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Bayer. Staatsbibliothek
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oder deſſelben
Zweyie Eroͤffnung /
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| Worinn
it nur einem wuͤrckli⸗
alant-homme, der eben fein
Path ons Verwandter / "fondern auch man⸗
Mufico felbft die — — und deutlich⸗
ſie Vorſtellung muficali Wiſſenſchafften / wie ſich
dieſelbe vom Schulſtaub tuͤchtig geſaͤubert / eigentlich
and wahrhafftig verhalten / ertheilet; aller wiedrigen
e ar! und gedungenen Ynfbürdung aber völliger
nd truckener Befcheid gegeben ; fo dann endlich
des lange verbannet geweſenen
Ut Mi Sol
Re Fa La
TJodte (or) Hruſica
Unter anſehnlicher Begleitung der zwoͤlff Grie⸗
| , Hten Modorum , als ehrbahrer Verwandten und Trauer⸗
Een zu Grabe gebracht und mit einem Monument,
aur ewigen — beehret wird
MATTHESON.
E MBURGI finden i im Dom / im Schilleriſchen
| Buchladen / 1717
— — — —
2 '
REGIA
MONACENSIS|
gr.
Sonnef
Auff das Titel- Kupffer.
Echs Sylben / die vorlaͤngſt Durchs
ABC verdrungen /
Sind hier / mit Sang und Klang /
ing finſtre Grad gelegt.
u Ihr Valer / den der ——â—
chlungen /
Hat faſt ſechs — Jahr —* Welt Ver⸗
druß erregt.
Es mar die ſechſte Zahl / die ihn dazu bewegt /
Da alle Menſchen ſonſt mit ſteben Noten
| Doch / weil ihm diefer Es in lange Zeit ge»
Iſt auf der — On ig Bildniß hier
Sol nun beydiefer Graf ih Fein Geſpenſt
So komm . nicht / eur Freund mit A
Soll aber nochein Dienft den Knochen Luft
| Soo feuffß ein Write ut re mi fa
Inzwiſchen hoffe nur Be. frötiche Wieder⸗
Weil ſolche Todten Napa Einf aufers
( 2 Den
u nen? /
‘ ”
u den ©
a ———
2u668 elahrten, Hoch⸗Anſehn N
ET ERÄN,
Seren Eapell-Meiftern/
Directoribus Mufices Welt⸗ und
- weit-berühmten teutfchen
Melothetis,
Men. George Bertouch /
Koͤnigl. Dänifchen Dbriften von der Cavalle -
zie, General « Adjutant des Durchl. Hergoas von
Wuͤrtemberg, und Haupt der RER |
Academie zu Mechelu. |
|
Herrn gebannt Kofeph
4
ſchen Majeſt. Ober⸗Capellmeiſter.
Herrn Johann David
Heinchen /
= Könial, Pohiniſchen und Chur Saͤch⸗
Aloe Eopellmeifter.
Koͤnigl. nniſche
Thur⸗Braunſchweig⸗ Luͤneburgiſchen
Capell |
Biere Beinhard Keiſer /
Hoch⸗Fuͤrſtl. Mecklenburgiſchen
Capellmeiſter.
werrn Fohann Whilip
Frieger /
Hoch ⸗Fuͤrſtl. Weiſſenfelßiſchen
Capellmeiſter.
Herrn Fohann Frieger /
Directori chori Muſici zu Zittau.
Bern Bohann Wuhnau /
Directori Mufices zu Leipzig.
ER 444 2
Herrn Lhriſtian Bitter)
EEhmahligen Chur⸗Saͤchſiſchen Vice-
Eapellmeiſter ı nachmahls Königl. Schwe⸗
difchen wuͤrcklichem Capellmeiſter.
N3’ Herrn
—
Bern Fohann Bhri-
ſtoph Bhmidt/
Koͤnigl. be und Chur: ‚Sid‘
fifhem Eapellmeifter.
Ben. Auguſtin Gtricker /
Hoch⸗ —— — Koͤthenſchen
x Senn ann
ine um —* am
Ferrn Fohann Sheile /
„FEUER — und Herren
—
Meinen ſonders Hochgecheten
Herrn und erwehlten Arbi-.
trıs.
Br
Wohl⸗Gebohrner / Hoch⸗Edle /
Hoch⸗und Wohl⸗Gelahrte/
Hoch⸗Anſehnliche Herren!
-
—FNFe Zucchrifften bedeuten
a. 8 dasjenige bey den Buͤ—
2) 7 R chern/ was einiger mafle
SI die Bäffe ben den Schif
I ken find. Jedoch / wie diefe
Paͤſſe Fein Schiff vom Sturm und
Ungewitter / vielweniger vom Schiff:
bruch gar / befreyen koͤnnen / ſo hindert
auch der hoͤchſte und hochwuͤrdigſte
Mœcenatiſche Nahme keines weges /
daß das allerbeſte Buch nicht die Klip⸗
pen des Neides / des Vor⸗Urtheüs
und der Tadelſucht / dann und wann
berühre ; Einfchlecht verſehenes aber/
gleich einem unbepechten / übel gezim:
merten / rett- und maftlofen Schiffe]
das ſich ohne Compaß und Ancker da-
hin wagt / gemeiniglich gang undgar
indem — — / feiner
| X 4 eigenen
eigenen taumelnden Unwiſſen- und
Fhorheit wohlverdienter maſſen zu
Grunde gebe.
Was meines unbefegelten Gegners
Einbildung und grundloſe Hoffnung
von feinem ſelbſt geſtempelten Paß ge⸗
weſen / habe die Muͤhe zu erforſchen
nicht genommen / wiewohl er damit /
der Rede nach / auch im Brunnen ge⸗
fallen ſeyn ſoll; Von dieſem meinen
gegenwaͤrtigen vermuhte ich nichts
anders noch hoͤhers / als bloß ein ſiche⸗
res Geleite wider die auffs neue her⸗
umſchwermende Aretiniſche See—⸗
Raͤuber; Auff Wetter und Wind ſey
—
es gewagt; Die Premien lauffen gar
hoch / ich mag nichts verſichern laſſen.
Das Erſte nun / Hochanſehnliche
Herren / ſoich bitten will / iſt daß Ew⸗
MWohlgeb. u. Hoch⸗ Edl. ſich die Al⸗
Bez Ordnung / ſo hier / um allen
eſorglichen Rang: Difput zu vermei⸗
den/beyöffentlicher Anführung Dero
Ho hberühnten Rahmen / gehalten -
®
. worden; gütigft wollen gefallen laſſen.
\ ze . Das
— or -
2 “
1*
Das Andere / ſo ich vorzutragen ha⸗
be / moͤchte einer Schmeicheley etwas
aͤhnlich ſehen / weñ ich nicht von Grund
der Seelen verſichern koͤnte / daß ichs
wahrhafftigfomenne/ nemlich: Daß
mir mit dieſer Zuſchri tin Hoffnung
einer günftigen und billigen Auff-
nahm) mehr weiß)als ob ich meine Ar-
heit eben fo vielen Königen zugeeignet
hätte.
Das Drittebeftehet dgrinn / daß ich
den fünffen unter Ew. Hoch⸗ Edl./
die mir ihre Curricula Vtæ wuͤrcklich
eingeſandt / oder doch bald ſenden wer—⸗
den | biemit vors erſte oͤffentlichen
und vielen Danck abſtatte / anbey die
übrigen /auch die hier etwan nicht be⸗
nandte / doch wohlberuͤhmte und De
kandte ſtattliche Virtuofen inſtaͤn—
digſt erſuchet haben wil / zur Befoͤrde⸗
"rung Muñcaliſcher Ehren und mei—
nes / unter andern / vorhabenden Wer⸗
ckes / das ihrige großgünftig zu con-
- tribuiren, Her Titel davon doͤrffte
ungefehr ſo ausfallen:
RC Die
Ten zu errichtende
Muſicaliſche
Ehren-Vforte/
aran
Der beruͤhmteſten Teutſchen / theils
vor mehr als hundert Jahren / theils annoch
blühenden Kayſerlichen / Königlichen / Chur⸗
und Fuͤrſtlichen / wie auch verſchiedener
Reichs⸗und Handel Suaͤdte / Hoch⸗
anſehnlicher / vortrefflicher
Herren Vapell⸗Meiſter /
Directorum, Intendanten, Com-
poniften und anderer hervor
tragenden Virtuofen
Wohlgefuͤhrtes Leben ruͤhmli⸗
che und loͤbliche Verrichtungen / ſchoͤne
Studia, groſſe Dignitaͤten und Einkommen /
(als ein zur gelehrten —— vor allen Dingen gehö="
riger bißher aber ermangelnder Sheil)der ——“
zum Unterricht und zur Tugend-Folge / der heutigen
aber zur Auffmunterung und Anfriſchung in beſon⸗
‚dern Glantze zu erblicken ehnn
werden / zc. |
Dat
Das vierdte und lehtelaber wichtig:
ſte Stück meines Anliegens / Hoch:
snfebnliche Herren / iit/ da Ew.
Woblgeb, u. Hoch⸗Edl. / als vol-
fenfornene und unverwerffliche Judi-
ces competentes,mir ein gang unpar⸗
theyiſches freyes und auffrichtigeg Ur⸗
theil uͤberden meinem Orchefte un-
verfchuldeter Weife/erregte Streit an
gedeyenlaffen/was mir etwan menfch-
liches wiederfahre / zum beften kehren /
uñ fich.verfichert halten wollen / daß ich
mit allem Refpedt, fo weit derſelbe er-
fodert wird /unauffbörlich verharre
Wohl⸗Gebohrner / Hoch⸗Edie /
Hoch⸗und Wohl ⸗Gelahrte /
Hoch⸗Anſehnliche Herren
Kr Ew. Wohlgeb.u. Hoch Edl.
Geſchrieben in Hamburg /
Den a1, Febr. nud edirt |
ihr nn -- Dienſtw. Diener
J. MATTHESON,
... „Secr. du Min Brit. & Vicaire
au Chapitre d’Hamb,
J
x x
N: On, MATTHESON, veft —
tu mes donc pluscontent
De charmer les eſprits, d enchan-
ter nos.oreilles,
De rendre fous tes mains un Clavegin
parlant,
L’on te voit entafler merveilles für
merveilles:
Ce. que. jusqu’ à prelent ona crü im-
polſſible
Ne lef plus; ton efprit nous rend un
Tonvifible,
Nous ——— un concert, nous oyons
par nos yeux,
En Hfänt tes ecrits, un chant melodieux:
Ton lecteur &tonne s’ecrie à ce ſpe-
ctacle
Miracle ' mais je ſcai un bien plusgrand
miracle:
| je — que ce talent , du monde tant
vanté =
Ef de I Auteur ie la moindre qm
— ite,
| - BH BROCKES,
Da ET Ere 207 Ze Pe J. uL.
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YzErwänfätes Ut Re Mi! Berdammtes Fa
— Sol La—! .—
Da dich von ferne nur das Titul-Blat ließ blicken /
So war ich ſchon voll Furcht / der Cantor waͤre da
Voll Unbarmhertzigkeit / und gerbte mir den Ruͤcken.
ch dencke wohl daran / wie er mich abgeblaut /
ich nicht fo geſchickt / wie er / zum fafoliren ;
aß mir die Stunde noch er deinem Nahmen
a graut /
zittre / wenn ich dich ſoll hoͤren muſiciren.
Ich liebe die Muſie / und babe taufendmahl
hr meine Poeſie zu Dienften überlaflen ;
Doch deine Tyranney war meine Hertzens-Quaal /
Daß ich Die edle Kunſt faſt drüber muͤſte haſſen.
+ kanderwelſches Zeug: Ut re mi fa fol la}
ie feltfam muſte fi mein Kopf darbey geberden !
Ja / da ichs itzt genennt / ift mir das Speyen nah]
Und will mir gran und gelb vor meinen Augen wer⸗
| DER.
Was brauchte ihm viel? Wer war dein Vater
.. — Aretin? Be
Ein Atheifl. Und fo wird alle Welt ihn nennen,
Ein böfer Vater Fan nicht gute Kinder zichn /
Und Arheiften find mit Feuer zu verbrennen.
—— 2 gear nur ins Feuer mit dir nein!
Du Atheiſten⸗Brut! Du biſt nicht werth / zu leben.
WIN irgend jemand noch dein Abvocate feyn ?
Dem ſoll man was ans ” zum Recompence ge:
R en.
er
Das
Das erſte von dem Ba, dns andere von dem SOL
Das erfte von dem Ut. Aus diefen drey Buch—
aben. nk
Wird ein Frantzoͤſiſch —* ru ſchickt ſich frefi-
ich wo —
Daß ers vor ſeine Muͤh iu Bohne möge haben.
_Menippus,*
pe
. Wer Menippus fey / iſt aus des Herrn Philan⸗
ders von der Linde Gedichten ſchon vie⸗
len bekandt.
20 RR
Oil ärifers Geiſt ſich auffer Beifern zeigen]
Will Hendels Kunft in mehr als Sendeln
| ſteigen / J
s Wann Matthefor nur Wunder componirt5
Muß Ohr und Hertz in Luft entzücket ſtehen /
Muß Orpheus ſelbſt noch in die Schule Sehen
- Wann Marrhefon die Saiten zaubernd rührt;
Sp muß auch hier alyprus noch lernen]
Und Arerra fi) nur verftumme entfernen]
ann Marshefon die weiſe Feder fuͤhrtt.
Dom Ruhm wurdigtten Heirn Verfaſſer
zu ſchuldigen Ehren
M. Richey. P. p,
Da
EU PZ
>. Er
“KR. R#%
* *
2} jede Wiſſenſchafft igt immer höher fieigt /
So hat — * ES den Gipffel fafter-
Doch / wovon biß hieber abe Meifter ſchweigen /
Kan Er nur / Werther ge A in Seinen Schrifſten
zetge
Damit beweiſet Er / zu Trotz dem Neides-Zahn,
Daß Er in dieſer — wi mehr denn fie ge-
- Selb meine Muſe fan aim Häßmlid Zengniß ge-
Wie Er fo Fünftlich weiß * Worte zu beleben ;
Der Hoͤrer Herg * on wird wunderbaßr
Wenn Er in Samburgs Dam ein neues Stuͤck
GOtt friſte Seine Zeit und ee Geiſtes Stärder
So dandt die — 5 Ihm vor viel gelehrte
Applaudebat
J. G. Glauche,
Ss. Theol, Cult.
Br |
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um. MIFA SOL LA iſt Faser ſchon langſi ver⸗
Allein / man hat noch nie an ihre Leich gedacht: |
Daß nun kein Menſchen⸗Kind et Sie wuͤrd' ae
geſtecke
Hut ati m MATTRESON Sie er zur — ge⸗
| gebracht. J
Ihr Mufen / die bereits das Klagen ER
Konmmt / ſehet dann nun * den Leichen⸗Comi⸗
Und ſchaut das Monument, d damit man Sie ber
& lobt die ———— — Trauer⸗
So hat die MUSICA, was ſterblich abgeleget;
Der Staub verweſet hier nur unter dieſem Stein:
Sie aber lebt verflärt/ und wird nun unbeweget /
Nebft — — hinfort unſterblich
eyn!
Jo. Joach, Neudorf.
e “- Funus J
Egregie fa&tum landet vicinia ⸗· w
Horal,
Ad
—— nn nn nn
KR
—& *
J Ad
Dominum Auctorem.
MO wahrer Tugend⸗ Glantz beſtaͤnd'ge
Wohnung haͤlt /
Darff keineLaſter⸗Brut die Herrſchaft auf ſich nehmen;
Pein/nein/fie muß ſich bald zu ihrem Fall bequemen,
Sp offt die Tugend nur erſcheint im Sieges⸗Feld.
Wer dann den rechten Dead + Mufie treulich
ie
Kan andern Tugenden dadurch die Bahne brechen /
Und fo mit leichter Müh / als ſonſt die Lafter ſchwaͤ⸗
Ä | chen /
Dap jede Neigung ſich der Einigkeit ergiebt.
Kein —5— Laſter bleibt allein an ſeinem Ort /
Es kommen bald darauf noch mehr und mehr zuſam⸗
| | men;
Hergegen die Mufic mit ihren Tugend-Tlammen
Zieht andre Tugenden auch Teichtlich mit fich fort.
Was hiezu noͤthig ift anKunft und Wiſſenſchafft /
Was hierin die Vernunfft und die A Hd May
Hat Erı Hochwehrter Freund / ob gleich die Neider
tn oben] |
In dieſem Werck' erzeigt mit ungemeinerKrafft.
Hat jemand ſich vielleicht denUmweg ſchon erwehlt/
Und ſchmertz't ihn / daß er nicht den ode —
men.
Der
Der findet Mittel hier zu ſeinem Zweck zu kommen /
Er ſieht das weggebannt / was ihn zuvor gequält,
Vergebens iſt demnach der Tadler ihr Bemuͤhn;
Denn ihr erbaͤrmlich Zeug iſt laͤngſten fchon verdorbẽ/
Utre mifa fol la vor hundert Jahr geſtorben /
Selbſt Endors Here Fans — dem Grabe
ziehn.
Dieſes ſetzte dem Herrn Auetori /
ſeinem hochgeſchaͤtzten Freun⸗
—* zn Ehren / ſein ergebenſter
ner
Chriſtoph Raupach.
Organiſt der Haupt⸗Kirchen zu
st. s —* —
| Innhalt
Des
Beſchuͤtzten Orcheſtre.
WVor⸗Spiel. > Pp.t
Erſtes Stuͤck.
PARS DIMICATORIA.
= Dir
Brfireit-und Behauptung derje⸗
nigen Bollwercke / auff welche der Pob
trons⸗Angriff eigentlich ge»
rrichtet geweſen.
Cap: I, Von der Sriung Fr
Cap. II. Befhüsung des erften Theils
im Orch.Pars defignatoria
| genandt. ⸗ 50
Cap. III. Beſchuͤtzung des andern Theils
im Orch. Pars compofitoria
| genandt; und zwar ſo viel deffen
erftes Hauptſtuͤck bereifft, 08
Cap. IV. Beſchuͤtzung des andern und
dritten Haupiſtuͤcks des an:
| dern Theilsim Orch, 145
Cap. V. Beſchuͤtzung des vierdten Ca⸗
pitels im andern Theil Des
Orch,
-
“
2
202
Cap.
Cap. VI. Defhügung des dritten Theils
Pars Judieatoria
genandt⸗ 234
- Stoifißen-Spiel, 356
Cap. VII Von Aretino, dem Mönche, 26x
Zweytes Stüdf.
PARS PROFLIGATORIA,
Zerſtreuung und gäntzliche Nie⸗
derlage derjenigen Beſtiner die das
Orcheſtre vermeintlich haben
überrumpeln ſollen.
Cap. I, Bon den dreyen erſten Ledtio-
nibus Partis informatoriz:
im Büchlein Ur. —
Lectio 1. Von der Engel⸗Muſic. —
m Bon Adams und Jubals⸗ |
| Mulic., 304
Il. Vom Pythagora. 308
Cap- II. Von der Guidonifcyen Sol-
wiſation und derfelben Pa-
. ‚rentaliis.. 319
Cap. III. Vom alten Gebrauch der Grie⸗
chifchen Modorum. 377
Cap. IV. Dom neuen Gebrauch der Mo-
dorum. 498
Cap. V. Don dem geträumten Ur re
mi &c.im Himmel. 453
Nach Be 498
Madrigal. *
Uhaſt / mein MATTHESON! |
Schon allbereit durch dein Orchefpre
Und Compofition |
Der Elugen Welt dich höchft beliebt gemachts
Drum hat Apollo dir,
Zum Gratial und deines Haupteg Zier /
Den Lorber zugedacht, s
Als Momus dieß von ohngefähr vernahm /
Fieng er gleich an zu critiſiren /
Und wolte dich proſtituiren / |
Allein er ift cecht blind gekommen /
Indem du ihnnach Wuͤrden angenommen.
Dieß dacht ich wohl ! drum Tadler pack nur
ein’
Und geh zu Fuß / du wirft auf Erden
An MATTHESON wohi nicht zum Ritter
Wwerden.
Dieſes ſchriebe dem Autori des von einer unbefon-
nenen Feder zwar angefochtenen doch tapffer
verfochtenen Orcheftres zu wohl verdienten €
gen auß Sıpidan, Pi R
Johann Martin Steindorff /
Cantor.
”s
.
—i ann
gle
300
yC
Vorſpiel.
Erckwuͤrdig erzehlet Hr.
Printz im Prodromo des
> Satmifchen&omponiftenp.7.
Way Ss hätten fich etliche Neider
— gefunden / die vorgegeben / daß
bald hie bald da ein vornehmer Muficus waͤre /
der den Satyriſchen Eomponiften refutiren
wolte. Mit f e8 eben alfo mit dem Orcheftre,
erſterer Eröffnung / gegangen / fodaßich gar
wohl mit obangegogenen Authoris Worten
m. m, fortreden Fan : Ich wartete mit Verlan⸗
gen/ wenn dieſe vermeinte Refutation würde
angeftochen kommen / machte auch fehon Præ-
Ä — denenefutanten zu begegnen; als
ein / wie ſehr man mie auch Drohete/ fo fand ſich
doch im Auskehren nichts em. Ends
lich fagte mir ein guter Freund / daß / unter an⸗
dern / einpaar Sünder] ein paar alte Stümps
ler / welche er mir nannte / gaͤntzlich entſchloſſen
| A wären!
— — — WERT TEE — —
2 Vorfpiel,
waͤren jemand zu erkauffen / der das Orcheftre
refutiren und wiederlegen ſolte. £
e
6.2, Es find ein paar Coͤrper / die ich
itzund mit weitern Lob⸗Spruͤchen verſchonet
und dißmahl ungenennet haben will / in Be⸗
tracht / daß der eine nicht weit von hundert Jah⸗
ven ſeyn muß / und vor lauter Neid nicht ſterben
Fan. Die Urſache / warum mich feine Ohn⸗
macht verfolget / mag wohl abſonderlich dieſe
ſeyn / daß ich vor zwoͤfff Jahren / nemlich Ao.
1705. den 17. April / ohne mein geringſtes Ge⸗
fuch und Bemühen demſelben habe ſubſtituirt
werden follen/welches jedoch aus Barmhertzig⸗
Feit felbigesmahlnachblieb, Esift feiner cum
Jaude in des Orcheftre erfien Eröffnung‘
ertwehnet worden / und dennoch ift er mit:
fo ſchrecklich ungnadig. Von der veraccordite
ten Bezahlung vor das gegenfeitige Gewaͤſche
hat er fich doch loßzumachen gewuſt / und / wie
—— den andern allein vor den Reſt ſitzen
aſſen.
$.3. Derfelbe iſt ein laͤcherlicher Kautz.
Er hatte is einft gelüften laſſen meine Eltern
au überreden / ich koͤnne von ihm etwas lernen⸗
md wurde alfo (GOtt vergebs ihm ) fein
Difcipel;abgrer hatte dabey Das u
. i
—
Vorſpiel. 3
ihn ſein vermeinter Lehrling / ob gleich noch ſehr
jung inöffentlichen Concerten hin und wie⸗
der ausftach/ia einft beym Zucht⸗ Haufe dermaſ⸗
fen von der Schule ſchlug / daß er ohne Abfchied
feinen often vertieff', fich auch feit dem gar häs
miſch / ja hoͤchſtundanckbahr gegen meine wohl⸗
thaͤtige Eltern aufgefuͤhret hat. Es wird wei⸗
ter unten ſeinentwegen noch ein kleine Lection
vorkommen. | | |
4.4. Weildenn nun der eine ſo ein alter
Knabe ı und der andere ( welcher auch nicht dee
juͤngſte) mir wohl ehe einLiedgen vorgefchrieben
hatı mag es dismahl dabey bleiben; fie werden
ſich hoffentlich fchon hieraus fennen und / weil es
noch heute heiſt / beſſern lernen. Mehr verlanget
man diſſeits nicht. Solte aber das Wieder⸗
ſpiel erfolgen / und fernerhin ſo wohl der Fuchs
ſich mauſig / als der Haſe ein Maͤnngen zu ma⸗
chen Luſt bezeigen / ſo wird man den einen zu
prellenund den andern zu knicken wiſſen / wie
fichs gebuͤhret; ja ſie ſollen / nebſt ihrem gantzen
Anhang / ſo abgemahlet / dabey mit Nahmen und
Zunahmen in Kupffer geſtochen werden / wie
Pringens Pfeiffhans / Centrum / Bocksmaͤr⸗
ten / Leyermatz / Schergeiger und Jean Tam⸗
A2 9.5.
bour.
4 Vorſpiel.
9.5. Dieſe Leute und ihre Conſorten
drohen mir abſcheulich / wenn ſie im Sieben⸗
ſchillings⸗Kruge uͤber dem Wein erhitzen; un⸗
wiſſend / daß auch die Waͤnde Ohren haben /
und mir alles haarklein erzehlet wird / was da
vorfaͤllt. Inſonderheit wenn ſie ſich erinnern /
was unlaͤngſt mit dem fremden Medico, der
aus Engelland hieher kam / an gedachtem Orte
fuͤr Sachen aufm Tapet geweſen. Aber / ich
weiß wuͤrcklich wieder ihr draͤuen und böfeln-
tention feinen beflern Rath als daß man einft
Das Pr&evenire mitihnen fpiele.
$. 6. Nun waͤre zwar Flug geweſen / wenn
mein erkauffter Wiederleger es eben als der
vermeinte Refutator Pringens gemacht und
etwa einen Aprils⸗Poſſen hervor gebracht haͤt⸗
te; denn vor die Einfalt der Committenten
haͤtte ich einſtehen wollen; wie ich auch zuerſt
obenhin in der Erfurtiſchen Charteque blaͤt⸗
terte / kam es mir bey den Titeln der Capitel bald
für / als waͤre es des bekannten Matʒz Tapins⸗
muß feine Schreib⸗Art. Allein hernach fand
ich wohl / daß mein Mann und ſein Treiber
das Geld nicht umſonſt nehmen / ſondern mit
ſaurer Muͤhe zur Beſchimpffung der Wahr⸗
heit ſelbſt haben verdienen wollen.
8.7.
Ti 2
7
* —
—
r
= °
*
Vorſpiel. 5
‚7. Wann aber ein jedes ehrliebendes
Gemuͤth die unfehuldig und zur Ungebühr bes
drängte Wahrheit gu vindiciren gehalten iſt /
ſo folger / daß der Verfaſſer des Ut diefes fein
—ãE a
BZ Au . Zn de aa — ’ u %
WE EBEN TAEE
eignesAxioma gang hindan geſetzet und ein fole
ches Gemuͤth nicht haben muͤſſe; in dem er fo gar
bey der lieben Wahrheit vorbei fohsiret/da er
dein Orcheftre im erften Articul feines views
fehrötigten Klag⸗ Libells , melches an flatt
einer Vorrede erſcheinet / aufburden will: Es
waͤre darinn fol. 245. (fol pag: heiffen) die
Antiquitedumm gefcholten. Er fangt hubfch
von hinten an mit feiner eingebilderen Wieder⸗
legung ER |
8.8. Ob nun der Menſch nicht leſen oder
nicht ſehen kan / iſt ungewiß; eins von beyden
muß doch ſeyn. Denn andere Leute finden an
gedachtem Orte / ohne Brille / folgendes: Die
antique Dummheit ſey faſt nicht zu be⸗
greiffen. Das Orcheſtre nennerdie Dumm⸗
heit antique;das Ut will haben / die Antiquité
fen dumm geſcholten. Die angeführten Worte
handeln von der Dummheit ; der Gegner redet
vonder Antiquite. Sind dasnicht Dumme
Drehungen? Sind das nicht unwahre Bes
fhuldigungen ? Sommer es muß erwieſen
3 wer⸗
6 Veorſpiel. |
werden, daß niemand vor Alters von der
&
Dummheit etwas gewuſt; i. e. Daß Feine
Dummheit uͤberall in alten Zeiten gewefen;oder :
daß ein Verfechter der alten Dummheit itzt wie⸗
der auferftanden fey. =
99. Hernach und vors andere wird
mir vorgeworffen/ es ſey das herrliche Inven-
rum folmißtionis.absque ratione yet
worffen und fol. 91. (foll heiffen pag. 290.
291.) negiigent davon geſprochen order
Denckt doch! die Solmifation wird daſelbſt
verhaſt genennet/ und Dabep erinnert/daß Are-
tinus wenig Ehre mit feinen 6. Vocibus oder
Spibeneingeleget / weilder Thone ja 7. find.
Heiſt das absque ratione? Steht nicht ratio
gleich darneben? Es kan und ſoll aber vollkom⸗
men erwieſen / auch rationes, warum die Huͤlle
‚und dieFuͤlle weiter unten an ſeinem Orte beyge⸗
bracht werden.
F. 10. Drittens wird geſagt / in Be⸗
ſchreibung der Griechiſchen Modorum waͤre
‚gefehlet worden. Nihil humanum a me |
‚alienum puto. Wir Fönnen alle fehlen.
Was es denn aber endlich fuͤr ein crimen Ix-
fx antiquitatis fey/ wird auch mit aller doci-
lite weiter unten Deutlich angezeiget —
& |
Vorſpiel. | 7
Der Author des Orcheſtre laͤſt ſich belehren /
wo er unrecht hat / ungeachtet es ſonſt heiſt: Ra-
ro eſt, ut quis ſe ad aliorum demittat me-
diocritatem. Es muß aber derjenige / welchen
man eines Fehlers überführen Fan / gerne zu
frieden ſeyn / undeine freundliche Erinnerung
mit Danck annehmen.
1’ Errore € grande mi aſſai piu
— F | ello |
Doppo il fallire & il pentimento,
ar uello
E miferiadell’Uom;quefta & Virtü,
u re Wiewohl es fodarin,auch heiffen
ſolte: Monitio acerbitate , objurgatio
eontumelia eareat , Wie Cic. de Amicit,
p- m. 526. anführer. Ob dieſes in acht ges
nommen / und nicht vielmehr hand+greiflich
und zudringlich animus (id) will.nicht fagen
‚injuriandi ) fondern nur contradicendi aug
allen Blättern. des Ur hervor. blickt / wird dem
unparthepifchen Leſer anheim gefteller. |
9.12. Man möchte bedencken / daß eine
Hand Die andere waſche / und wie einer ing
Holtz ruffe / alfoihm gemeiniglich wieder geant⸗
wortet werde. Es waͤre denn wohl beſſer / ehe
A4 man
8 | Voeorſpiel.
man ſo mit Dummheit / Unwiſſenheit / Einfal
und andern Anzuͤglichkeiten zuplumpte / den
Horatio ein wenig Gehoͤr zu geben / und feine
Elugen Borftellung Lib. 1. Epift.18. nachzule
hen / wo es heiſſet: 6
Conſentire tuis ſtudiis qui credide
rit te |
Fautor utroque tuum laudabit pol
lice ludum.
6.13. Nicht zwar / als wolte man nac
Art ſchaͤbichter Freunde verfahren / die da fpre
chen: Kratze michr ich Frage Dich wieder, Dat
iſt ſehr niedertraͤchtig; Nein / fondern dami
man in ſeinen gutgemeynten Conatibus ferne
angeſpornet werde / und dabey von ſeinem Nech
fien alles gute mit Wahrheits⸗Grunde fagaı
und ruͤhmen / die Fehler aber beft-müglichft bi
decken und entſchuldigen möge: ,
§. 14. Dabey wuͤrde doch auch noch ei!
und andere Conſideration, der Umſtaͤnde ha
ber / Platz gefunden haben. Und weil ja wol
etwas indem Orcheſtre anzutreffen / das ebe
nicht fo gar irrig ſeyn wird wie ſolches dere:
ner felbft an verfchiedenen Orten ruͤhmend bi
mercket hat) hatte man mit Varrone —
, dromi genpmmen — Dabey ſtelle ihm
; 6
Vorſpiel. 9
ò — ——————— — — — — — —
moͤgen: Eum, qui multa dixerit commo-
de, potius laudandum, quam, fi quædam
ignoraverit peccaveritque, aciter repre-
hendendum. Horatius hatte eine ſcharffe
Feder / aber er wurde nicht böfe/ wenn hieund
da in einem Carmine gleich ein Schnißergen
aufitieß. j
Ubipluranitentin carmine , non
ego paucis
Offendar maculis, quas aut incuria
F fudit,
Aut᷑ humana parum cavit natura --
m Sp lauten feine Worte.
9.15. Mo findet man was Vollkom⸗
menes und Untadelhafftes? Allein / absque
ſufficientibus rationibus etwas tadeln / ift
naͤrriſch; und wegen tveniger Fehler ein ſonſt
gutes Werck verachten / iſt vermeſſen. Jenes
koͤmmt einem Ignoranten zu; dieſes aber dern
Momo und Zoilo, Ich weiß daß mein
Wiederfacher ein Liebhaber des Satprifchen
Componiftenift/ darum werde ihm denfelben
‚fleißig citiren / wie denn Die vorhergehenden
Worte augdeffen erften Theil p. 40 des Pro-
an⸗
10 Vorſpiel.
anheim zu urtheilen/ob nicht der arme Phrynis
oder Herr Printz / auch feine ‘Plage an fech:
Refutanten oder Neidern gefunden habe / fi
wie ich nun/ wieder alles Vermuthen / an fech:
kahlen Sylben und an einem Menfchen/ den ic
nicht Eenne und nie belepdiger habe, finden muß.
und zwar aufAnftifften folcher Leute / denen ich
‚jederzeit alle Ehre / alles Liebes und Gutes er
zeiget habe. j |
Ä 6,16. Beſagter Herr Print redet der
Leſer inder Vorrede des andern Theils feine:
Satyriſchen Componiſten fo an : „Solt
„er irgend wo / ſeinem hohen Verſtande nach
„befinden daß ich geirret haͤtte; wolle er mit
„die hohe Gunſt erweiſen / und mich deſſen in ei
„nem Hand⸗ Brieflein erinnernzich verſicher
Fihn / daß ich ihm nicht allein antworten / fon
„dern mich auch auf Das deutlichſte erklaͤhren
und fo ich irgendwo geirret haben ſolte / welcher
wohl muͤglich ſeyn koͤnte / weil ich ein Menſch
‚„biny und mir bey weitem nicht einbilde / als ob
„sich unfehlbahr wäre, den Irrthum verbeſſerr
„wolle. Dasift auch meine Meinung / un
die hat mein Gegner gat wohl gewuſt; weilich
fie ihm fchrifftlich gemeldet. |
$.17
| 2.9.17. Sch würde auch’ wenn: ich in ſei⸗
s ner Stelle geweſen wäre die Worte Tulliiers.
fo‘ yoogen haben : Non poteftfeverus efle in
b8| judicando qui alios infefeverosjudices
ich non vult. Cic. Orat pro.Lege Manil. cap. 13.
—
3 2} Eine Cenſur muß ohne Beſchimpffung ein
hSenlor aber ohne Freude / andere zu tadeln /
ezr⸗ ſeyn. Es muß nur aus Liebe zur Wahrheit
Cder man aber im Ut das Valet gegeben) und
en; “andereaus dem Irrthum zu helffen; nicht aber
108 | Aus Ehrſucht / Neid / ja am menigften / Geld
lte! :Zuwerdienen gefchehen. Wenn der berühmte
h / "Tonfius dem gleichfalls gelehrten Vofliv viele
ie Sehler geiget/ braucht er diefe Worte: Tegen-
da hæc potius forent (fcil,errata) nifi
re| ignaris quibusdam imponerent, Ein
n⸗e) folcher hatdas Privilegium anderezu wieders
n / legen und zu cenfiren/ wer anderer Cenfuren
eh ohne Bitterfeiranzunehmen geſchickt iſt. Wie⸗
chwohl auch eine ftarcfePhilofophie und wenig⸗
ob} ſtens etliche —5 dazu gehoͤren / wenn man
m Streit-Scheifften wechſein / und dennoch
1; Sreundfchafft mit einander halten will.
ch Farg. Zudem ſiehet noch Fein Menſch /
5 was denn das Orcheſtre groß verbrochen hat.
Es giebt ſich ja wicht für die Confkitution
< A 6 Uni-
un, dDorfi 7532
‚Unigenitusaus, Sind die darinn vorfoms
mendeSachen gleich nicht wielltremifafolla,
oder ſtellæ primæ magnitudinis, ſo iſt doch
ein gemeines Licht / das man bey der Hand hat /
oͤfftermahls eben fo nuͤtzlich als die Sonne ſelbſt.
at dee Author des Orcheſtre vielleicht / wie
imotheus Milefius , (a) mehr Saiten |
‚als gewöhnlich auf fein Clavier gezogen / daßer
deswegen öffentlich im Buchladen vors Gericht
gefordert werden muß/daerdochgerneadami- |
cabilem compofitionem dieſerwegen ges |
fehritten wäre / auch fokhes lange vorher im
Worſchlag gebracht hat? Oder aber + wollen
ihndieEphori des Weinkellers eines Laſters
der. beleydigten Leyre beſchuldigen / und feinMo-
nochordum ( denn er hat auch eins) gar
zum Schimpffund Spott erhencken / weil er
nicht wie Terpander ım® Phrynis ,, eine
Sayte hinzugethan / fondern etwa Mine ge⸗
macht / als wolte er lieber auch die eintzige / ſo dar⸗
auffiger / gar herunter reiſſen? (b)
| we * 19,
(a) Timotheus Milefus quia plures adhibuit
nervos in Organo Muſico in judicium eſt vo-
catus. schen. Lib. XIV. Cie. Lib. Il. de Leg.
(b) Terpandro etiam , cum chordam unam ın
Citharaintendiller,citra neceslitatem , - -
ü a
IM
a
Fin *
= -
Im
se
ae 1
—
—
RE
Vorſpiel. 13
S. 19. Man verkuͤndiget uns (welche
herrliche Dinge) daß mir in Befchreibung der
Modorum , etwa inein paar Barbarifcher
rahmen, gefehlet haben. Leben wir in einer
Zeit / da de Medis gr&cis & Solmilationes
Guidonis ein Papier » Krieg entftehen foll?
Wiewohles mufteja Hippocrates leiden / daß
Julianus Medicus 48. Bücher wider ihn
ſchrieb; jafo gar der großmächtige Ariftote-
les wird noch-biß auf dieſen Tag vieler Irrthuͤ⸗
mer / abſonderlich eines circa defininonem
naturs, beſchuldiget / und deswegen vom Hrn,
5 "D.und Profefl. Stahl zu Halle Tomo III,
‚9 Oblerv.corrigiret, Es möchte aber einer fas
. gen: Multitudo errantium non pariter-
rori patrocinium, Antwort: Wenn endlich
‚bie Gefellichafft noch fo honorable ift / ſo
ſchlenterte das Orcheftre wohl mit.
., ,,$.20. Viertens und letztens follen wir
die Muficos felbft des Verfalls ihrer eigenen
*
r
Kunſt beſchuldiget haben Worinn iſt es aber
. I, unrecht? wenn nemlich a. in genere alle
. 472.0... 0m
da fuit ab Ephoris indicta, acpaxillo Cithara
ejus ze. in memoriam, Idem Phrynidi
contgit, teſte Plutarcho ze ; wooxorne. Did
G.1Vofs de muß psy, > mn. FIR,
und jede Mufici, fondern in fpecie alte Phans
taſten undjunge Bierfidler Darunter verftanden
erden / wie folchesja deutlich genug erklaͤhret
worden. Ich willLutheri Worte / damit er Fuͤr⸗
ſten und Deren Tom.VII. Altenb. pag 383.
anredet / m, m. gebrauchen / und fo fprechen :
„Hoͤrt / ihr lieben Drganiften und vornehme
„Muficanten/ ihr müßt mich nicht fo gleich in
„eures Gefchlechts einen Tropffen Hudler
‚oder Schalck ftraffer / daß ihr daruͤm woltet
zʒuͤrnen und fuͤrgeben / ich hätte die gantze Surf
gemeinet und geſchaͤndet, Diefen Kunfts
Genoſſen aber will jener das Wort reden / und
ihnen einen richtigen JBeg zur Mufie zeigen.
Hat ſich wohl! infine videbitur. Dasıft
nun der gantze Bettel und dag Pomum Eridis;
darüber muß meine gute Abficht/ meine aufrich⸗
tige Intention, welche twahrhafftig einzig und
allein aufdie Beförderung der lieben Muſic zie⸗
let’ fo angeſchwaͤrtzet und unter Die Fuͤſſe getre⸗
ten werden. Man laßt ja einem jeden gerne
feine Weißheit und ift von Grund der Seelen
froh / wenn fich noch hie und da geſchickte Leute
hervorthun / die der Welt weiſen / daß es mit der
Muſic nicht vox, prætereaque nihil 3 —*
1
„ein Bockshorn jagen’ wenn meine Wenigkeit
#
*”
—— — — — — —
— — —
|
N
u
Vorſpiel. 15
dern daß ein mehrers dahinter ſtecke. Dahin
ſind ebenfalls uͤberhaubt meine Gedancken mit
dem Orcheſtre gegangen / und werden darin
keine rechtſchaffene Kunſtgenoſſen beſchimpf⸗
fet / ſondern vielmehr geruͤhmet. Wie koͤnte es
aber muͤglich ſeyn / daß in einer ſo rechen Mas
eterie alles compendieux geſagt und nichts ver⸗
ſehen / oder ohne gnugſahme Ausfuͤhrung vorbey
gelaſſen ſeyn folte ? wiewohl auch wuͤrckli
nichts / Daran gelegen / uͤberhuͤpffet worden. Es
a die Abficht nicht geweſen für Muficos zu
ſchreiben / fondern für Leute, die Eeinen Begriff
von der Sache haben. Und es iſt Fein Zweifel /
wenn deren einer dasjenige weiß und verſtehet /
was im Orcheftre docirt wird / fo weiß und
verſteht er vors erftefein Theil. Ich fage vors
erſte; denn wenn er weiter will / muß er im Ut
—— ; da wird er Weißheit hohlen. Fauſt⸗
' e! |
—SGS. 22. So iſt auch infonderheit eben die
an befagtes Orcheftre gewandte Arbeit von
verfchiedenen braven Leuten mehr gelobet als ge;
tadelt worden; wie Denn unlangft der Grund»
‚gelahrie Herr von Seelen in feinem Principe
Mulico zu drey verfehiedenen mahlen / mit
ganz unerwarteter Ehre / Derfelben und ande>
| rer
16 Vorſpiel.
rer Wercke meiner Feder zu gedencken / ſich nicht
entſehen und damit entdecket hat daß er nebſt
ſeiner tieffen Erudition eine ſonderliche Hoch⸗
achtung fuͤr die allergenehmſte Wiſſenſchafft
der Welt befiger. Solches verlange ich nur;
Feine eigene Ehre über die Gebühr.
5. 23. Eben dag Orcheftre hat feinem
Verfaſſer die Sunft und Correfpondence
ihm vorhin zum Theil unbekannter / doch vortref⸗
licher Virtuofen zu Wege gebracht. Als da find
der groffe Contrapundtifte Herr Joh Theis
le / deſſen Zuſchrifft und Approbation ich mic)
rühmen Fan; Here Johann Krieger / der be⸗
ruͤhmte Capellmeifter/ ehmahls zu Gotha / nun
Director der Muſic zu Zittau / der in einem
Briefe an den vortrefflichen Muſicum, Herrn
Kuhnau in Leipzig / von mir und dem Orche-
ſtreſub dato Zittau den 15. April 1716. ſo
fchreiber: Mir har das Tractärgen ſo von
ibm heraus Bommenjunvergleidhlich wohl
gefallen / und habe es etliche mahl durchge⸗
leſenrc. der ſchon ehmahls von mir mit gebuͤh⸗
rendem Lobe belegte Herr Raupach in Strahl⸗
fund; der Hoch Fuͤrſtl. Weiſſenſelſiſche Dir,
Muf.und Hoff Organiſte / Herr Henrich Das
vid Garthoff / ein wuͤrdiger — =
Vorſpiel. 17
weit⸗beruͤhmten Baͤhren; der wackere Com-
poniſte und Organiſt zu Flensburg / Herr
Luͤders / der Stiffts⸗Cantor zu Wurtzen /
Herr Georg Zacharias Wagner / welcher
ſub dato den 18. April 1717. an einen Can-
didarum Minifterii hiefelbft voomOreheftre
unter andern fo fchreibet : Es dient mir dieſes
unſchaͤtzbahre Buch gleichſahm zur Mor⸗
gen und Abend⸗Andacht ꝛc. Ingleichen der
Cantor zu Regenſpurg / Herr Chriſtoph
Be an dato den ı8.Martii 1717
an einen Muſicum allhier mit dieſen Worten:
Es hat ſich ein gewiſſer Organiſt in Erfurt
unterſtanden / das bekannte und ſehr nutz
Uche Orcheſtrer. 13. anzugreiffenswann
der Herr Bruder die Ehre hat / mit bemeld⸗
temr. M. bekannt zu ſeyn / ſo erſuche er ihn
‚in meinem NJahmen | den Organiſten mit
ſeinen verroſteten Reguln abzuweiſen / wie
er es verdienet / ſonſt wurden fich andere deſ⸗
ſen unterſtehen ꝛc. =
m 9-24. Solche Stellen felbft anzufuͤhren /
fieffe zwar fonft wider die Modeſtie / und hätte
mans auch in Ewigkeit nicht gethan/ wenn es
‚nicht vernünfftig/ erlaubet / ja höchftsnöthig wa⸗
re / einem muthwilligen Verraͤchter gut und
H; mp
18 Vrerſpiel.
freywillige Approbatores, Wahrheitsliebens -
De brave Leute entgegen zu ſtellen / ſo wie dieſe
find und viele vornehme Kuͤnſtler meh J/ /
AOpto placere bonis, malis otioſus
— — haberi . -
Denen. man für ihre begeigte Gutheit ges
genein fo kleines Beſtreben fonderbahre Mer
pflichtung hat/ und defto weniger begreiffen kan /
daß fich Die Meinungen fo fehr zu wieder lauffen
folten; wiewohl alle diefe Exempel berühmter
Virtuofen ein ſattſahmes Mittel findifich über
den Diffenfum eines einkigen unberuͤhmten
Pedanten zu. confoliren.
Unus, & hoc ipſum eſt injuria ma-
0 ..gna, perennem ——
Candoris titulum non finit eſſe
| mei —
Quisquis is eſt (nam nomen adhuc
| vitiumque tacebo)
Cogit inafluetas fumere tela,
M Ä manus. Ovid,
| $. 25. Det Neid hat auch die Handy
mehr als der Verſtand / im Spiel. Mancher /
wenn er ſiehet / dieſer oder jener habe ſich
ein wenig hervor gethan / und eine Pike Re.
De OoM«
) Vorſpiel. 19
nomme erhalten / weiß aber in aller Welt
nicht / wie er zu dergleichen auch gelangen moͤge /
ergreifft in feinem Regiſter gleich Das Woͤrt⸗
gen Refutatio, und vermeynet / auf dieſe Art
werde es ihm geluͤcken / wenn er nur wacker op-
popirt / mo mannichmahl nicht jo viel zu finden
iſt / als einer im Auge leiden koͤnte. Wenigſtens /
denckter:
- Tentanda via eſt, quame quoque
_ poflm
Tollere humo , vidtorque virüm
volitare perora, Virgil, |
0.926. „EB giebt Leute/ diefich eine Ehre
„daraus machen andere anzupacken / folten fie
yauch Die Ührfache vom Zaune brechen. Al⸗
⸗ylein folche aus Affecten fieffende Urtheile di-
„ftinguiren ſich gar leicht felber von denjeni-
„genrdie auf die gefunde Vernunfft gegründet
„ſind / und befommen insgemein bey allen ges
„ſchickten Lefern die Verachtung zum Lohne.
„Doch ich werde auch aus denfelben Wortheil
„au ziehen ſuchen und too fie etwas mit Grunde
„erinnern folten/ folches änderny dasjenige aber
„wodurch fie ihre Schtwachheit verrathen und
„ſich nur bemühen werden / mir tort zuchuny
mit
20 Veorſpiel.
„mitlachendem Muthe leſen / und es mit eben
„der Gleichguͤltigkeit übergehen / als wenn ich
„niemahls etwas davon erfahren hätte». Dies
ſe des HErrn Joh. Gottl. Krauſens ſchoͤne
Gedancken und Reſolution, in der Vorrede
feiner umſtandlichen Bucher⸗Hiſtorie / will
mir auch / mit deſſen Erlaubniß / zugeeignet und
damit von Hertzen eingeſtimmet haben. Lache /
heiſt die beſte Rache.
S. 27. Apollo fagt im Trajano Boc-
calini:. Esfeyein groffer Unverſtand / derglei⸗
chen Leuten Geplauder Gehör zu geben / welche
von GOtt und der Natur die Gabe nicht has
ben / etwas vor fich felbft zu erdencken / fondern
vermeynen / ihrer tbörichten Einbildung nach /
ſich Damit einen Nahmen zu machen / wenn fie
andere ehrliche Leute durch Die Hechel zie⸗
en. (c)
$.28. Weil es doch aber andem iſt / daß /
allen verſtaͤndigen Muficis zu Trotze / aus bloſ⸗
ſem Antrieb mißguͤnſtiger Sublidien⸗Hoͤndler /
ein Miedling/einOrcheftre Feind / ein Meiſter
Futfa auftritt / und mit ſeinem ut daranzum
KRitter werden will;fo muß ich mich wehren und
einmahl vor allemahl öffentlich darthun / *
m
———— — — ——
Ce) Yid. Prodrom, des Satyriſchen Componiſten
P+-Ad»
Vorſpiel u a
—— — — —
mir vor keinen elenden Anbetern des blinden Al⸗
zerthums / dor keinen Solmiſations-Geſpen⸗
ſtern im geringſten nicht grauet / und ich meiner
Gegner Schwäche gar wohl kenne / ob fie gleich
ſonſt in groſſer Obſcurite leben. Tela præ-
vifanon nocent. Ach ihr ohnmaͤchtige Hel⸗
den! Ich habe eure ſtumpffe ‘Pfeile laͤngſt vor⸗
her geſehen / und weiß fie ſchon abzutveifen. ch
waünſche mir nur Moderation, um dem Wie—⸗
derleger / dem erkaufften Wiederleger / zu zeigen /
daß wuͤrcklich animus paciſcendi bey mir
ſey. |
6.29. Niemand vermepneindeffen / vb
fol diefes ein folches Weſen werden / wie des
toffen Barthii .Adverfariorum immen-
um opus. Man fücht es nicht dem Eran-
cifco Philelpho nachzumachen ; denn aus
Streit⸗Schrifften ſich einLob zu erjagen ift ſehr
ehöricht. Deswegen habe auch manchesmahl
ganz ftille geſchwiegen / mo ein anderer mit vol⸗
len Dacken buccinam vindidtz chartex
geblafenhaben würde, Quondam majora
tuli. Ich haͤtte es auch dismahl gethan und
edacht : Iaat lopen! wenn mirs nicht übel
tte ausgeleget werden Fönnen. Ich will in⸗
deſſen nur defenfive agiren und. eine bloffe
i Noth⸗
22 Vorſpiel.
Nothwehre thun / das angegriffene Orcheſtre
beſtmuͤglichſt beſchuͤtzen / und die darauf abge⸗
ſchoſſene ruſtige Kugeln gebührend zuruͤck ſchi⸗
een. Das wird mir ja wohl Feiner verdencfen.
; 9.30% Es hat fchon vor einiger Zeit der
berühmte und gar gelehrte Here ProfeflorRis
hey einen recht ſinnreichen Einfall über dag
Exterieur eines Orcheftre gehabt/ wenn er
von den Dpernalfofehreiber:
„ni ſieht man Martis tapffee Soͤhne /
Jr rauhes Feld⸗Geſchrey und Mord⸗
| gethoͤne /
„An einem Singe⸗Spiel entzuͤcket ſich
vergnuͤge //
„und / ſtatt der Bruſtwehr / am Orche-
fire liegen. |
SG. 31. Solchem zu folge will ich denn
auch meinOrcheftregur Bruftwehr machen,
und dieſelde / fo gutich immer kan defendiren. -
Es iftein Krieg der Feine todte Leute macht/ oder
die Welt / als Welt / fonderlich intereffirer,
Laſt 1000.Leute in der Welt ſeyn / die das Or-
cheſtre geleſen haben; was kan das machen?
O vitrea fama! Der a
Vorſpiel. 23
fo den Angriff commandirt / ſcheint auch ein
ſoicher Calvalier zu ſeyn / der Haar auf den
“.
Zaͤhnen haben will / und mit dem man ſich end»
Lich leicht / vermittelſt eines Faͤßgens Kumel und
Aniß / in Tractaten einlaſſen möchterdaßer aba
zoͤge / falls er nur dazu das benöthigte Plein-
pouvoir haͤtte. Es fehlet ihm aber noch vor
ver Hand ſo wohl an dieſem als am nervore-
rum gerendarum; dahingegen im Orche-
ſtre nicht nur alles voll auf iſi / ſondern auch die
Feſtung verſchiedene Communicationes of⸗
ten hat / dadurch fie fFundlich fecourirt werden
Fan, Wir wollen fehen / wie es ablauffen
9.32 Ich will jedoch bey dieſem Gefecht
Fein Echo ſeyn / und Scheltworte mit Schelt:
* wird,
‘ orten vergelten 5 denn es dienet zu nichts alg
ven Streirzu verewigen; fondernich will nur
wit meiner Nothdurfft einkommen / auch alle
Stunde und Augenblick zu Sriedens-Propofi-
. tionen bereit ſeyn. Das ift meine wahrhaffs
te ernftliche Abſicht / nicht aus Confideration
für meine ſtroherne Feinde und TBiderfacher/
ſondern aus aufeichtiger Siebe sur Mufic / wels
cher zu gefallen ich gerne meineAffedten facri- _
ficiren will. Allein wenn doch Cicero nicht
24 Porfpiel. | |
unrecht fpeicht : Negligere quid de ſe quis-
ve fentiet , non folum:arrogantis, fed:
omninodiflolutieeft ; es auch wahr bleibet
was Tacitus befennet : Etiam fapientibus
eupido gloriæ novifima exuitur , fo muß
mirs niem and übeldeuten/ daß ich mich Fühnlich:
verantworte und meine unſchuldiger Weiſe an⸗
gezwackte Arbeit beſtermaſſen beſchuͤtze; das ſoll
mit GOttes Huͤlffe / in folgenden geſche⸗
en. se Ä "
— - Kin
Des
3
a
Beſthuͤtzten Orcheftre
Erſtes Stüc.
PARS DIMICA
TORIA,
Oder
Erſtreit / und Behauptung derje⸗
nigen Bollwercke / auf welche der Pol⸗
trons-Angriff eigentlich ges
richtet geweſen.
Das erſte Capitel.
Von der Einleitung.
§. 1.
Hrgeitz iſt ein der Tugend ſo nahes La⸗
ſter / daß man ſich nicht wundern darff /
Rwenn mancher aus Unverſtand / aus
Verſehen / oder mit Willen / eins vors andre
nimmt / und die untadelhaffte Begierde zumFlor
der Muſic eine vanam ambitionem vor ges
Ishrt angefehen zu — ſchilt. Ich habe *
etzte
26 P. I. Cap.l.
letzte nicht / GOtt weiß es / es geſchieht mir Ge⸗
walt und Unrecht; + ‚fondern ich lege vielleicht
> Die erfte einwenig gar zu hißig / lebhafft / eifrig
oder treuherkiganden Tag; und das mag wohl
Anlaß gegeben haben daß einer oder der andere
ſich ihn befunden’ wenn ihm ven ungefehr
ein Bild / ein hepliches / pedantifches Bild / et⸗
was gleich gefehen hat. Es iſt unmüglich
fagtein geroiffer Author , eineumftändliche
Befchreibung zu machen ohnedas Original
‚im Kopffe zu haben; was fchadets auch ? wenn
das Erempel recht beſſern ſoll muß fich der
eine oder der andere dabey freylich erkennen.
Gnug / daß unfer Abfehen nicht ift / dieſen oder
jenen zu befehimpffen. Diele begehen einerley
Thorheit; niemanden aber ift verwehrt / wo er
Aehnligkeiten antrifft / zu ſagen: derifts.
$ 2. Das Orcheſtre hat keine vors
mahls noch itzo beruͤhmte Muſicos reformi⸗
ren / ſondern nur anzeigen wollen / daß es Leute
gibt / die mit ihrer pedanterie alles / was noch
gutes an ihnen ſeyn moͤchte / verderben. Es
meldet ſich daſelbſt pag. 5. ein Muſicaſter / ein
andaͤch⸗
Je ſcais la maxime: Que le deſir eſt la meſure de
eilime. c’eftädire, qu’il ne faut pas fe pro-
duiretrop, quand onveut plaire,
Von der Linleitung. 27
andaͤchtiger Suͤnder und ein Marſialiſcher
Stuͤmper an ; dieſe Characteres aber Fön:
nen gewifle Leute nicht verdauen / in Meinung’
es fen ihren Ehren zu nahe geredet; daman doch
damahls fo wenig an fie / als an den Kaͤyſer im
Mond / gedacht hat) auch hinführo mehr an die⸗
fenalsanjenedencken wird. Ä
$. 3. Der Wiederleger fagt : Man
koͤnne nicht ſehen / es fey auch nicht genug erwie⸗
fen / mie folche Hümper und Stümper zum
Berfall der Muſic contribuiren Fönnen,
Brauchtesda Beweiſes? liegt das nicht aller
Welt vor Augen? Pſellus muß her; der aus
der Muſic totum univerſum, oder die gantze
Welt zu lauter Mufie macht / damit wir ja eine
tuͤchtige Theoriam haben. Er ſagt zwar in
feinemCompendio.de Muſica exactiſſimo,
InterprereLamperto Alardo, Muficam
veteres comprehendere dicebant omnia
Sec. Aber hergegen bezeiger er Doch auch fo vief
Verſtand / daß er weiter unten fpricht : de fen-
fuali Mufica, eumprimis autem illa, quæ
in uno fenfuum, nempe Auditu, confi-
deratur, compendio commentabimur,
Huicaflentior. Sotritt auch aus dem Er⸗
furtifchen ne eine Riepenfde
M 2 e-
28 P. I. Cap. IJ.
definitio Muſices hervor / die ſich hieher ſchi⸗
cket / als ein Lappe vom Arlequins Kleide. Man
ſiehet auch / daß des Wiederlegers wunderliche
Deputations-Gelehrſamkeit inTheoriaMu-
fices naturalis fo beſchaffen und ſo tieff ſey / daß
noch niemand vorhande der folche verſtehet. ( Es
iſt des Gegners felbft eigene Expreflion,under
confequenter folus in pretio.) Daraufbes
gehrt derfelbe zu willen : Wie eine folche voll⸗
ommene IBiffenfchafftohne Arbeit und Mühe
zu erlangen fey? Und darinn Fan man ihm in
Ewigkeit nicht dinien.
S. 4. Es ſieht aber ein jeder Thuͤringiſche
Boauer / daß im Orcheſtré die Rede nicht ſey
von einer ſolchen Fantaſtiſchen Muſic / dadurch
die gantze Welt verſtanden werde; und das
tritum illud: Nil prodeſt Praxis &c. iſt
hier ambosdiovucov ‚ weil im Orcheftre weder
demſelben wiederſprochen noch Davon gehandelt
wird. Man fagt auch ben Leibe nicht / daß die
Mufiealifche Wiffenfchafft ohne Arbeit und
Mühe zu erlangen fey / fonderndie Worte laus
ten alſo: Sie überreden fich (Die Pedanten )
daß diefes wunderfchöne und vollfonimene Ge⸗
ſchoͤpff / gua Creatura ‚einzig undallein von
einer tieffen Selehrfamfeit und ee
sjena
Don der Zinleitung. 29
RE RAN SEE.
Wiſſenſchafft dependire. Es wird ja nicht
von Erlangung eineeWiffenfchafft/gquaScien-
tia, ſondern von dem wunderſchoͤnenGeſchoͤpffe
- (mennes anders ein Geſchoͤpffe und nicht viel⸗
mehr was unerfchaffenes zunennen) der Mufic
an und vor pi geredet; welches der gütige
SH uns Mhfchen sur Luft / und gleichfahm
zum Vorbild der ewigen Herrlichkeit gegeben
hat: folche Ereatur ; ſagt many dependire
nicht einzig und allein von einer tiefen Ge⸗
lehrſamkeit und arbeittahmen Wiſſenſchafft.
— Heift nun das : die vermeinte vollfommene
Wiſſenſchafft / Davon Pfellus reder und das
Durch er den gangen Univers verſtehet / koͤnne
ohne Arbeit und Mühe erlanger werden ? Es
betrachte mir ein Menfch die Sophifteren !
8.5. Dasgegenfeitige Argument lautet
in fubftantia alfo : Pfellusfagt / die Alten
hätten per Muficam die ganke Welt verftans
den (da esdoch obangeführter maſſen nur heift:
Die Alten ſagten / daß alles in der Muſic begriſ⸗
ſen nicht aber / Daß fie per Muſicam die gantze
Welt wuͤrcklich verftunden.) Weil nun dag
‚Orcheftre von dieſem Pſelliſchen oder altem
Verſtande des Wortes Mufica nichts erweh⸗
ne/ und Theoria doch cum Praxi perbunden
D 3 ſeyn
30 P.1. Cap. J.
ſeyn ſolte / er auch der Solmifator,, gerne wife
fen möchte wie eine folye Wiſſenſchafft ohne
Arbeit zuerlangen fey ; fo muthmaſſe er dars
aus / ich ſey ex vanaambitione angetrieben
worden / dergleichen neueund fonderbahre Meis
nungen aufdie Bahn zu bringen zc. Da wer⸗
de mir nun einer Flug draus ! Wwas deucht eis
nen Primaner, wenn er feinem Rectori einen
folchen Syllogismum machte ? wiewürde er
beftehen? Pag.ı. hatdiefer Logicafter mein
Orcheftre unter diejenigen Bücher gerechnet/
welche weiter nichts in fich halten / als was bes
reits von andern gefaget worden 5 und pag.z-
gleich darauf legten mir neue und fonderbahre
Meinungen bey. - - - oportet ellet me-
morem, Ich meyne / da ſey Confuſio &
Contradictio. Man iſt ja uͤbel daran mit
den Leuten; fie wollen nicht haben / daß was
neues und ſonderbahres geſagt werden ſoll / und
dag Alte iſt ihnen auch nicht recht gelegen / wie
wir weiter unten hoͤren werden / wer wirds denn
nach ihrem Sinne machen koͤnnen? Ob aber
die Muſic eine ſolche Sache fey/ die über den
Horizont meiner Capacit£ fteige / Davon iſt
„der Gegner incapable zu urtheilen ; einer bes
trachte mir die Conftruction, mitder er fein
Zeugvorbringt P3- 9.6.
.n
Vaon der Zinleitung. 3»
$.6. Der Wiederleger feiner felbft gibt
doch ab. zu / Daß es nicht zu laͤugnen / es fanden
fi) Mufici, die alfo befchlagen /_ wie ich fie bes
chrieben (nemlich die in exceflu & defectu
peccirten) fagt aber ich wurde fie mit meinem
Raifonnement , welches bey ihm einen
(dimpfflichen Titel bekommt / nicht aͤndern / weil
mir kein Menſche glauben werde. Nun de-
precirt man zwar dergleichen unnüße und gar
butte oder geobe Exprefliones, die hiebey vor:
fallen undich anzuführen mich entfehe ; nimmt
aber utiliter an/daß fich folche fo genannteMu-
ſici finden / wie ich fie abgemahlt habe. Wo
bleibt denn Refuratio ? Es iſt ja Conſenſus
da. Wer aber von ung beyden folus in pre-
tio feyn will, dag mag der Lefer aus bereits ans
geführten $.3. entfcheiven. Ich ſage mich
aus Genqug / daß es ſolche Leute aibt / die die
Mufic m Verfall bringen / ob einer mit Schuͤler⸗
oder Magiſter⸗-Geſchwaͤtz (. Proclamo te in
Magiftrum was ausrichret/das iſt eine andes
re Frage und gehöret nicht zur Sache, Esift
leider fchlecht genug/ Daß gute Bermahnungen
und Vorftellungen bey böfen Leuten nichts heifs
fen’ und von denen felbft / die das ihrige mit bey⸗
tragen fönten und folten / ſo verächtlich betitelt
4B4— wer⸗
32 | P.1. Cap.I,
werden daß alle Mufic-Seindenun wiffen wie
fie dergleichen Raifonnemens nennen follen/
da fiedoch von der Schule weiter entfernet / als
Hamburg von Erfurt. .
$. 7. Hernach heiftesgar: Mein kuͤhnes
Unterfangen ſey wieder GOttes Wort. Dif-
ficile eſt, Satyram non ſcribere.
Ach GOtt / der theure Nahme dein
Muß ihrer Schalckheit Deckel ſeyn!
Ich mag nicht alles wiederhohlen / und laſſe
dem Seren Capellmeifter Reiſer uͤber uns
- feem Solmifatori die Verwunderung zu bes
nehmen ı welche Darüber bey ihm entftanden/
daß meine Sachen / Die hier wieder einen woler⸗
fonnenen höfflichen Terminum befommen/
von ihm fo hoch recommendiret worden.
er diefen groſſen Compofiteur kennet / und
weiß / wie fpahrfam derfelbe mit feinenRecom-
mendationen umgehet/auch wie wenigllrfach
er vielleicht gehabt ı meineScripta zu erheben /
der wird Defto weniger an der duͤrren Wahrheit
feiner Meinung 7 womit er mich beehret hat
Zroeifel tragen. Ich fage an verfchiedenen
Drten des Orcheftre felbft/ daß darinn nichts
für infallible, geſchweige denn für ein Evans
gelien⸗Buch ausgegeben wird. Wer iſt *
der
Don der Binleitung, 33
der der Welt die Augen zu verfleiftern præten-
dirt? Der Wiederſacher ſagt: Veritas rei
non dependet ab opinione hominum,
und alle Wahrheit ſoll doch gleich von feiner uns
majeftätifchen Critique dependiren.
$.8. Er glaubt nicht/ pag.4. daß die
Herrlein / wie fie das Orcheftre beſchreibet / Ur⸗
ſach am Verfall der Muſic ſeyn. Wer es
nicht glauben will / kan es laſſen; es iſt gar kein
Glaubens⸗Articul. Ich ſage auch nicht ab-
ſolute, daß dieſe Herrlein Urfach am Vers
fall find / ſondern daß fie mit dazu helffen;
beyde Theile contribuiren gar mercklich zur
Decadence der Mufic/fo lauten pag. 13. im
Orcheftre meine Korte. Das Erempel
mit den Advocaten und Notarien ſchickt fich
hier Feines weges; denn ich Flage nichtfo wohl
über den Abgang des Gewinnes in der Mufic/
als hauptſaͤchlich uber den Abgang der Ehre
und Des Anfehens / von welchen alles andare
. dependiret. Wiewohl/ kriechende Gemüther
Iegen alles nach ihrer niedertraͤchtigen Pafion
ber Seldfuchtaus.
| — 9. Wegen der Hauß⸗Leute oder Kunſt⸗
Pfeiffer find wir noch ziemlich eins / wie ich fehe;
nur ſagt der mirbepfallende Wiederleger / fie
| D5 braͤch⸗
34 P.I. Capl.
brächten Die Mufic/ quoad Pradticam, indie
Kladde / Kregzıs nileft &c. Wohl geſchoſ⸗
ſen! aber uͤbel getroffen. Von der Theoria
wiſſen die Hauß⸗Leute in genere nichts; und
die Praxis verliehret auch bey ihnen / was bleibt
denn übrig ? Es heiſt auch ja: Nil prodeſt
agıs &c. und fan eins ohne das andere nicht
‘beftehen. Wiegeſchieht denn die Verſchmaͤ⸗
lerung nur in parte nicht in toto , wenn die
partes beyde da ſeyn muͤſſen / um eintotum zu
machen ?_ Ein Kind Fans begreiffen. Das
gantze fol nicht verliehren / wenn Die Helffte das
von verfällt ! Dasheift : feine Sachen artig
und nicht confufe abhandeln ! Pring im ans-
dern Theil des Sarpeifchen Eomponiften iſt
pag.18. der Meynung: daß die Wiſſenſchaft
ohne Übung nichtstauge/ und man NB. durch
dieſe nemlich die Ubung / jene / nemlich die Wiſ⸗
ſenſchafft / deſto beſſer und fertiger im Kopff
bringe / und ſo leicht nicht wieder ausſchwitze.
Dem pflichte ich bey.
$.10. Was das Projet der Privat⸗
Concerten betrifft / ſagt der Refutator, ſey
mein Intent wohl gut; allein in einem Colie-
gio wuͤrden nichts als Practici gefunden / und
derowegen ſey es nicht wohl practicable, duͤrf⸗
te
von
Von der Einleitung. 35
te auch wohl de verbis ad verbera fommen’ /
und was des Dinges mehr iſt. Ich will nun
von den Idioten in Collegiis.Muficis hier
nichts fagen / weil es allbereits in ver erften Er:
oͤffnung geſchehen; doch Fan ich mich nicht über-
reden / daß in folchen Collegüsgar nichts alg
puri Practici gefunden werden fönnen / und
daß die Mode/ mit Schlägen zu raifonniren/
die vielleicht in Thüringen bey Sauff- und.
Brgndtewein-Collegiis gebräuchlish/ ander-
werts/bey Leuten von guter Erziehung’ Beyfall
‚verdienen folte. Don lauter Theoreticis
aber möchte ich gerne ein Collegium feheniob
da der Fifeus auch nicht fein Theil befommen
würde. Sonſt ftehtan dieſem Orte des Ut,
nemlich p. 4. mit trucknen Worten: daß die
Runſt ex numero herflieſſet / welche Mas.
terie / ſo GOtt will / in der Dritten Eröffnung
des Orcheſtre ſo abgehandelt werden ſoll / daß
die Feinde ſelbſt meinen Fleiß in Theoria abs
nehmen werden. Es iſt eine Sache / die ihr eige⸗
nes Buch verdienet / deswegen ich hier darüber
weiter nichts / als nur bepläuffig:/ bemercke /
daß es gleichfam fatal, wie aller 7 ja der gröfte
und. wichtigſte Diſput in Mulicis durch den
todten Numierum foviret werden will, Auf
D6 Dies
36 P.1.Cap.1,
. 2 ENEREEEN
diefe Sachen hatteich mich geſpitzet; eshat mie
nicht das geringfte deModis &Solmifatione
getraͤumet / welches Materien find / Die auch im
Schlaff nichts gelten fönnen.
G. 11. Was ich vom Encouragement
der Muſic anfuͤhre / ſagt mein Antagoniſte / ſey
alles die reine Wahrheit. Auf dieſe Weiſe
wirds blutwenig zu refutiren geben. Es
contribuire auch ſolches / geſtehet er weiter /
(daß nemlich die Muſic nicht encourggiret
werde) zu ihrem Verfall etwas; jedoch ſey es
keine wichtige Urſache / wohl aber ein allgemei⸗
nes Ubel und Vitium Seculi. Wieweit nun
ein allgemeines Ubel und Vitium Seculi von
einer wichtigen Urfache des Verfalls einer Sa⸗
he unterfchieden / und twelches von beyden mehr
vder weniger geſagt ſey / das mag der Leſer ur⸗
theilen. Wenigſtens iſt in der gantzen Welt das
Wort Encouragementfogeneral , daß es
nicht nur eine bloſſe Aufmunterung mit Worten
bedeutet; ſondern eine ſolche / die mit allerhand
Diftindion, ale Ehrbezeugungen / Befoͤrde⸗
rungen / Belohnungen ac. geſchiehet. Allso /
wenn es am Encouragement fehlet / ſo ſehlet
es an allen; an dem / daß die Muſic nicht als ein
8tudium angeſehen und geehret wird / an
Vonder Zinleitung. 37
. Daß diefelbe nicht befördert wird ; abfonderlich
J
aber an dem / daß man ſie nicht bezahle. Dies
fer letzte Punct wird ſonſt ſtricte und durchge⸗
hends unter dem hoͤflichen Termino des En-
couragements verſtanden.
G. 12. Mit meinen 99. 6. & 7. der Eins
leitung ins Orcheſtre iſt auch aus Gnaden
noch alles richtig / und bekraͤfftiget ſolches ein
maͤchtiges Tranſeat. Ich muß doch we⸗
gen meiner ehmahligen Arbeit ſagen / (1.) daß
ich die p.ꝛ2r. des Orcheſtre erwehnete in mei⸗
ner erſten yusan) gemachte (2.) Daß die
Arbeit an fich felbft dennoch allzeit eftimirt,
obgleich / bey Erfahrung und Entdeckung
des Authoris, demſelben Fein abſonderlich
Compliment yon gewiſſen Leuten darüber ge
macht worden. So gehört auch mehr zum
Menfchen als Erde und Humeur; oder rechnet
der Drganift die Seele vor nichts ? (vid. p.5.
im Ut.) Wir wollen font dem Roberto
Flud feinen Muficum perfedtum, qui zon
partes Muficz componit, gerne laffen und
ung mitdemjenigen behelffen/ qui partes Mu-
icæ componit & veram earum rationem
redderepoteft, Es wird hier vermuthlich in
der herrlichen Tabelle des Uts p, 6. ein Schni⸗
her ſtecken / Der noch beym Authore
| | D7 ſelbſt /
38 . PLCap.l. —
ſelbſt / wenigſtens in der Franckfurtiſchen Edi-
tion, nicht corrigiret worden iſt. Man mercke
aber dabey / daß Flud fager : Qui canit
ſolummodo, non eſt Muficus. Und dag
iſt gantz richtig. Nam fecundum Boetium
Muficus eft ille , qui ratione pr&penfa
non [olum operisfervitio , fed & fpecüla-
tionisimperio canendi [cientiam mani-
feſtat. Ein Componifte excellirt fürgts
nen gemeinen Muficum oder Sänger folcher>
geftalt / als ein Baumeifter für einen Maurer
ein Ingenieur für eine Schildwache und ein
Mathematicus für einenSchifſs Knecht oder
Bootsmann. (a) Es folte aber mancher
gedencken / Flud habe weder componiren/
noch fingen noch fpielen koͤnnen und habe Doch
‚gerne wollen in Muficus perfedtus heiffen ;
denn fonft hätte er nimmermehr gefagt : Per-
fedtus Muficus eft, qui non partes Mulic&
_ componit, Aber ich glaube / daß es wuͤrck⸗
ich im Flud ein Druckfehlerift/ welchen nein
Erfurter nur fo nachgefchrieben / und heiffen
foll; ‚qui von ſolum partes Muſicæ compo-
| | nit,
nn)
(a) Arıbur Bedford’s Great Abufe of Au Se teutfch.
Arthur Zedford vom groffen Miß⸗
brauch der Muſic p.61.London 3717,
ar
Von der Zinleitung. 39
‚nit,fed&c, um fovielmehr/ weiler diefe Re⸗
dens⸗Art fehr offt gebrauchet / und denn auch der
Sphalmatum in. feinen bier in Zeutfchland
nachgedruckten Operibus fehr viel befindlich
‚finds deren keins in den Erratis angemercket
‚worden. Z. E. p. 200, liefet man mit groffen
Roͤmiſchen Buchftaben TERITIUS pro
‚Tertius &c, Aber fo fchiefen wir theoretifche
Drganiften unfere Sachen in die Welt hinein;
da ſtehts; Flud hats gefchrieben; Fein Nach⸗
dencken gilt. Man hätte endlich diefelben
Worte / wenn mas rares dran’ auf teutſch und
ohne Tabelle in Printzens anderm Theil des
Satyriſchen Componiſten pag. 31. für die
Billigfeit haben koͤnnen. „Ich verftehe/ fagt
„er / durch einen guten Componiſten einen fols
chen der nicht nur einezierliche und kuͤnſtliche
„Harmoniam ſetzen / fondern auch Dasjenige/
„was er geſetzet / mit guten Gründen vertheidis
„gen kan., Mir gefaͤllt indeß dieſe Definitio
beſſer: Optimus Mulicus eſt, qui Rheto-
ricam harmonicam adeo feliciter excer-
cuerit, ut abauditoribus ſuis lachrymas,
riſum & alia Paſſionum rexuierw atque
teſtimonia elicuerit. (b) Und dag ſiehet je⸗
wand gleich / den ich inſonderheit kenne. F. 13.
(b) Marin. Merſennus Har mon, Lib, Ipag. 290.
40 P. I. Cap.l.
S.13. Sonſt laͤſt ver Wiederleger auch
fein Difcernement und feine Beleſenheit ſehr
wohl ſehen / wenn er dem groſſen Steffani
Worte zuſchreibet / daran dieſer Prælat ſein
Tage wohl nicht gedacht hat. Der gute Werck⸗
meiſter hat das Tractaͤtgen: Certezza della
Muſica, unter ſeinem Nahmen verteutſchet
indie Welt gebracht / auch hin und wieder einen
kleinen Joh. Balhorn / ziemlich gegen des Herrn
Steffani Meinung / agiret / wie zu ſeiner Zeit
bewieſen werden ſoll; ſolcher Gattung vun find
die von p.34. biß 40. gedachten Werckleins im
Ut angefuͤhrten Worte / von welchen in dem
Jialiaͤniſchen Originali des Herrn teffani
nicht ein Jota zu finden. Mein Gegner ſetzt
hinzu. So weit Herrn Abts Steffani
Worte. Damit niemand an dem Fehlſchuß
zweiffle Es iſt ein gewiſſes Zeichen daß der
Solmifator das Original niemahls geſehen /
oder nicht einmahl in Werckmeiſters Vorrede
gegucket / da folgendes Avertiflement befind⸗
lich: „Ich habe im Contextu des Herren
„Authoris nichts veraͤndert; Allein wegen
„der Einfältigen habeich an etlichen Orten mei⸗
„ne einfältige Meinung hinzugethany welche
abfonderlich mir groffen Buchſtaben —
| N
Don der Zinleitung. 41
»‚foll es heiſſen) gedruckt ift ı daß alſo ein jedes
„Fan unterfihieden werden. ,, Dulcius ex ipfo
fonte bibunturaqu&. Domine Orga-
noede! Domine Agitator! |
$ 14. Allediefe Allegata follen nun weis
- fen/ daß D. Luther ein groffer Mathematicus
geweſen / und feine Geſaͤnge mit dem Propor-
tional-Circul abgemeffen habe. Ich meines
Theils glaube / daß der feel. Mann GOttes
hieran wohl unfchuldig geweſen; daß er aber die
Noten nad) dem rechten Accent der Worte
eingerichtet / folches gehöretnicht ad Mathe-
maticam (denn fonft müfte Virgilius ,- von
dem es D. Lutherus, feinem eigenen Geſtaͤnd⸗
niß nach / gelernet / auch zum Mathematico
creirt werden) ſondern es gehoͤret ad Rheto-
ricam, ad Oratoriam, darinn beſtehet die
rechtefolidegalanterie , und die thut taus
ſendmahl met Dienftein der Compofition
als alle Mathelis. Ich glaube fonft gerne’ daß
D.Lutherus ein gar natuͤrlicherComponiſte / ja
ein beſſerer Muſicus und Muſic⸗Freund gewe⸗
fen ſey / als unſer zwantzig jaͤhriger Kloſter⸗Stu⸗
dente / von dem ich gerne wiſſen moͤchte / ob ihn
die Monnen oder die Moͤnchevon der elendenDi-
ſtinction informift haͤtten / die erD.Lurhero
pag.o. andichtet? | $.15,
42 BL. Capıl.
$. 15. Von den Öalanterien hatder un?
Salante Wiederleger auch einen erbarmens⸗
würdigen und gernfeeligen Begriff; fein eiges
nes Gieichniß beweiſet folches hell und Flahe.
Er fagt: „Stattdesrechten Weſens beheiffe
„man fich nur mit Galanterien / wie des Frauen⸗
„zimmers Schmuck / welcher vor Alters in Per⸗
„ien und guͤldenen Ketten beſtanden / heute zu
„Tage aber Bänder und Spigen find. Von
„jenen hätten die Kinder was / von diefen aber
„nichts zu hoffen. Ich glaube leSieur Or-
ganifte wirdirgend einmahl einem Gammers
Kaͤtzgen /einer Grifette, die Aufwartung ger
macht haben die vonihrer Fräulein etwann ets
liche laue Schock und / nebft zerriſſenen Spi⸗
gen / ‚auch ein paar verfihoffene Struͤmpf⸗
Bänder zum Neuenahr bekommen hat/ daß
ev fo Eriechend von Galanterien railonnirt.
Sind denn itzund Feine Perlen mehr / als vor
Alters? Traͤgt man nicht gange Garnitures
enechellevon felbigen+ die gewiß ein bißgen
feiner kommen als vor Alters ? Prangen nicht
tagtäglich Hals Hände und Ohren des ſchoͤ⸗
nen Geſchlechts mit dieſen Orientaliſchen Him⸗
mels⸗Zaͤhren ? Daß es etwan in Erfurtnicht
geſchieht / mas Fan man dafür 2 ner
| a
BES... —
Von der Einleitung. 43
mas wolten doch die alten güldnen Ketten ſammt
den blinden Perlen dabey verſchlagen? was
für gut koͤnten die Kinder davon haben? Sol⸗
ten ſie dafuͤr Brodt oder Wein kauffen? Traͤgt
ihnen ſolcher Kram das geringſte Intereſſe, er
werde dann verſetzet? undda iſt man wohl dran.
Koſtete nicht eine Kette wohl zehnmahl ſo viel zu
machen / als offt das Gold werth war? Eben ſo
geht es auch mit den ſehr gekuͤnſtelten Fugen / die
allemahl mehr Arbeit koſten als Vergnuͤgen ge:
ben. Wenn hergegen unſer Organiſte nur hier
in Hamburg Dames ſehen ſolte; doch was rede
ich von Dames ? ich will nur Buͤrgerſtands⸗
Perſouen nehmen die an Ohrgehaͤngen / Kreu:
gen und Ringen in bloſſen Juͤwelem zehn und
mehr. taufend Reichsthaler Banco-&eld mit
ſich herum führen; folte er nicht meynen / daß
man von folhen Pretiofis guͤſdne Ketten von
hier biß Erfurt machen Eönte/ fo daß in jedem
Poft- Haufe wenigfteng die Köchinn eine hätte?
Hat er wohl einen Bürger gefehen / der noch
nicht einmahlgalant heiffen kan undeinen Ho⸗
ſen⸗Knopff von 10000. Rthlr. Banco trägt?
Das fommtein bißgen wichtiger als fein Sty-
dus ligatus mit den güldnen Ketten. Ders
gleichen’ und viel groͤſſer find unfere Galante⸗
\ rien.
Be
*
44 PL Cap!l.
- rien. Mich deucht damit iſt KindessKindern
im Nothfall redlicher unter die Arme gegriffen
als mit einer laufigten Kette / Daran wir Die Floͤ⸗
be teffeln. Nun mache einer die Application
auf die Muficalifche Salanterie / darinn heut
zu Tage folche Edelſteine befindlich / daß ein alter
überfichtiger Ketten: Krämer mepnen folte/ es
waͤren Boͤhmiſche Steine; weil er fieniemahlg
fo groß, und dabey fo echte, gefehen hat.
8.16. Die Gleichniſſe des Gegners von
guten Wercken / von des Feindes⸗Eſel unter ſei⸗
ner Laſt / (dabey wohl Fein Treiber geweſen)
von Gaͤſten / die einen nicht wieder laden
Fönnen find auch fehr finnreich / und wer⸗
den indem Ut gar kuͤnſt⸗ und fo tröftlich pag. 10
auf die galante Compofition und Verab⸗
ſaͤumung der Contrapundten applicirt, daß
man das Podagra im Magen davon befoms
men möchte. Sonſt heift der Refutator
großgünftiglich ſehr gut was ich $.7. meiner
Einleitung von der Hochachtung/ die man der
Muſic ſchuldig iſt angeführet habe. Es dan-
cke ihms aber mein Wirth. Ich proteſtire
nochmahls vor aller Welt / daß darinn mein ein⸗
ziger Zweck beſtanden / dieſe Hochachtung eini⸗
ger maſſen zu befoͤrdern; daß ich keinem 2
n
Von der Binleitung. 45
Individuo zu nahe zu treten weder damahls
noch itzund / gedacht habe / und nichts weniger
als folus in pretio , oder Hahn im Korbe
allein / wie der von fremden Winde aufgeblafene
Orgel⸗Ritter / ſeyn wollen. |
$.17. Das follnun die Wiederlegung
meiner in der Einleitung angeführten Verfalls⸗
Uhrfachen alle ſeyn / und fo dann folgen deren 6.
vermeynte beffere von des Refutatoris eignem
Machwerck. Ich will doch einen Auszug ders
felben aus pag 12. des Ut hieher ſetzen. Diefe
6. Uhrſachen des Verfalls der Muſic ſollen
14 E >
pn:
Cı.) Weil die Mufie nicht ale ein Studium
und (quod idem) ° |
(2.) Nicht auf Schulen tractirt wird.
(3.) Weil die Beſoldungen geringe find.
(4) Beil fie verachtet wird.
-(5.) Weilman fagt : Die Muſic hindere
am fudiren und
(6,3 Weil man fie Huren: Sram nennet.
Dabey werden wieder Werckmeiſters Worte
dem groffen Steffani zugefchrieben. Der
Leſer magfonft hierüber felbft glofficen und bes
trachten / wie fchönich refutiret werde. Es
iſt ja nicht genug / daß man ſage / die Muſic werde
Ne x - ver⸗
46 BLCapL.
perachtet und ein Schreiber vorgegogen; Ich
muß finden’ warum fie verachtet werde? Meis
ne Meynung ineinem kurtzen Begriff iſt dieſe;
weil fie die Pedanten zu ſchwer / und die
Schergeiger zuleicdye machen, Iſt es nicht
fchön raifonnirt, wenn einer faget: Die Mur
fie iſt in Verfall / weil fie verachtet wird ? +
Ich habediefen Verfall und deffen Urfachen fo
gut / als mir es müglich geweſen / dargeſtellet / und
iſt mir gar nicht zu wieder / wenn es ein andrer
beſſer thun kan. Das heiſt aber nicht wieder⸗
legen; gnug daß der Verfall fuͤr Augen iſt / die
Urſachen moͤgen ſich denn uͤber lang oder kurtz
finden; aber ſie zu heben / da ſteckt die Kunſt. Ich
tractire die Muſic vollenkommen als ein Stu-
dium, und wuͤnſche von Hertzen / daß ſie auf
hohen und niedrigen Schulen (doch ohne Pe-
danterie, fine pulvere fcholaftico ) auch
alfo tractirt würde. Sp wuͤnſche ich ingleichen
por allen Dingen / daß are
- oh⸗
t Sch möchte gerne wiſſen / ob dem Gegner bekannt /
tag Soloecismus difputatorius, was Circulus,
was Petitio Principii fey ? Ich Fanes nicht
alauben ; weil er diefe Dinge fo offt und recht
li — *
kindiſch adhibiret. Es iſt idem per idem,
wenn einer ſagt / die Muſie ſey im Verfal / weil
ſie verachtet wird. |
Pon der Zinleitun 47
lohnungen reicher ſeyn möchten, wie ichdenn fol:
ches nicht nur im Orcheftre,fondernauch fonft
in meinem Sarmonifdy,Dendmahlmit deutli⸗
chen Worten zu verftehengegeben habe. Was
habe ich anders mit den graduirtender Muſic
in Engelland/ davon der Gegner fonft wohl fein
Tage nichts gehört noch gefehen und mit der
Academie, zum Befchluß des Buches’ fagen
wollen / als daß es hierzu Sande nicht eben fo ſey /
und manbeflage / daß die Muſic hier nicht als
facultas academica gehandhabet wer⸗
de? Sed aliquid dixiſſe juvat. Ein jeder
verdient ſein —* Es gibt aber unſer Erfur⸗
ter ein Zeichen ſeines ungeſunden Raiſonne-
ments, wenn er p. 15. des Buͤchleins Ut, unter
andern weitgehohlten und abgeſchmackten Din⸗
gen / zum vermeinten Lobe des Studii Muſici
benCiceronem ärgerlich anfuͤhret / daß er nem⸗
lich ſage: Liberi hominis officium efle ali-
quando nibil agere &c. durch welches nihil,
ver Erfurtiſch. Stoffe zufolge / Cicero die Muſic
verſtanden hätte / und das ſoll ein Argument
ſeyn die Muſicam zum Studio zu machen weil
fie vom Cicerone inter niniſa gerechner
werde. Pudeat Herr Drganifte! Ein Se-
cundaner wird ing Fünfftige meynen / nihil
| nn age-
43 P. J. Cap.l.
agere heiffe beym Cicerone: Die Mufic ku-
diren. N’eftcepasla unrailonneur con-
fus? ein StrohsKopf. Es lautet auch fonft gar
angenehm / wenn ein Styliſte mir Teutſch /
Frantzoͤiſch undLatein fo untereinander miſchet:
Daß die Mufic civili viro avantageus ſey © non
modo Sc. Toller habe ichs noch nie geleſen.
Vid, p. c. des Ut, allwo esfo lautet.
$.19. Aufs letzte wird mir vorgehalten/
ich hätte den gelehrten Kircherum zauberifcher
Worte beſchuldiget. Da fleckt wieder eine
malicieufe Tournure, Man conferire
pag.5. des Orcheftre, fo wird fich seigen/ wer
animum injurandi hat. Es wird dafelbft
des Agrippx > oder eines andern Zaubers
Buchs/gedacht/gwifchen welchen und der Mu⸗
fürgieKircheriein Vornehmer / numlangft
feider ! verftorbener hochanfehnlichfter Koͤnigl.
Miniftre (nichtich) im Schertz / obbarba-
riem terminorum,eine Vergleichung mach⸗
te. Wenn aber doch der Gegner meynet / daßdem
pater Kircher fo ſchrecklich zu nahe geſchehen
ſey / fo will ich ihn bitten / er examinirenur per
mandatarium den bloſſen Titel Mufurgia (1 .)
nach der Griechiſchen Bedeutung / (2.)nach dem
Inftituto des gantzen Wercks; halte denn
eing
Von der Einleitung. 49
eins gegen das andere / und laffe fid) darauf
Meibomii Pr&fationem in Muficos anti-
quos erflähren! fo wird ervon der hochgeruhms
ten Gelehrſahmkeit unfers fonft fleißigen Jeſui⸗
ten ſehr mittelmaͤßige Gedancken bekommen.
Muſicam, fagt Meibomius, græcam di-
ſciplinam, quam hactenus græce doctis-
fimorum virorum vix ullus attredtares
aufus fuit, fine alla ferme græca literatura,
»ullo Grecorum Mufscorum lecto, tradere ad-
greflus eftVirCl. Athanafius Kircherus.
Fateor, non tantum me miratum , ex
celeberrimo Orbis terrarum loco, Ro-
mä, tantum iweptiarum adferri potuifle;
fed etiam à tantæ fame Viro. Quod ſi ita
in literarum ſtudiis & antiquitatis per-
gatur, converſo rerum ordine, barbariem
ex Italia , politiſſimæ gentis ſede, in
omnem Europam. diffuam videbimus
&c. Gafpar Scott hat das erfte wegen deg
Titels wohl gemercket / und ob er gleich Kir-
cherum adorirte und ausfchrieb / fo feßt er
Doch in feinem Titel P. IL. p. 774. Muficam
vor. ” Ä |
$.20. Der Refutator muß auch ein
ſehr ſchlechtes NE mir haben/ went
/ er
go P.I, Cap. I.
—— — — — — — — —
er zweifelt / ob mirs gefallen werde / daß er eine
Urſache des Muſicaliſchen Verfalls daher lei⸗
tet weil die Muſic für Fein Stadium gehalten
wird. Ich bin ja darinn mit jeverman gänßs
lich einig und will mich bey Gelegenheit breiter
Darüber erklaͤhren / was refucirt er mich denn ?
Aber dag gefällt mir eben nicht / wenn er mir
animum injuriandi beyleget. Diefegar zu:
befcheidene Beantwortung feiner. theils groben
Expreſſionen mag ihm davon das beſte Zeuge
niß geben. Er kan aber in ſeinen Buſem greif⸗
fen und fein Gewiſſen fragen / ob ich jemahls
mein Murhleinanihm (von Demich mein Ta:
ge nichts gehörer oder gewuſt / auch nichts zu hör
ven noch zumiffen verlange ) over er dag feine an
mir/ amore lucri » zu Fühlen gefucht habe?
Alios exfe judicat.
Das andere Capitel.
Beſchuͤtzung deserften Theils im
Orcheftre >,
Pars defignatoria genannt.
$. 1.
(I si werde ich befehuldiget/ Daß ich das
ehr: und achtbahre monochordum
p.286.
Vom erſten TheildesOrch. 51
280. des Orcheſtre Alfanzereyen geheiffen;
as iſt nun abermahl ein Pudel / Herr Arge⸗
liſt. Da kommt er wieder mit einer Unwiſſen⸗
‚heit und Unwahrheit angeſtochen. Denn es
wird an gedachtem Orte von dem Diſput ge⸗
redet: Ob Mulica heiſſen ſoll: Scientia cir-
canumerum fonorum, oder circa ſonum
numeratum ? und ſolchen Streit mag ein
alant hommes, mit dem ich damahls / und mit
einem Mufico, zu thun hatte / mit allen Ehren
und. Mecht/ für Alfanzereyen halten. Heiſt
dası Monochordum laͤſtern? Solches zu ber
jahen / das heift meine Schrifftenläftern. Sa-
geich nicht vielmehr.an eben Dem Orte / es fey
folches Werckzeug zum fpeculiren und zur
geometrifchen Abtheilung der Intervallo-
rum dienlich? Sage ich nicht ferner : Es
ſey einem Mufico gar nicht ſchaͤdlich / folche
fubrilitäten überhaupt mit zunehmen ? Ans
derswo wird fich verhoffentlich Gelegenheit fin-
den / mehr von diefer Sache zu reden. |
F. 2. Deftomeniger aber darff fich der
- Refutator verwundern / daß ich alle Propor-
tiones von dem Monochordo, oder beffer ger
ſagt / demfelben gleichförmig/ deducire / denn
ich habe ja mein Tage nisgenb gefagt / .
: 2 = 2
72 PL Cap. II,
ches nicht gefchehen koͤnne oder muͤſſe. Wie
ich aber behaupten will / daß die Zahlen nur in ⸗
ftruiren und nicht decidiren/ davon ſoll geliebt
e8 GOtt / die dritte Zröffnung des Orche-
ftre handeln. - Ich koͤnte es wohl gleich thun;
aberich will nicht. Denn ich habe auch" meis
neneignen Kopff. Indeſſen mag wer da will
ſeine inſtructiones aus den Zahlen nehmen?
es kuͤmmert mich nicht / will auch niemand dar⸗
anhindern ; aber man muthe es mir nur nicht
zu. Meine Raifons follen verfprochener maſ⸗
fen / wenn ich lebe und gefund bin / folgen,
6. * Die Gleichniſſe von dem Garne
und der Wolle / vom Stahlund Eiſen / deren
Fein Tuchmacher noch Schmidt entbehren kan /
nehme mit beyden Haͤnden an / und ſage von
Hertzen gern / daß Scientia de Proportione
Tonorum, quam (Proportionem) 4quo-
dammodo indicat Monochordum, nicht
nur einem Organiſten / ſondern / welches mehr /
jedem Mufico noͤthig fey ; aber fo wenig als
man fchlieffen fan: Diefer oder jenerMenfch hat
Garn und Wolle / ergo iſt er ein vortrefflicher
Tuchmacher / it. dieſer oder jener hat Stahl und
Eifen, ergo iſt er ein guter Schmidt. Eben
fo wenig Fan ein vernünftiger Menfch auch fas
| gm:
Vom erften TheildesOrch. 53 |
gen : Diefer. oder jener hat die rechte Abtheis
Jung der Thone auf dem Monochordo ges
troffen / ergo iſt er ein vollfommener Muficus,
Nur ſtillel Nur ein wenig Gedult! Es fol
dieſe Materie ſchon an gehoͤrigem Orte ausge⸗
fuͤhret werden. —
Ä F.4. Man darff mie Werchmeiftern
nicht citiren / das will ich ſchon ſelber thun. Ich
Tenne feine Schrifftenin-und auswendig / Das
iſt zu ſagen: feine Worte und feine Meinung;
abfonderlich Die Paradoxa, die ſehr tröftlich
find. Indeſſen thut mir der Gegner einen
Dienſt / daß er einen gantzen Bogen mit *
Buchſtaben aus gedachten Paradoxis hints
drucken laͤſt; und toolte ich wuͤnſchen / feine gan⸗
tze Refutation beftünde in foldyen herrlichen
Excerptis, fofäme man deſto ehender Damit
zum Ende / ſintemahl der Zeit⸗Mangel einer mei⸗
ner allergroͤſſeſten Mangel; feine gantze Refu-
tation aber weder Durchzulefen noch zu beant⸗
worten / nicht einer von meinen fehlimeften Vier⸗
telſtunden werth iſt. Wie ich denn feine 4. Wo⸗
chen in bloſſen Neben⸗Stunden mit der gantzen
Sache zugebracht / und da ich die vermeinte Re-
futation den 24. Jan.erhaltenimir der Bertheis
digung fehon den 21. u; fertig — bin.
. 3 sr
— — —
Me u —
—— a ——
— nn
7 - — 27
54 P. I. Cap. II. J
F.5. Nach dieſer Pauſe aber faͤllt der
Verfolger wieder mit der Thuͤr ins Hauß / und
ſaget p. 29. nach einem vorher gegangenen
Præludio aus ſeinem uͤbelklingenden Laͤſter⸗
Modo : Man finde im gantzen Orcheſtre
nicht einmahl eine vollfommene Definition.
Da er ſich doch felbft p-57.ing u Je: hentai
fpricht/ wenn es allda von meiner Definitione
Compolitionis heift :. Sie fey fehr gut;
aber nichts neues: Iſt es nicht miferable, daß
der Menſch meine Rubrique nicht verftchet
oder nicht verfiehen will. Mein Inftiturum
im neuseröffneten Orcheftre iftja nicht einen
Componiften oder Muficum, vielweniger
neue Definitiones , zumachen / fondernnur
einem galant homme die univerſelle (nicht
ſpeciale) Wachricht von denen zur Mufic ges
hörigen Sachen aufeine gang neue Art zu ges
ben. Meine Definitio Unifoni , fagt der
Refutator, ſey / der Proportion nad)/ rechr;
hoffentlich auch die Definitiones der andern
Intervallorum 5; denner hatnichts dawieder
einzuwenden. Ich ſage aber ı daß die feine/
de Unifono,mehr lehre / was Unifonus nicht
ſey / als was er ſey. Unifonusnoneft Mo-
dus, ſo faͤngt ſie an. Er haͤtte eben ſo wohl
ſpre⸗
Vomeerſten Theil des Orch. 55
ö— — —ñ—
ſprechen koͤnnen: Uniſonus non eft animals»
non eſt herba &c. Ich mercke es ſchon /
derjenige von dem ers hat /iſt einer von denen / die
da ſagen: Monas non eſt numerus. Es
mag drum ſeyn; Ichdencke anders. Wenn
ich ſolche Definitiones haͤtte ausſchreiben
wollen / fo märe ein Opus Definitionum aus
meinem Orcheftre erwachſen / das gröffer
hätte werden müffen als eine Concordantz.
Barum hätte ich auch des Unifoni defolati
gedencken follen/ da er doch Feine Proportioh
hat / und der Titel meines Gapitels lautet: Yon
den Tonisihrer Proportion nad). Zu dem
willich viele. wackere Authores nennen die
ebenfallsdiefe Diſtinction gar nicht machen.
Es trauet mir janoch wohl mein aͤrgſter Zeind
fo viel zu / daß es nicht aus Unwiſſenheit wegge⸗
laſſen ſeyn wird. |
$.6. Eine gleiche Bewandniß hat es fo
wohl mit der Definitione Quartz ale den
andern Proportionibus. fie aber / die
Quarta, eigentlich Con- oder Diflonantia
fey / das iſt eine groffe Frage / und davon foll
meine dritte Eroffnung ausführlich handeln.
Was Diœlis ſey / iſt zwar von mir nicht de-
finiretz aber ich habe es dem Leſer vorgemahlet /
— | &4 und
76 * PI. Cap.Il.
und gegeiget/ wie das Ding / oder vielmehr defs
fen Kennzeichen ausfiehet / nemlid) : Daß egein
doppeltes Ereuß fen; habe auch dabey gemeldet)
was eg in Mulica fignatoria bedeute. Was
braucht es denn definirensiwenn ich das Ding
ſehe? Welches ift nun einem galant homme
deutlicher meine Demonftratio, oder des Ge⸗
geners Definitio, dieerp.35. ertheilet? Sons
ſten find es puerilia, fagterı Daßdasb. qua-
dratum erniedrige. Ich ſetze auch dabey / der
Unkundigen wegen / nicht der theoretiſchen
Organiſten halber. J—
4.7. Nun koͤmmt eine vermeynte Con:
fuſion, weil ich nemlich im Capitel de Tonis
auch die Genera ſpecificire. Meine Urſa⸗
chen aber find ſehr wichtig (1.) habenicht wol⸗
ken ein befonder Capitel deGeneribus machen/
weildie Sache mehr fürgelehrte Mulicos als
‚Liebhaber gehöret. (2.) Da dieſe Genera in
einer gewiſſen Einricht⸗ und Eintheilung der
Whone beſtehen / fo ſchickt ſich ja deren Einſchie⸗
bung / unter dem Titel von den Thonen ihrer
Proportion nach / ſehr wohl/ daß ich demnach
nichtfehe 7 worinn die Confufion ſtecken fol.
Uberdis fage ich zu Ende des $. Deutlich : Sol⸗
ches möge fuperficiellement gnug von =
er
Vom erften TheildesOrch. 57
der Materie feyn ; woraus ja erhellet / daß ich
nicht eigentlich und ex profeſſo, fondernnur
bepläufig von Diefen Generibus habe handeln
wollen, einfolglich alle der. Alten minutiffima
nicht habe berühren mögen. Hat man fich
denn Dadurch verrathen / als ob man die Sache
nicht verftehe ? Ich rede von der natürlichen
Eintheilung der Diatoniſchen Octavæ und
fage/ daß weder b. noch R darinn vorfomme.
Jener aber redet de Modis tranfpolitis,
allwo freylich b au ſtatt genommen werden
muß. Es fest auch felber der Wiederleger eis
ne Melotiep.36. in Genere Diatono puro,
wo weder fa fitum ,„ noch femitonium
fictum anzutreffen’ und diefeg Genus purum
meyne ich. Daß nun die Alten den geftander
nen Exces mit dem fa fito in genere Dia-
tono getrieben’ Dafür Fan ich nicht; ſolches / ale
resficta , wiederſpricht meinem Satze auch
Feines weges; fintemahlich de Genere Diato-
‚no puro & naturali, nicht aber de transpo-
fitis, mixtis & fictis rede. So iſt auch nur
allein vor dem h. in Transpofitionibus ein b,
geſetzet worden nicht aber / wie in Genere
complicato heutiges Tages geſchiehet / vor
alle und jede Claves, daher auıh dieſe eintzige
Es Schmwak
‚8 P.I. Cap.Il.
Schwalbe noch lange Feinen Sommer macht |
und denominatio a potiori mir auch gewiſ⸗
- fer maffen hier zu ftatten Fommt. Eben die Be⸗
wandniß hartes auch mit dem X ; welches zwar
die Alten in diefem genere nicht hingefchrieben/
aber doch elevatione vocis gefungen haben
föllen. Das haben fie meinenttvegen gute
Macht gehabt: Es ift auch nur accidenta-
liter bey Cadencen gefchehen / nicht effen-
tialiter nach den alten Kunftzund Modens
Saͤtzen / ob es gleich die Natur erfordert; welche
ftärcker ift als die Kunft und eingefehränckte
Pedanterie. ch Fan jaeinem in ver Mufis
ealifchen antiquen theorie gank unbewans
derten Menfchen folche Dinge nicht vorſagen /
ohne michridiculgumachen Ein anders iſt /
wenn man Exercitationes Muſicas ſchreibet |
und mit Theoreticis zuthun hatzda mußeiner
gank andersreden. |
858 Nechſt dem fo wundert ſich mein
Gegner / daß ich von denSemitoniis majo-
ribus in numero plurali rede; und fagt doc)
felbft vier Zeilen hernach pag. 37. Daß feine fo
genannteAnima Mufices,oderSemitonium
natu-
Vom erſten Theil des Orch 59
naturale + ineiner jeden Specie Octavæ
zweymahl vorkommt. Ich wundere mich /
daß man mir ſolche elende / bey den Haaren
herbengesogene Chicanes macht bloß der vers -
zweifelten Aretiniſchen Solmifation zu gefale
fen / damit der Abgang der fiebenden Splbe /
durch die ZufammensKlebung beyderSemico-
niorum ineines/ mit einem Schein der Ehren
erfeßet werde: Die Invenrion iftrecht artig /
und das Simile von den Treppen will ich nicht
weggeworffen haben. Erfagt: wenn ich von
der Dritten zur vierdten / und denn von der ſieben⸗
den zur achten Stuffe ſteige / fo bleibe ich einer /
und es werden nicht zweene aus mir. Scupet
mens admiratione tantz induftrix! das
wieder hatauchOrbilius felbjt nichts anzumens
den. Allein / wer mir doch weiß machen mwolte/
daß die vierdte Stuffe und die achte Stuffereine
und diefelbe Stuffe fey / der würde blind kom⸗
men. Don folchen gradibus aber ift hiedie
Rede / nicht von den Stimmen oder Perſonen /
die darauf auf und nieder gehen. Die Trep⸗
| E06: pen
T Alle Semitonia find naturalia, mie unten bewieſen
werden foll;aber alle find nicht majora. Derohal⸗
ben ich lieber mit den beſten Authoribus diefe
als jene Benennung erwehle. |
60 P.I. Cap. II.
pen mögen wohl von einerley Holtz ſeyn / gleich
weit von einander liegen und einerley Propor-
tion haben; aber deswegen finds Doch zwey von
einander unterfchiedene Stuffen / und nicht eine
Stuffe. Es iſt Schade / Herr Organiſie / daß
wir unſere Canones nicht beſſer appliciren
koͤnnen; denn too mir recht / haterfelbft einen /
der heiſt: Simile non eſt idem. Weildenn
nunefmithc, ratione qualitatis & loci
(ob gleich in quantitate Gi eins fo verhält
wie das andere) nicht Daffelbe Ding ſeyn kan /
fo ſtatuirt wohl ein jeder vernüunfftiger Menfch
den Gegner ausgenommen ) Daß es zwey
Dinge find. Seht! in dergleichen Irrthuͤ⸗
mer verfallen diejenige, welche Das A. B. C. nicht
verſtehen / und allegmitder Aretinifchen Sol-
milfation heben wollen. Der Wiederſacher
dencke der Sache ſelbſt nach.
| 9.9. Von meiner ‘Befchreibung des
Generis Chromatici fagt mein Gegneridaß
alles ſehr u under nichts dabey zu eritts
nernhabe. Es ſey auch die Wahrheit / fpricht
er / daß wir mit dieſen zwoͤlff Theilen —
d=
(c) Wenn die beyde Semftonia naturalia nur vor
eins paßiren ſolten / fo würde ja das Dutzend
ni
“
VomerftenCheildesOrch. 61
begnügen laffen müffen. Nur / Damit dee
Wiederleger feineKlofte»Excerpta am Mann
bringe / und die Zerflümmelung des Generis
Diatonici bey den Alten beweiſe / fo werden 3.
Lateiniſche Kirchen- Lieder citiretidarinn Rund
b. vorfommen follen / oder vielmehr durch ein
gubintelligitur errathen werden müffen.
. Man berufft fich aber bloß auf Praxin,die wohl
corrumpirt feyn fan und / zumahl in Anti-
quitatibus, gar nichts beweiſet. Wenigſtens
iſt in den alten Noten keine Spur weder vom X
noch b. Mein Nein waͤre denn fo gut als fein
Ja,ʒ aber die Materie ift mir gan gleichgültig;
und wann ja die Alten folche Elevationes hin
und wieder) nach ihrem eigenen Kopff/ gemacht
haben / iſt es mehr für einAccidens ald Requi-
fitum,, velProprium Generis zu rechnen.
