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Sch weizerisch es 
Archiv für Volkskunde 



Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde 



Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde. 
Société Suisse des Traditions Populaires. 



Schweizerisches 

Archiv für Volkskunde. 




Vierteljahrsschrift 

unter Mitwirkung des Vorstandes herausgegeben 

von 

Ed. Hoffmann-Krayer. 



Dritter Jahrgang. 

Mit 9 Illustrationen im Text und 3 Tafeln 




ZÜRICH 
Druck von Emil Cotti's Wwe. 
1899. 

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INHALT. 



Seite 



Translationen in der Schweiz. H.A. 


Stüekelherg 


* 
1 


Lnzerner Akten zum Hexen- und 


Zauberwesen. I. 




E. Hoffmann-Krayer 


• • • ♦ 


22 


Noëls jurassiens. II. A. D'Aucourt 


• * • • 


41 


Ein rhätoroniaiiischer Himmelsbrief. 


11. Caviezcl . 


63 


Eine Sennenkilbe in der l'rschweiz. 


C. Waldis . 


55 


Miszellen. Kleff'eli — Ch Iii ppere. 


Dr. K. Ilaffter 


57 


Durchlöcherter Stein he 


il kräftig. K. H.-K. 


58 


Berichtigung. 




58 


Köcheranzeigen • . . 


9 • • * 


58 


Bibliographie 1S98 .... 


• • • • 


59 


Mitgliederverzeichnis . . 


« • « • 


69 


Luzerner Akten zum Hexen- und 


Zauberwesen. II. 




E. Hoffmann-Krayer 


* • • • 


81 


Die arme Gred. J. M. 


• • ■ • 


123 


Ein Stück Aberglauben in Basel a. 1705 


. E. Hoffmann-Krayer 


128 


Erinnerungen aus der Pestzeit im Volksmunde. A. Ithcn 


133 


Zwei Beseguungen. G. Kessler . 


.... 


137 


Das Würgen am Namenstag oder Geburtstag. E. Hoffmann- 




Krayer ..... 


* • • 9 


139 


La F^.e de ('leihe. H. Correvon 




142 


Crèdeuze popolari nel Canton Ticino. II. V. Pellandini 


145 


Leggende ticiuesi. V. Pellandini 


.... 


148 



>ogie 



IV Inhalt 



Miszellep. Die Verbreitung der Schnaderhüpfel nnd 

des Jodlers in der Schweiz. John Meier 149 

Zu den „Kleffeli*. A. von Rütte . . . 151 

Gaunerz ei ch en . E. A. St. . , , , 151 

Ueber die Krippen Verehrung. E. A. Stückel - 
berg ....... 153 

Von dem bösen Geist zu Appenzell. E. A. 

Stückelberg ...... 154 

Der Hausrat schwyzerischer Pfarrhöfe. 

E- A. St. . , . . . . Ihh 

»Malum omen*. E. A. St. . . . . 156 

Zu „rata miou. u E. H.-K. .... 157 
Zu der Saga vom Bau der St. Michaels ■ 

kirciu; in Zug. K. H.-K. . . . 157 

Ortsnamen u. Siedelungsgeschichte. E. H.-K. 158 

Entstellung von Familiennamen. E. A. S. 160 

Heiligtum auf Kirchtürmen. E. A. St. . 160 

Mago, e non dragone. V. Pellandini 161 

Zum Rätsel vom „Vogel federlos". E. H.-K. 162 

]) je Mund a rt in der Volksschule E. H.-K. Ifi2 

Die Münze in der Volkskunde. E. H.-K. 163 

Bemerkungen und Nachträge. Dr. E. Ha ff ter 164 

Bucherauzeigeii 166 

Jahresbericht 189S : : : : : : 169 

Jahresrechnuiig 1898 170 

Bericht über die vierte Generalversammlung 171 

Kleine Rundschau 172 

Fragekasten 173 

Deux pipes valaisannes 176 

Glockensagen aus der Schweiz. K. A. Stütelberg . 177 
Luzerner Akten zum Hexen- und Zaubcrwescn. III. 

E. llotl'niiiii-Krayer . . . . . 1 69 

Gebräuche im Birsftfk. G. Siitterlin , , . . 22h 

Kin Wörterverzeichnis der Gaunersprache von 1735. 

E. Hoffmann-Kraycr ; . ; . 239 

Zum 8chrätteliglauben. Dr. Th. von Liebenau . . 248 

Itfiszcllen. Zum Bächtelistag in Fraucnfeld. .1. Hiiberlin- 

Sehalteggei- 250 



Inhalt. V 

Sfiilfl 

Zum Schnaderhüpfel. E. Hoffmann-Krayer . 250 

Berichtigungen und Nachträge . * . 251 

Bttcheranzeigen 25 1 

Fragekasten 255 

Totenschau 25U 

Chants patois jurassiens. A. llossat .... 257 

Ln/erner Akten znm Hexen- iuiil Zmiherweseii. IV. 

R. Hoffmann-Krayer 291 

Gebräuche im Birseek II. G. Stitierliu .... 330 

Sagen ans dem Saasthal im Wallis. B. Reber . . 339 

Register . 344 



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Translationen in der Schweiz. 

Von E. A. Stückelberg. 

Allgemeines über die Herkunft der schweizerischen Kulte. - Die 
Reliquienbewegung innerhalb der Schweiz. — Reliquieneinfüh- 
rungen. — Reliquienausführungen. — Translationsfeste. 

Salvete flores inartyrum 
in lucis ipso limine Î 
Quo* saevus eusis messuit, 
Ceu turbo nascentes rosas. 

Prndentius 

Wo die Urkunden schweigen, können die Reliquien reden, 
00 möchte man am liebsten die Ergebnisse genauerer Forschung 
auf diesem Gebiete der christlichen Hagiologie zusammenfassen. 

In der That, wer das beinahe unbebaute Feld der Re- 
liquienkunde und der Translationen begangen hat, der allein 
wird beurteilen können, wieviel wissenschaftliche Ergebnisse 
sich hieraus für politische, für Kirchen-, für Kulturgeschichte, 
für Genealogie und für Volkskunde ergeben. Freilich bedarf 
es eines Menschenlebens, um nur die Reliquien künde einer 
einzigen Dîœzese ztr buchen, um nur alle Patronate eines kleinen 
Ländchens zusammenzustellen; so bleibt die Arbeit eines Ein- 
zelnen, wenn auch nach langjährigem und liebevollem Suchen 
nur Stückwerk. Als solches möchte der Verfasser die nach- 
folgenden Notizen aufgefasst wissen. Er ist auf seinen Aus- 
flügen dem unscheinbarsten Kirchlein, Kapellchen oder Bild- 
stöcklein nachgegangeu ; er hat auf den Altären und in den 
Sakristeien die Reliquien aufgezeichnet, und wo dies nicht angieng, 
nach den Vornamen der Umwohner gefragt. *) War zur Zeit 

') Diese Methode, von den üblichsten Taufnamen auf die wichtigsten 
Kalte zu schliessen, ist teilweise auch in protestantischen Gegenden zu- 
lässig, man denke nur an die Verbreitung des Namens Regula im Zürich- 
biet. Aus katholischen Gegenden nur ein Beispiel : der wandernde Hagiologe 
hört in einem Dorf den Namen „Lunzentoni" nennen. Es sagt sich, hier 
existiert der alte ländliche Kult des h. Antonius (Eremite, Magnus Abbas), 
des Toni, des Viehpatrons ; es gibt in diesem Dorf mehrere Toni's, denn 
der unsrige wird unterschieden als der Sohn des Lunz. d. b. des 

1 



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Ï Translationen in der Schwei/. 

kein lebendes Wesen zu finden, so zeigten ihm die Aufschriften 
des Friedhofes oder der Votivtäfeleheu, nach welchem oder 
nach welchen Heiligen die Anwohner ihre Kinder nennen. 

So wandert der Reliquieuforscher von Dorf zu Dorf, und 
geht nie leer aus; das armseligste Kirchlein oder Heiligen- 
häuschen, das kein architektonisches, plastisches oder gemaltes 
Monument irgend welcher Bedeutung besitzt, gewiunt Interesse 
für den Hagiologen, wenn er dem hier geübten Kult nachgeht. 
Die Invokationen aber, die sich als Vornamen, als Patronate 
von Gotteshäusern, von Bruderschaften, Zünften, ja etwa auch 
von Wirtshäusern erhalten haben, gehen in der Regel auf 
Reliquien zurück, die sich an dem betreffenden Ort befunden 
haben oder noch befinden. Die Herkunft dieser Heiligtümer 
zu erforschen, ist die Hauptaufgabe des Reliquienforschers. 
Hat er einmal das Kultzentrum eines Heiligen entdeckt, sowie 
die wichtigsten Etappen der Reliquienübertragungen in politischer, 
kirchlicher, kriegerischer oder verkehrlicher Beziehung, so ist 
er im Stande, eine Karte der Ausbreitung des betreffenden 
Kultus zu entwerfen, in der er mit den Jahrzahlen die 
Etappen und letzten Ausläufer desselben einzeichnet. Endziel 
dieser Einzelkarten wäre dann eine Topographie der schwei- 
zerischen Kulte, ein Werk von höchstem Wert für die Hagio- 
graphie. Mit Hilfe von Trouillats, Nüschelers und Dellions 
Vorarbeiten liesse sich eine Bolche Topographie der Heiligen 
im Rohen bereits skizzieren; für die genauere Ausarbeitung 
aber wäre man durchaus auf die Mitwirkung der hochw. Diö- 
zesanbehörden und aller Pfarreien angewiesen. 

Die Namen der in einer Gegend vorherrschenden Patrone 
sind für alle Zweige der historischen Wissenschaft äusserst 
wichtig, denn sie bezeichnen uns den Weg der vergangenen 
Kulturströmungen. 

Wo seit alter Zeit Sankt Michael verehrt wird, da erkennen 
wir, dass hier die neubekehrten Barbaren dem Erzengel, der in 
den Höhen — auf Bergen und Türmen — gegen Wuotan kämpft, 

Leuntius M Letzteres ist in nnseriu Land eine Invokation de« XVII 
Jahrhunderts Der Korseher betritt nachher die Kirche des Ortes und 
fiudet einen Altar des h Antonius und Ueliquien den Katakonihen- 
heiligen Leontiu» 

Anregungen iu Vornaiuenstudien hat Ci Steinhausen in der Zeit- 
uchrit't für den deutschen Unterricht VII 616 ff. gegeben: die Ableitung 
von den Schutzpatronen betont besonders Makel a a O VIII 483. 



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1 



Translationen in der Schweis 



als „coeli princeps militiœ" l ) ein Heiligtum errichtet haben. 
Wo frühe schon neben einer (Marien-) Pfarrkirche eine (JohanoiB-) 
Taufkirche auftritt, da sehen wir, dass nach altem Brauch die 
Immersionstaufe in gesondertem Tempel vollzogen ward. Wo 
der heilige Bischof Martin verehrt wird, da erkennen wir die 
Spuren der fränkischen Herrschaft, die sich einst über unser 
Land ausdehnte. Die Einführung oberitalischer und tirolischer 
Kulte in Graubünden beweist die Sonderstellung dieses roma- 
nischen Landes im ersten Jahrtausend christlicher Zeitrechnung. 
Fürsten und Dynastien hegen ihre Lieblingskulte: König Heinrich I 
widmet den hh. Lorenz, Georg und Adrian besondere Ver- 
ehrung, weil sie in der Wendenschlacht geholfen; Kaiser Otto I 
verbreitet die Verehrung des Laurentiuskultes, ebenfalls wegen 
eines Siegs, und Kaiser Heinrich II wählt den h. Benedikt zu 
seinem besondern Patron. 8 ) Der einst verkehrsreiche Rhein, 
die sog. Pfaffenstra8se, hat in der Geschichte der Reliquien zur 
Folge gehabt, dass kölnische Kulte nach Basel und Schaffhausen, 
säckingische rheinauf- und abwärts gelangten. Die Verehrung 
des Kaisers Karl IV für den heiligen Burgunderköuig Sigismund 
ward die Ursache, dass unter dem Namen Sigismund der dritte 
Luxemburger den deutschen Thron bestieg. Das Geschlecht der 
Herrn von Hasenburg scheiut den Kult der hh. Gangulf und 
Alban in der West- und Mittelschweiz gefordert zu haben. 8 ) 
Wenn uns die Verbreitung des Theodulskultes aus dem Wallis 
nach Bern und Unterwaiden den Verkehr über die Alpen be- 
legt, so bezeichnet die Ausbreitung des Felix- und Regulakultes 
die Erweiterung zürcherischen, und die Ausbreitung des Beaten- 
kults, die Vergrösserung bernischen Machtbereiches. Sankt 
Cyrill wird besonders seit dem siegreichen Tag von Sempach 
gefeiert. Den heiligen Quirin lernten die Schweizer zu Neuss, 
den h. Aper die Luzerner in Lothringen, vor Nancy, kennen; 
den Zehntausendrittertag und die Erbeutung burgundischer 
Reliquien zu Grandsou nenne ich, als bekannt, nur bei- 

') Mtm: III, 1 vs. 50 

2 ) Der Kaiser liess denselben neben Christus und den Erzengeln 
auf seiner dem Hasler Münster gestifteten Altartafel (jetzt in Paris) ab- 
bilden. 

s ) Gütige Mitteilung von Herrn Dr. Th. v Liebenau; auch die 
Einsichtnahme in die Luzerner Reliquien betreffenden Dokumente ver- 
danke ich dem liebenswürdigen Entgegenkommen dieses unseres hoch- 
verehrten Mitgliedes 



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Translatiouen in der Schweiz 



läufig. Sind die Einführungen dieser Kulte bei uns Zeugen 
der Burgunderkriege, und die Flüchtungen von Reliquien fur 
den Bildersturm und die Glaubenskriege, so mehren sich die 
Belege noch für die zahllosen Beziehungen der katholischen 
Schweizer zu Italien, speziell zum päpstlichen Stuhl. Nicht 
mehr Partikeln oder einzelne Reliquien, nein, ganze Leiber 
von Heiligen kommen von nun an über die Alpen in die Schweiz; 
nicht nur jedes Jahrzehnt, sondern sozusagen jedes Jahr bringt 
ein oder mehrere kostbare Leichen von Glaubenszeugen, sog. 
Katakomben h eil igen, in unser Land. Noch in unserm Jahr- 
hundert sind infolge der in päpstlichen Diensten stehenden 
Schweizer römische Reliquien zu uns gekommen. 

Unter translatio reliquiarum oder Translation versteht 
man im technischen Sinn des Worts die Uebertragung eines 
der letzten Ruhe bereits übergebenen, richtig begrabenen Körpers 
von dem bisherigen Depositionsort nach einer weitern Ruhestätte. 
Eine Translation kann eine Dislozierung der Leiche um einige 
Fuss oder um einige Tage- oder Monatsreisen bedeuten; des- 
gleichen kann die Translation die Uebertragung eines ganzen 
Körpers oder eines Teils desselben bezeichnen. 

Die Erlaubnis zu solchen Uebertragungen wurde in der 
römischen Kaiserzeit nur, wenn wichtige und dringende Gründe 
vorlagen, erteilt; seit Theodosius I. (386) bedurfte es jeweilen 
spezieller kaiserlicher Bewilligung dazu. Im Occident blieben 
auch vorerst nach alter Tradition die Reliquienübertragungen 
sehr selten, ja in Rom fanden bis ins VIII. Jahrhundert keine 
Translationen statt. ') Im Osten dagegen waren sie in jener Zeit 
bereits zur Sitte und Gewohnheit geworden. 

Die ältesten sicher beglaubigten Translationen sind fol- 
gende : 

366 Reliquien des h. Timotheus aus Ephesus nach Kon- 

8tantinopcl. 

35? - der hh. Andreas und Lukas aus Achaia 

nach Konstantinopel. 
362 „ des h. Babylas aus Daphnis nach Antiochia 

375 „ des h. Dionys aus Kappadokien nach Mailand. 

H86 „ der hh. Gervasius und Protasius nach der 

Ambrosiuskirche in Mailand. 

') Kkaih, Realenzyklopœdie II 913-915 



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Translationen in der Schweiz. 




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Translationen in der Schweiz 7 

à 

898 Reliquien der hh. Vitalis und Agricola vom jüdischen 

Friedhof in die Kirche zu Bologna. 

Ende d. IV.. 1h. w der hh. Terentius und Afrlcanus nach Kon- 
stantinopel. 





- 


dpa h Pfliilirma mm Phrv«rJ<»ii tias>h TViur 
ucb il. i auuuuB aun l iii >gicu UUHI J. rior. 


406 


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des h. Prooheten Samuel nach Konstantin- 

u. -* mu|#iivi.wii ■ ■ J U V* 1 IIHVII Jll MIDI (.1111111 






Opei- 


416 


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des h. Erzmärtyrers Stephan nach Afrika. 


439 


- 


des „ „ „ Konstan- 






tinopel. 


408 ^450 


- 


des h. Ignatius aus der Bannmeile in die 






Stadt Antiochia. 


408—450 




des h. Chrysostomus aus Komana nach Kon- 






stantinopel. 


457 474 


- 


der h. Anastasia von Sirinium nach Kon- 






stantiuopel. 


473—500 


•> 


des h. Viktor von Solothurn nach Genf. 



Mit der letztgenannten Translation sind wir in das Gebiet 
der heutigen Schweiz getreten und verlassen nunmehr die That- 
sachen von allgemeinerer Bedeutung, um uns speziell einer 
Chronik der Ucbertragungen in unserm Vaterland zuzuwenden. 

Translationen innerhalb der Schweiz wir ver- 
stehen darunter Uebertragungen, deren Anfang (die elevatio. 
Findung) und dereu Ende (die depositio, Wiederbeisetzung) 
innerhalb der heutigen Grenzen der Schweiz geschahen — , 
haben sich zahllose ereignet, ganz besonders jeweilen innerhalb 
der verschiedenen Dioezesen. Waren keine Reliquien vorhanden 
und fanden sich keine andern Schenker, so brachte wohl jeweilen 
der Bischof Partikeln aus seiner Domkirche mit, wenn er in 
seiner Diœzcse eine Kapelle oder Kirche weihte ; somit war 
ein grosser Teil von Kirchen-, Kapellen- und Altarweihen natur- 
gemä88 mit einer Art Translation verbunden. In solchen Fällen 
tritt indes die Feier der Reliquienübertragung neben dem Kon- 
sekratiousfeate zurück; wir dürfen also hier die Weihungen, 
wenn auch de facto damit häufig eine Translation von Partikeln 
verbunden war, füglich bei Seite lassen. 

In der folgenden Chronik steilen wir, abgesehen von den 
ebengenannten hier übergangenen Weihen, die uns bekannt ge- 
wordenen Thatsachen zusammen, welche auf Translationen inner- 
halb der Schweiz Bezug haben. 



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Translationen in der Schweiz 



650 Elévation der Gebeine des h. Gallus. 
765 In 8. Maurice werden dem durchreisenden Bischof 
Cbrodegaog von Metz Gorgoniusreliquien entwendet, et 
versucht daraufhin eine Beraubung des Mauritiusgrabes. 
973/975 Reliquien von den hh. Felix und Regula werden vom 
Grossmünster nach dem Fraumüoster in Zürich und in 
andere Kirchen der Diœzese Konstanz übertragen 1 ). 
1034 Abt Nortpert von St. Gallen verfügt die Elévation der 
h Wiborada. 

1048, 1473, 1474, 1486. In all diesen Jahren werden Reliquien 

von 8. Urs zu Solothurn erbeten 2 ). 
1123 Papst Calixt II. bewilligt die Verehrung des h. Konrad 

von Konstanz. 
1252 Translation des h. Lucius in Chur. 
1255 Abt Nanthelm von 8. Maurice schenkt Thebaerreliquien 

feine Kinnlade und ein Schienbein) an die Augustiner 

zu Freiburg i. Ue. 3 ). 
XIV Jh. Von Bern aus verbreitet sich der Kult des h. Rudolf, 

M. (Ruf.). 

1402 Reliquien des h. Hieronymus gelangen von Zürich nach 
Dallenwyl. 

1437 Siebenundzwanzig Nonnen, darunter Elsbeth Heggentzi, 
zu S. Agnes in Scharihausen, vergaben 101 Gulden 
„Sant Johans houpt zu zieren, so inen von Zug für 
ein gross heiltum zukommen was** 4 ). 

1462 Die Gebeine des h. Sulpitiua werden von Oberbalm 
nach Bern transferiert '). 

1473 Reliquienfuud zu Solothurn. 

1474 Reliquien von 83. Urs und Viktor kommen von Solo- 
thurn nach Luzern. 

1474 Translation von Thebaerreliquien nach Beromünster 0 ). 
1474 Zahlreiche Reliquien werden im Sarkophag des 1465 

verstorbenen Propstes Johann Lidringer gefunden 7 ). 
1477 Reliquienfund zu Moutiera-Granval H ). 

'} Mut. i>ku antc^i ak. Uksei.i.hi h. VIII. Beil. S. 11 
Amikt, Das S. Ursns Hfarrstift 1878 S 12 

3 i KlUIIH'HfiKtt GkSI'IUCIITSIH. III 82 

♦) HrwjKK I 287 

\i Tf iu.Kn, Meister Job Bali X. 14 
*) Katih.i. S( iiwKiZKuni.. 1898. S. 220. 
: ) HiJKKR, (ieseli. des Stiftes Zurzach S l*> 
') Axz r *<it\VKiz Ai.TKin 1892. S. 8 



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Translationen in der Schweix. 



RHLINAV UJ IM 




UnI>1.R ; v\AT I xv: im 



Die Ausbreitung des Felix- und Regulakultes von Zürich 



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10 Translationeu in der Schweiz 

1486 Fünfte Translation der Gallusreliquieu zu St. Gallen. 

1490 Theodulsreliquien (ein Stück von der casula, in welcher 
der Heilige vor der Kanonisation begraben gewesoD, 
und ein Stück von seiner Glocke) kommen von Sitten 
nach Basel '). 

1494 Burgermeister und Rat von Chur ersuchen die Stadt 

Zürich um Felix- und Regulareliquien. 
1506 Abt Johann von Disentis schenkt Partikeln vom Haupt 

des h. Placidus und Teile von einer Rippe des h 

Sigisbert nach Beromünster 3 ). 
1513 Notker, der Mönch von St. Gallen, wird beatifiziert, 

und erhält als Beatus Geltung für die Gotteshäuser, 

die unter der Abtei St. Gallen stehen; 1624 erkennt 

die Kongregation der Riten ihn an :) ). 
1529 Reliquien von den hh. Jakob d. Ae.. Lukas, Vinzenz, 

Koloman, Cornelius, Demetrius, Martin und Theodor 

gelangen von Basel nach Beromünster. 
1554 Aus der Gegend von Thun werden Beatusretiquien 

ins Leodegarstift nach Luzern gebracht 4 ). 
1575 Die Gebeine der Schwester Anna in Au bei Steinen 

werden enthoben ö ). 
1596 Die Regierung von Luzern ersucht den Bischof von 

Sitten nm Morizreliquien. 
1644 Die Kapsel mit den Reliquien der Schwester Anna 

wird in die Pfarrkirche Steinen übertragen. 
1663 Der Leib des h. Adelrich wird von der Ufenau nach 

Einsiedeln gebracht. 
1681 Abt Augustin von Einsiedeln schenkt eiue Partikel 

vom h. Sigismund an die Pfarrkirche Muotathal. 
1683 Die Luzerner Regierung bewilligt die Abgabe von 

Beatusreliquien nach Freiburg. 
. . . Der Kiefer des Bruders Hans Wagner wird von Herr- 
gotts wald nach Ittingen geschenkt 0 ). 
1733 Bruder Klausenreliquien gelangen von Sachsein nach 

Luzern. 

') WriisTisKx in „Beiträge" I! 417 
-') Rath. »ihwkizkki.i. 1898 ». 220 

S ) Ml KKK ». 187. 
*) Ml KKU ». 13 

') Gkschuhtsumj. VU 2H 
«•) Lang, Grdr. ». 74» 



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Translationen in der Schweiz U 

Unter den Reliquieneinführungen nehmen diejenigen 
aus Frankreich in chronologischer und kultureller Beziehung 
die wichtigste Stellung ein, während die ein Jahrtausend später 
erfolgenden Translationen aus Italien mehr durch ihre Häufig- 
keit und die Menge und Grösse der Reliquien hervorstechen. 

Die Kulte folgender heiliger Bischöfe stammen aus dem 
Frankenreiche : S- Martiu, 8. Remigius, S. Leodegarius, 8. Eligius, 
8. Hilarius, 8. Desiderius, S. Oormanus, 8. Medardus, 8. Valerius, 
8. Urbanus. Auch die Verehrung der hh. Aebte Claudius und 
Fridolin scheint aus dem Westen zu stammen. In jedem Fall 
sind u. A. nach dem Jahr 569 Reliquien der hh. Martin, 
Hilarius, Fridolin, Andreas und des h. Kreuzes von Poitiers 
nach Sœckingen gelangt'). Von letzterer Abtei aus hat sich 
der Kult in die Umgegend, sowie nach Glarus, ausgebreitet. 
Im Jahr 1080 hat Abt Ulrich III von St. Gallen Reliquien der 
h. Fides aus Agen an der Garonne nach St. Fiden gebracht 8 ). 

1476 nach der Schlacht von Grandson gelangen Reliquien von 
8. Anna, S. Andreas und S. Georg in den Besitz der 
Schweizer 3 ). 

1477 bringt ein Fischbacher Bürger die Kunde vom h. Aper, 
Bischof von Toul, nach dem Luzernerland 4 ). 

1481 oder 1484 gelangen Martinsreliquien von Tours nach 

Scbwyz r '). 

Ob die auf katholischer Seite kämpfenden Schweizer Söld- 
ner aus den Hugenottenkriegeu weitere französische Reliquien 
mitgebracht haben, kann ich nicht entscheiden, da mir bis jetzt 
kein Fall von Partikeln solchen Ursprungs bekannt geworden. 

Nächst Frankreich musste in den Reliquieneinführungen 
Deutschland eine wichtige Rolle spielen. Der älteste uns 
von hier zugekommene Kult ist derjenige der altchristlichen 
Märtyrerin Afra von Augsburg 6 ). Notgedrungen fanden Kulte, 
die im deutschen Teil der Bistümer Hasel und Konstauz ein- 
gelebt waren, auch im andern Teil, d. h. diesseits der heutigen 
politischen' Grenze Eingang, so z. B. die Verehrung des h. 

') Jahtib fCb schwkiz. Gksoi 1893 S 147 
') a. a 0 18*17. S. 2»W 
*) Kumiiaoi S. 151. 152 

"i A Kl' 111 V K. Vol.KKKHK II 282 

>) Faumuixd, «usch. de* Kt Schwy/. 1833, III 12t> 
6 ) Venantiua Fortunatus schreibt Milte «les VI Jahrhunderts: J'erpi* 
ad AiigUfttam — Illie ossa venerabere virjrinis Alrae" 



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12 Translationen in der Schweiz 

Pelagius und Konrad von Konstanz in die Innerschweiz und 
des h. Morand von Altkirch in den Jura. 

Einige Thatsachen, die auf deutsch-schweizerische Trans- 
lationen Bezug haben, seien im folgenden chronikalisch mitge- 
teilt : 

769 oder 771 Die Othmarsreliquien gelangen von Werth ob 
Stein nach St. Gallen M. 

934 Morizreliquien (ein Arm) werden vom h. Ulrich, Bischof 
von Augsburg, nach Einsiedeln geschenkt 8 ). 

99 . Magnusreliquien aus Augeburg erreichen St. Gallen 8 ). 
1039 Meinradsreliqnien kommen von der Reichenau nach Ein- 
siedeln 4 ). 

1 204 oder bald nach diesem Jahr schenkt Abt Martin von Pairie 
constantinopolitanische Reliquien an den Bischof von 
Basel 5 ). 

1272 Reliquien von Pantalus 6 ) und den 11000 Jungfrauen ge- 
langen von Köln nach Basel. (Darunter 29 Häupter von 
Jungfrauen und 2 Kisten voll Reliquien 7 ). 

1278 Reliquien der hh. Petrus, Desiderius und Reginfrid kommen 
von Murbach nach Luzern 8 ). 

1314 Aus Trier werden Thebaerreliquien nach Zürich übertragen. 

1343 Aus dem Elsass werden Reliquien nach Bern gesandt. 

1347 Reliquien von den hh. Heini ich und Kunigunde kommen 
aus Bamberg nach Basel <J ). 

1357 Fridolinsreliquien werden von Säckingen nach Basel ge- 
bracht ,0 ). 

1463 und 1464 Bern erwirbt Reliquien zu Köln. 
1474 Die Schweizer lernen S. Quirin zu Neuss kennen und 
verehren. 

1602 Graf Eitel Fritz von Hohenzollern-Sigmaringen schenkt 
53 Partikeln an Einsiedeln 

') MlRKR S. 110. 

') Anz. f. schw. Gesch. 189«. S 13 

3 ) Muyer v. Knonau in Hkrzoo's Realenzyklopädic 

♦) Murer S. 129. 

•) Beyssel, Verehrung der Heiligen 1892 S 46 
8 ) Axnai.. Colmar. 

') Basel im XIV. Jahtli. 1856, S. 80. 

8 ) Liebenau in Katm. Schweizkuhl. 1897. 

9 ) Trouiulat III 597. 

,0 ) Kathol. Schweizerbi. 189«, S. 434 
") Lang, Urdr, S. 825 



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Translationen in der Schweiz 



13 



1603 Elias von Sennheim schenkt kölnische Reliquien nach 
Einsiedcln '). 

Was die Reliquieneinführungen aus dem heutigen Oester- 
reich-Ungarn nach der Schweiz betrifft, so liegt dem Verfasser 
leider wenig Material vor. Sicher steht, dass Ende des VIII. 
Jahrhunderts Reliquien aus Caruien und Istrien auf fränkisches 
Gebiet*), also nach der Schweiz und Italien, das seit 774 zum 
Frnnkenreich geschlagen ist, geflüchtet worden sind. Vielleicht 
rühren daher gewisse altertümliche Invokationen Graubündens. 
Durch Konzilsbesucher scheint die Kunde vom h. Ladislaus von 
Ungarn nach Basel gelangt zu sein. 

Zum Jahr 1658 erfahren wir, dass aus Hall das Haupt 
der h. Verena nach Zurzach übertragen worden ist 3 ). 

Reliquieneinführungen aus dem Orient sind infolge der 
zahlreichen Wallfahrten nach dem h. Lande nichts Seltenes ge- 
wesen; Reliquien vom h. Grab bewahrte man zu Bern, Luzern, 
Freiburg, Muri, Gachnang 4 ), Schwyz, Sins, Schännis, Wallenstadt, 
Einsiedeln und an vielen andern Orten, in die sie ohne weiteres 
Gepränge meist durch heimkehrende Pilger gebracht wurden 6 ). 

Dass wir auch Reliquien aus Spanien hatten, ist bei den 
häufigen Wallfahrton, die von der Schweiz aus zum Grabe des 
h. Jakob von Compostella unternommen wurden, einleuchtend. 

Aus den Niederlanden stammen ebenfalls einzelne Re- 
liquien, wie aus der Sprache erhaltener Authentiken hervorgeht. 

England hat ein einziges bedeutendes Heiligtum geliefert, 
aber eines, das für die Geschichte der Translationsfestspiele eine 
Rolle spielt, die Reliquien des h. Königs Oswald, die 1481 nach 
Zug gelangten. . 

Italien, vornehmlich Rom als Wallfahrtstätte, sowie die 
in die Schwei; hineinragenden und angrenzenden Diœzesen haben 
natürlicherweise zahlreiche Reliquieneinführungen bei uns zur 
Folge gehabt. 

Schon der h. Fintan soll BlasiuBreliquien aus Rom nach 
Rheinau gebracht haben ; von Bisohof Salomon von Konstanz 



") a. a. 0 

M LCtout, Glaubensboten S. 310 

>) II über, Gesch. des Stifts Zurzach S. 131 

*) vgl. dos Verfassers „Verehrung des h Grabes" in Archiv für 
Volksk. I 104 ff. 

») a a 0 S. 108. 



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Translationen in der Schweiz- 



15 



wird berichtet, er habe die Reste des h. Pelagius ') aas Aemona 
gebracht. Von Konstanz aus hat sich, wie wir sahen, der 
Pelagins-Kult über die Schweiz verbreitet. Sodann hatte die 
Ueberführung von Dreikönigsreliquien von Mailand nach Köln 
zahlreiche Reminiszenzen und Gründungen zur Folge. In Änder- 
matt und Basel tragen alte Wirtshäuser, in Zürich und Schaff- 
hausen Kapellen den Namen, in Luzern eine Tafel das Bild 2 ) 
der Dreikönige; nach Justinger hätten die Reliquien derselben 
auch wirklich in Zürich, in der Niklauskapelle des Grossmünsters 
drei Tage gerastet (1164). Ebenfalls aus Mailand kam uns die 
Verehrung der hh. Ambrosius. Protasius und Gervasius zu. 

Der Kult und die Reliquien von drei grossen Ordensheiligen 
ist uns im XIII. und XIV. Jahrhundert aus Italien zugekommen 
und durch die Franziskaner und Dominikaner verbreitet worden : 
es sind die hh. Franz, Clara und Petrus Martyr. Nach dem 
Jahr 1356 erhielt eine Kapeile der Leonhardskirche zu Basel 
Theobaldsreliquien aus Eugubio; 1387 gestattet der Bischof von 
Como die Verehrung des seligen Manfred von Riva San Vitale 3 ). 

Auf Geheiss des Papstes Julius II. werden seit etwa 1503 
die hh. Joachim, Anna, Joseph und Gabriel besonders gefeiert 4 ); 
etwa zwei Jahre später werden auch „Job, David und Christus" 
als Fürsprecher abgestorbener Fegfeuerseelen, „die jämmerlich 
am Erbarm und Hilf schrien", auf päpstlichen Geheiss ausge- 
rufen 5 ). Auf letzteres hin erfolgt die Stiftung der Allerseelen- 
Kaplanei im Berner Münster, die zweifellos von Rom aus mit 
bezüglichen Reliquien ausgestattet wurde. 

Hier ein vorläufiger Versuch zu einer Chronik der Trans- 
lationen von Italien nach der Schweiz im XVII. Jahrhundert: 
1641 Reliquieneinführung nach Einsiedeln durch den Bi- 

schof von Camerino. 
1647 Reliquien des h. Basilius nach Rheinau. 

1649 Leib des h. Leontius nach Muri. 

1649 „ des h. Dionysius nach Einsiedeln. 

1650 „ der h. Maximinus u. Lucillo V. M. nach Russwyl. 
1650 „ des h. Polycarpus M. nach Schwyz. 

1650 „ der h. Bemba nach Einsiedeln. 

>) DfcTZKi., Ikonographie II 577 

l ) Liebenau, Dan alte Luzern S 130 

') Boi.LKTTINO STOKJCO II 22. 

*) AxeHKiJi 11 392 
»} a a O II 415. 



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16 



Translationen in der Schwei« 



1651 Haupt des h. Fulgentius M. nach Zur zach. 

1651 Leib des h. Simplicité M. nach Luzern, St. Anna. 

1652 „ des h. Marianus Dach Wettingen. 

1652 „ des h. Gedulius nach Wettingen. 

1653 , des h. Syuesius M. nach Bremgarten. 

1653 „ des h. Ireuseus M. 

1654 „ des h. Placidus nach Einsiedelu. 
1651/1654 „ des h. Sylvanus nach Luzern, Jesuitenkirche. 

1655 n der h. Symphorosa V. M. nach Eschenbach. 
1660 Eugenius M. nach Engelberg. 
1665 Leib der h. Flora Y. M. nach Feldbach. 
1667 „ der h. Aurelia M. nach Ittingen. 
1669 „ des h. Vitalis nach Einsiedeln. 
1671 „ des h. Ametbystus nach Einsiedeln. 
1671 * der h. Charitosa nach Einsiedeln. 
1671/72 „ der h. Flora nach Arth. 

1674 „ des h. Gregorius nach Einsiedeln. 

1674 „ der h. Candida M. nach Einsiodeln. 

1675 „ des h. Bouifacius Si. nach Steinen. 
1675 „ des h. Benedictus M. nach Arth. 

1675 „ des h. Innoceotius M. nach Goldau. 

1676 „ des h. Egidius M. nach Eiusiedeln. * 
1676 „ des. h. Clemens M. nach Monzingen. 

1676 r des h. Valentin nach Alpnacht. 

1681 „ des h. Bonifacius M. nach Neuheiro. 

1682 „ des h. Prosper M. nach Wurmspach. 

1685 Haupt des h. Prosper M. und Partikeln der h. Vic- 
toria nach Hospenthal. 

1685 Leib des h. Severus nach Einsiedeln. 
1685 „ des h. Lucidus nach Einsiedeln. 

1685 n der h. Placida V. M. nach Engelberg. 

1686 „ des h. Floridus M. nach Engelberg. { 

1686 Partikeln der hh. Felica, Pius, Victoria und Reparata 
nach Muotatbal. 

1687 Haupt des h. Col umbau M. nach Engelberg. 

1689 „ des h. Seraphiuus nach Engelberg. { 

1696 Reliquien des h. Justus nach Ingenbohl. t 

1697 Leib des h. Silvanus nach Baar. 

. . „ des h. Julius nach Andermatt. 

1744 „ Leib des h. Benedictus M. nach Hergiewyl. 



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Translationen in der Schweiz 



17 



1821 Leib u. Ampulla des h. Fidelis nach Cressier-sur- 

Morat. 

1825 * Polycarpusreliquien nach Schwaderloch. 
1841 Leib der hh. Viktor u. Philomena MM. nach Steiner- 

berg. 

Die enorme Produktivität Roms an Heiligenreliquien wurde 
von keiner andern Stadt und keinem Lande erreicht; immerhin 
war die Schweiz seit alter Zeit reich genug an einheimischen 
Zeugen und Bekennern, um h. Reste auch in die Nachbar- 
länder abgeben zu können. So steht unser Land nicht nur in 
nehmender, sondern auch in gebeuder Rolle da. 

In erster Linie steht in dieser Beziehung der Kult des 
h. Märtyrerheeres von Agaunum; weit nach Norddeutschland, 
Frankreich und Italien führen die Etappen seiner Verehrung 
sowie speziell des Mauritiuskultes. Magdeburg besitzt schon 
Mitte des X. Jahrhunderts Reliquien des Thebäerführcrs, Peters- 
hausen 1030; Kirchen und Kapellen sind ihm in Süddeutschland 
schon früh geweiht: zu Sigolsheim (Elsass) 1222. zu Konstanz, 
Weiterdingen, Stetten, Worndorf, Eigeltingen, Nürnberg. 

In Frankreich dehnt sich der Morizenkult zunächst durch 
die Könige von Burgund nach Vienne aus, wo die Kathedrale 
dem Thebäermärtyrer geweiht ist. Im Departement Isère zähle 
ich 2 Ortschaften, die den Namen Saint Maurice tragen ; in 
Ain 3, in Drôme 1, in Rhône l, in Hérault 3, in Yonne 4. in 
Meurthe 1, in Eure-et-Loire 2, in Haute-Loire 1, in Gard 3, 
in Nièvre 4, in Morbihan 2, in Meuse 7 und so fort. 

Auch der Kult der h. Verena, nach der Tradition einer 
Thebäcrin, breitet sich schon früh über die Grenzen der Schweiz 
aus: wir finden ihn im VIII. Jahrhundert in Mainz, im XII. in 
Höningen und Mittelborn (Diœzese Worms). 

Im Folgenden einige Beispiele von Reliquienausführungen 
nach den Nachbarländern: 

1069 oder 1070 gelangen Reliquien der hh. Innozenz M. und 

Vitalis aus S. Maurice nach Siegburg. ') 
1031 schickt König Rudolf III. von Burgund dem deutschen 

König Konrad die Lanze und den Ring des h. Moriz. 3 ) 
1119 verpflanzt Abt Ulrich III den Kult der hh. Gallus, Magnus 

und Othmar nach der Abtei Foggio in Friaul. 8 ) 

') Kkvssk.. I 8. »7; Fi KKKit, Gesch. des Wallis 1 S 67 
r ) Kitkkkr a. a. O. I. S, 55. 



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18 



Translationen in der Schweiz 



1353 nimmt König Karl IV. Keliquieu aus S. Maurice mit nach 
Prag. ') 

1591 gelangen Schwert und Partikeln des h. Moriz auf Ver- 
langen Carl Emanuels nach Turin. a ) 

An alle bedeutenderen Reliquienübertragungen schliessen 
sich die Translationsfeste an. Die Reste des Heiligen werden 
in feierlichem Zuge abgeholt; mit Lichtern, Fahnen und Re- 
liquienschreineu zieht die Prozession dem ankommenden Heiligen 
entgegen. Letzterer sowie der bisherige Kirchenpatron werden 
durchaus als persönlich anwesend aufgefasst und behandelt. So 
eilte man zu Noyon 1066 mit den Reliquien des h. Amandus 
den Resten des h. Eligius entgegen : ein Heiliger empfieng den 
Andern. Dieser Zug bildete die Grundlage oder den Beginn 
der unten zu behandelnden Festspiele. !1 ) 

Der Festzug, zu dem sich die ganze umwohnende Geist- 
lichkeit einfindet, und zu dem das Volk von weitem her eilt, 
bewegt Bich dann zur Kirche, wo die vorläufige Déposition in 
feierlichster Weise vor sich geht. 

Als Darstellung einer mittelalterlichen Translation geben 
wir hier ein Wandgemälde des Fraumünsters in Zürich aus dem 
XIV. Jahrhundert wieder. 1 ) Ein Oelbild zu Wettingen, im nörd- 
lichen Seitenschiff der Klosterkirche, zeigt die pomphafte Trans- 
lation der hh. Marianus und Getulius im Jahr 1652. Unsere 
beiden Lichtdrucktafeln geben uach Aquarellen zu Steinerberg 5 ) 
die Prozession wieder, die bei Anlass der Translation des h. 
Victor in diesem Schwyzer Dorf 1841 stattfand. Man beachte 
auf den Bildern die Reliquionschreine, die Heiligenstatueu, die 
Baldachine, Kirchenfahnen, Vortragekreuz und Prozessions- 
leuchter. Interessant sind ferner die festen wie die tragbaren 
Ehrenbögen, die geistlichen und die militärischen Abordnungen 
und endlich die acht schwyzerischen Volkstrachten der ein- 
• heimischen Zuschauer. Ausserhalb des Bildes hat man sich die 
mit Böllerschiesfieu beschäftigte Jungmannschaft zu denken. 

'i Mi hkh 1751 S 7.5 

l \ Axiixi cn, (atai. della Anneria Keale Torino lö'JU S 241 

J i In einein Einsiedler Translationspiel vom Jahr H587 einplanet der 
n Moria die neuaiigekoiuinenen Heiligen Severus und I.ucilius 

*) Nach M iTT. i>Kit axtuji (iK-.Ki.i>«-»Arr Zurich Hand VIII. 

'*) Sr Hochw Herrn Sextar J. \. Ueiehlen, der uns die Bihter 
freundlichst anvertraut hat. sei hier für die Erlaubnis der Reproduktion 
;uifs herzlichste gedankt 



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20 



TraiiKlationen in der Schweiz 



Nach der Prozession wird die Reliquie in kostbarer Um- 
hüllung und Fassung geborgen. Im Mittelalter liegt sie in der 
Regel in einem verschlossenen Schrein. Seit dem XV IT. Jahr- 
hundert aber zieht das Volk es vor, die h. Reste zu sehen, nicht 
nur sie im Reliquiar eingeschlossen zu wissen. So entstehen, 
vergleichbar mit den mittelalterlichen kleinen, kristallenen Re- 
liquienmonstranzen, jene grossen Glasschreine, in denen der 
Heilige ruht. 

Diese Glasschreine werden in der Regel in der Wand 
hinter dem Altar eingelassen; oft verdeckt ein Vorhang oder 
ein Gemälde an gewöhnlichen Tagen das Heiligtum, während 
am Feiertag des Bestatteten die Reliquie offen ausgestellt ist. 
Handelt es sich um ganze Leiber, so werden dieselben bald 
auf weichen Seidenkissen ruhend gebettet, bald stehend, mit den 
Attributen in der Hand, in einen hohen Schrein gestellt. Schädel 
und Gebeine sind vollständig mit weisser Mousseline umhüllt und 
mit Perlen, Steinen und glänzendem Metall geziert. ') Diese 
Art der Fassung war nicht billig, erfahren wir doch, dass sie 
z. B. zu Baar für den Leib des 1697 transferierten h. Silvanus 
1636 Gulden gekostet hat. Soviel Mühe und Kosten diese 
Glasschreine und all die Verzierungen auch verursacht haben 
mögen, vom ästhetischen Standpunkt können sie niemals Boi 
fall finden.-) 

An die Feier innerhalb des Gotteshauses pflegte Bich häufig 
ein Schauspiel zu schliessen; geistliche oder weltliche Personen 
dichteten ein Festspiel, das im Freien zur Aufführung gelangte. 
Den Inhalt des Spieles bildet in der Regel die Geschichte des 
Heiligen, sie endet mit dem Martyrium als Apotheose sowie 
mit der Aufnahme des neuen Heiligen am Depositionsort. Grau- 
same Schergen, Engel und Teufel treten unter anderm auf die 
Bühne. Alle Kunstmittel werden verwendet: Kolossalität des 
Theaters, enorme Menge der auftretenden Schauspieler, Choristen 
und Statisten, Prunk in der Ausstattung von Bühne und Kostüm; 
Musik, Gesang und Tanz fehlen nicht, und Kanonendonner, 
Feuerwerk nebst militärischen Aufzügen werden nicht verschmäht. 

') „Totenbeiner aus Koni fçeschifkf, schmückt u. zirrt u S< iioiuni.hi 
Schlimmer Alchymist Ni99 S lui) 

2 ) Unendlich geschmackvoller ist die Exposition der hh Ambrosius, 
GervaHiiift und l'rotasius in Mailand, wo man auf all*' Zierraten verzichtet 
hat 



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Translationen in der Schweix. 



21 



Die Texte zu zahlreichen Trauslationspielen haben sich 
erhalten; Einsiedeln bewahrt mehrere solche Manuskripte 1 ), Zug 
Fragmente eines Oswaldspieles, Aarau die „Translatio Leontii" 
▼on Muri, 2 ) Samen das Fulgentiusspiel 8 ) von Zurzach 165 1. 4 ) 

Auch die Centenarien solcher Reliquienübertragungen 
wurden in prunkvoller Weise gefeiert; ein Denkmal einer solchen 
Jahrhundertfeier für eine denkwürdige Translation ist uns in 
Wcttfngen, im südlichen Seitenschiff der Klosterkirche erhalten 
geblieben. Es ist ein umfangreiches Ceremonienbild, das uns 
die Centenar-Prozession vom Jahr 1752 und den ganzen schwül- 
stigen Pomp jener Zeit von Augen führt. 

',1 Vgl GkHCIIK'IITSI'KKIJNI» Bd XVII 

») Mscr 78 fol. Kantonsbibliothek Aarau; Z 3 fol 63 

8 j Das uns von der tit Kantonsbibliothek iu Sarneu gütigst an- 
vertraute Manuskript wurde von einem Mitglied der Schweiz. Oesellschaft 
für Volkskunde in extenso für die Vereinsbibliothek kopiert 

*) Eine eingehende Charakterisierung der Translationspiele, wie 
auch die vollständige Aufzählung aller noch erhaltenen Texte sei den 
Literarhistorikern überlassen 

(Vgl. hierüber namentlich .1 Hä« htou>. (iesch d. deutschen Lit in 
d Schweiz. S 383 If] Rki. 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

Mitgeteilt von E. Hoffmann-Krayer. 
Vorbemerkung 

Die folgenden Akten, die hier unsres Wissens zum ersten 
Mal veröffentlicht werden, sollen eine Ergänzung bilden zu den 
in Segessers Rechtsgeschichte IT 652 und IV 205 und im Oe 
schichtafreund XXIII, 351 ff. durch Schneller behandelten Fällen. 
Sie setzen um die Mitte des XV. Jahrh. ein und schlicssen mit 
1551 ab, in welchem Jahre die im Geschichtsfreund besprochenen 
„Turnbücher u beginnen. Sie gehören sämtlich dem Staats- Archiv 
Luzern an und sind dem Herausgeber in zuvorkommendster 
Weise von Herrn Dr. Th. von Liebenau zur Kopie einge- 
händigt worden. Auch die Entdeckung und chronologische Ord- 
uung derselben ist lediglich sein Verdienst. Die sieben ersten, nur 
auszugsweise mitgeteilten Fälle sind anderer Provenienz als 
die nachfolgenden: sie sind sämtlich auf Pergament geschriebene 
Urfehden, die in konventionellem Kanzleistil abgefasst sind, und 
deren wörtliche Wiedergabe eine ermüdende Wiederholung wäre. 
Diejenigen Akten jedoch, welche den Charakter von mündlichen 
Verhandlungen tragen, drucken wir hier, auch aus sprachlichen 
Interessen, in extenso ab. Die Orthographie ist überall möglichst 
beibehalten worden, freilich unter Vorbehalt einzelner Irrtümer, 
die sich bei der gewissen Schreibern eigenen undeutlichen und 
oft inkonsequenten Bezeichnung, namentlich der a, <>. <>. sowie 
der Umlaute und Diphthonge, kaum vermeiden lassen. 

Da diese Gerichtsverhandlungen oft mit geradezu fliegender 
Feder aufgezeichnet sind, so finden sich darin auch viele syntak- 
tische Inkonsequenzen, die sich stellenweise bis zur Unverständ- 
lichkeit steigern können; wir fassen deshalb für diejenigen unserer 
Leser, denen die ältere Sprache Schwierigkeiten bereitet, die 
wichtigsten Delikte jeweilen in einem Résumé zusammen. 

I 

„Greta Zugmeyer in. des halters von butwil ewirtin* 
soll laut Aussage der wegen Liebeszauber mit tödtlichem Aus- 



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laizerncr Akten /.um Hexen- und Zaïineiwesen 



23 



gang eingezogenen »Anna ReysserB"), dieser den Zauber 
gelehrt haben. Sie bekennt, dass sie auf eine betr. Anfrage von 
Seiten der Zugmeyerin das Mittel angegeben habe, „wenn eine 
eim sin Nator 2 ) zu essen gebe, so werd einer einr hold". Sie 
muBB daher schwören, „uss aller eidgnosschafft übor Rin und 
Aren us zu keren*. Datum: Samstag nach S. Othmarstag 1468. 



2. 

„Anna Reysers vou Butwyl" 1 *) ist gefönglich eingezogen 
worden, weil von ihr die Rede uingieng, dass sie „dem KüfFer 
seligen" ihrer „eigenen nature 2 ) ze essen geben habe, da von 
er gestorben sige, nach dem und er dz an sinem letsten ende 
von" ihr „gerett haben sölle". Sie gesteht, das gethan zu haben, 
um dadurch einen Liebeszauber zu bewirken, glaubt aber nicht, 
dass das die Ursache seines Todes gewesen sei. Sie schwört, 
die Sünde nimmer begehen zu wollen und die Strafe der ewigen 
Verbannung aus der Eidgenossenschaft ohne Uebertretung inne- 
zuhalten. Datum: Samstag nach S. Othmarstag 1463. 



3. 

„Gretta Streblin») von Wolhusen u war schon früher 
angeklagt gewesen, dass sie ihrem Manne Peter Negely „eines 
eigenes bachttes 5 ) ze essen geben habe 4 '. Das wurde ihr da- 
mals vergeben unter der Bedingung, dass nichts Neues hinzu- 
käme. Bald darauf stahl sie einer Frau Adelheid, die mit ihrem 
[Greta's] Manne verkehrte, „ein laden mit tüchlinen" und ver- 
grub diese, als der Weibel eine „Hussueche" veranstaltete, in 
den Mist. Die Lade wurde aber gefunden. Die Delinquentin 
hat Urfehde zu schwören und wird des Landes verwiesen. An- 

') ». No. 2 

-) Saitguis tuenstrualis 

») 8. No. 1. 

M Ara Schluss des Briefes steh» deutlich „strnbliit- 
Kotes 



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*24 Luzeruer Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

gehängt ist das guterhaltene Wachssiegel Dietrichs „in der 
haltten", Alt- Ammanns zu Schwyz. Datum: Freitag nach 8. Martins, 
des heil. Bischofs, Tag 1465. 



4. 

„Grett Wisiu us Zuger ampt und von Ruswil wonende u 
war wegen Hexerei ausgewiesen worden, hatte aber ihren Eid 
gebrochen und war zurückgekehrt. Sie hat dadurch den Tod 
verdient, wird aber nochmals zur Verbannung begnadigt und 
schwört die ewige Urfehde. Angehängt ist das Siegel Junker 
Albins von Sillinen von Küsnach. Datum: S. Ulrichs, des heil. 
Bischofs, Ta& '469. 



5. 

„Heusli Sidler von Holtzhusen" hat sich ,,durch spils 
willen" ') dem „bösen geist* ergeben. Er schwört, vom Spiel 
zu lassen und das Land Luzern ewig zu meiden. Siegel von 
Auton Eberhard, Ammann zu Küsnach. Datum: Freitag vor 8. 
Moritz Tag 1477. 



b\ 

„Margaretha Hennin von Mowensee" ist wegen Hexerei 
und Zauberei verhaftet. Sie schwört Urfehde und gelobt, sich 
zu allen Zeiten von der Eidgenossenschaft fern zu halten. Siegel 
von Wernher Lusser, Fändrich zu Uri. Datum: Mittwoch vor 
S. Martins, dos heil. Bischofs, Tag 1482. 



7. 

„Madale m Müllerin von Sulgeu* hat wegeu des gleichen 
Deliktes, wie Marg. Hennin's, Urfehde zu schwören. Auch 
Siegel und Datum sind dieselben. 

1 um iiu Spiel gewinnen zu können. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zanberwesen 



25 



8. 

t 

Eis von Mersburg. ca. 1450. 

Die nachgesehriben hat eis vod merspurg vergechen. ') 
O'i Des ersten, dz sy die kunst könne vnd aeliche me dann 
ein frowen gelert habe, das jnen die mann hold sin 
müssend, sy nit geslagen mögend. 

Item Sy habe ouch dick 3 ) vnd vil den lüten übel ge- 
Hüchet, wenn sy erzürnet wordeo Sye. Dz sye jnen 

O ouch wur worden, 4 ) vnd sy habe den glouben gehept, 
dz sy jnen dz aberwünschet 5 ) habe. 
Item vff den mendag, als ietz der nechst Hagel kommen 
ist, hat sy vergechen '), das sy zwüschend malters vnd 
•1er Statt gewesen; da sye ein bettler zu ir kommen, 
der wolt sy Nötigen, dz sy jnn zür ee neme vnd mit 
jm zetünd hette 6 ). Da wurde sy zornig vnd ging von 

<) jm über ein wasaer vnd wurffe dz hindersich mit 
beiden handen jn die lüfte, in aller tüfel vnd Sunderlich 
jn beelzebups vnd Krütlis nammen, der vnder den 
tüfeln jr houptmeister were, vnd dem si sich geeignet 
hette, vnd flüchte dem bettler dz vallend übel 7 ), vnd 
dz jnn der Hagel vnd die stral slüge, dz were auch jra 
lieb gewesen. Also jn dem sye der Hagel ouch kommen, 
den hab sy gemacht. 

Item nach dem sy sich dem bösen geist geeignet habe, 
<) Sye er jra zürn dritten mal begegnet vnd sy wollen 
enweg füren. 

Item Sy sige ouch by VI oder XXVII jareu *) by dem 
pfaffen von Kilchperg offenlich gesessen. Dz habe die 
gestalt: Er were ir elidier man, vnd als sy jnn uffgebo, 
vnd er priester wurde, da sye sy darnach wider zü jm 

') verjehen = aussageu, eingestehen, bekenueu 
*) Die Rin^e und da» lateinische nichil «nichts i am Hände sind 
mit blasserer Tinte geschrieben 

3 ) oft 

v ) sei an ihnen in Erfüllung gegangen. 

s ) aber- drückt das Verkehrte. Widersinnige ans Vgl Aberglaube. 
\herwitz. 

b ) »u thun haben mit Einem = ooinv 

'•) Epilepsie 

-) d h 26 oder 27. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zanberwesen 



O gezogen vnd so vil jaren mit jra Hub geh an, vnd alle 
die jar, als er zü Kilchperg were bis jn sin tod, 
da slüge der hagel nie, wand er könde jnn ver 
segeuen '). Aber nach sim tod slüge der hagel ettwie 
dick *) da. 

Item ir meister, der tüfel, heisset der Krütli, vnd von 
()nichil 3 )dem sye sy uff ein Zit besessen worden, der kerne zü 
jr jn einer geist wise. *) 

Item Sy hat auch vergecheu, es sye ob XL jaren, da 
were sy dennoch 5 ) by jrem vatter ein tüchterlin, da 
were zü Merspurg ein gros hagelsiedrio, die hies eise 
Schiesserin, vnd sye, als sy nit anders wisse, ietz zü 
O erdfurt. Die kome an Sy mit vil guten Worten vnd 
lerte sy, mit was fügen vnd worten sy sich jn den fron- 
vasten dem tüfel eignen solte. Dz habe ouch sy gethan 
vnd sich dezit 6 ) dem tüfel geeignet, dz er ir hulfte 
zü güt, vnd vmb dz sy jnn bete 7 ). Dieselbe ir 1er 
meisterin, die lerte ouch sy angends*) ein hagel machen, 
der Slüg die von costentz vnd merspurg vast übel. 
Item die von costentz haben ouch vff ein zit jra vnd 
den jren ettwa9 widertriess '') gethan, darumb sy jnen 
noch hütbitag vigend l0 ) Sye. Da habe sy aber") mit 
hilff irs meisters, des tüfels, ein grossen hagel gemacht, 
der slüge die von costentz vast übel. Sye yetzt by 
XX. X jaren "). 

Sy habe ouch vff ein zit, sye by XL jaren, ein hagel 
O zu frowenfeld gemacht, der were aber nit gros vnd 
slüge sy nit übel. 

M beschwören 

2i s. S 25, A nui a 

M s. S 25, Anm 2 

k i er habe als Geist Wohnung in ihr genommen 
'■') noch. 

*) zu dieser Zeit 

'i zu Reichtum verhelfe, und um was sie ihn bitte 

"i alsbald. 

') Aerger 
,0 ) feind. 
"i wiederum. 

,r es sei jetzt ungefähr 30 .Jahre her 



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htueritur Akten 7,11111 Hexen- nml Zauberwesen 



27 



No ') erkund dich an ir von der hexsen wegen, die oh 

dem Rumliker gesessen sin sollend, 

vnd ob 8y yeman nie wisse. 

Item no ') von des grossen hagels wegen. 

nichil Item no ') nid Strassburg sind ir dry zesammen kommen 
vnd habend allerley miteinandern gerett, da habe sy 
Inen geseit, Sy wolle von Inen zü den iren gan milhusen 
gan vnd sich anderwers [!] lan töuffen vnd fürer solicher 
aachen müssig gan. 

O Item dieselben frowen vnd sy habend oueb vor VII 
jaren den grossen hagel gemacht, darumb dz ir IIIX 8 ) 
gespiln clagteo, die eitguossen betten sy verderpt, Sy 
müssten onch verderben. Ist zu mentznaw beschechen, 
heisset die ein die wissen bacherin von strassburg. 
Daby vnd mit sye By gesin hinder des wechters gas zu 
Mentznau in der fronvasten. Item Sy hand hund vnd 
wolff gritten. [Die sind verbrönt]. 3 ) Ttem Si müssend 
darzu oder sy erlemment 4 ) sy. 

No 1 ) es sollend II bettlern wonen oder sesshaft sin zü 
e8cholzmatt oder im entlibüch, fürt die ein ein dein döch- 
mchil terlin, heisst die eine, die dz kint fürt, an na stellin, 
die ander grett jegerin,"), hat ouch ein döchterlin 
zü langnow, wz ein Weberin, ist ouch ein hexs; by der 
warend sy; aber sy ist geflochen. 

Item sy hat sich auch bekent, das sy vnd ander dis 
sachen nit könnent, wann allein dz es der tüfel tüge. 
No zü than 6 ) sind ir XII by einarjdern gesin im bom- 
garten im closter, vnd wenn sy zesamen. ist daz gras 
O alweg tiwre 7 ), wz 8 ) an eim donstag in einer fronuasten, 



■) HOtu »der notandum. 
•') 13. 

J i Das Eingeklammerte ist durchgestrichen 

*) lähmen. Der Sinn ist wol : die genannten Hexen müssen eben- 
falls unschädlich gemacht worden, sonst rächen sie sich an der Delin- 
quentin durch Lähmung. 

*) s. No. 9 

•) Thann im Elsass 

M d. h. wenn Hexen beisammen sind, wird das (iras wegen de* 
dorch sie verursachten Unwetters teuer 
») war. 



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2b Luzerner Akten 211111 Hexen- und Zauberwesen. 



stachen vnd turnierten mit hanffatengel, Retten 1 ) ir 
etlich vff hunden geritten, sy wiaa dz a ), ob es wolff 
oder hund wïtrend. 

Item die hexseu meiaterin heisset angneae von Liper- 
heim von ettenheim, lit nid Kentziogen"». beachach 
vor der baael Blacht 4 ). 

No ay Ratet, das man die bettler va dem land tribe. 
Item zü Schaffhusen ist ein grosse schöue frow, die aol 
ein hobstmeisterin ain, item vnd die frowenwirtin 5 ), 
heiaaet ela von Mundelheim. Die vöate 6 ) frow heisset 
beata, sitzt am rinderinerckt, ist by XIIII Jaren 7 ). 
Item ala die andern ir stecken salbeteu vnd ritteut"), 
wolt ay iren stecken oueh riteu, da wolt er nit gan. 
Item es sind zwo hexeen zü Siplingon heiaset die ein 
anna böachin, die ander eis achudin. der vatter 
wart erhenckt. 

No wenn man ai [?] vaehen wolle, soll man ay angenda 
ersuchen 10 ), büchssen vnd andere von ire nemen. 
Item so bald ai aich wider an gott vnd die muter gotz") 
ergebeot, so konnent By nüt mit ir hexseri. 
Item ay hat iren züg 1 *) in ein waaaer geworffen. 

Zusammenfassung von Nr. 8. 
Eigene Aussage. 

Eis von Mereburg hat mehreren Frauen ein Mittel ange- 
geben, die Liebe ihrer Männer zu erwerben. 

V* lies ; hetten 

'*) vielleicht ist „nicht" einzuschalten. 
J ) Zwischen Frei bürg i./B und Lahr 

*) Ohne Zusammenhang Es handelt sich wol um einen Ilagel, den 
die Hexen vor der Schlacht bei St Jakob (1444) gebraut haben 
s ) Inhaberin eines öffentlichen Hauses 
*) stattliche 

') d. h es sind 14 Jahre her. 

9 ) fiir den Hexenritt wurden Stöcke mit einer Zanbersalbe ein*« 
strichen 

a J oder Siphingen? eine Ortschaft dieses Namens ist uns unbekannt 

,0 ) zuerst Haussuchung vornehmen 

") Mutter Gottes. 

"< Zaubergcgenstände 



nichil 
nichil 
nichil 

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nichil 
nichil 

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nichil 



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I.uzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



2» 



Leuten, die sie erzürnt haben, hat sie geflucht und ihnen 
dadurch Schaden zugefügt. 

Einem Bettler, der sie vergewaltigen will, wünscht sie 
Epilepsie, Hagel nnd Blitzschlag an, indem sie in aller Teufel 
(besonders dessen, dem sie sich ergeben) Namen Wasser rück- 
wärts durch die Lüfte schleudert. Dadurch wird ein Hagel bewirkt. 

Der böse Geist, dem sie sich ergeben, will sie wegraffen. 

Vor 26 — 27 Jahren hat *ie mit dem Pfarrer von Kilchberg 
gehaushaltet, der, bevor er Priester geworden, ihr Mann gewesen 
ist. Derselbe hat Hagel abwenden können; nach seinem Tode 
aber hat der Hagel dort oft geschlagen. 

Auf eine Zeit ist sie von dem Teufel „Krütli" besessen 
gewesen. 

Als Mädchen ist sie von einer Hexe unterwiesen worden, 
sich in den Fronfasten dem Teufel zu eigen zu geben. Das hat 
sie gethan, um von ihm unterstützt zu werden. Unter An- 
weisung derselben Hexe hat sio den Hagel gemacht, der in 
Konstanz und Mersburg gefallen ist. 

Vor etwa 30 Jahren hat sie in Konstanz, vor etwa 40 
Jahren in Frauenfeld einen Hagel gemacht. 

Bei einer Zusammenkunft mit zwei andern Hexen hat sie 
geäussert, sie wolle sich taufen lassen und das Hexenwesen 
aufgeben. 

Mit denselben Frauen hat sie vor 7 Jahren in den Fron- 
fasten in Menznau einen Hagel gemacht, weil sich bei ihr 13 
Gefährtinnen über die Eidgenossen beklagt haben. Sie haben 
auf Hunden und Wölfen geritten. 

Sie nennt zwei Bettlerinnen, von denen die eine eine 
Hexe sei. 

Rie und Andere könnten nicht hexen, der Teufel thue es. 

Ihrer Zwölf haben bei ThanD in den Fronfasten auf Hunden 
oder Wölfen ein Turnier mit Hanfstengeln abgehalten. 

Vor der Schlacht bei St. Jakob an der Birs wird ein Hagel 
gebraut. (?) 

Sie rät, die Bettler aus dem Land zu treiben. 

Der Hexenritt hat ihr nicht gelingen wollen. 

Wenn man sie l?J fangen wolle, müsse man ihr zuerst die 
Zaubermittel nehmen. 

Sobald sich eine Hexe wieder zu Gott wende, könne sie 
nicht mehr hexen. 

Sie hat ihr Zauberzeug in's Wasser geworfen. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zanberwesen 



9. 

Gret Küngin. 1450. 

(„Landammanu und landlut ze Ure u bitten die Luzerner 
am Zurücknahme des Verbannungsurteils gegen Gret Küngin. 
Ueber das Delikt verlautet nichts). 



10. 

Margret Jegerin von Luterburg'j. 

Margret Jegerin von Luterburg hat dis nachgeschriben 
vergechen *). 

Des ersten so habe sy ein junges döchterlin etliche jar 
als für jr Kiud mit jra gefürt, dz sye ir von eim armman zü 
Bremgarten worden. Dz habe sy lassen firmen oder krismen 3 ) 
zü Thun vnd habe es dasselbs vnd anderswa zum fünften mal 
verbunden 4 ) vud jtn als dick ein nüwe gotten gewonnen, vnd 
habe dz kind also fünff gotten. 

Item sy könne ouch, wenn sy vber die Lüto erzürnet sye, 
den Lüten jr garten verflüchen, daz die vnberhaft 5 ) werdent 
vnd kein frücht tragent, noch kein gras darin wachsset. 

Item Sy hat ouch vergechen, dz Sy yetz kürtzlich mit 
einer frowen vneins worden, dis sitze zü malters 6 ) oder littow 6 ), 
da sye sy zügevaren vnd hinuflf gan thuu gangen vnd habe da 
mit jr zouferie den hagel, der ietz am nächsten 7 ) gewesen ist, 
gemachet, vnd man solle dz anders nieman ziechen 8 ). 

Item Sy habe ouch, dz ietz ob XXV jaren sye, Sich 
durch ein ander froweo, die ein meisterin der hexsen were, 
vberreden lassen, dz sy sich dem tüfel geeignet habe, der nies 
der schuw 0 ). Durch den habe sy jr snchen zü wegen bracht. 

M Wol das Lauterhurg im Llsass (bei Weissenburg/ 

2 ) ausgesagt. 

3 ) zu Chrisain. geweihtes Gel. 

*) d. h. wol : fünf mal das Lingebinde geben lassen 
'■>) unfruchtbar. 

6 ) Ortschaft im Kant Lu/.ern bei K riens 
') ganz kürzlich 

8 ) man solle niemand anders bezichtigen. 

9 ) Teufelsnamen kommen in diesen Akten mehrfach vor; mau vgl 
hiefür auch A. Pn. v. Skoksskh, Rechtsgeschichte der Stadt und Republik 
Lu zern II 655 Anin., IV 205 Anro 3 ; A. Lütolf, Sagen etc. 222. 223 224; 

(ÎKSCHICHTSFKEUXD XXIII 355 ff. 



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Luzerner Aktt«u zum Hexen- und Zatiberwe»eu 



Item Sy könne auch die frowen leren vnd habe dz etlich 
geleret, wie man die mann verzoufern solle, dz sy den frowen 
hold müssend sin, vnd dz die man die frowen nit geslagen 
mögend. 

Item jr lermeisterin sye von wissenburg 1 ) gesin, vnd als 
sy am ersten dz hageln lerte, da verflüchtent sy das kind jn 
mütter übe. vnd kerne dazemal ein grosser hagel vnd ein 
grosse wassergröss. 

Sy hat ouch vergechen, dz zwo fronuasten jm jar syend; 
vif dieselben vnd nämlich am Donstag zenacht, komment die 
hechssen zesammen, dz sye jn den fronuasten zü wiehenecbten 
vnd zü pfingsten. 

Vnd also vif ein zit vnd jn einer fronuasten zü wiche- 
n echten Sind jr XVI hechssen by schaffhusen jn eim breiten 
veld vnder einer linden züsammen kommen vnd woltent da zü 
Rat werden, die weit mit hagel vnd mit wasser zeuerderbeu. 
lr were aber dazemal nit genfig; doch hettent sy essen vnd 
drincken genug, vnd ir tüfel, der sy besamne vnd jneu zesammen 
gebiet, der heis der v öder wisch, vnd jr meisterin, die Sy re- 
gieret, dz sye ein frowen bild vnd heisse Sighartz. Die beide 
syend ir obern vnd volbringent solich Sachen. 

Item Sy hat vergechen, dz yetz vnlangest, by zwöy oder 
III Jaren, da syen an eim Donstag zenacht, jn einer fronuasten 
ir XII hechx8en zesammen kommen Byend f!], vnd da aber 
vnderstanden 2 ), ein grossen hagel zeniachen; doch wolten sy 
den nit vber die eitgnossen lassen gan vnd Kichtent dz wetter 
hinab über basel, Strassburg vnd wissenburg dz land abhin. 
Denn wa sy ye darby gewesen sye, so habe sy kein wetter 
über die eitgnossen nie inachen wollen, dann allein den nechsten 3 ) 
hagel. 

Item wenn den Kügen 4 ) die milch genommen wirt, oder 
die blüt gent '), So hat sy vergechen vnd etlich krüter genent, 
damit Man den Kügen die milch wider bringet. 

Sy hat ouch vergechen, dz jn der fronuasten ietz zü 
wiehenechten jra XV by arow vif der scharTmatt byeinandern 

M \WiHscnbur£ im KIsjishY 
i ) unternommen 
J i letzten 
») Kühen 
Blnt jjeben. 



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Luzerner Akten xuni Hexen- und /auberwesen 



gewesen sind vnd da zü Hat worden, dz sy dz niderland mit 
hagel vnd wasser verderben wolten ; ir were aber nit genüg, vnd 
slügent die sachen vfF '); ob aber jr anslege fürsich gangent*), 
So aol solich vngewitter vff dis pfingsten kommen; doch wolle 
man dar vorsin, so solle mau den bösen geist, heisset der tüntz- 
hart, der jnen hilffet die wetter machen, besweren 3 ) vnd daz 
wetter allenthalben jn die ror verbannen 4 ) vnd mit den glocken 
dem wetter vast engegen litten, Dann nfltzit sye besser fur dz 
wetter, dann dz lüten 1 ). 

Si hat onch vergechen, dz sy jetz die nechst vergangenen 6 : 
drü jar alle jar dz 8acrament empfangen hab zu wissenburg 
vnd lest 7 ), zü wolhusen da hab sy als dick dz Sacrament 
wider vs dem 8 ). . . . 

Zusammenfassung von Nr. 10. 
Eigene Aussage. 

Margret Jeger hat mehrere Jahre ein Pflegekind für ihr 
eigenes ausgegeben und an fünf verschiedeneu Orten Patinnen 
für dasselbe gewonnen (wohl um sich das Eingebinde anzueignen). 

Sie kann Obstgärten verfluchen, dass sie nichts tragen. 

Sie hat kürzlich bei Thun einen Hagel gemacht. 

Auf Zureden einer andern Hexe hat sie sich vor etwa 25 
Jahren einem Teufel, Namens ,,Schuw*, zu eigen gegeben. Durch 
den kann sie hexen. 

Auch sie hat mehreren Frauen ein Mittel gezeigt, um die 
Liebe ihrer Männer zu gewinnen. 

Ihre Lehrmeisterin und sie haben beim ersten Hagel, den 
sie gemacht, das Kind im Mutterleibe verflucht. 

Namentlich an den Donnerstagen der beiden Fronfasten 
kamen die Hexen zusammen. 

1 schoben es auf. 

l ) wenn aber ihre Anschläge sich verwirklichen 

3 i den bösen Geist durch Zauber beschwören 

V' in das Schilf bannen. 

•i Ueber das Wetterabwenden s Archiv I i>8 153. II HHJ fg IH 

h ) letztvergangenen. 
\i letztlich 

Vi Das folgende Blatt ist weggerissen, und nur die üussersten Zeilen- 

an fange noch vorhanden. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



àd einer Weihnachtsfronfasten haben sich ihrer 16 bei 
Schaff hausen versammelt, um die Welt mit Hagel und Wa9ser 
zu verderben; sie waren aber zu wenig. 

Ein Teufel, Namens Federwisch, und eine Hexenmeisterin 
sind ihre Leiter beim Wettermachen. 

An einem Fronfasten-Donnerstag vor 2—3 Jahren haben 
ihrer zwölf einen Hagel über Basol gegen Strassburg ziehen 
lassen. Die Eidgenossen hat sie, mit Ausnahme eines Falles, 
verschont. 

Sie nennt Kräuter gegen das Behextsein der Kühe. 

Letzte Weihnachts Fronfasten haben ihrer fünfzehn auf 
der Schafmatt ein Wetter brauen wollen ; doch waren sie wieder 
zu wenig. Möglicherweise komme das Wetter auf Pfingsten. 
Um es zu verhindern müsse man den bösen Geist („Tüntzhart*) 
beschwören, das Wetter in das Rohr verbannen und Wetter- 
läuten; nichts helfe so gut wie dieses letztere. 

Sie hat das Sakrament missbraucht. (8chlusB dieser Aus- 
Buge fehlt). 



11. 

Dorothea, Bürgi Hi ndremsteins Frau. 

Kuntschaft vnd ouch die vrtcl vber Doratheen bürgen hindrem 
stein ewib, die verbrent ist. 1454. ') 

e 

Uli gebhart des vischers wib d*), das bürgis hindrem 
stein vnd sines wibes kinden eines zu jrem huss vnd jren 
kinden kerne, schimpfote jr [der Zeugin] kind eins mit jm vnd 
stiess es, dz es nider fiele jn dz bächt 3 ); giengi si dar, hulffe 
dem kind vff, wüste dz In dem käme die frow, bürgis wib, 
des kinds mutter, vnd were zornig, kriegte 5 ) vnd spreche zu jrem 
kind: frylich, du hest ein nider werffen getan, dz dich [!] niemer 

') Notiz auf der Rückseite des letzten der einschlägigen Akten- 
stücke (Memorial des Schultheißen Schletti i 
') dicit (deponiert). 
») Kotb 

*) sie wisse das genau (V) 
•i schalt 



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34 



Luxerner Akten zum Hexen- und Zauberweseu 



verswindet '). Also darnach fürsich, neher danu jn eim halben 
tag 2 ), do geswulle jr jra kind zwüachent hutt vnd fleisch vnd 
lege III wuchsen [!] siech. Ist des gloubens. dz es bürgis wib 
getan hab. 

Fridli, der müller am obrengründ, d dz bürgi hindrem 
stein vnd sin wib sin nachgebaren sigind gesin. Da forchte er 
die frowen vast übel, flisse vnd hutte sich, dz er nütz wider 
«i täte; dann er so vil böss von jr sagen horte, dz er si nüt 
gern erzürnen wölte. Doch fugte sich eines tages, dz sin wib 
mit der selben frowen tochter stössig wurde 3 ) vnd hadrete. 
Alo wurde si dar nach fürsich voll eissen 4 ) vnd geswulle, gienge 
ein halb jar serwen*), dz er wand 8 ), si wölt erlamen. Strafte er 
sin wib vnd spräch, war vmm si mit dem volk hadrete ald 
ützit 7 ) ze schaffen hott, 8i hört vnd säch doch wol, wie es lût") 
werind vnd habe sich, so er best mocht 9 ), vor jnen gehüt vnd 
jnen geben vnd nütz verseit, vmm dz jui nüt desglich von jnen ze 
handen gieng ,0 ), dann jm dik vast wunderlich gen jnen ze 
mût were 1 '). 

Item fürer Kett er, dz Hartmann Zimbermaun [dem| 
bürg in zwey swin ze kouffen geben hette, ouch von Reiden 
jm Koggen har vff zefüren verdingot' 2 ). Dem [!] versatzt erj m an den 
wirten, dz er des nüt vil har bracht. Kämind die beid har jn 
sin müli zu jm, seitind jm dz, warnote er si nach dem lümden '*), 
so die frow hett, dz si [die Beiden] nütz mit jnen ze schaffen 
vnd lieber ein schaden, den zwei hettind. Volgete j m Hartmann; 
aber uli verwisse jnen [Bürgi und seiner Frau], wie jm bürgi 
dz sin also vnerlich versetzt vnd vertan hett, füre da mit hein 
vnd enbütte jm her vff by einem gewissen warhaften botten M ). 

') an das du ewig denken wirst 
-') kaum einen halben Tag darauf 
J ) in Streit geriet 
v l Geschwüre 
i siechen 
6 ) glaubte 
") oder etwas 
*) was fUr Leute 
») so gut er konnte 

damit ihm uichts von Minen angetliau würde 
*') denn sie machten ihm oft einen merkwürdigen Kiudruek 
,J ) ihm Roggen übergeben zum hinaufführen 
,3 i Leumund. 

'*} schickte Bürgi einen (ieriehtsboten Vl 



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Luzerner Akten »um Hexen- und Zauberwesen 



35 



So er [Uli] hein kommen, were jm die best kû gestorben, vnd 
wölte, dz er jm [Friedli] gefolget vnd mit dem volk nütz gerett 
hett noch gekriegt. 

Aber Rett fridli, dz sin wib mit burgis wib zû stoss 
kommen were, wurde jr kû eine an eim strich '), dz si nütz 
dann blut gebe, klagte si [Friedlie Frau] jr [Bürgis Frau] daz, 
spreche ai, es wurd bald weger 2 ) vnd schikt vmm mel zu jm. 
Also gebe er jr ein köpf 8 ) mel, vnd wurde jm sin kû gesund 
vnd gebe Rechte milch. 

Item Rett er, als sin vetter burkart müller enweg 
ziehen wölte, wurde er ouch mit dem volk stössig 4 ), vnd von 
stund do vielle jm eine siner besten kug nider vnd stürbe. 

Warvmb oder von was Sachen Dis alles geschehen sye, 
mag er nöt wüssen, dann dz er vast ein bösen zwifel vff si 
hat vnd besorget, solle si mit leben darvon kommen, dz die lüt 
noch vil me kumbers 5 ) angang, vnd wölte lieber nütz hie von 
gerett ald geseit haben, furcht, er müss sin engelten. 

♦ 

* * 

Bürgt» hindrem stein wib, die da gegenwurtig 
»tat, ist belümdot, mit der boaheit vnd dem übel der hexery, 
dar vmb jr mütter vormals ze vri ö ) verbrent worden, ist si 
endrunnen 7 ); dann ob man si do ze mâl ouch ergriffen, hette 
man si mit der mütter verbrent. Hat ouch sidhar von vri 
müssen sweren 8 ) vnd getär") von sölicher Sachen wegen, nüt 
dar me kommen, Des jr man bürgi gichtig 10 ) was, ouch dz jr 
mütter vnd villicht si der stund erborn vnd so arbezelig sy, 
wem sy ützit wünsch ald fluch, gan jnn an"). Habend och min 
herren vil kuntschaft nächgangen vnd erber, from lüt, beide, 

■) ereignet« es sich plötzlich mit einer Kuh, das» 
») besser 

*) ein bestimmtes Mass: « Soiwkiz h> III 4M y. 
*) geriet in Streit 
*) Bedrängnis 
«) Uri. 

') Das Satzgefüge ist hier zerstört 

•) schwören, sieh von Uri fern zu halten 

9 ) wagt. 

'•) geständig 

»') ihre Mutter und vielleicht auch sie selbst sei in dieser (unglück- 
lichen) Stunde geboren (oder ist zu lesen „sünd u st. „stund"?) und so 
unglückselig, das?« der, dem sie fluche, betroffen werde 



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36 Luzerner Akten zum Hexen und Zauberwesen 



frowen vnd man, mit geswornen eideu verhört; damit erkunnent 
vnd finden, wer jr [I. jeP] mît jr ald jrem man ald Kinden ze 
schaffen gehebt ald gekriegt hat, das den vil Ii den s, kuraber 
vnd siechtagen an einem lib angangen ist mit geswnlst, eissen 
ald andrem we vnd siechtagen, vnd weun si da sölich bekümbert 
vnd versiecht ald geschadigot lüt gebetten hand, ob si si erzürnt 
hettind, jnen das ze vergeben, hat es sich an jnen gebesret ald 
ist jnen ganz abgetan, beide an lüt vnd an vich. Dann si etlich, 
so mit jnen ze stössen komen, jr gelt gehöaschen ald gekriegt 
hand, getröwt ') vnd, als si meinent, angetan hat, das ir vich 
gebreethaft, etliches gnot*) hin vnd nider ze tod gefallen ist, 
daz ettlich biderb lüt by jr eiden Redind, si getörind") noch 
wellind jnen daz jr nüt höschen, sunder lieber einen schaden 
den zwen haben, vnd jnen dz schenken. [*) Ouch rae ist kuntlich 
worden von biderben lüten, die das gesehen vnd gehört hand, 
das man ein frowen besweren wolt 5 ); do käme die obgen(annt) 
ouch zu jr jo die kilchen gangen. Spreche die toub frowe zü 
jr: Was wilt du har jn? Da bist doch ein rechti hex. vud dz 
weist du wol, Ich Reden es aber nüt von mir selben, beltzibot 6 ) 
Rett es mit Dir.] Item ouch hat man gesehen, dz si an einer 
hiroribi 7 ) ein klein vnd gefüg kessi mit hirs über das für hankte 
vnd liesse es nit lang, sundern gar ein klein wil da hangen, dz 
einer kum ein Stegen vff vnd ab möcht sin gangen; neme dz 
dar ab, schutti es jn ein michel melchtren 8 ) vnd rurte den hirs 
dar jnn etwe lang, vnd »wurde die melchter voll hirs, dz si elli 
gnüg hettind, dann jr ob X personen werind. Ouch hett si vil 
anders grosses swores lümden vff jr, des zu vil wurd geschriben, 
sunder ist si von sölichs lümdens ze horw für gericht, vnd als 
verkommen, dz si min herren vnd eiu vogt trösten 0 ) solt, hät hie 
vor minen Herren ein eid offenlich gesworn, vff ein tag für min 



') gedroht 
*) geradewegs 
J ) wagten. 

*) Das Eingeklammerte ist im Original durchgestrichen 

*) Es handelt sich hier wohl um eine Besessene, die in Bürgi's Frau 
eine Hexe erkennt. 

*) Beizebub, der von der Redenden Besitz genommen hat. 

T ) Vielleicht ein ländliches Fest, an welchem Hirse geriehen uini 
gegessen wurde. 

») grosser Melkkübel 

M ) Kaution leisten 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwegen 



37 



herren ze kommen vnd sich ze versprechen'); hat aber dz nüt 
gehalten, ist also flüchtig vnd ouch meineid worden. 

(Rückseite:) 

Also näch der fryheit sag 8 ), So ünser Herren vnd Statt 
von Lutzern von Römschen Keisern vnd Küngen hand, das si 
wol mugend vff ein lümden Richten vnd eines von dem leben 
zû dem tod vrteilen vnd bekennen, habend ünser Herren Rät 
vnd Hundert Sich vif jr Eid erkent vnd gevrteilet, das der lümd 
über dise frowen so gros vnd swär Bye, das dise frowe nützzer 
vnd weger a ) tod dann lebendig sy, vnd das mann sy dem 
nachrichter beuelhen 4 ), der sy vff die walstatt füren, an ein 
sul 5 ) binden vnd ze tod vnd zu äschen verbrennen soi 

* 

* * 

Ich, ülrieh schlettin, schulthes zü willisow, vergich 
vnd tun kunt, das ich von empfelhens wägen Eins schulthessen 
vnd ratz zü Lutzern, ininer gnädigen Lieben horren etc., Einen 
Knecht für mich vnd ettlich der zü willisow beschickt 4 ) hau, 
kuntschafft von jm zü verhören, mit namen hartmann zimmer- 
man. Hau mit jm so ferr geret 7 ), dz er, weder dur liep noch 
dur leid noch dur fyentschafft noch dur keiner andrer sac Ii 
willen, liplich zü gott vnd den heiligen mit vf gehepter hand 
vud gelerten wortten einen eid gesworn hat, ein warhoit zü 
sagen, so ferr jm zü wissen war an geoerd etc. Item des ersten 
hatt het |!] er gerett, wie dz sich wol gefügt hab, das er eim 
zwey schwin zü kouffen geben hab mit nammen bürgin von 
geyn sensteiu. Dar nach fügt es sich eins mais, dz er gan 
Lucern wolt vnd wolt dz gelt höschen; do spräche ein frow, 
die wz von schwitz pürtig, die wäre an geferd *) zü Langnow 
min fründ: Wiltu dz gelt höschen, so nim ettwas gesegnest [!] v ) 

l ) verantworten 

') zuerkanntes Recht 

*) besser 

*) übergeben 

s ) Säule. 

b ) vor mich zitieri 
7 ) so weit geredet 
•) in allen Ehren 
**) Gesegnetes 



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38 Luzerncr Akten zum Hexen- und Zauberwesen 

zü dir, wan du bed rafft [!] ') sin wol. Aber dir wäre wager, 
die [!] hieschest dz gelt nit vnd leptist mit liep mit jr, wan 
war sich ye an si gebanckt oder mit ir ützit ye zü schaffen 
gehatt, denn gieng dar nach vil vnglüks an. Also dar nach 
kern er gan lucern in frydlin müllers hu« am obren grund; 
der hat du zu mal einen knecht, der wz von fryburg vaer 
öchtland'). Der selb knecht rette ouch vou der frowen, Er 
hette mit ir eins mais gehdrett [1. gehadrett], Nach dem beschech 
im in einer uacht, das im sin antlüt 3 ) hindersieh gekert wurd, 
das er wände*), er müste dar vmb verderben. Er spreche ouch: 
hilft mir gott, dz ich vou dem gericht meiner herren kum, ich 
wil ir ein brieff schicken, da9 min herren wissent, wz mir von 
ir beschechen ist. Umb die selben wort möchtend ir fridlin 
mutter verhören von des knechtes wegen. Also nach den Worten 
Hess hartman zimmerman ab vnd hiesch sin gelt gar tugentlich. 
Dz gelt ward im aber nit vnd ist im noch nit worden; ward 
im so vil geseit von der frowen, das er sin gelt nit me ge- 
fordren noch gehöschen getorst 5 ), weder mit recht noch mit 
vnrecht. Aber hat er furo gerett, das er wol hortty, das uli 
rutzschü 6 ) von Heyden Ettwas schuld eben freuenlich 7 ) an sy 
fordretty; Also^dor er heim kam, da was im sin fech vser 
dem holtz komen 9 ), vnd die best kü, die dar vnder was, fiel 
gelich mœr") vnd starb. Begerent ir üli Rützschmans kunt- 
ßchafft ouch zü verhören, so tund mirss zü wissen. Hie by 
vnd warent vnd sind gezügen Hans mettenberg, wilhelm 
herbort. Rützman au der matt, vnd des zü vrkünd, 
das dis also vor mir, obgeschr[ibnem] schulthessen be- 
schechen ist, han ich zü gezügnist [!] min ingesigel getenck 
[1. gehenkt] zu end disser schrifft; doch mir [vnd] minen erben 
an schaden. 



•) bedarfst 

*) Freiburg in Ücchrlaiiri 
») Antlitz. 
*) wähnte. 
s ) wagte. 

«) wohl das beutige Rüetschi 
') unwirsch 
•) da. 

9 ) aus der Umzäunung gebrochen (?) 
■ 8 ) ? vielleicht : geradezu, schlechthin 



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Liizerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



:i9 



Zusammenfassung von No. 11. 
Zeugen a u s sagen. 

Als das Kind der Dorothea Bürgi von einem andern um- 
gestossen worden war, fluchte sie diesem Krankheit an. 

Aehnlich verwünschte sie eine Frau, die mit ihrer, der 
Delinquentin, Tochter in Streit geraten war, so dass jene voll 
Geschwüre wurde. 

Ihr Mann hatte sich Veruntreuungen zu Schulden kommen 
lassen; aber als sich einer der Geschädigten beschwerte, starb 
ihm eine Kuh. 

Nach einem Streit zwischen des Zeugen Weib und der 
Delinquentin, gab eine Kuh des Zeugen Blut statt Milch. Der 
Schaden wurde besser, sobald er ihr, der Del., ein Maass 
Mehl geschenkt batte. 

Auch einem Andern, der mit den Bürgi'schen Leuten in 
Streit geraten war, starb eine Kuh. 

Brief des Schultheissen von Luzern. 

Der Brief führt neue Zeugenaussagen auf für den obigen 
Fall betr. Veruntreuungen Bürgi's und Schuldforderung. Unter 
denen, die den Geschädigten gewarnt hat ten, war auch ein 
Knecht, den die Delinquentin krank gemacht hatte. 

Urteil. 

Aus dem Urteil geht noch hervor, dass der Delinquentin 
Mutter in Uri als Hexe verbrannt worden war. 

Sie selbst war von Uri verbannt. Ihr eigener Mann schrieb 
ihr Hexenkünste zu, und auch eine Besessene hatte sie als 
Hexe bezeichnet. In kurzer Zeit beschaffte sie einen Hirsbrei 
für zehn Personen. Ihr eidliches Versprechen, sich vor den 
Herren von Luzern zu verantworten, hat sie nicht gehalten. 

Das Urteil lautet auf Verbrennung. 



12.') 

1460, Sab. in vigilia pentecostes. 

V ß dem armen sundersiechen, als jr Knecht dz holtz 
an weg fürt, do man die Hexen verbrannt. 

(Umgeldbuch.) 

') No. 12— 14 sunt von Th v Liebenaus Hand in das Faszikel 
eingeschaltet 



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40 Luzerner Akteu tum Hexen- und Zauberwesen 

13. 

1461. 

(Auf einem Landtage in Willisau wird eine Hexe verbrannt.) 
vff lanttagen Hexssen zu brennen, dem nachrichter zerung 
vnd Ion. 

(Rechnungsbuch der Stadt Luzern II, fol. 255.) 



14. 

a) 14821 (Eine Hexe der Grafschaft Willisau wird nach Luzern 

b) 14901 geführt.) 

(ib. 278. 285.) 

a) lön vnd furungen von der Hexen 'wegen, so harjn- 
gefürt vnd gefangen wurden r üb. Hlr. viiij J. 

b) iij lib. Hlr. gewert von der Hexen wegen harjn ze 

füren. 



15. 

Frau Kuedi Sempachs. 1462. 

(Rudi Sempach steht vor Ulrich Siegrist, dem Weibel 
zu Alpnach, und verlangt Aufschluss über die Gefangennahme 
seiner Frau in Luzern, die der Hexerei verdächtig sein solle. 
Sämtliche Zeugen wissen nichts Nachteiliges über dieselbe zu- 
sagen). 

(Fortsetzung folgt). 



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Noëls jurassiens 



Publiée par M. l'abbé À. D'Aucourt, curé de Miécourt 

TI 

Une collection de trente-six noëls en usage au siècle dernier 
nous a été conservée dans un manuscrit, daté de 1750, appartenant 
à M. Adrien Kobler, avocat à Porrentruy, et provenant de sa 
grand'tante, qui était religieuse au couvent des Ursulines de 
cette ville en 1785. Le plupart de ces noëls sont en français, 
quelques-uns en allemand, deux en français mêlé de patois, un 
seul tout en patois. M. Köhler avait aimablement autorisé 
M. l'abbé D'Aucourt à publier toute la collection dans nos 
Archives; mais beaucoup de ces pièces ont un caractère trop 
peu populaire pour y trouver place. Nous sommes heureux de 
pouvoir offrir à nos lecteurs les tr*ois noëls patois, que nous 
avons reproduits avec la plus grande exactitude possible, en ne 
modifiant que la ponctuation des strophes françaises et en notant 
même les ratures, les surcharges et les corrections. Quelques 
lettres oubliées par le copiste et rajoutées par lui après coup 
ont été mises eutre crochets. Les variantes, d'une encre plus 
pâle, qui se lisent au dessus de quelques mots, sont imprimées, 
ainsi que ces mots eux-mêmes, eu petit caractère. Les additions 
et corrections au crayon, d'une main postérieure, ont été mises 
entre crochets, en caractère romain, tandis que le contexte patois 
est imprimé en italique. Les lettres et les mots biffeB dans le ma- 
nuscrit sont également imprimés en caractère romain, mais entre 
parenthèses. La division des vers et des strophes est con- 
forme à celle du manuscrit, sauf que l'on a distingué l'un de 
l'autre les deux vers dont se compose chaque ligne du 2° et du 
3' noël. 

À la suite des trois pièces du manuscrit Köhler, M. D'Aucourt 
voulait publier un chant patois de l'Épipbanie, qui est encore 
en usage 4 "Courrondlin, dans la vallée de Delémont, et qui 



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42 



NoMs jurassiens. 



n'est pas autre chose qu'une version, altérée dans la tradition 
orale, du troisième noël de 1750. Mais nous préférons en donner 
plus tard une transcription rigoureusement phonétique, qui nous 
est promise par M. Rossât, professeur de français à Bâle. 

En nous envoyant ces textes, M. D'Aucourt nous a com- 
muniqué quelques nouveaux renseignements sur l'usage des noëls, 1 ) 
dont il nous a déjà entretenus précédemment (Archives, I, p. 41) : 

«L'usage de chanter Noël, le bon-an, les Rois, le premier 
mai, s'est conservé à Porrentruy et dans les campagnes d'Ajoie 
jusqu'à nos jours. En 1845, divers abus auxquels il donnait 
lieu engagèrent le Conseil communal à prendre des mesures de 
police pour en assurer la suppression. Quelques années après, 
les chants recommencèrent. Aux Rois, dans les villes comme 
à la campagne, trois garçons habillés d'une chemise avec ceinture 
rouge, bonnets en forme de couronnes pointues ornés de papier 
doré, l'un muni d'un sabre, l'autre d'une étoile au bout d'un 
bâton, le troisième soit d'une pique soit d'un bâton de justioe, 
d'habitude le visage et les mains noircis, vont chanter les Rois.» 

Grâce à l'obligeance de M. Köhler, nous avons pu collation- 
ner les épreuves sur le manuscrit des noëls. La traduction fran- 
çaise qui accompagne chaque strophe patoise a été revue par 
M. Louis Gauchat. Les notes signées L. G. contiennent la 
substance des précieuses observations qu'il nous a communiquées 
à ce propos. [Réd.] 

I 

Noöl nouveau 

Sur l'air de la magnote 
1 

Assemblons nous, gays Bergers, 

quittons ces prairieres ! 
Courrons tous, d'un pas leger, 

voir le Fils de Marie; 
allons, allons, courrons, courrons, 

allons voir ce Messie. 

') Une partie de ces renseignements ont déjà été donnés par 
X. Kohlcr et F. Feusicr dans l'Etude littéraire qui précède leur édition 
du poème patois de Raspieler, Les Paniers (Porrentruy, 1849). Quelques 
fragments des noëls de 1750 sont cités et traduits dans cette Etude 
(pp. 6 et 7). 



Nofils jurassiens. 



2 

On dit que, dans un hamaux, 

nôtre Divin Maître, 
sans langes et sans Drapeaux, 
Cette nuit vient de nâitre : 
allons, allons, Courrons, courrons, 
allons le reconnoitre. 

8 

Je porte a ce beau Poupon, 

Pour sa nouriture, 
une* Couple de Janbons, 

quelques poires bien meures, 
et un panier plein de Pigeons, 

avec des Confitures. 

4 

Margot porterat.du lait 

et de la farine, 
deux ou trois bon pain mollets, 
qui sont à la Cuisine, 
Et un Baril de vin Clairet, 
qui tient douze chopine. 

Ä 

Jeanne, vat prendre un Berceau, 
la porte est ouverte, 

demande quelques Drapeaux 
a nôtre Phi liberté, 
1 /arçon et le couure Berceau, 
qu'est d'étoffe verte. 

6 

Jeannut, prens ton Chalumeau, 

Pierrot ta Guitardè, 
Vous joûrez quelqu'air nouveau, 
quelque jolie fanfare, 
pour rejouir ce Dieu si beau 
par ee doux Tintamare. 

7. Jeannut. 

J'ay perdu dedans le bois 
mes beanx gans de Paine. 

Pierrot, n'a tu pas sur toy 
ta paire de Mitaine ? 
prêtte moy les, car j'ay si froid 
que je perd presque balaine. 



8. Pierrot. 

.leannot, si tu sens le froid, 

je ne peut qu'y faire ; 
je n'ay point de gans sur moy 
que Cette seule paire ; 
je voudrais cher ami, et vous-moy, 
pouvoir te satisfaire. 

9 

Cependant, ne t'étrange pas, 
prend un peu courage ; 

regarde, ne vois tu pas 
Ce petit Hermitage? 
C'est l'a ou ce Dieu, plein .lapas, 
Receura nos homages. 

10 

Je scens au dedans de moy 

une joye profonde, 
d'aprende qu'en cet endroit 

est le sauveur du monde. 
Mais il me semble que j'y vois 

deja beaucoup de Monde. 

11. Pierrot. 

Sans doute, ce sont des Bergers 

de cette Contrée, 
a qui ont vient annoncer 

cette heure fortunée, 
qui sont venus pour soulager 

l'Enfant et l'accouchée. 

12 

Tachons vitte d'arriver, 
car la Bise est forte ; 

je veux être le premier 
pour frapper a la porte, 
et en suitte luy présenter 

tous les biens que j'aporte. 

13. Les Bergers frappant à la porte. 

Monsieur, pourrons nous entrer 
dedans cette Étable? 

Nous venons tons visiter 
Cet Enfant adorable, 
en même teins pour luy donner 
de quoi garnir wi table. 



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41 



NoiMs jurassiens. 



14. Un Berger Coûtais. ') 

aitante qui boines gens 

y vé voé si/ mille, 
y ny ai guare qu'un moment 
qu'y dorm« *) ai marveille, 
y demander at tout d'in tems 

s'ont veut qu'y lou revaille. 

15 

Sire Jousep, l'y ay das gern 
tout plein ai lay poéthe 

quatandan pou voé L' En fan. 
passe bisse si foéthe 
y l'y uipouéthan das presens 
das bin de toute soéthe.*) 

16. S* Joseph aux Bergers. 

Entrés, aimable» Bergers. 

Ce Dieu de tendresse 
est prêt a vous pardonner 
vos fautes, vos foi blesses : 
Et yl veut vous communiquer 
divines largesses. 



17. Les Bergers à L'Enfant Jesus. 

Seigneur, nous nous prosternons 

En vôtre présence; 
humblement nous adorons 
Vôtre divine Enfance; 
faite nous, s'il vous plait, Pardon 
de toutres nos offenees. 



18 

Recevez, divin Sauveur, 
nos humbles prières; 

nous vous faisons de nos Coeurs 
une offrande sincère; 
fait* s nous part de vos faveurs, 
finisses nos Misères. 

19. A la S«« Vierge. 

Mere de ce beau Poupon, 

pleine de Clémence, 
à genoux nous implorons 

vôtre bonne assistance; 
Contre les pièges du Démon 

Soyez nôtre Defence. 



20 

olki vous ête prou dit, 
Bargie de la France, 

olla dans vôtre Pays 
en Boune intelligence 
que lou maître di pairaidis 

vous beille bonne chance!* 



1 Attendez ici, bonnes gens, 

je vais voir s'il est éveillé. 
Il n'y a guère qu'un moment 
qu'il dormait à merveille. 
Je lui demanderai tout d'un coup 
si on veut que je le réveille. 

') Donna est probablement mis par erreur pour l'impartait dormè. 

IL. G.) 

*\ Monsieur Joseph, il y a des gens *j Allez, vous avez assez dit, 



tout plein a la porte, 
qui attendent pour voir l'Enfant: 
par cette bise si forte, 
ils lui apportent des présents, 
des biens de toute sorte. 



bergers de la France 
Allez en votre pays 

En bonne intelligence. 
Que le maître du paradis 

Vous donne bonne chance! 



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Noëls jurassien*. 



45 



II 



Gloire Boit dedans les Cieux au Pere Cœleste 

et la paix dans ces bas lieux aux hommes terrestres ! 

Le Démon et sa fourberie est renversé par terre, 

la naissance dn Messie a remporté Victoire. 

Les Bergers. 2 

Pierra Jayqua Henrissat mon Due ne voite vô point 

fuarn nos en quaceque voila laischent fure nos polains 

faime Due si ne sceû tot traiby \) voetie cy quasque voici/ 
faime Due si ne sceu tot traiby permetdol*) sa in esprit. 

Pierre, Jacques, Riquet, Mon Dieu! ne voyez- vous point? 

Fuyons-nous-en, qu'est-ce que voilà? Laissons courir nos poulains. 

Mon Dieu! je suis tout épouvanté! Regardez ici, qu'est-ce que voici? 

Mon Dieu! je suis tout épouvanté? Ma foi! c'est un esprit. 

L'Ange. » 

Ne craingnez rien, mes Bergers, approchez eau» crainte, 
je vien pour vous annoncer la Naissance Sainte, 

la naissance du Messie. venez tous sans { ertönte" 1 " 

La naissance du Messie, venez la tous adorer. 

Les Bergers. 4 

Schire vo vo moquay de not de nos din lay invitay 3 > 

que diret note Schigno day nos n'y oserin aïlay 

nos gipons sont deschirie nos sulay tot emborbay 

nos gipons sont deschirie nos Gergesses tot Jélainbray 

') J'aime Due, interjection. Le reste de la phrase signifie littérale- 
ment : « si je ne suis tout épouvanté. > Cette construction s'explique, si 
l'on suppose que la proposition principale : o J'aime Dieu ! * est employée 
par euphémisme au lieu d'une formule d'exécration: «Le diable m'emporte!» 
on quelque chose de semblable. [L- G.] 

*) Per mai dol, iuterjectiou. Dans le canton de Neuchâtel, l'inter- 
jection madà est très usitée. [L. 6.] 

*) Il faudrait lire: De no dinche ay invitay (de houb ainsi à inviter), 
comme dans l'introductiou des Paniers, p. 7. La préposition à précède 
souvent l'infinitif dans nos patois, contrairement à l'usage français, surtour 
après les verbes laisser et faire. [L. G.] 



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46 



Noël» jurassiens. 



Monsieur, vous vous moquez 
Que dirait notre Seigneur? 
Nos habits sont déchirés, 
Noa habits sont déchirés, 



nous, De nous inviter ainsi. 

Las ! nous n'y oserions aller. 
Nos souliers tout embourbés; 
Nos bas ') tout délabrés. 



L'Ange. 5 

Ce Grand Dieu, quoy que Suprême, ne m'êprise les Bergers ; 

car il a voulu luy même naitre dans la pauureté ; 

nne Étable est son Palais, son lit de la paille; 

une Etable est son Palais ; n'a denier n'y maille. 

Les Bergers. 6 

Mon bé Schire que dites vos ' Due le gros miraiche 

vet ten donc vite Jaicot voir dain notre 2 ) craiche 

vet voi say n'y air et ren des Eues ou bin des airens*) 

vet voi say ny airet ren nos Vy fairin des presens 

Mon beau monsieur, que dites-vous? Dieu! le gros miracle! 

Va-l'en donc vite, Jacquot, Voir dans notre crèche, 

Va voir s'il n'y aurait rien, Des œufs ou bien des sairens. 

Va voir s'il n'y aurait rien. Nous lui ferions des présents. 



111 



Autre 



Écoute Jane Merrie 
sa ces belles ainaes d'y Cie 
qu'ay chaintnn gloria 
Gloire a rÊternel 

Écoute, Jeanne-Marie, 

Ce sont ces beaux anges du Ciel 

Q,ui chantent gloria, 

Gloire à l'Eternel 



y enten *) chainsenatte 
que nos diant novellates 
tot ensoinne alleluya 
et paix deschûs let terre 

J'entends chansonnettes: 
Qui nons disent des nouvelles, 
Tous ensemble alléluia, 
Et paix sur la terre. 



') Nos guêtres . . . Paniers, p. 7. 

*) On a biffé au crayon 1'« final de notre, pour le remplacer, à ce 
qu'il semble, par ai. 

3 ) 11 faut probablement lire sairens: petit-lait caillé, sérac. 
♦) Le second e est une correction. 



NoPlft jurassiens. 



47 



2 



allais vot mes bés Boirgies 
vos trwerct le Messie 
l'ai mairque pot le trovay 
dain enne étasle froide 



dain cette noëu sombre 
qu'a vcny a monde 
en Bethléem et Vas riay 
entre lo Büe et raine 



— Où allez-vous, nies beaux Berger», Dans cette nuit sombre? 
Vous trouverez le Messie Qui est venu au inonde. 

— La marque pour le tronver? — A Bethléem il est né, 
Pans une étable froide, Entre le boeuf et l'âne. 



Caque Caque etvos les dois 
nos ain bin oyi puera y 
dont bon jo onschya Joset 
les aibres sont tot gicvrais 

— Frappe, frappe avec les doigts 
Noua avons bien entendu pleurer 
Donc! bonjour, oncle Joseph! 
Les arbres sont tout givrés. 



a yeùe de letaibie 
da voi nos Berbischatte 
voicy hin müe *) bin /roi 
et dont bon jo Marie 

A la porte de l'étable. 
Auprès de nos brebis. 
Voici un mois 9 ) bien froid, 
Kh! donc, bonjour, Marie! 



Mon Due qu'au fait /roi tien 
luvcay a ainco bin (train 
Pierra pren des brechiai 
pot cette pore airmate 

Mon Dieu ! qu'il fait froid céans 
L'hiver est encore bien grand 1 
Pierre, prends des branchettes 
Pour cette pauvre petite âme, 



pu cette poure airmatte 
cheuri enne atre étaibie 
et nois fay in bon fuela 
qu'a cy | ff e trembiaite 

Pour cette pauvre petite âme ! 
Cherchez une autre étable. 
Et fais noua un bon petit feu 
Qui est ici toute tremblante. 



Vos nait giaire d'entendement 
de venit logit sien 
se vos | ( „ t * un) hin bon chaipu 
car lait bisye ëjale 

Voua n'avez guère d'entendement, 
De venir loger céans, 
Si vous êtes un bon charpentier, 
Car la bise gèle 



mon bé löcha Joseph 
dain cette I ël £ hie froide 
bôchie hin pos ses pretus 
cette pore airmatte. 

Mon bel oncle Joseph, 
Dans cette étable froide. 
Bouchez un peu ces troua; 
Cette pauvre petite âme. 



'} Il manque au commencement du vers le mot von (oiv. [L. G.j 
*) Le dernier jambage de Y m et le premier de I'm sont confondus 
sons une rature. 

») Müe si^uific proprement * mur * ; mais, selon M. Gauchat, le sens 
réclame tnouè (mois). La leçon du manuscrit ne nous paraît cependant pas 
inadmissibles, si l'on tient eompte de la strophe 5. fRfeu.j 



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4H 



Noé"ls jurassiens. 



6 



Vos ay bélet l j qremoinnay 
poy lai velle (y) ay demainday 
nos n'ayn qu'un Bue et Mulet 
se nos ètins rêche 

— Grondez tout à votre aise, 
Far la ville j'ai demandé, 
Nous n'avons qu'un bœuf et un mulet. 
Si nous étions riches. 



et fat aivoit patience 
sain trovay résidence 
dy monde sont debou^say* > 
cheichun*) nos ferai fêle 

Il faut avoir patience; 
Sans trouver résidence. 
Du monde nous sommes re 
Chacun nous ferait fête. 



Ditte dont oncha Joseph 
Merrie \ son May fallut [> 
Madeion | r ^™ M . son yée 
en diain chainsenatte 

— Dites donc, oncle Joseph. 
Marie, où est son maillot, 
Madelon, arrange son Ht. 
En disant chansonnettes. 



Fiera fut vite ay làtas 
hin morcelât de pain frau 
hotte Vay en ci/ pfijaité si 
le pore affain puere 

Pierre, cours à la maison. 
Un morceau de pain frais, 
Mets-la dans ce plat-ci. 
Le pauvre enfant pleure, 



rot* sont ses Bandattes 
et peut say Couchatte 
Jainjada le Bresserat 
doe met pore airmatte 

Où sont ses bandelettes V 
Et puis sa couchette? 
Jean Claude le bercera. 
Dors, ma pauvre petite âme. 



8 



prend ton équêlatte 
fai y scay sopatte 
scai laa tro châs soye Cy 
sa de froy qu\iy grule 

Prends ton écuelle (litt, ta 
Eais-lui sa petite soupe, 
Si elle est trop chaude, souffle 
("est de froid qu'il tremble. 



Ne taischiette anun ueni 

le popon at cndremy 

voiry vent tot (fin cô trau Roy 

des présents ayportent 

— Ne laissez venir personne 
l^e poupon est endormi 

— Voici venir tout à-coup trois rois, 
Ils portent des présents. 



dédain cet étaibie 
dédain say Cowhatte 
montay schii Chaimau.c 
caquent en lait poèrte 

Dans cette étable. 
Dans sa couchette. 
Montés sur des chameaux. 
Ils frappent à la porte. 



') Bélet pour bel ay : vous avez beau à gronder. La séparation des 
deux mots est d'ailleurs indiquée par un trait au crayon. 

2 ) La lettre ajoutée au crayon n'est pas bien lisible. 

J ) Il semble qu'on ait d'abord écrit ai et qu'on ait voulu remplacer 
ces lettres par e. 

*) Va est peut-être une ancienne forme pour mu a (où est) |L. 



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Noëls jurassiens. 



49 



Madeion vai hin pu voi 
et yo dit que Vaffain dot 
voicy hin peut encherboynnay 
vay derie les atres 

— Madelon, va vite un peu voir 
Et dis leur que l'enfant dort, 
Voici un vilain encharbonné, 
Va derrière les autres 



10 

chü coque en lait poérte 
que doucement s'approche 
note affain veut faire haycriay 
rechurie t'ay herhatte. 

Uni frappe à la porte, 
Que doucement ils s'approchent. 
[Qui] va faire (à) crier notre enfant. 
Récurer ta frimousse. 



têtes l j bin ma relaymy 
ayte hjjn rayche chemenay 
chain V affain errent dremi 
te d'ayro ayvoit honte 

Que tu t'es mal relavé 
Es-tu un ramoneur 
Quand l'enfant aura dormi, 
Tu devrais avoir honte, 



11 

po allay en voyerje 
voubin hin masaitfe 
en te voyient et veut tenty 
te fui pavou a monde 

Pour alleren voyage! 

Ou bien un démon ? *) 

En te voyant, il va s'épouvanter (?). 

Tu fais peur au monde. 



Vos eites bin êcamy 
les gens de noste pays 
y ne scéut pe schi mnvai* 
cherchant ie vous prie 

— Vous êtes bien étonné* 
Les gens de notre pays, 
Je ne suis pas si mauvais 
En cherchant, je vous prie. 



de mon nois vésaiye 

saa yoo naturel 

dôme y sceut en chair boinnay 

le beau fruit de vie. 3 ) 

De mon noir visage. 
C'est leur naturel. 
Qne je suis encharbonné. 
Le beau fruit de vie, 



Nos ain truvoirsie lay mais 
por veny aidoray le Iioy d'y 
VEtoille nos (hay) conduisuy 
jusqu'icy nous montre 

Nous avons traversé la mer, 
Pour venir adorer le roi du ciel 
L'Etoile nous conduisait, 
Jusqu'à ce qu'ici elle nous montre 



13 

les bos et campainnes 
de et de l'ay terre 

nos êchèrain jo et nuit 
le Sauveur du monde 

Les forêts el les campagnes. 
Et de la terre. 
Nous éclairant jour et nuit, 
Le Sauveur du monde. 



') Le premier e est une correction; le second peut se lire e ou » 
*') Littéralement: un mcle-cheminée ou bien un mal sage. (L. G,' 
3 Ï Ce passage semble être corrompu. 



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■J 



50 



Noëis jurassiens. 



14 



Veni dont vuy note ajain 
main veni tot bellement 
lo bé laß'ain que vos ay, 
dédain scay Craicfhjatte 

— Venez donc voir notre enfant, 
Mais venez tout doucement, 

— Le bel Knfant que vous avez! 
Dedans sa petite crèche, 



et Va dain let Craiche 
qu'ay ne se révoiye 
qu'ay doé bin Dé laimendet, 
le bon Dde le crâsche 

II est dans la crèche. 
Qu'il ne se réveille [pas]. 
Comme il dort bien, mon Dieu ! 
Le bon Dieu le bénisse ! 



15 



Nos cromerfnjin en Utffain 
vos troveret poit dédain 
voicy de l'or et de lairgent 
pour le reconnaître 

Nous donnerons à l'Kntant 
Vous trouverez (par) dedans 
Voici de l'or et de l'argent, 
Pour le reconnaître : 



des jolie boétattes 
po y aicketay robatte 
de la y Myr et de l'Encent 
qu'il est de tout être 

De jolies petites boîtes. 
De quoi lui acheter petite robe. 
De la myrrhe et de l'encens, 
Car il est de tout être 1 ). 



Nos en revuin a paiy 
praiiey pot no vote fils 
se let geirre vint\ pa j£ h » 
vos ayret Tenatte 

Nous retournons au pays. 
Priez pour nous votre fils 
Si la guerre vient par ici, 
Vous aurez terre. 



16 

a y Due dont Me nie 
que de not hai pidie 
refuite en nôtre pays 
jardin et maisonatte 

Adieu, donc, Marie! 
Qu'il ait pitié de nous. 
Fuyez en notre pays. 
Jardin et maisonnette. 



