. 
Gronzwlese  736. 
Griesbachs  reisen  811. 
Griesbachsgarten 
Griesheim  388. 
Grimbach  llL 
Grimmenthal  132.  607. 
Grossbreitenbach  4:^t  QHfi 
Grossjena  145.  742. 
Grosskamsdorf  708. 
Grosskochberg  202. 
Grosskromsdorf  ML 
Grosstabarz  303. 
Grosswaugen  749. 
Gruberstein  674. 
Grümpen,  Fluss  20.  663. 
Grümpen,  Dorf  674. 
Grümpengrund  674. 
Grünhain  71.3. 
Grumbach  740.' 
Grundhaus  fiiffl. 
Grundhof  563. 
Grundmühle  674. 
Günthersfeld  230.  429. 
Gumpelstadt  341.  5^5. 

Haardt  b.  Ohrdruf  432. 
Haardt  bei  Heinrichs  617. 
Haarhausen  406. 
Habichtsbach  684. 
Habichtsburg  fiflS. 
Haderholzgrund  592. 
Haderholzstein  5113- 
Hämmern  (>83. 
Häsolriethcrberg  623. 
Hässigitgrund  668. 
Hagelstein 
Haide  328. 
Haideköpfchen  495. 
Hain  b.  Rudolstadt  195. 
Hain  b.  Kranichfeld 
Hainberg  ^19. 
Hainburg 
Haindorf  f>7«>. 
Haineberg  746. 
Hainholz  46iL 
Hainichwald  766. 
Halle  IM. 

Hallenburg  594.  525. 
Hangstein  504. 
Happelshütto  576.  585. 
Harras  134. 


Harth  b.  Schnepfen  thal  475 
Hasel  12. 

Haselgrund  596.  617. 
Hasen thal  708. 
Haslach  2Q. 
Hasselthal  746. 
Hassenhausen  108.  lä.'^. 
Hassfurtwald  6Ü5. 
Hausberg  128.  734. 
Hausmannsthurm  756. 
Hausmasse  SSL 
Hautsee  .564. 
Hayda  25(L 
Hayneck  766. 
Heerleius  Grab  537. 
Heidecksburg  194.  • 
Heidersbach  636. 
Ueidersbachertränke  fia7. 
'  Heiligenstein  4.S4- 
Heimbachsthal  iöfi.  ■'i03. 
Heimshöhe  570. 
Heinrichs  ßlL 
Heinrichsruh  725. 
Heinrichsstein  717. 
Helba,  Fluss  Ig^ 
Helba,  Dorf  610. 
Heldburg  626. 
Heldrungen  752. 
Hellerstein  559. 
Hellthal  519. 
Helme  liL 
Helmershof  578. 
Henne  144.  742. 
Henneberg  604. 
Herdersrnhc  376. 
Herges  -  Hallenberg  5id4. 
Herges -Voigtei  322.  525. 
Herleshausen  119. 
Herlitzberg  344. 
Hermannsberg  596. 
Hermannsfeld  609. 

Hermannstein  b.  Ilmenau 
Hermannslein  b.  Friedrich- 
rode 288. 
Herrenberg  604. 
Herrenbreitungen  127. 
Herrenkuppe  586. 
Herschdorf  28«. 
Hessherg  134. 
Hetschburg  305. 
Heuberg  £49. 

Heubergshaus  222.  582.  23L 
Hexenberg  :i7it. 
Hexcugrund  Ibö. 
Hildburghauseu  G21. 
Himmelreich  152. 
Hinternah  632. 
Hirschbach  6ai 
Hlrschhügcl  202. 
HirscliHprung  24.S. 
IlirscItMteiu  51H. 
Hirtenberg  254. 
Hochhelni  400.  113. 
Hochwaldsgrott«  546. 
Hockerode  700.  2Ü2.  708. 
Höhnberge  592. 
Hölle  2Üfi. 
Höllenkuppe  689. 
Hörschel,  Dorf  119.  555.  235. 


d  by  Google 


Register. 


771 


Hdrsel,  Fl.  12,  20. 
Hörselberg  481.  IIL 
Hörselthal  HL  119. 
Hohe  flehte  670. 
Hohe  kreuz  428. 
Uuheueiche  61)8. 
'Hohenkirchen  4f^7 
Hohenstein  670. 
Uobesonno  542.  5Ü2* 
Hohewart  <U7. 
Hohewartskopf  252* 
Hohewartstein  588. 
Hohleborn  r>87. 
Hohle8teia  538. 
Hohnotoin  598. 
Holiunder  52L 
Holätenruhu  2Iih^ 
Holzhausen  407. 
Hopfgarten  III. 
Horba  232. 

Hottelstedterecke  378. 
Iluberstein 
Hühnerschouko  700. 
Hüloch  2IiL 
Hünenkuppe  22iL  213. 
HüttoDgrund  b.  Ilmenau  231. 

Hüttengrund  bei  Sonneberg 
690. 

Hüttensteinach  690. 
Humnielshuin  I2!L  728. 
Hundskopf  fiiL 
Hundsrück  .")H7. 
Hunnkuppe  fi71. 

Jägersruh  im  Braunsdorfer- 

gruud  2m. 
Jägersrull  (Tanzbucho)  29L 
Jägersruh  b.  Uodach  627. 
Jägersteig  ri49. 
Jägersteiu  beim  Schneckopf 

2fifiL 

JagerHtoin  b.  Altekistein  340. 
Jagdberg  736. 
Jagdliaus  477. 
Ibenhain  473. 
Tchtcrshauscn  405. 
Idaplatz  653. 
Jechaburg  764. 
Jena  ifi7. 