Sonſt iſt noch wohl in Feines Menfihen Hertz
kommen zu ſagen / daß die Chromatiſche Cla-
&7 ves
uicht voll werden; Darum muß eins von beyden
unwahr fenn/entweber:daß 12. Theile der Odtave
find, welches doch der Gegner gefichet/ oder: daß
nur ein Semitonium und nicht mehr in der
Muſic (lieber gefagt inder Odtava befind⸗
u —— gleichfalls fein / ob wohl falſcher /
atz iſt.
62 P.1. Cap-Il;
vesfichin genere Diatonico befinden / wie
derSolmilator hut. —
8. 10. Voñ dem Enharmonio ſagt der
Refutator p. 41. raiſonnirte ich auch ſehr
wohl / und conformirte mich mit Werck⸗
meiſters Meinung / welcher ebenfalls dafuͤr ge⸗
halten / daß wir die Subſemitonia, Semidi-
ten, oder Quart-Thone in unſrer Muſie nicht
noͤthig haben. Aber dieſe Douceur wird mir
bald wieder verſaltzen / indem ich aufs neue einer
Confulion beſchuldiget werde / darum / daß ich
ſub Titulo de Tonis auch de Modis handele.
Da man doch dieſes zu meiner Entſchuldigung
fagen kan / dag Modus gar offt und mit Recht /
Tonus heiffe / mie es denn der unbedachtſame
Criticus felbft p. 42. in der Dritten Signihica-
tion fo nimmt / und noch dazu p 158. ſaget / es
ſey eben fo viel nicht daran gelegen’ ob man das
Sort Modus oder Tonusgebrauche., Die '
erfte Dafelbft befindliche Bedeutung aber / daß
Tonus fo viel heiffe aldSonus, hat wohl etwas
verderbtes zum Grunde / und kein Theoreticus
folte eigentlich ſo reden. Da uͤber dis auch
Broſſerd feine gantze Doctrinam Modorum
ſub Titulo Tuono abhandelt / ſo ſieht wohl
niemand / was das Orcheſtre für eine Con-
Fulion begangen habe, §. II.
— —
Dom erſten Theildes Orch. 63
g. 11. Was ich de Modo'dafelbft fage/
gebe für feine Ariſtoteliſche Definition qus;
ich verweiſe vielmehr einen/der mehr davon wiſ⸗
fen will’ auf Merfennum, Kircherum: und
obgevachtenBroffard. Kan der Wiederleger
eine beffere Definitionem machen alg wie ber
fagte Aurhores , fo thue er es immer getroft
weg / und prahle fo vielnicht dabey; ich habe des⸗
wegen im Orcheftre weder mit ihm noch mit
jemand anders certiren wollen. Es find ja ſol⸗
cher Definitionum , die er anbringt/ gantze
- Schiffs Ladungen voll in Büchern anzutreffen’
und werden für Maculatur gebraucht. Ißenn
ich übrigeng fage / daß fichdie Kırchens und
Choral: Mufic der 12. Modorum Grxco-
. rum bisweilen / jedoch ingroffer Sreyheitbes
dienet / fo will ich nicht juſt den bioffen Choral
Geſang der. Gemeine, (denn folchen heiffeich
nicht eigentlich Muſic) fondern wie diefe Cho⸗
rale / welche nach befagten Modis eingerichtet
find’ figyraliter.per Fugas & Variationes
von vielen Componiſten in derKirche transpo-
nirt und muficıre werden, verftanden haben.
Denn / da müffen fie fich folchen falls bismeilen
mehr als zu viel zwingen laffen / infonderheit/
wenn mancher das: Erbarm dich mein, ©.
| HErre
SET — —
— ee
a ne... — —
MESZ TE — PU Er >
- U u e —E Bu
EN re a er
64 P.I, Cap. IL
Erre GOtt ꝛc und:Wie ſchoͤn leuchter der
Morgenſtern ꝛc. zuſammen bringen til;
das iſt eben die groſſe Freyheit und Veraͤnde⸗
rung / von der ich ſpreche. Uberdis kan ja der
Antagoniſte ſelbſt nicht in abrede ſeyn / daß die
Kirche ſich anfangs nur Die erſten 8.Modos,
welche manınach dem Pabſte Gregorio, Gre-
gorianos nannte/ und fo Dann / nach und nach
Die andern auch zugeeignet habe / Daher dieſe
Modi ein gan anderes Ausfehen gewonnen /
auch eine gans andere Drdnung befommen has
ben’ wie desfalls / nebft Kirchero und anderns
Conradus Matrhai fo wohl als ich einen Un»
terfcheid macht / und fichinfonderheitver legre _
cap.VIIl. p.63. in diefe ausdrückliche QBorte
‚herausläft: „Es find Diefe acht Toni bey den
„Alten weit anders befchaffen geweſen / als itzi⸗
„ger Zeit die Modi Muſici. Denn / heutiges
„Tages werden ſie nach den Speciebus der
„Octaven (davon die Alten gar nichts gewuſt)
„unterſchieden / da e8 Doch bep ihnen yicht mehr
„als eine Melodie oder Art eines Sefanges ges
weſen / als man heute die Pollniſchen / Teut⸗
ſchen / Welſchen oder Frantzoͤſiſchen Taͤntze
„oder Lieder unterſcheiden macht / davon Mi-
„chael Prætorius Tom,l, Syntagm. 2
ar-
Pu"
DomerftenTheildesOÖrch 65
;Partell, cap,s. pag.183. Fan gelefen mers
„den. Worinn habe ich denn Unrecht gehans
delt / daß ich die 8. Toni Eccleſiaſtici von den
ı2. Modis Græcis, tie alle geſcheute Autho-
res thun / diſtinguirt habe? Ob mir wohl be⸗
kannt / daß jene von diefen entfprungen. Wei⸗
ſet nicht Werckmeiſter den Leſer ebenfalls auf
obangezogenen Conrad. Matth. und ſaget:
¶d) Es habe derſelbe gar fein von den Modis
geſchrieben / auch angezeiget / wie die Toni ı NB.)
eine Verwandſchafft mit den Modis haben.
Sind fienun gleich Dermandte/ fo find fiedar:
um Doch nicht einerley ; Die Kinder entfpringen
| —* dem Vater / unterſcheidet man ſie darum
nicht?
$.12. Daß mir die Natur und Eigen⸗
ſchafft dee 12. Modorum feine Böhmifche
Dörffer habe Parte III. Cap. 2, deg Orche-
ſtre, ſo gutes hat werden wollen / bezeuget. Daß
ic) aber nicht nach eines jeden Humeur ſolche
Eigenfchafften getroffen / dafür Fan ich nicht.
Mir ftehen des Gegners Predicata von den
Tonis vielleicht eben fo wenig anı als ihm meir
ne. Theileter doch ſelbſt p. 71. &72.die Au-
ditores , nach) Pringens Vorſchrifft in 4.
| ER Clafles
(d) Harmonol, pag. 61,
66 » PL. Capll.
Claffes ein und fehtp.73. hinzu / es liege viel
“am Humeur und der Complexion des Au-
diroris (verftehe die Beſchaffenheit feines
Temperaments,) Wer nun weiß / welche
Mixturen eg in denTemperamentender Mens
fchen gibt/ der wird leicht ermeffen koͤnnen / daß
eigentlich nichts Pofitives von folhen Wuͤr⸗
kungen der Thone oder Modorum gefaget
tverdenmag. “Dennoch habe mein beites ges
thany etwas probablesdavon an den Tag Zu
bringen, und da ich folches nicht Parteprimal
gleich thue / Pe Tree : Es foltendafelbft
nur die Thone/ dem Nahmen nach / befchrieben
werden / (denn der Eigenfchafft zu gedencken
hatte ich mir im dritten Theil vorbehalten 7 wie
der Anfangs vorgefeßte Sinnhalt des ganzen
Werckleins ausweiſet) folegemir der Adver“
farius diefes gleich vor der Fauſt als eine Uns
wiffenheitaus. Ich füge auch nicht einmahl /
daß ich die Thone dem rahmen nach beſchrei⸗
ben will wie mich der Gegner beſchuldiget / ſon⸗
dern meine Worte p. 57. find diefe : „Man
„will die Modos Gr&cos, mit NB. ihren
„, Transpofitionibus ( dadie Thonenurdem
„Nahmen / nichtaber der Natur und Eigens
„ſchafft nach verfeger werden) m
| a
— — —
Vomerften TheildesOrch. 67
Das Orcheftre will ſo vielfagen / wenn dieſe
alten Modi verſetzet werden / ſo veraͤndern ſie
zwar die Nahmen der Clavium, aber es bleibet
doch der vorige Ambitus. Solche Einwuͤrffe
machen dag heiſt: Nodum in ſcirpo quærere.
$.13. Ratione Transpoſitionis heiſt
es weiter im Ut p. 44. hat der Here Author
gefehlet. Bon! wenn dem Dinge ſo iſt nimmt
man die Anzeige mit Danck an / wiewohl fie
eben nicht gedruckt werden duͤrffte. Der gantze
Fehler aber iſt nur / nach meinem Begriff / eine
Omiflio, und man hätte nach des Correcto-
ris Meinung (wo mir recht) Dieminus Prin-
cipales fo mohl. / als die Principales,
mit ihren fo. ‚genannten Transpofitioni-
bus einführen. und herfauen folln. Was
ich demnach ratione Transpofitionis gefeßt/
iſt nicht unrecht / maffen der Corrector felbft
geſtehet gab cdefg/ fen Dorius transpofi-
tus ; was aber ausgeblieben/ nemlich / daß
defgabed; Hypodoriustranspofitus fey/
ſtreite ich ja nicht/und ift für einen galant hom-
me von blutſchlechter Wichtigkeit. Es vers
ſteht ſich auch von ſelbſten / daß wenn der erſte
Ambitus Dorii modi iſt / der andere Hypo-
dorii transpoſiti ſeyn müfle/ wenn fie von
| ihr
68 Pl. Cap Il.
ihr Finalim ghaben. Die Semitonia de-
eidirenfonft das übrige / und wäre hors de
propos getvefen / fich daruͤber breiter im Or-
cheftre zu erflahren. - . |
$.14. Denn fo find ein paar verlohrne
Schildwachen da nemlich die Modi illegiti-
mi, welche in der Munfterung des Orcheltre
mit unrechten Nahmen aufgeruffen worden;
das ift Jammer und Schade um die fehöne
Nahmen! Die Kerle werden aber im Or-
cheftre Jaftius und Hypo-Jaftius genennet /
Da fie Doch eigentlich Hyperzolius und Hy-
perphrygiusgetaufft worden / mie die Gevat⸗
tern) inque hisErfurtenfis, e8 ausfagen,
Es hat mir fchon etliche Jahr her geahnet (denn
6 Jahr iſt das Orcheftre altund druͤber) daß
dieſe beyde Galgen⸗Voͤgel (e) mir dereinſt
Ungelegenheit machen wuͤrden; denn / ſo bald
waren ſie nicht angenommen / da gerieth ich von
ungefehr uͤber den Ariſtoxenum, weicher zu⸗
erſt den Jonieum Modum auch Jaſtium ges
nennet / und mich uͤberzeuget hat / daß ſich die
beyden Holuncken mit falſchen Nahmen hatten
. en»
‚ Ce) Sie werden von den Authoribus Spurii oder
Nothi, dag iſt / ZSuren⸗Sohne / geſcholten.
— * er. nr
1
Vom erſten Theil des Orch. 69
enrolliren laſſen. Die Gelegenheit zu dieſer
Beveue möchte wohl mein damahliger Gene⸗
ral⸗Munſter⸗Schreiber / Kircherus, dem ich
der Zeit ein ziemliches zutraute / gegeben haben /
welcher Tomo I. Lib. III. cap.XVI. Mu-
ſurgiæ alſo protocolliret hat. Fuerunt
autem hujusmodi Modi variè a variis re-
gionibus, in quibus uſus eorum erat, de-
nominati; hinc Lydi eum, quo ut plu-
rimum uti ſolebant, Modum dixere Ly-
dium: Phryges Phrygium; Dores Do-
rium; Æoles Æolium; Jones Jonicum & ſic
de cateris. Mir Fam ſchon das letzte Wort
damahls ſpaniſch vor / weil er in plurali ſchrieb
de cœteris, da doch nur der eintzige Mixo-
Lydius uͤbrig war; Und weiter unten laß ich
ſo: Porro cum ſecundum varias Diapafon
ſpecies, varii quoque naſcerentur Modi;
hinc nnicuique ex prædictis conſtitue-
runt ſubjugalem, natique ſunt: Hypo-
Lydius, Hypo-Dorius, Hypo-Phrygius,
Hypomixolydius, Hypozolius, Aypo-o-
nius; quibus(NB.) adjunxerunt Jaflium &
Hypo-Jafiun, adeoque 14. juxta duplica-
tas 7. Diapafon fpecies conftituerunt,
Da fieht mein Gegners was fein geliebter u
. NE»
won 22 able nie De ve ET RT HERZEN
ET IE RI — *
70 | P.I. Cap. II.
cherus, den er doch wohl kaum kennet / fuͤr ein
— 3 — Mulſicus ſey / und wie er Die Leute vers
uhren koͤnne. Er fieht daraus ferner / Daß
Meibomius echt hat / wenn er ſagt / daß Rirs
cher Feinen eingigen Griechiſchen Authorem
gelefen ; hätte er nur den Ariltoxenum aufs
geiölagen, fo würde er ſeinen Fehler erkannt has
en. Und wenn auch mein Verſehen in den
rahmen der beyden Spuriorum noch fo groß
wäre ı möchte mans Doch demſelben dancken /
- daß dadurch die Unrichtigfeiteiner fo wichtigen
Stelle im Kirchero heraus gekommen ı wel⸗
ches vielleicht zu mehr Decouverten Anlaß ges
ben kan. Inzwiſchen will ich die beyden fal⸗
ſchen Nahmen in meinem Exemplar pag. 59.
gleich austilgen/auch einenjeden Leſer bitten / der⸗
leichen (wenn ers der Muͤhe werth halt) in
einem zu thun / und an deren flatt Die rechte Ben
nennungen hinzuſetzen. Wiewohl Die Schel⸗
me doch unter dem Griechiſchen Regiment zu
nichts nutzen werden / man heiſſe ſie wie man
wolle. Es ſind ein paar unnuͤtze Schluͤngel /
denen ich die Stelle nicht goͤnne / da ſie ſtehen.
Ich will ſie auch gerne gar extradiren und als
unehrliche Soldaten von der Compagnie und
aus der Feſtung jagen / wenns ſolte verlangt
werden. | §. 15.
— —
| Vom erfien TheildesOrch. 71
$.15. Im Orcheftre p. 59. $. 15.
oft verba: gehoͤret werden muß / wolle man
hinzu fügen: Diefesift nur zu verſtehen ven den
Modis Authenticis ; bey den Plagalibus
hergegen zeigen Die Marques nur das Final
anylitera antepenultima aber iftdie Domi-
nans, und die Zeichen vorne und hinten deuten
auf den Ambitum. ft die Odtava Har-
monice getheilet / ſo iftder Modus Authen-
ticus; iſt die Theilung aber Arithmetice, ſo
heiſt er Plagalis. Und ſo haͤtte auch dieſer
Punct feine Richtigkeit, welchen er vorhin nicht
gar Kunft:mäßig gehabt haben mag. Ein
mehrer wird der deſer unten/da von den Mo-
dis gehandelt wird finden. Dasfind nun ein
paar Splittergen / die mir ein mohlgefinnter
und fertigerOculifte leicht ing geheim und ohne
groffen Lerm hätte ausziehen Eönnen / zumahl
wenn er darum erfucher worden; allein / da muß
eine Bude aufgeſchlagen und der gantze Marckt
———— geruffen werden’ damit die Sacheja
Tambour battant gefchehen und eben fol;
che Ehre erfolgen moͤge / als wenn ein Marckts
ſchreyer etwan einem Maͤdgen ein paar Waͤr ⸗
gen abnimmt / und dabey prahlt : Sehtihrs
meine Herren! Hingegen / wenn ich ſtatt J
it⸗
Splittergen an des Wiederſachers geeuliche
Keiler⸗Balcken dencke die ihm feine Solmifa-
tions-Aeuglein beſchweren / und Die ein Du⸗
end Karrenſchieber oder Zimmerknechte kaum
ausder Stelle zu bringen vermögend find / fo
entfällt mie aller Muth ihn / wie gerneich auch
wolte / Davon zubefreyen. Ich will aber nach
meinen beſten Kraͤfften mitziehen helffen und
hertzlich wuͤnſchen / daß es gelingen moͤge; wie⸗
wohl ich der groben Arbeit nicht gar zu wohl ge⸗
wohnt bin. ao darff fonft dem Leſer Die Bal⸗
cken meines Splitter⸗Richters nicht lange ans
seigen ; denn er wird fie fo häuffig finden / als
wenn er auf dem Bauhoff ſpatzieren ginge. Er
fehenur zu daß er nicht darüber falle,
8.16. Was nunabermahl $. 17. p. 60.
des Orcheftre für eine Confufion ſeyn foll
finder fein Menſch. Es iftwiederumein blins
der Lerm; denn Dafelbft wird nicht mehr des
ModisGrzcis , fondern von der Thone Eins
theilung / wie folche die Italiaͤner und viele heu⸗
tige Compoliteurs machen / geredet; und hat
kaner derſelben eine andere Speciem Octavæ,
3.E:im d dur. als dieſe: de fis gab cisd,
ohne fihder andern Clavium Dabey zu beges
ben / als welche alle mit. einander accidentali-
ter
Dom erften Theil des Orch. 73
EEE. FT —— —ñ —
ter gebraucht werden koͤnnen. Eben dieſe
Bewandniß hat es auch mit dem Tono octa-
vo:da iſt die Species Octavæ gahcde fisg,
und f/ nebſt allen andern Clavibus, fan zu:
falliger XBeifedienen / wovon unten ein mehs
rers. Daß alfo / meines Beduͤnckens / dag.
toto cœlo differunt nur bey den alten Mo-
dis, die aufdas zweyfaͤltige fo genannte Semi-
tonium naturale ihr Abfehen haben / nicht
aber bey den igtgebräuchlichen Tonis ſtatt fine
det; als dieihren Unterfchied gnugfam (1.) in
der verfchiedenen Höhe und Tieffe (2.) in den
temperirten Proportionibus und (3.)in
ber Triade ; feinestweges aber in gedachten
Semitoniis, darlegen. Denn diefe vermepnte
Anima Mulices befindet fich nicht nur im ef
oder hc alleine / fondern in der gangen Scala
zwoͤlffmahl / und find dieübrigen gehne eben fo
2
natürlich als die beyden erflen 5 welches der
Gegner mit feinem Liedgen : Yin Pfeiffgen
Toback etc. felbftprobiren Fan, wenn er ſolches
einem Thuͤringiſchen Bauren lehren und her⸗
nach aus allen Thonen / ohne ſein / des Bauren /
Wiſſen / transponiren laſſen will ; denn als⸗
dann wird der Bauer ſo leicht und natuͤrlich dis
e, ddis,cigd. &c.als e fund hic ſingen.
§. 17.
—— nn en — =
/
4 Bi Gap-li.
na ee
G. 17. Dieg. Toni moderni, welche.
das Orcheftre pag. 6o. fpecificivet/ haben
fammt allen übrigen) fie feyn Gregoriani oder
Clementiniani, nicht aus den ı 2. Griechiſch.
Modis , fondern vielmehr diefe ſelbſt ihren Ur⸗
forung ausder Natur und des Menſchen Kehle /
ob gleicheben nicht bey jedem in einerlcy Ord⸗
nung; dem ungeachtet muß man ſie doch keines
weges mit einander confundiren/ denn ob fie
gleich quoadGenera auf einen Stamm zu re-
duciren ſind / fo Eönnen ſie doch / u. müffen noth⸗
wendig / ratione Specierum & Uſus, unter⸗
ſchieden werden / welches an beſagtem Ort meine
Meynung geweſen und beitandig bleiben wird.
onvdenStylis fan auch Fein Argument auf
die Thone gemacht werden / denn Diefe dienen zu
jedem Seylo in der Welt auf gewiffe Art ; daß
ich aber. die Stylos deswegen nicht alle wiſſen
ſolte / wie mein Gegner meynet / Datum weil das
Orcheftre deren nur hauptſaͤchlich drey ans
fuͤhret / iftebenfo waseinfältiges / als wenn
man behaupten wolte : Ein Theologus fenne
die Bücher der Heil. Schrifft nicht alle, weil er
einem Anfänger die Bibel nur vors erfte ing Ale
te Teſtament / in die Apocrypha und ing Neue
Teſtament eintheile. Doch hievon weiter un⸗
| ten
—
|
|
| Vom erften Theil des Orch, 75
ten ein mehrers. Misbilliget aber der Gegner
ſolche Sgtalianifche Drdnung der Thone (mie eg
aus: feinen Worten fchier zu fchlieffen ) fo will
deswegen auch nicht mit ihm fiveiten und gilt
mir gleich viel/ wer dererfleoder letzte fenn fol;
Fan ihm aber verfichern/ daß falls es mit unter
abfürda gehöret / ich folche von feiner Alliirten
einem gelernet habe. ng
: 8.18. Es wird pag.49. im Ut vorgege⸗
ben: Der Auchor des Orcheftre meyne acht
neue und gebräuchliche Tonos aufs Tapet zu
bringen. Welſcher verfiandiger Menfch wird
aber fo reden: Neu und gebräuchlich? was ges
braͤuchlich iſt / kan ja nicht mehr neu ſeyn & fic
e contrã. Meine Worte pag.61. im Or-
‚cheftre gedencken Feines Neuen fondern lauten
alſo: „Ob gleich obenſtehende Thone fehier die
„bekanteſten und vornehmften ı fo find
doch folgende nicht weniger gebräuchlich und
„annehmlich.s, Wo ift da was von neuen
Thonen / die ich gedencke aufs Tapet zu bzingen?
Es ſind ja grundſalſche Imputationes, die
eine ſchaͤrffere Abfertigung / als die meine iſt /
verdienen. Sed meruiſſe ſat eſt. Ey!
ihr Herren Muſici und Compofiteurs , feßt
oder fpielt doch Fünfftig nicht mehr aus deme
| D 2 moll;
70 BT, Cap. I.
nn — — — —
moll; weg mit dem kmol, hmol, und fis
mol; man ſoll ſich auch nicht unterſtehen das
bdur,e dur, und a dur zu gebrauchen / viel⸗
weniger h dur, fisdur , gismol , b mol &c,
Dennmozunüßtes? Es find nur Transpo*
fitiones, und eben fo viel als c dur und. d mol
&c. EinPfeiffgen Toback bleibt ein Pfeiffgen
Toback / wenn mang auch hundert mahltrans-
ponirte. So fagt auch (Der unrecht» dere
ftandene) Herr Pring / daß / die fich ſolcher
Transpofitionen bedienen / rechte Betrüger
finds Spreu für Korn verfauffen und dem Ges
hör Diflonantien fürConfonantienobtru-
diren. O ! mer wolte fich denn mit folchen
Thonen abgebeny wenn dergleichen Mandata
und Ehren:Titeldaben vermacht find ?
6.19. Daverräth fiih der Herr Organi⸗
ſte / nicht nur / daß er der Temperatur und Des
Tiaviers unkuͤndig ſey ( welches ein greulicher
Balcke) ſondern daß er auch fo gar feinen alle-
sirtenAuchorem nicht recht verftehe. Derfelbe
foriht conditionaliter : So aber dieſes
nicht ift.. Was denn? Jedermann mercket /
daß eine Bedingung vorhergeher/ die mein’Op-
ponensliftiglich verſchweiget / weil fie nicht in
feinen Krahm dienet. So vielift gewiß / Daß
| in
Vom erſten Theil des Orch. 977
in gedachtem Loco nicht von den natürlichen
Thonen an ſich felbft ı wie fie anihrem natuͤrli⸗
chen Drte ſtehen oder nicht fteben folten / nicht
bon Stücfenoder Pieges , Die eigentlich und
ubrfprünglich aus folchen Thonen geſetzet /
nicht aber in andere verfege find; fondern von
einer folchen Transpofition und ausdrücklis
en Verlegung geredet wird / dabey es entwe⸗
der an der Temperatur fehlt oder da jemand
die Suffiſance ohne Puiflance hat ı aus dem
Stegreifein Ding in einen folchen Thon zu vers
ſetzen oder zu ſpielẽ / darinn es urſpruͤnglich nicht
geſetzet wrden. Das iſt freylich commu-
ni conſenſu, mehr eine Thorheit und Stuͤm⸗
perey / als Kunſt / wenn mans unternimmt und
nicht præſtiren kan. ‘Das gantze Orcheſtre
hat nicht ein Woͤrtgen von der Transpolition
oder Verſetzung / ſo wie wir fie in Praxinehmeny
und wie fie hier genommen wird (denn die Mo-
di Græci mit ihren Transpofitionibus gehös
ren nicht ad Praxin hodiernam) ſondern es
wird nur ſchlechterdings pag.62. geſagt: wer
alle Thone zu kennen begierig iſt / muͤſſe folgende
(im Orch.) dazu thun. Das iſt alles und al⸗
les. Daruͤber kommt mein Antagoniſte mit
feinen ſchlechten Transponir- Titein aufgezo⸗
D3 gen
5: P.1. Cap-II.
— — — — —— —
gen / welche Printzʒ denen ertheilet / die etwann
fingulair ſeyn / und die Lieder aus ihrem natuͤr⸗
lichen Thon uͤnd Ort in andere ungeſchickte ver⸗
ſetzen und transponirgn wollen / aber nicht da?
zu taugen. \ |
$.20, Transpofitio heift beym Prins
sen / ParteI. Cap. XI. p. 40. $. 1. des Sa⸗
tprifchen Eomponiftens / Die Verſetzung eines
Modi aus feinemnatürlichen Ort oder Clave
in einen andern’ Doch dergeſtalt / Daß feine Spe-
+ ciesOdtave bleibet. Das geſchiehet: weni ein
Stuͤck originaliter 3. €. aus dem fis mol
gefeßet worden / und einer will daſſelbe / weil es
etwan einem gewiſſen Inſtrument oder einer ge⸗
wiſſen Stimme zu niedrig iſt / oder aber damit
eine angenehme Abwechſelung veruhrſachet
werde / ins g mol uͤberſetzen odertransponiren.
(vid. $.9, obgedachten Authoris und Capi⸗
tels.) Die Conditio aber / welche $. 5. vorher
ehet / iſt / daß Relatio non harmonica bey
ſolcher Transpoſition ſoll vermieden werden /
und wenn das nicht iſt / ſo ſagt nicht nur
Dring / ſondern die gantze Welt / daß die Vers
ſetzung nichts tauge. Es will aber ja niemand
unſrer Seits weder Relationes non harmo⸗
nicas machen / noch aus einem Thon indem
| ans
Vom erften TheildesOrch. 79
andern was verſetzen. Im Orcheftre wird
ja nicht davon geredet. Dis dur& mol, Fis
dur & mol, Gisdur &mol,Cisdur &mol,
find ja Modi,dieeben fo wohl, fine:ulla trans»
pofitione , ihrennastürlichen eigenen Ort⸗
haben, al Cdur &moll, Edur&mol, F
dur&mol, G dur& mol, Adur & mol, H
gur&mol. Kein Menfch.will jene aus ihrem
natürlichen Sitz verſetzen par confequence
auch nicht eransponizen. Sie haben aberdiefen
ihren natürlichen Sißin derScala Muficavon
Anfang der Welt her gehabt/ che jemahls an
Transpofition noch Transpofitions-Muts
ter gedacht worden. Welcher Menfch Fanmir
ſagen / ob der eine Thon eher getwefen als der ano
dere / und ter dieſer erfigebohrnefey ? Daß
_wirgemeiniglihcdefgahc fingen’ und fols
ches Das Genus Diatonum nennen daran iſt
unfere Einfaltfchuld und die Unerfahrenheit ver
erſten Mulicorum ; wir koͤnnen mit eben der
facilit& cis dis f fis gis b c cisfingen, wie
ich denn einem fechsjährigen Sräulein Hands
Sachen aus dem ciseben fo leicht beygebracht
habe / algausdemc; aber weil die Einrichtung
unfers Claviers noch nach der erften Leyer ei⸗
nen Theil feiner Einfalt behalten / ſo wird es dem
— D 4 Spie⸗
0 ° PBI.Capli
Spieler etwas ſchwerer / und hat auch nur erſt
neulich Durch die Temperarur dahin gebracht
werden koͤñen / daß es klinge. Iſt denn deswegen
eis mehr ein Tonus Transpoſitus als c? Weñ
einer eine Aria ausdem Hdur ſetzte (deren es
Millionen gibt.) und ein Transponir-Geiſt
verfeßte felbige / um fein Kopffbrechen zu ſpah⸗
ren / ins c dur, mare denn nicht aller Vernunft
nach c dur hier Modus transpolitus , und
h dur Modus authenticus Cantionis?
Ich laſſe es Fingenfeuten zum Judicio über.
$.21. Esiftindeß gewiß / daß ein jeder
‚der zwoͤlff in Odtava Chromatica befindlis
chen Graden feine eigene Qualitäten habe / Die
ihn’ wenn auch fonft nichts wäre/tam ratione
Loci & Elevationis, quàm Differentias
Proportionum temperatarum per fe,
effectüs affectũsque, von allen andern klaͤhr⸗
ich und vernehmlich unterfcheiden / ob gleich Die
Genera Odtavarum,quoad Quantitatem
& Proportionem generalem , eigentlich
und hauprfächlich nur zweyerley find. Qua-
litas Tonieft, quäfonus fonoacutior aut
- graviorexiftit. Spectantur hic ſonorum
Gradus , eorumque in Syftemate conjun-
ctio & Diferentia ipfa. Gradus ſunt, per
quos
Vomerſten Theil des Orch. $ı
quos foni diverſi aut variati difiernun-
tur. (£) | —
922. Ich will ein Exempel geben / das
zwar eben nicht alle Kinder / aber doch alle kluge
Leute verſtehen ſollen. Ein Reſident (ich ſetze
den Fall) wird zum Envoy£;fofteigter gleich⸗
fam einen halben Grad höher und befomme
ſammt feiner Semahlinzc. ( Dabey mir ung eis
nes jeden Modi mollitiem vorftellen woilen )
einen gang andern Charadt£re „ einen gan .
andern Rang / gank andere Verrichtungen/
gantz andere Appointemens , gank andere
Equipage &c, Dabey behalten beyde Per⸗
ſonen doch / wenn fein Accidens es hindert, ih⸗
ren vorigen Leib / ihre vorige Proportion „ihre
‚ vorige Ölieder / ihr voriges Geſicht (wiewohl
fie doch gemeiniglich auch ein ander Air anzu
nehmen pflegen.) Diefer Envoye nun wuͤrde /
polito, einPlenipotentiarius und Princi-
- pal-Commiffarius, dag wäre etivan per to-
num minoremhöher/ fo bleibter zwar / dem
Zeibe nach / der ſelbe Herr / aberier befommt gang
andereCredentiales; einen gantz andern Sitz /
gantz andere Negociationes, Revenues, In-
fluences, Machi / Staatec. Von dieſer Qua-
D5 lıra
( f ) Vide Syaops, Jan, Crugers Cap,lll, p. i9.
82 BI Cap.II.
lite ſchritte beſagtes Exempel zu der Charge
eines Ambafladeurs ( quafi procedens per
Tonum majorem ) fo ift wieder ein folcher
Unterſcheid / daß man fagen fan: Toto Cœlo
differt a Refidente, ob es wohl immer daffel:
belndividuum bleiber/ u. ſ. w.
923. Ich will einem Bauren /
e. g. aus der Ipecie Odtavz : defis
gahcd ,„ Mixo-Lydii transpofiti ,
und dann gleich darauf aus dem de fıs
gahci®d, Jonici transpoliti , vorfpies
ſen / und manner den Unterſcheid merckt / will ich
ihm einſchencken. Ich will ihm aber ex. gr.
dasc. mol nurein paar mahl/und hernach das
- mol anſchlagen; wann er diefen Unterfcheid
nicht empfindet fo hater enttoeder Feine Ohren
oder. feine Seele. Da ſagt meinOpponens,
08 ſey einerley / eins als wie das andere/ und nur
eine Transpofition, welche zu verwerffen. Er
wiederfpricht dem Baurẽ / der ihn doch ftündlich
convincitenfan. Ja / ſpricht manı in Inſtru⸗
mentẽ mache es Veraͤnderung nicht in den Stim⸗
men. Wenns auch wahr waͤre / ſo verdienten ja
die Inſtrumente / welche heute zu Tage nicht nur
die halbe Muſic und mehr ausmachen / ſondern
hauptſaͤchlich den Stimmen zum Grunde Dies
— e
nen muͤſſen / auf alle Weiſe eine ſehr groſſe Be⸗
| = obach⸗
Dom erften Theildes Orch,.- 83
vbachtung. Aber es verhält fich auch mit den
Sing: Stimmen gang anders. Ein unwiſ⸗
fender Sänger fan zwar mit einer Transpo-
fition vexirt werden / undda ihmjeder Thon
im Halfe gleiche Muͤhe koſtet / iſts ihm aber doch
nicht dem Zuhoͤrer / einerley / ob er um einen Thon
höher oder niedriger ſinge; wiewohl / wenns ei⸗
ne quarta oder quinta ſeyn fol, wird es ſein
Hals eher als ſein Gehirn mercken / falls er ja ein
Schoͤps iſt; und wenn die Transpofitio per
Semitonia geſchieht / iſt NB.der Unterſchied im
Gehoͤre (nicht im Halſe) am aller fenfible-
ften. Ich kenne Leute / die nach dem Ehor- Thon
zu fingen gewohnt find/ und im Sammer: Thon
FeinIntervallum treffen Fönnen. Hergegen
ein erfahrener Sänger laͤſt fich fo nicht hinters
Sicht führen; und wo find Die Mocaliften die obs
ne Inſtrumente / ohne ein Sundament/eg ſey des
Claviers oder der Örgel / aniko fingen ? (Die
Trio welche mitten im Stücke vorfommen, ha⸗
ben eine andere Defchaffenheit ) wo find die
Saͤnger / frage ich / Die eine eintzige Arie ohne
Inſtrumente ſingen und im Thon bleiben koͤn⸗
nen? Der Gegner wird ſich vermuthlich in die
Currente verliebt haben / denn ſonſt wuͤſte ich
Fein Exempel von ſolchen Sangern.
| D 6 $. 24-
%“ BLCapeH.
9.24. „Es ift ein mercklicher Unter
„fiheidsfagt Gibelius p.42.de Vocibus , zwi⸗
„ſchen dur und mol (dieſes dur und moll be»
⸗ziehet fich hier. nicht auf die Tertien, mie wie
„heutiges Tages reden. ) Als / fo man einen
„Geſang etwa eine fecunde oder tertie höher
„oder tieffer transponirte / da er denn allemahl
„eine andere und fremde Art befommt / wie.
„NB. aus dem rechten wahren Grunde der
'3»Proportionum Muficarum gar fihön und
„deutlich Fan demonftrirt werden. Und
„haben demnach auch alfo die Mufici ing ge:
„„mein bißher — / indem fie nur zwoͤlff
»ModosMuficos ſtatuirt(wo bleiben feine 6.
„Heer Drganift ?) daß wenn Z. E. ein Ge⸗
„fang ausdemC, cantus b duri, oder F,can-
„tus b mollis (diefee Mann redet auch wie
„die Schulmeifter/ und dabey gar wohl) ges
„nacht toerde/ ſolches gang für einerley zu ach⸗
„ten/ und Feine Veraͤnderung dabenfey.„ So
wurde faft für 60. Jahren ſchon / von dem aller
beften Mufico feiner Zeit/ geraifonnirt. Der
Gegner dencke doch nach / mie endlich feis
m 6.biß 12. Modi um Quartier werden bitten
muͤſſen!
J. 25.
Vom erſten TheildesOrch., 85
$ 25, Er verwundert ſich / daß ich in Be⸗
ſchreibung des Generis Enharmonii die
Quart⸗Thone verwerffe / und dennoch ſolche
Moodos billige / da man ihrer nicht entrahten
Fan. Diſtinguo. Wir bedürffen derSemidi-
sen und, des Flickswercks nicht / davon Buli-
ovvski und andere geichrieben! das ifteinme-
chanifcher Behelff / der übel ärger macht; aber
wir müffen eine gleichſchwebende Tempera-
tur, nach dem Genere Diatono - Chroma-
tico-Enharmonio einrichten / das gibt uns die
Natur ſelbſt an die Hand / und dadurch wird
alles fo volllommen gemacht / als es in dieſer Un⸗
vollkommenheit immermehr ſeyn kan. Alſo
haben die Subſemitonia auf einem Monochordo
ihren Nutzen; aber im Clavier und in der
Praxi find fie abſurd und unnütze / ſagt
Werckmeiſter / Hppomn. p.38. Ich will den
Gegner erſuchen / das 6.Cap.aus Herrn Neid⸗
hardts Temperatur mit rechter Andacht zu
leſen (nicht ſo / wie er den Flud und Steffani
lieſet) da wird er ſehen / daß es mit den eingeſcho⸗
benenEnharmonifchen Proportionibus quf
dem Klavier / wie mit einem Bettlers⸗Mantel /
barınn Ducaten vernehet/ befchaffen/ und fich
bey foicher Einrichtung die Harmonie weder
| D7 cir -·
86 BI, Cap. II.
circuliren noch connectiren laſſe. (g) Das
iſt eins. Hernach ſo thue er mir die Liebe und
leſe das Darauf folgende 7. Capitel gedachten
wackren Authoris, woſelbſt einer gleichſchwe⸗
benden Temperatur Meldung geſchieht und
dabey angefuͤhret wird / daß ſich Werckmeiſter
zwar erſt einer ungleichen nur deswegen bedie⸗
nen wollen / weil dadurch das Genus Diato-
num deſto reiner gelaſſen wird / als welches
Genus man allenthalben am meiſten zu mars
‚tern pflege. (Verſtehe / wenn c Trumpff iſt.)
Unterdeſſen aber / heiſt es ferner / bleiben die
ſchweren aber auch ſchoͤnen Modi, aus cis
dur, dis dur, fis dur,gis dur, hdur, und aus cis
mol, dismol,f mol, fis mol,gis mol, b mol,b mol,
ferner unexcolivet 5; (h) indem fie eın vers
| ftans
(8) Diefes ift fo zu verfichen : daß die Ducaten
nicht wuͤrcklich in natura noch im Mäntel ftecfen/
fo Fönte man fie wieder befommen ; fondern daß
die Lappen / welche nach und nad) daraufver-
nehetfind/ viel Ducaten gefoftet haben / und es »
= ein Bettlers- Mantel nad) wie vor bleis
bet.
Ch) Dieſer Mannredet auch (nach des Wiederle-
gers Mund-Art) wie die Herrn Schulmeifter
zu reden pflegen, und hat doch Recht.
Vomerften Theil desOrch, 87
ftändiger Componifte aus Dorfag (1)
und Lnverftändige aus Unwiſſenheit / we⸗
der fundamentaliter noch afinaliter ihrer
- Sedern werth ſchaͤtzen. er a:
$. 26. Das find nunjuft die ſchweren /
aber auch ſchoͤnen Modi, nach dem Ausfpruch
des beften Mufici Theoretici,die der Gegner
einevermerffliche Transpofition nennet/ und
zwar / damit die Rationes nicht fehlen aus dies
fen Urſachen. (1.) Weil man die Triades
durch dieSpeciem Octavz nicht reine haben
kan. Da doch diefenEinwurff die Temperatur
vollig hebt daß aber die meiften Drganiften oder
Oꝛgel⸗Stimer und Bauer folche Temperatur
nicht verſtehẽ oder nicht lernen wollen / dafuͤr fan
ich nichtsaufunfernClavicimbeln hier zuLan⸗
de gehts noch mit; die Streich⸗ a Blaß⸗Inſtru⸗
mente aber brauchen einer Temperatur ſo we⸗
nig als die Sänger. (2.) Weil die Trans-
pofitiones Befchwehrung machen. Mit
Transpofitionibus habg ich nichts zu ur
on⸗
(1) Der Vorſatz iſt fu zu verſtehen: Weil ein vers
ftändiger Componiſt fichet / daß es entweder an
Der Temperatur der auch an Subjedtis fehle/die
dergleichen Modos fpielen koͤnnen / fo muß er mis
„ Sleiß diefelben Modos meiden,
re P.I. Cap. II.
ſondern mit lauter natuͤrlichen Thonen / und
widerſpricht ſo dann dieſem Einwurff Kunſt
und Ubung. Die Axiomata aber ex Prin-
tzio, gegen den unnoͤthigen Gebrauch der Pro-
portionum Duplæ, Quadrupl&, Subdu-
plæ, Subquadruplz;find hier horsde pro-
pos und gar nicht applicables. Pring redet
vᷣom Tacte; wir von Modis. Solche Axio-
mata aber lauten alſo: Alles Uberflüßige iſt
zu verwerffen / (es waren zwey Worte in
dieſem Axiomate uͤberfluͤßig / deswegen habe
ich ſie auch verworffen) und alles leichte ſoll
dem ſchiweren vorgezogen werden. Das
Uberflüßigenun in den 24 Tonis , vie GOtt
felbft gemacht hat / ſieht niemand / als etwann der
Herr Organiſte Man ſieht aber viel viel unnoͤ⸗
thiges in Solmifatione,dieAretinus gemacht
hat. Wer demnach aus jenen was wegroerffen
goolte / der würde GOtt und die Natur tadeln /
welche felbige Thonein unfere Scalamgeordnet
haben. Und weil vielleicht dem Herrn Drgas
niften leichter fälle zu accompagniren/ wenn
ec &rumpffilt / als wennein chromatifiher
Thon zum Sundament fteher fo folennach dem
andern Axiomate die übrige ſchwere aber
ſchoͤnere Modi von ihmihren Abfchied De
*
Dom erften Theil desOrch. 89
— — — — — —
Excyfage vielleicht / und laſſe es dahin geſtellet
ſeynEs ſteht auch fo weit in eines jeden Be⸗
tieben / ob er was wiſſen will oder nicht;welches
Belieben aber die Natur der Sache nicht aͤn⸗
Den fan. = |
8.27. Ich verfiehe infonderheit das
teste Axioma fo: Nenn ic) mit leichter Mühe
aus dem gis mol 3. €. nad) den Clavibus,
‚oder der fiebensfylbichtenSolmifation fegen/
fingenund fpielen fan ı als etwann nach det
ſechs⸗ſylbichten Marter ı fofoll und muß Die
ieichtere Methode der ſchweren vorgezogen
werden. Nichtaber / daß / wenn Z.E⸗. ein
Stuͤmper leichter aus dem f dur, als fis dur,
ſpielen kan / ſich der Componifte fo gar nach
ihm richten muͤſſe Daß er deswegen dag fis dur
ex numero Modorum, als eine verwerff⸗
liche Transpoſition, verbanne / da es doch eben
ſo wohl ein natuͤrlicher Modus iſt als f. Printz
explicirt ſich ſelbſt uͤber gedachtes Axioma
und ſagt: Errede dieſes nicht von Der Leichtig⸗
keit und Schwierigkeit in unterſchiedlichen
Dingen / ſondern in una eademque re. Nun
. find aber ja c und cis, g und gis, unterſchied⸗
liche Thone / Claves und Dinge / deswegen
** reimt
90 P,I. Cap.II,
reimt ſich das Axioma hier / wie eine Fauſt aufs
Auge / oder wie Podex und Friederich. u
$. 28. Die deitte Uhrſache / welche der
Gegner zur Verwerffung feiner vermeinten
Transpofitionüm anführer/ ift/ daß felbige
Inftrumentaliter mohl einige / Vocaliter
aber die geringfte Deränderungen nicht mas
chen. Darauf iſt nun ſchon / was die Sing⸗
ſtimmen betrifft / oben $. 22. das benoͤthigte er⸗
innert worden 5; wegen der Veraͤnderungen
aber foll Werckmeiſter antworten. „War⸗
„um pflegen doc) fagt er / rechtſchaffene Mu-
„ficidie Transpofitiones (er meynt die uns
„gewönlichen Thone ) alfo zulieben ? wenn fie.
„nicht angenehme Veränderungen brachten’
„würde mian wohl an feine Transpoſition
„gedencken; die veränderliche AnnehmlichFeit
beſtehet nun nicht allein inder Höhe und Tieffe
„der Sonorum , fonderndie Difference und
„Schwebung der Confonantien , unddie
„Ungleichheit der Tonorum und Semito-
„niorum ; machen einer Harmoniz eine
„ang andere LTarur : Wenn nun alle Se-
„mitonia, Toni, Tertiz, Quintzu.f.mw.in -
„einerley Difference und Schwebung betüns .
„den / ſo wolte man aus den Transpo — |
us
Vomerften TheildesOrch. 91
„bus wenig Beluftigung haben. Zum Exem⸗
„pel: Wenn derDorius eine Secunde, etwan
„ins c oder e transponirt wird / ſo machen ſol⸗
„che Transpoſitiones groſſe Veranderun⸗
„gen und Bewecqungen. Dieſes thut Die
„Hoͤhe und die Tieffe der Sonorum nicht fo
„wohl / als die veränderlicheDifpofitio Tono-
„rum & Semitoniorum , mie auch die
„Schwebung der Confonantiarum.- - -
Es har der weltberuͤhmte Sroberger ſchon vor
„etlich 30. Jahren ein Canzon gefeßt / da er
„allgemach das Thema durchs ganke Slavier
„inalle r2.Clavestransponirt, variirt und
„artig hindurch führer und alfo durch den Cir⸗
„cul der Duinten oder Quarten geher / biß er
„wieder in den Clavem kommt / darinn er ange⸗
„fangen hat / anderer rechtſchaffenen Mufi-
„corum Exempel will ich anigo nicht berühren,
„Wenn nun ſchon vor einigen Jahren beruͤhm⸗
„te und verſtaͤndige Leute geſehen / daß dieſe
„Transpolitiones ihren Nutzen haben / und
„eine Sache iſt / die ſich wohl thun aͤſt / ſo ſoll
„man ja ein ſolch Werck nicht wiederſpre⸗
„chend hindern / fondern vielmehr zur Auff⸗
„nahm der lieben Mufic befördern belffen ;
„wer aber fo weit noch nicht gekommen iſt /
j und
92 P. I. Cap. II.
„und der Temperatur und des Claviers Bis
„uenfchafft fo weit noch nicht inne hat / der⸗
„felbe fuche weiter / er wird gewiß auf ans
„dere Gedancken geratben. (k)
$.29. Aneinemandern Drte (1) ex-
plicirt fih Werckmeiſter alſo: Es iſt nicht
„recht / wenn einer dem andern gewiſſe limites
„und Schrancken ſetzen will / wie weit er in
„den Transpoſitionibus fommen ſoll; ein je⸗
„der bediene ſich ſolcher Transpoſitionen ſo
„vweit er Formen iſt / ein anderer aber / fo nicht wei⸗
„ter kommen koͤnnen / Der möchte auch fein [ce-
„ptiliren einftellen 5; Doch befehimpffec er
„fich felber / weiler damit feine Linwoiffens‘
„beitanden Tag gibt. Und abermahl in
„» Hypomnem. p,27. aufdiefe XBeife : wer
„nur fein Elavier ein tvenig, zu temperiten
„weiß / dem werden die Transpofitiones
„nicht frembd noch ungereimt vorfommen/
„ja er wird eine gute Veraͤnderung und Ver⸗
„gnuͤgen daran haben. Wer aber die Prin-
„cipia laͤugnet / und nicht verſtehen kan / mit dem
„iſt nicht zu diſputiren,, Das gilt Printʒ
| und
(k) Hypomn. Cap.Xl, pag.33. & 37.
(}) Harmonol. pag,ı4,
Vom erſten TheildesOrch, 93
nn — — ——— ————
und ſeinem Anhang in dieſem Irrthum. Die
beyden Conditiones, welche derſelbe Parte 1.
Cap.IX. des Satyriſchen LComponiften ers
fordert / wenn eine Transpolitio foll gut ges
heiffen werden / laſſe ich mir gefallen und weiß fie
zu erfuͤlen. Was will einer mehr ? „Mat
„Eanfagt er dafelbft $.7. auf Violen,die feine
„Bande haben / und — —
„rein haben. Es iſt uns ſehr lieb zu verne
men. In den Violen aber / die keine Baͤnde
haben / beſtehet eben unſere ſtaͤrckeſte Sympho-
nie; und da mag einer a potioriargumenti-
ren. |
$.30. Mit dem verlangten Generals
Baß folldem Gegner gedienet werden’ fo bald
meine/ fchon vor 2. Jahren fertig liegende / Or⸗
ganiſten⸗Probe das Licht fehen wird. Er
\ Darffaber nicht dencken / daß es etwann nur ein
eingiges ungeheures Thier ſey; es hat ſeit der
Edition meines Orcheſtre brav gejunget und
ſtarcke Hörner bekommen. Meynt er / es ſey
ſo was ſonderliches / einen auf dem falen Pferde
zu ertappen / daß man Dazu eigene Pieges vers
fertigen und drucken laſſen dürffte ? dag Fan
alle Stunden und Augenblick / nur mit ein paar
Molten / auf unzehliche Art und Weiſe geihehen.
’ i > U
3.
rue P.I. Cap. II.
— — — —
Aus der Frechheit aber / mit welcher der Oppo-
nensdavon ſpricht / ſolte man bald ſchlieſſen / er
bilde ſich ein derjenige eintzige zu ſeyn / den ich
65. des Orcheſtre ausgenomen habe. Aber
ich rede daſelbſt von ſolchen Kuͤnſtlern / die mir
bekannt ſind; weil ich nun die Ehre nicht habe /
den Herrn Organiſten und ſeine Staͤrcke im
Accompagnement oder General⸗Baß zu
kennen / ſo kan er verſichert ſeyn / daß ich ihn nicht /
ſondern den Herrn Capellmeiſter Hendel ge⸗
meynet habe. |
- 9.31. Aufdasandere/ Dritte und vierte
Caopitel im erſten Theildes Orcheftre gefchieht
Fein Sturm / undift weiter nichts zu ſagen als:
Tranfeant,alles was darinn enthalten / müffe
aufSchulen gelerner werden. Lieber! fol denn
niemand von folchen Sachen fehreiben / die auf
Schulen müffen gelerner werden ? Es fcheint/
der Here Drganifte halte nicht viel vonSchulen
und Schulmeiſtern / ober fehon gerne ſaͤhe daß
die Mufic als ein Studium aüf Schulen tractis
vet würde. Sch bin anderer Meinung’ und .
fchäße Schulen und rechrfchaffene Schulmaͤn⸗
ner ſehr hoch ; nur den Staub magic) nicht leis
den. So hat man dag nei-eröffnere,Orche-
fire auch nicht für Meifter und ges
| | tige
Dom erften Theil desOrch. 95 -
fchrieben/fondern für Unkündige und auffer der
Profeflion lebende. Es fteht ja folches im Ti⸗
tul deutlich genug. Wenn diefe Sachen weg⸗
eblieben waͤren / wuͤrde jederman das kleine
uch eines groſſen Mangels beſchuldiget ha⸗
ben. Mir war es verdrießlich genug derglei⸗
chen Tyrocinia zu verfertigen / und haͤtte lieber
hoͤhere Materien erwehlet; aber es wurde nun
ſo verlanget. Was ſoll denn die Critique
heiſſen? „Nenn wir einander nur recht ver⸗
„ſtehen önten und wolten/ und wäre Liebe bey
„uns / ſagt Werckmeiſter Hypomn. pag.41. ſo
„würden wir die Zaͤnckerey bald abſchaffen.
„Aber die Hoffart und eigene Ehre’ melche fich
„gar zufehr hervorthut / machet Daß immer eis
„ner den andern zu tadeln und zu befchimpffen
„fucht/ja fo gar / wenn einer ſich nicht vollig er⸗
„klaͤhret / welches auch Durch Auslaffung eines
„eintzigen Worts geſchehen kan / (vid. infra_
„cap.6.) ſo iſt der Mißgoͤnner fertig / machet
„falſche Confequentien , drehet die gantze
„Schrifft in einen andern Senfum , meynet
„denn zu haben was er wolle. Aber an den
„falſchen hat GOtt einen Sreuel.„» Undin
feinen Unmerckungen vom General: Ba
pag.17. feßer bemeldter Author dieſe — :
ie
96 P.I Cap. II.
A
„Sie reden ſpoͤttiſch / und ſagen: (NB.) Es find
„Schulpoſſen / und meynen durch ſolche Ver⸗
achtung ſich groß zu machen. Haͤtten ſie aber
„aus der Schule etwas gutes gebracht / und
„beſſere Fundamenta geleget / fo würden fie
„auch folche närrifche Judicia nicht fällen.
* |
;
|
9.32. WasdasOrcheftrevon p. g1. \
biß 85. von Veraͤnderung des Gout in der
Muficmeldet/ das nimmt gleichwohl der Au-
thor des Ut vomSchulweſen allergnaͤdigſt aus
und ſpricht ex ſpeciali gratia: Es ſey wohl
angefuhret. Das iſt zu ſagen: An dieſem
und andern Bollwercken ſey dem Orcheftre,
nicht beyzukommen / weil es da inprennabl&,
iſt. Er gibt auch hernach ſeine Gedancken / mit⸗
telſt eines Allegati von der Influence des Ge⸗
ſtirns aus Steffani offt⸗citirtem Sendſchreibẽ⸗/
Darüber zu erkennen / die ich alle in ihrem Werth
und Unwerth gerne laffen will, aber doch dabey
erinnern muß / daß es nicht Steffani fondern
Werckmeiſters Meynung und eine ſeiner An⸗
merckungen ſey / ob wohl der Gegner ſelbige
dem Herrn Steffani pag. ss. ausdruͤcklich
zuſchreibet. (Das iſt nur ein Spaniſcher
Balcke und macht nichts man braucht ihn bloß
zu Scheerwaͤnden.) Die Disgreflion =
ir
Vom erſten Theil des Orch, 97
wird ihm Fein Menfch übel nehmenvinfonverheie
da er Diefelbe niemand als einen. Glaubeng-Alr-
tickel/ wie hernach die Triadem ; aufzwingen
will; fintemahl die Srage : An adtiones
humanz pendeantab aftris?gemeiniglich als
fo pfleget beantwortet zu werden: Diftinguen-
dum hic inter Adtioneshominis & Adtio-
nes humanas; Alle ab aftrorum imperio
non ſunt immunesutpotenaturales, quæ
homini cum beſtiis fünt communes ‚ut:
Concoctio, nutritio , (enfatio , appetitio
&c cum, teſtante experientia, alius at-
que alius aſtrorum poſitus alios atque,
aliosnobis imprimat affetus. He totz
funt arbitrii humani ‚ nihilque juris aut
Jominii Corpori aftrico in [e permit-
tunt , cum omnis Adio fit a potiori;
fortior autem ef} Spiritus noßer immertalis Cor-
P9re fidereo. Vid, Itteri Philos. Moral,
Lib. II, Capır. quefi,n,p.ss,
BOB
E Das
98 PAI. Cap. III.
Das dritte Capitel.
Beſchuͤtzung des andernTheils im
Orcheſtre⸗
Compoſitoria genannt;
und zwar / ſo viel deſſen erſtes Haupf-
Stuͤck betrifft.
| F. 1.
As Orcheſtre redet pag- 3. garnicht
fceptifch von den Regeln der Muſic /
5° oder vielmehr der Compofition ins
fpecie, tie dag Ut permepnet; fondernes faget
von den muficalifchen alten Regeln / überhaupt
und in genere, die treue Teutſche Warheit.
Die Manieren in der Mufic / ſagt Werck⸗
„meifter in dickgemeldtem Sendſchreiben des
„Bifhoffs Steffani / pag. 5, find veräns
„derlich ; denn dasjenige was für 10.20.30.
„und mehr Jahren am angenehmften gelautet!
|
|
- „daffelbe twird aniko verlacher und gar nicht
„æſtimiret PIWER) |
dreißig und mehr Jahre; das Orcheftre hins
gegen hundert und druͤber; behaubtend / 2
| | | ’
Er nennet nur aufs höchfle
Dom andern Theil des Orch. 99
fi) fein Tyro , vielweniger ein galant hom-
me, nachden Damahligen Kegeln ikund mehr
richten/ noch fic) daraus einen förmlichen Ber
griff von itziger Mufic machen koͤnne Das
iſt ja wahr. Ich appellive vesfalls an alle
Muficos! * Der Ben fagt/ ich brächte
dem ungeachtet in dem andern Theil des Orch,
lauter alte Regeln aufs Tapet / vermeynend /
es ſey folches wieder meineeigene Principia ge
handelt, Allein’ das heil: Alles in eine
Brühe werffen, u
$.2. In der Einleitung des Orcheftre
wird von Regulis Mufcis uͤberhaubt; im ans
dern Theildeffelben aber von Regulis Compop-
£tonis infonderheit gehandelt. Das find ja
unterfchiedene Dinge. Den Balcken auf die
Seite, Here Diganifte! Diftinguimus inter
Muficam & Compofitionem. Don den
Muficalifchen Neguln in genere befiche der
2Biederleger nur ein einiges Dußend hunderte
jähriger Auftorum durchzublärtern, fo wird
er mic echt geben. Inſonderheit will ihm
recommendiren die Hypomnemata, I-
sogen und Muſicam Poeticam, nebſt den
| EUñülbͤoͤri⸗
Die Wiſſenſchafften find dem all emeinen Wechſel
— — ꝑ. ne 44,
100 P. I. Cap. III.
—— — — — — — —— ——
übrigen Wercken M. Joackimi Burmeiſte-
ri, welcher zu Ausgang des ſechzehnten Seculi
in Roſtock / als SihulsCollega,floriret hat; da
findet einer folche Leges Syntadticas , ſolche
Figuren / folche Negelnidaß einem Unerfahrnen
(ich rede von feinem gedultigen und gelehrigen
Menſchen) daftr grauen muß. Des Hen-
ningi Dedekindi , Cantoris Salliflani,
Przcurfor Merrieus Muficz Artis fan aud)
gute Dienfte hun ; es ift Diefes Buch juft in
Erfurt 1590. zu Marckte kommen / und wird
dem Gegner / oder feinen Kunft Genoſſen /ſo viel
ihrer darunter Theoretici ſind / ohne Zweifel
wohl bekannt ſeyn / (ob er gleich in der Dedica⸗
tion des Ut fo modeelt iſt / daß er vorgibt / es ſey
noch nie dergleichen etwas in Erfurt ans Licht
gekommen.) In dem kxemplar, das ich
gebrauche / ſtehet vorne eingeſchrieben: Sum
ſohan Davidis Pærneſti, Naumb. 1029.
und am dritten Blat findet ſich eine geſchriebene
Rand ⸗Gloſſe / die fo lautet: „Id / du ſchoͤner
„ Schwager Tollenhut / du duͤrffteſt itzund In
„hacnoftraluce (vor 88 Jahren) viel hie⸗
„mit ausrichten / wir wolten bald den alten Te-
„nor fehen / wenn man ſich auf ſolche Sachen
wolte legen und die Knaben dahin weiſen. Ey
welche Cantores folten fie werden / —— |
i
“
Vom andern Theil desOrch. 101
3, fich auf folche deine Narrens⸗Poſſen legten /
„damit würde den Kirchen und Schulen end⸗
„lichen geholffen werden... Ob ich nun zwar
nicht billige / daß man ſchelte / fo ſehe doch aus
Diefen Sentimens , daß fchon vor faft hundert
Jahren anſehnliche Mufici, wegen der Regeln
uͤberhaubt / mit mir eins geweſen / und daß das
mahis / wiediefer Poſſeſſor fo von dem Buche
geſprochen / daffelbenur ein Alter von 39. Jah⸗
vengehabthat. - ) =
S. 3. Das Enchiridion utriusque,
Muſica Practicæ Georgii Rhaui, gedruckt
u Wittenberg Ao. 153 1. iſt auch ein ſchoͤnes
Beyſpiel von der Vergaͤnglichkeit muſicali⸗
ſcher Regeln / inſonderheit deſſen Pars ſecunda,
ge Mufica menſurali, allwo die Cautelæ in
figuris Notarum, Ligaturæ (e8 ſind aber
nicht unſere Ligaturen in der Compofition)
tres Muficz gradus,Modusmajor,Modus
minor, (wird von T acten verftanden ) Tem-
pus, Prolatio, Augmentatio, Diminutio,
Signatemporis, Notarum Imperfedio ,
Regulz de Tactu, Duplicatio feu Altera-
610 (Feine Alteration ) Syncopa, Propor-
tio und was des Zeuges mehr iſt / in unfern Aus
gen groß Mitleiden verdienen. 5
E 3 9.4
102 P I. Cap.Ill.
$.4. WenceslaiPhilomatis, deno-
. vo Domo Muficorum , lıbri quatuor;
compendiofo Carmine elucubrati , find
eben der Haare; da findeteiner Precepta, Re-
gulas &Leges die Menge / aber es Fan fie heuti⸗
ses Tages Fein Menſch gebrauchen. Sehen
wir Liftenii Rudimenta Muſicæ an / ſo iſt es
wieder ehen daſſelbe Weſen / und bey mehr als
C ich dörffte faft ſagen) hundert ihres gleichen.
Kircherum, Scottum , Corvinum, Mer-
fennum &c., felbft nicht ausgenommen. Ja /
noch wohl neuere / die ich Ehren halber überges
e. Zufeiner Zeit hat wohl ein Jeder fein beftes
gethan und vielleicht Darunter eine und andere
gute Abficht geführet 5 aber ihre obfcure Au-
torite ift lange verlohren- |
$.5. Man betrachte nur / damit ich det
Compofition näher fomme / den einzigen
wichtigen Punct / de Relatione nonhar-
monicä, in der Geſtalt / wie die lieben Alten Das
mit umgegangen find. Als / wann fie ſetzen
wolten: Ef 5 oder 5%. das war
ben ihnen ein ſchreckliches V itium. Wenn
man auch die Compolitiones » melche vor
200. %ahren geſetzet find/ anfiehet : Als da find
seven 'Clemensnon Papa » Gran
| | oh
a
|
|
)
| Vom andern Theil des Orch. 103
— — nn — ——— — — — —
Joh.Walther,Senfel (Luthers Favorit) Jas-
. qui Binellus, ſoh. de Cleve, Jacques
e Werth dc. bey denfelben wird man Ders
gleichen Säe felten finden / daß man fich über
die Vermeidung folcher Relationum zu ver⸗
wundern hat. Hergegen iſt itziger Zeit kein
Stück zu ſehen / da derſelben nichr überflüßig
folten vorhanden fepn. Die Haupt⸗Urſache
war / Daß Die Alten dad Genus Diatonum,s
nicht gerne überfihreiten wolten. 734,0 Werckm.
Harmonol, p.35. U
S. 6. Deswegen ſagt aber niemand / daß
nicht in Compoſitione gewiſſe Grund: Res
geln muͤſſen beybehalten werden / die von ſolcher
Art ſind / daß fie nicht wohl veralten koͤnnen.
„Denn neuelnventiones und neue Manieꝛen
„werden in Muſica Practica wohl nicht aufs
„hoͤren / fo lange die Welt ftehen wird, aber die
„Fundamenta müffen nicht zerruͤttet werden.
(m) Das iſt es / wohin ich gezielet / mit den zwar
alten / aber unentbehrlichen Regeln. Zudem
redet man in der Einleitung mit klahren Wor⸗
ten von ſolchen Grund⸗Saͤtzen / die nur adThe-
oriam, nicht aber ſo ſehr ad Praxin Muſices
gehoͤren; hergegen wird in parte Compoſi-
de quoad Regulas datas auf diebloffe
E 4 Praxin
(m) Werckmeiſter vom General⸗Baß pı54, 8.104 *
104 P.1. Cap. III.
Praxin allein. / und auf feine alte Theorie eis
gentlich gefehen. Iſt das nichtein groſſtrun⸗
terichied? 2
S. 7. Meine DefinitionemCompo-
htionis woillendlich derContradicente p 57.
ſeines Ut für ſehr gut paßiren laffen / ob er
wohl / obangefuͤhrter maſſen p.29. vorgegeben/
man finde im gantzen Tractat nicht einmahl
eine vollfommene Definition, Daß er aber
fagt : Die Definitio fen nichts neues noch fon»
derliches / darinn binich mit ihm eins / und fan
verfichern / daß ich fie auch nicht dafür ausgeges
ben habe. Sch möchte aber gerne willen ob
dieDefinitio eines Dinges wohl auf zwey oder
mehrerley IBeife fehr gut oder vollfommen ſeyn
koͤnne? Meines Ortes hältman dafür wenn
eine Definition gut ift / fo müffen nothtvendig
‚alle andere/ von derfelben Sache nichte taugen/
dafern fie von jeneriquoad eflentiam , unters
(hiedenfind. Der eine braucht diefe Worte /
der andere jene / ſich gu expliciren; wenn man
nur inre ipfa überein ſtimmet / fo thut dag uͤbri⸗
genichts Dazu; in verbisfimus faciles.
6.8. Daß man der Invention nicht zu
Sülffe kommen koͤnne / ſtreitet niemand; Daß Dj
Invention aber erlerner werden müge/ a
| dings.
—
Dom andern TheildesOrch. 105
dings. Wenn man ihr zu Hülffe fommt per
artem combinatoriam , fo ift es arnıfeelig
und gezwungen Werck; gefchieht es durch na⸗
tuͤrliche Dinge, fo it es eine Nachahmung / und
das iſt der beſte Weg; darum hat ihn auch Herr
Capellmeiſter Keiſer erwehlet / ſonſt hättece
feine 67. Opern machen Fünnen 5; * muß
“einer aber feine einzige Zuflucht zur Anhoͤ⸗
rung guter und inventienferMufiquen neh⸗
men / und hat fonft vor ſich felbft nichts / ſo iſt
"und wird es platterdings ein Plagium. Da
habt ihr nun den Inventions Meiſter Was
in des Gegners Tractatu de fugis den Orga⸗
niſten fuͤr Vortheile an die Hand kommen wer⸗
| E 5 den /
*Der herr Capellmeiſter Reifer hat edirt:
1. Eing:Gedichte oderCantaten mit einer Stimme
und Inlirumenr, | |
3, La Forza della Virtu.
3, Odtaviauınd Almira, |
4, Divertimenti Serenisfimi. 1713,
5. Soliloquia aus dem Oratorio. von Hrn, Lt.
Brocke. 1714. | F
+ 6, L’inganno Fedele
7. Muficalifche Land-Lufl. 1714. Ä
8. Arien und Soliloguia aus dem Oratorio von
Mr. Bönig. ı7ı5.
9. Kaͤyſerl. Sriedens-Pofl, 1715
106 BI. Cap.III. .
den’ mögen dieſelben erwarten. Ich fpige mich
nicht darauf / und bin auch viel zu dumm / daß ich
ein folches Weſen de Fugis verfiehen ſolte.
8.9 Alle Leute find nicht bey Pachhel⸗
bein; Weckern / Lully / odeꝛr gar bey. Luthern
in die Schule gegangen / daß ſie eben die nim⸗
mer alte Regeln / fo das Orcheſtre Parte II.
Cap.2. $.s. anführet / ſo genau und vor 40.
Jahren haͤtten wiſſen koͤnnen / als mein Regel⸗
haffter Wiederſacher; auch kan Fein vernuͤnff⸗
tiger Menſch vermuthen / daß ein galant hom⸗
me, der fein Muficusift / die Muͤhe nehmen
werde / ſolche Reguln von Erfurt zu verſchrei⸗
ben / oder dieſelbe aus alten Auctoribus, wenn
fie gleich darinn ſtuͤnden / zuſammen zu klauben.
Damit aberdoch ehrliche beute / die Feine Gele⸗
genheit / Luſt oder keinen Beruff zu ſolcher Nach⸗
ſuchung haben / auch ein bißgen Nachricht von
dernienigen bekommen moͤchten was der Cen ·
ſor von ſeinen Lehrmeiſtern gefaſſet hat / ſo ſind
ſolche Regeln / ( mit Permiſſion des Re futa-
toris ) dem Orcheftre einverleiber worden,
und hält man fie zwar für befannt / aber nicht
bey jedem für wohlangewandt. Der Herr
Cato darff nur dencken / daß weder dieſe Regeln /
noch kein einziger Buchſtab des a
ge ' weder
DomandernCheildesOrch, 107
weder ihm noch feinen Kunſt: Genoſſen zu Liebe
noch zu Leide / gefihrieben worden / fo hat alles
feine Richtigkeit: | |
$. 10, Bender Gloſſe / welche der Geg⸗
ner über Die abgefchaffte Hegel : Confonanrie
peaorfectæ heben eine Compofition an und enden
diefelbe/ machen will/ merckt man / daß wir ung
nicht verfiehen. Sie redet weder von feinem
Magnificat Primi noch Octavi Toni , Dars
über fi) D. Zurber fo zu mocquiten pflegt;
fondern von vielflimmigen Sachen / da alle
Partes mit einander anfangen und endigen.
Sen folchen lieffen die Alten gemeiniglich Die Ter-
tias weg / wegen der eingebildeten Imperfe-
ction, welches mit Millionen Exempeln zu bes
weifenmwäare- SschmillnureinenAnctorem,
den der Öegner zum guten Glück kennet / und
von dem er Weſens macht anführen. Es iſt
Joannes Crugerus, in Synopfi pag. 147,
da findet manfub Titulo: de lanfalis for-
malibus, quod bene notandum , folgende
und mehr Säge mit vier Stimmen. (Vid.
No J.) Haben fie es nunim Schluß fo ges
macht / wie vielmehr im Anfang eines Stückes;
da Doch ineinem Quatuor, die Triasharmo-
nica, confequenter auch Tertia, wo nicht
F | E66 ma-
8 P.I. Cap, Mi. |
— — — — ———— — ——
wmajor, doch minor anzutreffen ſeyn ſolte
worinn ich freylich mit allen verſtaͤndigen Com
poniſten einig bin; ſolche Bewandniß aber hie
und an tauſend andern Orten bey den Alter
nicht finde. a
S.11. Zwar bemercket manı daß erwehn
ter Auctor , wenn der Bas tenorifitet / Dir
Tertiam endlich mit einführer ; allein / es er
hellet doch aus den übrigen / daß man ſonſt feht
fpahrfahm damit umgegangen iſt und derglei
‘hen Claufule formales bey uns fehr kah
ausfehen würden. Wolten nicht die Alten / um
ihr Bedencken bey den armen Tertiis deſte
mehr an den Tag zulegen / garhaben : Mar
ſolte ( s.) mitihnen nicht ſpringen / fondern nun
Fuß vor Zußodergradatim gehen / (2.) mi
der majori und minori abwechſeln ? Mais
lesmodernes; fagt Broffard , fe font affran.
chis deces deuxcontraintes, & Pon fait:
prefenttant de Tierces qu’on veut, tanı
par degre&sdisjoints que conjoints, &fansles
entremeler. Diltion. Tie, Terza. Da ſind
en paſſant wieder ein paar abolirteTertien.
Regeln / welche alleaufzufuchen LaborHercu-
Jeus in Augiæ ftabulo wäre.
6,12,
h, 109
Von allen
Daß ſie ſich
ee Aben, denn /
ee mehr Licht
xRliger iſt fie
Wigkeit ab⸗
bſt davon:
arium?
amahligen
0. ineeCon-
.yiy toniis ans
st wäre die
nden wird
777 eyn / mit
9,0 Her ſchlieſſen.
ar Yertegn Tage
. .., emplaim
a ) und aufs
Iben wie ja
| [onantias
ee \
4
{
*
t -
ie
un.
ben / da in
angefan⸗
‚ten Muſi⸗
7 da findet
wird nicht
un⸗
108 —F | j
major; 2 .
worinn ich en
ponifteneit
und an tat. = 12
nicht finde six - SEE . . *
te auctrr
Fertiannn
he ober ei
ahrfahm en
‘ben Claul
ausſehen w
ihr Bedene
mehr an det
ſolte (1.)1
Rußvor gut 2 2
der majori...- ..
lesmoder
chis deces...
prefenttaf
par degres —
entremele.- oe
enpaflant!
Regeln / wi
lkeusinay
'
'
tet:
4— [3 7
—X
un
æ* FE
Dom andern TheildesOrch,. 109
- . 12. So will man auch nicht von allen
und jeden alten Componiſten ſagen / daß ſie ſich
eben an obbeſagte Kegel gebunden haben; denn/
es ift ihnen immer von Zeit zu Zeit mehr Licht
aufgegangen. Aber um deſto hurtiger ift fie
abgefchaffer worden, bleibt auch in Ewigkeit ab»
geſchaffet. Sagt nicht Gafforus felbft davon :
‚Hoc mandatum non eft neceflarium ?
und wenn der Componifte bey damahligen
| Zuftande Srepheit gehabt harte: in einer Con-
‚fonantia imperfedta. bey Polyphoniis ans
zufangen und zu endigen/ mein! wozu wäre Die
Regeldenn nnuͤtze geweſen? Niemanden wird
ja wohl jemahls im Sinn gekommen ſeyn / mit
Diſſonantien anzufangen oder zu ſchlieſſen.
(Wiewohl / was das anfangen heute zu Tage
betriffi / einem curieufen davon Exemplaim
Recitativo gegeben werden fönnen ) und aufs
‚fer ſolchen ( den Diflonantiis ) haben wir ja
Feine andere Materialien’ als Confonantias
perfectas & ımperfedas.
' 623. Will man Erempel haben’ da in
einem Quatuor fine Tertia auch angefan⸗
‚gen worden / fo darff einer nur die alten Muſi⸗
talien vor Orlandi Zeiten nachſehen / va findet
erderen genug. Eins anzuführen wird nicht
..€7 uns
110 P.I. Cap. III
undienlich ſeyn / und folches fallt mir von unges
fehr in Die Haͤnde / wie ich des M. Cyriaci Sne-
gaſſii Ilſagogen Muficz, Ao. 159 1. auch zu
Erfurt gedruckt / aufſchlage Es find damahls
noch keine Paginas numerirt worden / derowe⸗
gen ich den Leſer / welcher nachſehen wolte / auf
des Bogens D fechftes Blat verweiſen muß /
allwo zum Beſchluß des erſten Buches ein Qua⸗
tuor ſo anhebet: (vid. No. II.
$.14 Daraus ſieht many daß ob gleich
der Compofiteur ſich Fein Gewiſſen gemacht
hatim dritten Satz Tertiam majorem zu ver⸗
doppeln / er dennoch die Præcaution gebraucht/
ſelbige beym Anfang zu vermeyden. Hier iſt
ein Mangel dort ein Uberfluf, Der Op-
ponens faget: Wenn man jedesmahl miteis
ter Confonantia imperfecta anheben ivols
te / waͤre wasabfurdes. Ich regerire: wenn
man jedesmahl mit einer Conſonantia per-
fecta anfangen wolte / waͤre noch weit abſur⸗
der. Wozu aber dienet denn die Kegel? zum
Siegel der Kunſt. Wenn ja in diefem Gall
eine Regel fol und muß gefchmieder werden / fo
möchte fie lieber fo lauten : Confonantie ingenere
beben eine Compofition an und endigen Dies
felbe ; wiewohl es mit der Sexra beym An⸗
fang
vom andern Theildes Orch, 111
fang eine eigene Bewandniß hat / weldye
— unter den Special: Regeln ſuchen
muß.
g. 15. Der Sprung der Septimæ ſey
inStylo Ecclefiaftico verboten geiwefen/geftes
het ver Gegner ſelbſt / und führe doch einExem-
pelin eben demStylo anıda gedachter Sprun
vorkommt. Iſt das nicht ridiculus mus
Mit dem Verbot hat e8 nicht anders feyn koͤn⸗
nen/ fprichter / und wenn einer von den Alten
Öffentlich wieder das Verbot gehandelt hats fo
nennet ergeine Curiofite , auf Teurfeh : Eis
nen Vorwitz. Daß es nun abgefihmackt
würde heraus fommen / twenn wir in lange bes
kannten Choralen den Sprung der Septimz
an ſtatt der fallendenSecundz einführen tools
ten / beweiſet nicht / daß ſolches auch abgefchmackt
wuͤrde geweſen ſeyn / wenn es von Anfang fo ges
ſetzet und uns nicht anders gelehret worden waͤ⸗
re; alſo haͤtte der Opponens nicht noͤthig ges
habt / ſowohl hier als duͤrch gehends feine faubere
Tabellen beyzufuͤgen / ſondern das herrliche
Kupffer haͤtte geſchonet werden moͤgen zumah⸗
len da im Orcheſtre nicht vom Stylo ligato
in
112 P.I. Cap. III,
“in Anfehung des Sprunges der Septimz die
Rede ill. (n) en
$.16. Ebendarum/ weitin Herr Prins
tzens Satyriichen Componiſten / auch fonft bey
andern völliger Unterricht vonder Relatione
nomharmonica, tolerabili vel intolera-
bilisgu finden iſt / habe gaͤntzlich für unnöthig ges
halten / meinen unmuficalifchen Leſern mit fols
chen Subdivifionibus befchwerlich zu fallen/
und it denfelben genug / daß fie wiſſen / was
Relatio non harmonica. überhaupt fcy.
Hat nun das Orcheftre diefe ſehr wohl ges
befchrieben ( wie pag. 60, des Wiederlegers
nichts wiederlegende Worte lauten ) warum
zwackt er michdenn an ? Daß folche Relatio-
| nes
®
(n) In meinem Exemplar des Ut find 2. Tabellen
mit dem: Ach HErr mich arınen Dünderf
gefommen! daß ich alfo mit einem armen uͤn⸗
der dienen fan ; wenn jemand etwa ein Exem-
plar, das hierinn detect, erhalten hätte. Her—
gegen muß ich auch die Tabelle Part II, Lit.D,
dafür wieder haben; denn die fehlet mir leider!
und habe daher diefen ar men Sünde: doppelt '
befommen/ welcher mit Part 1. Lit. 11, hezeich⸗
net iſt / daraus auch der Irrthum entſtanden.
Vom andern Theil des Orch. a 13
‚nesnon harmonicz (0) gewiſſer maffen
erträglich ſeyn koͤnnen / geben ja folgende
Worte des Orcheftre pag, 112. gnugfahm
zu verſtehen: Weiles in vollftimmigen Sa
chen ſo rigoroſe nichterfordert werden mag .
ſo wird ein groſſes hierinn der Diſcretion
des Setzers oder Componiſten nachgeſe⸗
ben. Aber er hat vielleicht dieſe Worte nicht
Heſehen / und ſeine Beleſenheit im Pphrynide
fJurtz um an Mann bringen wollen.
S . 17. Es gehoͤret freylich Kunſt dazu /ei⸗
nes jeden 8ty li rechte Art gu treffen / und darinn
etwas zu ſetzen; aber ſolches zu dociren iſt im
er Se Or-
Co) Bey diefer trefflichen Remarque gedencket der
Gegner zwar der erträglich -und unertraͤg⸗
uchen Relationien,meldet aber/ oder weiß nicht]
daß es auch vortreffliche Relationes non har-
‚monicasgebe / die Printz ſelbſten echappiret
find. Putre les fauſſes Relations il yenanon
Feulement de zoleräbles; mais auflı d' excelen.
tes, für tout pourles Expreflions triftes, ten-
dres & affectueuſes &c. Il yenaquifont in-
'tolerables & vitieufes ; fcavoir maintenant qui
ſont cesintolerables, c’ell ce qu'on ne peut pas
bien decider, les Auteurs & les goutsetant fort
pattages lädeflus 8ec; Broſſard ſub Tit. Rela-
tione.
114 P.I. Cap III.
Orcheſtre mein Vorſatz gar nicht geweſen /
mein galant homme foll nichts treffen noch
fegen lernen; ich will ihn nur pag-ı ı 3.Orch.
warnen / daßer Feine Alteration befomme/
wenn ihm von Stylis Muficis ein langes und
breites vorgeſchwatzet wrrd. Nachdem ich
aber dieſe Precaution genommen / fo wiſcht
mein Gegner mit einem Teutſchen Extract des
Kircheri hervor / und haͤlt ſich ſonderlich gluͤck⸗
lich daß er / unter dem Vorwand / feinen Kunſt⸗
genoſſen einen Gefallen zu thun / das gantze
Capitel von den Stylen hinſchreiben kan. Ich
will ihm Paroli machen / und aus demðroſſard
einen beſſern Titulum de Stylo hieher / nicht
bloß abſchreiben / ſondern verteutſchen; nicht
zwar eben jenen Kunſt⸗Genoſſen / ſondern viel⸗
mehr andern ehrlichen Leuten zu gefallen / die
auch kein Frantzoͤſiſch verſtehen. Man haͤtte
zwar aus verſchiedenen Auctoribus dieſe Ma-
terie excerpiren koͤnnen / allein / ich habe den
Broſſard lieber gewehlet / darum / weil ich das
Bud) imOrcheftre ſtarck gebraucht habe / und
edermann Daher ſchlieſſen wird / daß mir nicht
unbekannt geweſen / wie vielStylos man gemei⸗
niglich und ſpeciatim der Muſic zuzulegen
pflege und daß dannenhexo aus andern *
| | chen /
Vomandern TheildesOrch, 115
chen / als aus Unwiſſenheit / deren Specifica-
F im Orcheſtre nicht Raum geſunden
| | Etwas weniges
De Siylis Mauſicis.
„ytylus in der Muſic wird von der Abt
„und Weiſe verſtanden / welche eine jede Per⸗
„ſon vor ſich zu componiren / zu executiren
„und zu informiren hat; und alles dieſes ſt
„ſehr unterſchieden nach Maßgebung des Ge-
„nii der Verfaſſer / des Landes und des Vol⸗
„ckes; ingleichen / nachdem die Materien / der
„Orrt / die Zeit / die Subjecta, die Expreflio-
„nes &c. es erfordern. Alſo ſagt man: Ca-
„riſſimi, Lully, Lambert ſein Styl u. ſ. w.
„Der Sty lus luſtig⸗und froͤlicher Muſicken iſt
„ſehr unterfehieden / von den ernſthafften und
„ernſtlichen; der Kirchen-Stylift ſehr unters
„schieden von dem Theatralifchen oder Cams
„mer:Styl; der Italiaͤniſche Styl ift ſcharff /
„bunt und ausdruͤckend; der Frantzoͤſiſche her⸗
„gegen natürlich, flieffend/ gärtlich2c. Daher
„entfpeingen verfchiedene Beywoͤrter / umalle
„diefe Eigenfchafften wohl zu bemercken / als da
„ſind: Der alte und neug Styl; der Italaͤ⸗
| niſche /
116° P.I. Cap.III.
— — ine
„mſche / Frantzoͤſiſche / Teutſche⸗Styl ze. Der
» Rirdyens®pern und Cammer⸗Styl X.
„Der luſtige / fröliche / bunte / fcharffe / eben»
„traͤchtige / ausdruͤckende : ehrbahre / ernfihaff
»Nte / majeftärifche Styl; Der natuͤrliche flieſſen⸗
o„de / zaͤrtiiche / bewegende Styl; der groſſe / hohe /
„galante Styl; der gewoͤhnliche / gemeine /
„niedertraͤchtige / kriechende Styl ꝛc. Die
„Italiaͤner haben eigene Nahmen vor alle dieſe
„Sorten / welche wir ihrer Ordnung nach er⸗
„klaͤhren wollen, =
ı, StiloDramatico oder Recitativo, das
iſt ein Styl/ welcher die Gemuͤths⸗Bewe⸗
gungen auszudrucken geſchickt iſt. ſiehe
Recitatipo. | |
2. Stilo Ecclefiaftico; ift voller Majeſtaͤt /
ehrbar und ernfthafftfräfftig die Andacht
einzufloͤſſen und die Seele zu GOtt zu ers
heben, einfolglich gut in Kirchen.
3. Stilo Motectico, iſt ein bunter Styl / der
alle Veraͤnderungen und allen Zierrath
der Kunſt annimmt / einfolglich gefchickt ift
verſchiedene Affecten auszudruͤcken / vor
allen aber Verwunderung / Beſtuͤrtzung /
Schmertzen u. ſ. w. ſiehe Mocteteo.
4. Stilo
VomandernCheildesOrch. 119
4. Stilo Magrigalefco ift zur Liebe /
Zaͤrtlichkeit zum Mittleiden und andern
gelinden Bemürhe- Bewegungen die dag
menſchliche Hertz annehmlicher Weiſe
ruͤhren / geſchickt.
5. Stilo Hyporchematico erreget Freu⸗
de und locker zum Tantzen ꝛc. dahero iſt
er voller geſchwinden / luſtigen und wohl
ausgedruckten Bewegungen.
6. Stilo Simfoniaco iſt vor Inſtrumente.
Und wie ein jedes Inſtrument ſeine eigene
Wirckung hat / ſo befinden ſich unter die⸗
ſem Styl auch eben fo viele Subdivifio-
nes. . Der Violinen Styl iſt gemeinig⸗
lich etwas friſch; der Floͤten / inſonderheit
der Querfloͤten Styl / traurig und weh⸗
muͤthig ꝛc. Der Tꝛoinpeten Stylmuthig/
mumer und kriegeriſch ıc.
7. Stilo Melismatico ift ein natuͤrlicher
Styl / den alle Welt faft ohne Kunſt mits
fingen kan Er dienet zu Arietten / Gaſ⸗
ſenhauern und dergleichen. NB,
8. Stilo Fantaftıco gehöret vor Inſtru⸗
mente / und iſt gar eine freye von allem.
Ztvang ausgenommene Act zu Compo-
airen / gleichwie wir ſolches bey den Woͤr⸗
| tern
— — —— — — — ver = — — *
— me Fun a vw = or a A en A -
Bet nn Zn ns a a u a — 2 -
— — —— —— — — —— te ——— ——— R
—
118 P.l. Cap. III.
tern Fantafia, Ricercata, ( NB. ) Toc»
cata, Sonata&c, erflähret haben.
9. Stilo Choraicorift eigentlich zum tans
tzen und fubdividirtfich in eben fo viele
Theile wiederum / als es Tanks Arten
gibt. Hat man demnach den Saraban⸗
den⸗Menuetten⸗Paſſepieds⸗Gavotten⸗
Boureen⸗Rigaudon⸗ Galliarden⸗Cou⸗
ranten⸗Styl u. ſ. w
„Wir wuͤrden nimmer zu Ende kommen /
„wenn wir ſie alle hier erzehlen ſolten. Be⸗
„fieheaber Tit. Muſica und viele Oerter mehr /
„die ſich darauf in gegenwaͤrtigem Dictonnai⸗-
„re beziehen, So weit Brofard; der ohne
Zweifel nicht lerr von dem Gegner ausgehen
wird / weil er den Stylum Canonicum nicht
mit in die Rechnung bringet / ſondern an deſſen
ſtatt den Choraicum hinſetzet.
$.18. Dergeneigte Leſer halte dieſe Bes
fihreibung gegen die Verteutſchung des Kir-
cheri , fo der Öegner feinen Kunftl-Genoffen
zu Sefallen anführet/und urtheiledennfreyund
—* / ter von ung die beſten Briefe hat.
Wem ſonſt mir Stylengedienet ift/ der Fan hier
od) siemlichen Vorrath finden / und hat —
mcht
Vom andern CheildesOrch. rıg
nicht gnug daran, fo fan er immer weiter fiyli-
ſiren / und endlich / wenns ihm beliebt / garden
Beſem⸗Styſ mit heriegen. A propos du
Stile ! es finden fich noch im Orcheflre pag.
203 .deren etlicheinemlich Der Venetianiſche / der
Romaniſche / der Neapolitaniſche und der Si⸗
cilianiſche Stylus , die ein Liebhaber von Stylis
auch mitnehmen Fan ob fie gleich der Styl⸗be⸗
gierige Wiederleger gänslich überfehen hat.
$.19. Ron dem fehr mangelhaften
Teutſchen Extradt deg Kircheri till ich nur
eins und andereg erinnern / Damit der Gegner
ſehe / waser daran füreinen herrlichen Schaß
befige / und wie Fi die Omifliones wefentii:
ber Eigenfchafften bey jedem Stylo auf groffe
Irrthuͤmer verleitet haben. Es fommt mir
vor / als ob der Herr Drganift des Kircheri
Mufur iam univerfalem die Tage feines Les
bens nicht gefehen haͤtte denn fonft würde er mit
feinem elenden Extradt nicht fo wild Daraufloß
railonniren, Doch zur Sache! ( Tranfeat
autem Stylus Canonicus ; mer Berardi
feine Documenta davon gelefen hat / der wird
Kircheri Auffichneiderey twenig achten. )
.$.20. Beſagter Extradt befchreiber den
Stylum Moresticum, daß er ſey / —
tiſch /
120 BEGpIN ..
tiſch / praͤchtig / ꝛc. ift wohl alle gut / Das befte
aber vergeſſen / nemlich: Summa varietate⸗
floridus, nullo ſubjecto adſtrictus, das
heiſt: Er iſt voller bunter Deränderungen
und an keinem Themate gebunden. Mich
deucht / dieſe Eigenſchafften muͤſſen nothwendig
befchrieben werden / ſonſt möchte. man fragen:
Wo bleibt das Efenriel und was zu wiſſen
hoͤchſt noͤthig iſt? Broſſard hat ſolches ſehr
wohl beobachtet. 55
$.21. Ferner ſagt der ExtradtyomSty-
lo Phantaſtico, er gehoͤre nur für Inſtru⸗
mente / da der Componiſt ſeine Runſt und
die Zierlichkeit der Clauſuln hoͤren laͤſſet.
Solches iſt lange nicht zulaͤngiich. Im Kir-
chero lautet es hergegen alſo: Phantaſticus
Stylus aptus Inſtrumentis, eft Zberrima.$.
folutifima componendi methodus, nullis, nec
verbis, nec ſubjecto harmonico adſtri-
Aus, ad oſtentandum ingenium & abdi-
tam Harmonie rationem , ingeniolumqucs
harmonicarum claufularum , fugarumque
contextum docendum inflitutus, dividiturque
ineas, quas Phantalias , (NB.) Ricerca
tas, Toccatas, Sonatas.vulgovocant. Die
allerfreyefte und am wenigjten —
f
Vom andern Theil des Orch, 121
Art zu fegen halt diefer Styl in ſich / dabey viele
verborgenellrfachen harmoniſcher Saͤhe und
die Verfertigung der Fugen gelehret wird:
9.22. Weiter ſagt der kxtrahente /
Stylus Madrigaleſcus gehöre für Tugenden
und. Zafter/ zu Fabeln / Hiftorien habe dei
Nahmen von dem erfien Erfinder / Nahmens
Madrigallus. Ich fage : er gehört eben
nicht dafür / fondern. ſchickt fich am.beften zu
Texten / die Sitten Lehren in fich halten. Vir-
tutibus, amorihus, aliisque ingeniofis
adfabulas & hiſtorias alußonibas exprimen-
dis aptiffimus, Wo iſt da was von Aa
ſtern? to. von Fabeln :? Es heiſt nicht / er
Schicke fich zu Fabein / fondern su Allufionibus
auf Sedichte und Sefchichter folche Allufiones
fep erdequemzuexprimiren. Kurk ; Es iſt
unfer heutiger Cantaten - un) Oratorien-
Styl; von dem der Gegner pa 8-84. fagt: er
babe ſich ſchier verkrochen. A fon egard
mag es wohl wahr ſeyn; bey uns iſt er GHer
Lob! noch hinten und vorn. Daß aber Kir-
cherusflugseinen Erfinder / Hahmens Ma-
drigallus, creitt / ſolches iſt bey einem ſolchen
Mago und Wundermann nichts felfahe
wes; wir nehmen es aber fo ſchlechterdings
nicht an. 8° 4. 23,
2 . BE Cal.
"9.23. Somüfte mich auch nicht zu erin⸗
nern / daß ein einiger Auctor desfalls mit une
ſerm Jeſuiten einig waͤre. Der beruͤhmte
Morhoff fuͤhret im dritten Theil von der Teut⸗
ſchen Poeterey cap. XII, verſchiedene Meinun⸗
gen an / aber keine die des Kircheri ſeiner
gleich ſiehet. Er ſagt: Einige leiteten das
Wort her vom Spaniſchen Madragan, fum-
mo mane expergiſci, des Morgens frühe
auffenn. Weil nemlichdiefe Art Lieder vor⸗
mahls zu Aubaden oder Morgen: Mufifen
der galans dienen müffen 5 wie Furetiere in
feinem Didtionaire. meldet. Es Ichlieft aber
Morboff alſo: Das glaublichſte iſt / daß es
von Mandra komme (welches im Vocabula-
rio della Crufea eine Schaͤfferey bedeutet)
und demnach vor "Alters. fo viel als ein
Scyäffer - Lied gebeiffen: / weldyes auch
hiedurch bekräfftiget wird / wie Menagins
in feınen Originibus Iealicis angemerdet! daß
es bey den alten Italianern Mandriagale ge⸗
nannt worden. ‘Das Wort ay&An bedeu«
tet auch bey den alten Atticis eine. Heerde / koͤn⸗
te esalfovon wavdea , ftabülum , caula,
und dyeAy, armentum; grex , zuſammen
gefeet werden. Da kaͤme denn eine Schaͤf⸗
ferey heraus / und mag ſich ———
| Bar
Domandern TheildesOrch. 123
gallus nur tieder feinee Wege feheeren. Die:
fer Meinung ift auch obgedachter Furetiere,
ſetzt jedoch Hinzu / daß einigedas Wort gar von
Madrit herleiten wollen’ weil diefe Art Lieder
dafelbft zur Zeit der Gefangenfchafft Fran-
ciſci l. ſehr gemein geweſen find. Doch diefeg
en paſfſant. Nun fommt was artiges im
Extract. Horcht! 2
'$,24. Stylus Melismaticus, von der
Süßigkeic alfo genanntgehört für Verſe und
Metrifche Compofitiones (ale wenn Ma-
drigale feine Verſe waͤren) Kircherus fagt
nicht bloß / a dulcedine , fondern a dulce-
dine Melodie, welches ein groffer Unterſchied.
Jedoch ich fehe ſchon Daß fo mohlden Kirche»
rum,qui, tefte Meibomio , fine ulla fer-
me Græca litteratura fuit, als den Extra-
henten, die etwas gleich lautende Woͤrter
keAssa , apis, eine Biene; und kerısue,
cantus, ein Lied / zu ihrer honigfüffen Auss
fegung verführer haben mögen! Dajenesauar,
mel , Honig; Diefes aber A nerxa ; mo-
dulor; ich ſinge / (quod a ur@:, mem:
brum, item carmen ſuis membris con:
fans ) feinen Urfprung nimmt. Wiewohl
Kircherus noch ehe hierinn zu ———
weil er faſt die a Etymologi en
| | 2 au
24 OO BL Cap. II.
auf feiner Seite hat / und die Süßigfeit des Ge⸗
fanges eben feinebittere Expreflion iſt. In⸗
deflen hat Stylus Melismaticus weder von
der Suͤßigkeii noch Bitterfeit feinen Nahmen /
ſondern deutet bloß ein allgemeines Lied / (das
bißweilen wenig ſuͤſſes hat) einen Stadt-und
Land⸗kundigen Geſang (tar’ eZoxm) AM
fo wie etwann Ripen Baften oder Des Geg⸗
ners bitterer Kupffer⸗Stich und Bachanten⸗
Lied: Ein Pfeiffgen Toback ꝛc. feines vor⸗
nehmen Orts ſeyn mag.
8.25. Wer es noch nicht glaͤuben will
der beirachte Kircheri.eigene/ Durch den Ex-
eragt aber noch dazu fehr zerſtuͤmmelte / Be⸗
ſchreibung diefesStyli. Ad hunc Stylum,
fagt er / revocantur.omnia ea cantica,
quas Ariettas & Vıllanellas ( Baurens Lies
ber). vulgo vocant; eò quod domi, rurive
ad privatam vel recreationem vel exer-
citium Cantorum aflumantur. Diefen
Stylum nun theilet unfer Kerr dort oben p.
64; fein fäuberlich in Melismaticum pu-
rum, (der wird etwann wie Jungfern⸗Honig
eyn)undMelismaticum mixtum(da folte eis |
nesuft befornen)fället fo dann fein dickhaͤutigtes
Sub dicium alfo : Yan folle ın der Rirs
- chen bey dem Scylo Mitectico, Madrigale/co
Ä Tu und
Dom andern Theildes Orch. 125
und NB. Melismatico puro bleiben ; [9 man
aber ja was kitzelndes und erfreuendes ha⸗
ben wolte/ fidy NB. des Styli Melismaticimix-
ei und Pbantafici vernünftig bedienen, Da
habt ihrs!das heiſt Verſtandl Hier hätte der gure
Mann feine Tripes de Latin, feine Lateinifche
Panken und Brocken / anbringẽ / und fo wohl im
Ut, als Extract, beyfihreiben mögen: detur
Exemplum, utreshatclarior, Kircherns
Fan hierunter Lib. V. p.3 14..& 321. it, Lib.
VIII.Mufarhythmicz Melotheſiæ, mit vielẽ
herrlichen / inſonderheit mit des Hieron. Cap-
Hergeri Sebuhrten/ Lib. VII. p. 86. an die
ID gehen. * Ey! wie würden Da Die Manns
en die Weibſen anfaffen / und die Taͤnhe über
Stühlund Bänskerecht angehen / wenn man
ſolche Melismatifehe Sachen in der Kirchen
aufführen wolte! Es iſt eine Profanation,nur
bloß daran zu gedenckẽ. Ich —— —
— —— 3
Das Triph.Theatr.T.f, p.3 14. ibt Kirch. felb
is — für ein Melisma aus; baß ſich aber p.321.
n der Aria zweymahl zwo Roß-Duinten antref-
glaſſen / wird ohne Zweifel ein proprium Styli
Leyn ſollen. JIndeß zeuget die Orthographie der -
Auſarhythmicæ Tom. 11, an unzehligen Orten
ſattſam von der Seicht-Selehrfamfeit Kircheri
im Griechiſchen. |
126 P.1. Cap. III.
{ich meines Opponentis halber / daß er einen
ſolchen heslichen Bloffen ſchlaͤgt. Er harte huͤbſch
zu Haufe bleiben und ſich ang Orcheftre nicht
reiben ſollen / fo wären feine Balcken heimlich
geblieben. Mais, Marc Antoine, vous I’
‚av&s bien voulu. Doc mas follic) fagent
wie fan man ein Fluges Wort von einem Mens
ſchen pr&tendiren / der den LUnterfcheid zwi⸗
Shen paginam & folium , zwiſchen verba⸗
& Commentatoris &c, nicht
weiß?
9.26. Wegen dee ur Hyporche-
maticiy der zweyerley / Theatricus und
Choraicus feyn fol. ware diefes mein unmaß⸗
‚gebliches Bedencken / daß der H Tara ri
ticus,eigentlich und allein von Theatralifchen
Taͤntzen / enferieux & en grotesque ; quafi
de fupremz faltationis arte (Gallis » l⸗
«baute danje ) zunehmen.und zu _verftehen ſey;
Der Choraicus * aber auf Ballen / Mas-
veraden,Redouten &c, Die getwohnlichen
immer» oder Saal⸗Taͤntze ( Gallis Za bafe
danfe ) infonderheir aber. die Teutſchen / Pollni⸗
fehen undEngligchenKeihen-Ehren-undCoun-
try-
Man erinnert ſich nicht im Griechifchen jemahle
zu fondern ftets.x.ognos gelefen su ha⸗
+
Dom andern Theil des Orch, 127
try-Tängerda nemlich der gange Chorus oder
Ceetus mit zu Wercke fommen kan und man
Truppen⸗weiſe figuriret / in ſich begreiffe. Dies
jenige / ſo im Tantzen erfahren / willen daß es
zwo gang unterfchiedene Arten ſind / und fiedans
nenhero wohl / jede vor ſich / einen eignen Titel
verdienen; inſonderheit / da man ſchon lange in
Franckreich wuͤrcklich zworofeſſiones davon
gemacht / eben als wie vom Bluhmen⸗Mahlen
amd Hiſtorien⸗ Mahlen. Es iſt auch lange
nicht genug / wenn der Extract ſaget: Stylus
Theatralis gehöre u Comeaedien, der Cho-
raicus zum Tantzen. . Da fiedoch beyde übers
haubt zum Tanken gehören undin Opern und
rg auch getankt wird / wo mir fonft noch
recht iſt. Hr |
.$,27. Stylus Symphoniacus gehöre
auch für allerhand Inſtrumente. So lautet
die ganke Definitio im Extra, Und dan
aus merden alle des Hexen Organiſten Kunſt⸗
Genoſſen ( der Definition - Liebhaber gu ge
ſchweigen) die fich fir ihre. 15 laue Schock
das Foftbahre Buch nicht anfchaffen koͤnnen /
voͤllig gelehrt / inStylis vortrefflich erbauet wer⸗
den / undes dem Manne ewigen Danck wiſſen /
der ihnen ein ſolches Licht angezuͤndet hat, Es
84 heiſt
)
y — “er er w
. - * no
Ehe — a EEE RT
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— TEN" — =
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Pin 4 —
128 PL. Cap. iII.
heiſt oben: Stylus Phantaſticus gehoͤre nur
für Inſtrumente / da der Componiſte bloß feine
Kunft und Die — der Clauſeln hören
laſſe. So muß ja / nach diefer Befchreibung
zu urtheilen / der Unterſcheid darinn ſtecken / da
im Stylo Symphoniaco der Componiſte et⸗
wann keine Kunſt und Zierlichkeit der Clauſeln
hoͤren laſſe. Sonſt ſehen ſie einander unge⸗
mein gleich..
628: Ich will verſuchen / ob ich das
Fleckgen treffen Fan. Aus oben angeführter
pölligen Beſchreibung Kircheri, de-Stylo
Phantaftico,eshelletrvaß deafelbe DieFantafie,
NB, RirercaTe, Toccate, Sonate, &c. bes
greife. Daraus folte einer vernünfftig ſchlieſ⸗
fer daß folcher Stylus nur die Sachen betreffe /
welche eiwann für ein "Inftrument allein ges
fett ſind / als nemlich: Diebenannte drey erfien
Species vors Clavier; Die Sonaten fo wohl
vors Clavier allein/ als vor ‚die Solo-auf der
Violin ꝛc. ꝛc die fo genannten Subjecta vor die
Viola diGamba; die Preludes und derglei⸗
ehen vor Lauten und andere Inſtrumente. In
Bumme : Alle. Solo, Infirumentaliter ges
nommen / mit oder ohne Baß. Hindert auch
nichts / daß man Triphonia und Tetrapho-
—3— nia
Vom andern Theil des Orch. 129
nia in dieſem Stylo beym Kirchero (p) ja
gar dergleichen an einem Orte (q) variis
Inftrumentisaccommodata ankrift / maſſen
alle dieſe Sachen mit doppelten Griffen in drey⸗/
vier und mehr Stimmen geſetzt werden koͤnnen /
wie denn $robergers Fugen auch in 4. Partes,
als eine ordentliche vierſtimmige Partitura,
geſchrieben ſind / welche zur Curiofit& ausgezo⸗
gen und ſo dann auf verſchiedenen Inſtrumen⸗
ten zugleich geſpielt werden moͤgen / wie ſolches
Elavier-fündige wiſſen; Aber es wäre nur zur
bloffen Curiofite und würde den rechten abge-
zielten Zweck nicht erreichen. | Hergegen ı da
dasEtymon des Wortes Symphonia felbft
eine Vielheit der Stimmen oder Inſtrumente /
die mit einander gehen / andeutet; fo waͤre wohl
die genuina ſignificatio Styli Symphonia-
ci, daß er nemlich eigentlich dieConcerti
groſſi die Sinfonie in ſpecie, die Ouver-
tures, die ſtarcken Sonates, Suites, und der⸗
gleichen unter feinerContribution'habe. Daß
auch eben Diefe Species fich auf einem einzigen
55 voll⸗
(p) Lib. V. Muſurg. pag. 243, & 381. it, 406-
480. 483.“ |
) Lib.Vl.
130 /P. l. Cap. III.
vollſtimmigen Inſtrumente / Z E. auf der Or⸗
gel oder dem Clavier / zur Curioſité tractiren
laſſe / bewieß unter andern vor einigen Jahren
der berühmte / aber blinde Organiſte an der
Freuen Kirchen auf dem Damm zu Amfters
dam / Mir. de Graue ; welcher alle die neues
ften Sstaliänifchen Concerten, Sonaten &c,
mit 3.44. Stimmen auswendig wufte / und
mit ungemeiner Sauberfeit auf feiner wunder⸗
ſchoͤnen Drgel in meiner Gegenwart heraus
brachte.” Das wäre fo fürglich meine Mei⸗
nung pon den Stylis in ſpecie, welcher beyzu⸗
pflichten oder zu wiederfprechen jedermann frey
en“ nachdem er die Sache raifonnable fins
et.
$.29. Thut aber einer / der nur einCom-
pendium fuͤr bloſſe Liebhaber ſchreibet / fo groſ⸗
fe Sünder wenn er hauptfächlich die Genera_
Stylorum, deren überhaupt nur drey find und
drey bleiben / (r) hinſetzet; ohne fich bey
deren ( faft ungehligen) Speciebus qufzuhals
ten?
(r) Selbſt Kircherusbefräfftigeteg/ Daer Lib.V,
cap. XVII. de Stylis Melotheticis pag. 310, des
Eccleſiaſtici und Theatralis, p.313. aber des
Madrigalefci, nnd fonft Feines andern geden-
ee] als welcher letztere bey ihm des “a:
ee ee E, BWSnOSu - — N EEE 5 ——
Dom andern TheildesOrch. 131
ten? Mein eg, allein hat Ja gefager;
die gane verftändige Welt aber wird mit Nein
antworten; und folchesdefto ehender / weilalle
diefe Species gar fuͤglich / nach heutigem beſten
Gebrauch, folgender Seftaltiunter befagte drey
Genera gebrachtiwerden fönnen / follen und
muͤſſen.
| [ Ligatus.
Stylo Ecclefiaftico Motecticus.
9 / Madrigalefcug,
funt fubalterni Symphoniacps,
Canonicus.
| Dramaticus.
| . \ Symphoniacus.
Stylo Theatrai ) PD —
NHyporchematicus.
funt ſubalterni Phantafticus. -
Melismaticus,
Symphoniacus,
Stylo Camerz Canonicus.
funt fubalterni. /Choraicus.
Madrigaleſcus.
un, / Melismaticns.
j 856 ,, €
J *
Styls Stelle vertritt, da deſſen Beſchreibun
lautet : Madrigalefcus Stylus derivatur a Be
-gatis Cantionibus , quas vulgo Madrigalia vo-
| Sant,
— rn:
re rg — * En
J
|
132 P.T. Cap. Ill.
Erklaͤhrung.
| zum _ |
Kirchen⸗Styl
gehoͤren
(1.) Eccleſiaſticus Stylus, proprie
fic dictus, aliis, Stylus ligatus. Er begreifft
lange nicht alles / wieder Gegner pag. 43. be
haupten wolte / wenns ihm nicht am Gelde fehlte /
ſondern bloß den Choral⸗Geſang und den ſo ge⸗
nannten Kirchen-Recitativ vor dem Altar,
Als da find die Antiphona, Gradualia &c.,
welche einmahl vor allemahl inden Zeiten / da
man vonnichts/ als den Tonis Gregorianis,
oder aufs höchfte von den Modis Gracis cts
was wuſte / gefeßt ſind / und folchem zu folgeihre
geweiſete Wege haben / auch faſt / nach heutiger
Redens⸗
cant, ſuntque ut plurimum vare, amorofa etſi
. 6x poileris plüres quoque eas ad res Spirituales
cumfummo frudtu, ut Agazzarius, transtule-
rint, Bor Kirchen ift er eigentlich nicht erfun⸗
r “ den; unter die heatralifchen Stylos gehoret er
eigentlich auch nicht ; alſo bliebe urfprünglich
vor ihm nur Camera übrig / und da ſteht er hier
aAls Species pro Genere. —
VomandernTheildesOrch, 133
Redens⸗Art / von feinem galant homme für
Muſic zuhalten find. Denn / wenn jemand
fager : Esift heute Mufie in der Kirchen / fo
verfteher dadurch Fein Menſch / daß der Prieſter
etivann eine Prefationem oder Colledte,
ein Dominus vobiscum &c. vor dem Altar
herſinget / oder Daß die Gemeine mit dem Bul⸗
ler⸗ und Doͤdelwerck / welches hie und da auf den
Orgeln gemacht wird / ſo herrlich einſtimmen
muͤſſe / daß einem die Ohren offtmahls wehe
thun; ſondern man verſtehet dadurch bloß die
Figural-Muſic / als nobiliorem & excel-
lentiorem partem, deren Species in der
Kirchen ſin ·
(2.) Motecticus, vel Muteticus
Stylus, welcher die Fugen / al!abreven, dop⸗
pelte Contrapuncten, und andere unzehlige
„ FünftliheSachen in Kirchen⸗Muſiken begreifft.
