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Full text of "Das Beschützte Orchestre, oder desselben Zweyte Eröffnung : Worinn Nicht nur einem würcklichen galant-homme ... sondern auch manchem Musico selbst die alleraufrichtigste und deutlichste Vorstellung musicalischer Wissenschaften ... ertheilet ..."

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Bayer. Staatsbibliothek 


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oder deſſelben 


Zweyie Eroͤffnung / 


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| Worinn 


it nur einem wuͤrckli⸗ 


alant-homme, der eben fein 


Path ons Verwandter / "fondern auch man⸗ 
Mufico felbft die — — und deutlich⸗ 
ſie Vorſtellung muficali Wiſſenſchafften / wie ſich 
dieſelbe vom Schulſtaub tuͤchtig geſaͤubert / eigentlich 
and wahrhafftig verhalten / ertheilet; aller wiedrigen 
e ar! und gedungenen Ynfbürdung aber völliger 
nd truckener Befcheid gegeben ; fo dann endlich 
des lange verbannet geweſenen 


Ut Mi Sol 
Re Fa La 


TJodte (or) Hruſica 


Unter anſehnlicher Begleitung der zwoͤlff Grie⸗ 
| , Hten Modorum , als ehrbahrer Verwandten und Trauer⸗ 
Een zu Grabe gebracht und mit einem Monument, 
aur ewigen — beehret wird 


MATTHESON. 


E MBURGI finden i im Dom / im Schilleriſchen 
| Buchladen / 1717 


— — — — 
2 ' 









REGIA 
MONACENSIS| 





gr. 


Sonnef 
Auff das Titel- Kupffer. 
Echs Sylben / die vorlaͤngſt Durchs 
ABC verdrungen / 

Sind hier / mit Sang und Klang / 
ing finſtre Grad gelegt. 
u Ihr Valer / den der ——â— 
chlungen / 
Hat faſt ſechs — Jahr —* Welt Ver⸗ 

druß erregt. 

Es mar die ſechſte Zahl / die ihn dazu bewegt / 
Da alle Menſchen ſonſt mit ſteben Noten 


| Doch / weil ihm diefer Es in lange Zeit ge» 

Iſt auf der — On ig Bildniß hier 
Sol nun beydiefer Graf ih Fein Geſpenſt 
So komm . nicht / eur Freund mit A 

Soll aber nochein Dienft den Knochen Luft 
| Soo feuffß ein Write ut re mi fa 
Inzwiſchen hoffe nur Be. frötiche Wieder⸗ 
Weil ſolche Todten Napa Einf aufers 


( 2 Den 





u nen? / 
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u den © 
a ——— 
2u668 elahrten, Hoch⸗Anſehn N 
ET ERÄN, 


Seren Eapell-Meiftern/ 
Directoribus Mufices Welt⸗ und 
- weit-berühmten teutfchen 
Melothetis, 


Men. George Bertouch / 
Koͤnigl. Dänifchen Dbriften von der Cavalle - 
zie, General « Adjutant des Durchl. Hergoas von 

Wuͤrtemberg, und Haupt der RER | 


Academie zu Mechelu. | 
| 


Herrn gebannt Kofeph 
4 


ſchen Majeſt. Ober⸗Capellmeiſter. 


Herrn Johann David 
Heinchen / 


= Könial, Pohiniſchen und Chur Saͤch⸗ 
Aloe Eopellmeifter. 





Koͤnigl. nniſche 
Thur⸗Braunſchweig⸗ Luͤneburgiſchen 
Capell | 


Biere Beinhard Keiſer / 
Hoch⸗Fuͤrſtl. Mecklenburgiſchen 
Capellmeiſter. 


werrn Fohann Whilip 


Frieger / 
Hoch ⸗Fuͤrſtl. Weiſſenfelßiſchen 
Capellmeiſter. 
Herrn Fohann Frieger / 


Directori chori Muſici zu Zittau. 


Bern Bohann Wuhnau / 
Directori Mufices zu Leipzig. 


ER 444 2 
Herrn Lhriſtian Bitter) 
EEhmahligen Chur⸗Saͤchſiſchen Vice- 
Eapellmeiſter ı nachmahls Königl. Schwe⸗ 
difchen wuͤrcklichem Capellmeiſter. 
N3’ Herrn 


— 











Bern Fohann Bhri- 
ſtoph Bhmidt/ 


Koͤnigl. be und Chur: ‚Sid‘ 


fifhem Eapellmeifter. 


Ben. Auguſtin Gtricker / 


Hoch⸗ —— — Koͤthenſchen 


x Senn ann 





ine um —* am 


Ferrn Fohann Sheile / 
„FEUER — und Herren 


— 





Meinen ſonders Hochgecheten 


Herrn und erwehlten Arbi-. 
trıs. 


Br 


Wohl⸗Gebohrner / Hoch⸗Edle / 
Hoch⸗und Wohl⸗Gelahrte/ 
Hoch⸗Anſehnliche Herren! 


- 






—FNFe Zucchrifften bedeuten 
a. 8 dasjenige bey den Buͤ— 
2) 7 R chern/ was einiger mafle 
SI die Bäffe ben den Schif 
I ken find. Jedoch / wie diefe 
Paͤſſe Fein Schiff vom Sturm und 
Ungewitter / vielweniger vom Schiff: 
bruch gar / befreyen koͤnnen / ſo hindert 
auch der hoͤchſte und hochwuͤrdigſte 
Mœcenatiſche Nahme keines weges / 
daß das allerbeſte Buch nicht die Klip⸗ 
pen des Neides / des Vor⸗Urtheüs 
und der Tadelſucht / dann und wann 
berühre ; Einfchlecht verſehenes aber/ 
gleich einem unbepechten / übel gezim: 
merten / rett- und maftlofen Schiffe] 
das ſich ohne Compaß und Ancker da- 
hin wagt / gemeiniglich gang undgar 
indem — — / feiner 
| X 4 eigenen 


eigenen taumelnden Unwiſſen- und 
Fhorheit wohlverdienter maſſen zu 
Grunde gebe. 
Was meines unbefegelten Gegners 
Einbildung und grundloſe Hoffnung 
von feinem ſelbſt geſtempelten Paß ge⸗ 
weſen / habe die Muͤhe zu erforſchen 
nicht genommen / wiewohl er damit / 
der Rede nach / auch im Brunnen ge⸗ 
fallen ſeyn ſoll; Von dieſem meinen 
gegenwaͤrtigen vermuhte ich nichts 
anders noch hoͤhers / als bloß ein ſiche⸗ 
res Geleite wider die auffs neue her⸗ 
umſchwermende Aretiniſche See—⸗ 
Raͤuber; Auff Wetter und Wind ſey 


— 


es gewagt; Die Premien lauffen gar 
hoch / ich mag nichts verſichern laſſen. 
Das Erſte nun / Hochanſehnliche 
Herren / ſoich bitten will / iſt daß Ew⸗ 
MWohlgeb. u. Hoch⸗ Edl. ſich die Al⸗ 
Bez Ordnung / ſo hier / um allen 
eſorglichen Rang: Difput zu vermei⸗ 
den/beyöffentlicher Anführung Dero 
Ho hberühnten Rahmen / gehalten - 


® 


. worden; gütigft wollen gefallen laſſen. 
\ ze . Das 


— or - 
2 “ 
1* 


Das Andere / ſo ich vorzutragen ha⸗ 
be / moͤchte einer Schmeicheley etwas 
aͤhnlich ſehen / weñ ich nicht von Grund 
der Seelen verſichern koͤnte / daß ichs 
wahrhafftigfomenne/ nemlich: Daß 
mir mit dieſer Zuſchri tin Hoffnung 
einer günftigen und billigen Auff- 
nahm) mehr weiß)als ob ich meine Ar- 
heit eben fo vielen Königen zugeeignet 


hätte. 
Das Drittebeftehet dgrinn / daß ich 
den fünffen unter Ew. Hoch⸗ Edl./ 
die mir ihre Curricula Vtæ wuͤrcklich 
eingeſandt / oder doch bald ſenden wer—⸗ 
den | biemit vors erſte oͤffentlichen 
und vielen Danck abſtatte / anbey die 
übrigen /auch die hier etwan nicht be⸗ 
nandte / doch wohlberuͤhmte und De 
kandte ſtattliche Virtuofen inſtaͤn— 
digſt erſuchet haben wil / zur Befoͤrde⸗ 
"rung Muñcaliſcher Ehren und mei— 
nes / unter andern / vorhabenden Wer⸗ 
ckes / das ihrige großgünftig zu con- 
- tribuiren, Her Titel davon doͤrffte 
ungefehr ſo ausfallen: 
RC Die 


Ten zu errichtende 


Muſicaliſche 
Ehren-Vforte/ 


aran 
Der beruͤhmteſten Teutſchen / theils 
vor mehr als hundert Jahren / theils annoch 
blühenden Kayſerlichen / Königlichen / Chur⸗ 
und Fuͤrſtlichen / wie auch verſchiedener 
Reichs⸗und Handel Suaͤdte / Hoch⸗ 
anſehnlicher / vortrefflicher 


Herren Vapell⸗Meiſter / 
Directorum, Intendanten, Com- 
poniften und anderer hervor 
tragenden Virtuofen 
Wohlgefuͤhrtes Leben ruͤhmli⸗ 
che und loͤbliche Verrichtungen / ſchoͤne 
Studia, groſſe Dignitaͤten und Einkommen / 
(als ein zur gelehrten —— vor allen Dingen gehö=" 
riger bißher aber ermangelnder Sheil)der ——“ 
zum Unterricht und zur Tugend-Folge / der heutigen 
aber zur Auffmunterung und Anfriſchung in beſon⸗ 
‚dern Glantze zu erblicken ehnn 
werden / zc. | 








Dat 


Das vierdte und lehtelaber wichtig: 
ſte Stück meines Anliegens / Hoch: 
snfebnliche Herren / iit/ da Ew. 
Woblgeb, u. Hoch⸗Edl. / als vol- 
fenfornene und unverwerffliche Judi- 
ces competentes,mir ein gang unpar⸗ 
theyiſches freyes und auffrichtigeg Ur⸗ 
theil uͤberden meinem Orchefte un- 
verfchuldeter Weife/erregte Streit an 
gedeyenlaffen/was mir etwan menfch- 
liches wiederfahre / zum beften kehren / 
uñ fich.verfichert halten wollen / daß ich 
mit allem Refpedt, fo weit derſelbe er- 
fodert wird /unauffbörlich verharre 


Wohl⸗Gebohrner / Hoch⸗Edie / 
Hoch⸗und Wohl ⸗Gelahrte / 
Hoch⸗Anſehnliche Herren 


Kr Ew. Wohlgeb.u. Hoch Edl. 


Geſchrieben in Hamburg / 
Den a1, Febr. nud edirt | 
ihr nn -- Dienſtw. Diener 
J. MATTHESON, 
... „Secr. du Min Brit. & Vicaire 
au Chapitre d’Hamb, 


J 





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N: On, MATTHESON, veft — 
tu mes donc pluscontent 
De charmer les eſprits, d enchan- 
ter nos.oreilles, 
De rendre fous tes mains un Clavegin 
parlant, 
L’on te voit entafler merveilles für 
merveilles: 
Ce. que. jusqu’ à prelent ona crü im- 
polſſible 
Ne lef plus; ton efprit nous rend un 
Tonvifible, 
Nous ——— un concert, nous oyons 
par nos yeux, 
En Hfänt tes ecrits, un chant melodieux: 
Ton lecteur &tonne s’ecrie à ce ſpe- 
ctacle 
Miracle ' mais je ſcai un bien plusgrand 
miracle: 
| je — que ce talent , du monde tant 
vanté = 
Ef de I Auteur ie la moindre qm 
— ite, 


| - BH BROCKES, 
Da ET Ere 207 Ze Pe J. uL. 
Ver⸗ 





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YzErwänfätes Ut Re Mi! Berdammtes Fa 
— Sol La—! .— 
Da dich von ferne nur das Titul-Blat ließ blicken / 
So war ich ſchon voll Furcht / der Cantor waͤre da 
Voll Unbarmhertzigkeit / und gerbte mir den Ruͤcken. 

ch dencke wohl daran / wie er mich abgeblaut / 

ich nicht fo geſchickt / wie er / zum fafoliren ; 

aß mir die Stunde noch er deinem Nahmen 
a graut / 
zittre / wenn ich dich ſoll hoͤren muſiciren. 
Ich liebe die Muſie / und babe taufendmahl 
hr meine Poeſie zu Dienften überlaflen ; 
Doch deine Tyranney war meine Hertzens-Quaal / 
Daß ich Die edle Kunſt faſt drüber muͤſte haſſen. 
+ kanderwelſches Zeug: Ut re mi fa fol la} 
ie feltfam muſte fi mein Kopf darbey geberden ! 
Ja / da ichs itzt genennt / ift mir das Speyen nah] 
Und will mir gran und gelb vor meinen Augen wer⸗ 


| DER. 

Was brauchte ihm viel? Wer war dein Vater 

.. — Aretin? Be 
Ein Atheifl. Und fo wird alle Welt ihn nennen, 
Ein böfer Vater Fan nicht gute Kinder zichn / 
Und Arheiften find mit Feuer zu verbrennen. 
—— 2 gear nur ins Feuer mit dir nein! 
Du Atheiſten⸗Brut! Du biſt nicht werth / zu leben. 
WIN irgend jemand noch dein Abvocate feyn ? 
Dem ſoll man was ans ” zum Recompence ge: 

R en. 


er 





Das 


Das erſte von dem Ba, dns andere von dem SOL 


Das erfte von dem Ut. Aus diefen drey Buch— 
aben. nk 
Wird ein Frantzoͤſiſch —* ru ſchickt ſich frefi- 
ich wo — 

Daß ers vor ſeine Muͤh iu Bohne möge haben. 


_Menippus,* 


pe 


. Wer Menippus fey / iſt aus des Herrn Philan⸗ 


ders von der Linde Gedichten ſchon vie⸗ 
len bekandt. 


20 RR 


Oil ärifers Geiſt ſich auffer Beifern zeigen] 
Will Hendels Kunft in mehr als Sendeln 
| ſteigen / J 

s Wann Matthefor nur Wunder componirt5 
Muß Ohr und Hertz in Luft entzücket ſtehen / 
Muß Orpheus ſelbſt noch in die Schule Sehen 
- Wann Marrhefon die Saiten zaubernd rührt; 
Sp muß auch hier alyprus noch lernen] 
Und Arerra fi) nur verftumme entfernen] 

ann Marshefon die weiſe Feder fuͤhrtt. 


Dom Ruhm wurdigtten Heirn Verfaſſer 


zu ſchuldigen Ehren 


M. Richey. P. p, 


Da 


EU PZ 
>. Er 


“KR. R#% 
* * 
2} jede Wiſſenſchafft igt immer höher fieigt / 
So hat — * ES den Gipffel fafter- 
Doch / wovon biß hieber abe Meifter ſchweigen / 
Kan Er nur / Werther ge A in Seinen Schrifſten 
zetge 

Damit beweiſet Er / zu Trotz dem Neides-Zahn, 

Daß Er in dieſer — wi mehr denn fie ge- 

- Selb meine Muſe fan aim Häßmlid Zengniß ge- 


Wie Er fo Fünftlich weiß * Worte zu beleben ; 
Der Hoͤrer Herg * on wird wunderbaßr 


Wenn Er in Samburgs Dam ein neues Stuͤck 


GOtt friſte Seine Zeit und ee Geiſtes Stärder 
So dandt die — 5 Ihm vor viel gelehrte 


Applaudebat 


J. G. Glauche, 
Ss. Theol, Cult. 


Br | 
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um. MIFA SOL LA iſt Faser ſchon langſi ver⸗ 
Allein / man hat noch nie an ihre Leich gedacht: | 


Daß nun kein Menſchen⸗Kind et Sie wuͤrd' ae 


geſtecke 
Hut ati m MATTRESON Sie er zur — ge⸗ 
| gebracht. J 


Ihr Mufen / die bereits das Klagen ER 


Konmmt / ſehet dann nun * den Leichen⸗Comi⸗ 


Und ſchaut das Monument, d damit man Sie ber 
& lobt die ———— — Trauer⸗ 


So hat die MUSICA, was ſterblich abgeleget; 
Der Staub verweſet hier nur unter dieſem Stein: 
Sie aber lebt verflärt/ und wird nun unbeweget / 
Nebft — — hinfort unſterblich 
eyn! 


Jo. Joach, Neudorf. 


e “- Funus J 
Egregie fa&tum landet vicinia ⸗· w 
 Horal, 


Ad 


—— nn nn nn 


KR 

—& * 

J Ad 
Dominum Auctorem. 


MO wahrer Tugend⸗ Glantz beſtaͤnd'ge 
Wohnung haͤlt / 
Darff keineLaſter⸗Brut die Herrſchaft auf ſich nehmen; 
Pein/nein/fie muß ſich bald zu ihrem Fall bequemen, 
Sp offt die Tugend nur erſcheint im Sieges⸗Feld. 


Wer dann den rechten Dead + Mufie treulich 
ie 


Kan andern Tugenden dadurch die Bahne brechen / 
Und fo mit leichter Müh / als ſonſt die Lafter ſchwaͤ⸗ 


Ä | chen / 
Dap jede Neigung ſich der Einigkeit ergiebt. 


Kein —5— Laſter bleibt allein an ſeinem Ort / 
Es kommen bald darauf noch mehr und mehr zuſam⸗ 
| | men; 
Hergegen die Mufic mit ihren Tugend-Tlammen 
Zieht andre Tugenden auch Teichtlich mit fich fort. 


Was hiezu noͤthig ift anKunft und Wiſſenſchafft / 
Was hierin die Vernunfft und die A Hd May 
Hat Erı Hochwehrter Freund / ob gleich die Neider 
tn oben] | 
In dieſem Werck' erzeigt mit ungemeinerKrafft. 


Hat jemand ſich vielleicht denUmweg ſchon erwehlt/ 
Und ſchmertz't ihn / daß er nicht den ode — 
men. 


Der 


Der findet Mittel hier zu ſeinem Zweck zu kommen / 
Er ſieht das weggebannt / was ihn zuvor gequält, 


Vergebens iſt demnach der Tadler ihr Bemuͤhn; 
Denn ihr erbaͤrmlich Zeug iſt laͤngſten fchon verdorbẽ/ 
Utre mifa fol la vor hundert Jahr geſtorben / 

Selbſt Endors Here Fans — dem Grabe 

ziehn. 


Dieſes ſetzte dem Herrn Auetori / 
ſeinem hochgeſchaͤtzten Freun⸗ 
—* zn Ehren / ſein ergebenſter 

ner 


Chriſtoph Raupach. 


Organiſt der Haupt⸗Kirchen zu 
st. s —* — 





| Innhalt 
Des 


Beſchuͤtzten Orcheſtre. 
WVor⸗Spiel. > Pp.t 
Erſtes Stuͤck. 
PARS DIMICATORIA. 
= Dir 
Brfireit-und Behauptung derje⸗ 
nigen Bollwercke / auff welche der Pob 
trons⸗Angriff eigentlich ge» 
rrichtet geweſen. 
Cap: I, Von der Sriung Fr 
Cap. II. Befhüsung des erften Theils 
im Orch.Pars defignatoria 


| genandt. ⸗ 50 
Cap. III. Beſchuͤtzung des andern Theils 
im Orch. Pars compofitoria 
| genandt; und zwar ſo viel deffen 
erftes Hauptſtuͤck bereifft, 08 
Cap. IV. Beſchuͤtzung des andern und 
dritten Haupiſtuͤcks des an: 
| dern Theilsim Orch, 145 
Cap. V. Beſchuͤtzung des vierdten Ca⸗ 
pitels im andern Theil Des 
Orch, 


- 
“ 


2 


202 
Cap. 


Cap. VI. Defhügung des dritten Theils 
Pars Judieatoria 
genandt⸗ 234 


- Stoifißen-Spiel, 356 
Cap. VII Von Aretino, dem Mönche, 26x 
Zweytes Stüdf. 


PARS PROFLIGATORIA, 


Zerſtreuung und gäntzliche Nie⸗ 
derlage derjenigen Beſtiner die das 
Orcheſtre vermeintlich haben 
überrumpeln ſollen. 
Cap. I, Bon den dreyen erſten Ledtio- 
nibus Partis informatoriz: 
im Büchlein Ur. — 
Lectio 1. Von der Engel⸗Muſic. — 
m Bon Adams und Jubals⸗ | 
| Mulic., 304 
Il. Vom Pythagora. 308 
Cap- II. Von der Guidonifcyen Sol- 
wiſation und derfelben Pa- 


. ‚rentaliis.. 319 
Cap. III. Vom alten Gebrauch der Grie⸗ 
chifchen Modorum. 377 
Cap. IV. Dom neuen Gebrauch der Mo- 
dorum. 498 
Cap. V. Don dem geträumten Ur re 
mi &c.im Himmel. 453 


Nach Be 498 


Madrigal. * 


Uhaſt / mein MATTHESON! | 
Schon allbereit durch dein Orchefpre 
Und Compofition | 
Der Elugen Welt dich höchft beliebt gemachts 
Drum hat Apollo dir, 

Zum Gratial und deines Haupteg Zier / 

Den Lorber zugedacht, s 

Als Momus dieß von ohngefähr vernahm / 
Fieng er gleich an zu critiſiren / 

Und wolte dich proſtituiren / | 

Allein er ift cecht blind gekommen / 

Indem du ihnnach Wuͤrden angenommen. 
Dieß dacht ich wohl ! drum Tadler pack nur 


ein’ 
Und geh zu Fuß / du wirft auf Erden 
An MATTHESON wohi nicht zum Ritter 
Wwerden. 





Dieſes ſchriebe dem Autori des von einer unbefon- 
nenen Feder zwar angefochtenen doch tapffer 


verfochtenen Orcheftres zu wohl verdienten € 
gen auß Sıpidan, Pi R 


Johann Martin Steindorff / 


Cantor. 


”s 


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gle 


300 


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Vorſpiel. 


Erckwuͤrdig erzehlet Hr. 
Printz im Prodromo des 
> Satmifchen&omponiftenp.7. 
Way Ss hätten fich etliche Neider 
— gefunden / die vorgegeben / daß 
bald hie bald da ein vornehmer Muficus waͤre / 
der den Satyriſchen Eomponiften refutiren 
wolte. Mit f e8 eben alfo mit dem Orcheftre, 
erſterer Eröffnung / gegangen / fodaßich gar 
wohl mit obangegogenen Authoris Worten 
m. m, fortreden Fan : Ich wartete mit Verlan⸗ 
gen/ wenn dieſe vermeinte Refutation würde 
angeftochen kommen / machte auch fehon Præ- 

Ä — denenefutanten zu begegnen; als 
ein / wie ſehr man mie auch Drohete/ fo fand ſich 
doch im Auskehren nichts em. Ends 
lich fagte mir ein guter Freund / daß / unter an⸗ 
dern / einpaar Sünder] ein paar alte Stümps 
ler / welche er mir nannte / gaͤntzlich entſchloſſen 

| A wären! 





— — — WERT TEE — — 


2 Vorfpiel, 


waͤren jemand zu erkauffen / der das Orcheftre 
refutiren und wiederlegen ſolte. £ 


e 


6.2, Es find ein paar Coͤrper / die ich 


itzund mit weitern Lob⸗Spruͤchen verſchonet 
und dißmahl ungenennet haben will / in Be⸗ 
tracht / daß der eine nicht weit von hundert Jah⸗ 
ven ſeyn muß / und vor lauter Neid nicht ſterben 
Fan. Die Urſache / warum mich feine Ohn⸗ 
macht verfolget / mag wohl abſonderlich dieſe 
ſeyn / daß ich vor zwoͤfff Jahren / nemlich Ao. 


1705. den 17. April / ohne mein geringſtes Ge⸗ 


fuch und Bemühen demſelben habe ſubſtituirt 


werden follen/welches jedoch aus Barmhertzig⸗ 


Feit felbigesmahlnachblieb, Esift feiner cum 


Jaude in des Orcheftre erfien Eröffnung‘ 


ertwehnet worden / und dennoch ift er mit: 


fo ſchrecklich ungnadig. Von der veraccordite 
ten Bezahlung vor das gegenfeitige Gewaͤſche 


hat er fich doch loßzumachen gewuſt / und / wie 
—— den andern allein vor den Reſt ſitzen 
aſſen. 

$.3. Derfelbe iſt ein laͤcherlicher Kautz. 
Er hatte is einft gelüften laſſen meine Eltern 
au überreden / ich koͤnne von ihm etwas lernen⸗ 
md wurde alfo (GOtt vergebs ihm ) fein 
Difcipel;abgrer hatte dabey Das u 

. i 


— 


Vorſpiel. 3 
ihn ſein vermeinter Lehrling / ob gleich noch ſehr 


jung inöffentlichen Concerten hin und wie⸗ 


der ausftach/ia einft beym Zucht⸗ Haufe dermaſ⸗ 
fen von der Schule ſchlug / daß er ohne Abfchied 


feinen often vertieff', fich auch feit dem gar häs 


miſch / ja hoͤchſtundanckbahr gegen meine wohl⸗ 
thaͤtige Eltern aufgefuͤhret hat. Es wird wei⸗ 
ter unten ſeinentwegen noch ein kleine Lection 
vorkommen. | | | 
4.4. Weildenn nun der eine ſo ein alter 
Knabe ı und der andere ( welcher auch nicht dee 


juͤngſte) mir wohl ehe einLiedgen vorgefchrieben 


hatı mag es dismahl dabey bleiben; fie werden 


ſich hoffentlich fchon hieraus fennen und / weil es 


noch heute heiſt / beſſern lernen. Mehr verlanget 
man diſſeits nicht. Solte aber das Wieder⸗ 
ſpiel erfolgen / und fernerhin ſo wohl der Fuchs 
ſich mauſig / als der Haſe ein Maͤnngen zu ma⸗ 
chen Luſt bezeigen / ſo wird man den einen zu 
prellenund den andern zu knicken wiſſen / wie 
fichs gebuͤhret; ja ſie ſollen / nebſt ihrem gantzen 
Anhang / ſo abgemahlet / dabey mit Nahmen und 
Zunahmen in Kupffer geſtochen werden / wie 
Pringens Pfeiffhans / Centrum / Bocksmaͤr⸗ 
ten / Leyermatz / Schergeiger und Jean Tam⸗ 


A2 9.5. 


bour. 


4 Vorſpiel. 


9.5. Dieſe Leute und ihre Conſorten 
drohen mir abſcheulich / wenn ſie im Sieben⸗ 
ſchillings⸗Kruge uͤber dem Wein erhitzen; un⸗ 
wiſſend / daß auch die Waͤnde Ohren haben / 
und mir alles haarklein erzehlet wird / was da 
vorfaͤllt. Inſonderheit wenn ſie ſich erinnern / 
was unlaͤngſt mit dem fremden Medico, der 
aus Engelland hieher kam / an gedachtem Orte 
fuͤr Sachen aufm Tapet geweſen. Aber / ich 
weiß wuͤrcklich wieder ihr draͤuen und böfeln- 
tention feinen beflern Rath als daß man einft 
Das Pr&evenire mitihnen fpiele. 

$. 6. Nun waͤre zwar Flug geweſen / wenn 
mein erkauffter Wiederleger es eben als der 
vermeinte Refutator Pringens gemacht und 
etwa einen Aprils⸗Poſſen hervor gebracht haͤt⸗ 
te; denn vor die Einfalt der Committenten 
haͤtte ich einſtehen wollen; wie ich auch zuerſt 
obenhin in der Erfurtiſchen Charteque blaͤt⸗ 
terte / kam es mir bey den Titeln der Capitel bald 
für / als waͤre es des bekannten Matʒz Tapins⸗ 
muß feine Schreib⸗Art. Allein hernach fand 
ich wohl / daß mein Mann und ſein Treiber 
das Geld nicht umſonſt nehmen / ſondern mit 
ſaurer Muͤhe zur Beſchimpffung der Wahr⸗ 
heit ſelbſt haben verdienen wollen. 


8.7. 


Ti 2 
7 
* — 
— 
r 
= ° 
* 


Vorſpiel. 5 
‚7. Wann aber ein jedes ehrliebendes 


Gemuͤth die unfehuldig und zur Ungebühr bes 


drängte Wahrheit gu vindiciren gehalten iſt / 


ſo folger / daß der Verfaſſer des Ut diefes fein 


—ãE a 


BZ Au . Zn de aa — ’ u % 
WE EBEN TAEE 


eignesAxioma gang hindan geſetzet und ein fole 
ches Gemuͤth nicht haben muͤſſe; in dem er fo gar 
bey der lieben Wahrheit vorbei fohsiret/da er 


dein Orcheftre im erften Articul feines views 


fehrötigten Klag⸗ Libells , melches an flatt 
einer Vorrede erſcheinet / aufburden will: Es 
waͤre darinn fol. 245. (fol pag: heiffen) die 
Antiquitedumm gefcholten. Er fangt hubfch 


von hinten an mit feiner eingebilderen Wieder⸗ 


legung ER | 
8.8. Ob nun der Menſch nicht leſen oder 


nicht ſehen kan / iſt ungewiß; eins von beyden 


muß doch ſeyn. Denn andere Leute finden an 
gedachtem Orte / ohne Brille / folgendes: Die 
antique Dummheit ſey faſt nicht zu be⸗ 
greiffen. Das Orcheſtre nennerdie Dumm⸗ 


heit antique;das Ut will haben / die Antiquité 


fen dumm geſcholten. Die angeführten Worte 
handeln von der Dummheit ; der Gegner redet 
vonder Antiquite. Sind dasnicht Dumme 
Drehungen? Sind das nicht unwahre Bes 


fhuldigungen ? Sommer es muß erwieſen 


3 wer⸗ 


6 Veorſpiel. | 
werden, daß niemand vor Alters von der 


& 


Dummheit etwas gewuſt; i. e. Daß Feine 
Dummheit uͤberall in alten Zeiten gewefen;oder : 


daß ein Verfechter der alten Dummheit itzt wie⸗ 
der auferftanden fey. = 

99. Hernach und vors andere wird 
mir vorgeworffen/ es ſey das herrliche Inven- 
rum folmißtionis.absque ratione yet 


worffen und fol. 91. (foll heiffen pag. 290. 


291.) negiigent davon geſprochen order 


Denckt doch! die Solmifation wird daſelbſt 
verhaſt genennet/ und Dabep erinnert/daß Are- 


tinus wenig Ehre mit feinen 6. Vocibus oder 
Spibeneingeleget / weilder Thone ja 7. find. 


Heiſt das absque ratione? Steht nicht ratio 


gleich darneben? Es kan und ſoll aber vollkom⸗ 
men erwieſen / auch rationes, warum die Huͤlle 
‚und dieFuͤlle weiter unten an ſeinem Orte beyge⸗ 


bracht werden. 


F. 10. Drittens wird geſagt / in Be⸗ 


ſchreibung der Griechiſchen Modorum waͤre 
‚gefehlet worden. Nihil humanum a me | 


‚alienum puto. Wir Fönnen alle fehlen. 
Was es denn aber endlich fuͤr ein crimen Ix- 
fx antiquitatis fey/ wird auch mit aller doci- 
lite weiter unten Deutlich angezeiget — 





& | 

Vorſpiel. | 7 
Der Author des Orcheſtre laͤſt ſich belehren / 
wo er unrecht hat / ungeachtet es ſonſt heiſt: Ra- 
ro eſt, ut quis ſe ad aliorum demittat me- 
diocritatem. Es muß aber derjenige / welchen 
man eines Fehlers überführen Fan / gerne zu 
frieden ſeyn / undeine freundliche Erinnerung 
mit Danck annehmen. 


1’ Errore € grande mi aſſai piu 
— F | ello | 

Doppo il fallire & il pentimento, 
ar uello 

E miferiadell’Uom;quefta & Virtü, 


u re Wiewohl es fodarin,auch heiffen 
ſolte: Monitio acerbitate , objurgatio 
eontumelia eareat , Wie Cic. de Amicit, 
p- m. 526. anführer. Ob dieſes in acht ges 
nommen / und nicht vielmehr hand+greiflich 
und zudringlich animus (id) will.nicht fagen 
‚injuriandi ) fondern nur contradicendi aug 
allen Blättern. des Ur hervor. blickt / wird dem 
unparthepifchen Leſer anheim gefteller. | 
9.12. Man möchte bedencken / daß eine 
Hand Die andere waſche / und wie einer ing 
Holtz ruffe / alfoihm gemeiniglich wieder geant⸗ 
wortet werde. Es waͤre denn wohl beſſer / ehe 
A4 man 


8 | Voeorſpiel. 


man ſo mit Dummheit / Unwiſſenheit / Einfal 

und andern Anzuͤglichkeiten zuplumpte / den 

Horatio ein wenig Gehoͤr zu geben / und feine 

Elugen Borftellung Lib. 1. Epift.18. nachzule 

hen / wo es heiſſet: 6 
Conſentire tuis ſtudiis qui credide 

rit te | 
Fautor utroque tuum laudabit pol 
lice ludum. 


6.13. Nicht zwar / als wolte man nac 
Art ſchaͤbichter Freunde verfahren / die da fpre 
chen: Kratze michr ich Frage Dich wieder, Dat 
iſt ſehr niedertraͤchtig; Nein / fondern dami 
man in ſeinen gutgemeynten Conatibus ferne 
angeſpornet werde / und dabey von ſeinem Nech 
fien alles gute mit Wahrheits⸗Grunde fagaı 
und ruͤhmen / die Fehler aber beft-müglichft bi 
decken und entſchuldigen möge: , 
§. 14. Dabey wuͤrde doch auch noch ei! 
und andere Conſideration, der Umſtaͤnde ha 
ber / Platz gefunden haben. Und weil ja wol 
etwas indem Orcheſtre anzutreffen / das ebe 
nicht fo gar irrig ſeyn wird wie ſolches dere: 
ner felbft an verfchiedenen Orten ruͤhmend bi 
mercket hat) hatte man mit Varrone — 


, dromi genpmmen — Dabey ſtelle ihm 
; 6 


Vorſpiel. 9 
ò — ——————— — — — — — — 
moͤgen: Eum, qui multa dixerit commo- 
de, potius laudandum, quam, fi quædam 
ignoraverit peccaveritque, aciter repre- 
hendendum. Horatius hatte eine ſcharffe 
Feder / aber er wurde nicht böfe/ wenn hieund 
da in einem Carmine gleich ein Schnißergen 
aufitieß. j 
Ubipluranitentin carmine , non 
ego paucis 
Offendar maculis, quas aut incuria 
F fudit, 
Aut᷑ humana parum cavit natura -- 
m Sp lauten feine Worte. 


9.15. Mo findet man was Vollkom⸗ 
menes und Untadelhafftes? Allein / absque 


ſufficientibus rationibus etwas tadeln / ift 


naͤrriſch; und wegen tveniger Fehler ein ſonſt 
gutes Werck verachten / iſt vermeſſen. Jenes 
koͤmmt einem Ignoranten zu; dieſes aber dern 
Momo und Zoilo, Ich weiß daß mein 
Wiederfacher ein Liebhaber des Satprifchen 
Componiftenift/ darum werde ihm denfelben 


‚fleißig citiren / wie denn Die vorhergehenden 


Worte augdeffen erften Theil p. 40 des Pro- 


an⸗ 


10 Vorſpiel. 


anheim zu urtheilen/ob nicht der arme Phrynis 
oder Herr Printz / auch feine ‘Plage an fech: 
Refutanten oder Neidern gefunden habe / fi 
wie ich nun/ wieder alles Vermuthen / an fech: 
kahlen Sylben und an einem Menfchen/ den ic 
nicht Eenne und nie belepdiger habe, finden muß. 
und zwar aufAnftifften folcher Leute / denen ich 
‚jederzeit alle Ehre / alles Liebes und Gutes er 
zeiget habe. j | 
Ä 6,16. Beſagter Herr Print redet der 
Leſer inder Vorrede des andern Theils feine: 
Satyriſchen Componiſten fo an : „Solt 
„er irgend wo / ſeinem hohen Verſtande nach 
„befinden daß ich geirret haͤtte; wolle er mit 
„die hohe Gunſt erweiſen / und mich deſſen in ei 
„nem Hand⸗ Brieflein erinnernzich verſicher 
Fihn / daß ich ihm nicht allein antworten / fon 
„dern mich auch auf Das deutlichſte erklaͤhren 
und fo ich irgendwo geirret haben ſolte / welcher 
wohl muͤglich ſeyn koͤnte / weil ich ein Menſch 
‚„biny und mir bey weitem nicht einbilde / als ob 
„sich unfehlbahr wäre, den Irrthum verbeſſerr 
„wolle. Dasift auch meine Meinung / un 
die hat mein Gegner gat wohl gewuſt; weilich 
fie ihm fchrifftlich gemeldet. | 


$.17 


| 2.9.17. Sch würde auch’ wenn: ich in ſei⸗ 





s ner Stelle geweſen wäre die Worte Tulliiers. 
fo‘ yoogen haben : Non poteftfeverus efle in 

b8| judicando qui alios infefeverosjudices 

ich non vult. Cic. Orat pro.Lege Manil. cap. 13. 





— 
3 2} Eine Cenſur muß ohne Beſchimpffung ein 
hSenlor aber ohne Freude / andere zu tadeln / 
ezr⸗ ſeyn. Es muß nur aus Liebe zur Wahrheit 
Cder man aber im Ut das Valet gegeben) und 
en; “andereaus dem Irrthum zu helffen; nicht aber 
108 | Aus Ehrſucht / Neid / ja am menigften / Geld 
lte! :Zuwerdienen gefchehen. Wenn der berühmte 
h / "Tonfius dem gleichfalls gelehrten Vofliv viele 
ie Sehler geiget/ braucht er diefe Worte: Tegen- 
da hæc potius forent (fcil,errata) nifi 
re| ignaris quibusdam imponerent, Ein 
n⸗e) folcher hatdas Privilegium anderezu wieders 
n / legen und zu cenfiren/ wer anderer Cenfuren 







eh ohne Bitterfeiranzunehmen geſchickt iſt. Wie⸗ 
chwohl auch eine ftarcfePhilofophie und wenig⸗ 
ob} ſtens etliche —5 dazu gehoͤren / wenn man 
m Streit-Scheifften wechſein / und dennoch 
1;  Sreundfchafft mit einander halten will. 

ch Farg. Zudem ſiehet noch Fein Menſch / 


5 was denn das Orcheſtre groß verbrochen hat. 
Es giebt ſich ja wicht für die Confkitution 
< A 6 Uni- 


un, dDorfi 7532 
‚Unigenitusaus, Sind die darinn vorfoms 
mendeSachen gleich nicht wielltremifafolla, 
oder ſtellæ primæ magnitudinis, ſo iſt doch 
ein gemeines Licht / das man bey der Hand hat / 
oͤfftermahls eben fo nuͤtzlich als die Sonne ſelbſt. 
at dee Author des Orcheſtre vielleicht / wie 
imotheus Milefius , (a) mehr Saiten | 
‚als gewöhnlich auf fein Clavier gezogen / daßer 
deswegen öffentlich im Buchladen vors Gericht 
gefordert werden muß/daerdochgerneadami- | 
cabilem compofitionem dieſerwegen ges | 
fehritten wäre / auch fokhes lange vorher im 
Worſchlag gebracht hat? Oder aber + wollen 
ihndieEphori des Weinkellers eines Laſters 
der. beleydigten Leyre beſchuldigen / und feinMo- 
nochordum ( denn er hat auch eins) gar 
zum Schimpffund Spott erhencken / weil er 
nicht wie Terpander ım® Phrynis ,, eine 
Sayte hinzugethan / fondern etwa Mine ge⸗ 
macht / als wolte er lieber auch die eintzige / ſo dar⸗ 

auffiger / gar herunter reiſſen? (b) 
| we * 19, 


(a) Timotheus Milefus quia plures adhibuit 
nervos in Organo Muſico in judicium eſt vo- 
catus. schen. Lib. XIV. Cie. Lib. Il. de Leg. 

(b) Terpandro etiam , cum chordam unam ın 
Citharaintendiller,citra neceslitatem , - - 

ü a 





IM 
a 
Fin * 
= - 
Im 

se 
ae 1 


— 
— 







RE 








Vorſpiel. 13 


S. 19. Man verkuͤndiget uns (welche 
herrliche Dinge) daß mir in Befchreibung der 
Modorum , etwa inein paar Barbarifcher 
rahmen, gefehlet haben. Leben wir in einer 
Zeit / da de Medis gr&cis & Solmilationes 
Guidonis ein Papier » Krieg entftehen foll? 


Wiewohles mufteja Hippocrates leiden / daß 


Julianus Medicus 48. Bücher wider ihn 


ſchrieb; jafo gar der großmächtige Ariftote- 
les wird noch-biß auf dieſen Tag vieler Irrthuͤ⸗ 


mer / abſonderlich eines circa defininonem 


naturs, beſchuldiget / und deswegen vom Hrn, 
5 "D.und Profefl. Stahl zu Halle Tomo III, 
‚9 Oblerv.corrigiret, Es möchte aber einer fas 
. gen: Multitudo errantium non pariter- 


rori patrocinium, Antwort: Wenn endlich 
‚bie Gefellichafft noch fo honorable ift / ſo 
ſchlenterte das Orcheftre wohl mit. 


., ,,$.20. Viertens und letztens follen wir 
die Muficos felbft des Verfalls ihrer eigenen 


* 
r 


Kunſt beſchuldiget haben Worinn iſt es aber 
. I, unrecht? wenn nemlich a. in genere alle 


. 472.0... 0m 
da fuit ab Ephoris indicta, acpaxillo Cithara 

ejus ze. in memoriam, Idem Phrynidi 
contgit, teſte Plutarcho ze ; wooxorne. Did 
G.1Vofs de muß psy, > mn. FIR, 





und jede Mufici, fondern in fpecie alte Phans 
taſten undjunge Bierfidler Darunter verftanden 
erden / wie folchesja deutlich genug erklaͤhret 


worden. Ich willLutheri Worte / damit er Fuͤr⸗ 


ſten und Deren Tom.VII. Altenb. pag 383. 
anredet / m, m. gebrauchen / und fo fprechen : 
„Hoͤrt / ihr lieben Drganiften und vornehme 
„Muficanten/ ihr müßt mich nicht fo gleich in 


„eures Gefchlechts einen Tropffen Hudler 
‚oder Schalck ftraffer / daß ihr daruͤm woltet 
zʒuͤrnen und fuͤrgeben / ich hätte die gantze Surf 
gemeinet und geſchaͤndet, Diefen Kunfts 
Genoſſen aber will jener das Wort reden / und 
ihnen einen richtigen JBeg zur Mufie zeigen. 
Hat ſich wohl! infine videbitur. Dasıft 
nun der gantze Bettel und dag Pomum Eridis; 
darüber muß meine gute Abficht/ meine aufrich⸗ 
tige Intention, welche twahrhafftig einzig und 
allein aufdie Beförderung der lieben Muſic zie⸗ 
let’ fo angeſchwaͤrtzet und unter Die Fuͤſſe getre⸗ 
ten werden. Man laßt ja einem jeden gerne 
feine Weißheit und ift von Grund der Seelen 
froh / wenn fich noch hie und da geſchickte Leute 
hervorthun / die der Welt weiſen / daß es mit der 
Muſic nicht vox, prætereaque nihil 3 —* 


1 


„ein Bockshorn jagen’ wenn meine Wenigkeit 


# 


*” 


—— — — — — — 


— — — 





| 
N 


u 


Vorſpiel. 15 


dern daß ein mehrers dahinter ſtecke. Dahin 
ſind ebenfalls uͤberhaubt meine Gedancken mit 


dem Orcheſtre gegangen / und werden darin 


keine rechtſchaffene Kunſtgenoſſen beſchimpf⸗ 
fet / ſondern vielmehr geruͤhmet. Wie koͤnte es 


aber muͤglich ſeyn / daß in einer ſo rechen Mas 
eterie alles compendieux geſagt und nichts ver⸗ 
ſehen / oder ohne gnugſahme Ausfuͤhrung vorbey 
gelaſſen ſeyn folte ? wiewohl auch wuͤrckli 
nichts / Daran gelegen / uͤberhuͤpffet worden. Es 
a die Abficht nicht geweſen für Muficos zu 
ſchreiben / fondern für Leute, die Eeinen Begriff 


von der Sache haben. Und es iſt Fein Zweifel / 


wenn deren einer dasjenige weiß und verſtehet / 
was im Orcheftre docirt wird / fo weiß und 
verſteht er vors erftefein Theil. Ich fage vors 


erſte; denn wenn er weiter will / muß er im Ut 


—— ; da wird er Weißheit hohlen. Fauſt⸗ 
' e! | 

—SGS. 22. So iſt auch infonderheit eben die 
an befagtes Orcheftre gewandte Arbeit von 
verfchiedenen braven Leuten mehr gelobet als ge; 


tadelt worden; wie Denn unlangft der Grund» 


‚gelahrie Herr von Seelen in feinem Principe 
Mulico zu drey verfehiedenen mahlen / mit 
ganz unerwarteter Ehre / Derfelben und ande> 

| rer 


16 Vorſpiel. 


rer Wercke meiner Feder zu gedencken / ſich nicht 
entſehen und damit entdecket hat daß er nebſt 
ſeiner tieffen Erudition eine ſonderliche Hoch⸗ 
achtung fuͤr die allergenehmſte Wiſſenſchafft 
der Welt befiger. Solches verlange ich nur; 
Feine eigene Ehre über die Gebühr. 

5. 23. Eben dag Orcheftre hat feinem 
Verfaſſer die Sunft und Correfpondence 
ihm vorhin zum Theil unbekannter / doch vortref⸗ 
licher Virtuofen zu Wege gebracht. Als da find 
der groffe Contrapundtifte Herr Joh Theis 
le / deſſen Zuſchrifft und Approbation ich mic) 
rühmen Fan; Here Johann Krieger / der be⸗ 
ruͤhmte Capellmeifter/ ehmahls zu Gotha / nun 
Director der Muſic zu Zittau / der in einem 
Briefe an den vortrefflichen Muſicum, Herrn 
Kuhnau in Leipzig / von mir und dem Orche- 
ſtreſub dato Zittau den 15. April 1716. ſo 
fchreiber: Mir har das Tractärgen ſo von 
ibm heraus Bommenjunvergleidhlich wohl 
gefallen / und habe es etliche mahl durchge⸗ 
leſenrc. der ſchon ehmahls von mir mit gebuͤh⸗ 
rendem Lobe belegte Herr Raupach in Strahl⸗ 
fund; der Hoch Fuͤrſtl. Weiſſenſelſiſche Dir, 
Muf.und Hoff Organiſte / Herr Henrich Das 
vid Garthoff / ein wuͤrdiger — = 


Vorſpiel. 17 


weit⸗beruͤhmten Baͤhren; der wackere Com- 
poniſte und Organiſt zu Flensburg / Herr 
Luͤders / der Stiffts⸗Cantor zu Wurtzen / 
Herr Georg Zacharias Wagner / welcher 
ſub dato den 18. April 1717. an einen Can- 
didarum Minifterii hiefelbft voomOreheftre 
unter andern fo fchreibet : Es dient mir dieſes 
unſchaͤtzbahre Buch gleichſahm zur Mor⸗ 
gen und Abend⸗Andacht ꝛc. Ingleichen der 
Cantor zu Regenſpurg / Herr Chriſtoph 
Be an dato den ı8.Martii 1717 
an einen Muſicum allhier mit dieſen Worten: 
Es hat ſich ein gewiſſer Organiſt in Erfurt 
unterſtanden / das bekannte und ſehr nutz 
Uche Orcheſtrer. 13. anzugreiffenswann 
der Herr Bruder die Ehre hat / mit bemeld⸗ 
temr. M. bekannt zu ſeyn / ſo erſuche er ihn 
‚in meinem NJahmen | den Organiſten mit 
ſeinen verroſteten Reguln abzuweiſen / wie 
er es verdienet / ſonſt wurden fich andere deſ⸗ 
ſen unterſtehen ꝛc. = 
m 9-24. Solche Stellen felbft anzufuͤhren / 
fieffe zwar fonft wider die Modeſtie / und hätte 
mans auch in Ewigkeit nicht gethan/ wenn es 
‚nicht vernünfftig/ erlaubet / ja höchftsnöthig wa⸗ 
re / einem muthwilligen Verraͤchter gut und 
H; mp 


18 Vrerſpiel. 


freywillige Approbatores, Wahrheitsliebens - 
De brave Leute entgegen zu ſtellen / ſo wie dieſe 
find und viele vornehme Kuͤnſtler meh J/ / 
AOpto placere bonis, malis otioſus 
— — haberi . - 
Denen. man für ihre begeigte Gutheit ges 
genein fo kleines Beſtreben fonderbahre Mer 
pflichtung hat/ und defto weniger begreiffen kan / 
daß fich Die Meinungen fo fehr zu wieder lauffen 
folten; wiewohl alle diefe Exempel berühmter 
Virtuofen ein ſattſahmes Mittel findifich über 
den Diffenfum eines einkigen unberuͤhmten 
Pedanten zu. confoliren. 


Unus, & hoc ipſum eſt injuria ma- 
0 ..gna, perennem —— 
Candoris titulum non finit eſſe 

| mei — 

Quisquis is eſt (nam nomen adhuc 
| vitiumque tacebo) 

Cogit inafluetas fumere tela, 

M Ä manus. Ovid, 


| $. 25. Det Neid hat auch die Handy 

mehr als der Verſtand / im Spiel. Mancher / 
wenn er ſiehet / dieſer oder jener habe ſich 
ein wenig hervor gethan / und eine Pike Re. 
De OoM« 


) Vorſpiel. 19 


nomme erhalten / weiß aber in aller Welt 
nicht / wie er zu dergleichen auch gelangen moͤge / 
ergreifft in feinem Regiſter gleich Das Woͤrt⸗ 
gen Refutatio, und vermeynet / auf dieſe Art 
werde es ihm geluͤcken / wenn er nur wacker op- 
popirt / mo mannichmahl nicht jo viel zu finden 
iſt / als einer im Auge leiden koͤnte. Wenigſtens / 
denckter: 
- Tentanda via eſt, quame quoque 
_ poflm 
Tollere humo , vidtorque virüm 
volitare perora, Virgil, | 


0.926. „EB giebt Leute/ diefich eine Ehre 
„daraus machen andere anzupacken / folten fie 
yauch Die Ührfache vom Zaune brechen. Al⸗ 
⸗ylein folche aus Affecten fieffende Urtheile di- 
„ftinguiren ſich gar leicht felber von denjeni- 
„genrdie auf die gefunde Vernunfft gegründet 
„ſind / und befommen insgemein bey allen ges 
„ſchickten Lefern die Verachtung zum Lohne. 
„Doch ich werde auch aus denfelben Wortheil 
„au ziehen ſuchen und too fie etwas mit Grunde 
„erinnern folten/ folches änderny dasjenige aber 
„wodurch fie ihre Schtwachheit verrathen und 
„ſich nur bemühen werden / mir tort zuchuny 
mit 


20 Veorſpiel. 
„mitlachendem Muthe leſen / und es mit eben 
„der Gleichguͤltigkeit übergehen / als wenn ich 
„niemahls etwas davon erfahren hätte». Dies 
ſe des HErrn Joh. Gottl. Krauſens ſchoͤne 
Gedancken und Reſolution, in der Vorrede 
feiner umſtandlichen Bucher⸗Hiſtorie / will 
mir auch / mit deſſen Erlaubniß / zugeeignet und 
damit von Hertzen eingeſtimmet haben. Lache / 
heiſt die beſte Rache. 
S. 27. Apollo fagt im Trajano Boc- 
calini:. Esfeyein groffer Unverſtand / derglei⸗ 
chen Leuten Geplauder Gehör zu geben / welche 
von GOtt und der Natur die Gabe nicht has 
ben / etwas vor fich felbft zu erdencken / fondern 
vermeynen / ihrer tbörichten Einbildung nach / 
ſich Damit einen Nahmen zu machen / wenn fie 
andere ehrliche Leute durch Die Hechel zie⸗ 


en. (c) 

$.28. Weil es doch aber andem iſt / daß / 

allen verſtaͤndigen Muficis zu Trotze / aus bloſ⸗ 
ſem Antrieb mißguͤnſtiger Sublidien⸗Hoͤndler / 

ein Miedling/einOrcheftre Feind / ein Meiſter 

Futfa auftritt / und mit ſeinem ut daranzum 
KRitter werden will;fo muß ich mich wehren und 

einmahl vor allemahl öffentlich darthun / * 
m 


———— — — —— 
Ce) Yid. Prodrom, des Satyriſchen Componiſten 
P+-Ad» 


Vorſpiel u a 


—— — — — 
mir vor keinen elenden Anbetern des blinden Al⸗ 
zerthums / dor keinen Solmiſations-Geſpen⸗ 
ſtern im geringſten nicht grauet / und ich meiner 
Gegner Schwäche gar wohl kenne / ob fie gleich 
ſonſt in groſſer Obſcurite leben. Tela præ- 
vifanon nocent. Ach ihr ohnmaͤchtige Hel⸗ 
den! Ich habe eure ſtumpffe ‘Pfeile laͤngſt vor⸗ 
her geſehen / und weiß fie ſchon abzutveifen. ch 
waünſche mir nur Moderation, um dem Wie—⸗ 
derleger / dem erkaufften Wiederleger / zu zeigen / 
daß wuͤrcklich animus paciſcendi bey mir 


ſey. | 
6.29. Niemand vermepneindeffen / vb 
fol diefes ein folches Weſen werden / wie des 
toffen Barthii .Adverfariorum immen- 
um opus. Man fücht es nicht dem Eran- 
cifco Philelpho nachzumachen ; denn aus 
Streit⸗Schrifften ſich einLob zu erjagen ift ſehr 
ehöricht. Deswegen habe auch manchesmahl 
ganz ftille geſchwiegen / mo ein anderer mit vol⸗ 
len Dacken buccinam vindidtz chartex 
geblafenhaben würde, Quondam majora 
tuli. Ich haͤtte es auch dismahl gethan und 
edacht : Iaat lopen! wenn mirs nicht übel 
tte ausgeleget werden Fönnen. Ich will in⸗ 
deſſen nur defenfive agiren und. eine bloffe 
i Noth⸗ 


22 Vorſpiel. 


Nothwehre thun / das angegriffene Orcheſtre 
beſtmuͤglichſt beſchuͤtzen / und die darauf abge⸗ 
ſchoſſene ruſtige Kugeln gebührend zuruͤck ſchi⸗ 
een. Das wird mir ja wohl Feiner verdencfen. 
; 9.30% Es hat fchon vor einiger Zeit der 
berühmte und gar gelehrte Here ProfeflorRis 
hey einen recht ſinnreichen Einfall über dag 
Exterieur eines Orcheftre gehabt/ wenn er 
von den Dpernalfofehreiber: 


„ni ſieht man Martis tapffee Soͤhne / 
Jr rauhes Feld⸗Geſchrey und Mord⸗ 


| gethoͤne / 
„An einem Singe⸗Spiel entzuͤcket ſich 
vergnuͤge // 
„und / ſtatt der Bruſtwehr / am Orche- 
fire liegen. | 


SG. 31. Solchem zu folge will ich denn 
auch meinOrcheftregur Bruftwehr machen, 
und dieſelde / fo gutich immer kan defendiren. - 
Es iftein Krieg der Feine todte Leute macht/ oder 
die Welt / als Welt / fonderlich intereffirer, 
Laſt 1000.Leute in der Welt ſeyn / die das Or- 
cheſtre geleſen haben; was kan das machen? 
O vitrea fama! Der a 


Vorſpiel. 23 
fo den Angriff commandirt / ſcheint auch ein 


ſoicher Calvalier zu ſeyn / der Haar auf den 


“. 


Zaͤhnen haben will / und mit dem man ſich end» 
Lich leicht / vermittelſt eines Faͤßgens Kumel und 
Aniß / in Tractaten einlaſſen möchterdaßer aba 
zoͤge / falls er nur dazu das benöthigte Plein- 
pouvoir haͤtte. Es fehlet ihm aber noch vor 
ver Hand ſo wohl an dieſem als am nervore- 
rum gerendarum; dahingegen im Orche- 
ſtre nicht nur alles voll auf iſi / ſondern auch die 
Feſtung verſchiedene Communicationes of⸗ 
ten hat / dadurch fie fFundlich fecourirt werden 
Fan, Wir wollen fehen / wie es ablauffen 


9.32 Ich will jedoch bey dieſem Gefecht 
Fein Echo ſeyn / und Scheltworte mit Schelt: 


* wird, 


‘ orten vergelten 5 denn es dienet zu nichts alg 


ven Streirzu verewigen; fondernich will nur 


wit meiner Nothdurfft einkommen / auch alle 


Stunde und Augenblick zu Sriedens-Propofi- 


. tionen bereit ſeyn. Das ift meine wahrhaffs 
te ernftliche Abſicht / nicht aus Confideration 


für meine ſtroherne Feinde und TBiderfacher/ 


ſondern aus aufeichtiger Siebe sur Mufic / wels 


cher zu gefallen ich gerne meineAffedten facri- _ 
ficiren will. Allein wenn doch Cicero nicht 


24 Porfpiel. | | 
unrecht fpeicht : Negligere quid de ſe quis- 
ve fentiet , non folum:arrogantis, fed: 
omninodiflolutieeft ; es auch wahr bleibet 
was Tacitus befennet : Etiam fapientibus 
eupido gloriæ novifima exuitur , fo muß 
mirs niem and übeldeuten/ daß ich mich Fühnlich: 
verantworte und meine unſchuldiger Weiſe an⸗ 
gezwackte Arbeit beſtermaſſen beſchuͤtze; das ſoll 
mit GOttes Huͤlffe / in folgenden geſche⸗ 
en. se Ä " 





— - Kin 


Des 


3 


a 
Beſthuͤtzten Orcheftre 


Erſtes Stüc. 
PARS DIMICA 
TORIA, 


Oder 
Erſtreit / und Behauptung derje⸗ 


nigen Bollwercke / auf welche der Pol⸗ 


trons-Angriff eigentlich ges 
richtet geweſen. 


Das erſte Capitel. 
Von der Einleitung. 


§. 1. 
Hrgeitz iſt ein der Tugend ſo nahes La⸗ 
ſter / daß man ſich nicht wundern darff / 
Rwenn mancher aus Unverſtand / aus 
Verſehen / oder mit Willen / eins vors andre 
nimmt / und die untadelhaffte Begierde zumFlor 
der Muſic eine vanam ambitionem vor ges 
Ishrt angefehen zu — ſchilt. Ich habe * 
etzte 


26 P. I. Cap.l. 


letzte nicht / GOtt weiß es / es geſchieht mir Ge⸗ 
walt und Unrecht; + ‚fondern ich lege vielleicht 
> Die erfte einwenig gar zu hißig / lebhafft / eifrig 
oder treuherkiganden Tag; und das mag wohl 
Anlaß gegeben haben daß einer oder der andere 
ſich ihn befunden’ wenn ihm ven ungefehr 
ein Bild / ein hepliches / pedantifches Bild / et⸗ 
was gleich gefehen hat. Es iſt unmüglich 
fagtein geroiffer Author , eineumftändliche 
Befchreibung zu machen ohnedas Original 
‚im Kopffe zu haben; was fchadets auch ? wenn 
das Erempel recht beſſern ſoll muß fich der 
eine oder der andere dabey freylich erkennen. 
Gnug / daß unfer Abfehen nicht ift / dieſen oder 
jenen zu befehimpffen. Diele begehen einerley 
Thorheit; niemanden aber ift verwehrt / wo er 
Aehnligkeiten antrifft / zu ſagen: derifts. 
$ 2. Das Orcheſtre hat keine vors 
mahls noch itzo beruͤhmte Muſicos reformi⸗ 
ren / ſondern nur anzeigen wollen / daß es Leute 
gibt / die mit ihrer pedanterie alles / was noch 
gutes an ihnen ſeyn moͤchte / verderben. Es 
meldet ſich daſelbſt pag. 5. ein Muſicaſter / ein 
andaͤch⸗ 
Je ſcais la maxime: Que le deſir eſt la meſure de 


eilime. c’eftädire, qu’il ne faut pas fe pro- 
duiretrop, quand onveut plaire, 





Von der Linleitung. 27 


andaͤchtiger Suͤnder und ein Marſialiſcher 
Stuͤmper an ; dieſe Characteres aber Fön: 
nen gewifle Leute nicht verdauen / in Meinung’ 
es fen ihren Ehren zu nahe geredet; daman doch 
damahls fo wenig an fie / als an den Kaͤyſer im 
Mond / gedacht hat) auch hinführo mehr an die⸗ 

fenalsanjenedencken wird. Ä 
$. 3. Der Wiederleger fagt : Man 
koͤnne nicht ſehen / es fey auch nicht genug erwie⸗ 
fen / mie folche Hümper und Stümper zum 
Berfall der Muſic contribuiren Fönnen, 
Brauchtesda Beweiſes? liegt das nicht aller 
Welt vor Augen? Pſellus muß her; der aus 
der Muſic totum univerſum, oder die gantze 
Welt zu lauter Mufie macht / damit wir ja eine 
tuͤchtige Theoriam haben. Er ſagt zwar in 
feinemCompendio.de Muſica exactiſſimo, 
InterprereLamperto Alardo, Muficam 
veteres comprehendere dicebant omnia 
Sec. Aber hergegen bezeiger er Doch auch fo vief 
Verſtand / daß er weiter unten fpricht : de fen- 
fuali Mufica, eumprimis autem illa, quæ 
in uno fenfuum, nempe Auditu, confi- 
deratur, compendio commentabimur, 
Huicaflentior. Sotritt auch aus dem Er⸗ 
furtifchen ne eine Riepenfde 
M 2 e- 


28 P. I. Cap. IJ. 


definitio Muſices hervor / die ſich hieher ſchi⸗ 
cket / als ein Lappe vom Arlequins Kleide. Man 
ſiehet auch / daß des Wiederlegers wunderliche 
Deputations-Gelehrſamkeit inTheoriaMu- 
fices naturalis fo beſchaffen und ſo tieff ſey / daß 
noch niemand vorhande der folche verſtehet. ( Es 
iſt des Gegners felbft eigene Expreflion,under 
confequenter folus in pretio.) Daraufbes 
gehrt derfelbe zu willen : Wie eine folche voll⸗ 
ommene IBiffenfchafftohne Arbeit und Mühe 
zu erlangen fey? Und darinn Fan man ihm in 

Ewigkeit nicht dinien. 
S. 4. Es ſieht aber ein jeder Thuͤringiſche 
Boauer / daß im Orcheſtré die Rede nicht ſey 
von einer ſolchen Fantaſtiſchen Muſic / dadurch 
die gantze Welt verſtanden werde; und das 
tritum illud: Nil prodeſt Praxis &c. iſt 
hier ambosdiovucov ‚ weil im Orcheftre weder 
demſelben wiederſprochen noch Davon gehandelt 
wird. Man fagt auch ben Leibe nicht / daß die 
Mufiealifche Wiffenfchafft ohne Arbeit und 
Mühe zu erlangen fey / fonderndie Worte laus 
ten alſo: Sie überreden fich (Die Pedanten ) 
daß diefes wunderfchöne und vollfonimene Ge⸗ 
ſchoͤpff / gua Creatura ‚einzig undallein von 
einer tieffen Selehrfamfeit und ee 
sjena 


Don der Zinleitung. 29 


RE RAN SEE. 
Wiſſenſchafft dependire. Es wird ja nicht 
von Erlangung eineeWiffenfchafft/gquaScien- 
tia, ſondern von dem wunderſchoͤnenGeſchoͤpffe 
- (mennes anders ein Geſchoͤpffe und nicht viel⸗ 
mehr was unerfchaffenes zunennen) der Mufic 
an und vor pi geredet; welches der gütige 
SH uns Mhfchen sur Luft / und gleichfahm 
zum Vorbild der ewigen Herrlichkeit gegeben 
hat: folche Ereatur ; ſagt many dependire 
nicht einzig und allein von einer tiefen Ge⸗ 
lehrſamkeit und arbeittahmen Wiſſenſchafft. 
— Heift nun das : die vermeinte vollfommene 
Wiſſenſchafft / Davon Pfellus reder und das 
Durch er den gangen Univers verſtehet / koͤnne 
ohne Arbeit und Mühe erlanger werden ? Es 
betrachte mir ein Menfch die Sophifteren ! 
8.5. Dasgegenfeitige Argument lautet 
in fubftantia alfo : Pfellusfagt / die Alten 
hätten per Muficam die ganke Welt verftans 
den (da esdoch obangeführter maſſen nur heift: 
Die Alten ſagten / daß alles in der Muſic begriſ⸗ 
ſen nicht aber / Daß fie per Muſicam die gantze 
Welt wuͤrcklich verftunden.) Weil nun dag 
‚Orcheftre von dieſem Pſelliſchen oder altem 
Verſtande des Wortes Mufica nichts erweh⸗ 
ne/ und Theoria doch cum Praxi perbunden 
D 3 ſeyn 





30 P.1. Cap. J. 


ſeyn ſolte / er auch der Solmifator,, gerne wife 


fen möchte wie eine folye Wiſſenſchafft ohne 
Arbeit zuerlangen fey ; fo muthmaſſe er dars 
aus / ich ſey ex vanaambitione angetrieben 
worden / dergleichen neueund fonderbahre Meis 
nungen aufdie Bahn zu bringen zc. Da wer⸗ 
de mir nun einer Flug draus ! Wwas deucht eis 
nen Primaner, wenn er feinem Rectori einen 
folchen Syllogismum machte ? wiewürde er 
beftehen? Pag.ı. hatdiefer Logicafter mein 
Orcheftre unter diejenigen Bücher gerechnet/ 
welche weiter nichts in fich halten / als was bes 
reits von andern gefaget worden 5 und pag.z- 
gleich darauf legten mir neue und fonderbahre 
Meinungen bey. - - - oportet ellet me- 
morem, Ich meyne / da ſey Confuſio & 


Contradictio. Man iſt ja uͤbel daran mit 


den Leuten; fie wollen nicht haben / daß was 
neues und ſonderbahres geſagt werden ſoll / und 
dag Alte iſt ihnen auch nicht recht gelegen / wie 
wir weiter unten hoͤren werden / wer wirds denn 


nach ihrem Sinne machen koͤnnen? Ob aber 


die Muſic eine ſolche Sache fey/ die über den 
Horizont meiner Capacit£ fteige / Davon iſt 
„der Gegner incapable zu urtheilen ; einer bes 
trachte mir die Conftruction, mitder er fein 
Zeugvorbringt P3- 9.6. 


.n 


Vaon der Zinleitung. 3» 


$.6. Der Wiederleger feiner felbft gibt 

doch ab. zu / Daß es nicht zu laͤugnen / es fanden 
fi) Mufici, die alfo befchlagen /_ wie ich fie bes 
chrieben (nemlich die in exceflu & defectu 

peccirten) fagt aber ich wurde fie mit meinem 
Raifonnement , welches bey ihm einen 
(dimpfflichen Titel bekommt / nicht aͤndern / weil 
mir kein Menſche glauben werde. Nun de- 
precirt man zwar dergleichen unnüße und gar 
butte oder geobe Exprefliones, die hiebey vor: 
fallen undich anzuführen mich entfehe ; nimmt 
aber utiliter an/daß fich folche fo genannteMu- 
ſici finden / wie ich fie abgemahlt habe. Wo 
bleibt denn Refuratio ? Es iſt ja Conſenſus 
da. Wer aber von ung beyden folus in pre- 
tio feyn will, dag mag der Lefer aus bereits ans 
geführten $.3. entfcheiven. Ich ſage mich 
aus Genqug / daß es ſolche Leute aibt / die die 
Mufic m Verfall bringen / ob einer mit Schuͤler⸗ 
oder Magiſter⸗-Geſchwaͤtz (. Proclamo te in 
Magiftrum was ausrichret/das iſt eine andes 
re Frage und gehöret nicht zur Sache, Esift 
leider fchlecht genug/ Daß gute Bermahnungen 
und Vorftellungen bey böfen Leuten nichts heifs 
fen’ und von denen felbft / die das ihrige mit bey⸗ 
tragen fönten und folten / ſo verächtlich betitelt 
4B4— wer⸗ 


32 | P.1. Cap.I, 


werden daß alle Mufic-Seindenun wiffen wie 
fie dergleichen Raifonnemens nennen follen/ 
da fiedoch von der Schule weiter entfernet / als 
Hamburg von Erfurt. . 
$. 7. Hernach heiftesgar: Mein kuͤhnes 
Unterfangen ſey wieder GOttes Wort. Dif- 
ficile eſt, Satyram non ſcribere. 
Ach GOtt / der theure Nahme dein 
Muß ihrer Schalckheit Deckel ſeyn! 
Ich mag nicht alles wiederhohlen / und laſſe 
dem Seren Capellmeifter Reiſer uͤber uns 
- feem Solmifatori die Verwunderung zu bes 
nehmen ı welche Darüber bey ihm entftanden/ 
daß meine Sachen / Die hier wieder einen woler⸗ 
fonnenen höfflichen Terminum befommen/ 
von ihm fo hoch recommendiret worden. 
er diefen groſſen Compofiteur kennet / und 
weiß / wie fpahrfam derfelbe mit feinenRecom- 
mendationen umgehet/auch wie wenigllrfach 
er vielleicht gehabt ı meineScripta zu erheben / 
der wird Defto weniger an der duͤrren Wahrheit 
feiner Meinung 7 womit er mich beehret hat 
Zroeifel tragen. Ich fage an verfchiedenen 
Drten des Orcheftre felbft/ daß darinn nichts 
für infallible, geſchweige denn für ein Evans 
gelien⸗Buch ausgegeben wird. Wer iſt * 
der 


Don der Binleitung, 33 


der der Welt die Augen zu verfleiftern præten- 
dirt? Der Wiederſacher ſagt: Veritas rei 
non dependet ab opinione hominum, 
und alle Wahrheit ſoll doch gleich von feiner uns 

majeftätifchen Critique dependiren. 
$.8. Er glaubt nicht/ pag.4. daß die 
Herrlein / wie fie das Orcheftre beſchreibet / Ur⸗ 
ſach am Verfall der Muſic ſeyn. Wer es 
nicht glauben will / kan es laſſen; es iſt gar kein 
Glaubens⸗Articul. Ich ſage auch nicht ab- 
ſolute, daß dieſe Herrlein Urfach am Vers 
fall find / ſondern daß fie mit dazu helffen; 
beyde Theile contribuiren gar mercklich zur 
Decadence der Mufic/fo lauten pag. 13. im 
Orcheftre meine Korte. Das Erempel 
mit den Advocaten und Notarien ſchickt fich 
hier Feines weges; denn ich Flage nichtfo wohl 
über den Abgang des Gewinnes in der Mufic/ 
als hauptſaͤchlich uber den Abgang der Ehre 
und Des Anfehens / von welchen alles andare 
. dependiret. Wiewohl/ kriechende Gemüther 
Iegen alles nach ihrer niedertraͤchtigen Pafion 

ber Seldfuchtaus. 

| — 9. Wegen der Hauß⸗Leute oder Kunſt⸗ 
Pfeiffer find wir noch ziemlich eins / wie ich fehe; 
nur ſagt der mirbepfallende Wiederleger / fie 
| D5 braͤch⸗ 


34 P.I. Capl. 


brächten Die Mufic/ quoad Pradticam, indie 
Kladde / Kregzıs nileft &c. Wohl geſchoſ⸗ 
ſen! aber uͤbel getroffen. Von der Theoria 
wiſſen die Hauß⸗Leute in genere nichts; und 
die Praxis verliehret auch bey ihnen / was bleibt 
denn übrig ? Es heiſt auch ja: Nil prodeſt 
agıs &c. und fan eins ohne das andere nicht 
‘beftehen. Wiegeſchieht denn die Verſchmaͤ⸗ 
lerung nur in parte nicht in toto , wenn die 
partes beyde da ſeyn muͤſſen / um eintotum zu 
machen ?_ Ein Kind Fans begreiffen. Das 
gantze fol nicht verliehren / wenn Die Helffte das 
von verfällt ! Dasheift : feine Sachen artig 
und nicht confufe abhandeln ! Pring im ans- 
dern Theil des Sarpeifchen Eomponiften iſt 
pag.18. der Meynung: daß die Wiſſenſchaft 
ohne Übung nichtstauge/ und man NB. durch 
dieſe nemlich die Ubung / jene / nemlich die Wiſ⸗ 
ſenſchafft / deſto beſſer und fertiger im Kopff 
bringe / und ſo leicht nicht wieder ausſchwitze. 

Dem pflichte ich bey. 
$.10. Was das Projet der Privat⸗ 
Concerten betrifft / ſagt der Refutator, ſey 
mein Intent wohl gut; allein in einem Colie- 
gio wuͤrden nichts als Practici gefunden / und 
derowegen ſey es nicht wohl practicable, duͤrf⸗ 
te 


von 


Von der Einleitung. 35 


te auch wohl de verbis ad verbera fommen’ / 
und was des Dinges mehr iſt. Ich will nun 
von den Idioten in Collegiis.Muficis hier 
nichts fagen / weil es allbereits in ver erften Er: 
oͤffnung geſchehen; doch Fan ich mich nicht über- 
reden / daß in folchen Collegüsgar nichts alg 
puri Practici gefunden werden fönnen / und 
daß die Mode/ mit Schlägen zu raifonniren/ 
die vielleicht in Thüringen bey Sauff- und. 
Brgndtewein-Collegiis gebräuchlish/ ander- 
werts/bey Leuten von guter Erziehung’ Beyfall 
‚verdienen folte. Don lauter Theoreticis 
aber möchte ich gerne ein Collegium feheniob 
da der Fifeus auch nicht fein Theil befommen 
würde. Sonſt ftehtan dieſem Orte des Ut, 
nemlich p. 4. mit trucknen Worten: daß die 
Runſt ex numero herflieſſet / welche Mas. 
terie / ſo GOtt will / in der Dritten Eröffnung 
des Orcheſtre ſo abgehandelt werden ſoll / daß 
die Feinde ſelbſt meinen Fleiß in Theoria abs 
nehmen werden. Es iſt eine Sache / die ihr eige⸗ 
nes Buch verdienet / deswegen ich hier darüber 
weiter nichts / als nur bepläuffig:/ bemercke / 
daß es gleichfam fatal, wie aller 7 ja der gröfte 
und. wichtigſte Diſput in Mulicis durch den 
todten Numierum foviret werden will, Auf 
D6 Dies 


36 P.1.Cap.1, 


. 2 ENEREEEN 
diefe Sachen hatteich mich geſpitzet; eshat mie 
nicht das geringfte deModis &Solmifatione 
getraͤumet / welches Materien find / Die auch im 
Schlaff nichts gelten fönnen. 
G. 11. Was ich vom Encouragement 
der Muſic anfuͤhre / ſagt mein Antagoniſte / ſey 
alles die reine Wahrheit. Auf dieſe Weiſe 
wirds blutwenig zu refutiren geben. Es 
contribuire auch ſolches / geſtehet er weiter / 
(daß nemlich die Muſic nicht encourggiret 
werde) zu ihrem Verfall etwas; jedoch ſey es 
keine wichtige Urſache / wohl aber ein allgemei⸗ 
nes Ubel und Vitium Seculi. Wieweit nun 
ein allgemeines Ubel und Vitium Seculi von 
einer wichtigen Urfache des Verfalls einer Sa⸗ 
he unterfchieden / und twelches von beyden mehr 
vder weniger geſagt ſey / das mag der Leſer ur⸗ 
theilen. Wenigſtens iſt in der gantzen Welt das 
Wort Encouragementfogeneral , daß es 
nicht nur eine bloſſe Aufmunterung mit Worten 
bedeutet; ſondern eine ſolche / die mit allerhand 
Diftindion, ale Ehrbezeugungen / Befoͤrde⸗ 
rungen / Belohnungen ac. geſchiehet. Allso / 
wenn es am Encouragement fehlet / ſo ſehlet 
es an allen; an dem / daß die Muſic nicht als ein 
8tudium angeſehen und geehret wird / an 





Vonder Zinleitung. 37 


. Daß diefelbe nicht befördert wird ; abfonderlich 


J 


aber an dem / daß man ſie nicht bezahle. Dies 


fer letzte Punct wird ſonſt ſtricte und durchge⸗ 
hends unter dem hoͤflichen Termino des En- 
couragements verſtanden. 

G. 12. Mit meinen 99. 6. & 7. der Eins 
leitung ins Orcheſtre iſt auch aus Gnaden 
noch alles richtig / und bekraͤfftiget ſolches ein 


maͤchtiges Tranſeat. Ich muß doch we⸗ 


gen meiner ehmahligen Arbeit ſagen / (1.) daß 
ich die p.ꝛ2r. des Orcheſtre erwehnete in mei⸗ 


ner erſten yusan) gemachte (2.) Daß die 


Arbeit an fich felbft dennoch allzeit eftimirt, 
obgleich / bey Erfahrung und Entdeckung 
des Authoris, demſelben Fein abſonderlich 
Compliment yon gewiſſen Leuten darüber ge 
macht worden. So gehört auch mehr zum 
Menfchen als Erde und Humeur; oder rechnet 
der Drganift die Seele vor nichts ? (vid. p.5. 
im Ut.) Wir wollen font dem Roberto 
Flud feinen Muficum perfedtum, qui zon 
partes Muficz componit, gerne laffen und 
ung mitdemjenigen behelffen/ qui partes Mu- 
icæ componit & veram earum rationem 

redderepoteft, Es wird hier vermuthlich in 
der herrlichen Tabelle des Uts p, 6. ein Schni⸗ 
her ſtecken / Der noch beym Authore 
| | D7 ſelbſt / 


38 . PLCap.l. — 


ſelbſt / wenigſtens in der Franckfurtiſchen Edi- 
tion, nicht corrigiret worden iſt. Man mercke 


aber dabey / daß Flud fager : Qui canit 
ſolummodo, non eſt Muficus. Und dag 
iſt gantz richtig. Nam fecundum Boetium 
Muficus eft ille , qui ratione pr&penfa 
non [olum operisfervitio , fed & fpecüla- 
tionisimperio canendi [cientiam mani- 
feſtat. Ein Componifte excellirt fürgts 
nen gemeinen Muficum oder Sänger folcher> 
geftalt / als ein Baumeifter für einen Maurer 
ein Ingenieur für eine Schildwache und ein 
Mathematicus für einenSchifſs Knecht oder 
Bootsmann. (a) Es folte aber mancher 
gedencken / Flud habe weder componiren/ 
noch fingen noch fpielen koͤnnen und habe Doch 
‚gerne wollen in Muficus perfedtus heiffen ; 
denn fonft hätte er nimmermehr gefagt : Per- 
fedtus Muficus eft, qui non partes Mulic& 
_ componit, Aber ich glaube / daß es wuͤrck⸗ 
ich im Flud ein Druckfehlerift/ welchen nein 

Erfurter nur fo nachgefchrieben / und heiffen 
foll; ‚qui von ſolum partes Muſicæ compo- 
| | nit, 


nn) 

(a) Arıbur Bedford’s Great Abufe of Au Se teutfch. 

Arthur Zedford vom groffen Miß⸗ 
brauch der Muſic p.61.London 3717, 


ar 


Von der Zinleitung. 39 


‚nit,fed&c, um fovielmehr/ weiler diefe Re⸗ 
dens⸗Art fehr offt gebrauchet / und denn auch der 
Sphalmatum in. feinen bier in Zeutfchland 
nachgedruckten Operibus fehr viel befindlich 
‚finds deren keins in den Erratis angemercket 
‚worden. Z. E. p. 200, liefet man mit groffen 
Roͤmiſchen Buchftaben TERITIUS pro 
‚Tertius &c, Aber fo fchiefen wir theoretifche 
Drganiften unfere Sachen in die Welt hinein; 
da ſtehts; Flud hats gefchrieben; Fein Nach⸗ 
dencken gilt. Man hätte endlich diefelben 
Worte / wenn mas rares dran’ auf teutſch und 
ohne Tabelle in Printzens anderm Theil des 
Satyriſchen Componiſten pag. 31. für die 
Billigfeit haben koͤnnen. „Ich verftehe/ fagt 
„er / durch einen guten Componiſten einen fols 
chen der nicht nur einezierliche und kuͤnſtliche 
„Harmoniam ſetzen / fondern auch Dasjenige/ 
„was er geſetzet / mit guten Gründen vertheidis 
„gen kan., Mir gefaͤllt indeß dieſe Definitio 
beſſer: Optimus Mulicus eſt, qui Rheto- 
ricam harmonicam adeo feliciter excer- 
cuerit, ut abauditoribus ſuis lachrymas, 
riſum & alia Paſſionum rexuierw atque 
teſtimonia elicuerit. (b) Und dag ſiehet je⸗ 
wand gleich / den ich inſonderheit kenne. F. 13. 


(b) Marin. Merſennus Har mon, Lib, Ipag. 290. 


40 P. I. Cap.l. 


S.13. Sonſt laͤſt ver Wiederleger auch 
fein Difcernement und feine Beleſenheit ſehr 
wohl ſehen / wenn er dem groſſen Steffani 
Worte zuſchreibet / daran dieſer Prælat ſein 
Tage wohl nicht gedacht hat. Der gute Werck⸗ 
meiſter hat das Tractaͤtgen: Certezza della 
Muſica, unter ſeinem Nahmen verteutſchet 
indie Welt gebracht / auch hin und wieder einen 

kleinen Joh. Balhorn / ziemlich gegen des Herrn 
Steffani Meinung / agiret / wie zu ſeiner Zeit 
bewieſen werden ſoll; ſolcher Gattung vun find 
die von p.34. biß 40. gedachten Werckleins im 
Ut angefuͤhrten Worte / von welchen in dem 
Jialiaͤniſchen Originali des Herrn teffani 
nicht ein Jota zu finden. Mein Gegner ſetzt 
hinzu. So weit Herrn Abts Steffani 
Worte. Damit niemand an dem Fehlſchuß 
zweiffle Es iſt ein gewiſſes Zeichen daß der 
Solmifator das Original niemahls geſehen / 
oder nicht einmahl in Werckmeiſters Vorrede 
gegucket / da folgendes Avertiflement befind⸗ 
lich: „Ich habe im Contextu des Herren 
„Authoris nichts veraͤndert; Allein wegen 
„der Einfältigen habeich an etlichen Orten mei⸗ 
„ne einfältige Meinung hinzugethany welche 
abfonderlich mir groffen Buchſtaben — 

| N 


Don der Zinleitung. 41 


»‚foll es heiſſen) gedruckt ift ı daß alſo ein jedes 
„Fan unterfihieden werden. ,, Dulcius ex ipfo 
fonte bibunturaqu&. Domine Orga- 
noede! Domine Agitator! | 

$ 14. Allediefe Allegata follen nun weis 
- fen/ daß D. Luther ein groffer Mathematicus 
geweſen / und feine Geſaͤnge mit dem Propor- 
tional-Circul abgemeffen habe. Ich meines 
Theils glaube / daß der feel. Mann GOttes 
hieran wohl unfchuldig geweſen; daß er aber die 
Noten nad) dem rechten Accent der Worte 
eingerichtet / folches gehöretnicht ad Mathe- 
maticam (denn fonft müfte Virgilius ,- von 
dem es D. Lutherus, feinem eigenen Geſtaͤnd⸗ 
niß nach / gelernet / auch zum Mathematico 
creirt werden) ſondern es gehoͤret ad Rheto- 
ricam, ad Oratoriam, darinn beſtehet die 
rechtefolidegalanterie , und die thut taus 
ſendmahl met Dienftein der Compofition 
als alle Mathelis. Ich glaube fonft gerne’ daß 
D.Lutherus ein gar natuͤrlicherComponiſte / ja 
ein beſſerer Muſicus und Muſic⸗Freund gewe⸗ 
fen ſey / als unſer zwantzig jaͤhriger Kloſter⸗Stu⸗ 
dente / von dem ich gerne wiſſen moͤchte / ob ihn 
die Monnen oder die Moͤnchevon der elendenDi- 
ſtinction informift haͤtten / die erD.Lurhero 
pag.o. andichtet? | $.15, 


42 BL. Capıl. 


$. 15. Von den Öalanterien hatder un? 
Salante Wiederleger auch einen erbarmens⸗ 
würdigen und gernfeeligen Begriff; fein eiges 
nes Gieichniß beweiſet folches hell und Flahe. 
Er fagt: „Stattdesrechten Weſens beheiffe 
„man fich nur mit Galanterien / wie des Frauen⸗ 
„zimmers Schmuck / welcher vor Alters in Per⸗ 
„ien und guͤldenen Ketten beſtanden / heute zu 
„Tage aber Bänder und Spigen find. Von 
„jenen hätten die Kinder was / von diefen aber 
„nichts zu hoffen. Ich glaube leSieur Or- 
ganifte wirdirgend einmahl einem Gammers 
Kaͤtzgen /einer Grifette, die Aufwartung ger 
macht haben die vonihrer Fräulein etwann ets 
liche laue Schock und / nebft zerriſſenen Spi⸗ 
gen / ‚auch ein paar verfihoffene Struͤmpf⸗ 
Bänder zum Neuenahr bekommen hat/ daß 
ev fo Eriechend von Galanterien railonnirt. 
Sind denn itzund Feine Perlen mehr / als vor 
Alters? Traͤgt man nicht gange Garnitures 
enechellevon felbigen+ die gewiß ein bißgen 
feiner kommen als vor Alters ? Prangen nicht 
tagtäglich Hals Hände und Ohren des ſchoͤ⸗ 
nen Geſchlechts mit dieſen Orientaliſchen Him⸗ 
mels⸗Zaͤhren ? Daß es etwan in Erfurtnicht 
geſchieht / mas Fan man dafür 2 ner 

| a 


BES... — 


Von der Einleitung. 43 
mas wolten doch die alten güldnen Ketten ſammt 
den blinden Perlen dabey verſchlagen? was 
für gut koͤnten die Kinder davon haben? Sol⸗ 
ten ſie dafuͤr Brodt oder Wein kauffen? Traͤgt 
ihnen ſolcher Kram das geringſte Intereſſe, er 
werde dann verſetzet? undda iſt man wohl dran. 
Koſtete nicht eine Kette wohl zehnmahl ſo viel zu 
machen / als offt das Gold werth war? Eben ſo 
geht es auch mit den ſehr gekuͤnſtelten Fugen / die 
allemahl mehr Arbeit koſten als Vergnuͤgen ge: 
ben. Wenn hergegen unſer Organiſte nur hier 
in Hamburg Dames ſehen ſolte; doch was rede 
ich von Dames ? ich will nur Buͤrgerſtands⸗ 
Perſouen nehmen die an Ohrgehaͤngen / Kreu: 
gen und Ringen in bloſſen Juͤwelem zehn und 
mehr. taufend Reichsthaler Banco-&eld mit 
ſich herum führen; folte er nicht meynen / daß 
man von folhen Pretiofis guͤſdne Ketten von 
hier biß Erfurt machen Eönte/ fo daß in jedem 
Poft- Haufe wenigfteng die Köchinn eine hätte? 
Hat er wohl einen Bürger gefehen / der noch 
nicht einmahlgalant heiffen kan undeinen Ho⸗ 
ſen⸗Knopff von 10000. Rthlr. Banco trägt? 
Das fommtein bißgen wichtiger als fein Sty- 
dus ligatus mit den güldnen Ketten. Ders 
gleichen’ und viel groͤſſer find unfere Galante⸗ 

\ rien. 


Be 
* 


44 PL Cap!l. 


- rien. Mich deucht damit iſt KindessKindern 
im Nothfall redlicher unter die Arme gegriffen 
als mit einer laufigten Kette / Daran wir Die Floͤ⸗ 
be teffeln. Nun mache einer die Application 
auf die Muficalifche Salanterie / darinn heut 
zu Tage folche Edelſteine befindlich / daß ein alter 
überfichtiger Ketten: Krämer mepnen folte/ es 
waͤren Boͤhmiſche Steine; weil er fieniemahlg 
fo groß, und dabey fo echte, gefehen hat. 

8.16. Die Gleichniſſe des Gegners von 
guten Wercken / von des Feindes⸗Eſel unter ſei⸗ 
ner Laſt / (dabey wohl Fein Treiber geweſen) 
von Gaͤſten / die einen nicht wieder laden 
Fönnen find auch fehr finnreich / und wer⸗ 
den indem Ut gar kuͤnſt⸗ und fo tröftlich pag. 10 
auf die galante Compofition und Verab⸗ 
ſaͤumung der Contrapundten applicirt, daß 
man das Podagra im Magen davon befoms 
men möchte. Sonſt heift der Refutator 
großgünftiglich ſehr gut was ich $.7. meiner 
Einleitung von der Hochachtung/ die man der 
Muſic ſchuldig iſt angeführet habe. Es dan- 
cke ihms aber mein Wirth. Ich proteſtire 
nochmahls vor aller Welt / daß darinn mein ein⸗ 
ziger Zweck beſtanden / dieſe Hochachtung eini⸗ 
ger maſſen zu befoͤrdern; daß ich keinem 2 

n 


Von der Binleitung. 45 


Individuo zu nahe zu treten weder damahls 
noch itzund / gedacht habe / und nichts weniger 
als folus in pretio , oder Hahn im Korbe 
allein / wie der von fremden Winde aufgeblafene 
Orgel⸗Ritter / ſeyn wollen. | 

$.17. Das follnun die Wiederlegung 
meiner in der Einleitung angeführten Verfalls⸗ 
Uhrfachen alle ſeyn / und fo dann folgen deren 6. 
vermeynte beffere von des Refutatoris eignem 
Machwerck. Ich will doch einen Auszug ders 
felben aus pag 12. des Ut hieher ſetzen. Diefe 
6. Uhrſachen des Verfalls der Muſic ſollen 

14 E > 


pn: 
Cı.) Weil die Mufie nicht ale ein Studium 
und (quod idem) ° | 
(2.) Nicht auf Schulen tractirt wird. 
(3.) Weil die Beſoldungen geringe find. 
(4) Beil fie verachtet wird. 
-(5.) Weilman fagt : Die Muſic hindere 
am fudiren und 
(6,3 Weil man fie Huren: Sram nennet. 
Dabey werden wieder Werckmeiſters Worte 
dem groffen Steffani zugefchrieben. Der 
Leſer magfonft hierüber felbft glofficen und bes 
trachten / wie fchönich refutiret werde. Es 
iſt ja nicht genug / daß man ſage / die Muſic werde 
Ne x - ver⸗ 


46  BLCapL. 


perachtet und ein Schreiber vorgegogen; Ich 
muß finden’ warum fie verachtet werde? Meis 
ne Meynung ineinem kurtzen Begriff iſt dieſe; 
weil fie die Pedanten zu ſchwer / und die 
Schergeiger zuleicdye machen, Iſt es nicht 
fchön raifonnirt, wenn einer faget: Die Mur 
fie iſt in Verfall / weil fie verachtet wird ? + 
Ich habediefen Verfall und deffen Urfachen fo 
gut / als mir es müglich geweſen / dargeſtellet / und 
iſt mir gar nicht zu wieder / wenn es ein andrer 
beſſer thun kan. Das heiſt aber nicht wieder⸗ 
legen; gnug daß der Verfall fuͤr Augen iſt / die 
Urſachen moͤgen ſich denn uͤber lang oder kurtz 
finden; aber ſie zu heben / da ſteckt die Kunſt. Ich 
tractire die Muſic vollenkommen als ein Stu- 
dium, und wuͤnſche von Hertzen / daß ſie auf 
hohen und niedrigen Schulen (doch ohne Pe- 
danterie, fine pulvere fcholaftico ) auch 
alfo tractirt würde. Sp wuͤnſche ich ingleichen 
por allen Dingen / daß are 
- oh⸗ 

t Sch möchte gerne wiſſen / ob dem Gegner bekannt / 
tag Soloecismus difputatorius, was Circulus, 

was Petitio Principii fey ? Ich Fanes nicht 
alauben ; weil er diefe Dinge fo offt und recht 


li — * 


kindiſch adhibiret. Es iſt idem per idem, 


wenn einer ſagt / die Muſie ſey im Verfal / weil 
ſie verachtet wird. | 


Pon der Zinleitun 47 


lohnungen reicher ſeyn möchten, wie ichdenn fol: 
ches nicht nur im Orcheftre,fondernauch fonft 
in meinem Sarmonifdy,Dendmahlmit deutli⸗ 
chen Worten zu verftehengegeben habe. Was 
habe ich anders mit den graduirtender Muſic 
in Engelland/ davon der Gegner fonft wohl fein 
Tage nichts gehört noch gefehen und mit der 
Academie, zum Befchluß des Buches’ fagen 
wollen / als daß es hierzu Sande nicht eben fo ſey / 
und manbeflage / daß die Muſic hier nicht als 
facultas academica gehandhabet wer⸗ 
de? Sed aliquid dixiſſe juvat. Ein jeder 
verdient ſein —* Es gibt aber unſer Erfur⸗ 
ter ein Zeichen ſeines ungeſunden Raiſonne- 
ments, wenn er p. 15. des Buͤchleins Ut, unter 
andern weitgehohlten und abgeſchmackten Din⸗ 
gen / zum vermeinten Lobe des Studii Muſici 
benCiceronem ärgerlich anfuͤhret / daß er nem⸗ 
lich ſage: Liberi hominis officium efle ali- 
quando nibil agere &c. durch welches nihil, 
ver Erfurtiſch. Stoffe zufolge / Cicero die Muſic 
verſtanden hätte / und das ſoll ein Argument 
ſeyn die Muſicam zum Studio zu machen weil 
fie vom Cicerone inter niniſa gerechner 
werde. Pudeat Herr Drganifte! Ein Se- 
cundaner wird ing Fünfftige meynen / nihil 

| nn age- 


43 P. J. Cap.l. 


agere heiffe beym Cicerone: Die Mufic ku- 
diren. N’eftcepasla unrailonneur con- 
fus? ein StrohsKopf. Es lautet auch fonft gar 
angenehm / wenn ein Styliſte mir Teutſch / 
Frantzoͤiſch undLatein fo untereinander miſchet: 
Daß die Mufic civili viro avantageus ſey © non 
modo Sc. Toller habe ichs noch nie geleſen. 
Vid, p. c. des Ut, allwo esfo lautet. 


$.19. Aufs letzte wird mir vorgehalten/ 


ich hätte den gelehrten Kircherum zauberifcher 


Worte beſchuldiget. Da fleckt wieder eine 


malicieufe Tournure, Man conferire 
pag.5. des Orcheftre, fo wird fich seigen/ wer 
animum injurandi hat. Es wird dafelbft 
des Agrippx > oder eines andern Zaubers 
Buchs/gedacht/gwifchen welchen und der Mu⸗ 
fürgieKircheriein Vornehmer / numlangft 
feider ! verftorbener hochanfehnlichfter Koͤnigl. 
Miniftre (nichtich) im Schertz / obbarba- 





riem terminorum,eine Vergleichung mach⸗ 


te. Wenn aber doch der Gegner meynet / daßdem 


pater Kircher fo ſchrecklich zu nahe geſchehen 


ſey / fo will ich ihn bitten / er examinirenur per 
mandatarium den bloſſen Titel Mufurgia (1 .) 
nach der Griechiſchen Bedeutung / (2.)nach dem 
Inftituto des gantzen Wercks; halte denn 


eing 


Von der Einleitung. 49 
eins gegen das andere / und laffe fid) darauf 
Meibomii Pr&fationem in Muficos anti- 
quos erflähren! fo wird ervon der hochgeruhms 
ten Gelehrſahmkeit unfers fonft fleißigen Jeſui⸗ 
ten ſehr mittelmaͤßige Gedancken bekommen. 
Muſicam, fagt Meibomius, græcam di- 
ſciplinam, quam hactenus græce doctis- 
fimorum virorum vix ullus attredtares 
aufus fuit, fine alla ferme græca literatura, 
»ullo Grecorum Mufscorum lecto, tradere ad- 
greflus eftVirCl. Athanafius Kircherus. 
Fateor, non tantum me miratum , ex 
celeberrimo Orbis terrarum loco, Ro- 
mä, tantum iweptiarum adferri potuifle; 
fed etiam à tantæ fame Viro. Quod ſi ita 
in literarum ſtudiis & antiquitatis per- 
gatur, converſo rerum ordine, barbariem 
ex Italia , politiſſimæ gentis ſede, in 
omnem Europam. diffuam videbimus 
&c. Gafpar Scott hat das erfte wegen deg 
Titels wohl gemercket / und ob er gleich Kir- 
cherum adorirte und ausfchrieb / fo feßt er 
Doch in feinem Titel P. IL. p. 774. Muficam 
vor. ” Ä | 

$.20. Der Refutator muß auch ein 
ſehr ſchlechtes NE mir haben/ went 
/ er 





go P.I, Cap. I. 


—— — — — — — — — 
er zweifelt / ob mirs gefallen werde / daß er eine 
Urſache des Muſicaliſchen Verfalls daher lei⸗ 
tet weil die Muſic für Fein Stadium gehalten 
wird. Ich bin ja darinn mit jeverman gänßs 
lich einig und will mich bey Gelegenheit breiter 
Darüber erklaͤhren / was refucirt er mich denn ? 
Aber dag gefällt mir eben nicht / wenn er mir 
animum injuriandi beyleget. Diefegar zu: 
befcheidene Beantwortung feiner. theils groben 


Expreſſionen mag ihm davon das beſte Zeuge 
niß geben. Er kan aber in ſeinen Buſem greif⸗ 


fen und fein Gewiſſen fragen / ob ich jemahls 
mein Murhleinanihm (von Demich mein Ta: 


ge nichts gehörer oder gewuſt / auch nichts zu hör 


ven noch zumiffen verlange ) over er dag feine an 


mir/ amore lucri » zu Fühlen gefucht habe? 


Alios exfe judicat. 


Das andere Capitel. 


Beſchuͤtzung deserften Theils im 


Orcheftre >, 

Pars defignatoria genannt. 
$. 1. 

(I si werde ich befehuldiget/ Daß ich das 


ehr: und achtbahre monochordum 
p.286. 





Vom erſten TheildesOrch. 51 


280. des Orcheſtre Alfanzereyen geheiffen; 
as iſt nun abermahl ein Pudel / Herr Arge⸗ 
liſt. Da kommt er wieder mit einer Unwiſſen⸗ 
‚heit und Unwahrheit angeſtochen. Denn es 
wird an gedachtem Orte von dem Diſput ge⸗ 
redet: Ob Mulica heiſſen ſoll: Scientia cir- 
canumerum fonorum, oder circa ſonum 
numeratum ? und ſolchen Streit mag ein 
alant hommes, mit dem ich damahls / und mit 
einem Mufico, zu thun hatte / mit allen Ehren 
und. Mecht/ für Alfanzereyen halten. Heiſt 
dası Monochordum laͤſtern? Solches zu ber 
jahen / das heift meine Schrifftenläftern. Sa- 
geich nicht vielmehr.an eben Dem Orte / es fey 
folches Werckzeug zum fpeculiren und zur 
geometrifchen Abtheilung der Intervallo- 
rum dienlich? Sage ich nicht ferner : Es 
ſey einem Mufico gar nicht ſchaͤdlich / folche 
fubrilitäten überhaupt mit zunehmen ? Ans 
derswo wird fich verhoffentlich Gelegenheit fin- 
den / mehr von diefer Sache zu reden. | 
F. 2. Deftomeniger aber darff fich der 
- Refutator verwundern / daß ich alle Propor- 
tiones von dem Monochordo, oder beffer ger 
ſagt / demfelben gleichförmig/ deducire / denn 
ich habe ja mein Tage nisgenb gefagt / . 
: 2 = 2 


72 PL Cap. II, 

ches nicht gefchehen koͤnne oder muͤſſe. Wie 
ich aber behaupten will / daß die Zahlen nur in ⸗ 
ftruiren und nicht decidiren/ davon ſoll geliebt 
e8 GOtt / die dritte Zröffnung des Orche- 
ftre handeln. - Ich koͤnte es wohl gleich thun; 
aberich will nicht. Denn ich habe auch" meis 
neneignen Kopff. Indeſſen mag wer da will 
ſeine inſtructiones aus den Zahlen nehmen? 
es kuͤmmert mich nicht / will auch niemand dar⸗ 
anhindern ; aber man muthe es mir nur nicht 
zu. Meine Raifons follen verfprochener maſ⸗ 
fen / wenn ich lebe und gefund bin / folgen, 

6. * Die Gleichniſſe von dem Garne 
und der Wolle / vom Stahlund Eiſen / deren 
Fein Tuchmacher noch Schmidt entbehren kan / 
nehme mit beyden Haͤnden an / und ſage von 
Hertzen gern / daß Scientia de Proportione 
Tonorum, quam (Proportionem) 4quo- 
dammodo indicat Monochordum, nicht 
nur einem Organiſten / ſondern / welches mehr / 
jedem Mufico noͤthig fey ; aber fo wenig als 
man fchlieffen fan: Diefer oder jenerMenfch hat 
Garn und Wolle / ergo iſt er ein vortrefflicher 
Tuchmacher / it. dieſer oder jener hat Stahl und 
Eifen, ergo iſt er ein guter Schmidt. Eben 
fo wenig Fan ein vernünftiger Menfch auch fas 

| gm: 








Vom erften TheildesOrch. 53 | 


gen : Diefer. oder jener hat die rechte Abtheis 
Jung der Thone auf dem Monochordo ges 
troffen / ergo iſt er ein vollfommener Muficus, 
Nur ſtillel Nur ein wenig Gedult! Es fol 
dieſe Materie ſchon an gehoͤrigem Orte ausge⸗ 

fuͤhret werden. — 
Ä F.4. Man darff mie Werchmeiftern 
nicht citiren / das will ich ſchon ſelber thun. Ich 
Tenne feine Schrifftenin-und auswendig / Das 
iſt zu ſagen: feine Worte und feine Meinung; 
abfonderlich Die Paradoxa, die ſehr tröftlich 
find. Indeſſen thut mir der Gegner einen 
Dienſt / daß er einen gantzen Bogen mit * 
Buchſtaben aus gedachten Paradoxis hints 
drucken laͤſt; und toolte ich wuͤnſchen / feine gan⸗ 
tze Refutation beftünde in foldyen herrlichen 
Excerptis, fofäme man deſto ehender Damit 
zum Ende / ſintemahl der Zeit⸗Mangel einer mei⸗ 
ner allergroͤſſeſten Mangel; feine gantze Refu- 
tation aber weder Durchzulefen noch zu beant⸗ 
worten / nicht einer von meinen fehlimeften Vier⸗ 
telſtunden werth iſt. Wie ich denn feine 4. Wo⸗ 
chen in bloſſen Neben⸗Stunden mit der gantzen 
Sache zugebracht / und da ich die vermeinte Re- 
futation den 24. Jan.erhaltenimir der Bertheis 
digung fehon den 21. u; fertig — bin. 
. 3 sr 


— — — 


Me u — 
—— a —— 
— nn 
7 - — 27 


54 P. I. Cap. II. J 
F.5. Nach dieſer Pauſe aber faͤllt der 


Verfolger wieder mit der Thuͤr ins Hauß / und 


ſaget p. 29. nach einem vorher gegangenen 
Præludio aus ſeinem uͤbelklingenden Laͤſter⸗ 
Modo : Man finde im gantzen Orcheſtre 
nicht einmahl eine vollfommene Definition. 
Da er ſich doch felbft p-57.ing u Je: hentai 
fpricht/ wenn es allda von meiner Definitione 
Compolitionis heift :. Sie fey fehr gut; 
aber nichts neues: Iſt es nicht miferable, daß 


der Menſch meine Rubrique nicht verftchet 


oder nicht verfiehen will. Mein Inftiturum 
im neuseröffneten Orcheftre iftja nicht einen 
Componiften oder Muficum, vielweniger 
neue Definitiones , zumachen / fondernnur 
einem galant homme die univerſelle (nicht 


ſpeciale) Wachricht von denen zur Mufic ges 


hörigen Sachen aufeine gang neue Art zu ges 
ben. Meine Definitio Unifoni , fagt der 
Refutator, ſey / der Proportion nad)/ rechr; 
hoffentlich auch die Definitiones der andern 
Intervallorum 5; denner hatnichts dawieder 
einzuwenden. Ich ſage aber ı daß die feine/ 
de Unifono,mehr lehre / was Unifonus nicht 


ſey / als was er ſey. Unifonusnoneft Mo- 


dus, ſo faͤngt ſie an. Er haͤtte eben ſo wohl 
ſpre⸗ 


Vomeerſten Theil des Orch. 55 


ö— — —ñ— 
ſprechen koͤnnen: Uniſonus non eft animals» 
non eſt herba &c. Ich mercke es ſchon / 
derjenige von dem ers hat /iſt einer von denen / die 
da ſagen: Monas non eſt numerus. Es 
mag drum ſeyn; Ichdencke anders. Wenn 
ich ſolche Definitiones haͤtte ausſchreiben 
wollen / fo märe ein Opus Definitionum aus 
meinem Orcheftre erwachſen / das gröffer 
hätte werden müffen als eine Concordantz. 
Barum hätte ich auch des Unifoni defolati 
gedencken follen/ da er doch Feine Proportioh 
hat / und der Titel meines Gapitels lautet: Yon 
den Tonisihrer Proportion nad). Zu dem 
willich viele. wackere Authores nennen die 
ebenfallsdiefe Diſtinction gar nicht machen. 
Es trauet mir janoch wohl mein aͤrgſter Zeind 
fo viel zu / daß es nicht aus Unwiſſenheit wegge⸗ 
laſſen ſeyn wird. | 
$.6. Eine gleiche Bewandniß hat es fo 

wohl mit der Definitione Quartz ale den 
andern Proportionibus. fie aber / die 
Quarta, eigentlich Con- oder Diflonantia 
fey / das iſt eine groffe Frage / und davon foll 
meine dritte Eroffnung ausführlich handeln. 
Was Diœlis ſey / iſt zwar von mir nicht de- 
finiretz aber ich habe es dem Leſer vorgemahlet / 

— | &4 und 


76 * PI. Cap.Il. 


und gegeiget/ wie das Ding / oder vielmehr defs 
fen Kennzeichen ausfiehet / nemlid) : Daß egein 
doppeltes Ereuß fen; habe auch dabey gemeldet) 
was eg in Mulica fignatoria bedeute. Was 
braucht es denn definirensiwenn ich das Ding 
ſehe? Welches ift nun einem galant homme 
deutlicher meine Demonftratio, oder des Ge⸗ 

geners Definitio, dieerp.35. ertheilet? Sons 

ſten find es puerilia, fagterı Daßdasb. qua- 
dratum erniedrige. Ich ſetze auch dabey / der 
Unkundigen wegen / nicht der theoretiſchen 
Organiſten halber. J— 

4.7. Nun koͤmmt eine vermeynte Con: 
fuſion, weil ich nemlich im Capitel de Tonis 
auch die Genera ſpecificire. Meine Urſa⸗ 
chen aber find ſehr wichtig (1.) habenicht wol⸗ 
ken ein befonder Capitel deGeneribus machen/ 
weildie Sache mehr fürgelehrte Mulicos als 

‚Liebhaber gehöret. (2.) Da dieſe Genera in 
einer gewiſſen Einricht⸗ und Eintheilung der 
Whone beſtehen / fo ſchickt ſich ja deren Einſchie⸗ 
bung / unter dem Titel von den Thonen ihrer 
Proportion nach / ſehr wohl/ daß ich demnach 

nichtfehe 7 worinn die Confufion ſtecken fol. 

Uberdis fage ich zu Ende des $. Deutlich : Sol⸗ 

ches möge fuperficiellement gnug von = 

er 





Vom erften TheildesOrch. 57 


der Materie feyn ; woraus ja erhellet / daß ich 
nicht eigentlich und ex profeſſo, fondernnur 
bepläufig von Diefen Generibus habe handeln 
wollen, einfolglich alle der. Alten minutiffima 
nicht habe berühren mögen. Hat man fich 
denn Dadurch verrathen / als ob man die Sache 
nicht verftehe ? Ich rede von der natürlichen 
Eintheilung der Diatoniſchen Octavæ und 
fage/ daß weder b. noch R darinn vorfomme. 
Jener aber redet de Modis tranfpolitis, 
allwo freylich b au ſtatt genommen werden 
muß. Es fest auch felber der Wiederleger eis 
ne Melotiep.36. in Genere Diatono puro, 
wo weder fa fitum ,„ noch femitonium 
fictum anzutreffen’ und diefeg Genus purum 
meyne ich. Daß nun die Alten den geftander 
nen Exces mit dem fa fito in genere Dia- 
tono getrieben’ Dafür Fan ich nicht; ſolches / ale 
resficta , wiederſpricht meinem Satze auch 
Feines weges; fintemahlich de Genere Diato- 
‚no puro & naturali, nicht aber de transpo- 
fitis, mixtis & fictis rede. So iſt auch nur 
allein vor dem h. in Transpofitionibus ein b, 
geſetzet worden nicht aber / wie in Genere 
complicato heutiges Tages geſchiehet / vor 
alle und jede Claves, daher auıh dieſe eintzige 

Es  Schmwak 


‚8 P.I. Cap.Il. 


Schwalbe noch lange Feinen Sommer macht | 
und denominatio a potiori mir auch gewiſ⸗ 
- fer maffen hier zu ftatten Fommt. Eben die Be⸗ 
wandniß hartes auch mit dem X ; welches zwar 
die Alten in diefem genere nicht hingefchrieben/ 
aber doch elevatione vocis gefungen haben 
föllen. Das haben fie meinenttvegen gute 
Macht gehabt: Es ift auch nur accidenta- 
liter bey Cadencen gefchehen / nicht effen- 
tialiter nach den alten Kunftzund Modens 
Saͤtzen / ob es gleich die Natur erfordert; welche 
ftärcker ift als die Kunft und eingefehränckte 

Pedanterie. ch Fan jaeinem in ver Mufis 
ealifchen antiquen theorie gank unbewans 
derten Menfchen folche Dinge nicht vorſagen / 
ohne michridiculgumachen Ein anders iſt / 

wenn man Exercitationes Muſicas ſchreibet | 
und mit Theoreticis zuthun hatzda mußeiner 
gank andersreden. | 


858 Nechſt dem fo wundert ſich mein 
Gegner / daß ich von denSemitoniis majo- 
ribus in numero plurali rede; und fagt doc) 
felbft vier Zeilen hernach pag. 37. Daß feine fo 
genannteAnima Mufices,oderSemitonium 

natu- 








Vom erſten Theil des Orch 59 


naturale + ineiner jeden Specie Octavæ 
zweymahl vorkommt. Ich wundere mich / 
daß man mir ſolche elende / bey den Haaren 
herbengesogene Chicanes macht bloß der vers - 
zweifelten Aretiniſchen Solmifation zu gefale 
fen / damit der Abgang der fiebenden Splbe / 
durch die ZufammensKlebung beyderSemico- 
niorum ineines/ mit einem Schein der Ehren 
erfeßet werde: Die Invenrion iftrecht artig / 
und das Simile von den Treppen will ich nicht 
weggeworffen haben. Erfagt: wenn ich von 
der Dritten zur vierdten / und denn von der ſieben⸗ 
den zur achten Stuffe ſteige / fo bleibe ich einer / 
und es werden nicht zweene aus mir. Scupet 
mens admiratione tantz induftrix! das 
wieder hatauchOrbilius felbjt nichts anzumens 
den. Allein / wer mir doch weiß machen mwolte/ 
daß die vierdte Stuffe und die achte Stuffereine 
und diefelbe Stuffe fey / der würde blind kom⸗ 
men. Don folchen gradibus aber ift hiedie 
Rede / nicht von den Stimmen oder Perſonen / 
die darauf auf und nieder gehen. Die Trep⸗ 

| E06: pen 


T Alle Semitonia find naturalia, mie unten bewieſen 
werden foll;aber alle find nicht majora. Derohal⸗ 
ben ich lieber mit den beſten Authoribus diefe 
als jene Benennung erwehle. | 


60 P.I. Cap. II. 


pen mögen wohl von einerley Holtz ſeyn / gleich 
weit von einander liegen und einerley Propor- 
tion haben; aber deswegen finds Doch zwey von 
einander unterfchiedene Stuffen / und nicht eine 
Stuffe. Es iſt Schade / Herr Organiſie / daß 
wir unſere Canones nicht beſſer appliciren 
koͤnnen; denn too mir recht / haterfelbft einen / 
der heiſt: Simile non eſt idem. Weildenn 
nunefmithc, ratione qualitatis & loci 
(ob gleich in quantitate Gi eins fo verhält 
wie das andere) nicht Daffelbe Ding ſeyn kan / 
fo ſtatuirt wohl ein jeder vernüunfftiger Menfch 
den Gegner ausgenommen ) Daß es zwey 
Dinge find. Seht! in dergleichen Irrthuͤ⸗ 
mer verfallen diejenige, welche Das A. B. C. nicht 
verſtehen / und allegmitder Aretinifchen Sol- 
milfation heben wollen. Der Wiederſacher 

dencke der Sache ſelbſt nach. 
| 9.9. Von meiner ‘Befchreibung des 
Generis Chromatici fagt mein Gegneridaß 
alles ſehr u under nichts dabey zu eritts 
nernhabe. Es ſey auch die Wahrheit / fpricht 
er / daß wir mit dieſen zwoͤlff Theilen — 
d= 


(c) Wenn die beyde Semftonia naturalia nur vor 
eins paßiren ſolten / fo würde ja das Dutzend 
ni 


“ 


VomerftenCheildesOrch. 61 


begnügen laffen müffen. Nur / Damit dee 


Wiederleger feineKlofte»Excerpta am Mann 
bringe / und die Zerflümmelung des Generis 
Diatonici bey den Alten beweiſe / fo werden 3. 
Lateiniſche Kirchen- Lieder citiretidarinn Rund 
b. vorfommen follen / oder vielmehr durch ein 


gubintelligitur errathen werden müffen. 
. Man berufft fich aber bloß auf Praxin,die wohl 


corrumpirt feyn fan und / zumahl in Anti- 
quitatibus, gar nichts beweiſet. Wenigſtens 


iſt in den alten Noten keine Spur weder vom X 
noch b. Mein Nein waͤre denn fo gut als fein 
Ja,ʒ aber die Materie ift mir gan gleichgültig; 


und wann ja die Alten folche Elevationes hin 
und wieder) nach ihrem eigenen Kopff/ gemacht 
haben / iſt es mehr für einAccidens ald Requi- 
fitum,, velProprium Generis zu rechnen. 
Sonſt iſt noch wohl in Feines Menfihen Hertz 


kommen zu ſagen / daß die Chromatiſche Cla- 


&7 ves 


uicht voll werden; Darum muß eins von beyden 

unwahr fenn/entweber:daß 12. Theile der Odtave 

find, welches doch der Gegner gefichet/ oder: daß 

nur ein Semitonium und nicht mehr in der 

Muſic (lieber gefagt inder Odtava befind⸗ 

u —— gleichfalls fein / ob wohl falſcher / 
atz iſt. 





