Untersuchun
lateinischen
scholienlitter
Paul Wessner
ftartoartj College librarü
FROM TUE
SA LISBURY FUND.
In 185S Stephen Salimilkv, of Worccutcr, Mut».
(Clus» of 1S17), jrave I5000, ihe income to be applied
to "the purchnse of hooks in the Greek
and I-itin InaglMgM, and books in
other languagcs illustratin*
Greek and Latin
book*."
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(71
UNTERSUCHUNGEN
ZUR
Lateinischen Scholien -Litteratur.
DER
45. VERSAMMLUNG DEUTSCHER
PHILOLOGEN UND SCHULMÄNNER
* * * * BREMEN 1899 * * * *
IM NAMEN
OES GYMNASIUMS UND DER REALSCHULE ZU BREMERHAVEN
-
GEWIDMKT VON
DR. PAUL WESSNER
OBERLEHRER
BREMERHAVEN.
1899.
N
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3 ? £ ^ C/
ibav v: irot )
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1.
Euanthius und Donatus.
Die Entstehung des unter dem Neimen des Aelius Donatus überlieferten
Terenzkommentai-s zu erklären ist von vielen Seiten versucht worden; der
Wahrheit dürfte am nächsten die Erklärung kommen, die R. Sabbadini in
den Studi italiani di filologia classica IT S. 12 ff. und III S. 340 ff. gegeben
hat. Danach schrieb Donat einen zusammenhängenden Kommentar; derselbe
wurde in Terenzhandschriften übertragen, und dabei ging es ihm wie allen
derartigen Werken, wenn einmal das feste Gefüge gelockert war: die
einzelnen Scholien erlitten allerlei Veränderungen, teils wurden sie verkürzt,
teils erweitert, fremde Notizen wurden eingeschoben, echte Scholien fielen
ans — kurz, es entstand eine Scholiensammlung, die von der ursprünglichen
nicht unerheblich abwich. Ein ähnlicher Prozess scheint dann noch einmal
eingetreten zu sein, nur mit dem l.'ntei'schiede, dass von' vornherein der
Donatkommentar zur Eintragung in eine Tcrenzhs. excerpiert wurde;
dadurch war in erhöhtem Masse Gelegenheit geboten fremde Erklärungen
einzuschalten, und so entstand eine zweite Scholiensammlung, die dein
echten Kommentar noch viel unähnlicher war als die andere. Beide trugen
jedoch von vornherein den Namen des Donat, Etwa im 7. Jahrhundert
fand sich nun Jemand, der die beiden von einander ziemlich verschiedenen
Redaktionen des Terenzkonnnentars vereinigte mit dem Bestreben, die
einzelnen Scholien nach den Versen des Terenz zu ordnen, was ihm jedoch
nur teilweise geglückt ist. Bei Phonnio II 3 gab er die schwere Arbeit
auf und schrieb die beiden Reihen nach einander ab, Hess schliesslich fin-
den Rest des Kommentars die eine ganz weg und begnügte sich den Text
der einen Redaktion wiederzugeben. Eine derartige Kompilation angenommen,
lassen sich sowohl die häufigen Doppelscholien wie die zahlreichen Inter-
polationen bequem erklären; zugleich erhellt aber auch, dass der Kern der
überlieferten Scholienmasse von Donat herrührt, dessen Namen die Sub-
scriptionen der Handschriften aufweisen.
Mit eine)' solchen Erklärung, die in der Beschaffenheit unseres heutigen
Textes eine feste Grundlage hat, ist nun freilich die hauptsächlich von
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llsener und Scheidemantel *) vertretene Ansicht unvereinbar, dass der eine
der vereinigten Kommentare der des Donat, der andere der des Euantliius
gewesen sei. Veranlassung zu der letzteren Annahme hatte der Umstand
gegeben, dass Rufinus zwei »Stellen aus 'Euantliius in eommentario Terentii'
citiert und dass diese Stellen sich genau so in der Einleitung unseres
Kommentars finden. Daraus hatte man**) zunächst den Sehluss gezogen,
dass der erste Teil der Einleitung dem Euantliius zuzuschreiben sei : da
nun die Doppelnatur der erhaltenen Scholiensammlung nicht zu verkennen
war. lag die weitere Folgerung ziemlich nahe.
Für Sabbadini ergab sich nun aber die Notwendigkeit, entweder an-
zuerkennen, dass der erste Traktat über die Komödie von Euantliius herrühre,
und nun zu erklären, wie er in den Donatkonimentar geraten konnte, oder
aber jenen Teil der Einleitung ebenfalls dem Donat zuzuweisen und sich
nun mit den Uitaten bei Rutin abzufinden. Er schlug letzteren Weg ein
imd suchte sich dadurch aus der Verlegenheit zu helfen, dass er Rutins
Worte 'in eommentario Terentii' dahin interpretierte, gemeint sei 'il
eommento per eccellenza a Terenzio. vale a dire il commento di Donato';***)
Euantliius sei überhaupt nur Verfasser einer Abhandlung 'de fabula'. aus
der ein paar Stellen nachträglich, aber noch vor Rutins Zeiten, in die
Einleitung des Donatus eingefügt worden seien. Ich habe bereits in der
Berl. philol. Wochenschrift 1895 S. 431 nachgewiesen, dass Sabbadinis Aus-
legung der Rufinstelle unhaltbar ist; ich darf daher wohl auf eine Wieder-
holung au diesem Orte verzichten. So bliebe denn noch der andere oben
angedeutete Weg zur Erklärung übrig.
Wer die Angaben des Rufinus unbefangen liest, wird schwerlich auf
einen anderen Gedanken kommen, als dass Euantliius einen Teienzkoinmentar
geschrieben hat. wo er an irgend einer Stelle, wahrscheinlich in der Einleitung,
'de tabula' gehandelt hat; in diesem Abschnitt standen die beiden von
Rufinus citierten Stellen und zwar in der daselbst ausdrücklich bezeugten
Reihenfolge. Dass der Terenzkonnnentar des Euantliius anderweit nicht
bezeugt ist, kann uns doch nicht veranlassen, seine Existenz überhaupt zu
leugnen ; ebensowenig dürfte es angängig sein, wie es zuerst Suringar (Hist.
crit. schol. Lat. I 107) gethan hat. die Worte bei Rufinus dahin zu deuten,
dass mit dem 'comnientarius Terentii' eben nur eine Abhandlung über die
Komödie bezeichnet sei; wir würden dann bei Ruliuus doch auf jeden Fall
erwarten 'Euantliius in eommentario de fabula Terentii'.
*) Usener 'Vier latein. Grammati kor' Rhein. Mus. XXIII S. J!I3; Seheideniantel
(|uuestii>nes Kuanthianae' Diss. Leipzig 1883: vgl. auch Leo i. Rhein. Mus. XXXVIII
s. 317 tr.
**) Zuerst Lindenbrog in den Observationen zu seiner Ausgabe S. 632: danach
Schapen im Bonner Gymnasinl-Progrnmm 18'2H S. 5 Anm.
***) Mit demselben Recht könnte man ja dann auch z. B. bei Priscian G.L. III »il
aus dem Chat 'Donatus in commento Aemüdos' letzteren Ausdruck auf den Servius-
kommentar beziehen, wo zu Aen. III «8*5 last wörtlich die Erklärung des Donat wiederkehrt.
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Also, an dem Putincitat ist entschieden festzuhalten, von ihm mnss
jede weitere Untersuchung anstehen.
Nun finden sich, wie sc hon bemerkt, die beiden (Zitate in derselben
Reihenfolge in der Einleitung des erhaltenen Donatkommentars II <> und
III .'5 wieder;*) wenn wir nicht wüssten, dass diese beiden Stellen dem
Euanthius gehören, würden wir schwerlich auf die Vermutung kommen,
sie könnten in den ursprünglichen Text interpoliert sein; so gut hängen sie
mit ihrer Umgebung zusammen; vgl. Ncheidemantel a.a.O. S. 11 f. Darum
ist denn auch der Schlnss gerechtfertigt, dass der ganze Traktat, der die
beiden Stellen enthält, soweit er sich als ein einheitliches (.-ranze darstellt,
von demselben Verfasser herrührt, also von Euanthius. Gehen wir kurz
den Inhalt der ersten 3 Kapitel durch.
Das erste handelt von Ui-sprung und Namen der Tragödie und Komödie;
beide Dramengattungen werden auf einen gemeinsamen Ausgangspunkt, auf
Improvisationen an ländlichen Erntefesten, zurückgeführt und darum, wie in der
Regel, zusammen behandelt. Von dem Bocksopfer, das dem Liber beim
Feste der Weinernte dargebracht wurde, erhielt die Tragödie ihren Namen;
hierbei wird auf Vergil Georg. 1 1 380 (vgl. Senilis z. d. St.) hingewiesen. 1 '*) Nach
andeter Ansicht bildete der Bock die Belohnung für den Dichter (vgl. Hör.
A. p. 22o. welche Stelle von Diomedes in diesem Zusammenhange angeführt
wild: s. Porphyrio z. d. St.). Eine dritte Erklärung lautet dahin, dass ein
Pocksschlaueh voll AVein den Sängern als Preis für ihre Mühe gewährt
wurde; hier spielt schon die Ableitung der Tpafwöia=Tpufwbta von Tpü-fn
herein, wie die Parallelstelle bei Diomedes 487, 30 deutlich zeigt. Auf
dieselbe Grundform geht dann auch die letzte Deutung zurück, die das
Wort mit Tpuf€S = Hefe in Zusammenhang bringt; hier liegt allem Anschein
nach die bekannte llorazstelle (A. p. 277) 'peruucti faecibus ora' zu (-Jimide,
die sieh denn auch bei Diomedes findet: in Übereinstimmung mit Horaz
wird auch an unserer Stelle Aeschylus als Erfinder der Maske bezeichnet,
wählend bei Diomedes, wohl aus Versehen, Thespis genannt wird.
Es folgt die Ableitung des Namens der Komödie, die auf ländliche
Feste zu Ehren des AttöXXujv Nöytog vel 'AYuiaioq***) zurückgeführt wird.
Kujjuiubta ist entweder aus Kiumi nml wbf) entstanden oder von Kujp.oq (Kuif.i«£eiv)
herzuleiten. Beide Etymologien kehren bei Diomedes wieder, wo bei der
ersteren Varro genannt wird; dass auch die andere Ableitung varronisch
ist. geht aus de 1. L. VII 8V> hervor. Gleich hier mag auch darauf hin-
gewiesen werden, dass der Parallelismus zwischen den Ausführungen unserer
*) Ich schliesse mich der Einteilung an, die Leo in Knibcls Fruj.Mii. com. Graee.
I <>2fi'. vorgenommen hut.
**) Die Hegründung des Boeksopfers rührt von Varro her: Diomedes (i L, l 487. 1">.
der die Vergilstolle eitiert.
***) Heiläufig sei bemerkt, dass dieser Att. Atmaio<; auch im Kommentar auftaucht:
Antlr. IV fj. 11 und Eun. I 2. 5; den Apollo Nöuioc erwähnt auch Donat in seiner Ein-
leitung zu Vcrgilü Hueolica (ed. Hägen S. 742). Zum Äfuia'io; vgl. Kaibel. Proleg. S. 44.
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Einleitung und Diomedes in der Hauptsache so gross ist, dass wir genötigt
sind an eine genieinsame Quelle zu denken; ich werde hierauf noch einmal
zurückkommen.
Im Traktat folgt nun die Bemerkung, dass die Tragödie älter sei als
die Komödie (vgl. Hör. A. p. 201); der Ausdruck 'ab incultu ac feris moribus'
erinnert an die Erklärung der Tparwöia als Tpaxtia u)orj; die Komödie ist
im (regensatze dazu der Gesang der KujuäLovitq, die sich der 'vita mitior
atque otiosa' erfreuen.*) Nach Angabe der Mnventores' von Tragödie und
Komödie wird Homer als Urquell aller Dichtung, auch der dramatischen,
hingestellt ; es erscheint liier die betr. Stelle aus der Poetik des Aristoteles
(c. IV; ähnlich Prol. de com. X" 94. 95 D.) ziemlich breit und ungenau
paraphrasiert.
Im (lanzen erweist sich Kapitel 1 1 — 5 als ein zusammenhängendes
einheitliches Stück. Mit entsprechendem Übergang, der die deutliche Be-
ziehung auf Terenz erkennen lässt, wendet sich der Verfasser nun speciell
der Komödie zu, von der in Kap. II die Rede ist.
Zunächst wird die allmähliche Entwicklung und Ausgestaltung der
Komödie vom einfachen Chorgesang bis zum fünfaktigen Drama beschrieben
(man könnte auch liier Arist. Poet. 4 und Horaz A. p. 271 ff. zum Vergleich
heranziehen; vielleicht auch v. 189, s. Kiessling z. d. St.). Daran schliefest
sich eine Charakteristik der Perioden der grieeh. Komödie; zu Anfang blüht
die dpxaict kujmwoici, auch itx' övöjaaTog genannt, im Gegensatz zu ihr steht
die vta Kcupiijöia. In diese ursprüngliche Zweiteilung ist dann die Satira
als .Mittelglied eingeschoben, von der die Satire des Lucilius abgeleitet wird: das
erweckt den Anschein, als sei diese Satira der Mto"n Kujpujöia gleichzusetzen
(so Hendrickson, Amer. .lourn. of Philol. 1894 S. 13 f.), und möglicherweise
ist es vom Autor auch so aufgefasst, worden.**)
Bei der neueren Komödie,** 1 ') welche 'praeripue Menandri Terentique
est', angekommen, verzichtet er weiter darauf einzugehen und will nur noch
'velut admonendi leetoris causa quod de arte comica in veterum chartis
retinetur 1 auseinandersetzen.