Jenapricssnitz  734. 
J<nzig  166. 
JoiusJiIeni  611.  130. 
Jesuborn  42Ü.  230. 
Igelshieb  ßliä.  738. 
Ilgengrnnd  537. 
Ilm,  Fluss  iL  252. 
Tim,  Stadt  SÖfL 
Ilmenau  239. 
Ilmquelle  252.  254. 
Ilmthal  IÜÜ.251. 
Ilversgehofen  112.  222. 
Immelborn  127.  572. 
Inselsberg  310.  116. 
Johannisberg  611. 
Johannisthal  548. 
Jonasthal  421^ 
Irmeisberg  646. 
Isabellengrün  718. 


Isserstedt  848. 
Itz  20. 

Itzgrund  135.  623. 
Jubelhain  502. 
Jubeltempel  493. 
Judonbach  699. 
Jüdewein  728. 
Julienstein  252. 
Jungfernspruug  421. 
Justiushöhe  200. 

Kabarz  303. 
Käbachsgrund  594. 
Käferuburg  425. 
Käfernsteinsdenkmal  £351 
Kälborfeid  IIL 
Kälbergrund  537. 
Kätsch  380.  384. 
Kahla  183. 
Kahleberg  481.  IIL 
Kahlert  618.  I3L 
Kalteküche  QSÜL  I3SL 
Kaltwassergrund  587. 
Kammerbach  464. 
Kammerlöcher  438. 
Kamsdorf  b.  Saalfeld  708. 
Kandelaber  282. 
Kanzlersgrund  598. 
Kapelle  b.  Coburg  655.  660. 
Kapelle  zum  heil.  Grab  5SiL 
Kappelberg  678. 
Karlswand  543. 
Karthäusorberg        553<  342 
Karthausgarten  515. 
Kattonburg  755. 
Katze,  Bach  IL 
Katze,  Wirthshaus  b.  Nanm 

bürg  152.  108. 
Katze  b.  Saalfeld  Z15. 
Katzenstein  b.  Schmalk.  594. 
Katzeusteino  bei  Friedrich 

rode, 219. 
Katzhütte  ßSL  686. 
Kaul.sdorf  708. 
Keilhau  2Ö2.  202. 
Kelbra  760. 

Keller  b.  Tambach  592. 
Keller  bei  d.  Fröhl.  Wiederk 

Kellerbergo  436. 
Korngrund  4M..  598. 
Kesselgraben  290.  222, 
Kesslersgrund  .598. 
Ketschendorf  670.  136. 
Keuschberg  1Ö3.  54. 
Kevernburg  425. 
Kickelhahn  244. 
Kickelbahnsprung  800.  SQL 
Kicferlc  684. 
Kielforst  558.  119. 
Kienbach  596. 
Kienborg  b.  Ilmenau  282. 
Kienberg  b.  Ohrdruf  45L  4fiL 
Kienberg  b.  Paulinzelle  2IÜL 
Kienbergahaus  b.  Schwarzb. 
216. 

Kieslerstein  635. 
Kicsling  740. 
Kilianskoppe  fill.  - 


Kiliansstein  12L 
Kirchberg  (Krachenburg)  237. 
Kirchfelsen  213,  218* 
Kirchhasel  liüL 
Kirchscheidungen  Z4L 
Kittelsthal  483. 
Kittelsthaler  Steinbrüche 
Kitzerstein  712. 
Kleinbreitenbach  434. 
Kleindembach  I2L 
Kleinmühle  682. 
Kleinschmalkalden  587. 
Kleintabarz  477.  303. 
Kleinwangen  749. 
Klemmshütte  492. 
Klinge  328. 

Kliuguershäuschen  628. 
Klöckler  491L  4üL 
Kloster  Allendorf  570. 
Klosterlausnitz  784. 
Kloster  Veilsdorf  134. 
Kloster  Vessra  619. 
Knabenberg  14Z. 
Kniebreche  589. 
Knöpfelsteicho  538. 
Köditz  213.  722. 
Köhler  612. 
Köni;rsee  22L 
Königsfe-stung  203. 
Königstein  541. 
Königszeche  710. 
Könitz  122. 
Köppelsdorf  ßfilx  £»2. 
Kömbachsgrund  25& 
Körnberg  b.  Friedrichrode 
288. 

Körnberg  b.  Schmalkalden 

590. 
Körner  764. 
Kosen  142.  108. 
Köstritz  734. 
Kohlenbachswand  522. 
Kornhochheim  404. 
Kranichfeld  382. 
Krautberg  623. 
Kraynberg  564. 
Kreckgmnd  626. 
Kreipitsch  158. 
Kreuz  am  Bennstcig  ZäL  2IL 
Kreuzburg  5.^)7. 
Krötenatein  588. 
Kronach  20. 
Kühlermorgen  707.  716. 
Kühndorf  611. 
Küsterstränke  201. 
Kuhtränke  23L 
Kulm  zw.  Budolst.  u.  Saalf. 

122.  715. 
Kulm  b.  Lehesten  706.  740. 
Kumbach  195. 
Kunitz  166. 
Kunitzburg  165. 
Kupfersuhl  56L. 
KyfThäuser  758. 

Laasen  701 . 

Landgrafenberg  b.  Jena  350. 
Laudgraftiuberg  b.  Elacnach 
540. 

28* 


d  by  Googl 


772 


Register. 


Landgrafen aclilacht  51L  546. 
Landsberg  130. 
Langoberg  (Bürzel)  238.  430. 

Langenbach  64L  QIiQ.  68^ 

Langenbachsgrund  596. 

Langenburg  462. 

Langenfeld  572. 

Laugengrundervrand  596. 

Langenhain  477. 

Langenorla  72L 

Langewiesen  281. 

Lappengrund  501. 

Laucha,  Fluss  20^ 

Laucha,  Stadt  TiL 

Lauchgrund  3Ü4. 