Sin fo fern denn auch die Canones alg fuge in
confeguenza paßiren Fönnen / gehörte der -
Stylus Canonicus mit hieher. |
(3.) Madrigalefcus Stylus ; dahin
werden gerechnet alle Oratoria, fogenannte
Pafliones, Dialogi, Soliloguia, Arie, Ac-
compagnemens, Cavate, Recitative&c,
die itzund vor allen den Vorzug haben.
a 57 (4.) Sym-
bei FE Sn = ——
—
El.
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En e ı er Se 3 RB — —
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7 2 .*
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——— — — a Un
we I EI
— —— — — „u.
134 P.T. Cap. IHM.
- (4.) SymphoniacusStylus;der enthält
die vor den Singe- Stücken hergehende Sona-
te, Sonatine, diezwifchenfommende Ritor-
nelli und dergleichen. Dieſe Species gehör
ren eigentlich unter Das Genus des Kirchen.
Smis. Wiewohl man ſich desScyh ligati
nicht anders bedienet/als wenn etwann ein Chos
ral mit — wird / welches auch einen
ſchoͤnen Effect thut; doch gleichwohl groſſe
Freyheit / quoad Styli —————
Zum
Theatraliſchen Styl
gehoͤren
(1.) Stylus Dramaticus, welcher viele
fchöne Particularitäten in ſich hält die ich hier
Auszulegen-eben nicht ſchuldig bin / zumahl da
folchedem Wiederleger und nen Kunftgenoß
fen Böhmische Dörffer ſeyn möchten. Ange⸗
fehen der erfte mit blurfchlechter Autorite und
noch fchlechter beftellten Warheit pag- 6. des
Urfager: „Es concurrirten heute zu Tage fo
„wohlauf dem Theatro als in Privat-Col-
„legiis und Kirchen⸗Muſicken / (tutti m.
* B
.
Vom andern Theil desOrch. 135
„„nur derStylus Phantafticus, Choraicus
„und Galanterien.,, Das letzte Wort Herr
Organiſte / iſt in ſchweres Wort; wenn ers er⸗
klaͤhren und ausüben ſolte / wuͤrde es toll ausſe⸗
hen. Hergegen wiederſpricht ſich der Wie⸗
derſprecher gewöhnlicher maffen ſeiber / wenn er
p-84. ſchwaͤrmet: „Die TheatraliſcheMuſie
„(allein) beſtehe aus dem Stylo Phantaftico,
„Symphoniaco, Melismatico, Dramati-
„co (vel) Recitativo, & Choraico , us
„teilen kaͤme auch ein Chor vor ꝛc,, Gar
recht! zumeilen fomme auch ein Thor vor. O!
wenn fich ein gewiſſer Mann ein wenig Muͤhe
geben wolte / die Künfte die zum Theatro gehös
ren / zu beſchreiben / manche Organiften würden
dabey Augen und Maͤuler auffſperren. Hier
iſts unſer Vorhaben nicht / ſonſi haͤtte eine funfs
zehnjaͤhrige Praxis auch wohl ein wenig Stoff
dazu angefchaffer.
‚ (2) Symphoniacus Stylus ; derdoch
allhie mit groffem Unterfcheid und gröfferer
Sreyheit/alsin Kirchen: Sachen, Kaum finder
| jumab! da erdieOuvertures,Intraden,Pre-
udes und andere dergleichen begreift / davon
man in Kirchen nichts brauchen Fan.
(3.) Hy-
136: BLCpNL.:
(3.) Hyporchematicus Stylus diengt
auf dem Theatro allein / und zwar zu Cha-
connes , Paffacaglies, Entrees und andern
groſſen Taͤntzen.
(4.) Phantafticus Stylus, in Operr / iſt /
wenn etwa ein Inſtrument alleine brillirt / wel⸗ |
ches doch gar felten geſchieht; weilnicht allemahl
fölche Subjedta vorhanden die ein gankes Au- -
diterium mit dem Elavier oder mit der Vio-
line &c. lange allein zu amuſiren gefchicht
find. Und diefe Species gehören eigentlich
tinter dag Genus Theatrale, Will einer
den Stylum. Madrigalefcum dazu ſetzen / fo
thut er Eein Unrecht / zumahl in Italiaͤniſchen /
auch Teutſchen / Opern bisweilen gantze Sce-
nen Cantaten -und Cavaten weiß geſetzt
werden. Der Melismaticus kommt auch
bißweilen vors Licht / doch nur bey Bouffon-
neries und dergleichen nicht ad eſſentiam
Scenz gehörigenLuftigfeiten. Deswegen man
auch diefen beyden fo wenig / als im vorigen Dem
StyloCanonico, hier gineneignen Articul _
hat einräumen wollen. J
Zum
Vom andern Theil des Orch. 137
Zum 5
-. GammerStyl
werden gerechnet.
.. fı1.) Symphoniacus Stylus, welcher
einer der vornehmfienin Camera, oben aud)
ſchon zur Gnuͤge befchrieben worden iſt. Es
gehören dahin die Allemanden &c. vors
lavier / Laute Viola diGamba, Violine,
&c, DieCouranten, Sarabanden, Gavot-
ten, Giquen &c, mit einem Worktt / alleSui-
tes. , fiefennflarcf oder ſchwach. Sind ſie
ſchwach und beftehen in Solis, fo.gehören fie ad
Stylum Phantafticum ‚ melcher vemSym-
phoniaco hier ſubaltern ift / und eigentlich
ad Cameram gehoͤret / dahin auch alles / was
ex tempore geſpielet wird / zu rechnen; und als⸗
dann bekommt der Phantafticus auch auf der
Orgel zu thun. Die Paulina pfleget wohl ex
tempore ju fingen und mit der Kehle zu Fan-
taiſiren / ohne einzige Worte; welches ich gewiß
vor dieſem mit groſſem Plaifir gehoͤret habe,
DbgedachteTang:Arten/die adStylum Sym-
pboniacum gegehlet werden / find Fünftiich
glaboriret/ und moͤgen nicht eigentlich *
— —
——
eg TE ame = Zn
=
338: P. J. Cap. III.
Tantzen gebraucht werden. Sie haben nur
etwann das Tempo obgedachter Taͤntze / ſind
aber Saltatione multö nobiliores. Kine
Allemande zum Tantzen und eine sum Spies
fen find wie Himmel und Erden unterfchieden
& ſic de cœteris, dieSarabanden in etwas
ausgenommen. |
(42.) Stylus Madrigalefcus; der hatin
Cammern und Saͤlen bey. Serenaden, Auba-
den,Cantaten und dergleichen feine ftatt.
(3.) Melismaticus Stylus, den ichjes
doch lieber auf der Straſſen als in der Sammer!
| er Wiederleger aber gar gerne in die Kirche
haben möchte, Worinn er beſtehe / iſt vorhin
Sa
4) Canonicus Stylus hat den Nah⸗
men a Canone, foeine Richtſchnur oder Kegel
bedeutet. Es iſt ei Monophonum, welches
fo eingerichtet und eingeregelt wird’ DaB 2 3. 4.
oder mehr Stimmen eben diefelbe Melodie
nach einander / zu gewiſſer verfchiedenen Zeit,
entweder im Unifono oder quocunque In»
tervallo ( Unifonus ift aber Deswegen Fein
- Intervallum) anfangen / und wenn fie fo wol⸗
len in Ewigkeit fortfingen koͤnnen / daß es doch
ſtimmet. Man hat HERDER
- ſeſer
Vom andern Theil desOrch. 139
— — —— — — —
dieſer Art / die zwar kuͤnſtlich genug ſind / aber
den beſten Effedt nicht thun. ertzhafſte
Apophthegmata pflegt man wohl bey einem
Glaß Wein/ it. bey langwierigen Reiſen / auf
dieſe Canoniſche Art anzubringen / und zur Luſt
herum zu ſingen / damit die Zeit hingehe; ſonſt iſt
der Nutz dieſesſtyli ſehr geringesdieKunft aber
deſto gröſſer. V. AngeloBerardi Documen-
ti Armonici,Bologna 1687. it, Niedtens
dritten und letzten Theil. Orch. p. 143. 15 2.
(.) Choraicus Stylus muß bey Bal-
len und Masqueraden dermaffen / infonders
heitim Carneval, herhalten Daß es einem drey
Tage in die Ohren nachklingt. So gedencket
auch Kircherus Lib. VII. pag.675, und aus
ihm Pring in.feine Muſicaliſchen Hiſtorie
p-13 9.noch eineöStyli, nemlich : des Mera-
Bolici (ich hatte bald Diabolici gefagt) und
muß derfelbe / dem Work Berftandenach/ in
groffen Veraͤnderungen beftanden haben. Um
das Regiſter zu vergröffeen/mag er den Reihen
fchlieffen und mitlauffen.
9.30. Ob nun zwar aus angefuͤhrten ein
jeder attenter Leſer / ohne viel Muͤhe / auf die
ſehr ſinnreiche Frage des Wiederſachers: was
heut zu Tage zwiſchen Rirchen⸗ Theatral
| und
140 P.I. Cap. III.
* —
und Cammer⸗Muſic für ein Unter ſchied
ſey? leicht beſſer antworten kan / als der Herr
Organiſt ſelbſt / wenn er ſpricht: Es ſey faſt
eine / wie die andere; ſo gebuͤhret uns doch
mit Fleiß zu zeigen daß hauptſaͤchlich Die Aut
dacht fo man GOtt mirder Muſit in der Kiv
hen ſchuldig iſt; das prachtige undeefrenliche
Weſen / fo man in Thearris fuchet/ und denn
Die Liebligfeit und Anmuth / welche zwar ein je⸗
der Stylus nach feiner Art / eine Sammer Mus
fic aber.infonderbeit erfordert / Die wichtigſten
Charadteres find und ſeyn müffen/ eine Art
vonder andern zu unterſcheiden. Bey dem er⸗
ſten muß die kindliche Furcht alle gar zu wilde
Einfälle und Fantaſien zaͤhmen; das hergliche
Verirauen aber unſere Geiſter wuͤrcklich erhe
ben / und die wahre Empfindung goͤttlicher Guͤte
und Liebe unſere danckbahre Stimmen und In⸗
ſtrumente mit heiliger Freude / ja mit Himmli⸗
ſchen Frolocken / anfüllen. ; welches denen nur
profan vorfommm die mit profanen Vorſat
und Vorwitz die Kirchen beſuchen / Damit ſie et⸗
was zutadeln finden. Bey demandernCha- |
radtere mußung die Natur zu Muficalifchen
Mahlern machen ; unfer Genius allegeit was
neues anſchaffen / und Dem Gout der Zuhörer
. ' 99%
o- *
Vom andern Theil des Orch. 141
vor allen/allen Dingen Folge geleiftet werden.
Bey dem dritten Charactere muß diegründs
liche Erfännmiß/ und wenns feyn kan / die eigens
händige Praxisder vornehinften Inſtrumenten
dem Eomiponiften die beften Dienfte thun und
feine Arbeit diſtinguiren. Die Sing⸗Sa⸗
chen per Camera leiden groͤſſere Weitlaͤufftig⸗
Feiten und Ausdehnung / auch mehr fugirtes /
Fünftliches und ſchwerers / als das Theatrum,
weil in Camera alles aus der Charteque und
"Nicht auswendig gefungen wird; fie vertragen
auch mehr figuͤrliches / freyes und ungebundenes
Weſen / als die Sing⸗Stuͤcke perChieſa, und
endlich gibt bey beſondern Concerten die nahe
Critique allen Sachen ein merckliches Abzei⸗
chen / welches weder Kirche noch Theatrum
habenfan. 3. E. wenn cin Stück gemuſicirt
worden / nimmt ein jeder im Collegio Muſico
die Freyheit / enttveder die Partitur ( wenn eine
da iſt) oder Die Stimmen nad) einander durch⸗
zuſehen / und ſein Theil Darüber / wo nicht zu fa»
gen / doch zu dencken / wodurch denn die Behut⸗
ſamkeit der Componiſten ſtarck zu thun bekomt.
Nimmt man nun die Melismata mit ad Ca-
meram, ſo iſt dieſer Charactere mehr als die
andern mit beſondern Dingen verſehen. 30
* | merecke
142 P. I. Cap. II,
mercke hiebey zweyerley an: (1.) Daß der
Eammer⸗Styl gemeiniglich der erſie ſey / dar⸗
inn ein angehender Componiſte was ſetzet / da
dieſer Styl doch wuͤrcklich der ſchwereſte zu
reuſſiren. Herr Doctor Pebuſch mag die⸗
ſes betraͤfftigen / als den ich für einen gar groſe
fen Meifter hierinn haite. Vors andere / daß
der Inſtrumental Cammer⸗Styl ein ſolcher iſt /
der oxtraordinaire Meriten haben muß /
wenn einem nicht das Oſcitiren dabey ankom⸗
men ſoll. Singt aber nur einer / ſo iſt jeder⸗
mann attent. Sucht mir dieſe Kemarquen
imKirchero, oder im ut.
6. 31. Daß nun ungeſchickte Noten⸗
ſchmierer allen liederlichen Krahm in die Kirche
bringen / ſolches iſt eine Suͤnde und Schande;
es bleibt aber Doch Deswegen der Kirchen⸗Styl
ein befonderer Styl / welchen ich hoffe verein
wann mie GOit Gelegenheit gibt; omnibus-
viribus zu excoliren. Ich verfahre damit fo
ſolide & circumſpectẽè, daß / wie neulich der
beruͤhmte Practicus, Hr. Reinwald / einen
Contrapunctum duplicem in Partitura
von mir — ſich ſchertzend heraus ließ: Ich
wuͤrde ja faſt ein Quaͤcker in der Mufie/toeilich
fo gar andächtigrregulier,arbeitfahm ..
| ahr
=
DomandernTheildesOrch. 143
bahr fegre. Bringt man nicht auch liederlichen
Krahm aufs Theatreumd in Concerte, oh⸗
ne daß dabey die wahren Seyli beyrechtfchaffes
nen Somponiften Noth leiden ?_ Daß man
Feinen- Unterfcheid macht 7 zwiſchen einem Kir⸗
chen⸗ und Theatralifchen Recitativo , iſt gar
uͤbel gethan und en Mißbrauch der Kirchen; als
lein verſtaͤndige Diredtores wiſſen ſchon / wie
hierinn zu verfahren und Maaſſe zu halten / ohne
ſich deswegen von unverſtaͤndigen Criticis, die
die Sache / wie eine Kuh das neue Thor / anſe⸗
hen was vorſchreiben zu laſſen; geübte Sänger
muͤſſen auch verſtehen / mit welcher Art / Ernſt⸗
hafftigkeit und Bewegung ein Recitativ in
der Kirchen / anders als auf dem Theatre, zu
fingen ſey / und das iſt wieder eine Anmerckung
die uͤber des Uts und aller Solmifatorum ho-
rizont gehet. Dannenhero ſchlieſſe hier aber⸗
mahl mit meinem Saßp: 113. im örcheſtre,
Daß man den gröften Linterfcheid mache
zwifchen Rirchen Theatrakund Cammers
Muſic / auch daß foldhes einem galant bom«
me zu wiſſen genug ſey. |
6 32 Auf den findifchen Vorwurff ends
ih : Daß die 4. Regein / weiche das Orcheftre
p. 113. anführe uhralte Kegeln ſeyn / dienet
dem Wiederleger und ſeinen Kunſtgenoſſen / die
| nur
144 P.I. Cap.HI.
a eg |
nur etwas bon Der Compolition verſtehen |
zur Kunftsmäßigen Nachricht / daß man fie als
General⸗Regeln / die beftandig und unveränder ⸗
lich bleiben / ohne Unverſtand nicht habe weg⸗
laſſen / pielweniger vor neu ausgeben koͤnnen |
|
noch wollen. |
- Quidimmerentes hofpites vexas- ?
Indeſſen möchte. man doc) wiſſen / dur
welche Auctoreserwiefen werden koͤnne daß |
befagte Kegeln’ infonderheit Die vierdte : Von
Ohſervirung der Bindung/ in Anſehen der
nſur / eben ſo uhralt find. "Sn den Gries
chiſchen Scribenten vom Ariftoxeno anybig
aufBoetii Zeiten‘ finder fich Feine Spuhr da»
von / und das find Doch die juͤngſten unter den
Uhralten. Wir werden unten höremmie Die
Zeiten recht einzutheilen find/ biß dahin hätte der
Wiederleger feine ungeitige und uhralte Gedan⸗
cken ſpahren / oder erſt die Naſe beſſer in die
Bücher ſtecken und buchſtabiren lernen ſollen /
ehe er ſich zum Wiederleger aufgeworffen /
und mit ſeinem geborgten ſcholaſtiſchen Zeuge:
de legibus bonæ definitionis& divifionis,,
ſo linck abgegeben harte. O eime Tieffe der
Weißhen! mag man da fagen; aber dabey ges
dencken: O eine Höhe der Chorheit! —
Zn 48
Vom andern Theil desOrch. 145
Das vierte Kapitel,
Beſchuͤtzung des andern und drit⸗
ten Haupt⸗Stuͤckes des andern
Theils im Orcheſtre.
| gr. |
1 Alt! Es war noch eins in Borhergehen: -
2 den vergeſſen / und waͤre Schade gewe⸗
ſen / wenn der Refutator nicht auch
ſeinen Senff dazu gegeben haͤtte. Er dichtet
mir p.65. des Ut an: daß ich p. 13. des Orch.
geſaget habe: „Ein gutes cantables Qua-
tuor zu ſetzen / waͤren Grillen / die ſich ohne
Muͤhe begreiffen lieſſen / und von ſich ſelbſt gaͤ⸗
„ben / gleichſahm / wie es Der Marckt lehret.
Ich will den Trumpff abermahl verbeiſſen der
hierauf gehoͤrete; car c'eſt une pure medi-
fance. Es wird loco cit. gar von feinem
Quaruor , fondern von den Terminis tech-
nicis geredet/ die den Contrapundtum thei⸗
len in zqualem & inzqualem; fimplicem
'& diminutivum vel floridum ; in gra-
vem & luxuriantem; in Stylum anti-
— 6 quum
146 P.I. Cap. IV.
quum & modernum, in communem &
comicum &c. und Dabey gefagt / daß diefe
Eintheilungen ( welche viele Tautologien und
ander unnußeg verwirretes Weſen enthalten) |
diefe Termini,diefe Prahlereyen / Grillen find,
die fich ohne Mühe begreiffen laſſen. Den
einer wird ja wiſſen / was gleich und ungleiche
roten oder Saͤtze; was gank und fchlecht zer⸗
theilet oder bung; ernfthafft oder üppig; alt oder
neu gemein oder poßierlich u.f.to. bedeute.
Das läft fich ja ohne Muͤhe begreiffen ; ob fiche
gleich viele Auctores blutfauer haben werden
laffen / ſolche und taufend dergleichen unnuͤtze
Grillen guszuhecken. (Sch mag ehrenhalber
die juͤngſten nicht nennen.) Wo if da ein Wort
oder eine Anzeigung vom Segen? vom guten
cantablen Quatuor ? vom ſich ſelbſt ges
ben? vom: miees der Marcktiehrer ? der Les
fer fol nicht geärgert werden ; er Fan fonft ſchon
dencken / wie ich mich hier und an andern Orten
moderiren muß,
SG. 2. Eben der Art iftauch die folgende
Beſchuldigung / daß die Alten pa, 118. des
Orch. mieder geläftert / und die ſelbe unverants
wortlich in eine Bruͤhe getvorffen worden. Ich
fage daſelbſt / daß der gout — *
r
— — —
vom andern Theil des Orch. 147
Ertz⸗Vaͤter gar ſehr von dein Unſrigen unters
fehieden geroefen ſey; daß ſie blofferdings auf die
ufammenftimmung oder Harmonie refle-
dtirt; der Diffonantien gefchonet; den Geni-
um fimplicitatis & unitatis allenthalben
blicken laffen u. ſ. w. “Das iftja wahr und alfe -
Feine Läfterung. Ich rede nicht einmahl von
guren und fchlimmen Eomponiften / wie der
Gegner meynetzfondern bloß von dem damahli⸗
‚gen Guftu, dem es die media ztate florirende
groffe Rünftler (das find meine Worte / und
Feine Läfterungen ) fehon recht gemacht haben /
aber der doch von unferm ißigen gout, wie der
Himmel von der Erden / oder vielmehr diefe von
jenem / unterfchieden ift. Ich mache noch zum
Uberfluß eine Comparailon mit dem Ges
ſchmack eines füffen Fleiſches / dazu fich eine ſau⸗
ve Sauce beffer als Zucker ſchicket / und Doch muß
meine unſchuldige Anmerckung de Guſtu fuͤr
eine Laͤſterung der Alten / ja noch dazu / aller Al⸗
ten durchgehends geſcholten werden. *
—G2 Wenn
In den Teutſchen Actis Eruditorum, im vier und
vierzigſten Theil / lieſet man p. 605. rat eben die
Gedanden folgender maffen. „Der Geſchmack
„der heutigen Gelehrten ıft viel zärtlicher und
„fubtiler, als er bey unfern alten Groß⸗ und Uhr⸗
—⸗
1 P.L. Cap. V.
ID en I —
Wenn mie der Gegner von der Gedult / Die ich
mit ihm trage / Feine Rechnung haͤlt / ſo habe ich
meine Langmuth übel angewandt. Ich thue
ihm gewiß viel Ehre anı wenn ich mit ihm / Det
mich beleidiget hat / indie Gelegenheit fehe und
ihm fo glimpflich antworte.
.3. Daß ich die im Orch. pag.119,
angeführte Regel vonder Sexta nicht felbft ger
macht / ſondern aus einem vornehmen Audtore
gezogen habe / will ich gleich darchun. Ver⸗
hoffentlich wird der Wiederleger ein Buch ken⸗
nen / daß dieſen Titel führer: Tradtatus Com-
pofitionisaugmentarus Domini Chrifto-
hori Bernhardi, Wenn das nun feine
Richtigkeit hat ı (woran ich doch ſehr zweifle /
weil er ſonſt ſo unbedachtſahm nicht haͤtte ver⸗
fahren koͤnnen) fo beliebe er das 9. Capitel dar⸗
| | inn
— — — — — —
„Groß-Vaͤtern war / und was bey ihnen eine
ſchmackhaffte und erquickende Speiſe hieß / das
„wollen sum Theil die jetzigen gelehrten Maͤgen
„nicht mehr verdauen.,, Worinn thue ich num
unrecht/ wenn ich dieſes Gleichniß auf muſicali⸗
fche Mägen deuie / und worinn befichen dieLaͤſte⸗
zungen / wenn der vortreffliche — beſag⸗
fer Adtorum fo von den Gelehrten uͤberhaupt / als
id) in ſpecie von den Mußcisthue] ichreibee ? -
Dom andern Theil desOrch. ı 49
inn aufzufchlagen/ deffen Überfchrifft fo lautet :
on der Sexta minori und den Darauf fol⸗
Senden Confonantiis, Da findet fich S.2.fols
gende Regel. „Der Sextæ minoris Natur
yoift/ daß fie weder anfangt noch endiget / wie⸗
„wohl was den Anfang betrifft / es ehe hinge⸗
„hen duͤrffte / als das endigen. Sie wird auch
„nicht fo offt in der Mitten gebraucht / als die
„Quinta, erfordert zuihrer Vermittelung Die
„’ Tertiam gegen das Fundament / und hat
„der Eomponift diejenige Difcretion zu ges
„brauchen, twenner die Sextam minorem
„oder majorem feßen foll,viebey der Tertias
„minore & majore erheifihet wird. Lind
„weiter/cap.ı0. $.2. Der Sextzmajoris
„Natur iſt / wie der vorigen / nie anzufangen /
„und in der Mitten iſt ſie ſeltener anzutreffen
„als die Quinta &c.,Das Buch siehe ich
deswegen vor allen andern an/ weiles eines von
den Schaͤtzen iſt die mirex fpeciali & libe-
ralidonatione eines meiner Meifter zugefals
len ſind damit der Gegner / mit feiner fchrvas
hen Inſicht / hieraus fchlieffe / ob es unter die
Pag.121.0e8 Orch erwehnte erlernete Abfur-
ditaͤten gehoͤre oder nicht?
G3S.4. Daß
!
- a: —
150 P. I. Cap.V.
$.4. Daß ich nun den Alten mit dieſer
Sexten - Regel Gewalt und Unrecht thue / iſt
contrair erwieſen; wenigſtens ift obgedachtet
Auctor nicht fo gar alt/ weil er Ausgangs des
verwichenen Seculi Chur⸗Saͤchſiſcher Capell⸗
meiſter in Dresden geweſen; und ſchreibt doch
ſo / wie es im Orcheftre angefuͤhret worden.
Der gegenſeitig aufgebrachte Franchinus
( roelcher von Laudun in Franckreich geburtig
war, mit feinem Zunahmen Gaforus hie
AO. 1514. Profeflor Mulfices su Brixiain
yralien geweſen ift / und zum allererfien Do-
inam Modorum Gr&corum aug dem
Boetio erflährer hat ) wiederfpricht mir im ge⸗
ringſten nicht/ indem erja felbft Die Regel gibt /
aufwelcheder Gegner pag.59. fo vielzufagen
hat / nemlich: daß man allemahl in einer
Concordantia, perfeda den Anfang machen
fol. Pater Scott gibt fie alfo/ pag.804. Or-
gan. Matbem. Exordium & finis melodiz |
conftent exConfonantiisperfedis. Wun |
ift ja aber die Sexca feine Concordantia per-
fecta, ergo fan auchynach der Alten Meinung!
nicht darinn angefangen werden. Am be⸗
meidtem Drte heift e8 : Die Regel ſey nicht
aboliret / wie das Orcheſtre berichte, und er
N
Vom andern Theil des Orch. ı 51
noch wird gleich Darauf gefaget : Der Com-
—— hätte auch Freyheit in einer imper-
ecta anzufangen. Das find ja contraire
Zune EineRegel haben und dabey die Frey⸗
eit / wieder Diefelbe zu handeln. Gaforus fpricht
voneinem mandato non neceflario, von
einer unnöthigen Regel / vor 215. Jahren; dies
ſes mandatum non neceflarium nenne ich
heutiges Tages mit allen Ehren Mandatums
abolitum, Woift denn der Irrthum? das
Arbitrarium aber verfieht der Wiederleger
nicht recht / und was Das bey den Alten heiffe :
ImperfedtisConcordantiis cantilenarum
exordia inftituere, das will ich mir die Mühe
nehmen ihm 2 weiſen. *
5. Obgedachter Bernhardi ſchreibt
cap.4. feines Tractatus (darinn / mit Zuͤch⸗
ten zu melden / mein ehmahliger vierdter Infor-
mator, zum Beweiß / die Noten noch mit eige⸗
ner Hand geſchrieben hat) 8. 13. folgende
Worte: ».Die imperfectæ werden zuszulffe
„genommen in einemQuaruor zu Anfang und
„zum Ende weil die perfedtznicht genug find
„seinem Quatuorʒauch wohl ( weildie Ter-
„tia die Quintam offt beffer vermittelt als Die
„Quinta die Octavam) in einem Tricinio
| 4 &c,
52 P.I. Cap. V.
„cn Dadurch wird nun bey einem Qua-
tuor inSyzygiaentieder die Tertia oder eine
ſolche Proportio Sextæ verfianden / da Die
oberfte Stimme / wenns eine Octava iſt / mit der
unterſten Mittel⸗Stimme / als Tertia, von
ungefehr eine Sextam machet. Solches aber
iſt nicht Sexta Modi, vielweniger Sexta Fun-
damenti. Eine anfangende dextam Modi
will ich No. III. und eine anfangende Sextam.,
Toni cujusvis fundamentalis No.IV. vor⸗
ſtellen / daraus ein jeder meine Gedancken von
Den Sexten, die anfangen / abnehmen fan. Fer⸗
net finden ſich in General⸗Baͤſſen heutiges Ta⸗
ges tauſend und aber tauſend Exempel / da mit
einer Sexta, fo wohl ratione Modi als ratio-
ne Fundamenti , in dem Violoncel-und
Elavier-Baß den Niemand weder ein Qua-
tuor noch Tricinium nenner) allein. angefan-
gen wird. Ein Erempel ratione Modifindet
fih No. V. und ratione Fundament No,
Vi. davon die Alten nichts gewuſt haben.
6.6. Solte Bernhardi von ſolchen Sex-
tis Modi & Fundamenti zu verſtehen ſeyn / fo
hätte er was abfurdes vorgebracht / wenn er
fagt:: Sie würden den perfectis zu SHülffe
genommen. Denn es iſt ja gar keine einzige
| Ä Con-
uenle
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arlam
uintarı ascen.dendo.
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Vom andern Theil desOrch, 153
Ein du Me. Mei
Concordantia perfedta bey angeführten
Saͤtzen befindlich / Deren geringe Anzahl doch
die ueſach ſeyn ſoll daß die imperfectz zur
Pofleffion gelangen. Und wenn dem Dinge
ſo iſt / wollen wir fingen: Es fey dir nun Amor;
Adio geſagt. Meynet Bernhardi aber folche
‚ Sexten nicht/ fondern durch feine imperfecte
: Confonantien etwann nur die Tertien, ra-
‚tione Fundamenti & Modi ſimul, als wel⸗
che / wegen ihrer majorite und minorite, auch
'in plurali Conſonantiæ imperfectæ heiſ⸗
ſen koͤnnen;meynet er daneben die Proportion,
Die ſolche Tertien im Accord mit der Octava
über ſich / oder mit derQuinta unter ſich machen!
' ( tie ichs denn glaube.) ſo thut der Gegner aller
Welt Gewalt und Unrecht / wenn er ihr / durch
ſein noch uͤberall nicht legitimirtes unberuͤhm⸗
tes und uͤnbekanntes Anſehen / die Augen verklei⸗
ſiern und ung weiß machen will / daß es gar
nichis neues / fondern bereits ver 209. Jahren
en Arbitrium geweſen ſey / in der Sexta vel
‚Modi vel Eundamenti (denn die andern
geltennicht) anzufangen. Die Tertiam gibt
man freplich zu / und hatniemand an diefem Ort
davon gefprochen ; „Die iſt aber nicht mehr no-
riarbitrii, fondern neceflarium manda-
u G7 tum
|
|
154 P.I. Cap. IV,
zum heute zu Tage beym Tricinio,gefchteige
denn beyeinem Quaruor, Allein Der&egner
zeige mir / aus allen feinen verlegenen Wagren /
drey authentique Exempel die mit den obans
geführten quadriren und vor 200. Fahren ges
macht find fo will ich feinen gangen muficalis
ſchen Borrarh in-einer Fricaſſeé von grünen
Erbfenund Hummern verzehren. Und wie
hätten doch die lieben Leute mit Sextis per fe
anfangen dürffeny da fiejaeben in der Mitten
fo heilig verboten : Plures Sextæ in adfcen-
fum non continuantur ? vid. Freder. Beur-
buſii Muf, Lib.11. voofelbft er aud) pag. so.
Sextam majorem & minorem parum bene
fonantes nennet / und fonft noch einen guten
Hauffen abgefchaffter und verfchimmelter Des
geln anflhret. Ich verdencke es ihm aber
nicht.
S. 7. Ein Bähr oderein Löme mag ſpoͤt⸗
tifch von denen reden, die auf dem Elaviere pros
biren / was gut klinget / und ſich aufdie Erfah⸗
rung verlaſſen; ſo kan ich doch diejenigen nicht
flugs tadeln / die erſt zu eomponiren anfangen /
und ihre Zuflucht inſonderheit zu der letzten neh⸗
men. Ich / vor meine Perfon/ brauche folches
Subfidii des Elaviers bey Der Elaboration
gar
Vomandern TheildesOrch. 155
gar nicht/ wie allen denen befannt iſt die meine
Art zu componitengefehen haben / und deren
noch wohl ein gutes Regiſter aufzubringen was
re; esfeydenn / bey Seßung einiger Clavier⸗
Sachen / da es wohl ( mit Erlaubniß des Hrn.
Organiſten) dann und wannnorhivendig ; wie
“ge felber bey feinem vifirlichen Kicercaren-Rors
rath / als ein rechter Hauß-Greußsträger / wohl
erfahren haben wird. Allein’ mennein Ding
fertig iſt / narum folte man esdenn nicht einmahl
auf dem Clavier verfuchen? und / was iſt nicht
die Erfahrung fuͤr eine Wunder⸗groſſe Lehr⸗
meifterinn? die Componiſten / fo ſich Darüber
‚mocquirt haben verftunden fein Clavier und
affectirten mit verbundenen Augen gerade
Base Darüber fie denn mannnichmahlin
bie Kruͤmme geriethen. (5) Esfehen auch
& 6 viele
nah
(s) Hier in Samburg if der befannte Englifche
off ein geoffer ebener grüner Platz der wenige
ens 300, Fuß lang und 200. Fuß breit if. Da:
ſelbſt find verfchiedene Wetten gefchehen / und
pri&mia of et/ wenn einer mit verbundenen
Augen / denſelben Platz hinab gehen/und nirgend
anſtoſſen würde, Allein / es hat nicht gelůcken
wollen; denn che man in die Mitte kommt / iſt
man ſchon an der einen oder andern Ss der
Ä an⸗
156. P.I. Cap, IV.
viele Stücke gang gut aus in der Charteque;
daß manfich groſſe Streiche von ihrem Effedt
verfprechen folte ; allein wenns zum Treffen
kommt / finder ſich gar offt/ wie fchön unfehlbahe
alle unfere Science ſey. Und mag hinderts
au) ? Es fee, mir einer. feine Sachen mit
Huͤlffe des Claviers oder mit Hülffe einer Mu⸗
fette, wenns nur gut Flinget/ und Die verlangte
Wuͤrckung thut. ee
$.8. Sonft hat mir von meinen Infor-
matoribus, infonderheit von dem erſten / allezeit
verfichert werden wollen / daß ein Quatuor
nimmer beffer ſey / als wenn mans auch auf dem
Elavier rein heraus bringe koͤñe / weil es ſo dann
eine vortrefliche concinnitatem partium an⸗
zeigete; wiewohl ich es meiſtens von Inſtrumen⸗
tal⸗Sachen verſtanden habe. Iſt folchesumzecht/
fo gehört es mitunter die p. 121. des Orcheſtre
erwaͤhnte Abſurditaͤten; iſt es aber recht / als⸗
denn gehoͤret Die gegenſeilige Anmerckung pag.
66. des Urs ſelbſt dahin ; und fo wirds wohl
ausfallen. Die gantze Sache koͤmmt darauf
=. M an:
lancke verfallen. Fiat applicatio auf diejenigẽ /
o ohne Wiſſenſchafft eines Inſtruments abſon⸗
derlich des Claviers compeniren wollen: Sie .
tappen im finſtern.
Vom andern Theildes Orch, 1 57
an: Einer der aus ſich ſelbſt nichts weiß noch
ſetzen kan / ſondern zuvor alles und jedes vom
Clavier hohlen und daſelbſt errathen muß / obs
klingen wolle oder nicht / iſt ein elender Compo⸗
niſt; der andere aber / der entweder mit Fantai⸗
ſiren ſeinelnventiones locket und ſich en train
ſetzet; oder aber / nach vollendeter Compoſi-
tion, ſeine Sachen auf dem Clavier / oder einem
andern vollſtimmigen Inſtrument / probiret und
zuhoͤret / hicht wie ſie dloſſerdings conſoniren
oder diſſoniren denn das muß er ohne dem wiſ⸗
ſen) ſondern wie fie ſonſt aneinander haͤngen /
thut als ein braver Mann / und muͤſſen es alle
rechtſchaffene Componiſten fo machen / ſonſt wer⸗
den fie mit ihrer vermeynten unfehlbahren
Science unfehlbahr ins gelbe fallen: Mer fich
aber einbilde wolte / daß es vocaliter juſt ſo flins
gen muͤſte / wie man die Griffe auf dem Ciavier
thut / der gaͤbe zu verſtehen / daß er im Singen
unerfahren / und alſo nur ein halber / ja gar ein
uartComponiſte ſey. Pring iſt mit mir
eins / wenn er im Phrynide P.I. p. 11. fo
ſpricht: „Ich improbire nicht / wenn ein ges
„lehrter und erfahrner Componiſt ſich bißwei⸗
sten eines Inſtruments bedienet / um zu erfah⸗
»xen / wie ſeine Inyentiones ing Gehoͤr fallen;
B G7 aber
—
Ss PL Cap.IV.
„aber wenn einer nichts kan noch weiß, als
„was: ihm feine Singer auf dem Inſtrument
und feine Ohren von deffen Thon fagen / ſo iſt
„er warlich fo ein elender Huͤmpler und
„Stuͤmpler / als ich (nemlich Pring) das
„mahls war., 4
8.9. Bey der im Orcheftre p. 121.
befindlichen Regel / mittelft welcher Die Alten
haben wolten / daß man über h und e , items
über die Claves fo. ein F führen / felten eine
Odavam fehen folte / will der Gegner einen
Schiedsmannagirenundfagt: Ich verftüns
de die Regel nicht recht ; hätte auch immit⸗
teiftnicht unrecht- Das fell fo viel heiflen:
Es fey bendes die Kegel. und meine Meynung
certo refpedtu &jufto tempore zu verſte⸗
ben. D Salomon! Ich laffe mir nun die ge⸗
genfeitige Erflährung zwar gerne / aus Liebe
zum Seiedenv gefallen; habe aber dabey noch ein
langes und breites zu erinnern 7 will mir auch
(mit Permiffion ) den Verftand von der Re⸗
‚gel gaͤntzlich vorbehalten haben. Denn erfilich
hindert bey den No. VIL, befindlichen Sägen
nichts an Beybehaltung der Octavæ über Dem
fo genannten mi; .man darff ja eben nicht ß *
Vom andern TheildesOrch. 159
rades weges in fa plaßensfondernlaffedasFun-
dament mehr baßiren. ch halte dafuͤr / es ſey
befler / daß man es fo feße/ und die Odtavam,
lieber als Die Sextam-verdoppele ; denn eine
zweyfache Confonantia imperfedta muß
härter Elingen / als eine zweyfache Confonan-
tia perfecta, dag ftehet feſt; inſonderheit / wenn
jene noch dazu major iſt / weſches dieſe nicht wer⸗
den kan. Vors andere finden ſich tauſend reine
Saͤtze / wo wuͤrcklich das mi ins fa gehet (itzt
rede ich nicht wie die Schulmeiſter / ſondern wie
Meiſter Futfa) und doch die Octava über dem
mi gerne bleiben will / Fan und mag. vid,
No VII. vors dritte hat meine Meynung nicht
nur flatt / wie der Gegner meynet / wenn der
Baß per Tertiam aufwarts ſteiget; ſondern
ebenfalls / wenn er per Tertiam unierwerts;
perQuartam aufsund unterwerts;per Quin=
tam auf» und unterwerts u. f. w. fleiget oder
faͤllt. In Summa faſt allenthalben. Exempel /
da der Baß per Tertiam faͤllt / ſtehen ſchon
No. VII. wenn er per Tertiam ſteiget / ſolches
Argument iſt des Adverſarii felbft ; per
Quartam aufsund niederwerts; per Quintam
auf und nebermärtsiinder man No. N. Litt.
F. 10.
160 P.l. Cap. IV.
$.10, Ich mag nicht weitlaͤufftig ſeyn /
ſonſt koͤnte leicht durch alle / ſo wohl mit dem X
als b. gezeichnete / Claves eine Unterſuchung
angeſtellet werden / da wuͤrde man ſchoͤne Ex-
ceptiones finden. Ich bleibe einmahl bey
den duͤrren Worten der Regel / die bey bern⸗
hardi Cap. XI. alſo lauter: Die Octava ſoll
ſelten genommen werden über dem h in
Cantu duro , oder über Demje. i» Cantu molli,
fo wohl als über andern mit dem X erhoͤ⸗
betenClavibas,und fchreibe noch einft Darunter:
MALE. Inſonderheit da ich meine Urſachen
deutlich genug Dargeleget habe. Die unrichtigen
Temperaturen damit fich unfere Vorfahren
haben plagen müffen/ find gantz gewiß Urfach
an dieſer und dergleichen Regeln geweſen; ihre
Ohren haben e8 nicht vertragen wollen / andere
rationes haben fie hiebey nicht gehabtnoch has
ben Fönnen.» Da nun aber folhem Mangel
zu unfern Zeiten durch Werckmeiſtern und
Lieidehardten abgeholffen worden / fo heift es
ja wohl billig: Daß das Verbot aufhoͤre / wenn
die Urſach des Verbots nicht mehr da iſt. Dans
nenhero ſtimme man die Inſtrumente nur rein’
fo iſt ine Octava allegeiteing Octava, und >
J ohne
Dom andern Theil desOrch,. 161
ohne fonderbahres Bedencken in einem Clave
fo wohl als im andern (Doch. ohne Confecu-
tion ) ängebracht werden / voraus in 4. oder
mehrflimmigen Sachen / wie es erwieſen ifl.
g. 11. Wenn mirs der Gegner nicht übel
nehmen will (dafür mir fonftfehr grauer) fo Fan
sch ihm ſagen / woher es meiner unmaßgeblichen
Meynung nach / komme / daß fein ſo genanntes
mi, wenn es doppelt iſt / ſo ſcharff in die Ohren
klinge. Denm ich geſtehe gar gerne / daß ges
wiſſe Saͤtze kommen koͤnnen / inſonderheit wenn
man denZuhoͤrer nicht vorher mit ein paar No
ten dazu diſponirt / allwo die Octava uͤber dem
vermeynten mi ſehr wiedrig lautet / zumahl
in Biciniis oder Triciniis. Allein die Odtava
ift eigentlich gewiß und wahrhaftig unfchuldig
daran / und ein Irrthum / ein —2
daß jemahls eine eintzige Octava; an und vor
ſich / ſcharff und wiedrig klingen ſolte. Wir wiſ⸗
fen aber/ wir hören und ſind verſichert / daß eine
doppelte Tertia major , auch in 4. und mehrs
fimmigen Sachen, greßlichlaute. Die Ra-
tiones diefes Mißlauts mollen einige in Nu-
merisfuchen; esläft ſich auch hören’ und man
Fan e8/ wiewohl ohne Aberglauben / als etwas
curieuſes, paßiren laſſen. Dem Gegner / as
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‚162 P.l. Cap. IV.
einem Riefensmäßigen Theoretico , werden
diefe arithmetiſche rationes ohne Zweifel beo
kaunt ſeyn / fonft toolteich fie gerne herfegen.
Dem aber / der nichts davon weiß / will Werd’
meiſters Hodegum p.77. angewieſen haben /
da finder er / vor die Billigkeit / Das gantze Ge⸗
heimniß. Meines Beduͤnckens hat die Natur
gantz andere raiſons, und wer die diadromos
chordarum bey einer verdoppelten Tertia-
majore ein wenig genau unterfüchet / wird
fchon weiter fommen. Doch hievon genug.
Balls ich nun das liebe mi, wenn es unfere Oh⸗
renfo beleidiget/ recht anſehe / fo gebt allemahl
entweder ein Klang vorher / oder esfolgt auch
bald daraufeiner / deufelbiges zum termino
acuto Tertiz majoris machtzift dieſer ſonus
nun fonus fundamentalis oder finalisMo-
di, fo ſchwebt er ohnedem den Zuhoͤrern faſt ſte⸗
tig und auf eine vorzuͤgliche Weiſe im Sinn;
da kan denn bey ſolchen Umſtaͤnden dieſeg mi
vor nichts anders als eine ſuperſtruirte Tertia
major vel Modi vel Fundamenti angehoͤ⸗
ret werden / und das iſt / meiner wenigen Unter⸗
ſuchung nach / die wahre Urſach / warum die⸗
fee. mi, wenn es in Octavam verdoppelt wird!
uͤbel oder hart laute nicht / weil eine — |
Dom andern Theil des Orch, 163
da iſt / fondern weil eine verdeckte Tertiama-
jor doppelt bemerder wird. Hat jemand
beflere Gedancken / fo werden fie ihm hierdurch
feines tweges benommen. Dieſe find meineeis
gene ; fie ftehen roeder im Gaphurio noch) im
Bononcini.
SG. 12. Wegen meiner Lehrmeiſter ware
zwar nicht gehalten / der Welt Red und Ant⸗
wort zu geben; allein / damit die falſchen Præ-
ſuppoſita wegfallen / mag man gerne wiſſen /
daß ich deren in allen viere gehabt habe. Der
erſte war ein braver / reiner Componiſte / dabey
ein ehrlicher redlicher Mann / der mir ſeine ge⸗
treuen Inftrudtiones bißing vierdte Jahr (Der
"Anfang gefchah in meinem fiebenden ) ertheilet
und niemahls was abfurdes mit mir vorge:
nommen hat. Er ift mohlverdienter Capell⸗
Director u Eutin bey dem vorigen Bifchoff
von Luͤbeck geweſen / undnachgehends / wie die
Capelle zerriſſen / durch meine Bermittelu
die ich ihm ſchuldig war / Organiſte an der ſchoͤ⸗
nen Doms⸗Kirchen in Schleßwig geworden /
allwo er kurtz darauf ſeelig verſtorben. Sein
Nahme war Johann Nicolas Hanff / deſſen
Andencken bey mir jederzeit in unverwelcklichen
Ehren ſchweben ſoll. li enim non —
reddi
14 : BI Cap. IV.
reddi honor zquivalens. Hernach Fam
einer. gu mir. mit Nahmen Pr&torius., von
welchem / wegen Kuͤrtze der Zeit fo wir miteins
ander zugebracht/ nichts fonderliches zu melden
ft. Was aber mit dem drittevorAbfurdiraten
vorgefallen ſind / erhellet daraus daß ihm einſt
mein Here Dater mit feinem (Des Spielmeis
ſters) eigenen Degen in den aufferften Win⸗
ckel des Haufes treiben und zur railon bringen
mufte; nach welcher A vanture er allezeit Ster⸗
bestieder mit mir tradtirte. und taufend
Santafterenen beging/ dieer auch / wie vernehr
me / mit fich übers Meer nach Engelland ger
nommen hatfecundum illud Horatii: Cœ-
lum, non animum mutant,qui trans ma-
re currunt. Ich mag fo wenig feinen als des
vierdten Nahmen meiner Feder werth ſchaͤtzen /
weil inſonderheit dieſer letzte / das groͤſte Laſter
der Undanckbahrkeit meinen gutthaͤtigen Eltern
erwieſen zu haben / ſich wohl erinnern wird, In-
gratum autem ſi dixeris, omnia dixeris.
t Kurtz / er lieff davon / defertirte feinen Po⸗
ſten ohne Urſach und unangemeldet; nahm *
Jh;
1 Id will die Schande nod vor diefes mahl
| bedecken /
Ein ern er aber ift von allen groffen
i fi —— groffe |
Vom andern TheildesOrch. 165
Abfchied Hinter der Thuͤr / und thut noch biß diefe
Stunde aus thörichter Jaloufie (deren Eins
gangs etwas ertwehnet tworden ) fo fehrecklich
ſproͤde und böfe/ daß ich offt zweifele / ob mich
der. Herr Agent, das geoffe Thier/noch Fenne ;
da ich ihm Doch jederzeit fehr höflich begegne und
ihm mehr ald honorem zquivalentem bes
zeige. Sschlieffe auch gerne bey feiner Frauen
Fontangen machen / wenn ich ihn hiedurch vers
ſoͤhnen koͤnte. Achja! vechtgerne.
. 13. Dieferift mohlsberichteter maſſen /
der Mädels: Führer von den Tockmaͤuſern / wel⸗
che Die Hand bey der vortrefflichen Wiederle⸗
ung des Orcheftre mitim Spiel gehabt/ und
ben dem Angrifferwann die Trommel gerühret
oder das Tochin gegeben haben mag. “Denn
eine Muficalifche Lange oder Slinte zu führen
dazu iſt er mahrhafftig nicht geſchickt. Wie⸗
wohl / es ſoll auch dem Tambour ſeine Muͤhe
„nicht unbezahlet bleiben ; man wartet nur auf
Gelegenheit: auf einen Klöppel / oder auf ein
paar gute Teommel-Stöcke. * Diefemnach
| - hatte
* Seine Compagnie hat liederlich rebellirt / und /
auſſer einem armen verfuͤhrten Tropffen / dem ich
ſelber zu Brodte geholſſen / ihren Zuſchuß 1*
| Ä er⸗
166 - BL Cap.IV.
hätte der Gegner feine fententieufe Weißheit
mitdem Parentibus & Pr&ceptoribus &c.
mohlfpahren mögen’ indem Diefelbe blutfchlecht
hier quadrirerrund jedermann wiſſen muß/daß/
gleichwie es Affter⸗Vaͤter und Raben: Eltern
gibt / denen bißtweilen der honor zquivalens
gar auf dem Rave angemiefen wird; fo auch es
Informatores gebe / die nicht nurfelbft einer
Information hoͤchſtbenoͤthiget / ſondern dabey
ſo untreu / nachlaͤßig und liederlich / auch ſo un⸗
vermoͤgend ſind in dem / dafuͤr ſie ſich faͤlſchlich
ausgeben / daß es die Obrigkeit oͤffentlich ſtraffen
ſolte. Eltern haben ihr Recht von GOtt und
der Natur; daß man aber alle elende Spielmei⸗
ſter und häfichte Pflaftertreter / mit 2 fechs
Schillings⸗Lectionen und einem Jammer⸗
Liedgen: Ich binder Sürft von Dorn ıc. von
199. Variationen fo gleich gerades Weges
dem vierdten Gebot einverleiben muͤſſe zumahl
wenn fie nichts verftehen / fich wie Gecken Fr ö
Ä | uͤh⸗
nn see Se nn nn
heraus gepochet I oder noch nicht abgetragen.
Der Eingangs erwehnte Methuſalem hat jeis
ne 6. Kehle. wieder befommen/ aber ein barm⸗
5 Pofitiven-Krauer allhier / bie feine
ergegeben / und ein ausmwärtiger ift fie noch
ſchuldig. |
Dom andern TheildesOrch. 167
—— — — — — — *
führen’ und von Leuten mit Fingern / beh lachen⸗
dem Munde / auf der Gaſſen nachgemiefen wers
den / das waͤre ja wohl eine neue Auslegung des
Decalogi. Es mag dieſes mahl genug ſeyn /
um dem Refutarori dee Sachen Beſchaffen⸗
heit Exempels⸗weiſe gezeiget zu haben ; ſolte ſich
aber der uͤbel informirte Informator ferner
maufig machen, wird man wiffen ihm hono-
rem fuis meritis zquivalentem, aufallers
hand Artiwiederfahren zu laſſen. Des faner
fich wahrhaftig verfichern / es fen über Furß
oderlang ; Diefesmahl mag er vom Gluͤcke fas
gen / daß er ſo davon kommt. Das einzige wo⸗
mit ich ihn gantz gewiß bey Dem Solmiſatoxi
in miscredit bringen kan / iſt / ſaß der arme Kraus
ter vom Ut nicht ein Haͤrgen verſtehet / und auch
viel zu alt iſt / es itzund zu lernen. Ich ſage mit
Pring Partel.cap.23. pag 115. F. 4. des
Satyriſchen Componiften / einmahl vor
allemahl: Ich will den Ungelehrten ihre
. Sehler vor Augen ſtellen; ja ich will mei⸗
nes eigenen Lehrmeiſters nicht verſcho⸗
nen. |
$ 14. DieSpecial-Regeln der Diflo-
nantien im Orcheftre wären wohl gut / fagt
nein Momus pag.69. allein’ ich m.
| | | 1417
168 P.I. Cap. IV,
theils Drten fo wunderlich und, brächte einund
anders ungegründeres Weſen vor. Das
wollen wir nun recht beym Lichte befehen. (1)
Daß dieSecundamit der Quarta gleichfahm
eine Alliance getroffen hat/ wird Fein raifon-
nabler&omponift ſtreiten / der —
weiß: Omne fimile ſuo fimili delectatur.
Gleichwie die Confonantiz, fo zu reden / unter
ſich ein Buͤndniß haben; fo find auch die Dif-
fonantiz gerne zuſammen / falls ſichs nur thun
laſſen will : und wenn man eine derfelben ges
braucht / will gleichfam Die andere denfelben Aus
genblick mit dabey ſeyn / in ſpecie, was Secun-
dam & Quartam betrifft; die Septima iſt ein
enig entlegener. ‘Daher nennet man auch
die drey Difflonantien, Triadem Anarmo-
nicam, welches ja eine groffe Bereinigung und
Verbindung imUbel-laut / ſo wie die Trias
Harmonica im Wobl⸗Laut / anzeiget. Der
Gegner geſtehet ſelbſt / pag.70. des Ut, von al⸗
len dreyen Diſſonantien, daß ſie vor ſich / ob
wohl imperfecte, conſoniren. Was iſt
denn wohl für ein Unterſchied unter confo-
niren überein flimmen/ und alliren/ oder zus
fammenbinden und zufammenknüpffen ? wo
iſt Doch das wunderliche und a +"
en
3
Dom andern TheildesOrch. 169
ſen / mein wunderlicher und ungegründeter
Radler ? (2.) So beftehen die articuli
fœderis 3. E. darinn / daß eine Diffonantia
der. andern beyfpringe;daß fie gefammter Sand
die ven Confonantiis geſchworne Todt⸗Feind⸗
ſchafft / von Geſchlecht zu Sefchlecht / fortpflane
gen; diefelben Confonantias zu vertreiben und
zu verdringen Auferft befliffen feyn und ihe
Verderben fuchen; fo mie eiwann die aus lauter
Diffonantien imperfediffime confoni-
rende Alliance wieder dag Orcheftre des⸗
gleichen Gehalts auch ſeyn mag / aber eben fo
wenig mit ihrer Triade anarmonica, als je⸗
ne / auszurichten gefchicktift. Denn / muß gleich
der Fundament-ThondenenAggrefloribus
auch bißweilen weichen und nachgeben, fo waͤh⸗
vet Doch Die Spott⸗Freude der Diffonantien
nur einen Augenblick / und hernach tritt die Con-
fonantia,als ein Bild der Wahrheit / mit defto
groͤſſerm Luſtre wieder hervor. ( 3.) Wenn
die Unterflimmeder Secund& weichen muß die
Quarta ſey dabey oder nicht / wieder Oppo-
nensfaget/ fomöchteich das Triooder Qua-
tuor (Denn davon hält er am meiften ) wohl
gernefehen / da beyderSecunda die. Quarta
nicht zugegen waͤre / = alfo ihrer gersoffenen
- | i
170 P.T. Cap IV.
Alliance fein Senügenleiftete, In Biciniis
Fan ich freylich keine drey Stimmen ſuchen / und
da mag es anderſt nicht ſeyn / die Secunda
darff dA nicht ihre Allürten oͤffentlich / ſondern
muß ſich nur alleine ſehen laſſen; aber indeſſen
ermangelt die Quarta doch nicht / jener (ſo zu re⸗
den) unter der Hand und auch heimlich beyzu⸗
ſtehen. Subintelligitur Quarta; fintes
mahl kein General⸗Baßiſte / falls er auch nur
eine einzige Stimme accompagnirte / bey eis
nem Saßı da die Secunda fich meldet; Quar-
tam weglaffen / fonderndiefelbe vielmehr Deuts
lich und gang vornehmlich mit greiffen wird/ es
fen denn, daß ausdrücklich ein anderes Inter-
xrallum angezeiget werde. Zu dem fo ftellet
das Orcheftre den Gebraud) der Diflonan-
tien mit Fleiß etwas allegorifch vor Damitein
J Unerfahrner ſich nur aliqualem conceptum
von der Sache formiren moͤge / nicht aber / daß
ein feyn- wollenderMuficus ſolchen Bornag ad
literam verflehen / malitiofe verdrehen und
anfechten ſoll. Hier ift meine Explication
daruͤber / mit Beybehaltung und Sortfegung
der Allegorie , die man eben vor fo gar wuns
derlich und ungegruͤndet nicht halten wird.
$. IS,
Vom andern Theil desOrch. 171
— — — — — — — — — — —
gas. Darauf fahrt das Orcheſtre
weiter und ftellet den Sag + vor / mit dem
Beyfuͤgen: daß diefe 3. Aggreffores unter
ſich ſelbſt uneins find. Solchem wieder⸗
ſpricht mein Antagoniſte, weil fie vor ſich im-
perfecte conſonirten / und zwar auf dieſe
— De
Weiſe: — Wie waͤre es aber / wenn man
ER * f d
denfelben Satz fo anbrachte: d oder fo: h
welches ja ein Arbitrium ift ? Da diſſo-
niven allemahl zwo Stimmen perfectifii-
me , undfind auch / ebenin folchem Verſtan⸗
de / die-Aggreflores uneinig. Es ift aber
meine angegebene Uneinigfeit der: DifTonan-
tien. nicht zu verftehen quoad diflonum vel
confonum ; denn bey der einmahl eingeführs
ten und behaupteten Alliance wäre dieſe Sras
ge gar unnöthig ; fondern quoad Refolutio-
nem, von welcher hauptfachlich an befagten
Orte des Orcheftre gehandelt wird. Es
wuͤſſen wohl Allürte einerley Zweck in ihrem
Vornehmen haben / und in demfelben einig ſeyn /
ſonſt wären ſie feine Bundsgenoſſen zu nen:
‚nen; aber ſie Fönnen Deswegen Doch mon! ver:
J— H 2 ſchie⸗
ud .
.
172 P.I. Cap. IV.
fchiedene Meinungen haben in der eigentlichen
Refolution , mie und auf was Weiſe zudem
abgeredeten und vorgefeßten Ziel zu gelangen
fey. Und wenn fie fichin diefer Refolution
nicht vereinbahren / fo werden fie eben fo unge:
ſegnet davon fommen/ ald meine Aggreflores.
Da demnach die Secunda haben will, daß der
Baß kurtzum weichen foll 5 die Quarta herge⸗
gen gleichfam den Vorſchlag thur/ daß / wenn
der Baß hinunter treten werde / fie einen pas
haut machen wolle; Die Septima aber, wieder
alle beydeder Meinung iſt / der Baß müffe nicht
weichen’ noch die Flucht ihm verftatter werden,
fondern er müffeguß halten / damit fie demfelben
mitder Sextanaher unter Augen treten koͤnne;
fo ift ja wohl nichts difcrepanter in der Welt
zu finden’ als befagte Diflonantien , in Anfes
hung ihrer Refolution. Sie koͤnnen fich über
das Quomodo nicht vertragen / deswegen find
ſie uneins. Es iſt auch der Weg ı welchen fie
endlich bongr& mal gr& nehmen müffenseben
auf folche Artnur eine Reſolution zu nennen/
als wenn einer fi) zum Haſen⸗Pannier relol«
viret; und das waͤre eins. Daß es aber / vors
andere / ſolcher Geſtalt nicht der Secundz Re-
ſolutio alleine / ſondern auch dabey der Septi-
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Vom andern TheildesOrch. 173
mae und Quartz ihre fey/ (telle qu'elle eſt)
das miederfpricht niemand ; wenn nur gegen:
feitig auch geftanden wird / daß es nicht der Sep-
timz und Quartx Refolution alleine / fons
dern auch der Lecundæ Aufflöfung / und dies
fern nach die zweyte Kelolutions· Art derfelben
ſey / fiemag folche allein oder ſelbdritte verrich⸗
ten. Vors dritte fagt dag ſpoͤttiſche Ut: Es
ſey ein Drganiften: Griffund nicht wohl pra-
eticable mit 4. Vocal- Stimmen. Wenn
ich auch Das letzte gleich zugeben wolte / da es doch
wieder Die offenbahre Warheit und Erfahrung
laͤufft / fo wird doch hoffentlich ein Organiſie
wohlpratendiren, feine Griffe Muficalifch zu
machen’ ee muͤſte denn ein Zuse@-feyn. Und
folches moͤchte mich bald in der lange gehegten
Meinung ſtaͤrcken daß wenig Organiften zu
finden / die Mufici find. Doch diefeg bey Seile;
geſetzt / es waͤren ſolche Saͤtze auch nur auf In⸗
ſtrumenten / auſſer der Drgel/ gebräuchlich / das
von No.X. ein authentiques Exempel su fin⸗
den / (da doch Millionen Recitarive, fo wohl
mits.2 als 3. a4. Sing⸗Stimmen / it. in
Accompagnemens, mit derganken Schule/
fo zu reden; ja häuffigin Sing-Arien , 3 €,
Holde Schatten ic. aus Janus, vom Herrn
F 3 En:
174 P. I. Cap. IV.
Capellmeifter Reifer / und in deffen Opera:
Die Wiederkehr der güsldenen Zeit / über
ſluͤßig an:utreffen find) geſetzt ferner, es kaͤh⸗
men folche Griffe, mie der Wiederleger irrend
meynet / nur auf der bloffen Orgel und dem Cla⸗
vier vor / ſo duͤrfften doch auch dieſe allervor⸗
nehmſte Inſtrumeme wohl mit allen Ehren
verdienen / daß man einem Liebhaber Muſicali⸗
ſcher Wiſſenſchafften auch von ihren Griffen
etwas Nachricht gaͤbe. Allein / hier hat das
Ut nicht nur hoͤhniſch von denen Organiſten⸗
Griffen / als wären fie unmuſicaliſch / reden / ſon⸗
dern des Wiederlegers groſſe Bloͤſſe in Praxi
hodierna ſchimpflich an die helle Some ftellen
wollen, Wer Fans helfen ?_ Es find
$.16. Von der Quarta will ich / mit
GOttes Hülffe anderswo / nemlich in der drit⸗
ten Eroͤffnung des Orcheſtre handeln / und
zeigen / daß mag der Gegner von pag. 30. biß
34 davon meldet / lange nicht zureiche. Das
Orcheſtre aber wiederſpricht ſich Feines we⸗
ges / wenn es pag 127. ſetzet: „Daß alle Mu⸗
„ſie / erſt nach den Kunſt⸗Saͤtzen (benoͤthigter
„maſſen) examiniret und entworffen werden;
„hernach aber ſich bloſſerdings und vor =
em
- Vom andern Theil des Orch, 175
„den Behör zu gefallen / einrichten laffen
„müfle,> Darum; daß / wenn auf allen Fall
das Gehör nicht zu frieden ware / die Kunſt
fammt allen ihren Saͤtzen und Schätzen guten
Tag haben und immer zu Haufe bleiben möge.
- Einer finde mir da Die geringite Contradi-
tion! Ich will aber nicht nur vonder Quar-
ta, fondern auch vom Sinne des Gehoͤrs / ges
liebts GOtt / in befagtem dritten Theil, etwas
recht ausführliches ans Licht geben / weil mei⸗
nes Erachtens, alle Zwiſtigkeiten in der Mufic/
zuſammen genommen’ lange nicht von ſolcher
Wichtigkeit feyn koͤnnen / als dieſe beyde Haupt
Stuͤcke. Biß dahin wird ſich Der Contra-
dicente gedulten. on
9.17. Was Pring von den Zuhörern
und ihren vermeynten Claſſen vorbringer / laͤſt
fich fehe wohl halten ; denn ich bin gut dafuͤr /
wenn Auditoresnobiles eine Muficappro-
biren/ Daß fich fo dann die fo genannten Urba-
ner,urbanitatisgratia, Höfflichfeit halben;
und die Rufticaner aug Submiflion (Sybe=
rianis autem caremus ) alfobald vereini»
gen/ und caufam communem machen were
den, Iſt demnach ungegründet / wenn Der
Gegner befuͤrchtet / es — der Componiſt ge⸗
4 hal⸗
176 P.T. Cap. IV.
EEE — ——— —
halten ſeyn / dreyerley Krahm (vielleicht amch
etwas melismatiſches vor Die Ruſticaner in
der Kirchen unter einander zu miſchen. Daß
aber ſelbſt bey einem erwuͤnſchten Audito-
rio die befte Muffe den einen mehr als denans
dern beweget / ift auſſer Streits aber nicht ans
ders zu heiffen / als wie pag. 16. des Orch,
erinnert worden
$. 18. Der Thone Eigenſchafft / ſo wohl
als der humeur des Zuhoͤrers / thut gleichfalls
fehr viel dazu / aber alles dieſes laͤufft Doch end⸗
lich aufs Gehör hinaus / wobey Fein vernuͤnff⸗
tiger Menſch ftatuiret / daß Ratio fehlen foll,
denn fonft fehlte alcera pars Petri ; fie foll
allerdings eine Gehülffinn und Mitrich⸗
terinn ſeyn / tie Priritz Flüglich fpricht / nicht
aber in Muſieis übers Gehoͤr herrfchen. Doch
hievon an feinem Orte. Was ferner Kir-
cherus , vorgemandter maflen / fo gar ſchoͤn
don den Complexionen der Zuhöter raifon-
niret / ſacchekaiſonnemens ſuͤhren unſre Licht⸗
putzer im Orcheſtre auch / wiewohl mutatis
verbis, nur nicht auf Lateiniſch. Doch wird
ja wohl einem habilen Melothetæ nicht uns
muͤglich ſeyn / alle dieſe Complexiones nach
ihrer Ari und an ihrem Orte zu
an
Vom andern TheildesOrch. 177
ne Te 5 22 en nn 0 a —
Hans von einer Weife ift lange bey ung aus⸗
gethan / und es muͤſte heutiges Tages ein ſchlech⸗
tes Drama oder Oratorium ſeyn / darinn ein
Melancholicus nichts ſchwehrmuͤthiges; ein
Sanguineus nicht muntres; ein Choleri-
eusnichts hefftiges / und ein Phlegmaticus
nichts helles und reines antreffen folre. Aug
diefen allennun mache Ich den Begen-Schluß
Daß eineCompofition nicht bloffer dings nach
den Kunſt⸗Saͤtzen oder folchen zu gefallen, ſon⸗
dern hauptfächlich nach dem Gehöridem Tem-
perament der Zuhörer und den beften Erfahs-
zungs» Kegeln müfle eingerichtet / dabey auch
wohl aufgetührer werden / fonft wird Fein
Menſch afficire,erfey Nobilis, Urbanus,
Rufticus,aut bruta Beftia.
3, 19. Daß es lauter Tand ſey / nicht
nur was die Altenvermittelftder Proportion-
Lehrer in favorem Quartz geſchrieben has
ben / fondern auch was der Gegner pag. 75.
ſelbſt fehreiber / ift Feine Laͤſterung / fondern eine
unumſtoßliche Wahrheit / und die will ich ſagen /
ſolte es die gantze Welt verdrieſſen. Das
EEE 25 erſte
+ Vor die Fiddelmomitman die Koͤpffe derjenigen
ubdraͤuen pfleget/ die mit der Wahrheit geigen/
ar Meine Sturm-⸗Haube gut. Je m'en mocque !
178° BI Cap. IV.
— — — —— —— — ————
erſte ſoll verſprochener maſſen der Laͤnge nach
an feinem Orte / das andere aber hier erwieſen
werden. Tand ift es ja / wenn der Gegner
freie : „Ich hätte follen Refolutiones und
„nicht Proportionesfagen / weilich nicht de
„Proportione Intervallorum, fondern de
„Refolutione Diffonantiarum handelte.,>
Es foll und muß aufalle Weiſe Proportiones
und bey Leibe nicht Refolutionesheiffen. Ich
ſuche dieſerwegen nicht die geringſte Entſchul⸗
digung. Was koͤnnen die Alten wohl
de Reſolutione in favorem Quartz ge⸗
ſchrieben haben ? Es iſt ja was dummes.
Tand iſt es / wenn der Gegner meine Gedancken
von dem Extrem Stimmen verhuntzet; dumm
iſt es / kllahre Dummheit / die deutlichen Expres-
ſiones des Orcheſtre nicht zu verſtehen / ſon⸗
dern allenthalben alberne Kluͤgeleyen zu ma⸗
chen; eine Auslegung zu fordern / und in deren
Ermanglung alfobald eine falſche nach feinem
Sinne zu erdichten. Tand iſt es / fich einzubil⸗
den / daß ein geſcheuter Menſch jemahls wieder
ſprechen werde / wie ſich die Diſſonantien bald
oben / bald in der Mitte befinden / wenn man von
vielſtimmigen Sachen redet. Tand iſt es / des⸗
wegen auf Exempel zu trotzen und aufPartitu-
ren
Dom andern Theil des Orch. 179
ren zu verweilen. ‘Der. Gegner mag es ſelbſt
überlegen was er für Tand ausſtreuet / wenn
er mir verbieten will / ich folk nicht von einer
Mittel⸗Stimme in fingulari;, und hernach 9.
Zeilen weiter unten von mehren in plurali re⸗
den. Gibt es denn feine Trio mehr in ver
Welt? gibt es keine 5. 6.7. achiſtimmige Sas
chen mehr / ſondern lauter Quatuor, die nach
dem Ut geſetzt find ? Ich bin der Meinung / in
einem Trio ſtecke mehr Kunſt als in einem
Quatuor (wiewohl mit Unterwerffung gegen
meinen Herrn Cenforem ) und wer jene®
wohl zu machen wiſſe / dieſes en bagatelle tras
ctiren koͤnne. Ob geſcheute Compoſiteurs
mit mir eins ſind / ſoll mich verlangen.
9.20. Tand und wunderlich Zeug gibt
der Adverfarius por / wenner pag. 77: faget?
Ich rede gan wieder mich felbft 5 da er mid)
doch wahrhaffiig überall nicht verfteher: · Ich
rede von feinem Styloin fpecie , bon feinem
Quatuor mit Vocal-Stimmensfondern übers
baubt und en general ( janoch dazu en Pa-
renthefe) von den Proportionibus Diſſo-
nantlarum , wie fieindem Capitel de Relo-
lutione genommen und verſtanden werden fol-
kn Was ſoll da der Sty lus und das Qua-
H 6 tuor?
4
180 P.I. Cap. IV. |
wor? Nichts in der Welt / als Unverſiand und-
Tapnd / Einfalt und Dummheit an den Tag zur
legen. Die Parentheſis, darinn der gantze
‚angefochtene Paragraphus 13. pag: 133.-im
Orcheſtre eingeſchloſſen / zeiget gnugſahm any
daß der Inhalt nicht die dafelbft abzuhandlende
Materie de Refohutione eigentiid) betveffe;
fondern nur einMonitum in fich halte / wie und
welcher Seftalt man die Proportiones in den
angeführten Exempeln und ſonſten eigentlich)
nehmen foll. Ich willverfuchen ob dem Geg⸗
ner mittelſt einer kleinen Erlaͤuterung das Ver⸗
ſtaͤndniß koͤnne geoͤffnet werden.
-$.21, Alle dieſe Proportiones, nem⸗
li) Proportio Secundæ, Proportio Quar-
tæ & Proportio Septimæ, find vornehms
lich von den beyden Exerem-Stimmen (das
von iſt der Baß beſtaͤndig die eine, dee Termi-
‚aus acutus Diſſonantiæ aber / er befinde ſich
wo er wolle / die andere) zu verſtehen. Eo
lautet der Text. Das will ſo viel ſagen: wenn
im Orcheſtre pag. 131. eine Quarta und
Quinta vorfommt/fo ſoll niemand meynen / die⸗
fe Quarta und Quinta ſtuͤnden da als eine Se-
cunda, ob fe gleich unter ſich Proportionem
Toni vel Secundæ haben. Und wenn pp.
— 1234.
Dom andern Theildes Orch, 181
224. 126. 132. die Relolutiones per Acei-
dens in den Mittel. Stimmen etwann eine
uarta ausmachen / fo foll niemand dencken /
daß diefe Proportio dafelbjt pro Quarta ſte⸗
be. Item: , wenn. €. fich in den Mittels
Stimmen etwa eine Septima von ungefehr
hervor thaͤte auf die Artwie No. XI. zu erfes
hen, fo fol niemand waͤhnen / Daß ſolche Pro-
portio da ſtehe qua Septima, maflen alsdann
Die mittelfte Refolutio inQuartam faljch feyn
‚würde; fondern er foll alle diefe Proportiones
nehmen / mie fie fich gegen ihre Extremität vers
halten ı nemlich : mie fih Terminus acutus
- Secundz , als das eine Extremum , er ſey
nun oben oder in. der Mitten. / gegen feinem
Terminogravi; als dem andern und beftäns
digen Extremo verhalte; wie fi) Terminus
acutus Quartæ, welcher hier durch Das eine
Extremum perfländen wird gegen feinem
andernextremo Bafeos univerfalis bezeige/
und wie ſich endlich Terminus acutus Septi- -
mz gegen feinem Teermino gravi , oder Der
tieffeften Stimme aufiühre. Auf folche Act
foll mandie Proportiones nehmen’ welches
den Unfündigen zur Nachricht nur in Paren-
theli gemeldet wird/ damit fienicht in den Pro-
27 por-
182 p.l. Cap. V.
portionibus irren / und ſolche von der Mittel⸗
Stimme inſonderheit / wie ſich etwann dieſelbe
in einem Trio gegen ihre Ober⸗Stimme ver⸗
halten moͤchte / verſehen.
9.22. Denn (führer der Text weiter fort)
ſolcher Mittel⸗Stimme Proportion (‚gegen
die hoͤheſte Stimme / wenn gleich 2. oder gar 3.
Mittel⸗Partheyen da find) koͤnne disfalls in
keine Conſideration kommen / fo lange die
Oberſten und Unterſten (da wird von mehr
als dreyen geredet) richtig durch ſie vermit⸗
telt werden. (Vermitteln heiſt aber nicht:
rectiſiciren.) Alſo daß / was auch immer
von dergleichen geſchrieben / und NB Aecia-
"rim in favorem Quartæ von den alten Aucto-
ribu⸗ geſagt und angefübrer wird (daß fie
nemlich refpectuihrer Dber- Stimme inSy-
2ygia und bey Sextis, allmo quafiihrrechter
Si ſeyn ſoll wohlflinge / die Octavam auss
fuͤlle eine perfedta Confonantia ſey / und
was des Dinges mehr) daß alles diefes lau⸗
‚ter Land iſt und weder Grund nody Nutzen
haben man, (um daraus zu beweiſen / daß die
Quarta keine Diſſonantia ſeyn koͤnne / wie
ſolches in vielen ſonſt guten Aucdtoribusdarge:
than werden will / auch an gehoͤrigem Orte ſ be
2 cifi-
—
Voaom andern Theil des Orch, 183
cificiret werden ſoll;) ſintemahl fo lange die
Mittels Stünmen (es mögen deren 1. 2. 3.
im Alt / Tenot, Contralto oder ſonſt wo ſeyn)
refpeätu der oͤbern und tieffen / wie auch uns
ter ſich ſelbſt Beine dieia machen / und uͤbri⸗
gene nury/ jo vielthunlich (ich rede en-gene-
ral; nichten particulier vom Quatuor mit
Sing: Stimmenrundin Sachen mit 10.a ı 2.
reel-Stimmen/ fo wohl Vocal - als Inſtru⸗
mental/ift es nicht allemahl thunlich ) cantabel
geſetzt ſind / ihre Proportion nımmer übels
klingend feyn Ban/ (wenns auch eine Secun-
da wäre / die gegen ihr unterftes Extremumu
6. und 5. macht; wenns auch eine Quarta waͤ⸗
re / die gegen die tieffefte Stifnme 5. und 8. hiele
te; ja wenns auch gar eine Septima wäre / Die
etwann gegen Das Sundament 9. und 3. dar⸗
ſtellte ) weil fie NB. vonden Ober⸗ und Un⸗
ter Stimmen redifcire voird,. (Das heiſt
nicht : vermitteln. )
S. 23. Ich rede hier von der Redtifica-
tion, ſo theils durch Die unterfte theils durch die
Dber-Stimme gefchiehet / Daraus hätte ja die
groͤſte Mafette der Welt leicht ſchlieſſen koͤn⸗
nen / daß ich Durch die eine Extrem-Stimme
nicht die Oberſte allemahl / fondern —
14° PLlaW — «
ee EEE,
der Diflonantix, nemlich hauptſaͤchlich und
bornemlich dagExtremum Diffonum Supe-
rius, da ich von Diffonantiis rede / es fen nun
oben oder irgend in der Mitten; Durch Die andes
ve Extrem-Stimme aber den Baßı und nichts
anders verftehen muͤſſe noch Eönne. Daß er
aber fagtı die Dber Stimme fönne zur Redi-
fication der (diſſonirenden) Mittel⸗Stim⸗
men nichts contribuiren / iſt wohl ein Irrthum /
ob gleich nicht geſtritten wird / daß die unterſte
Stimme das gute beſte thun müffe: Vulga-
ris quatuor partium concentus, ſpricht ein
gar vornehmer Auctor (t) conſtat Octa-
va, Quinta & Tertia cum Baſſo. Sed
Quinta illa, fi eantum ſuperiorem reſpi-
cias, NB. Quartaeſt; & Tertia NB. Sexta,
Tamen fi cum Baſſo Diſſonantia non ſen-
tiatur, nullam perturbationem generat
intercedens cum aliis partibus Diſſonan-
tia, modo duarum (das ſind meine Extrem-
Stimmen) Diſſonantia abſit. Ratio eſt
(1.) Quia Baſſus plus acris percutit (2.)
Quia /uperior cantus ſuperat deprimitque (niſi
Diſſonantia ſit admodum tetrica) ac par-
vum
TT Franc. Baco de Verulam, Sylva Sylv. Con.
turli. 6.109,
Dom andern Theil desOrch, ı85
vum errorem obfcurat. Das heift unter
andern: Die Ober⸗Stimme überwinde und
unterdrücke den Mislaut. ch nenne es mit
einem MWortereifcireniftdag fo uͤbel gehan?
‚wie fönteich vermitteln fagen von einer Ober⸗
ober von einer Unter Stimme ?
5.24. Nun fpreche einer : Die Ober:
Stimme contribuire garnichts zur Redifi-
cation der Mittel- Stimmen. Es ſtatuirt
auch j ja das Orcheftre nicht/ daß e8 die Ober⸗
Stimmgellein thue/fondern Ober⸗ und Unter;
Stimme zugleich. Finden ſich num gleich
Exempel / da die Ober: Stimme nicht eben fo viel
zur Veriilgung der Diſſonantiæ beytraͤget / als
etwann die Unter⸗ Stimme; fo wird die Ober⸗
Stimme doch allemahl mehr zum wuͤrcklichen
Wollaut contribuiren / welches einer Conſ.
deration wohl werth iſt. Ich ſetze ex. gr. ;
| Das ifteine Quarta.. Ich ſetze ein ander Suns
Dament Darunter £ da nimmt der Baß den vos
rigen Melaut zwer weg / aber gibt ſonſt wenig
Satisfaction. Setze ich hergegen die oberſte
Stimme alſo daruͤber ſo uͤberwindet und
a
une
6 Pl Cap. IV,
unterdrücker nicht nur diefe Ober - Stimme je:
nen Mislaut je mehr und mehr / fondern tragt
weit ein. gröffere zum Wollaut felbften bey / als
der bloſſe Haß zu thun capable iſt. Wenn es
demnach nicht genug in Muſicis, den Mislaut
zu heben fondern auch hauptſaͤchlich den Wol⸗
laut zu geben / ſo contribuiret ja ſo wohl Ober⸗
als Unter⸗Stime gewiſſer maſſen zurRedtifica-
tion der in den Mittel: Stimmen befindlichen
Biffonantien, Sonſt wäredie Redtificatio
felten vollkommen. nd damit ift auch dieſer
Tand⸗Sturm einmahlvor allemahl abgefihlas
gen. |
825. Daß der Gegner der einkige in
Republica Mufica virenteift/ der die Or-
cheftre p. 13 5. angeführte ungewoͤhnlichere /
doch: ſchoͤne Refolutiones Septimz , und
mar die erftenicht wohl / e8 fen denn im Noth⸗
| Kal; die andere aber vocaliter gar nicht paßis
renlaſſen will / daß iſt ein groffes Unglück vor Die
armenSeptimen. Ich koͤnte Exempla ge
nug / inſonderheit von der andern / und zwar eben
in Vocal-Sachen / vornemlich bey interro-
gationibus in Stylo Recitativo anführen;
allein wenn ich ſie aus Feiner Antiphona de-
duciren und legitimiren koͤnte / würde =
| v
Vaom andern Theil des Orch. 197
doch der Couvent-Bruder / neue Einwuͤrffe
machen und / damit ich mich feiner IBorte m.
m.bediene. warum foll ich meinem Herrn Vers
leger + mehr Mühe und Unfolten veruhr:
fachen ? Er und ich Fönnen folcher überhoben
ſeyn. Man fehe nur gefcheuter Componiſten
Partituren.an/ fo wird man finden’ daß obge⸗
dachte Refolutiones alle beyde bey ihnen tag:
täglich gang und gebe/ für dem Ut aber verbor:
gen find.
$.26. Nun mußich gar leiden ich hätte
meine Refolütiones vom Glavier genommen /
auch bloß nach Dem Clavier / tie es ſcheine / da:
pongeraifonniret. Ach! du liebes Clavier /
muftu denn ikund Deinen Cultoribus zum
Nachtheil gereichen ? Ich geſtehe gerne du haft
mir die Tage.meineg Lebens viele Satisfadtion
und groffes Bergnügen gereichet: Wiltu mir
denn ißo/ einem Fahlen Solmifations-Meifter
zu gefallen’ zum Vorwurff dienen und ſoll ich
j dir
+ Der ©egner hat feine Charteque felbft verleget
und feinen Sohn mit dem Exemplarien nad)
Bamberg und aller Orten herum reiten laffen;
wie eg aber alles nichts helffen wollen / hat Herr
Rloß in Leipzig endlich den Quarck an ſich ge-
kaufft. D ! desfchonen Handels, -
188 P.I. Cap. IV.
dir ermann Stand vor Danck geben ? Das
fey ferne. Sch will dich biß inmein Grab für
den beften ProbiersStein in der Muſic erken⸗
nen/auch troß allen Solmifatoribus beihügen
lieben und ehren und wenn auch des Kircheri
und des Bahren Exprefliones inggefammt
wieder mich gu Felde zogen. Man darff ja
fehier nichts ſetzen / das nur auf dem Elavier ges
ſpielet werden mag / ſo iſt gleich der Splitter⸗
Richter dahinter und ſagt: Es ſey vom Clavier
genommen. * Nun in folchen erbaͤrmlich⸗
ſchlechten Credit werde ich ja noch wohl nicht
bey meinem gedungenen Wiederleger ſtehen /
daß er mir nicht zutraue / ich koͤnne / wenns Gluͤck
gut iſt / die vierte Stimme zu einer Refolution,
ohne zum Clavier zu lauffen/ noch fachte finden.
he Muliciinder Welt / thut mir Juſtice!
aß ich aber einem Werckgen in m.
| | nit
»Es muß ein Draanifte und ein Meifter auf dem
- Klavier) wenigfteng in Srandreich/von einander
unterjchieden ſeyn; daß fie aber wohl zuſammen
ſtehen koͤnnen bemeifet der Titul/ welchen fich
Mr. Clerambault hey) feinen Ao. 710. in Parig
edirten / recht artigenund al’ Italiana eingeriche
teten Santaten gibt; nemlich: Organifte & Mai«
tre de Glavecin, | |
Vom andern TheildesOrch. 189
Be nen
nicht jedes Exempel mit 20. Finien in 4. Stim:
men einverleibet / wird mir hoffentlich Fein ver:
nünfftiger Menfch verübeln/ wer da berrachtet/
Daß ich bey meinerMethode drey Exempel auf
eine Seite gebracht / dazu ich fonft auch drey
Seiten hätte haben muͤſſen / dabey dennoch laus
tee unförmliches Weſen im Druck eniſtanden
feyn würde. Ä
$.27. Die Nonaift gleichſam nur eine
erhöhere Secunda, fo wohl als die Undecima
eine erhöhere Quarta, welches einem Unfündis
gen fchon einen beffern Concept davon gibt/
als. wenn man ihm faget : ‘Die Nona ift die
Nona und bleibt die Nona, wie fie der Gegner
klaͤglich definire. Ja / was fage ich gleichfam?
die Nonaifteigentlich nichts anders / als eine
erhöhere Secunda. La neuviemeeft une
des Intervalles diffonans de la Mufique,
qui proprement eft la Seconde double£e,
Quand le Deflus fyncope , onla nom-
me & traite comme gme ; mais quand
la Baffe (yncope , on lanomme & onla
traıte comme zme. Brofard. Der Unter⸗
fhied zwiſchen einer Secunda und Nona fteckt
in feinem andern DingealsinderRefolution,
folches wird auch im Orcheftre docirgt. Daß
| denn
199. P.I. Cap. IV.
denn bey der Syncopation des. Baffes eine
Tertia daraus wird/ oder verkehrt / wie der Geg⸗
ner es gibt/daß bey derRefolution der Secun-
dæ der Bals ſyncopiret / iſt wahr; daß aber
die Ober⸗oder Mittel⸗Stimme ſtille ftebe/
wie das Ut meldet / iſt arbitraire und nicht ne-
ceſſaire. Wer hindert nemlich den mpo⸗
niſten an dem Procedere ſub No, XII?
928 Beyder Nona, ſagt der Gegen⸗
ſprecher ferner / ſyncopire die Ober⸗oder Mit⸗
te- Stimme’ das iſt wiederum wahr; daß aber
der Baß ſtille ſtehen muͤſſe / iſt abermahl gefehlet.
Um hierinn nicht weitlaͤufftiger zu ſeyn / will den
geneigten Leſer auf das ſub No. XI. befindliche
Exempelverweiſen. Und auf dieſe Art gelten
alleder Alten ihre Regeln / ſo wohl als des Wie⸗
derlegers ſeine wenn. man nur immer dabey
ſchreibet: Hoc mandatum non eſt neceſ-
|
farium. Nur möchte ich wiſſen / wo der Geg⸗
ner dierreffliche glückliche Regel gefiſchet hätte:
Daß die Secunda duplire voerden konne / die
Nona aber nicht. Mich deucht erhabe fie groͤ⸗
ſtentheils felbjt gemacht Damiter nur mas herr
vorbringe. Wennich ein rein Quatuor feße/
davon der Opponens Doch fo viel Aufffchneis
dens hat / foduplire ich mein Tage weder Se-
| - 0° CUN-
|
|
|
|
Dom andern TheildesOrch. 191
eundam nod) Nonam , wie er; fondernnehs
me viel lieber 4 als zwo Secunden und eine
kahle Quinte. Ey du ſchoͤnes Quatuor!fo
find ſie mir lieb. Vid pag.79. im Ut, dafan -
einer mitSecunden umgeben lernen. .
G629. Setzt man aber mit s. 6.7. oder
mehr Keal Stimmen / daß die obigen Diſſo-
nantien nicht zureichen wollen / ſo mag mei⸗
nenthalben wer da will ſo wohl die Nonam als
Secundam dupliren (ich weiß wohl daß
beydeg gefehieht und auf gewiſſe Maffe gefche
benfan) ich vor mein particulier will lieber
die Octavam, Sextam oder Quartam Dry
biß viermahl doppelt / wenns die Vielheit Det
Stimmen erforderte / nehmen / als eine einige
oppelteSecundam oder Nonam. Chacun _
Aſon gout. Wer nicht mit mir ift / der iſt
wieder mich. Bey dem Auctore des Ut iſt
unus idemque Tonus, una eademque
cum Bafi Proportio, in der berühmten Ta-
belle,beydes Secunda und Nona; welche fich/
nach feinem Gefallen / wie die Scherwentzel /
metamorphofiren faffen müffen. Fiat Se- ·
cunda; Fiat Nona! und doch will er freitend.
die Nona und Secunda ſeyen / wenn ich =.
— a olu
2 BI. Cap. IV, |
- — |
folution qusnehmerfo fehr verfchiedene Dinge!
No, XI. findet man fonft ein Exempel einer |
doppelten Nonz vor Liebhaber.
$. & Es iſt weit gekommen / daß die
Herren Schulmeiſter in Thuͤringen / wie der
Refutator meynet / ſolche Syncopationes
Catachreſticas machen koͤnnen / wie deren eine
das Orch. p.137. anführet. Gratulamur |
quoque vobis „ ihr Herren Schulmeifter! /
8* mir willkommen. Was ſoll das aber
heiſſen? Entweder laͤſtert der Gegner hier auf
die Schulmeiſter in Thüringen und wirft fie un⸗
verantwortlich alle in eine Bruͤhe; oder er läftert
auch auf das Orcheflre, Das legte ift fein
Penfum ; beydes aber zeiget animum inju-
riandi an / und wirfft feine ganse Morale }
übern Hauffen. Ich will dismahl fein Feuer
aushalten / er darff nicht ſorgen daß ich luge
a
* Wegen des Wörtlein flugs hatnenlich ein guter
Freund gloßiret/ daß fich ſelbiges nur einmabl in
der Bibel befinde/ und dag befte Wort nicht {eye
Ich habe nachgefchlagen und finde es 4. mahl im
Alien / einmahl aber im Neuen Teftament/halte
es auch fuͤr ein gutes Wort / und wenns gar nicht
„ fu der Bibel ſtuͤnde / ſonſt hätte hier leicht ein an
ders nehmen koͤnnen.
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Vom andern TheildesOrch, 193
falve gebe und wieder fchieffe ; aber mein
epee A la main foll die gefunde Vernunfft
ſeyn / mitderfelben hoffe ich / wenn mein papier;
ner Feind fich verfchoflen hat / endlich zufiegen.
Man gibt allen rechtfchaffenen Muficis zu bes
dencken / ob die beyde fechszehn : theil / oder nur
dag erſte davon / in dem gegebenen Erempelp.c.
anſchlagende Noten heiflen ? und ob; fie con-
fequenter proRefolutionepaßiven können?
oder ob es nicht vielmehr den Symphoniſten zur
Nachricht / elegantix gratia, fogefihrieben
worden ſey? Sonſt harte man es auch folgender
Geſtalt notiren koͤnnen wie No. XRIV. aus⸗
weiſet. | nn
S. 31. Solte aud) eingewandt werben
daß beyſdem Trillo. im erſten Tact mit der
Quinta, im andern aber mit der Tertia nas
‚gürlichee Weiſe vorgefchlagen werde / und dar
‚Durch die Dıflunantia ihre Eigenfchafft verr
liere / fowillich das Trillo weglaffen; um meie
‚ne Meinung defto deutlicher zu geben / und den
Vorſchlag (gel port de voix.) welcher
Quartam und Nonam macht / hell und klahr
hinſetzen. Solches wird / wenn es recht gezo⸗
gen wird / einen guten Effect haben / nicht nur
die Vergnuͤgung des Gehoͤrs ein wenig fu-
| J ſpem
194 P. I. Cap.IV.
ſpendiren / ſondern bey der ungewoͤhnlichen
elolution, annehmlich ſurprenniren. Vid.
No.XV. Der Adverfarius wird wieder
nicht faul ſeyn fondernfagen: Diefes ſey nur
eine fo genannte Manier und Feine förmliche
Syncopation, Ich weiß esgar wohl was es
iſt / mein frommer Mann / es ſey aber Man⸗
nier oder elegance, ſo hoͤret man ja die deut⸗
liche Quartam ſich in die Quintam, und die
deutliche Nonam ſich in die Decimam, ein
gantz Viertel lang / wieder alle alte Gewohnheit /
und doch wohlklingend / hinaufziehen. Das
iſt genug eine Syncopationem Catechreſti-
cam zu behaupten / und wer kein Syberiani-
ſches Gehoͤr hat / der muß es approbiren.
$.32. Daß auch die Nona (denn mit
der Quarta in Quintam Iieffe fid) dee Wie⸗
derleger noch endlich handeln ) nimmermehr in
Decimam orödentlicher Weiſe ( (et a dire,
ordinairement , communement ) gehe
ftreiter Niemand / in Anfehung des altenSchlens
trians; wenn man es aber wagt / und das Ge⸗
hör confentirer dabey voͤllig / fo iſt es eben des⸗
wegen ja was neues und Dabey was gutes.
Wie würde dem Wiederſacher diefe Refolu-
tion ineinem Bicinio anftehen? 74. No, Er
Dom andern Theil des Orch, 195
Ich glaube ſchwerlich / daß er fie paßiren lieffes
dennoch Flingt fie gut und neu dabey; wiewohl
das neue geb ich im Kauff. Solte man ihm
aber einen Schluß alfo feßen/ mie No. XVII. zu
fehen / fo würde der Regeln Hencker gar loß
werden. Demungeachteraber ſoll beydes mit
erfter Gelegenheit gefchehen / und das Thema
der Aria ( mitfeiner Erlaubniß Here Orga⸗
nifte ) ohne ein. Clavier um Math zu fragen fols
gender. Geſtalt an einander hängen. Vid.
No. XVIII. wenn er mir nun folche Syncopa-
tiones Catachrelticas weiſen fan / die feine
Herren Schulmeifter gemacht habenfo will ich
hinfommen und etwas von ihnen profitiren/ ja
ich wolte ihm felber rarhen einen Cammilito-
nem abzugeben vielleicht lerneten wir und näs
ber Femmen.
9.33. Endlich) wird dieelende Critique
über dieſes Eapitel beſchloſſen / wenn es heift/ich
hätte das beſte / nemlich das Quatuor, vergeſſen /
und dencke nicht mit einem Woͤrtgen dran.
Antwort: Es beliebt dem Herrn Gegner fo zu
fagen. Ich dencke zweymahl dran im Orche-
ſtre. Erſtlich pag. 107. Reg.9. Da mit groſ⸗
ſen Buchſtaben ſtehet: Es muͤſſe Trias har-
monica in einem ſo genannten Trio ſo offt es
| J 2 muͤg⸗
196 P. I, Cap. IV.
muͤglich / viel nothwendiger aber ineinem Qua-
tuor gehoͤret werden. Zum andern/pag. 178.
wo e8 fo lauter : Es gehören auch hieher die
Duette, die Trio, die Quatuor &c, Heiſt
denn dag mit feinem Woͤrtgen an das Qua-
tuor gedenken ? Mich deucht der Gegner hat
bey Berfertigimg feiner Charteque weder. an
David / Salomon’ noch Syrach gedacht;
dennder erftehat Pf. 119. v.163. der andere
Prov.ı2.v,22. u.der Dritte unter andernc. 20,
v.26. & 27. etwas / das ſich hier Föftlich fchickt
undnachgefchlagen werden mag. Jedoch ich
kan mir leicht einbildẽ / was der Wiederſprechet
vorſchuͤtzen wird; er wird ſagen: Ich hatte weis
fen ſollen / wie man ein Quatuor verfertigen
müffe. Antwort: Solches iſt gar mein Vor⸗
ſatz nicht geweſen / mein galant homme hat
ſolches weder bedurfft noch verlanget; es iſt ihm
genug / wenn er weiß / was ein Quatuor uͤber⸗
haupt in der Muſic bedeute. Im Orcheſtre
wird eben ſo wenig vom Bicinio, von dem
Trio &c. als vom Quatuor gelehret / mie ſol⸗
che zu verfertigen find ; das kan man in Parte
informatoria des Büchleins Ut umſonſt) ſu⸗
chen. Im Orcheftre wird nur überhaupt
gezeiget / was die Termini technici vor *
Du | 6
Vom andern TheildesOrch 197
— — —
Bedeutung haben / wie die Sachen ungefehe
beſchaffen find und wie man davon ſuperfici-
ellement, nicht-höchfts Funftmäßig/ urtheilen
fol. Wer aber einen viereckren Eomponiften
mit feinem Quatuor nach altem Schroot und
Rornhärte machen wollen / der hätteihn nur
dürffen auf Auctores weiſen / deren die Menge
(vollerMaͤngel) davon gefchrieben haben.
$ 34. Zum Erempel will ich nur dieſes⸗
mahl Lib. III. Harmon, Mar, Merſenni vor⸗
ſchlagen ( Kircherus nennet ihn Merſen-
nam , feinrechtee Nahme im Frantzoͤſiſchen /
als feiner Mutter Sprache / iſt Merlenne )
das führer diefen Titel : De arte Sympho-
niz feu Compofitionis Harmonicz p/-
rium bocum, Die dritte Propofition willich
herſetzen: (Denndas Buch ift rarer als Kir-
cheri Mufurgia.) Optimam Confonan-
tiarum fucceflionem , quam fi Compo-
fitor fequatur, non aberret, &emendate
componat, explicare. Wer aber meynet
etwas Daraus zu lernen/ der tappet im finftern.
Die Warheit zu fagen/ wir haben einen ziem⸗
lichen Vorrath an Muſicaliſchen Schrifften /
allerhand Artzaber / was das vornehmſte iſt / nemn .
lich: Ein vollſtaͤndiges Syftema Compoli-
ve 3 tio-
198 P.l. Cap.IV,
tionis modernæ iſt noch. meines: Wiſſens
nicht im Druck. Werckmeiſter hat in ſeiner
Harmonologia viel gethan: Printz inglei⸗
chen / in feinen Schrifften hin und wieder; aber
fie habennicht alles hun koͤnnen / man hat ihnen
das Lebenfauer gemachtieben wie mir. Mebs
zen ſich demnach meine pia deſideria aber⸗
mahl / und zehle ich deren haͤuptſaͤchlich drey (1.)
Ein ſolches Syſtema Compoſitionis Dida-
&icum (2) Hiſtoriam Mufices abſolutis-
fimam (3.j Vitas Muſicorum illuſtrium-
noſtri ſeculi, von welchen beyden letztern ich
ſchon in der Vorrede meines Harmoniſchen
Denckmahls eine und andere gute Meinung an
den Tag geleget habe. | —
35 Aug der gegenſeitigen Schreib⸗
Art (die ſehr verſchieden und geflickt iſt) moͤch⸗
ſe man fonft etliche mahl faſt ſchlieſſen / daß der
Verfaſſer in Theoria, inSty loEccleſiaſtico
&c. das feine wohl gethan habe / und vielleicht
einer von denen ſeyn koͤnte / die etwas zur Befoͤr⸗
derung der vorgeſchlagenen Stuͤcke mit beyzu⸗
trage geſchickt; Doch laſſe es dahin geſtellet ſeyn /
und kan man ſich irren. Wer weiß / wie viele
daran mögen gekuͤnſtelt haben ? Ich befitze ver⸗
ſchiedene gute MSS Die zu beſagten Stuͤcken bu
elſ⸗
Dom andern Theil des Orch. ı 99
heiffen werdẽ / u bitte den Hin. Organiften dafern
ihm an der Muſic Auffnahm im Ernſt was gele
ge iſt auch ihm etwas rechtfchaffenes beywohnt /
er wolle ſeinẽ Geiſt der Wiederrede / gottloſeꝛ Nei⸗
der und Misgönner/ oder eines ſordiden Ges
winns / einiger Silberlinge / Fahler ı 8. Thaler
halber * die man doch noch wieder fordertinicht
länger hegen / meinen aufrichtig gefinnten Bes
firebungen / wann er kan / zu Hulffe kommen /
und caufam communem mit mir machen:
(Sewißlich / ich thue ihm mit dieſer Bitte eine
ungemeine und unverdiente Ehre an.)Es ift aber
tauſendmahl beffer / und wir haben beyderſeits
mehr Ruhm davon / als wenn wir ung öffentlich
im Druck herum zancken / dabey dem tertio, der
ſich daruͤber freuet und nur darauf lauret / eine
laͤcherliche Scene nach der andern zum beften
geben. Denn / wären wir auch Engel / fo
kan bey Streit⸗Sachen die Paſſon nimmer⸗
J4 mehr
36. Rthlr. hat er haben ſollen / davon aber nur ıs,
bekommen / die der oberwaͤhnte Raͤdels⸗Fuͤhrer
allein bezahlen muͤſſen. Ein answaͤrtiger Or⸗
ganiſt hat 6. verſprochen / aber noch nicht abge⸗
tragen] biß dahin will ich feiner ſchonen; der lie-
derliche L⸗-hat ſechs hergegeben/und der Alte / der
wohl merckte / daß es Stuͤmperey war / hat feine 6.
vbieder gefordert und das Cuatuor zerriſſen.
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30 - BI. Cap.IV,
mebr fo moderiret werden / Daß nicht dann
und wann ein fÄhmerghaffter Stich mie
unterlauffen ſolte. Man verhauet ſich oͤff⸗
ters wenn man am wenigſten daran gedencket /
und noch groß Recht übrig zu haben vermeynet.
Bas denn gefchrieben ift + dag iſt gefchrieben;
und wer fich ſolcher Seftalt an feinen Nechſten
vergreifft der. fündiger auch würdlidynady
feinem Tode. Leute / die die Sache recht eingus
fehen nicht gefchickt genug ſind befommen
durch folche diffidia mehr und mehr Abfcheu
Bor die Muſie / verachten und verwerffen fie Des
ſto eher. Auf ſolche Weiſe gehörte denn der
Gegner in meine Einleitung unter die Muſic⸗
Verderber mit oben an; ich abertwolte es ſonſt
wohl mit ihm aushaliienn.
G. 36. A force d'ecrire contre A-
theisme , on devient ſouvent Athée lui
méême. Sagt ein gewiſſer Audtor.. Daſ⸗
jelbe applicire ich ſo: Aus uͤbermaͤßiger Be⸗
gierde des Wiederlegers unterwirfft man ſich
zemeiniglich ſelbſt vielen Wiederlegungen und
rrthuͤmern. Der Gegner wird aus dieſen
Anträgenfehen / daß ich Doch eben nicht ſo gar
dumm und unverftändig ſeyn muͤſſe / weil ich Det
Muſic beſtes und den Srieden fuche/ Ja Das h
! fol
Vom andern TheilbesOrch. 201
— — — —— —
ſolcher Geſtalt / daß man mich unlaͤngſt in einem
gewiſſen gelehrten Scripto ‚nicht gar undeutlich
unter diequosdaminzenfifimo amore Muſicam
folam complexos; hat ſetzen wollen, Er wird
ferner daraus ſchlieſſen / daß ich das parcere
erſonis ſed dicere de vitiis nicht vergeſſen
habe, und wenn ich etwann loßbreche/ folcheg
feinem Individuo zu nahe / fondern bloß den
Mißbrauch an den Tag zulegen’ gefchehe : als
wie etwann Werdimeifter im Cribro-Mu-
fico; Pring im Satyrifchen Componiſten;
Bahr in feinen Scriptis ; Sartorius in Bel-
ligerasmo,und ungehlig andere gethan habeny
ohne daß man ihnen fo wenig ald mir animum
injuriandi der teuefnen Warheit halber bey⸗
legen Fan. Zwar haben fich abgedachte Au-
ctores mit ihren Warheiten eben Feine fonders
liche Gunſt erworben / es war auch vielleicht ihre
Abficht eben fo wenig als die meine ; indeffen
werden ſie doch je langer je mehr von unpazchepis
fchen Leſern zftimirer. Und hiemir ſchreite &
fang froid zur abgendthigten Gegenwehr und
Beſchuͤtzung der vierdten Baſtion, ich meyne /
F derdeen Capitels im andern Theil des Or-
cheftre, .
3 Das
202 P.I. Cap.V,
Das fünffte Capitel.
Beſchuͤtzung des vierdten Capi—
tels im andern Theil des
Orcheſtre⸗.
| $. 1.
Aß beſagtes angegriffene Eapitel weit⸗
lauffig iſt / geſtehe ſelber / ſo wohl zu
Anfang als zu Ende deſſelben / deroͤhal⸗
ben ift folches zu fagen Feine Wiederlegung.
Ich handle darinn freylich von allerhand;
denn / ich habe die verſchiedenen Arten der Com-
oſition fuͤr; das iſt alſo auch ein blinderLerm.
amit der Wiederleger aber ſein tritum: Ex
omnibus aliquid &c. anbringe / ſo ſagt er / ich
handle von keinem ausfuhrlich Soſches iſt
gewiſſer maſſen ebenfalls mein eigenes Ge⸗
ſtaͤndniß / wenn p 138. des Orcheſtre ſo præ-
ludirt wird zIch beſorge / daß in einem kur⸗
„sen Begriff / wie dieſes ſeyn ſoll die Materien
„gar zu reich und meine mir vorgeſetzte Schran⸗
„cken zu enge fallen werden / ſelbige nach er⸗
„fordern aussuführen., St denn darum
in
Vom andern TheildesOrch, 203
in toto nihil ? Ich hätte wohl fehen mögen
wenn ein Meifter Futfa diefes Gapitel de ſuo
eſchrieben haͤtte / wie es würde geklappet haben.
ach ruͤhme mich gar Feiner / gefchweige vieler
FRiffenfchafften; wolte aber gerne in de Mufie
was rechtes verfiehen / und wenn jemand dazu
heiffen fan / werde ihm höchfi verbunden feyn.
Allein / auf ſolche Art wie es der Gegner anfängt,
duͤrffte man leicht abgeſchrecket werden / von ihm
was zu lernen Mit dem HF. ı. darinn ich obi⸗
ges alles zu meiner Entſchuldigung ſage und
vorbaue / heiſt es tranfeatzexceptisexcipien-
dis. Sehr wohl! | |
$.2. Kirchen: Sty! muß und‘ foll vom
Theatralifchen und Cammer⸗Styl unterſchie⸗
den werden / Davon oben zur Gnuͤge gehandelt
worden Gefcheute Eomponiftenthunes auch/
undläugnen/daß es eineriey ſey. Die aber
geifttiche Texte unter Theatralifche Melodien
tegen/geben einegroffe Armuth oder auch Thor⸗
heitanden Tag / und begehen dabey wuͤrcklich
die Sünde der Entheiligung.. Wenn nun
folchemnach dag Orcheſtre unfern vortrefflis
chenKirchen: Melodien das niegnug auszubreis
gende Lob ertheilet / fo hätte fich Dir Gegner (wel⸗
cher / eignem Geſtaͤndniß nach / mie der gemeine
J 6 Poͤbel
24 P. I. Cap. V.
Poͤbel in Erfurt redet) ſchier zu Tode daruͤber
wundern mögen. Und zwar deswegen / weil
ich der AltenPrincipia und die»: Griechiſchen
Modos(befehuldigter nichebefindlicher maſſen)
fogarverwerffeund darauf laͤſtere. Si accu⸗
faffe ſuffecerit dc. Das iſt nun erſtlich gantz
falſch; denn aus dem gantzen Oreheſtre wird
mir nicht koͤnnen bewieſen werden / daß ich der
Alten Principia, vielweniger die Modos, gar
verwerffe. Ich ſage von den ſetzten pi57. daß
ſich deren heute zu Tage Die Kirchen⸗und Cho⸗
al: Mufie bisweilen bediene. Wie ich das
bisw ilen und den Terminum der Kirchen⸗
und Choral Mufic verftehe/ Darüber habe mich
ſchon oben in etwas explicirt. Heißt abet
das die Modos gar vermwerffen und daraufloͤ⸗
ſtern ? Ich frage‘ alle vernünftige veöliche
Menfchen/ ob mie der Utfchreiber nicht auch
hier hauprfächlichy / wie fonft an viel andern Or⸗
ien / öffentlich Gewalt und Unrecht thue?
6.3. Waß / vors andere, dig Principia
und Regeln der Alten anlanget / die ich eigentlich
nicht verwerfe / fondern groͤſtentheils vor lange
verworffen und unbrauchbahr halte / davon ha⸗
be ebenfalls ſchon zur Noth meine Kationes
angefuͤhret. Unter andern warauch me eg
— — ID-
Dom andern Theil desOrch. 205
Principium,, eine alte Kunſt⸗Regel / einma-
thematifcher Grund⸗Satz / dawieder der Are-
tinifche Criticus nichtg zu fagen hat : daß
man kein Canto & Bao Solo componiren
müffe. (Wie mir ſolches nur von ungefehe
‚eben Parte ll Cap.a. des Orcheftre in die
Augen fallt.) Dennoch iftes auch mandatum
non necellarıum, um wird ſich niemand dar
anbinden wollen. Ich fuͤhre es nur deswegen
an / um eine abermahlige Speciem derjenigen
Principiorum zu geben / davon ich mich ab⸗
ſolviret halte. Aber / was hat das mit den Kir⸗
chen⸗Liedern zu thun? Ich ſetze im Orcheſtre,
wo ich ſonſt eigentlich nach Der Rubric zu rech⸗
nen’ vonder Mufic handle, den Eheralnur Eh⸗
ren⸗ und Drdnungs-halber in der Reihe oben
an, der fonft eben fo wenig heutiges Tages Mus
ficheiffen Fan / ale wenig alle diejenige / fo ihn
fingen / Mulfici genennet werden mögen,
Omnis enim cantus non eft Mufica,
Ein jeder / fagtdag Orcheftre , derniemahli
Mufic gelernet / kan folche Chorale leicht faffen
und behalten. Das iftzufagen: Es brauche
Feiner Muficalifchen Wiſſenſchafft / felbige zu
ſernen / eben wie 68 geringe einfältige Künfte
F 3:97: brauche
206 P, I, Ca p. V.
braucht ſolche zu machen; ob gleich auch der H.