62 P.1. Cap-Il; 
vesfichin genere Diatonico befinden / wie 
derSolmilator hut. — 
8. 10. Voñ dem Enharmonio ſagt der 
Refutator p. 41. raiſonnirte ich auch ſehr 
wohl / und conformirte mich mit Werck⸗ 
meiſters Meinung / welcher ebenfalls dafuͤr ge⸗ 
halten / daß wir die Subſemitonia, Semidi- 
ten, oder Quart-Thone in unſrer Muſie nicht 
noͤthig haben. Aber dieſe Douceur wird mir 
bald wieder verſaltzen / indem ich aufs neue einer 
Confulion beſchuldiget werde / darum / daß ich 
ſub Titulo de Tonis auch de Modis handele. 
Da man doch dieſes zu meiner Entſchuldigung 
fagen kan / dag Modus gar offt und mit Recht / 
Tonus heiffe / mie es denn der unbedachtſame 
Criticus felbft p. 42. in der Dritten Signihica- 
tion fo nimmt / und noch dazu p 158. ſaget / es 
ſey eben fo viel nicht daran gelegen’ ob man das 


Sort Modus oder Tonusgebrauche., Die ' 


erfte Dafelbft befindliche Bedeutung aber / daß 
Tonus fo viel heiffe aldSonus, hat wohl etwas 
verderbtes zum Grunde / und kein Theoreticus 
folte eigentlich ſo reden. Da uͤber dis auch 
Broſſerd feine gantze Doctrinam Modorum 
ſub Titulo Tuono abhandelt / ſo ſieht wohl 
niemand / was das Orcheſtre für eine Con- 
Fulion begangen habe, §. II. 





— — 


Dom erſten Theildes Orch. 63 


g. 11. Was ich de Modo'dafelbft fage/ 
gebe für feine Ariſtoteliſche Definition qus; 
ich verweiſe vielmehr einen/der mehr davon wiſ⸗ 
fen will’ auf Merfennum, Kircherum: und 
obgevachtenBroffard. Kan der Wiederleger 
eine beffere Definitionem machen alg wie ber 
fagte Aurhores , fo thue er es immer getroft 
weg / und prahle fo vielnicht dabey; ich habe des⸗ 
wegen im Orcheftre weder mit ihm noch mit 


jemand anders certiren wollen. Es find ja ſol⸗ 


cher Definitionum , die er anbringt/ gantze 
- Schiffs Ladungen voll in Büchern anzutreffen’ 
und werden für Maculatur gebraucht. Ißenn 
ich übrigeng fage / daß fichdie Kırchens und 
Choral: Mufic der 12. Modorum Grxco- 


. rum bisweilen / jedoch ingroffer Sreyheitbes 


dienet / fo will ich nicht juſt den bioffen Choral 
Geſang der. Gemeine, (denn folchen heiffeich 
nicht eigentlich Muſic) fondern wie diefe Cho⸗ 
rale / welche nach befagten Modis eingerichtet 
find’ figyraliter.per Fugas & Variationes 
von vielen Componiſten in derKirche transpo- 
nirt und muficıre werden, verftanden haben. 
Denn / da müffen fie fich folchen falls bismeilen 


mehr als zu viel zwingen laffen / infonderheit/ 


wenn mancher das: Erbarm dich mein, ©. 
| HErre 


SET — — 


— ee 


a ne... — — 
MESZ TE — PU Er > 


- U u e —E Bu 
EN re a er 


64 P.I, Cap. IL 


Erre GOtt ꝛc und:Wie ſchoͤn leuchter der 
Morgenſtern ꝛc. zuſammen bringen til; 
das iſt eben die groſſe Freyheit und Veraͤnde⸗ 
rung / von der ich ſpreche. Uberdis kan ja der 
Antagoniſte ſelbſt nicht in abrede ſeyn / daß die 
Kirche ſich anfangs nur Die erſten 8.Modos, 
welche manınach dem Pabſte Gregorio, Gre- 
gorianos nannte/ und fo Dann / nach und nach 


Die andern auch zugeeignet habe / Daher dieſe 


Modi ein gan anderes Ausfehen gewonnen / 
auch eine gans andere Drdnung befommen has 
ben’ wie desfalls / nebft Kirchero und anderns 
Conradus Matrhai fo wohl als ich einen Un» 


terfcheid macht / und fichinfonderheitver legre _ 


cap.VIIl. p.63. in diefe ausdrückliche QBorte 

‚herausläft: „Es find Diefe acht Toni bey den 
„Alten weit anders befchaffen geweſen / als itzi⸗ 

„ger Zeit die Modi Muſici. Denn / heutiges 

„Tages werden ſie nach den Speciebus der 

„Octaven (davon die Alten gar nichts gewuſt) 

„unterſchieden / da e8 Doch bep ihnen yicht mehr 

„als eine Melodie oder Art eines Sefanges ges 

weſen / als man heute die Pollniſchen / Teut⸗ 
ſchen / Welſchen oder Frantzoͤſiſchen Taͤntze 
„oder Lieder unterſcheiden macht / davon Mi- 
„chael Prætorius Tom,l, Syntagm. 2 
ar- 


Pu" 


DomerftenTheildesOÖrch 65 


;Partell, cap,s. pag.183. Fan gelefen mers 
„den. Worinn habe ich denn Unrecht gehans 
delt / daß ich die 8. Toni Eccleſiaſtici von den 
ı2. Modis Græcis, tie alle geſcheute Autho- 
res thun / diſtinguirt habe? Ob mir wohl be⸗ 
kannt / daß jene von diefen entfprungen. Wei⸗ 
ſet nicht Werckmeiſter den Leſer ebenfalls auf 
obangezogenen Conrad. Matth. und ſaget: 
¶d) Es habe derſelbe gar fein von den Modis 
geſchrieben / auch angezeiget / wie die Toni ı NB.) 
eine Verwandſchafft mit den Modis haben. 
Sind fienun gleich Dermandte/ fo find fiedar: 
um Doch nicht einerley ; Die Kinder entfpringen 
| —* dem Vater / unterſcheidet man ſie darum 
nicht? 
$.12. Daß mir die Natur und Eigen⸗ 
ſchafft dee 12. Modorum feine Böhmifche 
Dörffer habe Parte III. Cap. 2, deg Orche- 
ſtre, ſo gutes hat werden wollen / bezeuget. Daß 
ic) aber nicht nach eines jeden Humeur ſolche 
Eigenfchafften getroffen / dafür Fan ich nicht. 
Mir ftehen des Gegners Predicata von den 
Tonis vielleicht eben fo wenig anı als ihm meir 
ne. Theileter doch ſelbſt p. 71. &72.die Au- 
ditores , nach) Pringens Vorſchrifft in 4. 
| ER Clafles 


(d) Harmonol, pag. 61, 


66 » PL. Capll. 


Claffes ein und fehtp.73. hinzu / es liege viel 
“am Humeur und der Complexion des Au- 
diroris (verftehe die Beſchaffenheit feines 
Temperaments,) Wer nun weiß / welche 
Mixturen eg in denTemperamentender Mens 
fchen gibt/ der wird leicht ermeffen koͤnnen / daß 
eigentlich nichts Pofitives von folhen Wuͤr⸗ 
kungen der Thone oder Modorum gefaget 
tverdenmag. “Dennoch habe mein beites ges 
thany etwas probablesdavon an den Tag Zu 
bringen, und da ich folches nicht Parteprimal 
gleich thue / Pe Tree : Es foltendafelbft 
nur die Thone/ dem Nahmen nach / befchrieben 
werden / (denn der Eigenfchafft zu gedencken 
hatte ich mir im dritten Theil vorbehalten 7 wie 
der Anfangs vorgefeßte Sinnhalt des ganzen 


Werckleins ausweiſet) folegemir der Adver“ 


farius diefes gleich vor der Fauſt als eine Uns 
wiffenheitaus. Ich füge auch nicht einmahl / 
daß ich die Thone dem rahmen nach beſchrei⸗ 
ben will wie mich der Gegner beſchuldiget / ſon⸗ 
dern meine Worte p. 57. find diefe : „Man 
„will die Modos Gr&cos, mit NB. ihren 
„, Transpofitionibus ( dadie Thonenurdem 
„Nahmen / nichtaber der Natur und Eigens 
„ſchafft nach verfeger werden) m 
| a 


— — — 


Vomerften TheildesOrch. 67 


Das Orcheftre will ſo vielfagen / wenn dieſe 
alten Modi verſetzet werden / ſo veraͤndern ſie 
zwar die Nahmen der Clavium, aber es bleibet 
doch der vorige Ambitus. Solche Einwuͤrffe 
machen dag heiſt: Nodum in ſcirpo quærere. 
$.13. Ratione Transpoſitionis heiſt 

es weiter im Ut p. 44. hat der Here Author 
gefehlet. Bon! wenn dem Dinge ſo iſt nimmt 
man die Anzeige mit Danck an / wiewohl fie 
eben nicht gedruckt werden duͤrffte. Der gantze 
Fehler aber iſt nur / nach meinem Begriff / eine 
Omiflio, und man hätte nach des Correcto- 
ris Meinung (wo mir recht) Dieminus Prin- 
cipales fo mohl. / als die Principales, 
mit ihren fo. ‚genannten Transpofitioni- 
bus einführen. und herfauen folln. Was 
ich demnach ratione Transpofitionis gefeßt/ 
iſt nicht unrecht / maffen der Corrector felbft 
geſtehet gab cdefg/ fen Dorius transpofi- 

tus ; was aber ausgeblieben/ nemlich / daß 

defgabed; Hypodoriustranspofitus fey/ 

ſtreite ich ja nicht/und ift für einen galant hom- 

me von blutſchlechter Wichtigkeit. Es vers 

ſteht ſich auch von ſelbſten / daß wenn der erſte 

Ambitus Dorii modi iſt / der andere Hypo- 

dorii transpoſiti ſeyn müfle/ wenn fie von 

| ihr 





68 Pl. Cap Il. 


ihr Finalim ghaben. Die Semitonia de- 
eidirenfonft das übrige / und wäre hors de 
propos getvefen / fich daruͤber breiter im Or- 
cheftre zu erflahren. - . | 
$.14. Denn fo find ein paar verlohrne 


Schildwachen da nemlich die Modi illegiti- 


mi, welche in der Munfterung des Orcheltre 
mit unrechten Nahmen aufgeruffen worden; 


das ift Jammer und Schade um die fehöne 
Nahmen! Die Kerle werden aber im Or- 


cheftre Jaftius und Hypo-Jaftius genennet / 
Da fie Doch eigentlich Hyperzolius und Hy- 
perphrygiusgetaufft worden / mie die Gevat⸗ 


tern) inque hisErfurtenfis, e8 ausfagen, 


Es hat mir fchon etliche Jahr her geahnet (denn 


6 Jahr iſt das Orcheftre altund druͤber) daß 


dieſe beyde Galgen⸗Voͤgel (e) mir dereinſt 
Ungelegenheit machen wuͤrden; denn / ſo bald 
waren ſie nicht angenommen / da gerieth ich von 


ungefehr uͤber den Ariſtoxenum, weicher zu⸗ 
erſt den Jonieum Modum auch Jaſtium ges 


nennet / und mich uͤberzeuget hat / daß ſich die 
beyden Holuncken mit falſchen Nahmen hatten 
. en» 





‚ Ce) Sie werden von den Authoribus Spurii oder 
Nothi, dag iſt / ZSuren⸗Sohne / geſcholten. 


— * er. nr 
1 


Vom erſten Theil des Orch. 69 


enrolliren laſſen. Die Gelegenheit zu dieſer 
Beveue möchte wohl mein damahliger Gene⸗ 
ral⸗Munſter⸗Schreiber / Kircherus, dem ich 
der Zeit ein ziemliches zutraute / gegeben haben / 
welcher Tomo I. Lib. III. cap.XVI. Mu- 
ſurgiæ alſo protocolliret hat. Fuerunt 
autem hujusmodi Modi variè a variis re- 
gionibus, in quibus uſus eorum erat, de- 
nominati; hinc Lydi eum, quo ut plu- 
rimum uti ſolebant, Modum dixere Ly- 
dium: Phryges Phrygium; Dores Do- 
rium; Æoles Æolium; Jones Jonicum & ſic 
de cateris. Mir Fam ſchon das letzte Wort 
damahls ſpaniſch vor / weil er in plurali ſchrieb 
de cœteris, da doch nur der eintzige Mixo- 
Lydius uͤbrig war; Und weiter unten laß ich 
ſo: Porro cum ſecundum varias Diapafon 
ſpecies, varii quoque naſcerentur Modi; 
hinc nnicuique ex prædictis conſtitue- 
runt ſubjugalem, natique ſunt: Hypo- 
Lydius, Hypo-Dorius, Hypo-Phrygius, 
Hypomixolydius, Hypozolius, Aypo-o- 
nius; quibus(NB.) adjunxerunt Jaflium & 
Hypo-Jafiun, adeoque 14. juxta duplica- 
tas 7. Diapafon fpecies conftituerunt, 
Da fieht mein Gegners was fein geliebter u 

. NE» 








won 22 able nie De ve ET RT HERZEN 
ET IE RI — * 


70 | P.I. Cap. II. 


cherus, den er doch wohl kaum kennet / fuͤr ein 
— 3 — Mulſicus ſey / und wie er Die Leute vers 
uhren koͤnne. Er fieht daraus ferner / Daß 
Meibomius echt hat / wenn er ſagt / daß Rirs 
cher Feinen eingigen Griechiſchen Authorem 
gelefen ; hätte er nur den Ariltoxenum aufs 
geiölagen, fo würde er ſeinen Fehler erkannt has 

en. Und wenn auch mein Verſehen in den 
rahmen der beyden Spuriorum noch fo groß 
wäre ı möchte mans Doch demſelben dancken / 





- daß dadurch die Unrichtigfeiteiner fo wichtigen 


Stelle im Kirchero heraus gekommen ı wel⸗ 


ches vielleicht zu mehr Decouverten Anlaß ges 
ben kan. Inzwiſchen will ich die beyden fal⸗ 


ſchen Nahmen in meinem Exemplar pag. 59. 
gleich austilgen/auch einenjeden Leſer bitten / der⸗ 
leichen (wenn ers der Muͤhe werth halt) in 


einem zu thun / und an deren flatt Die rechte Ben 


nennungen hinzuſetzen. Wiewohl Die Schel⸗ 
me doch unter dem Griechiſchen Regiment zu 
nichts nutzen werden / man heiſſe ſie wie man 
wolle. Es ſind ein paar unnuͤtze Schluͤngel / 
denen ich die Stelle nicht goͤnne / da ſie ſtehen. 
Ich will ſie auch gerne gar extradiren und als 
unehrliche Soldaten von der Compagnie und 
aus der Feſtung jagen / wenns ſolte verlangt 
werden. | §. 15. 


— — 


| Vom erfien TheildesOrch. 71 


$.15. Im Orcheftre p. 59. $. 15. 
oft verba: gehoͤret werden muß / wolle man 
hinzu fügen: Diefesift nur zu verſtehen ven den 
Modis Authenticis ; bey den Plagalibus 
hergegen zeigen Die Marques nur das Final 
anylitera antepenultima aber iftdie Domi- 
nans, und die Zeichen vorne und hinten deuten 
auf den Ambitum. ft die Odtava Har- 
monice getheilet / ſo iftder Modus Authen- 
ticus; iſt die Theilung aber Arithmetice, ſo 
heiſt er Plagalis. Und ſo haͤtte auch dieſer 
Punct feine Richtigkeit, welchen er vorhin nicht 
gar Kunft:mäßig gehabt haben mag. Ein 
mehrer wird der deſer unten/da von den Mo- 
dis gehandelt wird finden. Dasfind nun ein 
paar Splittergen / die mir ein mohlgefinnter 
und fertigerOculifte leicht ing geheim und ohne 
groffen Lerm hätte ausziehen Eönnen / zumahl 
wenn er darum erfucher worden; allein / da muß 
eine Bude aufgeſchlagen und der gantze Marckt 
———— geruffen werden’ damit die Sacheja 

Tambour battant gefchehen und eben fol; 
che Ehre erfolgen moͤge / als wenn ein Marckts 
ſchreyer etwan einem Maͤdgen ein paar Waͤr ⸗ 
gen abnimmt / und dabey prahlt : Sehtihrs 
meine Herren! Hingegen / wenn ich ſtatt J 

it⸗ 


Splittergen an des Wiederſachers geeuliche 
Keiler⸗Balcken dencke die ihm feine Solmifa- 
tions-Aeuglein beſchweren / und Die ein Du⸗ 
end Karrenſchieber oder Zimmerknechte kaum 
ausder Stelle zu bringen vermögend find / fo 
entfällt mie aller Muth ihn / wie gerneich auch 
wolte / Davon zubefreyen. Ich will aber nach 
meinen beſten Kraͤfften mitziehen helffen und 
hertzlich wuͤnſchen / daß es gelingen moͤge; wie⸗ 
wohl ich der groben Arbeit nicht gar zu wohl ge⸗ 
wohnt bin. ao darff fonft dem Leſer Die Bal⸗ 
cken meines Splitter⸗Richters nicht lange ans 
seigen ; denn er wird fie fo häuffig finden / als 
wenn er auf dem Bauhoff ſpatzieren ginge. Er 
fehenur zu daß er nicht darüber falle, 

8.16. Was nunabermahl $. 17. p. 60. 
des Orcheftre für eine Confufion ſeyn foll 
finder fein Menſch. Es iftwiederumein blins 
der Lerm; denn Dafelbft wird nicht mehr des 
ModisGrzcis , fondern von der Thone Eins 
theilung / wie folche die Italiaͤner und viele heu⸗ 
tige Compoliteurs machen / geredet; und hat 
kaner derſelben eine andere Speciem Octavæ, 
3.E:im d dur. als dieſe: de fis gab cisd, 
ohne fihder andern Clavium Dabey zu beges 
ben / als welche alle mit. einander accidentali- 

ter 


Dom erften Theil des Orch. 73 
EEE. FT —— —ñ — 
ter gebraucht werden koͤnnen. Eben dieſe 


Bewandniß hat es auch mit dem Tono octa- 


vo:da iſt die Species Octavæ gahcde fisg, 
und f/ nebſt allen andern Clavibus, fan zu: 
falliger XBeifedienen / wovon unten ein mehs 


rers. Daß alfo / meines Beduͤnckens / dag. 


toto cœlo differunt nur bey den alten Mo- 


dis, die aufdas zweyfaͤltige fo genannte Semi- 


tonium naturale ihr Abfehen haben / nicht 
aber bey den igtgebräuchlichen Tonis ſtatt fine 


det; als dieihren Unterfchied gnugfam (1.) in 
der verfchiedenen Höhe und Tieffe (2.) in den 


temperirten Proportionibus und (3.)in 
ber Triade ; feinestweges aber in gedachten 
Semitoniis, darlegen. Denn diefe vermepnte 
Anima Mulices befindet fich nicht nur im ef 
oder hc alleine / fondern in der gangen Scala 


zwoͤlffmahl / und find dieübrigen gehne eben fo 


2 


natürlich als die beyden erflen 5 welches der 


Gegner mit feinem Liedgen : Yin Pfeiffgen 
Toback etc. felbftprobiren Fan, wenn er ſolches 


einem Thuͤringiſchen Bauren lehren und her⸗ 
nach aus allen Thonen / ohne ſein / des Bauren / 
Wiſſen / transponiren laſſen will ; denn als⸗ 
dann wird der Bauer ſo leicht und natuͤrlich dis 


e, ddis,cigd. &c.als e fund hic ſingen. 


§. 17. 


—— nn en — = 


/ 


4 Bi Gap-li. 


na ee 

G. 17. Dieg. Toni moderni, welche. 
das Orcheftre pag. 6o. fpecificivet/ haben 
fammt allen übrigen) fie feyn Gregoriani oder 
Clementiniani, nicht aus den ı 2. Griechiſch. 
Modis , fondern vielmehr diefe ſelbſt ihren Ur⸗ 
forung ausder Natur und des Menſchen Kehle / 
ob gleicheben nicht bey jedem in einerlcy Ord⸗ 
nung; dem ungeachtet muß man ſie doch keines 
weges mit einander confundiren/ denn ob fie 
gleich quoadGenera auf einen Stamm zu re- 
duciren ſind / fo Eönnen ſie doch / u. müffen noth⸗ 
wendig / ratione Specierum & Uſus, unter⸗ 
ſchieden werden / welches an beſagtem Ort meine 
Meynung geweſen und beitandig bleiben wird. 
onvdenStylis fan auch Fein Argument auf 
die Thone gemacht werden / denn Diefe dienen zu 
jedem Seylo in der Welt auf gewiffe Art ; daß 
ich aber. die Stylos deswegen nicht alle wiſſen 
ſolte / wie mein Gegner meynet / Datum weil das 
Orcheftre deren nur hauptſaͤchlich drey ans 


fuͤhret / iftebenfo waseinfältiges / als wenn 


man behaupten wolte : Ein Theologus fenne 
die Bücher der Heil. Schrifft nicht alle, weil er 
einem Anfänger die Bibel nur vors erfte ing Ale 
te Teſtament / in die Apocrypha und ing Neue 
Teſtament eintheile. Doch hievon weiter un⸗ 

| ten 


— 


| 


| 





| Vom erften Theil des Orch, 75 


ten ein mehrers. Misbilliget aber der Gegner 
ſolche Sgtalianifche Drdnung der Thone (mie eg 
aus: feinen Worten fchier zu fchlieffen ) fo will 
deswegen auch nicht mit ihm fiveiten und gilt 
mir gleich viel/ wer dererfleoder letzte fenn fol; 
Fan ihm aber verfichern/ daß falls es mit unter 
abfürda gehöret / ich folche von feiner Alliirten 
einem gelernet habe. ng 
: 8.18. Es wird pag.49. im Ut vorgege⸗ 
ben: Der Auchor des Orcheftre meyne acht 
neue und gebräuchliche Tonos aufs Tapet zu 
bringen. Welſcher verfiandiger Menfch wird 
aber fo reden: Neu und gebräuchlich? was ges 
braͤuchlich iſt / kan ja nicht mehr neu ſeyn & fic 
e contrã. Meine Worte pag.61. im Or- 
‚cheftre gedencken Feines Neuen fondern lauten 
alſo: „Ob gleich obenſtehende Thone fehier die 
„bekanteſten und vornehmften ı fo find 
doch folgende nicht weniger gebräuchlich und 
„annehmlich.s, Wo ift da was von neuen 


Thonen / die ich gedencke aufs Tapet zu bzingen? 


Es ſind ja grundſalſche Imputationes, die 
eine ſchaͤrffere Abfertigung / als die meine iſt / 
verdienen. Sed meruiſſe ſat eſt. Ey! 
ihr Herren Muſici und Compofiteurs , feßt 
oder fpielt doch Fünfftig nicht mehr aus deme 

| D 2 moll; 





70 BT, Cap. I. 


nn — — — — 
moll; weg mit dem kmol, hmol, und fis 
mol; man ſoll ſich auch nicht unterſtehen das 
bdur,e dur, und a dur zu gebrauchen / viel⸗ 
weniger h dur, fisdur , gismol , b mol &c, 
Dennmozunüßtes? Es find nur Transpo* 
fitiones, und eben fo viel als c dur und. d mol 
&c. EinPfeiffgen Toback bleibt ein Pfeiffgen 


Toback / wenn mang auch hundert mahltrans- 


ponirte. So fagt auch (Der unrecht» dere 
ftandene) Herr Pring / daß / die fich ſolcher 
Transpofitionen bedienen / rechte Betrüger 
finds Spreu für Korn verfauffen und dem Ges 
hör Diflonantien fürConfonantienobtru- 
diren. O ! mer wolte fich denn mit folchen 
Thonen abgebeny wenn dergleichen Mandata 
und Ehren:Titeldaben vermacht find ? 

6.19. Daverräth fiih der Herr Organi⸗ 
ſte / nicht nur / daß er der Temperatur und Des 
Tiaviers unkuͤndig ſey ( welches ein greulicher 
Balcke) ſondern daß er auch fo gar feinen alle- 
sirtenAuchorem nicht recht verftehe. Derfelbe 
foriht conditionaliter : So aber dieſes 
nicht ift.. Was denn? Jedermann mercket / 
daß eine Bedingung vorhergeher/ die mein’Op- 


ponensliftiglich verſchweiget / weil fie nicht in 


feinen Krahm dienet. So vielift gewiß / Daß 
| in 


Vom erſten Theil des Orch. 977 


in gedachtem Loco nicht von den natürlichen 
Thonen an ſich felbft ı wie fie anihrem natuͤrli⸗ 

chen Drte ſtehen oder nicht fteben folten / nicht 
bon Stücfenoder Pieges , Die eigentlich und 
ubrfprünglich aus folchen Thonen geſetzet / 
nicht aber in andere verfege find; fondern von 
einer folchen Transpofition und ausdrücklis 
en Verlegung geredet wird / dabey es entwe⸗ 
der an der Temperatur fehlt oder da jemand 

die Suffiſance ohne Puiflance hat ı aus dem 

Stegreifein Ding in einen folchen Thon zu vers 
ſetzen oder zu ſpielẽ / darinn es urſpruͤnglich nicht 
geſetzet wrden. Das iſt freylich commu- 
ni conſenſu, mehr eine Thorheit und Stuͤm⸗ 
perey / als Kunſt / wenn mans unternimmt und 
nicht præſtiren kan. ‘Das gantze Orcheſtre 
hat nicht ein Woͤrtgen von der Transpolition 
oder Verſetzung / ſo wie wir fie in Praxinehmeny 
und wie fie hier genommen wird (denn die Mo- 
di Græci mit ihren Transpofitionibus gehös 
ren nicht ad Praxin hodiernam) ſondern es 
wird nur ſchlechterdings pag.62. geſagt: wer 
alle Thone zu kennen begierig iſt / muͤſſe folgende 

(im Orch.) dazu thun. Das iſt alles und al⸗ 

les. Daruͤber kommt mein Antagoniſte mit 

feinen ſchlechten Transponir- Titein aufgezo⸗ 

D3 gen 





5: P.1. Cap-II. 


— — — — —— — 
gen / welche Printzʒ denen ertheilet / die etwann 


fingulair ſeyn / und die Lieder aus ihrem natuͤr⸗ 
lichen Thon uͤnd Ort in andere ungeſchickte ver⸗ 
ſetzen und transponirgn wollen / aber nicht da? 
zu taugen. \ | 

$.20, Transpofitio heift beym Prins 
sen / ParteI. Cap. XI. p. 40. $. 1. des Sa⸗ 
tprifchen Eomponiftens / Die Verſetzung eines 
Modi aus feinemnatürlichen Ort oder Clave 
in einen andern’ Doch dergeſtalt / Daß feine Spe- 


+ ciesOdtave bleibet. Das geſchiehet: weni ein 


Stuͤck originaliter 3. €. aus dem fis mol 
gefeßet worden / und einer will daſſelbe / weil es 
etwan einem gewiſſen Inſtrument oder einer ge⸗ 
wiſſen Stimme zu niedrig iſt / oder aber damit 
eine angenehme Abwechſelung veruhrſachet 
werde / ins g mol uͤberſetzen odertransponiren. 
(vid. $.9, obgedachten Authoris und Capi⸗ 
tels.) Die Conditio aber / welche $. 5. vorher 

ehet / iſt / daß Relatio non harmonica bey 


ſolcher Transpoſition ſoll vermieden werden / 


und wenn das nicht iſt / ſo ſagt nicht nur 
Dring / ſondern die gantze Welt / daß die Vers 
ſetzung nichts tauge. Es will aber ja niemand 
unſrer Seits weder Relationes non harmo⸗ 
nicas machen / noch aus einem Thon indem 

| ans 


Vom erften TheildesOrch. 79 


andern was verſetzen. Im Orcheftre wird 
ja nicht davon geredet. Dis dur& mol, Fis 
dur & mol, Gisdur &mol,Cisdur &mol, 
find ja Modi,dieeben fo wohl, fine:ulla trans» 
pofitione , ihrennastürlichen eigenen Ort⸗ 
haben, al Cdur &moll, Edur&mol, F 
dur&mol, G dur& mol, Adur & mol, H 
gur&mol. Kein Menfch.will jene aus ihrem 
natürlichen Sitz verſetzen par confequence 
auch nicht eransponizen. Sie haben aberdiefen 
ihren natürlichen Sißin derScala Muficavon 
Anfang der Welt her gehabt/ che jemahls an 
Transpofition noch Transpofitions-Muts 
ter gedacht worden. Welcher Menfch Fanmir 
ſagen / ob der eine Thon eher getwefen als der ano 
dere / und ter dieſer erfigebohrnefey ? Daß 
_wirgemeiniglihcdefgahc fingen’ und fols 
ches Das Genus Diatonum nennen daran iſt 
unfere Einfaltfchuld und die Unerfahrenheit ver 
erſten Mulicorum ; wir koͤnnen mit eben der 
facilit& cis dis f fis gis b c cisfingen, wie 
ich denn einem fechsjährigen Sräulein Hands 
Sachen aus dem ciseben fo leicht beygebracht 
habe / algausdemc; aber weil die Einrichtung 
unfers Claviers noch nach der erften Leyer ei⸗ 
nen Theil feiner Einfalt behalten / ſo wird es dem 

— D 4 Spie⸗ 


0 °  PBI.Capli 


Spieler etwas ſchwerer / und hat auch nur erſt 
neulich Durch die Temperarur dahin gebracht 
werden koͤñen / daß es klinge. Iſt denn deswegen 
eis mehr ein Tonus Transpoſitus als c? Weñ 
einer eine Aria ausdem Hdur ſetzte (deren es 
Millionen gibt.) und ein Transponir-Geiſt 
verfeßte felbige / um fein Kopffbrechen zu ſpah⸗ 
ren / ins c dur, mare denn nicht aller Vernunft 
nach c dur hier Modus transpolitus , und 
h dur Modus authenticus Cantionis? 
Ich laſſe es Fingenfeuten zum Judicio über. 
$.21. Esiftindeß gewiß / daß ein jeder 
‚der zwoͤlff in Odtava Chromatica befindlis 
chen Graden feine eigene Qualitäten habe / Die 
ihn’ wenn auch fonft nichts wäre/tam ratione 
Loci & Elevationis, quàm Differentias 
Proportionum temperatarum per fe, 
effectüs affectũsque, von allen andern klaͤhr⸗ 
ich und vernehmlich unterfcheiden / ob gleich Die 
Genera Odtavarum,quoad Quantitatem 
& Proportionem generalem , eigentlich 
und hauprfächlich nur zweyerley find.  Qua- 
litas Tonieft, quäfonus fonoacutior aut 
- graviorexiftit. Spectantur hic ſonorum 
Gradus , eorumque in Syftemate conjun- 
ctio & Diferentia ipfa. Gradus ſunt, per 
quos 


Vomerſten Theil des Orch. $ı 


quos foni diverſi aut variati difiernun- 
tur. (£) | — 
922. Ich will ein Exempel geben / das 
zwar eben nicht alle Kinder / aber doch alle kluge 
Leute verſtehen ſollen. Ein Reſident (ich ſetze 
den Fall) wird zum Envoy£;fofteigter gleich⸗ 
fam einen halben Grad höher und befomme 
ſammt feiner Semahlinzc. ( Dabey mir ung eis 
nes jeden Modi mollitiem vorftellen woilen ) 
einen gang andern Charadt£re „ einen gan . 
andern Rang / gank andere Verrichtungen/ 
gantz andere Appointemens , gank andere 
Equipage &c, Dabey behalten beyde Per⸗ 
ſonen doch / wenn fein Accidens es hindert, ih⸗ 
ren vorigen Leib / ihre vorige Proportion „ihre 
‚ vorige Ölieder / ihr voriges Geſicht (wiewohl 
fie doch gemeiniglich auch ein ander Air anzu 
nehmen pflegen.) Diefer Envoye nun wuͤrde / 
polito, einPlenipotentiarius und Princi- 
- pal-Commiffarius, dag wäre etivan per to- 
num minoremhöher/ fo bleibter zwar / dem 
Zeibe nach / der ſelbe Herr / aberier befommt gang 
andereCredentiales; einen gantz andern Sitz / 
gantz andere Negociationes, Revenues, In- 
fluences, Machi / Staatec. Von dieſer Qua- 

D5 lıra 

( f ) Vide Syaops, Jan, Crugers Cap,lll, p. i9. 


82 BI Cap.II. 


lite ſchritte beſagtes Exempel zu der Charge 
eines Ambafladeurs ( quafi procedens per 
Tonum majorem ) fo ift wieder ein folcher 
Unterſcheid / daß man fagen fan: Toto Cœlo 
differt a Refidente, ob es wohl immer daffel: 
belndividuum bleiber/ u. ſ. w. 

923. Ich will einem Bauren / 
e. g. aus der Ipecie Odtavz : defis 
gahcd ,„ Mixo-Lydii transpofiti , 
und dann gleich darauf aus dem de fıs 
gahci®d, Jonici transpoliti , vorfpies 


ſen / und manner den Unterſcheid merckt / will ich 


ihm einſchencken. Ich will ihm aber ex. gr. 
dasc. mol nurein paar mahl/und hernach das 
- mol anſchlagen; wann er diefen Unterfcheid 

nicht empfindet fo hater enttoeder Feine Ohren 
oder. feine Seele. Da ſagt meinOpponens, 
08 ſey einerley / eins als wie das andere/ und nur 
eine Transpofition, welche zu verwerffen. Er 
wiederfpricht dem Baurẽ / der ihn doch ftündlich 
convincitenfan. Ja / ſpricht manı in Inſtru⸗ 
mentẽ mache es Veraͤnderung nicht in den Stim⸗ 
men. Wenns auch wahr waͤre / ſo verdienten ja 
die Inſtrumente / welche heute zu Tage nicht nur 
die halbe Muſic und mehr ausmachen / ſondern 
hauptſaͤchlich den Stimmen zum Grunde Dies 


— e 


nen muͤſſen / auf alle Weiſe eine ſehr groſſe Be⸗ 
| = obach⸗ 





Dom erften Theildes Orch,.- 83 


vbachtung. Aber es verhält fich auch mit den 
Sing: Stimmen gang anders. Ein unwiſ⸗ 
fender Sänger fan zwar mit einer Transpo- 
fition vexirt werden / undda ihmjeder Thon 
im Halfe gleiche Muͤhe koſtet / iſts ihm aber doch 
nicht dem Zuhoͤrer / einerley / ob er um einen Thon 
höher oder niedriger ſinge; wiewohl / wenns ei⸗ 
ne quarta oder quinta ſeyn fol, wird es ſein 
Hals eher als ſein Gehirn mercken / falls er ja ein 
Schoͤps iſt; und wenn die Transpofitio per 
Semitonia geſchieht / iſt NB.der Unterſchied im 
Gehoͤre (nicht im Halſe) am aller fenfible- 
ften. Ich kenne Leute / die nach dem Ehor- Thon 
zu fingen gewohnt find/ und im Sammer: Thon 
FeinIntervallum treffen Fönnen. Hergegen 
ein erfahrener Sänger laͤſt fich fo nicht hinters 
Sicht führen; und wo find Die Mocaliften die obs 
ne Inſtrumente / ohne ein Sundament/eg ſey des 
Claviers oder der Örgel / aniko fingen ? (Die 
Trio welche mitten im Stücke vorfommen, ha⸗ 
ben eine andere Defchaffenheit ) wo find die 
Saͤnger / frage ich / Die eine eintzige Arie ohne 
Inſtrumente ſingen und im Thon bleiben koͤn⸗ 
nen? Der Gegner wird ſich vermuthlich in die 
Currente verliebt haben / denn ſonſt wuͤſte ich 
Fein Exempel von ſolchen Sangern. 
| D 6 $. 24- 


%“ BLCapeH. 


9.24. „Es ift ein mercklicher Unter 
 „fiheidsfagt Gibelius p.42.de Vocibus , zwi⸗ 
„ſchen dur und mol (dieſes dur und moll be» 
⸗ziehet fich hier. nicht auf die Tertien, mie wie 
„heutiges Tages reden. ) Als / fo man einen 
„Geſang etwa eine fecunde oder tertie höher 
„oder tieffer transponirte / da er denn allemahl 
„eine andere und fremde Art befommt / wie. 
„NB. aus dem rechten wahren Grunde der 
'3»Proportionum Muficarum gar fihön und 
„deutlich Fan demonftrirt werden. Und 
„haben demnach auch alfo die Mufici ing ge: 
„„mein bißher — / indem fie nur zwoͤlff 

»ModosMuficos ſtatuirt(wo bleiben feine 6. 
„Heer Drganift ?) daß wenn Z. E. ein Ge⸗ 
„fang ausdemC, cantus b duri, oder F,can- 
„tus b mollis (diefee Mann redet auch wie 
„die Schulmeifter/ und dabey gar wohl) ges 
„nacht toerde/ ſolches gang für einerley zu ach⸗ 
„ten/ und Feine Veraͤnderung dabenfey.„ So 
wurde faft für 60. Jahren ſchon / von dem aller 
beften Mufico feiner Zeit/ geraifonnirt. Der 
Gegner dencke doch nach / mie endlich feis 
m 6.biß 12. Modi um Quartier werden bitten 
muͤſſen! 


J. 25. 


Vom erſten TheildesOrch., 85 


$ 25, Er verwundert ſich / daß ich in Be⸗ 
ſchreibung des Generis Enharmonii die 
Quart⸗Thone verwerffe / und dennoch ſolche 
Moodos billige / da man ihrer nicht entrahten 
Fan. Diſtinguo. Wir bedürffen derSemidi- 
sen und, des Flickswercks nicht / davon Buli- 
ovvski und andere geichrieben! das ifteinme- 
chanifcher Behelff / der übel ärger macht; aber 
wir müffen eine gleichſchwebende Tempera- 
tur, nach dem Genere Diatono - Chroma- 
tico-Enharmonio einrichten / das gibt uns die 
Natur ſelbſt an die Hand / und dadurch wird 
alles fo volllommen gemacht / als es in dieſer Un⸗ 
vollkommenheit immermehr ſeyn kan. Alſo 
haben die Subſemitonia auf einem Monochordo 
ihren Nutzen; aber im Clavier und in der 
Praxi find fie abſurd und unnütze / ſagt 
Werckmeiſter / Hppomn. p.38. Ich will den 
Gegner erſuchen / das 6.Cap.aus Herrn Neid⸗ 
hardts Temperatur mit rechter Andacht zu 
leſen (nicht ſo / wie er den Flud und Steffani 
lieſet) da wird er ſehen / daß es mit den eingeſcho⸗ 
benenEnharmonifchen Proportionibus quf 
dem Klavier / wie mit einem Bettlers⸗Mantel / 
barınn Ducaten vernehet/ befchaffen/ und fich 
bey foicher Einrichtung die Harmonie weder 
| D7 cir -· 





86 BI, Cap. II. 


circuliren noch connectiren laſſe. (g) Das 
iſt eins. Hernach ſo thue er mir die Liebe und 
leſe das Darauf folgende 7. Capitel gedachten 
wackren Authoris, woſelbſt einer gleichſchwe⸗ 
benden Temperatur Meldung geſchieht und 
dabey angefuͤhret wird / daß ſich Werckmeiſter 
zwar erſt einer ungleichen nur deswegen bedie⸗ 
nen wollen / weil dadurch das Genus Diato- 
num deſto reiner gelaſſen wird / als welches 
Genus man allenthalben am meiſten zu mars 
‚tern pflege. (Verſtehe / wenn c Trumpff iſt.) 
Unterdeſſen aber / heiſt es ferner / bleiben die 
ſchweren aber auch ſchoͤnen Modi, aus cis 
dur, dis dur, fis dur,gis dur, hdur, und aus cis 
mol, dismol,f mol, fis mol,gis mol, b mol,b mol, 
ferner unexcolivet 5; (h) indem fie eın vers 
| ftans 


(8) Diefes ift fo zu verfichen : daß die Ducaten 
nicht wuͤrcklich in natura noch im Mäntel ftecfen/ 
fo Fönte man fie wieder befommen ; fondern daß 
die Lappen / welche nach und nad) daraufver- 
nehetfind/ viel Ducaten gefoftet haben / und es » 
= ein Bettlers- Mantel nad) wie vor bleis 

bet. 


Ch) Dieſer Mannredet auch (nach des Wiederle- 
gers Mund-Art) wie die Herrn Schulmeifter 
zu reden pflegen, und hat doch Recht. 


Vomerften Theil desOrch, 87 


ftändiger Componifte aus Dorfag (1) 
und Lnverftändige aus Unwiſſenheit / we⸗ 
der fundamentaliter noch afinaliter ihrer 
- Sedern werth ſchaͤtzen. er a: 
$. 26. Das find nunjuft die ſchweren / 
aber auch ſchoͤnen Modi, nach dem Ausfpruch 
des beften Mufici Theoretici,die der Gegner 
einevermerffliche Transpofition nennet/ und 
zwar / damit die Rationes nicht fehlen aus dies 
fen Urſachen. (1.) Weil man die Triades 
durch dieSpeciem Octavz nicht reine haben 
kan. Da doch diefenEinwurff die Temperatur 
vollig hebt daß aber die meiften Drganiften oder 
Oꝛgel⸗Stimer und Bauer folche Temperatur 
nicht verſtehẽ oder nicht lernen wollen / dafuͤr fan 
ich nichtsaufunfernClavicimbeln hier zuLan⸗ 
de gehts noch mit; die Streich⸗ a Blaß⸗Inſtru⸗ 
mente aber brauchen einer Temperatur ſo we⸗ 
nig als die Sänger. (2.) Weil die Trans- 
pofitiones Befchwehrung machen. Mit 
Transpofitionibus habg ich nichts zu ur 
on⸗ 





(1) Der Vorſatz iſt fu zu verſtehen: Weil ein vers 
ftändiger Componiſt fichet / daß es entweder an 
Der Temperatur der auch an Subjedtis fehle/die 
dergleichen Modos fpielen koͤnnen / fo muß er mis 

„ Sleiß diefelben Modos meiden, 


re P.I. Cap. II. 


ſondern mit lauter natuͤrlichen Thonen / und 

widerſpricht ſo dann dieſem Einwurff Kunſt 
und Ubung. Die Axiomata aber ex Prin- 
tzio, gegen den unnoͤthigen Gebrauch der Pro- 
portionum Duplæ, Quadrupl&, Subdu- 
plæ, Subquadruplz;find hier horsde pro- 
pos und gar nicht applicables. Pring redet 
vᷣom Tacte; wir von Modis. Solche Axio- 
mata aber lauten alſo: Alles Uberflüßige iſt 
zu verwerffen / (es waren zwey Worte in 
dieſem Axiomate uͤberfluͤßig / deswegen habe 
ich ſie auch verworffen) und alles leichte ſoll 
dem ſchiweren vorgezogen werden. Das 
Uberflüßigenun in den 24 Tonis , vie GOtt 
felbft gemacht hat / ſieht niemand / als etwann der 
Herr Organiſte Man ſieht aber viel viel unnoͤ⸗ 
thiges in Solmifatione,dieAretinus gemacht 
hat. Wer demnach aus jenen was wegroerffen 
goolte / der würde GOtt und die Natur tadeln / 
welche felbige Thonein unfere Scalamgeordnet 
haben. Und weil vielleicht dem Herrn Drgas 
niften leichter fälle zu accompagniren/ wenn 
ec &rumpffilt / als wennein chromatifiher 
Thon zum Sundament fteher fo folennach dem 
andern Axiomate die übrige ſchwere aber 
ſchoͤnere Modi von ihmihren Abfchied De 


* 


Dom erften Theil desOrch. 89 


— — — — — — 
Excyfage vielleicht / und laſſe es dahin geſtellet 
ſeynEs ſteht auch fo weit in eines jeden Be⸗ 
tieben / ob er was wiſſen will oder nicht;welches 
Belieben aber die Natur der Sache nicht aͤn⸗ 
Den fan. = | 


8.27. Ich verfiehe infonderheit das 

teste Axioma fo: Nenn ic) mit leichter Mühe 
aus dem gis mol 3. €. nad) den Clavibus, 
‚oder der fiebensfylbichtenSolmifation fegen/ 
fingenund fpielen fan ı als etwann nach det 
ſechs⸗ſylbichten Marter ı fofoll und muß Die 
ieichtere Methode der ſchweren vorgezogen 
werden. Nichtaber / daß / wenn Z.E⸗. ein 
Stuͤmper leichter aus dem f dur, als fis dur, 
ſpielen kan / ſich der Componifte fo gar nach 
ihm richten muͤſſe Daß er deswegen dag fis dur 
ex numero Modorum, als eine verwerff⸗ 
liche Transpoſition, verbanne / da es doch eben 
ſo wohl ein natuͤrlicher Modus iſt als f. Printz 
explicirt ſich ſelbſt uͤber gedachtes Axioma 
und ſagt: Errede dieſes nicht von Der Leichtig⸗ 
keit und Schwierigkeit in unterſchiedlichen 
Dingen / ſondern in una eademque re. Nun 
. find aber ja c und cis, g und gis, unterſchied⸗ 
liche Thone / Claves und Dinge / deswegen 
** reimt 


90 P,I. Cap.II, 


reimt ſich das Axioma hier / wie eine Fauſt aufs 
Auge / oder wie Podex und Friederich. u 
$. 28. Die deitte Uhrſache / welche der 
Gegner zur Verwerffung feiner vermeinten 
Transpofitionüm anführer/ ift/ daß felbige 
Inftrumentaliter mohl einige / Vocaliter 
aber die geringfte Deränderungen nicht mas 
chen. Darauf iſt nun ſchon / was die Sing⸗ 
ſtimmen betrifft / oben $. 22. das benoͤthigte er⸗ 
innert worden 5; wegen der Veraͤnderungen 
aber foll Werckmeiſter antworten. „War⸗ 
„um pflegen doc) fagt er / rechtſchaffene Mu- 
„ficidie Transpofitiones (er meynt die uns 
„gewönlichen Thone ) alfo zulieben ? wenn fie. 
„nicht angenehme Veränderungen brachten’ 
„würde mian wohl an feine Transpoſition 
„gedencken; die veränderliche AnnehmlichFeit 
beſtehet nun nicht allein inder Höhe und Tieffe 
„der Sonorum , fonderndie Difference und 
„Schwebung der Confonantien , unddie 
„Ungleichheit der Tonorum und Semito- 
„niorum ; machen einer Harmoniz eine 
„ang andere LTarur : Wenn nun alle Se- 
„mitonia, Toni, Tertiz, Quintzu.f.mw.in - 
„einerley Difference und Schwebung betüns . 
„den / ſo wolte man aus den Transpo — | 
us 





Vomerften TheildesOrch. 91 


„bus wenig Beluftigung haben. Zum Exem⸗ 
„pel: Wenn derDorius eine Secunde, etwan 
„ins c oder e transponirt wird / ſo machen ſol⸗ 
„che Transpoſitiones groſſe Veranderun⸗ 
„gen und Bewecqungen. Dieſes thut Die 
„Hoͤhe und die Tieffe der Sonorum nicht fo 
„wohl / als die veränderlicheDifpofitio Tono- 
„rum & Semitoniorum , mie auch die 
„Schwebung der Confonantiarum.- - - 
Es har der weltberuͤhmte Sroberger ſchon vor 
„etlich 30. Jahren ein Canzon gefeßt / da er 
„allgemach das Thema durchs ganke Slavier 
„inalle r2.Clavestransponirt, variirt und 
„artig hindurch führer und alfo durch den Cir⸗ 
„cul der Duinten oder Quarten geher / biß er 
„wieder in den Clavem kommt / darinn er ange⸗ 
„fangen hat / anderer rechtſchaffenen Mufi- 
„corum Exempel will ich anigo nicht berühren, 
„Wenn nun ſchon vor einigen Jahren beruͤhm⸗ 
„te und verſtaͤndige Leute geſehen / daß dieſe 
„Transpolitiones ihren Nutzen haben / und 
„eine Sache iſt / die ſich wohl thun aͤſt / ſo ſoll 
„man ja ein ſolch Werck nicht wiederſpre⸗ 
„chend hindern / fondern vielmehr zur Auff⸗ 
„nahm der lieben Mufic befördern belffen ; 
„wer aber fo weit noch nicht gekommen iſt / 

j und 





92 P. I. Cap. II. 


„und der Temperatur und des Claviers Bis 
„uenfchafft fo weit noch nicht inne hat / der⸗ 
„felbe fuche weiter / er wird gewiß auf ans 
„dere Gedancken geratben. (k) 


$.29. Aneinemandern Drte (1) ex- 

plicirt fih Werckmeiſter alſo: Es iſt nicht 
„recht / wenn einer dem andern gewiſſe limites 
„und Schrancken ſetzen will / wie weit er in 
„den Transpoſitionibus fommen ſoll; ein je⸗ 
„der bediene ſich ſolcher Transpoſitionen ſo 
„vweit er Formen iſt / ein anderer aber / fo nicht wei⸗ 
„ter kommen koͤnnen / Der möchte auch fein [ce- 
„ptiliren einftellen 5; Doch befehimpffec er 
„fich felber / weiler damit feine Linwoiffens‘ 
„beitanden Tag gibt. Und abermahl in 
„» Hypomnem. p,27. aufdiefe XBeife : wer 
„nur fein Elavier ein tvenig, zu temperiten 
„weiß / dem werden die Transpofitiones 
„nicht frembd noch ungereimt vorfommen/ 
„ja er wird eine gute Veraͤnderung und Ver⸗ 
„gnuͤgen daran haben. Wer aber die Prin- 
„cipia laͤugnet / und nicht verſtehen kan / mit dem 

„iſt nicht zu diſputiren,, Das gilt Printʒ 
| und 
(k) Hypomn. Cap.Xl, pag.33. & 37. 
(}) Harmonol. pag,ı4, 


Vom erſten TheildesOrch, 93 


nn — — ——— ———— 
und ſeinem Anhang in dieſem Irrthum. Die 
beyden Conditiones, welche derſelbe Parte 1. 
Cap.IX. des Satyriſchen LComponiften ers 
fordert / wenn eine Transpolitio foll gut ges 
heiffen werden / laſſe ich mir gefallen und weiß fie 
zu erfuͤlen. Was will einer mehr ? „Mat 
„Eanfagt er dafelbft $.7. auf Violen,die feine 
„Bande haben / und — — 
„rein haben. Es iſt uns ſehr lieb zu verne 
men. In den Violen aber / die keine Baͤnde 
haben / beſtehet eben unſere ſtaͤrckeſte Sympho- 
nie; und da mag einer a potioriargumenti- 
ren. | 
$.30. Mit dem verlangten Generals 
Baß folldem Gegner gedienet werden’ fo bald 
meine/ fchon vor 2. Jahren fertig liegende / Or⸗ 
ganiſten⸗Probe das Licht fehen wird. Er 
\ Darffaber nicht dencken / daß es etwann nur ein 
eingiges ungeheures Thier ſey; es hat ſeit der 
Edition meines Orcheſtre brav gejunget und 
ſtarcke Hörner bekommen. Meynt er / es ſey 
ſo was ſonderliches / einen auf dem falen Pferde 
zu ertappen / daß man Dazu eigene Pieges vers 
fertigen und drucken laſſen dürffte ? dag Fan 
alle Stunden und Augenblick / nur mit ein paar 
Molten / auf unzehliche Art und Weiſe geihehen. 
’ i > U 


3. 


rue P.I. Cap. II. 


— — — — 


Aus der Frechheit aber / mit welcher der Oppo- 
nensdavon ſpricht / ſolte man bald ſchlieſſen / er 
bilde ſich ein derjenige eintzige zu ſeyn / den ich 
65. des Orcheſtre ausgenomen habe. Aber 
ich rede daſelbſt von ſolchen Kuͤnſtlern / die mir 
bekannt ſind; weil ich nun die Ehre nicht habe / 
den Herrn Organiſten und ſeine Staͤrcke im 
Accompagnement oder General⸗Baß zu 
kennen / ſo kan er verſichert ſeyn / daß ich ihn nicht / 
ſondern den Herrn Capellmeiſter Hendel ge⸗ 
meynet habe. | 
- 9.31. Aufdasandere/ Dritte und vierte 


Caopitel im erſten Theildes Orcheftre gefchieht 


Fein Sturm / undift weiter nichts zu ſagen als: 
Tranfeant,alles was darinn enthalten / müffe 
aufSchulen gelerner werden. Lieber! fol denn 
niemand von folchen Sachen fehreiben / die auf 
Schulen müffen gelerner werden ? Es fcheint/ 
der Here Drganifte halte nicht viel vonSchulen 
und Schulmeiſtern / ober fehon gerne ſaͤhe daß 
die Mufic als ein Studium aüf Schulen tractis 
vet würde. Sch bin anderer Meinung’ und . 


fchäße Schulen und rechrfchaffene Schulmaͤn⸗ 


ner ſehr hoch ; nur den Staub magic) nicht leis 
den. So hat man dag nei-eröffnere,Orche- 
fire auch nicht für Meifter und ges 

| | tige 


Dom erften Theil desOrch. 95 - 


fchrieben/fondern für Unkündige und auffer der 
Profeflion lebende. Es fteht ja folches im Ti⸗ 
tul deutlich genug. Wenn diefe Sachen weg⸗ 
eblieben waͤren / wuͤrde jederman das kleine 
uch eines groſſen Mangels beſchuldiget ha⸗ 
ben. Mir war es verdrießlich genug derglei⸗ 
chen Tyrocinia zu verfertigen / und haͤtte lieber 
hoͤhere Materien erwehlet; aber es wurde nun 
ſo verlanget. Was ſoll denn die Critique 
heiſſen? „Nenn wir einander nur recht ver⸗ 
„ſtehen önten und wolten/ und wäre Liebe bey 
„uns / ſagt Werckmeiſter Hypomn. pag.41. ſo 
„würden wir die Zaͤnckerey bald abſchaffen. 
„Aber die Hoffart und eigene Ehre’ melche fich 
„gar zufehr hervorthut / machet Daß immer eis 
„ner den andern zu tadeln und zu befchimpffen 
„fucht/ja fo gar / wenn einer ſich nicht vollig er⸗ 
„klaͤhret / welches auch Durch Auslaffung eines 
„eintzigen Worts geſchehen kan / (vid. infra_ 
„cap.6.) ſo iſt der Mißgoͤnner fertig / machet 
„falſche Confequentien , drehet die gantze 
„Schrifft in einen andern Senfum , meynet 
„denn zu haben was er wolle. Aber an den 
„falſchen hat GOtt einen Sreuel.„» Undin 
feinen Unmerckungen vom General: Ba 
pag.17. feßer bemeldter Author dieſe — : 
ie 


96 P.I Cap. II. 


A 
„Sie reden ſpoͤttiſch / und ſagen: (NB.) Es find 
„Schulpoſſen / und meynen durch ſolche Ver⸗ 
achtung ſich groß zu machen. Haͤtten ſie aber 
„aus der Schule etwas gutes gebracht / und 
„beſſere Fundamenta geleget / fo würden fie 
„auch folche närrifche Judicia nicht fällen. 


* | 
; 





| 


9.32. WasdasOrcheftrevon p. g1. \ 


biß 85. von Veraͤnderung des Gout in der 
Muficmeldet/ das nimmt gleichwohl der Au- 
thor des Ut vomSchulweſen allergnaͤdigſt aus 
und ſpricht ex ſpeciali gratia: Es ſey wohl 
angefuhret. Das iſt zu ſagen: An dieſem 
und andern Bollwercken ſey dem Orcheftre, 
nicht beyzukommen / weil es da inprennabl&, 
iſt. Er gibt auch hernach ſeine Gedancken / mit⸗ 


telſt eines Allegati von der Influence des Ge⸗ 
ſtirns aus Steffani offt⸗citirtem Sendſchreibẽ⸗/ 


Darüber zu erkennen / die ich alle in ihrem Werth 
und Unwerth gerne laffen will, aber doch dabey 
erinnern muß / daß es nicht Steffani fondern 
Werckmeiſters Meynung und eine ſeiner An⸗ 
merckungen ſey / ob wohl der Gegner ſelbige 
dem Herrn Steffani pag. ss. ausdruͤcklich 
zuſchreibet. (Das iſt nur ein Spaniſcher 
Balcke und macht nichts man braucht ihn bloß 
zu Scheerwaͤnden.) Die Disgreflion = 
ir 


Vom erſten Theil des Orch, 97 


wird ihm Fein Menfch übel nehmenvinfonverheie 
da er Diefelbe niemand als einen. Glaubeng-Alr- 
tickel/ wie hernach die Triadem ; aufzwingen 
will; fintemahl die Srage : An adtiones 
humanz pendeantab aftris?gemeiniglich als 
fo pfleget beantwortet zu werden: Diftinguen- 
dum hic inter Adtioneshominis & Adtio- 
nes humanas; Alle ab aftrorum imperio 
non ſunt immunesutpotenaturales, quæ 
homini cum beſtiis fünt communes ‚ut: 
Concoctio, nutritio , (enfatio , appetitio 
&c cum, teſtante experientia, alius at- 
que alius aſtrorum poſitus alios atque, 
aliosnobis imprimat affetus. He totz 
funt arbitrii humani ‚ nihilque juris aut 
Jominii Corpori aftrico in [e permit- 
tunt , cum omnis Adio fit a potiori; 
fortior autem ef} Spiritus noßer immertalis Cor- 
P9re fidereo. Vid, Itteri Philos. Moral, 
Lib. II, Capır. quefi,n,p.ss, 


BOB 


E Das 





98 PAI. Cap. III. 


Das dritte Capitel. 
Beſchuͤtzung des andernTheils im 
Orcheſtre⸗ 
Compoſitoria genannt; 


und zwar / ſo viel deſſen erſtes Haupf- 
Stuͤck betrifft. 


| F. 1. 
As Orcheſtre redet pag- 3. garnicht 
fceptifch von den Regeln der Muſic / 
5° oder vielmehr der Compofition ins 
fpecie, tie dag Ut permepnet; fondernes faget 
von den muficalifchen alten Regeln / überhaupt 
und in genere, die treue Teutſche Warheit. 
Die Manieren in der Mufic / ſagt Werck⸗ 
„meifter in dickgemeldtem Sendſchreiben des 






„Bifhoffs Steffani / pag. 5, find veräns 
„derlich ; denn dasjenige was für 10.20.30. 


„und mehr Jahren am angenehmften gelautet! 


| 
| 


- „daffelbe twird aniko verlacher und gar nicht 


„æſtimiret PIWER) | 

dreißig und mehr Jahre; das Orcheftre hins 

gegen hundert und druͤber; behaubtend / 2 
| | | ’ 


Er nennet nur aufs höchfle 


Dom andern Theil des Orch. 99 


fi) fein Tyro , vielweniger ein galant hom- 
me, nachden Damahligen Kegeln ikund mehr 
richten/ noch fic) daraus einen förmlichen Ber 
griff von itziger Mufic machen koͤnne Das 
iſt ja wahr. Ich appellive vesfalls an alle 
Muficos! * Der Ben fagt/ ich brächte 
dem ungeachtet in dem andern Theil des Orch, 
lauter alte Regeln aufs Tapet / vermeynend / 
es ſey folches wieder meineeigene Principia ge 
handelt, Allein’ das heil: Alles in eine 

Brühe werffen, u 
$.2. In der Einleitung des Orcheftre 
wird von Regulis Mufcis uͤberhaubt; im ans 
dern Theildeffelben aber von Regulis Compop- 
£tonis infonderheit gehandelt. Das find ja 
unterfchiedene Dinge. Den Balcken auf die 
Seite, Here Diganifte! Diftinguimus inter 
Muficam & Compofitionem. Don den 
Muficalifchen Neguln in genere befiche der 
2Biederleger nur ein einiges Dußend hunderte 
jähriger Auftorum durchzublärtern, fo wird 
er mic echt geben. Inſonderheit will ihm 
recommendiren die Hypomnemata, I- 
sogen und Muſicam Poeticam, nebſt den 

| EUñülbͤoͤri⸗ 
Die Wiſſenſchafften find dem all emeinen Wechſel 

— — ꝑ. ne 44, 


100 P. I. Cap. III. 


—— — — — — — —— —— 
übrigen Wercken M. Joackimi Burmeiſte- 
ri, welcher zu Ausgang des ſechzehnten Seculi 
in Roſtock / als SihulsCollega,floriret hat; da 
findet einer folche Leges Syntadticas , ſolche 
Figuren / folche Negelnidaß einem Unerfahrnen 
(ich rede von feinem gedultigen und gelehrigen 
Menſchen) daftr grauen muß. Des Hen- 
ningi Dedekindi , Cantoris Salliflani, 
Przcurfor Merrieus Muficz Artis fan aud) 
gute Dienfte hun ; es ift Diefes Buch juft in 
Erfurt 1590. zu Marckte kommen / und wird 
dem Gegner / oder feinen Kunft Genoſſen /ſo viel 
ihrer darunter Theoretici ſind / ohne Zweifel 
wohl bekannt ſeyn / (ob er gleich in der Dedica⸗ 
tion des Ut fo modeelt iſt / daß er vorgibt / es ſey 
noch nie dergleichen etwas in Erfurt ans Licht 
gekommen.) In dem kxemplar, das ich 
gebrauche / ſtehet vorne eingeſchrieben: Sum 
ſohan Davidis Pærneſti, Naumb. 1029. 
und am dritten Blat findet ſich eine geſchriebene 
Rand ⸗Gloſſe / die fo lautet: „Id / du ſchoͤner 
„ Schwager Tollenhut / du duͤrffteſt itzund In 
„hacnoftraluce (vor 88 Jahren) viel hie⸗ 
„mit ausrichten / wir wolten bald den alten Te- 
„nor fehen / wenn man ſich auf ſolche Sachen 
wolte legen und die Knaben dahin weiſen. Ey 
welche Cantores folten fie werden / —— | 

i 


“ 


Vom andern Theil desOrch. 101 


3, fich auf folche deine Narrens⸗Poſſen legten / 
„damit würde den Kirchen und Schulen end⸗ 
„lichen geholffen werden... Ob ich nun zwar 
nicht billige / daß man ſchelte / fo ſehe doch aus 
Diefen Sentimens , daß fchon vor faft hundert 
Jahren anſehnliche Mufici, wegen der Regeln 
uͤberhaubt / mit mir eins geweſen / und daß das 
mahis / wiediefer Poſſeſſor fo von dem Buche 
geſprochen / daffelbenur ein Alter von 39. Jah⸗ 
vengehabthat.  - ) = 

S. 3. Das Enchiridion utriusque, 
Muſica Practicæ Georgii Rhaui, gedruckt 
u Wittenberg Ao. 153 1. iſt auch ein ſchoͤnes 

Beyſpiel von der Vergaͤnglichkeit muſicali⸗ 
ſcher Regeln / inſonderheit deſſen Pars ſecunda, 
ge Mufica menſurali, allwo die Cautelæ in 
figuris Notarum, Ligaturæ (e8 ſind aber 
nicht unſere Ligaturen in der Compofition) 
tres Muficz gradus,Modusmajor,Modus 
minor, (wird von T acten verftanden ) Tem- 
pus, Prolatio, Augmentatio, Diminutio, 
Signatemporis, Notarum Imperfedio , 
Regulz de Tactu, Duplicatio feu Altera- 


610 (Feine Alteration ) Syncopa, Propor- 
tio und was des Zeuges mehr iſt / in unfern Aus 
gen groß Mitleiden verdienen. 5 

E 3 9.4 


102 P I. Cap.Ill. 


$.4. WenceslaiPhilomatis, deno- 
. vo Domo Muficorum , lıbri quatuor; 
compendiofo Carmine elucubrati , find 
eben der Haare; da findeteiner Precepta, Re- 
gulas &Leges die Menge / aber es Fan fie heuti⸗ 
ses Tages Fein Menſch gebrauchen. Sehen 
wir Liftenii Rudimenta Muſicæ an / ſo iſt es 
wieder ehen daſſelbe Weſen / und bey mehr als 
C ich dörffte faft ſagen) hundert ihres gleichen. 
Kircherum, Scottum , Corvinum, Mer- 
fennum &c., felbft nicht ausgenommen. Ja / 
noch wohl neuere / die ich Ehren halber überges 
e. Zufeiner Zeit hat wohl ein Jeder fein beftes 
gethan und vielleicht Darunter eine und andere 
gute Abficht geführet 5 aber ihre obfcure Au- 
torite ift lange verlohren- | 


$.5. Man betrachte nur / damit ich det 

Compofition näher fomme / den einzigen 
wichtigen Punct / de Relatione nonhar- 
monicä, in der Geſtalt / wie die lieben Alten Das 
mit umgegangen find. Als / wann fie ſetzen 
wolten: Ef 5 oder 5%. das war 
ben ihnen ein ſchreckliches V itium. Wenn 

man auch die Compolitiones » melche vor 

200. %ahren geſetzet find/ anfiehet : Als da find 

seven 'Clemensnon Papa » Gran 
| | oh 


a 





| 
| 
) 


| Vom andern Theil des Orch. 103 


— — nn — ——— — — — — 


Joh.Walther,Senfel (Luthers Favorit) Jas- 
. qui Binellus, ſoh. de Cleve, Jacques 
e Werth dc. bey denfelben wird man Ders 
gleichen Säe felten finden / daß man fich über 
die Vermeidung folcher Relationum zu ver⸗ 
wundern hat. Hergegen iſt itziger Zeit kein 
Stück zu ſehen / da derſelben nichr überflüßig 
folten vorhanden fepn. Die Haupt⸗Urſache 
war / Daß Die Alten dad Genus Diatonum,s 
nicht gerne überfihreiten wolten. 734,0 Werckm. 
Harmonol, p.35. U 
S. 6. Deswegen ſagt aber niemand / daß 
nicht in Compoſitione gewiſſe Grund: Res 
geln muͤſſen beybehalten werden / die von ſolcher 
Art ſind / daß fie nicht wohl veralten koͤnnen. 
„Denn neuelnventiones und neue Manieꝛen 
„werden in Muſica Practica wohl nicht aufs 
„hoͤren / fo lange die Welt ftehen wird, aber die 
„Fundamenta müffen nicht zerruͤttet werden. 
(m) Das iſt es / wohin ich gezielet / mit den zwar 
alten / aber unentbehrlichen Regeln. Zudem 
redet man in der Einleitung mit klahren Wor⸗ 
ten von ſolchen Grund⸗Saͤtzen / die nur adThe- 
oriam, nicht aber ſo ſehr ad Praxin Muſices 
gehoͤren; hergegen wird in parte Compoſi- 
de quoad Regulas datas auf diebloffe 
E 4 Praxin 


(m) Werckmeiſter vom General⸗Baß pı54, 8.104 * 





104 P.1. Cap. III. 


Praxin allein. / und auf feine alte Theorie eis 
gentlich gefehen. Iſt das nichtein groſſtrun⸗ 
terichied? 2 

S. 7. Meine DefinitionemCompo- 
htionis woillendlich derContradicente p 57. 
ſeines Ut für ſehr gut paßiren laffen / ob er 
wohl / obangefuͤhrter maſſen p.29. vorgegeben/ 
man finde im gantzen Tractat nicht einmahl 
eine vollfommene Definition, Daß er aber 
fagt : Die Definitio fen nichts neues noch fon» 
derliches / darinn binich mit ihm eins / und fan 
verfichern / daß ich fie auch nicht dafür ausgeges 
ben habe. Sch möchte aber gerne willen ob 
dieDefinitio eines Dinges wohl auf zwey oder 
mehrerley IBeife fehr gut oder vollfommen ſeyn 
koͤnne? Meines Ortes hältman dafür wenn 
eine Definition gut ift / fo müffen nothtvendig 


‚alle andere/ von derfelben Sache nichte taugen/ 


dafern fie von jeneriquoad eflentiam , unters 


(hiedenfind. Der eine braucht diefe Worte / 


der andere jene / ſich gu expliciren; wenn man 
nur inre ipfa überein ſtimmet / fo thut dag uͤbri⸗ 
genichts Dazu; in verbisfimus faciles. 

6.8. Daß man der Invention nicht zu 
Sülffe kommen koͤnne / ſtreitet niemand; Daß Dj 
Invention aber erlerner werden müge/ a 

| dings. 


— 


Dom andern TheildesOrch. 105 
dings. Wenn man ihr zu Hülffe fommt per 
artem combinatoriam , fo ift es arnıfeelig 
und gezwungen Werck; gefchieht es durch na⸗ 
tuͤrliche Dinge, fo it es eine Nachahmung / und 
das iſt der beſte Weg; darum hat ihn auch Herr 
Capellmeiſter Keiſer erwehlet / ſonſt hättece 
feine 67. Opern machen Fünnen 5; * muß 
“einer aber feine einzige Zuflucht zur Anhoͤ⸗ 
rung guter und inventienferMufiquen neh⸗ 








men / und hat fonft vor ſich felbft nichts / ſo iſt 


"und wird es platterdings ein Plagium. Da 
habt ihr nun den Inventions Meiſter Was 
in des Gegners Tractatu de fugis den Orga⸗ 
niſten fuͤr Vortheile an die Hand kommen wer⸗ 
| E 5 den / 





*Der herr Capellmeiſter Reifer hat edirt: 
1. Eing:Gedichte oderCantaten mit einer Stimme 
und Inlirumenr, | | 
3, La Forza della Virtu. 
3, Odtaviauınd Almira, | 
4, Divertimenti Serenisfimi. 1713, 
5. Soliloquia aus dem Oratorio. von Hrn, Lt. 
Brocke. 1714. | F 
+ 6, L’inganno Fedele 
7. Muficalifche Land-Lufl. 1714. Ä 
8. Arien und Soliloguia aus dem Oratorio von 
Mr. Bönig. ı7ı5. 
9. Kaͤyſerl. Sriedens-Pofl, 1715 


106 BI. Cap.III. . 
den’ mögen dieſelben erwarten. Ich fpige mich 


nicht darauf / und bin auch viel zu dumm / daß ich 
ein folches Weſen de Fugis verfiehen ſolte. 
8.9 Alle Leute find nicht bey Pachhel⸗ 
bein; Weckern / Lully / odeꝛr gar bey. Luthern 
in die Schule gegangen / daß ſie eben die nim⸗ 
mer alte Regeln / fo das Orcheſtre Parte II. 
Cap.2. $.s. anführet / ſo genau und vor 40. 
Jahren haͤtten wiſſen koͤnnen / als mein Regel⸗ 
haffter Wiederſacher; auch kan Fein vernuͤnff⸗ 
tiger Menſch vermuthen / daß ein galant hom⸗ 
me, der fein Muficusift / die Muͤhe nehmen 
werde / ſolche Reguln von Erfurt zu verſchrei⸗ 
ben / oder dieſelbe aus alten Auctoribus, wenn 
fie gleich darinn ſtuͤnden / zuſammen zu klauben. 
Damit aberdoch ehrliche beute / die Feine Gele⸗ 
genheit / Luſt oder keinen Beruff zu ſolcher Nach⸗ 
ſuchung haben / auch ein bißgen Nachricht von 
dernienigen bekommen moͤchten was der Cen · 
ſor von ſeinen Lehrmeiſtern gefaſſet hat / ſo ſind 
ſolche Regeln / ( mit Permiſſion des Re futa- 
toris ) dem Orcheftre einverleiber worden, 
und hält man fie zwar für befannt / aber nicht 
bey jedem für wohlangewandt. Der Herr 
Cato darff nur dencken / daß weder dieſe Regeln / 
noch kein einziger Buchſtab des a 
ge ' weder 





DomandernCheildesOrch, 107 


weder ihm noch feinen Kunſt: Genoſſen zu Liebe 
noch zu Leide / gefihrieben worden / fo hat alles 
feine Richtigkeit: | | 
$. 10, Bender Gloſſe / welche der Geg⸗ 

ner über Die abgefchaffte Hegel : Confonanrie 
peaorfectæ heben eine Compofition an und enden 
diefelbe/ machen will/ merckt man / daß wir ung 
nicht verfiehen. Sie redet weder von feinem 
Magnificat Primi noch Octavi Toni , Dars 
über fi) D. Zurber fo zu mocquiten pflegt; 
fondern von vielflimmigen Sachen / da alle 
Partes mit einander anfangen und endigen. 
Sen folchen lieffen die Alten gemeiniglich Die Ter- 
tias weg / wegen der eingebildeten Imperfe- 
ction, welches mit Millionen Exempeln zu bes 
weifenmwäare- SschmillnureinenAnctorem, 
den der Öegner zum guten Glück kennet / und 
von dem er Weſens macht anführen. Es iſt 
Joannes Crugerus, in Synopfi pag. 147, 
da findet manfub Titulo: de lanfalis for- 
malibus, quod bene notandum , folgende 
und mehr Säge mit vier Stimmen. (Vid. 
No J.) Haben fie es nunim Schluß fo ges 
macht / wie vielmehr im Anfang eines Stückes; 
da Doch ineinem Quatuor, die Triasharmo- 
nica, confequenter auch Tertia, wo nicht 
F | E66 ma- 


8 P.I. Cap, Mi. | 


— — — — ———— — —— 
wmajor, doch minor anzutreffen ſeyn ſolte 
worinn ich freylich mit allen verſtaͤndigen Com 
poniſten einig bin; ſolche Bewandniß aber hie 
und an tauſend andern Orten bey den Alter 
nicht finde. a 
S.11. Zwar bemercket manı daß erwehn 
ter Auctor , wenn der Bas tenorifitet / Dir 
Tertiam endlich mit einführer ; allein / es er 
hellet doch aus den übrigen / daß man ſonſt feht 
fpahrfahm damit umgegangen iſt und derglei 
‘hen Claufule formales bey uns fehr kah 
ausfehen würden. Wolten nicht die Alten / um 
ihr Bedencken bey den armen Tertiis deſte 
mehr an den Tag zulegen / garhaben : Mar 
ſolte ( s.) mitihnen nicht ſpringen / fondern nun 
Fuß vor Zußodergradatim gehen / (2.) mi 
der majori und minori abwechſeln ? Mais 
lesmodernes; fagt Broffard , fe font affran. 
chis deces deuxcontraintes, & Pon fait: 
prefenttant de Tierces qu’on veut, tanı 
par degre&sdisjoints que conjoints, &fansles 
entremeler. Diltion. Tie, Terza. Da ſind 
en paſſant wieder ein paar abolirteTertien. 
Regeln / welche alleaufzufuchen LaborHercu- 
Jeus in Augiæ ftabulo wäre. 


6,12, 


h, 109 
Von allen 


Daß ſie ſich 
ee Aben, denn / 
ee mehr Licht 
xRliger iſt fie 
Wigkeit ab⸗ 
bſt davon: 
arium? 
amahligen 
0. ineeCon- 
.yiy toniis ans 
st wäre die 

nden wird 
777 eyn / mit 
9,0 Her ſchlieſſen. 
ar Yertegn Tage 
. .., emplaim 
a ) und aufs 
Iben wie ja 

| [onantias 





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ben / da in 
angefan⸗ 
‚ten Muſi⸗ 
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108 —F | j 


major; 2 . 
worinn ich en 
ponifteneit 
und an tat. = 12 
nicht finde six - SEE . . * 
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mehr an det 
ſolte (1.)1 
Rußvor gut 2 2 
der majori...- .. 
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entremele.- oe 
enpaflant! 
Regeln / wi 
lkeusinay 





' 
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tet: 
4— [3 7 


—X 





un 
æ* FE 


Dom andern TheildesOrch,. 109 


- . 12. So will man auch nicht von allen 
und jeden alten Componiſten ſagen / daß ſie ſich 
eben an obbeſagte Kegel gebunden haben; denn/ 
es ift ihnen immer von Zeit zu Zeit mehr Licht 
aufgegangen. Aber um deſto hurtiger ift fie 
abgefchaffer worden, bleibt auch in Ewigkeit ab» 
geſchaffet. Sagt nicht Gafforus felbft davon : 
‚Hoc mandatum non eft neceflarium ? 
und wenn der Componifte bey damahligen 
| Zuftande Srepheit gehabt harte: in einer Con- 
‚fonantia imperfedta. bey Polyphoniis ans 
zufangen und zu endigen/ mein! wozu wäre Die 
Regeldenn nnuͤtze geweſen? Niemanden wird 
ja wohl jemahls im Sinn gekommen ſeyn / mit 
Diſſonantien anzufangen oder zu ſchlieſſen. 
(Wiewohl / was das anfangen heute zu Tage 
betriffi / einem curieufen davon Exemplaim 
Recitativo gegeben werden fönnen ) und aufs 
‚fer ſolchen ( den Diflonantiis ) haben wir ja 
Feine andere Materialien’ als Confonantias 

perfectas & ımperfedas. 
' 623. Will man Erempel haben’ da in 
einem Quatuor fine Tertia auch angefan⸗ 
‚gen worden / fo darff einer nur die alten Muſi⸗ 
talien vor Orlandi Zeiten nachſehen / va findet 
erderen genug. Eins anzuführen wird nicht 
..€7 uns 





110 P.I. Cap. III 


undienlich ſeyn / und folches fallt mir von unges 


fehr in Die Haͤnde / wie ich des M. Cyriaci Sne- 
gaſſii Ilſagogen Muficz, Ao. 159 1. auch zu 
Erfurt gedruckt / aufſchlage Es find damahls 
noch keine Paginas numerirt worden / derowe⸗ 
gen ich den Leſer / welcher nachſehen wolte / auf 
des Bogens D fechftes Blat verweiſen muß / 
allwo zum Beſchluß des erſten Buches ein Qua⸗ 
tuor ſo anhebet: (vid. No. II. 

$.14 Daraus ſieht many daß ob gleich 


der Compofiteur ſich Fein Gewiſſen gemacht 


hatim dritten Satz Tertiam majorem zu ver⸗ 
doppeln / er dennoch die Præcaution gebraucht/ 
ſelbige beym Anfang zu vermeyden. Hier iſt 
ein Mangel dort ein Uberfluf, Der Op- 
ponens faget: Wenn man jedesmahl miteis 
ter Confonantia imperfecta anheben ivols 
te / waͤre wasabfurdes. Ich regerire: wenn 
man jedesmahl mit einer Conſonantia per- 
fecta anfangen wolte / waͤre noch weit abſur⸗ 
der. Wozu aber dienet denn die Kegel? zum 
Siegel der Kunſt. Wenn ja in diefem Gall 
eine Regel fol und muß gefchmieder werden / fo 
möchte fie lieber fo lauten : Confonantie ingenere 
beben eine Compofition an und endigen Dies 
felbe ; wiewohl es mit der Sexra beym An⸗ 

fang 


vom andern Theildes Orch, 111 


fang eine eigene Bewandniß hat / weldye 
— unter den Special: Regeln ſuchen 
muß. 


g. 15. Der Sprung der Septimæ ſey 


inStylo Ecclefiaftico verboten geiwefen/geftes 


het ver Gegner ſelbſt / und führe doch einExem- 
pelin eben demStylo anıda gedachter Sprun 

vorkommt. Iſt das nicht ridiculus mus 

Mit dem Verbot hat e8 nicht anders feyn koͤn⸗ 
nen/ fprichter / und wenn einer von den Alten 
Öffentlich wieder das Verbot gehandelt hats fo 
nennet ergeine Curiofite , auf Teurfeh : Eis 
nen Vorwitz. Daß es nun abgefihmackt 
würde heraus fommen / twenn wir in lange bes 
kannten Choralen den Sprung der Septimz 
an ſtatt der fallendenSecundz einführen tools 
ten / beweiſet nicht / daß ſolches auch abgefchmackt 
wuͤrde geweſen ſeyn / wenn es von Anfang fo ges 
ſetzet und uns nicht anders gelehret worden waͤ⸗ 
re; alſo haͤtte der Opponens nicht noͤthig ges 
habt / ſowohl hier als duͤrch gehends feine faubere 
Tabellen beyzufuͤgen / ſondern das herrliche 


Kupffer haͤtte geſchonet werden moͤgen zumah⸗ 


len da im Orcheſtre nicht vom Stylo ligato 
in 


112 P.I. Cap. III, 


“in Anfehung des Sprunges der Septimz die 
Rede ill. (n) en 


$.16. Ebendarum/ weitin Herr Prins 

tzens Satyriichen Componiſten / auch fonft bey 
andern völliger Unterricht vonder Relatione 
nomharmonica, tolerabili vel intolera- 
bilisgu finden iſt / habe gaͤntzlich für unnöthig ges 
halten / meinen unmuficalifchen Leſern mit fols 
chen Subdivifionibus befchwerlich zu fallen/ 
und it denfelben genug / daß fie wiſſen / was 
Relatio non harmonica. überhaupt fcy. 
Hat nun das Orcheftre diefe ſehr wohl ges 
befchrieben ( wie pag. 60, des Wiederlegers 
nichts wiederlegende Worte lauten ) warum 
zwackt er michdenn an ? Daß folche Relatio- 
| nes 





® 


(n) In meinem Exemplar des Ut find 2. Tabellen 
mit dem: Ach HErr mich arınen Dünderf 
gefommen! daß ich alfo mit einem armen uͤn⸗ 
der dienen fan ; wenn jemand etwa ein Exem- 
plar, das hierinn detect, erhalten hätte. Her— 
gegen muß ich auch die Tabelle Part II, Lit.D, 
dafür wieder haben; denn die fehlet mir leider! 
und habe daher diefen ar men Sünde: doppelt ' 
befommen/ welcher mit Part 1. Lit. 11, hezeich⸗ 

net iſt / daraus auch der Irrthum entſtanden. 





Vom andern Theil des Orch. a 13 


‚nesnon harmonicz (0) gewiſſer maffen 
erträglich ſeyn koͤnnen / geben ja folgende 
Worte des Orcheftre pag, 112. gnugfahm 
zu verſtehen: Weiles in vollftimmigen Sa 
chen ſo rigoroſe nichterfordert werden mag . 
ſo wird ein groſſes hierinn der Diſcretion 
des Setzers oder Componiſten nachgeſe⸗ 
ben. Aber er hat vielleicht dieſe Worte nicht 
Heſehen / und ſeine Beleſenheit im Pphrynide 
fJurtz um an Mann bringen wollen. 


S . 17. Es gehoͤret freylich Kunſt dazu /ei⸗ 
nes jeden 8ty li rechte Art gu treffen / und darinn 
etwas zu ſetzen; aber ſolches zu dociren iſt im 
er Se Or- 


Co) Bey diefer trefflichen Remarque gedencket der 
Gegner zwar der erträglich -und unertraͤg⸗ 
uchen Relationien,meldet aber/ oder weiß nicht] 
daß es auch vortreffliche Relationes non har- 
‚monicasgebe / die Printz ſelbſten echappiret 
find. Putre les fauſſes Relations il yenanon 
Feulement de zoleräbles; mais auflı d' excelen. 
tes, für tout pourles Expreflions triftes, ten- 
dres & affectueuſes &c. Il yenaquifont in- 
'tolerables & vitieufes ; fcavoir maintenant qui 
ſont cesintolerables, c’ell ce qu'on ne peut pas 
bien decider, les Auteurs & les goutsetant fort 
pattages lädeflus 8ec; Broſſard ſub Tit. Rela- 


tione. 





114 P.I. Cap III. 


Orcheſtre mein Vorſatz gar nicht geweſen / 
mein galant homme foll nichts treffen noch 
fegen lernen; ich will ihn nur pag-ı ı 3.Orch. 
warnen / daßer Feine Alteration befomme/ 
wenn ihm von Stylis Muficis ein langes und 
breites vorgeſchwatzet wrrd. Nachdem ich 
aber dieſe Precaution genommen / fo wiſcht 
mein Gegner mit einem Teutſchen Extract des 
Kircheri hervor / und haͤlt ſich ſonderlich gluͤck⸗ 
lich daß er / unter dem Vorwand / feinen Kunſt⸗ 
genoſſen einen Gefallen zu thun / das gantze 
Capitel von den Stylen hinſchreiben kan. Ich 
will ihm Paroli machen / und aus demðroſſard 
einen beſſern Titulum de Stylo hieher / nicht 
bloß abſchreiben / ſondern verteutſchen; nicht 


zwar eben jenen Kunſt⸗Genoſſen / ſondern viel⸗ 


mehr andern ehrlichen Leuten zu gefallen / die 
auch kein Frantzoͤſiſch verſtehen. Man haͤtte 
zwar aus verſchiedenen Auctoribus dieſe Ma- 
terie excerpiren koͤnnen / allein / ich habe den 
Broſſard lieber gewehlet / darum / weil ich das 
Bud) imOrcheftre ſtarck gebraucht habe / und 


edermann Daher ſchlieſſen wird / daß mir nicht 


unbekannt geweſen / wie vielStylos man gemei⸗ 
niglich und ſpeciatim der Muſic zuzulegen 
pflege und daß dannenhexo aus andern * 
| | chen / 


Vomandern TheildesOrch, 115 


chen / als aus Unwiſſenheit / deren Specifica- 
F im Orcheſtre nicht Raum geſunden 
| | Etwas weniges 


De Siylis Mauſicis. 


„ytylus in der Muſic wird von der Abt 
„und Weiſe verſtanden / welche eine jede Per⸗ 
„ſon vor ſich zu componiren / zu executiren 
„und zu informiren hat; und alles dieſes ſt 
„ſehr unterſchieden nach Maßgebung des Ge- 
„nii der Verfaſſer / des Landes und des Vol⸗ 
„ckes; ingleichen / nachdem die Materien / der 
„Orrt / die Zeit / die Subjecta, die Expreflio- 
„nes &c. es erfordern. Alſo ſagt man: Ca- 
„riſſimi, Lully, Lambert ſein Styl u. ſ. w. 
„Der Sty lus luſtig⸗und froͤlicher Muſicken iſt 
„ſehr unterfehieden / von den ernſthafften und 
„ernſtlichen; der Kirchen-Stylift ſehr unters 
„schieden von dem Theatralifchen oder Cams 
„mer:Styl; der Italiaͤniſche Styl ift ſcharff / 
„bunt und ausdruͤckend; der Frantzoͤſiſche her⸗ 
„gegen natürlich, flieffend/ gärtlich2c. Daher 
„entfpeingen verfchiedene Beywoͤrter / umalle 
„diefe Eigenfchafften wohl zu bemercken / als da 
„ſind: Der alte und neug Styl; der Italaͤ⸗ 

| niſche / 


116° P.I. Cap.III. 


— — ine 
„mſche / Frantzoͤſiſche / Teutſche⸗Styl ze. Der 
» Rirdyens®pern und Cammer⸗Styl X. 
„Der luſtige / fröliche / bunte / fcharffe / eben» 
„traͤchtige / ausdruͤckende : ehrbahre / ernfihaff 
»Nte / majeftärifche Styl; Der natuͤrliche flieſſen⸗ 
o„de / zaͤrtiiche / bewegende Styl; der groſſe / hohe / 
„galante Styl; der gewoͤhnliche / gemeine / 
„niedertraͤchtige / kriechende Styl ꝛc. Die 
„Italiaͤner haben eigene Nahmen vor alle dieſe 
„Sorten / welche wir ihrer Ordnung nach er⸗ 
„klaͤhren wollen, = 
ı, StiloDramatico oder Recitativo, das 
iſt ein Styl/ welcher die Gemuͤths⸗Bewe⸗ 
gungen auszudrucken geſchickt iſt. ſiehe 
Recitatipo. | | 
2. Stilo Ecclefiaftico; ift voller Majeſtaͤt / 
ehrbar und ernfthafftfräfftig die Andacht 
einzufloͤſſen und die Seele zu GOtt zu ers 
heben, einfolglich gut in Kirchen. 
3. Stilo Motectico, iſt ein bunter Styl / der 
alle Veraͤnderungen und allen Zierrath 
der Kunſt annimmt / einfolglich gefchickt ift 
verſchiedene Affecten auszudruͤcken / vor 
allen aber Verwunderung / Beſtuͤrtzung / 
Schmertzen u. ſ. w. ſiehe Mocteteo. 
4. Stilo 


VomandernCheildesOrch. 119 


4. Stilo Magrigalefco ift zur Liebe / 

Zaͤrtlichkeit zum Mittleiden und andern 
gelinden Bemürhe- Bewegungen die dag 

menſchliche Hertz annehmlicher Weiſe 
ruͤhren / geſchickt. 

5. Stilo Hyporchematico erreget Freu⸗ 
de und locker zum Tantzen ꝛc. dahero iſt 
er voller geſchwinden / luſtigen und wohl 
ausgedruckten Bewegungen. 

6. Stilo Simfoniaco iſt vor Inſtrumente. 
Und wie ein jedes Inſtrument ſeine eigene 
Wirckung hat / ſo befinden ſich unter die⸗ 
ſem Styl auch eben fo viele Subdivifio- 
nes. . Der Violinen Styl iſt gemeinig⸗ 
lich etwas friſch; der Floͤten / inſonderheit 
der Querfloͤten Styl / traurig und weh⸗ 
muͤthig ꝛc. Der Tꝛoinpeten Stylmuthig/ 
mumer und kriegeriſch ıc. 

7. Stilo Melismatico ift ein natuͤrlicher 
Styl / den alle Welt faft ohne Kunſt mits 
fingen kan Er dienet zu Arietten / Gaſ⸗ 
ſenhauern und dergleichen. NB, 

8. Stilo Fantaftıco gehöret vor Inſtru⸗ 
mente / und iſt gar eine freye von allem. 
Ztvang ausgenommene Act zu Compo- 
airen / gleichwie wir ſolches bey den Woͤr⸗ 

| tern 





— — —— — — — ver = — — * 
— me Fun a vw = or a A en A - 
Bet nn Zn ns a a u a — 2 - 

— — —— —— — — —— te ——— ——— R 


— 


118 P.l. Cap. III. 


tern Fantafia, Ricercata, ( NB. ) Toc» 
cata, Sonata&c, erflähret haben. 


9. Stilo Choraicorift eigentlich zum tans 
tzen und fubdividirtfich in eben fo viele 
Theile wiederum / als es Tanks Arten 

gibt. Hat man demnach den Saraban⸗ 
den⸗Menuetten⸗Paſſepieds⸗Gavotten⸗ 

Boureen⸗Rigaudon⸗ Galliarden⸗Cou⸗ 
ranten⸗Styl u. ſ. w 


„Wir wuͤrden nimmer zu Ende kommen / 
„wenn wir ſie alle hier erzehlen ſolten. Be⸗ 
„fieheaber Tit. Muſica und viele Oerter mehr / 
„die ſich darauf in gegenwaͤrtigem Dictonnai⸗- 

„re beziehen, So weit Brofard; der ohne 
Zweifel nicht lerr von dem Gegner ausgehen 
wird / weil er den Stylum Canonicum nicht 
mit in die Rechnung bringet / ſondern an deſſen 
ſtatt den Choraicum hinſetzet. 


$.18. Dergeneigte Leſer halte dieſe Bes 
fihreibung gegen die Verteutſchung des Kir- 
cheri , fo der Öegner feinen Kunftl-Genoffen 
zu Sefallen anführet/und urtheiledennfreyund 

—* / ter von ung die beſten Briefe hat. 
Wem ſonſt mir Stylengedienet ift/ der Fan hier 
od) siemlichen Vorrath finden / und hat — 
mcht 


Vom andern CheildesOrch. rıg 


nicht gnug daran, fo fan er immer weiter fiyli- 
ſiren / und endlich / wenns ihm beliebt / garden 
Beſem⸗Styſ mit heriegen. A propos du 
Stile ! es finden fich noch im Orcheflre pag. 
203 .deren etlicheinemlich Der Venetianiſche / der 
Romaniſche / der Neapolitaniſche und der Si⸗ 
cilianiſche Stylus , die ein Liebhaber von Stylis 
auch mitnehmen Fan ob fie gleich der Styl⸗be⸗ 
gierige Wiederleger gänslich überfehen hat. 
$.19. Ron dem fehr mangelhaften 
Teutſchen Extradt deg Kircheri till ich nur 
eins und andereg erinnern / Damit der Gegner 
ſehe / waser daran füreinen herrlichen Schaß 
befige / und wie Fi die Omifliones wefentii: 
ber Eigenfchafften bey jedem Stylo auf groffe 
Irrthuͤmer verleitet haben. Es fommt mir 
vor / als ob der Herr Drganift des Kircheri 
Mufur iam univerfalem die Tage feines Les 
bens nicht gefehen haͤtte denn fonft würde er mit 
feinem elenden Extradt nicht fo wild Daraufloß 
railonniren, Doch zur Sache! ( Tranfeat 
autem Stylus Canonicus ; mer Berardi 
feine Documenta davon gelefen hat / der wird 
Kircheri Auffichneiderey twenig achten. ) 
.$.20. Beſagter Extradt befchreiber den 
Stylum Moresticum, daß er ſey / — 
tiſch / 


120 BEGpIN .. 


tiſch / praͤchtig / ꝛc. ift wohl alle gut / Das befte 
aber vergeſſen / nemlich: Summa varietate⸗ 
floridus, nullo ſubjecto adſtrictus, das 
heiſt: Er iſt voller bunter Deränderungen 
und an keinem Themate gebunden. Mich 
deucht / dieſe Eigenſchafften muͤſſen nothwendig 
befchrieben werden / ſonſt möchte. man fragen: 


Wo bleibt das Efenriel und was zu wiſſen 


hoͤchſt noͤthig iſt? Broſſard hat ſolches ſehr 

wohl beobachtet. 55 
$.21. Ferner ſagt der ExtradtyomSty- 

lo Phantaſtico, er gehoͤre nur für Inſtru⸗ 





mente / da der Componiſt ſeine Runſt und 


die Zierlichkeit der Clauſuln hoͤren laͤſſet. 
Solches iſt lange nicht zulaͤngiich. Im Kir- 


chero lautet es hergegen alſo: Phantaſticus 


Stylus aptus Inſtrumentis, eft Zberrima.$. 
folutifima componendi methodus, nullis, nec 
verbis, nec ſubjecto harmonico adſtri- 
Aus, ad oſtentandum ingenium & abdi- 
tam Harmonie rationem , ingeniolumqucs 
harmonicarum claufularum , fugarumque 
contextum docendum inflitutus, dividiturque 
ineas, quas Phantalias , (NB.) Ricerca 
tas, Toccatas, Sonatas.vulgovocant. Die 


allerfreyefte und am wenigjten — 
f 





Vom andern Theil des Orch, 121 


Art zu fegen halt diefer Styl in ſich / dabey viele 
verborgenellrfachen harmoniſcher Saͤhe und 
die Verfertigung der Fugen gelehret wird: 
9.22. Weiter ſagt der kxtrahente / 
Stylus Madrigaleſcus gehöre für Tugenden 
und. Zafter/ zu Fabeln / Hiftorien habe dei 
Nahmen von dem erfien Erfinder / Nahmens 
Madrigallus. Ich fage : er gehört eben 
nicht dafür / fondern. ſchickt fich am.beften zu 
Texten / die Sitten Lehren in fich halten. Vir- 
tutibus, amorihus, aliisque ingeniofis 
adfabulas & hiſtorias alußonibas exprimen- 
dis aptiffimus, Wo iſt da was von Aa 
ſtern? to. von Fabeln :? Es heiſt nicht / er 
Schicke fich zu Fabein / fondern su Allufionibus 
auf Sedichte und Sefchichter folche Allufiones 
fep erdequemzuexprimiren. Kurk ; Es iſt 
unfer heutiger Cantaten - un) Oratorien- 
Styl; von dem der Gegner pa 8-84. fagt: er 
babe ſich ſchier verkrochen. A fon egard 
mag es wohl wahr ſeyn; bey uns iſt er GHer 
Lob! noch hinten und vorn. Daß aber Kir- 
cherusflugseinen Erfinder / Hahmens Ma- 
drigallus, creitt / ſolches iſt bey einem ſolchen 
Mago und Wundermann nichts felfahe 
wes; wir nehmen es aber fo ſchlechterdings 
nicht an. 8° 4. 23, 








2 . BE Cal. 


"9.23. Somüfte mich auch nicht zu erin⸗ 
nern / daß ein einiger Auctor desfalls mit une 
ſerm Jeſuiten einig waͤre. Der beruͤhmte 
Morhoff fuͤhret im dritten Theil von der Teut⸗ 
ſchen Poeterey cap. XII, verſchiedene Meinun⸗ 
gen an / aber keine die des Kircheri ſeiner 
gleich ſiehet. Er ſagt: Einige leiteten das 
Wort her vom Spaniſchen Madragan, fum- 
mo mane expergiſci, des Morgens frühe 
auffenn. Weil nemlichdiefe Art Lieder vor⸗ 
mahls zu Aubaden oder Morgen: Mufifen 
der galans dienen müffen 5 wie Furetiere in 
feinem Didtionaire. meldet. Es Ichlieft aber 
Morboff alſo: Das glaublichſte iſt / daß es 
von Mandra komme (welches im Vocabula- 
rio della Crufea eine Schaͤfferey bedeutet) 
und demnach vor "Alters. fo viel als ein 


Scyäffer - Lied gebeiffen: / weldyes auch 
hiedurch bekräfftiget wird / wie Menagins 


in feınen Originibus Iealicis angemerdet! daß 
es bey den alten Italianern Mandriagale ge⸗ 
nannt worden. ‘Das Wort ay&An bedeu« 
tet auch bey den alten Atticis eine. Heerde / koͤn⸗ 
te esalfovon wavdea , ftabülum , caula, 
und dyeAy, armentum; grex , zuſammen 
gefeet werden. Da kaͤme denn eine Schaͤf⸗ 
ferey heraus / und mag ſich ——— 

| Bar 


Domandern TheildesOrch. 123 


gallus nur tieder feinee Wege feheeren. Die: 
fer Meinung ift auch obgedachter Furetiere, 
ſetzt jedoch Hinzu / daß einigedas Wort gar von 
Madrit herleiten wollen’ weil diefe Art Lieder 
dafelbft zur Zeit der Gefangenfchafft Fran- 
ciſci l. ſehr gemein geweſen find. Doch diefeg 
en paſfſant. Nun fommt was artiges im 
Extract. Horcht! 2 

'$,24. Stylus Melismaticus, von der 
Süßigkeic alfo genanntgehört für Verſe und 
Metrifche Compofitiones (ale wenn Ma- 
drigale feine Verſe waͤren) Kircherus fagt 
nicht bloß / a dulcedine , fondern a dulce- 
dine Melodie, welches ein groffer Unterſchied. 
Jedoch ich fehe ſchon Daß fo mohlden Kirche» 
rum,qui, tefte Meibomio , fine ulla fer- 
me Græca litteratura fuit, als den Extra- 
henten, die etwas gleich lautende Woͤrter 
keAssa , apis, eine Biene; und kerısue, 
cantus, ein Lied / zu ihrer honigfüffen Auss 
fegung verführer haben mögen! Dajenesauar, 
mel , Honig; Diefes aber A nerxa ; mo- 
dulor; ich ſinge / (quod a ur@:, mem: 
brum, item carmen ſuis membris con: 
fans ) feinen Urfprung nimmt. Wiewohl 
Kircherus noch ehe hierinn zu ——— 
weil er faſt die a Etymologi en 

| | 2 au 


24 OO BL Cap. II. 


auf feiner Seite hat / und die Süßigfeit des Ge⸗ 
fanges eben feinebittere Expreflion iſt. In⸗ 
deflen hat Stylus Melismaticus weder von 
der Suͤßigkeii noch Bitterfeit feinen Nahmen / 
ſondern deutet bloß ein allgemeines Lied / (das 
bißweilen wenig ſuͤſſes hat) einen Stadt-und 
Land⸗kundigen Geſang (tar’ eZoxm) AM 
fo wie etwann Ripen Baften oder Des Geg⸗ 
ners bitterer Kupffer⸗Stich und Bachanten⸗ 
Lied: Ein Pfeiffgen Toback ꝛc. feines vor⸗ 
nehmen Orts ſeyn mag. 
8.25. Wer es noch nicht glaͤuben will 
der beirachte Kircheri.eigene/ Durch den Ex- 
eragt aber noch dazu fehr zerſtuͤmmelte / Be⸗ 
ſchreibung diefesStyli. Ad hunc Stylum, 
fagt er / revocantur.omnia ea cantica, 
quas Ariettas & Vıllanellas ( Baurens Lies 
ber). vulgo vocant; eò quod domi, rurive 
ad privatam vel recreationem vel exer- 
citium Cantorum aflumantur. Diefen 
Stylum nun theilet unfer Kerr dort oben p. 
64; fein fäuberlich in Melismaticum pu- 
rum, (der wird etwann wie Jungfern⸗Honig 
eyn)undMelismaticum mixtum(da folte eis | 
nesuft befornen)fället fo dann fein dickhaͤutigtes 
Sub dicium alfo : Yan folle ın der Rirs 
- chen bey dem Scylo Mitectico, Madrigale/co 
Ä Tu und 








Dom andern Theildes Orch. 125 


und NB. Melismatico puro bleiben ; [9 man 
aber ja was kitzelndes und erfreuendes ha⸗ 
ben wolte/ fidy NB. des Styli Melismaticimix- 
ei und Pbantafici vernünftig bedienen, Da 
habt ihrs!das heiſt Verſtandl Hier hätte der gure 
Mann feine Tripes de Latin, feine Lateinifche 
Panken und Brocken / anbringẽ / und fo wohl im 
Ut, als Extract, beyfihreiben mögen: detur 
Exemplum, utreshatclarior, Kircherns 
Fan hierunter Lib. V. p.3 14..& 321. it, Lib. 
VIII.Mufarhythmicz Melotheſiæ, mit vielẽ 
herrlichen / inſonderheit mit des Hieron. Cap- 
Hergeri Sebuhrten/ Lib. VII. p. 86. an die 
ID gehen. * Ey! wie würden Da Die Manns 
en die Weibſen anfaffen / und die Taͤnhe über 
Stühlund Bänskerecht angehen / wenn man 
ſolche Melismatifehe Sachen in der Kirchen 
aufführen wolte! Es iſt eine Profanation,nur 
bloß daran zu gedenckẽ. Ich —— — 
— —— 3 





Das Triph.Theatr.T.f, p.3 14. ibt Kirch. felb 
is — für ein Melisma aus; baß ſich aber p.321. 
n der Aria zweymahl zwo Roß-Duinten antref- 

glaſſen / wird ohne Zweifel ein proprium Styli 
Leyn ſollen. JIndeß zeuget die Orthographie der - 

Auſarhythmicæ Tom. 11, an unzehligen Orten 

ſattſam von der Seicht-Selehrfamfeit Kircheri 

im Griechiſchen. | 





126 P.1. Cap. III. 


{ich meines Opponentis halber / daß er einen 
ſolchen heslichen Bloffen ſchlaͤgt. Er harte huͤbſch 
zu Haufe bleiben und ſich ang Orcheftre nicht 
reiben ſollen / fo wären feine Balcken heimlich 
geblieben. Mais, Marc Antoine, vous I’ 
‚av&s bien voulu. Doc mas follic) fagent 
wie fan man ein Fluges Wort von einem Mens 
ſchen pr&tendiren / der den LUnterfcheid zwi⸗ 
Shen paginam & folium , zwiſchen verba⸗ 
& Commentatoris &c, nicht 
weiß? 

9.26. Wegen dee ur Hyporche- 
maticiy der zweyerley / Theatricus und 
Choraicus feyn fol. ware diefes mein unmaß⸗ 
‚gebliches Bedencken / daß der H Tara ri 
ticus,eigentlich und allein von Theatralifchen 
Taͤntzen / enferieux & en grotesque ; quafi 
de fupremz faltationis arte (Gallis » l⸗ 
«baute danje ) zunehmen.und zu _verftehen ſey; 
Der Choraicus * aber auf Ballen / Mas- 

veraden,Redouten &c, Die getwohnlichen 
immer» oder Saal⸗Taͤntze ( Gallis Za bafe 
danfe ) infonderheir aber. die Teutſchen / Pollni⸗ 
fehen undEngligchenKeihen-Ehren-undCoun- 
try- 

Man erinnert ſich nicht im Griechifchen jemahle 
zu fondern ftets.x.ognos gelefen su ha⸗ 


+ 


Dom andern Theil des Orch, 127 


try-Tängerda nemlich der gange Chorus oder 
Ceetus mit zu Wercke fommen kan und man 
Truppen⸗weiſe figuriret / in ſich begreiffe. Dies 
jenige / ſo im Tantzen erfahren / willen daß es 
zwo gang unterfchiedene Arten ſind / und fiedans 
nenhero wohl / jede vor ſich / einen eignen Titel 
verdienen; inſonderheit / da man ſchon lange in 
Franckreich wuͤrcklich zworofeſſiones davon 
gemacht / eben als wie vom Bluhmen⸗Mahlen 
amd Hiſtorien⸗ Mahlen. Es iſt auch lange 
nicht genug / wenn der Extract ſaget: Stylus 
Theatralis gehöre u Comeaedien, der Cho- 
raicus zum Tantzen. . Da fiedoch beyde übers 
haubt zum Tanken gehören undin Opern und 
rg auch getankt wird / wo mir fonft noch 
recht iſt. Hr | 
 .$,27. Stylus Symphoniacus gehöre 
auch für allerhand Inſtrumente. So lautet 
die ganke Definitio im Extra, Und dan 
aus merden alle des Hexen Organiſten Kunſt⸗ 
Genoſſen ( der Definition - Liebhaber gu ge 
ſchweigen) die fich fir ihre. 15 laue Schock 
das Foftbahre Buch nicht anfchaffen koͤnnen / 
voͤllig gelehrt / inStylis vortrefflich erbauet wer⸗ 
den / undes dem Manne ewigen Danck wiſſen / 
der ihnen ein ſolches Licht angezuͤndet hat, Es 
84 heiſt 


) 


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Pin 4 — 


128 PL. Cap. iII. 


heiſt oben: Stylus Phantaſticus gehoͤre nur 
für Inſtrumente / da der Componiſte bloß feine 
Kunft und Die — der Clauſeln hören 
laſſe. So muß ja / nach diefer Befchreibung 
zu urtheilen / der Unterſcheid darinn ſtecken / da 


im Stylo Symphoniaco der Componiſte et⸗ 


wann keine Kunſt und Zierlichkeit der Clauſeln 
hoͤren laſſe. Sonſt ſehen ſie einander unge⸗ 
mein gleich.. 

628: Ich will verſuchen / ob ich das 


Fleckgen treffen Fan. Aus oben angeführter 


pölligen Beſchreibung Kircheri, de-Stylo 
Phantaftico,eshelletrvaß deafelbe DieFantafie, 


NB, RirercaTe, Toccate, Sonate, &c. bes 


greife. Daraus folte einer vernünfftig ſchlieſ⸗ 
fer daß folcher Stylus nur die Sachen betreffe / 
welche eiwann für ein "Inftrument allein ges 
fett ſind / als nemlich: Diebenannte drey erfien 
Species vors Clavier; Die Sonaten fo wohl 
vors Clavier allein/ als vor ‚die Solo-auf der 


Violin ꝛc. ꝛc die fo genannten Subjecta vor die 


Viola diGamba; die Preludes und derglei⸗ 
ehen vor Lauten und andere Inſtrumente. In 
Bumme : Alle. Solo, Infirumentaliter ges 
nommen / mit oder ohne Baß. Hindert auch 
nichts / daß man Triphonia und Tetrapho- 

—3— nia 


Vom andern Theil des Orch. 129 


nia in dieſem Stylo beym Kirchero (p) ja 
gar dergleichen an einem Orte (q) variis 
Inftrumentisaccommodata ankrift / maſſen 
alle dieſe Sachen mit doppelten Griffen in drey⸗/ 
vier und mehr Stimmen geſetzt werden koͤnnen / 
wie denn $robergers Fugen auch in 4. Partes, 
als eine ordentliche vierſtimmige Partitura, 
geſchrieben ſind / welche zur Curiofit& ausgezo⸗ 
gen und ſo dann auf verſchiedenen Inſtrumen⸗ 
ten zugleich geſpielt werden moͤgen / wie ſolches 
Elavier-fündige wiſſen; Aber es wäre nur zur 
bloffen Curiofite und würde den rechten abge- 
zielten Zweck nicht erreichen. | Hergegen ı da 
dasEtymon des Wortes Symphonia felbft 
eine Vielheit der Stimmen oder Inſtrumente / 
die mit einander gehen / andeutet; fo waͤre wohl 
die genuina ſignificatio Styli Symphonia- 
ci, daß er nemlich eigentlich dieConcerti 
groſſi die Sinfonie in ſpecie, die Ouver- 
tures, die ſtarcken Sonates, Suites, und der⸗ 
gleichen unter feinerContribution'habe. Daß 
auch eben Diefe Species fich auf einem einzigen 

55 voll⸗ 





(p) Lib. V. Muſurg. pag. 243, & 381. it, 406- 
480. 483.“ | 
) Lib.Vl. 


130 /P. l. Cap. III. 


vollſtimmigen Inſtrumente / Z E. auf der Or⸗ 
gel oder dem Clavier / zur Curioſité tractiren 
laſſe / bewieß unter andern vor einigen Jahren 
der berühmte / aber blinde Organiſte an der 
Freuen Kirchen auf dem Damm zu Amfters 
dam / Mir. de Graue ; welcher alle die neues 
ften Sstaliänifchen Concerten, Sonaten &c, 


mit 3.44. Stimmen auswendig wufte / und 


mit ungemeiner Sauberfeit auf feiner wunder⸗ 
ſchoͤnen Drgel in meiner Gegenwart heraus 
brachte.” Das wäre fo fürglich meine Mei⸗ 
nung pon den Stylis in ſpecie, welcher beyzu⸗ 
pflichten oder zu wiederfprechen jedermann frey 
en“ nachdem er die Sache raifonnable fins 
et. 


$.29. Thut aber einer / der nur einCom- 
pendium fuͤr bloſſe Liebhaber ſchreibet / fo groſ⸗ 
fe Sünder wenn er hauptfächlich die Genera_ 
Stylorum, deren überhaupt nur drey find und 
drey bleiben / (r) hinſetzet; ohne fich bey 
deren ( faft ungehligen) Speciebus qufzuhals 
ten? 

(r) Selbſt Kircherusbefräfftigeteg/ Daer Lib.V, 
cap. XVII. de Stylis Melotheticis pag. 310, des 
Eccleſiaſtici und Theatralis, p.313. aber des 
Madrigalefci, nnd fonft Feines andern geden- 

ee] als welcher letztere bey ihm des “a: 


ee ee  E, BWSnOSu - — N EEE 5 —— 


Dom andern TheildesOrch. 131 
ten? Mein eg, allein hat Ja gefager; 
die gane verftändige Welt aber wird mit Nein 

antworten; und folchesdefto ehender / weilalle 
diefe Species gar fuͤglich / nach heutigem beſten 
Gebrauch, folgender Seftaltiunter befagte drey 

Genera gebrachtiwerden fönnen / follen und 

muͤſſen. 


| [ Ligatus. 
Stylo Ecclefiaftico Motecticus. 


9 / Madrigalefcug, 
funt fubalterni Symphoniacps, 
Canonicus. 
| Dramaticus. 
| . \ Symphoniacus. 
Stylo Theatrai ) PD — 
NHyporchematicus. 
funt ſubalterni Phantafticus. - 
Melismaticus, 
Symphoniacus, 
Stylo Camerz Canonicus. 
funt fubalterni. /Choraicus. 
Madrigaleſcus. 
un, / Melismaticns. 
j 856 ,, € 


J * 
Styls Stelle vertritt, da deſſen Beſchreibun 

lautet : Madrigalefcus Stylus derivatur a Be 

-gatis Cantionibus , quas vulgo Madrigalia vo- 

| Sant, 


— rn: 
re rg — * En 


J 
| 





132 P.T. Cap. Ill. 
Erklaͤhrung. 


| zum _ | 
Kirchen⸗Styl 
gehoͤren 
(1.) Eccleſiaſticus Stylus, proprie 
fic dictus, aliis, Stylus ligatus. Er begreifft 
lange nicht alles / wieder Gegner pag. 43. be 
haupten wolte / wenns ihm nicht am Gelde fehlte / 
ſondern bloß den Choral⸗Geſang und den ſo ge⸗ 
nannten Kirchen-Recitativ vor dem Altar, 
Als da find die Antiphona, Gradualia &c., 
welche einmahl vor allemahl inden Zeiten / da 
man vonnichts/ als den Tonis Gregorianis, 
oder aufs höchfte von den Modis Gracis cts 
was wuſte / gefeßt ſind / und folchem zu folgeihre 





geweiſete Wege haben / auch faſt / nach heutiger 


Redens⸗ 





cant, ſuntque ut plurimum vare, amorofa etſi 
. 6x poileris plüres quoque eas ad res Spirituales 
cumfummo frudtu, ut Agazzarius, transtule- 
rint, Bor Kirchen ift er eigentlich nicht erfun⸗ 


r “ den; unter die  heatralifchen Stylos gehoret er 


eigentlich auch nicht ; alſo bliebe urfprünglich 


vor ihm nur Camera übrig / und da ſteht er hier 


aAls Species pro Genere. — 





VomandernTheildesOrch, 133 


Redens⸗Art / von feinem galant homme für 
Muſic zuhalten find. Denn / wenn jemand 
fager : Esift heute Mufie in der Kirchen / fo 
verfteher dadurch Fein Menſch / daß der Prieſter 
etivann eine Prefationem oder Colledte, 
ein Dominus vobiscum &c. vor dem Altar 
herſinget / oder Daß die Gemeine mit dem Bul⸗ 
ler⸗ und Doͤdelwerck / welches hie und da auf den 
Orgeln gemacht wird / ſo herrlich einſtimmen 
muͤſſe / daß einem die Ohren offtmahls wehe 
thun; ſondern man verſtehet dadurch bloß die 
Figural-Muſic / als nobiliorem & excel- 
lentiorem partem, deren Species in der 
Kirchen ſin · 

(2.) Motecticus, vel Muteticus 
Stylus, welcher die Fugen / al!abreven, dop⸗ 
pelte Contrapuncten, und andere unzehlige 

„ FünftliheSachen in Kirchen⸗Muſiken begreifft. 
Sin fo fern denn auch die Canones alg fuge in 
confeguenza paßiren Fönnen / gehörte der - 
Stylus Canonicus mit hieher. | 

(3.) Madrigalefcus Stylus ; dahin 
werden gerechnet alle Oratoria, fogenannte 
Pafliones, Dialogi, Soliloguia, Arie, Ac- 
compagnemens, Cavate, Recitative&c, 

die itzund vor allen den Vorzug haben. 
a 57 (4.) Sym- 





bei FE Sn = —— 


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El. 