So ist. ähnlich wie am Ende des ersten Kapitels, das r riiema für den
nächsten Abschnitt gestellt. Anknüpfend an die frühere Bemerkung (II 1).
*) Diese Vermutung hat Kaibel, die Prolegomena irepi kuiuuiMok;, S. 41 ausgesprochen:
dieselbe Etymologie der Tragödie findet sieh in einem Dionysseholion <71tf, 24) und in
den sog. Cornutusseholien zu Juvenal (Hoehler, Scholia .luv. inedita I S. 9).
**) Ül>er die Kinteilungsfrage vgl. im Allgem. Kaibel, l'rol. S. 50 ff.; über die
Satira und ihre Ableitung (Varro) s. Diom. 485, 30 und Porphyrio zu Hör. ISerm. I 4, 1
und 7; über die Verbindung der Satira mit Lucilius : Leo im Hermes 24. H7. - Auf
die (Quelle, die nur die Zweiteilung kannte, seheint zurückzugehen ein Seholion zu Horaz
A. p. 281 b. Hauthal, das mit unserem Traktat auffallende Ähnlichkeit zeigt: daselbst
ist nur von der 'vetus comoedia. (n. öv6uuto<; XtfüM^vri* (so ist natürlich statt Hauthals
l'nsinn zu lesen) und der 'neoteriea' die Hede. Mit den Angaben des Traktats über
die ältere Komödie stimmt grösstenteils überein Porphyrio zu Hör. Kp. II 1, 118.
***) Hier findet sieh die Charakterisierung, die Kufin in seinem ersten Citat anführt.
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dass die alte Komödie aus Chorliedern hervorgegangen, wird ausgeführt, wie
der Chor allmählich immer mehr zurücktrat, bis er in der neueren Komödie
völlig beseitigt wurde. Das thaten die Dichter — so meint unser Autor —
deshalb, damit das Publikum nicht, durch die Pause zu der Annahme
verführt, das Stück sei zu Ende, aufstand und nach Hanse ging! Schliesslich
winde nicht einmal die Stelle vermerkt, wo eigentlich der Chol- auftreten
müsste*) und so kommt es, dass es sehr schwer ist, die fünf Akte der
Komödie zu trennen.
Nach dieser eigenartigen Darlegung werden einige Unterschiede zwischen
der vea Kujuujbia und der römischen Palliata hervorgehoben (es ist die
Rede vom Prolog und den 8eoi uttö unxavriq, die der Exposition des Stückes
dienen, an deren Stelle Terenz die TTpOTcrriKd TTpöauma verwendet); zugleich
wird Terenz den übrigen römischen Dichtern gegenübergestellt, und seine
Eigentümlieheiten und Vorzüge werden, besonders im Gegensatz zu Plautns.
ins rechte Licht gesetzt (vgl. Rabbow, de Donati eommento 8. 314 ff.).
Eine Stelle dieses Abschnittes (III 3) bildet das zweite Euanthiuscitat bei
Rufin us.**)
Aus der gegebenen Inhaltsdarstellung geht dentlich hervor, dass die 3
ersten Kapitel unserer Einleitung ein wohlgefugtes und disponiertes Ganze
bilden, das sicherlich von einem Autor herrührt. Aus den Citaten des
Rufinus ergiebt sich nun, dass Euanthius der Verfasser ist : also stand diese.
Einleitung in seinem Terenzkommentar. Bevor wir aber nun zur Erledigung
der Frage übergehen können, wie dieser Traktat in unseren heutigen
Donatkonimentar gekommen sein kann, bedürfen noch ein paar andere
Punkte der Erörterung.
Ist mit dem 3. Kapitel der Euanthiustraktat zu Ende oder gehört das
4. Kapitel auch noch dazu? Diese Frage ist verschieden beantwortet worden:
die einen nehmen das Letztere an, da einmal das 4. Kapitel mit einem
ordentlichen Übergang beginnt, der an die vea Kwuwöia (Schluss von Kap. II)
anknüpft, sodass das vorhergehende Kapitel gewissennassen als Exkurs
erscheint. Sodann findet sich an der Spitze des 5. Kapitels im alten
Parisinns (A. s. XI) die Überschrift DE COMOEDIA, wodurch ein deutlicher
Einschnitt in der ganzen Einleitung markiert wird. Demgegenüber ist
*) Vgl. Bioc ÄpiöToqMlvouc S. XXVIT1 J>.: zur Sache Leo, Plant. Forsch. S. 20« und
Bethe, (»esch. d. Theaters im Altert. S. 255 in. Anin. 39.
**) Alles, was mit der Fünfteilung der Komödie zusammenhängt, wird von Leo,
Plaut. Forsch. S. 210 auf Varro zurückgeführt ; auf ihn könnte auch der übrige Inhalt
dieses Kapitels zurückgehen. Varro hat nach Suetons Angabe (Terenzvita) Terenz mit
Mcnander verglichen; er hat über die f|0n, und ird9r| der Komikor gehandelt und dabei
verschiedene Terenzstellen herangezogen (b. Charis. 241. 27 = de Lat. serm. V fr. Hl hei
Wilinanns); er hat schliesslich auf den u^do; x ct P aK ' n 'lP ' n den Komödien dieses Dichters
hingewiesen (b. Hellius VT 14. <>; vgl. Quintilinn XII 10. 60); möglicherweise geht auch
die Bemerkung über die proprietas des Terenz bei Scrviii» zu Aen. I 4-10 auf Um zurück.
Endlich sei noch auf den Ausdruck "in veterum chartis' aufmerksam gemacht, womit
vielleicht eine Varronische Schrift gemeint ist.
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neuerdings (von Smulny. de schob Terelit, auetoribus et lontibus. Diss. philol.
Vindob. VI V»7) «reitend geimicht worden, dass das 4. Kapitel einen «ranz
anderen Charakter trügt, wie die drei vorhergehenden; hatten wir dort
eine zusammenhängende Darstellung, so besteht dieses Kapitel ans lauter
einzelnen Bemerkungen, die nur höchst, dürftig durch 'autem' oder gar
nicht mit einander in Verbindung gesetzt sind. Zunächst ist von den
•genera fabularum Latinarum > die Rede 1): dann feigen, mit 'autem'
angehängt. Angaben über die Cntoi-schiede zwischen Tragödie und Komödie,
die wir doch eher im 1. Kapitel erwarten sollten (§ 2); weiter schliefst
sich ganz unvermittelt eine Notiz über Livius Andronicus an (§ 3). von der
auch Dziatzko Mahrb. f. el. Philol.. lo. Suppl.-Bd. S. «587 Anm. 3) und
Scheidemantel (a. a. 0. S. 13) annahmen, sie sei hier nicht an der richtigen
Stelle: sodann ist die Hede von den 3 Charakteren der Komödie (§ 4: autem):
zum Schluss wird, ohne jede Vermittelung. von den vier Teilen der Komödie
gehandelt. Wenn man darin einen Zusammenhang linden will, so muss
man sich schon damit begnügen, dass in allen diesen Einzelnotizen von der
Komödie die Rede ist. Viel eher weist der ganze Charakter dieses Kapitel
zu dem folgenden Teil der Einleitung. Nun hebt allerdings das 5. Kapitel
mit «1er theophrastiselien Definition an. das sieht ganz so aus wie der
Anfang einer neuen Abhandlung: dazu kommt die Überschrift im l'arisinus.
Letztere will freilich nicht viel bedeuten, da sie anscheinend nicht im
Archetypus stand: denn keine andere Handschrift weist sie auf. Es ist
wohl möglich, dass sie nachträglich hinzugefügt wurde von .Jemandem, der
bemerkt hatte, dass die nächstfolgenden Bemerkungen alle mit dem Worte
Vomoedia' anfangen. End schliesslich spricht noch ein tinind dagegen,
dieses 4. Kapitel dem Kuanthius zuzuweisen; E. hatte die (Gewohnheit am
Ende eines jeden Kapitels das Thema des nächsten anzugeben: am Schlüsse
des 3. Kapitels findet sich aber nicht der geringste Hinweis darauf, dass
der Autor noch etwas hinzufügen wollte. Man muss vielmehr nach der
Bemerkung am Ende von c. II vermuten, dass mit dem 3. Kapitel die
Abhandlung 'de tabula' beendet ist.
I ber die letzten vier Kapitel der Einleitung sind verschiedene Ansichten
aufgestellt worden: im Allgemeinen suchte man in ihnen die Reste der
in Trümmer zerschlageneu Einleitung des Donat. Bald sollten diese in
dem ganzen Abschnitt, wenn auch mit fremden Zusätzen vermengt, enthalten
sein, bald sich auf den letzten Teil, der mit den Worten "Kabula generale
nomen est' beginnt (c. VI), beschränken. Endlich wurde auch noch behauptet
(von Rabbow S. 33»»). dieser zweite Teil der Einleitung sei ebenso wie der
erste (Euanthius) eine spätere (berarbeitung eines ursprünglichen Traktats
über die Komödie, wie sich aus der Doppelnatur unserer Seholiensammlung
ergebe.
Cm zu einer möglichst sicheren Entscheidung zu gelangen, bedarf es
auch hier einer Analyse. Zwei grössere Partieen heben sich von dem
Übrigen deutlich ab: einmal c. V »i— «> und sodann c. VI IT : bei letzterem
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Kapitel ist es sofort klar, dass die §§ 3—8 den ursprünglichen Zusammen-
hang stören, also auszuschalten sind. Sehen wir uns nun einmal das erste
Stück an: es handelt vom Ursprung der Komödie. Während Euanthius
mit der Tragödie beginnt und sie ebenso ausführlich behandelt wie die
Komödie, wird an unserer Stelle angefangen mit der Herleitung der Komödie
von den Spott- und Kugeliedern der Athener,*) die in den 'vici' und an
den 'coinpita' und zwar 'in pratis mollibus* (dieser Ausdruck führt wieder
auf Yergil Georg. II 384) abgesungen wurden. Auch hier liegt die Ab-
leitung von Kiömi zu Grunde, aber die Darstellung deckt sich durchaus
nicht mit der des Euanthius. wo von Festgesängen die Rede ist. Es wird
dann der Bock als Preis für Verfasser und Darsteller erwähnt — dieselbe
(varronische) Begründung wie bei Euanthius — und daran die entsprechende
Etymologie der Tragödie angeschlossen mit dem Bemerken, dass andere
den Xamen von der Hefe (zum Ausdruck vgl. Varro de re rust. I <>4, 1)
herleiten ( = Tpu-fuj&ta). Zeigt sich hier manche Ubereinstimmung mit dem
ersten Traktat, so kommt sogleich wieder ein wichtiger Unterschied. Bei
Euanthius wurde der Ursprung der Tragödie in den Dionysosfesten, der
der Komödie in den Festgesängen zu Ehren des Apollo Nöpioq bez. Ä-futodos
gesucht; hier, an der angeblichen Parallelstellc, ist nur von den 'lusus in
honorem Liberi patris* die Hede. Zum Schluss wird noch kurz auf Thespis
und Aeschylus hingewiesen, und zur Ergänzung werden die vv. 275—288
aus Hoi . A. p. angefügt ; auch bei Euanthius ergab sich, wie wir oben
sahen, eine gewisse Beziehung zu der Horazstelle, aber der Zusammenhang
ist dort doch ein ganz anderer.
Vergleichen wir die Angaben unserer Stelle mit Diomedes, so ergiebt
sich ähnlich wie bei Euanthius in vielen Punkten Übereinstimmung; ja
dieselbe geht in einer Hinsicht hier sogar noch weiter, als es dort der Fall
war. Bei Diomedes heisst es S. 488. 5 Yomoedia dicta otto twv kuhjujv . . .
aut corte a ludis uicinalibus. nniu posteaquam . . . Iii ludi instituti sunt, sicut
Komae compitalicia . . . ab urbana kujmu Kai ujbrj comoedia dicta est. uel qnod
in ea uicnlornm. id est huniilium domuum fortunae comprehendantur. nun
ut in tragoedia publicarum regiarumque.' Der Anfang unserer Stelle 'huius
autem originis ratio' weist auf eine vorausgegangene Bemerkung über die
Komödie und ihren Ursprung hin; eine solche findet sich c. V 2 und lautet
Yomoediae autem a more antiquo dictae, quia in uicis huinsmudi carmina
initio agebantur apud Graecos. ut in Italia compitaliciis ludicris . . . utto
t»i<; KÜJMn?. hoc est ab acta uitae hominum. (pii in uicis habitant ob medioeri-
tatem fortunarum, nun in aulis regiis. ut sunt personae tragicae*. Die grosse
i'bereinstimmung der beiderseitigen Angaben springt sofort in die Augen;
von der Erklärung aber, dass die Komödie ihren Namen von den in ihr
dargestellten Lebensverhältnissen der kleinen Leute erhalten habe, findet
siel» bei Euanthius keine Spur.
*) Vgl. Kaibel u. a. O. S. 15.
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Wenn nun bei Diomedes an der Spitze des Abschnittes über die
Komödie die Definition des Theophrast steht, so wird es uns nicht ver-
wundern, dieselbe auch an unserer Stelle V 1 wiederzufinden.