Lauchröden  558. 

Lauchstädt  10^ 

Lauenbainer  Ziegolhütte  ZS£L 

LauensUiin  700.  704. 

Lauscha  691. 

Lauter,  Fluss  12,  2L 

Lauterburg  668.  623. 

Lauterthal  135.  GÜL  682. 

Lehesten  704.  89. 

Leibis  6äL 

Leimrieth  628. 

Leina,  Fluss  12^ 

Leinakanal  467.  19.  US. 

Lengfold  619. 

Lengsfeld  572. 

Lerchenberg  615^ 

Leuchtenburg  135.  18L 

Leutenberg  707- 

Lichstedt  201. 

Liebte,  Fluss  IL 

Liebte,  Dorf  Sifi. 

Lichtegrund  696. 

Lichtenau,  Fluss  Ifi^  613. 

Lichtenau,  Dorf  im  Schleuse- 
grund 647. 

Lichtenau,  Dorf  b.  Neustadt 
a.  a  12^ 

Lichtenfels  m. 

Lichtenhain  m. 

Liebchensbrunnen  494. 

Liebengrün  718. 

Liebenstein,  Bad  322. 

Liebenstein,  Ruine  326. 

Liebenstein  b.  Plaue  438. 

Limbach  65Ö.  738. 

Lindenberg  248. 

Lindeninsel  2üL 

Lindig,  Borg  686. 

Lindig,  Dorf  728. 

Lobdaburg  180.  732. 

Lobeda  181. 

Loben  stein  706. 

Löbenbachsthal  462.  274. 

Löbstedt  163. 

Löfflershammer  250. 

Lohma  708.  721. 

Löwenthal  274.  462. 

Loh  m 

Lohmühle  b.  Arnstadt  422. 
Lomnitz  Ifi^ 
Loquitz  16.  707. 
Loquitzgrund  700.  2Q3.  708. 
Lossa  iL 


Lotiisenshohe  142.  144. 
Lubenbachsgrund  616. 
Ludwigstadt  704. 
Lütsclie  440. 
Lütschegrund  440. 
Lützen  103. 
Luisengrotte  538.  551. 
Luiscnalust  678. 
Luisenthal  461. 
Lnthersbmnnen  225.  59L 
Luthersbuche  (Luthorsdenk- 

mal)  ÜIS.  3^ 
Luthershöho  763. 

Mäbendorf  61L 

Mädelstein  5Ü 
Märtenswand  222. 
Manebach  246. 
Manebachorgrund  246- 
Mankebachsmühle  688. 
Marienglashöhle 
Marienhöhe  376. 
Marionquolle  252. 
Marienstein  717. 
Marien  Strasse  437. 
Marienthal  b.  Eiaenach  522. 
Marienthal  b.  Erfurt  111.  401. 
Marienthal  b.Liebenstein  328. 
Markranstädt  103. 
Marksuhl  563.  IM, 
Marlishausen 
Masserberg  738. 
Masserbergen  738. 
Masserbrück  686. 
Martinrode  436. 
Mehlis  eiiL 
Meiersgrund  25L 
Meiningen  QfTL  180. 
Meisenstein  477.1 
Mellenbach  688. 
Memleben  242.  < 
Merseburg  102. 
Meschenbach  67.^i. 
Metschriederhof  539. 
Meuerstein  692. 
Meura  697. 
Meuselbach  688. 
Meyersberg  623. 
Mihla  266. 
Milbitz  232. 
Milchinsel  399. 
Milchkammer  549. 
Milmesberg  561. 
Mittelsberg  628. 
Mittelschmalkalden  578. 
Mittelshof  540. 
Mittelweissbach  695. 
Möbisburg  400.  113. 
Möhra  561.  llilL 
Möhrenbach  430.  £4& 
Mönchshof  252. 
Mönchröden  668.  188. 
Mönchsstein  252. 
Mönchsstuhl  222.  230. 
Mönch  und  Nonne  517. 
Moladorf  4QL 
Mommel  322. 
Mommelsteine  581. 
Moorgrund  126.  5fiL 


Mordfleck  254. 
Morgenthor  338. 
Moschwitz  20. 
Mossbach  501. 
Mossbachsgruud  598. 
Mossburg  522< 
Moxa  720. 
Muckberg  138.  678. 
Mülilberg,  Flecken  409. 
Mühlberg  b.  Salzungen  570. 
126. 

Mühlberger  Scbloss  402.  IIA. 

Mühlfels  722. 

Mühlhausen  765. 

Mühlthal  348. 

München  381. 

Mupperg  678. 

Ifadelöbr  132. 
Nägelstedt  55. 
Nahe  18. 
Nahethal  639. 
Nahewinden  438. 
Naschhausen  b.  Dornbnrgl59. 
Naschhausen  b.  Orlamnnde 
186. 

Nauendorf  465. 
Naumburg  139-  106. 
Nazza  2M. 
Nebra  748. 
Nesse  2Ö. 

Nesselgraben  586.  * 
Nessclgrund  591. 
Nesselhof  591. 
Neudietendorf  4Ü3.  iiA, 
Neue  Hatis  bei  Ilmenau  249. 
Neue  Haus  b.  Tambach  278. 
Neue  Hütte  ^SL 
Neuenbau  699. 
Neuenburg  741.  745. 
Neuenhof  .555. 
Neue  Schenke  732. 
Neuhaus  am  Rennsteig  688. 
Neuhaus  b.  Sonneberg  681. 
Neuhofswiese  590. 
Neuhüttenwerk  704. 
Neukirchen  766. 
Neumannsgrund  654. 
Neunhofen  727. 
Neu  Scharfenberg  482. 
Neuses  668. 
Neusiss  436. 

