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Rene Schickele
^IrirtriHtott Umbrrsiiji.
Blau Memorial Collection
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6edrudU im Tebruar In der £. t}aberlandfd)en Bud)drudurei
)u £elp)lg In einer Auflage oon 250 numerierten Ejemplaren jum
Prelle oon Je fO. 2.—. Daoon trägt dlefes Eremplar die Dummer
Außerdem wurden 50 Efemplare auf amerlkaniTd)«$ Bütten ab-
zogen und In edjte* Pergament gebunden. Preis IQ. 6.—.
Rene Schicke W
Ii»
]Mori Repos
Verlag von r)crmann Seemann nachfolgen 0. m. b. r).
Berlin und ieipzig.
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igmzea Dy
Google
JTuf der XandttrafK.
„Es winkt ein großer grüner Stern,
neigend fculdigen die andern:
mein r)erj, du r>aft das Sd^fckfal gern,
mein ftoljes r}erj tollft wandern."
Die (Teiche nahmen alle r)immetbrände
In ll)re blauen Scfyalenbände,
ein Öogel tdjlug in einem Baum —
Da — l)Atte idj am rjer^en der Erde einen Jlbgrundtraum!
3d) tab der $efmfud)t taumelndes 6efid)t
3d) Ttand — in mi<b sank feierliches iidjt
und überwwfys fid), atmend, $d>id)t um $d)ld)t . .
id) ttand und blühte:
lladjt:
lladjt und 0edid)t . .
Bei ßad)t.
(i.)
Du bfft In diefer Had)t mir nal>,
fd) füf>lc r da$ mir Glück gefdjal),
id) lebe weit oon mir und ftumm
(längft £ infamer!)
um mid) berum, Reif fd)immert, Silber lobt,
erglänzen die Gärten Meiernder (Tod.
So will id> ewig leuchtend dunkel fein.
Denn fiel): fdjon wurde meine (Trauer rein.
Jn meiner (Tiefe blonden Schein
durd) (Tore, die der Knabe febmückte,
treten in mein Edjo Bilder ein:
leben, das mldj einft entzückte . .
Das alles war fdjon einmal (Traum.
JTn mir gleitet der Saum
des Unendlichen oorüber.
Bei Hacrjt.
(n.)
£iebesnäd)te, abnungsooll in mld) verfunken . .
tieffeliges 0efül)l oom eigenen 6efci)led)t . .
jwei Seelen l)aben lächelnd fid> gewunken . .
id> fül)l mein anderes 0etd)led)t . .
Don mir feiig fd)iud)3e id) —
üon mir lelig fd)lud)3e id) —
Zwei Seeien — o die .Rügen! — fid) emtt übereinanderbeugen,
nun möd)te id) gan* tebnfudjUvoll mein einft 6eliebte$ *eugen . .
£$ tdjlief dies Xied in dunkler 12ad>t.
lang !>at mein tpätes Glück gewagt.
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Bei Uad)t.
(m.)
Der üollmond jagt aus blauen Jlbendlüften.
Sdjwlmmt . . weid) . . löft fein 0old Ins Zimmer
um deinen ieib, um deine Jü^e, um die jagen Ruften.
Jn diefen Jlbenden Tel) ld) did) Immer,
ums Rinderbaupt das matte 0old,
oor einem blonden TOond aus abendblaffen lüften —
du — ganj — In — Gold.
Das feltene Xid)t tudjt did) mit blonden Uppen
aus einer Seligkeit von blauem r)aar,
es nimmt in blonde r)ande, nimmt auf feine Uppen
den rjals, die Jlugen, deine Stirn, dein r)aar —
Und plöt)lid) fängft du an )u fingen . .
„Hier foll mir die farbigen ersten Rronen bringen?
Sie tanken von der Sonne, durd) das Xld)t,
und treiben durd) die Dämmerung auf Jlütten,
id) bore einen tiefen Rlang, der bridjt . .
find il)re weid)en (Tänje, die fld> Kütten.
3d) Tab im (Traume, die In l)oben (Tannen fyingen —
Cüer foll mir meine fd)mel)enden fröblldjen Rronen bringen?"
JTus einem uerwebten Sommer.
rßcintt du r id> wü*t es nld)t!
Es war mein Glück gewesen,
leb war bei dir genefen —
meinft du, i<b wü$t es nid)t!