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Fe Vene nee ———— 
En e ı er Se 3 RB — — 


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Ba TEST. Pas 


— 


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——— — — a Un 
we I EI 


— —— — — „u. 


134 P.T. Cap. IHM. 


- (4.) SymphoniacusStylus;der enthält 
die vor den Singe- Stücken hergehende Sona- 
te, Sonatine, diezwifchenfommende Ritor- 
nelli und dergleichen. Dieſe Species gehör 
ren eigentlich unter Das Genus des Kirchen. 
Smis. Wiewohl man ſich desScyh ligati 
nicht anders bedienet/als wenn etwann ein Chos 
ral mit — wird / welches auch einen 
ſchoͤnen Effect thut; doch gleichwohl groſſe 
Freyheit / quoad Styli ————— 


Zum 
Theatraliſchen Styl 
gehoͤren 

(1.) Stylus Dramaticus, welcher viele 
fchöne Particularitäten in ſich hält die ich hier 
Auszulegen-eben nicht ſchuldig bin / zumahl da 
folchedem Wiederleger und nen Kunftgenoß 
fen Böhmische Dörffer ſeyn möchten. Ange⸗ 
fehen der erfte mit blurfchlechter Autorite und 
noch fchlechter beftellten Warheit pag- 6. des 
Urfager: „Es concurrirten heute zu Tage fo 
„wohlauf dem Theatro als in Privat-Col- 
„legiis und Kirchen⸗Muſicken / (tutti m. 

* B 


. 


Vom andern Theil desOrch. 135 


„„nur derStylus Phantafticus, Choraicus 
„und Galanterien.,, Das letzte Wort Herr 
Organiſte / iſt in ſchweres Wort; wenn ers er⸗ 
klaͤhren und ausüben ſolte / wuͤrde es toll ausſe⸗ 
hen. Hergegen wiederſpricht ſich der Wie⸗ 
derſprecher gewöhnlicher maffen ſeiber / wenn er 
p-84. ſchwaͤrmet: „Die TheatraliſcheMuſie 

„(allein) beſtehe aus dem Stylo Phantaftico, 
„Symphoniaco, Melismatico, Dramati- 
„co (vel) Recitativo, & Choraico , us 
„teilen kaͤme auch ein Chor vor ꝛc,, Gar 
recht! zumeilen fomme auch ein Thor vor. O! 
wenn fich ein gewiſſer Mann ein wenig Muͤhe 
geben wolte / die Künfte die zum Theatro gehös 
ren / zu beſchreiben / manche Organiften würden 
dabey Augen und Maͤuler auffſperren. Hier 
iſts unſer Vorhaben nicht / ſonſi haͤtte eine funfs 
zehnjaͤhrige Praxis auch wohl ein wenig Stoff 
dazu angefchaffer. 

‚ (2) Symphoniacus Stylus ; derdoch 
allhie mit groffem Unterfcheid und gröfferer 
Sreyheit/alsin Kirchen: Sachen, Kaum finder 
| jumab! da erdieOuvertures,Intraden,Pre- 

udes und andere dergleichen begreift / davon 
man in Kirchen nichts brauchen Fan. 


(3.) Hy- 


136: BLCpNL.: 


(3.) Hyporchematicus Stylus diengt 
auf dem Theatro allein / und zwar zu Cha- 
connes , Paffacaglies, Entrees und andern 


groſſen Taͤntzen. 


(4.) Phantafticus Stylus, in Operr / iſt / 
wenn etwa ein Inſtrument alleine brillirt / wel⸗ | 
ches doch gar felten geſchieht; weilnicht allemahl 
fölche Subjedta vorhanden die ein gankes Au- - 
diterium mit dem Elavier oder mit der Vio- 
line &c. lange allein zu amuſiren gefchicht 
find. Und diefe Species gehören eigentlich 
tinter dag Genus Theatrale, Will einer 
den Stylum. Madrigalefcum dazu ſetzen / fo 
thut er Eein Unrecht / zumahl in Italiaͤniſchen / 
auch Teutſchen / Opern bisweilen gantze Sce- 
nen Cantaten -und Cavaten weiß geſetzt 
werden. Der Melismaticus kommt auch 
bißweilen vors Licht / doch nur bey Bouffon- 
neries und dergleichen nicht ad eſſentiam 
Scenz gehörigenLuftigfeiten. Deswegen man 
auch diefen beyden fo wenig / als im vorigen Dem 
StyloCanonico, hier gineneignen Articul _ 
hat einräumen wollen. J 





Zum 


Vom andern Theil des Orch. 137 
Zum 5 


-. GammerStyl 

werden gerechnet. 

.. fı1.) Symphoniacus Stylus, welcher 
einer der vornehmfienin Camera, oben aud) 
ſchon zur Gnuͤge befchrieben worden iſt. Es 
gehören dahin die Allemanden &c. vors 

lavier / Laute Viola diGamba, Violine, 
&c, DieCouranten, Sarabanden, Gavot- 
ten, Giquen &c, mit einem Worktt / alleSui- 
tes. , fiefennflarcf oder ſchwach. Sind ſie 
ſchwach und beftehen in Solis, fo.gehören fie ad 
Stylum Phantafticum ‚ melcher vemSym- 
phoniaco hier ſubaltern ift / und eigentlich 
ad Cameram gehoͤret / dahin auch alles / was 
ex tempore geſpielet wird / zu rechnen; und als⸗ 
dann bekommt der Phantafticus auch auf der 
Orgel zu thun. Die Paulina pfleget wohl ex 
tempore ju fingen und mit der Kehle zu Fan- 
taiſiren / ohne einzige Worte; welches ich gewiß 
vor dieſem mit groſſem Plaifir gehoͤret habe, 
DbgedachteTang:Arten/die adStylum Sym- 
pboniacum gegehlet werden / find Fünftiich 
glaboriret/ und moͤgen nicht eigentlich * 


— — 
—— 


eg TE ame = Zn 


= 


338: P. J. Cap. III. 


Tantzen gebraucht werden. Sie haben nur 
etwann das Tempo obgedachter Taͤntze / ſind 
aber Saltatione multö nobiliores. Kine 
Allemande zum Tantzen und eine sum Spies 
fen find wie Himmel und Erden unterfchieden 
& ſic de cœteris, dieSarabanden in etwas 
ausgenommen. | 
(42.) Stylus Madrigalefcus; der hatin 
Cammern und Saͤlen bey. Serenaden, Auba- 
den,Cantaten und dergleichen feine ftatt. 

(3.) Melismaticus Stylus, den ichjes 
doch lieber auf der Straſſen als in der Sammer! 
| er Wiederleger aber gar gerne in die Kirche 

haben möchte, Worinn er beſtehe / iſt vorhin 
Sa 
4) Canonicus Stylus hat den Nah⸗ 
men a Canone, foeine Richtſchnur oder Kegel 
bedeutet. Es iſt ei Monophonum, welches 
fo eingerichtet und eingeregelt wird’ DaB 2 3. 4. 
oder mehr Stimmen eben diefelbe Melodie 
nach einander / zu gewiſſer verfchiedenen Zeit, 
entweder im Unifono oder quocunque In» 
tervallo ( Unifonus ift aber Deswegen Fein 
- Intervallum) anfangen / und wenn fie fo wol⸗ 
len in Ewigkeit fortfingen koͤnnen / daß es doch 
ſtimmet. Man hat HERDER 
- ſeſer 


Vom andern Theil desOrch. 139 


— — —— — — — 
dieſer Art / die zwar kuͤnſtlich genug ſind / aber 
den beſten Effedt nicht thun. ertzhafſte 
Apophthegmata pflegt man wohl bey einem 
Glaß Wein/ it. bey langwierigen Reiſen / auf 
dieſe Canoniſche Art anzubringen / und zur Luſt 
herum zu ſingen / damit die Zeit hingehe; ſonſt iſt 
der Nutz dieſesſtyli ſehr geringesdieKunft aber 
deſto gröſſer. V. AngeloBerardi Documen- 
ti Armonici,Bologna 1687. it, Niedtens 
dritten und letzten Theil. Orch. p. 143. 15 2. 

(.) Choraicus Stylus muß bey Bal- 
len und Masqueraden dermaffen / infonders 
heitim Carneval, herhalten Daß es einem drey 

Tage in die Ohren nachklingt. So gedencket 
auch Kircherus Lib. VII. pag.675, und aus 
ihm Pring in.feine Muſicaliſchen Hiſtorie 
p-13 9.noch eineöStyli, nemlich : des Mera- 
Bolici (ich hatte bald Diabolici gefagt) und 
muß derfelbe / dem Work Berftandenach/ in 
groffen Veraͤnderungen beftanden haben. Um 
das Regiſter zu vergröffeen/mag er den Reihen 
fchlieffen und mitlauffen. 

9.30. Ob nun zwar aus angefuͤhrten ein 
jeder attenter Leſer / ohne viel Muͤhe / auf die 
ſehr ſinnreiche Frage des Wiederſachers: was 
heut zu Tage zwiſchen Rirchen⸗ Theatral 
| und 


140 P.I. Cap. III. 

* — 
und Cammer⸗Muſic für ein Unter ſchied 
ſey? leicht beſſer antworten kan / als der Herr 
Organiſt ſelbſt / wenn er ſpricht: Es ſey faſt 
eine / wie die andere; ſo gebuͤhret uns doch 
mit Fleiß zu zeigen daß hauptſaͤchlich Die Aut 
dacht fo man GOtt mirder Muſit in der Kiv 


hen ſchuldig iſt; das prachtige undeefrenliche 


Weſen / fo man in Thearris fuchet/ und denn 
Die Liebligfeit und Anmuth / welche zwar ein je⸗ 
der Stylus nach feiner Art / eine Sammer Mus 


fic aber.infonderbeit erfordert / Die wichtigſten 


Charadteres find und ſeyn müffen/ eine Art 


vonder andern zu unterſcheiden. Bey dem er⸗ 


ſten muß die kindliche Furcht alle gar zu wilde 
Einfälle und Fantaſien zaͤhmen; das hergliche 
Verirauen aber unſere Geiſter wuͤrcklich erhe 


ben / und die wahre Empfindung goͤttlicher Guͤte 
und Liebe unſere danckbahre Stimmen und In⸗ 


ſtrumente mit heiliger Freude / ja mit Himmli⸗ 
ſchen Frolocken / anfüllen. ; welches denen nur 
profan vorfommm die mit profanen Vorſat 
und Vorwitz die Kirchen beſuchen / Damit ſie et⸗ 








was zutadeln finden. Bey demandernCha- | 


radtere mußung die Natur zu Muficalifchen 
Mahlern machen ; unfer Genius allegeit was 
neues anſchaffen / und Dem Gout der Zuhörer 

. ' 99% 


o- * 





Vom andern Theil des Orch. 141 


vor allen/allen Dingen Folge geleiftet werden. 
Bey dem dritten Charactere muß diegründs 
liche Erfännmiß/ und wenns feyn kan / die eigens 
händige Praxisder vornehinften Inſtrumenten 
dem Eomiponiften die beften Dienfte thun und 
feine Arbeit diſtinguiren. Die Sing⸗Sa⸗ 
chen per Camera leiden groͤſſere Weitlaͤufftig⸗ 
Feiten und Ausdehnung / auch mehr fugirtes / 
Fünftliches und ſchwerers / als das Theatrum, 
weil in Camera alles aus der Charteque und 
"Nicht auswendig gefungen wird; fie vertragen 
auch mehr figuͤrliches / freyes und ungebundenes 
Weſen / als die Sing⸗Stuͤcke perChieſa, und 
endlich gibt bey beſondern Concerten die nahe 
Critique allen Sachen ein merckliches Abzei⸗ 
chen / welches weder Kirche noch Theatrum 
habenfan. 3. E. wenn cin Stück gemuſicirt 
worden / nimmt ein jeder im Collegio Muſico 
die Freyheit / enttveder die Partitur ( wenn eine 
da iſt) oder Die Stimmen nad) einander durch⸗ 

zuſehen / und ſein Theil Darüber / wo nicht zu fa» 

gen / doch zu dencken / wodurch denn die Behut⸗ 

ſamkeit der Componiſten ſtarck zu thun bekomt. 

Nimmt man nun die Melismata mit ad Ca- 

meram, ſo iſt dieſer Charactere mehr als die 

andern mit beſondern Dingen verſehen. 30 
* | merecke 


142 P. I. Cap. II, 


mercke hiebey zweyerley an: (1.) Daß der 
Eammer⸗Styl gemeiniglich der erſie ſey / dar⸗ 
inn ein angehender Componiſte was ſetzet / da 
dieſer Styl doch wuͤrcklich der ſchwereſte zu 
reuſſiren. Herr Doctor Pebuſch mag die⸗ 


ſes betraͤfftigen / als den ich für einen gar groſe 
fen Meifter hierinn haite. Vors andere / daß 


der Inſtrumental Cammer⸗Styl ein ſolcher iſt / 
der oxtraordinaire Meriten haben muß / 
wenn einem nicht das Oſcitiren dabey ankom⸗ 
men ſoll. Singt aber nur einer / ſo iſt jeder⸗ 
mann attent. Sucht mir dieſe Kemarquen 
imKirchero, oder im ut. 
6. 31. Daß nun ungeſchickte Noten⸗ 
ſchmierer allen liederlichen Krahm in die Kirche 
bringen / ſolches iſt eine Suͤnde und Schande; 
es bleibt aber Doch Deswegen der Kirchen⸗Styl 
ein befonderer Styl / welchen ich hoffe verein 


wann mie GOit Gelegenheit gibt; omnibus- 


viribus zu excoliren. Ich verfahre damit fo 
ſolide & circumſpectẽè, daß / wie neulich der 
beruͤhmte Practicus, Hr. Reinwald / einen 
Contrapunctum duplicem in Partitura 
von mir — ſich ſchertzend heraus ließ: Ich 
wuͤrde ja faſt ein Quaͤcker in der Mufie/toeilich 
fo gar andächtigrregulier,arbeitfahm .. 

| ahr 


= 


DomandernTheildesOrch. 143 


bahr fegre. Bringt man nicht auch liederlichen 
Krahm aufs Theatreumd in Concerte, oh⸗ 
ne daß dabey die wahren Seyli beyrechtfchaffes 
nen Somponiften Noth leiden ?_ Daß man 
Feinen- Unterfcheid macht 7 zwiſchen einem Kir⸗ 
chen⸗ und Theatralifchen Recitativo , iſt gar 
uͤbel gethan und en Mißbrauch der Kirchen; als 
lein verſtaͤndige Diredtores wiſſen ſchon / wie 
hierinn zu verfahren und Maaſſe zu halten / ohne 
ſich deswegen von unverſtaͤndigen Criticis, die 
die Sache / wie eine Kuh das neue Thor / anſe⸗ 
hen was vorſchreiben zu laſſen; geübte Sänger 
muͤſſen auch verſtehen / mit welcher Art / Ernſt⸗ 
hafftigkeit und Bewegung ein Recitativ in 
der Kirchen / anders als auf dem Theatre, zu 
fingen ſey / und das iſt wieder eine Anmerckung 
die uͤber des Uts und aller Solmifatorum ho- 
rizont gehet. Dannenhero ſchlieſſe hier aber⸗ 
mahl mit meinem Saßp: 113. im örcheſtre, 
Daß man den gröften Linterfcheid mache 
zwifchen Rirchen Theatrakund Cammers 
Muſic / auch daß foldhes einem galant bom« 
me zu wiſſen genug ſey. | 
6 32 Auf den findifchen Vorwurff ends 
ih : Daß die 4. Regein / weiche das Orcheftre 
p. 113. anführe uhralte Kegeln ſeyn / dienet 
dem Wiederleger und ſeinen Kunſtgenoſſen / die 
| nur 


144 P.I. Cap.HI. 


a eg | 
nur etwas bon Der Compolition verſtehen | 
zur Kunftsmäßigen Nachricht / daß man fie als 
General⸗Regeln / die beftandig und unveränder ⸗ 
lich bleiben / ohne Unverſtand nicht habe weg⸗ 
laſſen / pielweniger vor neu ausgeben koͤnnen | 
| 





noch wollen. | 
-  Quidimmerentes hofpites vexas- ? 
Indeſſen möchte. man doc) wiſſen / dur 
welche Auctoreserwiefen werden koͤnne daß | 
befagte Kegeln’ infonderheit Die vierdte : Von 
Ohſervirung der Bindung/ in Anſehen der 
nſur / eben ſo uhralt find. "Sn den Gries 
chiſchen Scribenten vom Ariftoxeno anybig 
aufBoetii Zeiten‘ finder fich Feine Spuhr da» 
von / und das find Doch die juͤngſten unter den 
Uhralten. Wir werden unten höremmie Die 
Zeiten recht einzutheilen find/ biß dahin hätte der 
Wiederleger feine ungeitige und uhralte Gedan⸗ 
cken ſpahren / oder erſt die Naſe beſſer in die 
Bücher ſtecken und buchſtabiren lernen ſollen / 
ehe er ſich zum Wiederleger aufgeworffen / 
und mit ſeinem geborgten ſcholaſtiſchen Zeuge: 
de legibus bonæ definitionis& divifionis,, 
ſo linck abgegeben harte. O eime Tieffe der 
Weißhen! mag man da fagen; aber dabey ges 
dencken: O eine Höhe der Chorheit! — 
Zn 48 





Vom andern Theil desOrch. 145 


Das vierte Kapitel, 
Beſchuͤtzung des andern und drit⸗ 
ten Haupt⸗Stuͤckes des andern 
Theils im Orcheſtre. 
| gr. | 
1 Alt! Es war noch eins in Borhergehen: - 
2 den vergeſſen / und waͤre Schade gewe⸗ 
ſen / wenn der Refutator nicht auch 
ſeinen Senff dazu gegeben haͤtte. Er dichtet 
mir p.65. des Ut an: daß ich p. 13. des Orch. 
geſaget habe: „Ein gutes cantables Qua- 
tuor zu ſetzen / waͤren Grillen / die ſich ohne 
Muͤhe begreiffen lieſſen / und von ſich ſelbſt gaͤ⸗ 
„ben / gleichſahm / wie es Der Marckt lehret. 
Ich will den Trumpff abermahl verbeiſſen der 
hierauf gehoͤrete; car c'eſt une pure medi- 
fance. Es wird loco cit. gar von feinem 
Quaruor , fondern von den Terminis tech- 
nicis geredet/ die den Contrapundtum thei⸗ 
len in zqualem & inzqualem; fimplicem 
'& diminutivum vel floridum ; in gra- 
vem & luxuriantem; in Stylum anti- 
— 6 quum 


146 P.I. Cap. IV. 


quum & modernum, in communem & 
comicum &c. und Dabey gefagt / daß diefe 
Eintheilungen ( welche viele Tautologien und 


ander unnußeg verwirretes Weſen enthalten) | 


diefe Termini,diefe Prahlereyen / Grillen find, 
die fich ohne Mühe begreiffen laſſen. Den 
einer wird ja wiſſen / was gleich und ungleiche 
roten oder Saͤtze; was gank und fchlecht zer⸗ 
theilet oder bung; ernfthafft oder üppig; alt oder 
neu gemein oder poßierlich u.f.to. bedeute. 
Das läft fich ja ohne Muͤhe begreiffen ; ob fiche 
gleich viele Auctores blutfauer haben werden 
laffen / ſolche und taufend dergleichen unnuͤtze 
Grillen guszuhecken. (Sch mag ehrenhalber 
die juͤngſten nicht nennen.) Wo if da ein Wort 
oder eine Anzeigung vom Segen? vom guten 
cantablen Quatuor ? vom ſich ſelbſt ges 
ben? vom: miees der Marcktiehrer ? der Les 
fer fol nicht geärgert werden ; er Fan fonft ſchon 
dencken / wie ich mich hier und an andern Orten 
moderiren muß, 

SG. 2. Eben der Art iftauch die folgende 
Beſchuldigung / daß die Alten pa, 118. des 
Orch. mieder geläftert / und die ſelbe unverants 
wortlich in eine Bruͤhe getvorffen worden. Ich 
fage daſelbſt / daß der gout — * 

r 


— — — 





vom andern Theil des Orch. 147 


Ertz⸗Vaͤter gar ſehr von dein Unſrigen unters 
fehieden geroefen ſey; daß ſie blofferdings auf die 
ufammenftimmung oder Harmonie refle- 
dtirt; der Diffonantien gefchonet; den Geni- 
um fimplicitatis & unitatis allenthalben 
blicken laffen u. ſ. w. “Das iftja wahr und alfe - 
Feine Läfterung. Ich rede nicht einmahl von 
guren und fchlimmen Eomponiften / wie der 
Gegner meynetzfondern bloß von dem damahli⸗ 
‚gen Guftu, dem es die media ztate florirende 
groffe Rünftler (das find meine Worte / und 
Feine Läfterungen ) fehon recht gemacht haben / 
aber der doch von unferm ißigen gout, wie der 
Himmel von der Erden / oder vielmehr diefe von 
jenem / unterfchieden ift. Ich mache noch zum 
Uberfluß eine Comparailon mit dem Ges 
ſchmack eines füffen Fleiſches / dazu fich eine ſau⸗ 
ve Sauce beffer als Zucker ſchicket / und Doch muß 
meine unſchuldige Anmerckung de Guſtu fuͤr 
eine Laͤſterung der Alten / ja noch dazu / aller Al⸗ 
ten durchgehends geſcholten werden. * 
—G2 Wenn 


In den Teutſchen Actis Eruditorum, im vier und 
vierzigſten Theil / lieſet man p. 605. rat eben die 
Gedanden folgender maffen. „Der Geſchmack 

„der heutigen Gelehrten ıft viel zärtlicher und 
„fubtiler, als er bey unfern alten Groß⸗ und Uhr⸗ 


—⸗ 


1 P.L. Cap. V. 


ID en I — 
Wenn mie der Gegner von der Gedult / Die ich 
mit ihm trage / Feine Rechnung haͤlt / ſo habe ich 
meine Langmuth übel angewandt. Ich thue 
ihm gewiß viel Ehre anı wenn ich mit ihm / Det 
mich beleidiget hat / indie Gelegenheit fehe und 
ihm fo glimpflich antworte. 


.3. Daß ich die im Orch. pag.119, 
angeführte Regel vonder Sexta nicht felbft ger 
macht / ſondern aus einem vornehmen Audtore 
gezogen habe / will ich gleich darchun. Ver⸗ 
hoffentlich wird der Wiederleger ein Buch ken⸗ 
nen / daß dieſen Titel führer: Tradtatus Com- 
pofitionisaugmentarus Domini Chrifto- 

hori Bernhardi, Wenn das nun feine 
Richtigkeit hat ı (woran ich doch ſehr zweifle / 
weil er ſonſt ſo unbedachtſahm nicht haͤtte ver⸗ 
fahren koͤnnen) fo beliebe er das 9. Capitel dar⸗ 
| | inn 
— — — — — — 
„Groß-Vaͤtern war / und was bey ihnen eine 
ſchmackhaffte und erquickende Speiſe hieß / das 
„wollen sum Theil die jetzigen gelehrten Maͤgen 
„nicht mehr verdauen.,, Worinn thue ich num 
unrecht/ wenn ich dieſes Gleichniß auf muſicali⸗ 

fche Mägen deuie / und worinn befichen dieLaͤſte⸗ 
zungen / wenn der vortreffliche — beſag⸗ 

fer Adtorum fo von den Gelehrten uͤberhaupt / als 

id) in ſpecie von den Mußcisthue] ichreibee ? - 


Dom andern Theil desOrch. ı 49 


inn aufzufchlagen/ deffen Überfchrifft fo lautet : 

on der Sexta minori und den Darauf fol⸗ 
Senden Confonantiis, Da findet fich S.2.fols 
gende Regel. „Der Sextæ minoris Natur 
yoift/ daß fie weder anfangt noch endiget / wie⸗ 
„wohl was den Anfang betrifft / es ehe hinge⸗ 
„hen duͤrffte / als das endigen. Sie wird auch 
„nicht fo offt in der Mitten gebraucht / als die 
„Quinta, erfordert zuihrer Vermittelung Die 
„’ Tertiam gegen das Fundament / und hat 
„der Eomponift diejenige Difcretion zu ges 
„brauchen, twenner die Sextam minorem 
„oder majorem feßen foll,viebey der Tertias 
„minore & majore erheifihet wird. Lind 
„weiter/cap.ı0. $.2. Der Sextzmajoris 
„Natur iſt / wie der vorigen / nie anzufangen / 
„und in der Mitten iſt ſie ſeltener anzutreffen 
„als die Quinta &c.,Das Buch siehe ich 
deswegen vor allen andern an/ weiles eines von 
den Schaͤtzen iſt die mirex fpeciali & libe- 
ralidonatione eines meiner Meifter zugefals 
len ſind damit der Gegner / mit feiner fchrvas 
hen Inſicht / hieraus fchlieffe / ob es unter die 
Pag.121.0e8 Orch erwehnte erlernete Abfur- 
ditaͤten gehoͤre oder nicht? 


G3S.4. Daß 


! 


- a: — 
150 P. I. Cap.V. 
$.4. Daß ich nun den Alten mit dieſer 
Sexten - Regel Gewalt und Unrecht thue / iſt 
contrair erwieſen; wenigſtens ift obgedachtet 
Auctor nicht fo gar alt/ weil er Ausgangs des 
verwichenen Seculi Chur⸗Saͤchſiſcher Capell⸗ 
meiſter in Dresden geweſen; und ſchreibt doch 
ſo / wie es im Orcheftre angefuͤhret worden. 
Der gegenſeitig aufgebrachte Franchinus 
( roelcher von Laudun in Franckreich geburtig 
war, mit feinem Zunahmen Gaforus hie 
AO. 1514. Profeflor Mulfices su Brixiain 
yralien geweſen ift / und zum allererfien Do- 
inam Modorum Gr&corum aug dem 
Boetio erflährer hat ) wiederfpricht mir im ge⸗ 
ringſten nicht/ indem erja felbft Die Regel gibt / 
aufwelcheder Gegner pag.59. fo vielzufagen 
hat / nemlich: daß man allemahl in einer 
Concordantia, perfeda den Anfang machen 
fol. Pater Scott gibt fie alfo/ pag.804. Or- 
gan. Matbem. Exordium & finis melodiz | 
conftent exConfonantiisperfedis. Wun | 
ift ja aber die Sexca feine Concordantia per- 
fecta, ergo fan auchynach der Alten Meinung! 
nicht darinn angefangen werden. Am be⸗ 
meidtem Drte heift e8 : Die Regel ſey nicht 
aboliret / wie das Orcheſtre berichte, und er 
N 








Vom andern Theil des Orch. ı 51 


noch wird gleich Darauf gefaget : Der Com- 
—— hätte auch Freyheit in einer imper- 
ecta anzufangen. Das find ja contraire 
Zune EineRegel haben und dabey die Frey⸗ 
eit / wieder Diefelbe zu handeln. Gaforus fpricht 
voneinem mandato non neceflario, von 
einer unnöthigen Regel / vor 215. Jahren; dies 
ſes mandatum non neceflarium nenne ich 
heutiges Tages mit allen Ehren Mandatums 
abolitum, Woift denn der Irrthum? das 
Arbitrarium aber verfieht der Wiederleger 
nicht recht / und was Das bey den Alten heiffe : 
ImperfedtisConcordantiis cantilenarum 
exordia inftituere, das will ich mir die Mühe 

nehmen ihm 2 weiſen. * 
5. Obgedachter Bernhardi ſchreibt 
cap.4. feines Tractatus (darinn / mit Zuͤch⸗ 
ten zu melden / mein ehmahliger vierdter Infor- 
mator, zum Beweiß / die Noten noch mit eige⸗ 
ner Hand geſchrieben hat) 8. 13. folgende 
Worte: ».Die imperfectæ werden zuszulffe 
„genommen in einemQuaruor zu Anfang und 
„zum Ende weil die perfedtznicht genug find 
„seinem Quatuorʒauch wohl ( weildie Ter- 
„tia die Quintam offt beffer vermittelt als Die 
„Quinta die Octavam) in einem Tricinio 
| 4 &c, 


52 P.I. Cap. V. 
„cn Dadurch wird nun bey einem Qua- 


tuor inSyzygiaentieder die Tertia oder eine 
ſolche Proportio Sextæ verfianden / da Die 


oberfte Stimme / wenns eine Octava iſt / mit der 


unterſten Mittel⸗Stimme / als Tertia, von 


ungefehr eine Sextam machet. Solches aber 


iſt nicht Sexta Modi, vielweniger Sexta Fun- 


damenti. Eine anfangende dextam Modi 
will ich No. III. und eine anfangende Sextam., 
Toni cujusvis fundamentalis No.IV. vor⸗ 


ſtellen / daraus ein jeder meine Gedancken von 
Den Sexten, die anfangen / abnehmen fan. Fer⸗ 
net finden ſich in General⸗Baͤſſen heutiges Ta⸗ 
ges tauſend und aber tauſend Exempel / da mit 


einer Sexta, fo wohl ratione Modi als ratio- 
ne Fundamenti , in dem Violoncel-und 
Elavier-Baß den Niemand weder ein Qua- 
tuor noch Tricinium nenner) allein. angefan- 
gen wird. Ein Erempel ratione Modifindet 
fih No. V. und ratione Fundament No, 
Vi. davon die Alten nichts gewuſt haben. 

6.6. Solte Bernhardi von ſolchen Sex- 
tis Modi & Fundamenti zu verſtehen ſeyn / fo 
hätte er was abfurdes vorgebracht / wenn er 


fagt:: Sie würden den perfectis zu SHülffe 


genommen. Denn es iſt ja gar keine einzige 
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Vom andern Theil desOrch, 153 


Ein du Me. Mei 
Concordantia perfedta bey angeführten 
Saͤtzen befindlich / Deren geringe Anzahl doch 
die ueſach ſeyn ſoll daß die imperfectz zur 
Pofleffion gelangen. Und wenn dem Dinge 

ſo iſt / wollen wir fingen: Es fey dir nun Amor; 

Adio geſagt. Meynet Bernhardi aber folche 

‚ Sexten nicht/ fondern durch feine imperfecte 

: Confonantien etwann nur die Tertien, ra- 

‚tione Fundamenti & Modi ſimul, als wel⸗ 

che / wegen ihrer majorite und minorite, auch 

'in plurali Conſonantiæ imperfectæ heiſ⸗ 

ſen koͤnnen;meynet er daneben die Proportion, 

Die ſolche Tertien im Accord mit der Octava 

über ſich / oder mit derQuinta unter ſich machen! 

' ( tie ichs denn glaube.) ſo thut der Gegner aller 

Welt Gewalt und Unrecht / wenn er ihr / durch 

ſein noch uͤberall nicht legitimirtes unberuͤhm⸗ 

tes und uͤnbekanntes Anſehen / die Augen verklei⸗ 
ſiern und ung weiß machen will / daß es gar 
nichis neues / fondern bereits ver 209. Jahren 
en Arbitrium geweſen ſey / in der Sexta vel 

‚Modi vel Eundamenti (denn die andern 

geltennicht) anzufangen. Die Tertiam gibt 
man freplich zu / und hatniemand an diefem Ort 

davon gefprochen ; „Die iſt aber nicht mehr no- 
 riarbitrii, fondern neceflarium manda- 

u G7 tum 


| 
| 





154 P.I. Cap. IV, 


zum heute zu Tage beym Tricinio,gefchteige 
denn beyeinem Quaruor, Allein Der&egner 
zeige mir / aus allen feinen verlegenen Wagren / 
drey authentique Exempel die mit den obans 
geführten quadriren und vor 200. Fahren ges 
macht find fo will ich feinen gangen muficalis 
ſchen Borrarh in-einer Fricaſſeé von grünen 
Erbfenund Hummern verzehren. Und wie 
hätten doch die lieben Leute mit Sextis per fe 
anfangen dürffeny da fiejaeben in der Mitten 
fo heilig verboten : Plures Sextæ in adfcen- 
fum non continuantur ? vid. Freder. Beur- 
buſii Muf, Lib.11. voofelbft er aud) pag. so. 
Sextam majorem & minorem parum bene 
fonantes nennet / und fonft noch einen guten 
Hauffen abgefchaffter und verfchimmelter Des 
geln anflhret. Ich verdencke es ihm aber 


nicht. 

S. 7. Ein Bähr oderein Löme mag ſpoͤt⸗ 
tifch von denen reden, die auf dem Elaviere pros 
biren / was gut klinget / und ſich aufdie Erfah⸗ 
rung verlaſſen; ſo kan ich doch diejenigen nicht 
flugs tadeln / die erſt zu eomponiren anfangen / 
und ihre Zuflucht inſonderheit zu der letzten neh⸗ 
men. Ich / vor meine Perfon/ brauche folches 
Subfidii des Elaviers bey Der Elaboration 

gar 


Vomandern TheildesOrch. 155 


gar nicht/ wie allen denen befannt iſt die meine 

Art zu componitengefehen haben / und deren 
noch wohl ein gutes Regiſter aufzubringen was 

re; esfeydenn / bey Seßung einiger Clavier⸗ 
Sachen / da es wohl ( mit Erlaubniß des Hrn. 
Organiſten) dann und wannnorhivendig ; wie 
“ge felber bey feinem vifirlichen Kicercaren-Rors 
rath / als ein rechter Hauß-Greußsträger / wohl 
erfahren haben wird. Allein’ mennein Ding 
fertig iſt / narum folte man esdenn nicht einmahl 

auf dem Clavier verfuchen? und / was iſt nicht 

die Erfahrung fuͤr eine Wunder⸗groſſe Lehr⸗ 
meifterinn? die Componiſten / fo ſich Darüber 
‚mocquirt haben verftunden fein Clavier und 
affectirten mit verbundenen Augen gerade 
Base Darüber fie denn mannnichmahlin 
bie Kruͤmme geriethen. (5) Esfehen auch 
& 6 viele 


nah 
(s) Hier in Samburg if der befannte Englifche 
off ein geoffer ebener grüner Platz der wenige 

ens 300, Fuß lang und 200. Fuß breit if. Da: 
ſelbſt find verfchiedene Wetten gefchehen / und 
pri&mia of et/ wenn einer mit verbundenen 
Augen / denſelben Platz hinab gehen/und nirgend 
anſtoſſen würde, Allein / es hat nicht gelůcken 
wollen; denn che man in die Mitte kommt / iſt 
man ſchon an der einen oder andern Ss der 

Ä an⸗ 


156. P.I. Cap, IV. 


viele Stücke gang gut aus in der Charteque; 
daß manfich groſſe Streiche von ihrem Effedt 
verfprechen folte ; allein wenns zum Treffen 
kommt / finder ſich gar offt/ wie fchön unfehlbahe 
alle unfere Science ſey. Und mag hinderts 
au) ? Es fee, mir einer. feine Sachen mit 
Huͤlffe des Claviers oder mit Hülffe einer Mu⸗ 
fette, wenns nur gut Flinget/ und Die verlangte 
Wuͤrckung thut. ee 
$.8. Sonft hat mir von meinen Infor- 
matoribus, infonderheit von dem erſten / allezeit 
verfichert werden wollen / daß ein Quatuor 
nimmer beffer ſey / als wenn mans auch auf dem 
Elavier rein heraus bringe koͤñe / weil es ſo dann 

eine vortrefliche concinnitatem partium an⸗ 
zeigete; wiewohl ich es meiſtens von Inſtrumen⸗ 
tal⸗Sachen verſtanden habe. Iſt folchesumzecht/ 
fo gehört es mitunter die p. 121. des Orcheſtre 
erwaͤhnte Abſurditaͤten; iſt es aber recht / als⸗ 
denn gehoͤret Die gegenſeilige Anmerckung pag. 
66. des Urs ſelbſt dahin ; und fo wirds wohl 
ausfallen. Die gantze Sache koͤmmt darauf 
=. M an: 


lancke verfallen. Fiat applicatio auf diejenigẽ / 

o ohne Wiſſenſchafft eines Inſtruments abſon⸗ 

derlich des Claviers compeniren wollen: Sie . 
tappen im finſtern. 





Vom andern Theildes Orch, 1 57 


an: Einer der aus ſich ſelbſt nichts weiß noch 
ſetzen kan / ſondern zuvor alles und jedes vom 
Clavier hohlen und daſelbſt errathen muß / obs 
klingen wolle oder nicht / iſt ein elender Compo⸗ 
niſt; der andere aber / der entweder mit Fantai⸗ 
ſiren ſeinelnventiones locket und ſich en train 
ſetzet; oder aber / nach vollendeter Compoſi- 
tion, ſeine Sachen auf dem Clavier / oder einem 
andern vollſtimmigen Inſtrument / probiret und 
zuhoͤret / hicht wie ſie dloſſerdings conſoniren 
oder diſſoniren denn das muß er ohne dem wiſ⸗ 
ſen) ſondern wie fie ſonſt aneinander haͤngen / 
thut als ein braver Mann / und muͤſſen es alle 
rechtſchaffene Componiſten fo machen / ſonſt wer⸗ 
den fie mit ihrer vermeynten unfehlbahren 
Science unfehlbahr ins gelbe fallen: Mer fich 
aber einbilde wolte / daß es vocaliter juſt ſo flins 
gen muͤſte / wie man die Griffe auf dem Ciavier 
thut / der gaͤbe zu verſtehen / daß er im Singen 
unerfahren / und alſo nur ein halber / ja gar ein 
uartComponiſte ſey. Pring iſt mit mir 
eins / wenn er im Phrynide P.I. p. 11. fo 
ſpricht: „Ich improbire nicht / wenn ein ges 
„lehrter und erfahrner Componiſt ſich bißwei⸗ 
sten eines Inſtruments bedienet / um zu erfah⸗ 
»xen / wie ſeine Inyentiones ing Gehoͤr fallen; 
B G7 aber 


— 


Ss PL Cap.IV. 


„aber wenn einer nichts kan noch weiß, als 
„was: ihm feine Singer auf dem Inſtrument 
und feine Ohren von deffen Thon fagen / ſo iſt 
„er warlich fo ein elender Huͤmpler und 
„Stuͤmpler / als ich (nemlich Pring) das 
„mahls war., 4 


8.9. Bey der im Orcheftre p. 121. 
befindlichen Regel / mittelft welcher Die Alten 
haben wolten / daß man über h und e , items 
über die Claves fo. ein F führen / felten eine 
Odavam fehen folte / will der Gegner einen 
Schiedsmannagirenundfagt: Ich verftüns 
de die Regel nicht recht ; hätte auch immit⸗ 
teiftnicht unrecht- Das fell fo viel heiflen: 
Es fey bendes die Kegel. und meine Meynung 
certo refpedtu &jufto tempore zu verſte⸗ 
ben. D Salomon! Ich laffe mir nun die ge⸗ 
genfeitige Erflährung zwar gerne / aus Liebe 
zum Seiedenv gefallen; habe aber dabey noch ein 
langes und breites zu erinnern 7 will mir auch 
(mit Permiffion ) den Verftand von der Re⸗ 


‚gel gaͤntzlich vorbehalten haben. Denn erfilich 


hindert bey den No. VIL, befindlichen Sägen 
nichts an Beybehaltung der Octavæ über Dem 
fo genannten mi; .man darff ja eben nicht ß * 


Vom andern TheildesOrch. 159 


rades weges in fa plaßensfondernlaffedasFun- 
dament mehr baßiren. ch halte dafuͤr / es ſey 
befler / daß man es fo feße/ und die Odtavam, 
lieber als Die Sextam-verdoppele ; denn eine 
zweyfache Confonantia imperfedta muß 
härter Elingen / als eine zweyfache Confonan- 
tia perfecta, dag ftehet feſt; inſonderheit / wenn 
jene noch dazu major iſt / weſches dieſe nicht wer⸗ 
den kan. Vors andere finden ſich tauſend reine 
Saͤtze / wo wuͤrcklich das mi ins fa gehet (itzt 
rede ich nicht wie die Schulmeiſter / ſondern wie 
Meiſter Futfa) und doch die Octava über dem 
mi gerne bleiben will / Fan und mag. vid, 
No VII. vors dritte hat meine Meynung nicht 
nur flatt / wie der Gegner meynet / wenn der 
Baß per Tertiam aufwarts ſteiget; ſondern 
ebenfalls / wenn er per Tertiam unierwerts; 
perQuartam aufsund unterwerts;per Quin= 
tam auf» und unterwerts u. f. w. fleiget oder 
faͤllt. In Summa faſt allenthalben. Exempel / 
da der Baß per Tertiam faͤllt / ſtehen ſchon 
No. VII. wenn er per Tertiam ſteiget / ſolches 
Argument iſt des Adverſarii felbft ; per 
Quartam aufsund niederwerts; per Quintam 
auf und nebermärtsiinder man No. N. Litt. 


F. 10. 


160 P.l. Cap. IV. 


$.10, Ich mag nicht weitlaͤufftig ſeyn / 

ſonſt koͤnte leicht durch alle / ſo wohl mit dem X 
als b. gezeichnete / Claves eine Unterſuchung 
angeſtellet werden / da wuͤrde man ſchoͤne Ex- 
ceptiones finden. Ich bleibe einmahl bey 
den duͤrren Worten der Regel / die bey bern⸗ 
hardi Cap. XI. alſo lauter: Die Octava ſoll 
ſelten genommen werden über dem h in 
Cantu duro , oder über Demje. i» Cantu molli, 
fo wohl als über andern mit dem X erhoͤ⸗ 
betenClavibas,und fchreibe noch einft Darunter: 
MALE. Inſonderheit da ich meine Urſachen 
deutlich genug Dargeleget habe. Die unrichtigen 
Temperaturen damit fich unfere Vorfahren 
haben plagen müffen/ find gantz gewiß Urfach 
an dieſer und dergleichen Regeln geweſen; ihre 
Ohren haben e8 nicht vertragen wollen / andere 
rationes haben fie hiebey nicht gehabtnoch has 
ben Fönnen.» Da nun aber folhem Mangel 
zu unfern Zeiten durch Werckmeiſtern und 
Lieidehardten abgeholffen worden / fo heift es 
ja wohl billig: Daß das Verbot aufhoͤre / wenn 
die Urſach des Verbots nicht mehr da iſt. Dans 
nenhero ſtimme man die Inſtrumente nur rein’ 
fo iſt ine Octava allegeiteing Octava, und > 
J ohne 


Dom andern Theil desOrch,. 161 


ohne fonderbahres Bedencken in einem Clave 
fo wohl als im andern (Doch. ohne Confecu- 
tion ) ängebracht werden / voraus in 4. oder 
mehrflimmigen Sachen / wie es erwieſen ifl. 

g. 11. Wenn mirs der Gegner nicht übel 
nehmen will (dafür mir fonftfehr grauer) fo Fan 
sch ihm ſagen / woher es meiner unmaßgeblichen 
Meynung nach / komme / daß fein ſo genanntes 
mi, wenn es doppelt iſt / ſo ſcharff in die Ohren 
klinge. Denm ich geſtehe gar gerne / daß ges 
wiſſe Saͤtze kommen koͤnnen / inſonderheit wenn 
man denZuhoͤrer nicht vorher mit ein paar No 


ten dazu diſponirt / allwo die Octava uͤber dem 


vermeynten mi ſehr wiedrig lautet / zumahl 
in Biciniis oder Triciniis. Allein die Odtava 
ift eigentlich gewiß und wahrhaftig unfchuldig 
daran / und ein Irrthum / ein —2 
daß jemahls eine eintzige Octava; an und vor 
ſich / ſcharff und wiedrig klingen ſolte. Wir wiſ⸗ 
fen aber/ wir hören und ſind verſichert / daß eine 
doppelte Tertia major , auch in 4. und mehrs 
fimmigen Sachen, greßlichlaute. Die Ra- 
tiones diefes Mißlauts mollen einige in Nu- 
merisfuchen; esläft ſich auch hören’ und man 


Fan e8/ wiewohl ohne Aberglauben / als etwas 


curieuſes, paßiren laſſen. Dem Gegner / as 
— einem 


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‚162 P.l. Cap. IV. 


einem Riefensmäßigen Theoretico , werden 
diefe arithmetiſche rationes ohne Zweifel beo 


kaunt ſeyn / fonft toolteich fie gerne herfegen. 


Dem aber / der nichts davon weiß / will Werd’ 
meiſters Hodegum p.77. angewieſen haben / 
da finder er / vor die Billigkeit / Das gantze Ge⸗ 
heimniß. Meines Beduͤnckens hat die Natur 
gantz andere raiſons, und wer die diadromos 
chordarum bey einer verdoppelten Tertia- 
majore ein wenig genau unterfüchet / wird 
fchon weiter fommen. Doch hievon genug. 
Balls ich nun das liebe mi, wenn es unfere Oh⸗ 
renfo beleidiget/ recht anſehe / fo gebt allemahl 
entweder ein Klang vorher / oder esfolgt auch 
bald daraufeiner / deufelbiges zum termino 
acuto Tertiz majoris machtzift dieſer ſonus 
nun fonus fundamentalis oder finalisMo- 
di, fo ſchwebt er ohnedem den Zuhoͤrern faſt ſte⸗ 


tig und auf eine vorzuͤgliche Weiſe im Sinn; 


da kan denn bey ſolchen Umſtaͤnden dieſeg mi 
vor nichts anders als eine ſuperſtruirte Tertia 
major vel Modi vel Fundamenti angehoͤ⸗ 
ret werden / und das iſt / meiner wenigen Unter⸗ 
ſuchung nach / die wahre Urſach / warum die⸗ 


fee. mi, wenn es in Octavam verdoppelt wird! 


uͤbel oder hart laute nicht / weil eine — | 


Dom andern Theil des Orch, 163 


da iſt / fondern weil eine verdeckte Tertiama- 
jor doppelt bemerder wird. Hat jemand 
beflere Gedancken / fo werden fie ihm hierdurch 
feines tweges benommen. Dieſe find meineeis 
gene ; fie ftehen roeder im Gaphurio noch) im 
Bononcini. 

SG. 12. Wegen meiner Lehrmeiſter ware 
zwar nicht gehalten / der Welt Red und Ant⸗ 
wort zu geben; allein / damit die falſchen Præ- 
ſuppoſita wegfallen / mag man gerne wiſſen / 
daß ich deren in allen viere gehabt habe. Der 
erſte war ein braver / reiner Componiſte / dabey 
ein ehrlicher redlicher Mann / der mir ſeine ge⸗ 
treuen Inftrudtiones bißing vierdte Jahr (Der 

"Anfang gefchah in meinem fiebenden ) ertheilet 
und niemahls was abfurdes mit mir vorge: 
nommen hat. Er ift mohlverdienter Capell⸗ 
Director u Eutin bey dem vorigen Bifchoff 
von Luͤbeck geweſen / undnachgehends / wie die 
Capelle zerriſſen / durch meine Bermittelu 
die ich ihm ſchuldig war / Organiſte an der ſchoͤ⸗ 
nen Doms⸗Kirchen in Schleßwig geworden / 
allwo er kurtz darauf ſeelig verſtorben. Sein 
Nahme war Johann Nicolas Hanff / deſſen 
Andencken bey mir jederzeit in unverwelcklichen 
Ehren ſchweben ſoll. li enim non — 

reddi 


14 : BI Cap. IV. 


reddi honor zquivalens. Hernach Fam 
einer. gu mir. mit Nahmen Pr&torius., von 
welchem / wegen Kuͤrtze der Zeit fo wir miteins 
ander zugebracht/ nichts fonderliches zu melden 
ft. Was aber mit dem drittevorAbfurdiraten 
vorgefallen ſind / erhellet daraus daß ihm einſt 
mein Here Dater mit feinem (Des Spielmeis 
ſters) eigenen Degen in den aufferften Win⸗ 
ckel des Haufes treiben und zur railon bringen 
mufte; nach welcher A vanture er allezeit Ster⸗ 
bestieder mit mir tradtirte. und taufend 
Santafterenen beging/ dieer auch / wie vernehr 
me / mit fich übers Meer nach Engelland ger 
nommen hatfecundum illud Horatii: Cœ- 
lum, non animum mutant,qui trans ma- 
re currunt. Ich mag fo wenig feinen als des 
vierdten Nahmen meiner Feder werth ſchaͤtzen / 
weil inſonderheit dieſer letzte / das groͤſte Laſter 
der Undanckbahrkeit meinen gutthaͤtigen Eltern 
erwieſen zu haben / ſich wohl erinnern wird, In- 
gratum autem ſi dixeris, omnia dixeris. 
t Kurtz / er lieff davon / defertirte feinen Po⸗ 
ſten ohne Urſach und unangemeldet; nahm * 

Jh; 


1 Id will die Schande nod vor diefes mahl 
| bedecken / 


Ein ern er aber ift von allen groffen 
i fi —— groffe | 


Vom andern TheildesOrch. 165 


Abfchied Hinter der Thuͤr / und thut noch biß diefe 
Stunde aus thörichter Jaloufie (deren Eins 
gangs etwas ertwehnet tworden ) fo fehrecklich 
ſproͤde und böfe/ daß ich offt zweifele / ob mich 
der. Herr Agent, das geoffe Thier/noch Fenne ; 
da ich ihm Doch jederzeit fehr höflich begegne und 
ihm mehr ald honorem zquivalentem bes 
zeige. Sschlieffe auch gerne bey feiner Frauen 
Fontangen machen / wenn ich ihn hiedurch vers 
ſoͤhnen koͤnte. Achja! vechtgerne. 

. 13. Dieferift mohlsberichteter maſſen / 
der Mädels: Führer von den Tockmaͤuſern / wel⸗ 
che Die Hand bey der vortrefflichen Wiederle⸗ 

ung des Orcheftre mitim Spiel gehabt/ und 
ben dem Angrifferwann die Trommel gerühret 
oder das Tochin gegeben haben mag. “Denn 
eine Muficalifche Lange oder Slinte zu führen 
dazu iſt er mahrhafftig nicht geſchickt. Wie⸗ 
wohl / es ſoll auch dem Tambour ſeine Muͤhe 
„nicht unbezahlet bleiben ; man wartet nur auf 
Gelegenheit: auf einen Klöppel / oder auf ein 
paar gute Teommel-Stöcke. * Diefemnach 
| - hatte 
* Seine Compagnie hat liederlich rebellirt / und / 


auſſer einem armen verfuͤhrten Tropffen / dem ich 
ſelber zu Brodte geholſſen / ihren Zuſchuß 1* 
| Ä er⸗ 


166 - BL Cap.IV. 


hätte der Gegner feine fententieufe Weißheit 
mitdem Parentibus & Pr&ceptoribus &c. 
mohlfpahren mögen’ indem Diefelbe blutfchlecht 
hier quadrirerrund jedermann wiſſen muß/daß/ 
gleichwie es Affter⸗Vaͤter und Raben: Eltern 
gibt / denen bißtweilen der honor zquivalens 
gar auf dem Rave angemiefen wird; fo auch es 
Informatores gebe / die nicht nurfelbft einer 
Information hoͤchſtbenoͤthiget / ſondern dabey 
ſo untreu / nachlaͤßig und liederlich / auch ſo un⸗ 
vermoͤgend ſind in dem / dafuͤr ſie ſich faͤlſchlich 
ausgeben / daß es die Obrigkeit oͤffentlich ſtraffen 
ſolte. Eltern haben ihr Recht von GOtt und 
der Natur; daß man aber alle elende Spielmei⸗ 
ſter und häfichte Pflaftertreter / mit 2 fechs 
Schillings⸗Lectionen und einem Jammer⸗ 
Liedgen: Ich binder Sürft von Dorn ıc. von 
199. Variationen fo gleich gerades Weges 
dem vierdten Gebot einverleiben muͤſſe zumahl 
wenn fie nichts verftehen / fich wie Gecken Fr ö 
Ä | uͤh⸗ 


nn see Se nn nn 

heraus gepochet I oder noch nicht abgetragen. 

Der Eingangs erwehnte Methuſalem hat jeis 

ne 6. Kehle. wieder befommen/ aber ein barm⸗ 

5 Pofitiven-Krauer allhier / bie feine 

ergegeben / und ein ausmwärtiger ift fie noch 
ſchuldig. | 


Dom andern TheildesOrch. 167 


—— — — — — — * 


führen’ und von Leuten mit Fingern / beh lachen⸗ 


dem Munde / auf der Gaſſen nachgemiefen wers 
den / das waͤre ja wohl eine neue Auslegung des 
Decalogi. Es mag dieſes mahl genug ſeyn / 
um dem Refutarori dee Sachen Beſchaffen⸗ 
heit Exempels⸗weiſe gezeiget zu haben ; ſolte ſich 
aber der uͤbel informirte Informator ferner 
maufig machen, wird man wiffen ihm hono- 
rem fuis meritis zquivalentem, aufallers 
hand Artiwiederfahren zu laſſen. Des faner 
fich wahrhaftig verfichern / es fen über Furß 
oderlang ; Diefesmahl mag er vom Gluͤcke fas 
gen / daß er ſo davon kommt. Das einzige wo⸗ 
mit ich ihn gantz gewiß bey Dem Solmiſatoxi 
in miscredit bringen kan / iſt / ſaß der arme Kraus 
ter vom Ut nicht ein Haͤrgen verſtehet / und auch 
viel zu alt iſt / es itzund zu lernen. Ich ſage mit 
Pring Partel.cap.23. pag 115. F. 4. des 
Satyriſchen Componiften / einmahl vor 
allemahl: Ich will den Ungelehrten ihre 


. Sehler vor Augen ſtellen; ja ich will mei⸗ 


nes eigenen Lehrmeiſters nicht verſcho⸗ 
nen. | 

$ 14. DieSpecial-Regeln der Diflo- 
nantien im Orcheftre wären wohl gut / fagt 
nein Momus pag.69. allein’ ich m. 
| | | 1417 





168 P.I. Cap. IV, 


theils Drten fo wunderlich und, brächte einund 
anders ungegründeres Weſen vor. Das 
wollen wir nun recht beym Lichte befehen. (1) 
Daß dieSecundamit der Quarta gleichfahm 
eine Alliance getroffen hat/ wird Fein raifon- 
nabler&omponift ſtreiten / der — 
weiß: Omne fimile ſuo fimili delectatur. 
Gleichwie die Confonantiz, fo zu reden / unter 
ſich ein Buͤndniß haben; fo find auch die Dif- 
fonantiz gerne zuſammen / falls ſichs nur thun 
laſſen will : und wenn man eine derfelben ges 
braucht / will gleichfam Die andere denfelben Aus 
genblick mit dabey ſeyn / in ſpecie, was Secun- 
dam & Quartam betrifft; die Septima iſt ein 
enig entlegener. ‘Daher nennet man auch 
die drey Difflonantien, Triadem Anarmo- 
nicam, welches ja eine groffe Bereinigung und 
Verbindung imUbel-laut / ſo wie die Trias 
Harmonica im Wobl⸗Laut / anzeiget. Der 
Gegner geſtehet ſelbſt / pag.70. des Ut, von al⸗ 
len dreyen Diſſonantien, daß ſie vor ſich / ob 
wohl imperfecte, conſoniren. Was iſt 
denn wohl für ein Unterſchied unter confo- 
niren überein flimmen/ und alliren/ oder zus 
fammenbinden und zufammenknüpffen ? wo 
iſt Doch das wunderliche und a +" 
en 


3 


Dom andern TheildesOrch. 169 


ſen / mein wunderlicher und ungegründeter 
Radler ? (2.) So beftehen die articuli 
fœderis 3. E. darinn / daß eine Diffonantia 
der. andern beyfpringe;daß fie gefammter Sand 
die ven Confonantiis geſchworne Todt⸗Feind⸗ 
ſchafft / von Geſchlecht zu Sefchlecht / fortpflane 
gen; diefelben Confonantias zu vertreiben und 
zu verdringen Auferft befliffen feyn und ihe 
Verderben fuchen; fo mie eiwann die aus lauter 
Diffonantien imperfediffime confoni- 
rende Alliance wieder dag Orcheftre des⸗ 
gleichen Gehalts auch ſeyn mag / aber eben fo 
wenig mit ihrer Triade anarmonica, als je⸗ 
ne / auszurichten gefchicktift. Denn / muß gleich 
der Fundament-ThondenenAggrefloribus 
auch bißweilen weichen und nachgeben, fo waͤh⸗ 
vet Doch Die Spott⸗Freude der Diffonantien 
nur einen Augenblick / und hernach tritt die Con- 
fonantia,als ein Bild der Wahrheit / mit defto 
groͤſſerm Luſtre wieder hervor. ( 3.) Wenn 
die Unterflimmeder Secund& weichen muß die 
Quarta ſey dabey oder nicht / wieder Oppo- 
nensfaget/ fomöchteich das Triooder Qua- 
tuor (Denn davon hält er am meiften ) wohl 
gernefehen / da beyderSecunda die. Quarta 
nicht zugegen waͤre / = alfo ihrer gersoffenen 
- | i 


170 P.T. Cap IV. 


Alliance fein Senügenleiftete, In Biciniis 
Fan ich freylich keine drey Stimmen ſuchen / und 
da mag es anderſt nicht ſeyn / die Secunda 
darff dA nicht ihre Allürten oͤffentlich / ſondern 
muß ſich nur alleine ſehen laſſen; aber indeſſen 
ermangelt die Quarta doch nicht / jener (ſo zu re⸗ 
den) unter der Hand und auch heimlich beyzu⸗ 
ſtehen. Subintelligitur Quarta; fintes 
mahl kein General⸗Baßiſte / falls er auch nur 
eine einzige Stimme accompagnirte / bey eis 
nem Saßı da die Secunda fich meldet; Quar- 
tam weglaffen / fonderndiefelbe vielmehr Deuts 
lich und gang vornehmlich mit greiffen wird/ es 
fen denn, daß ausdrücklich ein anderes Inter- 
xrallum angezeiget werde. Zu dem fo ftellet 
das Orcheftre den Gebraud) der Diflonan- 
tien mit Fleiß etwas allegorifch vor Damitein 
J Unerfahrner ſich nur aliqualem conceptum 
von der Sache formiren moͤge / nicht aber / daß 
ein feyn- wollenderMuficus ſolchen Bornag ad 
literam verflehen / malitiofe verdrehen und 
anfechten ſoll. Hier ift meine Explication 
daruͤber / mit Beybehaltung und Sortfegung 
der Allegorie , die man eben vor fo gar wuns 
derlich und ungegruͤndet nicht halten wird. 





$. IS, 


Vom andern Theil desOrch. 171 


— — — — — — — — — — — 
gas. Darauf fahrt das Orcheſtre 
weiter und ftellet den Sag + vor / mit dem 
Beyfuͤgen: daß diefe 3. Aggreffores unter 
ſich ſelbſt uneins find. Solchem wieder⸗ 
ſpricht mein Antagoniſte, weil fie vor ſich im- 
perfecte conſonirten / und zwar auf dieſe 


— De 
Weiſe: — Wie waͤre es aber / wenn man 


ER * f d 
denfelben Satz fo anbrachte: d oder fo: h 


welches ja ein Arbitrium ift ? Da diſſo- 
niven allemahl zwo Stimmen perfectifii- 
me , undfind auch / ebenin folchem Verſtan⸗ 
de / die-Aggreflores uneinig. Es ift aber 
meine angegebene Uneinigfeit der: DifTonan- 
tien. nicht zu verftehen quoad diflonum vel 
confonum ; denn bey der einmahl eingeführs 
ten und behaupteten Alliance wäre dieſe Sras 
ge gar unnöthig ; fondern quoad Refolutio- 
nem, von welcher hauptfachlich an befagten 
Orte des Orcheftre gehandelt wird. Es 
wuͤſſen wohl Allürte einerley Zweck in ihrem 
Vornehmen haben / und in demfelben einig ſeyn / 
ſonſt wären ſie feine Bundsgenoſſen zu nen: 
‚nen; aber ſie Fönnen Deswegen Doch mon! ver: 

J— H 2 ſchie⸗ 


ud . 
. 





172 P.I. Cap. IV. 


fchiedene Meinungen haben in der eigentlichen 
Refolution , mie und auf was Weiſe zudem 
abgeredeten und vorgefeßten Ziel zu gelangen 
fey. Und wenn fie fichin diefer Refolution 
nicht vereinbahren / fo werden fie eben fo unge: 
ſegnet davon fommen/ ald meine Aggreflores. 
Da demnach die Secunda haben will, daß der 
Baß kurtzum weichen foll 5 die Quarta herge⸗ 
gen gleichfam den Vorſchlag thur/ daß / wenn 
der Baß hinunter treten werde / fie einen pas 
haut machen wolle; Die Septima aber, wieder 
alle beydeder Meinung iſt / der Baß müffe nicht 
weichen’ noch die Flucht ihm verftatter werden, 
fondern er müffeguß halten / damit fie demfelben 
mitder Sextanaher unter Augen treten koͤnne; 
fo ift ja wohl nichts difcrepanter in der Welt 
zu finden’ als befagte Diflonantien , in Anfes 
hung ihrer Refolution. Sie koͤnnen fich über 
das Quomodo nicht vertragen / deswegen find 
ſie uneins. Es iſt auch der Weg ı welchen fie 
endlich bongr& mal gr& nehmen müffenseben 
auf folche Artnur eine Reſolution zu nennen/ 
als wenn einer fi) zum Haſen⸗Pannier relol« 
viret; und das waͤre eins. Daß es aber / vors 
andere / ſolcher Geſtalt nicht der Secundz Re- 
ſolutio alleine / ſondern auch dabey der Septi- 
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Vom andern TheildesOrch. 173 


mae und Quartz ihre fey/ (telle qu'elle eſt) 
das miederfpricht niemand ; wenn nur gegen: 
feitig auch geftanden wird / daß es nicht der Sep- 
timz und Quartx Refolution alleine / fons 
dern auch der Lecundæ Aufflöfung / und dies 
fern nach die zweyte Kelolutions· Art derfelben 
ſey / fiemag folche allein oder ſelbdritte verrich⸗ 
ten. Vors dritte fagt dag ſpoͤttiſche Ut: Es 
ſey ein Drganiften: Griffund nicht wohl pra- 
eticable mit 4. Vocal- Stimmen. Wenn 
ich auch Das letzte gleich zugeben wolte / da es doch 
wieder Die offenbahre Warheit und Erfahrung 
laͤufft / fo wird doch hoffentlich ein Organiſie 
wohlpratendiren, feine Griffe Muficalifch zu 
machen’ ee muͤſte denn ein Zuse@-feyn. Und 
folches moͤchte mich bald in der lange gehegten 
Meinung ſtaͤrcken daß wenig Organiften zu 
finden / die Mufici find. Doch diefeg bey Seile; 
geſetzt / es waͤren ſolche Saͤtze auch nur auf In⸗ 
ſtrumenten / auſſer der Drgel/ gebräuchlich / das 
von No.X. ein authentiques Exempel su fin⸗ 
den / (da doch Millionen Recitarive, fo wohl 
mits.2 als 3. a4. Sing⸗Stimmen / it. in 
Accompagnemens, mit derganken Schule/ 
fo zu reden; ja häuffigin Sing-Arien , 3 €, 
Holde Schatten ic. aus Janus, vom Herrn 
F 3 En: 


174 P. I. Cap. IV. 


Capellmeifter Reifer / und in deffen Opera: 
Die Wiederkehr der güsldenen Zeit / über 
ſluͤßig an:utreffen find) geſetzt ferner, es kaͤh⸗ 
men folche Griffe, mie der Wiederleger irrend 
meynet / nur auf der bloffen Orgel und dem Cla⸗ 
vier vor / ſo duͤrfften doch auch dieſe allervor⸗ 
nehmſte Inſtrumeme wohl mit allen Ehren 
verdienen / daß man einem Liebhaber Muſicali⸗ 
ſcher Wiſſenſchafften auch von ihren Griffen 
etwas Nachricht gaͤbe. Allein / hier hat das 
Ut nicht nur hoͤhniſch von denen Organiſten⸗ 
Griffen / als wären fie unmuſicaliſch / reden / ſon⸗ 
dern des Wiederlegers groſſe Bloͤſſe in Praxi 
hodierna ſchimpflich an die helle Some ftellen 
wollen, Wer Fans helfen ?_ Es find 
$.16. Von der Quarta will ich / mit 
GOttes Hülffe anderswo / nemlich in der drit⸗ 
ten Eroͤffnung des Orcheſtre handeln / und 
zeigen / daß mag der Gegner von pag. 30. biß 
34 davon meldet / lange nicht zureiche. Das 
Orcheſtre aber wiederſpricht ſich Feines we⸗ 
ges / wenn es pag 127. ſetzet: „Daß alle Mu⸗ 
„ſie / erſt nach den Kunſt⸗Saͤtzen (benoͤthigter 
„maſſen) examiniret und entworffen werden; 
„hernach aber ſich bloſſerdings und vor = 
em 


- Vom andern Theil des Orch, 175 


„den Behör zu gefallen / einrichten laffen 
„müfle,> Darum; daß / wenn auf allen Fall 
das Gehör nicht zu frieden ware / die Kunſt 
fammt allen ihren Saͤtzen und Schätzen guten 
Tag haben und immer zu Haufe bleiben möge. 
- Einer finde mir da Die geringite Contradi- 
tion! Ich will aber nicht nur vonder Quar- 
ta, fondern auch vom Sinne des Gehoͤrs / ges 
liebts GOtt / in befagtem dritten Theil, etwas 
recht ausführliches ans Licht geben / weil mei⸗ 
nes Erachtens, alle Zwiſtigkeiten in der Mufic/ 


zuſammen genommen’ lange nicht von ſolcher 


Wichtigkeit feyn koͤnnen / als dieſe beyde Haupt 
Stuͤcke. Biß dahin wird ſich Der Contra- 
dicente gedulten. on 

9.17. Was Pring von den Zuhörern 
und ihren vermeynten Claſſen vorbringer / laͤſt 
fich fehe wohl halten ; denn ich bin gut dafuͤr / 
wenn Auditoresnobiles eine Muficappro- 
biren/ Daß fich fo dann die fo genannten Urba- 
ner,urbanitatisgratia, Höfflichfeit halben; 


und die Rufticaner aug Submiflion (Sybe= 


rianis autem caremus ) alfobald vereini» 
gen/ und caufam communem machen were 
den, Iſt demnach ungegründet / wenn Der 
Gegner befuͤrchtet / es — der Componiſt ge⸗ 


4 hal⸗ 





176 P.T. Cap. IV. 


EEE — ——— — 
halten ſeyn / dreyerley Krahm (vielleicht amch 
etwas melismatiſches vor Die Ruſticaner in 
der Kirchen unter einander zu miſchen. Daß 
aber ſelbſt bey einem erwuͤnſchten Audito- 
rio die befte Muffe den einen mehr als denans 
dern beweget / ift auſſer Streits aber nicht ans 
ders zu heiffen / als wie pag. 16. des Orch, 
erinnert worden 

$. 18. Der Thone Eigenſchafft / ſo wohl 
als der humeur des Zuhoͤrers / thut gleichfalls 
fehr viel dazu / aber alles dieſes laͤufft Doch end⸗ 
lich aufs Gehör hinaus / wobey Fein vernuͤnff⸗ 
tiger Menſch ftatuiret / daß Ratio fehlen foll, 
denn fonft fehlte alcera pars Petri ; fie foll 
allerdings eine Gehülffinn und Mitrich⸗ 
terinn ſeyn / tie Priritz Flüglich fpricht / nicht 
aber in Muſieis übers Gehoͤr herrfchen. Doch 
hievon an feinem Orte. Was ferner Kir- 
cherus , vorgemandter maflen / fo gar ſchoͤn 
don den Complexionen der Zuhöter raifon- 
niret / ſacchekaiſonnemens ſuͤhren unſre Licht⸗ 
putzer im Orcheſtre auch / wiewohl mutatis 
verbis, nur nicht auf Lateiniſch. Doch wird 
ja wohl einem habilen Melothetæ nicht uns 
muͤglich ſeyn / alle dieſe Complexiones nach 
ihrer Ari und an ihrem Orte zu 

an 


Vom andern TheildesOrch. 177 


ne Te 5 22 en nn 0 a — 
Hans von einer Weife ift lange bey ung aus⸗ 
gethan / und es muͤſte heutiges Tages ein ſchlech⸗ 
tes Drama oder Oratorium ſeyn / darinn ein 
Melancholicus nichts ſchwehrmuͤthiges; ein 
Sanguineus nicht muntres; ein Choleri- 
eusnichts hefftiges / und ein Phlegmaticus 
nichts helles und reines antreffen folre. Aug 
diefen allennun mache Ich den Begen-Schluß 
Daß eineCompofition nicht bloffer dings nach 
den Kunſt⸗Saͤtzen oder folchen zu gefallen, ſon⸗ 
dern hauptfächlich nach dem Gehöridem Tem- 


perament der Zuhörer und den beften Erfahs- 


zungs» Kegeln müfle eingerichtet / dabey auch 
wohl aufgetührer werden / fonft wird Fein 
Menſch afficire,erfey Nobilis, Urbanus, 
Rufticus,aut bruta Beftia. 

3, 19. Daß es lauter Tand ſey / nicht 
nur was die Altenvermittelftder Proportion- 
Lehrer in favorem Quartz geſchrieben has 
ben / fondern auch was der Gegner pag. 75. 
ſelbſt fehreiber / ift Feine Laͤſterung / fondern eine 


unumſtoßliche Wahrheit / und die will ich ſagen / 


ſolte es die gantze Welt verdrieſſen. Das 
EEE 25 erſte 
+ Vor die Fiddelmomitman die Koͤpffe derjenigen 
ubdraͤuen pfleget/ die mit der Wahrheit geigen/ 
ar Meine Sturm-⸗Haube gut. Je m'en mocque ! 


178° BI Cap. IV. 
— — — —— —— — ———— 
erſte ſoll verſprochener maſſen der Laͤnge nach 
an feinem Orte / das andere aber hier erwieſen 
werden. Tand ift es ja / wenn der Gegner 
freie : „Ich hätte follen Refolutiones und 
„nicht Proportionesfagen / weilich nicht de 
„Proportione Intervallorum, fondern de 
„Refolutione Diffonantiarum handelte.,> 
Es foll und muß aufalle Weiſe Proportiones 
und bey Leibe nicht Refolutionesheiffen. Ich 
ſuche dieſerwegen nicht die geringſte Entſchul⸗ 
digung. Was koͤnnen die Alten wohl 
de Reſolutione in favorem Quartz ge⸗ 
ſchrieben haben ? Es iſt ja was dummes. 
Tand iſt es / wenn der Gegner meine Gedancken 
von dem Extrem Stimmen verhuntzet; dumm 
iſt es / kllahre Dummheit / die deutlichen Expres- 
ſiones des Orcheſtre nicht zu verſtehen / ſon⸗ 
dern allenthalben alberne Kluͤgeleyen zu ma⸗ 
chen; eine Auslegung zu fordern / und in deren 
Ermanglung alfobald eine falſche nach feinem 
Sinne zu erdichten. Tand iſt es / fich einzubil⸗ 
den / daß ein geſcheuter Menſch jemahls wieder 
ſprechen werde / wie ſich die Diſſonantien bald 
oben / bald in der Mitte befinden / wenn man von 
vielſtimmigen Sachen redet. Tand iſt es / des⸗ 
wegen auf Exempel zu trotzen und aufPartitu- 
ren 


Dom andern Theil des Orch. 179 


ren zu verweilen. ‘Der. Gegner mag es ſelbſt 
überlegen was er für Tand ausſtreuet / wenn 
er mir verbieten will / ich folk nicht von einer 
Mittel⸗Stimme in fingulari;, und hernach 9. 
Zeilen weiter unten von mehren in plurali re⸗ 
den. Gibt es denn feine Trio mehr in ver 
Welt? gibt es keine 5. 6.7. achiſtimmige Sas 
chen mehr / ſondern lauter Quatuor, die nach 
dem Ut geſetzt find ? Ich bin der Meinung / in 
einem Trio ſtecke mehr Kunſt als in einem 
Quatuor (wiewohl mit Unterwerffung gegen 
meinen Herrn Cenforem ) und wer jene® 
wohl zu machen wiſſe / dieſes en bagatelle tras 
ctiren koͤnne. Ob geſcheute Compoſiteurs 
mit mir eins ſind / ſoll mich verlangen. 

9.20. Tand und wunderlich Zeug gibt 
der Adverfarius por / wenner pag. 77: faget? 
Ich rede gan wieder mich felbft 5 da er mid) 
doch wahrhaffiig überall nicht verfteher: · Ich 
rede von feinem Styloin fpecie , bon feinem 
Quatuor mit Vocal-Stimmensfondern übers 
baubt und en general ( janoch dazu en Pa- 
renthefe) von den Proportionibus Diſſo- 
nantlarum , wie fieindem Capitel de Relo- 
lutione genommen und verſtanden werden fol- 
kn Was ſoll da der Sty lus und das Qua- 

H 6 tuor? 








4 


180 P.I. Cap. IV. | 
wor? Nichts in der Welt / als Unverſiand und- 
Tapnd / Einfalt und Dummheit an den Tag zur 
legen. Die Parentheſis, darinn der gantze 
‚angefochtene Paragraphus 13. pag: 133.-im 
Orcheſtre eingeſchloſſen / zeiget gnugſahm any 
daß der Inhalt nicht die dafelbft abzuhandlende 
Materie de Refohutione eigentiid) betveffe; 
fondern nur einMonitum in fich halte / wie und 
welcher Seftalt man die Proportiones in den 
angeführten Exempeln und ſonſten eigentlich) 
nehmen foll. Ich willverfuchen ob dem Geg⸗ 
ner mittelſt einer kleinen Erlaͤuterung das Ver⸗ 
ſtaͤndniß koͤnne geoͤffnet werden. 
-$.21, Alle dieſe Proportiones, nem⸗ 
li) Proportio Secundæ, Proportio Quar- 
tæ & Proportio Septimæ, find vornehms 
lich von den beyden Exerem-Stimmen (das 
von iſt der Baß beſtaͤndig die eine, dee Termi- 
‚aus acutus Diſſonantiæ aber / er befinde ſich 
wo er wolle / die andere) zu verſtehen. Eo 
lautet der Text. Das will ſo viel ſagen: wenn 
im Orcheſtre pag. 131. eine Quarta und 
Quinta vorfommt/fo ſoll niemand meynen / die⸗ 
fe Quarta und Quinta ſtuͤnden da als eine Se- 
cunda, ob fe gleich unter ſich Proportionem 
Toni vel Secundæ haben. Und wenn pp. 
— 1234. 


Dom andern Theildes Orch, 181 


224. 126. 132. die Relolutiones per Acei- 
dens in den Mittel. Stimmen etwann eine 
uarta ausmachen / fo foll niemand dencken / 
daß diefe Proportio dafelbjt pro Quarta ſte⸗ 
be. Item: , wenn. €. fich in den Mittels 
Stimmen etwa eine Septima von ungefehr 
hervor thaͤte auf die Artwie No. XI. zu erfes 
hen, fo fol niemand waͤhnen / Daß ſolche Pro- 
portio da ſtehe qua Septima, maflen alsdann 
Die mittelfte Refolutio inQuartam faljch feyn 
‚würde; fondern er foll alle diefe Proportiones 
nehmen / mie fie fich gegen ihre Extremität vers 
halten ı nemlich : mie fih Terminus acutus 
- Secundz , als das eine Extremum , er ſey 
nun oben oder in. der Mitten. / gegen feinem 
Terminogravi; als dem andern und beftäns 
digen Extremo verhalte; wie fi) Terminus 
acutus Quartæ, welcher hier durch Das eine 
Extremum perfländen wird gegen feinem 
andernextremo Bafeos univerfalis bezeige/ 
und wie ſich endlich Terminus acutus Septi- - 
mz gegen feinem Teermino gravi , oder Der 
tieffeften Stimme aufiühre. Auf folche Act 
foll mandie Proportiones nehmen’ welches 
den Unfündigen zur Nachricht nur in Paren- 
theli gemeldet wird/ damit fienicht in den Pro- 
27 por- 


182 p.l. Cap. V. 


portionibus irren / und ſolche von der Mittel⸗ 
Stimme inſonderheit / wie ſich etwann dieſelbe 
in einem Trio gegen ihre Ober⸗Stimme ver⸗ 
halten moͤchte / verſehen. 
9.22. Denn (führer der Text weiter fort) 
ſolcher Mittel⸗Stimme Proportion (‚gegen 
die hoͤheſte Stimme / wenn gleich 2. oder gar 3. 
Mittel⸗Partheyen da find) koͤnne disfalls in 
keine Conſideration kommen / fo lange die 
Oberſten und Unterſten (da wird von mehr 
als dreyen geredet) richtig durch ſie vermit⸗ 
telt werden. (Vermitteln heiſt aber nicht: 
rectiſiciren.) Alſo daß / was auch immer 
von dergleichen geſchrieben / und NB Aecia- 
"rim in favorem Quartæ von den alten Aucto- 
ribu⸗ geſagt und angefübrer wird (daß fie 
nemlich refpectuihrer Dber- Stimme inSy- 
2ygia und bey Sextis, allmo quafiihrrechter 
Si ſeyn ſoll wohlflinge / die Octavam auss 
fuͤlle eine perfedta Confonantia ſey / und 
was des Dinges mehr) daß alles diefes lau⸗ 
‚ter Land iſt und weder Grund nody Nutzen 
haben man, (um daraus zu beweiſen / daß die 
Quarta keine Diſſonantia ſeyn koͤnne / wie 
ſolches in vielen ſonſt guten Aucdtoribusdarge: 
than werden will / auch an gehoͤrigem Orte ſ be 
2 cifi- 


— 


Voaom andern Theil des Orch, 183 


cificiret werden ſoll;) ſintemahl fo lange die 
Mittels Stünmen (es mögen deren 1. 2. 3. 
im Alt / Tenot, Contralto oder ſonſt wo ſeyn) 
refpeätu der oͤbern und tieffen / wie auch uns 
ter ſich ſelbſt Beine dieia machen / und uͤbri⸗ 
gene nury/ jo vielthunlich (ich rede en-gene- 
ral; nichten particulier vom Quatuor mit 
Sing: Stimmenrundin Sachen mit 10.a ı 2. 
reel-Stimmen/ fo wohl Vocal - als Inſtru⸗ 
mental/ift es nicht allemahl thunlich ) cantabel 
geſetzt ſind / ihre Proportion nımmer übels 
klingend feyn Ban/ (wenns auch eine Secun- 
da wäre / die gegen ihr unterftes Extremumu 
6. und 5. macht; wenns auch eine Quarta waͤ⸗ 
re / die gegen die tieffefte Stifnme 5. und 8. hiele 
te; ja wenns auch gar eine Septima wäre / Die 
etwann gegen Das Sundament 9. und 3. dar⸗ 
ſtellte ) weil fie NB. vonden Ober⸗ und Un⸗ 
ter Stimmen redifcire voird,. (Das heiſt 
nicht : vermitteln. ) 
S. 23. Ich rede hier von der Redtifica- 
tion, ſo theils durch Die unterfte theils durch die 
Dber-Stimme gefchiehet / Daraus hätte ja die 
groͤſte Mafette der Welt leicht ſchlieſſen koͤn⸗ 
nen / daß ich Durch die eine Extrem-Stimme 
nicht die Oberſte allemahl / fondern — 


14° PLlaW — « 


ee EEE, 
der Diflonantix, nemlich hauptſaͤchlich und 
bornemlich dagExtremum Diffonum Supe- 
rius, da ich von Diffonantiis rede / es fen nun 
oben oder irgend in der Mitten; Durch Die andes 
ve Extrem-Stimme aber den Baßı und nichts 
anders verftehen muͤſſe noch Eönne. Daß er 
aber fagtı die Dber Stimme fönne zur Redi- 
fication der (diſſonirenden) Mittel⸗Stim⸗ 
men nichts contribuiren / iſt wohl ein Irrthum / 
ob gleich nicht geſtritten wird / daß die unterſte 
Stimme das gute beſte thun müffe: Vulga- 
ris quatuor partium concentus, ſpricht ein 


gar vornehmer Auctor (t) conſtat Octa- 


va, Quinta & Tertia cum Baſſo. Sed 
Quinta illa, fi eantum ſuperiorem reſpi- 
cias, NB. Quartaeſt; & Tertia NB. Sexta, 
Tamen fi cum Baſſo Diſſonantia non ſen- 
tiatur, nullam perturbationem generat 
intercedens cum aliis partibus Diſſonan- 
tia, modo duarum (das ſind meine Extrem- 
Stimmen) Diſſonantia abſit. Ratio eſt 
(1.) Quia Baſſus plus acris percutit (2.) 
Quia /uperior cantus ſuperat deprimitque (niſi 
Diſſonantia ſit admodum tetrica) ac par- 
vum 

TT Franc. Baco de Verulam, Sylva Sylv. Con. 

turli. 6.109, 





Dom andern Theil desOrch, ı85 


vum errorem obfcurat. Das heift unter 
andern: Die Ober⸗Stimme überwinde und 
unterdrücke den Mislaut. ch nenne es mit 
einem MWortereifcireniftdag fo uͤbel gehan? 
‚wie fönteich vermitteln fagen von einer Ober⸗ 
ober von einer Unter Stimme ? 

5.24. Nun fpreche einer : Die Ober: 
Stimme contribuire garnichts zur Redifi- 
cation der Mittel- Stimmen. Es ſtatuirt 
auch j ja das Orcheftre nicht/ daß e8 die Ober⸗ 
Stimmgellein thue/fondern Ober⸗ und Unter; 
Stimme zugleich. Finden ſich num gleich 
Exempel / da die Ober: Stimme nicht eben fo viel 
zur Veriilgung der Diſſonantiæ beytraͤget / als 
etwann die Unter⸗ Stimme; fo wird die Ober⸗ 
Stimme doch allemahl mehr zum wuͤrcklichen 
Wollaut contribuiren / welches einer Conſ. 


deration wohl werth iſt. Ich ſetze ex. gr. ; 
| Das ifteine Quarta.. Ich ſetze ein ander Suns 


Dament Darunter £ da nimmt der Baß den vos 


rigen Melaut zwer weg / aber gibt ſonſt wenig 
Satisfaction. Setze ich hergegen die oberſte 


Stimme alſo daruͤber ſo uͤberwindet und 
a 





une 


6 Pl Cap. IV, 


unterdrücker nicht nur diefe Ober - Stimme je: 
nen Mislaut je mehr und mehr / fondern tragt 
weit ein. gröffere zum Wollaut felbften bey / als 
der bloſſe Haß zu thun capable iſt. Wenn es 
demnach nicht genug in Muſicis, den Mislaut 
zu heben fondern auch hauptſaͤchlich den Wol⸗ 
laut zu geben / ſo contribuiret ja ſo wohl Ober⸗ 
als Unter⸗Stime gewiſſer maſſen zurRedtifica- 
tion der in den Mittel: Stimmen befindlichen 
Biffonantien, Sonſt wäredie Redtificatio 
felten vollkommen. nd damit ift auch dieſer 
Tand⸗Sturm einmahlvor allemahl abgefihlas 


gen. | 
825. Daß der Gegner der einkige in 
Republica Mufica virenteift/ der die Or- 
cheftre p. 13 5. angeführte ungewoͤhnlichere / 
doch: ſchoͤne Refolutiones Septimz , und 

mar die erftenicht wohl / e8 fen denn im Noth⸗ 
| Kal; die andere aber vocaliter gar nicht paßis 
renlaſſen will / daß iſt ein groffes Unglück vor Die 
armenSeptimen. Ich koͤnte Exempla ge 
nug / inſonderheit von der andern / und zwar eben 
in Vocal-Sachen / vornemlich bey interro- 
gationibus in Stylo Recitativo anführen; 
allein wenn ich ſie aus Feiner Antiphona de- 
duciren und legitimiren koͤnte / würde = 

| v 


Vaom andern Theil des Orch. 197 


doch der Couvent-Bruder / neue Einwuͤrffe 
machen und / damit ich mich feiner IBorte m. 
m.bediene. warum foll ich meinem Herrn Vers 
leger + mehr Mühe und Unfolten veruhr: 
fachen ? Er und ich Fönnen folcher überhoben 
ſeyn. Man fehe nur gefcheuter Componiſten 
Partituren.an/ fo wird man finden’ daß obge⸗ 
dachte Refolutiones alle beyde bey ihnen tag: 
täglich gang und gebe/ für dem Ut aber verbor: 
gen find. 


$.26. Nun mußich gar leiden ich hätte 
meine Refolütiones vom Glavier genommen / 
auch bloß nach Dem Clavier / tie es ſcheine / da: 
pongeraifonniret. Ach! du liebes Clavier / 
muftu denn ikund Deinen Cultoribus zum 
Nachtheil gereichen ? Ich geſtehe gerne du haft 
mir die Tage.meineg Lebens viele Satisfadtion 
und groffes Bergnügen gereichet: Wiltu mir 
denn ißo/ einem Fahlen Solmifations-Meifter 
zu gefallen’ zum Vorwurff dienen und ſoll ich 
j dir 
+ Der ©egner hat feine Charteque felbft verleget 
und feinen Sohn mit dem Exemplarien nad) 
Bamberg und aller Orten herum reiten laffen; 
wie eg aber alles nichts helffen wollen / hat Herr 
Rloß in Leipzig endlich den Quarck an ſich ge- 
kaufft. D ! desfchonen Handels, - 





188 P.I. Cap. IV. 


dir ermann Stand vor Danck geben ? Das 
fey ferne. Sch will dich biß inmein Grab für 
den beften ProbiersStein in der Muſic erken⸗ 
nen/auch troß allen Solmifatoribus beihügen 
lieben und ehren und wenn auch des Kircheri 
und des Bahren Exprefliones inggefammt 
wieder mich gu Felde zogen. Man darff ja 
fehier nichts ſetzen / das nur auf dem Elavier ges 
ſpielet werden mag / ſo iſt gleich der Splitter⸗ 
Richter dahinter und ſagt: Es ſey vom Clavier 
genommen. * Nun in folchen erbaͤrmlich⸗ 
ſchlechten Credit werde ich ja noch wohl nicht 
bey meinem gedungenen Wiederleger ſtehen / 
daß er mir nicht zutraue / ich koͤnne / wenns Gluͤck 
gut iſt / die vierte Stimme zu einer Refolution, 
ohne zum Clavier zu lauffen/ noch fachte finden. 
he Muliciinder Welt / thut mir Juſtice! 
aß ich aber einem Werckgen in m. 
| | nit 


»Es muß ein Draanifte und ein Meifter auf dem 
- Klavier) wenigfteng in Srandreich/von einander 
unterjchieden ſeyn; daß fie aber wohl zuſammen 
ſtehen koͤnnen bemeifet der Titul/ welchen fich 
Mr. Clerambault hey) feinen Ao. 710. in Parig 
edirten / recht artigenund al’ Italiana eingeriche 
teten Santaten gibt; nemlich: Organifte & Mai« 

tre de Glavecin, | | 





Vom andern TheildesOrch. 189 


Be nen 
nicht jedes Exempel mit 20. Finien in 4. Stim: 
men einverleibet / wird mir hoffentlich Fein ver: 
nünfftiger Menfch verübeln/ wer da berrachtet/ 
Daß ich bey meinerMethode drey Exempel auf 
eine Seite gebracht / dazu ich fonft auch drey 
Seiten hätte haben muͤſſen / dabey dennoch laus 
tee unförmliches Weſen im Druck eniſtanden 
feyn würde. Ä 
$.27. Die Nonaift gleichſam nur eine 
erhöhere Secunda, fo wohl als die Undecima 
eine erhöhere Quarta, welches einem Unfündis 
gen fchon einen beffern Concept davon gibt/ 
als. wenn man ihm faget : ‘Die Nona ift die 
Nona und bleibt die Nona, wie fie der Gegner 
klaͤglich definire. Ja / was fage ich gleichfam? 
die Nonaifteigentlich nichts anders / als eine 
erhöhere Secunda. La neuviemeeft une 
des Intervalles diffonans de la Mufique, 
qui proprement eft la Seconde double£e, 
Quand le Deflus fyncope , onla nom- 
me & traite comme gme ; mais quand 
la Baffe (yncope , on lanomme & onla 
traıte comme zme. Brofard. Der Unter⸗ 
fhied zwiſchen einer Secunda und Nona fteckt 
in feinem andern DingealsinderRefolution, 
folches wird auch im Orcheftre docirgt. Daß 
| denn 


199. P.I. Cap. IV. 


denn bey der Syncopation des. Baffes eine 
Tertia daraus wird/ oder verkehrt / wie der Geg⸗ 
ner es gibt/daß bey derRefolution der Secun- 
dæ der Bals ſyncopiret / iſt wahr; daß aber 
die Ober⸗oder Mittel⸗Stimme ſtille ftebe/ 
wie das Ut meldet / iſt arbitraire und nicht ne- 


ceſſaire. Wer hindert nemlich den mpo⸗ 


niſten an dem Procedere ſub No, XII? 


928 Beyder Nona, ſagt der Gegen⸗ 


ſprecher ferner / ſyncopire die Ober⸗oder Mit⸗ 
te- Stimme’ das iſt wiederum wahr; daß aber 
der Baß ſtille ſtehen muͤſſe / iſt abermahl gefehlet. 
Um hierinn nicht weitlaͤufftiger zu ſeyn / will den 
geneigten Leſer auf das ſub No. XI. befindliche 


Exempelverweiſen. Und auf dieſe Art gelten 


alleder Alten ihre Regeln / ſo wohl als des Wie⸗ 


derlegers ſeine wenn. man nur immer dabey 


ſchreibet: Hoc mandatum non eſt neceſ- 


| 


farium. Nur möchte ich wiſſen / wo der Geg⸗ 


ner dierreffliche glückliche Regel gefiſchet hätte: 
Daß die Secunda duplire voerden konne / die 


Nona aber nicht. Mich deucht erhabe fie groͤ⸗ 
ſtentheils felbjt gemacht Damiter nur mas herr 


vorbringe. Wennich ein rein Quatuor feße/ 
davon der Opponens Doch fo viel Aufffchneis 
dens hat / foduplire ich mein Tage weder Se- 

| - 0° CUN- 


| 
| 
| 
| 


Dom andern TheildesOrch. 191 
eundam nod) Nonam , wie er; fondernnehs 
me viel lieber 4 als zwo Secunden und eine 


kahle Quinte. Ey du ſchoͤnes Quatuor!fo 
find ſie mir lieb. Vid pag.79. im Ut, dafan - 
einer mitSecunden umgeben lernen. . 
G629. Setzt man aber mit s. 6.7. oder 
mehr Keal Stimmen / daß die obigen Diſſo- 
nantien nicht zureichen wollen / ſo mag mei⸗ 
nenthalben wer da will ſo wohl die Nonam als 
Secundam dupliren (ich weiß wohl daß 
beydeg gefehieht und auf gewiſſe Maffe gefche 
benfan) ich vor mein particulier will lieber 
die Octavam, Sextam oder Quartam Dry 
biß viermahl doppelt / wenns die Vielheit Det 
Stimmen erforderte / nehmen / als eine einige 
oppelteSecundam oder Nonam. Chacun _ 
Aſon gout. Wer nicht mit mir ift / der iſt 
wieder mich. Bey dem Auctore des Ut iſt 
unus idemque Tonus, una eademque 
cum Bafi Proportio, in der berühmten Ta- 
belle,beydes Secunda und Nona; welche fich/ 
nach feinem Gefallen / wie die Scherwentzel / 
metamorphofiren faffen müffen. Fiat Se- · 
cunda; Fiat Nona! und doch will er freitend. 
die Nona und Secunda ſeyen / wenn ich =. 
— a olu 


2 BI. Cap. IV, | 


- — | 
folution qusnehmerfo fehr verfchiedene Dinge! 
No, XI. findet man fonft ein Exempel einer | 
doppelten Nonz vor Liebhaber. 


$. & Es iſt weit gekommen / daß die 
Herren Schulmeiſter in Thuͤringen / wie der 
Refutator meynet / ſolche Syncopationes 
Catachreſticas machen koͤnnen / wie deren eine 
das Orch. p.137. anführet. Gratulamur | 
quoque vobis „ ihr Herren Schulmeifter! / 
8* mir willkommen. Was ſoll das aber 
heiſſen? Entweder laͤſtert der Gegner hier auf 
die Schulmeiſter in Thüringen und wirft fie un⸗ 
verantwortlich alle in eine Bruͤhe; oder er läftert 
auch auf das Orcheflre, Das legte ift fein 
Penfum ; beydes aber zeiget animum inju- 
riandi an / und wirfft feine ganse Morale } 
übern Hauffen. Ich will dismahl fein Feuer 
aushalten / er darff nicht ſorgen daß ich luge 

a 





* Wegen des Wörtlein flugs hatnenlich ein guter 
Freund gloßiret/ daß fich ſelbiges nur einmabl in 
der Bibel befinde/ und dag befte Wort nicht {eye 
Ich habe nachgefchlagen und finde es 4. mahl im 
Alien / einmahl aber im Neuen Teftament/halte 
es auch fuͤr ein gutes Wort / und wenns gar nicht 

„ fu der Bibel ſtuͤnde / ſonſt hätte hier leicht ein an 
ders nehmen koͤnnen. 





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Vom andern TheildesOrch, 193 


falve gebe und wieder fchieffe ; aber mein 
epee A la main foll die gefunde Vernunfft 
ſeyn / mitderfelben hoffe ich / wenn mein papier; 
ner Feind fich verfchoflen hat / endlich zufiegen. 
Man gibt allen rechtfchaffenen Muficis zu bes 
dencken / ob die beyde fechszehn : theil / oder nur 
dag erſte davon / in dem gegebenen Erempelp.c. 
anſchlagende Noten heiflen ? und ob; fie con- 
fequenter proRefolutionepaßiven können? 
oder ob es nicht vielmehr den Symphoniſten zur 
Nachricht / elegantix gratia, fogefihrieben 
worden ſey? Sonſt harte man es auch folgender 
Geſtalt notiren koͤnnen wie No. XRIV. aus⸗ 

weiſet. | nn 
S. 31. Solte aud) eingewandt werben 
daß beyſdem Trillo. im erſten Tact mit der 
Quinta, im andern aber mit der Tertia nas 
‚gürlichee Weiſe vorgefchlagen werde / und dar 
‚Durch die Dıflunantia ihre Eigenfchafft verr 
liere / fowillich das Trillo weglaffen; um meie 
‚ne Meinung defto deutlicher zu geben / und den 
Vorſchlag (gel port de voix.) welcher 
Quartam und Nonam macht / hell und klahr 
hinſetzen. Solches wird / wenn es recht gezo⸗ 
gen wird / einen guten Effect haben / nicht nur 
die Vergnuͤgung des Gehoͤrs ein wenig fu- 
| J ſpem 


194 P. I. Cap.IV. 


ſpendiren / ſondern bey der ungewoͤhnlichen 
elolution, annehmlich ſurprenniren. Vid. 
No.XV. Der Adverfarius wird wieder 
nicht faul ſeyn fondernfagen: Diefes ſey nur 
eine fo genannte Manier und Feine förmliche 
Syncopation, Ich weiß esgar wohl was es 
iſt / mein frommer Mann / es ſey aber Man⸗ 
nier oder elegance, ſo hoͤret man ja die deut⸗ 
liche Quartam ſich in die Quintam, und die 
deutliche Nonam ſich in die Decimam, ein 
gantz Viertel lang / wieder alle alte Gewohnheit / 
und doch wohlklingend / hinaufziehen. Das 
iſt genug eine Syncopationem Catechreſti- 
cam zu behaupten / und wer kein Syberiani- 
ſches Gehoͤr hat / der muß es approbiren. 
$.32. Daß auch die Nona (denn mit 


der Quarta in Quintam Iieffe fid) dee Wie⸗ 


derleger noch endlich handeln ) nimmermehr in 
Decimam orödentlicher Weiſe ( (et a dire, 
ordinairement , communement ) gehe 
ftreiter Niemand / in Anfehung des altenSchlens 
trians; wenn man es aber wagt / und das Ge⸗ 
hör confentirer dabey voͤllig / fo iſt es eben des⸗ 
wegen ja was neues und Dabey was gutes. 
Wie würde dem Wiederſacher diefe Refolu- 
tion ineinem Bicinio anftehen? 74. No, Er 


Dom andern Theil des Orch, 195 


Ich glaube ſchwerlich / daß er fie paßiren lieffes 
dennoch Flingt fie gut und neu dabey; wiewohl 
das neue geb ich im Kauff. Solte man ihm 
aber einen Schluß alfo feßen/ mie No. XVII. zu 
fehen / fo würde der Regeln Hencker gar loß 
werden. Demungeachteraber ſoll beydes mit 
erfter Gelegenheit gefchehen / und das Thema 
der Aria ( mitfeiner Erlaubniß Here Orga⸗ 
nifte ) ohne ein. Clavier um Math zu fragen fols 
gender. Geſtalt an einander hängen. Vid. 
No. XVIII. wenn er mir nun folche Syncopa- 
tiones Catachrelticas weiſen fan / die feine 
Herren Schulmeifter gemacht habenfo will ich 
hinfommen und etwas von ihnen profitiren/ ja 
ich wolte ihm felber rarhen einen Cammilito- 
nem abzugeben vielleicht lerneten wir und näs 
ber Femmen. 
9.33. Endlich) wird dieelende Critique 
über dieſes Eapitel beſchloſſen / wenn es heift/ich 
hätte das beſte / nemlich das Quatuor, vergeſſen / 
und dencke nicht mit einem Woͤrtgen dran. 
Antwort: Es beliebt dem Herrn Gegner fo zu 
fagen. Ich dencke zweymahl dran im Orche- 
ſtre. Erſtlich pag. 107. Reg.9. Da mit groſ⸗ 
ſen Buchſtaben ſtehet: Es muͤſſe Trias har- 
monica in einem ſo genannten Trio ſo offt es 
| J 2 muͤg⸗ 


196 P. I, Cap. IV. 


muͤglich / viel nothwendiger aber ineinem Qua- 
tuor gehoͤret werden. Zum andern/pag. 178. 
wo e8 fo lauter : Es gehören auch hieher die 
Duette, die Trio, die Quatuor &c, Heiſt 
denn dag mit feinem Woͤrtgen an das Qua- 
tuor gedenken ? Mich deucht der Gegner hat 
bey Berfertigimg feiner Charteque weder. an 
David / Salomon’ noch Syrach gedacht; 
dennder erftehat Pf. 119. v.163. der andere 
Prov.ı2.v,22. u.der Dritte unter andernc. 20, 
v.26. & 27. etwas / das ſich hier Föftlich fchickt 
undnachgefchlagen werden mag. Jedoch ich 
kan mir leicht einbildẽ / was der Wiederſprechet 
vorſchuͤtzen wird; er wird ſagen: Ich hatte weis 
fen ſollen / wie man ein Quatuor verfertigen 
müffe. Antwort: Solches iſt gar mein Vor⸗ 
ſatz nicht geweſen / mein galant homme hat 
ſolches weder bedurfft noch verlanget; es iſt ihm 
genug / wenn er weiß / was ein Quatuor uͤber⸗ 
haupt in der Muſic bedeute. Im Orcheſtre 
wird eben ſo wenig vom Bicinio, von dem 
Trio &c. als vom Quatuor gelehret / mie ſol⸗ 
che zu verfertigen find ; das kan man in Parte 
informatoria des Büchleins Ut umſonſt) ſu⸗ 
chen. Im Orcheftre wird nur überhaupt 
gezeiget / was die Termini technici vor * 
Du | 6 


Vom andern TheildesOrch 197 


— — — 


Bedeutung haben / wie die Sachen ungefehe 
beſchaffen find und wie man davon ſuperfici- 
ellement, nicht-höchfts Funftmäßig/ urtheilen 
fol. Wer aber einen viereckren Eomponiften 
mit feinem Quatuor nach altem Schroot und 
Rornhärte machen wollen / der hätteihn nur 
dürffen auf Auctores weiſen / deren die Menge 
(vollerMaͤngel) davon gefchrieben haben. 

$ 34. Zum Erempel will ich nur dieſes⸗ 
mahl Lib. III. Harmon, Mar, Merſenni vor⸗ 
ſchlagen ( Kircherus nennet ihn Merſen- 
nam , feinrechtee Nahme im Frantzoͤſiſchen / 
als feiner Mutter Sprache / iſt Merlenne ) 


das führer diefen Titel : De arte Sympho- 


niz feu Compofitionis Harmonicz p/- 
rium bocum, Die dritte Propofition willich 
herſetzen: (Denndas Buch ift rarer als Kir- 
cheri Mufurgia.) Optimam Confonan- 
tiarum fucceflionem , quam fi Compo- 
fitor fequatur, non aberret, &emendate 
componat, explicare. Wer aber meynet 
etwas Daraus zu lernen/ der tappet im finftern. 
Die Warheit zu fagen/ wir haben einen ziem⸗ 
lichen Vorrath an Muſicaliſchen Schrifften / 
allerhand Artzaber / was das vornehmſte iſt / nemn . 
lich: Ein vollſtaͤndiges Syftema Compoli- 
ve 3 tio- 


198 P.l. Cap.IV, 


tionis modernæ iſt noch. meines: Wiſſens 
nicht im Druck. Werckmeiſter hat in ſeiner 
Harmonologia viel gethan: Printz inglei⸗ 
chen / in feinen Schrifften hin und wieder; aber 
fie habennicht alles hun koͤnnen / man hat ihnen 
das Lebenfauer gemachtieben wie mir. Mebs 
zen ſich demnach meine pia deſideria aber⸗ 
mahl / und zehle ich deren haͤuptſaͤchlich drey (1.) 
Ein ſolches Syſtema Compoſitionis Dida- 
&icum (2) Hiſtoriam Mufices abſolutis- 
fimam (3.j Vitas Muſicorum illuſtrium- 
noſtri ſeculi, von welchen beyden letztern ich 
ſchon in der Vorrede meines Harmoniſchen 
Denckmahls eine und andere gute Meinung an 
den Tag geleget habe. | — 
35 Aug der gegenſeitigen Schreib⸗ 
Art (die ſehr verſchieden und geflickt iſt) moͤch⸗ 
ſe man fonft etliche mahl faſt ſchlieſſen / daß der 
Verfaſſer in Theoria, inSty loEccleſiaſtico 
&c. das feine wohl gethan habe / und vielleicht 
einer von denen ſeyn koͤnte / die etwas zur Befoͤr⸗ 
derung der vorgeſchlagenen Stuͤcke mit beyzu⸗ 
trage geſchickt; Doch laſſe es dahin geſtellet ſeyn / 
und kan man ſich irren. Wer weiß / wie viele 
daran mögen gekuͤnſtelt haben ? Ich befitze ver⸗ 
ſchiedene gute MSS Die zu beſagten Stuͤcken bu 
elſ⸗ 


Dom andern Theil des Orch.  ı 99 


heiffen werdẽ / u bitte den Hin. Organiften dafern 
ihm an der Muſic Auffnahm im Ernſt was gele 
ge iſt auch ihm etwas rechtfchaffenes beywohnt / 
er wolle ſeinẽ Geiſt der Wiederrede / gottloſeꝛ Nei⸗ 
der und Misgönner/ oder eines ſordiden Ges 
winns / einiger Silberlinge / Fahler ı 8. Thaler 
halber * die man doch noch wieder fordertinicht 
länger hegen / meinen aufrichtig gefinnten Bes 
firebungen / wann er kan / zu Hulffe kommen / 
und caufam communem mit mir machen: 
(Sewißlich / ich thue ihm mit dieſer Bitte eine 
ungemeine und unverdiente Ehre an.)Es ift aber 
tauſendmahl beffer / und wir haben beyderſeits 


mehr Ruhm davon / als wenn wir ung öffentlich 


im Druck herum zancken / dabey dem tertio, der 
ſich daruͤber freuet und nur darauf lauret / eine 
laͤcherliche Scene nach der andern zum beften 
geben. Denn / wären wir auch Engel / fo 
kan bey Streit⸗Sachen die Paſſon nimmer⸗ 
J4 mehr 


36. Rthlr. hat er haben ſollen / davon aber nur ıs, 
bekommen / die der oberwaͤhnte Raͤdels⸗Fuͤhrer 
allein bezahlen muͤſſen. Ein answaͤrtiger Or⸗ 
ganiſt hat 6. verſprochen / aber noch nicht abge⸗ 
tragen] biß dahin will ich feiner ſchonen; der lie- 
derliche L⸗-hat ſechs hergegeben/und der Alte / der 
wohl merckte / daß es Stuͤmperey war / hat feine 6. 

vbieder gefordert und das Cuatuor zerriſſen. 


TE Dr Pre ern. u 


r 
ET 2 nr a er 


— — 


De Fe 3 2 





* TEN 
ke ng Pr V[ —— 


30 - BI. Cap.IV, 


mebr fo moderiret werden / Daß nicht dann 
und wann ein fÄhmerghaffter Stich mie 
unterlauffen ſolte. Man verhauet ſich oͤff⸗ 
ters wenn man am wenigſten daran gedencket / 
und noch groß Recht übrig zu haben vermeynet. 
Bas denn gefchrieben ift + dag iſt gefchrieben; 
und wer fich ſolcher Seftalt an feinen Nechſten 
vergreifft der. fündiger auch würdlidynady 
feinem Tode. Leute / die die Sache recht eingus 
fehen nicht gefchickt genug ſind befommen 
durch folche diffidia mehr und mehr Abfcheu 
Bor die Muſie / verachten und verwerffen fie Des 
ſto eher. Auf ſolche Weiſe gehörte denn der 
Gegner in meine Einleitung unter die Muſic⸗ 
Verderber mit oben an; ich abertwolte es ſonſt 
wohl mit ihm aushaliienn. 
G. 36. A force d'ecrire contre A- 
theisme , on devient ſouvent Athée lui 
méême. Sagt ein gewiſſer Audtor.. Daſ⸗ 
jelbe applicire ich ſo: Aus uͤbermaͤßiger Be⸗ 
gierde des Wiederlegers unterwirfft man ſich 
zemeiniglich ſelbſt vielen Wiederlegungen und 
rrthuͤmern. Der Gegner wird aus dieſen 
Anträgenfehen / daß ich Doch eben nicht ſo gar 
dumm und unverftändig ſeyn muͤſſe / weil ich Det 
Muſic beſtes und den Srieden fuche/ Ja Das h 
! fol 


Vom andern TheilbesOrch. 201 


— — — —— — 


ſolcher Geſtalt / daß man mich unlaͤngſt in einem 
gewiſſen gelehrten Scripto ‚nicht gar undeutlich 
unter diequosdaminzenfifimo amore Muſicam 
folam complexos; hat ſetzen wollen, Er wird 
ferner daraus ſchlieſſen / daß ich das parcere 

erſonis ſed dicere de vitiis nicht vergeſſen 
habe, und wenn ich etwann loßbreche/ folcheg 
feinem Individuo zu nahe / fondern bloß den 
Mißbrauch an den Tag zulegen’ gefchehe : als 
wie etwann Werdimeifter im Cribro-Mu- 
fico; Pring im Satyrifchen Componiſten; 
Bahr in feinen Scriptis ; Sartorius in Bel- 
ligerasmo,und ungehlig andere gethan habeny 
ohne daß man ihnen fo wenig ald mir animum 
injuriandi der teuefnen Warheit halber bey⸗ 
legen Fan. Zwar haben fich abgedachte Au- 
ctores mit ihren Warheiten eben Feine fonders 
liche Gunſt erworben / es war auch vielleicht ihre 
Abficht eben fo wenig als die meine ; indeffen 
werden ſie doch je langer je mehr von unpazchepis 
fchen Leſern zftimirer. Und hiemir ſchreite & 
fang froid zur abgendthigten Gegenwehr und 
Beſchuͤtzung der vierdten Baſtion, ich meyne / 
F derdeen Capitels im andern Theil des Or- 
cheftre, . 


3 Das 


202 P.I. Cap.V, 


Das fünffte Capitel. 
Beſchuͤtzung des vierdten Capi— 
tels im andern Theil des 
Orcheſtre⸗. 


| $. 1. 