Neustadt  a.  d.  Haide  138. 
Neustadt  a.  d.  Orla  725. 
Neustadt  am  Rennsteig  648. 

Neuwerk  639. 
Niederfüllbach  136. 
Niamitz  241. 
Nonnenberg  494. 
Nonnensteig  517. 
Nordheim  610. 

Norrmannstein    (Nord  mann- 
stein) 560. 

Oberhof  262.  15» 
Oberilm  388. 
Oberlauscba  QSIm 
Oberlichto  Q25* 


d  by  Google 


Oberlind  m. 
Oberloquitz  700. 
Obermassfeld  fiüL 
Obemdorf  424. 
Oberneusulza  lOa. 
Obernitz  722. 
Oberpörlitz  2fiO. 
Oberpreilipp  199.  715. 
Oberrod  642. 
Oberrossla  110. 
Oberschönau  59ß. 
Obersteinach  fiaL 
Oberweimar  375. 
Oberweissbach  694- 
Obstfelderschmiede  688. 
Ochergrund  22L 
Oehrenberg  2R1. 
Oehrenstock  lüL 
Oelze,  Pluss  IL 
Oelze,  Dorf  686. 
Oepitz  722. 

Oeriekammer  479.  495. 
Oeslau  lüL  &iL 
Ohragrund  liiL  403. 
Ohrdruf  iüL 
Oldisleben  752^ 
Oppelei  214. 
Oppurg  72L 
Orlagrund  Z2fi.  I2Z. 
Orlanninde  18(>. 
Ossiiianustedt  .^17,  Hl. 
Ottenbühel  2fiL 
Ottilienkapello  620. 
Ottilienstein 
Ottowald  500.  554. 

Paradies  177. 
Parrysaussicht  252. 
Paulinzelle  283. 

Penne  ZfiS. 

Petorsberg  b.  Erfurt  897. 
Petersberg  b.  Hallo  102. 
Petorsberg  b.  Limbach  652. 
Petripauliholz  4fiiL 
PfnfTenbach  586. 
Pfuffenstein  230. 
Pfennigsberg  407. 
Pflanzenwirbftch  381. 
Pflaaterkutte  [AÜi. 
Pflugensberg  51^ 
Pforta  148.  lüL 
Phantasie  540. 
Philippsthal  572. 
Plankncrsaussicht  268. 
Platte  660. 
Plauo  435. 

Plauoscher  Grund  ML  4ZL 
Pochwerksgrund  638. 
PÖBsneck  723. 
Polkiiwirthshaus  380.  386. 
Poserna  lOh. 
Possen  2^ 

Preilipperkuppo  ia£L  716. 
Priessnitz  UL 
Prinzessinschirm  2M. 
l^rinzessinsteig  548. 
Probstzella  700. 
Pulverköpfe  SSL 

Qaackbrünnle  661. 


Register. 

Quelitz  698. 
Querlichsloch  229. 
Questenberg  586. 

Raasen  631. 
Raben.itein  588. 
Rabcnthal  253. 
Bäuberstein  461. 
Ranis  122. 
Rappelsdorf  620. 
Rasenmühle  177. 
Rathsfeld  25L 
Rauenstein  674. 
Rauhhügel  S2L  . 
Kauhthal  1^ 
Raven6'8  Erinnerung  247. 
Regenstoin  202, 
Reichmannsdorf  697. 
Rcinhardsbrunn  294. 
Reinsberge  434. 
Reinsbnrg  484. 
Reinsfeld  434. 
Reisigberg  588. 
Reisingerstein  613. 
Reissberg  384.  • 
Reitsteine  3ÖiL  736. 
Remda  383. 
Remptendorf  718. 
Rennsteig  8.  235. 
Renn  weg  757. 
Reschwitz  722. 
Rieseneck  730. 
Ringberg  b.  Ruhla  493^ 
Ringberg  b.  Suhl  638-  618. 
Ringleinsbrunnen  678. 
Rinne  II. 
Ritterkapelle  338. 
Ritterstein  422.  432. 
Roda,  Stadt  IM. 
Roda  b.  Erfurt  400. 
Roda  b.  Ilmenau  2.'>4. 
Rodach,  Fluss  2iL 
Rodach,  Stadt  628. 
Rodacherbrulinen  740. 
Rödigen   bei  8chnepfenthal 
475. 

Rödigen  bei  Jena,  164. 
Rödischer  Steinbruch  1.^3. 
Röhrensteig  21iL 
Römhild  G2ä. 
Rösenshölzchen  516. 
Röthelsteine  304. 
Röthon  21.  62iL  Um. 
Röthhof  586. 
Rohr  ÜU. 

Rondel  b.  Elgersburg  437. 
Rondel  b.  Friedrichrode  2i»2. 
58iL 

Rondel  b.  Hildburgh.  ^ 
Rondel  b.  Oberhof  268. 
Rondel  b.  Sondersh.  764. 
Rondel  b.  Tambach  592. 
Ronneberg  748. 
Ronnthalersruh  72i>. 
Rosagrund  128.  .571 . 
Rosenau  667. 
Rosengarten  591.  2ä2. 
Rosenmnhle  724. 
Bossbach  IQ3^  TAL 


773 

Rossleben  251. 
Rothebachsgraben  462.  • 
Rothenburg  7ri9. 
Rothenstein,  Flecken  181. 
Rothestein,  Fels  632. 
Rothwände  613. 
Rottorode  QM^ 
Rndelsburg  1.56.  108. 
Rudisleben  406. 
Rudolfsburg  .^»4!». 
Rudolstadt  189. 
Rühlerhäuschen  500.  554. 
Ruhla  485.  23.  50. 
Ruppberg  598.  614. 

Saalburg  718. 

Saaldorf  717. 

Saale  HL 

Saaleck  152.  108. 