Vielleicht dürfen wir noch einen Schritt weiter gehen. Bei Diomedes
werden S. 488, 14 die Unterschiede zwischen Tragödie und Komödie aufgezählt;
eine ähnliche Stelle haben wir aber in der Einleitung des Donatkommentars
c. IV 2 gefunden. Da hier diese Bemerkungen ohne jeden inneren Zu-
sammenhang mit ihrer Umgebung stehen, ist vielleicht die Vermutung nicht
zu gewagt, dass ihr ursprünglicher Platz hinter V ö zu suchen sei. Dass
beide Stellen, die des Diomedes 488, 14 und die des Traktats c. IV 2 auf
einen Autor zurückgehen, der eine griechische Quelle benutzte, ergiebt
sich ans dem, was Kaibel Proleg. S. 54 — 55 ausführt.
Nehmen wir an, dass uns im Dona t kommen tar überarbeitete Excerpte
einer Abhandlung vorliegen, auf die auch die Darstellung des Diomedes
zurückgeht,*) so lässt sich schliesslich auch bequem erklären, warum in
c. V unseres Traktats die Tragödie an zweiter Stelle und nur ganz knapp
behandelt ist. Der Verfasser dieses Abschnittes begann naturgemäss seine
Excerpte mit dem Punkte, wo zueilt von der Komödie die Rede war, d. h.
mit der theophrast ischen Definition; die Vergilstelle ('in pratis mollibiis')
führte ihn auf den 'caper\ über den er in seiner Quelle im vorhergehenden
Abschnitte über die Tragödie Angaben fand, und er benutzte den Anlass,
auch der Tragödie mit einigen Worten zu gedenken. — Das 5. Kapitel ist
nun durch Einschieben mehrerer Fragmente auseinander gesprengt, die hier
gleich erledigt werden sollen; es sind dies zunächst die § 1 von comoediam
esse Cicero ait — ueritatis, § 3 und § 5, die unter sich, wie schon die Ausdrücke
zeigen, eng zusammenhängen. (Leo bei Kaibel Fragm. com. Graec. J 67
Anin. nach Scheidemantel S. 1«>; vgl. auch Kibbeek an dieser Stelle.) Zu
(■•runde liegt Cicero, Hortensius fr. XII Usener: man könnte auch pro
Koscio lü. 47 ('imaginem uitae cotidianae') vergleichen. Dazu kommt nun
noch eine Notiz über Livius Andronicus, der als Erfinder der Komödie,
Tragödie und Togata**) bei den Körnern bezeichnet wird: sie gehört
natürlich nicht in diesen Zusammenhang, kann auch schwerlich als
Parallelstelle zu IV 3 angesehen werden, womit man eher Liv. VII 2, 8
vergleichen kann.
Das nächste Kapitel, mit welchem Teuber (Progr. Eberswalde 1881 S. »i)
die Donatfragmente beginnen lässt. giebt zunächst eine Ubersicht über die
Arten der Fabula; sie zerfällt in zwei Hauptgattungen, die Tragödie mit
der Praetexta und die Komödie: die Arten der Letzteren sind: palliata,
togata, tabernaria. Atellana, mimus. Kinthonica und planipedia. Auffälliger-
*) Jtucliholz i. (I. .Jahrb. f. cl. Phil. 13. 127 ff. führt den betr. Abschnitt bei Diomedes
auf den Terenzknmmentar des Probtis zurück.
' *l Vielleicht bildete eine Stelle wie Lib. gloss. ('. (»1. V tHl. 7 'tragoedias coraoodiasque
primu.s egit idenique etiani conq>osuit Livius Andronicus duplki toga infulatus' die
Veranlassung zu obiger Angabc.
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weise folgt nun eine ausführliche Erklärung der Planipedia, während sonst
nur Namen aufgeführt werden; dies kann man nur verstehen, wenn man
annimmt, diese ganze Partie sei aus einer Darstellung über die römischen
Fabulae entnommen, wo alle Arten in ähnlicher Welse charakterisiert waren
und die Planipedia die zuletzt aufgeführte Species bildete; in einer Ein-
leitung zu Terenz würde man wohl eine ausführliche Besprechung der
Palliata, nicht aber der Planipedia erwarten. Auch diese Stelle erinnert
an Diomedes, wo 489. 23 von den Arten der 'fabulae Latinae* die Rede
ist und 490, 4 die 'planipes' als letzte zum Teil übereinstimmend mit
unserem c. VI 2 definiert wird.
Eine Aufzählung der Arten der Komödie findet sich auch c. IV 1 an
einer Stelle, die, wie wir oben saheu, an den Eiianthiustraktat angeknüpft
ist; hier lässt sich aber deutlich die Absicht des Verfassers erkennen: er
will die Angaben der voraufgehenden Abhandlung, wo nur von der Palliata.
dem Gegenstück der griechischen vta Kwuwöia, die Kede ist, ergänzen durch
eine Zusammenstellung der national-römischen Dramengattungen und giebt
zugleich eine knappe Erklärung der einzelnen Arten: togata, praetextata.
Atellana, Kinthonica. tabernaria und mimus. Die Planipedia fehlt hier also
gänzlich, während sie VI 2 in auffälliger Weise ausführlich behandelt wird:
schon dies dürfte uns verhindern, die beiden Stellen direkt auf eine
ursprüngliche Einleitung zu Terenz zurückzuführen und zu einander in
engere Beziehung zu setzen.
Nun enthält aber das ('». Kapitel an letzter Stelle (§ 5) noch eine
dritte Aufzählung von den 'formae comoediarunr. wie es hier heisst : palliatae
Graecum habitum referentes: togatae iuxta formam personarum habituni
togarum desiderantes, quas nonnulli tabernarias uocant: Atellanae. salibus
et iocis compositae. quae in se non habent nisi netustatum elegant ins.*')
Wie der erste Blick zeigt, ist diese Einteilung von den beiden anderen
total verschieden; zugleich ergiebt sich aber eine auffallende Beziehung zu
Diomedes 489, ltt — 22, ein Abschnitt, der vermutlich auf Varro zurückgeht
(489, 18!). Da,s ganze Kapitel des Grammatikers stellt sich übrigens als
eine Kompilation von 2 (Quellen dar, von denen die erste (varronisehe) die
Zweiteilung der Togata (die der Palliata gegenübergestellt wird) in Praetextata
und Tabernaria behandelte, während die zweite die 'species fabularum
Latinaruiu' aufzählte. Die Verzückung beider Quellen zeigt sich besonders
in der zweiten Hälfte, wo bei der ersten und zweiten Art 'togatarum
fabularum species'. bei der dritten aber 'species fabularum Latinaruni'
*) 'Rotructntori debentur' bomerkt Kublmw 8. 321 zu dieser Stulle; nach seiner
Ansicht von den Paralloltraktuten musste hier von den motoriae, statariae, mixtae analog
c. IV I die Kode sein. Da aber, wie schon öfter hervorgehoben, an zwei sieh ent-
sprechende Bearbeitungen einer ursprünglichen Einleitung gar nicht zu denken ist. lieg»
kein Grund vor. eine so gewaltsume und durch nichts gerechtfertigte Änderung an-
zunehmen. Wenn, wie Ii. offenbar annimmt, VI 1 und VI 5 zusammengehören, war
ja von den togatae etc. schon die Rede; wozu dann eine nochmalige Anführung?
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Kl
zu losen ist: dann heisst es einfach 'quarta species*. Zu diesen beiden
Quellen scheinen mir nun die beiden Stellen unseres Traktats in Beziehung
zu stehen, so dass VI 5 mit der ersten und VI 1—2 mit der zweiten
irgendwie zusammenhängt. Aber auch IV 1 geht im Ganzen auf dieselbe
(Quelle zurück wie der zweite Abschnitt des Diomedes; man vergleiche
besondere die Erklärungen der einzelnen Arten an beiden Stellen, wobei
sich eine ziemliche Übereinstimmung des Ausdrucks ergiebt; zu mimus
und Rinthonica würde Diomedes 'plumpes qni Graece dicitur mimus 1 in
Parallele zu setzen sein.*)
Weiter auf diese Fragen einzugehen würde hier zu weit führen; es
genügt für unseren Zweck festzustellen, dass die drei Abschnitte unserer
Einleitung so verschieden von einander sind, dass es unmöglich ist. auch
nur zwei von ihnen einem Autor zuzuschreiben.
So bleibt vom U. Kapitel nur noch die Angabe übrig (§ dass Cincius
Kaliseus und Minucius Prothymus zuerst mit Masken aufgetreten sein sollen.
Uber den l'rsprung dieser Bemerkung lässt sich nichts feststellen; sie
steht mit dem auch anderweit beglaubigten Bericht des Diomedes 489, 1 1
in Widerspruch und fällt ganz aus dem Zusammenhang heraus. Dasselbe
gilt von der folgenden Notiz (£j 4). über die 'inscripta eomoediarum' (vgl.
die Papiasglosse s. v. Comoedia, von der gleich die Kede sein wird).
War im Euanthiustraktat die Einteilung der Komödie in fünf Akte
erwähnt (II 2 und III 1), so erscheint in Kap. VII eine Vierteilung, nämlich
in Prologus, Protasis, Epitasis und Catastrophe. Dieselbe findet sich auch
c. IV ö; beide Stellen müssen also zusammen besprochen werden. So sicher
es auf der einen Seite ist, dass beide im Grunde auf dieselbe Quelle zurück-
gehen, ist doch andererseits zuzugeben, dass sie nicht in direkter Beziehung
zu einander stehen, wie die Habbowsehe Hypothese erfordern würde. Die
ursprüngliche Gestalt der Theorie kannte wohl nur eine Dreiteilung der
Komödie wie jedes Dramas: Exposition (irpoTaffi?), Aufbau der Handlung
(tTriTuox) und Ausgang ( KUTaffTpcnpnj ; der Prolog als viertel- Teil ist der
neueren Komödie (nach curipideischem Muster) eigentümlich. Eine allgemeine
Aufstellung des Satzes von den vier Teilen war für die römische Komödie
aber nur dann möglich, wenn man ausschliesslich Terenz ins Auge fasste,
denn auf Plantus trifft die Einteilung nur in beschränktem Masse zu,
insofern bekanntlich sechs Stücke überhaupt keinen Prolog haben, bei
zweien derselbe nicht an der Spitze steht. Es lässt sich also nicht ver-
kennen, dass die ganze Theorie auf Terenz zugeschnitten ist. Vergleicht
man die Erklärung der einzelnen Teile an unseren beiden Stellen, wird
man dies bestätigt finden, zugleich aber auch die Wahrnehmung machen,
dass IV 5 die Beziehung auf Terenz nur durch den Zusatz beim Prolog
"i Kint* ähnliche Aufzahlung wie VI 1 findet sich auch im Schob zu Ad. prol. H,
mir tritt hier noch die l'ropiduta hinzu; mich dir beiden Fragnieritt G.L. VI 274 und
'.iVJ. wo ebenfalls iniiuua und Rinthonica mit aufgeführt werden.
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11
'in quo solo - loqui' hergestellt wird, während in e. VII auch die Erklärung
der TrpciTa(Ti<; direkt auf die terenzischen Komödien bezogen ist; nimmt man
noch hinzu, dass die einzelnen Teile in Kap. IV ganz passend charakterisiert
werden, dagegen im 7. Kapitel ziemlich unklar und unbeholfen umschrieben
sind (bes. bei imruaiq und KUTaffTpoqpri), kann man nicht umhin an der
erstgenannten Stelle die uraprünglichere, mindestens ältere Fassung zu
finden, in der anderen aber ein spateres Elaborat zu erblicken. Dazu
kommt noch, dass im c. VII eine Einteilung des Prologs in vier Arten:
crixTTaTtKÖq. ^TUTiiunTiKÖs, bpcutaTiKÖ^ und miktö? eingeschaltet ist, von der
die andere Stelle nichts weiss. Sie ist, wie besonders die zweite Art zeigt,
wiederum speciell auf Terenz abgesehen, dessen Prologe alles andere eher
sind als opapctTiKoi. wie die sonderbare Bezeichnung lautet; Ova-romKÖt; ist
bis zu einem gewissen Grade jeder Prolog bei Plautus wie bei Terenz, aber
die Vommcndatio poetae vel fabulae' tritt, nie selbständig auf; daher der
7rp6\ofo5 MiKToq, die richtige Verlegenheitsspecies bei allen solchen Tüfteleien,
obendrein noch schief erklärt mit 'omnia haec in se contincns', was
weder bei Plautus noch bei Terenz zutrifft. Alles in allem genommen
dürfte das 7. Kapitel von einem Kompilator herrühren, der die beiden
Theorien von der Vierteilnng der Komödie und den vier Species des Prologs
zusammengearbeitet und obendrein noch die schöne Difterentia zwischen
prologns und prologium eingeflickt hat. Zum gleichen Schluss führt uns
die Betrachtung zweier Glossen im Elementarium des Papias.*) Daselbst,
erscheint unter dem Lemma < omoedia zuerst dieselbe Definition, die sich
bei Placidus und danach im Uber glossarum findet (vgl. ('.Gl. V 1<>2, 10;
148, 5; 41, 9; '.»8, 3; 8*>. 11). mit einer kleinen Erweiterung; es folgt
(wenigstens in der Ausgabe von 147»>: Sabbadini Studi ital. 11 40 lässt die
Stelle aus) die Glosse 'KUJU-Ujbi'a comoedia uillarum carmen. nam Kujun dicitur
uilla > : darauf geht es weiter 'comoedia in quattuor partes diuiditur etc.',
in fast wörtliclier i'bereinstimmung mit unserer Stelle im 4. Kapitel.**) nur
teilweise verkürzt und einmal erweitert durch eine Bemerkung über das
TTpoTUTiKÖv ttpöo-ujttov. Den Beschluss macht die Angabe 'comoediarum
nomina ex quattuor rebus sumuntur' u. s. w.. im Ganzen dem Fragment
VI 4 unseres Kommentars entsprechend. Wie die Definition der Komödie,
wird Papias. der den Donatkommentar gar nicht gekannt hat.***) auch die
anderen Notizen einem Glossar, vielleicht einem (erweiterten) Exemplar des
Uber glossarum entlehnt haben, den er ja. ausgiebig benutzt hat (s. Goetz,
Liber gloss. S. :{8).