Madelon ête bin vü 
qua in si noix sas requeulay 
et las peutement noircy, 
^és chaipés de nanci[e] 

— Madelon, as-tu bien vu 
Quand ce noir s'est reculé 
Il est vilainement noirci ; 
[Avec] ces chapeaux de Nancy 

') Comparez Archives, II, 



17 

faire Vay yrimesse 
pot g[r]aitay ses fesses 
main les astres sont jolys 
quai Vain schu jo têtattes. 

Faire la grimace, 
Pour gratter ses joues? 
Mais les autres sont jolis 
Qu'ils ont sur la tête. 



. 54, ii. 2. 



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No<Ms jurassiens. 



51 



Pierra ête présinmais 
qu'ay laivin pendu a co[tai] 
vos vo trompais J f*[ 
belles et joliattes 

— Pierre, as-tu remarqué 
Qu'ils avaient pendues an cou, 



18 



en ses jolies tr a sattes 
que faisin griyenattes 
sa des chinnattes dergens 
que rayent bin cent rappes. 

Ces jolies tressettes 

Qui faisaient petits chocs? ') 



— Vous vous trompez furieusement. Ce sont des chaînettes d'argent, 



Belles et joliettes, 



Qui valent bien cent rappes. 



19 



Mer rie Joseph et laffain 
ay Dué cy vot nos envain 
nos vain voirday nos motons 
qu'en luy grâce abonde 

— Marie, Joseph et l'Enfant, 
Âdieu ! Nous retournons 
Nous allons garder nos moutons. 
Qu'en lui abonde la grâce 



qu'a dédain let craichatte 
voy nos Berbijattcs 
nos panser ain a Popon 
pot raichetay le monde. 

Qui est dedans sa petite crèche, 
Vers nos brebis. 
Nous penserons au Poupon. 
Pour racheter le monde ! 



20 

Reveny nos vois sevent reveny en velle 

commaindais bin et Dée vos gens tot ces des montaignes 
reveny vois note affain nos vos poirain pot param 

Et Merrie Jainnatte sairct Comayralte. 



Revenez souvent nous voir, 
Recommandez bien à Dieu vos gens, 
Revenez voir notre Enfant. 
Et Marie Jeannette 



Revenez en visite. a ) 
Tous ceux des montagnes. 
Nous vous prendrons pour parrain, 
Sera commère. 



') Qui faisaient comme des sonnettes . . . Paniers, p. 7. 

') En relie, en visite de jour; en Votre, en visite de nuit. Le verbe 
vellai signifie «faire visite le jour », surtout l'après-midi, après vêpres: 
le verbe orrai «faire visite le soir». 



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Ein rhätoromanischer Himmelsbrief. 

Mitgeteilt von Hartmann Caviezel, Major, in Chur. 



Dass der s. g. Hhnmelsbrief, welcher im Archiv II 277 
abgedruckt worden ist, eine ziemliche Verbreitung hatte, beweist, 
dass ich seiner Zeit unter alten Papieren in Scanfs eine ladinische 
(engadiner Romanisch) Version desselben vorfand. Es ist dies 
keine wortgetreue, sondern vielmehr eine freie Uebersetzung 
des oberwähnten gedruckten Originals. In manchen Teilen er- 
gänzt diese romanische Abschrift das Original. 

Mein Manuscript ist auf altem, festen Handpapier aus dem 
vorigen Jahrhundert, auf einem Halbbogen grossen Formats ge- 
schrieben. Auch die Orthographie und der Stil sind aus dem 
letzten Jahrhundert. Die Handschrift ist ziemlich gut und leser- 
lich, d. h. insoweit die Tinte nicht verblichen ist. Da dieser 
Brief möglicherweise für ein weiteres Publikum nicht ganz ohne 
Interesse seiu dürfte, gebe ich denselben hier wörtlich, mit 
Beifügung der nötigen Bemerkungen. 

Cöpia d'üna chiarta très il maun da Dieu svessa. 

La quella ais steda tramissa dall Segner très il aungel 
8. Michael avaunt la citadt 1 ) da Mademburg*) in Prussia, uschea, 
cbia ad ogniün a ) et scadün 4 ) saia cuntschieu dinuonder, chia la 
vain; la quaela eira scritta cun custabs*) d'or, et quells chi la 
spredscheron 9 ) aint in lur cuors, da quells fügiarola 7 ), la quela 
cumainza cun quest pleds : 

'i citted, cittad. 

2 ) wahrscheinlich Magdeburg in Preiissen, im obgeuanutei) abge- 
druckten HimmeUbrief heisst die Stadt Wcnketiburg. Das Datum und 
die Jahreszahl ist in meiner Abschrift nicht angegeben, wahrscheinlich 
ist diese Übersetzung ebenfalls aus dem Jahr 1 73-3 

M = ogniin, miiichin 

*j auch Un e scudiin. 

') Icteras, uiajuscla* 

♦m spredseher. 

■■) lïigir. 



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Ein rhätororaanischer Himmelabrief 53 

„ Eau Jesum Christ s'arouv, chia nun la vu ras ünguotta sün 
il S. dy 1 ) da dumengia, dy da poos, ma dessas urer cun deveziun*) 
et na in inbelir voassas vittas, ne las eu vernir cun peidras pre- 
ziusas, no infitter voas culiets 3 ), ne faer da beilg [bei] cun voas 
chiavels, cun aritscbs 4 ), ne tratschoulas ô ), ne hegias ne superbia 
da voassa richietza, ansi de gugient als pouvers. Quaista cbiarta 
disch plü inavaunt, chia simel nun dessas faer lavuraer voassa 
muaglia il setteval di, cioe la dumengia, anzi que dy 1 ) faer 
faista*) e santifichier quel dy I ). Scha vus que non faros, schi 
as vöeglia 7 ) eau chiastier cud gueras, cun chiolastrias 8 ), cun 
fam, cun pesta, sco fütt chiastio Sodonio et Oomora et sco 
chi ais inscuntro a Pliaro in Egypta u 9 ). 

„Eau Jesu Christo sarouv ,w ), chia dessas celebrar il S. dy ') 
(da) dumengia cun ir in baselgia ogniun") et scadüu saja, chell 
saja veilg l3 ) u guven ia ), rieh u pouver, e cun devoziun confesser 
voas pchios, as arügland ,4 ) sur quells; nun s'iffite cun orr et 
argient, perche sum bgearras 15 ) vias, chi mainan alla perdiziun; 
simpisse, cheau s'he crejo lu ) per faer bain et na mael; nun hegias 
ineunter voas proassem zuond üngüna irra, ma scha pudais fett 1 
dal bain et giüdett, scha pudais. Vus infaunts, saias obbediaints a 
voas babs et mamas, honure quells, schi as giaro bain a maun, ma 
chi trapassaro quaist, gniaro a render ün greifT 7 ) quint cun il dy 
dall giüdizzi [iudizi] da tuott il muond et nun vzaro lft ) il thrun 
da Dieu, ne in il temp, ne in eternitaet. Eau, Jesu Christ The scritta 

'j di 

r ) devoziun. 
3 ) culötz 
♦) = ritsch. 
h ) = taiHcholas. 
s ) testa. 

') volair, vöglia 
") chalastia*. 

9 ) dieser Satz fehlt im deutschen Text 
,0 ) s'arov = rover. arover, aruer 
") ognin, minchin. 
,l ) vegl. 
,J ) giuven. 

'*) riigla, rüglentscha, rlivglientseha. 
,5 ) bger, plural bgcra« 
,6 ) créer, creo. 
,T ) = greiv. 
'*) von vair 



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54 Kiii rhätoromaniscber Himiuelsbriel 

cun mieu propi maun. Chi moura 1 ) et nuo craia quaist, üo 
tal Christiaun nun daia goir in gratzchia 2 ) cun me, chi chi 
tegnia quista chiarta in chiessa et nun la fo' a savair ad otera, 
quel ais amaladieu 3 ) et exclus dall omnipotaint maun, ma Peia 
daeda per cupchier 4 ) ad ogoiün*) et scodün; et scha voaa pchios 
füssen coatschens*), aco la schiarlatta 7 ), saron darchio perd an o« 
Scha faros penitenza da cour, scha varos vaira ruglentscha s ) da 
tuott voaa pchioa et craiais que, chi sto scritt in quista chiarta, 
ma scha nun craiais, schi d vantaro il martuoiri 9 ) et las painaa 
dall Infieru et eau as dumandaro quint nell dy dall Giudizzi l0 ) et 
▼us nun pudaros respondar üoguotta sün ils punts")» che disch 18 ). 
Fer la tegner be in chiessa, sainza la lascher asavair ad üngiün 
Christiaun, non saro sgiür ") d'üngiün temp, ne chi ais sto, ne 
chi gnaro 14 ), ne da foe, no da dovas, mo chi non fo asavair questa 
chiarta, quell arfscharo 15 ) da me la peia; la quela he scritt et 
tramis al Aungel Micael IS ) quista chiarta et la menziun da quella 
ais staeda, chio seguand que, chia la contegnia in se, la porta- 
vaunt 17 ) (a) tuotts ills Christiauns l8 ) da quist muond, chi procu- 
raron da salvaer ills cumandamaints da Dieu Finis!" 

M murir, morir 

') grazia, auch grazchia 

r l smaledir. smaladicu 

♦) eopcher, copier 

s ) ogniin 

*) eotschen 

T ) scu la s-charlatta 

•) riivglientscha 

9 ) martiri. 

Judizi, güdizi 
n ) puncts. 

,J i cli' eu vus ilîsch u dumand [dir!. 
,3 ) sgiir. 

,k ) von vjruir. gnir 

artschaiver. ratschaiver. 
") Michael, l'archauujçel MiehaH 
,: j porter avaunt 
'*) umauns. 

") Das Datum [29. Mai 1733J, so wie der im deutscheu Origiual v or 
kommende sechs/.eilifre Vers ist in meiner rom. Uebersetzung weggelassen 



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Eine Sennenkilbe in der Urschweiz. 



Mitgeteilt voü Caspar Walchs in Schwyz. 

Die „Sennenkilben 44 in der Innerschweiz erfreueu sich als 
Volksfeste von altersher der Gunst der meistens Alpen- und 
Landwirtschaft treibenden ßevölkerang der Urkantone. Wie es 
an einer solchen ..Kilbi", die gewöhnlich im Herbst oder in der 
Fastnachtszeit abgehalten wird, zugeht, soll hier beschrieben 
werden. 

Am Morgen des Festtages zieheu die Sennen, die neben 
ihrer weltlichen Genossenschaft meistens auch eine kirchliche 
bilden, in die Kirche mit fliegender Fahne und Musik an der 
Spitze, um ihrem Vereinspatron, dem hl. Wendelin, den sie auch 
auf ihrem Vereinspanuer tragen, ihre Huldigung darzubringen 
und für den während des abgelaufenen Jahres gonossenen Schutz 
und Schirm zu danken. Nachher versammeln sich im Vereins- 
lokal zum sog. „Sennenmaht* 4 die Gesellschaftsmitglieder mit 
ihren Freunden und Gönnern, oft sind auch die geistlichen Wörden- 
träger und weltlichen Behörden anwesend. Während des Sennen- 
raahls werden meistens die alljährlich wiederkehrenden Wahlen 
des Sennenhauptmanns, des Sennonvaters, des Fähndrichs uud 
des Kerzen- oder Helgeuvogts (der das kirchliche Vermögen ver- 
waltet) vorgenommen. Daneben wird der Bauernstand als Nähr- 
«tand gepriesen, und manchmal dabei auch dem Humor freier 
Lauf gelassen. Hitzig gehts oft namentlich bei der Wahl des 
Sennenföhndrichs zu; denn die Bauernsöhue sind stetz stolz auf 
dieses Ehrenamt, indem nur angesehene und zwar ledige Burschen 
dazu erkoren werden. Dem Fähndrich und seinem Stellvertreter, 
dem „Nebenfahndrich", fallt nämlich die Aufgabe zu, die . Sen- 
nenjungfern zu dem auf das Sennenmahl folgeuden Tanz zu 
engagieren, den Tauz als „Tanzschcnker* (Tanzmeister) uud das 
„ Fahneosch wingen" zu leiten, welches dann an vielen Orten vor, 
an den meisten Orten aber nach dem Sennenmahl auf den Haupt- 
platz abgehalten wird. 

Das „Fahnenschwingen " wird gewöhnlich durch einen Um- 
zug, mit Musik an der Spitze, eingeleitet. Voran schreitet der Fähnd- 
rich, dann folgen paarweise die übrigen Sennen und den Schluss 



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Mi 



Kine Semienkilbe in der Urschweiz. 



macht dann etwa der Sennenwagen in Form einer Sennhütte 
mit dem Vorstand. In dieser Sennhütto wird bei Gesang und 
Alphornblasen Käse und Butter gemacht und „Nidel" geschwungen. 
Auch werden von dem Wagen aus allerlei Süssigkeiten unter 
die Dorfjugend geworfen. Ist man auf dem Platz angelangt, so 
beginnt das Fahnenschwingen, zuerst von dem Fähndrich, dann 
den übrigen Mitgliedern, und schliesslich auch den Sennen aus 
andern Ortschaften ausgeführt. Das Fahnenschwingen, begleitet 
von der Musik mit einem „Ländler", einer Art Walzer in sehr 
schnellem Tempo, erfordert viel Uebung und Gewandtheit, ein 
sicheres Auge und einen starken Arm, indem die Fahne im 
Takte der Musik, nach bestimmten Regeln mit einer Hand bald 
über dem Kopf, bald um den Leib, auch unter den Beinen durch 
geschwungen wird. Rauschender Beifall der zahlreichen Zu- 
schauer und nicht weniger der Zuschauerinneu belohnt jeweilen 
die Fahnenschwinger. 

Eine Spezialität der Sennenkilbeu von Gersau, Vitznau 
und Waggis (meines Wissens nur dieser Orte) sind die sog. 
„Tschümmcler", mit Tannbart und Tuunreisern bekleidete wilde 
Männer, die nach uralter Ueberliefei ung Schutzgeister dar- 
stellen, die den Sennen im Sommer auf der Alp bei Sturm, ün- 
gewitter und zur Nachtzeit ihr Vieh vor Abgründen bewachen 
und so mit ihnen auf freundschaftlichem Fuss leben. Zum Dank 
dafür erscheinen sie auch zum frohen Feste der Aelpler an der 
Senuenkilbi und feiern mit diesen den vielleicht einzig fröhlichen 
Tag, der den Sennen bei ihrem rauhen und wenig eintraglichen 
Beruf im Jahr beschieden ist. Die „Tschämmeler", daukbar, 
auch einmal im Jahr unter Menschen zu sein, teilen dafür 
Kuchen und Süssigkeiten aus und haben, da sie gewöhnlich mit 
gutem Muudwerk ausgerüstet sind, den humoristischen Theil des 
Festes zu besorgen. 

Deu Schluss dieses ländlichen Festes bildet der r Sennen- 
tanz", bei dem Sennen und „Dörfler" sich unterhalten bis zum 
Morgen 



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Miszellen. — Mélanges. 



Kleffeli — Chläppere. 

Heft 26 des I. Jahrgänge« (1897/1898) der Schweiz 1 ) ent- 
hält auf Seite 553 eine Einsendung, betitelt: „KlefTeli oder Schweixer 
Caatagnetten*, worin erzählt wird, wie jeweils im Frühjahr in einigen 
innerechweizeriachen Kantonen (Luzern, Sehwyz z. B.) diu Knaben, aus- 
gerüstet „mit 2 — 3 etwa 15 cm. langen, Bchmalen, oben etwas ein- 
gekerbten Brettchen zwischen den Fingern der halhgeschlosieuen Hand," 
in den Dorfgassen hin und herziehen und dabei vermittelst dieser pri- 
mitiven Instruinente, KLtjfeli geheitsen, verschiedene Märsche mit mehr 
oder weniger Kunstfertigkeit herunterzuwirbeln wissen, indem sie die 
Hölzchen durch rasche Bewegungen und Drehungen der Hand im Takt 
zusaminensnh lagen. 

Hierzu der Vollständigkeit halber die Bemerkung, duss diese 
Kleffeli unter dem Namen Chläppere. auch im Thurgau (und wohl in 
der Ostschweiz überhaupt) unter der männlichen Schuljugend ziemlich 
allgemein bekannt und verbreitet sind und von ihr, vom Frühling an 
bis in den Herbst hinein, genau so gehandhabt werden, wie dies der 
erwähnte Artikel 2 ) schildert. Vor dem Gebrauch, d. h. in ganz neuem 
Zustand, pflegt man diese Hölzchen an den obern Huden — natürlich 
abgesehen von den Kerben, die lediglich den Fingern als Grille und 
Stützpunkte dienen — gewöhnlich etwas auszuhöhlen und anzubrennen: 
beides offenbar in der Absicht, dem Ton dadurch mehr Kraft zu 
verleihen 3 ). 

Splügen. Dr. Ernst Haffter. 

') Verla«; des l'olygraph. Institutes in Zürich. 

2 ) Derselbe erregt insofern am meisten Interesse, als er den Ausruf: 
„der Toni kleffelt wie ein Feldsiech" eines mit diesem Spiel beschäftigten 
Knaben citiert und gestützt darauf die „Kleffeli" direkt von den Klappern 
herleitet, welche die Feldsiechen des Mittelalters auf ihren Aufgängen 
ausserhalb des ihnen angewiesenen liannbezirkcs tragen und gebrauchen 
mussten. Hierbei fragt es sich nur, ob der Einsender K. E.) den be- 
treffenden Jungen in jenem /.usammenhaiig wirklieh „Feldsiech", nicht 
etwa bloss „Siech", sagen hörte; d<*nn im erstem Fall erscheint seine dar- 
aus resultierende Folgerung einigerinassen plausibel, im letztem jedoch 
nicht, weil siech (sowohl adjektivisch als auch adverbial und substantivisch 
gebraucht^ im heutigen Dialekt seine ursprüngliche Bedeutung beinahe 
völlig verloren hat und den derben mundartlichen Ausdrücken clieib und 
choa synonymist, su dass der Satz: „der Toni kleffelt wie ein Siech" 
nichts Anderes besagen würde als : „der Toni kleffelt sehr gut." 

» An merk der Bed. Vgl. Schweiz Ii» III 625 fg. (wo die 
„Kläfferli" auch für das XVI. Jahrb. bezeugt sind). GM 6Ü4. Zu erinnern 
ist auch an das griech. Krotalon. 



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bS KUcherauzeigeii. — Bibliographie. 

Ourchlöcherter Stein heilkräftig. 

In der Verenaschlucht bei Solothurn befindet sich in der östlichen 
Felswand ein ungefähr faustgrosses, nicht sehr tiefes Loch. Wenn man 
dnrch dasselbe einen kranken Finger steckt, so wird er nach dem 
Volksglauben geheilt. Das Mittel ist schon so oft versucht worden, 
dass das Gestein an der Stelle ganz abgescheuert ist. 

K. H.-K. 



Berichtigung. 

Herr Dr. K. S te hl in in Basel macht mich freundlichst auf 
einen Irrtum aufmerksam, der mir in Bd. II S. 284 Anm. 4 begegnet 
ist. „3. XXX sois" sind dort als „33 sois" erklärt, während damit 
„3 Trente Sols a gemeint sind, eine Miinzsorte des XVIII. Jahrhunderts. 

E. H.-K. 



Biicheranzeigen. — Bibliographie. 

Albert Kretschmer, Deutsche Volkstrachten. Mit 91 Farbendruck 
tafeln nebst erläuterndem Text. In 30 zweiwöchentlichen Lie 
ferungen zu 75 Pfennig. Leipzig, Adolf Weigel. 
Allen Freunden unserer Volkstrachten wird es eine willkommene 
Kunde Bein, dass das künstlerisch so hervorragend ausgestattete Werk 
Kretschmer8 nun durch lieferungsweisen Bezug auch einem weitem 
Publikum zugänglich gemacht wird. In einer Zeit, wo man vielerorts 
wieder mit Energie darauf drangt, die Volkstrachten festzuhalten oder 
gav wieder neu einzurühren, wo Trachtenfeste in allen Grauen deutscher 
Zunge zur Tagesordnung geworden sind, darf dieser Gedanke der 
Verlagsbuchhandlung ein höchst glücklicher genannt werden. 

Ueber die in vorzüglichen Chromolithographien hergestellten 
Tafeln bedarf es kein weiteres Wort des Lobes, sie stehen, so viel 
wir bis jetzt sehen können, iu keinem Punkte hinter den frühern 
Ausgaben zurück : das Kolorit ist lebhaft und leuchtend, die Zeichnung 
überall präzis nnd klar. Der Preis von 20 Pfennig pro Tafel ist 
erstaunlich niedrig. Es scheint uns das der richtige Weg, um das 
Werk zu einem Buch für's deutsehe Haus zu gestalten. 

Wir werden übor die erschienenen Lieferungen jeweilen kurz 
referieren. 

Die erste Lieferung enthält: 1. Schleswig (Ostenfeld), 18 
Preussun (Spreewald), 43. Elaass (um Strasshurg). Text S. 1 — 8. 

E. H.-K. 



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BIBLIOGRAPHIE 

über schweizerische Volkskunde des Traditions populaires de la Suisse, 
für das Jahr 1898. Année 1898. 



Vorbemerkung. 

Zur Vervollständigung des 
Literaturverzeichnisses ist die Mit- 
arbeiterschaft unserer Leser erfor- 
derlich. Wir richten daher die freund- 
liche Bitte an jeden derselben, uns 
durch Zusendung von Zeitungsaus- 
schnitten, bzw. durch Mitteilungen 
und Nachrichten unterstützen zu 
wollen. 

Allen Denjenigen, die uns 
bisher in dieser Hinsicht behillflich 
gewesen sind, sprechen wir unsern 
verbindlichsten Dank aus. 

Im Jahre 1898 sind uns Mit- 
teilungen zugegangen von: 

Privatdozent .1. Heierm (Zürich), Prof. D Madkk (Baden), Prof. .1. C Muoth 
(Chur), Prof. E. M bukt (Genève), B. Kkbkr (Genève), Dn. E. A. Stückei-rerc. 
(Zürich), Prof Dr G Tom.™ (Bern), Prof Dr Tn. Vetter (Zürich) 



Avertissement 

Pour que cette bibliographie 
soit complète, la collaboration de 
nos lecteurs est indispensable. Nous 
serons très reconnaissants à tous 
ceux qui voudront bien nous en- 
voyer des extraits de journaux et 
de revues ou toute autre communi- 
cation d'un intérêt bibliographique 

Nous exprimons nos meilleurs 
remerciements aux personnes qui 
nous ont aidés jusqu'à présent. 

Ce sont pour la bibliographie 
de cette année: 



I. Bibliographisches. 

1. Mogk, E., Bibliographische Zusammenstellung der Quellen von 
Sitte und Brauch bei den germanischen Völkern: 10. Die Schweiz. Grund- 
riss der german. Philologie 2. Aufl. Bd. II 513 ff. — 2 Bibliographie der 
Schweiz. Landeskunde. Hrg. v. d. Kommission für Schweiz. Landeskunde 
Bern (K. J. Wyss). — 3. E. Hoff'niann-Krayer, Bibliographie über schwei- 
zerische Volkskunde für das Jahr 1897 Sehw. Arch f Volkxk II fi5 ff 



IL Vermischtes. 

I Carnot, P. Maurus, Im Lande der Kütoroinaiicii Monat-Rosen 
15 Mär/. Ii. ff Enthält in Form einer Besprechung der rÄto-romanlsche« ührostomathl« 
v. Decortin« eine grüssero Zahl voikskundiiehor «offenstände. — 2. Lanlelli, T., Ca- 
vajone. Biindn. Monatsbl. Nu. 7. Hlstor. n. kiilturhist. Notixen üb. die Besonder- 
heiten Cftvajone'«. — 3 Lüschrr. ./.. Heimatkunde v Seen Aarait. Hoclueiten 



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Bibliographie 



KW. Taufen KW. Tod and Begräbnis 10«. Sagen »5*. Aberglauben, Hexer«! «59. 

— 4. Noter, Joh., Geschichte von Andorf und Umgebung. Frauenfeld 
Enthält aehr Vieles zur Volkskunde, worunter 8. 816 aach Sagen. — 5. Stirnimann, 
Volksbräuche ans dem Kanton Lnzern. Feuille centrale de lu Société de 
Zofingue XXXVI IT 371 ff. — 6 Taschler, J., Land und Leute von Graa- 
bünden. Die Sonntagspost (Wiuterthur) No. 33-36 — 7 Geiser, K., Land 
und Leute bei Jeremias Gotthelf. Neujahrsblatt der Litterar. Gesellschaft 
Bern. — 8. Meyer von Knonau, G., Josias Simler als Verfasser der 
„Vallcaia! Descriptio" und des „Commentarius de Alpibus " Jahrb. des 
Schweizer Alpencliib XXXII, '217 ff 

III. Prähistorisches. 

1 Reber, Ii ., Monuments préhistoriques et légendes de Zermatt Valais 
romand, 15 Fév r. Steine mit rittolhaften Zeichen im Oberwallis, mit 8 Abbildungen. 

- 2 Reber, B., Dans le Val de Hagncs. ib., 1" et 15 août. Dasselbe. — Diese 
and die unten folgenden Anbätzo Rebor's Bind auch separat n. d. T ..Antiquité* et légende» 
du Valais" erschienen. 

IV. Wohnung. 

Haus. 1 Seippel, P, Le chalet suisse Le véritable Messager boiteux de 
Berne et Verey, p 47. Krmahnung au die llcrgbevölkerung, die alten Hoir 
häusnr nicht durch Steinhäuser su ersetzen. — 2. Von den Bauernhäusern 
im Sehweizerland. Der Schweizer Bauer (Kai.; Hern) S. 78. Daiu 
Abbildung eines l'r&tigauer u. Averscr Hausns 8. 73.80. -- 3 Alter Speicher 
bei Oberrieden (Zürich) Die Schweiz II 345 Orlglnnlieichnung. - 

4 Bauernhaus bei Arnegg im Kt. St Gallen. Der Schweizer Bauer 
(7a<*. Xo %) Abbildung nnd Text. — 5. Aargauisches Bauernhaus Die 
Schweiz II 443 Origlualzeichnung von Anner. 

V. Wirtschuf Miches. 

Alp Wirtschaft. 1 Nager, C, Die Alpwirtschaft im Kanton Uri. (Schw 
Alpstatistik 5. Lief.). — 2. Bübler, J., Die Alpwirtschaft im Kanton 
Glarus (Schw. Alpstatistik 6. Lief ). — 3 Bericht über d. Alpwander- 
kurse des schwz. alpwirtsch. Vereins im Sonuner 1897. Kursgebiete: 
Kreiburg-Bern. Briittigau-Calfenserthal — 4 Anderegg, F , lllustr 
Lehrbuch f. die gesamte Schweiz. Alpwirtschaft. 2. und 3. Teil. — 

5 Stebler, F. G., Die Tesslen im Olierwallis. Scliweiz 1 461. — 
ti Diucon, M.. Lignit* res et Le Franc-Alleu. Musée Neuchàtelois, p. 25 
Verordnungen für die Hirten von Lignites. — Ga. In «1er Sennhütte Appen 
zell. Bleistiftstndie von K Liner Die Schweiz II S 219 - 
S auch X, 2. 3. 4 

Landwirtschaft. 7. Almanach de l'agronome contenant les travaux du 
cultivateur et du janlinier pendant chaque mois de l'année. Le 
véritable Messager boiteux de Berne et Vecey, p. 2—4. — 8. Le Bon 
Messager (Lausanne), p. 2, 4, 6 etc. Dasselbe. — 9. Feld- und Garten- 
bau [Kalender] Schweizer Hausfreund (Kai.: Zürich) S. 3. 5. 7 etc 
Dasselbe. — 10 [Landwirtschaftliche) Bauernregeln Der Schaff hauser 



Bibliographie 



Bote (Kai.) S. 3. 5. 7. etc. — 11. Gartenbaukaleiider. Vetter Jakob 
(Kai.: Zürich) S. 18. - 12. Der VoUc»boten Schweizerkai. (Basel) 
S. 3. 5. 7. etc. Dasselbe. — 13. Arheitskalender für den G eroii segarten. 
Arbeitskalender für den Bienenzüchter. Der Schweizer Bauer (Kai.: 
Bern) S. 3. 5. 7 etc. — 14. Wie eine Kuh ausnehen soll. Luzerner 
Hau8-Kal Reim vers aus Tsohndi's landw. Losebach. — 15. Monatskalendcr 
für Land- und Gartenbau Eidg. National-Kal 8. 3 5 7 9 13 15 
17 19. 25 

VI. Tracht. 

Vermischten und Allgemeines. 1. Die Schweizer- Trachten vom XVI 1. 
bis XIX. Jahrhundert nach Originalien. Dargestellt unter Leitung 
von Frau Julie Heierli. Serie IV (Preibu rg : deutscher Teil, Âtrgtu: 
Frickthal, Appenzell: Innerrhoden, Bern: Gugxisborg, Wallis: Val- 
d'Hérons, U n t o r wa l d e n: Nid dem Wald), Serie V (ü rl: Renssibal, Tessin: 
südl. Teil, Basel: Landschaft, Appenzell: Ausserrhoden, Zürich: Rafzer- 
feld, Oranbiindeni Ober-Kngadin), Serie VI (Waadt, 8t.Gallen: Fürsten 
land, G raubün don : Vorderrhelnthil, U o r n , 8 t. G a 1 1 e n, L u % e r n : Eat- 
llbocb.) - 2. Von frühem Sdiwcizertrachten. Histor. Kai. (Bern) S.48. 
Ueber d. Entstehung d. Kol nhardl Ischen Sammlung. — 3. Die Erhaltung der 
Volkstrachten. Die Limmat No. 174. Erhobt berechtigte Zweifel an der 
Zweckmässigkeit der Volkstrachten In der Gegenwart. 

Aargnu. 4. Bauemmädchen aus Laufeuburg. 1824. Eidg. Nationalkai 
S. 52. — S. auch 1. 

Appenzell. 5 Appenzellem! am Stickrahmen. Bleistiftskizze von K Liner • 
Die Schweiz II S. 218. — 6. „Thue mer Bschäd", ib. S. 220. Appen 
loiierin. - 7. Appenzellergruppe. ib. Beil. S 66 - S. auch 1. 

Basel, s. 1. 

Bern. 8. Männer- uud Frauentracht von Köniz. Histor. Kai. (Bern) Tafel 
zu S. 48. Farbiges Bild von König, nach Reinhardt — 9 Frauentracht 
von Guggisberg. ib. wie Voriges. — 10. Bauemmädchen aus der Um- 
gebung von Bern. 1824. Eidg. Nationalkai. (Aarau> S 52. — 11 
Des Schweizersoldaten Heimkehr aus der Fremde. Scliweiz 1 411. 
Nach Freudenbenrer. — 12. Landsturm von 1798. Der Schweizer Bauer 
(Kai.; Bern) Tafel zu S. 73. blld nach König. — 13. Küher aus dem 
Bernbiet, nach Pingret 1824. Badener Kai. S. 67. — S. auch 1 

Freiburg. 14. Senn aus Freiburg, nach Pingret 1824 Badencr Kai. S 70. 
S. auch 1. 

Qrauhünden. s. 1 

Luxem. 15. Männer- uud Frauentracht von Adligenschweil Histor. Kai. 

(Bern) Tafel, wie 8. - S. auch 1 
SL Gallen, s. 1 

Solothum. 16. Männer und Frauen von Derendingen Histor. Kai. (Bern) 

Tafel. Wie 8. - 
Tessin, Unterwaldrn, Uli s. 1. 

Waadt. 17, Le costume-feraiue de Montreux. Conteur vaudois No. 6. 
Klage eines Pfarrers aus dem J. 1819 üb^r das Eindringen der neuen Mode und 
Schilderung der Tracht aus den 30er Jahren. — S. auch 1. 



t>2 



Bibliographie. 



Wallis- 18. Sonntagsbeilage z. AU g. Schtceizer Ztg. S 107. Beschreibung der 

VIspertracht um die Mitte diètes Jahrh. — S. auch 1 . 
Zürich, s 1 

VII. Volkstümliche Industrie uud sonstige £rwerbszweige. 

1. Der B e r g k r y s t a I I s n c h e r Eidg. National-Kal. S. 46. — S. auch 
VIII, 12 

VIII. Kitten, Gebräuche, Feste. 

Hochzeit und Elte. 1 Musée N e u c h â t e 1 o i s, p. 51. 73. Hoehzelts- 
sitte v. 1664. — 2. Ein Sonntagsfreund, Hochzeit»- und andere 
Sitten VolksblaU (Stäfa) 29. Okt. — 3. L. M., Les dames d'Yver- 
don. Conteur vaudois, 19 mars. Verbot der Berner Behörden vom 18. Febr. 
1571 an die Kranen von Y., diejenigen Männer, die ihre Krau im Laufe des Monats 
Mai geschlafen haben, in den Brunnen zu werfen. 

Tod uud Betrübnis. 4. Pleureurs et pleureuses. Conteur vaudois No. 13. 
,U est encore des vieillards qui se souviennent d'avoir va les pleureurs et les 
pleureuses, dans les convois funèbres, à Lausanne; et l'on nous assure qu'il n'y a 
pas pluB d'une vingtaine d'années qne cette coutume a cessé à Neuohatel." 

Essen. 5. Tischzuclit 1645. Schweiz I 427. Urproduktion des ersten Neujahr 
Stücks der Stadtbibliothek, mit Text. — 6. Comment on vit ä Lucerne 
Journal de Genève, 26 mai. Mahlzeiten in L. — 

Getneindevertcehr. Kämpfe. 7. lieber, J3., Antiquités et légendes des 
environs de Leytron et de Saillon. Valais romand l* r avril. .La 
Jennesse fréquente ces bnins régulièrement et si par hasard deux bandes so ren- 
contrent, on se livre à une bataille régulière pour savoir laquelle des Jennesses, 
celle de Leytron ou del Saillon, se baignerait la première". — S. auch XIV, 1. 

Nttchtbuben. 7a. Eiu dummer Brauch. Bündn. Tagbl. 16. Dez. Ueber das 
.Grüpen", Behelligen von Passanten, in KUsnacht (Schwyz). 

Einzelne Berufbarten und Stünde. Allgemeines. 8. Heilige Pa- 
trone der verschiedenen Stände. Einsiedler Marien-Kai. S. 3. — 
S p i e 1 1 e u t e. 9. Türler, H., Zwei Urkunden Uber das Pfeifer- 
königtum in Bern Anz. f. Schweiz. Gesch. XXIX No. 1 S 17. - 
A e I p I e r. 10. Anderegg, F, lllustr. Lehrbuch f. d. gesamte Schweiz. 
Alpwirtschalt, III T.: Das Schweiz. Alpen- uud Aelplerleben oder 
alpine Volkswirtschaft und Volkskunde. — 11. Curieuse coutume 
Le véritable Messager de Berne et Vcvey, p. 62. «Prémices des Alpes-, 
fromages qu'on remet en cortège solennel au curé de Vissole (Valais). — Jäger. 
12. Hauser, F., Adlerfang in den Schweizeralpen. Die Schweiz, 
II 363 ff. — Fischer. J3. Ndgeli, O., D'Gangfischsegi. Fraueu- 
feld. — ZUnfte. 14. La fête des Echarpes blanches. Feuille d'Ain* 
(Lausanne), 8 août. 

Sporte. Bergsteigen. 15. Zschokke, Dr. A., Zur Geschichte des 
Bergsteigens. Jahrb. des Schteeizer Alpenclub XXXII 203 ff. 

Herbeibrûuche. 16. Die „Nidlete" in Langnau (Kt. Bern). Thurgauer 
Ztg. No. 277. 

Kirchweih. 17. Gfeller, S., Die Lüderenkilbe. Schweizer Bauer (Ztg.) 
No. 58. — 18. Ch M., Les auberges de la bénichon Journal de 
Genève 15 août. — 



Bibliograph!« 



63 



Weihnacht. 18a. Petits mystères de Noël. Conteur vaudois, 24. déc. 
ülo Alte Sitte des gcschenk bringenden „GhaHande" and der .Chausse-Vieille" 
machen dem Christbaura l'latz. Eheorakel in der Christnacht. 

Dezember näci, te. 18b A. K.. Die Bochselnacht in Weinfelden Thurg. 
Tagbl 23. Dez. 

Sylvester. 19 MfonnetJ, L., La Saint Sylvestre, à Lausanne Revue 
comique de l'aunec 1851. Cotüeur vaudois, No. 9 Sylvester-Umzug 
▼on 1851 mit satirischer Darstellung der Jabresereignisee. Vordem wurde der 
„8ylveater* als Strohpuppe von Vermummten umgetragen und unter Absingen 
eines Verses in die Luft geschleudert. - 20. Das Auslauten des alten Jahres 
in Thusis A : . Zürcfier Zeitg 7 Jan Lärmmusik am 8ylve»ter u. Geld 
sammeln. 

Fastnacht. 21. Vieille coutume dans le canton d'Argovie. Vont. vaud. No 3 
Mtilli-Sunnlig; vgL Bibliographie für 1897 IX M. - 22. Eine hUbscho Volks- 
sitte. Seeland. Anz (Aarbcrg) 19. Jan Dasselbe. - 23. Hoffmann- 
Krayer, E., Einige sohweiz. Masken und Maskenbräuche. Schweiz 
I 503 ff. Mit 13 Abbildungen. - 24. Der Luzerner Fritschizug von 1897. 
Luzenxcr Hauskai. Mit s Abbildungen. - 25 Im närrischen Monat 
Volksbühne S. 36. 

Ostern. 26. Conteur raudois, 9. avril Ostersltten verschiedener Länder. - 27. 
Das Eierwerfen. J). freie Rätier. 2-4. März. Vorsuch der Wiederein- 
führung. — 28. Die Ostereier. Aargauer Nachrichten 12. April. 

Jüngsten. 29. König, H.. Pfingstbräuche im Hirtenleben Basler Nach- 
richten 29. Mai 

Frühlingsbräuche und -Feste, (s. auch Fastnacht, Ostern, Pfingsten . 
30. Buss, E., Die Fridolinsfeuer im Glarnerland. Schueiz I 500. 
Am Fridolinstage («. März) werdeu Höhen feue r angezündet. — Alte Leute be- 
flissen die hinter dem flämisch hervortretende Sonne durch Aufstehen und durch 
Abziehen des Hutes — Festspeiso : Olarner Fastete. — 31 Fête des 
Narcisse 8, ä Montreux Conieur vaudois, 23 avril: Semaine 
littéraire, p. 248 — S auch 36. 

Mittsommer. 32. X., Mi-Eté «le Taveyannaz. Feuille d'Avt* de Lau- 
sanne du 9 août et celle de Vevey du 10 août. 

Einzelne Tage. 33. Saints économique!* (en Valais) Tribune de Genève, 
27 mars. „Sur la St-Joseph (i 9 mars) tombo l'échéance do l'engagement des 
domestiques (marché aux servantes, à Sion). A partir de l'Annonciation 
(ï.l mars) il n'est plus permis de circuler librement dans les près d'autrui. 
La St-Jean (st-i juin) eut la date de la distribution des prix aux enfants des 
écoles primaires. A la St Maurice (ï2 septembre) commencent les vendantes. 
La St-Martin (l 1 novembre) marque le grand remue-ménage des locataires. 1 ' 

Offiziell organisierte Feste. G e 1 c g e n h e i t s f e s t e, Jubiläen 
etc. 34 M/onnet], L., La fétc du 24 janvier [I898|. Conteur taudois, 
No. 5. lOOjänrige Gedenkfeier der rfolremnjr der Waadt. — 35. MfonnetJ, L., 
La seconde féte de l'Indépendance aux Ormonts, le 5 mars, ib., 
No. 8. Feier der Bewohner des Ormontthalcs am ï4 Jan. zur Erinnerung an 
Ihre Befreiung am 5. März 1798. — 36 Les arbres de liberté, ib. Ans den 
Maiblumen abgeleitet. — 37. Eiu solothurnisches Volksfest zur Am- 
bassadorenzeit. Vaterland (Luzernï 21. Jau. Feste sur Feier der Geburt 
des Dauphins im Sept. 172». — 38. Die Neueneggfeier in Bern Allg. 
Schweizer Ztg., No. 55 und auch in andern Zeitungen. Gedenkfeier 
des Sieges der bern. Truppen über die Franzosen bei Neuenegg am .1. MMrz 1798. - 



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64 



Bibliographie 



39. D. B.-Ii., L'Anniversaire du combat de la Nenenegg, à Aeschi 
La Montagne, p. 49. Auffuhrung des bern. Schauspiels „Der Tod Yersöbnt"* 
von R. 8aizmann. - 40. Kirchliche Feste in Unterwaiden. Nidr 
waldner Kai. S. 1-12. — 41. Fleiner, A., Das Fest der „Maria zum 
Schnee". Die Schweis I 530. — 42. Méjard. C, A propos du Jeûne 
fédéral. Conteur vaudois, 17 sept. Entstehungsgeschichte des Eidg. Unes-, 
Dank- and BetUgs und Umschreibung der Genfer Fil* d«» Paniert. — Schützen 
feste. 43. Das Jubiläumsschiessen der Schützengeselischaft in Aar au 
Mit Bild . Eidg. Nutionaf-Kal. (Aaram S 48. - 44. Marti, F , Die 
Schützengesellschaft d. Stadt ZUrich. — S c h w i n g f e s t e. 45 
Bestimmungcii betreffend das Schwingen an eidgen. Schwingfes'en, 
Schweiz Turnzeitung 4. März. — Turnfeste. 46. Fête fédérale 
de gymnastique, à Schaffhonse, du 24 au 27 juillet 1897. Le véri- 
table Messager boiteux de Berne et Vevey, p. 65. Mit Abbildung. - 
43. Eidg. Turnfest in Schaffh. D. Schaffhauser Bote (Kal.) S. 78. s Bilder. 
Gebrauche staatlichen und politischen Charakters L a n d s g e- 
m e i n d e il. 48. Die Landsgemeinde. Neuer Appenzeller Kai. (Heiden) 
MU Abbildung der Hnnd wiler Landsremeinde. — F r e i h e i t s b ä u m e. 8. 36 

- 49. Srldumpf, M., Der Chamer Markt. Zuger Kai. S. 49. - 
49a. Bilderbogen vom Churer Andresen-Markt Bundn. Tagbl 
18. Dez 

VolkSJHStiz. 50. Mazza Valais romand, 1er mai Kurse Notix Aber dt* 
sog. Matse im Wallis. 

IX. Volksineinungen and Volksglaube». 

Vermischtes und Allgemeines. 1 Superstitions et préjugés Journal 

d'Yverdon, 16 avril — 2. A F. Der Aberglauben im Volke Aar 

gauer Nachrichten 9. Okt. 
Seyen. Alpsegeu. 3. Jahrbuch d. Schweizer Alpenklub XXXII 206 fg. — 

Krankheitssegcn. 4. Prières et «secrets*. Musée Neuchâtelois , 

p. 66 suiv — S. auch Volksmedizin, 
Volksmedizin. 5. Zahler, H, Die Krankheit im Volksglauben des 

Simmenthals (Separatahdr. a. d. XVI. Jahresber d Geogr Oes. » 

Bern 1 1898]. — S. auch Segen. 
Kalender- und Wetter glauben. Kalender und Wetterregeln 

6. Eidenspiegel-Kal. (Zofingen) S. 5-16. - 7. Vetter Götti (Kai.; 

Grüningen) S. 3. 5. 7. etc. — 8. St. Galler Kai. S. 3. 5. 7. etc. 63. 64. - 

9. Lustiger Distelikaiender (Grüningen) S. 3. 5. 7. etc. — 10. Vetter 

Jakob (Kai.; Zürich) S 4—14. — 11. Schweizer Hausfreund (Kai ; 

Zürich) S 3. 5. 7 etc. — 12. Der Schweizer Bauer ïKal.; Bern) S-. 3. 

5. 7 etc. — 13. Der hundertjährige Kalender. Familienkalender (Zürich) 

S. 2. 4. 6 etc — 14. Benzigers Marienkalender (Einsiedeln) S. 3-14 

- 15. Arbeiterfreund-Kal (Bern) S. 3 5 7 etc. — 16. Der Pilger 
aus Schaff hausen (Kai.) S. 3. 5. 7 etc. — 17. Neuer Einsiedler Kai 
S. 2. 4 6 etc. - 18 Züricher Kai. S II. III. IV. V. VI. VII. VIII 
IX. XI. XII. — 19. Schweiz. Dorfkai. (Bern) S. 4. 6. 8 etc. — 20 
Einsiedler Kai. S. 3-14. - 21. Grütlianer-Kal. (Zürich) S. 3-4. - 
22 Luzemer Haus-Kai S 3 5 7 etc — 23 Histor Kai (Bern) 



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Bibliographie 



«5 



S a, ö 7 etc - 24. Bauern-Kal (Langnau) S. 3. 5 7 etc. — 25. 
Einsiedler Marien-Kal S. 2—13 — 26 St Ursen-Kul (Solothurn) 
S 1—12. — 27. Badener Kai S 3. 5 7 etc. - 28 Volksbühne 
S. 36 — 29. La vraie Saint- M é dard. Conteur caudois, 25 juin. - 
30. H. Einfluss der Kalunderzeiehen Das Vaterland 24 
April — 31. A S., Das Reifläuten Solotimrner Anzeiger 
7. Mai. Wetterläuten gegen Frostschaden im Solothurner Gau. 
Hexen» 33. Moser, Fr., Ueber Hexen und Hexerei. Volksfreund (Buisdorf) 
7 Jan - 34. Der Ursprung des Hcxenglaubens ib 26 27 Marz 
S. auch XI, 11 

Gespenster. 35. Musée Neuchâtelois, p. 74 8puok in einem Hauso von Peseux, 
i6«4 — 36 Piard, A.. Maisons hantées Le National Suis** 17 
sept. 

Olück lind Unglück. 37. Die Glatt (Bassersdorf) 9. März Historische 
[unrichtige!) Erklärung über die Entstehung des Aberglaubens vom vierblittrigen 
Kleeblatt 

TierglHube. 38 Jensen. Chr.. Der Storch im Volksglauben Hasler Sarh- 
rirhten 22 Mai 

X. Recht im Volkstum. 

1. K.-E.. Hin zürcherischer Ehekontrakt aus dem 15. Jahr- 
hundert. Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1898. -- 2. Mitoth, J. C, Die 
Thalgemeinde Tavetsch Ein Stuck Wirtschaftsgeschichte aus 
Bünden Bündn. Monatsbl. Xo. 2 3. 4. Alprechtliche«. — 3. Stebler, F. G., 
Die Tesslen im Oberwallis oder hölzerne Namensverzeichnisse. Schweiz 
I 461. — 4. Tobler, Alfred, Die Allmend- und U cm eint ei I (ra^o 
im Kurzenberg 1524—1598 und 1598 — 1898. Appenzellische Jahrbücher 
53 ff. — 5. Muoth, J. C. Statut del honorât comün da Zernez Seguond 
la compilazittn e copia del 1724 Annalas délia Societad Rhœto-romanscha 
X1Ï, 37 ff.; auch separat, — 6. Carnot, M., Im Lande der Rätoroma- 
nen: Rechtsdenkmäler. Monat-Rosen XLII S. 593. — 7 Akten- 
stücke zur Geschichte d. bündn. Polizeiwesens. Bündn. Monatsbl. 
S. 227. 252. Verordnungen gff. die Zigeuner und Landstreicher. — 8. Sprecher. J A., 
Heber die bildnerischen P o r t e n s r e c h t e. ib. 241 ff 265 ff 299 ff - 
9. Christoffel, Chr., Las societats de mats e lur dertgiras nauschas 
Annalas della Societad Rfueto-romanscha XII. 1 ff. Ueber die sog. Knabenschatten. 
— 10. Cohn, G„ Gemein dersc h aft und Hausgenossenschaft Ztsr.hr. 
f. vgl. Rechtsiciss. Cap. 1: Die Schweis, «emslndorschaft im heutigen Recht. Oap. Ii : 
Das «Itère Schweis. Gemelndersehaflsrecht- — S auch VIII. 50 

XI. Volksdichtung. 

Sagen und Legenden. 1. Herzog, H.. Die Schweiz. Frauen iu Sage 
und Geschichte Aarau. — 2. Buss, Dr. E., Sageu vom St. Georgen- 
berg. Schweiz I 445. — 3. Courthion, L., Charlemagne à Vouvry. 
Semaine littéraire Xo. 214. Karl d. Gr. soll nach der Volksüberlieferung im 
J. 77» über den grossen 8t. Bernhard nach Italien gesogen sein und von den 
Bewohnern Vouvrys Hülfeleirtunjren empfanden haben. - Ehedem wurde der 



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Bibliographie 



Karlstag Jaa.) in diesen liegenden durch Volksbelustigungen gefeiert, wobei 
•las Jüngste Khepaar den Schnee von dem Tantboden zu entfernen hatte. • 

4. Dick, P., Sagenhaften und Uraltes aus dem Wallis Schw. Reformbll. 
31. No H 9 11—21 5 J. Reymondenlaz, La légende «lu sauvag« 
«le Chatuoson Valais romand. 1? mars — 6 Reber, B., Le Val 
«ITIliez. ib. Finlge Feen- und Koboldsagen. — 7 Die Herkunft der bünd- 
tierisch-romanischen Sprache. Schweiz So 23, Umschlag S. 2 — 
8. La Légende de St Nicolas AlmanacM des Familles chrétienne» 
( Einsiedel!» i, p. 17 — 9. lieber, B.. Lue visite au Val des Tourte- 
magne. Valais romand, 15 niais Entstehung des Namens „Turtmann.* — 
„Teufelstritte", F.insehnitt' im Felsen. — Wohnungen der Golweryi (Zwerge). — 
10 Id., Antiquités et légendes des environs de Lcytron et de 
Saillon ib., 15 avril — 11 Joryer, Dr. Sagen und Krlebuisse aus 
dem Valseithal Jahrb. d Schweizer- Alpenclub XXXll i 18%, 1)7) 132 ff 
„FarH-Suu* 8. 133. Das „Aberschhaus" ib. Das «Gespenst im Hlntcrpoll 8. 130. Die 
..hohen oder Teufelstoine." 8. 147. Die Reformation im Valserthal. 8. 14». Ver- 
sammlungsort der Hexen Ifta. - 12 Sagen vom Pilatusberg. Jahrbuch des 
Schweizer Alpenclub. XXXII 204 ff. — 13 /,. Meiner. Die Trümmer 
von Lastlins bei Siis. Bündn. Mowitsbl. S 137. 14 Vaches de 
Botilaire. 1'«/«/* romand, 15 mai. — ■ 15. Brouzoz, H.. L'unie damnée 
ou histoire d'un procureur i Légende populaire, extraite d'uu inauus- 
cril d'un barde <le la montagne). Valais romand, 15 juin. — 16 
Curnot, M., lin Lamle «1er Rätoromanen: Märchen und Sagen 
Monat-Rosen XU1 S «10 17. Gattiker, (}., Zur Heimatkunde von 
Zürich tleschiehteu und Sagen. Für die Schule gesammelt und 
bcarb 2. Aufl. — 18. Le Mort d'Kindzon. Légende de la vallée 
des Diablerets Gazette du Valais. 30 janv - 19 Baud-Bovy, D, 
Légendes suisses : Le chemin «les Frisous Saint Trulben et la 
petite cruche. Le Hhöne messager La Suisse (Genève), 16 et 30 
mai. 14 nov — 20. Die Sage vom Stier von Uri. Urner Wochen- 
Matt 18 Juni — 21 Seynes und Sardona (Eine Alpensage in Ober 
landet* Mundart). Der Saryanserländer Aug. ? -- - 23, Alpsageu 
Brcmyarter Volksblatt 16.. 23., 30. Juli - 24 Baud-Bovy, D, 
Le pieux original. La voutvre de Naters L'Echo de la Broie. 
10 sept., 8 oct. — 25 Salnom, C. Aneora délie »Case dei Pagani* 
Bollettino storico p 125 segu. „Hcidcnhäuser". 

Märchen. 26 À*. Die Weltanschauung des deutschen Volkmàrchens 

Soluthuruer Anzeiger 13.-15 Dez. 
Schavsplel. 27 Selzaehcr Passions- Scliaiispiel. Vulkxbiiftnr S 85 

5. auch VIII, 39. 

Lieder und Helme, 28. Pellandhii, V., Saggi di folk-lore ticiuese : 
filastrocche, cantilene. acchiapparelli. Archich per lo studio délie 
tradizioni popolari XVII p. 11 IV. — 29. Mme, Joh., Ein historisches 
Volkslied wider die Schweiz aus der Zeit des „Koustanzersturms" 
vom J 1548 Anz. /'. Schwei:. Gesch. Xo 3. S. Gl. — 30 Ooraules 
gruyérieunes et lausannoises. Conteur vaudois. 13 août. — 31. 
Curnot, M.. Im Lande der Rätoromanen: Das Volkslied. Monat-Rosen 
XLII S. 615 — 32. Chanzuns popularas ladinas, publichadas da 
1. Vital. Annalas delia Socirtad Rhuto romansrha XII, 243 ff 



Bibliographie 



67 



33. de Mein/, Ch., L« «Kauz de» vaches» Journal du Dimanche, 
4 Sept - S. auch XII, 1. 2: XV, 2. 

Rätsel. 34. Pellandini, V., Indovinelli popolari raccolti nel Ticino. 
Archivio per lo studio délie tradizioni popolari XVII p. 191 ff. 

Inschriften. 35. Doer, W. H., Katalog der von Dir. II. Angst dem 
Schweiz. Landesmuseuui geschenkten kerara. Sammlung. (Anhang 
zum 6 Jahresbericht über das Landesmuseum). Enthält eine grössere 
Anzahl Ofeninschriften. — 36. Bahn, J. R., Verzeichnis der luschrifteu 
auf Schweiz Flachsehnitzereien Am. f. schwz. Alt. S 92 127. 

XII. Charakteristische Persoueo. 

Ulrich Brück er. 1 .1. K.. Der arme Mann im Toggenburg. 
Appenzeller Kai. S 57 ff. Mit Bild. — 2. D e r grosse T y s. Eidg. Na- 
tionalisai (Aarail) S. 49. Matthias BÜhler im Wä« K ithal, ein Hirt von »ewalüfirer 
8t*rke. 

XIII. Spiel. 

Kimlerspiele. I Pellandini, V., Saggi di folklore ticinese IV. Giuochi 
fanciulleschi. Archivio per lu studio délie tradizioni popolari XVI, 
522 ff — 2. Carnot, M., Spiel und Lied der rätoromanischen 
Jugend Monat-Rosen XLI1 S 604. 

Schwingen ». VIII. 45 

XIV. Tanz. 

1. Un (irmadlt, Les üoraules. Le Fribourgeois 26 juillet S auch 

X. 30. 

XV. Volkswitz und -Spott. 

Ortsneckereien. 1. Guerre des traîne-bâtons, des matous et des car- 

quoies. Cont. eaud. No 2 
Schildbürg er eien. 2. Les bêtes ä cornes ä la foire de M Conteur 

vaudoia, 9 avril 

XYI. Sprichwort, Redensart, Formel. 

Redensart. 1 Casser sa pipe. Le véritable messager boiteux de Berne et 

Vevetf, p. 50. — 2. Der Kuckuck in der Sprache des Schweizer 

Volkes. Sonntagsgrwu der „IJmmal" S. 106. — 
Sprichwort. 3. St. Galler Kol. S 59. Einige Schweiser Sprichwörter. — 

4. Sprichwörter aus dein Kt. Solothuru. Der Schweizer Bauer (Kai.; 

Bern) S. 122. 

Verdrehungen. 5. Appcnz. Jahrbücher 149. Cappen8chinderhus=Kapuzlnerkloster 
a. 1Ä88. 

Flilche. 6. Les jurements sous les Bernois. Conteur naudois. 28 mai 
Altes Mandat gegen das Fluchen. 



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<Î8 



Bibliographie 



XVII. Namen. 

Menschennanten. 1. Ueberiiameo. Sonntags- Beilage der Allg 

Schweizer Zeitung S. 95. 
Steinnamen. 2. Valais romand, i" avril Tète du Géant, Tête du Lion. - 
Ortsnamen. 3. Zur Ortsnaruenschreibung „weil" oder „w i l u . Appenz 
Ztg. (Herisau) 7. Jan. Tritt für das roundartl. wi) ein. — 4 Iselin, L E , 
Walliser Ortsnamen und Walliser Urkunden. Anz. f. Schweiz. Ge- 
schichte XXIX 39. — 5. L. K. I., Ly» und Lysbüchel Zwei basl 
Ortsbezeichnuugen und ihre Bedeutung Sonntagsbeilage der AUg. 
Schueizer Zeitung S 138. .Luuonfbrmlger Hügel«. - DI« folgenden Numm*™ 
demselben Blattes enthalten Replik und Üupllk. 



XVIII. Wortschatz. 

Gaunersprache und Jargon. 1. Argot fin de siècle a Genève Conteur 
vaudoi«, 2 avril — Argot d'Ouchy ib., 16 avril — 2 M. R , 
Argot des montagnes ueuchâteloises. ib., 23 avril. 

Mundart. 3. R., Un glossaire des patois de la Suisse romande Le 
Gêner, tis, 14 juin 



Mitglieder 

der Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde. 

Membres 

de la Société suisse des Traditions populaires. 

Vorstand. — Comité. 

Präsident: Dr. K. Hoffmann -Kray er, Privat- 
dozent für deutsche Philologie Zürich 

Vice-président: E. Muret, Prof. de philologie romane Genève 

Aktuar: Dr. E. A. Stückelberg, Privatdozent 

für Altertumskunde Zürich 

Quästor: Oberstlieut. E. Ri chard , Sekretär der 

Kaufmännischen Gesellschaft Zürich 

Beisitzer. Dr. Th. Vetter, Prof. für englische 

Philologie Zürich 

Ausschuss. — Conseil. 

V. van Bereue m Genève 

Dr. Joh. Bernoulli, Oberbibliothekar der Landesbibl. Bern 

J. Bonnard, Prof. de philologie romane Lausanne 

Dr. Brandstetter , Prof. an der Kantonsschule Luxem 
Dr. A. Bu rckhardt- F in sler, Prof. für Geschichte, 

Direktor des historischen Museums Basel 

Hoohwürden RegenB L. C. Businger Knuten b. Solothn 

Dr. J. Hunziker, Prof. an der Kantonsschnle Aarau 

Dr. G. Jenny St. Gallen 

Dr. G. Meyer v. Knonau, Professor tür Geschichte Zürich 

J. C. Mnoth, Gymnasialprofessor Chur 

E. Pometta, vicepresidente del Tribunale Bellinzona 

Oberstlieut. Dr. R. v. Reding -Bi beregg Schwyz 

Joseph Reiohlen, artiste peintre Fribourg 

Hoch würden Msgr. J. Stammler, Pfarrer Bern 



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70 



M i tgl iederverzeichnis. 



Ehrenmitglieder. — Membres honoraires. 

1. Paul S é billot, secrétaire général Je la Société V 

des Traditions populaires Paris 

2. Geh. Regierungsrat Dr. Karl Wein hold, Prof. 

für deutsche Philologie Berlin 

Korrespondierende Mitglieder. — Membres correspondants 

3. Abbé D'A u court, curé MiéfttBit(Jmberioi8) 

4. Henri Junod, missionnaire Neuchâtel 

Mitglieder. — Membres. 

5. Alioth, Manfred (Kittergasse) Basel 

6. Alioth- Vischer, VV M Oberst (Kittergasse) Basel 

7. Amberger-Wethli, Fr. (Griitlistrasse 17) Zürich 

8. Auiberger, H., Direktor des Schwei/. Bankvereins 

(Tiefenhöfe 10) Zürich 

9. v. Arx, Dr. ()., Gymnasiallehrer Winterthu» 

10. Auckenthaler, II. A., Dr. med. (Gartenslrasse 16) Zürich 

11. Bachmann, Alb., Prof. Dr. (Heliosstrasse) Zürich 

12. Bachofen-Petersen, J. .T. (Gellertstrasse 24) Basel 

13. Bahner, Dr. H., Privatdozent Bern 

14. Bär, Dr. K. (Zeltweg 5) Zürich 

15. Barhey, Maur., Manoir de Valleyres, par Orbe (Vaud) 

16. Barzaghi-Cattaneo, A., Kunstmaler, Zürich 11 

17. Baud-Bovy, Daniel Aeschi (Bern) 

18. Baumann-v. Tischendorf, K. Zürich 

19. Baumgartner A., Prot. (Hottingerstrasse) Zürich 

20. Baur, Hans, Architekt (Muhlebachstrasse 173) Zürich 

21. Bedot, M., prof, à l'université, directeur du Musée 

d'histoire naturelle Genève 

22. Beer, Rob., Buchhändler (Peterhofstatt) Zürich 

23. Bendel-Rauschenbach, H. Schaffbausen 

24. Bendiuer, Dr. M., Redaktor Zürich 

25. Benziger, Nik., Nationalrat - Einsiedeln 

26. van Bereitem, V. (8, rue Eynard) Genève 

27. Bernoulli- Burckhardt, Dr. A. (Leimenstrasse 78) Basel 

28. Bernoulli, Frl. A. (Pavillonweg) Bern 

29. Bernoulli-Riggenbach, Frau E. Basel 

30. Bernoulli, Dr. Joh., (Pavillonweg) Bern 

31. Betz, Dr. L., Privatdozent (Heliosstrasse) Zürich 

32. Bischotf-Sarasin, Alb. (Wettsteinplatz) Basel 

33. Bischoff, A., Dr. med. (Martinsgasse) BaseJ 

34. Bischoff- Wunderly, Ed. Basel 

35. Bischort'. Dr K., Notar (Albananlage) Basel 



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Mitgliedcrverzetchnis. 71 

♦ 

36. Bleuler- Huber, H., Oberst, Präs. d. Sohw. Schulrats Zürich 

37. Blösch, F., Prof. Dr., Stadtbibliothekar Bern 

38. Blumer. Dr. A. La Varenne-Saint-Hilaire (Seine), France 

39. Bodmer, Dr. Hans (Geineindestraase 19) Zürich 

40. Bodmer. Dr. Herrn. (Gemeindestrasse 19) Zürich 

41. Bonnard, .T., prof, à l'université Lausanne 

42. Boos, H., Prof. Dr. Basel 

43. Borel, Mlle C.-Ch., (6, rue du Vieux-Collège) Genève 

44. Bouvier, B., prof, à l'université (10, Bourg-de-Fonr) Genève 

45. Bovet, Mme Ernest (53, via Arenula) Roma 

46. Brand8tetter, R., Prof. Dr. . Luzern 
47 Brenner, K., Pfarrer Si mach 

48. Bridel, Georges- Antoine (place de la Louve) Lausanne 

49. Bridel, Ph., prof, de théologie (Grand Pont) Lausanne 

50. Brindlen, Jos., Hochw., Präfekt Brig 

51. Brocher-dela Fléchère, H., prof.àl'uuiv. (9rueBellot) Genève 

52. Bron, L., négociant (Corraterie) Genève 

53. Brun, Dr. C, Privatdozent (Zollikerstrasse 106) Zürich 
04 Brunner, J., Prof. Dr., ( Platt enstrasse 46) Zürich 

55. de Bndé, Kng M publiciste Petit-Saoonnex, près Genève 

56. Bugnion, Ch. A., banquier | tlerinitagel Lausanne 

57. Bükler Weber. H. Winterthur 

58. Bührer, K., Redaktor der „Schweiz" Zurich 
59 Burukhardt-Finsler, A., Prof. Dr. (Sevogelstrasse) Basel 

60. Burckhardt, Dr. Aug. ( Alban vorstadt 94) Basel 

61. Burckhardt- Werthemann, Dr. Dan. (Albangraben) Basel 

62. Burckbardt-Ryhiner, K. L. ( Aeschengraben 18) Basel 

63. Burckhardt, Otto, architecte (14, nie St-Gnillanme) Paris 

64. Burgeuer, Jos., Notar Visp 

65. Burkhalter, Dr. med., Langentbai ( Bern ) 

66. Bürli, J., Arzt Zell (Luzern) 

67. Burmeister, Alb., prof. Paycrne 

68. Burnier, Ch. (Préfleuri) Lausanne 

69. Burnat, E., architecte Vevey 

70. Businger, L. C, Hochw. kreoien b. Sotothurn 

71. Butler, Dr. P., Seminarlehrer Rorschach 

72. de Candolle, Lucien (Cour St- Pierre 1) Genève 

73. Caro, Dr. G. (Mühlebachstrasse 90) Zürich 

74. Cart, W., prof. Lausanne 

75. Chabloz, F. Saint Aubin le-Lac (N'euchâtel) 

76. Chambaz, Octave Sem près OroB(V'iid) 

77. Claraz, G. (Schanzeng. 15) Zürich 

78. Clausen, F., Bundesrichter Lausanne 
79 Coolidge, W. A. B., (Am Sandigonstutz) Grindel wald 

80. Cornu, Jul., Prof. Dr. Prag 

81. Correvon, Henri (2, rue Dancet) Genève 

82. Courthion, Louis, journaliste Genève 

83. Couvren. Fug. (Grande Place) Vevey 



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72 



Mitglieder erzeichniH. 



84. Cramer Frey, Dr. C, Nationalist (Harkring) Zürich 

85. Cramer, Henri, Schweiz. Consul Mailand 

86. Caches, Dr. .Jules La ffcMS.dt-Pondi 

87. Dändliker, K., l'rof. Dr. Küsnacht-Zürich 

88. Dettling, A., Lehrer Seewen-Schwyz 

89. Dettling, M., Kantonerat, Gemeindeschreiber Schwyz 

90. Diacon, Max, bibliothécaire de la Ville N eue bâte I 

91. Diggelmann, Charles ( Hirschengraben) Zürich 

92. Dimier. Mlle (411, La Forêt) Genève 

93. Dinner, Dr. F. Glarus 

94. Dörr. C., cand. med. [Zürichbergstrasse 15) Zürich 

95. Dübi, Dr. H., Gymnasiallehrer (Habbenthalstr. 49 > Bern 

96. Dabied, Arthur, prof, (avenue de la Gare) Neuebäte! 

97. Ducrest, Fr., abbé, professeur au collège Fribourg 

98. Dunant, K., privat-dozent (3, rue Daniel Colladon) Genève 

99. Durrer, .1., Adjunkt am Kidg. Statist. Bureau Bern 

100. Durrer, Dr. Rob. Staus 

101. Eberle, il., Sekundurlehrer ( Hammerstrassc 14) Basel 

102. Eberle, O.. Dr. med. (Ankerstrasse 01) Zürich 

103. Eggimanii. Ch., libraire Genève 

104. Kgli, 1'.. Sekuudarlehrer (Zeltweg 21) Zürich 
105 v. Ehrenberg, Frau L. Luzern 

106. Escher, Dr. Konr. (Bleicher weg) ZU rieh 

107. Escher, Dr. Herrn.. Stadtbibliothekar Zürich 

108. Escher Bürkli, Dr. Jak. (Löwenstraase) Zürich 

109. v. Eseher, Frl. X. Albis-Langnau 
J 10. Eschmann. Frau (Cardiua) nopra Chiasno 

111. Facchetti-Guiglia, A. Zürich II 

112. Fäh. Dr. Franz, Schulinspector (Holbeinstrasse) Basel 

113. Faklam, Ferd l\ H., Zahnarzt (Wall Strasse) Basel 

114. Favey, G., prof, à l'université Lausanne 

115. Favre, ('., colonel (rue de Monnetier) Genève 

116. Favre. Ed. (8, rue des Granges) Genève 

117. Feer, C. Aarati 

118. Fehr, E, Buchhändlei St. Gallen 

119. Feigen winter, Dr. Ernst (ob. Heuberg) Basel 

120. Feilberg, Dr. H. F., Castor Askov pr. Vejen (Dänemark) 

121. Fient, G, Kanzleidirektor Chur 

122. Fininger-Merian. Dr. L. (EngelgaN.se 50) Basel 

123. Finsler, G., V. D. AI. ( Hardstrasse) Basel 

124. Fisch, K.. Oberstlieut., Instruktionsoftizier Aarau 

125 Fischer, K., Dr. med., Sanatorium Braunwald (Kt. Glarua) 

126. Fleckenstein, F., Kaufmann Zürich 

127. Fleiner, A., Kodaktor (Freie Strasse) Zürich 

128. Fleisch, Urban, Pfarrer Wiesen (Graub.) 

129. Forcart, M. K., stud. med. (Albananlage) Basel 

130. Forcart- Bachofen, K., Kaufmann (Albananlage) Basel 

131. Francillon, Gustave (avenue Eglantine) Lausanne 



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Mitgliedervcrzeichnis. 7 3 

132. Francillou, Marc-Gr. (avenue Eglantine) Ivausamie 

133. Frey, Joh., Prof. Dr. ( Platteustrasse) Zürich 

134. Frei, Rud., Ingenieur (Missionsstrasse 33) Basel 

135. Fricker, Barth., Prof. Baden 

136. Friedli, Emanuel (Hottingerstrass«: 52» Zürich 

137. Furrer, Jos., Landrat Silenen (Uri) 

138. Fnrrer, K., Prof. Dr., Pfarrer Zürich 

139. Furtwangler, Rob. (Fraumünsterstrasse) Zürich 

140. Fnsch-Körtiog, G. (Alpenuuai 34 1 Zürich 

141. Gausser, A. ( Schönlei nstr. 7) Zürich 

142. Ganz, R., Photograph (Bahnhofstrasse i Zürich 

143. Ganzoni, Dr. R. A. Chur 

144. Gardy, Fréd., licencié es-lettres (12, quai des 

Baux- Vives) Genève 

145. Gauchat, L.-W., Prof Dr. (Engl. Viertelstr.) Zürich 

146. Geering. A., Buchhändler (Bäumleingasse) Basel 

147. Geering, Dr. T., Sekretär der Handelskammer Basel 

148. Geigy, Dr. Alfr. (Leonhardsgraben) Basel 

149. Geigy- Hagenbach, Frau E. (Petersgraben) Basel 

150. Geigy- Ilagenbach, K., Kaufmann Basel 

151. Geigy-Merian, Rud. ( A eschen Vorstadt 13; Basel 

152. Geigy-Schlumberger, Dr. Rud. ( Bahnhofstr. 3) Basel 

153. Geilinger, R., Oberst, Nationalrat, Stadtpräsident Winterthur 

154. Geiser, Dr. K., Adjunkt d. Schweiz. Laudeabibl. Bern 

155. Gemuaeus- Passavant, Rud., Brombach (Baden) 

156. Genoud, Léon, dir. des Musées industriel et pédagog. Fribourg 

157. Georg, Dr. A., secr. de la Chambre de Commerce Genève 

158. Georg, H., Buchhändler Basel 

159. Gerster, L., Pfarrer Kappel en 

160. Gertseh, Fritz, Major Bern 

161. de Giacomi, Dr. (Bäreuplatz 4) Bern 

162. v. Girsewald, Barou C. (Gartenstrasse) Zürich 

163. v. Girsewald, Baronin C. (Gartenstrasse) Zürich 

164. Gisler. Jos., Hochw.. Bischöfl. Commissar Bürglen 

165. Gobât, H., inspecteur des écoles Deléraont 

166. Godet, Alfr , professeur Ncuchâtel 

167. Goppelsröder, E., Fabrikant (Mühlebachstraxse) Zürich 

168. Graf, J. H., Prof. Dr. (VVylerstrasse 10) Bern 

169. Grandpierre, Ch., Dir. d. Argus der Schweiz. Presse Bern 

170. v Giebel. H. G., stnd. jur. (Pclikanstr. 13) Zürich 

171. Gruner, H., Ingenieur (Naueustr. 9) Basel 

172. Gulliet, Jos. (Brandschenkestrasse) Zürich 

173. Häbcrliu, A., Postverwaltcr Kreuzlingen 

174. Häberlin, H., Dr. med. (Souneckstrasse 16) Zürich 

175. Haffter, C, a. Regierungsrat Frauenfeld 

176. Hafter, Dr. E., Rektor Glarus 

177. Haller, B. (Herrengasse) Bern 

178. Häne, Dr. .1. (Klansstrassc 50) Zürich 



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74 



Mitgliederverzeichnis. 



179. de la Harpe, Edm. Vevey 

180. Hart, A., Bushnell Cambridge, Mas«. (U. S. A ) 

181. Hauswirth, Annin, (Erlachstr. 5) Bern 

182 Hauawirth, Armin, Lehrer Tbitrifbern (B«rn) 

183. Heer. J. C, Redaktor (Lavaterstr. 77) Zurich 

184. v. Hegner-v. Jnvalta, Kaufmann (Stadthausquai) Ziirich 

185. Heinemann, Dr. F., Bibliothekar Luzern 

186. Herzog, Dr. H., Kantonsbibliothekar Aarau 

187. Hensler, Andr., Prof. Dr. (Grellingerstrasse) Basel 

188. Heusler, Andr., Prof. Dr. (Schürieb. Ufer 41) Berlin VV. 

189. Heyne, M., Prof. Dr. Güttingen 

190. His, Dr. Rud., Privatdozent (Kaiserstrassr 33) Heidelberg 

191. Hofer, Hans, Kunstanstalt (Münzplatz 3) Zürich 

192. Hoffmann, A. A.. Kaufmann (Rittergas.se) Basel 

193. Hoffmann-Burckhardt, Frau A. (Rittergasse) Basel 

194. Hoffmann-Fleiner, E. (Albanvorstadt 12) Basel 

195. Hoffmann, Hans (Ritterg. 21) Basel 

196. Hoffmann-Krayer, Dr. E., Privatdoz. ( Freiest r.) Zürich 

197. Hotl'mann-Krayer, Frau H. (Freiestrasse) Ziirich 

198. Holenstein, Dr. Th. St. Gallen 

199. Holzmaun, M.. Dr. med. (Hottingerstrasse) Zürich 

200. Honegger-Weissonbach, Rob. (Bahnhofstrasse) Zürich 

201. Hopf, O., Pfarrer Mey ringen 

202. Hbpli, Ulr., Commendatore, Buchhändler Mailand 

203. Hoppeler, Dr. R. (Dufonrstrasse) Zürich 

204. Horner, K., abbé, prof, à l'université Fri bourg 

205. Hutz, Dr. R. (Schanzcnstr.) Basel 

206. Hnber, Dr. J., Buchhändler Frauenfeld 

207. Huggenberger, Alfr. BeffMgfn-Islikon 

208. Hunziker, J., Prof. Dr. Aarau 

209. Jecklin, ('., Prof. Dr. Chur 

210. v. Jenner, Eug., Fürsprech Bern 

211. Jenny, Dr. G. (ßlnmenaustrasse) St. Gallen 

212. Imesch, Dion., Hochw.. Prof. Brig 

213. Imfeid, Kav., Ingenieur (Asylstr/i Zürich 

214. Ithen- Meyer, A. Ober-Aegeri 

215. Üben, Frl. A. Ober-Aegeri 

216. Jud-Jenny, K.. Dr. med. Lachen-Vonwyl 

217. Jnllien, Al., libraire (32, Bourg-de-Four) Genève; 

218. Kägi, A., Prof. Dr. (Stockerstras.se) Zürich 

219. Kälin, Kanzleidirektor Sehwyz 

220. Kappeler, Dr. Konstanz 

221. Kasser, G., Dir. d. bist. Museums Bern 

222. Kaufmännischer Verein Zürich 

223. Keiser, A., Hochw., Rektor Zug 

224. Keller, J., Seminardirektor Wettingen (Aarg.j 

225. Kennedy, Mrs. Marion (15 Avenue Blarkheath) London S. E. 

226. Kesslei% Gottfr. Wil (St. Gallen) 



MitKliederverzeiehuis. 75 

227. Kirsch, J. P., Dr., Univ.-Prof. Freiburg (Schweis) 

228. Riesling, R., Bildhauer Zurich 

229. Knüsli, Eugen, Kaufmann Ziirich 

230. Köchlin, Dr. E. A., Notar (Kenn weg) Basel 

231. Koller, J., Dr. med. Herisau 

232. Kracht, C. (Villa Baur) Zürich 

233. Krayer, Ad., Kaufmann, (Gellertstrasse» Basel 

234. Krayer- Förster, A. (Gellertstrasse) Basel 
235 Krayer, Georg, Kaufmann Hückingen 

236. Krayer-Förster, Frau H. (Gellertstr.) Basel 

237. Kuder, K., Architekt, (Schönberggasse) Zürich 

238. Kümin, Jos., Hochw. Merlischachen 

239. Kündig, Dr. Rud., Notar (Sevogehrtwrese) Basel 

240. Lagger, Franz, Hochw., Pfr., Zeneggen, Bez. Visp (Wallis) 

241. Undolt-Ryf, C. (Schnlhausstrasse) Zürich 

242. Langmesser, Aug., Pfarrer Küsnacht-Zürich 

243. Lanterburg, Dr. Ed. (Bel vaux 15) Neuchâtel 

244. de Lavallaz, L. (Academy) Grecnocl (Scollud) 

245. Leconltre, J., prof, à l'académie (avenue de la Gare) Neuchâtel 

246. Lehmann, H., Dr. (Landesmnseum) Zürich 

247. v. Lengefeld, Fräul. S. (Nägelisteig 12 aï Zürich 

248. Lichtenhahn, Dr. C. (Sevogelstr. ) Basel 

249. v. Liebenau, Dr. Th., Staatsarchivar Luzern 

250. de Loës, Mlle L. Bcndes, près Vevey 

251. Luchsinger, R., cand. jur. Zürich 

252. Lorenz, Dr. P.' Chur 

253. Maag, Dr. R., Gymnasiallehrer Bern 

254. v. Marchion, ,T. F. Chur 

255. Martin, Dr. R., Privatdozent (n. Beckenbofstr. lti) Zürich 

256. v. Martini, Fritz, Kunstmaler Frauenfeld 

257. Marty, Ant., Prof. Dr. (Mariengasse S 5) Prag 

258. Marty, .1. B., Hochw., Kapl. d. Schweizergarde (Vat.) Rom 

259. Mathey, Mlle Wavre (Xeachitel) 
200. Mayentisch, E., Dr. med. (Stadthausquai) Zürich 

261. Mayor, J., conservateur du Musée Fol Genève 

262. Meier, Gab., P., 0. S. B., Stiftsbibliothekar Einsiedcln 

263. Meier, S., Lehrer Jonen (Aargau) 

264. Meisser, S., Staatsarchivar Chur 

265. Mercier, Henri, priv.-doc. à l'univ. (3, rue de la Plaine) Genève 

266. Merz, C, Dr. med. Baar (Zu*) 

267. Meyer, C, Prof. Dr. (Gartenstr.) Basel 

268. Meyer, Konr., Inspektor der Schweiz. Mobiliarver- 
sicherungs-Gesellschaft (nnt. Zäune 25) Zürich 

269. Meyer-am Rhyn, Jost (Grundhof) Luzeni 

270. Meyer v. Knonau, G., Prof. Dr. (Seefeldstr.) Zürich 

271. Michel, A., Pfarrer Uussnang (Tb«rg.) 

272. Micbeli, Dr. Hör., correspondent dn Jcurn. de 
Genève (Bundesgasse) Bern 



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76 Mitgliederverzeiehnif. 

273. Millioud, Alfred (Archives Cantonales) Lausanne 

274. Miville-Burckhardt, K. (Albanvorstadt 71) Basel 

275. Möhr, J., Pfarrer Flerden-Thusis 

276. de Molin, A M privat-docent Lausanne 

277. de Montenacb, G., barou Fribourg 

278. Moosberger, Dr. H., Advokat Chor 

279. Morel, Ch., journaliste Genève 

280. Morf, H., Prof. Dr. (Pestalozzistrasse) Zürich 

281. de Morsier, Mlle Mathilde Ploigeoa, prés (.entre 

282. Müller, Albert, Architekt (Plattenstrasse) Zürich V 

283. Müller, Hans, cand. phil. (Eidmattstrasse 2) Zürich 

284. Müller, H., Pfarrer Laufenburg 

285. Muotb, J. C., Prof. Chor 

286. v. Muralt, W., Dr. med. (Rämistrasse) Zürich 

287. Muret, E., prof, à l'univ. (15, rue Pierre Fatio) Genève 

288. Muret, Mme E. (15, rue Pierre Fatio) Genève 

289. Muret, Eug., lieutenant-colonel (La Chaumière) Morgen 

290. Muret, M., Dr. med., privat-docent (3. rue du Midi) Lausanne 

291. Mylius, Alb. (Lange Gasse) Basel 

292. Nref, A., arch. Cors«a«x ; près Vevev 

293. Nägeli, ()., Dr. med. Ermatingeu 

294. Nater, J., Lehrer Aadorf 

295. Naville, Adr., doyen de la faculté des lettres Genève 

296. Naville, Ed., prof, à l'univ. Malagny, par Versoix (Genève) 

297. Naville, Louis, (cours des Bastions) Genève 

298. Neasier, Hochw., Präfekt am Kolleg. Maria Hilf Schwyz. 

299. Nicati, P.. architecte Vevey 

300. Nötzliu-Wertheraanti, K. (Schützenmattstrasse 67) Basel 

301. Oechsli, W., Prof. Dr. (Gloriastr. 76) Zürich 

302. Ocbsner, M., Verhörrichtcr Schwyz 

303. Odinga, Dr. Tb. Horgen 

304. Oltrainare, P., prof, â 1'nniversité (32, chemin 

du Nant Servette) Genève 

305. Oswald, Dr. C. (Kohlenberg 29) Basel 

306. Paravicini- Engel, K. Basel 

307. Paravicini, Carl R. (St. Jakobstr. 20) Basel 

308. Payot, F., éditeur Lausanne 

309. Pellandini, V., aju tante capostazione Taverne 

310. Perrochet, Ed., président de la Société d'histoire La Chaut de-Kond» 

311. Peschier, Eugène, Prof. Konstanz 

312. Pestalozzi, F. O., Kaufmann (Münsterhof) Zürich 

313. Pflegliard, 0., Architekt (Bahnhofstrasse 56) Zürich 

314. Pineau, Léon, professeur (60, boulevard Béranger) Tours (France) 

315. v. Planta, J. Tanikon (Th«rgM) 

316. v. Planta, P. Kirsten»! (Craib.) 

317. v. Planta, Dr. R. (Belvoir) Zürich 

318. v. Planta, R. U., Oborstl. (Pelikanstrasse) Zürich 

319. Pometta, E., vicepresidente del tribunale Bellinzona 



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Mitgliederverzeichnin. 



77 



320. Prato, Stanislao, professons Arpino (ltalia) 

821. de Pury, J., lieut.-col. Nenchâtel 

322. Hahn, J. R., Prof. Dr. (Thalacker) Zürich 

323. Reber, B. (22, avenue du Mail) Genève 

324. v. Reding-Biberegg, Dr. R., OberBtlieut. Schwyz 

325. Reichten, François (quartier Saint-Pierre 3301 Fri bourg 
3^6. Reichlen, J., peintre Fribourg 

327. Reinle, Dr. K. E. Hawick (Schotll.) 

328. Richard, B M Oberstl., (Börse) Zürich 

329. Ris, Dr. med. Thun 

330. Kitter, Dr. K., Lehrer an der Kantonsschnle Trogen 

331. Rivoire, E., notaire (16, quai de l'Ile) Genève 

382. Robert. W. Jongny, p. Vevey 

333. Roos, J., Schriftsteller Gisikon(Luzern> 

334. Rod, Ed. (16 rue Lafontaine) Paris 

335. Rossel, Virg., prof, à l'univ.. conseiller national Berne 

336. Roth, Dr. A., Schweiz. Gesandter (Regentenstr. 17) Berlin 

337. Roth, Dr. Hans (Kaufmännische Gesellschaft) Zürich 

338. Rothenbach, J. E., Seminarlehrer Ktisnacht Zürich 

339. Rothenhüusler, E. (Leonhardstrasse 14) Zürich 

340. Rbthlisberger, W., artiste-peintre Thielle (KeicMtel) 

341. Rnepp, P. A., Dr. med. MerenickiMil b. Muri 

342. v. Rütti, A., a. Pfarrer (Büblstr. 21) Bern 

343. Rüttimann, Ph. A., Hochw., Kaplan Vais 

344. Rybiner, Dr. Gust. (Gartenstr. 46) Basel 

345. Ryhiuer, W., Pfarrer (Oberthor) Winterthur 

346. v. Salis, R. (Villa Gruber) Genua 

347. Salzmann, L., Gerichtsschreiber Naters 

348. Sarasin, Alfr., Banquier (Ungegas.se 80) Basel 

349. Sarasin, Dr. F. (Spitalg. 22) Basel 

350. Sarasin-Iselin, W. (St. Jakobstr. 14) Basel 

351. de Saussure, F., prof, à l'université Malagny, par Versoix 

352. de Saussure, Th. , Col., dir. du Musée Rath (2, Tertasse) Genève 

353. Schaller, G., dir. de l'Ecole normale des instituteurs Porrentruy 

354. Schirmer, Dr. A. (Leonhard str. 16) Basel 

355. Schirmer, Dr. G., Privatdo/ent (Kasinostr. 1») Zürich 

356. Schlegel, E., Pfarrer Wallenstedt 

357. Schlumberger-Vi8cher,Ch.,Banq.(Aescl»envor8t. 16) Basel 

358. Schraid, E , Srkundarlehrer Biel 

359. Schmid, J. M., Hochw., Prof. Brig 

360. Schmid, J. R., Postdienstchef Basel 

361. Schmid, Dr. S. Wohlen (Aarg.) 

362. Schnüriger, J. M., Hochw., Pfarrer Steinen (Sehwy*) 

363. Schoch, R , Prof. Dr. (Zürichbergstrasse) Zürich 

364. Schrärali, C, Handelsmann Thun 

365. Schröter, C, Pfr. Bühler (Appeuoll » 

366. Schröter, C, Prof. Dr. (Merkurstrasse) Zürich 

367. Schulthe88, Dr. 0., Privatdozent Frauenfeld 

368. v. Schwerzenbach, C, Bregenz 



7H 



Mitglicderverzeicbnis. 



369. Secrétan, Eug. (le Mélèze) Lausanne 

370. Seippel, P , Prof. (Burgstrasse 141 1 Zürich 

371. Seim-Holdinghausen, W., Verlag Ziirich 1 

372. Simon, J. (Albananlage) Basel 

373. Singer, S., Prof. Dr. Bern 

374. Soldau, Ch., juge fédéral Lausanne 

375. Soramcrhoff, E. R., Fabrikant (Thalgasse) Zürich 

376. Speiser, Dr. P., Regierungsrat Basel 

377. Spiess, Ed, Dir. d allg. Gewerbeschule Basel 

378. Spiller, Dr. Rud. Frauenfeld 

379. Spörri, J, Kaufmann (Bahnhofstr.) Zürich 

380. v. Sprecher, Th., Laudammann Maienfeld 

381. Spyclier, Otto (Tlmnstrasse) Bern 

382. Stadler, E. A., Kaufmann (Schönberggasse) Ziirich 

383. Stähelin, Jos. (Falkcng. 21) Ziirich 

384. Stammler, J., Hochw., Pfarrer, päpstl. Kümmerer Bern 

385. de Stapelmohr, H., libraire (Con-aterie 1 ) Genève 

386. Staub, VV., Pfr. Attolterna. Alb. 

387. Stebler, Dr. F. G., Vorstand der eidg. Samen- 
kontrollstation (Bahnhofstrasse) Ziirich 

388. Stehlin, Dr. K. (Albananlage) Basel 

389. Steiger, A , Antiquar (z. Löwenburg) St. Gallen 

390. v.Steiger, K., stud. med. (BierhUbeliweg, 11) Bern 

391. Steiner H., Kaufmann ( Frcigutstr.) Zürich II 

392. Stelzner, Frau II. ( Pension Fortuna, Mühlebachstr.) Zürich 

393. Stern, A., Prof. Dr. ( Knglischviertelstrasse) Zürich 

394. Stickelberger, H., Prof. Dr. Burgdorf ( Bern) 

395. Stoll, ()., Prof. Dr. (Klosbach) Ziirich 

396. Strasser, G., Pfarrer Grindelwald 

397. Striiuli, E., Pfarrer Über-Hittnau 

398. Strehlcr, Alfred (Selnanstr. 14) Zürich 

399. v. Strele, lt., k. Bibliotheksvorstaud Salzburg 

400. Streuli-Hüni, K., Kaufmann (Bleicherweg) Zürich 

401. Strioklrr, Dr. Jos. (Hcrrcng. 20) Bern 

402. Strcehlin, P.-Ch. (86, route de Chêne) Genève 

403. StUckelberg, Dr. Alfr. Basel 

404. StUckolberg, Dr. E. A., Privatdoz. (Kappelerg. 18) Ziirich 

405. Stückelberg, Vico (Wartstr. 13) Winterthur 

406. Studer, J., Pfr. (Niigelistr.) Zürich 

407. Stürm, Jos., Kaufmann ( Florastranse) Zürich V 

408. Styger, M., Kautonsscbreiber Schwyz 

409. Sulzer, M„ Dr. med. (St. Leonhardstrasse 7) St. Gallen 

410. Suter, Jak., Rektor des Töchterinstituts und 

aarg Lchrerinnenseminars Aarau 

411. Suter, P., Sekundarlehrer (Kasernenstr. 15) Ziirich 

412. Sutermcister, O., Prof. (Stadtbachstrasse) Bern 

413. Sütterlin, G., Hochw., Piarrer und Dekan Arlesheim 

414. Tappolet, E., Prof. Dr. ( Freiestrasse ) Zürich 

415. Tartarinoff, E., Prof. Dr. Solothurn 



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V 



Mitglieder Verzeichnis. 75) 

416. Tàschler, J., Pfr. Busnang (Tkirg.) 

417. v. Tavel, Albert, Fürsprech (Laubeokstrasse 20) Bern 

418. Taverney, Adrien, privat-docent Lausanne 

419. Thommen, R., Prof. Dr. (Bruderholzstr.) Basel 

420. Thurneyscn-Hoffmann, Frau A (Albanvorstadt) Basel 

421. Thurneysen, P. E., Kanfiuaiiti (Alban Vorstadt) Basel 

422. Tissot, Charles- Eugène, greffier du Tribunal Neuchâtel 

423. Tobler-Bluincr, A., Prof. Dr. (Winkelwiese» Zürich 

424. Tobler, C, National rat Thal 

425. Tobler, G., Prot. Dr. Bern 

426. Tobler, A., Dr. jur. (Sormenquai) Zurich 

427. Tobler- M«yer, W. (Riimistr.) Zurich 

428. Ulrich, A.. Seminar lehrcr Bemeck 

429. Ulrich, R., Konservator des Laudesuiuseums 
(Bahnhol'strasse 47) Zürich 

430. Urech, Dr. F. (Schnarrenbergstr. 1 ) Tübingen 

431. Usteri-Pestalozzi, E., Oberst (Thalgasse 5) Zürich 

432. Valiotton, Mlle Hélène (La Muette) Lausanne 

433. Vegezzi, P., Canonici» Lugano 

434. Vetter, F., Prof. Dr. Bern 

435. Vetter, Th., Prot Dr. (Plattenstrassc) Zürich 

436. Vischer-Köchlin, E., Licentiat (Se vögelst rasse) Bvsel 

437. Vodoz, Dr. J. (z. Adlergarten) Winterthur 

438. Vügeli, Albert (Kappelergasse 18) Zürich I 

439. Vonder Mühll, G. (Alban Vorstadt) Basel 

440. Vonder Mühll, Dr. VV., Notar (Albangraben) Basel 

441. Vullieuiin, A., (1, Belles Roches) Lausanne 

442. Wackernagel, Dr. R M Staatsarchivar Basel 

443. Waldis, Kaspar (z. Engelladen) Schwyz 

444. Wanner-Burckhardt, Chr. (Gerechtigkeitsg. 26) Zürich 

445. Wanner, G., Gymnasiallehrer (Schönau) Schatfhausen 

446. Waser, M., Hochw., Pfarrer Schwyz 

447. Waser, Dr. 0. (Limmatquai) Zürich 

448. Wavre, W., prot. Hauterive, près Neuchâtel 

449. v. Wattenwyl, H. A., Ingenieur (Spitalg. 40) Bern 

450. Weber, A., Landaimuann Zug 

451. Weber, Dr. IL, 2. Kantonsbibliothekar Zürich 

452. Wegeli, R., stud. phil. Oiessenliofeo (Tbirg.) 

453. Wchrli, F., Architekt (Münstergasse) Zürich 

454. Weidmann, F., Fürsprech Eiusiedeln 

455. Weitzel, A., secrétaire de la Dir. de l'Instruction 
publique Fribourg 

456. Welti, Dr. Fr. E. (Junkerngasse) Bern 

457. Welti, Dr. H. (Lützowst russe 20) Berlin W. 

458. Westermann, E., Ingenieur (Rigistrasse) Zürich 

459. Wickart, A., Hypothekarschreiber Zug 

460. Wieland, C, Prof. Dr. (Gellertstrasse) Basel 

461. Wiget, Dr. Th., Dir. d. Kantonsschule Trogen 

462. Wild berger, W. Oberlehrer Neinkirch (Srhatfli.) 



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80 



Mitgliederverzeiehms. 



468. Wille, Dr. U., Oberst Mariafeld Meilen (Zürich) 

464. Wind, AI., Pfarrer Jonen ( Aargau) 

465. Wirz, E., Buchhändler Aarau 

466. Wirz, M., architecte (rue d'Italie) Vevey 

467. Wisslcr, Dr. H. (Steinwiesstr. 18) Zürich 

468. W r yss, O., Prof. Dr. (Scefeldstrasse) Zürich 

469. v. Wyss, W., Prof. Dr. f Seinaustrasse) Zürich 

470. Zahler, H., Seknndarlehrer MUnchenburhaee 

471. Zahn, E., Kestauratear Göschenen 

472. Zell weger, 0., Redaktor der Allg. Sehweiz.-Ztg. Basel 

473. Zemp, Jos., Prof. Dr. Freibnrg (Schweiz) 

474. Zimraerli-Glaser, Dr. J; (Hôtel Beau- Rivage) Luzern 

475. Zindel- Kressig, A., Telegraphenbeamter Schaffhausen 

476. Zollinger, Hermann, Banquier Zürich 

477. Zutt, Dr. R., Regierungsrat Basel 

Bibliotheken und Gesellschaften. 

478. Bibliothek, Königl. Berlin 

479. Bibliothèque de l'Univ. Lausanne 

480. Bodleian Library, The Oxford 

481. Hofbibliothek, Grossherzogliche Dartnstadt 

482. Hof- und Staatsbibliothek, Kgl. München 

483. Kantonsbibliothek Frauenfeld 

484. Kantonsbibliothek Zürich 

485. Landesbibliothek, Schweiz. Bern 

486. Lesegesellschaft, Allg. Basel 

487. Lesegesellschaft z. Hecht Teufen 

488. Lesezirkel Hottingen ZUrioh 

489. v. Lipperheide'sche ßüchersammlnng, Freiherrl. Berlin 

490. Museumsgesellschaft Zürich 

491. Seminar-Bibliothek KUsnacht-Zürioh 

492. Société de Zofingue, Section Vaudoise Lausanne 

493. Staatsarchiv d. Kantons Bern Bern 

494. Staatsarchiv des Kant. St. Gallen St. Gallen 

495. Stadtbibliothek Schaffhausen 

496. Stadtbibliothek Winterthur 

497. Stadtbibliothek Zoßngen 

498. Stadtbibliothek Zürich 

499. Universitätsbibliothek, K. K. Graz , 

500. Universitätsbibliothek, K. K. Innsbruck 

501. Universitätsbibliothek, K. K. Prag 

502. Wessenberg-Bihliothek Konstanz 




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Darstellung einer Hexenverbrennung in Baden, am 5. Juni 1574. 
Aus Wickiana, Buch XII (Stadtbibl Zürich Mscr F 23) 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



Mitgeteilt von E. Hoffmann-Krayer. 
(Fortsetzung) 

16. 

Die Rüschellerin ca. 1480') 
Kundschaft. 

Item des ersten hat bezügt der reider von languöw, 
do er zu reiden husheblich was, wen er mit der rüschellerin 
vneis was, so gabent sini kü nütz den bliltt. Dz hat er mengem 
bidderben man klagt, vnd hat dz so lang gwert, dz er dar.vmb 
von reiden gan langnöw gezogen ist. 

Item Heini fuschs [Fuchs] hatt bezügt, dz si im an eim 
morgend fast früg, do es erst bond 3 ) tagen, bekomen 3 ) ist vs eim 
holtz löffen, ist eben witt von reiden, vnd lüf gegen dem dorf vnd 
hat sich hoch vf geschürtz vnd kam so grüssenlich löffen, vnd 
was ir der mund fast bläw, dz er ab ir erschrak, dz im alli 
sini har gen berg stunden, vnd von stund an brach im sin 
mund allenthalben vs 4 ). Was si aber getan hab, oder was ir 
gwerb wer, wüs er nit. 

Item rae hat fusch gerett, dz er vf ein zitt sig in sim 
garten gesin. Do sig si komen vor den garten vnd sprach: 
ich han alwegen den schönsten garten geheptt, der in reiden 
was, bis dz du har komen bist, so ist din gart hüpscher, den 
der min; ich mus hin in zii dir. Do si in den garten kam, 
gieng si wider vnd für vnd begreif den zubellen*). Von stund 



') Nach einer Mitteilung von Herrn Dr. v. Liebenau wird laut 
Kats.Protokoll VI. 117 im Jahre 148<i eine „Kriitschlerin" von Heiden 
wegen Hexerei ausgewiesen: vielleicht sind Beide identisch. 

-) begann, 
begegnet. 

*i bekam er am Mund (îeschwiire 

v i Zwiebeln. 

6 



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Liizerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



an fieng der zibol an fuleu vnd mornendes was er ganz erfulet, 
dz im nütz dar vs gieng'). 

Item reider hatt ouch me bezügt, er hab si im sumer 
eins tags zweig mal sechen argwenig 8 ) in ein matten louflen. 
Do sprach reider zii sinen nachburen: richten üch dar nach, 
wir mussend vf hütt ein gros wetter han. Also wie er dar von 
rett, kam des tags ein gros, vngestfim wetter. 

Item gassen rumer hatt bezügtt, dz, es sig bi x jaren, 
do sig er de|s] stathalters knecht gesin. Do »ach er die 
rüschellerin an eim morgen louffen gegen eim holtz. da was ein 
wiger 5 ) in, vnd hat Bich hoch vf geschûrtz vnd lüf als fast, das 
er si nit mocht kenen ; den er ir nach rant mit sim pferit also 
noch, dz er si bekont. Also lies er si louffen vnd reit heim 
vnd seit es sim herren. Also was den gantzen tag ein rouch 
ob dem wiger; den selben rouch hant me lütten gesechen. 
Also hat man den gantzen tag vber dz wetter müssen lütten; 
doch kam vf den abent ein gross wetter von regen vnd nit von 
hagel, vnd wo man nit so fast gelüt hetti, so wer es wirser 4 i 
gan|g]en; vnd stund dz wetter den gantzen tag still ob dem 
wiger bis vf den abent, vnd der gassenrumer hat es denen 
von reiden am morgend geseitt, dz des tags ein wetter must 
komen. 

Item rudi m etziner hat bezügt, dz er vf ein zitt mit 
der rüschellerin vneis wurd; do starb im von stund an ein guti 
kn Er hatt ouch me bezügt, dz die rüschellerin sig vf ein zit 
komen gegen sim wib vnd hat ir griffen an ein brüst vnd gerett: 
wie kunst du so vnrattlich ') mit dinen brüsten! Also bald si ir 
an die brüst greif, do staeh si dar in in massen 6 ), dz si sich zu 
bett nider leit vnd must man si verheissen 7 ) alleuthalben zu den 
heiligen. — Me hatt er bezügt. dz vf ein zit kint sigend bi 
der rÜ88chelerin kind gesessen ; da sind ettlichi kint, och 
Metziners gesin. Do sprachend die kint: wir hant juugi fogili; 
etlichi kint sprachend: wir hant jungi genssli; do sprachend 



1 nicht» daraus wurde, 
vi verdächtigerwcise. 
J Weiher. 
* schlimmer. 
• verschwenderisch? 

' i hatte sie darin ein solches Stechen, «lass . 
" empfehlen 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



der rüschellerin kind: 80 hant wir aber jungi füschli ') vnd 
juogi wölffli, vnd wen min fatter nit da heim ist, so git inen 
min muter am tenn zu essen 2 ). 

Item me hatt metzincr vnd fuschs vnd gassenrumer 
bezügt, dz si hant gefischett in eim bach, do kam einer von 
reituouw, ein gloubsamer man, vnd sprach : ich han gesechen ein 
frouwen von reiden ritten vf eim wolf vf eim berg, heist uf 
dem ebnett, vnd nampt si nit. Do sprachent si: wer ist si? 
do antwurt er vnd sprach: si hat grün vnder ermel vnd heftli 
daran vnd ist von reiden. Also batt die rüschellerin ouch vf die 
zit grün vnder ermcl mit hefftlin. Also lüf der gassenrumer 
gan reiden in dz dorf vnd sprach zü den frouwen : Dz vch botz 
blut sehend, ir frouwen von reiden! warvmb rittend ir nit als 
tner vf rossen, als vf wolffen? 

Item me hat metzin er vnd fuschs bezügt, dz sie bed 
gehortt han von dem müller zu vuderwasser, der da tod ist, 
dz er sprach, er bekantti 3 ) all hexen won [!] erst an sech. Also 
spracheud sie: wie gefallt dir die rüschellerin? Also sprach er: 
si ist ein hex vnd der rechten bösseu wiben eis vnd ist mir vf 
ein zit bekomen vor reiden vf eim feit vnd hatt sich auch vf 
geschürt? [!| vnd lüf an in vnd fiel im an hals vnd vmb Heng 
in vnd sprach : mein gefatter, fürchtist du mich nit? Da sprach 
er: gang nun hin für dich, ich weis wol, wer du bist. 

Item es hatt bezügt Hans Uli zum sarboum, dz der 
müler zu vnderwasser hat kouft ein huss im dorf vnd wolt 
von der müli gezogen sin. Also ist die rüschellerin ouch an 
die selben gassen komen. Do wolt der müller nit in dz hus 
zien. Also fragt in Hans uli zum sarboum vnd sprach: wen 4 ) 
wilt du in din hus zien? Do sprach der müller: der tüfel zie 
in dz hus! ich must all morgen ein hexen vnder ougen ansen 5 ), 
vnd si weis wol, dz ich si beken, vnd ich weis, dz si ein 
hex ist. 



'j I. „fUchsli": wie auch oben in dem Namen „fu>ch[sj u für „ fuchs" 
geschrieben wird. 

*i Die Aussage Metziners ist durchgestrichen: am Hände aber die 
Bemerkung von derselben Hand: dise kuntschaft sol ni. "in ouch lossen, 
si ist gerecht, wie wol si ein strich hat. 

s ) kenne. 

*j wann 

•1 ansehen 



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a 4 



Luzeincr Akten zum Hexen- und Zaubenvesen. 



Item es hatt bezügt der sc h lucher, der schulder, dz sin 
brüder hat mit dem rüscheller vnd sim wib im rechten zu 
schaffen. In der mas, dz der schlucher dem rüscheller im 
rechten oblag, do starb im von stund an ein gilt ross, vnd kam 
der rüscheller zu dem schlucher, dem schnider, vnd sprach: 
eischst [!] du nu, dz din brüder ouch vngefell ist an gangen? 

Item es hatt bezûgt u Ii kalt von wigen, dz vf ein zitt 
sin fatter vnd ein andrer meder hant zu reideo gemeigt 1 ). Do ist 
die rüschellerin zu inen komen vnd hat si gebetten, dz si ir vf 
morn ouch wellent meigen. Also hant si gerett, si konent dz 
nit tun, die wil si im angefangen hant. Do schwur si vnd 
sprach: went ir mir nit morn meigeu, so sont ir sicher sin, es 
sol üch niemer wol erschlossen*). Mornendes leit sich der ein 
meder in dz bett vnd lag ein giiti zit. Do der vf stund, do 
leit sich der kalt ouch vnd lag bi VI wuchen in dem bett. 

Item Ali meiger hatt bezügt, dz vf ein zit die rüschellerin 
zu im komen sig vnd gerett: wie kumpt es, dz du vnderfcgt 
bist worden vnd min man vor dir nit mag züchin komen? vnd 
in beschalckt a ). Yf dz starb im ein ros, kost in X guldin. Dar 
nach hat er zwo jung gens, die lagend for sim hus, als si toub 4 ) 
werind, vnd fielend nider vnd starbend. Also hies er die gens 
vür der rüschellerin hus werffen. Also sprach si: meint er, dz 
ich si ertött hab? in möcht wol vngefell an gan, dz er in me 
schades kern. Also mornendes leit sich im ein kü vnd erlamet, 
dz si nit mocht vf stau, vnd mocht wol essen vnd trinkeu, was 
man ir für leit; si mocht aber nit vf stan, vnd leptt wol vf XV 
tag vnd starb darnach. Oeschach im drigen kugen glich wie 
der ersten, dz si lam wurden vnd all fier starben. 

Item es hat bezügt kleiwi'*) meiger, dz er vf ein zit mit 
irem man vneis wart. Dz vernam si, vnd von stund an wart 
im ein ros als we, dz im dz blüt durch gantzi hutt vs schwitz 
vnd her ab ran. Also sach er die rüschellerin ob dem brunen. 
Da gieng er hin vnd sprach: samer botz blut! mir ist ein ross 
verhexet, vnd wo es mir stirpt, so wil ich eini angeben, dz 
si verbrent mus werden. Vnd so bald er hein kam, do stund 



'i gemäht. 

*i zum (inten ausschlagen. 

5 i beschimpft. 

*i toll, wiitkrank. 

' i Xiklaus. 



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Luzertier Akten zum Hexen- iiml Zaubenveseii. 85 

ein roB vnd ass vnd waa genessen. Bald dar nach wart dem andren 
ouch we. Do gieng er aber, da si was vnd brucht aber die 
wort. Do kam dz ross ouch wider '). Also gieng kleiwi meiger 
zu den xellen vnd berurapt sich, er hetti eint roa mit bössen 
worten wider bracht. Aber do si die red vernain, do starb im 
dennochtdenn 8 ) nagend*) 1 hengst, vnd mocht im mit bössen worten 
nit me gehelffeo. Ouch rett er me, dz vf eiu zitt er vnd sin 
brtider furend an cim morgend frfig do es erst bond tagen in 
ein holtz, heist an twerenfelt. Do kam si vs dem holtz louffen, 
das er vnd sin brtider fast übel erschrakend vnd inen fast übel 
forchtend. 

Dis hant alli samen geschworn liplich zu gott an den heiigen, 
dz ir Bag in warheitt sig. 

Zu dem allem so ist es ein gantzer lümd in allem reiden, 
dz si ein hex sig. Ettlich sagend ir dz vnder ougen; si nimpt 
aber uiemen dar vmb für, vnd ir muter ist in dem lümdden 
gestorben, dz si ein hex gewesen ist. 

Ouch Heben herren, wo es üch gefair, als es mir gefalt, 
so schicken klauwseo, den gros weibel, mit mim sun herab, so 
fürt er si hin vf gan willisouw. 

Haus schürpf 
Dis ist min hantgeschrift. 

Zu sammeufassung von Nr. IG. 
Zeugenaussagen. 

Reider v. Langnau sagt, wenn er mit der lt. uneins ge- 
wesen sei, hätten seine Kühe rote Milch gegeben. 

Heini Fuchs sagt, die R. sei ihm eines Morgens in entsetz- 
lichem Zustande begegnet; bald darauf habe er am Mund Ge- 
schwüre bekommen. Aus Neid habe sie seine Zwiebeln verwünscht. 

Reider sagt, er habe sie verdächtigerweise in einer Wiese 
hantieren sehen. Das von ihm hierauf prophezeite Wetter sei 
eingetroffen. I 

Aehnlich sagt Gasscnrumer, dass er sie an einem Weiher 
gesehen habe, worauf ein Unwetter gekommen sei. Dasselbe 
habe nur durch Läuten gemildert werden können. 

') erholte «ich wieder. 
r ) trotzdem 
') nnchher 



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86 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

Rud. Metziner sagt, dass ihm nach einem Streit mit der R. 
eine Kuh umgekommen sei. Seiner Frau habe sie die Brust 
durch Betastung krank gemacht. Einmal hätte ein Trupp Kinder 
von deu Tieren erzählt, die sie zu Hause hätten, da hätten die 
Kinder der R. gesagt, ihre Mutter füttere bei Abwesenheit des 
Vaters junge Füchse und Wölfe. 

Laut Aussage der drei obigen Zeugeu hat ein Reitnauer 
Mann die R. auf einem Wolf reiten sehen. 

Metziner und Fuchs berichten, dass ihnen der Hexenkenner 
Müller, bestätigt habe, die R. sei eine Hexe. Sie habe ihn auch 
gefragt, ob er sie fürchte. 

FI. IJ. zum Sarbaum bezeugt, dass eben dieser Müller * 
nicht in sein neues Haus habe ziehen wollen, weil die R. in 
dieselbe Gasse gezogen sei 

Schlucher sagt, dass seinem Bruder bei einem Rechtsstreit 
mit dem Mann der R. ein guteB Pferd umgekommen sei. 

V. Kalt sagt, dass er und ein anderer infolge einer 
Weigerung, bei der R. zu mähen, krank geworden seien. 

U. Meyer sagt, dass die R. ihn gescholten, weil er, und 
nicht ihr Mann, Untervogt geworden. Bald darauf seien ihm ein 
Rosa, zwei Gänse und vier Kühe umgekommen, letztere weil er, 
der Zeuge, die Gänse vor der R. Haus geworfen, worauf sie ihm 
weitern Schaden angedroht habe. 

N. Meyer sagt, dass nach einem Streite mit dem Rüscheller 
sein Pferd Blut geschwitzt habe. Auf eine Drohung hin, er 
werde die R. als Hexe verklagen, sei das Pferd gesund worden. 
Dasselbe sei mit einem zweiten Pferd geschehen. Als er sich 
der Wirksamkeit seiner Drohworte gerühmt habe, sei plötzlich 
einer seiner Hengste umgekommen. Ferner habo er die R. eines 
Morgens verdächtigerweise aus dem Wald kommen sehen. 

17. 

Margret v. Nüremberg 1482. 

Schultheis» und Räte von Solothurn thun Schultheiss und 
Räten von Luzern kund, dass bei ihnen eine Frau „in einem 
bösen bläwen mautel", namens Margret von Nüremberg, ge- 
fangen sitze, die in Beziehung zu stehen scheine mit der in 
Luzern verbrannten Hexe. 



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Luzerner Akten /.um Hexen- und ZauberweHen. 



87 



18. 
1482. 

Ausgaben des Laadvogts von Entlibuch. „als man das sacra- 
ment sucht, so die Hex in ein garten geworfen hat, auch costen 
vnd zwing, so vffgangen, als man die armen frowen gefangen 
hat a : 19 it 5 $. 

Rechnungsbuch der Stadt Luzern II, 148'). 
19. 

Hans Spenis Weib 1486. 

Der Stall er in man hatt gerett; als der gros hagel ver- 
gangen, do sie er vnd ander erberlütt gan Rotemburg zü Küchen 
komen. Do spreche peter pfiffer vor der kilchen, der hagel 
were gemacht vnd sölt über das cmmen feld gangen sin. Darutt' 
redte er: nii mûss es gott erbarmen, das mau die bösen lütt 
nit darumb Btraft, die solich wetter machen; man hatt doch da 
ein arme frouwen ertrenkt, .die kond nützit, denn das wetter 
segnen, vnd aber denen, die den hagel machen, tut man nüt. 
Er weis aber nit, wer den hagel gemacht haben soi. Er spricht 
ouch, die alt peterinen von Rugossingen habe im geseit, ein 
frouw von malters habe sy gelert, deu kugen die milch nemmen. 
Sust weiss er uützit anders von zouberie. 

Peter müller von Rotemburg hatt gerett, wie das er 
gehört, das die zeynenmacherin habe gesprochen, der hagel 
sölt über das emmen feld gangen sin. Do spreche er zû ira, sy 
sölt des geswigen, das Sy nit vnglük angieng, wann wo er herr 
were vnd soliche red horte, So mfiste Sy im sagen, wo har Sy 
das wüste. Do spreche Sy, Sy hett das hörren sagen. Er 
spricht ouch, er habe vernommen, der h über Ii ng solle neiswein 
wüssen, der Riffen könde machen. 

Hein tz sutter spricht: des Hern von Roten jungkfrouw 
habe geseit, Sy fsye] von Nüwenkilch gangen vnd habe gesechen 
das Henssly sponis wib von Rippertingen vnd ir man in eim 



') Notiz von der Hau«! Th. v. Liebenau'* — 1-3 i 1 1 analoger Fall, 
wo das Saerameut geraubt und wieder weggeworfen wird, bei Sk«;i>sk«, 
Hechtsgcsch. II 051 Aimi. 2. 



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«H 



Kuzerner Akten /.«ni Hexen- und Z:ui!»erweseii 



plauweu rok by eiin brunnen sien gestanden, vnd hab diesel b 
frouw mit'der hand wasser ys dem brunnen hinderlich über ir 
houpt vs geschöpfft. Dera liigte Sy zu vnd verbürge sieb binder 
ein spicher. Vnd als die frouw drymalen also wasser über ir 
houpt vs schapfte, do wurde ira grusen, das Sy nit lenger 
möchte zu lugen, vnd Huche '> hinweg. Henssly speni vud sin 
wib bliben aber by dem brunnen, vnd bald darnach kerne der 
hagel. Er spricht ouch, Er habe derselben speninen vnd ir 
swester dik hörren ein bösen lümbden ziilegen. 

Zusammenfassung von Nr. 19. 

Der Stallerin Mann sagt, Peter Pfiffer habe sich nach 
einem grossen Hagel beklagt, dass man die Hagelsiederinnen 
nicht zur Strafe ziehe. 

P. Müller hat die Zeineumacherin sagen hören, der Hagel 
hätto über das Emmenfeld gehen sollen. Er habe ihr geant- 
wortet, wenn er Herr wäre, so müsste sie ihm sagen, woher sie 
das wisse. Sie habe erwiedert : vom Hörensagen. 

H. Sutter weiss von einer Magd, sie habe die Speni und 
ihren Mann in einem blauen Rock bei einem Brunnen stehen 
und Wasser mit der Hand rückwärts über den Kopf werfen 
sehen. Bald darnach sei der Hagel gekommen. Ueberhaupt 
stehe die Sp. und ihre 8chwester in schlechtem Leumund. 



20. 

^Peter kündigs muter". 1489. 

Item der zollner an gisicker brück, der hatt an heiigen 
gesworen vnd gezüget, das peter kündig im hieuor, als sin 
muter zu vnderwalden lidig*) wurd, jm die selbe sin muter brächt 
vnd souil mit im gerett hab, das er im zu sagen miist, sy ettwz 
zyttes by im ze enthalten. Das habe er im besten getäu, wie 
wol er sin lieber müssig gangen were 1 ). 