Und bätteft du dein fein 6efid?t
$u mir gebeugt in bellen Hätten,
Jenen ßäcbten, die mir febrecklieb find,
— in füber Bläue uor dem 3entter
wiegten Rote und r)ya)intb
und mifd)ten mit dem Dufte deiner r)aare ibren Duft —
und bätteft du in told)en nädjten,
die die ftummen bkicbgeprefcten Eippen baben,
gefaltet deine r)ände auf mein rjerj gelegt, . . .
kein irrgewordener (Traum bätt fi<b geregt,
es wäre wie die ftiiten ßäcbte ftill gewefen,
1d> war bei dir geneten —
meinft du, id) wüfjt es niebt!
3d) bätte wie den Srübling dld>
mit fcbwermutoollem Glück nur gefübit,
nur deine wei^e Stime leuebten tebn,
nur deinen r)er)fcblag dureb die ftillen fjände,
das Poeben träumefebwerer lläcbte dureb die Zimmerwände
boren gebn . .
(Die eine Kliege, drin mein wirrfter (Traum
fdjon fcblafen wollte, und id> bätt nur noeb gedaebt:
nun bift du blütenftill und voller Eid)t
wie draußen oor dem 5entter der niagnollenbaum.
In extremis.
Gimmel, lUeer und £rde redin.
fremde! UHr können nur beten.
Cüoju beten?
*
Unfelig bin id> t ein perftörtes, flnnlofes 0edld)t.
Du Erde, meine Crde — t)ilf! id) finde meine Heimat nid)t.
Vertrautes, meine Heimat! IBeine fllutter fudjte did>.
Du gro&e Had>t! Die $ei>ntud)t aller Ittenfcfyen kniet in mld).
3d) darf nid)t fterben.
Ulerd Kronen erben.
0 TOutter —
3n einen dunklen Strom fiel deine Krone,
eins deiner Kinder fpridjt:
„Es ift weder tllond nod) Sonne, wo id) wobne,
es ift ein ftummes Blutaerid)t
(0 fttutter!)
über Sünden, die du nie geafynt, 0 über did>
und deine (Traurigkeit, und für<bterlid)
fd)wanken die dunklen Ströme. Sie umwinden did)!
(Spangen!) und fpiegeln Hadjt. — Our eine Klage kommt ju dir
mit müden fänden:
(Traurig, biKlos ift das (Tier.
Soolel trauriger find wir.
Und alles ift kein Ende.
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Wenn i<b es wiederfände . . ."
(lAutter!)
Es wankt der Strom, es tdjwankt die Uadjt,
Tie bat gebro<bene Jlüael ofyne Ende, diete Dad)t
o nienfd),
und du weifct ni<bt,
o rtlenfd),
und du weinft nidjt,
und du ftfrbft nld>t t
mentd).
„3ns (Tagesleucbten taufte meine Stirn.
mutter, id) füf)l« did> im £id>t.
Pf, mutter, und verkläre did>. Ittebr, mebr!
In meinem Blut von Rraft ein podjend lEeer!
Das will den Berg binauf, (3dj lieb die Berge fet>r . .)
Den Berg binauf! es taudjt dort iidjt in £id)t,
bilf, fllutter, und verkläre did),
es febreit mein Blut ins X!d?t."
Klein Jleifd) atmet das Xidjt,
mein Blut verttrömt ins £id>t t
bald bin id) ftlber Xid)t.
3<b leudjte!
i
j
0: id) l>abc etwas tröftlid)cs gefunden.
üorbänge ju. üiel (Teppldje. (Jorbänge. Samt, (TeppidK, — Rub.
3d) fand mein dämmerdunkles, gelfterbaftes Mutterland.
(Jorbänge ju. IBeergrund. 3n (Teppicbe und üaebt ertrunken. Qleitenrub!
Gräber rauteben in der Runde — Gräber lauften!
Jd> fübl Stritte um mi<b — CDadjfen — Rias? — (Tod und 0ewübl.
Stunden lieg idj dumpf, glei<b tot — tyäb alles fdjon oerwunden —
Kein Ulort. Gin ernftes Xädjeln febwebt an einem bcHIgcn Ort.
Der (Tod! . . Cr täfelt Ja, der (Tod!
er ift, . . ift ja das 0lüdt, der (Tod!
Das 0lückü 5<b ebbe an mein mutterber* zurück.
12
Einkehr
Fjülle deine Stirn in leere Oadjt.