Saalfeld  ZDlL 

Saalhäuser  154. 

Saalthal  153.  1^  708.  714. 

718.  221. 
Saargrund  649. 
Saarhäuser  6-19. 
Saarrucken  73«. 
Sachsenburg  an  d.  Unstrut 

752.  52. 

Sachsenburg  b.  Neustadt  a.  0. 
729. 

Sachsendorf  649. 
Sachsenstein  2.52. 
Sängerweg 
Sättelstedt  4H3. 
Salzungen  Ftr>.^.  126. 
Salzunger  See  566. 
Sandberg  652. 
Sarkorhag  t<)2. 
Sattelpass  6>»9. 
Saukopf  4M. 
Schaala  200. 
Schackendorf  134. 
Schalkau  653. 
Schanze  b.  Salzungen  569. 
Scharfenberg  484. 
Schauenburg  i>MiL 
Schaucnforst  lüH. 
Schaumburg  653. 
Scheerenberg  756. 
Scheerershütte  lüL. 
Scheibe  648. 
Sobelihaweg  258. 
Schichtshöhe  654. 
Schilfwasser  13. 
Schilfwassergruud  29L  590. 
Schillersgarten  175. 
Schillershölio  b.  Ilmenau  250. 
Scbillcrshöhe  h.  Rudolstadt 
196. 

Schirnrod  649. 

Schlachtberg  b.Frankenhau- 

sen  756. 
Schlachtberg  b.  Jena  164. 849. 
Schlegel  740. 
Schleifkothengrund  329» 
Schleif-  od.  Schleichweg  2Q&. 
Schleiz  725. 
Schlettwein  282. 
Schleuse  läj. 


d  by  Google 


774 


Register. 


Bchleusegrund  643. 
Schleusiogen  üSL 
Schlossberg  b.  Ohrdruf  i£L 
Schlotheim  764. 
Schlotheimshöhe  437. 
Schmalenbuche  693.  695. 
Schmalkiilde,  Fluss  JiL  fifiÜL 
Schmalkalden,  ist.  büL  128.1.'^. 
Scbmalwnssergnind  27:2. 
Schmerbach  477. 
Schmidtsberg  623- 
Schmidtsgrund  fiäa. 
Scbmiedefeld,  preusi).  Df.^^ 
Schmiedefcld,  mein.  Df.  697. 
Schmieduiiausen  546. 
Schmölln  728. 
Schmücke  iJßa.  I3L 
Schmückcgrabeu  üi. 
Schneckenthurm  4?;^ 
Schueckopf  2fiit 
Schneetigel  26iL 
Schneiderbude  S£L 
Schnellbach,  Bach  13» 
Scbuellbach,  Df,  älZ»  ÜSL 
Schnepfenthal  473. 
Schobse  231. 
Schobsergrund  232.  430. 
Schönau  imllür.selgrund  481. 
Schönau  vordem  Wald  466.476. 
Schönau  im  Schlunsegrund 
647. 

Schönauergrund  .596. 
Schönbrunn  iLL 
Schönburg  146.  106. 
Schönheide  423. 
Schönplatz  631. 
Schöner  See  571. 
Schöten  348. 

Schorn  b.  Friedrichrod«  290. 
Schorn  am  Rennsteig  Z3Z. 
Schortethal  2i&  644. 
Schossberg  4d4. 
Schreidershammer  2113* 
Schwalbennest  543. 
Schwalbonstein  242. 
Schwarza,  Fluss  II.  1«L  3a.2üa. 
Schwarza,  schwarzburgisch. 

Flecken  20^ 
Schwarza,  preuss.  Flock.  613. 
Schwarzaquelle  684. 
Schwarzathal  2iSL  6H4.  fiiSL 
Schwarzbachsgrund  h7l. 
Schwarzburg  212.  214. 
SchwarzburgcrFor9thaU''440. 
Schwarzburgcr  Hof  212.  210. 
Schwarzekanzel  Giiii. 
Schwarzenbrunn  643. 
Schwarzenshof  201. 
Schwarzenstränke  201. 
Schwarzhausen  477. 
Schwarzwald  im  Ohragrund 

Schwarzwald    im  EtTeblor- 

grund  6b2. 
Schwedenschanzen  b.  Eisfeld 

646. 

Schwedcnschanzon  b.  Saal- 

ftid  m 

hwefelloch  621. 


Schweina,  Bach  12. 
Schweina,  Flecken  332. 
Schweinagrund  340. 
Schüswelhüinzestoiu  632. 
Schützenberg  533. 
Schützenwicse  600. 
Schul pf orte  148.  lÜI. 
Schurtethal  24b.  014. 
Seebach  479. 

Seeberg  b.  Salzungen  .'>69. 

Seeberg  b.  Gotha  45<>. 

Seebergeu  ihl,  IIA. 

Seidingstadt  625. 

Seidmannsdorf  670. 

Seisla  122. 

Selbitz  16. 

Selig  700.  103. 

Seligenthal  576.  592. 

Sembftchsgrund  497. 

Sennhütte  333. 

Sibyllenthürmchen  399. 

Siebleben  456.  lliL 

Siegelbach  432.  4S3. 

Siogmundsburg  619. 

Silbach  032. 

Silberberg  21iL 

Silbergraben  464. 

Silge  12. 

Silgegrund  592. 

Simmetsbergstein  307. 

Singen  428. 

Singerberg  428. 

Sitzendorf  237. 

Sommerbachskopf  618. 

Sommerberg  704. 

Sondershausen  761. 

Sonneberg  SIIl  138. 

Sonneborger  Zweigb.135. 137. 

Sonnenkuppe  311. 

Sonntagshamnier  690. 

Sophienau  6ö0. 

Bophienrutv  719. 

Sorbenburg  7la. 