Geiſt in den ſchwachen mächtig feyn fan.
$4 30 weiß fonft wohl / daß man diefe
fo genannte Ehoral: Mufic nach dem Stylo li-
ato, 1, e: nachden Modis &c. einrichte / und
* es ſelbſt vor 6. Jahren in angezogenem S-
So weiß ich auch wohl / daß ſich die Alten dazu
der Solmiſation bedienet haben, allein / dieſen
beyden vermeynten Kunſtgriffen kan ich es doch
in Ewigkeit nicht zufchreiben/daß folcheMono-
phona eine befländige approbation finden.
Deromegen führe das Orcheftre andere Urs
fachen ihrer Gültigkeit any und ſagt / einmuͤthig⸗
lich mit Job. Walther aus dem Praztorio,
daß ſchwerlich / auffer erleuchteren und geiſt⸗
reichen Männern jemand gefchickt feyn wird /
dergleichen durchgehende anzunehmende Ges
fange zu machen / ob er gleich Die Modos und die
Solmifationem hundertmahl befler als D.
Lutherusverftünde ; und daß ihre Verfaffer
fonderliche Krafft von oben herab ( nicht ex
DodtrinaModorum &Mutationıs) gehabt
haben. Manbeftreiter auch keinesweges / daß
die alten Kunftgriffe absque ratione gemefen
feyn ſolten; aber in Mufica hodierna hören
diefe vermeynte Rationes auf/ folglich 9
daher
Vom andern TheildesOrch, 207
daher entfprungene Regeln. Car, ce qui ef
rationel, n’efi pas toujours railonnable, (u)
$.5. Die Vorſichtigkeit der Alten ziehet
Fein Menfch in Zweifel v und gibt man.gerne
zw daß die Sinfalt und Leichrigkeic der Cho⸗
ral⸗Geſaͤnge wuͤrcklich die nechfte Urfache -fep
warum auch ein einfältiger Menſch diefelbe/
als feines gleichen und etwas Das mit der Enge
feines “Berftandes quadriret / leicht taffen und
unterfcheiden Fan. Allein / wirfft dieſes das
gantze Orcheftre über einen Hauffen ? Ich
mercke wohl / was den Gegner verdrieffet ; feine
Rubric zeiget es an. Er ift ein geſchworner
Partifan der Solmifation, und weil ich unges
fehr Diefelbe ein verhaßtes Weſen / embarraf-
ſante Sylben / unvollkonmene und marterhaf⸗
te Mutation (wie es denn ja wahrhafftig Die
Wahrheit iſt) genennet habe / ſo iſi das Kalb
in Die Augen geſchlagen und der gantze Brey
verfchüster worden. Das ganke Orcheftre
liegt über einen Hauffen / weil es den Cheral⸗
Geſang ber und en paflant zu verftehen gibt /
dag DieSolmifatio Guidonis ein verhaffetes
Weſen ſey. Ermillhaben / man foll
| — *
— — ————— — — —7
(u) Voyes O/s2am dans fon Dictionaire de Ma-
‚thematique,
208 P. I. Cap.V.
Choral · Geſang lieben oder loben / es fen dann /
daß man den Modis, und in ſpecie, ſeinem
Idolo, der Solmiſation allen Troſt / alle
Freude und alles Vergnuͤgen / ſo daraus ent⸗
ſpringet / platterdings zuſchreibe. Ich ſolte
ſchier glauben / der Mann haͤtte es wuͤrcklich
nicht im Ernſt gemeynet / ſondern ſchertze nur
mit ſeinem Diener / und will etwann ſehen / ob
ich auch Kurtzweil verſtehen koͤnne / oder wie viel
ich vonder Solmiſation wiſſe. |
G.6. Wohlan! e8 fol davon unten Parte
IL. c.2 etwas meniges vorkommen; und wird
manfich biß dahin gedulten. Hier will ich nur
fo viel fagen/ daß im Orcheftre meine Abficht
nie geweſen ifl,Subjecta gu formiren / die Cho⸗
ral⸗Geſaͤnge componiren ſolten; vielweniger
wird jemand den neu⸗herausgegebenen Choral⸗
Buͤchern das Wort reden / weil es Dinge ſind /
die nicht zum Orcheſtre gehoͤren / und ſich
ſelbſt verantworten moͤgen / ob wohl der Fleiß fo
Herr Sronner hier / und Herr Vetter in Leip⸗
zig an dergleichen Arbeit gewandt / billig zu loben
iſt. Der Ordnung nach aber ſolte ich nun wohl
die wunderſchoͤnen Antiphonen und inſonder⸗
heit den mir einer nagelmeuen Melodie verſehe⸗
nen Choral: Ich Hab’ in GOttes verg und
| inn
Dom andern Theil desOrch, 209
Sinn ıc. ſo der Gegner / wie er ſagt / ohne un
ter erleuchtete Maͤnner gezehlet zu werden wol⸗
ten, felbft eigenhändig componırt hat / mir ges
bührenden Lob⸗Spruͤchen belegen ; allein weil
fienach dee himmlifchen Solmifation , nad)
dem ( Gottslaͤſterlich fo genannten)ewigen wah⸗
ren und einigen Fundamento , und zwar /
quod mirum,ohne ein Klavier zugebrauchen? :
verfertiget worden / fo wird das Werck ſelbſt
dismahlden Meifter loben muͤſſen / es darff nur
dabey geſetzt werden: Cantica fecit EGO.
Wenn ich nicht Reſpect vor die Worte des
Liedes haͤtte / ich wuͤrde doch ein Fleines Enco-
mium mit einflieffen laffen. Der Lieder⸗be⸗
gierige Lefer und Ehoral-Virruofe fan indeffen
obbeſagte Rarıtaten in den Tabellen des Ut,
ſub Lit, F. & G. nicht nur in altfränckifchen/
fondern auch gar in alamodifchen Noten zu
Geſichte bekommen; wiewohl mit dem Bedinge /
daß er ſie nicht nach Amſterdam ſchicke / weil
Jeanne Roger, die darauf zu lauffen weiß / ſie
ſonſt unfehlbahr nachſtechen und ihrem Cata⸗
logo einverleiben laſſen wuͤrde. Das ſaubere
Kupffer iſt nicht genug zu admiriren / und ſte⸗
hen hier die meiſten Kuͤnſtler in der Meinung /
es habe das Scheidewaſſer das beſte —9 ge⸗
— n542—
Yon “7
*
— — TER ET Fr
— — TFT TEE
er
u
210 Pl Cap.V.
than Der Biß ift auch fo gut — der
Herr Organiſt wohl gerhan haͤtte / wenn er ſei⸗
nem. koſtbahren Wercke etwann ein Chur⸗
Fuͤrſtl. Privilegium zu Wege gebracht / da es
ihmja mittelſt ver Dedication + ein leichtes
geweſen waͤre / eben zu dem Ende / daß ſeine Sa⸗
chen Beinen Nachdruck bekommen möchten.
Gefahr lauffen fie, das iſt gewiß. Wir wol⸗
len uns indeß hier zu Lande ſo lange mit der Me⸗
lodie: Was mein GOtt will das geſchehrc.
behelffen / biß dereinſt des Herrn Choral
Schmidts neue Compofition auch beyung
eingeführer werden wird. —
Se. Dasjenige/ was zu wiſſen hoͤchſt⸗
noͤthichiſt / kan billig und vernuͤnfftig nach Be:
ſchaffenheit der Perſonen und Abſichten / unters
ſchieden werden. 3 ©. Ein Kechen⸗Mei⸗
ſter muß Algebram ſpecioſam & num —
— am,
In dieſer Dedication von 3. Seiten find 3. mahl
3 .Schnitzer aufzuweiſen / da man doch / wenigſtens
in der Zuſchrifft / behutſahmer verfahren ſolte.
Ortographiſcher Fehler und Anſtoͤßigkeiten
contra Syntaxin zu geſchweigen / fo kommen die
Erſtlinge im 52. Jahr ; wohl etwas ſpaͤth und
daß dergleichen niemahls in Erfurt dasLicht ge⸗
ſehen / wird man hier anders erfahren haben.
Vom andern TheildesOrch. 211
(am,die Aufloͤß⸗Kunſt / die Regul Coß / oder / wie
die Hollaͤnder reden / die Stelkonft verſtehen /
das iſt ihm eſſentiel und. zu wiſſen hoͤchſtnoͤ⸗
thig; hergegen einem guten Haushaͤlter iſt es
ſchon genug / wenn er die 4. Species und die Re-
ulam de Tri inne hat / ohne ſich deswegen
iß auf die 10te Propof. des Vten / it. auf Die
14e und 2oſte Propoſ. des VIIden Buches
Euclidis zu verſteigen. Eben alſo habe ich
vermeynet / es wuͤrden meinem galant hom-
me im Orcheſtre der Dux & Comes, wel—
ches endlich noch Characteres ſind / die ange:
nehm und vornehm lauten’ ein Genuͤgen leiften,
menn er daraus ihre Bedeutung verftehen lerne:
te; habe dannenhero / nach Befchaffenheit mei»
nes Gegenflandes under Dabey geführten Ab⸗
ſicht / gar nicht eflentiel,gar nicht höchfinörhig
gefunden’ ihm mitden beyden pretendirten
Competitoribus beyeiner Fuga , dem fü ger
nannten Tono und Der Imitation, den Kopff
guzerbrechen:
8. Zudem ift die Sache nichtsweniger
als eſſentielle, fondern vielmehr ein Acci-
dent. Denn / wenn eg zufälliger Weiſe ge:
ſchieht / daß fich in Repercuflione dag The-
ma nicht genau willimitiren laſſen / ohne den
9* ei⸗
212 Pl, Cap. V.
er I *
eigentlichen Ambitum des Thons au üben
fihreiten / fo muß fich Die lmitation unausges
ſetzt bey einer regulieren Fuge / in die Schran⸗
cken des Modi oder Thons einſchlieſſen laſſen /
und alsdann iſt ja der Thon aus druͤcklich Mei⸗
ſter und Herr / kenes weges aber competeñte.
Iſt hergegen das Thema fo eingerichtet daß
Die Repercuſſio oder Imitatio (quod idem;
hoc refpedtu ) im Thon bleiben fan ı f6
braucht es * feineeCompetehce uͤbeꝛall. Wir
wiſſen / daß lmitatio Ambitui Toni weichen
und nachgeben muß; dennoch aber ſoll man
zweene ausdruͤckliche Competitores bey jeder
Fuge beftellen/ und wer das nicht thut / der lafl
das eſſentielle und höchfinsthige weg. O
des Irrthums! O des’Baldens!
$.9. Dasift meine Antwort auf die bey⸗
den erften Sragen des Gegners p. 87. die ſo
. lauten: (1.) Wo blabr das efentiel und
—
was zu wiffen"höchfinötbig ift ? (24)
Sinden fich nicht bey jeder Fuge zweene vors
nehme Competitores ein / nemlidy Tonus &g
Imitatio? Es ſind aber der Fragen fechs/deren
dritte noch vielhölßerner klinget / als Die bepden
erſten Sie iſt ſo abgeiaffet: (3.) Ob nicht
Imitatio, wenn ſie anders gut ſeyn ar A
| olmi-
Vom andern TheildesOrch, 213
Solmifatione dependire? Rifum teneatis ami-
ci ! Er mill haben alles Volck foll ja fagen:
Merckt ihrs! Ey / ey ihr Leute / wie habt ihr
mich hinters Licht gefuͤhret / die ihr mir Fugen
machen gelernet / ohne Lolmiſation? Das
heiſt denn ja wohl recht Abſurditaͤten mit ſeinen
ecoliers tractiren / wenn man Fugen mit ih⸗
nen vornimmt und die großmaͤchtige Compe-
titricem bey einer jeden Fuge / die Signora
Jmitatione , welche (und in fo fern fie) a
Regina Solmifatione dependiret) nicht ge⸗
buͤhrend mitdem Ut einblaͤuet. Ich habe biß⸗
her im finſtern getappet und vermennet/ Reper-
cufliö ſey eben das Ding. Aber nun ſeht ihre
Domine Pr&ceptor , momirg fehlet O
Amazona Solmifatio! O Sultan Aretine}
Orate pronobis. ‘Doch wir wollen ung mit
diefen Heiligen unten durch ein paar Wachs⸗
Lichter hoffentlich abfinden ; und zur vierdten
Frage fchreiten- on | |
G. 10. Die verhält firh folgender Ger
flalt: (4.) Muß nicht der Comes dem Duci
in ebendem Tono folgen / zu welchem diefer
(der Tonus) incänmt; audy eben alfo folmi-
firen / esfeydann / daß Repercufio und Am-
bitus entgegen ſtehe? Was ſoll ich draus
| ma
214 P.I. Cap.V.
machen meinfieberSolmilator ? Das Re-
lativum diefer fan nur auf Tonum gebracht
werden’ und denn hieſſees: Der Comes folge
in ebendem Tono zumelchem der Tonusin-
cliniret; da werde mir einer.flug Daraus. Oder
wenns ein Verſehen iſt / und dag Relarıvum,
diefer foll den Ducem andeuten / fo hat noch
Feine Seele geſtritten / daß nicht dee Comes dem
Duciin eben demfelbigen Tono, quoad am-
bitum , folgen müffe / den fich der Dux zum
Haupt Thonermwehlerhat: Wozu nutzt denn
die gange Srage ? Damit ihrer etwann fechg
toerden ? O! nun merck ichs. DerCcomes muß
audh eben alfo /olmifiven/ ale der Dux; es ſey
denn / daß Repercufio (hier ftehtd pro imita-
tione) und Ambitus, ( dergehört adtonum)
entqeggen fteben. Meflieurs les Comtes,
vous devesfolfier auffi bien queMefleig-
neurslesDucs. Daraufläufft alles wieder
hinaus. Ich beziehe mich vagegen abermahl
in aller Ordnung undEhrbarfeit auf meine ver»
fprochene Wachs⸗Lichter oder Ampeln.
9. 11. Die fünffte Srage folte man doch
auch mohlunterfuchen / wird der Leſer dencken;
wolan / ich will ſie / ihm zu Liebe / herſetzen. (5-)
Muß nicht / wenn man ein Thema motu con-
ir4*
Vom andern Theildes Orch. 215
trarıo einführen will / wo motu recto Mi gewe⸗
ſen / motu contrario Fa& e contra kommen?
da iſt mag zu beantworten! Gewiß ich glaube /
daß mancher zum Doctore Mulices in Engels
land gemacht iſt / dem bey ſeinem Examine ſol⸗
che Fragen nicht find vorgeleget worden. Wenn
ich ſolcheropoſitiones imOrcheſtre gethan
haͤtte / wuͤrde mein galant homme gemeynet
haben / ein Thema motu contrario, durch
Die Herrn Introducteurs Mi & Fa, einzufuͤh⸗
ven / fen etwann fo ein Streich / als wie jener
Groß⸗Britanniſche Ambafladeur dem Gas
ren Baſilovvitz erwieſen. Dieſer wolte has
ben / der ambaſſadeur ſolte ſich bey der Audieng
buͤcken / und weil er folches feinem Charactere-
repreſentant unanftändig hielte / auch vor⸗
gaͤngig feine Reſolution darüber eröffnet
hatterließ der Czar im Verhoͤr⸗Saal eine Pfor⸗
te aufrichten / die fo niedrig war / daß kein Menſch
ohne Buͤcken durchkommen kunte. Wie aber
der Ambaſſadeur den Poſſen merckte / kehrete
er ſich geſchwind um / und kroch ruͤcklings durch
das Pfoͤrtgen / wieß alſo dem Czaren ſein natuͤr⸗
liches Mi & Fa, oder deren inſtar, motu con-
trario, das iſt fein Semitonium naturale
von hinten. Ich erzehle dieſes Hiſtoͤrgen aus
| - dem
216 '° BI Cap. V. -
dem Wicquefort: keinesweges der feeligen
Solmifation zum Spott / das fepferne; viels
weniger zum Nachtheilder Doppel⸗Fugen / da⸗
von ich ein Liebhaber bin / und fie auch ohne Cla⸗
vier / Gott Lob! zu machen weiß ; ſondern / theils
um den Leſer ein bißgen von der truckenen Ma⸗
terie des Wiederlegers abzufuͤhren und zu di-
vertiren; theils auch / mir ſelbſt Juſtice zu
verſchaffen / und die Urſachen anzuzeigen / war⸗
um ich im Orcheftre nicht fo ſchrecklich Kunſt⸗
und Zunfft⸗maͤßig habe reden moͤgen. Die
ꝓalanten Leute find ſchalckhafft bey dieſen Zei⸗
ten / und hätten mir leicht ein ridiculum quid
andrehen koͤnnen; habe ich Doch genug zu thus
und( quafi vero ) meine volle Arbeit / mid) eis
nes einkigen Organiſtens zu erwehren / von dem
man ſonſt ſein Tage nicht gehoͤret hat / daB ein
ſolcher in dee Welt ſey. Die ſechſte Frage deſ⸗
ſelben iſt eine Kecapitulatio priorum in die⸗
fer Form: Müſſen nicht alle dieſe Stude
bey einerregulair- Fuge in acht genommen
werden + ‚und die Fan ausobigen jedermann
nur mir einem Kopffichütteln beantworten
$ 12. Ich rühme mich meiner Schwach⸗
heit’ wie Paulus felbitthanfonft habeich ware
hafftig nichts zu ruͤhmen. Dennoch = ges
ſage
get /
J
Vomandern TheildesOrch. 217
faget / ich rühme pag. ı 54. des Oreheftre °
un je ne fcais quoi, Mir wollen eg bes
Schauen. Es befinden fich daſelbſt dieſe gantz
unverfaͤngliche Worte: „Solte auch einer fo
„ſtupid ſeyn / und weiter nichts hieraus faſſen /
3,f0 wird er doch angemercket haben / daß Mo-
„tus contrarius in der Mufic zweyerley gar
„unterfchiedene Bedeutungen habe. „ Darinn
beſtehet der gange angegebene Ruhm; dag heift
der Gegner rͤhmen. Aber weiter : Man bes
fchuldiget mich / ich hatte nicht dociret / was Mo-
tus rectus und Motus obliquus ſey. Da
ſitz ich wieder. Wie ſoll ich heraus kommen?
Haͤtte doch der Mann die Gutheit gehabt und
ein Woͤrtgen von dieſem Schazze fallen laſſen;
vielleicht waͤre das uͤbrige zu errathen geweſen.
Sch finde auch / zu meinem ngluͤck / nichis davon
in ſeiner herrlichen Parte informatoria, dar⸗
auf ich mich Doch ſonderlich geſpitzet hatte. So
iſt er auch das Regiſter / wie alle Schmierery
ſchuldig geblieben. Dennoch ſey es gewaget.
Rectus heiſt gerade; obliquus heiſſet krumm
oder ſeitwerts; das dancke ich dem ehrlichen
Calviſio, dem Muſico, Chronologo &
Mathematico (ſo nennt er ſich in ſeinem En-
chiridio Lexici, und ſetzet zu meiner inniglis
chen Sreude den Muſicum, wie billig obenan.)
K Nun
218 P. 1, Cap.V.
anne
Nun denckeich immer: Motus rectus muͤſſe
in dee Muſic eine ſolche Bewegung bedeutend |
zwo Stimmen zugleich entweder auf soder nie⸗
vergehen. - Motus obliquus aber / da eine
Stimme flille ftehet und die andere ſeitwerts
weichet. Odb ichs nun getroffen habe / weiß
ich fo gewiß nicht; denn ich habe weder omni-
otentemSolmilationem , noch das Cla⸗
vier su Rathe gegogen/ und bin mir Daher eines
neuen Angriffs / oder aber eines Tranlear ges
wärtig ; allein fo viel weißich Doch / Daß es we⸗
der zu Fugẽ noch zu denCompofitions-ireen
eigentlich gehoͤre / ſondern lauter veritables
Schuͤler Geſchwaͤtz ſey / welches in heutiger
Praxi eben fo wenig Nutzen hat / als ein Co-
thurnusim Schufter Amt. |
$.13. Im Anfang ber iin. ni
diefes Capitels wurde mie nicht wenig angſt / wie
ich pag. 81. im Ut folgende terrible Worte
laß: „Ob ich (nemlich der Organiſte) nun
„wohl willens geweſen / dieſes Caput gantz zu
„übergehen, fo hat mich Dennoch in ſpecie Det
„‚andere $ und ein und andere darinn (im $
„oderim Capite?) gefundene Materie re
veranlaſſet / ſolches obiter von F zu g durch⸗
zugehen,Hingegen heiſt es pag: 87. alſo:
$,17» 18, 19. 20. 21. von fol. I55. biß 170.
trans⸗
— —
Vom andern Theildes Orch. 219.
tranfeant,,» Das wirdman nun in Erfurt
nennen : Sin Capur vom F. zu F. obiter
durchzuaehen. Eben im 17.$. hätte aber der
fich zudringende Gegner mir die Juftice thun
und bemercken mögen ı daß ich dafelftvon Kir⸗
chen-Sachen folgende unvermerfliche Senti-
mens führe: „Es Eönte nicht ſchaden / wenn.
„man fich jegumeilen ein wenig modelter in
„dieſem Stücke begeigeter und/ ob gleich Arien
„und Recitativ gebraucht wuͤrden / doch felbi-
»ge und ihr Accompagnement allegeit mit
„mehrerm Ernft und Solidité ausarheitete/
„als etwann in Sammer-oderTheatral-Mufic
gnöthig iſt ꝛc. Aber dieſes dienetin des Solmi⸗
ſatoris Krahm keinesweges / denn / er will den
liederlichen Handel allein / gantz allein / aus der
Kirchen verbannen / und mir nicht die Ehre goͤn⸗
nen / daß ich ein Woͤrtgen mit dazu ſage / da ich
ihm doch lange zuvor gekommen bin. Gedachter
G.17. pag. 155. im Orch. verdienet ſonſt wohl
(ich fagees wahrlich ohne Ruhm) daß man ihn
zweymahl durchleſe. Doch.eben Darum fpielt der
Opponens dag Tranfear mit ihm.
$.14. In folgenden $ 18 p. 158. des Orch
find wieder ſolche Anmercfungen enthalten / die
dor mir noch niemand öffentlich gemacht und
docist hat. _ Inſonderheit ſtehet zu meiner
u 8 2. Ents
Br )
io, MI Cap.V. —
Entſchuldigung daſelbſt in Parenthefi fol
gendes: „Ich mache hier nur von allen Sa⸗
;schen einen ungefehren Entwurff/ und führe es
„nur Exempels⸗Weiſe anı ohne jemanden was
„vorzuſchreiben / noch fonft feine ‚beffere Meis
„nung zu benehmen.„ Mich dünekt/ wenn ei⸗
ner noch modefter redete fo würde er fich bes
ſchimpffen. Und folcyer Precautionum hat
das Orcheftre gar viel: hin und wieder; Z E.
pag. 149.198. 253. & alibi , weil mir gar
mohlbewuft/ daß wer etwas ungewöhnliches
oder ungemeineg vortragen will’ nimmer zu bes
hurfahm gehen fonne. Da nehme mir aber
ein Menſch animum injuriandi draus ab / wie
mich deſſen das injurieuſe Ut fo offt als faͤlſch⸗
lch / und recht unverſchaͤmt / beſchuldiget. Der
brutale Heuchler ſpricht flugs: Es ſey wieder
GOttes Wort. Was denn ? daß ich die
Solmifationem vertverffe und wenig Staat
von.den alten Modis mache ? davon findet
man in der gansen Bibel nichts. Daß man
aber unfchuldige wolmennende Leute / die nie⸗
mand beleydiget haben noch beleydigen wollen)
im oͤffentlichen Scheilften vor Geld angreiffet/
ohne eine zureichende Erkaͤnntniß weder vonder
Cache noch von der Perfon zu haben/ 65 das
Chriſtlich und mit GOttes Wort BEER
|
Pr
— —
Vom andern TbeildesOrch, 227
iſt wird dem Organiſten / als einem ſeynwollen⸗
den Kirchen⸗Diener / ſein Gewiſſen oder ſein
Seelſorger leicht ſagen koͤnnen.
G. 15. So enthalten auch $$. 19. 20.
& 21,p.160- - 170. des Orch. einige Merck⸗
mwürdigfeiterdieindegFranchini Tractat nicht
anzutreffen find; warum aber der Gegner feine
allweiſe critique nicht Darüber ergehen laffen
wollen’ ſolches muß man errathen, und gerne zu
frieden ſeyn / daß er folche wiederum mir feinem
gewöhnlichen Tranfeat beehrethat. Aber ad
$.22. koͤmmt ein harter Stoß/ wegen deg Præ,
fo ih im Orcheftre denOuverturen por allen
andern Sinftrument- Sachen beygeleger habe.
Der Wiederſacher fpricht nach feiner gewoͤhn⸗
lichen Weiſe Nein dazu; und damit er fpe-
ciem rationis habe/ fo wird gefagt. (x) „EB
„finde fich faſt Fein Eoinponifte / der Die rechte
>Lullifche Art dee Ouverturen sutreffen wiſ⸗
„ſe, ergo: haben die Ouverturen nicht dag
„bræ. (2) Herr Erlebach / der ziemlich nahe
„gekommen, ſey nuntodt ; hergegen werde zu
„Albinoni und Corelli, wie auch zu Pach⸗
„helbels zweychoͤrichten Sonaten, in fpecie
„su der Serenata, "Johann Michel Bachs
„„Revange und dergleichen / vielmehr Kunft ers
„fordert, Ad primum anttwortet zwar det
| K 3 Er⸗
"332 P.I. Cap. V.
Erfurtifche Diktator pag gr. feiner vermeyn⸗
ten Wiederlegung felbft a
ne Ruhm zu melden ſolcher Ouvereuren ges
nug ſetzen. Alſo findet ſich / Gott Lob! noch
einer der die Kunſt kan / und faͤllt ratio prima
quare non? ſchon weg. Ostellæ prima
Magnitudinis, denen ich dieſes beſchuͤtzte Or-
cheſtre zugeſchrieben habe / putze ſich doch einer
von euch / und verdunckle mit ſeinem Auswur
dieſen elenden Ouverturen-Irrwiſch! Ad
fecundum fan man nichts ſagen als: Il eft
mort. Niemand fan Ouverturen macheny
der im Leben iſt / algder Solmifator , und Er⸗
lebach iſt todt / ergo haben die Ouverturen
nihtdas Pre. Bachs Revange wird doch
wohl der klare Kern ſeyn. * Ep! hätte -
| er
— — —
\.
—— ——
* Ich habe von dem beruͤhmten Organiſten zu Wei⸗
mar/ arn. Joh. Sebaſtian Bach / Sachen ge⸗
ſehen / ſo wohl vor die Kirche als vor die Fauſt/
die gewiß fo beſchaffen find! daß man den Mann
hoch zftimiren muß._ Ob dieſer Bach einer
von des obermehnten Jobann Michel Bachs
Nachkommen ift/ davon habe Feine rechte Kund⸗
ſchafft / und will ihn hiemit erſuchen / zum Behueff
des in der Dedication gegenwaͤrtigen Wercks
— Vorhabens / wo muͤglich / behuͤlfflich
zu ſeyn.
: Ich wolte / oh⸗
⸗
Vom andern Theil des Orch,. 223
der Lullyredivivus ** lieber feine Marſch⸗
Teftes fub Lit. H. meggelaffen/ und ung ein
paar tefticuli von diefer raren Revange (uns
fere Frantzoſen fchreibenes : Revanche oder
Revenche ) mitgetheilet/ daß man hätte fehen
koͤnnen / was es fürein Wunder⸗Thier ſey /
und ob mit ihm auszukommen!:
516. Ein ſeyn⸗wollender Componiſte /
der folche Fehler macht / wie jenerim Orcheftre
angefuͤhrte Organiſt mit ſeiner Ouverture
Aus dem k. gethan hat (ob er hieſiges Ortes oder
auswaͤrtig dudelt und rummelt / gilt mir gleich)
dem will ichs allemahl vorwerffen / er mag dem
Solmifatori bekannt oder unbekannt ſeyn.
Ich glaube doch / daß er ſich irret / wenn er den
rechtſchuldigen vermeynet errathen zu haben;
denn ſonſt wuͤrden die Committenten des
Wiederſachers ſehr uͤbel nehmen / daß ſich ei⸗
ner finde der den beſagten Ouvertur-Recker
vertheydigte / und zwar noch dazu fuͤr ihr gutes
Geld / maſſen die Freundſchafft zwiſchen ihnen
blutſchlecht ausſiehet. Und / weil es auch die
Warheit iſt / was ich davon geſagt / muß / ſoll
K4 und
Dr ss, ee...
* On f'appercevra encore long tems , que Mr,
Lully n’eft plus Diverfires euriens, Tome IX,
214 P,I Cap.V.
ee
und fan es Fein ehrlicher Menſch für eine Inju⸗
rie halten. Habe mich demnach um defto mehr
über und wieder Den gegenfeitigen Schluß dee
Einleitung fo wohl / als auch über und wieder
die feinem pretendirten Kunft: Senoffen ges
ſtelite / unbillige und unwiſſende Schuß Rede
pag.88. des t abermahl hautement zu des
ſchweren.
6.17. ch glaube auch / es war nur dar⸗
um zu thun / bloß dieſem geftriegelten Ouver-
tur- Macher / den ich ſelbſt weiter nicht kenne
noch zu Eennen verlange/als Daßer ein Drganift
heiffen will Das Wort zu reden / fonit findet
auch ſelbſt die Mißgunft in diefem Capite deg
Orch. fo wenig zu thun / daß abermahl ſechs
ganke 8F den freyen Paß / auch von declarir-
ten Feinden befoinmen. Weil aber der Op-
ponens nicht errathen kan / was ich durchbou⸗
täden undRicercate verſtehe / ſo muß ichs ihm
auslegen. Es iſt gleichwohl eine Schande / ſei⸗
nen Unverſtand ſo bloß zu geben / und dennoch
eine lahme critique vor Geld machen wollen.
Boutade fommt demnach her von dem alten
Wort Bouter, welches fo viel geheiſſen / als
mettre oder fegen / und weflen fich die Bau⸗
sen und der Pöbelin Franckreich annoch bes
die⸗
Vom andern Theil des Orch, 225
me Ur ne,
dienen. Das Derivarivum Boutade aber
bedeutet: Un mouvement prompt &lim-
petueux ; un caprice , eine hurtige Bewe⸗
gung / einen fchleunigen plöglichen Einfall’ eis
nen Sagıden man aus bloffer Caprice fo bins
fetget fans fagon, wieder Bauer den Hut auf
den Kopff. Voy. le Dictionaire de Mr. Fure-
siere , das kan vielleicht dieſen Gedancken ein
mehrers Licht geben. Mit folchen Titeln pflege
ten fonft die Solo aufder Viola diGamba zu
prangen/ welche fo eingerichtet waren / als wenn
fie ex tempore hervor kaͤmen. Das wat
eins. Der Here merdees. |
$.18. Daß der Gegner aber / vors an⸗
dere / greulich geirret / wenn er meynet / das Wort
Ricercata hieſſe Ricercaren / kan ein jeder ſe⸗
hen / der nur die Infinitivos im Italiaͤniſchen
uͤnd derſelbigen Sprache Genium etwas ken⸗
net. Es iſt freylich an dem / daß unfere gute
Teutſche Borfahrendas Wort fo zerſtuͤmmelt
eingefuͤhret haben / wie dergleichen Exempel der
Corruption auch in vielen andern Sachen
nicht fehlen. Aber Deswegen fotte ein Ricer-
catore von Profeflion doch nicht bey der alten
ungeftimmten Leyrebleiben. und Leute / die fich
mehrum er ra haben mez
226 P. I. Cap. V.
ſer Organaedus in Erfurt / nicht gleich bruta⸗
ler Weiſe eines greulichen Irrthums beſchuldi⸗
gen. Ich will nur einen Italiaͤner fragen ob
erſtatt Sonata, ſonare; ſtatt Toccata, toc-
care; ſtatt Serenata, ſerenare; ſtatt Fac-
ciata, facciare; ſtatt Cacciata, cacciares
&c. fage/ wenner in Subftantivoreden will?
Meines theils bin ich verfichert / Daß dieſes Ri-
cercare, welches ich offt angetroffen / eine greus
liche Corruption fey / Darüber fich die Italiaͤ⸗
ner weidlich mocquiren mögen. Es kan viel⸗
leicht einer geſagt haben: Queſta maniera_.
fi chiama ricereare; da hat flugs der andere
folches aufgefchnappet und gemeynet / das Ding
an ihm felbft hieffericercare , da es doch don
der Art des Dinges zuverftehen if. Die Pa-
vanen unfrer alten Ahnen haben hier nichts
verlohren. Wir mollen vielmehr ſehen / mag
ein gelehrter Mann’ ein gelehrtee Muficus, von
den Ricercaten mit diefen Worten faget:
S. 19. Ricercata veut dire recher-
che. C’eft un efpece de Preiude ou de
Fantaifte, quæon joue fur Orgue, le Clave-
cin, le Tbeorbe &c. ou ilfemble, que Ic,
Compofiteur rechercbe les traits d’Har-
monie qu’il veytemployer dans les Pie-
ee ges
Vomandern Theil des Orch. 227
cesreglees, qu’ildoit jouer dans la fui-
te. Cola fe fait ordinairement fur I&,
champ & fans Preparation , &parcon-
fequent-cela demande beaucoup d'ha-
bilite. V. Moterto, Symphonia &c. Das
- Jautet auf gut Teurfch alfo: „Ricercata bes
„deutet oder heiſſet eine Rachſuchung / Nach⸗
„ſpuͤhrung / und beſtehet in einem Vor—⸗
„ſpiel + oderineiner Fantaiſie / die man
„auf der Orgel / auf dem Clavier / auf der
„Theorbe &c. machet / allwo es ſcheinet / als
„ob Det Componiſt denjenigen Harmoniſchen
„Saͤtzen und Zügen oder Griffen nachſuche
„und nachfpühreidie er hernach in den zufpielens
„den ordentlihen Stücken anbringen will.
Solches geſchiehet gemeiniglich aus dem
„Stegreiffund ohneZubereitungseinfolglich er⸗
„fordert e8 einen tuͤchtigen Meifter.» _ So
weit Broſſard. run mag einer fehlieffen / ob
e8 Ricercaren oder Ricercata heiſſen / und ob
folche Sachen fo.eingerichtet ſeyn muͤſſen / wie
des Organiften fein Schatz in der Kunſt⸗ und
a Saltın finde f
%
nn — —
1Die Engellaͤnder nennen es recht artig Volunta-
‚ayes,als eineSache / darinn man feinen eigenen
Willen bar.
8 P. I. Cap. V.
$.20. Daß die Facon ſolcher Bouta-
den undRicercaten alt iſt / ſolches hindert nichtr
daß fie nicht Fünitlich mögen gefeßet werden.
ch fage im Orcheſtre der erften Eroͤffnung /
te find etwa für ein Sinftrument allein gefeßt
und richten fich nach der Santafey: Das ift
ja wahr / und aus obigem untadelhäfften Au-
ctore, der noch in ſeiner Art keinen gleichen
* erwieſen. Mit meinem eignen Exempel
an ich auch darthun / daß Ricercare auf der
Viola di Gamba geſetzt / und mir / von meinem
Meiſter auf beſagtem Inſtrument / Herrn Lo⸗
ſen / Seniore vorgegeben worden ſind; doch
mag der Gegner vielleicht das Inſtrument eben
fo wenig als die rechteRicercaten-Art kennen /
amd feine Batarde der Ricercaren/ feine Ita⸗
liaͤniſche Blendlinge / vor fich allein gerne auf
dem Elavier behalten wollen. Was wir noch
davon gefehen haben ift von der Art / daß fich die
Buchhändler nicht vor Abgang retten koͤnnen.
Wiewohl ich aud) Dabey Das Exempel erlebet /
daßein weltberühmter Marin’ wie ihm ein gu⸗
ter Freund par curiofit@ , Die fo- genannte
Vorraths⸗Cammer geſchickt /-böfe geworden
und fagen laffen / er wundre fich ſehr / daß mann
fich nicht ſchaͤme / ihm ſolche Fadaiſen lange -
etwa
Dom andern TheildesOrch. 229
etwas neuedzu prefentiren. Wenn der Er⸗
furter wuͤſte tie Diefe Dorrarhe »Cammer
einmahlim anfehnlichenConcerte,dahin feine
alte Committenten zu riechen Das Hertze
nicht haben fey ausgeſcheuret worden / 25
er würde hinten daran ſchreiben wie Bpig an
eines feiner Büchlein : Du bärteft auch
wohl zu Haufe bleiben mögen, Doch hie:
von bey Gelegenheit ein mehrere.
- $21. Nun kommen abermahl neun $$
des Orcheftre mit der gnaͤdigen Ertheilung .
des Tranfeat ab. Solches Tranfeat iftein
mächtiges Ding / und fo gutalg ein Salvus
Londudtus. Das heift der Solmifator von
8 8 3u$ wiederlegen und obiter durchgehen.
Wenn er alle feine anderthalb Auctores fo
durchgehet / wird er viel obiter Davon wiſſen.
Ich weiß in Wahrheit nicht / was fich Doch der
fahle Erfurtifche Prediger Organift einbilden
mag/daß er fich unternimt / Bücher zu critilirẽ
und Tranfeat auszutheilen, als wenn er aller
BiafebälgePlenipotentiarius oder ein ſolcher
Pedal Pilarus waͤre / daß er zuͤchtigen und loß⸗
laſſen koͤnte. Ich glaube / es muß nicht richtig
mit dem Gehirn bey ihm ſeyn / derowegen ver⸗
ſahre auch ſo ſaͤuberlich mit dem alten Knaben
en. 87 und
230 P. I. Cap. V.
und proſtituire ihn dieſes mahl weiter nicht / als
ſo weit er es ſelbſt gern hat haben wollẽ. Wenn
ich meine eigene Sachen loben wolte / ſo faͤnde
ſich Materie gnug dazu in den vorbeygelaſſenen
$$. Doch / Eigen Lob ſtincket; wer aber cu-
rieux iſt / der leſe alle diejenigen Durch / welche
im gegenſeitigen Ut nicht find beruͤhret wr ⸗
den / ſo wird er ſehen / mit welcher Malice-
man das beſte ſo wohl zu verſchweigen / als das
anſtoͤßige in unverantwortlich-hohe Rechnung
zu bringen gewuſt hat.
F. 2. Wiederum in zehn SS von 39. biß
49. weiß Zoilus ſonſt nichts auszuſetzen / als
daß die. pedes rhythmici und numeri fe-
ctionales nichtherfauet worden. Ob ich nun
ſchon pag.193. des Orch. der Progreflionis
Geometrica, wie es heutiges Tages die beſten
Tantzmeiſter nennen / nur allein Erwehnung
gethan habe (welches eben fo viel heiſt als nu⸗
meri ſectionales) ſo verſtehet doch wohl der
gute Orgel⸗Treter ſolches nicht weil Franchi-
nus den Terminum eben Ao. 1502, noch
nicht gebraucht haben mag. “Die ordinata
temporum compolfitio, fo der Refutator
aus gedachtem Auctore beybringet / iſt auch
gar eine feine Erlaͤuterung / und wirdein 75
®
Dom andern TheildesOrch. 231
ber der oblcurite feine Hertzens⸗Luſt dran fin⸗
den. Allein die Pedes rhychmici ſind in
meinem Orcheſtre nicht erſchienen; ſie heiſſen
ſonſt mitihrem rechten Termino Chorogra-
hico, Progreflio Arithmetica , und ges
ören / fo wohl als jene / eigentlich zur Tantz⸗
Kunſt. Es wird ſich auch Fein recht verftändi-
ger Componiſt die Mühe geben vor Theatre
dahin diefe Sachen zu rechnen find ) dieferhals
ben die Feder anzufeßen; denn die Tankmeifter]
wenn fie rechter Act feyn wollen / muͤſſen dieEn-
trées entiweder felbft machen / oder Doch von an?
dern herbepfchaffen Daß alfo diefer Anlauff
der Pedum rhytlimicorum von bioffen
Tantzmeiſtern abgefcehlagen wird. So mauſig
als ſich jedoch der Organiſt mit ſeinen Pedibus
rhytkmicis macht / hat gleichwohl der Tropff
das letzte Wort in einem $. viermahl falſch ges
fehrieben. Ob fein Treiber vamahlezu Haufe -
geweſen / möchteman gerne wiffen; der würde
vielleicht fagen: H noneft Litera, aber Die
Griechen laffen hierin nicht mit ſich ſchertzen; fie
verſtehen diefe Lateiniſche Ausfluchr nicht. Kir-
cherus hat ungehlige mahl in Buchſtabirung
dieſes Worts ungeftoffeny wie ſchon oben >
| weh⸗
232 P.I. Cap. V.
— — — — — — — — — —
wehnet worden und deſſen Mufarhythmica,
bezeugen kan. . 2
8.23. Die beyden Marfche Lie. A im
Ut find zwar mit Nichts zu vergleichen, allein /
wer zu ſchimpffen Luſt haͤtte / moͤchte ſagen / daß
die Regiments⸗Hautboiſten in Hamburg auf
ihrer Parade alle Morgen ein Dutzend Mats
ſche aus den Ermeln ſchuͤtteln koͤnnen / Die zehn⸗
mahl beſſer find als Lit. H. Ich ruffe gleich
20:0. Mannhaffte Kerls mit Ober⸗ und Uns
ters Gewehr zu Zeugen’ melchedie Ehre ihrer
Cameraden desfalls vertheydigen follen. Aber
ich mag nicht ſchimpffen. Doch / NB, der Or⸗
ganift weiß wohl (vermuthlich aus meiner Be⸗
ſchreibung p +92. des Orch.) daß man insge⸗
mein einen Marſch / in Stylo Phantaftico (ich
excipire und fage Melismatico ) feßet /
auch / daß ereine ferieufe doch dabey friſche
und ermunternde Melodie haben müſſe;
(find meine Worte) Doch / fagt er weiter / hat
mir gefallen/ Dieje beyde rbyrbmice zu jeggen/
da in einem 4. in dem andern 3. Numerus ſe
Bionalisift. Denckt / welch Wunder ! rel eſt
notre plaiſir. Gut / daß wirs wiſſen.
$ 24. Endlich / wegen der Churanten
= wil dem Momo keine / ſo auf Lulliſche Art Fon
Vonm andern TheildesOrch. 233
ſetzt iftı Darnach man tanken koͤnne / zum Vor⸗
ſchein fommen. Ich glaube es recht gerne.
Demim Franchino und feinen übrigen Pe-
natibus finderfich deren feine einige, es wäre
denn Sache, daß Erlebach ung noch eine vet
macht und hinterlaffen hätte. Ich möchte ger⸗
newiffen / wo der Organadus Prædicato-
rum tantzen gelernet hätte; denn um die Zeit / DA
er. etwann den Boden frequentiret, war es
grand mode mit einer Courante den Anfang
zu machen / und die kam gemeiniglich von Lully
oder von einem Lulliſirten auctore her. Mich
wuͤndert / daß nicht gleich ein Paar Teſtes wies
derum in Kupffer dabey auftreten / und DieCou-
ranten-Dexterite ſo wohl als den Quvertu-
ren- Witz behaupten. Aber / ſagt derGegner /
daß man arbeiten und das elaborirte Stuͤck
um ein: Ich diene wiederum (p. 19. des
Orch. iſt es meine Expreſſion, die doch gefal⸗
len haben muß) communiciren ſoll / Das heiſt
gefſucht. Es mag drum ſeyn. Tanti pœni-
tere non emo, Indeſſen ſorge doch nun
kein Menfch mehr vor gute Ouverturen, denn
der Solmifator hat uns endlich p. 91 offen:
hertzig gefagt / worinn Die eigentliche Lulliſche
Art beſtehe. Es fin der Kunf-Stute and
u: or⸗
234 P. J. Cap.V. |
Vortheile drey ander Zahllund wer fie zu pra-
ihren weiß (hic Rhodus hic falca) "der
muß eine Ouverture aufdie Lullifche Act her⸗
aus bringen Eönnen/ es mag ihm lieb oder leyd
feyn. O du fehöner Ouverturen - Meifter
son Erfurt! mo hardich St. Velten fo lange ges
habt ?ı Haftu deine Erftlinge biß ing 52ſte Jahr
gefpahret ? die mögen ja mit allen Ehren fur
ſtinckende und verſchimmelte Hefen paßiren,
Das ſechſte Capitel.
Beſchuͤtzung des dritten Theils im
Pars Judicatoria genannt. |
4. 1.
27 weniger Judicii findet man im Büd)s
lein Ut. Auf das erfte Capitel beſag⸗
heutigen Italiaͤniſchen / Frantzoͤſiſchen und
— Muſic handelt / Rum des Wieder⸗
Orcheftre >
E näher wir zum Judicio kommen / je
ten dritten Theils / welches vom Unterfchied der
legers attaque uͤberhaubt in einer wohlerſon⸗
. | nenen
Vom dritten TheildesOrch, 235
nenen Sragerdieich doch zum Voraus $. 3. da⸗
felbft und alfo vor 6. Fahren ſchon aufgelöfet
hatte. Er fragt aber: Wo ſind die neune /
nemlich / die rechten Kenner die von einer Mufic
urtheilen ſollen? und bemercket nicht / daß ich
einen Unterſcheid mache / unter dem Urtheil / ſo
von der Compoſition an ihr ſelbſt / und unter
dem Urtheil /ſo von der bloſſen Execution
(darauf doch vieles ankommt gefaͤllet werden
Fan. Zujenem / fagt das Orch. find nur rech⸗
te Kenner geſchickt / und Deren gibt eg wenig; zu
diefem aber jeder Liebhaber / der nur ein gefüns
des Gehör undeinen guten natürlichen Ver⸗
ſtand hat. Diefe machen ven gröften Hauffen
aus / Und aufdiefe muß ein verftändiger Come
ponifte gewiſſer maffen feine gröfte Abficht rich?
ten / fonft kommt er wahrhafftig in die Kladde.
Denn mer für niemand als rechte Kenner com-
poniren will, der fan aud) — niemand gefal⸗
ſen. Ob nun gleich allen zu gefallen unmuͤglich
iſt / ſo iſt doch eben dieſes gefallen / der allerwich⸗
tigſte Punct; und wer dem groͤſten Hauffen ge⸗
fallen kan / der hat die Majora, und einfolglich
was er ſucht und wuͤnſcht. Es werden ſich
gantz gewiß unter dieſem Hauffen auch viele
Principes viri, quibus placuiſſe non ul-
tima
236 P.L.Cap.VL
tima laus eft , findentaflen; fecem plebis
aber läßt man in Republica Mufica gar nicht
jum votiren gelangen. Dahingegenein Cala
mäufer / der nur feinen neun Kennern / (die:
wohl la connoiflance de pre&s , gank ges.
meine Kerls feyn Fönnen)gefallen will / ſich gan
gewiß proſtituirt und zum Spott macht. So
J von der Beſchuͤtzung dieſes Capitels uͤber⸗
aupt. Zu
$.2. In fpecie wiederlegt mich aber
das Ut mit diefen IBorten : Ks fehreiber der
Serr Auctor in dieſem Capste fehr wohl und
wird ihm jedermann beyfallen. Ey! du
herrliche Pars refuratoria, wie haftu dich ſo
wohlgehalten ! wann dem Meifter Futfa für
diefe Worte nicht 6: Reichsthaler einbehalten
und abgezogen worden / ſo haben fich feineCom-
mittenten fehr vergeflen ; denn dieſes iſt eine
von den Stellen / darinn ſich das Büchlein Ut
ſelbſt wiederleget. Doch ftille ; die Sache ift
noch fo klahr nicht. Ich habe die Italiaͤniſche
Compofition, wie Die Rede gehet/ bald biß in
den Himmel erhobenibald ihr eine Frantzoͤſiſche
Ouverture wieder vorgezogen / das wird mir
übelbefommen. Sed diftinguo , meinlieber
Herr Drganifte/ ditinguo. Beydes *
Vom dritten TheildesOrch, 237
liäner und Frantzoſen haben ihre Meriten. *
Überhaupt hat die Scansöfifche Inſtrumen⸗
tal⸗Muſic vor der Sraliänifchen einenStreich
voraus. Dasift mein Saß im Orch. p:222.
& p 226. undvonden Teutſchen wird p.227.
gefaget : Sie imitiren diefe Art Frantzoͤſiſcher
Inſtrumental⸗Sachen und gehet ihnen folches
beffer als den Italiaͤnern vonder Hand. Heißt
nun Das : unter den Ouverturen , die in
Teutſch,
Weil ich vernehme / daß ein gewiſſer groſſer Com-
poſiteur vermeinet / hätte in meinem Orche-
ſtre dieFrantzoſen ein bißgen zu viel berunter ge=
machet; fo Habe mich verbunden erachtet / =
Imputation yon mir abzulehnen und zu verfi-
chern / daß folches gang und gar meine Abſicht
nicht geweſen; ſondern daß ic) groß Egard für
die Frantzoͤſiſche / inſonderheit Inſtrumental⸗
Muſic trage) wie ſolches im Orch, p. 208. 219.
220. 226. 227. &c. erwieſen worden. So bemercke
ich auch / daß die Herren Frantzoſen neulich an⸗
gefangen haben / viele Vocal⸗Sachen auf Ita⸗
liänifche Are zu fegen / welche ich wuͤrcklich recht
artig und mwohlausgearbeitet befunden habe.
Vormahls waren fie zu eigenfinnig dazu / nun fie
aber fehen / wie dag Schwimmen wider den
Strohm nicht gut gehet / kommen ſie zu beſſern
Gedancken. Ich gratulire und ſehe es hertzlich
gerne.
238 p, I. Cap. VI.
Teuſchland gemacht werden / traͤffe man auch
keine an / die auf die Lulliſche Art gefest fey?
Man darff deswegen nicht nah Erfurt lauffen /
oder feine crittehalb Mard für ein Fahles Ut
hinzahlen; ** es duͤrffte hier su Lande nöch
einem
— — — — — — —
er Sie fehr cs die Leute gereuet / ihr gutes Geld für
das nichtswuͤrdige Ut — zu haben / ers
hellet unter andern aus einem riefe des Orga⸗
aiſten der wunderſchoͤnen Groͤninger⸗ Orgel
im Halberſtaͤdtſchen / Herrn Carl Andreas
BZehnee / der den 17.Junii 1717. davon ſo ſchrieb:
Zaͤtte ich mein angewandtes Geld einem
Bären-Zieber gegeben / fo ich vor die alten
Zumpen bezablr / fo wüftenody / Daß es
derfelbe ſauer als ein Bettler / verdienet;
aber ſo habe ich nichts davon. . Diefer Or⸗
ganiſt / den ich fonft nicht kenne / als daßer pro-
rio motu , tie viele andere / an mich geſchrie⸗
en/ nennet/unter verfchiedenen artigen expres-
fionen/ das barmhergige Ut einen alten But⸗
ter-Milcbs-Tractat : davon der Muſic⸗
Liebhaber nicht das geringfte proftiren
Fan. Und ineinem vorhergehenden Schreiben
dom 2;Junii 1717. deffen Extract, ſo wohl als das
obige | nicht ohne des Mannes Genehm⸗
haltung hiemit publicivef wird / lautet es folgen⸗
der Geſtalt: Der wieder ihr wehrtes und
wahrhafftes O⸗cheſtre narrenhafft ge⸗
ſchrieben / und ſeine alten olwrären hervor
ge⸗
Vom dritten TheildesOrch, 239
einem und dem andern giemlich gerathen / zus
mahl denen / die des Geldes zuviel hätten’ und
ſich des neu aufgegangenen Lichtleins im Sol⸗
mifations-Kaften zum Uberfluß noch dazu be
dienen wolten; denn folches toeifet nun jeder⸗
manneinen vortrefflichen Weg an. |
5,3. Adcap. II, fpricht der Gegner mit
einer ungemeinen Bravoure : Es komme da
Die Braut hervor getreten / warum wir.
kunff⸗
geſucht / hat ſchon manche Muſicaliſche
Pille eingeſchluckt. Es hat mich letztens
ein recht braver Mann verſichert / dieſer
Wiederleger ſoͤffe ſich alle Tage voll
Brandtwein; darum iſt kein Wunder / daß
er ſeinen Nechſten / der es ſo redlich mit
rechtſchaffenen Muſicis meinet / durch
feine alte ausgeflickte Läfter-Dchrifft an-
asien ı woraus wahrbafftig Die
ZJZugend irre / und manches gutes
Subjedum , {0 doch fonft von dem lieben
GOtt gut Naturel befommen / abgehal⸗
ten / und ihm die Muſic eckel gemacht
wird. Übrigens verſichre ich vor GOtt /
daß Ihr Hhoch⸗Edl. ein groſſes mir ihrer
Zirbeit gethan / und wird der liebe GOtt
fdyon ferner Önade geben / auch diefen
Menſchen zu überwinden, wozu ich von
Hertʒen grasnlre &r.
240°. BI Cap. VI. | en
kunfftig cersiren müften. Wenn ich wuͤſte /
daß fein Bräutigams Eifer und Der gantze
Streitdamit gehoben waͤre / ſo wolte ich ihm auf
alle feine itzige und kuͤnfftige Kemarquen mit
dem bloſſen Tranſeat antworten / und mich
gar nicht expliciren. Da moͤchte denn der
Herr Organiſt ſeine Braut immer allein be⸗
halten und verſichert ſeyn / daß mir nicht eine
Ider darnach ſchlage. Wie nun die lieben Al⸗
ten ihre Raiſonnemens von den Thonen vers
fianden haben wollen das ift eine für mich viel
su hohe Srage/ Darunter ich. weder pro nunc
noch in futurum werde dienen koͤnnen; ſo mag
auch wohl hie und da mit den Allegaris, wegen
der verfchiedenen Ordnung und’deren Difcre-
pance inden Tonis ‚leicht ein oder andrer Irr⸗
ſyum ſtecken / wie wir denn alle fehlen. Fönnen;
Auriculas Afıni quisnon habet ?: ‚aud) fo
gar derunfehlbahreSolmifator, werner 3.
mepnet/diep, 239. des Orch. von mir uͤberſetz⸗
ten Lateiniſchen Worte wären Kircheri ver-
ba, da fie doch dem Corvino gehören’ welches
ja groß genug dabey ſtehet / mit dem Anhang / daß
mir diefe lehiere Meynung (Corvini) beſſer
als die erſte (Kircheri) gefalle. Zudem
wird ſich der Gegner / optimus vel quaſi In-
U ter-
Vom dritten Theildes Orch, 241
terpres reverendiſſimæ Antiquitatis von
der Alten ihrer Meynung die beſte Nachricht
aus den Kloͤſtern ſelbſt geben koͤnnen. Damit
ich auch zu frieden bin/ und ſie nicht einmahl an⸗
zuſehen verlange. Wie ich aber meine eigene
unmaßgebliche Gedancken Davon eingenommen.
haben wolte / das muß ich / nach der mir ruͤhm⸗
lichſt beygelegten Einfalt / auch huͤbſch einfältig
allhier vortragen. ( Ich befinde hiebey wahr
zu ſeyn / daß ein jeder / der ſich vor 12. Schilling
das Orcheſtre kaufft / nicht auch zugleich den
Verſtand deſſelben mit erhandelt; —* daß
fich mancher auch Die einfältigfien Sachen ers
Flähren laffen müffe.) _ |
4 - Sp verfiehe ich nun. Diefe
meine Gedancken weder vom Stylo Ec-
clefiaftico ſoluto ( mit dem Ligato hat
ohne dem Fein galant homme zu thun)
noch vom Stylo Phantaftico , Melisma-
tico oder Choraico , in fpecie, Wie⸗
wohl ich Fan auch teutſch ſchwatzen / damit es
einfaͤltiger laute: Ich verſtehe meine wenige
Gedancken uͤber die Eigenſchafft und Wir⸗
ckung der Thone nicht von einem Kirchen⸗
Stuͤck noch von einer Quverture, noch von
einer Sonate / ind a fondern mn
| en
2% P.I. Cap. VI.
len und jeden Sachen / die auseinem der 24;
Thone inder Welt mögen gefegt werden / über⸗
baupt. . Da ift meineExplication. Denn
ein anders iſt wagder Styluszum Effedteines
Stückes bepträger / welches freylich an feinem
Drt confiderable befunden wird; ein anders
aber iſt / was der Thon an und vor fich felbft Das
bey wircke / und das koͤmmt gleichfalls in nicht
geringe Betrachtung / wenn ich ein Pfeiffgen
— — — — —
Toback ja ausnehmen wolte. Von dem letz⸗
tern (nemlich dem Thon) iſt nun im gantzen
Capite die Rede / und gleichwohl bringt der
Opponens ſeine Stylos abermahl / als unge⸗
betene Gaͤſte / mit ins Spiel. Ob er nun gleidy/
ſeinen maͤchtigen Draͤuungen zu folge / durch
dieſe meine Erklaͤhrung Urſache finden möchte!
—— ir tives drauf zu antworten: fo willich
ihn do
hiemit inftändigft bitten / er laffe folches
nur immer unterwegens / wenn er nicht Luft hat /
noch viel tieffer in den Dreck zu gerathen. Dies
fesmahl will ich ihn noch ziemlich unbeſchaͤdigt /
ob wohl ein wenig beſchmutzt / heraus ziehen helfe
fen; faͤllt er aber noch einmahl hinein / fo laß ich
ihn richtig ſtecken und werffe ihm noch wohl
dazu einen Stein aufs Köpffgen- —
| §.5.
=> -
an
Vom dritten Theil des Orch. 243
ges. Er bedencke / was ich F. 6. p 235.
im Orcheſtre ſage / nemlich:,Daß / gleichwie
„die lieben Alten / alſo find auch die heutigen
Muſici wohl ſchwerlich einerley Meinung in
dem / was die Eigenſchafft ver Thone betrifft /
„und kan auch nicht leicht eine Gleichfoͤrmigkeit
„in allen Stücken hierüber prætendiret wer⸗
„den / maſſen es wohl dabey bleibet: quot capi ·
„ta tot ſenſus. Er bedencke ferner / „Daß
„ich einem jeden feine völlige Freyheit laſſe / nach
„feinem Sentiment eine andere und beffere
„Einrichtung hierinn zu machen von welcher
yer ſich doch auch / wenn fie gleich noch fo voll
„eommennicht wird verfprechen koͤnnen / da
„fie bey allen und jeden Ingrefs finden werde.»
Er bedencke denn auch / wa8$ 25.pag.252
im Orcheſtre geſagt wird / nemlich:Ie mehr
„man ſich beſtreben wolte / etwas pofitives
„davon zu ſtatuiren / je mehr contradicentes
„wuͤrden fich vieleicht finden / ſintemahl die
„Meinungen in diefer Materie faft ungehlich
„find s ss Ssch laffeauch einem jeden nochs
„mahls die Sreyheit gerne / daß er einem oder -
„andern Thon folhe Eigenſchafften beyleger
„die mit feiner natürlichen Zuneigung am bes
vxſten überein — Das find meine Sen-
\ & % ti»
a4 P.I. Cap.VI.
Einfalt / wennder Gegner fo prablet: Allhier
kommt die Braut hervor getreten / warum
wir kunfftig cereirenmüflen. Wer will ſich
den Schimpff anthun / mit ihm zu certiren?
Was braucht es auch certirens? was [olmi-
ſirens? wasbraucht.es feiner pofitiven Ant⸗
wort? Aa was bhraucht es Fragens / Ausfor⸗
— —
derns und Explicirens? Jeder behalte ſein ge⸗
ſcheutes Judieium und vermeintes flugesRai-
ſonnement vor ſich ſelber / und laſſe mich bey
meiner Einfalt bleiben. Es geht ja dem Or⸗
ganiſten bey der Prediger⸗Kirche in Erfurt
nichts Darunter ab / ob der Secretaire eines
Koͤnigl. Stagts⸗ Miniftri in Hamburg an⸗
dere Gedancken als er von den Tonis habe / und
dabey / mit der. groͤſten Complaiſance, jedem⸗
jedem die Freyheit laſſe / von ihm zu —
| oder
T Der Herr Abt GexeA. ſagt in ſeinem wunder⸗
ſchoͤnen Buche] Principes de Philofophie &c.
Lib.IV, pag.230. mit jo viel Wahrheit als An-
muth: | ve
| Tout ce que pour nous a d’attraits,
“ La pins belle Mufique ,€5 la micux compo[ee,
. Dost fuppofer em nous certains rapperts ſccrers
| De notre ame bien dijpofee.
— ——
Vom dritten Theil desOrch. 245
oder nicht. Sch will ihm nur einen Mann
rennen’ der de Proprietatibus Modorum,
unter hundect / am vernehmlichften gefchries
benhat. Es iſt Andreas Herbſt / welcher
8.0.1643. Sapellmeifter zu Nurnberg geroes
fen. Man tefe daseilffte Capitel feiner Muficz
Poẽticæ, fowird man fchon genug haben ;_*
Oder ift die Begierde noch nicht geſtillet / fo neh»
me einer das zehnte Capitel aus dem erften Theil
des Satyriſchen Eomponiften von Pring mit
dazu Dieſe und andere Caurtifans haben
des Drganiften feine Braut längft heimgefuͤh⸗
ret / und doch bilder er fich einy mich fo treuherkig
gu machen / daß ich hac noftra Iuce mit ihm
darum certirenfol. Wer wuͤrde ſo naͤrriſch
ſeyn? |
Hier find fe all wefen. |
$. 6. Falſch und mehr als einfältig ift es /
wenn Der Begner p. 92, und p.103. abermahl
porgibt/dag Orcheftre ftatuire an einem Or⸗
| 14
23
eDeſſen Meinung von den alten Modis und ihren
Eigenſchafften pflichte ih 3. €. mit bey. Es
wiederlege Herbften/ wer da will. Meine Sen-
timens aber von den neuen Modis find gank an⸗
ders befchaffen/und darum will ich mit niemand
certiren.
246 P. I. Cap. VI.
te 24. und am andern nur 16. Thone, Eo
ſtatuirt durchgehends 24. ſage vier und
zwanzig Thone / und wird nur p.251. des
Orcheftre erinnert / daß der Effectus, wel⸗
chen die daſelbſt vorhin fpecificirte 8. Thone /
nemlich H dur, Fisdur, Gis moll, B moll,
Gisdur, Cis moll, Cis dur und Dismoll,
machen / noch wenigen befannt ſey / item, Daß
die Urſache / warum diefe 8. Thone noch fo ges
bräuchlich nicht findvalsdie andern 10. diejenige
ſey roelche an gedachtem Orte pag.64- Orch.
sach Neorhdurfft angezeiger worden. Wer
vun weiß / daßdiefe 3.Thone und die andern
26. zuſammen 24.machen/ der mußja die dum⸗
me*Befchuldigung des Gegners mitleydig ans
fehen. Wiſ er mit den Thonen als mit He⸗
ringsbücklingen umfpringen 7 und dierin ein
Bund zufammen binden / ſo werden freplich nur
ſechs Bund daraus. Wie esdenn im Buͤch⸗
fein Ut p. 97. fo ausfieht / wenn es dafelbft heifs
ſet: Es wären in Mufica figurali nur ſechſe /
wenn Authentus und Plagalis verbunden.
30 bleiben denn die fo genannten Transpo-
fiti? doch Tonus transpofitus und nullus
find bey dem Wiederleger Synonyma ; by
mir aber nicht. |
| $. 7:
— — — — —
Vom dritten Theil des orch. 247
9.7. Solche Dinge dienen ja nur den Le⸗
fer verwirrt zu machen / daß er zuletzt nicht weiß /
ob 24, ob 16, 0614» ob 12, ob 6, ob 2.
Toni find oder ob gar fein Tonus mehr in
der Welt ſey. Es find aber wuͤrcklich
undeigentlich in rerum natura ſo viel
Modi als Odtaven, oder deren Species,
nemlich vier und zwanzig Toni oder .
‚Modi überhaupt 5 davon find acht ſo
ſchwer und ungewöhnlich bey den
\ Stümpern/ daß ſie ſich gemeiniglich
mit. ıs,vergnügen. . Die Alten hat-
‚tenmit authentis, plagalibus und‘il-
legitimis nicht mehr ale 145 und weil
die zwey unächte verworffen wurden]
blieben ihnen nur 12. uͤbrig. Wenn
mandienun zufammen verbindet und
in einem Topfftbut / werden daraus
6; Siehet man aber die eigentliche Be-
ſchaffenheit alfer 24. an / ſo laſſen fie fich
nach heutigem Gebrauch / quoad
Quantitatem & Proportionem Inter-
vallorum (craffaMinervaloquendo)
2.4 wohl
248 P.1. Cap.VI,
wohl auf 2 Genera reduciren; haben
indeß und behalten immer und ewig.
lich / et Qualitatem Proportio-
ifferentiam Intervallorum,
num,
Transpofitionem localem &c, vier
und zwantzig unterfchiedliche Species,
und weder mehr noch weniger. (vv)
Das iſt kuͤrtzlich was ein verſtaͤndiger Menſch /
der fein alter pedantiſcher Fantaſte ſeyn will / de
numero Tonorum ſicherlich glauben kan.
20
— — — — — — — — —
{w) Man koͤnte / ſagt Werckmeiſter / in heutiger
Compofition gar wohl mit zween Modis aus⸗
krommen; wenn denn dieſelben auf das tempe⸗
rirte Clavier applicirt und auf einenjedenCla-
vem ein Modus, ſo insgemein dur. und alsdann
einer / ſo moll genennet wird / gerichtet werden /
dann hat man vier und zwanzig triades har-
monicas, und fan das Clavier durch den Circul
durchgegangen werden/wie oben ſchon erwehnet
worden. Yrd, ej. Anmerckung vom Gene⸗
ral-Baß pag.s0. C. Maffon dans fon Traste de
Compefition, - Paris, MDCCV. Chap. Il, p.9. ſagt
0 : Je ne montreraj que deux Nodes , fcavoir
e Mode majeur, & le Mode mineur 5; d’autant
aue ces deux Modes, pofes quelgues fois plus
haut & quelques fois plusbas, remfermernt tout
cequel Antiquite a enſeigne, & meme leshuit
Tons que l’on chante dans!’ Eglile,
— — — —
— — — .-
Vom dritten Theildes Orch. 249
| 8.3. Was ihren Rang (ordinem Tor
norum) betrifft/ fo ift der Streit Darüber heus
tiges Tages gang abgefchaffet/ und um deſto
eher etwas nuͤtzliches auszurichten lieber / wie
ben groffen Staats:Gefchäfften zu gefchehen
pflegetieinP&le-meEle eingeführet worde. Wie
man fich fonft vor dieſen drum gezanckt habe/
a8 bezeigen / unter andern / Kircheri Worte
Lib. III, Tom. I, Mufurg, cap, 10. pag. 25.2.
Quistamen horum (Modorum ) primus
hnumerofit, quis fecundus, quistertius;
guis quartus 5 nemo eft qui hücusquey
eterminaverit, eftque tanta Auctorum
diferepantia , utcui ſubſcribere debea-
mus » vix difpiciamus. T Conradus
Matthai hatein ganges Capitel / nemlich das
fiebende von der Ordnung der Modorum ges
chrieben / und fuͤhret darinn wenigſtens ein halh
Dutzend Opiniones an; die ſeinige aber laͤuff
endlich dahinaus daß C. oder Jonius,ver erfte
Modus feyn und oben an fißen ſoll / welches Doch
taufend / und auch nein Wiederſacher / con-
tradiciren. Bien leur faffe! Das Capitel
iſt bey nahe zwey Bogen lang / fonft wolte ichs
—— 85 her⸗
T Conf. Mufurg. pag. 228. Lib V. cap.Fil, 5. 4 de
Numero Modorum ſive Tonerum,
0 P.l. Cap.Vl.
———— — —e — —— ——
herſetzen / damit des Gegners Kunſt Genoſſen
ſehen ſolten / wie viel Geſchrey und wie wenig
Wolle ihr Anführer habe, Doch fie werden
esohne dis wohl glauben und wiſſen.
9: Meine Abfichtiin Befchreibung der
Affecten, dieein jeder Thonrege macht / ifk
nicht geweſen / dieſem oder jenem Modo in feis
nem wohlhergebrachten Borfiß und Preroga-
tiv zu nahe zu treten / fo babe auch auf die alten
Modos dabey feines wegesrefledtirt , geftalt
nur zum Überfluß und par curiofite ihre Nah⸗
menin Parenthefi, mit Borbehaltung alles
ihres Sriechifchen Mechts/ dabey gefchrieben
worden; fondern/meil doch einer vorgehen muß/
fo bin ich der Staliänifchen Ordnung gefolger/
ſo weit fie harreichen wollen / nemlich auf 8.
Hernach habedie andern 8. nach meinem eigee
nen unmaßgeblichen Entwurff vorgebracht;
und DieBefchreibung (NB.) der Würdung
derübrigeng. der Poſterité überlaffen. Wer
nunnichtein fehr einfältiger Schoͤps ift / der
= bierinn ſchwerlich mas einfältiges
nden. |
S. 10. Haupreinfältig Eommt es aber
heraus / wenn der Gegner ungefiheut ſagt: Ich
haste die Chone ihrer Proporsion und Ges
Vom dritten CheildesOrch. 251
eo nn
"brauch nady/da fie als Intervalla zu confideri-
ren find; und dann die Thone / ihrer Eigen⸗
ſchafft und Wurckung nach / für einsges
nommen. Das nennet er die erfte Einfalt;
und da ich Dachte / er würde mit einem gantzen
Regiſter von Einfalten hervor wiſchen / ſo be⸗
hält er die andern in petto; thut auch ſehr wohl
dran Meine Worie indeß lauten alſo: „Es
„ſind im erſten Theil des Werckgens die Thone
„ihrem eigentlichen Weſen (elle) und Pro-
„portion (Maſſe) nad) ; im andern aber
ihrem Gebrauch (uſus) nach unterfuchet
„worden. Allhier / nemlich im dritten Theil
„wird nun die Stage ſeyn: was denn endlich
„ihre Würdung ? (effedtus,,) dag ift ja
wohl fo Deutlich als nimmermehr ein Vortrag
ſeyn kan. Und dennoch ſagt der Wiederſpre⸗
cher: Es finde ſich die erſte Einfalt gleich in die⸗
ſem Forimo. Die Modi, oder genera
harmoniz mit allen ihren Definitionibus;
die Species Octavarum; die.Locatio ſemi-
tonii; der Ambitus; dieRepercuffio ; die
Limites ; die Trias harmonica 5 die Mes
lodie die Harmonie und die Styli, das find als
les Sachen die adeflentiam &ufum, non |
adeffedtum Tonorum , zum Wefen und
| £ 6 Ge⸗
w⸗
252° PL Cap.VI.
Gebrauch der Thone/ keinesweges aber zu der
ven Wuͤrckung gehören; twelches Fein fünfflins
niger Menfchin Abrede ſeyn wird. Wer hat
denn hier eine Einfalt etwieſen das Orcheltre
oder Meifter Furfa ?
g. 11. Ich mache drep Eintheilungen die
heiffen: Das Wefen der Gebrauch und die
Würcung ver Thon. Don dem erſten
wird cap I. des Orcheftre befonders gehans
delt / und finder fich da Definitio Toni , daß
ernemlich ſey Progrefio foni in ſonum;
e8 finden fi) da Confonantien und Diffo-
nantien; die Modi Muficisdie Genera Har-
moniz; dieSpecies Odtavarum ; Die Trias
Harmonica &c, Von dem andern’ als dem
Gebrauch der Thone / handelt Pars Secunda,
Compoſitoria, und finden ſich da General-
und Special Regeln / nebſt der benoͤthigten Ans
eigsund Beſchreibung aller Compolitions-
rien und Sorten; dahin auch die Styli gehoͤ⸗
ren. Neun follvondem dritten Stuͤck / nem⸗
lich von dee Wurckung / Parte III. Judicato-
ria , gehandelt werden; heift denn das die Tho⸗
ne ihrer Proportion und Gebrauch / dann ihr
rer Eigenfchafft und Wuͤrckung nach für eins
nehmen ? Vielmehr mifcht der —
— — —
Vomdritten Theil des Orch. 253
ing taufende / werner fpricht: Daß
jer die Thone confiderirt werden müffen/
ale Modi Muſici; welches doc) fihon Parte
prima gefchehen ; oder fecundum Stylos , wel⸗
ches auch ſchon Parte Secunda vorgefommen
und ad Tertiam gar nicht gehöret / da meiter
nichts übrig bleibt / als von ihrer bloſſen Wür⸗
Kung in Ausdrückung der Gemuͤths⸗Bewe⸗
gungen etwas zu melden. Das thur mix Det
Modus undStylusnicht/fondern natura To-
norum & effentialisnon accidentalis eo-
“ rundem qualitas. Modus &Stykusautem
funttantummodo accidentia [onorum.
$.12, Der Herr Drganift hats endlich
getroffen. Ja / ichverftche hier Durch den Thon
hauptfächlic) den Fundamental-Clavem,
welcher ben mir fehr viel zu fagen hat nachdem
ihn feine Tertia erweichet oder erhaͤrtet. Lo-
quimur cum vulgo & fentimus cum fapi-
entibus. Das heift: wir reden hertzlich ger⸗
ne mit den Herrn Schulmeiſtern in Thuͤrin⸗
gen / aus dem e, aus dem f, aus dem a dur; aber
wir bekuͤmmern uns auch doch dabey etwas we⸗
niges uͤm das Mittel. Diejenige Herrn Or⸗
ganiſten / die von ihrem Kunſtgenoſſen und
Feldwebel hier angegriffen werden / mögen lich
F BE 27 ° wegen
254 P.I. Cap. VI.
ö— — —e — —
wegen der ihnen pag. 93. des Ut beygelegten
groſſen Ignorance ſelbſt verantworten / und
ſo dann / propter commune Studium, des
Erfurters Amorem erga proximum &
collaboratorem mit Danck erkennen. Es
iſt ſonſt ſchon eine alte Hiſtorie mit dem Schluß
und Præludio aufs Te DEum &c. welche
von Werckmeiſter lange notirt worden.
9. 13. Weiter will ich nich hierüber we⸗
der itzund noch ins kuͤnfftige herauslaſſen /
mag auch das alberne Zeug des Gegners, fo er
davon vor den Tag bringet / nicht einmahlmeis .
nes Anfeheng / vielweniger des Durchlefend
würdigen; muß aber doch dem Lefer zweyerley
andeuten/ deren erftes ift : Daß es eben nicht aus
Dummpeit gefchehen wenn p 245.888 Orch.
fiehet : Plagalibus five Transpofitis, und
daß man Plagalem und Transpofitum To-
num feinesiveges damit für einerley halte.
Das Wörtleinoder bedeutet ja nicht allemahl
eine folche Verbindung / da die verbundene Sa;
chen für einerley gehalten tverden; «8 bedeutet
vielmehr gar offt eine Entgegenhaltung zweyer
Hank wiedrigen Dinge. “Die Grammatict
nennen eg Derohalben Conjundtionem .dis-
juniiivam , |. qu& verba conjungit , res
. M vero.
Vom dritten Theil des Orch. 255
vero disjungit. Als wenn ich ſage: Der
Menſch weiß weder was weiß oder ſchwartz /
noch was roth oder blau ſey. So iſt ja weiß
und ſchwartz / roth und blau deswegen nicht ei⸗
nerley. Wahr iſt es: Ich haͤtte deutlicher
reden koͤnnen; derGegner ebenfalls / wenn es bey
ihmp.g2. ſo conſtruirt ſteht: Dorjego will
ich nur einige Einfalten / ſo der Auctor von
feinen 10. Thonen / deren er doch Parte I. 24.
flatuirt , voill in dieſem Capite befehen. Es
iftein Verſehen fo wohl hier bey ihm / als dort
bey mir; allein ſo werden einem die geringſten
Woͤrtergen verdrehet und gleich eine Dumm⸗
heit draus gemacht. Wenn ich das ſive nur
vor jedem Worte geſetzet haͤtte / ſo haͤtte es der
bekannte Hans Dumm ſelbſt verſtehen muͤſ⸗
ſen.
F. 14. Das andere zur Nachricht des
Leſers iſt wegen der ſpeciei Octavæ, daß nem⸗
lich bey heutiger Praxi ſchwerlich ſolche einge⸗
ſchraͤnckte ſpeeies peremptoriæ Octava-
rum zu geben ſind / als wohl bey den Modis
Græcis & TonisEcclefiafticis , die auſſer
dem bloſſen / einfaͤltigen allen Kindern bekann⸗
ten Choral Geſang / keinen weitern Nutzen bey
heutiger Muſicaliſchen Welt mehr haben koͤn⸗
en | | nen;
256 | P,I, Cap. VI,
neu; fonderndaß ung alle und jede der 12. In-
tervallorum unferer chromatifchen Odta-
væ zu Dienfte und Gebote ftehen müffen/ mies
wohl faft miteben folchem Unterfchied/ als ſonſt
unter eigentlichen Aemtern und Bedienungen
zu ſeyn pfleget. Ich millaber nicht nur weiter
unten / wo de Modis hodiernis gehandelt
werden ſoll / um auch hierinn den curieuſen
Leſer zu vergnügen / alle ſpecies Octavarum,
fo viel ſich thun laſſen will / auf eine neue Art
anfuͤhren; ſondern auch hier zur Luſt / und gleich⸗
ſahm pour rire, eine allegoriſche Speciem,
Octavæ generalis geben und ſehen / ob ſolche
gefallen werde. | \
Zwiſchen⸗Spiel.
Pecies Octavæ Allegorica.
Der Fundament⸗Clavis, er ſey nun welcher
er wolle / iſt einmahl vor allemahl Herr im Hau⸗
ſe. Seine Gemahlinn heiſt Diapaſon, der
Sohn Disdiapaſon &c. Ditonus iſt Ma-
jordomus, und laͤſt ſich ungern von ſeinem
Vicario, Semiditono, verdringen; wenns
auch gleich aufeine Zeitlang geſchieht / ſo weiß
doch der erſte / daß man ſeiner bey — =
a ra Abler
Vom drirten TheildesOrch. 1357
Ablegung der Rechnung unumgaͤnglich wieder
nörhig hat. Semiditonus iſt fromm und
bleibergern in ſtatu quo ; muß aber dann ſehr
bey der Hand ſeyn / und. allerhand Commis-
Koͤnes über ſich nehmen. Ditonus hergegen
iſt ein harter und.böfer Mann / wird auch felten
was mit anfaſſen / es ſey dann bey groffen und
weitlaͤufftigen Feftivitäten.. Der Semidi-
tonus muß allemahl eine ſcharffe Unter⸗Hoff⸗
meiſterinn haben; Ditonus aber braucht nur
eine gelinde Haushaͤlterinn / damit alles fein
temperirt bleibe. == | |
Diapente it Ober Küchen Meifterzund
hat fo wohl Morgens als Abends / Das meiſie
aber um Mittags⸗Zeit zu befehlen. Sein Un⸗
ter⸗Kuͤchen⸗Meiſter / Quinta falfa , iſt ein
ſchmutziger Gaſt / und wirfft mannichmahl ſo
viel Gewuͤrtz ins liebe Eſſen / daß man dencken
ſte / aller Brey ſey verſaltzen; allein’ / wenns or⸗
ntlich und zu rechter Zeit auf die Taffel ges
bracht wird / hat es den veritablen haut
gout. SignorDiapente hat auch feinen eis
genen Train und ebenfalls einen Intendan-
ten; felbiger richtet fich aber nach) dem Major-
domo. ft diefer ſtoltz / ſo iſt esjener auch;
iſt aber dieſer freundlich / fo hat man ſich von
4 | jenem
s
258 P.1. Cap. V1.
ö——— nn
jenem auch Feiner Härte zu beſorgen. Mies
wohl wenn der Herr im Staat zu Haufe konm /
muß auch dieſer Intendant ailemahi fcharff
— ſich ſehen / denn ratio ſtatus wili es ſo ha⸗
en.
, Hexachordum iſt ein Frantzoͤſiſches
Sraulein die mit an des Heron Tafel ſpeiſet /
und nicht felten das groſſe Wort hat: Der
ajordomus nimmt ſie an / und wenn er am-
bitieux iſt / ſucht er eine gebohrne Frantzoͤſinn
aus / die feiner Meinung in allem beypflichten /
nach feiner Pfeiffe tantzen und ſich Maja nens
nen laſſen muß. Iſt er aber ein gelinder Manny
ſo kan es wohl eine thun / die in Teutſchland jung
worden / ſelbige wird Mina geheiſſen. Allein
der Herr des Pate converliret nimmer
mit Diefereingebohrnen fo viel als mit der Auge
länderinn. — —
Diateſſaron iſt ein Cammer⸗Page / ein
loſer Vogel / Fuchsſchwaͤntzer und ſalſcher
Hoffſchrantze. Er iſt ein bätard des Ober⸗
Küchen Meifters / trägt fehöne 3. biß 4 dop⸗
pelt- galonirte Kleider und will beyeinfältigen
Leuten für einen vornehmenCavallier angeſehen
ſeyn; allein der Herr laͤßt ihn doch huͤbſch hinter
ſich aufwarten / ob er gleich lieber mit an der ar
e
— — — — ne
Vom dritten CheildesOrch. 259
fel waͤre / voͤrgebend / er fen von alten Griechi⸗
ſchen Adel / und habe wichtige DiplomataNo-
bilitatis aufzuweiſen. So ſieht er auch mit
ſcheelen Augen / daß der Majordomus mit am
Tiſche ſitzt / zumahl / wieder Page ſagt / zu ſei⸗
ner Ahnen Zeiten niemand von ſolcher Charge
eiwas gewuſt habe / oder wenigſtens dieſelbe
doch nicht fuͤr adelich gehalten worden ſey. Er
mag aber ſagen was er will / ſo heiſt ihn der
Herr ſchweigen und aufwarten / braucht ihn
auch ſonſt nur zum Unter⸗Haͤndler. Sein
liederiiches Gemuͤth verraͤth er auch damit / daß
ex fich nicht ſcheuet mit. den Laquayen in Carten
zu ſpielen; er ſteht ſonſt ſammt feinen Camera⸗
den unter einem Pagen Hoffmeiſter / der ſich
nach dem Majordomus richtet und von ihm
die Order hohlet.
F7Tritonus iſt ein Bretteur und zanck⸗
fuͤchtiger Schweiger / der mit einer ſcharffen
Hellebarte vorher gehen, wenns Eſſen aufgetra⸗
gen wird. |
=. Ditonus cum Diapente ift Hauß
Meiſter / der felber auf feinem Feibe nicht viel rei⸗
nes weiſet; (denn er geht zu Marckte) aberer
haͤlt den Hoff ſonderlich propre. Von An⸗
ſehen iſt er heßlich / und geſchickt Kinder I er⸗
” re⸗
160 P.I. Cap, VI.
ſchrecken; "allein wenn die Frantzoͤſinn / in die er
verliebt iſt bey ihm ſtehet / ſo laͤßt es ihr noch eins
mahl ſo ſchoͤne als ſonſten. Er iſt bißweilen
mit der Herrſchafft dermaffen über den Sub ge:
fpannet/ fonderlich unnoͤthiger Depenfen hal»
ber denener / wegenfeines Fargen Naturels /
fpinnefeind iſt Daß man nicht anders meynen
ſolte / der Kerl inüffe wegen feiner impertinen?
ce den Augenblick zum ‘Dinge hinaus gejaget
werden; allein / wenn die Herrfchafft bedencket /
daß endlich alles beftens halber gefchiehet/ und
ihnen mancher Thaler Dadurch erſpahret wird /
foift steich wieder Seide. F
Die Secunden ſind gemeine Burfche
und dienen als Laquayen / Die Den gantzen Tag
die eine Treppe aufdie andre niederlauffen, vor
und hinter der Kutſche hergehenvauch bißweilen
wieder die Herrſchafft brummen / wozu der
Cammer⸗Page das feinige beytraͤgt bie Fran⸗
tzoͤſinn auch gerne / wiewohl nicht fo offt noch
öffentlich, dazu hilfft; kommt aber der Major-
domus nur dahinter / fo ſtillet er Durch feine
bloſſe Gegenwart im Augenblick alles Mißver⸗
gnügen. | |
Die Nona iſt eines geweſenen Laquayen
Wittwe / und traͤgt der Frau im Hauſe —
a and
| Dom dritten Theil des Orch. 261
hand neue Zeitungen zu ; Dadurch fie füch auch)
als eine alte Daußgenoßinn / ziemlich confer«
virt. SR a —
Die Semitonia majora find ein paar
Ober⸗Ammt⸗Leute und Finanzen⸗Einnehmer /
durch deren Haͤnde die Gelder gehen. Sie
‚waren vor dieſem nur kleine Caßirer / wie das
Hiatoniſche Geſchlecht auf dem Thron ſaß /
itzund aber wollen fie Das fac totum ſeyn.
Die Semitonia minora find Hoff⸗Ju⸗
den / die zwar auch Banquirer heiffen wollen /
87 nicht allemahl gar zu reine und bey
| — Doch hat man die Schelme
noͤthig · FA FR:
“
=%
?
..
Das fiebende Capitel.
Won Aretino, den
Moͤnche.
F.i.
S Achdem nun abermahl einem ganken
N IR Capitel des Orcheſtre nemlich dem
wAdritten des dritten Theils / von den Mu⸗
ſica⸗
262 P.I. Cap. VIT.
ficalifchen- Inſtrumenten / die Ehre eines
Tranfeat geoßgünftiglich twiederfahren / fo
befchuldiget mich der Gegner wiederum einer
Einfalt / welches vielleicht Die zweyte ſeyn ſoll /
und ausgeftoffener Läfterung wieder den bras
ven Mann / Guidonem Aretinum,und dens
felben will er / fo viel in feinem Vermoͤgen ſtehet /
defendiren. Damit der Leſer nun wife, von
welchem ſeltzamen Heiligen hier gehandelt wer⸗
de / ſo berichtet der Wiederleger / daß es einer
ſey: der ſichs habe ſaur werden laſſen / und
der / teſte Prætorio, im Lande herum gezo⸗
gen/um der Muſie aufzuhelffen / und ſolche
im Slor zu bringen / müffe ſich aber nun
gleichfam ausmachen und fein NB.galantes
Inventumläftern und verhaft nennen laſſen /
von Leuten’ ſo die Sache nicht verfteben/
da es denn recht hieſſe: Ars non habet
oforem, .nifi ignorantem, Das ift fein
erſtes Argument und hängt trefflich an einan⸗
der / wird auch dem Aretino im Grabe noch
Dr thun / Daß erfo wohl vertheydiget wor⸗
en.
4. 2. Nun geſtehe ich zwar gerne / daß ich
die Solmiſation verhaſt genennet habe / auch
noch und in alle Ewigkeit ſo nennen will / u
q
Vom Aretino. 263
"daß ich diefelbige Brodloſe⸗Kunſt nicht fo ver⸗
ſtehe / als ob ich mein Tage darnach fingen oder
dociren wolte. Honori enim reputan-
dumelt, ignorare Solmifatorum ftulti-
tias 3 (x) dennoch mit Gunſt / vermeyne
ſo viel davon zu wiſſen und aus alten Buͤchern
erlernet zu haben / als überflüßig iſt / die Nichtig⸗
keit und Eitelkeit dieſer barmhertzigen Kunſt zu
erkennen; daß ich alſo nicht ſo gar unwiſſend in
dem Dinge bin / wie der Gegner blindlings
vorgibt und welches ich ihm anders weiſen will.
Die Sache iſt mir aber auch dermaſſen gleich»
— daß ich die Solmiſat ion weder des Er⸗
ebens noch des Verwerffens wuͤrdig ar
(x) Wenn man heutigen berühmten Compoli-
teurs und vortrefflichen virtuoſen vorhalten
wolte / fie verſtuͤnden die alten Modos & Solmi-
fationem Guidonis nicht / dag kaͤme ja eben ſo ®
ze als wenn einer dem Herkog vun Marks
orough oder dem Pringen Eugenio verweiſen
und zur Ignorance deuten wolte / fie Fünten kei⸗
nen jo guten Speer brechen ald Don Quixotte,
oder verfinnden dag. Excercice mit der alten
Muskete / dem orfettenftod nnd dem Bande»
lier nicht recht/ oder fie Fönten Feine fogutegahne -
ſchwingen als. unſer Fenrichs⸗Lieutenaut und
De Klopff⸗Fechter. |
14 PBI Cap VII.
moͤchte / wenn das letztere nicht ſchon ſo ſehr von
aller vernuͤnfſtigen Welt geſchehen waͤre / Daß
man ſie communi voto und mit Wahrheits⸗
Grunde / en paſſant wohl nicht weniger als
verhaſt nennen kan / ohne deswegen einer Läfles
rung beſchuldiget zu werdhen.
| $. 3. Wageigentlich nun dieſes von dem
ungalanten Gegner galanteirulirte Inven-
tum für herrliche Dinge in fich begreiffe / davon
foll weiter unten der Nothdurfft nach gehandelt
werden; ob ich gleich niemahls gedacht / daß Ao.
Menſch / der ein Organiſt heiſſen will / in der
gantzen Chriſtl. Welit gefunden werden Fönte/
der die ſechs aretiniſche Sylben noch zu guter
letzt wieder aufwaͤrmen und ihnen extremam
unctionem zu Wege bringen wuͤrde.
“
ch
haͤtte mich ehe des Himmels Einfalls als ſolcher
Einfalt verſehen. Wiewohl / weil der Calus
da ſo muß es einmahl vor allemahl geſolmiſi⸗
ret ſeyn. We |
6.4. Denen aber/die aus des Gegners
vermeynten Apologie und den elenden Præ-
dicatis ſo er vom Aretino anführer/ eineuns
gleiche Meinung ſchoͤpffen / und / nach brætorii
Worren zu ſchlieſſen / gedencken koͤnten / es ſey
— etwan
Dom Aretino, 265
etwann dieſer Aretinus ein Landſtreicher oder
Deſerteur geweſen; dienet aus dem Baronio
zur Nachricht / daß ſein rechter Nahme Gui-
do, nicht Quido, geheiſſen / und derſelbe von
feiner Gebuhrts⸗-Stadt / Arezzo in Italien /
der Aretiner genennet worden ſey. einem
Beruff nach war er einbenedictiner Moͤnch /
aus dem Kloſter unſrer lieben Grauen zu Pom⸗
poſa, im Hertzogthum Ferrara, und ſein gantzes
inventum beſtand darinn / daß er die damahli⸗
ge Mannier zu fingen etwas leichter vortrug /
und ſtatt der 15. Sayten des alten Griechiſchen
Syftematis , welche ſchrecklich lange und ge⸗
faͤhrliche Nahmen hatten (als: Nete-Hyper-
oleon, Paranete-Hyperboleon, Nete-
Diefeugmenon , Lychanos Mefon, Par-
hypate Hypaton , Proslambanomenos
und Dergleichen/ Davon Die damahligeim Gries
chiſchen unerfahrne Teutſche Weit ein Schreck⸗
Sieber hätte bekommen mögen ) ſechs leichte
Monolyllaba aus einem Hymno entlehntey
und folche unter 6. Claves oder Noten / zur
kichtern Ausſprache / ſtatt des Textes / legte. -
G. 5. Bepläuftig etwas von der damahl⸗
gen Barbarie zu erwehnen / ſo fuͤhret Herr
Reimmann Hiſt. Luerar Lib. II. pag, 140.
— M. an /
66 P.1. Cap.VII,
EEE
anı daß in dem Periodo von Carolo M, Ao,
800. biß auf die Erfindung der Buchdrucker⸗
Kunſt Ao 1440. über zco.ganger Jahre / das
Griechiſche ſo fremb und ausländifch/ ja unbe⸗
kannt gewefen / daß das berüchtigte Sprichwort
daher entftanden: Græca ſunt, non poſſunt
legi ; und ſagt man von einem gewiſſen Saͤch⸗
ſiſchen Seiftlichen der damahls gelebet hat / daß
er die Griechiſchen Uncial· Buchſtaben / in ſeiner
Einfalt / pro characteribus magicis & dia-
bolicis angeſehen / und daher das MS. fo ihm
von diefee Sorte indie Hand gerathen war / ins
Feuer gemorffen und verbrandt habe. (Y)
su geſchweigen / daß der berühmte Juriſte / Con-
radus Heresbachius, der zum Ausgang des
XV. Seculi gelebet / noch von ſeinen Zeiten (wel⸗
ches doch ſchon 400. Jahr nach Aretino war)
—— — —
— —
fepreibet : Audivi Monachum in Eccleſia
declamantem, qui nova, inquiebat,
reperta eſt lingua, quæ vocatur Græca.
Abhacfedulocavendum. Haæc eſt, qui
arit omnes hæreſes iſtas. Et horreo di-
cere (pergit Heresbachius) quæ adjecit,
ea
—————— ——— —
(y) Wenn er ben Kircherum hätte ſehen ſollen / wie
würde e8/ ob terminorum barbariem, feiner
Auſurgiæ ergangen feyn ?
Vom Aretine. 267
ealingua, dicens, proditus liber in ma-
nibus paflim habetur & vocaturnovum,
Teftamentum, plenushicliber eft rube-
tis&vepretis. Daher denndie Erzehlung
Dieterici eine groſſe Wahrſcheinlichkeit übers
kommt / wenn er in feiner Grecisexulante Lir,
B.46. ſchreibet: Es 8 ein gewiſſer Abt zu
Hillesheim von einem Roͤmiſchen Eardinalfas
teiniſch angeredet worden. Und da jener die
Sprache nicht verſtanden / doch auch nicht gerne
aus dem Tacito antworten wollen / habe er ein
Hertz gefaſſet / und die allerkauderwelſcheſten
nomina propria von den Dorffſchafften her⸗
enennet / die ſich in feiner Diceceli damahls
funden 3.€. Stuͤrpold / Haſſe / Giſſen / Vor⸗
ſche / Kavenſtaͤde / Duͤßvelſtede / Itzen ec. Das
durch der Cardinalſſo ſehr von ihm / als er vor⸗
hero von dem Cardinal beſchaͤmet worden; denn
dieſer gute Mann meynte / es wäre Griechiſch /
und befande ſich genoͤthiget zu ſchweigen / weil
er in der Griechiſchen Sprache eben ſo weit / als
der Abt in der Lateiniſchen / gekommen war.
Conf, Rechenbergii Diflert. de ineptiis Cleric.
Liter.$,14. fo weit Here Reimmann.
9.6. Hieraus Fan fich nun ein Chriſten⸗
Menfche vorftellen, was es für eine Zeit mars
M 2 dar⸗
68. PL Cap VII.
darinn unfer galante Aretinus florirternemlich/
recht mitten in dieſer Barbarey / in diefer Sinfters
niß der gꝛoben Unwiſſenheit / im einfaͤltigen elften
Seculo Ao. 1024. wo er antiquiſſimam-
Græcam diſciplinam ſolchenLeuten vortrug /
die ihm aus blinder Verwunderung eine Er⸗
leuchtung beymeſſen muſten. Inter cœcos
enim & lulcus perfpicax dici poteſt. Er
war freylich der befte Hahn im Korbe / weil man
von feinem beffern wuſte; und ift demnach fein
Wunderdaß feineMethode duxchgehends ans
enommen/ gut. geheilfen/ auch ganker 600.
Fahre feiner andern gedacht worden ; zumahl/
wenn wirdieantique Dummheit / ja Die greus
fiche läfterliche Dummheit betrachten / in wel⸗
cher die Welt noch zu obgedachten Heresbachs
Zeiten geſtanden. |
$.7. Sonderlich artig und merckwuͤr⸗
dig fomme mir für / wenn ich in einem Nie⸗
derfächfifchen Chronico der Stadt Bremen
(fovon Joan. Renner Ao 1583. in Verſen
befchrieben/ diefes Jahr aber zum dritten mahl
mit Sleiß in Stade wieder aufgeleget worden
ift) die Hiftorie Hermans / des viergehnten
Biſchoffs 5 Bremen leſe / und daſelbſt pag. 16.
finde / daß er ein uͤberaus einfältiger Mann
‚ | 5
——————— —
Dom Aretino. 269
geweſen ſey und gleichfahm der Auctor,deffen-
zum Bemweiß fonft nichts anguführen wiſſe / als
Daßerdie Guidonifche Sing⸗Art in fein Bis
fchoffthum introducirt hat. Dieniederteuts
ſchen Verſe felbft lauten folgender Seftalt:
He was Praveſt tho Halverſtadt /
Dit Ertz⸗Stifft dre Jahr beſat.
— (von A9.1032.biß 1035.)
in Mann van groter Simpelbeit/
Hadde nicht derSchlangen Wisheitz
Den Bang be befft gerichtet Any
Dorch Guidon de den erſt began ıc.
Herr qübner ſtimmt / twegenderfimplici- -
‚re, mit Renner überein / wenn es bey ihm
T. VI, feiner Police. Gift. p.948. fo heiffet :
Dieſer Hermannus (welcher nach feiner Rech⸗
nung der eilffte Er: Biſchoff von Zamburg u.
Zrcnsen ifl) war ein Mann / der zwar viel
vonder Tauben⸗Einfait / aber menit von
der Schlangen: Klugheit batte. en
denn auch Diefer Hermann zugleich das Sam?
burgiſche Erk Stifft befaß/ fo ift nicht zu zwei⸗
fein / er habe hiefelbft ebenfalls feine Weißheit
fehen laſſen / und dag felige ut, re,mi,fa,fol,la,
sum erfienmahl bey ung eingeführet, Dignu
; M 3 Pa:
170 P.1. Cap. Vn.
| |
patella operculum. Geht! ſolche Leute
"oaren Guidonis Apoftel und Nachfolger;
das waren unfer Anftitites , die Daslic hieg
gu Lande auf Die Bahn brachten I Muͤſſen es
nichterefliche Helden ſeyn / die in ihre Fußſtapf⸗
ſen treten ? u
$.8, Mein Gegner wird abermahl nicht
faul ſeyn / mit Vorgeben / ich häne hier nicht nur
iwieder feinen ſonderbaren batron. den halb⸗ eh⸗
würdigen Aretinum , und ſeinen Collegen,
den dummen Biſchoff / Harm van Bremen /
ſondern gar wieder 7. gantze Secula Lafteruns
| = ausgeftoffen / denn fo heiffen bey ihm alle
arheiten die ihm nicht gefallen / die feinen
rzconceptis opinionibus , feinem eigens
5* — Laß⸗Duͤnckel nur im geringſten entge ⸗
enlauffen. Allein ich lache daruͤber und glau⸗
ı wenn jemand vor meiner Zeit dieſe Anmer⸗
dung: defeculo ignaro . 40 vixie divue
Aretinus, gemadhı und das galant-genannte
__Ynventum der Solmifation nur ein wenig
darnach examinire härte/ fo wiirde auch der
ärgfte Wiederſprecher ſelbſt wenn ers gelefen/
andere Gedancken befommen haben/ falls er
fonftnoch Das geringfte Gehirn gehabt,
9.9.
Dom Aretino. 271
N
9.9 Ich will hier mit Fleiß von demje⸗
nigen nichts melden / was unfer Aretinus dem
Engellaͤnder Dunſtan, welcher ſchon Ao. 940.
contrapunctos ſimplices mit 4. Stimmen
componirt hat / (zZ) die Muficalifchen
Erfindungen betreffend / entlehner und zudanı
dien gehabt haben Wird ; denn es ift hier ohne
eifel auch fo zu gegangen / daß / was Co-
umbus, oder noch einer vor ihm / entdecket und
erfunden/ doch dem dritten Mann etwa einem
Veſputio, zugeſchrieben und nach feinem Nah⸗
men genennet worden. So willich auch nicht
anführen / was M. Meibomius, und nach ihm
Bontempi, dem Aretino, an feinem eingebil⸗
deren Ruhm / fuͤr Bernunfftsmäßigen Abbruch
thun 5 es möchte fonft roiederum heiffen : man
lieſſe animum injuriandiblicten. Aber der
Gegner fchlagedie Audtores felber nach ı fo
wird er Augen kriegen. Wiewohl / was
ſchwatze ich viel von Anctoribus? ſagt doch
der einfaͤltige Solmifator recht offenhertzig &
certa quadam fiducia (als folte man mey⸗
nen/ wie er fo fonderlich gelehrt und belefen fey )
M4 er
(z) Vid, Printʒ Satyrifdyen Compon. ır. Theil
p. 512. tqusd, Hifor. Muf, pag, 104, ex Davide
Cythrao & Conrads Dietersso,
272 P. I. Cap. VII.
er habe noch in keinem Auctore gefunden / daß
Aretinus durch Das Gamma etwann ſeines
Nahmens Gedaͤchtniß habe ſtifften wol⸗
len; derohalben ſcheine es / als wolle man
ihn eines Hochmuths beſchuldigen / da doch |
‚der Mann ſchwerlich d — gedacht babe:
Ich möchte gerne wiſſen As viel und welche
Auctores der. Herr Drganiftelefe ? das In⸗
troductorium oder der Micrologus , wel⸗
hen unfertheureGuido in feinem 3 aſten Jahr /
fub Joanne Papa XX gefchriebenund Theo-
baldo , dem Bifchoff von Arezzo dedicirt
hat wird ihm ja wohl’ zum Unglück der gangen
Muſicaliſchen Republique, nicht in die Hans
de gerathen ſeyn. Es mare ſonſt um ung alle
ad und müfteman Wallfahrten nad) Ers
ri / wie vor dieſem / nach dem gelobten Lande
anftellen/ die wunderthätige Reliquie zu fehen.
Aberı Schertz ben feite / ich will Doch ein paar
- der befannteften Auctorum herlangen / die
über das Gamma mit mir eins find / unddem
Drgäniften feinen Balcken auch hierinn weiſen
toerden. Ä
S. 10. Dererfte it Herr Printz / welcher
in feiner Hiftorifchen SBefchreibung der edlen
Sing⸗und Kling. Kunft Cap. X. $.3.& 4. alfo
redei:
a
Vom Aretino. 273
redet: Dem 4 bat Guido das Briedhifche T
vorgefeger/ damit er andeutete / daß die
GBriedyendie Lrfinder der Muſic geweſen /
von welchen fie auf die Italianer gekom⸗
men; und daß er zugleich die Ockavmit dem
letzten / nemlich dem G, vollmadhte. Zwar
feynetlidye / die da wollen, daß er mit dem
T ur, gleichſahm als bieffe ea Gut oder Guido,
feinen Nahmen babe wollen ausdrücken:
weiler für billig gebalten/ daß deffen Nah⸗
me nicht vergeffen würde) der eine ſo nuͤtz⸗
lidye Sache erfunden. Wir halten ſo wohl
dieſes alsjenes für wahr. Siguidem unius
vei plures ee poſſunt fines ‚ weil eih Ding
mancherley Endzweck haben kan.
$ 11. Derandere Audor iſt Broflard,
welcher / lub Titulo Syſfema, pag. 160. n. 3.
alſo ſchreibet: Afn de remarquer plus preciſe-
ment, quel [on chatun de ces points repreſen-
20it , il (Guy Aretin) prie les fix premieres
Letires de U’ Alphabet des Latins , au deſſous
desquelles il mit le T , on Gamma des Grecs,
Pour marquer [elon quelgues uns, que la Muſi-
que, on du moins U art de la noter, venoit
‚de ces Peuples; on [elon d’autres, parce que⸗
Be M5 fo
24 PICapVil.
fon nom commengoit par cette Lettre, il etoit
bien aife de marquer à la Poſterité, qu'il
stoit U’ Inventeur de cette nouvelle maniere &c.
Das lautet vermutterfprachet alfo : Damie
Guido nun defto genauer den Klang anzeis
en möchte / woeldyen jedes Pünctgen vors
ftellte / fo nahm er dazu die fedye erften
Duchftaben des Aateinifchen Alphabeths
und fegtedasr , oder Griechiſche G darun⸗
ter/ wie einige wollen / um zu bemercken / daß
die Muſic / wenigſtens die Runftder No⸗
tenſchreiberey / von den Griechen herge⸗
ſtammet; oder wie andere behaupten! weil
fein Nahme mit einem G anfing / under der
Nachwelt gerne dDadurdy ein Zeichen bin»
terlaffen wollen/ daß er der Erfinder diefer
neuen Sing⸗Art gewelen ıc.
$. 12. Einjeder fieht wohl’ daß Printz
und Broffard diefe Gedancken nicht aus ihren
Bingern gefogen / fondern Daß ihnen andere das
zu ſchon lange vorher Die Bahne gebrochen has
ben’ und man leicht / wenns der Mühe werth
waͤre / deshalben weiter zurück su gehen / ein gans
es Regiſter Auctorum davon aufbringen
oͤnte. Wenigſtens ſind die angefuͤhrten Ur⸗
ſachen wegen desr beſſer als des Gegners ſei⸗
u ne /
— — — — — — — —
Dom Aretino. 275
ne / dieſes Inhalts: „IBeilimStyloEcclefia-
„ſtico der Geſang wohl oͤffter insN heruntet /
„‚felten aber ins G. gehet; ſo iſt G. der tieffeſte
„Clavis geweſen / welcher im Choral⸗Geſang
„vorkommen / und mit dieſem faͤngt das hexa-
„chordum durum an / und deswegen (bo-
„nus dies) iſt das Gamma pro Schemate
„alcenfionis & Deſcenſionis genommen
„worden. Voilaune raifonbien refon-
nante!manhatdas G.felten geſungen / deswe⸗
gen iſt die tieffeſte Clavis fo genennet worden /
oder aber / mit dieſer tieffeſten Clavi hat man
das hexachordum durum angefangen / er-
go hat das Griechiſche Gamma demſelben
muͤſſen vorgeſetzet werden Schoͤn! Sehr
ſo gehts / Herr Organiſte / wenn man die Sache
nicht ex fundamento weiß / auf auctores
provocirt, und deren keinen geleſen hat; einen
Moͤnchen defendirt, deſſen Lebenslauff und
res geſtas man nur von Hoͤrſagen weiß / ja deſ⸗
fen Nahmen man nicht einmahl recht ſchreiben
kan / durch überflüßige unnuͤtze Grillenfaͤngerey
und kahle nichtige Wiederlegung beyLeutẽ in Die
Pr&fumption einer fonderbahren und vorzuͤg⸗
lichen Wiſſenſchafft (ſcil.) kommen will, und
das Gamma nicht einmahl verfteher ; wenn
man die Buchlaͤden — anzufü
en
276 P.I. Cap. VIE
len trachtet / darinn / nebft denaus allen 4. Ecken
der Weltaͤngſtiglich zuſammen gerafften Ab-
ſurditaͤten / etwann ein Bachanten⸗ und Wie⸗
en⸗Lied / oder eine Antiphona in Kupffer ges
ratzet iſt; wenn man mit ſolchen Grind⸗(ich
wolte fagen ) Grund⸗Saͤtzen aufgezogen kom̃t /
die wieder alle Vernunfft lauffen und Das: ca-
lumniare audacter , femper aliquid hæ-
ret, zum unverſchaͤmten Feld⸗Geſchrey fuͤhret.
Ich fee. aber den Fall / Guido hätte wollen feis
nes Nahmens Gedaͤchtniß mit dieſem einzigen
armen Gamma ſtifften / waͤre dag ein gröffeer
Hochmuth / als wenn einer heutiges Tages eine
gerineynte Totam Muficam mit tothen
Buchſtaben drucken’ und feinen gangen Nah⸗
men / ohne roth zu werden / ineben der Farbe
darunter feßen laͤſt? So viel auf den andern;
Vertheidigungs⸗Punct zur Nachricht!
$,13. Vors dritte beantwortet oder wie⸗
derleget der Gegner meinen Sag : daß Areti-
aus wenig &hre mit feinen 6. Vocibus einge:
leget hatı weilder Thone over Klänge ( verftehe
die nattirlichfien gradus in fcala Diatona )
fieben ſind mit folgenden Eräfftigen Worten:
Guido hat ja recht. Es ſind ja nicht mehr
als 6. Thone in der Muſie. - Der Kerr
0000 Aa .
Dom. Aretino. 277
Autor (da mennet er mich mit) legt wenig
Ehre ein / wenn er fpricht / Daß deren 7.
wären. Das Semitonium naturale,mi & fa,
ift ja zweymahl inder BecieOdtave anzutrefs
fen/ wo wollen denn 7.Thone herkommen?