Rörft du? . . Sadjt
gleitet dein fremdes ab. —
Steige tiefer binab.
Jüblft du? . . nun bitt du leer . .
JIus deinen (Tiefen b"
quillt e$ . . e$ raufdjt dein Blut
in tiefen Brunnens r)ut . .
Die Erde näbrt did>. £ndli<r>!
Du wirft dir felber kenntltd)
an deiner Tllutter (Dort.
3bw Sprakel . . Jmmerfort
fprid)t fie oon deinen Cinjigkeiten
und il)ren ftoljen Endlichkeiten . .
Du wirft dir tief uertraut.
Ein ©ille nun, der baut!
morgen und JTbcnd.
„Röntg im Xeben?
f)inwj)eben!
Singe über deinem Sdrnier).
ieg eine Rrone in die Wiege,
bete, bete, dal* fie fiege,
wiege — , wiege, lädjle. So wie En."
* ;
Still, (tili!
Du werde ftill und klar,
und dann oerllere did).
Dein 3d) — e$ wid>,
Weg — tief . . und löfte fid).
Du wurdett klar.
Still, ftill!
Du fd>wimmft in Gottes üuge.
UJtnn id) Ttcrbe r felje id) meine ßlückfterne am Gimmel.
Die <jlüt)n mid) trunken, die glüfyn mid) Tatt.
Sie küfylen meine SebnTud)t ab.
Zu Ihr, die mir den Hamen gab,
Tdjwinde id) frageläcfyelnd i)inab.
0 01üdt! id) brause keine Antwort mefyr.
Bald bin id) meer! Bald bin id) tßeer!
Wenn fd) fterbe, glänzen meine Qlücksfterne am r)immel.
Sct>nTud>t.
(Träumt «in nientd): ad), Irgendwo
rauften dU Gärten rßon Rcpo$.
6in Sonntag des Jährte 1902 p* Cbr* n*
(En ut Canaille.)
Jn alle Strahn und Gaffen
erbricht der tßolod) feine (Haffen.
Dk Glocken bimmeln und bumbeln daju;
es Ift die b*IHg« Sonntagsrut).
Jllles getdwiückt }u 5u$ und Orgelfeft.
Der rjerrgott gibt dem el>rlid)en (Tag den Reft:
über Dreck und 3etjen bangt er ein blaues (Tud);
im münfter lieft die tBette ^ l^FL^ £CU~Z~
Da fltyt es weifj durcr) das Klcibraucfygrau,
-MwN-feitet auf **L*~*^ ^J^^ - « - ^
^ klatfd)t ^ <^Z-i W -
Jn alle Straften und Raffen * 1
Jn alle Strafen und Gaffen
erbriebt der fttolocb feine matten.
Die Glocken bimmeln und bumbeln dazu;
es ift die gnadenreiche Sonntagsrub.
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Zur tcfynurrenden Guitarrc läfjt der JRffe «inen Eisbär tanken.
Di« fd)önfte 3rau ratt auf der Ulalftatt iljres Bettes. (Tod den Glänzen!
0!, durd) die Creme-portleren blül)t ein fanftes CÜüftenlldjt.
3n feinem Glänze tanjt der Bär, bis it)tn das rjerj )erbrld>t.
Ut, mi t re f fa, nun jiebt f1d> an die fd)önfte 3rau.
Sie \)ött die Raruffelie fingen auf der Jfu.
Parfüm und Puder — Ja id) liebe didj!
Rorfett — du bitt mein Cfyriftus Jriederid).
Die rote 3efttag$bloufe t Brofdjc — o du mein!,
in deiner liebe ftei) ld) ganj durd>a,län)t und rein,
ein 3>ül)ling! Dein die (Tage, dein die 12äd)te. r)aar und Bein.
18
Komödiantin mit den Brenden Gebärden: weil id) will:
Sumptmadonna. Rur$e Solange mir am rjerjen, näbre ttlll
geringelt, f>cl%e Jrud)t du, das Gefdjwür, das mir am Xeben frlfct,
(die kleinen Sterne flimmern)
indes id> ftarre — da der Abend böbnlfd) die Signale bW,
und erdentritfen überm Delta ftrenger Eifenwege — eng gekrampft
ein Sd)nell)ug uon des Erdlaufs Puls durcfofcbüttert barte r)arfen
ftampft
(die kleinen Sterne flimmern).
*
Elfen fingt. Die Ulildbeit diefer r)er*en! diefer fallen! Riefen
Qammcrn.