Sorbitz  IL 

Sorbitzgrund 

Sormitz  IL  707. 

Spatenburg  H'üL 

Spechtsbrunn  738. 

Sperrhügel  52L  73L 

Spichra  558. 

Spiessberg  232. 

Spittergrund  276. 

Spitterstein  276. 

Spitzberg  (Spifzig«?r  Berg) 
522.  616. 

StiiflTelberg  611. 

Staffclstoin  6Z1. 

Stahlberg  .'S7.'i. 

Stallwiesc  131. 

Stadtilm 

Stndtrcmda  383. 

Stadtroda  131. 

Stadtsulza  34L 

Stödten  400.  113. 

Steiger  b.  Erfurt  322.  113. 

Stcigor  zw.  Ohrdr.  und  Tam- 
bach 48'>. 

Stelgerthal  bei  Elgersburg 
258.  25fi. 


Steinach,  Fluss  ao. 
Steinach,  Flecken  690. 

Steinachergrund  690. 
Steinbach  b.  Liebenstein  tSSL 
Steinbachergrund  596. 
Steinbach-Hallenberg  595. 
Steinfeld  625. 
Steinheid  ßS3.  22. 
Steinheidergrund  654. 
Steinklebe  74|L 
Steinsburg  (ivl.  Gleichb.)  624. 
Steinsburg  b.  Sclilensing.>31. 
Stelzen  651.  2LL 
St.  Jakob  221. 
Still  13. 

Stillergrund  594. 
Stillerstein  594. 
St.  Kilian  ^ 
Stockhausen  764. 
Stockheim  682. 
Stoffelskuppe  571. 
Storchs  Aussicht  43Ü. 
Straufliain  621. 
Streitberg  463. 
Streitgirn  23L 
Streufdorf  625. 
Struth  b.  Suhl  636. 
Struth  b.  Schmalkalden  52L 
Struthergrund  521. 
Stützerbach  253.  640. 
Stumpfs  Denkmal  493. 
Stutenhaus  642. 
Stutzhaus  462. 
Sulzeubrück  406. 
Sülzfeld  608. 
Suhl,  Bach  12. 
Suhl,  Stadt  631. 
Sundhauseu  11.^. 
Sulza  311.  14Ä 

Tabarz  2Ö3. 
Tabarzergrund  3Ü3-  477. 
Tafelstein  73«. 

Tambach,  goth.  Flt-cken  275. 
Tambach  b.  Coburg  671. 
Tambacherfeld  593. 
Tannrode  381. 
Tanzbuche  291. 
Tauschwitz  791. 
Tautenburg  165. 
Tautenburgerwald  16:». 
Teichel  381. 
Teichröde  381. 
Teichweiden  gQ? 
Tenneberg  471. 
Tcttau  23 

Tcufelsbrückc  b.  AUenstoin 

332. 

Teufelskanzel  b.Eispnarh52L 
Teufelskanzcl  bei  Gräfen- 
thal IÖ3. 
Teufelskreise  262.  266. 
Teufelakutte  569. 
Teufclslöcher  bei  Jena  17S. 
Teufelslöcher  b.  Seebach  480 
Tcnfelsstein  619. 
Teufelstreppo  213.  217. 
Thal  m 
Thalbürgel  733. 


Google 


Register, 


775 


Theebacho  537. 
Theiler  222. 
Themar  filL  133. 
Theuern  622. 
Tbeuemgrund  654.  623. 
Thierberg  691- 
Thorsteiu  Ml  SDO. 
Thäringerbraut  503. 
Thüringer  Elsenbaha  97.  fifi- 
TliüriiigerhuuH  läiL 
Thüringor  Schweiz  IIA. 
Tbüriugerth«!  aifi.  328- 
Thüringerwald  5< 
Tiefe ngruben  380. 
Tiefeuort  ftfi.'S. 
Tiefurt  325.  III. 
Tllleda  754.  751L 
Toilenwarth  bIL  128. 
Todteniann  5ÖL 
Todtenkopf  274.  462. 
Tudfenlache  62iO. 
Todtcnsteio  bei  Elgersb.  252. 
Todtenstein  bei  Georgentlial 

222.462. 
Todtenstein  b.  Nonst.  o .  0. 221. 
Tonna  S2. 
Tonndorf  380. 
Trasdorf  422. 
Trebeserloch  610. 
Treffurt  560. 
Treppenstein  497. 
Treuenbrnnnen  321.  399. 
Tribiscbhöhlo  ^73. 
Triefenderstuiu  bei  Rein- 

hardsbrnnn  Hft7 
Triefigorstein  b.  Eisenach 54iL 
Trief;*teia  im  Ohragrund  Atii. 
Trieglismdhlo  432.  422. 
TriesnitK  Ifil. 
Trippstein  217.  21£.  224. 
TnxkL-nborn  728. 
Truckt'iithul  filä. 
Truckeuthalcrwasser  2Q. 
Tümpling  158. 
Tunnel  b.  Elsenach  12^.  r^-ti. 
Uebelberg  300.  308. 
Ungehourergrnnd  300. 
Urnineratadt  ti71. 
Unnütz  704. 
Unstrut  12. 
Unstrutthal  232. 
ünterköditz  22;i. 
Uutorlausciia  f>91. 
Unterlichte  ß2i 
Ünterloqtiitz  700. 
üntormaHSfold  lüL  607. 
Unterneubrunn  £42. 
Unteroppurg  Ii>L 
Unterpreilipp  122,  115.. 
Unterscliöiiau  596. 
Unter vveissbach  625.698. 
Unterwirbach  716. 
Vacha  572. 
Veitsberg  «71. 
Venetianerbrunnen  2filL 
Veniisborg  6ü8. 
Ve  r  fl  ucli  t  es  Juugfernloch  537. 
Veronikaberg  4l7. 
Vesser,  FluaalS, 


Vesser,  Dorf  641. 
Vossergrund  (>41. 
Vtt8te  Coburg  661. 
Viehburg  536. 
Viernau  itOü. 
Vierpfennigsiiaus  278. 
Vierzehnlieiligen  bei  Apolda 
348. 