Man kan wohl geichebenlaffen‘ daß das b
quadratum h / und das fa ſictum bgenennet
wird / eigentlidy aber find sicht mehr ale 6,
Toni Principales in Mufıcis , Diele bat Guido
Aretinus benahmfer mit dr &c. Daift Safft
und Kraft drinn ! Wer wolte folchen herrlis
chen Rationibus tmiederfprechen und nicht
convincirt werden? Zum Glück und zu Eh⸗
ren des Senarii, hat mein Tenebrio juft eben
fo viel Rationes , ald er gradus naturales
ſtatuiret / angereoffen. Ich es doch nichtans
ders / als haͤtte er fie aus dem GluͤcksTopffe
heraus gegriffen. Hoͤrt! wie ſie einem durchs
Hertze gehen: (1.) Guido Aretinus hat
ja recht. (2.) Es ſind nicht mehr als 6. Thone.
(3:) der Herr Auctor legt wenig Ehre ein. (4.)
dasdemitonium iſt zweymahl in der Octava.
75.) man laͤſt geſchehen / daß b. quadratum
h / und fa fictum b genennet werde, (ſehr à
propos)‘ (6.) eigentlich find nicht mehr als
6, Toni principales , und Guido hat fie
1300 MI ger
278 P. I. Cap. VII.
-getauffet. Es möchte einem druͤber was an,
ommen / wenn er folch Zeug liefert. =
‚ $.14. Sch halte die Sache für fo deutlich,
daß ich nur die Schuler fragen will: Ob nicht
Tonus majoriin der Odtava dreymahl vor⸗
kommt? ob nicht Tonus minor zweymahl in
der Octava vorkommt? Ob nicht dieſe 2. und
jene 3. fuͤnff Gradus machen ? Ob nicht / da
das Semitonium naturale zweymahl in den
Gradibus Octavæ vorfommti dieſe z. und je⸗
ne s. ſieben austragen? Wenn die beyden fo
genannte Semitonia naturalia in der Odta-
va nur für eins paßiren ſolten damit Bruder
Guido und feine ſechs Sylben bey Ehren blie⸗
ben’ wo ware denn eine 7 ma, wo eine Odtava?
Möchte man nicht aufeben diefen Schlag fpres
chen: Diedrey Tonimajores find auch eis
nerley quoadProportionem ; Diebeyden
Toni minores ebenfalls ; fo haͤtte die Octava
weder 7. noch 6. fondern eigentlich nicht mehr
als 3.Tonos principales, nemlich einen ma-
jorem, mwelcher dreymahl / einen minorem,
toelcher zweymahl / und ein Hemitonium;
welches gleichfalls gimeymahl vorfomme ; mo
wolten denn 6.herfommen? das waͤre zwar eis
neneug Menage, aber eine uhralte —
a“ | | arm
Vom Aretino, 279
darinn man ſich mit einem Tetrachordo ab⸗
ſpeiſen laſſen muͤſte. Und alſo kan man aus
des Gegners eigenen Principiiserweifen daß
weder er. noch fein Guido nicht Die allergeringr
ſte Ehrerfondern lauter Schimpff und Schande
mit ihrem Senario eingeleger haben,
. . Sıs. Es vermiſchet ver Gegner dieGe-
nera graduum mit den Speciebus derſelben
aufeineunerhörte Dumme Reife, Die beys
Den Sermitonia naturalia in der Odtava,
welche Doc) eine ganke Quarta von einander
liegen follen bey ihm für eins paßiren / weil beys
de Semitonia eine Groͤſſe haben; hergegendit .
dren Tonimajores,deren zwey Doch hart nes
ben einander liegen’ und ebenfalls einer Groͤſſe
find,follen immer Ipeciatim drey bleiben; auch
die beyden Toni minores follen würcklich
zwey feyn und bleiben/ Damit nur 6. heraus
Fommen. Sch habe mit feinem fa fidto nichts
in der Welt zu thun / fondern rede bloß von den
7. Intervallis diatonis , welche ein jeder
Menſch / als Tonos principales, fingen kan/
auch befinden wird / daß ihrer in der Natur 7,
ſind / und daß / wenner die achte Erhebung mit
der Stimme macht / der erfte Klang verjüi nget
wieder hervor kommt. Und bey diefen 7. hͤſt
| | es
280 P.1. Cap. VII.
— — — — — ——— — —
es die Natur bewenden. (*) Guido hat ſelbft
die 7. Buchſtaben: ab cdefg;tefte Prinzio
I.c. (weldye 7. von Gregorii Zeiten her ge
bräuchlich waren ) behalten und das r nur hins
u gethan / NB, um die Octavam zu erfüllen,
Guido mird nimmer fo alber gemefen ſeyn /
daßergefager hätte: Es wären nur 6. Toni
inder Muſic; ober wohl ſtatuiret / Daß man
mit feinen 6. Vocibus alle 7. benennen und vers
mittelft Dee Mutation Fünftlich (1. Fümmers
lich ) ausfommen koͤnnen. Aber wozu Die
Mühe? zufeinen Zeiten ging es an; nun nicht
mehr/langenicht mehr. Pancirolli Meis
| nung
— — —
C(*) Warum nur 7. und nicht mehr noch weniger
Thone in der Muſie / darüber hat D. Rudiger in
feiner Phylica divina p.5 27. ſonderliche / wie⸗
wohl nur muthmaßliche und zweifelhaffte Ge⸗
daucken. Er iſt auf die Meinung gerathen / daß
weil dieſe 7. Thone drey Tertien befragen (nem:
lich ce. eg. ab.) fo hätten etwann dieſe drey
Tertien einen Zufammenhang oder eine leid):
mern mitden dreyen Halb⸗Circuln des Las
yrinths im Ohr ; denn/daß deren nur deep und
mehr nicht befindtichr dahin der Zugang bißwei⸗
len durd) a. bißweilen durch 5. Definungen ge:
macht wird, beweifet er aus dem Schellham⸗
mer de Audiru. Part. cap 4.9.5. Nondum
patet xatio, ° Iſt auch nicht noͤthig. |
Dom Aretino, 281
nung (der auch die Ehre hat Guido zu heiſſen)
von des Aretini galantem Invento, iſt dieſe:
Ex hac Praxi & vocum Harmonia ſive
concentu Theoria quædam poſtea fuit
hauſta: quæ tamen neque /cientia eſt, ne-
que vetusilla Mathematica, quæ NB.
feptem conſtabat vocibus, ut ex illo Vir-
gilii verſu deprehenditur:
Obloquitur numeris ſeptem diſcrimine vocum
Vid. Panc. Tit. XXXIX. p. 3 1. de Reb. deperd,
$.16. Das vierdte fo mir vorgeworffen
wird iſt / daß ich gefagt: Die Solmifatio fey ein
Marter der Jugend. Da der Quidonifte
Doch felber fpricht: Man fage insgemein: Ef
J ortura difcentium.Mitdiefem insgemein
rede auch ich / will aber meine Urſachen / warum?
unten deutlich genug / und etwas mehr als ge⸗
mein / anzeigen. Unſer Legislator meldet
gleichwohl dabey / daß er ven heutigen Muficis,
die foldyeSolmifation nicht verſtehen / Feine
Schuld beygemeffen haben will; Ihre Lehrmei⸗
ſter waren fchuld Daran. O! mein mehrter
Herr Quidam! meine Lehrmeifter/infonderheit
die legten / toiffen nicht ein Mi von der Solmi-
fation. ; feßt e8 immer mit unter die übrigen
Abfurditäten/- daß fie mich felbige nicht / fons
dern nur Das a. b. c. gelehret haben. Was
— mag
282 P.I. Cap. VII.
mag aber das wohl heiffen : Denen heutigen
Muficis, die feine Solmifation wiſſen / auch
Feine Schuld bepgumeffen ? Solles fo vielber
deuten) als daß Diefelbe zwar bey dem Erfurti⸗
ſchen Windmacher nicht in Straffe verfallen
nd / aber dennoch aufhören Mufici zu ſeyn?
giſt nicht wohl zu glauben. Der aber/
follen die heutige Mufici, ob fie gleich keine Sol-
mifation verſtehen / in allen Muftcalifchen Eh⸗
zen bleiben / ſo iſt ja das Büchlein Ut mit einem
falſchen Titel beleget und kannicht Tota Muſica
& Harmonia æterna heiſſen / wie deſſen Ru-
bric lautet. Das ſolte man eher vermu⸗
then. Wiewohl es ſcheinet / als ob ſich der
contradicente in etwas explicirte / wenn er
p.xor. ſchreibt: Wer ein Componift ſeyn will /
muß beydes / nemlich das AB Cund die Vocer
verſtehen. Das nimmt man nun in ſo weit
an daß ein Componiſt wohl wiſſen moͤge /
was die Voces fuͤr Wunderthiere geweſen / und
wie man ſich ihrer vor Zeiten mit Jammer im
Singen / und mit Zwang im Fugiren bedienet
habe / er wird aber mit Haͤnden greiffen / daß
man nach dem ehrlichen ABC nicht nur in-
ftrumentaliter, fondern vocaliter alles viel
leichter und bequemer einrichten/die Semitonia
mit den e £ und hc weit deutlicher und re
Ä iger /
Vom Aretino. 283
diger / als mit dem doppelten mi fa, unterfcheis
den / auch) coeteris paribus, durch einen weit
kuͤrtzern Weg / die beften Fugen von der Welt
machen lernen koͤnne.
F. 17. Sonſt haͤtte der Gegner nicht noͤ⸗
—— den Baͤhren abermahl hieher zu
fuͤhren weil fein Menſch noch je geſtritten hat /
daß nicht das Semitonium naturale zwey⸗
mahl in der Octava vorkomme; obes aber bey»
desmahl mi fa, und nicht vielmehr / diftindtio-
nis gratia, das einemahl f , und das andere
mahl hc heiffen koͤnne und moͤge das läßt man“
jedem fünfflinnigen Menfchen zum —
uber. Mirgiltes gleich / es mag Kafeoder
Butter heilfen / wenns nur unterfchi:den wird,
Solte aber dieſes händelmacherifche Semi-
tonium da es doch zweymahl in der Octava
vorkommt / nur vor eins paßiren ſo muͤſten auch
2. Ducaten von gleichem Schlage / deren einer
in Erfurt der andere in Hamdurg befindlich
iſt nur einen Ducaten gelten; wie ſich aber bey»
de Pofleflores Darüber vertragen würden das
gu mag der Derr Drganiftefeben.
.S. 18. Daß er indeß aufmeine Sragen
im Supplemento de Orcheftre für unnd»
thig Hält weder zu anttworten / noch denfelben ets
was entgegen zu ſetzen / iſt fehr. wohl ie
| |
284 P. I. Cap. VII.
Mich deucht / der gantze Bettel ſeiner nichtigen
Beantwortung und nüchternen Wiederle⸗
gung hätte wohl können fuͤr eben founnöthig ja
für muthwillig / frech und gottloß an ihm felbft
gehalten werden’ fimens non læya fuiſſet,
und falls der gegenfeiige Schrifft - Stellen
nicht gehoffer / groſſe Schäße damit zu ges
winnen / oder fich einen heroftratifchen Nah⸗
men zu machen; allein / wie elend die Lotterey ab⸗
gelauffen und dieſe Abfertigung ihm befommes
mag er felbft fühlen und wirds der Ausgang
"endlich weifen. Was fonften den Anmerckuns
gen des HerenGapellmeifter Keiſer / ſo er über
das Orcheftre gemachet/e ua
im Ut,entgegen gefeßt worden / wird Derfelbe
fehon bey Gelegenheit felbft beantworten / wenn
er es der Muͤhe werth ſchaͤtzet. |
GS. 19. ann denn nun aus dem abges
handelten zur Gnüge erhellet/ daß der verruͤckic.
Derfaffer des Büchleins Ut, indeffen Parte
Refutatoria, ſeine Abſicht / durch Die vermennte
Wiederlegung des Orcheſtre, gar nicht errei⸗
chet vielmehr in erbarmens⸗ wuͤrdige Sophi-
ſiereyen / wunderliche Contradictiones und
Confuliones verfallen / wenn er (=) die
pedanten gar albern defendirer. (B Een
| | ier⸗
— — — — — — — ——— —
(a) Huj. lib. pag 20. (9) huj.lib, pag. 33.
Vom Aretino. 235
Bierfidlern als ein ftroberner Advocat dies
net. (y) Einem vornehmen Auctori aus
Unverſtand / Dummbeit und Unbeleſenheit
ſehr offte Worte zuſchreibet / daran derſelbe
nimmer gedacht. (d) Eben das vom Ders
fall der Muſie / alisverbis, anbringet / was
das Orcheſtre 6. Jahr zuvor behauptet / nur
damit es contradicirt heiſſe. (6) Dem Or-
cheſtre an vielen Orten grund⸗falſche Wor⸗
te andichtet / die gar nicht in dem Buche ſte⸗
ben. (g Vielfaltige grobe und brutale
Laſterũngen und Calumnien ausſtreuet. (+)
Sich ins Angeſicht mehr als einmahl wie⸗
derſpricht (6) des Orchefre Rubric nicht
verſtehet (+) heutigen Compoſiteurs die
Modos Græcos, als Tezel den Ablaß / kurtz⸗
um oberudiren will (x) Beinen Unterſchied
inter Gregorianos & Græcos Modos macht. (A)
Demorebeſtre, aus eilenem Hand⸗egreifflichẽ
Unverſtand / Unwiſſenheiten andichtet / de⸗
ren er doch ſelbſt die Menge ſelbſt heget
| | (K)
(y) b.1.p.40,45.96, & alibi pasfım,
(8) h. pag.36.46.47. (e) h. l. p.48,51.77 08,
145.195.204. (() Ut p.1.3.16,17.29 35.
37. 41.442 67. 79. 80. 92. 97. &c. („) h. l.
P. 30. 54.100. 134. &c. (6) h l. p 54.196,
(„7 Ut, Part. Inform.cap.V. (x) Ut, p.43.
(1) Ut,p.77.97.h,1,179.231,
286 P.L. Cap, VII.
(„) geringe Liberfichren hoch aufmutzet (v)
Selbſt de Seylis „ de Refolutione , de Ricer-
eatis,Modis &c. irrig und lacherlich raiſonnirt.
(£) Organiſten⸗Griffe von der Muſic
auenimmt. (o) Tand und. Binfalten
Sauffenweife lauffenläßt. (m) die Cla⸗
viersDrobe nicht verſtehet. Ce) Die
Temperatur noch voeniger. (o) Durch Aus⸗
laſſung eines Woͤrtgens die beften Gedan⸗
ken boßhaffter Weife zu verdrehen ſuchet.
Cr) Wieder alle Natur und arbeit nur
6.Gradus Sonorum behaupten will und (v)
dem 4retino mit feiner unvernünftigen Apolo«
gie mehrSchimpff als Ehre anthut dec.dc.
(Salvo jure addendi, ſed non minuendi)
Als habe im vorhergehenden / zur noͤthigen Be⸗
ſchuͤtzung meines Orcheſtre, die unverbotene
Gegenwehrthun muͤſſen / und werde in folgen⸗
den / fo kurtz als muͤglich / den Muſicaliſchen
unpartheyiſchen Leſer die nichtige / verdrießliche⸗
verhaſſete / abgeſchmackte / abgeſchaffte / laͤngſt
verrottete / ſtinckende Solmifation nebſt dem
| 7 abi
C() Ut,p.44.h.l.217.230. 6) Ut, p. 4. h. l.
123. 190. 227. (£) Ut, p.70 h. l. 173.
(.) Ut, 75. ſq. h.l. 177. 1q. 231. (m) h. l. p. 76.
154. 178. iss. (æ) h. L p. 26. (5) Ut p. ↄ97.
(+) ibid. & p,1oc. (u) Ut, p. 99. 100.
Vom Aretino. 297
übrigen unrichtigen Quarck des Erfurtifchen
Pedal rerersszu feiner/ des Leſers / vernünfftie
gen Beurtheilung darlegen müffen / des feiten
Vorſatzes / Feine Feder hernach mehr über Dies
fer Materie anzufegen / es folge auch mas da
wolle; denn auf Calumnien und Anzüglichkeis
ten zu repliciren/ iſt nur thöricht gethan und
der Muſie ſehr nachtheilig; hergegen mag reel-
le Einwuͤrffe heiffen fönten / die find fchon zur
Genüge abgefertiget / und mögen noch immee
Dusch beglaubteAudtores von jedermann mehr
und mehr gernichtet werden. Zum Erempel will
ich nur Joannem Mariam Bononcini, eis
nen Patronum des Solmifatoris anführen/
aus welchem auch der — Septimen-
Studente p. 18. Muſ. Pract. den Malevo-
lum uͤberzeugen Fan / daß diejenige Reſolu-
tio Septimæ in Tertiam, die er vocaliter
gar nich paßiren laffen will / von gedachten
Auctore auf alle Weile gebilliger wird.
Ingleichen / Daß die Regel / in einer vollfommes
nen Conlonantia anzufangen würcklich uns
fern Vaͤtern ein groſſer Schlagbaum geweſen /
aber doch nicht unvermeidlich ſey. (vid. p. 20.
Bononc.Muf. Pradt,) So dann / p. ſeq. daß
man / nach Bononcini Meynung / dem m.
Q
288 PL Cap. VII.
———— — — —— — — —
achtet / in einer Sexta ohne Noth nicht anfangen
ſou / wovon doch der Wiederpelfferer ſagt / es ſey
gar nichts Neues. Man koͤnte auch’ aus
dickgemeldtem Scribenten / cap. 13. Pag. 57.
ſchnurſtracks gegen⸗ und wieder des Ut-
Stellers Vorgeben / daß ein Quatuor zu ma⸗
chen ein fo maͤchtiges Kunſt⸗Stuͤck ſey / darle⸗
gen / daß ein Duo, oder Stuͤck mit zwo Stim⸗
men / faſt am ſchwereſten zu machen; hingegen
daß ein Quatuor, oder Satz mit vier Stim⸗
men / nicht fo genauer Aufſicht als ein Duet oder
Trio unterworffen / wie. ſolches in erwehnten
Muf. Pradt, p. 62. mit deutlichen. Worten zu
leſen. ltem, c.2 1. p.97. daß ein groſſer Untere
ſchied zwiſchen den Thonen des Canto fermo,
i. e. Tonis Eccleſiaſticis, deren 8. und den
Thonen des Canto figurato, ie.ModisGræ-
cis, deren 12. find / ob ſie gleich unſer Thon⸗
Miſcher zu Erfurt alle in eine Bruͤhe wirfft. En⸗
An, wer ſich Mühe geben wolte / der koͤnte alles.
und jedes haarklein aus ſelbſt-gewehlten Bits
chern übern Hauffen werffen / und die Bloͤſſe
der fechsfplbigren Bernünffteleyen ſattſam vor
Augen ftellen; allein es mag hiemit genug ſeyn:
wir fchreiten zu unſerm Vorhaben / und unter⸗
ſuchen den andern Theil des Buͤchieins *
—
DE J
Veſchuͤtzten Orcheſtre-
Zweytes Stuͤck.
PARS PROFLL
| Oder:
Zerſtreuung und gängliche Nie
derlage derjenigen Beftürmer/diedag
Orcheftre vermeintlich haben
überrumpeln follen. |
Das erſte Capitel.
Von den dreyen erſten Lectionen
Partis informatorix
im Büchlein Ur.
Lectio I,
Von der Engel- Mufie.
9. 1.
Aß das Orcheſtre in keine abge⸗
ſchmackte u ae und Andere
ante
290 P. IJ. Cap. l. Lectio L
— — — — — —
antwortliche Irrthuͤmer gefallen / wie ein abge⸗
ſchmackter Dintenſieder unverantwortlicher
Reife ums Geld ſagen wollen;keine rechtſchaf⸗
fene Muſicos, die ſich aufdagMonochordum
nicht gantz allein legen / ohne die Praxin zur
Hand zunehmen ſceptiſch durchgezogen; von
den Tonisfeu Modis Muficis , in ſpecie
Gracis, mehr/ als einem Liebhaber nörhig/beys
ebrachtz und folche / da ſie in der Kirche, ges
väuchlich / keines weges Daraus verworffen;
allenthalben 24. Modos ſtatuiret / und Die eis
nem galant homme noͤthige Definition da⸗
von gegeben; ſpeciem Octavæ bey heutigen
Modis daſelbſt für — gehalten; von
den Semitoniis naturalibus, de Repercus-
ſione, de Ambitu & Transpoſitione-
Modorum gnugfahmen Bericht ertheilet/. ſol⸗
ches wird Der geneigte -Lefer in vorhergehenden
Eapiteln alles deutlich.erroiefen gefunden has
ben. Alſo waͤren die hefftigften Stürme in fo
weit abgeſchlagen; derowegen mir erlaubt ſeyn
wird / einen Eleinen Ausfall zu hun und dem
Feinde biß in fein eignes Lager nachzuhauen-
62%, Solches Lumpen-Lager ift nun die
fo genannte Pars informatoria ; darin er.
allen Liebhabern einen beffern Weg zeigen
— will /
Don der Engel⸗Muſic. 29 r
will / wornach dieſelbe von den Urſachen
der Muſic / und wie ſolche wieder herzu⸗
ftellen fey / glücklicher urtheilen koͤnnen.
Das will er ſo gar demonſtriren. Laſt ſehen!
Das erſte Capitel beweiſet: Daß die Muſic
eine Engliſche Runſt / und daß ſolche ans
fangs / da das allmaͤchtige Fiat erklungen /
dem Menſchen eingefloͤſſet und ertheilet
worden ſeyn. Quid hoc ad rem? Das
andere Capitel zeiget an: wie die Muſic mit
groſſer Mühe hat müſſen wieder geſucht
und gleichſahm von neuem erfunden wer⸗
den. Cui bono? Das dritte Capitel gibt
Unterricht / daß die Schmiede⸗54mmer dem
Pythagoræ nicht zur Erfindung der Muſic /
wohl aber zu den Muſicaliſchen Proportio-
nen Anlaß gegeben haben. Curaſti probè.
Das vierdte Capitel: Gandelt von der Gui-
doniſchen Solmiſation. Bene veneritis, Do-
mine Solmifator ! Das fuͤnffte Capitel:
Von den Tonis few Modis Muſicis. Poſt
Homerum lliadem ſcribit. Und endlich
das fechfte Capitel beweiſet: Daß die Muſic
ewig bleiben werde/ fo wie ſie Guido mit feis
nen ſechs beftellec hat 2c. vanitas vanita-
tum! Heiſt das einen Weg geigen/ und noch
| | MM 2 Dazu
892 P. II. Cap.I. Lect. I.
dazu einen befferen Weg / wornach man von
den Lirfachen der Mufic/ und wie folche wie⸗
derum berzuftellen ſey / glücklicher urtheilen koͤn⸗
ne? was thun da die Engel gu ? was thut
die Hervorfuchung im Alten Teftament dazu?
was thun da de Pychagorz Schmiede⸗Haͤm⸗
mer zu ? Was das Urt? mas die Modi?
was die pretendirte Solmilatio im Him⸗
mel? Albertäten finds ja. Solange der Wie⸗
derfprecher eine Normam , nemlich das Or-
cheitre,, vor ſich harter und nichts als läftern
wolte / ging ihm / oder feinem Treiber vielmehr/
die Schmiererey noch ziemlich von ſtatten; nun
er aber informirenjeinen beſſern Weg zeigen /
proprio Marte etwas elaboriren und ſich
Airs geben will / ſiehet many wie er fo kahl beſte⸗
het / und ſeinem eignen Vorſatz ſo ſchlecht nach⸗
folget / daß man nicht anders urtheilen kan / als
es ſey etwann der Menſch nicht recht unter dem
Huteverwahrer. Wir wollen erſt die Helffte
dieſes Miſchmaſches vornehmen / und fehen«
was unfer untüchtige Informator für herrlis
che Demonftrationes geben fan. .
$.3. Cap-I, fagt der irrende Wegwei⸗
fer $. 1. felbft : der Auctor des Orcheſtre
pflichte der von. ihm angeführten Meynung vi
| a
Von der Engel» Mufic. 203 \
daß die Mufic eine Englifche Kunft vn ums
‚gekehrt: Der Here Organiſt irret. Erpflichs
tet vielmehr meiner Meynung / jedoch zerſtuͤm⸗
melter Weiſe bey / welche ich ihm für 6. fahren
fchon hingefchrieben habe; unddennoch miller
‚einen befern eg zeigen / da er doch mit meis
nen felbft eigenen Worten ſich ſchmuͤcket / und
zwo gantze Seiten damit anfuͤllet / auch nichts
anders vorbringt / als daß ich keinen Beweiß
angefuͤhret. Das will er aber thun / und
zwaͤr (1.) aus dem Kirchero, deſſen Ver—
gleichung mit einem Zauber⸗Buche der gute
Erfurter noch nicht verdauen kan / und ſagt im⸗
mer / ich hätte auf den Kircherum fehr geläs
ftert; da er doch wiſſen möchte, daß es auch Ma-
giam naturalem gebe/und eben unſer Jeſuite
ftarck damit gehandelt/ja fo gar Bücher davon
gefchrieben habe. Damit wir nur bey der Mus
fic bleiben / fo befehe man Kircheri Lib. IX.
Muſurgiæ, cui Titulus : De MagiaCon-
ſoni & Difloni. Doch unfer Solmifator
iſt eben Fein Heyenmeifter.
4. Was fonft vondiefem Mago und
feinen ungeheuren Schriften die gelehrte Welt
Für Urtheile abgefaſſet hat / wird der Exfurtifche
Hauß Ereuk: Träger wohl ſchwerlich errarhen
| N3 noch
294 PM. Carl. Lect. I.
— — — — —
U —
noch ſich immermehr einbilden koͤnnen. Es
finder ſich meines Behalts / niemand der Kir-
cherum fonderlich lobet / auſſer dem einzigen.
Gothaiſchen Rectori, Vockerodt; dem Der
Weiſſenfelſche Bahr ehmahlsı Muficplifcher
Händel wegen die Tagen fo tapffer eingefchlas
oen hat. Dieſes fonft gelehrten Rectoris
usfpruch vom Kirchero ift aber nur bloß auf
deffen Obeliscum Pamphilium gerichtet /
und dagu : Judicium ztatis immatur&;.
wie er denn felbft in der Zufchrifft feiner Znerod.
in Notit, Societ. literar. geſtehet / daß das gantze
Buch eine Frucht ſeines annoch unreiffen Al⸗
tersfey. Indeſſen dencken andere / die veniam
ztatis zuditten nicht noͤthig haben / von unſeren
arbeitſahmen Jeſuiten gang was anders / als
der Herr Rector Vockerodt. En voici
quelques traits. Morhoff ſagt unter ans
dern / Pohh. Tom II, lib.2. P.2, cap.29. (.4.
pag.433. es wären des Kircheri Schriften
fiberhaupt eitele Aufſchneidereyen; weiches
denn mit unfermSentimentp 119.völlig und
juſt einflimmer. Here Kath Mencke ſetzt ihn
richtig mit unter dieelehrrenCharlatans oder
Marckſchreyer / ⸗ag 38. ed. pr. de Charlat. Erü-
dir, Sp nennetauch Rich, Simonius des Kir-
| ee cheri.
Von der Engels Mufic- 208
cheri Oedipum infonderheit und ausdruͤck⸗
lich eine Charlatanerie , nouvel. Biblioth.
choifie, Tom, Il. cap. 4. Ja / der berühmte Cle-
ricus, oder de Clerc, behauptet Bibliorb, anc. &
modern, Tom, I, p. i91. mit Flahren Torten:
Es habe Kircherus (yon längfi allen Credit
und alle Renommee beyden Gelehrten vers
lohren. Man lefe wos Herr Bundling in.
feiner Zu, Philof. mor.Cap.1.$.3,pag.9.8 10.
vondiefem Davo (mit welchen Nahmen ihn
aud) Kerr Fabricius , Bibliotb, Graca 5, lib. I,
cap. 13.97. beehret) und groſſem Plagiario
hält. Der fubtile Engelländer/ Jo. Owenus,
richtet ihn / in Tbeologum. lib. 1. cap.ß. 6.22:
p.82.& alibi , wegen feiner Leichtglaubigkeit
und des Mangels am Judicio,brav aus; und -
Huetius ſpricht / Quæſt. Alnet, Lib. II. cap, 3.
daß Kircherus gemefen fey : Vir vaſtæ &
variæ, fednonfatisaccuratz & caltigatz
eruditionis. Hottinger / If. Voſſiuus und ans
dere mocquiren fich auch weidlich über ihn /
von welchen allen ein curieuſer mehr Unter⸗
richt finden kan in Actis Philoſoph. P. VIII.
pag.193-199. In Summa, man fan vom
Kirchero gar wohl ſagen / was Herr Seruvius,
in Bibliotb, Pbilof, cap 3. $.5. pag. 46. vom
4 Ca-
296 P.I. Cap. I. Leit I.
Ca/alio urtheilet nemlich: Audtor nofter,
pro more fuo, congeſſit potius ex aliis,
quam digeflit. Der Titel endlich / den ich
fonft dieſem fleißigen Manne / infonderheit we⸗
gen ſeiner Muſurgiæ (daruͤber Marcus Mei-
bomius gloßirt hat) beyzulegen pflege / heiſt:
Copiſte infatigable. Und damit faner ſich wohl
behelffen.
F.5. Dieſer Kircherus ſoll nun / nach
der Rechnung des blinden Wegweiſers / Lib.
VL. Analog. ſagen: (a) daB GOtt die
Welt barmonice erbauet babe ; ergo ift
die Mufie eine Englifche Kunſt. Weiter:
Das ganze Himmels» Seer muſicire / fagt
Kircherus; Antwort: Es Fan wohl ſeyn / ich
zweiffle zwar nicht daran / dee Mönch hats aber
eben ſo wenig gehoͤret als wir; daß es demnach
nichts weniger als eine Demonſtratio oder ein
Beweiß heiſſen kan. Ferner: Der Archimu-
Acus hat in Erſchaffung des Menſchen mit
einer allgemeinen Harmonie geſpielet / ſagt
Kircherus; ergo hats geklungen. Wer bon
| gehoͤ⸗
(a) Unſer Erfurter iſt wieder nicht ad fontes ſon⸗
| dern blind gefommen. Es iſt Lib.X. Mufurg,
| = nicht VI, welches de Organo Decaulo han:
elt. u
N
\
.——
möchte zu meitläufftig werden Ich meines
Theils bin gut dafür, wenn auch alle andereuns
nüge und dumme Fratzen hätten megbleiben
ſollen / und nur ein wahregSpecimen von ter
Englifhen Mufie zum Vorſchein gefommen
waͤre / Die Herren Kunſt⸗Genoſſen und andere
ehrliche Leute / die auch gerne eine Compoſi-
tionem Angelicam fehen wollen, haͤtten das
Buch lieber zweymahl fo theuer bezahlet / und
waͤre es nur um eine eingige Kupffer⸗ Tabelle
‚mehr zu thun geroefen. Der "Betrug und Die
Marckſchreyerey ift — |
, 5
208 P. II. Cap.I. Lect.I.
4. 6 Damit die Herren Kunft:Senoffen
aber nicht mennen/ Fein Menſch / als ihr Solmi--
fator, habe von dieſer Welt⸗ und Himmelsoder
Engel:Mufic die rechte Nachricht und den Flas
ren Kern fo mwillich ihnen / ohne mein ‘Buch
über ein Quart⸗Blat zu vergröffern / erft die.
Worte / die leeren IBorteKircheri, Lib.X.
Regiftro I. deSymphonismo Calorum,
mo am Rande p. 381. ftehet: In quo confi-
ftat vera Harmonia mundi, hieherfegen:
Quz quidem Harmonia , uti diximus,
confiftit, cum inadmiranda quadam di-
fpofitione & proportionatiflima unius
corporismundani ad aliud intercapedi-
ne; tum in quantitate fıvemagnitudinis
unicuique ad finem fuum obtinen-
dum appropriat& exactiffima Analogia,
Teutſch: „Die Harmonie der Welt beſtehet /
„wie geſagt / ſo wohl in einer gewiſſen wunder⸗
„wuͤrdigen Einrichtung und allerproportionir⸗
„lichſten Verhaltung / die ein Weit⸗Coͤrper ges
„gen und mit dem andern hat / als auch in der
„allergenaueſten Gleichfoͤrmigkeit der einem
„jeden Coͤrper / zu krlangung ſeines Endzwecks /
„beygelegten Quantitaͤt und Groͤſſe.,, Iſt das
nicht erbaulich? —
Don der Enngel-Miufic. - 299
$. 7. Hernach / wenn eigentlich von der
Englifchen Muſic die Rede iſt / ſo laͤufft altesauf
ein ſolches betriegeriſches dec. hinaus / als der
Wegweiſer p.107. ſetzet. Denn / wie der En⸗
gel ihre Muſic beſchaffen ſey / davon findet ſich
weder im Kirchero, noch ſonſt in dieſer Welt
nicht ein einziges Woͤrtgen. Gedachter Au-
ccor ſetzt vielmehr Regiſtro IX. $. 3-9:446.
dieſe ausdrückliche Uberſchrifft: De Muſica
Angelica inſenſibili. In dem $.felbft aber
nimmt er folgende Propofitiones undSragen
‘por: Anima omnia fit intelligendo , ex
Platone..e Quomodo anima res foris
oblatas cognofcat ? Exempla à rebus
naturalibus, Caufa, curanima Harmo-
nia.delectetur? Harmonia infenfilis, Cut
& unde repentinus amor ? Verto: (1.)
„Von der Englifchen Mufic/ dieman nicht
„hoͤren kan. (2) Die Seele wird durch ihr
„Verſtehen zu allerley Cauch bipmeilen zum
„Narren /) Diefer Saß ift aus dei Platone ge⸗
„nommen. (3) Wie dieSeele die ihrvon 5
„angebrachte Dinge erkenne? (4.) Exempel
„von natuͤrlichen Sachen. (5) Die Urſache /
„warum die Seele Luſt zur Harmonie habe?
(6.) Warum und eine plößliche Liebe
| ent⸗
0 PM CaplLettl
entſtehe, ? Das find die 6. Haupt⸗Stuuͤcke / die
unfer Magus an beſagtem Orte abhandelt / dar⸗
aus lerne mir nun ein Kunſt Genoſſe / wie der
Engel ihre Himmliſche Muſic beſchaffen ſey /
und beweiſe denn / mit unſerm prahlenden Weg⸗
weiſer / demonſtrative daraus dasjenige, mag
die Rubric des erſten Capitels Partis infor-
matoriæ des Buͤchleins Ut im Munde fuͤh⸗
ret. Cœcus cœcum ducit.
$.8. Den andern vermeynten Beweiß⸗
thum nimmt der fich marternde Informator
her von dem Märtyrer Ignatio, welcher der
dritte Bifchoff zu Anriochien geweſen / und das
abmwechfelnde Pſalm⸗Singen deswegen in die
Kirche eingeführet hatı weil er gefehen (im Ges
fiihtenemlich ) daß die Engel GOtt im Him⸗
mel aufgleiche Weiſe lobeten Und das iſt aus
Werckmeiſters Uberſetzung des Steffani⸗
ſchen Sendſchreibens hergeholet. (b) Was
iſt es aber nörhig die Sache von den Maͤrtyrern
herzufuͤhren / haben wir nicht die Heil. Schrifft
J und
(6) Der verkehrte Wegweiſer ſetzt hiebey: Vid.
| Hr. WDerckmeiftersUnmerdungen;da es doch
der Tert des Herrn Steffani ſelbſt iſt; der es aus
dem. Socr. Niceph, Casliodoro und Amalario
anfuůhret.
Von der Engel⸗Muſie. 308
und darinn die Offenbahrung Johannis / wenn
wir auf Geſichte bauen wollen / die doch mehr
Grund haben / als des Ignacıi feine Erſchei⸗
nungen. Apoc. cap.V. 8. ſteht / daß die 4.
Thiere und die 24 Aelteſten ein neu Lied geſun⸗
gen haben. Wer wolte das aber proprie
auslegen / daß Thiere ein neu Lied fingen folten?
Man lefe die gange Dffenbahrung durch / da
wird man der Engel fingen, Elingen/ blafen und
und pofaunen genug antreffen. Aber man
Iefe auch Lutheri Vorrede Darauf die ung ber
richtet daßes eine Weiſſagung ſey mit bloffen
Bildern und Siguren. Durch die Norte
Erigel und Aelteften / fagt Lurherus , müffe
man verftiehen / Bifchöffe und Lehrer in ver
Ehriftenheit. Die Harffen bedeuten das Pre⸗
Digen / und die Nauchfäffer das Beten dc.
- Darum fan folches auch nichts beweiſen / viels
weniger des Ignatii Geſicht; weil jeneg Alle-
gorien ſind / und diefeg ein gurer Traum.
9.9. Den dritten Beweiß nimmt endlich
ber ſeynwollende Demonftrante ex Sacris
Jef. Vi. Wenn er aber die Augen vor Balcken
aufthun und daſelbſt am Rande zu fehen kan / fo
weiſet der locus gleichfalls ad parallelum,
Apocalypfeos Cap.1V. v. 8. wo es ſo lautet:
- R7 Mo
302 P. II. Cap.I. Lect J.
Und ein jegliches der vier Thiere hatten ſechs
Fluͤgel umher / und waren inwendig voll Augen /
und hatten Feine Ruhe Tag und Nacht und
ſprachen: Seilig/ Seilig / Heilig ift GOtt
der ZErr/der Allmaͤchtige / der da war / und
der da iſt / und der da kommt. Iſt alles eine
Weiſſagung / vom Reiche Chriſti u.nichteigent
lich vonder Muſic der Engel. DaßauchCor-
nelius à Lapide u. ſohannes Damaſcenus
ſagen / dieſe Seraphim oder Thiere haben wech⸗
ſels⸗weiſe geſungen / ſolches hätte der ſchlecht⸗ in·
formirte Wegweiſer nicht duͤrffen aus dem
Steffani ausſchreiben / denn es wird darum
niemand glauben wollen / er habe den Corne⸗
lium a Lapide oder Johannem Damafce-
num felbft nachgefchlagen ; Fan er Doch eine
Schrifft von 7. Bogen / die er treflich gemartert
und genothzuͤchtiget hat / ſo wenig verſtehen / daß
er allemahl bey den Allegatis fehlet / und nicht
zu unterſcheiden weiß / was nur in den 7. Boͤgen
der Tert Steffani oder Werckmeiſters Zuſatz
ſey. (c) Wir koͤnnen es inzwiſchen „tr
wo
(c) Das Wechfel-fingen iſt gar was altes und viel
älter als Ignarii Traum, Vid. Sadom, vor Till
Dicht⸗ und Spiel-Runft pag. 123. 1gg. #o-
R | | mor.
Don der Engel⸗Muſic. . 303
wohl leiden / daß man ein Wechſel⸗ſingen der
heiligen Engel glauberich meines Theils bin der
Meinung gerne und willig; allein die anges
führte Prophetiſchen und Märtyrer-Gefichte/
vielweniger des Kirchers Gewaͤſche / demon-
ſtriren ſolches nicht / und beweiſen keinesweges /
daß die Muſic eben darum eine Engliſche
Rumnſt / noch daß ſolche Anfangs / da das alls
maͤchtige Fiat erklungen / dem Menſchen einge⸗
floͤſſet und ertheilet ſey. Es iſt wahrſcheinlich /
aber nicht erweißlich.
6.10, Und wie fönte einer ſolche Muſie
eine Kunſt nennen / da fie doch die Engehnicht
etwann vom Aretino werden erlerner haben ?
Fan man mwohlfprechen : Das Reden fey eine
menfchliche Kunſt. Es iſt vielmehr beydes
eine natuͤrliche Eigenſchafft / die Sprache bey
dem Menſchen / und die Muſic bey den Engeln /
als ihre Sprache / welche letztere aber nicht zu
beweiſen / ob wohl zu muthmaſſen und zu glau⸗
ben ſteht. Alle dieſe Difficultaͤten / mein gu⸗
ter irrender / blinder / betrieglicher / verkehrter
* Weg⸗
mer, Iliad. I. verf. 604. Yrrgrl. Ecl. 3. Calpurn.
Ecl.g, Sratsws Papinius ı, Thebaid, Cætullus in
Epithal, Thetidis Theorr. Idyll. va! ad Catul.
ja ie gar Exod.XV 20, 21, XXXII, 18. Num. XXI.
* 17. 86,
304 P.II. Cap.I, Lect. I.
Wegweiſer / + habe ich im Orcheftre gar
leicht vorhergefehen/ derowegen mich auch mit
Feiner Demonftration habe abgeben wollen/
fondern bloß gemelder: Man thue Fein Unrecht
mit den Gedancken / daß die Harmonıa etwas
unerfihaffenes und ab zterno in zternum
ſey / maſſen ja unfere ftärckefteld&e vom ewigen
Leben auf das fingende und Elingende Lob GOt⸗
tes Deffen feeliges Anſchauen und Dienft ſich
besiehet. Ich ſage ferner » die Mufic fey der
Engel Zeit- Bertreib und Dienſt / nicht der En⸗
elihre Runft. Dabey haͤtte es das Weich⸗
Bild wohl laffen mögen / ohne fich mit feiner
eingebildeten Demonftration zu prolti-
tauen. Tekctio I.
Von Adams und Jubals
Muſit.
6.11. Gehen wir nun weiter und betrach⸗
ten / welche ſchoͤne Sachen und welche beſſerer
Wege von der Muſic zu urtheilen ung IM dem
an
T Alledicfe Predicata hat erfich felber su dancken /
wie oben ſpecialisſime exwieſen worden.
Von Adams und Jubals Muſic. 305
andern Capitel Partis informacoriæ infor-
mis gewieſen werden / fo kommt ein Wiegen⸗
Lied angeſtochen / mit dem Bericht / es waͤren
ſolches uͤberfluͤßige Gedancken. Sa wohl uoͤber⸗
fluͤßige und recht kindiſche Gedancken! Wer
ſcheert ſich was drum / ob 2idamı und Eva eins
mit einander gehuͤmmert haben / wobey Cain
zuweilen Die Leyer gedrehet ? Wunder
iſt es / daß fie nicht folmifiren gelernet. Es
ſind ja Lappereyen / dafuͤr ſich ein Mann / der
feine Kinder⸗Schue bereits vertreten hat / billig
ſchaͤmen ſolte; allein hier aus kan man das arm⸗
ſeelige Ingenum abnehmen.
G12. Beſagtes anderes Capitel will weiter
nichts lehren: als daß Adam lange vor Jubal
gefungen haben koͤnne. A poſſe autem ad
eſſe laͤſt ſich nicht argumentiren. DagOr-
cheſtre bleibt ſtrickeè bey der Bibel / als dem
beſten und unfehlbahreſten Wegweiſer / da wird
expreſſis verbis geſagt: daß vom — her⸗
kommen find die Geiger und Pfeiffer. Hat
nun dieſer bloß die Inftrumental-dam aber
die Vocal-Mufic erfunden / das laft man an
feinem Orte gefteller feyn und ift eben nicht fo
gar ungereimt ; aber eg ift Doch ein bloffes
Muthmaſſen und beweiſet nichts, —
at
366 P. I. Cap. I. Lectio II.
hat man auch im Örcheftre nicht darauf re-
fledtirt, ſonſt wäre die Muſie / oder Pars ejus,
noch um 900. Jahr älter geworden / welches ja
sum Northeil meiner Saͤtze gedienet hätt. Al⸗
lein mit folchen feichten Gründen mag ich mich
nicht behelffen. “Dennoch fagt ja mein Sup-
plementum ausdrücklich : „Ich meines
Theils bin gewiß / daß fo gleich im Anfang’ da
„&HDt Himmel und Erde erfchaffenna in dem
„Augenblick / dadasallmächtige Fiat erklun⸗
„gen / dem erſchaffenen Weſen und Menſchen
das war ja Adam )auch Die Muſic eo ipſo
„eingeflöffer und ertheilet worden fey.» Was
will man denn mehr? Ich bin Des gewiß / ich
glaube es; kans aber niemand als einen Glau⸗
bens⸗Artickel aufdringen / vielweniger mathe-
matice demonſtriren / daß es wahr ſey. Sol⸗
ches kan kein Menſch thun / weil die Heil Schrift
davon ſchweiget. Wo iſt denn abermahl der
beßre Weg / der uns ſoll gewieſen werden? ⸗
Hz, Wie die Inſtrumental⸗Muſic
erfunden ſey / daß duͤrfften wir nicht moeitläuffig
aus dem Kirchero und Prinzio anziehen! das
4. Cap. des 1. B. Mofes ift alles und genug.
So hat auchja das Orcheſtre dieferhalben kei⸗
nen Menſchen auf den unrechten Weg ee;
E wor⸗
Don Adams und Jubals Muſic. 307
wollen / daß daruͤber eine Reformation und
Information anzuſtellen wäre. Daß Printʒ
ſolche Sachen aus dem Kirchero anziehet /
daran thut er recht und wohl / denn es erfordert
ſolches ſein Inſtitutum hiftoricum. Kir-
herus hatte auch ſehr groſſe / ob wohl cönfufe
defleins in feinem Wercke / deswegen mufte er
Alles hervor fuchenundallegiren. Aber das
ung der Hr. Informator. mit feinem Bimſen⸗
Rohren und Schiff:Pfeiffen als ein neubelebs
ter Pan, die Zeit verderben will / kommt unge
reimt heraus / und beweifer/ daß er fonft nichts
zu ſagen / Feinen beflern Weg zu zeigen und fei-
ne Blätter ohne folche unnöthige /_hieher gar
nicht gehörige Allegata , nicht zu füllen wiſſe.
Er fagt felber p. 113. fein propos fen nicht,
Muſicam hiftoricam zu fchreiben (ich glaube
es gerne/denn e8 gehöret mehr dazu als die Sol-
mifation und ausder Mode gefommeneMo-
di ) fondern feinen Kunft-Senoffen den Nutzen
der Solmifation und andere Fundamenta
(3.€. das Bachanten-und Wiegen⸗died / die
Bimfensund Engel: Mufic ı die Schmiede,
Hammerze.) zuzeigen. Dem ungeachtet hat
er Fur zuvor noch einen trefflichen Fleck ex
Prinzio, von den Muficalifchen Zeiten >
—J | in?
308 PIL.Cap-l. Le&,l.
hingefchrieben um dadurch feinen Kunſt⸗Ge⸗
noflen ex Fundamento zu zeigen / daß da⸗
mahlsdie Muſic indee Suͤnd⸗Fluth nicht mit
erſoffen ſey Was dienet das zur Solmila-
tion ? was zu den Fundamentis Muſicis?
wo iſt da der beßre Weg von der Muſic zu ur⸗
theiten ? Es gehoͤret ja gar nicht hieher. Ad
hiftoriam fanes gerechnet werden / nicht ad
doctrinam. Jene will er nicht / und dieje Fan
er nicht ſchreiben. Ber
Le&tio III.
Vom Pythagora. „
‚6. 14, Im dritten Capitel gerärh ber
elende Schreiber wieder auf Abwege / und will
den Muflc-Liebhaber unterrichten) wie Pytha-
goras die Muſic in des Vulcani Werckſtatt
weder erfunden noch erbettelt habe. Ich con-
tradicireesja felber und fage pag. 301. Sup-
plem. es fey einfältig gehandelt / daß manden
plumpen Amboß und Die groben Schmiede⸗Ge⸗
fellen / als eine Quelle der geiſtreichen Mufie
ausſchreyet / auch Dabey dem weiſen Pyrhago-
ræ (tag fag man honorabler fagen ). den
Schimpff anthut / daß er feine Darmenifäe
| | unite
u
Dom Pythagora. 309
— — — —— ——— — — —
Fuͤnſte aus der ſchmauchichten Hoͤle des hin⸗
ckenden Vulcani gleichſahm erbetteln muß.
Meine Meynung iſt / es ſey eine Fabel daß Py- _
thagoras die Mufic bey den Schmieden ges
funden habe ; aber ich flreite Deswegen mit
nichten / daß erdaher Anlaß genommen ven
Proportionibus nachʒudencken / wiewohl die⸗
ſes / meines wenigen Erachtens / noch lange nicht
Muficam Theoreticam ausmacht; woruͤber
ich mich anderswo breiter erklaͤhren will. Das
erſte / nemlich Die Gabel fehreiben viele gelehrte
geute / die eben feine Mufici find / ſtatt einer
Warheit / in die weite Welt hinein; (d) Das.
andere
ne ae en a
(d) Wenn eswahr wäreimie Salomon von Till
in feiner Dicht: Sing⸗ und Spiel: Kunſt vors
giebt / Daß Pythagoras den Sufammenflang
erfunden habe/ fo mufte er ja allerdings pro Au-
&ore Harmoniw pafiren. Aber auch diefes ift
Grund⸗falſch. Minventa, (Pythagore) ſelon
l’Opinion de quelgnesuns, les Tuns de Mufıque,
parlemoyen de l’accord & de la Proportion
qu’il'remarquoit , lorsque cing ou fıx forge-
ons battoient fur leurenclume Diverfr, Cam
rieus 6me Partie.p.29 Iſt falſch. M.M- shomins
führet felbft in Prefatione ad Gaudentium ex
Casliodoro diefe Worte an : Gaudentius qui-
dam, de Mufica ſcribens, Pythagoram dicit
—— hu ·
310 P. II. Cap.l. Led. II,
ö— — — üö]⏑
andere aber darf deswegen niemand wieder ſei⸗
nen Willen in Zweifel ziehen; wozu ſollen denn
alle Erzehlungen ? Alle Conteſtationes?
Der Wegmeifer ficht ja mit feinem eigenen
Schatten und har mich nicht veeftanden / oder /
wie an vielen andern deutlichen Orten / nicht vers
fiehen wollen / Damiter auch vom Pythagora
ein Capitelchenmachenmöchte-
—ñ—
6. 15. Ich will aber / mit GOttes Huͤlffe /
dieſem Pythagoræ, und ſeinem uͤbermenſch⸗
lichen Geheimniß / den Text an einem andern
Orte ſo leſen daß Nicomacho und allen fer
nen Helffers⸗Helffern die Augen uͤbergehen
ſollen. Inzwiſchen wollen wir hier doch die
TE Schmie⸗
—— — — —— — — — —
hujus REI inveniſſe primordia, Iſt falſch. Ja fo
gar im Griechiſchen Text des Gaudentii, p. 13.
ed, Meib. Wird dox,n TYS TETWV Eugeceös » i. e.
Principium inventionis OMNIUM, dem Pytha-
gorz ausdruͤcklich / und zwar noch dazu von ei⸗
nem Ariſtoxeneo,, wiewohl nur ex traditione,
beygeleget. Iſt falſch. Jedoch bezeuget der Uber⸗
feßer hiebey ſo viel Vernunft / daß er die angefuͤhr⸗
te Wortel.c. nur de inventione »41502u=, nicht
aber / wie Casfiodorus , Gaudentius , und ein
Hauffen neuere) die ich Ehren-halber verſchwei⸗
ge/ de inventione Primordiarum REI MU.
SICAÆ OMNIS verſtehet und ausleget.
Vom Pythagora. 311
Schmiede⸗Haͤndel ein wenig genauer beleuch⸗
ten. Fuͤrs erſte ſagt Pring ſelber (darauf ſich
doch der Gegner berufft) in ſeiner Hiſt. Muſ.
ag. 55. Es ſcheine faſt / als ob die vorer⸗
zehlteGeſchicht / (vom Pythagora und feinen
Haͤmmern) etwas lügenhafft heraus kom⸗
me. Das iſt teutſch. Warum hat der
Wiederſacher das nicht angeführet ? Antw.
Er hat es nur obiter, oder gar nicht gelefen.
Surs andere fprechen Hr Printz / Hr. Neid⸗
hardt / und alle die es probiret / daß das Gewicht
dieSonos an den Saiten unmuͤglich von ſich
Heben koͤnne. Sie entſchuldigen aberMeifter
Pythagoram mit einem großmaͤchtigen Ver⸗
muthlich. Vermuthlich wird er das Gewicht
verdoppelt haben. Vermuthlich hat er auch
ſolmiſiret ꝛc. Man koͤnte aber wohl mit beſſe⸗
rer ee fagen : Vermuthlich wird
die Welt / die damahls fchon 3434. fahr ges
ftanden hatte Diedrittehalb Proportiones der
Thone lange gewuſt / oder lange vergeflen ge-
habt haben, daß alfoder fo genannte beruͤhm⸗
tefte Muſicus unter allen fehr berühmten alten
Muficis, mitfeiner pretendirten Erfindung
etwas fparh gekommen ift / -und nur bey unwiſ⸗
fenden den Dreiß und Beynahmen — ver⸗
ent
3072 PIE. Cap-l. Lect. II.
dient zu haben ſcheinet. Man möchte ihn denn
Primum vom unrechten Ende nennen’ wie ſol⸗
cheg bey den Griechen gebräuchlich war,
$ 16 Zwar find wir diefenfalls alle ges
wiſſer maffen unwiſſend / und muͤſſen ung mit
den alten Erzehlungen behelffen weil in 343 4
Jahren ( leider ) Feiner aufzumeifen iſt der ung
einen beffern als den Pythagorifdyen Weg
nach der Schmiede: Effe eigen koͤñezaber / wenn
doch Murhmaffen gelten ſolte / fo muͤſte man ges
dencken / daß in einer folchen erfchrecklichen lange
Zeit / welche fich juft fo weit erſtrecket / als wenn
wir heuer weymahl von der Geburt Chriſti an⸗
171 |
sehleten 3434 daß in folcher Zeit ſage ich / folte
man glauben Menfchen geweſen waͤren / die dies
ſer Sache nachgedacht hättenszumahl wenn wir
Adam felbit zum Vocaliften machen toollen/
des ich doch billig Bedencken trage / und auch
nicht noͤthig iſt. Manlefe/ wie Pring Hikt.
Muf. pag. 41. argumentirer/ nemlid) / daß
die Inſtrument : Macher zu Davids: Zeiten)
aller Wahrſcheinlichkeit nach / die Doctri-
nam Proportionum ſo wohl / ja beſſer als
wir / verftanden haben müſſen. Da ſaͤhe
MonfieurPythagoras,mit ſeiner prætendir-
ten Erfindung / ſehr jung bey aus. 4. 17.
Vom Pythagora. 313
& 17. Wenn wir auch betrachten wie
viele Erfindungen? welche unzehlige Künftenur
inden 1717. Jahren / nach der Geburt Chriſti /
in die Welt gekommen ſind / und denn in Erwe⸗
gung ziehen / was in zweymahl ſo vielen Secu⸗
lis, nemlichin 343 4. Jahren / von Erſchaffung
der Welt / hat koͤnnen und muͤſſen zu Wege ge⸗
bracht werden / ſo duͤrffte man faſt auf die Ge⸗
dancken gerathen / daß alle Wiſſenſchafften Zeit
genug gehabt / ſich hundertmahl zu verliehren /
und hundertmahl wieder finden zu laſſen. Wie⸗
derfinden aber iſt nicht erfinden. So fpricht
auch Hr. Pring gar flüglich/ eg habe Pycha-- _
goras, unter den Heiden / zu erſt Muficar,
_ theoreticam erfunden. Diefe Heidnifche
Mufica theoretica, wenn fie ja fo heiffen ſoll /
iſt nun von unzehligen Leuten / infonderheit von
‚puretheoreticis, pro totaMulica genoms
men worden; tie dennja/ wieder alles Vermu⸗
then noch biß dieſe Stunde folche Sänger in der
Welt ſind die auch wohl etwas weit geringers
pro tota Muſica & Harmonia æterna un⸗
verſchaͤmter Weiſe ausgeben duͤrffen. Das
her iſt die Fabel gefloſſen / von welcher ich im Or-
cheſtre rede / daß nemlich der Uhrſprung der
Muſic aus dem Amboß gegoͤgen worden / *
m
314 P. II. Cap. I, Sect. III.
——— — ————————————— —————— —
mit ſich ſonſt die Schmiede noch biß dieſe Stun⸗
de ſchrecklich bruͤſten und viel wiſſen.
$.18. Nicomachus, der mit feiner Er⸗
sehlung ein Zeugniß abgeleget / daß er zu demuͤ⸗
thig fey / eine Parade vom kurtzen und nach⸗
dencklichen Stylzu machen’ wie es Hr. Neid⸗
hardt gibt / kurtz / Nomachus, der Waſcher /
gedencket nur 4. Schmiede⸗Knechte; Boëtius
aber macht den Schmidt noch um einen Knecht
oder Jungen anſehnlicher / und gibt vor / ſie haͤt⸗
ten eins A quinque gehaͤmmert / Maf.Lib. ı.
cap. 10. 11. Und von dieſem Boẽtio ſchreiben
es die juͤngern Auctores meiſtentheils aus.
Conk. Ifdori LL. Origg. Lib. II. cap. 15.
Bartoli Muſ. Mathem. pag. 135. Banni Diſ-
ſert. deMuſ. PrisziMuf.Hilt.u.andere mehr.
Der Verfertiger des Indicis zu Wolffens
Lection. Memorab. & Recond. hat dieſen
Pythagoriſchen Schmidt in noch geöffereRe-
nommee ſetzen wollen / in dem er gar von 7.
Haͤmmern ſchwatzet. Und wer weiß / was fich
einmahl unter feinen Nachkommen vor ein
Schmiede Patron findet / weicher dem ehrlichen
Meifter gar ein paar Dutzend Knechte in Die
Werekſtadt ſchickt und dabey vorgibt ı fie hats
ten eben damahls die befannte Schmiede» Cou-
rante
—
Dom Pythagora. 3 15
rante von 2. Chören gefchlagen. Alſo miß⸗
gönnen auch bißteilen die Hiftoriciden Mah⸗
lern und Poeten ihr. Lob melches ihnen Hora-
tius, mit diefen Worten / zumiſſet:
= - - Pidoribus atque Poetis
. -Quidlibet audendi femper fuit zqua
| poteſtas.
Noraun duͤrffte man ſich wegen dieſer kleinen
Mißhelligkeiten nicht eben gleich auf zweifelhaf⸗
te Gedancken verleiten laſſen / wenn ſichs nur
bey dem Haupt⸗Wercke nicht auch an etwas
ſtieſſe ꝛc. Dieſes find alle des Hn. Neidhardts
ſelbſt eigene Worte p. 13. & 14. feiner Tem-
eratur, | 0
$.19. Wir ſehen daraus fo wohl als
auch aus des Hrn.Pring angegebenen Prædi-
catis ( welche beyde Auctores ich deswegen als
lein anfuͤhre / weil man ſich darauf berufft) daß/
wer Luſt haͤtte eine Fabel aus der gantzen Affai-
re zu machen / leicht zu ſeinem Zweck gelangen
duͤrffte. Allein / es iſt der Muͤhe nicht werth /
und ich habe es auch im Orcheſtre weiter nicht
für eine Gabel ausgegeben / als in ſo fern der Py-
thagoras dadurch vor den Erfinder der Mufic
in genere, oder a ee |
2 “104,
316 P. II. Cap. I. Sed. II.
ſoll. Die Alten haben geglaubt / ſagt von
Till, p 128. vorberuͤhrter maſſen daß Pyrba-.
goras unter den Griechen die Ubereinſtim⸗
mung der Zufammentlingungen bey einem
befondern Zufallentdecer babe. Die Als
ten habens geglaubt/Narrav£re Patres, Und
‚20. Pythagoras voar der erfte/der die Sing⸗
unf auf den uf der Compofition einridys
tete xc. O wie wird er folmifirthaben ! Das
uͤbrige ruͤhrt mich nicht 5 e8 zancke fich darüber
mer da will / wenn das nur eine Gabel bleibt/ das
Pythagoras die Mufic erfunden habe. Es
iſt indeß artig wenn der umgefehrte Logicus
pag. 118. des Ut fagt : Das Praefuppofitums
als ob Pyrbagoras die Muſic erfunden bätte/
fey falſch; es wundere ihn aber / daß ich fols
chesfür eine Sabel ausgebe. Das heift:
Ein Ding Fünftlich vortragen / und einer Gas
chen Befchaffenheit nicht recht wiſſen / doch aber
die reine und aufrichtige Wahrheit dabey taxi-
ren wollen. Die Worte ſtehen wuͤrcklich ſo
auf einander am beſagtem Orte; ich weiß aber
doch wohl / wie ſie der Ue-Schreiber verſtanden
haben will / nemlich: daß Pythagoras die
Muſic erfunden / ſey falſch. Dazu ſagt die
gantze railonnable Welt ja / ob es wohl viele
irral⸗
Vom Pythagora. 317
irraiſonnable Leute anders vermeinet und
vorgebracht. Die Schmiede Avanture aber
ley Feine Zabel. Und Darüber willich auch kei⸗
nen Krieg anfangen / weil es fich der Mühenicht
lohnt / dieſe Erzehlung / ob fie gleich Hin und wies
der ſehr hincket / fo wohl abfeiten Vulcani alg
Pythagorz,genauer als oben geſchehen / zu uns
terfuchen. |
$.20. Noch artiger kommt 'es heraus /
wenn der prætendirte Wegweiſer J. c. fagt:
Pythagoras ſey vor dieſer Begebenheit ſchon
ein guter Muficus , aber nach der Ariſtoxeni⸗
ſchen Art / geweſen; da doch Ariftorenus erft
200. Jahr nach Pythagora in die Welt ge⸗
kommen iſt. Solches hätte dem unbeſonnenen
Pythagoraͤer Prætorius Syntagm. p. 273. leh⸗
ren koͤnnen. Das heißt aber ſich verrechnen
und verwirren. Das heißt einen beßren We
und irrige Meynungen anzeigen. Es hat ſi
wohl angezeiget! Zeisa bardcafe ,„ bar Mufık
fbould be murderd by thofe,wbo pretend to im-
prove it. i. e. Es iſt was grauſahmes / daß
die Muſic von ſolchen Leuten ermordet
werden ſoll / die das Anſehen haben wollen /
als ob fie ſolche zu verbeſſern trachten. *
. O Sed
Amac 205
318 P. I. Cap. I. Lect I.
Sed mittamus hominem obſcurum, &
cum eo omnes fucos, qui ignavia de-
merſi, volunt tamen ex alieno labore &
ingenio innoteſcere. So ſchrieb neulich
Hr. Burmann von einem gewiſſen Kuͤſter / der
rg Mufarum zufammen geſtoppelt
atte.
Hz. Von der Schwach und Betrieg⸗
lichkeit des Gehoͤrs / daß es auch / mie vermeinet
wird / nicht einmahl Tonum majorem & mi-
norem unterſcheiden koͤnne / will ich an einem
andern Ort / V. D. nemlich in der dritten Er⸗
oͤffnung des Orcheſtre, meine Meinung beys
bringen’ und die Nichtigkeit diefer Auflage ma-
thematic& demonftriren. Das iſt viel ge⸗
fügt; aber ich wills redlich halten und beweiſen /
daß ich nicht / durch überflüßige und unnüße
Stillen, bey gelehrten Leuten den Ruhm einer
fonderbahren und vorsüglichen Muſicali⸗
ſchen Wiſſenſchafft ambire; ſondern / daß ich
denſelben / falls er mir ferner beygeleget werden
ſolte / ſo wie es bereits zum oͤfftern publice ge⸗
ſchehen / duech rechtſchaffene und gruͤndlicheſtu·
dia Muſica, trotz allen freundlichen Neidern /
brutalen Mißgoͤnnern / und papiernen Feinden⸗
zu verdienen und ohne vanité zu behaupten
Don der Guid. Solmifatiön, 319
Das andere Kapitel,
Von der |
Guidoniſchen Solmifation,und der⸗
ſelben Parentalis.
- gn1
5 eimite feine leibeigene Braut / Hr.
Solmifator, eine alte heßliche/ vermos
X derte Wetterkatze hervor getreten / in Des
veh Liebe er ohne Zweifel feine Frühlings» Jahre
verſchleudert / und manchen Puffdarum augges
ftanden / nunaber gerne der ihm vielgu Flugen -
Welt / cum fiıgura [ua faperfciali quæ ta-
men ornatüs caufa und was des Quarcks
mehr ift/ die Augen verkleiſtern und ung weiß
machen wolte / nicht nur / daß diefe feine aller⸗
liebſte Maitreſſe gu ihrer Zeit eine fonderliche
beaut£& gemefen ſey / ſondern / daß fie auch noch
einige Uberbleibſel davon in ihren tieffen Run⸗
zeln nachdem Tode blicken lafle. Er gemabs
net mich faft wie die alten Galans , denen Die
Augen für lauter Tendreſſe trieffen und übers
gehen wenn fie fich der Sprünge erinnern’ Die
4 fie
320 P. II. Cap. II.
ſie wohl eher mit ihrer nun grauen Chloris
oder zahnloſen Phillis geliefert haben. Es iſt
auch keinem ſo groß zu verdencken / denn / alte
Fuhrleute hoͤrens gern / wenn die Peitſchen klin⸗
gen. Ich kenne Leute / die eine Mariage force
gemacht haben / mit Creaturen / die niemand ohne
Zange anfaſſen ſolte / weil fie weder Tugend /
Klugheit / Schoͤnheit noch Geld haben; dennoch
um ihre einmahl getroffene Wahl nicht zu miß⸗
billigen / erweiſen ſie den ſinnloſen Gerippen par
caprice die groͤſte Ehre von der Welt / behaͤn⸗
en fie mit Gold ‘Perlen und Diamanten, fpeis
en fie/ fo zu reden mit Milch und Honig’ und
machen Goͤttinnen daraus / bloß ihren Eigen⸗
Sinn und faux point d’honneur zu befties
digen. Mais iln’entirent point d’hon-
neur.
$.2. Solcher Art ſcheinet nun wohl leider!
mein Solmiſator zu ſeyn / der ſich von der ein⸗
mahl gefaſten Meynung ſchwerlich wird abs
bringen laſſen / wenn man ihm auch noch fo viel
gutesund vernünfftiges vorfagte / derohalben
denn auch / was hier vorfommen wird / Feines»
weges in der Hoffnung erſcheinet / daßein in die
Wolle gefärbter alter Salbader dadurch gebefs
ſert oder nur zum Stillſchweigen und m
Von der Guid.Solmifation, 321
dencken genöthiget werden möge. Wein. Da
iſt wohl Hopffen und Maltz verlohren. Er
wird folmifiren und repliciren / fo lange ein
bißgen Wind in ihm und feinen Baͤlgen ift.
Die Leute laffen das nicht ; fondern / ich will
hiemit erftlich den Muficalifchen Lefer freunde
lich berichten, daß ich nichts verachte / ohne zu
wiſſen warum? Vors andere / wolte ich junge
Leute / und unwiſſende Eltern / die ihre Kinder
erwann zur Mufic halten / hiedurd) vor aller
Gefahr warnen Daß fie nicht dem mit Singer
dicker Kunft geſchminckten Weſen trauen und
meynen / in der Solmifation ftecke fo mag bes
forders/ Daß wer dienicht practifire/ nur wie⸗
derherhörenmöge. Wiewohliich hoffe nicht,
Daß viele verfuchet werden ſollen.
$.3. Nun wolte ich zwar dem Sechs⸗
Splben- Verfechter gerne an der Klinge blei⸗
benz und ihm Fuß vor Zuß voneinem Lauffs
Graben im andern folgen ; allein er bricht Die
Menſur fo offtiund mutirt fo ſtarck / daß ich ger
nörhiger ſeyn werde hin und wieder ein paar
Finien zu machen. Im erfin$. p.1 19. heiſt
es: Die Kirchen⸗Muſic(ich glaube die Thea-
tral-und Cammer Muſic nicht weniger) war
noch ziemlich einfältig zu Guidonis Zeiten.
| 5 Das
322° P. II. Cap. II.
Das mercke einer adCap.VII.P.I. und dencke
weiter nach. $. 2. Erzehlet der Gegner ſehr kahl /
wie und durch welche Offenbahrung Aretinus
eigentlich zu den 6. Sylben gekommen ſey. Ich
will dem Leſer die Sache ein wenig erbaulicher /
jedoch ſo —* muͤglich / vorſtellen.
9.4. Der Hymnus: Ut queant la-
xis &c. wurde in den damahligen Zeiten / wo
jedes Lied der Apothecke gewiſſen Abbruch thate /
als ein unfſehlbahres Remedium wieder die
Syeiferfeit dee Kehlen geachtet) und dem St. Jo-
hanni deswegen zugefchrieben/ weil er in der
ifft Vox Clamantis ‚die Stimme eineg
Muffers oder Prediger / genennet wird.
Denn nuneiner heiferig war / fo ließ er fich
flugsdenhymnum : Ut queant laxis &c,
herplerren / dann war der Teufel und der Aber⸗
glaube bey der Handıund halffen in dem Augen⸗
blif. Ob nun damahls eben Bruder Aretin
mit feiner Stimme uͤber dem Fuß geſpannet ges
weſen ſey / oder ob ſonſt ſeiner Kloſter⸗Koͤpffe ei⸗
ner ſich verkaͤltet gehabt / daß kan man ſo genau
nicht wiſſen; genug iſt es / daß dieſes der eigent⸗
liche Grund iſt / warum der Johannes⸗Geſang /
und ſonſt Fein andrer / dieſem herrlichenInvento
hat herhalten muͤſſen. Damit nun der Areti⸗
| IE
Von der Guid.Solmifation, 323
ner nicht fage: Ich hätte diefes Hiftörgen ſelbſt
emacht / fo beliebe er in ſeiner Bibliotheck wohl⸗
edaͤchtlich des Ottonis Gibelii Bericht von
den 6. Vocibus nachzuſchlagen / und daſelbſt
p.30. dieſe Worte zu leſen: Bey des Aretini
Zeiten iſt ſehr gemein geweſen der hymnus :
Le queant &c. voeldyer Jobanni dem Täuffer
su Ehren und Bedächtniß gemacht / und
faſt tagglich geſungen worden! unter andern
auch die Heiferfeit damit zu vertreiben; als
weil man diefen Jobannem damahls I aus
pabſtiſchem Aberglauben/ inden Rlöftern
für einen Patronum hieltder Auffenden und
Singenden / wegen deffen/daß er in beiliger
Schrifft genannt wird : Vox Clamantis, die
Stimme.eines Ruffenden. Mit diefem
Gibelio certire der Gegnerum feine "Braut
oder Haut / nichtmit mir. Conradus Mat-
thzi de Modis Muficis erzehlet e8 auf diefe -
Weiſe p. 39. Den alten Hymnum bat ge⸗
madht Paulus, ein Hiftoriens Schreiber. der
Römifchen Rirchen / weldher als er / bey
Uberreichung der Dfter- Kerzen fingend/
Keiferkeit der Stimme vermercket / foldyen
Hymanum Fobanni dem Täuffer zu Ehren ges
tichtet / und mit ——— „ale
| D 6 ei⸗
—
324 P. II. Cap. II.
einen Patronum der hellen Stimmen, antte⸗
ruffen / weil an deffen Gebuhrts⸗ Tage feis
nem flummen Vater die Stimme wieder
gegeben / und er felber von dem Propberen
Eſaia eine ruffendeStimmegenennet wor.
den. Sind dag nicht herrliche Origines ?
Begreifft ihr nun die vermennte Divinam in-
fpirationem, die Aretinus a Ermehlung
diefer Sylben gehabt? Diefe Infpiratio heißt
Aberglaube / undiftnicht Divina , fondern
Diabolica. oo ®@
$.5. Da num der Urſprung teufelifch
war / wie konte es denn anders feyn / es mufte
lauter Verwirrung / lauter Duaablauter Mars
ter und teuflifche Plage den armen Lernenden
und Lehrenden Daraus mit der Zeit und Forts
fegung Diefes läfterlichen Inventi erwachfen,
Wenn aberKircherus von diefen 6.Vocibus
alles liebesund gutes ſaget / fo thut ee anderg
nichts / als was Die Leute nach Aretino faft
ganger 600. fahr lang hinter einander her toie
die Pater nolter, geſaget hatten. Er wuſte e⸗
nicht beſſer / und wolte doch ein gelehrter Mann
Feyn; ungelehrte ſelbſt wollen ihn noch heute zu
Tage als ein Oraculum anziehen. Das
thut alles die Preoccupation. Sch J
— ihm
Von der Guid.Solmifation. 325
ihm eine- Menge neuer Auctorum entgegen
ſetzen / aber ich miles mit Fleiß durch etliche Als
te verrichten. Haͤtte der gute Kircher ein
bißgen um fich gefehen und in Erfahrung ge
bracht / nicht was im Him̃el vor Muſic ſey / fons
dern was ihm vor der Naſe paßirte / nemlich. daß
ſchon 50. Jahr vor ihm / eben in Welſchland /
ein / communi Eruditorum confenfu, weit
gelehrterer Mann als er / gantz andere Gedancke
von der Sache gefuͤhret / was gilts / er haͤtte die
6. Voces gerne unter die Banck geworffen.
$. 6. Diefer Mann nun hieß Ery-
cius Puteanus , fonft von der Putten
genannt / ein Niederländer von Gebuhrt /
welcher zu Ende des fechszehnten Seculi
in Stalien die Mufic fortpflangete. Der /
fagt Salomon von Till, führte ſchon damahls
eine leichtere Manier ein (als die Guidonifche
a 07 war)
— — — — ————— —— — — ——— —— ——— u oJ
+ Eriftacbohren gu Venlo in Geldern den 4 Nov.
1574. wurde Jufli Lipfüi Succeflor zu Löwen
1606, Hiftoriographus des Könige von Spa-
nien / Rath beym Er& = Herkog Albert / ja gar
Gouverneur vonfowen/allmo er auch auf dem
Schloſſe 1646. den 17. Sept. geſtorben ifl. Ce
fut un homme de merite & d’erudition. id,
Bayle Dı&ton. Pope Blount Cenſur. L’ Academie
de Bulları & Basllet fugemeus des [gavans,
—
316 P.IT, Cap. II.
en
mar ) erfihrieb feine Mufathenam , five,
Notarum Heptaden, Ao. 1002. Dahergegen
Kircherus feine Muſurgiam erft Ao. 1650.
ang Licht gab / wie Puteanus ſchon 4. Fahr
vorher geftorben war. Go fehreibt aber diefer
legtsgenannte pag.34. Aretinus, fenarii nu-
meri perfectione delectatus (da ſitzt der Knote)
fex Notas ſyllabicas introduxit. Senæ
hæ Notæ uſum ſui apud Muſicum paſſim
gregem, ſed tardum admodum diſfficilemque
præbent. Quæ enim mora mutationum?
Confufio Clavium? Subſtitutio vocum ? Vi-
deas plerosque, atque indigneris, bo-
‚nam ætatem impendiſſe huicarti & exi-
guum tamen profecifle, perfectos annis
prius, quam iſtiusmodi lectione. Dif-
ficultas ſcilicet obftat, remoramque ple-
risque facit. Ego tollam &c. Teuiſch:
Aretin bat NB.aus Liebe zur Vollkommen⸗
heit der geſechſten Zahl / ſechs ſyllabiſche
Noten eingefuͤhret; dieſelbe haben nun
wohl hie und da unter dem Muſicaliſchen
Hauffen ihren Nutzen / aber langſam und
ſehr ſchwer erwieſen. Denn es betrachte
mir einer den Verzug fo die Derwechfelung
der Sylbenerfordert? Was iſt da nicht für
eine
Vonder Guid. Solmifation. 317
eine Derwirrungunter den Clavibus ? wie
müffen ſich nicht da die Yores eine vor die
andere gebrauchenlaffen? Man wird mit
Verdruß [eben / daß die meiften viele "Jahr
aufdiefe Runft gewendet und doch gar wer
nig erlernet haben / ja / daß fie über foldye
Lectiones eher alt als klug geworden ſind.
Es ſtehet nemlich die Schwierigkeit im
Wege und haͤlt die meiſten zurucke. I
will ſie heben ic. J
6.7. Solches thut nun auch unſer ehrli⸗
cher Puteanus mit Zuſetzung der Sylbe Bis ob
nun dieſe Sylbe Bi, Bo, Ba, Si, oder gar Nul
heiſſet / das gilt mir gleich / wenn ihrer nur ſieben
find. Weiter unten in der Muſathena nens -
net gedachter Auctor die Aretiniſche Solmi-
fationem : Eminentes ſcopulos æquoris
Mulici,da8 ift verdolmerfchet: Servorragende
Rlippen oder Selfen der MuſicaliſchenSee /
wobey er diefes artige Sleichniß machet : Ha-
ctenus quidem, utdixi, [ex veluti Nota-
rum velis Harmonica (pro fcientia Can-
tus) mota&promota. Velis, inquam,
ur nunc inſinuari opus , nunc expan»
i, nuncobliquari , mifcerinon nun-
quam atque commutari, pro ratione ar
. | us
32$ P. II. Cap. II.
ſus & vocalis Æoli flatus. Egoadjungo,
& moleſtias iſtas fugiens Notarum nume-
rum augeo&c, Ver: Bißher hat / wie
efagtı die Singe⸗Kunſt gleicdyfam nur mie
| hoöeegeln bin und ber geſchiffet. Mit
ſolchen Seegeln nemlidy / die man bald ein.
ziehen / bald fliegenlaffen I bald ſeitwerts
fpannen / bißweilen audy vermifchen und
umtaufchen mufte/ nachdem es der Zauff
und das Blafen des fdyreyenden Zolierfors
derte. Damit ich nun diefer Linluft ent
gebe / vermehre ich der Noten Zahl ıc. fo
iveit Puteanus. E
9. 8. Durch diefen Vorgaͤnger fcheinet
nun der weltberuͤhmte Calviſius, der gewiß ein
Hauffen mehr gilt in Republica Literaria,
al8Kircherus,aufeben die Spruͤnge gerathen
zu ſeyn / indem er in feinen Exercitationibus
die ſechs Sylben gan verwirft und deren kurtz⸗
um 7. ſtatuirt. Daß ihm Puteanus vorge⸗
gangen und aufgemuntert/ folches ſchlieſſe aus
den Worten / die Calvilius Excerc, 3. p. 158.
ſſ. anbringt / und ſo lauten: non mirum,quod
vidimus plerosque & indignamur, bo-
nam ztatis partem impendiffe Muficz &
exiguum tamen. profeciffe , profedtos
prius
Von der Guid.Solmifation. 329
priusannis quam Mulfica, welche Worte,
allem Anfehen nach / dem Puteano aus obans
gezogenem loco entlehnet und nur etwas ver;
ander find. Es ſey wie ihm wolle fo iftdiefen
Calvilius, faftzuebenver Zeit als Puteanus,
oder kurtz Darauf / mit der Warheit ſchwanger
gegangen’ maffen jener fein eigenes Compen-
dium Mulicum , welches erim Jahr 1602.
für DieIncipienten im Druck gegeben ( eben
indem Jahre ald Puteanus feine Mufathe-
nam publieiret)nachgehends/un diefer neuen
7.Vocum millenverändertund in gahr 1612
unter dem Titul: Mulic& artis pr&cepta_
nova & facillima &c. tiederum auflegen
laffen. Eben in dielem 1601 2ten Jahre hat
auch D. Joannes Lippius (damahis noch
en) feine Synopfin Muficz novæ
etfürgegehen / darinn er dann gleichfalls 7.
Voces aufgenommen’ und/ eben wie Calvi-
ſius, einem jeden diefelbe fieben aufs befte em⸗
pfohlenhat. Dasmären alfo drey anfehnliche
Leute / die ſchon für mehr als hundert Jahren /
und demnach so. ganker Jahr ante Kirche-
rum den fechs Sylben ihre letzte Oehlung gege⸗
ben haben.
$.9.
330 P. Il. Cap. II.
9. 9. Daßich aber wieder auf dem Cal-
viſium komme / ſo muß den Leſer berichten / daß
dieſer groſſe und wahre Muſicus an gedachtem
Orte die Beſchwerlichkeiten fo aus der Muta-
tion entftehen/ gar graphice und eigentlich
abmahle. Primo;( inquit) Quanta quæ-
fo difhcultas eftScalam edifcere? —
Crux figitur hic pueris Muſicam diſcenti-
bus? Claves, ſipauciſſimas apud veteres
numeres, viginti ſunt; hodie ad 27. ex-
creverunt, & diſtinguuntur apud omnes
in majores, in minores & duplicatas.
Syllabæ ſeu voces muſicales ſingulis ad-
duntur non numero certo ſed incertiflimo,
Aliæ unicam Syllabam præter nativam.
recipiunt; aliæ binas, aliæ ternas. Si
Syllabas in veteri ſcala recenſeas, cum,
clavibus ſimul, ſexaginta duas numera-
bis ; apud neotericos vero octoginta-
feptem, Hæc pueri edifcendz memo-
riter, imoapud quosdam in digitis enu-
merandæ. Hzc inculcantur & verbis
& verberibus ; heu ! quoties flendoea;
quæ canendo fieri debebant , pronun-
ciantur. Nectamen ceflatur, donec
hora abierit ; donec Pr&ceptor incul-
can-
Von der Guid.Solmifation. ‚331
——— — — — — —— —
cando verberandoque , difcipuli vero
vapulando & flendo, fimul defefli quief-
cant. Etitaalacrioresfcilicet, hoc Mu-
ſices excercitio difcipuli ad bonas artes
diſcendas redduntur. Non mirumigi-
tur &c. Gibelius benimmt mir die Mühe dies
fes zu verteutſchen / wenn er es ſo gibt: Erſtlich /
„ſpricht Calvifius , was iſts Doch für eine
> Schtvierigfeit die Scalam ausmendig zu ler-
„men? mas wird den Knaben / fo Mulicam,
„lernen wollen, allhier vor ein Creug gemacht?
„Sp man wenig Claves bey den Alten zehlet /
„findihrer 20; heute zu Tage find fie geroachfen
„und haben zugenommen biß auf 27, und wer⸗
„den alle abgerheilet in groſſe / Fleineund gedop⸗
„pelte. Die. Vocesoder Sylben werden eis
„nem jeden Clavi zugethan / nicht miteiner ge⸗
„wiſſen / fondern gang ungewiſſen Zahl. Et⸗
„liche nehmen uͤber ihre eigene Sylbe noch eine
„hinzu; etliche zwo; etliche drey. So man die
ESylben in der alten Scala erzehlen wolte / mit
— Clavibus, wuͤrde man 62. zehlen;
„bey den neuen Muficis aber 87. Dieſe ſoll ein
Knabe auswendig lernen / ja bey etlichen auf
„den Fingern herzehlen Fönnen. Selbe xpe
„den eingebläuet/ bepdes mit Worte
33% P. II. Cap. Il.
„Schlägen, (“Der Segner iſt ein Liebhaber
davon und ſpricht / es ſey eine Luft und Kinder⸗
leicht. », ) Ach wie offt wird dasjenige mit Wei⸗
„nen ausgeſprochen / was mit fingen gefchehen
„folte / und wird doch nicht ehe aufgehörer big
„die Stunde zu Ende / biß per Preceptor vom
„bläuen und fchlagen / die Schuler aber von
„Schlägen und Weinen alle beyde zugleich
„müde gemorden ; und follen gleichtwohl alfo
„die Schüler/ durch dis Excercitium Mufi-
„cum , deſto hurtiger und freudiger gemacht
„werden zc.,, Calvılius fagt noch viel fehöneg
pon der Mutation und dem Semitonio, wie
deffen Sig durch die ſechhs Voces ungewiß fen.
Vid. ej. Excercit. III, pag. 163.
$.10. Daß die 6. Voces , exceptis
tamen verbis: Communi Muſicorum conſenſu,
mit einem Wort Hexachordum genennet
werden / kan man gerne leiden. Wenn nur die
7.Voces, oder die 7. Buchſtaben / auch Die Frey⸗
heit haben / daß man ſie / mit einem wahrern
Worte / Heptachordum nennen mag / davon
beſehe ein curieufer Joan. Michael, Corvini
Heptachordum Danicum,, [eunovam Solfi[atio-
6m. Mitden Hexachordis, naturali,du-
li hatssauch nichts zu bedeuten / und
— | mag
—
Von der Guid.Solmifation. 333
mag fie einer Principalia ‚oder Serva nennen/
das ganze Bedencken ift nicht einer Bohnen
merth. - Hatman nicht eben die Sache inden
Buchftaben/ warum denneinen Iort- Streit
erreger ? Sind nicht in den Buchftaben auch
Triadesperfedtz & minus perfectæ? die
Triades Ifeiben mas und mie fie find / man
ruffe fie mit Buchitaben oder Vocibus auf.
Fehlet ung/ die wir Feine Voces brauchen eine
Species Diateflaron ? liegt nicht unfer Se-
mitonium einmahlhinten/ dasandermahlin
der Mitten’ das drittemahlvorne ? Iſt denn
etwann A Bnicht fogur als Mi fa ? Es iſt wohl
beffer / mwiebald beiviefen werden fol. Die
Buchſtaben mag man / auch auffer ven unnoͤ⸗
thigenSchrancfen derHexachordorum pers
feßen wie man till / fo find und bleiben eg alles
mahl diefelbe Benennungen derfelben Thone
und Clavium. Eure Voces hergegen
nicht.
Ss ıı, Wiewohl die Hrn. Solmifato-
res find felbft uneing / wie will denn ihr Reich
beftehen ? Aus der p. 12. des Büchleing Ut
erfieher man: daß Guido und Gafforus des
feptem Exachordis reden; (Die Orthographie
weiſet / was es für Græci geweſen) —
| | O=
334 P. IL, Cap: IL.
Bononcini von fehfen. t Entre eux la
Difpute! Zum wenigſten hat die erfie Meps
nung / inter Solmifatorum Patres, ma-
jora vota.. Ca.ijiSextamajor. Dh.
ebenfalls. Ec. Sexta minor. Fd, inglei»
chen. Ge. Sexta major. Af. Sextaminor.
Da ſind ihrer ſechſe. Was hat aber das arme
Hg geſuͤndiget / daß es garnicht mit in die Rech⸗
nung gebracht wird? Antwort: Es würde den
Senarium nurverrücht haben / davon Doch
Aretin fo viel Wercks gemacht hat. Senarii
numeri perfedtione delectatuseft , fagt
oben Puteanus. Daift Eigenfinn / a
en
+ Ja dieſer entſiehet ſich nicht in feinem fo genann⸗
fen Mufico Practico (fo zu Stuttgard 1701.
teutſch heraus gefommen ) P.68. gar zu ſagen /
daß der Muſicaliſchen Buchftaben / wel⸗
che eine OoãQavam machen / nur ſechs ſind /
vorgebend: Das 2. babe Feine vollfommene
natürlidye Quart oder Quint. Er mag nun
aber B. oder Nmeynen / ſo wiſſen ja unfere Schu:
ler alle mit einander (wenn wir ja die Meifter
felbft ausnehmen mwolten ) was Dis und E, was
F, and Fis ift/und wo es anzutreffen/fobaßB. und.
H. auch ihre vollfommene natürliche Quarten
und Duinten haben. Iſt es nicht abgeſchmackt
— daß ſechs Buchſtaben eine Octavam
en?
⸗
Von der Guid.Solmifation. 335.
den deutlichen Lauff dee Natur ! Ja es geht
itzund fo weit, daß man diefem Mönchen und
feinen fechs lange verworffene kahlen Sylben zu
gefallen / den groſſen GO TT felbft (welches
ja hoͤchſt ſuͤnd⸗ und laͤſterlich iſt) ſechs⸗eckigt
macht / abmahlt und in Kupffer ſticht / wie ſolches
das faubere Titul⸗Blat der Todten Mulicas-
unfers Deren dort oben fehr erbarmlich vor Aue
gen ſtellt. Ich Fan wohl gedencken / daß Werck⸗
meiſters Paradoxa, oder dergleichen troͤſtliche
Einfälledieärgerliche InventionandieHand
gegeben haben; denn in befagtem Scripto wird
p.95. die Zahl 6. erft mit Chriſto dann mit dem
Viehe / verglichen. Doch wieder zur Natur.
ch fage Die Natur hat fieben Hexachorda,
jeben Sexten, Die von den fieben Gradibus in
Scala Diatona entfpringen/ verordnet. Vier
fpecies Sextæ majoris und drey [pecies
Sextæ minoris, In Scala Chromatica,
aber find deren 24 und hat jede der zwoͤlff Cla-
vium, fieheiffe Tonus oder Semitonium, ..
zwo Secunden, zwo Tertien, zwo Quarten,
zwo Quinten, zwo Sexten uͤnd zwo Septi-
men , die durch das majus & minus, durch
das durum & molle, durch das perfectum
& falſum, unterſchieden werden.
u S. 12.
336 P. II. Cap. II,
$. ı2. Es find noch vielfehöne Sachen!
fagt dee Solmifator p.123 in dem Gafforo
enthalten; aber er habe nicht noͤthig / ſie anzufuͤh⸗
ren / ſondern nur zu beweiſen daß dignor Gui-
do behutſahm gegangen iſt. Mich wundert
daß der Organiſt nicht ein Exempel an dieſem
ſeinen Uhrahn⸗Herrn nimmt / und auch ein biß⸗
en leiſer trit. Dennes iſt nicht genug / daß er
* ſo genannten Franchinum ſchon ein⸗
mahl / mit ſeinen Septem Exachordis, verra⸗
then hat / ſondern er kommt in Anfuͤhrung deſſel⸗
ben Worte aus dem 2. Cap. des erſten Buchs
abermahl mit dieſer Unbehutſahmkeit angemar⸗
ſchirt: Tanta fuit ad commixtorum Sep-
tem Exachordorum diſpoſitionem ipſius
Guidonis animadverſio. Da hat mans noch
einſt recht deutlich / daß ſieben Hexachorda, ſie⸗
ben Sexten in der Scala Diatona eigentlich bes
findlich / und daß Aretinus freylich behutſahm
habe gehe muffen/ wenn er diefe fieben dergeftalt
bat vermifchen und vermengen wollen / wie man
heutiges Tages die Carten packet / Daß auch feis
ne damahlige dumme Welt nicht einmahl mer⸗
cken ſolte wie er fie um eins betrogen und filou⸗
tirt, da er diefen einen Thon unter feinen ſechs
Vocibus liſtiglich verſchmeltzte. Auf folchen
| Scchlag
Don der Guid,Solmifation. 337
nen
Schlag Fan der Guidonier mit Recht fagen:
daß noch viele (chöne Sachen in dem angeführs
ten Gaforifchen Capite enthalten find.
$. 13. Sreplich Tauffen die 24. im Or-
cheftre berührte SpeciesModorun nur auf
given Genera hinaus; alleinSpecies & Ge-
nus find Doch unterfchieden ; destwegen find die
24.Species und die 2.Genera nicht ein Ding.
Und obgleich / quoadgenus , Grete augfies
het wie Eife / fo find es doch ratione fpeciei
zwo unterfchiedene- Derfonen. Wenn nur
gtoeene Modi märensfpricht derGegner p. 12 3.
koͤnte man ohne Mutation auskommen / allein
imLydio,Mixolydio & Æolio ginge es doch
nicht an. Wer fan aber dafuͤr? Wirbrauchen in
unſrer heutigen Compoſition die liederlicheLy⸗
diſche / Mixolydiſche und Aeoliſche Einſperrung
gar nicht; und folches iſt der beſte Weg / beydes
der flifendenSolmifation und der ärgerlichen
Mutation abzukommen. Warum machts
der Gegner nicht auch alfo? Er duͤrffte ja dann
nicht mutiren. _
$.14. Daßdurch die ſechs Sylben der
Thone Natur und Eigenfchafft am beften ex-
primiget wird / die Modi unterfchieden/ und die
Sie des Semitonü angezeiget werden, hoc
m nego
38° PIE Cap.II.
— — — EEE
nego eadem facilitate, qua ipſe aſſirmat.
Mein Nein iſt fo gut / als des Erfurtiſchen Sol-
miſatoris Ja. Rationes hat er nichtzich aber
sehr viel / die theils angeführt find / und theils
noch buͤndig folgen ſollen. Darauf gi num
die Marter und der Bette Tank im Büchlein .
Urrechtan. Vom 6. 9. big $. 18. oder von
‚120.bif 129. iſt Zeug in dem ohne das lieder⸗
ihen Torche-cüu , damit man Ratzen und
Mäufe vergeben moͤchte. Ich mag es gat
nicht lefen und glaube nicht / Daß ein ar
Menſch / wenns aud) Siob felbft mare (auſſer
den anderthalb Allürten Pedanten des Erfurs
ters die doch Fein Woͤrtgen davon verftehen )
Gedult genug um baare Bezahlung befiße/folch
abfcheuliches barbarifches Weſen anzufehen-
. 15. NicolausRoggius , vor Zeiten
Cantor an ders. Martin. Schule in Braun⸗
ſchweig / meldet in derZufchrifft feiner Elemen-
torum Muficz Pradticz , Ao. 1566: Es
ſeyn / damahls für ungefehr 30. Jahren / Quæ-
ftiones Muſicæ ausgegangen / in welchen de
Mutatione Vocum Müficalium ällein 21.
und dann über das noch abfonderlich vonder
Solmifation 18, find sufammen 39, Regeln
gegeben worden. Hipolytus er
| Ä geden⸗
Don der Guid.Solmifation. 339
gedencket in feinenDifputationibus Philofo-
phicis p, 37. Daß einer noch mehr/nemlich 42.
Regeln’ davon gemacht und vorgefchrieben has
be. SD! wie würde ſich der Gegner ergetzen /
wenn er / als ein hochanfehnlicher Aucter und
Vermehrer dieſer Schaͤtze / ſeine mutirende
Schaafe auf dieſen Regeln⸗Wieſen weiden
koͤnte! wie wuͤrde er die Sache ſo wohl bey dem
rechten Zipffel ergreiffen / und dieſe ſchoͤne Kunſt /
welche keinem auf einem Butterfladen oder mit
dem Brey-Löffel (ſondern mit dem Waſchen
ungebrandter Aſchen) Fan eingeftrichen wer
den/ ſo herrlich illuftriren 7 daß docentes &
difcentes ihre unvergleichliche Tortur Daran
fündent: —-.. |
S. 26. Ich wende mich vielmehr zu gus
ten und verfländigen Auctoribus, um fo wohl
auctoritate als rationibus die Nichtigkeit
und Unmürdigfeit diefer Solmiferation zuets
weiſen. Der erſte den ich finder der ſich / nach
vbigen dreyen hundert⸗ und mehr⸗ jaͤhrigen Scri⸗
benten / nicht nur der Aretiniſchen / ſondern auch
aller und jeder Solſiſation wiederſetzet / heiſſet
Ambroſius Profius, ehmahliger Organiſt zu
St Eliſabeth in Areslau. Derſelbe hat ſchon
AoO. 1641. ebenfalls ante Kircheri Muſur-
P 2 giam,
340 P.II. Cap. II.
giam, ein Compendium Muſicum gu Leip-
zig herausgegeben / darinn er weiſet / wie ein
junger Menſch/ in weniger Zeit / leichtlich und
mit geringer Muͤhe / ohne einige Mutation,
moͤge ſingen lernen. Dieſer ehrliche Mann
ſagt die teutſche liebe Warheit ſo einfaͤltig und
zreuhertzig / daß / wenn auch ſonſt nichts wäre
ihn in Credit zu ſetzen / eben feine gaͤntzlich unges
kuͤnſtelte Schreib⸗ Art ihm ſattſahm das Wort
reden moͤchte. Die Ehrlichkeit hat etwas an
ſich / das man nicht wohl nennen kan und doch
empfindet / dadurch ſich dieſelbe alſobald legiti-
miret und authoriſiret. Wenn man eines
recht ehrlichen Mannes Schrifft lieſet / ſo wird
man gar bald durch dieLeſung ſelbſt uͤberzeuget /
daß es ein ehrlicher und Wahrheit⸗liebender
GSeribentfep. Vid. Ad, Philof. pag, 402.
Düncker diche feltfamoder wunderlich / fpricht
mein Profius pag. 10, Daß ich die Buchftaben
fingen heiſſe fo gedencke / daß es ja einem eben
ſo ſeltſam vorkommen koͤnne / ſonderlich da er
Fein Muſicus, wenn man ſinget: re, re, ut,
re, mi, fa, fa, mi,re,ut, ut, oder: ce, ce,
bo, ce,di, ga, ga,di, ce,bo,bo. „m |
»Summay fährt er fort die Buchflaben oder
„Sylben / darnach man fingen lernet / —
u
Von der Guid,Solmifation, 341
„wunderlich Flingen toie fie wollen /_ wenn
„man nur daraus den Thon lernen und has
„ben kan / welcher inne muß gehalten werdeny
„wenn man den untergefchriebenenTert auf die
„obengeſetzte Noten recht ſingen will; und da iſt
„meine geringe Meinung / es gehe der — |
„nach den Buchſtaben a.b. c. &c. beffer an,
„als menndasalte ut, re, mi, fa, &c, oder
„das neue bo, ce, di, &c. gebraucht wird.
6.17. Weiter kommt mir zur Hand obs
berübrter Conradus Matthæi, ein Braun
ſchweiger / welcher deModisMuficis ausführs
lich Ao.1652. und alſo juſt zu Kircheri Zeiten
geſchrieben. Derſelbe ventilirt unter an⸗
dern p- 37. die Frage: Ob man die Modos
Muficos befjer bey den Yocibus des Guidonis
Aretini, ut, re, mi, fa, [ol, la; oder bey den Cla-
vibus Muficalibus q/ b/c/ d/ e/ f/ erkennen
koͤnne? Die Eroͤrterung dieſer Frage wird
hier um deſto noͤthiger anzuführen ſeyn / weil
dadurch der gegenſeitige vornehmſte Einwurff /
wegen des Semitonii in den Fugen / uͤber einen
Hauffen geworffen wird. ch kan den gan⸗
tzen Bogen / welcher in bemeldtem Auctore
von dieſer Frage handelt / unmuͤglich abſchrei⸗
ben / ſondern werde etwann einen kleinen Aus⸗
PD ing
342 P. II. Cap. Il.
sug deffen machen, foer zum Beweiß anführen,
daß man die Modos Muficos viel beffer bey den
Clavibus ale Vocibus erkennen Pan. F-
6.18. Gedachter Matthæi macht zween
Einwuͤrffe / die wieder ſeine Meynung moͤchten
angezogen werden. (1.) Die uhralte Ge⸗
wohnheit. (2) Die Tranfpofitio Modo-
rum, Den erſten Schlagbaum hebt er gar
recht damit daß / meilfeine Scala Mulficalis
nicht mitder damahligen Scala Aretini übers
ein komme / als die nur aus 20 Saiten beftans
den / dahergegen jene ſich auf 88 Claves bes
lauffe / fo Fönne auch die uhralte Gewohnheit
nicht mehr ſtatt haben / zumahl da fie nicht ratio-
nabilis. Das andere betreffend / ſo theilet er
die Transpoſitionem, in regularem & ir-
regularem ünd fagt/ daß ob zwar in der erſten
die Voces unverändert bleiben / fo müfle man
fich Doch Haben eine gang neueSolmilationem
einbilden / welches überaus ſchwer / und bey den
Clavibus nicht nöthig ſey Durch welche einer
eben fo bald / ja eher ven Modum erfennen lets
nen koͤnne / alsinderbefchwerlichen ja ungen |
wiffen Mutation. Hernach müffe man
ja in Solmifatione , nebenden Vocibus , die
Clavxes kennen; denn wenn 3, € bloß gefaget
og ı. "weg *
Von der Guid. Solmifation. 343
werde: ut, ſol, ut, fa; erſcheine zwar Joni⸗
ci ambitus; aber es ſey dennoch ungewiß / ob
er regularis oder transpoſitus ſey / und da
muͤſſe einem der Geſang erſt ausdruͤcklich fuͤr
die Augen geſtellet / auch nothwendig in acht ge⸗
nommen und gelernet werden / daß der Joni⸗
cus regularis aus dem C ; (wie Die Thuͤrin⸗
ger⸗Schulmeiſter reden) Transpoſitus aber
aus dem F gehe: Hergegen / wenn einer bloß
ſpreche: C gg c, erſcheine alſobald daraus /
ohne Voces Mdaßies der Jonicus regularis
(ey. Wuͤrde aber Fbc, ef / herfuͤrgebracht -
erkenne man alſobald / ohne Voces, den Joni=
cum transpoſitum. ( Das will ſo viel ſa⸗
gen: Man kan die Modos aus den Buch⸗
ſtaben ohne Voces; aber nicht aus den Voci+
bus ohne Buchſtaben erfennen. -Ergo helf⸗
fen die Buchftaben oder Claves mehr und leich⸗
ter sur Erkennung der Modorum) Will man
aber transpofitionem irregularem anfe«
hen fährt mein Auctor fort / ſo werden die
Voces Mulicales gar niederfallen ; denn /
man transponire 3. €. Mixolydium per
Quartam inferiorem,fo fommen dieV oces
gang wieder die gewöhnliche Solmifation,
maflenin FeineeScalaimD, ut; im E, re; im
* 54 Fmi;
344 P.il. Cap. II.
F, mi; im G, fa; und im A, ſol geſungen
werde. Danunaber der Mixolydius rich⸗
tig bleiben folesmüffe auch DieSpecies Quinta
Octavæ nicht verändert/fondern das Semi«
tonium quf alle Weiſe in feiner rechten Stelle
behalten werden. Solſches fünne gleichwohl
durch Die Voces nicht füglich geſchehen roofere
ne mannichteinegang neue Solmifation aufs
bringen wolle. Die Claves hergegen / dflad,
geben den Ambirum alsbald im Anfange rich⸗
tig; denn inder Quinta, d fla, höreman uns
fehlbahr / daß das Semitonium im dritten
Grad ſey / als: def g a. | ne
8. 19. Esfolgen hierauf bey bemeldtem
Auctore noch einige Exempel / nemlich / dee
Dorius transpoſitus, per tonum majorem
iterum transpoſitus, aus dem Fmol(tie Die
Schulmeiſter reden aber vielleicht nicht ſpielen)
herunterwerts / erfordert wieder eine gantz neue
Solmiſation, da man im C, re; im D, mi;
im E., fa;im Fſſol resim G, wizim A, faim B⸗
ſol ſingen muͤſte. Und da man durch die Vo-
ces NB.dag GenusChromaticum nicht ex-
—— koͤnne / ſo wuͤrde eine nagelneue Sca-
ain Genere Dĩatonico entſtehen. Das
andere Exempel iſt Jonicusregularis, wenn
man
don der Gnid,Solmifation: 345
man ihn einen Thon höher ; oder transpoli-
tus , wenn manihn um eine Tertiam niedris
ger transponiren twolte. Da fäme wieder
eineandereScalaheraus. Und folcher Exem⸗
pel / fagt Matthæi⸗ koͤnten unterſchiedliche mehr
gegeben werden / da allemahleine andere Art gu
folmiliren vorfommen würde. Woraus
denn ausdrücklich erhellerund unwiederfprechs
lich folge: Daßdie Modi Mufici viel beffer
beyden Clavibus als ben den Vocibus zu ers
£ennen. Wer die Sache weiter unterfuchen
und noch einen Einwurff / nemlich/ daß bey den
Clavibus zu zmeiflen ſey / ob ein Modus regu-
laris oder transpolitus , beantwortet finden
wills der lefe den Audtorem felbft von p- 37.
biß 49, Durch ; und wer dawieder was einzus
wenden hat / der machefich an Matthæi, nicht:
an Matthefon. |
-6,20, Henricus Grimmius, der weit⸗
berühmte Muficus und Componift zu feiner
Zeit / hat zwar Ao. 1624 ſchon einen Unters
richt ausgegeben’ wie ein Knabe nach der Alen
Guidonifchen Art zu lolmifiren leicht anges
führet werden Fünne ; allein Gibelius , fein
Scholar / berichtet / daß ihm ı dem Grimmio,
folches hernach Feine farisfaction geben wol⸗
. 95 KR
/
346 P. II. Cap. II.
Tenfondern er der Meinung geworden ſey / man
müffeenttveder gantz neue Voces,derer wenig»
ſtens Sieben’ gebrauchen oder / zu den alten
Sechs noch eine hinzufegen / damit man der
Mutation abfäme / als melche eine groffe
Schwierigkeit und unnöthige Verwirrung im
fyllabiciren veruhrfache und mit fich bringe.
Yid.Gibel. de Vor.p. 82. Diefer Bekehrung
und gefunden Mepnung wegen / auch weil der
Mann ſonder Zweifel das Ding ebenfalls beym
rechten Zipffel anzugreiffen gewuſt hat / iſt er in
der Zahl meiner Auctorum der ſechſte.
$.21. Den ſiebenden Platz mag der bes
Fannte Otto Gibelius, welchen wir ſchon ets
liche mahl angeführerhabenyfelbft befleiven. Es
war derſelbe Director Mufices und Cantor
der Schule zu Minden ı fehrieb auch unter
andern’ Ao 1659. einen furken/ jedod) gründs
fichen Bericht von den ocibusMuficalibus,
welcher / meines Erachtens / eine Haupt gelehrte
Schrifft iſt; inſonderheit / weil darinn die alten
Tetrachorda aus dem Grunde / und ſo vorge⸗
ſtellet werden / als ich ſie noch nirgend gefunden /
ob ich mir gleich / ohne Ruhm zu melden / deswe⸗
gen keine Muͤhe habe verdrieſſen laſſen. Er
unterſucht den Uhrſprung aller von je ".
— aͤuch⸗
Von der Guid, Solmifation, 347
‚bräuchlichenV ocum in der Singe⸗Kunſt gang
‚genau und artig/ fagend p. Daß Die Egyptier
und Briechen derfelben erfte Erfinder geweſen.
Denn Demetrius Phalereus, welcher unter
dem Ptolemzo Lagi , ungefehr 300, Fahr
vor Chriſti Gebuhrt / gelebet / gedencke an
einem Orte / daß die Prieſter in Egypten mit ſin⸗
gender Ausfprechung der 7. Griechiſchen Vo»
calium: ihrer Götter Lob gefungen. Wor⸗
aus Calvifius Exerc, Ill. p. 19, fchlieffe, daß
dieſe fieben Vocales z,e, 9,0, v,@., eben fols
chen Gebrauch gehabt / als heute zu Tage die
Voces. Womit auch Vincentius Gali-
lzus, Dialogo della Mufica anticae mo-
derna, pag. ıco, übereiäftimmer. Mit ſol⸗
chen 7. Vocalibus haben fich auch die Lateiner
biß auf vie Zeiten Bœtii, 500. Jahr nach Chris
ſti Gebuhrt / redlich durchgebracht. Nach dem
aber iſt die Muſic in gantzen 200. Jahren nir⸗
gend ge⸗ſondern vom Marte vielmehr vertrie⸗
ben worden / biß ums Jahr Chriſti 725..Jo-
hannes Damaſcenus, welcher nerwdes, vder
Cantor, ſecundum Excellentiam, genennet
worden iſt / die alten Brocken in etwas wieder
zuſammen gefeget hat. Wiewohl ſolches fo
wenig zu bedeuten hatte / daß endlich ver Kapfer
348 P, IL Cap, I, 2.
caroſus M.felbft dahinter her ſeyn / und Ao!
774. eine beffere Ordnung machen laffen
mufte.
922. Nach diefem aber haben num ans
dere bey fich betrachtet / wie daß in der Natur
eigentlich nicht mehr ( noch minder) denn
nur fieben effentiales & radicales ſoni, das
iſt / weſentliche und uhrfprüngliche Stimmen
oder Gradus Vocisfind mieGibeliusp.ıg, |
foget) und daß in folhem Verſtande auch Pto-
emzusLib. II. de Muf. fchreibet / es koͤn⸗
‚ten von Natur nicht mehr oder weniger
Stimmen (i. e.foninaturales ) feynıdenn
Sieben. So habe man überall nur Sieben
Claves erwehlet / und zur Bezeichnung derfels
ben die erfienfieben Buchitaben aus dem Latei⸗
niſchen Alphabet genommen / hergegen die
Griechiſche Nahmen ver Saiten oder Clavi-
um gantz abgeſchaffet. Man hat auch da⸗
mahis / und zwar ante Aretinitempora,den |
Geſang nur erftlich Durch bloffe Buchftaben ohs
‚ne Linien / faft wie wir heute zu Tage in der
teutfchen Tabulatur thuny aufgeſchrieben / wie
aus dem Vincentio Galilzi ermiefen wird;
nachmahls aber 7. Linien dazu verordnet / in Des
ven Spatia hernach Aretinus auch) un ges
| | etzet
w
Von der Guid,Solmifation. 345
ee nen
ſetzet und Die Anzahl der Linien auf 5, der Vo-
— aber auf 6, reducirt und vermindert
at.