Um die feiigen Bogenlampen fiebft du glorienreine Stunden dämmern,
tlerjweiflung glänjt ein tiefes blaffes Glück
In den erften meinen (Tag jurück.
Über Gletfcber, Berge, (Täler ftürjt fie Silberteen,
0ro$e früfylingsgrüne Segel alter Abnung drüberwefyn,
fo glücklieb kübl wird alles leben.
0 wollte mir ein (Tier die reine Seele geben!
ßun ftöfjt der Zug. Jd) war fdjon einmal fo.
JTIs bartes Rind einmal. Aufatmend frob,
in allen Schein, in alle Rub ergeben,
füblte den Abend um die (Täler in Erfüllung fdjweben.
3d) mödjte dir Ja meine ganje Seele geben.
19
Der Sonntag endigt in 0eb«t.
Endlid). Eine Kinderttimme fd)meid)elt an dl« fernen Ruften.
r)aftl<j falten unbefleckte r)ände fid) auf Ibren Brüften.
„Sünde 0efd)ied)t, id) möchte mid) von dir, und fef es durd)
mein Blut, erlöfen . .
Jd) würde dankbar mid) auf einen Zackenfelfen fdwileden latfen,
dal* mid) fUeer und Sonne peltfd)ten. Hur lieben können —
oder baffen,
nur ein andrer fein, ein eigner r)alt
und eine 6nade füblen, b«i& und kalt
mid) an ein einftmal lid)te$ leben febmfeejen.
Ein banges 6lück nur, ein Gefühl ;u fiegen.
Jnbrünftig möd)t id) mid) von dir und fei es durd) mein Blut
erlöfen . . .
Gegen JMorgen.
„"Wirf did) Ijfnaus!
Caft die Rrelfe deines Blutes in die Olcite Id)Wingen,
lafj Tie Telber fid) die kübnften ifyrer Babnen zwingen,
lafj fie ju den blauen 0letfd)erbänken fteigen,
dumpf über ttteeresnäd)te neigen,
lafj ibre Glut von deinen flauten trinken,
in die weder Sonne, Ittond nod) Sterne finken:
Quell aus dem r)enen einer fremden und tiefeignen 12ad)t . . Ergründe did)
in it)rem lauf, nur lab fie ibrem (Tan*. Erhöbe did),
und dann: lieb! deine Kielt,
die glübend, wühlend, eifig rubend
Tid) an deiner I12enf<ben-, deiner Scböpfergrö'be bält.
(Trage den 0lanj von Jedem Cld)t
wie Reife um Stirn und 0efid)t,
nur wirf! und f (baffe ftark den erften (Tag,
fübr auf dein Sein den erften r)ammerfd)lag
und leg es in die Weißglut deiner Teuer. Sieb!
Sie näbren did); du lädjelft; b*rrfd)tt! und fpiegelft fie."
*
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•
mein Celb oerweft in einem Bett oon Schlangen,
dld>t neben mir l>ält meine Jugend (Totenwacht:
sie ift unter Sonnenuntergängen Eingegangen,
sie r>at den Duft von Sommernächten heimgebracht,
nun hält Tie Will. Jim Ende.
JTuf meine Jfugen legt Tie ibre r)ände:
Da bäumt der r)immel, da fegt das Xid)t
oon den Mähnen fdjlobwei^er Pferde,
es fchwankt ein fdjmales Rindergeficht
im ewigen Rabmen der Erde.
0 das Saufen der fd>1of> weisen Pferde!
Deine Sefynfucfyt, die in Dunkel krampfte,
wirft Zügel
ins Unendliche . . Ein Springbrunnen, der im Klind jerfegt.
3ch bin der, den meergleicb die Erfüllung trägt!
Sie fliefjn. Sturzwellen. Rappen glübn.
Itteer — die Erde erbittert, flläbnen glühn!
Die Brunft oon Strudeln bekränzt die Dacht,
fie ftürjt in (Tänzen, und Satan lacht.
€r würgt. Erwürgt. Starr!! Sein Jltem peitfeht über die IJerde.
Unter die Sterne fchwankt die harte Gebärde.
*
22
Jfls die neblicbte Dejembernad)t verdampfte
und die ftummen Boote durd) den Abgrund pfeilten,
begann Paris *u dröhnen.