Vierzehnlieiligen  im  Main- 
thal fili, 
Vieselbach  112. 
Vitzenburg  748.  242. 
Vogelhoide  500.  55Si 
Voigt«'!  Ififi, 
Völkenrode  764. 
Volksgarten  586. 
Volkstedt  196. 

"Wachsenburg  4Q2.  114. 
Wachstein  504. 

Wadouberg  Iii».  r)Q7. 

Waguershötol  (Wangemanns- 
burg) 332. 

Waidmannsheil  717. 

Waidmunnsruhe  bei  Ilmenau 
243. 

Waidmanusruhe  bei  Eisenach 
537. 

Waldau  613. 

Waldbaus  am  Bonnsteig  232. 
Waldsaumstrasse  466. 

Waldsberg  440. 

Waldscblöa.schenb.Erfurt400 
Waldschlösschen  b.  Sonders- 
hansen 763. 
Wablsicht  155. 
Walli)riickeii  432. 
Wallenburg  574. 
Wallendorf  696. 
Walpor  (Wallfahrt)  4f>0.  jyl^.  ' 
Walpuigiskirchhof  422. 
Waltersgrube  272. 
Waltershansen  468. 
Wandersleben  407. 
Wangenerberg  749. 
Wangonheimsruhe  627. 
Wartberg  479. 
Wartburg  522.  5ÜL  124. 
Warthammer  128.  578. 
Wasch  590. 
Was^erleite  433. 
W  a  s  s  (!    c  ho  i  d  0  z  w.  Thüringer» 

«.  Frankenwald  789. 
Wasungen  128. 
Watzdorf  207. 
Wechmar  458. 
Weidenbrunn  576. 
Weidonhain  572. 
Weimar  352.  III. 
Weiastrasse  547. 
Weissbachägrund  619. 
Woisaohaus  766. 
Weis8enberg3haus  308.  • 
Weidseuburg  188 

Wei.-^senfüls   

Weisse  nJ/tfil^tbfSe  r-  BläeT»^ 

ff?to?^^^  453^ 


Welssleberklippen  290. 
Wendelstein  750. 
Wenige  njeua  166. 
Wenzel  sberg  247. 
Wernshausen  128.  SIL 
Werra  Ii  ßlQ. 

Werra-Eisenbahn  122.86.1.^6. 
Werragrund  (Brann.sdorfer- 

grund)  218.  716. 
Werrasitz  218. 
Werralhal  12Ü.  12fL  55a. 
Weaponstein  702. 
Wetzelstein  113. 
Wetzstein  7Q5.  740. 
Wiedersbach  646. 
Wiefelsburg  690. 
Wiehe  75L 
W'ildborg  232. 
Wildesau  551.  235. 
Wildpretswiesen  502. 
Wilhelrns]>urg  582. 
Wilhelmslhal  552.  34t. 
Willsdi>rt  erhöhe  154. 
Willingerborg  388.  428. 
Wimbat  h  236. 
Windlochec  478. 
Windsberg  340.  500. 
Winkclbrecht  676. 
Wiutorsteia  498. 
Winzerle  IM. 
Wipfra  IL 
Wipper  la.  255. 
Wittekind  lilL 
Wittgeuöteiu  482. 
Wittmannsgereutherhüh  j  TIS. 
Wolsdorf  714. 
Wöl Inisse  732. 
Wöllnita  180.  lÄL 
Wogau  734. 
Wohlbachsthal  668. 
Woblrose  2ÜL  12lL  430. 
Wolfersdorf  728.  730. 
Wolfsdello  590. 
Wolfsstein  255. 
Wommen  12iL 

Zahnlücke  118.  528. 
Zefferskuppe  316. 
Zeigerheim  2iM. 
Zeigerheimerberg  204.  200. 
Zeilfeld  ß23. 

Zeitz-Geraer-Zwoigbahu  105. 
Zella  St.  Bla.'iii  614. 
Ziegelberg  4fil. 
Ziegenberg  474. 
Ziegenhain  118.  180. 
Ziegenhügel  .591. 
Ziegenrück  720. 
Zieglersgarten  492. 
Zimmerburg  5.50. 
Zingst  748. 
ZinscTloch  625^ 
Zollhaus  bei  Könitz  730. 
Zollstock  üai. 
Zopte  IL 

Zoptogrund  700.  703. 
jSsciiachergruud  221. 
S^clieiplitz  71<). 
Zwärzen  163. 
Zwick  128.  578. 


1 


.<  •  •  • 

Meyer's  Reisebüclier  für  1864. 


[Gartenlaube.]  Vor  den  anderen  Roisoband- 
bücheru  ausgezeichnet  besonders  durcli  Voll - 
ttindigkeit ,  Genauigkeit  und  Richtigkeit. 

[Berliner  Hatioiukl>Zeituiis.]  Ein  Buch, 
das  „Bi^deker"  den  Rang  streitig  zu  machen 
bestimmt  scheint  und  un^  von  allen  Reise- 
handbüchern, c(ie  wir  kennen,  als  das  bei 
weitem  Torafigllchste  erscheint. 

[Berlinische  Nachrichten.]  Eine  Concur- 
renz  Bädekers,  die  der  deutschen  Gründ- 
lichkeit und  Geschmackshildung  sur  Ehre 
gereicht.  Das  reisend«' Put.likum  kannsicli 
Glück  wünschen      solchtm  Ilundbücliern. 