Aß beſagtes angegriffene Eapitel weit⸗ 
lauffig iſt / geſtehe ſelber / ſo wohl zu 
Anfang als zu Ende deſſelben / deroͤhal⸗ 

ben ift folches zu fagen Feine Wiederlegung. 
Ich handle darinn freylich von allerhand; 
denn / ich habe die verſchiedenen Arten der Com- 
oſition fuͤr; das iſt alſo auch ein blinderLerm. 
amit der Wiederleger aber ſein tritum: Ex 
omnibus aliquid &c. anbringe / ſo ſagt er / ich 
handle von keinem ausfuhrlich Soſches iſt 
gewiſſer maſſen ebenfalls mein eigenes Ge⸗ 
ſtaͤndniß / wenn p 138. des Orcheſtre ſo præ- 
ludirt wird zIch beſorge / daß in einem kur⸗ 
„sen Begriff / wie dieſes ſeyn ſoll die Materien 
„gar zu reich und meine mir vorgeſetzte Schran⸗ 
„cken zu enge fallen werden / ſelbige nach er⸗ 
„fordern aussuführen., St denn darum 
in 






Vom andern TheildesOrch, 203 


in toto nihil ? Ich hätte wohl fehen mögen 
wenn ein Meifter Futfa diefes Gapitel de ſuo 
eſchrieben haͤtte / wie es würde geklappet haben. 
ach ruͤhme mich gar Feiner / gefchweige vieler 
FRiffenfchafften; wolte aber gerne in de Mufie 
was rechtes verfiehen / und wenn jemand dazu 
heiffen fan / werde ihm höchfi verbunden feyn. 
Allein / auf ſolche Art wie es der Gegner anfängt, 
duͤrffte man leicht abgeſchrecket werden / von ihm 
was zu lernen Mit dem HF. ı. darinn ich obi⸗ 
ges alles zu meiner Entſchuldigung ſage und 
vorbaue / heiſt es tranfeatzexceptisexcipien- 
dis. Sehr wohl! | | 
$.2. Kirchen: Sty! muß und‘ foll vom 
Theatralifchen und Cammer⸗Styl unterſchie⸗ 
den werden / Davon oben zur Gnuͤge gehandelt 
worden Gefcheute Eomponiftenthunes auch/ 
undläugnen/daß es eineriey ſey. Die aber 
geifttiche Texte unter Theatralifche Melodien 
tegen/geben einegroffe Armuth oder auch Thor⸗ 
heitanden Tag / und begehen dabey wuͤrcklich 
die Sünde der Entheiligung.. Wenn nun 
folchemnach dag Orcheſtre unfern vortrefflis 
chenKirchen: Melodien das niegnug auszubreis 
gende Lob ertheilet / fo hätte fich Dir Gegner (wel⸗ 
cher / eignem Geſtaͤndniß nach / mie der gemeine 
J 6 Poͤbel 


24 P. I. Cap. V. 
Poͤbel in Erfurt redet) ſchier zu Tode daruͤber 
wundern mögen. Und zwar deswegen / weil 
ich der AltenPrincipia und die»: Griechiſchen 
Modos(befehuldigter nichebefindlicher maſſen) 
fogarverwerffeund darauf laͤſtere. Si accu⸗ 
faffe ſuffecerit dc. Das iſt nun erſtlich gantz 
falſch; denn aus dem gantzen Oreheſtre wird 
mir nicht koͤnnen bewieſen werden / daß ich der 
Alten Principia, vielweniger die Modos, gar 
verwerffe. Ich ſage von den ſetzten pi57. daß 
ſich deren heute zu Tage Die Kirchen⸗und Cho⸗ 
al: Mufie bisweilen bediene. Wie ich das 
bisw ilen und den Terminum der Kirchen⸗ 
und Choral Mufic verftehe/ Darüber habe mich 
ſchon oben in etwas explicirt. Heißt abet 
das die Modos gar vermwerffen und daraufloͤ⸗ 
ſtern ? Ich frage‘ alle vernünftige veöliche 
Menfchen/ ob mie der Utfchreiber nicht auch 
hier hauprfächlichy / wie fonft an viel andern Or⸗ 
ien / öffentlich Gewalt und Unrecht thue? 
6.3. Waß / vors andere, dig Principia 
und Regeln der Alten anlanget / die ich eigentlich 
nicht verwerfe / fondern groͤſtentheils vor lange 
verworffen und unbrauchbahr halte / davon ha⸗ 
be ebenfalls ſchon zur Noth meine Kationes 
angefuͤhret. Unter andern warauch me eg 
— — ID- 


Dom andern Theil desOrch. 205 


Principium,, eine alte Kunſt⸗Regel / einma- 
thematifcher Grund⸗Satz / dawieder der Are- 
tinifche Criticus nichtg zu fagen hat : daß 
man kein Canto & Bao Solo componiren 
müffe. (Wie mir ſolches nur von ungefehe 
‚eben Parte ll Cap.a. des Orcheftre in die 
Augen fallt.) Dennoch iftes auch mandatum 
non necellarıum, um wird ſich niemand dar 
anbinden wollen. Ich fuͤhre es nur deswegen 
an / um eine abermahlige Speciem derjenigen 
Principiorum zu geben / davon ich mich ab⸗ 
ſolviret halte. Aber / was hat das mit den Kir⸗ 
chen⸗Liedern zu thun? Ich ſetze im Orcheſtre, 
wo ich ſonſt eigentlich nach Der Rubric zu rech⸗ 
nen’ vonder Mufic handle, den Eheralnur Eh⸗ 
ren⸗ und Drdnungs-halber in der Reihe oben 
an, der fonft eben fo wenig heutiges Tages Mus 
ficheiffen Fan / ale wenig alle diejenige / fo ihn 
fingen / Mulfici genennet werden mögen, 
Omnis enim cantus non eft Mufica, 
Ein jeder / fagtdag Orcheftre , derniemahli 
Mufic gelernet / kan folche Chorale leicht faffen 
und behalten. Das iftzufagen: Es brauche 
Feiner Muficalifchen Wiſſenſchafft / felbige zu 
ſernen / eben wie 68 geringe einfältige Künfte 

F 3:97: brauche 


206 P, I, Ca p. V. 


braucht ſolche zu machen; ob gleich auch der H. 
Geiſt in den ſchwachen mächtig feyn fan. 
$4 30 weiß fonft wohl / daß man diefe 
fo genannte Ehoral: Mufic nach dem Stylo li- 
ato, 1, e: nachden Modis &c. einrichte / und 
* es ſelbſt vor 6. Jahren in angezogenem S- 
So weiß ich auch wohl / daß ſich die Alten dazu 
der Solmiſation bedienet haben, allein / dieſen 
beyden vermeynten Kunſtgriffen kan ich es doch 
in Ewigkeit nicht zufchreiben/daß folcheMono- 
phona eine befländige approbation finden. 
Deromegen führe das Orcheftre andere Urs 
fachen ihrer Gültigkeit any und ſagt / einmuͤthig⸗ 
lich mit Job. Walther aus dem Praztorio, 
daß ſchwerlich / auffer erleuchteren und geiſt⸗ 
reichen Männern jemand gefchickt feyn wird / 
dergleichen durchgehende anzunehmende Ges 
fange zu machen / ob er gleich Die Modos und die 
Solmifationem hundertmahl befler als D. 
Lutherusverftünde ; und daß ihre Verfaffer 
fonderliche Krafft von oben herab ( nicht ex 
DodtrinaModorum &Mutationıs) gehabt 
haben. Manbeftreiter auch keinesweges / daß 
die alten Kunftgriffe absque ratione gemefen 
feyn ſolten; aber in Mufica hodierna hören 
diefe vermeynte Rationes auf/ folglich 9 
daher 


Vom andern TheildesOrch, 207 


daher entfprungene Regeln. Car, ce qui ef 
rationel, n’efi pas toujours railonnable, (u) 
$.5. Die Vorſichtigkeit der Alten ziehet 
Fein Menfch in Zweifel v und gibt man.gerne 
zw daß die Sinfalt und Leichrigkeic der Cho⸗ 
ral⸗Geſaͤnge wuͤrcklich die nechfte Urfache -fep 
warum auch ein einfältiger Menſch diefelbe/ 
als feines gleichen und etwas Das mit der Enge 
feines “Berftandes quadriret / leicht taffen und 
unterfcheiden Fan. Allein / wirfft dieſes das 
gantze Orcheftre über einen Hauffen ? Ich 
mercke wohl / was den Gegner verdrieffet ; feine 
Rubric zeiget es an. Er ift ein geſchworner 
Partifan der Solmifation, und weil ich unges 
fehr Diefelbe ein verhaßtes Weſen / embarraf- 
ſante Sylben / unvollkonmene und marterhaf⸗ 
te Mutation (wie es denn ja wahrhafftig Die 
Wahrheit iſt) genennet habe / ſo iſi das Kalb 
in Die Augen geſchlagen und der gantze Brey 
verfchüster worden. Das ganke Orcheftre 
liegt über einen Hauffen / weil es den Cheral⸗ 
Geſang ber und en paflant zu verftehen gibt / 
dag DieSolmifatio Guidonis ein verhaffetes 
Weſen ſey. Ermillhaben / man foll 
| — * 


— — ————— — — —7 
(u) Voyes O/s2am dans fon Dictionaire de Ma- 
‚thematique, 


208 P. I. Cap.V. 


Choral · Geſang lieben oder loben / es fen dann / 
daß man den Modis, und in ſpecie, ſeinem 
Idolo, der Solmiſation allen Troſt / alle 
Freude und alles Vergnuͤgen / ſo daraus ent⸗ 
ſpringet / platterdings zuſchreibe. Ich ſolte 
ſchier glauben / der Mann haͤtte es wuͤrcklich 
nicht im Ernſt gemeynet / ſondern ſchertze nur 
mit ſeinem Diener / und will etwann ſehen / ob 
ich auch Kurtzweil verſtehen koͤnne / oder wie viel 

ich vonder Solmiſation wiſſe. | 
G.6. Wohlan! e8 fol davon unten Parte 
IL. c.2 etwas meniges vorkommen; und wird 
manfich biß dahin gedulten. Hier will ich nur 
fo viel fagen/ daß im Orcheftre meine Abficht 
nie geweſen ifl,Subjecta gu formiren / die Cho⸗ 
ral⸗Geſaͤnge componiren ſolten; vielweniger 
wird jemand den neu⸗herausgegebenen Choral⸗ 
Buͤchern das Wort reden / weil es Dinge ſind / 
die nicht zum Orcheſtre gehoͤren / und ſich 
ſelbſt verantworten moͤgen / ob wohl der Fleiß fo 
Herr Sronner hier / und Herr Vetter in Leip⸗ 
zig an dergleichen Arbeit gewandt / billig zu loben 
iſt. Der Ordnung nach aber ſolte ich nun wohl 
die wunderſchoͤnen Antiphonen und inſonder⸗ 
heit den mir einer nagelmeuen Melodie verſehe⸗ 
nen Choral: Ich Hab’ in GOttes verg und 
| inn 


Dom andern Theil desOrch, 209 


Sinn ıc. ſo der Gegner / wie er ſagt / ohne un 
ter erleuchtete Maͤnner gezehlet zu werden wol⸗ 
ten, felbft eigenhändig componırt hat / mir ges 
bührenden Lob⸗Spruͤchen belegen ; allein weil 
fienach dee himmlifchen Solmifation , nad) 
dem ( Gottslaͤſterlich fo genannten)ewigen wah⸗ 
ren und einigen Fundamento , und zwar / 
quod mirum,ohne ein Klavier zugebrauchen? : 

verfertiget worden / fo wird das Werck ſelbſt 
dismahlden Meifter loben muͤſſen / es darff nur 
dabey geſetzt werden: Cantica fecit EGO. 
Wenn ich nicht Reſpect vor die Worte des 
Liedes haͤtte / ich wuͤrde doch ein Fleines Enco- 
mium mit einflieffen laffen. Der Lieder⸗be⸗ 
gierige Lefer und Ehoral-Virruofe fan indeffen 
obbeſagte Rarıtaten in den Tabellen des Ut, 
ſub Lit, F. & G. nicht nur in altfränckifchen/ 
fondern auch gar in alamodifchen Noten zu 
Geſichte bekommen; wiewohl mit dem Bedinge / 
daß er ſie nicht nach Amſterdam ſchicke / weil 
Jeanne Roger, die darauf zu lauffen weiß / ſie 
ſonſt unfehlbahr nachſtechen und ihrem Cata⸗ 
logo einverleiben laſſen wuͤrde. Das ſaubere 
Kupffer iſt nicht genug zu admiriren / und ſte⸗ 
hen hier die meiſten Kuͤnſtler in der Meinung / 
es habe das Scheidewaſſer das beſte —9 ge⸗ 





— n542— 
Yon “7 
* 


— — TER ET Fr 


— — TFT TEE 






er 


u 


210 Pl Cap.V. 


than Der Biß ift auch fo gut — der 
Herr Organiſt wohl gerhan haͤtte / wenn er ſei⸗ 
nem. koſtbahren Wercke etwann ein Chur⸗ 
Fuͤrſtl. Privilegium zu Wege gebracht / da es 
ihmja mittelſt ver Dedication + ein leichtes 
geweſen waͤre / eben zu dem Ende / daß ſeine Sa⸗ 


chen Beinen Nachdruck bekommen möchten. 
Gefahr lauffen fie, das iſt gewiß. Wir wol⸗ 


len uns indeß hier zu Lande ſo lange mit der Me⸗ 


lodie: Was mein GOtt will das geſchehrc. 


behelffen / biß dereinſt des Herrn Choral 
Schmidts neue Compofition auch beyung 
eingeführer werden wird. — 


Se. Dasjenige/ was zu wiſſen hoͤchſt⸗ 
noͤthichiſt / kan billig und vernuͤnfftig nach Be: 


ſchaffenheit der Perſonen und Abſichten / unters 


ſchieden werden. 3 ©. Ein Kechen⸗Mei⸗ 
ſter muß Algebram ſpecioſam & num — 
— am, 


In dieſer Dedication von 3. Seiten find 3. mahl 
3 .Schnitzer aufzuweiſen / da man doch / wenigſtens 
in der Zuſchrifft / behutſahmer verfahren ſolte. 
Ortographiſcher Fehler und Anſtoͤßigkeiten 
contra Syntaxin zu geſchweigen / fo kommen die 
Erſtlinge im 52. Jahr ; wohl etwas ſpaͤth und 

daß dergleichen niemahls in Erfurt dasLicht ge⸗ 

ſehen / wird man hier anders erfahren haben. 





Vom andern TheildesOrch. 211 


(am,die Aufloͤß⸗Kunſt / die Regul Coß / oder / wie 
die Hollaͤnder reden / die Stelkonft verſtehen / 
das iſt ihm eſſentiel und. zu wiſſen hoͤchſtnoͤ⸗ 
thig; hergegen einem guten Haushaͤlter iſt es 
ſchon genug / wenn er die 4. Species und die Re- 
ulam de Tri inne hat / ohne ſich deswegen 
iß auf die 10te Propof. des Vten / it. auf Die 
14e und 2oſte Propoſ. des VIIden Buches 
Euclidis zu verſteigen. Eben alſo habe ich 
vermeynet / es wuͤrden meinem galant hom- 
me im Orcheſtre der Dux & Comes, wel— 
ches endlich noch Characteres ſind / die ange: 
nehm und vornehm lauten’ ein Genuͤgen leiften, 
menn er daraus ihre Bedeutung verftehen lerne: 
te; habe dannenhero / nach Befchaffenheit mei» 
nes Gegenflandes under Dabey geführten Ab⸗ 
ſicht / gar nicht eflentiel,gar nicht höchfinörhig 
gefunden’ ihm mitden beyden pretendirten 
Competitoribus beyeiner Fuga , dem fü ger 
nannten Tono und Der Imitation, den Kopff 
guzerbrechen: 
8. Zudem ift die Sache nichtsweniger 
als eſſentielle, fondern vielmehr ein Acci- 
dent. Denn / wenn eg zufälliger Weiſe ge: 
ſchieht / daß fich in Repercuflione dag The- 
ma nicht genau willimitiren laſſen / ohne den 
9* ei⸗ 


212 Pl, Cap. V. 


er I * 


eigentlichen Ambitum des Thons au üben 


fihreiten / fo muß fich Die lmitation unausges 
ſetzt bey einer regulieren Fuge / in die Schran⸗ 
cken des Modi oder Thons einſchlieſſen laſſen / 


und alsdann iſt ja der Thon aus druͤcklich Mei⸗ 
ſter und Herr / kenes weges aber competeñte. 


Iſt hergegen das Thema fo eingerichtet daß 
Die Repercuſſio oder Imitatio (quod idem; 


hoc refpedtu ) im Thon bleiben fan ı f6 
braucht es * feineeCompetehce uͤbeꝛall. Wir 


wiſſen / daß lmitatio Ambitui Toni weichen 


und nachgeben muß; dennoch aber ſoll man 


zweene ausdruͤckliche Competitores bey jeder 
Fuge beftellen/ und wer das nicht thut / der lafl 
das eſſentielle und höchfinsthige weg. O 
des Irrthums! O des’Baldens! 

$.9. Dasift meine Antwort auf die bey⸗ 
den erften Sragen des Gegners p. 87. die ſo 
. lauten: (1.) Wo blabr das efentiel und 


— 


was zu wiffen"höchfinötbig ift ? (24) 


Sinden fich nicht bey jeder Fuge zweene vors 
nehme Competitores ein / nemlidy Tonus &g 
Imitatio? Es ſind aber der Fragen fechs/deren 


dritte noch vielhölßerner klinget / als Die bepden 


erſten Sie iſt ſo abgeiaffet: (3.) Ob nicht 
Imitatio, wenn ſie anders gut ſeyn ar A 
| olmi- 





Vom andern TheildesOrch, 213 





Solmifatione dependire? Rifum teneatis ami- 
ci ! Er mill haben alles Volck foll ja fagen: 
Merckt ihrs! Ey / ey ihr Leute / wie habt ihr 
mich hinters Licht gefuͤhret / die ihr mir Fugen 
machen gelernet / ohne Lolmiſation? Das 
heiſt denn ja wohl recht Abſurditaͤten mit ſeinen 
ecoliers tractiren / wenn man Fugen mit ih⸗ 
nen vornimmt und die großmaͤchtige Compe- 
titricem bey einer jeden Fuge / die Signora 
Jmitatione , welche (und in fo fern fie) a 
Regina Solmifatione dependiret) nicht ge⸗ 
buͤhrend mitdem Ut einblaͤuet. Ich habe biß⸗ 
her im finſtern getappet und vermennet/ Reper- 
cufliö ſey eben das Ding. Aber nun ſeht ihre 
Domine Pr&ceptor , momirg fehlet O 
Amazona Solmifatio! O Sultan Aretine} 
Orate pronobis. ‘Doch wir wollen ung mit 
diefen Heiligen unten durch ein paar Wachs⸗ 
Lichter hoffentlich abfinden ; und zur vierdten 
Frage fchreiten- on | | 
G. 10. Die verhält firh folgender Ger 
flalt: (4.) Muß nicht der Comes dem Duci 
in ebendem Tono folgen / zu welchem diefer 
(der Tonus) incänmt; audy eben alfo folmi- 
firen / esfeydann / daß Repercufio und Am- 
bitus entgegen ſtehe? Was ſoll ich draus 
| ma 


214 P.I. Cap.V. 


machen meinfieberSolmilator ? Das Re- 
lativum diefer fan nur auf Tonum gebracht 
werden’ und denn hieſſees: Der Comes folge 
in ebendem Tono zumelchem der Tonusin- 
cliniret; da werde mir einer.flug Daraus. Oder 
wenns ein Verſehen iſt / und dag Relarıvum, 
diefer foll den Ducem andeuten / fo hat noch 
Feine Seele geſtritten / daß nicht dee Comes dem 
Duciin eben demfelbigen Tono, quoad am- 
bitum , folgen müffe / den fich der Dux zum 
Haupt Thonermwehlerhat: Wozu nutzt denn 
die gange Srage ? Damit ihrer etwann fechg 
toerden ? O! nun merck ichs. DerCcomes muß 
audh eben alfo /olmifiven/ ale der Dux; es ſey 
denn / daß Repercufio (hier ftehtd pro imita- 
tione) und Ambitus, ( dergehört adtonum) 
entqeggen fteben. Meflieurs les Comtes, 
vous devesfolfier auffi bien queMefleig- 
neurslesDucs. Daraufläufft alles wieder 
hinaus. Ich beziehe mich vagegen abermahl 
in aller Ordnung undEhrbarfeit auf meine ver» 
fprochene Wachs⸗Lichter oder Ampeln. 

9. 11. Die fünffte Srage folte man doch 
auch mohlunterfuchen / wird der Leſer dencken; 
wolan / ich will ſie / ihm zu Liebe / herſetzen. (5-) 
Muß nicht / wenn man ein Thema motu con- 

ir4* 





Vom andern Theildes Orch. 215 


trarıo einführen will / wo motu recto Mi gewe⸗ 
ſen / motu contrario Fa& e contra kommen? 
da iſt mag zu beantworten! Gewiß ich glaube / 
daß mancher zum Doctore Mulices in Engels 
land gemacht iſt / dem bey ſeinem Examine ſol⸗ 
che Fragen nicht find vorgeleget worden. Wenn 
ich ſolcheropoſitiones imOrcheſtre gethan 
haͤtte / wuͤrde mein galant homme gemeynet 

haben / ein Thema motu contrario, durch 

Die Herrn Introducteurs Mi & Fa, einzufuͤh⸗ 
ven / fen etwann fo ein Streich / als wie jener 
Groß⸗Britanniſche Ambafladeur dem Gas 

ren Baſilovvitz erwieſen. Dieſer wolte has 
ben / der ambaſſadeur ſolte ſich bey der Audieng 

buͤcken / und weil er folches feinem Charactere- 

repreſentant unanftändig hielte / auch vor⸗ 

gaͤngig feine Reſolution darüber eröffnet 

hatterließ der Czar im Verhoͤr⸗Saal eine Pfor⸗ 

te aufrichten / die fo niedrig war / daß kein Menſch 

ohne Buͤcken durchkommen kunte. Wie aber 
der Ambaſſadeur den Poſſen merckte / kehrete 

er ſich geſchwind um / und kroch ruͤcklings durch 
das Pfoͤrtgen / wieß alſo dem Czaren ſein natuͤr⸗ 

liches Mi & Fa, oder deren inſtar, motu con- 
trario, das iſt fein Semitonium naturale 
von hinten. Ich erzehle dieſes Hiſtoͤrgen aus 
| - dem 


216 '° BI Cap. V. - 
dem Wicquefort: keinesweges der feeligen 
Solmifation zum Spott / das fepferne; viels 
weniger zum Nachtheilder Doppel⸗Fugen / da⸗ 
von ich ein Liebhaber bin / und fie auch ohne Cla⸗ 
vier / Gott Lob! zu machen weiß ; ſondern / theils 
um den Leſer ein bißgen von der truckenen Ma⸗ 
terie des Wiederlegers abzufuͤhren und zu di- 
vertiren; theils auch / mir ſelbſt Juſtice zu 
verſchaffen / und die Urſachen anzuzeigen / war⸗ 
um ich im Orcheftre nicht fo ſchrecklich Kunſt⸗ 
und Zunfft⸗maͤßig habe reden moͤgen. Die 
ꝓalanten Leute find ſchalckhafft bey dieſen Zei⸗ 
ten / und hätten mir leicht ein ridiculum quid 
andrehen koͤnnen; habe ich Doch genug zu thus 
und( quafi vero ) meine volle Arbeit / mid) eis 
nes einkigen Organiſtens zu erwehren / von dem 
man ſonſt ſein Tage nicht gehoͤret hat / daB ein 
ſolcher in dee Welt ſey. Die ſechſte Frage deſ⸗ 
ſelben iſt eine Kecapitulatio priorum in die⸗ 
fer Form: Müſſen nicht alle dieſe Stude 
bey einerregulair- Fuge in acht genommen 
werden + ‚und die Fan ausobigen jedermann 
nur mir einem Kopffichütteln beantworten 


$ 12. Ich rühme mich meiner Schwach⸗ 


heit’ wie Paulus felbitthanfonft habeich ware 


hafftig nichts zu ruͤhmen. Dennoch = ges 
ſage 


get / 


J 


Vomandern TheildesOrch. 217 


faget / ich rühme pag. ı 54. des Oreheftre ° 
un je ne fcais quoi, Mir wollen eg bes 
Schauen. Es befinden fich daſelbſt dieſe gantz 
unverfaͤngliche Worte: „Solte auch einer fo 
„ſtupid ſeyn / und weiter nichts hieraus faſſen / 
3,f0 wird er doch angemercket haben / daß Mo- 
„tus contrarius in der Mufic zweyerley gar 
„unterfchiedene Bedeutungen habe. „ Darinn 
beſtehet der gange angegebene Ruhm; dag heift 
der Gegner rͤhmen. Aber weiter : Man bes 
fchuldiget mich / ich hatte nicht dociret / was Mo- 
tus rectus und Motus obliquus ſey. Da 
ſitz ich wieder. Wie ſoll ich heraus kommen? 
Haͤtte doch der Mann die Gutheit gehabt und 
ein Woͤrtgen von dieſem Schazze fallen laſſen; 
vielleicht waͤre das uͤbrige zu errathen geweſen. 
Sch finde auch / zu meinem ngluͤck / nichis davon 
in ſeiner herrlichen Parte informatoria, dar⸗ 
auf ich mich Doch ſonderlich geſpitzet hatte. So 
iſt er auch das Regiſter / wie alle Schmierery 
ſchuldig geblieben. Dennoch ſey es gewaget. 
Rectus heiſt gerade; obliquus heiſſet krumm 
oder ſeitwerts; das dancke ich dem ehrlichen 
Calviſio, dem Muſico, Chronologo & 
Mathematico (ſo nennt er ſich in ſeinem En- 
chiridio Lexici, und ſetzet zu meiner inniglis 
chen Sreude den Muſicum, wie billig obenan.) 
K Nun 


218 P. 1, Cap.V. 


anne 
Nun denckeich immer: Motus rectus muͤſſe 
in dee Muſic eine ſolche Bewegung bedeutend | 
zwo Stimmen zugleich entweder auf soder nie⸗ 
vergehen. - Motus obliquus aber / da eine 
Stimme flille ftehet und die andere ſeitwerts 
weichet. Odb ichs nun getroffen habe / weiß 
ich fo gewiß nicht; denn ich habe weder omni- 
otentemSolmilationem , noch das Cla⸗ 
vier su Rathe gegogen/ und bin mir Daher eines 
neuen Angriffs / oder aber eines Tranlear ges 
wärtig ; allein fo viel weißich Doch / Daß es we⸗ 
der zu Fugẽ noch zu denCompofitions-ireen 
eigentlich gehoͤre / ſondern lauter veritables 
Schuͤler Geſchwaͤtz ſey / welches in heutiger 
Praxi eben fo wenig Nutzen hat / als ein Co- 
thurnusim Schufter Amt. | 
$.13. Im Anfang ber iin. ni 
diefes Capitels wurde mie nicht wenig angſt / wie 
ich pag. 81. im Ut folgende terrible Worte 
laß: „Ob ich (nemlich der Organiſte) nun 
„wohl willens geweſen / dieſes Caput gantz zu 
„übergehen, fo hat mich Dennoch in ſpecie Det 
„‚andere $ und ein und andere darinn (im $ 
„oderim Capite?) gefundene Materie re 
veranlaſſet / ſolches obiter von F zu g durch⸗ 
zugehen,Hingegen heiſt es pag: 87. alſo: 
$,17» 18, 19. 20. 21. von fol. I55. biß 170. 
trans⸗ 





— — 


Vom andern Theildes Orch. 219. 


tranfeant,,» Das wirdman nun in Erfurt 
nennen : Sin Capur vom F. zu F. obiter 
durchzuaehen. Eben im 17.$. hätte aber der 
fich zudringende Gegner mir die Juftice thun 
und bemercken mögen ı daß ich dafelftvon Kir⸗ 
chen-Sachen folgende unvermerfliche Senti- 
mens führe: „Es Eönte nicht ſchaden / wenn. 
„man fich jegumeilen ein wenig modelter in 
„dieſem Stücke begeigeter und/ ob gleich Arien 
„und Recitativ gebraucht wuͤrden / doch felbi- 
»ge und ihr Accompagnement allegeit mit 
„mehrerm Ernft und Solidité ausarheitete/ 
„als etwann in Sammer-oderTheatral-Mufic 
gnöthig iſt ꝛc. Aber dieſes dienetin des Solmi⸗ 
ſatoris Krahm keinesweges / denn / er will den 
liederlichen Handel allein / gantz allein / aus der 
Kirchen verbannen / und mir nicht die Ehre goͤn⸗ 
nen / daß ich ein Woͤrtgen mit dazu ſage / da ich 
ihm doch lange zuvor gekommen bin. Gedachter 
G.17. pag. 155. im Orch. verdienet ſonſt wohl 
(ich fagees wahrlich ohne Ruhm) daß man ihn 
zweymahl durchleſe. Doch.eben Darum fpielt der 
Opponens dag Tranfear mit ihm. 

$.14. In folgenden $ 18 p. 158. des Orch 
find wieder ſolche Anmercfungen enthalten / die 
dor mir noch niemand öffentlich gemacht und 
docist hat. _ Inſonderheit ſtehet zu meiner 
u 8 2. Ents 


Br ) 


io, MI Cap.V. — 


Entſchuldigung daſelbſt in Parenthefi fol 
gendes: „Ich mache hier nur von allen Sa⸗ 
;schen einen ungefehren Entwurff/ und führe es 
„nur Exempels⸗Weiſe anı ohne jemanden was 
„vorzuſchreiben / noch fonft feine ‚beffere Meis 
„nung zu benehmen.„ Mich dünekt/ wenn ei⸗ 


ner noch modefter redete fo würde er fich bes 


ſchimpffen. Und folcyer Precautionum hat 
das Orcheftre gar viel: hin und wieder; Z E. 
pag. 149.198. 253. & alibi , weil mir gar 
mohlbewuft/ daß wer etwas ungewöhnliches 
oder ungemeineg vortragen will’ nimmer zu bes 
hurfahm gehen fonne. Da nehme mir aber 
ein Menſch animum injuriandi draus ab / wie 
mich deſſen das injurieuſe Ut fo offt als faͤlſch⸗ 
lch / und recht unverſchaͤmt / beſchuldiget. Der 
brutale Heuchler ſpricht flugs: Es ſey wieder 
GOttes Wort. Was denn ? daß ich die 
Solmifationem vertverffe und wenig Staat 
von.den alten Modis mache ? davon findet 
man in der gansen Bibel nichts. Daß man 
aber unfchuldige wolmennende Leute / die nie⸗ 
mand beleydiget haben noch beleydigen wollen) 
im oͤffentlichen Scheilften vor Geld angreiffet/ 

ohne eine zureichende Erkaͤnntniß weder vonder 
Cache noch von der Perfon zu haben/ 65 das 
Chriſtlich und mit GOttes Wort BEER 

| 


Pr 


— — 


Vom andern TbeildesOrch, 227 


iſt wird dem Organiſten / als einem ſeynwollen⸗ 
den Kirchen⸗Diener / ſein Gewiſſen oder ſein 
Seelſorger leicht ſagen koͤnnen. 
G. 15. So enthalten auch $$. 19. 20. 
& 21,p.160- - 170. des Orch. einige Merck⸗ 
mwürdigfeiterdieindegFranchini Tractat nicht 
anzutreffen find; warum aber der Gegner feine 
allweiſe critique nicht Darüber ergehen laffen 
wollen’ ſolches muß man errathen, und gerne zu 
frieden ſeyn / daß er folche wiederum mir feinem 
gewöhnlichen Tranfeat beehrethat. Aber ad 
$.22. koͤmmt ein harter Stoß/ wegen deg Præ, 
fo ih im Orcheftre denOuverturen por allen 
andern Sinftrument- Sachen beygeleger habe. 
Der Wiederſacher fpricht nach feiner gewoͤhn⸗ 
lichen Weiſe Nein dazu; und damit er fpe- 
ciem rationis habe/ fo wird gefagt. (x) „EB 
„finde fich faſt Fein Eoinponifte / der Die rechte 
>Lullifche Art dee Ouverturen sutreffen wiſ⸗ 
„ſe, ergo: haben die Ouverturen nicht dag 
„bræ. (2) Herr Erlebach / der ziemlich nahe 
„gekommen, ſey nuntodt ; hergegen werde zu 
„Albinoni und Corelli, wie auch zu Pach⸗ 
„helbels zweychoͤrichten Sonaten, in fpecie 
„su der Serenata, "Johann Michel Bachs 
„„Revange und dergleichen / vielmehr Kunft ers 
„fordert, Ad primum anttwortet zwar det 
| K 3 Er⸗ 


"332 P.I. Cap. V. 


Erfurtifche Diktator pag gr. feiner vermeyn⸗ 
ten Wiederlegung felbft a 
ne Ruhm zu melden ſolcher Ouvereuren ges 
nug ſetzen. Alſo findet ſich / Gott Lob! noch 
einer der die Kunſt kan / und faͤllt ratio prima 
quare non? ſchon weg. Ostellæ prima 
Magnitudinis, denen ich dieſes beſchuͤtzte Or- 
cheſtre zugeſchrieben habe / putze ſich doch einer 
von euch / und verdunckle mit ſeinem Auswur 
dieſen elenden Ouverturen-Irrwiſch! Ad 
fecundum fan man nichts ſagen als: Il eft 
mort. Niemand fan Ouverturen macheny 
der im Leben iſt / algder Solmifator , und Er⸗ 
lebach iſt todt / ergo haben die Ouverturen 
nihtdas Pre. Bachs Revange wird doch 
wohl der klare Kern ſeyn. * Ep! hätte - 
| er 


— — — 


\. 


—— —— 

* Ich habe von dem beruͤhmten Organiſten zu Wei⸗ 
mar/ arn. Joh. Sebaſtian Bach / Sachen ge⸗ 
ſehen / ſo wohl vor die Kirche als vor die Fauſt/ 
die gewiß fo beſchaffen find! daß man den Mann 
hoch zftimiren muß._ Ob dieſer Bach einer 
von des obermehnten Jobann Michel Bachs 
Nachkommen ift/ davon habe Feine rechte Kund⸗ 
ſchafft / und will ihn hiemit erſuchen / zum Behueff 
des in der Dedication gegenwaͤrtigen Wercks 
— Vorhabens / wo muͤglich / behuͤlfflich 
zu ſeyn. 


: Ich wolte / oh⸗ 


⸗ 


Vom andern Theil des Orch,. 223 


der Lullyredivivus ** lieber feine Marſch⸗ 
Teftes fub Lit. H. meggelaffen/ und ung ein 
paar tefticuli von diefer raren Revange (uns 
fere Frantzoſen fchreibenes : Revanche oder 
Revenche ) mitgetheilet/ daß man hätte fehen 
koͤnnen / was es fürein Wunder⸗Thier ſey / 
und ob mit ihm auszukommen!: 


516. Ein ſeyn⸗wollender Componiſte / 
der folche Fehler macht / wie jenerim Orcheftre 
angefuͤhrte Organiſt mit ſeiner Ouverture 
Aus dem k. gethan hat (ob er hieſiges Ortes oder 
auswaͤrtig dudelt und rummelt / gilt mir gleich) 
dem will ichs allemahl vorwerffen / er mag dem 
Solmifatori bekannt oder unbekannt ſeyn. 
Ich glaube doch / daß er ſich irret / wenn er den 
rechtſchuldigen vermeynet errathen zu haben; 
denn ſonſt wuͤrden die Committenten des 
Wiederſachers ſehr uͤbel nehmen / daß ſich ei⸗ 
ner finde der den beſagten Ouvertur-Recker 
vertheydigte / und zwar noch dazu fuͤr ihr gutes 
Geld / maſſen die Freundſchafft zwiſchen ihnen 
blutſchlecht ausſiehet. Und / weil es auch die 
Warheit iſt / was ich davon geſagt / muß / ſoll 

K4 und 


Dr ss, ee... 
* On f'appercevra encore long tems , que Mr, 
Lully n’eft plus Diverfires euriens, Tome IX, 


214 P,I Cap.V. 


ee 

und fan es Fein ehrlicher Menſch für eine Inju⸗ 
rie halten. Habe mich demnach um defto mehr 
über und wieder Den gegenfeitigen Schluß dee 
Einleitung fo wohl / als auch über und wieder 
die feinem pretendirten Kunft: Senoffen ges 
ſtelite / unbillige und unwiſſende Schuß Rede 
pag.88. des t abermahl hautement zu des 
ſchweren. 

6.17. ch glaube auch / es war nur dar⸗ 
um zu thun / bloß dieſem geftriegelten Ouver- 
tur- Macher / den ich ſelbſt weiter nicht kenne 
noch zu Eennen verlange/als Daßer ein Drganift 
heiffen will Das Wort zu reden / fonit findet 
auch ſelbſt die Mißgunft in diefem Capite deg 
Orch. fo wenig zu thun / daß abermahl ſechs 
ganke 8F den freyen Paß / auch von declarir- 
ten Feinden befoinmen. Weil aber der Op- 
ponens nicht errathen kan / was ich durchbou⸗ 
täden undRicercate verſtehe / ſo muß ichs ihm 
auslegen. Es iſt gleichwohl eine Schande / ſei⸗ 
nen Unverſtand ſo bloß zu geben / und dennoch 
eine lahme critique vor Geld machen wollen. 
Boutade fommt demnach her von dem alten 
Wort Bouter, welches fo viel geheiſſen / als 
mettre oder fegen / und weflen fich die Bau⸗ 
sen und der Pöbelin Franckreich annoch bes 

die⸗ 


Vom andern Theil des Orch, 225 


me Ur ne, 
dienen. Das Derivarivum Boutade aber 
bedeutet: Un mouvement prompt &lim- 
petueux ; un caprice , eine hurtige Bewe⸗ 
gung / einen fchleunigen plöglichen Einfall’ eis 
nen Sagıden man aus bloffer Caprice fo bins 
fetget fans fagon, wieder Bauer den Hut auf 
den Kopff. Voy. le Dictionaire de Mr. Fure- 
siere , das kan vielleicht dieſen Gedancken ein 
mehrers Licht geben. Mit folchen Titeln pflege 
ten fonft die Solo aufder Viola diGamba zu 
prangen/ welche fo eingerichtet waren / als wenn 
fie ex tempore hervor kaͤmen. Das wat 
eins. Der Here merdees. | 
$.18. Daß der Gegner aber / vors an⸗ 
dere / greulich geirret / wenn er meynet / das Wort 
Ricercata hieſſe Ricercaren / kan ein jeder ſe⸗ 
hen / der nur die Infinitivos im Italiaͤniſchen 
uͤnd derſelbigen Sprache Genium etwas ken⸗ 
net. Es iſt freylich an dem / daß unfere gute 
Teutſche Borfahrendas Wort fo zerſtuͤmmelt 
eingefuͤhret haben / wie dergleichen Exempel der 
Corruption auch in vielen andern Sachen 
nicht fehlen. Aber Deswegen fotte ein Ricer- 
catore von Profeflion doch nicht bey der alten 
ungeftimmten Leyrebleiben. und Leute / die fich 
mehrum er ra haben mez 


226 P. I. Cap. V. 


ſer Organaedus in Erfurt / nicht gleich bruta⸗ 
ler Weiſe eines greulichen Irrthums beſchuldi⸗ 
gen. Ich will nur einen Italiaͤner fragen ob 

erſtatt Sonata, ſonare; ſtatt Toccata, toc- 
care; ſtatt Serenata, ſerenare; ſtatt Fac- 
ciata, facciare; ſtatt Cacciata, cacciares 
&c. fage/ wenner in Subftantivoreden will? 
Meines theils bin ich verfichert / Daß dieſes Ri- 
cercare, welches ich offt angetroffen / eine greus 
liche Corruption fey / Darüber fich die Italiaͤ⸗ 
ner weidlich mocquiren mögen. Es kan viel⸗ 
leicht einer geſagt haben: Queſta maniera_. 
fi chiama ricereare; da hat flugs der andere 
folches aufgefchnappet und gemeynet / das Ding 
an ihm felbft hieffericercare , da es doch don 
der Art des Dinges zuverftehen if. Die Pa- 
vanen unfrer alten Ahnen haben hier nichts 
verlohren. Wir mollen vielmehr ſehen / mag 
ein gelehrter Mann’ ein gelehrtee Muficus, von 
den Ricercaten mit diefen Worten faget: 

S. 19. Ricercata veut dire recher- 
che.  C’eft un efpece de Preiude ou de 
Fantaifte, quæon joue fur Orgue, le Clave- 
cin, le Tbeorbe &c. ou ilfemble, que Ic, 
Compofiteur rechercbe les traits d’Har- 
monie qu’il veytemployer dans les Pie- 

ee ges 


Vomandern Theil des Orch. 227 


cesreglees, qu’ildoit jouer dans la fui- 
te. Cola fe fait ordinairement fur I&, 
champ & fans Preparation , &parcon- 
fequent-cela demande beaucoup d'ha- 
bilite. V. Moterto, Symphonia &c. Das 
- Jautet auf gut Teurfch alfo: „Ricercata bes 
„deutet oder heiſſet eine Rachſuchung / Nach⸗ 
„ſpuͤhrung / und beſtehet in einem Vor—⸗ 
„ſpiel + oderineiner Fantaiſie / die man 
„auf der Orgel / auf dem Clavier / auf der 
„Theorbe &c. machet / allwo es ſcheinet / als 
„ob Det Componiſt denjenigen Harmoniſchen 
„Saͤtzen und Zügen oder Griffen nachſuche 
„und nachfpühreidie er hernach in den zufpielens 
„den ordentlihen Stücken anbringen will. 
Solches geſchiehet gemeiniglich aus dem 
„Stegreiffund ohneZubereitungseinfolglich er⸗ 
„fordert e8 einen tuͤchtigen Meifter.» _ So 
weit Broſſard. run mag einer fehlieffen / ob 
e8 Ricercaren oder Ricercata heiſſen / und ob 
folche Sachen fo.eingerichtet ſeyn muͤſſen / wie 
des Organiften fein Schatz in der Kunſt⸗ und 
a Saltın finde f 


% 


nn — — 

1Die Engellaͤnder nennen es recht artig Volunta- 

‚ayes,als eineSache / darinn man feinen eigenen 
Willen bar. 


8 P. I. Cap. V. 


$.20. Daß die Facon ſolcher Bouta- 
den undRicercaten alt iſt / ſolches hindert nichtr 
daß fie nicht Fünitlich mögen gefeßet werden. 
ch fage im Orcheſtre der erften Eroͤffnung / 
te find etwa für ein Sinftrument allein gefeßt 
und richten fich nach der Santafey: Das ift 
ja wahr / und aus obigem untadelhäfften Au- 
ctore, der noch in ſeiner Art keinen gleichen 
* erwieſen. Mit meinem eignen Exempel 
an ich auch darthun / daß Ricercare auf der 
Viola di Gamba geſetzt / und mir / von meinem 
Meiſter auf beſagtem Inſtrument / Herrn Lo⸗ 
ſen / Seniore vorgegeben worden ſind; doch 
mag der Gegner vielleicht das Inſtrument eben 
fo wenig als die rechteRicercaten-Art kennen / 
amd feine Batarde der Ricercaren/ feine Ita⸗ 
liaͤniſche Blendlinge / vor fich allein gerne auf 
dem Elavier behalten wollen. Was wir noch 
davon gefehen haben ift von der Art / daß fich die 
Buchhändler nicht vor Abgang retten koͤnnen. 
Wiewohl ich aud) Dabey Das Exempel erlebet / 
daßein weltberühmter Marin’ wie ihm ein gu⸗ 
ter Freund par curiofit@ , Die fo- genannte 
Vorraths⸗Cammer geſchickt /-böfe geworden 
und fagen laffen / er wundre fich ſehr / daß mann 
fich nicht ſchaͤme / ihm ſolche Fadaiſen lange - 
etwa 


Dom andern TheildesOrch. 229 


etwas neuedzu prefentiren. Wenn der Er⸗ 
furter wuͤſte tie Diefe Dorrarhe »Cammer 
einmahlim anfehnlichenConcerte,dahin feine 
alte Committenten zu riechen Das Hertze 
nicht haben fey ausgeſcheuret worden / 25 
er würde hinten daran ſchreiben wie Bpig an 
eines feiner Büchlein : Du bärteft auch 
wohl zu Haufe bleiben mögen, Doch hie: 
von bey Gelegenheit ein mehrere. 

- $21. Nun kommen abermahl neun $$ 
des Orcheftre mit der gnaͤdigen Ertheilung . 
des Tranfeat ab. Solches Tranfeat iftein 
mächtiges Ding / und fo gutalg ein Salvus 
Londudtus. Das heift der Solmifator von 
8 8 3u$ wiederlegen und obiter durchgehen. 
Wenn er alle feine anderthalb Auctores fo 
durchgehet / wird er viel obiter Davon wiſſen. 
Ich weiß in Wahrheit nicht / was fich Doch der 
fahle Erfurtifche Prediger Organift einbilden 
mag/daß er fich unternimt / Bücher zu critilirẽ 
und Tranfeat auszutheilen, als wenn er aller 
BiafebälgePlenipotentiarius oder ein ſolcher 
Pedal Pilarus waͤre / daß er zuͤchtigen und loß⸗ 
laſſen koͤnte. Ich glaube / es muß nicht richtig 
mit dem Gehirn bey ihm ſeyn / derowegen ver⸗ 
ſahre auch ſo ſaͤuberlich mit dem alten Knaben 

en. 87 und 














230 P. I. Cap. V. 


und proſtituire ihn dieſes mahl weiter nicht / als 
ſo weit er es ſelbſt gern hat haben wollẽ. Wenn 
ich meine eigene Sachen loben wolte / ſo faͤnde 
ſich Materie gnug dazu in den vorbeygelaſſenen 
$$. Doch / Eigen Lob ſtincket; wer aber cu- 
rieux iſt / der leſe alle diejenigen Durch / welche 


im gegenſeitigen Ut nicht find beruͤhret wr ⸗ 


den / ſo wird er ſehen / mit welcher Malice- 
man das beſte ſo wohl zu verſchweigen / als das 


anſtoͤßige in unverantwortlich-hohe Rechnung 


zu bringen gewuſt hat. 
F. 2. Wiederum in zehn SS von 39. biß 

49. weiß Zoilus ſonſt nichts auszuſetzen / als 
daß die. pedes rhythmici und numeri fe- 
ctionales nichtherfauet worden. Ob ich nun 
ſchon pag.193. des Orch. der Progreflionis 
Geometrica, wie es heutiges Tages die beſten 
Tantzmeiſter nennen / nur allein Erwehnung 
gethan habe (welches eben fo viel heiſt als nu⸗ 
meri ſectionales) ſo verſtehet doch wohl der 
gute Orgel⸗Treter ſolches nicht weil Franchi- 
nus den Terminum eben Ao. 1502, noch 
nicht gebraucht haben mag. “Die ordinata 
temporum compolfitio, fo der Refutator 
aus gedachtem Auctore beybringet / iſt auch 
gar eine feine Erlaͤuterung / und wirdein 75 


® 


Dom andern TheildesOrch. 231 


ber der oblcurite feine Hertzens⸗Luſt dran fin⸗ 
den. Allein die Pedes rhychmici ſind in 
meinem Orcheſtre nicht erſchienen; ſie heiſſen 
ſonſt mitihrem rechten Termino Chorogra- 
hico, Progreflio Arithmetica , und ges 
ören / fo wohl als jene / eigentlich zur Tantz⸗ 
Kunſt. Es wird ſich auch Fein recht verftändi- 
ger Componiſt die Mühe geben vor Theatre 
dahin diefe Sachen zu rechnen find ) dieferhals 
ben die Feder anzufeßen; denn die Tankmeifter] 
wenn fie rechter Act feyn wollen / muͤſſen dieEn- 
trées entiweder felbft machen / oder Doch von an? 
dern herbepfchaffen Daß alfo diefer Anlauff 
der Pedum rhytlimicorum von bioffen 
Tantzmeiſtern abgefcehlagen wird. So mauſig 
als ſich jedoch der Organiſt mit ſeinen Pedibus 
rhytkmicis macht / hat gleichwohl der Tropff 
das letzte Wort in einem $. viermahl falſch ges 
fehrieben. Ob fein Treiber vamahlezu Haufe - 
geweſen / möchteman gerne wiffen; der würde 
vielleicht fagen: H noneft Litera, aber Die 
Griechen laffen hierin nicht mit ſich ſchertzen; fie 
verſtehen diefe Lateiniſche Ausfluchr nicht. Kir- 
cherus hat ungehlige mahl in Buchſtabirung 
dieſes Worts ungeftoffeny wie ſchon oben > 
| weh⸗ 





232 P.I. Cap. V. 


— — — — — — — — — — 
wehnet worden und deſſen Mufarhythmica, 
bezeugen kan. . 2 

8.23. Die beyden Marfche Lie. A im 
Ut find zwar mit Nichts zu vergleichen, allein / 
wer zu ſchimpffen Luſt haͤtte / moͤchte ſagen / daß 
die Regiments⸗Hautboiſten in Hamburg auf 
ihrer Parade alle Morgen ein Dutzend Mats 
ſche aus den Ermeln ſchuͤtteln koͤnnen / Die zehn⸗ 
mahl beſſer find als Lit. H. Ich ruffe gleich 
20:0. Mannhaffte Kerls mit Ober⸗ und Uns 
ters Gewehr zu Zeugen’ melchedie Ehre ihrer 
Cameraden desfalls vertheydigen follen. Aber 
ich mag nicht ſchimpffen. Doch / NB, der Or⸗ 
ganift weiß wohl (vermuthlich aus meiner Be⸗ 
ſchreibung p +92. des Orch.) daß man insge⸗ 
mein einen Marſch / in Stylo Phantaftico (ich 
excipire und fage Melismatico ) feßet / 
auch / daß ereine ferieufe doch dabey friſche 
und ermunternde Melodie haben müſſe; 
(find meine Worte) Doch / fagt er weiter / hat 
mir gefallen/ Dieje beyde rbyrbmice zu jeggen/ 
da in einem 4. in dem andern 3. Numerus ſe 
Bionalisift. Denckt / welch Wunder ! rel eſt 
notre plaiſir. Gut / daß wirs wiſſen. 

$ 24. Endlich / wegen der Churanten 


= wil dem Momo keine / ſo auf Lulliſche Art Fon 


Vonm andern TheildesOrch. 233 


ſetzt iftı Darnach man tanken koͤnne / zum Vor⸗ 
ſchein fommen. Ich glaube es recht gerne. 
Demim Franchino und feinen übrigen Pe- 
natibus finderfich deren feine einige, es wäre 
denn Sache, daß Erlebach ung noch eine vet 
macht und hinterlaffen hätte. Ich möchte ger⸗ 
newiffen / wo der Organadus Prædicato- 
rum tantzen gelernet hätte; denn um die Zeit / DA 
er. etwann den Boden frequentiret, war es 
grand mode mit einer Courante den Anfang 
zu machen / und die kam gemeiniglich von Lully 
oder von einem Lulliſirten auctore her. Mich 
wuͤndert / daß nicht gleich ein Paar Teſtes wies 
derum in Kupffer dabey auftreten / und DieCou- 
ranten-Dexterite ſo wohl als den Quvertu- 
ren- Witz behaupten. Aber / ſagt derGegner / 
daß man arbeiten und das elaborirte Stuͤck 
um ein: Ich diene wiederum (p. 19. des 
Orch. iſt es meine Expreſſion, die doch gefal⸗ 
len haben muß) communiciren ſoll / Das heiſt 
gefſucht. Es mag drum ſeyn. Tanti pœni- 
tere non emo, Indeſſen ſorge doch nun 
kein Menfch mehr vor gute Ouverturen, denn 
der Solmifator hat uns endlich p. 91 offen: 
hertzig gefagt / worinn Die eigentliche Lulliſche 

Art beſtehe. Es fin der Kunf-Stute and 
u: or⸗ 


234 P. J. Cap.V. | 


Vortheile drey ander Zahllund wer fie zu pra- 
ihren weiß (hic Rhodus hic falca) "der 
muß eine Ouverture aufdie Lullifche Act her⸗ 
aus bringen Eönnen/ es mag ihm lieb oder leyd 
feyn. O du fehöner Ouverturen - Meifter 
son Erfurt! mo hardich St. Velten fo lange ges 
habt ?ı Haftu deine Erftlinge biß ing 52ſte Jahr 
gefpahret ? die mögen ja mit allen Ehren fur 
ſtinckende und verſchimmelte Hefen paßiren, 


Das ſechſte Capitel. 





Beſchuͤtzung des dritten Theils im 
Pars Judicatoria genannt. | 
4. 1. 
27 weniger Judicii findet man im Büd)s 
lein Ut. Auf das erfte Capitel beſag⸗ 
heutigen Italiaͤniſchen / Frantzoͤſiſchen und 
— Muſic handelt / Rum des Wieder⸗ 


Orcheftre > 
E näher wir zum Judicio kommen / je 
ten dritten Theils / welches vom Unterfchied der 
legers attaque uͤberhaubt in einer wohlerſon⸗ 
. | nenen 


Vom dritten TheildesOrch, 235 


nenen Sragerdieich doch zum Voraus $. 3. da⸗ 
felbft und alfo vor 6. Fahren ſchon aufgelöfet 
hatte. Er fragt aber: Wo ſind die neune / 
nemlich / die rechten Kenner die von einer Mufic 
urtheilen ſollen? und bemercket nicht / daß ich 
einen Unterſcheid mache / unter dem Urtheil / ſo 
von der Compoſition an ihr ſelbſt / und unter 
dem Urtheil /ſo von der bloſſen Execution 
(darauf doch vieles ankommt gefaͤllet werden 
Fan. Zujenem / fagt das Orch. find nur rech⸗ 
te Kenner geſchickt / und Deren gibt eg wenig; zu 
diefem aber jeder Liebhaber / der nur ein gefüns 
des Gehör undeinen guten natürlichen Ver⸗ 
ſtand hat. Diefe machen ven gröften Hauffen 
aus / Und aufdiefe muß ein verftändiger Come 
ponifte gewiſſer maffen feine gröfte Abficht rich? 
ten / fonft kommt er wahrhafftig in die Kladde. 
Denn mer für niemand als rechte Kenner com- 
poniren will, der fan aud) — niemand gefal⸗ 
ſen. Ob nun gleich allen zu gefallen unmuͤglich 
iſt / ſo iſt doch eben dieſes gefallen / der allerwich⸗ 
tigſte Punct; und wer dem groͤſten Hauffen ge⸗ 
fallen kan / der hat die Majora, und einfolglich 
was er ſucht und wuͤnſcht. Es werden ſich 
gantz gewiß unter dieſem Hauffen auch viele 
Principes viri, quibus placuiſſe non ul- 

tima 


236 P.L.Cap.VL 


tima laus eft , findentaflen; fecem plebis 
aber läßt man in Republica Mufica gar nicht 
jum votiren gelangen. Dahingegenein Cala 
mäufer / der nur feinen neun Kennern / (die: 
wohl la connoiflance de pre&s , gank ges. 
meine Kerls feyn Fönnen)gefallen will / ſich gan 
gewiß proſtituirt und zum Spott macht. So 
J von der Beſchuͤtzung dieſes Capitels uͤber⸗ 
aupt. Zu 
$.2. In fpecie wiederlegt mich aber 
das Ut mit diefen IBorten : Ks fehreiber der 
Serr Auctor in dieſem Capste fehr wohl und 
wird ihm jedermann beyfallen. Ey! du 
herrliche Pars refuratoria, wie haftu dich ſo 
wohlgehalten ! wann dem Meifter Futfa für 
diefe Worte nicht 6: Reichsthaler einbehalten 
und abgezogen worden / ſo haben fich feineCom- 
mittenten fehr vergeflen ; denn dieſes iſt eine 
von den Stellen / darinn ſich das Büchlein Ut 
ſelbſt wiederleget. Doch ftille ; die Sache ift 
noch fo klahr nicht. Ich habe die Italiaͤniſche 
Compofition, wie Die Rede gehet/ bald biß in 
den Himmel erhobenibald ihr eine Frantzoͤſiſche 
Ouverture wieder vorgezogen / das wird mir 
übelbefommen. Sed diftinguo , meinlieber 
Herr Drganifte/ ditinguo. Beydes * 


Vom dritten TheildesOrch, 237 


liäner und Frantzoſen haben ihre Meriten. * 
Überhaupt hat die Scansöfifche Inſtrumen⸗ 
tal⸗Muſic vor der Sraliänifchen einenStreich 
voraus. Dasift mein Saß im Orch. p:222. 
& p 226. undvonden Teutſchen wird p.227. 
gefaget : Sie imitiren diefe Art Frantzoͤſiſcher 
Inſtrumental⸗Sachen und gehet ihnen folches 
beffer als den Italiaͤnern vonder Hand. Heißt 
nun Das : unter den Ouverturen , die in 

Teutſch, 


Weil ich vernehme / daß ein gewiſſer groſſer Com- 
poſiteur vermeinet / hätte in meinem Orche- 
ſtre dieFrantzoſen ein bißgen zu viel berunter ge= 
machet; fo Habe mich verbunden erachtet / = 
Imputation yon mir abzulehnen und zu verfi- 
chern / daß folches gang und gar meine Abſicht 
nicht geweſen; ſondern daß ic) groß Egard für 
die Frantzoͤſiſche / inſonderheit Inſtrumental⸗ 
Muſic trage) wie ſolches im Orch, p. 208. 219. 
220. 226. 227. &c. erwieſen worden. So bemercke 
ich auch / daß die Herren Frantzoſen neulich an⸗ 
gefangen haben / viele Vocal⸗Sachen auf Ita⸗ 
liänifche Are zu fegen / welche ich wuͤrcklich recht 
artig und mwohlausgearbeitet befunden habe. 
Vormahls waren fie zu eigenfinnig dazu / nun fie 
aber fehen / wie dag Schwimmen wider den 
Strohm nicht gut gehet / kommen ſie zu beſſern 
Gedancken. Ich gratulire und ſehe es hertzlich 
gerne. 





238 p, I. Cap. VI. 
Teuſchland gemacht werden / traͤffe man auch 
keine an / die auf die Lulliſche Art gefest fey? 
Man darff deswegen nicht nah Erfurt lauffen / 
oder feine crittehalb Mard für ein Fahles Ut 
hinzahlen; ** es duͤrffte hier su Lande nöch 
einem 


— — — — — — — 
er Sie fehr cs die Leute gereuet / ihr gutes Geld für 
das nichtswuͤrdige Ut — zu haben / ers 
hellet unter andern aus einem riefe des Orga⸗ 
aiſten der wunderſchoͤnen Groͤninger⸗ Orgel 
im Halberſtaͤdtſchen / Herrn Carl Andreas 
BZehnee / der den 17.Junii 1717. davon ſo ſchrieb: 
Zaͤtte ich mein angewandtes Geld einem 
Bären-Zieber gegeben / fo ich vor die alten 
Zumpen bezablr / fo wüftenody / Daß es 
derfelbe ſauer als ein Bettler / verdienet; 
aber ſo habe ich nichts davon. . Diefer Or⸗ 
ganiſt / den ich fonft nicht kenne / als daßer pro- 
rio motu , tie viele andere / an mich geſchrie⸗ 

en/ nennet/unter verfchiedenen artigen expres- 
fionen/ das barmhergige Ut einen alten But⸗ 
ter-Milcbs-Tractat : davon der Muſic⸗ 
Liebhaber nicht das geringfte proftiren 
Fan. Und ineinem vorhergehenden Schreiben 
dom 2;Junii 1717. deffen Extract, ſo wohl als das 
obige | nicht ohne des Mannes Genehm⸗ 
haltung hiemit publicivef wird / lautet es folgen⸗ 
der Geſtalt: Der wieder ihr wehrtes und 
wahrhafftes O⸗cheſtre narrenhafft ge⸗ 
ſchrieben / und ſeine alten olwrären hervor 
ge⸗ 


Vom dritten TheildesOrch, 239 


einem und dem andern giemlich gerathen / zus 
mahl denen / die des Geldes zuviel hätten’ und 
ſich des neu aufgegangenen Lichtleins im Sol⸗ 
mifations-Kaften zum Uberfluß noch dazu be 
dienen wolten; denn folches toeifet nun jeder⸗ 
manneinen vortrefflichen Weg an. | 
5,3. Adcap. II, fpricht der Gegner mit 

einer ungemeinen Bravoure : Es komme da 
Die Braut hervor getreten / warum wir. 
kunff⸗ 





geſucht / hat ſchon manche Muſicaliſche 
Pille eingeſchluckt. Es hat mich letztens 
ein recht braver Mann verſichert / dieſer 
Wiederleger ſoͤffe ſich alle Tage voll 
Brandtwein; darum iſt kein Wunder / daß 
er ſeinen Nechſten / der es ſo redlich mit 
rechtſchaffenen Muſicis meinet / durch 
feine alte ausgeflickte Läfter-Dchrifft an- 
asien ı woraus wahrbafftig Die 
ZJZugend irre / und manches gutes 
Subjedum , {0 doch fonft von dem lieben 
GOtt gut Naturel befommen / abgehal⸗ 
ten / und ihm die Muſic eckel gemacht 
wird. Übrigens verſichre ich vor GOtt / 
daß Ihr Hhoch⸗Edl. ein groſſes mir ihrer 
Zirbeit gethan / und wird der liebe GOtt 
fdyon ferner Önade geben / auch diefen 
Menſchen zu überwinden, wozu ich von 
Hertʒen grasnlre &r. 


240°. BI Cap. VI. | en 
kunfftig cersiren müften. Wenn ich wuͤſte / 
daß fein Bräutigams Eifer und Der gantze 
Streitdamit gehoben waͤre / ſo wolte ich ihm auf 
alle feine itzige und kuͤnfftige Kemarquen mit 
dem bloſſen Tranſeat antworten / und mich 
gar nicht expliciren. Da moͤchte denn der 
Herr Organiſt ſeine Braut immer allein be⸗ 
halten und verſichert ſeyn / daß mir nicht eine 
Ider darnach ſchlage. Wie nun die lieben Al⸗ 
ten ihre Raiſonnemens von den Thonen vers 
fianden haben wollen das ift eine für mich viel 
su hohe Srage/ Darunter ich. weder pro nunc 
noch in futurum werde dienen koͤnnen; ſo mag 
auch wohl hie und da mit den Allegaris, wegen 
der verfchiedenen Ordnung und’deren Difcre- 
pance inden Tonis ‚leicht ein oder andrer Irr⸗ 
ſyum ſtecken / wie wir denn alle fehlen. Fönnen; 
Auriculas Afıni quisnon habet ?: ‚aud) fo 
gar derunfehlbahreSolmifator, werner 3. 
mepnet/diep, 239. des Orch. von mir uͤberſetz⸗ 
ten Lateiniſchen Worte wären Kircheri ver- 
ba, da fie doch dem Corvino gehören’ welches 
ja groß genug dabey ſtehet / mit dem Anhang / daß 
mir diefe lehiere Meynung (Corvini) beſſer 
als die erſte (Kircheri) gefalle. Zudem 
wird ſich der Gegner / optimus vel quaſi In- 
U ter- 





Vom dritten Theildes Orch, 241 


terpres reverendiſſimæ Antiquitatis von 
der Alten ihrer Meynung die beſte Nachricht 
aus den Kloͤſtern ſelbſt geben koͤnnen. Damit 
ich auch zu frieden bin/ und ſie nicht einmahl an⸗ 
zuſehen verlange. Wie ich aber meine eigene 
unmaßgebliche Gedancken Davon eingenommen. 
haben wolte / das muß ich / nach der mir ruͤhm⸗ 
lichſt beygelegten Einfalt / auch huͤbſch einfältig 
allhier vortragen. ( Ich befinde hiebey wahr 
zu ſeyn / daß ein jeder / der ſich vor 12. Schilling 
das Orcheſtre kaufft / nicht auch zugleich den 
Verſtand deſſelben mit erhandelt; —* daß 
fich mancher auch Die einfältigfien Sachen ers 

Flähren laffen müffe.) _ | 
4 - Sp verfiehe ich nun. Diefe 
meine Gedancken weder vom Stylo Ec- 
clefiaftico ſoluto ( mit dem Ligato hat 
ohne dem Fein galant homme zu thun) 
noch vom Stylo Phantaftico , Melisma- 
tico oder Choraico , in fpecie, Wie⸗ 
wohl ich Fan auch teutſch ſchwatzen / damit es 
einfaͤltiger laute: Ich verſtehe meine wenige 
Gedancken uͤber die Eigenſchafft und Wir⸗ 
ckung der Thone nicht von einem Kirchen⸗ 
Stuͤck noch von einer Quverture, noch von 
einer Sonate / ind a fondern mn 
| en 


2% P.I. Cap. VI. 
len und jeden Sachen / die auseinem der 24; 


Thone inder Welt mögen gefegt werden / über⸗ 
baupt. . Da ift meineExplication. Denn 


ein anders iſt wagder Styluszum Effedteines 


Stückes bepträger / welches freylich an feinem 
Drt confiderable befunden wird; ein anders 
aber iſt / was der Thon an und vor fich felbft Das 
bey wircke / und das koͤmmt gleichfalls in nicht 
geringe Betrachtung / wenn ich ein Pfeiffgen 


— — — — — 


Toback ja ausnehmen wolte. Von dem letz⸗ 
tern (nemlich dem Thon) iſt nun im gantzen 


Capite die Rede / und gleichwohl bringt der 
Opponens ſeine Stylos abermahl / als unge⸗ 
betene Gaͤſte / mit ins Spiel. Ob er nun gleidy/ 
ſeinen maͤchtigen Draͤuungen zu folge / durch 
dieſe meine Erklaͤhrung Urſache finden möchte! 

—— ir tives drauf zu antworten: fo willich 
ihn do 


hiemit inftändigft bitten / er laffe folches 


nur immer unterwegens / wenn er nicht Luft hat / 


noch viel tieffer in den Dreck zu gerathen. Dies 
fesmahl will ich ihn noch ziemlich unbeſchaͤdigt / 
ob wohl ein wenig beſchmutzt / heraus ziehen helfe 
fen; faͤllt er aber noch einmahl hinein / fo laß ich 
ihn richtig ſtecken und werffe ihm noch wohl 
dazu einen Stein aufs Köpffgen- — 


| §.5. 


=> - 


an 


Vom dritten Theil des Orch. 243 


ges. Er bedencke / was ich F. 6. p 235. 
im Orcheſtre ſage / nemlich:,Daß / gleichwie 
„die lieben Alten / alſo find auch die heutigen 
Muſici wohl ſchwerlich einerley Meinung in 
dem / was die Eigenſchafft ver Thone betrifft / 
„und kan auch nicht leicht eine Gleichfoͤrmigkeit 
„in allen Stücken hierüber prætendiret wer⸗ 
„den / maſſen es wohl dabey bleibet: quot capi · 
„ta tot ſenſus. Er bedencke ferner / „Daß 
„ich einem jeden feine völlige Freyheit laſſe / nach 
„feinem Sentiment eine andere und beffere 
„Einrichtung hierinn zu machen von welcher 


yer ſich doch auch / wenn fie gleich noch fo voll 


„eommennicht wird verfprechen koͤnnen / da 
„fie bey allen und jeden Ingrefs finden werde.» 


Er bedencke denn auch / wa8$ 25.pag.252 


im Orcheſtre geſagt wird / nemlich:Ie mehr 
„man ſich beſtreben wolte / etwas pofitives 
„davon zu ſtatuiren / je mehr contradicentes 
„wuͤrden fich vieleicht finden / ſintemahl die 
„Meinungen in diefer Materie faft ungehlich 
„find s ss Ssch laffeauch einem jeden nochs 
„mahls die Sreyheit gerne / daß er einem oder - 
„andern Thon folhe Eigenſchafften beyleger 
„die mit feiner natürlichen Zuneigung am bes 
vxſten überein — Das find meine Sen- 

\ & % ti» 


a4 P.I. Cap.VI. 


Einfalt / wennder Gegner fo prablet: Allhier 


kommt die Braut hervor getreten / warum 


wir kunfftig cereirenmüflen. Wer will ſich 
den Schimpff anthun / mit ihm zu certiren? 
Was braucht es auch certirens? was [olmi- 
ſirens? wasbraucht.es feiner pofitiven Ant⸗ 
wort? Aa was bhraucht es Fragens / Ausfor⸗ 





— — 


derns und Explicirens? Jeder behalte ſein ge⸗ 


ſcheutes Judieium und vermeintes flugesRai- 
ſonnement vor ſich ſelber / und laſſe mich bey 


meiner Einfalt bleiben. Es geht ja dem Or⸗ 


ganiſten bey der Prediger⸗Kirche in Erfurt 
nichts Darunter ab / ob der Secretaire eines 
Koͤnigl. Stagts⸗ Miniftri in Hamburg an⸗ 
dere Gedancken als er von den Tonis habe / und 
dabey / mit der. groͤſten Complaiſance, jedem⸗ 
jedem die Freyheit laſſe / von ihm zu — 

| oder 


T Der Herr Abt GexeA. ſagt in ſeinem wunder⸗ 
ſchoͤnen Buche] Principes de Philofophie &c. 
Lib.IV, pag.230. mit jo viel Wahrheit als An- 
muth: | ve 
| Tout ce que pour nous a d’attraits, 
“ La pins belle Mufique ,€5 la micux compo[ee, 
. Dost fuppofer em nous certains rapperts ſccrers 
| De notre ame bien dijpofee. 


— —— 


Vom dritten Theil desOrch. 245 


oder nicht. Sch will ihm nur einen Mann 
rennen’ der de Proprietatibus Modorum, 
unter hundect / am vernehmlichften gefchries 
benhat. Es iſt Andreas Herbſt / welcher 
8.0.1643. Sapellmeifter zu Nurnberg geroes 
fen. Man tefe daseilffte Capitel feiner Muficz 
Poẽticæ, fowird man fchon genug haben ;_* 
Oder ift die Begierde noch nicht geſtillet / fo neh» 
me einer das zehnte Capitel aus dem erften Theil 
des Satyriſchen Eomponiften von Pring mit 
dazu Dieſe und andere Caurtifans haben 
des Drganiften feine Braut längft heimgefuͤh⸗ 
ret / und doch bilder er fich einy mich fo treuherkig 
gu machen / daß ich hac noftra Iuce mit ihm 
darum certirenfol. Wer wuͤrde ſo naͤrriſch 


ſeyn? | 
Hier find fe all wefen. | 
$. 6. Falſch und mehr als einfältig ift es / 
wenn Der Begner p. 92, und p.103. abermahl 
porgibt/dag Orcheftre ftatuire an einem Or⸗ 
| 14 


23 


eDeſſen Meinung von den alten Modis und ihren 
Eigenſchafften pflichte ih 3. €. mit bey. Es 
wiederlege Herbften/ wer da will. Meine Sen- 
timens aber von den neuen Modis find gank an⸗ 
ders befchaffen/und darum will ich mit niemand 
certiren. 








246 P. I. Cap. VI. 


te 24. und am andern nur 16. Thone, Eo 


ſtatuirt durchgehends 24. ſage vier und 
zwanzig Thone / und wird nur p.251. des 
Orcheftre erinnert / daß der Effectus, wel⸗ 
chen die daſelbſt vorhin fpecificirte 8. Thone / 
nemlich H dur, Fisdur, Gis moll, B moll, 
Gisdur, Cis moll, Cis dur und Dismoll, 
machen / noch wenigen befannt ſey / item, Daß 
die Urſache / warum diefe 8. Thone noch fo ges 
bräuchlich nicht findvalsdie andern 10. diejenige 
ſey roelche an gedachtem Orte pag.64- Orch. 
sach Neorhdurfft angezeiger worden. Wer 
vun weiß / daßdiefe 3.Thone und die andern 
26. zuſammen 24.machen/ der mußja die dum⸗ 
me*Befchuldigung des Gegners mitleydig ans 
fehen. Wiſ er mit den Thonen als mit He⸗ 
ringsbücklingen umfpringen 7 und dierin ein 
Bund zufammen binden / ſo werden freplich nur 
ſechs Bund daraus. Wie esdenn im Buͤch⸗ 
fein Ut p. 97. fo ausfieht / wenn es dafelbft heifs 
ſet: Es wären in Mufica figurali nur ſechſe / 
wenn Authentus und Plagalis verbunden. 
30 bleiben denn die fo genannten Transpo- 
fiti? doch Tonus transpofitus und nullus 
find bey dem Wiederleger Synonyma ; by 


mir aber nicht. | 
| $. 7: 


— — — — — 


Vom dritten Theil des orch. 247 


9.7. Solche Dinge dienen ja nur den Le⸗ 
fer verwirrt zu machen / daß er zuletzt nicht weiß / 
ob 24, ob 16, 0614» ob 12, ob 6, ob 2. 
Toni find oder ob gar fein Tonus mehr in 
der Welt ſey. Es find aber wuͤrcklich 
undeigentlich in rerum natura ſo viel 
Modi als Odtaven, oder deren Species, 


nemlich vier und zwanzig Toni oder . 
‚Modi überhaupt 5 davon find acht ſo 


ſchwer und ungewöhnlich bey den 


\ Stümpern/ daß ſie ſich gemeiniglich 
mit. ıs,vergnügen. . Die Alten hat- 
‚tenmit authentis, plagalibus und‘il- 
legitimis nicht mehr ale 145 und weil 


die zwey unächte verworffen wurden] 
blieben ihnen nur 12. uͤbrig. Wenn 
mandienun zufammen verbindet und 
in einem Topfftbut / werden daraus 
6; Siehet man aber die eigentliche Be- 
ſchaffenheit alfer 24. an / ſo laſſen fie fich 
nach heutigem Gebrauch / quoad 
Quantitatem & Proportionem Inter- 


vallorum (craffaMinervaloquendo) 


2.4 wohl 


248 P.1. Cap.VI, 


wohl auf 2 Genera reduciren; haben 
indeß und behalten immer und ewig. 


lich / et Qualitatem Proportio- 
ifferentiam Intervallorum, 


num, 
Transpofitionem localem &c, vier 
und zwantzig unterfchiedliche Species, 
und weder mehr noch weniger. (vv) 
Das iſt kuͤrtzlich was ein verſtaͤndiger Menſch / 
der fein alter pedantiſcher Fantaſte ſeyn will / de 
numero Tonorum ſicherlich glauben kan. 


20 


— — — — — — — — — 
{w) Man koͤnte / ſagt Werckmeiſter / in heutiger 
Compofition gar wohl mit zween Modis aus⸗ 
krommen; wenn denn dieſelben auf das tempe⸗ 
rirte Clavier applicirt und auf einenjedenCla- 
vem ein Modus, ſo insgemein dur. und alsdann 
einer / ſo moll genennet wird / gerichtet werden / 
dann hat man vier und zwanzig triades har- 
monicas, und fan das Clavier durch den Circul 
durchgegangen werden/wie oben ſchon erwehnet 
worden. Yrd, ej. Anmerckung vom Gene⸗ 
ral-Baß pag.s0. C. Maffon dans fon Traste de 
Compefition, - Paris, MDCCV. Chap. Il, p.9. ſagt 
0 : Je ne montreraj que deux Nodes , fcavoir 
e Mode majeur, & le Mode mineur 5; d’autant 
aue ces deux Modes, pofes quelgues fois plus 
haut & quelques fois plusbas, remfermernt tout 
cequel Antiquite a enſeigne, & meme leshuit 
Tons que l’on chante dans!’ Eglile, 





— — — — 





— — — .- 


Vom dritten Theildes Orch. 249 


| 8.3. Was ihren Rang (ordinem Tor 
norum) betrifft/ fo ift der Streit Darüber heus 
tiges Tages gang abgefchaffet/ und um deſto 
eher etwas nuͤtzliches auszurichten lieber / wie 
ben groffen Staats:Gefchäfften zu gefchehen 
pflegetieinP&le-meEle eingeführet worde. Wie 
man fich fonft vor dieſen drum gezanckt habe/ 
a8 bezeigen / unter andern / Kircheri Worte 
Lib. III, Tom. I, Mufurg, cap, 10. pag. 25.2. 
Quistamen horum (Modorum ) primus 
hnumerofit, quis fecundus, quistertius; 
guis quartus 5 nemo eft qui hücusquey 
eterminaverit, eftque tanta Auctorum 
diferepantia , utcui ſubſcribere debea- 
mus » vix difpiciamus. T Conradus 
Matthai hatein ganges Capitel / nemlich das 
fiebende von der Ordnung der Modorum ges 
chrieben / und fuͤhret darinn wenigſtens ein halh 
Dutzend Opiniones an; die ſeinige aber laͤuff 
endlich dahinaus daß C. oder Jonius,ver erfte 
Modus feyn und oben an fißen ſoll / welches Doch 
taufend / und auch nein Wiederſacher / con- 
tradiciren. Bien leur faffe! Das Capitel 
iſt bey nahe zwey Bogen lang / fonft wolte ichs 
—— 85 her⸗ 
T Conf. Mufurg. pag. 228. Lib V. cap.Fil, 5. 4 de 
Numero Modorum ſive Tonerum, 


0 P.l. Cap.Vl. 


———— — —e — —— —— 
herſetzen / damit des Gegners Kunſt Genoſſen 
ſehen ſolten / wie viel Geſchrey und wie wenig 
Wolle ihr Anführer habe, Doch fie werden 
esohne dis wohl glauben und wiſſen. 
9: Meine Abfichtiin Befchreibung der 
Affecten, dieein jeder Thonrege macht / ifk 
nicht geweſen / dieſem oder jenem Modo in feis 
nem wohlhergebrachten Borfiß und Preroga- 
tiv zu nahe zu treten / fo babe auch auf die alten 
Modos dabey feines wegesrefledtirt , geftalt 
nur zum Überfluß und par curiofite ihre Nah⸗ 
menin Parenthefi, mit Borbehaltung alles 
ihres Sriechifchen Mechts/ dabey gefchrieben 
worden; fondern/meil doch einer vorgehen muß/ 
fo bin ich der Staliänifchen Ordnung gefolger/ 
ſo weit fie harreichen wollen / nemlich auf 8. 
Hernach habedie andern 8. nach meinem eigee 
nen unmaßgeblichen Entwurff vorgebracht; 
und DieBefchreibung (NB.) der Würdung 
derübrigeng. der Poſterité überlaffen. Wer 
nunnichtein fehr einfältiger Schoͤps ift / der 
= bierinn ſchwerlich mas einfältiges 
nden. | 
S. 10. Haupreinfältig Eommt es aber 

heraus / wenn der Gegner ungefiheut ſagt: Ich 
haste die Chone ihrer Proporsion und Ges 





Vom dritten CheildesOrch. 251 


eo nn 
"brauch nady/da fie als Intervalla zu confideri- 
ren find; und dann die Thone / ihrer Eigen⸗ 
ſchafft und Wurckung nach / für einsges 
nommen. Das nennet er die erfte Einfalt; 
und da ich Dachte / er würde mit einem gantzen 
Regiſter von Einfalten hervor wiſchen / ſo be⸗ 
hält er die andern in petto; thut auch ſehr wohl 
dran Meine Worie indeß lauten alſo: „Es 
„ſind im erſten Theil des Werckgens die Thone 
„ihrem eigentlichen Weſen (elle) und Pro- 
„portion (Maſſe) nad) ; im andern aber 
ihrem Gebrauch (uſus) nach unterfuchet 
„worden. Allhier / nemlich im dritten Theil 
„wird nun die Stage ſeyn: was denn endlich 
„ihre Würdung ? (effedtus,,) dag ift ja 
wohl fo Deutlich als nimmermehr ein Vortrag 
ſeyn kan. Und dennoch ſagt der Wiederſpre⸗ 
cher: Es finde ſich die erſte Einfalt gleich in die⸗ 
ſem Forimo. Die Modi, oder genera 
harmoniz mit allen ihren Definitionibus; 
die Species Octavarum; die.Locatio ſemi- 
tonii; der Ambitus; dieRepercuffio ; die 
Limites ; die Trias harmonica 5 die Mes 
lodie die Harmonie und die Styli, das find als 
les Sachen die adeflentiam &ufum, non | 
adeffedtum Tonorum , zum Wefen und 
| £ 6 Ge⸗ 


w⸗ 


252° PL Cap.VI. 
Gebrauch der Thone/ keinesweges aber zu der 


ven Wuͤrckung gehören; twelches Fein fünfflins 
niger Menfchin Abrede ſeyn wird. Wer hat 
denn hier eine Einfalt etwieſen das Orcheltre 
oder Meifter Furfa ? 

g. 11. Ich mache drep Eintheilungen die 
heiffen: Das Wefen der Gebrauch und die 
Würcung ver Thon. Don dem erſten 
wird cap I. des Orcheftre befonders gehans 


delt / und finder fich da Definitio Toni , daß 


ernemlich ſey Progrefio foni in ſonum; 
e8 finden fi) da Confonantien und Diffo- 
nantien; die Modi Muficisdie Genera Har- 
moniz; dieSpecies Odtavarum ; Die Trias 
Harmonica &c, Von dem andern’ als dem 
Gebrauch der Thone / handelt Pars Secunda, 
Compoſitoria, und finden ſich da General- 
und Special Regeln / nebſt der benoͤthigten Ans 
eigsund Beſchreibung aller Compolitions- 
rien und Sorten; dahin auch die Styli gehoͤ⸗ 
ren. Neun follvondem dritten Stuͤck / nem⸗ 
lich von dee Wurckung / Parte III. Judicato- 
ria , gehandelt werden; heift denn das die Tho⸗ 
ne ihrer Proportion und Gebrauch / dann ihr 
rer Eigenfchafft und Wuͤrckung nach für eins 


nehmen ? Vielmehr mifcht der — 


— — — 


Vomdritten Theil des Orch. 253 


ing taufende / werner fpricht: Daß 
jer die Thone confiderirt werden müffen/ 
ale Modi Muſici; welches doc) fihon Parte 
prima gefchehen ; oder fecundum Stylos , wel⸗ 
ches auch ſchon Parte Secunda vorgefommen 
und ad Tertiam gar nicht gehöret / da meiter 
nichts übrig bleibt / als von ihrer bloſſen Wür⸗ 
Kung in Ausdrückung der Gemuͤths⸗Bewe⸗ 
gungen etwas zu melden. Das thur mix Det 
Modus undStylusnicht/fondern natura To- 
norum & effentialisnon accidentalis eo- 
“ rundem qualitas. Modus &Stykusautem 
funttantummodo accidentia [onorum. 
$.12, Der Herr Drganift hats endlich 
getroffen. Ja / ichverftche hier Durch den Thon 
hauptfächlic) den Fundamental-Clavem, 
welcher ben mir fehr viel zu fagen hat nachdem 
ihn feine Tertia erweichet oder erhaͤrtet. Lo- 
quimur cum vulgo & fentimus cum fapi- 
entibus. Das heift: wir reden hertzlich ger⸗ 
ne mit den Herrn Schulmeiſtern in Thuͤrin⸗ 
gen / aus dem e, aus dem f, aus dem a dur; aber 
wir bekuͤmmern uns auch doch dabey etwas we⸗ 
niges uͤm das Mittel. Diejenige Herrn Or⸗ 
ganiſten / die von ihrem Kunſtgenoſſen und 
Feldwebel hier angegriffen werden / mögen lich 
F BE 27 ° wegen 


254 P.I. Cap. VI. 


ö— — —e — — 
wegen der ihnen pag. 93. des Ut beygelegten 
groſſen Ignorance ſelbſt verantworten / und 
ſo dann / propter commune Studium, des 
Erfurters Amorem erga proximum & 
collaboratorem mit Danck erkennen. Es 
iſt ſonſt ſchon eine alte Hiſtorie mit dem Schluß 
und Præludio aufs Te DEum &c. welche 
von Werckmeiſter lange notirt worden. 

9. 13. Weiter will ich nich hierüber we⸗ 
der itzund noch ins kuͤnfftige herauslaſſen / 
mag auch das alberne Zeug des Gegners, fo er 
davon vor den Tag bringet / nicht einmahlmeis . 
nes Anfeheng / vielweniger des Durchlefend 
würdigen; muß aber doch dem Lefer zweyerley 
andeuten/ deren erftes ift : Daß es eben nicht aus 
Dummpeit gefchehen wenn p 245.888 Orch. 
fiehet : Plagalibus five Transpofitis, und 
daß man Plagalem und Transpofitum To- 
num feinesiveges damit für einerley halte. 
Das Wörtleinoder bedeutet ja nicht allemahl 
eine folche Verbindung / da die verbundene Sa; 
chen für einerley gehalten tverden; «8 bedeutet 
vielmehr gar offt eine Entgegenhaltung zweyer 
Hank wiedrigen Dinge. “Die Grammatict 
nennen eg Derohalben Conjundtionem .dis- 
juniiivam , |. qu& verba conjungit , res 

. M vero. 








Vom dritten Theil des Orch. 255 


vero disjungit. Als wenn ich ſage: Der 
Menſch weiß weder was weiß oder ſchwartz / 
noch was roth oder blau ſey. So iſt ja weiß 
und ſchwartz / roth und blau deswegen nicht ei⸗ 
nerley. Wahr iſt es: Ich haͤtte deutlicher 
reden koͤnnen; derGegner ebenfalls / wenn es bey 
ihmp.g2. ſo conſtruirt ſteht: Dorjego will 
ich nur einige Einfalten / ſo der Auctor von 
feinen 10. Thonen / deren er doch Parte I. 24. 
flatuirt , voill in dieſem Capite befehen. Es 
iftein Verſehen fo wohl hier bey ihm / als dort 
bey mir; allein ſo werden einem die geringſten 
Woͤrtergen verdrehet und gleich eine Dumm⸗ 
heit draus gemacht. Wenn ich das ſive nur 
vor jedem Worte geſetzet haͤtte / ſo haͤtte es der 
bekannte Hans Dumm ſelbſt verſtehen muͤſ⸗ 


ſen. 

F. 14. Das andere zur Nachricht des 
Leſers iſt wegen der ſpeciei Octavæ, daß nem⸗ 
lich bey heutiger Praxi ſchwerlich ſolche einge⸗ 
ſchraͤnckte ſpeeies peremptoriæ Octava- 
rum zu geben ſind / als wohl bey den Modis 
Græcis & TonisEcclefiafticis , die auſſer 
dem bloſſen / einfaͤltigen allen Kindern bekann⸗ 
ten Choral Geſang / keinen weitern Nutzen bey 
heutiger Muſicaliſchen Welt mehr haben koͤn⸗ 
en | | nen; 


256 | P,I, Cap. VI, 


neu; fonderndaß ung alle und jede der 12. In- 
tervallorum unferer chromatifchen Odta- 
væ zu Dienfte und Gebote ftehen müffen/ mies 
wohl faft miteben folchem Unterfchied/ als ſonſt 
unter eigentlichen Aemtern und Bedienungen 
zu ſeyn pfleget. Ich millaber nicht nur weiter 
unten / wo de Modis hodiernis gehandelt 
werden ſoll / um auch hierinn den curieuſen 
Leſer zu vergnügen / alle ſpecies Octavarum, 
fo viel ſich thun laſſen will / auf eine neue Art 
anfuͤhren; ſondern auch hier zur Luſt / und gleich⸗ 
ſahm pour rire, eine allegoriſche Speciem, 
Octavæ generalis geben und ſehen / ob ſolche 
gefallen werde. | \ 


Zwiſchen⸗Spiel. 
Pecies Octavæ Allegorica. 


Der Fundament⸗Clavis, er ſey nun welcher 
er wolle / iſt einmahl vor allemahl Herr im Hau⸗ 
ſe. Seine Gemahlinn heiſt Diapaſon, der 
Sohn Disdiapaſon &c. Ditonus iſt Ma- 
jordomus, und laͤſt ſich ungern von ſeinem 

Vicario, Semiditono, verdringen; wenns 
auch gleich aufeine Zeitlang geſchieht / ſo weiß 
doch der erſte / daß man ſeiner bey — = 

a ra Abler 


Vom drirten TheildesOrch. 1357 
Ablegung der Rechnung unumgaͤnglich wieder 
nörhig hat. Semiditonus iſt fromm und 
bleibergern in ſtatu quo ; muß aber dann ſehr 
bey der Hand ſeyn / und. allerhand Commis- 
Koͤnes über ſich nehmen. Ditonus hergegen 
iſt ein harter und.böfer Mann / wird auch felten 
was mit anfaſſen / es ſey dann bey groffen und 
weitlaͤufftigen Feftivitäten.. Der Semidi- 
tonus muß allemahl eine ſcharffe Unter⸗Hoff⸗ 
meiſterinn haben; Ditonus aber braucht nur 
eine gelinde Haushaͤlterinn / damit alles fein 
temperirt bleibe. == | | 

Diapente it Ober Küchen Meifterzund 
hat fo wohl Morgens als Abends / Das meiſie 
aber um Mittags⸗Zeit zu befehlen. Sein Un⸗ 
ter⸗Kuͤchen⸗Meiſter / Quinta falfa , iſt ein 
ſchmutziger Gaſt / und wirfft mannichmahl ſo 
viel Gewuͤrtz ins liebe Eſſen / daß man dencken 
ſte / aller Brey ſey verſaltzen; allein’ / wenns or⸗ 
ntlich und zu rechter Zeit auf die Taffel ges 
bracht wird / hat es den veritablen haut 
gout. SignorDiapente hat auch feinen eis 
genen Train und ebenfalls einen Intendan- 
ten; felbiger richtet fich aber nach) dem Major- 
domo. ft diefer ſtoltz / ſo iſt esjener auch; 
iſt aber dieſer freundlich / fo hat man ſich von 

4 | jenem 


s 


258 P.1. Cap. V1. 


ö——— nn 

jenem auch Feiner Härte zu beſorgen. Mies 

wohl wenn der Herr im Staat zu Haufe konm / 

muß auch dieſer Intendant ailemahi fcharff 

— ſich ſehen / denn ratio ſtatus wili es ſo ha⸗ 
en. 


, Hexachordum iſt ein Frantzoͤſiſches 
Sraulein die mit an des Heron Tafel ſpeiſet / 
und nicht felten das groſſe Wort hat: Der 

ajordomus nimmt ſie an / und wenn er am- 
bitieux iſt / ſucht er eine gebohrne Frantzoͤſinn 
aus / die feiner Meinung in allem beypflichten / 
nach feiner Pfeiffe tantzen und ſich Maja nens 
nen laſſen muß. Iſt er aber ein gelinder Manny 
ſo kan es wohl eine thun / die in Teutſchland jung 
worden / ſelbige wird Mina geheiſſen. Allein 
der Herr des Pate converliret nimmer 
mit Diefereingebohrnen fo viel als mit der Auge 
länderinn. — — 

Diateſſaron iſt ein Cammer⸗Page / ein 

loſer Vogel / Fuchsſchwaͤntzer und ſalſcher 
Hoffſchrantze. Er iſt ein bätard des Ober⸗ 
Küchen Meifters / trägt fehöne 3. biß 4 dop⸗ 
 pelt- galonirte Kleider und will beyeinfältigen 
Leuten für einen vornehmenCavallier angeſehen 
ſeyn; allein der Herr laͤßt ihn doch huͤbſch hinter 
ſich aufwarten / ob er gleich lieber mit an der ar 
e 


— — — — ne 


Vom dritten CheildesOrch. 259 


fel waͤre / voͤrgebend / er fen von alten Griechi⸗ 
ſchen Adel / und habe wichtige DiplomataNo- 
bilitatis aufzuweiſen. So ſieht er auch mit 
ſcheelen Augen / daß der Majordomus mit am 
Tiſche ſitzt / zumahl / wieder Page ſagt / zu ſei⸗ 
ner Ahnen Zeiten niemand von ſolcher Charge 
eiwas gewuſt habe / oder wenigſtens dieſelbe 
doch nicht fuͤr adelich gehalten worden ſey. Er 
mag aber ſagen was er will / ſo heiſt ihn der 
Herr ſchweigen und aufwarten / braucht ihn 
auch ſonſt nur zum Unter⸗Haͤndler. Sein 
liederiiches Gemuͤth verraͤth er auch damit / daß 
ex fich nicht ſcheuet mit. den Laquayen in Carten 
zu ſpielen; er ſteht ſonſt ſammt feinen Camera⸗ 
den unter einem Pagen Hoffmeiſter / der ſich 
nach dem Majordomus richtet und von ihm 
die Order hohlet. 
F7Tritonus iſt ein Bretteur und zanck⸗ 
fuͤchtiger Schweiger / der mit einer ſcharffen 
Hellebarte vorher gehen, wenns Eſſen aufgetra⸗ 
gen wird. | 
=.  Ditonus cum Diapente ift Hauß 
Meiſter / der felber auf feinem Feibe nicht viel rei⸗ 
nes weiſet; (denn er geht zu Marckte) aberer 
haͤlt den Hoff ſonderlich propre. Von An⸗ 
ſehen iſt er heßlich / und geſchickt Kinder I er⸗ 
” re⸗ 


160 P.I. Cap, VI. 
ſchrecken; "allein wenn die Frantzoͤſinn / in die er 
verliebt iſt bey ihm ſtehet / ſo laͤßt es ihr noch eins 
mahl ſo ſchoͤne als ſonſten. Er iſt bißweilen 
mit der Herrſchafft dermaffen über den Sub ge: 
fpannet/ fonderlich unnoͤthiger Depenfen hal» 
ber denener / wegenfeines Fargen Naturels / 
fpinnefeind iſt Daß man nicht anders meynen 
ſolte / der Kerl inüffe wegen feiner impertinen? 
ce den Augenblick zum ‘Dinge hinaus gejaget 
werden; allein / wenn die Herrfchafft bedencket / 
daß endlich alles beftens halber gefchiehet/ und 
ihnen mancher Thaler Dadurch erſpahret wird / 
foift steich wieder Seide. F 

Die Secunden ſind gemeine Burfche 
und dienen als Laquayen / Die Den gantzen Tag 
die eine Treppe aufdie andre niederlauffen, vor 
und hinter der Kutſche hergehenvauch bißweilen 
wieder die Herrſchafft brummen / wozu der 
Cammer⸗Page das feinige beytraͤgt bie Fran⸗ 
tzoͤſinn auch gerne / wiewohl nicht fo offt noch 
öffentlich, dazu hilfft; kommt aber der Major- 
domus nur dahinter / fo ſtillet er Durch feine 
bloſſe Gegenwart im Augenblick alles Mißver⸗ 
gnügen. | | 
Die Nona iſt eines geweſenen Laquayen 
Wittwe / und traͤgt der Frau im Hauſe — 
a and 


| Dom dritten Theil des Orch. 261 
hand neue Zeitungen zu ; Dadurch fie füch auch) 
als eine alte Daußgenoßinn / ziemlich confer« 
virt. SR a — 
Die Semitonia majora find ein paar 
Ober⸗Ammt⸗Leute und Finanzen⸗Einnehmer / 
durch deren Haͤnde die Gelder gehen. Sie 
‚waren vor dieſem nur kleine Caßirer / wie das 
Hiatoniſche Geſchlecht auf dem Thron ſaß / 
itzund aber wollen fie Das fac totum ſeyn. 
Die Semitonia minora find Hoff⸗Ju⸗ 
den / die zwar auch Banquirer heiffen wollen / 
87 nicht allemahl gar zu reine und bey 
| — Doch hat man die Schelme 
noͤthig · FA FR: 


“ 





=% 
? 
.. 


Das fiebende Capitel. 
Won Aretino, den 
Moͤnche. 


F.i. 
S Achdem nun abermahl einem ganken 
N IR Capitel des Orcheſtre nemlich dem 
wAdritten des dritten Theils / von den Mu⸗ 
ſica⸗ 





262 P.I. Cap. VIT. 


ficalifchen- Inſtrumenten / die Ehre eines 


Tranfeat geoßgünftiglich twiederfahren / fo 
befchuldiget mich der Gegner wiederum einer 
Einfalt / welches vielleicht Die zweyte ſeyn ſoll / 
und ausgeftoffener Läfterung wieder den bras 
ven Mann / Guidonem Aretinum,und dens 
felben will er / fo viel in feinem Vermoͤgen ſtehet / 
defendiren. Damit der Leſer nun wife, von 
welchem ſeltzamen Heiligen hier gehandelt wer⸗ 
de / ſo berichtet der Wiederleger / daß es einer 
ſey: der ſichs habe ſaur werden laſſen / und 


der / teſte Prætorio, im Lande herum gezo⸗ 


gen/um der Muſie aufzuhelffen / und ſolche 
im Slor zu bringen / müffe ſich aber nun 
gleichfam ausmachen und fein NB.galantes 
Inventumläftern und verhaft nennen laſſen / 
von Leuten’ ſo die Sache nicht verfteben/ 
da es denn recht hieſſe: Ars non habet 
oforem, .nifi ignorantem, Das ift fein 
erſtes Argument und hängt trefflich an einan⸗ 
der / wird auch dem Aretino im Grabe noch 
Dr thun / Daß erfo wohl vertheydiget wor⸗ 
en. 

4. 2. Nun geſtehe ich zwar gerne / daß ich 
die Solmiſation verhaſt genennet habe / auch 
noch und in alle Ewigkeit ſo nennen will / u 

q 


Vom Aretino. 263 


"daß ich diefelbige Brodloſe⸗Kunſt nicht fo ver⸗ 
ſtehe / als ob ich mein Tage darnach fingen oder 
dociren wolte. Honori enim reputan- 
dumelt, ignorare Solmifatorum ftulti- 
tias 3 (x) dennoch mit Gunſt / vermeyne 
ſo viel davon zu wiſſen und aus alten Buͤchern 
erlernet zu haben / als überflüßig iſt / die Nichtig⸗ 
keit und Eitelkeit dieſer barmhertzigen Kunſt zu 
erkennen; daß ich alſo nicht ſo gar unwiſſend in 
dem Dinge bin / wie der Gegner blindlings 
vorgibt und welches ich ihm anders weiſen will. 
Die Sache iſt mir aber auch dermaſſen gleich» 
— daß ich die Solmiſat ion weder des Er⸗ 
ebens noch des Verwerffens wuͤrdig ar 





(x) Wenn man heutigen berühmten Compoli- 

teurs und vortrefflichen virtuoſen vorhalten 

wolte / fie verſtuͤnden die alten Modos & Solmi- 
fationem Guidonis nicht / dag kaͤme ja eben ſo ® 

ze als wenn einer dem Herkog vun Marks 

orough oder dem Pringen Eugenio verweiſen 

und zur Ignorance deuten wolte / fie Fünten kei⸗ 

nen jo guten Speer brechen ald Don Quixotte, 

oder verfinnden dag. Excercice mit der alten 

Muskete / dem orfettenftod nnd dem Bande» 

lier nicht recht/ oder fie Fönten Feine fogutegahne - 
ſchwingen als. unſer Fenrichs⸗Lieutenaut und 
De Klopff⸗Fechter. | 


14 PBI Cap VII. 





moͤchte / wenn das letztere nicht ſchon ſo ſehr von 


aller vernuͤnfſtigen Welt geſchehen waͤre / Daß 
man ſie communi voto und mit Wahrheits⸗ 
Grunde / en paſſant wohl nicht weniger als 
verhaſt nennen kan / ohne deswegen einer Läfles 
rung beſchuldiget zu werdhen. 

| $. 3. Wageigentlich nun dieſes von dem 
ungalanten Gegner galanteirulirte Inven- 
tum für herrliche Dinge in fich begreiffe / davon 
foll weiter unten der Nothdurfft nach gehandelt 
werden; ob ich gleich niemahls gedacht / daß Ao. 


Menſch / der ein Organiſt heiſſen will / in der 
gantzen Chriſtl. Welit gefunden werden Fönte/ 
der die ſechs aretiniſche Sylben noch zu guter 
letzt wieder aufwaͤrmen und ihnen extremam 


unctionem zu Wege bringen wuͤrde. 


“ 


ch 

haͤtte mich ehe des Himmels Einfalls als ſolcher 
Einfalt verſehen. Wiewohl / weil der Calus 
da ſo muß es einmahl vor allemahl geſolmiſi⸗ 
ret ſeyn. We | 
6.4. Denen aber/die aus des Gegners 
vermeynten Apologie und den elenden Præ- 
dicatis ſo er vom Aretino anführer/ eineuns 
gleiche Meinung ſchoͤpffen / und / nach brætorii 
Worren zu ſchlieſſen / gedencken koͤnten / es ſey 
— etwan 


Dom Aretino, 265 
etwann dieſer Aretinus ein Landſtreicher oder 
Deſerteur geweſen; dienet aus dem Baronio 
zur Nachricht / daß ſein rechter Nahme Gui- 
do, nicht Quido, geheiſſen / und derſelbe von 
feiner Gebuhrts⸗-Stadt / Arezzo in Italien / 
der Aretiner genennet worden ſey. einem 
Beruff nach war er einbenedictiner Moͤnch / 
aus dem Kloſter unſrer lieben Grauen zu Pom⸗ 
poſa, im Hertzogthum Ferrara, und ſein gantzes 
inventum beſtand darinn / daß er die damahli⸗ 
ge Mannier zu fingen etwas leichter vortrug / 
und ſtatt der 15. Sayten des alten Griechiſchen 
Syftematis , welche ſchrecklich lange und ge⸗ 
faͤhrliche Nahmen hatten (als: Nete-Hyper- 

oleon, Paranete-Hyperboleon, Nete- 
Diefeugmenon , Lychanos Mefon, Par- 
hypate Hypaton , Proslambanomenos 
und Dergleichen/ Davon Die damahligeim Gries 
chiſchen unerfahrne Teutſche Weit ein Schreck⸗ 
Sieber hätte bekommen mögen ) ſechs leichte 
Monolyllaba aus einem Hymno entlehntey 
und folche unter 6. Claves oder Noten / zur 

kichtern Ausſprache / ſtatt des Textes / legte. - 
G. 5. Bepläuftig etwas von der damahl⸗ 
gen Barbarie zu erwehnen / ſo fuͤhret Herr 
Reimmann Hiſt. Luerar Lib. II. pag, 140. 
— M. an / 





66 P.1. Cap.VII, 


EEE 
anı daß in dem Periodo von Carolo M, Ao, 
800. biß auf die Erfindung der Buchdrucker⸗ 
Kunſt Ao 1440. über zco.ganger Jahre / das 
Griechiſche ſo fremb und ausländifch/ ja unbe⸗ 
kannt gewefen / daß das berüchtigte Sprichwort 


daher entftanden: Græca ſunt, non poſſunt 


legi ; und ſagt man von einem gewiſſen Saͤch⸗ 
ſiſchen Seiftlichen der damahls gelebet hat / daß 


er die Griechiſchen Uncial· Buchſtaben / in ſeiner 


Einfalt / pro characteribus magicis & dia- 
bolicis angeſehen / und daher das MS. fo ihm 
von diefee Sorte indie Hand gerathen war / ins 
Feuer gemorffen und verbrandt habe. (Y) 
su geſchweigen / daß der berühmte Juriſte / Con- 
radus Heresbachius, der zum Ausgang des 
XV. Seculi gelebet / noch von ſeinen Zeiten (wel⸗ 
ches doch ſchon 400. Jahr nach Aretino war) 


—— — — 


— — 


fepreibet : Audivi Monachum in Eccleſia 


declamantem, qui nova, inquiebat, 
reperta eſt lingua, quæ vocatur Græca. 
Abhacfedulocavendum. Haæc eſt, qui 

arit omnes hæreſes iſtas. Et horreo di- 


cere (pergit Heresbachius) quæ adjecit, 
ea 


—————— ——— — 

(y) Wenn er ben Kircherum hätte ſehen ſollen / wie 

würde e8/ ob terminorum barbariem, feiner 
Auſurgiæ ergangen feyn ? 


Vom Aretine. 267 
ealingua, dicens, proditus liber in ma- 
nibus paflim habetur & vocaturnovum, 
Teftamentum, plenushicliber eft rube- 
tis&vepretis. Daher denndie Erzehlung 
Dieterici eine groſſe Wahrſcheinlichkeit übers 
kommt / wenn er in feiner Grecisexulante Lir, 
B.46. ſchreibet: Es 8 ein gewiſſer Abt zu 
Hillesheim von einem Roͤmiſchen Eardinalfas 
teiniſch angeredet worden. Und da jener die 
Sprache nicht verſtanden / doch auch nicht gerne 
aus dem Tacito antworten wollen / habe er ein 
Hertz gefaſſet / und die allerkauderwelſcheſten 
nomina propria von den Dorffſchafften her⸗ 
enennet / die ſich in feiner Diceceli damahls 
funden 3.€. Stuͤrpold / Haſſe / Giſſen / Vor⸗ 
ſche / Kavenſtaͤde / Duͤßvelſtede / Itzen ec. Das 
durch der Cardinalſſo ſehr von ihm / als er vor⸗ 
hero von dem Cardinal beſchaͤmet worden; denn 
dieſer gute Mann meynte / es wäre Griechiſch / 
und befande ſich genoͤthiget zu ſchweigen / weil 
er in der Griechiſchen Sprache eben ſo weit / als 
der Abt in der Lateiniſchen / gekommen war. 
Conf, Rechenbergii Diflert. de ineptiis Cleric. 

Liter.$,14. fo weit Here Reimmann. 
9.6. Hieraus Fan fich nun ein Chriſten⸗ 
Menfche vorftellen, was es für eine Zeit mars 
M 2 dar⸗ 


68. PL Cap VII. 


darinn unfer galante Aretinus florirternemlich/ 
recht mitten in dieſer Barbarey / in diefer Sinfters 
niß der gꝛoben Unwiſſenheit / im einfaͤltigen elften 
Seculo Ao. 1024. wo er antiquiſſimam- 
Græcam diſciplinam ſolchenLeuten vortrug / 
die ihm aus blinder Verwunderung eine Er⸗ 
leuchtung beymeſſen muſten. Inter cœcos 
enim & lulcus perfpicax dici poteſt. Er 
war freylich der befte Hahn im Korbe / weil man 
von feinem beffern wuſte; und ift demnach fein 





Wunderdaß feineMethode duxchgehends ans 


enommen/ gut. geheilfen/ auch ganker 600. 
Fahre feiner andern gedacht worden ; zumahl/ 
wenn wirdieantique Dummheit / ja Die greus 


fiche läfterliche Dummheit betrachten / in wel⸗ 


cher die Welt noch zu obgedachten Heresbachs 
Zeiten geſtanden. | 


$.7. Sonderlich artig und merckwuͤr⸗ 


dig fomme mir für / wenn ich in einem Nie⸗ 
derfächfifchen Chronico der Stadt Bremen 
(fovon Joan. Renner Ao 1583. in Verſen 


befchrieben/ diefes Jahr aber zum dritten mahl 


mit Sleiß in Stade wieder aufgeleget worden 
ift) die Hiftorie Hermans / des viergehnten 


Biſchoffs 5 Bremen leſe / und daſelbſt pag. 16. 


finde / daß er ein uͤberaus einfältiger Mann 
‚ | 5 





——————— — 





Dom Aretino. 269 


geweſen ſey und gleichfahm der Auctor,deffen- 
zum Bemweiß fonft nichts anguführen wiſſe / als 
Daßerdie Guidonifche Sing⸗Art in fein Bis 
fchoffthum introducirt hat. Dieniederteuts 
ſchen Verſe felbft lauten folgender Seftalt: 


He was Praveſt tho Halverſtadt / 
Dit Ertz⸗Stifft dre Jahr beſat. 
— (von A9.1032.biß 1035.) 
in Mann van groter Simpelbeit/ 
Hadde nicht derSchlangen Wisheitz 
Den Bang be befft gerichtet Any 
Dorch Guidon de den erſt began ıc. 


Herr qübner ſtimmt / twegenderfimplici- - 
‚re, mit Renner überein / wenn es bey ihm 
T. VI, feiner Police. Gift. p.948. fo heiffet : 
Dieſer Hermannus (welcher nach feiner Rech⸗ 
nung der eilffte Er: Biſchoff von Zamburg u. 
Zrcnsen ifl) war ein Mann / der zwar viel 
vonder Tauben⸗Einfait / aber menit von 
der Schlangen: Klugheit batte. en 
denn auch Diefer Hermann zugleich das Sam? 
burgiſche Erk Stifft befaß/ fo ift nicht zu zwei⸗ 
fein / er habe hiefelbft ebenfalls feine Weißheit 
fehen laſſen / und dag felige ut, re,mi,fa,fol,la, 
sum erfienmahl bey ung eingeführet, Dignu 

; M 3 Pa: 


170 P.1. Cap. Vn. 


| | 
patella operculum. Geht! ſolche Leute 
"oaren Guidonis Apoftel und Nachfolger; 
das waren unfer Anftitites , die Daslic hieg 
gu Lande auf Die Bahn brachten I Muͤſſen es 
nichterefliche Helden ſeyn / die in ihre Fußſtapf⸗ 
ſen treten ? u 
$.8, Mein Gegner wird abermahl nicht 
faul ſeyn / mit Vorgeben / ich häne hier nicht nur 
iwieder feinen ſonderbaren batron. den halb⸗ eh⸗ 
würdigen Aretinum , und ſeinen Collegen, 
den dummen Biſchoff / Harm van Bremen / 
ſondern gar wieder 7. gantze Secula Lafteruns 
| = ausgeftoffen / denn fo heiffen bey ihm alle 
arheiten die ihm nicht gefallen / die feinen 
rzconceptis opinionibus , feinem eigens 
5* — Laß⸗Duͤnckel nur im geringſten entge ⸗ 
enlauffen. Allein ich lache daruͤber und glau⸗ 
ı wenn jemand vor meiner Zeit dieſe Anmer⸗ 
dung: defeculo ignaro . 40 vixie divue 
Aretinus, gemadhı und das galant-genannte 





__Ynventum der Solmifation nur ein wenig 


darnach examinire härte/ fo wiirde auch der 
ärgfte Wiederſprecher ſelbſt wenn ers gelefen/ 
andere Gedancken befommen haben/ falls er 
fonftnoch Das geringfte Gehirn gehabt, 


9.9. 


Dom Aretino. 271 


N 
9.9 Ich will hier mit Fleiß von demje⸗ 
nigen nichts melden / was unfer Aretinus dem 
Engellaͤnder Dunſtan, welcher ſchon Ao. 940. 
contrapunctos ſimplices mit 4. Stimmen 
componirt hat / (zZ) die Muficalifchen 
Erfindungen betreffend / entlehner und zudanı 
dien gehabt haben Wird ; denn es ift hier ohne 
eifel auch fo zu gegangen / daß / was Co- 
umbus, oder noch einer vor ihm / entdecket und 
erfunden/ doch dem dritten Mann etwa einem 
Veſputio, zugeſchrieben und nach feinem Nah⸗ 
men genennet worden. So willich auch nicht 
anführen / was M. Meibomius, und nach ihm 
Bontempi, dem Aretino, an feinem eingebil⸗ 
deren Ruhm / fuͤr Bernunfftsmäßigen Abbruch 
thun 5 es möchte fonft roiederum heiffen : man 
lieſſe animum injuriandiblicten. Aber der 
Gegner fchlagedie Audtores felber nach ı fo 
wird er Augen kriegen. Wiewohl / was 
ſchwatze ich viel von Anctoribus? ſagt doch 
der einfaͤltige Solmifator recht offenhertzig & 
certa quadam fiducia (als folte man mey⸗ 
nen/ wie er fo fonderlich gelehrt und belefen fey ) 
M4 er 
(z) Vid, Printʒ Satyrifdyen Compon. ır. Theil 
p. 512. tqusd, Hifor. Muf, pag, 104, ex Davide 
Cythrao & Conrads Dietersso, 






272 P. I. Cap. VII. 


er habe noch in keinem Auctore gefunden / daß 
Aretinus durch Das Gamma etwann ſeines 
Nahmens Gedaͤchtniß habe ſtifften wol⸗ 
len; derohalben ſcheine es / als wolle man 





ihn eines Hochmuths beſchuldigen / da doch | 





‚der Mann ſchwerlich d — gedacht babe: 
Ich möchte gerne wiſſen As viel und welche 
Auctores der. Herr Drganiftelefe ? das In⸗ 
troductorium oder der Micrologus , wel⸗ 
hen unfertheureGuido in feinem 3 aſten Jahr / 
fub Joanne Papa XX gefchriebenund Theo- 
baldo , dem Bifchoff von Arezzo dedicirt 
hat wird ihm ja wohl’ zum Unglück der gangen 
Muſicaliſchen Republique, nicht in die Hans 
de gerathen ſeyn. Es mare ſonſt um ung alle 
ad und müfteman Wallfahrten nad) Ers 


ri / wie vor dieſem / nach dem gelobten Lande 


anftellen/ die wunderthätige Reliquie zu fehen. 
Aberı Schertz ben feite / ich will Doch ein paar 
- der befannteften Auctorum herlangen / die 
über das Gamma mit mir eins find / unddem 
Drgäniften feinen Balcken auch hierinn weiſen 
toerden. Ä 
S. 10. Dererfte it Herr Printz / welcher 
in feiner Hiftorifchen SBefchreibung der edlen 
Sing⸗und Kling. Kunft Cap. X. $.3.& 4. alfo 


redei: 


a 


Vom Aretino. 273 


redet: Dem 4 bat Guido das Briedhifche T 
vorgefeger/ damit er andeutete / daß die 
GBriedyendie Lrfinder der Muſic geweſen / 
von welchen fie auf die Italianer gekom⸗ 
men; und daß er zugleich die Ockavmit dem 
letzten / nemlich dem G, vollmadhte. Zwar 
feynetlidye / die da wollen, daß er mit dem 
T ur, gleichſahm als bieffe ea Gut oder Guido, 
feinen Nahmen babe wollen ausdrücken: 
weiler für billig gebalten/ daß deffen Nah⸗ 
me nicht vergeffen würde) der eine ſo nuͤtz⸗ 
lidye Sache erfunden. Wir halten ſo wohl 
dieſes alsjenes für wahr. Siguidem unius 
vei plures ee poſſunt fines ‚ weil eih Ding 
mancherley Endzweck haben kan. 


$ 11. Derandere Audor iſt Broflard, 

welcher / lub Titulo Syſfema, pag. 160. n. 3. 
alſo ſchreibet: Afn de remarquer plus preciſe- 
ment, quel [on chatun de ces points repreſen- 
20it , il (Guy Aretin) prie les fix premieres 
Letires de U’ Alphabet des Latins , au deſſous 
desquelles il mit le T , on Gamma des Grecs, 
Pour marquer [elon quelgues uns, que la Muſi- 
que, on du moins U art de la noter, venoit 
‚de ces Peuples; on [elon d’autres, parce que⸗ 
Be M5 fo 





24  PICapVil. 


fon nom commengoit par cette Lettre, il etoit 
bien aife de marquer à la Poſterité, qu'il 
stoit U’ Inventeur de cette nouvelle maniere &c. 
Das lautet vermutterfprachet alfo : Damie 
Guido nun defto genauer den Klang anzeis 
en möchte / woeldyen jedes Pünctgen vors 
ftellte / fo nahm er dazu die fedye erften 
Duchftaben des Aateinifchen Alphabeths 
und fegtedasr , oder Griechiſche G darun⸗ 
ter/ wie einige wollen / um zu bemercken / daß 
die Muſic / wenigſtens die Runftder No⸗ 
tenſchreiberey / von den Griechen herge⸗ 
ſtammet; oder wie andere behaupten! weil 
fein Nahme mit einem G anfing / under der 
Nachwelt gerne dDadurdy ein Zeichen bin» 
terlaffen wollen/ daß er der Erfinder diefer 
neuen Sing⸗Art gewelen ıc. 
$. 12. Einjeder fieht wohl’ daß Printz 
und Broffard diefe Gedancken nicht aus ihren 
Bingern gefogen / fondern Daß ihnen andere das 
zu ſchon lange vorher Die Bahne gebrochen has 
ben’ und man leicht / wenns der Mühe werth 
waͤre / deshalben weiter zurück su gehen / ein gans 
es Regiſter Auctorum davon aufbringen 
oͤnte. Wenigſtens ſind die angefuͤhrten Ur⸗ 
ſachen wegen desr beſſer als des Gegners ſei⸗ 
u ne / 


— — — — — — — — 


Dom Aretino. 275 


ne / dieſes Inhalts: „IBeilimStyloEcclefia- 
„ſtico der Geſang wohl oͤffter insN heruntet / 
„‚felten aber ins G. gehet; ſo iſt G. der tieffeſte 
„Clavis geweſen / welcher im Choral⸗Geſang 
„vorkommen / und mit dieſem faͤngt das hexa- 
„chordum durum an / und deswegen (bo- 
„nus dies) iſt das Gamma pro Schemate 
„alcenfionis & Deſcenſionis genommen 
„worden. Voilaune raifonbien refon- 
nante!manhatdas G.felten geſungen / deswe⸗ 
gen iſt die tieffeſte Clavis fo genennet worden / 
oder aber / mit dieſer tieffeſten Clavi hat man 
das hexachordum durum angefangen / er- 
go hat das Griechiſche Gamma demſelben 
muͤſſen vorgeſetzet werden Schoͤn! Sehr 
ſo gehts / Herr Organiſte / wenn man die Sache 
nicht ex fundamento weiß / auf auctores 
provocirt, und deren keinen geleſen hat; einen 
Moͤnchen defendirt, deſſen Lebenslauff und 
res geſtas man nur von Hoͤrſagen weiß / ja deſ⸗ 
fen Nahmen man nicht einmahl recht ſchreiben 
kan / durch überflüßige unnuͤtze Grillenfaͤngerey 
und kahle nichtige Wiederlegung beyLeutẽ in Die 
Pr&fumption einer fonderbahren und vorzuͤg⸗ 
lichen Wiſſenſchafft (ſcil.) kommen will, und 
das Gamma nicht einmahl verfteher ; wenn 
man die Buchlaͤden — anzufü 

en 


276 P.I. Cap. VIE 


len trachtet / darinn / nebft denaus allen 4. Ecken 
der Weltaͤngſtiglich zuſammen gerafften Ab- 
ſurditaͤten / etwann ein Bachanten⸗ und Wie⸗ 
en⸗Lied / oder eine Antiphona in Kupffer ges 
ratzet iſt; wenn man mit ſolchen Grind⸗(ich 
wolte fagen ) Grund⸗Saͤtzen aufgezogen kom̃t / 
die wieder alle Vernunfft lauffen und Das: ca- 
lumniare audacter , femper aliquid hæ- 
ret, zum unverſchaͤmten Feld⸗Geſchrey fuͤhret. 
Ich fee. aber den Fall / Guido hätte wollen feis 
nes Nahmens Gedaͤchtniß mit dieſem einzigen 
armen Gamma ſtifften / waͤre dag ein gröffeer 
Hochmuth / als wenn einer heutiges Tages eine 
gerineynte Totam Muficam mit tothen 
Buchſtaben drucken’ und feinen gangen Nah⸗ 
men / ohne roth zu werden / ineben der Farbe 
darunter feßen laͤſt? So viel auf den andern; 
Vertheidigungs⸗Punct zur Nachricht! 
$,13. Vors dritte beantwortet oder wie⸗ 
derleget der Gegner meinen Sag : daß Areti- 
aus wenig &hre mit feinen 6. Vocibus einge: 
leget hatı weilder Thone over Klänge ( verftehe 
die nattirlichfien gradus in fcala Diatona ) 
fieben ſind mit folgenden Eräfftigen Worten: 
Guido hat ja recht. Es ſind ja nicht mehr 
als 6. Thone in der Muſie. - Der Kerr 
0000 Aa . 