»ei geHohen. 
2 ) freigelassen. 

3 > es lieber unterlassen hätte. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauhenvesen 



89 



Dar nach über ettwaa tagen eye einer von vnderwalden 
in sin hus zu ir koraen, vnd als der selb ettlich stunden by ir 
were, Sprach er zu im: Zollner, warumb hastu das bös wibV 
mann solt sv vff ertrich niena lassen beliben, wann sy ist ein 
hechB vnd gantz bös. 

Da nach kernend |!| er zii peter kündig vnd bete inu, das 
er sy anderswa versorget. Das verhiess er im Er detti das 
aber nit, bitz dar nach kernend aber drig ') von vnderwalden zu 
imm vnd sprechend: drib vs die bösen hechs; es were uit wuuder, 
das dias gantz land durch ir bosheyt willen vnder gieng, vnd 
sammer botz blut! a ) soltent wir geschediget werden. Do wurdi 
zu getan. 

Es sind ouch alle nachgepuren übel an ir gesin vud band 
sy für ein hechsen vnd förchteo, der hagcl vnd das wetter 
sehlache inen ir frücht vud haben in zu dem dickern mal ge- 
betten, sv von im zetiind. 

Er hab |si| ouch, wie alt vnd «wach sy sye, [gesechenj 
vff ein zyt vswendig an sinem hus, vif einem schmalen simsen 
gan vffrecht vnd gerad; De j!| syo villich [!j einer zwerch 
liand s ) breitt. 

Des [!| selben vnd andern argweingen J ) sachen habe er so 
uil von ir gesechen, das er By übel forchte vnd peter kündigen 
dick vnd viel hab gebetten durch gottes willeu, das er sy anders 
wa vereorgete. Das seite er im allwegen zi1. er dete das aber nit. 

Vnd also bald, als sy marckte, dz er sy nimme haben 
wölt, sye im eins wegs an siuem lib vnd an sinem vich grosse 
kranckheit vnd vngefell zu gefallen ; wann kurtz dar nach sye 
ein guter schwartzer stier gestorben. Das verhielte er vor sim 
wib vnd gieng ettlich tag in sim hus vnd was vnmütig vnd 
seitte aber nieman nützit. Do Bprech sy zu imm mit resen, 
bösen Worten: „wie vast du verhaltest, So weis ich noch dennocht, 
vtf welchen tag din swartzer stier tod ist, hörest du das:^ 

Also dar nach kerne ir sun henslin gon vnderwalden, vnd 
als er sy en weg fnren wolt, do spreche sy zum zollner: „ich 
gesich, das ich nu eweg müs, lug zu dir selbs. So bald ich vs 
dinem hus kumm, So nemend brünnenden balmeir ) vnd schiessen 

r j drei Leute. 

*) bei Gott! — Kigeutlich: möge mir Gottes Blut . ! 
•i ZwerchhandaEllaudhreite. 
*) verdächtigen. 
\i geweihte Palmen 



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ÎH) 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



mir den nach vnd besprengen das hus vmend vmb ') mit wie 
wasser 4 ), das dir vnd dinem vech mit bescbech, wenn [!] du 
darfst sin. 

Also bete er sy durch gottes willen, das sy im noch 
sinem vich kein Übels zu fugt. Do antwurt sy im; ich will dir 
nfit tu d ; aber ich förchte, dir werde bald vogefelt begegnen; 
vod rette mit im so ress. das er sich vast übel forcht. 

"Vnd des seiblichen tages, als sy enweg für, sven im ein 
gute ku vnd zwey kalber gestorben, vnd sye imm dar nach 
alles sin vich abgangen oder vnnütz worden. 

Vnd als er diss biderben lüteu clagte, sye heini ferr zii 
im komen, iun übel gehandlet vnd im verbotten, das er lugte 
vnd nöt von ir seitte. 

Des glich kerne peter kündig ouch zu im vnd bekriegte 
in vast vnd Sprech: mann solte dir diu zungen vshawen, das 
du gast solich Sachen von miner muter sagen. 

Er seite ouch, das man sy da zu mä'l gou san wolffgang 
gefürt hab, und, als er sich versech vnd zwiflet, so sye [si] zu 
frowen täl oder da vmb. 

Itcm :t ) es hant ouch etlich geret, wie der zoller geret hat 
in dem artickel, dz die frouw vs wendig dem hus vff dem 
schmalen sintzzen vmbhin gangen sig. Sy hant ouch witter 
gerett, dz sy haben wôlff gejagt vnd haben zwen wolff jn dem 
gejegt gehept 4 ). Als sigen sy by vollenwäg zu einer grossen 
bachttallen ') komen, da sigen jnen die wolff entrunen. Sigeu 
etlich in dio bachttalen gangen; da habeu sy ein frouwen jn 
funden gar vngewonlich. Da habeu sy mit ir gerett, wz sy in 
dem wüsten loch tuye. Da hab sy jnen bosse, schalckhafftige 
wort mit jnen gerett, vnd sy sagen, es sig die frouw geain, so 
ze gissikon by dem zoller gewesen ist, vnd sy fürchtten sy vast 
übel vnd wehten, dz [si| vom land wer. 

Zusammenfassung von Nr. 20. 

Der Zöllner an der Gisiker Brücke sagt, dass Peter Kündig 
ihm seine Mutter nach der Freilassung aus dem Unterwaldner Ge- 

JJ , • 

1 um und um 
; Weihwasser 

1 Das Folgende v.m anderer Hand. 
1 seien zwei Wölfen auf der Spur gewesen. 
Baclib.tt. Tobel 



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Luzerner Akten /.um Hexen- und Zauberwesen. 



fängnis in die Kost gegeben habe. Auf verschiedene Warnungen 
von Unterwaldnern hin, sie sei eine Hexe, habe er Kündig ge- 
beten, sie wieder zurückzunehmen, was dieser versprochen. Auch 
habe er sie trotz ihres Alters auf einem schmalen Gesimse an 
seinem Hause gehen sehen. Er habe seine Bitte an K. wieder- 
holt; der ihn aber nur mit neuen Versprechungen hingehalten. 
Sobald sie gemerkt habe, dass er sie los sein wollte, habe sie 
angefangen, ihn am Vieh zu schädigen und einen schwarzen 
Stier getötet. 

Als ihr Sohn sie abholte, habe sie zu ihm, dem Zöllner, 
gesagt, er solle sein Haus mit geweihten Palmen und Weih- 
wasser schützen, denn es könne ihm leicht etwas Schlimmes be- 
gegnen. Am selben Tage sei ihm eine Kuh und zwei Kälber 
umgestanden, und bald darauf alles Vieh unbrauchbar geworden. 
Als er diesen Schaden ehrlichen Leuten geklagt habe, seien 
Heini Ferr und später Peter Kündig zu ihm gekommen und 
hätten ihn gescholten. 

Auch Andere bestätigen die Aussage des Z.'s, dass sie auf 
dem Gesimse gewandelt sei. Ebenso berichten sie, sie seien bei 
einer Wolfsjagd in einem Bachtobel auf K. s Mutter gestossen, 
die ihnen auf die Frage, was sie hier treibe, mit drohenden 
Scheltworten geantwortet habe. 



21. 

Die Lustenberger in 1400. 
| IIand A| l ) 

Witer Red von des landschribers im Entlibuch wibs wegen-». 

Witer so hat dan Hans Tscholis wib von Entlibuch des 
ersten gerett, dz von heiterm himol sich ein gewulljeh vom 
Scliinberg vsserher vff stutz 1 ), dz es in dem [!| selben wulolien 



'i .Staatsschreiber Ludw Fecr 

2 i Die Akten schliessen sieh offenbar au die Aufzeichnungen im 
Luzerner Katsprotokoll Hand Vlll fol. 1G5 b an. nach welchen «lie Lusten- 
berger den Tsclioli und Fiirer wegen Verleumdung verklagt hat. Auch 
dort macheu Tscholi und Fiirer einige im Folgenden erwähnte Angaben 
(z. B. über die Wolfsgrube, den Hagel u. V l die aber als Verläumduugen 
zurückgewiesen werden. 

3 i auftürmte 



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Luzerner Akte» zum Hexen- und Zauberwesen 



an fieng tonren, daz da sie er [wol Tscholi] vnd Bin eter l ) Y lie 
vnd sin husfrow vor sim hns in brunnen gesessen. Do bete 
man ira Kilchgang zû Entlibüch vff gesetzt 8 ), wo einer in wulchen 
sechen dornren") [!], daz er nider solt kummen 4 ) vnd I pater 
noßter vnd ave maria betten. Do betet sy, do stunden sy 
vff vnd meinten, es solto hupschlich zer gan, wan die Sunn 
schine hups|ch|lich, vnd dornrote nit mer, denn in einer wulchen. 
Do giengen sy in sin stnben vnd wolten zü aben essen, vnd 
ob 5 ) sy halber gassen, do giengen stein iumass vff das tach, 
daz si meinten, daz es kein gantze schindlen daruff nit belibe. 
Do sien sy vss dem hues geluffen hinuff zum Rinderhus, daran 
ein grosser schöpf wz; da slüg in der hagel in muse, dz er 
[TscholiP] in ein bennen ß ) vnder das tach vffhin steig vnd möcht 
dennocht nit sicher gewesen, dann daz im darzn kern daz er 
plntt spurtt 7 ). Da wiss er wol, daz schribers Lüsten bergers 
frow das getan vnd kernen [Tscholi und seine Frau?) da zu im 
[Lüsten berger?] vnd clagt in des Schadens vnd [die Lustenberger 
hat) geret, wo der lan[t]schriber, ir man, das ewengelium nit 
gelesen, so wer es vber sy [die Lustenberger?] als wol als vber 
in [Tscholi] gangen 8 ). 

Zum andern rett er [Tscholi selbst? | witer, wie es sich gefugt 
hab, daz er vnd Mittel Hans von Lustenberg, schribers 
brüders sun, anfiengen ein wolffgrüben zemachen vnd verdingten 
ein hag von der ersten wolffgrüben vm 1 g. Do sie des lant- 
schriber8 frow zu im kommen vnd hab in gestrafft, wz sy des 
costens weiten 1 '), er selte werchen, das nutzlicher wer vff dem 
gut, dann solich werch, dann sy vingen nützit dan kalber darin. 
Do sie Ulli vor der Burg zü inen in costen gestanden 10 ), 
do machten sy dennocht noch ein grüben. Do sy nu den hag 



Vetter 
-' festgesetzt, bestimmt. 
y i gewittern sehe, 
♦i niederfallen V 

s i ehe 

"i Wagenkasten 

* i d. h. er wurde von den Hagelkörnern blutig geschlagen. 

• Die obigen Aufzeichnungen (teilweise auch die folgendem sind 
überaus Hüchtig und werden durch die unklare Bezeichnung der Personen 
unverständlich. 

warum sie unnütz Geld ausgäben. 
*°i habe sich an den Kosten beteiligt 



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Liizeriier Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 93 

vnd die grüben vfgemacht, do band sy die grüb geriebt, do haben 
sy dick darzü gelügt vnd alweg nüt darin funden. Do hüte des 
Hu gen Kuab des vech by den grüben, daz 8y nit darin vielen, 
do ist ein kalb schnell gangen an die grüb vnd sprang drin 
vnd [er] möchz nit erweren. Das selb kalb müßten sy bezalen 
vnd ietlicher 16 s bezalen vnd haben die vall niemer mer 
gerichten vnd lig das kalb noch darin. 

Aber so hat er witer gerett, das mitel Hans von 
Lüsten bergs, des lantschribers brüders sun, ein schaden vnd 
gepresten angangen, das er kranck worden, inmass, dz er ettwz 
zit gelegen ist. Do hab er ein botten zu meister Eberharten 
gan Zug geschickt, do hab er im ettwz gefugt '), wz er tun sölte. 
Do hab er zum andern mal dar geschickt vnd daz er sin harn 
beseche, do habe meister Eberhart geben ein brieffli, das solte 
Hitelhans an hals hencken, dann im wer vergeben 2 ) vnd alle 
die wil er das briefli am hals hette, so solte sin Sachen dester 
besser sin. Do nu die gesellen zein kung von Franckrich 
gezogen, do sie er wol mögend gesin 9 ) vnd hab gesprungen 
vnd hab das brieftii verloren. Do sie er vbel erklupft 4 ), do 
sie er heim gangen als ander gesellen vnd sie vast kranck 
gesin. Do sie er vnd S wand Ii, der weibel, gan Eseholtsmatt 
gangen, do sie in der gebrest menglich wider angangen vnd sie 
heim gangen vnd sie ein zit gelegen. Do sio er [der Zeuge] 
ouch zu im gangen vnd clagte in ouch vnd fragt in, wz prest 
er hette ald 5 ) wie im sie. Do sagt er im, wie im im Hb 
sie vnd gesagt, wie im die schriberin hung*) geben hab vnd 
sprach zü sich: „Vnd ist daz, so gesichst du, dz ich dir hold 
bin u ; vnd seite im [dem Zeugen] demnach, daz er solichs in dem 
hung gessen hab: so er nu das gessen hette, wz im glich als 
ab er zur klecken 7 ) müste vnd rett, daz er vff sin lotsten hin 
zug nème 8 ), das die schriberin im in dem hung vergen -) hete, 
dz er des sterben müste, vnd wuss ouch selbs wol, daz sy das 
getan hab. 

verorduet. 
2 ) (iift gegeben. 
3 ! gesund. 
v > erschrocken, 
-l oder. 
b / Henig. 
'•) zerspringen. 

*■) das*, so wahr er selig /.u steibrn lioffo. . . . 



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y* 



Luzeruer Akten zum Hexen- uud Zanberwesen. 



Aber 90 rett er, dz Mittel Hans von Lustenberg im 
selbs gesagt hette, dz die Schriberin zur capel ein nacbt liecht 
tun weite. Do weite er vas der weid junge kalber zum huss 
inber tun, do geseche er die Schriberin vber den langen acher 
inher riten vff eim wolff, vnd hette im ein tüchli an hals getan. 
Do hett Mittel Hans mit ir gerett vnd strafft sy, dz in bedächte, 
sy tribe vnerlich Sachen. Do schnartzte sy in an vnd rett, ob 
er sy bösser Sachen gezuge vnd rett, sy hett nun 1 ) ir hundt 
gefürt, vnd er darnach kein böse red vber sy machte. Darumb 
weite sy im 1 f. mel vnd ein henli, vnd wiss, daz es war vnd 
also sie. 

Witer rett er, dz in selbs [Tscholi] ein leger 2 ) angangen 
sie, dz er X ganzer wucheu gelegen sie. Do er VI wuchen 
lag, do clagt er sich vor siner frowen, siuer tochter mau vnd 
siner tochter, dz im solich we an getan sie vnd hette ge- 
meint, das sy zu eim schicken, solt, zu Schrüf fenmeyer, dz 
es im seite wz im breBt. Der wolt im nutzit sagen, ie dz er 
wust, von wem ald wo har er das we vnd die kranckheit hat. 
Do schickte er sin frowen zu des lantschribers frowen, die kerne 
zü im, do clagt sy im ouch siner kranckheit. Do bete er sy, 
daz sy im luter vmb gotzwillen vergeh, ob er sy ie erzürnt 
hette. Do bete sy in ouch, daz er ir ouch vergeh. Das het 
er getan. Do fiengc im sin we an zü liechteru vnd wiss wol, 
daz sy im das leger antun vnd das von ira hab. 

Zusammenfassung von Nr. 2 1. 

Aus der verworrenen Aussage von Hans Tscholi» Frau 
geht hervor, dass die Lustenberger dringend verdächtig ist, einen 
Hagelschlag bewirkt zu haben. 

Hans Tscholi sagt, er habe mit einem Neffen der L., 
Mittelhana, eine Wolfsgrube gerichtet. Die L. habe sie wegen 
ihres nutzlosen Treibens gescholten, da sie doch nur Kälber darin 
fiengen. Kurz daraufsei wirklich ein Kalb in die Grube gefallen. — 
Eben dieser Mittelhaus sei erkrankt uud nur mit Hilfe eines 
Amulets wieder gesund geworden. Nachdem er dieses verloren, 
sei er neuerdings in das alte Uebel zurückgefallen. Ihm, dem 



1 nur 
Kr;uikeiila^ci 



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Luzerner Akten /.tun Hexen- und Zanberwesen. 



!»5 



Zeugen, gegenüber habe der Kranke geäussert, es sei ihm von 
der L. in Honig eingegeben worden; denn sobald er den Honig 
gegessen habe, sei ihm sterbensweh geworden. — Eines Tages 
habe Mittelhans die L. auf einem Wolf reiten sehen. — Tscholi 
selbst sei einmal von Krankheit befallen worden, die aber besser 
geworden sei, sobald er die L. um Verzeihung gebeten habe. 



22. 

Simon Föns, Thomans zur Burg, Oberhusers, Klaus 
Baumgartners Frau und die Jaglinen ca. 1500. 

[Haüd Aj 

Hans Tscholi, der bruder von schupfen vss dem land, hat 
gerett: des ersten Simons Fön frow, genannt Margret, sien [!] 
im wis8ent, daz im von ira zü handen gangen sie '). do er an- 
fencklich zu siner frowen kommen sie, dz er in vier jaren ir 
man nit mocht gsin a ), vnd wiss das wol, daz er solichs von ir 
hab getan, dan sy hab im das getröwt a ). Des glich -so hat sy 
sich in den Tagen berümpt, sy weite wol ein lassen melchen 
vnd mÜ8t ira die milch werden 4 ). 

Item so dan so rett er von Thomans zur bürg frow, 
Oberthuser8 frow, die Jaglinen vnd Clau s Boumgartners 
frow. 

Zum ersten sagt er, wie er vnd sin gesiecht also her- 
kommen sie, das einer vnder inen sin müssen f!|, die [!] zun 
ziten verzuckt werden, dz er vnder die toten muss, do sie er 
nu der, so das iez liden muss; vnd zum ersteu, do er verzuckt 
vnd von toten gefragt vnd gebetten ward, dz sy in am ersten 
manten vmb hilff gegen den iren, so in leben sind; do hab er 
gott vnd sin wirdigen mutter angerüfft vnd gesworen die er also 
umb hilff von inen ermant wurd, dz sy im dann ouch sagen 
vnd erscheinnen s ) weiten dz. so minen hern vnd ir lantschaft [un- 



'■i augethan worden sei 

*) <lh. des ehelichen Tingan^s uutahi# gewesen sei 
3 i angedroht. 

*) Diese Drohung ist möglieherweise am h in übertragenem Sinne 
zu verstehen. 

offenbaren. 



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96 Luzerncr Akten zum Hexen- und Zauberwoscn. 



deutlich] «chaden bringen möchten ouch zü sagen'). Do band sy 
im gesagt, vnd sie im von den toten erscheint worden, dz die 
vier obgeschribeuen frowen dem weter ein an hab 2 ) machen 
machen können vnd das weter zefüren 3 ) vud das weter zur 
teilen die am berg Tscharmos vnz*) vff den berg vssher vnd 
da wider in das holtz zur teilen dz doch nit allem Kilchgang 
schaden töye. 

Item sie ouch zu wissen, daz tho manne zur Burg 
frowen, Fürers wib ant ') an hab, dz sy erkroglet 6 ) vom kalten 
we 7 ), dz ira allenthalb in ir glider[n] zieche vud an grosses 
we |!|. 

Item ret ouch, daz deme Bophart den sumer vier ku old 
dry gehept hab daz er von den dry küyen vom sumer kein 
anncken hat mögen machen ; dann wann er ein halbeu tag ancket, 

• so ward ein ach um oben. Do nam Bophart den schum ab, do 
er walten *) syn dan die andern milch vnd stalten die den hin. 
do zoch sich daruff aber ein Nidel, die nara|en] sy dan ab 1 '). 
Das sie [sei] der ancken, so sy dis somer von den kiiyen ge- 
macht hab |!| Do hab er |B.] in [Tsch.] beschickt; do sie er 

1 [Tsch.| in der mass zu im kommen vnd im empfolhen, wann er 
[Tsch.] kerne, dz er [ß.] ein ancketeu gereth hette. Do er zü 
im kam, hab er im geheissen, wz er tun solt vnd lege er in der 
kamer. Do machten sy |B. und Tsch.] ein gute ballen ancken, 
die verkoufften sy dan. 



'i Der Sinn dieses verworrenen Satzes ist: Christus und Maria 
nullten ihm, dem verzückten Tseholi. Kunde thun, wenn irgendwie öffent- 
liche (iefahr im Anzüge sei. 

J i „An hab machen können". (Gewalt haben über 

? i zerstreuen 

*\ bis 

"•I weh. 

*i verkrümmt wurde. 

: rheumatisches Fieber 

**' „erweUcn* 4 , aufwallen machen. 

i Dieser Passus des überhaupt sehr flüchtig geschriebenen Manus- 
kriptes ist fast unleserlich. Schon aus dem unlogischen Stil geht hervor, 
dass die ganzen Verhandlungen mit fliegender Feder aufgezeichnet worden 
sind. Der Sinn der letzten Aussage ist wol folgender: Ii. hat beim 
Kuttern nur Schaum ül»er dem Kahm gewonnen : da haben sie i wol nicht 
«lie Hexen, sondern B. und seine heute i die rückständige Milch gesotten, 
hierauf bei Seite gestellt und den sich nochmals bildenden Kahm ab- 
geschöpft. 



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Lnzeiner Akten /.uni Hexen- und Zanlieiwesen 97 

Des glich, so sie im von toten gesagt von den vier frowen, 
daz ein gros wunder sin, daz der Krieupach mut vngestümi den 
Schachen durinher vnz au vunser deine statt inher breche, dz 
zü beaorgeu mücht sin, dz die clein statt vnder gieng. 

Witer sig im wissent, daz Hankrant im geissen gestelt 
in tCntlibuch. Do koutf't die Jaglinen ald ir sun die geiss, vnd 
werc die frow da, do man sy reicht. Do clagt er sich, wie im 
die wolff die geissen essen weiten vnd sprech, er müste sie ver- 
kouffen. Do sprach die frow, si weit in wol leren, daz im die wölff 
die geissen nit essen. Do meint er, er bedörffte der 1er nutzit '). 

Zusammenfassung von Nr, 22. 

Hans Tscholi behauptet, von Himou Föns Frau impotent ge- 
macht worden zu seiu. Dann folgt die merkwürdige, leider aber 
auch otwas verworrene Aussage über die Verzückung. Es sei in 
seiner Familie traditionell, dass einer unter ihnen verzückt werden 
müsse und in diesem Zustand Verkehr mit den Toten habe. Nuu 
sei er der Betroffene. Die Toteu hätten ihn gebeten, für die über- 
lebenden Angehörigen zu sorgen; er selbst habe Christus und Maria 
angefleht, ihm zu sagen, wenn sein Land durch zauberische Künste 
gefährdet sei ; darauf hätten sie und die Toten ihm kund gethan, 
dass die betr. vier Weiber Wetter machen könnten. 

Ferner sagt er, Thomauns zur Burg Frau habe Fürers 
Frau ein rheumatisches Fieber angezaubert und dem Bophart 
sei die Milch behext worden, dass er nicht habe buttern können. 

Von den Toten will er auch gewarnt worden sein, die vier 
Weiber wollten die kleino Stadt durch Anschwellen des Krien- 
bachs verderben. 

Endlich sagt er, die Jaglinen habe ihm ein Mittel angeben 
wollen, wio mau die Ziegen vor deu Wölfen schütze. 



23. 

Thomauu8 zur Burg Frau, die Fönin, Agty ßaumgarter, 

die Oberhuseri n. *) 

{Hand B] 

Vor dem Ratzrichter vud dem stattschriber band disnach 
Ernempten gerett vnd bezuget : 

keineswegs. 

J j Vgl. Xu. 22. 7 



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98 Luzerner Akten zum Hexeu- und Zauberwesen. 

Des ersten hat Heini furer gerett, das es sich begeben, 
das er ein jumpfrawen ') gehept, die er zu letzst zur e genomen, 
die hab ein presten gehept an eim bein, ye [!] der selbig brest 
eich ye lenger ye vester sich |!] gebösset. Do sy vff ein zyt 
ein farender schuler kommen vnd den presten besegen") vnd 
demnach zu m ü 11 er zur feld mülv kommen, dem selben müller 
vnd sincm wib hab der farent schuler den presten siner jump- 
frowen, so ietz sin wib sy, geseit, vnd sy ir angetan'); dann es 
sich vff ein zyt begeben hab, das sy zu krienss by der feld 
müly ges8en |!] syen, do sy ir jumpfrow ouch daselbs gesessen 
vnd von denen dingen [gerett]. Ye das die jumpfrouw Retty, man 
solte sölich lüt all verbrennen. Das selbig hab T ho m ans zur 
bürg wib vernomen. vnd vff das sy der jumpfrowen der ob- 
genant prest zu handen gangen. Demnach sy er gangen zum 
Herren von Knutwil. sin Rat gehept 4 ), hab im geseit, das er 
ein argwan, da ist etwas an. vnd hab ir heissen ein bad machen; 
aber es hab nutzit beschossen '). Demnach sy er zwuren 0 ) zii im 
kommen, hab allwegen gerett, er hab ein argwan, da sy nit mit 
ann. Witer hab er sin frouwen, do sy sin jumpfrouwen gewesen, 
hab er [!j gefürt zu dem plinden, so der jaren hie wer vnd sin 
Rät gehept. Hab sy by dem armen vornan genomen vnd griffen 
vnd gerett, sy sy noch ein jumpfren. Sprech sy: ich trüwe'). 
Griff jr zu letzst den prest an irem bein vnd gerett, er wüss 
ir nützit gehelffen, dann sy hen (!] von bösen lüten bat; wölt 
ouch ir nützit abneinen"*). 

[Hand A| 

Rutiman sagt, das im gesagt sie, als der hagel dis ver- 
gangnen jars vbel geslagon, dz biderblüt zu im komeu vnd 
gerett, daz man die sach, die wil ein grosser argwan were, an 
miu Herren bringen. Do hab er sich zum tscholi gan Entli- 
bnch hür in der mess verfugt vnd mit im gerett, dz er furchte, 
dz ettlich lüt vnder iuen zu kriens sien, die sy vbel fürchten. 



1 Ma»d. 

1 , besichtigt. 

\i und halte ^es;i^t. er [«1er Bresten] s« i ilir augethan wonlen. 
■'j sich mit ihm beraten. 
''.< geholfen. 
,j i zweimal 

: «bis will ich meinen! 
\ al>\ erlauben 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberweneii. 



99 



vnd bete inn, das« er so wol tun vnd im vnderwisung geben 
weite, ob er vtzit daruon wiss, dass er in des weite berichten, 
dann sy vber etlich lut ein gross arckwou hette [!]. Do wolte 
der tscholi inen nieman nëmen ') vnd wolte ouch die vier 
frowen nit Entschuldigen, dass sy nit schuldig weren, vnd daby 
gerett, er besorg, dass ein böss nest zu kriens sye. 

Claus fründ sagt, dass er wiss, dass sin swager an der 
milch etwan Schadens zu gefugt worden. Do sie der tscholi 
zu im komen vnd hab siuem swager nachgefragt; Sprech er zu 
im: ich weiss wol, wz du sinen wilt. Sprech er, er hette wol 
vernomen, dz sin brudér slechtlich an der milch gieng. Do Rett 
er mit tscholi, dz er besorgte, sy heten ein Bös nest; dann 
der hagel slug sy vbel. Des glich Rett er ouch zu im, dz sy 
verneinen, dz, die war segen, Retten 2 ), es wer nit ein wunder, 
dz kein ops stil J ) furkomen 1 ». Do spreche, er, es wer nit ein 
wunder, dz von des bösen nests wegen lutzern vnder gieug vnd 
krientz ein gand v ) wurd, dz von wasser zur Bleichten ,! ) wurd. 

(Hand Ii| 

Rudolf am len hät bezüget, das es sich begeben, das 
sy ein treffenlich schaden vom wetter empfangen. Daruff sy 
tschölin erkonnet 7 ), ob im neisswas wussent were, wannen 
von sy sölichs hetteu. Do hab er inen geseit: ir hand ein 
frouwen, die ist alt, hät ouch ein alten man, die kom [!] etwas mit 
denen dingen vnd hät das vermögen, das syn |Tscholi's]*) frow vnd 
er lange zyt niena biuandren gewesen syen, grünny darzu ')daB 
also elüt solten durch solichs von eiuandren gescheiden werden. 
Ir hand ouch lüt, denen lieber ist, das ober helgeu hüesly ,ü ) sy 
niena, dann da, vnd wer weger, das nider wer zergangen. Da 



'.i nennen 

-i dass diejenigen, die wahrsagten. [Folgendes! redeten 

*> Obststiel. 

*) davon komme 

'•) Schnttfehl 

Sehlammgegeud? Flussbctr Y 
', Vielleicht ist „erkennet" zu lesen, was aber aueli nicht ganz in 
der Bedeutung stimmte Der Sinn ist wol der. da>s die vom Wetter- 
scheiden lJetroftcnen sich an Tseholi gewendet habe it der Frage ob 

er wisse, woher sie das hätten. 

Vgl. Nr. 22 Tscholi meint also Simon Fön* Frau 
V er habe dazu geweint 
|U :> Heiligenhäiischen, Bildstock. 



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100 



I.u/eruer Akten zum Hexen und Zanberwesen 



Rette er: das vnder wil ich nit ab lassen gan, dann min vatter 
gelig es gemacht hett; wann ers daun zwuschen die Strassen 
gCBtttzte, so wer es allweg moruendes vff dem andren ort, vnd 
weite ouch das ober widerumb vfrichten vnd buwen. Hab ouch 
vff ein zyt ein ochsen verloren; hab im tschöliy geseit, das sy 
inn nit dürfen suchen, wüsse wol, war der hin kommen sy vnd 
sy gemetzget. 

Der müller in der fcld mülv hat gerett, das es ietz by 
III jaren Sy, das er in ein huss komen, sy Andres zur bürg 
huss, die hetten ein botten zum Herrn 1 ) von Knut wil geschickt. 
Der selbig bott [sei| dozemal kommen. Do hab er gerett: hett 
ich gewüst, das ir ein botten zum Herrn von Knutwil schicken 
wolten, ich wolten [!| von mir-) frouwen wegen ouch zu im ge- 
schickt haben, dann sin frouw gantz krauck wer vnd enpresten ') 
[!] hett, das neisswas iner [!J liiffe *), das wer gantz wie ein epfel, 
ob der herr vtzit ') zesagen wüste, wo mit ir zehelffen wer. Do 
Retto thomans zur bürg wib. Din frouw darf nützit*) zum 
herrn zeschicken, ir wird wol gohulffen, das sy gesunt wird. 
Vff 8ölichs er heim gionge, vnd am dritten tag wurde sin frouw 
gesunt, vnd gieuge ein ding von ir, wer grad wie ein öpfel ; 
habB ouch Bidhär nie me gehept. 

Spricht so vil witer, das vff ein zyt zu sim huss kommen 
sy ein farender schuler, der hab gerett : dir 7 ) frouwen ist euklein 
worden*). Sy hat aber ein guten glouben gehept. das hat ir ge- 
hulfen; aber diner jumpfrowen 1 '), so jetz furrers wib ist, der ist 
ir teil worden vnd der persten [!|, die ims angetan hat, gelungen, 
das sy niemerme zum Rechteu mönscheu werden mag; dann 
Sy vff ein zyt by dir frouwen gesessen ist vnd von denen dingen 
gerett, do hat din jumpfrouw, so ietz furers wib ist, gerett: 
Bölich frouwen, die solichs können vnd mit denen dingen vmb- 
gand, solt man All verbrennen, vnd weite gern selbs ouch holtz 



' - Pt'anvr. 

meiner 
3 ein l'ebel. 

V tlass l'.twas in ihr umgehe 
'• irgend Ktwas. 
k braucht keine«.\vei;v 
ileiner 

*i ein Kleine* /.u Teil geworden. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberweseu. 



IUI 



darzü tragen. Du sy ir demnach angentz we worden, das sy 
nach vnd nach gantz lam worden sy vnd noch hütpitag das 
selbig wee habe '). 

Witer hab es sich begeben, das er burckart Schillingen, 
sinem vorfar, gedient. Der hab im geseit, das er vff ein zyt 
im meyen XII kû gehept. Die haben ir milch geben ; aber 
waB er dauon machen solte, wolte nütz vsswerden a ), vnd wölt als 
in ein schüsslen bringen. Das wereto den meyen vss vnd vas, 
ye das 3 ) der Rütiweger ein zyt im hülfe, das er im verhulf, 
das die kû wider geben als vor. Geb im ouch darumb sin Ion 
vnd ein Ancken ballen. Vnd vff ein zyt Rette Rütiweger: wiltu 
die, so dir solich milch genomen, sechen, wil ich [siej dich sechen 
lassen. Rette er: ich begera nit zesechen vnd darf nit sechen. 
J)o hab thomans zer bürg wib gerett zu sim vorfaren säligeu, 
die fönin hab sinon kûen den meyen vss vnd vss die milch 
genommen. 

Jerg Speck 1 y hat gerett, das er vff ein zyt mit andren 
gesellen gerett haben [!]. von mannen, so nützit mochten*), ye 
das Agty boumgarter, so ouch zu gegen wer, Rette: wan 
ich stachel ') vnd y sin hette, das dem schmid geben vnd lassen 
Schmiden vnd dann widerumb von im kouffen: was ioch°) ir ver- 
mochten, es wer ioch vch lieb vnd leid, so wolte ich mit dem 
selben zu wegen briugen, das ir nützit mochten. 

Witer hiitt er gerett, das er vff ein zyt uff eim weg by 
eir 7 ) matten ongeschickt gangen sy, hab er die ob er h user in 
gesechen in dem selben bach watten ; daselb aber ein guter steg 
vber dem bach gienge. Das in frömd ncm s ), das das alt wib also 
in dem bach vmbgieuge; lugte vff sy, was sy tun wolte; dann 
er vor ettwas [zyt| von ira ouch gehört hett. Do leg ein grosser 
stein im bach ; zu dem gieng sy vnd stiess gen im mit der fust, 
karte sich schnell vmb vnd hette den hindreu ouch drau ; vnd 
do sy en weg kern, lugte er, ob sy ir noturft getan hatt. fund 
aber nutzit, wüste aber nit, was sy getan hett. 

M V>l. oben H. Furiers Aussage. 

2 ) es wollte nichts draus werden. 

3 ! bis dass. 

Vi inipotent sein. 

' Stahl. 

h l was iinnier. 

'•; einer. 

*) befremdete. 



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10*2 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberweseu 



IHand Aj 

Claus wiggenhalter sagt, die funff personen, so er 
genempt, dass er von Anderlüten vnd ouch vom tscholi ge- 
hördt hab, dass er zu im gerett, wenn man Eine ald zwo frowen 
annäme 1 ), so fliechent die Ändern vnd blibent nit. 

Clawi Ander atmend sagt, er wiss nutzit. 

Uli weter sagt, er wiss ouch nutzit. 

■ 

Zusammenfassung vou Nr. 23. 

Heini Furrer sagt, dass seine Frau, als sie noch ledig und 
seine Magd gewesen, einmal gesagt habe, man sollte die Hexen 
alle verbrennen. Das habe Thomanus zur Burg Frau gehört, 
und alsbald sei sie an einem Beine krank geworden. Der Pfarrer 
von Knutwil und ein blinder Quacksalber hätten Beide nichts 
ausrichten können, da der Schaden ihr angethan worden sei. 

Küttimann sagt, dass man ihm den Verdacht ausgesprochen 
habe, es möchten Hagelsiederinnen in Kriens sein, worauf er 
sich zu Tscholi begeben und ihn über die Sache befragt habe; 
doch habe dieser Niemand verdächtigen wollen, sondern nur 
gesagt, er fürchte, dass in Kriens ein böses Nest sei. 

Klaus Fründ sagt, dass Tscholi bei ihm nach seinem 
Schwager |Bopharty| gefragt habe, der an der Milch geschädigt 
worden sei. Bei dieser Gelegenheit hätten sie Beide den Ver- 
dacht ausgesprochen, dass Kriens Hexen beherberge. 

Rudolf am Len sagt, dass er sich nach einem Wetter- 
schadeii bei Tscholi erkundigt habe, woher das komme; dieser 
habe es derselben Hexe [Simon Föns Frau] zugeschrieben, die 
ihn impotent gemacht habe. Es gäbe auch Leute, die die 
Heiligenhäuschen wegwünschten. Beim Bauen sei ein solches 
Heiligenhäuschen immer wieder heimlich verrückt worden. Er 
selbst habe auf rätselhafte Weise einen Ochsen verloren, doch 
habe ihm Tscholi geraten, nicht darnach zu fragen. 

Der Müller in der Feldmühle sagt, es habe eines Tages 
bei Andres zur Burg geäussert, er wollte den Pfarrer von Knut- 
wil kousultieren wegen eines Gebrechens seiner Frau; darauf 
habe Thomanns zur Burg Frau geantwortet, ihr werde auch 
ohne das geholfen werden. Am dritten Tag sei seine Frau 



<i verhafte. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 103 



gesund geworden. — Die Behexung von Heini Furres Magd be- 
stätigt er. — Als er noch Knecht bei ßurkart Schilling gewesen, 
sei dessen Kühen die Milch behext worden; der Rütiweger 
habe ihm geholfen. Thomanns zur Burg Frau habe die Fönin 
als Urheberin genannt. 

Jerg Speckly bezichtigt Agty Baumgarterin der Behauptung, 
wenn sie Stahl und Eisen hätte und das dem Schmied zu 
schmieden gebe, so könne sie damit Impotenz bewirken. — Von 
der Oberhauserin sagt er, er habe sie in einem Bache eigen- 
tümliche Manipulationen verrichten sehen. 

Klaus Wiggenhalter sagt, er habe gehört, dass wenn man 
eine oder zwei Frauen gefangen nehme, so fliehen die andern. 



24. 

Oberhauserin. 1 500') 
[Hand Aj 

Tomann Bophert sagt, daz im wissent sie, daz sich 
gemacht hab, daz fern im summer gesin sig, daz er vff einen 
kriesboum gestigen vnd wellen kriesy essen. Do ist die Über- 
huserin kommen, vnd zu im gesprochen, wer ira uff den kriess- 
bom gestigen sie, antwurt er ir: Ich bin hie. Sprach sy: Wer 
hat dich geheissen vff hin stigen? Sprach er: Niémen. Do ret 
sy, es wer |nit] recht, daz er uff ir boum stig, sy gwunn ir kriese 
wol selbs ab. Antwurt er ir, er meint nit, daz es vnrecht wer 
vnd steig abhin. Darnach sye wordeu, das im mit siner milch 
darzu kommen, daz sy sich nit wolt lassen ancken, vnd sy zu 
Rüdi Rütiweger gangen vnd im clagt, wie es im gieng; lert 
er in ettwz, wz er darzu tun sölte vnd lert in das also, das 
eilends 2 ) holtz, so der krienpach herabtragen, vnd [!] solte 
er wol teren 3 ), vnd wenn das tür wer, so solt er gesegnet 
kertzcn vnd balmen, ouch das selb holtz, nömen, vnd das er das 
ander fur gantz ab der blaten tüg 1 ), vnd I liecht an machte vnd 



') Vgl. Xo. 22 u. 2i. 
J i fremdes. 
■*) dörren. 

Vi Der Sinn ist unklar 



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104 Luzerner Akten zum Hexen- und Zaulierwesen. 

nin |nimm?| denn den sinen kügcn die milch am morgen vff 
IUI mass, vnd das er die mit dem holtz vnd der balmen vnd 
kertzinen an zünde, vnd das er die milch sud, das es mer dann 
der halbteil ingesotten werd, vnd das er lügte, das er niemer 
im huss liesse vnd hinden vnd vorn besluss ; vnd spreche, wann 
er die milch sud: ie mer du milch sudost heten [!] dir ettwer 
antan, ie wirser ir das tut ') vnd wann er die nit mer sieden 
weite, das er ein brand nöme vnd den dar in im namen des 
vatters, sun vnd beigen geist darin stiesse. Morndes — do hat 
die Oberhuserin ein tochter — hat ein sun [sin?] gefatter die 
tochter gefragt, wo ir mutter sie, das sy nit furher gang. Hat 
die tochter gerett, das 'ira gestern oben in der seit, als er die 
milch gesotten, als we gesin, das sy noch uutzit möge*). Do hab 
im die sach gütet 3 ). Do sprach Rutiweger vber lauge zit zü 
im: „Tomen, ich hau dir gehulfen", im sie aber inmass zu 
banden gangen 4 ), vnd mit im gerett, das er im ouch helfen solte, 
vnd sprach zü im: r Zwifelst ') nutzit, wer im |!| das mit der 
milch antan hab?" : antwurt er im, er zwifleto wol, wer das sig, 
der im das augetau; er wiss aber das nit, vnd sprach: „Lieber, 
zwifelt dir iena"), so lug. das dir vss der selbiger') huss brott 
werd, das sy essen", ob im iena wol weit werden; er erdacht, 
das in des selben brots ward, vnd gar im s ). Do seit im Rüti- 
weger, die sach hette im sith bessert; aber es kern im aber 1 ') 
mit der milch vnd niöcht in |î] niemer mer gehelfen. Darnach 
sy er zum Tscholi gangen gan Kntlibüch vnd find in nit. Do 
gedacht er in im selb« die [!] nutzit helfen möcht; do ge- 



'i Je motu- du «lie Milch siedest, je weher thut es dem. »1er dir 
etwas augethan hat 

3 dass sie auch jetzt nocli nichts tliun könne. 

hesser geworden 
*> ihm sei ahor seihst deiche* hegegnet. 
i vermutest 
h i irgend. 

nämlich der Hexe, 
•i Der Satz ist verworren Der Sinn ist möglicherweise der: Wenn 
du auf Kino Verdacht hast, so siehe zu. dass du aus ihrem Brot hc- 
koiumst: das wollen sie Beide [der Sprechende und der Angeredete] 
essen, wenn er nämlich solches [Brot! erhalten könne Ihm [dein 
Sprechenden] sei es gelungen Brot für sie [wen?] zu erlangen, wie viel 
eher ihm [dem Angeredeten] 

wiederholte sich bei ihm (Tomatin oder Kütiweger .'| mit der Milch. 



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Luzerncr Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



105 



dacht er. wie er sich zur OberhuBerin gelieben ') mochte, 
damit vnd in der schad nit beschech. Do habe er siner huss- 
frowen befohlen, das sy zu liecht in Claus Fründs husa zti 
samen keinen Tnd früntlich mit ein andern zü lieben, ob das 
be8chieflsen weite 3 ). Do sy nu zü ein andern kernen, do fieng [!] 
die Oberhuserin zü ir gieng, do antwurt sy im [!], es gieng 
inen slechtlich mit der milch 3 ); antwurt die O., sy het dz wo 
gehördt, do sprach die O. zu ir, sy solten ein guten glouben 
haben vnd kein kunst brucheu, so giengs [!] eb [?] ir wol, 
dann etlich stiessen heisse issen in die milch vnd binden die 
kubli 4 ); des glich erwalteu sy die milch, vnd wann sy ein güten 
glouben hetten, so gieng es inen wol. Das taten sy vnd gieng 
inen darnach aber wol, bis das Tscholi zü in kam, do ward es 
aber als böss, als vor ie vnd gedacht in im selbs, er weit kein 
kunst bruchen, vnd tat das selb. Do ward es aber gilt vnd 
bessert sith, bis ietz vff Sant Johans tag ze wienechten ; do 
lüdi sy sin frowen in ir husa zü essen. Das tett sy ; sider har 
sig es gautz gut worden vnd noch hut by tag 0 ). 

Hans zur Schur rett, wie er von siuem vater gehordt 
hab, das er gesagt hab, das sin muter vnd die Oberhuserin 
by ein andern ziï dorff : ) gesin sient. Do hab die Oberhuserin 
gerett: „Du hcst do ein hupschen knaben" ; hat sin müter ir 
geantwurt, sy sig wol als hupsch als ir kind H ). Do sy nu heim 
ist kommen, do sie er in der wagen 1 ') gelegen vnd trefleu- 
lich geschruwen, das in vast we gewesen, als sin vater sagt. 
Do ist ein ander frow gesin, die hab gesprochen, sy well in 
wider helfen. Do hab die selb frow stcinli genommen, vnd die 
in kaltz wasser gelegt, do sie etlich steinli, das tschuchzet ,0 ), als 
sy die in das kalt wasser getan. Do Sprech die selb frow, sy 
gesech wol, wer das getan hab : die Oberhuserin hab das tan. 
Das alles hab sin vater gesagt vnd die frow, so im gehulfen, 

Vi sich beliebt machen. 

2 wenn es etwas helfe 

3 i Auch dies«« Stelle ist ganz korrumpiert. 

\i KUbel. 

y \ St. Johannes Kvangelista 

h j heutzutage. 

1 Besuche gemacht. 

") sie selbst sei ebenso hübsch, wie ihr Kind, 
'i Wiege. 
u, i zischte. 



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Ltueruer Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



Big totl vnd sie euch im, züg '), geaiu, das sy etwz kennen 
gölte. 

Witer rett er, das eich gemacht, das sy zu kriens in 
rechten 8 ) gesin, do sie ein man, genannt Busch gi, gewesen, der 
gerett, er hett kü, vnd aber die Oberhueerin den nutz 3 ) vnd 
habe giess [!]'), do sie der Oberhuser im in siu stall gangen; 
haben die giess blütige milch geben. Des glich hab er von 
Oberhusers tochter gehördt, als er einem wib sie vorgangen, hat 
sy gesprochen, sy lat Buschgi wol sagen, ir vater hab aber zwo 
kü, darvon hab er in XIIII tagen V gross anckeuballen gemacht. 
Des glich hab die Oberhuserin zu ir frowen selbs gesprochen, 
wenn sy eim hold sy, so könn sy eim wol güt tun, wenn aber 
sy eim nitt hold sig. so sig sy ein boss wib vnd kön eim wol 
vnglük an tau. Des glich hab er von Wagner gehordt, der im 
gesagt, die O. vnd ir volk hetten am morgen wol können sagen, 
das der hagel am aben geslagen hette, vnd retten, es müsten [l] 
noch me hagleu, vnd als von mangem [undeutlich] hagel sy 
seiten, so dick 5 ) slüge der hagel. 

Witer rett er, das sich fern im winter sich [ ! | gemacht hab, 
das ir vier von kilehen giengen, do sprach Welti Rütimann 
zfl Oberhusers sun. weite er die ströwi ab dem len abher 
fürte [!|, so müste er das ross vflF ein vederbett legen"); rett 
das im schimpf 7 ). Des selbigen abentz ward im als wee, 
das man in mit dem sacrament bald darnach versorgen müste. 
Darnach sy die O. zü im kommen am vischmerckt vor Adrians 
gaden vnd sagt im : ja, das vnd das het Welti Rütimann gerett, 
sy weit, das er ira mÜBsig gieng"), sy weit sin ouch müssig gan. 

Witer rett er, das sy hür dem Henckeller hirss abge- 
nommen haben; do ist die Jaglinen') ouch gesin. Do seit er 
inen, wie es im in siner kintheit ergangen sie, vnd wie eine mit den 



' es habe auch ihn, den Zeugen, bediinkt. 
i '\ in Rechtssachen. 

3 alier die 0 habe den Nutzen d Ii die Mileli davon 
♦i Geissen. 
\ oft. 

*•) IMe Stelle ist nicht ganz klar Bedeutet Jen" wiudgesehützter 
Ort oder HligelV am ehesten ist es hier Flurname. Er will wol sagen. 
da>s sein Pferd dadurch behext und krank würde 

'■ i Spass. 

V' in Huhe lasse. 
1 S. Nr. 22. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 107 



steiulinen gemacht vnd im gehulfeu. Do ret sy, sy könde das mit 
den steinlinen ouch wol vnd ret, so [!] könde steinli oemen vnd 
am abent in das für legen vnd heiss machen, vnd leite dann 
die vas hin in das tach trouff 1 ) bis morgen, vnd neme denn die 
vnd leit die in kalt wasser, dere tschuchtzilet ouch etliche, vnd 
rett, sy könd noch ein grossere : „Wil gern [undentl.], so wil 
ich dich das leren"; vnd wünst ir den ritten*) vnd Sprech zii 
ir, sy kond ouch hagel machen. 

Hans Scherer rett, das sich hur 3 ) gemacht, das er ein 
jungfröwli gehept, do was im, zü[g|, geseit, ein nachburin, do 
Oberhuserin sy (?] weit im das |uit] lassen. Do hette sin frow 
mit inen kiflet 4 ), do hett er ein münch 5 ) vnd zwen kalber, den 
truffent fi ) die ougen den sumer vss vnd vss, daz inen die trenen 
vber die knie abhin luffen. 

Des glich sy im fern we worden, das er gross T ) geswullen 
vnd in grosser kranckheit gelegen. Do hab er ein grossen zwifel 
vff sy, er wiss das aber uit. Des glich sy im hür aber treffen- 
lich we worden vnd das in bedücht, es leg ein swer ding vff in H ). 
Sprech er, wenn er wist, das im die ding von got zii gefügt, 
so weit er das gern lidigen 0 ); es hette aber ein bösen zwifel 
vber die O. Er rett aber nit, das sy das tüye. Des glich 
hab sy im selbs gesagt, wer sy erzürnt, so syg sig [1. sy] ein 
böss wib; wem sy aber hold sy, dem tüye sy güts. 

[Hand BJ 

Steiner hat gerett, das man Ânderly zu Burg vff ein 
zyt geschnitten, do seiten sy im, das sy im har in der wunden 
funden vnd im das har daruss zogen, das sy frömd nemi 10 ), vnd 
inn daruff zü eim warsager schicken dem er den handel er- 
Bcheinte"), da hab der warsager gerett, y m hab ein fröw sölichs 
angetan, die tag vnd nacht von im vss vnd ingang. 



») Dachtraufe 
'i Fieber. 
J i heuer. 
*) gezankt. 
\. Wallach. 
*j trieften. 
: ) stark. 

h ) d h auf der O und ihren Leuten. 

3 ) erdulden. 
10 \ befremdete 
'«) die Sache mitteilte 



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108 



Lu/.cruer Akten zum Hexen- und Zanberwesen 



(Hand CJ ') 
Vff sonntag vor corporis Christi 
a" XV- [1500]. 
Item Hannss walliBser, genant furer zu graben seitt, 
dass er vud vetz der froweo son vff ein zit mit ein andern 
haben mist vas gefurt, warn sy [?] vnd ir tochter tretfenlich mit 
ein andern vneinss, rette der son: lassen von den dingeu, wasa 
thund ir? ir sind doch erat gestert zum sacra tnent gangen. Dem- 
nach hab er gerett: (dass mag villicht die froweti furkon sin)*) 
„wie komptz? die lut leben eben mit ein andern alss ein brent 
vnd ein hirss 3 )". Darnach hab sich gemacht, dass die frow 
vnd ir tochter ettlich geissen hetten, die solt er inen mit den 
sinen hüten, das vermocht er nit an 1 ) hilff; da hab er gespurt 
ein vnwillen''), dess meint er souil engelten haben ß ), dass er sye 
kommen vmb ein og : ) in miner Hrn gescheften im kriempach, 
alss im ein span ein og vsschlug, dartzu vmb 36 gitzi, di syeu 
im och abgangen, alss er luter darfür hat*), die frow hett ein 
vindschaft zu im gewonnen ; doch weis erss nit eigenlich. Dem- 
nach, alss er zu knutwil sye gesin, hab der oberhuser zu 
siner frowen gerett : ich wölt der gitzi eins vffthun vnd besechen, 
ob ychz ö ) darinn funden wurd, wannen dz kam. Demnach, als 
siner kitzi einss oder zwey abgangen sye, sagte sin frow im dz 
vud hätte inn, dz er der einss vff schnitt; sprach er, er wolt 
nichtz damit zu schaffen haben. Demnach sye sin frow von 
kilchen gangen, vnd hab die oberhusseri sy glatt 10 ), mit ir 
zuessen, dz dett sy, vnd gab ir ein galler von rindfusaen ge- 
macht; sprach sin frow: wie gat dz zu? ich kond dz nit machen 
pi solicher hitz; sprach oberh usserin : dich darff nit wundern, 
ich kond noch me denn dass. 



1 , Neues Faszikel, betr. die Oberhuserin. 

-i da* könnte den Frauen zu Olireu gekommen sein i ?.. 

• Die undeutlich geschriebene Stelle enthält wol eine sprich- 
wörtliche Redensart: die Leute leben zusammen i>u feindselig,, wie eine 
Hrente hölzernes (letass. und Hirse 

*i ohne 

; Kkel, Antipathie 
b er glaubt es haben entgelten zu miiwn. 
-, Auge. 

* wie er bestimmt glaubt, 
'i irgend etwas 

"'i eingeladen. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 10î> 



Item lie d hart hofftetter [!] von krienntz seit, dass der 
oberhuserin sun im vud andern vft' ein zit hab geseit, sin 
mutter hab im geseit, welicher [!] frow mit der hexori kond, 
die mi'issdt all weg im jar oder dem andern jar ein hagel machen, 
eas wer ir lieb oder leid, vnd das dätt der tüttel, vnd datt sy 
joch ') dz vngeru. 

Item cläwi an der all inend von krientz seit, dass er 
mergklich gross geschrei hab gehört gan vber des oberhusserss 
froweu in solicher mass, wer uit mit ir C*) mit lieb leb, den 
ganz an vngelügk, es sye an üb oder an gut. 

Witter seitt er, alss class fründ sye kranck gelegen vud 
er inn im leger besechen, seitto er im, alss er zu ziten alss ein 
weibel von ininer Hern wegen hab gehandelt, hab er die frowen 
vud dz volgk erzürnt, vnd sid dz sye bescheen, so hab er kein 
gut zit gehept, im syen sin rosa gestorben, so sye er och swar- 
licher krankheit; vud disser gezüg hab gesechen, dz swartz har 
von im im wasser syen gangen. 

Item Hans s Bramberg von lutzeru wiessdt [!j uit zusagen. 

Item thontaun Bopphart von krienntz seitt, dz er darfür 
hab, alss im sye begegnet, welicher die frowen vnd im man 
oder dz folgk in fruntschaft hab 3 ), vnd mit inn einss sye, dem 
gang eas dest glücklicher, vnd er sye einss malss gen Knutwil 
zum pfaffen gangen vnd wolt inn erfarn, wiess zugieng, dass im 
sin veli 4 ) nit gutz dutt ; vnd alss er da war vnd er daz niemandss 
hett geseit, wurd im ein rind kranck in massen, dass im dz 
nach 5 ) wer abgangen. 

Witter seitt er, dz er vnd ander zu krientz vft' ein zit in 
rotzwiss mit ein andern von den dingen retten, do wurde inn 
allen bin eiden verhotten, die ding uit zu otfuen; ob dz beschach, 
wiss er nit ; im geschach aber schaden an sim vich : die kfi 
weiten nit ancken geben, vud alss inn darnach bedunckte, spürte 
er ein vnwilleu, dass sy iuu vnd sin volck hasseten. 



■i :iuch 

2 ) Die Bedeutung dies»-» in der Schritt völlig klaren Zeichens i-t 
uns unbekannt 

J i dass nach seinem Dafürhalten i wie er auch erfahren habei der- 
jenige, der mit der Frau in Freundschaft lebe. etc. 
*> Vieh. 

nachher nd. beinalie 
*'i habe sich darüber erzürnt. 



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110 Liizenier Akten zum Hexen- und Zauberw esen. 

Vnd witter seitt er, dass sin frow an einer hand sye krangk 
gewesseu vnd hab sich dess geandet'), sye der rütter komen 
vnd gerett: geheb dich 3 ) yetz nit, oder ich forchti din 3 ), dann ich 
vermein, dz sv dir vetz vind sven. Darnach ist rutterss tochter 
zu siner frowen komen vnd ir geseit, sy haben sy ankörnen 4 ), inen 
1 $ vff den alter 5 ) zti legen vnd darfür 1 Hlr zunemen; dann 
man aehttodti dz nit an sy Do hab tochter souil an rat fuudeu, 
dz sy dz nit hab woln thun. 

Witer hat im class fruud bi gesundem vnd siechem üb 
geseit, dz er OberhusBern hett ein ruti geliehen vnd im selbss 
vorbehalten dz holtz. Darnach hetten sy dz gern auderwertz 
geseyt, dass wolti er inn nit erloben. Vnd darnach sye er 
dahin gefarn vnd 1 blichen ghowen ; do versech er sich nit 
anders8 T ), dann die buch wolt inn zu tod hab [!] geslagen. Vnd 
do er die buchen wolt danuen füren, do fiel dz ross in ebner 
strass nider, vnd brachtz kum hein. vnd sye wol X wuchen 
im stall gestanden vnd wanhtifT) worden. Do hab class frund 
ein sorg, er habss von der frowen; daruft* sye im sin kranckheit 
worden, vnd sye har im wasser von im gangen. 

Er sagt witter, dz class friind bi sim leben hab gerett 
vnd darnach ein tag vnd II necht glept: 3 ) hand an 10 ), lieben 
gsellen, land nit danneu vmb dess willen, dz kein guter gsel 
gewürgt werd"); dann ich furcht, ich sig gewürgt. 

Itcin cläwi haukratt von krienntz seitt, er wiss anderss 
nichtz, danu dz ein grosser limd 1L ) sye vber sy gangen. 

Item Heiny an der egk, genant Heiny zur schür, 
von krienntz seit, in siner Jugend hab sich begeben, dass er 
vnd sin mutter selg, dess glich die ob erhusaerin, syen zu 
dorff gsiii, vnd alss | sie] heim giengen, wari siner mutter ein 



1 halte sich dariiher erzürnt. 

: beklage dich 

: ich hege Besorgnis tur dich. 

4 «if hätten ihr zugemutet 
Altar 

' man vermutete nicht sie dahinter Vi 

: glaubte er nichts andere*, als. 

* Offenbar eine lluf'krankheit : leerhutig 

' er hahe einen Tag und zwei Nachte vor seinem Tode gesagt. 

"-' haltet fest: 

" lasst nicht ah. damit kein guter (ïeselle erwürgt werde. 

u Leumund 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zanberwesen 111 

kind, yetz sin bruder, so kranck worden, dz ess die gantzen 
nacht kein nïw hett. Kämen sy morndess zur pu sc h gin, die 
vil zu den dingen wissdte ') ; die hulff dem kind, dann sy stagkti 
l messer in tilli*) vnd sagti inn : dem kind kam dz we von der 
oberhusserin; doch wurde inn verbotteu, sy solten swigen ; 
vnd inn nimpt wundor, ob die oberhusBerin solich ding kan vnd 
weissdt, dass sy die weit nit [mej darnach schadea hat gethan ; 
dann er sye och zu ziten mit ir vneinss worden. 

Item H an s s zu schür, sin brfider, seit, die ober- 
husserin sve in ankörnen, ir en ruti zu lien, dz hat er nit 
wollen thun. Darutt" hab er sy erzürnt, vnd hab inn vnd sin 
bruder der hagel gcslageu, vnd hab sust niemand goslagen, dann 
sy zwen vnd burckhart am leu an dein 3 ). Darnach ein andern 
jar schlüg inn der hagel aber vnd dütt class frnnd, der ir ein 
rüti hett geliehen vnd zu nächst an inn stiess, gnot 4 ) nünt. Vnd 
yetz, alss class frund sy hat erzürnt, ist er kranck worden; 
hat er darfür, er habs von ir. 

Witter hab der oberhusserin bruder im geseit, man soll 
sich vor siner swester hüten, ess syg ein böss wib. 

Item niartiu zum brunnen, Totcngreber, seit, er sye zu 
krienss wol IUI jar gesessen vnd hab vfl' ein zit oberhussern 
ein koff & ) geben, darinn erhub sich vnwillen, alss in oberhusser 
bätt, im ettwz zuerlassen vnd er dass nit thun wolt. Retti sin 
tochter: du mochtest der sach wol witter engelteu. Sprech er: 
ich truw dz nit ,; ). Darnach sturb im ein kalb; er wesst [!] nit, 
von wem er dz hat. 

Item vli zur schür seit, wie sin bruder heini zur schür 
vnd souil mer, dass im sin vetter hab geseit, die oberhusserin 
hab sich^bekennt. Hab sy alss ein boss zungen T ), dz dz kind 
denen syo krangk worden, meg dz wol bescheen sin H ). 

Er sagt och, er hab der oberhusserin man wol alss 
vbel entsessen ") als sin wib. 

' die Mittel gegen Zauber wisse, 
• in die Zimmerdecke 
3 i ein wenig. 
k > beinahe, 
i Kauf. 

b i ich will das nicht Indien. 

'i er halte sie Im eine lx.se Zunge. 

\ Der Sinn ist wul: es sei zweifellos ihr zuzuschreiben, dass das 
Kind erkrankt sei 

i er habe iler <> Manu eben si> sehr gefürchtet 



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112 Luzerner Akten zum Hexen- mal Zauberwesen. 



Witter seit er, alsa er mit dem oborhusser stossig') war, 
retti sin tochter, er mocht wol dess witter engelten. Daruff schlag 
inn der hagel vnd sin bruder vud Burchharten am len achlug 
er nit mer dann II acher; dz achtet er fur ein argkwan. 

Witter seit er. dz vff ein zit, wol dristunt*), hab er milch 
gehept, die wolt im nit ancken gen, sye inn gelert, ein ghigendeu :< ) 
pfannenstil darin zustosaen. Dz dat er ; ess besaret sich ; aber 
osa zoch sich nit, alss thun solt vnd hab horu sagen, sy wiss 
eim mit dem pfannen9til zuhelffen. 

Item Burckhart am len seit, ruter hab im ettwa dick 
gaeit, er hab der oberhusserin vnd dem volgk empotten, wider- 
far im ützt, dz woll er an sy suchen '); darnach soin sy sich 
richten. 

Item hanse wickenhalder von krientz seit, dass ober- 
hussers son im gaeit hett, alss vff ein zit der hagel schlug, 
vnd er f'ragti : Wie mag dz komen, dz der hagel an oim ort 
schlecht vnd am andern nit? Rette er: die wind zerwerffen dz 
wetter. Vnd sprach dabi, sin mutter hett im geseit, welcho frow, 
die hexen kond, die mussdt dz allwegen im driten jar ein mal 
thriben, sy dett dz gern oder vngern. 

Item class rütimann von krienss seit, dz oberhussers 
frow vff ein zit sye zu im komen vnd gesprochen: class, du must 
mir ettwass sagen, alss dann vber mich reden vmbgand. Sprach 
er: ich weisa uch nit zusageu, dz uch schedlich sin meg. Rette 
ay : ich weiss sin 9ust ein gut teil ; ich hab oft gehört, welchem 
die Nydel nit ancken geben weit vnd eine ein pfannenstil in arss 
stiess vnd darnach heiss machti vnd also heiss in die nidel stiess, 
die geb dornach nit'') anken. 

Item Joss spüting hat vonnalaa gcrett, alss dz verschriben 
Bt'\t. Dabi last er dz beliben. 

Item Jorg muller von kricnss seit, yetz sig im dritten 
sumcr, alss das wetter schlug, rette dus oberhussers frow, 
sich solti yeder man darnach hau mit schinden vnd werchen, 



1 1 in Streit, 

-i ilreiui.il. 

1 i glühenden. 

■♦i es hielt nicht an. wie es sollte 

i er halte «1er «> und ihrer Sippschaft kund ^ethan. wenn ihm 
etwas widerfahre, so weide er sie ^enelitlieh zur Keclietischaft ziehen. 

'•! „nif ist von anderer Hand ein-jcfiiict 



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Lnzerner Akten z.nra Hexen- und Zanberwesen. 113 



dann der hagel mussdti noch zwey oder drü mal schlacheu ; dz 
geschach ein andern nach, wie die frow hett geseitt. 

Item witter seit er, dass sin frow der oberhusserin hett 
gelt gehoischet. Das geb sy ir, vnd so sy nit nemeu weit, dann 
souil vnd sy im sch[uldig| wer, verdruss sy, vnd ward siner frowei» 
so we, dz er sy mit not heim bracht. Lag sy wol ein monat, 
hat er darfür, vnd sturb also '), sy hett es von der oberhusseri. 

Item Heini ffirer seit, er wiss anderes nit, dann dz er 
hab gehört, wer mit dem volgk in vnfrüntsch[aft] leb, der mi'iss 
dess engelten, es sig an üb oder gut. 

Item Hans s scherer von krienss seit, dass sy im hab 
geseit, wer sy in güttigkeit heg, dem tûgss vil giitz; wer sy 
aber erzürnn, dem sigss ein boss wib. 

(Dasselbe sagt „Hanss rüttimann" von kriens). 

Item Peter egli von krieotz seit nichtz. 

Vff sontag vor Jo. Bap" 

Item vli sali m au von krientz seit, wol bi X jarn hab 
sich begeben, alss die oberhusserin vnd ir man in eigendal 
syen gesessen, och wol X jar, die zit hab er weder von der 
oberhusserin, noch irm man nie kein argss vernon, dann dz sy 
sich hielten, dz die weit zugefallen hett. Darnach, alss sy geu 
curwaln ziechen wolten vnd sy inen gemeinlich einer kilchhori 
ein driuck dz geben zuuortrincken*), geb man inu ein brfief), dz 
sy wol von inen gescheiden wer. Vnd alss sy wider von kurwal 
kämen, [kämen] sy geu horw; da wäreu sy wider drü jar. Dar- 
nach zugen sy gen krientz vnd syen biss yetz da gewessen ; hab 
er aber nit argss von inn gehört, vntz yetz bi II jar hab er 
vernomen, wie sy ettlicher mass gezigen 3 ) wirt; dauon wiss er 
nit argss von ir zusagen. 

Item das s wiggenhalter zu krientz seit, er hab vor- 
malss gerett, alss dz sy vft'geschriben ; darnach sye im begegnett, 
dz er mit der oberhusserin man hab ettwass gerett, hab er 
sich nit versechen, dz er dz wurd zu missuallen haben ; aber er 
hab dz sim volgk geseit, vnd alss er meint, so hab oberhusser 
dz in zornss wiss angenommen ; dann glich doruach, in dry tageu, 
stürben im zwei vich, die besten, so er vuder VI hett. 



l i Dieser Zwischensatz, gehört wol hinter n hr:teht". 
*< Die Stelle ist verdorben, »'s handelt sich wahrscheinlich tun 
einen Scheidetrnnk. 

J i einigermassen verdächtigt werde. 



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114 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

Item marti zur schür seit, wol bi XIIII jarn hab walti 
am len von dem oberhusser ein ku koft. Retti oberhusser: 
ffir die ku bald hinweg, e vnd 1 ) min me|i]stri kern. Da meinti 
er sin wib. 

Witter hab yetz oberhussers frow vnd ander vif der 
wurtzen 2 ! sdortf gehept :l ); weri sin wib och da mit eim knabli bi 
1 jar. Damach, alss sy heim wölten, wäri dem knabli solich 
we zugefallen, dz sy meinten, ees sturb. Also giengen sy zu 
der puschgi, die wari ein alt wib vnd konud vil fur soliche 
ding. Der sagte sy dz ; vnd alss sy dass kind beseeh, retti sy : 
o ess ist zit. dz dem knabli werd gehelffen, vnd fragti, ob man 
alti aschen hett, retti sy : ia. Do hiess sy die gan suchen, do 
funden sy III steinli. Giengen sy dar vnd, wie sy hett geseit, 
also funden sy die III steinli; die legti die puschgi in wasser, 
also sussten sy, alss ob sy heiss wern, vnd gieng ein roch vif. 
Sprach sy : die uberhusserin hett dz knabli verschruwen vnd 
im dz authan, vnd man soit nit vil von dingen reden. 

Item HansB rütter zu obernen seit, oberhusserin vud 
yetz sin wib syen wol dru jar sin nachpurn gsin. Sye er mit 
inen stossig gsin von eins kindss wegen, hab er der ober- 
husserin dick vbel gefluchet vnd mit gantzem fürsatz; aber er 
hab nie empfunden kein argss, dz im sig widerfarn, an lib noch 
gut. Sig im aber dz bescheen, wiss er nit 4 ); er wiss aber wol, 
dz sye vnderdienst '), vnd solt er argkwan han, so hett er alss bald 
argkwan vtf im man, alss vff sy Vnd alss in der nacht der 
kriempach grosB wurd, kam sy, ir man vnd tochtermaun vnd 
wolten im helffen dz best von miner Hrn wegen, alss sy och 
dätten. 

Item walti rüttimann vnd vren, sin wib, sagen einhellig, 
vor IUI jaren hab er dem oberhusser einss gut abtzogen 7 ); 
daruff sye er wol V jar gesessen. Hab inn gedungkt, als er die 
red hab gehört vber inn vnd sin wib gan : wer nit mit lieb mit 



'i bevor. 

2 i Flurname? 

J i Zusammenkunft. 

4 res miissie ihm denn etwas unbewusst widerfahren sein 
■i Bedeutung? ist „vnverdient" zu lesen? • 
°i so hätte er eher Verdacht auf ihren Mann, als auf sie 
ein Stüek Land entzogen. 



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Lii/.enier Akten zum Hexen- und Zaubenvesen. 



115 



inn lepte, der hett kein gelugk, sye nit an 1 ). Sidhar sig im 
kein gelugk zu gestanden 8 ). Ob er aber dz von oberhussers 
wib hett, wigs er nit; dann im eye ein kind vast kranck worden 
vnd 8'/* jar gelegen, vnd so er der luten rat hett 3 ), sprach 
man, ess sig im angethan; er wiss aber nitt, ob sy oder wer 
dz hett gethan. 

Zusammenfassung von Nr. 24. 

Tomann Bophart sagt, dans ihm die O. die Milch behext 
habe, weil er ihr Kirschen abgepflückt. Der Rütiweger habe 
ihm ein Mittel zum Gegenzauber angegeben. Das habe gewirkt, 
die 0. sei durch seine Manipulation krank geworden und mit 
seinem Schaden habe es gebessert. Auch Rütiweger sei von 
Schaden befallen worden und habe durch Befolgung von T.'s 
Rat Gegenzauber geübt, es sei bei ihm [T. oder R.'f] aber nach 
zeitweiliger Besserung bald wieder schlimmer gekommen. Erst 
als er sich bei der O. beliebt gemacht, und diese ihm geraten 
habe, alle Mittel zu vermeiden, sei es ganz gut geworden. 

Hans zu Schur sagt, dass er als Kind von der O. behext 
worden sei. Eine Frau habe aber Gegenzauber geübt, indem 
sie Steinchen in kaltes Wasser gelegt habe. Auf diese Weise 
habe sie herausgebracht, dass die O. die Hexe sei. — Er wisse 
von einem Buschgi, der au Kühen und Ziegen geschädigt worden 
sei. Auch habe die O. selbst gesagt, sie könne ihren Feinden 
Schaden thun. Wagner habe ihm mitgeteilt, die O. könne den 
Hagel voraussagen. — Rütimann sei durch einen gegen die 0. 
ausgesprochenen Verdacht totkrank geworden. — Die Jaglinen 
habe ihm selbst bekannt, dass sie das Manöver mit den Steinchen 
auch könne. 

Hans Scherer sagt, die O. habe ihm eine Magd streitig ge- 
macht, seine Frau habe deshalb mit ihr gezankt, und hierauf 
seien ihm ein Wallach und zwei Kälber an den Augen behext 
worden. — Eine Krankheit, die ihn befallen, schreibt er der 
O. zu; auch ihm habe sie gesagt, dass sie Feinden Uebles 
thun könne. 



■) Das sei nicht grundlos, nicht „ohne". 

2 i habe er kein Glück mehr gehabt. 

s ) ah er sich mit den Leuten beraten habe 



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in; 



I.uxerner Akten zum Hexen und Zauberwesen 



Steiner sagt, dass Aenderli zu Burg operiert worden sei und 
sich Haare in der Wunde gefunden hätten. Ein Wahrsager habe 
ihm gesagt, dass ihm das eine Frau angethan habe, die oft bei 
ihm verkehre. 

Hans Walliser, gen. Furer's erste Aussage ist verworren; 
es handelt sich um den Streit zwischen zwei Frauen. Weil er 
die Geissen der Frau (O.?) nicht ohne Hilfe habe hüten können, 
habe er ein Auge verloren und sei um 36 Zicklein gekommen. 
Oberhauser habe zu seiner, des Zeugen, Frau gesagt, es solle 
ein Zicklein aufschneiden, um zu sehen, wo es fehle. Die O. 
habe seine Frau zum Essen eingeladen und ihr eine Gallerte von 
Rindsfüssen vorgesetzt; auf ihr Verwundern, dass sie bei solcher 
Hitze eine Gallerte zu Stande bringe, sagte sie, sie könne noch 
mehr als das. 

L. Hofstetter weiss durch der 0. Sohn, das» sie gesagt 
habe, eine Hexe müsse, ob sie wolle oder nicht, alle 1 — 2 Jahre 
Hagel machen. 

Kl. an der Allmend will auch von der O. gehört haben, 
sie füge ihren Feinden Unglück zu. — Kl. Fründ habe ihm ge- 
sagt, er habe eine Krankheit von der O , weil er mit ihr in 
Fehde lebe. 

Th. Bophart sagt, dass er wegen seines Milchschadens 
beim Pfarrer von Knutwil gewesen, um ihn über die Ursache 
zu befragen, da sei ihm bald darauf ein Kind gestorben. — Die 
0. hasse ihn, weil er einmal einen Verdacht gegen sie ausge- 
sprochen. — Als seine |Th.'s] Frau krauk gewesen, habe der 
Rütter ihr gesagt, sie solle jetzt nicht so unklug sein, sich zu 
beklagen. Des Rütters Tochter habe seiner Frau gesagt, die 
O. (Y) habe ihr zugemutet, Geld vom Altar zu nehmen. — Kl. 
Fründ sei wegen einer kleinen Streitigkeit mit der O. beinahe 
von einer Buche erschlagen worden, hernach sei sein Pferd ge- 
stürzt und siech geworden. Er selbst sei auf rätselhafte Weise 
erkrankt. Kurz vor seinem Tode habe Kl. Fr. nochmals den 
Verdacht ausgesprochen, er sei durch Zauberei zu Grunde ge- 
richtet worden. 

Heini an der Eck, gen. H. zur Schür, sagt, dass sein 
Bruder als Kind erkrankt sei, nachdem seine Mutter mit der O. 
zusammen gewesen. Die Buschgiu habe als Gegeuzauber ein 
Messer in die Zimmerdecke gesteckt und gesagt, die Krankheit 
komme von der O. 



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Lnzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



Hans zur Schür, sagt, die O. habe ihn und seinen Bruder 
mit Hagel geschlagen, weil er ihr eine Reute nicht habe leihen 
wollen. — Der O. Bruder habe ihm selbst gesagt, man solle sich 
vor seiner Schwester hüten. 

Martin zum Brunnen sagt, des O. Tochter habe ihm ge- 
droht, als er mit jenem wegen eines Kaufes in Streit geraten. 
Gleich darauf sei ihm ein Kalb umgekommen. 

Uli zur Schür spricht ebenfalls einen Verdacht gegen die 
<). aus. — Vor der O. Mann habe er eben so grosse Furcht, 
wia vor ihr selbst. — Auch er berichtet von dem Hagel (vgl. 
die Aussage von Hans zur Schür). — Als seine Milch behext 
gewesen, habe er einen glühenden Pfannenstiel hineingestossen; 
die Besserung sei aber nur vorübergehend gewesen. 

Hans Wickenhalter sagt Aehnliches aus, wie L. Hof- 
stetter (s. o.). 

Kl. Küttimann sagt, er sei von der (). über die umgehenden 
Verdächtigungen interpelliert worden; als er von solchen Reden 
nichts habe wissen wollen, habe sie ihm bekannt, dass sie 
manchen Zauber verstehe und habe ihm die Manipulation mit 
dem Ffannenstiel angeführt. 

I. Müller sagt, die O. habe Hagel prophezeit, und der sei 
eingetroffen. — Wegen einer (etwas verworrenen) Geldgeschichte 
mit der 0. sei seine Frau erkrankt und gestorben. 

U. Sälimann spricht von dem Vorleben der O. und weiss 
nichts Schlimmes zu melden. 

Kl. Wickenhalter beruft sich auf eine frühere Aussage. 
Fir müsse des (). Mann im Gespräch beleidigt haben; denn 
gleich darauf seien ihm zwei Stück Vieh umgekommen. 



25. 

Dichtlin'), Hans in der Gassens Frau, und Anna, seine 

Tochter. 1502. 

Kuntschaft von willisow 1502*) 
Wir, Schultheis vnd der Rät zu willisow, Tnnd kund 
mengklichen mit disem brieff, das die von Schötz, ettiswil vnd 



1 1 Benedikta. 

K Diese l'eWerselirif't von anderer Hand auf der Rückseite. 



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Luzerner Akten zum Hexen- uml Zauberwesen. 



alberawil yor unus erschiunen sind vnd band dise uageschribnen 
kuntschafft dar gebotten vnns fürgeben, die zu verhörren von 
wegen Hans in der gassen elich husfrowen Dichlin und 
an na, siner tochter etc. 

Des ersten so rett Cunrat kurman, er sy by VI oder 

VIII jaren, do hab er das kalt we gehept, da sye anna komen 
vnd hab imm ein öpfelmus bracht ; das wäre wol gebülffert ') mit 
gutem ding, das es imm wol* gefiele vnd ass es lustlich, wann 
es was fast gut, als inn bedacht. Vnd als sy es bracht, do sprach 
sy zu siner frouwen, es sölt nieman mit imm essen, weder sy 
noch die kind, er [!| käme schier wider. Vod als er das öpfel- 
mus gass, do viel er nider vff die tili vnd wisset vff II stund 
nüt von imm selbs. Darnach leit man inn an ein bett, do lag 
er ouch vff II stund vnwissent von imm selbs an alle vernunfft 
vnd wart toub vnainnig vnd was kein cristan man me •). Das selbe 
wil er luter 3 ) von ira han, das er das gessen hab. 

Jost meyger rett, wie das sin muter selig vor X oder 
XII jaren für ein bebammen 4 ) zu den frouwen syg gangen, vnd 
syg Dicht Ii ouch also gangen. Do haben die frouwen sin muter 
dick me beschickt '), denn Dichtlin ; vnd darnach kam sin muter 
in ein serwet") lang zit [vnd als sy sterben solt, do nam sy es uff 
ir letst end 7 ), sy hat es von Dichtlin] 8 ). Vnd also spricht jost ouch, 
er welle ouch daruff sterben, das ain muter es von Dichtlin habe. 

Item kiini hinder der kilchen rett, es syg by acht oder 

IX jaren, do hab er IUI färli 9 ) gehept, die sygen Dichlin in 
sin 10 ) garten gangen, die hab sin frouw daruss gejagt. Do sprach 
Dichtli; was tüstu da? Antwurt die frouw: ich han die swinii 
V88 dini garten gejagt, das sy dir den rebsamen nit geschanten, 
vnd han es imm besten gtan. Do sprach Dichtli: das vergelt 
dir der tüfell, du möchtest wol gtan han, das du XIII tag des 



': gewürzt 

2 i war kein t'hristenmensch d h kein normal gesunder Mensch mehr. 

J . zweifellos 

*; als Hebamme 

•i öfters beige/.ogcn. 

h t .Siechtum. 

: i da beteuerte sie, so wahr sie selig zu sterben hoffe. 
*i Pas Kingeklammerte ist in der Handschr durchgestrichen. 
Ferkel 

über „in sin" ist eingeflickt „gesiu*. 



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Luxem er Akten zum Hexen- und Zaïiberwesen 119 

nestz goumen mittest, 1 ) Darnach bald kam sy in ein kintpetti, 
do gedecht sy an die wort vnd vermeint, das were das nest. 
Aber do sy vss der kintpetti gieng, do wart sy lam vnd sy noch 
lam, vnd wil kilni vnd sin wip daruff sterben, sy hab den lamtag 2 ) 
von Dicbtlio. 

Jetz kurtzlich ist küni herab gangen vnd hett gemäyt, ist 
komen zu der luteren vnd hett an na funden by eim gümplin ') 
stan vnd lügt darin. Do sprach er : was tüstu da ? Antwnrt sy : 
ich fische da. Darnach sach er sy ouch in der luteren im tich 
stan, vnd göustlet 4 ) mit beden henden das wasser z wüschen ir 
bein. Vnd e das er heim käme, do kam ein grosser regen. 

Item Jost brun rett, Anna sy komen vnd hab in der a 
krepset, vnd syg vinster gesin, vnd sygen ze wissen steg zu- 
samen komen, vnd syg ein wätter vftgestanden vnd komen, vnd 
als sy das wetter also ansachent, do sprach anna, das wetter 
möoht wol an ettlichen enden übeltün, aber hie nit; vnd sprach 
ouch: das wetter ist hinder fribach vftgestanden vnd gät hinder 
vf gan Huttwil ; das gebe ein bösen zwiuel über sy. 

Ulli meyger rett, sy haben ein ochsen gehept, was früsch 
vnd lüff die gassen vor der wibern huss vft' vnd nider. Der was 
morndes tod. Das er rede, das sy in tött haben, red er nit vnd 
wisse es ouch nitt. 

Schinnouwer rett, er sy da harab gangen vnd hab ein 
schwellen gehouwen vnd hab anna funden in der luteren fischen; 
vnd do er heim käme, do käme ein gross wetter; aber das er 
red, das sy es gemacht habe, red er nit, wann er wüsse es nitt. 

Ulli von äsch rett, die wiber sygen IUI mal gon vischen 
gangen, vnd als dick sy heim kamen, sygen allweg grosse wetter 
komen. Ouch so hab imm ein bettler geseit, der hab die frouwen 
bed in der a sächen sitzen, vnd do er für käme, do rüftend sy 
imm wider hinumb vnd sprachent: lieber, büt vnns die hemli ! 
(hiengen an einer Staden). Das tätt er vnd sache wol, das sy 
neiswas zwischen ir bein fasaeteu ; was das were, wüsse er nitt. 
Der selben nacht käme ein gross wetter mit hagell. 

Darnach rett ulli Hüsly, wie das sin frouw vff ein zit 
ein hebammen bestelt hab vnd nit Dichtlin, vnd hab sy gott 

') das hast du gethau, dans du nachher l'i Tage das Hett hüten 
kannst! i eine irouisch ausgedrückte Verwünschung 
*; Erlahmung. 
3 i Kachmulde. 
*) plätscherte 



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120 



Lu/.eruer Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



einer frucht beraten. Do tröuwte Dichtli siner frouwen mit 
dem vinger vnd sprach: was wiltu wetten, du wirst mir ouch? 
Darnach bald kam ein wetter vnd schoss der tonner in sin huss, 
vnd verbrant, was er hat. Vnd wil dar uff sterben, rett er, das 
er es von Dichtlin habe. 

Ulli rüttimanu rett: als die bed frou wen jetz vs gelauften 1 ), 
sygen sy heimgangen. Herr peter wechtur vnd er sygen ouch 
da hinabgangen. Vnd kämen zusamen, vnd retten die frouwen 
in zoru maniger leyg. Vnder andrem sprach anoa, die zers 
schelmen 3 ) hand mit vuns vmbgangen des wir nit vergessen wendi 
vnd der pfiffer hett vnnss vff den karren bunden, wend wir nit 
vergessen, vnd tröwtcn fast vud sprächent daby : wir wellen 
hinweg züchen, wenn was hienach beschäche, sprach die tochter, 
so beschäch mir eben als miner muter, ich muate es alles ge- 
tan hau. 

Jörg tanner rett, er syg Hentz cläwis knecht gesin, 
da syg Hans In der gassen, tichtlis man, mit imm vou altis- 
hoff'eu heruff gangen. Do hab Hans imler gassen zu jörgeu 
gesprochen : din meyster vnd du hand da ein tannen in das loch 
gefurt, es käme wol vff, er entgült sin me, denn er sin genuese^). 
Darnach in zweyen oder III tagen was Hentz cläwi ein müuch 4 ) 
gesund vnd frisch vnd starb darnach bald ; aber das er red, das 
Hans in der gassen oder wer das gtan habe, wisse er nitt. 

Hans Keyser rett: siner frouwen syg we zum kind 
worden vnd habe Dichtlin beschickt. Die hielti sich mit siner 
frouwen so vnbescheidenlich das sv ein andere beschickt, mit 
dero genass sy ; aber keysers wip wil daruff sterben, wo sy nitt 
ein andre beschickt hâte, se were doch vnder tichtlin jung vud 
altz by eiuandern beliben "). 

Vnd denn hand gerett: ulli schärer, ulli mor vnd Haus 
Wellenberg ein müntlich 7 ), die frouwen bede sygen zum 



1 1 entlaufen '.- Vielleicht auch _\s gelassen*. :111s dem («clangnis 
entlassen 

- unanständiges Schimpfwort 1 zers = membr vir.. 
1 es könnt«' leicht kommen, dass er davon mehr Schaden als 
Nutzen hätte 

h Wallach 
'•• ungeschickt. 

war«' das Kind nicht zur Welt gekommen, 
■i eininiindlich — übereinstimmend, 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



1*21 



Vierden mal gon fischen gangen. Als dick sy herheim kommen, 
sygen sy dem wetter kum entrunoen, vnd habe all weg ge- 
witert. 

Des hand die obgfenannten] drü dörffer oder die bursami 
daselbs vrkündes begert; das wir inen geben haben, vnd hand 
die obgenannten kuntschaffter alle vnd i«tlicher insunders sin sag 
an die heiligen gesworn. Die sind alle von schütz, vsgenommen 
ulli rütimaou von ettiswil. 

Des alles zu wàrein vrkünd habe ich, Rutschmann an 
der matten, stathalter des schultheissen amptz, miu eigen in- 
sigell ofFenlich getruckt in disen brieff, all weg mir vnd minen 
erben vnschädlich, der geben ist vff Suntag vor Sant ülrichs 
tag anno etc. secundo. 

Zusammenfassung von Nr. 25. 

t 

Konr. Kurman sagt, er habe, als er vom Fieber befallen w ar 
von der A. ein Apfelmus bekommen, das ihm eine mehrstündige 
Ohnmaflbt zugezogen habe. 

Jost Meyer, sagt, seine Mutter sei von D. mit Krankheit 
behext worden, weil sie als Hebamme mehr Kundschaft gehabt 
habe, als D. 

K. Hinderderkilchen sagt, seine Frau habe ihre Ferkel aus 
dem Garten der D. gejagt, in den sie gelaufen. Das sei von 
dieser als Beleidigung aufgefasst worden, und sie habe infolge- 
dessen seiner Frau Lahmheit angeHucht. — Unlängst habe er 
A. bei einer Buchmulde stehen und nachher sich mit Wasser 
zwischen die Beine plätschern sehen. Gleich darauf sei ein 
grosser Regen gekommen. 

Jost Brun sagt, A. habe in der Aa Krebse gefangen und 
gleich darauf habe sich am Himmel ein Unwetter aufgetürmt, 
über dessen Verlauf A. genaue Auskunft habe geben können. 

U. Meyer sagt, einer von seinen Ochsen sei vor dem 
Hause der Weiber auf- und niedergelaufen und am andern 
Morgen tot gewesen. 

Schinnauer sagt von A. Aehnliches wie Hinderderkilchen. 

Ebenso U. von Aesch. 

U. Hüsli sagt, dass D. seiner Frau gedroht habe, weil 
sie eine andero Hebamme genommen. Bald darauf habe der 
Blitz in sein Haus geschlagen und ihm alles verbrannt. 



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r*-» t. 



122 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwegen. : 

U. Rüttimann will von Beiden, nachdem sie [der Gefangen- 
schaft ledig geworden, Drohungen gegen die Gerichtsdiener ge- 
hört haben. 

J. Tanner sagt, Hans Indergassen, D.'s Mann, habe gegen 
H. Gläwi Drohungen ausgestossen wegen einer Tannenfuhr, die 
ihm nicht behagt habe. Bald darauf sei diesem ein Wallach 
umgekommen. 

Hans Keyser sagt, seine Frau sei bei einer Geburt so 
ungeschickt von D. behandelt worden, dass sie eine [andere 
Hebamme habe kommen lassen. 

Drei weitere Zeugen zeihen D. und A. ebenfalls 'des 
Wettermachens. 

(Fortsetzung folgt). 



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Die arme Gred 



(Volkslied aus dem Kanton Luzern.) 
Mitgetoilt von J. M. 

1. Ich arme Gred bin übel dra, 
I leb in grosser G'fohr, 

I weis mir allzit no kei Ma 
Goh doch in's vierzigst Johr. 
Es thut mir mengist grüssli weh, 
Muess grinen wie n'es Chind, 
Und b'sonders wenn i allen g'seh, 
Dass so viel Buebe sind. 

2. Z'Neiselen 1 ) bin i oft oüd viel, 
Und an scho z'Wertlestey*). 
Nothelfer-Schaar zu Adelwil 
Seid weder joh noch nei. 

Grad just ob Krieus im Hergotts-Wald 3 ) 
Und z'Blateu bi Sant Jost 4 ) 
Hed's g'heissen s'werd mir g'holfen bald, 
Jetzt ist der alte Trost. 

8. In Buore^) seigs au gut für s Führ, 
Wo auch 8. Leobold; 
S'ist eister glich wie fern und hür 
Bin jetzt noh keinem hold. 
Grinet han ich neulich au 
Ob Emmen in der Schoss; 
Die Sach, die macht mi bald schier grau, 



*) Einsiedel ii 

*) Werthenstein, Fraiwiskanerklostcr im Kt. Luzern. aufgehoben 1832. 
Vgl. Job. Zemi», Wallfahrtskirchen im Kt. Lu/.ern Festschrift. Luz. 1893. 
») Hergiswald s. Zkmi- a. a. <> S 41 

♦} St. Jost zu Blatten. Zkmi- a a. (>. S 30. Daselhst S. 39 das 
Volksspruchlein: „St. Jost — der alte Meitleue Trost " 
») BUron? 



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Die arme <!re<l. 



I förcht s'Girizenmoss. ') 

Grad bi S. Michels-Krütz ob Roth 

Dert han i Kerzen gleid ; 

Bin allzit glich in alter Not 

Und ha der alte B'scheid. 

4. Nachtliechtli zünd' i al Samstig a, 
Thuo t' H üben ins Beyhus, 

Der ärmste Seel, das ich nur cha; 
Die lacht mi doch nur us. 
Vertrunken war i neuli bald; 
Du tusigs Zugersee! 
Ha welle goh zu St. Oswald, 2 ) 
Der orwüzst 3 ) mi gwüss nit me. 

5. Im Wäldli uf dem Wässmeli 4 ) 
Dert han i ghoffet au, 

Ha Hör UBzert nit nur echli, 
Ha g'meint es helf zur Frau. 
Jetz nu ist alle Hofnung hi, 
Ha jetzig no kei Trost, 
Und wenn i glaub verzwiHeti 
So war der Tüfel los. 
I springe mengist zum Beth us 
Am Morge schon um Zwey 
Und kneue, bete, s'ist eu Oruss 
Ha doch ein Schwum am Kueu. 

6. Erst neuli bin i vom Gormund •'*) 
Uf Hildisrieden ue, 

Da knelt mi s'Müllers der gross Hund 

Grad ob der Waden zue. 

z'Ibel 6 ) bin i mengmal gsi, 

Ha mini Hend usg'streckt; 

Sant Kande 7 » luogt gar heiter dri, 

J ) S. AlUHIV I 139 ff. 

>) St. Oswald in Zug- 
') erwischt. 

4 ) WcHOinlin, K'apuitiiu'i-kiostcr in Lu/ern 
*) Gorniund s. Zkmi- a a. 0. S tî3. 
•) Inwil. 

') Candidus, ein hl Märtyrer, dessen Kt>li<|iiieii in Inwil ruhen. 



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Die arme (3 re<1. 



Er het mi schier verschreckt. 

Weis bald nit, was i afoh wil, 

Bin doch so übel feil, 

Wen i mein ich heig e Eatz bim Stihl, 

80 han i s'Naareseil. 

7. In Luthere, Reide, Götzenthal 
Git's deren Kilchli viel, 

Es hanget Kruken überal, 

Wie doben z'Etiswil; 

Dert weri neulich schier erstickt 

Am hexen Aplistag 1 ); 

Bie hend mi gar erschrökli drükt, 

Ha gschreueu was ich mag. 

Z'Hofderen 2 ) am Versammlungsfest 

Wies bi me Trück 3 ) cha goh, 

Hend mir die unverschämte Gest 

S'Geld samt dem Bumper g'noh. 

8. Darf au nit mch ge Honeren 4 ) uoh 
Ist gar en gâche Steg; 

Z'Muri, z'BeueP) was ich thuo, 

So kum ich nienen zweg. 

Am Musseg ,! ) Aplis zu Luzern 

Ist betet worden viel ; 

Doch han ich weder Glück no Stern 

Mag afoh was i wil. 

Und wen i s'Beth miech ufen Steg 

So giengets duren Bach; 

I butz mi doch so redli z'weg 

Und doch gilt nüd mi Sach. 

9. Für's Finden ist kein besare Ma 
(Sol keinen g'schulten si) 



*) AblasHtag. 

*) Hochdorf. 

») Drlickeu, liedrânjçe. 

♦) Hohenrain. 

*) Bcinwil im Freiamt, (Iral)-tätte des Iii. linrkard. 
') Musegg-rni^aii^, 25. März. 



126 



Die arme G red. 



Als St. Antooi z'Badua; 

Bia z'Diedel ' ) binem gsi. 

Dert gieng's mer wie zu Rickenbach 

Und au bim Bruder Klaus. 

Und meini 's seig ne gfundni Sach, 

Git's doch kein Hochzitschmaus. 

10. Z'NotwiF) do bin i au im Flisa 
Schier all! Vierteljohr; 

Und wenn i ineinen d'Brut ist gwüss 

Ist's alle denn nit wohr. 

Zum hl. Blut uf Willisau 

Und zrück uf Bärtisch wil, 

S'god au en Weg^ uf Kulme rau ') 

S'ist gwüss kei Churziwil. 

Zum hl. Chrütz do hau i wit 

No witer ins Johnenthal 4 ) ; 

I weis s'het g* regnet, g'chutzt und g'schnit, 

Und geschossen ohne Zahl. 

11. Doch bini allzit fortg'marschirt 
Kei Dunner hed mi g'stört. 
Doch wenn's mi no so cujonirt, 
Werd ich niemals erhört. 

Uf d'Rigi gang i nüme meh, 

Mira was einer denkt. 

Ha müssen wadte dure Schnee 

IIa schier mis Bey verrenkt. 

Ha würkli no e Pflaster uf, 

1 zeigs nit Jederma, 

S'möcht öppe heisse i häd e Buess 

Oder 8ust e Muster g'ha. 

12. Wenn eine wurd au Chruke go 
Und hät kei Batze Guet 

I güb im d'Hand, war grüssli froh, 

«) Dietwil. 

2 ) Nottwil s Zkmi' a a. 0 S 60 
*} Chrixtina zu Kulrucrau. Zf.Mi- a. a. 0. S. 60. 
*) Jonenthal im Kanton Aargau. Vgl A Wim., d Kapelle Johnen- 
thal. 2. A. Hn'mgarteti 1891. 



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Die arme Gred. 



127 



Vertrib er min Schwermuet; 
Wett spinne, huse, g'horsam si, 
Wett schwige de ganz Tag; 
I trinke jo kei Tröpfli Wi, 
De Brönz ') nit schmecke mag. 

13. Doch g'seid es soll nit witers cho, 
Wil thuo jetzt noh en B'suoch, 
Wil zu dem hl. Meidli goh, 
Wo wont im Entlebuch. 
Was das do seid, do blibts dcrbi, 
Und wenn i sterbe muess, 
Der Himmel lit en G'walt echli , 
Wils aneh für ne Buess. 
„Dieses Lied zu Kurigieren ist jedem Ieser über lasen. 
— Geschriben d. r n December J827. u 



Vorstehende Herzensergiessungeu, offenbar von einer wenig 
gebildeten Hand niedergeschrieben, fauden sich auf einem Bogen 
Papier unter verschiedenen altern handschriftlichen Aufzeich- 
nungen eines poetischen Nachlasses. Das Korrigieren hat, wie 
sich aus der Handschrift erkennen lässt, schon vor einigen Jahr- 
zehnten eine andere Hand übernommen, welche mit roter Tinte 
verschiedene, mehr orthographische und metrische Unebenheiten 
glättete und auch einige Glossen an den Rand setzte. Ich fügte 
noch wenige kleinere Zusätze dieser Art hinzu und überlasse 
im übrigen, wie der Schreiber vom Jahre 1827, jedem Leser 
das Lied zu korrigieren. 



't Branntwein 



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Ein Stück Aberglauben in Basel a. 1705. 



Mitgeteilt von E. Hoffmanu-Kraver. 

Die im Folgenden mitgeteilten Akten Hoden sich sub Cri- 
minalia 4 No. 20 de« Basler Staate-Archivs. Sie bilden ein 
kriminalistisches Iutermezzo in einem weitschichtigen Injurien- 
prozess und Erbstreit zwischen den stiefverwandten Familien 
Ehinger und Langmesser und sind insofern von Interesse für 
uns, als sie, ähnlich wie die in Bd. II 307 mitgeteilte Gespenster- 
geschichte, zeigen, was fur eine Wichtigkeit man noch im Anfang 
des 18. Jahrhunderts harmlosen abergläubischen Handlungen 
beilegte. 



Extractus Gerichts Protocolli 
Vom 24. Novembris A" 1705. 
(Verlesen den 17. Dezember 1705)') 

(Hans Jacob Ehiuger ist Kläger gegen seine Mutter 
Katharina geb. Schlosser „und übrige bey seines Vatters sei. 
[Joh. Ehingers] Verlassenschafft verdächtige Persohnen". 

Ucber den Inhalt der Klage verlautet hier nichts. 

Es folgt die für uns wichtige Aussage Rudolf Langmessers): 

Rudolf Langmessler*) in Nammen seiner Mutter: Bey 
der Inventatiou habe man in seines Stiett" Vatters Johann 
Ehingers 1 ) Gelt Cassa Teüffels und Zaubeibüchor neben einem 
strickh, daran ein Rosseisen gebunden gewesen, befunden, so 
den HH. Geistlichen überliefert worden; neben dem habe er, 
der verstorbene Ehinger, seiner hinderlassenen Wittib Inventarium 
zweymahl vorfälschet, welches zwar durch die HH. Deputierte 
beygelcgt worden, und verhörte von dem Klügeren nunmehro 
absolviert zu werden. 



' Notiz ;iuf der Rückseite dos Aktenstücks 

La n gm «-ss 1er ist «lie noch heute teilweise gültige volkstümliche 
Aussprache dieses Namens. 

3 Katharina Schlosser war also in erster Khe mit einem I.anirmosscr, 
in zweiter mit Joh Khinjjer verheiratet. 



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Kin Stück Aberglauben in Hasel a. 17nf) 



12!» 



E hinger bittet bevorderist, diese Injuri und schändliche 
Zulag ad notam zu nemmen, wolle solche neben anderen künftig» 
zu vindizieren reserviert und vorbehalten haben, und setzt auff 
denn Weisungs-Eyd ') jotzund lediglich zu recht. 

(Hierauf wird am 8. Dezember dem Kläger gestattet, be- 
stimmte Personen in den Weisungseid zu nehmen. — Die Be- 
klagten werden wegen der vor Gericht ausgegossenen Injurien 
[„ärgerliche Worth* | zu 1 Mark Silber verurteilt). Das Delictum, 
welches die Beklagton angezogen 2 ), solle hiemit Unseren G. HH. 
und Oberen E. E. Rath zu rechtfertigen überlassen sein 

Geriehtsschreiberev. 

Information 

Aii88 hochobrigkeitlichem befelch durch meine gnadigen 
Hochehrenden HH. die VII wegen einiger Verdächtig und aber- 
gläübischer sachen und Zeduln, so uuter Johann Ehingers, 
des Verstorbenen Hirtzenwürthes. Verlnssenachalft gefunden wor- 
den, aufgenommen Zeinstages des 15. Decembris A" 1705. 

Balthasar Nowensteiu, der Glaser, Toehtermann zum 
hirtzen deponiert: Der Verstorbene Ehinger soyo 10. Jahr lang 
sein Stieff Schwober 1 ) gewesen; derselbe habe sich aber nicht 
als ein Srieffschweher gegen Ihme erzeigt, und seye selbiger 
otttera zu Ihme in sein hauss, und hergegen er, Gezeug, zu 
Belbigem kommen; habe auch Ihme, Gezeuge, und Beinen Rinderen 
Viel und grosse Gutthaten erzeigt, darumben er demselben noch 
zu danckhen habe; Wüsse nun" denselben nichts als alles liebs 
und Gutts, habe auch nichts Ungebührliches Niemahlen an Ihme 
gespührt. 

Von den Verdächtigen sachen, so in der Cassen gefunden 
worden seyn sollen, wüsse er gleichfalls nichts. 

(Ursula Lan gm csser, des Vorigen Frau, weiss hievon 
auch nichts zu sagen.) 

Heinrich Marbach der Kürsner zeugt, (als man die Kasse 
geöffnet habe, sei Geld und Wertpapiere darin gewesen), wo- 
runder 4. oder 5. wüsto Zedul'). darin lateinische Buchstaben, 
und zu dreyen Buchstaben ahvegen ein Creutzlin, sich befunden; 

'i Kiil. den die llinterlasseneii schwören niussteii. das* von Habe 
und tînt eines Verstorbenen nichts entfremdet wurden 

die ^eiiannteii Zaubereien 
5 : S t i e f - S ( I w\ i e z e r v a t e r 

unseheinbare Wische. 



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130 



Kin Stück Aberglauben in Hasel a. 1705 



Bald darauffen habe mau ein RosseysBon vnd ein strickh herauss- 
gezogen, welches in einem papyr vnd einem lumpen cinge- 
wickhelt, in dem cyssen Beyen noch alle nägel vnd solche 
widerbogeu ') gewesen. Es seyen aber dise Sachen nicht lang 
auflm Tisch gelegen, sondern mann habe solche bald wider neben 
Vorigen sachen wieder in die Cassen gethan, vnd glaube er nicht, 
dass alle, so an dem Tisch gewesen, solches observiert haben. 

Als Sie darüberhien zun Rebleuthen 3 ) zusammenkommen 
und der Sohn vnder anderm auch des Vatters sei. geistl. Bücher 
praetendirt, habe der Wittib Vogt gesagt: Ja, es seyen schöne 
geistl. Bücher, und habe darauft'en 2. von disen Zeduln auss der 
Taschen gezogen vnd solche denen HH. Üeputirten vorgewiesen, 
solche aber gleich wider zu sich genommen. Wie Nun die sach 
lautbrecht worden, habe er zum 2ten mahlen zuH. Dr. Zwinger 1 ) 
müssen, welcher Ihne diser sach halber befragt, vnd sonderlichen 
haben wollen, ob wäre noch eine Kopffschüdelen deme er 
aber entsprochen ' ), dass er davon nichts wüsse, massen er auch 
nie keine gesehen. 

Rudolf Langmes8er, der Weinmann und der Ehinger|ischeii| 
Wittib Sohn'), berichtet: Er wüsse anderes nichts, als dass man 
ein Ross Eysen vnd strickh, so zusammen eingewickhelt gewesen, 
vnd dann 5. Zedul vnder anderen schrifften auss der Cassen 
herlürgezogen vnd auff den Tisch geworffen. In den Zeduln 
seye TeutPch vnd Latein, auch Crcutzlin geschrieben gewesen, 
vnd zwar von seines Sticffvaters eigener hand. Die sach seye 
ein halb Jahr angestanden, dass Niemand nichts davon gesagt, 
vnd wüsse er nicht, wie sie ausskommen ; Weilen aber Marbach 
öft'ters zu Ihme kommen vnd Ihme bedeutet, Hr. Dr. Zwinger 
vnd Hr. Pfarrer am Steinenberg s ) sagen, Es seye auch ein Hirn- 
schalen vnd dann noch 2 Zedul dabey gewesen, so man auch 
hcrauBsgebcn solte. habe er sich endlich resolvirt, mit selbigem 

') umgebogen. 

- Znnftstube zur Kebleuten 
3 mehbar. stadtbekannt 

* Der naeliiualiire Kantons-l'livsikus Dr Tliend Zwinger 

' Ks müsse noch » in Stiiek Schädel dabei gewesen sein Kopf- 
sfbü(lele=Toteiiseliadel. N«>eli heute kommt in der Schweiz HnuptsrhitMe 
in nii -s'Unleti vui\ 

' erwidert. 

" Stiet'snlin des \ . -rsioi -heuen .1 » » h Khinirer. 

* W«d liier». nyiuiis Uni» khanlr. l't'arrcr /.n Si Kljsnhethen. 



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Eiu Stück Aberglauben in Basel a. 1705 131 

selbsten zum Hrn. am Steinenberg zugehen, welcher dann Ihnen 
wider bedeutet, Mann rede anuoch von einer Kopffschüdelen 
vnd von 2. Zeduln. Derne er aber geantwortet, Er wüsse 
von keinen weitereu Zeduln vnd dann von keiner Hirnschalen; 
Es wäre aber in einem Känsterlin ') ein 9tuckh von einem Juden- 
kuchen vnd dann ein stuckh kreyden einer faust gross gewesen, so 
einer oder der andere für ein hirnschalen angesehen haben möchte. 

(Jacob Bucherer und Elisabeth Bucher in wissen von 
diesen Dingen nichts.) 

Hr. Hans Jacob Balteuschlag, kaiserlicher Notarius 8 ) 
zeugt: Er habe bey der inventation geschrieben, vnd habe mann 
bey der Casse den anfang gemacht vnd erstens das geltt auff 
den Tisch gethan. Bald daruffen hab der Bärenwürth ein Paquet 
herfürgezogen, vnd weilen es schwer gewesen, habe mann ver- 
meint, es seye gold oder silber darinn; als es aber eröffnet 
worden, habe mann ein Rosseisen sambt den Nägeln darinn vnd 
einen strickh gefunden; vnd hab der Bärenwürth auf einiger 
befragen, was diss bedeute, geantwortet: Es wäre gut für die 
pferdt, wann Sie kranckh seyen; habe es darüber wider zu- 
sammen gepackht vnd in die Casse gethan. Nachdemc Mann 
das geltt gezehlt vnd auch wider in die Casso gelegt, habe 
man allerhand Schriften, Theils auss der kaminer, Theils auss der 
Casse auff den Tisch gebracht, vnder welchem sich auch dise 
5. Zedul befunden, da einer da, der ander dorth einen gelescu. 
Von solchen wäre Ihme auch einer vnder die hand kommen, 
worauf!' Teutsch vnd Creutzliu geschrieben gestanden, wie mann 
verlohrne sachen wider finden solle. Als darauffen der Sohn 
auff der Zunft zun Rebleuthen vor den IUI. Deputirten vnder 
anderm auch Geistliche Bücher praetendirt, Jiabe der Wittib 
Vogt vnd Marbach die Zedul herfür gezogen, mit vermelden, 
dises wären die geistlichen Bücher. 

Jacob Ehinger, Rothgerwer, des Verstorbenen Bruder, 
sagt aus: Er habe auch der Theilung oder inventation beygewohnt 
vnd wüsse er anders nichts, als dass man ein Rosseysen herfür- 
gebracht. Es habe aber niemand an Nichts Böses gedacht, es 
habe auch Niemand nichts da/u gesagt, als der Bärenwürt, 

Vi Kästchen 

2 ) Dits kaiserliche Notariat mnsste von dem sog. Cornes Palatinos 
bestätigt werden und berechtigte dazu, „auch ausserhalb unserer Stadt 
in eint- oder anderem Reichs-Lande Instrumenten zu verfertigen." H.\*i.i.u 
Kk» nrsyi -Ki.i.KN I 1038.4 tl i 



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132 



Ein Stück Aberglauben in Basel a 1705 



welcher augezeigt: diss wäre ein köstlich rem ed in m für die pferdt. 
Von den Zeduln wüase er nichts, habe auch solche nicht gesehen. 

Hans Jacob E hing er, der Bleicher, des Verstorbenen 
Sohn, sagt: Er wüsse sich nicht eyentlich zuerinnern, ob er das 
Rosseysscn bey der theilung gesehen habe, wohl aber, das« 
Ihme die Zcdul nicht ehender zugesicht kommen, als uachdeme 
Hr. Pfarrer am Steineuberg solche beyhanden gehabt; bey deme er 
dann sowohl das Rosseyssen, als die Zedul gesehen. Im llebrigen 
wäre sein Vatter sei. ein ehrlicher Mann gewesen, welcher auch 
Ihne in der forcht Gottes autferzogen vnd Ihne zur kirchen vnd 
schulen fleissig angehalten, auch, wann er etwas gethan. so nicht 
Recht gewesen. Ihme nichts nachgelassen. Es seye von der andern 
seithen uichts als ein Kach. wann selbige Ihne vnd die peinigen in 
die holl bringen könnten, wurden sie es nicht spahren, wie es 
dann am Tag seyc. 

(Christoph Xadler, der gegenwärtige Hirschenwirt. weiss 
nichts zu sagen, weil er damals „in Kriegsdiensten geweseu"). 

(Anna Maria Langmesserin, die Frau des Vorigen, sagt 
aus, dass sie das Hufeisen und die Zettel zuerst bei der Inven- 
tarisation gesehen habe.i 

(Hans Georg Nadler und Anna Catharina Langmesserin 
wissen wegen damaliger Abwesenheit nichts zu sagen und 
stellen dem Verstorbenen das beste Zeugnis aus.) 

(Dorothea Wertenbergi n war bei der Theilung ebenfalls 
nicht zugegen.) 

Endet damit Ihre sag. 

Ein Ehrsarn Stattgerieht, wie auch Hr. Hans Ludwig 
AVottstein l ). des Khats, haben Ihren Bericht schriftlich eingeben. 

(Der Bericht «les Stattgerichts liegt nicht bei, wol aber 
derjenige ^S'ettsfeins, der ausführlich über die Erbstreitigkeiten 
referiert, von den Zaubergegenständen aber nichts weiss.) 

(Endlich liegt bei ein Memorialc Hieronymus Burck- 
hardts, Predigers bei St. Eisbethen, in welchem dieser sagt, 
er habe die abergläubischen Dinge „denjenigen, so sie i ri Händen 
hatten", abgefordert und behalten. Er hätte die Sache gerne 
totgeschwiegen, um ferneres Aergernis zu verhüten. Da sie nun 
aber doch vor Gerieht komme, liefere er sie hiemit aus.) 

1 hritter Solm <!<•- Prof. .Jon Und. \Y , Unkel <los berühmten 
Bürgermeisters 



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Erinnerungen aus der Pestzeit im Volksmunde. 

Von Anna Ith en in Ober-Aegori. 

Aus den Aufzeichnungen eines Pfarrers der beiden Aegeri, 
Jakob Billeter 1 ), erfahren wir, dass in dieser Gegend die Leute 
zur Pestzeit Sägemehl gebraucht haben, indem sie demselben 
eine übernatürliche Wirkung zugeschrieben. Der Volksmund 
setzt noch Asche hinzu, doch hat sich die Art und Weise der 
Anwendung nicht überliefert. In Zauberbüchern wird das Streuen 
von Sägemehl an bestimmten Orten und unter gewissen Formen 
zum Schätzehebeu augeraten. 

Im Pestjahre 1628—29 starben in Aegeri innert 6 Mo- 
naten bei 434 Personen am Beulentode. Der damalige Pfarrherr 
bestieg jeden Morgen nach der hl. Messe seiu Pferd, um bis in 
die hoch gelegenen Gehöfte des zwei Stunden langen Thaies 
die Kranken auf den Tod vorzubereiten. Zum Zeichen, dass 



1 1 Die handschriftliche Chronik von 1'faiTcr Jakob Billeter wird im 
hiesigen Pfarrarchiv aufbewahrt. Dieselbe beginnt mit dem Jahre lßli», 
uiufasst alle möglichen lokalen, eidgenössischen und weltgeschichtlichen 
Kreignisse und endigt im Jahr 1701. Jakob Billeter war -geboren den 
26. Oktober 1630, also 11 Jahre spater, als er seine Chronik anfangt, — 
er war der letzte seines Geschlechtes, welches zu den Thalleuten der 
unteren Gemeinde, dem heutigen l'nterägcri. gvhörtc Seine Primiz hielt 
er in hiesiger Pfarrkirche den H. März 1654. trat sogleich die „vordere-' 
Kaplaneipfriinde an. verbunden mit dem Amt eines Organisten und Schul- 
meisters. Den 2. .Januar 1671 kam et als oberer Schulmeister und Kaplan 
auf U. Ij Fr Pfrund nach Altdorf, ward den 11. März 1691 als Pfarrherr 
nach Aegeri gewählt und starb hier als solcher anno 1712 

Es existieren einige Kopien von Billeters Chronik. Wir besitzen 
eine solche, geschrieben von Pfarrer Alois lthen. Bruder meines l'rgross- 
vaters, eine andere ist im Besitze von Hr. Hypothekarschreibers Wikart: 
sehr wahrscheinlich gibt es noch mehrere Kopien, doch einen gedruckten 
Billeter gibt es nicht. Unsere Kopie führt nur den Titel: „Chronik von 
Pfarrer Jakob Billeter". 

Aus dieser Chronik habe ich nur entnommen, dass hier A'M Per- 
sonen an «1er Pest gestorben seien und dass die Leute Sägemehl ge- 
braucht. Alles andere ist hiesiger Volksmund 



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134 Erinnerungen nus öVr Pestzeit im Volksniumle. 

in einem Hause der „schwarze Tod" eingeritten, ward ein 
weisses Tüchleiu vor ein Fenster gehängt, welches den Geistlichen 
hereinrief. 

In den oberen Kammern zahlreicher älterer Häuser sind 
runde, oder quadratische Oeffnungen ausgesägt, durch welche 
den von der „Sucht" Ergriffenen die Nahrung gereicht worden sei. 

Dass die Pestepidemie bereits in viel früheren Jahrhun- 
derten auch im Zugerlande geherrscht, berichtet die Volkssage, 
welche das Entstehen des Wappens der Gemeinde Menzingen 
— drei Linden — erklärt. Diese Gegend sei infolge gänzlichen 
Aussterbens der Bevölkerung durch die Pest dreimal verödet 
und überwaldet gewesen. 

Mancherlei Geschichten aus der letzten Pestzeit leben noch 
im Gedächtnis des Volkes. 

Im Dezember 1628 stand eines Morgens früh der Kuecht 
auf dem Bauerngute „Grod* (Oberägeri) auf. in der Absicht 
die Kühe zu melken. Er zündete sein Lämpchen an und griff 
von ungefähr an die Stirne. Da fühlte er daran eine der tod- 
bringenden Beulen, erschrack, stolperte uud fiel mit dem Kopf 
gegen die Wand. Die Beule brach auf uud er war gerettet. 