GS .. 23. Ob nun zwar / faͤhrt mein Auctor
‚31. fort/ dieſe des Aretini ſechs Voces gar
iſi erfunden und ſich nicht übel ſchicken /
‚dieSonosIntervallorum damit zu exprimi-
ren / auch ſo weit leicht ſind / wenn man auf
die Zufammenfüqungder Alten ihrer Tetra-
choraen ſiehet / fo haben fie Doch in dieſem Fall
eine groſſe Schwierigkeit an ſich / weil in einer
jeden Octava aufs mwenigfte( aWinScala Dia-
tonica) Sieben unterſchiedliche Soni oder
'Claves , ımd dennoch dieler Vocum nur
Sechs find, folche Sieben Claves damit aus⸗
zufprechen. Daher denn eine vielfältige Mu-
tatio oder Veränderung nothhalber muß vor⸗
‚genommen merden : und indem einerley Cla-
vis offtmahls zwo oder drey Voces hatı die
ihminder Scala zugeeignet werden / muß einer
ſtets zweiflen / was für eine Vox hie oder dort zu
erwehlen und zu gebrauchen. Darauf erzeh⸗
let Gibelius p. 37. weiter / daß fich zo. Jahr
‚vor feiner Zeit / und alfo zu unfrer vor 100. Jah⸗
ren / fchon Niederlaͤndiſche Mufici gefunden/
( Puteanus war einerdavon)telche gank neue
Ä P7 Voces,
50 P.II. Cap.Il.
Voces,. und zwar Deren Sieben gmommen-
Ob ſie nun bo ce di. oder la be ce, nach
Danmel Suslers Invention geheiffen haben /
gilt mir gleich; wenn nur Sieben da ſind / bin ich
gerne zu frieden. Meine Bemuͤhung iſt auf
die Sechs Aretiniſche angeſehen / die will ich
ehrlich zur Erden beftartenı und hoffe, die gantze
Muſicaliſche Welt wird mirs Danck wiſſen.
6.24, Aber wieder zum Propos. Un⸗
ſer Auctor bemercket den Streit wohlbedaͤcht⸗
lich und ausfuͤhrlich / welchen der groſſe Calvi-
fius mitdem Flenen Mag. Hippolyto Hub-
meiero,P.L. Cæſ. & Götting. Pzdagogi-
archa , über eben dieſe Sylben gehabt / infons
derheit / weilder letztere eg mit-Alftedio gehals
tenider ohne Anführung einiger Uhrſachen Lib.
VIII. cap.I. Mathem. Admir. fpricht: Sex '
funt.Voces : ut, re, mi, fa,fol, la; funt
quiadduntfeptimam fi, fedminusacure,
Das war aufdie Art geargumentirt/ als wie
mein Erfurtifcher Drganiftep. 100. verfährer/
wenn er mit einer rechten IBeiber-Opiniarre-
ze fpricht: Guido hat ja recht 5-68 find ja nicht,
mehr als 6. Thone rc Mir kommts vor / als wie
jener Zanck / den ein reiſender Mann mit ſeiner
Frauen uber ein abgefchnittenes Zäpgen Tuchs
hatte:
[ —
A
„»
Von der Guid.Solmifation. 351
hatte. Der Mann wuſte gewiß / es fey mit
dem Meffer abgefchnirten/ Die Frau aber wolte
behaupten daß es mit der Scheere geichehen.
Wie ſie nun waͤhrender Stänckeren uber eine
Bruͤcke fuhren / gerieth es daſelbſt zum Hand⸗
gemenge / welches aber auf der Frauen Seite ſo
ſchlecht ablieff / daß ſi vom Wagen herunter ing
Waſſer purzelte und feliciter erſoff. Doch
behielt fie ihr Recht immer / auch in dem letzten
Augenblick ihres Lebens / für ſich (als mie viele
Familien den Fahlen Titul eingegogener Erons
&üter) rieff und ſchrie nicht um Rettung aus
den Bellen; fondern/ daß der Schnitt doch mit
der Scheere gefchehen ; bißfiezuleßt / Da Die
Stimmedem Waſſer weichen und der Leib fins
cken mufterfo gar die Hand noch herausitreckte/
und mit zweyen Fingern wieß / fie lebe und ſterbe
— /es ſey eine Scheere geweſen und Fein
eſſer. |
$25. Doch / damit wir abermahl wie⸗
der zum Gibelio kehren / fo erzehlet er p. 44. ſſ.
wie obgedachter Huͤbmeyer auch ſehr ſchimpff⸗
lich und zwar / fuͤr einen gelahrten Mann (das
geht den Hrn. Organiſten nicht an) gar unbes
daͤchtlich von dieſer Sache geſchrieben; vom
Calviſio aber tapffer wiederleget und in diEekn⸗
— | ge
352 PBIL Cap. I.
— r———r — —— — —
ge getrieben worden ſey. Das Excerptum,
dieſes Diſputs erſtrecket ſich auf 7. Blätterin
Octavo, derowegen den Leſer entweder auf die
Decades Diſputationum Hubmeieri,der
aufdie Excerc. III. SethiCalvifii ( melche eis
gentlich Ao. 1611. wieder diefen Huͤbmeyer
‚gerichtet wurde) oder. äber aufdesGibelii Vo-
ces vermeifen muß. Es iſt Die Sache werth /
daß fie ein gelehrter und eurieuſer Muſicus
mitnehme; denn es ſind vortrefliche Rationes
auf Seiten Calviſii und kahle Einwendun⸗
gen auf Seiten des Huͤbmeyers drinn zu fin⸗
den / welche einem jeden inveterirten Soimi-
fations-Partifan zu reifferer Überlegung und
endlicher Erbauung angeroiefen haben will,
Wenn ich eineComparaifon machen darffifo
gemahnet es mich bald ſo / wie Lutheri Difpue
mit D. Eck. Unter andern ift artig da Cal-
vifiuszu feinem Antagoniften fpricht : Re-
mittis nosid difcere cupienites - (1,) ad
Phyfica (2.) ad Arithmetica, (3.) ad
Geometrica. Quid Hubmeiere? Eine
boni Difputatoris, auditores fuos eöre-
mittere , ubiipfe argumentum nullums
ſuæ fententiz confirmand& invenire po-
tuit? Sienim potuiſſes, cert& id prode-
Von der Guid.Solmifation, 353
‚ monftratione allegafles , & alia contra
ı futilia &falfaargumenta, ut audiemus,
; omififles, Ego eöprofedus, quomss
' amandafti, rem longealiter,actuais, re-
perio. ExPhylicisenim, Arithmeticis
Geometricisfirmifime demonftratur
(arrige aures Pamphile ) SEPTEM eſſe-
‚debere vocesMulicales, .Phyficus enim
audit in una Octava Seprem difcrimina
vocum, (Virg.) Septem fonos diftinctos,
Arithmeticaut& harmonica ſectioocta-
væ eosdem Septem ſonos in ſuis veris & le-
gitimis-Proportionibus exhibet. Geo-
metræ idem in legitima ſectione Circuli
demonſtrant. Fruſtra igitur, Hubmeie-
re, nos eò ableges, ubi tua ſententia peni-
tus evertitur. Deſtitueris ergo, ut video,
G demonſtrationibus & auctoritatibus,
cum nemo veterum Auctorum de Hexa-
chordo unquam quicquam oſirmaviet. Der
Meiſter Futfa mercke es / ne ad inftar Hub-
meieri ( mit dee Comparaiſon geſchieht ihm
groſſe Ehre) re incognita, judicium præ-
— nugas agat & ineptiſſime de Syl-
dabis Eruditis inpoſterum ludibrium,
præbeat. — on,
Are R 4. 26.
*
354 P. II. Cap, II.
$.26. Dem gelehrten Gibelio mag /
achtens / Henricus Baryphonus, ehmahliger
Cantor su Quedlinburg / beygefuͤget werden /
weicher fein Büchlein Plejades genennet und
mit deffen Tirul allein genug zu verſtehen gege⸗
ben hatı wie er fich die fiebende Sylbe keines we⸗
ges habe wollen abdingen laflen. Er har ſonſt
A0.1630. floriret / und foll, od GOtt will / in dee
dritten Eroͤffnung mehr von ihm vors Licht
kommen. Den neundten Platz werden wir
dem Marino Merſenno, einem vornehmen
Frantzoͤſiſchen Mathematico einraͤumen / wel⸗
cher um dieſe Zeit aus in Franckreich und Ita⸗
lien zu den alten ſechs Vocibus ebenfalls die
Sylbe bi hinzugeſetzet hat / wie er ſelches ſammt
den Urſachen warum ? Lib. IL, Propoſ. 4.
p. 282 darthut/ nemlid) : Ut unaquzque,
Vox fuam propriam Syllabam habeat, ne
fecundum illud Mi vel Fa, quodin Oda-
væ Syllabis Guidonianis dis reperitur ,
sonfufionem pariat dc. Hieraus fieht many
daß auch andere Nationes auf folche Art mit:
Sieben Vocibus zu ſyllabiciren Gefallen bes
zeiget haben / und zwar Diejenigen Voͤlcker / ſo
mehr Urſache harten -NB. für den Aretinum
und feine Inventa zu ftreiten/ als —
% ſchen /
Don der Guid.Solmifation. 355
fchenvalldieroeiter ihrer Nation und Religion
geroefen 5; denrioch fallen fie kluglich hierinn
mehr der Warheit als der Perſon bey. Hieraus
folgt/daßr.die es nicht thun auch nicht Flug find,
Die angeführten Worte hat Gibeliusp 66,
Gibeliusenimmors Aretini, Zwar redet
mein Otto auch von den Buchſtaben / und ſagt /
Daß denfelben gelehrte Leute beyfallen / allein
er habe zwo Ürfachen/ die dagegen lieffen. (1.)
Daß die Semitonia durch) die Buchftaben
nicht exprimirt werden. (2.) Daß fieber
ſchwerlich augzufprechen. Ad primum moͤch⸗
te man antworten / daß die Semitonianatura-
lia durch ef, und he, ja eben fo deutlich und
deutlicher als durch diga, und nibo, aus ge⸗
druckt werden / (e) und ad ſecundum, daß
wegen der Ausſprache eines wohl ſo ſchwer als
das andee ſey / und ein vierzehn Tage / aufs hoͤch⸗
auch bey Kindern / alles gut machen koͤnne.
ber ich will mich gar in dieſen Streit nicht mi⸗
ſchen / esfind puerilia, die gantze Sache ir vor
IE | y⸗
(e) Das Semitonium mi fa iſt zwiſchen ef und he.
derowegen (NB.) der Unterſchied derModorum
fo wohl aus den Clavibus als Vocibus fan er⸗
Fannt werden. Unbd zwar aus jenen (den Cla-
‚vibus) beffer/ als aus dieſen. 774. Conr. Matık,
de Modis p. 29.
356 P. II. Cap. II.
ö ng,
Tyrones,und gilt mir gleich / ob einer bobiſiren /
ſolmiſiren / oder abecediren will wenner nur
7.Voces, oder 7. Buchſtaben / oder 7. ich weiß
nicht was dazu nimmt und den Thon trifft.
$.27. Diejenigen aber finden bey dem
Gibelio ihre völlige Abfertigung / die da glau⸗
ben tollen / manfolle e8 blofferdings bey dem
Alten laflen (worunter fie dann toie mein Hr.
Organiſte / des Quidonis ſechs Sylben verfier
hen ) nachdemmahl man fo lange / als nunmehr
über die 600. Jahr / die Jugend auf folche Wei⸗
fe unterrichtet / auch mit diefen 0. Vocibus eben
fo Hiel ausrichten Fönne als mit den fieben 3c,
„Solche Reden aber ſpricht Gibelius P. 80.)
entſtehen alle mit einander entweder Daher /
„wenn mandas ‘Ding an ihn felbft nicht recht
„verſtehet / und feinen wahren geündlichen Uns
„terfcheid zu machen weiß, zwiſchen der Mufle
„und Art zu fingen’ fozu Guidonis Zeiten ges
„weſen / und derjenigen/dielangenach ihm aller,
„erft aufgebracht / wi auch noch von Jah⸗
„ren zu Jahren verbeflert wird. Oder / obs
„gleich etliche beffer roiffen / wollen fie doch aus
„lauterm Eigenfinn und Mißgunft denjenigen
„bo fich hierinn etwas zu verbeflern unterftans
„den die Ehre nicht gönnen Daß er nf
Hills
— za — I
Don der Guid, Solmifation. 357
„kommen moͤge ec. daß aber einer derannoch '
„ben den ſechs alten Vocibus bleibt / mit feinem
„Difcipulo eben fo bald fortfommen fünne/
„als derjenige / welcher einem jeden Clavi feine
- „abfonderliche Vocem gibt/ folches lehrer uns /
„neben fürnehmer/ wolgeuͤbter Mulicorum,s
„Gezeugniß / auch die tagliche Erfahrun
„felbft vielanders. So weit Gibelius „ %
. glaube ı daß ich ein gar groſſes Regiſter vors
|
1
treflicher Auctorum & Rationum deg fiebe
gehnten Seculi aufteeiben koͤnte wenn Der Leſer
nicht ſchon an diefen 9. genug hatte. Den⸗
noch toill ich aus ungehligen Neuen einige ans
fehnliche hinzuthun / Die gegen das Ende des abs
gewichenen Jahr⸗hunderts fonderlich wohl von
ſothaner Materie geſchrieben haben.
$.28. Der erſte unter denſelben iſt Das
niel Speer’ geweſener Cantor und Collabo-
rator ander Schulezu Göppingen. Er hat
einen Unterricht der Muſicaliſchen Runft
gefchriebeny und folchen zu Um Ao. 1687. Deus .
cken laſſen. In demſelben handelt dag fechfte
Capitel von den Stimmen / Vocibus, Nah⸗
men und Buchſtaben der Noten. Daſelbſt
wird unter andern die Frage: Ob man nach
dem Ut, re, mi, ohne Buchſtaben / fingen ler⸗
nen
358 PM. Cap. II.
nen koͤnne ? folgender Geſtalt beantwortet:
Nach dem ut, re, mi, fa, fol, ls „ohne Buchs
ftaben / kan es nicht feyn;. aber nach den
Buchſtaben / ohne ur, re, mi, kan es ſeyn.
„Hier wird ſich / heifteg weiter p. 18. ſſ. unter
„manchen ein Diſputat erheben / welche Art
„vwohl vor die beftezu halten. Die Alten mer:
„den das urre mi behaupten wollen ;die Neu⸗
„linge aber. werden dag Alphabet ,: oder die
„Buchſtaben defendiren. Ich laſſe beyde
„paßiren / indem ich ſelber nach dem ſolmiſiren
„gelernet und auch gelehret; wie langſahm ich
„aber durchs ſolmiſiren zur Perfection kom⸗
„men / und auch nach dieſer Art die Jugend
„perfectionirt gemacht / weiß ich noch wohl.
„Wem zu rathen / der laſſe die Solmiſation
„fahren / und gebrauche ſich der Buchſtaben
„allein zum dociren / ſo —— und die Ju⸗
„gend nicht ſo abmartern duͤrffen / und wird
„ſpuͤhren / daß ſolches der Jugend ehender und
„leichter / als dDieSolmifation, eingehen wird /
„vwie ich und andere mehr erfahren: Und ſolte
„ein Solmiſations- Meiſter die jetzt gebraͤuch⸗
„liche / doppelte / bezeichnete / haꝛte oder weiche Ge⸗
„fange ſolmiſiren / würde er anſtehen / ſolches
„perfectnach denSolmifations-Hegeln Din
i Au
Von der Guid. Solmifation. 359
Haus zuführen; wie ich dann felbft von einem
‚alten Pradticovernommenvalsich ihn erſuch⸗
„te / ein Doppelt hart Geſang mir zu folmiliren/
„da ſprach er: daß ſolches wieder die Natur
„waͤre su folmiſiren; nad) dieſem / als ihme ein
„doppeit weich Geſang vorgab / bekam ich wie⸗
der sur Antwort: Diß ware wieder fein Ge⸗
stiften. Muſte alſo erfahren / daß es ihm uns
„muͤglich zu (olmifiven vorgekommen. Her⸗
gegen bleibt der Buchſtab perfect. Ich
5 wul nur ein einig Exempel geben / wie ſchwer
yes mit der Solmifation hergangen. Als /
„im a, muß nach gewiſſer Abwechſelung / bald
„Ja, bald mi, bald re, en werden; die⸗
„ſes geht der Jugend zu faflen langfahm und
„fchwerein] 5 hingegen nach dem Alphabet
bleibt das a jederzeit a, und bedarff Feiner Mu-
tation noch Veraͤnderung. Go werden
auch aller Stimmen Claves oder Schluͤſſel
nach dem Buchſtab / und nicht nach dem ut;
Fre, mi, bezeichnet. Auch iſt befannt/ daß die
„alte Teutſche Tabulatur nach den Buchſta⸗
„ben / und nicht nach Dem ur, re, mi, gebraucht
„und gefeßt iſt Item / alle Inſtrumenta werden
„nach den Buchſtaben / und nicht nach den ut
„informirt und excercirt. Doch willdarum
X die
310 P. II. Cap.II.
die Solmifation und die docirende derſelben
nicht verachtet oder deſpectiret haben;(ich auch
„nicht) remonftrire und weiſe nur Diefeg /
„nach welcher Art leichter und balder die Ju⸗
„gend zur Perfection der Muſic zu bringen
„wäre. Ich weiß wohl / daß es dabey bleiben
„wird / einen perfecten Redner einer fremden
„Sprache unnoͤthig zu fragen / nach welcher
„Art er ſolche erlernet; alſo auch einen perfe-
„cten Muſicum oder Sänger zu examini-
„tennach welcher Art er dazu gelanget / iſt un
noͤthig.So weit Speer / der auch dem
Aretino einen guten Fang gibt / und in feiner
Schreib-Art fo mag ungemein redlicheg blicken
hͤſt / als Ambrofius Profius, ——
| $.29. Der anderevon diefen teutſchen
Decgen⸗Knoͤpffen ift Beorg Salcke der ältere/
peroefenee Cantor Primarius und Drganift
ender Haupt⸗Kirche zu St. Jacob in Roten⸗
burg an der Tauber. Sein Buch heiſt: Idea
boniCantoris, und iſt zu Nuͤrnberg 40. 1088.
gedruckt worden. In demſelben lautet es zum
eſchluß des erſten Theils p. 88 folgender
Geſtalt: „Esift am dienlichften/ wenn nur die
„Sieben Claves,und nicht Die Sechs Voces,
„ul; re, mi, dc: gebraucht / und die Semi»
. \ j . 0⸗
Von der Guid.Solmifation. 361
„tonia, welche mit dem X Cancellaro begeich,
„net / zum Unterſchied durch is ausgefprochen
, werden / wird auch’diefe Lehr: Art der Sfugend
„weit / weitleichter vorfommen; darum : Daß
„man (1.) feiner Mutation, wie im folmi-
»„ſiren / von noͤthen hat (2) daß man keinen
»„Geſang / oder deſſelben Noten anfangen und
„fort ſolmiſiren kan / man wiſſe dann vor⸗
„hero / was jede des Geſanges More für eine
„Clavis ſey / dahero ein Knabe zwey für eins
„beym ſolmiſiren zu mercken hat / da es doch
„heiſt: Quod poteſt fieri per pauca, non
„debet fieri per plura, (3.) So fan ja
„ein Knabe eben fo leicht fingen : cdefga /
>08 / ut, Te, mi, fa, fol J la, (4. ) daß in
„den Tonis fictis oder transpoſitis die Sol-
„milatio, wenn fie. auch ſchon transponirt
„wird / jedennoch imperfecta bleibt. (5.)
„daß das abecediren denjenigen / welche auf
‚einem oder andern Inſtrument etwas zu bee
„greiffen gevencken / fonderbahren Vorſchub
„hut. Inmaſſen bekannt / daßalle Inftru-
„menta Mufica que den Sieben Clavibus,
„und nicht aus den Sechs Vocibus , erler⸗
„net und begriffen werden. ,, So weit Saldkeı
der auch ſcharff um fich — und gleich fan
Ä a
3600 BIL Cap. II.
als ein redlicher Teutſcher / feine Warheit unge⸗
kuͤnſtelt vorgetragen hat. *
$.30. Solte nun gleich ein Wiederſa⸗
cher dieſen beyden nicht ſo viel zu trauen / als ſie
wuͤrcklich verdienen / fo wird er Doch Refpect
fuͤr einen Printzen haben muͤſſen. Ich meyne
Herrn Wolffgang Caſpar Printzen / von
Waldthurn / der Reichs⸗Graͤfl. Promnitziſchen
Capell⸗Muſic beſtalten Dirigenten und Can-
torem zu Sorau. Derſelbe hat zu Dresden
Ao. 1689. Compendium Muſicæ Signa-
toriæ & Modulatoriæ vocalis ausgehen
laſſen und in demſelben p.ı 5. & 20. alſo do-
ciret: „Weil der Aretiniſchen Vocum nur
„Sechſe / derClavium aber Sieben ſind / entſte⸗
„het daher die Nothwendigkeit der Mutation
„oder Verwechſelung derſelben; welches de⸗
„nen Knaben eine groſſe Beſchwerlichkeit
if.» Und $. 30. p. 17., In den Vocibus
„Hammerianis & Belgicis bedarff man kei⸗
„ner Mutation, und koͤnnen alſo gar leichtlich
„gelernet werden. Maſſen jegliche Clavis ih⸗
„re beſtaͤndige Vocem hat, doch in Cantu du-
„ro anders / als in Cantu molli. Ich will
„keinem Informatori hierinn fuͤrgeſchrieben
„haben / welcher Vocum er ſich sr
| d
Von der Guid. Solmifation, 363
„ſolle / halte aber dafür / daß diejenigen Ana;
„ben am leichteften davon kommen / welche
„die Nahmen der Clavium zu fingenerftlicy
„angewehnet werden. |
4. 31. Endlich fo fommf auch derehrfiche
Werckmeiſter anden Reihen / und hilft ade
Vocibus getreulich mit zu Gꝛabe fingen.» Daß-
Der Guido Aretinus, fagt erı die Voces ers
„dacht / und feinen Dilcipuln einen Concept
„gemacht / was man in jeglicher Clave vor eine
„Spibe fingen folle / folches hat feine Urſachen /
„und hat bey fo leichter Mufic wohl angehen
„koͤnnen. Allein anigo will faftdagSyftema
„mit I und b nicht hinreichen ; Dort hat man
„nur ein Genus Modulandi gebrauchet / wel⸗
ches gewiſſe Graͤntzen gehabt ; itzo geht man /
„gleich als in einem Circul, durch drey fo ges
* ‚nannte Genera, welche man durch 12. Cla-
„ves temperatè exprimiren kan. Va.
„Anmerk. vom General⸗Baßp. 23.
S. 32. In ſeinen Paradoxal-Difcurfen:
leſe man das achte Capitel p. 44. worinn es ſo
lautet: „Es hat ſich ein Moͤnch / Nahmens
„Guido Aretinus, hervorgethan / unddie7.
„„Linien in 5. verwandelt / und hingegen dieSpa-
22 tia,
34 - PU. Cap. I.
„ıtia zwiſchen den Linien auch gelten laſſen / da er
„denn einer jeden Linie und jeden Spatio.eine
„gewiſſe Clavem zugeeignet / und hat man
„von jedem Spatio und Linien fid) einen Con-
„cept machen oder einbilden müflen / was es
„füreine Clavis ſey. Er hat es wohl nach feis
„ner Einbildung gut gemeinet / indem er ge
„dacht / man könne dadurch / als ein Kind
„Werck / die Jugend als aufeiner Leiter au
„undabführen. Esiftaber auch dabey nicht
„geblieben / er hates allzugut machen wollen /
„denn er hat über diefes einer jeglichen Clavi
„etliche fonderliche Syllabas , welche man Vo-
„ces Mulicales nennet/ zugeeignet. Alsim a
„müffe man la, miund re; im b, fa; im h,mi;
„imc, fol, fa und ur; im d, la, folund res
„u ſ. w. fingen. Was diefes in der Muſic
„vor die lernenden eine Tortur und Laby⸗
„rinth geweſen / haben ſchon vor hundert
„Jahren viel vornehme und wohlgelahrte
Auſici beklaget. Sie haben zwar zu der
„Zeit / als ſie ihre Tetrachorda eingetheilet /
„auskommen koͤnnen / denn das Abſehen war
„auf das Semitonium mi und fa gerichtet:
„haben fie daffelbe unten bringen wollen / ſo iſt
„mi, fa, (ol, la gefetst worden u, ſ. 104. babe
| it
Von der Guid. Solmifation. 365
„fie dieſes Teetrachordum repetiret/ fo ha⸗
„ben fie eine gange und volleO dtavam erfüller/
„als: efgahede. Haben demnach dadurch
„das wi und fa unten / mitten und oben brin⸗
„gen fönnen / und haben ſich mit den ſechs Vo-
„‚cibus zu der Zeit behelffen Eönnen. |
$. 33. Wenn man aber die Sache recht
„anfiehet (fängt das neundte Capitel an) fo
„hätten fie nicht nöthig gehabt weder Linien
„noch Voces anzunehmen / denn die fieben
„Claves wären viel bequemer zuihrer Muſic
geweſen: Aber man fiehet hierinn NB. eine
„‚groffe Blindheit; denn/ wenn wir durch
„die Clavess:ahcdef gu fingenund fpies
„ieny fo iſt ja klahr genug / daß das h unde /
„item e und fein Semitionium andeuten.
Bey ihnen war die Negulein Arcanum di-
„vinum: Mi &fa ſunt tota Mufica, und
„wurde doch nicht allemahl unterfchieden und in
„acht genommen / welches ichan denen’ fo ih⸗
„ren Choral aniko noch alfo fingen gemercet
„habe Da fieht man / wie abermahl mir der
„damahligenSinfteaniß ind« £Theologia, Ao,
„3032. auch eine groffe Ecclipfisin die Mu-
„ſicam eingeriffen. Und ift auch noch wun⸗
dernswuͤrdig / Daß die Mufici, nachdem auch
| N 3 ſchon
—
na — —
366 P. Il. Cap. II.
——— — —— — — — ——— ———
„ſchon die Chromatiſche Clayes: fis, gis,
„eis , dis, im Gebrauch / und ſchon vor 500.
„Fahren in den Drgeln gemefen/ die Voces:
„utre mi &c. doch behalten haben / da Ja eine
ſolche Verwirrung und Schwärigkeit/ Die
„Shromatifchen Semitonia dadurch zu ex-
„primiren/ darinn vorhanden / daß einer fo
„einennäheen Weg weiß / einen Abſcheu Das
„für hat / bevorab / wer felber auf ſolche Weiſe /
„mit Stoͤcken und Schlaͤgen / iſt inkormiret
und dazu gezwungen worden.
8. 34 Ob nun ſchon ſolchem Unheil /
„(fährt Werckmeiſter fort) GOit ſey gedan⸗
ocket / guten Theils iſt abgehelffen/ ohne Daß
„man ſich noch in Italien und Kloͤſtern damit
„fchleppet / ſo iſt dennoch in unſrer Muſic von
ſolchem Guidoniſchen Sauerteige etwas
„übrig biiebenac. Ich weiß wohl / ſagter pag.
61. was hierinn zu thun / und welches am bes
‚„ften iſt / weilich nicht allein in deaSolmifation,
‚‚fondern auch durch Die Claves auff den Li
nien / bin informiret worden / daß mir/ohne
„Ruhm zumelden/ alle drey Arten und Me-
„thoden befannt findyundich den unpartheyis
„chen Unterfiheid wohl zu machen weiß / wel⸗
„chen auch ein Eluger unpartbeyifcher Muli-
Ä cus
Yon der Guid. Solmilation. 367
„cus bald mercken kan / ſo erobangeführte Ra-
„tiones reiht betrachten und weiter nachden
„cken wird. Und alfo fageund befinde auss
„druͤcklich / daß e8 leichter ſey und accuratere
„» Sänger und Mulficos mache / wann fie die
„Glaves im Ropfe baben/und wiſſen / wie fie
„elingen fo wohl inregularibus als fidtis
Modis und Compoßtionibus , t und Daß einer
„gar leichte Durch die Buchſtaben allein fine
gen und fpielen lernen koͤnne. |
$. 35. So denn weiter p. 65. , Es
„erfordern die Noten überall andere Claves’
„und andere Nahmen. Dieſes alles kan durch
„die 12. Clayes gar leicht geaͤndert und zur
„beffern Praxi geführet werden. So wir a
„einer jeden Clavi 2. oder 3. Nahmen geben
„wolten / mare fogut / ald wenn wir in die
Guidoniſche Verwirrung wieder verfallen
„wolten / da man einer Clavı zweene oder dre
„Nahmen gegeben. Sch glaube auch da
„durch diefe Schwierigkeit verhindert wird /
oo 24 NB,
Es ift mir zwar vorgekommen / als ob diefes ein
Druckfehler und Transpofitionibus heiffen fol
te; aber weil es auch ad Compofitionem ipfam
| — iſt / ſo habe es mit Fleiß ſtehen laſſen
wollen.
—- -
368 BI. Cap. II.
De I nase,
„NB. daß ſo wenig Mufici durch das gan⸗
„tze Clavier muficiren Bönnen. „Ferner
„P · 66. „, ©» iſt auch Das nichts neues /wenn
„man nach den Clavibus ſinget; denn es iſt
„lange vor Chriſti Geburt ſchon im Brau⸗
„che geweſen ꝛc. pag. 72 das Guidoniſche Li⸗
„nienwerck iſt auch nicht viel beſſer als das
„Heidniſche. p. 73. Man ftabiliret mit dem
„Muͤnche eine Confufion &c. p. 78. Esift
„von Lutheri Zeiten doch dieSolmifarion ,
„nemlich das ut, re,mi,fa, fol, la, wegen
„eingeriſſener ſtarcken Gewohnheit / noch eine
Zeitlang im Brauch blieben / biß etwan zu
Ausgang des funfzehnten Seculi, da die
„Niederländer andere Voces als Bo, ce, di,
ng2 &c. eingeführe /twelcheder HereCalvi-
„tus zwar vor befler hält als die Suidonifchen/
„weil fie die Odtavam in genere Diatono
„erfüllen; allein ex fiehet Doch weiter / und iſt
„damit nicht allerdings zu frieden. Es ha⸗
„ben auch andere Muſici, infonderheit D.Lip-
„Pius ‚über dieſen Unfug geklaget; ehe und
„bevor man aber von dieſer Meinung weichen
„tollen /haben fie fo mancherley und wunder⸗
„liche Einfälle von den Vocibus , melche fie
„Solmifation , Syllabifation , Bobifa-
tion
Yon der Guid.Solmifation. 369
„tion &ec. genennet haben an den Tag ger
„bracht; einer hat die Syllabam ändern’ der
„andere hat eine abs derritte hat etwas sufes
„een wollen; einer ift fozu reden Catholiſch /
„der andere Lutherifch/ der dritte reformirt
„gervefen. fa man har Diejenigen ſo wieder
„die Solmifation und Derwirrung gere
„det / fuͤr Reger und Rebellen von der Mus
„ſic halten wollenze. Es bleiben auch noch
„viel / abfonderlich die Italiaͤner/bey ihrer vor⸗
gefaſten Meynung / was die Solmilation
„anlanget. Hieran haben wir ung aber nicht
9zu Pehren s s + + mie wollen ihnen ihre
„, IBeitläuffigfeit überlaffen / fie mögen mit
ihren Vocibus hinter ung herkommen. »
So weit Werdimeifter.
$.36 Ich will auch nicht meitläuffigee
hierinnen ſeyn ſonſt Fönte noch weit ein mehrers
angebrarht werden. Der curieufe Leler ma
indes den Broſſard / fub Tit. Syftema, aufs
ſchlagen / da finder er. noch eine gantze gute Rei⸗
he Incommoditäten / welche des Aretini
jechs Burfche in der Welt verurfacht habenz
unter andern heiſſet es vafigpfi p. ı62. Ileft
„aile de juger, quelembaPPas cela cauloit,
„&fiunilluftre du fiecle pafle a eu tort
370 P.II. Cap. II,
%,d’appeller cesmuances, dumoins par
»rapport aux Enfans: Crux tenellorum in-
\ geniorum? Teutſch: „Es ift leicht zu ermefs
„ſen / welche Verwirrung diefe Dinge verur⸗
„ſachten / und ob ein berühmter Audtor des
'„abgemwichenen Jahrhunderts unrecht gerhan
„hohabe / dieſe Mutationes , wenigſtens in Ans
„ſehung der Kinder / ein Creug zarter Rös
„pfe zu nennen ? ,, Daß man nun ein fols
ches Ereug in Thüringen / Ober » und
Nieder-Sachſen abgeſchaffet har / darüber
mag ſich noch eine Menſchliche Creatur ver⸗
wundern. Was Pring davon haͤlt haben
wir ſchon geſehen. Es iſt aber uͤbel gethan /
wenn man von alten Sachen urtheilen will /
und confundirt die Zeiten / oder unterſucht die
Beſchaffenheiten verfelben gar nicht: Damm
ja dugig ift es gehandelt. Guido hat zu feiner
Zeit viel gethan und hat in einem Monath
mehr zu Wege bringen koͤnnen / infonderheit/
da ihm der Aberglaube und die Barbarey zur
Seiten ſtunden / als die vor ihm / nach der aͤl⸗
tern Art / vieleicht in vielen Jahren nicht haben
vermocht zuleiftegp Aber / daß wir nach 700:
Jahren noch eben alſo ſprechen ſolten / waͤre
wohl eine Schande. —
— — $.37.
—
Von der Guid. Solmiſation. 371
S. 37. Es falle ſolcher Meynung bey wer da
wolle: Wenn ein Frauenzimmer ſo geſchickt
iſt / nach 36: ſtuͤndiger Information alle In-
tervalla uſitata (man fan leicht dencken / was
für herrliche Intervalla das ſeyn müffen) nach
ber Solmifation zu begreiffen und zu fingeny
fo will ich wetten / daß ein ſolches Srauenzims
mer/ in einer einzigen Stunde nach den Clavi-
bus weit mehr begreiffen/ und auch die inufita-
ta Intervalla ( dafür fiebey Stümpern paßi⸗
ren ). wiflen und fingen ſoll; tie e8 denn der
Erempel allhier gehn für einesgibt. Nun mas
che jemand den “Vergleich zwiſchen 36. Stuns
den und einer einzigen/ fehe dann zu / was es in
einem Jahr betragt. So ift auch das Præ—
fuppofitum des unwiſſenden Gegners falſch:
Man könne der Solmilation bep einer Suge
nicht entrahten; maffen gange Schiffs-Sadune
gen recht guter/ ja der allerbeiten Fugen in der
Welt / von ſolchen Meiftern gefeßt find, die theilg
faſt nie vom Aretinonod) feinen Kindern dag
—5 — vernommen haben / theils feinen Fuß⸗
ftapffen gar nicht folgen wollen/ fondern dag
befannte: veſtigia me terrent, in acht ge⸗
nommen haben, |
26 5.38
372 P. II. Cap. Il.
3.38. Bon der Incompetence der
angegebenen pr&tendirtenCompetitorum
wolle der geneigte Lefer das fünffte Capitel des
erften Theils Diefer Eröffnung p. 210. faq,
6.7.8. zurück nachfchlagen / allwo ihre Nich⸗
tigkeit ſattſahm erwieſen worden. Es iſt ja ein
leerer Traum / daß ſolche ſelbſt erwachſene und
— Competitores um den Rang di-
putiren 5 es iſt ja alber und falfch gerai-
fonniret. Dennder Tonus behält allemahl
‚unftreitig das Pr&, wenn ihm Imitatio Eins
trag thun will wie Fan das Denn competiren
heiffen? Hat doch Bononcini ſelbſt / der ja einer
von dessolmiſatoris Hauß⸗Goͤtzen ſeyn wirds
nichts von dieſen Competitoribus erwehnet /
ob er ſchon mit Fugen und Contrapuncten
ſtarck handelt / auch vom Guida oder Duce &c,
&c. viel ſaget / aber keiner lmitation, fo wie
ſie der Solmiſator verſtehet / gedencket. vid. ej.
Muf Pradt,p.48.49: Die Muſica curioſa, der
Tractatus de fugis des Solmiſatoris, Die ſol⸗
len ung zecht glücklich machen und uns ſolmiſi-
zen lehren. Der Hencker ! was werden gelehrte
Muſici Darauserwachfen / fo wie die Piltze in
einer Nacht. Das lacherlichfte ift / daß der
Solmiſations. Meiſter p. 139. ſagt: Er mweiß
J Don der Guid. Solmifation. 373
Te nicht / e8 werde dem Liebhaber aus feinem ans
gebrachtenA bracadabra ſchon ein groſſesLicht
aufgegangen ſeyn. Ey freylich / es ſcheinet
und glaͤntzet wie ein Stuͤck faul Holtz bey Nacht.
Jedoch kan er auch vielleicht die ſechs Ampeln
bey dem Grabe der Lolmilation Dadurch ver»
fianden haben / und zwar aus Propherifchem
Geiſte. Es war getroffen ; wirfingen indes
einmüthiglich alſo:
Cet excercice monachal
Ne trouve fon point vertical
Que dansune t£te bleflte;
Et fur Parnafle nous tenons;
Que tous ces renverleurs de Tons
Ont la cervelle renverfte.
839. Und alfo find die fechs Aretinis
ſchen Kracken von dem von der Putten
weidlich gepußet ; vom Calvifio tuͤchtig
gecalvatert ; vom Lippio ſchoͤn zerlips
pert 53 (f) vom Profio ernfllih geprü-
ft- 53 vom Matthzi GSchachmatt ges
| Q7 macht;
[63 ) Herlippern ic. in partes minutas ſecare.
Spatens Didion.
—
nn — —
/
374 ° BI. Capli.
—— — — — ——
macht; vom Grimmio grimmig angetaſtet;
vom Gibelio aus dem Gibel geworffen; vom
Baryphono auf die Bahre gebracht; vom
Merſenno ausgemergelt; vom Speer durch⸗
bahret; som Salden brav zerhacket; vom
I Pringen beherfchersvom Werckmeiſter tapffer
bemeiſtert und vom Broffard hubfch gebrofelt
(8) worden; daraus wird jedermann erkennen
ob da8 Orch. erfterer&röffnung diefenSolmi-
fations-&ebeinen zu viel oder zu wenig gethan
habe?(* ) Zu viel Fans nicht gemefen feyn; Denn
was die beften Leutein der Welt davon / fuͤr huns
dert und mehr Jahren / gefchrieben haben / ift
weit ein mehrers Damit es aber nicht zu we⸗
nig heiſſen moͤge / hat man die numehro ſo lange
unter allerhand Schutt verworffen und unbe⸗
u 8 gras
—
(g) Bröfelni.e, in micasconterere, Idem ibid,
(*) Bayle fchreibt vom Puteano : Il affeltoit de re»
pandre dans fes Productions ce qu’on appelle
traits d’Efprit.Cela lui reuffiffoit quelques foisz
mais en bien de rencontres ilchoquoit le natu-
sel, & tomboit dans un jeu de mots un peu for-
ce, Ich habe Puteanum hier aus curiofite imi-
2 wollen / welches dem Leer zur Nachricht
»
| Von der Guid. Solmiſation. 375
a EEE — ⏑ — — —— EEE I VIE DEE
graben gelegene Uberbleibſel hier ſorgfaͤltig zu⸗
ſammen rechen / und ihnen / mittelſt des Titul⸗
Kupffers / bey dieſer Gelegenheit die letzte Ehre
erweiſen / ein anſehnliches Monumentum er⸗
richten / auch die Traur⸗Muſic beſtermaſſen be⸗
ſtellen wollen. Wobey man jedoch jedermann
ernſtlich warnen will / ſich vor ſolmiſirende
— — —
Geſpenſter zu huͤten / und / falls ſich ja noch hie
und da ein Schatten / entweder fuͤr ein mi oder
fuͤr ein re, unter dem Prætext der Fugen / aus⸗
geben und ſehen laſſen ſolte / ſolches als lauter
Gauckeley zu betrachten und zu glauben / daß die
Todten wohl liegen und ihr ſchwirren laſſen
muͤſſen. Ich will auch hiemit aller Welt de-
clariret haben / daß ich mit dieſen ſechs vermo⸗
derten Grenadierern / fie mögen erſcheinen in
welcher Geſtalt fie wollen / hinfuͤhro nicht den als
lergeringftienCombat oderCommerce mehr
eingehen, auch den Irrgeiſtern und Polterhan⸗
fen, Die fich etwa mit dieſer Larve verſehen / Fein
Woͤrtgen antworten’ fondern dieſelbe allemahl
ſtillſchweigend auf ihr ewiges Tombeau ver⸗
weiſen will. So haben ſie auch nun keine
Urſache mehr in der Welt den Kindern zum
Schrecken / als wie der Popantz / herum zu
ſchwermen; weil / der gemeinen Meynung nach /
er nur
— —
—N
*
376 BIL Cap.II.
nur diejenigen verſtorbenen ſpucken / welche
Fein ehrliches Begraͤbniß bekommen haben / und
alſo nicht ruhen können. Wunder iſt es gleich⸗
wohl / daß noch Feiner von allen Aretiniſchen
Defcendenten oder Abfömlingen fo danch
bahr geweſen / und weder dem Stamm: Herren
ihrer Familie / noch feiner ehmahligen —
ſigen Corporalſchafft / eine Eleine Grab Schrift
u Ehren geſtellet hat. Biß ſich indes einer
uͤber den Unter⸗Officier ſelbſt erbarmet / wolle
der geneigte Leſer mit gegenwaͤrtigem Einfall
wegen ſeiner Rotte / vorlieb und willen neh⸗
men:;“ Ser: a,
| Die Schildwacdh’ Lu
Iſt ganz caput;
Gefreytem Ke
Thut nichts mehr web,
Der arme Mi or
Verſchmachtet hie /
Und Burſche Fa
Verredet da;
Ealfactor Sol
ESturbt raſend toll;
Du lahmer La!
Dein $End’ iſt nah.
Vom alten Bebrauch der®riedpif.Mod. 377
Das dritte Capitel.
Rom alten Gebrauch der Grie
chiſchen Modorum ing
beſondere.
6.1.
Ch ſchaͤme mich faſt vor die ſchulfuͤch⸗
ſiſchen Titel dieſes und des vorigen Ca⸗
pitels / maſſen es ſchrecklich abgedro⸗
ſchene Materien ſind und einem galant hom-
me vorkommen moͤchte / als gaͤbe man ihm ein
Haupt⸗Stuͤck aus dem Pantagruel, aus dem
Moyen de parvenir, oder aus dem Tarta-
reto,de Modo cacandi,indie Handzich muß
‚aber denoch/meil es die beyden Haupt-Alttaquen
wieder das Orch. ſeyn ſollen / die noch übrige
verdrießlichfte Nothwehr yon der Welt thun.
Man willder univerfellenAnleitung des Or-
cheftre etwas einiges / ewiges und wahres
entgegen ſetzen / und weiß au bout du compte
font nichts zu finden’ als die erbarmend-würdis
gen Capita fpecialia, de Solmifatione &
Modis , von welchem im Orcheftre nicht wer
cs ma
378 P. II. Cap. III.
mahl eigentlich gehandelt worden. Wenn
ich von der. erſten mehr Worte machte / als bes
reits oben gefchehen / fo wurden mich alle rechts
fehaffene Mufici würcklich auslachen. „Ich
„will nicht hoffen’ fagt Werckmeiſter / daß fich
„etwa einer oder dee andere über den Vor⸗
„ſchlag / wie man leichter durch Die Claves als
„die Noten fingen und fpielen lernen koͤnne / bes
„ſchweren werde ; denn es iſt Feine Haupt⸗
„Sache ; ein jeder mag feine Praxin am bes
„quemſten füchen und treiben», t Bon den ans
dern abernemlich den Modis, vermeyne allhier
fo viel zu melden / als noͤthig ſeyn wird / nicht nur’
die mir ſo hoch angerechneten Irrthuͤmer abzu⸗
lehnen / ſondern dergleichen vielmehr / mit War⸗
heit / an andern zu bemercken / und manchen / was
er ſonſt nie gewuſt / zu lehren. Leben wir in ei⸗
ner Zeit / da de Modis & mortua [ex Sylla-
barum Solmiſatione geſtritten werden ſoll?
Zwar fo wenig eine gute Muſic ohne Diffo-
nantien feyn kan / ſo wenig werden auch Mu-
fici ohne papiernen Zwift gefunden werden;
allein eg möchten doc) Die Marerien immer ein
Fleines bißgen wichtiger feyn. 9.2
+ Vid. ej Anmerck. vom General-Baß p.73. Das
iſt auch meine Meinung,
Ey
Em.
Dom alten Beb.der Griechiſ. Mod. 379
6.2. Wird demnach beydiefer Gelegen⸗
heit / und en paflant , nicht zu vermeiden ſeyn /
bie ziemlich verwirrete (h) ob wohl auſſer
den jedermann bekandten Kirchen » Liedern gar
Feinen Nutzen mehr habende Sache von den
alten Modis etwas genauer / als in der erften
Eroͤffnung nicht gefchehen koͤnnen / zu unterſu⸗
chen; maſſen jene ſolche Betrachtung nicht ſo
wohl / als gegenwaͤrtige zweyte Eroͤffnung und
Beſchuͤtzung / zulaſſen wollen. Ich will aber
von den 12 attributis & conſiderandis ei⸗
nes jeden Modi nichts ſagen / maffen ſolches ei⸗
ne geoffe Menge Auctorum vorlängft ſchon
gerhanjtvelchemnach der REN EN
— 8 I | nicht
(bh) Es iſt zwar nicht zu laͤugnen / daß die Alten/und
* noch einige heutiges Tages viel ungegründete
Meinungen (dadurch eine Sache verwirret
wird ) von den Modis hegen / welche / wenn fie fol-
ten erreget werben] nur Wiederwärtigfeit er-
wecken wurden; es wird aber alles nach gerade
megfallen. Denn da die Genera heutiges Tas
ges / fo zu ſagen / vermifcht find) und man durch⸗
aus nur eine Scalam temperatam hat} fo geben
viele alte YIfeinungen aus. vid, Werckm.
Anmerck. vom General: Buß. Mercks
weiter; fo heift dieſes ehrlichen Mannes Nahme
durch Buchſtabwechſel / alias, Anagramma,
380 P.I I. Cap. III.
nicht noͤthig gehabt haͤtte / ſiche Sieben Sahen
lange wieder aufzuwaͤrmen und auszuſchrei⸗
ben. So mird auch an allen Diefen attributis
der Modus nicht fo klar erkannt und unterfchies
den / als an dem einzigen Semitonio oder der
Specie Octavæ, wovon jedoch der gegenfeitis
gemModiſte / vielleicht wie Nicomachus aus
Modeſtie / das allerwenigſte meldet. Was ſoll
mir den Senff de nomine Modi , und daß
Dickinfon fcpreibet / die Dorierund andere
hätten die Modos von den Phaeniciern befoms
men? Dickinfon hat wichtige Dinge vor, die
einer remarquiren möchte der feine Schriff⸗
ten gelefen harte. Was dag Orcheltre vom
Uhrfprung diefer Nahmen p.59. ſaget / Faneis
nem galant · homme genug ſeyn. Was foll
der Ambitus Octavæ zur Erkaͤntniß helffen /
was die Repercuſſio, und die Claves Clau-
ſularum, wenn ich Ambitum Modi und die
Triadem fenne ? Die Conſtitutionem
möchte ein Publiciſte leicht fuͤr eine Reichs⸗Acte
aus dem Luͤnig halten / wenn er nicht wuͤſte / daß
dadurch angedeutet werde / wie der Modus von
einem d. ind andere jufeßen ; Zudem fo hals
ten die limites auch eben Diefes in ſich / und
finis gehoͤret gleichfalls Daher ; Tropen
| | nicht.
— 20
Vomalten Geb. der Griechiſ Mod. 381
nicht. Iſt es denn nichteineunnörhige Weit⸗
laͤufftigkeit / enn man 12. Articul wacht/ da
mans mit zween oder dreyen beſtellen koͤnte?
Geſchieht es nicht darum / Daßeiner mit dieſem
Zeuge bey den heutigen Pradticis, Die den Hen⸗
cker von folchen 12. Articuln mwiffen / ‚aller,
Dummheit ungeachtet / indie Prefumption
einer vorzüglichen aber unnuͤtzen Wiſſenſchafft
gelangen will? Allein das it unfere amplifi-
ma Modorum Doctrina ; die bringt dag fo
mit. „Die alten Mufici (fagt Werchmeis
„ter Harmonolog. p 55.) haben vonden
»Modisgarzu viel Weulaͤuffigkeit gemacht,
„tie bey dem Glareano zu feheny welcher einen |
„groſſen Folianten von den Modis Muficis -
„geſchrieben. Ber endlich zu den Antiqui-
„taͤten Beliebung hat/ kan dergleichen Audto-
„res leſen/Und an einem andern Ort ex-
plicirt er ſich folgender Geſtalt: „Wie nun
'„dielieben Alten zu viel Weitlaͤuffigkeit aus der
„Lehre Der Modorum gemacht haben / und
„darüber (NB.) obfcur geworden find’ /
(DaB ift ja derfelbe Tepe, den der Refuta- -
„teur fouru & refoutu dem Orcheftre fo
„hoch aufmußet) fo müffen wir nun nicht auf
»das andere Extremum fallen / und die u.
08
382 P. II. Cap, II.
„dos gar verwerffen.c, vid. Werckm. Pa-
„rad. pag. 88.& 89.
$.3. Solches Extremum muß nım
frenlich von gefcheuten Leuten vermieden wer⸗
den. Denn / obman fid) ſchon nach heutiger
Art mit zwey generibus Modorum beheiffen
koͤnte / fo vürffen Doch die alten Modi , vielwe⸗
niger Die 24. Specieshodiernz, darum nicht
gang und gar verworffen werden / teil unfere
lieben Kirchen» Sefangey die nach jenen theilg
eingerichtet findyleicht fo viel Refpedt von jeders
“ mann verdienen ; anderer Seits muß der heu⸗
tige Gebrauch der Modorum (davon imfols
genden Eapitel gehandelt werden foll) auch)
feine Richtigfeit und gemeifte Wege haben das
mit Feine Unordnung einreiffey und die aus dem
Modo meichende Disgrefliones,menn fie der
Natur und Raifon gumieder lauffen / huͤbſch
nachbleiben. Ich will / um zu bemeifen! daß
ich nicht von denen fey / die die alten Modos
aus Unverftand verachten oder ganslich ver:
werffen / meine Meynung von ihren Kennzeis
chen aufs Fürgefte herſetzen. “Denn auf Die
Kennzeichen kommt das ganke Weſen an; die
Theorievon diefen Dingen ift genug / weil un⸗
fere meiften Choral Sefänge ſchon gemacht ne
un
Bi" | — —
Vom alten Geb.der Griechiſ. Mod. 383
und wohl unnachgemachet bleiben werden’ daß
alfo Praxis Modorum antiquorum in Me-
lothefia hodierna wegfaͤlt / und einnon ens
ift; wiewohl man Doc) auch gerne wiſſen mag /
infonderheit / wenn einer ein Organifte feyn
will (dazu ſchon vieleQualitäten gehören‘) wie
diefe Praxis in alten Zeiten eigentlich befehaffen
getvefen. Ich will auch damit nicht ſagen / daß
es uͤbel gethan ſey / ſolche Lieder unſrer Kirchen /
die entweder nach Der- Melodie eines andern
Sefanges müffen gefungen werden / und Feine
eigene haben; oder auch / die noch überall weder
mit einer eigenen noch geborgten Melodie vers
ſehen / in die ſo genannte Choral⸗Muſic zu fegen!
einfolglich dieſer Armuth / bey fo reichem von
GOtt dieſem Seculo verliehenen Muſicaliſchen
Vorrath / abzuhelffen; aber die Frage wird
ſeyn / ob es durchgehends angenommen und ei⸗
ne gantze Gemeine ſich gleich darnach richten
werde? Wir wollen es uneroͤrtert laſſen / und
unſerm Vorhaben naͤher treten. Wer es beſ⸗
ſer machen kan / der thue es ohne Beſchimpffung
—8 Verkleinerung meiner hertzlich⸗ guten Ab⸗
icht. ——
$. 4. Modus iſt demnach bier eine Weiſe
oder Regulinady weldyer ein —
tu
—
384 P. II. Cap, III.
Stüd in gewiſſe Schrancken eingeſchloſ⸗
fen wird/und zwar / nach der alten Richtſchnur /
ißweilen eben fo abgeſchmackt / und gegen di: |
Natur / als der Hamburgiſche Bocks⸗Beutel
wieder welchen doch bey dieſen Zeiten groſſe
Vergreiffungen ohne Ahndung vorgehen Es
gibt ſonſt auch noch eine andere Art von Kreb⸗
ſen / als da ſnd: Die Modi progrediendi:
Nothrus, Tachinus, Syncopaticus,
Jambicus Proportionatus, Trochaicus
Proportionatus, Enantius, Dactylicus
&c. item, Modi-finiendi: Moloſſicus,
Dadtylicus, Anapzfticus, Amphibrachi-
cus, Amphimacricus , Bacchaicus &c.
davon Pring im I. Theil des Satyrifchen
Eomponiften Cap. 7. fehr weitlaͤufftig handelt.
Wer Luſt daran hat / ver fchleppe fich immer,
Damit. Ich bin ein Diener Davon / und exe
innere.ed nur Destwegen / daß niemand meys
nen ſolle / bier werde von folchen vollend⸗entſetz⸗
lichen Modis gehandelt 5 wiewohl die vorhas
bende nicht viel einländifcher und zahmer Flins
gen’ und man eben nicht nöthig hatte, ein Se-
culum ignarum zu wuͤnſchen / wenn etwann
ein Ecolier dadurch erſchrecket werden ſolte.
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dom alten Gebr.der Griechiſ. Mod 385
SG. 5. (a) Da fteht nun der Modus Jo-
nius (die Drdnung oderder Rang ifthiernach
dem gemeinften Gebrauch und der Natur eine
"gerichtet) wie Tabula Modorum Græco-
rum authenticorum No. XIX. austoeifet;
und fein eigentliches Kennzeichen ift : Daß er
in feiner Ofava vom Ezum c (welche auch
der groͤſte Doctor Muficesnicht anders als
der geringite Ihüringifche Schulmeifter bes
nennen fan) die beyden Semitonia majora im
| dritten und fiebenden Brad; .dabey auch -
Tertiam © Sextammajorem bat. Alle andere
"Modi nun die gleiche Befchaffenheit mit dies
ſem / nemlich ihresemitonia im 3.und 7. Grad /
dabey Tertiam & Sextam majorem haben /
ſind Jonii ficti Modi; als: cisdur, disdur,
u .ſ. w.
) Des Dorii eigentliches Kennzeichen
iſt: daßerinfeiner Odtava vom D. zum d. die
beyden fo genanntenSemitonia naturaliaim
‚ andern und fechften Brad/mithin zwar Ter-
tiam, aber nicht Sextam minorem hat. Und
diefer Sextæ wegen gibt 68 wenige Exempel
Dorii ficti.
() Des Phrygii Merckmahl iſt: daßer
beyde Semitonia ſeiner — :E, e. im
| ers
386 P.IT. Cap.III.
erften und fünfften Brad / dazu Tertiamu
& Sextam minorem hat. Fictos finder
man mwenig/ wegen des erften Semitonii. |
(d) DesLydii proprium beſtehet darinn /
daß feineSemitoniainderOctava FFaufden |
vierdten und fiebenden Brad fallen ; fo hat
er auch Tertiam & Sextam majorem, doch
des erfien Semitonii halber wenig fidtos,.
(e) Der Mixolydius wird dabey erkannt:
daß er feine Semitonia im dritten und ſech⸗
ften Brad der Octavæ G gführet / auch des
letztern wegen wenig idtos ob. wohl Tertiam
& Sextam majorem hat.
(c) Dem Modo- #olio., der fich damit
diftinguiret/ daß feine Semitonia im andern
und fünfften Brad der Octavæ Aa liegen
ihm auch Sexta & Tertia minor zu kommen /
werden faft alle andere Modi molles ( nad)
heutigem Gebrauch / von welchem wir auch obis
ge Modos fictos verftehen ) beygeleget. Als
da find: c.mol;cismol; d mol&c, welche
unter dem Nahmen der fictorum von denMo-
den-Liebhabern dahin gejogen werden (wie⸗
wohl / meiner Meinung nach / der eine Thon |
oder Modus eben fo authentique als verans
dere iſt und nichts ala die alte Unwiſſenheit zu
Dies
Vom alten Bebr. der Briedyif. Mod. 387
dieſer Diſtinction, inter veros & fidtos,
Anlaß gegeben hat.) Daß demnach der erfte
und legte diefer 6. fo genannten Modorum
authenticorum die Wornehmften zu feyn
scheinen / und einer (auffer den Chorälen) alle
Muficalifche Sachen, fammt den 24.Specie-
bus Modorumileicht aufdiefebeyde Genera,
dem Jonio & Æolio nemlich / nicht aber (wor⸗
inn etlichegeirret) dem Dorio reduciren kan
und mag.
- 96. Daß der Dorius aber nicht derjenige
Modus ſeyn fünne / wohin fich mehrentheilg
unfere heutige Modi molles bringen laſſen /
daran zmeifle billig Deswegen / weil das zweyte
Semitonium bey den fo genannten hetisnicht
im fechften fondern im fünften Grad faͤllt / wie
folches aus dem natürlichenAmbitu & Specie
Octavæ des E mollis, Gmollis, Hmollis
&c. zu erſehen und zu erweiſen iſt. Und in die⸗
ſer Meinung beſtaͤrcket mich Werckmeiſter /
wenn er in Paradoxis, Op ere ſuo poſthu-
mo, p. 86. fo ſetzet: Wir mögen / nach
beutiger Modulir⸗Art / den Jonium und
KEolium behalten ꝛc. ob er wohl in Harmo-
nologia , welche Ao. 1702. fünff "fahr vor
den Paradoxis ang Licht rg pag. 59.
| IR 2 noch)
388 P: II. Cap. III. |
noch aufden Jonium & Dorium , wohlhers
‚geführter Gewohnheit nach / beftanden. Sed
dies diem docet. | |
- $.7. Und das wird vermuthlichy mit Zus
siehung der Tabelle / von Erfäntniß der Au-
thenticorum einige Nachricht denjenigen ers
theilen/die bey der Sache fonft viel dunckles mör
gen gefunden haben / wenn fie von andern ans
ders vorgetragen worden. Ich will aber Damit
der andern Audtorum Rorträge nichts we⸗
niger als verwerffen / fondern fage nur / Daß viel
ander Methodeliege / wenn fie mit Desjenigen
Faͤhigkeit ubereinfommt / der eine Sache bes
greifen fol, Und wenn auch nur zwey Leute
in gantz Hamburg waͤren / die Durd) Diefe meine
kurtz gefaßte Beſchreibung mehr Unterricht als
ſonſt woher bekommen haͤtten / ſo iſ meine Muͤhe
fchon wohl angewandt. Unterdeſſen kan es
auch ſeyn (ſi credere fas eſt) daß nach des
Gegners Lehr⸗Art in Erfurt hundert und mehr
erbauet werden. Defto beſſer.
- 9.8. Nun laſt ums denn auch der Pla-
galium mit toenigen Erinnerungthun ; Doch
nicht mit fo gar wenigen und fo ſehr uͤberhin /
wie gemeiniglich Damit verfahren wird / da es
bey manchem blofferdings heißt : Wenn =
f | ie
Vom alten Bebr. der Griechiſ. Mod. 389
die 6. Principales verfteben / werden die ans
: dern/ als minus Prineipales , gar leicht koͤn⸗
nen gefaffer werden. Man verfährt damit
faft/ als mie mit Beſchreibung der Diffonan-
tien / darüber auch gank gelinde hingetvifchet
wird / ob gleich weit mehr an ihrer Erfäntniß
lieget / alsigiger Zeit an den Modis antiquis.
Modos müffen wir haben ; Ordnung und
Schranken müffen gehalten werden; Miſch⸗
maſch und ein confulum Chaos gehört für
Gaͤnſe⸗Koͤpffe; Grund» Kegeln werden nim⸗
meralt; Obs aber ebendie alten Modi , die
alte Ordnung / die alten Schrancken ſeyn pm
ob die Alten Fein Miſchmaſch / Fein confufum
Chaos, feine Bänfe Köpffe unter fich gehabt ?
und ob Das alles juft rechte Grund⸗Regeln finds
bie fie gegeben? folches find gang andere Fragen
und müffen unterfucher werden. Wenn mans
cher nicht weiter kommen kan / fo fpeipt er: O!
dieſes und jenes iſt eine Bagatelle ; Modi
Servi; resminus principalis ; e8 find Diſ-
fonantieny dieflingen übel/ wer woite da viel
Weſens von machen ? Ich kenne Leute / die fo
fprechen und ſchreiben / da fie Doch in ihrem Herr
u der Unmiffenheit übergeuger und nur bemuͤ⸗
et ſind andern einen blauen Dunſt für die Au-
| R3 gen
390 P.II. Cap. Ill.
genzu mahlen / damit man meynen ſolle / die Ei⸗
fenfreffer Hätten alles dieſes an den Schuen zer⸗
riſſen. Nein / ſo leicht geht es hier mit den Mo-
dis plagalibus, die man ſonſt auch minus
rincipales nennet / keinesweges an. Ich
abe die Sache probiret / und den vermeinten
Unterricht hie und da bey weitem nicht zulänge
lich befunden; welches / zwar als eine bloſſe Cu-
riofite , jedoch zum Beweiß / daß man unſers
Ortes Feine Baggtelle aus Unwiſſenheit für
eine Bagarelle anfiehet/ mir hier anzumercfen
erlaubt ſeyn wird. |
$.9, Nur erſt von der Benennung diefer
Modorum , nicht fecundum Gentes, fed
Proprietates,ettwag gu gedencken / ſo finde / was
Authenticus und blagalis eigentlich heiſſe
oder bedeute / mit hoͤchſter Verwunderung in
mehr als 20. mir bekannten Auctoribus, Die
theils ex profeſſo, theils / wie ich hier thue / nur
beylaͤuffig davon geſchrieben haben / mit keinem
Worte verzeichnet noch erklaͤhret / oder ich muß
mich fehe verfehen haben. Melchior Vul-
pius, ehmahliger Cantor zu Weimar / der eis
nen Tradtatum de Modisin degM. Henr,
Fabri Compend. Muf: eingefchaltet/ welches
ſaͤmmtlich von Mich, Meilter, ur >
' alle
Vomalten Bebr. der (Briechif.Mod. 39x
Halle herausgegeben 7 ſagt p. 80. von dieſen
Modis: Dicuntur Authentici, propter
majoremafcendendi Auctoritatem; das.
ginge noch hin ; aber weiter; Dicuntur Pla- _
ales,proptermajorem defcendendi Au-
oritatem, Das faͤlt weg. Ob nun zwar
den Gelehrten ſonſt gut predigen iſt / ſo verſtehen
doch eben alle Leute / infonderheit diejenige / wel⸗
che etwan von der Muſic oder von der Orgel den
bloffen Nahmen / oder nur die Liebhaberey / bes
fißen/ nicht immer fo viel Griechiſch / daß fie wiß
fen folten : Authenticus fomme her / oder
werde sufammen gefekt ex zuros,ipfe , ſelbſt;
& Evred, Ta, arıma Waffen; oder / wie an⸗
dere wollen / ab auroc & ua. perimo, quod
ex Etym. pro Dan, & ex eo fit per
Aphzrefin. Daß demnach augerrns fo viel
fen ı als einer : qui fua mana fe perimit,
cædem fibiinfert ; Autor cxdis ; ein eis
genhändiger Selbſt⸗Moͤrder der Hand und
Waffen an ſich ſelbſt leget quali in fe audto-
ritatem habens. Welches Wort denn her⸗
nach feine eigentliche Bedeutung weiter ausge⸗
dehnet/ und per fynechdochen Speciei,pro
quolibet auctore, von einem jeden Menſchen /
der von ſelbſten oeen propria aucto-
= 4
rita ⸗·
392 P. II. Cap. III. |
ritate, etwas verrichtet oder anfängt ; von jed⸗
wedem Verfaſſer und Schrift - Steller / ges
braucht worden ifl. Daraus denn das Ad-
jedtivum: dufevrixos , ſelbſt gethan / felbft
ſtaͤndig / das gute Aucoritatem bat das ein
Original ift x. entfprungen. “Dannenhero '
Modus authenticus fo viel fagen will, als
ein felbftftändiger/ uhrfprünglicher Modus, der
Autoritatem in der Warur von und vor fich
ſelbſt hat / und ein Original, Uhrding / oderUhr⸗
Modus iſt / wenn ich ſo reden darff.
42. 10. Hergegen / wenn mAryn eigents
lich / unter andern: fo viel bedeutet / als Plagam,
eine Plage / und denn Plagium, ein Menſchen⸗
Raub / oder überhaupt eine Entwendung (wel⸗
che —* en genug verurſachen Fan.) fo iſt leicht
zufi ieffen) daß Plagalis Modus ein folcher
ſeyn muͤſſe der dem Auchentico gleichfahm
zur Plage, zur Geiſſel gegeben / daß erihm et⸗
was raube / ftehle/ / entwende / oder höflicher gu res
den / etwas ablehne / abborge (denn das ſind
auch eigene Plagen) weil er von ſelbſten nichts
hat / ſondern jenem / dem authentico, alles
ſchuldig iſt / und von ihm alles empfaͤnget. Fin⸗
det jemand eine beſſere Auslegung / ſo will ich
froh ſeyn; ich verſichere inzwiſchen / daß —
1* X-
—
—
Dom alten Bebr.der Griechiſ. Mod. 393
ur un. 0.
Explicatio mea authentica , non vero
plagalis fen / mir auch Diefelbe von niemanden,
als von der Natur der Sache und Bedeutung
der IBorteran die Hand gegebenmorden. Es
kan ſeyn / daß ein andrer mit mir Diefelben Ge⸗
dancken gehegetzich habe ſie aber nicht gefunden
noch gewuſt. Und wer kan auch alles leſen?
Das bisgen Griechiſch wird mir indes nies
mand pedantifch und übeldeuren wenn ich auch
gleich den Scapulam , Schrevelium oder
Paforem darüber folte nachgeſchlagen haben /
weil e8 zur Erläuterung unumgänglich erfor⸗
‚dert wird / und dieſer Auctorum feiner jemahls
u muficalifcde Erflährung Darüber gemacht
a - |
S. E1. Weiter wenn man fich bloß nach
der täglichen Megel richten will : daß die
ſechs minus Principales,allvoo das Wörtlein
Hypo (unter) vorſtehet / ebenden Ambitum
baben/ weldyer ihren Principalen zukommt /
nur daß die Quinta ın Der Modulation unten
zu finden; (1) ſo haͤtte ja (damit ich nur
ein Exempel gebe) der Hypo-Jonius feine
| R Se-
(i) vid, Werckm. Hacwonol. p. 56
394 P. IT, Cap. III.
Semitonia (k) eben wie der Mixoly-
dius im dritten und fechften Grad. So
dann geige mir einer Den Unterfchied zwiſchen
gedachtem Hl ypo-Jonio und demMixolydio.
Vid. No.XX. Mich deucht / wenn man die
Yberfchrifft wegnimmt / fehen fie einander fo
gleich, / als zween Tropffen Waſſers. J
weiß wohl / daß man ſagen wird: Der Hypo-
Jonius ſchlieſſe im E/der Mixolydius aber im
G / und das fen der Unterfchied 5 it. fo fen die
Trias Harmonica bey jenem c e g, bey dies
e aber ghd. Gantz richtig. Allein’ dag
an einer nicht riechen / oder aus der Specie
Octavæ, den Ambitu und dem Semitonio
fchlieffen / derowegen e8 mehr Erläuterung ers
fordert / oder man verwirret den Leſer mitder
Specie Octavæ, dem Ambitu unddem Se-
mitonio, Und da ill ich wetten / daß dieſe
Obfervation noch feiner gemacht habe / er
ſchneide auch auf wie er wolle. Kan —
obige
(k) Ich weiß wohl / daß Hemitoninm Griechiſcher
klinget / als sSemitonium. Allein aus 5
einer Allectation beſchuldiget zu werden / bleibe
gerne bey der gemeinen Nedens-Art] fo hier wie
an vielen andern Stellen. Loquimur cum
vulgo &c,
Dom alten Gebr. der Griechiſ. Mod, 395
re u ———
obige Beſchreibung nicht zureichen ;fondernes
muß vors erſte anſtatt des ambitus (welcher
hier die Graͤntzen einer Odtavz andeutet und
zur Diftindtion nichts bepträger ) geſetzet wer⸗
den : daß Das Final der Plagalium in eben
dem Thorn feyn müffe worinn ihre Principa-
les ſchlieſſen. “Da nun der Hypo- Jonius
im c. ſchlieſſet / iſt folches ein Zeichen / daß er vom
Jonio dependire.der ſolches gleichfalls / jedoch
authenticè thut. Daß aber jener mit der
Quinta herunter ſteiget / iſt etwas / daß er ſeinem
Authentico abborget / und ſich dadurch di-
ftinguirer / daß er Das geborgte verfehrt ans
bringer. Sfr einer Melodie ware der Untere
ſchied etwann fo’ wie No. XXI. ausweiſet.
Und alſo wird es mit den uͤbrigen fuͤnff Plaga-
Uibos auch gehalten, |
Hz. Man fieher hieraus klaͤrlich / wie
höchftnöthig / ja wie unentbehrlich es ſey / auch
bey Unterfuchung diefer alten Moden Sagen
ſeloſt / mit den dißfalls galanten Herren Schul
meiſtern in Thüringen zu reden / aus dem F, aus
dem A&c, Denn / wenn mir einer noch fo viel
folmifiren und modiſiren kan / iſt er doch un⸗
ruͤchtig / einen eintzigen Modum Plagalem zu
—— —
396 P. II. Cap. Il.
es fen ein A, oder einB, in feinem Hertzen nicht
einetieffe heimliche Reverentz machet / und ihn
zum Grunde feiner gangen Erkaͤnntniß in dies
ſem Stücke feget. Man lernet ferneraug obis
gen/ was für ein mächtiges Ding die Trias
Harmonica in Muficis (nicht in Mylticis
ſeyn muͤſſe / fo gar daß man / ohne Bephülffe
derfelben/ eben fo wenig von den Modis Plaga-
Hibus ein Vrtheil fällen als ohne Buchftabiren
fefenfan. Mir diefem ehrlichen Fundament⸗
Thon und dieſer gang natürlichen Triade treis
bet nun unfer ruftige Solmifator feine Ertz⸗
Einfalten weiblich / indem er von dem erften
p.93. fehr fehimpflich von der andern aber
(refervatismyflticis) p, 47. nicht viel güns
fliger/ anbey gang grund »falfch/ railonniret
wenn erfpricht : Die Trias ſey nicht genug Die
Tonos zu unterfeheiden / fondern es müfte auf
die Species Octavæ und auf dag Semito-
nium gefehen werden / die doch alle beyde obens
erwieſener maſſen nicht ein Haͤrgen zur Erkaͤnt⸗
niß der Plagalium helffen koͤnnen. Meine
unvorgreifliche Gedancken gehen fonft dahin /
daß der Sundament-Thon und die Trias ( id)
will nicht fagen Die Seele der Mufic / welches
der Tactiſt / und keinegweges dag £umpen-Se-
| Ä mito-
Vom alten Gebr. der Griechiſ. Mod. 397
me 0.22 0 0000
mitonium ) gleichfahm dag rechte Corpus,
Fleiſch und Blur’ i. e. dag eigentliche ſubſtan⸗
tielle Weſen aller und jeder mulicalifiher
Stuͤcke ſind. FR 2
8.23, Nechſt dieſem iſt es mit den guten
Plagalibus, ſelbſt durch das Final, noch nicht
gang zur Nichtigkeit gekommen; maſſen viele
Exempla in contrarium angeführet werden
koͤnnen / allwo der Geſang nicht fchlieffer/ wie er
ſolte. Da iſt der Hymnus : Chriſtum wir
ſollen loben ꝛc. (1) Der du biſt drey in
Einigkeit ꝛtc. Chriſt unſer HErrzum Jor⸗
dan kam ec. Danckſagen wir alleıc., Heut
| | 7 trium⸗
— — — ——— — — — —
(I) Damit der Gegner fein viele Exempla anfuͤhre /
ſo ſetzt er unter dem Phrygio diefen Hymnum
mit / und dabey: Was fürchtſtu Feind Sero-
des ſehr ⁊c. Da es Doch einerley Melodie iſt.
Ob nun dieſe Melodie Phrygii Modi ſey / mag
die alte Moden⸗Welt urtheilen. Ich halte er
fen Norii und beym Schluß defect. Turpe eft
Dodtori, der-andere Leute corrigiren will/ und
felbft inden Modisfehlt. Der Begnerfagtidie
Limites wären zu Anfang um eineSecunde übers
ſchritten / "welche -Licentz die Alten bey allen
‚Tonis genommen häften/ o du fchöne Licentz!
Sch fage der Anfang ift ſchon recht I aber das
Endeunrehf. Vid. Werckm. Harmon. p. ba.
und lerne es beſſer du Moden⸗Kraͤmer!
>
398 P. II. Cap. III,
triumpbiret GOttes Sohnꝛc. Ehrifte du
Lamm GOttesꝛc. Ih GOtt vom Sims
mel fieh dareinec. und verfchiedene andere / die
eiten fremden und ungewoͤhnlichen Schluß has
ben. (m) Daß man dannenhero billig
zweiflen dürffte 7 ob folches eine Corruption
der ungeſchickten Kloſter⸗Saͤnger / wie Werck⸗
meiſter will / oder ob es bißweilen mit Fleiß alſo
geſetzet ſey.
8. 14. Ferner fo finden ſich auch viele
Choraͤle / die den Ambitum ſo wohl unten als
oben uͤberſchreiten / ſo wie andere denſelben nicht
erfüllen (dieſer letzten iſt unſer Te DEum )
woraus Feine Diftindtion , ſondern eineCon-
fufion , entfpringe. Das glareanifche
Gleichniß lib. 1. cap. 4. mit dem Waſſer⸗
fluſſe / der bißweilen überläufft bißmeilen vers
ſaͤuget / wills ihm hier nicht thun; die Alten ga⸗
ben Geſetze / wie es ſcheinet / und richteten fich
ſelbſt nicht ſarnach; hatten fie Licentiam ?
warum mir nicht? Was ſoll unsdenn diefer
alte Ambitus, der fo offt in des Componiſten
Hille
(m) Man redet von den angeführten Dielodien
wie fie. hier/ nicht wie fie allenthalben / gefungen
werden. Ich glaube der ehrliche Stylus ligatus
hat auch feine Noth / wenn er ander Fremde ges
raͤth und loß gelaſſes wird.
Vom alten Gebr. der Griedyif. Mod. 399
un name — — — —
Willkuͤhr geſtanden? Demnach iſt es nicht fo
leicht in den Kirchen⸗Geſaͤngen Die Modos
Plagales zu erkennen / alldieweil unſtreitig et⸗
was mehr / als die Semitonia und Species
Octavæ, (fo bey den Plagalibus nichts thun)
Ambitus, Conftitutio, Quinta inferior
& Claufula finalis , dazu gehöre. Denn in
den erften dreyen Kennzeichen kommen / wieets
wieſen / gewiſſe Authentici allemahl mit den
Plagalibus richtig überein / und machen alſo
nichts weniger als einen Unterſchied. Die
vierdie Eigenſchafft / nemlichQuinta inferior,
kan und mag ohne den fuͤnfften Umſtand / deſſel⸗
ben Beding und Gewißheit nicht erkannt wer⸗
den. Dieſer fuͤnffte Umſtand aber / als nem⸗
lich / Nota Finalis oder Fundamentalis tms
reendlich noch wohl das ſicherſte Mittel undIn-
dicium, einen alten ModumPlagalem beym
Santhafen zu Eriegenund zu erkeñen wenn nur
die Srepheit/Corruption,Licence,Caprice
&c, den Componiſten damahliger Zeiten/ wie
oben beruͤhret / ein feſtes Urtheil hierinn allents
halben vergoͤnnen wolte. Woran es aber
fehlet.
S. 15. Solche und dergleichen Anmer⸗
ckungen macht man hier nur en paſſant —
i
400 PB.IM Cap. III.
ich prætendire keine Doctrinam Modorum
auszuſchreiben) und haͤtten billig Leute / die Cho⸗
ral⸗Buͤcher aushecken und ſich ſonſt ſchrecklich
bruͤſten wollen / ſolche Curioſa eroͤrtern und
bey jedem Choral den Modum fpecificiren
ſollen / weil Die Materie eigentlich in die Chorals
Buͤcher gehöret ; aber da ihnen diefe Sachen
unberouft find/ fo wollen fie fich lieber mit Din⸗
gen abgeben /die ihren Verſtand meit überfieis
gen’ und bey welchen ihre barınhergige Gloſſen /
als Sonnenffaublein gegen den Pic-:Berg in
der Inſul Teneriffa, su achten find. So lans
ge fie beyder Currente bleiben und Diefelbe etz
wan reformiren tollen / fo langeift ihre Ab⸗
ſicht auch löblich und danckens werth / folte auch
ſchon der Wunſch nicht eben allemahl erhoͤret
werden / welches leider! bey guten Wuͤnſchen /
wegen Menſchlicher Nachlaͤßigkeit und Ohn⸗
macht / nichts neues iſt; aber / wenn auf wuͤrck⸗
lich:groffe Kuͤnſtler und Weltgeprieſene Leute
geſtichelt wird / ſo klinget es ſchaͤndlich / und pro-
ſtituiren ſich die ſonſt / nach ihrer Art / auch gu⸗
te und arbeitſahme Subjecta nicht um ein ge⸗
4. 16. ch wolte mich ſelber uͤber dieſe
alten Modos noch mit ein und andern breiter
bl⸗
Dom alten Bebr,der Briechif. Mod. 401
erfjähren/ / wenn mir nicht foeben des Rafelid
Hexachordum indie Hände geriethe/ und ich
in ſelbigem Buche das fechfte Eapitel/ de Mo-
dis Muficis, in vielen Stücken ziemlich ums
ftändlich ausgearbeiter ande. Dannenhero
will ich fo wohl die mweiterforfchende als auch
unfündige/ infonderheit aber Die fuffifanten
Prahlhaͤnſe und Nundinatores , die auf die
Modos, als die Klopf-Sechter auf ein paar
& asharken anfchlagen laſſen / dahin und auf
des Surgafii Iſag. Muf. Lib. 2. cap. 5. faq.
verwieſen haben’ allwo / in fine libri , aus al⸗
len 12. Modis klare und bekannte Exempel / auch
weit mehr derſelben / aus unſern gewoͤhnlichen
Sichen-Gefängen/ angefuͤhret werden als im
Rafelio ſelbſt / welche Nachricht einem Moden⸗
begierigen hoffentlich wohl zu ſtatten Fommen
"wird. Ferner ſo gehoͤren / nebſt und nach obi⸗
gen beyden / auch in dieſe Antiquitaͤten⸗Claſſe:
(3.) Boerius ‚der Roͤmiſche Burgermeiſter im
ſechſten Seculo , welcher unter den Chri⸗
ften am allererften de Modis Muficis
gefchrieben hat (das lautet vornehm.)
(4:) Glareanus „, in Dodecachordo N de
(5) Ar.
402 P. II. Cap. III.
(5.) Artufiss , de Imperfecione Modo-
rum Mulicorum,
(6.) Fridericus Beuchufius, in Erotemat,
Norimb. 1585.
(7,) Nicolaus Roggius, de Modis Muficis,
Hamb. 1596. |
(8.) Joachimus Burmeißterss ‚in duruxedia»
54 ,Roftoch. 16001. =
(9:) Jdem ‚in Mufica Poetica, Ibid, 1606,
(10) Eurbarius Hoffmannus, inbreviSyn»-
opſi de Modis ſeu Tonis, Roftoch.
‚1005. |
(11,) Gefius, de Doctrina Modorum,
Francof, 1609.
(12.) Henricus Faber, in MuficesCompen-
dio. Lipſiæ 1624. u
(13.) Erafmus Sartorius, ehmahliger beruͤhm⸗
tee Hamburgifcher Cantor, in Infi-
tutionibus Muficis, cum Docdtrina
Modorum, Hamb, 1635,
(14.) M. Danielis Fridrici,Cantoris prima-
rii quondam Roftoch, Erfiährung
der Mod. Muf. 1649. |
(15.) Conradus Matthæi, welcher der augführs
fichften einer if: Sein Bud) de Mo»
disift zu Königsberg 1652, gedrueft.
— (16.)
— —— — —
Vom alten Bebr.der Griechiſ. Mod. 403
(16.) Johannes Andreas Herbfi , in Muſica
Poetica,
(17.) Kircherus ‚in Mufurgia.
(18.) Marinus Merfennus,in Harmonica,
(19,) Werckmeifter in feinen Scheifften hin
und wieder / abfonderlich in Harmono-
logia. a J
(20.) Printʒ. Parte J. Phrynidis. Daß ich
des Dohii, Zarlini, und vieler andern’
nicht gedencke. |
$.17. Da kan einer der Moden dieHuͤl⸗
fe und die Fülle haben mird aber fo wenig
brauchbahres und nüßlichegad Praxin hodi-
ernam daraus lernen koͤnnen baßer vielmehr
die Zeit/ fo er drauf wendet / bedauren muß.
Solche, und dergleichen alte Hiftorien ı ziehen
die Antiquitaͤten⸗Ritter noch diefen Tag dies
fen gefunden neuen Auctoribus, aus bloffen
Neid und heßlicher Mißgunft vor, daß man
wohl davon mit Martiali mur. mut.aus dem
soten EpigrammateL.V,fagen fan:
Effe quod hoc dicam, vivis quod fama
negatur?
Et ſua quid rarus tempora lector a-
1 mat?
i
404 P. II. Cap.IIl.
Hi ſunt INVIDIÆ nimirum, Ce/are, mo-
res;
Præferat antiquos ſemper ut illa no-
vis. —
Sic veterem ingrati Guidonis quærimus
umbram:
Sic laudant Pſelli vilia templa ſenes.
Gaforus eſt lectus, falvo tibi, Cimbriæ,
Pbebo,
. Et fuariferont fecula Gibelium. &c.
Ich feße dieſe Audtores , fo weit fie
von Modis handlen / auch nicht Deswegen her /
daß jemand fich Die Muͤhe nehmen foll / folche
anzuſchaffen / noch Die Marter eingehen / ſol⸗
che durchzuftudiren; fondern in vechtem Ernſt
deswegen / damit jederman / Der was tuͤchtiges
inder Muſic thun williwielmehr gemarnet ters
de / fichnicht zu hefftig aufdergleichen Alterthuͤ⸗
mer zu legen; denn das pedantifiren inhcirt,
macht ſtumpf und wurtzelt ſich dermaſſen ein /
daß mans eben ſo wenig laſſen kan / als mancher
das Brandtwein⸗Sauffen: Vors andere has
be dig fleine Megifter hier einfchieben wollen /
damit_meine ungelehrte Neider doch daraus
ſchlieſſen mögen daß / dafern folche Bucher eis
nem die Muficalifche Weisheit bepbeingen
| . | | . vos
Dom alten Gebr. der Briechif.Mod. 405
koͤnnten ich den Weg vielleicht beſſer als fie
wiſſe / und die Curiofite in ſolchem Studio
‚ nicht tadele /fondern felber hege. Mur will
ichdas befannte Sprichwort recommendirt
haben: Ne quidnimis! |
$. 18. Diefes twenige werde noch’ mit
Erlaubniß/ de meo hinzuthun : Daß man
nicht bloffer Dinge die gewöhnlichen 12.
Attributa Modorum ‚nod) die 10. im Mattbei,
anfehen und darnach allein zu jadiciren ha⸗
bey weil fie leicht betriegen Bönnen ; fons
. dern man betrachte vielmehr mit Derftand
ı den Hangen Zufammenbang der Melodie /
in allen ihren Theilen und Elaufuln/ und
richte feine Haubt⸗Abſicht Darauf wenn
man de Modis plagalibus am ficberften ſchlieſ⸗
fen will. Denn / es fchieflen groffe Moden
u hierinn fehr offt vorbey / wie wir deſ⸗
enein lebendiges Exempel an dem Erwecker
der Todten Mufica haben und obgemiefener
maflenzu Tage lieget. Es ftoffen auch folche
quid pro quo häuffig auf / und wären leicht
anguführen/ wenn man die ſchmutzige Arbeit
thun und nichts als Fehler hie und da zuſam⸗
men füchen wolte. Aber / dahin gehet meine
Mepnung nicht, fondern nur / den curieufen
Ä Nach⸗
406 PII. Cap. III.
Nachforſchern in dieſer Antiquitè mit etwas
an die Hand zu gehen / welches zur Erlaͤute⸗
rung / tant ſoit peu, beytrage / und ihnen
vielleicht nicht ale Tage aufſtoͤſſt.
$. 19. Schließlich muß ich noch eine
fcharffe Frage Die mein Modifte pag. 152.
an das Orcheftre ergehen läft mit wenigen
beantworten. Er will mich examiniren und
in die Schule führen. Voyons. Er möchte
gerne wiſſen / aus welchem Fundament ich
g mol für den Tonum Dorium transpofi-
tum univerfaliter. ausgebe ? Darauf Fan
ihm /primo, zur Abfertigung Dienen/ daß ich
weder vom g mol , in Vergleichung des Do-
rii, überall geredet/ noch auch jenen univer/az-
liter pro Dorio transpofito ausgegeben has
be. Iſt demnach feine Angabe fehon wieder
falſch. Wenn ich aber/fecundo, fage: Daß
Dorius transpofitus alfo ftehen koͤnne: g%
bcdefg,fo will ich Dadurch nur ein eintzi⸗
ges Exempel folcher Tranfpofition gegeben
und dabey nicht gelaugnet haben’ daß man
nicht auch den Zolium & Hypozolium ing
g mol, gewiffer maffenıtransponiren koͤnne /
ob wohl der pretendirte groffe Unterſchied
fein ſolch Geheimniß iſt Das der Moden,
Schmie⸗
Vomalten Gebr.der Griechiſ. Mod. 407
Schmierer und Examinator ganß allein bes
itzet.
re $. 20. Der Dorius hat feing Semito-
nia, vorangezeigter maſſen im andern und
fechften Grad der Octavæ, und (menn id)
den Hypo-Mixolydium ausnehme) foiftein
jeder Modus, der feineSomitonia in befags
tem andern und fechften Grad hat / auch ein
Dorius , ob ſchon / nach dem alten Schlentrian/
ein fogenandter Dorius transpofitus. Das
ift mein Fundament; nach welchem ich fehliefs
ſe / daß / weilg ab cde fg auch DieSemi-
tonia im andern und ſechſten Grad hat /
dieſe Species Octavæ alſo auch nothwendig
ein Exempel Dorii Modi transpoſiti ſeyn
muͤſſe. Transponirt man aber Æolium
Modum ins g mol, ſo / wie wir es heutiges
Tages ——— iſt dieſes der Un⸗
terſchied / daß die Semitonia nicht im andern
und fechften/ fondern im andern und fünfften
Grad fallen wie die Natur des KEolii eg mit
ſich bringet / und denn hat die Species Octavæ
folgende Seftalt:gabcdgX fg. Dergleis
chen "Befchaffenheit hat es auch mit vem Hy-
pozolio , wenn man ihn ins g mol verſetzet.
Sind das. nun nicht herrliche Sachen? Fra⸗
408 P.IT, Cap.IV.
gen! Kinder⸗Poſſen! Deut zu Tage zu nichts
nüge als zum Aufſchneiden Drahlen und Po⸗
chen. Ja zumabgezielten Berfall der Praxeos
hodiernz nobilioris ; zum Stein des Ans
ftoffens und der Dergernik.
Das vierdfe Sapitel.
Bon dem neuen Gebrauch der
Modorum,
Pe
CR 3 binein folcher abgefagter Feind von.
Neuerungen und Neuigkeiten / daB ich
auchim Titel dieſer Gapitel nicht ein
mahl weder der alten noch der neuen Modo-
rum habe gedencken / fondern nur derenalten
und neuen Gebrauch in etwas beleuchten wol⸗
len; aber daß ich dee Antiquité zu gefallen’
ein paar Canonen indie Stiefeln/ ein Wehr⸗
Gehenck / ein Schulter Band einen grauen
Hut und Halstuchs⸗Roſe zulegen folte/ ( treu⸗
hertzig macht mich niemand. Wir haben
eben diefelben Materialien / Die vor Alters ger
wefen ob fie wohl / ihrem beften —
| -99
Von dem neuen Bebraudy der Mod. 499.
nach / vamahlsnicht alle erfannt worden find,
} Wir bedienen ung derfelben aber auf eine neue
und anftändigere Art. Wir haben Z E. Spis
| Gen aber wirtragen fienicht an den Stiefeln ;
Bir haben Degen Gehencke / aber fie hengen
ung nicht aufder Schulterzwir haben Baͤnder /
aber nur die Laquais zieren ihre Achſeln / und Die
Comeedianten ihre Hals : Kraufen damit;
wir haben Hüteraber fie find nicht grau fondern
ſchwartz / wenn man en einigen Arlechino
ausnimmt. u ſ. w. Solcher geftalt haben wir
auch Modos in der Figural⸗Muſic / aber fie
werden nicht in die Doriſche oderLydiſche *
gegoſſen; wir haben deren nicht nur 12.biß 14.
ſondern 24.
SG. 2. Es iſt gantz gewiß / daß es die lieben
Alten auf ihr beſtes gemacht und recht gut ge⸗
meinet haben; allein es iſt ihnen unmuͤglich ge⸗
weſen zur heutigen Vollkommenheit zu gelan⸗
gen. Sie haben nur die Scalam Diatonam
gehabt; wir aber haben nicht nur Scalam Syn-
tonam, ſondern auch eine ſolche Temperatu-
ram, die beydes Ptolemæo und Zarlino un⸗
bekannt geweſen / ob ſie gleich die eintzigen ſind /
die Scalam Muſicam, ( poft Didymum ) zu
perbeſſern getrachtet babe, Bermögediefer
em-
410 P.IT. Cap. IV.
m es nen ee — —
bi la ræ fönnen wie in einer Odtava_.
12. Claves, als Haupt: Thone/ gebrauchen 5
dahingegen bey der Scala Diatona faum ſechs
herauszubringen waren: Teil nun Die ehr«
lichen Alten fo wenig Stoff / und noch Dazu fo
- mangelhafft Stoff aufzurreiben wuſten fo mus
ften fie flichen und ſtuͤcken / wo fie nur wuſten und
kunten; denn von allen Chromatiſchen Clavi-
bus hatten fie nur das eingige b, das brauchbar
war / und vondenenharmonifchen/ die itzund
mit jenen und den Diatonis durch die Tem-
peraturam vereiniget ſind / wuſten ſie gar
nichts. Wenn man aber hievon recht urthei⸗
len will / muͤſſen vor allen Dingen Die Zeiten
nicht confundirer/ fondern genau verftanden-
erden’ was denn eigentlich Die lieben Alten /
die beſchriene Alten, vor Leute find’ und wel⸗
che Periodos temporis man dadurch haupts
fächlich bemercket. Ich will einen Verſuch
hierinn machen; denndie Chronologie ift fo
nothwendig bey der Hiftorie/ als wie Der Faden
Ariadnes beym Labyrinth / ohne welchen man
fich ganß gewiß verwirret. ——
$.3. Ertz⸗Alte koͤnten demnach unmaß⸗
geblich diejenige heiſſen / welche vom Jubal Die
" $
— —
Von dem neuen Gebrauch der Mod. 411
etwan auf Ariſtoxenum, eine groſſe Ecke
von ungefehr 3620. Jahren ihre Sachen ge⸗
trieben haben; von dieſem biß aufBo&tium koͤn⸗
te manfle Uhr⸗Alte nennen / und belieffe ſich
der Periodus nur etwan auf 830 Jahre; vom,
Boẽtio big auf Zarlinum wären wieder in,
circa 1050. Jahre / und die währender Zeit ihre:
Fraͤffte zum muficalifchen Nutzen angewendet /
koͤnten Ahnen genennet werden; welche aber
nachdem / biß kurtz vor unſer achtzehntes Secu-
lum, ſich die letzten 150. Jahre diſtinguiret /
das wären denn endlich diejenige / ſo man
ſchlechtweg die lieben Alten heiſſen koͤnte.
Wer da will und kan / mache die Eintheilung
beſſer; ich ſchreibe nichts vor. Iſt das nicht
modeſt genug ? Nun kommt uns aber das ſo
genannte Alte am allerunertraͤglichſten vor;
hergegen vor die Ahnen / Uhr⸗und Ertz⸗
Alten hat jedermann / nachdem eg fallt / ſchon
mehr Refpedt. Denn je näher die Sachen
unferm Seculo kommen / jemunderlicher fehen
fie aus infon\erheit was Moden betrifft; her⸗
egen/ je weiter fie von unfern Zeiten ſich ent⸗
ernen / jeleidlicher und venerabler fie werden/
ſa vor die allerentlegenftenAlterthümer hat man
gemeiniglich den gröften Regard, ob fie gleich
| S ı man»
412 p. II. Cab. IV.
mannichmahlnichts darlegen fönnen / als eine
alte Muchmaflung und Tradition. ter
$. 4. Solchem nach muß man billig in
Betrachtung ziehen / daß wir vom Jubal biß
auf den Ariftoxenum zwar etwas weniges
Hiſtoriſches wenn mans mitder fehr langen
Zeit vergleicherz aber nichts Wiſſen ſchaffiliches
aufmweifen / und daher vor dem David und
Aſſaph nur eine tieffe Reverence machen
fönnen ; Was dem Pythagora in der
Muſic zugefchrieben wird / Davon laft fich biß
Diefe Stunde in der ganken Welt Feine Zieferr
auffer dem Hörfagen des Boktii , fehen noch
hören. Was aber die Griechen 7 vom —
| 8
en ne —— —————
D. M. L- feat: einmahl zu einem Harffen⸗Schlaͤ⸗
ger: Lieber/fchlaget mir ein Liedlein her mie es
David gefchlagen hats ich halte / wenn David
ißo von den Todten auferftünde/ fo würde er ſich
vermundern / wie Doch die Leute ſo hoc) Fommen
wären mit der Mufica, fie ift nie höher fommen
als itzt. Wenn David wird aufder Harffen ge-
ſchlagen haben fo wirds gangen ſeyn / als das
Magnificat Odavi Toni, i. c. Nach Lucheri
Meinung: Schlecht. Der Erfurter aber ſagt
von dieſem Tono ; apud veteresin fummo fuit
pretio propter naturalem jucunditatem , quæ
er Mufıicis hoc tempore eft nota, das
ingt nicht Lutheriſch.
Von dem neuen Bebraudy der Mod. 413
ftoxeno biß auf die Zeiten des Roͤmers Boẽtii,
getrieben / iſt gewiß merckwuͤrdig / weil ſie / wie
ihre Schrifften es bezeugen / die drey Genera,
ſo wir heutiges Tages combiniret gebrau⸗
chen / wuͤrcklich diftindte gelehret. Doc) weil fie
die Tertien und Sexten verwarffen / fo ift billig
ein Zmeitel/ ob fie Muficam Polyphonam,,
auf die Art / mie wir fieüben/ gehabt haben.
Air würden auch von allen Diefen Sachen mes
nig wiſſen / wenn esunter den Griechen nicht
eine Menge fleißiger/flüßiger und garrulirender
Seribenten gegeben haͤtte / fo gar / daß fie auch
des Exceflus des Plauderns und des Auff⸗
ſchneidens beſchuldiget werden (nm) wei⸗
ches Der curieufen muſicaliſchen Welt aber
ziemlich) zu flatten gefommen ift; und dieſes iſt /
ob wohl der kuͤrtzeſte doch befte Periodus uns
ter den Alten. Vom boẽtio biß auf Zarli-
num hat es ſchlecht ausgefehen; denn da fiel die
gange polirte Welt in der Barbaren Haͤnde /
und mitten.in folcher Finſterniß gerieth Areti-
nus übereinen alten Feuerſchlag / und zermarte⸗
te fich fo lange mit dem verrofteten Stahl ı biß
Ä S 3. ein
(pn) Siehaben in ihrer Conjugation zweene Aori-
os und zwey Futura, non fignificationis diver*
ſitate, fed propter Lingux copiam, Craf.p.126,
414 P. II. Cap, IV.
ein Funcke vor den Tag kam / an welchem er fein
Schwefel⸗ Hoͤltzgen anfteckte / welches zwar an
ihm felbft bluͤtwenig leuchtete doch aber zu der
Zeit wie das Deftalifche Feuer verehret wurde /
auch nach und nach andern Maͤnnern / und un⸗
ter denſelben abſonderlich Zarlino Gelegen⸗
heit gab / fein Licht dabey anzuzuͤnden. Dieſes
war eine Zeit von 1050. fahren; aber aller ges
ſunden Vernunfft nach / eine weit ſchlechtere
Zeit / denn der allererſte Periodus, von welchem
wir / quoad laudes, vortrefliche und unverwerf⸗
liche Zeugniſſe haben zu wuͤnſchen ware es / wir
hätten auch dergleichen / ob argumenti rari-
tatem', quoad fientiam ipfam. as
ader Dielehten —— her verrichtet worden
iſt / Halle heutiger Welt am ſeltzamſten in Die
Augen; zwar muß man geſtehen / daß Leute / ſon⸗
derlich in Teutſchland / auch in Italien / gelebet
haben dies nebft andrer Gelehrſahmkeit / auch
in ver Muſic vortreflich erudit waren / und /
nach den damahligen Zeiten zu rechnen / / was
tuͤchtiges gethan haben. Wenn fonft Fein
Exempel da waͤre / ſo möchte Der unve2gleichliche
Calvifius alleine dieſes behaupten; da doch ih⸗
rer ſehr viel geweſen find/ Die man hier gu Ipeci-
heirenanftehen laſſen muß.
Don dem neuen Gebrauch der Mod. 415
G. 5. Dem allen ungeachtet will ung fo
wohl eiñ geoffer Theilihrer Theori æ, als ab⸗
ſonderlich ihre gantze Praxis, nimmermehr in
den Kopff / das iſt zu ſagen: wir vermoͤgen nicht
zu begreiffen / wie die damahlige Compoſition
hat gefallen koͤnnen / zumahl / da nur erſt in die⸗
ſem Seculo die Temperatura durch Neid⸗
hardten und Werckmeiſtern zum Stande ge⸗
kommen iſt. Gantz gewiß bleibt es / man hat
ſich / in beſagter Zeit der lieben Alten / mit
Macht hervorzuthun angefangen ; es iſt auch /
pro tempore, hochgeachtet worden / und muß
efallenhaben. Allein / wer kans helffen / es
heiſt auch hier in gewiſſen Stuͤcken: Tranſit
gloria mundi. Denn / wer itzund vom Lip-
pio, Prætorio, Vulpio, Gelio, Schuͤtzen /
Baryphono &c. die da feine / gute und Feine
unebene Eomponiften geroefen find/ wie Pring
urtheilt/ ein Concert oder eine Motete aufs
führen roolte / der würde Fahlbeftehen. Sie
baben Muficam gelernet und geiftliche Lies
der gedichter » : » Zlfo find fiealle zu ih⸗
ren Zeiten löblidy geweit und bey ihrom Les
ben geruhmer / fat Syradh cap 44. v. 5.
& 7. Man gedenckt aber nicht / wie es zus
vor gerathen iſtz alfo auch des / das hernach
| 54 koͤmmt /
416 P. II. Cap.IV.
koͤmmt / wird man nicht gedencken / bey
denen / die hernach ſeyn werden. Eccleſ. J.
v. 11. Uns wird es keinesweges beffer gehen;
wir mögen mit einem oder andern theoreti-
fehen Wercke / oder. etwan mit einem Geſang⸗
Buche / wie J. Crüger derfelben eins gemacht
(welches noch diefen Tag feinen Nahmen traͤ⸗
ger und he Befang « Buch genennet
wird) einen Fleinen Ruhm bey der curieu-
fen Nachwelt erhalten; die Praxis und unfere
heutige befte Compolfition , vb fiemohlpro
tempore aller andern vorzuziehen / wird ges
wißlich nach zo. Jahren wenig oder nichts
mehr gelten / dabin ichgut für. Und ſo gehts
in den meiften Sachen und Künften ( die eins
kige Mahlerey und was zur felbigen gehöret
ausgenommen) wie folte denn unfere Mufie/
was den Gebrauch berrifft/ dag Privile-
gium alleine haben?
$.6. Solchem nach / und weil es Flug ger
than ift/ ſich indie Zeit zu ſchicken / fo muͤſſen wir
esauch billig thun ı und nicht eigenfinnig auf
unfern 5. Augen bleiben / Die alte Leyer bongre
malgre& beybehalten / unfere Künfte gar zu per
dantiſch vorftellen und den Gout der Welt das
bey hindanſetzen; Nein / ſondern wir muͤſſen =
| mehr
Von dem neuen Gebrauch der Mod. 417
mehr artem arte celare, die Kunſt kuͤnſtlich
verheelen und bedecken / ihr nicht ſo viel als der
Natur zu gefallen thun / weil jene doch nur aufs
hoͤchſte dieſer ihre Aeffin ſeyn kan. Will je⸗
mand ſagen: Man ſchicke ſich wohl in die Zeit /
aber die Zeit ſey dennoch boͤſe? Gefehlet. Die
Zeiten waren vor Alters eben ſo boͤſe / wo nicht
boͤſer. Man betrachte den Anfang der Welt;
es waren nur zwey Menſchliche Geſchoͤpffe / die
doch nicht vermochten in guter Harmonie zu
leben. Das eine wurde gleich zum Verfſuͤh⸗
rer / Dasandere zum Mifferhater dadurch die
gantze Welt / ſammt allen Nachkoͤmmlingen /
in lauter Diſſonantien und Verdammniß ge⸗
bracht wurde. Darauf ſchlug ein Bruder den
anderntodt/ da doch nur die beyden Bruͤder in
der gantzen Welt waren. Alle Boßheit und
Suͤnden itziger Welt koͤnnen jenen nicht das
Waſſer reichen. Man betrachte den Himmels
wie es da zuginge vor der Menſchlichen Schoͤpf⸗
fung? mie waren die Zeiten da nicht boͤſe ı da
GOtt ſelbſt vor den Engeln nicht Friede haben
kunte / fondern/ aus gerechtem Grimme / den be⸗
ſten Heerfuͤhrer dieſer himmliſchen Heerſcha⸗
ren / mit ſeinem Anhang / in ewige Finſterniß
ſtuͤrtzen und zum Teufel / das iſt / zum ausge⸗
| SG; worſ⸗
48 P, II, Cap.V. 1
worffenen oder vertworffenen machen mufte: |
Sprich nicht: Was ifts/ daß die vorigen
Zeiten beſſer waren denn diefe ? denn du
Frageft ſolches nicht weißlich. Ecclef. |
VIL ıt,
9.7. Daßalfo die Zeiten, fie mögen befs |
fer oder fchlimmer ſeyn / auf alle Weiſe ertors
bern / manfolle fichdareinfchicken. - Diefem |
\
|
|
zu folge / wollen wir die alten Modos an ihren
Ort / bey dem Grabe der Solmifation , mitals
fen Ehren-Zeichen geftellet feyn laſſen und fie |
denen gerne abtreten, Die ſich etwann miteinem |
neuen Kirchen⸗Liede auf den alten Fuß hervors | |
thun wollen; daben man fish Dennoch vorbehälty /
aus unfern heutigen Modis,wenn GOtt Gna⸗
de gibt / eben dergleichen, Eenturien.weiß/ falls
es verlangt und eingeführer werden ſolte / zu vers
fertigen. Zum Grunde aber unferg neuen
Syltematis wollen wir den Broſſard legen / da⸗
mitniemand meyne man verlange allein Hahn
im Korbe zu feyn / und nach eigener Bantafie
neueModen aufzubringen. Achnein; die Mo-
di, davon wir handeln wollen / find ſo alt alß
der Univers, einfolglich viel, vielältery als die _
zer ſtuͤmmleten Griechiſchen Modi.. Menschen
haben ſichs fauer werden laſſen / dieſe einiger
| | maſſen
———— (afsdivisorum
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odorum mimorum..
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Von dem neuen Gebrauch der Mod. 419
maſſen in die Ordnung zu bringen; GOtt ſelbſt
aber hat jene in die Natur gepflantzet. Es hat
nur daran gelegen / daß unſere Vorfahren nicht
ſo weit in Erkaͤnntniß und Unterſcheidung der
Clavium gekommen / und dannenhero dagje⸗
jenige / was ſie nicht gehabt / auch für unzulaͤß⸗
lich und verboten gehalten haben / wie wir ſolches
ſo wohl aus den Zeiten Ariſtoxeni ſelbſt / in
undo Tertiarum & Sextarum, als auch
auptſaͤchlich aus der armſeeligen Scala Are-
tinı ſattſahm erfehen. Wenn ſie nur das ein⸗
tzige fis und Das eintzige b. recht gekennet haͤt⸗
ten’ fo wuͤrden ja die ſo genannte Modi Spurii
hfh, undfh ffeineg weges verworffen wor⸗
den ſeyn. Man nenne fie Hintz oder Kuntz /
das gilt glei; man brauche fienur fo: hfish.
und£b 6; ſo werden fiebald einen fo achtentehrs
Brief bekommen / alsdie übrigen Cameraden.
. Doch genug hievon) und zum Wercke geſchrit⸗
"N.
| $.8. Voicidonc unnouveau Syfte-.
| medes Modes ‚, recu maintenant de tous
les Gens de bon gout.- Teutſch: Da habt
ihr nun einen neuen Aufffag oder Entwurf
von dem Modis, ſo wie felbige heute zu Tage
von allen vernünftigen Leuten / die Beinen
| © 6 vers
h
420 e. n. Cap.IV.
verdorbenen Geſchmack haben / angenom⸗
men find. So lauten Broflards Worte
p-65. Wir wollen, was er gutes hatı herauss
nehmen und unfere Sentimens damit verbins
den. Ein jeder Modus ſoll / vors erſte / drey
Chordas, Sayten / Thoͤne oder Klaͤnge ha⸗
ben / die man eſſentielles oder weſentliche
Sayten nennet / weil ſie zum eigentlichen We⸗
ſen des Modi gehoͤren. Solche ſind: Chor-
da finalis, chorda dominans & chorda,
medians. Das iſt:Der Endigungs⸗Klang / der
herrſchende Klang / und der vermittelnde Klang⸗
Der Endigungs⸗Klang mag eine jede Clavis,
entwederDiatona oderChromatica ſeyn / aus
den Zwoͤlffen die indem Umkreiß der Octavæ
begriffen find. Der herrſchende Klang iſt al⸗
lemahl derjenige / welcher eine reine Quime uͤber
dem Haupt⸗oder Endigungs Thon ſtehet; iſt
dieſer (nemlich der herrſchende Klang) nicht
natuͤrlicher Weiſe (in der natürlichen Scala
die jeder Menſch fingen fan) von rechter Maſſe /
fo muß man ihn durch Das X oder b , welche
man gleich vorne anden Linien’ hinter der ges
zeichneten Clavi,aufdem Orte / wo fich Die Do-
minante befindet / hinſetzet / zu rechte bringen m
J
’
Ver — — — —
Von dem neuen Gebrauch der Mod. 421
juſt machen. Der vermittelnde Klang aber iſt
derjenige / welcher das Intervallum oder den
Raum / —— dem Schluß⸗und berfchens
dem Thorfift, in zwo Tertien theilet / und da
Durch dasjenige zu Wege bringet / was man
Trıadem harmonicam (die Drepfache Übers
einftimmung ) nenne. Das find eigentlich
die drey Chord& eflentiales eines jeden
Modi, ae:
$. 9, (Hiebey Fan ich nicht umhin die
liebe Einfalt / und die eingeſchraͤnckte genirte
Praxin der ehrlichen Ahnen / und erlicher lieben
Alten zu bewundern. Sie hätten ja nur noͤ⸗
thig gehabt den allereinfältigften Knaben ein
font befanntes Lied / aus dem Dorio , um eine
"Tertiam minorem tieffee aus dem H fins
gen zu laſſen / fo würde er von Natur und ohne
aͤlle Kunſt noch Wiſſenſchafft / an ſtatt der
Quintæ nicht f, ſondern allerdings fis geſun⸗
gen haben. Daraus [chlieffe, daß diefes fis
eben fo natürlich ſey / als Fund die andern Cla-
ves alle ; daß diefes fis mit dem uͤberliegenden g
oder untenliegenden f eben fo wohl ein Semi-
tonium naturale und nicht fitum ſey / als
das berühmte mi fa,im e Fund h c;daß ferner
weder fis, noch cis, noch dis, noch gisunnas
Ä 57 tuͤr⸗
412 P.II. Cap. IV,
türliche oder fictæ Claves, fondern alle mit eins
ander verirable und felbftftändige Thone find/
auch / gewiſſer maſſen / den unmiffenden in Der
Kehle liegen’ und von jedem Menſchen / auf eine
oder andere Art / hervorgebracht werden koͤnnen /
ob er gleich nimer Mufic gelernet. Ich ſage / ge⸗
wiſſer maſſen / denn ein ungelehrter wird nie
proceſſum Semitoniorum gradatim, das
iſt / di halben Thone nach der Reihe / herſingen
oder treffen koͤnnen; da muß Kunſt helffen.