Dom. Aretino. 277 
Autor (da mennet er mich mit) legt wenig 
Ehre ein / wenn er fpricht / Daß deren 7. 
wären. Das Semitonium naturale,mi & fa, 
ift ja zweymahl inder BecieOdtave anzutrefs 
fen/ wo wollen denn 7.Thone herkommen? 
Man kan wohl geichebenlaffen‘ daß das b 
quadratum h / und das fa ſictum bgenennet 
wird / eigentlidy aber find sicht mehr ale 6, 
Toni Principales in Mufıcis , Diele bat Guido 
Aretinus benahmfer mit dr &c. Daift Safft 
und Kraft drinn ! Wer wolte folchen herrlis 
chen Rationibus tmiederfprechen und nicht 
convincirt werden? Zum Glück und zu Eh⸗ 
ren des Senarii, hat mein Tenebrio juft eben 
fo viel Rationes , ald er gradus naturales 
ſtatuiret / angereoffen. Ich es doch nichtans 
ders / als haͤtte er fie aus dem GluͤcksTopffe 
heraus gegriffen. Hoͤrt! wie ſie einem durchs 
Hertze gehen: (1.) Guido Aretinus hat 
ja recht. (2.) Es ſind nicht mehr als 6. Thone. 
(3:) der Herr Auctor legt wenig Ehre ein. (4.) 
dasdemitonium iſt zweymahl in der Octava. 
75.) man laͤſt geſchehen / daß b. quadratum 
h / und fa fictum b genennet werde, (ſehr à 
propos)‘ (6.) eigentlich find nicht mehr als 
6, Toni principales , und Guido hat fie 
1300 MI ger 


278 P. I. Cap. VII. 


-getauffet. Es möchte einem druͤber was an, 
ommen / wenn er folch Zeug liefert. = 
‚ $.14. Sch halte die Sache für fo deutlich, 
daß ich nur die Schuler fragen will: Ob nicht 
Tonus majoriin der Odtava dreymahl vor⸗ 
kommt? ob nicht Tonus minor zweymahl in 
der Octava vorkommt? Ob nicht dieſe 2. und 
jene 3. fuͤnff Gradus machen ? Ob nicht / da 
das Semitonium naturale zweymahl in den 
Gradibus Octavæ vorfommti dieſe z. und je⸗ 
ne s. ſieben austragen? Wenn die beyden fo 
genannte Semitonia naturalia in der Odta- 
va nur für eins paßiren ſolten damit Bruder 
Guido und feine ſechs Sylben bey Ehren blie⸗ 
ben’ wo ware denn eine 7 ma, wo eine Odtava? 
Möchte man nicht aufeben diefen Schlag fpres 
chen: Diedrey Tonimajores find auch eis 
nerley quoadProportionem ; Diebeyden 
Toni minores ebenfalls ; fo haͤtte die Octava 
weder 7. noch 6. fondern eigentlich nicht mehr 
als 3.Tonos principales, nemlich einen ma- 
jorem, mwelcher dreymahl / einen minorem, 
toelcher zweymahl / und ein Hemitonium; 
welches gleichfalls gimeymahl vorfomme ; mo 
wolten denn 6.herfommen? das waͤre zwar eis 
neneug Menage, aber eine uhralte — 
a“ | | arm 


Vom Aretino, 279 


darinn man ſich mit einem Tetrachordo ab⸗ 
ſpeiſen laſſen muͤſte. Und alſo kan man aus 
des Gegners eigenen Principiiserweifen daß 
weder er. noch fein Guido nicht Die allergeringr 
ſte Ehrerfondern lauter Schimpff und Schande 
mit ihrem Senario eingeleger haben, 

. . Sıs. Es vermiſchet ver Gegner dieGe- 
nera graduum mit den Speciebus derſelben 
aufeineunerhörte Dumme Reife, Die beys 
Den Sermitonia naturalia in der Odtava, 
welche Doc) eine ganke Quarta von einander 
liegen follen bey ihm für eins paßiren / weil beys 
de Semitonia eine Groͤſſe haben; hergegendit . 
dren Tonimajores,deren zwey Doch hart nes 
ben einander liegen’ und ebenfalls einer Groͤſſe 
find,follen immer Ipeciatim drey bleiben; auch 
die beyden Toni minores follen würcklich 
zwey feyn und bleiben/ Damit nur 6. heraus 
Fommen. Sch habe mit feinem fa fidto nichts 
in der Welt zu thun / fondern rede bloß von den 
7. Intervallis diatonis , welche ein jeder 
Menſch / als Tonos principales, fingen kan/ 
auch befinden wird / daß ihrer in der Natur 7, 

ſind / und daß / wenner die achte Erhebung mit 
der Stimme macht / der erfte Klang verjüi nget 
wieder hervor kommt. Und bey diefen 7. hͤſt 
| | es 


280 P.1. Cap. VII. 


— — — — — ——— — — 
es die Natur bewenden. (*) Guido hat ſelbft 
die 7. Buchſtaben: ab cdefg;tefte Prinzio 
I.c. (weldye 7. von Gregorii Zeiten her ge 
bräuchlich waren ) behalten und das r nur hins 
u gethan / NB, um die Octavam zu erfüllen, 
Guido mird nimmer fo alber gemefen ſeyn / 
daßergefager hätte: Es wären nur 6. Toni 
inder Muſic; ober wohl ſtatuiret / Daß man 
mit feinen 6. Vocibus alle 7. benennen und vers 
mittelft Dee Mutation Fünftlich (1. Fümmers 
lich ) ausfommen koͤnnen. Aber wozu Die 
Mühe? zufeinen Zeiten ging es an; nun nicht 
mehr/langenicht mehr.  Pancirolli Meis 

| nung 


— — — 





C(*) Warum nur 7. und nicht mehr noch weniger 
Thone in der Muſie / darüber hat D. Rudiger in 
feiner Phylica divina p.5 27. ſonderliche / wie⸗ 
wohl nur muthmaßliche und zweifelhaffte Ge⸗ 
daucken. Er iſt auf die Meinung gerathen / daß 
weil dieſe 7. Thone drey Tertien befragen (nem: 
lich ce. eg. ab.) fo hätten etwann dieſe drey 
Tertien einen Zufammenhang oder eine leid): 
mern mitden dreyen Halb⸗Circuln des Las 

yrinths im Ohr ; denn/daß deren nur deep und 
mehr nicht befindtichr dahin der Zugang bißwei⸗ 
len durd) a. bißweilen durch 5. Definungen ge: 
macht wird, beweifet er aus dem Schellham⸗ 
mer de Audiru. Part. cap 4.9.5. Nondum 
patet xatio, ° Iſt auch nicht noͤthig. | 


Dom Aretino, 281 


nung (der auch die Ehre hat Guido zu heiſſen) 
von des Aretini galantem Invento, iſt dieſe: 
Ex hac Praxi & vocum Harmonia ſive 
concentu Theoria quædam poſtea fuit 
hauſta: quæ tamen neque /cientia eſt, ne- 
que vetusilla Mathematica, quæ NB. 
feptem conſtabat vocibus, ut ex illo Vir- 
gilii verſu deprehenditur: 
Obloquitur numeris ſeptem diſcrimine vocum 
Vid. Panc. Tit. XXXIX. p. 3 1. de Reb. deperd, 
$.16. Das vierdte fo mir vorgeworffen 
wird iſt / daß ich gefagt: Die Solmifatio fey ein 
Marter der Jugend. Da der Quidonifte 
Doch felber fpricht: Man fage insgemein: Ef 
J ortura difcentium.Mitdiefem insgemein 
rede auch ich / will aber meine Urſachen / warum? 
unten deutlich genug / und etwas mehr als ge⸗ 
mein / anzeigen. Unſer Legislator meldet 
gleichwohl dabey / daß er ven heutigen Muficis, 
die foldyeSolmifation nicht verſtehen / Feine 
Schuld beygemeffen haben will; Ihre Lehrmei⸗ 
ſter waren fchuld Daran. O! mein mehrter 
Herr Quidam! meine Lehrmeifter/infonderheit 
die legten / toiffen nicht ein Mi von der Solmi- 
fation. ; feßt e8 immer mit unter die übrigen 
Abfurditäten/- daß fie mich felbige nicht / fons 
dern nur Das a. b. c. gelehret haben. Was 
— mag 


282 P.I. Cap. VII. 


mag aber das wohl heiffen : Denen heutigen 
Muficis, die feine Solmifation wiſſen / auch 
Feine Schuld bepgumeffen ? Solles fo vielber 
deuten) als daß Diefelbe zwar bey dem Erfurti⸗ 
ſchen Windmacher nicht in Straffe verfallen 
nd / aber dennoch aufhören Mufici zu ſeyn? 
giſt nicht wohl zu glauben. Der aber/ 
follen die heutige Mufici, ob fie gleich keine Sol- 
mifation verſtehen / in allen Muftcalifchen Eh⸗ 
zen bleiben / ſo iſt ja das Büchlein Ut mit einem 
falſchen Titel beleget und kannicht Tota Muſica 
& Harmonia æterna heiſſen / wie deſſen Ru- 
bric lautet. Das ſolte man eher vermu⸗ 
then. Wiewohl es ſcheinet / als ob ſich der 
contradicente in etwas explicirte / wenn er 
p.xor. ſchreibt: Wer ein Componift ſeyn will / 
muß beydes / nemlich das AB Cund die Vocer 
verſtehen. Das nimmt man nun in ſo weit 
an daß ein Componiſt wohl wiſſen moͤge / 
was die Voces fuͤr Wunderthiere geweſen / und 
wie man ſich ihrer vor Zeiten mit Jammer im 
Singen / und mit Zwang im Fugiren bedienet 
habe / er wird aber mit Haͤnden greiffen / daß 
man nach dem ehrlichen ABC nicht nur in- 
ftrumentaliter, fondern vocaliter alles viel 
leichter und bequemer einrichten/die Semitonia 
mit den e £ und hc weit deutlicher und re 
Ä iger / 


Vom Aretino. 283 


diger / als mit dem doppelten mi fa, unterfcheis 
den / auch) coeteris paribus, durch einen weit 
kuͤrtzern Weg / die beften Fugen von der Welt 
machen lernen koͤnne. 

F. 17. Sonſt haͤtte der Gegner nicht noͤ⸗ 
—— den Baͤhren abermahl hieher zu 
fuͤhren weil fein Menſch noch je geſtritten hat / 
daß nicht das Semitonium naturale zwey⸗ 
mahl in der Octava vorkomme; obes aber bey» 
desmahl mi fa, und nicht vielmehr / diftindtio- 
nis gratia, das einemahl f , und das andere 
mahl hc heiffen koͤnne und moͤge das läßt man“ 
jedem fünfflinnigen Menfchen zum — 
uber. Mirgiltes gleich / es mag Kafeoder 
Butter heilfen / wenns nur unterfchi:den wird, 
Solte aber dieſes händelmacherifche Semi- 
tonium da es doch zweymahl in der Octava 
vorkommt / nur vor eins paßiren ſo muͤſten auch 
2. Ducaten von gleichem Schlage / deren einer 
in Erfurt der andere in Hamdurg befindlich 
iſt nur einen Ducaten gelten; wie ſich aber bey» 
de Pofleflores Darüber vertragen würden das 
gu mag der Derr Drganiftefeben. 

.S. 18. Daß er indeß aufmeine Sragen 

im Supplemento de Orcheftre für unnd» 

thig Hält weder zu anttworten / noch denfelben ets 

was entgegen zu ſetzen / iſt fehr. wohl ie 
| | 


284 P. I. Cap. VII. 


Mich deucht / der gantze Bettel ſeiner nichtigen 
Beantwortung und nüchternen Wiederle⸗ 
gung hätte wohl können fuͤr eben founnöthig ja 
für muthwillig / frech und gottloß an ihm felbft 
gehalten werden’ fimens non læya fuiſſet, 
und falls der gegenfeiige Schrifft - Stellen 
nicht gehoffer / groſſe Schäße damit zu ges 
winnen / oder fich einen heroftratifchen Nah⸗ 
men zu machen; allein / wie elend die Lotterey ab⸗ 
gelauffen und dieſe Abfertigung ihm befommes 
mag er felbft fühlen und wirds der Ausgang 
"endlich weifen. Was fonften den Anmerckuns 
gen des HerenGapellmeifter Keiſer / ſo er über 
das Orcheftre gemachet/e ua 
im Ut,entgegen gefeßt worden / wird Derfelbe 
fehon bey Gelegenheit felbft beantworten / wenn 
er es der Muͤhe werth ſchaͤtzet. | 
GS. 19. ann denn nun aus dem abges 
handelten zur Gnüge erhellet/ daß der verruͤckic. 
Derfaffer des Büchleins Ut, indeffen Parte 
Refutatoria, ſeine Abſicht / durch Die vermennte 
Wiederlegung des Orcheſtre, gar nicht errei⸗ 
chet vielmehr in erbarmens⸗ wuͤrdige Sophi- 
ſiereyen / wunderliche Contradictiones und 
Confuliones verfallen / wenn er (=) die 
pedanten gar albern defendirer. (B Een 
| | ier⸗ 


— — — — — — — ——— — 
(a) Huj. lib. pag 20. (9) huj.lib, pag. 33. 


Vom Aretino. 235 


Bierfidlern als ein ftroberner Advocat dies 
net. (y) Einem vornehmen Auctori aus 
Unverſtand / Dummbeit und Unbeleſenheit 
ſehr offte Worte zuſchreibet / daran derſelbe 
nimmer gedacht. (d) Eben das vom Ders 
fall der Muſie / alisverbis, anbringet / was 
das Orcheſtre 6. Jahr zuvor behauptet / nur 
damit es contradicirt heiſſe. (6) Dem Or- 
cheſtre an vielen Orten grund⸗falſche Wor⸗ 
te andichtet / die gar nicht in dem Buche ſte⸗ 
ben. (g Vielfaltige grobe und brutale 
Laſterũngen und Calumnien ausſtreuet. (+) 
Sich ins Angeſicht mehr als einmahl wie⸗ 
derſpricht (6) des Orchefre Rubric nicht 
verſtehet (+) heutigen Compoſiteurs die 
Modos Græcos, als Tezel den Ablaß / kurtz⸗ 
um oberudiren will (x) Beinen Unterſchied 
inter Gregorianos & Græcos Modos macht. (A) 
Demorebeſtre, aus eilenem Hand⸗egreifflichẽ 
Unverſtand / Unwiſſenheiten andichtet / de⸗ 
ren er doch ſelbſt die Menge ſelbſt heget 
| | (K) 
(y) b.1.p.40,45.96, & alibi pasfım, 

(8) h. pag.36.46.47. (e) h. l. p.48,51.77 08, 
145.195.204. (() Ut p.1.3.16,17.29 35. 
37. 41.442 67. 79. 80. 92. 97. &c. („) h. l. 
P. 30. 54.100. 134. &c. (6) h l. p 54.196, 

(„7 Ut, Part. Inform.cap.V. (x) Ut, p.43. 

(1) Ut,p.77.97.h,1,179.231, 


286 P.L. Cap, VII. 


(„) geringe Liberfichren hoch aufmutzet (v) 
Selbſt de Seylis „ de Refolutione , de Ricer- 
eatis,Modis &c. irrig und lacherlich raiſonnirt. 
(£) Organiſten⸗Griffe von der Muſic 
auenimmt. (o) Tand und. Binfalten 
Sauffenweife lauffenläßt. (m) die Cla⸗ 
viersDrobe nicht verſtehet. Ce) Die 
Temperatur noch voeniger. (o) Durch Aus⸗ 
laſſung eines Woͤrtgens die beften Gedan⸗ 
ken boßhaffter Weife zu verdrehen ſuchet. 
Cr) Wieder alle Natur und arbeit nur 
6.Gradus Sonorum behaupten will und (v) 
dem 4retino mit feiner unvernünftigen Apolo« 
gie mehrSchimpff als Ehre anthut dec.dc. 
(Salvo jure addendi, ſed non minuendi) 
Als habe im vorhergehenden / zur noͤthigen Be⸗ 
ſchuͤtzung meines Orcheſtre, die unverbotene 
Gegenwehrthun muͤſſen / und werde in folgen⸗ 
den / fo kurtz als muͤglich / den Muſicaliſchen 
unpartheyiſchen Leſer die nichtige / verdrießliche⸗ 
verhaſſete / abgeſchmackte / abgeſchaffte / laͤngſt 
verrottete / ſtinckende Solmifation nebſt dem 
| 7 abi 
C() Ut,p.44.h.l.217.230. 6) Ut, p. 4. h. l. 

123. 190. 227. (£) Ut, p.70 h. l. 173. 
(.) Ut, 75. ſq. h.l. 177. 1q. 231. (m) h. l. p. 76. 
154. 178. iss. (æ) h. L p. 26. (5) Ut p. ↄ97. 

(+) ibid. & p,1oc. (u) Ut, p. 99. 100. 


Vom Aretino. 297 


übrigen unrichtigen Quarck des Erfurtifchen 
Pedal rerersszu feiner/ des Leſers / vernünfftie 
gen Beurtheilung darlegen müffen / des feiten 
Vorſatzes / Feine Feder hernach mehr über Dies 
fer Materie anzufegen / es folge auch mas da 
wolle; denn auf Calumnien und Anzüglichkeis 
ten zu repliciren/ iſt nur thöricht gethan und 
der Muſie ſehr nachtheilig; hergegen mag reel- 
le Einwuͤrffe heiffen fönten / die find fchon zur 
Genüge abgefertiget / und mögen noch immee 
Dusch beglaubteAudtores von jedermann mehr 
und mehr gernichtet werden. Zum Erempel will 
ich nur Joannem Mariam Bononcini, eis 
nen Patronum des Solmifatoris anführen/ 
aus welchem auch der — Septimen- 
Studente p. 18. Muſ. Pract. den Malevo- 
lum uͤberzeugen Fan / daß diejenige Reſolu- 

tio Septimæ in Tertiam, die er vocaliter 
gar nich paßiren laffen will / von gedachten 
Auctore auf alle Weile gebilliger wird. 
Ingleichen / Daß die Regel / in einer vollfommes 
nen Conlonantia anzufangen würcklich uns 
fern Vaͤtern ein groſſer Schlagbaum geweſen / 
aber doch nicht unvermeidlich ſey. (vid. p. 20. 
Bononc.Muf. Pradt,) So dann / p. ſeq. daß 
man / nach Bononcini Meynung / dem m. 

Q 


288 PL Cap. VII. 


———— — — —— — — — 
achtet / in einer Sexta ohne Noth nicht anfangen 
ſou / wovon doch der Wiederpelfferer ſagt / es ſey 
gar nichts Neues. Man koͤnte auch’ aus 
dickgemeldtem Scribenten / cap. 13. Pag. 57. 
ſchnurſtracks gegen⸗ und wieder des Ut- 
Stellers Vorgeben / daß ein Quatuor zu ma⸗ 
chen ein fo maͤchtiges Kunſt⸗Stuͤck ſey / darle⸗ 

gen / daß ein Duo, oder Stuͤck mit zwo Stim⸗ 
men / faſt am ſchwereſten zu machen; hingegen 
daß ein Quatuor, oder Satz mit vier Stim⸗ 
men / nicht fo genauer Aufſicht als ein Duet oder 
Trio unterworffen / wie. ſolches in erwehnten 
Muf. Pradt, p. 62. mit deutlichen. Worten zu 
leſen. ltem, c.2 1. p.97. daß ein groſſer Untere 
ſchied zwiſchen den Thonen des Canto fermo, 
i. e. Tonis Eccleſiaſticis, deren 8. und den 
Thonen des Canto figurato, ie.ModisGræ- 
cis, deren 12. find / ob ſie gleich unſer Thon⸗ 
Miſcher zu Erfurt alle in eine Bruͤhe wirfft. En⸗ 
An, wer ſich Mühe geben wolte / der koͤnte alles. 
und jedes haarklein aus ſelbſt-gewehlten Bits 
chern übern Hauffen werffen / und die Bloͤſſe 
der fechsfplbigren Bernünffteleyen ſattſam vor 
Augen ftellen; allein es mag hiemit genug ſeyn: 
wir fchreiten zu unſerm Vorhaben / und unter⸗ 

ſuchen den andern Theil des Buͤchieins * 
— 


DE J 

Veſchuͤtzten Orcheſtre- 
Zweytes Stuͤck. 

PARS PROFLL 
| Oder: 

Zerſtreuung und gängliche Nie 

derlage derjenigen Beftürmer/diedag 


Orcheftre vermeintlich haben 
überrumpeln follen. | 


Das erſte Capitel. 
Von den dreyen erſten Lectionen 
Partis informatorix 
im Büchlein Ur. 
Lectio I, 
Von der Engel- Mufie. 


9. 1. 

Aß das Orcheſtre in keine abge⸗ 
ſchmackte u ae und Andere 
ante 





290 P. IJ. Cap. l. Lectio L 
— — — — — — 


antwortliche Irrthuͤmer gefallen / wie ein abge⸗ 
ſchmackter Dintenſieder unverantwortlicher 
Reife ums Geld ſagen wollen;keine rechtſchaf⸗ 
fene Muſicos, die ſich aufdagMonochordum 
nicht gantz allein legen / ohne die Praxin zur 
Hand zunehmen ſceptiſch durchgezogen; von 
den Tonisfeu Modis Muficis , in ſpecie 
Gracis, mehr/ als einem Liebhaber nörhig/beys 
ebrachtz und folche / da ſie in der Kirche, ges 
väuchlich / keines weges Daraus verworffen; 
allenthalben 24. Modos ſtatuiret / und Die eis 
nem galant homme noͤthige Definition da⸗ 
von gegeben; ſpeciem Octavæ bey heutigen 
Modis daſelbſt für — gehalten; von 
den Semitoniis naturalibus, de Repercus- 
ſione, de Ambitu & Transpoſitione- 
Modorum gnugfahmen Bericht ertheilet/. ſol⸗ 
ches wird Der geneigte -Lefer in vorhergehenden 
Eapiteln alles deutlich.erroiefen gefunden has 
ben. Alſo waͤren die hefftigften Stürme in fo 
weit abgeſchlagen; derowegen mir erlaubt ſeyn 
wird / einen Eleinen Ausfall zu hun und dem 
Feinde biß in fein eignes Lager nachzuhauen- 
62%, Solches Lumpen-Lager ift nun die 
fo genannte Pars informatoria ; darin er. 
allen Liebhabern einen beffern Weg zeigen 
— will / 


Don der Engel⸗Muſic. 29 r 


will / wornach dieſelbe von den Urſachen 
der Muſic / und wie ſolche wieder herzu⸗ 
ftellen fey / glücklicher urtheilen koͤnnen. 
Das will er ſo gar demonſtriren. Laſt ſehen! 
Das erſte Capitel beweiſet: Daß die Muſic 
eine Engliſche Runſt / und daß ſolche ans 
fangs / da das allmaͤchtige Fiat erklungen / 
dem Menſchen eingefloͤſſet und ertheilet 
worden ſeyn. Quid hoc ad rem? Das 
andere Capitel zeiget an: wie die Muſic mit 
groſſer Mühe hat müſſen wieder geſucht 
und gleichſahm von neuem erfunden wer⸗ 
den. Cui bono? Das dritte Capitel gibt 
Unterricht / daß die Schmiede⸗54mmer dem 
Pythagoræ nicht zur Erfindung der Muſic / 
wohl aber zu den Muſicaliſchen Proportio- 
nen Anlaß gegeben haben. Curaſti probè. 
Das vierdte Capitel: Gandelt von der Gui- 
doniſchen Solmiſation. Bene veneritis, Do- 
mine Solmifator ! Das fuͤnffte Capitel: 
Von den Tonis few Modis Muſicis. Poſt 
Homerum lliadem ſcribit. Und endlich 
das fechfte Capitel beweiſet: Daß die Muſic 
ewig bleiben werde/ fo wie ſie Guido mit feis 
nen ſechs beftellec hat 2c. vanitas vanita- 
tum! Heiſt das einen Weg geigen/ und noch 

| | MM 2 Dazu 


892 P. II. Cap.I. Lect. I. 


dazu einen befferen Weg / wornach man von 
den Lirfachen der Mufic/ und wie folche wie⸗ 
derum berzuftellen ſey / glücklicher urtheilen koͤn⸗ 
ne? was thun da die Engel gu ? was thut 
die Hervorfuchung im Alten Teftament dazu? 
was thun da de Pychagorz Schmiede⸗Haͤm⸗ 
mer zu ? Was das Urt? mas die Modi? 
was die pretendirte Solmilatio im Him⸗ 
mel? Albertäten finds ja. Solange der Wie⸗ 
derfprecher eine Normam , nemlich das Or- 
cheitre,, vor ſich harter und nichts als läftern 
wolte / ging ihm / oder feinem Treiber vielmehr/ 
die Schmiererey noch ziemlich von ſtatten; nun 
er aber informirenjeinen beſſern Weg zeigen / 
proprio Marte etwas elaboriren und ſich 
Airs geben will / ſiehet many wie er fo kahl beſte⸗ 
het / und ſeinem eignen Vorſatz ſo ſchlecht nach⸗ 
folget / daß man nicht anders urtheilen kan / als 
es ſey etwann der Menſch nicht recht unter dem 
Huteverwahrer. Wir wollen erſt die Helffte 
dieſes Miſchmaſches vornehmen / und fehen« 
was unfer untüchtige Informator für herrlis 
che Demonftrationes geben fan. . 
$.3. Cap-I, fagt der irrende Wegwei⸗ 
fer $. 1. felbft : der Auctor des Orcheſtre 
pflichte der von. ihm angeführten Meynung vi 
| a 


Von der Engel» Mufic. 203 \ 


daß die Mufic eine Englifche Kunft vn ums 
‚gekehrt: Der Here Organiſt irret. Erpflichs 
tet vielmehr meiner Meynung / jedoch zerſtuͤm⸗ 
melter Weiſe bey / welche ich ihm für 6. fahren 
fchon hingefchrieben habe; unddennoch miller 
‚einen befern eg zeigen / da er doch mit meis 
nen felbft eigenen Worten ſich ſchmuͤcket / und 
zwo gantze Seiten damit anfuͤllet / auch nichts 
anders vorbringt / als daß ich keinen Beweiß 
angefuͤhret. Das will er aber thun / und 
zwaͤr (1.) aus dem Kirchero, deſſen Ver— 
gleichung mit einem Zauber⸗Buche der gute 
Erfurter noch nicht verdauen kan / und ſagt im⸗ 
mer / ich hätte auf den Kircherum fehr geläs 
ftert; da er doch wiſſen möchte, daß es auch Ma- 
giam naturalem gebe/und eben unſer Jeſuite 
ftarck damit gehandelt/ja fo gar Bücher davon 
gefchrieben habe. Damit wir nur bey der Mus 
fic bleiben / fo befehe man Kircheri Lib. IX. 
Muſurgiæ, cui Titulus : De MagiaCon- 
ſoni & Difloni. Doch unfer Solmifator 
iſt eben Fein Heyenmeifter. 
4. Was fonft vondiefem Mago und 
feinen ungeheuren Schriften die gelehrte Welt 
Für Urtheile abgefaſſet hat / wird der Exfurtifche 
Hauß Ereuk: Träger wohl ſchwerlich errarhen 
| N3 noch 


294 PM. Carl. Lect. I. 


— — — — — 


U — 
noch ſich immermehr einbilden koͤnnen. Es 
finder ſich meines Behalts / niemand der Kir- 
cherum fonderlich lobet / auſſer dem einzigen. 
Gothaiſchen Rectori, Vockerodt; dem Der 
Weiſſenfelſche Bahr ehmahlsı Muficplifcher 
Händel wegen die Tagen fo tapffer eingefchlas 
oen hat. Dieſes fonft gelehrten Rectoris 
usfpruch vom Kirchero ift aber nur bloß auf 
deffen Obeliscum Pamphilium gerichtet / 
und dagu : Judicium ztatis immatur&;. 
wie er denn felbft in der Zufchrifft feiner Znerod. 
in Notit, Societ. literar. geſtehet / daß das gantze 
Buch eine Frucht ſeines annoch unreiffen Al⸗ 
tersfey. Indeſſen dencken andere / die veniam 
ztatis zuditten nicht noͤthig haben / von unſeren 
arbeitſahmen Jeſuiten gang was anders / als 
der Herr Rector Vockerodt. En voici 
quelques traits. Morhoff ſagt unter ans 
dern / Pohh. Tom II, lib.2. P.2, cap.29. (.4. 
pag.433. es wären des Kircheri Schriften 
fiberhaupt eitele Aufſchneidereyen; weiches 
denn mit unfermSentimentp 119.völlig und 
juſt einflimmer. Here Kath Mencke ſetzt ihn 
richtig mit unter dieelehrrenCharlatans oder 
Marckſchreyer / ⸗ag 38. ed. pr. de Charlat. Erü- 
dir, Sp nennetauch Rich, Simonius des Kir- 

| ee cheri. 


Von der Engels Mufic- 208 


cheri Oedipum infonderheit und ausdruͤck⸗ 
lich eine Charlatanerie , nouvel. Biblioth. 
choifie, Tom, Il. cap. 4. Ja / der berühmte Cle- 
ricus, oder de Clerc, behauptet Bibliorb, anc. & 
modern, Tom, I, p. i91. mit Flahren Torten: 
Es habe Kircherus (yon längfi allen Credit 
und alle Renommee beyden Gelehrten vers 
lohren. Man lefe wos Herr Bundling in. 
feiner Zu, Philof. mor.Cap.1.$.3,pag.9.8 10. 
vondiefem Davo (mit welchen Nahmen ihn 
aud) Kerr Fabricius , Bibliotb, Graca 5, lib. I, 
cap. 13.97. beehret) und groſſem Plagiario 
hält. Der fubtile Engelländer/ Jo. Owenus, 
richtet ihn / in Tbeologum. lib. 1. cap.ß. 6.22: 
p.82.& alibi , wegen feiner Leichtglaubigkeit 
und des Mangels am Judicio,brav aus; und - 
Huetius ſpricht / Quæſt. Alnet, Lib. II. cap, 3. 
daß Kircherus gemefen fey : Vir vaſtæ & 
variæ, fednonfatisaccuratz & caltigatz 
eruditionis. Hottinger / If. Voſſiuus und ans 
dere mocquiren fich auch weidlich über ihn / 
von welchen allen ein curieuſer mehr Unter⸗ 
richt finden kan in Actis Philoſoph. P. VIII. 
pag.193-199. In Summa, man fan vom 
Kirchero gar wohl ſagen / was Herr Seruvius, 

in Bibliotb, Pbilof, cap 3. $.5. pag. 46. vom 
4 Ca- 


296 P.I. Cap. I. Leit I. 
Ca/alio urtheilet nemlich: Audtor nofter, 
pro more fuo, congeſſit potius ex aliis, 
quam digeflit. Der Titel endlich / den ich 
fonft dieſem fleißigen Manne / infonderheit we⸗ 
gen ſeiner Muſurgiæ (daruͤber Marcus Mei- 
bomius gloßirt hat) beyzulegen pflege / heiſt: 
Copiſte infatigable. Und damit faner ſich wohl 
behelffen. 
F.5. Dieſer Kircherus ſoll nun / nach 
der Rechnung des blinden Wegweiſers / Lib. 
VL. Analog. ſagen: (a) daB GOtt die 
Welt barmonice erbauet babe ; ergo ift 
die Mufie eine Englifche Kunſt. Weiter: 
Das ganze Himmels» Seer muſicire / fagt 
Kircherus; Antwort: Es Fan wohl ſeyn / ich 
zweiffle zwar nicht daran / dee Mönch hats aber 
eben ſo wenig gehoͤret als wir; daß es demnach 
nichts weniger als eine Demonſtratio oder ein 
Beweiß heiſſen kan. Ferner: Der Archimu- 
Acus hat in Erſchaffung des Menſchen mit 
einer allgemeinen Harmonie geſpielet / ſagt 
Kircherus; ergo hats geklungen. Wer bon 
| gehoͤ⸗ 


(a) Unſer Erfurter iſt wieder nicht ad fontes ſon⸗ 
| dern blind gefommen. Es iſt Lib.X. Mufurg, 
| = nicht VI, welches de Organo Decaulo han: 

elt. u 


N 
\ 


.—— 


möchte zu meitläufftig werden Ich meines 
Theils bin gut dafür, wenn auch alle andereuns 
nüge und dumme Fratzen hätten megbleiben 
ſollen / und nur ein wahregSpecimen von ter 
Englifhen Mufie zum Vorſchein gefommen 

waͤre / Die Herren Kunſt⸗Genoſſen und andere 

ehrliche Leute / die auch gerne eine Compoſi- 
tionem Angelicam fehen wollen, haͤtten das 
Buch lieber zweymahl fo theuer bezahlet / und 
waͤre es nur um eine eingige Kupffer⸗ Tabelle 
‚mehr zu thun geroefen. Der "Betrug und Die 
Marckſchreyerey ift — | 
, 5 


208 P. II. Cap.I. Lect.I. 


4. 6 Damit die Herren Kunft:Senoffen 
aber nicht mennen/ Fein Menſch / als ihr Solmi-- 
fator, habe von dieſer Welt⸗ und Himmelsoder 
Engel:Mufic die rechte Nachricht und den Flas 
ren Kern fo mwillich ihnen / ohne mein ‘Buch 
über ein Quart⸗Blat zu vergröffern / erft die. 
Worte / die leeren IBorteKircheri, Lib.X. 
Regiftro I. deSymphonismo Calorum, 
mo am Rande p. 381. ftehet: In quo confi- 
ftat vera Harmonia mundi, hieherfegen: 
Quz quidem Harmonia , uti diximus, 
confiftit, cum inadmiranda quadam di- 
fpofitione & proportionatiflima unius 
corporismundani ad aliud intercapedi- 
ne; tum in quantitate fıvemagnitudinis 
unicuique ad finem fuum obtinen- 
dum appropriat& exactiffima Analogia, 
Teutſch: „Die Harmonie der Welt beſtehet / 
„wie geſagt / ſo wohl in einer gewiſſen wunder⸗ 
„wuͤrdigen Einrichtung und allerproportionir⸗ 
„lichſten Verhaltung / die ein Weit⸗Coͤrper ges 
„gen und mit dem andern hat / als auch in der 
„allergenaueſten Gleichfoͤrmigkeit der einem 
„jeden Coͤrper / zu krlangung ſeines Endzwecks / 
„beygelegten Quantitaͤt und Groͤſſe.,, Iſt das 
nicht erbaulich? — 


Don der Enngel-Miufic. - 299 


$. 7. Hernach / wenn eigentlich von der 
Englifchen Muſic die Rede iſt / ſo laͤufft altesauf 
ein ſolches betriegeriſches dec. hinaus / als der 
Wegweiſer p.107. ſetzet. Denn / wie der En⸗ 
gel ihre Muſic beſchaffen ſey / davon findet ſich 
weder im Kirchero, noch ſonſt in dieſer Welt 
nicht ein einziges Woͤrtgen. Gedachter Au- 
ccor ſetzt vielmehr Regiſtro IX. $. 3-9:446. 
dieſe ausdrückliche Uberſchrifft: De Muſica 
Angelica inſenſibili. In dem $.felbft aber 
nimmt er folgende Propofitiones undSragen 
‘por: Anima omnia fit intelligendo , ex 
Platone..e Quomodo anima res foris 
oblatas cognofcat ? Exempla à rebus 
naturalibus, Caufa, curanima Harmo- 
nia.delectetur? Harmonia infenfilis, Cut 
& unde repentinus amor ? Verto: (1.) 
„Von der Englifchen Mufic/ dieman nicht 
„hoͤren kan. (2) Die Seele wird durch ihr 
„Verſtehen zu allerley Cauch bipmeilen zum 

„Narren /) Diefer Saß ift aus dei Platone ge⸗ 
„nommen. (3) Wie dieSeele die ihrvon 5 
„angebrachte Dinge erkenne? (4.) Exempel 
„von natuͤrlichen Sachen. (5) Die Urſache / 
„warum die Seele Luſt zur Harmonie habe? 
(6.) Warum und eine plößliche Liebe 
| ent⸗ 





0 PM CaplLettl 


entſtehe, ? Das find die 6. Haupt⸗Stuuͤcke / die 
unfer Magus an beſagtem Orte abhandelt / dar⸗ 
aus lerne mir nun ein Kunſt Genoſſe / wie der 
Engel ihre Himmliſche Muſic beſchaffen ſey / 
und beweiſe denn / mit unſerm prahlenden Weg⸗ 
weiſer / demonſtrative daraus dasjenige, mag 
die Rubric des erſten Capitels Partis infor- 
matoriæ des Buͤchleins Ut im Munde fuͤh⸗ 

ret. Cœcus cœcum ducit. 
$.8. Den andern vermeynten Beweiß⸗ 
thum nimmt der fich marternde Informator 
her von dem Märtyrer Ignatio, welcher der 
dritte Bifchoff zu Anriochien geweſen / und das 
abmwechfelnde Pſalm⸗Singen deswegen in die 
Kirche eingeführet hatı weil er gefehen (im Ges 
fiihtenemlich ) daß die Engel GOtt im Him⸗ 
mel aufgleiche Weiſe lobeten Und das iſt aus 
Werckmeiſters Uberſetzung des Steffani⸗ 
ſchen Sendſchreibens hergeholet. (b) Was 
iſt es aber nörhig die Sache von den Maͤrtyrern 
herzufuͤhren / haben wir nicht die Heil. Schrifft 
J und 


(6) Der verkehrte Wegweiſer ſetzt hiebey: Vid. 
| Hr. WDerckmeiftersUnmerdungen;da es doch 

der Tert des Herrn Steffani ſelbſt iſt; der es aus 

dem. Socr. Niceph, Casliodoro und Amalario 
anfuůhret. 


Von der Engel⸗Muſie. 308 


und darinn die Offenbahrung Johannis / wenn 
wir auf Geſichte bauen wollen / die doch mehr 
Grund haben / als des Ignacıi feine Erſchei⸗ 
nungen. Apoc. cap.V. 8. ſteht / daß die 4. 
Thiere und die 24 Aelteſten ein neu Lied geſun⸗ 
gen haben. Wer wolte das aber proprie 
auslegen / daß Thiere ein neu Lied fingen folten? 
Man lefe die gange Dffenbahrung durch / da 
wird man der Engel fingen, Elingen/ blafen und 
und pofaunen genug antreffen. Aber man 
Iefe auch Lutheri Vorrede Darauf die ung ber 
richtet daßes eine Weiſſagung ſey mit bloffen 
Bildern und Siguren. Durch die Norte 
Erigel und Aelteften / fagt Lurherus , müffe 
man verftiehen / Bifchöffe und Lehrer in ver 
Ehriftenheit. Die Harffen bedeuten das Pre⸗ 
Digen / und die Nauchfäffer das Beten dc. 
- Darum fan folches auch nichts beweiſen / viels 
weniger des Ignatii Geſicht; weil jeneg Alle- 
gorien ſind / und diefeg ein gurer Traum. 

9.9. Den dritten Beweiß nimmt endlich 
ber ſeynwollende Demonftrante ex Sacris 
Jef. Vi. Wenn er aber die Augen vor Balcken 
aufthun und daſelbſt am Rande zu fehen kan / fo 
weiſet der locus gleichfalls ad parallelum, 

Apocalypfeos Cap.1V. v. 8. wo es ſo lautet: 
- R7 Mo 


302 P. II. Cap.I. Lect J. 


Und ein jegliches der vier Thiere hatten ſechs 
Fluͤgel umher / und waren inwendig voll Augen / 
und hatten Feine Ruhe Tag und Nacht und 
ſprachen: Seilig/ Seilig / Heilig ift GOtt 
der ZErr/der Allmaͤchtige / der da war / und 
der da iſt / und der da kommt. Iſt alles eine 
Weiſſagung / vom Reiche Chriſti u.nichteigent 
lich vonder Muſic der Engel. DaßauchCor- 
nelius à Lapide u. ſohannes Damaſcenus 
ſagen / dieſe Seraphim oder Thiere haben wech⸗ 
ſels⸗weiſe geſungen / ſolches hätte der ſchlecht⸗ in· 
formirte Wegweiſer nicht duͤrffen aus dem 
Steffani ausſchreiben / denn es wird darum 
niemand glauben wollen / er habe den Corne⸗ 
lium a Lapide oder Johannem Damafce- 
num felbft nachgefchlagen ; Fan er Doch eine 
Schrifft von 7. Bogen / die er treflich gemartert 
und genothzuͤchtiget hat / ſo wenig verſtehen / daß 
er allemahl bey den Allegatis fehlet / und nicht 
zu unterſcheiden weiß / was nur in den 7. Boͤgen 
der Tert Steffani oder Werckmeiſters Zuſatz 
ſey. (c) Wir koͤnnen es inzwiſchen „tr 
wo 





(c) Das Wechfel-fingen iſt gar was altes und viel 
älter als Ignarii Traum, Vid. Sadom, vor Till 
Dicht⸗ und Spiel-Runft pag. 123. 1gg. #o- 

R | | mor. 


Don der Engel⸗Muſic. . 303 


wohl leiden / daß man ein Wechſel⸗ſingen der 
heiligen Engel glauberich meines Theils bin der 
Meinung gerne und willig; allein die anges 
führte Prophetiſchen und Märtyrer-Gefichte/ 
vielweniger des Kirchers Gewaͤſche / demon- 
ſtriren ſolches nicht / und beweiſen keinesweges / 
daß die Muſic eben darum eine Engliſche 
Rumnſt / noch daß ſolche Anfangs / da das alls 
maͤchtige Fiat erklungen / dem Menſchen einge⸗ 
floͤſſet und ertheilet ſey. Es iſt wahrſcheinlich / 
aber nicht erweißlich. 

6.10, Und wie fönte einer ſolche Muſie 
eine Kunſt nennen / da fie doch die Engehnicht 
etwann vom Aretino werden erlerner haben ? 
Fan man mwohlfprechen : Das Reden fey eine 
menfchliche Kunſt. Es iſt vielmehr beydes 
eine natuͤrliche Eigenſchafft / die Sprache bey 
dem Menſchen / und die Muſic bey den Engeln / 
als ihre Sprache / welche letztere aber nicht zu 
beweiſen / ob wohl zu muthmaſſen und zu glau⸗ 
ben ſteht. Alle dieſe Difficultaͤten / mein gu⸗ 
ter irrender / blinder / betrieglicher / verkehrter 

* Weg⸗ 

mer, Iliad. I. verf. 604. Yrrgrl. Ecl. 3. Calpurn. 

Ecl.g, Sratsws Papinius ı, Thebaid, Cætullus in 

Epithal, Thetidis Theorr. Idyll. va! ad Catul. 

ja ie gar Exod.XV 20, 21, XXXII, 18. Num. XXI. 
* 17. 86, 





304 P.II. Cap.I, Lect. I. 


Wegweiſer / + habe ich im Orcheftre gar 
leicht vorhergefehen/ derowegen mich auch mit 
Feiner Demonftration habe abgeben wollen/ 
 fondern bloß gemelder: Man thue Fein Unrecht 
mit den Gedancken / daß die Harmonıa etwas 
unerfihaffenes und ab zterno in zternum 
ſey / maſſen ja unfere ftärckefteld&e vom ewigen 
Leben auf das fingende und Elingende Lob GOt⸗ 
tes Deffen feeliges Anſchauen und Dienft ſich 
besiehet. Ich ſage ferner » die Mufic fey der 
Engel Zeit- Bertreib und Dienſt / nicht der En⸗ 

elihre Runft. Dabey haͤtte es das Weich⸗ 
Bild wohl laffen mögen / ohne fich mit feiner 
eingebildeten Demonftration zu prolti- 


tauen. Tekctio I. 
Von Adams und Jubals 
Muſit. 
6.11. Gehen wir nun weiter und betrach⸗ 


ten / welche ſchoͤne Sachen und welche beſſerer 
Wege von der Muſic zu urtheilen ung IM dem 
an 





T Alledicfe Predicata hat erfich felber su dancken / 
wie oben ſpecialisſime exwieſen worden. 


Von Adams und Jubals Muſic. 305 


andern Capitel Partis informacoriæ infor- 
mis gewieſen werden / fo kommt ein Wiegen⸗ 
Lied angeſtochen / mit dem Bericht / es waͤren 
ſolches uͤberfluͤßige Gedancken. Sa wohl uoͤber⸗ 
fluͤßige und recht kindiſche Gedancken! Wer 
ſcheert ſich was drum / ob 2idamı und Eva eins 
mit einander gehuͤmmert haben / wobey Cain 
zuweilen Die Leyer gedrehet ? Wunder 
iſt es / daß fie nicht folmifiren gelernet. Es 
ſind ja Lappereyen / dafuͤr ſich ein Mann / der 
feine Kinder⸗Schue bereits vertreten hat / billig 
ſchaͤmen ſolte; allein hier aus kan man das arm⸗ 
ſeelige Ingenum abnehmen. 
G12. Beſagtes anderes Capitel will weiter 
nichts lehren: als daß Adam lange vor Jubal 
gefungen haben koͤnne. A poſſe autem ad 
eſſe laͤſt ſich nicht argumentiren. DagOr- 
cheſtre bleibt ſtrickeè bey der Bibel / als dem 
beſten und unfehlbahreſten Wegweiſer / da wird 
expreſſis verbis geſagt: daß vom — her⸗ 
kommen find die Geiger und Pfeiffer. Hat 
nun dieſer bloß die Inftrumental-dam aber 
die Vocal-Mufic erfunden / das laft man an 
feinem Orte gefteller feyn und ift eben nicht fo 
gar ungereimt ; aber eg ift Doch ein bloffes 
Muthmaſſen und beweiſet nichts, — 
at 


366 P. I. Cap. I. Lectio II. 
hat man auch im Örcheftre nicht darauf re- 


fledtirt, ſonſt wäre die Muſie / oder Pars ejus, 
noch um 900. Jahr älter geworden / welches ja 
sum Northeil meiner Saͤtze gedienet hätt. Al⸗ 
lein mit folchen feichten Gründen mag ich mich 
nicht behelffen. “Dennoch fagt ja mein Sup- 
plementum ausdrücklich : „Ich meines 
Theils bin gewiß / daß fo gleich im Anfang’ da 
„&HDt Himmel und Erde erfchaffenna in dem 
„Augenblick / dadasallmächtige Fiat erklun⸗ 
„gen / dem erſchaffenen Weſen und Menſchen 
das war ja Adam )auch Die Muſic eo ipſo 
„eingeflöffer und ertheilet worden fey.» Was 
will man denn mehr? Ich bin Des gewiß / ich 
glaube es; kans aber niemand als einen Glau⸗ 
bens⸗Artickel aufdringen / vielweniger mathe- 
matice demonſtriren / daß es wahr ſey. Sol⸗ 
ches kan kein Menſch thun / weil die Heil Schrift 
davon ſchweiget. Wo iſt denn abermahl der 
beßre Weg / der uns ſoll gewieſen werden? ⸗ 
Hz, Wie die Inſtrumental⸗Muſic 
erfunden ſey / daß duͤrfften wir nicht moeitläuffig 
aus dem Kirchero und Prinzio anziehen! das 
4. Cap. des 1. B. Mofes ift alles und genug. 
So hat auchja das Orcheſtre dieferhalben kei⸗ 
nen Menſchen auf den unrechten Weg ee; 
E wor⸗ 


Don Adams und Jubals Muſic. 307 


wollen / daß daruͤber eine Reformation und 
Information anzuſtellen wäre. Daß Printʒ 
ſolche Sachen aus dem Kirchero anziehet / 
daran thut er recht und wohl / denn es erfordert 
ſolches ſein Inſtitutum hiftoricum. Kir- 
herus hatte auch ſehr groſſe / ob wohl cönfufe 
defleins in feinem Wercke / deswegen mufte er 
Alles hervor fuchenundallegiren. Aber das 
ung der Hr. Informator. mit feinem Bimſen⸗ 
Rohren und Schiff:Pfeiffen als ein neubelebs 
ter Pan, die Zeit verderben will / kommt unge 
reimt heraus / und beweifer/ daß er fonft nichts 
zu ſagen / Feinen beflern Weg zu zeigen und fei- 
ne Blätter ohne folche unnöthige /_hieher gar 
nicht gehörige Allegata , nicht zu füllen wiſſe. 
Er fagt felber p. 113. fein propos fen nicht, 
Muſicam hiftoricam zu fchreiben (ich glaube 
es gerne/denn e8 gehöret mehr dazu als die Sol- 
mifation und ausder Mode gefommeneMo- 
di ) fondern feinen Kunft-Senoffen den Nutzen 
der Solmifation und andere Fundamenta 
(3.€. das Bachanten-und Wiegen⸗died / die 
Bimfensund Engel: Mufic ı die Schmiede, 
Hammerze.) zuzeigen. Dem ungeachtet hat 
er Fur zuvor noch einen trefflichen Fleck ex 
Prinzio, von den Muficalifchen Zeiten > 

—J | in? 


308 PIL.Cap-l. Le&,l. 


hingefchrieben um dadurch feinen Kunſt⸗Ge⸗ 
noflen ex Fundamento zu zeigen / daß da⸗ 
mahlsdie Muſic indee Suͤnd⸗Fluth nicht mit 
erſoffen ſey Was dienet das zur Solmila- 
tion ? was zu den Fundamentis Muſicis? 
wo iſt da der beßre Weg von der Muſic zu ur⸗ 
theiten ? Es gehoͤret ja gar nicht hieher. Ad 
hiftoriam fanes gerechnet werden / nicht ad 
doctrinam. Jene will er nicht / und dieje Fan 
er nicht ſchreiben. Ber 


Le&tio III. 
Vom Pythagora. „ 


‚6. 14, Im dritten Capitel gerärh ber 
elende Schreiber wieder auf Abwege / und will 
den Muflc-Liebhaber unterrichten) wie Pytha- 
goras die Muſic in des Vulcani Werckſtatt 
weder erfunden noch erbettelt habe. Ich con- 
tradicireesja felber und fage pag. 301. Sup- 
plem. es fey einfältig gehandelt / daß manden 
plumpen Amboß und Die groben Schmiede⸗Ge⸗ 
fellen / als eine Quelle der geiſtreichen Mufie 
ausſchreyet / auch Dabey dem weiſen Pyrhago- 
ræ (tag fag man honorabler fagen ). den 
Schimpff anthut / daß er feine Darmenifäe 
| | unite 


u 


Dom Pythagora. 309 


— — — —— ——— — — — 
Fuͤnſte aus der ſchmauchichten Hoͤle des hin⸗ 
ckenden Vulcani gleichſahm erbetteln muß. 
Meine Meynung iſt / es ſey eine Fabel daß Py- _ 
thagoras die Mufic bey den Schmieden ges 
funden habe ; aber ich flreite Deswegen mit 
nichten / daß erdaher Anlaß genommen ven 
Proportionibus nachʒudencken / wiewohl die⸗ 
ſes / meines wenigen Erachtens / noch lange nicht 
Muficam Theoreticam ausmacht; woruͤber 
ich mich anderswo breiter erklaͤhren will. Das 
erſte / nemlich Die Gabel fehreiben viele gelehrte 
geute / die eben feine Mufici find / ſtatt einer 
Warheit / in die weite Welt hinein; (d) Das. 
andere 


ne ae en a 

(d) Wenn eswahr wäreimie Salomon von Till 
in feiner Dicht: Sing⸗ und Spiel: Kunſt vors 
giebt / Daß Pythagoras den Sufammenflang 
erfunden habe/ fo mufte er ja allerdings pro Au- 
&ore Harmoniw pafiren. Aber auch diefes ift 
Grund⸗falſch. Minventa, (Pythagore) ſelon 
l’Opinion de quelgnesuns, les Tuns de Mufıque, 
parlemoyen de l’accord & de la Proportion 
qu’il'remarquoit , lorsque cing ou fıx forge- 
ons battoient fur leurenclume Diverfr, Cam 
rieus 6me Partie.p.29 Iſt falſch. M.M- shomins 
führet felbft in Prefatione ad Gaudentium ex 
Casliodoro diefe Worte an : Gaudentius qui- 
dam, de Mufica ſcribens, Pythagoram dicit 
—— hu · 


310 P. II. Cap.l. Led. II, 


ö— — — üö]⏑ 
andere aber darf deswegen niemand wieder ſei⸗ 
nen Willen in Zweifel ziehen; wozu ſollen denn 
alle Erzehlungen ? Alle Conteſtationes? 
Der Wegmeifer ficht ja mit feinem eigenen 
Schatten und har mich nicht veeftanden / oder / 
wie an vielen andern deutlichen Orten / nicht vers 
fiehen wollen / Damiter auch vom Pythagora 
ein Capitelchenmachenmöchte- 


—ñ— 


6. 15. Ich will aber / mit GOttes Huͤlffe / 


dieſem Pythagoræ, und ſeinem uͤbermenſch⸗ 
lichen Geheimniß / den Text an einem andern 


Orte ſo leſen daß Nicomacho und allen fer 


nen Helffers⸗Helffern die Augen uͤbergehen 
ſollen. Inzwiſchen wollen wir hier doch die 
TE Schmie⸗ 


—— — — —— — — — — 
hujus REI inveniſſe primordia, Iſt falſch. Ja fo 
gar im Griechiſchen Text des Gaudentii, p. 13. 
ed, Meib. Wird dox,n TYS TETWV Eugeceös » i. e. 


Principium inventionis OMNIUM, dem Pytha- 


gorz ausdruͤcklich / und zwar noch dazu von ei⸗ 
nem Ariſtoxeneo,, wiewohl nur ex traditione, 
beygeleget. Iſt falſch. Jedoch bezeuget der Uber⸗ 
feßer hiebey ſo viel Vernunft / daß er die angefuͤhr⸗ 
te Wortel.c. nur de inventione »41502u=, nicht 
aber / wie Casfiodorus , Gaudentius , und ein 
Hauffen neuere) die ich Ehren-halber verſchwei⸗ 
ge/ de inventione Primordiarum REI MU. 
SICAÆ OMNIS verſtehet und ausleget. 


Vom Pythagora. 311 


Schmiede⸗Haͤndel ein wenig genauer beleuch⸗ 
ten. Fuͤrs erſte ſagt Pring ſelber (darauf ſich 
doch der Gegner berufft) in ſeiner Hiſt. Muſ. 
ag. 55. Es ſcheine faſt / als ob die vorer⸗ 
zehlteGeſchicht / (vom Pythagora und feinen 
Haͤmmern) etwas lügenhafft heraus kom⸗ 
me. Das iſt teutſch. Warum hat der 
Wiederſacher das nicht angeführet ? Antw. 
Er hat es nur obiter, oder gar nicht gelefen. 
Surs andere fprechen Hr Printz / Hr. Neid⸗ 
hardt / und alle die es probiret / daß das Gewicht 
dieSonos an den Saiten unmuͤglich von ſich 
Heben koͤnne. Sie entſchuldigen aberMeifter 
Pythagoram mit einem großmaͤchtigen Ver⸗ 
muthlich. Vermuthlich wird er das Gewicht 
verdoppelt haben. Vermuthlich hat er auch 
ſolmiſiret ꝛc. Man koͤnte aber wohl mit beſſe⸗ 
rer ee fagen : Vermuthlich wird 
die Welt / die damahls fchon 3434. fahr ges 
ftanden hatte Diedrittehalb Proportiones der 
Thone lange gewuſt / oder lange vergeflen ge- 
habt haben, daß alfoder fo genannte beruͤhm⸗ 
tefte Muſicus unter allen fehr berühmten alten 
Muficis, mitfeiner pretendirten Erfindung 
etwas fparh gekommen ift / -und nur bey unwiſ⸗ 
fenden den Dreiß und Beynahmen — ver⸗ 
ent 


3072 PIE. Cap-l. Lect. II. 


dient zu haben ſcheinet. Man möchte ihn denn 
Primum vom unrechten Ende nennen’ wie ſol⸗ 
cheg bey den Griechen gebräuchlich war, 
$ 16 Zwar find wir diefenfalls alle ges 
wiſſer maffen unwiſſend / und muͤſſen ung mit 
den alten Erzehlungen behelffen weil in 343 4 
Jahren ( leider ) Feiner aufzumeifen iſt der ung 
einen beffern als den Pythagorifdyen Weg 
nach der Schmiede: Effe eigen koͤñezaber / wenn 
doch Murhmaffen gelten ſolte / fo muͤſte man ges 
dencken / daß in einer folchen erfchrecklichen lange 
Zeit / welche fich juft fo weit erſtrecket / als wenn 
wir heuer weymahl von der Geburt Chriſti an⸗ 
171 | 
sehleten 3434 daß in folcher Zeit ſage ich / folte 
man glauben Menfchen geweſen waͤren / die dies 
ſer Sache nachgedacht hättenszumahl wenn wir 
Adam felbit zum Vocaliften machen toollen/ 
des ich doch billig Bedencken trage / und auch 
nicht noͤthig iſt. Manlefe/ wie Pring Hikt. 
Muf. pag. 41. argumentirer/ nemlid) / daß 
die Inſtrument : Macher zu Davids: Zeiten) 
aller Wahrſcheinlichkeit nach / die Doctri- 
nam Proportionum ſo wohl / ja beſſer als 
wir / verftanden haben müſſen. Da ſaͤhe 
MonfieurPythagoras,mit ſeiner prætendir- 
ten Erfindung / ſehr jung bey aus. 4. 17. 


Vom Pythagora. 313 


& 17. Wenn wir auch betrachten wie 
viele Erfindungen? welche unzehlige Künftenur 
inden 1717. Jahren / nach der Geburt Chriſti / 
in die Welt gekommen ſind / und denn in Erwe⸗ 
gung ziehen / was in zweymahl ſo vielen Secu⸗ 
lis, nemlichin 343 4. Jahren / von Erſchaffung 
der Welt / hat koͤnnen und muͤſſen zu Wege ge⸗ 
bracht werden / ſo duͤrffte man faſt auf die Ge⸗ 
dancken gerathen / daß alle Wiſſenſchafften Zeit 
genug gehabt / ſich hundertmahl zu verliehren / 
und hundertmahl wieder finden zu laſſen. Wie⸗ 
derfinden aber iſt nicht erfinden. So fpricht 
auch Hr. Pring gar flüglich/ eg habe Pycha-- _ 
goras, unter den Heiden / zu erſt Muficar, 
_ theoreticam erfunden. Diefe Heidnifche 
Mufica theoretica, wenn fie ja fo heiffen ſoll / 
iſt nun von unzehligen Leuten / infonderheit von 
‚puretheoreticis, pro totaMulica genoms 
men worden; tie dennja/ wieder alles Vermu⸗ 
then noch biß dieſe Stunde folche Sänger in der 
Welt ſind die auch wohl etwas weit geringers 
pro tota Muſica & Harmonia æterna un⸗ 
verſchaͤmter Weiſe ausgeben duͤrffen. Das 
her iſt die Fabel gefloſſen / von welcher ich im Or- 
cheſtre rede / daß nemlich der Uhrſprung der 
Muſic aus dem Amboß gegoͤgen worden / * 
m 


314 P. II. Cap. I, Sect. III. 


——— — ————————————— —————— — 
mit ſich ſonſt die Schmiede noch biß dieſe Stun⸗ 
de ſchrecklich bruͤſten und viel wiſſen. 

$.18. Nicomachus, der mit feiner Er⸗ 
sehlung ein Zeugniß abgeleget / daß er zu demuͤ⸗ 
thig fey / eine Parade vom kurtzen und nach⸗ 
dencklichen Stylzu machen’ wie es Hr. Neid⸗ 
hardt gibt / kurtz / Nomachus, der Waſcher / 
gedencket nur 4. Schmiede⸗Knechte; Boëtius 
aber macht den Schmidt noch um einen Knecht 
oder Jungen anſehnlicher / und gibt vor / ſie haͤt⸗ 
ten eins A quinque gehaͤmmert / Maf.Lib. ı. 
cap. 10. 11. Und von dieſem Boẽtio ſchreiben 
es die juͤngern Auctores meiſtentheils aus. 
Conk. Ifdori LL. Origg. Lib. II. cap. 15. 
Bartoli Muſ. Mathem. pag. 135. Banni Diſ- 
ſert. deMuſ. PrisziMuf.Hilt.u.andere mehr. 
Der Verfertiger des Indicis zu Wolffens 
Lection. Memorab. & Recond. hat dieſen 
Pythagoriſchen Schmidt in noch geöffereRe- 
nommee ſetzen wollen / in dem er gar von 7. 
Haͤmmern ſchwatzet. Und wer weiß / was fich 
einmahl unter feinen Nachkommen vor ein 
Schmiede Patron findet / weicher dem ehrlichen 
Meifter gar ein paar Dutzend Knechte in Die 
Werekſtadt ſchickt und dabey vorgibt ı fie hats 
ten eben damahls die befannte Schmiede» Cou- 

rante 


— 


Dom Pythagora. 3 15 


rante von 2. Chören gefchlagen. Alſo miß⸗ 

gönnen auch bißteilen die Hiftoriciden Mah⸗ 

lern und Poeten ihr. Lob melches ihnen Hora- 
tius, mit diefen Worten / zumiſſet: 


= - - Pidoribus atque Poetis 
. -Quidlibet audendi femper fuit zqua 
| poteſtas. 
Noraun duͤrffte man ſich wegen dieſer kleinen 
Mißhelligkeiten nicht eben gleich auf zweifelhaf⸗ 
te Gedancken verleiten laſſen / wenn ſichs nur 
bey dem Haupt⸗Wercke nicht auch an etwas 
ſtieſſe ꝛc. Dieſes find alle des Hn. Neidhardts 
ſelbſt eigene Worte p. 13. & 14. feiner Tem- 
eratur, | 0 
$.19. Wir ſehen daraus fo wohl als 
auch aus des Hrn.Pring angegebenen Prædi- 
catis ( welche beyde Auctores ich deswegen als 
lein anfuͤhre / weil man ſich darauf berufft) daß/ 
wer Luſt haͤtte eine Fabel aus der gantzen Affai- 
re zu machen / leicht zu ſeinem Zweck gelangen 
duͤrffte. Allein / es iſt der Muͤhe nicht werth / 
und ich habe es auch im Orcheſtre weiter nicht 
für eine Gabel ausgegeben / als in ſo fern der Py- 
thagoras dadurch vor den Erfinder der Mufic 
in genere, oder a ee | 
2 “104, 


316 P. II. Cap. I. Sed. II. 


ſoll. Die Alten haben geglaubt / ſagt von 
Till, p 128. vorberuͤhrter maſſen daß Pyrba-. 
goras unter den Griechen die Ubereinſtim⸗ 
mung der Zufammentlingungen bey einem 
befondern Zufallentdecer babe. Die Als 
ten habens geglaubt/Narrav£re Patres, Und 
‚20. Pythagoras voar der erfte/der die Sing⸗ 
unf auf den uf der Compofition einridys 
tete xc. O wie wird er folmifirthaben ! Das 
uͤbrige ruͤhrt mich nicht 5 e8 zancke fich darüber 
mer da will / wenn das nur eine Gabel bleibt/ das 
Pythagoras die Mufic erfunden habe. Es 
iſt indeß artig wenn der umgefehrte Logicus 
pag. 118. des Ut fagt : Das Praefuppofitums 
als ob Pyrbagoras die Muſic erfunden bätte/ 
fey falſch; es wundere ihn aber / daß ich fols 
chesfür eine Sabel ausgebe. Das heift: 
Ein Ding Fünftlich vortragen / und einer Gas 
chen Befchaffenheit nicht recht wiſſen / doch aber 
die reine und aufrichtige Wahrheit dabey taxi- 
ren wollen. Die Worte ſtehen wuͤrcklich ſo 
auf einander am beſagtem Orte; ich weiß aber 
doch wohl / wie ſie der Ue-Schreiber verſtanden 
haben will / nemlich: daß Pythagoras die 
Muſic erfunden / ſey falſch. Dazu ſagt die 
gantze railonnable Welt ja / ob es wohl viele 
irral⸗ 


Vom Pythagora. 317 


irraiſonnable Leute anders vermeinet und 
vorgebracht. Die Schmiede Avanture aber 
ley Feine Zabel. Und Darüber willich auch kei⸗ 
nen Krieg anfangen / weil es fich der Mühenicht 
lohnt / dieſe Erzehlung / ob fie gleich Hin und wies 
der ſehr hincket / fo wohl abfeiten Vulcani alg 
Pythagorz,genauer als oben geſchehen / zu uns 
terfuchen. | 
$.20. Noch artiger kommt 'es heraus / 

wenn der prætendirte Wegweiſer J. c. fagt: 
Pythagoras ſey vor dieſer Begebenheit ſchon 
ein guter Muficus , aber nach der Ariſtoxeni⸗ 
ſchen Art / geweſen; da doch Ariftorenus erft 
200. Jahr nach Pythagora in die Welt ge⸗ 
kommen iſt. Solches hätte dem unbeſonnenen 
Pythagoraͤer Prætorius Syntagm. p. 273. leh⸗ 
ren koͤnnen. Das heißt aber ſich verrechnen 
und verwirren. Das heißt einen beßren We 
und irrige Meynungen anzeigen. Es hat ſi 
wohl angezeiget! Zeisa bardcafe ,„ bar Mufık 
fbould be murderd by thofe,wbo pretend to im- 
prove it. i. e. Es iſt was grauſahmes / daß 
die Muſic von ſolchen Leuten ermordet 
werden ſoll / die das Anſehen haben wollen / 
als ob fie ſolche zu verbeſſern trachten. * 

. O Sed 
Amac 205 


318 P. I. Cap. I. Lect I. 


Sed mittamus hominem obſcurum, & 
cum eo omnes fucos, qui ignavia de- 
merſi, volunt tamen ex alieno labore & 
ingenio innoteſcere. So ſchrieb neulich 
Hr. Burmann von einem gewiſſen Kuͤſter / der 
rg Mufarum zufammen geſtoppelt 

atte. 

Hz. Von der Schwach und Betrieg⸗ 
lichkeit des Gehoͤrs / daß es auch / mie vermeinet 
wird / nicht einmahl Tonum majorem & mi- 
norem unterſcheiden koͤnne / will ich an einem 
andern Ort / V. D. nemlich in der dritten Er⸗ 
oͤffnung des Orcheſtre, meine Meinung beys 
bringen’ und die Nichtigkeit diefer Auflage ma- 
thematic& demonftriren. Das iſt viel ge⸗ 
fügt; aber ich wills redlich halten und beweiſen / 
daß ich nicht / durch überflüßige und unnüße 
Stillen, bey gelehrten Leuten den Ruhm einer 
fonderbahren und vorsüglichen Muſicali⸗ 
ſchen Wiſſenſchafft ambire; ſondern / daß ich 
denſelben / falls er mir ferner beygeleget werden 
ſolte / ſo wie es bereits zum oͤfftern publice ge⸗ 
ſchehen / duech rechtſchaffene und gruͤndlicheſtu· 
dia Muſica, trotz allen freundlichen Neidern / 
brutalen Mißgoͤnnern / und papiernen Feinden⸗ 
zu verdienen und ohne vanité zu behaupten 


Don der Guid. Solmifatiön, 319 


Das andere Kapitel, 
Von der | 
Guidoniſchen Solmifation,und der⸗ 
ſelben Parentalis. 


- gn1 
5 eimite feine leibeigene Braut / Hr. 


Solmifator, eine alte heßliche/ vermos 
X derte Wetterkatze hervor getreten / in Des 
veh Liebe er ohne Zweifel feine Frühlings» Jahre 
verſchleudert / und manchen Puffdarum augges 
ftanden / nunaber gerne der ihm vielgu Flugen - 
Welt / cum fiıgura [ua faperfciali quæ ta- 
men ornatüs caufa und was des Quarcks 
mehr ift/ die Augen verkleiſtern und ung weiß 
machen wolte / nicht nur / daß diefe feine aller⸗ 
liebſte Maitreſſe gu ihrer Zeit eine fonderliche 
beaut£& gemefen ſey / ſondern / daß fie auch noch 
einige Uberbleibſel davon in ihren tieffen Run⸗ 
zeln nachdem Tode blicken lafle. Er gemabs 
net mich faft wie die alten Galans , denen Die 
Augen für lauter Tendreſſe trieffen und übers 
gehen wenn fie fich der Sprünge erinnern’ Die 

4 fie 








320 P. II. Cap. II. 


ſie wohl eher mit ihrer nun grauen Chloris 
oder zahnloſen Phillis geliefert haben. Es iſt 
auch keinem ſo groß zu verdencken / denn / alte 
Fuhrleute hoͤrens gern / wenn die Peitſchen klin⸗ 
gen. Ich kenne Leute / die eine Mariage force 
gemacht haben / mit Creaturen / die niemand ohne 
Zange anfaſſen ſolte / weil fie weder Tugend / 
Klugheit / Schoͤnheit noch Geld haben; dennoch 
um ihre einmahl getroffene Wahl nicht zu miß⸗ 
billigen / erweiſen ſie den ſinnloſen Gerippen par 
caprice die groͤſte Ehre von der Welt / behaͤn⸗ 
en fie mit Gold ‘Perlen und Diamanten, fpeis 
en fie/ fo zu reden mit Milch und Honig’ und 
machen Goͤttinnen daraus / bloß ihren Eigen⸗ 
Sinn und faux point d’honneur zu befties 
digen. Mais iln’entirent point d’hon- 
neur. 
$.2. Solcher Art ſcheinet nun wohl leider! 
mein Solmiſator zu ſeyn / der ſich von der ein⸗ 
mahl gefaſten Meynung ſchwerlich wird abs 
bringen laſſen / wenn man ihm auch noch fo viel 
gutesund vernünfftiges vorfagte / derohalben 
denn auch / was hier vorfommen wird / Feines» 
weges in der Hoffnung erſcheinet / daßein in die 
Wolle gefärbter alter Salbader dadurch gebefs 
ſert oder nur zum Stillſchweigen und m 


Von der Guid.Solmifation, 321 


dencken genöthiget werden möge. Wein. Da 
iſt wohl Hopffen und Maltz verlohren. Er 
wird folmifiren und repliciren / fo lange ein 
bißgen Wind in ihm und feinen Baͤlgen ift. 
Die Leute laffen das nicht ; fondern / ich will 
hiemit erftlich den Muficalifchen Lefer freunde 
lich berichten, daß ich nichts verachte / ohne zu 
wiſſen warum? Vors andere / wolte ich junge 
Leute / und unwiſſende Eltern / die ihre Kinder 
erwann zur Mufic halten / hiedurd) vor aller 
Gefahr warnen Daß fie nicht dem mit Singer 
dicker Kunft geſchminckten Weſen trauen und 
meynen / in der Solmifation ftecke fo mag bes 
forders/ Daß wer dienicht practifire/ nur wie⸗ 
derherhörenmöge. Wiewohliich hoffe nicht, 
Daß viele verfuchet werden ſollen. 
$.3. Nun wolte ich zwar dem Sechs⸗ 
Splben- Verfechter gerne an der Klinge blei⸗ 
benz und ihm Fuß vor Zuß voneinem Lauffs 
Graben im andern folgen ; allein er bricht Die 
Menſur fo offtiund mutirt fo ſtarck / daß ich ger 
nörhiger ſeyn werde hin und wieder ein paar 
Finien zu machen. Im erfin$. p.1 19. heiſt 
es: Die Kirchen⸗Muſic(ich glaube die Thea- 
tral-und Cammer Muſic nicht weniger) war 
noch ziemlich einfältig zu Guidonis Zeiten. 
| 5 Das 





322° P. II. Cap. II. 


Das mercke einer adCap.VII.P.I. und dencke 
weiter nach. $. 2. Erzehlet der Gegner ſehr kahl / 
wie und durch welche Offenbahrung Aretinus 
eigentlich zu den 6. Sylben gekommen ſey. Ich 
will dem Leſer die Sache ein wenig erbaulicher / 
jedoch ſo —* muͤglich / vorſtellen. 

9.4. Der Hymnus: Ut queant la- 
xis &c. wurde in den damahligen Zeiten / wo 
jedes Lied der Apothecke gewiſſen Abbruch thate / 
als ein unfſehlbahres Remedium wieder die 
Syeiferfeit dee Kehlen geachtet) und dem St. Jo- 
hanni deswegen zugefchrieben/ weil er in der 

ifft Vox Clamantis ‚die Stimme eineg 
Muffers oder Prediger / genennet wird. 
Denn nuneiner heiferig war / fo ließ er fich 
flugsdenhymnum : Ut queant laxis &c, 
herplerren / dann war der Teufel und der Aber⸗ 
glaube bey der Handıund halffen in dem Augen⸗ 
blif. Ob nun damahls eben Bruder Aretin 
mit feiner Stimme uͤber dem Fuß geſpannet ges 
weſen ſey / oder ob ſonſt ſeiner Kloſter⸗Koͤpffe ei⸗ 
ner ſich verkaͤltet gehabt / daß kan man ſo genau 
nicht wiſſen; genug iſt es / daß dieſes der eigent⸗ 
liche Grund iſt / warum der Johannes⸗Geſang / 
und ſonſt Fein andrer / dieſem herrlichenInvento 
hat herhalten muͤſſen. Damit nun der Areti⸗ 
| IE 


Von der Guid.Solmifation, 323 

ner nicht fage: Ich hätte diefes Hiftörgen ſelbſt 
emacht / fo beliebe er in ſeiner Bibliotheck wohl⸗ 
edaͤchtlich des Ottonis Gibelii Bericht von 
den 6. Vocibus nachzuſchlagen / und daſelbſt 
p.30. dieſe Worte zu leſen: Bey des Aretini 
Zeiten iſt ſehr gemein geweſen der hymnus : 
Le queant &c. voeldyer Jobanni dem Täuffer 
su Ehren und Bedächtniß gemacht / und 
faſt tagglich geſungen worden! unter andern 
auch die Heiferfeit damit zu vertreiben; als 
weil man diefen Jobannem damahls I aus 
pabſtiſchem Aberglauben/ inden Rlöftern 
für einen Patronum hieltder Auffenden und 
Singenden / wegen deffen/daß er in beiliger 
Schrifft genannt wird : Vox Clamantis, die 
Stimme.eines Ruffenden. Mit diefem 
Gibelio certire der Gegnerum feine "Braut 

oder Haut / nichtmit mir. Conradus Mat- 
thzi de Modis Muficis erzehlet e8 auf diefe - 
Weiſe p. 39. Den alten Hymnum bat ge⸗ 
madht Paulus, ein Hiftoriens Schreiber. der 
Römifchen Rirchen / weldher als er / bey 
Uberreichung der Dfter- Kerzen fingend/ 
Keiferkeit der Stimme vermercket / foldyen 
Hymanum Fobanni dem Täuffer zu Ehren ges 
tichtet / und mit ——— „ale 
| D 6 ei⸗ 


— 


324 P. II. Cap. II. 


einen Patronum der hellen Stimmen, antte⸗ 
ruffen / weil an deffen Gebuhrts⸗ Tage feis 
nem flummen Vater die Stimme wieder 
gegeben / und er felber von dem Propberen 
Eſaia eine ruffendeStimmegenennet wor. 
den. Sind dag nicht herrliche Origines ? 
Begreifft ihr nun die vermennte Divinam in- 
fpirationem, die Aretinus a Ermehlung 
diefer Sylben gehabt? Diefe Infpiratio heißt 
Aberglaube / undiftnicht Divina , fondern 
Diabolica. oo ®@ 
$.5. Da num der Urſprung teufelifch 
war / wie konte es denn anders feyn / es mufte 
lauter Verwirrung / lauter Duaablauter Mars 
ter und teuflifche Plage den armen Lernenden 
und Lehrenden Daraus mit der Zeit und Forts 
fegung Diefes läfterlichen Inventi erwachfen, 
Wenn aberKircherus von diefen 6.Vocibus 
alles liebesund gutes ſaget / fo thut ee anderg 
nichts / als was Die Leute nach Aretino faft 
ganger 600. fahr lang hinter einander her toie 
die Pater nolter, geſaget hatten. Er wuſte e⸗ 
nicht beſſer / und wolte doch ein gelehrter Mann 
Feyn; ungelehrte ſelbſt wollen ihn noch heute zu 
Tage als ein Oraculum anziehen. Das 
thut alles die Preoccupation. Sch J 
— ihm 


Von der Guid.Solmifation. 325 


ihm eine- Menge neuer Auctorum entgegen 
ſetzen / aber ich miles mit Fleiß durch etliche Als 
te verrichten. Haͤtte der gute Kircher ein 
bißgen um fich gefehen und in Erfahrung ge 
bracht / nicht was im Him̃el vor Muſic ſey / fons 
dern was ihm vor der Naſe paßirte / nemlich. daß 
ſchon 50. Jahr vor ihm / eben in Welſchland / 
ein / communi Eruditorum confenfu, weit 
gelehrterer Mann als er / gantz andere Gedancke 
von der Sache gefuͤhret / was gilts / er haͤtte die 
6. Voces gerne unter die Banck geworffen. 
$. 6. Diefer Mann nun hieß Ery- 
cius Puteanus , fonft von der Putten 
genannt / ein Niederländer von Gebuhrt / 
welcher zu Ende des fechszehnten Seculi 
in Stalien die Mufic fortpflangete. Der / 
fagt Salomon von Till, führte ſchon damahls 
eine leichtere Manier ein (als die Guidonifche 
a 07 war) 


— — — — ————— —— — — ——— —— ——— u oJ 
+ Eriftacbohren gu Venlo in Geldern den 4 Nov. 
1574. wurde Jufli Lipfüi Succeflor zu Löwen 

1606, Hiftoriographus des Könige von Spa- 
nien / Rath beym Er& = Herkog Albert / ja gar 
Gouverneur vonfowen/allmo er auch auf dem 
Schloſſe 1646. den 17. Sept. geſtorben ifl. Ce 
fut un homme de merite & d’erudition. id, 
Bayle Dı&ton. Pope Blount Cenſur. L’ Academie 
de Bulları & Basllet fugemeus des [gavans, 





— 


316 P.IT, Cap. II. 


en 
mar ) erfihrieb feine Mufathenam , five, 
Notarum Heptaden, Ao. 1002. Dahergegen 
Kircherus feine Muſurgiam erft Ao. 1650. 
ang Licht gab / wie Puteanus ſchon 4. Fahr 
vorher geftorben war. Go fehreibt aber diefer 
legtsgenannte pag.34. Aretinus, fenarii nu- 
meri perfectione delectatus (da ſitzt der Knote) 
fex Notas ſyllabicas introduxit. Senæ 
hæ Notæ uſum ſui apud Muſicum paſſim 
gregem, ſed tardum admodum diſfficilemque 
præbent. Quæ enim mora mutationum? 
Confufio Clavium? Subſtitutio vocum ? Vi- 
deas plerosque, atque indigneris, bo- 
‚nam ætatem impendiſſe huicarti & exi- 
guum tamen profecifle, perfectos annis 
prius, quam iſtiusmodi lectione. Dif- 
ficultas ſcilicet obftat, remoramque ple- 
risque facit. Ego tollam &c. Teuiſch: 
Aretin bat NB.aus Liebe zur Vollkommen⸗ 
heit der geſechſten Zahl / ſechs ſyllabiſche 
Noten eingefuͤhret; dieſelbe haben nun 
wohl hie und da unter dem Muſicaliſchen 
Hauffen ihren Nutzen / aber langſam und 
ſehr ſchwer erwieſen. Denn es betrachte 
mir einer den Verzug fo die Derwechfelung 
der Sylbenerfordert? Was iſt da nicht für 
eine 


Vonder Guid. Solmifation. 317 


eine Derwirrungunter den Clavibus ? wie 
müffen ſich nicht da die Yores eine vor die 
andere gebrauchenlaffen? Man wird mit 
Verdruß [eben / daß die meiften viele "Jahr 
aufdiefe Runft gewendet und doch gar wer 
nig erlernet haben / ja / daß fie über foldye 
Lectiones eher alt als klug geworden ſind. 
Es ſtehet nemlich die Schwierigkeit im 
Wege und haͤlt die meiſten zurucke. I 
will ſie heben ic. J 
6.7. Solches thut nun auch unſer ehrli⸗ 

cher Puteanus mit Zuſetzung der Sylbe Bis ob 
nun dieſe Sylbe Bi, Bo, Ba, Si, oder gar Nul 
heiſſet / das gilt mir gleich / wenn ihrer nur ſieben 
find. Weiter unten in der Muſathena nens - 
net gedachter Auctor die Aretiniſche Solmi- 
fationem : Eminentes ſcopulos æquoris 
Mulici,da8 ift verdolmerfchet: Servorragende 
Rlippen oder Selfen der MuſicaliſchenSee / 
wobey er diefes artige Sleichniß machet : Ha- 
ctenus quidem, utdixi, [ex veluti Nota- 
rum velis Harmonica (pro fcientia Can- 
tus) mota&promota. Velis, inquam, 
ur nunc inſinuari opus , nunc expan» 

i, nuncobliquari , mifcerinon nun- 
quam atque commutari, pro ratione ar 

. | us 


32$ P. II. Cap. II. 


ſus & vocalis Æoli flatus. Egoadjungo, 
& moleſtias iſtas fugiens Notarum nume- 
rum augeo&c, Ver: Bißher hat / wie 
efagtı die Singe⸗Kunſt gleicdyfam nur mie 
|  hoöeegeln bin und ber geſchiffet. Mit 
ſolchen Seegeln nemlidy / die man bald ein. 
ziehen / bald fliegenlaffen I bald ſeitwerts 
fpannen / bißweilen audy vermifchen und 
umtaufchen mufte/ nachdem es der Zauff 
und das Blafen des fdyreyenden Zolierfors 
derte. Damit ich nun diefer Linluft ent 
gebe / vermehre ich der Noten Zahl ıc. fo 
iveit Puteanus. E 
9. 8. Durch diefen Vorgaͤnger fcheinet 
nun der weltberuͤhmte Calviſius, der gewiß ein 
Hauffen mehr gilt in Republica Literaria, 
al8Kircherus,aufeben die Spruͤnge gerathen 
zu ſeyn / indem er in feinen Exercitationibus 
die ſechs Sylben gan verwirft und deren kurtz⸗ 
um 7. ſtatuirt. Daß ihm Puteanus vorge⸗ 
gangen und aufgemuntert/ folches ſchlieſſe aus 
den Worten / die Calvilius Excerc, 3. p. 158. 
ſſ. anbringt / und ſo lauten: non mirum,quod 
vidimus plerosque & indignamur, bo- 
nam ztatis partem impendiffe Muficz & 
exiguum tamen. profeciffe , profedtos 
prius 


Von der Guid.Solmifation. 329 


priusannis quam Mulfica, welche Worte, 
allem Anfehen nach / dem Puteano aus obans 
gezogenem loco entlehnet und nur etwas ver; 
ander find. Es ſey wie ihm wolle fo iftdiefen 
Calvilius, faftzuebenver Zeit als Puteanus, 
oder kurtz Darauf / mit der Warheit ſchwanger 
gegangen’ maffen jener fein eigenes Compen- 
dium Mulicum , welches erim Jahr 1602. 
für DieIncipienten im Druck gegeben ( eben 
indem Jahre ald Puteanus feine Mufathe- 
nam publieiret)nachgehends/un diefer neuen 
7.Vocum millenverändertund in gahr 1612 
unter dem Titul: Mulic& artis pr&cepta_ 
nova & facillima &c. tiederum auflegen 
laffen. Eben in dielem 1601 2ten Jahre hat 
auch D. Joannes Lippius (damahis noch 
en) feine Synopfin Muficz novæ 
etfürgegehen / darinn er dann gleichfalls 7. 
Voces aufgenommen’ und/ eben wie Calvi- 
ſius, einem jeden diefelbe fieben aufs befte em⸗ 
pfohlenhat. Dasmären alfo drey anfehnliche 
Leute / die ſchon für mehr als hundert Jahren / 
und demnach so. ganker Jahr ante Kirche- 
rum den fechs Sylben ihre letzte Oehlung gege⸗ 
ben haben. 


$.9. 


330 P. Il. Cap. II. 


9. 9. Daßich aber wieder auf dem Cal- 
viſium komme / ſo muß den Leſer berichten / daß 
dieſer groſſe und wahre Muſicus an gedachtem 
Orte die Beſchwerlichkeiten fo aus der Muta- 
tion entftehen/ gar graphice und eigentlich 
abmahle. Primo;( inquit) Quanta quæ- 
fo difhcultas eftScalam edifcere? — 
Crux figitur hic pueris Muſicam diſcenti- 
bus? Claves, ſipauciſſimas apud veteres 
numeres, viginti ſunt; hodie ad 27. ex- 
creverunt, & diſtinguuntur apud omnes 
in majores, in minores & duplicatas. 
Syllabæ ſeu voces muſicales ſingulis ad- 
duntur non numero certo ſed incertiflimo, 
Aliæ unicam Syllabam præter nativam. 
recipiunt; aliæ binas, aliæ ternas. Si 
Syllabas in veteri ſcala recenſeas, cum, 
clavibus ſimul, ſexaginta duas numera- 
bis ; apud neotericos vero octoginta- 
feptem, Hæc pueri edifcendz memo- 
riter, imoapud quosdam in digitis enu- 
merandæ. Hzc inculcantur & verbis 
& verberibus ; heu ! quoties flendoea; 
quæ canendo fieri debebant , pronun- 
ciantur. Nectamen ceflatur, donec 
hora abierit ; donec Pr&ceptor incul- 

can- 


Von der Guid.Solmifation. ‚331 


——— — — — — —— — 
cando verberandoque , difcipuli vero 
vapulando & flendo, fimul defefli quief- 
cant. Etitaalacrioresfcilicet, hoc Mu- 
ſices excercitio difcipuli ad bonas artes 
diſcendas redduntur. Non mirumigi- 
tur &c. Gibelius benimmt mir die Mühe dies 
fes zu verteutſchen / wenn er es ſo gibt: Erſtlich / 
„ſpricht Calvifius , was iſts Doch für eine 
> Schtvierigfeit die Scalam ausmendig zu ler- 
„men? mas wird den Knaben / fo Mulicam, 
„lernen wollen, allhier vor ein Creug gemacht? 
„Sp man wenig Claves bey den Alten zehlet / 
„findihrer 20; heute zu Tage find fie geroachfen 
„und haben zugenommen biß auf 27, und wer⸗ 
„den alle abgerheilet in groſſe / Fleineund gedop⸗ 
„pelte. Die. Vocesoder Sylben werden eis 
„nem jeden Clavi zugethan / nicht miteiner ge⸗ 
„wiſſen / fondern gang ungewiſſen Zahl. Et⸗ 
„liche nehmen uͤber ihre eigene Sylbe noch eine 
„hinzu; etliche zwo; etliche drey. So man die 
ESylben in der alten Scala erzehlen wolte / mit 
— Clavibus, wuͤrde man 62. zehlen; 
„bey den neuen Muficis aber 87. Dieſe ſoll ein 
Knabe auswendig lernen / ja bey etlichen auf 
„den Fingern herzehlen Fönnen. Selbe xpe 
„den eingebläuet/ bepdes mit Worte 






33% P. II. Cap. Il. 


„Schlägen, (“Der Segner iſt ein Liebhaber 
davon und ſpricht / es ſey eine Luft und Kinder⸗ 
leicht. », ) Ach wie offt wird dasjenige mit Wei⸗ 
„nen ausgeſprochen / was mit fingen gefchehen 
„folte / und wird doch nicht ehe aufgehörer big 
„die Stunde zu Ende / biß per Preceptor vom 
„bläuen und fchlagen / die Schuler aber von 
„Schlägen und Weinen alle beyde zugleich 
„müde gemorden ; und follen gleichtwohl alfo 
„die Schüler/ durch dis Excercitium Mufi- 
„cum , deſto hurtiger und freudiger gemacht 
„werden zc.,, Calvılius fagt noch viel fehöneg 
pon der Mutation und dem Semitonio, wie 
deffen Sig durch die ſechhs Voces ungewiß fen. 
Vid. ej. Excercit. III, pag. 163. 
$.10. Daß die 6. Voces , exceptis 
tamen verbis: Communi Muſicorum conſenſu, 
mit einem Wort Hexachordum genennet 
werden / kan man gerne leiden. Wenn nur die 
7.Voces, oder die 7. Buchſtaben / auch Die Frey⸗ 
heit haben / daß man ſie / mit einem wahrern 
Worte / Heptachordum nennen mag / davon 
beſehe ein curieufer Joan. Michael, Corvini 
Heptachordum Danicum,, [eunovam Solfi[atio- 
6m. Mitden Hexachordis, naturali,du- 
li hatssauch nichts zu bedeuten / und 
— | mag 









— 


Von der Guid.Solmifation. 333 


mag fie einer Principalia ‚oder Serva nennen/ 
das ganze Bedencken ift nicht einer Bohnen 
merth. - Hatman nicht eben die Sache inden 
Buchftaben/ warum denneinen Iort- Streit 
erreger ? Sind nicht in den Buchftaben auch 
Triadesperfedtz & minus perfectæ? die 
Triades Ifeiben mas und mie fie find / man 
ruffe fie mit Buchitaben oder Vocibus auf. 
Fehlet ung/ die wir Feine Voces brauchen eine 
Species Diateflaron ? liegt nicht unfer Se- 
mitonium einmahlhinten/ dasandermahlin 
der Mitten’ das drittemahlvorne ? Iſt denn 
etwann A Bnicht fogur als Mi fa ? Es iſt wohl 
beffer / mwiebald beiviefen werden fol. Die 
Buchſtaben mag man / auch auffer ven unnoͤ⸗ 
thigenSchrancfen derHexachordorum pers 
feßen wie man till / fo find und bleiben eg alles 
mahl diefelbe Benennungen derfelben Thone 
und Clavium. Eure Voces hergegen 
nicht. 

Ss ıı, Wiewohl die Hrn. Solmifato- 
res find felbft uneing / wie will denn ihr Reich 
beftehen ? Aus der p. 12. des Büchleing Ut 
erfieher man: daß Guido und Gafforus des 
feptem Exachordis reden; (Die Orthographie 
weiſet / was es für Græci geweſen) — 

| | O= 


334 P. IL, Cap: IL. 


Bononcini von fehfen. t Entre eux la 
Difpute! Zum wenigſten hat die erfie Meps 
nung / inter Solmifatorum Patres, ma- 
jora vota.. Ca.ijiSextamajor. Dh. 
ebenfalls. Ec. Sexta minor. Fd, inglei» 
chen. Ge. Sexta major. Af. Sextaminor. 
Da ſind ihrer ſechſe. Was hat aber das arme 
Hg geſuͤndiget / daß es garnicht mit in die Rech⸗ 
nung gebracht wird? Antwort: Es würde den 
Senarium nurverrücht haben / davon Doch 
Aretin fo viel Wercks gemacht hat. Senarii 
numeri perfedtione delectatuseft , fagt 
oben Puteanus. Daift Eigenfinn / a 

en 


+ Ja dieſer entſiehet ſich nicht in feinem fo genann⸗ 
fen Mufico Practico (fo zu Stuttgard 1701. 
teutſch heraus gefommen ) P.68. gar zu ſagen / 
daß der Muſicaliſchen Buchftaben / wel⸗ 
che eine OoãQavam machen / nur ſechs ſind / 

vorgebend: Das 2. babe Feine vollfommene 
natürlidye Quart oder Quint. Er mag nun 
aber B. oder Nmeynen / ſo wiſſen ja unfere Schu: 
ler alle mit einander (wenn wir ja die Meifter 
felbft ausnehmen mwolten ) was Dis und E, was 
F, and Fis ift/und wo es anzutreffen/fobaßB. und. 
H. auch ihre vollfommene natürliche Quarten 
und Duinten haben. Iſt es nicht abgeſchmackt 
— daß ſechs Buchſtaben eine Octavam 
en? 


⸗ 


Von der Guid.Solmifation. 335. 


den deutlichen Lauff dee Natur ! Ja es geht 
itzund fo weit, daß man diefem Mönchen und 
feinen fechs lange verworffene kahlen Sylben zu 
gefallen / den groſſen GO TT felbft (welches 
ja hoͤchſt ſuͤnd⸗ und laͤſterlich iſt) ſechs⸗eckigt 
macht / abmahlt und in Kupffer ſticht / wie ſolches 
das faubere Titul⸗Blat der Todten Mulicas- 
unfers Deren dort oben fehr erbarmlich vor Aue 
gen ſtellt. Ich Fan wohl gedencken / daß Werck⸗ 
meiſters Paradoxa, oder dergleichen troͤſtliche 
Einfälledieärgerliche InventionandieHand 
gegeben haben; denn in befagtem Scripto wird 
p.95. die Zahl 6. erft mit Chriſto dann mit dem 
Viehe / verglichen. Doch wieder zur Natur. 
ch fage Die Natur hat fieben Hexachorda, 
jeben Sexten, Die von den fieben Gradibus in 
Scala Diatona entfpringen/ verordnet. Vier 
fpecies Sextæ majoris und drey [pecies 
Sextæ minoris, In Scala Chromatica, 
aber find deren 24 und hat jede der zwoͤlff Cla- 
vium, fieheiffe Tonus oder Semitonium, .. 
zwo Secunden, zwo Tertien, zwo Quarten, 
zwo Quinten, zwo Sexten uͤnd zwo Septi- 
men , die durch das majus & minus, durch 
das durum & molle, durch das perfectum 
& falſum, unterſchieden werden. 
u S. 12. 


336 P. II. Cap. II, 


$. ı2. Es find noch vielfehöne Sachen! 
fagt dee Solmifator p.123 in dem Gafforo 
enthalten; aber er habe nicht noͤthig / ſie anzufuͤh⸗ 
ren / ſondern nur zu beweiſen daß dignor Gui- 
do behutſahm gegangen iſt. Mich wundert 
daß der Organiſt nicht ein Exempel an dieſem 
ſeinen Uhrahn⸗Herrn nimmt / und auch ein biß⸗ 
en leiſer trit. Dennes iſt nicht genug / daß er 
* ſo genannten Franchinum ſchon ein⸗ 
mahl / mit ſeinen Septem Exachordis, verra⸗ 
then hat / ſondern er kommt in Anfuͤhrung deſſel⸗ 
ben Worte aus dem 2. Cap. des erſten Buchs 
abermahl mit dieſer Unbehutſahmkeit angemar⸗ 
ſchirt: Tanta fuit ad commixtorum Sep- 
tem Exachordorum diſpoſitionem ipſius 
Guidonis animadverſio. Da hat mans noch 
einſt recht deutlich / daß ſieben Hexachorda, ſie⸗ 
ben Sexten in der Scala Diatona eigentlich bes 
findlich / und daß Aretinus freylich behutſahm 
habe gehe muffen/ wenn er diefe fieben dergeftalt 
bat vermifchen und vermengen wollen / wie man 
heutiges Tages die Carten packet / Daß auch feis 
ne damahlige dumme Welt nicht einmahl mer⸗ 
cken ſolte wie er fie um eins betrogen und filou⸗ 
tirt, da er diefen einen Thon unter feinen ſechs 
Vocibus liſtiglich verſchmeltzte. Auf folchen 
| Scchlag 


Don der Guid,Solmifation. 337 


nen 
Schlag Fan der Guidonier mit Recht fagen: 
daß noch viele (chöne Sachen in dem angeführs 
ten Gaforifchen Capite enthalten find. 
$. 13. Sreplich Tauffen die 24. im Or- 
cheftre berührte SpeciesModorun nur auf 
given Genera hinaus; alleinSpecies & Ge- 
nus find Doch unterfchieden ; destwegen find die 
24.Species und die 2.Genera nicht ein Ding. 
Und obgleich / quoadgenus , Grete augfies 
het wie Eife / fo find es doch ratione fpeciei 
zwo unterfchiedene- Derfonen. Wenn nur 
gtoeene Modi märensfpricht derGegner p. 12 3. 
koͤnte man ohne Mutation auskommen / allein 
imLydio,Mixolydio & Æolio ginge es doch 
nicht an. Wer fan aber dafuͤr? Wirbrauchen in 
unſrer heutigen Compoſition die liederlicheLy⸗ 
diſche / Mixolydiſche und Aeoliſche Einſperrung 
gar nicht; und folches iſt der beſte Weg / beydes 
der flifendenSolmifation und der ärgerlichen 
Mutation abzukommen. Warum machts 
der Gegner nicht auch alfo? Er duͤrffte ja dann 
nicht mutiren. _ 
$.14. Daßdurch die ſechs Sylben der 
Thone Natur und Eigenfchafft am beften ex- 
primiget wird / die Modi unterfchieden/ und die 
Sie des Semitonü angezeiget werden, hoc 
m nego 


38° PIE Cap.II. 


— — — EEE 
nego eadem facilitate, qua ipſe aſſirmat. 
Mein Nein iſt fo gut / als des Erfurtiſchen Sol- 
miſatoris Ja. Rationes hat er nichtzich aber 
sehr viel / die theils angeführt find / und theils 
noch buͤndig folgen ſollen. Darauf gi num 
die Marter und der Bette Tank im Büchlein . 
Urrechtan. Vom 6. 9. big $. 18. oder von 
‚120.bif 129. iſt Zeug in dem ohne das lieder⸗ 
ihen Torche-cüu , damit man Ratzen und 
Mäufe vergeben moͤchte. Ich mag es gat 
nicht lefen und glaube nicht / Daß ein ar 
Menſch / wenns aud) Siob felbft mare (auſſer 
den anderthalb Allürten Pedanten des Erfurs 
ters die doch Fein Woͤrtgen davon verftehen ) 
Gedult genug um baare Bezahlung befiße/folch 

abfcheuliches barbarifches Weſen anzufehen- 
. 15. NicolausRoggius , vor Zeiten 
Cantor an ders. Martin. Schule in Braun⸗ 
ſchweig / meldet in derZufchrifft feiner Elemen- 
torum Muficz Pradticz , Ao. 1566: Es 
ſeyn / damahls für ungefehr 30. Jahren / Quæ- 
ftiones Muſicæ ausgegangen / in welchen de 
Mutatione Vocum Müficalium ällein 21. 
und dann über das noch abfonderlich vonder 
Solmifation 18, find sufammen 39, Regeln 
gegeben worden. Hipolytus er 
| Ä geden⸗ 


Don der Guid.Solmifation. 339 


gedencket in feinenDifputationibus Philofo- 
phicis p, 37. Daß einer noch mehr/nemlich 42. 
Regeln’ davon gemacht und vorgefchrieben has 
be. SD! wie würde ſich der Gegner ergetzen / 
wenn er / als ein hochanfehnlicher Aucter und 
Vermehrer dieſer Schaͤtze / ſeine mutirende 
Schaafe auf dieſen Regeln⸗Wieſen weiden 
koͤnte! wie wuͤrde er die Sache ſo wohl bey dem 
rechten Zipffel ergreiffen / und dieſe ſchoͤne Kunſt / 
welche keinem auf einem Butterfladen oder mit 
dem Brey-Löffel (ſondern mit dem Waſchen 
ungebrandter Aſchen) Fan eingeftrichen wer 
den/ ſo herrlich illuftriren 7 daß docentes & 
difcentes ihre unvergleichliche Tortur Daran 
fündent: —-.. | 

S. 26. Ich wende mich vielmehr zu gus 
ten und verfländigen Auctoribus, um fo wohl 
auctoritate als rationibus die Nichtigkeit 
und Unmürdigfeit diefer Solmiferation zuets 
weiſen. Der erſte den ich finder der ſich / nach 
vbigen dreyen hundert⸗ und mehr⸗ jaͤhrigen Scri⸗ 
benten / nicht nur der Aretiniſchen / ſondern auch 
aller und jeder Solſiſation wiederſetzet / heiſſet 
Ambroſius Profius, ehmahliger Organiſt zu 
St Eliſabeth in Areslau. Derſelbe hat ſchon 
AoO. 1641. ebenfalls ante Kircheri Muſur- 
P 2 giam, 


340 P.II. Cap. II. 


giam, ein Compendium Muſicum gu Leip- 
zig herausgegeben / darinn er weiſet / wie ein 
junger Menſch/ in weniger Zeit / leichtlich und 
mit geringer Muͤhe / ohne einige Mutation, 
moͤge ſingen lernen. Dieſer ehrliche Mann 
ſagt die teutſche liebe Warheit ſo einfaͤltig und 
zreuhertzig / daß / wenn auch ſonſt nichts wäre 
ihn in Credit zu ſetzen / eben feine gaͤntzlich unges 
kuͤnſtelte Schreib⸗ Art ihm ſattſahm das Wort 
reden moͤchte. Die Ehrlichkeit hat etwas an 
ſich / das man nicht wohl nennen kan und doch 
empfindet / dadurch ſich dieſelbe alſobald legiti- 
miret und authoriſiret. Wenn man eines 
recht ehrlichen Mannes Schrifft lieſet / ſo wird 
man gar bald durch dieLeſung ſelbſt uͤberzeuget / 
daß es ein ehrlicher und Wahrheit⸗liebender 
GSeribentfep. Vid. Ad, Philof. pag, 402. 
Düncker diche feltfamoder wunderlich / fpricht 
mein Profius pag. 10, Daß ich die Buchftaben 
fingen heiſſe fo gedencke / daß es ja einem eben 
ſo ſeltſam vorkommen koͤnne / ſonderlich da er 
Fein Muſicus, wenn man ſinget: re, re, ut, 
re, mi, fa, fa, mi,re,ut, ut, oder: ce, ce, 
bo, ce,di, ga, ga,di, ce,bo,bo. „m | 
»Summay fährt er fort die Buchflaben oder 
„Sylben / darnach man fingen lernet / — 
u 


Von der Guid,Solmifation, 341 


„wunderlich Flingen toie fie wollen /_ wenn 
„man nur daraus den Thon lernen und has 
„ben kan / welcher inne muß gehalten werdeny 
„wenn man den untergefchriebenenTert auf die 
„obengeſetzte Noten recht ſingen will; und da iſt 
„meine geringe Meinung / es gehe der — | 
„nach den Buchſtaben a.b. c. &c. beffer an, 
„als menndasalte ut, re, mi, fa, &c, oder 
„das neue bo, ce, di, &c. gebraucht wird. 
6.17. Weiter kommt mir zur Hand obs 
berübrter Conradus Matthæi, ein Braun 
ſchweiger / welcher deModisMuficis ausführs 
lich Ao.1652. und alſo juſt zu Kircheri Zeiten 
geſchrieben. Derſelbe ventilirt unter an⸗ 
dern p- 37. die Frage: Ob man die Modos 
Muficos befjer bey den Yocibus des Guidonis 
Aretini, ut, re, mi, fa, [ol, la; oder bey den Cla- 
vibus Muficalibus q/ b/c/ d/ e/ f/ erkennen 
koͤnne? Die Eroͤrterung dieſer Frage wird 
hier um deſto noͤthiger anzuführen ſeyn / weil 
dadurch der gegenſeitige vornehmſte Einwurff / 
wegen des Semitonii in den Fugen / uͤber einen 
Hauffen geworffen wird. ch kan den gan⸗ 
tzen Bogen / welcher in bemeldtem Auctore 
von dieſer Frage handelt / unmuͤglich abſchrei⸗ 
ben / ſondern werde etwann einen kleinen Aus⸗ 


PD ing 


342 P. II. Cap. Il. 


sug deffen machen, foer zum Beweiß anführen, 
daß man die Modos Muficos viel beffer bey den 
Clavibus ale Vocibus erkennen Pan. F- 
6.18. Gedachter Matthæi macht zween 
Einwuͤrffe / die wieder ſeine Meynung moͤchten 
angezogen werden. (1.) Die uhralte Ge⸗ 
wohnheit. (2) Die Tranfpofitio Modo- 
rum, Den erſten Schlagbaum hebt er gar 
recht damit daß / meilfeine Scala Mulficalis 
nicht mitder damahligen Scala Aretini übers 
ein komme / als die nur aus 20 Saiten beftans 
den / dahergegen jene ſich auf 88 Claves bes 
lauffe / fo Fönne auch die uhralte Gewohnheit 
nicht mehr ſtatt haben / zumahl da fie nicht ratio- 
nabilis. Das andere betreffend / ſo theilet er 
die Transpoſitionem, in regularem & ir- 
regularem ünd fagt/ daß ob zwar in der erſten 
die Voces unverändert bleiben / fo müfle man 
fich Doch Haben eine gang neueSolmilationem 
einbilden / welches überaus ſchwer / und bey den 
Clavibus nicht nöthig ſey Durch welche einer 
eben fo bald / ja eher ven Modum erfennen lets 
nen koͤnne / alsinderbefchwerlichen ja ungen | 
wiffen Mutation. Hernach müffe man 
ja in Solmifatione , nebenden Vocibus , die 
Clavxes kennen; denn wenn 3, € bloß gefaget 
og ı. "weg * 


Von der Guid. Solmifation. 343 


werde: ut, ſol, ut, fa; erſcheine zwar Joni⸗ 
ci ambitus; aber es ſey dennoch ungewiß / ob 
er regularis oder transpoſitus ſey / und da 
muͤſſe einem der Geſang erſt ausdruͤcklich fuͤr 
die Augen geſtellet / auch nothwendig in acht ge⸗ 
nommen und gelernet werden / daß der Joni⸗ 
cus regularis aus dem C ; (wie Die Thuͤrin⸗ 
ger⸗Schulmeiſter reden) Transpoſitus aber 
aus dem F gehe: Hergegen / wenn einer bloß 
ſpreche: C gg c, erſcheine alſobald daraus / 
ohne Voces Mdaßies der Jonicus regularis 
(ey. Wuͤrde aber Fbc, ef / herfuͤrgebracht - 
erkenne man alſobald / ohne Voces, den Joni= 
cum transpoſitum. ( Das will ſo viel ſa⸗ 
gen: Man kan die Modos aus den Buch⸗ 
ſtaben ohne Voces; aber nicht aus den Voci+ 
bus ohne Buchſtaben erfennen. -Ergo helf⸗ 
fen die Buchftaben oder Claves mehr und leich⸗ 
ter sur Erkennung der Modorum) Will man 
aber transpofitionem irregularem anfe« 
hen fährt mein Auctor fort / ſo werden die 
Voces Mulicales gar niederfallen ; denn / 
man transponire 3. €. Mixolydium per 
Quartam inferiorem,fo fommen dieV oces 
gang wieder die gewöhnliche Solmifation, 
maflenin FeineeScalaimD, ut; im E, re; im 
* 54 Fmi; 


344 P.il. Cap. II. 


F, mi; im G, fa; und im A, ſol geſungen 
werde. Danunaber der Mixolydius rich⸗ 
tig bleiben folesmüffe auch DieSpecies Quinta 
Octavæ nicht verändert/fondern das Semi« 
tonium quf alle Weiſe in feiner rechten Stelle 
behalten werden. Solſches fünne gleichwohl 
durch Die Voces nicht füglich geſchehen roofere 
ne mannichteinegang neue Solmifation aufs 
bringen wolle. Die Claves hergegen / dflad, 
geben den Ambirum alsbald im Anfange rich⸗ 
tig; denn inder Quinta, d fla, höreman uns 
fehlbahr / daß das Semitonium im dritten 

Grad ſey / als: def g a. | ne 
8. 19. Esfolgen hierauf bey bemeldtem 
Auctore noch einige Exempel / nemlich / dee 
Dorius transpoſitus, per tonum majorem 
iterum transpoſitus, aus dem Fmol(tie Die 
Schulmeiſter reden aber vielleicht nicht ſpielen) 
herunterwerts / erfordert wieder eine gantz neue 
Solmiſation, da man im C, re; im D, mi; 
im E., fa;im Fſſol resim G, wizim A, faim B⸗ 
ſol ſingen muͤſte. Und da man durch die Vo- 
ces NB.dag GenusChromaticum nicht ex- 
—— koͤnne / ſo wuͤrde eine nagelneue Sca- 
ain Genere Dĩatonico entſtehen. Das 
andere Exempel iſt Jonicusregularis, wenn 
man 


don der Gnid,Solmifation: 345 


man ihn einen Thon höher ; oder transpoli- 
tus , wenn manihn um eine Tertiam niedris 
ger transponiren twolte. Da fäme wieder 
eineandereScalaheraus. Und folcher Exem⸗ 
pel / fagt Matthæi⸗ koͤnten unterſchiedliche mehr 
gegeben werden / da allemahleine andere Art gu 
folmiliren vorfommen würde. Woraus 
denn ausdrücklich erhellerund unwiederfprechs 
lich folge: Daßdie Modi Mufici viel beffer 
beyden Clavibus als ben den Vocibus zu ers 
£ennen. Wer die Sache weiter unterfuchen 
und noch einen Einwurff / nemlich/ daß bey den 
Clavibus zu zmeiflen ſey / ob ein Modus regu- 
laris oder transpolitus , beantwortet finden 
wills der lefe den Audtorem felbft von p- 37. 
biß 49, Durch ; und wer dawieder was einzus 
wenden hat / der machefich an Matthæi, nicht: 
an Matthefon. | 

-6,20, Henricus Grimmius, der weit⸗ 
berühmte Muficus und Componift zu feiner 
Zeit / hat zwar Ao. 1624 ſchon einen Unters 
richt ausgegeben’ wie ein Knabe nach der Alen 
Guidonifchen Art zu lolmifiren leicht anges 
führet werden Fünne ; allein Gibelius , fein 
Scholar / berichtet / daß ihm ı dem Grimmio, 
folches hernach Feine farisfaction geben wol⸗ 
. 95 KR 


/ 





346 P. II. Cap. II. 


Tenfondern er der Meinung geworden ſey / man 
müffeenttveder gantz neue Voces,derer wenig» 
ſtens Sieben’ gebrauchen oder / zu den alten 
Sechs noch eine hinzufegen / damit man der 
Mutation abfäme / als melche eine groffe 
Schwierigkeit und unnöthige Verwirrung im 
fyllabiciren veruhrfache und mit fich bringe. 
Yid.Gibel. de Vor.p. 82. Diefer Bekehrung 
und gefunden Mepnung wegen / auch weil der 
Mann ſonder Zweifel das Ding ebenfalls beym 
rechten Zipffel anzugreiffen gewuſt hat / iſt er in 
der Zahl meiner Auctorum der ſechſte. 
$.21. Den ſiebenden Platz mag der bes 
Fannte Otto Gibelius, welchen wir ſchon ets 
liche mahl angeführerhabenyfelbft befleiven. Es 
war derſelbe Director Mufices und Cantor 
der Schule zu Minden ı fehrieb auch unter 
andern’ Ao 1659. einen furken/ jedod) gründs 
fichen Bericht von den ocibusMuficalibus, 
welcher / meines Erachtens / eine Haupt gelehrte 
Schrifft iſt; inſonderheit / weil darinn die alten 
Tetrachorda aus dem Grunde / und ſo vorge⸗ 
ſtellet werden / als ich ſie noch nirgend gefunden / 
ob ich mir gleich / ohne Ruhm zu melden / deswe⸗ 
gen keine Muͤhe habe verdrieſſen laſſen. Er 
unterſucht den Uhrſprung aller von je ". 
— aͤuch⸗ 


Von der Guid, Solmifation, 347 


‚bräuchlichenV ocum in der Singe⸗Kunſt gang 
‚genau und artig/ fagend p. Daß Die Egyptier 
und Briechen derfelben erfte Erfinder geweſen. 
Denn Demetrius Phalereus, welcher unter 
dem Ptolemzo Lagi , ungefehr 300, Fahr 
vor Chriſti Gebuhrt / gelebet / gedencke an 
einem Orte / daß die Prieſter in Egypten mit ſin⸗ 
gender Ausfprechung der 7. Griechiſchen Vo» 
calium: ihrer Götter Lob gefungen. Wor⸗ 
aus Calvifius Exerc, Ill. p. 19, fchlieffe, daß 
dieſe fieben Vocales z,e, 9,0, v,@., eben fols 
chen Gebrauch gehabt / als heute zu Tage die 
Voces. Womit auch Vincentius Gali- 
lzus, Dialogo della Mufica anticae mo- 
derna, pag. ıco, übereiäftimmer. Mit ſol⸗ 
chen 7. Vocalibus haben fich auch die Lateiner 
biß auf vie Zeiten Bœtii, 500. Jahr nach Chris 
ſti Gebuhrt / redlich durchgebracht. Nach dem 
aber iſt die Muſic in gantzen 200. Jahren nir⸗ 
gend ge⸗ſondern vom Marte vielmehr vertrie⸗ 
ben worden / biß ums Jahr Chriſti 725..Jo- 
hannes Damaſcenus, welcher nerwdes, vder 
Cantor, ſecundum Excellentiam, genennet 
worden iſt / die alten Brocken in etwas wieder 
zuſammen gefeget hat. Wiewohl ſolches fo 
wenig zu bedeuten hatte / daß endlich ver Kapfer 


348 P, IL Cap, I, 2. 


caroſus M.felbft dahinter her ſeyn / und Ao! 


774. eine beffere Ordnung machen laffen 


mufte. 
922. Nach diefem aber haben num ans 
dere bey fich betrachtet / wie daß in der Natur 
eigentlich nicht mehr ( noch minder) denn 
nur fieben effentiales & radicales ſoni, das 


iſt / weſentliche und uhrfprüngliche Stimmen 
oder Gradus Vocisfind mieGibeliusp.ıg, | 


foget) und daß in folhem Verſtande auch Pto- 


emzusLib. II. de Muf. fchreibet / es koͤn⸗ 


‚ten von Natur nicht mehr oder weniger 
Stimmen (i. e.foninaturales ) feynıdenn 
Sieben. So habe man überall nur Sieben 
Claves erwehlet / und zur Bezeichnung derfels 


ben die erfienfieben Buchitaben aus dem Latei⸗ 


niſchen Alphabet genommen / hergegen die 
Griechiſche Nahmen ver Saiten oder Clavi- 


um gantz abgeſchaffet. Man hat auch da⸗ 
mahis / und zwar ante Aretinitempora,den | 





Geſang nur erftlich Durch bloffe Buchftaben ohs 


‚ne Linien / faft wie wir heute zu Tage in der 


teutfchen Tabulatur thuny aufgeſchrieben / wie 


aus dem Vincentio Galilzi ermiefen wird; 


nachmahls aber 7. Linien dazu verordnet / in Des 
ven Spatia hernach Aretinus auch) un ges 
| | etzet 


w 


Von der Guid,Solmifation. 345 


ee nen 
ſetzet und Die Anzahl der Linien auf 5, der Vo- 
— aber auf 6, reducirt und vermindert 

at. 