Ein Mädchen hatte eine Beule an der Wange: es gedacht« 
dem Tode zu entfliehen, indem es unter daB Bett kroch. Dabei 
stiess es an die Bettlade, d»e Beulç platzte und augenblicklich 
hatte das Mädchen die Gesundheit wieder. 

In dieser schrecklichen Zeit suchten viele Leute voll Ver- 
zweiflung Vergessenheit im Tanzvergnügen. Solches that auch 
ein Mädchen, welches eine Beule am Fusse hatte. Ein Tänzer 
trat ihm auf den Fuss, so dass die Beule ausfloss. Auch dieses 
Mädchen war gerettet und blieb im Weitern von der Beuleupest 
verschont. 

Da solche Fälle immer mehr bekannt wurden, kamen die 
Leute selbst zu dem Schluss, dass die Beulen ein Gift enthielten, 
welches austtiessen müsse. Sie schnitten fortan die Beulen, wo 
sich solche zeigten, aus und genasen ; so berichtet der Volks- 
mund. Diejenigen aber, welches es nicht thaten, wurden vom 
Tode hingerafft. 

Ein Mann bekam eine Beule am kleinen Finger, da schnitt 
er die Beule samt einem Stück des Fingers ab, bohrte ein Loch 
in die Wand seiner Kammer, schob die Heule hinein und ver- 
nagelte sie mit einem grossen Holznagel. Ganz geheilt gieng 



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ICriimermtgt'ii aus der l'extzeit im Volksmunde 



135 



er bald darauf in die Fremde. Nach Jahr und Tag kehrte er 
zurück, und es trieb ihn, nach der Beule zu sehen. Unter Ge- 
spötte zog er den Nagel heraus; da entstieg oin Räuchlein der 
winzigen Oetfnung, welchos seine Stirne berührte. Sofort war 
sein Gesicht von Beulen bedeckt, denen er binnen Kurzem erlag, 
obwohl in jener Zeit keine Epidemie im Lande herrschte. 

In jenen Tagen der Heimsuchung nahmen die Leute allent- 
halben ihre .Znflucht zu Gott and riefen auch besonders die 
Fürbitte des hl. Sebastian ') au. Als einstens eine Menge Volkes 
von dem Kapellchen des hl. Sebastian zu Beuau-) betete, ward 
eiue Stimme von oben gehört, welche rief: „Ässet Brunne- 
kressig und Biberuelle, so wird üch de Tod nid welle.* 4 Im 
Muotathal war es ein Engel vom Himmel, welcher dem auf 
den Knien liegeuden Volke rief: „Asset Stränze und Bibernelle, 
sust wird de Sterbet alli feile". In Ober-Aegeri kam auf dem 
Hof „Ehrliberg" ein Vöglein auf die Klebdächer, welche« immerfort 
zwitscherte: „Asset, ässet Biberuelle, Biber- Biber- Bibernelle". 
Krcsso, Enzian und Pimperuellen, besonders im Frühjahr ge- 
nossen, gelten heute noch beim Volke als ausgezeichnetes be- 
liebtes Blutreinigungsmittel. 

Die Beulenpest mochte ungefähr ihren Höhegrad erreicht 
haben, als eines Abends ein Mann beim Gasthof zum Kössli in 
Schwyz sich eben anschickte schlafen zu gehen und schon die 
Strümpfe ausgezogen hatte, den einen über die rechte Schulter 
geworfen, den andern in der linken Hand haltend. Da vernahm 
er lautes Beten und Siugen von einer Prozession, die von Ibach 
her näher und näher kam. Neugierig schaute er zum Fenster 
hinaus und bemerkte zu seinem Erstaunen an der Spitze des 
Kreuzganges eineu Mann, der ganz so aussah wie er selber, den 
einen Strumpf über die Schulter, den andern in der Hand. 

„Hoi*\ sagte er bei sich, „das ist ja einer wie ich u . Der 
Geselle auf der Strasse aber rief ihm hinauf: „morgen wirst du 
der erste sein." So sei es wirklich geschehen, folgenden Tages 
sei dieser Mann in Schwyz der erste gewesen, welcher der 
Souche zum Opfer gefallen. 

Eine ähnliche Sage wird im Muotathal erzählt. In jener 
Zeit lebte dort ein sehr frommer Mann, dem das Unglück des 



1 1 Sonst ist S. Kocdnts der IVstliciliictv ' Kki». i 

y ) Benau. bei Kotlieiifliimn. gehört politisch zur (icineinde Kinsicd.'lu 



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Kiinneiun.^eii ans der l'esUeit un Yolksininide 



Volkes su zu Herzen gierig, dass er unablässig zu Gott um 
Erbarmen flehte. Sein Häuschen staud au der Muotu, die da- 
mals einon ganz andern Lauf hatte. Einmal mitten in de r 
Nacht hörte er lautes Weinen und Wehklagen, und wie er aus 
dem Feuster blickte, gewahrte er ein überaus zahlreiches Leichen- 
geleite am Ufer der Muota heraufkommen. Eine Kinderschar 
beweinte den verlornen Vater. Ganz am Schlüsse des Zuges 
wandelte eine Gestalt, in welcher er sich selbst erkannte. Der 
Leichenzug wallte an der Behausung des Mannes vorüber und 
der Doppelgänger rief ihm zu: n Du, und ich machen den Schluss." 
Diese Worte enthielten eine Prophezeihung, denn dieser gottes- 
fürchtige Mann sei im Muotathal der letzto gewesen, der an 
der Pest gestorben. 

Zwei Grabschriften aus der Pestzeit sollen gelautet haben: 

„Ist das nid e Grus. 

vier Briidcni us eim Hus." 
und : 

„Ist das nid e grossi Klag, 
so mengs Dotzcnd i eim Grab." 
Pfarrer .lakob Billeter schreibt in seiner Chronik zum 
Jahr 1 007 : Als die Pest namentlich in der Stadt Kasel und im 
Bernorbict gewütet habe, seien zu Aegeri von Herbst bis Ostern 
alle Montag, Mittwoch und Freitag nach der Messe unter Läutung 
der grossen Glocke f> Vaterunser gebetet und das Pestlied in 
lateinischer Sprache gesungen worden. Abends nach dem Rosen- 
kranz ward dasselbe in deutscher Sprache gesungen '). 

N ac h trag. 

Aus einer handschriftlichen Chronik teilt mir Hochw. Pfr. 
Blunschi in Sarmenstorf zum Jahr 1 029 30 noch folgende An- 
gaben mit: 

„Ist es nicht eine grosse Klag'/ 
Vierhalbhundert in einem Grab! 
Ist es nicht ein Gniut*? 
Vierzähni us Kim Iïuus u î 

1 Melodie und 'IVxi sind in der ( lironik in lateinischer u. deutscher 
Sprache niedergeschrieben 



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Zwei ik'M'tfumitfi'ii 



1.-57 



„Von Bettwil habe der Müller bereits je den andern Tag 
mehrere Tote ohno Toteobaum auf dem Mühlewügeli gebracht ; 
einmal habe er unterwegs eiuen Toten verloren und gesagt, er 
gehe nicht zurück, den Verlornen zu suchen uud aufzuladen; 
er wolle ihn das nächsto mal aufladen. Und es geschah, daas 
der Mühlekarrcr nüchstmala selbst unter den Toten sich fand." 

„Fabian und Sebastiau der l'est wegen gefeiert mit der 
sog. Agueseujahizeit. 1630: Pfarrer Murtin Streber wallfahrtete 
mit den Sarmenstorfern zur Muttergottes-Kapelle in Oonnuud, 
teils zum Danke für s Nachlassen der Seuche, teils zu bitten, 
das» sie ferne bleiben möge." 



Zwei Besegnungen. 

Mitgeteilt von Gottfried Kessler in Wil (St. Gallen). 

Bereits im ersten Jahrgange dieser Zeitschrift habe ich 
S. 237 anlässlich der Mitteilung von zwei Wespensegen darauf 
hingewiesen, welch' bedeutsame Stelle die Schutz- und Segens- 
sprüche — denen wir ja schon im Althochdeutschen und Alt- 
nordischen begegnen — seit uraltem im Volksglauben einnehmen. 
Ich bin in der Lage, hier wiederum zwei Besegnungen mitzu- 
teilen. Die erste derselben, welche zum Blutstillen dienen 
soll, hörte ich von einem älteren Landwirt und Jäger aus Bett- 
wieseti (Kt. Thurgau). Sie lautet: 

„Es sind drei glückselige Stuudeu auf die Welt gekommen: 
In der ersten Stunde ist Gott geboren, in der andern Stunde 
ist Gott gestorben, in der dritten Stunde ist Gott wieder lebendig 
geworden, darum nenne ich sie die drei glückseligen Stunden. 
Darum bestelle ich dir, X. X., das Gliedwasser und das Bluten, 
so wahr dass Maria eine reine Jungfrau geblieben ist. Dazu heile 
dir auch desBeu Schaden und Wunde." Xun spricht man noch 
die höchsten drei Xamen ; „dann hat 44 , fügte mein Gewährsmann 



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m 



Zwei Hesegiiungon 



hinzu, „der Segen Wirkung auf alle Zeit, nur nicht übers 
Wasser." ■) 

Den zweiten Segen, der, beim Verlassen des Hauses zu 
einem Ausgange, zu einer Reise etc. gesprochen, vor allem Un- 
heil, das Einem auf der Strasse begegnen könnte, insbesondere 
aber vor bissigen Hunden schützen und zugleich auch noch hieb- 
und kugelfest macheu soll, vernahm ich von einem hochbetagten 
Gärtner aus Rossreute bei Wil. Er hat folgeuden Wortlaut : 
„Ich will heute ausgehn, Gottes Steg und Weg will ich gehn, 
wo Christus auch gegangen. Unser liebe Herr Jesus Christ, ich 
bin dein eigen, dass mich kein Hund beiss' und kein Mörder 
beschleich'. Ich steh in Gottes Hand, ich bin gebunden durch 
Christus heilige fünf Wunden, dass mir alle Gewehr und Waffen 
so wenig schaden, als der heiligen Jungfrau Maria ihr Gespons. 
Ich steh' in Gottes Hand, ich bin und will gebunden sein. Be- 
hüte mich Jesus, Maria und Joseph auf allen Wegen und 
Stegen."-) 

') Vgl. auch Am iiiv II 157 Nu. 102. 

•1 Vgl. Ait. iiiv II 267 Xo. 149 und den „Sogen zur Fahrt - , der sich 
nach einer Heidelberger Handschrift im Anzeiger f. Kunde des deutschen 
Mittelalters III 280 abgedruckt findet: Ich dreden hude uf den phat, den 
unser herre .lentis Cristus drat, der si mir also süss und also gut. Xu 
helfe mir sin heiiges rosefarbes blut und sin heiige fünf wunden, das ich 
nimmer werde gefangen oder gebunden. Von allen minen tienden mich 
behude. das helfe mir die here hude. vor fliesen, vor swerten und vor 
schieben, vor aller «lacht ungelilire, vor schnöder gesellschaft und aben- 
tiire : das alle mine baut von mir enbunden werde zu haut, also unser 
herr Jesus inbunden wart, do er nam die himelfart. 



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Das Würgen am Namenstag oder Geburtstag. 



Von E. Hoffmann-Krayer. 

Aue meinen Schuljahren erinnere ich mich noch lebhaft 
der Sitte, dass derjenige, der seinen Namenstag feierte, von 
seinen Mitschülern mit beiden Händen gewürgt wurde. 

Eingezogene Erkundigungen zeigen nun, dass diese Sitte 
nicht nur in der Schweiz verbreitet ist, sondern auch in Deutsch- 
land, z. B. Baden und Württemberg, vorkommt. Für Letzteres 
verweise ich auf die neuerschienenen „Blätter f. Hess. Volks- 
kunde", Heft T, Hrbei.. Alemann. Ged. 2. Aufl. S. 217 und 
J. C. Schmid, Schwab. Wörterb. 258, für die Schweiz sollen im 
Folgenden einige Belege gegeben werden. 

Ueber den Ursprung der Sitte belehrt uns das Schweiz. 
Idiotikon (II 1213) in der Anmerkung zu liehen, wo mit Recht 
darauf hingewiesen wird, dass das Würgen, Umhalsen nichts 
anderes ist als eine symbolische Handlung, die das ehemalige 
Umhängen eines Patengeschenkes bedeuten soll. Mit der Zeit 
hat sich dann das ßewusstsein dieses Ursprungs verwischt, und 
die symbolische Handlung des Würgens wurde gedankenlos 
weitergeübt, ja man gieng sogar so weit, mit „ würgen". .,Würgete u 
das Schenken bezw. das Gratulieren überhaupt zu bezeichnen. 
Das Würgen selbst soll noch in folgenden Gegenden der Schweiz 
vorkommen (Ergänzungen oder Verbesserungen sind erwünscht): 
Basel-Stadt, Kanton St. Gallen. Thurgau, Uri. Zürich (einzelne 
Kautonsteile). Auch Stalder bemerkt in seinem Idiotikon (II 45»), 
wol in Beziehung auf den Kanton Luzern: ^Es war ehemals 
Sitte, und ist es hinwieder noch, dass man gute Freunde oder 
Bekannte an ihrem Namensfest würgte, oder wenigstens zu 
ihnen sagte: soll ich Euch würgen? Mit diesem Würgen war 
gewöhnlich eine Gabe von Seite des Glückwüuschenden ver- 
bunden, welche noch jetzt ein Würgete heisst." Kochholz da- 
gegen weicht in seiner Schilderung etwas ab, wenn er im 
„Alemanu. Kinderlied* S. 321 sagt: Sobald der den Geburtstag 
Feiernde aus seinem Bette in die Wohnstube tritt, springen alle 
Hausbewohner auf ihn los, fallen ihm um den Hals und würgen 
ihn so lange, bis er jedem eine Kleinigkeit, ein Stück von 



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Ho" Das Würgen am Namenstag oder Geburtstag 

seineu Kuchem zu schenken, versprochen hat", liier ist es 
also erstens der Geburtstag, an dem gewürgt wird (vgl. unten 
die Angaben nus Denzler, Hospiniauus und den Schimpf- und 
Glimpfreden) und zweitens hat hier der Beglückwünschte 
die Pflicht, Geschenke zu machen. Dieses Letztere trifft auch 
für einige Gegenden der Kantoue Zürich (Pfätfikon, Wyla) und 
Thurgau zu. Dort sagt man zu dem n Namenstager * während 
des Würgens: „1 weusch-der denn glich au Glück zu dim 
ehrerlebto Namestag (i weusche, dass d'no mänge mögest erlebe 
mit guoter Gsundheit und Gottes Sego) und weuseh, dass- |du| 
mer au ä (bravh Würgete gäbist". Gewöhnlich besteht dort 
die „Würgete- in einem Trunk. Etwas derber macht es jeuer 
Bauerusohu des 17. Jahrhunderts, von dem die Schimpf ix» 
Gi.iMintKitEN (eine handschriftliche Anekdotensammluug von 
1651 2, im Besitze der Schwei/.. Laudesbibliothek) Serie II 
Nr. 103 berichten: „Etlieh pauren Söhn hörend, dass ihrer 
Mutter Geburtstag. Sie wollend die würgen. Als sie deshalb 
zu ihren ins Tünn JTenneJ kamen, allwo sie gedröschet, uimpt 
der ein den 1 J Hegel, legt den ihr umb den Mals und truckt am 
Still vom PHegelhaupt. was er vermag, fragend, was Sie ihnen 
geben wolle truckt sie, dass ihre d 'Zunge zum Maul ausragte. * 
Dieselbe Sitte, den Feiernden zum Geben zu nötigen, geht aus 
einem Zürcher Mandat vom Juli 1610 hervor: „Als dann aider 
etlichen Jahren her ein bruch gar gineiu worden ist, das mau 
uff die tag, da einse Hammen im Calender fait, welches man 
die Würgeten nennt, zecheten anrichtet, da dann die gewürgten 
alles, so man verzehrt, zahlen müssen" u. s. w. 

Ein schöner symbolischer Rest des ursprünglichen Üm- 
hängens von Geschenken besteht in dem Kranz, deu der Glüek- 
wünscheude überreicht. So berichtet Salomon Ilir/.el in seinem 
Tagebuche unter dem Jahr 1662 (Zi m iiKU Tasuikniiuch 1883 
S. 1VJ2), dass er seiner Geliebten «zum Namenstag zugleich 
einen Würgkrantz" überreicht „und Sy mit einem Trü wring von 
Kubinen verehrt oder gewürgt- habe: und dasselbe meinen 
Dknyj.ku (('lavis Linguae Latinae 1677 und 1716) und ll<>.s 
l-isiAMs (Latinitatis purae Viridarium ed. scc. 1683) mit ihrem: 
„Natalitio serto ali(|uem obligare. Einen würgen, binden »in 
seinem geburtatag. Natalitia dare. Die würgeten geben". 

Auk obigen Zitaten geht aber auch hervor, dass «Würgete** 
und „ würgen u bereits die Bedeutung „Geschenk au den Gratu- 



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Das Würgen am Namenstag oder Geburtstag. 111 

lanteu u bezw. „gratulieren* angenommen haben. Hiefür noch 
einige weitere Belege. Der Baaler Wolgang Meyer erzählt 
(1018) in seiner Beschreibung der Reise auf die Dortrechter 
Synode (Zt rohkr Tasciiknuuch 1878 S. 143): ^Weil dieser 
Tag Sankt Wolgangatag gewesen, haben mich die Herren im 
Schiff mit einem extemporaneo sermone gewürget 14 , ein Zürcher 
Mandat vom 25. Juni 1636 verbietet hohe Geschenke" weder 
zum guten jähr, noch vnderm schyn der würgeten, zimpfeltags 
[Ostergeschenke], Stubctcn [Bcsuchsgoschcnke], Kindbetinen" 
u. s. w. uud auch eine Masler Ratserkenntnis vom 17. No- 
vember 1688 spricht von „Würckheten und Neujahrsgeschenkh*. 
Die eigentliche Handlang des Würgeus, verbunden mit der 
übertragenen Bedeutung, schimmert noch durch in einem „ Würg- 
brief u (s. St.u.pkk a . a. O. 450) aus dem Jahre 1689, den die 
Thurgauer Bkiträof. zur vaticrländ. Gbscji. (32. Heft [1892] 
S. 48) mitteilen : 

„Mancher würget nur im Scherzen 

Dio und die auf diesen Tag (Namenstag]; 

Aber ich mit stetem Herzen 

Würge dich, so vost ich mag. 

Wünsche, und bitt Gott dabei, 

Dass sieh dieser Tag verneu 

Vilbeliebte Jahr in Freuden 

Mit Gesundheit unser beiden". 
Zum Schlüsse sei bemerkt, dnss die Materialien des Schweiz. 
Idiotikons und andere Quellen das Wort „Würgete* auch aus 
der lebenden Mundart für viele Gegenden der Schweiz belegen, 
so für die Kantone Aargau (Freiamt, Kelleramt), Appenzell 
(s. Tohi.kr, App. Sprachschatz 454), Beru (s. Zeit*ohr. f. 
deutsche Mundarten IV 151). Luzern (Stalukr a. a. O.). St. Gallen, 
Schaffhausen, Schwyz. Thurgau, Unterwaiden, Uri, Wallis, Zürich. 

Dabei bleibt freilich in einzelnen Fällen noch zu be- 
stimmen, ob ..Würgete" das Geschenk ist, das der Feiernde 
erhält oder das dieser dem Gratulanten zu spenden hat. Wir 
sehen diesbezüglichen Ergänzungen von Seiten unserer Leser 
gerne entgegen. 



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La Fée de Cleibe 

Légende publiée par M. Correvon (Genève) 



Sur la pente déboisée et rapide qui, des bords sableux 
du Rhône, grimpe à l'Alpe de Thion, à quelques kilomètres de 
la capitale du Valais et non loin des poétiques Mayens de Sion, 
on voit parfois se dessiner la pittoresque silhouette du hameau 
de Cleibe ou Clebe. C'est un coin paisible et heureux; 1 le pâtre, 
l'hiver, autour du feu, y conte à ses enfants de gracieuses lé- 
gendes des temps passés, dont l'une, recueillie sur place, m'a 
paru digne d'être répétée. Des récits semblables m'ont été ra- 
contés dans plusieurs villages du Bas Valais, et uotamment à 
Liddes, autrefois, par un habitant du hameau de Comeire, dans 
la Vallée du Saint-Bernard. 

Dans le vieux temps, il y avait à Cleibe de nombreuses 
fées, toutes bienfaisantes et douces, toutes portées de bonne 
volonté envers le pauvre jzenre humain. L'une d'elles, particu- 
lièrement familière, excita à tel point l'admiration d un des jeunes 
gens du village qu'il finit par en devenir passionnément amoureux. 
Àu printemps, montant à l'alpage, il la rencontra seule, lui fit 
sa déclaration et lui proposa le mariage. La bonne fée, qui n'é- 
prouvait aucun sentiment semblable envers le jeune gars, com- 
mença par l'écouduire, objectant la défense qui était faite aux 
fées de s'allier aux humains. Le paysan était cependant si 
sincère, et sou amour paraissait si profond que la fée finit par 
accepter. Posant doucement sa main sur l'épaule du garçon ébloui, 
elle lui promit de devenir sa femme s'il consentait à lui jurer 
que, quoiqu'il pût arriver après le mariage, il n'élèverait jamais 
la voix contre elle et que, quoiqu'elle pût faire, il ne prononce- 
rait jamais cette phrase: <Tu es une mauvaise fée.» Il le jura. 

Le mariage eut lieu à l'église; les violons jouèrent pour 
la danse; ou tua la vache traditionnelle pour le festin, et leur 
vie matrimoniale commença, comme toujours, par la lune de miel. 



♦ 



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La Fée de Cleibe. 



143 



Le bonheur régna longtemps au foyer; six années se pas- 
sèrent sans le moindre orage ; de jolis enfauts égayaient la maison 
sans y jeter aucun cri discordant. Quand l'époux rentrait, le soir, 
du travail des champs, il se réjouissait à la vue de ses enfants bien 
élevés et bien soignés, de la boissellerie très blaüche, des fouines ') 
regorgeantes de lait, du souper appétissant, servi près de l'âtre 
toujours gai. 

Un jour, le père dut monter à l'alpe de la Maïna à cause 
d'une vache qui donnait trop de lait et en perdait entre les 
traites. L'air était lourd, le ciel sombre. On pressentait l'orage, 
et lui, inquiet, ue s'arrêta pas longtemps parmi les pâtres. 

Mais les fées prévoient l'avenir et connaissent le secret de 
détourner les malheurs. C'est pourquoi la mère de famille, ce jour- 
là, prévoyant une grêle terrible, moissonna son blé encore vert 
et, à peine dépouillé de sa fleur, le rentra dans le rancard. 
Aidée de toutes les fées de la montagne elle déposa entre chaque 
gerbe un paquet de branches d'aulne vert. 

Le travail était à peine terminé qu'une grêle épaisse 
ravagea la campagne, hachant tout but son passage. Les paysans 
terrifiés pleuraient dans leurs sombres demeures; car ils restaient 
sans ressources au bord d une forêt peuplée d'ours, de loups et 
d'autres animaux sauvages. 

Notre homme était arrivé chez lui juste à temps pour évi- 
ter le gros de l'orage. Il avait rentré sa vache et séché ses vête- 
ments, quand il apprit ce qu'avait fait sa prévoyante épouse. 
Mais quelle ne fut pas la déception de celle-ci, lorsque, au lieu 
de remerciments qu'elle s'attendait à recevoir, elle se vit accablée 
de reproches et même d'injures. «Qu'ai-je donc fait, s'écria-t-il, 
d'épouser une matt r aise fëe.> Il n'avait pas fini de prononcer 
ces mots qu'il vit sa femme disparaître, s'évanouissant comme une 
fumée. Les enfants se mirent à geindre et à pleurer, et un bruit 
sinistre, comme celui que produit un reptile qui glisse entre les 
pierres, frappa les oreilles du père. 

Pour donner le change aux sentiments qui commençaient 
à l'accabler, notre homme s'en fut à sa grange. Et qu'y voit-il? 
Son blé, ce blé qu'il croyait perdu et en train de pourrir, était 
en parfait état et gonflait ses épis sous l'influence de la chaleur 



') On appelle éminr. en Valais, le grand Itaquet dans lequel un fait 
reposer le lait, avant de lïcremer. 



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144 



La Fée <Ie Cleibe. 



suffocante produito par la fermeutatiou des branches d'aulne. 
En examinant de près les épis, il les vit gros et déjà jaunissants. 
11 comprit alors combien il avait été injuste envers la prévoyante 
fée; mais sou orgueil l'empêchait do se rétracter. 

Montrant penaud dans la maison, il y trouva le souper 
servi comme à l'ordinaire, les enfants attablés et mangeant seuls 
la soupe copieusement servie. 

îQui donc vous a servi le souper, demauda-t-il f 

— C'est la mère 

— Où s'en est-elle allée? 

— Elle est sortie, sans dire où. 

— Elle ne vous a rien dit pour moi ? 

Oui ; elle désire que tu rétractes tes paroles. 

— Ta, jamais !» 

Tl entendit alors dans le lointain un tapage infernal. Les 
fées réunies faisaient fête à la mère et la sollicitaient de rentrer 
au milieu d'elles. 

Inquiet, il soupa seul et dormit peu. en songeant aux avan- 
tages qu'il avilit perdus. Quand il se leva le lendemain, très tard, 
il trouva les enfants habillés, lavés, peignés, et leur déjeuner 
servi sur la table. Sa femme l'avait, encore une fois, prévenu. 

Plusieurs jours se passèrent ainsi, sans qu'il lui vint à l'idée 
qu'il eût à présenter des excuses à celle qu'il avait offensée. Quand 
il descendit au moulin de Heu/on pour y faire moudre le blé 
qu'il (lovait à la prévoyance de sa bonne femme, le meunier 
demeura stupéfait de la beauté des grains. Il ne comprenait pas 
comment, dans un pays tout ravagé, notre homme seul avait à 
faire moudre du blé. Celui-ci conta son histoire et s'entendit 
vertement tancer par le mennier. qui lui conseilla de faire toutes 
les concessions possibles afin de ramener sa femme au logis. 

Son parti fut vite pris ; dès le lendemain il se rétracterait. 
Tout joyeux de cette détermination, il chargea son sac de farine 
sur ses robustes épaules et remonta le sentier de Cleibe. A son 
retour, il constata chez lui le plus grand désordre. Tout avait 
mauvais air. tout, sauf les enfants qui, toujours soignés par leur 
mère, prospéraient et jouissaient de la vie. Il leur dit son désir 
de revoir sa femme et les chargea de lui demander de reveuir 
au logis. 

Ii«' lendemain matin, l'ainée des fillettes le réveilla, en lui 
disant que sa mère reviendrait à la condition qu'il embrassât ce 



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I.H F.e A* Clethe. 



145 



qui se présenterait à se» veux derrière la porte de la cuisine ; 
car elle ne croyait plus à des promesses qu'il ne savait pas tenir. 
De joie, il sauta hors de son lit, s'habilla à peine et courut à 
la cuisine, où d'abord il ne vit rien. Il croyait déjà à une mysti- 
fication, quand il entendit sortir des dalles le même bruissement 
de reptile qu'il avait ouï lors de la disparition de la fée. Il vit 
bientôt, derrière la porte, apparaître la tête hideuse d'un serpent, 
qui s'enroula autour de son corps jusqu'à ce que la tète fût à 
la hauteur de celle du pauvre homme ahuri. Celui-ci, ne pou- 
vant vaincre sa répulsion, saisit vigoureusement la bête et la 
rejeta violemment sur le sol, où il vit apparaître, soudain, la figure 
de sa bonne femme, qui lui reprocha sa faiblesse eu ces termes: 
cPuisque tu n'a pas su vaincre, pour obtenir ton pardon, le dé- 
goût que je t'ai inspiré en prenant la forme d'un serpent, tu ne 
me verras plus. J'abandonne mes enfants et ta fortune et vais 
rentrer dans l'incomparable empire de mes compagnes. » 

Ello disparut, et, depuis lors, le pauvre hère traîna une 
existence malheureuse. Ses enfants fondèrent une race de ban- 
dits, ses filles tombèrent dans la catégorie do9 mauvaises femmes, 
et lui-même mourut de chagrin et de remords à la fleur de 
1 âge. 



10 



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Credenze popolari nel Canton Ticino 



Per Yittoro Pellandini (Arbedo-Taverne) 

II 

L'Ave Maria e gli animali notturni. ') 

11 raccouto da me dato neirarticolo : .\<>n dileggiare. <jli 
<! ni malt no/ta rni, ha una variante, e Hnisce, seconde mi racconta 
un altro mio compaesano. in questo modo : Quaudo il mostro, 
ritornato dalla stalla, dopo aver divorato tntte le câpre e le 
vacche, meno la vacca che portava al collo la bronza con inci- 
sovi rimmaginc délia Madonna, ebbe a gridare al pastore: «Ho 
famé!, ho famé!. Che hai ancora da darmi da mangiare?> Il 
pastore rispose: «Non ho più niente. Allora mangerô te,* 
urlô il mostro, e fece atto d'aft'errare il pastore. 

In quel inomento il nuoiio delTAve Maria del mattino 
eecheggi«» nella inontagna ed il mostro si ristette e disse al 
pastore: tKiiigrazia la Madonna che ora suona rAvemaria, ed 
io me ne devo andare per non disturbare l'uomo ne gli altri 
animali diurni. Ma ricordati che la nette è fatta per gli animali 
notturni e ehe dall'Avemaria délia sera fino alTAvemaria del 
mattino essi hauno il diritto di girare indisturbati pel monte e 
pel piano, e maie incoglierà chi Ii dileggia o li molesta in 
qualHiasi modo. A voi il giorno, la notte è nostra.» Cosî 
dieendo usci precipitoso e sparî. 

Il mio compaesano contiuuô: Siccome la notte è fatta per 
gli animali notturni e non per Tuomo, è bene farsi il segno délia 
S" 1 Croee quando si sente suonare l'Avemaria délia sera, princi- 
palmente se si è fuori di casa. Parimenti deve farsi il segno 
dclla S" Croce, appena uaeito di casa, chi per qualsiasi motivo 
esce di notte. 

1 (.Y Ai:, h II. p U '. ;;o. 



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( redende popolari uel Ciiito-i Ticinu 



147 



Cosi facendo saremo preservati da qualunque malanno o 
maleficio e non avremo la sorte di quel ragazzo di Daro ') con- 
dannato in eterno a chiamare le capre. 

La leggenda del ragazzo di Daro io la conosceva digià, 
esseudomi atata raccontata dalla mia povera nonna, la quäle mi 
raccomandava spesso di non uscir di casa dopo 1'Avemaria senza 
farsi il segno della S" Croce. Eccola: 

Un ragazzo di Daro era stato uua sera iuviato sulla mon- 
tagna dai propri genitori per cercare le capre, colla raccoman- 
dazione, se non le trovava prima deH'Avemaria, di non piii 
chiamarle senza tarai primo il segno della S" Croce. Vi andö il ra- 
gazzo, ma non ritornn più, perche aveudo voluto chiamare le 
capre dope 1'Avemaria, senza farsi il segno della croce, venue 
dai maligui spiriti della notte trasportato in fondo ad un burrone 
della Valaaoia 2 ), da dove lo ai ode di notte ancora oggidi chia- 
mare le capre. 

Più volte, ritornando da Bellinzona la sera, udîi io pure 
tra la località detta del Travaccone e S. Paolo una voce venir giù 
dalla Valascia e che per la lontananza assomigliava ora a quella 
di uu pastore che chiami le capre, cioè: ch'taa, vitian, ora a 
quella di capra l'erita o smarrita : ht\u\ hcee. 

Griucreduli, ed in ciù io son tra quelli, dicono invece 
trattarsi del grido di qualche cnuniscia abitatrice di quelle 
scoscese rupi e di quei burroni. 

La cattmaciti (ctipcnccia : pegg. di ctipra) è un animale 
notturno, a cui la iminaginazione popolare da forma di mezzo 
uccello e mezza capra 3 ). 

Ignaro io pure die zoologia earei grato se qualche cortese 
lettore o lettriee dell' Archirio volesse indicarmi quäle degli 
auimali notturni omette il grido da cui il popolo lo chiama 
m umseht. 

' I»aro: pai'se sito tra Hellinzona cd Arbedn. 

J ; Yalaseia > Vallaceia). profunda, Ncosocsa v dirupata v;illi> che 
dividf per buon tratto il coinnne di Daro da quello «Ii Arbedo 

l i La i-aurascia «'• conosciuta auche nella Valsassina. Ve<l. Salvioni, 
Moiileyio di von cah«*sinr, raccolte da l><»u l.uijri Arritfoni. 



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Leggende ticinesi 

Raccolte da Vittore Fellandini (Arbedo-Taverne) 

Un corvo che da il nome al paese di Claro 

I primi abitanti del paese che ora chiamasi Claro, venuti 
non si sa da dove, stavano un giorno riuniti in un prato onde 
accordarsi e stabilire quai nome dovevasi dare al paese preso 
per loro stabile dimora. 

Chi ne diceva una, chi ne diceva un'altra, ma oessuna 
proposta trovava la maggioraoza in quella iMmisgerneimU' ed i 
proponenti, dopo esaersi biaticciati, atavauo per venire alle mani, 
senza alcun risultato. 

In quella un corvo venue a poaarsi aopra un albero vicino. 
e, forac per far ceaaare la conteaa. diedosi a gridare a piii 
riprese: Crn', Crée. 

Al clamore di quel grido inatteso tacquero i coutendenti ed 
un vecchio che fin allora non aveva parlato s'avanzo k e diaae : 
«Sia beuedetto l'uccello apportatore di pace fra di noi! Amici, 
avete udito? fm\ <'rr,\ Diamogli ascolto e aia i'rre il nome 
del noatro paese.» 

Tutti furono d'accordo ed eaclatnarono : 
<E Ovv lasaem che *1 sii, 
Nel noine di Geaii e di Mani.» 

Ancora oggidi «juoi di Claro chiamauo il loro pae8e Vol 
nome di Crn\ 



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Miszellen. — Mélanges. 



Die Verbreitung der Schnaderhüpfel und des Jodlers in der Schweiz 

Eine Umfrage. 

Es ist eine noch umstrittene Frage, wie, wo nnd wann die Schladern 
hüpfel entstanden sind, und ihrer Lösung lässt sich nur näher komme- 
mit einer genauen Kenntnis der Verbreitung dieser kleinen Lieder. 
Insbesondere ist es Tür die Entscheidung des Punktes, ob die Schnader- 
hilpfel sich von österreichischem Boden aus Uber die Schweiz oder 
einzelne Kantone verbreitet haben, wichtig zu erfahren, in welchen 
Gegenden heute noch Schnaderhüpfel zu Hause sind oder wo etwa sie 
zwar heute nicht mehr erklingen, aber doch ältere Leute noch von 
ihrer früheren Kxistenz wissen. 

Deshalb erlaube ich mir au die Mitglieder der Schweiz. Gesell- 
schaft für Volkskunde folgende Fragen zu richten und im Interesse der 
Sache um freundliche, möglichst zahlreiche Beantwortung, womöglich 
durch Beispiele erläutert, au die Adresse der Redaktion dieser Zeitschrift 
zu bitten. Jede, auch die kleinste Notiz ist willkommen und wird 
dankbar benutzt werdeu. 

A. In welchen Gegenden sind kleine drei- oder vierzeilige ge- 
sprochene oder in gehobener Form rezitierte Versehen ver- 
breitet V 

a) Sind diese Verse festgefügt, oder werden sie je nach den 
begleitenden Umstünden geändert oder auch ganz neu im provisiert V 

b) Bei welchen Gelegenheiten, etwa im Wirtshaus beim Bier oder 
Wein, oder wo werden die Verschen gebraucht? 

c) Werdeu sie von Alt und Jung verwandt oder existieren sie 
nur uls Kinder versehen? 

d) Wie ist der Name dieser kleinen gesprochenen Verschen (z. B. 
Kappetizli? GsätzleV) oder fuhren sie keinen besondern Namen? 

e) Welche Form haben diese Strophen ? Sind es drei- oder vier- 
zeilige Strophen? Wie viel Takte oder anch wie viel Fusse hat jede 
Zeile? Aus wie viel Silben besteht jeder Fuss? 

B. In welchen Gegenden sind kleine drei- oder vierzeilige ge- 
lungene Liedchen verbreitet? 

a) Bei welchen Gelegenheiten ertönen diese Lieder? Beim Tanz? 
Im Wirtshaus? Auf der Gasse? Bei der Arbeit? 
I. Tanzlieder. 

1. Sind die Tanzlieder fest geworden und ertönen immer ohne 
Veränderung zu diesem oder jenem Tanze? So z. B. wird nach Bühler 



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150 



Mmelk'ii. — Mélauges. 



(Davos in seinem Walserdialekt IV 50) dort zum Schottisch stets un- 
verändert gesungen : 

Und ich wett', und ich wett', und ich wett' mit Diar, 
Duw (du) hast kai Chreuzar Gald hei Diar! 

2. Oder werden die Tanzlieder oft auch verändert, ja werden 
neue geschalten, improvisiert? 

3. Liisst der Burech die Lieder vor dem Beginn des Tanzes in 
selbstgewählter Weise erklingen, und schliesft daran, während die Musik 
die Melodie aufnimmt, den Tanz an? Oder singt er wiihreud dem 
Tanze? Oder wird in den Tanzpansen von Burschen und Mädchen 
gemeinsam oder einzeln gesungen? 

4. Wird im Chor oder von Einzelnen gesungen ? 
II. Lieder im Wirtshaus. 

1 . Wird gesungen, ohne dat>9 ein Lied ans andere angebunden, 
ohne das8 auf das vorhergehende Bezug genommen wird, oder findet 
eine Anknüpfung und Bezugnahme statt, wie in den folgenden Beispielen: 



Min Schatz ist en Müller 
het d'Chlcider voll Staub, 
e Kingli am Finger 
ond (ield as wie Laub. 



Min Vatter het gseid: 
Bueb, bleib mer nicht aus. 
I)o han-i verstanda: 
die ganze Nacht aus. 



Min Schatz ist an Weber 
ond an SchitHischiesser; 
wett-a vil lieber, 
das8 an Beckibüetzer. ') 



Min Vatter het gsüd, 
das Tanza sei Sönd, 
und do han-i verstanda, 
wenn is no chönt.-) 



2. Gibt es Wettgesänge zwischen einzelnen sich Herausfordernden, 
bei denen so lange gesungen wird, bis Kincr nichts mehr zu singen weiss? 
H. Wird im Chor oder von Einzelnen gesungen? 
III. Lieder bei der Arbeit. 

Werden bei der Arbeit im Freien oder im Hause öfters Neek- 
und Spottgesänge von zwei Personen oder Parteien einander zugesuugen? 
So z. B. vou im Thal schaffenden Leuten zu solchen am Berg ar- 
beitenden hinauf oder auch beim Spinnen? Sind es nur bestimmte 
Arbeiten, bei denen diese kleineu Lieder ertönen, oder hängt das 
Singen von «1er Laune ab? 

h, Wie ist der Name dieser kleinen Liedehen oder haben sie 
keinen besonderu Namen ? 

c) Wie ist die Form solcher Lieder? Gehen sie nach dem Takte 
des Beispiels unter 1 oder nach dem unter 2 oder sind beide Arten 



vertreten .*' 



1. Z'Apazell ond z'Herisau 
aönd die Mätla wohlfei ; 
ma ged e ganzes Husli voll 
for e Schötzli Polver. 



2. 31 in Vatter het gsüd, 
das Tanza sei Sönd, 
ond dt) hau-i verstanda, 
w«>nn is no chönt. 



1 T..m.Kii, Appenzell Sprachschatz S 27 und .19. 
- T«.nr.K-i, I. e S 85 und tlö. 



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Miszellen. — Mélanges. 



151 



d) In welchen Gegenden ist das Jodeln im Volk wirklich zu 
Hanse V Tritt der Jodler mir allein auf oder hat er sich mit den 
kleinen vierzeiligen Liedchen verbunden und wird als jedesmaliger 
Schluss an sie angefügt? Tritt der Jodler als Einzelgesang auf oder 
wird von mehreren zusammen gejodelt? Charakteristisch für den Jodler 
ist ein ständiger Wechsel von Bruststiinme, mit der die tieferen Töne 
der Melodie gesungen werden und der Fistelstimme, in der die höheren 
erklingen. 

C. Wird in den gesproehnen oder gesnngnen Versen die reine 
Mundart verwandt, oder ist die Mundart der Schriftsprache angenähert, 
oder endlich tritt die Schriftsprache auf? 

a) Finden sich in auf schweizerischem Boden verbreiteten Schnader- 
hüpfeln Spuren bayrisch-österreichischer Mundart, die auf ein Hindringen 
von dorther weisen? 

Halle a. S. John Meier. 



Zu den „Kleffeli". 

Im Anschluss an die Mitteilung im Archiv III 57 möchte ich 
daran erinnern, dass auch im Kt. Bern die dort genannten „Kletfeli", 
bei uns gesprochen Chlefeli (erstes e kurz, wie r f gesprochen, zweites e 
tonlos) noch ziemlich bekannt sind, obsehon sie, suit 20 Jahren etwa, 
seltener gehört werdeu als früher, wo sie ganz allgemein und oft mit 
rechter Kunstfertigkeit von den Knaben gebandhabt wurden. Sie sahen 
genau so aus, wie sie au der angegebenen Stolle Z. 7. 8 geschildert 
werden, nur dass nie mehr als 2 Brettchen gebraucht werden. — 
Merkwürdigerweise werden mit demselben Worte auch halbwüchsige 
Mädchen von 12 — 14 Jahren) bezeichnet, die sich durch Klappcrhaftigkeit, 
Zuträgereien, Klatschsucht u. dergl. auszeichnen. Von solchen sagt 
man tadelnd: das isch doch es rächts Chlefeli! 

Bern. A. von Rütte. 



Gaunerzeichen. 

Die Gauner haben bekanntlieh seit Jahrhunderten ihre eigene 
Sprache, Schrift, und sogar Wappen ') und noch heute pflegen Uettler 
und Vaganten bestimmte für den gewöhnlichen Sterblichen kaum be- 
merkbare und unlesbare Zeichen an diejenigen Häuser und Wohnungen 
zu machen, in denen leichtgläubige und mildthätige Leute wohnen-). 



M S. AuCIlIVIvS III KAI.I'i^l KS MI -IHSK-S 18ÜU S. 405. 

Vgl auch (ÎI...MI-K LXXIY, l ff. 



lf>2 Miszellcn — Mélange». 

Merkwürdige Belege für die Gaunerschrift des XVI. Jahrhundert« 
liefert ein Zürcher Kollektaneenwerk: die Wickiana. 

Der XV. Band derselben (von 1577) enthält die beifolgenden in 
veikleinertem Facsiuile wiedergegebenen Gaunerzeichen. Das erste ist 
mit der Beischrift versehen: 

„Diese zeichen sind meinen gnedigen Herren einem ersamen 
Khad, zu des» mer sorg habe, san sölliche zeichen von brenneren, und 
Landstrycheren, tiefen das ganz land voll söllind an die hüser kilchen 
thüren geschriben und gemalet werden." 



Ein par Seiten weiter Huden wir das zweite sorgfältiger ausge- 
führte Bild, das mehrere Zeichen des ersten (z. B. H» T' fl) wiuder " 
holt und die Kuh statt als Schrift, als Zeichnung wiedergibt. 





Die Beischrift lautet: 

„Nota. Disse zeichen machen die Brenner au die häüsser, die 
Kychbaüm unnd Wegscheiden, es haben auch ettliche Röokly an, die 
sein innen unnd ausswendig brunn, sollen irr drey sein etc. 1577." 

E. A. St. 



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Miszellen - Mélanges 153 

Ueber die Krippenverehrung. 

Im Basler Jahrbuch 1896 hat »1er Unterzeichnete einiges Material 
über Ursprung und Bedeutung der Weihnachtskrippen zusammengestellt. 
Seither ist im neueröffneten Museum für österreichische Volkskunde 
in Wien eine Krippe als Erzeugnis der Volkskunst sowohl, wie als 
Denkmal eines volkstümlichen Weihnachtsbrauchs aufgestellt worden. 

Hier noch einige Belege für die Krippen Verehrung in älterer Zeit. 

Am 24. Jan. 1416 (Timotheustag) luden die englischen Bischöfe 
zu Konstanz zu einem grossen Mal ein. 

„In dem inaul [Mal] mach tend sy söllieh bild und gebärd, als uusser 
fiow ir kind gott uussern herren gebar mit vast köstlichen tuchern 
und gewand. Und Josephen stehend sy zu ir und die heiigen dry 
kiing, als sy dann inn ir opfer brachtend. Und hattend gemacht ain 
Juter gUtdiu Sternen, der ging vor inn an aim klaiuen isentrat und 
machtend den kiing Herodes, wie er den dry en klingen uachsent und 
wie er die kindlein tötet. Das machtend sy alles mit vast köstlichem 
gewand und mit grossen güldinen und silbrinen gürteln und inachtend 
das mit grosser gezierd und mit demuot." 

(Kichental ed. Buck S. 98). 

Casp. Lang schreibt in seinem Historisch theologischen Grundriss 
S. 795 (Einsiedeln 1692) liber die Weihnachtskrippe zu Schwyz 
folgendes : 

„Weil man nach dem Exempel dess Seraphischen h. Vatters 
franeisci ein sondere Andacht tragt zu dem Helten Christkindlein, hat 
man eine da in viel 100 Gulden wert ausgerichtete Weynacht-Krippen, 
durch den gantzen Chor auff erhöchten Säulen, deren Bilder in der 
grosse I2jähriger Knaben." 

Eine Krippe von besonders schöner Ausstattung befindet sieh im 
Josefskloster zu Solothurn. (Vmkiu.am. 1895 n. 297) 

In Frei bürg i./Ue. kannte Lang „ein silberin 73 1 /* Untzen 
sehwei-es Krippelein mit dem kleinen Jesulein" ia. a. U. S. 967). 

In Lnzern befand sich u. a. auch in der Franziskanerkirche eine 
Krippe mit zahlreichen Figuren; ein Manuskript des Staatsarchivs 
(F. 16) von 1629 enthält höchst wertvolle Notizen über die Einzel- 
heiten der Bekleidung u. dgl. 

Zu Malters im Kanton Lnzern, wo seit dem XV. Jahrhundert 
eine Krippenrelhiuie aufbewahrt wird, wurde 1896 noch ein Krippen- 
spiel, von dem die Tagesblätter berichteten, aufgeführt. 

Partikeln von der Krippe, in welcher der Heiland gelegen hat, 
sind sehr verbreitete ltelitjuien gewesen. Ein Kreuz zu Nailly in 
Frankreich, das aus dem XIII. Jahrhundert stammt, enthält eine Stein- 
partikel mit der Aufschrift f De Prkrepk Domini, womit wol der 
steinerne Untersatz der Krippe gemeint ist. Alle übrigen mir be- 
kannten Krippenpartikeln sind sonst, wie die Hauptreliquie in Korn, 
hölzerne Splitter, so z. B. in Nürnberg (W.\"kn*kii., De civitute norib. 
eoinm. S. 230— -232). 

Dasselbe gilt von den zahlreichen in den schweizerischen Kirchen 
aufbewahrten h. Ueberresten dieser Art; es linden sich solche zu 



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154 



Miszcllen. — Melange». 



Münster in Graub. (Mscr. der h. Blut- Legende), zu Baar (Verzeichn. der 
Heiltümer; Mscr. v. 1735), zu Luzern, zu Eagelberg (Laxg a. a. 
0. S. 894), zu Glarus (Lax«» s. 922 u. 923), zu Andermatt 
(Lav<; 778) und zu Kreiburg i./Ue. schon im Verzeichnis von 1491; 
ferner zu Einsiedeln (Rixoholk, Wallfahrtsgeschichte 8. 41), Schwyz 
(Las«; 794), zu Malters 1453 und 1583 (Urbar aller Pfründen 
Mscr. S. 332 u. 333), zu Steinen (Originalzettel erhalten.) und 1441 
in der Kalthaus zu Basel. 

Zürich. E. A. Stückelherg. 



Von dem bösen Geist zu Appenzell. 

Diser zytt 

Als der Römisch bisehoff VerceDanus, hin und bar diser zyt in der 
Eydgnoschafft herumb gfaren, und für gäben wie er vom Banst gwalt 
habe die geistlichen ze reformieren und anders mehr, ist er oueb gon 
Appenzell kommen, daselbst in eins priesters huss einkert, den selbigen 
entsetzt und einen anderen priester in das selbig huss geordnet: Für 
dasselbig mal hin hatt mau in disem huss ein unghür oder bösen geist 
ghört, der ineunders by nacht ein unrüewig wüsen fürt, die thüren des* 
huses uff und zuschladt, mitt rumplcn boohslen sich gar letz stellt. 
Man halt im /lieb viel seelmässen und vermeint also das arm volck 
es gange ein verlorne seel umbhin. Diser geist ist zuletzt auch in 
das rathuss kommen, daselbst ein wilds wäsen angericht, zun zyten 
schledt es die trummen yetz uff gut Schwytzerisch, bald uff gut 
laudskniiehtiseh. Herr Hans Müller, als er ab Giiss gen (Harys» 
berufft, zeigt an das die guten lüth zu Appenzell in grossen engsten 
und uöten syend, niemand wüssen mögt, wie es nahin enden werde. 

proverb. 

„Der Bisehoff von Verzell, mit siner bulsehaft und esel 

„Bracht das unghür gen Appenzell. 

* 

Diese Geschichte findet sich im XVIII. Band der Wickiana 
(Ms. F. 29) der Zürcher Stadtbibliothek zum Jahr 1580 ; dazu ein 
Bild: Der Teufel in gelbem Wams am Fenster des Kathauses trommel- 
schlagend; unten stösst derselbe Teufel, Flammen aus dem Gesicht 
sprühend, die Thür' auf. Auf der Strasse vier wachthabende Appenzeller 
im Zeitkostüm. 

Weiteres über das Appenzeller Gespenst ebenda cap. XV; im 
selben Band sind noch audero Erzählungen über „Unghür" zu finden. 

E. A. Stiickelberg. 



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Mizollen. — Mélanges. 




Lehne eines ostschweizerischen Banernstulils. 

Der Hausrat schwyzerischer Pfarrhöfe. 

A. Dettling teilt in einem der letzten Hotte der „Mitteilungen 
des Historischen Vereins des Kantons Schwyz (1897; X, S. 185) das 
Inventar des Pfarrhauses von Ibcrg vom Jahr 1624 mit. 

Kin ähnliches Dokument „Haussraths Verzeichnus dessen wass 
jn dem Pfarrhooff Erfindlich sein soll* findet sieh im Pfarrhaus zu 
Steinen. 1 ) Ks lautet folgeudermassen : 

„Verzeiehnus wass für hansrad alhie zuo Steinen lin pfarholf ist. 

Erstlich ein himletzen beshaft't 2 ) in der Neben stuben — 

Me ein Längs gwandt gänderly. 3 ) 

Mehr ein diseh. 

ein lang lä non stuol 

und ein gscabällen. 4 ) 

Kin gäuderli im Küchi spyr. 5 ) 

Me ein himletzen betahafft utt' der Kamer — 

Me ein fäder decky ohne ziechen. 



') Die Hinsicht in dieses und andere Dokumente verdanke ich der 
Güte unseres verehrten Mitgliedes, des Hoehw. Herrn Pfarrers Schnüriger 
zu Steinen. 

2 ) Bettstatt mit Himmel. 

3 ) Kleiderschrank. 
*) Stabelle. 

'•>) Speicher. 



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15G 



Miszellcn. — Melanies. 



M»; ein fader beth. 

Me ein Kllsy nit gross. 

Me ein Laubsackh. 

Mehr ein gutsheu beth. ') 

Me ein altM durgünds' J ) Kitsy. 

Me ein schribdisch sambt dem gstelli. 1 ') 

Me spanbeth 4 ) in dcv jnugfrouw Kamer. 

Und ein Karren beth. 5 ) 

Und fin grosser Kasten. 

Me 2 Kästen im ubern Kuchispir und ein grosses schloss dran. 
Me 3 Klaöter schitter, hü ein pfarherr wider hinwäg kompt soll 

widfr solieh verbliben lassen. 
Witers was im garden ist soll inline verblühen ; Und so ein 

pfarher wider hinwäg will, soll Kr auch bliben lassen was 

im garden gewachsseu ist." 
(Von späterer Hand): „Me 2 grose schlôser.* 

K. A. St. 



„Malum omen". 

„Wie zu Hizkileh ein priester den anderen uH den Helgen tag zu 
wieuacht erstochen und umbracht. 

„Der tagen ist ein priester zu Hitzkilch inn fryen Empteren 
des Ergöws mitt tod abgangen, der hatt am heilgen wienacht tag 
nechst versch inen mass ghalten. und urplUtzlich mitt eim anderen sind 
im bede lieehter zu beiden syten uff dem altar erlöschen 
und hatts der sigerist wider anzündt. Nach dem morgenbrot ist er 
zum wyn gangen, und hatt ein anderen priester mit »im weidmer er- 
stechen wellen, da hatt er inn nitt mögen usa der scheiden bringen, 
do ist diser priester mitt sim weidmer so gschwind gsin, und hatt 
den priester der gestorbenn int, also gestochen und umbrach t." 

Wickiana Bd. XVII (1579) X., 112; es folgt ein Bild, dar- 
stellend das Innere der Wirtsstube, in der die beiden schwarz ge- 
kleideten Priester zum Mesier greifen. 

K. A. St. 



M Suf:i 

■) durchgehend i/ler Länge nach). 

' Büchergestell ({). 

' Bett zum Aufklappen. 

kleines, leicht verschiebbare* Bett. 



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Miszellen. — Melange«. 



157 



Zu „rata miou." 

Prof. .T. Bonnard teilt in Band II S. 60fg. einen Finger reim 
mit und spricht am Schlüsse seines Artikels den Wunsch ans, es 
möchten ans unserer Leserschaft allfällige Varianten dazu beigebracht 
werden. Auch in der deutschen Schweiz hat dieser Reim Analoges. 
Ich erinnere an das Baslerische: 

Das isch e Wegli, 

Do lauft e Hüsli, 

De het-en gseh, 

De het-en gschosse. 

De het-en brote 

Und de klei, klei Sehn n der ibueb hets TeUerli 
usgschleckt. ') 

Schriftdeutsch : 

Dies ist ein Wegchen, 
Hier läuft ein Häschen. 
Der hat ihn gesehen, 
Der hat ihn geschossen, 
Der hat ihn gebraten, 

Und der kleine, kleine Knirps hat das Tellerchen 
ausgeleckt. 

Die letzte Zeile bestätigt die Hypothese Bonnard's, das» in dem 
glinglin das deutsche klein steckt. 

K. H.-K. 



Zu der Sage vom Bau der St. Michaelskirche in Zug. 

Ein Analogon zu der in Bd. Il S. 1 erzählten Sage findet sich 
S. 575 des XIII. Bandes der Revue des Traditions populaires, wo es 
von den Kirchen von Glenbucket und Strathadou heisst : D'après la 
tradition, ces deux églises du comté d'Aberdeen furent bâties en des 
endroits différents de leur emplacement actuel ; mais pendant la nuit, 
les parties des murs construites pendant le jour étaient renversées, et 
des mains invisibles transportaient les matériaux à l'endroit où elles 
sont actuellement bâties. 

E. H.-K. 

1 Durch die beiden ersten Verszeilen werden zwei Linien «1er Hand- 
fläche bezeichnet, während mit den folgenden Zeilen der Reihe nach der 
Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger, Goldfinger uud der kleine Finger 
gemeint ist. — Mit unwesentlichen Abweichungen ist dieser Keim bereits 
mitgeteilt in: Basi.kih^iik Kinkku- t \n Wilksmcimk 1857 8. 8. 



Mis/.elleu — Mélange* 



Ortsnamen und Siedelungsgeschichte. 

Am 24. Okt. 1898 hielt Prüf. Dr. A. Socin in der Historischen 
Gesellschaft von Basel »inen Vortrag Uber das Thema: Die Sprach- 
wissenschaft im Dienste der Geschichte. Kinem Heferate der „Allg. 
»Schweizer Zeitung" (No. 253) entnehmen wir hierüber Folgendes: 

Der Vortragende knüpfte an an den Satz des Kechtshistorikers Abxoi.1) 
^„Ansiedlungen und Wanderungen deutscher Stamme*), das* man dem 
Namen einer Ortschaft ansehen könne, ob deren Gründung vor, während 
oder nach der Völkerwanderung erfolgt sei. Die Namen auf -in gen, 
-weiler und -heim sollen nach Arnolds Meinung im Laufe der 
Völkerwanderung besiedelte Ortsch&itcn bezeichnen. Während -in gen 
und -weiler ihm charakteristische Kndungen so sein scheinen für 
alemannische Siedelungen, gilt ihm -heim für ein Kennzeichen 
fränkischer Kolonisation. Lange genossen diese Sätze Arnolds und 
die Schlüsse, die er daraus gezogen hatte, das Ansehen eines Dogmas. 
Erst in unserm Jahrzehnt wurden sie, soweit sie die Kheingegenden 
betreifen, revidiert und zu leicht befunden (Wittk, „Deutsche und Kelto- 
rumauen in Lothringen nach der Völkerwanderung: 11 derselbe: „Zur 
Geschichte des Oeutschtums im Elsass und im Vogesengebiet S<HIBKB 
„die fränkischen und alemannischen Siedelungen, b; sonders im Elsass 
und in Lothringen"). Die beiden Gelehrten gehen einig nur in der 
Ablehnung Arnolds. In ihren positiven Behauptungen streben sie weit 
auseinander. Die Besiedlung der Gegend vom Rhein bis an den römischen 
Grenzwall, eine« vorwiegend durch roinanisierte Kelten bewohnten Ge- 
bietes, durch Germanin zur Zeit der Völkerwanderung bleibt bei der 
Dürftigkeit schriftstellerischer Nachrichten vielfach unaufgeklärt. Da 
greift die Sprachwissenschaft ein mit Deutung der Ortsnamen. In der 
Kbene des Klsasses, aber nur in der Ebene, weder an den Abhängen 
noch in den Thälern und auf den Höhen der Vogesen, sind die Namen 
auf -heim häutig. Wittk sieht in diesen Ortschaften die ersten 
Siedelungen der von Osten kommenden Alemannen, Sciubek die Mili- 
tärpusten iler unter Chlodwig von Westen eingedrungenen Frauken, 
die erst nachher die Maiugegenden und weiter südlich gelegenen Land- 
schalten invadierten. Nach dieser Ansicht hätten wir es mit Herren- 
gründnngen zu thuu ; die Landschaft wäre als eine Art Militärgrenze 
aufzufassen. Mit dieser unzweifelhaft richtigen Behauptung Schibers ist 
nicht gesagt, dass es mit den Orten auf -heim in der Schweiz und 
in Baden die gleiche Bewandtnis habe. Nur wo der gleiche Typus 
massenhaft und gruppenweise aultritt, darf er als ethnographisches 
Charakteristikum dienen. 

Sonst, deuten Namen nur die Periode und die Art der Bcsiedelung 
an. l)ies gilt namentlich von solchen auf -ingen. Namen mit dieser 
Endung bezeichnen Personen oder genauer Sippen. So benannte Ort- 
schalten entstanden zu einer Zeit, als ein Stamm sich noch seiner Zu- 
sammengehörigkeit bewusst, und gewillt war, als Sippe weiter zusammen- 
ziihausen. Die Namen weisen hin auf eine Masseukolonisatiou mit Kind 
und Kegel, auf die Zeit <b r Völkerwanderung. So wurde in dieser 



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Miszelleu. — 



M « ; la h g es. 



Zeit der Hegau und von da au» Helvetien germanisiert. Besonders' häufig 
sind die Namen anf -ingen in Luxemburg und Lothringen, wo 
zwischen den Städten Toni, Metz, Trier und Koblenz die rheinischen 
Franken, die Ripuarier sassen. Sie kamen hernach allerdings gleich 
den Alemannen unter die Herrschaft der salischcn Franken ; aber Chlod- 
wig hatte hier, wo er sicherer sass als im alemannischen Elsa«*, nicht 
nötig, jene militärischen Stützpunkte auf -heim anzulegen. 

Auf Sitze der romanischen Bevölkerung weisen römische 
Namen, wie Kembs, Kufach, Sulz, Kolmar u. s. f. Es bandelt sich 
meist um wichtige Punkte, wo die Romanen so zahlreich sassen, dass 
sie den ursprünglichen Namen festhalten und ihn den Germanen auf- 
drängen konnten. Auf ihre Wohnsitze deuten aber auch die Namen 
mit der Endung -weil er, -weil, -wil, - weihe r (Appenweiher, 
Kikewir), lateinisch villare aas villa (Bauernhof), mittelhochdeutsch 
-wilre, -wilr. Alle Orte, deren Namen solche Endungen tragen, liegen 
auf frliher römischem Boden. Auf dem linken Rueinnfer sind sie häutiger 
als auf dem rechten, besonders zahlreich im Elsas« und in der Pfalz, 
in Lothringen, Luxemburg, dem nördlichen und nordöstlichen Frankreich 
uils -ville und -villi eis). Auf dem linken Rheinufer liegen die 
-weil er westlich von den -heim, am Gebirge, während sie in den 
Vogeseiitii.ii i n fehlen. In dem alten Urkundenbuch der Abtei Weissen- 
burg (6'J5— Stil) haben durchgängig die Namen auf -heim ein alter- 
tümlicheres, festeres, deutscheres Gepräge, als die loseren Bildungen auf 
-wuiler. Mit dem .Jahr 900 ist der Prozess abgeschlossen und auch 
die verhältnismässig jungen Namen auf -weiler haben feste Form an- 
genommen. Witte möchte in Orten mit Namen anf - weiler die Sitze 
der zur Völkerwanderungszeit aus der Ebene vertriebenen Romanen er- 
kennen. Gegen diese Annahme spricht, duss viele dieser Ortsbenenn- 
uugen mit germaui.scb.311 Personennamen zusammengesetzt sind, die Ro- 
manen aber germanische Namen erst zur Zeit der Karolinger annahmen, 
also nach der Wanderung. Vielmehr ergiebt sich, dass die sämtlichen 
-weiler-Oite ursprünglich doppelsprachig waren, so dass es von der 
Stärke des germanischen «»der romanischen Bevölkernngselements scheint 
abgehangen zu haben, welcher Partei sie endgiltig zufielen. Der Per- 
sonenname, der vor dem -weiler steht, ist der des germanischen 
Grundherrn, wie denn m Frankreich diese Niederlassungen (und die auf 
-court = curtis, vgl. d'Haussonville, de Goucourt) die Grundlage eines 
germanischen Adels bildeten. Noch im spätem Mittelalter findet Witte 
in den - we iler-Orten romanische Flurnamen, in den -he im -Orten 
nicht. In der Weissenburgcr Gegend, wo die -heim fehlen, giebt es 
dagegen viele -weiler; hier hielt sich das romanische Element länger. 
Allgemein erfolgte die Germanisierung der jetzt deutschen -weiler- Orte 
im 8. und im \). Jahrhundert. 

Die heutige Sprachgrenze in Elsa&s und in Lothringen läuft im 
Grossen und Ganzen seit 1000 Jahren der Linie nach, an der bei der 
Völkerwanderung «lie germanische Invasion erlahmte. Bis zum Ende des 
30jährigen Krieges verlor das Französische eher an Buden. Die Namen 
erlauben nicht nur Schlüsse auf geschichtliche Vorgänge, sondern ebenso 



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Minzellen. — Mélangea 



wohl auf kulturhistorische Zustände. So ist es z. B. unverkennbar, 
das« die Germanen zu ihren Ansiedelungen die ebenen Weiden bevor- 
zugten, wo sie der Pferdezucht obliegen konnten. Mit. den Abhängen, 
an denen die Hebe und der Obstbaum gedeihen, wnssten sie nicht« an- 
zufangen. Damm blieben auch die Thäler selbst am Ostbange der 
Vogesen romanisch. 

Der Vortragende seh bis« mit dem Wunsch, es möchten auch für 
die Schweiz ähnliche sprachhistorische Untersuchungen angestellt werden. 
K« liesse sich dann u. a. die Frage beantworten, wie lange die Bur- 
gunder in der Waadt und im Uechtland Germanen blieben 

Ine Diskussion brachte zum Teil weiteres Belegmaterial zu den 
Behauptungen des Vortragenden aus unserer nächsten Umgebung bei. 
zum Teil warnte sie davor, auf diese doch immer unsichern sprachliehen 
Ilinweisungen allzu fest historische Schlüsse zu bauen. 

IC. H.-K. 



Entstehung von Familiennamen. 

Lütolf (Sagen, Bräuche, Legenden 1865 S. 404) teilt die Sagen 
vom Ursprung der Familiennamen Herrmann in Unterwalden und Mettler 
in Schwyz mit. Fügen wir diesen Beispielen eine Tradition bei, die 
sich im l'rserenthal über das daselbst verbreitete Geschlecht Christen 
erhalten hat. Demnach sollen die Vorfahren dieser Familie „Christiani" 
sein, welehe dem Blutbad von Agaunum, d. h. beim Untergang der 
Tbebäer entronnen sind. Diese Sage ist insofern merkwürdig, als si»; 
die Kinwaiidermig von Wallisern ins Urserentbal voraussetzt. 

K. A . S. 



Geweihte Sachen auf Kirchtürmen. 

Beim Abbruch der St. Michaelskirche in Zug fand mau unter 
einem rundlichen Blech eine Anzahl gedruckte Zettel, welche Gebete 
und einen Abschnitt aus dein .Johannisevangelium enthielt« n. Das 
Blech befand sich auf der obern Seite eines Stützbalkens des dritt- 
untersten Bodens im Kirchturm und wurde entdeckt am 30. Dezember 
181*8. Die Papiere betinden sich jetzt im Pfarrhaus '). Achlilichc 
gesegnete Sachen „geistliche Ztddel von den Kapuzinern" wurden 
zur .Abwendung alles Unglücks" ITOI mi'samt Keliiptien im Knopf 
des Turmhelms von Obcriigeri reponiert 2 ). 

Sind unsern Lesern wol mich weitere Belege für diesen Brauch 
bekannt V 

K. A. St. 

1 Diese und andere interessante Fundstiieke wurden mir am ö März 
d .! von S. lbiclnv. Hin Pfarrer Uttinger freundlichst vorgelegt. 

• .lakoli liilleter. nach einer von unserm Mitglied I rl. V Ithen 
gefertigten Kopie in meinem Ueli«|uienarcliiv 



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Miszellen — Mdanges. 



161 



Maffo, e non dragone. 

Auf eine bezügliche Anfrage antwortet nun Herr V. l'ellandini 
wie folgt: 

Nel mio raeconto «11 tigliu risuscitato» ') è iuvero incorso un 
errorc che mi trovo in obbligo di rettitienre. Avevo tradotto le voei 
dialettali di maflu, maghessa in dmpone, draponesfa, mentre avrei 
dovuto scrivere addirittnra : matjo, maphessa anche nella versione 
italiana. l'oiehè drarjone ha il aignitioato di «hruto mostrnoso >, mentre 
il maqo ha forme presnochè nmane. 

Indubbiamentc noi qui si confonde niago con dragüiie e con oreo, 
e diciamo seuipre: matfu. 

Talvolta il mago ha due e magari sette teste e va ghiotto della 
carne dei bambini. 

Quello che v'ha di partieolare in questo essere c ehe, mentre egli 
è crudele e sauguinario, la Hiia muglie maghessa è quasi sempre una 
buoua donna, la quäle, eume nel raeconto dd Tredesin 3 ) naseoude il 
Tredesin inedesimo in una erodenza per non lasciarlo vedere dal inago. 
Mail inago, appena entrato in casa, Huta e dice: / J) üf, che späten 
da vristianüsc; te fopiö f/uajdün née dünn? (Vf, lit", die puzza 
di cristianueeio ; donna mia, tu hai ospitato qualcuuo, nun tu negare/. 

Talvolta il inago ha delle belle figlie die vengono ambite da 
hgli di re. Ma il inago, prima di tedeile in i s posa, sottopone al 
candidato dei queaiti enimmatiei da seioglicre o dei lavori impossibili 
da compiere entro nn determinato tempo. Se il candidato sa scioglierc 
i quesiti o compiere i lavori atfidatigli — il ein: non potrà fare se non 
eoll'ajuto della tiglia stessa dei mago — sposa la tiglia dei inago, sc 
viene ueciso. 

Ciô die mi indusse a scriv« re drayone per nuiffu lu appunto il 
raeconto dei -mago dalle sette teste , qui eonoseiutissimo, stampato 
u**l l' Aiuhim.. sotto il titolo di Brise-fer , ') in cui, nell'osservazion« 
tinale è deito: 'Dans la plupart des récits, le monstre est un dragon 
à sept têtes, et le héros prend la langue eouinie preuve de sa victoire v 

Le manhe vengono pure da noi confuse c<dle streglie. General- 
muite per mnnliessn intendiaiuo la moglie dei mago, die è quasi sempre 
una buon.i donna. Se inveee dieiamo maffn intendiaiuo dire nn mago 
t'-mmina , coi eattivi istinti dei inago cd insicinc della strega. 

Al tri raeconti die spero poter presto présent are ;ii letton delT 
Aikiuvi.. spicglierauno meglio cio die noi intendiaiuo per mtiffo. 

Taverne, Mar/.o 1899. Vit tore l'ellandini. 

'i Ak. him,.. 11. loM-171 

J i Tredesiu = l'iccolo tredieesinio : il phi pieoolo di trediei tïatelli. 
Da ragazzo udii pin volte questo racconto. ma ora non lo ricordo pin per 
iniiero (Vrchoro di riiitracciarlo c ne dam rairimie ai lettori dell' Arehivio 

■> Am Mivio. 1,71— 73 

11 



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Ib2 Miszellen — M «Hange*. 

Zum Rätsel vom „Vogel federlos". 

In der Monatsschrift von und für Schlesien (1829) teilt Hoffmann 
v. Fallersleben aus Huldr. Therandcr (1605) das Rätsel mit: 

Ks flog ein Vogel Federlos 
Auf einen Baum Blattlos; 
Kam die Frau Mnndlos, 
Fraas den Vogel Federlos. 
(Losung: der von der Sonne weggeschmelzte Schnee.) 
In Mone's Anzeiger 1838 S. 40 wird dann weiterhin auf eine 
lateinische Fussung diewes Rätsels in einer Keichenauer Handschrift des 
X. Jahrhundert« hingewiesen. 

Eine Variante hiezu bietet das bei T* m ui'kkt, Biindn. Idiotikon 
S. 409 aus dem Avers-Thal mitgeteilte: 

Es fleigt ein Vogel federlos 

Auf eine güenc Tanne; 

Da kommt die Frau aus PUntenland 

Und frisst den Vogel danne '). 

E. H.-K. 



Die Mundart in der Volksschule. 

Der Zürcher Lehrerkuiivent hat in seiner Sitzimg vom 17. 
Februar erfreulicherweise auch die Stellung der Volksschule zum Dialekt 
diskutiert. Wir entnehmen dem Programm Folgende^: 

Antrage der Referenten über Verwendung des Dialektes 

in der Volksschule. 

a i K I ein en tarse h ul e. 

1. Die Kleinentarschule spricht zu den Kindern bei ihrem Eintritt 
in der Sprache, die sie verstehen, im Dialekt. Ihre Aufgabe 
ist es aber, die Schüler alliuiihlig in die Schriftsprache einzuführen. 

2. In dem Masse, als in Verbindung mit dem Schreihlese-Untcrricht 
das Schrittdeutsche vermehrte Verwendung rindet, tritt der Dialekt 
als Unterrichtssprache überhaupt zurück. 

H. Weg mann. 

b) Realschule. 

1. Heim Kintritt in die zweite Schulstufe sind die Schüler sprachlich 
soweit vorgebildet, das* fortan der ganze Unterricht in gutem 
Deutsch iretiihrt werden kann. 



'i Eine andere Variante soll sich bei Mumci. Volkslieder in der 
Mundart des Kuliländchen* 1*17 287 und bei Mi u iml.h , Sage». Märchen 
und Lieder vnn Schleswig etc. 1HJ"> 6<Ji Huden. 



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Mîszellen. — Mélanges 



16» 



2. immerhin muas die Mundart, in der das gauze Vorstelluugsleben 
der Kinder wurzelt, noch häufig znr Erklärung und Vergleichung 
herbeigezogen werden. 

3. Dazu kommt dem Dialekt als Träger unserer Volkart im Zu- 
sammenhang mit der Vaterlandskunde auch eine Vertretung im 
Lesostoff unserer Schule zu durch Aufnahme typischer Beispiele 
des Volksliedes und volkstümlicher Dichtung. 

4. Auch im Verkehr mit den Schülern, soweit er Uber den Rahmen 
der Unterrichtsstunden hinaustritt, behauptet die gewohnte Um- 
gangssprache auf dieser Stufe noch ihre vorwiegende Stellung. 

A. Fürst. 

c) Sekundärschule. 

1. Der Unterricht auf der Stufe der Sekundärschule bedient sich 
der deutschen Schriftsprache. 

2. Der Dialekt kann zur Erklärung und Vergleichung, sowie im 
privaten Verkehr mit dem Schüler Verwendung finden. Wie 
und in welchem Masse dies geschehen soll, hängt ebenso sehr 
von der Persönlichkeit «les Lehrers, wie von der Individualität 
des Schülers ab. 

P. Suter. 



Die Münze in der Volkskunde. 

In seinem an neuen Gesichtspunkten so reichen „Münzsammler" 
(Ein Handbuch für Kenner und Anfanger, Zürich 1899 ') gibt E. A. 
Stückelberg unter Anderm auch zwei Abschnitte, die für die Volks- 
kunde von Interesse sein dürften. 

Der erste (Kap. IX) enthält l) Münznamen. 2) Sprichwörter. 
8) Münzaberglauben. 

Der zweite (Kap. XI) behandelt in knapper Uebersicht ver- 
schiedene münzartige Gebilde, wie Denkmünzen, Preis-, Tauf-, Paten-, 
Hochzeilsmedaillen; ferner Handwerkszeichen wie Münzer- und Brauer- 
medaillen, Abonduiahlspfennige, Mëreaux, Spielmarken, Rechenpfennige, 
Thormarken, Weihe- und Pestmedaillen. 

Besonders der erste der hier aufgezählten Paragraphen verdient 
hier eine Würdigung, weil darin zum ersten mal eine ausgedehnte 
Scheidung der Mün/.namen nach ihrem Ursprung mitgeteilt wird. Nach 
Stückelberg sind die Namen der Geldstücke in 21 Kategorien zu teilen; 
die grössten und wichtigsten sind unter a und g zusammengefasst. 

Die Namen beruhen a) auf dem Namen des Münzherrn; b) dem 
Titel des Münzherrn: c) der Dynastie des Münzherrn: d) dem Namen 



*) Eine französische Ausgabe ist unter der Presse und erscheint, 
wie wir hören, im Laufe dieses Sommers bei l'.ridel in Lausanne. 



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164 



Miszelleu. — Mélanges 



des Münzmeisters ; e) deui Ort der Prägong (z. B. Mauritier oder 
denier Mauriçois, nach S. Maurice); f) auf dem Namen des MUnzge- 
bäudea (Zecchine!); g) dem Münzbild (Rössler, nach dem Ross S. Martins 
auf Silber von Uri und Unterwaiden, Stehler nach dem Stab auf 
Basler Geld; h) auf einem Teil der Umschrift (Ducatas); i) auf der 
Kontremarke ; k) auf besonderer Bestimmung ; 1) auf der Farbe 
(Plappart = blafard = bleich ; Weisse ; nigri turonenses, delphinales) ; 
m) auf dem Metall; n) auf der Herstellungsart (Rollenbatzen, rollebaches 
von Freibnrg und Bern, die mit Rollen bezw. Zylinder geprägt 
wurden); o) auf der Herkunft des Metalls (Ausbeutemünzen); p) auf 
den Werteinheiten (Hälhlinge, Einer, Zweier, Dreier u. s. w.); q) au 1 
dem Rand ; r) auf der Grösse (Angster von ungustus = schmal) ; s) auf 
der Dicke. Andere Münzen heissen t) nach dem Feingehalt; u) nach 
dem Klang oder v) nach ihrem Jahr. 

Ks wäre eine dankbare Aufgabe einmal alle schweizerischen 
Münznameu auf ihren Ursprung und ihre Etymologie hin zu unter- 
suchen, vielleicht gelangte mau dann auch zu einer annehmbaren Er- 
klärung von „Blutzger", „Batzen" und andern bisau noch unaufge- 
klärten Namen. 

E. H.-K. 



Bemerkungen und Nachträge. 

Zu I 44: 

In Sargans wird bei Todesfällen auch — ich weiss nicht mehr, 
ob am Todestag eines Verstorbenen, vermutlieh aber erst am Tag nach- 
her — mittags von 12 Uhr an abwechselnd bald mit allen und dann 
nur wieder mit einer Glocke geläutet und zwar für Erwachsene 
Stunde lang, für Kinder l U Stuude. 

Zu I 61: 

Auch in Sargans werden bei Begräbnissen von den leidtragenden 
Männern des Leichengeleites lange schwarze Trauermäntel getragen. 
Dasselbe ist noch im bünducrischen Rhein wuld zum Teil (in Nufenen z. B.) 
der Fall; doch kommt dieser Brauch daselbst je langer je mehr in Ab- 
gang. Diese Mäntel sind (in Rheiuwald wenigstens) Privatbesitz. 

Zu 1 52: 

Zu den offiziellen Fastnachtsmählcrn (p. 52 1 könnte, da es j>. 48 
heisst, die Fastnacht beginne in der katholischen Schwei/, am 7. Januar, 
wohl auch der Bertolds- oder lie r t el i - Se h ma us der Bürger 
von Frauen t'eld gerechnet werden, welcher jeweils um die Mitte oder 
in der zweiten Hälfte Januar, stets an einem Montag, stattfindet. Für 
die Festsetzung desjenigen Montags im Januar, auf welchen jeweils 
dieser Schulaus fällt, gilt, wenn ich nicht irre, irgend eine bestimmte 
(mir nicht bekannte) Kegel; der betreffende Montag zählt also im 
Franenfelder Kalender zu den „beweglichen Festen". 



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Miszellen. — Mélanges. 



165 



Zu I 239 u. II 182: 

Weitere Beweise für die allgemeine Verbreitung von Wi utelers 
Tarierter „Tantalnssage" findet man auch bei Jkcki.in, Volkstttnil. aus 
Graub. I 1, 78, III 46, (Fikvi 246/247) ; demnach kommt es 
nämlich onch in der Herrschaft (Jeninser Alp), im Vorarlberg, vor. 

Licht und Schatten der Glaubenspetition. Von Sin- 
tern s Veridik (Zürich, Geyser & Cie., unter dem Rüden, 1889). 
Darin p. 1 2 : 

„So spricht man ja auch noch nach 300 Jahren von jenem Kuh- 
hirten in Landeron (Kt. Neuenburg), der durch das Mehr seiner 
einzigen Stimme dem alten Glauben den Sieg über den reformierten 
verschaffte." 

Ganz dieselbe Sage existiert in Vais (GraubündeiO ; vgl. J»>u<;kk 
im Jahrb. S. A. C, XXXII, 149. 

Zu II 62: 

Das Verbum pfade (= den Weg im Schnee bahnen) ist nicht 
spezifisch toggenburgisch ; man kennt es im gleichen Sinn im Thurgau, 
z. B. in Weinfcldcn und Umgebung auch, wo man zudem für den 
von Pferden gezogenen grossen Schlitten, vermittelst dessen bei reich- 
lichem Schneefall von Gemeindewegen die einer genügenden Schlittbahn 
und dem Fussgängerverkehr hinderlichen Schneemassen aus der Mitte 
«1er Fahrbahn auf die Strassenränder geschoben werden, die Bezeichnung 
Pfädschtitte hat. 

(Dieser Pfadschlilte besteht bekanntlich aus 2 starken, auf 
ihren Längskanten aufrecht gestellten langen Brettern, die vorn in 
einem spitzen Winkel zusam m entre Ifen, während die Entfernung der 
hintern Bretterenden von einander nicht ganz Strassenbreite beträgt. 
Durch fjuorgestellte Bohlen sind die zwei Bretter gegenseitig verbunden ; 
dazu kommen noch einige auf ihren obern Längskanten befestigte quer- 
gelegte Bretter, auf welche zur Verstärkung des Gewichtes des ganzen 
Schlittens mehrere Männer sitzen können.) 

Zu II 114. 225/226: 

In den hier stehenden Ausdrücken „Sträggelennacht" und 
„Sträggcle* steckt nach meiner Vermutung ital. strega = Hexe. 
(Die nämliche Erklärung auch bei Jkcki.in, Volkstümliches aus Grau- 
bünden IL 166. 168.) 

Dr. Ernst Haffter. 



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Bücheranzeigen. — Bibliographie. 



Das Deutsche Volkstum. Unter Mitarbeit von Dr.. Hans Helmolt, Prof. 
Dr. Alfred Kirchhoff, Prof. Dr. H. A. Köstlin, Landrichter Dr. 
Adolf Lobe, Prof. Dr. Eugen Mogk, Prof. Dr. Karl Seil, Prof. Dr. 
Henry Thode, Prof. Dr. Oskar Weise, Prof. Dr. Jakob Wychgram 
herausgegeben von Dit. Hans Mkykh. Mit 30 Tafeln in Farbendruck, 
Holzschnitt und Kupferätzung. Leipzig und Wien, Bibliograph. 
Institut, 1809, 8°. VIII -f- 679 S. Preis geb. 20 Fr. 
Nachdem wir das allseitige Eroporspriessen lokaler und regionaler 
Volkskunde vereine als leuchtendes Zeichen eines regen Interesses für 
deutsche Stammesart haben begrilssen dürfen, ist nun in dem vorliegenden 
Werke ein neuer Beweis eratauden für das mächtige Erstarken des 
gemeindeutschen Volksbewusstseius, das alle deutschsprechenden Länder 
umfasst. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl äussert sich nun nicht 
mehr in schwülstigen Phrasen Uber ein einiges Deutschland, das für 
Manchen, der es im Munde führte, ein begritfsloses Wort war, sondern 
in einem innigen Verständnis für alle gemeinsamen Lebensäusserungcn 
des deutschen Volkes. 

Der Herausgeber ist von der ganz richtigen Voraussetzung aus- 
gegangen, das» im Grunde sich jedes Volk seine Geschichte selbst 
schafft, sei es in sprachlicher, kultureller oder politischer Beziehung. 
Freilich dürfen auch die individuellen Agentien, ganz besonders in der 
politischen Geschichte, nie ausser Acht gelassen werden; aber auch sie 
sind ja aus dem urheimischen Boden herausgewachsen und wurzeln in 
ihm, mögen sie noch so energisch mit dem Traditionellen aufräumen 
und den Zeitgeist umstimmen. So kann denn aus den individuellen 
wie aus den generellen Erscheinungen die deutsche Eigenart sprechen; 
wenigstens für den, der aus dem allgemeinen Stimmengewirr des 
Weltmarktes diese heimischen Töne durchklingen hört. Di»-ses Gehör 
ist nun freilich, wie dus nicht anders zu erwarten ist, bei den ver- 
schiedenen Bearbeitern sehr verschieden ausgebildet : einige Grundtöne 
sind Uberhört worden, andere sind mehr oder weniger hallucinatorisch. 
Es ist leicht begreiflich, dass der Zweck des Buches eine energische Her- 
vorhebung der germanischen Eigenart mit sich gebracht hat, die hie und 
da des Guten etwas zu viel thut und dem Deutschen Dinge insinuiert, 
au deren Besitz er nie gedacht o 1er den er noch zu erringen hat. So 
hat es uns in dem sonst mannigfach anregenden Aufsatz Weise's gewundert 



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Bücheranzeigen — Bibliographie. 



167 



den Satz zu lesen: „thatsächlich übertrifft das Deutsche in der ein- 
fachen und durchsichtigen Ausdruckswei.se z. Ii. das Fran- 
zösische und das Englische." Wer die knappe Deutlichkeit des Eng- 
lischen und die feine Gliederung des Franzosischen kennen und schätzen 
gelernt hat, der wird sich l*ei einem solchen Ausspruch des Gefühls 
der Selbstüberhebung nicht erwehren können. Auch Thode deutelt, 
nach uuserui Geschmack, etwas zu viel in die deutsche Kunstbethätigung 
hinein, wenn wir auch ganz vorzüglichen Partien in seinem Aufsätze 
begegnen. Besonders beachtenswert scheinen uns die Beobachtungen 
Uber Dürer, den urdeutschesteii aller Künstler des Reformât ionszeitalters. 

Auf weitere Einzelheiten können wir hier selbstverständlich nicht 
eintreten; der Gesamteindruck des Werkes ist aber ein Uberaus er- 
freulicher, und wenn auch bei der Mannigfaltigkeit der Mitarbeiterschaft 
gewisse Wiederholungen nicht zu vermeiden waren, wenn auch die 
Erhebung des Deutschtums hie und da allzusehr auf Kosten anderer 
Nationen geschieht, so gewinnt man doch die Ucberzeugung, dass jeder 
Verfasser seiner Aufgabe völlig bewusst war. Das macht das Werk 
zu einem einheitlichen, in sieh geschlossenen. 

Da wir uns versagen müssen, jedem einzelnen Aufsatz eine Be- 
sprechung zu widmen, (selbst 'die uns näher berührenden vorzüglichen 
Artikel Mogks müssen wir hier übergehen), fügen wir zum bessern 
Einblick für unsere Leser das Inhaltsverzeichnis bei : 

1. Das i>ki tschk Volkstum. Von H. Mkykk (I. Der Deutsehe 
Mensch. II. Deutsches Volkstum). 2. Dik um im hia Laxum hai ikx 
itm> Stammk. Von A. Kirch hoff. (I. D. Alpen. II. D. Alpen- 
vorland. III. Altöstreich, Böhmen und Mähren. IV. D. Mittelgebirgs- 
landschaften d. deutschen Rheingebietes. V. D. aitsserrhein. Mittel- 
gebirgsländer Deutschlands. VI. I). nördl Niederung). 3. Dik 
hkitsihk Gf.mii ich ik. Von H. Helmolt. (I. D. Deutsche als Einzelner. 

II. I). Deutsche als Glied e. Ganzen). — 4. Dik um ts:hk Si-kahik. Von 
0. Weise. (I. Sprache und Volkscharakter. II. Zur Geschichte d. 
deutscheu Sprache). — 5. Du-: hkitsciikn Sittks iah Bkäitiik. Von E. 
Mogk. (I. Deutsche Sitten und Bräuche in alter Zeit. II. Deutscher 
Iuhalt in heutigen Sitten und Bräuchen). — G. Dik m.i i>m i*. im. iikion. 
Rklhmox. Von E. Mogk. (I. D. deutsche Götterglaube. M. D. deutsche 
Seeleu- und Dämonenglaube.) — 7. Das hm t*. hk Ciikihiknh m. Von K. 
Seil. (I. D. Begriff d. dtsch. Christentums. II. 1). dtsch. Katholizismus. 

III. D, dtsch. Protestantismus. IV. D. dtseh. konfessionslose Religio- 
sität.) — 8. Das i>M T*tiiK Rkmit. Von A. Lobe. (D. Genossenschaftliche 
im Recht u. d. Mannigfaltigkeit d. Rechts^uellen. Jl. D. Religiöse im 
Recht. III. D. Kriegerische i. R. IV. I) Sittliche i. R. V. Poesie 
u. Humor i. R. VI. Das Fremde u. Philosophische i. R. VII. D. 
Rechtseinheit u. d. Volkstümliche i. R.) — 9. Dik hkuxhk iui.mamk 
Kixst. Von H. Thode. (I. Allgemeines. II. D. Ornament III. D. 
Architektur. IV. D. Malerei u. d. Plastik.) — 10. Dik i>m i>< hk T<»\m \*t. 
Von A. Köstlin. (I. D. dtsch. Auffassung d. Tonkunst. II. D. Ent- 
wicklung d. dtsch. -Musik.) — 11. Dik hmtmhk Die im v;. Von .1. Wyeh- 
gram. (I. Allgemeines. II. D. Gang der dtsch. litterar. Entwicklung.) 

E. H.-K. 



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IM 



Küchcrauzeigeu. — Bibliographie. 



J.-P. Kirsch, Le cimetière burgonde de Fétigny ((.an ton de Fribourg) 
(Extrait des Archives de la Société d'histoire t. VI.) 

In dein kürzlich erschienenen VI. Bande der französ. geschichta- 
foreohenden Gesellschaft Freiburgs hat unser verehrte« Mitglied Herr 
Prof. Dr. J. P. Kirsch eine höchst dankenswerte übersichtliche Zu- 
sammenstellung derjenigen Funde gemacht, denen Isidore Goumaz in 
den siebziger Jahren auf die Spur gekommen ist, und die 1883 von 
Herrn v. Techtermann für das Freibnrger Museum angekauft worden sind. 

Es liegt nicht in unsern Zwecken, auf die interessante Publi- 
kation hier näher einzutreten, da ihr Inhalt nicht speziell in das Gebiet 
der Volkskunde hineinschlägt; jedoch möchten wir betonen, wie sehr 
wir jede neue Arbeit Uber die Vorgeschichte der Schweiz lebhaft be- 
grUssen, indem sie uns Aufschluss zu geben vermag über Verschieden- 
Jieiten im Siedelungswescn, im Volkstum Uberhaupt. 

Dem Aufsatz sind mehrere gute Tafeln beigegeben. 

K. H.*K. 

Badisches Saüknhuch. 2. Aufl. I. Teil: Sagen des Bodensees, des obern 
Rheiuthales und der Waldstädte. Freiburg i/B., J. Waibel's Buchh., 
1898. 8°. 336 8. 

Von dem Badischen Sagenbuch, dessen Erscheinen wir im Archiv 
II 256 angekündigt haben, liegt nun der erste Teil, die Sagen des 
Bodenaees, des obern Rheinthals uud der Waldstüdte umfassend, als 
ein in sich abgeschlossenes Ganzes vor. 

Auch im weitern Verlauf der Lieferungen hat die Publikation 
gehalten, was sie in den ersten versprochen : die Gediegenheit der 
Ausführung, die reiche Illustration ist durchweg dieselbe geblieben. 

Ein eingehenderes Referat wird selbstverständlich erst gegeben 
werden körnten, wenn einmal das ganze Werk abgeschlossen vorliegt; 
aber schon jetzt dürfen wir, nach dein, was wir von den lachenden 
Gi'ländcn des Bodensees und Rheins vernommen, dem Unternehmen 
unsern herzlichsten Glückwunsch zurufen. 

Li. H.-K. 



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Jahresbericht 1898. 

In neun Sitzungen sind vom Vorstande folgende Traktanden 
erledigt worden: 

a) Mitgliederzahl. 

Status auf 31. Dezember 1898: 502. 

b) Herausgabe der vier Quartalbefte des zweiten Jahrgangs. 

c) Vervollständigung des Schriftenaustauschs mit andern 
Körperschaften. 

d) Vermehrung der Bibliothek. 

e) Abhaltung der dritten Generalversammlung (zu Basel). 

f) Preisausschreibung. 

Im Winter gelangten 300 Exemplare eines Preisaua- 
schreibens, abgedruckt im Archiv II 253, an die Re- 
daktionen der Schweizerischen Zeitungen und an Private 
zum Versandt. 

g) Mitarbeiter der Zeitschrift. 

Im Verlauf des Berichtjahres wurden durch persönliche 
Zuschriften geeignete Fachmänner zur Mitarbeit einge- 
laden. 

h) Miete eines Bureau- und Bibliotheklokales. 

Seit 1. April 1898 wurde in der Börse (Entresol) ein 
geeignetes, im Winter immerwährend geheiztes Zimmer 
gemietet, mit Büchergestell, Tisch und den nötigen 
Bureauutensilien ausgestattet und bezogen. Die Vor- 
standsitzungen werden in diesem Raum abgehalten. 

Zürich, im März 1891». 

Der Sekretär: 
E. A. Stückelberg. 



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Jahres-Rechnung 1898. 



Einnahmen : 



Saldo vom 31. Dezember 1897 
30 Mitgliederbeiträge à Fr. 3 . 
456 „ à Fr. 7 . 

1 1 Zeitschriftenabonnements ;\ Fr. 4 
5 „ à Fr. 6 

11 „ à Fr. 8 



Fr. 1130.55 
90.- 
3185.- 
44 — 

30.- 
88.^ 

4567.55 



n 

Fr. 



Ausgaben: 



Zeitschrift 1898 Heft 



l 

11 
III 
IV 



n 

Zinkographien, Clichés 

Bureau, Mietzins, Abwart, Hinrichtung 

Pramierungsauslageu 

Porti etc. ..... 

Saldo per 31. Dezember 1898 
Zürich, 15. Mar/ 1899. 



Fr. 644.90 
„ 711.10 
n 446.70 
486.50 
460.55 
330.55 
» 100.— 
„ 148.25 

3328.55 
„ 1239.- 

Fr. 4567.55 



1 )er Huästor : Richard. 



Bericht der Rechnungsrevisoren. 

Die uns zur Prüfung vorgelegte Rechnung des Jahres 1898 
samt Belegen haben wir nachgesehen, verglichen und in allen Teilen 
richtig befunden. 

Wir haben daher die Kbre, der tit. Generalversammlung unserer 
Gesellschaft die Genehmigung der Jahresrechnung und die Verdanknug 
des Miihewaltes des Herrn Quästora zu beantragen. 

Mit dem Ausdrucke vorzüglicher Hochachtung zeichnen die Re- 
visoren 

Basel, den 6. April 1899. 

R. Noetzl in- Wert he mann. 
R. Forcart-Bachofen. 



Bericht über die vierte Generalversammlung. 

Abgehalten in Luzern, Hôtel du Lac, 23. April. 

In der Ausschusssitzung wurde die im Vorjahre vou 
Herrn Prof. Hunziker angeregte Sammlung Schweiz. Flur- 
pläne weiter beraten. Herr Oberstl. Richard erklärte sich 
bereit zur Ausarbeitung des Programmes und vorläufiger Ueber- 
nahme der Arbeit. 

Betreffs der Gesellschaftsbibliothek wird darüber be- 
raten, ob sie einer öffentlichen Anstalt anzugliedern oder als 
Depositum zu überlassen wäre. Ein Beschluss kommt nicht zu 
Stande, wol aber wird in Aussicht genommen, ein Gesellschafts- 
mitglied zur Uebernahme des Bibliothekariats zu gewinnen. So- 
bald der Zettelkatalog der Bücherei zu Ende gebracht sein 
wird, soll derselbe gedruckt und den Mitgliedern zugestellt 
werden. 

Die Generalversammlung wurde durch deu Präsidenten 
eröffnet, worauf der Jahresbericht und die Rechnung pro 
1898 zur Verlesung gelangten und mitsamt dem Bericht der IIH. 
Rechnungsrevisoren geuehmigt und verdankt wurden. 

Für 189U werden als Rechnungsrevisoren gewählt die HII. 
Dr. Schweizer und H. Steiner, beide in Zürich. 

Einstimmig erfolgte sodaun auf Antrag von Hrn. Prof. 
Thommen die Wiederwahl des Vorstandes auf eine neuo 
Amtsdauer von 3 Jahren. Die Ergänzungswahlen für den 
Au8schuss ergeben an Stelle des demissionierenden Hrn. Dr. 
Jenny: Hr. Dr. K. Ritter in Trogen, als Vertreter der Gesell- 
schaft für die Nordostschweiz; Hochw. Hr. Pfarrhelfer A. Küchler 
in Kerns als Vertreter von Obwalden, uud Hr. Dr. med. Ris 
in Thun als Vertreter für das Berner Überland. 

# 

Hierauf erfolgt auf Antrag des Vorstandes die Ernennung 
von Dr. A. Hazelius, Schöpfer des Nordischen Museums zu 
Stockholm, zum Ehrenmitglied; die Ehrung wird begründet 
mit den Verdiensten dieses Gelehrten um die Volkskunde im 
Allgemeinen und die Anlage von Sammlungen volkskundlicher 
Gegenstände im Speziellen. 



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172 



Kleine Kiimtscliau. — Chronique 



Mit gespanntester Aufmerksamkeit folgte sodanu die Ver- 
sammlung einem längern Vortrage von Hrn. Dr. Tb. v. Liebenau 
über „Kaiserreisen in der Schweiz", in welchem ein grosses 
und unberührtes Material zur Verarbeitung kam. Erwähnt sei 
hier, dass das spezifisch Volkskundliche (wie Vorzeicheu in Ge- 
stalt unglückverkündender Käfer, Heuschrecken, Dienen, Fische, 
sowie die volkstümlichen Empfangsgebräuche) besondere Berück- 
sichtigung fand. Unter lautem Beifall wurde dem Herrn Vor- 
tragenden der Dank der Versammlung ausgesprochen. 

Den Abschlug» des Tages bildete ein Bankett im Hôtel 
du Lac, bei welchem Hr. Dr. Steinemanu den Reigen der Reden 
eröffnete; als Gast wurde sodann Kr. Prof. Georgewitsch, Heraus- 
geber der serbischeu Volkskunde-Zeitschrift Karadjitch, der zu 
unserer Versammlung eigens aus Serbien hergereist war, begrüsst. 

Der Sekretär: Stückelberg. 



Kleine Rundschau. — Chronique. 



Yolkst'orschung in Hessen. Als neues erfreuliche« Zeichen 
d«s steigendeu Interesses für daa Volkstum in seiner Eigenart melden 
wir die Gründung einer r Vereinigung für Hessische Volkskunde" als 
Sektion dea Oberhessischen Geschichtsvereins, mit dessen wertvollen 
Publikationen unsere Gesellschaft schon seit längerer Zeit in Tauschver- 
kehr »teht. Zur Veröffentlichung speziell volkskundlicher Gegenstände 
wird ein eigenes Organ, die „Blätter für Hessische Volkskunde" aus- 
gegeben werden. In der ersten, uns bereits vorliegenden Nummer 
werden zunächst ausführlich und klar die Ziele dargelegt, die die 
Vereinigung erstrebt, und weiterhin in einem vorzüglichen, ins Einzelne 
gehenden Fragebogen die zu behandelnden Gegenstände erläutert. 
Kinige Miszellen (Volkslieder, Dreschnegelschlag, Gewitteraberglaubeu) 
sch Hessen sich an. Wir wünschen dem neuen Unternehmen, dessen 
Gediegenheit allein schon durch die Namen der Leiter gewährleistet 
wird, von ganzein Herzen den besten Erfolg. 

E. H.-K. 



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Fragekasten. — Informations 



Baguette divinatoire, W il n a c h c I r u t Ii e, etc. 

L'emploi de la baguette pour découvrir les sources souterraines, 
les nions métalliques, ou d'autres choses cachées, est un usage populaire 
répandu dans les campagnes et qui fleurit certainement encore en Suisse. 
D'après une revue anglaise de 1882, cet art serait, par exemple, pra- 
tiqué dans les enviions du lac de Lncerne par des individus appelés 
Britnnensch»iec/.er (sourciers). 

Lu professour Barrett, de l'université de Dublin, auteur d'un réeent 
et remarquable ouvrage de recherches expérimentales sur l'usage de la 
baguette (forhed dirining rod) et les facultés des sourciers (doirsers) 
dans les îles Britanniques, prépare en ce moment un nouveau volume 
qui sera consacré à l'historique et à la littérature générale du sujet. 
M. F. Westlake, qui s'est chargé de lu partie bibliographique, désire 
dresser la liste aussi exacte et complète que possible de tout ce qui a 
paru en Suisse sur cette question, surtout dans la seconde moitié de ce 
siècle. Les personnes qui pourraient fournir des renseignements à <vt 
égard (indications de livres, brochures, articles de revues et de journaux, 
etc.) sont instamment priées de les communiquer, le plus tût possible, 
soit an soussigné, soit directement à M. F. Westlake (Vale Lodge, 
Hampstead Hcath, Londres N. W.) 

Th. Flournoy, prof, à l'Université, 
Florissant 9, Genève. 

A n t wo v t. 

Der Volksglaube, dass es Leute gebe, die mit oder ohne Hille 
einer Wünschelrute unterirdische Quellen aullinden können (Brunncn- 
oder WastwmhMH'-kerj, ist noch heute in der Schweiz verbreitet; so 
in den Kantonen Aargau (Zciniugeii), Appenzell, B tsol, Bern, Luzern, 
Schwyz, Solutburn, Zug. Zürich (Stamtnheim ). Die Lrfordernis.se und 
Gebräuche beim Quellaufsnchen weichen nur in unwesentlichen Dingen 
von einander ab. Laut G. Ai> Sui.m (Die Basler Mundart 1879 
S. 163) muss die Haselrute — die vorn stets gabelförmig sein soll - 
am Karfreitag nachts zwischen 12 und 1 Uhr geschnitten werden. 
X ich ihm und einer handschriftlichen Angabe aus dein Kt. Bern wird 
die Rute mit beiden Händen an den beiden Gabeln gehalten un 1 der 
emporstehende HanpUwcig neigt sieh an der Stelle des Bodens, wo 
eine unterirdische Quelle ist, während eine Angabe aus Stammham 
mitteilt, dass der Hauptzweig gefasst werde und die Gabeln sich 
neigten. Nach A. L< km.i-, Sagen etc. (Luzern 18oT> S. ^71) kann 
die Wünschelrute auch von Fischbein sein. Wie ernsthaft man Übrigens 
die Sache nahm, gellt aus einer Xotiz in den Bi 1 1 u s zur nähern 



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174 



Kragekasten. — Informations. 



Kenntnis und Aufnahme des Vaterlandes (Cliur 1792 S. 34) hervor: 
„Ich sollte veranstalten, daas unsere Gegenden durch einen gewissen 
Pennet untersucht werden, uin allda guten Wasserquellen nachzuspüren, 
da dieser Pennet eine ganz eigene Gabe zu dergleichen Entdeckungen 
besitze. Ich liess nach dem Stadtbaumeister und denen Brunnenmeistern 
fragen, um solche, dem fremden Wasserschmecker mitzugeben.* Noch 
bezeichnender ist die Stelle bei D. Hk**, Die Badenfahrt (Zürich 1818 
S. 529): „Um hierüber [d. h. über die Herkunft der Badener Quellen] 
eine nähere Auskunft zu gewinnen, giebt es kein Mittel, als die- 
jenigen Mensehen zu beraten, welche die merkwürdige Eigenschaft 
besitzen, laufende unterirdische Quellen durch ihr Gefühl entdecken 
zu können, Menschen, die iu der Schweiz unter dem Namen Wasser- 
Rchmenker (d. h. Wasserriecher) allgemein bekannt sind und sehr 
häufig zur Entdeckung von Quellen gebraucht werden. i)ie elek- 
trische Wirksamkeit der unterirdischen Körper und die Gefühls- 
fiihigkeit einzelner Menschen für dieselben gehören zu denjenigen 
Natur Erscheinungen, welche von den jetzigen Lehrsystemen der Physik 
noch nicht als bewiesne Thatsaehen auf- und angenommen sind. Eine 
grosse Menge von Beobachtungen und Versuchen haben mich von der 
Zuverlässigkeit dieser Erscheinungen überzeugt, und desswegen sehe 
ich die erprobten Wasser- und Erzfühler als sichere Werkzeuge 
zu vielerley Untersuchungen an. Mit zwey solcher Personen, deren 
Gefühlsfähigkeit für unterirdische Körper sieh ausserordentlich aus- 
zeichnet, und die ich durch Versuche seit mehreren Jahren als be- 
währt erfunden, habe ich zu verschiednen Zeiten die ganze Gegeud von 
Baden durehgangen, und alle Heilquellen in ihrem Laufe verfolgt. 
Diese beyden Wasserfühler waren zum erstenmahl in Baden, und 
durchaus unbekannt mit allem, was die Gegend, die Beschaffenheit 
und Natur der Quellen, der Felsgebilde u. s. w. betritt; keiner 
wusste etwas von dem andern, und von mir wurde nichts gesagt, als: 
Wir wollen sehen, wohin euch die Heilquellen führen. . . . 
Es ist genügend, zu hören, dass ich vermittelst des Gefühls dieser 
zwey Personen in der Verfolgung des Laufes aller Quellen in das 
Hügelgelänrle . . . geführt, und dass an dem entgegengesetzten Ost- 
Hude des Lägeiberges . . . nirgends eine Spur von eintretenden heissen 
Q uell e n wahrgenommen wurde." 

Es handelt sich wol hier, wie auch in dem vorangehenden Zitat, 
um ein Quellensueben ohne Wünschelrute; doch schienen uns diese 
beiden Stellen zu beachtenswert, um sie zu übergehen. 

Das Aufspüren von Quellen durch magische Mittel war übrigens 
den Alten schon bekannt; dort hiessen die Brunnenschmecker aquileges 
(Sing, at/ui/e.r). Vgl. hierüber Virmv. VIII 1, Pun Nat. hist. 
XXXI 44 tf., P.u.i.a... De re rust. IX 8, Cas*,,,,.. Var. III 53. 

Heber die Wünschelrute selbst s. ,7. Gkimm, Deutsche Mythologie, 
3. Aull. S. 926, 4. Aull. S. 813, A. Wihkk, Der deutsche Volks- 
aberglaubeu u. Volksbraneh S. 478, C. Mi vi h. Der Aberglaube des 
Mittelalters S. 66, F. ,1. Vo.vncs. Beitrüge zur deutschen Mythologie 
(1862) S. 127, J. X. Am'km.i kc Mythen u. Sagen Tirols S. 393, 
Ii. Ami. .i;.v. Magiologia (1674) S. 317. A. Krnx und W. S< huaht*, 



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Fragekasten. — Informations 



175 



Norddeutsch« Sagen S. 393, A. Lehmann, Aberglaube und Zauberei 
(Ubers, v. Petersen) S. 201, E. Mkykh, Deutsche Sagen etc. S. 244, 
E. H. Mkykk, German. Mythologie (Register), F. Panzkk. Beitr. z. 
deutschen Mythologie II 296, H. ß. & hini.i.kk, Der Aberglaube des 
Mittelalters S. 218, K. Simk.tk, Handb. d. Deutschen Mythologie. 
4. Aufl. S. 182, Gh. Nkhi:<ti, La bacchetta divinatoria (in: Ancmvio 
p. lo st. délie trad. pop. JII 79), A. Pkhkth, Delle Serate del 
Villagio (Ivrea 1863) Nr. IV: La bacchetta divinatoria. Endlich 
vgl. man die bei Ghässk. Bibliotheca inagica et pneumatica (1843) 
verzeichnete Litteratur. 

Weitere Angaben, namentlich über schweizerische 
Verhältnisse sind erwünscht. — 

E. H.-K. 



E i e r 1 e s e. 

In Oberried, meiner Heimatgemeinde Rüti und in Sennwald hat 
sich noch ein altes Frühlingsfest erhalten, die sog. Eierlese am 
Ostermontag. Da ich Uber diesen sonderbaren An hu», der in den andern 
Gegenden unseres Kantons St. Gallen schon längst von der Bildfläche 
verschwand, etwas Näheres erfahren möchte, ersuche ich Sie um gefl. 
Aufschluss hierüber. 

Oswald G ä c Ii t e r. 

Antwort: Bezüglich der „Eierlese" (Eier- Leset, -Ußeaet, -Lesele, 
- Werfe, -Laufe) vergleiche man in erster Linie das Schweiz. Idio- 
tikon III 1125 ff., wo das Fest eingehend beschrieben ist und noch 
folgende Litteratur genannt wird: En. Hän<;üi. Schwizer Dorfbilder 
(Solothurner Mundart) 1893, 124: H. Hkk/..m.. Schweiz. Volksfeste 
1884, 238; J. R. Wv*s, Idyllen, Volkssagen, Legenden u. Erzählungen 
I (1815) 278; J. R. Wvss, Reise in das Berner Oberland 1816, 336; 
W. Sf.nx, Heimat und Volk 1884 [nicht 1864!], 162 (Zwergwettlauf 
i. J. 1556). Aus eigenen Notizen fügen wir noch bei: St. Gai.lkx i;xi> 
skixk Umckh. 1859, 176 und Bkunkk Hinkkxdku Botk 1823 J. ; ein 
leider undatiertes Feuilleton (Juni 1892 der „Neuen Zürcher Zeitung* 4 ?) 
beschreibt genau die „Eierlesete u im Kanton Appenzell. 

Ueber den Ursprung der Sitte giebt das Idiotikon in seiner 
Anmerkung wol richtige Andeutungen. Das Ei ist Fruchtbarkeits- 
symbol, die Wettläufe dürften mit den Winter- und Sommerkämpfen 
verglichen werden. E. H.-K. 



Deux pipes valaisannes 

Ces deux pipes, sculptées dans la racine d'un bois très 
dur, proviennent du val d'Entremont (Saint-Bernard). Elles ont 
appartenu aux Massard, famille notable de Liddes, originaire 
d'Aoste, et sont aujourd'hui la propriété de M. H. van Muyden, 
artiste peintre à Genève. 

Le caractère montagnard des deux figures donne à supposer 
quelles représentent les physionomies connues de notables de la 
vallée. Toutefois, il n'est pas assuré qu'elles soient l'œuvre d'un 
artiste du crû; car la plupart des objets d'art que Ton trouve 
en Valais ont une origine étrangère, le plus souvent italienne, 
ou sont fabriqués par des artisans italiens de passage en Suisse. 

Les coiffures qui servent de couvercles, une casquette et 
un tricorne tels qu'on les portait encore il y a une cinquantaine 
d'années dans plusieurs vallées des Alpes valaisannes, montrent 
que ces pipes datent de la première moitié du siècle. Les yeux 
en os ajoutent encore à l'étrangeté de ces figures, taillées avec 
un art d'une simplicité et d une sincérité remarquables. La planche 
ci-contre les réduit à la moitié de la grandeur originale. 



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_____ - — — - — — ;~- - — ■ . -- 



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Glockensagen aus der Schweiz. 



Auf Grund eines Manuskriptes von Arnold Nüscheler heraus- 
gegeben von E. A. Stückelberg. 

Der Gebrauch der Glocke, als Mittel, die Gläubigen zu- 
sammenzurufen, ist in Gallien und Irland schon für das V. Jahr- 
hundert unserer Zeitrechnung nachweislich. Sowol durch die 
fränkische wie durch die irische Mission wurden demnach, wie 
wir annehmen dürfen, die Glocken in der Schweiz eingeführt. 

Dass sich an so alte liturgische Geräte Legenden und 
Sagen knüpften, ist daher wol begreiflich. 

Speziell den schweizerischen Glockensagen hatte der so 
fleissige und verdienstvolle Dr. Arnold Nüschkler (f 1897) 
sein Augenmerk zugewandt; er hat auch eine Zusammenstellung 
derselben, geordnet nach Kantonen, im Konzept hinterlassen. 
Sie befindet sich nunmehr, als Ms. R. 446 bezeichnet, in der 
Stadtbibliothek Zürich, die uns dieselbe zur Herausgabe gütigst 
anvertraut hat. ') 



V) In der Manuskriptsamnilung Arnold Nüscheler« (Stadtbibl. Zürich) 
befinden sich noch folgende Arbeiten Uber Glocken: 

No. 441: Uebersichten der Glockeninschriften in der Schweiz, nach 
Kantonen. 

No. 442: Ueber Glocken, deren Alter, Formen, Inschriften und 
Schicksale. 

No. 443/4: Uebersichten der alten Glocken in der Schweiz und 
ihrer Inschriften. 

No. 445: Kopien einiger Glockeuinschriftun. 

No. 447: Uebersichten der Glockeninschriften in den Kantonen nach 
Zahl und Alter. 

No. 448: Notizen und Korrespondenzen über Glockeninschriften in 
der Schweiz. 

Nu. 449—452: Glockeninschriften im Kanton Zürich. 
No. 453/4: Glocken im Grossiuünstcr. 
No. 455/56: Glocken im St. Peter. 

No. 457-96: Verzeichnisse über Glockeninschiiften in den einzelnen 
Kantonen, ausser Zürich. 

No. 497: Zusammenstellung von Glockeninschriften aus verschied. 
Kirchgemeinden. 




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178 



Glockensagen ans der Schwel/. 



Hier nur noch ein par einleitende Worte zu dem Konzept, 
das wir etwas verkürzend wiedergegeben, zugleich aber durch 
einige bei Nüscheler fehlende Sagen ergänzt haben. 

Einige Züge der Sagen seien hier gestreift. Der Stoff der 
gegossenen Kirchenglocken besteht aus Kupfer, Zinn, Zink und 
etwas Eisen. Seit Karls des Grossen Zeit wurde demselben auch 
Silber beigemischt, daher die häufigen Sagen von silbernen 
Glocken (Dorf, Glarus, Basel, Sax, Klingnau, Naters, Dürnten.) 1 ) 
Schenkungen von Silbermünzen und Silbergerät zur Herstellung 
von Glocken dramatisiert die Sage in der Regel so, als ob das 
Silber direkt in den Schmelztiegel geworfen worden sei. 

Besonders altertümliche Glocken werden als Heiden- 
glocken bezeichnet wie denn Höhlen, Häuser, Mauern u. a. oft 
als Heidenwerk bezeichnet werden, worunter aber vielleicht 
nicht immer Kelten und Römer, sondern auch Hunnen und 
Zigeuner als Urheber gedacht werden. Heidenglocken findet 
man zu Tuggen, Altishofen, Büren, Dagmersellen, Dierikon, 
Hildisrieden, Merischwanden und anderwärts. 

Zu beachten sind ferner die Namen der Glocken im Volks- 
mund, wie Dona (Naters und Sitten) Hund (Graubünden) Sau 
und Säuli. 2 ) Ganz besonders verbreitet ist der letztere Name, 
der übrigens auch im Ausland vorkommt: Saufang heisst z. B. 
in Köln eine merowingische Glocke. Ob die Form der Glocken 
Anlass zu dieser Bezeichnung gegeben, oder in welcher Art 
der Zusammenhang mit der Antoniusglocke, welche den Säuen 
des Heiligen umgehängt wurde, zu denken ist, das zu erklären, 
sei den Sprachforschern überlassen. 



No. 408: Archivai. Notizen über freiburgische Glocken und Giesser. 

No. 499: Notizen und Korresp. über Glockeninschr. in Deutschland. 

No. 500: Notizen und Korresp. über Glockeninschr. in Frankreich, 
Holland, Luxemburg etc. 

No. 601/06: Notizen, Verzeichnisse und Korresp. über schweizerische 
und ausländische Glockengiesser. 

No. 507: Uebersicht der Bibelsprüche auf Glockeniuschriften. 