Oer Cancan tönte über Schienen, die vielleicht ins r)elle eilten.
hoffnungslos kam das Befpenft des Eifelturmes
übers leere llleer; ein Xeucfytturm, der fein 5euer lö'fdjte . .
. . . Du bateft deine ftarken Klünfcfye, dafc fie weilten
und £id)t in deine Dumpfheit ftreuen möchten!
Und Jeljt? — Cin altes Seinen, $u verfö'bnen . .
Ein jages fcfymeicfyelndes Xied, das fid) in die Sonne legt,
weil es Blütendolden dunklef (Träume um die Jlugen trägt
und füblt, wie fid) der (Dürrn in feinen Blicken regt . .
Clann wadjt ein Sturm?
— Und deine $elmfud)t, die in Dunkel krampfte,
bat SHigel!
?d) fab die erften goldenen Sterne in den Klipfein bangen.
Sie ftrablten. Zu ilmen auf ein Rnabe und ein Ittädcfyen fangen.
€s rlfj eine r)ärte!
IHein £elb verweft in einem Bett von Schlangen.
Satans Quellen klagen: "Werde! — werde.
Die Reigen Ijabcn fld> gelöft. Sic rufen f1d> und Tinnen: — wer?
Jn Strudeln und in lockern Kränzen jiet)t ein Scfyichfal übers Illeer,
in Sparen matter Schwäne, die f1d> nun nie mef>r otrfttfyn
und, ahnungslos oorm Ende, — jäb und wiffend! untergefcn,
eines nad> dem andern. — Jluf lange find die florbonte leer
von Sonnenuntergängen, Xeudjtfignalen und dem bo'bern 0'««)
der Sterne.
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3nmitten bebender Rlrdjen.
DU l)ol)e See der Blocken!
Sic begraben.
Qer)!: did> in die Grde graben,
in Quellen Dunkelheit und Glocken; erdenmäd)tig fdjweben füllen,
die Sonnen, die nodj gittern, gan* in Bädern finftrer rjarmonieen kühlen,
il>re Sprache tdjwer am rjerjen Ijaben,
füblen! wie das Ungeheure fcfywebt —
fid) bebt
Bald muffen alle Feuerwerke aus mir ftclgen
und it)re Pracht fid) auf miefy niederneigen.
, bald bift du Gort fel)r nal>."
Seljr nal).
25
Redemptio mundi.
Die Eispaläfte der rjori^onte ftanden blendend offen.
Die Sonne auf dem ftteer fror ju.
Tackeln jum Ziel! verrückendes hoffen,
brandrote Gedanken raften jur Rul).
0 Eis!
©er oon deinen 3euerfeften welfc —
irgendwo ift ein Ülädcfyenkörper eingefroren,
der ward vor Millionen Jabren geboren.
irgendwo ift ein ©eib oerendet.
tlie gefcfyändet.
Glück, du fallender Kreis!
Die ©elf erfriert.
Ob lefcte Glut den Salamander gebiert?
20
Von einem Ende.
£uj)ö
mu$t fterben.
(Tamburine im Sonnenuntergang.
Die td)war)e Ubr im Zimmer to bing-bang,
mufjt fterben,
tinglt „fterben, fterben,
«üb«."
Slebft Gänje in ölutuntergang.
0teid) ift die Sonne unten. 6leid).
So. Sie verneigen fid>. Und — 3etjt!
(Tod l>at fld> auf den niedern Ball gefegt,
ttreckt feine Beine übererde . .
ber . . b*f! berübren did>. M deinem IJerjen.
Der (Tod fdjläft auf der Erde.
Die fd)warje Ubr: eubö,
bing-bang im r)er*en.
DU nad)t bat Rer^n.
Er itt tot.
Jlber fein Zimmer ftebt Im felben Xeben.
t)ält das leben, das fid> von ii)m ftat)l.
Die Xampe brennt — röchelt bisweilen —
gelbrot — mit einer Seele kupferrot —
Die Senlter find verlangt. Sein Xeben . . nur die Blumen
leim gefpenfterbaft. ' Sie wiffen, Tie b1ül>ti
in einer Örabkapelle . .
Die ßigarrettenwolken rühren nid)t.
Bilder . . Jfugen . . Xäcfoeln — lädjeln — Ja r Ja.
Jede t2ad)t
fpringt ein neues (Tor
der Stille
tiefer fyinten.
Deue Stille fd) wärmt beroor . .
Das kommt oom Schwungrad,
das man gan>, gan) hinten
furren l>ört.
s
Die Brunnen im Garten.