*) Auch in einem Laurontianns 3H, 18 I. l tO — 112 hnden wir die beiden Thcorieen
(s. Suhbadini in Studi ital. di filol. cluss. V *J03iV.); du al>er dieser ganze Traktat unseren
heutigen Donatkomtucntar zur Voraussetzung hat, lindert er unsere Untersuchung nicht
weiter und kann deshalb bei Seite gelassen worden.
**■) Für 'rertoris' will Sabbadini bei Papias 'reeitatoris' sehreiben; ich vermute, dass
es für 'actoris' verlesen ist; vgl. c. IV 5.
*■*) Sabbadini Studi ital. V 309.
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Ausserdem hat Papias nun aber auch noch (s. v. Prologus) die Prolog-
theorie, die wir c. MI mit der Lehre von den vier Teilen der Komödie
verschmolzen fanden, jedoch mit einer bedeutsamen Abweichung. Während
nämlich im Douatkommeiitar der TrpöXoyoq dnrnuiiTiKÖq recht sonderbar
erklärt wird durch 'relatiuus, quo aut adnersario maledictum aut populo
gratiae referuntnr', heisst es in der Papiasglosse viel passender 'inuecticius
in aemulos': es lässt sich nicht verkennen, dass bei Papias die ursprüngliche
Form erhalten ist.*) Sonach müssen wir notwendigerweise annehmen, dass
die Quelle des Papias auf eine Zusammenstellung von Notizen über die
Komödie zurückgeht, die mit derjenigen des TVrenzkommentars grosse
Ähnlichkeit hat, aber nicht völlig identisch ist, mit anderen Worten, dass
die Übereinstimmung auf Quellengemeinschaft, nicht auf direkter Benutzung
unseres Traktats seitens des Papias beruht. Wichtig ist dabei, dass in
jener Sammlung die Fragmente IV 5, VI 4 und VII 2 enthalten waren, die
in dem überlieferten Texte teils weit getrennt, teils mit jüngeren Bestand-
teilen vermischt sind.**)
Das letzte Kapitel unserer Einleitung bandelt, entsprechend der Reihen-
folge in den didaskalischen Notizen der Terenzhss.. von den nomina fabularum
et poetarum, den ludi scaeniei. den diuerhia und eantica sowie vom modulator
und den tibiae. Eine genauere Piiifung dieses Abschnittes ergiebt. dass in
ihm nichts enthalten ist. was nicht aus den Didaskalien und sonstigen
Vermerken der Handschriften herausgelesen oder nach Uniständen hinein
interpretiert werden könnte; zudem enthalten die Angaben eine Reihe von
Irrtümern, besonders in Bezug auf die ludi scaenici,***) die unmöglich
wären, wenn dem Verfasser eine ältere Quelle oder einige Sachkenntnis
zur Verfügung gestanden hätte. Schon die tiefsinnige Erklärung der Komödien-
titel (EVXYCHVS TERENTI gegenüber von TERENTI PHORMIO u. ä.)
v ) So auch Sahbadini u. a. (). S. 30K 309.
**) Kin paar Worte über zwei mit Papias tust ganz übereinstimmende Traktate im
Ncapolit. IV 1) 30 und Kiccardianus 60!». beide s. XV. Ich habe bereits an anderem
Orte (Rhein. Mus. LH S. Hl Ann». 1) die Vermutung ausgesprochen, dass beide (vgl. die
Placidusglossc am Anfang) auf Papias zurückgehen, aber nicht direkt, wie einige Zusätze
im letzten Abschnitt über die Komödie und die Anagrammc der Wörter comoedia,
tragoedia und nomina in beiden Hss. erkennen lassen. Der Xnme des Donatus, der im
Hiccnrd. über den Traktat gesetzt ist. kanu sehr wohl von dem Schreiber zugefügt sein
und beweist nichts für den Ursprung.
Hier werden beispielsweise 4 Arten von Spielen genannt, die von den kurulisehen
Aedilen besorgt werden: .Megalcnses, !unel)res. plebei und Apollinares : zwei grobe Irrtümer
auf einmal. Sie werden aber erklärlich durch den ['instand, dass in den erhaltenen
Didaskalien (ü bez. 0 zu Tcrenz und 2 zu Plautus) nur die drei erstgenannten Spiele,
bei Tcrenz regelmässig die 'aediles curules' genannt werden. Die ludi Apollinares konnten
leicht hinzugefügt werden, entweder aus dem (Zusatz-) Scholion zu Andr. IV '6, 11 oder
aus dem Kuanthiustraklat (II 3), wofern nämlich, wie ich vermute, der Kompilator des
heutigen Kommentars mit dem Verfasser des 8. Kapitels identisch ist. Ebenso
beruht das System der tibiae ij 11 ausschliesslich auf den Angaben der Didaskalien. —
Charakteristisch für den Verfasser ist auch, dass er die Buchstaben M.M.C für 'numeri' hielt.
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in § 1 möchte genügen, den Verfasser all dieser Weisheit, einer späten
Zeit zuzuweisen.
Der Zusammenhang des Kapitels wird unterbrochen durch einen längeren
Satz (§ 4 — 7) über Schauspielerkost üme in Tragödie und Komödie, der
offenbar aus einer umfangreicheren Abhandlung über diesen Gegenstand nicht
eben geschickt entnommen ist und durch seine Stellung wie durch seinen
Inhalt sich als Interpolation erweist. Das Letztere gilt auch von den
Notizen über Altäre auf der Bühne (das hier ungewöhnliche Terenzcitat deutet
auf das Schol. zu der betr. Stelle hin) und über die aulaea*) (§ 3 und 8).
Ks erübrigt nur noch in Kürze auf die Stelle c. IV 4 einzugehen, die
bisher übergangen worden ist. Die hier gegebene Einteilung der Komödien
in statariae, motoriae und mixtae findet sich noch in einem Schol. zu Ad.
prol. 24; dasselbe ist mit 'auf an ein anderes Scholion angehängt und setzt
sich zu diesem in Gegensatz. Es heisst da 'aut ipsi senes in statario
eharactere partem aperient, in motorio partem ostendent. nam dno agendi
sunt principales modi: motoiius et statarius, ex (piibus ille tertius naseitur,
qni dicitur mixtus'. Man ist versucht, die Stelle des Traktats als ein Extrakt
aus diesem Scholion anzusehen; der f mixtus charaeter' hat verdächtige
Ähnlichkeit mit dem TrpöAofoq miktö«;. Sonst kennt man nur die beiden
Bezeichnungen: statarius und motoiius (die Ausdrücke werden bekanntlich
auch auf Schauspieler und Kedner angewendet), vgl. das Schol. Bemb. zu
Heaut. prol. 3B: (STATAKIAM) aut statariae dicuntur personae aut motoriae
etc.. und Porphyrio zu Hör. A. p. 288 (b. Schlee, Scholia Terentiana S. 7<V).
Da nun in den Adelphen nach dem oben angeführten Scholion beide Charaktere
vorkommen, so repräsentierte diese Komödie im Ganzen das mixtum genus.
Wir sind am Ende unserer leider etwas umfänglichen Untersuchung
angelangt und können das Ergebnis feststellen. Der ganze Teil der Ein-
leitung zum Terenzkonmientar von Kapitel IV — VTII stellt sich dar als ein
buntes Durcheinander von Notizen und Fragmenten grösseren oder geringeren
Umfanges, die auf verschiedene Quellen und verschiedene Zeiten zurück-
geführt werden müssen. Als zusammengehörige Partien können vielleicht
angesehen wenlen V 1, 2. ti — 9, IV 2 (Beziehung zu Diomedes) und IV 5.
VI 4. VII 2 (Beziehungen zur Quelle des Papias). Ganz ausgeschlossen ist
die Annahme, dass wir die Keste einer ursprünglich einheitlichen Abhandlung
vor uns haben, geschweige denn dass dieselbe von Donat herrühren könnte.
Wenn wir auch mit einer Anzahl von Stellen eine Umstellung vornehmen
und die übrigen als Interpolationen ausscheiden, käme doch nur ein höchst
dürftiges Opusculum von mangelhaftem Zusammenhange heraus, das ich das
grösste Bedenken tragen würde dem Donat zuzusehreiben, besonders im
Hinblick auf die wohldisponierte Einleitung desselben Autors zu Vergils Bucolica.
Stehen wir nun vor fast unüberwindlichen Schwierigkeiten, wenn
wir an Donat als Verfasser auch nur für einen Teil der Notizen festhalten.
Vgl. Varro de uitn pop. Horn, bei Nnnius 537, 14 M. und Festus Pauli 341.
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so lässt sich, wenn wir davon absehen, meines Krachten* eine Erklärung 1
nicht nur dafür finden, wie alle die verschiedenen Angaben mit ihren
Wiederholungen und Widersprüchen vereinigt werden konnten, sondern
auch dafür, wie sie in den heutigen Donatkomnieiitar geraten sind und
zwar in der überlieferten Unordnung. Im Eingang unserer Untersuchung
war die Entstehung unserer Scholiensanini lung nach Sabbadinis höchst
wahrscheinlicher Hypothese geschildert worden. So gut wie die Vita des
Terenz. die ja in einheitlicher Form überliefert ist. übergangen wurde, als
Excel pte des Donatkonimentars in Terenzhss. übertragen wurden, kann
dies auch für die Kinleitung des Donatus angenommen werden: solche
umfängliche Partien eigneten sich für die Zwecke des Kxcerptors nicht.
Wie aber im Laufe der Zeit unter die ausgezogenen Donatscholien allerhand
andere Erklärungen gereiht wurden, mögen nach und nach verschiedene
Excerpte und Notizen über die Komödie vor dem Terenztext eingetragen
worden sein; wie es der Kaum in der betr. Handschrift gerade erlaubte
oder verlangte, wurden neue Notizen neben, über und unter den alten
zugeschrieben. Der Kompilator hatte nun ein solches Exemplar vor sich
und nahm, was er darin fand, in seine Zusammenstellung auf. ohne sich die
Mühe zu geben, das Chaos zu entwirren und zu ordnen.
80 standen z. H. die auf einer Cicerostelle beruhenden Notizen (V 1. 3. 5)
und die Bemerkung über Livius Andronicus (V 4) vermutlich am Hände
neben dem Exeerpt über die Komödie (V 1. 2, 0 — 9) und wurden beim
Abschreiben einfach eingeschoben. Der § 2 des 4. Kapitels mag, da der
Kaum unten wegen des folgenden Terenztext es mangelte, auf der vorher-
gehenden Seite eingetragen gewesen sein und kam so an die falsche
Stelle u. s. w. Dazu kamen vielleicht noch eigene Produkte des Kompilators
(c. YT1 und VIII V). und das uns vorliegende Sammelsurium war fertig. Ich
glaube, dass diese Erklärung unserer Vorstellung von der Entstehung des
überlieferten Donatkommentars am besten entspricht.
Nun entsteht jedoch noch die Frage: was ist aus der Einleitung des
Donat geworden? denn dass er ein«' solche seinem Terenzkonimcntar voraus-
geschickt hat. dürfen wir auf Grund der erhaltenen Keste seines Vergil-
kommentars als sicher annehmen. Ebenso bleibt noch zu erklären, wie die
Abhandlung des Euanthius in unseren Kommentar gekommen ist. Ich
denke, beide Fragen lassen sich zugleich ohne grosse Schwierigkeit lösen.
Wäre es nicht an sich denkbar, dass Donat den Terenzkomnientar des
Euanthius benutzte und aus ihm die Einleitung, von anderem vorläufig
abgesehen, entlehnte? Hat er doch sicherlich nach der Gepflogenheit seiner
Zeit seinem Werke die Kommentare seiner Vorgänger zu (1 runde gelegt
(wie ähnlich Sen ilis den Vergilkommentar des Donatus): den Terenzkomnientar
des Asper z. B. hat er sicherlich benutzt.') Wie er nun die Vita des
Dichters dem Sueton entnahm und nur durch ein paar Bemerkungen ergänzte,
*) Ieh potlenko auf die ^iifllotifra^e demnächst an anderer Stellt- naher einzugehen.
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15
so konnte er mit der Einleitung: des Euanthius leicht ebenso verfahren sein :
eine solche Ergänzung; könnten wir dann in dem § 1 des 4. Kapitels
erblicken.*) Dass aber - die Vita und der Euanthiustraktat in der Über-
lieferung- ein Ganzes bildeten, also ursprünglich verbunden waren, kann man
vielleicht daraus vermuten, dass der Kompilator seine Exeerptensammlung
nicht direkt an die Vita, sondern an die Abhandlung des Euanthius anhängte.