[Berliner  Yoncaseitanff.]  Ein  Reisehand- 
bach im  eigentlichen  Sinne  des  Worts,  ein 
Ooncurrent  für  den  nun  schon  seit  Jahren 
eingebürgerten  Bideker,  hat  er  unleugbare 
Vorzöge  vor  seinem  alteren  Collegen  voraus. 

[Awlaiid.]  Eine  Arbeit,  die  wir  nicht 
warm  gemiK  miiifeTilen  können.  Was  die 
Genauigkeit  seiner  Angaben  betrifft,  so  lia- 
ben  wir  gesehen,  dass  dies  neue  Handbuch 
weit  voraüglicher^und  reicl>haltiger  ist  als 
das  B&deker*8che.* 

[Angsbnrger  Allgemeine  Zeitung.]  Ks  darf 
wegen  der  aweckmässigen  EintheUung  der 
Booten,  der  groasen  Toüsti&dlglceit  und 


Uebersiclitlicbkeit  aufs  beste  empfohlen  trar» 
den.    Die  Ausstattuug  ist  glänzend. 

[Hackländer,  üeber  Land  u.  Meer.]  Ein 
Musterbuch  ihr  die  Beisehandb&cher-Li» 
teratur,  das  kfinflighin  anr  naelq^esliint 
zu  werden  braucht,  wie  ror  Jahneluitta 
Murrajr. 

IZeitadufft  flr  •llgMMlme  ltttnlt.l 

Das  Buch  verdient  ohne  Zweifel  als  Mu  i 
ster  eines  guten  Reisehandbuches  hinge-  ' 
stellt  zu  WOTdaa.  \ 
[Petermanns  Oeogr.  Mittheil.  |  Wirglaubes  \ 
hei  dem  vorliegenden  Buche  ziemlich  sicher 
zu  geben,  wenn  wir  ihm  ein  .sehrgiin-  j 
stiges  Prognostikon  steUen.  Die  Anord- 
nung d)B8  reichen  Stoffes ,  dfe  AQfefBaBde^  | 
folge  der  Routen  und  ihre  poilr-ingte,  aber  ^ 
selbst  wissenschaftlicbon  Eeiseuden  durch  na- 
tafbistorlsche,  gesohiehfKche  md  vielfache  i 
anderweitige  Nachwoise  wirksamen  Beistand 
gereichende  Beschreibung  seheint  uns  durch- 
aus geschickt  und  praktisch  zu  sein.  Die 
zahlreichen  kleinen  Special-Karten  eatiuiiMo 
Manches,  was  man  selbst  auf  den  topogra- 
phischen  Blättern  vergeblich  suchen  würdo,  1 
und  vortrefflich  sind  auch  die  PanorauMB  ^ 
aasgeftthrt. 


Schweiz«  von  'H.  B6rl6pBCll.  .Ißt  Ii  l 

Karten,  6  Stidteplinen,  9  Gkbirgspanoramen  und  24  Dlnstrfttionen.  Dritte  nh 
in  eil  rte  Ausgabe.  In  rotbem  engl.  Leinen  gebnnden.  2  Tblr.  =  3y,  FLrh.ss 
8  Francs. 

fluid«  en  par  H,  BerlapCbi.  Avec  16  Cartes,  5  Plans,  9  Paad-  | 

ramas  et  24  Illastr.  In  rothem  engl.  Leinen  gebunden.  2  Thlr.  =  S%  Fl.  A.  v 
=  8  Francs. 

Beisebandbncli  für  Tllllrillgeü,  von  H.  Scbwerdt  u.  Al6X.ZiegUr. 

Mit  6  Karten,  3  Städteplänen ^  3  Gebirgspanoramen  und  18  Illustratioaes  in 
Stahlstich.  In  rothem  engl.  Leinen  gebunden.    2  Tblr.  =  37«  Fl.  rh.  | 

Wegweiser  durch  die  Schweiz,  von  H.  Berlepsch.  Mit  1  Ueber 

sichts-  und  2  Bouteu  -  Karten.   Gebunden  Va  Thlr.  =  2  Francs.     .  ^  , 

^      WegwtiMr  dvreh  Thüringen,  von  H.  Anding  n.  A.  Radefdi 

Hit  1  Uebersiohts-  u.  1  Routen -Karte.  Zweite  Auflage.   Qebunden  %  TUr.  | 

Wegweiser  durch  denHaiZ,  von  H.  Pröhle.  Mit  l  Ueberslchts-  w»* 
1  Routen -Karte.    Qebunden  V,  Thlr. 

Für  beide  Gattungen,  die  grosseren  Reisehandbücher  (ä  2  Thlr.)  und  die  klei« 
neren  We^eiser  (k  ^  Tlilr.)  mögen  dio  vorjährigen  Ausgaben  von  Berlepsch'  Srhweh 
und  Anding's  Thüringen,  bezüglich  ihrer  Ausstattung  und  Verwendbarkeit  als  Anhalt 
dienen.  W&hrend  erstere  in  ihrem  grösseren  Umfaug  die  erschöpfendste  Führerkennt- 
nist,  mit  einem  sorgfältigen  Apparat  von  bildlichen  und  topographischen  HülftmW* 
bergen,  beschränken  »ich  letztere  auf  das  allgemein  (Je^uclite,  thuiilichste  Kfirfc  i^" 
grösstmi^lichster  Zweckmässigkeit  verbindend;  sie  entspreclien  somit  am  besten  dem 
KeiMbedfiifnlea  der  groaien  Melirsalil,  welche  mit  Zeit  und  Geld  sa  gefaea  balM»* 

Druck  vom  BibUographischen  lasütut  (M.  Meiyar)  in  HUdboighauaeB. 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


i 


RAL-496 

Buchbinderei 
SCHWAB 
MQnohen 

Google