Dann fyabcn Brunnen Tanft gewunken,
In die die gro&e Pracht der tladjt gefunken,
die Sterne und die liebe. Dann bin id) binabgelunken
und t>ab die Oadjt getrunken,
langtam aus td)öpf enden lllädcbenbänden,
die mid) nid)t kannten . . aber lange fd>on, tebr lange, —
die rjände waren tdjmal und blafj uotn Sebnen —
3d) aud) fd)on, . . lange!
Ilun lädjelten Tie beim Tilbemen (Fropfentange.
JTud) id), id) läd>elte . .
Und als id) lang getrunken,
da floff id) unter Blumenbeeten bin
und war über die ganje Erde bin erblübt.
Und meine Stimme ftieg: fieb mid), id) bin!
Seelig! . . bin über alle Erde bin erglübt.
DU Seele rubt. Sie trägt den dunkeln Purpur dfeter Had)t.
Es glübt die grofje mad)t der CÜclt In dieter fladjt.
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3d) liege Im fllbernen Brunnen
Unter dem kühlen grünen datter
Hackt und klar
mit Jllgenfingern fdjmeldjelt mld) die Erde-
nd) trauere, wie ld) werde
dlci% fcfyeint der bob« Hlond b^ein
3cb flauere . . bin To allein
mandjmal flammt aucb die Sonne drüber
Die Seele fdjweicjt blnüber
GUappen und Embleme.
J) In auf und durd) <fen Raum der Sterne
ftreckt die ftolje Grde il>re r)arfe,
Sterne gleiten auf den Saiten —
JTn der Schnur aus blauer Seide
in ein unbekanntes Reid) der Sterne
Baumelt eine menfdjenlarve:
(Zuckend beim Hnfd>lag jeder Saite — )
(Tiefft in (Tiefen: Dunkel. Don Blutlicfyt überwaltet
ftif>lt das fUeer >wel r)änd« über fld) gefaltet.
Serenade.
Mutter Gottes, Sdnuerjensreid^e,
lieb ml<b an, wie fd) erweidje,
knieend vor dem r)er$en poller Wunden,
vor dem Scbmerz der rieben (Todesftunden.
Jf<b, es lind die neben Xidjter alles Xebens
und der Glan* des Drüberfcbwebens.
Sieb vn\d) an, wie i<b erweise.
Siel) mid) an, du Sebmenensreicfye,
Xebensleucbte, Sterbensbleidje,
Blübnder (Tod in Ewigkeit,
o dein Glück ift bimmelweit.
r)6'llentief find deine Wunden,
drin von Sünden wird gefunden,
wetten (Tod die Blüten trieb
febwergeprüfter Sterbensttunden.
Sieben Sdjwerter glänzen Wonnen,
da im Zug der abnungslofen Donnen
flimmernd jiebt das belle Xeid vorbei,
leite tingend, lang verklingend,
lindernd in die Seele dringend
jiebn die toten Sünden ftill vorbei.
Mutter Gottes, Scbmerjensreicbe,
Blüjjnden (Tods Uerkünderin,
Wie Jasmin im MondTcbein Bleibe,
Tel mir gnädig: goldne Xei<be
meiner engelfcbönen Sünderin.
'Widmung.
Sieben Sdjwerter ftU% id) dir ins £eben,
als es mir mit taufend Pulten Tcfylug,
oon deinem Blut blieb an dem JTrme kleben,
der did) in le^te rjöllen trug.
deine Qualen ttö'bnten b«f*es Glück;
es war ein mitleidvolles PoTTenftück.
Jn glanzvoller FJaldc. Vertunken.
Eine Stimme tdwierjt. Sic ITt to Thrill,
und Immer wieder: Tie jerfpringt.
Itlandjmai, wann Tie in dunkelwarm* Brunnen flnkt —
tie kann nidjt reden — dod) tie will.
CD Hl boren, wies im £ld)te, wo die andern armen, klingt —
Sie fdjärft fid> an dem Xid)t und Ipridjt,
fld)t trunken mit 3erfägter Rlinge
dod) das ift die Seele nid>t.
— fßittäglld) raufdjt das r)er) im (Thymian und tiefet
mit grünen JTugen in den Gimmel. Spricht — tprldjt — r>ord>t r fieljt
und raufdjt in dämmernden Akkorden,
fprid)t mit . . laufdjt feinen eignen Worten.