Das einzige scheinbare Hindernis für unsere Annahme liegt in den
Zeitverhältnissen; aber es ist. wie ich glaube, nur eben ein scheinbares.
Über die Lebenszeit der beiden Terenzerklärer sind wir auf die Angaben
des Hieronymus, der ein Schüler des Donat war. angewiesen. Dieser berichtet
nun zum Jahre 353 * Victormus rhetor et Donatus grammal icus. praeceptor
mens, Komae insignes habentur' und zum Jahre 358 'Euanthius eruditissimns
grammaticorum Constantinopoli diem obit'; also liegt zwischen dem Tode
des einen und der Zeit, wo der andere auf der Höhe seiner Lebensstellung
angelangt ist. nur ein Zwischenraum von fünf Jahren. Hieronymus schreibt
ferner an Rufmus von Aquileia (apol. 1, UV), er werde wohl als Knabe die
Kommentare seines Lehrers Donatus zu Terenz und Vergil gelesen haben:
nun ist Kufinus etwa 345 geboren, die Bemerkung des Hieronymus dürfte
sich also etwa auf die Zeit um 3t>0 beziehen: wir hätten demnach einen
terminus ante (luem für die Abfassung des Terenzkommentars. Hieronymus
selbst aber hörte in seiner Jugend den Donat den Terenz erklären (eine
Erinnerung daran teilt er im comm. in eccl. c. 1 mit); das würde uns.
wenn wir sein Geburtsjahr nach Prosper Aquit. mit 331 ansetzen, auf die
Zeit um 34b' führen (nach 0. Zöckler, Hieronymus S. 21 wäre H. frühestens
340 geboren, also nur wenige Jahre älter als Kuhn): freilich geht aus der
Mitteilung des Hieronymus nur hervor, dass Donat damals den Terenz
erklärte, nicht aber, dass er bereits seinen Kommentar verfasst hatte. "*)
Dieser wird vielmehr aus den Vorträgen beim Unterricht hervorgegangen
sein. Somit dürften wir der Wahrheit ziemlich nahe kommen, wenn wir
die Entstehung des Kommentars etwa in den Anfang der fünfziger Jahre
setzen. Da aber schon bald danach Euanthius starb, konnte er seinen
Kommentar, wenn er nur ein normales Alter erreichte, reichlich früher
verfasst haben; die Möglichkeit ist also wohl zuzugeben, dass Donat das
Werk seines älteren Kollegen benutzte. Die räumliche Entfernung zwischen
beiden fällt ja wohl kaum ins Gewicht.
Was die Beteiligung des Euanthius an dem übrigen Kommentar betrifft.
so kann ich mich darüber kurz fassen. Die Praefationes zu den fünf
*) Schon oben war darauf hingewiesen, dass diese Stolle mit dein Vorhergehenden
durch einen Übergang verknüpft ist und die vorangegangenen Angaben in einer bestimmt, n
Hinsicht ergänzt. Hier möchte ich nur darauf aufmerksam machen, dass die ("bergangs-
wendunu illud uero tenendum est' auch in Donats Vergilkommcntar zweimal vorkommt
(Einleitung zu den Uueolica (>(> und 70 b, Hagen S. 743 und 744).
**) Man vermisst daher mit f'nrecht die Äusserung des Donat. die Hieron. mitteilt,
in unserem heutigen Kommentar.
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lf>
kommentierten Komödien stammen so, wie sie überliefert sind, nicht von
Donat. das hat Rabbow (a. a. 0. S. 333) auf Grund einer sorgfältigen Prüfung
erwiesen; von einem Anteil des Kuanthius kann daher keine Rede sein.
Die Beziehungen zu den Einleitungen sind erst von dem Überarbeiter,
wahrscheinlich dem Kompilator unserer Scholiensammlung, hineingebracht
worden. Dagegen ist es von vornherein wahrscheinlich, dass ein Teil der
Scholien aus dem Euanthiuskommentar entlehnt ist. Es werden da öfter
Gewährsmänner angeführt mit Ausdrücken wie 'quidam, alii. sunt qui* u. a.;
damit mag unter Anderen auch Euanthius gemeint sein, nur wird sich das
im Einzelnen oft schwer feststellen lassen. Vor allem muss man sich
hüten, von vornherein gewisse Gruppen von Scholien, ohne einen anderen
Anhalt als die Einleitung, dem Euanthius zuzuweisen; auch Donat war in
seiner Erklärung ziemlich vielseitig, das geht aus den Fragmenten seines
Yergilkommentars hervor (vgl. die Zusammenstellung bei Lämmerhirt, De
prisc. scriptor. loci« a Servio allatis 1890 S. 328): vieles kann er auch von
anderen Terenzerklärem übernommen haben.
II.
Über Handschriften und Ausgaben des Donat-
kommen tars.
Zur Ergänzung meiner Ausführungen im Khein. .Mus. X. F. LH tiöff. über
die handschriftliche f'berliefeiung des Donat kommentars mochte ich im
Folgenden zusammenstellen, was ich über die von Lindenbrog und AVesterhov
benutzten, sowie über einige verschollene Handschriften ermitteln konnte;
ich bin dazu in die Lage gesetzt durch das freundliche Entgegenkommen
der Frau Prof. Reifferscheid, die mir unter gütiger Vermittelung von
G. W'issoua den in ihrem Besitz befindlichen Schopen-Keifferseheidschen
Nachlass zum Donatkommentar für meine Ausgabe überliess. Derselbe
Gegenstand ist zum Teil schon behandelt von Dziatzko im Khcin. Mus. XXIX
(1874) S. 44ä ff. und Sabbadini in den Studi ital. di filol. dass. II (1894)
S. 85ft'., doch glaube ich deren Aufstellungen und Ergebnisse in manchen
Punkten weiterführen, bez. berichtigen zu können.
1.
Lindenbrogs handschriftliches Material.
Friedrich Lindenbrog veranstaltete 2 Ausgaben des Terenz mit den
Kommentaren des Donatus und Eugraphius; *) sein Donattext beruht in der
Hauptsache auf der von K. Stephanus festgestellten Vulgata, ist aber an
zahlreichen Stellen verbessert. I ber das ihm zu Gebote stehende Material
*) Paris K»02 und Frankfurt \H-JH.
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17
äussert er sich in der Vorrede folgendermassen : 'Donati duo exemplaria
habnimns. et illa Pithoeorum accurata diligentia ad Mss. codd. Antonii Contü
et Jacobi Ctiiaeii Antecessorum Bituricensium collata;*) quorum auxilio in
hoc conimentario plurimae lacunae suppletae aliaque infinita errata inte-
gritati suae restituta sunt. Juverunt etiam nonnihil eollectanea qnaedam,
qnae in bibliotheea regia Parisiensi, et schedae vett. Pet. Danielis Aureliani,
viri humanissimi. 1 Diese Schedae. die, wie längt festgestellt ist, mit dem
Cod. Paris, lat. 7920 A s. XI identisch sind,**) erhielt Lindenbrog aber so
spät, dass er sie nur noch für seine Observationes benutzen konnte; vgl.
S. «:J4b (Ed. 1602 S. «24 a) 'ni tardius ad manus meas pervenisset Ms.
cod. Danielis, sie ex eo edi debuisseC.
Die Kollationen der Gebrüder Pithou sind uns erhalten in einer Abschrift
von J. F. Gronov, die sich in einer Editio Lindenbrogi der Leidener Bibliothek
findet (Gron. nr. «): danach lässt sich Folgendes feststellen. Die beiden Pithou
trugen in zwei Ausgaben (wohl Stephani) ein: Kollationen (auch gelegentlich
Emendationen und sonstige Notizen) zu Terenz***) und zu Donat, letztere
nach zwei Handschriften des Antonius Contius und des Jacobus Cuiacins.
Was zunächst die erstere Handschrift betrifft, so muss sofort folgende
Notiz zu Ad. I 1, 40 auffallen 'et huc usque habet vetus exeniplar Antonii
ContiP; diese Worte schliessen sich unmittelbar an die Lesart 'modeste additum 1
(müdeste addidit vulgo) an; der Paris. A bricht aber ab mit den Worten Ad. I
1. 40 'modeste additum mea'. Was läge da wohl näher als die Vermutung,
dass der Cod. Contü und der Paris. A identisch sind? Ein Vergleich der
Lesarten muss die Bestätigung bringen; in der ersten Kolumne gebe ich
den Linden brogschen Text, in der zweiten die von den Pithoei angemerkte
Variante und in der letzten die entsprechende Stelle des Paris. A.
Tract. de <om. PiÜi. Paris. A
Kujuiybia ^Teujvto? Kai Apxaia Kwuujbia kco APXMA KQMÖIAIA
äpxat'a cmvououaTO? ETEPONOMATOC
partim nuper nuper
^T€iovio? eronomatos Eronomatos
ideo ipsa idqne ipsum idque ipsum
etsi ipsi quoque in etsi usi ipsi quoqne = Ed. Lind.
metris metris
temperamento temperatu temperamento
(o e.r u wr. in. I)
*) Die Werte Vt illa — collata fehlen in der Pariser Ausgabe.
**) Die Handschrift trügt auf fol. Ir. den Vermerk Tetri Danielis Aurel, ic'. später
durchgestrichen.
***) Lindenbrog i. d. Pruefntio 'inprimis vero multum adiuti sumus favore eeleberrimi
.Turiscnnsulti Franc. Pithoei Tricassincnis. qui duo nobis Tcrentii excmplaria suppeditavit,
altcruin fratris B. M., alterum manu sua emendatum, adscriptis interdum Menandri
Apoll«. dori aliorumque uersibus etc.'; vgl. ausserdem Ubserv. S. I»40b 'in Pithoeoruin
codice .lohanis Aurati Viri clarissimi emendatio adscripta erat', zu Donat. Ad. I 1, 18.
2
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18
Tract. df com. (Comoedia est . .)
Andr.
prasj.
detinebatur
vitani
TTpÖXOTO?
ivatpopticd?
u7to8€tik6<;
hac
tibiae
/// authoremque
exhibeat
Andr. proL 8 an nunc
22 quiescere ille
24 FAVKTK
25 Nun postinodum
dictum in alio
27 exclndendae
Andr. I l, 2 uerbis
.V famulatrix
4 designat
12 erugatum
t:s admirabiliter
18 quod est
22 ibi
22 bene aetae
2* Trap4\Kov
2U
5(>
50
orationem
alia
inane
58 peregxinae mulieri
'>'/ qnidein
88 & t ingenu cerei
t18 veruni
tH4 membris
l)ErOMOEDIA(sic DE COMOEDIA.
V. et saue quae se-
quuntur videntur
esse alterius auc-
toris.)
attinebatnr
vitia
Tipurro? Xoto?
tTnnpnTiKÖq
bpaucmKÖq
liinc
litba
vi que
exhibiturus
non nunc (sie Ms)
Quiesce illi
pott FAVETE: A;
in marg A eoepit
nain— dein (Ms)
exagendae
aut verbis
adulatrix
desiderat
praerojratum
aduerbialiter
est £ MS
ab
boiiae
Pi. scr. Traptxwv
Hacc (iiaeca vul.
desunt
natuiu est
(^uanta
Ytrum Pampbilum
an
perejriinis meretri-
ejbus
quod
Sic ms.
euersum
uerbis
attinebatnr
uitia
ttpqtoc Aoroc
ETTITINHTIKOC
APAMATIKOC
hinc
lit-h«
auetorem
exbibit - (— tur)
non nunc
quiesce illi
coepit; fauete
nam postmododude
in aliquo
exagende
aut uerbis
adulatrix
desiderat
praerogatum
aduerbialiter
quod
ab
bonae
TTAPEXQN
natum est
Quauta
utrum pamphilum
an
peregrinis meretn-
eibus
quod
& injreniu cerei
euersum
uerbis
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obnixe (olmixe) omni olmixte omnia
Andr. I 2. 1 narrationeiamhabita Peraeta narratione Peraeta narratione
.9 quomodo opposite opposite
21 trepida confessio tepida consensio tepida consensio
■J4 affirmativam confessivam eonsereinam
Ks würde zn weit führen, alle übrigen Varianten hier anzugeben; ich
hebe daher nur die wichtigsten hervor, wo die von den Pithoei angemerkte
Lesart nur noch im Paris. .1 wiederkehrt.*)
Andr. /// /, / magna exspectatione populum rerum imminentium commotura
aestuantis Dani (— A).
I 2 öeiKTiKÖv (dicticou A: dictum rell. codd.)
5 pro axiomate (pro a£IQMAie A; pro ä£iwnaTe J/ 4 ; lae. in rell.)
i 'i infligi (— .-I ; infligi V, infringi C)
18 et in uerbis ("A)
2>i öoiou (OYCIOY A ; lar. in rell.)
28 re(uoluitur) (reuoluetur A, -eretiu' »>Uj
III, 1 dTToOeaiov (OTTI0EATON A)
II :i, 2» dixit (=AV. ostendit C)
II / spectator non senex (= A)
agit (= A V)
III 5, av0cThoKANATTOACIMTTTTE
(AN9EOC0EThO • KANATTOACIMTTTTE ,1 )
12 admitterent (admutare; .1, admittant rell.)
IV l, :> V. C: ese proprio haut (= A: se probauit rell.)
U V. ('.: etiam est (A\ etiam = rell.)
IV 2, M V. ('.: parias in te (- A)
IV :j, ll statuebant (= Av)
1 1 ueluti habent (= A).