No. 508/10: Notizen Uber die Glockengiesserfamilie Füssli und deren 
.Stamm folge. 

[Reo.] 

r ) Als Silberglocken werden ferner Glocken bezeichnet zu Wimiuis, 
Bern, Erlacb, Freiburg, Amriswyl, Andwyl, Genf und Carouge. 

2 ) Vgl. das „Säuli von Schönbrunn" Auch. II 107; andere Namen: 
„die Alte" 4 , Anni* ib. 114.: ;..Tunte u id. h. Unterrock, im Aargau. 



Glockensagen aus der Schweiz. 179 

Die Sagen von Raub und Diebstahl von Glocken 
mögen oft an wahre Begebenheiten anklingen, denn notorischer- 
weise sind diese Geräte häufig in kriegs- oder sogar in Friedens- 
zeiten ihren Eigentümern entfremdet worden, so nahmen z. B. 
die Oesterreicher 1388 zu Rapperswyl eine Glocke mit, 1 ) als 
sie die March verwüsteten; zahlreiche Exemplare wurden während 
der Glaubenskriege geraubt, einzelne noch in neuester Zeit ge- 
stohlen (Jostberg). 

Ueber die Theoduhglocken *), d. h. Glocken, in denen 
Partikeln von der Theodusreliquie eingeschlossen waren, s. unten 
Wallis s. v. Sitten. 3 ) 

Kanton Zürich. 

Aesch bei Birmensdorf. Glöcklein auf dem Alten Schulhause, 
früher auf dem alten Trottgebäude danebeo. 

Die Sage meldet, die Gemeinde Aesch habe gewünscht, 
das kleinste Glöcklein aus dem Kirchturm zu Birmensdorf 
zu erhalten, und habe dasselbe auch bekommen unter der 
Bedingung, dass dasselbe mit gedörrten Birnen gefüllt werde, 
da dort die Fruchtbäume seit mehreren Jahren kein Obst 
getragen hatten. Die ehemalige Stelle des Glöckleins im 
Glockenstuhl zu B. soll noch sichtbar sein. Vöokli G. B. S. 17. 4 ) 

Zürich, Pfalz. Die Sage von der Gerichtsglocke Kaiser Karls 
des Grossen und der Schlange findet sich bei Vogkl, Me- 
morab. Tigur. III (1850) 668; Kohlruscii Sagenbuch, 301. 

Hombrechtikon. Die Kirchgenossen besassen eine Glocke 
(die mittlere?), von der sie erzählteo, es sei in derselben 
Speise von der Glocke, welche der Teufel dem h. Theodul 
von Rom nach dem Wallis tragen musste. Eschkr, lnschr. 
der Glocken in Zürich S. 104; Ms. der Stadtbibl. Zürich 
I, 255. 



«) Sikuleii 1627, 99. 

2 j Eine solche hieng z. B. seit 1494 im Georgstunu des Basler 
Münsters. Vgl. Wukstisrn in: Beiträge II. S. 419. 

3 j Allgemeines zu den Glocken s. II. Ohe, Gluckenkunde. Zum 
speziell Schweizerischen J. L. Rkamjstkttek, Repertoriuni S. 249. Kürzlich 
ist in den Freiburger Geschichtsblättern (Bd. V) eine umfangreiche Mono- 
graphie von Effmann über die Freiburger Glocken erschienen. 

[Uki>.1 

*) Das Zitat „Yögeli G. B. u geben wir nach Xüscheler. ohne dasselbe 
identifizieren zu können. 



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ISO 



Glockeusagen aus der Schweiz. 



Neftenbach. Die zweitkleinste, ganz glatte Glocke soll nacb 
der Sage aus einem dortigen Weinberge, genannt Alt- 
kilchcer, ausgegraben worden sein. Vögeli G. B. S. 77; 
MS L. 258. 

Dorf. Ueber das kleinere Glöcklein mit der Umschrift in go- 
thischen Majuskeln: „0 rex glorie Christe veni cum pace* 
geht die Sage, es sei silbern, und das benachbarte Kloster 
Rheinau habe Anstrengungen gemacht, es als Wetterglocke 
zu erwerben, auch dafür eine grössere Glocke angeboten. 
Vogeli G. B. S. 221. 

Dürnten. Die zweitgrösste Glocke mit den Namen der vier 
Evangelisten wird vom Volksmund als „silberne" bezeichnet. 
Vügkli a. a. 0. 

Zollikon. Das vierte, kleinste Glöcklein soll nach der Sage 
aus dem 1267 oder 1268 zerstörten Städtchen Glanzenberg 
stammen. Nürsch und Bruppacher, Das alte Zollikon 1899, 
12—13. 

Kanton Bern. 

Zwischen Herzogenbuchsee und Bützberg, im Buchen- 
wald zu beiden Seiten der Strasse, stand nach der Sage eine 
ungeheure Stadt nebst einem Twingherrnschlosse (vgl. Jahn, 
Kt. Bern S. 470). Einmal hütete hier ein Ziegenhirt seine 
Herde; nun blieb eine Ziege immer am selben Platze stehen 
und scharrte aus Leibeskräften den Boden auf. Endlich kam 
etwas metallartiges zum Vorschein. Der Hirt sah dies, machte 
Anzeige im nahen Buchsee und kehrte mit einigen Bewohnern 
von da zurück. Sie gruben alsdann eine mächtige Glocke aus 
der Erde und führten sie ins Dorf; hier ward sie im Kirchturm 
aufgehängt. Damit die Begebenheiten nie in Vergessenheit 
gerate, schrieb man darauf: „ich bin vom Geissfuss gefunden." 
Cyriliacum im Jura. Die Legende von dem übernatürlichen 
Glockengeläut, das der h. Himerius bei „Cyriliacum" im 
Jura hörte, findet sich bei Th. Schkrer, Helden und Held- 
innen des christlichen Glaubens. Schaffh. 1859. S. 79 nach 
altern Quellen nacherzählt. 
Lauterbrunnen. Nach einer allgemeinen Sage stammt die 
grössere Glocke hier aus dem Lötschthal im Wallis. Sie 
wurde nach einem für die Berner siegreichen Kriege ver- 
mittelst eines Gerüsts, das mau beim Abbruch der alten 



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Glockensagen aus der Schweiz. 



Kirche im Anfang der achtzehnhundertdreissiger Jahre auf- 
fand, über den Tschingelgletscher gebracht. Später sollen 
die Walliser, welche die Glocke gern wieder gehabt hätten, 
anerboten haben, sie mit Gold aufzuwiegen. Lauterbrunnen 
aber behielt sie. (Mitt. des Hrn. Pfarrer N. N. in Lauter- 
brunnen). 

Kanton Luzern. 

<?ro8sdietwyl. Vor Zeiten soll in der angrenzenden bernischen 
Gemeinde Gondiswyl eine Hexe gewesen sein, die den 
Grossdietwylern Hagelwetter geschickt habe. Auf den Rat 
eines frommen Mannes habe man gegen diese Zaubereien 
eine Beinhausglocke machen lassen und läutet sie nun, 
wenn Hagel droht. Die Hexe habe dann gesagt: Wann 
das Beinhausglockli läutet, die vier Ferli (= Spanferkel, 
kleine Glocken) in Ebersecken schreien, und die grosse 
Mohr (= Sau) in Willisau röchelt, so kann ich nichts mehr 
machen. Lütolf, Sagen, S. 205 fg. 

Grossdietwyl. Die grosse Glocke heisst Muttergottesglocke; 
früher aber war eine noch grössere da; wurde abor, als 
die katholischen Grossdietwyler an der Vilmergerschlacht 
anwesend waren, von den benachbarten reformierten Madis- 
wylern (Kt. Bern) fortgenomraen. Bei klarem Wetter hört 
man sie noch in G. läuten, und die alten Leute glauben, 
sie zeige damit ihr Heimweh an. Auch die Muttergottes- 
glocke wollten die Madiswyler haben, aber sie fieng an 
zu bluten und sprach: „Soll ich auch lutherisch werden? * 
Daraufhin wurde sie in Ruhe gelassen; noch jetzt sieht 
man die Blutstropfen. Lütow, Sagen S. 534. 

Kantou Uri. 

Altdorf. Als der unschuldig verurteilte Ratsherr Fridlich iu 
Uri aus dem Kerker zur Hinrichtung geführt wurde, läuteten 
die Glocken von selbst. Lütolf, Sagen S. 430. 

Alp. Der Teufel schenkte in eine Kapelle, die kein Glöcklein 
hatte, ein solches, damit die Leute, die sich auf den Ruf 
desselben verlassen, zu spät zum Gottesdienst kommen und 
manches Gebet unterlassen. Lütolf a. a. 0. 8. 198. 

Kanton Schwyz. 
<2stad bei Brunnen. Das Glöcklein der Kathrinenkapelle 

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182 



(ilockeusagen aus der Schweiz. 



läutete von selbst, als die drei Teilen im Rütli den ewige» 
Bund schwuren. Lctolf a. a. O. 
Steinen. Ueber die älteste Glocke und deren Macht gegen 
die Hexen vgl. Archiv II 114. 

Kanton Nidwaiden. 

Dallenwyl ob Stans. Die Hexe daselbst gab sich mit Wetter- 
machen ab. Einmal kam sie auf einem Baumstamm einher- 
geritten und riss eine sog. Ribe (Rüfi) mit sich fort. Da 
läutete das Wetterglöcklein, die Hexe hörte es und sprach i 
„Ich kann nicht weiter; das Heinibach Hundli bellt". Der 
Erdrutsch heisst heute noch die Hexenribe. Das Glöcklein 
ist wegen eines Risses in den 1850ger Jahren gegen ein 
neues vertauscht worden. Lr-ror.F a. a. 0. 3. 41. 205. 

Kanton Obwalden. 

Engelberg. Lisi Bossard, ') eine Unholdin, hat, als 1729' 
Studenten der Klosterschule mit Raketen hantierten, mit 
ihrer Schwarzkunst denselben die unheilvolle Richtung nach 
dem Gotteshause gegeben, Brand erregt und die Glocken 
stumm gemacht. Xur über die grosse Glocke hatte sie 
keine Gewalt. Li'tolf a. a. O. 306. 

Kanton Glarus. 

Glarus. Die Frauen und Jungfrauen von Glarus sollen, um 
die Glockenspeise zu verbessern, ihren silbernen und goldenen 
Schmuck in die glühende Masse geworfen haben. Die 
Glocke zeichnete sich später durch reinen Wohlklang so aus, 
dass die Stadt Zürich wiederholt Kaufangebote machte, zu- 
letzt indem sie offerierte, die Glocke mit Zürcher Schillingen 
zu füllen und mit Zürchern Thalern zu belegen. 

Betschwanden. Von der vierten Glocke, die nicht mehr vor- 
handen ist, lautet die Sage, sie sei in teurer Zeit um so- 
viel Pfennige verkauft worden, als die kleine Glocke daselbst 
zu fassen vermochte. Nüs< hklkr, Inschr. der Glocken im 
Kanton Glarus S. 39. 



' l'el.er diese 17.J7 verbrannte Hexe v*l. Archiv II 106 fg. 



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Glockensagen aus der Schweiz. 



18S 



Kanton Zug. 

Zug. Aus der Tiefe des Sees dringen oft Glocken- und Orgel- 
töne, herrührend aus der 1435 samt zwei Strassen ver- 
sunkenen Kirche. Die Schiffer, die dies hören, ziehen die 
Ruder aus dem Wasser und beten andächtig ein Paternoster. 

Schönbrunn. Das „Säuli" (Glöcklein) der Kirche war die 
einzige Wetterglocke von Stadt und Amt und vermochte allein 
den von der Hexe Lisi Bossard heraufbeschworenen Ge- 
wittern Einhalt zu thun. Archiv II 107. 

Kanton Freiburg. 

8iehe Effmann, Die Glocken der Stadt Preiburg in: Frf.i- 
burgkh GkschihitsblÄttkr V (1898). 

Kanton Baselstadt. 

Basel. In hellen Nächten sieht man von der Pfalz aus manchmal 
einen hellen Punkt im Rhein und vernimmt auch manchmal 
gedämpftes Klingen. Dies rührt nach der Sage von der 
beim grossen Erdbeben 1356 vom Münster in den Rhein 
gefallenen silbernen Glocke her. Kohlri s« h, Sagenbuch S. 366. 

Kanton Schaffhausen. 

Schaff hausen. Die Hochwächter auf dem Unot hatten die 
Pflicht, jeden Abend von 9 Uhr an eine Viertelstunde die 
dortige Glocke zu läuten. Es geschieht dies, um späten 
Wanderern den Weg zu weisen; denn ein Mann hatte einst, 
verirrt, in den nahen Rheinfluten sein Leben verloren. 
Seine Geliebte, ein adeliges Fräulein, soll ihre Silbergeräte 
geschenkt und das Glöcklein gestiftet haben. Haruku, Histor. 
Beschreibung des Munots. S. 9. 

Kauton St. Gallen. 

Sax. Als man die Glocken goss, soll eine alte Frau ein ganzes 
Bündel Silbermünzen zum Einschmelzen für die grosse 
Glocke gegeben haben, darum klingt sie so gut. 

Grätschins. Nach einer fast vergessenen Sage haben die Bal- 
zener (Lichtensteiu) einst in Kriegszeiten nachts die grosse 
Glocke von G. geraubt. Als diese dann jenseits des Rheins 
geläutet wurde, erkannten die Grätschinser sie wieder, 



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Glockeooagon aus der Schweiz. 



erhielten sie aber nicht zurück. (Mitt. von Niklavs Senn in 
Buchs.) 

St. Gallen. In der Sakristei der Klosterkirche (heutigen Kathe- 
drale) befindet sich eine Glocke, die aus frühmittelalterlicher 
Zeit stammt und jedenfalls die älteste Kirchenglocke der 
Schweiz ist. Eine Tradition, deren älteste Quelle ich nicht 
kenne, bezeichnet sie als Gallusglocke, sagt aber, sie sei 
erst in neuerer Zeit von Bregenz nach St. Gallen gebracht 
worden. Auf dem Mantel der Glocke ist mit Oelfarbe eine 
Szene aus dem Gallusleben und ein Spruch gemalt. 

Kanton Graubünden. 

Uinterrhein. Noch erzählt man, dass zur Zeit der Reformation 
die Einwohner des katholischen Misoxerthales und die des 
protestantischen Rheinwalds auf die kleine Glocke der Peters- 
kapelle in der Nähe der Hinterrheinquelleu solchen Wert 
gelegt hätten, dass erstere sie mit Silbergeld füllen wollten, 
wenn letztere sie ihnen lassen wollten; allein umsonst ivgl. 
Mohr, Cod. dipl. Rhaet. S. 38 Note 1). Das Glöcklein soll 
nun im Turm der Pfarrkirche Hinterrhein häugen und wäre 
nach Nüscheler das kleinste, mit der Umschrift: Ave Maria, 
gratia plena Dominus tecum (Skrkkhaku, Einf. Delineation 
I 80). 

Schude r8 und Jenin s. Nach dem Tag-(Morgen)Läuten ver- 
schwindet das Totenvolk in der Kirche. Jkckun, Volks- 
tümliches aus Graub. I 22. 26. 

Klosters. Die Morgen- oder Tagglocke vertreibt die Markstein- 
Versetzer. a. a. O. 1 121. 

Pu8chlav. Nordöstlich der Kirche von San Carlo erhebt sich 
ein gewaltiger Felsblock, der jeden Augenblick zu stürzen 
droht. Hier lebten einst Feen oder Hexen; diese kam 
eines Tags die Lust an, den am Fuss des Blocks liegenden 
Weiler zu zerstören. Sie stiegen deshalb hinauf und um- 
schlangen mit ihren Schürzen einen Block, brachten ihn 
bergan und wollten unter höllischem Jauchzen ihu bereits 
abstürzen lassen, als sich die grosse Glocke von San Carl» 
hören Hess. Erschreckt riefeu sie: „Haltet, Haltet, der 
grosse Bernhard (Name der Glocke zu Prada) waltet." 
Den Block konnten sie nicht weiter bewegen, drum steht 
er noch da als Wahrzeichen, a. a. O. I 168—9. 



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Glockensagen aus der Schweiz. 



185 



Käzüns. Die „Geistersau" — eine Glocke — vertreibt die 
Markstein- Versetzer. a. a. 0. I 137. 

Als das Hochwasser einst den Gottesacker bedrohte, 
sollte der Messmer der St. Paulskirche znm Wetter läuten. 
Er klomm den steilen Weg hinan, vernahm aber aus der 
Höhe, wie die Hexen auf ihrem Barlott (Versammlungsort) 
mit einander eiferten: „Lasst uns fertig machen, bevor die 
Sau von St. Paul singt." 

Kanton Aargau. 

Frick. Die besonders grosse Glocke ist von schönem mäch- 
tigem Ton; sie soll alle Wetter vertreiben und deshalb 
unterlegt man ihrem Geläute den Reim: 

„Susanne, Susanne, Alle Wetter dnr anne." 

Als die Schweden Rheinfelden belagerten, nahmen sie 
alle Glocken in der Umgegend von den Türmen. Schon 
hatten sie zu Frick die kleinere Glocke vom Dachstuhl 
herabgelassen, als ein Fricker Bauer dies von ferne sah. 
Sein Grimm über den Frevel gab ihm eine List ein: in 
vollem Lauf rannte er gegen den Kirchenhügel und rief, 
rückwärts winkend: „Nôh, nôh" ! Die Plünderer fürchteten 
einen Ueberfall und entliefen. Zu Ehren dieser That wird 
bis heute allen Fricker Mannspersonen mit der grossen 
Glocke übers Grab geläutet. RocnnoLz, Schweizersagen 
aus dem Aargau S. 378. 

Klingnau. Im Hochsommer brach auf dem Schlosse eine 
Feuersbrunst aus und legte das ganze Stadtchen mit samt 
der Kirche bis auf vier Firsten in Asche. 

Das Silber der geschmolzenen Glocken floss durch die 
Gasse. Aber nur ein kleiner Teil des Metalls konnte 
wieder gesammelt werden und daraus goss man die erste 
Glocke für die neuerbaute Kirche. Das dreifache Feuer, 
durch welches das Metall geflossen war, verlieh der Glocke 
solch schönen Klang, dass das Städtchen fortan Klingnau 
genannt wurde. Rochholz a. a. 0. S. 240. 

Merisch wanden. Von der grossen Glocke heisst es, sie sei 
von den Heiden gegossen worden; sie heisst die Alte. 
Rochholz a. a. 0. S. 215 ff. 

Ober-Schneisingen. Als die Kirche und der Turm erbaut 
wurde, stiftete ein Mönch zu Wettingen, der aus O.-S. ge- 
bürtig war, eine Glocke dahin, die er bis in seine Klausur 



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186 



Glockeimgen aun der Schweiz. 



hören wollte. Die Glocke ward aber zu gross; aus Liebe- 
zu dem frommen Stifter aber brach man den Turm ab und 
baute einen neuen, grösseren. Als nun die Glocke drei 
Wochen darin hieng, brach sich durch und schlug sich vierzig 
Klafter tief in die Erde. Da liegt sie noch und tönt leise 
herauf, wenn Feuersgefahr droht. Rochholz a. a. 0. S. 233. 

8taufberg. Die Engel hängten hier eine wunderbare Glocke 
in den Turm; diese gefiel den Zörchern — denn sie tönte 
bis Zürich — so sehr, dass sie sich anerboten, soviel Böcke 
(Vierbatzenstücke) dafür zu geben, als man vou Staufen bis 
Zürich eng aneinander legen könne. Die Staufener schlugen 
das Gebot durch Abgesandte aus. Nun sannen die Zürcher 
auf Rache und gaben den heimkehrenden Bauern einen 
Seidenfaden mit, den sie um die Glocke schlingen sollten, 
dies würde das Geläute noch verschönern. Die unerfahrenen 
Bauern thaten dies, aber seither hat die Glocke einen Riss. 
Rochholz a. a. 0. S. 275—6. Nach anderer Version hat 
die Glocke durch den Seidenfaden keinen Riss, aber einen 
doppelt so tiefen Ton bekommen; sie soll so viel gekostet 
haben wie sie schwer war. 

Wölfliswyl. Zur Zeit des dreissigjährigen Kriegs konnten die 
Bewohner eine einzige Glocke flüchten. Sie schleppten sie auf 
den Berg, aber ihr Klang hätte die Feinde herbeigelockt, 
weshalb man sie vergrub. Dies geschah mit solcher Vorsicht,, 
dass sie nie wieder gefunden wurde. Rochholz a. a. O. S. 382. 

Kanton Thurgau. 

Gachnang. Das kleine Glöcklein, das 1836 verkauft worden 
sein soll, läutete im XIII. Jahrhundert einem frommen 
Hirten, Heinrich Pfrienz von Gerlikon, einige Jahre vor 
seinem Tode von selbst, wenn er morgens in die Messe 
gieng, und verstummte, wenn er in die Kirche trat. Als er 
aber einst bei Regenwetter, um besser vorwärts zu kommen, 
einen Rebstecken aus der Erde zog, auf dem Rückweg 
aber nicht wieder einsteckte, läutete ihm das Glöcklein 
nicht mehr, bis er den Stock wieder an seine Stelle brachte. 
Murer, Helvet. sacra; Kihn, Thurg. sacra I 162. 

Pfyn. Im Jahr 1572 am 6. März läuteten alle Glocken der 
Kirche zusammen, als ob ein Leichenbegäognis wäre. Als 
man nachsah, war Niemand da, der sie geläutet hatte, und 
die Glocken waren stumm. 



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Glockensagen aus «1er Schweiz 



Dasselbe begab sich 1699 wieder. Bericht von Joh.. 
Georg Grimm 1700 in Si lzberger * Sammlung aller thurg. 
Glockeninschr. 1872 S. 89. 
Mettschlatt. Die Rheinauer sollen für die Glocke mit der 
Inschrift „1505 jar gos man mich" soviel Böcke (Vierbatzen- 
stücke) geboten haben, als sie fasste. Sulzberqer a. a. 0. 
8. 81. 

Kanton Tessin. 

Su di un poggio sovrastante al paesello di Castione, detto 
Moll da la tur, sonvi ancora le vestigia di un'antica torre, e 
U vicino una grau buca rotonda, ora in gran parte ingombra dalle- 
macerie e che un tempo doveva essere stata un pozzo. 

La torre, quando esisteva ancora, portava sulla vetta una 
campanella d'oro coll'effigie di S. Giovanni. 

Dei ladri vollero salire per involarla; ma, quando stavano 
per staccarla, la torre crolli\ ed essi, colla campanella, furono 
gettati nel vicino pozzo. I ladri furono estratti dal pozzo cada- 
veri; ma non si potè mai rinvenire la campanella d'oro, per 
quante indagini si sieno fatte. 

Tutti gli anni, nella notte di S. Giovanni, si sente suonare 
la campanella d'oro dal fondo délia buca ; c, se qualcuno tenta 
di rovistare o scavare, il suono cessa come per incanto. 

V. Pellandini. 

Kanton Wallis. 

Naters. Die grosse Glocke erhielt den Namen Mauritius zu 
Ehren des Kirchen- und Landespatrons und Antonia, weil 
ihre Patin eine Gräfin Blandra von Weingarten war. Beim 
Guss jammerte und verzagte der Meister, weil zu wenig 
Metall da war, die anwesende Gräfin aber holte Silber- 
geschirr, das sie in den Tiegel warf. Der Guss geriet, und 
die Glocke erhielt von dem vielen Silber einen majestätischen 
Klang. Sie hat auch Macht über die Ungewitter und bösen 
Geister. Einst wollten zwei Berggeister das Fuchs-Gufer 
ob Naters auf das Dorf herunterstossen und der eine Geist 
rief dem andern zu: Ich mag nimme, hä kei Chraft meh; 
denn die gross Dona (Antonia) lütet. 

Tschkiskk u. Hippen, Walliser Sagen S. 34 fg. 

Sitten. St. Jodersglocke. Dem h. Bischof Theodul (eigentlich 
Theodor, im Volksmund „Joder") wurde einst offenbar, der 



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188 



Glockensagen aus der Schweiz. 



Papst in Rom schwebe in Gefahr und sollte gewarnt werden. 
Unschlüssig und ratlos öffnete er das Fenster und sah vor 
dem Schloss drei Teufel inunter und lustig tanzen. Mit 
dem Geschwindesten derselben verabredete er nun, er wolle 
sein werden, wenn derselbe ihn noch vor dem Hahnenschrei 
nach Rom bringen und nach Sitten zurücktragen könne. 
Der Teufel nahm freudig das Anerbieten an und stellte 
einen schwarzen Hahn als Wächter auf die Stadtmauer. 
Aber auch St. Joder brachte einen, und zwar einen weissen 
Hahn auf den Dachgiebel des Schlosses und schärfte ihm 
wol ein, sich morgens nicht zu verschlafen. Die Reise ward 
angetreten ; im Nu war St. Joder in Rom, warnte den Papst 
und erhielt als Geschenk von ihm eine Glocke. Der Teufel 
musste nun auch diese mitaufladen und nach Sitten bringen. 
Vor zwei Uhr morgens kam der Teufel unten auf der Planta 
an, da merkte es der weisse Hahn auf dem Dach und fieng 
an zu krähen ; auch der schwarze erwachte und schrie mit. 
Da ergrimmte der Satan, weil er die Wette verloren, und 
warf die Glocke so heftig zu Boden, dass sie neun Ellen 
tief in den Boden sank. Der h. Bischof aber rief: „Dona, 
Dona! lit" und die Glocke fieng an zu läuten und kam 
läutend wieder zum Vorschein. 

Tsl'Heinkn u. Ri ppkn, Walliser Sagen 8. 110 fg. 
Nach anderer Version erbat und erhielt der h. Bischof 
für einen geleisteten Dienst vom Papst eine Glocke, die 
von St. Peter getauft und gegen daB Wetter gut sei. 
Die Römer aber hatten sie vergraben und niemand wusste, 
wohin sie gekommen war. Endlich fieng sie in der Erde 
an zu läuten, da wurde sie ausgegraben und dem h. Theodul 
überbracht. — Die Legende von der Theodulsglocke mit 
dem Teufel wurde ungemein populär und daher unzählige 
male von der Kunst des Mittelalters dargestellt, in Stein 
und Holz gebildet, vielfach gemalt und auch auf Münzen 
geprägt. Partikeln von der Glocke wurden von allen Seiten 
begehrt, verschenkt ') und häufig als Reliquien in neu zu 
giessende Glocken eingelassen oder später angelötet. *) 

«i So 1597 durch Bischof Hüdebraud von Riedlnatten an Luxem. 
tJrk. im Staatsarchiv Luxem. 

*.i So 1455 in die «lockt* von Sulzen. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



Mitgeteilt von E. Hoffmann-Krayer. 
(Fortsetzung). 

26. 

Elisabeth Meyer von Sarmenstorf. 1526.') 

Lieben Herren, Nach dem dann diser Arm mentsch, mit 
namen Else mäyerin von sarmastorff jn miner gnedigen Herren 
von Lucern fencknus komen ist, hat sy verjehen : 

Es werd jetz in der ärnd zwey jar, Als sy ein kindt 
betterin war gwesen vnd vss kindbett gieng, do war sy vast ein 
arm mentsch böser kranngkheit halb, so jr zu gfallen. Vnd 
Alss sy jn söllichem kümer vnd Armut vnd jn schwärer krangkeit 
war, das sy zu verzwiflung bewagte, do kerne der tüffel jn eins 
allten maus gstallt zû jr vnd sagte jr, er wellt jr helffen vnd 
batte sy vnd redte mit jr die meinung [?]: erlob mir vnd wird 
mir zu willen, warumb jch dich bitt, so wil jch och thûn, wa- 
rumb du mich bittest vnd wz du mich he[i]sst. Das hab sy dem 
tufel zti g8eit. 

Item so habe sy den lüten, nämlichen hannsen schmid 
zö. sarmastorff vnd hannsen D übler von vtzwil, jren küyen 
die milch gnomen, sig vngfarlich vernd vmb sant johans tag 
gschechen. 

Item wann sy die lüt vmb milch gebetten vnd geheischen, 
vnd man jr die verseit vnd nit wellen geben, so hab sy jn jr 
selber zum tuffel geredt: „Nun wolan, tüffel, kum vnd hilff mir 
vmb die milch", so kerne der tüffel jn eins mans gstallt vnd 
brächt jr die milch jn eim kübelj oder jn einem andren gschirr. 

Item vngfarlich jetz vmb liechtmess, do hab sy zum tüffel 
geredt: „Lieber, thii des Suters frowen Ettwz zeleid. Da sig. 
glich des Suters frow kranck worden. 



M Vgl. Kats Prot. XII 1«57. 



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190 



Luzcrner Aktcu zum Hexen- und Zauberwesen. 



Item Sy hab den tuffel hätten, das er einem zn häggliugen, 
genannt Heinj, den schwantz genommen; dann der selb heinj 
hette sy beschelkt. Do neme der tQffel jm deu schwantz. Dör- 
nach Aber bätt sy den tofel, das er dem heinj den schwantz 
wider gab. Das gescheche och ettwz lennger denn vber ein 
monat darnach. 

Item sy sagt, der tüffel hab jr der vnkuscheit ') nie zuge- 
mutet. Er sig allein zu jr komen, wenn er ettwz bosskeit 
wellt vssstossen, vnd wann sy Erzürnt war. 

[Item sy sagt, welhes Cristen mensch sich am morgen wol 
segne vnd wichwasser vnd gwicht 2 ) saltz nit verachte [Y], sonder 
zu jm neme], 3 ) so möge weder sy noch jrs glichen dem selben 
menschen weder lüten noch vich den selben tag Nutt thun. 

Item so hat sy fry bekennt vnd verjechen, das sy vom 
Hoggli, den sy dann angeben hat, Nünt Args noch böses wisse, 
vnd hab jm vurecht thon, vnd jnn allein vmb der vrsach willen 
Angeben, dann sy von andren lüten gehört, der Hoggli hab sy 
Angeben, darumb hab sy jnn ouch angeben; daby vermeinend, 
wann hoggli gfanngen, so wurde er sy entschlachen,*) dann er 
Nünt von jr gewüst. So hab sy jnn och Nie Erkennt vnd nit 
nie dann ein mal gsehn vnd gar kein kuntschaft zu im ghept. 
So weit sy jnn dernach ouch entschlachen, dann sy wüsse gar 
Nünt Args von jm. 

Item 

Vff söllich jr vergicht hand [?] m. g. h. Schultheiss, Rät 
vnd hundert für sich gleit 5 ) jr loblichen fryheiten, damit sy von 
keiser vnd küngen begäbet vnd gefryt sind vnd die verhört vnd 
demnach vff des Armen mentschen vergicht 0 ) vnd missthät, so 
hand min g. h. dein vnd gros Rät sich vif jr Red Erkennt, 
das diser mentsch wäger tod, dann lebendig sig, vnd das also 
min herr Ratsrichter soi den armen mentschen dem nachrichter 
befehlen; der sol sy binden vnd hinab füren vff die gwonlichen 
Richtstatt vnd daaelbs zu äsehen verbrennen und darnach jm 



Unkeusvhhcit. 
a i geweihtes. 

h D.is Kiiig»>klauiiiiei-te ist durchgestrichu». 
* : unschuldig sprechen. 
\i in Betracht frezo^en. 
h , Aussage. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



191 



-Schachen 1 ) ein loch machen vnd die äschen dar jnn vergraben. 
Damit soi der arm menssch büsst hau. Gott helf der sei. 

Zusammenfassung von Nr. 26. 
Eigene Aussage. 

Elisabeth Meyer war krank aus dem Kindbett gekommen 
und hatte sich in ihrer Verzweiflung dem Teufel ergeben, der 
ihre Wünsche zu erfüllen versprach. 

Sie nahm den Kühen zweier Bauern die Milch. 

Wenn ihr die Leute auf ihre Bitte Milch versagten, rief 
sie dem Teufel, der ihr dieselbe herbrachte. 

Sie hiess den Teufel, einer Frau Krankheit anzuthun. 

Ebenso musate er einen Mann, der sie beschimpft hatte, 
impotent machen. Später wurde dieser Fluch wieder aufgehoben. 

Geschlechtlichen Umgang hat sie mit dem Teufel nie gehabt. 

Durch Besegnung, Weihwasser und geweihtes Salz könnten 
sich die Menschen vor bösem Einfluss schützen. 

Einen Mann, von dem sie geglaubt, er hätte sie denunziert, 
hat sie selbst verklagt, spricht ihn nun aber wieder unschuldig. 

Das Urteil lautet auf Verbrennung. 



27. 

Barbara Haller von Vaumarcus. 1528.") 

Gn. HH., Nach dem diser arm mentsch mit namen Barbali 
Hai 1er von Famerqui in miner Gn. HH. inn Lucern fencknus 
komen ist hat sy verjecheu, 

wie sy by ij oder iij jaren nngfärlich ziï Gais uff der 
Kilwihy zu Hannsen Bächler selig, Heini Bächlers sun zu 
Hetzlingen 3 ), geredt, er solle ir kramen. Da redte er, er hette 



1 ) Niederung an Gewässern. In Luzern wol eine ganz bestimmte 
Oertlichkeit. 

2 ) Laut Kats-Prut. XII 280 b wird am 21. Aug. 1528 eiu „wibli von 
Famertiui* ausgewiesen, am 22. Sept. 1528 (toi. 283 b, verbrannt. Dieser 
Widerspruch ist uns nicht klar. Auch wird 1519 XI 104 b; eine Bärbel 
"Vcnneggerin (Vaumarcus?) erwähnt. 

3 ) Hezlig, Bauernhof in der Pfarrei Komoos < Entlebuch t? 



192 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



kein gellt. Do sig sy zilgfaren und im wirtshus zû Gaie hab> 
sy ein suppeu gemacht und von einer krotten das gifft gnomen 
und ein spinnen und im das uff das brot gleit und im das zeessen 
gen, darab sig im so we worden. 

Item sy sagt, sy sig Hannsli Kochs seligen jungfrow') 
gsin, und er wollt ir nit den Ion gen, und uff ein zit, als 
sy gen Wollhusen ins bad wollt, da kerne ir der tfifel, nette 
ein gelen rock an und gschaben käs, do bäte sy den tfifel, er 
sölt Hau us lin Koch ein stos gen, so wollt sy sich an inn er- 
geben mit Hb und sei. Da sagt er: Ja ich wils wol schaffen. 
Darnach hab der tfifel dem Hauali Koch ein stos über die 
stiglen*) gen, das er erlamet. 

Item so sig der tüfel im ObermoB im Schiblachen zu ir 
komen und zû ir gredt, sy sölt mit im gen in die hell und sy 
sölt nit betten und kein gfits thun. 

Item sy hab auch ein hagel gmacht by des Sibers hus. 
Da hab sy gnomen ein stein und den in weg in des tfifels namen 
gworffen, da sig ein hagel komen, aber nit gross steinnle ; sunst 
hab sy nie kein hagel gemacht, und der tfifel hab irs graten 
und sig ir daby gsin. 

Item so sig der tüfel zwey mal in thurn zu ir komen in 
eins hunds wys und hab ir verboten, das sy nünt sagen soll. 

Urteil." 

Uff söllich ir vergicht han min gnedig Herren schulthess, 
rät und hundert für sich gleit ir loblichen fryheiten, damit sy 
kaisern und küngen begäbet und gefryt sind und die verhört, 
und demnach uff des armen mentschen vergicht und missthat so 
hand min gn HH. klein und gros rät sich uff ir eid erkennt, 
das diser mentsch wäger tod dann lebendig sig und das also min 
her ratsrichter soi den armen mentschen dem nachrichter be- 
folchen, der sol sy binden und uff einem karren hinab füren uff 
die gwenlichen richtstatt und bv daselbs zu äschen verbrennen 
unnd darnach im Schachen ein loch machen und die äschen 
darin vergraben. Damit soi der arm mensch busse han. Gott 
helff der sei. 



1 Ma-d 

-i SHyele f. hoisst heutzutage „Stützstange- i liier derb für „Hoin" Vi . 
Dil- sehr undeutliche: Handschrift liesse auch „S^len*. -Sailen" oder 
„Kuhlen- vermuten 



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Luzcroer Akten znm Hexeu- und Zauberwesen. 19a 



28. 

Barbara Im Herd von Kriens. 1531. 

Kuntschafft von Bar bal y Am [so!] Herd, so zö kriens 
gewesen jst, des schftchmachers zn kriens eliche husfrow, die 
gan Wallis, dahär sy geporn, wider kon jst. Vffgnon im xv"" 
xxxj'*" jar, vnd jst diser Coppy Abgschrifft gan Wallis geschickt 
worden. ') 

Diss ist die kundtschafft, so von disen nachgemelten Zügen 
by jren geschwornen Eyden vffgenomen vnd verhört worden ist, 
von wägen vnd Antreffend die handluog, so barbali jm herd, 
de8s schümachers zü kriens Eliche hus frow, zu kriens vnd 
Anderschwa gebrucht hat, vnd wie wol sy sich hie nempt Barbara, 
so vernimpt man doch, dz sy den naraen verkert, vnd ir Rechter 
nam dichtli*) geheissen jst. 

Vnnd nach gethanen Eyden, so redt vnnd bezügt des 
Ersten Offerion jm boden von kriens, die selbig frow, so 
sich Barbell jm [Herd] genempt hat, sy Allwegen gütter dingen 
mit jm gsin vnd wölte jm eisdar 3 ) sin basen gän. Da rette er 
nit vil dar wider, er wölte lieber mit ira Rüwig sin, seite weder 
gütz noch bös zü ir. Inn dem do wurde im ein frowen gän, 
die er noch hab. Da käme die selb Barbeil zü jm vnd wär 
gantz zornig vnd rette: „war hat dir die frowen gän?" Antwurte 
er: „From biderb lüt u , da rette sy: „Der tüfell hat diers gen." 
Antwurte er: „Nein, from lüt handts gethan." Demnach glich 
begegnotte jm ein vnfal, vnd ward jm angetan, das er by keiner 
frowen gar nüt sölte. 4 ) Dess er beschwärt, vnd nette fromer 
lütten Rat, so vil, bis jm mit gotts hilff geholffen wurd, mit vil 
vnrüwen*) vnd vmstendon, dauon vil zü sagen wär, dann jm 
auch darby Antzeigt vnd gelert wurde, das er der selben frowen 
fürhin müssig gienge vnd sins hus vnd heim Eben wol acht 
hette, nützit in dem zit, so in gelert was ettwas zethüud, vbb 
sinem hus zu liehen noch zü verkouffen, sonder wenig Wunders") 
zü triben, bis dz er genas. Das hab er gethan. 



>) Steht auf der Rückseito der Akten von anderer Haud 

2 ) Benedicta. 

3 ) in einem fort, immerdar (ei im + dur), 

*) das* er bei keiner Frau etwas taugte, d. h. impotent war. 
,j i Unruhe 
') Neugierde. 

1* 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zanberwesen. 



Peter Achormann von Horw Ret, die selb Barbell Schü- 
macherin eye mit jm vneis ') worden, das wäre darum, das sy 
vnd ir man jm schuldig wärend äben 3 ) vil; vnd nach langem 
handell habe er jren beiden ir güt mit recht vnd mit den 
weyblen verbotten 3 ), Alls er vermeint, vilicht sy ir güt hinweg 
zü ziechen. 4 ) Da trowte sy im mit dem finger, er müste dess 
nit gen i essen. Vnd jnn kurtzen tagen hette er xiij kü, die er- 
wurffend 5 ) jm all vnnd wurdend zü Rvtteren. 6 ) Demnach sige 
sy in sein hus kon; da wärend noch Ander frowen zwo by iren, 
vnd sin husfrow wäre nit in der stuben dessmalls. Da rette die 
selb Schümacherin, sy hette dry Zägell 7 ) jnn ein bach tan. Inn 
dem käme sin Eliche husfrow ouch zür stuben tür jn gan, da 
wurde geBchwigen vnd nit mer geseit. Nit lang darnach hab 
sin früud Claus schell jren, der frowen, ein Ross in than,*) 
das wäre iren, vnd was im jn sin weid gelüffen. Da trowte sy 
jm, dem selben Claus Schellen, jnn sim, des zügen, hus vast 
vnd hoch, vnd schwüre treffenlich vbell vber jnn ; vnd in kurtzen 
tagen wurde der selb Claus schell gantz lam vnd kranck, wäre 
lang ein bettris") vnd sye noch vif den hüttigen tag lam. 

Dietrich Lang von kriens Ret: Alls dem Offerion jm 
boden begegnot vnnd Angethan was, dz er by siner frowen, 
noch by keiner gar'nüt sölt, vnd jnn gelert wurde, dz er der 
Schümacherin sölte ir har vss roupfen; das wölte offrion gethan 
haben, da möchte er jren keins vsspringen. Darby sige er, der 
Züg gesin. Demnach syge dess offrions mütter zü der Schü- 
macherin gangen vnd sy gebatten [!] vm irs hars, sy wölle dz 
bruchen zum fee; vnd sy habs iren gän. Nit lang darnach, sige 
der Züg darby gesin, habennd wollen von horw heim gan, vnd 
offrion vnd sin frow mit jm vnd Anderlüt ouch, da rette die 
selb Barball Schümacherin zum offrion: wann bistu An dim fulen 
Zagell 10 ) wider kon? du woltest mir mins hars gnon han", vnd 

'/ uneins. 

vt ziemlich. 

3 j mit Arrest belebt. 

4 ) der Siuu ist: er glaubte, sie könnten Güter heimlich bei Seite 
schaffen. 

' J ) kalberten vorzeitig-, 
"i unfruchtbar. 

: ) meiubr. vir., d. Ii. wul nicht eigentliche, sondern Symbole davon. 
*j eingesperrt. 
M ttettlägeriger. 

Ul ) wie bist du wieder potent geworden? zagel = merabr. vir ). 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



195 



•erwüschte damit ein Stacken vnd wölt offrion geschlagen han. 
Da zuge era von einandren, vnd ails sy fürbas giengend, do- 
«malls kämend sy An der Schûmacherin matten, da wölte sy den 
offrion nit durch ir matten lassen gan, wie wol der recht weg 
dadurchhin gienge. Da rette sy neiswas ') worten zum offrion 
vnd zuckte damit ir messer vss vnd wölt den offrion erstochen 
haben. Da schiede er, der züg, vnd erwüschte sy vnd hübs*) 
vnd butto ira frid. Do rette sy zu im, dem zügen: „Nunbeit, 3 ) 
du hast mich nit lan machen vnd hast dich der sach Angnon; 
4u mü8t8 wol jnnen werden, wz than hast. Nit lang darnach 
gienge im ein vnfal zü handen mit fech, dz im Abgienge; er 
wüss aber nit, wers than hab. 

Hanns jm boden, obgemelts offrions im boden vater Rett 
Alls synem sun der vnfal zü handen gangen wäre, vnd siner 
Elichen husfrowen der Schûmacherin har wurde oder worden 
wäre, do käme demnach die Schûmacherin jnn sin hus zü siner 
husfrowen vnd wäre gantz schalckhaftig vnnd übel erzürnt, täte 
ganz vngeschaffen 4 ) vnd weite ir har wider han. Da gäben sy 
iro dz har halb wider oder dem merteil, dz sy wond -1 ), sy hätte 
Alls. Das vberig har, so sy noch behaben hette, hatt sy in ein 
loch vnd schlügend ein nagel darfür vnd liessend es dry tag 
darinn, alla sy auch gelert wurdy; vnd demnach den nagel vnd 
har wider haruss zogen, da sige heitter blütt darfon gelüffen. 
Das habe im sin frow vnd der sun geseit. Demnach habend sy 
■das selb har verbrennt. 

Hans Achermann von horw redt, er habe fee by der 
Schûmacherin fee jm hergis wald gehebt; da hette bv jm ein 
houpt fech, das sin was, mit dem iren heim gfürt. Das sy wol 
wüsdt am zeichen vnd sunst, das nit iren was. Vnd er gienge 
dar vnd nams wider mit gwalt. Da weite sy ouch ein messer 
jnn jnn gestochen han; aber er hette ein güt byel f, )vnnd hette 
jm sinn, sy zü todt zeschlachen. Da sy sach, welchen weg er 
wolt, da lies sy jm sin houpt fech wider vnd seite nüt dartzü. 
Vnd nüt desterminder wurde jm domalls sin frow kranck etwas 



') etwas. 
2 ) hielt nie. 
*i wart. 

*) roh, wild, un^eberdig. 
% > wähnte. 
h ) Beil. 



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196 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



zytts vnd wurde jm ouch gantz nienen recht, jnn [!J zergienge 
fröüd vnd mût, me dann zween gantz monat. 

Hans Aman von kriens redt: Die Barbell Schümacherin 
sye zû jm in sin hus gewandlet, vnd er habe ein töchterlin, dz 
wölte sy nnn vast in ir hus ziehen, vnd verhiesse, sy wölte dz 
töchterli leren hüpsch lang har machen. Das wölte sin frow nit 
thün, wölte ir dz töchterlin nit in ir hus lan. Demnach vber- 
redte sy jnn, das er ir ein knaben liesse by ir zü dienen, vnd 
alls der selb knab etwas zits by ir wäry vnd ir diente, da funde 
der selb knab jnn irem [hus] jnn etlichen löcheren har, vnnd vff" 
der tyli obnen hette sy wol by zwey pfunden hfipsch gälie wie 
hfipsch wärch. Da rette sy zum knaben vnd larte jnn. ob 
etwar*) kam vnnd irem har wölte nachfragen, so sölte er vnge- 
schaffenlich thün vnd sich letz stellen mit denen, so dem har 
nach wölten fragen, vnd sölte sprechen : „Wolte9tu mit miner 
frowen har häxen wärch machen vnd pruchen? 44 Dess wurde er, 
Alls der vatter, jnnen, vnd näme den sun wider heim vnd 
schickte iren Ein andren sun, genant Andris. Den selben sun, 
habe sy nit gewellen, sunders den selben mit eim Schyt vssgejagt 
vnd jm getröwt, er müste dess engelten gegen iro vnd jren 
fründen. Vff dz selb wurde jm angentz 8 ) der selb sun Andrea 
vnd der Ander sun, so vor by iro gsin was, All beyd krank vnd 
lam vnd sygend noch beid lam. 

Demnach Redt dess obgemelten Hans Amans Sun, der 
lam ist: Er habe der geyssen gehottet jm Hergiswald, da sye 
die selb Barbell Schümacherin mit jm ouch hinuff gfaren mit 
iren fünff geyssen zü weyd, vnd da sy vff den berg kamen d, 
da wurdy ein vnreins schwäre wätter. Da wollte sy nun vber- 
nacht im berg beliben vnd wölte, dz er by iren da obnen be- 
libe. Das wölte er nit thün, sunder redte zü iren, er wölte heim, 
vnd sölte es Halbarten schnygen*); vnd er gienge heim. Da 
gienge sy mit jm, vnd sy hette ein kuncklen vnd spunni. Ynd 
als sy den berg vffhin giengen zü weid, do verlüre sy ein 
spülen 5 ) vnd am abher gan funde sy die spülen wider, vnd sy 
giengen doch nit den weg harab, den sy vffhin gangen warend, 



1 1 gelbe. 

2 : Jemand 1. etwär;. 
3 alsbald. 

♦ Hellebarten schneien 
i Spindel 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 197 

«unders ein Andren weg; aber nüt dester minder wurde iren 
•die spülen wider. Vnd alle sy Am heingang werend den berg 
Ab, da were es noch tag. Da sesssend sy beide zü Samen vff 
ein Ronen 1 ) zu Rüwen 8 ), do käme Ein Ragenbogen, glich by 
jnen 3 ); da redte sy zü jm: „Züch din rechten schü Ab vnd 
würff den vberen Ragen bogen, dann eo kanst du ouch wünschen.*)* 
Das wölte er nit thün, vnd alls er dz nit tbün wölt, glich 
Angendts stäche in neiswas 5 ) ins bein; Da rette er: „Mich sticht 
Vbell in mins bein"; da redt sy: „Du wensts, dz dich stäche", 
vnd lachete in an, vnd giengen heim. Darfürhin 6 ) wurde er 
lam vnd sy je sid lam gsin vnd noch, vnd habe vil schmertzen 
•erlitten. Dann im nütt preste 7 ) vnd gantz gsund wäre, alls er 
Am morgen zü weid vff den berg fiiry. 

Zusammenfassung von Nr. 28. 

Zeugenaussagen. 

Onuphrius Imboden wurde von der Angeklagten impotent 
gemacht, weil er eine andere Frau geheiratet, als sie für ihn 
im Sinne gehabt hatte. 

Peter Ackermann hatte sie betreiben lassen, weil sie ihm 
Geld schuldig war, hierauf giengen ihm 13 Kühe zu Grunde. — 
Einmal äusserte sie sich, sie hätte 3 membra virilia in einen 
Bach gethau, (wol um bei bestimmten Männern Impotenz zu be- 
wirken). — Klaus Schell machte sie lahm, weil er eines ihrer 
Pferde, das in seine Weide gelaufen, „eingethan 44 hatte. 

Dietrich Lang berichtet zu dem Fall On. Imboden, dass 
-der Geschädigte sich wieder durch das Haar der Hexe geheilt 
habe, worauf sie ihn habe ermorden wollen. Er, der Zeuge, 
habe den Streit geschlichtet, sei aber dafür mit Viehschaden 
»bestraft worden. 



' i umgefallener Baumstaram. 
») ruhen. 

J ) nahe bei ihnen. 

*) Wenn man einen Schuh in den Regenbogen wirft, so kommt er 
anit Gold gefüllt zurück. (Mündlich aus GraubUnden). £. Meikb, Deutscho 
Sagen, Sitten und Gebräuche au« Schwaben 1852 S. 229. Vgl auch 
Schweiz. Id. IV 1067. 

s ) Etwas. 

*) von da an. 

Vi nichtB gefehlt habe. 



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198 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

Nach On. Imboden's Vater hat die Hexe ihr Haar zurück- 
verlangt, aber nur zum Teil wieder erhalten. Das andere wurde 
in ein Loch vernagelt und zeigte beim Wieder-Hinausnehmen Blut. 

Hans Ackermann wurde, weil er ein ihm gehöriges Stück 
Vieh zurückforderte, von der Hexe mit dem Messer angefallen. 
Bald darauf wurde seine Frau krank und er gemütskrank. 

Einem Töchterchen von Hans Ammann wollte sie lehren 
„hübsche lange Haare" zu machen; doch Hess er das Kind nicht 
zu ihr. Dafür sandte er einen Knaben in ihren Dienst, der dort 
in Löchern und auf dem Estrich zum Zauber bestimmte Haare 
vorfand. Sie ermahnte ihn, sich ungeberdig zu stellen, wem* 
die Leute nach den Haaren fragten. Der Vater zog hierauf 
diesen Sohn zurück und schickte einen andern hin, den die- 
Hexe aber wegjagte. Beide Söhne wurden hierauf lahm. 

Der Eine von ihnen erzählt, er sei mit der Delinquentin 
auf einen Berg gegangen, um Ziegen zu hüten. Unterwegs habe- 
sie eine Spindel verloren, und trotzdem sie einen andern Rück- 
weg gemacht hätten, habe sie doch die Spindel wiedergefunden. 
Als er sich weigerte, auf ihren Rat hin „einen Schuh über den 
Regenbogen zu werfen", um das Glück zu beschwören, spürte er 
plötzlich einen Schmerz im Bein. Seitdem sei er lahm. 



29. 

Die Stürmlinen von Brüggen beträffend. ca. 1531. 

Bastion zu Rüty zu Willisow in Ettis wiler kilchgang 
clag vnd anzüg 1 ) sins Handells. 

Zum ersten Rett er, alls er sin frowen margret törigen 
gnomen hab, das sye by xiij jaren, da vermöchte er sich iren- 
wol gnug 2 ); doch all wegen mit schaden, desshalb, wann er by 
iren glegen wäry, so hette er in achttagen kein. Ruw, vnd kemy 
im dach [!] darzü, das er on sy nit sin möcht, er müste ab dem 
werch heim zu iren, vnd sigeiid doch oüch der merteil vneins- 
xin 3 ), vnd inen dick lang zit den letzen weg gangen 1 ) wie sy 
joch das augfangen haben. Aber es sye ein fröw, genant die- 
Stürml inen, die nit ein gftt gschrey oder hlmbden hab, inen. 

'.i Beweissatz, Zeugenüflfnung. 

2 ) coitum iuaritalem sa>pe exercuit. 

3 ) gewesen. 
♦} missraten. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



vil im weg glegen vnd mit inen old zwüschen inen mer ge- 
handelt 1 ), dann im vnd siner frowen lieb gain ayge, vnd, alla 
er besorg 2 ), inen nit wol erachoaaen 3 ) ; dann die aelb S türm - 
lin eu habe ein sun, den selben aun hette ay gern 8yner elichen 
frowen gen, ee ay inn gnon hab. Diaer vnfall vnd vnrrtw werte 
zwey jar. 

Da wäry er daheim in ainer Stuben vnd läge vff ainer 
gütachen 4 ) oder banck vnd aäaay 8in fröw by im. Da kämy 
die Stürmlinen ane aller ir wüssen inhin gan zu inen vnd 
aeite nie kein wortt vnd gieng allao wider hinvaa. Daa sy nütt 
Rette, daa näm inn vnd sin frowen wunder. Da Rette er zii 
ainer elichen Huafrowen, daa ay dea wybs, der Stürmlinen, 
mft88ig gange. ') Da Rette sin fröw, ay kompt Eins dar 6 ), ao 
ich nünt von ir weiss; vnd alla dick 7 ) sy kompt, ao erachrik ich 
va8t übell ab iren. Da spräche er aber: „Gang ir mftssig." 

Vnd dem nach über Ettwaa zytta habe er in sim hua in 
Eim genterly*) neiaawaa gesticht vnd vngefard 9 ) griffe er in 
ein winckell vnd fundy Ein cleiny hölltzinen beiglen lu ), etwa 
Eins fingers lang, die wäry alla voll krinnen 11 ) geschnitten an 
allen orttcn, daa nit merer wol daran möchten. '*) Die tätte er 
barfür vnd zögtty die ainer frowen vnd fragte ay, was ay mit 
tätty. Daa [!] sprach ein frow: „Nütt*. Rette er: „Du tust 
neiawaa") mit. Ich wills wüaaen". Da8 [!] Rette ain frow: 
„Ee hat mire die Stürmlinen gen, daa ich daran betten solle. 
Daa hab ich tan, vnd ie lenger ich daran bettet hab, ie böaers [!] 
ist vnaer aach halb". ") Die aelb beiglen 8yge hinweg kon 
V88 aim hua, daa er nit wüaae, wara' 5 ) kon sig. 

•) sich in ihre Sachen gemischt. 

*> wie er flirchte. 

J i nicht erspriesslich gewesen. 

*) Ruhebett. 

5 ) vermeide. 

«) immer. (Noch jetzt eimler). 

7 ) oft. 

*) Schrank. 

") von ungefähr. 

Kerbholz. 
•«) Einschnitte. 

") dass nicht mehr darauf Platz gehabt hätten. 
") etwas. 

'*) um so schlimmer ist es mit unserm Uehel geworden. 
r, i wohin sie. 



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200 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



Vnd alla er die selben frowen, die 8türmlin genant, nit 
gern me wolt in sira hus han vnd sy hiess vasem 1 ) vnd ay 
achüchty, da fiengen alle sine küg an vnd gaben kein Rechte 
milch mer wie vor, vnd wollte das fee nütt sollen*), vnd kein 
Recht kalb me möcht im werden, vnd wan er wôlltë vech ver- 
kouffen den metzgern, vnd sy das gesächen, sprächen die metzger: 
„Wir künden das nit ko offen, es ist doch nütt, dann hnt vnd 
bein a . Vnd wan er joch ein kalb zoch, ao mochte dannocht 
nit werden, das er kein ki\ kund daruss ziechen, das ers weder 
bruchenn nach verkouffen möcht. Ynd syge sin fech also vss 
torret 3 ) vnd ettlichs gäch*) gestorben vnd Allea mithin 5 ) ver. 
dorben. Ettlichs hept sich jar vnd tag, geserbet 6 ), vnd etlichs 
kümerlich widerkon, vast wenig. Vnd er habe vast sin todt 
fech heimlich nachts vsshin gschleipft, das niemand vernäm. 
\nd wan er schon andres fech kouffty, so wäre eben wie vor. 

Demnach sye es im an die Ross kon, das die vnbillich 7 ) 
vil gesseu, das ers nit glopt") hette; wöllteu aber nitt trugen s ), 
vnd wann ers in spante, ao wölltens nit ziechen vnd künds 
nieman abstätt bringen, mäste die gantz vss dem gschirr thän; 
vnd alls bald sy ledig vss dem gschirr würden, so lüffend sy 
hinweg vnd prest 10 ) inen nütt. 

Vnd sye im das fech gstorben fünff gantze jar, vnd da 
das überhin käm 11 ), da habe Bin sach vnd siner frowen aach nütt 
wollen aöllen. 18 ) Das habe sich Alls verzogen bis vif den Zins- 
tag vor dem hochen DonBtag. ,a ) Da habe sin frow zu der 
Stürmlinen wollen gan, ay bitten, das sy ir hüllffe. Da sige 
er selbs zu iren gangen vnd sy gebetten vmb gotz willen vnd 
vnser lieben frowen willen, das sy im hüllffe. Habe sy allso 



') fern halten. 
2 ) nichts taugen. 
*) abgemagert. 

'•> obendrein. 
*i langsam dahingesicht 
\i unmäasig. 
8 ) geglaubt. 
? i gedeihen. 
l0 j fehlte, 
"j vorüber war. 

"j habè der eheliche Umgang nichts getaugt. 
**) Gründounerstag. 



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Luzerner Akten zum Hexen« und Zauberwesen. 201 

zürn dritten mal gepeton, habe sis im zwey mal verseit; vnd zürn 
•driten mal hab sy zû im gerett: „Wärest du zûr fasnacht zû 
mier kön, ich wollt dier wol vor Ettlichem gain sin.* Vnd alla 
er vnd sin eliche Husfrow am hocben Donstag bede zürn hellgen 
sacrament gangen wärend, da kämy die Stürmlinen zû inen 
in ir hus, vnd sy brächte ein kertzen mit ir vnd seite, die 
Tcertzen war vil besser, dann ein andery kertzen, vnd hiess inn 
zum ersten damit bezünden vnd dann sin frowen auch, vnd seite, 
sy wollte in nün tagen wider zû inen kon. Aber sy käm nit. 
Vnd wärs etwas zits gût 1 ), das er meintte, joch*) es wöllte 
gût bliben. Aber es horte bald. 3 ) 

Vnd ouch vff ein zytt, vorm hoch en Donatag, käme er gan 
Ettiswil in die Kilcben; da wäry die S türm lin ouch darin vnd 
noch ein frow. Da sächy sy inn an so grüsamlich, das er gantz 
vnd gar erschrack vnd im alle sine har zû berg giengen. Sy 
seite aber nüt zû im vnd er nütt zû iren. 

Vnd am selben tag hette er sich verwegen vnd sye darumb 
vss sim hus gangen zû iren zegand 4 ); aber er käm nit zu ir. 
Da würdy im so wee im halls, das er nit reden kund, das gar 
nütt sollte sin ding 6 ), dann mit grosser marter müst er reden, 
vnd das man inn kümerlich möcht verstau. 

Das sye allso angestanden bis an Meytag; habe er all* 
wegen gewartet, wann das selb wyb käm vnd im vnd siner 
frowen bellften wollt, alla sy inen verheissen hat. Da wollt sy 
nienen kon. Da fienge er vnd sin frow an zû baden, ob sy 
wider kamen 4 ), vnd alla bald sy bede in das bad kämen, da 
wäry sy da vnd Rette: „Bastian badest"? er antwürt: »Ja*. 
Kette sy: „Hettest ein stein am halls, das du ertrünckist! du 
bist ein fuler man, vnd darumb bist Ein fuler man, das du nit 
Ein böm zwygest 7 ) hindere hus, wann ich körn, das ich Ein 
^öpfell fündy. Da spräche er: „Ich hab vil zwyget, Es will mir 
keiner geratten." Da Rette sy: „Lass anderlüt setzen vnd schütt 
milch darzû, so wachsendts. Ich han kürtzlich ein gesetzt vnd 



*) es wurde auf eine Zeit besser mit ihrem Uebe!. 

>) auch, sogar. 

») hörte bald auf. 

♦) um zu ihr zu gehen. 

s ) dass aus seinem Vorhaben nichts wurde. 

*) in der Hoffnung, wieder gesund zu werden 

7 ) eigtl. pfropfen: hier wol llberh. pflanzen. 



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2Ü2 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



Bchüteu milch darzii, vnd er ist gar gros» worden. Vnd sy Rette- 
wytter: „Das bad törffte wol Eim zn starck werden". Vnd des- 
selben tags würdy siner frowen im bad so wee, das sy meint, 
sy würdy Ee lam, dann gsund vnd sy möchte das bad nit mer 
erlyden. 

Desglichen habe er ein kind, vnd er war über feld xin zn 
schöfftlen da würdy das kind treffenlich *) kranck, das er meinte, 
es müst sterben. Da kämy aber das selb wyb vnd fragte, ob 
das kind nit kranck war gsin. Da habe er vnd sin frow iren 
das nit wollen sagen, haben gerett: „Nein*. 

Da rette das selb wyb: „Ich stan all nacht vff vnd lügen 
zürn laden vss, vnd wann ich schon kein ryffen sich, so ists 
doch allmorgen ein ryff, vmb min hus der merteil. Es ryffet 
gern vmb min hus. 3 ) Demnach habe sy mit inen zu abend 
gessen vnd Byge darnach hinweg gangen. 

Item demnach, alls er mit iren treffenlich grob vnd scharpf 
gerett habe, vff die meinung, das sy im vnd siner frowen sölhs 
zngfngt hab, rette sy, das sy vil für inn bettet hette, vil tüsige 4 ) 
vnd vil rosen kräntz. Da habe er iren vast tröwt vnd der 
glichen tratzlich"*) mit ireu mengerley gerett. Da habe sy im 
geantwurt, er söllo iro nüt bös nach reden, es möchte viilicht 
ein fallsche zung im haben an than, das sy im viilicht nit 
hellffen künd. 

Item am hoeben Donstag habe sin frow mit dem selben 
wyb gerett, alls sy viilicht onch giert vnd vnder wisen war 6 ), 
vnd iren clagt, wie es ir vnd irem man so schlechtlich in der 
ee gienge, vnd habe sy drüwmal gepetten vff einander vmb 
gotzwillen, das sy iren hellffe. Da habe das selb wyb gerett 
zfi siner frowen: „Du bist selbs schuldig, du hast den man nun 
wollen han, es sind ander lüt ouch in der sach, die dich gern 
betten gnon". 

Vnd in suma, so habe das selb wyb ein sun, da hette sy 
gern gesechen, das sy irn sun gnon hette. 80 dz nit beschechen^ 



*i Ist das aarg. Schottland gemeint? ein Verbum „schöftlen* ist 
uns nicht bekannt. 
h sehr. 

Vi Der eigentliche Sinn und Zweck dieser Aussage ist uns nicht klar. 
*) fehlt „vaterunser* V 
j zornig. 

M vielleicht auf einen Kat hin. 



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Luzerner Akten zum Hexeu- uud Zauborweneu. 203- 

vermeiny er, villicht im sölhs ziî handen gestossen sye, sölhs 
vnd vil ander Sachen im begegnet mit diser frowen, die er nit 
all sagen künde vnd vil langer reden bruchen wurdy. 

Item im sye schaden beschechen an fech by ij") Kronen 
vnd ee darob. 

Zusammenfassung von Nr. 29. 
Zeugenaussagen. 

Sebastian zu Rüti sagt aus, dass der eheliche Umgang ihm 
stets zum Schaden ausgeschlagen habe und vermutet dahinter 
zauberische Beeinflussung durch die Stürmlin, die des Zeugen 
Frau für ihren eigenen Sohn bestimmt hatte. 

Oft ist die St. unangemeldet in seine Stube gekommen 
und, ohne ein Wort zu sagen, wieder weggegangen. Seine 
Frau erschreck immer bei ihrem Erscheinen. 

Eines Tages hat er ein Kerbholz voller Einschnitte ge- 
funden, von dem seine Frau ihm gestanden, dass sie es von der 
St. erhalten habe, um damit zu beten. Es ist aber mit ihrem 
Uebel nur schlimmer geworden. 

Infolge des llausverbots gegenüber der St. ist ihm alles 
Vieh zu Grunde gegangen. 

Seine Pferde haben unmässig viel gefressen und zu keinem 
Dienst getaugt. 

Als die Sache mit ihm und seiner Frau nicht gut wurde, 
hat er die St. gebeten, ihm zu helfen. Sie antwortet ihm, wenn 
er an Fastnacht zu ihr gekommen wäre, hätte sie manches ab- 
wenden können. Wie er und seine Frau am Gründonnerstag 
im Begriff sind, zum Abendmahl zu gehen, kommt die St. mit 
einer Kerze, die sie als besonders heilbringend rühmt, und heisst 
ihn und seine Frau damit bezünden. Hierauf wird es eine Zeit 
lang besser mit ihnen; doch nicht auf die Dauer. 

In der Kirche hat die St. ihn einmal so erschrecklich an- 
gesehen, dass sich ihm die Haare sträubten. 

Am selben Tage macht er sich auf zur St.; aber plötzlich 
befällt ihn ein solches Halsweh, dass er nur unter grossen 
Schmerzen reden kann. 

Wie er mit seiner Frau im Bad ist, in der Hoffnung zu 
genesen, kommt die St. und wirft ihm Faulheit vor, dass er 

— • 

') 200 (V, 



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204 Luzerner Akten zum Hexen- und Zanberwesen. 

keinen Baum hinterm Haus pflanze, von dem sie Aepfel ge- 
winnen könne. Auf seine Antwort, dass ihm das stets miss- 
raten sei, rät sie ihm, das Setzen durch jemand anders besorgen 
zu lassen und den Baum mit Milch zu düngen. Auch spricht sie 
die Vermutung aus, das Bad könnte Einem von Beiden zu stark 
werden, worauf seine Frau von heftigem Schmerzen befallen wird. 

Nachdem sein Kind totkrank gewesen, fragt die St., ob es 
krank geworden sei; dies verneinen er und seine Frau. 

Die St. sagt zu ihm, sie stehe jede Nacht auf und sehe 
hinaus, und wenn sie auch keinen Reif sehe, so sei frühmorgens 
doch immer ein Reif, und das besonders um ihr Haus. 

Einmal redet er scharf mit ihr und zeiht sie all des Uebels, 
das über ihn gekommen. Sie will ihm weis machen, sie bete 
oft für ihn; aber er stösst zornige Drohungen gegen sie aus. 
Da bittet sie ihn, sie nicht zu verleumden; eine falsche Zunge 
verhindere vielleicht, dass sie ihm nicht helfen könne. 

Seine Frau hat die St. gebeten, ihr und ihrem Mann zu 
helfen, da antwortet diese, sie sei selbst an ihrem Unglück 
schuld, da sie den Mann geheiratet habe; es seien auch Andere 
da gewesen, die sie gern zur Ehe genommen hätten. 

Dass der St. Sohn, seine (des Zeugen) Frau nicht be- 
kommen habe, sei wol der Grund all ihres Unglücks. 

Sein Schaden an Vieh habe sich auf mehr als 200 (?) Kronen 
1»elaufen. 



30. 

Elsi Leim gruber von Schaff hausen. 1532. ') 

Ir herren, Nachdem Elsi leimgrAber von Schaff h usen 
liie gegeuwurttig jn miner gnedigen Herren gfengknüss komen 
ist, hat sy verjechen, das fernd"), jm nächst vergangnen jare 
Ettwas geists vff der strass zu jren komen sye vnd sy geheissen 
vnd giert vnd schier zwüngen, das sy Ein hageil gemacht habe 
by lentzbürg, der sye aber nit wytt gangen; Ettwa Ein myl 
oder zwo vnd habe ouch nit darnach vil schaden than ; das körn 



»i Vgl. Luz. Rats-Protokolle Bd. XIII 125 a. 
*) letztes .Jahr. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 205 



wäry noch jüng, Es wäry nach ostren, schier zü pfingsten zûhin. 
Vnd der geist habe jro nit raer gen, dan vier Haller. Der selb 
geist syge oQch by jren glegen vif der nacht neben der Strass 
inn stûden vnd mit jren zû schaffen gehept, nit mer dan Einest.. 
Da habe Er sy lassen Hggen vnd sye von jren hinweg gloüffen. 

Vff sömlich jr vergicht vnd misstät habend min g. hern etc.. 

(Urteil anf Verbrennung). 



31. 

Magdalena Nessleriu. 1541. 

Wir, der landamman vnd dye landlütt zû vnderwalden nit 
dem kärnn vergächen, dz vor vns ärschinen ist madaleny 
nesslerin mit sampt irem rächt gäbnen vogt jost mattis, des 
ratz, vnd vns an zeygt, dz dan der Herr kylchherr pastor 
im entlich buch [!] iren an ir glimpff vnd er grett den sy ein 
mal brächted 3 ), doch sige sy kantschafft mangelbar gsin 3 ), dz 
sy die sälbig sine red nit gruntlich antag hab mögen bringen. 
Nu bgägny ira*), dz der gemalt priester noch all wägen nit 
ablassy vud iren imer dar an glimpf vnd er gröblich redy vnd 
sy fast gägen den lütten schälty vnd verträgy 5 ), dz sy doch nit 
liden niögy noch welly; dan sy ouch vnschuldig sy; bad vns, 
iren kuntschafft der warheitt harum vergönnen in zu nämen 6 ) 
von dis nach genämpten 7 ) personen, dz man die verhören vnd 
iren darum gschryfMchen vnd gloubsamen schin gäby. Vnd die 
wyll nu nit zimpt, iemantt kuntschafftt der warheytt ab zû 
schlachen noch vor zû sin, so habend wir iren die ouch us gûtter 
pflicht vnd mit geneygten |!] wyllen vergönt in zünämmen 8 ), 
nach pruch vnd gestalt der Sachen zu vifenthalt vnd fürdrund [!] 
des rächten. 



') durch Üble Nachreden ihre Ehre angetastet. 

*) vor Gericht gezogen. 

3 ) es habe ihr an Zeugen gefehlt. 

*) komme ihr zu Ohren. 

i ) verleumde. 

*) bat uns, das Wahrheitszeugiiis hierüber einzuvernehmen. 

') genannten. 

*.i einzuveriiohmen. 



206 Luzernei Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

Yff dz zügett vnd spricht der vnser trüw, lieb landmann 
vnd des ratz künrat im wingartt, nach dem im gepotten ward, 
-harum ein warheit zii reden, niemantt zn lieb noch zü leyd, als 
lieb im gott, sei vnd er syg, vnd spryohtt, är syg vff ein zytt 
zü lutzern im wirtz huss zum ochsen gain, da syg ein pfaff 
gsin, ein hüpsch person, da rettin etlich, är wäry im entlybûch 
kylch herr. Der retty, wye är krank glägen wär vnd da schier 
arlamett; aber är hätty dz von einer hftgxen, die wäry jetz mit 
irem man zü vnder walden; darby retty är onch, äs giengy eys 
bächly by sim huss, da weit sin juugfrow ') darin Wäschen; da 
wäry dz bächly vast vnsubers, dz haby die hägx so bschysses 8 ) 
gmacht; dan är wäry dz bächly vff gangen 3 ), da wär ein züber 
im bach gstanden, vnd da für vffy 4 ) wär dz bächly suber, 
Wytter haby der pfaff grett, är haby jm entlybûch in der 
kylchen vff die hägx gschruwen, da är predien weltty, dan är 
haby sy da dännen 5 ) uss dem entlybûch vertryben. Dar by 
retty der züg zu dem pfaffen: „Ist sy ein hägx vnd ier dz 
müssend, warum gend ier sy dan nit an?" Da retty der pfaff: 
„Es stad eim priester nitt zu, ich kam dan vm min ampt; wen 
ich aber ein ley wäry, ich weit langiBt ghulffen han, dz sy ver- 
bröntt wär tt . Wytter zügett der gemält kunratt, siner jungfrowen 
man, där sig färn 6 ) zu im zu sim huss kon vnd da vff dem 
wasen glägen, vnd retty, är kam äben us dem entlybûch. Da 
fragty är in: „Wz sägett der pfaff jm entlibûch? wyrted är 
noch? 7 )" Da sprach är: „Ja, ich han da zabend gässen." Da 
fragty är in: „Was sägett är von där frowen, die da dännen zft 
vns kon ist?" Da sprächy der knächt, där pfaff hätty zü im 
grett: „Ist der tüffel die hägx noch zü vnder walden? warum 
verbrönentt sya nüd? u 

Daruff zügett margrett Butter in vnd spricht, der herr 
H'ans baster, jetz kylch herr im entttybûch, der syg zû lutzern 
im hoff für sy gangen (dz jetz woll drü jar sygen) vnd retty 
zü iren, wo sy jetz wäry mit huss*), vnd als sy im dz seytty t 

\j Magd. 

*) schmutzig. 

3 ) er sei bachaufwärts gegangen. 
*) oberhalb davon. 

5 ) von dannen. 

6 ) letztes Jahr. 

'•) hält er noch eine Wirtschaft? 
«) wo sie jetzt wohne. 



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Luzerner Akten zum- Hexen- und Zauberwesen. 



•207 



■da retty är zü iren, sy hätty jetz ein nach pürine, vor dären 
aölty sy sich hätten; dan sy wäry ein sölichs wib; är hätty sy 
zum andren mall ärzürnd, daruff wurd är lam an händen vnd 
an füssen. Witter haby der gemält herr ouch zu iren grett, die 
frow, nämlich raadaleny nesslerin, haby dz bächly by sim 
hus vnsubers gmacht, als sin jungfrow Wäschen weit (wie vor 
stad vnd zügett ist); dan äs stündy ein züber in dem bach, wen 
är den vff lupfty, so wär dz bächly ynd dz wasser suber, wen 
är dz wider nider staldy, so wär dz bächly wider vnsuber vnd 
bschyssnen [!]. 

Vnd band die vorgemälten personen bedy wz sy hie zügett 
hand zu gott vnd an helgen gschworen mit vffghäptter hand vnd 
mit vorglertten wortten, dz ir züg uns vnd kunttschafft ein 
warheytt sig, vnd zu gloubsamy so han ich, der vorgenantt 
landamann zu vnder walden nit dem kärn wald, nämlich jo- 
hannes lussy, min eygen insygell offenlich vff dissen brieff 
getrükt by ändt der gschrifft; doch mir vnd minen erben an 1 ) 
schaden, der gäben ist vff fryttag nach sant marx tag im 41 jar. 

Zusammenfassung von Nr. 31. 

Magdalena Nessler in Nidwaiden belangt durch einen Brief 
-der Nidwaldner Regierung an die Luzerner den Kirchherrn 
Hans Baster in Entlibuch injuriarum, weil er sie der Hexerei 
bezichtigt, die sie während ihres frühern Aufenthalts im Entli- 
buch an ihm verübt haben soll. Zwei Zeugen bestätigen, daas 
sie den Kirchherrn haben sagen hören, die N. habe ihn lahm 
gemacht und durch Einsetzen eines Zubers den Bach bei seiner 
'Wohnung getrübt. 



32. 

Peter Krumenachers Behexung. 1543. 

Ich, Hanns tannman, Burger vnd des Katts der Statt 
'lucern, der zytt landtuogt zu Entlibuch, Beckennen mit diser 
gschrifft, wie denn für mich komen jst ethwas jrrttums vnnd 
vnraw 2 ) zwüschen petter krumenacher vnd siner frowen, 
Harumb jch verursachet bin, kundtschafft vff zenemen etc. 

') ohne. 
') Unruhe. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



Des Ersten hand gerett Augnes vassers, vlli stadel- 
mans hussfrow, vnd Appolonia, jr tochter: Als den zwüschen> 
petter krumenacher vnd siner frowen Ettwaa Widerwillens 
were 1 ) vff dz so habe gern el te Angnes zu" Elsen adems, 
Hinderklewis wyb, gerett: „Liebe Elsa, jch bitten dich durch- 
gottes vnd siner lieben mûtter marien vnd Aller lieben hei gen 
willen", ob 9 ) sy jnen köntte helffen, dz sy dz thiin weit, dz 
beachech vff dem ostersamstag. Vff dz rette Else: „Jaists 3 )- 
müglich, so wil ich erdencken, dz jm geholffen wurd." Vff dz 
lüffe sy gan schüppffen jn dz dorff vnd kam bald wider vmm 
vnd sprach: „Ich han mit vlli schulthessen grett, der wirtt 
jm helffen"; vnd lüffe die eis dry oder vier mal hin vnd wider, 
vnd was ir vast angst. Do sprach sy [Eis]: „Wenn jr inn> 
mögendt behalten 4 ), vnd er diitt, was jnn schulthes heist, So 
wirtt sin sach besser". Vff dz rett sy [Eis oder Agnes?] zü 
petter, er sölt nit hinweg gan, dz müste er jren jnn ir hand 
verheyssen. Do sprach sy [Eis] zfi stadelmanns frowen 
[Agnes]: „Ich wil dir dryerley schossbalmen r ') bringen vnd wil 
noch ein stuck dar zü tun, vnd dtindt ir weBperkertzen darzä 
vnd bindend jms wol an, dz ers nit wüsse; Denn wenn ers 
wüste, so wurd ers nit lyden. 

Wytter rett stadelmans frow, wie vff nächst [!] suntag 
sy vnd ander frowen jn des Schmitz hus by dem win weren, 
do neme klewis frow 6 ) nussguttnuss 7 ) [!] vnd schnetzet jn 
bächer vnd gab denen frowen ze trincken vnd sprach: „trinkende 
nit gar vss; denn ich han vor malen ouch ethwenn me darin 
geschnetzet, das hatt man mir nit für glitt vffgehept*). 

Item Anny lauber hett grett, wie vff dem ostertag zur 
vesper do gienge petter krumenacher dem priester nach in 
diekilchen, do spreche vrssely jm ror: „Was will er da tun?", 
do rette eis adams: „Er will gan byehten, Er hett hinnacht jn. 



') bezüglich de* ehelichen Umgangs. 
2 i wenn. 
», ja, ist's. 

\i wenn ihr ihn zurückhalten könnt dass er nicht weggeht). 

5 i Ks ist wol zu leseu „schoss balmeu\ Schosse geweihter Palmen. 

Damit ist wol Eis gemeint. 
7 ! Muskatnuss. 

* : hat man mir übel ausgedeutet, vorgeworfen. Vgl. Schweiz. In. 
II 896.6. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 2üi> 

der nacht ouch bychtet; jnn «ölt wol gnügen 1 ); Es jst aber oit 
gnug, er müss noch me lyden. 

Item vlli schulthe8 rett, wie dz Else ad am 8 zü jm 
wer komeo vfF dem oster aben vnd Spreche zu im: „Weist du 
krumenacher nüt ze helffen? u sprach er: „Ich we9s [!] nütt u . 
Do rett 8y: „Gang znacht mit jm jn die kilchen vnd netz jm sin 
hempt mit wie wasser 3 ) vnd lass jnn darinn ertrochnen." Do 
sige er mit jm gan vnd band [!] dz tan; aber er mochts gar 
vnd gautz nütt erlyden vnd hette doch ein glitten gfulten 3 ) rock 
an. Wytter rett schulthes, dz er ouch habe gsechen vff dem 
ostertag, do gicnge krumenacher durch die kilchen vffhin, 
Do habe er g[s]echen, dz die elss vnd ir Schwester tochtefr] vff 
jnn mupften 4 ) vnd kitzer lachetten. 5 ) 

Item Hans Eügel rett, wie dz vff dem oster aben sy jnn 
vlli stadelmans huss by dem win weren. Do rette die Eis 
zu krumenacher: „Petter, bisR gütterdingen, hinnen morn 
znacht wirst ein mal vitzen. 6 )" 

Item meyster Heinrich, tischmacher, hat züget, dz er 
vff dem ossteraben jn vlli stadelmans huss by dem win were; 
do sprach er zu krumenacher: „Biss gütter dingen." Do rett 
des fröwlis mütter: „Er ist nüt gütter dingen." Do sprach Eis 
adems: n Er mag nit gütter dingen sin, vnd sölt jnn der rütt 
schütten. 7 )" Demnach rett sy wytter zu krumenacher: „Wie 
henckst du dz hopt? biss gütter dingen, hinnen morn znacht 
müst einmal vitzen", und sprach zü jm: „Gott geb dier ein 
nacht, als ich gern eine nett*. 

Item margret, klaus stadelmans frow hett grett, dz 
vff dem osteraben sig Eis adems komen jn vlli stadolmans 
huss vnd furtte sy vnd krumenacher vsshin jn dz klein stübli. 
Do batt sy jon, er sölt jm s ) des abens lassen helffen. Do rette 



V) er sollte bald genug haben. 
*) Weib wasser. 
J ) gefütterten. 

\) höhnisch auf ihn wiesen. 
*) kicherten. 

') coireV Diese Bedeutung lässt sich aus den uns zugänglichen 
Wörterbüchern zwar nicht belegen: doch erinnern wir an das wurzelver- 
wandte ficken in dieser Bedeutung, sowie an (Hachen. 

'•) das Fieber schütteln i'eine Bekräftigung*- und Verwünschuugs- 
fonnel) 

»i sich. 

14 



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210 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberweaen. 

er nit ein wortt vnd gieng zer tür vss. Do sprach die eis: 
„Warumb gatt er zu tür vss vnd warumb gset er mich nit an?" 
Do rett margrett: „Du gsest wol, dz er nit by jra selbs ist, 
mich dücht, wenn er ein glitten glouben hett, er sölt wol dem 
tüffel vnd den vnhulden 1 ) wider stan. Do rett eis: „Du redist 
wol, wenn er könt oder möcht; Er kan nit vnd mag nit, vnd 
weis ich dz a ; do rett sy zu margretten, ob sy dem möntschen 
könt vnd möcht vergeben, der jms an tan hette; Bprach sy, ja 
sy könt vnd möchtz tun vnd bett gott, dz ers dem mentschen 
vergeben. Do sprach els:„ So bist du besser, denn ich mochtz 
nit tun." 

Item Erhartt Gfitt Jenny hat grett, wie er von einem 
varnden schuler Ettwas bricht enpfTangen habe, vnd so nun 
jm anzöugt sig worden von petter krumenacher vnd siner 
frowen, habe er sin ding des halben versucht 8 ), vnd weit jnn 
duncken, wie dz hinderklewis frow ettwas schuld daran habe. 
Dz aber ers wol wüsse, dz tüg er nit. 3 ) Aber dz wüsse er wol, 
dz jm der trunck des abens sig worden, da jm der schad har 
komen were. 4 ) 

Harumb hand die vorgenannt mans personen lypplich zu 
gott vnd sinen helgen geschworen, Ouch die frowen hand grett 
der mass, ob ethwer nit enberen weit, dz sy darum möchten 
ze recht tiln. 5 ) 

Datum vff sant medarde Anû etc. xliij. 

Zusammenfassung von Nr. 32. 

Bericht des Landvogts von Entlibuch an die Regierung 

von Luzern. 

Zeugenaussagen. 

Peter Krumenacher ist, wie man glaubt, durch zauberische 
Manipu lation impotent geworden. Eine Agnes Vassers bemüht 
sich um ihn, indem sie Eis Adams bittet, ihm zu helfen; diese 
sagt zu und wendet sich in der Sache an Uli Schulthess . in 



1 1 Dämonen, Hexen. 

2 < habe er seine Magie deshalb versucht. 
3 doch wisse er das nicht genau. 

+) doch wisse er, das«* ihm [dem Krumenacher] der schädliche 
Trank eingegeben worden sei. 

i haben sich bereit erklärt, nötigenfalls vor Gericht zu zeugen. 



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Luzerner Akten zum Hexen- uud Zauberwesen. 211 



Schüpfen, der ihr behilflich zu sein verspricht. Doch macht 
-sich an der Eis eine gewisse Unruhe bemerkbar. ') Sie [?] be- 
schwört Krumenacher, nicht fortzugehen und giebt der Â. einige 
Mittel („Palmen" und „Vesperkerzen 44 ) an, die man Kr. heimlich 
anhängen solle. 

Ganz ausserhalb unseres Falles liegt die Aussage, dass 
Eis [?] bei einer Weingesellschaft Muskatnuss in die Becher 
geschnetzelt und ihren Gefährtinnen zu trinken gegeben habe, 
mit dem Bemerken, sie sollten nicht ganz austrinken, da ihr 
das einmal schlimm ausgedeutet worden sei. 

Gegenüber Anny Lauber hat Eis geäussert, Kr. müsse 
noch viel leiden. 

Uli Schulthess bestätigt, dass Eis zu ihm gekommen sei 
mit der Anfrage, ob er Kr. helfen könne; er habe aber kein 
Mittel gewusst. Da habe sie ihn aufgefordert, in der Kirche 
das „Hemd 44 Kr.'s mit Weihwasser zu netzen. Das habe er 
gethan ; aber Kr. habe trotz eines gefütterten Rockes das Weih- 
wasser nicht ertragen können. Sch. fügt bei, dass er Eis in 
der Kirche mit ihrer Nichte über Kr. habe spotten sehen. 

Zwei weitere Aussagen stellen eine verdächtige Anrede 
der Eis an Kr., betr. seines Zustandes, fest. 

Auch gegenüber Margret Stadelmann äussert sich Eis, sie 
wisse es, dass Kr. dem Uebel durch Glauben nicht steuern könne. 

Ein fahrender Schüler spricht die Vermutung aus, Eis, 
Hinder Klewis Frau, könnte an dem Uebel schuld sein. 



83. 

Magdalena Bili. 1544. 

Geschworne kuntschafft gegen vnud wyder des alten 

Bilis frowen 1 544. 
Hey si Danhuser zügott vnnd rett, es sye By dry en oder 
vier jaren, da wilri diser gezüg By sincr husfrowen in irem 
garten, darin Sy dann ein hübsche wyse gilgen 8 ) mit dryen 



*) Es ist im Original nicht ganz klar, warum K. diese Unruhe und 
Angst zeigt. Es soll vielleicht damit angedeutet werden, dass sie die 
Behexung Krumenachers bewirkt habe. 

») Lilie. 



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212 Luzemer Akten zum Hexen- und Zauberweseu. 

etenglen hetten. Da gienge dess alten B i Iis frow dafür vnnd 
forderti inen die gilgen einssdar 1 ) ab, Sy aolten ay iren geben. 
Die Sy iren nun ein mal oder drü verseitten. Zti lest, do sv 
iren die gilgen nit wolten geben, do sprâchi Sy: .Nun lftgend 
nun, dz ira [!] sy lang heygen, das sy nitt verderby." Harüber 
nitt lang darnach do syge die gilgen in grund verdorben. Dem- 
nach ettwan ein tag ald dry vor dem sy in gfengknus komen, 
do Syge dise frow aber da furgangen, Sprechende: „A schow, 
wie ist das ein garten! Ich meint, es sôlt nitt ein zybelen da 
fur Sin kon, So ist er nach vffrecht." Antwurti iren disers 
gezügen husfrow: ,;Sy sagend, es syent neiwa*) bAse wyber r 
von denen wir Semlichs haben, man well Sy verbrennen." Do 
Antwurti Sy lachende: „Es ist ein kalter wind, er hatt Styffel 
An." 3 ) Demnach wie Sy gfangen si worden, Syge diser gezüg 
zu debasen 4 ) bilin, dess alten nun, komen, retti: „Debess, hett 
man nun die funden, So dir die bünten 5 > hinweg gefilrt hatt? 
es miiss ettwa eina lyb vnnd leben Costen." Wytter Sye im 
nünt zc wüssen. 

Agty Fanckhuser rett, wie diser gezüg 6 ) Ettwa vor 
dryzechen jaren nach by Irer mütter am Laugenbül wari, do 
sige dess bylis frow zu inen zdorff 7 ) komen, den garten vnnd 
die bünten beschowet, darby gerett: „Dz ist doch ein hübschen [!] 
garten! das numen nitt ein hageil käme vnnd üch disen garten 
vnnd bünten Schlache. u Syge domalen die bilina heim gangen. 
Glich darnach eben desselben tags habe der hageil inen als 
zerschlagen. Ob sy es aber von iren habend old nitt, möge 
diser gezüg nitt eygenlich wüssen; doch habe sy ein Argwon 
vff Sy. Ouch sy iren wol zewüssen, das sy ettwa vor zechen 
jaren zur Ey zdorff wari, do kami dess Alten bilis frow ouch 
dahin, gienge in den stal, da dau dz vee inn wari. Da wari 
ein ku darin, die gross entliese.*) Die selben greyffiti 9 ) sy vnd 

') immerfort. 
2 ) irgendwo. 

3 Muss eine sprichwörtliche Redensart sein, die gleichbedeutend 
ist mit einer höhnischen Abfertigung. 

Tobias (oder Matthäus V i 
'•) eingezäuntes Grundstück. 
*) sio selbst, 
•i zu Besuch. 

Vnm Schwellen de* Euters vor dem Kalbern. 
') betastete 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwe»en. 



epräcb darmitt: „Die kii hatt ein hüpschen vtter! wena sy 
numen kalberen mocht. ft Vnnd wie Sy von inen kam, do Stürbe 
die kii am kalb nach in der Selbigen wochen. Daran sy ouch 
ein bösen argwou hetten. Darby rett diser gezüg, wie byli vor 
xv jaren ein knecht (namblichen mich eil Hürni, ein schnider, 
jetz sesshafft zâ Aschlismatt im land Äntlibüch) gehept. Von dem 
selbigen habe diser gezüg dick gehört, das er gerett, bylis frow 
Byg ein häx; darby ettwa vil Argwünige Stucken Anzeigt, So 
er von iren gehört vnnd gesechen hab. Wytter wüsse diser 
gezüg nünt. 

Catrin nägeli rett, wie Sy ietz vergangnem meyen mitt 
einer glitten milch kii, dero sy erst dz kalb abrochen '), für desa 
alten bylis huss vffhin an salen zum Stier füri. Do stunde dess 
Alten bilis frow vor dem huss, Sy fragende, war sy mit der 
kii hin weit, Antwurti sy: zum Stier. Do antwurti iren bilis 
frow: „Dz ist ein hüpsche, feysti ku. w Wie sy also mitt der 
ku widerum heim käm, do sftlti die kii nünt me 2 ) vnnd doritte 
vss, also dz sy vermeint, Sy mfist darum komen; dan sy welti 
•ouch nitt ein tropffen mer trincken. Wurde si gelert, Sy sôlti 
iren gewicht saltz vnnd gesegnotten balmen ingeben. Das thätti 
«y. Also kflm die kiï wider. 3 ) Ob sy es aber von der bylina 
hab old nitt, möge sy eigenlich nitt wüssen; Truwte Aber iren 
nitt wol; dan sy Semlichen lünden 4 ) By den drysig jaren von 
iren gehört hab. Das sye dz, so iren hieuon ze wüssen sy. 

Otilia Zuber, Andress Fölmlis eewib, die Aber nun 
<lalome 5 ) gar nach 6 ) by zweyen jaren in ab w es en ires mans 
sich enthalten 7 ), vrsachen er sy nitt wil tholen 8 ), zügett vnnd 
rett: habe sich vff ein ostertag begeben ettwa vor xv jaren, 
die (!] gienge diser gezüg sampt irem eman, darzù ire dochter, 
•die domalen ein kind, gan ein ross suchen. Do sächen [!] diser 
gezüg eini da sitzen in einem wüsten miiss 9 ) in iren weyd. 



') entwöhnt. 

2 i taugte nichts mehr. 

3 ) erholte »ich wieder. 

4 ) Leumund. 
*) nunmehr. 
*) beinahe. 

'i von ihrem Mann getrennt gelebt hat. 
«I dulden. 

9 j Bedeutung unklar. Durcheinander. Wust? 



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'214 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



Fragti diser gezüg iren eraan Andressen: »Wer ist dz? a Ant- 
wurti er iren: „Es ist die alt bylina." Do sy also Seche, do- 
kanttent sy beyde gar Eygenlich wol, dz sy die alt bylina 
was. Do sprachi diser gezüg zii irem eeman: „Wir wend zum 
hag zfihin, wend sy fragen, was sy da mache.* Wie sy iren- 
also nachintin, verschlüffe sy Angsicht irer beyder ougen in 
dem gestüd, so da zugegen was, das sy nitt mog wüssen, ob sy 
verschwunde old ob sy sunst verschlüffe. Doch künten Sy sy 
niena me finden. — Wytter habe es sich begeben vor zwentzig- 
[jaren], wie dan disers gezügen Schwiger ein gspan 1 ) mitt der 
bilina gehept. Begäbe sich, dz ir schwiger, Andresen mdtter, 
eini vber dz kind gwun. *) Do Schickte die Alt disen gezügen 
mitt dem kind vorhin mitt dem kind [!] gan Intzen zetoutferu 
Sprechende, Sy wellt bald nachin kon. Wie die alt also nach 
zu der kilchen kam An einer trybnen 3 ) kilchen strass, da sy ir 
leben lang gewonett, do begäbe sich, das sy da verirretti; Be- 
kam Also vff Ander hoff, An denen orten sich selbs nitt be- 
kanti, Sunder zu lest vff eim hoff, genant die Ilüwatta. fragte 
sy, wo sy wäri. Do nement sy die selben lütt daselbs vnnd 
fürten sy gan Lützen. Wie dz kind getoufft vnd diser gezüg- 
mitt der Alten, irer schwiger, wyder hein gieng, do begegnotte- 
inen in einer weyd vnder dess Bilis matten Am weg ein grü- 
selichs thier, wär gefarwt vnd iu der grôsi wie ein esseil; doch- 
glichetti mitt dem Schlund vnnd sunst einem wolff. Das schluffe 
Also zwüschent inen beiden durch. Uff Semlichs wurde die 
Schwiger kranckh vnnd Lage Also ettwas tagen im bett. Auch 
BegAbi sich vff ein zitt, das dess bemelten zügen ein man 
Ärbs hetten [!| wachsende vnnd einsdar Biegende in sinen 
matten dess er die selben Ärbs vff ein zitt Angsicht diser 
gezügen Ougen mitt einer rutten obnen nider schlug. 4 ) Das 
gesache nun die alt bilina ouch vnnd retti zu im: „O hettest 
du ein hageil darin, das ers dir niderschlftg." Do kilmi der 
selben nacht ein grosser hagell. Ob er aber von inen dar 
komen old nitt, mog sy nitt eygenlich wüssen. Wytter wüsso 
8y nünt. 



') Streit. 

»j eine Pathin gewann, 
»j begangenen. 

*) Bedeutet wol irgend eine landwirtschaftliche Manipulation. die* 
das allzu üppige Aufschiessen der Höhnen ?! verhindern sollte. 



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Luzerner Akteu zum Hexen- und Zauberwesen. 



215 



Donstag nach Corporis Cristi 
Anno 1544 

Alls dan magtalena bylin in miner g[oädigen| hjerren] 
gfencknus komen ist, hat sy veriechen: Des touben ') knaben 
halb redt sy, im nüt zessen gen haben; dan der knab hab den 
tüffel in den adren ghan. Das hab der tüffell selbs veriechen. 

Vff donnstag nach jacoby anno 1544 hatt man aber Mag- 
dalena Byllin befragt vff ein uüws. 

Hatt erstlich nüt wellen verjechen. 

Vff zinstag nach jacoby hatt man aber mallen pinlichen 8 ) 
befragt; hatSy ane vnd mit dem stein 3 ) nüt wellen bekantlicb sin. 

(Antwort des Schultheissen und Rats von Willisau an Luzern, 
worin über „die armen wyber tf [ihre Namen werden nicht ge- 
nannt] berichtet wird, sie hätten wol 20 Jahre hindurch in 
schlechtem Ruf gestanden; doch wisse man über die Delikte 
nur vom Hörensagen. ^Dattum vif Santt Jacob dess heiigen 
zwolffbotteu Abend Anno etc. 44 jar. u ) 4 ) 

Den Edlen etc. Schultheis vnd Radt der Statt Lucern etc. 

Edlen etc. Üwer Schriben, inhaltz den handell der Armen 
wyberen wir gnngsamlich verstanden, haruff wir üch Sy, Sampt 
der kantschafft irer übelthatt vnd misshandlung, so wir ietzmal 
haben mögen in geschriff't etc. überantwurthen etc. Dattum 
Mittwochen, den xvj tag hAmonatz, jares xliiij. 

Statthalter vnnd Radt zii Willisow. 
(Von anderer Hand:) 

Das ist die kuntschatft von denen zweien wyber, die hantt 
gerett by yren eideu, vnd hand den eid geschworen. 

Den fromen, vesten, fürsichtigen, wysen Schulthes vnd 
Ratt der Statt lucern, minen gnedigen lieben Heren vnnd obren. 

Min fründtlichen gnlas vnd willig vnderthenigen dienst 
nach minem armen vermügen Sye üwer wysheit Alle zytt be- 
reytt etc. Gnedigen min heren, uwer schriben, von wegen des 
allten bylis frowen von dem michel Hürnnin Kuntschaft vff 
zenemen, So han ich mit hilff vnd by stand Hanns schurtten- 



r i tobsüchtig, 
«j mit Folter. 

s ) der Gewichtstein, der zur Verschärfung der Folter an die Füsse 
gehängt wird. 

♦) Da hier von mehreren Weibern die Rede ist, fragt es sich, ob 
das Aktenstück wirklich zu unserm Prozess gehört. 



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216 Luzerncr Akten zum Hexen- und Zauberweseu. 



bergers, Hans margbaehers, Hans Studer [!] Söliche Kundt- 
schaft nach form des rechten, ouch nach dem lands bruch uff- 
genommen. 

Erstlich so hatt der obgenant michel hürnny Bezügt, 
wie dt sich vor zwentzig jaren gefügt, do were er noch ein 
junger knab vnd dienet by dem nlten bylin Tnd by siner 
frowen. Vnd vff die selben zyt do hette der byly sust ouch 
ein koecht, der wurde kranck vnd furtte man in dennen '), vnd 
wüsse er nit anders, denn dz der knecht der kranckheit stürbe, 
vnd were do die gmein red, bylis frow die sölte in [Î] katzen- 
hirny han zu essen geben. Ouch so were da ein nöcher nachbur, 
mit namen willi wächsler; mit dem were bylis frow über 
eins.*) Do rette der selb willi: „Ich han fünff oder sechs kû; 
aber ich kan vss der milch nützit machen", vnd vermeint, er 
trü wette des bylis frowen; dz habe er von im gehört. Dem 
nach were da ouch ein nachbur, nämlich der alt velbly mit 
dem einen oug, mit dem were die frow ouch nit wol des einen. 9 ) 
Vnd vff ein zytt do kerne ein hagel vnd schlüge dem v eiblin 
vff sinem hoff vast übel; aber vff bylis hoff dette es keinen 
schaden, vnd lügend aber die hoff an ein andren. Das habe 
michel Hürnny gsehen [!]. Aber denn hätte sich gefügt, dz 
dem velblin ein rind siech wurde vnd weit im abfallen. Do 
liesse er dz vffschniden, do were im der arsstarm vercknüpfft, 
des trüwete velbli ouch der frowen; das habe er von im ge- 
hörtt. Aber denn rett gemelter Hürnny wytter, als er by dem 
bylin knecht were, do sölt er vnd sust noch ein jüngling 
schwentten 4 ), vnd wenn es regnet, so lüffen sy ettwen vff die 
büny zu s'chärm 5 ) vnd werend nit zu dem erstbaffigesten [!] ze 
schwentten. Dz könte denn alwegen die frow inen sagen vnd 
was übel ze friden. Vnd ob sy vermeintten, die frow sölte vmb 
sölichs gar nüt wüssen, denn es were ein wytten [!] weg von 
irem huss. Ouch so hat der b y Ii ein glitten höwbiren bom, 
ein wytten weg von sinem huss, vnd wenn sy ye in die schwendi 
wolten, so namen sy ethwan vnder dem bom biren vnd trügen 
mit inen. Das kont denn allwegen die frow inen sagen vnd 



') weg. 

2 ) Sollte wol heisaen: nit ilbereins. 
s ) einig. 
*) roden. 

'•) unter das Obdach. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



217 



verwysen, das bj vermeinten, der tüffel mûsste ir semlichs sagen, 
süst möcht es nit mfiglich sin, dz sy sölichs wüste. Item 
roichel Hürnny rett onch wytter, dz inn vff die zyt an einer 
nachburschafft nit anders tüchte, denn dz man der frowen nit 
vil gûtz were truwen. Nit anders were im vmb den handel ze 
wüssen. Dz hatt er gerett by synem geschworen eyd. 

Datnm vff Sannt Maria magdalenen aben Anno domini xliiij. 

Jörg hafner, yetz weibel 
zü eschels8matt, üwer 
williger diener allezyt. 

Zusammenfassung von Nr. 33. 

Zeugenaussagen. 

Dem Heisi Da nh user hat die B. den Garten behext, 
<3aes seine Lilien zu Grunde giengen. 

Ebenso hat sie über der Agti Fanckhuser Garten einen 
Ifagel gemacht und ihr eine Kuh durch Zauberei getötet. 

Auch der Katrin Nägeli hat sie eine Kuh behext. 

Otilia Zuber sagt, sie habe die B. in einer Weide mani- 
pulieren sehen, und plötzlich sei sie verschwunden gewesen. 
Ihre Schwiegermutter sei von ihr [B.] so verwirrt worden, dasa 
sie einen gewohnten Weg nicht mehr habe finden können. Auf 
dem Heimweg von der Kirche sei ihnen ein eigentümlich wolf- 
artiges Tier begegnet, worauf ihre Schwiegermutter erkrankt sei. 
Ihrem Mann macht sie Hagel über die Erbsen. 

Aussage der B. unter der Folter wegen eines tob- 
süchtigen Knaben. 

Zeugenaussagen. 

Einen Knecht soll sie durch Eingabe von Katzenhirn ge- 
tötet, zwei Nachbarn die Kühe behext und Hagel gemacht 
haben. Auch sei es merkwürdig gewesen, wie sie (ohne dabei 
gewesen zu sein) ihren Knechten immer nachweisen konnte, 
■wenn sie wenig gearbeitet oder dass sie Obst gestohlen hatten. 



34. 

Margret Frum. 1544. 
Vff mentag nach Jacoby. 

Margret frum, alls sy jnn miner g. h. gefe[n]cknis komen, 



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218 Luzeriier Akten zum Hexen- uud Zauberwesen. . 

hatt sy ane marter bekant, einer ') habe jro 20 eyer gehouschen *),. 
er welle sy Lerren, das jro kft numen 3 ) en weg Loûffe; habe 
sy jm Alle die eyer verheyssen, so sy habe. Der habe sy 
gelert, sy solle der ku ein mumpffel geben vnd ettwass wortten 
Reden, so Louffs jren numen enweg. Das habe sy gethan; da 
har sige jro disser Lumbden 4 ) Erwachssen. 

Item dess krutzes 5 ) halb, ab dem kylchoff genomen, habe- 
sy ein bettler gelertt. 

Item mit marter hatt sy witter nit wellen bekantlich sin. 



35. 

Regula Asper. 1544 6 ) 

Vff Frytag vor Margarethe Anno etc. 1544. 

Regely Asper, wonhafft zur blichen vff dem • hoffe hatt 
ane marter bekant: erstlich sy habe nie gemeint, das man jro 
Boichs truwete 7 ), welle jro ein ädern nach der ädern 8 ) vssugen 
Lassen, das sy vnschuldig Sye. Dess hundes halb: habe den 
von jugent vff zogen, vnd wan die büben dem hund zu Leid 
gethan, habe sis nit gern ghaun; Sunst niemants gehasset. 

Item der Suw gallen halb: habe sy genommen jn jost 
sporis huss, vnd die heim getragen vss dheiner andern vrsach, 
dann dass die selbig gut für den vngenannten *) Syge. 

Vnnd alls sy gefragt, das sy vff ein zytt by ertlichen 
Lutten gerett, das sy können solle einen man vnnütz ,0 ) machen 



') Zwischen „einer" und „habe" ist ein Zwischenraum von 5 cm., 
frei gelassen. 

*) geheischen. 
3 j nicht mehr. 
*) Leumund. 
b ) Kreuzes. 

*) Auf der Rückseite dieses Aktenstücks steht die Notiz: Der vier 
wibern Hanndlung: Nämlich der]Allten bilinen (s. No. 33j der zur buchen 
Dorathe Duriler vnnd Regula Asper vss) Zurich gepiett vnnd jMargret 
brunen von pffefficon vss Sannt micbells ampt anno 1544 vffglüffen. 

') zutraute. 

s ) 1. andern. 

9 ) geschwUrartige Krankheit, nieist Umlauf am Finger. 
,0 ) impotent. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 219* 

vnd das er keiner frowen gwallty, Redt sy: die Lütt Lügendts 
an vnd wüsse nüt. 

Item mit der marter: sy sig vnschuldig vnd wil nit be- 
kantlich sin etc. 

36. 

Margret Cher von Pfäffikon. 1544. >) 

leb, Jörg fer, diser Zit Richter vnnd meyer zii Pföffickea 
jn Sant miohels ampt*) Beckenn offennlich, Das ich vff hütt an 
statt vnnd namen der Eerwürdigen, wolgelerten geistlichen Herren 
Probst vnnd Capitel der Loblichen Stiffdt Sant Michel zu Münster 
jn Ergöw zu Pfafficken offenlich zu gricht bin gesessen, Vnnd 
als dann Margret Cher von pfafficken jn miner gnedigen herren 
von Lncern gfengknus komen, vnnd das Recht vff jm tregt 3 > 
vnnd erfordret, jrens verschruwnen Lümbdenns halb kundschafft 
darüber zehaben, Daruff dise knndschafft nach form Rechtens 
by gschwornem Eyd verhörtt. Bezüget dos ersten: 

tli kupp Redt, wie er vff ein zyt vierer 4 ) zii pfafficken 
gsin, vnnd als dann die schwin ze vstagen*) an c ) hirtten hin 
vnnd herlüffend vnnd jn gütren schaden thättent, Befälche er 
dem vorster, die Lütt ze pfenden, von deren Süwen schaden 
gschëche, vnnd gienge zii Gretj Cher vnd pfandte sy harum. 
Do wurde sy zornig vnnd spräch, wer es empfolchen 7 ) nette ^ 
do Redte der vorster, der kupp hett es gheissen; do Redte sy 
vnnd tröwte mitt dem vinger, sy weltte dess ob jm old ob sinem 
gut zii kon H ). In dry tagen darnach were jm ein kû jm wald 
abgangen. 

Wyter bezüget Er, wie dem Schmid thaler ein moren 
mit acht vörlinen erlamet, vnnd der selbig zwyfiete ouch, Er 
hett es von gemelter greten, dann Er hette ein Span 9 ) mitt. 

') Auf der Rückseite: 1544. 

*) Pfeffikon im Kt. Luzern bei Münster. 

i ) in sich schliesst, mit sich bringt. 

♦) einer der vier Gemeindevorsteher. 

») im Frühling. 

«) ohne. 

') befohlen. 

*) beikommen. 

9 ) Streit. 



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Luzerncr Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



jren ghan, vnnd er, züg, Redte zrt jm. Er sölt zu jren gan vnnd 
sy vm gotz willen bitten, das sy jm hulffe, vnnd Er thätte es, 
vnnd Bätte sy; do antwurtte sy, sy könne nütt mitt, Er soll 
morn die tbüren vffthnn vond die Snnn lan jnnhin schinen; 
vnnd er thätte es, do Lüffe morn dess die moren daher vnnd ge- 
brëst jren nüt mer; vnnd hatt die moren lam vnnd gsündt gscchen. 
Wyter ist jm nitt wüssendt. 

Heini furer züget, wie er vff oin zyt ein Span mitt 
jren ghan, das je 8y zu jm sägte vnnd jm trowte, jmm wurde 
jn ander weg abgan. ') Bald darnach Erlametent jmm ein 
hüpschen [!] münch*) vnnd ein wyssen Ochsen; vnod hette er 
jnen nytt jn ye können helffen, werent Sy jm verdorben. 

Wyter Bezüget Er, wie er an einem fritag ze kilchen 
gangen, vnnd als er von kilchen für das Beinhus gangen, were 
disers gretj eher da, vnnd jnn gieng ein grasen an, gienge 
heym vnnd leigte sich nider vnnd kerne jn vier wuchen nitt vea 
dem Bett vnnd schickte gan Sempach nach einem artzet, vnnd 
als er körne vnnd jnn bschowte, Redte er, Es wer jnn die 
kranckheit noch 8 ) by dem Beinhus angaagen. Do besionete er 
sich, wie vnnd wenn er zu kilch gsin were vnnd zwyflete vif 
gemelte grettj. Demnach Schickte er sin Sun zu jr, Sy zri- 
bitten, dz Sy zu imm kerne, damitt er Sy könntt bitten, jm 
zehilff zekommeu; aber Sy antwurte, Sy hette nüt by jm ze- 
schaffen vond wett nitt kon. Demnach Schickte er die tochter 
zu jr, ouch Sy zu bitten vnnd [sie] schlug es jren ouch zum 
sechsten mal ab vnnd wett nitt kon. [Er] Sig also noch hütt 
ein arbentzelig 4 ) mentsch. Wyter ist jm nitt ze wfissen. Souil 
mer 5 ): Er hab vss Ratt 6 ) den weybel zu jr gschickt, jren lassen 
segen vnnd heissen, das Sy zu jm këme; Aber Sy Redte wie 
obgemelt ist, Sy well nitt kon vnnd hab nütt by jm zeschafFen. 

Welti furer Bezüget, Er sig daby vnnd mitt gsin, das 
gretj eher sinem vetteren h ei ni getröwt hatt, Sy well jm 
noch ein Schmach zufügen. Glich viele jm das zu mitt dem 
[Ross] 7 ) Ochsen, wie gemelt ist. 

'i er würde e« anderweitig zu bilssen haben, 

»j Wallach. 

*) nahe. 

*) Eigentl. „arbeitselig", elend, gebrechlich. 

*) auHserdcm. 

6 j auf einen Rat hin. 

Vi w Ross u ist durcligestrichen 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zanberwesen. 



221 



Hanns pösch Bezügt, wie dann gern elter gretj man by 
jmm jn sinem hus truncke, vnnd Sumpte sich solang, das je l ) 
die gemelt grett käme vnnd behadrete Sy beid. Demnach, als 
er dann ein hüpsch pferd hatt, wurde jm gseit, Sin pfärd stund 
do obnen jn der weyd vnnd könnt nitt ab statt 3 ) kon, vnnd er 
gieng vffhin vnnd vand es also, vnnd Er hette gern vil darzû 
than; Es hulffe aber nüt, sunders verdürbe; vnnd zieche es 3 ) 
nyemant, dann dz er es von jren heig, vnnd wüsse, das er es 
von jren hab. 

Steffan weydman Bezüget, wie er der greten tochter 
man ein miinch abgkoufft, und als die gemelt grett demnach 
das Ross gsäche, do spräche Sy, Sy beckante das Ross wot 
vnnd es werde jm kein gut thün. Darnach jn acht tagen stürbe 
jm das Ross. 

Wyters Redt er, wie vff ein zit jm jren [!J kn jn sin matten 
gebrochen, vnnd als er die mitt der Rut vshin schlüge, kern Sy 
darzü vnnd tröwte vnnd sprach: „Geltt, ich wil dir dine kalber 
ouch mitt der ruten schlan." Vnnd er hette drü hüpsche kalber, 
die giengent jm angends ab. Darnach bätte Sy jnn vmm ein 
acker Ross, vnnd er lehnte jr eins, vnd als Sy das wolt bruchen, 
wolt es nitt ziehn, vnnd Schickte das Ross jm heym, vnnd were 
das Ross toub'), vnnd [er] könnt nütt mitt gschaffen, das er 
willens, Er weit es morn selb töten vnd lan abthün ; do wer es 
jn Eychbül enttrunnen, vnnd [er] funde es daselb todt. Redt, 
Er wusse wol, das [sie] jnn heig vm xl gl. veech gbracht. 

Jacob Schaffhuser Bezüget, wie er dann der greten 
zum dickermal zu acker gfaren vnnd vmm Sy Ion verdienet, 
vermeinte Sy zu zyten. Es were zc vil. Je demuach wurde jmm 
ein h engst kranck, vnnd gott geb wie vnnd was er darzu thätt 5 ), 
Er liesse jmm 6 ) ald vienge anders mitt jm an: wollt es nütt 
helffen, das er am lettsten den Schinder bschickte vnnd Hess 
jnn abthun vnnd Hess jnn vflschniden; aber man funde nütt jn jm 
noch vssenthalb an jm vnnd were ouch nitt ze Rech 7 ), vnnd 
vemeintt, Er hab es von jren vnnd von nyemant anders. 

'.i bis. 

'*> von der Stelle. 

5 i beschuldige. 

*) bekam den Koller. 

v . was er auch immer darfilr gethan. 

S zu Ader lassen. 

m Krankheit beim Vieh, die in einer Verhärtung der Haut besteht. 



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222 Luzerner Akteii zum Hexen- und Zauberwesen. 

Cristan Jung Bezüget, wie sin husfrow vnnd gretj mitt- 
-einandren vff ein zyt gfätzet 1 ). Demnach wurde jnen ein kü 
Siech, vnnd sölt*) die milch gar nüt, dann Sy were eben wie 
seigeren 3 ) win, vnnd hefte heini furer der kü nitt ghulffen, 
were Sy jmm verdorben. 

Y Ii thoma, der weybel, Bezüget, wie vff ein zyt der 
greten gänslin das dorff vffkement vnnd das lettst were also 
bsoufft 4 ) vnnd möcht nitt nachher kon vnnd stürbe; vnnd als 
das gönslj nitt heym käme, do Redte die grettj zû im, zügen, 
Sine knaben habent jren die ganss erschlagen vnnd jm raftss 
ouch abgan. Bald darnach gieng jm ein kalb ab. 

Wyter hatt er ein hündlj, hatt mit der greten verlinen 
-eins gfatzlet 5 ), das dem vêrlj das schwentzlj blütt, do trowte 
Sy dem hund; vnd vff ein zyt kerne der hund heym vnnd luffe 
die wënd vff vnnd wolt nyena bliben, were toub; vnnd er hette 
^lem hündlj gernn ghulffen, dann er were jm lieb. Es soltt'j 
je lenger je minder. Vnnd er hette eins knechtlj, das sagte, 
Er [!] weit gan den hund töten, So kerne er der marter ab, 
-vnnd Es was jm [Thoma] lieb; vnnd gieng das knechtlj mitt 
dem hündlj jn das holtz vnd schlug das hündlj mitt dem byel 
ze todt vnnd kerne heym vnnd wurde kranck vnnd lam; vnnd 
die gemelt gretj fragte dem hündlj nach, wohin es kon were, 
vnnd als Sy es vernam wie es gangen war, do Redte Sy, das 
knechtlj sölt den hund, dwyl er also verschruwen sölt sin, nitt 
gtödt, sunders lebendig vergraben han, vnd es were kein wunder, 
wenn schon das knechtlj auch stürbe. 