Aber laſt ihm ein bekanntes Lied Das ſonſt Z.E.
aus dem c. geſetzet / nur aus dem cis, dis, fis,
gis, oder b. ſingen / fo werdet ihr befinden / daß
er folches / falls feine Stimme die Höhe leiden
will / ohne Anftoß verrichte/die reine Chordam
finalem, dominantem & mediantem ans’
gebe, einfolglich zu verfchiedener Zeit / alle 12.
Claves Chromaticas gar narüclich hervor
bringe. Was foll denn das fidtum ? mag
dag naturale? Es iſt fein Tonus fictus in der
Welt; alle Toni ſind reales, naturales &
veri; von gleicher Autoritaͤt / von gleichem
Gehalt und von gleichem Rang; aber nicht von
gleicher Wirckung / und wegen unferer
Schwachheit koͤnnen ſie auch noch nicht
allenthalben zu gleichem Gebrauch —
Von dem neuen Gebrauch der Mod. 423
Das ift meine beftändige Meynung / ohne je⸗
manden Die feine zu benehmen. ) -
9.20, Hernach ift wohl zu mercken / daß
die Tertia, welche über dem Schluß: Thon lier
get / und Medians Chorda genennet wird
zweyerley ſey nemlich : groß / oder klein; iſt
die Tertia groß / i e. zuſammen gefeßt von zween
Thonen / (0) als cd-de, alsdann iſt
und wird ein ſolcher Modus genennet major
‚oderdurus, Iſt aber die Tertia klein / nem»
lich zuſammen geſetzt von anderthalb Thonen /
als de-ef, alsdenn iſt und wird der Modus
Henennet minor oder mollis. (p) Weil
Se | dann
(0) Wenn ich bier von zween / und hernach von an=
derthalb Thonen rede / fo hebe damit diftindtio-
nem inter Tonum majorem & minorem, it. in-
\, ter Semitonium majus & minus keinesweges
auf. fondern es geſchicht nur craſſa Minerva,
Deutlichkeit halber / und um die Sache nicht
gar zu — zu machen. Von dieſer Diſtin-
ction aber ſoll gleich etwas vorkommen / um zu
eigen / was fie zur rechten Erkaͤnntniß eiegModi
hauptſaͤchlich beytrage / ob ſolches gleich noch
von niemanden angemercket worden iſt.
(yp) Die Benennung des duri&&mollis, der harten
md welchen Tertiee kommt eigentlich ge
| — wei
424 P. II. Cap. IV:
dann folcher Seftalt zwo arten der Tertien
find / fo entfpringen auch daraus zwo Clafles
Modorum; nemlich : Claslıs Modorum,
majorum,&Clasfis Modorum minorum.
Und gleichwie von den zwoͤlff Klängen oder
Thoͤnen in der Octava, fienögen Chroma-
tici oder Diatonici ſeyn / kein eintziger iſt / zu
welchem man nicht / entweder von Natur / oder
zufaͤlliger Weiſe / eine Tertiam majorem ſe⸗
tzen kan / alſo ſind 12. Modi majores; und
gleichwie / andern Theils / auch kein Klang unter
dieſen Zwoͤlfen befindlich iſt / zu welchem man
nicht eine Tertiam minorem ſetzen koͤnne / ſo
ſind daher auch i2. Modi minores. Und das
find die vier und zwantzig Davon Das Orche-
ftre , mit dem Zeugniß aller Stimmen und
Inſtrumenten in der Welt handelt / dawieder
aber ein ſechsmodichter Organiſt in Erfurt ſich
fo ſchrecklich ſperret und mauſig macht.
F. 11.
weil bey dem Auffſpannen einer Sayte in Ter-
tiam ae u kibe Saytenothwendig bärs |
ser angezogen 3 bey Herunterlafjung aber in
Terstiam minorem, ſolche Sayte von ſelbſten
ſchlaffer und weicher wird. Es iſt auch noch
eine öbſervation, die vielleicht nicht Dirt
Omnis gemacht hat.
Von demneuen Gebrauch der Mod. 425
Be N. 0
Sr. Daiftnun GOttes Finger / und
die Schönheit der Muficalifchen Einrichtung
höchft u verwundern / Daß eben ſechs aus die⸗
fen zwoͤlff Clavibuß, von Natur und nothwen⸗
dig müflen Tertiam majorem haben / und als
fo Modi naturaliter duri feyn/ nemlich:: G,
Dis (als e mit b) F,G,Gis, (old a mit b)
undB felbft. Wiederum zeiget fich dieſelbe Ord⸗
nung bey den andern ſechs Clavibus, welche
von Natur und nothwendig Tertiam mino⸗
rem haben / und demnach Modi naturaliter
molles feyn muͤſſen / nemlich: Cis (als e mit
dem Z)D, E, Fis, A, und H. Die cauſam
———— nechſte Urſache dieſer Diſpo-
jtion kan man abnehmen aus der Einrichtung
der Grade an und vor ſich ſelbſt. Wir wiſſen
nemlich / daß es in den Gradibus Octavæ vie⸗
rerley Arten Stuffen oder Tritte gebe die in der
Groͤſſe von einander differiren. Als da ſind:
Toni majores, Toni minores, Semitonia
majora & Semitonia minora. Dieſem zu
folge iſt vom c ins d , Intervallum Toni
majoris, fintemahl aufdem Monochordo
‚9. Commata dazu abgeftochen werden müfe
ſen;vom d ins e iſt intervallum Tonimino-
ris, der. nur 8. Commata haͤlt; vom e ing iſt
=
426 P. II..Cap. IV,
Intervallum Semitonii majoris (aliäs
naturalis & Solmifatoribus Mi fa) dag 5.
Commata begreift ; vom Fing g ift wieder
Tonus major ; vom g ins a Tonus minor ;
-somaingh Tonus major , und vom hingc
wieder Semitonium majus. Wir wollen
die Semitonia minora ( fd 4. Commata_
halten) als Chromatifche Glaves , fo lange
ausfeßen/ und fie hernach alle unter einer unfehls
bahren Regel zufammen faflen ; Die erzehlten
Intervalla aber richten fih ohne Aenderung
nach Diefen vier Grund: Sagen. -
1. Denominator Tonimajoris,quem
minor fequitur afcendendo , aflu-
mit Tertiam majorem.
2. Denominator Toni minoris,quem
major fequitur aflcendendo , afly-
mit Tertiam majorem.,
3. Denominator Semitonii , ficut &
Toni minoris ,„ quem minor vel
Semitonium fequitur , aflumit
Tertiam minorem. Zr
4. Denominator Tonimajoris, quem
Semitonium fequitur , aflumit
Tertiam minorem, .
Dieſes
——— zZ —— — —
Von dem neuen Gebrauch der Mod, 427
Dieſes zu verftehen muß man wiſſen / daß
C denominator Toni majoris ift / dem
Tonus minor, nemlich d-e in Scala folgetz
erge hat C. Tertiam majorem und ift nach‘
dem erften Grund Saß Modus näturaliter
durus. D ift! denominator Toni minoris,
und folgt dardufein Semitoniam ef, deswe⸗
gen nimmt diefes d, nach dem dritten Grunds
Satz / die Tertiam minorem zu fich und iſt
Modusnaturaliter mollis. E iftdenomi-
nator Semitonii, derohalben hat es nach bes
fagtem dritten Grund⸗ Saß aud) Tertiam.
minorem undift Modus naturaliter mol-
lis. Fift denominator Toni majeris , Dem
Tonusminor , nemlic) ga folget ; daraus
ſchlieſſet man nach dem erften Grund⸗Satzz / daß
fdie Tertiam majorem haben) und Modus
naturaliter durus feyn muͤſſe. G iſt
denominator Toni minoris, dem aber To-
nus major, nemſich ab, —— aus dieſer
Urſach nimmt g die Tertiam majorem an /
und iſt nach dem andern Grund⸗Satz Modus
na-
*Alle Lieder aus dem f nennen die Solmifatores
Cantum mollem, weil in der Quarta ein b. vor-
kommt; 3 das läufft ja wieder die Natur und
ceonlundiret dag elentielle Wefen der Muſie.
naturaliter durus, A iſt denominator
Toni majoris,dem Semitonium folget; und
alfo ift a nach dem vierdten Grund⸗Satz / Mo-
- dus naturaliter mollis,und nimmt Tertiam
minoreman. H iftdenominator Semi-
tonii ; derohalben hat e8 nach dem Dritten
Grund⸗Satz / Tertiam minorem, und iſt na-
turaliterModusmollis. Das find meine
eigene Gedancken und in feinem Auctore zu
finden / ob fie gleich zur Erkaͤnntniß der Modo-
rum fo nöthig finds als die Noten oder Claves
ſelbſt. Weiter aber koͤnnen wir nicht kommen /
als biß auf dieſe Cauſas proximas; wolte einer
wiſſen / warum ebenc-d Tonus major, d-ei
Tonus:minor u... ſeyn muͤſſe? der muß
fich andieCaufam primam an den Schoͤpffer
ſelbſt halten / und feine Vernunfft gefangen
nehmen; denn’ warum. GOtt dieſes oder jenes
ſo / und nicht anders / gemacht habe dag dürffen
wir arme Menfchen nicht fragenifondern muͤſ⸗
fen dancken / daßwir den Genuß Der göttlichen
—— ſchon hier auf Erden einiger maſſen
nden. J
F. 12. Damit wir aber unſern Leitfaden
wieder ergreiffen / ſo muß / vors andere / noch
in acht genommen werden / Daß / auſſ =
| j = dreyen
X
Von demneuen Bebraudyder Mod. 429
deeyen Chordis effentialibus davon oben ges
redet worden’ noch zwo andere Clavesinemem
jeglichen Modo anzutreffen find / die man na-
turales oder natürliche Thone nennet/mweiliohne
ihren Beyſtand / Fein ſchoͤner Sefang / auch
nicht einmahleine lieblicbe Zufammenftimmung
gemacht werden fan, Dieſe beyden Chord,
Thone / Klänge Claves, oder wie man fie heifs
fen mag (denn hier ſind es alle Synonyma)
ſind / (1.) e8 fen in welchem Modo eg wolle ein
Semitonium majus, ein gtoffer halber Thon /
naturel oder accidentel, unter dem Final
oder Schluß» Thon. (2.) Bey den Modis
minoribus ein Semitonium majus über
ihreQuintam oderChordam dominantem
(3.) bey den Modis majoribus ein voller oder
gantzer Thon gleichfalls über die Dominan-
tem oder Quintam Modi.
S. 13. Aufferdiefen find’ drittens/ noch
zwo andere Chordz, die zwarnicht eflentia-
les, nod) fo wohl naturales heiffen Fönnen’ alg
die vorigen ; aber die man gleichwohl mit Recht
neceflarias oder nothwendige Claves nennen
mag. Solche find (1.) ein ganker-Thon
_ über die Chordam finalem (2.) eingans
ger Thon unter die ChordamDominantem
| eis
430 P: II, Cap, IV.
eines jeglichen Modi. Daß demnach DieCia-
ves alle mit einander welche zur Errichtung ei-
nes gewiffen Modi Das Ihrige beytragen müf-
fen’ dreyerley ſind nemlich ; Eflentiales, des
ten 3; Naturales , deren 2; und Neceflariz,
deren ebenfalls 2. Und da iſt die Species Octa-
= in ihren 7. Gradibus fertig und vollſtaͤn⸗
ig. |
$. 14. Wenn demnach alle diefe Claves
oder Chordz ſich in der alten Scala von unge⸗
fehr fo belegen fanden / als geſagt iſt Das war
ein trefflicher Fund / und wurde das Ding Mo-
dus naturalis geheiffen ; mufte man aber &
und b. gebrauchen / fo wurde der Modusein
Berfegter/oder Transpofitus Modus genen⸗
net / gerade/ als wenn fichdieModi nach unfern
Zeichen / Charactern undiguren richten mür
fin. Und wenn man diefen Principiis nod)
folgen folter fo ware Feineinsiger Thon auffer
dem c dur , natürlic) oder Diatonus ; ja was
fage ich / auch diefer Fan auf folche Weiſe nicht
natürlich heiffin / weil manohne dem X Feine
förmliche Cadentz weder in Quintam,noch in
Sextam, machen fan. Da fallt alfo auch der
vermeynte eintzige Piafte übern Hauffen / =
. wolten
— — —
— —
Von dem neuen Gebrauch der Mod. 431
ö— — r — — 77cc77
wolten denn die andern noch ſagen ? bleibt es
demnach wohl dabey / wie oben bereits angefuͤh⸗
ret worden / daß der eine Klang von den Zwoͤlf⸗
fen in unſerer Chromatiſchen Octava eben ſo
natuͤrlich ſey als der andere Conf$.9. h. cap.
Hierauf wird noͤthig ſeyn obige 3. Requilita
Modorum durch Die Species Octavarum-
der Längenachzuerläuternrund in einemSche-
— — — — — — — — —— — ——
mate vorzuſtellen / worinn unſere heutigenMo-
di, dem Gebrauch nach / von den alten Griechi⸗
ſchen Modis unterſchieden ſind. Vid. No.
XXII. |
6. 15.. Die Difpofitio der feigenden
Notenin den Modis minoribus iftzu verſte⸗
hen / wenn fie eine völlige Octavam und drüber
fteigen; wenn fie aber nur eine Sextam oder:
Septimam fteigen/ fo gelten die fallende Cla-
ves. Hiernaͤchſt muß man bemercfen/daß die
Modi majores im Sallen und Steigen gleich
find; wiewohl folches nicht hindert/ Daß nicht zus
fälliger Weiſe viele Veraͤnderungen / infonders
heit Die Septima minor & Quarta major,
bey Ausweichung aus Dem eigentlichenModo,
gar offt vorfommen.
$.16. Wir wollen zum Exempel einen
Modum majorem und einen Modum,
FJë mino-
432 P. II. Cap.IV.
minorem herausnehmen / bey felbigen obige
3. Requifita probieren und fehen / wo Die
ChordzefTentiales,naturales& necefla-
riæ liegen;da denn hernach jedermann folche auf
alle.24.Modos garleicht wird appliciren Eöns
nen. Chordafinalis wärenun C, fo ift
Chorda dominans g , und Chorda me-
dianse, Iſt der Modus minor, fobleibet
cder Haupeund Schluß: Thon / g imgleichen
bleibt Die herefchende Quinta ; aber Der vere
mittelnde Klang wird dis. Das iſt eins und
und begreifft den efenziellen Zuſtand elnes jeglis
chen Modi nemlich Triadem. Vors andre
ſey D der Final⸗Haupt⸗der Schluß⸗Thon; fo
muß der Modus, neben und bey vorgemeldten
dreyen effentiellen Chorden I noch zwo na-
turelle Klängehaben/ er fey major oder mi-
nor,durusodermollis, Der erfte Klang ift
ein Semitonium majus accidentale unter
dem Final⸗Thon / und dieſer iſt cis » fo wohl im
Modo duro als molli , darum auch in der |
Specie Odtavznicht nur Modi majoris D,
fondern auch Modi minoris D, das cis afcen-
dendo befindlich iſt; deſcendendo aber muß:
es ein ganker Thon und c ſeyn / nemlich wenn
derModus minorift. Der andere natu-
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Von dem nenen Bebraudyder Mod, 433
elle Klang iſt inModominori , ein Se-
‚nitonium über die Quintam , mit einem
MWort/Sextaminor,defcendendo. Die
oaͤre / vom D abgerechnet / das b. Afcendendo
ber bleibt es h In Modo majori hingegen / ein
oller Thonuber die Quintam , mit einem
Wort Sextamajor; und das waͤr / im Modo
I duro,h, So viel vom zweyten Reqguilito,
velches das marurelle Weſen eines jeden Modi
nfich begreifft. Das dritte Requiſitum iſt
un das noͤthige Weſen / welches darinn be⸗
ehet / daß ein jeglicher Modus einen gantzen
Thon über den Schluß⸗Clavem, und aber⸗
zahl einen gantzen Thon unter den herrſchen⸗
en Klang / i. e. unter Die Quintam , haben
auß. Selbige find nun/ wenn Z.E. E der
Aodus ſeyn folte / (2) Das nebenliegende
is (2) Das umnterder Quinta liegende az
pelche/ fo lange man eigentlich im Modo blei⸗
et / er ſey durus oder mollis , beftändig ges
raucht werden müffen. Und das wäre die Ex-
Ylication des dritten Requifiti , betreffend
as noͤthige Weſen eines Modi. Vid.Exem-
la harum chordarum No. XXIII.
- 79.17. Was die Austretung oder Aus⸗
veichung aus dem a 3 Modo Bar
434 p. n. Cap. IV.
— — — — — — — —
—— ehr ſolche gerne ſtatt / ſondern iſt
offtermahls ſehr A propos , ja recht noth⸗
wendig / wenn mannichthören will: Ridetur,
chorda qui ſemper oberrat eadem. Bey
ſolchen Ausweichungen aber muß man nicht
unordentlich werden / und ing groffe Weiſſe mas
hineinſetzen; fondern wenn aus einem/ und dem
SHaupt-Modo , getichen wird / mußin einen
andern/ und zwar Verwandten Modum, eins
getreten werden; von dieſem hernach in den Drits
len / f w. Wiewohl man fo ausweichẽ kan / daß
es ſich gantz natuͤrlich wieder zum Haupt⸗Thon
näherer und / wie angefangen / alſo auch geſchloſ⸗
ſen werde. So lange als man nun behutſam
hlerinne gehen und fich nicht verliehren will / muͤß⸗
fen keine andere Cadencen, als auf die 3 Cla-
ves effentiales Modi gemacht werden; denn /
obgleich eine jede folcher Clavium aud) vor ſich
einen eigenen Modum hat / ſo uͤberwindet doch
die erſte Impreſſion des Haupt⸗Thons alles
uͤbrige dergeſtalt / daß es ſcheinet / als ware es nur
ein Modus ; inſonderheit in minoribus,
Macht einer aber Cadences oder Schluͤſſe auf.
andere Claves, die nicht ad effentiam Modi
gehoͤren / fo erflährer er gleichfam damit, daß er
aus dem Modo herausgehen und einen andern
| er⸗
Von dem neuen Gebrauch der Mod. 435
ergreiffen tolle welches ein jeder gute Macht
hat. Wie denn fo gar bey den majoribus einen
Schluß aufdieMediantem , oder Tertiam
majorem, zu machen fehr frembde klinget und
das Anſehen hat / als bleibe man nicht mehr im
Modo. 3. |
$.18. Auch iftein nicht weniger gewiſ⸗
fes Principium als vorhergehendes / daraus
man abnehmen koͤnne / Daß aus dem Modo ges
gangen worden/wenn man nicht im Baffernoch
in den Dber- Stimmen / oder welches beffer/ in
verſchiedenen Stim̃en zugleichretlicheChordas,
wenigſtens eine Chordam eſſentialem oder
naturalem des Modi hören laͤſt Wird anders
verfahren / ſo iſt der Modus uͤberſchritten / und
man iſt entweder heraus gegangen / oder will
ſolches bald chun / welches Fein Berbrechen iſt.
Aus dieſer Urſache kommt es / daß die Sexta,
offtmahls auch die Quinta fuperflua , ſich
beffer bey dee Mediante Modi ſchicken / als die
reine Quinta, es ſey dann / man wollein der
Mediante cadenciren. Ausebendiefer Urs
ſache auch ſchickt fich über einer Note / welche
immediate im Steigen nach dem Schluß⸗
Thon eines Modi minoris folget / die Sexta
major beſſer als diesexta minor;auch iſt über
T2 einer
436. p.il. Cap.IV.
einer Note / die unmittelbahr unterder Domi-
nante eines Modi Minoris lieget / die Tertia
minorbeſſer / als die Tertiamajor. Dieſes
iſt ebenmaͤßig die Urſache warum die Domi⸗
nans eines jeden Modi natuͤrlicher Weiſe lie⸗
ber eine Tertiam majorem als minorem
erfordert; dahingegen die Finalis Modorurn-
minorum lieber eine Tertiam minorem als
majorem haben will / es fen denn zu Ende / ganhz
zu Ende eines Stuͤckes / allwo Der Uſus gemep
niglich auf der Drgel umd fonftin Den Kirchen)
erfedtionis gratia, Tertiammajorem.;
eingetührer hat / obgleich fonft der Sefang aug
einem Modo minori gehet. (Dieſe Regul
der eingeführten Gewohnheit hat erjchreckliche
Abufus hervorgebracht / infonderheit bey Cla⸗
vier Sachen und Suiten,da fo gar in dem Abs
fehnitteinee Allemanda und Courante, ja in
der allergefchwindeften Gique , Die Tertia,
major fo unbarmherkig gemarterr/ amd denn
darauf mitderRepetitioneine fo herbe Diſſo ·
nantia und Relatio non harmonica into-
lerabilis gemacht wird / Daß eseinemin Die
Seele gehet.)_ 7
_$.19. 6 fünde zwar Die $. 11. ge⸗
muachte wichtige Anmerckung / wegen Der na⸗
Don dem neuen Bebraudy der Mod. 437
tuͤrlichen Eigenfchafft, mittelſt welcher ein jeder
Tonus oder Modus entiveder major oder
minor, durusoder mollisift / nebft deſſen
Grund Sägen ı ebenfalls ihren Nutzen und
ihre Krafft / auffer ven Diatonifchen Clavi-
bus, bey denen / die mit dem X und b,pro fun-
damento, bezeichnet werden. Allein / weil
wir die Diſtinctionem Toni&Semitonii,
an majores vel minores perfe , darinne
nicht fo Deutlich vor Augen Soden! ob gleich alle
Claves numehr per Temperaturam foeins
gerichtet nd Ph daß man fie diato-
nice, chromatic& & enharmonice fehe
wohl gebrauchenmag/ fo hindert fotches ander
Wahrheit meiner Obfervation zwar nichts /
aber die Demonftratio ift nicht ſo wohl zu faſ⸗
fen noch zu machen auf befagte Art. Derowe⸗
gen wollen wir/serfprochener maffenveine ande:
re / nicht weniger unumſtoßliche / in der Natur
ebenmaͤßig feſtgegruͤndete und durch Nach⸗
ſinnen erfundene Richtſchnur ſetzen / da⸗
bey man gewiß erfahren und primo intui⸗
tu erkennen koͤnne / ob ein ſolcher Modus, deſ⸗
fen Chorda finalis mit dem K oder b gejzeich⸗
net iſt von Natur durus oder mollisfey? um
fo vielmehr wird diefeg Nutzen ſchaffen / weil
- 83 hiers
438 P. II. Cap.IV. u
in am meiſten von den General⸗Baßiſten / auch
andern Inſtrumentiſten / fo wohl als Sängern
ſelbſt / geöblich pflegt gefehletzu werden... Das
hingegen bey den Clavibus Diatonis e8 ein⸗
mahl u gesveifere Wege hat / und die Ge⸗
mohnheit einem jeden Pradtico folche gelernet
haben mag / ober wohl biß dieſe Stunde nicht
weiß / was es für Urfachen habeyund wobey man
die Sache bemercken koͤnne / er habe es denn aus
vobigen nummehro abgenommen. *
$.20. Solchem nach find alle Modi,
deren Haupt⸗ Thon ein R vor ſich Bat, von
Natur minores oder molles z das iſt / ſie er⸗
F fordern natürlicher Weiſe Tertiam mino⸗
rem; Sergegen find alle Modi,deren Haupt⸗
Thon ein b vor fidh führer / von Natur
majores oder deri ; das ift fie erfordern na⸗
gürlichee Weiſe die Tertiam majorem. Per
accidens aber und zufalliger IReife Fan e8 um⸗
gekehrt merden/ fo wohl mit diefen Clavibus
als den Diatonis. Diefe Remarque gehet
feftı und wird fonderlich bey folchen Clavibus
groſſen Vortheil bringen / diebald mit dem b
erniedriget / bald mir dem MW erhöhet iwerden’und
doch einenLocum behaltẽ. Denn ob gleich folche
Clavesaufdem&lapigunum &idem m.
N
Yon dem neuen Bebraudyder Mod. 439
find fie doch folches nicht in der Natur / fondern
haben / als vor ſich differente Thoneyaud) dif-
ferente und gang genen einander laufſende Ei⸗
genfchafften. Weil es aber platterdings un
müglich iſt diefelbe differentiam auf unfern
Haupt ⸗Inſtrumenten fo genau zu exprimi-
ren / daß nichts daran fehlen folte/ fo vermits
telt die Temperatura es dergeftalt / daß das
Ohr zufrieden wird/ und einen eingigen Cla-
vern,dem Anſehen nach / bey verſchiedenen Um⸗
ſtaͤnden / vor zwo beſondere annimmt. Ein
unmuſicaliſches Gehoͤr thut es unwiſſend; ein
muſicaliſches aber macht aus der Noth eine Tu⸗
gend / und thut es mit gutem Bedacht und Vor⸗
wiſſen / weil es nicht zu aͤndern iſt. Detur ex-
emplum, ut res fiat clarior. Vid. No.
XXIV. Dafind immer zwey Noten die einer⸗
ley Clavem haben / aber doch eine ſo verſchiede⸗
ne Natur dabey / daß die eine Chorda Ter-
tiam minorem, die andere aber majorem
erfordert/ wie oben angedeutet worden, Und
ſo ift eg durch Die gantze Octave beftellet/ wo als
lemahl diejenige Note / fo ein X vor fich hat
Tertiam minorem, die aberein b führer,
Tertiam majorem annimmt. Mit denen
aber / die weder I noch b habens bleibt es bey
4. vor⸗
440 P.II. Cap.IV.
—— — — — — — —
vorhin gegebenen Grund⸗Saͤtzen. Welches
vielleicht noch eine Theoria Modorum iſt / die
nicht unter die von Meiftern erlernete Abfurda
gehoͤret fondern groffen Nutzen inden ſchoͤn⸗
ſten Sachenfchaffenfan.
zer Nun fälle mie die allerliebfte
Comparailon hiebey ein / welche der Wie⸗
derfacher p. 115. ſeins Schmier⸗Wercks von
den Mouches beybringer, Sch muß geſtehen /
er hat ein fonderlicjegDonum parabolicum,
zumahl wenn ich mich Der Treppeerinneresaber
dieſes Gleichniß hier gehet allen andernim hin⸗
cken billig fuͤr. Er ſaget wegen der Creutzgen /
womit alle Linien und Spatia beleger werden /
daß es in Muſicis herauskomme / als wenn
ein Srauensimmer das gantze Geſichte vol
ler Schoͤnflecken legen wolte. Refpondeo:
wen diefe Creutzgen in derMufica fignatoria
bloß vor die Augen gemacht würden / Wohl⸗
ftands halber / als wie befagte Schoͤnpflaͤſter⸗
en’ fo haͤtte das Gleichniß noch für einen dreyer
erſtand; nun aber mußein jeder Bauer bes
Fennen daß / wenn ihm nur die Muſic wohl in
die Ohren falley er fich wenig drum bekuͤmmere /
ob Ereußgen oder Kaͤutzgen aufn Papier ſtehen /
und damit iftdie Sache ausgemacht. Legen
| der
Von den neuen Bebraudh der Mod. 441
der Befchwerde und Unluſt aber / Die folche
Greußgen verurfachen/ wird vielleicht der Wie⸗
derfpreeher aus eigener Unwiſſenheit und Er⸗
fahrung urtheilen/ und da weiß ich nicht zu helfe
fen. Wer es nicht kan / der laffe Die Ereußgen
ungehudelt und gebe fich nicht damit ab, ſon⸗
dern lerne es beffer und gehe in die Schule, Sich
Fenne ihrer viele / die man. nicht nur mit folchen
Creutzgen / fondern auch mit denbb , ich weiß.
nicht wie weit / jagen folte/ und bey denen die fo
geartet finds faget man recht: Arsnon habet
oforem,nifi ignorantem. Die Schattire
Pflaͤſtergen und ein Gleichniß vom Efel unter
der Laſt / wenn gleich der Treiber dabey iſt / wols
lens nicht ausmachen;es muß geſpielet ſeyn / oder
manum de Tabula. Wer aber mit Bau⸗
ren reden will / wozu der Gegner ſonderliche Luſt
bezeiget / der muß ihnen kein Gleichniß von
. Moucheshermachen / als von welchen ſie nie
capables zu urtheilen ſind / ſondern vielmehr ſ. v.
vom Kuhfladen Ich wolte den Pflug⸗Studentẽ
eine Comparaiſon vom lieben Kornoder Rog⸗
gen machen und dieſelbe ungefehr alſo vortra⸗
gen: Einem Ackersmann ſiehet wohl an und
lacht ihm zu / wenn das beſaͤete Feld gantz ges
ſteckt doll Aehren ſtehet; allein / wenn nur hie
KG und
44% P. M. Cap. IV,
Pe un
und da ein Körnlein aufgegangen wäre’ wuͤrde
nicht folches Den Acker verftellenzund der Bauer
über feiner Erndte / welche man in folchem Faͤll
armer Leute Korn nenner / weiblich greinen ?
Sp erbärmlich kommt es auch mit den Muficis
Diatonis heraus / wenn ihnen Die chroma-
tifhen und enharmonifchen Claves gar kei⸗
ne Srüchte tragen ı wenn fie Tertiam majo-
rem pro Quarta diminuta nehmen’ aus ih;
ten armfeligen 6. Modis alles / und aus allen
2.4. Modis nur 6.machen wollen. Bey folcher
pauvrete ifttaufendmahl mehr Unwiſſenheit
als Kunft anzutreffen;£inien und Spatia ſtehen
wuͤſte / alsdie Erde bey der Erfchaffung.
$ 22. Unendliche Obſervationes koͤn⸗
ten noch hier de Modis modernis gemacht
werden / die nicht weniger wichtig ſeyn wuͤrden
als obige; allein ich halte dieſes vors erſte genug /
um zu weiſen / wie und welcher Geſtalt / nach
heutiger Praxi von den Modis etwan zu rai-
fonnirenfey. So fönteich auch diefe Sachen
ebenfalls unter gewiſſe grammaticalifche
Capita bringen /Nomen, Ambitum , Re-
percuflionem , Conftitutionem , Tria-
dem, Claves Claufularum, Limites, Fi-
nem,Naturam, Tropum, (Doch yein; diefer
ER: Zr | ge⸗
Yon dem neuen Gebrauch der Mod. 443
nn
gehöret nicht mit in unfer Gelach) und Exem-
pla vorftellen ; allein, / wozu folche Weitlaͤuffig⸗
keit und Einfalt wenn mans kuͤrtzer und kluͤger
haben kan? à propos von Einfalten!
9 23. Eine ſchoͤne Einfalt unter tauſen⸗
den findet ſich noch im Büchlein Ut p. 157. we⸗
gen des vermeynten Quarti Toni oder Modi
Hypophrygii , die der Mühe werth ift / Daß
man fie Furglich men Es fteher daſelbſt
mit der gröften effronterie : GOtt hätte
die heutigen Compoſiteurs (das will viel fagen)
mit Blindheit gefehlagen / daß fie diefe
ſchoͤne Thöne/infonderheit Quarcum Tonum,
als in welchem die admirable Melodie des Fe
DEum gefegget ift / auf dern Tbearro zu vers .
liebren und üppigen Texten nicht gebraus
chen / oder vielmehr nicht mißbraudyen
müffen. Ich bin nun zwar Der erfte nicht/
welcher fich über die fo genannte admirabl&,
Melodie des Te DEum zum öfftern verwun⸗
dert hat / daß nemlich dieſelbe / da ſich doch verba
Jaudisinfich halten fol fo ſchrecklich iraurig
gerathen ift ( fage doch der Ali⸗Fraͤnckiſche Mo-
difte felbftp 8: diefer Thonhabe einen traus
rigen Aftectum ) denn e8 haben viele brave
Capellmeiſter / die wahrhaftig nicht blind ſind /
6 durch
44 PL. Cap. IV.
durch ihre neueCompofitionesdiefesHymni
gnugſahm zu verfiehen gegeben / daß ihnen.die
o genannte admirable alte Melodie zum Lo⸗
ben und Dancken keinesweges anſtehe. Es
irret auch einer / der da meynet / dieſe Melo⸗
die fchicke fich ad laudes ; Da Doch der ganke
Geſang bey dem Ambrofio und Augultino
blofferdings fürein demuͤthiges Gebeth paßirte /
wie Werckmeiſter Hypomn, p.56. bezeuget.
Einer mag nun die Auctores vergleichen und
rationes anführen wieer will / er fen deſſen
ro nunc oder nunquam fihuldig / fo iſt und
leibt befagte Melodie fo beſchaffen / daß fie fich
zum Loben / Preiſen und Dancken gar nicht reis
met / fondern vielmehr ludtibus adhibendas,
zum Klagen gefchicht ift / ob gleich die Worte
gank was anders erfordern. Aber daß GOtt
die heutigen Compoſiteurs, tutti quanti,
mit Blindheit gefchlagen haben ſolte / ift ein rech⸗
ter Maulwurffs⸗Gedancke / dabey auch was
abſcheuliches und gotteslaͤſterliches. |
6 24. O du blinder Mann! Du ſucheſt
einen Stab / und ergeeiffeft eine Schlange / die
dir die Hand verwunden wird. Ich beklage
dich / du tappeſt ſelbſt im finſtern herum / und
bildeſt Dir doch ein uns Wunder⸗Dinge von
| der
Von den neuen Bebraudh der Mod. 445
der vermennten Blindheit heutiger vortrefflis
chen Compofiteurs zu ſagen / Damit du Dich
durch Diefen ſchwachen Stecken Der Verlaͤumb⸗
dung aufrichten und gehen mögeft; merckeſt
aber nicht / daß eine Grube draus wird / die du
dir felbft zudeinemeignen Sall gräbeft. Stol
pere immerhin! Ich mercfe Daß der Menfch in
der Milsfucht verirrer iſt; er verliehrt fi) in °
in einem Nebel / den er felbfi gemacht har. Wer
wolte wohl die Erftaunungs:würdigen Baben
des Höchften fo verachten, Die derſelbe Durch die
heutigen Compofiteurs der Welt ſchencket /
daß er fagen fokte / fie waͤren mit Blindheit
geſchlagen? Liegt esnicht am Tage, welche
entzuͤckende Wuͤrckungen und welche vors -
mahls nie erhörte noch von Menfchen je em⸗
pfundene Berwegungen: eben dieſe berühmte
heutige Compofiteurs mit ihrer Arbeit vers
ſchafſen? Oder har man in Erfurt allein der⸗
gleichen nimmer gehörer? |
Bi $.25. Sind denn auch alle heutige Dra-
‚ | mata juſt vors Theatre gemacht? over. wird
nichts aufs Theatre gebracht 7 als was uͤppig
z undverliebeift? Gewiß / ich folte bald denckeny
einMannider fo raifonnirte,müfte ſelbſt blind
ſeyn / oder hätte fein Tage Fein ander Thea-
T 7 trum⸗
446 P IL. Cap. IV,
——— — — — — — —
trum, als etwann in einer Puppen⸗Bude / oder
bey einem Marckſchreyer geſehen. Werden
Feine Fletus, Feine Lamentationes, von heus
tigen Componiften mehr / toeder auf dem
Theatro, noch in Camera,noch in Ecclefia,
vorgefteller ? Es hat ja felbft bey den Alten ges
heiffen: Conveniunt huic Tono (Hypo-
- phrygio) amoris verba. Gind denn feine.
Amores mehr inder Welt / als üppige? Iſt
Feine tugendhaffie Liebes Fein Amor conjuga-
lis mehr, auch nur ineinerScena und/ fozu re⸗
den’ im Spiegel abzubilden? Iſt alles was ver»
liebt iſt deswegen üppig ? Iſt eine freue Ari-
adne uͤppig und in ihrer Beſtaͤndigkeit nicht zu
achten? Iſt eine Orpheus uͤppig / wenn er Eu-
ridicen ausder Hölle hohler ? Der Herr Or⸗
ganift muß ſich ein fehr üppiges Concept von
der Liebe machen/da doch ohne diefelbe die Welt
zerfallen müßte. Jedoch damit der Lefer übers
zeuget werde / Daß die heutige Compoſiteurs
nicht nur Diefen pretendirten fehönen Hypo-
phrygium gewiffer maffen gebrauchen, fonts
dern auch in ihrem Modo E mol (damit ich
mie den Schulmeiftern rede ) eingefchloflen ha»
ben, einfolglich / nicht wie die Alten mit einen
Auges fondern mit zweyen ſehen / und der gute
Von dem neuen Bebraudh der Mod. 447
GOtt ſie bißher nicht mit Blindheit gefchlagen!
vielmehr aber durch feine Gnade ihnen beyde
Augen infonderheit die Augen des Verſtandes /
die dem Erfurter durch etliche Silberlinge vers
Eleiftert und durch ungehlige Balcken verfinftert
worden / gar gürig und wunderbahrlich erhellet
hatı fo fage mir einer mit aufrichtigem Hertzen /
- obnichtver fub No. XXIV. befindliche Satz
beydesdem Emol, und dem Phrygio,ja übers
dem noch dem Hypophrygio zugleich / quali
in Modo biscomplexo , genug thue? Ders
gleichen Exempel willund Fan ich von heutigen
Eomponiften Millionen aufmeifen / infonders
heitin Fläglichen Saͤtzen (denn Diefer ift nur
flieffend und ariofo ) darinn zwar die hypo-
phrygifche Elaufuln nur per accidens por:
kommen / aber doch genugſahm darthun / Daß
GOtt die heutigen vortrefflichen Compoſi-
teurs, inſonderheit diejenige / denen ich dieſe
Apologiam dediciret / mit keiner Blindheit /
ſo wenig in Anſehen dieſes Modi als aller an⸗
dern / geſchlagen habe / ſondern daß ſie ſcharff
ſehen und alle dieſe Reliquien, wenns a pro-
pos kommt / gar wohl anbringen koͤnnen.
4. 26. Ferner iſt unſtreitig daß / wie pag.
159. des Ut ſtehet / ein Componiſte vo n
— ræ⸗
448 P.II. Cap. IV,
Preludium (id) feße hingu : wohl hundert
Preludia) ausdem F feßen Eönne / da kein b
hineinfommt ; aber ob er gar geſcheut Daran
thue / dasglaube Judzus Apella. . Wirhas
ben font wohl ein ander Exempel auf diefen
Schlag / welches wichtiger ſeyn wird als jenes
Herrn Redtoris Oratien ohne rr, die der Geg⸗
ner anführer; und damit will ich Doch meinen ges
ferregaliren. - Die Sache gehöret eigentlich
indie Hiftorie des faux beaux Efprits (es
fen Denn Daß man es par curiofite thue ) Dar
felbft finden wireine Art Leute / die heiffen Lipo-
grammatiften oder Buchſtab⸗Verwerffer /
weil fie ohne Urſach einen armen’ gewiſſen / uns
fehuldigen Buchſtab des Alphabers aus ihrem
Wercke verbannen. Einer ı mit Wahmen
Tryphiodorus , wird ungin der Antiquite
aufftoffen / der in diefer Schreib: Art ein ſolcher
Meiſter geweſen ſeyn ſoll / Daß er eine Odyfle-
am, oder ein Podma Epicum über des Uiyſſes
Begebenheiten componiret/ welches in 24.
Büchern beftanden / in deren erſtem Alpha;
genannt(aldLucus, a non lucendo , oder
Bellum, quafiminime bellum ) fein A ans
zutreffen war. Dasandere Buch hieß Bera
aus eben der Urſache / u. ſ. w. daß alſo der ah
| | oh»
-
Von dem neuen Bebraud) der Mod. 449
ſahme Pedante alle 24, Buchftaben nach eins
ander ausfchoß und ihnen wieſe ı nach der Rei⸗
he / Daß er auchohne ihre Hülffe feine Sachen
verrichten kunte. Es muß lächerlich geweſen
ſeyn / wenn man betrachtet / daß diefer Arbeits
reiche und vielleicht Ducaten:lofe Poet den aus»
gemersten Buchſtab mit eben fo viel Sleiß ver:
mieden / als wenn ereine falfcheQuantitatem,
in ſich hielte / und daß er offtmahls das fchönfte
Wort hindangeſetzet habe / weil eg (mie ein
Diamant mit der Ader) das Ungluͤck hatte / von
einem ungeſuchten Buchſtab befleckt zu werden.
Hiebey will ich nur bemercken / daß / falls dieſe
des Tryphiodori Odyſſea noch vorhanden
feyn ſolte / die ſteiffe und gelehrt ſeyn⸗wollende
Pedanten ihrer mit 5 Ruhm / als des
Homeri, gedencken würden. Denn / welch ein
unerſchoͤpfflicher Reichthum alter Woͤrter und
Phraſium, welch ungebraͤuchlicher Barbaris-
mus, welche Grobheit / welche abgeſchmackte
Orthographie und welche sufammengeflichte
Dialecti würden nicht darin anzutreffen feyn ?
Ja ich smeiflegarnicht / es wuͤrde ein ſolches
antaſtiſches Opus wie ein Schatz der Griechi⸗
chen Sprache aufgehoben werden. Aber was
verſtaͤndige Menſchen davor ——
450 P. II. Cap. IV.
laͤſt man dahin geftellet ſeyn / und will nicht hof⸗
fendoß der Gegner unter dem falfchen Nah⸗
men eines gefcheuten Eomponiften/auch mit feis
‚nem Pr&ludio ausdem F ohne b dergleichen
Ehre zuerlangen trachten werde. Es würde
fonft bald eben foheraus fommen / als die neu⸗
erfundene Canzonetta , nad) der Uhralten
Sriechifhen Manier des Heren Charis in
Pringens Satyrifchen Componiften.
$. 27. Hiebey nun mag es wegen des
Moden:Handels dismahl fein Bewenden has
ben Es ſiehet ein jeder daraus leichts daß
mehr als 6. Modiinder Mufic find und daß
unter den 24. angeführten / auch mit dem uns
ftreitigen Zeugniß der Natur behaupteten noch
etliche ſind Die weder Printz / noch Fuͤrſt / noch
Hertzog / noch König /noch Känferrecht exco-
lirt haben kan / ſondern von deren Natur und
Wirdung mir billig der Nachwelt auch ein
bißgen zu raifonniren übrig laffen müffen,
Vielleicht gibt es an einemandern Drte/ ich
meyne / in meiner Organiſten⸗Probe / Gelegen⸗
heit / ſich breiter hieruͤber heraus zu laſſen. +
| f Printʒ
+ Der weitberuͤhmte Here Capellmeiſter Seini⸗
chen / welcher eben dieſe 24. Modos modernos
in feinem muſicaliſchen Circul a bt
us
Von dem neuen Gebrauch der Mod. 451
— ——
Dringz hätte dieſe Sache gerne ein wenig tieffer
eingefehen / wie ſolches aus dem 11. Theil
Phrynnidis pag.55.& 56. zu erweiſen; fo
merckte er auch gank wohl / daß etwas mehr das
bey zu thun war / und Fam wuͤrcklich ſchon biß
aufzı.reineTriades. Allein / weil er ı6. Cla-
ves in einer Octava haben wolte / und doch
wohl ſahe / daß ſolche noch nicht zureichen koͤnn⸗
ten / ſo verwieß er Kg welche mit 21. biß
22, ja gar(p.59.) 32. fogenandtenTranfpo-
. fitionibus nicht vergnüget waren’ auf zweyer⸗
ley: Entweder folten fie zufehen ein Werck unter
die Hände zu bekommen das / ich weis nicht wie /
gebauer und ſchwerlich zu erlangen; oder fie fols
‘ten fich Den Pruritum transponendi in In«
tervalla NB. non adprobata vergehen lafe
fen. Esift aber beydesnichts nüge. Denn
einmahlein Elavier zu wünfchen / Darauf =
voll⸗
urtheilet davon: daß bey Erkaͤnntniß dieſes
Circuls auch die Alten und (NB.) ohne dis
faft niche mehr gebräudyliche Modi Muſici
gantz und gar wegfallen / als die da Ge⸗
ſchwiſter⸗Kinder find mit dem Parapei,
Datif, Becardo und sbrigen Herrn Spieß⸗
efellen in der alten Logsca. Vid, ej. Anwei⸗
fung zum. General⸗Baß p,267. Iſt Denn dieſer
Mann auch blind?
*
452 P. II. Cap. IV.
vollkommene Scala anzutreffen / iſt wohl ein
vergeblicher Wunſch / wie ſolches Werckmei⸗
ſter und Neidhardt buͤndig genug in ihren
Schrifften dargethan haben; und Die loͤbliche
Begierde weiter zu ſtudiren pruritum zu nen⸗
nen / macht das Ding eben ſo wenig aus /alg die
damahlige Pringliche Approbation. Das
rechte Medium & Remedium aber/ aug der
- Sache zu kommen / iſt die Temperatura, und
wenn ſolche nach Neidhardts Vorſchlaͤgen
(da nur jede Quinta %. vom Commate,
nicht aberein gantzes viertel/twiepring ftarut-
ret / hergibt) eingerichtet iſt / fo find alle 12. In-
tervalla auf dem Elavier lauter Intervalla
adprobata, dieduech Sinnen und Vernunft
mit fich umgehen laſſen. Dennoch hindert
folches nicht / daß es ung an gnugſahmer Eis
Fandtniß der Wirckung / dieerliche diefer 12,
Intervallorum haben’ annoch/ ob ufus rari-
tatem, fehle/ und daß nicht unfere Nachkom⸗
men vieles/ das uns echappiret/ Davon entde⸗
cken folten. Ich halte dieſe Meynung für
gang vernünfftig/ und hingegen dasfür ſehr
uͤnvernuͤnfftig / wenn man alles ausdem Sa⸗
tyriſchen Componiſten entſcheiden / alles ſchon
vollkommen wiſſen / das Gras wachſen Der
| | ſi
U m u
Von dem neuen Bebraudyder Mod. 453
ſich ſelbſt und den Alten alles beylegen/ den
Nachkommen aber nichts laffen will. Mich
deucht / es wird zwiſchen unfern Conqueten
und zwiſchen der Nachkommen ihren eben ſo ei⸗
ne Difference ſeyn / als zwiſchen den Erobe⸗
rungen Philippi und feines Sohns Alexan-
dri M. obdiefer gleich Dachte, es würde ihm
nichts übrig bleiben / da er doch Die gange Welt
fuͤr fich hatte. Hätteer/ oder fein Timotheus,
zur Zeit unfers ſchloͤckiſchen Erfurters leben
follen/ o! wie würden fie geweinet haben denn
dieſerlihnen alles wegfifchen wollen,
Das fünfte Capitel.
Von dem getraͤumten Ut remi &c.
| Im Himmel.
S. 1. |
Ag fol ich doch fagen? Es laͤufft ja
; abermahlallesı was der Gegner hies
. von abfurdiflime vorgiebt / aufdie
todte Mufic der Aretiniſchen Spiben hinaus.
Dulieber GOtt! was iſt Doch Der menfchliche
| | | Eigen⸗
44 | P. II. Cap.V,
Eigenfinn und Wahnwitz für ein närrifcheg
Ding/daß auch fo gar die ewige Seeligkeit / die
Fein Auge geſehen / Fein Ohr gehoͤret und (mas
noch mehr / ſo aber dersolmiſator mit dem &c.
vertuſchet) in keines Menſchen Hertz ges
kommen / ſich nach eines armen Suͤnders
Einbildung richten ſoll. Werckmeiſter hat
in feinen Paradoxis, und in feinem Hodego
Mathematico, dem Dinge ſchon gar gu viel
gethan welches / ob GOtt will / inderdrircen
Eröffnung des Orcheſtre vorkommen ſoll;
aber / dieſer hier machts tauſend⸗mahl toller.
Werckmeiſter iſt noch mit ſieben Tonis, wie
alle andere vernuͤnfftige Creaturen zu Wercke
gegangen; dieſer aber will nun gar haben / Daß
wir eben die Sonos, welche Guido Ut ‚re;
mi, fa, ſol, la, benahmſet hat / dereinſt bey der
himmliſchen Harmonie gebrauchen werden.
Das iſt: wir ſollen dieſelben Nahmen / denſel⸗
ben numerum ſenarium, dieſelbe Solmi-
ſation und Mutation auch mit in Himmel
nehmen. —
F. 2. Nun iſt vorher genug erwieſen und
braucht Feines fernern Beweiſes / daß nicht 6.
ſondern 7. Haupt⸗Klaͤnge in rerum natura,
ſind; und mich deucht / wenn die alten —
14
Von dem geträumten Ut remi &c. 455
diein ihrer Jugend diefe Torturam , Diele
Marter / diefes Creutz der fechsfplbichten Sol- .
mifation ausgeftanden haben / willen und
glauben folten / was der Pagel:neue Solmila-
tor hievon fihreiben / bemweifen und träumen
will, ſo wuͤrden ihrer vielenicht verlangen von
den Todten wieder aufzuftehen. Mir Fan es
gleich viel gelten / ob die fieben + Gradus
der natürlichen Menfchen-Stimmerut,re,mi,
.fa, fol, la, fi, oder: bo, ce, di, ga, lo, ma,ni,
oder aber: abc de fg,genennet werdeniwenn
nur 7.dafind. Und ich hoffe es werden nicht
nur .fondern ungehlig mahl 7. Thon mn
| Zee me
+ Allemahl wenn von 7. geredet wird / verſtehet man
nur die Intervalla Diatona , das find : die groſ⸗
ſen und Eleinen Thone / nebft den groflen Semi-
toniis oder natürlichen halben Shonen. Sonſt
ſind / über diefe 7/ noch fünff Semitonia minora,
oder Fünftlihe und Fleinchalbe Thone; dur
derenZuſatz insgeſammt zwoͤlff IntervallaChro-
matica herauskommen; welche 12. nachdem fie.
durch die Tertien, entweder ihre Triades erwei⸗
chen oder aber. erhaͤrten (i. e. moll, oder dur ma⸗
chen) die 24. Modos darſtellen. Solches hat
man der Unkuͤndigen wegen abermahl zu erin⸗
nern / und um alle J—— zu verhuͤten /
bier einzuruͤcken für noͤthig erachtet. |
456 P.II. Cap.V.
mel gehoͤret werden / wovon mir aber Kircheri
Gauckeley / und ſeiner Keligionis Trias mi-
nus perfecta, nicht die geringſte Nachricht
ertheilen koͤnnen. Was ſoll man denn dar⸗
uber viel diſtinguirens / explicirens und pro-
birens machen, da alle Diftindtiones, alle Ex-
plicationes, ale Probe in dieſem Stuͤck aus⸗
ſehen / als wenn mich einer Künfte/brodlofe Kuͤn⸗
ſte / in der Karte lehren wolte?
$. 3. Aber / Herr Organiſte / weil ihr doch
fo viel von Diſtinctionibus und Explicatio-
nibus ſchwatzet / warum diftingnirerihre denn
nicht hauptſaͤchlich inter Harmoniam pro-
priè fic dictam, & Harmoniam in Muſi-
cis ? Alle eure Bilder / euer großmaͤchtiger
Clavis B , die Proportion des Gnaden⸗
Stuhls / des Rauch⸗Altars etc. zeigen eine Har-
moniam, aber eine Harmoniam mutam, non.
vero Muſicam an. Es mag einer Harmoniæ
Muſicæ dreyerley oder ſechſerley Arten ma⸗
chen; ſo lange mir ein Ding nicht klinget / kan
ichs nicht Harmoniam Muſicam nennen.
Wir werden aber mit der Huͤlffe GOttes in
der dritten Eroͤffnung etwas ausführlicher
deHarmonia handeln / und nach Vermögen
fehen laſſen / wie weit ſich des Wortes ran
Vondem geträumten Ut re mi &c. 457
ſchafft in Muſicis erſtrecke. Alle Scheiben in
den Fenſtern haben eine Harmonie / aber des⸗
Be ſteckt Feine Muſic darinn / es ſey denn /
daß man denLerm vor Muſic halten wolte / wenn
etwan ein Cavallier daran zum Ritter wird
und die Fenſter einſchlaͤgt. .. 3
$. a. Bas follen da nun wohl für Ra-
tiones Stich halten 7 wenn man beweifen
wolte/ daß wir im. Himmelmit eben den Sonis,
als hier auf Erden muficiren werden. Pro-
bable fan man es wohl machen aber in Ewig⸗
keit nicht beweiſen. So habe ich auch / mitden:
Gedancken / vom ſingenden und klingenden Lobe
GOttes / im Orcheſtre feine andere Ratio-
nem beybringen wollen / als nur wahrfcheins
ich zu machen/ daß wir Fein Unrecht thäten / die
Harmoniam Muficam por etwas unerfchaf:
fenes und von Ewigkeit zu Ewigkeit bleibendeg
zu halten; dazu ift Die angeführte Idea 'hinläng-
lich / und weiter har fie nicht langen follen. War⸗
um werde ich denn angezwackt / als wenn iche
Dadurch hätte beweifen wollen / da doch Diefes
weder meine Meinung gewefen / noch auch
meine Worte fo lauten. Freylich muß im goͤtt⸗
lichen Weſen die vollfomenfte Harmonia,und
diefelbe in GOtt ewig ſeyn A aber ob
| in:
N
453 P. II. Cap. V.
klingende und muficalifche Harmoniaift/ das
finden wir nirgend / undfolgerdaher gar nicht
ex bona confequentia: Daßebendestvegen
unfere muficalifche Harmonie ab. zterno ins.
zternum fey. Ich wolte von Hertzen gerne⸗
daß es per bonam conſequentiam daraus
folgete; glaube die Sache auch; aber es iſt mit
menſchlichen Augen nicht abzuſehen. Und das
ſoll doch des Gegners ſtaͤrckeſter Beweiß ſeyn /
daß die Muſic ewig bleiben werde? Millien
taufend Sachen in der Welt haben eine ars
monie umer fichz dieſe Millionstaufend Sachen
aber werden alle vergehen ; fo folgte Daraus
(nach den PrincipiisSolmifatoris, fed per
infelicifimam conlequentiam ) daß die
Muficauch verginge. Wo hat der Herr Or-
ancedus feine Logicam gelernet? Iſt dieſes
se foͤrmliche Schluß⸗Rede?
Major. In dem goͤttlichen Weſen
iſt die hoͤchſte und vollkomneſte
Harmonie. J
Minor. GEOtt aber iſt ab aterno in,
Ber HU:
ncluſio. Ergo wird die Muſic
wig bleiben. |
©
Von dem geträumten Utremi &c, 459
So lautet aber ja Die fo genannte bona,
confequentia pag.169. des Büchleins Ut.
ch hätte mich bald / wie man hier vedet/mit dem
uffe gefegnet/ al ich Diefe vermeynte bonam
confequentiam, diefen Balcken / zum erften
bemerckte. Geſtehe aber noch einmahl / ich wolte
viel drum geben / daß die Conſequentia gut
und richtig waͤre.
$.5. Doch fpricht der Gegner endlichrer
tolle dieſes den Gelehrten überlaffen. Er thut
wohl / und weiſet damit / daß er ſehr ungelehrt fen;
auch haͤtte er noch beſſer gethan / wenn er ſeine
andere viel ſchwaͤchere Embryones huͤbſch bey
ſich behalten oder in der Gebuhrt erſticket haͤtte.
ch dencke immer bey dem gantzen Ut, inſon⸗
derheit bey deſſen letzten Capitel / waͤre das oben
angefuͤhrte Opitziſche Woͤrtgen ſo wohl als bey
der Vorraths⸗Kammer zu paſſe gekommen /
und man haͤtte ſich ſchon mit demjenigen behelf⸗
fen koͤnnen / was das Orcheſtre in der erſten
Eroͤffnung pag. 109. von der Bedeutung der
Triados Harmonicæ anfuͤhret und daju ſe⸗
ger: Dem Reinen ſey alles rein. Aber nein
der Erfurtiſche Organiſte will den Leuten weiß
machen / er wiſſe wie die Muſic im Himmel ei⸗
gentlich beſchaffen ſey da er doch geroiß
| 2 un
460 P.II. Cap. V.
ee —
und wahrhafftig nicht reiffen kan wie alle Thor
ne auf feiner — Orgel beſchaffen ſind⸗
Deñ / daß er das Clavier und die Temperatur,
- einfolglich fein eigenes Handwerck / nicht ver⸗
fiehe / haben wir oben zur Genuͤge bey dem Dif-
conrspon den Transpofitionibus ertviefen.
Es würde ihn auch wohl Fein Dunn Ders
dacht haben / daß er aufder Drgel fpielen odet
muſiciren koͤnne / falls er folches nicht mit Hin⸗
ſetzung ſeines gantzen Characters auf dem Titul⸗
Wiat des ts haͤtie drucken laſſen. Aber wei⸗
ter im Text. | —
96. Was der Clavis B wenn er mit
dem H zugleich angefchlagen wird / vor Wun⸗
der macht / folche Mirakel find einem jeden Se-
mitonio gemein ; und Fan der Teufel ſelbſt
keine aͤrgere Diſſonantiam erſinnen / wenn er
auch ewig / mit dem Ut remi, darauf ftudi-
ren wolte / als eine Tertiam minorem und
eine Tertiam mäjorem zugleich zu. einem
Sundament-Clavi hörenzu lajfen. Iſt denn
Das nicht eine fehändliche und heterodoxe
Vergleichung / wenn der Gegner die beyden
Raluren unſers Heylandes dadurch voritellen
will? Denn / ob ſich gleich dieſelbe Naturen
nicht vermiſchen / fo diſſoniren fie Darum 2
| | u bey
Von dem geträumten Ut re mi &c. 451
bey Leibe nicht / ſondern vereinigen ſich auf eine
unbegreifliche Weiſe in einer Perſon / ohne
Vermiſchung. Wie kommt nunb und hda⸗
bey? Dieſe Claves vereinigen und vertragen
ſich wie Hunde und Katzen / und wenn man fie
zufammen zwingen wolte / ſo bringen fie die aller:
ungeheurefte Diffonantiam , ja mehr als eine
Diflonantiam, und ein rechtes Bild der Hoͤl⸗
len / herfuͤr. Ach! wie verfallen wir doch mit
unſerm ſchwachen Verſtande / Herr Organiſte?
wäre es nicht beſſer geweſen / den Leſer in Mu⸗
ſicis, als in Analogicis & Paradoxis malæ,
Fa peſſimæ, confequentiz zu unterwei⸗
97. Jedoch wir werden abermahl vor;
diefem hermeneutico pag. 171. ad Tria-'
dem harmonicam, als ein volltommenes
Bild der huchheiligen Dreyeinigkeit / gewieſen
und belehret: daß Fein Muficus Tbeoreticus Dies -
fes hochwichtigen Glaubens: Articuls hal⸗
ber den geringſten Zweifel nicht hegen darf.
Was foll ein Glaubens « Articul feyn ? Die‘
Dreyeinigfeit oder das Bild derfelben ” Dex
erften halber wird nicht nur Fein Muſicus The-
oreticus , nicht nur Fein Muficus pradticus,
fondern auch Fein r und Schneideride
u Ä 3 ein
462 P.II. Cap. V.
ein Ehrift iſt und feelig werden will / den geringe
ſten Zweifel hegen / fondern e8 zu feinem ewigen
Heylgläuben / wenn auch Feine Trias mulıca
N finden waͤre; denn Die überzeugt niemand /
onft hatten ung die Apoftel dahin leicht vertoeis
fen können. Aber des Bildes wegen wenn‘
daffelbe ein gülden Kalb oder ein Glaubens⸗ Ar⸗
ticul / und noch dazu ein hochwichtiger Glau⸗
bens⸗Articul ſeyn ſoll fo werden per bonam
conſequentiam alle Mufici, die keine lauter
Theoretici ſind / nebſt der uͤbrigen Bilder⸗
feindiſchen Welt / nach dem Ausſpruch Domi-
ni Organœdi theologizantis, ohne Gnade
verdammt ſeyn muͤſſen. Denn / wer nicht
zubetrc. Doch halt! Die Philofophife
egel: Simile non eſt idem, wirfft den
hochwichtigen Glaubens⸗Articul / wegen des
Bildes in Triade muſica, pag.ı70. au⸗
genblicklich wieder uͤber einen Hauffen 1-daß
niemand aus dem confufen Ratiocinio we⸗
der Flug noch toll merden Fan. (Unter und)
mein Lefer/ der Menſch muß doch das Bild in
triade als einen hochwichtigen Glaubens: Ar⸗
ticul verftanden haben, denn fonft kaͤme eben die
Philofophifche Kegel hier verzweifelt mal &
propos ; man dencke es nach. Oder et *
;;
Don dem getraͤumten Ut re mi &c. 463
BE: ——
fagen wollen: Es duͤrffe nun niemand
mehr an dem Myfterio Trinitatis zweifeln /
teil die Trias harmonica folcheg den theo-
reticis als im Spiegel fehen lieffe. ) Eins bitte
ich den Herrn Drganiften von Erfurt / ee ex-
plicire ſich bey Leibe nicht darüber / fondern
laffe immer fünff gerade feyn / die Herren
Theologi führen ihn fonft in die Schule, und
da hat einer denn eben folche Noth / ald wenn er
eine unrichtige Uhr gefaufft harte. Ich will
gang ftille figen und weiter nichts davon melden
auch nichts drauf antworten / wenn ver Gegner
gleich meinem Rath nicht folgen / fondern/ Dem
To doch wieder das groſſe Wort haben
woite. |
S8 8. Wegender Tertien , qua Con-
fonantiz, inderen Erfindung durch Chriſtl.
Muficos manein jonderliches Geheimniß und
Verhaͤngniß ſuchen will, da es doch ohne Zwei⸗
eleine Sache iſt / die ſich caſu fortuito gege⸗
en / oder ſchon lange Zeit vor Pythagora und
Pythagorz Mutter inder Welt geweſen / ein⸗
tolglich die Tertia nicht eben von Chriſtl. Mu-
ſicis allein und zu erſt / als Conſonantia er⸗
kannt worden iſt / waͤre hier viel zu ſagen; aber
wir ſpahren ſolches BEER auf eine nr
4 il
464 P.II. Cap. V.
— ee ee er
Difcuffion inder dritten Zröffnung. Dies
ſes gehöret jedoch ad rem , daß / fovielich noch
habe lernen koͤnnen Didymus; ein Heide / daß
Glück gehabt hat / den Titul eines Medici mu-
ſici davon zu tragen / und das alte Genus Dia-
ronicum bey den Griechen zu verbeſſern.
Durch diefe Verbeſſerung harter nun erſtlich /
eine neue. Proportion por den Tonum mino-
rem, Lo-9. (melcher umein Comma, 8-80,
tieffer oder Eleiner iſt / als der alte oder Tonus
major 9 8.) indie Welt gebracht; denn ohne
diefe Proportion und das Dazu gehörige Se-
mitoniummajus-16-15. fönten zwar die
Octaven / Quinten/ Quartenund Toni ma-
jores rein feynz;aber Die Zereie minores Flunge
fo viel zu niedrig / und die majores fo viel zu hoch /
daß man fieohneden gröften Eckel nicht anhoͤ⸗
ven Eunte/ ſondern / als herbe Diſſonantien / ver⸗
werffen muſte. Durch beſagte des Didymi
Invention aber wurden Die Tertien zu erſt
als Confonantien brauchbahr. Dieſem
Generi Didymi hat heꝛnachᷣtolemæus eine
Stelle unter ſeinen Speciebus Generis Dia-
tonici eingeraͤumet / nur daß er Tonum mi⸗
norem vor den majorem faßte; welches ar
| Di·
Vondemgeträumten Ut re mi &c. 465
BER NEE NEBEN?
Didymus umgewendet haben wolte. Vid.
Ptolem. Lib. Harm. Il, c.c. ſpeciatim
c. XIII.
89. Die Proportion eines jeden In-
tervalli diefeg Generis Didymi , woraus
Zarlinus ( menigfteng 15. hundert Jahr nach
Didymo )eine volljtändige Octavam, fo gut
fie damahls werden wollen gemacht hatı da ſich
fonft nur des Didymi Befihreibung feines
Generis auf ein Teträchordum erftreckte/
folche Proportion, fagt Neidhardt ı iſt der
Pro bierſtein / wornach allen andern Generi-
bus ihr Urtheil geſprochen wird. Und alſo hat
ein Heyde die Ehre gehabt / ein wunderbahres
Stuͤcke der goͤttlichen Weißheit zu entdecken
cönf. beſagten Herrn Neidhardts Temper..
c.4. woſelbſt Pring und andern / wegen dieſes
Didymi, dem jener die Ehre hat entziehen und
diefelbe Zarlino beylegen wollen / ein artiger
Tert in puncto GenerisSyntoni pag.20.
. gelefen wird.
G iO. Wo ſind nun eure Ehriften ? ihr
Fahle Drganiften! Antworter mir ihr Alten / die
ihr im Weinkeller Helden feyd 7 und mit eurem
Wiſch⸗waſch fremden gelehrten Leuten die aus
Engelland meinen guten Nahmen hieher brins
Ws; gem
‘ 466 P. II. Cap. V. Ä
gen/ unter dem Deckel grauer Haare ı graue .
Einbildungen und Thorheiten / graue Igno-
rance , ja Efelgraue Berlaumdungen und
Hohnreden vorVirtu Heli rer nn mir /
und rettet euren ungelehrten Vorſechter / oder
ſeht euch nach einen andern um. Wo ſind die
Chriſtlichen Muſici, die allein die Erleuchtung
gehabt / Tertiam zu erfennen ? Hier iſt ein
.. der fielange vor Zarlino und Zarlini
Mutter erfande hat’ und zwar in ihrer rechten
Proportion. Pythagoras und Ariftoxe-
aus felbfthabenfie / mit allem ihren Anhang
und Spieß-Sefelleninicht proConfonantia,
oder in veraProportione erfennen fönnen.
AberDidymus hat folches gethanmwelchezaller
Muthmaſſuug nach / ante Chriftum natum,
der doch Furß Darauf / als ein Heyde geleber.
Inter Ariftoxenum & Ptolemzum autu-
mat Salinas incidiffe tempora Didymi
Mufici. Jener ( Ariftoxenus) hat 325.
al vor « Diefer aber ( Prolemzüs) 120 nach
eifti Gebuhrt floriret.
F. 11. Antwortet mir felbft / nicht per
Tertium, ihr Neidhaͤmmel / habt ihr wohl euer
Lebtage vom Didymo Muſico ein Woͤrtgen
gehoͤret? Man wird euch in der dritten Eroͤff⸗
| nung
Von dergeträumten Ut re mi &c. 467
a ———“
nung mehr davon fagen. Ich will mich aber
wippen laſſen / wenn ihr eine eintzige Propor-
tionem Muficam recht kennet; wenn ihr drey
Noten / drey kahle Noten / aà livre ouvert, mit
ſammt eurem adorateur , dem zahnloſen
Quaͤckſer / hervorbringen Eönnet. Kommt zu
mie / ihr follt eure Dumm » und Boßheit mit
Händen greiffen und fühlen. Ich will euch
Fein Leyd / fondern lauter gutes thun / und fehen
ob euch noch zu heiffenftehe. Ach! ich beflage
den frommen Solmifatorem , den einfältigen
Menſchen / daß er feine todteMulicam Leuten zu
gefallen hat aufwecken wollen die / ſo wahr ein
GOtt im Himmel lebet / nicht fo viel weder von
Muſicaliſcher Theoria noch Praxi, beſitzen /
als der geringfte Braceifte im DOpern-Orche-
ftre oder er / der Erfurter ſelbſt. Nun ich hoffer
der Gegner / der gedungene Öegner / ver fonft
ein guter Mann ſeyn mag’ wenn er bey feinem
Schnarrwerck undStylo ligato , oder voller
Reife des Wachs im Rennftein liegen bleibet /
wird es dereinſt beklagen und bereuenzdaßer/ale
ten Hafen und Fuͤchſen zu Liebe / eine gedruckte
und mit Kupffern beflechte Rernund Adams»
Sundebegangen hat. Indeſſen wird er ſo
wohl / als der curıeufe Leſer wegen Erfindung -
der Tertien, hiedurch beſſer informirt wor |
den ſeyn. U6 Ss. 12
R Er Be
468 P.IL, CpV.
F. 12. Meines Behalts iftfonft Carte-
fius der erſte / welcher die Tertiam majorem
unter die Conſonantias perfedtasmit ec
net und alſo ein merckliches zu ihrer Au nahm
contribuirt hat. Daß ich aber Deswegen
ven Lartefium inder Gnade G-Ntteg ſonder⸗
lich hoch angeſchrieben rechnen folte ! daraus
wird nichts; denn eben diefer Mann war aud)
fonft Fein unartiger Kerl in puncto Religio-
nis, und mit feinen Atomis einer Dffenbah;
rung / Erleuchtung oder dergleichen wegen De
Tertien wohl werih. Aber wieder jur Tria-
de, '
$.13. Wenndie Trias perfecta ein fol
ches ungezweifeltes Bild der Dreyeinigkeit ab⸗
geben ſoll / was machen denn die Thexrens
mit der Minus perfedta ? die Antwort de.
Gegners lautet p. 173. alfo: Die mögen fidh
feine Seren Runjt-Benoffen/Catholifcyer
Religion , abfonderlidy zu Nutz machen; da
doch ſein eigner Sohn drunter iſt / wie ich ver⸗
nehme. Du lieber SH! ſo haben ja die ar⸗
meteute eine andereTrinitatem undeinander:
Bild derſelben als wir. Kan denn auch vera‘
Trinitas minus perfedta fenn ? Sch fage:
noch einmah' / den Keinen iſt ales rein Pr u
Vilder
Yon der getraͤumten Ut re mi &c. 469
Bilder gehen zu weit; ihre Umſtaͤnde quadri-
ren nicht; fie hincken / und ihre Verfechter ſind
zu verwegen / ſelbige glatt⸗weg mit Der Gottheit /
und hergegen GOttes Bild mit der Muſic / ja
gar mit den Zahlen zu vergleichen. Man hat
„GOtt / als ein geiſtliches Weſen / nicht nach
„den Regeln der Rechen⸗Kunſt zu ermeſſen /
„weil die Regeln davon / ſammt ihren Zahlen /
„ja nur allein ſolche Dinge abmeſſen / theilen /
„unterſcheiden und zuſammen ſetzen / die da end⸗
„lich und ermeßlich / und auch eine um⸗
„ſchraͤnckte Quantitaͤt / als eine Laͤnge / Brei⸗
„ie / Hoͤhe und Tieffe haben.» (*)
9. 14. Man fan wohl gute Gedancken
hegen und feiner Andacht pflegen 5 aber man
muß folche Dinge niemand alseinen hochwich⸗
tigen Slaubeng » Articul aufbringen. Wie:
waͤre es auch / und mo bliebe dag fo genannte.
vollkommeneBild derDreyeinigfeitinTria-
deHarmonica , wennjemand die Beſchaf⸗
fenheit unfers Concentus , unfter Syzygiz
recht betrachtete ? . e8 nicht drey Soni
7 gang
(*) vid, Joh. Gerh. Meuſchens eräffnete
Bahn des wahren Ehriftenehums. «47,7.
von der Herrfchafftder Dernunfft.
470 P. II. Cap. V.
antz verſchiedener Urten und Naturen⸗
ſt nicht Harmonia, nach der beften Defini-: |
tion, Difimilium‘ Concordantia?Depen-
dirennicht Quinta und Tertia unftreitig von
ihrem Gundament-Clavi ? Muß Diefer Fun⸗
daments Clavisnichtder erfte ſeyn wenn ich _
Triadem conftituiren will? Iſt er denn
nicht älter als beyde ? Iſt er nicht vornehmer
alsbeyde / weil mandiefe nach ihm zehlet und:
rechnet? Kandie Quinta wohlohnedem Fun⸗
dament Clavi eine Quinta feyn? Kan herge⸗
gen nicht dieſer Fundament⸗Clavis fineQuin-
tabeftehen ? Iſt die Quinta nicht vollkomme⸗
neralsdie Tertia ? Hat fie nicht ein groſſes
Pr&rogativ ? Iſt hergegen nicht Die Tertia
inferior Quinta & Fundamento ? Kan.
man aber fo von der Heil. Dreyeinigkeit ohne
die gröbfte Ketzerey railonniren ? Sind die
Perſonen der Gottheit verfchiedener. Arten und
Naturen ? ft da Difimilium Concordan-
tia ? Dependirt die andere und Dritte Perfon:
von der erſten ? Iſt der Water eher geweſen als
. der Sohn und der Heil. Geiſt? Iſt er älter als
bende? Iſt er der beyden ihr Sundament ? Iſt
er vornehmer als fie ? Fan eine Perſon in der
Gottheit ohne Die andere beftehen ? Iſt Bm
| 22 13 3
Von der getraͤumten Ut re mi dc, 471
dere Perſon vollkommener als die dritte? Hat
jene ein Prærogativ? Iſt Tertia perſona
inferior Secunda ? Es betrachte mir einer /
wie elend es mit, dem Bilde ablauffen würde
wenn ein ſcharffer Exegeticus drüber kaͤme /
da ein jeder Muſicus ſchon dieſe Objectione:
machen kan.
F. 15. Ich baue ein Hauß von drey pro-
ortionirten Etagen oder Stockwercken.
as iſt das vor ein Bau? NB. ein Harmo⸗
niſcher Bau. (Scil.) Da find nunzwar drey
verfchiedene Etagen , aber eg ift Doch nur ein
Hauß. Ergo iftesein ‘Bild der Drey⸗Einig⸗
feit. Ich mag es Faum fchreiben. The
three Concords in one found feem to be
aReflemblance of that God, vvhom vve
ferve on Earth , vvhom vve hope to
in joy for ever in Heaven , and vvho
has inftilled to usthe Capacity of ap-
prehending [uch incorporeal delighes. Arib.
Bedfords Abufe of Mufic. Diefer Engelläns
der fagt/ daß die 3. Concordantien in einer
Harmonie fdheinen eine Achnligkeit mit dem
GOtt zu haben (1:) dem wir hierauf Erden
dienen (2.) deffen wir De im Himmel zu
genieflen und. (3.) derung ah 77
— | 913
472 P. II. Cap.V.
ſolche uncoͤrperliche Ergetzlichkeit (als die
Mufic iſt) zu bemercken. Das laͤſt ſich beſſer
hören. Da iſt dag erſte Predicatum dem
Fundament⸗Thon / das andere der Quintz,
und dag dritte der Tertiæ gleich. Mes zus
fammen aber nur ein ungertrennliches Eine.
$.16. Aug den Worten / foder Gegner
p.173. führer folteeiner faſt ſchlieſſen Daß Das
ganke Volck Iſrael ı p Exod.25. unten am
Berge Sinai geftanden / aus lauter Mufıcis
theoreticis sufammen geraffet geweſen ſey;
denn ſie haben erzittert. Wer aber Muſi-
cam theoreticam verſtehet / der erſtaunet
uͤber die Worte / wie es denn eine Erſtaunungs⸗
wuͤrdige Sache an ſich ſelbſt iſ. So ſpricht
unſer Schrifftgelehrte. Aber mein guter
Solmiſator, das Erſtaunen und Erzittern kam
nicht aus Theoria Muſices, ſondern (ſo zu
reden) aus der Theoria DEI, von der Ge
genwart und der den Menfchen unerträglichen
Maieftät GOttes her. Es find Werd’meis
ſters Einfälle, ich weiß es gar wohl / der hatte:
pielmit der Theoria Mufices zu thun / und
hat auch viel / aber ein bißgen gar zu viel/ darin
gerhan. Hievon anderswo; denn ich thue
auch was drin... Wir wollen EHnes Worte
| AN
Von den getraͤumten Ut remi &c. 473
anſehen / daraus man Theoriam Muſices er⸗
zwingen will: Siehe zu / ſprach GOtt (da
muſte ſchon alles erzittern und erſtaunen) daß
du es macheſt nach ihrem Bilde / das du
auf dem Berge geſehen hat. Moſes ſolte
einen Stuhl machen / drittehalb Ellen lang und
anderthalb Ellen breit / ergo war es ein Har⸗
moniſcher Bau daraus Trias Harmonica
& Mufica abzunehmen. Ich habeeinen Tiſch /
der iftjuft fo breit und juft fo lang / man braucht
ihn im Waſchhauſe zum Zeug glätten ; aber
einer möchte von nun an bißin Ewigkeit darauf
fehlagen oder greiffen / ehe ereinen Thon / ge:
ſchweige einen Muficalifchen Zufammenflang
von ſich gabe. | |
$. 17. Daß GOtt der Herr gefallen
habe an Proportionen ift auffer allen Zwei⸗
fel / und bezeuget auch folches der Univers , fo
wohl Microcosmus als Macrocosmus, wo⸗
von Robertus Flud , alias de Fludtibus,
Zeuges genug gefchrieben hat. Daß GOtt
auch gefallen habe an den Muficalifchen Thor
nen und deren Proportion, daran ziveifle ich
fo wenig alsan Ehrifti Geburt; denn es ift ja
auch Die Muſic fein Sefchöpff / ja feiner beften
Geſchoͤpffe und Gaben eine: Albers daß ich
ur BER dar⸗
474 P. II. Cap.V.
darum glauben ſolte / GOtt haͤtte Feine andere,
als die Aretiniſchen Sex voces im Vorrath /
und hätte mit der Abmeflung des Gnaden⸗
Stuhls unfere Triadem in Muficis eben ans
seigen wollen / fo treuherkig macht mich Fein
Menſch. Geſetzt auch der Önaden: Stuhl:
der Rauch Altar / und andere Sachen im Alten
Teſtament / waͤren um der Muſic willen geord⸗
net worden / welches doch keinem eintzigen
Theologo Myſtico jemahls im Sinn ge⸗
kommen. (q) kan denn das beweiſen / do
unſere (eben uͤnſere Stuͤckwerckiſche) Mu
ewig bleiben werde? Der Rauch; Altar war
einer Ellen lang und breit / dabey zwo Ellen hoch;
deswegen hat er eine Octavam geklungen.
Ja ich dächtegeflappet. Der Öegner fee
p- 174. noch gar dagu/ wer 68 nicht glauben
will / dem koͤnne man es auf dem Monochor-
do, auch fine Monochordo weiſen / daß eine
gantze Saͤyte mit einer halben Saͤhte eine
Odtavam klinge; aber daß der Rauch⸗Altar
deswegen auch eine Octavam gerlungen und
bedeutet haben folte/ iftiaridicul, Wir wol
en abermahl ſehen wie der Syllogismus zus
farnmen hangt: Ma-⸗
(g) Bon der Menſur der Bundes» Lade &c. vid.
: Valerii Herbergeri MagnaliaDEi ın Exodum.
Von dengetraumten Ut re mi &c. 475
Major. Alles was Proportionem duplam
bat, klinget die Octav. u
Minor. Moſis fein Raudy » Altar hat
Proportionem duplam,
Ergo. Werden wir im Simmel mit
ebenden Sonis , fö bier in der Welt
gebräuchlich / muficiien. Quod
erat probandum,
Noch eins / auf eben denfelben Schlag
koͤmmt $.6. p. 174. vor / davon die Worte in
Subftantia alfo klingen:
Major, GOtt bat die gangge Welt Har-
monice erſchaffen und gemacht.
Minor. Weil wir aber ex facris vers
ſichert ſind / daß Simmel und Erde
vergehen werden / wobey ſich doch
kein Woͤrtgen findet / daß die Har-
monie auch vergehen werde; fo
folget daraus per bonam confe-
fequentiam,
Conclufio. Daß die Muſic ewig bleibe,
Was die 4. Thierund 24. Neltefteny das
bon Apoc, 9. die Redeiiſt / eigentlich bedeuten/
folches ift fchon oben angeführe. Wer fonft
ein Liebhaber von befondern Auslegungen =
46 "BI Cap V.
re / möchte leicht fagen / die 4. Thiere bedeuteten
unfer vortreffliches Quatuors und die 24. Ael:
tiften gielten auf die 24.Modos. . Es ginge
Doch noch einbißgen beffer an als die Odtava
Bliedmaffen entfpringen; und weil wir denn
nun mit eben diefen Sliedmaffen im Himmel
eingehen werden (melches doch noch wohl eine
groffe Limitation leidet / indem die Ders
Elährung erftlich vorgehen muß) fo folge aber:
mahls jagt unfer Logicus, per-optimam
confequentiam daß diefe unfere ißige Mus
ſic / oder beffer getroffen die lange vermorvers
te fechsfpibichre Solmiferatio, ewig bleiben
und Aretinus auch im Himmel dag Dire-
ctorium Muficum cum gloria führen wer⸗
der Der Erfurter geht wohl mit einer Vice-
| g°-
Vonden geträumtenütre mi &c. 477
0...
gerenti ſchwanger / doch es ift noch nicht recht
ausgemacht und find: noch verſchiedene alte
Candidatenydie mitcertirn.
G. 19. Wegender einaͤugichten / lahmen /
gebrechlichen und krummen / die ſolche Pro-
ofitiones Muſicales nicht aufweiſen / item
„wegen der Verdammten habe nichts zu erin—
nern/denn dee Gegner hatı mit feinem eſt
pro ratione voluntas, mathematice de-
monftriret / daß / ohne an die erften zu gedens
cken / die letztgenandte Menfchen ihre Glied⸗
maſſen zu lauter Diſſonantien gemacht haben;
daraus ich fchlieffer daß Fein Verdan mter den
Kopff am rechten Orte / fondern ettvan, Die
' Rüffe oben und die Augen unten tragen müffe)
Daher e8 denn auch eine ftarckeDiffonantiam,
ich glaube vielleicht die Secundam, von ſich
| geben mag /menn einem folchen der Hals ums
gedrehet und der Janus mit ihm geſpielet
win,
Ä $.20. Yun endlich fpricht dee Wieder⸗
leger: Es mögen angeführte Rationes
genug feyn zu behaubten / daß wir die So-
ni (folte wohl Sonos heiſſen wenn man in
Quarta Claffe feinen Product haben mil)
ſo bier in der Welt gebräuchlich ſind und.
| | | Gui
Hbe
478 P. II. Cap. V.
Guido Aretinus mit ut re mi fa [ol la bes
nahmſet hat / dereinſt bey der Himmliſchen
Harmonie und Muſic auch gebrauchen
werden. Die Melodie aber wird GOtt
componiren. Ach! du groſſer ewiger Com-
—— qui totum univerſum unafı lla-
a compoſuiſti, verzeihe den armen Suͤn⸗
dern und inſonderheit dem Organiſten in Erfurt
doch / daß fie von deiner ewigen Glorie einen
ſolchen elenden ſechsſchroͤtigten el haben,
und ihn noch dazu im Druck der Welt sum
Gelächter und Spott heraus zu geben fich nicht
ſcheuen. Verzeihet ihr Tertianer / — ein
Organiſt / der doch wenigſten ein Muſicali⸗
ſcher Magiſter ſeyn will fo dumm argu-
mentiret und noch duͤmmer ſchlieſſet. Uns
ſere barmhertzigen Kuͤnſte werden ſich ja wohl
verſtecken / der beſten Saͤnger und Saͤngerin⸗
nen Mund wird vermuthlich gerne verſtum⸗
men / alle Sayten unſrer Inſtrumenten wer⸗
den für Erſtaunen fpringen Fein Ventil wird
mehr Wind halten koͤnnen und unfee 32.
üffiges Principal wird / nebft der Poſaune /
ich alles Anfprecheng gerne und willig bege⸗
ben / wenn unfere Ohren dereinft hören ters
den / wie GOtt im Dimmel will gelobet kom
| N
Von den getraͤumten Ut re mi &c. 479
Unſre Soni werden Dagegen ausfallen / wie
das Geraͤuſche und Geſumme einer Maul⸗
Trummel gegen ein helles Clavicimbel, un⸗
ſer Stimmen werden gegen der Engel ihre
Stimmen lauten wie das Gegirre einer Heu⸗
ſchrecken gegen den Schall einer Nachtigall /
und unſere armſeelige / doch allerbeſte Huͤlffs⸗
Mittel der Temperaturæ, werden gegen das
Syſtema cœleſte ausſehen wie ein zerlaptes
* gegen einen Koͤniglichen Purpur⸗Man⸗
tel.
F. 21. Hat Paulus bey feiner Enzüe
fung in den dritten Himmel und ins Paras
dies unausfpredbliche Worte gehöret 2 Cor.
12,4. die fein Menfch fagen Fan (im Engli⸗
ſchen heift es: ‚nauetpeecbliche orte die
niemand rechtmäßiger Weiſe ausfprechen fan)
wie vielmehr werden die Ausermwehlten (GOtt
gebe daß ihrer fein viel find) unausſprechliche
onos hören und haben. Da nun aberuns
fere irrdiſche Thone gank und gar nicht uns
ausfprechlich ſind / fo Eonnen es ja wohl diefelbe
nicht/ fondern es müffen nothtwendig andere
feyny mit welchen wir dereinft im Himmel
muficiren werden. Es find Himmlifche Coͤr⸗
per und irrdifche Eörper: Aber eine — |
_ err⸗
480 P.-II. Cap. V.
Herrligfeit haben die Himmliſchen und eine |
andere die Srrdifchen 1. Cor. 15,40. Was
ift esauch nörhig auf folche Panvretés zufal-
ln? Es iſt ja GOtt nicht unmüglich / hundert
taufendmahl taufend andere Sonos zu fchaffen
und zu machen wenn fienicht fehon da wären;
denn ob gleich eines theild apofle ad velle
nicht argumentiret werden mag/ fo iftdoch
andern theils fündlich und läfterlich / Die ſelb⸗
ftandige Allınacht aus Eigenfinn dergeftalt ein.
zuſchraͤncken und gleichfahm zu binden’ als
wenn fie juſt nach den fechs Sylben des ges
fehornen Mönchen ihre Compofition. eins
richten werde und müffe. Ich will nur bits
ten: Water vergib ihnen’ denn fie voiffen nicht/
was fie thun.
$. 22. Der Ort aber/ 1. Cor. 2. v.9.
daß Eein Auge gefehen / Fein Ohr gehoͤret hate.
handelt gar nicht vom ewigen Leben / ſondern ab
lein von Dffenbahrung der Gnaden Lehre des
H. Evangeliiyoder von der Lehre Ehrifti. Nicht
nur der Locus paralelus ER LXIV, a. Wo
die Ankunfft Meßia ins Fleiſch und folglich das.
Evangelium fo brünftig erbeten wird / ſondern
der Context weiſet es ſelbſt. Saget nichtder
Apoſtel (v. 1.) er ſey gekommen den ==
thern
Von den geträumtenlit re mi &c. 487
theen zu verfündigendie Göttliche Predigt;
und daß er ihnen allein "72 fum Chriftum
den Becreugigten geprediget habe (v. 2.)
um Zeugniß /daß die Lehre des H. Evangelii
egreiffe und vorlege die völlige und zur Sees
tigkeit ſattſahme Erkaͤndtuiß Eheifti? Wie er
ihnen aber dis geprediger/ feget er hinzu: nem⸗
lich mit hertzlicher Sorgfalt und Furcht GOt⸗
tes / auch unter vielem Creutz und Anfechtuns
gen (v. 3.) nicht mit Welt⸗Beredſahmkeit / ſon⸗
dern: In Beweiſung des Beıftes und der
Krafft (v.4.) Auch die Wuͤrckung feiner Pre⸗
Digt fen gemwefen die Erbauung und Staͤrckung
im wahren Glauben an Ehriftum. (v.5.)
Damit nun nicht jemand dem Apoſtel vorwerffẽ
möchte Daß weil er / eignem Geſtaͤndniß nach
nicht in vernunfftigen Reden das Wort
verkündige (v.4.) er ein elender / einfältiger/
untuͤchtiger Lehrer fey ; fo begegnet er ſolchen
Einwurff / und fpricht ( v. 6.) da wir aber
vonreden/das iſt dennoch Weißheit / bey den
vollkommenen / nicht eine Weißheit dieſer
‚Welt (i.e. die Heydniſche Pnilofophie aufs
fer der Sinade ) auch nicht der Dberften dies
ger Wele ı zur Verwerffung der Juͤdiſchen
Weißheit / weil le di Herden⸗ ern
| siß-
482 | p. It. Cap.V.
Weißheit nicht erkandten( cap.I.v.21,22,23.)
denn / daß er durch diefe Oberſten der Welt Die
Juͤdiſchen Lehrer verſtehe / ſehen wir cap.2.v.8.
da er ſaget: daß dieſe Oberſten den Hexrn der
Herrlichkeit gecreutziget haben; damit beſchuldi⸗
getaber Petrus die Juden Act.lll.v.15. Diefe
Juden geſtunden nun ſelbſt / daß die Heydniſche
Philofophie eine verwerfliche Weißheit ſey /
daher ſie auch denjenigen verfluchten / der ſeinen
Sohn die Weißheit der Griechen lehren
lieſſe; hingegen aber erhuben ſie die Weißheit
ihrer Oberſten / Joh. VII. 26. Erkennen un:
ſere Oberſten nu gewiß / daß er gewiß Chri⸗
ſtus fey ? und v.48.49. glaubet auch ir
gend ein Oberſter oder ein Pharifäaer an
ihr + fondern das Volck / das nichts vom
Geſetz weiß, ift verflucht.
$.23. Ob nun diefe Oberſten / Schrifft-
gelehrten ac. zwar die H. Schrifft für ſich hat⸗
len / und in derſelben den Schluͤſſel der Erkaͤndt⸗
niß(Luc IL. 52.) auch daher einige Wahrheit
erfandten(Matt.XX 111.2, 3.)fo war doch als
le dieſe Weißheit nicht einmahl fo vermögendy
daß fie ihre Oberſten / vielweniger derfelben Kies
Sen und Schulen erhalten möchte. Denn der
Apoſtel ſetzet (V. 6.) hinzu: Sie —
= | en
Don den getraͤumten Ut re mi &c. 483
Eben dis ſaget er auch von ihrem Geſetze: daß
es aufhoͤret. 2. Cor. III. 11. wie es denn auch
am Tage / daß ſo wohl der Gottesdienſt / als die
— der Juden / ein Ende genommen. Dies
er / ſo wohl der Juden / als der Heiden Weißheit
ſetzet nun der Apoſtel entgegen die Weißheit der
Evangeliſchen dehre wenn er (v.7.) ſpricht:
Wir reden von der heimlichen verborgenen
Weißheit GOttes. Man merckehier (1.)
daß der Apoſtel und alle feine Mir Arbeiter /
tolglich auch alle rechte Lehrer / von dieſer Weiß⸗
heit reden. So iſts eine oͤffentlich verkun⸗
digte Lehre. Dieſe Lehre aber nennet er (2.)
eine heimliche (nad) dem Grunde ev uusngi@,
eine im Geheimniß verborgene )"WWeißbeit /
anzuzeigeg : daß die Warheiten derfelben nicht
allein über die Menfchliche Erfindung: fondern
auch über unfern Begriff ſeyn. Andere War⸗
beiten von GOTT mögen aus naturlicher
Scharfffinnigfeit ziemlich erfannt und gefaffet
werden; aber diefe/ welche aus bloffem Rath
und Wohlgefallen GOttes ent ſprꝛoſſen / iſt viel zu
hoc) für unſern Verſtand / Daß wir fie demnach
aus görtlicher Offenbahrung allein zu hohlen’
daher zu glaubensund folglich defto höher achten
- haben? weil fie mehr Licht als wir faſſen; mehr
&2 gutes
—
434 P.II. Cap. V. |
utes als wir verlangen ; und mehr herrliches
Par als wir bedencken Fönnen. Er nennet Diefe
Lehre (3.) eine verborgene ; (nad) dem Gruns
de in Perfedto &PlusquamPerfecto Parti-
cipii paflivi , droxexeuune ,) eine vers
borgen gewefene Cr) nicht / daß fie ſich
verberge für den Menfchen und fich ihnen nicht
predigen noch verfündigen laffe ; denn die
Weißheit Blager ja drauffen und läft ſich
hören aufden Baffen. Sie ruffe in der
Thüram Thor/ vornen unter dem Volck.
Sie redet ihre Worte inder Stadt, Prov,
J. 20 21. Sondern er nennet fieeine verbor⸗
ene oder verborgen geweſene / theils / weil wir
ieaus eignen Kraͤfften nicht mögen erlangen’
fondern ung fo lange verborgen bleibet / biß fie
ſich ung ſelbſt mittheilet / und fo heiffer fie billig:
Eine vor unfere Bekehrung verborgen ge⸗
welene ; wie denn der Apoftel/ nicht Chri⸗
flus (vid. Ur, pag. 156.) gleich darauf
(v.9. 20.) faget : daß kein Auge gefeben!
und kein Ohr gehörer hat / und in keines
Men⸗
—A———
echt 3. V. 9, allıno eu Lubera Aber
feßet: Die Gemeinſchafft des Geheimniſſes / dab
bon der Belt Her in GOtt verborgen gewefen
iſt. j. c. vas Evangelium.
Vondengeträumten Ut remi dc. 485
Menſchen Gerg kommen ift / das GOtt
bereitet bat denen/ die ihn lieben. Uns
aber hat es GOtt offenbahret durch feinen
Geiſt. Theiis/ weildie Güter dieſer Weiß—⸗
heit fo groß find / daß wir fienicht gnugfahm im
diefem Leben begreiffen koͤnnen; Theils/meil ih⸗
ve Herrlichkeit an den Släubigen in der Welt
fich nicht äuferlich offenbahret / als die Weißheit
der Welt und der Oberſten / die in Pracht und
Ehre ſich aͤuſert; deswegen Kutherus hieruͤber
die ſe ſchoͤne Stoffe ſetzet: Es lieget unter der
Thorheit und dem Ereutz verborgen / und
ſcheinet nicht in Ehren und Reichthum.
Theils / weil diefe Weißheit von Zeitzu Zeit
fich mehr und heller offenbahret; daß / wenn Die
-geöffere Offenbahrüngen gegen die vorigen ges
halten werden fie darum billig.eine/ in gewiſſem
Grad verborgen gewefene Weißheit zu nen-
nen iſt. Wie fie denn im Alten Teftament viel
verborgener mar / als ſie igtim Neuen iſt; auch
ſich noch taͤglich an den Glaͤubigen ſo offenbah⸗
ret / daß ſie in daſſelbe Bild verklaͤhret werden /
von einer Klarheit zu der andern. 2. Cor. 3.
v.i8.
$.24. Ferner nehner der Apoſtel dieſe
Weißheit (4.) eine Weib GOttes /
23 | 3 be⸗
486 P.II.Cap. V.
SHE SHE TEER SB. 2aHiL ni. DEBSZERBERRABIEREREEONERGE:
beweifen: daß GOtt der Verordner / Uhrhes
ber und Wuͤrcker derſelben ſey; denn fie iſt die
Weißheit von oben her( Jac.I, 17.) Auchrvaß fie
jauter göttliche Dinge lehret und deswegen Die
Weißheit zu fein felbft Erkandtniß heiffer
(Ephef.1. v. 17.) Ja / daß fie zu GOttes Ehre
und zu GOtt ſelbſt abzielet / fo wohl als zu der
Menſchen Seeligfeit : denn / fie wiederfaͤh⸗
vet uns / daß wir etwas ſeyn / zu Lobe feiner Herr⸗
lichkeit. (2. Cor. 2. v.8. 12.) Und auf dieſen
End⸗Zweck verweiſet der Apoſtel / wenn er (5.)
ſpricht (v. ) welche GOtt verordnet bat
vor der Welt / zu unſrer Herrlichkeit. Iſt
aife dieſe Weißheit dag Mittel / ſo zur geiſtlichen
und ewigen Herrlichkeit GOttes abzielet / und die
Menſchen auch kraͤfftigſt dazu leitet und fuͤhret.
9. 25. Aug dieſer kurtzen Erklaͤhrung
ſiehet der Gegner / daß der Einwurff / deſſen er
ſich beſorget / und den er ſchon im voraus an ſei⸗
nem letzten Blat / avec la derniere ignoran-
ce (indem er Pauli Worie Chriſto zuſchrei⸗
bet) ausnimmt / gar nicht vom ewigen Leben
ſelbſt / noch vielweniger von deſſen Muſic / ſon⸗
dern von dem Mittel dazu / nemlich von der Leh⸗
re und Weißheit des Evangelii eigentlich zu vers
ftehen ſey / was auch immer vor ————
| | e
Don den geträumten Utre mi &c. 487
en VER ENNEEEREICEENNEEE, SB
Iche Urfachen und Drehungen die mir nıcht
unbewuft find / aliter fentientes anfühs
ten mögen 53 (*) da nun der Apoſtel
fagt / es fen dieſe Weißheit Beine Weißheit
der Welt / ſo muͤſte ja auch / wenn des Herrn
Organiſten vermuthete Hypotheſis gelten ſol⸗
te / ſein vermeynter Beweiß / daß wir mit eben
den Sonis im Himmel muſiciren werden / die
hier aufder Welt gebräuchlich / ſelbſt Dadurch
contradiciret und übern Hauffen gerorffen
werden;da fie iſt eine Weißheit / verordnet zu uns
ſrer Herrlichkeit (v. 8.)ſo müfte wir allein durch
desSolmiſatoris todteMuſicam ſc.æternam
Chriſten und ſeelig werdenzund da / wenn die Ju⸗
‚den dieſe Weißheit erkandt / ſie den Errn der
Herrlichkeit nicht gecreutziget hätten / fo
muͤſten die Juden Chriſtum bloß getoͤdtet haben /
weil ſie die Muſic nicht Tann,
4 a
(*) Und geſetzten falls / der Ort waͤre vom ewigen
Leben zu verſtehen wie ich denn die Herren Theo-
logos darüber zuſammen geben und mich in ih-
ren Diſput garnicht mifchen will; fo wird doch
niemand fo thöricht feyn / daßer behaupte / der
Apoftel habe die Aretinifchen Voces dadurch ge-
meinct / oder ihre Excellentiam dadurd) ver⸗
fanden) wie der Erfurter glaubt/ daß mans ihm
einwerfien koͤnne. | | |
de,
48 P.il.Cap.V
P. 0
da der Gegner ſich auf ven gten Vers (welchen
er unſers Heylandes Spruch faͤlſchlich nenner)
beruffet: daß kein Zuge geſehen ꝛc. ſagend / es
werden zwar dieſelben Soni, aber in Modo
excellentiori, im Himmelfeyn / und diefen
Gradum excellentiflimum habe noch fein
Ohr gehöret sc. gleichwohl aber damit - bes
weifen will / die Himmlifche Mufic werde juſt
mit feinem liederlichenut, re, mi, fa gefungen
werden? wiehaben denn feine Augen dis gefe-
hen? wo haben esfeine Dhren gehöret ? und
wie ift esinfein profanes, chiliaftifcheg und
werckheiliges C*) Herk gefommen / daß es
alſo fepn werde und ſeyn müfle.. (s) Da
auch der Apoftel v.1o. faget : Uns aber hat
es GOtt offenbahret ic, ſo muͤſte ſolgen doß
ee
(*) Die guten Wercke vergleicht der Organiſt mit
den Doppel-Fugen p.io. denckt aber nicht / daß
ein reiner Lutheraner fingen muͤſſe: Meine gu:
se Werck die golten nicht x. Er wird auch
eben fo ein feltfamer Evangelifcher Maul⸗Chri⸗
fte als dummer Schrifft- Deuter ſeyn / indem bey
ihm das: Papa præcedit hin und wieder / abſon⸗
derlich aber p. 175. ſtarck hervorraget.
Cs) Es iſt eine kluge Unwiſſenheit das nicht wiſſen
wollen / was uns GOtt nicht oſſenbahret hat.
Maßas, von Unſterblichkeit der Seelen /
P. Ibl. |
Von den geträumten Ut re mi &c. 489
‚Die Apoftel dieſes Himmlifche ur re mi fa fol
la, diefe Excellentiam; nichtnur gehöretifons
dern auch verftanden hätten / Daß fie alfo vors
treffliche Muhci theoretici geweſen wären’
welches / wenn ſichs fo verhielte / fie ung gewiß
berichtet haben würden. Ich fage Theore-
tici; den man liefet von feinem einigen Apoftel/
daß er die Teufel mit der Harfe / wie etwann
David vom Saul ausgerrieben einfolglich daß
einer der Apoſtel ein Muſicus pradticus gewe⸗
ſen ſey. So gehtes / Here Organiſt / wenn
man ſich in einer Science vertieffet / die uͤber
unſern Horizont iſt. (t) Die Herren
Theologi werden ihm ſchlechten Danck fuͤr⸗
feine verkehrte Schrifft⸗Application wiſſen;
Er bleibe bey feiner Orgel / ſchwatze feinem
Calchanten vom Stylo ligato und Choral
was fuͤr / wie er denſelben recht tactmaͤßig tre⸗
ten ſoll; daß wird ihm beſſer gelingen / als Char⸗
tequen zu ſchmieren / darinn weder Rime noch
Raiſon iſt / und die H. Schrifft / nach ſeinem
| | L 5 un⸗
© Turpe efl, quod nequeas, capiti committere
| pondus,
Property Elogh,
492 P II. CpV,
—
unheiligen und aberglaͤubiſchen Ut re mi fa
ſol la, zu analyfıren.
8.26. Ich habe mie fonft fagen laſſen /
ift mir auch Furg vor Schlieffung dieſer
Schutz⸗Schrifft durch gute Sreunde uberbries
fet worden / daß mein Antagonifte gar ein
geringer Kerl feyn / und oben zu Lande (denn
hier will ihn niemand Fennen) für einen fchled)s
ten Brandtweins⸗Potentaten paßiren fol; fols
re diefes wahr ſeyn / fo möchtemich fchier ger
reuen/ und wuͤrde mirs nimmer verzeihen daß
ich ihm fo viel Ehre mit dieſer Gegenwehr ges
than härter weil doch allem Anfehen nach /
quoad Muficam faniorem, der Menſch
ebenfo wenig mir mir quadeivet/als einGagne-
petit oder Scheerenfchleiffer mit einem Spa⸗
nien⸗Handler; fintemahl man mit fagt / daß
was er noch etwan in feiner Läfter-Charteque
hervorgebracht / nichteinmahl de fuo genom⸗
‚men fey /fondern daß er mit frembden Kalbern
gepfluͤget habe / mit dem Beyfuͤgen: kein Eſel ges
he aus der Stelle / er habe den einen Treiber.
ch laſſe es dahin geſtellet ſeyn; denn es gibt
eüte die ben ſolchen Fällen gerne zuhetzen und
bißweilen ein bißgen mehr fagen als —
| | allein
Vonden geträumten Utremi &c. 491
Allein damit ich weder diefennoch dem Wieder⸗
facher ihren Willen thue / fo werde ihn und ſei⸗
ne Schweſter Medifance hinführe machen
taffen was fie wollen / nichts direete mehr ants
worten / fondern denchen : Alles und jedes’ / was
fein niederträchtiges Ingenium, das nur Geld
perdienen will / oder / was feine einfältige
Committenten , elende Spießgefellen/ ev:
bärınliche Helffers: Helffer / Malevoli &c.
A wieder mich egfinnen, Fönnen / fey
wreein Kleck / dee mir durch einen voruͤberfah⸗
renden Dreckwagen aufs Kleid gefallen’ und
der, wenn er trucken geworden / fichausreiben/ /
ja mit einem eingigen Schnäller oder Kniplein
e
annihiliren laft.
Rach⸗Spiel.
4. 1. Nun wohlan! ich, will hiemit in
GOties Nahmen dieſe meine abgenoͤthigte
Vertheydigung und das beſchuͤtzte Orcheſtre,
riach deſſen zweyten Eroͤffnung / getroſt ſchlief⸗
ſen / mit Bitte / der Leſer wolle beſtens entſchul⸗
Digen/ / wenn etwann nicht alles. nach ſeinem
Sinn gorathen iſt. Hätte ich einen ſpitzigen /
ſcharffen oder ſchwutzgen Re ergreiffen hob
Achur | N or
497 P. II. Cap. V.
——— ——— — — üü2 |
len wie denn Urſache genug Dazu gegeben
worden / die Antwort würde ein bißgen harter
ausgefallen feyn; allein Marphorius und Pas-
quinus haben mir diemaht Feine Feder geliehen
ich habe mit aller Selindigfeit die mir. nur
Menſch⸗muͤglich gewefen / verfahren und fes
hen wolien / ob der Wiederſacher Dadurch auff
andere Gedancken gerarhen möchte / daß er ſei⸗
nen gottlofen und fchlecht abgelauffenen Ans
griff bereue / die 18. Silberlinge / fo en
dafür genoffen (dafern fie bezahlt find)”
—
— — — — —
Blut⸗Geld wegwerffe / und mich / der ich ihn
memahls beunruhiget habe / noch beunruhigen
wil/ insfünffrige auch in Ruhe laſſe. St. Mi⸗
chael der Ertz Engel / hat den Teufel ſelbſt nur
beſtraffet / nicht gelaſtert / wie wir in Judas
Epiftel leſen; derowegen will auch ich es bey
diefer gelinden Vorſteuung / ohne eintzige Läfte:
rung inder Welt / bewenden laſſen / ob ich gleich
wünfchen koͤnnte der Wiederſacher ware diß⸗
fals meine Meynung; aber er glaubt nicht eher!
daß ein Schlag auffs Eis gefchehen biß er ihn
feibpt fühle: _ Werdrieft ihn was / fo beiſſe er
ing Peltzgen / und fehe das beſchuͤtzte Orcheſtre
aufs neue wieder an / mit den Gedancken; NB,
Laß jeden bleiben der er iſt / ſo —
auch
ee ——— SL. en —
Vondengetraumtenlltremi &c. 493
auch wer dubifl. Er dencke mit gankem
Ernft bey fich ſelbſt: Hätte ich den Engli⸗
fchen Secresarium in Hamburg hübſch mit
frieden gelaſſen er würde nimmer an den
Organiften zu Erfurt gedacht noch dens
felben fo geftriegelt haben. Profit. Ich
zweifele aber Feines Weges / der refutirte Re-
futator werde diefe Züchtigung nicht achten /
die gute Vermahnungen zu einem Ohre ein
und zum andern wieder herausgehen laflen/
und auf alle meine Grunde fie mögen noch
ſo folidesfeyn/ abermahleben fo viel unvers
fchulderes und abgeſchmacketes und läfterns
des und verläumderifches einzuwenden finden /
als vorhin an Dem innocenten Orcheftre
geſchehen; allein es ift auch gewiß / Daß ich‘ es
fey nun diredte oderindiredte, mid) deffen
zu ermehren Das Pouvoir ebenfals haben / und
serfchiedene Wege zum Peltz⸗waſchen finden
Fan’ fo daß einer von ung endlich der Klügfte
ſeyn / ſchweigen / und dem Guckguck das letzte
Wort gönnen «oder aber ſich gefallen laſſen
muͤſte / Die Zeit feines Lebens mic folchen
Stänckereyen hinzubringen/ fo mie. aber am
menigften anſtehet Es betrachte inzwiſchen
der Gegner die Worte Er und —
a . z.B
494° BA Cap, V. — * *
ſie an ſeine itzige und kuͤnffiige Schmieralien
mit groſſen Buchſtaben: 2
- '- "Hz nugæ feria ducunt »%
Inmala = — —R |
Ach meines theils erflähre mich hiemit
ein vor allemahl / daß wenn auch der Wieder⸗
tacher ferner Luft zum, Kagbalgen bezeigen / und
mie hundert Schmäh-Schriffte das wohlsfor-
tificirte Orcheftre wieder anfallen: folterich
mich in meiner Seftung / in meinem Vortheil /
ans ftille halten und gegen ihn micht. mehr
Öffentlich ins Feld rücken will; es möchteihn
denn fo einmahl eine verflogene Cartaͤtſchen⸗
Kugel treffen / die offt eben fo viel thun kan /
als ein foͤrmlicher Ausfall. Dafuͤr ſtehe ich
nicht ein. | —
$. 2. In des Trajano Boccalini
curieuſen Relation ex Parnaflo laͤſt ſich
Apollo ſo heraus: Derjenige iſt eben ſo thoͤ⸗
richt / welcher eines andern unnuützen Ber
ſchmier und Gewaͤſch mit Verantwortung
ein Anſehen macht / als derjenige / ſo derglei⸗
chen nichtswurdige Cenſuras publicirt. (u)
Apollo wolle mir verzeihen / daß ich —
| dem
|— — —— — — —
(u) Pd, Dring Satyr. Comp, Prodromo 4%
... Vondengeträumtenlitremi &c, 49%
dem unnuͤtzen Geſchmier und Gewaͤſch degSol-
mifatoris mit meiner / Ehrenhalber unver⸗
meidlichen / Verantwortung ein Anſehen ge⸗
macht babe ; es ſoll hiemit alle ſeyn / und will
ich dergleichen nichtswuͤrdige Cenluren hinfühs
ro nichtmehr fo beehren. In einem Dinge
aber muß mich der Solmifator nicht verdens
cken / daß falls die nun einmahl reputirlic) bes
grabene ſechsſylbichte Solmifation wieder
aus der koſtbahren Grufft hervor gekratzet wer⸗
den ſolte / ich ſie nicht noch einmahl / ſondern er
ſie / auf ſeine eigene Koſten / zum andernmahl
werde zur Erden beſtatten muͤſſen. So koͤn⸗
te mich auch / ſolchem falls / uͤber Hexerey be⸗
beſchweren und Die Feuer⸗Straffe verlangen /
denn mit Menſchen will ich zwar / aber nicht
mit Geſpenſtern fechten.