IV ö, lö V. ('. ^(padeuj? (enfaseos A)
V :;, 4 nin unde (= AV*)
4 tidentia (= AV 1 )
V 4, 1H otoi aoio? €Otiv (.1: otoj arroc; emN;)
/* pro Pamphilo Ar)
■J6 nam (= Av)
Suhsrriptio Andriae: AK LIT DONATI V. (\ ORATORLS
VRBLS ROM AK COMMEXTVM TER EXT I
AXDRIAM EXPLKTT IXtTPIT
SECVXDVS ADELPHORVM FELR'ITER
rv. c; - AI
Ad. praef. 1 afri non (=■ A\ a fratrum räl.)
II ducere (=> A V)
») Über die Handschriften und ihre Siglcn s. Sabbadini. Studi ital. II 3; III 250
dazu Khein. Mus. LII »i9ff.
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20
prol. 7 Rhitino A\ rhitnio \[ \\)
24 haud ipsi (A: audisse; hanc ipsi C, sed ipsi l")
/ /, .5 dvöiaGuToq (ENAIA0ETÖC A, lac. in rell.)
* £7rava<popct (= A; lac. in rell.)
■J5 uenit ad nie (— AV)
•Vi n.8iKu\ additum Xobis (= JJ.
Aus den angeführten Lesarten geht meines Kruchtens mit Sicherheit
hervor, dass thatsächlich der Codex t'ontii und der Paris. .1 ein und dieselbe
Handschrift sind; so viele Lesarten stimmen in beiden überein, auch in
den Fehlem, dass darüber kein Zweifel mehr bestehen kann; dazu kommt
noch die Subscriptio der Andria. auf welche, genau wie im Paris, und nur
in diesem, die Adelphen folgten. Kleine Differenzen finden sich allerdings;
sie sind aber gewiss auf ungenaue Wiedergabe bezw. Korrektur von Pithoeus
(oder Gronov) zurückzuführen und können das Resultat nicht beeinflussen.
Ist dieses aber richtig, so muss der Cod. Paris., bevor er in den Besitz des
Peter Daniel kam,*) dem Antonius Contius in Bourges gehört haben;
daselbst fertigte also einer der Brüder Pithou eine Kollation an. die er
später Lindenbrog zur Verfügung stellte, welcher somit, ohne es zu wissen,
dieselbe Handschrift zweimal benutzte; so ist es auch erklärlich, dass in
seinem Text bereits Verbesserungen vorgenommen sind, die auf den Paris. .1
führen, der doch selbst nur für die Observationen verwendet worden ist.
Dziatzkos Vermutung, der Parisinus stamme ans der 'amplissima fani Benedict i
Floriacensis ad Ligerem bibliotheea* (Benoit sur Loire), die bei der Plünderung
des Klosters durch die Hugenotten 15H2 zerstreut wurde, kann trotz der
neuen Thatsache zu Recht bestehen; nur wäre der Codex nicht direkt in
die Hände Daniels gekommen. Der Parisinus gehörte ursprünglich zu einem
Sammelband, dessen 7 letzte Quaternionen (sie tragen die Nummern XXVT
bis XXXII) er bildete; möglich, dass der ganze Band in den Besitz des
Contius gelangte, der auf Wunsch Daniels den Donatkommentar herauslöste
und diesem überliess: daher die Bezeichnung 'schedae' bei Lindenbrog. was
Dziatzko richtig erklärt hat.
Ausser dem Codex Contii hatten die Pithoei nun noch einen Codex
Cuiacii kollationiert; aus dieser Handschrift müssen also die übrigen
Lesarten stammen, die sich in der Gionovschen Abschrift finden. Ich lasse
die zu Eun. und Ad. angemerkten Varianten folgen.
Enn. 11 3, l'J dicit anis q (= qui ex quae?); dich annis qui C, dicit
anisque T.
J'j 07T0K0piff|naTa auv TTQNICMQ : uTToxiopio-ficrra sunt tw Trumauu)
1 , lac. in ( '.
IV 4, 22 Edesidonium V. C. : edisionum C, aedesionum I"; edissionem
vä edesionem <lett.
*) Dies kann spätestens Anfang 1571 geschehen sein: vgl. Tboodori Canteri epist.
nd P. Daniel v. 28. III. 1571 b. H. Hugen 'Der Jurist und Philolog Peter Duniel ans Orleans'.
H«rn. 1673 S. 32 1".
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21
Eun. V 'i, !ß qnidem simul : quid et simul C, qui et simul V, licet siinul dett.
Ad. I 2, 18 de altern = C dett.; apud alteriun V.
ID ötKoXof i'a : iöiüJToXoTia M x ; lac. in reif.
2U inolestae — CV; malae dett.
II t. 21 mini : nunc C, nunc iam rell.
istae sunt: CV; sunt dett.
mos
27 necesse : necesse I', mos necesse C, mos dett.
// 2, 2 feie = V; sane dett.
1 iv b\ä buoiv : lac in rell.
un<le
/ nam — V; nam C, unde dett.
1 1 ipsa — C, in qua dett. ( V- sscr.)
1 2 persuadet om. =» C.
12 suaiii et lenonis — C; serui lenonem V 2 cum dett.
13 fanuüi = C; serui V cum dett.
i.5 id est — C; deest V- cum dett.
lö obsequaris V. ( '. = C: obsequare V; obsequere velis e.
'il nutare — V (dett.); minare C.
II .7, * ita e contrario = C; ita in eunucho V- cum dett.
8 fuerit = C; erit r omw dett.
8 id est: de hoc est et C; intelligo I* cum dett.
II t. 1 restinctum = C; extinctum V- cum dett.
lö exclamatione agendi =» C; exclamationem agere denotetnr
V cum dett.
II t. 1* planitis al. planius : planus C; plurima Von,» dett.
18 dictitat = C; dicat I', dictat dett.
Ich breche hier ab. um noch ein paar Proben aus den letzten beiden
Stücken zu geben.
Ilec. IV 1. 21 obstringi - CV (dett.); distringi v.
3(i V. C. rauMn«!«« ömvoia? = r V; lac. in C et dett.
.70' tu» tbiujTiaMU)= vV; lac. in C. om. dett.
4 'i res pandatur : respondeatur r V; respondeat dett.
4<; bonum:domum >C (dett.); unum I'.
/K .7, * ad se uocare : se uocare r(T
/T 7 determinat : de r, ae C, dicit V dett.
8 socrum — C>; sostratam I* dett.
Phorm. II 3. 7 xuxpa TTpöcruma V. C. : TTpoffuma I', lac. in ('Ii.
8 sexu — CK ; sensu I '.
15 signitieat om. = RC.
in septimus — RCV; ablatinus dett.
18 ociosa — HC; odiosa V (dett. ociosa vel odiosa al' ociosa).
20 quod aduixit : quod adinnxit La, qnod a uiuo fit CR V dett.
21 üTTÖboaiq V. ( '. : anoXocrn? <""• //CT.
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22
P/torm. 113, 25 (m6<JTpo(po<; per TTapevütaiv : airodTpocpo? TOtp£VT£o"nv I",
* * per * * * ( Ii.
64 destrinxit = La; destruxit C\% distruxit Ii.
'Ii protendebat — La; praet — reff.
7!) conuenientiae — Jm\ conucntionis V, ueritatis HC.
Die Subseriptio am Schlüsse lautet:
AELII DONATI V. ('. ORATOKIS VRMS KOMA K
COMMEXTVM TKKEXTI PHOKMIOXIS
EXPLIC1T.
Die Prüfung ergiebt. dass dieser Codex Cuiacii. wie schon Sabbadini
nach ein paar Proben vermutete (St. ital. II 87). zur 1. Haudsehriftenklasse
gehört; wenn er auch mit keinem der erhaltenen Codices sich soweit deckt,
dass man eine direkte Beziehung annehmen könnte, so steht er doch der
nippe HC (Ij) besonders nahe, ja er scheint ihnen noch an manchen Stellen
überlegen; er enthielt den vollständigen Kommentar (auch zu der Hecyra.
wo eine Anzahl Hss. die grosse Lücke haben), und. was besonders wertvoll
ist, die Graeea, mit deren Hilfe Lindenbrog zahlreiche Lücken des Textes
ausfüllen konnte.*) Daraus erhellt, dass die Lesarten des Codex Cuiacii
für die kritische Ausgabe des Donatus auf jeden Kall zu verweilen sind.
Cuiacius (7 1590) besass 2 Donaths*.: eine weniger gute, welche er Peter
Daniel zur Benutzung überliess. und ein 'exemplar longe Optimum', welches
er um 1580 erworben hatte (vgl. den Brief des L. Carrio an P. Daniel v.
9. XI. 1580 bei Hagen a. a. O. S. 31); die obige Bezeichnung passt aber
vortrefflich auf die Handschrift, die von den Pithoei kollationiert wurde,
was demnach in den 80er .lahren geschehen wäre.
Schliesslich benutzte Lindenbrog noch 'eollectanea quaedam. «piae in
bibliotheca regia Parisiensi';**) in den Observationes, wo er eine Anzahl
Lesarten daraus anführt, bezeichnete er sie mit Kxc. Keg.. Keg., Ms. K. Die
erste Variante ist 'sibi exhibiturus' Andr. praef.. die letzte 'ut Thylacus'
Andr. 1 H, 21. Dziatzko a. a. 0. bemerkt: 'Sie waren eine gedruckte
Donatausgabe mit handschriftlichen Varianten, wahi-seheinlich auf Grundlage
des cod. 7920, und mit Konjekturen'; Sabbadini wiederholt einfach Dziatzkos
Angabe, die meiner Ansicht nach nicht zutreffend ist. l'mpfenbach bemerkt
in der Praefatio seiner Terenzansgabe p. XXVI über den Cod. Paris. 7899
s. X (P) 'scholia refert (sc. Kritsehius) in f. diiodecim prioribus perniulla
esse, deinde rarescere. nolinullis locis plane deesse'; Vgl. Schlei-. Seholia
Terentiana S. 38 : 'In P libro priora folia diiodecim multis Donatianis
') In diesem Punkte ist Limlenbrogs Ausgab*' «Irr des \{ Stephanus 1 »t*tlent» i ncl
überlogen: letzterer rühmt zwar 'reposita sunt grarca prope ntmiin . . . hat-«' «utem labnris
pars opemsissima fuit , aber mit Hilfe d«?r Handschriften liis.st sich nachweisen, «las» ein
grosser Teil seiner (»raoea auf Konjektur beruht, wie er ja selbst zugiebt (Praef. Vuius
sc. vetuati fceniplnria manu ttcripti t'ui cm tametsi in pleris<|uc secutus est sc. iiostcr
(Wuchs y rarer (ic bitinc rfoctissimits, in plurimis tarnen est usus eniectura sua >.
'* ) Tarisien>i' ist erst in der Frankfurter Ausgabe zugefügt.
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2:i
scholiis obsita sunt*. Schon Schopen hatte erkannt, dass in den Scholien
des Codex P Excerpte aus Donat enthalten seien, und was er davon auf
den ersten sieben Blättern der Handschrift fand, abgeschrieben. Diese
Excerpte beginnen mit der «Stelle aus dem Traktat 'Comoedia per (itiatuor
partes dividitur* und enden mit Andr. I 5, 10 'cadit in quernquam'; in
diesen Grenzen ist aber der Abschnitt des Kommentars eingeschlossen, für
den Lindenbrog die Excerpta Regia benutzte. Da dieser nun den Paris. 789V*
Ols. R. in den Observ.) für seine Terenzausgabe zu Kate zog, liegt
eigentlich die Vermutung nahe, dass er mit den Collectanea der Königl.
Bibliothek eben die Donatscholien gemeint habe, die in seiner Terenz-
liandschrift standen, l'nd in der That venuag ich eine grössere Anzahl
von Lesarten, die Lindenbrog aus den Exc. Reg. giebt, in Schopcns
Exccrpten nachzuweisen; dass es nicht bei allen möglich war, liegt vielleicht
daran, ilass Schopens Aufzeichnungen unvollständig, vielleicht aber auch
daran, dass Lindenbrogs Angaben bezüglich der Hss. ungenau sind.*)
Besonders auffällig ist die Übereinstimmung zu Andr. prol. 5, wo Linden-
brog anmerkt 'quae a manentibus. Exc. Reg.', was sich genau in den
Scholien von P, sonst aber in keiner mir bekannten Handschrift findet.
Nun stehen diese Scholien von P dem Texte des Paris. .1 so nahe, dass
man annehmen möchte, sie seien aus ihm excerpiert. wodurch Dziatzkos
Vermutung wenigstens zum Teil bestätigt würde.
Lindenbrog hat also, wenn die obigen Ausführungen richtig sind, den
Paris. A in dreifacher Form benutzt:
1. schedae Petri Danielis,
2. codex Contii i. d. Kollation der Pithoei und
:S. die Excerpte des Codex P.
Daneben stand ihm die Kollation des guten Codex Cuiacii zur Ver-
fügung: was er sonst an Varianten noch gelegentlich in den Observationes
anführt, geht auf Ausgaben zurück.
2.
Westerhovs Handschriften.
Der Lindenbrogsehe Donattext ist abgedruckt in der Ausgabe von A.