GS .. 23. Ob nun zwar / faͤhrt mein Auctor 
‚31. fort/ dieſe des Aretini ſechs Voces gar 
iſi erfunden und ſich nicht übel ſchicken / 
‚dieSonosIntervallorum damit zu exprimi- 
ren / auch ſo weit leicht ſind / wenn man auf 
die Zufammenfüqungder Alten ihrer Tetra- 
choraen ſiehet / fo haben fie Doch in dieſem Fall 
eine groſſe Schwierigkeit an ſich / weil in einer 
jeden Octava aufs mwenigfte( aWinScala Dia- 
tonica) Sieben unterſchiedliche Soni oder 
'Claves , ımd dennoch dieler Vocum nur 
Sechs find, folche Sieben Claves damit aus⸗ 
zufprechen. Daher denn eine vielfältige Mu- 
tatio oder Veränderung nothhalber muß vor⸗ 
‚genommen merden : und indem einerley Cla- 
vis offtmahls zwo oder drey Voces hatı die 
ihminder Scala zugeeignet werden / muß einer 
ſtets zweiflen / was für eine Vox hie oder dort zu 
erwehlen und zu gebrauchen. Darauf erzeh⸗ 
let Gibelius p. 37. weiter / daß fich zo. Jahr 
‚vor feiner Zeit / und alfo zu unfrer vor 100. Jah⸗ 
ren / fchon Niederlaͤndiſche Mufici gefunden/ 
( Puteanus war einerdavon)telche gank neue 
Ä P7 Voces, 


50 P.II. Cap.Il. 


Voces,. und zwar Deren Sieben gmommen- 


Ob ſie nun bo ce di. oder la be ce, nach 


Danmel Suslers Invention geheiffen haben / 


gilt mir gleich; wenn nur Sieben da ſind / bin ich 
gerne zu frieden. Meine Bemuͤhung iſt auf 
die Sechs Aretiniſche angeſehen / die will ich 


ehrlich zur Erden beftartenı und hoffe, die gantze 


Muſicaliſche Welt wird mirs Danck wiſſen. 
6.24, Aber wieder zum Propos. Un⸗ 
ſer Auctor bemercket den Streit wohlbedaͤcht⸗ 
lich und ausfuͤhrlich / welchen der groſſe Calvi- 
fius mitdem Flenen Mag. Hippolyto Hub- 


meiero,P.L. Cæſ. & Götting. Pzdagogi- 
archa , über eben dieſe Sylben gehabt / infons 


derheit / weilder letztere eg mit-Alftedio gehals 
tenider ohne Anführung einiger Uhrſachen Lib. 


VIII. cap.I. Mathem. Admir. fpricht: Sex ' 


funt.Voces : ut, re, mi, fa,fol, la; funt 
quiadduntfeptimam fi, fedminusacure, 
Das war aufdie Art geargumentirt/ als wie 
mein Erfurtifcher Drganiftep. 100. verfährer/ 
wenn er mit einer rechten IBeiber-Opiniarre- 
ze fpricht: Guido hat ja recht 5-68 find ja nicht, 
mehr als 6. Thone rc Mir kommts vor / als wie 
jener Zanck / den ein reiſender Mann mit ſeiner 
Frauen uber ein abgefchnittenes Zäpgen Tuchs 


hatte: 


[ — 
A 


„» 


Von der Guid.Solmifation. 351 
hatte. Der Mann wuſte gewiß / es fey mit 
dem Meffer abgefchnirten/ Die Frau aber wolte 
behaupten daß es mit der Scheere geichehen. 
Wie ſie nun waͤhrender Stänckeren uber eine 
Bruͤcke fuhren / gerieth es daſelbſt zum Hand⸗ 
gemenge / welches aber auf der Frauen Seite ſo 
ſchlecht ablieff / daß ſi vom Wagen herunter ing 
Waſſer purzelte und feliciter erſoff. Doch 
behielt fie ihr Recht immer / auch in dem letzten 
Augenblick ihres Lebens / für ſich (als mie viele 
Familien den Fahlen Titul eingegogener Erons 
&üter) rieff und ſchrie nicht um Rettung aus 
den Bellen; fondern/ daß der Schnitt doch mit 
der Scheere gefchehen ; bißfiezuleßt / Da Die 
Stimmedem Waſſer weichen und der Leib fins 
cken mufterfo gar die Hand noch herausitreckte/ 
und mit zweyen Fingern wieß / fie lebe und ſterbe 
— /es ſey eine Scheere geweſen und Fein 

eſſer. | 
$25. Doch / damit wir abermahl wie⸗ 

der zum Gibelio kehren / fo erzehlet er p. 44. ſſ. 
wie obgedachter Huͤbmeyer auch ſehr ſchimpff⸗ 
lich und zwar / fuͤr einen gelahrten Mann (das 
geht den Hrn. Organiſten nicht an) gar unbes 
daͤchtlich von dieſer Sache geſchrieben; vom 
Calviſio aber tapffer wiederleget und in diEekn⸗ 

— | ge 


352  PBIL Cap. I. 


— r———r — —— — — 

ge getrieben worden ſey. Das Excerptum, 
dieſes Diſputs erſtrecket ſich auf 7. Blätterin 
Octavo, derowegen den Leſer entweder auf die 
Decades Diſputationum Hubmeieri,der 
aufdie Excerc. III. SethiCalvifii ( melche eis 
gentlich Ao. 1611. wieder diefen Huͤbmeyer 
‚gerichtet wurde) oder. äber aufdesGibelii Vo- 
ces vermeifen muß. Es iſt Die Sache werth / 
daß fie ein gelehrter und eurieuſer Muſicus 
mitnehme; denn es ſind vortrefliche Rationes 

auf Seiten Calviſii und kahle Einwendun⸗ 

gen auf Seiten des Huͤbmeyers drinn zu fin⸗ 
den / welche einem jeden inveterirten Soimi- 

fations-Partifan zu reifferer Überlegung und 

endlicher Erbauung angeroiefen haben will, 

Wenn ich eineComparaifon machen darffifo 

gemahnet es mich bald ſo / wie Lutheri Difpue 
mit D. Eck. Unter andern ift artig da Cal- 
vifiuszu feinem Antagoniften fpricht : Re- 
mittis nosid difcere cupienites - (1,) ad 
Phyfica (2.) ad Arithmetica, (3.) ad 
Geometrica. Quid Hubmeiere? Eine 
boni Difputatoris, auditores fuos eöre- 
mittere , ubiipfe argumentum nullums 
ſuæ fententiz confirmand& invenire po- 
tuit? Sienim potuiſſes, cert& id prode- 


Von der Guid.Solmifation, 353 

‚ monftratione allegafles , & alia contra 
ı futilia &falfaargumenta, ut audiemus, 
; omififles, Ego eöprofedus, quomss 
' amandafti, rem longealiter,actuais, re- 
perio. ExPhylicisenim, Arithmeticis 
Geometricisfirmifime demonftratur 
(arrige aures Pamphile ) SEPTEM eſſe- 
‚debere vocesMulicales, .Phyficus enim 
audit in una Octava Seprem difcrimina 
vocum, (Virg.) Septem fonos diftinctos, 
Arithmeticaut& harmonica ſectioocta- 
væ eosdem Septem ſonos in ſuis veris & le- 
gitimis-Proportionibus exhibet. Geo- 
metræ idem in legitima ſectione Circuli 
demonſtrant. Fruſtra igitur, Hubmeie- 
re, nos eò ableges, ubi tua ſententia peni- 
tus evertitur. Deſtitueris ergo, ut video, 
G demonſtrationibus & auctoritatibus, 
cum nemo veterum Auctorum de Hexa- 
chordo unquam quicquam oſirmaviet. Der 
Meiſter Futfa mercke es / ne ad inftar Hub- 
meieri ( mit dee Comparaiſon geſchieht ihm 
groſſe Ehre) re incognita, judicium præ- 
— nugas agat & ineptiſſime de Syl- 
dabis Eruditis inpoſterum ludibrium, 
præbeat. — on, 
Are R 4. 26. 


* 


354 P. II. Cap, II. 


$.26. Dem gelehrten Gibelio mag / 
achtens / Henricus Baryphonus, ehmahliger 
Cantor su Quedlinburg / beygefuͤget werden / 
weicher fein Büchlein Plejades genennet und 
mit deffen Tirul allein genug zu verſtehen gege⸗ 
ben hatı wie er fich die fiebende Sylbe keines we⸗ 
ges habe wollen abdingen laflen. Er har ſonſt 
A0.1630. floriret / und foll, od GOtt will / in dee 
dritten Eroͤffnung mehr von ihm vors Licht 
kommen. Den neundten Platz werden wir 
dem Marino Merſenno, einem vornehmen 
Frantzoͤſiſchen Mathematico einraͤumen / wel⸗ 
cher um dieſe Zeit aus in Franckreich und Ita⸗ 
lien zu den alten ſechs Vocibus ebenfalls die 


Sylbe bi hinzugeſetzet hat / wie er ſelches ſammt 


den Urſachen warum ? Lib. IL, Propoſ. 4. 
p. 282 darthut/ nemlid) : Ut unaquzque, 
Vox fuam propriam Syllabam habeat, ne 
fecundum illud Mi vel Fa, quodin Oda- 
væ Syllabis Guidonianis dis reperitur , 
sonfufionem pariat dc. Hieraus fieht many 
daß auch andere Nationes auf folche Art mit: 
Sieben Vocibus zu ſyllabiciren Gefallen bes 
zeiget haben / und zwar Diejenigen Voͤlcker / ſo 
mehr Urſache harten -NB. für den Aretinum 
und feine Inventa zu ftreiten/ als — 

% ſchen / 


Don der Guid.Solmifation. 355 


fchenvalldieroeiter ihrer Nation und Religion 
geroefen 5; denrioch fallen fie kluglich hierinn 
mehr der Warheit als der Perſon bey. Hieraus 
folgt/daßr.die es nicht thun auch nicht Flug find, 
Die angeführten Worte hat Gibeliusp 66, 
Gibeliusenimmors Aretini, Zwar redet 
mein Otto auch von den Buchſtaben / und ſagt / 
Daß denfelben gelehrte Leute beyfallen / allein 
er habe zwo Ürfachen/ die dagegen lieffen. (1.) 
Daß die Semitonia durch) die Buchftaben 
nicht exprimirt werden. (2.) Daß fieber 
ſchwerlich augzufprechen. Ad primum moͤch⸗ 
te man antworten / daß die Semitonianatura- 
lia durch ef, und he, ja eben fo deutlich und 
deutlicher als durch diga, und nibo, aus ge⸗ 
druckt werden / (e) und ad ſecundum, daß 
wegen der Ausſprache eines wohl ſo ſchwer als 
das andee ſey / und ein vierzehn Tage / aufs hoͤch⸗ 
auch bey Kindern / alles gut machen koͤnne. 
ber ich will mich gar in dieſen Streit nicht mi⸗ 
ſchen / esfind puerilia, die gantze Sache ir vor 
IE | y⸗ 
(e) Das Semitonium mi fa iſt zwiſchen ef und he. 
derowegen (NB.) der Unterſchied derModorum 
fo wohl aus den Clavibus als Vocibus fan er⸗ 
Fannt werden. Unbd zwar aus jenen (den Cla- 
‚vibus) beffer/ als aus dieſen. 774. Conr. Matık, 

de Modis p. 29. 





356 P. II. Cap. II. 


ö ng, 
Tyrones,und gilt mir gleich / ob einer bobiſiren / 
ſolmiſiren / oder abecediren will wenner nur 
7.Voces, oder 7. Buchſtaben / oder 7. ich weiß 
nicht was dazu nimmt und den Thon trifft. 

$.27. Diejenigen aber finden bey dem 
Gibelio ihre völlige Abfertigung / die da glau⸗ 
ben tollen / manfolle e8 blofferdings bey dem 
Alten laflen (worunter fie dann toie mein Hr. 
Organiſte / des Quidonis ſechs Sylben verfier 
hen ) nachdemmahl man fo lange / als nunmehr 
über die 600. Jahr / die Jugend auf folche Wei⸗ 
fe unterrichtet / auch mit diefen 0. Vocibus eben 
fo Hiel ausrichten Fönne als mit den fieben 3c, 
„Solche Reden aber ſpricht Gibelius P. 80.) 
entſtehen alle mit einander entweder Daher / 
„wenn mandas ‘Ding an ihn felbft nicht recht 
„verſtehet / und feinen wahren geündlichen Uns 
„terfcheid zu machen weiß, zwiſchen der Mufle 
„und Art zu fingen’ fozu Guidonis Zeiten ges 
„weſen / und derjenigen/dielangenach ihm aller, 

„erft aufgebracht / wi auch noch von Jah⸗ 
„ren zu Jahren verbeflert wird. Oder / obs 
„gleich etliche beffer roiffen / wollen fie doch aus 
„lauterm Eigenfinn und Mißgunft denjenigen 
„bo fich hierinn etwas zu verbeflern unterftans 
„den die Ehre nicht gönnen Daß er nf 

Hills 


— za — I 


Don der Guid, Solmifation. 357 


„kommen moͤge ec. daß aber einer derannoch ' 
„ben den ſechs alten Vocibus bleibt / mit feinem 
„Difcipulo eben fo bald fortfommen fünne/ 
„als derjenige / welcher einem jeden Clavi feine 


- „abfonderliche Vocem gibt/ folches lehrer uns / 


„neben fürnehmer/ wolgeuͤbter Mulicorum,s 
„Gezeugniß / auch die tagliche Erfahrun 
„felbft vielanders. So weit Gibelius „ % 


. glaube ı daß ich ein gar groſſes Regiſter vors 


| 
1 


treflicher Auctorum & Rationum deg fiebe 
gehnten Seculi aufteeiben koͤnte wenn Der Leſer 
nicht ſchon an diefen 9. genug hatte. Den⸗ 


noch toill ich aus ungehligen Neuen einige ans 
fehnliche hinzuthun / Die gegen das Ende des abs 


gewichenen Jahr⸗hunderts fonderlich wohl von 
ſothaner Materie geſchrieben haben. 
$.28. Der erſte unter denſelben iſt Das 
niel Speer’ geweſener Cantor und Collabo- 
rator ander Schulezu Göppingen. Er hat 
einen Unterricht der Muſicaliſchen Runft 
gefchriebeny und folchen zu Um Ao. 1687. Deus . 
cken laſſen. In demſelben handelt dag fechfte 
Capitel von den Stimmen / Vocibus, Nah⸗ 
men und Buchſtaben der Noten. Daſelbſt 
wird unter andern die Frage: Ob man nach 
dem Ut, re, mi, ohne Buchſtaben / fingen ler⸗ 
nen 


358 PM. Cap. II. 


nen koͤnne ? folgender Geſtalt beantwortet: 
Nach dem ut, re, mi, fa, fol, ls „ohne Buchs 
ftaben / kan es nicht feyn;. aber nach den 
Buchſtaben / ohne ur, re, mi, kan es ſeyn. 
„Hier wird ſich / heifteg weiter p. 18. ſſ. unter 
„manchen ein Diſputat erheben / welche Art 
„vwohl vor die beftezu halten. Die Alten mer: 

„den das urre mi behaupten wollen ;die Neu⸗ 
„linge aber. werden dag Alphabet ,: oder die 
„Buchſtaben defendiren. Ich laſſe beyde 
„paßiren / indem ich ſelber nach dem ſolmiſiren 
„gelernet und auch gelehret; wie langſahm ich 
„aber durchs ſolmiſiren zur Perfection kom⸗ 
„men / und auch nach dieſer Art die Jugend 
„perfectionirt gemacht / weiß ich noch wohl. 
„Wem zu rathen / der laſſe die Solmiſation 
„fahren / und gebrauche ſich der Buchſtaben 
„allein zum dociren / ſo —— und die Ju⸗ 
„gend nicht ſo abmartern duͤrffen / und wird 
„ſpuͤhren / daß ſolches der Jugend ehender und 
„leichter / als dDieSolmifation, eingehen wird / 
„vwie ich und andere mehr erfahren: Und ſolte 
„ein Solmiſations- Meiſter die jetzt gebraͤuch⸗ 
„liche / doppelte / bezeichnete / haꝛte oder weiche Ge⸗ 
„fange ſolmiſiren / würde er anſtehen / ſolches 
„perfectnach denSolmifations-Hegeln Din 

i Au 


Von der Guid. Solmifation. 359 
Haus zuführen; wie ich dann felbft von einem 
‚alten Pradticovernommenvalsich ihn erſuch⸗ 
„te / ein Doppelt hart Geſang mir zu folmiliren/ 
„da ſprach er: daß ſolches wieder die Natur 
„waͤre su folmiſiren; nad) dieſem / als ihme ein 
„doppeit weich Geſang vorgab / bekam ich wie⸗ 
der sur Antwort: Diß ware wieder fein Ge⸗ 
stiften. Muſte alſo erfahren / daß es ihm uns 
„muͤglich zu (olmifiven vorgekommen. Her⸗ 
gegen bleibt der Buchſtab perfect. Ich 
5 wul nur ein einig Exempel geben / wie ſchwer 
yes mit der Solmifation hergangen. Als / 
„im a, muß nach gewiſſer Abwechſelung / bald 
„Ja, bald mi, bald re, en werden; die⸗ 
„ſes geht der Jugend zu faflen langfahm und 
„fchwerein] 5 hingegen nach dem Alphabet 
bleibt das a jederzeit a, und bedarff Feiner Mu- 
tation noch Veraͤnderung. Go werden 
auch aller Stimmen Claves oder Schluͤſſel 
nach dem Buchſtab / und nicht nach dem ut; 
Fre, mi, bezeichnet. Auch iſt befannt/ daß die 
„alte Teutſche Tabulatur nach den Buchſta⸗ 
„ben / und nicht nach Dem ur, re, mi, gebraucht 
„und gefeßt iſt Item / alle Inſtrumenta werden 
„nach den Buchſtaben / und nicht nach den ut 
„informirt und excercirt. Doch willdarum 
X die 


310 P. II. Cap.II. 


die Solmifation und die docirende derſelben 
nicht verachtet oder deſpectiret haben;(ich auch 
„nicht) remonftrire und weiſe nur Diefeg / 
„nach welcher Art leichter und balder die Ju⸗ 
„gend zur Perfection der Muſic zu bringen 
„wäre. Ich weiß wohl / daß es dabey bleiben 
„wird / einen perfecten Redner einer fremden 
„Sprache unnoͤthig zu fragen / nach welcher 
„Art er ſolche erlernet; alſo auch einen perfe- 
„cten Muſicum oder Sänger zu examini- 
„tennach welcher Art er dazu gelanget / iſt un 
noͤthig.So weit Speer / der auch dem 
Aretino einen guten Fang gibt / und in feiner 
Schreib-Art fo mag ungemein redlicheg blicken 
hͤſt / als Ambrofius Profius, —— 


| $.29. Der anderevon diefen teutſchen 
Decgen⸗Knoͤpffen ift Beorg Salcke der ältere/ 
peroefenee Cantor Primarius und Drganift 
ender Haupt⸗Kirche zu St. Jacob in Roten⸗ 
burg an der Tauber. Sein Buch heiſt: Idea 
boniCantoris, und iſt zu Nuͤrnberg 40. 1088. 
gedruckt worden. In demſelben lautet es zum 
eſchluß des erſten Theils p. 88 folgender 
Geſtalt: „Esift am dienlichften/ wenn nur die 
„Sieben Claves,und nicht Die Sechs Voces, 
„ul; re, mi, dc: gebraucht / und die Semi» 
. \ j . 0⸗ 


Von der Guid.Solmifation. 361 


„tonia, welche mit dem X Cancellaro begeich, 
„net / zum Unterſchied durch is ausgefprochen 
, werden / wird auch’diefe Lehr: Art der Sfugend 
„weit / weitleichter vorfommen; darum : Daß 
„man (1.) feiner Mutation, wie im folmi- 
»„ſiren / von noͤthen hat (2) daß man keinen 
»„Geſang / oder deſſelben Noten anfangen und 
„fort ſolmiſiren kan / man wiſſe dann vor⸗ 
„hero / was jede des Geſanges More für eine 
„Clavis ſey / dahero ein Knabe zwey für eins 
„beym ſolmiſiren zu mercken hat / da es doch 
„heiſt: Quod poteſt fieri per pauca, non 
„debet fieri per plura, (3.) So fan ja 
„ein Knabe eben fo leicht fingen : cdefga / 
>08 / ut, Te, mi, fa, fol J la, (4. ) daß in 
„den Tonis fictis oder transpoſitis die Sol- 
„milatio, wenn fie. auch ſchon transponirt 
„wird / jedennoch imperfecta bleibt. (5.) 
„daß das abecediren denjenigen / welche auf 
‚einem oder andern Inſtrument etwas zu bee 
„greiffen gevencken / fonderbahren Vorſchub 
„hut. Inmaſſen bekannt / daßalle Inftru- 
„menta Mufica que den Sieben Clavibus, 
„und nicht aus den Sechs Vocibus , erler⸗ 
„net und begriffen werden. ,, So weit Saldkeı 
der auch ſcharff um fich — und gleich fan 
Ä a 


3600 BIL Cap. II. 


als ein redlicher Teutſcher / feine Warheit unge⸗ 


kuͤnſtelt vorgetragen hat. * 

$.30. Solte nun gleich ein Wiederſa⸗ 
cher dieſen beyden nicht ſo viel zu trauen / als ſie 
wuͤrcklich verdienen / fo wird er Doch Refpect 
fuͤr einen Printzen haben muͤſſen. Ich meyne 
Herrn Wolffgang Caſpar Printzen / von 
Waldthurn / der Reichs⸗Graͤfl. Promnitziſchen 
Capell⸗Muſic beſtalten Dirigenten und Can- 
torem zu Sorau. Derſelbe hat zu Dresden 
Ao. 1689. Compendium Muſicæ Signa- 


toriæ & Modulatoriæ vocalis ausgehen 


laſſen und in demſelben p.ı 5. & 20. alſo do- 


ciret: „Weil der Aretiniſchen Vocum nur 


„Sechſe / derClavium aber Sieben ſind / entſte⸗ 
„het daher die Nothwendigkeit der Mutation 
„oder Verwechſelung derſelben; welches de⸗ 
„nen Knaben eine groſſe Beſchwerlichkeit 
if.» Und $. 30. p. 17., In den Vocibus 
„Hammerianis & Belgicis bedarff man kei⸗ 
„ner Mutation, und koͤnnen alſo gar leichtlich 


„gelernet werden. Maſſen jegliche Clavis ih⸗ 


„re beſtaͤndige Vocem hat, doch in Cantu du- 

„ro anders / als in Cantu molli. Ich will 

„keinem Informatori hierinn fuͤrgeſchrieben 

„haben / welcher Vocum er ſich sr 
| d 


Von der Guid. Solmifation, 363 


„ſolle / halte aber dafür / daß diejenigen Ana; 
„ben am leichteften davon kommen / welche 
„die Nahmen der Clavium zu fingenerftlicy 
„angewehnet werden. | 
4. 31. Endlich fo fommf auch derehrfiche 
Werckmeiſter anden Reihen / und hilft ade 
Vocibus getreulich mit zu Gꝛabe fingen.» Daß- 
Der Guido Aretinus, fagt erı die Voces ers 
„dacht / und feinen Dilcipuln einen Concept 
„gemacht / was man in jeglicher Clave vor eine 
„Spibe fingen folle / folches hat feine Urſachen / 
„und hat bey fo leichter Mufic wohl angehen 
„koͤnnen. Allein anigo will faftdagSyftema 
„mit I und b nicht hinreichen ; Dort hat man 
„nur ein Genus Modulandi gebrauchet / wel⸗ 
ches gewiſſe Graͤntzen gehabt ; itzo geht man / 
„gleich als in einem Circul, durch drey fo ges 
* ‚nannte Genera, welche man durch 12. Cla- 
„ves temperatè exprimiren kan. Va. 
„Anmerk. vom General⸗Baßp. 23. 
S. 32. In ſeinen Paradoxal-Difcurfen: 
leſe man das achte Capitel p. 44. worinn es ſo 
lautet: „Es hat ſich ein Moͤnch / Nahmens 
„Guido Aretinus, hervorgethan / unddie7. 
„„Linien in 5. verwandelt / und hingegen dieSpa- 
22 tia, 


34 - PU. Cap. I. 


„ıtia zwiſchen den Linien auch gelten laſſen / da er 
„denn einer jeden Linie und jeden Spatio.eine 
„gewiſſe Clavem zugeeignet / und hat man 
„von jedem Spatio und Linien fid) einen Con- 
„cept machen oder einbilden müflen / was es 
„füreine Clavis ſey. Er hat es wohl nach feis 


„ner Einbildung gut gemeinet / indem er ge 


„dacht / man könne dadurch / als ein Kind 

„Werck / die Jugend als aufeiner Leiter au 
„undabführen. Esiftaber auch dabey nicht 
„geblieben / er hates allzugut machen wollen / 
„denn er hat über diefes einer jeglichen Clavi 
„etliche fonderliche Syllabas , welche man Vo- 






„ces Mulicales nennet/ zugeeignet. Alsim a 


„müffe man la, miund re; im b, fa; im h,mi; 
„imc, fol, fa und ur; im d, la, folund res 
„u ſ. w. fingen. Was diefes in der Muſic 
„vor die lernenden eine Tortur und Laby⸗ 
„rinth geweſen / haben ſchon vor hundert 
„Jahren viel vornehme und wohlgelahrte 
Auſici beklaget. Sie haben zwar zu der 
„Zeit / als ſie ihre Tetrachorda eingetheilet / 
„auskommen koͤnnen / denn das Abſehen war 


„auf das Semitonium mi und fa gerichtet: 


„haben fie daffelbe unten bringen wollen / ſo iſt 
„mi, fa, (ol, la gefetst worden u, ſ. 104. babe 
| it 


Von der Guid. Solmifation. 365 


„fie dieſes Teetrachordum repetiret/ fo ha⸗ 
„ben fie eine gange und volleO dtavam erfüller/ 
„als: efgahede. Haben demnach dadurch 
„das wi und fa unten / mitten und oben brin⸗ 
„gen fönnen / und haben ſich mit den ſechs Vo- 
„‚cibus zu der Zeit behelffen Eönnen. | 
$. 33. Wenn man aber die Sache recht 
„anfiehet (fängt das neundte Capitel an) fo 
„hätten fie nicht nöthig gehabt weder Linien 
„noch Voces anzunehmen / denn die fieben 
„Claves wären viel bequemer zuihrer Muſic 
geweſen: Aber man fiehet hierinn NB. eine 
„‚groffe Blindheit; denn/ wenn wir durch 
„die Clavess:ahcdef gu fingenund fpies 
„ieny fo iſt ja klahr genug / daß das h unde / 
„item e und fein Semitionium andeuten. 
Bey ihnen war die Negulein Arcanum di- 
„vinum: Mi &fa ſunt tota Mufica, und 
„wurde doch nicht allemahl unterfchieden und in 
„acht genommen / welches ichan denen’ fo ih⸗ 
„ren Choral aniko noch alfo fingen gemercet 
„habe Da fieht man / wie abermahl mir der 
„damahligenSinfteaniß ind« £Theologia, Ao, 
„3032. auch eine groffe Ecclipfisin die Mu- 
„ſicam eingeriffen. Und ift auch noch wun⸗ 
dernswuͤrdig / Daß die Mufici, nachdem auch 
| N 3 ſchon 


— 


na — — 


366 P. Il. Cap. II. 


——— — —— — — — ——— ——— 
„ſchon die Chromatiſche Clayes: fis, gis, 
„eis , dis, im Gebrauch / und ſchon vor 500. 
„Fahren in den Drgeln gemefen/ die Voces: 
„utre mi &c. doch behalten haben / da Ja eine 
ſolche Verwirrung und Schwärigkeit/ Die 
„Shromatifchen Semitonia dadurch zu ex- 
„primiren/ darinn vorhanden / daß einer fo 
„einennäheen Weg weiß / einen Abſcheu Das 
„für hat / bevorab / wer felber auf ſolche Weiſe / 
„mit Stoͤcken und Schlaͤgen / iſt inkormiret 


und dazu gezwungen worden. 


8. 34 Ob nun ſchon ſolchem Unheil / 
„(fährt Werckmeiſter fort) GOit ſey gedan⸗ 
ocket / guten Theils iſt abgehelffen/ ohne Daß 
„man ſich noch in Italien und Kloͤſtern damit 
„fchleppet / ſo iſt dennoch in unſrer Muſic von 


ſolchem Guidoniſchen Sauerteige etwas 


„übrig biiebenac. Ich weiß wohl / ſagter pag. 


61. was hierinn zu thun / und welches am bes 


‚„ften iſt / weilich nicht allein in deaSolmifation, 
‚‚fondern auch durch Die Claves auff den Li 
nien / bin informiret worden / daß mir/ohne 
„Ruhm zumelden/ alle drey Arten und Me- 
„thoden befannt findyundich den unpartheyis 
„chen Unterfiheid wohl zu machen weiß / wel⸗ 
„chen auch ein Eluger unpartbeyifcher Muli- 

Ä cus 


Yon der Guid. Solmilation. 367 


„cus bald mercken kan / ſo erobangeführte Ra- 
„tiones reiht betrachten und weiter nachden 
„cken wird. Und alfo fageund befinde auss 
„druͤcklich / daß e8 leichter ſey und accuratere 
„» Sänger und Mulficos mache / wann fie die 
„Glaves im Ropfe baben/und wiſſen / wie fie 
„elingen fo wohl inregularibus als fidtis 
Modis und Compoßtionibus , t und Daß einer 
„gar leichte Durch die Buchſtaben allein fine 
gen und fpielen lernen koͤnne. | 
$. 35. So denn weiter p. 65. , Es 
„erfordern die Noten überall andere Claves’ 
„und andere Nahmen. Dieſes alles kan durch 
„die 12. Clayes gar leicht geaͤndert und zur 

„beffern Praxi geführet werden. So wir a 
„einer jeden Clavi 2. oder 3. Nahmen geben 
„wolten / mare fogut / ald wenn wir in die 
Guidoniſche Verwirrung wieder verfallen 

„wolten / da man einer Clavı zweene oder dre 
„Nahmen gegeben. Sch glaube auch da 

„durch diefe Schwierigkeit verhindert wird / 
oo 24 NB, 


Es ift mir zwar vorgekommen / als ob diefes ein 
Druckfehler und Transpofitionibus heiffen fol 
te; aber weil es auch ad Compofitionem ipfam 

| — iſt / ſo habe es mit Fleiß ſtehen laſſen 
wollen. 


—- - 


368 BI. Cap. II. 


De I nase, 
„NB. daß ſo wenig Mufici durch das gan⸗ 
„tze Clavier muficiren Bönnen. „Ferner 
„P · 66. „, ©» iſt auch Das nichts neues /wenn 
„man nach den Clavibus ſinget; denn es iſt 
„lange vor Chriſti Geburt ſchon im Brau⸗ 
„che geweſen ꝛc. pag. 72 das Guidoniſche Li⸗ 
„nienwerck iſt auch nicht viel beſſer als das 
„Heidniſche. p. 73. Man ftabiliret mit dem 
„Muͤnche eine Confufion &c. p. 78. Esift 
„von Lutheri Zeiten doch dieSolmifarion , 
„nemlich das ut, re,mi,fa, fol, la, wegen 
„eingeriſſener ſtarcken Gewohnheit / noch eine 
Zeitlang im Brauch blieben / biß etwan zu 
Ausgang des funfzehnten Seculi, da die 
„Niederländer andere Voces als Bo, ce, di, 
ng2 &c. eingeführe /twelcheder HereCalvi- 
„tus zwar vor befler hält als die Suidonifchen/ 
„weil fie die Odtavam in genere Diatono 
„erfüllen; allein ex fiehet Doch weiter / und iſt 
„damit nicht allerdings zu frieden. Es ha⸗ 
„ben auch andere Muſici, infonderheit D.Lip- 
„Pius ‚über dieſen Unfug geklaget; ehe und 
„bevor man aber von dieſer Meinung weichen 
„tollen /haben fie fo mancherley und wunder⸗ 
„liche Einfälle von den Vocibus , melche fie 
„Solmifation , Syllabifation , Bobifa- 

tion 


Yon der Guid.Solmifation. 369 


„tion &ec. genennet haben an den Tag ger 
„bracht; einer hat die Syllabam ändern’ der 
„andere hat eine abs derritte hat etwas sufes 
„een wollen; einer ift fozu reden Catholiſch / 
„der andere Lutherifch/ der dritte reformirt 
„gervefen. fa man har Diejenigen ſo wieder 
„die Solmifation und Derwirrung gere 
„det / fuͤr Reger und Rebellen von der Mus 
„ſic halten wollenze. Es bleiben auch noch 
„viel / abfonderlich die Italiaͤner/bey ihrer vor⸗ 
gefaſten Meynung / was die Solmilation 
„anlanget. Hieran haben wir ung aber nicht 
9zu Pehren s s + + mie wollen ihnen ihre 
„, IBeitläuffigfeit überlaffen / fie mögen mit 
ihren Vocibus hinter ung herkommen. » 
So weit Werdimeifter. 

$.36 Ich will auch nicht meitläuffigee 
hierinnen ſeyn ſonſt Fönte noch weit ein mehrers 
angebrarht werden. Der curieufe Leler ma 
indes den Broſſard / fub Tit. Syftema, aufs 
ſchlagen / da finder er. noch eine gantze gute Rei⸗ 
he Incommoditäten / welche des Aretini 
jechs Burfche in der Welt verurfacht habenz 
unter andern heiſſet es vafigpfi p. ı62. Ileft 
„aile de juger, quelembaPPas cela cauloit, 
„&fiunilluftre du fiecle pafle a eu tort 








370 P.II. Cap. II, 


%,d’appeller cesmuances, dumoins par 
»rapport aux Enfans: Crux tenellorum in- 

\ geniorum? Teutſch: „Es ift leicht zu ermefs 
„ſen / welche Verwirrung diefe Dinge verur⸗ 
„ſachten / und ob ein berühmter Audtor des 
'„abgemwichenen Jahrhunderts unrecht gerhan 
„hohabe / dieſe Mutationes , wenigſtens in Ans 
„ſehung der Kinder / ein Creug zarter Rös 
„pfe zu nennen ? ,, Daß man nun ein fols 
ches Ereug in Thüringen / Ober » und 
Nieder-Sachſen abgeſchaffet har / darüber 
mag ſich noch eine Menſchliche Creatur ver⸗ 
wundern. Was Pring davon haͤlt haben 
wir ſchon geſehen. Es iſt aber uͤbel gethan / 
wenn man von alten Sachen urtheilen will / 
und confundirt die Zeiten / oder unterſucht die 
Beſchaffenheiten verfelben gar nicht: Damm 
ja dugig ift es gehandelt. Guido hat zu feiner 
Zeit viel gethan und hat in einem Monath 
mehr zu Wege bringen koͤnnen / infonderheit/ 

da ihm der Aberglaube und die Barbarey zur 
Seiten ſtunden / als die vor ihm / nach der aͤl⸗ 
tern Art / vieleicht in vielen Jahren nicht haben 
vermocht zuleiftegp Aber / daß wir nach 700: 
Jahren noch eben alſo ſprechen ſolten / waͤre 
wohl eine Schande. — 
— — $.37. 





— 


Von der Guid. Solmiſation. 371 


S. 37. Es falle ſolcher Meynung bey wer da 
wolle: Wenn ein Frauenzimmer ſo geſchickt 
iſt / nach 36: ſtuͤndiger Information alle In- 
tervalla uſitata (man fan leicht dencken / was 
für herrliche Intervalla das ſeyn müffen) nach 
ber Solmifation zu begreiffen und zu fingeny 
fo will ich wetten / daß ein ſolches Srauenzims 
mer/ in einer einzigen Stunde nach den Clavi- 
bus weit mehr begreiffen/ und auch die inufita- 
ta Intervalla ( dafür fiebey Stümpern paßi⸗ 
ren ). wiflen und fingen ſoll; tie e8 denn der 
Erempel allhier gehn für einesgibt. Nun mas 
che jemand den “Vergleich zwiſchen 36. Stuns 
den und einer einzigen/ fehe dann zu / was es in 
einem Jahr betragt. So ift auch das Præ— 
fuppofitum des unwiſſenden Gegners falſch: 
Man könne der Solmilation bep einer Suge 
nicht entrahten; maffen gange Schiffs-Sadune 
gen recht guter/ ja der allerbeiten Fugen in der 
Welt / von ſolchen Meiftern gefeßt find, die theilg 
faſt nie vom Aretinonod) feinen Kindern dag 
—5 — vernommen haben / theils feinen Fuß⸗ 
ftapffen gar nicht folgen wollen/ fondern dag 
befannte: veſtigia me terrent, in acht ge⸗ 
nommen haben, | 


26 5.38 


372 P. II. Cap. Il. 


3.38. Bon der Incompetence der 
angegebenen pr&tendirtenCompetitorum 
wolle der geneigte Lefer das fünffte Capitel des 
erften Theils Diefer Eröffnung p. 210. faq, 
6.7.8. zurück nachfchlagen / allwo ihre Nich⸗ 
tigkeit ſattſahm erwieſen worden. Es iſt ja ein 
leerer Traum / daß ſolche ſelbſt erwachſene und 
— Competitores um den Rang di- 
putiren 5 es iſt ja alber und falfch gerai- 
fonniret. Dennder Tonus behält allemahl 
‚unftreitig das Pr&, wenn ihm Imitatio Eins 
trag thun will wie Fan das Denn competiren 
heiffen? Hat doch Bononcini ſelbſt / der ja einer 
von dessolmiſatoris Hauß⸗Goͤtzen ſeyn wirds 
nichts von dieſen Competitoribus erwehnet / 
ob er ſchon mit Fugen und Contrapuncten 
ſtarck handelt / auch vom Guida oder Duce &c, 
&c. viel ſaget / aber keiner lmitation, fo wie 
ſie der Solmiſator verſtehet / gedencket. vid. ej. 
Muf Pradt,p.48.49: Die Muſica curioſa, der 
Tractatus de fugis des Solmiſatoris, Die ſol⸗ 
len ung zecht glücklich machen und uns ſolmiſi- 
zen lehren. Der Hencker ! was werden gelehrte 
Muſici Darauserwachfen / fo wie die Piltze in 
einer Nacht. Das lacherlichfte ift / daß der 
Solmiſations. Meiſter p. 139. ſagt: Er mweiß 


J Don der Guid. Solmifation. 373 


Te nicht / e8 werde dem Liebhaber aus feinem ans 
gebrachtenA bracadabra ſchon ein groſſesLicht 
aufgegangen ſeyn. Ey freylich / es ſcheinet 
und glaͤntzet wie ein Stuͤck faul Holtz bey Nacht. 
Jedoch kan er auch vielleicht die ſechs Ampeln 
bey dem Grabe der Lolmilation Dadurch ver» 
fianden haben / und zwar aus Propherifchem 
Geiſte. Es war getroffen ; wirfingen indes 
einmüthiglich alſo: 


Cet excercice monachal 

Ne trouve fon point vertical 
Que dansune t£te bleflte; 

Et fur Parnafle nous tenons; 
Que tous ces renverleurs de Tons 
Ont la cervelle renverfte. 


839. Und alfo find die fechs Aretinis 
ſchen Kracken von dem von der Putten 
weidlich gepußet ; vom Calvifio tuͤchtig 
gecalvatert ; vom Lippio ſchoͤn zerlips 
pert 53 (f) vom Profio ernfllih geprü- 
ft- 53 vom Matthzi GSchachmatt ges 

| Q7 macht; 





[63 ) Herlippern ic. in partes minutas ſecare. 
Spatens Didion. 


— 
nn — — 


/ 


374 ° BI. Capli. 


—— — — — —— 
macht; vom Grimmio grimmig angetaſtet; 


vom Gibelio aus dem Gibel geworffen; vom 
Baryphono auf die Bahre gebracht; vom 
Merſenno ausgemergelt; vom Speer durch⸗ 
bahret; som Salden brav zerhacket; vom 


I Pringen beherfchersvom Werckmeiſter tapffer 
bemeiſtert und vom Broffard hubfch gebrofelt 


(8) worden; daraus wird jedermann erkennen 
ob da8 Orch. erfterer&röffnung diefenSolmi- 
fations-&ebeinen zu viel oder zu wenig gethan 
habe?(* ) Zu viel Fans nicht gemefen feyn; Denn 
was die beften Leutein der Welt davon / fuͤr huns 
dert und mehr Jahren / gefchrieben haben / ift 
weit ein mehrers Damit es aber nicht zu we⸗ 
nig heiſſen moͤge / hat man die numehro ſo lange 


unter allerhand Schutt verworffen und unbe⸗ 
u 8 gras 





— 
(g) Bröfelni.e, in micasconterere, Idem ibid, 


(*) Bayle fchreibt vom Puteano : Il affeltoit de re» 
pandre dans fes Productions ce qu’on appelle 
traits d’Efprit.Cela lui reuffiffoit quelques foisz 
mais en bien de rencontres ilchoquoit le natu- 
sel, & tomboit dans un jeu de mots un peu for- 
ce, Ich habe Puteanum hier aus curiofite imi- 
2 wollen / welches dem Leer zur Nachricht 

» 


| Von der Guid. Solmiſation. 375 


a EEE — ⏑ — — —— EEE I VIE DEE 
graben gelegene Uberbleibſel hier ſorgfaͤltig zu⸗ 
ſammen rechen / und ihnen / mittelſt des Titul⸗ 
Kupffers / bey dieſer Gelegenheit die letzte Ehre 
erweiſen / ein anſehnliches Monumentum er⸗ 


richten / auch die Traur⸗Muſic beſtermaſſen be⸗ 


ſtellen wollen. Wobey man jedoch jedermann 
ernſtlich warnen will / ſich vor ſolmiſirende 


— — — 


Geſpenſter zu huͤten / und / falls ſich ja noch hie 
und da ein Schatten / entweder fuͤr ein mi oder 


fuͤr ein re, unter dem Prætext der Fugen / aus⸗ 
geben und ſehen laſſen ſolte / ſolches als lauter 
Gauckeley zu betrachten und zu glauben / daß die 


Todten wohl liegen und ihr ſchwirren laſſen 


muͤſſen. Ich will auch hiemit aller Welt de- 
clariret haben / daß ich mit dieſen ſechs vermo⸗ 
derten Grenadierern / fie mögen erſcheinen in 
welcher Geſtalt fie wollen / hinfuͤhro nicht den als 
lergeringftienCombat oderCommerce mehr 
eingehen, auch den Irrgeiſtern und Polterhan⸗ 
fen, Die fich etwa mit dieſer Larve verſehen / Fein 
Woͤrtgen antworten’ fondern dieſelbe allemahl 
ſtillſchweigend auf ihr ewiges Tombeau ver⸗ 
weiſen will. So haben ſie auch nun keine 
Urſache mehr in der Welt den Kindern zum 
Schrecken / als wie der Popantz / herum zu 
ſchwermen; weil / der gemeinen Meynung nach / 

er nur 


— — 
—N 


* 


376 BIL Cap.II. 


nur diejenigen verſtorbenen ſpucken / welche 
Fein ehrliches Begraͤbniß bekommen haben / und 
alſo nicht ruhen können. Wunder iſt es gleich⸗ 
wohl / daß noch Feiner von allen Aretiniſchen 
Defcendenten oder Abfömlingen fo danch 
bahr geweſen / und weder dem Stamm: Herren 
ihrer Familie / noch feiner ehmahligen — 
ſigen Corporalſchafft / eine Eleine Grab Schrift 
u Ehren geſtellet hat. Biß ſich indes einer 
uͤber den Unter⸗Officier ſelbſt erbarmet / wolle 
der geneigte Leſer mit gegenwaͤrtigem Einfall 
wegen ſeiner Rotte / vorlieb und willen neh⸗ 
men:;“ Ser: a, 
| Die Schildwacdh’ Lu 
Iſt ganz caput; 
Gefreytem Ke 
Thut nichts mehr web, 
Der arme Mi or 
Verſchmachtet hie / 
Und Burſche Fa 
Verredet da; 
Ealfactor Sol 
ESturbt raſend toll; 
Du lahmer La! 
Dein $End’ iſt nah. 


Vom alten Bebrauch der®riedpif.Mod. 377 


Das dritte Capitel. 
Rom alten Gebrauch der Grie 
chiſchen Modorum ing 

beſondere. 


6.1. 

Ch ſchaͤme mich faſt vor die ſchulfuͤch⸗ 
ſiſchen Titel dieſes und des vorigen Ca⸗ 
pitels / maſſen es ſchrecklich abgedro⸗ 

ſchene Materien ſind und einem galant hom- 
me vorkommen moͤchte / als gaͤbe man ihm ein 
Haupt⸗Stuͤck aus dem Pantagruel, aus dem 
Moyen de parvenir, oder aus dem Tarta- 
reto,de Modo cacandi,indie Handzich muß 
‚aber denoch/meil es die beyden Haupt-Alttaquen 
wieder das Orch. ſeyn ſollen / die noch übrige 
verdrießlichfte Nothwehr yon der Welt thun. 

Man willder univerfellenAnleitung des Or- 
cheftre etwas einiges / ewiges und wahres 

entgegen ſetzen / und weiß au bout du compte 

font nichts zu finden’ als die erbarmend-würdis 
gen Capita fpecialia, de Solmifatione & 

Modis , von welchem im Orcheftre nicht wer 

cs ma 


378 P. II. Cap. III. 


mahl eigentlich gehandelt worden. Wenn 
ich von der. erſten mehr Worte machte / als bes 
reits oben gefchehen / fo wurden mich alle rechts 
fehaffene Mufici würcklich auslachen. „Ich 
„will nicht hoffen’ fagt Werckmeiſter / daß fich 
„etwa einer oder dee andere über den Vor⸗ 
„ſchlag / wie man leichter durch Die Claves als 
„die Noten fingen und fpielen lernen koͤnne / bes 
„ſchweren werde ; denn es iſt Feine Haupt⸗ 
„Sache ; ein jeder mag feine Praxin am bes 
„quemſten füchen und treiben», t Bon den ans 
dern abernemlich den Modis, vermeyne allhier 
fo viel zu melden / als noͤthig ſeyn wird / nicht nur’ 
die mir ſo hoch angerechneten Irrthuͤmer abzu⸗ 


lehnen / ſondern dergleichen vielmehr / mit War⸗ 


heit / an andern zu bemercken / und manchen / was 
er ſonſt nie gewuſt / zu lehren. Leben wir in ei⸗ 
ner Zeit / da de Modis & mortua [ex Sylla- 
barum Solmiſatione geſtritten werden ſoll? 
Zwar fo wenig eine gute Muſic ohne Diffo- 
nantien feyn kan / ſo wenig werden auch Mu- 
fici ohne papiernen Zwift gefunden werden; 
allein eg möchten doc) Die Marerien immer ein 
Fleines bißgen wichtiger feyn. 9.2 





+ Vid. ej Anmerck. vom General-Baß p.73. Das 
iſt auch meine Meinung, 


Ey 


Em. 


Dom alten Beb.der Griechiſ. Mod. 379 


6.2. Wird demnach beydiefer Gelegen⸗ 
heit / und en paflant , nicht zu vermeiden ſeyn / 
bie ziemlich verwirrete (h) ob wohl auſſer 
den jedermann bekandten Kirchen » Liedern gar 
Feinen Nutzen mehr habende Sache von den 
alten Modis etwas genauer / als in der erften 
Eroͤffnung nicht gefchehen koͤnnen / zu unterſu⸗ 
chen; maſſen jene ſolche Betrachtung nicht ſo 
wohl / als gegenwaͤrtige zweyte Eroͤffnung und 
Beſchuͤtzung / zulaſſen wollen. Ich will aber 
von den 12 attributis & conſiderandis ei⸗ 
nes jeden Modi nichts ſagen / maffen ſolches ei⸗ 
ne geoffe Menge Auctorum vorlängft ſchon 
gerhanjtvelchemnach der REN EN 

— 8 I | nicht 


(bh) Es iſt zwar nicht zu laͤugnen / daß die Alten/und 

* noch einige heutiges Tages viel ungegründete 
Meinungen (dadurch eine Sache verwirret 
wird ) von den Modis hegen / welche / wenn fie fol- 
ten erreget werben] nur Wiederwärtigfeit er- 
wecken wurden; es wird aber alles nach gerade 
megfallen. Denn da die Genera heutiges Tas 
ges / fo zu ſagen / vermifcht find) und man durch⸗ 
aus nur eine Scalam temperatam hat} fo geben 
viele alte YIfeinungen aus. vid, Werckm. 
Anmerck. vom General: Buß. Mercks 
weiter; fo heift dieſes ehrlichen Mannes Nahme 
durch Buchſtabwechſel / alias, Anagramma, 





380 P.I I. Cap. III. 


nicht noͤthig gehabt haͤtte / ſiche Sieben Sahen 


lange wieder aufzuwaͤrmen und auszuſchrei⸗ 
ben. So mird auch an allen Diefen attributis 
der Modus nicht fo klar erkannt und unterfchies 
den / als an dem einzigen Semitonio oder der 
Specie Octavæ, wovon jedoch der gegenfeitis 


gemModiſte / vielleicht wie Nicomachus aus 


Modeſtie / das allerwenigſte meldet. Was ſoll 
mir den Senff de nomine Modi , und daß 
Dickinfon fcpreibet / die Dorierund andere 
hätten die Modos von den Phaeniciern befoms 
men? Dickinfon hat wichtige Dinge vor, die 
einer remarquiren möchte der feine Schriff⸗ 
ten gelefen harte. Was dag Orcheltre vom 
Uhrfprung diefer Nahmen p.59. ſaget / Faneis 
nem galant · homme genug ſeyn. Was foll 
der Ambitus Octavæ zur Erkaͤntniß helffen / 
was die Repercuſſio, und die Claves Clau- 
ſularum, wenn ich Ambitum Modi und die 
Triadem fenne ? Die Conſtitutionem 
möchte ein Publiciſte leicht fuͤr eine Reichs⸗Acte 
aus dem Luͤnig halten / wenn er nicht wuͤſte / daß 
dadurch angedeutet werde / wie der Modus von 
einem d. ind andere jufeßen ; Zudem fo hals 
ten die limites auch eben Diefes in ſich / und 
finis gehoͤret gleichfalls Daher ; Tropen 
| | nicht. 


— 20 
Vomalten Geb. der Griechiſ Mod. 381 


nicht. Iſt es denn nichteineunnörhige Weit⸗ 
laͤufftigkeit / enn man 12. Articul wacht/ da 
mans mit zween oder dreyen beſtellen koͤnte? 
Geſchieht es nicht darum / Daßeiner mit dieſem 
Zeuge bey den heutigen Pradticis, Die den Hen⸗ 
cker von folchen 12. Articuln mwiffen / ‚aller, 
Dummheit ungeachtet / indie Prefumption 
einer vorzüglichen aber unnuͤtzen Wiſſenſchafft 
gelangen will? Allein das it unfere amplifi- 
ma Modorum Doctrina ; die bringt dag fo 
mit. „Die alten Mufici (fagt Werchmeis 
„ter Harmonolog. p 55.) haben vonden 
»Modisgarzu viel Weulaͤuffigkeit gemacht, 
„tie bey dem Glareano zu feheny welcher einen | 
„groſſen Folianten von den Modis Muficis - 
„geſchrieben. Ber endlich zu den Antiqui- 
„taͤten Beliebung hat/ kan dergleichen Audto- 
„res leſen/Und an einem andern Ort ex- 
plicirt er ſich folgender Geſtalt: „Wie nun 
'„dielieben Alten zu viel Weitlaͤuffigkeit aus der 
„Lehre Der Modorum gemacht haben / und 
„darüber (NB.) obfcur geworden find’ / 
(DaB ift ja derfelbe Tepe, den der Refuta- - 
„teur fouru & refoutu dem Orcheftre fo 
„hoch aufmußet) fo müffen wir nun nicht auf 
»das andere Extremum fallen / und die u. 
08 





382 P. II. Cap, II. 


„dos gar verwerffen.c, vid. Werckm. Pa- 
„rad. pag. 88.& 89. 
$.3. Solches Extremum muß nım 
frenlich von gefcheuten Leuten vermieden wer⸗ 
den. Denn / obman fid) ſchon nach heutiger 
Art mit zwey generibus Modorum beheiffen 
koͤnte / fo vürffen Doch die alten Modi , vielwe⸗ 
niger Die 24. Specieshodiernz, darum nicht 
gang und gar verworffen werden / teil unfere 
lieben Kirchen» Sefangey die nach jenen theilg 
eingerichtet findyleicht fo viel Refpedt von jeders 
“ mann verdienen ; anderer Seits muß der heu⸗ 
tige Gebrauch der Modorum (davon imfols 
genden Eapitel gehandelt werden foll) auch) 
feine Richtigfeit und gemeifte Wege haben das 
mit Feine Unordnung einreiffey und die aus dem 
Modo meichende Disgrefliones,menn fie der 
Natur und Raifon gumieder lauffen / huͤbſch 
nachbleiben. Ich will / um zu bemeifen! daß 
ich nicht von denen fey / die die alten Modos 
aus Unverftand verachten oder ganslich ver: 
werffen / meine Meynung von ihren Kennzeis 
chen aufs Fürgefte herſetzen. “Denn auf Die 
Kennzeichen kommt das ganke Weſen an; die 
Theorievon diefen Dingen ift genug / weil un⸗ 
fere meiften Choral Sefänge ſchon gemacht ne 
un 


Bi" | — — 


Vom alten Geb.der Griechiſ. Mod. 383 


und wohl unnachgemachet bleiben werden’ daß 
alfo Praxis Modorum antiquorum in Me- 
lothefia hodierna wegfaͤlt / und einnon ens 
ift; wiewohl man Doc) auch gerne wiſſen mag / 
infonderheit / wenn einer ein Organifte feyn 
will (dazu ſchon vieleQualitäten gehören‘) wie 
diefe Praxis in alten Zeiten eigentlich befehaffen 
getvefen. Ich will auch damit nicht ſagen / daß 
es uͤbel gethan ſey / ſolche Lieder unſrer Kirchen / 
die entweder nach Der- Melodie eines andern 
Sefanges müffen gefungen werden / und Feine 
eigene haben; oder auch / die noch überall weder 
mit einer eigenen noch geborgten Melodie vers 
ſehen / in die ſo genannte Choral⸗Muſic zu fegen! 
einfolglich dieſer Armuth / bey fo reichem von 
GOtt dieſem Seculo verliehenen Muſicaliſchen 
Vorrath / abzuhelffen; aber die Frage wird 
ſeyn / ob es durchgehends angenommen und ei⸗ 
ne gantze Gemeine ſich gleich darnach richten 
werde? Wir wollen es uneroͤrtert laſſen / und 
unſerm Vorhaben naͤher treten. Wer es beſ⸗ 
ſer machen kan / der thue es ohne Beſchimpffung 
—8 Verkleinerung meiner hertzlich⸗ guten Ab⸗ 

icht. —— 
$. 4. Modus iſt demnach bier eine Weiſe 
oder Regulinady weldyer ein — 

tu 


— 


384 P. II. Cap, III. 


Stüd in gewiſſe Schrancken eingeſchloſ⸗ 
fen wird/und zwar / nach der alten Richtſchnur / 
ißweilen eben fo abgeſchmackt / und gegen di: | 
Natur / als der Hamburgiſche Bocks⸗Beutel 
wieder welchen doch bey dieſen Zeiten groſſe 
Vergreiffungen ohne Ahndung vorgehen Es 
gibt ſonſt auch noch eine andere Art von Kreb⸗ 
ſen / als da ſnd: Die Modi progrediendi: 
Nothrus, Tachinus, Syncopaticus, 
Jambicus Proportionatus, Trochaicus 
Proportionatus, Enantius, Dactylicus 
&c. item, Modi-finiendi: Moloſſicus, 
Dadtylicus, Anapzfticus, Amphibrachi- 
cus, Amphimacricus , Bacchaicus &c. 
davon Pring im I. Theil des Satyrifchen 
Eomponiften Cap. 7. fehr weitlaͤufftig handelt. 
Wer Luſt daran hat / ver fchleppe fich immer, 
Damit. Ich bin ein Diener Davon / und exe 
innere.ed nur Destwegen / daß niemand meys 
nen ſolle / bier werde von folchen vollend⸗entſetz⸗ 
lichen Modis gehandelt 5 wiewohl die vorhas 
bende nicht viel einländifcher und zahmer Flins 
gen’ und man eben nicht nöthig hatte, ein Se- 
culum ignarum zu wuͤnſchen / wenn etwann 
ein Ecolier dadurch erſchrecket werden ſolte. 


| I. 5. 


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| 2 Inu Modi 4 
| | 








dom alten Gebr.der Griechiſ. Mod 385 


SG. 5. (a) Da fteht nun der Modus Jo- 
nius (die Drdnung oderder Rang ifthiernach 
dem gemeinften Gebrauch und der Natur eine 

"gerichtet) wie Tabula Modorum Græco- 
rum authenticorum No. XIX. austoeifet; 
und fein eigentliches Kennzeichen ift : Daß er 

in feiner Ofava vom Ezum c (welche auch 
der groͤſte Doctor Muficesnicht anders als 
der geringite Ihüringifche Schulmeifter bes 
nennen fan) die beyden Semitonia majora im 
| dritten und fiebenden Brad; .dabey auch - 
Tertiam © Sextammajorem bat. Alle andere 

"Modi nun die gleiche Befchaffenheit mit dies 
ſem / nemlich ihresemitonia im 3.und 7. Grad / 

dabey Tertiam & Sextam majorem haben / 
ſind Jonii ficti Modi; als: cisdur, disdur, 


u .ſ. w. 
) Des Dorii eigentliches Kennzeichen 
iſt: daßerinfeiner Odtava vom D. zum d. die 
beyden fo genanntenSemitonia naturaliaim 
‚ andern und fechften Brad/mithin zwar Ter- 
tiam, aber nicht Sextam minorem hat. Und 
diefer Sextæ wegen gibt 68 wenige Exempel 
Dorii ficti. 
() Des Phrygii Merckmahl iſt: daßer 
beyde Semitonia ſeiner — :E, e. im 
| ers 


386 P.IT. Cap.III. 


erften und fünfften Brad / dazu Tertiamu 
& Sextam minorem hat. Fictos finder 
man mwenig/ wegen des erften Semitonii. | 

(d) DesLydii proprium beſtehet darinn / 
daß feineSemitoniainderOctava FFaufden | 
vierdten und fiebenden Brad fallen ; fo hat 
er auch Tertiam & Sextam majorem, doch 
des erfien Semitonii halber wenig fidtos,. 

(e) Der Mixolydius wird dabey erkannt: 
daß er feine Semitonia im dritten und ſech⸗ 
ften Brad der Octavæ G gführet / auch des 
letztern wegen wenig idtos ob. wohl Tertiam 
& Sextam majorem hat. 

(c) Dem Modo- #olio., der fich damit 
diftinguiret/ daß feine Semitonia im andern 
und fünfften Brad der Octavæ Aa liegen 
ihm auch Sexta & Tertia minor zu kommen / 
werden faft alle andere Modi molles ( nad) 
heutigem Gebrauch / von welchem wir auch obis 
ge Modos fictos verftehen ) beygeleget. Als 
da find: c.mol;cismol; d mol&c, welche 
unter dem Nahmen der fictorum von denMo- 
den-Liebhabern dahin gejogen werden (wie⸗ 
wohl / meiner Meinung nach / der eine Thon | 
oder Modus eben fo authentique als verans 
dere iſt und nichts ala die alte Unwiſſenheit zu 


Dies 














Vom alten Bebr. der Briedyif. Mod. 387 


dieſer Diſtinction, inter veros & fidtos, 
Anlaß gegeben hat.) Daß demnach der erfte 
und legte diefer 6. fo genannten Modorum 
authenticorum die Wornehmften zu feyn 
scheinen / und einer (auffer den Chorälen) alle 
Muficalifche Sachen, fammt den 24.Specie- 
bus Modorumileicht aufdiefebeyde Genera, 
dem Jonio & Æolio nemlich / nicht aber (wor⸗ 
inn etlichegeirret) dem Dorio reduciren kan 
und mag. 

- 96. Daß der Dorius aber nicht derjenige 
Modus ſeyn fünne / wohin fich mehrentheilg 
unfere heutige Modi molles bringen laſſen / 
daran zmeifle billig Deswegen / weil das zweyte 
Semitonium bey den fo genannten hetisnicht 
im fechften fondern im fünften Grad faͤllt / wie 
folches aus dem natürlichenAmbitu & Specie 
Octavæ des E mollis, Gmollis, Hmollis 
&c. zu erſehen und zu erweiſen iſt. Und in die⸗ 
ſer Meinung beſtaͤrcket mich Werckmeiſter / 
wenn er in Paradoxis, Op ere ſuo poſthu- 
mo, p. 86. fo ſetzet: Wir mögen / nach 
beutiger Modulir⸗Art / den Jonium und 
KEolium behalten ꝛc. ob er wohl in Harmo- 
nologia , welche Ao. 1702. fünff "fahr vor 
den Paradoxis ang Licht rg pag. 59. 
| IR 2 noch) 


388 P: II. Cap. III. | 


noch aufden Jonium & Dorium , wohlhers 
‚geführter Gewohnheit nach / beftanden. Sed 
dies diem docet. | | 

- $.7. Und das wird vermuthlichy mit Zus 

siehung der Tabelle / von Erfäntniß der Au- 
thenticorum einige Nachricht denjenigen ers 
theilen/die bey der Sache fonft viel dunckles mör 
gen gefunden haben / wenn fie von andern ans 
ders vorgetragen worden. Ich will aber Damit 
der andern Audtorum Rorträge nichts we⸗ 
niger als verwerffen / fondern fage nur / Daß viel 
ander Methodeliege / wenn fie mit Desjenigen 
Faͤhigkeit ubereinfommt / der eine Sache bes 
greifen fol, Und wenn auch nur zwey Leute 
in gantz Hamburg waͤren / die Durd) Diefe meine 
kurtz gefaßte Beſchreibung mehr Unterricht als 
ſonſt woher bekommen haͤtten / ſo iſ meine Muͤhe 
fchon wohl angewandt. Unterdeſſen kan es 
auch ſeyn (ſi credere fas eſt) daß nach des 
Gegners Lehr⸗Art in Erfurt hundert und mehr 
erbauet werden. Defto beſſer. 

- 9.8. Nun laſt ums denn auch der Pla- 
galium mit toenigen Erinnerungthun ; Doch 
nicht mit fo gar wenigen und fo ſehr uͤberhin / 
wie gemeiniglich Damit verfahren wird / da es 
bey manchem blofferdings heißt : Wenn = 

f | ie 


Vom alten Bebr. der Griechiſ. Mod. 389 


die 6. Principales verfteben / werden die ans 
: dern/ als minus Prineipales , gar leicht koͤn⸗ 
nen gefaffer werden. Man verfährt damit 
faft/ als mie mit Beſchreibung der Diffonan- 
tien / darüber auch gank gelinde hingetvifchet 
wird / ob gleich weit mehr an ihrer Erfäntniß 
lieget / alsigiger Zeit an den Modis antiquis. 
Modos müffen wir haben ; Ordnung und 
Schranken müffen gehalten werden; Miſch⸗ 
maſch und ein confulum Chaos gehört für 
Gaͤnſe⸗Koͤpffe; Grund» Kegeln werden nim⸗ 
meralt; Obs aber ebendie alten Modi , die 
alte Ordnung / die alten Schrancken ſeyn pm 
ob die Alten Fein Miſchmaſch / Fein confufum 
Chaos, feine Bänfe Köpffe unter fich gehabt ? 
und ob Das alles juft rechte Grund⸗Regeln finds 
bie fie gegeben? folches find gang andere Fragen 
und müffen unterfucher werden. Wenn mans 
cher nicht weiter kommen kan / fo fpeipt er: O! 
dieſes und jenes iſt eine Bagatelle ; Modi 
Servi; resminus principalis ; e8 find Diſ- 
fonantieny dieflingen übel/ wer woite da viel 
Weſens von machen ? Ich kenne Leute / die fo 
fprechen und ſchreiben / da fie Doch in ihrem Herr 
u der Unmiffenheit übergeuger und nur bemuͤ⸗ 
et ſind andern einen blauen Dunſt für die Au- 

| R3 gen 


390 P.II. Cap. Ill. 


genzu mahlen / damit man meynen ſolle / die Ei⸗ 
fenfreffer Hätten alles dieſes an den Schuen zer⸗ 
riſſen. Nein / ſo leicht geht es hier mit den Mo- 
dis plagalibus, die man ſonſt auch minus 
rincipales nennet / keinesweges an. Ich 
abe die Sache probiret / und den vermeinten 
Unterricht hie und da bey weitem nicht zulänge 
lich befunden; welches / zwar als eine bloſſe Cu- 
riofite , jedoch zum Beweiß / daß man unſers 
Ortes Feine Baggtelle aus Unwiſſenheit für 
eine Bagarelle anfiehet/ mir hier anzumercfen 

erlaubt ſeyn wird. | 
$.9, Nur erſt von der Benennung diefer 
Modorum , nicht fecundum Gentes, fed 
Proprietates,ettwag gu gedencken / ſo finde / was 
Authenticus und blagalis eigentlich heiſſe 
oder bedeute / mit hoͤchſter Verwunderung in 
mehr als 20. mir bekannten Auctoribus, Die 
theils ex profeſſo, theils / wie ich hier thue / nur 
beylaͤuffig davon geſchrieben haben / mit keinem 
Worte verzeichnet noch erklaͤhret / oder ich muß 
mich fehe verfehen haben. Melchior Vul- 
pius, ehmahliger Cantor zu Weimar / der eis 
nen Tradtatum de Modisin degM. Henr, 
Fabri Compend. Muf: eingefchaltet/ welches 
ſaͤmmtlich von Mich, Meilter, ur > 
' alle 


Vomalten Bebr. der (Briechif.Mod. 39x 


Halle herausgegeben 7 ſagt p. 80. von dieſen 
Modis: Dicuntur Authentici, propter 
majoremafcendendi Auctoritatem; das. 
ginge noch hin ; aber weiter; Dicuntur Pla- _ 

ales,proptermajorem defcendendi Au- 

oritatem, Das faͤlt weg. Ob nun zwar 
den Gelehrten ſonſt gut predigen iſt / ſo verſtehen 
doch eben alle Leute / infonderheit diejenige / wel⸗ 
che etwan von der Muſic oder von der Orgel den 
bloffen Nahmen / oder nur die Liebhaberey / bes 
fißen/ nicht immer fo viel Griechiſch / daß fie wiß 
fen folten : Authenticus fomme her / oder 
werde sufammen gefekt ex zuros,ipfe , ſelbſt; 
& Evred, Ta, arıma Waffen; oder / wie an⸗ 
dere wollen / ab auroc & ua. perimo, quod 
ex Etym. pro Dan, & ex eo fit per 
Aphzrefin. Daß demnach augerrns fo viel 
fen ı als einer : qui fua mana fe perimit, 
cædem fibiinfert ; Autor cxdis ; ein eis 
genhändiger Selbſt⸗Moͤrder der Hand und 
Waffen an ſich ſelbſt leget quali in fe audto- 
ritatem habens. Welches Wort denn her⸗ 
nach feine eigentliche Bedeutung weiter ausge⸗ 
dehnet/ und per fynechdochen Speciei,pro 
quolibet auctore, von einem jeden Menſchen / 
der von ſelbſten oeen propria aucto- 
= 4 


rita ⸗· 


392 P. II. Cap. III. | 


ritate, etwas verrichtet oder anfängt ; von jed⸗ 
wedem Verfaſſer und Schrift - Steller / ges 
braucht worden ifl. Daraus denn das Ad- 
jedtivum: dufevrixos , ſelbſt gethan / felbft 
ſtaͤndig / das gute Aucoritatem bat das ein 

Original ift x. entfprungen. “Dannenhero ' 
Modus authenticus fo viel fagen will, als 
ein felbftftändiger/ uhrfprünglicher Modus, der 
Autoritatem in der Warur von und vor fich 
ſelbſt hat / und ein Original, Uhrding / oderUhr⸗ 

Modus iſt / wenn ich ſo reden darff. 
42. 10. Hergegen / wenn mAryn eigents 
lich / unter andern: fo viel bedeutet / als Plagam, 
eine Plage / und denn Plagium, ein Menſchen⸗ 
Raub / oder überhaupt eine Entwendung (wel⸗ 
che —* en genug verurſachen Fan.) fo iſt leicht 
zufi ieffen) daß Plagalis Modus ein folcher 
ſeyn muͤſſe der dem Auchentico gleichfahm 
zur Plage, zur Geiſſel gegeben / daß erihm et⸗ 
was raube / ftehle/ / entwende / oder höflicher gu res 
den / etwas ablehne / abborge (denn das ſind 
auch eigene Plagen) weil er von ſelbſten nichts 
hat / ſondern jenem / dem authentico, alles 
ſchuldig iſt / und von ihm alles empfaͤnget. Fin⸗ 
det jemand eine beſſere Auslegung / ſo will ich 
froh ſeyn; ich verſichere inzwiſchen / daß — 
1* X- 


— 


— 


Dom alten Bebr.der Griechiſ. Mod. 393 


ur un. 0. 
Explicatio mea authentica , non vero 
plagalis fen / mir auch Diefelbe von niemanden, 
als von der Natur der Sache und Bedeutung 
der IBorteran die Hand gegebenmorden. Es 
kan ſeyn / daß ein andrer mit mir Diefelben Ge⸗ 
dancken gehegetzich habe ſie aber nicht gefunden 
noch gewuſt. Und wer kan auch alles leſen? 
Das bisgen Griechiſch wird mir indes nies 
mand pedantifch und übeldeuren wenn ich auch 
gleich den Scapulam , Schrevelium oder 
Paforem darüber folte nachgeſchlagen haben / 
weil e8 zur Erläuterung unumgänglich erfor⸗ 
‚dert wird / und dieſer Auctorum feiner jemahls 

u muficalifcde Erflährung Darüber gemacht 

a - | 


S. E1. Weiter wenn man fich bloß nach 
der täglichen Megel richten will : daß die 
ſechs minus Principales,allvoo das Wörtlein 
Hypo (unter) vorſtehet / ebenden Ambitum 
baben/ weldyer ihren Principalen zukommt / 
nur daß die Quinta ın Der Modulation unten 
zu finden; (1) ſo haͤtte ja (damit ich nur 
ein Exempel gebe) der Hypo-Jonius feine 

| R Se- 


(i) vid, Werckm. Hacwonol. p. 56 





394 P. IT, Cap. III. 


Semitonia (k) eben wie der Mixoly- 
dius im dritten und fechften Grad. So 
dann geige mir einer Den Unterfchied zwiſchen 
gedachtem Hl ypo-Jonio und demMixolydio. 
Vid. No.XX. Mich deucht / wenn man die 
Yberfchrifft wegnimmt / fehen fie einander fo 

gleich, / als zween Tropffen Waſſers. J 
weiß wohl / daß man ſagen wird: Der Hypo- 
Jonius ſchlieſſe im E/der Mixolydius aber im 
G / und das fen der Unterfchied 5 it. fo fen die 
Trias Harmonica bey jenem c e g, bey dies 
e aber ghd. Gantz richtig. Allein’ dag 
an einer nicht riechen / oder aus der Specie 
Octavæ, den Ambitu und dem Semitonio 
fchlieffen / derowegen e8 mehr Erläuterung ers 
fordert / oder man verwirret den Leſer mitder 
Specie Octavæ, dem Ambitu unddem Se- 
mitonio, Und da ill ich wetten / daß dieſe 
Obfervation noch feiner gemacht habe / er 
ſchneide auch auf wie er wolle. Kan — 
obige 


(k) Ich weiß wohl / daß Hemitoninm Griechiſcher 
klinget / als sSemitonium. Allein aus 5 
einer Allectation beſchuldiget zu werden / bleibe 
gerne bey der gemeinen Nedens-Art] fo hier wie 
an vielen andern Stellen. Loquimur cum 
vulgo &c, 


Dom alten Gebr. der Griechiſ. Mod, 395 


re u ——— 
obige Beſchreibung nicht zureichen ;fondernes 
muß vors erſte anſtatt des ambitus (welcher 
hier die Graͤntzen einer Odtavz andeutet und 
zur Diftindtion nichts bepträger ) geſetzet wer⸗ 
den : daß Das Final der Plagalium in eben 
dem Thorn feyn müffe worinn ihre Principa- 
les ſchlieſſen. “Da nun der Hypo- Jonius 
im c. ſchlieſſet / iſt folches ein Zeichen / daß er vom 
Jonio dependire.der ſolches gleichfalls / jedoch 
authenticè thut. Daß aber jener mit der 
Quinta herunter ſteiget / iſt etwas / daß er ſeinem 
Authentico abborget / und ſich dadurch di- 
ftinguirer / daß er Das geborgte verfehrt ans 
bringer. Sfr einer Melodie ware der Untere 
ſchied etwann fo’ wie No. XXI. ausweiſet. 
Und alſo wird es mit den uͤbrigen fuͤnff Plaga- 
Uibos auch gehalten, | 

Hz. Man fieher hieraus klaͤrlich / wie 
höchftnöthig / ja wie unentbehrlich es ſey / auch 
bey Unterfuchung diefer alten Moden Sagen 
ſeloſt / mit den dißfalls galanten Herren Schul 
meiſtern in Thüringen zu reden / aus dem F, aus 
dem A&c, Denn / wenn mir einer noch fo viel 
folmifiren und modiſiren kan / iſt er doch un⸗ 
ruͤchtig / einen eintzigen Modum Plagalem zu 
—— — 


396 P. II. Cap. Il. 


es fen ein A, oder einB, in feinem Hertzen nicht 
einetieffe heimliche Reverentz machet / und ihn 
zum Grunde feiner gangen Erkaͤnntniß in dies 
ſem Stücke feget. Man lernet ferneraug obis 
gen/ was für ein mächtiges Ding die Trias 
Harmonica in Muficis (nicht in Mylticis 

ſeyn muͤſſe / fo gar daß man / ohne Bephülffe 
derfelben/ eben fo wenig von den Modis Plaga- 
Hibus ein Vrtheil fällen als ohne Buchftabiren 
fefenfan. Mir diefem ehrlichen Fundament⸗ 
Thon und dieſer gang natürlichen Triade treis 
bet nun unfer ruftige Solmifator feine Ertz⸗ 
Einfalten weiblich / indem er von dem erften 
p.93. fehr fehimpflich von der andern aber 
(refervatismyflticis) p, 47. nicht viel güns 
fliger/ anbey gang grund »falfch/ railonniret 
wenn erfpricht : Die Trias ſey nicht genug Die 
Tonos zu unterfeheiden / fondern es müfte auf 
die Species Octavæ und auf dag Semito- 


nium gefehen werden / die doch alle beyde obens 


erwieſener maſſen nicht ein Haͤrgen zur Erkaͤnt⸗ 
niß der Plagalium helffen koͤnnen. Meine 
unvorgreifliche Gedancken gehen fonft dahin / 
daß der Sundament-Thon und die Trias ( id) 
will nicht fagen Die Seele der Mufic / welches 
der Tactiſt / und keinegweges dag £umpen-Se- 

| Ä mito- 


Vom alten Gebr. der Griechiſ. Mod. 397 


me 0.22 0 0000 
mitonium ) gleichfahm dag rechte Corpus, 
Fleiſch und Blur’ i. e. dag eigentliche ſubſtan⸗ 
tielle Weſen aller und jeder mulicalifiher 

Stuͤcke ſind. FR 2 
8.23, Nechſt dieſem iſt es mit den guten 
Plagalibus, ſelbſt durch das Final, noch nicht 
gang zur Nichtigkeit gekommen; maſſen viele 
Exempla in contrarium angeführet werden 
koͤnnen / allwo der Geſang nicht fchlieffer/ wie er 
ſolte. Da iſt der Hymnus : Chriſtum wir 
ſollen loben ꝛc. (1) Der du biſt drey in 
Einigkeit ꝛtc. Chriſt unſer HErrzum Jor⸗ 
dan kam ec. Danckſagen wir alleıc., Heut 
| | 7 trium⸗ 


— — — ——— — — — — 
(I) Damit der Gegner fein viele Exempla anfuͤhre / 
ſo ſetzt er unter dem Phrygio diefen Hymnum 
mit / und dabey: Was fürchtſtu Feind Sero- 
des ſehr ⁊c. Da es Doch einerley Melodie iſt. 
Ob nun dieſe Melodie Phrygii Modi ſey / mag 
die alte Moden⸗Welt urtheilen. Ich halte er 
fen Norii und beym Schluß defect. Turpe eft 
Dodtori, der-andere Leute corrigiren will/ und 
felbft inden Modisfehlt. Der Begnerfagtidie 
Limites wären zu Anfang um eineSecunde übers 
ſchritten / "welche -Licentz die Alten bey allen 
‚Tonis genommen häften/ o du fchöne Licentz! 
Sch fage der Anfang ift ſchon recht I aber das 
Endeunrehf. Vid. Werckm. Harmon. p. ba. 
und lerne es beſſer du Moden⸗Kraͤmer! 


> 


398 P. II. Cap. III, 


triumpbiret GOttes Sohnꝛc. Ehrifte du 
Lamm GOttesꝛc. Ih GOtt vom Sims 
mel fieh dareinec. und verfchiedene andere / die 
eiten fremden und ungewoͤhnlichen Schluß has 
ben. (m) Daß man dannenhero billig 
zweiflen dürffte 7 ob folches eine Corruption 
der ungeſchickten Kloſter⸗Saͤnger / wie Werck⸗ 
meiſter will / oder ob es bißweilen mit Fleiß alſo 

geſetzet ſey. 
8. 14. Ferner fo finden ſich auch viele 
Choraͤle / die den Ambitum ſo wohl unten als 
oben uͤberſchreiten / ſo wie andere denſelben nicht 
erfüllen (dieſer letzten iſt unſer Te DEum ) 
woraus Feine Diftindtion , ſondern eineCon- 
fufion , entfpringe. Das glareanifche 
Gleichniß lib. 1. cap. 4. mit dem Waſſer⸗ 
fluſſe / der bißweilen überläufft bißmeilen vers 
ſaͤuget / wills ihm hier nicht thun; die Alten ga⸗ 
ben Geſetze / wie es ſcheinet / und richteten fich 
ſelbſt nicht ſarnach; hatten fie Licentiam ? 
warum mir nicht? Was ſoll unsdenn diefer 
alte Ambitus, der fo offt in des Componiſten 
Hille 


(m) Man redet von den angeführten Dielodien 
wie fie. hier/ nicht wie fie allenthalben / gefungen 
werden. Ich glaube der ehrliche Stylus ligatus 
hat auch feine Noth / wenn er ander Fremde ges 
raͤth und loß gelaſſes wird. 


Vom alten Gebr. der Griedyif. Mod. 399 


un name — — — — 


Willkuͤhr geſtanden? Demnach iſt es nicht fo 
leicht in den Kirchen⸗Geſaͤngen Die Modos 
Plagales zu erkennen / alldieweil unſtreitig et⸗ 
was mehr / als die Semitonia und Species 
Octavæ, (fo bey den Plagalibus nichts thun) 
Ambitus, Conftitutio, Quinta inferior 
& Claufula finalis , dazu gehöre. Denn in 
den erften dreyen Kennzeichen kommen / wieets 
wieſen / gewiſſe Authentici allemahl mit den 
Plagalibus richtig überein / und machen alſo 
nichts weniger als einen Unterſchied. Die 
vierdie Eigenſchafft / nemlichQuinta inferior, 
kan und mag ohne den fuͤnfften Umſtand / deſſel⸗ 
ben Beding und Gewißheit nicht erkannt wer⸗ 
den. Dieſer fuͤnffte Umſtand aber / als nem⸗ 
lich / Nota Finalis oder Fundamentalis tms 
reendlich noch wohl das ſicherſte Mittel undIn- 
dicium, einen alten ModumPlagalem beym 
Santhafen zu Eriegenund zu erkeñen wenn nur 
die Srepheit/Corruption,Licence,Caprice 
&c, den Componiſten damahliger Zeiten/ wie 
oben beruͤhret / ein feſtes Urtheil hierinn allents 
halben vergoͤnnen wolte. Woran es aber 





fehlet. 

S. 15. Solche und dergleichen Anmer⸗ 

ckungen macht man hier nur en paſſant — 
i 


400 PB.IM Cap. III. 


ich prætendire keine Doctrinam Modorum 


auszuſchreiben) und haͤtten billig Leute / die Cho⸗ 
ral⸗Buͤcher aushecken und ſich ſonſt ſchrecklich 


bruͤſten wollen / ſolche Curioſa eroͤrtern und 


bey jedem Choral den Modum fpecificiren 
ſollen / weil Die Materie eigentlich in die Chorals 
Buͤcher gehöret ; aber da ihnen diefe Sachen 
unberouft find/ fo wollen fie fich lieber mit Din⸗ 
gen abgeben /die ihren Verſtand meit überfieis 
gen’ und bey welchen ihre barınhergige Gloſſen / 
als Sonnenffaublein gegen den Pic-:Berg in 
der Inſul Teneriffa, su achten find. So lans 
ge fie beyder Currente bleiben und Diefelbe etz 
wan reformiren tollen / fo langeift ihre Ab⸗ 
ſicht auch löblich und danckens werth / folte auch 
ſchon der Wunſch nicht eben allemahl erhoͤret 
werden / welches leider! bey guten Wuͤnſchen / 
wegen Menſchlicher Nachlaͤßigkeit und Ohn⸗ 
macht / nichts neues iſt; aber / wenn auf wuͤrck⸗ 
lich:groffe Kuͤnſtler und Weltgeprieſene Leute 
geſtichelt wird / ſo klinget es ſchaͤndlich / und pro- 
ſtituiren ſich die ſonſt / nach ihrer Art / auch gu⸗ 
te und arbeitſahme Subjecta nicht um ein ge⸗ 
4. 16. ch wolte mich ſelber uͤber dieſe 


alten Modos noch mit ein und andern breiter 


bl⸗ 


Dom alten Bebr,der Briechif. Mod. 401 


erfjähren/ / wenn mir nicht foeben des Rafelid 
Hexachordum indie Hände geriethe/ und ich 
in ſelbigem Buche das fechfte Eapitel/ de Mo- 
dis Muficis, in vielen Stücken ziemlich ums 
ftändlich ausgearbeiter ande.  Dannenhero 
will ich fo wohl die mweiterforfchende als auch 
unfündige/ infonderheit aber Die fuffifanten 
Prahlhaͤnſe und Nundinatores , die auf die 
Modos, als die Klopf-Sechter auf ein paar 
& asharken  anfchlagen laſſen / dahin und auf 
des Surgafii Iſag. Muf. Lib. 2. cap. 5. faq. 
verwieſen haben’ allwo / in fine libri , aus al⸗ 
len 12. Modis klare und bekannte Exempel / auch 
weit mehr derſelben / aus unſern gewoͤhnlichen 
Sichen-Gefängen/ angefuͤhret werden als im 
Rafelio ſelbſt / welche Nachricht einem Moden⸗ 
begierigen hoffentlich wohl zu ſtatten Fommen 
"wird. Ferner ſo gehoͤren / nebſt und nach obi⸗ 
gen beyden / auch in dieſe Antiquitaͤten⸗Claſſe: 
(3.) Boerius ‚der Roͤmiſche Burgermeiſter im 
ſechſten Seculo , welcher unter den Chri⸗ 
ften am allererften de Modis Muficis 
gefchrieben hat (das lautet vornehm.) 
(4:) Glareanus „, in Dodecachordo N de 
(5) Ar. 


402 P. II. Cap. III. 


(5.) Artufiss , de Imperfecione Modo- 
rum Mulicorum, 


(6.) Fridericus Beuchufius, in Erotemat, 


Norimb. 1585. 


(7,) Nicolaus Roggius, de Modis Muficis, 


Hamb. 1596. | 
(8.) Joachimus Burmeißterss ‚in duruxedia» 
54 ,Roftoch. 16001. = 
(9:) Jdem ‚in Mufica Poetica, Ibid, 1606, 


(10) Eurbarius Hoffmannus, inbreviSyn»- 


opſi de Modis ſeu Tonis, Roftoch. 


‚1005. | 
(11,) Gefius, de Doctrina Modorum, 
Francof, 1609. 
(12.) Henricus Faber, in MuficesCompen- 
dio. Lipſiæ 1624. u 
(13.) Erafmus Sartorius, ehmahliger beruͤhm⸗ 


tee Hamburgifcher Cantor, in Infi- 


tutionibus Muficis, cum Docdtrina 
Modorum, Hamb, 1635, 

(14.) M. Danielis Fridrici,Cantoris prima- 
rii quondam Roftoch, Erfiährung 
der Mod. Muf. 1649. | 

(15.) Conradus Matthæi, welcher der augführs 

 fichften einer if: Sein Bud) de Mo» 


disift zu Königsberg 1652, gedrueft. 
— (16.) 


— —— — — 


Vom alten Bebr.der Griechiſ. Mod. 403 


(16.) Johannes Andreas Herbfi , in Muſica 
Poetica, 
(17.) Kircherus ‚in Mufurgia. 
(18.) Marinus Merfennus,in Harmonica, 
(19,) Werckmeifter in feinen Scheifften hin 
und wieder / abfonderlich in Harmono- 
logia. a J 
(20.) Printʒ. Parte J. Phrynidis. Daß ich 
des Dohii, Zarlini, und vieler andern’ 
nicht gedencke. | 


$.17. Da kan einer der Moden dieHuͤl⸗ 
fe und die Fülle haben mird aber fo wenig 
brauchbahres und nüßlichegad Praxin hodi- 
ernam daraus lernen koͤnnen baßer vielmehr 
die Zeit/ fo er drauf wendet / bedauren muß. 
Solche, und dergleichen alte Hiftorien ı ziehen 
die Antiquitaͤten⸗Ritter noch diefen Tag dies 
fen gefunden neuen Auctoribus, aus bloffen 
Neid und heßlicher Mißgunft vor, daß man 
wohl davon mit Martiali mur. mut.aus dem 
soten EpigrammateL.V,fagen fan: 


Effe quod hoc dicam, vivis quod fama 
negatur? 

Et ſua quid rarus tempora lector a- 

1 mat? 

i 


404 P. II. Cap.IIl. 


Hi ſunt INVIDIÆ nimirum, Ce/are, mo- 
res; 

Præferat antiquos ſemper ut illa no- 

vis. — 
Sic veterem ingrati Guidonis quærimus 
umbram: 

Sic laudant Pſelli vilia templa ſenes. 
Gaforus eſt lectus, falvo tibi, Cimbriæ, 
Pbebo, 

. Et fuariferont fecula Gibelium. &c. 


Ich feße dieſe Audtores , fo weit fie 
von Modis handlen / auch nicht Deswegen her / 
daß jemand fich Die Muͤhe nehmen foll / folche 
anzuſchaffen / noch Die Marter eingehen / ſol⸗ 
che durchzuftudiren; fondern in vechtem Ernſt 
deswegen / damit jederman / Der was tuͤchtiges 
inder Muſic thun williwielmehr gemarnet ters 
de / fichnicht zu hefftig aufdergleichen Alterthuͤ⸗ 
mer zu legen; denn das pedantifiren inhcirt, 
macht ſtumpf und wurtzelt ſich dermaſſen ein / 
daß mans eben ſo wenig laſſen kan / als mancher 
das Brandtwein⸗Sauffen: Vors andere has 
be dig fleine Megifter hier einfchieben wollen / 
damit_meine ungelehrte Neider doch daraus 
ſchlieſſen mögen daß / dafern folche Bucher eis 

nem die Muficalifche Weisheit bepbeingen 
| . | | . vos 


Dom alten Gebr. der Briechif.Mod. 405 


koͤnnten ich den Weg vielleicht beſſer als fie 
wiſſe / und die Curiofite in ſolchem Studio 
‚ nicht tadele /fondern felber hege. Mur will 
ichdas befannte Sprichwort recommendirt 
haben: Ne quidnimis! | 
$. 18. Diefes twenige werde noch’ mit 
Erlaubniß/ de meo hinzuthun : Daß man 
nicht bloffer Dinge die gewöhnlichen 12. 
Attributa Modorum ‚nod) die 10. im Mattbei, 
anfehen und darnach allein zu jadiciren ha⸗ 
bey weil fie leicht betriegen Bönnen ; fons 
. dern man betrachte vielmehr mit Derftand 
ı den Hangen Zufammenbang der Melodie / 
in allen ihren Theilen und Elaufuln/ und 
richte feine Haubt⸗Abſicht Darauf wenn 
man de Modis plagalibus am ficberften ſchlieſ⸗ 
fen will. Denn / es fchieflen groffe Moden 
u hierinn fehr offt vorbey / wie wir deſ⸗ 
enein lebendiges Exempel an dem Erwecker 
der Todten Mufica haben und obgemiefener 
maflenzu Tage lieget. Es ftoffen auch folche 
quid pro quo häuffig auf / und wären leicht 
anguführen/ wenn man die ſchmutzige Arbeit 
thun und nichts als Fehler hie und da zuſam⸗ 
men füchen wolte. Aber / dahin gehet meine 
Mepnung nicht, fondern nur / den curieufen 
Ä Nach⸗ 


406 PII. Cap. III. 


Nachforſchern in dieſer Antiquitè mit etwas 
an die Hand zu gehen / welches zur Erlaͤute⸗ 
rung / tant ſoit peu, beytrage / und ihnen 

vielleicht nicht ale Tage aufſtoͤſſt. 
$. 19. Schließlich muß ich noch eine 
fcharffe Frage Die mein Modifte pag. 152. 
an das Orcheftre ergehen läft mit wenigen 
beantworten. Er will mich examiniren und 
in die Schule führen. Voyons. Er möchte 
gerne wiſſen / aus welchem Fundament ich 
g mol für den Tonum Dorium transpofi- 
tum univerfaliter. ausgebe ? Darauf Fan 
ihm /primo, zur Abfertigung Dienen/ daß ich 
weder vom g mol , in Vergleichung des Do- 
rii, überall geredet/ noch auch jenen univer/az- 
liter pro Dorio transpofito ausgegeben has 
be. Iſt demnach feine Angabe fehon wieder 
falſch. Wenn ich aber/fecundo, fage: Daß 
Dorius transpofitus alfo ftehen koͤnne: g% 
bcdefg,fo will ich Dadurch nur ein eintzi⸗ 
ges Exempel folcher Tranfpofition gegeben 
und dabey nicht gelaugnet haben’ daß man 
nicht auch den Zolium & Hypozolium ing 
g mol, gewiffer maffenıtransponiren koͤnne / 
ob wohl der pretendirte groffe Unterſchied 
fein ſolch Geheimniß iſt Das der Moden, 
Schmie⸗ 


Vomalten Gebr.der Griechiſ. Mod. 407 


Schmierer und Examinator ganß allein bes 
itzet. 

re $. 20. Der Dorius hat feing Semito- 
nia, vorangezeigter maſſen im andern und 
fechften Grad der Octavæ, und (menn id) 
den Hypo-Mixolydium ausnehme) foiftein 
jeder Modus, der feineSomitonia in befags 
tem andern und fechften Grad hat / auch ein 
Dorius , ob ſchon / nach dem alten Schlentrian/ 
ein fogenandter Dorius transpofitus. Das 
ift mein Fundament; nach welchem ich fehliefs 
ſe / daß / weilg ab cde fg auch DieSemi- 
tonia im andern und ſechſten Grad hat / 
dieſe Species Octavæ alſo auch nothwendig 
ein Exempel Dorii Modi transpoſiti ſeyn 
muͤſſe. Transponirt man aber Æolium 
Modum ins g mol, ſo / wie wir es heutiges 
Tages ——— iſt dieſes der Un⸗ 
terſchied / daß die Semitonia nicht im andern 
und fechften/ fondern im andern und fünfften 
Grad fallen wie die Natur des KEolii eg mit 
ſich bringet / und denn hat die Species Octavæ 
folgende Seftalt:gabcdgX fg. Dergleis 
chen "Befchaffenheit hat es auch mit vem Hy- 
pozolio , wenn man ihn ins g mol verſetzet. 
Sind das. nun nicht herrliche Sachen? Fra⸗ 


408 P.IT, Cap.IV. 


gen! Kinder⸗Poſſen! Deut zu Tage zu nichts 
nüge als zum Aufſchneiden  Drahlen und Po⸗ 
chen. Ja zumabgezielten Berfall der Praxeos 
hodiernz nobilioris ; zum Stein des Ans 
ftoffens und der Dergernik. 


Das vierdfe Sapitel. 
Bon dem neuen Gebrauch der 
Modorum, 


Pe 
CR 3 binein folcher abgefagter Feind von. 





Neuerungen und Neuigkeiten / daB ich 

auchim Titel dieſer Gapitel nicht ein 
mahl weder der alten noch der neuen Modo- 
rum habe gedencken / fondern nur derenalten 
und neuen Gebrauch in etwas beleuchten wol⸗ 
len; aber daß ich dee Antiquité zu gefallen’ 
ein paar Canonen indie Stiefeln/ ein Wehr⸗ 
Gehenck / ein Schulter Band einen grauen 
Hut und Halstuchs⸗Roſe zulegen folte/ ( treu⸗ 
hertzig macht mich niemand. Wir haben 
eben diefelben Materialien / Die vor Alters ger 
wefen ob fie wohl / ihrem beften — 

| -99 


Von dem neuen Bebraudy der Mod. 499. 


nach / vamahlsnicht alle erfannt worden find, 

} Wir bedienen ung derfelben aber auf eine neue 

und anftändigere Art. Wir haben Z E. Spis 

| Gen aber wirtragen fienicht an den Stiefeln ; 
Bir haben Degen Gehencke / aber fie hengen 
ung nicht aufder Schulterzwir haben Baͤnder / 
aber nur die Laquais zieren ihre Achſeln / und Die 
Comeedianten ihre Hals : Kraufen damit; 
wir haben Hüteraber fie find nicht grau fondern 
ſchwartz / wenn man en einigen Arlechino 
ausnimmt. u ſ. w. Solcher geftalt haben wir 
auch Modos in der Figural⸗Muſic / aber fie 
werden nicht in die Doriſche oderLydiſche * 
gegoſſen; wir haben deren nicht nur 12.biß 14. 
ſondern 24. 

SG. 2. Es iſt gantz gewiß / daß es die lieben 
Alten auf ihr beſtes gemacht und recht gut ge⸗ 
meinet haben; allein es iſt ihnen unmuͤglich ge⸗ 
weſen zur heutigen Vollkommenheit zu gelan⸗ 

gen. Sie haben nur die Scalam Diatonam 
gehabt; wir aber haben nicht nur Scalam Syn- 
tonam, ſondern auch eine ſolche Temperatu- 
ram, die beydes Ptolemæo und Zarlino un⸗ 
bekannt geweſen / ob ſie gleich die eintzigen ſind / 
die Scalam Muſicam, ( poft Didymum ) zu 
perbeſſern getrachtet babe, Bermögediefer 
em- 


410 P.IT. Cap. IV. 


m es nen ee — — 


bi la ræ fönnen wie in einer Odtava_. 
12. Claves, als Haupt: Thone/ gebrauchen 5 
dahingegen bey der Scala Diatona faum ſechs 
herauszubringen waren: Teil nun Die ehr« 
lichen Alten fo wenig Stoff / und noch Dazu fo 
- mangelhafft Stoff aufzurreiben wuſten fo mus 
ften fie flichen und ſtuͤcken / wo fie nur wuſten und 
kunten; denn von allen Chromatiſchen Clavi- 
bus hatten fie nur das eingige b, das brauchbar 
war / und vondenenharmonifchen/ die itzund 
mit jenen und den Diatonis durch die Tem- 
peraturam vereiniget ſind / wuſten ſie gar 
nichts. Wenn man aber hievon recht urthei⸗ 
len will / muͤſſen vor allen Dingen Die Zeiten 
nicht confundirer/ fondern genau verftanden- 
erden’ was denn eigentlich Die lieben Alten / 
die beſchriene Alten, vor Leute find’ und wel⸗ 
che Periodos temporis man dadurch haupts 
fächlich bemercket. Ich will einen Verſuch 
hierinn machen; denndie Chronologie ift fo 

nothwendig bey der Hiftorie/ als wie Der Faden 

Ariadnes beym Labyrinth / ohne welchen man 
fich ganß gewiß verwirret. —— 


$.3. Ertz⸗Alte koͤnten demnach unmaß⸗ 
geblich diejenige heiſſen / welche vom Jubal Die 
" $ 


— — 


Von dem neuen Gebrauch der Mod. 411 


etwan auf Ariſtoxenum, eine groſſe Ecke 
von ungefehr 3620. Jahren ihre Sachen ge⸗ 
trieben haben; von dieſem biß aufBo&tium koͤn⸗ 
te manfle Uhr⸗Alte nennen / und belieffe ſich 
der Periodus nur etwan auf 830 Jahre; vom, 
Boẽtio big auf Zarlinum wären wieder in, 
circa 1050. Jahre / und die währender Zeit ihre: 
Fraͤffte zum muficalifchen Nutzen angewendet / 
koͤnten Ahnen genennet werden; welche aber 
nachdem / biß kurtz vor unſer achtzehntes Secu- 
lum, ſich die letzten 150. Jahre diſtinguiret / 
das wären denn endlich diejenige / ſo man 
ſchlechtweg die lieben Alten heiſſen koͤnte. 
Wer da will und kan / mache die Eintheilung 
beſſer; ich ſchreibe nichts vor. Iſt das nicht 
modeſt genug ? Nun kommt uns aber das ſo 
genannte Alte am allerunertraͤglichſten vor; 
hergegen vor die Ahnen / Uhr⸗und Ertz⸗ 
Alten hat jedermann / nachdem eg fallt / ſchon 
mehr Refpedt. Denn je näher die Sachen 
unferm Seculo kommen / jemunderlicher fehen 
fie aus infon\erheit was Moden betrifft; her⸗ 

egen/ je weiter fie von unfern Zeiten ſich ent⸗ 
ernen / jeleidlicher und venerabler fie werden/ 
ſa vor die allerentlegenftenAlterthümer hat man 
gemeiniglich den gröften Regard, ob fie gleich 

| S ı man» 


412 p. II. Cab. IV. 


mannichmahlnichts darlegen fönnen / als eine 
alte Muchmaflung und Tradition. ter 
$. 4. Solchem nach muß man billig in 
Betrachtung ziehen / daß wir vom Jubal biß 
auf den Ariftoxenum zwar etwas weniges 
Hiſtoriſches wenn mans mitder fehr langen 
Zeit vergleicherz aber nichts Wiſſen ſchaffiliches 
aufmweifen / und daher vor dem David und 
Aſſaph nur eine tieffe Reverence machen 
fönnen ; Was dem Pythagora in der 
Muſic zugefchrieben wird / Davon laft fich biß 
Diefe Stunde in der ganken Welt Feine Zieferr 
auffer dem Hörfagen des Boktii , fehen noch 
hören. Was aber die Griechen 7 vom — 
| 8 


en ne —— ————— 
D. M. L- feat: einmahl zu einem Harffen⸗Schlaͤ⸗ 
ger: Lieber/fchlaget mir ein Liedlein her mie es 
David gefchlagen hats ich halte / wenn David 
ißo von den Todten auferftünde/ fo würde er ſich 
vermundern / wie Doch die Leute ſo hoc) Fommen 
wären mit der Mufica, fie ift nie höher fommen 

als itzt. Wenn David wird aufder Harffen ge- 
ſchlagen haben fo wirds gangen ſeyn / als das 
Magnificat Odavi Toni, i. c. Nach Lucheri 
Meinung: Schlecht. Der Erfurter aber ſagt 

von dieſem Tono ; apud veteresin fummo fuit 
pretio propter naturalem jucunditatem , quæ 
er Mufıicis hoc tempore eft nota, das 


ingt nicht Lutheriſch. 


Von dem neuen Bebraudy der Mod. 413 


ftoxeno biß auf die Zeiten des Roͤmers Boẽtii, 
getrieben / iſt gewiß merckwuͤrdig / weil ſie / wie 
ihre Schrifften es bezeugen / die drey Genera, 
ſo wir heutiges Tages combiniret gebrau⸗ 
chen / wuͤrcklich diftindte gelehret. Doc) weil fie 
die Tertien und Sexten verwarffen / fo ift billig 
ein Zmeitel/ ob fie Muficam Polyphonam,, 
auf die Art / mie wir fieüben/ gehabt haben. 
Air würden auch von allen Diefen Sachen mes 
nig wiſſen / wenn esunter den Griechen nicht 
eine Menge fleißiger/flüßiger und garrulirender 
Seribenten gegeben haͤtte / fo gar / daß fie auch 
des Exceflus des Plauderns und des Auff⸗ 
ſchneidens beſchuldiget werden (nm) wei⸗ 
ches Der curieufen muſicaliſchen Welt aber 
ziemlich) zu flatten gefommen ift; und dieſes iſt / 
ob wohl der kuͤrtzeſte doch befte Periodus uns 
ter den Alten. Vom boẽtio biß auf Zarli- 
num hat es ſchlecht ausgefehen; denn da fiel die 
gange polirte Welt in der Barbaren Haͤnde / 
und mitten.in folcher Finſterniß gerieth Areti- 
nus übereinen alten Feuerſchlag / und zermarte⸗ 
te fich fo lange mit dem verrofteten Stahl ı biß 
Ä S 3. ein 
(pn) Siehaben in ihrer Conjugation zweene Aori- 
os und zwey Futura, non fignificationis diver* 
ſitate, fed propter Lingux copiam, Craf.p.126, 


414 P. II. Cap, IV. 


ein Funcke vor den Tag kam / an welchem er fein 
Schwefel⸗ Hoͤltzgen anfteckte / welches zwar an 
ihm felbft bluͤtwenig leuchtete doch aber zu der 
Zeit wie das Deftalifche Feuer verehret wurde / 
auch nach und nach andern Maͤnnern / und un⸗ 
ter denſelben abſonderlich Zarlino Gelegen⸗ 
heit gab / fein Licht dabey anzuzuͤnden. Dieſes 
war eine Zeit von 1050. fahren; aber aller ges 
ſunden Vernunfft nach / eine weit ſchlechtere 
Zeit / denn der allererſte Periodus, von welchem 
wir / quoad laudes, vortrefliche und unverwerf⸗ 
liche Zeugniſſe haben zu wuͤnſchen ware es / wir 
hätten auch dergleichen / ob argumenti rari- 
tatem', quoad fientiam ipfam. as 
ader Dielehten —— her verrichtet worden 
iſt / Halle heutiger Welt am ſeltzamſten in Die 
Augen; zwar muß man geſtehen / daß Leute / ſon⸗ 
derlich in Teutſchland / auch in Italien / gelebet 
haben dies nebft andrer Gelehrſahmkeit / auch 
in ver Muſic vortreflich erudit waren / und / 
nach den damahligen Zeiten zu rechnen / / was 
tuͤchtiges gethan haben. Wenn fonft Fein 
Exempel da waͤre / ſo möchte Der unve2gleichliche 
Calvifius alleine dieſes behaupten; da doch ih⸗ 
rer ſehr viel geweſen find/ Die man hier gu Ipeci- 
heirenanftehen laſſen muß. 


Don dem neuen Gebrauch der Mod. 415 


G. 5. Dem allen ungeachtet will ung fo 
wohl eiñ geoffer Theilihrer Theori æ, als ab⸗ 
ſonderlich ihre gantze Praxis, nimmermehr in 
den Kopff / das iſt zu ſagen: wir vermoͤgen nicht 
zu begreiffen / wie die damahlige Compoſition 
hat gefallen koͤnnen / zumahl / da nur erſt in die⸗ 
ſem Seculo die Temperatura durch Neid⸗ 
hardten und Werckmeiſtern zum Stande ge⸗ 
kommen iſt. Gantz gewiß bleibt es / man hat 
ſich / in beſagter Zeit der lieben Alten / mit 
Macht hervorzuthun angefangen ; es iſt auch / 
pro tempore, hochgeachtet worden / und muß 

efallenhaben. Allein / wer kans helffen / es 
heiſt auch hier in gewiſſen Stuͤcken: Tranſit 
gloria mundi. Denn / wer itzund vom Lip- 
pio, Prætorio, Vulpio, Gelio, Schuͤtzen / 
Baryphono &c. die da feine / gute und Feine 
unebene Eomponiften geroefen find/ wie Pring 
urtheilt/ ein Concert oder eine Motete aufs 
führen roolte / der würde Fahlbeftehen. Sie 
baben Muficam gelernet und geiftliche Lies 
der gedichter » : » Zlfo find fiealle zu ih⸗ 
ren Zeiten löblidy geweit und bey ihrom Les 
ben geruhmer / fat Syradh cap 44. v. 5. 
& 7. Man gedenckt aber nicht / wie es zus 
vor gerathen iſtz alfo auch des / das hernach 
| 54 koͤmmt / 


416 P. II. Cap.IV. 


koͤmmt / wird man nicht gedencken / bey 
denen / die hernach ſeyn werden. Eccleſ. J. 
v. 11. Uns wird es keinesweges beffer gehen; 
wir mögen mit einem oder andern theoreti- 
fehen Wercke / oder. etwan mit einem Geſang⸗ 
Buche / wie J. Crüger derfelben eins gemacht 
(welches noch diefen Tag feinen Nahmen traͤ⸗ 
ger und he Befang « Buch genennet 
wird) einen Fleinen Ruhm bey der curieu- 
fen Nachwelt erhalten; die Praxis und unfere 
heutige befte Compolfition , vb fiemohlpro 
tempore aller andern vorzuziehen / wird ges 
wißlich nach zo. Jahren wenig oder nichts 
mehr gelten / dabin ichgut für. Und ſo gehts 
in den meiften Sachen und Künften ( die eins 
kige Mahlerey und was zur felbigen gehöret 
ausgenommen) wie folte denn unfere Mufie/ 
was den Gebrauch berrifft/ dag Privile- 
gium alleine haben? 
$.6. Solchem nach / und weil es Flug ger 
than ift/ ſich indie Zeit zu ſchicken / fo muͤſſen wir 
esauch billig thun ı und nicht eigenfinnig auf 
unfern 5. Augen bleiben / Die alte Leyer bongre 
malgre& beybehalten / unfere Künfte gar zu per 
dantiſch vorftellen und den Gout der Welt das 
bey hindanſetzen; Nein / ſondern wir muͤſſen = 
| mehr 





Von dem neuen Gebrauch der Mod. 417 


mehr artem arte celare, die Kunſt kuͤnſtlich 
verheelen und bedecken / ihr nicht ſo viel als der 
Natur zu gefallen thun / weil jene doch nur aufs 
hoͤchſte dieſer ihre Aeffin ſeyn kan. Will je⸗ 
mand ſagen: Man ſchicke ſich wohl in die Zeit / 
aber die Zeit ſey dennoch boͤſe? Gefehlet. Die 
Zeiten waren vor Alters eben ſo boͤſe / wo nicht 
boͤſer. Man betrachte den Anfang der Welt; 
es waren nur zwey Menſchliche Geſchoͤpffe / die 
doch nicht vermochten in guter Harmonie zu 
leben. Das eine wurde gleich zum Verfſuͤh⸗ 
rer / Dasandere zum Mifferhater dadurch die 
gantze Welt / ſammt allen Nachkoͤmmlingen / 
in lauter Diſſonantien und Verdammniß ge⸗ 
bracht wurde. Darauf ſchlug ein Bruder den 
anderntodt/ da doch nur die beyden Bruͤder in 
der gantzen Welt waren. Alle Boßheit und 
Suͤnden itziger Welt koͤnnen jenen nicht das 
Waſſer reichen. Man betrachte den Himmels 
wie es da zuginge vor der Menſchlichen Schoͤpf⸗ 
fung? mie waren die Zeiten da nicht boͤſe ı da 
GOtt ſelbſt vor den Engeln nicht Friede haben 
kunte / fondern/ aus gerechtem Grimme / den be⸗ 
ſten Heerfuͤhrer dieſer himmliſchen Heerſcha⸗ 
ren / mit ſeinem Anhang / in ewige Finſterniß 
ſtuͤrtzen und zum Teufel / das iſt / zum ausge⸗ 
| SG; worſ⸗ 


48 P, II, Cap.V. 1 
worffenen oder vertworffenen machen mufte: | 
Sprich nicht: Was ifts/ daß die vorigen 
Zeiten beſſer waren denn diefe ? denn du 
Frageft ſolches nicht weißlich.  Ecclef. | 
VIL ıt, 

9.7. Daßalfo die Zeiten, fie mögen befs | 
fer oder fchlimmer ſeyn / auf alle Weiſe ertors 
bern / manfolle fichdareinfchicken. - Diefem | 

\ 
| 
| 


zu folge / wollen wir die alten Modos an ihren 
Ort / bey dem Grabe der Solmifation , mitals 
fen Ehren-Zeichen geftellet feyn laſſen und fie | 
denen gerne abtreten, Die ſich etwann miteinem | 
neuen Kirchen⸗Liede auf den alten Fuß hervors | | 
thun wollen; daben man fish Dennoch vorbehälty / 
aus unfern heutigen Modis,wenn GOtt Gna⸗ 
de gibt / eben dergleichen, Eenturien.weiß/ falls 
es verlangt und eingeführer werden ſolte / zu vers 
fertigen. Zum Grunde aber unferg neuen 
Syltematis wollen wir den Broſſard legen / da⸗ 
mitniemand meyne man verlange allein Hahn 
im Korbe zu feyn / und nach eigener Bantafie 
neueModen aufzubringen. Achnein; die Mo- 
di, davon wir handeln wollen / find ſo alt alß 
der Univers, einfolglich viel, vielältery als die _ 
zer ſtuͤmmleten Griechiſchen Modi.. Menschen 
haben ſichs fauer werden laſſen / dieſe einiger 

| | maſſen 


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Von dem neuen Gebrauch der Mod. 419 
maſſen in die Ordnung zu bringen; GOtt ſelbſt 
aber hat jene in die Natur gepflantzet. Es hat 
nur daran gelegen / daß unſere Vorfahren nicht 
ſo weit in Erkaͤnntniß und Unterſcheidung der 
Clavium gekommen / und dannenhero dagje⸗ 
jenige / was ſie nicht gehabt / auch für unzulaͤß⸗ 
lich und verboten gehalten haben / wie wir ſolches 
ſo wohl aus den Zeiten Ariſtoxeni ſelbſt / in 

undo Tertiarum & Sextarum, als auch 

auptſaͤchlich aus der armſeeligen Scala Are- 
tinı ſattſahm erfehen. Wenn ſie nur das ein⸗ 
tzige fis und Das eintzige b. recht gekennet haͤt⸗ 
ten’ fo wuͤrden ja die ſo genannte Modi Spurii 
hfh, undfh ffeineg weges verworffen wor⸗ 
den ſeyn. Man nenne fie Hintz oder Kuntz / 
das gilt glei; man brauche fienur fo: hfish. 
und£b 6; ſo werden fiebald einen fo achtentehrs 

Brief bekommen / alsdie übrigen Cameraden. 