Wyters bezügt er, wie vff ein zyt an einem abend das 
vech heym kerne, vnd der gemelten gretj veech kerne für sin 
hus, vnd als demnach sin veech oueh kam vnnd der greten 
veech bim hus fundent, do stiess siner küen eine jren kü, vnnd 
Sy ersöche es vnnd Redte zü jmm, warum er nitt ein söliche 
ku abthätte; weite er die nitt abthim, So weit Sy darzu thün, 
das [er?] jren abwurde. 7 ) Do Redte er, was er dafür mög 



gezankt. 
l ; taugte. 
a i matt. 
4 j erschöpft 
v ; sich gebalgt. 
*.i taugte. 

'} da*N er sie [die Kuh] los werde. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



223 



■old könn thno. Aber morn dess stünde die kü jm Stal vnnd 
were vnnütz worden. 

Madalena Weberin Bezüget, wie Sy dann mitt jrem 
huswirtt wflrtschafft hallt jm dorff vnnd gemelte gretj vnnd jr 
huawirt zum dickermal 1 ) nach win gschickt; vnnd wenn Sy [die 
Zeugin] zu zyten vm das jren gernn were bzalt worden vnnd 
jren [der Grete] das gelt hiesch, were Sy vnwürsch vnnd wurdent 
jren, der württin, jr veech hinckendt, das 8y vnwillig vnd vn- 
lydig*) vnnd bekriegte Sy einmalen nach jrem gfallen. Demnach 
stünde es wol vmm jr veech. 

Anni müller Redt, wie jren man habe Span mitt gemelter 
greten ghan, von wegen einer wössery. 8 ) Bald darnach vielent 
jren die Süw ab vnnd wurdent jren vnnütz, dermass, das Sy 
ettlich mosstent ze todtschlan. Vnnd einest liesse der meister, 
jr huswirtt die ein Sü gschowen, do Redte der gschower, Er 
sölt die Suw nitt metzgen, dann Sy were geritten. 4 ) Demnach 
ward dem huswirtt am Schenckell wee, dermaBs, das jm nyemant 
konntt zùhilff kon. Demnach ist er gaugen zn der greten vnnd 
Sy gbetten, jm zehilff ze kommen, vnnd by langen, als er hatt 
nitt wellen mitt bitten abstan, jst sin sach besser worden. 

Bärbel weydman züget von dess veechs wegen, wie 
dann jr eelicher huswirtt hie vor anzeigt hatt. 

Adelj thoma Bezüget nitt anders dann wie jr eelicher 
huswirtt, Ii Ii thoma, also sig es jren ergangen vnnd wüsse nitt 
wytters, dann das Sy [GreteV] vff ein zyt gernn by jren [ Adeli ?J 
gemostet, do mostet sy [Adeli?] selb jren most; do sprach Sy 
[Grete]: „Ee, wie hastu so hüpsche htlulj." Demnach morndess 
kerne ein hörmlj 5 ) vnnd trug jren eins hinweg, vnd geöche By 
das vnnd lutte mitt dem bengel fürher vnnd möcht es nitt er- 
weren. Glych kern das hörmlj wider vnnd reichte noch zwey, 
vnnd [sie] mocht es glych als wenig wie vor erweren. Vnnd 
Sy Sagte vnd clagte es der greten. Do redte Sy, Sy sollte 
eins hnnlj darleggen vnnd sprechen: „Ich legg dir das dar, vnnd 
nimm das", So gschieht dir nütt mer. Vnnd Sy hab es gthan 
vnnd Sig darfürhin Rnwig 6 ) gsin. 



•i zu öftern malen. 
*.i ärgerlich. 
*} Wässerung. 

*} am Fieber [rit J gestorben? 
4 j Hermelin. Marder. 
*) ruhig. 



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224 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



Barbelj graf Bezüget, wie Sy dann die greten erzürnnt 
heig vff ein zyt. Demnach gebent jr ku kein rechte milch, das 
man deren genyessen möcht jm bus. 

Clein Annj Schwytzer, der gemelten greten Suniswyb 
Bezüget, wie gedachte grett vff ein zyt für Sy gaugen, als Sy 
vor jrem hus sësse werchende vnnd Sünge. 1 ) Do gienge die 
Schwiger für Sy vnnd Redte, Es mfiss wöger*) werden, Sy well 
jren jr Singen wol geleggen. 3 ) Glycb desselben abends genösse Sy 
eins kinds vnnd wurde gar Lam, wie Sy daun noch hütt by tag sig. 

Bartli halder, So man nempt kessler, von pfàfficken, 
Bezüget, wie er dann jren vor fünffzechen jaren jr recht- 
zwungener vogt gsin by dryen jaren. Demnach hab er mitt 
jren gerechnet vmm sin jnnemmen vnnd vsgen, vnnd sig jm die 
vogtfrow Gretj Cher schuldig bliben v gl., vnnd [er] hab jren 
kein vogty Ion abgenommen. Do Redte die vogt frow gretj 
egemelt: „Ja muss ich dir die fünff gülden gen, 80 müstu es 
am Ruggcn fressen. * ') Glich jn der selben nechsten nacht sig 
er an allen vieren lam worden vnnd vier wuchen nye uss dem 
Bett kou, vnntz das jm geraten von biderben lüten, Er söltt die 
beschicken, vff die er ein argwon hett, mocht sin sach besser 
werden. Vnnd also beschickt er die gemelt greten vnnd clagte 
sin nott vnnd schmertzen, vnnd Sy gebe jm Ratt vnnd zeigte 
jm an. Demselben sig er nachgangen vnnd hab es gthan vnnd 
sig gsundt worden. Villicht heig er sömliche heymsüchung von 
sinen vilfaltigen sunden ghan; das empfilcht er gott. 

Dise kundschafft han ich, Jacob Bachmann, diser zyt 
Amman zu münster, von wegen dwyl sich der weybel im Guntz- 
wyl ampt nitt eigens Sigels gbrucht, min Sigel zti end diser 
gschrifft gtruckt. Datum vff Marie Madalene jm tusent funff- 
hundersten vier vnnd vierzigsten jar. 

Zusammenfassung von Nr. 36. 

Dem U. Kupp, H. Furrer, H. Büsch, J. Schaffhuser, Chr. 
Jung, U. Thoma, Thaler, der M. Weber und A. Müller hat die 
Ch. Vieh, bezw. Hühner behext vnd vernichtet, ausserdem H. 
Furrer, den Mann der A. Müller, die A. Schwyzer und B. Halder 
krank gemacht. (Schluss folgt.) 

-} besser; Iiier wol blosse Bekräftigung. 
1 austreiben. 

*■■ so musst du es mit deinem Kücken bezahlen ?■ 



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Gebräuche im Birseck. 1 ) 

Mitgeteilt von Dekan G. Sütterlin in Arlesheim. 

A. Gebränche, die sich an den kirchlichen Festkreis 
und kirchliche Handlungen anschliessen. 

1. Das „Steuern des Santi-Klaus.* Am Vorabend vor 
St. Nikiaus (6. Dez.) erschien in den Häusern, wo Kinder waren, 
ein alter Mann mit langem, weissem Barte, auf dem Haupte 
gewöhnlich eine Bischofsmütze tragend, und beschenkte diejenigen 
Kinder, welche brav waren, mit Nüssen, Aepfeln u. a. dgl.; für 
diejenigen dagegen, deren Betragen zu wünschen übrig Hees, 
brachte er einen Sack mit, um sie „hineinzustecken". Das war der 
Santi-Klaus oder auch „Santi-Chlaus". Natürlich hatten die 
Kinder einen gewaltigen Respekt vor dem strengen Sittenrichter 
und verkrochen sich, wenn sie sein Nahen gewahrten, hinter 
dem Ofen oder in einer Ecke. Die Eltern ermangelten auch 
nicht, den Unfolgsamen mit dem Santi-Klaus zu drohen. Jetzt 
besteht dieser Gebrauch nur noch bei wenigen Familien ; früher 
aber war er fast allgemein. Seine Entstehung verdankt er wohl 
der Legende, nach welcher der heil. Nikolaus, Bischof von Myra 
drei armen Töchtern bei Nacht soviel Geld ins Haus warf, als 
sie nötig hatten, um sich verehlichen zu können, damit sie vor 
der Prostitution bewahrt blieben. 8 ) 

2. „Das Bescheren des Weihuachtskindleins." Am 
Vorabend des Weihnachtsfestes kam, wie anderwärts, auch hier 
das „Weihnachtskindlein" und brachte den artigen Kindern allerlei 
Leckerbissen, den unartigen aber Ruten. Dabei war es gewöhnlich 
begleitet von einem „Esel" (wohl eine Anspielung auf die Flucht 
Jesu nach Aegypten) und dem „Schmutzli". Jener trug die Ge- 
schenke, und dieser sollte die Bestrafung der Fehlbaren voll- 
ziehen. Es wurde dabei vorzüglich darauf gesehen, ob die Kinder 



's Das Birseck, auch ,Neubaselbief genannt, gehörte ehedem zum 
FUrvibistum Basel. 

1 Mit der Legende haben sieh natürlich auch altheidnische Vor 
Stellungen und Bräuche verschmolzen. Rki> 

15 



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226 



Gebräuche ira Hirseck. 



gern beteten. Sie mussten zu diesem Ende ein Stäbchen vorweisen, 
auf welchem durch Einschnitte verzeichnet war, wie viel sie ge- 
betet hatten. War dieses nicht befriedigend, so nahm ihnen der 
„Schmutzli" das Hölzchen und schwärzte es, was als eine Schande 
galt. — In neuerer Zeit ist an die Stelle dieser Art der Weih- 
nachtsbeBcheerung der „Christbaum" getreten. Eltern aber, die 
keinen solchen zu erstellen vermögen, legen die Gaben und die 
Rute am Weihnachtsmorgen auf den Tisch der Wohnstube und 
geben den Kindern vor, das Weihnachtskindlein habe dieselben 
während der Nacht gebracht. 

3. Die Darstellung der Weisen aus dem Morgen- 
lande. Zwischen Weihnachten und heil, drei Könige giengen 
drei arme, aber gesangeskundige Knaben, als Könige verkleidet, 
d. i. mit weissen Hemden angethan und papierne Kronen auf 
dem Haupte, zunächst in die wohlhabendem Häuser ihres Hei- 
matortes und dann der umliegenden Dörfer. Voran trugen sie 
an einem Stabe einen Stern, der vermittelst einer Schnur in 
Rotation gesetzt werden konnte. In den Häusern aber sangen 
aie, nach einem kurzen Vorspruche, der den Zweck ihres Er- 
scheinens andeutete, fromme Weihnachtslieder, oft mit recht 
angenehmen Stimmen. Die Lieder waren zumeist selbst ver- 
fasst und nahmen es darum weder mit der Logik noch mit dem 
Satzbau genau. So wurde von Ettinger-Knaben gesungen : 

Hört, ihr Christen insgemein 
Die Gnad' zu referieren, 
Dort, was ich euch zu zeigen weiss, 
Ein kleines Spiel zuführen. 

Wir all' zusammen sind geneigt, 
Euch zur Audienz zur bitteu. 
Welch' grosse Freud' bei dieser Winterszeit! 
Aus Morgeuland ein Stern ist uns erschienen. 

Aus Gottes Kraft bedacht es war, 
Uud freuet euch, ihr lieben Christ', 
Von einer reinen Jungfrau klar, 
Weil es der liebe Heiland ist. 

Haben wir drei, weiss nicht woher, es vernommen, 
Brüder, liebe Brüder mein ! 



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Gebräuche im Birseck. 

-Ganz ungefähr sind wir zusammen kommen 
Zu Jerusalem. So wollen wir singen fein 

Ein Weihnachtsgesang zu seiner Ehr* 
Damit wir uns bekennen mehr. 
Jetzt fangen wir an ein' schönen Gesang; 
Jetzt kommt von uns ein heller Klang. 

Oder: 

Wohl mitt's in der Nacht, 
Die Hirten auf der Wacht, :]: 
Die himmlische Stimme 
Das Gloria singet, 
Die englische Schaar : 
Geboren Gott war. 

Sie rennen und laufen -, 
'b mags keiner erschnaufen, : : 
Der Hirt und sein Bue 
Dem Krippelein zue. 

«) 

Gott Vater, schau an : 
Was finden wir da? :]: 
Ein herzig schönes Kindelein, 
In schneeweissen Windelein, 
Wohl zwischen zwei Tier' : 
Ochs und Esel sind hier. 

Gott Vater verwalt' ! (?) 
Wie ist es so kalt! :|: 
's mag einer erfrieren, 
Sein Leben verlieren. 
Ach ! wie geht doch der Wind ! 
Wir bedauern das Kind. 

Gott Vater, erbarm'! 
Wie sind sie so arm ! : > : 



J ) Fehlen 2 Verse, die nicht mehr bekannt sind. 



228 



Gebräuche im Birseck. 



Sie haben kein Pfannlein 
Zum Kochen dem Kindlein, 
Kein Mehl und kein Salz, 
Kein Brod und kein Schmalz. 

Jetzt hat dieser Brauch aufgehört; man sieht nirgends 
„drei Könige" mehr. 

4. Die Fastnacht, oder Fassnacht, wie sie hier genannt 
wird. Biese begann und beginnt noch in unserer Gegend erst 
am Montag vor dein Äschermittwoch oder nach dem Sonntag 
Esto mihi, welcher zum Unterschied von der alten Fastnacht 
oder dem Sonntag Invocabit die „Herrenfassnacht" genannt wird. 
An den sog. „feissen" Donnerstagen fanden nur Familienessen 
statt. Jetzt haben auch diese aufgehört. Desto toller gieng es 
dafür an der eigentlichen Fastnacht zu. Am Montag und Dienstag 
zogen die jungen Leute maskiert oder soost entstellt im Dorfe 
herum, trieben allerlei Unfug und verspotteten in mehr oder 
weniger gelungenen Schnitzelbänken oder Darstellungen miss- 
beliebige Personen oder Begebenheiten. Nachts aber wurde 
getanzt, und zwar am Montag von den Ledigen und am Dienstag 
von den Verheirateten, und das geschah so lebhaft, dass man 
das Geräusch der schweren, nägelbeschlagenen Schuhe in weiter 
Entfernung hörte ; von Ballschuhen wusste man damals, auf dem 
Lande wenigstens, noch nichts. Die Musik beim Tanze war 
eine sehr einfache ; sie bestand gewöhnlich aus einem Klarinett 
und einer Geige, die so gut zusammenstimmten, als es eben von 
Autodidakten erwartet werden kann. Diese Fastnachtsbelustigung 
besteht allerdings noch jetzt; jedoch ist die Musik eine bessere, 
dank deu Blechmusikgesellschafteo, deren es nun fast in jedem 
Dorfe eine gibt. Auch herrscht dabei mehr Anstand und Bildung, 
wenn auch dieseB manchmal noch zu wünschen übrig lässt. Was 
aber aufgehört hat, das ist „das Begraben der Fastnacht". 
Dies geschah zumeist, trotz Widerspruchs von Seiten der Geist- 
lichkeit, am Aschermittwoch und bestand darin, dass man eine 
grosse Puppe in feierlichem Zuge auf einen öffentlichen Platz 
im Dorfe oder in der Nähe des Dorfes trug und da in ähnlicher 
Weise der Erde übergab, wie dies mit den Leibern der Ver- 
storbenen geschieht. — In neuerer Zeit hat man iu mehreren 
Ortschaften angefangen, die frühere planlose Maskerade durch 
Umzüge mit bildlichen Darstellungen aus der Geschichte und 



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Gebräuche im Birscck. 



Natur zu ersetzen. — Nach dem Begraben der Fastnacht hörte 
<ler Rummel auf und hatte das Dorf wieder sein gewöhnliches 
Aussehen. Jetzt geschieht das schon am Äschermittwoch. 

5. Das Fastnachtsfeuer. Am Sonntag nach dem Ascher- 
mittwoch oder an der „alten Fassnacht" wurde, wie noch jetzt, 
abends auf einer Anhöhe in der Nähe des Dorfes ein grosses 
Feuer, zu dem die Knaben an den Tagen vorher das Material 
gesammelt hatten, angezündet und dabei brennende Holzscheib- 
•chen in die Luft hinausgeschleudert. Man mag von diesen aus 
dem Heidentum stammenden Frühlingsfeuern denken, was man 
will, etwas Imposantes haben sie immerhin, zumal wenn man, 
an einer zentralen Lage sich befindend, deren rings um sich 
her bei fünfzig und noch mehr sieht. Sie nehmen sich dann 
aus wie ein Kranz von helleuchtenden Sternen, die den Horizont 
besäumen und von deneo zahlreiche Sternschnuppen ausgehen. 
Dazu kommen dann noch die Kienfackeln, die in gewundenem 
Zuge von der Anhöhe herabsteigend, von feroe aussehen wie 
eine grosse feurige Schlange. Ob die brennenden Scheibchen 
-auch ein Oruss sein sollen au die Geliebte, wie in Graubünden, 
konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Nachdem das Feuer 
erloschen, kehrt man unter Vorantragung der erwähnten Fackeln 
und beim Spiele der Musik ins Dorf zurück ; von da aber be- 
geben sich die Tänzer vom FastnachtBmontag zunächst zu ihren 
respektiven Tänzerinnen, um sich von denselben mit „Küchlein" 
^bewirten zu lassen, nachher aber ins Wirtshaus, um die Zeche 
des Tanzabends zu bezahlen. Getanzt wird da, weil innerhalb 
der Fasten, nicht mehr, mit wenigen Ausnahmen wenigstens. 
Yon denjenigen Jungfrauen, die nicht so glücklich waren, einen 
Tänzer zu finden, sagt man, sie müssten ihre Küchlein am da- 
rauffolgenden Fronfastenmarkte in Basel an den Mann zu bringen 
suchen. In der alten, frommen Zeit wurde, bevor das Feuer 
angezündet oder richtiger angeschossen wurde, um den Holz- 
und Strohhaufen herum der Rosenkranz gebetet anstatt in der 
Xirche, wo er sonst an Sonn- und vielenorts auch an Werktags - 
abenden gebetet wird. 

6. Das Eier-, Butter- und Mehlsammeln an Mitt- 
fasten. Am 4. Sonntag in der Fasten (Laetare) giengen noch 
bis vor kurzem die Kinder des Dorfes in zwei Abteilungen, die 
Knaben besonders und die Mädchen besonders, bei den besser 
situierten Einwohnern herum und baten um Eier, Butter und 
Mehl. Dabei sangen sie: 



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230 



Gebräuche iiu Birxeck. 



Hüt isch Mittelfaste : 
Mer trete in die Lache. 
Heroneleis, ') 

Hüt über drei Wuche esse -mer Eier un Fleisch. 

Wenn - der - is keini Eier weit gäh, 
Muess -ech der litis d'Hüehner all' näh. 
Heroneleis etc. 

Wenn - der - is kei Mehl weit gäh, 
Muess - ech der Müller 's Halb der vo näh. 
Heroneleis etc. 

Wenn - der - is kei Anke weit gäh, 
Muess - ech d' Kueh kei Milch meh gäh. 
Heroneleis etc. 

Mer höre 's Oigli gige; 
Sie wird-is Brod abschnide. 
Heroneleis etc. 

Oder: 
Die Knaben: 

Stüret, stüret - eme - n - alte Mieschma^ 
Hinterm Bütteneloch 8 ) e Hus g'ha, 
Siebe Johr im Chämi g'hange, 
Erst nachte 3 ) abeg'falle. 
Bolle, bolle, so kalt! 

Wen - der uüt weit gäh, 
Muess - ech der Iltis d'Hüehner näh 
Mit zantem*) Güggel. 

Die Mädchen: 

Hüt isch Mittelfaste, 
Mer trete in die Lache 

Dri roti Röseli vor em grüene Wald. 

i) I). i. Kyrieeleis. 
*i Schlucht bei Ettingen. 
»i letzte Nacht. 
*; samt dem. 



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Gebräuche im Ilirseck. 



231 



Mer seihe's') a de Wulche: 
D' Frau het noni g'mulche. 
Dri roti Köecli etc. 

Mer seihe's a de Sterne : 
D' Frau git-is Kerne. 
Dri roti Köseli etc. 

Mer höre 's Hüehnli siege : 
D' Frau will- ie Eili bringe. 
Dri roti Röseli etc. 

Mer höre d' Frau ins Chämmerli goh : 
Sie will-is Nüssli abeloh. 
Öri roti Röseli etc. 
Helandileis! 

Hüt über drei Wuche esse -mer Eier un Fleisch. 

In Reinach sang man (nach „ Festspiel zur 400jährigen 
Erinnerungsfeier des Kampfes am Bruderholz * von X. Feigen- 
winter) : 

Hit isch Mittelfaste; 
Mer trete in die Lache. 
Dri rote Röseli vor dem grüene Wald : 
Wie isch der Winter so kalt ! 

Mer höre e' Frau ins Chämmerli goh , 
Sie wird-is d' Aepfel abeloh 
Dri rote Röseli etc. 

Mer höre 's Hüehnli singe, 
Es wird-is Eili bringe. 
Dri rote Röseli etc. 

Mer höre d'Pfanne chrache ; 
Me wird-is Chöechli bache. 
Dri rote Röseli etc. 

Mer höre 's Messer gide; 
Es wird-is Brod abschnide. 
Dri rote Röseli etc. 

') nchenV 



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232 



Gebräuche im Birseck. 



Eine gütige Matrone des Ortes bereitete dann den Samm- 
lern aas dem Gesammelten ein leckeres Mahl, wobei sich die 
Kleinen seliger fühlten, als Könige und Millionäre bei den 
splendidesten Banketten, und das Schönste dabei war, dass alle 
Kinder des Dorfes daran teilnahmen, die reichen wie armen. 
Leider ist dieses zuletzt in eine gemeine Bettelei ausgeartet, 
indem nurmehr die Kinder armer Familien die Sammlung vor- 
nehmen und diese getrennt. Es kommt übrigens nur noch an 
wenigen Orten vor. 

7. Etwas Aehnlicbcs geschah an Ostern durch die Knaben. 
Diese hatten während der drei letzten Tage der Oharwoche, wo 
bekanntlich bei den Katholiken zum Zeichen der Trauer die 
Glocken verstummen oder uach Rom reisen, wie man sagt, die 
Aufgabe, durch sog. Raffeln (hölzerne Kasten mit Hämmern) 
die Zeit des Gottesdienstes und Gebetes anzuzeigen, sowie bei 
den Metten am Abend das Geschrei der Juden bei der Ver- 
urteilung Jesu darzustellen. Dafür sammelten sie dann am Oster- 
sonntag als Lohn Eier, die sie aber unter sich teilten, um daheim 
von der Mutter sich einen Eierdotsch bereiten zu lassen. Auch 
das hat jetzt aufgehört. Eine grosse Raffel auf dem Kirch- 
turme versieht nun den Dienst. 

8. Das Eierlesen. 1 ) Wie die Kinder an Mittfasten, so 
belustigen sich die „Knaben" d. i. Jünglinge am Ostermontag 
durch das Eierlesen. Dasselbe bestand darin, dass eine Anzahl 
Eier in einer bestimmten Entfernung auf die Erde gelegt wurden. 
Diese mussten dann von der einen der zwei Parteien, in die 
sich die Jungmannschaft teilte, aufgehoben und in eine Wanne 
oder Getreideschwinge geworfen werden, während die andere 
Partei eine Strecke Wegs zu durchlaufen hatte. Diejenige Partei, 
welche mit ihrer Arbeit zuerst fertig war, hatte gewonnen und 
inu98te von der andern im Wirtshause regaliert werden. Natürlich 
wühlte jede Partei den zu dem betreffenden Geschäfte tauglich- 
sten aus. In der Regel siegte aber derjenige, der zu laufen 
hatte; denn, wenu auch die Wanne mit Spreu gefüllt war, so 
brauchte es doch grosse Geschicklicheit und Vorsicht, um die 
Eier so in dieselbe zu werfen, dass keines zerbrach, in welchem 
Falle das Spiel verloren war. Auf der andern Seite machte der 
Läufer die grösste Anstrengung, um möglichst bald wieder zu- 



'j Vgl. Aiujiiv II 129 ff. 



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Gebräuche im Birseck. 



233 



rück zu sein. Dies blieb bisweilen nicht ohne Folgen. So soll 
ein Läufer, der den Weg von Ettingen nach Bottraingen d. h. 
beiläufig 3 /* Stunden zu durchlaufen hatte, durch das Springen 
sich Blutspucken zugezogen haben, infolge dessen dieser Brauch 
fernerhin unterblieb. Jetzt ist er überall im Birseck verschwunden; 
dagegen besteht er noch in einigen Dörfern des alten Kantons- 
teils. In einigen Gemeinden des Birseck ist an seine Stelle 

9. der des „Osterkügeleins" getreten. Nach der Tesper 
des genannten Tages, der ehemals Feiertag war, und zwar roter, 
nicht bloss blauer, versammelten sich die Jünglinge des Dorfes 
und begaben sich hinaus auf eine Wiese oder auf anderes ebenes 
Land. Hier teilten sie sich wieder in zwei Gruppen, und diese 
warfen einander ein hölzernes Kügelchen zu. Diejenige nun, 
welche die andere am weitesten zurücktrieb, hatte gewonnen, 
und die andere musste die Zeche des Tages bezahlen. 

10. Eid, wenn wir nicht irren, altheidnischer Brauch ist 
der des „Pfingstblütters." Dieser findet statt am Pfingst- 
montag, wiederum nach der Vesper. Da begeben sich die Jüng- 
linge in den Wald und bedecken einen der Ihrigen mit grünen 
Reisern, sodass er aussieht, wie ein Faun der Heiden. Dann 
führen sie ihn unter Singen und Jauchzen durch das Dorf und 
lassen ihn hie und da gegen die Zuschauer Referenzen machen. 
Schliesslich werfen sie ihn in einen Brunneu oder den Bach, 
sorgen aber natürlich dafür, dass er keinen Schaden nimmt. 
Hie und da soll jedoch trotzdem einer etwas wohl viel des 
Nassen bekommen haben. Jetzt wird diese Aufführung des 

^ „Pfingstblütters" nur noch von Knaben besorgt. Offenbar stammt 
dieser Brauch, wie die Fastnachtsbelustigungen und Fastnachts- 
feuer, aus dem Heidentume; was er aber bedeuten soll, ist dem 
Schreiber dieses nicht recht klar. Vielleicht soll die Ueppigkuit 
der Natur um diese Zeit oder aber ihr Bedürfnis nach Hegen 
damit ausgedrückt werden.') 

11. Gebräuche bei Kindstaufen. Wenn ein Kind ge- 
tauft werden sollte, holte der Götti (Taufpate) die Gotte (Tauf- 
patin) in ihrem Hause ab und begab sich, nachdem ihm dieselbe 



') Der Brauch ist in Deutschland ziemlich weit verbreitet. Vgl. 
E. H. Mkvkr, German. Mythologie 1891, S. 137, wo die betr. Litteratur 
verzeichnet ist. Rki>. 



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234 



(Jcbräuche im Birseck. 



einen „Meien** an den Rock geheftet hatte, mit ihr in das Haus 
des Täuflings, um denselben in die Kirche zur Taufe zu tragen. 
Nach der Taufe und dem obligaten Taufmahle im Hause der 
beglückten Eltern, gieng er alsdann mit ihr ins Wirtshaus, um 
da zugleich die Jünglinge, welche ihm zu Ehren während der 
Taufe „geschossen" hatten, zu gastieren ; denn ohne Schiessen 
gieng ehemals keine Taufe vor sich, und es war darum ein 
etwas kostbares Vergnügen, Götti zu sein, zumal die Taufpaten 
ihren Täufling, wenigstens bis derselbe 12 Jahre alt war, von 
Zeit zu Zeit noch beschenken mussten. Am Neujahrstage holte 
derselbe bei ihnen einen Butterwecken nebst einem Lebkuchen, 
der für die Knaben die Form eines Säbels hatte und sie wohl 
daran erinnern sollte, dass sie dereinst eifrige Streiter Christi 
werden sollen, an der alten Fastnacht Küchlein und an Ostern 
Ostereier mit abermals einem Wecken. War das Kind aber 12 
Jahre alt, so statteten es, wenigstens die besser situierten, Paten 
mit dem Kommunionskleide aus. - Am Sonntag nach der Taufe 
brachte die Patin das Kind abermals in die Kirche, um es da 
Gott zu „opfern*. Zu diesem Ende trug sie dasselbe nach der 
„Opferung* um den Altar, begleitet von allen anwesenden Jung- 
frauen. Man nannte dies .Schlottern.* Nach der Kommunion 
aber kam sie mit demselben wiederum zum Altare, damit ihm 
der Pfarrer ein Tröpfcheu von der „ Absolution u zu trinken gebe 
und die Patene (Hostieenplatte) an seine Stirn lege. Dies hieas 
„Witz'gen*, (wohl witzig d. h. weise machen). Dieser Brauch 
hat jedoch längst aufgehört ; bestände er noch, so gäbe es jetzt 
in den meisten Gemeinden alle Sonntage einen Opfergang, ja an 
einigen sogar mehrere. 

12. Gebräuche bei Beerdigungen. Wenn eiu Ver- 
storbener zur Erde bestattet wurde, trugen vormals die Träger 
der Leiche schwarze Leidmäntel und ebenso die nächsten Ver- 
wandten des Verblichenen. War der Verstorbene eine Jungfrau,, 
so wurde sie von Jungfrauen in weissen Kleidern zu Grabe ge- 
tragen. — Die früher allgemein üblichen Totenmahle haben jetzt 
aufgehört ; höchstens, dass die von auswärts gekommenen Leid- 
tragenden von den Hinterlassenen bewirtet werden. 

13. Gebräuche bei Hochzeiten. Da gieng es ehemala 
drollig zu. Wenn nämlich die Zeit der Trauung gekommen war, 
begab sich der Bräutigam mit seinen Freunden zum Hause der 
Braut, um diese zum Gang in die Kirche abzuholen. Voraua 



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tiebrüuehe im Hirseck 



235 



gieng der „Brautführer". Ohne diesen wurde keine rechte Ehe 
geschlossen, er machte sowohl ausserhalb als innerhalb der Kirche, 
sowohl bei der Trauung als beim Hochzeitsmahle der Braut die 
Honneurs; er führte sie zum Altare und vom Altare wieder in 
ihre Bank zurück. — War man nun beim Hause der Braut 
angekommen, so gieng der Brautführer hinein, um dieselbe her- 
auszuholen. Er brachte jedoch nicht sofort diese, sondern etwa 
ein halberwachsenes Mädchen, oder ein altes Mütterchen oder 
eine bucklige alte Jungfer. Auf die Entgegnung des Bräutigams, 
das sei sie nicht, die wolle er nicht, holte der Brautführer eine 
andere und so ging es fort zwei-, drei- und mehrmal, je nachdem 
der Brautführer „Witz u hatte, und selbstverständlich wählte 
man nicht den dümmsten zu diesem Amte. Endlich erschien 
die rechte Braut mit einem weissen Kranze auf dem Haupte — 
Schleier kannte man damals noch nicht — . Bevor man nun 
aber den Gang zur Kirche antrat, wurde ein Wecken unter die 
Abholenden ausgeteilt, der sog. „Brautwecken", und dazu natürlich 
auch Wein serviert ; unter die Kinder aber, die sich damals, 
wie noch jetzt, bei solchen Anlässen zahlreich einfanden, wurden 
Zuckererbsen und andere dergleichen Süssigkeiten geworfen und 
von diesen mit ergötzlichem Wetteifer aufgesammelt. — Endlich 
ging es zur Kirche, voran der Geiger und Klarinettist, die bei 
keiner derartigen Feierlichkeit fehlen durften. Bei der Kirche 
angekommen stellten sich die Musiker auf die Seite, und es begann 
die Trauung. Diese fand nämlich in früherer Zeit an der Kirch- 
pforte statt und in der Kirche nur die Einsegnung oder der „Braut- 
segen". Bei der Trauung ereigneten sich bisweilen erheiternde 
Scenen, wenn etwa eines der Brautleute die Frage des Trauenden 
nicht recht verstand oder infolge von Befangenheit verwirrt war. 
So antwortete einmal ein 77jähriger Bräutigam (Wittwer), der 
sich mit einer Braut verehelichte, die ebenfalls das Schwaben- 
alter schon ordentlich überschritten hatte, auf die Frage, ob es 
sein freier und ungezwungener Wille sei, die Gegenwärtige als 
seine rechtmässige Ehefrau anzunehmen, mit grossem Selbstbc- 
wusstsein und lauter Stimme : „Ich bin nicht gezwungen zu 
heiraten." Ein anderer, der einen schweren Geldsack, aber eineu 
etwas leichten Kopf hatte, blieb auf die Frage stumm, bis ihn 
die Braut anstiess und zu ihm sagte: „Sag' jo, Jörg!" Als- 
dann antwortete er gehorsam „Ja tf . — Nach beendigter Zere- 
monie, die immer mit einem Hochamte verbunden war und teils. 



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236 



Gebräuche im Hirseck. 



fröhlichem, teils wehmütigem Gesang und Orgelspiel, letzteres 
gewöhnlich nach der Melodie : „0 du schöner Jungfernkranz*, 
geleitete die Musik, die unterdessen draussen gewartet hatte, 
die jungen Eheleute mit ihren Gästen zum Gasthause, wo der 
Hochzeitsschmaus serviert wurde, der gewöhnlich in zwei Mahl- 
zeiten bestand, von denen die eine mittags nach der Rückkehr aus 
der Kirche, die andere aber nach fleisigem Tanzen um Mitternacht 
genossen wurde. Auch während des Essens wurde Kurzweil 
getrieben. Unter Anderm suchten boshafte Gäste der Braut 
«inen ihrer Schuhe zu entwenden, um den jungen Ehemann 
zu hänseln, dass er seine Geliebte nicht gehörig bewache und 
beschütze. Natürlich setzte es dabei für den Verwegenen 
mitunter auch einen derben Nasenstüber ab, wenn nämlich 
die Braut den beabsichtigten Streich merkte. Bisweilen ge- 
schah es aber auch im Einverständnis mit der Braut, um die 
Gesellschaft zu erheitern. Der also entwendete Schuh wurde 
alsdann öffentlich versteigert und der Bräutigam musste ein 
Lösegeld zahlen, wenn er nicht wollte, daäs seine junge Ehe- 
hälfte nur mit einem Schuhe tanze und nach Hause gehe. 

Wir sagten, die meisten Hochzeiten seien in dieser Weise 
gefeiert worden. Wie war es aber ärmern Brautleuten möglich, 
solchen Aufwand zu machen ? Dafür wusste die in diesen Stücken 
erfinderische alte Zeit Hat. Man veranstaltete nämlich sog. 
„Irrtenhocbzeiten", d. h. jedermann war zur Hochzeit einge- 
laden, musste aber seine r Irrte" oder Zeche selbst bezahlen, 
und wo es lustig hergieng, da fanden sich, wie noch jetzt, immer 
Gäste ein. Oder aber es wurden von den Hochzeitsgästen Gaben 
eingesammelt, sog. Hochzeitsgaben. In diesem Falle defilierten 
nach dem Hauptmahle die Gäste vor der Braut und warfen in 
«ine vor ihr stehende Schüssel eine Gabe, wofür sie von dieser 
als Gegengeschenk ein Stück Käse erhielten. Den Reigen er- 
öffnete gewöhnlich die Näherin, welche der Braut das Hochzeits- 
kleid verfertigt hatte. Ihr Geschenk bestand u. a. in einem 
Kinderkäppchen oder auch mehreren, die bisweilen auch schon 
■die Namen ihrer zukünftigen Besitzer trugen. Die Gaben fielen 
oft so reichlich aus, dass den jungen Eheleuten über die Hoch- 
zeitskosten noch ein Ordentliches zur Einrichtung ihrer Haus- 
haltung überblieb. 

14. In Verbindung mit den Hochzeiten stand das sog. 
Spannen. Dieses fand statt, wenn eine Tochter des Dorfes 



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Gebräuche im Birseck. 



237 



eich nach auswärts verheiratete. Wenn dieselbe zur Trauung 
abgeholt wurde, spannten die Jünglinge ein Band oder eine Kette 
über den Weg und Hessen sie nicht fort, bis sie oder der Ab- 
gesandte des Bräutigams, gewöhnlich der sogen. „Vor- oder 
Ehrenknab" oder männliche Hochzeitszeuge, ein Lösegeld bezahlt 
hatte. Dieses richtete sich nach den Vermögensverbältnissen 
der Auswandernden oder des „Räubers* und war mitunter ziemlich 
beträchtlich. So sagte dem Schreiber dieses einmal ein Mann, 
seine (zweite) Frau habe ihn 40 neue Thaler gekostet (circa 
230 Fr.), und das Fatale dabei war noch, dass sie nachmals 
nicht ganz dem entsprach, was er von ihr erwartet hatte. Ge- 
wöhnlich legten die Spannenden eine Anzahl Silber- oder Geld- 
stücke auf einen Teller, und diese musste der Brautabholende 
verdoppeln. Bisweilen geschah es aber auch, dass ihnen die 
zu Brandschatzende durch Einschlagung eines andern Weges 
entwischte und sie das Nachsehen hatten. In diesem Falle rächten 
sie sich dadurch, dass sie die Strasse mit Besen kehrten, als 
ob dieselbe verunreinigt worden wäre. Natürlich wurde nachher 
die Loskaufssumme verjubelt. Jetzt hat dieser Brauch infolge 
obrigkeitlichen Verbotes aufgehört, und es ist gut; denn aus 
einem anfänglich harmlosen Scherze ist nachgerade eine reine 
Brandschatzung geworden. 

15. Auf dem Unistande, dass man es ungern sah, wenn 
eine Tochter sich nach auswärts verehelichte, beruhte auch das 
Verfolgen auswärtiger Brautwerber. Wehe einem solchen, 
wenn er sich nicht vor Nacht aus dem Dorfe entfernte ! Wenn 
er nicht ein Goliath war oder die Fusse eines Rehes hatte, kam 
er selten mit heiler Haut nach Hause. 

16. Dasselbe geschah, wenn einer mutwilliger oder unbe- 
sonnener Weise die Dorfbewohner mit ihrem Spitznamen 
neckte oder auch nur beim Verlassen des Dorfes „hebutt" rief, 
was für eine Herausforderung galt. Sofort war ihm die ganze 
Jungmannschaft des Dorfes auf den Fersen, und sein Spass nahm 
nicht selten einen blutigen Ausgang. Jedes Dorf hatte nämlich 
seinen Spitznamen. So nannte man die Reinacher „Linseschnitzer", 
die Allschwilcr „Krautstorzen", die Arlesheimer „Saubohnen", 
die Ettinger „Kuckucke", die Therwiler „Iltise" und später 
„Neunundneunziger". Den letztern Namen erhielten sie, weil 
sie s. Z. viele Schulmeister lieferten. Unter dem gemeinen 
Volke bestand nämlich die Meinung, zur vollkommenen Gelehrt- 



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Gebräuche iiu Birseck 



heit werde die Kenntnis von 100 „Spezies* erfordert. Dess- 
wegen sagte man von einem, der etwas mehr wusste als Andere, 
er kenne 99 Spezies ; wenn er 100 kennte, wäre er ein aus- 
gemachter Gelehrter. — Der Spitznamen wurde ehemals als 
Schimpf angesehen, und es war nicht ratsam, denselben am be- 
ireffenden Orte oder in Gegenwart von solchen, die er betraf, 
auszusprechen. Schreiber dieses erinnert sich noch aus der Zeit 
seines Bezirksschulbesuches, wie einmal auf ihn und seine Ka- 
meraden beim Passieren eines Hohlweges in der Nähe des 
Dorfes Oberweil Erdschollen geflogen kamen, weil einer der 
letztern, zufällig, ohne an etwas Böses zu denken, sagte: ff Schauet, 
wie viele Schnecken da sind! M Die Oberwiler wurden nämlich 
„Schnecken" genannt. Es kam uns gut, daBS wir noch flinke 
FüsBe hatten und dass nur Frauenspersonen den verhängnisvollen 
Ausspruch gehört hatten, sonst wären wir tüchtig verhagelt 
worden. Jetzt achtet man diese Spitznamen nicht mehr, sondern 
lacht darüber. 

17. Zu den mit dem Kirchenjahr in Verbindung stehenden 
Gebräuchen kann auch der Bannumzug gezählt werden» weil 
er in unserer Gegend zu einem kirchlichen Brauch geworden 
ist. Je am ersten Tag des Monats Mai gierigen der Ortsvor- 
steher (Meier oder Untervogt) und das Gescheide mit der Jung- 
mannschaft um den Bann, um sie über die Grenzverhältnisse 
desselben zu unterrichten. Es war dies übrigens auch obrigkeit- 
lich geboten. Von dieser Besichtigung der Banngrenzen rühren 
wohl die Bannumzüge her, welche jetzt noch anfangs Mai in 
einigen Gemeinden des alten Baselbietes stattfinden, das s. Z. 
ebenfalls zum Bistum Basel gehörte, sowie die Bannprozessionen 
im Birseck, die jeweilen an Christi Himmelfahrt abgehalten 
werden und allerdings nicht mehr den Zweck der Besichtigung 
der Banngrenzen, sondern den des Erfleh ens von Schutz und 
Segen für die Feldfrüchte haben. 

(Schluss folgt). 



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Ein Wörterverzeichnis der Gaunersprache von 1735. 



Mitgeteilt von E. Hoffmann-Krayer. 

Schon im XV. Jahrhundert hat Basel über die Gauner- 
sprache Aufzeichnungen gemacht, die zum Wichtigsten und 
Àeltesten gehören, was wir auf diesem Gebiete besitzen '). Nun 
stossen wir wiederum auf ein Mandat, das am 10. Januar des 
Jahres 1735 erlassen wurde und eine grossere Anzahl von Gauner- 
wörtern enthält. Da dieses Verzeichnis in dem die einschlägige 
Litteratur sonst so reichhaltigen Werke von Avé-Lallemant 8 ) nicht 
erwähnt ist, nehmen wir an, dass es bis jetzt noch unbekannt 
geblieben ist. Es mag daher angezeigt erscheinen, es als Nach- 
trag hier zu publizieren; zumal da manche der hier angeführten 
Wörter (wir haben sie mit einem * versehen) in dem Avé- 
Lallemant'8chen Gesarat-Wörterbuch (Bd. IV 515 ff.) nicht vor- 
kommen. — 

Herrn Prof. Dr. F. Kluge in Freiburg i/B., der mit einer 
umfassenden Arbeit über die Gaunersprache beschäftigt ist, sind 
wir für manchen wertvollen Hinweis zu grossem Danke ver- 
pflichtet. 

Allerhand Wörter / 
Deren sich die zu Basel verhandle Diebs-Bande in ihrer Sprach 
bedienet / und welche unter ihren annoch herum-vagirenden 
Mithafften dissmalen gantz gemein seyn solle. 
Alp-Hoff, Sennerey, Car net- Kitt.*) 
Ancken, Butter, Muni*, Bock. 1 )* 

Angeben, Verschwätzen, Schmusen*)*, Vermasseren 6 ), Pfeiffen. 



») 8. BA8I.KU Chkomkkn III 522 ff. 

2 ) F. Chr. Ii. Avê-Lau-kmant. Das deutsche Gaunertum. IV Bätide. 
Leipzig 1858. 

») Kantet, Komet, Käse. Kitt, Hau« (jUd. Kim, Sessel). 

4 ) Muni im Schweizerische« = Stier; vielleicht, dass die Bezeichnung 
von da stammt. Bock fehlt, wie Muni, in den übrigen (launerwörter- 
büchero; dagegen heisst Hoher, Rind, was ja zu Muni stimmen würde. 

5 ) Jiid. schmusen. 

*) Jüd. momr, er hat geteilt (?}; vgl. mitteilen. 



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2-40 Ein Wörterverzeichnis der Gaunersprache von 1735. 

Ausbrechen, Ausschaberen. 7 ) 
Baur, Ruch. 8 ) 
Bauren-Hauss, Kitt. 

Band, Handschellen, Kupp)*, Schlang.") 
Bett, Melti. n )* 

Bettlen, Jalchen, I2 )* Schnuren, 13 ) Haluncken. u )* 
Betten, Knupplen, 15 )* Palernollen. 16 )* 
Bettler, Schnury. ") 
Beutelschneider, Sackschlupf er. * 
Beichten, Brillen. 18 )* 

Bekennen, alles gestehen, Laub und Grass ist drussen.* 
Brandmarcken, Speck und Kohl geben. ld ) 
Brod, Rippel, so ) * Lehum, Lehm. *') 

Capuciner, Wüllenbündel, Mermann,* 3 )* Kappen-Hanss. 
Camisol, Ein Iümpeli.*')* 
Closter, Bollent.*»)* 
Creutzer, Ein Psaltner.**)* 

') Schaber, Brecheisen (jüd. sclwbar, er hat zerbrochen). 
*) Schweiz, rûch, rauh? 

») Jüd. Kuppo, Büchse, Kasten; also etwas Verschliessbares Vd 
aber auch u. „Kisen". 

10 ) Von „schlingen.- 

") Vgl. jüd. Metaltelim, Mobilieu; im hildburgh. Wörterb. Metten. 
") Trais, Chochemer Loschen (1833) hat Jakher, Bettler; im Wörterb. 
v. Chri8teusen: „Jalcher, TercJiener, Bettler" (A.-L. IV 208). 
13 ) Zu schnurren? (vom schnarrenden Instrument). 
,+ ) Böhm, holumek, uackter Bettler. 

'\> Vielleicht zu Schweiz. Knüppel, Knoten, Knopf (von den Perlen 
des Rosenkranzes). 

■«» Entstellung aus Paternoster; vgl. auch tioUen im Schweiz. Id. 
IV 7 1 G. 

») S. Anm. 13. 

'"j Stalder erwähnt in seinem handschriftl. Idiotikon Brille, Aufsehen 
erregendes berede: sollte obiges Wort damit verwandt seiu? 

") Bei A vk-Lai.i.kmant heisst Speck und Blaukohl körperliche Züch- 
tigung. 

M i Ribel ist im St. Gallischen eine Mehlspeise (zu reihen): nicher* 
21 ) Jüd. Lechau. 

n ) Wollbündel, wol von der Kutte. 
"] Jüd. Minno, Betnur? 

2i i Zu Wz. bamb-, bamp-, schlaft* herunterhängen? 
-m Tmaix: Bolent (n.) Burg, Kloster, Palast; ebenso der Konstanzcr 
Hans (A.-L. IV 169). 

■\! Tuaix: Salm(en) (m.; 



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Ein Wörterverzeichnis der Gaunersprache von 1735. 



241 



Doctor, Gelehrter, G rillen- Hanss,* Glundbürstere. 27 )* 
Degen, Kolwum. 2 *)* 
Dorff, Gfi'rch.* 9 ) 
Duplonen, Blälen. 30 )* 

Ducaten, Halbblatten. * » 
Dieben vid. Schelmen. 
Diebs-Sprach, Blatte* 1 ) Schmuser ey. 
Essen, Achten,™) Butllen.**)* 
Eisen, Kupp 4 )*, Rost* 

Eisen Gitter wegbrechen, Kupf oder Grembs zs )* wegwätten.**)* 
Einbrechen, bilegküchen^ 1 ) Brosten,™)* Zleilen, 39 )* Ein- 
schaberen. 40 ) 

Examinatores kommen um zu besprechen, Printzen* holchen 41 } 

und verUnsen. 4 *) 
Examinieren, Verlinsen. 
Fisch, Flösslig, Flossen. 
Fleisch, Carne, 49 )* Busem. 14 )* 
Folteren, Jenen, 4 ' J ) ßeren. 4 *)* 



**i Glunde heisst nach Tkaix Beischläferin. Also „Hurenbürster"; 
aber warum? 

Tkain: Kehrum (m ): zigeun. charo. 

2, t Jüd. Kephar. Obige Form führt A.-L. nicht auf, wol aber Kefar, 
Kfar. Gefar, Gfar, Kaf. 

î0 i Tkain: lütte <f.) Goldstücke; ebenso das Wörterbuch von 
Christensen (A.-L. IV 200). 

31 ) Zu jiid. polat, er ist entkommen. 

32 ) Jiid. achten. 

« > A.-L.: butten, botten, buttementen, essen. Herleitung von nieder- 
deutsch biten (beisseni scheint mir zweifelhaft. 
3 *i Vgl. Anm. 9. 

y '\ Schweiz. Gräm», Gitter, Geländer. 
3 * i Watten, zusammenjochen, verbinden. 
3; ) Lekach, Lekiche (jiid. Lekicho), Diebstahl. 
3v i Zu mhd. brcrten „brechen - od. zu rotw. Achbrosch, Dieb? 
w ; Train hat : Zigweil im.) Dieb, welcher in Häusern stiehlt, während, 
die Leute beim Spinunen zusammen sind. 
+u i S. Anm. 7. 
*'} Jiid. halchenen, gehen. 
* 2 > Linsen, spähen (zu Wimen Y). 
43 ) It. carne. 
**) Jiid. Bossor. 
*' J ) Jmm«, Qual (jüd. Tum). 
4fi ) Wol mhd. Aern, schlagen, klopfen. 

lti. 



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-Ji'2 Ein Wörterverzeichnis» der Gaunersprache von 1735. 

Fortkommen, aus der Geföngnuss entrinnen oder loasgelassen 

werden, Boder. A1 ) 
Frau, Nöschie, Eschi.'*) 
Füli, Sosumii.**) 
Ganss, Budel 50 )* 
Galgen, Dohner,* 1 ) Klee. 5 *)* 
Gaysa, Zicker*, Kass. ss ) 
Geld, 7/ew, 54 )* Munium,**) Mäss. se ) 
Geistlicher, Galach. 67 ) 

Gefangen schafft, Thum etc., Salz, * Do feser ey, 68 ) Leg. 59 ) 

Gefangen werden, Kranch seyn. 

Gehen und Kommen, Holchen.* 0 ) 

Geschwisterte, item Bruder, Schwester, Brissgen.* 1 )* 

Gitter, Grembs.* 

GOtt, Doff-Caffer. 6a ) 

Glass, Schein. 93 )* 

Gut, Doff. 

Gold, Fmcäs, Blatis.")* 
ein Gulden, So/". 65 ) 
Haberen, Spüzlig. 
Halblein, Halbdrapp. 60 ) * 



*') Bodi, los, frei (jüd. potur?) 
*') Jüd. Ischa. 

♦ 9 ) Sus, Sö8chen, Pferd (jüd. Sus). 

&0 ) A.-L. hat JSw*e. Im Emmenthal Büdi, Huhn. 

51 ) Jüd. taljenen, henken. 

M ) Jüd. K% Gorät, Instrument? 

5S ) Wol aus Gaiss. 

'■*) Im Würterb. von St. Georgen: „Kupfer, Heu* (A.-L. IV 137). 

5V ) Jüd. Momon, Mammon. 

5<> ) Jüd. mesummen, baar. 

" i Jüd. Gallach, der Geschoreue. 

5S ) To/V?, Gefangener (jüd. Tophus). 

59 ) A.-L. hat ieci (Loch). 

«») S. Amu. 41. 

61 i Thais: Brisge, Prische\ im Wörterbuch von C'hristcnsen: „Brissge 
Brüske, Bruder« i A.-L. IV 201). 

62 ) Tof, gut (jüd. tow), Kaffer, Maun (jüd. Kapher, Bauer). 
e3 j Tkaix hat Glanz (in.i. 5c/rc/n heisst bei A.-L. Tag. 
M ) 8. Anm. 30. 

6 \) SoAo/; Gold, Gulden ijüd. SoÄotc). 
66 ) Franz. rf/Yi/>. 



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Ein Wörterverzeichnis der Gaunersprache von 1735. 



243 



♦Haar, Joaris,* 1 )* Strubbert. 9 *) 
Hembd, Gembsti. 69 ) 

Henckeo, Köpften, Räderen, Caporen™) schicken. 
Hencker, Scharfrichter, Dömerth. 11 )* 
Herr, Printz.™)* 

Herbrig, da man das Allmosen austheilet, item Nacht-Herberg, 

heilen, «) Fede. 14 )* 
Huhn, Stentzel.™)* 
Hosen, Butz, 16 )* Geimer. 71 )* 
Hund, Kohluff.™) 

Huth, wüllerner und von Stroh, Obermann. 

-Jud, Blattenkimm. 79 ) 

Kalb, Böhmeli.*»)* 

Katz, Gingis.* 1 )* 

Kauften, Königen.* 2 ) 

Käss, Gamet.**) 



«) Tkain: Joarf^n.), Gehölz, Wald ylid.Jaar). 

68 ) Struppen. Strüpper, Struppert (zu struppig). 

69 ) Kamis, Kamsei, Kem&el, Gemsel, Hemd, Kamisol. 

10 ) Kappore, Siihnopfer, Tod (jüd. Kappora, Sühnung); daher unser 
kapores. 

n ) Offenbar verwandt mit dem bei A.-L. IV 613 verzeichneten 
Dolman, Galgen fjüd. tolo y er hat aufgehängt). 

") Im Wörterbuch des Konstanzer Hans: r Prinz oder Sinst, der 
regierende Herr" (A.-L. IV 169). 

") Jtid. Laila, Nacht. 

'*) Train: Fade (f.), Herberge. Lies oben „ Lei 1 en- Fede"? 

n ) Thaik: Störchen, Stierchen, doch kaum hieher gehörig. Sandeks 
ttenzen, fortjagen. 

"•*•) Tkain: Hosen, Boxen, Buchsen^ Butschgajum, Butschkem. (Von 
Buckskin?) 

") Möglicherweise zu schweiz. gtme, klaffen, gähnen, gespalten sein. 
1B ) Jlid. Kelew. 

") Kehn, Jude; vgl. Anm. 31. 

90 ) Bum ist die Abkürzung von Poremedine, die Schweiz; wäre eine 
Verwandtschaft möglich? Auch an eine Zusammenstellung mit Böhmen 
lässt sich denken. 

8I ) Ginggis heisst im Schweiz. „Knirps - ; daneben ist aber auch 
Ginggel für „Kaninchen belegt", endlich könnte man au ginggele „tändeln" 
denken. Im Wörterbuch des Konstauzer Hans: „Gengil, die Katze" 
(A.-L. IV 167). 

82 ; Jüd. kinjen, kanjen. 
S. Anm. 3. 



I 



244 Ein Wörterverzeichnis der Gaunersprache von 1735. 

Kind, Kotum,* 4 )* Gampis.* 9 )* 
Kleider, Klufftie.**) 
Kirchen, Gassgen,* 7 ) Jassgen. 
Kommen, Holchen. 8S ) 
Knecht, Halbstossum. s °) * 
Korn, Nasen.* 
Köhl, Grünen. ™) * 

Kupfer-Geschirr, Roten Humpt 91 )* oder Budil.**) 
Leder, Schwumm. 9S ) * 
Luntz, Metz, Aftzger. 9 *) 

Losen, Auflosen, Aufhorchen, Linsen, t,à ) Tröschen. 96 ) * 
Mann, Kaff er, 97 ) Garie, 9 *)* Bnig 99 ) Ruch. 100 ) 
Magd, Halb-Schicksol. ,0 ») 
Markt, Tschug. 10 *) 

Maria Mutter Gottes, Dö/ftr 10 *) Mämhii. 10 ')* 
Mehl, Farin, l05 ) * Staupert. 106 ) 
Messer, Sacnm. I07 ) 

Jiid. koton, klein. 

Thain: Gamheser. 

Jiid. A>to;>Ä, Kinde, Schale. 
Sî > Vgl - A.-L. IV 550. 
w i S. Anm. 41. 

Sonst heisst Knecht Halb-Schekez, von deutsch //aH*, Seite und! 
jiid. Schekez. nicht-jlid. Knabe. 

90 1 Train: Grunert: im Wörterhuch v. Christensen: „Gruneet [Schreib- 
fehler?], Kraut» (A.-L. IV 207). 

") Tkain: Plump, Zinn (lat. plumbum): im hilbuigh. Wörterbuch. 
„Biuinp, Schröthe" (A.-L. IV 151). 

w ) Jiid. 6«(W, Zinn. 

'' J i Tkaix: Schwamm. Schwumm ist schweizerisch. 
**i JVa/fc, Strassenhure <jüd. Naphkoi 
9 S. Aiun. 42. 

9 *j Trmche ist die Schweiz. Form tur deutsch dreschen; aber es bleibt 
fraglich, ob Zusammenhang mit dem Gauuerwort vorliegt. 
,JT i S. Aiun. 02. 

Entstellt aus Gatschu izigeun. tjaxo), zigeun. ijari, membr. vir. 
mler franz. gars'i 

•'■». Bei A.-L. IV 583: Pink. 
,00 i S. Anm. 8. 

Iu, < Jiid. Schickzel, nichtjüdischcs Mädchen. 

,u -i Schuck, Schuck, Strasse, Markt i jiid. Schuck). 

103 . S. Anm. 62. 

'"♦i Zu Mam(m)a. 

w, \ Frauz. farine. 

,(,b i Deutsch Staub. 

I0 '< Jiid. Salin. 



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Ei» Wörterverzeichnis der Gaunersprache von 1735. 245 

Meidliu, Jungfrau, Schicksol. I08 ) 
Metzger, Katsau ff. I09 ) 
Mittag, Mittel jum. uo ) 

Möschen Geschirr, Gelber Plumpt, oder Budil. ul ) 
Morden, Dalchen, xu )* Molieren, 113 )* Caporen. 1U ) 
Mutter, Mämmi. 1 15 )* 
Nacht, Leiten." 6 ) 
Nichts, Loo. 

Nachts gehen stehlen oder etwas bekommen, Leiten holchen. 1 18 ) 

Nasen, Bonum. ,19 ) 

Nonnen, Seicher in. * 

Nonnen-Kloster, Seicherbollenl. ,2 °) * 

Nudlen, Milchraum, Perament. * 

Ohren, Löffel,* Schwinlig. ,21 )* 

Prediger, Pfarrherr, Galach. ,22 ) 

Reden, Schwätzen, etwas bekennen, er redet, Masseren, Pfeiffen, 

er schmausst. ,23 ) 
Verschwatz nur nicht, Masseren umme Loo. m ) 
Rock, Mahlbossum. ,w ) 
Rosenkrantz, Pater noster, Stiger. m ) * 
Rohr, Fusil, Pistolen, Buflert, Glaseyum. 1 * 1 )* 
Ruthen ausstreichen, Fügen™)* Koten. 1 ™)* 



«*) S. Anm. 101 

1,19 1 Jiid. Kazotv, Kazen; Konstan/.er Hans: „Kazuf" lA.-L. IV 171). 

,l0 > Mittejom (jiid Jo»», Tag). 

«") S. Anm 91. 92. 

»") Zu deutsch JJoJc/»? 

m ) Jiid. molhn, beschneiden. 

»>♦) S. Anm. 70. 

S. Anm. 104. 
»«) S. Anm. 73. 
»"t Jiid. lo, nicht, neiu, nichts. 

S. Anm. 73. 41. 
»») Jiid. Jton/i», Gesicht, Fläche. 
»»•) S. Anm. 25. 
"») Zu Schvein? 
»*) S. Anm. 56. 
»») S. Anm. 5. ti. 

124 ) S. Anm. 6. 117. |n>um»»< ist Schweiz, für nur. 
"\i Jiid. Malbwtch, Kleid. 

'") Im Liber vagatorum: „llimehteig, pater noster 1 * i A.-L. I 183). 
""j Train: Glasajum (n.t, (Mmm (f.), Klasqjum. KVemjum (n.'>, Flinte 
«*) Nach Train: heisst /></en plündern. 

■W9) Tka.n: .*©««», knallen, schallen (jiid. Kol, Stimme, Schall). 



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24*3 



Ein Wörterverzeichnis der Gaunersprache von 1735. 



Sterben müssen, exequiret werden, Kaporen 130 ) go. ,31 ) 

Saltz, Sprang. 13a ). 

Säck ausräumen, Schlupfen.* 

Schneider, Stupfer. * 

Schaaf, Lasel." 3 )* 

Schelmen, Ganoffren. 134 ) 

Schuh, Kleiner. m ) 

Schwein, Käser, ,3 °) Nissner. ,37 ) * 

Seyl, Längling.* 

Stehlen, Schornen, 1 ™) Schnüffen,™*)* Greijien, 1 ' 0 )* Gampfen. 141 ). 
Stehlen durch Filouterie und Handgriff, mit einer Rappieren 

daran Wachs oder Bech, Marquetisen, 142 )* Knechten* 
Stehlen durch gewaltthätige Einbrüch, und sich vornehmen die 

Leuth zum Geld angeben zu zwingen, Koch halten. 143 ) 
Stehlen gehen und verjagt werden / oder nichts bekommen, Ins 

Holls oder in Wald donneren.* Auch sich vornehmerb 

die Leuth zu ermorden, Koch halten* und Caporen. 
Silber, Kese/f. »") 
Stadt, Macum. 145 ) 
Schloss, Hrn. Hauss, Castel.* 
Stier, Böhm, »•)* 

Soldat, Laiinger, U7 ) * Regu//\ BalUnachum. ua ) 



'») S. Anin. 70. 

1,1 ! muudartl. für „gehen". 

132 1 A.-L, Sprenkart, Salz (zu (be)sprengen? \ 

»»i Tuais: J^aosel 

iV >< Ganneu; Dieb ijüd. Gattnau). 

,y ') Ellenmanner, Klemer (jild. Naal, Schuh). 

,3t i Chasser ijüd. Chasir). 

u: i Möglicherweise zu nüschen, nischen, suchen, stöbern. 

Zigeun. tschoraf. 

Zu schnüffeln ? 
"<'i = greifen. 
Iil S. Anm. 131 

]+2 i Zu tranz. marquette, Tafel Jungfernwachs. 

1VS TitAiv: A'oc/ic f/^n, auf einen Mord ausgehen. 

Jild. A«ep/i. 
' Jüd. Mokum. 

S. Anni. 80. 
u "l Tiiaix: Laninger, Launinger, Löhninger. 
u '\ Tkain: Ae/,«/'; vgl. A.-L. IV 591. 

Jüd. Milchnmo. 



Eiu Wörterverzeichnis der Gaunersprache von 1735. 247 

Strumpf, Slreiffen. I5 °) * 
Stroh, Ritsch. 

Stillschweigen, Läognen, Regmen, 1 * 1 )* Cartouche n^' 3 )* Fallen. 1 ™) 

Strecken, Reisstag hallen. 154 ) * 

Soppen, Bolifsgen, ,55 ) Schnallen. ,5e ) * 

Schreiben, etwaB Geschriebnes, Cassfeyen. 157 ) 

Tag, Jum. ,5S ) 

Thaler, Ein Ratt. ,59 ) 

Taback, Doberen, 160 )* Suler, 1 « 1 )* Nebel.* 

Theil vom Diebstahl, Schapolis. 162 ) 

Tuch von Wüllen, Drapp. ,63 )* 

Tuch, leinenes, Schnee. 1W ) 

Vergraben, Verdulben, 165 ) * Verschaberen. 166 ) 

Umbringen vid. Morden. 

Wasser, Flodi, ,67 ) * Meium. 1C ») 

Wacht-Knecht, Unter- Weibel, Witz, 1 ™)* Klein- Soder. "»)* 
Gross-Weibel, Gross-Soder. * 
Weib, Eschi." 1 ) 



150 ) Trais: Streifling, Sträfling. 

ibi ) Möglicherweise Druckfehler für Stieg nen, das Train erwähnt. 
152 ) Cartouche war ein berüchtigter Dieb (f 1721). 
,S3 j A.-L. hat fiir fidlen die Bedeutung „verhaftet werden." 
i») Wol zu „reissen". 

1Vy ) Polifke, Polifte, Polifte, Belif/ce, Belifte ». s. w. (bühm. poljukah 
ir,6 ,i Bair. Wasserschnallen. Von schnallen, gerauschvoll schlürfen. 
,M ) Kaswenen u. /rosew ««w, schreiben (jüd. kossaio). 
m ) Jüd. Jörn. 

,w ) Jüd. Äat „phonetisch belebte Abbreviatur von Reichstaler* 
A.-L. IV 456. 590. 

160 ) Tkaix: Dobriclh Dowen, Doicerich. 

151 ) Niederd. Form zu * oder zu sieden? 
142 j Schibboles, Gewinn. Anteil (jüd. Schiboleth). 
>M) S. Anm. 66. 

,6V ) Von der Weisse her. 

,fe ') Klsäss. rfrficn, graben (angelsachs. delfen). 
I66 ) S. Anin. 7. 

,6T i Thais: F/wfe, Flut; ebenso der Konstanzcr Hans (A.-L. IV 169). 
"*> Jüd. 3/oj/m. 

IM ) Offenbar identisch mit Wittisch, Nichtgauncr, Philister etc. : vgl. 
A.-L. IV, 621 fg.; beim Konstanzer Hans: „welsch, der Schüze, Büttel" 
(A.-L. IV 169.) 

170 1 Zu dem von Train angeführten Schode, einfältiger Mensch? Der 
Konstanzer Hans hat: »Schoderer, Aratsdiener" (A.-L. IV 169.) 
Jüd. Ischa, Esches, Frau. 



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Zum Schrätteliglauben. 



Welscher, ein Frantzoss, Haass. * 
Wirth, Spitzt. I7a ). 

Wirth, so den Dieben UnterschleifF gibt, Blatten-Spitzi. 1 '*) 
Wein, Jeijwti, IU ) Joli. m ) 

Zinnen Geschirr, Weissen Humpt, oder Budil. 17ft ) 
Zu-Namen, Ueber-Namen, Znsincken. ,77 ) 

Zeichen geben, ruffen / wann jemand kommt, weilen man stiehlt, 

Zincken stechen oder Zincken ausnemmen. 



Zum Schrätteliglauben. 

Mitgeteilt von Dr. Th. von Liebenau in Luzern. 

Ueber den Schrätteliglauben berichtet uns der Luzerner 
Stadtschroiber Rennward Cysat (M. 103 fol. 272. ca. 160C, 
Stadtbibliothek Luzern) wie folgt: 

Von dem Doggkelin, zu latyn genannt Ephialtes oder Jn- 
cubus und wyters ze tütsch Schrättelin. 

Diss ist ein accidens und lybliche kranckheit, wird ver- 
ursacht von schwärem melancholischem geblüt, wenn der mensch» 
so disom mangel underworfen oder sonst durch andere dispo- 
sitionell und zufäll am ruggen ligende achlafft (als ich es selbst 
auch etwan an mir erfaren), das den menschen gedunckt, es 
lege sich etwas schwäres, mensch, thier oder anderes, uff ine 
und trucke ine so hart, dass er vermeine, es ine erstecken wolle. 
Und obwol der mensch sich stark bearbeit zu schryhen, so mag 
ers doch nit fortbringen. Ist also ein beschwärliche beängstiguug, 



,72 ) Ospes. Ospis, Hospis, Spiess dat. hospin). 

S. Anna. 31. 
"*) Jiid. Jajin. 

,Ti i Im Wörterbuch des Konstanzer Hans: „Gfinkeltcrjole, der Brannten- 
wein" (A L. IV KÎ9). 
»«) S. Aniu. 92. 

l7T ) Zink, Zinken, jede geheime Verständigung durch Laute, Mienen, 
Geberden, Zeichen (zigeun. sung). 



Zum Schriitteliglauben. 



darüber die medici und physici ire ordentliche rationes geben. 
Aber der pöffel hat seine sonderbare abergläubische imaginationes, 
fantasyen und meinungen daby, als ob es ettwas thiers sye, oder 
ettwas geists in der gstalt einer katzen, so sich allso dem menschen 
uff' die brüst legte, mit anderen mehr seltsamen umbstendeu, 
dar uff doch gar nüt ze setzen. 

Wol hand ouch unsre wyber iren wohn, dass diss dogkeliu 
den sugenden jungen kinden nachts überlegen und sy an iren 
brüstlinen suge, davon jnen die brüstlin und werzlin ettwan 
ge8chwälleu. ja ouch milch gebent. Darfür nun sy, die wyber 
solliches abzetryben einen wirten') an die wiegen henckend, 
dieses dogkelin mit sollchem klotteren dess wfrtens abzetryben. 
Aber diss hat kein natürlich fuudameut. 

Glychen wohn hat man ouch ghept, wann man nachts in 
den kannnern by gar stillem wäsen ettwas hören klepfTelen glych 
wie die unruw au einer uhr oder zyttlin, da der pöffel es dahin 
gedütt, es schmide das dogkelin allso, da aber man by unsern 
zyttcn durch flyssiga nachgründen und vffwachen funden, das 
es die holtzwürm oder holtzmaden, so im holtz und täffer wach- 
send un ligent, mit irem nagen also verursachend 



V.i Wirten = verticulum, Schwungrinjr der Spindel. Zikmann, Mittel- 
hochdeutsches Wörterbuch p. 656. < Gewöhnlicher ist im Gebiete von 
l.uzerti hiefiir der Ausdruck Wirtel 



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Miszellen — Mélanges. 



Zum Bächtelistag in Frauenfeld. 

Vgl. 8. 164. 

Im zweiten Hefte dieses Archivs bemerkt E. Halfter, dass der 
Bertolds- oder Berteli-Schmaus (gewöhnlich „Bächtelistag" genannt) 
der Bürger von Prauenfeld jeweils am die Mitte oder in der 2. Hälfte 
des Januar, immer aber an einem Montag abgehalten wurde. Für die 
Festsetzung dieses Montags gelte eine ihm nicht bekannte Regel. 

Unterzeichneter ist nun im Falle zu bemerken, dass dieser be- 
wegliche Montag jeweils der auf Hilarius (13. Januar) folgende 
Montag ist. Der Schmaus fällt also frühestens auf den 14. und 
spätestens auf den 20. Januar. 

J. Häberlin-Schaltcgger. 



Zum SchnaderhUpfel. 

In den Colleotaneen von Job. Mart. Usteri (Zürcher Stadtbibl. 
Mscr. P, 1), 7) tindet sich folgender Auszug aus einer anonymen (uns 
unbekannten) Schrift „Bruchstücke aus den Ruinen meines Lebens von 
H " Aarau 1820 : 

„Notizen von den Wäldleren, im Regen Krais, Königr. Baiern 
an der böhmischen Grenzt'. Liebe zur Poesie. — Alles wird in kurzen 
V ersen ausgedruckt — auch die Liebenswerbung — und so auch ge- 
antwortet, diese zweizeiligen Strophen nennt man Schnaderh Upf 1er, 
und sie werden immer in der gleichen Melodie abgesungen. 

Der Verfasser citiert 2 Beispiele : 

Einer kommt mit 3 Hahnenfedern ins Wirtshaus (die Buben 
(unverheiratete) tragen deren wie die Tyroler, so viele, als sie glauben 
Gegner bezwingen zu können, oder wirklich bezwungen haben) ; er singl : 

He lnsti, Curaschi, drei Federn am Huat, 

Den Buab'n will i sagen (sehen), der mir eppes thnat. 
Ein Anwesender antwortet: 

Ich hör halt An (Einen) singa, der singa nit kon 

Ks war mer glai lieba, er packet mi on. 
Der Krste greift an und singt: 



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Bücheranzeigeu. — Bibliographie. 



1 nim di, i pack di, i acboieiss di glai uni. 

Do konst mir nix thuan, denn da bist mer /.'dumm. 
Es erfolgt ein Faustkampf, alles sieht zu, der Zweite erhält die Ober- 
hand nnd singt: 

Der macht mer ka Müha nit, der is mer viel z'faul ; 

Drei Federn am Huat und d' Kurasch nur im Maul. 

Ein Alter bewirbt sich um ein schönes Mädchen ; er singt : 
Zwa schneeweisi Täublen flieg'u aussi im Wald 
In e schwarzauget's Dirnel verlieh i mi bald. 

Das Mädchen antwortet sogleich : 

Mei lass nur die Dirneln und d'Täubeln im Wald 
Zum flieg'n und zum lieben bist du schon viel z'alt. 

E. Hoffmann-Krayer. 



Berichtigungen und Nachträge. 

S. 152 Mitte lies (statt: die Kuh) den „Katz". 



Bücheranzeigen. — Bibliographie. 



Da. ÜEORO M. KCffnkr. Die Deutschen im Sprichwort. Ein Bei- 
trag zur Kulturgeschichte. Heidelberg (Carl Winter) 1899. 8°. 

Ein kulturhistorisch überaus wichtiges Kapitel ist die Charak- 
teristik, die der Volksmuud einem Lande im Sprichwort zu teil werden 
lüsst. Freilich müssen diese Aussagen mit kritischem Blicke betrachtet 
werden. Während einzelne Aussprüche durchaus den Eindruck der 
objektiv richtigen Beobachtung machen, tragen andere unleugbar eine 
subjektiv tendenziöse Fürbnng, sei es nun, duss sie von Haas und Neid- 
oder von Selbstüberhebung eingegeben sind. Wer aber diese ver- 
schiedenen Beweggründe zu sichten versteht, der wird aus einer der- 
artigen Zusammenstellung des n blason populaire* 1 grossen Nutzen ziehen. 

Der Verfasser der vorliegenden Sammlung ist mit grossem 
Flcisse und lobenswerter Unparteilichkeit zu Werke gegangen. An die 
500 Sprichwörter und Redensarten, wie sie über die Deutschen und 



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252 



Büchcranzeigcn. — Bibliographie. 



ihre einzelnen Stämme im Umlauf sind und waren, hat er in Rubriken 
geordnet und so eine höchst verdienstliche Ergänzung zu dem etwas 
knapp gehaltenen Werke Reinsberg- Düringsfelds (Internationale Titula- 
turen) geliefert. Der erste Teil handelt von den „Deutschen im 
Sprichwort als Gesamtvolk"; von guten Eigenschaften finden u. A. 
sprichwörtlichen Ausdruck: Aufrichtigkeit, Treue, Genügsamkeit, Tapfer- 
keit, Fleiss, Klugheit, Gelehrtheit, von schlechten: Dummheit, Steif- 
heit, Langsamkeit, Plumpheit, Grobheit, Hochmut, Streitsucht, Ungeduld, 
Verschlagenheit, Rohheit, Unreinlichkeit, Argwohn, Frass und Völlerei 
(besonders stark vertreten). Im zweiten Teil folgen in alphabetischer 
Reihe die einzelnen Stämme und Ausspruche Uber sie, wobei die 
Schwaben, Bayern und Preusseu das stärkste Kontingent stellen. Ein 
Unellenverzeichnis (in dem merkwürdigerweise Wandere Sprichwörter- 
lexikon fehlt) bildet den Schluss. 

Dass es dem Verfasser bei der Schwierigkeit der (luellenbe- 
schaH'ung tuituöglich war, die erreichbare Vollständigkeit zu erzielen, 
wird ihm keiner verargen, der die ungeheure Weitschichtigkeit des 
Materials kennt. Zu einem derartigen Werke werden sich immer und 
immer wieder Nachträge machen lassen, uinsomehr als es einem Ein- 
zelnen kaum gelingen wird, sich die Kenntnis der gesamten einschlägigen 
Littcratur anzueignen. 

Es wäre zu weitläufig, wollten wir das noch zu Benützende hier 
autführen. Nur auf ein Denkmal sei noch wegen seines hohen Alter« 
(X. XI. Jahrb.) hingewiesen; es ist ein Einsiedler Codex (Ahd. Glossen 
Bd. IV 426 oben), in dem u. A. von der „Avaritia Francorum" 
(Franzosen?) und der „Fortitudo Saxonum* gesprochen wird; ferner 
heisst es dort „Saxones comparantur equis. Frauci tnmidi." 

Besondere Schwierigkeiten erheben sich bei der Rubrizierung, 
und hier ist es auch, wo man in vorliegender Arbeit manches bean- 
standen könnte: namentlich scheint uns der Verfasser mit den Ver- 
weisungen auf andere Nummern etwas zu sparsam gewesen zu sein. 
Dass das „deutsche Phlegma" unter der Rubrik „Beständigkeit" 
figuriert, scheint uns etwas zu optimistisch. 

Doch dies Alles sind gegenüber den Vorzügen der Arbeit nur 
unbedeutende Ausstellungen. Möge der grosse Aufwand von Mühe 
durch eine zahlreiche Leserschaft belohnt werden. 

E. H.-K. 

AHiisT BERNOixu, Di L . Sagen von Teil und Staufiacher. Eine 
kritische Untersuchung. Basel 1899. 8°. 54 S. Preis: Fr. 1.50. 
Ks darf von allen Freunden schweizerischer Sagenkunde begrüsst 
werden, dass ein hervorragender Kenner unserer einheimischen Ge- 
schichte, dessen Gründlichkeit unter den Fachgenossen längst bekannt 
ist, es unternommen hat, eine allgemein verstündliche Darstellung 
unserer berühmtesten Sage zu bringen. Ohne das Verdienst früherer 
Abhandlungen über diesen Gegenstand zu unterschätzen, dürfen wir 
doch sagen, dass, nach den Fortschritten, die die schweizergeschichtliehe 
Forschung in den letzten Dezennien gemacht hat, eine nochmalige 
Prüfung der Ueberlieterung auf Grund der bis jetzt gewonnenen Re- 



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Büehcranzeigen. — Bibliographie. 



253 



sultate wünschenswert erscheinen musste. B. hat sich, wie das zu 
erwarten war, dieser Aufgabe mit grossem Geschick entledigt. 

In einem ersten Teile wird zunächst eine knappe, aber überaus 
durchsichtige Darstellung des politischen Zustande» und der geschicht- 
lichen Entwicklung der Urkantone gegeben, die als Grundlage dienen 
«oll für die im zweiten Teile auf die Entstehung der Sage zu 
ziehenden Schlüsse. Es kann natürlich nicht in unserer Absicht liegen, 
auf die historischen Erörterungen hier einzutreten; für uns sind von 
speziellem Interesse nur die sagengesch ichtlichen. 

Den Eingang derselben bildet eine allgemeine Betrachtung der 
Ueberliefernng im »Weissen Buche" zu Samen, aus dem Aeg. Tschudi 
seine berühmte Erzählung geschöpft hat. Es wird darauf hingewiesen, 
wie lose dort die fünf Sagen vom geblendeten Mann im Melchi (erst 
später ist daraus Melchtal gemacht worden), von dem im Bad Er- 
schlagenen zu Altzellan, von Stauttacher und seinem Geheimhund auf 
dem Rütli, von Teil und endlich vom Ueberfall der Burg zu Samen anein- 
andergereiht sind, und wie nahe die Wahrscheinlichkeit liegt, daas 
die Erzählung im weissen Buche ein Kompilation aus altern Schriften 
sei, die der Schreiber nach Willkür modifiziert hat. 

Tendenziös entstellt ist nach B. in erster Linie die Sage von 
den ausgespannten Ochsen und dem geblendeten Vater, wo es 
sich wol nur um einen Akt brutaler Pfändung auf Befehl eines (un- 
bekannten) Burgherrn handelte (Frühzeit des XIII. Jahrb.); diese Er- 
zählung wie die von dem Bade in Altzellen (I. Hälfte d. XIII. 
Jahrb.), wo weder der Name des Erschlagenen noch der des Tot- 
schlägers überliefert ist, stehen zu der Befreiung der Waldstätte in 
keiner Beziehung. 

In der Tcllsage sind zwei Versionen zu trennen 1) der alte 
Mythus (Rnss und Teilenlied), der nur von dem Apfelschuss, dem 
Sprung auf die Platte und dem Erschiessen des Vogts von dort aus 
••twas weiss (nur hier ist der Name Teil überliefert), 2) die Erzählung 
von dem Aufpflanzen des Hutes, der Verhaftung des Unbotmässigen, 
seinem Entweichen und dem Schuss in der Hohlen Gasse (vor 1291). 
Beide Ueber lieferungen hat das Weisse Buch verbunden, da eine ge- 
wisse Aehnlichkeit zwischen ihnen bestand. Freilich dürfte die zweite 
Version auf einein historischen Ereigniss („stürmischer Auftritt an 
einem Gerichtstage") beruhen. 

Diese Tellsage ist im Weissen Buche mitten in die Erzählung 
von Stanffacher eingeschoben. Der Held dieser Sage ist höchst 
wahrscheinlich Wernher Stauffach der ältere (urk. nachweisbar 1267). 
Der Bericht über ihn ist durch die mannigfachen Interpolationen unklar 
und verschwommen geworden. Als Kern der Ueberliefernng ist des 
Schwyzers Stauffaeher Initiative zu einem Geheirabund mit Unter- 
waiden und die wiederholten nächtlichen Zusammenkünfte auf dem 
neutralen Boden des Rütli herauszuschulen (vor der Erhebung von 
1247). Das Uebrige sind tendenziöse oder spätem Ereignissen ent- 
nommene Zuthaten. Zu den letztern gehört namentlich die Zerstörung 
der Burgen in Uri, die erst aus der Zeit des ewigen Bundes datieren kann. 



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Bücheranzcigott. — Bibliographie. 



Das letzte Kapitel ist dem Ueberfall der Burg zu Sarnen 
gewidmet, der auf den 25. Dezember 1*246 angesetzt wird. 

Ein zusammenfassendes Schlussergebnis und der einschlügige 
Bericht aus dem Weissen Buche in neuhochdeutscher Uebertragung 
beschliessen die verdienstvolle Schrift. 

Möge sich kein gebildeter Schweizer die Gelegenheit 
entgehen lassen, sich Uber dieae wichtigen und allgemeines 
Interesse beanspruchenden Fragen in vorliegender Schrift 
Klarheit zu verschaffen. 

E. H.-K. 

Tartarixoff, E., Die Beteiligung Solotburns am Schwaben kriege bis 
zur Schlacht bei Dornach (22. Juli 1499). Nebst 172 urkund- 
lichen Belegen nnd 24 lithograph. Beilagen. Festschrift, verfasst 
im Auftrage der h. Regierung des Kantons Solothurn zur IV. 
Säkularfeier der Schlacht bei Dornach. Solothurn 1899. 
Ohne uns auf eine Kritik dieser allseitig gerühmten Arbeit ein» 

zulassen, wollen wir doch nicht verfehlen auch unsre Leser auf diese 

gediegen und vornehm ausgestattete Festschrift aufmerksam zu machen. 

Sie bildet eine unauslöschliche Erinnerung an jene erhebenden Feiern 

der letzten Julitage. 

Rki». 

Rätische Tbachtenbiluer. Herausgegeben vom Organisationscomité 
der Calvenfeier. Photographischer Farbendruck: Polygr. Inst. 
A.-G. Zürich, o. J. (1899). 34 Trachten auf 12 Tafeln. Preis: 
10 Fr. — 

Das um die Reproduktion schweizerischer Trachten so überaus 
verdiente Polygraph. Institut hat uns nun eine zweite Sammlung von 
Trachtenbildern geschenkt. Was bei der die ganze Schweiz um- 
fassenden Prachtausgabe nicht der Fall sein konnte: das Eingehen auf 
die Varietäten in einzelnen Thalschaften, ist nun hier im vollsten Um- 
fange zur Geltung gekommen. Wir waren erstaunt Uber die Fülle 
und den Reichtum au prächtigen, oft luxusiösen Trachten, wie sie 
Graubünden aufweist. 

Den Wert einer solchen Sammlung brauchen wir nicht noch 
besonders hervorzuheben. Sie ist ein Unikum, da es u. W. in der 
Schweiz bis jetzt noch nicht versucht worden ist, eine möglichst voll- 
ständige Zusammenstellung sämtlicher Trachten eines Kantons zu machen. 

E. H.-K. 



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i 



Fragekasten. — Informations. 

Schatzgräberei. 

Kommt das Scbatzgraben in der Schweiz noch heutzutage vor 
und was werden zum Finden und Heben des Schatzes für zauberische 
Mittel verwendet? (Handschriftliche Wegleitungen, topographische Merk- 
zeichen, Wünschelrute, Kristal, Beschwörungsformeln etc.) 

Auch Angaben ans älterer Zeit werden mit Dank angenommen. 

Dr. St. Eljasz-Radzikowski, Lemberg. 
(Antworten an die Redaktion dieses Archivs). 



Ein altes Gassenlied. 

Im zweiten Basler RufbUchlein (Manuskript im Staats-Archiv) 
werden fol. 55 unter dem J. 1509 verboten: .schandlich vnd schmach- 
lieder als der blowstorck vnd derglychen Allenthalben jnn den husern 
vnd ouch vff den Gassen gesungen." 

Ist einer unserer Leser im Stande, über diesen „blowstorck" Aus- 
kunft zu geben ? 

E. H.-K. 



Spielnamen. 

In höchst dankenswerter Weise hat der Verein für Verbreitung 
guter Schriften durch Herrn Sekundarlehrer R. Wyss eine Anzahl 
Unterhaltungs- und Bewegungsspiele zusammenstellen lassen. Das Heft- 
chen ist im Juli 1899 als Sonderpublikation zur Ausgabe gelangt. 
-Gemäss seiner Bestimmung für die gesamte Schweiz sind die Spiel- 
namen jedoch in schriftdeutscher Spraohe abgefasst. Der Unterzeichnete 
wäre daher für Mitteilungen der schweizerdeutschen Spiel- 
namen, und wären es auch nur vereinzelte, überaus dankbar. Wer 
das betr. Büchlein besitzt, braucht nur die Nuniiner des Spiels mit 
der Schweiz. Bezeichnung und dem Ort zu verschen. Also z. B. Nr. 5: 
Fangis (Zürich) ; Nr. 6 : Fcrchten-cr der schwarz Ma (Basel) ; Nr. 29 : 
Ressli-Fuulzi (Basel). 

Zürich V. Dr. E. Hoff mann -Kray er. 



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256 



Totenschau. 



Er. Karl Ritter t 



Am 23. April dieses Jahres wurde in der General- 
versammlung zu Luzern Dr. Ritter in den Ausschuss 
unserer Gesellschaft gewählt. Als er die Annahme der 
Wahl erklärte, versicherte er gleichzeitig, er werde, so 
bald er von seiner damaligen Krankheit sich erholt, thätig 
für die Interessen der Gesellschaft eintreten. Es sollte 
anders kommen. Am 8. August ist er an einer Gehirn- 
krankheit gestorben. 

Der Dahingeschiedene, aus der Nähe von Weimar 
stammend (geboren 1856) und zum Volksschullehrer aus- 
gebildet, war nach Zürich gekommen, um sich von 1880—86 
historischen Studien zu widmen. Nach seiner Promotion war 
er nach Trogen berufen worden, wo er dreizehn Jahre 
lang an der Kautonsschule gewirkt hat. Daneben hat sich 
lütter mit grossem Eifer der Erforschung der Sehweizer- 
geschichte hingegeben, durch eine Reihe selbständiger 
Publikationen, wie durch Herausgabe des Appenzellischen 
Jahrbuches sich um seine neue Heimat sehr verdient ge- 
macht, und zweifelsohne wäre er auch der Mann gewesen, 
für die schweizerische Volkskunde im Lande Appenzell 
Tüchtiges zu leisten. 

Wir bedanern seinen frühen Hinschied aufrichtig. 



Chants patois jurassiens 

Publiés par M. Arthur Rossat (Bâle) 

1. Lee Chants patois jurassiens, auxquels les Archives 
veulent bien accorder l'hospitalité, ont été recueillis dans la 
Vallée de Delémont et dans l'Ajoie (Pays de Porrentruy). 
J'ai commencé en 1894 à rassembler des matériaux pour une 
étude phonétique du patois de Delémont, et c'est dans mes 
courses à travers le pays que j'ai eu l'occasion d'entendre et de 
noter ces cbantB populaires. 

Il est toutefois regrettable qu'un pareil recueil n'ait pas 
été entrepris quinze ou vingt ans plus tôt; on aurait alors 
certainement trouvé un plus grand nombre de ces productions 
patoises, car il existait des chansonniers manuscrits qui ont été 
égarés ou détruits depuis. ') 

Mais enfin mieux vaut tard que jamais, et voilà pourquoi 
je me suis activement occupé, en m'adressant de préférence aux 
plus vieilles personnes, de sauver ce qui s'était encore conservé 
dans nos villages. 

Pour le moment, je ne présenterai à mes lecteurs que du 
patois delèmontain, du vâde (= patois de la Vallée), comme 
on l'appelle dans le pays, ou du patois ajoulol. Je me réserve- 
de publier plus tard le résultat de mes recherches dans le Val 
de Moutier, les Franches-Montagnes et le Vallon de Saint-Imier. 

2. Voici le système de transcription phonétique que j'ai 
employé : 

1°) Voyelles. 

J'indique par " et " les voyelles longues et brèves, 
g — e long ouvert (frç: t^te, p^re) 
£ = e bref ouvert (frç: eflW, portais) 
ë = e long fermé (frç: force", premier) 
ë = e bref fermé (frç: départ, périr) 
o = e muet (frç: petit, lever) 

») A Courroux, par exemple, une bonne dame m'a appris que, pendant 
près d'une année, elle avait allumé son feu avec les pages d'un vieux 
livre « où c'était rien qu'écrit qu'en patois. » Elle avait achevé de brûler 
le volume deux ou trois mois auparavant. 

17 



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258 



Chants patois jura»siens 



œ = eu ouvert (frç: coeur, pewr) 
ö = eu fermé (frç: feu, veut) 
0=0 long ouvert (fre: encore, bord) 
y = o bref ouvert (frç: donne, police) 
ô = o long fermé (frç: cite, chaud) 
u — frç. ou 
ü = frç. u 

Les nasales sont: 5 (frç: cha«t); ? (frç: patn); fi (frç: bow); 

i, fi, fi (nasales pures d'i, d*?V et d'w). 
2°) Consonnes. 

p, b, t, d, k, 1, m, n, r, f, v ont la môme valeur qu'en français. 

g est toujours guttural, même devant e et i. 

fi = n mouillée (frç: agneau) 

s = spirante sourde (frç: savoir, cesse, ceci, seul) 

z — spirante sonore (frç: poison, sèle) 

x = chuintante sourde (frç: eAeval) 

j = chuintante sonore (frç: Jeune. Jamais, genre) 

y — médiopalatale sourde (allemand ich) ; son particulier 

au patois de Porrentruy (= latin: cl, /?). Ex.: î yô (un clou), 

gô/f (gonfler). Delémont rend ce son par x {ï xô, gôxp) 

y = médiopalatate sonore (allemand jeï) : yadîno (Claudine), 

yï (lin). 

w est le 10 anglais et correspond au premier élément de 
la diphtongue oi (pwà — frç. pois). 

L mouillée n'existe pas dans notre patois. 

3. Il n'est pas nécessaire d'indiquer spécialement par un 
accent la syllabe tonique. Notre patois accentue régulièrement 
la dernière syllabe non muette de chaque mot. 

4. La traduction que je donne en regard est toujours 
littérale. J'ai mis entre crochets [ ] les mots exigés par la 
phrase française. 

5. Voici comment je diviserai mes chants patois: 

A. Noëls et Chants de fête. — Prières.') 

B. Rondes et vÇyvri. 

C. Pastorales, Chansons d'amour, etc. 

D. Chansons satiriques. 

A la suite de ces chants, je compte publier une collection 
-de proverbes patois. 

*) Bien que les Prières ne soient pas à proprement parler de« 
« Chants jwtois », je me permets de les faire rentrer dans cette première 
partie; on comprendra facilement pourquoi. 



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Chants patois jurassiens 



259 



I" Partie 
Noôls et Chants de fête. — Prières. 



Noël 

(Patois de Courroux) ') 



Fl. çkùta, Djana-Mèria, 
StS txësnata. 
S'a se bel ëdja 2 ) di sia 
tya 3 ) n£ difi novëïata, 
k'êl txStS to ësëbp: 
Alléluia! 

Gloire à l'Eternel 

Et paix dessus la terre! 

:2. Vil alê-vg, mê bê bwärdjie, 
Dans cette nuit sombre? 
Vo trôvrè lü Messie 
K'a vani a raöda. 

— Le merka po lü tryvé? 

— 5 Bethléem el a ne 
de ena étal freda, 

Stra [la] büa e l'Ena. 

.3. Käka, käka êvô le dwa 
5 l'ö da l'étal. 
noz*)-évi bi oy 



üyli pliarë 



Écoute, Jeanne-Marie, 
Entends chansonnettes. 
C'est ces (belles) beaux anges du ciel 
Qui nous disent des nouvelles, 
Qu' (elles) ils chantent tous ensemble: 
Alléluia! 

Gloire à l'Eternel 

Et paix dessus la terre! 

Où allez-vous, mes beaux bergers, 
Dans cette nuit sombre? 
Vous trouverez le Messie 
Qui est venu au inonde. 

— La marque pour le trouver? 

— (En) A Bethléem il est né, 
Dans une étable froide, 

Entre [le] bœuf et l'âue. 

Frappe, frappe avec les doigts 

A la porte de l'étable. 

Nous avions bien entendu pleurer 



J ) C'est le même que celui publié dans Arch. III, p. 43 sqq. — Je 
le transcris phonétiquement, avec quelques annotations. 

*) Comme on pourra le voir dans ce noël et dans d'autres, le mot 
*êdj» est très souvent employé comme féminin. Cf. n° 2, str. XI, p. 267. 
Voir aussi Prières: 19, 20 et 21, p. 285 ; 23, p. 286. 

«) Tfa = qui, que, prou, relatifs. (Delémont et Porreutruy disent k».) 
Ce traitement se retrouve dans tout le Val Terby (Vicques, Courchapoix, 
Corban, Mervelier et Montsevelier). — Courroux, à la limite, a tX» et k». 
{Cf. le vers suivant). Cette prononciation particulière a fait donner le 
sobriquet de tXôtXç (ceux qui disent tX») aux gens de ces villages. «N$ 
sô lë tXàtXÇ dê tty l'vâ (Nous sommes les tXot/Ç dans tout le Val) », 
me disait M. le curé de Courchapoix. — C'est du reste la façon de parler 
des Paniers, poème patois écrit vers 1736 par le curé Kaspieler de Courroux 
(Porrentruy 1849.) 

+) Le trait d'union sert à noter les liaisons. 



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■260 



Chants patois jurassien» 



da vwä') nô bërbijata. 
Dö bödjo, öxä Djôze; 
vwasï i övia*) bî fre, 
lëz-êbra 85 djiavrê. 
dö, b5na Mèrie. 8 ) 

4. : M5 Dûa, ke fe fre si 

pü seta pör ermate! 
l'üvia a, 5ko bî gr£ 
pü êtra S l'étal. 
Pïara, prS de bak/a 4 ) 

e n£ fe ï bü füalä 
pü seta pör ermäta, 
k'§ si ka trebyäta. 

5. Vo n'ë gêr d'StSdraS, 
mö bei öxä Djöze, 

da vani lydjia si, 
dë seta étal freda. 5 ) 
sa vçz-ëta i bfl txëpU, 
botxi i pô së pertü; 
kar le bïza odjala 
seta pör ermäta. 

6. — Yyz-e bël e 6 ) garmynë, 
ë vo fa ëvwa päsiäs. 

pwä le vel ê" damëde 



Depuis vers nos petites brebis^ 
Donc, bonjour, oncle Joseph. 
Voici un hiver bien froid, 
Les arbres sont givrés. 
Donc, bonne Marie. 3 ) 

Mon Dieu! qu'il fait froid ici 
Pour cette pauvre petite âme! 
L'hiver est encore bien grand 
Pour être (en) dans Pétable. 
Pierre, prends des brindilles (bû- 
chettes) 

Et nous fais un bon petit feu 
Pour cette pauvre petite âme, 
Uni est ici qui tremblotte. 

Vous n'avez guère d'entendement,. 

Mon bel oncle Joseph, 

De venir loger ici, 

Dans cette étable froide. 

Si vous êtes un bon charpentier, 

Bouchez un peu ces pertuis; 

Car la bise gèle 

Cette pauvre petite âme. 

— Vous avez (bel à) beau murmurer, 

Il vous faut avoir patience. 

Par les villes [nous] avons demandé, 



') Dq vwa = depuis vert» (et non auprès de; cf. Arch. III, p. 4X, 
str. H); dq — de ex = «lès, depuis: i n'I'ç p'vû, dq öt djy — je ne l'ai 
pas vu depuis huit jours; vwä = versus, vers. 

2 ) Övh, qu'on retrouve suivant les endroits sous les formes ôvça ou 
upfa = hibernu, hiver. N'est-ce pas la forme itrfs au lieu de mite qu'iJ 
faudrait lire dans le manuscrit de 1750 (Arch. III, p. 47, str. 3)? Puisque 
« le dernier jambage de Vm et le premier de Vü sont confondus sous 
tine rature» (note 2), ne vaudrait-il pas mieux y voir uv que mu? — Au 
surplus, mu? = inur ne ue trouve pas dans le patois ajoulot, ni dans le 
delëmontain, mais dans le montaignon, le patois des Franches-Montagnes. 
On aurait donc en ici mûr, ou plutôt mürä. — Me(n)se = mwâ mois. 

3 ) Ce passage est corrompu; j'ai entendu la version: bodjç do MÇrh 
= bonjour donc, Marie. (Cf. n° 2, str. 2, p. 265). 

4 ) BqkXä, mot du patois de Courroux; ailleurs on dit brçxyà, 
brötxya = brindille. 

,J ) Frigidu donne régulièrement /Vç, fém. frçdz; frise u = frà\ frqtx». 
P. 269 note 1, frwääz est français. 

6 ) Cette façon de parler a passé dans le français jurassien. On, 
entend dire, par exemple: Oh! cet enfant, vous avez bel à dire, vous avez. 
bel à faire, il n'écoute rien! 



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Chaats patois jurassiens 



261 



se" trovê rêzidSs. 
nç n'ê k'i büa ë i 5na. 
Di möda a'S e m£kê. 
Sa ntfz-ètï retxa, 
djekfi no raSnre fête. 

7. — Dits dö, öxä Djôze, 
ö 85 se bSdata? 
Mèria, prfi sö rnayola 
ë le se kfttxata. 
MädlÖ," rpyua ') sÖ yç 
Jean l'êdrê, la bêrsrê, 
DizS txêsnate 
pu 6eto pôr enuäta. 

'-8. Pïsra, fü 8 ; vita e l'otgi, 
prS tö êt^iiyata, 
i morslä da pë frji, 
fè-yi se sçpata, 
bota-lë S si pyetë, 
S'ël a try txgd, xyxa-yï. 3 ) 

La pôr afë pûara, 
s'a da fré k'e grûla. 

"9. Na lëxia nyH vanï 
dadë seta çtjil; 
lö popo a Sdrauiï 
dadC se kütxäta. 
Vwasi vani t{» d'ï ko 
trwjï rwä môtç sur chameaux; 
Des présenta apportent, 
kaka S le pôarta. 



Sans trouver résidence. 

Nous n'avons qu'un bœuf et un une. 

Du monde s'en (a) est moqué. 

Si nous étions riches, 

Chacun noua (mènerait) ferait fête. 

— Dites donc, oncle Joseph, 
Où sont ses bandelettes? 
Marie, prends son petit maillot 
Et fais sa couchette. 
Madelon, fais son lit. 
Jean l'aidera, le bercera, 
Disant chansonnettes 
Pour cette pauvre petite fimc. 

Pierre, cours vite à la maison, 

Prends ta petite écuelle, 

Un petit morceau de pain frais, 

Fais(y)-lui sa petite soupe, 

Mets -la dans ce plat. 

Si elle est trop chaude, sounHe(s-y)- 

[la]-lui. 
Le pauvre enfant pleure, 
C'est de froid qu'il grelotte. 

Ne laissez personne venir 
Dedans cette étable; 
Le poupon est endormi 
Dedans sa couchette. 
Voici venir tout d'un coup 
Trois rois montés sur chameaux; 
Des présents apportent, 
Frappent à la porte. 



') Rçyth, du verbe rçyûe = 1. raccommoder, repriser: rçytïç àê 
txqs (pantalon); 2. arranger: rfyûç ï yf (faire un lit). — Le poème patois 
du curé Kaspieler, les Paniers, donne, vers 594: Çyte-lç (h tô mô = arrange- la 
de ton mieux: vers 708 . . . yi rçyforç cbdç stü grQ mertf s* tu les 
lui raccommoderas sous ce gros marteau. 

*) Le verbe fürs n'a pas le sens de fuir, mais celui de courir. Cf. 
Paniers, vers 95: fü t'â vit» = cours vite . . . 

s ) La version imprimée, Arch., III, p. 48, str. 8: «sai laa tro cliâs soye 
l'y» nie parait corrompue. Dans tout notre patois, calidu = txâ, fém. 
txâd. Il est inexact de traduire soye l'y x$x? yi, on xox» li) par 
«souffle demis»; il faut traduire: souffl<?«-y, pour: souffle-la-lui, forme très 
fréquente, même dans le français jurassien. Ex.: donnes-y. prétes-y. 
Cf. le vers 4 de cette même str. 8: fé-yi. Souffler = x(txç (Delémontj, 
ou Xiti/A (Ajoie); cf. p. 269, str. 7. 



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262 



Chants patois jurassiens. 



10. Madlö, vT î pö vwa 
tyii kaka S le pôarta 
e dï-yï ka l'äfS doa 

Que doucement s'approche. 
Vwasi » pœ l'ëtxerbone. 
si l'afe* la vwä, vö krie. 
tira-ta drie lez atra, 
ratytir te berbata. 

11. T'ëtô 1 ) bî m|i rlëve 
pü aie S vwâyëdja. 
e-ta î rêxa txomane*) 
ô bï î mjï sedja? 
tyê fafé ërë dramï, 
ka t'vwarê, vö trezi 
ta dero ëvwa öta, 

ta fë pàvu a inöda. 

12. — Voz-eta l»T ekatni 
da mô iiwit vizedja. 
le dje de nota pfyï, 
s'a yot naturel. 

I na sœ p'si niavr 
kom i s»; etxerbonë. 
Cherchant, je vous prie, 
Ce beau fruit de nie. 

13. N(»z-é traversia U- me, 
le bô, 1«; kanena, 

pü vani adore lu rwa 
di sia ë do lë teara. 
Son étoile nous a conduits, 
Nous éclaire jour et nuit, 
Jusqu'ici*) nous montre 
Le sauveur du monde. 

14. — Vanï du vwa notra aïe, 
ël a de se kratxa. 

mv vanï to bel ni S 

k'e ne sa rëvwaya. 

— Lii bël äte ka vnz-ë, 



Madelon, va un peu voir 

Qui frappe à la porte 

Et dis (-y)-lui que l'enfant dort,. 

(Aue doucement s'approche. 

Voici un vilain encharbouné. 

Si l'enfant le voit, (il] veut crier.. 

[Re]tire-toi derrière les autres, 

Nettoie ta barbiehe. 

Tu étais bien mal (re)lavé 

Pour aller en voyage. 

Es-tu un (racle-cheminée) ramoneur 

Ou bien un (mal sage) méchant? 

Quand l'enfant aura dormi, 

Qu'il te verra, [il] veut sursauter- 

Tu devrais aw>ir honte, 

Tu fais peur au monde. 

— Vous êtes bien stupéfaits 

De mon noir visage. 

Les gens de notre pays, 

C'est leur naturel. 

Je ne suis pas si mauvais 

Comme je suis encharbonné. 



Nous avons traversé les mers,. 
Les bois, les campagnes, 
Pour venir adorer le roi 
Du ciel et de la terre. 



— Venez donc voir notre enfant,. 
Il est dans sa crèche. 

Mais venez tout (bellement) douce- 
ment, 

[De peur] qu'il ne se réveille. 

— Le bel enfant que vous avez, 



M Imparfait: î'Mq, t'çt(>, ël êtë, nôz-ètj, voz-êtï, ël çtl 
'*) Cf. p. 271, note 3. 

s ) Pour «jusqu'à ce qu'ici.» On entend communément: «Je veux 
attendre jusque quand il viendra. » Le patois dit toujours djok pour 
jusqu'à ce que. Ex: I rö ilmiïrç si àjôk ël erq fini = Je veux rester icù 
jusqu'à ce qu'il ait fini (litt.: jusqu'il aura). 



Chants patois jurassiens 



ë k'ë doa bi dalê 
dadS so krëtxata! 
la bfl büe'lü kraxa! 2 ) 

15. N{> kiomrè* ä l'afS 
dë djôlia bwetäta. 

V V trçvrê pèa 3 ) dadS 

pft yi ëtxte robata. 

Voici de Ùor et de V argent, 

De la myrrhe et de V encens, 

Pour le reconnaître 

Qu'il est de tout être. 

16. Noz-a rvé S no pëyi. 
Or adieu, JJêria! 

Priez pour nous votre fils 
ka da nö ea pïdia. 
Sa lë dyër vi si, 
rafuta S notra pëyi. 
Voz-ëre terato, 

Cet c 

djërdi ë inajuata. 

17. Madlîî, ë-ta bî vii 
fer lë grames, 

tye si nwä s'a rafale 
pfi gretê aù fësV"*) 
ël jî pù'tniâ nwä. 
si, me léz-atra so djolia. 
Bê txëpë da nps 5 ) 
k'ël e'txu yo tetata. 



Et qu'il dort bien tranquillement 1 ) 

Dedans sa petite crèche! 

Le bon Dieu le (croisse) bénisse! 

Nous ferons cadeau à l'enfant 
De jolies petites bottes. 
Vous trouverez toujours bien dedans 
Pour (y) lui acheter une petite robe 



Nous | nous] en revenons en nos pays. 

Or, adieu, Marie! 

Priez pour nous votre fils 

Q,ue de nous [il] ait pitié. 

Si la guerre vient ici, 

(Courez) Réfugiez- vous en notre pays» 

Vous aurez de petites terres, 

Jardin et maisonnette. 

Madelon, as-tu bien vu 

Faire la grimace, 

Uuand ce noir s'est reculé 

Pour gratter ses joues? 

Il est vilainement noir. 

— Oui, mais les autres sont jolis. 

Beaux chapeaux de noce 

Uu'ils ont sur leurs (petites) têtes. 



•i Je ne suis pas certain de cette traduction, que m'a donnée une 
seule personne de Courroux; les autres ne comprenaient pas ce mot dslq. — 
La leçon de Ardi., III, p. 50, str. 14: J)é laimendet, me parait encore plus 
obscure. En tous cas Dé laimendet ne peut pan signifier «Mon Dieu!» 

J ) C'est l'expression habituelle. A une personne qui éternue, on 
dit: dih vô kraxa — Dieu vous bénisse, (kraxa = crescat: crescere = kratr»\. 

3) Pfj = seulement; ex: vipçs = viens seulement, viens donc, viens 
toujours. Cf. p. 280 n° 14, str. 1. — Peut-être vaudrait-il mieux dire: 
pteâ dadfi, par dedans? La sens serait alors plus simple et plus naturel. 
Cf. p. 266, str. 7: pe dadf. 

♦) Fc* = tacie, joue, et non pas fesse: »V ma a le fc* — j'ai mal 
à la joue; qn» cfcsb — une gifle. 

v ) Arch., III, p. 50, str. 17, le ms. a nanti [e], et l'on a traduit: 
chapeaux de Nancy. — Je crois qu'il faut lire plutôt: nus ou mts = noce. 
Cette forme nasalisée n'aurait rien d'extraordinaire dans notre patois, 
où elle aurait été amenée par Vn initiale comme dans m agi s = më; 
cf. Arch., III, p. 50, même strophe. Cf. encore: mittere = mâtr, mettre^ 
me = »i? ip. 287, n° 27, note 3i. 



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2*4 



Chant» patois jurassiens 



18. — Piara, ë-ta prëzïmê 
ä sê djôlia trjisata 
k'el evî pädüa ji kö, 
k'ë fezï d^îd^anâta. 

— Vy v^trôpê /urteusemen*. 

s'a de txînâta d'erdjë, 

bel e djöiiata, 

ka v|la bi bS rapo 

19. Marie, Joseph ë âfë 
k'â dë le krëtxâta, 
ëdiia! sa l ) dqz-JS. rvê" 
vwä nô bërbijato. 

N§ vë vwardê nô moto". 
Nç pësrë ji p$pö\ 
Öw'ew /m» grâce abonde 
pu retxtê lü uiöda. 

20. Ravani nö vwä savS, 
ravani 5 vël 
kiïmëdê bi 5 to 

se djë de motefia 8 ). 
Ravani vwä nytra afë. 

n § v 9 PF 5 P u P? rë i 
ë Marianäta 

sere komeräta. 

(Communiqué par M. le 



— Pierre, as-tu fait attention 
(En) A ces jolies petites tresses 
Qu'ils avaient pendues au cou, 
Qui faisaient: drin! drin! 

— Vous vous trompez furieusement. 
C'est des chaînettes d'argent, 
Belles et joliettes, 

Qui valent bien cent rappes. 

Marie, Joseph et [l'Jenfant 
Qui ea(t) dans la petite crèche, 
Adieu! Or, nous nous en revenons 
Vers [ou: voir] nos petites brebis. 
Nous allons garder nos moutons. 
Nous penserons au poupon, 
Qu'en lui grâce abonde 
Pour racheter le monde. 

Revenez nous voir souvent, 

Revenez en (ville) visite. 

[Re] commandez bien à tous 

Ces gens de montagnes (?). 

Revenez voir notre enfant. 

Nous vous prendrons pour parrains, 

Et Mariannette 

Sera la petite commère. 

curé Dizard, à Courroux.) 



2 

Cantique patois sur l'adoration des bergers et des mages 

(Patois de Courrendlic) 

Je dois à l'obligeance de M. le doyen Eschemann, à 
Courrendlin, le nocl suivant qui parfois explique et complète quel- 
ques expressions ou strophes de celui que je viens de transcrire. 
Je laisse les titres des couplets tels que M. Eschemann les a notés. 

1. Visite des bergers. 
Vû aie vo, mê bë bwardjia, Où allez-vous, mes beaux bergers 

En cette nuit sombre? En cette nuit sombre? 



') Même emploi que le vieux français si, servant à unir deux 
membres de phrases, comme l'allemand so. Cf. p. 288, prière ti° 28. 
*) Passage évidemment corrompu. 



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Chant9 pat 

— Ngz-älS vwä le Messie 

k'ji vani § m5da. 

— La txami pg la tr$vë? 

— ë Bethléem ë fgt-âlë, 
dë ëna êtgl frwäda, , 
Stre la büa ë l'ëna. 

2. ifri arrivant à 
Kaka, käka ëvô la dwä 
5 l'ö da l'êt|l.' 

— Së bê xira ka vwälä, 
ö k'ë sôt-ëinâbla ! 

— Düa v£t' bödj(), öxä Djöze, 

vwâli l'ôvça k'£ bï fre, 
lèz-ebra sö djïavrê. 
Bödjo do, Mëria. 

3. Reproches 
Vo n'è dyër d'ätädmä, 
m5 bel 5xä Djôzë, 
da vanï Içdjïa ïsï 
de st' étal frwäda. 
S' v$z-ëti î bfl txepü, 
vo rbotxri to 8ë përtU 
p§ sta pôar ërmata 
ka le bïj'a çdjâb. 

4. Excuses o 

— Voz-ë bel ë grmwäne 
fat-evwä päsiäs. 

pë le vel ë damcde 
së trovë rëzidâs. 
N$ n'ê k'i bûa ë î ëna, 
di moda n£> s5 rfiizê. 
Sa noz-ëti rëtxa, 
txët/u no fërè fêta. 

MiîdalS, vë vita vwä 
t/ü käka 8 le pôarta. 
£)i-yi ka not atë dôa, 
düeamä" s'ëprôxa. 
ô tjjfti p. si pœ l'etxërbwanë? 
not âfë vö 1er ë pùarê. 
Tir-t'ë dria Jêz-atra, 
rêtyûra të bërbâta. 



ois jurassiens. 265 

— Nous allons voir [ou: vers] le 
Messie 

Qui est venu au monde. 

— Le chemin pour le trouver? 

— A Bethléem il faut aller, 
Dans une étable froide, 
Entre le bœuf et l'âne. 

la porte de rétable. 
Frappe, frappe avec le doigt 
A la porte de l'étable. 

— Ces beaux messieurs que voilà, 
Oh! qu'ils sont aimables! 

— Dieu [soit] votre bonjour, oncle 
Joseph ! 

Voici l'hiver qui est bien froid, 
Les arbres sont givrés. 
Bonjour donc, Marie. 

à Saint-Joseph. 

Vous n'avez guère d'entendement, 
Mon bel oncle Joseph, 
De venir loger ici 
Dans cette étable froide. 
Si vous étiez un bon charpentier, 
Vous reboucheriez tous ces pertuis 
Pour cette pauvre petite âme 
Que la bise gèle. 

Saint-Joseph. 

— Vous avez (bel à) beau murmurer, 
[II] faut avoir patience. 
Par les villes [nous] avons demandé 
Sans trouver résidence. 
Nous n'avons qu'un bœuf et un âne, 
Du monde nous sommes refusés. 
Si nous étions riches, 
Chacun nous ferait fête. 

des mages. 
Madelon, va vite voir 
Qui frappe (en) à la porte. 
Dis-(y)-lui que notre enfant dort, 
[Que] doucement [il] s'approche. 
Oh! qui est ce vilain encharbonnéV 
Il veut faire (à) pleurer notre enfant. 
Tire-(t'en)-toi derrière les autres, 
Nettoie ta barbiche. 



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2G(i 



Chants patois jurassiens 



6. Le roi nègre recommande de ne pas avoir peur. 



Voz-eta bi ëkjîmï 
da ra5 pcï* vazëdja. 
Le djë da «o//e pays, 
s'ji luata naturel. 
I na sœ pa txi mjivê 
koma i 8<ë ctxërbwanë 
Cherchant, je vous prie y 
Ce beau fruit de vie. 

No kromarë" ii l'iifc 

de djolia bwptata, 

k'e i ërê pe dade 

py yi ëtxte robrtta. 

Vwäsi da l'ôa ë da l'ërdjë", 

da lë mir c da l'usa", 

pu la rakofipra 

k'el § pe dxii tot-pra 1 ) 



Vous êtes bien stupéfaite 
De mon vilain visage. 
Les gens de notre pays, 
C'est leur naturel. 
Je ne suis pas si mauvais 
Comme je suis encharbonné. 



7. 



Nous ferons présent à l'enfant 
De jolies petites boîtes; 
(Qu')il y ai,ra l mr dedans 
Pour lui acheter une petite robe. 
Voici de l'or et de l'argent, 
De la myrrhe et de l'encens, 
Pour le reconnaître 
Qu'il est par dessus tout autre. 



8. On envoie Madelon faire de la soupe pour Venfant. 



Madalô", vë vïta îî l'ôtj», 

pra ena et^eyata, 

i bfl morse da pê fra, 

fë-yi d'Ië sopäfa. 

Bota lë de" si pvëtê si: 

n i a tr{) txâda, xoxa-yi. 