Dann! Dann!! o: Worte!!
(Tief! fyord), Ijord) . . ein Xeucfyten — 0old!
in Ttrafelendem Blau — l>od>! 0old — •
€wlge UJorte.
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Die graue Stunde.
ßemad) mein J)erjblut rinnt.
nun fcfywebe nieder, Mitleid,
blaffes rßädcfyen, Rind.
So dunkel . . dunkel . . Xeites Xeid:
warum denn, lieber? — r)ilf if)tn üllerbarmer!
Sdmiendunkle Uppen, raues r)aar.
Dunkel . . dunkel . . wei>: warum denn, Jlrmer!
Raues, raues r)aar — o tu mir wel)!
3d) möchte an dir leiden, tief,
To hoffnungslos, fo freudenlos wie nie,
id) möchte nur an mir gefunden.
3d) t)abe did) in Dämmerung gefunden,
du gabft mir fd)weigend deine r)and,
und mäddjenbaft fd)wieg dein öewand . .
id) füblte nur: . . du neben mir — gefunden!
3d) kenn did) nid)t, wei$ nur: id) tu dir leid . .
Du kennft mid) ntd)t, läd)elft: Ja, es ift weit,
da will id) mit dir geben r)and in r)and —
£$ fallen (Tropfen rot auf dein Gewandt!
Du jitterft . . fiei)ft mein blutend r)erj — und weinft . .
o du! — weine nid)t — es wird ja ftill dereinft.
0an> ftill. 6ieb mir die r)and und fd)relte.
Dur: läd)le. Xäd)le, wie id) leide.
o fremdes Xeid!
o I11ädd)en: Rind!
3d) bin allein, fßein r)er$blut rinnt
gemad) In Brunnen Einfamkeit.
Präludien zum Huffcbwung.
ümttrablt, gegürtet.
Um mld) die pöbelt frrablender Strudel: tobende niatbematik
und des Cbaos ßefelj.
3dj rede.
Rede die infamfte Ütanei berunter. 0 ff>r ^eiligen! 0 ibr
Madonnen!
£$ Ift die Zeit, violette Banner in den trüben Gimmel ju bangen, r)eut
itt das Jeft Immaculata, mein ift das Ittyfterium der
Perfidle.
Dreiunddrei$ig Salutfcfyüffe dem Jfhteur.
Seine tttajeftät flattert in allen (allen!) Winden vom Grofjtopp. Dann
webt ein Südweft aus der Zeit der erften Seefabrer (reine
Rinder an Roheit.)
Seele! babe den 51ug deT fHöwen und das r)erj im Sturm und die
JVugen voll falfcfyer CD o Hüft.
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3m Umkreis.
3d) löfdje die Öfen Im Umkreis und bin in einer £andfd>aft von
Reif und fftondlicfyt.
Uorüber die blutigen Sdje^os der übende und das Jldagio des
Untergangs in den Jfugen der grafenden Rübe : ebenfo-
viele Rapellen in der Dämmerung als Jlugen; Minuten
und r)immelsrid)tungen. Rniet vor diefen Prieftern des
Endes, die das I12enfd)lid)fte in TOonftranjen wie Medaillen
abendlid) bewegen.
Der Segen, wenn es aufhört ju dämmern —
Und die Sd)üffe, die nid)t gelöft wurden, auf den tdjaukelnden
Fregatten des Sonnenuntergangs, die (Teppidje über Bord
und an den matten der Sdjiffe, die CTeppidje, die fie hinter
fid) f)er fcbleifen und deren Farben fie überwudjern, fie ver-
3el)ren; die 0eften und die edelfteinumblitjten (Turbane
der türkifd)en Befa^ung, wie fie ibre Harems ausfctyifft
(und mit bo<bgelbem Segelleudjten in den grünen Frieden
fäbrt), wabrlid) an fdjwanken 6eftaden, Sprungbrettern
in mytbologifdje r)öllen. rjimmlifebes niederflattern far-
biger Raubvögel. r)ei, die Feuerbrünfte von Polypen,
die ibre fcblingenden Glieder in Jenfeitigen Sonnen-
fyftemen baben. Feuerwerke das! — Xafct eure rjenen,
Brüder, die blumengefdjmückten Gondeln Im rjerenkeffel
tanjen, dem Bodenlofen tanjen!
3d) trage die ewige Jfmpel vor der Stirn mit der feurigen fttifdjung
aus allen Rlaffen der öeftirne, denen menfd)li<b Sebnen
nad)3ufpüren vermag.