. Doch genug hievon) und zum Wercke geſchrit⸗ 
"N. 

| $.8. Voicidonc unnouveau Syfte-. 
| medes Modes ‚, recu maintenant de tous 
les Gens de bon gout.- Teutſch: Da habt 
ihr nun einen neuen Aufffag oder Entwurf 
von dem Modis, ſo wie felbige heute zu Tage 
von allen vernünftigen Leuten / die Beinen 
| © 6 vers 

h 


420 e. n. Cap.IV. 


verdorbenen Geſchmack haben / angenom⸗ 
men find. So lauten Broflards Worte 
p-65. Wir wollen, was er gutes hatı herauss 
nehmen und unfere Sentimens damit verbins 
den. Ein jeder Modus ſoll / vors erſte / drey 
Chordas, Sayten / Thoͤne oder Klaͤnge ha⸗ 
ben / die man eſſentielles oder weſentliche 
Sayten nennet / weil ſie zum eigentlichen We⸗ 
ſen des Modi gehoͤren. Solche ſind: Chor- 
da finalis, chorda dominans & chorda, 


medians. Das iſt:Der Endigungs⸗Klang / der 


herrſchende Klang / und der vermittelnde Klang⸗ 
Der Endigungs⸗Klang mag eine jede Clavis, 
entwederDiatona oderChromatica ſeyn / aus 
den Zwoͤlffen die indem Umkreiß der Octavæ 
begriffen find. Der herrſchende Klang iſt al⸗ 
lemahl derjenige / welcher eine reine Quime uͤber 
dem Haupt⸗oder Endigungs Thon ſtehet; iſt 
dieſer (nemlich der herrſchende Klang) nicht 
natuͤrlicher Weiſe (in der natürlichen Scala 
die jeder Menſch fingen fan) von rechter Maſſe / 
fo muß man ihn durch Das X oder b , welche 
man gleich vorne anden Linien’ hinter der ges 
zeichneten Clavi,aufdem Orte / wo fich Die Do- 
minante befindet / hinſetzet / zu rechte bringen m 
J 


’ 
Ver — — — — 


Von dem neuen Gebrauch der Mod. 421 


juſt machen. Der vermittelnde Klang aber iſt 
derjenige / welcher das Intervallum oder den 
Raum / —— dem Schluß⸗und berfchens 
dem Thorfift, in zwo Tertien theilet / und da 
Durch dasjenige zu Wege bringet / was man 
Trıadem harmonicam (die Drepfache Übers 
einftimmung ) nenne. Das find eigentlich 
die drey Chord& eflentiales eines jeden 
Modi, ae: 

$. 9, (Hiebey Fan ich nicht umhin die 
liebe Einfalt / und die eingeſchraͤnckte genirte 
Praxin der ehrlichen Ahnen / und erlicher lieben 
Alten zu bewundern. Sie hätten ja nur noͤ⸗ 
thig gehabt den allereinfältigften Knaben ein 
font befanntes Lied / aus dem Dorio , um eine 
"Tertiam minorem tieffee aus dem H fins 
gen zu laſſen / fo würde er von Natur und ohne 
aͤlle Kunſt noch Wiſſenſchafft / an ſtatt der 
Quintæ nicht f, ſondern allerdings fis geſun⸗ 
gen haben. Daraus [chlieffe, daß diefes fis 
eben fo natürlich ſey / als Fund die andern Cla- 
ves alle ; daß diefes fis mit dem uͤberliegenden g 
oder untenliegenden f eben fo wohl ein Semi- 
tonium naturale und nicht fitum ſey / als 
das berühmte mi fa,im e Fund h c;daß ferner 
weder fis, noch cis, noch dis, noch gisunnas 

Ä 57 tuͤr⸗ 





412 P.II. Cap. IV, 


türliche oder fictæ Claves, fondern alle mit eins 
ander verirable und felbftftändige Thone find/ 
auch / gewiſſer maſſen / den unmiffenden in Der 
Kehle liegen’ und von jedem Menſchen / auf eine 
oder andere Art / hervorgebracht werden koͤnnen / 
ob er gleich nimer Mufic gelernet. Ich ſage / ge⸗ 
wiſſer maſſen / denn ein ungelehrter wird nie 
proceſſum Semitoniorum gradatim, das 
iſt / di halben Thone nach der Reihe / herſingen 
oder treffen koͤnnen; da muß Kunſt helffen. 
Aber laſt ihm ein bekanntes Lied Das ſonſt Z.E. 
aus dem c. geſetzet / nur aus dem cis, dis, fis, 
gis, oder b. ſingen / fo werdet ihr befinden / daß 
er folches / falls feine Stimme die Höhe leiden 
will / ohne Anftoß verrichte/die reine Chordam 
finalem, dominantem & mediantem ans’ 
gebe, einfolglich zu verfchiedener Zeit / alle 12. 
Claves Chromaticas gar narüclich hervor 
bringe. Was foll denn das fidtum ? mag 
dag naturale? Es iſt fein Tonus fictus in der 
Welt; alle Toni ſind reales, naturales & 
veri; von gleicher Autoritaͤt / von gleichem 
Gehalt und von gleichem Rang; aber nicht von 
gleicher Wirckung / und wegen unferer 
Schwachheit koͤnnen ſie auch noch nicht 
allenthalben zu gleichem Gebrauch — 


Von dem neuen Gebrauch der Mod. 423 


Das ift meine beftändige Meynung / ohne je⸗ 
manden Die feine zu benehmen. ) - 
9.20, Hernach ift wohl zu mercken / daß 
die Tertia, welche über dem Schluß: Thon lier 
get / und Medians Chorda genennet wird 
zweyerley ſey  nemlich : groß / oder klein; iſt 
die Tertia groß / i e. zuſammen gefeßt von zween 
Thonen / (0) als cd-de, alsdann iſt 
und wird ein ſolcher Modus genennet major 
‚oderdurus, Iſt aber die Tertia klein / nem» 
lich zuſammen geſetzt von anderthalb Thonen / 
als de-ef, alsdenn iſt und wird der Modus 
Henennet minor oder mollis. (p) Weil 
Se | dann 


(0) Wenn ich bier von zween / und hernach von an= 
derthalb Thonen rede / fo hebe damit diftindtio- 
nem inter Tonum majorem & minorem, it. in- 
\, ter Semitonium majus & minus keinesweges 
auf. fondern es geſchicht nur craſſa Minerva, 
Deutlichkeit halber / und um die Sache nicht 
gar zu — zu machen. Von dieſer Diſtin- 
ction aber ſoll gleich etwas vorkommen / um zu 
eigen / was fie zur rechten Erkaͤnntniß eiegModi 
hauptſaͤchlich beytrage / ob ſolches gleich noch 

von niemanden angemercket worden iſt. 
(yp) Die Benennung des duri&&mollis, der harten 
md welchen Tertiee kommt eigentlich ge 
| — wei 


424 P. II. Cap. IV: 


dann folcher Seftalt zwo arten der Tertien 
find / fo entfpringen auch daraus zwo Clafles 
Modorum; nemlich : Claslıs Modorum, 
 majorum,&Clasfis Modorum minorum. 
Und gleichwie von den zwoͤlff Klängen oder 
Thoͤnen in der Octava, fienögen Chroma- 
tici oder Diatonici ſeyn / kein eintziger iſt / zu 
welchem man nicht / entweder von Natur / oder 
zufaͤlliger Weiſe / eine Tertiam majorem ſe⸗ 
tzen kan / alſo ſind 12. Modi majores; und 
gleichwie / andern Theils / auch kein Klang unter 
dieſen Zwoͤlfen befindlich iſt / zu welchem man 
nicht eine Tertiam minorem ſetzen koͤnne / ſo 
ſind daher auch i2. Modi minores. Und das 
find die vier und zwantzig Davon Das Orche- 
ftre , mit dem Zeugniß aller Stimmen und 
Inſtrumenten in der Welt handelt / dawieder 
aber ein ſechsmodichter Organiſt in Erfurt ſich 
fo ſchrecklich ſperret und mauſig macht. 


F. 11. 


weil bey dem Auffſpannen einer Sayte in Ter- 
tiam ae u kibe Saytenothwendig bärs | 
ser angezogen 3 bey Herunterlafjung aber in 
Terstiam minorem, ſolche Sayte von ſelbſten 
ſchlaffer und weicher wird. Es iſt auch noch 
eine öbſervation, die vielleicht nicht Dirt 
Omnis gemacht hat. 


Von demneuen Gebrauch der Mod. 425 
Be N. 0 


Sr. Daiftnun GOttes Finger / und 
die Schönheit der Muficalifchen Einrichtung 
höchft u verwundern / Daß eben ſechs aus die⸗ 
fen zwoͤlff Clavibuß, von Natur und nothwen⸗ 
dig müflen Tertiam majorem haben / und als 
fo Modi naturaliter duri feyn/ nemlich:: G, 
Dis (als e mit b) F,G,Gis, (old a mit b) 
undB felbft. Wiederum zeiget fich dieſelbe Ord⸗ 
nung bey den andern ſechs Clavibus, welche 
von Natur und nothwendig Tertiam mino⸗ 
rem haben / und demnach Modi naturaliter 
molles feyn muͤſſen / nemlich: Cis (als e mit 
dem Z)D, E, Fis, A, und H. Die cauſam 
———— nechſte Urſache dieſer Diſpo- 
jtion kan man abnehmen aus der Einrichtung 
der Grade an und vor ſich ſelbſt. Wir wiſſen 
nemlich / daß es in den Gradibus Octavæ vie⸗ 
rerley Arten Stuffen oder Tritte gebe die in der 
Groͤſſe von einander differiren. Als da ſind: 
Toni majores, Toni minores, Semitonia 
majora & Semitonia minora. Dieſem zu 
folge iſt vom c ins d , Intervallum Toni 
majoris, fintemahl aufdem Monochordo 
‚9. Commata dazu abgeftochen werden müfe 
ſen;vom d ins e iſt intervallum Tonimino- 
ris, der. nur 8. Commata haͤlt; vom e ing iſt 


= 


426 P. II..Cap. IV, 

Intervallum Semitonii majoris (aliäs 
naturalis & Solmifatoribus Mi fa) dag 5. 
Commata begreift ; vom Fing g ift wieder 
Tonus major ; vom g ins a Tonus minor ; 
-somaingh Tonus major , und vom hingc 
wieder Semitonium majus. Wir wollen 
die Semitonia minora ( fd 4. Commata_ 
halten) als Chromatifche Glaves , fo lange 
ausfeßen/ und fie hernach alle unter einer unfehls 
bahren Regel zufammen faflen ; Die erzehlten 
Intervalla aber richten fih ohne Aenderung 
nach Diefen vier Grund: Sagen. - 

1. Denominator Tonimajoris,quem 
minor fequitur afcendendo , aflu- 
mit Tertiam majorem. 

2. Denominator Toni minoris,quem 
major fequitur aflcendendo , afly- 
mit Tertiam majorem., 


3. Denominator Semitonii , ficut & 
Toni minoris ,„ quem minor vel 
Semitonium fequitur , aflumit 
Tertiam minorem. Zr 

4. Denominator Tonimajoris, quem 
Semitonium fequitur , aflumit 
Tertiam minorem, . 

Dieſes 


——— zZ —— — — 


Von dem neuen Gebrauch der Mod, 427 


Dieſes zu verftehen muß man wiſſen / daß 

C denominator Toni majoris ift / dem 
Tonus minor, nemlich d-e in Scala folgetz 
erge hat C. Tertiam majorem und ift nach‘ 
dem erften Grund Saß Modus näturaliter 
durus. D ift! denominator Toni minoris, 
und folgt dardufein Semitoniam ef, deswe⸗ 
gen nimmt diefes d, nach dem dritten Grunds 
Satz / die Tertiam minorem zu fich und iſt 
Modusnaturaliter mollis. E iftdenomi- 
nator Semitonii, derohalben hat es nach bes 
fagtem dritten Grund⸗ Saß aud) Tertiam. 
minorem undift Modus naturaliter mol- 
lis. Fift denominator Toni majeris , Dem 
Tonusminor , nemlic) ga folget ; daraus 
ſchlieſſet man nach dem erften Grund⸗Satzz / daß 
fdie Tertiam majorem haben) und Modus 
naturaliter durus feyn muͤſſe. G iſt 
denominator Toni minoris, dem aber To- 
nus major, nemſich ab, —— aus dieſer 
Urſach nimmt g die Tertiam majorem an / 
und iſt nach dem andern Grund⸗Satz Modus 
na- 









*Alle Lieder aus dem f nennen die Solmifatores 

Cantum mollem, weil in der Quarta ein b. vor- 

kommt; 3 das läufft ja wieder die Natur und 
ceonlundiret dag elentielle Wefen der Muſie. 


naturaliter durus, A iſt denominator 
Toni majoris,dem Semitonium folget; und 
alfo ift a nach dem vierdten Grund⸗Satz / Mo- 
- dus naturaliter mollis,und nimmt Tertiam 
minoreman. H iftdenominator Semi- 
tonii ; derohalben hat e8 nach dem Dritten 
Grund⸗Satz / Tertiam minorem, und iſt na- 
turaliterModusmollis. Das find meine 
eigene Gedancken und in feinem Auctore zu 
finden / ob fie gleich zur Erkaͤnntniß der Modo- 
rum fo nöthig finds als die Noten oder Claves 
ſelbſt. Weiter aber koͤnnen wir nicht kommen / 
als biß auf dieſe Cauſas proximas; wolte einer 
wiſſen / warum ebenc-d Tonus major, d-ei 
Tonus:minor u... ſeyn muͤſſe? der muß 
fich andieCaufam primam an den Schoͤpffer 
ſelbſt halten / und feine Vernunfft gefangen 
nehmen; denn’ warum. GOtt dieſes oder jenes 
ſo / und nicht anders / gemacht habe dag dürffen 
wir arme Menfchen nicht fragenifondern muͤſ⸗ 
fen dancken / daßwir den Genuß Der göttlichen 
—— ſchon hier auf Erden einiger maſſen 
nden. J 
F. 12. Damit wir aber unſern Leitfaden 
wieder ergreiffen / ſo muß / vors andere / noch 
in acht genommen werden / Daß / auſſ = 
| j = dreyen 


X 


Von demneuen Bebraudyder Mod. 429 


deeyen Chordis effentialibus davon oben ges 
redet worden’ noch zwo andere Clavesinemem 
jeglichen Modo anzutreffen find / die man na- 
turales oder natürliche Thone nennet/mweiliohne 
ihren Beyſtand / Fein ſchoͤner Sefang / auch 
nicht einmahleine lieblicbe Zufammenftimmung 
gemacht werden fan, Dieſe beyden Chord, 
Thone / Klänge Claves, oder wie man fie heifs 
fen mag (denn hier ſind es alle Synonyma) 
ſind / (1.) e8 fen in welchem Modo eg wolle ein 
Semitonium majus, ein gtoffer halber Thon / 
naturel oder accidentel, unter dem Final 
oder Schluß» Thon. (2.) Bey den Modis 
minoribus ein Semitonium majus über 
ihreQuintam oderChordam dominantem 
(3.) bey den Modis majoribus ein voller oder 
gantzer Thon gleichfalls über die Dominan- 
tem oder Quintam Modi. 

S. 13. Aufferdiefen find’ drittens/ noch 
zwo andere Chordz, die zwarnicht eflentia- 
les, nod) fo wohl naturales heiffen Fönnen’ alg 
die vorigen ; aber die man gleichwohl mit Recht 
neceflarias oder nothwendige Claves nennen 
mag. Solche find (1.) ein ganker-Thon 
_ über die Chordam finalem (2.) eingans 
ger Thon unter die ChordamDominantem 

| eis 


430 P: II, Cap, IV. 


eines jeglichen Modi. Daß demnach DieCia- 
ves alle mit einander welche zur Errichtung ei- 
nes gewiffen Modi Das Ihrige beytragen müf- 
fen’ dreyerley ſind nemlich ; Eflentiales, des 
ten 3; Naturales , deren 2; und Neceflariz, 
deren ebenfalls 2. Und da iſt die Species Octa- 
= in ihren 7. Gradibus fertig und vollſtaͤn⸗ 
ig. | 
$. 14. Wenn demnach alle diefe Claves 
oder Chordz ſich in der alten Scala von unge⸗ 
fehr fo belegen fanden / als geſagt iſt Das war 
ein trefflicher Fund / und wurde das Ding Mo- 
dus naturalis geheiffen ; mufte man aber & 
und b. gebrauchen / fo wurde der Modusein 
Berfegter/oder Transpofitus Modus genen⸗ 
net / gerade/ als wenn fichdieModi nach unfern 
Zeichen / Charactern undiguren richten mür 
fin. Und wenn man diefen Principiis nod) 
folgen folter fo ware Feineinsiger Thon auffer 
dem c dur , natürlic) oder Diatonus ; ja was 
fage ich / auch diefer Fan auf folche Weiſe nicht 
natürlich heiffin / weil manohne dem X Feine 
förmliche Cadentz weder in Quintam,noch in 
Sextam, machen fan. Da fallt alfo auch der 
vermeynte eintzige Piafte übern Hauffen / = 
. wolten 


— — — 


— — 


Von dem neuen Gebrauch der Mod. 431 


ö— — r — — 77cc77 
wolten denn die andern noch ſagen ? bleibt es 


demnach wohl dabey / wie oben bereits angefuͤh⸗ 
ret worden / daß der eine Klang von den Zwoͤlf⸗ 
fen in unſerer Chromatiſchen Octava eben ſo 
natuͤrlich ſey als der andere Conf$.9. h. cap. 
Hierauf wird noͤthig ſeyn obige 3. Requilita 
Modorum durch Die Species Octavarum- 


der Längenachzuerläuternrund in einemSche- 


— — — — — — — — —— — —— 


mate vorzuſtellen / worinn unſere heutigenMo- 
di, dem Gebrauch nach / von den alten Griechi⸗ 
ſchen Modis unterſchieden ſind. Vid. No. 
XXII. | 
6. 15.. Die Difpofitio der feigenden 
Notenin den Modis minoribus iftzu verſte⸗ 
hen / wenn fie eine völlige Octavam und drüber 
fteigen; wenn fie aber nur eine Sextam oder: 
Septimam fteigen/ fo gelten die fallende Cla- 
ves. Hiernaͤchſt muß man bemercfen/daß die 
Modi majores im Sallen und Steigen gleich 
find; wiewohl folches nicht hindert/ Daß nicht zus 
fälliger Weiſe viele Veraͤnderungen / infonders 
heit Die Septima minor & Quarta major, 
bey Ausweichung aus Dem eigentlichenModo, 
gar offt vorfommen. 
$.16. Wir wollen zum Exempel einen 
Modum majorem und einen Modum, 
FJë mino- 


432 P. II. Cap.IV. 


minorem herausnehmen / bey felbigen obige 
3. Requifita probieren und fehen / wo Die 
ChordzefTentiales,naturales& necefla- 


riæ liegen;da denn hernach jedermann folche auf 


alle.24.Modos garleicht wird appliciren Eöns 
nen. Chordafinalis wärenun C, fo ift 
Chorda dominans g , und Chorda me- 
dianse, Iſt der Modus minor, fobleibet 


cder Haupeund Schluß: Thon / g imgleichen 
bleibt Die herefchende Quinta ; aber Der vere 
mittelnde Klang wird dis. Das iſt eins und 


und begreifft den efenziellen Zuſtand elnes jeglis 
chen Modi nemlich Triadem. Vors andre 
ſey D der Final⸗Haupt⸗der Schluß⸗Thon; fo 
muß der Modus, neben und bey vorgemeldten 


dreyen effentiellen Chorden I noch zwo na- 


turelle Klängehaben/ er fey major oder mi- 
nor,durusodermollis, Der erfte Klang ift 
ein Semitonium majus accidentale unter 
dem Final⸗Thon / und dieſer iſt cis » fo wohl im 


Modo duro als molli , darum auch in der | 
Specie Odtavznicht nur Modi majoris D, 


fondern auch Modi minoris D, das cis afcen- 
dendo befindlich iſt; deſcendendo aber muß: 
es ein ganker Thon und c ſeyn / nemlich wenn 


derModus minorift. Der andere natu- 
relle 


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—— 


— — — 


Von dem nenen Bebraudyder Mod, 433 


elle Klang iſt inModominori , ein Se- 
‚nitonium über die Quintam , mit einem 
MWort/Sextaminor,defcendendo. Die 
oaͤre / vom D abgerechnet / das b. Afcendendo 
ber bleibt es h In Modo majori hingegen / ein 
oller Thonuber die Quintam , mit einem 
Wort Sextamajor; und das waͤr / im Modo 
I duro,h, So viel vom zweyten Reqguilito, 
velches das marurelle Weſen eines jeden Modi 
nfich begreifft. Das dritte Requiſitum iſt 
un das noͤthige Weſen / welches darinn be⸗ 
ehet / daß ein jeglicher Modus einen gantzen 
Thon über den Schluß⸗Clavem, und aber⸗ 
zahl einen gantzen Thon unter den herrſchen⸗ 
en Klang / i. e. unter Die Quintam , haben 
auß. Selbige find nun/ wenn Z.E. E der 
Aodus ſeyn folte / (2) Das nebenliegende 
is (2) Das umnterder Quinta liegende az 
pelche/ fo lange man eigentlich im Modo blei⸗ 
et / er ſey durus oder mollis , beftändig ges 
raucht werden müffen. Und das wäre die Ex- 
Ylication des dritten Requifiti , betreffend 
as noͤthige Weſen eines Modi. Vid.Exem- 
la harum chordarum No. XXIII. 
- 79.17. Was die Austretung oder Aus⸗ 
veichung aus dem a 3 Modo Bar 


434 p. n. Cap. IV. 


— — — — — — — — 
—— ehr ſolche gerne ſtatt / ſondern iſt 
offtermahls ſehr A propos , ja recht noth⸗ 
wendig / wenn mannichthören will: Ridetur, 
chorda qui ſemper oberrat eadem. Bey 
ſolchen Ausweichungen aber muß man nicht 
unordentlich werden / und ing groffe Weiſſe mas 
hineinſetzen; fondern wenn aus einem/ und dem 
SHaupt-Modo , getichen wird / mußin einen 
andern/ und zwar Verwandten Modum, eins 
getreten werden; von dieſem hernach in den Drits 
len / f w. Wiewohl man fo ausweichẽ kan / daß 
es ſich gantz natuͤrlich wieder zum Haupt⸗Thon 
näherer und / wie angefangen / alſo auch geſchloſ⸗ 
ſen werde. So lange als man nun behutſam 
hlerinne gehen und fich nicht verliehren will / muͤß⸗ 


fen keine andere Cadencen, als auf die 3 Cla- 


ves effentiales Modi gemacht werden; denn / 
obgleich eine jede folcher Clavium aud) vor ſich 
einen eigenen Modum hat / ſo uͤberwindet doch 
die erſte Impreſſion des Haupt⸗Thons alles 
uͤbrige dergeſtalt / daß es ſcheinet / als ware es nur 
ein Modus ; inſonderheit in minoribus, 


Macht einer aber Cadences oder Schluͤſſe auf. 


andere Claves, die nicht ad effentiam Modi 
gehoͤren / fo erflährer er gleichfam damit, daß er 
aus dem Modo herausgehen und einen andern 

| er⸗ 


Von dem neuen Gebrauch der Mod. 435 


ergreiffen tolle welches ein jeder gute Macht 
hat. Wie denn fo gar bey den majoribus einen 
Schluß aufdieMediantem , oder Tertiam 
majorem, zu machen fehr frembde klinget und 
das Anſehen hat / als bleibe man nicht mehr im 
Modo. 3. | 
$.18. Auch iftein nicht weniger gewiſ⸗ 

fes Principium als vorhergehendes / daraus 
man abnehmen koͤnne / Daß aus dem Modo ges 
gangen worden/wenn man nicht im Baffernoch 
in den Dber- Stimmen / oder welches beffer/ in 
verſchiedenen Stim̃en zugleichretlicheChordas, 
wenigſtens eine Chordam eſſentialem oder 
naturalem des Modi hören laͤſt Wird anders 
verfahren / ſo iſt der Modus uͤberſchritten / und 
man iſt entweder heraus gegangen / oder will 
ſolches bald chun / welches Fein Berbrechen iſt. 
Aus dieſer Urſache kommt es / daß die Sexta, 
offtmahls auch die Quinta fuperflua , ſich 
beffer bey dee Mediante Modi ſchicken / als die 
reine Quinta, es ſey dann / man wollein der 
Mediante cadenciren. Ausebendiefer Urs 
ſache auch ſchickt fich über einer Note / welche 
immediate im Steigen nach dem Schluß⸗ 
Thon eines Modi minoris folget / die Sexta 
major beſſer als diesexta minor;auch iſt über 
T2 einer 


436. p.il. Cap.IV. 


einer Note / die unmittelbahr unterder Domi- 
nante eines Modi Minoris lieget / die Tertia 
minorbeſſer / als die Tertiamajor. Dieſes 
iſt ebenmaͤßig die Urſache warum die Domi⸗ 
nans eines jeden Modi natuͤrlicher Weiſe lie⸗ 
ber eine Tertiam majorem als minorem 
erfordert; dahingegen die Finalis Modorurn- 
minorum lieber eine Tertiam minorem als 
majorem haben will / es fen denn zu Ende / ganhz 
zu Ende eines Stuͤckes / allwo Der Uſus gemep 
niglich auf der Drgel umd fonftin Den Kirchen) 
erfedtionis gratia, Tertiammajorem.; 
eingetührer hat / obgleich fonft der Sefang aug 
einem Modo minori gehet. (Dieſe Regul 
der eingeführten Gewohnheit hat erjchreckliche 
Abufus hervorgebracht / infonderheit bey Cla⸗ 
vier Sachen und Suiten,da fo gar in dem Abs 
fehnitteinee Allemanda und Courante, ja in 
der allergefchwindeften Gique , Die Tertia, 
major fo unbarmherkig gemarterr/ amd denn 
darauf mitderRepetitioneine fo herbe Diſſo · 
nantia und Relatio non harmonica into- 
lerabilis gemacht wird / Daß eseinemin Die 
Seele gehet.)_ 7 
_$.19. 6 fünde zwar Die $. 11. ge⸗ 
muachte wichtige Anmerckung / wegen Der na⸗ 


Don dem neuen Bebraudy der Mod. 437 


tuͤrlichen Eigenfchafft, mittelſt welcher ein jeder 
Tonus oder Modus entiveder major oder 

minor, durusoder mollisift / nebft deſſen 
Grund Sägen ı ebenfalls ihren Nutzen und 
ihre Krafft / auffer ven Diatonifchen Clavi- 
bus, bey denen / die mit dem X und b,pro fun- 
damento, bezeichnet werden. Allein / weil 
wir die Diſtinctionem Toni&Semitonii, 

an majores vel minores perfe , darinne 

nicht fo Deutlich vor Augen Soden! ob gleich alle 
Claves numehr per Temperaturam foeins 

gerichtet nd Ph daß man fie diato- 

nice, chromatic& & enharmonice fehe 

wohl gebrauchenmag/ fo hindert fotches ander 

Wahrheit meiner Obfervation zwar nichts / 
aber die Demonftratio ift nicht ſo wohl zu faſ⸗ 

fen noch zu machen auf befagte Art. Derowe⸗ 

gen wollen wir/serfprochener maffenveine ande: 
re / nicht weniger unumſtoßliche / in der Natur 

ebenmaͤßig feſtgegruͤndete und durch Nach⸗ 

ſinnen erfundene Richtſchnur ſetzen / da⸗ 

bey man gewiß erfahren und primo intui⸗ 

tu erkennen koͤnne / ob ein ſolcher Modus, deſ⸗ 

fen Chorda finalis mit dem K oder b gejzeich⸗ 

net iſt von Natur durus oder mollisfey? um 

fo vielmehr wird diefeg Nutzen ſchaffen / weil 

- 83 hiers 


438 P. II. Cap.IV. u 
in am meiſten von den General⸗Baßiſten / auch 
andern Inſtrumentiſten / fo wohl als Sängern 
ſelbſt / geöblich pflegt gefehletzu werden... Das 
hingegen bey den Clavibus Diatonis e8 ein⸗ 
mahl u gesveifere Wege hat / und die Ge⸗ 
mohnheit einem jeden Pradtico folche gelernet 
haben mag / ober wohl biß dieſe Stunde nicht 
weiß / was es für Urfachen habeyund wobey man 
die Sache bemercken koͤnne / er habe es denn aus 
vobigen nummehro abgenommen. * 
$.20. Solchem nach find alle Modi, 
deren Haupt⸗ Thon ein R vor ſich Bat, von 
Natur minores oder molles z das iſt / ſie er⸗ 
F fordern natürlicher Weiſe Tertiam mino⸗ 
rem; Sergegen find alle Modi,deren Haupt⸗ 
Thon ein b vor fidh führer / von Natur 
majores oder deri ; das ift fie erfordern na⸗ 
gürlichee Weiſe die Tertiam majorem. Per 
accidens aber und zufalliger IReife Fan e8 um⸗ 
gekehrt merden/ fo wohl mit diefen Clavibus 
als den Diatonis. Diefe Remarque gehet 
feftı und wird fonderlich bey folchen Clavibus 
groſſen Vortheil bringen / diebald mit dem b 
erniedriget / bald mir dem MW erhöhet iwerden’und 
doch einenLocum behaltẽ. Denn ob gleich folche 
Clavesaufdem&lapigunum &idem m. 
N 


Yon dem neuen Bebraudyder Mod. 439 


find fie doch folches nicht in der Natur / fondern 
haben / als vor ſich differente Thoneyaud) dif- 
ferente und gang genen einander laufſende Ei⸗ 
genfchafften. Weil es aber platterdings un 
müglich iſt diefelbe differentiam auf unfern 
Haupt ⸗Inſtrumenten fo genau zu exprimi- 
ren / daß nichts daran fehlen folte/ fo vermits 
telt die Temperatura es dergeftalt / daß das 
Ohr zufrieden wird/ und einen eingigen Cla- 
vern,dem Anſehen nach / bey verſchiedenen Um⸗ 
ſtaͤnden / vor zwo beſondere annimmt. Ein 
unmuſicaliſches Gehoͤr thut es unwiſſend; ein 
muſicaliſches aber macht aus der Noth eine Tu⸗ 
gend / und thut es mit gutem Bedacht und Vor⸗ 
wiſſen / weil es nicht zu aͤndern iſt. Detur ex- 
emplum, ut res fiat clarior. Vid. No. 
XXIV. Dafind immer zwey Noten die einer⸗ 
ley Clavem haben / aber doch eine ſo verſchiede⸗ 
ne Natur dabey / daß die eine Chorda Ter- 
tiam minorem, die andere aber majorem 
erfordert/ wie oben angedeutet worden, Und 
ſo ift eg durch Die gantze Octave beftellet/ wo als 
lemahl diejenige Note / fo ein X vor fich hat 
Tertiam minorem, die aberein b führer, 
Tertiam majorem annimmt. Mit denen 


aber / die weder I noch b habens bleibt es bey 
4. vor⸗ 


440 P.II. Cap.IV. 


—— — — — — — — 
vorhin gegebenen Grund⸗Saͤtzen. Welches 
vielleicht noch eine Theoria Modorum iſt / die 
nicht unter die von Meiftern erlernete Abfurda 
gehoͤret fondern groffen Nutzen inden ſchoͤn⸗ 
ſten Sachenfchaffenfan. 
zer Nun fälle mie die allerliebfte 
Comparailon hiebey ein / welche der Wie⸗ 
derfacher p. 115. ſeins Schmier⸗Wercks von 
den Mouches beybringer, Sch muß geſtehen / 
er hat ein fonderlicjegDonum parabolicum, 
zumahl wenn ich mich Der Treppeerinneresaber 
dieſes Gleichniß hier gehet allen andernim hin⸗ 
cken billig fuͤr. Er ſaget wegen der Creutzgen / 
womit alle Linien und Spatia beleger werden / 
daß es in Muſicis herauskomme / als wenn 
ein Srauensimmer das gantze Geſichte vol 
ler Schoͤnflecken legen wolte. Refpondeo: 
wen diefe Creutzgen in derMufica fignatoria 
bloß vor die Augen gemacht würden / Wohl⸗ 
ftands halber / als wie befagte Schoͤnpflaͤſter⸗ 
en’ fo haͤtte das Gleichniß noch für einen dreyer 

erſtand; nun aber mußein jeder Bauer bes 
Fennen daß / wenn ihm nur die Muſic wohl in 
die Ohren falley er fich wenig drum bekuͤmmere / 
ob Ereußgen oder Kaͤutzgen aufn Papier ſtehen / 
und damit iftdie Sache ausgemacht. Legen 
| der 


Von den neuen Bebraudh der Mod. 441 


der Befchwerde und Unluſt aber / Die folche 
Greußgen verurfachen/ wird vielleicht der Wie⸗ 
derfpreeher aus eigener Unwiſſenheit und Er⸗ 
fahrung urtheilen/ und da weiß ich nicht zu helfe 
fen. Wer es nicht kan / der laffe Die Ereußgen 
ungehudelt und gebe fich nicht damit ab, ſon⸗ 
dern lerne es beffer und gehe in die Schule, Sich 
Fenne ihrer viele / die man. nicht nur mit folchen 
Creutzgen / fondern auch mit denbb , ich weiß. 
nicht wie weit / jagen folte/ und bey denen die fo 
geartet finds faget man recht: Arsnon habet 
oforem,nifi ignorantem. Die Schattire 
Pflaͤſtergen und ein Gleichniß vom Efel unter 

der Laſt / wenn gleich der Treiber dabey iſt / wols 
lens nicht ausmachen;es muß geſpielet ſeyn / oder 
manum de Tabula. Wer aber mit Bau⸗ 
ren reden will / wozu der Gegner ſonderliche Luſt 
bezeiget / der muß ihnen kein Gleichniß von 
. Moucheshermachen / als von welchen ſie nie 
capables zu urtheilen ſind / ſondern vielmehr ſ. v. 
vom Kuhfladen Ich wolte den Pflug⸗Studentẽ 
eine Comparaiſon vom lieben Kornoder Rog⸗ 
gen machen und dieſelbe ungefehr alſo vortra⸗ 
gen: Einem Ackersmann ſiehet wohl an und 
lacht ihm zu / wenn das beſaͤete Feld gantz ges 
ſteckt doll Aehren ſtehet; allein / wenn nur hie 

KG und 


44% P. M. Cap. IV, 


Pe un 
und da ein Körnlein aufgegangen wäre’ wuͤrde 
nicht folches Den Acker verftellenzund der Bauer 
über feiner Erndte / welche man in folchem Faͤll 
armer Leute Korn nenner / weiblich greinen ? 
Sp erbärmlich kommt es auch mit den Muficis 
Diatonis heraus / wenn ihnen Die chroma- 
tifhen und enharmonifchen Claves gar kei⸗ 
ne Srüchte tragen ı wenn fie Tertiam majo- 
rem pro Quarta diminuta nehmen’ aus ih; 
ten armfeligen 6. Modis alles / und aus allen 
2.4. Modis nur 6.machen wollen. Bey folcher 
pauvrete ifttaufendmahl mehr Unwiſſenheit 
als Kunft anzutreffen;£inien und Spatia ſtehen 
wuͤſte / alsdie Erde bey der Erfchaffung. 
$ 22. Unendliche Obſervationes koͤn⸗ 
ten noch hier de Modis modernis gemacht 
werden / die nicht weniger wichtig ſeyn wuͤrden 
als obige; allein ich halte dieſes vors erſte genug / 
um zu weiſen / wie und welcher Geſtalt / nach 
heutiger Praxi von den Modis etwan zu rai- 
fonnirenfey. So fönteich auch diefe Sachen 
ebenfalls unter gewiſſe grammaticalifche 
Capita bringen /Nomen, Ambitum , Re- 
percuflionem , Conftitutionem , Tria- 
dem, Claves Claufularum, Limites, Fi- 
nem,Naturam, Tropum, (Doch yein; diefer 
ER: Zr | ge⸗ 


Yon dem neuen Gebrauch der Mod. 443 


nn 


gehöret nicht mit in unfer Gelach) und Exem- 
pla vorftellen ; allein, / wozu folche Weitlaͤuffig⸗ 
keit und Einfalt wenn mans kuͤrtzer und kluͤger 
haben kan? à propos von Einfalten! 

9 23. Eine ſchoͤne Einfalt unter tauſen⸗ 
den findet ſich noch im Büchlein Ut p. 157. we⸗ 
gen des vermeynten Quarti Toni oder Modi 
Hypophrygii , die der Mühe werth ift / Daß 
man fie Furglich men Es fteher daſelbſt 
mit der gröften effronterie : GOtt hätte 
die heutigen Compoſiteurs (das will viel fagen) 
mit Blindheit gefehlagen / daß fie diefe 
ſchoͤne Thöne/infonderheit Quarcum Tonum, 
als in welchem die admirable Melodie des Fe 
DEum gefegget ift / auf dern Tbearro zu vers . 
liebren und üppigen Texten nicht gebraus 
chen / oder vielmehr nicht mißbraudyen 
müffen. Ich bin nun zwar Der erfte nicht/ 
welcher fich über die fo genannte admirabl&, 
Melodie des Te DEum zum öfftern verwun⸗ 
dert hat / daß nemlich dieſelbe / da ſich doch verba 
Jaudisinfich halten fol fo ſchrecklich iraurig 
gerathen ift ( fage doch der Ali⸗Fraͤnckiſche Mo- 
difte felbftp 8: diefer Thonhabe einen traus 
rigen Aftectum ) denn e8 haben viele brave 
Capellmeiſter / die wahrhaftig nicht blind ſind / 

6 durch 


44 PL. Cap. IV. 


durch ihre neueCompofitionesdiefesHymni 
gnugſahm zu verfiehen gegeben / daß ihnen.die 
o genannte admirable alte Melodie zum Lo⸗ 
ben und Dancken keinesweges anſtehe. Es 
irret auch einer / der da meynet / dieſe Melo⸗ 
die fchicke fich ad laudes ; Da Doch der ganke 
Geſang bey dem Ambrofio und Augultino 
blofferdings fürein demuͤthiges Gebeth paßirte / 
wie Werckmeiſter Hypomn, p.56. bezeuget. 
Einer mag nun die Auctores vergleichen und 
rationes anführen wieer will / er fen deſſen 
ro nunc oder nunquam fihuldig / fo iſt und 
leibt befagte Melodie fo beſchaffen / daß fie fich 
zum Loben / Preiſen und Dancken gar nicht reis 
met / fondern vielmehr ludtibus adhibendas, 
zum Klagen gefchicht ift / ob gleich die Worte 
gank was anders erfordern. Aber daß GOtt 
die heutigen Compoſiteurs, tutti quanti, 
mit Blindheit gefchlagen haben ſolte / ift ein rech⸗ 
ter Maulwurffs⸗Gedancke / dabey auch was 
abſcheuliches und gotteslaͤſterliches. | 
6 24. O du blinder Mann! Du ſucheſt 
einen Stab / und ergeeiffeft eine Schlange / die 
dir die Hand verwunden wird. Ich beklage 
dich / du tappeſt ſelbſt im finſtern herum / und 
bildeſt Dir doch ein uns Wunder⸗Dinge von 
| der 


Von den neuen Bebraudh der Mod. 445 


der vermennten Blindheit heutiger vortrefflis 
chen Compofiteurs zu ſagen / Damit du Dich 
durch Diefen ſchwachen Stecken Der Verlaͤumb⸗ 
dung aufrichten und gehen mögeft; merckeſt 
aber nicht / daß eine Grube draus wird / die du 
dir felbft zudeinemeignen Sall gräbeft. Stol 
pere immerhin! Ich mercfe Daß der Menfch in 
der Milsfucht verirrer iſt; er verliehrt fi) in ° 
in einem Nebel / den er felbfi gemacht har. Wer 
wolte wohl die Erftaunungs:würdigen Baben 
des Höchften fo verachten, Die derſelbe Durch die 
heutigen Compofiteurs der Welt ſchencket / 
daß er fagen fokte / fie waͤren mit Blindheit 
geſchlagen? Liegt esnicht am Tage, welche 
entzuͤckende Wuͤrckungen und welche vors - 
mahls nie erhörte noch von Menfchen je em⸗ 
pfundene Berwegungen: eben dieſe berühmte 
heutige Compofiteurs mit ihrer Arbeit vers 
ſchafſen? Oder har man in Erfurt allein der⸗ 
gleichen nimmer gehörer? | 
Bi $.25. Sind denn auch alle heutige Dra- 
‚ | mata juſt vors Theatre gemacht? over. wird 
nichts aufs Theatre gebracht 7 als was uͤppig 
z  undverliebeift? Gewiß / ich folte bald denckeny 
einMannider fo raifonnirte,müfte ſelbſt blind 
ſeyn / oder hätte fein Tage Fein ander Thea- 
T 7 trum⸗ 


446 P IL. Cap. IV, 


——— — — — — — — 
trum, als etwann in einer Puppen⸗Bude / oder 
bey einem Marckſchreyer geſehen. Werden 
Feine Fletus, Feine Lamentationes, von heus 
tigen Componiften mehr / toeder auf dem 
Theatro, noch in Camera,noch in Ecclefia, 
vorgefteller ? Es hat ja felbft bey den Alten ges 
heiffen: Conveniunt huic Tono (Hypo- 
- phrygio) amoris verba. Gind denn feine. 
Amores mehr inder Welt / als üppige? Iſt 
Feine tugendhaffie Liebes Fein Amor conjuga- 
lis mehr, auch nur ineinerScena und/ fozu re⸗ 
den’ im Spiegel abzubilden? Iſt alles was ver» 
liebt iſt deswegen üppig ? Iſt eine freue Ari- 
adne uͤppig und in ihrer Beſtaͤndigkeit nicht zu 
achten? Iſt eine Orpheus uͤppig / wenn er Eu- 
ridicen ausder Hölle hohler ? Der Herr Or⸗ 
ganift muß ſich ein fehr üppiges Concept von 
der Liebe machen/da doch ohne diefelbe die Welt 
zerfallen müßte. Jedoch damit der Lefer übers 
zeuget werde / Daß die heutige Compoſiteurs 
nicht nur Diefen pretendirten fehönen Hypo- 
phrygium gewiffer maffen gebrauchen, fonts 
dern auch in ihrem Modo E mol (damit ich 
mie den Schulmeiftern rede ) eingefchloflen ha» 
ben, einfolglich / nicht wie die Alten mit einen 
Auges fondern mit zweyen ſehen / und der gute 


Von dem neuen Bebraudh der Mod. 447 


GOtt ſie bißher nicht mit Blindheit gefchlagen! 
vielmehr aber durch feine Gnade ihnen beyde 
Augen infonderheit die Augen des Verſtandes / 
die dem Erfurter durch etliche Silberlinge vers 
Eleiftert und durch ungehlige Balcken verfinftert 
worden / gar gürig und wunderbahrlich erhellet 
hatı fo fage mir einer mit aufrichtigem Hertzen / 
- obnichtver fub No. XXIV. befindliche Satz 
beydesdem Emol, und dem Phrygio,ja übers 
dem noch dem Hypophrygio zugleich / quali 
in Modo biscomplexo , genug thue? Ders 
gleichen Exempel willund Fan ich von heutigen 
Eomponiften Millionen aufmeifen / infonders 
heitin Fläglichen Saͤtzen (denn Diefer ift nur 
flieffend und ariofo ) darinn zwar die hypo- 
phrygifche Elaufuln nur per accidens por: 
kommen / aber doch genugſahm darthun / Daß 
GOtt die heutigen vortrefflichen Compoſi- 
teurs, inſonderheit diejenige / denen ich dieſe 
Apologiam dediciret / mit keiner Blindheit / 
ſo wenig in Anſehen dieſes Modi als aller an⸗ 
dern / geſchlagen habe / ſondern daß ſie ſcharff 
ſehen und alle dieſe Reliquien, wenns a pro- 
pos kommt / gar wohl anbringen koͤnnen. 
4. 26. Ferner iſt unſtreitig daß / wie pag. 
159. des Ut ſtehet / ein Componiſte vo n 
— ræ⸗ 


448 P.II. Cap. IV, 


Preludium (id) feße hingu : wohl hundert 
Preludia) ausdem F feßen Eönne / da kein b 
hineinfommt ; aber ob er gar geſcheut Daran 
thue / dasglaube Judzus Apella. . Wirhas 
ben font wohl ein ander Exempel auf diefen 
Schlag / welches wichtiger ſeyn wird als jenes 
Herrn Redtoris Oratien ohne rr, die der Geg⸗ 
ner anführer; und damit will ich Doch meinen ges 
ferregaliren. - Die Sache gehöret eigentlich 
indie Hiftorie des faux beaux Efprits (es 
fen Denn Daß man es par curiofite thue ) Dar 
felbft finden wireine Art Leute / die heiffen Lipo- 
grammatiften oder Buchſtab⸗Verwerffer / 
weil fie ohne Urſach einen armen’ gewiſſen / uns 
fehuldigen Buchſtab des Alphabers aus ihrem 
Wercke verbannen. Einer ı mit Wahmen 
Tryphiodorus , wird ungin der Antiquite 
aufftoffen / der in diefer Schreib: Art ein ſolcher 
Meiſter geweſen ſeyn ſoll / Daß er eine Odyfle- 
am, oder ein Podma Epicum über des Uiyſſes 
Begebenheiten componiret/ welches in 24. 
Büchern beftanden / in deren erſtem Alpha; 
genannt(aldLucus, a non lucendo , oder 
Bellum, quafiminime bellum ) fein A ans 
zutreffen war. Dasandere Buch hieß Bera 
aus eben der Urſache / u. ſ. w. daß alſo der ah 

| | oh» 


- 


Von dem neuen Bebraud) der Mod. 449 


ſahme Pedante alle 24, Buchftaben nach eins 
ander ausfchoß und ihnen wieſe ı nach der Rei⸗ 
he / Daß er auchohne ihre Hülffe feine Sachen 
verrichten kunte. Es muß lächerlich geweſen 
ſeyn / wenn man betrachtet / daß diefer Arbeits 
reiche und vielleicht Ducaten:lofe Poet den aus» 
gemersten Buchſtab mit eben fo viel Sleiß ver: 
mieden / als wenn ereine falfcheQuantitatem, 
in ſich hielte / und daß er offtmahls das fchönfte 
Wort hindangeſetzet habe / weil eg (mie ein 
Diamant mit der Ader) das Ungluͤck hatte / von 
einem ungeſuchten Buchſtab befleckt zu werden. 
Hiebey will ich nur bemercken / daß / falls dieſe 
des Tryphiodori Odyſſea noch vorhanden 
feyn ſolte / die ſteiffe und gelehrt ſeyn⸗wollende 
Pedanten ihrer mit 5 Ruhm / als des 
Homeri, gedencken würden. Denn / welch ein 
unerſchoͤpfflicher Reichthum alter Woͤrter und 
Phraſium, welch ungebraͤuchlicher Barbaris- 
mus, welche Grobheit / welche abgeſchmackte 
Orthographie und welche sufammengeflichte 
Dialecti würden nicht darin anzutreffen feyn ? 
Ja ich smeiflegarnicht / es wuͤrde ein ſolches 
antaſtiſches Opus wie ein Schatz der Griechi⸗ 
chen Sprache aufgehoben werden. Aber was 
verſtaͤndige Menſchen davor —— 


450 P. II. Cap. IV. 


laͤſt man dahin geftellet ſeyn / und will nicht hof⸗ 
fendoß der Gegner unter dem falfchen Nah⸗ 
men eines gefcheuten Eomponiften/auch mit feis 
‚nem Pr&ludio ausdem F ohne b dergleichen 
Ehre zuerlangen trachten werde. Es würde 
fonft bald eben foheraus fommen / als die neu⸗ 
erfundene Canzonetta , nad) der Uhralten 
Sriechifhen Manier des Heren Charis in 
Pringens Satyrifchen Componiften. 
$. 27. Hiebey nun mag es wegen des 
Moden:Handels dismahl fein Bewenden has 
ben Es ſiehet ein jeder daraus leichts daß 
mehr als 6. Modiinder Mufic find und daß 
unter den 24. angeführten / auch mit dem uns 
ftreitigen Zeugniß der Natur behaupteten noch 
etliche ſind Die weder Printz / noch Fuͤrſt / noch 
Hertzog / noch König /noch Känferrecht exco- 
lirt haben kan / ſondern von deren Natur und 
Wirdung mir billig der Nachwelt auch ein 
bißgen zu raifonniren übrig laffen müffen, 
Vielleicht gibt es an einemandern Drte/ ich 
meyne / in meiner Organiſten⸗Probe / Gelegen⸗ 
heit / ſich breiter hieruͤber heraus zu laſſen. + 
| f Printʒ 
+ Der weitberuͤhmte Here Capellmeiſter Seini⸗ 
chen / welcher eben dieſe 24. Modos modernos 
in feinem muſicaliſchen Circul a bt 
us 


Von dem neuen Gebrauch der Mod. 451 


— —— 
Dringz hätte dieſe Sache gerne ein wenig tieffer 
eingefehen / wie ſolches aus dem 11. Theil 
Phrynnidis pag.55.& 56. zu erweiſen; fo 
merckte er auch gank wohl / daß etwas mehr das 
bey zu thun war / und Fam wuͤrcklich ſchon biß 
aufzı.reineTriades. Allein / weil er ı6. Cla- 
ves in einer Octava haben wolte / und doch 
wohl ſahe / daß ſolche noch nicht zureichen koͤnn⸗ 
ten / ſo verwieß er Kg welche mit 21. biß 
22, ja gar(p.59.) 32. fogenandtenTranfpo- 
. fitionibus nicht vergnüget waren’ auf zweyer⸗ 
ley: Entweder folten fie zufehen ein Werck unter 
die Hände zu bekommen das / ich weis nicht wie / 
gebauer und ſchwerlich zu erlangen; oder fie fols 
‘ten fich Den Pruritum transponendi in In« 
tervalla NB. non adprobata vergehen lafe 
fen. Esift aber beydesnichts nüge. Denn 
einmahlein Elavier zu wünfchen / Darauf = 
voll⸗ 


urtheilet davon: daß bey Erkaͤnntniß dieſes 
Circuls auch die Alten und (NB.) ohne dis 
faft niche mehr gebräudyliche Modi Muſici 
gantz und gar wegfallen / als die da Ge⸗ 
ſchwiſter⸗Kinder find mit dem Parapei, 
Datif, Becardo und sbrigen Herrn Spieß⸗ 
efellen in der alten Logsca. Vid, ej. Anwei⸗ 
fung zum. General⸗Baß p,267. Iſt Denn dieſer 
Mann auch blind? 


* 


452 P. II. Cap. IV. 


vollkommene Scala anzutreffen / iſt wohl ein 
vergeblicher Wunſch / wie ſolches Werckmei⸗ 
ſter und Neidhardt buͤndig genug in ihren 
Schrifften dargethan haben; und Die loͤbliche 
Begierde weiter zu ſtudiren pruritum zu nen⸗ 
nen / macht das Ding eben ſo wenig aus /alg die 
damahlige Pringliche Approbation. Das 
rechte Medium & Remedium aber/ aug der 
- Sache zu kommen / iſt die Temperatura, und 
wenn ſolche nach Neidhardts Vorſchlaͤgen 
(da nur jede Quinta %. vom Commate, 
nicht aberein gantzes viertel/twiepring ftarut- 
ret / hergibt) eingerichtet iſt / fo find alle 12. In- 
tervalla auf dem Elavier lauter Intervalla 
adprobata, dieduech Sinnen und Vernunft 
mit fich umgehen laſſen. Dennoch hindert 
folches nicht / daß es ung an gnugſahmer Eis 
Fandtniß der Wirckung / dieerliche diefer 12, 
Intervallorum haben’ annoch/ ob ufus rari- 
tatem, fehle/ und daß nicht unfere Nachkom⸗ 
men vieles/ das uns echappiret/ Davon entde⸗ 
cken folten. Ich halte dieſe Meynung für 
gang vernünfftig/ und hingegen dasfür ſehr 
uͤnvernuͤnfftig / wenn man alles ausdem Sa⸗ 
tyriſchen Componiſten entſcheiden / alles ſchon 
vollkommen wiſſen / das Gras wachſen Der 
| | ſi 


U m u 


Von dem neuen Bebraudyder Mod. 453 


ſich ſelbſt und den Alten alles beylegen/ den 
Nachkommen aber nichts laffen will. Mich 
deucht / es wird zwiſchen unfern Conqueten 
und zwiſchen der Nachkommen ihren eben ſo ei⸗ 
ne Difference ſeyn / als zwiſchen den Erobe⸗ 
rungen Philippi und feines Sohns Alexan- 
dri M. obdiefer gleich Dachte, es würde ihm 
nichts übrig bleiben / da er doch Die gange Welt 
fuͤr fich hatte. Hätteer/ oder fein Timotheus, 
zur Zeit unfers ſchloͤckiſchen Erfurters leben 
follen/ o! wie würden fie geweinet haben denn 
dieſerlihnen alles wegfifchen wollen, 


Das fünfte Capitel. 
Von dem getraͤumten Ut remi &c. 
| Im Himmel. 





S. 1. | 


Ag fol ich doch fagen? Es laͤufft ja 

; abermahlallesı was der Gegner hies 
. von abfurdiflime vorgiebt / aufdie 
todte Mufic der Aretiniſchen Spiben hinaus. 


Dulieber GOtt! was iſt Doch Der menfchliche 
| | | Eigen⸗ 





44 | P. II. Cap.V, 


Eigenfinn und Wahnwitz für ein närrifcheg 
Ding/daß auch fo gar die ewige Seeligkeit / die 
Fein Auge geſehen / Fein Ohr gehoͤret und (mas 
noch mehr / ſo aber dersolmiſator mit dem &c. 
vertuſchet) in keines Menſchen Hertz ges 
kommen / ſich nach eines armen Suͤnders 
Einbildung richten ſoll. Werckmeiſter hat 
in feinen Paradoxis, und in feinem Hodego 
Mathematico, dem Dinge ſchon gar gu viel 
gethan welches / ob GOtt will / inderdrircen 
Eröffnung des Orcheſtre vorkommen ſoll; 
aber / dieſer hier machts tauſend⸗mahl toller. 
Werckmeiſter iſt noch mit ſieben Tonis, wie 
alle andere vernuͤnfftige Creaturen zu Wercke 
gegangen; dieſer aber will nun gar haben / Daß 
wir eben die Sonos, welche Guido Ut ‚re; 
mi, fa, ſol, la, benahmſet hat / dereinſt bey der 
himmliſchen Harmonie gebrauchen werden. 
Das iſt: wir ſollen dieſelben Nahmen / denſel⸗ 
ben numerum ſenarium, dieſelbe Solmi- 
ſation und Mutation auch mit in Himmel 
nehmen. — 

F. 2. Nun iſt vorher genug erwieſen und 
braucht Feines fernern Beweiſes / daß nicht 6. 
ſondern 7. Haupt⸗Klaͤnge in rerum natura, 
ſind; und mich deucht / wenn die alten — 

14 


Von dem geträumten Ut remi &c. 455 


diein ihrer Jugend diefe Torturam , Diele 
Marter / diefes Creutz der fechsfplbichten Sol- . 
mifation ausgeftanden haben / willen und 
glauben folten / was der Pagel:neue Solmila- 
tor hievon fihreiben / bemweifen und träumen 
will, ſo wuͤrden ihrer vielenicht verlangen von 
den Todten wieder aufzuftehen. Mir Fan es 
gleich viel gelten / ob die fieben + Gradus 
der natürlichen Menfchen-Stimmerut,re,mi, 
.fa, fol, la, fi, oder: bo, ce, di, ga, lo, ma,ni, 
oder aber: abc de fg,genennet werdeniwenn 
nur 7.dafind. Und ich hoffe es werden nicht 
nur .fondern ungehlig mahl 7. Thon mn 
| Zee me 





+ Allemahl wenn von 7. geredet wird / verſtehet man 
nur die Intervalla Diatona , das find : die groſ⸗ 
ſen und Eleinen Thone / nebft den groflen Semi- 
toniis oder natürlichen halben Shonen. Sonſt 
ſind / über diefe 7/ noch fünff Semitonia minora, 
oder Fünftlihe und Fleinchalbe Thone; dur 
derenZuſatz insgeſammt zwoͤlff IntervallaChro- 
matica herauskommen; welche 12. nachdem fie. 
durch die Tertien, entweder ihre Triades erwei⸗ 
chen oder aber. erhaͤrten (i. e. moll, oder dur ma⸗ 
chen) die 24. Modos darſtellen. Solches hat 
man der Unkuͤndigen wegen abermahl zu erin⸗ 
nern / und um alle J—— zu verhuͤten / 
bier einzuruͤcken für noͤthig erachtet. | 


456 P.II. Cap.V. 


mel gehoͤret werden / wovon mir aber Kircheri 
Gauckeley / und ſeiner Keligionis Trias mi- 
nus perfecta, nicht die geringſte Nachricht 
ertheilen koͤnnen. Was ſoll man denn dar⸗ 
uber viel diſtinguirens / explicirens und pro- 
birens machen, da alle Diftindtiones, alle Ex- 
plicationes, ale Probe in dieſem Stuͤck aus⸗ 
ſehen / als wenn mich einer Künfte/brodlofe Kuͤn⸗ 
ſte / in der Karte lehren wolte? 

$. 3. Aber / Herr Organiſte / weil ihr doch 
fo viel von Diſtinctionibus und Explicatio- 
nibus ſchwatzet / warum diftingnirerihre denn 
nicht hauptſaͤchlich inter Harmoniam pro- 
priè fic dictam, & Harmoniam in Muſi- 
cis ? Alle eure Bilder / euer großmaͤchtiger 
Clavis B , die Proportion des Gnaden⸗ 
Stuhls / des Rauch⸗Altars etc. zeigen eine Har- 
moniam, aber eine Harmoniam mutam, non. 
vero Muſicam an. Es mag einer Harmoniæ 
Muſicæ dreyerley oder ſechſerley Arten ma⸗ 
chen; ſo lange mir ein Ding nicht klinget / kan 
ichs nicht Harmoniam Muſicam nennen. 
Wir werden aber mit der Huͤlffe GOttes in 
der dritten Eroͤffnung etwas ausführlicher 
deHarmonia handeln / und nach Vermögen 
fehen laſſen / wie weit ſich des Wortes ran 


Vondem geträumten Ut re mi &c. 457 


ſchafft in Muſicis erſtrecke. Alle Scheiben in 
den Fenſtern haben eine Harmonie / aber des⸗ 
Be ſteckt Feine Muſic darinn / es ſey denn / 
daß man denLerm vor Muſic halten wolte / wenn 
etwan ein Cavallier daran zum Ritter wird 
und die Fenſter einſchlaͤgt. .. 3 
$. a. Bas follen da nun wohl für Ra- 
tiones Stich halten 7 wenn man beweifen 
wolte/ daß wir im. Himmelmit eben den Sonis, 
als hier auf Erden muficiren werden. Pro- 
bable fan man es wohl machen aber in Ewig⸗ 
keit nicht beweiſen. So habe ich auch / mitden: 
Gedancken / vom ſingenden und klingenden Lobe 
GOttes / im Orcheſtre feine andere Ratio- 
nem beybringen wollen / als nur wahrfcheins 
ich zu machen/ daß wir Fein Unrecht thäten / die 
Harmoniam Muficam por etwas unerfchaf: 
fenes und von Ewigkeit zu Ewigkeit bleibendeg 
zu halten; dazu ift Die angeführte Idea 'hinläng- 
lich / und weiter har fie nicht langen follen. War⸗ 
um werde ich denn angezwackt / als wenn iche 
Dadurch hätte beweifen wollen / da doch Diefes 
weder meine Meinung gewefen / noch auch 
meine Worte fo lauten. Freylich muß im goͤtt⸗ 
lichen Weſen die vollfomenfte Harmonia,und 
diefelbe in GOtt ewig ſeyn A aber ob 

| in: 


N 


453 P. II. Cap. V. 


klingende und muficalifche Harmoniaift/ das 
finden wir nirgend / undfolgerdaher gar nicht 
ex bona confequentia: Daßebendestvegen 
unfere muficalifche Harmonie ab. zterno ins. 
zternum fey. Ich wolte von Hertzen gerne⸗ 
daß es per bonam conſequentiam daraus 
folgete; glaube die Sache auch; aber es iſt mit 
menſchlichen Augen nicht abzuſehen. Und das 
ſoll doch des Gegners ſtaͤrckeſter Beweiß ſeyn / 
daß die Muſic ewig bleiben werde? Millien 
taufend Sachen in der Welt haben eine ars 
monie umer fichz dieſe Millionstaufend Sachen 
aber werden alle vergehen ; fo folgte Daraus 
(nach den PrincipiisSolmifatoris, fed per 
infelicifimam conlequentiam ) daß die 
Muficauch verginge. Wo hat der Herr Or- 
ancedus feine Logicam gelernet? Iſt dieſes 
se foͤrmliche Schluß⸗Rede? 
Major. In dem goͤttlichen Weſen 
iſt die hoͤchſte und vollkomneſte 
Harmonie. J 

Minor. GEOtt aber iſt ab aterno in, 

Ber HU: 
ncluſio. Ergo wird die Muſic 


wig bleiben. | 
© 


Von dem geträumten Utremi &c, 459 


So lautet aber ja Die fo genannte bona, 
confequentia pag.169. des Büchleins Ut. 
ch hätte mich bald / wie man hier vedet/mit dem 
uffe gefegnet/ al ich Diefe vermeynte bonam 
confequentiam, diefen Balcken / zum erften 
bemerckte. Geſtehe aber noch einmahl / ich wolte 
viel drum geben / daß die Conſequentia gut 
und richtig waͤre. 
$.5. Doch fpricht der Gegner endlichrer 
tolle dieſes den Gelehrten überlaffen. Er thut 
wohl / und weiſet damit / daß er ſehr ungelehrt fen; 
auch haͤtte er noch beſſer gethan / wenn er ſeine 
andere viel ſchwaͤchere Embryones huͤbſch bey 
ſich behalten oder in der Gebuhrt erſticket haͤtte. 
ch dencke immer bey dem gantzen Ut, inſon⸗ 
derheit bey deſſen letzten Capitel / waͤre das oben 
angefuͤhrte Opitziſche Woͤrtgen ſo wohl als bey 
der Vorraths⸗Kammer zu paſſe gekommen / 
und man haͤtte ſich ſchon mit demjenigen behelf⸗ 
fen koͤnnen / was das Orcheſtre in der erſten 
Eroͤffnung pag. 109. von der Bedeutung der 
Triados Harmonicæ anfuͤhret und daju ſe⸗ 
ger: Dem Reinen ſey alles rein. Aber nein 
der Erfurtiſche Organiſte will den Leuten weiß 
machen / er wiſſe wie die Muſic im Himmel ei⸗ 
gentlich beſchaffen ſey da er doch geroiß 
| 2 un 


460 P.II. Cap. V. 


ee — 
und wahrhafftig nicht reiffen kan wie alle Thor 
ne auf feiner — Orgel beſchaffen ſind⸗ 
Deñ / daß er das Clavier und die Temperatur, 
- einfolglich fein eigenes Handwerck / nicht ver⸗ 
fiehe / haben wir oben zur Genuͤge bey dem Dif- 
conrspon den Transpofitionibus ertviefen. 
Es würde ihn auch wohl Fein Dunn Ders 
dacht haben / daß er aufder Drgel fpielen odet 
muſiciren koͤnne / falls er folches nicht mit Hin⸗ 
ſetzung ſeines gantzen Characters auf dem Titul⸗ 
Wiat des ts haͤtie drucken laſſen. Aber wei⸗ 
ter im Text. | — 
96. Was der Clavis B wenn er mit 
dem H zugleich angefchlagen wird / vor Wun⸗ 
der macht / folche Mirakel find einem jeden Se- 
mitonio gemein ; und Fan der Teufel ſelbſt 
keine aͤrgere Diſſonantiam erſinnen / wenn er 
auch ewig / mit dem Ut remi, darauf ftudi- 
ren wolte / als eine Tertiam minorem und 
eine Tertiam mäjorem zugleich zu. einem 
Sundament-Clavi hörenzu lajfen. Iſt denn 
Das nicht eine fehändliche und heterodoxe 
Vergleichung / wenn der Gegner die beyden 
Raluren unſers Heylandes dadurch voritellen 
will? Denn / ob ſich gleich dieſelbe Naturen 
nicht vermiſchen / fo diſſoniren fie Darum 2 
| | u bey 


Von dem geträumten Ut re mi &c. 451 


bey Leibe nicht / ſondern vereinigen ſich auf eine 
unbegreifliche Weiſe in einer Perſon / ohne 
Vermiſchung. Wie kommt nunb und hda⸗ 
bey? Dieſe Claves vereinigen und vertragen 
ſich wie Hunde und Katzen / und wenn man fie 
zufammen zwingen wolte / ſo bringen fie die aller: 
ungeheurefte Diffonantiam , ja mehr als eine 
Diflonantiam, und ein rechtes Bild der Hoͤl⸗ 
len / herfuͤr. Ach! wie verfallen wir doch mit 
unſerm ſchwachen Verſtande / Herr Organiſte? 
wäre es nicht beſſer geweſen / den Leſer in Mu⸗ 
ſicis, als in Analogicis & Paradoxis malæ, 
Fa peſſimæ, confequentiz zu unterwei⸗ 
97. Jedoch wir werden abermahl vor; 
diefem hermeneutico pag. 171. ad Tria-' 
dem harmonicam, als ein volltommenes 
Bild der huchheiligen Dreyeinigkeit / gewieſen 
und belehret: daß Fein Muficus Tbeoreticus Dies - 
fes hochwichtigen Glaubens: Articuls hal⸗ 
ber den geringſten Zweifel nicht hegen darf. 
Was foll ein Glaubens « Articul feyn ? Die‘ 
Dreyeinigfeit oder das Bild derfelben ” Dex 
erften halber wird nicht nur Fein Muſicus The- 
oreticus , nicht nur Fein Muficus pradticus, 
fondern auch Fein r und Schneideride 
u Ä 3 ein 


462 P.II. Cap. V. 


ein Ehrift iſt und feelig werden will / den geringe 
ſten Zweifel hegen / fondern e8 zu feinem ewigen 
Heylgläuben / wenn auch Feine Trias mulıca 
N finden waͤre; denn Die überzeugt niemand / 
onft hatten ung die Apoftel dahin leicht vertoeis 
fen können. Aber des Bildes wegen wenn‘ 
daffelbe ein gülden Kalb oder ein Glaubens⸗ Ar⸗ 
ticul / und noch dazu ein hochwichtiger Glau⸗ 
bens⸗Articul ſeyn ſoll fo werden per bonam 
conſequentiam alle Mufici, die keine lauter 
Theoretici ſind / nebſt der uͤbrigen Bilder⸗ 
feindiſchen Welt / nach dem Ausſpruch Domi- 
ni Organœdi theologizantis, ohne Gnade 
verdammt ſeyn muͤſſen. Denn / wer nicht 
zubetrc. Doch halt! Die Philofophife 
egel: Simile non eſt idem, wirfft den 
hochwichtigen Glaubens⸗Articul / wegen des 
Bildes in Triade muſica, pag.ı70. au⸗ 
genblicklich wieder uͤber einen Hauffen 1-daß 
niemand aus dem confufen Ratiocinio we⸗ 
der Flug noch toll merden Fan. (Unter und) 
mein Lefer/ der Menſch muß doch das Bild in 
triade als einen hochwichtigen Glaubens: Ar⸗ 
ticul verftanden haben, denn fonft kaͤme eben die 
Philofophifche Kegel hier verzweifelt mal & 
propos ; man dencke es nach. Oder et * 
;; 





Don dem getraͤumten Ut re mi &c. 463 


BE: —— 
fagen wollen: Es duͤrffe nun niemand 
mehr an dem Myfterio Trinitatis zweifeln / 
teil die Trias harmonica folcheg den theo- 
reticis als im Spiegel fehen lieffe. ) Eins bitte 
ich den Herrn Drganiften von Erfurt / ee ex- 
plicire ſich bey Leibe nicht darüber / fondern 
laffe immer fünff gerade feyn / die Herren 
Theologi führen ihn fonft in die Schule, und 
da hat einer denn eben folche Noth / ald wenn er 
eine unrichtige Uhr gefaufft harte. Ich will 
gang ftille figen und weiter nichts davon melden 
auch nichts drauf antworten / wenn ver Gegner 
gleich meinem Rath nicht folgen / fondern/ Dem 
To doch wieder das groſſe Wort haben 
woite. | 

S8 8. Wegender Tertien , qua Con- 
fonantiz, inderen Erfindung durch Chriſtl. 
Muficos manein jonderliches Geheimniß und 
Verhaͤngniß ſuchen will, da es doch ohne Zwei⸗ 


eleine Sache iſt / die ſich caſu fortuito gege⸗ 


en / oder ſchon lange Zeit vor Pythagora und 
Pythagorz Mutter inder Welt geweſen / ein⸗ 
tolglich die Tertia nicht eben von Chriſtl. Mu- 


ſicis allein und zu erſt / als Conſonantia er⸗ 


kannt worden iſt / waͤre hier viel zu ſagen; aber 
wir ſpahren ſolches BEER auf eine nr 
4 il 


464 P.II. Cap. V. 


— ee ee er 
Difcuffion inder dritten Zröffnung. Dies 
ſes gehöret jedoch ad rem , daß / fovielich noch 
habe lernen koͤnnen Didymus; ein Heide / daß 
Glück gehabt hat / den Titul eines Medici mu- 
ſici davon zu tragen / und das alte Genus Dia- 
ronicum bey den Griechen zu verbeſſern. 
Durch diefe Verbeſſerung harter nun erſtlich / 
eine neue. Proportion por den Tonum mino- 
rem, Lo-9. (melcher umein Comma, 8-80, 
tieffer oder Eleiner iſt / als der alte oder Tonus 
major 9 8.) indie Welt gebracht; denn ohne 
diefe Proportion und das Dazu gehörige Se- 
mitoniummajus-16-15. fönten zwar die 
Octaven / Quinten/ Quartenund Toni ma- 
jores rein feynz;aber Die Zereie minores Flunge 
fo viel zu niedrig / und die majores fo viel zu hoch / 
daß man fieohneden gröften Eckel nicht anhoͤ⸗ 
ven Eunte/ ſondern / als herbe Diſſonantien / ver⸗ 
werffen muſte. Durch beſagte des Didymi 
Invention aber wurden Die Tertien zu erſt 
als Confonantien brauchbahr. Dieſem 
Generi Didymi hat heꝛnachᷣtolemæus eine 
Stelle unter ſeinen Speciebus Generis Dia- 
tonici eingeraͤumet / nur daß er Tonum mi⸗ 
norem vor den majorem faßte; welches ar 

| Di· 


Vondemgeträumten Ut re mi &c. 465 


BER NEE NEBEN? 
Didymus umgewendet haben wolte. Vid. 
Ptolem. Lib. Harm. Il, c.c. ſpeciatim 
c. XIII. 

89. Die Proportion eines jeden In- 
tervalli diefeg Generis Didymi , woraus 
Zarlinus ( menigfteng 15. hundert Jahr nach 
Didymo )eine volljtändige Octavam, fo gut 
fie damahls werden wollen gemacht hatı da ſich 
fonft nur des Didymi Befihreibung feines 
Generis auf ein Teträchordum erftreckte/ 
folche Proportion, fagt Neidhardt ı iſt der 
Pro bierſtein / wornach allen andern Generi- 
bus ihr Urtheil geſprochen wird. Und alſo hat 
ein Heyde die Ehre gehabt / ein wunderbahres 
Stuͤcke der goͤttlichen Weißheit zu entdecken 
cönf. beſagten Herrn Neidhardts Temper.. 
c.4. woſelbſt Pring und andern / wegen dieſes 
Didymi, dem jener die Ehre hat entziehen und 
diefelbe Zarlino beylegen wollen / ein artiger 
Tert in puncto GenerisSyntoni pag.20. 
. gelefen wird. 

G iO. Wo ſind nun eure Ehriften ? ihr 
Fahle Drganiften! Antworter mir ihr Alten / die 
ihr im Weinkeller Helden feyd 7 und mit eurem 
Wiſch⸗waſch fremden gelehrten Leuten die aus 
Engelland meinen guten Nahmen hieher brins 

Ws; gem 


‘ 466 P. II. Cap. V. Ä 


gen/ unter dem Deckel grauer Haare ı graue . 
Einbildungen und Thorheiten / graue Igno- 
rance , ja Efelgraue Berlaumdungen und 
Hohnreden vorVirtu Heli rer nn mir / 
und rettet euren ungelehrten Vorſechter / oder 
ſeht euch nach einen andern um. Wo ſind die 
Chriſtlichen Muſici, die allein die Erleuchtung 
gehabt / Tertiam zu erfennen ? Hier iſt ein 
.. der fielange vor Zarlino und Zarlini 
Mutter erfande hat’ und zwar in ihrer rechten 
Proportion. Pythagoras und Ariftoxe- 
aus felbfthabenfie / mit allem ihren Anhang 
und Spieß-Sefelleninicht proConfonantia, 
oder in veraProportione erfennen fönnen. 
AberDidymus hat folches gethanmwelchezaller 
Muthmaſſuug nach / ante Chriftum natum, 
der doch Furß Darauf / als ein Heyde geleber. 
Inter Ariftoxenum & Ptolemzum autu- 
mat Salinas incidiffe tempora Didymi 
Mufici. Jener ( Ariftoxenus) hat 325. 
al vor « Diefer aber ( Prolemzüs) 120 nach 
eifti Gebuhrt floriret. 

F. 11. Antwortet mir felbft / nicht per 
Tertium, ihr Neidhaͤmmel / habt ihr wohl euer 
Lebtage vom Didymo Muſico ein Woͤrtgen 
gehoͤret? Man wird euch in der dritten Eroͤff⸗ 

| nung 


Von dergeträumten Ut re mi &c. 467 


a ———“ 
nung mehr davon fagen. Ich will mich aber 
wippen laſſen / wenn ihr eine eintzige Propor- 
tionem Muficam recht kennet; wenn ihr drey 
Noten / drey kahle Noten / aà livre ouvert, mit 
ſammt eurem adorateur , dem zahnloſen 
Quaͤckſer / hervorbringen Eönnet. Kommt zu 
mie / ihr follt eure Dumm » und Boßheit mit 
Händen greiffen und fühlen. Ich will euch 
Fein Leyd / fondern lauter gutes thun / und fehen 
ob euch noch zu heiffenftehe. Ach! ich beflage 
den frommen Solmifatorem , den einfältigen 
Menſchen / daß er feine todteMulicam Leuten zu 
gefallen hat aufwecken wollen die / ſo wahr ein 
GOtt im Himmel lebet / nicht fo viel weder von 
Muſicaliſcher Theoria noch Praxi, beſitzen / 
als der geringfte Braceifte im DOpern-Orche- 
ftre oder er / der Erfurter ſelbſt. Nun ich hoffer 
der Gegner / der gedungene Öegner / ver fonft 
ein guter Mann ſeyn mag’ wenn er bey feinem 
Schnarrwerck undStylo ligato , oder voller 
Reife des Wachs im Rennftein liegen bleibet / 
wird es dereinſt beklagen und bereuenzdaßer/ale 
ten Hafen und Fuͤchſen zu Liebe / eine gedruckte 
und mit Kupffern beflechte Rernund Adams» 
Sundebegangen hat. Indeſſen wird er ſo 
wohl / als der curıeufe Leſer wegen Erfindung - 
der Tertien, hiedurch beſſer informirt wor | 
den ſeyn. U6 Ss. 12 


R Er Be 


468 P.IL, CpV. 


F. 12. Meines Behalts iftfonft Carte- 
fius der erſte / welcher die Tertiam majorem 
unter die Conſonantias perfedtasmit ec 
net und alſo ein merckliches zu ihrer Au nahm 
contribuirt hat. Daß ich aber Deswegen 
ven Lartefium inder Gnade G-Ntteg ſonder⸗ 
lich hoch angeſchrieben rechnen folte ! daraus 
wird nichts; denn eben diefer Mann war aud) 
fonft Fein unartiger Kerl in puncto Religio- 
nis, und mit feinen Atomis einer Dffenbah; 
rung / Erleuchtung oder dergleichen wegen De 
Tertien wohl werih. Aber wieder jur Tria- 


de, ' 
$.13. Wenndie Trias perfecta ein fol 
ches ungezweifeltes Bild der Dreyeinigkeit ab⸗ 
geben ſoll / was machen denn die Thexrens 
mit der Minus perfedta ? die Antwort de. 
Gegners lautet p. 173. alfo: Die mögen fidh 
feine Seren Runjt-Benoffen/Catholifcyer 
Religion , abfonderlidy zu Nutz machen; da 
doch ſein eigner Sohn drunter iſt / wie ich ver⸗ 
nehme. Du lieber SH! ſo haben ja die ar⸗ 
meteute eine andereTrinitatem undeinander: 
Bild derſelben als wir. Kan denn auch vera‘ 
Trinitas minus perfedta fenn ? Sch fage: 
noch einmah' / den Keinen iſt ales rein Pr u 
Vilder 








Yon der getraͤumten Ut re mi &c. 469 


Bilder gehen zu weit; ihre Umſtaͤnde quadri- 
ren nicht; fie hincken / und ihre Verfechter ſind 
zu verwegen / ſelbige glatt⸗weg mit Der Gottheit / 
und hergegen GOttes Bild mit der Muſic / ja 
gar mit den Zahlen zu vergleichen. Man hat 
„GOtt / als ein geiſtliches Weſen / nicht nach 
„den Regeln der Rechen⸗Kunſt zu ermeſſen / 
„weil die Regeln davon / ſammt ihren Zahlen / 
„ja nur allein ſolche Dinge abmeſſen / theilen / 
„unterſcheiden und zuſammen ſetzen / die da end⸗ 
„lich und ermeßlich / und auch eine um⸗ 
„ſchraͤnckte Quantitaͤt / als eine Laͤnge / Brei⸗ 
„ie / Hoͤhe und Tieffe haben.» (*) 

9. 14. Man fan wohl gute Gedancken 
hegen und feiner Andacht pflegen 5 aber man 
muß folche Dinge niemand alseinen hochwich⸗ 
tigen Slaubeng » Articul aufbringen. Wie: 
waͤre es auch / und mo bliebe dag fo genannte. 
vollkommeneBild derDreyeinigfeitinTria- 
 deHarmonica , wennjemand die Beſchaf⸗ 

fenheit unfers Concentus , unfter Syzygiz 
recht betrachtete ? . e8 nicht drey Soni 


7 gang 
(*) vid, Joh. Gerh. Meuſchens eräffnete 


Bahn des wahren Ehriftenehums. «47,7. 
von der Herrfchafftder Dernunfft. 





470 P. II. Cap. V. 


antz verſchiedener Urten und Naturen⸗ 
ſt nicht Harmonia, nach der beften Defini-: | 
tion, Difimilium‘ Concordantia?Depen- 
dirennicht Quinta und Tertia unftreitig von 
ihrem Gundament-Clavi ? Muß Diefer Fun⸗ 
daments Clavisnichtder erfte ſeyn wenn ich _ 
Triadem conftituiren will? Iſt er denn 
nicht älter als beyde ? Iſt er nicht vornehmer 
alsbeyde / weil mandiefe nach ihm zehlet und: 
rechnet? Kandie Quinta wohlohnedem Fun⸗ 
dament Clavi eine Quinta feyn? Kan herge⸗ 
gen nicht dieſer Fundament⸗Clavis fineQuin- 
tabeftehen ? Iſt die Quinta nicht vollkomme⸗ 
neralsdie Tertia ? Hat fie nicht ein groſſes 
Pr&rogativ ? Iſt hergegen nicht Die Tertia 
inferior Quinta & Fundamento ? Kan. 
man aber fo von der Heil. Dreyeinigkeit ohne 
die gröbfte Ketzerey railonniren ? Sind die 
Perſonen der Gottheit verfchiedener. Arten und 
Naturen ? ft da Difimilium Concordan- 
tia ? Dependirt die andere und Dritte Perfon: 
von der erſten ? Iſt der Water eher geweſen als 
. der Sohn und der Heil. Geiſt? Iſt er älter als 
bende? Iſt er der beyden ihr Sundament ? Iſt 
er vornehmer als fie ? Fan eine Perſon in der 
Gottheit ohne Die andere beftehen ? Iſt Bm 
| 22 13 3 





Von der getraͤumten Ut re mi dc, 471 


dere Perſon vollkommener als die dritte? Hat 
jene ein Prærogativ? Iſt Tertia perſona 
inferior Secunda ? Es betrachte mir einer / 
wie elend es mit, dem Bilde ablauffen würde 
wenn ein ſcharffer Exegeticus drüber kaͤme / 
da ein jeder Muſicus ſchon dieſe Objectione: 
machen kan. 
F. 15. Ich baue ein Hauß von drey pro- 
ortionirten Etagen oder Stockwercken. 
as iſt das vor ein Bau? NB. ein Harmo⸗ 
niſcher Bau. (Scil.) Da find nunzwar drey 
verfchiedene Etagen , aber eg ift Doch nur ein 
Hauß. Ergo iftesein ‘Bild der Drey⸗Einig⸗ 
feit. Ich mag es Faum fchreiben. The 
three Concords in one found feem to be 
aReflemblance of that God, vvhom vve 
ferve on Earth , vvhom vve hope to 
in joy for ever in Heaven , and vvho 
has inftilled to usthe Capacity of ap- 
prehending [uch incorporeal delighes. Arib. 
Bedfords Abufe of Mufic. Diefer Engelläns 
der fagt/ daß die 3. Concordantien in einer 
Harmonie fdheinen eine Achnligkeit mit dem 
GOtt zu haben (1:) dem wir hierauf Erden 
dienen (2.) deffen wir De im Himmel zu 


genieflen und. (3.) derung ah 77 
— | 913 


472 P. II. Cap.V. 


ſolche uncoͤrperliche Ergetzlichkeit (als die 
Mufic iſt) zu bemercken. Das laͤſt ſich beſſer 
hören. Da iſt dag erſte Predicatum dem 
Fundament⸗Thon / das andere der Quintz, 
und dag dritte der Tertiæ gleich. Mes zus 
fammen aber nur ein ungertrennliches Eine. 
$.16. Aug den Worten / foder Gegner 
p.173. führer folteeiner faſt ſchlieſſen Daß Das 
ganke Volck Iſrael ı p Exod.25. unten am 
Berge Sinai geftanden / aus lauter Mufıcis 
theoreticis sufammen geraffet geweſen ſey; 
denn ſie haben erzittert. Wer aber Muſi- 
cam theoreticam verſtehet / der erſtaunet 
uͤber die Worte / wie es denn eine Erſtaunungs⸗ 
wuͤrdige Sache an ſich ſelbſt iſ. So ſpricht 
unſer Schrifftgelehrte. Aber mein guter 
Solmiſator, das Erſtaunen und Erzittern kam 
nicht aus Theoria Muſices, ſondern (ſo zu 
reden) aus der Theoria DEI, von der Ge 
genwart und der den Menfchen unerträglichen 
Maieftät GOttes her. Es find Werd’meis 
ſters Einfälle, ich weiß es gar wohl / der hatte: 
pielmit der Theoria Mufices zu thun / und 
hat auch viel / aber ein bißgen gar zu viel/ darin 
gerhan. Hievon anderswo; denn ich thue 
auch was drin... Wir wollen EHnes Worte 
| AN 


Von den getraͤumten Ut remi &c. 473 


anſehen / daraus man Theoriam Muſices er⸗ 
zwingen will: Siehe zu / ſprach GOtt (da 
muſte ſchon alles erzittern und erſtaunen) daß 
du es macheſt nach ihrem Bilde / das du 
auf dem Berge geſehen hat. Moſes ſolte 
einen Stuhl machen / drittehalb Ellen lang und 
anderthalb Ellen breit / ergo war es ein Har⸗ 
moniſcher Bau daraus Trias Harmonica 
& Mufica abzunehmen. Ich habeeinen Tiſch / 
der iftjuft fo breit und juft fo lang / man braucht 
ihn im Waſchhauſe zum Zeug glätten ; aber 
einer möchte von nun an bißin Ewigkeit darauf 
fehlagen oder greiffen / ehe ereinen Thon / ge: 
ſchweige einen Muficalifchen Zufammenflang 
von ſich gabe. | | 
$. 17. Daß GOtt der Herr gefallen 
habe an Proportionen ift auffer allen Zwei⸗ 
fel / und bezeuget auch folches der Univers , fo 
wohl Microcosmus als Macrocosmus, wo⸗ 
von Robertus Flud , alias de Fludtibus, 
Zeuges genug gefchrieben hat. Daß GOtt 
auch gefallen habe an den Muficalifchen Thor 
nen und deren Proportion, daran ziveifle ich 
fo wenig alsan Ehrifti Geburt; denn es ift ja 
auch Die Muſic fein Sefchöpff / ja feiner beften 
Geſchoͤpffe und Gaben eine: Albers daß ich 
ur BER dar⸗ 


474 P. II. Cap.V. 


darum glauben ſolte / GOtt haͤtte Feine andere, 
als die Aretiniſchen Sex voces im Vorrath / 
und hätte mit der Abmeflung des Gnaden⸗ 
Stuhls unfere Triadem in Muficis eben ans 
seigen wollen / fo treuherkig macht mich Fein 
Menſch. Geſetzt auch der Önaden: Stuhl: 
der Rauch Altar / und andere Sachen im Alten 
Teſtament / waͤren um der Muſic willen geord⸗ 
net worden / welches doch keinem eintzigen 
Theologo Myſtico jemahls im Sinn ge⸗ 
kommen. (q) kan denn das beweiſen / do 
unſere (eben uͤnſere Stuͤckwerckiſche) Mu 
ewig bleiben werde? Der Rauch; Altar war 
einer Ellen lang und breit / dabey zwo Ellen hoch; 
deswegen hat er eine Octavam geklungen. 
Ja ich dächtegeflappet. Der Öegner fee 
p- 174. noch gar dagu/ wer 68 nicht glauben 
will / dem koͤnne man es auf dem Monochor- 
do, auch fine Monochordo weiſen / daß eine 
gantze Saͤyte mit einer halben Saͤhte eine 
Odtavam klinge; aber daß der Rauch⸗Altar 
deswegen auch eine Octavam gerlungen und 
bedeutet haben folte/ iftiaridicul, Wir wol 
en abermahl ſehen wie der Syllogismus zus 
farnmen hangt: Ma-⸗ 





(g) Bon der Menſur der Bundes» Lade &c. vid. 
: Valerii Herbergeri MagnaliaDEi ın Exodum. 


Von dengetraumten Ut re mi &c. 475 


Major. Alles was Proportionem duplam 
bat, klinget die Octav. u 

Minor. Moſis fein Raudy » Altar hat 
Proportionem duplam, 

Ergo. Werden wir im Simmel mit 
ebenden Sonis , fö bier in der Welt 
gebräuchlich / muficiien. Quod 

erat probandum, 

Noch eins / auf eben denfelben Schlag 
koͤmmt $.6. p. 174. vor / davon die Worte in 
Subftantia alfo klingen: 

Major, GOtt bat die gangge Welt Har- 

monice erſchaffen und gemacht. 

Minor. Weil wir aber ex facris vers 
ſichert ſind / daß Simmel und Erde 
vergehen werden / wobey ſich doch 
kein Woͤrtgen findet / daß die Har- 
monie auch vergehen werde; fo 
folget daraus per bonam confe- 
fequentiam, 

Conclufio. Daß die Muſic ewig bleibe, 

Was die 4. Thierund 24. Neltefteny das 
bon Apoc, 9. die Redeiiſt / eigentlich bedeuten/ 
folches ift fchon oben angeführe. Wer fonft 
ein Liebhaber von befondern Auslegungen = 


46 "BI Cap V. 


re / möchte leicht fagen / die 4. Thiere bedeuteten 
unfer vortreffliches Quatuors und die 24. Ael: 
tiften gielten auf die 24.Modos. . Es ginge 
Doch noch einbißgen beffer an als die Odtava 





Bliedmaffen entfpringen; und weil wir denn 
nun mit eben diefen Sliedmaffen im Himmel 
eingehen werden (melches doch noch wohl eine 
groffe Limitation leidet / indem die Ders 
Elährung erftlich vorgehen muß) fo folge aber: 
mahls jagt unfer Logicus, per-optimam 
confequentiam daß diefe unfere ißige Mus 
ſic / oder beffer getroffen die lange vermorvers 
te fechsfpibichre Solmiferatio, ewig bleiben 
und Aretinus auch im Himmel dag Dire- 
ctorium Muficum cum gloria führen wer⸗ 
der Der Erfurter geht wohl mit einer Vice- 

| g°- 


Vonden geträumtenütre mi &c. 477 


0... 
gerenti ſchwanger / doch es ift noch nicht recht 
ausgemacht und find: noch verſchiedene alte 
Candidatenydie mitcertirn. 
G. 19. Wegender einaͤugichten / lahmen / 
gebrechlichen und krummen / die ſolche Pro- 

ofitiones Muſicales nicht aufweiſen / item 

„wegen der Verdammten habe nichts zu erin— 
nern/denn dee Gegner hatı mit feinem eſt 
pro ratione voluntas, mathematice de- 
monftriret / daß / ohne an die erften zu gedens 
cken / die letztgenandte Menfchen ihre Glied⸗ 
maſſen zu lauter Diſſonantien gemacht haben; 
daraus ich fchlieffer daß Fein Verdan mter den 

Kopff am rechten Orte / fondern ettvan, Die 

' Rüffe oben und die Augen unten tragen müffe) 

Daher e8 denn auch eine ftarckeDiffonantiam, 

ich glaube vielleicht die Secundam, von ſich 

| geben mag /menn einem folchen der Hals ums 
gedrehet und der Janus mit ihm geſpielet 


win, 

Ä $.20. Yun endlich fpricht dee Wieder⸗ 

leger: Es mögen angeführte Rationes 
genug feyn zu behaubten / daß wir die So- 
ni (folte wohl Sonos heiſſen wenn man in 
Quarta Claffe feinen Product haben mil) 
ſo bier in der Welt gebräuchlich ſind und. 

| | | Gui 


Hbe 


478 P. II. Cap. V. 


Guido Aretinus mit ut re mi fa [ol la bes 
nahmſet hat / dereinſt bey der Himmliſchen 
Harmonie und Muſic auch gebrauchen 
werden. Die Melodie aber wird GOtt 
componiren. Ach! du groſſer ewiger Com- 
—— qui totum univerſum unafı lla- 
a compoſuiſti, verzeihe den armen Suͤn⸗ 
dern und inſonderheit dem Organiſten in Erfurt 
doch / daß fie von deiner ewigen Glorie einen 
ſolchen elenden ſechsſchroͤtigten el haben, 
und ihn noch dazu im Druck der Welt sum 
Gelächter und Spott heraus zu geben fich nicht 
ſcheuen. Verzeihet ihr Tertianer / — ein 
Organiſt / der doch wenigſten ein Muſicali⸗ 
ſcher Magiſter ſeyn will fo dumm argu- 
mentiret und noch duͤmmer ſchlieſſet. Uns 
ſere barmhertzigen Kuͤnſte werden ſich ja wohl 
verſtecken / der beſten Saͤnger und Saͤngerin⸗ 
nen Mund wird vermuthlich gerne verſtum⸗ 
men / alle Sayten unſrer Inſtrumenten wer⸗ 
den für Erſtaunen fpringen Fein Ventil wird 
mehr Wind halten koͤnnen und unfee 32. 
üffiges Principal wird / nebft der Poſaune / 
ich alles Anfprecheng gerne und willig bege⸗ 
ben / wenn unfere Ohren dereinft hören ters 
den / wie GOtt im Dimmel will gelobet kom 
| N 


Von den getraͤumten Ut re mi &c. 479 


Unſre Soni werden Dagegen ausfallen / wie 
das Geraͤuſche und Geſumme einer Maul⸗ 
Trummel gegen ein helles Clavicimbel, un⸗ 
ſer Stimmen werden gegen der Engel ihre 
Stimmen lauten wie das Gegirre einer Heu⸗ 
ſchrecken gegen den Schall einer Nachtigall / 
und unſere armſeelige / doch allerbeſte Huͤlffs⸗ 
Mittel der Temperaturæ, werden gegen das 
Syſtema cœleſte ausſehen wie ein zerlaptes 
* gegen einen Koͤniglichen Purpur⸗Man⸗ 
tel. 


F. 21. Hat Paulus bey feiner Enzüe 
fung in den dritten Himmel und ins Paras 
dies unausfpredbliche Worte gehöret 2 Cor. 
12,4. die fein Menfch fagen Fan (im Engli⸗ 
ſchen heift es: ‚nauetpeecbliche orte die 
niemand rechtmäßiger Weiſe ausfprechen fan) 
wie vielmehr werden die Ausermwehlten (GOtt 
gebe daß ihrer fein viel find) unausſprechliche 

onos hören und haben. Da nun aberuns 
fere irrdiſche Thone gank und gar nicht uns 
ausfprechlich ſind / fo Eonnen es ja wohl diefelbe 
nicht/ fondern es müffen nothtwendig andere 
feyny mit welchen wir dereinft im Himmel 
muficiren werden. Es find Himmlifche Coͤr⸗ 
per und irrdifche Eörper: Aber eine — | 
_ err⸗ 


480 P.-II. Cap. V. 


Herrligfeit haben die Himmliſchen und eine | 
andere die Srrdifchen 1. Cor. 15,40. Was 
ift esauch nörhig auf folche Panvretés zufal- 
ln? Es iſt ja GOtt nicht unmüglich / hundert 
taufendmahl taufend andere Sonos zu fchaffen 
und zu machen wenn fienicht fehon da wären; 
denn ob gleich eines theild apofle ad velle 
nicht argumentiret werden mag/ fo iftdoch 
andern theils fündlich und läfterlich / Die ſelb⸗ 
ftandige Allınacht aus Eigenfinn dergeftalt ein. 
zuſchraͤncken und gleichfahm zu binden’ als 
wenn fie juſt nach den fechs Sylben des ges 
fehornen Mönchen ihre Compofition. eins 
richten werde und müffe. Ich will nur bits 
ten: Water vergib ihnen’ denn fie voiffen nicht/ 
was fie thun. 
$. 22. Der Ort aber/ 1. Cor. 2. v.9. 
daß Eein Auge gefehen / Fein Ohr gehoͤret hate. 
handelt gar nicht vom ewigen Leben / ſondern ab 
lein von Dffenbahrung der Gnaden Lehre des 
H. Evangeliiyoder von der Lehre Ehrifti. Nicht 
nur der Locus paralelus ER LXIV, a. Wo 
die Ankunfft Meßia ins Fleiſch und folglich das. 
Evangelium fo brünftig erbeten wird / ſondern 
der Context weiſet es ſelbſt. Saget nichtder 
Apoſtel (v. 1.) er ſey gekommen den == 
thern 


Von den geträumtenlit re mi &c. 487 


theen zu verfündigendie Göttliche Predigt; 
und daß er ihnen allein "72 fum Chriftum 
den Becreugigten geprediget habe (v. 2.) 
um Zeugniß /daß die Lehre des H. Evangelii 
egreiffe und vorlege die völlige und zur Sees 
tigkeit ſattſahme Erkaͤndtuiß Eheifti? Wie er 
ihnen aber dis geprediger/ feget er hinzu: nem⸗ 
lich mit hertzlicher Sorgfalt und Furcht GOt⸗ 
tes / auch unter vielem Creutz und Anfechtuns 
gen (v. 3.) nicht mit Welt⸗Beredſahmkeit / ſon⸗ 
dern: In Beweiſung des Beıftes und der 
Krafft (v.4.) Auch die Wuͤrckung feiner Pre⸗ 
Digt fen gemwefen die Erbauung und Staͤrckung 
im wahren Glauben an Ehriftum. (v.5.) 
Damit nun nicht jemand dem Apoſtel vorwerffẽ 
möchte Daß weil er / eignem Geſtaͤndniß nach 
nicht in vernunfftigen Reden das Wort 
verkündige (v.4.) er ein elender / einfältiger/ 
untuͤchtiger Lehrer fey ; fo begegnet er ſolchen 
Einwurff / und fpricht ( v. 6.) da wir aber 
vonreden/das iſt dennoch Weißheit / bey den 
vollkommenen / nicht eine Weißheit dieſer 
‚Welt (i.e. die Heydniſche Pnilofophie aufs 
fer der Sinade ) auch nicht der Dberften dies 
ger Wele ı zur Verwerffung der Juͤdiſchen 
Weißheit / weil le di Herden⸗ ern 
| siß- 


482 | p. It. Cap.V. 


Weißheit nicht erkandten( cap.I.v.21,22,23.) 
denn / daß er durch diefe Oberſten der Welt Die 
Juͤdiſchen Lehrer verſtehe / ſehen wir cap.2.v.8. 
da er ſaget: daß dieſe Oberſten den Hexrn der 
Herrlichkeit gecreutziget haben; damit beſchuldi⸗ 
getaber Petrus die Juden Act.lll.v.15. Diefe 
Juden geſtunden nun ſelbſt / daß die Heydniſche 
Philofophie eine verwerfliche Weißheit ſey / 
daher ſie auch denjenigen verfluchten / der ſeinen 
Sohn die Weißheit der Griechen lehren 
lieſſe; hingegen aber erhuben ſie die Weißheit 
ihrer Oberſten / Joh. VII. 26. Erkennen un: 
ſere Oberſten nu gewiß / daß er gewiß Chri⸗ 
ſtus fey ? und v.48.49. glaubet auch ir 
gend ein Oberſter oder ein Pharifäaer an 
ihr + fondern das Volck / das nichts vom 
Geſetz weiß, ift verflucht. 
$.23. Ob nun diefe Oberſten / Schrifft- 
gelehrten ac. zwar die H. Schrifft für ſich hat⸗ 
len / und in derſelben den Schluͤſſel der Erkaͤndt⸗ 
niß(Luc IL. 52.) auch daher einige Wahrheit 
erfandten(Matt.XX 111.2, 3.)fo war doch als 
le dieſe Weißheit nicht einmahl fo vermögendy 
daß fie ihre Oberſten / vielweniger derfelben Kies 
Sen und Schulen erhalten möchte. Denn der 
Apoſtel ſetzet (V. 6.) hinzu: Sie — 
= | en 


Don den getraͤumten Ut re mi &c. 483 


Eben dis ſaget er auch von ihrem Geſetze: daß 
es aufhoͤret. 2. Cor. III. 11. wie es denn auch 
am Tage / daß ſo wohl der Gottesdienſt / als die 
— der Juden / ein Ende genommen. Dies 
er / ſo wohl der Juden / als der Heiden Weißheit 
ſetzet nun der Apoſtel entgegen die Weißheit der 
Evangeliſchen dehre wenn er (v.7.) ſpricht: 
Wir reden von der heimlichen verborgenen 
Weißheit GOttes. Man merckehier (1.) 
daß der Apoſtel und alle feine Mir Arbeiter / 
tolglich auch alle rechte Lehrer / von dieſer Weiß⸗ 
heit reden. So iſts eine oͤffentlich verkun⸗ 
digte Lehre. Dieſe Lehre aber nennet er (2.) 
eine heimliche (nad) dem Grunde ev uusngi@, 
eine im Geheimniß verborgene )"WWeißbeit / 
anzuzeigeg : daß die Warheiten derfelben nicht 
allein über die Menfchliche Erfindung: fondern 
auch über unfern Begriff ſeyn. Andere War⸗ 
beiten von GOTT mögen aus naturlicher 
Scharfffinnigfeit ziemlich erfannt und gefaffet 
werden; aber diefe/ welche aus bloffem Rath 
und Wohlgefallen GOttes ent ſprꝛoſſen / iſt viel zu 
hoc) für unſern Verſtand / Daß wir fie demnach 
aus görtlicher Offenbahrung allein zu hohlen’ 
daher zu glaubensund folglich defto höher achten 
- haben? weil fie mehr Licht als wir faſſen; mehr 
 &2 gutes 


— 


434 P.II. Cap. V. | 


utes als wir verlangen ; und mehr herrliches 
Par als wir bedencken Fönnen. Er nennet Diefe 
Lehre (3.) eine verborgene ; (nad) dem Gruns 
de in Perfedto &PlusquamPerfecto Parti- 
cipii paflivi , droxexeuune ,) eine vers 
borgen gewefene Cr) nicht / daß fie ſich 
verberge für den Menfchen und fich ihnen nicht 
predigen noch verfündigen laffe ; denn die 
Weißheit Blager ja drauffen und läft ſich 
hören aufden Baffen. Sie ruffe in der 
Thüram Thor/ vornen unter dem Volck. 
Sie redet ihre Worte inder Stadt, Prov, 
J. 20 21. Sondern er nennet fieeine verbor⸗ 
ene oder verborgen geweſene / theils / weil wir 
ieaus eignen Kraͤfften nicht mögen erlangen’ 
fondern ung fo lange verborgen bleibet / biß fie 
ſich ung ſelbſt mittheilet / und fo heiffer fie billig: 
Eine vor unfere Bekehrung verborgen ge⸗ 
welene ; wie denn der Apoftel/ nicht Chri⸗ 
flus (vid. Ur, pag. 156.) gleich darauf 
(v.9. 20.) faget : daß kein Auge gefeben! 
und kein Ohr gehörer hat / und in keines 
Men⸗ 
—A——— 
echt 3. V. 9, allıno eu Lubera Aber 
feßet: Die Gemeinſchafft des Geheimniſſes / dab 
bon der Belt Her in GOtt verborgen gewefen 

iſt. j. c. vas Evangelium. 


Vondengeträumten Ut remi dc. 485 


Menſchen Gerg kommen ift / das GOtt 
bereitet bat denen/ die ihn lieben. Uns 
aber hat es GOtt offenbahret durch feinen 
Geiſt. Theiis/ weildie Güter dieſer Weiß—⸗ 
heit fo groß find / daß wir fienicht gnugfahm im 
diefem Leben begreiffen koͤnnen; Theils/meil ih⸗ 
ve Herrlichkeit an den Släubigen in der Welt 
fich nicht äuferlich offenbahret / als die Weißheit 
der Welt und der Oberſten / die in Pracht und 
Ehre ſich aͤuſert; deswegen Kutherus hieruͤber 
die ſe ſchoͤne Stoffe ſetzet: Es lieget unter der 
Thorheit und dem Ereutz verborgen / und 
ſcheinet nicht in Ehren und Reichthum. 
Theils / weil diefe Weißheit von Zeitzu Zeit 
fich mehr und heller offenbahret; daß / wenn Die 
-geöffere Offenbahrüngen gegen die vorigen ges 
halten werden fie darum billig.eine/ in gewiſſem 
Grad verborgen gewefene Weißheit zu nen- 
nen iſt. Wie fie denn im Alten Teftament viel 
verborgener mar / als ſie igtim Neuen iſt; auch 
ſich noch taͤglich an den Glaͤubigen ſo offenbah⸗ 
ret / daß ſie in daſſelbe Bild verklaͤhret werden / 
von einer Klarheit zu der andern. 2. Cor. 3. 
v.i8. 

$.24. Ferner nehner der Apoſtel dieſe 
Weißheit (4.) eine Weib GOttes / 
23 | 3 be⸗ 


486 P.II.Cap. V. 


SHE SHE TEER SB. 2aHiL ni. DEBSZERBERRABIEREREEONERGE: 
beweifen: daß GOtt der Verordner / Uhrhes 
ber und Wuͤrcker derſelben ſey; denn fie iſt die 
Weißheit von oben her( Jac.I, 17.) Auchrvaß fie 
jauter göttliche Dinge lehret und deswegen Die 
Weißheit zu fein felbft Erkandtniß heiffer 
(Ephef.1. v. 17.) Ja / daß fie zu GOttes Ehre 
und zu GOtt ſelbſt abzielet / fo wohl als zu der 
Menſchen Seeligfeit : denn / fie wiederfaͤh⸗ 
vet uns / daß wir etwas ſeyn / zu Lobe feiner Herr⸗ 
lichkeit. (2. Cor. 2. v.8. 12.) Und auf dieſen 
End⸗Zweck verweiſet der Apoſtel / wenn er (5.) 
ſpricht (v. ) welche GOtt verordnet bat 
vor der Welt / zu unſrer Herrlichkeit. Iſt 
aife dieſe Weißheit dag Mittel / ſo zur geiſtlichen 
und ewigen Herrlichkeit GOttes abzielet / und die 
Menſchen auch kraͤfftigſt dazu leitet und fuͤhret. 

9. 25. Aug dieſer kurtzen Erklaͤhrung 
ſiehet der Gegner / daß der Einwurff / deſſen er 
ſich beſorget / und den er ſchon im voraus an ſei⸗ 
nem letzten Blat / avec la derniere ignoran- 
ce (indem er Pauli Worie Chriſto zuſchrei⸗ 
bet) ausnimmt / gar nicht vom ewigen Leben 
ſelbſt / noch vielweniger von deſſen Muſic / ſon⸗ 
dern von dem Mittel dazu / nemlich von der Leh⸗ 
re und Weißheit des Evangelii eigentlich zu vers 
ftehen ſey / was auch immer vor ———— 

| | e 


Don den geträumten Utre mi &c. 487 


en VER ENNEEEREICEENNEEE, SB 

Iche Urfachen und Drehungen die mir nıcht 
unbewuft find / aliter fentientes anfühs 
ten mögen 53 (*) da nun der Apoſtel 
fagt / es fen dieſe Weißheit Beine Weißheit 
der Welt / ſo muͤſte ja auch / wenn des Herrn 
Organiſten vermuthete Hypotheſis gelten ſol⸗ 
te / ſein vermeynter Beweiß / daß wir mit eben 
den Sonis im Himmel muſiciren werden / die 
hier aufder Welt gebräuchlich / ſelbſt Dadurch 
contradiciret und übern Hauffen gerorffen 
werden;da fie iſt eine Weißheit / verordnet zu uns 
ſrer Herrlichkeit (v. 8.)ſo müfte wir allein durch 
desSolmiſatoris todteMuſicam ſc.æternam 
Chriſten und ſeelig werdenzund da / wenn die Ju⸗ 
‚den dieſe Weißheit erkandt / ſie den Errn der 
Herrlichkeit nicht gecreutziget hätten / fo 
muͤſten die Juden Chriſtum bloß getoͤdtet haben / 
weil ſie die Muſic nicht Tann, 
4 a 


(*) Und geſetzten falls / der Ort waͤre vom ewigen 
Leben zu verſtehen wie ich denn die Herren Theo- 
logos darüber zuſammen geben und mich in ih- 
ren Diſput garnicht mifchen will; fo wird doch 
niemand fo thöricht feyn / daßer behaupte / der 
Apoftel habe die Aretinifchen Voces dadurch ge- 
meinct / oder ihre Excellentiam dadurd) ver⸗ 

fanden) wie der Erfurter glaubt/ daß mans ihm 
einwerfien koͤnne. | | | 


de, 


48 P.il.Cap.V 


P. 0 

da der Gegner ſich auf ven gten Vers (welchen 
er unſers Heylandes Spruch faͤlſchlich nenner) 
beruffet: daß kein Zuge geſehen ꝛc. ſagend / es 
werden zwar dieſelben Soni, aber in Modo 
excellentiori, im Himmelfeyn / und diefen 
Gradum excellentiflimum habe noch fein 
Ohr gehöret sc. gleichwohl aber damit - bes 
weifen will / die Himmlifche Mufic werde juſt 
mit feinem liederlichenut, re, mi, fa gefungen 
werden? wiehaben denn feine Augen dis gefe- 
hen? wo haben esfeine Dhren gehöret ? und 
wie ift esinfein profanes, chiliaftifcheg und 
werckheiliges C*) Herk gefommen / daß es 
alſo fepn werde und ſeyn müfle.. (s) Da 
auch der Apoftel v.1o. faget : Uns aber hat 
es GOtt offenbahret ic, ſo muͤſte ſolgen doß 

ee 


(*) Die guten Wercke vergleicht der Organiſt mit 
den Doppel-Fugen p.io. denckt aber nicht / daß 
ein reiner Lutheraner fingen muͤſſe: Meine gu: 
se Werck die golten nicht x. Er wird auch 
eben fo ein feltfamer Evangelifcher Maul⸗Chri⸗ 
fte als dummer Schrifft- Deuter ſeyn / indem bey 
ihm das: Papa præcedit hin und wieder / abſon⸗ 
derlich aber p. 175. ſtarck hervorraget. 
Cs) Es iſt eine kluge Unwiſſenheit das nicht wiſſen 
wollen / was uns GOtt nicht oſſenbahret hat. 
Maßas, von Unſterblichkeit der Seelen / 


P. Ibl. | 


Von den geträumten Ut re mi &c. 489 


‚Die Apoftel dieſes Himmlifche ur re mi fa fol 
la, diefe Excellentiam; nichtnur gehöretifons 
dern auch verftanden hätten / Daß fie alfo vors 
treffliche Muhci theoretici geweſen wären’ 
welches / wenn ſichs fo verhielte / fie ung gewiß 
berichtet haben würden. Ich fage Theore- 
tici; den man liefet von feinem einigen Apoftel/ 
daß er die Teufel mit der Harfe / wie etwann 
David vom Saul ausgerrieben einfolglich daß 
einer der Apoſtel ein Muſicus pradticus gewe⸗ 
ſen ſey. So gehtes / Here Organiſt / wenn 
man ſich in einer Science vertieffet / die uͤber 
unſern Horizont iſt. (t) Die Herren 
Theologi werden ihm ſchlechten Danck fuͤr⸗ 
feine verkehrte Schrifft⸗Application wiſſen; 
Er bleibe bey feiner Orgel / ſchwatze feinem 
Calchanten vom Stylo ligato und Choral 
was fuͤr / wie er denſelben recht tactmaͤßig tre⸗ 
ten ſoll; daß wird ihm beſſer gelingen / als Char⸗ 
tequen zu ſchmieren / darinn weder Rime noch 
Raiſon iſt / und die H. Schrifft / nach ſeinem 
| | L 5 un⸗ 





© Turpe efl, quod nequeas, capiti committere 
| pondus, 
Property Elogh, 


492 P II. CpV, 


— 
unheiligen und aberglaͤubiſchen Ut re mi fa 
ſol la, zu analyfıren. 


8.26. Ich habe mie fonft fagen laſſen / 
ift mir auch Furg vor Schlieffung dieſer 
Schutz⸗Schrifft durch gute Sreunde uberbries 
fet worden / daß mein Antagonifte gar ein 
geringer Kerl feyn / und oben zu Lande (denn 
hier will ihn niemand Fennen) für einen fchled)s 
ten Brandtweins⸗Potentaten paßiren fol; fols 

re diefes wahr ſeyn / fo möchtemich fchier ger 
reuen/ und wuͤrde mirs nimmer verzeihen daß 
ich ihm fo viel Ehre mit dieſer Gegenwehr ges 
than härter weil doch allem Anfehen nach / 
quoad Muficam faniorem, der Menſch 
ebenfo wenig mir mir quadeivet/als einGagne- 
petit oder Scheerenfchleiffer mit einem Spa⸗ 
nien⸗Handler; fintemahl man mit fagt / daß 
was er noch etwan in feiner Läfter-Charteque 
hervorgebracht / nichteinmahl de fuo genom⸗ 
‚men fey /fondern daß er mit frembden Kalbern 
gepfluͤget habe / mit dem Beyfuͤgen: kein Eſel ges 
he aus der Stelle / er habe den einen Treiber. 
ch laſſe es dahin geſtellet ſeyn; denn es gibt 
eüte die ben ſolchen Fällen gerne zuhetzen und 
bißweilen ein bißgen mehr fagen als — 

| | allein 


Vonden geträumten Utremi &c. 491 


Allein damit ich weder diefennoch dem Wieder⸗ 
facher ihren Willen thue / fo werde ihn und ſei⸗ 
ne Schweſter Medifance hinführe machen 
taffen was fie wollen / nichts direete mehr ants 
worten / fondern denchen : Alles und jedes’ / was 
fein niederträchtiges Ingenium, das nur Geld 
perdienen will / oder / was feine einfältige 
Committenten , elende Spießgefellen/ ev: 
bärınliche Helffers: Helffer / Malevoli &c. 
A wieder mich egfinnen, Fönnen / fey 
wreein Kleck / dee mir durch einen voruͤberfah⸗ 
renden Dreckwagen aufs Kleid gefallen’ und 
der, wenn er trucken geworden / fichausreiben/ / 
ja mit einem eingigen Schnäller oder Kniplein 


e 


annihiliren laft. 


Rach⸗Spiel. 