S.3. Ich biete ihm indeſſen (raillerie &
- aus friedfertigem Gemuͤthe / meine Al-
iance an/und wenn er von feinen. falfchen
Principiis abftehen will und etwas weiß / vers
fihere ıch ihn daß wir unitis viribus weit
mehr bey der Mufie und ihrem Studio augs
richten werden! als wenn wir fo mit einander
den Feder: Krieg fortſetzen. Iſt ihm auch da⸗
mit gedienet/ Daß ich zugeben folly er habe in
| Stylo
496 P.II. Cap. V.
Stylo Eccleſiaſtico das ſeine gethan / ſelbigen
in den Kloͤſtern wacker durchgewandelt / und
kenne Doctrinam Medorum antiquorum
faſt wohl / ſo will ich mich deſſen keines Weges
entbrechen / weil ich die Aufrichtigkeit hertzlich /
und auch das Gute an meinen aͤrgſten Seins
den / liebe; bey mir fol Fein Menſch / weder
Opiniatreté noch Zanckſucht antreffen / weil
ich aus unferm Salomon;cap. 17. V. 19 lets
ne: Wer Zand lieber / der liebet Suͤnde /
und ausdem güldenenen ABC:
Wenn jemand mit dir hadern will /
So rath / ich daß du ſchweigeſt ftill,
Zu wuͤnſchen wäre es / daß ſich ein Me-
diateur angebe / der vernuͤnfftige Vorſchlaͤge
zum Vergleich thaͤte / ich wolte der gantzen
Welt zeigen / wie gerne ich nachgeben und
Friede haben mag / wann derſelbe kluͤglich und
ohne Nachtheil zu erhalten iſt. Habe ich ihm
indeſſen hin und wieder die Wahrheit etwas
trucken geſaget / ſo dencke er: Mapis ama
objurgator fanus, quam adulator in-
gens. |
J. 4. Es bedencke der Gegner dieſe mei⸗
ne Sentimens wohl / und ſehe ſich fuͤr / daß
Von den geträumten Ut re mi &c. 497
mich nicht zum andernmahl beleidige / ich wer⸗
de ihm Feine fo gelinde Saiten mehr aufziehen /
Feine ——— gebrauchen / ſondern auff an⸗
dere Mittel bedacht ſeyn / mich ſeiner zu entle⸗
digen. Was er geſchrieben hat / und ferner
etwann auf dem vorigen Schlag noch ſchrei⸗
ben wirds Fan er in alle Ewigkeit nicht; wie⸗
derruffen noch verantworten; Verlaͤumbdungs⸗
Runden find folche Wunden / die / ob fie gleich
noch fo gut geheilet werden allemahl eine Nar⸗
be nachlaſſen / und felbft in der Todes⸗Stunde
bey dem verlaͤumbdeten Rache, bey dem Ders
laͤumbder aber zu fpäth Bereuung fordern.
ine Schmady foll man nıdyt nad) dem
Begriff deffen der fie anthut / ſondern nach
der Empfindlichkeit deſſen / dem ſie ange⸗
than wird / abmeſſen. Roger l’Eitrange
erzehlet / daß einſt etliche ſpielende Knaben an dem
Ufer eines Teiches auf die Froͤſche gelauret / und
ſo bald nur einer hervor gegucket / habe er gleich
einen Stein auf den Kopff bekommen / daruͤber
die Knaben denn alle hertzlich gelachet. Einer
der Froͤſche aber habe ſo geredet: Kinder / ihr
dencket nicht / daß ob gleich dieſes für euch
nur ein Spielwerck iſt / ſolches für uns der
unvermeidlicye Tode ſey. Dieſe Fabel bes
| kraͤffti⸗
49% P.Il. Cap.V.
kraͤfftiget obangeführtes aus dem Horatio,
und hareiner fichvorzufehen / was er anzuͤgli⸗
chesfcbreibe. Salomon fpricht Prov.IX, ı 2,
Biſtu weiſe / fo biftu dir weiſe; biſtu ein
Spoͤtter / pwirjtuesallein tragen. Und
Syrady/cap. XXII. v.26.27. Wenn du
gleich ein. Schwerdt zückeſt über deinen
Freund / ſo machſtu es nicht fo böfe als mit
Schmaͤhen. Denn ihr koͤnt wohl wieder
$reunde werden ; man tan alles verſoh⸗
nen/ausgenommendieSchmady, Solche
Schmach hat mein Gegner nunymit feiner ver:
meinten Wiederlegung/ohne Die geringfiePro -
vocation., wieder mich / ums Geldes willen /
ergehen laflen/ und hat dannenhero nicht nury
als Auctor rix&, davon die Laft allein zutras
gen / fondern mag ich auch unumgänglich dars
auf zu meiner Beſchuͤtzung Ixdens, non ut
lædam, habe antroorten muüffen / falls etwas
ſchmertzhafftes darin fenn folte / foldhes fällt
alles auf feinen Ropff. Denn:
. Jare poteſt ledi, lædens, ut lædat; in
| illum
Unde brevis cœpit læſio, magna
redit, oo
Din:
Don den geträumten Ut re mi &c. 499
Demyenigen ju exponiren/ der andere
underfchufderer Weiſe hat exponiren wollen /
iſt ein erigubter Weg zu Reprefläilles,
$. 5. GOtt verleiherdaß ers zu Herken
faffe, und nicht Sünde mit Sünden häuffe,
neue Aergerniß gebe / mich und andere auch
fündigen mache; fondern wie ich. bereit biny
aus Liebe zur Mufic und Harmonie dag ver⸗
‚gangene fo viel menſch⸗und muͤglich / in Vers
geflenbei zu flellen / er auch dag aufrichtige
Anerbieren meiner Sriedfertigfeit (fiehe da /
mein Zeuge ift im Himmel / und der mich ken⸗
net’ in ver Höhe!) gelten laſſe und hinfort
meinen Beftrebungen vdergeftalt zu Huͤlffe
komme / wie er gern ſaͤhe daß mans mit den
feinen machte. - Sch fage und fehreibe wer
der dieſes noch was ich fonft NB. gefchries
ben oder gefagt habey aus Feiner Furcht / daß der
Wiederſacher etwann nicht weiter in feinem
angefangenen Kriege fortfahren und wieder
michlloßziehen möchte. Nein / feines We⸗
ges. Ich Dachte vormahls Die Sache / ehe fie
fo weit geriethe / durch ein Briefgen zu heben;
aber umſonſt. Das Geld muſte verdienet
werden; darum bin ich unſchuldig und kan
ee 2 einem
50. Pall. Cap. V.
mein eigenes Schreiben / deſſen ich mich gar
nicht entſehe / dereinſt von meiner guten Nei⸗
gung zum Frieden voͤlliges Zeugniß geben.
Der Gegner ruͤcke nur damit heraus / es wird
mir eine Rechtfertigung und Ehre ſeyn. Bringt
er aber ſonſt nichts beſſers vor / als was wir
noch geſehen und belachet haben / ſo ſchweige
er ja bey Leibe ſtill; denn er wird nicht mich /
fondern gewiß genug ſich ſelbſt ferner "bes
chimpffen. So daß er endlich ſammt feinen
faubern Committenten/ aus dem Ovidiö,in
einem Kräbsgängigen Canone a quatuor
anſtimmen mag:
Nec quemquam noſtri, niſi nos læſe-
re libelli,. -
$.6. Seinen guten Willen hat er uns
nun / aber dabey auch feine geoffe Ohnmacht
fehen laffen; und ift zu bevauren / daß fein
Berftand fo fehr geebbet. Ich wuͤnſche ihm
eine gute Fluth / fo fährt fichs beffer aufwärts;
denn wenn Doch einer fo ungemeine Luft zu
ſchmaͤhen bezeigt/ daß er eine Handthierung
vor Geld Daraus macht! iſts nur Schade/
wenn es ihm an Kräfften fehlen fol, Wo⸗
für ſolte mir aber bey fo bewandten Sachen
| graus
Voaoan den geträumten Ut re mi &c. 501
rauen? Ach bin GOtt Lob! meiner Wiſ⸗
enfchafft fo erfahren / daß ich mich, ohne
Ruhm zu melden / für viel taufend Neidern
nicht fürchte/ fondern ihnen ftündlich aufzu⸗
rathen geben Fany und ihre Mißgunft viels
mehr unaufhohrlich wünfche und vermurhe:
Invidiam indefinenter fperans; auch ihr
Dräuen und Stürmen / wie ein fleinernes
Ufer die Wellen / beftändigft verfpotte-
$. 7. Es komme indes wie «8 wolle’ fo
will ich mich ferner - weder gedungene Wie⸗
derlegungen / noch Dingende alte Reider an:
fechten laſſen fondern aus dem Terentio
fprechen: . |
- - - ego floccipendere
Illi invidere mifere. - - -
Und in meinem wohlgemeinten Vorhaben /
zur Aufnahm dee Mufic/ nad) den von GOtt
verliehenen Krafften/ alfo getroſt und behertzt
fortfahren Daß der geneigte Leſer bey Gele⸗
genheit (1.) Meine Organißen-Drobe/ im
Articulvom General⸗Baß ꝛc. (2.) Mei⸗
nen Brauchbahren Virtuoſen, in 12. Sona-
ten,und (3.) das forſchende Orcheſtre oder
deſſen dritte Eroͤffnung (als welche —
| e
502 P. II. Cap. V.
De NENNE nl si ERESIERFENERIERE,
cke alle drey ſchon biß aufs Nachſehen / fertig
find, und ihren Verleger haben) zu feiner Er⸗
bauung inder Mufic/ Feines Weges aber zur
Beförderung der geringften Zwi-fpalt/ die ich
tödlich haffer erwarten Fan,
Vos tamen,o noftri,ne feltinate , li-
belli:
Si poft fata venit gloria, non pro-
pero. Martial.
ENDE
| A, |
| Ccompagnement, zu welchem Stylo es gehoͤ⸗
| ret ? 133.
| | darin kommt der Griff oder Satz j
offt vor 173.
Accidentia Sonorum 253;
Adta Philofophica, geben Kirchero die Lage. 295.
Adtiones hominis, dependiren einiger mafjen vom&e-
ſtirn 97. —
= human aber nicht. ibid,
Adams Mufic/ein Muthmaflen. 304. IT. —
Æclius Modus, fein Uhrſprung? 69. womit er ſich di-
ſtinguirt. 386. N. XIX. iſt derjenige Modus, dahin
die Modi molles hodierni sit reduciren. 3z5.
Aelti ſten die geſungen haben / was dadurch in Apocal.
zu verſtehen ? zoı. | N
Affecten / der Thone / haben nichts mit dem Prarogativ
” der Modorum zu thun. 250. Ä
Agazzarius, nom, Audt, hatden Stylum Madrigalei«
cum zu geiftlichen Sachen gebraucht. 132.
Ayern, erklaͤhrt das Wort Madrigal, 122.
Agent, ein grofles/ bofes Thier! 165.
Agrippa, einZauber-Audtor,. 4
d
504 Regifter.
⸗Ahnen / muſicaliſche / was für Leute darunter zu
verfichen. au. Ä
Albinoni, feine Sonaten werden den Ouverturen mi
Unrecht vorgezogen, 221.
Allabreve, zu welchem Styles gehöre ? 133.
Allemanda, zu welchem Stylfie zurechnen? 137. 138.
Almira, Opera, 105,
Alte Mieinungen gehen aus 379. Alten haben es
aufs befte gemacht 409. wer fie find ? 410, 411. was
Ertz-Alte / Uhralte? ibid,
Alſtedius, argumentirt lächerlich uͤber die 7. Sylben.
350.
Amalarius, handelt vom Wechfel-Singen. 300.
Ambitus, bleibt beſtaͤndig bey Verſetzung der Moda-
rum, 67.
Bezeichnung defielben im Orcheftre, 71.
- muß bey einerregulair-Fuge nicht überfchritten
werden. 212, | |
= gehört ad eflentiam,non ad eſſectum Toni.asr.
trägt nichts zur Diflindtion eines Modi pla-
galis bey. 397.
Anima Muſices falſa 58. 73.
vera396. | |
Antiphona, gehört zum alten Kicchen-Recicativ vor
bem Altar. 132,
= esläft fich Feine Refolutio Catachreflica darin
Ören. 186°
= eine wunderfchöne von bes Erfurtes Fagon.208.
Antiquite iſt nicht dumm gefcholten 5. ihr zu gefallen
muß man Fein Narr werden. 408.
apophrbegma, wie es in Muſic zu bringen ? 139,
Acrctinus, feine Solmifatio hat viel unnoͤthiges. 88.
mer
u
»
Aegifter. 505
wer er geweſen? 261. I. | |
hat im einfältigfien Seculo gelebef.270.
wie er zuden Ss. Sylben gefommen ? 322. 413
hat die Welt umeinen Thon Aloutirt. 336,
hat aus fieben Linien s / und aus fieben Vocibus
usuvoreN\a
6. gemacht. 349. was Werckmeiſter vonihm
urtheilet. 363. 36 |
Arezzo, hat Guidoni den Rahmen gegeben. 265.
Aria, von Kircheri Compoſition, mit zweymahl zwo
Roß⸗Quinten. 125. | |
= zu welchem Styl fie gehöre ? 133,
Arietta, unfer welchem Stylfiezu schlen Ira.
Ariſtoxenus, nennt Jonicum Modum auch Jaflium,6g,
- Kircherus fan ihn nicht geleſen haben. 70. |
= handelt nicht von der Bindung. 144. |
⸗wie lange er nach Pythagora in die Welt gekom⸗
men ? 317.
⸗Endiget den erſten Periodum und fängt den an⸗
dern al. 411.
Ars combinatoria, iſt was armſeliges 105.
Artuſius de Modis. 402.
Attributa Modorum 12. hat man nicht noͤthig herzu⸗
kauen 380. man kans mit zweyen beſtellen. 381.
| — dazu brauchte man vor dieſem die Madriga⸗
eM. 122, - * 26
2Iu welchem Styl fie gehoͤren? 138,
Auctcores, welche der Erfurter liefet ? 272. |
= einem Bornehmen werden Worte zugefchriebeng
daran er nie gedacht. 285.300, &alibi, _
Auditores, werden in 4. Claſſen getheilet. 65.
⸗von ihren Complexionen. 176.
nobiles, 175. |
9 Aus⸗
*
—
ü | *
506 Reegiſter.
Augtretung aus dem Modo,unverboten/ja nothwen⸗
dig. 433. 433. 435+ BR |
Authentus Modus, woher der Nahme 391. 392.
| E |
Par ob. Mich. 221,
* Joh. Seb. 222.
Bachanten⸗Lied. 124 |
Baco de Verulamio, von Det Hher- Stimme, 184 “
Bagatelle, muß bey manchem dasjenige heiſſen was er
nicht verfichet. 389 ; | on.
Baillet, rühmet Puteanum, 225. ——
Balcken / in des Splitter⸗Richters Augen. 72. 126.
212. 227. 272. 301. NER:
Balljdagetankt wird. 26. |
Bannus, nom, Audt. wegen der Schmiede: Avanture
des Pythagoras. 314
Barbaries Seculi undecimi wird befchrieben. 265.
Baronius, nom. Audt. de Guidone. Aretino. 265.
Bartolus, hat das Clavier perbeffern wollen; von wem
er ausgeſchrieben?
Baryphonus, Henr. will fich die fiebende Sylbe nicht
abdingen laſſen. 354 ü on
Bauren⸗ Lied / gehoͤrt ad Stytum Melismati cum.i24.
Daß /die Secunde will ihn zu weichen noͤthigen. 172,
> ern mit demſelben nichts diſſonirt / geht es
| chon an. 184 Sa
trägt nicht ſo viel zum Wollant bey als die
— Hber-Stimme. 186. J
ur; von feiner Syncopation 190, ' "
Baffo & Canto Solo nicht zu ſetzen ift Mandatum abo»
litum. 205, SE
Baͤhr / nom. Auct. einer feiner ecoliers, 17.
⸗
von
Regifter. sc7
von ber Clavier-Probe. 154. |
fein Exprefliones darüber: 188.
legt den Mißbrauch an den Tag. zen.
wird unnoͤthig hergeführt. 283.
wie er Vockerodt begegnet. 294,
Balılowitz,Czar; wird mit einem Miund Fa regali-
ret. 2,
Bayle, fein Urtheil vom Putcano, 3925. J
Bedford / nom. Auct. Angl. wie ein Compouiſte vor
er gemeinen Muficum und Sänger excellirg?
a u 2.
“
| Bihnde) Carl Andr. feine Remarquen und Briefe
über das Ut. 238. J
Berardi, nom. Auct.de Stylo Canonico 119. 39.
Bernhardi, Chriſtoph. de Compoſitione. 148,
Beurhußns, Fred, von den Sextis, 154 de Modis 402,
Bicinium, darin muß niemand 3. Stimmen fuchen.17o,
= mit einerneuen Refolution, 194,
⸗wiie es zu verfertigen / will dag Orcheftre nicht
— 196. ß Winhraſ |
Bindung/Regeln daͤvon / koͤnnen nicht u ralt eyn. 144
Bierfiedler, ihr ſtroherner Advocat. 285. -
Binellus, n. A, vermied Relat. non harmon, tolerabi-
lem 103,
Blindheit / dermennte der heutigenCompofiteurs,ein
Maulwurffs⸗Gedancke. 444,
Blubmen-YITablen / mit dem Saal-Zangen zu ver⸗
gleichen. 127. |
- Bobifatio, Streit darüberjift für Tyrones,356. 368.
Boẽctius, feine Definitio Mufici,, 38,
02 feinezeitenfi nd under den falten Die jüngfien
Ä di | aus
soß Regiſter.
——— ——— — — —— —
= aus ihm hat Gaforus feine Doctrinam Modo-
rum, 150, “
= vonder Schmiede-Avanture 314.de Modis 401,
dePychagora 4r2. biß auf ihn reicht des andes
re Periodus Hiftorix Mulices, 413. von ihm
big auf Zarlinum find 1050. Fahr 414.
Bononcini, Joan,Mar. 163, zernichtet die gegenſeitigen
Einwuͤrffe 287.
⸗Tredet von ſechs Exachordis, Guido und Gaforus
aber von ſieben. 333. 334. erwehnet keiner
Competence bey einer Zuge, 372
Bontempi, wieder Aretinum, 271,
Bonffonnerie, zu welchen Stylumfie gehöre? 136,
Boutade, was Dadurch zu verfiehen? 224. _ J
Brockes.L.hat dieWorte eines Oratorii gemacht.io5
Bronner/ n. p. hat ein Choral⸗Buch geſchrieben. 208.
= tilldieGusrente reformiren. ao0
Broſſard, handelt de Modis fab Tit.Tuono, 62,
man beruft fich auf ihn 63. 418.
fein Ausſpruch wegen der Tertien. 108,
von vortrefflichen Rel.nonHarm,ır3, -
de Stylis, 114.
bringt den Canonicum nicht mit vors Licht. nz.
hat das Eſſentielle beobachtet. 120.
von der Nona. 189.
von Ricercatis. 227,
⸗Vvom Gamma. 273. von der Solmifation, *
Bucbdrugter- unſt / hilfft die are
Bucitaben haben auch Triades. 333,
= manfan fieverjegen unb Dieiden doch ieſelben
—— ibid. Ans
n
I)
vwahaho
u
Regiſter. . 3709
ſind lange vor Aretino zum Singen gebraucht
worden. 348. 368. — ;
Bullart, ruͤhmt Puteanum, 325,
Bullerwerck der Orgeln. 137.
Buliowsky, von Semiditen. 85%. Ä Ä
Burmeifter.n. A, wie ſeine Werde befchaffeit. 100..
de Modis, 902 . Dr,
C Eramg — diatonum. 86.
o iſt leicht zu accompagniren. 88.
Calmaͤuſer in der Muſie / machen ſich zu Spott.236.
Calpurnius, handelt vom Wechſel⸗Singen 303.
Calviſius, ſetzt den Mulicum oben an. 217.
iſt ein weltberuhinter Mann. 328, 414,
vermirfft die ſechs Sylben. ibid.
mahlet die Beſchwerlichkeit derMutation ab. 330
ſchreibet von den 7. Griechiſchen Vocalibus. 347.
deſſen Streit mit⸗6 bmeyer wegen derVocum,
347.
Calumnien / des Gegners. 235.
⸗ fie zu beantworten ift thoͤricht. 287. MR
Cammer⸗SDiy! / iſt vom Kichen-Styl fehr unter-
fhieden us.20.
Madrigalefcus vertritt feine Stelle 130.
welche StyIos darunter gehören 171.
wird explicirt 137, |
muf ichih em. 140, en
wird gemeiniglich am erſten vorgeno
und iſt doch der —* 142. —
muuß extraordinaire Meriten haben. Wbid.
Canon, wohin er gehoͤrt. 137. | .
= feine Befchreibung und geringer Nutz. 138.
Ä 93 —
vn
“nu
—A
Canou.
*
so - Regiſter.
Er be ie I 7
Canonicus Stylus, von Broſſard ausgelaffen, 118.
= welchem Styler fubaltern? 131.
» Tau auch ad motecticum gezogen werden. 133.
> worum man ihm feinen eignen Articuleinges
Ä räumet? 136. |
«e woher erden Nahmen hatızs.
Cantata ‚unter welhem Styl fie gehoͤret. 138.
Cantaren= Srylı ob er fich verkrochen ? rar. |
Cantaten⸗weiß gefeßteScenen, wo fie anzutreffen? 136.
Canto & Baflo Solo , ob man es feßen darff? 205.
Cantus , mollis, wie der Terminus von den Solmifato-
‚ribusgemißbrauchet wird. 427. |
Canzon,von Froberger / darinn er durch alle zwoͤlff
u Claves geht. 91.
Cariffimi,nom: Auct 115, ee ——
Carnaval, welcher Stylus da herhalten muß. 139.
Carolus M, einBerbefferer ver Singe-Kunft. 348.
Cafalius, nom, Audt. Vergleich zwifchen ihm und
Kirch. 296, F |
Caffiodorus , vom Wechfel-Singen, 300,
* = dom Pythagora. 309, *
Catullus, vom Wechſel⸗Singen. 303.
Cavata, zu welchem Styl ſie gehöre? 133.
Chaconne, cujus Styli? 136.
Characteres der drey Haupt⸗Style. 1410..
Chieſa, Sing-Sachen per , vertragen nicht ſo viel fi—
gürfiches als die. per Camera 141.
Choraicus Stylus, wozu er dienet 118, 2
e iftein Theil deg Hyporchematici 126,
- muß bey Ballen herhalten. 139.
Choral / iſt Feine eigentliche Mufic. 53.
= gehört adstylum ligatum &c. 13223.
= / * wird
Resgifter. 711
wird bißweilen in figuralStüdfe eingeruͤckt. 134.
man ſetzt ihn nur Ehrenhalber oben an. 205. -
die ihn fingen find deswegen Feine Muſici. ib,
ihre Einfalt gefält den einfältigen. 207.
das Orcheftre lobetihn. ib.
oral: Bücher / gehören nicht zum Orcheftre 208.
dahin gehört Die Materiede Modis 400,
Virtuofe Fan fih im Ut delectiren, 209.
"Schmidt! hat eine neue Compolition verfer⸗
tiget. 210.
Chordæ, finalis, dominans, medians, 420, No.
XX1ll,dicuntur effentiales,naturales,necella=
re 400.
—2 man im Grischifchen nicht Xogai xes
12 % ‚ - .
Chorus, zum Tanken 127.
- zuweilen) ſagt das Ut, fämeeiner vor. 35.
Chromaticum Genus , hat das Orcheftre fo befchrie
ben) daß es der Gegner felbft rühmet. 60 I
“s Fandurchdie 6.Vocesnicht exprimiref werden.
Ä 344.
Claves,vid.Buchftaben, Nenn ans den zwoͤlffen in ber
Chromatifchen Octava haben ein jeder zweyerley
Natur. 439. No. xxiv.
Clavier / wer deſſen Eigenſchafft nicht inne hat / fehlet.
92
-Sachen dafuͤr. 128.
= derStylus Symphonicus läftfich auch auf dieſem
Inſtrument allein tractiren. 129. 130 _
mit felbigem ein Auditorium zu amufiren/ dazu
ift nicht jederman gefchicket. 136. |
Allemanden vorsClavier / jzu welchem Stylo fie zu
zehlen find? a» 000. brand
So vuaon
€
ana
uw
a \\
DC Regiſter.
= braucht keiner Subſemitonien. ss.
= man wohl darauf probieren was gut klin⸗
‘ gel. 154.
wenn man ein Quatuor daranf rein heraus
bringen kan / iſt ſolches am beſten. ty6.157.
fol niemand zum Vorwurff dienen. 1897.
iſt der Wr Probier-Stein in der Muſic. 188.
ohne daſſelbe einen Choral zır machen / welch
Wunder! 209 |
⸗ warum fü. — Mofici durche gantze Clavier
muſieiren koͤnnen? 367. 368.
⸗ mit = — Scala zu wuͤnſchen / iſt
blich.4
c lauſel / diegier ichfeit derfelben hingehoͤre? ? 128..
Clauſulæ formales,p neTertie,ex —— 107. No.l.
⸗ſehen ſehr kahl aus. 108.
Clemens non Papa, nom Auct. vermeidet gute kelat.
non harm. 102,
Clerambaule, zugleich ein Organiſte und Meifer des:
Claviers in Franckreich. 188.
Clericus, /e Clerc.deflen Ausipruch vom Kirchero. 295.
Cieve, Joh, de, vermeidet gute Relat. non harm,1o3..
Collegia Mufica , „ Projedt deswegen im Orcheſtre
wird gegenfeitig gut geheiſſen 34.
MR Dee vermeintlich vor Styli coucurriren.
ww %>
Colfedte, Fe beine Muſie 133.
Comes, ſenſu Mulico, 211.
⸗ unnörhige Frage: wie ber Comes. dem Duck:
folge ?'213.- |
Commilito, zur Exlernung der Catachreftifchen Relo-
Iution bey den Herrn Schulmeiftern. a
195 Co»
>
u Regiſter. 513
Comeedia, hat auch Taͤntze. 127. _ Be
- Competitores bey einer Fuge / ein Traum. au. I. 372.
Complexion der Zuhörer. 176, 2
Componiftenrihr Vorzug. 38. _,, |
2man wolte ihnen gerne Die Griechifchen Modos
wieder aufdringen, 285.
= Feine unebeness.
Compofitiollarmonica , MI
handelt wird. 19. ° > nt
Concert, gutes Intent Dabei 34, was Dabey concurri-
' geh, 134 . |
Concerti groffi, zu welchem Stylfiegehören? 129
- Staliänifche werden auf der Orgel geſpielet. 130
Concinnitas partium, wenn ein Quatuor fo geſetzt iſt /
daß mans auf dem Clavier rein herans bringen fan,
e fe vom Merfenno he⸗
156 - Ä |
' Confonantix perfectæ, abgefchaffte Kegel davon. 107
= Franchinus gibt fie 150 A
ihr Krieg mit den Diffonantien, 169
die Regel nothwendig drin anzufangen iſt u
fern Vätern ein Schlagbaum geweſen 287.
- imperfettz wurden bey den Alten imSchluß fo
wohl als Anfang ausgelaſſen. 107 |
- ihre Schwebungge,. 1
u |
Conſtitutio 3$0 |
Contradidtionesim Ut 54. 135. 285. &c. |
Contrapund, wohin dfe doppelten gehören, 133
⸗Wwas man ihren Berfaflern für ein Prædicat bey⸗
leget. 142
= deflen Eintheilungen. 145 |
Corelli zu feinen Sonaten ſoll mehr Kunft gehören als
zu einer Ouverture, neg. 211
— Ds corx⸗
514 Regifter, .
ENTER ——cccccc—
Coxvinus, wegen alter Regeln. 102
= Mortedieihm jugehbten müffenKirchero nicht
begygeleget werden. 240
: = Willfieben Voces haben. 332 |
Cornelius, a Lapide, vom Singen der Seröphim, 302
Coß we ein Nechen-Meifter muß fie verſtehen; ein
Haußhaͤlter eben nicht. zur
Country Taͤntze / unter welchem ẽ tyl ſie zu rechnen 126
vid, Länge, |
Courante, cujus Styli 137 |
s Feine Rullifche ift dem Gegner bekannt. 232
Couvent-Bruder/ wird neue Einwuͤrffe machen. 187
Grequilo, nom. Auct. hat fi) für gute Relationes non
harmonicas gehütet, 102
Creutzgen in Mulica Agnatoria, ihre lahme Berglei-
dung. 440
verurſachen den unwiflenden Beſchwerde. 448.
ie Sr ke de differenuia graduumgo 8ı
ſetzt Claufulas formales mit 4. ohne Tertien. 107
—Mo.!. fein Geſang-Buch. 416
Crusca, Vocabulario dellz,in Erflährung des Wortes
Madrigal. 122
Crux tenellorurn in geniorum heift die Solmifati 0.370
Currente iſt das eingige Erempel vom Singen ohne
Inſtrumente. 83
. Mer fie gerne eformiren tollen. 400°
D,
‚Anfe ‚lahaute,‚labaffe 3 Die eine Art gehörg vors
Theatre, die andere vor die Cammer. 126,
David’ su feinen Zeiten haben die Inſtrumentmacher
Doctrinam Proportionum wenigſtens fo gut
— verjkinden als wir. 322. Mr, Pythagoras
ſieht fehr j Jung. bey ihm Aus, 312 e
Regiſter. 515
——— — — — — — —— — —
Dedekind n. A.wegen Vergaͤnglichkeit alter Regeln 100
Dedicatio von 3. Seiten hat 3. mahl 3. Snitzer. 210.
Definitio, vollkommene im Orcheſtre. 54.
⸗darffnichts neues ſeyn. 104.
Demetrius Phalereus. von den 7. Griechiſcheu Voca-
libus der Egyptier / die zum fingen gebraucht
worden. 347°
Diadromi Chordarum , ihre Unterfuchung fuͤhret
weit. 162,
Dialogus, unfer welchem Styl er gehoͤret. 133.
Diapaſon, Gemahlin des Fundament-Thons. 256+
Diapente, Dber-KRüchenmeifter. 257% u
Diateflaron, Cammer-Page. 258. J
Didymus, hatScalam muficam verbeffert. 409 .
Dietericus, vel Diethericus von Unwiſſenheit der
Geiftl. im XI Seculo, 267, \
Diceſis, ift nichedefinirt,, aber vorgemahlet, ss.
Directores, verftandige wiffen Maffe im Kirchen-Re-
citativ zu halten. 143, _ |
Disdiapafon, Sohn des Haupt-Thons. 256.
Difpofitio Tonorum & femitonisrum inzqualis
quoad Proportionem 90,91, 0
Diffonantix, Special - Negeln davon im Orcheftre
werden gegenfeitig gut geheiffen. 167. ſq.
= ihre Refolutiones haben mitden Proportioni-
bus nichts zu ſchaffen. 178.
machen felbft unter fih Extrem-Stimmen. 184.
wie es zu machen /- wann der Stimmen fo viel
daß die Diffonantien nicht zureichen. 191
j Man mifcht über die Diflonantien hin, 389.
Ditonus , Major Domus in Infehung des Sundament=
Thons. 256. | Be
96 ei}
u
n
s16 Ä Regiſter.
EEE NET —
⸗ein harter und boͤſer Mann / faſt wie ein Agent.
| 257.
= cum Diapente, Haußmeifter.
Divertimenti Serenisfimi, Opus Muficum. 105,
Doctor Mufıices, mancher ift esin Eugelland gemor-
den/den man Feine Mi u. Fa Fragen gethan.aıy
Dominans chorda,, wie fie im Orcheftre angezeigek
Wwerden muß. 71. |
Dominus vobifcum, vor dem Altar / iſt Feine Muſic. 133
Donius, deModis, 40o3.
. Dorius Modus, woher er den Nahmen? 69.
= tranfpofitus,wer er ſey? 61.fein Kennzeichen. 385.
N.XIX. Fan nicht derjenige fenn / dahin die
Modi molles zu reduciren / fondern der -ZEor
lius, 387.
Dudelwerd der Orgeln / iſt Feine Mufic. 133 |
Doppel-Fugen } man weiß fie ohne Elavier zu ma⸗
chen. 216. werden unglücklicher Weife mit. gu-
fen Werden verglichen. 428
Drama, was man alles darinn antreffen muß. 177
—J alle Dramata find nicht vorg Theatre, 445
PDramaticus Stylus, wozu er geſchickt? 116
| 5 Bo —* er ah m 131 |
hält viel ſchoͤnes in fich, 134. 135
Dumbeıt Die antique, s. hält noch 400 Jahr nach
Aretino Stand. 266. 266
Dunſtan, ein Engliſcher Muficus Ao. 940, ihm mag
Aretin viel zu dancken haben. 271.
Duo, oder Duetto, erfordert genauere Kufeher als
| einQuatuor. 288 |
Dur und Mol, woher es den rahmen? 423. moben ein
Modus durus vel mollis naturaliter zu erfene
nen? 437. 438 E Ec-
Regiſter. 5r7
leisten Stylus, wieer befchaffen ift. 116
+ iſt einer von den dreyen HaupfsStylis 130
= rg mag der Gegner dag feine gethan ha⸗
en. 198 j
= mußsonrCammer und Theatraliſchen Styl un-
| terſchieden werden. 203 — oo
Ehren⸗Tantze / zu welchem Stylfiegehören. 126
visdg. Taͤntze. Sc . |
Bnconragement zur Mufie/ was dadurch zu verfie-
hen. 3 |
engel wasdadurd in der Offenbahrung Johannis
gemennetwerde 307 ©.
= ihre Mufie/ wie die beſchaffen / weiß niemand in
der Welt. 289. 299 —
Engelaͤndiſ. Caͤntze zu welchem Styl fie gehoͤren. 126
Englifche Kunſt ift abgeſchmackt zu fagen 293. 296.297
307 | |
Enkarmonium genus, hes Orcheftres Raifonnement
darüber lobt der Gegner 62
Entree , unter welchen Styl fie gehöret 136-
Erfahrung iſt eine mundergeofle Lehrmeiſterinn iss
Erfahrungs:Reglen / müffen eine Mufic haubtfäch-
lich einrichten. 177 h
Erlebach.n. iſt den Ouverturen ziemlich nahe kom⸗
men. 221
= mag ung vielleicht eine Courante auf Lulliſche
Art hinterlaſſen haben) wer weiß? 233
Erſtlinge fpäte imsaften Jahr 210.234 xX
Ertiz⸗Alte / wer ſie ſind. 4M0.
Euclides. gehört eben nicht zum Haushalten ꝛnm
Extra&tus Kirchexi teutſch / Y davon zu halten.ng.
: | 7 Ex-
518 | Regiſter.
Extrem Stimmen / wie fieimOrchellfe zu nehmen/
wenn von Diffonantien und ihrer Refolution
die Rede ift. 180. 184,
Extrema find zu —— 381. 382,
Fr’: Henr, de Modis 300, 402.
Fabricius, D, Prof.Hamb. deffen Urtheil und Præ-
dicat vom Kirchero. 295
Falcke / Georg / fehreibt wieder die ſechs Voces und
raͤth zu den 7. Clavibus, 360, feine 5. wichtige
Rationes , warum 7 361
Kantafiren / mit der Stimme. 137
Fantafıa, zu welchem Stylfie gehöre 128
Fantaflico »tilo, deſſen Befchreibung. 117.
⸗wie er im Teulſchen Extra&t Kircheri unzuläng- |
| lich heſchrieben wird. 120
= waserin Opern bedeute, 135 136
Fantaſtiſche Mufic, 28 |
Fietus Modus, ift ein fingittes Weſen 386 387
- Tonusnon datur, 422 _
iddel damit man draͤuet 177
Sigural- Muſie / was man darunter verſthetund tag
man darunter nicht verftehet. 133
Final: in plagalibus iſt unrichtig z757
Fis, iſt ſo wohl ein natuͤrlicher Modus als E. & ficde
cxterisinisdefignenribus 89 -421
Flud.Rob, Schnißer in feiner Beſchreibung eines per-
fecten Muſici 37
Forza della Virtu, Opus Multcum -1og
Stagel wegen des Dorii transpoſiti wird aufge
406
Franchinus Galarus, wer er er armefens 150 hit
Regiſter. | 519
——— ——— — ————— —
. = hat den Terminum Progreflionis.G Geometric®
nicht gebraucht. 230
= Wwirdvon feinem Clienten verrathen. 336
Frantzoſen haben in der Inſtrumental-Mufie einen
Streich boraus. 237
= werden im Orcheftre gar nicht herunter ge:
macht! fondern sielmehr gelobet. ibid, ’
= fangen an] Vocal. Sachen & I’ Italiana zu feßen,
Kriedens:Poft: Kaͤyſerliche / Opus Muſicum 105
Friderici Dan. de Modis 402
Froberger n.A. ein weltberüßmten Mann / hatein
fonderliches Canzon geſetzet. 91 |
= hat = lavier-Zugen i in Neerie geſchrichen. |
Sugen) ihre‘ Verfertigung * in Stylo. Phantafico
gelehrt. 121 |
gehören funft ad Stylum motellicum, 133 ni
haben FeineCompetitores wie vorgegeben wird.
211
⸗ en regulairen Fuge muß Imitatio wei⸗
en 212
⸗ſind ohne eintzige Solmiſation bey Millionen zu
machen. 283 371
Fuge i ın confegnenzaji. e. Canonesgehören ad Stylum
motedticum, 133.
Füretiere n. A. vonMadrigalen, 122123 ..
— Thon / muß bißweilen weichen und nachge—
en. 169
— — cundum Excellentiam Tonus genennet.
if gef ve im Sf * ohne ihn kan
man
wa
J
520 Regiſter.
man feinen Modum erkennen 395.396. iſt dag
Corpus aller Muficalifchen Stude 396
Futfa, Meifter. 20°
G.
G forus Gafurius, Gaphurius hat Mandata non
neceflaria. 109 nu
„ =» Maservoreine Kegelgibt. 150
= Äfeinfchlechter Grecus gemejen. 3.
Öalanterie; muſicaliſche / wie fie verglichen werden
mag. +? | 2 5 \
= iftein fchmeres Wort für manchem Organiſten.
1
35 | —
Galilæus, Vinc. von den ſieben Vocalibus der Griechen
347 0
e begeigt / daß ante Aretinum Buchftaben ge:
braucht worden. 348 |
Gamma, daß Guido damit feines Nahmens⸗Gedaͤcht⸗
niß hat ſtifften wollen. 272 273 —
= defien Bedeutung verſtehet der Erfurter nicht.
275 _ | > m
Garthoff n. p. Diredt, Muf, in WWeiffenfeld. 16 -
Gaudentius, irre wegen Pythagorz Erfindung 309
Gavotte, zu welchem Styl fie zu rechnen. 137.
Gehör, muß befriediget werden. 175 _-_.
⸗ datauf laͤufft das meiſte in der Muſie hinaus.
17 NE:
- darnach muf die Compofition hauptſaͤchlich
eingerichtet werden. 177° |
= betrieget nicht. 318 .
‚Genera, die Alten haben DagGenusDiatonum zerſtuͤm⸗
melt / 57 61 , | |
= Stylorum drey / und nichtmehr, 130 143 —
er
Regiſter. 521
Graduum, ſive Tonorum, muͤſſen nicht cum
fpeciebus Bern Tan bern 279. 337
General:Baß | follin der Ötganifien-Probe erfihe-
BeneralBafifien/worinn fie am meiften fehlen. 438 . |
* Genelt, Abbe de , vonder Gleichheit die rs uns
. fern Seelen und den muficafi ſchenThonen eyn muß
244
Genus Diatonum, wird im Orcheftre; als purum, non
re verftanden. s je
die Alten haben Mi jerftümmelt.- PP
= tag wie fo nennen hat feinen Uhrfprung von
. infaltund der alten Unerfahrenheit,
gm} mit den Generibus Chromatico & Enhar-
monio verfnüpfit ſeyn. 85
pflegt man am meiſten zu martern. 86
s die Alten haben es nicht gerne überfchteiten
Er wollen. 103
⸗ — kan durch die, Voces nicht ex-
primiret werden, 344
Geſius de Modis, 402 .
Gibelius, n. A; bemercket einen arefen Unterſchied
zwiſchen den ſogenannten Trauspoſitionibus. 84
haudelt vom Hymno Aretini 323
= verteutſchet die Marter⸗Beſchreibung der Mu-
| tation ex Calvifio 331.wer er gewefen / und
was er gefehrichen 346
feine Meinung von den Buchfiaben. 355
— unter welchem Styl ſie zu ziehen. 137
Glareanus de Modis 398, 401.
Gout in der Muſie / was dagOrcheftre davon oe
beiſt der Gegner gut. * der
522 BRegiſter.
— — — — — — — — —
⸗der Zuhoͤrer muß gefolget werden, 140 141
unſrer Vaͤter war ſehr unterſchieden von unſerm
147 en
Gradualia, feine Mufic 132 u —
Gradus Octavæ Chromaticæ haben jeder fuͤr ſich eige⸗
ne Qualitaͤten 60. 80. ihrer find zwoͤlff davon ſechs
Tertiammajorem, ſechs aber Tertiam minorem
erfordern 425. caufa proxima warım 7 ıbid,
Grund⸗Saͤtze daruͤber 26° — 2
Gradus Octavæ Diatonicæ find ſieben Ass -
Grave, n. p. blinder Organiſt 130 —— —
Gregoriani Toni find bey den Alten weit anders be⸗
fchaffen geweſen / als itziger Zeit Die alten Modi
Mufjci 64, 132 |
= müffen von den Gricis unterſchieden werden.
285. 288 la
Griechen / Erfinder des Notenfchreibens. / wodurch
> Guido eg bemercket 273, ob fie die vielftimmige Mu-⸗
ſicam gehabt/daran ift ein Zweifel / warum? 413 find
garrulirende Scribenten! wozu eggut, ibide =
Griechiſch / war zu Guidonis Zeiten unbekannt. 266
Grimmius ( Benr.) eg hat ihm das folmihiren gereuet /
hat auch die 6. Sylben für eine groſſe Schwierigkeit
und unnoͤthige Verwirrung gehalten. 345° _
Gröniger-Örgelı im Halberſtaͤdtiſchen / was ſchoͤ⸗
nes. 238 Be —
Grund-Dägelinvalfies, 205. alibi Grind⸗Saͤtze. 276
Guido, nicht Quido 2652775
= ang feiner Ortographia iſt zu ſchlieſſen was er
fuͤr ein Gracus gewefen. 37° |
‚Guidonier findet fchöne Sachen im Gaforo feil. 337
Gundling / deflen Ausſpruch vom Kirchero. 295
—
*
Regiſter. 523
Anff / (Joh. Nie.) ein braver Mann.163 *
| Hans von einer Weife ı ift ausgethan. 177
Zarffen / was fig in Apoc. bedeuten. 3701
Sarmoniſches Denckmahl / Opus Muf. 47.198
Harmonia eft duplex,propria’velmuta, & Mufica 456
Saus⸗Lente alias Runft-Pfeiffer / bringen die Mufic
in die Kladde 33 |
Heinichen ı Capell-Meifter) feine Gedancken von den
N Modis Gr&cis 450 a,
Herbſt Andreas / de Pro prietatibus Modorum 245,
040 is '.
deresbach n,A. von der Dummheit des funfischnten
Szculi 266, | 0
Sarm ven Bremen / Ertz⸗Biſchoff / hat das Ut, re;
wi in Hamburg gebracht. 269 |
‚e ein Haupt-Schöps ıbid. 270 |
Aendel / iſt der eingige der im Orcheftre wegen eines
General⸗Baſſes ausgenommen wird. 94 -
Heptas notarum Puteani. 326,
Heptachordum ift recht. 33 2-
Hexachordum ‚zum Univerfal-Zitul unrecht 258
‚= niemand der Alten hat deſſen erwehnet. 353
= das ganke Bedencken darüber iſt nicht einer
Bohne werth., 333
. = bon fieben Hexachordis reden Guido und Ga-
forus, von 6. Bononcini. 333. 334
HiftoriaMofices abfolutiffima dehideratur. 198
Hiftorici mißgönnen den Mahlern und Poeten ihr
‚Dichter-Lobzis > |
Hiſtorien⸗Mahlen / verglichen mitThentralifchenTän-
| hen 127% RE ER,
Big:
524 Regiſter.
Hitzler / Daniel hat neue Inventiones wegen der Vo-
*cum 350
Hoffmannus de Modis 402 — *
Hoͤhe und Tieffe / machen groſſen Unterſchied in der
| Muſic 73.90 —
Homerus, vom Wechſel-Singen. 303
Horatius, von Mahlern und Poeten. 315
Hottinger / m.a. deſſen Urtheil vom Kirch, 295
Hübner! (Rect. Hamb; ) von der Einfalt des Biſchoffe
Hermanns von Bremen / der DieSolmifation :
hierzu Sandeeingeführthba. ag
Hubmeierus, (Ayppol.) von 42. Solmifations-Mes
| aeln. 339. u.
= fein Streit mit Calviko und Niederlage 350
Huetius ‚deffen Gedanden vom Kirchero, 295
. Bymnus ‚Ut queant dec. wozu er gebraucht und ge-
—
Hyper æolius Modus 68, ] — |
* phrygius- ) Valohrne Schildwachen.
Hypo æolius 699
- dorius - ibild.
= = transpolitus 67 .
Hypo Jaftius 68. 69 —
⸗onius 69, ſieht dem Mixolydio gantz gleich 393.
394. Melodie darinn No. XX.
Lydius ib. | —
Mixolydius ib. |
Phrygius ib, Wie ihn die heutige Compofi-
teurs anbringen koͤnnen. 447 j
Hyporchematicus Stylus. wird befchrieben, u7.
"= Bedenden darüber. ızs
= unter welchem Generc er gehört, 137
a
Um
F Regiſter. | 525
= waser vor Sachen begreifit und wohin’er zu
rechnen. 136, | |
OR Ammer Lied. :66
9 Jaftius Modus , idem cum Jonico 68
= Kircherns faheihn vor mas anders an. 69
Jasquin n. A. permeidefe Refolut, uon harm, rolera-
biles, 103
Ignatius,Martyr vom Wechfel-Singen. 300,
Imitatio, ein vermeinter Competente bey Fugen, ꝛu
= iſt ein Irrthum und Balcke. 212
informator malus bedarff ſelber Information, 166
Inganno Fedele, Op Muſ. 105 |
Inftrumenta,marhen mehr als die halte Muſie aus. 82
= dienen den Stimmen zum Gyunde, ibid,
- Ckreich- und Blaferlnftrumenta brauchen kei⸗
ner Temperatur. 87. werden alle nad) den 7.
li a nad) den 6. Yocibus erlernet.
| 361. | |
Intervalla ‚ ihre Proportio, haf mit der Refolutions
‚Diffonantiarum nichts zu thun 178
-e Datona,find ander Zahl ſieben. 279
Intrada, unter welchem Styl ſie gehüret. 135°
Introdu&torium Guidenis , eine wunderthaͤtige Reli.
quie 272 | .
Introdudteurs, Mi & Fa, werden verglichen. 215
Invention, man kan ihr zu Hülffe kommen / aber fie
nicht erlernen. 104, 105 |
Inventum Aretini,worinn es beſtanden. 265
= hat6oosS$ahrgegolfeniwarum 2268
s muß mit der Dummheit dahmahliger Zeiten
verglichen werden. 270 |
*
Pan-
*
526 Becegiſter.
radbeirolli Meynung davon. 28r :. "=
S. Johannes, warum ihm der ymnus: U queant dic,
zugefchricben, 322 -
Johannes Damafcenus. vom Werhfel: ne Der *
raphim. 302
wird Lerwdos gunande / warum. 347 Br
Jonicus Modus, wird von Kirchero für. einen andern
angefehen als Jaftius, 69. Wie er ſich præſen-
tirt 385. No. XIX. Alle heutige Modi duri lafs
fen fich dahin reduciren 387, MpeR Dariek
No XXL
= transpalitus,
—— — der Pythagoriſchen Schmiede-Avanü-
taliänifche <hon- -Drdnung 72 _
= fer * mißbilliget dem fey es unverwehret. 75
Italiaͤner aben ihre Meriten. 237
ĩtterus, de Imperio Aſtrorum. 97 *
Jubals⸗ Muſic 304. ſſ. Er macht den erſten Perio-
dum 41% Bon ihm biß auf Ariſtoxenum ſind
3620. Jahr ibid.
K.
Kimen A. Capellmeifter / man af ihn über
| dem ———— die Verwunderung zu benehmen.
Er 67. Dperngemaht.ıog
s Catalogus feiner edirren Schriften, ibide
- in feinen Werden findet ſich offt bey ſingen⸗
denStimmen. 3. E. Wolt ihr Augen u
Minerva 74
feinen
Regifter. 527
= feinen Anmerckungen über das Orcheſtre eon-
tradicirt der Erfurter e diametro, 284
Benner gibt es wenig. 235 |
=. wer für niemand als fie ſetzet wird auch fonft
-
Pr
niemand gefallen. 235
Fönnen wohl gang gemeine Kerle fepn, 236
Kennzeichen der alten Arodorum 382
Keger in der Mufic. 369
Ex
ua,
chen=Kieder / find eigentlic) Feine Muſic. 205
Muſic was dabey fuͤr Styli concurriren. 134
Is
unverwerfliche Sentimens darüber. 219
waren einfaͤltig zu Guidonis Zeiten / fu wie al-
les. 321
Recsrativ , was dadurd) nach dem altenSchlens
. trian verftanden wird. 132
wag Mufici dadurch verftchen / und nie Maſſe
darinn zu halten. 143 .
Styljift unterfchieden vonThearral-und Cam⸗
mer⸗Styl. nıy
der alte) fonfi ligatus genandt / begreift fehr ives
mg.32
der neue wager vor Specieshat. 133
wie er von andern Stylis zu unterfcheiden, 140
bleibt ein befonderer Styl / ungeachtet der un-
geſchickten Noten-Schmierer, 142
leidet Feine Theatralische Melodien mie geiftli-
chen Terten. 203
vid. Eccleſiaſticus Stylus , it, Stylus ‚vel Seiio,
ubi plura.
Kircherus, twag Meibomius von ihm hälf. 49
wi⸗
ur
—
*
vu 6 nu
ua
u
“u 4
Regifter.
= der Definitionis Mudi wird der Leſer auf
ihn verwieſen. 63
unterjiheidet Tonos Gregorianos a Grxcis.64
ein falfcher General-Munfter-Schreiber: 69
iſt unrichtig 70. hat feinen eintzigen Griechiſchen
Autorem geleſen ib. |
hat Regelndie niemand gebrauchen fa. ro2
wie er den Stylum Melismaticum erflährt.123 |
feßt artige Roß-Duinten. 127 =, |
wird mit dem Teutſchen Extradt cohferirgf,
119 ſſ. 128, 129 »
ſtatuirt drey genera Stylorum, & quidem be-
De, 130
‚ gedendet einesStyli Metabolici. 139
rgmarques, Die man bey ihm umfonft ſucht. 14:
wie ſchoͤn er von den Complexionen der Zuhoͤ⸗
rer raifannirt 1776 -
feine Exprefliones wider die Clavier · Probe fal-
fen wen. 188 \ |
feine Mufurgia iſt nicht fo rar als Merfensi
Harmonia »197 Ä
buchſtabirt dag Feigen blutfchlecht. 231
ihm werden von der urfurfer Worte beygelegt!
die Corvino gehören. 240 Zn
befchreibet den Janck über die priecedentz der
Modorum. 249: — *
ein Magus 293
ſeine geſammlete Lob⸗Spruͤche(ſcil) ibid. ſſ
handelt von der ungehoͤrten Engel⸗ und Him⸗
mel⸗Muſic. 296 Ps
de Symphonismo Cœlorum, ein leeres Nichts,
298.
“ r
u
ff . —
Regiſter. 529
⸗aus ihm duͤrffen wir den Uhrſprung der inſtru⸗
mental-Mulic nicht hohlen / fondern aus der
Bibel. 306
warum er allesı,ufes von den 6. Vocibus ſagt.
VW,
IL)
324
wuſte nicht mas ihm inre mufica vor der Naſe
palſirte. 325 |
= deModis,403
König. n.A. Oratorium yon ihm.ıog
Kuhnau / Direct. Muf, Lipf, 16
Rrieger ı Joh. Direct. Muf. Zittav, ibid,
Zunft Genoffenjrechtfchaffene / werden geruͤhmt. 15
“ Runft / daß fieex numero flieffe/ ift falſch 39°
= Pfeiffer) alias Haußleute / bringen die gantze
Mulſice indie Kladde, 33, 34 |
= Megeljdienichtsgilt. 205
-Saͤtze / muͤſſen die erfie Richtſchnur einer Com-
oſition ſeyn - das Gchor aber die legte und
eſte. 174. 175. 177 -
ob mehr oder weniger zueiner Sache gehoͤret /
darauff kommt der Vorzug in Muſicis nicht
allezeit an 22
Aeffin der Natur. 417
L.
1’; n, A, fein Styl. 115
RB and-Luft/ Muficalifche/ Opus Muf, 105
Laͤſterung / wider dagOrcheftre, 285
Laute / wo ihre Sachen hingehören. 137
Lection, ſechs⸗Schillings⸗ 166
Leht⸗Menter ungelehrte / ſind nicht zu verſchonen
1 a
7
Licentia der Alten. 397.398» 2
u
1)
Liga-
"530 Regiſter.
Ligatus Stylus, Kupffer⸗Titel. Mit der guldnenKet-
| ten gebunden. 43. ift dem Ecclefiaftico fub-
altern 131. Wann man fich feiner in Kirchen»
Muficken bedienet.134. DieChorälefegtman
darinn. 206. mitihmhat Fein galant hom-
mæe zu thun. 241 A .
Limites Modorum ‚ gehören nicht ad effedtum Tono-
rum. 251 | Fer
Lippius. Joan. nimmf7. Voces an. 329
Liftenius, feine Schrifften find ein Erempel von der
Bergänglichkeit alter Muficalif. Regeln. 102
Lofe , Senior , Meifteraufder Viola diGamba, 228
Locatio Semitonii gehürtnicht ad effetumToni.zst
Lully ‚alle find nicht bep ihm in die Lehre gangen. 106
- hatteeinemeigenen Styling. feine Art der Ou-
verturen, ter fie zu ar weiß. 222. Man
wird ihn noch lange miſſen. 223. Redivivus,
ibid. ſeiner Couranten darnach man tantzen
koͤnne / wil dem Erfurter keine auffſtoſſen. 232
233 =
I-utherus, was er vom Virgilio in der Compofition
feiner Gefänge gelernet. a1. mocquirte ſich
über dag Magnificat Odtavi Toni , quoad
Melodiam 107,412. feine Erflährung über
das Singen undPofaunen der Engel in Apo-
cal. 301 |
Lůders / ein wacerer Draanift in Flensburg 17. die⸗
ſes Nahmens der Tiederliche Pofitiven - Krauer in
- der Engelländer-Verfammlung 165.166.199 aut
nomen muta aut mores!
L.ydius Modus 69. worin fein Proprium beftebe 386,
No, XIX, | M Ma
„Fr
Resifter, 531
M.
Madragan. fol das Wort Madrigal erklaͤhren i22
Madrigalescus ſtylus, wozu er geſchickt 7
= woherer den Nahmen habeızı |
= gehört mit in die Kirche 124. welchem Generi
Styli er fubaltern 131. mas er vor Sachen be=
greifft 133. hat auch auf dem Theatro zu thun
136. ic in Cammern und Saͤlen zzßz
Madrigal. wird von Madrit hergeleitet 123,
⸗gehoͤrt zum Cammer⸗Styl 131
Madrigallus, Mr., wird vom Kirchero creirt 121
= mag ſich nur packen 122
Magnificat Odtavi Toni gefiel D. Luth. nicht 107,412
= Primi Toni davon wird nicht geredet. ib,
WMahlen wird mit dem Tanken verglichen 127
Mahler / muficalifche / gehören hauptfächlich vors
Theatre 140 Ä
Mardoa a8 es zu Formirung des Wortes Madrigale
beytrage 122
Mandriagale , wurde es bey den alten Italiaͤnern ges
nannt ı22 .
Mannieren in der Mufic find veränderlich 98 —
⸗neue / werden in Mufica Practica nicht aufhoͤren
103 hindern an derRefolutioneCatachreftica
Quæſtionis nichts 194
re des Gegners / find mit Nichts zu verglei-
en 232% |
Masquerade, wag für ein btylus Mulicus dabey ge⸗
braucht wird 126 |
Maflon C, n, A, von den heutigen Modis 248
Matthæi, Conr, macht einen Unterſchied inter Modos
Gr&cos & TonosGre Borian os 64.ſchreibet - F
| 2 ED:
”
532 Regiſter.
——— ñ——,— ——
Ordnung der Modorum ein gantzes Capitel 249. er⸗
oͤrtert die Frage / ob man nach den Vocibus oder
Slavibus die Modos beſſer kennen Eönne 34 1..be=
haubtet:daß man durch die Voces dasGenus Chro-
maticum nicht exprimiren koͤnne. 344 402
Meibomius, Marcus lieſet Kirchero den Text 49. bat
Recht zu ſagen / daß Kircherus feinen eintzigen Grie⸗
chiſchen Auctorem geleſen 70. 123. thut Aretini
Ruhm Abbruch 271. gloßirt uͤber die Muſurgiam
Kircheri 296 —
Meiſter / Mich n. A, 390
Melancholicus, findet fein Theil in einem guten Dra-
mate ı77
Mir, fan fein Melisma formiren ı23
Mira Fommt von erh ibid. .
MelismaticusStylus , was er fey 1 17. wie fchlecht ihn
des Kircheri teuffcher Extradt befchreibet 123. die
Mufurgia jedod) befler 124. der Erfurter will ihn in
die Kirche haben 125, welchem Generi er ſubaltern.
13 1.18 erzurTheatralifchen Muſie thue 135. 136,
ſchickt fich befier auf der Gaſſen als in der Cammer.
138
3
Mirsose ift ein ander Ding als zeirssun. 123. ob
wohl ihr faft gleicher Kauf Kircherum und fetnenEx-
trahenten berführet hat. ibid, |
Merilw, davon kommt Melisma her 123
M£r@* ibid.
Melodia, gehört nicht ad effetum Tont2sr
Melothera, ein habiler weiß ale Complexiones zu be:
friedigen 176
Melothetici Styli,quot in genere?130, quot in fpecie?
116, fl.
— Mena ·
»
Reäifter. 053
Menagius n,A von dem Worte Mandriagale oder
Madrigale 122 |
Miencke: n, A. deſſen Urtheil som Kirchero 294
Menfura, Bindung in Anfehen derfelben Fan nicht
uhralt ſeyn 144 |
Merfennus, Merfenna, Merſenne, ejusd. Optima De=
finitio Optimi Mufici 39. man verweiſet die Defini-
- tions-Liebhaber an ihn 63. er hatviele Mandata non
neceflaria 102, will lehren wie einer mit vielen
Stimmen rein componigen ſoll 197. ſtatuirt fieben
Sylben 354. de Modis 403
Metabolicus Stylus, laufft mit 139
Vierhufelem, bat feine 6. Rthlr. wieder bekommen
16
Mi; warum es übel laute / wenn es in die O&tavam ver⸗
doppelt wird 161
Mi & fa, tota Mufica , wie es Werckmeiſter bemercket
365. ein Schatten und Gefpenft 375 27
WMißgunſt bey den Alten 403. 404
Mittel-Stimmen die Proportiones fo darinn vor⸗
kommen gelten nicht was fie fonft gelten 131. ihre
Proportiones fünnen certa ratione nimmer übel
klingen 183. fyncopiren wohl bey der Nona; es darff
aber ver Baß nicht ftill fiehen 190 |
Mixo-Lydius Modus, fpird vom Kirchero ausgelaffen
69. oben er erkannt wird 386. No. XIX. fieht dem
Hypo-Jonio ganß gleich 393. 394. No.XX.
= transpofitus ift nicht fo fehr vom Jonio transpo-
ſito unterfchieden als c.mol, vomd, mol, 82
Modus, Modi,heiffen offt auch Tonus vel Toni 62. wel⸗
ches die ſchweren / aber auch ſchoͤnen Modi 86. 88
33 Au-
*
534 VRegiſter.
ee = SS ea — — r ———— —
Authentici, tie fie in Ordnung zu bringen 71.
woher fie den Nahmen 391. 392. werden Prin-
cipales genannt 385. 388. 339
Gregorian werden a Græcis unterſchieden 64.
285. 288
⸗Græci erſtreckten ſich weiter alsGreg. 132. werdẽ nicht
gar verworffẽ 204. dieChoꝛaͤle koͤnnen daꝛnach
eingerichtet werden 206. illegitimi, oder ver⸗
lohrne Schildwachen 68.419. plagales, was
dabey anzumercken 71. woher ſie den Nahmen
392. werden minus principales genannt 393.
Iranspofıti, ihrer wird nicht gedacht / went
im Orch, de Genere Diatono ohne b. und X
die Nede ifts7. daß nur zwoͤlff Modi ift ein
Irrthum 84, 246. was eigentlih von ihrer
Zahl zu halten 247.450.die 24 fpeciesModorü
2 mögen wohl auf zwey Genera reduciref wer⸗
. Den 248. 337. var fie durch die 6. Sylben um:
| terfchieden werden Fonuen negatur 337. alle
Modi find veriModi 386, 387.ihre Benennung
fecundumProprietates wird deducit 390. ſq.
Feiner Fan erfant werde ohne denFundament⸗
Thon und die Triadem zu fennen 395.396.die
Alten haben zu viel Weſens davon gemacht
381. find obfcur geworden ibid. ihre Kenn
gehen und Theorie find genug 382. Moden
ämer fehle in feiner eignen Waare 397.
Moden-Meifter fchieflen vorbey 405. Moden»
Lehre ift eine verwirrte Sache 379
Modiſte / der Modeſte 330. Definitio Modi 383. wun⸗
derliche Modi 334, Modos componendi muf m
As
Regifter: $35
haben 389. 409. was ihre Nahmen fecundum Pro.
prietates bedeuten 390. Uhr-Modus 392, unfereMo-
di find Alter als die Griechiſchen 418. richten ſich
nicht nach den Far und Figuren 430.
Monochordum, muß nichtgeläftert werden so. sı
= macht feinen Mulicum 53 _
=. die Sublemitonia haben darauf ihren Nutzen /
nicht auf dem Elavier 85.
» die ſich darauf nicht gang allein legen ohne die
Praxin zur Hand zu nehmen] ziehet man nicht
ſceptiſch durch ꝛ. 0...
AMonophonum, iſt ein Canon 138. it, die Chorale 206
Morboff ı feine Derivation des Wortes Madrigale
122, fein herkiger Ausfpruch vom Kirchero über:
haupt 294 | J
Motecticus Stylus, quid ? 116, wie ihn der Kircheriſche
teutſche Kxtract befchreibet 119. das befte aber vergift
120, gehört zur Kirche 124, cujus generis 131, was ir
vor Sachen begreifft 3. |
Motus contrarius, mi£ Mi und Fa, wie man ihn ausles
gen Fünte aıs. obliquus quid ? ift gine theure Frage
217. rectus 215, 217, u |
Mufathena Puteani,menn fie heraus gefommen 326
Mufette, zu Hülffe genommen / oder Slavier / ift gleich
viel / wenns nur gutflinget i56 u |
Mufic, iſt eine Engliſche Eigenfchafft/ nicht Kunft 291.
293, 290, 303 |
» bleibt ewig 291. Eltern die ihre Kinder dazu halten/
werden fuͤrs Ut re miigemmarnet 321. ift nicht ohne
Diffonantien/ ſo Mufici nicht ohne Zwiſt 378
Mufica figuralis, nobilior Pars 133, Tota ſteckt gar
nicht im Ut, Prahleren 276
— 34 Mofi-
1°,
w:
*
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1: 6
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IAPrIT
56 ...Regifter.
Fer dei ce Me
Muſicanten / Bornehme müffen nicht meh
ſchaͤnde ihre Zunfft / wenn man die Hudler
Mulicus, obs einer ohne Solmifation feyn Fa
381. Optimus optime definitur 39, th
der befte/ wer? Y7 |
Mufici, Jtiederländifche/gerathen zu erft auf
ces 349. 350, 367, 368, warum fo wen
gantze Clavier muficiren fönnen 368
Mufarhythmica l,ars zeuget von Kirchers
ſcher Orthographie 129,23 1, 232
-Mufurgia, ein ungeſchickter Titel/ wird zun
ge i
uͤhergeben 48 |
Mutatio, hat nichts zur Verfertigung der fch
räle gethan 206, Fümmerlich hat man ı
Guidonis Zeiten auskommen Fünnen 289
ſchwerlichkeit / Marter/ Creutz / sc. werde
teano undcalviſio nach demeben abgem
3 30,332,.der befte Weg ihr abzukommen i
dos an den Nagel zu bangen 337
‚Muteticus Stylus vs@, Motedticus.
N
Sy zbebmung, nafürlicher Dinge/ if
Weg jurInvention. 105
VNachkommen muß auch ein bißgen gelaffe
453
VNeidhardt n. A wird recommendirt gelefi
Ä den. 85. hat dem Mangel der ur
Temperaturen abgeholften. 160.
der beſte Theoreticus, 97, fein I
Meifter Pythagoras und feinen C
Gefellen. 311,315, feing Gedanken v
macho, 314 |
——— REBEL
Blicomachus, hat einen Tert zugute, 310, iftein Waͤ⸗
fcher 314
Nicephorus, vom Wechfel-Singen 300
Viedt / n A. vom Canone, cavalierement. 13
Nobilis, wird nicht afficirt durch dag mas feinem Ge⸗
hör mißfällt. 177 | |
Notenſchmierer / koͤnnen den guten Kirchen-Styf
nicht verderben. 142
Nothi Modi, haben unrechte Nahmen befomen. 68
Nona , ihre erbärmliche Definirio des Gegners, 189
| Irrthuͤmer des Gegners darüber 190. Com-
paraiſon damit 260
Numeri fedtionales , find eben das was Progrefio
Asithmetica eigentlich heift. 230 |
o
Ber Stimme / muft richfig vermittelt werden.
182, Verulamii Gedancken darüber. 184. contri-
buirt viel zur Redtification der Mittel:Stims
wien. 185. Darffnichtftille fiehen bey der Re-
folution der Secundæ. 190
OdtavaChromatica hat zwoͤlff Grad / 6o. deren jeder mit
eigenen Qualitaͤten verſehen iſt. go
= fopra Mi, wie mit ihr zu verfahren. 158. 159
NMo. VII VI & 1X. Warum fie fofcharff Flin=
ge.161. als O&ava fan ſies nicht th un. ibid.
Odtavia, Op, Muf. 105
Oder five mas ces bedeute. 254
Opern |fieben und fechzig von eine m Auctore 105,
- es wird auch darinn gefanft/ s’il vous plait. 127
⸗was der Stylus Phantafticus in Opern fen. 36
= Beylı einer von den dreyen Haupt⸗Stylen. 116
34 Opitʒ
533°... Regifter
Opitz. n A, wager an einem: feiner Büchlein nach-
dendliches gefchrieben. 229 u 9
- Oratorio ‚zu welchen Styles gehüre. 133 ö
= . eg müfte ein fchlechtes ſeyn / dariun nicht aller:
‚hand pafiones rege gemacht würden. 177
Oratorien⸗Siyl / hat ſich vor dem Gegner verkrochen.
pı Ä —
. Orcheitre , iſt dem Ut 6 Jahr zuvor kommen. 285.293
| ‚Worte die nicht darin ftehen/mill man demfel-
benandichten. 285
Das forfchende / oder deffen dritte Eröffnung.
Opus edend. soı |
Organiſien / müflen nicht übel nehmen; wenn ihre
hudlerifche sunfft:Brüder eines auf den Pelg
kriegen. 14. ihnen ift Scientia de Proportione
noͤthig. 52 ein blinder der ſauber fpielt. 1 30.
manche wuͤrdẽ Augen machen / weñ fie was von
Theatraliſchen Kuͤnſten leſen ſolten 135 find
offt von Meiſtern auf dem Clavier ſehr unter⸗
ſchieden. 188. man hat Mühe ſich eines eintzi⸗
gen zu erwehren ſcil. 216. Der gegenſeitige
hats getroffen mit der Fundamental-Clavi,
253 Die wenigſten verftchen die Tempera-
turam, inque his Erfurtenfis 87 |
Orgeniftenbriffe muͤſſen auch Duficalifch ſeyn.
173 Il, 286 vo» Ä
©rganiften:Drobe. Op. Muf. edend, wird vom Ge⸗
neral-Baß handeln. 93. soı _
Organum decanlum , an weihem Orte davon geham-
delt wird. 296
Orgel / mas fihnicht alles drauf fpielen läfl.-ı30
der Stylus Phantafticus meldet fi da biptoeig
len auch an; 137 : Or;
Regiiter. 539
Örgel-Stimmer und Bauer / die alfertvenigfien
davon verftehen die rechte Temperatur 87.
Orlandus Läflus. n, A. in den Muficalien vor feiner
Zeit wird man finden / daß in einem Quatuor
fehr offt ine Terria angefangen tworden. 109
Ouverture , zu welchem Styi fie gehöre. 129. foll
nicht das Pre haben/ wie der Gegner will;
weil niemand ift der die Lulliſche Art treffen
Fan 221 weil Erlebach todt ift 222. mie
man fie machen müffe, 233
Ouverturen- Irrwiſch 222
= Meder. 223
D Meiſter. 234
Owenus, Joan, deſſen Urtheil vom Kischero, 295
P
Achhelbel,n. p. alle Leute find feine Scholaren
nicht geweſen 16. feine zweyChoͤrichten So-
naten follen das Pra vor gute Ouverturen ha⸗
ben/vixcredo, 221
Pxrneltus, n.p. feine Rand-Gloffe über Dedekindi
Buch. 100 |
Pancirolli, n, A. feine Gedancken von des Guidonis
(als Nahmes-genandten) Invento 280.281
Papa pracedit, wo es im Ut ſtarck hervorraget ? p.488
Partitura, vors Elavier /in 4. Stimmen. 129
= gefchenter Componitten ihre wird ſchon weifen
was gaͤng und gebeift. 187 |
Paffacaglie ‚zu welchem Styl fie gehören. 136
Paffiones, Op, Muſ. zu welchem Style gehören, 133
Pavanen, gehören vordie Ahnen. 1216
Paulina , pflag mit der Kehle zu lantaiſiren. 137
36... Pam
540 Begiſter.
— VER iA TER
Paulus(Biltoricus) hat den Hymnum } Utg:
gedichtet / bey welcher Gelegenheit,
Paulus Apoftolus, ſeine Worte werden von d
ter Chrifto beygeleget. 484. 486. 4:
= . wie der Locus1,.Cor. 2. zu verftehen 4
Pebufch,D. Muſ.ein groſſer Meifter/ unter
| Cammer-Styl. 142
Dedanten /mwerden pedantifch defendirt, 28
edantifirem inficirt. 404
Pedes rhythmici, heiffen mitihrem rechten
w - POT“
SENL NL hen: * —*
— nn we) u
RR —
Bi: Progreflio Arithmetica, 2377 Merden von
1188 ftern abgefchlagen. ibid.
| br | find vom Gegner viermahl faljch E
: Bu in einen $., 237 \ —
J Pflaſter⸗Treter / gehoͤren nicht mit unte
Ball); ebot. 166
PER Phantafticus Stylus defen unzulängliche De
x & Hi Kircheri feufchemExtradt 120, mit n
J ſellſchafft der Gegner ihn gerne in
Fe hätte.ı2s. wofür er gehöre 128 welch
—*
er eigentlich fubaktern ſey 131. hai
bey Thearralifchen Sachen zu thun
dem Symphoniaco unterwuͤrffig 37
Phlegmaticus , wird in einen gufen Oratori
was nach feinen Bumeur finden. 17
Phrynis, ein verdeckter Nahme Pringen
fein Berbrechen gemefen. ız
Phrygius Modus ‚ woher fein Nahme 69. w
Merckmahl 385 No. XIX.
‚Plagalis Tonus, noneft Tonus Transpof
was dazu erfordert wird wenn ma
nen will, 405.388. Woher der I
‘» Dr ws
rn rn N Pi...
win Fr
— u
. —
———- X - .
Regifter. Fa
ae Pe ne a
Plagium , worinn ein Muficalifcheg beftehe. 105
Polnische Tänge / zu welchem Styl fie gehören. 126
Pope Blount , vom Puteano und feinen Meriten. 325
Dofauner / geben alle Klänge rein 93. mas fie bedeu⸗
| tenin Apocal 301
Paoſitiven-Krauer / 166,199. vid,Lüders.
Prxfatio „ ift Feine Muſic. 133 |
Prtorius, Mich, vom Unterfchied derModorum Gra&-
corum mit-den Tonis Ecclehafticis 64, 65
deflelben Rahmens ein andrer.164
Mich, von Verfertigung der Choräle, 206
vom Aretino wie er im Lande herumgezogen.262
vom Pythagora und Ariftoxzeno.37°
Preludes, zu welchem Styl fie infpecie gehören. 128.
in genere 135. aus dem F. ohneb, was davon
su al en. 447. ſq. Ä
Principalis, Modus thut nichts zur Erfändtniß des
minus Principalis. 389 390
Printz n. A. von feinen Neidern v.von feiner Ge-
fehrigfeit 10.behaubtet daß Wiſſenſchafft ohne
Ubung nichts fey 34.feineDefinitio eines guten
Eumponiften 39. von den fügenandten Trans.
pofitionibus 76, was er Dadurch verfiche 78.
feine Explicatio Axiomatis? Alles leichte i
dem ſchweren vorgugiehensg. Was Werck⸗
meifter wieder ihn vorbringef 92. feine Con-
drtiones weiß man zu erfüllen 93. Von Rela- _
tionibusnon harmonicis hatervieln2. Die
Excellentiores aber find ihm „enfwifchet 1 13.
gedencket deg Sty!i Metabolici’139, imprubirt
nicht / wenn man fich eines Inſtruments bey der
Compoſition bedienet 157. will feines eignen
-837 . Lehr⸗
un >
“
— —
542 Regiſter. *—
Lehrmeiſters nicht Fichonen. 167. Von den
4Claſſen darinn er. die Zuhoͤrer £heilet. 175.
nennet rationem in Mulicis eine Gehälffinn
und Mit-Richterin / bene, 176. hat viel in.
— Schrifften gethan 198. und den Miß-
brauch geſtraffet 201. an welchem Ort er de
Proprictatibus Modorum handelt 245. feine
Meynung vom Gamma 272. 273. man darff
den Uhrſprung der Inftrumental-Mufic nicht
aus ihn / nur ans der Bibelhohlen 306.
Nennet die Hiftorie- von des Pythagoras
Schmiede⸗Avanture etwaslügenbafft. 3i1,
ſein Argument daß dieſe Doct. Prop. ſchon zu
Davids Zeiten geweſen ſeyn müffe, ziꝛ. Ge⸗
ſtehet kluͤglich daß Pythagoras nur unter den
Heyden zu erfi die Dodtrinam Proport. aufges
bracht. 313. von wen er’ausgefchrieben 314,
de Modis 403. man muß Refpeöt vor ihm ha⸗
ben 362. nennet die Aretiniſche Voceseine groſſe
Beichwerlichfeit362.recommendirt dieClaves
derer 7. ſind 362. 363. hat entſetzliche Modos
384. will 16. Claves in einer Odtava haben
ası,jein Rath wegen der fogenandten Traus-
- pofitionen nüßet nichts. ibid
Principia der Alten /find theils lange verworfen. 204
Principales Modi 385, 388, 389. minus. Principales,
| 393
Profius, Ambr, tiderfeßt ſich aller Solmifation. 339
Progreffio Geometrica iſt eben das / was numeri fee
&tionales heiſſen. 230
s Arithmeticaiffder rechte Terminus für die pe-
desehythmicos,2u°O ——
— Pro.
®
Regiſter. 0543
Proportiones ‚müffen und mögen auf demMonochor-
do gezeiget werden sı. fie haben aber nicht®
mit den Refolorionibus ;u thun 178. find von
den Extrem.Stimmen zu. verfichen 180, 183
184, vid. Extrem-Stimmen. temperat& g6=
ben den Thonen eineganf andere Form. 73
20. 84. an denGliedmaſſen klingẽ fie nicht. 297
Proportio dupla, quadrupla &c. handeln von Tacten /
und haben mit den Modis nichts zu ſchaffen. 88
Proportion-Lehre / nmmt bey den Vertheydigern der
| Quartz zu Mirg 177. macht noch lange nicht
Muſicam theoreticam 309, muß aller Wahr:
fcheinlichFeit nach viel älter feyn als Pytha-
oras, 312 !
Ptolemzus, ihmift die Temperatura unbekandt ge-
weſen. 40
Puteanus, ein gelehrter Muhicus. 225
- fein Sentiment von dem Invento Aretini 326. ſſ.
Pythagoras und feine Schmiede 308. haben Feine Mu⸗
fic erfunden 309,315, ſieht bey David fehr jung
aus 312, hatden Heyden nur was de Mufica
theoretica weiß gemacht 313, falſche Tefti-
monia son feiner&rfindung.309.316.foll 200,
fahr von Ariftoxeno ein Ariftoxenier gewe⸗
fen ſeyn 317
e alles was von feiner Muſie zu melden / beruhet
auf Hoͤrſagen. 412 -
Ualitas Toni, quid ? go
Quarta,ob fie Con-pder,Diffonantia ift eine höhe
Frage ss. in einem Trio wenigſtens in einem Qua-
tuor
= m TEE —⏑— — ..
: er rennen
ir" SE *
444 Regiſter.
tnor find Secunda Und Quarta zuſammen 160. Die
Quarta will hinauf gehen / wenn der Baß herunter
tritt 172. in der dritten Eröffnung fol -davon gehans
delt werden 174, in favorem Quartx thut die Har-
monica nicht8177. fie wird in Mitteltimmen nicht
angeſehen 183 BE | .
uart-Componift, iſt derjenige / ſo im Singen uner⸗
Quart⸗Thone / ſind bey unſrer Muſie nicht noͤthig 62.
find lauter Flickwerck auf deygclavier; haben aber
ihren Nutzen auf dem Monochordogg "dr...
— Tonus, wegen der Blindheit heutiger Compo-
iteurs; examinatur 443. vid. Hypophrygius, » #
Quatuor, = Tertia, im Schluß von Crugero 107,
No. 1. ohne Tertia. im Anfang/ von Snegaflio’1og,
No,tl, folches zu feßen gibt niemand vor Griffen
aus 145.die perfectæ Confonantiz find nicht genug
- dazuısı es iſt nimmer beffer als wenn mans rein auf
den Elavier heraus bringen Fan 156. wenn dieSe-
cunda drin vorkommt / Fan die Quarta nicht fehlen
169, ein Trio erforderf mehr Kunſt als ein Quatuor
179. ja. fo gar ein Duet 288, bey einem reinen Qua-
tuor wird nie die Secunda noch Nona verdoppelt
190,191, esift daran zweymahl im Orcheftre ges
daͤcht isy. aber man hat nicht weifen wollen wie es
su machen 196. I | Ä
Quinta falfa,mit dem Unter⸗Kuͤchenmeiſter verglichen
257 Ä Ä
Quinten, Roß⸗/Zweymahl zwo / von Monſieur Kirche-
si fagon zu Rom gedruckt. 125 |
RRa-
Kesifter. 545
*
R8* Aſelius de Modis 401
Ratio, eine ——— Richterin / keine Herr⸗
ſcherin 176
Raupach n.p. ein braver gelehrter Organiſt 16
Re ein Gefpenft oder 2 375
Rebellen in der Diufic 36
Recapitulatio der gegenfeltigenBnlcken 284. ſſ.
Rechenberg / n. A. de inept. Cleric, 267
Rechen Meiſter was er mehr denn ein orbinairer
Haußhaͤlter wiffen muß 210, 211
Redsfesven]) heift nicht vermitteln 183. 185
Recitativ, Kirchen: / worin der Alte befichet 132.133,
- wie ein Unterfchied zu machen unter dem muficali-
Bm neuen Kirchen-Recitativ und dem Theatrali.
hen 143. 219. u Idee fo der Gegner davon hat
135. der Griff ’ kommt bäuffig darin vor 173
Redoute, welcher Sl da gebraucht wird 126
Regiſter von Auctoribus de Modis 4013403
Regul / quaſi dicas Riegel. 110. 204
Regul⸗Eoß / muß ein Rechen-Meiſter wiſſen 210.211
Regeln⸗Hencker / wird logigg
Regulæ Muſices überhaupt x
e Compofitionis infpnderheit ”
Reihen⸗Taͤntze / unter welchen Stylfie gehören 126
Reimmann de feculo ienaro Aretini, 265. ſſ.
Reinwald /ſen.ein beruͤhmter praicu in Hamburg
142
Rela-
546 Regiſter.
Relationon harmonica, iſt bey Transpoſitionibus
vermeiden 78. wurde von den Alten unnoͤthiger Wei⸗
fe vermieden 102. 103. de toterabili vel intolerabil
12. de excellentiori 22... 7.08
Renner / Joan. von dem dummen Introducteur des
Utre mi. in Nieder⸗Sachſen 268. 2ßhbß6
Repercuſſio zıı, gehoͤret nicht ad eſſectum Toni
Reſolutio, darinn find bey gewiſſen Fällen dieDINO-
näntien uneing i71.M. hat.nichts mit den Propor-
tion zu thun 178.ſſ..
Richey / Prof. Hamb, feine Vergleichung eines Orche⸗
ſtre 22 — BE 5
Ritornello gu welchem Styl es gehoͤrt 34:
Roggius Nicol,führet z9. Regeln von dersolmiſation
‘an 338. de Modis402 an on
Rubri ü des Orcheftre,verftcht derSolmifator nicht 54.
1 * 285 * Pr 7% v er .
Ruflicaner' fübmittiren ſich 175. müffen mag melis-
matifches haben 176. will das Gehoͤr vergnügen 177
‚Rüdiger D. feine run wärum fieben Thone
280 | 55 | BE
ee Stylus dazu dienet 126 -
Sarabanda , zu welchem Styl fie gehoͤret. 137.
138 | I
Sartorius ‚ ftrafit den Mißbrauch 201. de Modis. 403
Sänger ı unwiſſende laſſen fih mit Transpo-.
fitionibus vexiren 83.erfahrne nicht ſo. ib. koͤn⸗
nen ohne Inftrumente feinen Thon faflen noch
halten ib. brauchen Feiner Temperatur, 87
Sanguineus, findet fein Conto in jedem Dramate das
gut iſt. 177 —
Echaͤf⸗
| Regiſter. 547
Schafferlied/ Madrigale. 122 |
Scala Chromatica ‚wie viel Etuffen. 335. 410
- e Diatona wie viel ?410
Schelhammer / de Audito , 280
Scena, cantaten⸗weiß. 136 |
Schmiede womit fie fich brüften. 314.
Schniledessvarnrure , hincket an beyden Seiten. 314
Schmiedehammer / wozu fie Anlaß gegeben. 291
Schulen / da folte die Mufic fu wie andere Studia ge-
trieben werden 45 |
= erden von dem Gegner veraͤchtlich gehalten.
94 | .
Schulmeifter oder Maͤnner find fehr Hoch zu [hagen.
94
⸗inThuͤringen / da koͤnnen fieSyncopatienesCata-
cynreſticas machen / wie die Rede gehet. 192
e man muß von ihnen was lernen 195. fie nennen
die Thone gantz recht. 381. 395
Schul⸗Staub / ift nicht appetitlich. 46. 94
Sechseckicht wird GOtt gar fündlich vorgeſtellet
auf dem gegenfeitigen Kupffer-Blat. 335
Secunda, die fallende rıı. hat mit der Quarta gleiche
fam eine Alliantz 168. man möchte das Trio
oder Quatuor gerne fehen / da jene ohne dieſe
befindlich. 169. ſie will haben der Baß ſoll weis
chen 172. ift in Mittel-Stimmen nicht als Se-
cunda zunehmen 183. bey ihrer Refolution
darff dic Ober-oder Mittel-Stimme nicht
nothwendig ftille ftehen. 190. ifi ein gemeiner
Burſch / wie ein Laquais, 260
Seelen ı von. n. A, hat Principena Mulicum gefchrie:
ben. ı5
Eenf:
548 Regifter.
Senffel Lutheri Muficalifcher Favorit. 103
Semiditonus, wird als ein Vicarius vorgeſtellet. 256.
Semiditen brauchen wir auf dem Clavier nicht 62
Semitonia Mäjora , find wie Ober-Amt⸗Leute 261 _
= müffen unterfchieden werden/wie 2. Ducaten ei⸗
nes Schlages. 283° | ev
- minora,werden mit Hoff⸗Juden verglichen. 261
Semitonium naturale ift allenthalben in der Octava 59
wie es von hinten in Mofcau ausgefehen 215%
Majus koͤmmt zweymahl in der Odtava vor /
und iftunterfchiedener Hohe 278. da Fünnen
fie mite fund h. c. beffer als mit dem dop⸗
pelten mi fa ausgedruckt werden. 282. 283. ihr
Sitz durch die ſechs Voces iſt ungewiß. 332.
337 trägt nichts nr Difiindion der Plaga-
lium bey, 395
genarius der Glückliche, 277
⸗der Ungluͤckliche 326
Septima ihr Sprung ra. iſt ein wenig entlegener als
die Quartau68. will nicht / daß der Baß weiche
172. in Mittel⸗Stimmen unter ſich komt fie in
Feine Conſideration als Septima 183, unge—
wöhnliche Refolutiones derfelben werden von
ni Bononcini gebilliget. 287 | |
Serenata ‚ zu welchem Stylo fie gehört. 138
Setzen / ift vom verfegen unterjchieden. 77
Sexta , Regel darüber. ex Bernhardi, 148. ı 49,
-« Modi, die anfängtin Polyphonio ıgz, No. II.
Fundamenti,die anfangtin Polyphonio ibid,
No,IV, Modi, die anfängt in’Monophonio
| 152
w
»
Regiſter. 59
i52. No: V. Fundamenti,die im Monophonio
anfängt ibid. No VI, it. 153.154. 288°
Simonius, Rich. ejus jndicium de Kirchero 294 Ü,
gSinfonia, zu welchem Styl ſie gehöret 129 |
Eingen: macht attent, 142 u
= - alles Singen ift feine Mufie 205
' Sing- Ttimmen haben groſſe Veränderung durch
die ſo genannte Transpoſitiones 83 |
Eing-Arienjdarin 4 vorfommt :73-
2
Snegaffiushat imQuatuor ohneTertia angefangen 110
- deModis 401 |
Socrates, dom Wechfel:Singen 300 *
Solo, zu welchem Styl ſie gehoͤren 128
= Canto&Baflo zu machen war vormahls verbo⸗
fen 205 ” ges
Soliloquia. Op. Muf.ıos, zu welchem Styl fie ges
hoͤren 133 |
Solmifatio Aretini , hat viel — p. 88. Sie:
benſylbichte unterfchieden von der ——
thut nichts zur Verfertigung eines Geſanges 206.
ver⸗haſtesWeſen a Pe Amazona 213.man
potiet ihrer nicht 216. ſoll in Ewigkeit verhaſt heiſ⸗
en262, daß ſie eine Tortura wird gegenſeitig ge⸗
ſtanden zer, Stxeit wegen der Solmifation ge oͤrt
uͤr Tyrones 356. Solmifatio bleibt in Tonis fictis
imperfecta 361, eſt Crux tenellorum ingeniorum »
370
Solmifatio im Himmel iſt ein Traum 453 Parentalia
derſelben 319. Solmiſations⸗ Meifter 187, feine
Braut
ee 24
* m Ps; 4 * a *
BE EEE
7 Far ER
— —
— —
egiſter.
zitreffe 319, er iſt ni
550
Braut und M
320
Sonata, zu welchem Si fie gehöre
Sonatina, zu welchem Sthi ſie gehoͤ
Soni radicales ſind ſieben 348 . 349
Sonorum zecidentia,quz ? 253
Special-Negelt int Orch. werden
heiſſen 167.
Species Odtavarum 72.73. 82.4
gehören nicht ad effedtum
jegorica 256. Modorum
Genere unterfchieden we
ur Diftindtion eineg Mo
Speer! Danielfhreibt wieder!
Buchſtaben vor 357 fo
Spielmeifter was mitihm de
gehoͤren nicht unters v
Splittergen ein paar Muſica
Spurii Modi haben unrechte Po
z geben Anlap sur entdeckte
chero 709
Statius Pap} nius, vom Wechſe
d Viſchof derGegrer (ei
pieferPralat nie gedac
e t citirt 9
eickung darüber 9°
>
fchrieben. 302
Stelkonft, muß ein Rechenn
N
—
Digitized by Google
C
Regifter. | 551
Stilo Canonico wird von Broffard nicht mit in
®
Rechnung gebracht 118. Wem er fubaltern
131 gehört gewiſſer maflen mit unter den
Stylum Motedticum 133.ha£ feinen eigenen
Yrtickelverdient, 136 en:
Choraico, wofür er gehört und wie er zu fub-
dividiren 118.139. Wie er vom Stylo Hy-
porcbematico zu unferfcheiden,. 126
Dramatico wieihn Broffard befchreibet 116.
welchem Styl er fubaltern 131. es gehört viel
Dazu. 134.135
Ecclehiaftico,, wie ihn Broffard befchreibt ns.
einer.von den 3. Haupf-Stylis 130, 131 Erz
klaͤhrung deſſelben 132. 133
Fantaftico,nady Broffard Befchreibung. 117.
was der teutſche Kircher davon fagt /20. was
er auff Dem Theatro thue. 135.136
Hyporchematico, nad) Broſſard 117 mie er
vomChoraico zu unterfcheiden, 125. wen
er fubaltern 131.136
Ligato, begreifft nichts als den Choral-Ge-
fang 132. 206. Wen er fubaltern 131. wenn
man ſich feiner bedienet. 134. Fein galant
homme hat mit ihm was zu fehaffen 241. hat
feine Roth. 308
ge ‚ nad) Broffaerd 17. was es ei⸗
gentlich für ein Styl 121. wird auch in den
Kirchen gebraucht 124.131. was vor Sachen
dahin gehüren.n33 diene auch zum Theatre
135, it, in Cammern. 138. |
Metabolico,, läufft mit, 139
No»
552 Regiſter.
—ñ—— —— — — — — ——— Ds
Motectico, ‚nach Broſſards Beſchreibung 116.
nach dem teutſchen Extract Kircheri 119. 120.
was er in der Kirche fuͤr unwuͤrdige Com-
pagnie haben ſoll 124.125. wem er ſubaltern
131, was er fuͤr Sachen begreifſt 133. |
» Sinfoniaconad) Sroffards Beſchreibung r17.
nach den teutſchen Extr. Kircheri 127.
- Erflährungdarüber 128. 129. 134. iſt allen 3:Ge-
neribusStylorum ſubaltern 131. mag er fuͤr
Sachen in der Kirchen begreifft 134 wie er
auff dem Theatro dienet. 135. wie in derCam⸗
mer, 137
Stoltzenberg / Chriſtoph / feine Gloſſe über das Ut
17
Stümper / ſpielen lieber aus den F. als Fis. 89
Struvius ‚ fein Urtheil vom Cafalio wird Kirchero ap.
' plicirt 295 .
Stylus vsd. Stilo , davon Fan mar nicht ad Tonum ar-
gumentiren 74. 114 115. antiquus & mo-
dernus 145 146, wo nicht davon geredet wird
179. gehört nicht ad effectum Toni, 251
Subfemitonia ‚brauchen wir nicht 62. haben auf dem
| Monochordo ihren Nugen / nicht auff dem
| Clavier. ss |
Subjedta , Stuͤcke vor die Viola di Gamba, 128
Supplementum des Orch, was darauff geantwortet
wird 233.1 - Br
Suites ‚unter welchen Styl fie gehören. 129
Syberianer haben wirnicht zu Aubörern. 175
Syllabifatio. 368 F
Symphonia, mas es bedeute. 129
Symphoniacus Stylus, 774, Stilo,
| ei Sym*
Dez
MR Regifter. 553
Symphoniæ Ars was Merfennus gutes davon vor⸗
bringt 197
Symphonismus Cælorum, eine erbauliche Lehre 298,
Syncopatio bey der Nona 189.190.
⸗ Catachreſtica, koͤnnen die Schulmeiſter in Thuͤ⸗ |
ringen machen 192. «195. No, XIV. XV.
XVL XVIL,Xvil, {
Syftema Compofitionis modern didadtieum defide-.
ratur 198
Syftema Novum Modorum Muficorum 418, 419,No.
XXII.
Syzygia, wird zum Behueff der Quartæ mal à propos
angeführet 182 .
SAbelle des Gegners vum armen Sünder ırz
Ta&, die rechte Seele der Mufic 396» 397
Tambour, fol bezahlet werden 155
Tandı im Ut, die Menge 286
Sann- Arten: nicht zu fangen 137. 138
aͤntze / Teutſche / Poilniſche / Engliſche / Reihen⸗Ehren⸗
Country-Zänße/ wohin ſie gehören 126. 127. groſſe
Theatraliſche zu welchem Styl fie zu rechnen 136.
Bettel⸗Tantz im Ur 338 |
Tantz⸗Meiſter / fhlagen einen Anlauff ab 231
= Bunft Termini die dazugehören 231
TeDeum, Schluß und Preludium darauf 254. erfuüͤllet
den Ambitum nicht 398, ift Feine Lob-Melodie 443.
444 |
Temperament / nach der Zuhörer ihrem muß eine -
Mufic eingerichtet werden 176. 177
Aa rTem⸗
4 Regifter.
Tem peratura, yerfieht der Erfurter nicht 76.286. wann
es dran fehlt tauget Feine Transpofitio 77. dadurch
wird ein jeder Thon brauchbahr 79. 80. Yieide
Hardt / bat die beftegefehrieben 85. Blaß- und
Streich » Fnftrumente brauchen Feine 87. wer fie
nicht verſteht / Terne fie 92. unfere Vorfahren haben
fie unrichtig gehabt 160, fie hilfft aus 452. wie fie be⸗
fchaffen ſeyn muß ibid. |
Tempo, von Taͤntzen / macht Feine Taͤntze 138
Termini technici, was fie für Bedeutung haben) wirb
nurim Orch.docirt 196, 197 |
Terpander. hat eine Saite gn viel aufgezogen ꝛ
Tertia, wird von den Alten in Bielftimmigen Sachen
ausgelaffen/im Schluß 107. No. 1. im Anfang 109,
170. Ne,11 fie muß aber nothwendig da feyn 153.
154. major, Doppeltejverdecfte/wie fie choquire 161,
wie ſie gemartert werde 436 —
Tetraphonium in Stylo Phantaſtico 128. 129.
Tetrachorda, wer ſie aus dem Grunde beſchrieben 346
wie ſie eingetheilet 364. 365.
Theatraliſcher Styl / unterſchieden von Kirchen⸗ und
Cammer-Stylus. 203. iſt einer der drey Haupt⸗
Style 130. welche Style ihm ſubaltern find 131,
hält viel ſchoͤnes in ſich 134. 135. fein Charactere 140.
vid Stilo, |
Theatrum, hat nicht lauter uͤppiges 445
Theatricus id, quod Hyporchematicus 126
Theile / n. A, deſſen Approbation deg Orcheſtre 16
Thema einer Aria 195. No. XVIII.
. =» wæeenn es ſich in einer Fuge nicht genau willimi-
ciren lajlen/mas denn draus wird zı1. 212,
Fheoeritus vom Wechfel-Singen 303 *
| —— eo ·
. Regifter. . 555
Theoria, ift den Hauslenten verborgen 34. der Gegner
mag wohl das feine drin gethan haben 198. iſt nicht
tota Mulica 309, 313. |
bone: oder Modi, find vier und zwantzig und haben
nichts zu viel 88. gebräuchliche Tonnen nicht neu
heiflen 75. ihr Rang 249. wie ber alten Raifonne-
mens deson zu verſtehen / ift viel aefrnget 240, wie
unfere aber zu nehmen a41, eine Gleichfoͤrmigkeit
kan nicht darüber pretendirt werben 243. daß deren
6. ſind wird mit ſechs elenden Argumenten gegenſei⸗
tig vorgegeben 276, warum nur 7. natürliche, oder
foni radicales280, vid, plura, fub Titulo: Modus,
alle Thone find eigentlich natürlich 431. die Wir⸗
ung von etlichen ift ung noch nicht bekandt 452.
Tieffe und Soͤhe I machen groffen Unterſchied 73. 90-
Till, Salomon von / vom Wechſel⸗Singen 302; ſchret⸗
bet dem Pythagoras die Erfindung ben Harmonie
mit Unrecht su 309. gefteht Daß Puteanus eine leich⸗
tere Mannier su fingen eingeführt habe als Guidg
325 en —
— Milefius zog mehr Saiten auf als gewoͤhn⸗
ih war ı2 \
Toccata, zu welchem Stylfie gehoͤrt 128
Tocſin, wer es gegeben 165 |
Tonus, ein prætendirter Competente 211, &q. major,
gie vielmahler in der Octava 277. minor. ibid,
vid. Thone / Modus, | ne
Tonus Octavus, nach der Italiaͤniſchen Ordnung 73
- ToniEcclehattici , find anders befchaffen als Modi
Græci 64, haben inzwiſchen eine Verwandſchafft
mit derfelben 65.132 Moderni 74, Tonus fictus
non datur 442 | _.
Aa 2 Tran«
556 Regiſter.
Tranſeat iſt ein maͤchtiges Ding 229.
Transpoſitio, wie fie muͤſſe verſtanden werden 76. 73.
warum fie in gewiſſem Verſtande von rechtſchaffenen
Muſicis — wird 90. es muͤſſen darin Feine
Schrancken gefeßt werden 92. —
Treiber: 4.41. iſt nicht bey dem Eſel geweſen 44. 231
O0. |
49 .
Trias, macht in den Tonis groffen Unterfchied 73. man
Fan fie * haben 37. iſt kein Glaubens-Articul
7 4851. ſſ. x
» follineinem Trio, vielmehr in einem Quatuor
ſeyn 107. 195. —
⸗gehoͤrt nicht ad eflectum fondern ad eſſentiam
Toniası. iſt das rechte coͤrperliche Weſen al:
ler Muſicaliſchen Stuͤcke 396. 397. ohne dies
felbeiift Fein Modus zu erkennen 395.396.
anarmonica 168, ſq. | I
— Arillo man einen Vorſchlag 193. wird weggelaſſen
oT J
‚Trio, welche mitsen in einem Stuͤcke vorkommen / wie
fie von andern zu unterfchieden 83. da bey der Se-
cunda die Quarta nicht ift / möchte man gerne fehen
169, es gibt noch Trio in der Welt 179. es twird dar⸗
an im Orcheftre gedacht 195.196. erfordert mehr
Kunſt als ein Quatuor 288
Triphonium, mit ein paar Roß » Duinten son Monf,
Kischer, 125. in Stylo Phantaflico, 128, 129
Tritonus, ein Bretteur 259
V.
—B———— der Muſic / woher? 46
Vermitteln / heiſt nicht rectificiren. 182 *
— au
4
IBAN L...
> Kegifter. | $57
nn — — — —
⸗ Fan man von keiner Ober⸗oder Unter⸗Stimme
fagen. 185 | .
Verum-Modum a fidto diflinguere, ift ein, fingirtes
tes Weſen und hat die Unmiffenheis zur Mut
fer, 386. 387 | | |
Detter ın. A. fhreibt sin Choral⸗Buch. 208
Übralte Regeln marum man fie behalten muͤſſe 143.
" 144. Uhralte/ was für Leute, 411
Diereckter Componiſt / Fan ſich in alten Autorikus,
umſehen. 197 Ä
Vilanella, zu welchem Styl fiegehöre.n4 *-
Vicla di Gamba, Sachen dafür 128.137. 225. Ricerca-
te darauff. 228 a
Diolen die Feine Bände haben! geben alle Klänge
er an. 93. machen die lärcfefte Symphonie,
1b10.
Violino, Sachen dafür / wohin fie gehoͤren. 137
Virgilius, vom Wechfel-Singen. 303 |
Virtuofo der brauchbahre / Opus Muf. edend. sox
Vitæ Muficorum, defiderantur, Dedicat. 198
Undecima ifteineerhühete Quarta. 189
Unerfahrenheit der erſten Muficorum, 79, 386
Unifonus, was er nicht ſey wird im Ur gelehret. 54,
ss. ift Fein iotervallum. 138 m
s Defolatus, warum feiner nicht gedacht wird,
5 >
Unterſchied / zwiſchen Kirchen-Theatral und Cam⸗
mer⸗Muſie / worinn er beſtehe. 140, 143
Urbaner / geben aus Hoͤfflichkeit nach.i75. 177
Hu: Ir
558 Regiſter.
— 7
Vocal-Stimmen/daßder Satz 4 offt
2
komme 173. No.X, man redet i
davon 179. es kommt darinn R
me , Die der Gegner nicht paßi
| offt vor 186, 297
Vocales ‚ fieben der Griechen / wozu fie
Voſſius vom Wechfel-Singen. 303
Br-Schreiber / thut dem Orcheftre
wiederleget fich felbft 336. wird
zahlt. 238
Ut, ein Buttermilchs-Tractat 238
Ut,remi, hat feinen Uhrfprung vom
Iberglauben 322. ſq. wird mit
Schrifft verfehen. 376
Vulpius, Melchior de Modis, 390
i
1
ni
#
“EL; j
vr
—9
4
— M—
4,
. i
4 4
# 4
|
A . dienet haben. 347
J Voces, was es vor Wunder⸗Thiere gew
1 6, wird derSemitonien-Siß iii
Br von den Egyptern zu erft erfunt
J die Griechen dazu gebraucht, il
es: » Aretini feine haben groſſe Schwie
IE müffen ihrer 7. ſeyn. 353
0 HE) Ei | Voluntaryesein gefchickter Nahme fü
N et 227
ae Dorraths-Cammer / Raifonnement
J Be 229
——
u TORRENT
5 sun - pe
m er FE FF * E J
— F — u ——
— FR Be
rn ae
BZ >
Bi
4 us
nn el
Regifter. 553
w
— p. ſeine Meynung von dem Orche-
re. 17
Walther / n.p. hat gewiſſe gute Relationes vermie⸗
den 102.103, feine Gedancken von den Kirchen⸗
" Gefängen. 206
Wechſel-Singen / iſt gar was altes. 302
Weder} alle habeflnicht bey ihm gelernet. 106
Wencsslaus Philomathes hat unbrauchbahre Kegeln
gefchrieben. 102 |
Werckmeiſter / hat S teffani verteutfchet und wird
- falfch citirt 40. man kennet feine Schrifften 53.
feine Meinung von den Subfemitoniis 62, 85.
er weiſet auff Matthæi sg. hat ſich Anfangs
einer ungleichen Temperatur bedienen wollen
86. feine Gedancken von den ſogenandten
Transpolitionibus ‚ oder fremden Thonen 90,
92. wegen der Zänderey und Misgünft 95,
von den Manieren in der Muſic. 98. von dem
Genere Diatono ‚daß folches die. alten nicht
aerne überfchreiten wollen 103. durch ihn und
Neidthardten ift der unrichtigen Stimmung
adgeholffen 160. fein Hodegus wird recom-
mendirt 362, in feiner Harmonologia hat er
viel gethan. 139. in Cribro Mufico den Mig-
brauch geftraffet. 201. will/ daß man mit zween
Modis, quoad genus, ausfommen fünne, 248.
ine Anmerckung über dag TeDeum, 245.
m werden gegenfeitig des Herrn Steffani
Worte zugefchrieben 300. was der Tert oder
Zufag im Steffaniſchen Send⸗Schreiben I
| 7. Vo⸗
A
an
|
” x
J
ga
750
\ —*46
*
Ar
4
J
J “
ES
57
u
2
—
7. Bogen w Fan der Erfurt
den. 302. Die Paradoxa vot
geben ärgerliche Inventiones
den vornehmfien Modis 387 x
Vocibüs mitzu ®rabefinge:
timens vom Aretino 363. 36,
mifation eine Torfur und
364. eine groffe Blindheitg6s
ces ibid. Verwirrung und C
dafür man einen Abjchen f
ein Unheil ibid. Guidonifche
fein Ausſpruch zum Vorthei
und Buchſtaben 367. warnet
ae erwirrung 367.369
Unfug 3 68
Werth Jacques de, vermeidet |
103
Wicguefort ein Hiftorgen aus ihm /
Herren Introdudteurs Mi
216 |
Wiegen⸗Lied wird vor überflüßige
gegeben. 305
Wohl⸗Laut / die Ober-Stimme fi
bey als der Baß. 186.
Wolff n. A. wegen des Pythagori
macht fein Negifter-Schreib:
314.
—ſc An
Regiſter. 561
Z.
Ahlen /inftruiren nur / decidiren aber nichts.
52.176 |
Zummer » Länge, ju welchem Styl fie gehören,
120,
Zuhörer! was Kircherus davon vorbringet, 167.
wid, Auditores,
Zarlinus, de Modis 483. hat Sealam verbeffern wol⸗
EN
= bif auf feine Zeit / da der vierdte Periodus an⸗
gehet / hat es ſchlecht ausgefehen. 413
s moben er fein Licht angezundel. 414
Zeiten m ſſen nicht confundirt werden. 370. 410,
| man muß fi) darinn ſchicken. 416. 418. find
nicht böfer als vor Alters. 417
ns ETC, >
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Errata.
‚Dedie. & p, 4r0, Heinichen lieg .
p. 16, lin. 4. allergenchmfte/
59. & alibi Author
59. lin. 16. anzuwenden _
82, Jin. 18. fcy
139. lin. 13. Carneval
160. lin, zı. Neidthardt
170. lin 13, vornehmlich
177. lin. 19, Lehrer
194. lin, ı3 Catechreflicam
200. lin 21. Wiederlegers
273. lin, zz. de fquelles
288. lin. ult. Buͤchieins
309. in notis queignes
320, lin, 16, il
3721,35; 34 =
380.lin y. den
ibid. lin. 1z. wichtige
399. lin.aer,. den
402. lin, 3. Beuchufius
407, lin. 7, Somitonia
419. lin. 22. recu
411, lin, penult. fa
447. No.XXIV
471, lin, 18 injoy
477, lin.5, Propofitiones
434, lin, ult, vag
al
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