La por àfe püara, 
s'a dâ frwä k'e grfila. 

9. Rrflexions sur les mages qui sont partis. 



Madelon, va vite à la maison, 
Prends une petite écuelle, 
Un bon morceau de pain frais, 
Fais-(y)-lui de la soupe. 
Mets- la dans ce plat-ci; 
Si elle est trop chaude souffle(s-y)- 
/rt-lut. 

Le pauvre enfant pleure, 
C'est de froid qu'il grelotte. 



Piarà, ëta prëzimë 

txii se djnlia trasàta 

k'ël ëvi padil ä kö 

ka fëzi gàgyuta? 

— \n vo trôpë ëxiiriainîl. 

S'a de txïnàta d'ërdjë, 

bel ë djoliuta, 

k'vayä bï sîî râpa. 

Piarà, motxa î pn to ne, 
fât a k'a'ta l'dija? 



— Pierre, as-tu pris garde 
(Sur) A ces jolies tressettes 
Qu'ils avaient pendues au cou, 
Qui faisaient: glm, glin! 

— Vous vous trompez assurément. 
C'est des chaînettes d'argent, 
Belles et joliettes, 

Qui valent bien cent rappes. 



10. 2 ) 



— Pierre, mouche un peu ton nez, 
Faut-il qu'on te le diseV 



\> Cf. n" 1, p. 263 str. 15. 

i ) Cette strophe et la suivante n'ont aucun rapport avec notre noët 
et ont ëtë ajoutées au texte primitif par la tradition orale. 



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Chanta patois jurassiens 



267 



ma vtïti. mâl-ûvœrnè ') 
y'ê da twä pidig. 
So t'é frë, prä mö" mëtè, 
89 t'è fè\ prS di tôatxë. 2 ) 
Reprends donc haleine 
po rap/éra S l'edja. 



Mal vêtu, mal (hiverné) nourri, 
J'ai de toi pitié. 

Si tu as froid, prends mon manteau,. 
Si tu as faim, prends du gâteau. 
Reprends dono haleine 
Pour (re)plairc à l'ange. 



11. Réflexions. 



Adam étë biî gërsîî 
se së satxa goardje. 
ël ë môa 8 ) dé la byäsö", 4 ) 
noz-ë mï a l'nara. 5 ) 
SN-l'Obxa lëbïlrê së txê\ 
ë se f5na ë ko do pwc, 
nyz-ën viktwjiro 
txU Vêdjato nwflra. 



Adam (était) eût été bon garçon 
Sans sa sèche (gorge) bouche. 
11 a mordu dans la poire sauvage, 
Il nous a mis (au vent) dehors. 
S'il eût labouré ses champs, 
Et sa femme à coups de poing, 
Nous aurions victoire 
Sur (la petite ange noire) le diable. 



Voici la mélodie de ce Noël: 



Vif. 



l ^ y T . 



A- dam ë - te bû gër-sô se së sîî-txa goor - djo 



ël ë m«»a dë lo byä-sS noz-e mï a l'oa - ra s'ël o-xa lë-bn- 




.0 — 0 — 0 — 0— |: 



re se txë é së fana c ko do pwë noz-ë - ri vik-twa - ra 
—s-j-î — 3r = 



txU l'fî-dja-ta nwa - ro. 



') Mal hiverné = mal nourri: expression très pittoresque qui se 
comprend facilement: il faut nourrir le bétail qu'on hiverne. 

2 ) Tmtxê (torca -f- ellu) = gâteau: oti dit aussi ttiö (cf. Vaud: foutï). 

3 ) Ou a les doux formes: info et morjii = mordu, infin: mfmlr». 

*j liyäso — poire sauvage. [La pomme sauvage s'appelle böt.ri] 
Cf. frç. hhicier, beloce. Bridel [Gloss. du 2>atois) donne blessun et biosson. 

b ) Mot encore très employé. Le latin aura a donné fur», vent, 
ôrëyh, venter, faire du vent. 



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268 



Chants patois jurassiens 



Voici encore le même noël, tel que me la chanté un vieillard 
de Bonfol, Pierre- Joseph Mamie (71 ans). Il est intéressant de 
voir comment la tradition orale l'a altéré. 1 ) On pourra aussi 
comparer le patois de Bonfol (A joie) avec celui de Courrendlin 
ou de Courroux (Delémont). 



1. ëkûtji DjSn-Mêrî;*, 
txësnat novël. 

le 

S'$ lêz-êdja di sia 
ka txëtS növelät, 
S txëlS: g gloria! 
tçt àswSn: Alléluia! 
Gloire éternelle 
Par dessur la terre! 



ë sS vnii to d'î kô, 
se trjl rwä, txü des chameaux, 
ë vë kakê 5 le pfmxa. 2 ) 

3. DjSn-Mêria, ve t'ä" vüa, 
t^tt kaka S le piiatxo 
ë di yô ka l'afë dûa, 

Que doucement s'approchent. 
S'jL si pœ nwä l'Stxërbwënë 
ka nöt afë g te reknê. 8 )' ' 
Vë t'ft dria lêz-jitra 
rët/urig të bërbat. 

c A te 

4. T^ë vo rpêsrê pwii xi 
ravoni 5 vël. 

N£ batëyarë 4 ) not afë, 
no vo prSdrë po pgrë; 
vô dû, le Mêyânata 5 ), 
eên le komérata. 

■5. ë s5 r?ile proman£ 
xU se villes sombres, 
Là où le Messie est né, 



Ecoutez, Jeanne-Marie, 
Chansonnettes nouvelles. 
C'est les anges du ciel 
Qui chantent [des] nouvelles. 
En chantant: Ah! gloria! 
Tous ensemble: Alléluia! 



Ils sont venus tout d'un coup, 
Ces trois rois, sur des chameaux, 
Ils vont frapper (en) à la porte. 

Jeanne-Marie, va-t'en voir 
Qui frappe à la porte 
Et dis-leur que l'enfant dort, 
Que doucement [ils] s'approchent. 
C'est ce vilain noir encharbonné 
Que notre enfant a tant (ré)crié. 
Va-t'en derrière les autres 
(Récurer) Nettoyer ta barbiche. 

Quand vous repasserez par ici, 
Revenez en (ville) visite. 
Nous baptiserons notre enfant, 
Nous vous prendrons pour parrain; 
Vous deux, la Marianne, 
Serez les marraines. 

Ils sont (r)allés promener 

(Sur) Dans ces villes sombres . . . 



V) Mon homme n'a pas voulu démordre de l'arrangement de ses 
•couplets; à toutes mes observations, il m'a répondu en branlant la tête: 
« C'est ainsi qu'on le chante. •» 

2 ) PfiHx9, Ajoie: pç?rt3, Delémont. 

3 ) Rçkriç a plutôt le sens de décrier; mais ici il faut comprendre: 
«'est ce noir encharbonné qui a tant fait crier notre enfant. 

*) Batqijh = babtiza re forme ordinaire. Le mot bàtizh (p. 34, u° 29) 
est français. 

5 ) Expression très fréquente: Marianne et toi, vous serez les 
marraines. 



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Chants patois jurassiens' 



26 3- 



Est venu au monde. 

En marchant pour le chercher, 

A Bethléem ils Font trouvé, 

(18 ëua èt§l frwädo '), 

atr 'la büa ë l'ena. 

6. Pierre, ë-ta bï prêzimc 
txii se djolïa tr^sät? 

— Ta te tr5pa ëxumma. 
S'| dê txênat d'erdjS, 
ka fezi gliglinäta, 
ka vâyi bi 68 râpa. 

7. Réytta-yi sS ye, 
fë-yi se sçpato. 

vwâli di pepë 3 ) pwä ii. 
S'ël jjt trö txâ, /ua/a-yi, 
txëta-yi txësanata. 
Düa, düa, me püar erinäta. 

8. Hélas! ka pSsï-vo, 
înô* bel-öxä djozë, 

da vani dö" v£ Içdjia 
dadë s't'ërjil t'rwäda? 
Vo k'vgz êta i bö txëpii, 

rabûtxïa to se patxli 3 ); 

k§r l'äfe grïila 

s'ji di frwä k el SdÜra. 



Dans une étable froide, 
Entre le bœuf et l'âne. 

Pierre, as-tu bien fait attention 
A ces jolies petites tresses? 
— Tu te trompes assurément. 
C'est des chaînettes d'argent, 
Qui faisaient glin glin, 
Qui valaient bien cent rappes. 

Fais-lui son lit, 

Fais-lui sa petite soupe. 

Voici de la bouillie pour lui. 

Si elle est trop chaude, souffle-la-lui^ 

Chante-lui chansonnettes. 

Dors, dors, ma pauvre petite âme. 

Hélas! que pensez-vons, 

Mon bel oncle Joseph, 

De venir donc vous loger 

Dedans cette étable iroide? 

Vous (que vous) qui êtes un bon- 

charpentier, 
Kebouchez tous ces trous; 
Car l'enfant grelotte, 
C'est du froid qu'il endure. 



3 

La B5 â Le nouvel-an 
(Patois de Courroux) 

7*n& 




ë yë üt djo ka Nâ ät - ë - yü Txë - tä NÖ- 




ç Vwä-si la Bö S k'jl va -ni, Txë-t5 No - ê, Ny - è. 



') Cf. p. 260, note 1; frtcàda est un mot français. 

2 ) Pçp$ — allemand Pappe, bouillie pour les enfants. 

3 ) Pstxü (Ajoie) Cf. p. 260, str. 5, pçrtû (Delémont). 



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a 70 



Chants patois jurassiens 



1. e yë öt djy ka Nji ') jit-ëyU, 2 ) 

txët Nye, 
vwasi 1» bô 5 k'ji vani, 3 ) 
txPt5 4 ) nye, noe. 

2. Pô redjöyi le djiiana djS, 

txëtiî noe, 
Xi) bT le gro kom le patë, 5 ) 
txëtS noe, noe. 

3. ëportê-no le brek 6 ) evê", 

txétS noe, 
î bîî morse da votra pê", 
txëtS noe noe. 

4. ena bona pwania da votra ërdjë", 

txétS noe, 
î bfl pyatë da vô bêfia, 
txßtR noe nye. 



Il y a huit jours que Noël (est 

été) a eu lieu, 

Chantons Noël, 
Voici le bon an qui est venu, 

Chantons Noël, Noël. 

Pour réjouir les jeunes gens, 

Chantons, etc. 
Si bien les gros comme les petits. 

Chantons, etc. 

Apportez-nous la «brique» avant. 
Un bon morceau de votre pain, 

Une bonne poignée de votre argent, 
Un bon plat de vos beignets. 



Le bô â 7 ) 
(Patois de Deléinont) 



Il y a huit jours, etc. 
Chantons Noël! 



1. ë yé öt djy ka na jit-eyli, 

txëtS noë,' 
vwasi la b<5 S k'p vani, 
txéta noe, noe. 

2. Po redjoyi le djiiana dj5, Pour réjouir les jeunes gens 

txéta noë, 

xa bl le veya s ) ka lê djfiana, Si bien les vieux que les jeunes 
txCtfi, etc. 



») Ka =s natale, mot populaire. Au refrain, txftà no?, nous avons 
affaire au mot français Noël. 

J j Littéralement: « est été», a eu lieu. Le parfait du verbe être 
se conjugue: i snt-Çyii, t'e ?//«, ql ât-çt/u, no sàt-Çyû, roz ft-âfii. e sot-fyü. 

3 ) IV«/, infinitif et participe. 

*> 'J'j-m, 3* plur.; le présent est: i txêtç, U i.rèt», ii tetto, nô txttä, 
vô txèU;, ç txZlâ. 

'*) Si bien les gros comme les petits, tournure allemande. 

6 ) La « brique », lç brçk un morceau quelconque; même signi- 
fication que dans le canton de Vaud, etc. — Dcléraont dit br&X»- Cf. p. 
271, str. 4. 

7 ) Même Bon An que le précédent, avec quelques légères adjonctions. 
*) Vçye, vieux, a la même forme pour les deux genres. Ex : 

t vfy» pâpô, un vieux grand-père : ç/w vfy» mmt, une vieille grand-mère. 



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Chants patois jurassiens 



271 



vl. Xa bï lê paté ka lê gro, 
txëtS noe. 
xa bï Je pôvra ') ka lè retxa, 
txëtS, etc. 

4. fpyrté no le bret^a evc, 
txëtii noë, 
i bfi m(»rse da votra pe, 
txëtâ, etc. 

.5. t bn dj;>nö 8 ) da vo pyma, 
txëtS nye, 
î bQ uiyrsë da votra le, 
txCtS, etc. 

6. ï bfl tx^bn djt v(>tre tue, s ) 
txëtâ noe, 
ena bona panera d'ërdjë sek 5te, 

txëtîî noe, noë. 

(Communiqué par M. Bononi 



Si bien les petits que les gros 
Si bien les pauvres que les riches 

Apportez-nous la « brique » avant 
Un bon morceau de votre pain 

Un bon tablier [plein] de vos pommes 
Un bon morceau de votre lard 

Un bon jambon depuis votre cheminée 



Une bonne panerée d'argent 
compter. 



Köhler, cordonnier, Delémont) 



Lo bô fi dë käpü8i Le nouvel-an des Capucins 

(Patois de Develier) 

1. e yé öt djo ka nji {it-eyU, 11 y a huit jours, etc. 

" txëtîî \ioe, Chantons Noël! 

vwàsi la b5 S k'fi vani, 
txêUl noe, nye. 

2. Ka Dfia banpxa si kiivff, Que Dieu bénisse ce couvent, 

txêtS nye, 

to se k'yi sô vet/ü kôts! Tous ceux qui y (sont) ont vécu 

Etc. contents! 



') l*Qrr), pauvre. On a aussi la forme pçr en proclise. Ex: mo 
ppr âfç (mon pauvre enfant); »»ç p$r berat» (ma pauvre fille); mais, ël 
q pçvn (il est pauvre). 

2 ) Le Dictionnaire patois de Guélat (manuscrit de la Bibliothèque 
de l'Ecole Cantonale de Porrentruy) donne au mot dj»no les deux sens 
de genou et giron. Ce dernier mot est pris ici dans son sens primitif: 
pans de vitements, d'où le sens de tablier et tablier plein. 

*) Tiiç cheminée, plus employé que txwunç. Ramoneur se dit 
plutôt rçx»-tûç (Delémont) ou rç#-(u? (Ajoie) que r$x9-txim*wi (Cf. p. 
262, str. 11.) 



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272 



Chants patois jurassiens 



3. Ka Düa banjixa lé käpüsi 

Etc. 

e yi bëya ëdê di bfl vi! 
Etc. 

4. Sê pôr përa la mérita bi. 

Etc. 

ë vS ë matëna xa mëtï! 
Etc. 

5. Se pôr pèra vS ë nli pîa. 

Etc. 

S'$ p£ 5tr£ dadô" la sïa. 
Etc. 



Que Dieu bénisse les capucins 
Et leur donne toujours du bon vin ! 

Ces pauvres pères le méritent bien. 
Ils vont aux matines si matin! 

Ces pauvres pères vont à nu-pieds. 
C'est pour entrer dedans le ciel. 



6. No yi t/ujjjä 1 ) bï sa bonheur, Nous leur souhaitons bien ce bonheur. 
Etc. 

Dû© le préserva de malheur! Dieu les préserve de malheur! 



7. Da vo bï nçj vg rmërsiS, 
Txetä nöe, 
ena bvväna {ine no vo swälä, 



De vos bien nous vous remercions. 

Une bonne année nous vous sou- 
haitons. 



TxëtS noç noë. 

(Communiqué par Al. Saulcy, ancien régent, à Develier)* 



6 

Lo bo â 2 ) Le nouvel an 

(Patois d'Ajoie) 



-f- 



X 



3S 



1 



Bö- swä, bö-swä nié - tra da sê liÖ vwa si la bö 5 



k'ä vo - ni ka t£ la moda a rë-djo-yi. Ka Düa vo bot ä 



I bö* 



ä Ko Düa vo do le bwan 5 - n£. 



*) Du verbe t/üntr = accorder, souhaiter. On dit aussi en française 
je le lui corde bien. 

r ) Ce chant, inconnu à Delëmont, est très populaire dans tout le 
pays de Porrentruy. 



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Chants patois jurassiens 



27* 



1. Bôswa, bôswa, métra da së lift! 
vwäsi lo bô S k'â vani, 

ka to la môda {i rëdjoyi. 
Ka Ma vo bota Ri bô S! 
ka Diia vo dû ') le bwiîn une. 

2. été" le gro ka le patë, 

ka to la môda ji redjoyi. 
Ka Diia vo bota iï î bô S! 
ka Diia vo dô le bwan âne! 

3. Le diïsa viardja et-ï djedjï, 2 ) 
k'e yi kraxe di pê e di vi, 
K'e yi krpxe da to le bi. 
ka Dûa vo il 5 le bwân a ne ! 

4. Nota Seigneur s y promenait 
ev<> i b(itô d'erdjc tare. 

Ka Dûa vo bota ît T bô a! 
ka Diia vo do le bwSn anê î 

5. Lö pü brav un di pêyi, 

s'p lo Djûardja 8 ) ka lo vwali. 
ka Diia lo bota a T bô S! 
Ka Diia vo dô le bwan Sua! 

6. Ka Diia Imia 4 ) sta mpjo, 
to le lèta ë le txavirô! 
Ka Dtta vu bHto a T bô â! 
ka Diia v{i dô le bwan anê ! 



Bonsoir, bonsoir, maître de ces lieux î 
Voici le bon an qui est venu, 
Que tout le monde est réjoui. 
Que Dieu vous mette en un bon an ! 
Que Dieu vous donne la bonne année ! 

Autant les grands qu les petits, 
Que tout le monde est réjoui. 
Que Dieu vous mette, etc. 

La douce vierge a un jardin, 
Qu'il y croissait du pain et du vin. 
Qu'il y croissait de tous les biens. 
Que Dieu, etc. 

Notre Seigneur s'y promenait 
Avec un bâton ferré d'argent. 
Que Dieu, etc. 

Le plus brave homme du pays, 
("'est le Greorget que (le) voici. 
Que Dieu le, mette en un bon an ! 
Que Dieu vous, etc. 

Que Dieu bénisse cette maison, 
Toutes les lattes et les chevrons! 
Que Dieu vous mette, etc. 



7 

Autre Bo a 
(Patois de Mervelier) 

1. pdf» 5 ) bôswar, âd<> bô an! ? bonsoir, ? bon an! 

vwasi la parmia dj£ de l'S. Voici le premier jour de l'an. 
Notre Seigneur nous aime tant 
Qu'il le renouvelle tous les ans. 



J ) Do, snbj. prés. Cf. l'ancien frç. dont. 

2 ) Djedjï (jardin) n'est pas le mot habituel, on dit: cohortile = 
karti (Del.), t%œlxi (Por ). 

8 ) Diminutif de Georgen. Le nom changeait suivant la personne 
chez qui les enfants chantaient. 

*) 2?n», subj. prés. Cf. l'autre forme bnàx» n° 5, p. 271, str. 2, 
et n' 7, p. 274, str. 4. 

& ) Mot dont on ne connaît pas le sens; c'est évidemment la 
corruption, par la tradition populaire, d'un mot comme: edo adonc, donc. 

18 



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274 Chants patois jurassiens 

2. Notre Seùmeur a-t-un jardin, 
Là où il croît du pain et 
du vin. 

Cent pour nourrir ses or- 
phelins. 

:i. A vous, madame, et d'action, 
La charité, donne:; nom la, 
Au paradis la retrouverez- 
vous. ') 

4. K<> dii.'» bnaxo sto tnajô, Que Dieu bénisse cette maison, 

t(» per a un; 2 ), tn per aso 4 )'. Tout par (eu) le milieu, tout par 

eu baut! 

Et le maître de la maison. 
Que Dieu lui donne sa béné- 
diction ! 

(Ch. Mouttet-Naiserez, Mervelier). 



8 



Lf Pj'lsio La « Pelsion > 

C'est un chant particulier à De relier et qui 8e dit le soir 
du 5 janvier, veille des Rois. Les jeunes bouviers le chantent 
dans le village et accompagnent chacuu des « otxialoboî d'un 
vigoureux coup de fouet. On ignore complètement ce que 
signifient ces mots de P^lsiô et de otxialobo ». 

C'est ce soir un soir 



1. S'a stü swa i swa 
mwayn k' hz-atm swa; 
|Mir sa \ît vit-û vwa. 
s'ji dixa koiu cl a vwa 
s'a bien, ie vous saine. 

ntxialnb'i! 

• ■ • 

2. S'a l'swa d'l|- pj lsi.',. 
• Indji.» V.» lu-tr» 

p«-r drwata y per rezû. 
otxiaiidifi! 



Meilleur <jue les autre* soirs: 
Pour cela vous vient-on voir. 
C'est ainsi comme il est vert. 
C'est bien, je vous salue, 
otchialùbû! 

C'est le suir de la « Pelsion ». 
Allongez vos bâtons 
Par droite et par raison. 
Ktc. 



V) Voilà aussi un très joli exemple de la façon dont le peuple 
altère parfois le texte d une chanson 

- n »<»;. adverbe icii au milieu; le mot ordinaire est iiuliî. 

J i IVr à*<~> par en haut : on a encore aujourd'hui l'expression 
h là haut. V.x . rr rtnj h (îï>~, t„j ('/„,■ snh va roir là haut me 

chercher cela. 



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Chants patois jurassiens 



275 



3. Noz-âdré ev[i le pre 
ret^ödra le rozea, 

le gross ë le mnùa. 
otxialôbo ! 

4. Noz-adré düz-e-dü, 
1<; teta dado le djû. 
noz jidïë txil l'pomç, ') 
noz-adré txiî l'reme. *) 

ötxiälobO ! 

5. Noz-adré e le txërûa, 
no virare le roa, 3 ) 
noz-S îiré l'ctré, 4 ) 
not inetra ère l'grc. 

ôtxialobô l 

• ■ • 

•6. Noz-adré dria txete. 5 ) 
noz-jiré di lese, 6 ) 
noz-S fré di meto, 7 ) 
t5 d'piar k'ë yé a fiî. 
otxiälobö ! 



Nous irons en bas les prés 
Recueillir la rosée, 
La grosse et la menue. 
Etc. 

Nous irons deux à deux, 
La tête dessous le joug. 
Nous irons sur le rouge-fauve, 
Nona irons sur le tacheté. 
Etc. 

Nous ironB à la charrue. 
Nous tournerons les sillons, 
Nous en aurons la paille, 
Notre maître aura le grain. 
. Etc. 

Nous irons derrière «Château». 
Nous aurons du lait, 
Nous en ferons du caillé, 
Tant de pierres qu'il y a au fond 
Etc. 



(M. Chappuis, crieur public, à Develier). 



■S'â Iii me, 



1- 



a me 



s'a lo parniia djo da me, 
k'no sfit-âtr»; dé sto vël, 



p(» la pé ë ](• lërén, 
»• lez-Ûa da v<» djaréii, 
e la biiar d.> vo vëtx. 
No sô rjlle vwa vo bye, 
la sé byê e la sîivcdja ; 



Lo pit/o me 8 ) Le premier mai 

(Patois de Pleigue) 

("est le mai, le pique-mai, 
C'est le premier jour de mai, 
Que nous sommes entré» dans cette 
ville, 

Pour le pain et la farine, 
Et les oeufs de vos poules, 
Et le beurre de vos vaches. 
Nous sommes allés voir vos blés, 
Le sain blé et le sauvage; 



*) l\hn? (l)el.j, pàmf (Ajoie) b»euf pommelé, rouge-fauve. 

2 ) Kerne (raine) lu) tacheté, rayé, à ramages [fém. rcmel\. Ici 
donc, un buîuf tacheté. — On dit aussi un të remê une salamandre 
{te triton, salamandre d'eau; te remê triton rayé, salamandre de terre). 

s ) lias I riga), sillon. 

*) etrè ( stramen), paille. 

'•) Nom d'une métairie au dessus de Develier. 

'i Lç*ç. i lacticellu), lait. 

■) Jletù sérac, lait caillé. 

*; L(> pit'fa ni? le mai qui pique, c'est à dire, qui pointe, qui 
'Commence, le premier mai. On dit communément : h djo kmês ç pit"/. e 
le jour commence à piquer, à poindre. 



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276 



Chants patois jurassien» 



Km so ral*> vwit v<»z-iivwén. 
preyiî Düa k'no 1«; ramwâu. 

ena piar txêyole, ') 

Dtta le vwaya dedjâle 

S katra pé! 

{itra pe no snt-alr, 

txi se xir, txi se dem, 

txi 1»; ptt grö bördje d'ié vj : l. 

Bj'yt't-iiM i po da biïar 
pö rviria no mijtfläta: 
beyet-no i po da li- 
po fréyia no txerbonê. 2 ) 
S'ji l'pii bel afp di sia 
k's'e sonia' 3 ) 
tÖ pé dvP, to ix- dria. 

■ Il ' cl. 

s'â 1|- pii hrl krfi di sia. 

(Justin Köhler, 



Nous sommes allés voir vos avoines.. 
[Nous] prions Dieu qu'il nous le» 

ramène. 
Une pierre cailloutée (?), 
Dieu la veuille dégeler 
En quatre parts! 
Autre part nous sommes allés, 
Chez ces messieurs, chez ces dames, 
Chez les plus gros bourgeois de 

la ville. 
Donnez-nous un peu de beurre 
Pour retourner nos omelettes: 
Donnez-nous un peu de lard 
Pour graisser nos charbonnés (?). 
C'est le plus bel enfant du ciel 
Uui s'est signé 

Tout par devant, tout par derrière. 
C'est la plus belle croix du ciel. 

cordonnier, Delémont). 



10 

Autre pit^e me*) 
Patois de Courroux) 

S'a lo me h) pit/a nu-, ("est le mai, le pique-mai. 

pu lo parmia djn da me. Pour le premier jour de mai. 

') Txi-i/oir, dérive de ..»r//o, caillou. Ici encore le sens est altéré, 
comme dans le mai suivant. Voyez le sens exact au n" 11. p. 277. On 
prie Dieu de préserver les blés et les avoines d'être M.c<y(il? <b pur. 
« encailloutés de pierres », c'est à dire couverts de pierres. 

*i Ce vers qui revient dans plusieurs de nos chants de mai, n'est pas 
bien clair: que faut-il entendre par freyh (fricare) no t.rrrbom i' Il s'agit 
sans doute d'omelettes qu'on a brûlées, mrimnisèes. et qu'il s'agit de vite 
graisser avec un peu de lard — La version des Pnniers, p. 9: brt/lt-nô / po 
(h /f po' fnit<> no frtimriijâ, « Donnez nous un peu de lard pour frotter nos 
fromages , n'est pas plus claire. Frotter du fromage avec du lard? 

3 ) Sàfih signer tsànii, Ajoiej. La voyelle est presque toujours 
nasalisée devant jï. Cf.: fwàù» (besogne), karânj !cnrogne\ ràns (teigne). 
txçtàn* châtaigne), vergàH* (vergogne), râxàùb (renseigner), pfii* { peigne . 

*) Le même que le précédent, mais très altéré. Ces chants de mai se 
psalmodiaient sur un air assez monotone, dont voici quelques mesures: 

S'jî lo me 1$ pi - t/a me, s'y lo par-mia djo da me . . . 
nti sP to trG-ve 5 le vPl po le pê e le fe - ren, . . . 



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Chants patois jurassiens 



277 



no se to tr()vr S le vel 

pu l'pé le larfn, 
pli l'bür (la vo vetx. 
La sé bye »■ la savcdja 
tùt-a piar txeyftlc. 
îitra pe noz-f e fer, 
txi le xir e txi 1«; dem, 
txi l'pervo d'il* vel, 
v» I, vel de vel. 



Nous |nous) somme» tous trouvés 

à la ville 
Pour le pain et lu farine, 
Pour le beurre de vos vaches. 
Le sain blé et le sauvage, 
Tout est pierre et caillouté. 
Autre part nous avons à faire, 
Chez les messieurs, chez les dames, 
Chez le prévôt de la ville, 
Ville, vil)»- des villes. 



11 



Autre pit/e me 
(Patois de Venues 



Vwasi lo nu;, 1«) pit/a me. 
s'a lo pramia djo da me. 
No sût-âtre dâ sta vel, 
po la pé" ♦• le ieién. 
«• lez-ii.» da vo djarén, 
e la bûra da vo vetx. 
No sôt eyü vwa vo bye, 
vwh vo b\*e, vwa voz-avwén. 
»• sô xi bel ka se Djarmé. 

Dua le presjrv do djjile 

»• de ;ii.»r Stxevole! 
Sa vo vele bi fer, 
atra pe noz-ét-e fer, 
txia le xir, t.\i.> le dem, 
txïa le bord je da le vel ; 
a le txébr to davé, 
tôta p^én de h/C> pé; 
â ste di mitâ, 
tota p^én da fromâ: 
a ste to deriara, 
t'ota p/én da dania. 
Beyia-no i po di bina 
po rviria m» inijalata, 
beyia-no i po di le 
po fVevi.t no txerbone. 



Voici le mai, le pique mai, 
C'est le premier jour de mai. 
Nous sommes entrés dans cette ville, 
Pour le pain et la farine, 
Kt les uufs de vos i>oules, 
Et le beurre de vos vaches. 
Nous sommes allés voir vos blés, 
Voir vos blés, voir vos avoines. 
Elles sont si belles que saint 

Germain (V). 
Dieu les préserve de gelée (ou: 

de geler) 
Et [d'être | de pierres eneailloutées! 
»Si vous voulez bien faire, 
Autre part nous avons à faire, 
Chez les messieurs, chez les dames, 
Chez les bourgeois de la ville; 
En la chambre tout devant, 
Toute pleine de pain blanc; 
En celle «lu milieu, 
Toute pleine de froment; 
En celle de tout derrière, 
Toute pleine de deniers. 
Donnez nous un peu (du) de beurre 
Pour retourner nos omelettes, 
Donnez-nous un peu («lu) de lard 
Pour graisser nos cliarbonnés (V). 



(M' ,u Fleury, institutrice, Termes.) 



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•J78 



Chants patois jurassien* 



Autre 

(Patois de 

S'^ nyuie la pit^a inç, 
b'^ la praraia djç da me. 
Ny söt-eyü vwä vo byc, 
vwä vôz-evwè"n. 
N# lez-e bî 8wa *) trovc. 

Dfia le vwerda da djjîle 
e da piar txey#lea! 

(M. Oscar Broquet 

Yoici maintenant la façon 
les personnes qui les gratifiaient 
tout autre cadeau [Cf. Paniers, 

T/a rbJî dfio bnaxa sta mïijô, 
xa bï !»• let koma lë txevro! 



12 

pit^e më 
Courrendlin) 

C'est nommé le pique-mai. 
C'est le premier jour de mai. 
Nous sommes (été) allés voir vos blés,. 
Voir vos avoines. 
Nous les avons bien facilement 
trouvés. 

Dieu les garde de gelées (gm geler) 
Et [d'être] de pierres [enjcailloutés! 

fils, Courrendlin). 

dont les enfants remerciaient 
d'une pièce de monnaie ou de 

P. 8 1 : 

Que le bonne Dieu bénisse rette 
maison, 

Si bien les lattes (comme) que les 
chevrons ! 



Nfi vo rmj'fsiu d<; bî ka vo no fêta, Nous vous remercions des biens que 

vous nous faites, 

no prirê diia, per se divina grâce, Nous prierons Dieu, par sa divine 

grâce, 

k^na âtra Tme vo noz a p<èyaxï beyia Qu'une autre année vous nous en 

puissiez donner 

S grôsa djôa e il bona sete. En grande joie et en bonne santé. 

(Courrendlin, Oscar Broquet). 

Mais si on les renvoyait les mains vides, ils chantaient: 

N# vo rmfrsiâ da votra satxa krôta, Noue vous remercions de voti-e 

sèche croûte, 

predjia-le bï po inoyia vôtra sopa. Gardez-la bien pour (mouiller) 

tremper votre soupe, 
epri vot môa, 1»; txT, 1»; txe vo Après votre mort, les chiens, les 
pixre dxii, chats vous pisseront dessus, 

le txT. le txe vo pixre dxli! 

(Delémont.) 



v ) Bt sîr«, expression très employée: x\ï ht m'a - c'est bien facile, 
bien aisé. 



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Chants patois jurassiens 



271» 



13 



L£ pjisiô di dû Djt'zfl La Passion du doux Jésus 

(Patois d'Ajoic.) 



1. Le pâsiô di du DjizU, 
kVl a trixt e dol&'te! 
ekitte-lc, patçz-j- gril, 
po xü IU par çg/iïp/n. 

2. «1 e djiine karitta djo 
se medjia satanés; 

cl e médjia trâ gré" da byc, 
i*at-* : vil ') resnsitca. 

3. Dvé" k'sa se tra djo pesé 
vo vwjire d'jitr egziîp/a. 

o, vo vwarç mô t/iin grille 
kom ena tïeya dn tritt.»/«». 

4. Vo vware nu' kim fladjale 
da t<)ta fiar redja. 

r», vo vware inô sé knie 
to la lô da m«; mitbra. 

5. Vo vware me tet küriuie 
j vö ;*na çpén bysttxa. 

Vf» vwan* me du pin /ule 
r me du brc i-tâdm. 



La passion du doux Jésus, 
Oh! qu'elle est triste et dolente! 
Ecoutez-la, petits et grands, 
Pour sur lui prendre exemple. 

11 a jeûné quarante jours 
Sans manger soutenance; 
11 a mangé trois grains de blé, 
Il (est) a été ressuscité. 

Avant qu'| il) se soit trois jours passé, 
Vous verrez d'autres exemples. 
Oh! vous verrez mon coeur trembler 
Comme une feuille de tremble. 

Vous verrez mon corps flageller 
De toute (fière) cruelle rage. 
Oh! vous verrez mon sang couler 
Tout le long de mes membres. 

Vous verrez ma tête couronner 
Avec une épine blanche. 
Vous verrez mes deux pieds clouer 
Et mes deux bras étendre. 



6. Vo vwaiy me guardja chr.'.ve 
da liai e da viiu/gra. 
Vu vware mû t/iia trepaxi.. 
(•vu ena tiar la*a. 



Vousverrez ma bouche abreuver 
l»e liel et de vinaigre. 
Vous verrez mou cieur transpercer 
Avec une (lière) cruelle lance. 

(M'"" Fenk-Mouche, institutrice, Porrentruv.) 



Lea plus vieilles personnes donnent ce chant comme ex- 
trêmement ancien. — A ce propos voici ce que dit M. A. Biétrix 
dans l'Appendice de sa Grammaire patoise < 1S07), manuscrit 
dont l'Ecole Cantonale de Porrentruv a fait l'acquisition l'année 
dernière: 

« Ce chant si naïvement triste, avec un air bien approprié, 
nous fut appris par une digne mère, alors que nous n'avions 
encore quo trois ou quatre ans d'âge. Nous n'avons jamais 
pu l'oublier. C'est l'un des plus vieux morceaux patois dont 
on puisse avoir le souvenir» (p. 145). 



'i Le participe rni est ajonlot: Delémont dit: »/.'/'< 



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1»ÖU 



Chants patois jurassiens 



M. le professeur Chapuis, à Porrentruy, a bien voulu me 
communiquer la mélodie de ce chant, que M. À. Biétrix 1 ) 
a eu la grande bonté de lui chanter. Je me permets d'adresser 
ici à ces deux messieurs mes plus vifs remerciements. 

Lent. 



m 



Lé pu - si - ö di du djé - zii k'él a trixta é 
" -A — Ê^-|. 



do- 



la - ta! v - kù - te lé, pa - téz - é grâ, 

rit. 



s'é vu \r/v da l'5- 





















: y. 






]-= 


— • 


—ë- 








-m — * — 





ta-dra*) po xll Iii p[»r j-g-zS-pya. 

A la 4* strophe, on m'a cité une variante: 

vo vwiîiv mö ko* fladjale Vous verrez mon corps flagellé 

•la toto t'iaro riietxa s ) . . . De toutes (titres*) cruelles verges . . 



14 

Karimatra*-' 1 ) Carnaval. 



1. Karimatra k'a drie txi no, 
ka ptiara, ka piiara! 
— Bî vlati.) i'adri/ 1 ) txi vo, 
in«- i n'oza, me i n'uza: 



bî vlatis i'adro txi vo, 
iu<- i n'oza, i n'ozaro. 
— Yî yi pea bî érdiama, 
karimatra, o, o! 
vi yi {»■•) bî eidiaina, 
karimatra o! 



Carnaval qui est derrière chez nous, 
(lui pleure, qui pleure! 

— Bien volontiers j'irais chez vous, 
Mais je n'ose, mais je n'ose; 
Bien volontiers j'irais chez vous, 
Mais je n'ose, je n'oserais. 

— Viens y seulement bien hardiment, 
Carnaval, hoho! 

Viens-y seulement bien hardiment, 
Carnaval ho! 



M M. Biétrix a actuellement 72 ans. 

-) S'<; ni p'/c (h ràtiltln. .Je n'ai pas ce vers dans la ehauson qui 
m'a été transmise de l'Ajoie. 

'i L'expression nu nut.i\>. |L>elémont: vu» rû»rl»\, de rallemand Uute, 
tésigne une verge flexible, un lien de gerbe, etc. 

\> Vhrj, lat. fer um pointu, aigu, puis acide, aigre: do fh t.vo 
di s choux aigres (choucroute). 

s j KàriuHilià carême entrant. Carnaval. 

••i Fadru, V f pers. sing, du conditionnel. On conjugue: rädry, t'âdre, 
cl âdir, m)z-ndrt, v(iz~<idri, cl fidrî. 



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Chants patois jurassiens 

Carnaval, etc. 



281 



*2. Karimatrâ k'ji dria txi ni), 
ka piiara (bis)! 

— Bï vlStia i debotxro vot — Bien volontiers je déboucherais 



votre poêlon . . . 



kakis 1 ), • 

nie i u'ôza (bis); 
bî vlätia i debotxro v<)t kjiklö, 

me i n'ôza, i n'ozarn. 
— l>ebotxa-lo pëa bï erdiauia, — Débouche -le seulement bien 

hardiment. 

Etc. 



Etc. 2 ) 

-3. Karimatrâ k'[i dria txi no, 
ka pûara (bis)î 

— BT vlätia i vo rabresro, 

me i n'oza, i n'nzaro. 

— KSbres-ma péa bï erdiama. 

Etc. 



Carnaval, etc. 

— Bien volontiers je vous (r)em- 

brasserais . . . 

— Embrasse-moi seulement bien 

hardiment. 

Etc. 



Karimatrâ k'a dria txi no, 
ka pûara (bis) ! 

— Bî vlfitia i kfitxro evo :v ) v(>, — Bien volontiers je coucherais 

avec vous . . . 



me i n oza, \ n ozaro. 

— Kùtxia pea bï erdiainiî. 

Etcl 

5. Karim[ttru k'a dria txi ni), 
ka piiara (bis) ! 

— Bï vlalï.) i vo Vivra. 

4. i • ï 

me i n'ôza, i n'ôzaro. 

— be lo pea bï erdiaibâ. 

Ktc. 



— Couchez seulement bien hardiment 
Etc. 



— Bien volontiers je vous le 

ferais . . . 

— Fais le seulement bien hardiment. 
Etc. 

(Justin Köhler, cordonnier à Dclémont). 

Voici la mélodie de ce kârimâtrâ telle que me l'a fournie, 
avec une légère variante, M. Justin Köhler: 

Ka-ri-ma-tiri k'a dria txi no, ko puo-ra, ka piia-ro! Ka- 
'} Kûiclô poi : lon eu terre de Bonfol. 

2 j Ou intercale parfois ici deux strophes: a) — bï vlàtia i pârô eua 
iV/rtxât (je prendrais une fourchette) — prâz-îi pëa Çna bï érdimâ, etc.; 
1») — bï vlätia i pärö l'bildï ;le boudin — prâ-lô pea bï erdianiâ, etc. 

\) i-rù ou fk;tii avec. 



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■ 



Chants patois jurassiens 



ri-mâ-triî k'a «Iria- »xi n{», ky piior 80 gor!') — Bl via - tio i'a- 



-i- — H- 



dro-txi vo, inr i n'o - zo, m<- i n'ö • za ; bi vlu-tla i'a-dro txi 




— V 



-- s s * St— — - 



i: 



vii, nir i n'oza, i n'o - zo - ro. — Vi vi p«;a ^i rr - dia- mä, kä- 



ri - m[»-tra! Ho - ho! Vi yi pro Im <t - dlo - mSî, kä- 



ri - mä - tra, h<i! 



Autre mélodie 
iCclestin Carabinier, 60 ans, Delémont) 




— #- T — - -* — . — * l-^-j — 



Kä - ri - m;i -tra k'a dria txi nö, ko püa-ro, ko piio - ro! 

- — s T — I S — '"-t~7 — : : !S- 



kä - ri - m.i-tra k'a dria txi ni>, ko piior pn ri» 3 )— Bi vo - Iii - tio in 



dr<» txi - vo, m i -no - zo, m'i- :! )no-za; 1>T va-la-tio i'.;i-drô txi vo, m'i 



n'o-za-rô. — Va- ni yi pro lu <<r- dio - mu, k;i - ri - ma - tra, kä- 



ri - ma - trîî ! Vo - ni yi pci In » r - dio - mit, kä - ri - ma - rrä ! 



') Qui pleure son sort. 
2 - Qui pleure pour rien. 

s ) Remarquer l'élision: tu'i nnz» im; i n'(>:3. 



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Chants patois jurassiens 



283 



15 

Karimatrîî Carnaval 



bis 



1, KariniiitrS k'a dria t xi no, 
ka püara, ka püara. 
lé bel otas i e dmédc 
k'a -sa k'él ëvç. ') 

— Bï vlîîtia i'adn» txi vy, 

ini ; i n'o/e, i n'ozcro. 

— âtre, îitré, karimjitrS, 

bï ërdiama! 



2. T^é karimjttra f<rt-atre, 
<• püara (bis), 
le bel otas i e dmcdc 

« c i 

k'a-sa k'el ëve. 

— Bï vlîîtia i abrasro voti 

mifiot*) bis 
nié i n'oza, i n'ozam.j 

— abrasia-h-, kârimatrâ, 

bi érdiama! 



3. T/é" kanmatrâ" l'at-éyû bï flbrasia, 

»• piiara (bis), 
le 1***1 «.tas vï rdanirdc 
k'a-sa k'el «•vc. 

* 4 l t. 

— BÏ vlsïtia i kùtxro evo 

vot mifiot, bin 
më i n'oza, i no'zarô. 

— Kùtxia, kfitxîa, karim«tra, 

bï erdiama! 

4 

4. T/f karimatrîî {it-«-\ ii kàtxi.), 

ë piiara (bis), 
lë bel otas vï rdamêde 
k a-sa k <•! ëve. 

— Bï vlîîtia i kasro l'kordd 



d'Ie kornat da vot mifiot 3 ), 



me i n'ôza, i n'ozaro. 
Kjisc, k(ise, kariinjitrâ, 
bï ërdjamâ! 



bis 



Carnaval qui est derrière chez nous, 
Qui pleure, qui pleure. 

La belle hôtesse lui a demandé 
(Qu'est-ce qu'il avait. 

— Bien volontiers j'irais chezj 

vous, bis 
Mais je n'ose, je n'oserais.! 

— Entrez, entrez. Carnaval. 

Bien hardiment ! 

Quand Carnaval fut entré, 

Il pleure (bis). 
La belle hôtesse lui a demandé 

(Qn'est-)ce qu'il avait. 
Bien volontiers j'embrasserais votre 
mignonne, 

Mais je n'ose, je n'oserais. 

— Erabrassez-la, Carnaval, 

Bien hardiment! 

Quand Carnaval l'a eu bien em- 
brassée, 
Il pleure (bis). 
La belle hôtesse vient redemander 

(Qu'est-)ce qu'il avait. 
Bien volontiers je coucherais avec 
votre mignonne, 
Mais je n'ose, je n'oserais. 

— Couchez, couchez, Carnaval, 

Bien hardiment! 

Quand Carnaval (est) a été couché, 

Il pleure (bis). 
La belle hôtesse vient redemander 
•Qu'est-)ce qu'il avait. 
- Bien volontiers je casserais le 
cordon de la cornette de votre 

migtionne, 
Mais je n'ose, je n'oserais. 

— Cassez, cassez, Carnaval, 

Bien hardiment! 



■l Remarquer l'expres>ion: lui a demandé i/h est-ce qu'il avait. 
•) Mifiot, mot peu usité dans notre patois mignonne. 
3 ) Je laisse le vers tel qu'on me l'a cité. 



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fei 



m- 



If 



il 



.. ï fl* ^V 7 1 .0-5^ r ■ ? * ;• #f :•, i -v -..y ' V n ? fr. v Jv - . • c 
2&4 . Chants patois jurassien* 

5. T^é kàriniatra ü kjej- l'kfirdô Quand Curnaval eut cassé le cordon de 

la cornette de la mignonne. 
Il pleure (bis). 
La belle hôtesse lui a demandé 
(Qii'est-)ce qu'il avait. 

— Bien volontiers je vous en 
bis ferais autant, 

Mais je n'ose, je n'oserais. 

— Faites, faites, Carnaval, 
Bien hardiment! 

(M. Rais, fossoyeur, à Delémont.) 



: V. 



d'Ie kOrnat d'Ie mifi^t, 
«'• püara (bis), 
le bef otàs i e dméde 
k'p-sa k'ël éve. 

— Bî vlîîtUi vozVfrocté, 

ni»'' i nnza, i nWaro. 

— Frta, fêta, kàrimjîtra,' 

bî i'-r lioma: 



.;i bnia i t'pWî: 
da trwii t\oz ma delà"): 
da l'enami, di sërpS, 
da inetxén a ) djâ, 
da mûri d'nuio sobifmâ. 

• t. 

Djezii, Mériji, se Djoze 
i vit rkmnéde uio koa, un' ;ima 

aria vo bic. 



Prières 1 ) 

è 

16. A'/t prenant l'eau béni le 

Eau bénite, je te prends; 



de trois choses me défends: 
de l'ennemi, dit serpent, 
de méchantes gens, 
de mourir de mort subitement. 
Jésus. Marie, saint .Joseph, 
je vous recommande mon corps, 

mou âme 

entre vos bras . 
(M. le Doyen Escliemann, Courrendlin) 

17. ld.«) 

•;( bnia i t'priî : Kau bénite, je t.- prend»; 

da trwa txnz lui.» m\h I iîde : De trois choses Dieu me détende: 

dTeumi, d'Ie serpa, De l'ennemi, (de la) du serpent, 

il'mt txéfo djn. De méchantes gens, 

d'mori d'nio.ï sobitmâ. De mourir de mort subitement. 

(M. Justin Köhler, cordonnier, 78 ans, Delémont) 

18 

;i \»' Du.i i m su- >i"\u\.t v rkomédj- Au bon Dieu je me suis signé et 
k'e in'beyo'x, sa yi \)'/>.\ « il» hwiïu reconnnandé qu'il me donne, s'il 
hü '.rii-t l'ttâu d[örne). lui plaît, une bonne nuit (une bonne 

journée". 

____ lM m " Broquct- Borne, Pleigne.» 

1 No:-.jlnv «le personnes a^re- disent eneore elia.pie juin l'une on 

! .mire de ces [irirrev 

- Ih-fr impératif. Cf u" 17. th-f'à'b pies sulrj 

:; . I.'.iiie.eiiuc tonne im;t.rt'n pour le feminin est eiieure usitée 

.i ■ • 1 1 1 1 • l [ * • u i im 1 1 dans le l'oi reiiti ti_\ : Delémont l'a reinpl;iei'-e p;i r )/><;!. n't,'. 



Ct .[,>!< . 11. p 157 



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Chants patois jurassiens 



285 



19. A Fange gardien, etc. 
DÛa vqt bödjg '), me sSta bôn êdja, Dieu [soit] votre bonjour, ma sainte 
vo m'e bï vwSrde ädjdö \ vw&rdet bonne ange, vous m'avez bien gardé 
ma bî äkfi mö sta nö, mû köa da aujourd'hui; gardez-moi bien encore 
tStjisiö, ra5 jima da dänjieiö. Djézii, mieux cette nuit, mon corps de 
Maria, sc? Djöze, i v$ rkfimedë tentation, mon âme de damnation, 
mo kôa ë mö |ma Str vô bre. mo Jésus, Maria, saint Joseph, je vous 
dil Djëzii, prenez mon corps et recommande mon corps et mon âme 
mon âme entre vos bras. Ainsi entre vos bras. Mon doux Jésus, 
soit-il! prenez mon corps et mon âme 

entre vos bras. 

(M. Jacquat, 80 ans, à Berlincourt) 

20. Id. 

Busrtï-vo 2 ), me bwê"n éclja aar dien, Bonsoir à vous, ma bonne ange 
i vi} rkÇmêde mo koa, mô [ima gardien, je vous recommande mon 
atr vô bre. p#p5 3 ) Djëzii, prut mu corps, mon âme entre vos bras, 
t/œ, fët di mian 4 ) sSblabla a vôtra. Poupon Jésus, prenez mon cœur, 
Jésus, Marie, Joseph, faites que faites (du) le mien semblable au 
ie vive. vôtre. Jésus, etc. 

(M. Joseph GirardiD, à Courfaivre) 

21. Id. 

Bîîawjlr, mj" bon Cdja gardien, Bonsoir, ma bonne ange gardien, 
s'jît-j* vo k'i m'rakQmëda. vq m'e C'est à vous que je me recommande, 
bï vwiirde ädjdö, vwärdet-ma bï sta Vous m'avez bien gardé aujourd'hui, 
nö, s'e vo p/ë. pôpô" DjezU, prenez gardez-moi bien cette nuit, s'il vous 
mon cœur, donnez-moi le vôtre plaît. Enfant Jésus, prenez mon 
et faites du mienne semblable cœur, donnez-moi le vôtre et faites 

au vôtre. (Mettemberg) (du) le mien semblable an vôtre. 

22. Id. 

ji bu DÛa, le sEta viardja, se Djôze, Au bon Dieu, la sainte Vierge, 

se Nikôïâ, infi bô" êdja gardien, bö saint Joseph, saint Nicolas, mon 
DÜe S t^U m'ê râdii e rkcjme'dë, bon ange gardien, bon Dieu en qui 
ea pidîa de poarz-pma di pUrgjUwiîr! [je] (m'ai) me suis rendu et re- 
p^po" Djëzti, èmê mo t^œa, bëyet- commandé, ayez pitié des pauvres 

ma l'vôtra; fetaz-S di mian sSblabl âmes du purgatoire! Enfant Jésus, 



*) Dûs vpt bôdjo Dieu soit votre bonjour, Dieu vous salue ! 
Cf. p. 265. str. 2. 

J ) Contraction pour: bàsicar ç ro\ 

J ) Notre patois ne dit jamais: âf( (enfant) Djçzû, mais toujours 
Pppô Djçzu. 

♦) la mhn le mien, littéralement le mienne. On entend très 
souvent h mi m au lieu du masculin. Bien des gens, même en français, vous. 
di»ent: C'est Je mienne. Cf. n" 21: faites du mienne .... 



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(liants patois jurassiens 



ji votre. l)a vot bô swé vy m'c aimez mon cœur, donnez-moi le 

bi vwarde adjdö; vwârdë m<ïé Pko, vôtre; faites-en du mien semblable 

sta nü, mô koo da tetasiô, mô ama au vôtre. (De) Par votre bon soin, 

da djtnftsiô. SPta viardja, nié bon vous m'avez bien gardé aujourd'hui; 

mer, ea pidia de mwu; fet-nné ï gardez-moi encore cette nuit, mon 

iifë da bï e d'$no*r po djenia ') corps de tentation, mon âme de 

fsia, si yi y/v. Ainsi soit-il! damnation. Sainte Vierge, ma bonne 

mère, ayez pitié de moi; faites 

(M m * Catherine Gueniat, 86 ans, [de] moi un enfant de bien et 

Courroux) d'honneur, pour gagner le ciel, s'il 

lui plaît. Ainsi soit-il! 

23. Id. 

I m'kutx, trwjj bel édja e nie pie, .le me couche, trois (belles) beaux 

a me tçtc; set Djân d'kot*) mwa ; anges à mes pieds, à ma tête; 

<• kâtr kar d'mô ye le katr evä- sainte Jeanne à côté de moi; aux 

jelis 8 ), saint Jean, saint Luc, saint «quatre coins de mon lit les quatre 

Marc % saint Matthieu. — Di tîî ki évangélistes : saint Jean, saijit Luc, 

çrè se katr b5 Pdja, i nV p'pavu saint Marc, saint Matthieu. — Du 

d'I'énmi. — Set DjRn ç mô kot<-, temps <|iie j'aurai ces quatre bons 

mô saint ange gardien po m'ekô- anges, je n'ai pas peur de l'ennemi. — 

pallia, k'el ma prczemrx d'moa Sainte Jeanne à mon côté, mon 

subit, k'el m'exixtu'X ä le vi-», a saint ange gardien pour m'accom- 

Ainsi soit-il! pagner, qu'elle me préserve de 



moa : 



(M m ' Borne, 82 ans, Pleigne) mort H,,bite ' ( * u ' d,e ^'assiste en 

la vie, en la mort! Ainsi soit-il î 

24 

a bô Diia, a le sét viardp, il no Au bon Dieu, à la sainte Vierge, à 
glyriö pàtrô sé Djur niée sé Kadoald, nos glorieux patrons saint Germain et 
sî n<2 radll e rkoméde! saint Uandoald, soyons-nous rendus 

(M. Oscar Broquet, Courrendlin) et recommandés! 

25 

( Patois de Buix. A joie) 

a bô Diia, le sét viardja ka no so Au bon Dieu, la sainte Vierge (que) 

rädii e rkoméde. Jêzil, Mcrja, nous [nous] sommes rendus et re- 

Djoze, i vo rkoméda mil kua, inô commandés. Jésus, Marie, Joseph, 

ama âtra vu bre. Diia nia tes î je vous recommande mon coïps, 

iife bî sedja e d'onœr *• krenï Düa! — mon âme entre vos bras. Dieu me 

lieyo la bôawjir â mô per, a me fasse un enfant bien sage et d'honneur 



'i Forme du parois de Courroux. Delémont dit : d'/j;ùh. 

*) D'hit, ou hit prés de. à côté de: vi /.lit mua viens vers 
moi. près de moi. 

3 ) Les mots français en — iste ou — />•«/♦• soin devenus — ig en patois. 
K\.: h knirt'/j* le catéchisme, i'rràjïl/s l'cvangélisre. h riïmqti* « le 
rhumatisme 



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Chant» patois jurassiens 



287 



uiêr; «1 v sofrï yot se"te pu ma 
nöri «• m'eyove dé le krétô di bô 
Diia. — Diia ea l'jima da mö per, 
d'me mer, d'mö papö, d'me ininî, 
d'mçz ô^a, d'me tcta treti't me 
pwarfi! — â bô Diia, le sét viardja 
le voeya mljoyi iî !»• bel djna dt 
peredï, e pli nô {«xi ') t^é n(> 
petxiré lïi d'si môda-si ! Requiescant 
in pace. Amen! 

(M m ' Fenk-Moucho, 
à Porrentruyi 



et craignant Dieu ! — [.le] donne 
le bonsoir à mon pi re, à ma mère. 
Ils ont souffert leur santé pour me 
nourrir et m'élever dans la crainte 
du bon Dieu! — Dieu ait l'âme 
de mon pi re, de ma mère, de. mon 
grand-père, de ma grand'inère, de 
mes oncles, de mes tantes et |dc| 
tous mes parents! — Au bon Dieu, 
la sainte Vierge les veuille réjouir 
en la belle joie du paradis, et puis 
nous aussi quand nous partirons 
(hors) de ce monde-ci ! K. I. P. 
Amen! 



26 



Sét Meria Madleu k'ulc pe se Metxé 
xmi riîkotre s] Djé, vo y y di: 
s i Djé, n'ç vu pD vti not senu-r? — 
x ye*). i l'c vil xii l'cbra da le 
k ru, 1»; du bre etîîdti, h- \ ia krujia, 
1»/ tet korone d'epcn. 

Stii ka dire sta patj-t prwayjar 
trwa fwa l'metï, trwa fwa l'swa, 
na vwarç djme le flaiu di pürgatwar 
ni de l'afia. 

(M. Laville, instituteur, 
Soyhières) 



(Patois de Fontenais, A joie 

Sainte Marie Madeleine qui allait 
par ces méchants chemins et ren- 
contrait saint Jean, vous lui avez 
dit: Saint Jean, n'avez-vous pas 
vu Notre Seigneur? — Si, je l'ai 
vu sur l'arbre de la croix, les deux 
bras étendus, les pieds croisés, la 
tête eouronnée d'épines. 

Celui qui dira cette petite prière 
trois fois le matin et trois fois le 
soir, ne verra jamais les flammes du 
purgatoire ni de l'enfer. 



27 

Patois tle Vernies j 



1 ma rkomede a bô" Diia, a le sét 
viardja, a me bel patröua, a nu" 
bel édja gardié. — Vo m'e bi varde 
stU djo; vardeta mc :s ) bl sta ni», 
se vo p^e. pre/.erve nié :( ) da to 
mjiker; prezérve mô k«>a da pavu, 
me por ama da danasiô. — • a Diia 
beui, beveta mc :! ) ena nr séta po 
vivr ;• bï möri, po aie vwa not 
seigneur a peredi. 

(M'" r Fleury, iustitutrice, 
Venues) 



.le me recommande au bon Dieu, 
à la sainte Vierge, à ma belle 
patronne, à mon bel ange gardien. 
— Vous m'avez bien gardé ce 
jour: gardez- moi bien cette nuit, 
s'il vous plaît, préservez-moi (le 
tout malheur; préservez mon corps 
de peur, ma pauvre âme de dam- 
nation. — An Dieu béni, donnez- 
moi une heure sainte pour bien 
vivre et bien mourir, pour aller vers 
(ou voir) notre seigneur en paradis. 



') </.<<, aussi, mot très rare: on dit toujours: vlii. /<• /«'» vti r.rbtj. 
- Xi/r français si, répondant à une interrogation negative. 
s Forme toute particulière que je n'ai rencontrée qu'à Venues 
Partout ailleurs on dit mj. 



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288 



Chants patois jurassiens 



28 

(Patois de Mervelier) 



ji nô di ho Dûa si 1 ) ma kutxre, 

viardje Merïa saliiare, 

t^e m'beyöxa si) t/i yi dmë"dre: 

l'ëmôa di bu Dite premièrement, 
sa vie honorablement, 
ka l'edja da Dite m'y awat-îî gerda, 
de pëna d'I'iifër m'y géra 2 ), 

de forma d'Iënmi, 
ë mo" [una S Jims-Christ. 
Bëyët-mwa ëna üra sét-ë <ëroza po 
bî vivra e bi möri, pë le mf>a da 
Jésus-Christ, notre pauvre âme. 
Ainsi soit-il! 



Au nom du bon Dieu, (si) | je] me 

coucherai, 
Vierge Marie saluerai, 
Qu'elle me donne ce que je lui 

demandera' : 
L'amour du bon Dieu premièrement, 
Sa vie honorablement (?), 
Que l'ange de Dieu m'y soit en garde, 
Des peines de l'enfer m'y (gare) 

préserve, 
Des tourment» de l'ennemi, 
Et mon âme à Jésus-Christ. 
Donnez-moi une heure sainte et 
heureuse pour bien vivre et bien 
mourir, par la mort de Jésus-Christ, 
notre pauvre âme. Ainsi soit-il! 



(Ch. Mouttet-Naiserez, 71 ans, Mervelier) 

29 

(Patois de Vernies) 

A proprement parler, ceci n'est pas une prière; c'est une 

sorte de légende qui s'est transmise en se corrom pant fortement 

mais que l'on récite cependant en guise d'oraison. Cf. n° 26, 
p. 267. 3 ) 



T^é Djê Fiimi a vni, l'esprit Im- 
porte batizia. 4 ' Le bel viardja 
i ë dmede: koma ët-ë nô"'; Het 
afp? — Sî Djê di ranôC 6 ) — Dite 
bnia sta mâjô, fana ë äfe, djame 
ëna g#ta da bô se. — Le bel viardja 
s'â, ve, a ebeté le rnz.â, étërodja 
sf> lë sî Djê. — a mil be fë, vwäli 
l'füa da l'âtia. — a më bel mër, 
n'eyï p' pävil di fiia da Tafia, s'a 
î pô gro ë lô, ko de pwä da têta 



Quand Jean Feumi (?) est venu, 
l'esprit l'a porté baptiser. — La belle 
Vierge lui a demandé : Comme[nt] 
a (à) nom cet enfant? — Saint 
Jean du Renom (?). — Dieu bénisse 
cette maison, femme et enfant, 
jamais une goutte de bon sang (?). — 
La belle Vierge s'en va, en abattant 
la rosée, interroge son fils saint 
Jean: — Ah! mon beau fils, voici 
le feu de l'enfer î — Ah! ma belle 



') Cf. p. 264, note 1. 
*) Gçrç frç. garer. 

s ) Sur les oraisons en forme de récits, voir l'article de M. S. Singer, 
Di* Wirksamkeit der Jiesegnwujen (Arch. I. p. 202). [Red.] 
♦J Cf. p. 268, note 4. 

5 ) Cf. Villehardouin: Li dnx de Venise qui ot a nom Henris Dandole, etc- 
*) Je ne sais à quoi ce nom fait allusion. 



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Chanta patois jurassiens 



28t> 



rfi. Se ka serê" le rëjS ') de Diia, 
si pS pesre; e se ka n'iê sërë 
p', e pïa damm*arë, kriare: Jésus, 
Jésus! k'ê-ya fe, k'ê-ya di? le 
rejô da Düa i n'ç p'ëpri. S'i 2 ) 
de râtrë de mû peyi, le rëjô do 
Dûa i epâre, djmë i n'ie rebyarè, 



(M* 11 * Fleury, institutrice à 
Vernies) 



mère, n'ayez pas peur du feu de 
l'enfer; c'est un pont gros et long, 
comme des pois de tête-rond 
('eux qui sauront la raison de Dieu, 
ce pont passeront; ceux qui ne la 
sauront pas, à pied demeureront, 
crieront: Jésus, Jésus! Qu'ai-je fait, 
qu'ai-je dit? La raison de Dieu, 
je n'ai pas appris[e]. Si je dois 
rentrer dans mon pays, la raison de 
Dieu j'apprendrai, jamais je ne 
l'oublierai, s'il lui plaît. 



Notre Père txi l'prëta 
noz-jvi5ti9 
txi lé djarên, 
nôz-Qîïo 
txi l'djçzoyô. 
Miserere met Dei\ 
vwäsi k'119 t'vanîî t^öri. 

— To m'pëyrë bî më pjîsa mea 3 ) 

— Ah ! oui, de oui t monsieur 

v^z-S, vie etro tre bi pëyia. 
da k'e 4 ) n'i ère râ k'Ift/eyät 

v. pö le t/iyïa, 
v$z-ä saré tré bî peyla. 

— Bîjtê-le vita dade si ptxit, 
iifé k'el n'a rapetxœxa djämr. 
Sëta pia de tîar fori vo-yi à ), 

detxü lo ne. 



Prières burlesques 
30 

(Patois de Vendlincourt, Ajoie) 

Notre père chez le prêtre 
Nous advienne 
Chez la poule, 
Nos oignons v 
Chez le Josoyon. 
Miserere mei Dei; 
Voici que nous te venons quérir. 

— Tu me payeras bien mes pas. 

— Ah! oui, parbleu oui, monsieur 

le curé, 

Vous en voulez être très bien payé. 
(Dès que) Quand même il n'y aurait 
que l'écuelle, 

Ht puis la cuiller, 
Vous en serez très bien payé. 

— Mettez-la vite dedans ce trou, 
Afin qu'elle n'en reparte jamais. 
Sept pieds de terre (frappez) foulez- 

(vous)-lui 
Dessus le nez. 



') Qu'est cette «raison de Dieu?» 
2 ) 57 pour w / si je. 

» Ce mot latin mea n'a rien à faire ici. « Mes pas » (prononce/, 
pas») mes démarches. 

*) Dâ Jc9 ne s'emploie pas dans le sens du français «dès que», mais 
il signifie: «Quand même, si même.» On dit encore en français dans 
tout le Jura: «Dés qu'il aurait un million, il le dépenserait (- quand 
même il aurait. . . .) ! » 

J ) Fsri, frapper, est pris ici dans le sens de: frapper ou fouler 
avec les pieds. — Foulez-row« lui: cf. La Fontaine: Et vous lui fait un 
beau sermon. ... 19 



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'290 



Chants patois jurassiens 



Et in paradisios Et in paradisios (sic) 

p$txet-le 5 pfredi. Portez-la en paradis, 

k'ël no ravafiœxa jamais. Qu'elle ne revienne jamais. 

(Hélène Gigandot, 69 ans, Hospice des Vieillards, 8t-Ursanne) 

31 

Un vieillard de Vermes disait tous les soirs cette prière: 



Mo" kôr e tear, 
mô ania â b5 Diia, 
en bau F bougre! ') 

1 m'kûtx.> koin i büa, 
i m'iiiva kom éna vétxa, 
l'dyol na prii p'Iç rûdja b<;ta. 
(Pleigne) 



Mon corps à terre, 
Mon âme au bon Dieu, 
(En) A bas « le bongre! » 



32 



Je me couche comme un bœuf, 
Je me lève comme une vache, 
Le diable ne prend pas les rouges 
bêtes. 



33 



I vij salii.i, Meria, 
vçz-eta p^ën da grâce 
y mwii p/cn da brêtvî. 
h-ö") pâdii not Seigneur 
â-fi 2 ) kriisifie, fi-o 3 ) etréye. 
n'a-sa p'ena kofiiziô 
|x> to 3 ) 'le periit«? 



Je vous salue, Marie, 
Vous êtes pleine de grâce 
Et moi plciue d'eau-de-vie. 
(On) Ils ont pendu notre seigneur, 
lls[r] onterucitié, ils[l']ont étranglé. 
N'est-ce pas une confusion 
Pour tout[e] la parenté? 

(Vermes) 
84 

Pour guérir les maux de dents, les farceurs font répéter 

phrase après phrase la prétendue invocation suivante: 

V gra se" GralU. Oh! grand Paint Grelu, 

Jet ka me gv 3 rdja 4 ) Faites que ma bouche 

i<éxa kom la partii d'un" t^U. Soit comme le trou de mon c . . .*') 

(Soyhières). 



'i < Le bourre » doit évidemment se rapporter ici au diable. 

*) Très belle syllepse (: on ont); on à on à; ont ?, qui 
s'assimile en à après le à. Ils ont cl t ; on a - S-5. 

») To - tout, presque toujours invariable On dit aussi en français 
jurassieu : « tout la semaine, tout /'année. » 

*) Oö»rdß signifie toujours la bouche. Cf. p. 279 str b\ 

'•) C'est à dire, sans dents. 



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luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



Mitgeteilt von E. IIoffmann-Krayer. 
(Schluss). 

37. 

Margret Elsener. 1546.') 

(Antwortschreiben von Ammann und Rat von Zug an 
"Schultheiss und Rat von Luzern, Samstag nach Oswaldi 1546. 
Betr. den Besitz der E. sei nur ein kleines verschuldetes Güt- 
chen vorhanden, so dass ihr Töchterchen bei Freunden erzogen 
werden müsse. Es könne also an die den Luzernern erwachsenen 
Unkosten nichts gespendet werden). 

(Ebenso vom Samstag vor Lätare :) Vnsser fründtlich 
willig diennst etc. Üwer schryben. vnns von wägen Margrethen 
ellsinerin gethan, haben wir enpfangen, Sines Inhalts ver- 
standen, thnnd üch hieruff annthwurttswyse ziiuernemen, Das 
wir willenns gwesenn, gedachte Margrethen elsinerin böses 
lümbdens halb gefengklichen anzunemen. In dem sy (als wir 
achtten) gwarnet-), je das sy Lanndtrünnig") worden, vnnd die 
wyl aber jr sy ergriffen vnnd jn gfengknus enthalttend, wellend 
wir üch desse [!], so vnns von jro fürkomen 4 ). nit verhaltten, 
Sunders üwerm begem nach verstenndigenn. 

Erstlichenn so sind wir durch vnnsern burger Hein y vr [Ur], 
ob vnser statt am berg sesshafftt, berichtt. wie es sich an einem 
donstag begeben, das bemelte Margreth elsinerin zu sim stall 
komen vnnd gredt: „Ich mnss jn din stall gan lugenn, was du 
für hüpsch vee habest;" daruff er gredt: „Du darffst nütt zû- 
lftgenn; rf daruff sy gredt: „Ich miiss gan lugenn, mich wundertt," 
vnnd jn dem jn stall gangenn vnnd zum stier gangenn, den 
griffen vnd gstreichlet vnd gredt: „A, wie wer er so glitt zü- 

1 » Vgl über sie auch da» Luxerner Katsprotokoll XVII 132. 

") sie wurde, wie wir glauben, davor gewarnt Vgl. S. 294 Anm 1 

») I and fluchtig. 

/.u Ohren gekouimen. 



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292 Luzeruor Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

rissen." Darulf der stier anfachen gschwellenn vnnd am samsstag^ 
znacht gstorbenD. Demnach am suntag am morgen Sye sy, 
Margreth elainerin, wider zu jm komen vnd gfragtt: „Heiny, 
wie Stadt es vmb din feely?*, habe er geanthwurtt: „Es atadt 
gradt darum, wie mirs ettlich lütt gunnendt." 

Demnach hatt vnser burger Rûdy ackly ouch anzöugt, 
das 8yn tochtter vff ein zytt für genannten Margretth ell- 
sinerin gaugeo, da habe gedachte M. E. jren jus har griffenn 
vnd gsprochenn: „Wie hast du so hübsch har!" demnach sye 
bemelter siuer tochter wee jm houptt wordenn vnd angentz das 
har vast aissamen vssgangen. 

Fürer hatt einer, genantt uly weltty, anzöügtt, wie da* 
syn frouw vast kranck gsin sye vnnd habe berürtte M. E. ge- 
bättenn, Sy solle mit jren gen Beinwyl zu Santt Burckhartten ') 
gan, daruff sy geanthwurtt: „Ich kan jetz nit gan, Tch hab zu- 
schaffen," vnnd demnach an geuerd vber achtt tag sye sy, 
M. E., selbs zu sinor frouwenn gangenn, Als sy vff der Glitschen") 
glegenn, vnnd habe vorhin ein steckenn an ein boum gsteltt. 
vnnd zu jreun gredt: „Ich will jetz mit dir zu Sanntt Burckartt u , 
habe syu frouw gredt! „Ich bin so kranck, jch mag nit gan", 
habe sy gredt: „Du mfist gan", daruff sy geanthwurtt: „Müs* 
ich gau, so wil ich gan", vnd darmit vffgstauden, vnd als sy 
zum hu8s vssjjangenn, habe ben'irte M. E. jren den steckenn, 
den sy vorhin an Baum geteilt, jn dhand gebenn; da syend sy 
gangenn; vnnd hab sich die sach so vil bessertt, das sy zeabend 
vmb die zechue wider heim kommen syeundt. 

Wytters sind wir ouch verstendigett, demnach vergangner 
jaren der hagel gschlagen, das bemeltte M. E. zu einem au 
vnnserm berg, genant Göttschy zur wittwen, welchen er 
|der Hagel] ouch vast übel geschedigett, kommen vnd jnne sinn 
vnfals klagt 3 ), der selbig zu jren gredt: „Mir jst nun 4 ) für 

') Beinwyl im aarg. Bezirk Muri. Leu schreibt in sei nom Schweiz. 
Lexicon III 23 darüber Folgendes: „Unter dem Chor in einer schönen 
gewölbten Kapelle soll unter einem Grabstein ein daselbst in dem XI 
Seculo gewesener Pfarrer Burkhard begraben sein, zu dessen Grabe wegen 
vorgebender Wunder-Würkungen eine starke Wallfahrt ist, wie dann 
auch aus dem unten bei dem Pfarrhof befindlichen sog. Burkhards-Brtinucri. 
welcher bey dieses Heiligen Grabe entspringen soll, Wasser aufgefasst 
und anderswohin geschickt wird." 

») Ruhebett, Sofa 

3 ) ihu ob seines Unfalls beklagt. 

*) nur. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 293 

aonder lütt, jch hab da Siben gütte Rosa, jch wil ettwan mins 
«chadens wider zûkhommen ; als sy aber wider von jmm 
kommen, habe sy zu ettlichen gredt: „Gütschy tröat sich vast 
siner Rossenn, es törfft jm aber wol fälenn"; vnnd jn dryen 
tagenn sye das best darunder thodt gsin vnnd die anndern alle 
eioandern nach gstorben. 

Ittem so hatt sy ouch vnnsers Burgers Jacob branden- 
bergs frouwen Eins abends schnäggenn brachtt, die hatt sy nit 
gwellenn vnnd jst hon 3 ) gsin, jst demnach kranck angentz 
daruff worden vnd noch hüttigstagss zum theil Lam, vermeint, 
das sy sölichs von niemand annders dann von jro habe. 

So hatt sy [M. E ] ouch vorschinens zytts better bestrichenn 3 ). 
Ist vnnsers Burgers Jacob s chönb runners Frouw für sy 
gangenn, dero hatt sy den bestrychlumppenn jn mund gschlagenn. 
Ist angentz vnnd biss vff hüttigeno tag kranck vnnd zü Bett 
glegen; vermeint, das sy ouch sölichs von jro habe. 

Dis alles wir üch Lutt üwers begerns hiemit zuschrybenn 
welleun. üch dester setter 4 ) mit jro wüssen zuhaltten. 

Vss Zug, Samsstags vor Letare, Anno etc. xlvj 0 . 

Ammann vnnd Rath der statt Zug. 

* * 

(Es folgt ein in Luzern geschriebener Bogen mit einzeln 
aufgezählten Delikten, die sich fast vollständig mit den im vorigen 
lirief enthaltenen decken): 

1546 

Margrett Elsener von Zug soll Rüdolffen müss Er- 
lempt 5 ) han, der ist noch Lam. 

(Delikte betr. H. Ur, R. Ackli's Tochter, U. Welti's 
Frau, G. zur Wittwen, J. Brandenberg^ und J. Schön- 
brunner'8 Frau). 

(Am Rand:) Zinstag vor Judica Anno 1546. 

Alls margrett elsener von zug jn miner gn. H. gfencknus 
komen, hatts veriechcn, zfi jren syg einer kön, heiet Hanns 
kienast, ist von Zürich. 

'} mich von meinem Schaden erholen. 
2 ) erzürnt. 

*) die Hüllen der Bettstücke inwendig mit einer Wachslösung be- 
streichen, um das Hervordringen der Federschaftspitzen und das Eindringen 
von Staub zu verhüten. Vgl. Schwkus. Ii», unter liehen (Bd. III 1249). 

♦) damit ihr desto solidere Anhaltspunkte habt. 

*) gelähmt. 



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-21H 



Luzerner Akten »um Hexen- und Zauberwesen 



Ir Schwager bat forster hatte g warnet. ') (Am Fusse:) 

Anna frantz von zug. 

Margrett Elsener von zug hatt veriechen: 

Ueini vr solle 2 ) ir 40 Hb.; hab sy jms gheuschet, hat> 

er geredt, heusche sys jm, so welle er jr thrin, das ir wirs 

käme 3 ). Clagt sich, sy hab grossen hunger glitten mit jrem 

deinen kind. 

Rudi acklis tochtter halb redt sy, sy hab ein pfaffen an 
jr gehebt, ouch mit lob 4 ) züschrybeu eio schlieren 6 ), ouch den 
grind gehept, vnnd syg ir das har desshalb vssgangen. 

Der frowen halb, so mit ir zu saunet burckhart gangen. 
Rett sy, syg bim füwr gsessen, hab ir hussfrow ein bein ge- 
streckt vnnd geschrüwen vnnd sy betten, sy sött ir helffen; 
rette sy, ich bin weder got noch helg; bette sy sy zum andren 
mal; rette ay: „Bitt gott vnd vuse liebe frow" ; do bette sy sy 
zum driten mal; Rette sy: „Willt nit an got glofiben, so gloüb 
an tüffel"; allso rette sy: „kom, du miist mit mir zu sant 
burchhart,* Rette sy: „Ich kan ietz nit kon tf ; iedoch gienge sy; 
do ghätte sy sich 6 ) vast übell. Allso kernende sy mit ein andren 
zü Sannt burckhart, do bkem 7 ) ir ein brûder 8 ), dem geb sy, 
margret eteiner, ein Crützer durch gotts willen, das er gott für 
ay bätte, wan vor drybittungen iren vil znschwär gsyn; vnnd do 
sy heim kon, hab sich funden, dz sy der Dry hellgen missen ghan.*) 

M Diese Aussage steht im Zusammenhang mit einer Stelle im zweiten, 
»rief. Vgl. S. 291 Anm 2 
r ) schulde 

J ) dass es ihr noch schlimmer ergehen werde. 
\> Verlaub. 

v ) eiterndes Geschwür. 
*i befand sie sich. 
') begegnete 
*) Ordensbruder. 

") Der Freundlichkeit des hochw. P. Odilo Kingholz. 0 S. B , ver- 
danke ich hierüber folgende Auskunft: 

Die Frau hat offenbar drei Wallfahrteu zum Grabe des hl. Burkhard 
in Beinwil versprocheu. Sic fand später, dass eine dreimalige Wallfahrt 
für sie zu beschwerlich sei, machte nur einmal die Wallfahrt und gibt 
als Ersatz für die 2 weitern einem Bruder (Wallfahrer oder Ordensmann) 
ein Almosen. Als sie nach Hause kam und sich (bei einem Beichtvater 
oder sonst) darüber Rat einholte, wurde ihr der Bescheid, das» sie hier 
mit ihrem Versprechen Genüge geleistet. 

Aehnliche Dispensen, resp. Umwandlungen von Gelübden, kommen 
uoch jetzt vor. 



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Lu&erner Akten zum Hexen- und Zauberwe*en 



295 



Der Siben Rossen halb hatt sy gseyt, Oristen kalb syg 
drüber bschickt worden; der hab gerett, er [Götschi| meness ab 1 ) 
vnnd syg alle ein verlogner man, dz jm jn zug nieman nüt glonbe. 

Heder frowen halb, so kranck syn süllendt, redt sy, sy 
sygen bed gsundt. 

Rüdolff müssen halb wüsse sy nit, dz er weder jren 
noch sy jm ie args gethan. 

* 

(Brief der Behörden von Zug an diejenigen von Luzern:) 

Vnser früntlich, willig dienst etc. Uwer schriben vnns 
gethan von wegen vnd anthreffende Margrett El sin er j, So jer 
jn gefencknuss haben, dass ier die vff vnser schriben vnd zu 
geschickten kuntschaft vmb all arttickell mitt der martter. 
wie sieb söllicher halb gepürtt, nach aller Notdurfft befragen 
lassen, da sy aber keines arttickels gantz vnd gar nitt gichttig 
noch bekanttlich sin, ouch vff ettlich arttickell jr anttwurt geben, 
dass haben wir alless jnhaltz wol verstanden; vff das jer von 
vnss begeren, üch witter zu berichtten, wie doch söllich clageu, 
üch hieuor zu geschriben, vnss von den personen kuntschafftz 
wiss oder sunst vffgenomen, Ouch wass Stadt z wesons, vnd 
\vandel88 die sigen, jer üch witter dar nach wüsen zu halten. 

Vff das wellen wir üch anttwurtz wiss nitt bergen, dass 
wir söllich klintschafften nach vnserm bruch formcklich jngenomen 
vnd geschrifftlichen verfasen lassen, Ouch angezeigtte personen, 
so kuntschaft geseitt hand, für from, Erlich, biderb lütt haben, 
dennen Eidt vnd eer zii verthruwen ist, vnd üch hiemitt witter 
geschwomj kuntschaft zu schriben. 

Nämlichen so hatt der vnser heiuj vrr nach gethanem 
eidt bezügett, dass M. E. zu jm komen vnd jn jn vnsers burgers 
Jörg dachelhoffers weid vff alle höche gefürt vnd jn gebetten, 
e r solle jren helffen zwei messer suchen. Dass were beschechen 
Am nechsten sunntag. als der hageil an der mittwuchen daruor 
geschlagen hette. Vff dass er sy gefragtt, wass sy da gethan. 
s y habe Ettwan den hagell da gemachett; daruff sy jm kein 
antwurtt geben. — Me hatt er geseit, dass sy jn zu vstagen 3 ) 
vmb milch [angegangen], vnd alss er jren nitt wellen geben, hette 



') „er iuenne sie (die Pferde) ab", er richte sie durch übermäsHigo 
Arbeit zu Grunde. 

J ) im Frühjahr 



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•29ti Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 

sy gerett. ess müsse jn gerüweu vnd musse dess einen nit gefröwt 
werden. ') Darnach am herpst were jm ein ki'i abgangen. — Witter 
hatt er geseitt, alss wir dan hieuor ouch kuntschaft von jm in ge- 
nomeu, were er Glich darnach ins» holtz gangen, were jm wee 
an Eim bein worden, da er vermeintte, söllichs Ouch von jren 
nette, da jn gelertt worden, so er vermeintte söllichs von jr 
harkomen, sölte Er ein gewichtte 2 ) kertzen darum binden; dass 
er gethan, were sin sach daruff bes[s]er worden. — Der schuld 
halb vmb die vierzig pfundt, so sy anzeigtt hatt. Ist sin antt- 
wurt vnd hatt geseitt, dass er Iren ettwass schuldig gesin, Aber 
nie so vill; Er habe sy ouch bezalt, dass er jren nütz rae 
schuldig sie, dan er dem Rogenmesser ettlich geltt von jrentt 
wegen geben, dem sy söllichs Enthragen 3 ) habe. 

Witter so sind wir durch vnsere werchlütt jm Steinbruch 
bericht, dass sy |E.| vngeferlich bin Eim jar zu jnen komen, 
dan jr huss nitt ver vom Steinbruch jst, vnd jnen Ein stein zeigt 
vud lassen sechen Glich einem strallstein. sie vnden flach vnd 
oben Hund gsin; darutt" Marttj Jermann zu jr gerett, dass 
söllichs grad Ein stein wer, alss die hägx, so man zu wedy- 
achwill vorbrentt, ghan hette; ouch geseitt, dass er den selben 
stein gesechen vnd dem glich gsin were. 

Ouch so sind wir von Jacoben brandenbergs frowen 
bericht, da9 jren Ein cren man Anzeigt, dass sin Eewib Ouch 
von Einer hägxen verderpt oder Erlempt 4 ) worden, da sy gelert 
worden, sich darfür lassen zu Begnen; dass sy gethan vnd wider 
genessen were. Vff das sy sich Ouch lasen segnen, vnd stand 
jre sachen jetz von gotts gnaden wol. 

Rudy ackliss tochter halb wüsen wir jren Angezeigten 
stucken vnd argen lümdonss nütz von jr, achten, sy Niemandtz 
dafür habe 5 ) etc 

Datum zug frytag vor dem palmtag Anno 1546. 

Ammann vnd Ratt der Statt vnd ampt zug. 
* 

(Freitag vor Jubilate haben die Luzerner nochmals einen 
Brief an die Zuger gerichtet mit der Anfrage, ob sie oder die 

«i werde an dein Seinen keine Freude erleben. 
2) geweihte. 
*t entwendet. 
* gelähmt. 

I d. h. von den Dingen, die die K über Ackli's Tochter gesagt. 
wisM- man hier nichts 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 297 

Angehörigen der £. diese aufnehmen möchten, worauf die Zuger 
antworten, das sei wegen der Armut der E. nicht möglich. 
Datum Dienstag nach Jubilate 1546). 

* 

Protokoll über die eigenen Aussagen der E. und 
Todesurteil. ») 

Lieben herren, ails dan*) magret elsener von zug jn 
miner g. h. gfencknus komen, hat Sy veriecheu. [Vff Mitwochen 
nach Civilli Anno 1546 hat margret Elsener von zug veriechen] 3 ): 

Alls sy vff ein zyt an zuger berg zu h ei ni vren gwellen 
gan milch Reychen 4 ), Syge vss dem wald dwäris 6 ) zû ir kon 
ein man, schwartz becleyt mit eym schwartzen mantell, der 
namptte sich Dûttricb, vnnd zü ir geredt: „Du hest niemandt, 
vnnd thundt dir din fründ kein gütts; willt 6 ) dich mir ergen 
vnnd mir volgen, so will ich dich leren, das du dich an allen 
denen, so dir zuleyd thundt, rechen magst, vnnd ich will dir 
vil gütts thün vnnd gütts gnüg gen, vnnd Heini vr hett 7 ) 'dir 
ouch zleyt than; vollgist mir, so will ich dich leren, das du 
dich an jm magst rechen", wo sy jme aber nit volgen 8 ) welle 9 ) 
er sy plagen an lyb vnnd an gut. Do er jr souil giUter wortteu 
gebe, willfarette sy jme, vnnd sy hab l0 ) zwey jare 11 ) könen 
hegg8en, aber nie kein hagell gemacht. Dann ferudt '*) vff dem 
tag alls der gross Hagel schlüge, der so übell gschent hatt, 
gienge sy an zuger berg gan heu wen; do retten etlich, es 
wurde haglen; Rette sy: „So hagle aller tüffel namen"; in 
dem kerne das gross wetter vnnd schlüge so hart; vnnd alls 



M Dieses Schriftstück liegt im Brouillon und in der Reinschrift 
vor. Wir drucken hier das erstere ab und geben die sprachlich inter- 
vssanteren Abweichungen in den Fussnoten, wobei wir die Reinschrift 
mit R bezeichnen. 

2 ) alls dan] Alls dan dise Arm frow R. 

3 ) Das Eingeklammerte ist durchgestrichen. 

*) gwellen gan milch Reychen] gan milkh reychen wollen R 
v > querfeldein. — dwärisj enttwäris R. 
«) willt] willt du R. 
7 ) hett] hatt R. 
s ) volgen] vollgotte R. 
*) welle] wolle R. 
■°) hab] habe R 
"i jare] jar R. 
ferndt] fern R. 



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298 Luzerner Akten mm Hexen- und Zauberwesen 

sy heim kern 1 ), funde sy ir gütt alle« jns estrich gschlagen. 
Kerne 2 ) Düttrich zü ir vnd rette: „Dorumb 3 ) das du zü einsidleu 
gebichttet*), ist dyn gütt ouch gschlagen, hetest 5 ) nit bichttet, 
so were dir nüt gschen 6 )", vnnd rette 7 ), er wölte jren nüt mer. 8 ) 

Allso giengo sy vff den berg vfF dem tag, ails Dûtrich 
erstlich mit ir geredt 9 ), jm ,0 ) Heini vren stall; Rette zum 11 ) 
stier: „Verdirb aller thüffel naraen"; allso verdürbe der stier. 

Rudi acklis tochter hab sy dz har verderbt. 

Item 12 ) jr hussfrowen anthan, das sy grossen schmertzeu 
jnn eim schenckel erlitten vnnd demnach mit jr zü sant burck- 
hart gangen; da sygs 13 ) gsundt worden. 

Item Dfittrich hab sy giert hagel machen; sy hab' 4 ) aber 
deheinen 15 ) gmacht. 

Item alls sy v wuchen hegsen könen. sygs ,6 ) gan einaidlen 
gangen vnts 17 ) bychttet vnnd zum sacrament gangen; da hab 
sys ,B ) nümen könen. l9 ) 

" Item vff ein zyt syge 20 ) ir vogt Hey ni vr by ir vnd ir 
tochtter jm bett glegen; syg 21 ) Dûtrich hinder der thür glegeu 
vnnd alls eyn mensch 22 ) gschnuffet; hab vr 23 ) ein knebel gnon r 
jn 2 *) winckel gworffen, do syg nüt me 25 ) da gsyn. 

») kern] kam R 

l ) kerne] Do kerne vorgenant R. 
3 ) Dorumb] darurab R. 
*) gebichttet] gebychtett hast K. 
•i hetest] hättest Aber K. 

6 ) gschen] geschächen R. 

7 ) rette] Redte darby R. 

•) wolle nichts mehr von ihr wissen. 

9 ) geredt] geredt liatt R. 
,0 j jm] jnn R. 
"} zum] zu Eiuem R. 
li ) Item] Aber habe sy R. 

") 8 yS s l 8 y? e 8 y wider R. 
«♦) hab] habe R. 
,5 ) deheinen] keinen R. 
16 ) sygs] syge sy R. 

vnts] vnd söllicbs R. 

da hab sys] darnach habe sy söllichs R. 
**) sie habe nicht mehr hexen können. 
20 1 syge] so syge R. 
") «yg] »yg« der R. 
") mensch] mönttsch R. 
") hab vr] habe der Heiny vr K. 
*♦) jn] denselben jn R. 
") me] mer R. 



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Luzerner Akte» znm Hexen- und Zauberwesen 



Item sy hab ir tocbtter anzeigt, was ir ') Dûtrich zü- 
gseyt; hab die tochtter geantwort: .Es ist ein trug; was wott 9 ) 
ein frörabder man vns gûts thun. so vnns die heimechen nüt thündt. 

Item Dûtrich hab jren ein biren gen; dorab 3 ) hab sy ein 
muntfol gessen, wäre grad 4 ) ails holtz zu essen ; gebe jm . . :> ) 

(Folgt das Urteil auf Verbrennung nach üblicher 
Formel). 

Zusammenfassung von Nr. 37. 
Zeugenaussagen 

Dem H. Ur hat sie durch Zauberei einen Stier getötet, 
der Tochter des R. Ackly das Haar ausgehen machen, mit der 
Frau des U. Welti wallfahrtet sie nach Beiowil, worauf jene 
geheilt wird, dem G. Zurwittwen tötet sie sieben Pferde, lähmt 
.1. Brandenbergs Frau, hext J. Schönbrun ners Frau Krankheit 
an, indem sie ihr einen Bettbestreichlappen in den Mund schlägt. 

Eigene Aussagen. 

H. Ur sei ihr Geld schuldig gewesen, und wenn sie es 
ihm verlangt, habe er Drohungen ausgestoßsen. R. Acklys 
Tochter habe einen unsittlichen Lebenswandel geführt; das Haar 
sei ihr ausgegangen, weil sie den Grind gehabt habe. G. Zur- 
wittwen habe seine Rosse abgearbeitet; deshalb seien sie ihm 
zu Grunde gegangen. Die angeblich krank gemachten Frauen 
seien beide gesund. 

Zeugenaussagen. 

Laut H. Ur hat sie auch Hagel gemacht, ihm eine Kuh 
getötet und ihn am Bein gelähmt. 40 (t sei er nie schuldig ge- 
wesen. In einem Steinbruch hat sie verdächtige Steine aufgelesen. 
J. Brandenbergs Frau sagt, sie sei nur durch Gegenzauber 
wieder genesen. Acklys Tochter sei von der E. falschlich ver- 
dächtigt worden. 

Eigene Aussagen. 

Der böse Geist sei unter dem Namen Dietrich zu ihr ge- 
kommen und habe ihr versprochen, sie werde sich au allen 

»i ir] iren der K. 
2 ) wott] wollt R 
') dorab] darab K. 
♦) grad] grad glych R 

gebe jm] die gäbe sy jm wider H. 



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iiOO Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

Feinden rächen können, wenn sie sich ihm ergebe; da habe sie 
nachgegeben und habe infolgedessen zwei Jahre hexen können; 
Hagel habe sie aber nie gemacht. Sie ist geständig, H. ür einen 
Stier getötet, R. Acklys Tochter das Haar verdorben, ihrer 
Hausfrau den Schenkel gelähmt zu haben. Nachdem sie in 
Einsiedeln das h. Sacrament genommen, habe sie nicht mehr 
hexen können. Zum Schluss einzelne Angaben über den bösen 
Geist. — 



38. 

Margret Hunziger. 1547. 

Sich het an kuntschaft funden 

1547 

das margret Huntzigerin geret, sy wüss eim noss 1 ) vund 
sehwyn jnzgen 2 ), dass in try tagen finig werde. 

Sy hab eim, so irem man ein hoff glichen vnd simselbs [!| 
ein weyd vorbehallten, dem hab sy eim hüpschen jungen noss 
zu bsorgen anthan 1 *), jmers, ails ers gschlagcn 4 ), sy vmb dz 
gschlagen noss glouffen vnnd geret''), wers nit finig. 6 ) 

Alls eio8 eremans [!] frow mit jr kybet 7 ), do ein knab 
dorin geret, dem sy getreuwt, vnnd syg derselbig erlamet jn 
eim knoden. 8 ) 

Uff eim wolff syg sy geritten. 

Vff ein zyt syg sy gefragt, wohar sy kom; habs gseyt, sy 
hab aber ein hagel gmacht; vnnd äb ,J ) 2 stund verschinen ,0 ), syg 
ein hageil kon, den sy gmacht han solle. 

So syg sy by eim brunnen sitzende funden worden. 

•i Rind. 

2 ) einzugeben. 

3 I Unklar! Sollte der Sinn sein: dem habe nie Sorge wegen einen 
Uindes verursacht? 
*) geschlachtet. 

5 ) geredet. 

6 ) Offenbar fehlt der Scliluss der Rede. 
') zankte. 

») Fussknöchel. 
9 ) ehe. 

,0 ) verstrichen. 



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. -J 



Luzerner Akten zum Hexen- uud Zauberwe«en. 



3U. 

Lena Egglerin vff dem hof roten egglen. 1548. 

Uli feil man sagt, wie by xj oder xij jaren sich begeben, 
das sich ettwas hanndels zwnschen im, ouch einer tochter zu 
Roten eggleren erloffen, ie das die muter, lena Egglerin vnnd 
das selb volle ansprach an inn gewunnen vnd vermeiuten, er 
sollte irer tochter ettwas schuldig sin. Jetz den selben hanndel 
»ig nit von nöten zemelden; aber ie vnnder anndron wortten do 
redte lena Egglerin, die imiter, zit im gantz scharpf, er sölt 
vnd müsst das zalen, mit ettwas tröw wortten. ') Vff das do 
begegoote im ettwas, das im oit lieb war; nemlich das sinem 
fech ettlichem die milch genumen ward. Also wenn man sy 
wölt melchen, so gabend sy nünt dan bl »it. Sig nit minder.") 
Wo ers erlanngen mocht, so hulffe er dem fech wider also: 
wenn einer ku also was, so neme er etwa gewicht saltz ' ) vnnd 
gäbe das der ku zu lecken, oder, wo ers nit ghan mocht, 
brannte er gwicht balmen 4 ), brannt die zu äschen, gäb irs zu 
lecken, so hulffe es ein zit; aber glich so gegnete es einer 
andren kii, das er also etlich zit vnd jar ein hertte zit mit diser 
sach bette. 

Je er frûgte biderb lüten Rät, wie er der sach thun. Do 
ward inn ettwas gelertt, das versuchte er; es wollt aber inn 
nünnt helffen; es bössert erst darab, dann das im für vnd für 
ettwas vnfals begegnete. Das geschöche ouch, das im ouch 
ein ku ergastet 5 ), das sy kein milch weit gen vnnd kein ruw 
im stall mocht han; vnd so er sy ettwan vslios, so hatt die ku 
kein rùw vnnd erwanndt 6 ) nit, bis das sy an ein zuu kam, so 
/.wüschen sinem gütt vnd Rottegglereu glitt was; do stund die 
kü, als Gertman spricht; es gange nit Recht zu vnnd man 
sölt ir helffen. 

Es hatten och das volk zu Rot egglen ein hündlin, das 
ein helle stim hette vnd ein bös, fräfels hundli wäre. Des stim 
er wol kannte; das och Niemer vom hus kerne, es war dann eins 



1 1 Drohworten 

2 ) das ist und bleibt so! 

J i geweihte» Salz. 

*.) geweihte Palmen vom Palmsonntag her 

s ) Es ist wol „ergäbet" zu lesen. Ergalten s die Milch verlieren 
'i kehrte nicht um, Hess nicht davon ab. 



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302 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwetten. 

vas dem huss by im. Dasaalb hündli «ig zum dickenmal im, 
dem fellman, zu nacht für sin hus komen, vmb das hus ge- 
loffen vnnd Döllen. Das er nun nit gern hört, dann er verflache 
sich alweg 1 ), das hündli war nit allein da; vnnd so dick das 
hündli kerne, so begegnete im all weg das im nit lieb was. 

Je nach lanngem kerne er in willen vnd wellte zürn pfaffen 
gan Zoffingen vnnd desselben Rät hat.*) Da begegnet im vff 
dem weg einer, genannt Hanns W ei bei, der ettwa zû willeow 
gsessen, von dem er dick gehört, er sölt ouch mit denen dingen 
künnden. 8 ) Dem sagt er sin anligen vnnd handel, wie es im 
gieng, ouch wie inn einer etwas gelert, das hett aber nünt 
gholffen. vnnd hätte inn vmb gotts, och vnser frowen willen, 
er sollt im raten vnd helffen. Do fragt Hanns weibel, was 
ion einer gelert het, sölt er im sagen. Daruff seit er ihm, 
was er inn gelert hett. Do sagt hans weibel: „Es hilfft Nünt," 
er mÜ8t im änderst thùn, vnd wolt er im folgen, so wolt er im 
helffen vnd inn Nünt anderes leren, dann das nit wider Gott 
och mit Eren vnd fromkeit zugieng. Also lart er inn ettwa 9 
vnd sagt, wenn er im also tät, ob dann sach ist *), da» die peraon 
ettwa da vmbher ist, so mûss sy gegenwertig vnder äugen 
kumeD, das er sy sehe; ald er schlüge sy ni der, das sy ins bett 
müsst komen. Das vermug an 5 ) got Niemand. 

Also vff ein Sunntag, do tät er im also, wie Hans Weibel 
inn gelert hat, ettwa vor tag, das er damit grech 6 ) was, alss es 
nnfieng tagen; aber es kam Niemand, Er sehe och Niemand. Vnd 
als er vff den seihen Sunntag gen willisow zu kilchen gen weit, 
er vnd sin volk, do kerne das volk von Rotegglen vff dem weg 
ztt im, das sy also vff dem weg mit einandren anfiengen reden; 
doch so war die alt rotegglerin nit da. Da täte die tochter so 
vnwirsch gegen im, fellman, desglichen Er vor nie von ir gsehen. 
Do habe er wol ghört, daa die Suns wiber von rotegglen mit 
sinein volk anfiengen reden vnd sagten, wie der allten lena 
Hgglerin vff den selben tagen morgens vor tag ettwas zü- 
liannden gstossen, daB sy so mortlich gschruwen vnd sich so 

1 er dachte sieh wol 
a .i I „han u 

J i sich auf Zauberei verstellen 
' wenn es sieh dann trifft 

"'i ohne, 
fertig 



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Luzemer Akten /.um Hexen- und Zauberwesen 303 

übel gehept vod das sy so ein arm mensch worden war, dea- 
glichen sy Nie ghört hetten. Vnd als er sölhs hört sagen, vmb 
weihe Zit ir das zuhanden gstossen, do wäre es eben vmb die 
zit gsin, als er die Kunst triben hett. Es wurde och von stund 
an besser vmb sin fech vnnd gebe im die milch nach vnd nach 
ie lenger ie mer. 

Das aber er Rede, das die rotegglerin gethan oder das er 
von ir ettwas gsehen oder ghört, das hab er nit, wie wol er 
den argkwon vflf sy hett. 

Es habend och das volk zu Rotegglen, als sy wider heim 
komen sind von der kilchen, der frowen gern wollen helffen vnd 
ie nach einem mit namen Ciini en tli bûcher zu opffersee ge- 
schickt, der dann den marchtropfen 1 ) kan seungnen. Der nun 
die frowen beschowt, ob sy ouch disen bresten hette. Der nun 
iah im fürkomen) sollichen bresten nit an der frowen funden. 

Item so sige Bastion schäffer, sin nachpur, ettwas be- 
gegnet, soll man inn darumb fragen. 

Desglich tili schäffer sig ouch ettwas begegnet. 

Item ulin zu walldispül in mentznower kilchhöre sig 
ouch ettwas gegnet. 

Item Hanns Spiller in Willisower ampt sagt, wie er vor 
x jaren zu Hannsen vngerfingers tochter gestosseu vnd by 
sinem schweher also im hus gsin. Da aber sin schweher vnd 
dasselb folk mit dem volk zu rotegglen nit wol eins sind, vnd 
vff ein zit. als sin frow gros mit eim kind hieng [1. gieng?], do 
was sy in die bery gangen 2 ) vff der roteggleren gütter. Je 
demnach, als sy gnesen, da könnde dasselb kind, sig vngfarlich 
ietz by x jaren alt, noch nit reden. Demnach hab sy im aber 
eins bracht. Dasselb könde reden. Demnach hab sy im noch 
iij kind bracht, die künden nit reden, vnd «o er sy zun scherern 
gebracht vnd rat ghcpt, hab vil biderben lüten, die sagen, ea 
sig den kinden nit an orborn vnd es gang nit recht zu, vnd 
diewyl ein söllicher böser lütnbd über die frowen gang, so habs 
er ouch ein bösen argkwan vff sy. 

Aber das|s| er wisse, das sys than hab, das wiss er nit. 

Item so sige sinem sweher Hannsen vu gor fin gor etwas 
begegnet, den soll man darumb fragen. 

1 1 Hiickoiiiiiarksl.-ilmiiiii^? 
2 Heeren lesen 



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.304 Lu/.crner Aktfn zum Hexen- und Zauberwesen. 

Item so weiss Hanne Näf an egerten ettwas von ir. 

Item üli schäffer an egglen sagt, wie er vor etlichen 
jaren gehört von einer frowen, genannt michlini, die sagt, wie 
dann der ietzgen Eggleren muter in Entlibuch vor etlichen 
jaren gfaogen vnd gen Lucern gfftrt vnnd da gericht ward, do 
was die ietzig lena Egglerin so jung ettwas vngfarlich vber 
x jaren. Vnd vff ein zit, als ein junger gsell zu ir sass, als 
das meidtli ein ristli ') werch in hennden hat, vnd greif das 
meidtli an, do hat das meidtli ein dängel") werch inn hennden 
vnnd schlug den gsellen vif die hannd ald vff den fus, iren ent- 
weder 3 ), do ward im gantz wee an dem selben glid. Do ward 
ein söllich niuineP) in entlibuch, das sy meinten, man sölt das 
meidtli der muter nach schicken. Vnd kerne desshalb für die 
Nün 5 ) im Entlibuch vnd wurde mengerley geraten. Doch nach 
langer handhing so schickten sy das meidtli gen Williaow zu 
iren fründen, demnach schickten die fründ das meidtli in Bern 
piet. Demnach, als sy etwas erwachsen, sig sy wider kamen 
vnd hab ein man da gewunneu. 

Wyter so sagt er, er hab von Hanns Zuber ghört, der 
sagt im, wie er von sinem vatter ghört, er hette dio lena Egg- 
leren vff einem wolf sehen ryten vnnd hette dem wolf ein 
tuchli vmb den hals gleit vnd gscheche das im krisental. 

Item wie er irs Suns wib vff ein zit hold wurd; aber er 
habe Nie Nünt mit ir znschaffen ghept vnd so bald das gschach, 
so schlüge nachin allweg vnfal in sin fëcb, das im etwa zu ziteu 
ein hopt fech abgieng, das aber im vor Nie geguet was, Ee er 
ir hold ward. 

Bastion schüfer sagt, er sig ein kûfer, vnd vngfärlich 
by iiij jareu, das die roteggloren zu im in sin hus komen sig 
vnnd köfte ein gschirr von im, vnnd vnnder andren vil Worten, 
als sy vil schwetzen mag, do fragt sy in. wie lang er an dem 
gsehirr gmachet hett, vnd was es im gullte. Do seite er ir das: 
da sagt sy: so magstu wol ein werchmau hau. Vnd also, do sy 
hinweg weit, do bot sy im die hannd vnd sagt zu im: „Nuu 
zurn nünt\ vnd gieng damit hinweg. Aber Ee ay heim kerne, 

■i Büschel gehechelten Hanfes 

l > L'mleutlich! 

\> eins von beiden 

+'l Gerede 

4 i Neunergericht S Sh;i>skii. Hechtsgcschichte II 207. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



305- 



da zürnte er; dann es geschech im von stund an, das im das 
g8chirr verwarloset ward, das es im nünt me howen weit, vnd 
wenn ers schon wider zii rust, so hulffo es nit lang vnd bsonder 
mit den fïigbomen') weit im keiner gut thün; wenn er schon 
ein Nüwen machte, so werte er nit lenger dann ein tag ald 
zwen. Deren machte er wol v ald vj. Also mûsste [er] dauon 
Ion, bis vff die stand das es gntig was. 

Er hab ouch allweg den argwon ghan, sy künde mit den dingen. 

Item desglich so sig im ouch etwa mit der milch begegnet; 
wann er sy übers für hüb, so sprutzte sy vnd wolte Nünt gutz 
gen. Das werete also den sumer vs vnd vs. 

Item Ciini En t Ii bûcher sagt, Er sig vff ein zit beschickt 
worden gen Kotegglen; dann sy meintend, die rotegglercu 
hette den m;irchtropfon '-). Aber er beachowte sy, da hette sy 
vff dasselb mal den marchtropfen nit. Aber was ir sunst be- 
gegnet war, ald was ir brest, das wiste er nit. Aber darnach 
vff ein andre zit, do kerne er wider zü ir, da hctt sy inn. Do 

hulff er ir. Sunst wiss er Nunt von ir. 

* 

3 

3 ) Am Ersten rett Uly w echt er zu waldispo.il, wie 
dass er vff ein zitt hett ein zimermann gehan mit namen 
hentzi schule. Der selbig rette, er wüste einen, der hette 
dio lona rottenegglen gesen vff einem Wolff Ritten, vnnd 
were mornendes zit dem kou vnnd hette gerett: „Ich han dich 
gester wol gesen"; do rette der mann: „Du magst mich wol 
g8en han, ich hau aber dich nit gseu; ich han aber wol eine 
gester gsen vff einem Wolff ritten. 

Zum Anderen rett Uly w echt er, er heig ein vetteren 
gchan mit namen hans wechter; der selbig der hett der lena 
rottencggleu dochter zur Ee; vnnd do er erst die selbig frowen 
genon hett, do hett er nie kein gluck mer. Vnnd vff einen 
abend spatt do wer sin schwiger nider gan vffeu jn einen gadeu, 
do wer er noch haf'or [!], do horte er ueiwas for den pfeisteren 
kressmen 1 ) vnnd güsten^); do lügte er, was da wer, do sach er 

') Fügbaum, langer Fügchobel. 

2 ) s. S. 303 Anm. 1. 

3 ) Getrennt von obigen Akten fanden sieh die folgenden von anderer 
Hand geschrieben vor. Sie bestellen aus zwei einfachen Oktavblättern, 
die in einem Doppel-Foliohogcn. mit fragmentarischer Zeugenaussage betr. 
einen Bettler eingeschlagen sind. 

*) kratzen, krabbeln. 

•'•) schnüffeln? 2» 



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306 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen 



ij wölff au dem hus kratzen als ob sü gern in dass hus weren. 
Do rett lena rottenegglen an bett ') jm gaden, was er da 
lfigte; er hette da nütt zeitigen, es gang doch in nutt An. 

Zum dritter [!] rett aber Uly wechter, wie er gestefheu'r 1 ]*) 
sy by dem schützen hus zii Williso w. Do sigen vil eren lütten 
dar by ouch gseheu [!]; die heigen heitter 3 ) gerett, es sig eis 
gantzes nöst voll; was in dein selben hus sig: der sun vnnd 
alle Samen könnend hegxen. Er rett ouch witter, er besiune 
sich, dass dass [!] miu herren ir mütter erdrenckt hand vou 
wegen einer früntschafft 4 ), sust hette man sy ouch verbrent. Do 
rette ietz lena rottenegglen, sy könne wol ouch eim ein 
suppen machen wie ir mutter. — Witter rett er ouch, er wüste 
noch vil zesegen, dass er von iren gehört vnd sy gethan hette. 

Witter rett Hans vndelfinger, das er ze willisow mit 
hus 5 ) gesin sig; do heig er ein vetteren ghan mit namen klaus 
vndelfinger; der selbig der heig ietz die lena rotteneggla 
an jm ghan vnnd heig ij oder iij kind by iren ghan. Der selbig 
fründ heig ouch ein kinbare 0 ) frowen ghan; vnnd vff ein zitt 
sig er mit sis früntz frowen zum hferrn?] wilhelm herport 
gangen. Do habe die selb frow den schultheisen gebeten, dass 
er jren welle helfFen, sitt dar ir man die frowen heig [an ym] 7 ) 
ghan, so sig er ir man in xv jaren nie me worden. 

Item uly veohter [!] rett, wie das ein frow sig, mitt namen 
spilhofferen*), seshaff jm reckenbûl in willisower ampt, die 
selbig frow sig ouch ein vnholde; doch bo läse erss ouch an 
ander lütt, dennen [Y] es wol zewüsen sig. 

Mitt namen einer, der sig zum spilhoffer ze hus zogen, 
dem ij ros verdorben sind. 

Item Aman klotzysen von mentznow. 

Item der Sigirist von mentznow. 

Item Jost spor zu bugenschwand. 



') von Bett aus V 

*) Das Eingeklammerte nicht ganz leserlich; vielleicht „gester gain. 44 
s ) unverhohlen. 

♦) D. h. die Mutter sei wegen einer Connexion zum Ertränken 
(statt Verbrennen) begnadigt worden. 
b ) wohnhaft. 
6 ) noch zeugungsfähig. 
') Das Eingeklammerte nnleserlich. 
») S. Nr. 40. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 307 



Zusammenfassung von Nr. 39. 

Uli Fellmann, sagt, dass ihm infolge einer Streitsache 
mit der E. das Vieh keine Milch gegeben hätte. Der ange- 
wandte Gegenzauber habe nur vorübergehend gefruchtet. Auch 

^onst scheine sie ihm eine Kuh behext zu haben. — Nachts 
höre er oft das Hündchen der E. um sein Haus bellen, worauf 
ihm immer Schlimmes begegne. — Hans Weibel habe ihn 
«inen Gegenzauber gelehrt, mit Hilfe dessen er die L. krank 
gelegt habe. 

Hans Spiller sagt, seine Frau habe ihm mehrere stumme 
Kinder geboren; das gehe nicht mit rechten Dingen zu. 

Uli Schaf fer sagt, er habe erfahren, dass die E. als 
Mädchen, während ihre Mutter in Luzern gerichtet worden sei, 
-einem zudringlichen Burschen auf die Hand geschlagen, worauf 
diese erkrankt sei. Schon damals habe man böse Gerüchte 
umgeboten. — Hans Zubers Vater habe die E. auf einem 
Wolf reiten sehen. — Als er (Sch.) ihrer Sohnsfrau hold gewesen, 
habe sein Vieh Schaden gelitten. 

Seb. Schäffer, der Küfer, sagt, dass ihm nach einer 

Unterredung mit der E. alles Gerät zu Grunde gegangen sei. 

Auch seine Milch sei nichts mehr nutz gewesen. 

Uli Wächter hat von Henzi Schule gehört, dass 
Einer die E. auf einem Wolf habe reiten sehen. — Sein Vetter 
Hans W., der E. Schwiegersohn, habe Wölfe an dem Haus der 
E. kratzen sehen, worauf ihn die E. weggejagt. In einem Ge- 
spräch habe die E. fallen lassen, sie könne dieselben Zaubereien, 
wie ihre Mutter, die hingerichtet worden sei. — 

Hans Undelfinger sagt, dass die E. mit seinem ver- 
heirateten Vetter Ehebruch begangen habe. 

Uli Vechter nennt als weitere Hexe die Spilhoferin. 



40. 

Spielhoferin von Menznau. ca. 1531. ') 

Kuntschaft von wegen der Spilhofferin. 

Rett Aman clotzysen von Mentznow, die frow syg sin 

\) Vgl. Nr. 39, S. 306. 



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308 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



nachpürin gsin by fünff jahreu, sy syg ein hantlich 1 ) wyb, das 
niemandt gern vil mit jro zu schaffen Gohept. Aber jm syge 
vil fech abgfallen von wollffen vnd sünst, der merteyll von woll- 
ffen. Aber das er vtzit Args von der frowen wüsse solcher 
hexen wereb, oder sy je gezigen,*) Oder sy darfür gehept, 8 ) 
oder dessglich von jemandt ouch sölhs gehört; villicht krümmer 
finger halb Ein wenig vnd hantfests dins. 4 ) 

Jost Spory von mentznow Rett ouch, wie der erst gerett 
hat: was jm abgangen syg, hab er sim vnfal zu gleit. 5 ) 

Steffen fry, Sigrist, von mentznow, Rett ouch wie difr 
Andern : das jm abgangen von wöllffpissen oder sünst clag er 
ab jro nütt, sunder sim vnfal. 

Der Kuntschafft costeu. 



41. 

Hans Schütz aus dem Wallis. 1549. 

Alls Hanns schütz von Wallis vss dem obren zenden in* 
miner g. h. fencknus komen, hat er veriechen, er syg in berm- 
piett zürn tritten maal gfangen gsin von wegen dess teufferischen 
gloubeus; doch wandle er vnder den [!] tryen gloûben jm 
bapstumb, by den lutrischen vnd tenfferen gfal jm alls nüt. 

Zü arwangen syg ein tüffcl zû jm kon in eins deinen 
schwartzen manu gstallt; doselbst hette ein tochtter sich selbs 
erhenckt. Do hätte er sin wonung. Dasselbig lechen kouffte 
er, fure der tüffel zürn lach vss, liessi jn da jm hus vij jar. 
Darnach verkouffte ers, zug dem almtisen nach. Sin wyb vund 
kind sygent jn entlibilch. 



') grob, händelsüchtig. 
*) bezichtigt. 

') sie als Hexe angesehen. 

*) Die Stelle hier i«t verderbt: der Sinn ist wol : Der Zeuge habe 
nie gehört, dass sie den Leumund einer Hexo habe ausser in einigen 
Fällen von krummen Fingern (Gicht) und bei Händeln (Vi. Ist zu lesen 
,hnutfests dings' ? 

s ) habe er seinem Unglück zugeschrieben. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 309 

42. 

Margreth Thüttinger v. Brittnau 1549.') 

Lieben Herren, nach dem diser Arm Möntach Mit Namen 
margreth thüttinger von brittnow vaa Bernpiett jn Miner 
g. H. von lucern gefäncknua kumen ist, hatt ay verjechen, wie 
ay zu zoffingen Einem töchterly ein toppler *) vnd j batzen, dees- 
glychen ein vmbschurtz 3 ) vnd ein par ermell 4 ) genommen. 

Item zû Olltten hab ay ein wellen thuch 6 ) vnd ein achurtz 
genommen. 