4. 1. Nun wohlan! ich, will hiemit in 
GOties Nahmen dieſe meine abgenoͤthigte 
Vertheydigung und das beſchuͤtzte Orcheſtre, 
riach deſſen zweyten Eroͤffnung / getroſt ſchlief⸗ 
ſen / mit Bitte / der Leſer wolle beſtens entſchul⸗ 
Digen/ / wenn etwann nicht alles. nach ſeinem 
Sinn gorathen iſt. Hätte ich einen ſpitzigen / 
ſcharffen oder ſchwutzgen Re ergreiffen hob 
Achur | N or 





497 P. II. Cap. V. 


——— ——— — — üü2 | 
len wie denn Urſache genug Dazu gegeben 
worden / die Antwort würde ein bißgen harter 


ausgefallen feyn; allein Marphorius und Pas- 
quinus haben mir diemaht Feine Feder geliehen 
ich habe mit aller Selindigfeit die mir. nur 
Menſch⸗muͤglich gewefen / verfahren und fes 


hen wolien / ob der Wiederſacher Dadurch auff 


andere Gedancken gerarhen möchte / daß er ſei⸗ 
nen gottlofen und fchlecht abgelauffenen Ans 
griff bereue / die 18. Silberlinge / fo en 
dafür genoffen (dafern fie bezahlt find)” 





— 


— — — — — 


Blut⸗Geld wegwerffe / und mich / der ich ihn 


memahls beunruhiget habe / noch beunruhigen 


wil/ insfünffrige auch in Ruhe laſſe. St. Mi⸗ 


chael der Ertz Engel / hat den Teufel ſelbſt nur 


beſtraffet / nicht gelaſtert / wie wir in Judas 
Epiftel leſen; derowegen will auch ich es bey 


diefer gelinden Vorſteuung / ohne eintzige Läfte: 
rung inder Welt / bewenden laſſen / ob ich gleich 
wünfchen koͤnnte der Wiederſacher ware diß⸗ 
fals meine Meynung; aber er glaubt nicht eher! 
daß ein Schlag auffs Eis gefchehen biß er ihn 
feibpt fühle: _ Werdrieft ihn was / fo beiſſe er 
ing Peltzgen / und fehe das beſchuͤtzte Orcheſtre 
aufs neue wieder an / mit den Gedancken; NB, 
Laß jeden bleiben der er iſt / ſo — 

auch 


ee ——— SL. en — 


Vondengetraumtenlltremi &c. 493 


auch wer dubifl. Er dencke mit gankem 
Ernft bey fich ſelbſt: Hätte ich den Engli⸗ 
fchen Secresarium in Hamburg hübſch mit 
frieden gelaſſen er würde nimmer an den 
Organiften zu Erfurt gedacht noch dens 
felben fo geftriegelt haben. Profit. Ich 
zweifele aber Feines Weges / der refutirte Re- 
futator werde diefe Züchtigung nicht achten / 
die gute Vermahnungen zu einem Ohre ein 
und zum andern wieder herausgehen laflen/ 
und auf alle meine Grunde fie mögen noch 


ſo folidesfeyn/ abermahleben fo viel unvers 


fchulderes und abgeſchmacketes und läfterns 
des und verläumderifches einzuwenden finden / 
als vorhin an Dem innocenten Orcheftre 
geſchehen; allein es ift auch gewiß / Daß ich‘ es 
fey nun diredte oderindiredte, mid) deffen 
zu ermehren Das Pouvoir ebenfals haben / und 
serfchiedene Wege zum Peltz⸗waſchen finden 
Fan’ fo daß einer von ung endlich der Klügfte 
ſeyn / ſchweigen / und dem Guckguck das letzte 
Wort gönnen «oder aber ſich gefallen laſſen 
muͤſte / Die Zeit feines Lebens mic folchen 
Stänckereyen hinzubringen/ fo mie. aber am 
menigften anſtehet Es betrachte inzwiſchen 
der Gegner die Worte Er und — 

a . z.B 


494° BA Cap, V. — * * 


ſie an ſeine itzige und kuͤnffiige Schmieralien 
mit groſſen Buchſtaben: 2 

- '- "Hz nugæ feria ducunt  »% 
Inmala = — —R | 

Ach meines theils erflähre mich hiemit 
ein vor allemahl / daß wenn auch der Wieder⸗ 
tacher ferner Luft zum, Kagbalgen bezeigen / und 
mie hundert Schmäh-Schriffte das wohlsfor- 
tificirte Orcheftre wieder anfallen: folterich 
mich in meiner Seftung / in meinem Vortheil / 
ans ftille halten und gegen ihn micht. mehr 
Öffentlich ins Feld rücken will; es möchteihn 
denn fo einmahl eine verflogene Cartaͤtſchen⸗ 
Kugel treffen / die offt eben fo viel thun kan / 
als ein foͤrmlicher Ausfall. Dafuͤr ſtehe ich 
nicht ein. | — 
$. 2. In des Trajano Boccalini 
curieuſen Relation ex Parnaflo laͤſt ſich 
Apollo ſo heraus: Derjenige iſt eben ſo thoͤ⸗ 
richt / welcher eines andern unnuützen Ber 
ſchmier und Gewaͤſch mit Verantwortung 
ein Anſehen macht / als derjenige / ſo derglei⸗ 
chen nichtswurdige Cenſuras publicirt. (u) 
Apollo wolle mir verzeihen / daß ich — 
| dem 


|— — —— — — — 
(u) Pd, Dring Satyr. Comp, Prodromo 4% 


... Vondengeträumtenlitremi &c, 49% 
dem unnuͤtzen Geſchmier und Gewaͤſch degSol- 
mifatoris mit meiner / Ehrenhalber unver⸗ 
meidlichen / Verantwortung ein Anſehen ge⸗ 
macht babe ; es ſoll hiemit alle ſeyn / und will 
ich dergleichen nichtswuͤrdige Cenluren hinfühs 
ro nichtmehr fo beehren. In einem Dinge 
aber muß mich der Solmifator nicht verdens 
cken / daß falls die nun einmahl reputirlic) bes 
grabene ſechsſylbichte Solmifation wieder 
aus der koſtbahren Grufft hervor gekratzet wer⸗ 
den ſolte / ich ſie nicht noch einmahl / ſondern er 
ſie / auf ſeine eigene Koſten / zum andernmahl 
werde zur Erden beſtatten muͤſſen. So koͤn⸗ 
te mich auch / ſolchem falls / uͤber Hexerey be⸗ 
beſchweren und Die Feuer⸗Straffe verlangen / 
denn mit Menſchen will ich zwar / aber nicht 
mit Geſpenſtern fechten. 
S.3. Ich biete ihm indeſſen (raillerie & 
- aus friedfertigem Gemuͤthe / meine Al- 
iance an/und wenn er von feinen. falfchen 
Principiis abftehen will und etwas weiß / vers 
fihere ıch ihn daß wir unitis viribus weit 
mehr bey der Mufie und ihrem Studio augs 
richten werden! als wenn wir fo mit einander 
den Feder: Krieg fortſetzen. Iſt ihm auch da⸗ 
mit gedienet/ Daß ich zugeben folly er habe in 
| Stylo 


496 P.II. Cap. V. 


Stylo Eccleſiaſtico das ſeine gethan / ſelbigen 
in den Kloͤſtern wacker durchgewandelt / und 
kenne Doctrinam Medorum antiquorum 
faſt wohl / ſo will ich mich deſſen keines Weges 
entbrechen / weil ich die Aufrichtigkeit hertzlich / 
und auch das Gute an meinen aͤrgſten Seins 
den / liebe; bey mir fol Fein Menſch / weder 
Opiniatreté noch Zanckſucht antreffen / weil 
ich aus unferm Salomon;cap. 17. V. 19 lets 
ne: Wer Zand lieber / der liebet Suͤnde / 
und ausdem güldenenen ABC: 
Wenn jemand mit dir hadern will / 
So rath / ich daß du ſchweigeſt ftill, 

Zu wuͤnſchen wäre es / daß ſich ein Me- 
diateur angebe / der vernuͤnfftige Vorſchlaͤge 
zum Vergleich thaͤte / ich wolte der gantzen 
Welt zeigen / wie gerne ich nachgeben und 
Friede haben mag / wann derſelbe kluͤglich und 
ohne Nachtheil zu erhalten iſt. Habe ich ihm 
indeſſen hin und wieder die Wahrheit etwas 
trucken geſaget / ſo dencke er: Mapis ama 
objurgator fanus, quam adulator in- 
gens. | 


J. 4. Es bedencke der Gegner dieſe mei⸗ 
ne Sentimens wohl / und ſehe ſich fuͤr / daß 


Von den geträumten Ut re mi &c. 497 


mich nicht zum andernmahl beleidige / ich wer⸗ 
de ihm Feine fo gelinde Saiten mehr aufziehen / 
Feine ——— gebrauchen / ſondern auff an⸗ 
dere Mittel bedacht ſeyn / mich ſeiner zu entle⸗ 

digen. Was er geſchrieben hat / und ferner 
etwann auf dem vorigen Schlag noch ſchrei⸗ 
ben wirds Fan er in alle Ewigkeit nicht; wie⸗ 
derruffen noch verantworten; Verlaͤumbdungs⸗ 
Runden find folche Wunden / die / ob fie gleich 
noch fo gut geheilet werden allemahl eine Nar⸗ 
be nachlaſſen / und felbft in der Todes⸗Stunde 
bey dem verlaͤumbdeten Rache, bey dem Ders 
laͤumbder aber zu fpäth Bereuung fordern. 
ine Schmady foll man nıdyt nad) dem 
Begriff deffen der fie anthut / ſondern nach 
der Empfindlichkeit deſſen / dem ſie ange⸗ 
than wird / abmeſſen. Roger l’Eitrange 
erzehlet / daß einſt etliche ſpielende Knaben an dem 
Ufer eines Teiches auf die Froͤſche gelauret / und 
ſo bald nur einer hervor gegucket / habe er gleich 
einen Stein auf den Kopff bekommen / daruͤber 
die Knaben denn alle hertzlich gelachet. Einer 
der Froͤſche aber habe ſo geredet: Kinder / ihr 
dencket nicht / daß ob gleich dieſes für euch 
nur ein Spielwerck iſt / ſolches für uns der 
unvermeidlicye Tode ſey. Dieſe Fabel bes 
| kraͤffti⸗ 


49% P.Il. Cap.V. 


kraͤfftiget obangeführtes aus dem Horatio, 
und hareiner fichvorzufehen / was er anzuͤgli⸗ 
chesfcbreibe. Salomon fpricht Prov.IX, ı 2, 
Biſtu weiſe / fo biftu dir weiſe; biſtu ein 
Spoͤtter / pwirjtuesallein tragen. Und 
Syrady/cap. XXII. v.26.27. Wenn du 
gleich ein. Schwerdt zückeſt über deinen 
Freund / ſo machſtu es nicht fo böfe als mit 
Schmaͤhen. Denn ihr koͤnt wohl wieder 
$reunde werden ; man tan alles verſoh⸗ 
nen/ausgenommendieSchmady, Solche 
Schmach hat mein Gegner nunymit feiner ver: 
meinten Wiederlegung/ohne Die geringfiePro - 
vocation., wieder mich / ums Geldes willen / 
ergehen laflen/ und hat dannenhero nicht nury 
als Auctor rix&, davon die Laft allein zutras 
gen / fondern mag ich auch unumgänglich dars 
auf zu meiner Beſchuͤtzung Ixdens, non ut 
lædam, habe antroorten muüffen / falls etwas 
ſchmertzhafftes darin fenn folte / foldhes fällt 
alles auf feinen Ropff. Denn: 


. Jare poteſt ledi, lædens, ut lædat; in 
| illum 
Unde brevis cœpit læſio, magna 


redit, oo 
Din: 


Don den geträumten Ut re mi &c. 499 


Demyenigen ju exponiren/ der andere 
underfchufderer Weiſe hat exponiren wollen / 
iſt ein erigubter Weg zu Reprefläilles, 


$. 5. GOtt verleiherdaß ers zu Herken 
faffe, und nicht Sünde mit Sünden häuffe, 
neue Aergerniß gebe / mich und andere auch 
fündigen mache; fondern wie ich. bereit biny 
aus Liebe zur Mufic und Harmonie dag ver⸗ 
‚gangene fo viel menſch⸗und muͤglich / in Vers 
geflenbei zu flellen / er auch dag aufrichtige 
Anerbieren meiner Sriedfertigfeit (fiehe da / 
mein Zeuge ift im Himmel / und der mich ken⸗ 
net’ in ver Höhe!) gelten laſſe und hinfort 
meinen Beftrebungen vdergeftalt zu Huͤlffe 
komme / wie er gern ſaͤhe daß mans mit den 
feinen machte. - Sch fage und fehreibe wer 
der dieſes noch was ich fonft NB. gefchries 
ben oder gefagt habey aus Feiner Furcht / daß der 
Wiederſacher etwann nicht weiter in feinem 
angefangenen Kriege fortfahren und wieder 
michlloßziehen möchte. Nein / feines We⸗ 
ges. Ich Dachte vormahls Die Sache / ehe fie 
fo weit geriethe / durch ein Briefgen zu heben; 
aber umſonſt. Das Geld muſte verdienet 
werden; darum bin ich unſchuldig und kan 
ee 2 einem 


50. Pall. Cap. V. 
mein eigenes Schreiben / deſſen ich mich gar 
nicht entſehe / dereinſt von meiner guten Nei⸗ 
gung zum Frieden voͤlliges Zeugniß geben. 
Der Gegner ruͤcke nur damit heraus / es wird 
mir eine Rechtfertigung und Ehre ſeyn. Bringt 
er aber ſonſt nichts beſſers vor / als was wir 
noch geſehen und belachet haben / ſo ſchweige 
er ja bey Leibe ſtill; denn er wird nicht mich / 
fondern gewiß genug ſich ſelbſt ferner "bes 
chimpffen. So daß er endlich ſammt feinen 
faubern Committenten/ aus dem Ovidiö,in 
einem Kräbsgängigen Canone a quatuor 
anſtimmen mag: 
Nec quemquam noſtri, niſi nos læſe- 
re libelli,. - 
$.6. Seinen guten Willen hat er uns 
nun / aber dabey auch feine geoffe Ohnmacht 
fehen laffen; und ift zu bevauren / daß fein 
Berftand fo fehr geebbet. Ich wuͤnſche ihm 
eine gute Fluth / fo fährt fichs beffer aufwärts; 
denn wenn Doch einer fo ungemeine Luft zu 
ſchmaͤhen bezeigt/ daß er eine Handthierung 
vor Geld Daraus macht! iſts nur Schade/ 
wenn es ihm an Kräfften fehlen fol, Wo⸗ 
für ſolte mir aber bey fo bewandten Sachen 
| graus 


Voaoan den geträumten Ut re mi &c. 501 


rauen? Ach bin GOtt Lob! meiner Wiſ⸗ 
enfchafft fo erfahren / daß ich mich, ohne 
Ruhm zu melden / für viel taufend Neidern 
nicht fürchte/ fondern ihnen ftündlich aufzu⸗ 
rathen geben Fany und ihre Mißgunft viels 
mehr unaufhohrlich wünfche und vermurhe: 
Invidiam indefinenter fperans; auch ihr 
Dräuen und Stürmen / wie ein fleinernes 
Ufer die Wellen / beftändigft verfpotte- 


$. 7. Es komme indes wie «8 wolle’ fo 
will ich mich ferner - weder gedungene Wie⸗ 
derlegungen / noch Dingende alte Reider an: 
fechten laſſen fondern aus dem Terentio 
fprechen: . | 

- -  - ego floccipendere 

Illi invidere mifere. - - - 

Und in meinem wohlgemeinten Vorhaben / 
zur Aufnahm dee Mufic/ nad) den von GOtt 
verliehenen Krafften/ alfo getroſt und behertzt 
fortfahren Daß der geneigte Leſer bey Gele⸗ 
genheit (1.) Meine Organißen-Drobe/ im 
Articulvom General⸗Baß ꝛc. (2.) Mei⸗ 
nen Brauchbahren Virtuoſen, in 12. Sona- 

ten,und (3.) das forſchende Orcheſtre oder 
deſſen dritte Eroͤffnung (als welche — 
| e 





502 P. II. Cap. V. 


De NENNE nl si ERESIERFENERIERE, 
cke alle drey ſchon biß aufs Nachſehen / fertig 
find, und ihren Verleger haben) zu feiner Er⸗ 
bauung inder Mufic/ Feines Weges aber zur 
Beförderung der geringften Zwi-fpalt/ die ich 
tödlich haffer erwarten Fan, 
Vos tamen,o noftri,ne feltinate , li- 
belli: 
Si poft fata venit gloria, non pro- 
pero. Martial. 


ENDE 





| A, | 
| Ccompagnement, zu welchem Stylo es gehoͤ⸗ 
| ret ? 133. 
| | darin kommt der Griff oder Satz j 


offt vor 173. 


Accidentia Sonorum 253; 
Adta Philofophica, geben Kirchero die Lage. 295. 
Adtiones hominis, dependiren einiger mafjen vom&e- 
ſtirn 97. — 
= human aber nicht. ibid, 
Adams Mufic/ein Muthmaflen. 304. IT. — 
Æclius Modus, fein Uhrſprung? 69. womit er ſich di- 
ſtinguirt. 386. N. XIX. iſt derjenige Modus, dahin 
die Modi molles hodierni sit reduciren. 3z5. 
Aelti ſten die geſungen haben / was dadurch in Apocal. 
zu verſtehen ? zoı. | N 
Affecten / der Thone / haben nichts mit dem Prarogativ 
” der Modorum zu thun. 250. Ä 
Agazzarius, nom, Audt, hatden Stylum Madrigalei« 
cum zu geiftlichen Sachen gebraucht. 132. 
Ayern, erklaͤhrt das Wort Madrigal, 122. 
Agent, ein grofles/ bofes Thier! 165. 
Agrippa, einZauber-Audtor,. 4 


d 


504 Regifter. 


⸗Ahnen / muſicaliſche / was für Leute darunter zu 
verfichen. au. Ä 

Albinoni, feine Sonaten werden den Ouverturen mi 
Unrecht vorgezogen, 221. 

Allabreve, zu welchem Styles gehöre ? 133. 

Allemanda, zu welchem Stylfie zurechnen? 137. 138. 

Almira, Opera, 105, 

Alte Mieinungen gehen aus 379. Alten haben es 
aufs befte gemacht 409. wer fie find ? 410, 411. was 
Ertz-Alte / Uhralte? ibid, 

Alſtedius, argumentirt lächerlich uͤber die 7. Sylben. 


350. 
Amalarius, handelt vom Wechfel-Singen. 300. 
Ambitus, bleibt beſtaͤndig bey Verſetzung der Moda- 


rum, 67. 
Bezeichnung defielben im Orcheftre, 71. 
- muß bey einerregulair-Fuge nicht überfchritten 
werden. 212, | | 
= gehört ad eflentiam,non ad eſſectum Toni.asr. 
trägt nichts zur Diflindtion eines Modi pla- 
galis bey. 397. 
Anima Muſices falſa 58. 73. 
vera396. | | 
Antiphona, gehört zum alten Kicchen-Recicativ vor 
bem Altar. 132, 
= esläft fich Feine Refolutio Catachreflica darin 
Ören. 186° 
= eine wunderfchöne von bes Erfurtes Fagon.208. 
Antiquite iſt nicht dumm gefcholten 5. ihr zu gefallen 
muß man Fein Narr werden. 408. 
apophrbegma, wie es in Muſic zu bringen ? 139, 
Acrctinus, feine Solmifatio hat viel unnoͤthiges. 88. 
mer 


u 


» 
Aegifter. 505 


wer er geweſen? 261. I. | | 
hat im einfältigfien Seculo gelebef.270. 
wie er zuden Ss. Sylben gefommen ? 322. 413 
hat die Welt umeinen Thon Aloutirt. 336, 
hat aus fieben Linien s / und aus fieben Vocibus 


usuvoreN\a 


6. gemacht. 349. was Werckmeiſter vonihm 


urtheilet. 363. 36 | 
Arezzo, hat Guidoni den Rahmen gegeben. 265. 
Aria, von Kircheri Compoſition, mit zweymahl zwo 
Roß⸗Quinten. 125. | | 
= zu welchem Styl fie gehöre ? 133, 
Arietta, unfer welchem Stylfiezu schlen Ira. 
Ariſtoxenus, nennt Jonicum Modum auch Jaflium,6g, 
- Kircherus fan ihn nicht geleſen haben. 70. | 
= handelt nicht von der Bindung. 144. | 
⸗wie lange er nach Pythagora in die Welt gekom⸗ 
men ? 317. 
⸗Endiget den erſten Periodum und fängt den an⸗ 
dern al. 411. 
Ars combinatoria, iſt was armſeliges 105. 
Artuſius de Modis. 402. 
Attributa Modorum 12. hat man nicht noͤthig herzu⸗ 
kauen 380. man kans mit zweyen beſtellen. 381. 
| — dazu brauchte man vor dieſem die Madriga⸗ 
eM. 122, - * 26 
2Iu welchem Styl fie gehoͤren? 138, 
Auctcores, welche der Erfurter liefet ? 272. | 
= einem Bornehmen werden Worte zugefchriebeng 
daran er nie gedacht. 285.300, &alibi, _ 
Auditores, werden in 4. Claſſen getheilet. 65. 
⸗von ihren Complexionen. 176. 


nobiles, 175. | 
9 Aus⸗ 


* 


— 


ü | * 
506 Reegiſter. 
Augtretung aus dem Modo,unverboten/ja nothwen⸗ 


dig. 433. 433. 435+ BR | 
Authentus Modus, woher der Nahme 391. 392. 
| E | 


Par ob. Mich. 221, 
* Joh. Seb. 222. 
Bachanten⸗Lied. 124 | 
Baco de Verulamio, von Det Hher- Stimme, 184 “ 
Bagatelle, muß bey manchem dasjenige heiſſen was er 
nicht verfichet. 389 ; | on. 
Baillet, rühmet Puteanum, 225. —— 
Balcken / in des Splitter⸗Richters Augen. 72. 126. 
212. 227. 272. 301. NER: 

Balljdagetankt wird. 26. | 
Bannus, nom, Audt. wegen der Schmiede: Avanture 
des Pythagoras. 314 
Barbaries Seculi undecimi wird befchrieben. 265. 
Baronius, nom. Audt. de Guidone. Aretino. 265. 
Bartolus, hat das Clavier perbeffern wollen; von wem 
er ausgeſchrieben? 
Baryphonus, Henr. will fich die fiebende Sylbe nicht 
abdingen laſſen. 354 ü on 
Bauren⸗ Lied / gehoͤrt ad Stytum Melismati cum.i24. 
Daß /die Secunde will ihn zu weichen noͤthigen. 172, 
> ern mit demſelben nichts diſſonirt / geht es 
| chon an. 184 Sa 
trägt nicht ſo viel zum Wollant bey als die 
— Hber-Stimme. 186. J 
ur; von feiner Syncopation 190, ' " 
Baffo & Canto Solo nicht zu ſetzen ift Mandatum abo» 
litum. 205, SE 
Baͤhr / nom. Auct. einer feiner ecoliers, 17. 


⸗ 


von 


Regifter. sc7 

von ber Clavier-Probe. 154. | 
fein Exprefliones darüber: 188. 
legt den Mißbrauch an den Tag. zen. 
wird unnoͤthig hergeführt. 283. 
wie er Vockerodt begegnet. 294, 
Balılowitz,Czar; wird mit einem Miund Fa regali- 
ret. 2, 
Bayle, fein Urtheil vom Putcano, 3925. J 
Bedford / nom. Auct. Angl. wie ein Compouiſte vor 

er gemeinen Muficum und Sänger excellirg? 


a u 2. 


“ 


| Bihnde) Carl Andr. feine Remarquen und Briefe 

über das Ut. 238. J 

Berardi, nom. Auct.de Stylo Canonico 119. 39. 

Bernhardi, Chriſtoph. de Compoſitione. 148, 

Beurhußns, Fred, von den Sextis, 154 de Modis 402, 

Bicinium, darin muß niemand 3. Stimmen fuchen.17o, 
= mit einerneuen Refolution, 194, 

⸗wiie es zu verfertigen / will dag Orcheftre nicht 
— 196. ß Winhraſ | 
Bindung/Regeln daͤvon / koͤnnen nicht u ralt eyn. 144 
Bierfiedler, ihr ſtroherner Advocat. 285. - 
Binellus, n. A, vermied Relat. non harmon, tolerabi- 

lem 103, 
Blindheit / dermennte der heutigenCompofiteurs,ein 
Maulwurffs⸗Gedancke. 444, 
Blubmen-YITablen / mit dem Saal-Zangen zu ver⸗ 
gleichen. 127. | 
- Bobifatio, Streit darüberjift für Tyrones,356. 368. 
Boẽctius, feine Definitio Mufici,, 38, 


02 feinezeitenfi nd under den falten Die jüngfien 
Ä di | aus 


soß Regiſter. 
——— ——— — — —— — 
= aus ihm hat Gaforus feine Doctrinam Modo- 
rum, 150, “ 

= vonder Schmiede-Avanture 314.de Modis 401, 
dePychagora 4r2. biß auf ihn reicht des andes 
re Periodus Hiftorix Mulices, 413. von ihm 
big auf Zarlinum find 1050. Fahr 414. 

Bononcini, Joan,Mar. 163, zernichtet die gegenſeitigen 

Einwuͤrffe 287. 

⸗Tredet von ſechs Exachordis, Guido und Gaforus 
aber von ſieben. 333. 334. erwehnet keiner 
Competence bey einer Zuge, 372 

Bontempi, wieder Aretinum, 271, 
Bonffonnerie, zu welchen Stylumfie gehöre? 136, 
Boutade, was Dadurch zu verfiehen? 224. _ J 
Brockes.L.hat dieWorte eines Oratorii gemacht.io5 
Bronner/ n. p. hat ein Choral⸗Buch geſchrieben. 208. 
= tilldieGusrente reformiren. ao0 
Broſſard, handelt de Modis fab Tit.Tuono, 62, 
man beruft fich auf ihn 63. 418. 
fein Ausſpruch wegen der Tertien. 108, 
von vortrefflichen Rel.nonHarm,ır3, - 
de Stylis, 114. 
bringt den Canonicum nicht mit vors Licht. nz. 
hat das Eſſentielle beobachtet. 120. 
von der Nona. 189. 
von Ricercatis. 227, 
⸗Vvom Gamma. 273. von der Solmifation, * 
Bucbdrugter- unſt / hilfft die are 


Bucitaben haben auch Triades. 333, 
=  manfan fieverjegen unb Dieiden doch ieſelben 
—— ibid. Ans 
n 


I) 


vwahaho 


u 


Regiſter. . 3709 
ſind lange vor Aretino zum Singen gebraucht 
worden. 348. 368. — ; 
 Bullart, ruͤhmt Puteanum, 325, 
Bullerwerck der Orgeln. 137. 
Buliowsky, von Semiditen. 85%. Ä Ä 
Burmeifter.n. A, wie ſeine Werde befchaffeit. 100.. 
de Modis, 902  . Dr, 
C Eramg — diatonum. 86. 
o iſt leicht zu accompagniren. 88. 
Calmaͤuſer in der Muſie / machen ſich zu Spott.236. 
Calpurnius, handelt vom Wechſel⸗Singen 303. 
Calviſius, ſetzt den Mulicum oben an. 217. 
iſt ein weltberuhinter Mann. 328, 414, 
vermirfft die ſechs Sylben. ibid. 
mahlet die Beſchwerlichkeit derMutation ab. 330 
ſchreibet von den 7. Griechiſchen Vocalibus. 347. 
deſſen Streit mit⸗6 bmeyer wegen derVocum, 


347. 

Calumnien / des Gegners. 235. 

⸗ fie zu beantworten ift thoͤricht. 287. MR 
Cammer⸗SDiy! / iſt vom Kichen-Styl fehr unter- 

fhieden us.20. 

Madrigalefcus vertritt feine Stelle 130. 
welche StyIos darunter gehören 171. 
wird explicirt 137, | 
muf ichih em. 140, en 
wird gemeiniglich am erſten vorgeno 

und iſt doch der —* 142. — 
muuß extraordinaire Meriten haben. Wbid. 
Canon, wohin er gehoͤrt. 137. | . 


= feine Befchreibung und geringer Nutz. 138. 
Ä 93 — 


vn 


“nu 


—A 


Canou. 


* 


so - Regiſter. 


Er be ie I 7 
Canonicus Stylus, von Broſſard ausgelaffen, 118. 
= welchem Styler fubaltern? 131. 
» Tau auch ad motecticum gezogen werden. 133. 
> worum man ihm feinen eignen Articuleinges 
Ä räumet? 136. | 
«e woher erden Nahmen hatızs. 
Cantata ‚unter welhem Styl fie gehoͤret. 138. 
Cantaren= Srylı ob er fich verkrochen ? rar. | 
Cantaten⸗weiß gefeßteScenen, wo fie anzutreffen? 136. 
Canto & Baflo Solo , ob man es feßen darff? 205. 
Cantus , mollis, wie der Terminus von den Solmifato- 
‚ribusgemißbrauchet wird. 427. | 
Canzon,von Froberger / darinn er durch alle zwoͤlff 
u Claves geht. 91. 
Cariffimi,nom: Auct 115, ee —— 
Carnaval, welcher Stylus da herhalten muß. 139. 
Carolus M, einBerbefferer ver Singe-Kunft. 348. 
Cafalius, nom, Audt. Vergleich zwifchen ihm und 
Kirch. 296, F | 
Caffiodorus , vom Wechfel-Singen, 300, 
* = dom Pythagora. 309, * 
Catullus, vom Wechſel⸗Singen. 303. 
Cavata, zu welchem Styl ſie gehöre? 133. 
Chaconne, cujus Styli? 136. 
Characteres der drey Haupt⸗Style. 1410.. 
Chieſa, Sing-Sachen per , vertragen nicht ſo viel fi— 
gürfiches als die. per Camera 141. 
Choraicus Stylus, wozu er dienet 118, 2 
e iftein Theil deg Hyporchematici 126, 
- muß bey Ballen herhalten. 139. 
Choral / iſt Feine eigentliche Mufic. 53. 
= gehört adstylum ligatum &c. 13223. 
= / * wird 


Resgifter. 711 
wird bißweilen in figuralStüdfe eingeruͤckt. 134. 
man ſetzt ihn nur Ehrenhalber oben an. 205. - 
die ihn fingen find deswegen Feine Muſici. ib, 
ihre Einfalt gefält den einfältigen. 207. 
das Orcheftre lobetihn. ib. 
oral: Bücher / gehören nicht zum Orcheftre 208. 
dahin gehört Die Materiede Modis 400, 
Virtuofe Fan fih im Ut delectiren, 209. 
"Schmidt! hat eine neue Compolition verfer⸗ 
tiget. 210. 
Chordæ, finalis, dominans, medians, 420, No. 
XX1ll,dicuntur effentiales,naturales,necella= 
re 400. 
—2 man im Grischifchen nicht Xogai xes 
12 % ‚ - . 
Chorus, zum Tanken 127. 

- zuweilen) ſagt das Ut, fämeeiner vor. 35. 
Chromaticum Genus , hat das Orcheftre fo befchrie 
ben) daß es der Gegner felbft rühmet. 60 I 

“s  Fandurchdie 6.Vocesnicht exprimiref werden. 


Ä 344. 

Claves,vid.Buchftaben, Nenn ans den zwoͤlffen in ber 
Chromatifchen Octava haben ein jeder zweyerley 
Natur. 439. No. xxiv. 

Clavier / wer deſſen Eigenſchafft nicht inne hat / fehlet. 


92 

-Sachen dafuͤr. 128. 

= derStylus Symphonicus läftfich auch auf dieſem 

Inſtrument allein tractiren. 129. 130 _ 

mit felbigem ein Auditorium zu amufiren/ dazu 
ift nicht jederman gefchicket. 136. | 

Allemanden vorsClavier / jzu welchem Stylo fie zu 
zehlen find? a» 000. brand 


So vuaon 


€ 


ana 


uw 


a \\ 


DC Regiſter. 


= braucht keiner Subſemitonien. ss. 

= man wohl darauf probieren was gut klin⸗ 

‘ gel. 154. 

wenn man ein Quatuor daranf rein heraus 
bringen kan / iſt ſolches am beſten. ty6.157. 

fol niemand zum Vorwurff dienen. 1897. 

iſt der Wr Probier-Stein in der Muſic. 188. 

ohne daſſelbe einen Choral zır machen / welch 
Wunder! 209 | 

⸗ warum fü. — Mofici durche gantze Clavier 
muſieiren koͤnnen? 367. 368. 

⸗ mit = — Scala zu wuͤnſchen / iſt 


blich.4 
c lauſel / diegier ichfeit derfelben hingehoͤre? ? 128.. 
Clauſulæ formales,p neTertie,ex —— 107. No.l. 
⸗ſehen ſehr kahl aus. 108. 
Clemens non Papa, nom Auct. vermeidet gute kelat. 
non harm. 102, 
Clerambaule, zugleich ein Organiſte und Meifer des: 
Claviers in Franckreich. 188. 
Clericus, /e Clerc.deflen Ausipruch vom Kirchero. 295. 
Cieve, Joh, de, vermeidet gute Relat. non harm,1o3.. 
Collegia Mufica , „ Projedt deswegen im Orcheſtre 
wird gegenfeitig gut geheiſſen 34. 
MR Dee vermeintlich vor Styli coucurriren. 


ww %> 


Colfedte, Fe beine Muſie 133. 
Comes, ſenſu Mulico, 211. 
⸗ unnörhige Frage: wie ber Comes. dem Duck: 
folge ?'213.- | 
Commilito, zur Exlernung der Catachreftifchen Relo- 
Iution bey den Herrn Schulmeiftern. a 
195 Co» 


> 


u Regiſter. 513 


Comeedia, hat auch Taͤntze. 127. _ Be 
- Competitores bey einer Fuge / ein Traum. au. I. 372. 
Complexion der Zuhörer. 176, 2 
Componiftenrihr Vorzug. 38. _,, | 
2man wolte ihnen gerne Die Griechifchen Modos 
wieder aufdringen, 285. 
= Feine unebeness. 
Compofitiollarmonica , MI 
handelt wird. 19. ° > nt 
Concert, gutes Intent Dabei 34, was Dabey concurri- 
' geh, 134 . | 
Concerti groffi, zu welchem Stylfiegehören? 129 
-  Staliänifche werden auf der Orgel geſpielet. 130 
Concinnitas partium, wenn ein Quatuor fo geſetzt iſt / 
daß mans auf dem Clavier rein herans bringen fan, 


e fe vom Merfenno he⸗ 


156 - Ä | 
'  Confonantix perfectæ, abgefchaffte Kegel davon. 107 
= Franchinus gibt fie 150 A 
ihr Krieg mit den Diffonantien, 169 
die Regel nothwendig drin anzufangen iſt u 
fern Vätern ein Schlagbaum geweſen 287. 
-  imperfettz wurden bey den Alten imSchluß fo 
wohl als Anfang ausgelaſſen. 107 | 
- ihre Schwebungge,. 1 


u | 


Conſtitutio 3$0 | 


Contradidtionesim Ut 54. 135. 285. &c. | 
Contrapund, wohin dfe doppelten gehören, 133 
⸗Wwas man ihren Berfaflern für ein Prædicat bey⸗ 
leget. 142 
= deflen Eintheilungen. 145 | 
Corelli zu feinen Sonaten ſoll mehr Kunft gehören als 
zu einer Ouverture, neg. 211 
— Ds corx⸗ 


514 Regifter, . 
ENTER ——cccccc— 
Coxvinus, wegen alter Regeln. 102 
= Mortedieihm jugehbten müffenKirchero nicht 
begygeleget werden. 240 
: = Willfieben Voces haben. 332 | 
Cornelius, a Lapide, vom Singen der Seröphim, 302 
Coß we ein Nechen-Meifter muß fie verſtehen; ein 
Haußhaͤlter eben nicht. zur 
Country Taͤntze / unter welchem ẽ tyl ſie zu rechnen 126 
vid, Länge, | 
Courante, cujus Styli 137 | 
s Feine Rullifche ift dem Gegner bekannt. 232 
Couvent-Bruder/ wird neue Einwuͤrffe machen. 187 
Grequilo, nom. Auct. hat fi) für gute Relationes non 
harmonicas gehütet, 102 
Creutzgen in Mulica Agnatoria, ihre lahme Berglei- 
dung. 440 
verurſachen den unwiflenden Beſchwerde. 448. 
ie Sr ke de differenuia graduumgo 8ı 
ſetzt Claufulas formales mit 4. ohne Tertien. 107 
—Mo.!. fein Geſang-Buch. 416 
Crusca, Vocabulario dellz,in Erflährung des Wortes 
Madrigal. 122 
Crux tenellorurn in geniorum heift die Solmifati 0.370 
Currente iſt das eingige Erempel vom Singen ohne 
Inſtrumente. 83 
. Mer fie gerne eformiren tollen. 400° 
D, 


‚Anfe ‚lahaute,‚labaffe 3 Die eine Art gehörg vors 
Theatre, die andere vor die Cammer. 126, 

David’ su feinen Zeiten haben die Inſtrumentmacher 

Doctrinam Proportionum wenigſtens fo gut 

—  verjkinden als wir. 322. Mr, Pythagoras 

ſieht fehr j Jung. bey ihm Aus, 312 e 


Regiſter. 515 


——— — — — — — —— — — 
Dedekind n. A.wegen Vergaͤnglichkeit alter Regeln 100 
Dedicatio von 3. Seiten hat 3. mahl 3. Snitzer. 210. 
Definitio, vollkommene im Orcheſtre. 54. 

⸗darffnichts neues ſeyn. 104. 

Demetrius Phalereus. von den 7. Griechiſcheu Voca- 
libus der Egyptier / die zum fingen gebraucht 
worden. 347° 

Diadromi Chordarum , ihre Unterfuchung fuͤhret 

weit. 162, 

Dialogus, unfer welchem Styl er gehoͤret. 133. 

Diapaſon, Gemahlin des Fundament-Thons. 256+ 

Diapente, Dber-KRüchenmeifter. 257% u 

Diateflaron, Cammer-Page. 258. J 

Didymus, hatScalam muficam verbeffert. 409 . 

Dietericus, vel Diethericus von Unwiſſenheit der 
Geiftl. im XI Seculo, 267, \ 

Diceſis, ift nichedefinirt,, aber vorgemahlet, ss. 

Directores, verftandige wiffen Maffe im Kirchen-Re- 
citativ zu halten. 143, _ | 

Disdiapafon, Sohn des Haupt-Thons. 256. 

Difpofitio Tonorum & femitonisrum inzqualis 
quoad Proportionem 90,91, 0 
Diffonantix, Special - Negeln davon im Orcheftre 

werden gegenfeitig gut geheiffen. 167. ſq. 
= ihre Refolutiones haben mitden Proportioni- 

bus nichts zu ſchaffen. 178. 

machen felbft unter fih Extrem-Stimmen. 184. 

wie es zu machen /- wann der Stimmen fo viel 

daß die Diffonantien nicht zureichen. 191 
j Man mifcht über die Diflonantien hin, 389. 
Ditonus , Major Domus in Infehung des Sundament= 

Thons. 256. | Be 
96 ei} 


u 


n 


s16 Ä Regiſter. 


EEE NET — 
⸗ein harter und boͤſer Mann / faſt wie ein Agent. 
| 257. 
= cum Diapente, Haußmeifter. 
Divertimenti Serenisfimi, Opus Muficum. 105, 
Doctor Mufıices, mancher ift esin Eugelland gemor- 
den/den man Feine Mi u. Fa Fragen gethan.aıy 
Dominans chorda,, wie fie im Orcheftre angezeigek 
Wwerden muß. 71. | 
Dominus vobifcum, vor dem Altar / iſt Feine Muſic. 133 
Donius, deModis, 40o3. 
. Dorius Modus, woher er den Nahmen? 69. 
= tranfpofitus,wer er ſey? 61.fein Kennzeichen. 385. 
N.XIX. Fan nicht derjenige fenn / dahin die 
Modi molles zu reduciren / fondern der -ZEor 
lius, 387. 
Dudelwerd der Orgeln / iſt Feine Mufic. 133 | 
Doppel-Fugen } man weiß fie ohne Elavier zu ma⸗ 
chen. 216. werden unglücklicher Weife mit. gu- 
fen Werden verglichen. 428 
Drama, was man alles darinn antreffen muß. 177 
—J alle Dramata find nicht vorg Theatre, 445 
PDramaticus Stylus, wozu er geſchickt? 116 
| 5 Bo —* er ah m 131 | 
hält viel ſchoͤnes in fich, 134. 135 
Dumbeıt Die antique, s. hält noch 400 Jahr nach 
Aretino Stand. 266. 266 
Dunſtan, ein Engliſcher Muficus Ao. 940, ihm mag 
Aretin viel zu dancken haben. 271. 
Duo, oder Duetto, erfordert genauere Kufeher als 
| einQuatuor. 288 | 
Dur und Mol, woher es den rahmen? 423. moben ein 
Modus durus vel mollis naturaliter zu erfene 
nen? 437. 438 E Ec- 


Regiſter. 5r7 


leisten Stylus, wieer befchaffen ift. 116 
+ iſt einer von den dreyen HaupfsStylis 130 
= rg mag der Gegner dag feine gethan ha⸗ 
en. 198 j 
= mußsonrCammer und Theatraliſchen Styl un- 
| terſchieden werden. 203 — oo 
Ehren⸗Tantze / zu welchem Stylfiegehören. 126 
visdg. Taͤntze. Sc . | 
Bnconragement zur Mufie/ was dadurch zu verfie- 


hen. 3 | 
engel wasdadurd in der Offenbahrung Johannis 
gemennetwerde 307 ©. 
= ihre Mufie/ wie die beſchaffen / weiß niemand in 
der Welt. 289. 299 — 
Engelaͤndiſ. Caͤntze zu welchem Styl fie gehoͤren. 126 
Englifche Kunſt ift abgeſchmackt zu fagen 293. 296.297 
307 | | 
Enkarmonium genus, hes Orcheftres Raifonnement 
darüber lobt der Gegner 62 
Entree , unter welchen Styl fie gehöret 136- 
Erfahrung iſt eine mundergeofle Lehrmeiſterinn iss 
Erfahrungs:Reglen / müffen eine Mufic haubtfäch- 
lich einrichten. 177 h 
Erlebach.n. iſt den Ouverturen ziemlich nahe kom⸗ 
men. 221 
= mag ung vielleicht eine Courante auf Lulliſche 
Art hinterlaſſen haben) wer weiß? 233 
Erſtlinge fpäte imsaften Jahr 210.234 xX 
Ertiz⸗Alte / wer ſie ſind. 4M0. 
Euclides. gehört eben nicht zum Haushalten ꝛnm 
Extra&tus Kirchexi teutſch / Y davon zu halten.ng. 
: | 7 Ex- 


518 | Regiſter. 


Extrem Stimmen / wie fieimOrchellfe zu nehmen/ 
wenn von Diffonantien und ihrer Refolution 
die Rede ift. 180. 184, 

Extrema find zu —— 381. 382, 





Fr’: Henr, de Modis 300, 402. 
Fabricius, D, Prof.Hamb. deffen Urtheil und Præ- 
dicat vom Kirchero. 295 
Falcke / Georg / fehreibt wieder die ſechs Voces und 
raͤth zu den 7. Clavibus, 360, feine 5. wichtige 
Rationes , warum 7 361 
Kantafiren / mit der Stimme. 137 
Fantafıa, zu welchem Stylfie gehöre 128 
Fantaflico »tilo, deſſen Befchreibung. 117. 
⸗wie er im Teulſchen Extra&t Kircheri unzuläng- | 
| lich heſchrieben wird. 120 
= waserin Opern bedeute, 135 136 
Fantaſtiſche Mufic, 28 | 
Fietus Modus, ift ein fingittes Weſen 386 387 
- Tonusnon datur, 422 _ 
iddel damit man draͤuet 177 
Sigural- Muſie / was man darunter verſthetund tag 
man darunter nicht verftehet. 133 
Final: in plagalibus iſt unrichtig z757 
Fis, iſt ſo wohl ein natuͤrlicher Modus als E. & ficde 
 cxterisinisdefignenribus 89 -421 
Flud.Rob, Schnißer in feiner Beſchreibung eines per- 
fecten Muſici 37 
Forza della Virtu, Opus Multcum -1og 
Stagel wegen des Dorii transpoſiti wird aufge 
406 
Franchinus Galarus, wer er er armefens 150 hit 


Regiſter. | 519 
——— ——— — ————— — 
. = hat den Terminum Progreflionis.G Geometric® 
nicht gebraucht. 230 
= Wwirdvon feinem Clienten verrathen. 336 
Frantzoſen haben in der Inſtrumental-Mufie einen 
Streich boraus. 237 
= werden im Orcheftre gar nicht herunter ge: 
macht! fondern sielmehr gelobet. ibid, ’ 
= fangen an] Vocal. Sachen & I’ Italiana zu feßen, 


Kriedens:Poft: Kaͤyſerliche / Opus Muſicum 105 

Friderici Dan. de Modis 402 

Froberger n.A. ein weltberüßmten Mann / hatein 
fonderliches Canzon geſetzet. 91 | 
= hat = lavier-Zugen i in Neerie geſchrichen. | 


Sugen) ihre‘ Verfertigung * in Stylo. Phantafico 
gelehrt. 121 | 
gehören funft ad Stylum motellicum, 133 ni 
haben FeineCompetitores wie vorgegeben wird. 
211 
⸗ en regulairen Fuge muß Imitatio wei⸗ 
en 212 
⸗ſind ohne eintzige Solmiſation bey Millionen zu 
machen. 283 371 
Fuge i ın confegnenzaji. e. Canonesgehören ad Stylum 
motedticum, 133. 
Füretiere n. A. vonMadrigalen, 122123 .. 
— Thon / muß bißweilen weichen und nachge— 
en. 169 
— — cundum Excellentiam Tonus genennet. 


if gef ve im Sf * ohne ihn kan 
man 


wa 


J 


520 Regiſter. 


man feinen Modum erkennen 395.396. iſt dag 
Corpus aller Muficalifchen Stude 396 
Futfa, Meifter. 20° 


G. 

G forus Gafurius, Gaphurius hat Mandata non 
neceflaria. 109 nu 

„ =» Maservoreine Kegelgibt. 150 

= Äfeinfchlechter Grecus gemejen. 3. 

Öalanterie; muſicaliſche / wie fie verglichen werden 

mag. +? | 2 5 \ 

=  iftein fchmeres Wort für manchem Organiſten. 

1 


35 | — 
Galilæus, Vinc. von den ſieben Vocalibus der Griechen 


347 0 
e begeigt / daß ante Aretinum Buchftaben ge: 
braucht worden. 348 | 
Gamma, daß Guido damit feines Nahmens⸗Gedaͤcht⸗ 
niß hat ſtifften wollen. 272 273 — 
=  defien Bedeutung verſtehet der Erfurter nicht. 
275 _ | > m 
Garthoff n. p. Diredt, Muf, in WWeiffenfeld. 16 - 
Gaudentius, irre wegen Pythagorz Erfindung 309 
Gavotte, zu welchem Styl fie zu rechnen. 137. 
Gehör, muß befriediget werden. 175 _-_. 
⸗ datauf laͤufft das meiſte in der Muſie hinaus. 


17 NE: 
- darnach muf die Compofition hauptſaͤchlich 


eingerichtet werden. 177° | 
=  betrieget nicht. 318 . 
‚Genera, die Alten haben DagGenusDiatonum zerſtuͤm⸗ 
melt / 57 61 , | | 
= Stylorum drey / und nichtmehr, 130 143 — 


er 


Regiſter. 521 
Graduum, ſive Tonorum, muͤſſen nicht cum 


fpeciebus Bern Tan bern 279. 337 
General:Baß | follin der Ötganifien-Probe erfihe- 


BeneralBafifien/worinn fie am meiften fehlen. 438 . | 
* Genelt, Abbe de , vonder Gleichheit die rs uns 
. fern Seelen und den muficafi ſchenThonen eyn muß 


244 
Genus Diatonum, wird im Orcheftre; als purum, non 
re verftanden. s je 
die Alten haben Mi jerftümmelt.- PP 
= tag wie fo nennen hat feinen Uhrfprung von 
. infaltund der alten Unerfahrenheit, 


gm} mit den Generibus Chromatico & Enhar- 

monio verfnüpfit ſeyn. 85 
pflegt man am meiſten zu martern. 86 
s die Alten haben es nicht gerne überfchteiten 
Er wollen. 103 

⸗ — kan durch die, Voces nicht ex- 
primiret werden, 344 
Geſius de Modis, 402 . 
Gibelius, n. A; bemercket einen arefen Unterſchied 

zwiſchen den ſogenannten Trauspoſitionibus. 84 
haudelt vom Hymno Aretini 323 

= verteutſchet die Marter⸗Beſchreibung der Mu- 
| tation ex Calvifio 331.wer er gewefen / und 

was er gefehrichen 346 
feine Meinung von den Buchfiaben. 355 

— unter welchem Styl ſie zu ziehen. 137 
Glareanus de Modis 398, 401. 
Gout in der Muſie / was dagOrcheftre davon oe 

beiſt der Gegner gut. * der 


522 BRegiſter. 

— — — — — — — — — 
⸗der Zuhoͤrer muß gefolget werden, 140 141 
unſrer Vaͤter war ſehr unterſchieden von unſerm 


147 en 
Gradualia, feine Mufic 132 u — 
Gradus Octavæ Chromaticæ haben jeder fuͤr ſich eige⸗ 

ne Qualitaͤten 60. 80. ihrer find zwoͤlff davon ſechs 
Tertiammajorem, ſechs aber Tertiam minorem 
erfordern 425. caufa proxima warım 7 ıbid, 
Grund⸗Saͤtze daruͤber 26° — 2 
Gradus Octavæ Diatonicæ find ſieben Ass - 
Grave, n. p. blinder Organiſt 130 —— — 
Gregoriani Toni find bey den Alten weit anders be⸗ 
fchaffen geweſen / als itziger Zeit Die alten Modi 
Mufjci 64, 132 | 
= müffen von den Gricis unterſchieden werden. 
285. 288 la 
Griechen / Erfinder des Notenfchreibens. / wodurch 
> Guido eg bemercket 273, ob fie die vielftimmige Mu-⸗ 
ſicam gehabt/daran ift ein Zweifel / warum? 413 find 
garrulirende Scribenten! wozu eggut, ibide = 

Griechiſch / war zu Guidonis Zeiten unbekannt. 266 

Grimmius ( Benr.) eg hat ihm das folmihiren gereuet / 
hat auch die 6. Sylben für eine groſſe Schwierigkeit 
und unnoͤthige Verwirrung gehalten. 345° _ 

Gröniger-Örgelı im Halberſtaͤdtiſchen / was ſchoͤ⸗ 

nes. 238 Be — 

Grund-Dägelinvalfies, 205. alibi Grind⸗Saͤtze. 276 
Guido, nicht Quido 2652775 

= ang feiner Ortographia iſt zu ſchlieſſen was er 

fuͤr ein Gracus gewefen. 37° | 
‚Guidonier findet fchöne Sachen im Gaforo feil. 337 
Gundling / deflen Ausſpruch vom Kirchero. 295 


— 


* 


Regiſter. 523 
Anff / (Joh. Nie.) ein braver Mann.163 * 
| Hans von einer Weife ı ift ausgethan. 177 
Zarffen / was fig in Apoc. bedeuten. 3701 
Sarmoniſches Denckmahl / Opus Muf. 47.198 
Harmonia eft duplex,propria’velmuta, & Mufica 456 
Saus⸗Lente alias Runft-Pfeiffer / bringen die Mufic 
in die Kladde 33 | 
Heinichen ı Capell-Meifter) feine Gedancken von den 
N Modis Gr&cis 450 a, 
Herbſt Andreas / de Pro prietatibus Modorum 245, 


040 is  '. 
deresbach n,A. von der Dummheit des funfischnten 
Szculi 266, | 0 
Sarm ven Bremen / Ertz⸗Biſchoff / hat das Ut, re; 
wi in Hamburg gebracht. 269 | 
‚e ein Haupt-Schöps ıbid. 270 | 
Aendel / iſt der eingige der im Orcheftre wegen eines 
General⸗Baſſes ausgenommen wird. 94 - 
Heptas notarum Puteani. 326, 
Heptachordum ift recht. 33 2- 
Hexachordum ‚zum Univerfal-Zitul unrecht 258 
‚= niemand der Alten hat deſſen erwehnet. 353 
= das ganke Bedencken darüber iſt nicht einer 
Bohne werth., 333 
. = bon fieben Hexachordis reden Guido und Ga- 
forus, von 6. Bononcini. 333. 334 
HiftoriaMofices abfolutiffima dehideratur. 198 
Hiftorici mißgönnen den Mahlern und Poeten ihr 
‚Dichter-Lobzis > | 
Hiſtorien⸗Mahlen / verglichen mitThentralifchenTän- 
| hen 127% RE ER, 
Big: 


524 Regiſter. 


Hitzler / Daniel hat neue Inventiones wegen der Vo- 
*cum 350 
Hoffmannus de Modis 402 — * 
Hoͤhe und Tieffe / machen groſſen Unterſchied in der 
| Muſic 73.90 — 
Homerus, vom Wechſel-Singen. 303 
Horatius, von Mahlern und Poeten. 315 
Hottinger / m.a. deſſen Urtheil vom Kirch, 295 
Hübner! (Rect. Hamb; ) von der Einfalt des Biſchoffe 
Hermanns von Bremen / der DieSolmifation : 
hierzu Sandeeingeführthba. ag 
Hubmeierus, (Ayppol.) von 42. Solmifations-Mes 
| aeln. 339. u. 
= fein Streit mit Calviko und Niederlage 350 
Huetius ‚deffen Gedanden vom Kirchero, 295 
. Bymnus ‚Ut queant dec. wozu er gebraucht und ge- 
— 
Hyper æolius Modus 68, ] — | 
* phrygius- ) Valohrne Schildwachen. 
Hypo æolius 699 
- dorius - ibild. 
= = transpolitus 67 . 
Hypo Jaftius 68. 69 — 
⸗onius 69, ſieht dem Mixolydio gantz gleich 393. 
394. Melodie darinn No. XX. 
Lydius ib. | — 
Mixolydius ib. | 
Phrygius ib, Wie ihn die heutige Compofi- 
teurs anbringen koͤnnen. 447 j 
Hyporchematicus Stylus. wird befchrieben, u7. 
"= Bedenden darüber. ızs 
= unter welchem Generc er gehört, 137 


a 


Um 


F Regiſter. | 525 


= waser vor Sachen begreifit und wohin’er zu 
rechnen. 136, | | 


OR Ammer Lied. :66 
9 Jaftius Modus , idem cum Jonico 68 
= Kircherns faheihn vor mas anders an. 69 
Jasquin n. A. permeidefe Refolut, uon harm, rolera- 
biles, 103 
Ignatius,Martyr vom Wechfel-Singen. 300, 
Imitatio, ein vermeinter Competente bey Fugen, ꝛu 
= iſt ein Irrthum und Balcke. 212 
informator malus bedarff ſelber Information, 166 
Inganno Fedele, Op Muſ. 105 | 
Inftrumenta,marhen mehr als die halte Muſie aus. 82 
= dienen den Stimmen zum Gyunde, ibid, 
- Ckreich- und Blaferlnftrumenta brauchen kei⸗ 
ner Temperatur. 87. werden alle nad) den 7. 
li a nad) den 6. Yocibus erlernet. 


| 361. | | 
Intervalla ‚ ihre Proportio, haf mit der Refolutions 
‚Diffonantiarum nichts zu thun 178 
-e Datona,find ander Zahl ſieben. 279 
Intrada, unter welchem Styl ſie gehüret. 135° 
Introdu&torium Guidenis , eine wunderthaͤtige Reli. 
quie 272 | . 
Introdudteurs, Mi & Fa, werden verglichen. 215 
Invention, man kan ihr zu Hülffe kommen / aber fie 
nicht erlernen. 104, 105 | 
Inventum Aretini,worinn es beſtanden. 265 
= hat6oosS$ahrgegolfeniwarum 2268 
s muß mit der Dummheit dahmahliger Zeiten 
verglichen werden. 270 | 


* 


Pan- 


* 


526 Becegiſter. 

radbeirolli Meynung davon. 28r  :. "= 

S. Johannes, warum ihm der ymnus: U queant dic, 
zugefchricben, 322 - 

Johannes Damafcenus. vom Werhfel: ne Der * 
raphim. 302 

wird Lerwdos gunande / warum. 347 Br 

Jonicus Modus, wird von Kirchero für. einen andern 
angefehen als Jaftius, 69. Wie er ſich præſen- 
tirt 385. No. XIX. Alle heutige Modi duri lafs 


fen fich dahin reduciren 387, MpeR Dariek 
No XXL 


= transpalitus, 
—— — der Pythagoriſchen Schmiede-Avanü- 


taliänifche <hon- -Drdnung 72 _ 
= fer * mißbilliget dem fey es unverwehret. 75 
Italiaͤner aben ihre Meriten. 237 
ĩtterus, de Imperio Aſtrorum. 97 * 
Jubals⸗ Muſic 304. ſſ. Er macht den erſten Perio- 
dum 41% Bon ihm biß auf Ariſtoxenum ſind 
3620. Jahr ibid. 


K. 
Kimen A. Capellmeifter / man af ihn über 
| dem ———— die Verwunderung zu benehmen. 


Er 67. Dperngemaht.ıog 
s Catalogus feiner edirren Schriften, ibide 


- in feinen Werden findet ſich offt bey ſingen⸗ 


denStimmen. 3. E. Wolt ihr Augen u 
Minerva 74 


feinen 


Regifter. 527 


= feinen Anmerckungen über das Orcheſtre eon- 


tradicirt der Erfurter e diametro, 284 


Benner gibt es wenig. 235 | 
=. wer für niemand als fie ſetzet wird auch fonft 


- 
Pr 


niemand gefallen. 235 


Fönnen wohl gang gemeine Kerle fepn, 236 


Kennzeichen der alten Arodorum 382 
Keger in der Mufic. 369 


Ex 


ua, 


chen=Kieder / find eigentlic) Feine Muſic. 205 
Muſic was dabey fuͤr Styli concurriren. 134 


Is 
unverwerfliche Sentimens darüber. 219 
waren einfaͤltig zu Guidonis Zeiten / fu wie al- 

les. 321 
Recsrativ , was dadurd) nach dem altenSchlens 
. trian verftanden wird. 132 


wag Mufici dadurch verftchen / und nie Maſſe 


darinn zu halten. 143 . 


 Styljift unterfchieden vonThearral-und Cam⸗ 


mer⸗Styl. nıy 

der alte) fonfi ligatus genandt / begreift fehr ives 
mg.32 

der neue wager vor Specieshat. 133 

wie er von andern Stylis zu unterfcheiden, 140 

bleibt ein befonderer Styl / ungeachtet der un- 

geſchickten Noten-Schmierer, 142 

leidet Feine Theatralische Melodien mie geiftli- 
chen Terten. 203 
vid. Eccleſiaſticus Stylus , it, Stylus ‚vel Seiio, 
ubi plura. 


Kircherus, twag Meibomius von ihm hälf. 49 


wi⸗ 


ur 
— 
* 


vu 6 nu 


ua 


u 


“u 4 


Regifter. 


= der Definitionis Mudi wird der Leſer auf 


ihn verwieſen. 63 
unterjiheidet Tonos Gregorianos a Grxcis.64 


ein falfcher General-Munfter-Schreiber: 69 


iſt unrichtig 70. hat feinen eintzigen Griechiſchen 


Autorem geleſen ib. | 
hat Regelndie niemand gebrauchen fa. ro2 
wie er den Stylum Melismaticum erflährt.123 | 
feßt artige Roß-Duinten. 127 =, | 
wird mit dem Teutſchen Extradt cohferirgf, 

119 ſſ. 128, 129 » 


ſtatuirt drey genera Stylorum, & quidem be- 


De, 130 


‚ gedendet einesStyli Metabolici. 139 


rgmarques, Die man bey ihm umfonft ſucht. 14: 
wie ſchoͤn er von den Complexionen der Zuhoͤ⸗ 
rer raifannirt 1776 - 
feine Exprefliones wider die Clavier · Probe fal- 
fen wen. 188 \ | 
feine Mufurgia iſt nicht fo rar als Merfensi 
Harmonia »197 Ä 
buchſtabirt dag Feigen blutfchlecht. 231 
ihm werden von der urfurfer Worte beygelegt! 
die Corvino gehören. 240 Zn 
befchreibet den Janck über die priecedentz der 
Modorum. 249: — * 
ein Magus 293 
ſeine geſammlete Lob⸗Spruͤche(ſcil) ibid. ſſ 
handelt von der ungehoͤrten Engel⸗ und Him⸗ 
mel⸗Muſic. 296 Ps 
de Symphonismo Cœlorum, ein leeres Nichts, 


298. 


“ r 
u 
ff . — 


Regiſter. 529 

⸗aus ihm duͤrffen wir den Uhrſprung der inſtru⸗ 

mental-Mulic nicht hohlen / fondern aus der 
Bibel. 306 

warum er allesı,ufes von den 6. Vocibus ſagt. 


VW, 


IL) 


324 

wuſte nicht mas ihm inre mufica vor der Naſe 

palſirte. 325 | 
= deModis,403 

König. n.A. Oratorium yon ihm.ıog 

Kuhnau / Direct. Muf, Lipf, 16 

Rrieger ı Joh. Direct. Muf. Zittav, ibid, 

Zunft Genoffenjrechtfchaffene / werden geruͤhmt. 15 

“ Runft / daß fieex numero flieffe/ ift falſch 39° 
= Pfeiffer) alias Haußleute / bringen die gantze 

Mulſice indie Kladde, 33, 34 | 

= Megeljdienichtsgilt. 205 
-Saͤtze / muͤſſen die erfie Richtſchnur einer Com- 
oſition ſeyn - das Gchor aber die legte und 
eſte. 174. 175. 177 - 

ob mehr oder weniger zueiner Sache gehoͤret / 
darauff kommt der Vorzug in Muſicis nicht 
allezeit an 22 

Aeffin der Natur. 417 


L. 
1’; n, A, fein Styl. 115 
RB and-Luft/ Muficalifche/ Opus Muf, 105 
Laͤſterung / wider dagOrcheftre, 285 
Laute / wo ihre Sachen hingehören. 137 
Lection, ſechs⸗Schillings⸗ 166 
Leht⸗Menter ungelehrte / ſind nicht zu verſchonen 
1 a 


7 
Licentia der Alten. 397.398» 2 


u 


1) 


Liga- 


"530 Regiſter. 


Ligatus Stylus, Kupffer⸗Titel. Mit der guldnenKet- 
| ten gebunden. 43. ift dem Ecclefiaftico fub- 
altern 131. Wann man fich feiner in Kirchen» 
Muficken bedienet.134. DieChorälefegtman 
darinn. 206. mitihmhat Fein galant hom- 
mæe zu thun. 241 A . 
Limites Modorum ‚ gehören nicht ad effedtum Tono- 
rum. 251 | Fer 
Lippius. Joan. nimmf7. Voces an. 329 
Liftenius, feine Schrifften find ein Erempel von der 
Bergänglichkeit alter Muficalif. Regeln. 102 
Lofe , Senior , Meifteraufder Viola diGamba, 228 
Locatio Semitonii gehürtnicht ad effetumToni.zst 
Lully ‚alle find nicht bep ihm in die Lehre gangen. 106 
-  hatteeinemeigenen Styling. feine Art der Ou- 
verturen, ter fie zu ar weiß. 222. Man 
wird ihn noch lange miſſen. 223. Redivivus, 
ibid. ſeiner Couranten darnach man tantzen 
koͤnne / wil dem Erfurter keine auffſtoſſen. 232 
233 = 
I-utherus, was er vom Virgilio in der Compofition 
feiner Gefänge gelernet. a1. mocquirte ſich 
über dag Magnificat Odtavi Toni , quoad 
Melodiam 107,412. feine Erflährung über 
das Singen undPofaunen der Engel in Apo- 
cal. 301 | 
Lůders / ein wacerer Draanift in Flensburg 17. die⸗ 
ſes Nahmens der Tiederliche Pofitiven - Krauer in 
- der Engelländer-Verfammlung 165.166.199 aut 
nomen muta aut mores! 
L.ydius Modus 69. worin fein Proprium beftebe 386, 
No, XIX, | M Ma 


„Fr 


Resifter, 531 


M. 
Madragan. fol das Wort Madrigal erklaͤhren i22 
Madrigalescus ſtylus, wozu er geſchickt 7 
=  woherer den Nahmen habeızı | 
= gehört mit in die Kirche 124. welchem Generi 
Styli er fubaltern 131. mas er vor Sachen be= 
greifft 133. hat auch auf dem Theatro zu thun 
136. ic in Cammern und Saͤlen zzßz 
Madrigal. wird von Madrit hergeleitet 123, 
⸗gehoͤrt zum Cammer⸗Styl 131 
Madrigallus, Mr., wird vom Kirchero creirt 121 
= mag ſich nur packen 122 
Magnificat Odtavi Toni gefiel D. Luth. nicht 107,412 
= Primi Toni davon wird nicht geredet. ib, 
WMahlen wird mit dem Tanken verglichen 127 
Mahler / muficalifche / gehören hauptfächlich vors 
Theatre 140 Ä 
Mardoa a8 es zu Formirung des Wortes Madrigale 
beytrage 122 
Mandriagale , wurde es bey den alten Italiaͤnern ges 
nannt ı22 . 
Mannieren in der Mufic find veränderlich 98 — 
⸗neue / werden in Mufica Practica nicht aufhoͤren 
103 hindern an derRefolutioneCatachreftica 
Quæſtionis nichts 194 
re des Gegners / find mit Nichts zu verglei- 
en 232% | 
Masquerade, wag für ein btylus Mulicus dabey ge⸗ 
braucht wird 126 | 
Maflon C, n, A, von den heutigen Modis 248 
Matthæi, Conr, macht einen Unterſchied inter Modos 
Gr&cos & TonosGre Borian os 64.ſchreibet - F 
| 2 ED: 


” 


532 Regiſter. 


——— ñ——,— —— 
Ordnung der Modorum ein gantzes Capitel 249. er⸗ 
oͤrtert die Frage / ob man nach den Vocibus oder 
Slavibus die Modos beſſer kennen Eönne 34 1..be= 
haubtet:daß man durch die Voces dasGenus Chro- 
maticum nicht exprimiren koͤnne. 344 402 

Meibomius, Marcus lieſet Kirchero den Text 49. bat 
Recht zu ſagen / daß Kircherus feinen eintzigen Grie⸗ 
chiſchen Auctorem geleſen 70. 123. thut Aretini 
Ruhm Abbruch 271. gloßirt uͤber die Muſurgiam 
Kircheri 296 — 

Meiſter / Mich n. A, 390 

Melancholicus, findet fein Theil in einem guten Dra- 
mate ı77 

Mir, fan fein Melisma formiren ı23 

Mira Fommt von erh ibid. . 

MelismaticusStylus , was er fey 1 17. wie fchlecht ihn 
des Kircheri teuffcher Extradt befchreibet 123. die 
Mufurgia jedod) befler 124. der Erfurter will ihn in 
die Kirche haben 125, welchem Generi er ſubaltern. 
13 1.18 erzurTheatralifchen Muſie thue 135. 136, 
ſchickt fich befier auf der Gaſſen als in der Cammer. 
138 


3 

Mirsose ift ein ander Ding als zeirssun. 123. ob 
wohl ihr faft gleicher Kauf Kircherum und fetnenEx- 
trahenten berführet hat. ibid, | 

Merilw, davon kommt Melisma her 123 

M£r@* ibid. 

Melodia, gehört nicht ad effetum Tont2sr 

Melothera, ein habiler weiß ale Complexiones zu be: 
friedigen 176 

Melothetici Styli,quot in genere?130, quot in fpecie? 
116, fl. 

— Mena · 


» 


Reäifter. 053 


Menagius n,A von dem Worte Mandriagale oder 
Madrigale 122 | 
Miencke: n, A. deſſen Urtheil som Kirchero 294 
Menfura, Bindung in Anfehen derfelben Fan nicht 
uhralt ſeyn 144 | 
Merfennus, Merfenna, Merſenne, ejusd. Optima De= 
finitio Optimi Mufici 39. man verweiſet die Defini- 
- tions-Liebhaber an ihn 63. er hatviele Mandata non 
neceflaria 102, will lehren wie einer mit vielen 
Stimmen rein componigen ſoll 197. ſtatuirt fieben 
Sylben 354. de Modis 403 
Metabolicus Stylus, laufft mit 139 
Vierhufelem, bat feine 6. Rthlr. wieder bekommen 
16 
Mi; warum es übel laute / wenn es in die O&tavam ver⸗ 
doppelt wird 161 
Mi & fa, tota Mufica , wie es Werckmeiſter bemercket 
365. ein Schatten und Gefpenft 375 27 
WMißgunſt bey den Alten 403. 404 
Mittel-Stimmen die Proportiones fo darinn vor⸗ 
kommen gelten nicht was fie fonft gelten 131. ihre 
Proportiones fünnen certa ratione nimmer übel 
klingen 183. fyncopiren wohl bey der Nona; es darff 
aber ver Baß nicht ftill fiehen 190 | 
 Mixo-Lydius Modus, fpird vom Kirchero ausgelaffen 
69. oben er erkannt wird 386. No. XIX. fieht dem 
Hypo-Jonio ganß gleich 393. 394. No.XX. 
=  transpofitus ift nicht fo fehr vom Jonio transpo- 
ſito unterfchieden als c.mol, vomd, mol, 82 
Modus, Modi,heiffen offt auch Tonus vel Toni 62. wel⸗ 
ches die ſchweren / aber auch ſchoͤnen Modi 86. 88 


33 Au- 


* 


534 VRegiſter. 


ee = SS ea — — r ———— — 
Authentici, tie fie in Ordnung zu bringen 71. 
woher fie den Nahmen 391. 392. werden Prin- 

cipales genannt 385. 388. 339 
Gregorian werden a Græcis unterſchieden 64. 

285. 288 

⸗Græci erſtreckten ſich weiter alsGreg. 132. werdẽ nicht 
gar verworffẽ 204. dieChoꝛaͤle koͤnnen daꝛnach 
eingerichtet werden 206. illegitimi, oder ver⸗ 

lohrne Schildwachen 68.419. plagales, was 

dabey anzumercken 71. woher ſie den Nahmen 

392. werden minus principales genannt 393. 
Iranspofıti, ihrer wird nicht gedacht / went 


im Orch, de Genere Diatono ohne b. und X 


die Nede ifts7. daß nur zwoͤlff Modi ift ein 
Irrthum 84, 246. was eigentlih von ihrer 
Zahl zu halten 247.450.die 24 fpeciesModorü 
2 mögen wohl auf zwey Genera reduciref wer⸗ 
. Den 248. 337. var fie durch die 6. Sylben um: 
| terfchieden werden Fonuen negatur 337. alle 
Modi find veriModi 386, 387.ihre Benennung 
fecundumProprietates wird deducit 390. ſq. 
Feiner Fan erfant werde ohne denFundament⸗ 
Thon und die Triadem zu fennen 395.396.die 
Alten haben zu viel Weſens davon gemacht 
381. find obfcur geworden ibid. ihre Kenn 
gehen und Theorie find genug 382. Moden 
ämer fehle in feiner eignen Waare 397. 
Moden-Meifter fchieflen vorbey 405. Moden» 

Lehre ift eine verwirrte Sache 379 
Modiſte / der Modeſte 330. Definitio Modi 383. wun⸗ 
derliche Modi 334, Modos componendi muf m 
As 


Regifter: $35 
haben 389. 409. was ihre Nahmen fecundum Pro. 
prietates bedeuten 390. Uhr-Modus 392, unfereMo- 
di find Alter als die Griechiſchen 418. richten ſich 
nicht nach den Far und Figuren 430. 
Monochordum, muß nichtgeläftert werden so. sı 
= macht feinen Mulicum 53 _ 
=. die Sublemitonia haben darauf ihren Nutzen / 
nicht auf dem Elavier 85. 
» die ſich darauf nicht gang allein legen ohne die 
Praxin zur Hand zu nehmen] ziehet man nicht 
ſceptiſch durch ꝛ. 0... 
AMonophonum, iſt ein Canon 138. it, die Chorale 206 
Morboff ı feine Derivation des Wortes Madrigale 
122, fein herkiger Ausfpruch vom Kirchero über: 
haupt 294 | J 
Motecticus Stylus, quid ? 116, wie ihn der Kircheriſche 
teutſche Kxtract befchreibet 119. das befte aber vergift 
120, gehört zur Kirche 124, cujus generis 131, was ir 
vor Sachen begreifft 3. | 
Motus contrarius, mi£ Mi und Fa, wie man ihn ausles 
gen Fünte aıs. obliquus quid ? ift gine theure Frage 
217. rectus 215, 217, u | 
Mufathena Puteani,menn fie heraus gefommen 326 
Mufette, zu Hülffe genommen / oder Slavier / ift gleich 
viel / wenns nur gutflinget i56 u | 
Mufic, iſt eine Engliſche Eigenfchafft/ nicht Kunft 291. 
293, 290, 303 | 
» bleibt ewig 291. Eltern die ihre Kinder dazu halten/ 
werden fuͤrs Ut re miigemmarnet 321. ift nicht ohne 
Diffonantien/ ſo Mufici nicht ohne Zwiſt 378 
Mufica figuralis, nobilior Pars 133, Tota ſteckt gar 
nicht im Ut, Prahleren 276 
— 34 Mofi- 


1°, 
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IAPrIT 





56 ...Regifter. 


Fer dei ce Me 
Muſicanten / Bornehme müffen nicht meh 
ſchaͤnde ihre Zunfft / wenn man die Hudler 
Mulicus, obs einer ohne Solmifation feyn Fa 
381. Optimus optime definitur 39, th 
der befte/ wer? Y7 | 
Mufici, Jtiederländifche/gerathen zu erft auf 
ces 349. 350, 367, 368, warum fo wen 
gantze Clavier muficiren fönnen 368 
Mufarhythmica l,ars zeuget von Kirchers 
ſcher Orthographie 129,23 1, 232 


-Mufurgia, ein ungeſchickter Titel/ wird zun 


ge i 


uͤhergeben 48 | 

Mutatio, hat nichts zur Verfertigung der fch 
räle gethan 206, Fümmerlich hat man ı 
Guidonis Zeiten auskommen Fünnen 289 

ſchwerlichkeit / Marter/ Creutz / sc. werde 
teano undcalviſio nach demeben abgem 
3 30,332,.der befte Weg ihr abzukommen i 
dos an den Nagel zu bangen 337 

‚Muteticus Stylus vs@, Motedticus. 


N 
Sy zbebmung, nafürlicher Dinge/ if 


Weg jurInvention. 105 
VNachkommen muß auch ein bißgen gelaffe 


453 
VNeidhardt n. A wird recommendirt gelefi 
Ä den. 85. hat dem Mangel der ur 
Temperaturen abgeholften. 160. 
der beſte Theoreticus, 97, fein I 
Meifter Pythagoras und feinen C 


Gefellen. 311,315, feing Gedanken v 
macho, 314 | 


——— REBEL 
Blicomachus, hat einen Tert zugute, 310, iftein Waͤ⸗ 


fcher 314 
Nicephorus, vom Wechfel-Singen 300 
Viedt / n A. vom Canone, cavalierement. 13 
Nobilis, wird nicht afficirt durch dag mas feinem Ge⸗ 

hör mißfällt. 177 | | 
Notenſchmierer / koͤnnen den guten Kirchen-Styf 
nicht verderben. 142 
Nothi Modi, haben unrechte Nahmen befomen. 68 

Nona , ihre erbärmliche Definirio des Gegners, 189 
| Irrthuͤmer des Gegners darüber 190. Com- 
paraiſon damit 260 

Numeri fedtionales , find eben das was Progrefio 

Asithmetica eigentlich heift. 230 | 

o 


Ber Stimme / muft richfig vermittelt werden. 
182, Verulamii Gedancken darüber. 184. contri- 
buirt viel zur Redtification der Mittel:Stims 
wien. 185. Darffnichtftille fiehen bey der Re- 
folution der Secundæ. 190 
OdtavaChromatica hat zwoͤlff Grad / 6o. deren jeder mit 
eigenen Qualitaͤten verſehen iſt. go 
= fopra Mi, wie mit ihr zu verfahren. 158. 159 
NMo. VII VI & 1X. Warum fie fofcharff Flin= 
ge.161. als O&ava fan ſies nicht th un. ibid. 
Odtavia, Op, Muf. 105 
Oder five mas ces bedeute. 254 
Opern |fieben und fechzig von eine m Auctore 105, 
- es wird auch darinn gefanft/ s’il vous plait. 127 
⸗was der Stylus Phantafticus in Opern fen. 36 
= Beylı einer von den dreyen Haupt⸗Stylen. 116 


34 Opitʒ 


533°... Regifter 
Opitz. n A, wager an einem: feiner Büchlein nach- 
dendliches gefchrieben. 229 u 9 
- Oratorio ‚zu welchen Styles gehüre. 133 ö 
= . eg müfte ein fchlechtes ſeyn / dariun nicht aller: 
‚hand pafiones rege gemacht würden. 177 
Oratorien⸗Siyl / hat ſich vor dem Gegner verkrochen. 


pı Ä — 
. Orcheitre , iſt dem Ut 6 Jahr zuvor kommen. 285.293 
| ‚Worte die nicht darin ftehen/mill man demfel- 
benandichten. 285 
Das forfchende / oder deffen dritte Eröffnung. 
Opus edend. soı | 
Organiſien / müflen nicht übel nehmen; wenn ihre 
hudlerifche sunfft:Brüder eines auf den Pelg 
kriegen. 14. ihnen ift Scientia de Proportione 
noͤthig. 52 ein blinder der ſauber fpielt. 1 30. 
manche wuͤrdẽ Augen machen / weñ fie was von 
Theatraliſchen Kuͤnſten leſen ſolten 135 find 
offt von Meiſtern auf dem Clavier ſehr unter⸗ 
ſchieden. 188. man hat Mühe ſich eines eintzi⸗ 
gen zu erwehren ſcil. 216. Der gegenſeitige 
hats getroffen mit der Fundamental-Clavi, 
253 Die wenigſten verftchen die Tempera- 
turam, inque his Erfurtenfis 87 | 
Orgeniftenbriffe muͤſſen auch Duficalifch ſeyn. 
173 Il, 286 vo» Ä 
©rganiften:Drobe. Op. Muf. edend, wird vom Ge⸗ 
neral-Baß handeln. 93. soı _ 
Organum decanlum , an weihem Orte davon geham- 
delt wird. 296 
Orgel / mas fihnicht alles drauf fpielen läfl.-ı30 
der Stylus Phantafticus meldet fi da biptoeig 
len auch an; 137 : Or; 


Regiiter. 539 


Örgel-Stimmer und Bauer / die alfertvenigfien 
davon verftehen die rechte Temperatur 87. 
Orlandus Läflus. n, A. in den Muficalien vor feiner 
Zeit wird man finden / daß in einem Quatuor 
fehr offt ine Terria angefangen tworden. 109 
Ouverture , zu welchem Styi fie gehöre. 129. foll 
nicht das Pre haben/ wie der Gegner will; 
weil niemand ift der die Lulliſche Art treffen 
Fan 221 weil Erlebach todt ift 222. mie 
man fie machen müffe, 233 
Ouverturen- Irrwiſch 222 
= Meder. 223 
D Meiſter. 234 
Owenus, Joan, deſſen Urtheil vom Kischero, 295 
P 


Achhelbel,n. p. alle Leute find feine Scholaren 
nicht geweſen 16. feine zweyChoͤrichten So- 
naten follen das Pra vor gute Ouverturen ha⸗ 
ben/vixcredo, 221 
Pxrneltus, n.p. feine Rand-Gloffe über Dedekindi 
Buch. 100 | 
Pancirolli, n, A. feine Gedancken von des Guidonis 
(als Nahmes-genandten) Invento 280.281 
Papa pracedit, wo es im Ut ſtarck hervorraget ? p.488 
Partitura, vors Elavier /in 4. Stimmen. 129 
=  gefchenter Componitten ihre wird ſchon weifen 
was gaͤng und gebeift. 187 | 
Paffacaglie ‚zu welchem Styl fie gehören. 136 
Paffiones, Op, Muſ. zu welchem Style gehören, 133 
Pavanen, gehören vordie Ahnen. 1216 
Paulina , pflag mit der Kehle zu lantaiſiren. 137 


36... Pam 


540 Begiſter. 


— VER iA TER 

Paulus(Biltoricus) hat den Hymnum } Utg: 

gedichtet / bey welcher Gelegenheit, 

Paulus Apoftolus, ſeine Worte werden von d 

ter Chrifto beygeleget. 484. 486. 4: 

= . wie der Locus1,.Cor. 2. zu verftehen 4 

Pebufch,D. Muſ.ein groſſer Meifter/ unter 
| Cammer-Styl. 142 

Dedanten /mwerden pedantifch defendirt, 28 
edantifirem inficirt. 404 










Pedes rhythmici, heiffen mitihrem rechten 


w - POT“ 
SENL NL hen: * —* 
— nn we) u 
RR — 






Bi: Progreflio Arithmetica, 2377 Merden von 
1188 ftern abgefchlagen. ibid. 

| br | find vom Gegner viermahl faljch E 

: Bu in einen $., 237 \ — 

J Pflaſter⸗Treter / gehoͤren nicht mit unte 

Ball); ebot. 166 

PER Phantafticus Stylus defen unzulängliche De 

x & Hi Kircheri feufchemExtradt 120, mit n 

J ſellſchafft der Gegner ihn gerne in 

Fe hätte.ı2s. wofür er gehöre 128 welch 


—* 


er eigentlich fubaktern ſey 131. hai 
bey Thearralifchen Sachen zu thun 
dem Symphoniaco unterwuͤrffig 37 
Phlegmaticus , wird in einen gufen Oratori 
was nach feinen Bumeur finden. 17 
Phrynis, ein verdeckter Nahme Pringen 
fein Berbrechen gemefen. ız 
Phrygius Modus ‚ woher fein Nahme 69. w 
Merckmahl 385 No. XIX. 
‚Plagalis Tonus, noneft Tonus Transpof 
was dazu erfordert wird wenn ma 
nen will, 405.388. Woher der I 


‘» Dr ws 
rn rn N Pi... 
win Fr 
— u 
. — 
———- X - . 


Regifter. Fa 
ae Pe ne a 
Plagium , worinn ein Muficalifcheg beftehe. 105 
Polnische Tänge / zu welchem Styl fie gehören. 126 
Pope Blount , vom Puteano und feinen Meriten. 325 
Dofauner / geben alle Klänge rein 93. mas fie bedeu⸗ 
| tenin Apocal 301 
Paoſitiven-Krauer / 166,199. vid,Lüders. 
Prxfatio „ ift Feine Muſic. 133 | 
Prtorius, Mich, vom Unterfchied derModorum Gra&- 
corum mit-den Tonis Ecclehafticis 64, 65 
deflelben Rahmens ein andrer.164 
Mich, von Verfertigung der Choräle, 206 
vom Aretino wie er im Lande herumgezogen.262 
vom Pythagora und Ariftoxzeno.37° 
Preludes, zu welchem Styl fie infpecie gehören. 128. 
in genere 135. aus dem F. ohneb, was davon 
su al en. 447. ſq. Ä 
Principalis, Modus thut nichts zur Erfändtniß des 
minus Principalis. 389 390 
Printz n. A. von feinen Neidern v.von feiner Ge- 
fehrigfeit 10.behaubtet daß Wiſſenſchafft ohne 
Ubung nichts fey 34.feineDefinitio eines guten 
Eumponiften 39. von den fügenandten Trans. 
pofitionibus 76, was er Dadurch verfiche 78. 
feine Explicatio Axiomatis? Alles leichte i 
dem ſchweren vorgugiehensg. Was Werck⸗ 
meifter wieder ihn vorbringef 92. feine Con- 
drtiones weiß man zu erfüllen 93. Von Rela- _ 
tionibusnon harmonicis hatervieln2. Die 
Excellentiores aber find ihm „enfwifchet 1 13. 
gedencket deg Sty!i Metabolici’139, imprubirt 
nicht / wenn man fich eines Inſtruments bey der 
Compoſition bedienet 157. will feines eignen 
-837 . Lehr⸗ 


un > 


“ 


— — 


542 Regiſter. *— 


Lehrmeiſters nicht Fichonen. 167. Von den 
4Claſſen darinn er. die Zuhoͤrer £heilet. 175. 
nennet rationem in Mulicis eine Gehälffinn 
und Mit-Richterin / bene, 176. hat viel in. 
— Schrifften gethan 198. und den Miß- 
brauch geſtraffet 201. an welchem Ort er de 
Proprictatibus Modorum handelt 245. feine 
Meynung vom Gamma 272. 273. man darff 
den Uhrſprung der Inftrumental-Mufic nicht 
aus ihn / nur ans der Bibelhohlen 306. 
Nennet die Hiftorie- von des Pythagoras 
Schmiede⸗Avanture etwaslügenbafft. 3i1, 
ſein Argument daß dieſe Doct. Prop. ſchon zu 
Davids Zeiten geweſen ſeyn müffe, ziꝛ. Ge⸗ 
ſtehet kluͤglich daß Pythagoras nur unter den 
Heyden zu erfi die Dodtrinam Proport. aufges 
bracht. 313. von wen er’ausgefchrieben 314, 
de Modis 403. man muß Refpeöt vor ihm ha⸗ 
ben 362. nennet die Aretiniſche Voceseine groſſe 
Beichwerlichfeit362.recommendirt dieClaves 
derer 7. ſind 362. 363. hat entſetzliche Modos 
384. will 16. Claves in einer Odtava haben 
ası,jein Rath wegen der fogenandten Traus- 

-  pofitionen nüßet nichts. ibid 
Principia der Alten /find theils lange verworfen. 204 
Principales Modi 385, 388, 389. minus. Principales, 





| 393 
Profius, Ambr, tiderfeßt ſich aller Solmifation. 339 
Progreffio Geometrica iſt eben das / was numeri fee 
&tionales heiſſen. 230 
s Arithmeticaiffder rechte Terminus für die pe- 
desehythmicos,2u°O —— 


— Pro. 


® 


Regiſter. 0543 
Proportiones ‚müffen und mögen auf demMonochor- 
do gezeiget werden sı. fie haben aber nicht® 
mit den Refolorionibus ;u thun 178. find von 
den Extrem.Stimmen zu. verfichen 180, 183 
184, vid. Extrem-Stimmen. temperat& g6= 
ben den Thonen eineganf andere Form. 73 
20. 84. an denGliedmaſſen klingẽ fie nicht. 297 
Proportio dupla, quadrupla &c. handeln von Tacten / 
und haben mit den Modis nichts zu ſchaffen. 88 
Proportion-Lehre / nmmt bey den Vertheydigern der 
| Quartz zu Mirg 177. macht noch lange nicht 
Muſicam theoreticam 309, muß aller Wahr: 
fcheinlichFeit nach viel älter feyn als Pytha- 
oras, 312 ! 
Ptolemzus, ihmift die Temperatura unbekandt ge- 
weſen. 40 
Puteanus, ein gelehrter Muhicus. 225 
- fein Sentiment von dem Invento Aretini 326. ſſ. 
Pythagoras und feine Schmiede 308. haben Feine Mu⸗ 
fic erfunden 309,315, ſieht bey David fehr jung 
aus 312, hatden Heyden nur was de Mufica 
theoretica weiß gemacht 313, falſche Tefti- 
monia son feiner&rfindung.309.316.foll 200, 
fahr von Ariftoxeno ein Ariftoxenier gewe⸗ 
fen ſeyn 317 
e alles was von feiner Muſie zu melden / beruhet 
auf Hoͤrſagen. 412 - 
Ualitas Toni, quid ? go 
Quarta,ob fie Con-pder,Diffonantia ift eine höhe 
Frage ss. in einem Trio wenigſtens in einem Qua- 
tuor 


= m TEE —⏑— — .. 
: er rennen 
ir" SE * 


444 Regiſter. 


tnor find Secunda Und Quarta zuſammen 160. Die 
Quarta will hinauf gehen / wenn der Baß herunter 
tritt 172. in der dritten Eröffnung fol -davon gehans 
delt werden 174, in favorem Quartx thut die Har- 
monica nicht8177. fie wird in Mitteltimmen nicht 
angeſehen 183 BE | . 
uart-Componift, iſt derjenige / ſo im Singen uner⸗ 
Quart⸗Thone / ſind bey unſrer Muſie nicht noͤthig 62. 
find lauter Flickwerck auf deygclavier; haben aber 





ihren Nutzen auf dem Monochordogg "dr... 
— Tonus, wegen der Blindheit heutiger Compo- 
iteurs; examinatur 443. vid. Hypophrygius, » # 
Quatuor, = Tertia, im Schluß von Crugero 107, 
No. 1. ohne Tertia. im Anfang/ von Snegaflio’1og, 
No,tl, folches zu feßen gibt niemand vor Griffen 
aus 145.die perfectæ Confonantiz find nicht genug 
- dazuısı es iſt nimmer beffer als wenn mans rein auf 
den Elavier heraus bringen Fan 156. wenn dieSe- 
cunda drin vorkommt / Fan die Quarta nicht fehlen 
169, ein Trio erforderf mehr Kunſt als ein Quatuor 
179. ja. fo gar ein Duet 288, bey einem reinen Qua- 
tuor wird nie die Secunda noch Nona verdoppelt 
190,191, esift daran zweymahl im Orcheftre ges 
daͤcht isy. aber man hat nicht weifen wollen wie es 
su machen 196. I | Ä 
Quinta falfa,mit dem Unter⸗Kuͤchenmeiſter verglichen 


257 Ä Ä 
Quinten, Roß⸗/Zweymahl zwo / von Monſieur Kirche- 
si fagon zu Rom gedruckt. 125 | 


RRa- 





Kesifter. 545 





* 


R8* Aſelius de Modis 401 
Ratio, eine ——— Richterin / keine Herr⸗ 
ſcherin 176 

Raupach n.p. ein braver gelehrter Organiſt 16 

Re ein Gefpenft oder 2 375 

Rebellen in der Diufic 36 

Recapitulatio der gegenfeltigenBnlcken 284. ſſ. 

Rechenberg / n. A. de inept. Cleric, 267 

Rechen Meiſter was er mehr denn ein orbinairer 
Haußhaͤlter wiffen muß 210, 211 

Redsfesven]) heift nicht vermitteln 183. 185 

Recitativ, Kirchen: / worin der Alte befichet 132.133, 
- wie ein Unterfchied zu machen unter dem muficali- 
Bm neuen Kirchen-Recitativ und dem Theatrali. 
hen 143. 219. u Idee fo der Gegner davon hat 


135. der Griff ’ kommt bäuffig darin vor 173 


Redoute, welcher Sl da gebraucht wird 126 
Regiſter von Auctoribus de Modis 4013403 
Regul / quaſi dicas Riegel. 110. 204 
Regul⸗Eoß / muß ein Rechen-Meiſter wiſſen 210.211 
Regeln⸗Hencker / wird logigg 
Regulæ Muſices überhaupt x 
e Compofitionis infpnderheit ” 
Reihen⸗Taͤntze / unter welchen Stylfie gehören 126 
Reimmann de feculo ienaro Aretini, 265. ſſ. 
Reinwald /ſen.ein beruͤhmter praicu in Hamburg 
142 


Rela- 


546 Regiſter. 

Relationon harmonica, iſt bey Transpoſitionibus 
vermeiden 78. wurde von den Alten unnoͤthiger Wei⸗ 
fe vermieden 102. 103. de toterabili vel intolerabil 

12. de excellentiori 22... 7.08 

Renner / Joan. von dem dummen Introducteur des 
Utre mi. in Nieder⸗Sachſen 268. 2ßhbß6 

Repercuſſio zıı, gehoͤret nicht ad eſſectum Toni 

Reſolutio, darinn find bey gewiſſen Fällen dieDINO- 
näntien uneing i71.M. hat.nichts mit den Propor- 
tion zu thun 178.ſſ.. 

Richey / Prof. Hamb, feine Vergleichung eines Orche⸗ 
ſtre 22 — BE 5 

Ritornello gu welchem Styl es gehoͤrt 34: 

Roggius Nicol,führet z9. Regeln von dersolmiſation 
‘an 338. de Modis402 an on 

Rubri ü des Orcheftre,verftcht derSolmifator nicht 54. 

1 * 285 * Pr 7% v er . 

Ruflicaner' fübmittiren ſich 175. müffen mag melis- 
matifches haben 176. will das Gehoͤr vergnügen 177 

‚Rüdiger D. feine run wärum fieben Thone 
280 | 55 | BE 

ee Stylus dazu dienet 126 - 

Sarabanda , zu welchem Styl fie gehoͤret. 137. 


138 | I 
Sartorius ‚ ftrafit den Mißbrauch 201. de Modis. 403 
Sänger ı unwiſſende laſſen fih mit Transpo-. 
fitionibus vexiren 83.erfahrne nicht ſo. ib. koͤn⸗ 
nen ohne Inftrumente feinen Thon faflen noch 
halten ib. brauchen Feiner Temperatur, 87 
Sanguineus, findet fein Conto in jedem Dramate das 
gut iſt. 177 — 
Echaͤf⸗ 









| Regiſter. 547 
Schafferlied/ Madrigale. 122 | 
Scala Chromatica ‚wie viel Etuffen. 335. 410 
- e Diatona wie viel ?410 
Schelhammer / de Audito , 280 
Scena, cantaten⸗weiß. 136 | 
Schmiede womit fie fich brüften. 314. 
Schniledessvarnrure , hincket an beyden Seiten. 314 
Schmiedehammer / wozu fie Anlaß gegeben. 291 
Schulen / da folte die Mufic fu wie andere Studia ge- 
trieben werden 45 | 
= erden von dem Gegner veraͤchtlich gehalten. 


94 | . 
Schulmeifter oder Maͤnner find fehr Hoch zu [hagen. 


94 
⸗inThuͤringen / da koͤnnen fieSyncopatienesCata- 
cynreſticas machen / wie die Rede gehet. 192 
e man muß von ihnen was lernen 195. fie nennen 
die Thone gantz recht. 381. 395 
Schul⸗Staub / ift nicht appetitlich. 46. 94 
Sechseckicht wird GOtt gar fündlich vorgeſtellet 
auf dem gegenfeitigen Kupffer-Blat. 335 
Secunda, die fallende rıı. hat mit der Quarta gleiche 
fam eine Alliantz 168. man möchte das Trio 
oder Quatuor gerne fehen / da jene ohne dieſe 
befindlich. 169. ſie will haben der Baß ſoll weis 
chen 172. ift in Mittel-Stimmen nicht als Se- 
cunda zunehmen 183. bey ihrer Refolution 
darff dic Ober-oder Mittel-Stimme nicht 
nothwendig ftille ftehen. 190. ifi ein gemeiner 
Burſch / wie ein Laquais, 260 
Seelen ı von. n. A, hat Principena Mulicum gefchrie: 


ben. ı5 
Eenf: 


548 Regifter. 
Senffel  Lutheri Muficalifcher Favorit. 103 


Semiditonus, wird als ein Vicarius vorgeſtellet. 256. 


Semiditen brauchen wir auf dem Clavier nicht 62 
Semitonia Mäjora , find wie Ober-Amt⸗Leute 261 _ 
=  müffen unterfchieden werden/wie 2. Ducaten ei⸗ 
nes Schlages. 283° | ev 
- minora,werden mit Hoff⸗Juden verglichen. 261 
Semitonium naturale ift allenthalben in der Octava 59 
wie es von hinten in Mofcau ausgefehen 215% 
Majus koͤmmt zweymahl in der Odtava vor / 
und iftunterfchiedener Hohe 278. da Fünnen 
fie mite fund h. c. beffer als mit dem dop⸗ 
pelten mi fa ausgedruckt werden. 282. 283. ihr 
Sitz durch die ſechs Voces iſt ungewiß. 332. 
337 trägt nichts nr Difiindion der Plaga- 
lium bey, 395 
genarius der Glückliche, 277 
⸗der Ungluͤckliche 326 
Septima ihr Sprung ra. iſt ein wenig entlegener als 
die Quartau68. will nicht / daß der Baß weiche 
172. in Mittel⸗Stimmen unter ſich komt fie in 
Feine Conſideration als Septima 183, unge— 
wöhnliche Refolutiones derfelben werden von 
ni Bononcini gebilliget. 287 | | 
Serenata ‚ zu welchem Stylo fie gehört. 138 
Setzen / ift vom verfegen unterjchieden. 77 
Sexta , Regel darüber. ex Bernhardi, 148. ı 49, 
-« Modi, die anfängtin Polyphonio ıgz, No. II. 
Fundamenti,die anfangtin Polyphonio ibid, 
No,IV, Modi, die anfängt in’Monophonio 
| 152 


w 


» 


Regiſter. 59 


i52. No: V. Fundamenti,die im Monophonio 
anfängt ibid. No VI, it. 153.154. 288° 
Simonius, Rich. ejus jndicium de Kirchero 294 Ü, 
gSinfonia, zu welchem Styl ſie gehöret 129 | 
Eingen: macht attent, 142 u 
= - alles Singen ift feine Mufie 205 

' Sing- Ttimmen haben groſſe Veränderung durch 
die ſo genannte Transpoſitiones 83 | 


Eing-Arienjdarin 4 vorfommt :73- 


2 
Snegaffiushat imQuatuor ohneTertia angefangen 110 
- deModis 401 | 
Socrates, dom Wechfel:Singen 300 * 
Solo, zu welchem Styl ſie gehoͤren 128 
= Canto&Baflo zu machen war vormahls verbo⸗ 
fen 205 ” ges 
Soliloquia. Op. Muf.ıos, zu welchem Styl fie ges 
hoͤren 133 | 
Solmifatio Aretini , hat viel — p. 88. Sie: 
benſylbichte unterfchieden von der —— 
thut nichts zur Verfertigung eines Geſanges 206. 
ver⸗haſtesWeſen a Pe Amazona 213.man 
potiet ihrer nicht 216. ſoll in Ewigkeit verhaſt heiſ⸗ 
en262, daß ſie eine Tortura wird gegenſeitig ge⸗ 
ſtanden zer, Stxeit wegen der Solmifation ge oͤrt 
uͤr Tyrones 356. Solmifatio bleibt in Tonis fictis 
imperfecta 361, eſt Crux tenellorum ingeniorum » 


370 

Solmifatio im Himmel iſt ein Traum 453 Parentalia 
derſelben 319. Solmiſations⸗ Meifter 187, feine 
Braut 










ee 24 
* m Ps; 4 * a * 
BE EEE 
7 Far ER 


— — 





— — 


egiſter. 


zitreffe 319, er iſt ni 


550 
Braut und M 


320 

Sonata, zu welchem Si fie gehöre 
Sonatina, zu welchem Sthi ſie gehoͤ 

Soni radicales ſind ſieben 348 . 349 

Sonorum zecidentia,quz ? 253 
Special-Negelt int Orch. werden 
heiſſen 167. 

Species Odtavarum 72.73. 82.4 
gehören nicht ad effedtum 
jegorica 256. Modorum 
Genere unterfchieden we 
ur Diftindtion eineg Mo 
Speer! Danielfhreibt wieder! 
Buchſtaben vor 357 fo 
Spielmeifter was mitihm de 
gehoͤren nicht unters v 
Splittergen ein paar Muſica 
Spurii Modi haben unrechte Po 
z geben Anlap sur entdeckte 


chero 709 
Statius Pap} nius, vom Wechſe 


d Viſchof derGegrer (ei 
pieferPralat nie gedac 


e t citirt 9 
eickung darüber 9° 
> 


fchrieben. 302 
Stelkonft, muß ein Rechenn 


N 


— 


Digitized by Google 
C 


Regifter. | 551 


Stilo Canonico wird von Broffard nicht mit in 


® 


Rechnung gebracht 118. Wem er fubaltern 
131 gehört gewiſſer maflen mit unter den 
Stylum Motedticum 133.ha£ feinen eigenen 
Yrtickelverdient, 136 en: 
Choraico, wofür er gehört und wie er zu fub- 
dividiren 118.139. Wie er vom Stylo Hy- 
porcbematico zu unferfcheiden,. 126 


Dramatico wieihn Broffard befchreibet 116. 


welchem Styl er fubaltern 131. es gehört viel 
Dazu. 134.135 
Ecclehiaftico,, wie ihn Broffard befchreibt ns. 
einer.von den 3. Haupf-Stylis 130, 131 Erz 
klaͤhrung deſſelben 132. 133 
Fantaftico,nady Broffard Befchreibung. 117. 
was der teutſche Kircher davon fagt /20. was 
er auff Dem Theatro thue. 135.136 
Hyporchematico, nad) Broſſard 117 mie er 
vomChoraico zu unterfcheiden, 125. wen 
er fubaltern 131.136 
Ligato, begreifft nichts als den Choral-Ge- 
fang 132. 206. Wen er fubaltern 131. wenn 
man ſich feiner bedienet. 134. Fein galant 
homme hat mit ihm was zu fehaffen 241. hat 
feine Roth. 308 
ge ‚ nad) Broffaerd 17. was es ei⸗ 
gentlich für ein Styl 121. wird auch in den 


Kirchen gebraucht 124.131. was vor Sachen 


dahin gehüren.n33 diene auch zum Theatre 
135, it, in Cammern. 138. | 
Metabolico,, läufft mit, 139 


No» 


552 Regiſter. 


—ñ—— —— — — — — ——— Ds 
Motectico, ‚nach Broſſards Beſchreibung 116. 


nach dem teutſchen Extract Kircheri 119. 120. 

was er in der Kirche fuͤr unwuͤrdige Com- 
pagnie haben ſoll 124.125. wem er ſubaltern 
131, was er fuͤr Sachen begreifſt 133. | 

» Sinfoniaconad) Sroffards Beſchreibung r17. 
nach den teutſchen Extr. Kircheri 127. 

- Erflährungdarüber 128. 129. 134. iſt allen 3:Ge- 
neribusStylorum ſubaltern 131. mag er fuͤr 
Sachen in der Kirchen begreifft 134 wie er 
auff dem Theatro dienet. 135. wie in derCam⸗ 


mer, 137 
Stoltzenberg / Chriſtoph / feine Gloſſe über das Ut 


17 
Stümper / ſpielen lieber aus den F. als Fis. 89 
Struvius ‚ fein Urtheil vom Cafalio wird Kirchero ap. 

' plicirt 295 . 

Stylus vsd. Stilo , davon Fan mar nicht ad Tonum ar- 
gumentiren 74. 114 115. antiquus & mo- 
dernus 145 146, wo nicht davon geredet wird 
179. gehört nicht ad effectum Toni, 251 

Subfemitonia ‚brauchen wir nicht 62. haben auf dem 

| Monochordo ihren Nugen / nicht auff dem 
| Clavier. ss | 

Subjedta , Stuͤcke vor die Viola di Gamba, 128 

Supplementum des Orch, was darauff geantwortet 


wird 233.1 - Br 
Suites ‚unter welchen Styl fie gehören. 129 
Syberianer haben wirnicht zu Aubörern. 175 
Syllabifatio. 368 F 
Symphonia, mas es bedeute. 129 
Symphoniacus Stylus, 774, Stilo, 
| ei Sym* 


Dez 


MR Regifter. 553 


Symphoniæ Ars was Merfennus gutes davon vor⸗ 
bringt 197 
Symphonismus Cælorum, eine erbauliche Lehre 298, 
Syncopatio bey der Nona 189.190. 
⸗ Catachreſtica, koͤnnen die Schulmeiſter in Thuͤ⸗ | 
ringen machen 192. «195. No, XIV. XV. 
XVL XVIL,Xvil, { 
Syftema Compofitionis modern didadtieum defide-. 
ratur 198 
Syftema Novum Modorum Muficorum 418, 419,No. 
XXII. 
Syzygia, wird zum Behueff der Quartæ mal à propos 
angeführet 182 . 
SAbelle des Gegners vum armen Sünder ırz 
Ta&, die rechte Seele der Mufic 396» 397 
Tambour, fol bezahlet werden 155 
Tandı im Ut, die Menge 286 
Sann- Arten: nicht zu fangen 137. 138 
aͤntze / Teutſche / Poilniſche / Engliſche / Reihen⸗Ehren⸗ 
Country-Zänße/ wohin ſie gehören 126. 127. groſſe 
Theatraliſche zu welchem Styl fie zu rechnen 136. 
Bettel⸗Tantz im Ur 338 | 
Tantz⸗Meiſter / fhlagen einen Anlauff ab 231 
= Bunft  Termini die dazugehören 231 
TeDeum, Schluß und Preludium darauf 254. erfuüͤllet 
den Ambitum nicht 398, ift Feine Lob-Melodie 443. 
444 | 
Temperament / nach der Zuhörer ihrem muß eine - 
Mufic eingerichtet werden 176. 177 


Aa rTem⸗ 





4 Regifter. 


Tem peratura, yerfieht der Erfurter nicht 76.286. wann 
es dran fehlt tauget Feine Transpofitio 77. dadurch 
wird ein jeder Thon brauchbahr 79. 80. Yieide 
Hardt / bat die beftegefehrieben 85. Blaß- und 
Streich » Fnftrumente brauchen Feine 87. wer fie 
nicht verſteht / Terne fie 92. unfere Vorfahren haben 
fie unrichtig gehabt 160, fie hilfft aus 452. wie fie be⸗ 
fchaffen ſeyn muß ibid. | 

Tempo, von Taͤntzen / macht Feine Taͤntze 138 

Termini technici, was fie für Bedeutung haben) wirb 
nurim Orch.docirt 196, 197 | 

Terpander. hat eine Saite gn viel aufgezogen ꝛ 

Tertia, wird von den Alten in Bielftimmigen Sachen 
ausgelaffen/im Schluß 107. No. 1. im Anfang 109, 
170. Ne,11 fie muß aber nothwendig da feyn 153. 
154. major, Doppeltejverdecfte/wie fie choquire 161, 
wie ſie gemartert werde 436 — 

Tetraphonium in Stylo Phantaſtico 128. 129. 

Tetrachorda, wer ſie aus dem Grunde beſchrieben 346 
wie ſie eingetheilet 364. 365. 

Theatraliſcher Styl / unterſchieden von Kirchen⸗ und 
Cammer-Stylus. 203. iſt einer der drey Haupt⸗ 
Style 130. welche Style ihm ſubaltern find 131, 
hält viel ſchoͤnes in ſich 134. 135. fein Charactere 140. 
vid Stilo, | 

Theatrum, hat nicht lauter uͤppiges 445 

Theatricus id, quod Hyporchematicus 126 

Theile / n. A, deſſen Approbation deg Orcheſtre 16 

Thema einer Aria 195. No. XVIII. 

. =» wæeenn es ſich in einer Fuge nicht genau willimi- 
ciren lajlen/mas denn draus wird zı1. 212, 
Fheoeritus vom Wechfel-Singen 303 * 
| —— eo · 


. Regifter. . 555 


Theoria, ift den Hauslenten verborgen 34. der Gegner 

mag wohl das feine drin gethan haben 198. iſt nicht 
tota Mulica 309, 313. | 

bone: oder Modi, find vier und zwantzig und haben 
nichts zu viel 88. gebräuchliche Tonnen nicht neu 
heiflen 75. ihr Rang 249. wie ber alten Raifonne- 
mens deson zu verſtehen / ift viel aefrnget 240, wie 
unfere aber zu nehmen a41, eine Gleichfoͤrmigkeit 

kan nicht darüber pretendirt werben 243. daß deren 
6. ſind wird mit ſechs elenden Argumenten gegenſei⸗ 
tig vorgegeben 276, warum nur 7. natürliche, oder 
foni radicales280, vid, plura, fub Titulo: Modus, 
alle Thone find eigentlich natürlich 431. die Wir⸗ 
ung von etlichen ift ung noch nicht bekandt 452. 

Tieffe und Soͤhe I machen groffen Unterſchied 73. 90- 

Till, Salomon von / vom Wechſel⸗Singen 302; ſchret⸗ 
bet dem Pythagoras die Erfindung ben Harmonie 
mit Unrecht su 309. gefteht Daß Puteanus eine leich⸗ 
tere Mannier su fingen eingeführt habe als Guidg 


325 en — 

— Milefius zog mehr Saiten auf als gewoͤhn⸗ 
ih war ı2 \ 

Toccata, zu welchem Stylfie gehoͤrt 128 

Tocſin, wer es gegeben 165 | 

Tonus, ein prætendirter Competente 211, &q. major, 
gie vielmahler in der Octava 277. minor. ibid, 
vid. Thone / Modus, | ne 
Tonus Octavus, nach der Italiaͤniſchen Ordnung 73 

- ToniEcclehattici , find anders befchaffen als Modi 
Græci 64, haben inzwiſchen eine Verwandſchafft 
mit derfelben 65.132 Moderni 74, Tonus fictus 
non datur 442 | _. 

Aa 2 Tran« 


556 Regiſter. 


Tranſeat iſt ein maͤchtiges Ding 229. 

Transpoſitio, wie fie muͤſſe verſtanden werden 76. 73. 
warum fie in gewiſſem Verſtande von rechtſchaffenen 
Muſicis — wird 90. es muͤſſen darin Feine 
Schrancken gefeßt werden 92. — 

Treiber: 4.41. iſt nicht bey dem Eſel geweſen 44. 231 

O0. | 


49 . 
Trias, macht in den Tonis groffen Unterfchied 73. man 
Fan fie * haben 37. iſt kein Glaubens-Articul 
7 4851. ſſ. x 
» follineinem Trio, vielmehr in einem Quatuor 
ſeyn 107. 195. — 
⸗gehoͤrt nicht ad eflectum fondern ad eſſentiam 
Toniası. iſt das rechte coͤrperliche Weſen al: 
ler Muſicaliſchen Stuͤcke 396. 397. ohne dies 
felbeiift Fein Modus zu erkennen 395.396. 
anarmonica 168, ſq. | I 
— Arillo man einen Vorſchlag 193. wird weggelaſſen 
oT J 
‚Trio, welche mitsen in einem Stuͤcke vorkommen / wie 
fie von andern zu unterfchieden 83. da bey der Se- 
cunda die Quarta nicht ift / möchte man gerne fehen 
169, es gibt noch Trio in der Welt 179. es twird dar⸗ 
an im Orcheftre gedacht 195.196. erfordert mehr 
Kunſt als ein Quatuor 288 
Triphonium, mit ein paar Roß » Duinten son Monf, 
Kischer, 125. in Stylo Phantaflico, 128, 129 
Tritonus, ein Bretteur 259 


V. 
—B———— der Muſic / woher? 46 
Vermitteln / heiſt nicht rectificiren. 182 * 
— au 


4 


IBAN L... 


> Kegifter. | $57 


nn — — — — 
⸗ Fan man von keiner Ober⸗oder Unter⸗Stimme 
fagen. 185 | . 
Verum-Modum a fidto diflinguere, ift ein, fingirtes 
tes Weſen und hat die Unmiffenheis zur Mut 
fer, 386. 387 | | | 
Detter ın. A. fhreibt sin Choral⸗Buch. 208 
Übralte Regeln marum man fie behalten muͤſſe 143. 
" 144. Uhralte/ was für Leute, 411 
Diereckter Componiſt / Fan ſich in alten Autorikus, 
umſehen. 197 Ä 
Vilanella, zu welchem Styl fiegehöre.n4 *- 
Vicla di Gamba, Sachen dafür 128.137. 225. Ricerca- 
te darauff. 228 a 
Diolen die Feine Bände haben! geben alle Klänge 
er an. 93. machen die lärcfefte Symphonie, 
1b10. 


Violino, Sachen dafür / wohin fie gehoͤren. 137 
Virgilius, vom Wechfel-Singen. 303 | 
Virtuofo der brauchbahre / Opus Muf. edend. sox 
Vitæ Muficorum, defiderantur, Dedicat. 198 
Undecima ifteineerhühete Quarta. 189 
Unerfahrenheit der erſten Muficorum, 79, 386 
Unifonus, was er nicht ſey wird im Ur gelehret. 54, 
ss. ift Fein iotervallum. 138 m 
s Defolatus, warum feiner nicht gedacht wird, 


5 > 
Unterſchied / zwiſchen Kirchen-Theatral und Cam⸗ 
mer⸗Muſie / worinn er beſtehe. 140, 143 


Urbaner / geben aus Hoͤfflichkeit nach.i75. 177 
Hu: Ir 





558 Regiſter. 


— 7 
Vocal-Stimmen/daßder Satz 4 offt 
2 





komme 173. No.X, man redet i 
davon 179. es kommt darinn R 
me , Die der Gegner nicht paßi 

| offt vor 186, 297 
Vocales ‚ fieben der Griechen / wozu fie 


Voſſius vom Wechfel-Singen. 303 

Br-Schreiber / thut dem Orcheftre 
wiederleget fich felbft 336. wird 
zahlt. 238 

Ut, ein Buttermilchs-Tractat 238 

Ut,remi, hat feinen Uhrfprung vom 
Iberglauben 322. ſq. wird mit 
Schrifft verfehen. 376 

Vulpius, Melchior de Modis, 390 


i 
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“EL; j 
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— M— 
4, 
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4 4 
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| 


A . dienet haben. 347 
J Voces, was es vor Wunder⸗Thiere gew 
1 6, wird derSemitonien-Siß iii 
Br von den Egyptern zu erft erfunt 
J die Griechen dazu gebraucht, il 
es: » Aretini feine haben groſſe Schwie 
IE müffen ihrer 7. ſeyn. 353 
0 HE) Ei | Voluntaryesein gefchickter Nahme fü 
N et 227 
ae Dorraths-Cammer / Raifonnement 
J Be 229 


—— 
u TORRENT 


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Regifter. 553 
w 


— p. ſeine Meynung von dem Orche- 
re. 17 
Walther / n.p. hat gewiſſe gute Relationes vermie⸗ 
den 102.103, feine Gedancken von den Kirchen⸗ 
" Gefängen. 206 
Wechſel-Singen / iſt gar was altes. 302 
Weder} alle habeflnicht bey ihm gelernet. 106 
Wencsslaus Philomathes hat unbrauchbahre Kegeln 
gefchrieben. 102 | 
Werckmeiſter / hat S teffani verteutfchet und wird 
- falfch citirt 40. man kennet feine Schrifften 53. 
feine Meinung von den Subfemitoniis 62, 85. 
er weiſet auff Matthæi sg. hat ſich Anfangs 
einer ungleichen Temperatur bedienen wollen 
86. feine Gedancken von den ſogenandten 
Transpolitionibus ‚ oder fremden Thonen 90, 
92. wegen der Zänderey und Misgünft 95, 
von den Manieren in der Muſic. 98. von dem 
Genere Diatono ‚daß folches die. alten nicht 
aerne überfchreiten wollen 103. durch ihn und 
Neidthardten ift der unrichtigen Stimmung 
adgeholffen 160. fein Hodegus wird recom- 
mendirt 362, in feiner Harmonologia hat er 
viel gethan. 139. in Cribro Mufico den Mig- 
brauch geftraffet. 201. will/ daß man mit zween 
Modis, quoad genus, ausfommen fünne, 248. 
ine Anmerckung über dag TeDeum, 245. 
m werden gegenfeitig des Herrn Steffani 
Worte zugefchrieben 300. was der Tert oder 
Zufag im Steffaniſchen Send⸗Schreiben I 
| 7. Vo⸗ 


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— 


7. Bogen w Fan der Erfurt 


den. 302. Die Paradoxa vot 
geben ärgerliche Inventiones 
den vornehmfien Modis 387 x 
Vocibüs mitzu ®rabefinge: 
timens vom Aretino 363. 36, 
mifation eine Torfur und 
364. eine groffe Blindheitg6s 
ces ibid. Verwirrung und C 
dafür man einen Abjchen f 
ein Unheil ibid. Guidonifche 
fein Ausſpruch zum Vorthei 
und Buchſtaben 367. warnet 
ae erwirrung 367.369 
Unfug 3 68 


Werth Jacques de, vermeidet | 


103 


Wicguefort ein Hiftorgen aus ihm / 


Herren Introdudteurs Mi 
216 | 


Wiegen⸗Lied wird vor überflüßige 


gegeben. 305 


Wohl⸗Laut / die Ober-Stimme fi 


bey als der Baß. 186. 


Wolff n. A. wegen des Pythagori 


macht fein Negifter-Schreib: 
314. 


—ſc An 


Regiſter. 561 


Z. 
Ahlen /inftruiren nur / decidiren aber nichts. 


52.176 | 
Zummer » Länge, ju welchem Styl fie gehören, 


120, 
Zuhörer! was Kircherus davon vorbringet, 167. 
wid, Auditores, 
Zarlinus, de Modis 483. hat Sealam verbeffern wol⸗ 
EN 
= bif auf feine Zeit / da der vierdte Periodus an⸗ 
gehet / hat es ſchlecht ausgefehen. 413 
s moben er fein Licht angezundel. 414 
Zeiten m ſſen nicht confundirt werden. 370. 410, 
| man muß fi) darinn ſchicken. 416. 418. find 
nicht böfer als vor Alters. 417 


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Errata. 





‚Dedie. & p, 4r0, Heinichen lieg . 


p. 16, lin. 4. allergenchmfte/ 


59. & alibi Author 


59. lin. 16. anzuwenden _ 


82, Jin. 18. fcy 
139. lin. 13. Carneval 


160. lin, zı. Neidthardt 
170. lin 13, vornehmlich 


177. lin. 19, Lehrer 


194. lin, ı3 Catechreflicam 
200. lin 21. Wiederlegers 


273. lin, zz. de fquelles 
288. lin. ult. Buͤchieins 
309. in notis queignes 
320, lin, 16, il 
3721,35; 34 = 
380.lin y. den 
ibid. lin. 1z. wichtige 
399. lin.aer,. den 
402. lin, 3. Beuchufius 
407, lin. 7, Somitonia 
419. lin. 22. recu 

411, lin, penult. fa 
447. No.XXIV 

471, lin, 18 injoy 


477, lin.5, Propofitiones 


434, lin, ult, vag 


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