H. Westerhov (Haag 172b, Terenz m. Donat u. Eugraphius); hier finden wir
unter dem Texte Observationes. welche unter Anderem auch die Lesarten
zweier Handschriften enthalten. Die eine gehörte (nach Westerhovs Praefatio
s. Vlll) dem 'Samuel Hulsius. Haganae Civitatis Consularis' und wurde von
ihm Westerhov zur Benutzung überlassen: der andere Codex, der auch den
Terenz enthielt (praef. S. III), stammte aus der Bibliothek des Theodorus
Hoeiidermaker, Canonicus S. Martini apud Ultra jectinos' und wurde, wie es
scheint, von Westerhov käuflich erworben.
> Das ergabt sich auch aus einem Vergleu-h mit Gronovs Abschrift der Pith.
Kollationen und war bereits von Schopen bemerkt worden.
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24
Über diese KeiunAia, wie sie Westerhov nennt, hat Xabbadini ein recht
ungünstiges Urteil gefällt, was den Codex Boendennakeri betrifft, gewiss mit
Recht; er enthielt ausser Donat auch den Kommentar des Calphuraius zum
Heautontimorumenos, wird fast stets mit den Edd. vett. zusammen genannt
und hat nicht den geringsten Wert. Er wurde zwischen 147b' und 1529 ge-
schrieben, die Vorlage war vielleicht (oder vielmehr wahrscheinlich) eine
Ausgabe.
Die andere Handschrift, in Westerhovs Observationes merkwürdigerweise
stets als Ms. Hülst, bezeichnet, wird von Sabbadini seiner 4. Handschriften-
klasse, also den Codices deteriores zugewiesen. Ich habe mir nun die Mühe
genommen, sämtliche Lesarten, die Westerhov aus diesem Manuskript anführt,
nachzuprüfen und mit denen der übrigen Hss. zu vergleichen, da mir auf-
gefallen war, dass gelegentlich Ms. Hüls, mit C und R übereinstimmte, und
bin dabei zu einem abweichenden Resultate gekommen. Ich lasse die charak-
teristischen Lesarten folgen:
.Im/r. frro/. 12 probatione = CV.
„ et poema oratio est = ACV (om. est); in poeniate oratio
est dett.
PS contingere = C.
Ii, 1 respectantes = C.
3 adulatrix = A(CV l ).
I, 4 prudentia, iustitia, patientia et fortitudo — (om. et) ACV.
*: uirtutes uitae = C(\').
22 praece<lit = ACV: pr. dicit dett.
„ iuste doleat patri sie = C (dolet). *<//<. .1 I'; iustus dolor
patri sit den.
•Sit duxerit = C; dnxerit om. dett. (A traxerit, V traxerat)
*8 ingenium — AC; ingenii dett.
12t iracundus = ACV (-dum); irascendum dett.
I 2, 1 dauus coruus om.: hu- in C.
29 seruatitiis AC; seruatis C dett.
II 2, 2ft deeerent .IC; deceret dett.
II I, 1 TTpö<; TO quid: quid dett.
// ti, PS occultanda C; celanda A V drtt.
III 1, is faciunt partus = ACV; om. dett.
II quia demens = ArC; quia tarn demens dett.
III 2 nullus nulli solus soli =-■= v. nullo— solo reit.
10 dueimus = AC; dieimus dett.
IV I, t; quare nihil polest esse: m„. C (A); ah'ter dett.
07 consnlto = C; consulturo (A)V dett.
IV t. 18 an adeon ad eum om. = ACvV; exfont in dett.
IV ö, i.9 pariliter = AC; comparative et similitudinarie add. dett.
V 1, 20 queritnr = C; credit lir dett.
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25
V 2, 4 pro ipsa domo = C; pro ipso domum
15 grauitatem: prauitatem 6*; paruitatem (»<?/ paupertatem) rell.
V 3, 11 dicat quasi =» dicat /•«//.
V 4, 6 compositor = C; eonipositus rell.
V H, 12 in septimo = AvCV; in secundo dett.
14 non ferantur = C; non inferantur dett.*)
Emi. I 2, 3H c. a. t. o. = C.
46 puellae = (IPV; puella v mm dett.
II 3, ix an is qui et acceperit beneficium = CT; anus quae et benef.
aee. f/<'tt.
i
/// i, 56' ob tnulta = CvV x ; multa
/// />', 2/ ntraque esse primae: utramque esse priine (Xam) C; u. e.
primeuam rell.
V », 9 quid et = licet
Ad. Ii, 2 praeter Storaeem = C; propter St. rell.
17 ipsani tarn: ipsa tain AC; ipsa uitain V- dett.
I 2, 29 molestae = CV; malae dett.
II 1, 21 proxime = C; proximi V* dett.
44 et cum =- CV; absque dett.
II 4, 1:> exclamatione agendi = C; exclamationem affere denotetur
I ' cum dett.
ix planlos: planos C; plurima dett.
21 sed eo uultu: et inuitu C; nisi inuitus adeo V dett.
III /, / initio = C; in mitio V dett.
III 3, 4 orant.es ■= C; nolentes V dett.
50 id est sijruificat C: est in significatione V dett.
IV 7, 5 nee quod ille cupit Micio uel consentiendo mitwäre sibi
acriorem fieri iracundiam Demeae = C (I)emeam); lotige
aliter rell; cj. Pith. t:r cod. Cuiacii: uel consentiendo
mitigare sibi acriorem tieri iraeuudum Demeam.
V 1>, <; audiuit = C; is dixit V (dett.)
V x, 20 insanis = 6'; insuaui I' dett.
V 9, '> sed apparet = C; quem a. V dett.
H> oblitus = C; pene oblitus V; plene oblitus dett.
Hee. i>rul. I 3 quae sit omniiio — C (Pith.); quae scita sit nomine V dett.
j>rol. II 23 at ubi cum = C (a iudicum PUL); primo cum I" dett.
III /, 29 plaenum: planum '* (M*. Lindenlv.); pleiium V dett.
44 cultum = C; incultum V dett.
III ö, 57 minacior = C; non maior v; nümatior V (numeratior vel
bat us dett.)
„ iratior = C; maiore r\' dett.
*) Die Subscription zur Andria lautet: DONATI IN ANDKIAM COMMJENTVJI
EXl'LICIT FELK'ITER.
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26
IV 4, :si relictuin = C; reliquum rell.
Phorm. I 1, 1 greeisque = HC dett; generisque V (al. generisque A').
/ 2, 7 pronuntiari = HC; — re V dett.
:>2 hortatus = HC (liortator lHtli); hortari I* dett.
70 expetuntur = HCV; impetuntur dett.
II i, 40 cum alter dicit = HCV; non (rel not um) alterari drtt.
5'i pusillum = HC; auxesis V
ctiam impropric = HC; nun improprie U dett.
II '2, 1 oscitans et temulentus = HCV; oscitans temulenter dett.
II 18 otiosa: ociosa RC1> (l'ith.); odiosa V; odiosa al. ociosa e.
79 confessionis - HC; eonsentionis V; consensionis al. con-
fessionis e.
,. ueritatis = HC; conuentionis I* dHt.
Aus den angeführten Lesarten geht hervor, dass der Cod. Hüls, von
allen bekannten Handschriften dem Oxoniensis C am nächsten steht, mit ihm
auch eine Anzahl Sonderlesarien gemeinsam hat: naturgemäss ersieht sich
daher auch häufig Übereinstimmung mit HTI\ die wie ich an anderem Orte*)
nachgewiesen habe, mit C nahe verwandt sind. Die von mir übergangenen
Lesarten sind entweder dem Hulsianus eigentümlich (Verschreibungen. Lücken
ii. dergl.) oder die besseren Hss. stimmen mit den Codd. dett. überein. Da
nun C wie RTP zur ersten Klasse gehören, dürfte sich Sabbadinis 'esso*
risiilta appartenere alla IV classe' nicht mehr aufrecht erhalten lassen: für
die Kritik kommt freilich Westerhovs Codex, eben weil er meist = C. ist,
kaum in Betracht.
Auf eine Eigentümlichkeit möchte ich noch hinweisen. Der Codex
Hulsianus hat ausser zu Ad. III 3, 84— IV 5, 30 auch noch eine Lücke
zu Hec. IV 1, 27— IV 4. 1; genau dieselbe Lücke findet sich im Dresdensis
I). eine etwas kleinere in P (IV 1, 2<5— IV 3, 11), dem nächsten Verwandten
vouC. welcher jedoch selbst vollständig ist; vgl. Rhein. Mus. LH S. 9<> — 97.**)
(Zur Ergänzung meiner Mitteilungen über V an letztgenannter Stelle
will ich noch bemerken, dass diese Handschrift, wie auch aus den oben zu-
sammengestellten Lesarten leicht zu ersehen ist. von den Adelphen an fast
ganz mit den Hss. der geringeren Klasse geht: in den vorhergehenden Teilen
des Kommentars gehört V im Allgemeinen der besseren Überlieferung an,
zeigt aber eine Unmenge von Korrekturen, die sich, je näher wir an die
Adelphen kommen, immer mehr häufen; die korrigierten Lesarten sind aber
die der Deteriores; von den Adelphen an hören die Korrekturen auf. Diese
*> Uhrin. Mus. I.II S. 7HA".
**) Bei dieser (»elegenheit möchte ivli gleich die betr. Stell' 1 , die mir f'riiher ebenso
wie Subbmlini dunkel geblieben war. berichtigen: d:is Seholioii zu Hec. IV 1, 26 ist zu
lesen; MVLTO 1MMYS SCIVl <JVAM TV I IAA M omne se gloriutur prospicere ut in
Adclphis (III H, 42) 'uut non <*ex) tutis mensibus prins oll'ecissem <|iiain die quioiuam
teporit. MVt/jV» l'ftlVS SCIVI <^YAM TV ILLVM bene pergit' etc.
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27
Beobachtung dürfte die Entstehung der Handschrift wie ihren kritiselien
W ert in ein helleres Lieht setzen.)
3.
Verschollene Handschriften.
I.
In einem Leidener Exemplar der Lindenbrogsehen Terenz-Donat ausgäbe
(iium. nr. 12) steht eine Kollation des Donatkommentars von (lionovs Hand;
auf S. 42«» am Schlüsse der Heeyra befindet sich folgende Notiz 'Inscriptnm
paginae sequenti (seil, eodicis finita Hecyra, quae Phormionein sequitur): Hoc
Volumen niiiifaravit Raphael de Marcalelll* Jjvi qra Eitü* Ko/'eü. Abbau Sanrti
liavoiti* iu.rta (iandavum anno domin i 14H0. Collationein hllilis operis absolvi
die XV. MPCLYl.' Kaphael de Marcatellis wird bei .Sander, de Gandav.
S. 1 1 H genannt 'Episeopus Boffensis*) et Abbas Coenobii Sancti Bavoiiis
tiandavensis'; es heisst von ihm 'Praesul vel ob eam causam singulari laude
dignus. quod bibliothecaiu sui coenobii variis codieibus auxerit . . ., ipiorum
voluniinum aliqua hodie adhuc (1H24) in Bibliotheca Cathedralis Ecelesiae
Iraiulaviensis visuntur'. Die alte Abtei S. Bavonis wurde schon 1537 auf
Karls V. Wunsch aufgehoben, das Kapitel 1540 in die Kirche St. Johannis
verlegt, die von jetzt an auch den Namen St. Bavon annahm und 1559 zur
Kathedralkirche erhoben winde. (Vgl. Feller, Biogr. Fnivers. IL S. IM.)
Die Handschrift, über deren Verbleib sich nichts ermitteln Hess, ist demnach
vor 1490 geschrieben; dass sie aber nicht viel älter gewesen ist, lässt sich
feststellen. Der Titel lautete 'Aelii Donati (?rammatici elarissimi in sex 1\
Terelit ii Afri comedias examinata iuterpretatio; "*) der Kommentar zur Hecyra
f tilgte als letzter auf den zum Phorinio und war lückenlos. Beides. Titel
und Anordnung, weist mit Bestimmtheit auf die Ausgabe des Calphurnius
(Venedig 147«i). mit der zum Pbertiuss auch noch die Lesarten überein-
stimmen, wie sich durch Vergleich mehrerer Partieen mit Sicherheit ergeben
hat. Die Handschrift ist also zwischen 147«i und 1490 gesehrieben und für
die Kritik völlig wertlos.
2.
Fr. Blume erwähnt in seiner Bibliotheca libr. nisc. Italica auf S. 227
einen 'Donatus in Terentium Membr. fol. magn. foliorum 197'; er befand
sich in der Bibliotheca S. Placidi nionnchoruin S. Benedict i zu Messina; «las
Kloster ist 1849 abgebrannt, dabei wird wohl auch diese dem Umfange
nach vollständige Handschrift ihren Untergang gefunden haben.
) Eine 'RossensLs dioeeesis in .Scotiu' wird zweimal erwähnt hei Sunder. Chronol.
Monast. Ord. Cistero. S. 378 u. 3HH.
**) «ienau donseihen Titel hat der Cod. 2 H 4 der köni<;l. Privatbibl. zn Madrid (s.
L"f\ve. Riblioth. jmtr. lat. Hispan. S. 40."); Rhein. Mus. LH S. 98). einen ganz ähnlichen
der Cod. Vutie. Regin. 1673 <s. Studi ital. II 8. 015).
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28
3.