Item Sy hab zu Gettnow ein par höaliy, ein thûcbly vnd 
ein jöppen genommen; dasaelbig Aber jro wider Abgelüffen 6 ) 
worden aig. 

Item z\\ Arburg dem Ziegler hab ay ein fasaly Mitt wyn 
genommen, Syg vngefarlich ein Omen 7 ) gain. 

Item vnd wann ay dann den lütten gewäben, So hatt ay 
ettwann einem jettlichen ein ollen vier oder zechen eilen vnge- 
narlich thüch vnd deasglychen garn genommen; vnd waa ay don 
lüten genommen, darumb wüaa ir Man Nütt, vnd 80 era gewüat, 
hätte era jro nitt vertragen. 

Item Nach dem vnd Alla daa dorff Brittnow verbrnnnen, 
da hatt ay vaatragen vnd genommen wärch, garn, vior lynlachen 
vnd ein küaay, vnd darua hatt ay gclÖ8t xiiij gl. 

Item vnd Alla dann ay dem Hana Horn y zu brittnow 
ein Ancken ballen genommen, harumb er ay ge8chlagen, vnd ay 
geuraachott*), Allso das sy jn8 be aalers huaa füwr jn ein 
tägell 9 ) genommen vnd dem Hans Horny An einer eggen ainea 
tacha sin huas Anzüntt vnd darmitt das dorff brittnow mitt ettwas 



V) Vou den hiehergehörigen Akten drucken wir bloss den zusammen- 
fassenden Bericht ab, da er zugleich sämtliche in den Gerichtsprotokolleu 
aufgezeichneten Delikte enthält. 

r ) .T. BrsiNGKu, Die Stadt Luzern 1811,107 setzt den Doppler seit 
1554 zu 9 Heller au. 

»i Eigentlich ist „Umschurz" ein Lendentuch, wie es Christus aiu 
.Kreuz trug, Maaler gibt das Wort jedoch mit lat. amiculum wieder. 

♦) S. Archiv I 199. 

s > so viel als auf eine Walze (Welle) geht. (?) 
*) abgejagt. 
') Ohm. 

6 ) Eigentl. : sie dazu genötigt, sie veranlasst. 
9 ) kleine offene Ocllarape. 



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3io 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



lütten vnd gütt verbrent worden ist; doch habe sy sunst Niemand 
wollen schädigen, wann Allein den Horner [!]. 

Item Sy hab den hagell zu Brittnow gemacht, vnd zu jre- 
kummen Syge der böss geyst, heysse lu ci fer. 

Demnach habe sy Aber ein hagell gemachott jn H an a 
Steffens weyd vff dem Ebnett, Syge über Reyden vnd da 
vmbhar gangen, hab Nitt grossen schaden than, vnd wann sy 
hab ein hagell gemachott oder wollen machen, Syge sy jns 
bollendall gangen, vnd Syge hür zwey jar. 

Item vnd wenn der böss zu jro kummen syge, habe er 
ein theylltt l ) Cleyd An ghan, Rott vnd schwartz vnd habe ouchv 
Rossfûss, vnd vill mit jro zu schaffen gehebt. 

Item sy sige vff ein zytt vff Aller Seelen tag vff der 
prattellen matt*) mitt Andern gsin, werend jro wole hundertt vfT 
die fartt 3 ) by ein Andern, vnd wärend ettlich vss Zürich vnd 
Bernpiett, vss willisower Ampt vnd vss dem Enttlibtich, mög nitt 
wüssen wohar; Sy habs nitt bekendt. 

Item vnd wann sy Allso zusamen Ryttend, So Ryttenda 
vff stfillinen 4 ), die salbcttcnds Mitt Arboneu salb; die hab jnen 
der Tüffel geben. 

Item So sye der bös zu jro jn Thum kummen vnd jro ein 
schwertt Ans hertz gesteckt, Sy geschlagen vnd über sy höit 
gsin, darumb das sy söllichs verjechen vnd geseyt habe. 

Item vnd Alls dann sy ein fromme, Eren vnd vnuerlümbdette 
frow mitt Nammen Vrsely herig von Arburg Augeben, Sy 
sollte ouch ein sölliche jrs glychen syu, vnd sy habe es von jr» 
Allso glertt etc. Syge die vrsach, das sy mitt jro an ein gericht 
von Einer Anckenballen wägen, so sy jro genommen, kummen 
sygen; vnd alle die gericht sässen Sy entscheyden '') vnd sy zu 
der thür vss gangen, hab sy iro [II.] getröwt vnd geredt: „Ich 
will dir woll den Ion darumb geben"; vnd desshalb sy Alls» 
vss uyd vnd hass Angeben, vnd nütt von jro wüsse, dann von 
Einer frommen Eren frowen. 

(Es folgt das Urteil auf Verbrenuung nach der gewöhnliche» 
Formel). 

*.) in der Farbe seteilt. 

2 ) Die Wiese bei I'ratteln (Kt. Hasellaud) war als Hexenwiese weit 
bekannt; vgl. Schwkue. 1i>. IV 550; auffallend ist, dass sich Luzeruer Hexen« 
mit Vorliebe dort versammelten. 

5 j damals. 

♦) Stühlen. 

Y ) über ihren Streitfall entschieden. 



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Luzerner Akten «um Hexen- und Zauberwesen. 311 
Zusammenfassung von Nr. 42. 

Nach dem Bekenntnis verschiedener Diebstähle und Brand- 
stiftungen gibt die Tb. auch zu, auf Veranlassung Luzifers Hagel 
gemacht und Hexenritte ausgeführt zu haben. Der Böse sei auch 
in das Gefängnis zu ihr gekommen. 



43. 

Hans Galley von Thonon. (1549). (1547?) ») 

(Brief von „lantuändrich, weibel vnd gemeinfierzig 2 ) im 
land ëntlibuch" an Schultheiss und Rat von Luzern): 

.... Wir fugen üwer wisheit züwüssen, wie ein armer 
bättler man zu schupfen in üwer namen geuangen ligt, nempt 
sich Hans gallett [!] von dtonen, dersälbig inzig 3 ) ein vnhulden 
oder strüdel 4 ) sy, haben wier in namen üwer densälbigen mitt 
pin gefragt; hatt er mit siner vergicht gerett, dz er ein strüdel 
ist, vnd nämlich hat ör in wälschem land fil bös wätter gemacht 
zu fifis, ouch zu gännf, zu morse, zu basel vnd ouch in üwer 
gebiett zü willisow vnd noch an einem ort, hat ër nit können 
nemmen r '), ist ouch in üwer gebiett, vnd hatt hie im land 
äutlibüch an ettlichen änden den lütten, So im ein gotzbrat 6 ) 
gwünst, hatt er grctt: „Brat dich der tüfel!*, gsprochen, er 
wellt, dz der hagel vnd tonnder all ir gut vnd hus schlug, flux 
daruf ist ein böser hagel kon. Vss der vrsach hatt mau in ge- 
fangen; ör ist aber des sälbigen wätters nit gichtig 7 ); wol spricht 
er, es hab inn ein frow gmacht, die sig sin gsellin, die hab ein 
rock an, ist rott vnd gäl; zeigt ouch zwen ander wälsch bättler 
an, spricht, die sigend ietz heim gan schinden, körnend schier 
wider, der einer hatt ein schwarzen bart, ist gar wälsch, hat 
ein bös s ) güppli 9 ) an, der ander hat kein bart, ouch ein güpplin 

•) S. S. 312 Anni. 2. 

2 ) Ueber die Vierziger im Entlibuch s. Shmcurh, Rechtsgesch. 
1 585; II 230. 

3 ) Eigentlich Bezichtigung, hier wol der Bezichtigte. 
♦) Hexenmeister; zu „strndelen", verwirren. 

*) nennen. 

6 ) Die Bedeutung dieses Wortes ist uns unklar. 
') gestiiudig. 
*) fadenscheinig. 
») Jacke. 



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312 Luzerocr Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

■ 

an vnd fürt ein knaben vnd ein frowen mit im, kao gilt tûtsch. 

Diser obgemält Hans galler [!] kan ouch nit fil tütsch, haben 

wir ein tollmätscb ghan, der kan ouch nit fil, desshalb wier nit 

fil witer gfragt, 8nnder thtind üwer wisheit semlichs kuud, vud 

war wol vnser bit (ob ös an üwerem willen sin wirt), dz dieser 

hie im land für rächt ') geatelt wärd. Tund hierinn nach üwerem 

guttbeduncken. Gaben [!] vf mäntag nach lorantzi anno 1547 8 ) iar. 

* 

* * 

Lieben Herren, Nach dem diser arm mentsch, mit Kamen 
Hanns galley von Thonon jn miner g. h. fencknuss kommen, 
hat er veriechen: 

Alls er vff ein zyt vmütig [!] vnnd hertzlich trurig gsin, 
syg der böss geist bou sillon zu jm kon jn einer katzen gstallt 
vnnd geret zii jm, so er sich jmo wollt ergeben, wölkte er jm 
gold vnnd gellt gnûg gen. Allso ergebe er sich jm. Do gebe 
jm der böss geist ein sack voll gelt; den neme er, wollte kram 
kouflfen vnnd sich domit began 5 ); alls aber Er den kram bsalen 
wollt, wers nüt dan eychis Loub. Allso kerne demnach der böss 
geist zu jm vtf eim Crützweg in mentschen gstallt, gar schwartz 
bekleyt. Rette er zum bösen geist: „Du hast mich trogen; ich 
will nüt mer mit dir zethiin han. Antwortte der böss geist, er 
sölltte jm trüwen, gollts vnnd gelts wollte er jm gnûg gen; gebe 
jm 400 krönen; darunder werent 20 krönen glitt, das übrig wäre 
eychis loub. Die zwentzig glitten krönen wurden jm zu wyblis- 
purg gstollen. 

In siner gselschaft sygont l 4 ), samlent sich etwan vff eim 
mitt wochen znacht jn eim feld zwüschen losanna vnd morgen. Ä ) 

Er habe liiij hagell gmacht mit einem bulffer, so er jn 
eim Nüwen seckel hab. 

Sin vatter vnnd mutter habens jn giert, sygen der pestelentz 
gstorbeu. 

1 ) Gericht. 

*) Wir lesen 1547, wie auch der Inhaber einer spätercu Hand, der 
diese .lahrzahl deutlich auf die Rückseite des Briefes geschrieben hat; 
es ist dieselbe, die 154'J auf den folgenden Akten nachgetragen hat. Ein 
mir nachträglich von Herrn v. Liebenau zugeschicktes Blatt, diesen Prozess 
betreffend, das offenbar das Konzept für die oben abgedruckten Akten 
war. hat ebenfalls „1549". 

s ) Lebensunterhalt verschaffen. 

♦i 50 Leute 

•i Morgen. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



313 



Der bös geist, alla er vff der von fryburg ertrich kommen, 
hab jm ein Rock vnnd j par hosen gen vnnd jn heissen jn krieg 
zien; syg vnder houptmann Caspar werlin von fryburg für 
bolonien zogen. Do kern der böss geist vff der wacht zu jm, 
hiesae jn mit sim würt spilen, er wellt vnder dem tisch svn 
vnnd jm gelts gnüg gen; vnnd so er das gellt verspillte, sollte 
er denn wärt fragen, wie er jm sin huss vnnd heim gen wellt, 
er wellt jms abkouffen vnnd darzu welltto er, der böss geist 
jm gellts gnüg gen. Allso spülte er mit dem würt vond ver- 
löre Ixviij krönen; die gebe jm der böss geist. Do fragtte er 
den würt, ob er jm sin hus zekouffen wollt gen, antworte der 
würt: nein; wie offt er jn fragtte, geb er jm allweg den 
bescheid: nein. Allso gieng er vom wirt wider an sin ort. Do 
kerne der bös geist wider zu jm, gebe jm aber kein gellt mee. 

Er hat ouch veriechen, das kein vnhuld, syg man old wyb, 
so jn weltschlannd ist, jo thütschland hagell mog machen, vnnd 
kein vnhuld. so in thütschland syg, jn weltschland hagel mog 
raachen. Werde man gloublich allso finden. 

So sygent jn siner gselschafft überal v% daruon sygen 80 
gericht, mit dem füwr xij, vnd die übrigen mit dem Strick vnnd 
schwert. 

Letstlich oogferdt vor 5 jaren syg der böss geist jn 
mentschen gslallt zu jm kon zwüschen bernn vnnd Solothurnn 
vnnd jm fürghallten, er hallte sich übel an jm, das er zkilchen 
gang vnnd bätte; habe er dem bösen geyst geantwort, er solle 
von jm gan, er welle nüt meer mit jm zu schaffen han; gienge 
allso zu Solothurn zu kilchen, bette gott, sin würdige mütter 
vnnd all gottes geliebten helgen, jnne vor dem bösen geist zu 
bewaren. Allso hab jm [!] gott der almechtig dess bösen geists 
entladen; hab den sidhar nit meer gsen. 

Wytter hatt er veriechen, es syg vngfarlich by zechen 
jaren, das j c vnd lxxx mörder jm wald, pnempt jourten gsin, 
by denen er gwonet; aber nitgmürt 1 ), sonders gewartet. In sim 
bysin habens xxiiij personen ermürt, vnder den wäre einer von 
yfiau 2 ), gnant Claude Raison, by dem fundens 24 krönen; 
der welltte gan Zurzach 3 ) vnnd kram drum kouffen. Derselbig 



') gemordet. 
») Evian (Vj 

Auf die Messe von Zurzach. 



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:3U 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberweseu. 



kennte jn, bett jn, dz er jm hulff; vnnd alls er für jn bätte,. 
welltens jn [Galïey] ouch ztodt echlan. Er kerne von jnen, syg 
vngfarlich by nün jaren. 

Ziï willisow habe er ein hageil über den haber gmacht. 

(Eb folgt das Urteil auf Verbrennung nach herkömmlicher 
Formel). 

Zusammenfassung von Nr. 43. 

G. gesteht ein, auf Anstiften eines bösen Geistes mehrfach 
Hagel gemacht zu haben; auch habe er von dem Geiste Geld 
empfangen, das sich hernach als Eichenlaub erwiesen habe. Im 
italienischen Krieg sei er von ihm zum Spiel verleitet worden. 
Er behauptet, ein italienischer Hexenmeister könne in Deutsch- 
land eben so wenig ausrichten, wie ein Deutscher in Italien. 
Durch Gebet habe or sich des bösen Geistes entledigen können. 
Auf eine Zeit habe er sich auch bei einer Räuberbande auf- 
gehalten. 



44. 

Barbara Knopf von Muri. 1T>4 ( J. 

Vffgenomne kunttschafft der knopffiueu halb. 

Es Redtt vnd bezögtt Heinj Zhiiben, Es hab sich begeben 
das Er Mitt der Knopffinen von russwyll ab der killwj 
gangen, wäreud sy des schirnffs Eins') vnd aber darab verjagtt 
worden, vnd am samstag darnach wurde jm ein khri kranck vnd 
stürbe Am Andern tag. Darnach wurde jm aber eine kranck. 
Do beschickte er den kristen kolben seligen, vnd so balld Er 
zum stall käme, Redtte Er: „das hest von der knopffinen, Du 
hest Mitt jr schimpften wellen vnd bist verjagtt worden; wann 
du gern witt, jeh will dirs 2 ) vnders antlitt stellen; du Must 
aber Eins Mans hertz han tt ; aber die selb khü käme wider. 3 ) 

Simon zu wüschiswyll Redtt vnd bezügtt, Alls sv by jm. 
zhuss gsiu, wurde Er mitt jr vneins; Redtte sy: „Ä, Du must 



M ludum amatorimu intcr so convenisse. 

2 i dir sie. 

J i erholte sich. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 315 

sin nütt gnüssen", vnd glych angentz dar Nach käme er vmb 
13 bouptt vech vnd vieng [Î] jm an sterben jn acht tagen darnach. 

So Redt vnd bezögtt knnratt Morff, Alls sy ouch by jm 
zhuss gsin, hätte er sy erzürntt (womitt, syg jm vergessen); 
aber jnn zwey tagen darnach wurde jm ein stier kranck. Wurde 
Er von siner Mutter seligen vnderwisen, die knopffinen zebitten, 
ob sy dem stier hellffen könntt, sy war ouch wydtt gwandlett. *) 
Das heyg er than, vnd alla sy Mitt jm gieng, wett sy Nitt gar 
jun stall; aber von stund an wurde es besser vnd käme wider. 
Das stünde Ettwan 4 oder 5 wuchen, trüge jm jr Man allwegen 
holltz von syner bygi, vnd alls er jnn ein mall ergriff, wär er 
übell zu friden vnd kriegtte mit knopffen; do gäbe sy für 
jren Man anttwurtt vnd ballgette Rattlich *) mitt jm, gezügen; 
Inn zwey tagen darnach wurde jm der stier aber kranck wie 
vor vnd stürbe. Wytter heyg er jr vff ein zytt füren sollen, 
vnd alls er dasselb nitt hab könuen thun, stürbe jm angentz 
ein kalb daruff. 

Es Redt vnd bezügtt Heini Morff, alls er jren Ouch bab 
sollen ettwas füren vnd das Nitt angentz können schicken, wurde 
sy ouch zornig. Inn 2 tagen darnach wurde jm kranck ein 
stiorli vnd stürbe. 

Es redtt vnd bezügtt Annj billig, die knopffinen heig 
jr tröüwt vnd gredtt vmb das Sys nitt hett gheisen jr hellffen 
reytten 3 ): „Du Müst Sin Nütt gniessen, din teyll Müs dir wol 
werden". Wurde glych darnach an beiden henden lam vnd 
möge an der einen Noch nütt. 4 ) Dessglychen syg jr ouch eiu 
schad an eim oug zügfallen, das sy erblindet syg. Wytter alls 
sy den kristen kolb selig die hand gschowen lan, heyg er zu 
jr gredtt, es kome jr von bösen lütten, vnd sy sölltte gar vss- 
dorett sin, wann Sy sich nitt hett so wol gsägnett. 

H an s Müller vff der bunig redtt, er heig jr ein ross 
glien, vnd alls er wider nach dem ross gschicktt, syg sy mechtig 
zornig gsin. Glych darnach lüffend Siue rosa alle, bo er jnn 
der weyd hatt gar vngstömlich, vnd Mornades wär die selb gureu 5 ) 
todtt, vnd syg jm die selb rosszucht alle gstorben. 



') weit herumgekommen, daber bewandert. 
J ) gehörig: eigentl. säuberlich. 
J ) Hanf brechen. 

♦) sie könne mit der einen immer noch nichts raachen. 
»> Stute. 



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316 



Luzerner Akten zum Hexen* und ZauberweHCu. 



Knecht Hans redtt, der tannbach heyg jr ein khû, die 
jm jon sin Matten brochen gsin, wider darus gejagtt; syg sy 
ouch zornig gain vnd jm jnn bartt gfliicht vnd gredtt: „Es miis 
jm nitt gachäncktt werden. u Mornades Syg jm ouch ein ross 
kranck worden vnd am dritten tag gstorben. 

Hans Bchärer redt, er heyg jnn bernpiett gschnitten by 
eim gsellen, vnd wäre der knopff ouch da; vnd alla sy jnn red 
kämend, truwte der aelb gsell (hiesa Jacob Hüber) jr ouch nütt. 
Redtte der knopff: „Jacob, du schwigeat wol! ich wil mitt dir 
wetten, Min frow wüsse das jetz daheimen". Wytter syg jnnen [!] 
Nitt zû wüssen. 

Jost schärer redt, alls er jr ouch nitt hab ein ross 
wellen lien, vnd Mornades, alla er Nach dem ross gschicktt, 
aygs jm bach glegen vnd syg jm ein bein enzwey gain, vnd 
starbe jm für vnd für vech, ross vnd rinder. 

* 

* * 

Alls dan barbell knopffinen von Muri jn miner g. h. 
fencknua komen, hat sy veriechen: 

Der müller vff der bunig hab ir ein buchstössige guren 
glichen; hab sy jm ein kalb gen; solang er ir dz ross lasse, 
so soll sy jm das kalb lan. Ir sig das kalb ouch gstorben; 
jren sig ouch hüwr wol für xiiij oder sechtzen gülden fech 
gstorben. 

Sy trage an an ni billig gar kein schuld. 

Sy Syg ouch eintzit ') jn der kintbet glegen, kerne eini vff 
dem Wellenberg zu ir, bet sy, sy sött jren kalbern dlüss ver- 
tryben; leg sy jm bett. Demnach kerne die selb vff ein zyt zii 
ir, bette sy durch gots willen, ay am arm gsunt zmachen. Rette 
sy. „Ich kan dich nit gsund machen. u 

Tanbachs ross halb ret sy, [sy] hab hinder jrem hua hiras 
gsunet. Ir man hab gseit: „Bärbel louff, tryb sfech vss tanbachs 
matten, das ers nit schlache." Syg sy glouffen vnd hab 
gsen, wie tanbachs knab ir jre ku so übell gschlagen; wan sys 
melchen wellen, hab sich dkil von schmertzen bückt. Vff ein 
zyt hab sys tryben, syg taubach iren bkon. Zii dem hab sy 
geredt: „Lug du rotten 2 ) tanbach, wie du mir min kfi gschlagen"; 
rette er: „Ich hans nit tan 14 ; antworti sy jm: „So hots aber diu 

1 auf eine Zeit. 

-i Offenbar zu „Hotte" i. S. v (Gesindel: also „lumpig. w 



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Lnzerner Akten zum Hexen- nml Zaubcrwesen 



bub tan; ich wellt mich Schemen, das ich eim allso ein vnfer- 
nüfftig [!] tier schlüge. Wie dick hau ich dir din fech vss- 
triben vud nie gschlagen." 

Sin rosa syg kröttig') worden vnd desselbigeu [!] ggstorben. 

Das ir man gerett, alla einer von ir grodt, er truw ir nit, 
Sy wüsses ietz doheimen etc. Das will sy nit gichtig 2 ) syn. 

Jost 8chârers ross halb ist nit gichtig. 

Heini zhtibens ha[l]b ists nit gichtig. 

Simons zu wüschiswyls halb ist nit gichtig. 

Cuuardt morffen halb ist sy nit gichttig; wüss von keim 
stier nüt, hab im ouch nüt ghoHTen. 

Heini morffen halb ists ouch nit gichttig. 

Sy hat nüt thau, dan das sy ein böss mul hab vnd 
wunderlich syg; hab etwan den lütten treüwt, aber nüt args 
than. Sy bgärt ouch, das man jr die vnderougen stelle, die 
sölichs von ir reden, welle sy sich verantworten, oder das ir 
den eyd vss miner g. h. gricht vnd piett thu schwerren, welle 
sy nit mehr darin komen. 

Claus studer zu stergow hab sy übertörlet, das sy 
ebrüchig worden. "Wie wal [!] sy von ir selber krank worden, 
hab sy ein kindli empfangen, das syg noch jnleben vnnd nit 
vast starck. Sy mag ouch nit wüssen, ob dz kind irs eemans 
oder claus studers syg. 

Zusammenfassung von Nr. 44. 

Laut Zeugenaussagen hat die K. mehrfach Vieh behext 
und getötet, auch Menschen Lahmheit und Blindheit angezaubert. 
Sie selbst bestreitet alle Anklagen. Kl. Studer habe sie zum 
Ehebruch verleitet. 



45. 

Margret Bodenmann von Savien. 1551. 

Vif frytag vor misericordiä 
Anno 1551. 

So bezügt Nämlich vnnd erstlich petter Moser, vnnderuogt 
zu nmlterss, Allss Sy jm einss mallss habe wellen höuwenn, do 

'i mit Kesaclgeschwulst behaftet. 



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318 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



hatt Sy eich geban 1 ), jr Sig wee jm houpt. Do heyg er Sy nit 
wellen lassen bouwen vnnd gsprochenn, Sig jr wee jmm houpt, 
So soll Sy heim gan; vnnd vff dass jst Sy zornig worden vnnd 
jm dorff vmher glöffenn vnnd gseyt, wie er Sy nit welle lasscnn 
hoüwenn. Vnnd darnach jm Nachgenden Sumer Sigennt jm zwo 
, kü verdorbenn, ÀlUo dass mann Ann jnen kein preßten nit 
funden hett; vnnd Auch jm Selbeon Sumer, ennetor Emen 2 ) jnn 
eyner weydt iij stier, die hatt er Auch todt jnn der weydt 
funden ligen Ann 3 ) Alle Massen 4 ) vnnd presten; vnnd Auch ij 
kalber, die 8inndt Auch Allso vff der weydt verdorben. Vff dass 
Alless hatt er Sinen Sonn jnnss enthlibüch gschyckt zum herrenn, 
jnn darum zü fragen; da hatt der her jm ethwass Anzeigt, 
dass er thiln Sollte, So wellte er hellffenn, dass ess besser 
wurdt. Vff dass jst er darnach vss nechster engelwyche 5 ) zu 
einnsidlenn komen, vnnd do hatt der gezüg jm vm denn Ratt, 
So er Sinem Son genn, dancket; Do hatt der her zu jm ge- 
sprochenn: „Dass hest du vonn wibrenn, dinen nachburen"; do 
hatt er gesprochen: „Sindtss zwo, eine, dry Oder rner?" Daruff 
hatt er jm kein Anthwortt genn; Ob Aber dass die boden- 
mannin Sig, dass wüss er nit. — Item er bezügt Auch, das jr, 
der gefangnen, Sonn noch vff donstag, Am morgen wie man Sy 
gfangen hatt, by jr Am bett glägenn Sig, vnd dass er vor vnnd 
ey8sdur 6 ) by jr gingen Sig, dass hoygent jm die gsellenn für- 
zogen. 7 ) — Der vnnderuogt Seytt Ouch, wye dass der ho sang 
vnnd Annder Krienser sollennt gescytt hann, wellennt die von 
Mallterss dass nest nit vssnen, So wellennt Sy98 vssnen; Sy ver- 
meynent Ouch, der veruig hagell Syg von Mallterss kon. Ver- 
meint, wann Mann denn Hosangen fragte, er wurde ethwass 
mer segen. 

Lienhart Margstein, der wirt züm krütz zü malterss, 
bezügt, wie dass er einss malss vff der killwe gemetzost [1. ge- 
metzot], vnnd do hab er fleysch vssgehouwen vnnd jre Ouch 



') sich beklagt. 

2 ) jenseits der Emme. 

3 ) ohne. 

*) Wundmale. 

5 ) Das bekannte Fest in Rinsiedeln; s. 0. Rixonous, Wallfahl ts- 
geschichtc 1896 S. 8 ff. 

6 ) früher und immer. 
'■) vorgehalten. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



31» 



Seches Oder vij lib. gerüst, vnnd wie Nun Sy dass fleysch hatt 
wellen reychenn, do hey der metzer jrae ein gantzen lidt 1 ) vss 
dem keller bracht Do heyg Sy gseytt: „Du mûst mier Ab 
den [!] Stuck genn", do hatt der züg dass nit wellenn thün. 
DaruflF Sig Sy zornig hinweg glouffen, vnnd darnach wardt 
jm jm herpst ein ku kranck, der wass nütt zii hellffen, vnnd 
verdarb; eb Ab [!] Sy söllich gescbaffett, dass mög er nit 
eygenthiich wüssen, weder dass die lütt vermeintennt, Sy hettoss 
gethan, vnnd gethruwe man jr Nütt Annderss. 

Fridli müljbach bezügt, wie dass Sin Mutter mit jr 
vneinss gsin, vnnd daruff habennt Sy ein kü gehann, die liab 
kalberet, do hey die ku kein millch jnn dry tag en wellenn genn. 
Dass Nam Sy wunder. Wüssennt nit, eb Syss than hatt. 

Annj Tscholj vnnd eil si thstoli [!], schwöstoren, be- 
zügennt, wie dass Sy dem vnderuogt hacken jnn der rüttj 
heygcnnt. Do hanod die lütt von der gefangnen geseytt. Da- 
ruff Seytt Sy, die gefangen, Sy wer Auch by jnen gsinn jnn 
der Rüttj, Sy wüste woll, wass mau von jrenn geseytt hette. 
Sy zügennt Aber, Sy Sig Nienen darby gsin, wüssennt nit, wer 
jren gseytt heyg, dass man von jrenn gseytt heig. Ob Sy ess 
zwifflet 2 ), wü8sennts8 [!] Sy nit. 

Blungj 3 ) Bücher bezügt, wie dass die gefangen zu jr 
konn Sig Ann eim Morgen n vnnd heyg wellenn von jrenn millch 
Nenn, do heygss jrenn verseytt. Vff dem Abennt hatt die kü 
kein millch mer genn vnnd Allso für vnnd für Abkon vnnd ver- 
dorben; weyss Aber nit eyentlich, Ob Syss gethan habe. 

Annj, Cluss heggerss jungfrouw, bezügt, wie dass'Cluss 
ne gg or em kü habe, vnnd do Sig Sy einss mallss konn vnud 
hatt wellenn milch kouffen; do hatt Sy diss [!| jren verseytt; do 
ist Sy zornig worden vnnd hinwäg gangen; vnnd vff dass heyg 
die ku knüderen 4 ) Ann denn Streichenn 5 ) überkonn, doch nitt 
verdorben. — Item Sy bezügt Ouch, wie dass Sy geanckett 
heyge zweymall. Do heyg Sy dass erst mall Ankess gnüg ge- 
machot; Aber dass Annder mall heyg Sy glich fill millch Abgnon 
vnnd Lanug Angket, do heygss zum Letztenn Nunen [!] ein 

') ein ganzes Viertel von einem geschlachteten Stück Vieh. 

*) geahnt, vermutet. 

3 ) Wo) Apollonia. 

*J knotenartige Verhärtungen. 

5 ) Euterzitzeu. 



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H_>0 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

klein stücklin genn. Darab heyg 8y sich verwundret. Vff dem [!] 

Selbenn tag ist Sy Ob dem bach zfi jr komen vnnd gffratt [!]: 

-Annj, Waas machst vss dinep milch, vill Ancken?" Do hatt 

Annj gsoytt: „Waas Sott ich machen; ess will Nütt genn*; 

daruff hatt die gefangen gelachet vnnd ist hinwäg gangen; do 

hatt Sy [Anni] Söllichss vff Sy [B.j gezwifflot. ') 

* 

Hanns II o sang bezügt, das Hanns kost von Malters zii 
kriens jn sym huss geret habe, eim Byg ein frow gstorben, 
hette bodenmannin gern dasselb gwandt.*) Das syg einer frowen 
worden, geuempt schlamphansin. Do hob bodenmannin, 
geret: ,lle, sy würts nitt lang tragen"; vff das syg selbige 
schlamp h n nein von sinnen kon; syg ongfarlich vor osteren 
gsclien dissjars. Datum Sampstags vor misericordie Dominini 1551. 

So syg selbige bodenmanin vffhin ob der kilchen zmalters 
jn fronhoff zum wyders huse, jm milch gheuschet, vnd alls er 
jr keini gen, hab sy geret, es törffte jn wol grüwen. Daruff 
syge jm ein noss 3 ) abgangen. 

So habent etlich mit ir grechttet, syg Heini schnyder 
richtter oder fürsprech gsiu; zu dem sy geret, man sot dem 
rychen vnd armen glich richten; hab er ir geantwort: „Han ich 
dir nit recht gricht? 44 , zu dem sy geret: „ Einer möcht wol syn 
glück vnd lebe t mit 1 ) körtzereu." Vff das Heini schnyder 
kranck worden vnd gstorben. 

Diss alles hab obgnempter Heini kost jn syn, dess ge- 
zügen, huse geret. 

* * 

Item der bader von Maliters hett gerett, es heiy sich vff 
ein zit geschickt, das er bad heiy kan a ), vnd das disy frow 
ouch sy kon. Do hett er zu jren gerett: „Lieby mutter, thuond 
so woll vnd gand an wenig wider hein, den jr xend woll, das 
ich jetz suat fy 1 zu schaffen han; aber körnend bald wider, so 
will ich vch gern min best thuo. k Da hott die vor gemelt frow 
das g wand wider genun 6 ) vnd zu dem bader gerett: „Ist dea 



» j • m Verdacht gehabt. 
= ) abgewendet. 
3 ! Kind. 

♦) damit, dadurch. 
,J ) gehabt. 
6 ) gemuumeu. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und ZauberweHen. 321 

min gelt nit as gütt as 1 ) ander luitteo?" Rett der bader 
witter, als bald als disy frow sy vssiy kon, do sy ra sin frow 
von stund an kranck worden, das sy im nutt me hett kinen-) 
helfen, vnd dar zu er selbs, aber es sy bald vm in gutt worden 3 ), 
das er die luit heiy kinen fercken 4 ); vnd rett dar by, es hey 
dem nach kein gluck wellen dar in ein, er sy schier halb thoub 5 ) 
xin; er hey ettwan eim halb gehowen 6 ) vnd dar von gelauffen 
zu eim anderen, das er nitt hey gewist schier war mit er vm 
gyeng. 1 ) Aber er rett nitt. das sy schuldig sy; er hett aber 
ein zwyffell kan. Das ist, das er dar von weist. Witter rett 
der bader, das da fyll eren wyber jn dem bad werend den tag 
vss ; aber inen geschwund *) schier allen ; wottend ottlichee wyber 
wetten, ich wurdy ein iar leben oder es wurdy mich ein gros 
vngluck an gan. 

Item derbaltiser brucker hett gerett, Es hab sich ge- 
schickt, das er der frowen sun hey gedingett vnd ist der bub 
im fyll zu füll gesin, das er in hett musen lau gan zu der 
mutter. Do ist die mutter er zurt [!]'•') wordeu vbor jn, das 
er iren den buhen hett wider geschickt. Glich dar nach hett 
es sich geschickt, das ich han ein jungen hengst kan, der jst 
vber vss muttig xin vnd gernn by den rossen xin. Den han 
ich in den walld zu anderen rossen lan louffen, da hett der 
heogst nit by denn anderen rossen wellen sy [!|, sunder alwegen 
allein, vnd hett sich jiner von den rossen gezogen jn ein 
schwendy; da ist er mir ver dorben vnd be lybon, vnd glich 
nach dem hengst sind mir ij suw ouch ver dorben. Ich red nit, 
das sy schuldig sy; aber wie ich sy er zurytt ,0 ) [!] han, da jst 
mir das geschechen. Das ist, das ich dar vrn reden. 

Item witer hett Hans genhart gerott, es hab sich ge- 
schickt vff ein zit, wie die alt tnullera zu malters jst gestorben, 
da hett sy miner frowea oiu kleidig gemacht, da sy von diser 



') ebenso gut, als . . . 
J ) können. 

3 ) es sei bei ihm bald wieder gut geworden. 

4 ) bedienen. 
•'•) toll. 

6 ) geschoren (V). 
') was er that. 

*) wurden last alle ohnmächtig. 
9 ) erzürnt, 
"'j erzürnt. 

21 



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322 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

zit hett wellen scheiden; da jst jetz disy boden m an in die 
xin, die die kleidig ouch gernn hett kan. Vff semlich wie miner 
frowen das gwaud jst worden jn das hus, da hett sy kein 
xundy stund nimer mer kaD, ist schier gar von den sinen kon. 
Vff semlichs hett es schien [!] geschick [!] vff ein zit, das ein 
man ist kon, in des widers hus, der hett sich vir ein farenden 
Schüller vss gethan, der hett gerett, es sy ein frow gestorben 
mit namen die mullery, vnd die hey ein kleidig anweg gen 
einer frowen, dar vm musy sy thoub sy [!], dàn von desy wegen, 
das die boden mann y die kleidig hetty auch gern kan da bin 
ich eist [!] kumer hafft worden vnd miny nach buren mit mir 
das [!]. Vff semlichs ist ein gutter mensch zu mir kon vnd mir 
an zeigt, ich selly sy, mit namen die boden manyn, lasen 
biten iij mallen durch gotz wyllen vnd durch vnser lieben frowen 
wyllen vnd das sotty ally iij mal geschechen, eb sy zureden 
mecht kon. Da hett jetz min frow sy selber gebetten, eb sy 
wisy, wie jren zu hellffen sy, so biti sy sy durch gotz wyllen 
vnd aller gloubygen seien willen, das sy jr helfy. Ist das ge- 
schechen an eim mentag, ist min frow zur kylchen gangen. Wie 
myn frow ist wider hein kou, da hett sy mir an zeigt, wie sy 
die boden manin heiy gebetten. Do han ich gefragt: „Was 
hett sy dier fir ein antwurt gen? w ; da hett sy gerett: „Sy hett 
mich ruch an gefallen", vnd eb min frow mechty ein wort vs 
gereden, so hett die boden manin zwey gerett vnd zu jren 
gesprochen: „Was ziest 1 ) du mich? was sotty ich dir helffen? 
ich kan mir selbs nit hellffen, ich han auch gros hauptt wee." 
Nun hett es sich geschickt vff den abett, wie wier hein wellen 
nider gan 2 ), da hend wir ein klein gebettet, gott sys vnn ver 
wissen 3 ), da han ich ein meitly vff mich gnon vnd hans wellen 
nider tregen 4 ) wie ich for me han than ; da ich bin zu der stuben 
vssy kon, da ist ein thess 5 ) vnd ein grosser wind kon grad als 
wen ein groser blast in ein fir 6 ) kern, vnd kam mir dar zu, das 
ich schier nit wist, war mit ich vmgieig [!]. Da dach [!] ich: 
ach gott, hett ich numen das kind nit vff mir, das ichs nit etwan 



') bezichtigst. 

*) zu Bette gehen. 

») Gott sei es nicht vorgeworfen. Wozu diese Redensart V 
+) zu Bette legen (?) 
») Getöse (?) 
•) Feuer. 



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Luzerner Akten zun» Hexen- und Zauberwesen. 

► 



323 



lamty. ') Nun ist die frow mir nachgangen vnd ist zu dem fur 
gangea vnd hets wellen bas ver sorgen, da han ich tfarullich 
«n gott dacht, vnd der hett mir gehulffen, das ich mit dem kind 
bin in die kamer kon; da han ich der frowen gerieft vnd zû 
jren geret, sy sely flux kon vnd mir das kind ab neu. Vff 
Semlichs ist der frowen sach besser 2 ) xin dan for nie; jst gar 
thoub 3 ) worden, das ich sy han musen an das arm iasen 4 ) legen, 
dan ich bin iren gar nutt sycher xin by den kiuden noch sust. 
Vff semlichs hett es sich gen, das der Hans fryenberg ist an 
eim ort xin, da hett die husfrow jo gefragt: „Wie stat es vin 
-die frowen ? u da ist die bodenmanin ouch da selbens xin; 
vnd da hett er gerett: „Es Btat mir vbell an, das ichs reden, 
ich bin werlich noch nie by jren xin, aber min frow wol; sy 
rett, das es ein arns [!] wyb sy." Da ist disy for gemelt boden 
man in er fyr gewyst 5 ) vnd geret: .Es sott eim anderen ver 
langett Sio, da ist iren geschechen." 6 ) Das ist, das ich dar von 
weis vnd mir gesehen ist, das han ich alles an zeygt, wies mir 
der vnder fogt het botten. 

* * 

Actum Donstag Nach dem helgen pfingstag Anno xv°lj 
Lieben Herren, 

Alls dan diss arm wybsbild Margrot Bodenmanin von sauien 
VHS dem pundt jn myner g. h. fenchnus komen, hat sy veriechen, 
Sy habe sich dem bösen fyent hockenffiss ergeben vnnd vil- 
malen mit jme zu schaffen gehept (syg by ir gsyn jn gstallt eins 
hüpschen jünglins [!], on bart uud hab schwartz füss ghan) vnnd 
V88 8yuem böseo ratt vnnd jrem bösen glouben volgende werch 
volnbracht. 

So hab sy vss Nyd zwey kuyen, dero syg eyne wyders 
zu Maliters gsyn, die strich 7 ) gestreckt; hab sy der bös geist, so 
wyss bekleyt gsyo, geheissen vnnd die strich, ails sy gewent, 
jn die hend gen vnod gheissen, sy sollt die strich strecken. 



') Infolge des Zugwindes (?). 

2 ) böser i?) 

s ) tobsüchtig. 

*} Armeisen. 

*) hervorgeschosscu. 

b j Der Sinn ist wol: Die Behexung was für einen Audern bestimmt: 

ist aber ihr [Hans Genharts FrauV] zu Teil geworden. 

7 ) Euterzitzen. 



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324 



Lnzerncr Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



Das hat sy gethan, mog aber nit wüssen, ob demnach die kfr 
blûtt oder milch gen habennt. 

Noch eyner ktl hab sy ouch allso die strich gestreckt. 

Sy hab der bader zü Malters vff ein zyt, ails sy jns bad 
gwellen, heim gan heissen; den vnnd die jm bad gayn, hab sr 
jo deaa vnglücks namen angeblasen; daruon der bader vnd 
syn frow kranck worden ; dan der bösa geist syg ir nachgenolgt 
vnd ir gholffen. 

Hanns genharts froweu hab sy angeplaaen, darumb, das 
die allt m ü 11 er in zü mallttcra jnen cleyder geordnet, die aber 
sy, die tätterin gern ghan hätte; darzö hab der bös geist jr 
gholffen, das obgnemptte frow ein böser plaat dergstallt angangen, 
ay gar Nach 1 ) von sinnen komen; dan ir, der tätterin, der bös 
geist altweg Nachgfolgt syge. 

Sy habe ouch vss Mosers zu Malters spycher j viertel 
kornn gnomen. 

(Folgt das Urteil auf Verbrennung nach üblicher Formel.) 

Zusammenfassung von Nr. 45. 

Laut den Zeugenaussagen hat die B. nicht nur manches 
Stück Vieh mit Krankheit behaftet oder es durch Behexung 
getötet, sondern auch Menschen Krankheit angezaubert, die teil- 
weise tötlichen Ausgang nahmen. Nach eigener Auasage hat sie 
all ihre Uebelthaten auf Anstiften eines bösen Geistes vollführt r 
mit dem ßie auch fleischlichen Umgang gepflegt hat. 



46. 

Anna Demut. 1 55 1 . -> 

Vff andingen miner g. h. vnd befeleh herr Rarsrichtters 
vogt egglins so hantlt bezögt vff Sant Oiurats tag Anno 
xv° lj Hanns wyss, Mauritz lysibach, üli brulmann, Jacob 
Sutter gegen einer froweu, uempt sich Anna Demutt. 



1 1 beinahe. 

2 : Aut' der Kuokseite >telit: Anna Ileiiniir vss lisper zenden der 
Landschaft Wallis benirende Anno 1501. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 



325 



Hanns wyss bezögt, sy hab jn von eins heglins wegen 
-ghasset VQnd beschelckt. ') Vff ein zyt habs 8 ) mit lob') hüsli- 
raist 4 ) für vnser frowen Cappel, gnempt zem grünen wassen, 
gschüt. Hab aman wyss den brûllman [den Mist] heissen 
dannen thûn, [damit], so jemant kern gan betten, der gstanck 
nit do läge. Das bru 1 man than; den sy desshalb für gricht 
betagt 5 ), gnempten hüslibuw 0 ) bsallt 7 ) han wellen, vnd alls ir 
nüt drum gsprochen 8 ) worden, hab sy amann wyssen vndjneo 
[Hans W. und den Seinen] treüwt vast übell vnd sch warlich, 
sy beschelkt, sy wellt jm ein letzi 9 ) lan, dass er weder zien 
noch tragen mog. ÀUso glych syg das gross wetter kon; ob 
aber sy das gemacht, mog er nit wüssen. 

Uli brülmann bezögt, dess hüsli buws halbs sygs gangen, 
wie aman wyss gret het, vnd wytter, er hab an eim offnen 
schnitt 10 ) vom langen guntzen ghördt, Aman wyss vnd er, 
gezüg, sygent an dem wätter schuldig, das sy obgnempts wyb 
erzürnt habent, Türing gerwer syn frow vnd syns sons wybe [!], 
alls sy zu sant Jost gwellen, habent das obgnempt wyb funden 
vnfer von der renck n ) jn einer weyd huren. 18 ) Wass [sy] aber 
gmacht, mag er nit wüssen; aber selbigen abent hab das wetter 
gschlagen. 

Maritz [!] lyBibach bezügt, er hab ein knaben 1S ) ghan, 
der syg ir son, der hab jm ein melchtern vnd ein krüg prochen; 
do syn frow jms gseyt, hab er ein schalck") vss gstossen vnd 
grett, sy kriege das er nit esse ,a ), sich letz gestellt, je das der 
Jenecht drum vrlob gnon vnd hinweg gangen. Do aber dwerch 



») beschimpft. 
*) habe sie. 

s ) mit Verlaub zu sagen. 

*) Abtrittjauche. 

& ) vorgeladen. 

*) Abtrittjauchedünger. 

') bezahlt. 

e ) zuerkannt. 

9 ) bleibenden Schaden. 

,0 ) Ernte. 

u ) Flurname? 

,l ) kauern. 

») Knecht. 

»*) Fluch. 

,5 ) Bie trachte darnach, dass er nichts zu essen bekomme. 



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326 



Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberweaen. 



vif dem feld am meisten allso kerne die mûtter mit dem sun- 
vmb den Ion; rette er [L.], ao er [der Knecht] on vrsach von- 
jm gang, syg er [L.] jm nüt schuldig; doch welle er jn dess 
rechten drum syn. ! ) Do hab sy gseyt, sy well nit mit jm 
rechten, sy wells jm vff gyn seel setzen vnnd dess Ions an sym 
lyb vnd seel zukommen*); do er, gezüg, gerett: „Treüw 5 ) mir 
nit! min herren hannd glitt gricht vnd recht, das bruch mit mir, 
dess will ich erwarten, vnd treüw mit nüt; dan sollt mir über 
ein jar etwas gschechen, wän sdllt ichs ziehen, dan die, so mir 
treüwentP" Sodann habe er gschnitten vnd zû dem huss gingt, 
darin sy gsyn, gieng ein vast ticker rouch vas selbigem husse 
ongfarlich vmb die zwey nachmittag, vud er, gezüg, meinte, sy 
hätte das huse angstossen*); aber er gsech kein flamen; ver- 
meinte, es füreten etwan murer mit grünem holtz drin, gieuge 
wider an schnitt. Morndes schlug das gross wetter. Ob sy 
daran schuldig, mog er nit wüssen. 

Jacob Sut ter bezügt, ails brüll man herren spittel- 
meisters hoff koufffc hinder dem dz wyb gsessen, dero hab er 
glichen, das 5 ) jm goumptte 8 ), damit jm jn gûtteren nüt zugrunt 
gange. Sy hab jm gwerchet; sonst wüsse er gar nüt von ir. 
"Wol syg etwas grüttells 7 ) vmbhar gangen; er mag aber gar 
nüt args von ir wüssen. 

Zusammenfassung von Nr. 46. 

Mehrere Z eugen bezichtigen die D. des Wettermachens. 



47. 

Anna Haldi von Schattdorf. 1551. 8 ) 
Annj Halldj von schatorff vbs dem land vrj ( 9) ir vatter 



') Recht zu teil worden lassen. 

»j ihn den Lohn mit Leib und Seele bezahlen lassen. 

s ) drohe. 

*) angezündet. 

s ) dnss sie. 

6 j aufpasste. 

7 ) Gerede. 

s j Auf der Rückseite dieses Hogeus: „1551 Anni Haldi ist mit dem- 
fihvr gricht." 

9 ) Das Eingeklammerte steht am Rand. 



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Luzerner Akten «um Hexen- und Zauberwesen. 



het gheissen petter Haldi, ir mütter triai biderbist von 
silinen; jr eeman het gheissen ûli von ellggi, ist ein turgower 
gsyn, ist v jar, das er gstorben ist) hat verjechen, Sy heyg jetz 
verscbines Samstags das wätter by wangen jnn oim bach ge- 
macht, vnd syg lutziuier jr bull, vnd domalen daselbs by 
wangen zû jro komen; mit dem sygs vmbhar gfaren vom ert- 
rich [P], hab mit ir zûschaffen ghan, syg von ir gflochen, da 
syg dz wetter kon. 

Ittem jnn zuger piett heyg sy ein hageil gmacht, syg 
ettwan fünff jar, vnd heyg jro jr bûll ghullffen. Ist gichtig. l ) 

By allttorff heyg sy ein hagell gemacht. Ist gichtig. 

By Signow im ämentall heyg sy ein hagell gemacht, syg 
etwan jx jar. Ist gichtig. 

Item jnn bern piett gegen thun heyg sy ein hagell gemacht, 
sy by x jaren. Ist gichtig. 

Ittem es sy ettwan vierzechen tag, Sy Sy vif der brattellen 
Matt 8 ) gsin; Syg Sy gangen vnd sygend zwo gespillen by jro 
gsin, vnd heyg sy jr bûll s ) ab der Matten tragen, syg schwartz 
gsin. Ist gichtig. 

Ittem jnn Zuger vnd Zürich piett heyg sy zwen hagelt 
gemacht, syg ettwan x oder xij jar. Ist gichtig. 

Ittem so heyg sy jnn russwyller ampt gespillen, die heyg 
sy glertt, heygend All Mannen, heist eine grettj, heyg jro 
ghullffen, dry hagell vmb Malitters Machen, syg zü thann daheim. 
Die ander heist Ellsy, syg zu wyll daheim. 

Ittem jr bull syg jnn einer schür zü jr komen, vnd heygend 
jr gspillen jro daselbs vmbher helffen hagell Machen jn ementhal. 

Ittem jnn Zuger piett vmb Mentzingen heyg sy zwo ge- 
Bpilen, heist eine frenj zu Stetten jnn Mentziger kilchöre, die 
ander heist fronegg, syg jm Sal daheim jnn Mentziger kilchöre, 
Syg ettwan ein jar olld zwey, das sy by jnnen syg gsin. 

Item zil Nüchen jnn mentziger kilchöre heyg sy ein gspillen, 
heist barbellj vnd jr Man Hans Müller. 

Ittem zu thun heyg sy ettlich gespillen, mag nitt wüssen, 
ob sy noch labend, heias die ein barbellj nebend thun vssher 
vff eim hoff, heist hoffstetten. 



V geständig. 

r ) S. S. 310 Anm. 2 

»i Darüber: „kein £spil. u 



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# 

328 Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 

« 

Ittem jnn hasslj kilchöro, heist der hoff am rein, heyg sy 
ein gspillen, heist Salome, heyg jro ghullffen ein hageil machen. 
Ist gichtig. Ist by x jaren. 

Ittem jr bull heyg »y heiseo ziïm waser gan vnd mitt den 
"bänden jnn sim Namen darin schlan vnd jro vil gûtts verheisen 
zu geben. Ist gichtig. 

1551 

Anni Haldi berûrent 1 ) 

Oretti zthan: by der ists vil zherberg gain, syg mit ir 
vfF brattelen mat gfaren; dise hab ein allten man, syg nit wydt 
von sant Niclaus, vnd sy ist ouch allt, hets etwan vj jar bkent.*) 
Die ander heist e 1 1 si, ist zwyl do heim; dieselbig het ein jungen 
man vnfer von nüwen kilch, ist nit vast allt vnd ist ouch mit 
ir vff pratlen mat gsyn. 

Freni vnd fronegg sygent ir gspilen; by denen sygs zu 
herberg gsyn, sy habents thün wellen 3 ); hab jnen aber nit wellen 
graten; sy sig by jn zherberg gsyn. 

Barbeli, Hanns müllers frow syg ir gspil, syg by ir 
zherberg gsyn; sy habs versucht; hab ir aber nit wellen graten. 

Barbeli vff hoffstetten by thun: by deren sygs zherberg 
gsyn; deren hab es ouch nit wellen graten. 

Sy bhot 4 ) mit marter, die sy tinggen 5 ) het, sy schuldig 
sygent. 

Lieben Herren, 

Alls dan Anni Haldi von schatorff vss dem landt vri jn miner 
g. h. fencknus komen, hat ey veriechen, vugfarlich sygs süben 
iar, das sy mit dem bösen geist. der sich genempt het Lucy fer, 
zù schaffen ghan, heige sy vilmalen übel geschlagen vnnd 
g8to8Ben, sy etwan vom ertrich obsich gfürt vnd dan wider lan 
vallen. Sy hab ouch den grossen schedlichen hagell by wangen 
gmacht by eim bach; darin hab ir btil lu ci fer ir die hennd 
gstossen, doruff syg das schwär verderplich wetter kon. 

(Folgt das Urteil auf Verbrennung nach herkömmlicher 
Formel). 

•) Am Hunde des sonst nur linkshälftig beschriebenen Bogens. 

2 ) Am Kawie von anderer llaud folgende Notizen: „Die jn miner 
lierren gebiett von stund annemen." „Die von zug schrybouch (!J nit 
gan bernn." 

3 ) D. h. Ilagel machen. 
*) beharrt. 

5 ) denunziert. 



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Luzerner Akten zum Hexen- und Zauberwesen. 329 

(Auf der dritten Seite des Doppelbogens steht die flüchtig 
geschriebene Notiz:) Vor vij jaren hab sy den bösen geiet an 
ir ghan vod übel gschlageo vnd gstossen, vnd hab den grossen 
hagel letzt zwillisow gmacht, sonst keinen. 

Zusammenfassung von Nr. 46. 

Die H. bekennt, teilweise unter Marter, dass sie eine 
grosse Anzahl von Hagelwettern gemacht habe und zählt aus 
verschiedenen Gegenden der Schweiz und der angrenzenden 
Gegenden Helfershelferinnen auf. Ihr Buhle sei Lucifer gewesen, 
der sie zu all diesen Dingen angewiesen. 




Hexenküche, Hexensabbat und Hexenverbrennung. 
(Nach einem farbigen Bild der Wickiana). 



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Gebräuche im Birseck. 



Mitgeteilt von Dekan G. Sütterlin in Arlesheim. 

(Schluss). 

B. Gebräuche, welche mit den verschiedenen ländlichen 
Verrichtungen verbunden waren. 

1. Ein sinniger Gebrauch war s. Z. daa Schneiden des- 
„Glückhämpf eli u . Am Ende der Ernte, wenn das letzte Ge- 
treide abgeschnitten wurde, Hess man ein Büschel Aehren, ge- 
wöhnlich neun, wohl entsprechend dem neunmaligen Kyrie eleison 
bei der heil. Messe, ') stehen und, nachdem sämtliche Schnitter 
bei demselben ein Dank- und Bittgebet verichtot hatten, dasselbe 
womöglich durch ein „unschuldiges" Kind abschneiden, und zwar 
mit drei Sichelhieben und in den drei höchsten Namen. Die 
abgeschnittenen Aehren wurden dann in einen Strauss zusammen- 
gefügt, mit Korn- und andern Blumen durchflochten und einem 
zierlichen Bande umwunden. Auch bildete man etwa damit 
einen „heiligen Geist", d. h. man stellte sie so zusammen, dass 
sie eine Taube darstellten. Dasselbe wurde darauf daheim 
hinter den Spiegel gesteckt oder über demselben aufgehangen 
und blieb daselbst bis zur neuen Saat im Herbst. Da aber 
wurden die Aehren zerrieben und die Körner unter das Saat- 
korn gemischt. Man glaubte, dass dadurch dieses besser ge- 
deihe. Darum sah man noch bis in die neuere Zeit bei jeder 
gläubigen Bauernfamilie ein solches Sträusschen in der Wohn- 
stube. Dem Schreiber dieses war es wiederholt vergönnt, das 
„Glückhämpfeli* zu schnoiden, und er fand darin, wie übrigens 
auch Andere, jeweilen ein kleines Geldstück. 

2. Anmutig war auch die „Sichellöse." Wenn das letzte 
, Fuder Getreide heimgeführt wurde, wurde dasselbe mit einem 

kleinen Baumchen geziert, und alle, die bei der Ernte mitgeholfen 
hatten, setzten sich zu demselben und fuhren so unter Singen 



') Vgl. Weish.h.!>, Die mystische Neunzahl bei den Deutschen, in: 
Sitzuugsber. d. k. preuss. Akad. d. Wiss. XIII ( 1897 K [Rki>.| 



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Gebräuche ira Birseck. 



331 



und Johlen nach Hause. War der Herr der Ernte etwas wohl- 
habend, so wurde das Bäumchen noch mit Taschen* und Hals- 
tüchern behängt, welche den Schnittern als Zeichen der Zu- 
friedenheit mit ihrer Arbeit zufielen. Daheim fand dann das 
„Erntemahl" statt. 

3. Eine ähnliche Feier fand statt nach Beendigung des 
Dreschens, die •Flegellöse 8 genannt. Bevor man nämlich die 
Maschinen kannte, mittelst deren die Getreidekörner aus den 
Aehren ausgedrückt werden, wurden dieselben mit Flegeln aus- 
geklopft. Das war neben der Pflege des Viehes, dem „Holz- 
machen" und der Anfertigung von Strohbändern für die zukünftige 
Ernte die Winterarbeit des Landmannes. Sobald sämtliche Früchte 
eingeheimst waren, fieng mau an zu dreschen. Je nachdem der 
Bauer vermöglich war, besorgten dieses Geschäft 2—8 Männer, 
welche im Takte darauf losschlugen. Das gab dann eine formliche 
Musik das Dorf hindurch, die dadurch noch erhöht wurde, dass 
sie schon in der Stille der Nacht, zumeist um 3 Uhr morgens 
begann, und dass viele Tennen mit Dielen belegt waren. Auf 
jeden Drescher war für den Tag eine Anzahl Garben berechnet. 
Waren diese ausgedroschen, so gieng es ans „Putzen", d. h. das 
Getreide wurde durch Wannen oder Schwingen und Reitern oder 
Siebe von der Spreu und dem Staube gereinigt. Wem es daran 
gelegen war, möglichst sauberes Getreide zu haben, der wor- 
felte das Gereinigte überdies noch, indem er es mittelst einer 
dazu bestimmten Schaufel, der aus der Bibel bekannten Wurf- 
schaufel, von einem Ende des Tenns nach dem andern wajf 
wobei das Getreide seiner Schwere wogen mitten in der Scheune 
niederfiel, Spreu und Staub aber davonflogen. Die „Rennein" 
kannte man damals noch nicht. — Das Dreschen dauerte in 
der Regel bis Weihnachten. War man damit fertig und das 
Korn in die dafür bestimmten Behälter des Speichers gebracht, 
so wurde den Dreschern ein Mahl bereitet, wofür gewöhnlich 
ein Schwein sein Leben lassen musste. Dieses Mahl, bei dem 
es selbstverständlich fröhlich zugieng, wurde im Volksmund 
„Pflegellöse* genannt, weil die Flegel wiederum für ein Jahr 
„gelöst" wurden, und bildete erst den eigentlichen Abschluss der 
Ernte. 

Wio bei alleu Arbeiten des Landmannes, so anstrengend 
dieselben mitunter auch waren und demselben oft kaum 5 Stunden 
Schlaf gönnten, herrschte auch beim Dreschen gemütlicho Heiter- 



Gebräuche im Birseck. 



keit und fehlte es nicht an mancherlei Schwanken. So geschah 
es nicht selten, dass die Drescher, wenn sie nach dem Morgen- 
essen iu die Scheune zurückkamen, ihre Flegel oder Wannen 
von dem Wipfel eines nahen Baumes oder der First eines Daches 
herunter holen mussten, um weiter arbeiten zu können. Nach- 
bardrescher hatten dieselben während ihrer Abwesenheit dorthin 
verbracht. — Auch die „Wähen" mussten während dieser Zeit 
herhalten. Wenn die Drescher witterten, dass irgendwo Brot 
gebacken werde, erspähten sie die Zeit, wo die Bäckerin sich 
aus dem Backhause entfernte, und entwendeten die Wähen, die 
in der Regel mit dem Brote gebacken wurden. Doch den 
Weibern fehlt as bekanntlich auch nicht an List. Wenn die- 
selben merkten, dass eino solche Absicht bestehe, überzogen 
sie einen zähen und schmutzigen Waschlappen mit Teig und 
bücken ihn zu einer auscheinend schöneu Wähe. Das Lachen 
war dann natürlich auf ihrer Seite, wenn die Räuber ein ver- 
driessliches Gesicht zu ihrer Beute machten. 

Zur Ernte ist noch nachzutragen, dass, bevor man das 
Mähen des Getreide mit der Sense kaunte, jeweilen Scharen von 
„Wäldern", d. i. Leute ab dem Schwarzwalde in die Gegend 
kamen, um das Getreide mit der Sichel schneiden zu helfen. 
Jeder besser situierte Bauer stellte eine Anzahl derselben ein. 
Gewöhnlich bestand eine Schar aus 2 — 6 Frauen und einem 
Manne, der die Aufgabe hatte, die Sicheln von Zeit zu Zeit zu 
dengeln und zu wetzen. Diese „Wälder" waren fidele, aber 
dabei arbeitsame und geschickte Leute, die meist im Verding 
(Akkord) arbeiteten und nach Beendigung der Ernte ein schönes 
Geld nach Hause trugen. Vor 50 Jahren noch gab es keine 
Ernte ohne „ Wälder", wie jetzt keine Baute ohne Italiener. 

4. Während die Männer sich beim Dreschen vergnügten, 
suchten die Frauen Unterhaltung in den „Stubeten oder Kelt- 
abenden. Im Winter nämlich, wenn die Erde mit Schnee be- 
deckt war, und man in Feld und Garten nicht mehr arbeiten 
konnte, nahmen dio Frauen und Jungfrauen die Spinnräder 
hervor und spannen die Reisten, die sie sich durch Anpflanzen 
von Hanf und Flachs gewonnen hatten, um ihrem Hause das 
nötige Weisszoug zu beschaffen, sowie Zwilch zu Hosen, Röcken 
und Han dschuhen. In früheren Zeiten wurden alle Hand-, 
Wasch- und Leintücher, sowie Hemden und Bettanzüge und die 
meisten Kleider selbst verfertigt. Auch Wolle wurde selbst 



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Gebräuche im Biiseck. 333 

gezogen und gesponnen. Dafür dauerten aber die Kleider nicht 
nur „einen Vesper und Feierabend", wie jetzt, sondern jahrelang, 
ja vererbten sich von Vater auf Sohn und manchmal noch auf 
den Gro88sohn, was freilich jetzt auch deswegen nicht mehr 
möglich wäre, weil die Mode zu häufig ändert. — An Weih- 
nachten musste jede Spinnerin wenigstens neun Strängen Garn 
haben, wozu es zwei Spulen voll brauchte. Die nicht so viel 
gesponnen hatte, galt für eine faule Spinnerin, und man be- 
hauptete, die Mäuse zerfrässen einer solchen die Reiste. Es 
war dann aber auch schön anzusehen, wenn im Frühjahr hundert 
und mehr Ellen Tuch vor oder neben dem Hause zum Bleichen 
durch die Sonne ausgebreitet waren. Das machte unwillkürlich 
den Eindruck der Wohlhabenheit eines solchen Hauses. Darum 
wetteiferten auch die Hausfrauen, die grösste „Bleiche** zu 
haben, und es gab wenige Häuser, in denen im Winter nicht 
wenigstens ein Rädchen schnurrte. 

Um nun aber bei dem Spinnen, wie die Männer beim 
Di eschen, auch etwelche Kurzweil zu haben, kamen abends 
eine Anzahl Spinnerinnen an einem Orte zusammen, oft bis zu 
einem Dutzond, das eine Mal in diesem, das andere Mal in 
jenem Hause, und da wurde dann, während die Rüdchen 
schnurrten und Jede zuerst die Spule zu füllen trachtete, allerlei 
verhandelt und erzählt, wie es zu geschehen pflegt, wenn mehrere 
Weiber beisammen sind. Gieng ihnen aber der Stoff aus, so 
trat ein alter Mann, der, die Pfeife im Munde, auf der Ofen- 
bank oder „Kunst" sass, in die Lücke. Dieser unterhielt 
die Gesellschaft mit mehr oder minder ausgeschmückten Ge- 
schickten aus den früheren Zeiten des Dorfes, auch wohl mit 
GespensterBpuckereien und Hexeuwerken, wobei die zarten Spinner- 
innen oft nicht geringe Gänsehaut bekamen. Diese Zusammen- 
künfte nannte man Stubete oder Keltabende, und solche gab es 
bis gegen die Mitte dieses Jahrhunderts. 

C. Anderweitige Gebräuche. 

1. Das Wurstmahl und das Wü rstleinsingcn. In 
der guten alten Zeit, als man alle Lebensbedürfnisse soviel 
wie möglich selbst zu produzieren suchte, und es noch nicht so 
viele Metzger gab, wurde in jedem Bauernhause — und Hauern 
waron die Birsecker s. Z. fast alle — jährlich wenigstens ein 
Schwein geschlachtet; und das war dann ein festlicher Akt. 
Verwandte und Bekannte wurden auf den Abend zu einem 



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334 



Gebräuche ira Birseck. 



^Mahle eingeladen, dem sog. Wurstmahlc. Dabei gieng es lastig 
zu und passierte es bisweilen, dass ein grosser Teil des Schweines 
schon am ersten Tage aufgezehrt wurde, namentlich wenn das 
geschlachtete Tier kein besonders schweres war. So wird er- 
zählt — ob es sich im Birseck zugetragen hat oder in der 
Nachbarschaft oder ob es am Ende gar nur erfunden ist, wissen 
wir nicht; immerhin aber gibt es ein Bild von der damaligen 
Gepflogenheit — auch ein Pfarrer habe einmal ein Schweinchen 
geschlachtet und nach Brauch und Uebung seine Amtsbrüder 
«1er Nachbarschaft dazu eingeladen. Als nun diese spät aberjds 
das gastliche Haus wieder verliessen, habe ihnen der Gastgeber 
bis auf die Strasse hinaus mit der Lampe geleuchtet, und auf 
die Bitte derselben, er möchte sich doch nicht so viele Mühe 
•raachen, sie wüssten den Weg schon, ihnen geantwortet, er 
wolle doch seinem Säuli noch heimzünden. 

Wir sagten, die Birsecker seien fast alle Bauern gewesen. 
Indessen gab es auch solche, die nicht so glücklich waren, ein 
Schwein mästen zu können. Um aber doch auch etwas von der 
Herrlichkeit des Wurstmahles zu gemessen, begaben sie sich in 
das Haus, wo ein Schwein geschlachtet worden und gaben durch 
ein Lied oder einen Spruch zu verstehen, dass sie auch etwas 
von dem Leckerbissen zu kosten wünschten, welcher Wunsch 
auch bereitwillig erfüllt wurde und das nannte man das Würstlein- 
singen. Unter andern wurde dabei folgendes Lied geBungen 
(nach P. Bkodmann „ Heimatkunde von Ettingen"): 

Wurst heraus, Wurst heraus! 
Glück und Segen in diesem Haus! 

Die Sau, die het en grosse Chopf: 
Das git de Jude 'ne Opferstock. 
Wurst heraus etc. 

Die Sau, die het e grosse Schnure: 
Gent-mer e Stück vo hinge dure. ') 
Wurst heraus etc. 

Die Sau, die het so grosse Ohre: 
D'Jude soll der Teufel hole. 2 ) 
Wurst heraus etc. 



') hinten durch. 

J ) sind wohl die Wucherer geraeint. 



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Gebrauche ira Birseck. 



335 



Die Sau, die het e lange Hals: 
Gent-mer e Stück und 's anger 1 ) all's. 
Wurst heraus etc. 

Die Sau, die het so grosse Site: 
Gent-mer e Stück, so chan-i witer. 
Wurst heraus etc. 

Die Sau, die het e grosse Mage: 
Gent-mer, was i cha ertrage. 
Wurst heraus etc. 

Die Sau, die het so dicke Därm': 
Machet kei so greussli Lärm. 
Wurst heraus etc. 

Die Sau, die het so grosse Füess: 
O wie sind die Schnitz so süess! 
Wurst heraus etc. 

Un Junpfere mit em rote Rock: 
Loset, wie das Surchrut chocht! 
Wurst heraus etc. 

Die Sau, die het so dicke Knie': 
Gent-mer e hitzli vom rote Wi. 
Wurst heraus etc. 

Die Sau, die het so grosse Chlaue: 
Loset, wie d'Katze miaue! 
Wurst heraus etc. 

Die Sau, die het e chrumes Bei: 
Gent-mer e Wurst, so chan-i hei. 
Wurst heraus etc. 

Die Sau, die het e lange Schwanz, 
Git der Jüdene e Hochzits-Chranz. 

Wurst heraus, Wurst heraus! 

Glück und Heil in diesem Haus! 

2. Der Zimmerspruch. Wenn ein neues Haus aufge- 
richtet war, wurde auf der First ein Tannenbäumchen befestigt, 
mit so viel Taschen- oder Halstüchern behängen, als Arbeiter 

*) andere. 



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336 



Gebräuche im Birseck. 



an dem Bau beschäftigt waren. Daneben stellte sich dann ein 
Zimmermann und hielt von der Höhe herab eine Rede, worin 
er dorn Bauherrn Glück und Segen zu dem Hauae wünschte und 
damit gewöhnlich noch Anspielungen auf den Herrn der Welt 
und sein grosses Gebäude verband. Dabei trank er auf das 
Wohl des Bauherrn und warf danu das Glas zur Erde nieder 
und zwar so, dass es womöglich nicht zerbrach. Dies nannte 
man den Zimmerspruch. Darauf folgte dann das Aufrichtmahl. 
Nachfolgendes Beispiel eines Zimmerspruches, der uns von einem 
Zimmermeister aus Ettingen mitgeteilt wurde, hat wohl nicht 
mehr ganz seine ursprüngliche Form. 

Beliebt es euch, ein wenig still zu sein 
Und reden mich zu lassen? 

Gott grüss' euch Alle insgemein. 
Ihr Herren, Frauen und Jungfrauen, gross und klein! 
Von mir sollt ihr Alle gegrüsaet sein. 
Mein' ich die Eine oder Andere nicht, 
So bin ich kein ehrlicher Zimmergesell' nicht. 

„Ehre sei Gott in der Höhe!" 
Damit wollen unser Werk wir enden. 
Ehe von dieser Stell ich gehe, 
Lasst danken mich mit gefalt'ten Händen. 

Gott segne das durch Himmelsgaben, 
Was Menschen hier verrichtet haben, 
Der Baumeister, der den Erdenbau gemacht, 
Der Sonne, Mond und Sterne aus nichts hervorgebracht! 

Von Einem will ich nun fangen und heben an, 
Vor Allen, die da unten stah'n: 

Hochgeehrter Herr des Baus! ich bitt' Euch in allen Ehren: 
Wollt Euch ein wonig zu mir kehren 
Und dies' mein Wort mit Fleiss anhören! 

Wir haben heut durch Gottes Macht 
Diesen neuen Bau zustand' gebracht. 
Der von rohem Holz gezimmert ward 
Wohl in diesem Arbeitsjahr. 

Der Bau ist gefügt aus Riegeln und aus Pfosten; 
Das soll den Bauherrn eine gute Mahlzeit kosten. 
Bauherr! trag auf Gebrateues und Gesottenes, 
Weisses Brod, Wein und Bier bis zur Genüg, 
So viel, dass der Tisch sich bieg'. 



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Gebrauche im BirReck 



Wollt Euch den neuen Bau wohl ansehn, 
Ob er nach Eurem Wunach thut stehn. 
Tch frage Euch mit frohem Mut, 
Ob Euch dieser Bau gefallen thut? 
Gefallet er Euch wohl, 

Gefallet er auch dem Meister und den Gesellen woh . 

MeiBter und Gesellen haben keinen Fleiss dabei gespart; 

Drum ist der Bau also wohl verwahrt, 

Dass ihn Jedermano darf achten. 

Wer will bauen an Strassen und. Gassen, 

Der muss die Herru und Narren tadeln lassen. 

Hätt' ich aller Jungfrauen Gunst 

Und aller Meister ihre Kunst 

Und aller Künstler ihren Witz, 

Wollt ich bauen auf einer Nadel Spitz'. 

Dieweil ich aber das nicht kann. 

Muss bauen ich auf wohl geräumten Plan. 

Dazu erfordert es aber guten Verstand 

Und eine wohl geübte Hand, 

Um einen solchen Bau recht abzumessen 

Und alle Stück' und Zimmer geschickt in einander zu passen. 

Darauf folgt in Prosa eine Verherrlichung des Zimmer- 
handwerkes als des vornehmsten von allen Ilaudwerken mit 
Berufung auf Gott, der in der heil. Schrift ein Baumeister ge- 
nannt werde, auf Joseph, den Nährvater Jesu, der eiu Zimmer- 
mann gewesen, auf Jesus, der seinem Pflegvater beim Zimmer;» 
geholfen habe und darum ein Zimmermaunssohn genannt worden, 
auf Salomon, der den Tempel zu Jerusalem erbaut, und darauf r 
dass Gott während des letztem Baus jeweilen des Nachts und 
niemals am Tage habe regnen lassen (?!>. Dann fährt der Sprucb 
weiter fort: 

Tch hoff', der Bauherr werde keinen Unfall haben 

Und uns Zimmerleut' also begaben 

Mit Speis* und Trank, wie's ist Brauch, 

Und mit einem Trinkgeld auch. 

Sollte dieses nicht geschehen bald, 

So soll der Bau Händ' und Füss' bekommen 

Und laufen wieder in den Wald. 

Geschieht aber dies mit freundlichen Worten nnd guten Sitten, 
Dann wollen wir den lieben Gott für den Bauherrn bitten. 

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Gebräuche im Birseck. 



Er erhalt' ihn geBund, bis der Hase fangt den Hund 
Und jedes Blatt wiegt hundert Pfund. 

Zuerst will ich eins zur Gesundheit trinken, 
Sonst thut mir das Herz in die Hosen sinken. 
Ein neu gefülltes Glas frisch zur Hand genommen; 
Nun soll die Reih 1 an Euch, hochedler Bauherr, ! kommen. 
Bauherr! ich trinke nicht aus grossem Durst, 
Sondern Euch und der Baufrau zur Gesundheit nur. 
Gern wollt' das Glas auch Euch ich reichen dar; 
Aber es ist mir zu weit; 
Ich hab' keinen Gaul, auf dem ich reit 1 , 
Und da zu hoch es mir ist herabzuspringen, 
Will ich das Glas hinunter lassen klingen. 
Glück und Glas, wie bald bricht das? 
Glück und Unglück ist allen alten Jungfern ihr Frühstück. 
Und wenn das Glas jetzt bricht, 
So ist keine ehrliche Jungfrau in nicht. 

Nach einer allegorischen Anwendung: des Baues und de* 
Vorganges bei demselben auf die Kirche oder Gemeinde Gottes, 
deren Gruudsteiu Christus ist, schliesst endlich der Spruch: 

Wer auf Diesen (sc. Christus) sich thut gründen, 
Wird Gottes Kind sein und ewiges Leben finden, 
Darum seht einmal, seht mit reizendem Vergnügen, 
Wie prächtig der Geschmack am Bauen ist gestiegen. 
Drum Heil, ja dreimal Heil dem Bürger, der so denkt, 
Der willig und mit Lust sein Herz zum Wohlthun lenkt, 
Der, wenn er Geld hat, sich zwar Paläste baut, 
Doch auf die Armut auch ganz huldvoll niederschaut! 

Kein merklich Unglück ist beim Bau geschehen, 
Dieweil der Herr in Gnaden uns hat angesehen. 

Nun will ineinen Spruch ich enden : 
Gott wolT dazu seinen Segeii spenden! 
Vor Wasser, Feuerschaden und aller Gefahr 
Dieses Haus, o Herr! gnädiglich bewahr'. 
Wer darin wohnt, den lass' in Glück und Frieden sein, 
Und wer darin stirbt, den führ' in den Himmel ein! 
Gott Vater, Sohn und heil'ger Geist 
Sprich du selbst „Amen" drein. 



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Sagen aus dem Saasthal im Wallis. 



Von B. Reber in Genf. 

Ua ich im andern Viaperthal (in demjenigen von Zermatt) 
früher schon zahlreiche Spuren vorhistorischer Einwohner, be- 
sonders aber zwei sehr bedeutende Sculpturensteingruppen auf 
den Hubelwängen, oberhalb Zmutt') konstatierte, so war es 
mein Wunsch, auch das Saasthal in gleicher Weise zu durch- 
forschen. Es sind dabei keine direkten Anzeichen einer vor- 
historischen Bevölkerung zum Vorscheiu gekommen. Doch glaube 
ich, der Vollständigkeit haibor schon, einige Sagen und Orts- 
benennungen erwähnen zu sollen. Bei einer spätem Untersuchung 
wird vielleicht Weiteres in Erfahrung gebracht. 

Schon etwa hundert Schritte bevor man, von Stalden aus, 
dio zweite Häusergruppe, auf der Karte Resti genannt, mit 
einem verwegenen Stege über den Vispabgrund, erreicht, be- 
merkt man rechts, hart am Wege eineu grossen, länglich drei- 
eckigen, orratischeu Block, an dessen rechter Seite ein Bächlein 
herunter fliesst. Dieser Stein zeigt auf seiner Oberfläche, 75 cm. 
über dem Wege, drei in einer 90 cm. langen, fast geraden Linie 
liegende, ovale, innen etwas kantig vertiefte Einschnitte, als ob 
sie zum bequemem Besteigen hergestellt worden wären. Bei der 
dritten Vertiefung links, wonig höher, liegt ein vierter, ähnlicher 
Einschnitt. Diese alt aussehenden Sculpturon gleichen den so- 
genannten Toufelstritten im Turtmannthal. -) Auffallend erscheinen 
diese Einschnitte hier um so mehr, als gar kein Grund vor- 
handen ist, an dieser gefahrlosen Stelle einen Aufsteig zu schaffen. 
Immerhin mögen sie der gleichen Kategorie von Sculpturen wie 
jene im Turtmannthal angohörcu. Traditionelles oder Sagen- 
haftes darüber konnto ich nicht in Erfahrung bringen. In Stalden 
kennt man den Stein nicht und Menschen sah ich das ganze 
Thal hinauf bis Saas-Grund keine mehr. 

* 

Hinter der berühmten Wallfahrtskapelle „Zur Hohen 



\> AnZKIUKK f. SrilWKIZ Al.TKH M MHK . 1*91. S. 565: 1896. S 74. 

«) ib. 1895, S. 410. 



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.340 



Sagen aus dem Saasthal im Wa//ig. 



8tiege* bei Saas-Fee, ungefähr auf Dachhöhe, nordöstlich «ler- 
selben, mit einer Leiter erreichbar, bemorkt man eine lange, 
in den Gneissfelscn gehauene Rinne, die scheinbar den Zweck 
hat, das Regen- und Schneewasser von der ganz an den Felsen 
angelehnten Kapelle abzulenken. Die Rinne ist hier viele Meter 
lang uud reicht ungefähr über die Mitte des Gebäudes hinaus. 
Am gleichen Orte befindet sich ein ebenfalls in den Felsen ge- 
hauener Tritt. Nach meiner Vermutung mag beides mit dem 
Kircblein zusammenhängen und von gleichem Alter sein. 

Die Sage über den Ursprung des Kirchleins ist eiue weit 
verbreitete (wird z. B. auch von der Wallfahrtakapolle in Jouen 
im Reuesthal. Aargan, erzählt) 1 ). Der Bau sollte weiter unten, auf 
-einem etwas bequemer erreichbaren Orte ausgeführt werden. Alle 
Morgen aber faud man die Stelle leer und das Baumaterial so- 
wohl als die Werkzeuge immer wieder auf der jetzigen Stelle 
des Kirohleins, wo es dann auch errichtet wurde. 

Dem Fee-Kin entlang zieht sich vou Fee aus dem Thale 
zu „die Bielen 1 *, eine grossartige, ausgewaschene Felsenpartie, 
die auf Schritt und Tritt ihren Ursprung als Gletscher- und 
Flussbett beweist, liegen doch heute noch die beiden Saas-Feo- 
Gletscher nicht eine halbe Stunde von hier entfernt. Die abge- 
rundeten Felsvorsprünge gleichen dem „Rocher du Soir" in 
Salvan und sind jedenfalls in die „Roches moutonnées 11 einzu- 
reihen. Nur schade, dass ich, trotz tagelangem Suchen, keinen 
, Rocher du Planet", wie in Salvan, gefunden habe. 

* * 
* 

Der „Gotwergi stein" (Gotwergi = Zwerg) liegt auf den 
verwaschenen Felsen der Bielen, aber schon unteu im Thale, 
zwischen der fünften und sechsten Stationskapelle, rechts, nur 
etwa zehn Meter über dem Wege beim Steigen nach der „Hohen 
Stiege*. Es ist ein sogenannter schwebender, nur auf wenigen 
Punkten aufliegender Block, der in jeder Richtung mehrere 
Meter misst Anstatt ihu auf dem Rücken des Gletschers hieher 
versetzen zu lassen, geschah dieses im Volksglauben, allerdings 
lange schon vor der jetzt bekannten Glcscherthcorie, auf dem 
Rücken eines Gotwergi. Diese in allen Berggegonden des Wallis 
eine grosse Rolle spicleudcu Zwerge oder ßerginännchen per- 
sonifizieren in gewissem Sinne einfach die Naturkräfte. Die 



•i Vgl auch Ahouv Ii 1 ; Raika.,* J830, 125. 



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Sagen aus dem Saasthal im Wallis 



341 



untere Seite des erwähnten Blockes zeigt „Eindrücke", d. h 
natürliche Errosionen, welche mehr oder weniger der Form 
eines menschlichen Körpers gleichen, besonders Kopf, Schalter, 
Rumpf und Anne. Die Sage geht daher, dass ein Gotwergi 
den Block auf der Schulter den Berg herunter getragen und hier 
abgestellt habe. Die Vertiefungen sind der Abdruck seines 
Körpers, mit dem Kopf im Norden, die Beine im Süden, der 

Rumpf am stärksten vertieft. 

* * 
* 

Das „Bozenioc h a überschreitet man zwischen der 12. 
und 13. Kapelle beim Aufsteigen auf der hohen Stiege. Es ist 
nichts anderes, als eine wild aussehende, mit prächtigen Lärchen 
bewachsene Stelle von grossen, durcheinander geworfenen, eine 
kleine Schlucht bildenden Felsblöcken. Die Benennung allein 
aber genügt, um zu zeigen, dass man sich im Volksglauben 
etwas Diabolisches darunter vorstellt. „Bozen" sind nämlich 

bösartige „Berggeister". 

* * 
* 

„Zur Schüssel" heisst eine Gegend auf „Wengertschen*, 
unterhalb der Mittagsfluh, unweit von Saas-Fee, weil man hier 
im Felsen eine runde Aushöhlung bemerkt. Seit etwa zehn 
Jahren aber ist diese Stelle mit Eis bedeckt, und wer weiss, wann 

sie wieder sichtbar wird, aber der Name wird der Gegend bleiben. 

* * 
* 

Das Haus mit dem Zauberstein in Moos spielte in 
einem Prozesse zwischen den Almagellern und den Saas-Gründ- 
lern eine Rolle, wie aus folgender Darstellung hervorgeheu wird 
Der "Weiler Moos liegt ungefähr in der Mitte zwischen den 
Dörfern Saas-Grund und Almagell. Das betreffende Haus ist 
halb gemauert und halb in Holz gebaut. Die weisse Tünche 
lässt es schon von Weitem erkennen und die Thalleute beeilen 
sich, so schnell als möglich vorbei zu kommen. Mancher Fremde 
ahnt nicht, warum sein Begleiter, wenn er aua der Gegend stammt, 
plötzlich den Schritt beschleunigt und nur Wenigen wird die 
Geschichte erzählt. Es muss schon ein ganz besonderer Anlass 
sein, wenn sie zur Kenntnis gebracht wird. 

Die grosse und schöne Furggalp am Fusse des Almageller- 
horns, seit uralten Zeiten Eigentum des Dorfes Almagell, wurde 
den Sass-Gründlern verpachtet. Nach einer Reihe von Jahren 
aber behaupteten diese, die reiche Almei der Furggalp gehöre 



j 

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342 



Sagen aus dem Saasthal im Wallis. 



ihnen. Nach langem Streite kam es zum Richterspruche, welcher 
in dem erwähnten Ilauso gefallt wurde. Die Bürger von Saas-* 
fïrund wurden zum Eide angehalten, welcher bei der Einsichtnahme 
der Oertlichkeiten auf der Furggulp seibat geschworen werden 
musste. Sie hatten alle Erde aus ihren Gürten in Saas-Grund 
in den Schuhen und schworen auf der Furggalp, dass sie auf 
eigenem Grund und Boden stünden. 1 ) Die Alp blieb den Saaa- 
Gründlern, aber ihre Seelen spuken, ewig verdammt, als böse 
Geister dort oben herum. Auch das Haus, wo der ungerechte 
Spruch geschah, liegt in ihrem Bereich und Niemand vermochte 
mehr darin zu wohnen Da holte man von der Furggalp einen 
kleinen Stein, dem von den Priestern die Macht verliehen ist, 
die bösen Geister zu bannen. Der Stein soll sich heute noch 
in dem Hause befinden und der Glaube an den Spuk ist noch 
sehr stark, M>zwar dass man im Thale wohl keinen Menschen 
linden könnte, der in dem verwünschten Hause eine Nacht ohne 
den Stein, zubringen würde. Sogar bei den Aufgeklärtem ver- 
ursacht ein über diese Geschichte gehegter Zweifel böses Blut. 
Als Beweis, dass die Almngcllor Rocht hatten, wird angeführt, 
dass dieselben heute noch die Murmunda (d. h. das Recht der 
Jagd auf Murmeltiere) auf der Furggalp besitzen, wie vorher, 
als die Alp noch ihr Eigen war. Daran hatte man beim Prozesse 
nicht gedacht. 

* 

Am Wege von Almagell nach Mattmarkt, bevor man den 
A-B-C-Gufler erreicht, trifft man zwischen dorn Wege und der 

1 1 Den nämlichen falschen Eidschwur habe ich in der Tradition 
mehrmals getroffen ; nirgends aber in so frappanter Weise, wie in der 
Sage vom „Stifelireiter" von Muri (im Freiamt Da dieselbe vielfach 
bearbeitet und gedruckt wurde. > Rochholz, Schweizersagen a. d Aargau 
I S 301 u. II S VIII h darf sie als ziemlich bekannt vorausgesetzt 

werden. Ks «ei mir hier nur gestattet, beizufügen, dass dieser falsche 
Schwur sich auf eine noch stärkere Gotteslästerung gründet. Der „Stifeli- 
reiter" hatte nämlich nicht bloss Krde des Klosters Muri (in dessen In- 
teresse er übrigens seine Verbrecherlaufbahn führte in seine Schuhe 
gethan, sondern auch einen weitzackigen Kamm, im Volk«nmndc .Richter" 
zum Richten des Haares) genannt, nebst einem Schöpflöffel im Hute ver- 
steckt und schwur nun : „So wahr ich auf dem Grund und Hoden des 
Klosters Muri stehe und über mir den Schöpfer und den Richter wisse, 
etc. - Unmittelbar nach diesem Schwur hat ihm der Beizebub in einem 
Kuck den Kopf vollständig umgedreht, sodass das Gesicht über dem. 
Kücken stand, sich zu ihm auf das Fferd gesetzt und ist mit demselben 
am Stamme einer glatten Buche hinauf, davon gesprengt. 



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Sagen aus dem Saaathal im Wallis. 



Mi 



Visp, beide berührend, eine Stelle, welche eich äusserlich durch- 
aus von der Umgebung nicht unterscheidet, die aber merkwür- 
digerweise „Gotwergigrab" genannt wird. 

* * 
* 

Ein „Gotwergiloch" befindet sich links von der Ilannig- 
alp, auf dem Molligen oder Mellig, unterhalb des Ulrichshorns 
und des Balfrins, von Saas-Fee aus in der Richtung gegen den 
Riedpass. Ein „Molligen" wird hier jedes Steinmännchen ge- 
nannt, welches man auf hoho Berggipfel pflanzt. Es bestehen 
solche darunter, welche auä den ältesten Zeiten stammen. 

* 

Der „Blaue Stein", südwestlich vom Mattmarkt-See, am 
Wege nach dem Monte-Moro* L'usa bildet hier in dieser erhaben 
grossartigen Eiuöde mitten in der Gletscherwelt wohl schon seit 
Jahrtausenden den Wegweiser. Dieser erratische Riesenblock 1 ) 
schaut im Winter, trotz seiner 35 - 40 m. Höhe manchmal nur 
noch mit seiner Gipfelfläche aus dem Schnee hervor. Einen 
weitern „ Blauen Stein", zugleich aber ein vorhistorisches Monu- 
ment habe ich schon früher in Visp constatiert. 2 ) 

* * 
* 

Von Mattmarkt aus erreicht man, am Tälliboden vorbei 
den Tällibach überschreitend, schnell den Monte-Moro, einen der 
ältesten Pässe der Alpen, der uns ohne grosse Beschwerden aus 
der Schweiz nach Italien führt und umgekehrt. 

Bei einem längern Aufenthalte wären wohl, wie schon er- 
wähnt, noch manche interessante Sagen, ferner archäologische 
Funde wie Gräber u. e. w. in Erfahrung zu bringen. Für dies- 
mal schliesse ich mit einer sehr eigentümlichen Stelle, welche 
„Heidengräber" oder «Heiden friedho P genannt wird. Es 
ist dies eine kleine, ebene Fläche, hoch in den Felsen, links der 
Saas-Visp, vom Thale aus in etwa zwei Stunden erreichbar. 
Eine genaue Untersuchung dieser Gegend muss ich auf später ver- 
schieben. Vielleicht bleibt es nicht bloss beim Namen und kommen 
gerade an diesem Orte wirkliche Anzeichen der früheren Be- 
wohner des Thaies zum Vorscheine. 

') M. Ulrich, die Seitenthäler des Wallis und der Monterosa, Zürich 
1850, S 29 spricht von Gabbro und sagt zugleich „Ebel nennt sie Nephrit 
Charpentier Blaustein." 

J ] AXZKIOKR f. ScHWKIZ Al.TFRTtTMflK., 1891, S. 5*36 



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I 



Register. 



(Vom Herausgeber.) 



I. 

Summarisches Register, nach Materien geordnet. 

Siedlung. 158 ff 

Wohnung. Hausrat vou Pfarrhöfen 155. 

Volkstümliche Kunst. Schnitzerei 155 (Bild). 176 (Bild). 

Sitten, Gebräuche, Feste. Taufe 233 fg. Hochzeit 234 ff. Begräbnis 
164. 234. Namenstag 139 ff. Gebräuche verHchiedener Berufe und 
Stände: Aelpler 55 ff. Bauern 330 ff. Gauner 151. 239 ff. — Kirchweih 
55 ff. St Nikiaus 225. Weihnacht 41 ff. 153. 225. 259 ff. Neujahr 
269 ff. Berchtoldstag 164. 250. Dreikönige 226 ff. 264 ff. Fastnacht 
228 ff. 280 ff. Mittfasten 229. Ostern: Eierlese 175. 232. Oster- 
kügelein 233. — Pfingsten 233. Maibränehe 275 ff Kirchlich-volks- 
tümliche Bräuche: Heiligenverehrung 1 ff. 

Recht. H exen prozesse 22 ff. 81 ff. 189 ff. 291 ff. 

Volksmeinungen und Volksglauben. Hexen- und Zauberwesen 22 ff 
81 ff. 189 ff. 291 ff. 128 ff. 173 ff. Hiraraelsbrief 52 ff. Volksmedizin: 
Durchlöcherter Stein 58. Mittel gegen die Pest 133 ff. Blutsegeu 
137. — Segen 137. 138. 284 ff. Gebete 284 ff. Gespenstisch« 
Nachttiere 146 ff. Schnitten 248 fg. Gespenster 154. Vorbedeut- 
ung 156. Schutzmittel: Geweihtes 160. — Zaubennittel : Rute 173 ff 

Volksdichtung. Lieder: Weihnachtslieder 41 ff. 259 ff. Passionslieder 
279. Dreikönigslieder 226 ff. 264 ff. 274 Gassenlied 255. Neujahrs- 
lieder 269 ff. Mailieder 275 ff. Altjungfernlied 123.. Fastnachts- 
lieder 280 ff. — Sprüche und Reime: Fiugerreim 157. Bettelreinic 
230 ff. 334 ff. Schnaderhüpfel 149 ff. 250. — Segen 284 ff. — Zimmer- 
spruch 335 ff — Sagen: Pestsagen 133 ff. Feesagen 142 ff. Rechts- 
sagen 341 fg. Nachttiere 147. Naincnsagcn 148. 160. Kirchenbau 
157. 340. Glockensagen 177. Felseindrücke 339. Zwerge und Berg- 
geister 340. 341. 343. — Rätsel 162. 

Spiel. Klappern 57. 151. 

Volks witz und Spott. Ortsneckereien 148. 237 fg. 
Namen. Ortsnamen 158 ff. Familiennamen 160. 
Sprache. Rutwelsch 239 ff. 



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Register. 



345 



II 

Alphabetisches Sach- und Wortregister. 

(Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf die Bibliographie). 



Aberglauben [OU LI 3 n'A-, 

128 IT. m 
Abersch-Haus <6i3 XI U) 
Adel rieh, Iii 10 
Adlerfang [62 VIII 12] 
Adrian, h 1 . 1 
Afra, hl. U 
Africanus, hl. 7 
Agricola, hl. I 
Alban, hl. 4 
Alpdruck 218 
Alplerbräucho [62 VIII 

10. 11) 
AIprechT[65 X 2j 
Alpsagcn [66 XI) 
Alpsegen [64 IX 3j 
Alpwirtschaft [60 V , 
Amandus, hl 18 
Ambrosius, hl. L5. 20 A . 2 
Amethystus, hl. ifi 
Amulett s. Schutzmittel 
Anastasia, hl. 2 
Andreas, hl. 5. LI 
Anna, hl. LL 15. 
Anna, «Schwester 10 
Antonius, hl. 1 A l 
Aper, hl. 4. LI 
Arbouensalbe 310 
Asche LLL 132 
Asper, Hetrula 218 
Aurelia, hl. 16. 

Babylas, hl. ä 

Banuumzug 218 

Basilius, hl. là 

.Baumgartnerin 35. 37 

Bauernregeln [60 V 10) 

Beatus hl. 4 UÎ 

Begräbnis (60 II 31 (62 
VIII). IM 234 

Beniba, hl. là 

Benedikt, hl. 4. 16 

Bcnichon [62 VIII 18j 

Bcrchtoldstag IM. Î50. 

Bergsteigen [62 VIII 15] 

Bertoldstag IM. 250. 

Berufe u. Stände [62 VIII) 

Bettag [64, 42) 

Bibernelle L3jj 

Bibliographie zur Volks- 
kunde 59 IT. 

35ili, Marg. 211 



Blasius, hl. L3 
blauer Rock 88 
Blaustorch 2ü5 
Bochselnacht (63, 18 b ) 
Bodcnmauu, Marg. 311 
Bouifacius, hl. 16. 
Hräckcr, Ulr. [67 XII 1} 
Brautsegen 235. 
Brautwecken 235. 
Brot zum Gegenzauber IM 
Brunnen, in Br. werfen 

{j}2 VIII 3). 233 
Brunnenschmecker 173 fg. 
Brunnkresse 135 
Biirgi, Doroth. 33 
Burkhard, hl. 125 A 5. 

222. 

Candida, hl Iii 
Candidus, hl. 124 A. 7 
Caurascia L4I 
Chal lande [63, 18.) 
Chausse-VieîÏÏe £63, 18«] 
Charitosa, hl. Iii 
Chrysostomus, hl. Ï 
Clara, hl. 15. 
Claudius, hl. LI 
Clemens, hl. lü 
Colutnban, hl. Iii 
Cornelius, hl. Iß 
Cyrillus, hl. 4 

Dämonen 146. ff. 
Demetrius, hl. 10 
Demut, Anna 324 
Desiderius, hl. LL 12 
Dezemberuächte (63) 
Dionys, hl. 5. 15. 
Doggel i 218 

Donnerstag, feinster 228 
Doppelgänger 135. 
Dreiköuige, hl. Ul 153 
226 

Dreikönigslicder (s. auch 
Weihnachtslieder) 42. 
226. 214 

Echarpes blanches [62 

VIII 14] 
Egglcrin3ûl 
Egidius, hl. 16. 
Ehekontrakt [65 XI) 



Ehepaar, j ilngstes (66 XI 3) 
Eid, betrügerischer 342 
Eierlese HÜ. 232. 
Eierwerfen [63, 27j. 232 
Eindrücke in Steinen 339 
341 

Einsammeln v. Geschen- 
ken 229. 2J2 

Eisen im Zauber iüL 105. 
112 

Ekstase 2ä 

Elftaua. Jungfrauen, hl. 12 
Eligius, hl. II. 18 
Elsener, Margr. 221 
Enzian L35_ 
Erntebräuche 330 
Ertränken 81 
Esel 225 
Essen [62 VIII) 
Eugenius, hl. Iii 

Fabian, hl. L32 

Fackeln 22ü 

Fähndrich 55. 

Fahnenschwingen 55 fg. 
! Fastnacht (63) 228, 2iüi 
! F. begraben 228. Feuer 
22* 

Fastnachtslieder 280 ff 
Fée de C leibe L42 ff 
Felica, hl. 16. 
Felix, hl. L 8. iL UL 12 
Feste, ofüzielle [63], 

kirchliche (64. 40. 41) 
Fête des Paniers (64,42) 
Feuer: Fridolinstag [63. 

30), Fastnacht 229 
Fides, h). U 
Fintan, hl. L3 
Fischerei [62 VIII 13] 
Flegel löse 331 
Flora, hl. 16 
Floridus, hl. 16. 
Flüche [67] 
Fönin 25. iîï 
Francisens, hl. 15 
fränkische Herrschaft 4 
Frauen in der S;ige [65 

XI 1J 

Freihettsbäume (63, 36) 
Fridolin, hl. LL 127 14 
Fridolinsfeuer (63, 30] 



346 



Register. 



Fritsehizug (63. 24J 
Frisenwe* [66 XI Un 
Frontasten 31 
Fruchtbarkeitssegen 23 3 

238 , 330 
Frühlingsbräuche (63) 
Fruiu, Margr. 217 
Fulgentius, hl ML 21 

Gabriel, hl 15 
Galley, Hann 3J1 
Gallus, hl. tL 8. III 12 
Gangfischsegi (62 VIII 13) 
Gangulf, hl. 1 
Gaunersprache 23Ü 
Gannerzinken IM 
Gebete 281 ff 
Gebetsparodien 282 
Geburtstag L32 ff. 
Gegenzauber (*. auch 

Schutzmittel) UM. U15. 

107 114 190 194 208 

201L 21& 211L 3ü2. 314_ 
322 

Gemeinderschaft (65 X 10) 
(ieorg, hl 4 II 
(leorgenberg (65 XI 2) 
(le rät 15J> 

Hermanns, hl. 1!. 28li 
Gervasius, hl. ô. HL 211 A 2 
Gesindewechsel (63^ 33j 
Gespenster (siehe auch 

Seelen) (65 IX 35j (66 

XI 11). 13JL IM 
Gctulius, ht. liL IM 
(iirizenmoos lü4 
Glocken 113 ff. silberne 

178, Heidenglocken 17». 

Namen 128 
Glockeuinschriftcn LH 

a l iaz 

Glockens;igen 177 ff. 
Glückshäinpfeli 330 
Gorgonius, hl 8 
Grab, hl. Ul 
Gred, arme 1 '2.3 
Gregorius, hl, Iii 
Grenzstein s Markstein 
Grüpen (62 VIII 7") 

Haar UM. 105. liifi 
Maldi. Anna 326 
Malier, Barl» ULI 
Haus (60 IV L 2. 3. L 5j 
Hausbau, Bräuche 335 
Hausrat 155. 
HauKZüieheii (60 V 5i 
IleidengräbcrTÜl 
Hei<lenhäuser (66 XI 25; 
Heilige (s. auch die KTïï^ 
zelnen) 1 ff. 



Heilmittel: Pnrchlochter 
Stein 58j Hufeisen lül 
Heinrich, hl. 12 
Helgenvogt 55 
Henni n 21 

Herbstbräuche ü»2 VIII) 
Herz, zum Gegenzauber 
314 

Hexen 22 ff. 81 ff 18L 
L82_ LÜi_ U& liüi ff 
2111 ff ojO II 3_i (65), 
Hexenprozesse 22 ff . ÖJ 
ff . 182 ff 221 ff., Tur- 
nier mit Hantstengeln 
28, Hexenritt 2A 310, 
Kulturen zerstören 30 
81.212. Zusammenkunft 
31. 66 XI lüailli ltdd) 
Vieh behexen 3_L 35. 
38. 8_L 8_L 811 2LL 
93. 96 9'.). 100 101 
103 106 107 108 101» 
110 112 11!) 120 189 
UM. m 2QS1 2JJL 211L 
211L 2211 221 221 2ü2. 
2111 22Ü. 228. 3111 3üL 
301 314 215. aiiL 318. 
aiiL a21i 32L Krank- 
heit anzaubern 3M. 8_L 
82 84. 89. »3 9M. 21L 
98 1(K) 106 107 108 
109 110 III 114 115 
118 119 189 192 UM 
125. liUL HÜ. 2ÜL 2112. 
211 216 2211 222. 223. 
224. Impotenz anzau- 
bern 90 99 101 190 
19 i 191 198, 202 208 



«21 H 222. 223 



3ü0_ 3JÜ 3ül 315. 32Ü 
32L 322, Gegcnst-Imle 
behexen 305. Hexenver- 
brennung (Bild) 399 

Hieronymus hl. h 

Hilarius, hl. 11 

Himmellähit 238 

Hiuimelsbrief 52 ff. 

Hirsreibe 3Ji 

Historische Ereignisse : 
Schlacht bei St. Jakob 
28 

Hochzeit (59 II 31 (63 

VIII) 234 
Hufeisen L2Ö. 13ü L31 
Hund : reitc»>27.28. Teufel 

1112 

Hunziger. Marg. Üüü 

Jacobus maj., hl. III 
Jaglinen 25 
Jargon (68) 



Jegerin 2L 30. 

Ignatius, hl. 2 

Imherd, Barb. 1Ü3 

Incubus 218 

Iiidergassens Frau 1LÎ 

Innocentius. hl. 11L IT 

Inschriften : Ofen (67 XI 
35). Flaehsch nitzereien 
(6T XI 36i Glocken 
III A. L 1ÜZ 

Joachim, hl. 15 

Jodler 119 ff 

Johanna, hl. 28Ü 

Johannes d T. 8. 281 

Johannistag f63, 33) 

Joseph, hl. 15 

Josephstag (63. 33] 

Irennms. Id. 16 

Julius, hl. lü 

Jungfern, alte L23. ff 

Justus, hl. Iii 

Kalenderregeln ifi4 IX) 
Kämpfe (62 VIII 7) 
Karl tL Gr (65 Xf3] 122 
Karlstag (üfi^Xl 3J 
Katzengestalt des Timfels 
312 

Katzenhiru 2Jü 
Katzenmusik (63. 20j 
Kehr, Marg. 212 
Kerbholz IM. 22£ 
Kerzen, geweihte 103. 201 
208 

K erzen vogt 55 

Kilbe 55 ff (62 VIII) 

Kiltabend 332 

Kinderreim 157 

Kirchen bau in d. Sage 340 

Kirchliche Feste: Trans- 
lationen 1 ff 

Klappern 52. 151 

Kleeblatt, vierblätt (65 
IX 37j 

Knahenschaft (65 X 9j 

Knopf, Barb. 314 

Kobolde (66 XI 6) 

Knlonian.Tiï. 1Û 

Konrad, hl. 8. 12 

Kreuz, hl. 11 

Krippe IM 

Kristallsncher (62 VII 1} 
Kröte 122 
Krumenacher 2Û2 
Küchlein: an Fastnacht 
229. an Mittfasten 231 
Kuckuck (67 XVI 2] 
Kündig» Mutter 88 
Küngin 30 
Kunigunde, hl 12 

Ladislaus, hl. lä 



Register. 



347 



Ländler äfi 

Landsgemeinde (64, 48) 
Landwirtschaft (60 V) 
Leimgruberin 204 
Leodegar, hl. 11 
Leontius, hl. 1 A. L 13. 21 
Liebeszaube r 22.23 25 31 
Lieder (s. auch Keime. 
Weihnacht*-. Neujahrs-, 
hreikönigs-. Passions-, 
Fastnachts-. Mailieder) 
(66). 123. 112 ff m 



Lorenz, hl. 4 
Lui-idus. hl. Iii 
Lucilius, hl. 13 A 3 
Lucillo. hl. 15 
Lucius, hl 3 

Lüderenkilhe (62 VIII 17j 
Lukas, hl. 5_ lü 
Lunzentoui 1 A 1 
Lustenbergcrin 91 ff. 

Magnus, hl. 12. 12 
Mai 233 

Mailieder 12, 215 ff 
Manfred, sei 15 
Märchen 6Ji 

Margret v. Nürnberg 8ß 
Maria Magdalena 232 
Maria* Verkündigung (63, 
33) 

Marianus, hl. UL 13 
Marksteinversetzer 184 
135. 

Märkte (64, 19. 49«), (V 
sindemarkt (63, 33) 

Martin, hl. 4, Iii U 

Martinstag tüiL 33) 

Masken (63^ 23,1 

Matze (64. 50> 

Mauritius. hO. 3, 10. 12 
12. 13 

Maxiiiiinus, hl. 15 

Medard us, hl H 

Medardustag (65 IX 29j 

Meinrad hl. 12 

Moi tJi -Sonn tag (63, 2L 22) 

Meusehcnkot 23 

Menstrualblut 23 

Mersburg. Eis v 25 

Messer im Aberglauben 
111 

Meyer, Klis. 1.S9 
Michael, hl. '2 
Milch 201 
Mittfasten 229 
Mittsommer (63. 32] 
Morand, hl. 12 
Moritztag (63, 33J 
Müllerin 24 



Mundart (68), in der Volks- 
schule 162 

Münze in der Volkskunde 
163 

Nachtbuben (62 VIII 7«) 
Namen (68), ^aufnamen 

1 A. L Ortsnamen 158. 

Familiennamen 160. 

Glockennamcn 178 
Namensage (66 XI 9). U3, 

liia 185 
Namenstag 132 ff 
Narzissenfest (63. 31) 
XebenfahndruMi 55 
Nesslerin 205 
Neujahrslieder 12. 232 ff. 
Nidlete (62 VIII 16) 
Nikiaus J&i. 18«) (66 XI 

81 223. 233 
Nikiaus v. d. Kl de IQ 
Notker, hl. 10 

Obcrhauscrin 93. 9JL 133 
Orakel: Ehe (63, 18-) 
Ortsneckereien (67). 237 
Osterkügelein 233 
Ostern (63). 175 232 
Oswald, hl 13. 21 
Othniar, Iii 12. 12 

Fahnen s Schutzmittel 

Pantnlus. hl. 12 
i Passionslieder 279 

Patrone, hl . der verschied. 
Stünde (62 VIII 8j 

Paulinus, hl. 2 

Pelagius. hl. 12. lü 

Personen, charakteristi- 
sche (67] 

Pest 133 ff 

Petrus, hl. 12 

Petrus Mart 13 

fif'tule, 165 

PfadHcItlDfc 165 

Pfaffenstrasse 1 

Pfeife 123 

Pfeiferkönig (62 VIII 9j 
PringsthlütteiH*l33 
Pfingsten (63) 233 
Philomena, hl. H 
Pilatussagen (66 XI pjj 
Pius, hl 13 
Placida. hl 13 
Placidus, hl. 1LL lü 
Polyeurpus, hl. 15. 12 
Portensrec.hte (65 X 8] 
Prilhistorie (60 III) 
Prattelenniatte 3111 322 
Prosper, hl. 13. 
Protasius, hl. 5_ lû. 2Û A. 2 



Quirinus. hl. 1. 12 

Kaffeln 232 
Randoald, hl. 233 
Rätsel (67). 132 
Recht (Tjïïf 
Redensart (67) 
Kegenbogen 197 
Keginfrid, hl 12 
Regula, hl 1 A L L iL 

2. lü- 12 
Reime (66j, 133. 133. 132. 

233. 331 
Reisesegen 138 
Reliquien 1 ff 15JL liül 

188 

Remigius, hl. H 
Reparata, hl. 13 
Reysers. Anna 23 
Rosen, drei 230 fg. 
rot 2fiü 
Rotwelsch 233 
rückwärts 33 
Rudolf, hl. 3 
Rüsehellerin 31 ff 

Sagen (60 II 3. 4). (65 
XI , M2 ff 113 ff liS. 
132. 133. 122 ff. (252). 
332 ff 

Sagespaue 133 

Sakramentsraub 31 

Salz, geweihtes 213 

Samuel, hl 2 

Sau (66 XI U) 

Schütze, vergrabene 133 

Schauspiele: Heiligenspiele 
211 2_L Passionsspiel v. 
Selzach (66) 

Scheibenwerfen 229 

Schiessen : bei Taufe 234 

Schiesserin 26 

Schild hiirgergesehichten 
(67i 

Schlottern 234 

Sehmutzli 223 

Schnaderhüpfel 143. 23Q 

Schnitzelhank 223 

Schratteli 213 

Schuh 19L 233 

Schul brauche (63. 33) 

Schüler, fahrender 93. 1LÜ1 
210 322 

Schütz, Haus 303 

Schützenfeste (64. 43. Iii 

Schutzmittel (s auch Ge- 
genzauber) : geweihte 
Palmen 89 103 208 
213. 3ÛL Weihwasser 
9a Zettel 33. 16^ Ker- 
zen 103. Spinnwirtel 219 



:)48 



Regier. 



Schwanke (67 XV 2) 

Schwingfeste (64, 45). 

Sebastian, h). \ '■■>'> 

Seelen (s. auch Gespenster) 
(66 XI 15) 

Segen (64TX). 13L 284 ff. 

Senipachin 40 

Sennen-Fähndrich 55 
„ -Hauptmann 55 
„ -Jungfern 55 
n -Killk) 55 ff 
, -Mahl 55 
, -Tanz 5ö 
, -Vater 55 

Seraphinus, hl. Iß 

Severus, hl. ÜL IS A. 3 

sicheiiö«) 330 

Sidler, Hensli 24 
Siechenklapper 51 A. 2 
Sigharts 31 
Sigisbert, hl. KL 
Sigismund, hl. 4* 1Û 
Silvanus, hl. 13. 20 
Simplicius, hl. 13 
Sonnenkult (63j 30) 
Spannen 233 

Speisen: am FridolinBtag 

(63, 30), Sp. entwenden 

Spenis Weib 82 

Spiel £67}. (255). Osterkü- 

gelein 233 
Spielhoferin 302 
Spinne 122 
Spinnen 332 fg. 
Spinnwirtel 249 
Sprachsagen K>6 XI 7) 
Sprichwort (dt ) 
Spruch 333 

Städte.verschwundenel 80 

ötauffacher (252) 

Stein : im Zauber 296, in 
d. Volksmedizin 58j in 
der Sage 333. 340. 34L 
343 

Stellin 21 

Stephan, hl. 2 

Stier v. Uri (66 XI 20) 

Stifelireiter 342" A. 1 

Storch (65 IX 38) 

Sträggele 135 

Strahle (62 VII 1) 

Stränze 135 

Streblin, Marg. 23 

Strohpuppe 223 

Stubete 332 

S türm Ii neu IM 



Sulpitins, hl. 8. 
Sylvanus, hl. 13. 2Û 
Sylvester (63) 
Symphorosa, hl. lfi 
Synesius, hl. 13 

Tanz (67). 228, Ländler 56 

Tanzschenker 55 

Taufe 4, 3iL (60 II 3). 233 

Taufkirche 4 

Teil (252) 

TellenTdrei 132 

TerentiuB. hl. 2 

Tesslcn (60 V 5). (65 X 3J 

Teufel 21 308, sich" dem 
T. ergeben 24. 25. 23 
aa 32. 182. 122. 201 
297. .410 H12 323. 327, 
Namen 25,23 iMLu.Anm. 
2. 31 29L 310. 312. 
323. 327, in Sagen (66 
XI 3. 10). UJL 181 im 
339. rTündsgestalt 192, 
Katzengestalt 312 

Thebaïsche Legion 8, 12 

Theobald, hl. 15 

Theodor, hl. 1Û 

Theodul, hl. 4. 10. 122. 181 

Thüttinger, Margr. 3Q9 

Tiere, nächtliche 143 ff 

Timotheus, hl. 5 

Tischzucht (62 VIH 5) 

Tod (60 II 3M|2 VIII). 134 

Todaustragen (63, 19). 22s 

Totenschädel 130 

Tracht (61 VI). 134. (254) 

Translationen 1 ff. 

Trutbert, hl. (66 XI 19) 

Tsohämmeler 53 

Turnfeste (6jL_ iSu 47) 

Tys, der grosse (6TXII 2) 

Ulrich, hl. 12 
Umzüge 228 
Urbanus, hl. 11 
Ursus, hl. 3 

Valentin, hl. 13 
Valerius, hl. U 
Vercellanus, 154 
Verdrehungen, sprachl.(67) 
Verena, hl. 13. 17 
Vernageln 125 
Victor, hl. L 3i 12. 13 
Victoria, hl. 13 
Vincenz. hl 10 
Vitalis, hl. L 13. 11 
Volkskunst: Holzschnitze- 
rei 176 



] Volksmedizin ( s. auch Heil-> 
| Schutzmittel) (64 IX). 
213 

Vorbedeutung 153 

Wagner, Hans (Bruder; lü: 
Wahrsagen 216 
Wallfahrtsorte 123 ff 
Wasser8chmecker 123 
Weihnaelit 153. 22:. 
333 

Weihnachtslieder 41 ff 

223. 252 ff 
Weihwasser 20. 202 
Weinlese (63, 33) 
Wendelin, hT 55 
Wetterbannen 32 
Wetterlauten 32 (651X31). 

82. 18L 132. 135 131 
Wettermachen 25. 23. 21 

30. 31 32, 82. 8L m 

92. 96 9H. 99 101. 103, 

102. 109_ Hl 112. 112. 

120. 12L 1ÄL 182. 192. 

204. 212. 213, 225. 300. 

310. 311 312. 314. 32Il 

323. 327. 3-J.s 
Wetterregeln (64 IX) 
Wiborda, hl. 3 
Wildleute 53. (66 XI 6). 
Wirtel 242 
Wirtshausnamen 15 
Wisin Gret 24 
Witz u. Spott (67). 232 
„Witzigen" 234 
Wohnung (60 IV) 
Wolf als Heïëntier 22. 83_ 

20. 24. 214. 300. 3XLL 

305. 306 
Wortschatz (68) 
WünschelruteI23 fg. 
Würgen 132 ff. 
Wurstmahl 333 
Wurstsingen 333 

Zauber 103. 128 ff, Lieben- 
zauber 22. 23. 26, Verlo- 
renes wiederfinden 131. 
irre führen 214 

Zauberer 311 

Zauberstab 123 fg. 

Zehntausend Ritter, hl. 4 

Zimmerspruch 335 

Zugmeyerin 22 

Zur Burg 25. 21 

Zwerge (66 XI 9). 340. 34:£ 

Zwölften s. Dezember— 
nachte 



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