Uorüber die Orgien der menfcblicfyen Jfbende.
Sd)meid)le meiner Epidermis das Geheimnis ab, ob id) didj liebte :
Schauer (fie kamen von dir) baben fie jufammengejogen,
Bluten (fie flammten von dir berüber) fie gelöft und — von
den fremden, deinen! 0eiftem befreit. Frage die Schlangen,
die mir im i)er)en würfen, wäbrend meine (Borte,
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Schmetterlinge de$ Untergangs, auf den Beeten deiner
Zuoerfidjt tanzten und den (Tau entzündeten. Jfud) ein
Feuerwerk das! 5ur deine kleinere Seele.
Er brannte dir die 5u1je. Dafc du nie mefyr aus jenen Gärten
könnteft.
Durd) das Spiegellabyrintl) meines Scfyickfals dritten fetyon die
andern märten, und brütend lag der Jalke in der
Röte über der ttleltttadt, im I2c% einer immer fremden
5erne, und die Schwingen bebten. So wie id) deine llafen-
flügel beben Tat), als du zum erftenmal mit dem Grufc
eines nunmehr für immer nackten £elbes in mein Zimmer
getreten warft.
Cüeld) einen blendenden -teib zeigt diefe £andfd>aft von fTlond-
lidjt und Reif. Jd) beuge mid) über irjjrcn ßabelbrunnen,
der mit filbernem Ring die Seele des rjoljen Sternhimmels,
die Seele der ftillen (Tiere und der Märtyrerinnen einfaßt.
3d) fel>e die Sterne nicfyt fallen. Ein niederriefeln im Blut er-
innert mid) an Scfywäcfyen des Kosmos — an ein über-
irdifcfyes Zurufyegefyn.
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3dy1L
(Trete meine trunknen Rundgänge an.
Eine grofje grüne Bogenlampe an der Jault.
Ridjere in mich hinein — und entdecke doch manche Güeisbeit,
um die Mutter Erde, der arme Dummkopf, mid) beneiden tollte.
ttlenn nun auf der Sonne eine einige laus auf den Hinterpfoten
bockte und den Ball überdächte, itm mit einem dumpfen
Meridian umfehlöffe . . (die unfern find eifern). nieine
£uft ift blofj das wonnig grüne Xicht der Bogenlampe,
freundliche Uulkane. Seennächte über der Samara. Cliel
ironifches Sentiment hat fich an (Tigerhälfe gefdmiiegt.
Rrönungsfeiern des tlordpols. IHeine rjirngefpinfte durch-
glänzen fich im licht wie Schnakenheere. Zart, ruhig . .
ewige Sekunden. fUetaphytifche Gedanken find in der
weichen grünen Cüatte aus den Eierchen gekrochen . .
natürlich brennen fie fid) nicht, nehmen nur ein freund-
liches Jitherbad. Und es ift doch höher als der hödjfte
ieuchtturm, um den Stürme tlachtoö'gel wüft und ver-
loren fchlagen: Höher als der Rampf . . mächtige Schlacht-
fchiffe bewegen fid) durch die flacht auf ihn )u. Uiel
lachende Gewalt winkt der fanften Glorie der flacht . .
Rehre oon meinen trunkenen Rundgängen zurück —
Stelle die Xampe unter mein Bett und fdjlafe über erften Seen ein.
Im Schlaf \)ör Ichs manchmal knittern — wie alte, alte Zweifel.
Dann: Sinken der 51ut —
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}nl)alt.
.Huf der Xandfrrafte $
Bei Qad>t (I) 6
Bei Had?t (II) 7
Bei Had?t (III) 8
JIus einem verwehten Sommer 3
Xn extremis IQ — |}
Einkehr 13
ITlorgen und Abend [4
fjocfrgeTang 15
Sehnlucht 16
ein Sonntag des Jahres t$Q2 p. Chr. ti 17—20
6egen Jorgen 21—24
Jnmltten bebender fllocken . . . . . . . . . . , . 21
Redemptlo mundi 2$
Von einem End» 27. 28
Die Brunnen Im Garten 29. 50
Klappen und Embleme $1
Serenade . 32
3n glanzvoller Balde 34
Die graue Stunde 35
Präludien zum Huffcbwung:
ümtrrahlt, gegürtet , 36
3m Umkreis 12
3dyll . 39
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