In der Leipziger Ausgabe (1773) der Bibliotheea latina des Fabrieius
findet sich Bd. I S. 50 folgender Vermerk 'Donati MS. Cod. sed recentior
est in Bibl. Kotenb. ad Tubarhn. v. Beysehlag in Sylloge pag. 750. Alius
membranaeeus fuit in Bibl. Ehreneroniana'. Das betr. Kapitel des Fabricius
ist laut Überschrift dem Terenz und seinen Kommentatoren gewidmet, man
mfisste also an den Kommentar des Donatus und nicht an die Ars denken;
aus der Stelle bei Beyschlag (Halle 172t» Bd. 1). der wiederum ein Programm
des Rotenburger Gymnasialrektors A. S. (Jesner als Quelle benutzt, geht das
allerdings nicht mit Sicherheit hervor. >'fl ^ -n*<^t*r.
III.
Zur Textgeschichte des Eugraphiuskommentars.
Während der Kommentar des Donatus in zahlreichen Handschriften
übeiliefert ist, existieren von demjenigen des Engraphius deren nur wenige:*)
schon länger bekannt und mit einer Ausnahme für die Ausgaben.**) freilich
ganz ungenügend, verwendet sind folgende: zwei Leidenses Voss. lat. in
quarto, 34 und :$<i s. X.. zwei Parisini lat.. Iß23"> (Sorbon. 507) s. X XI und
7520 (Volbert. 3t»35. Heg. 5491, 5) s. XI. sowie der Vatic.-Basilicanus P» H.
des Terenz s. X (s. Umpfenbach. Praefatio S. XXY1II und XXX). f'ber
diese Handschriften vergl. man H. (rerstenberg. De Eugraphio Terentii
interprete, Diss. .Jen. 188<>, S. 4 ff. Der Kommentar des Engraphius ist be-
kanntlich in zwei oft erheblich von einander abweichenden Redaktionen
überliefert : der Ked. A gehören an Leid. :0J (olim Petavianus) V, der Paris.
1*»235 S***) und der Basilicanus H\ doch enthält nur der erstgenannte den
Text (vom Anfang abgesehen) vollständig. 5 nur den Kommentar zu Andr.,
Eun.. Heaut.. Ad.— TIF 5. 4, B zu den Prologen, zu Andria I— III und Ex-
cerpte — Heaut. III l. Sehlimmer bestellt war es um die Ked. B, der (iersten-
berg nur den Leid. 34 (olim Bellovacensis) f. *"***) zuzuweisen vermochte; dieser
enthält aber nur grössere Bruchstücke des Kommentars, nämlich zu Audi-.
*) AuJlalli^r ist, doss sich in itaüen. Bibliotheken, von den Fragmenten dos Vati-
canus und des Ambrosianus H. 75 int. s. X abgesehen, keine einzige Kugraphiiis-Hand-
sclirift befindet: die Nachforschungen, die K. Sabbadini auf meine Bitte anstellte, waren
ergebnislos. Von den beiden Ox<mien«es (vgl. tierstenberg .*>'• H) enthalt der eine.
Brasenose Coli. >ls. no. XV11I s. XI nur ein paar ganz dürftige Kitudnoten zum Heautont
auf i'ol. W, darunter an letzter Stelle zu Prol. ö*> die Bemerkung 'Statarinm sccundum
<|uttsdam stationem. secunduin eugrnphium stabilem', vgl. Klotz S. 50-1, 12. Die andere
Handschrift, Bodleiau. Auct. F. VI 27 s. XI, hat auf den ersten Blättern einige kaum
leserliche Scholien, die aus Kugraphius excerpiert sind, mit Andr. prol. 1 beginnen und
I 5. 2»i schliessen. Diese Angaben verdanke ich gütiger Jlitteilung von W. M. l/indsav.
"*) (J. Facrnus in der Ausgabe des P. Victorius. Florenz lütto; Fr. Lindenbros. r .
Frankfurt lfo23. und A. H. Westcrhov. Haag 172H; letztere nachgedruckt von Zeun«' u. Kl<>tz.
= Cod. Olivarii bei Lindenbmg.
= Cod. Loisellii bei Lindenbmg.
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Kiut. V 7 tin., Heant. III 2. 12 — Im. und Phonn. — IV 2, 1. Da ist es
denn von grossem Wert, dass Sehopen (bereits 1851) noch eine andere
Handschrift ausfindig; gemacht hat. die derselben Redaktion angehört wie
L und den vollständigen Kommentar enthält, Es ist dies der Codex
Sangallensis (G) 8f>0 s. XV, eine Papierhandschrift in Folio, die auf S. 3 — 177
den Kommentar in folgender Anordnung: enthält: Andria, Hecyra, Eunuchus,
Heautontim.. Phormio, Adelphoe. Der Titel lautet: IX(TP (ÖMEXTV
EVGRAPHll L\TER(!); am Schluss findet sieh folgender Vermerk: 'Et sie
est tinis huius o])eris per nie Johannen! Merwart d'we. Die Handschrift
ist zum Teil von Schonen, zum Teil von mir kollationiert worden, auch habe
ich Scholiens Kollation revidiert; die Prüfung des Textes hat ergeben, dass
G mit L. soweit letzterer den Eugraphins bietet, im Ganzen übereinstimmt,
im Einzelnen jedoch, besonders hinsichtlich der Wortstellung, gelegentlich
etwas abweicht. Trotz seines jungen Ursprungs ist G daher für die Her-
stellung des Eugraphiustextes wertvoll und auch insofern interessant, als
er zeigt, dass die Redaktio Ii noch im 15. Jahrhundert, in einem vollständigen
älteren Exemplar vorhanden war. während sonst nur der Leid. L s. X
bekannt ist. Möglich ist es indessen, dass dieselbe Redaktion auch noch in
einer anderen, freilich ebenso jungen Handschrift, vertreten ist. Im Catal.
general des manuscrits des biblioth. publ. des depart. T S. 249 findet sich
nämlich folgende Notiz über die Bibliothek von Laon: 'Xo. 4t>7 Tn folio sur
papier. (Commentarius in comoedias Terentii) Incipit: '('um omnes poetae.'
Provient de Xotre-Dame de Laon. 'Scriptus et compilatus per nie Johannem
Vilardi. canonicum Laudunensem et natum Bappalmis in Atrebatensi dioeesi.'
Ein Versuch über diese Handschrift, die wie der Anfang zeigt den Eugra-
phiuskommentar enthält, und über ihren Text Näheres in Erfahrung zu
bringen, ist leider bis jetzt erfolglos geblieben.
Jedenfalls haben wir jetzt den vollständigen Text der Red. B; mit Red.
A ist das nicht der Fall. Wenn auch für die in V durch Verlust der
äusseren Lage des 1. Quaternio entstandenen Lücken*) zum grösseren Teile
Ersatz geboten ist durch S u. B. liegt die Sache im Eunuchus derart, dass
für das Stück II 2, 5 — V 2. 57 nur die Red. B vorhanden ist. Im Cod.
C setzt hier nämlich eine andere Hand ein, von fol. 12 v bZ. 21— fol. 17 v
b Z. 3 v. il (Ende des Quaternio); die alte Hand fährt dann auf f. 18 r
fort mit den Worten Menique hoc intellexit Pythias'. Das von m. 2 ergänzte
Stück stimmt aber nun so sehr mit L überein. dass die Lücke der Vorlage
aus einer Handschrift der Red. B ergänzt sein muss.**) Nun ist aber diese
Partie an zahlreichen Stellen von einer a. Hand (kräftige Schrift, grosse
Buchstaben, dunklere Tinte) korrigiert worden, und da stellt sich ein merk-
würdiger Zusammenhang zwischen C und S heraus. War der nicht korrigierte
*) Petavius hat sie mit Hilfe des anderen Leid. L (— ^ lled. H) ergänzt ; (iersten-
be. V S. 18.
**) Dass die Lücke nicht aus L seihst ergänzt wurde, weist (Jerstenberg S. 14
Anin. mich.
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Text von V = so ist der von S korrigiertem V. Das könnte an
sich dadurch erklärt werden, dass V hier entweder nach 5 oder einer anderen
Handschrift der Red. A korrigiert wurde, auf die 5 zurückgeht. Indessen
eine Stelle besonders weist auf eine andere Beziehung hin; Run. II 2. 52
heisst es in <S': quibus cherea e clancncü ppositus; in V dagegen steht fol.
13 v a: quibus carai praepositus; carai ist von in. 3 durchgestrichen und
durch ein übergeschriebenes Zeichen auf den Kaum zwischen den beiden
Kolumnen verwiesen, wo unter demselben Zeichen 'cherea' steht; unmittelbar
darunter folgt 1 :- elanculii\ als Koirektur zu dem in der 2. Kolumme ver-
schriebenen 'caU-ultim' (Run. II 3/18) über welchem Worte das entsprechende
:- steht. Nun bedeutet dieses Zeichen bekanntlich 'est ', und so ist es denn
erklärlich, woher das 'est clanculum' von «S stammt. Der Sorbonensis ist
also aus V abgeschrieben, ein Resultat, das durch die sonstige auffallende
Übereinstimmung zwischen beiden Handschriften bestätigt wird; da S nicht
so sehr viel jünger ist als I* ist es natürlich, dass letzterer damals in dem
Kommentar zur Andria noch vollständig war.
Die Runuchuslücke dagegen scheint mindestens schon in der Vorlage
von T vorhanden gewesen zu sein, wenn sie nicht noch älter ist. Rs ist
nämlich auffällig, dass der Paris. P genau mit denselben Worten 'Denique
hoc intellexit Pythias' beginnt, wie der neue (^uateraio in I", wo die m. 1
wieder fortfährt.*) Nun weicht aber P, wenn er auch im Wesentlichen
den Text der Red. A bietet, im Einzelnen öfter nicht unerheblich von I' ab,
sodass es ausgeschlossen ist den Paris, direkt aus dem Vossianus abzuleiten ;
zwar sind auch in P wie in I' die Kommentare zu den Adelphen und zur
Hecyra durcheinander geraten, aber die Anordnung ist nur ähnlich, nicht
völlig identisch. So bleibt nur die Annahme übrig, dass P und I* auf
dieselbe Quelle zurückgehen. Die Notiz im Paris, f. 108» unten von junger
Hand (s. XVII XVIII) 'Rugraphii j Haec In alio quoque Rxemplari cxtät |
Rx quo etiam desciipta Videtnr 1 beweist natürlich gar nichts.
Um noch einmal kurz auf >»" zurückzukommen, so lässt sich vielleicht
eine Erklärung dafür finden, dass dieser Codex im Kommentar zu den
Adelphen abbricht, zu Hecyra und Phormio überhaupt nichts enthält. Der
Schreiber war durch den Terenztext an eine bestimmte Reihenfolge der
Komödien (= PC des Terenz) gebunden: für die ersten drei Stücke hat
*) Diese Thutsache war (.-rerstenberg (bez. < unidermann) entgangen, da allerdings
P f. lONr. mit Kun. V r 9 (quod factum sit) beginnt und zunächst auf den Eunuchus-
Kommcntar den zum Heautontini. folgen lässt; dieser bricht f. 115 r. b auf Z. 5 ab mit.
IV 1. 19 (a üummo ad imum dicuntur) und auf der Kiiokseite beginnt Eun. V 2. f>7,
wie oben ungegeben. Fol. 1H»>\ fängt der Kommentar zu den Adelphen mit I 1. 44 an.
Der Codex ist von zwei Händen geschrieben, die sieh deutlieh von einander unter-
scheiden und in der Weise abwechseln, dass f. I08r. 110r. B von man. a, llOr. B —
115 r. B von m. b. 1 15m.— II«« von a. 1 17 r. - 11!» m. von b, IL'O von a und 121-124
von b geschrieben sind.
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:n
Engraphius in I* dieselbe Anordnung, dann folgt hier aber der Phormio.
den der Schreiber übergehen musste, da in seinem Terenz die Adelphen
folgten. Als er aber bemerkte, dass in seiner Vorlage die Kommentare zu
Ad. u. Hec. in grosser Verwirrung 1 waren, gab er die Sache auf und liess
auf diese Art auch den Phormiokommentar weg.
Der Sorbonensis ist nach Schopen*) (Nonn. Gynm.-Progr. 1852 S. 4)
's. X exeunte vel XI' geschrieben. I" ist sicher im lo. .lahrhundert ent-
standen; auch die Zeit Verhältnisse stehen also der Annahme, dass 1' die
Vorlage von <S ist, nicht im Wege, umsoweniger. als wohl auch die Heimat
beider Handschriften dieselbe ist. Der Paris, stammt aus der Bibliothek
der Sorbonne, der Vossianus aber gehörte einst dem Dionysius Petavius, der
lt>21 Professor der Theologie in Paris wurde und 1<>52 daselbst verstarb;
übrigens ist auch der andere Vossianus französischen Ursprungs, denn er
gehörte früher der Bibliothek von St. Peter zu Beauvais an.
*) Ich konnte die Hs. nicht selbst einsohen: meine Kollationen stammen teil«, von
Sehnpen. teils von Dr. ('. Walther. der den ('.»«lex Für mich in Jena verglichen hat.
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Inhaltsübersicht.
1. Knantliins und Donatus . . . . . . . . . . . , S, 1 — 1 ti-
li. Put llandseliriften uiul Ausfallen des 1 >una1knimnnit^rs S. Iii i J s.
1. I.iudenl»n><rs handselirit'tlirlies Material S. Iii )>:\.
2. Westerloys Handseln iften . . , , . , . . . S. 23- -27.
3 Versrl inl lrn e H .-nid srl iri t'lei i . . . . . . . . . ^ - i - 2H
III. Zur Textgesehiehte des Kngraphiuskoinmeiitars . . . . !S. 28 — 31.
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