Zeitschrift für
die Geschichte
des
Oberrheins
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THE GERMAN EMPEROR
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Zeitschrift
Ar «lte
Geschichte des Oberrheins.
Neue Folge. Baad VIL
Zeitschrift
für die
Geschichte des Oberrheins
herausgegeben
Ton der
Badischen historischen Kommission.
Neue Folge. Band VII.
[Der c«u«n B«tb« 40. Baad.]
Mit fünf Tafeln.
Freiburg L B. 1892.
Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr
(Paul Siebeck).
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\ ' ' BRA R Y J
I
# • t. .'..Ii. !
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Inhalt.
Soll,
Die Anfänge des Klosters Selz, von Wilhelm Erben 1
Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein nach den Denkwürdig-
keiten des Freiherrn Ulysses von Salis- Marse- hlins , von Karl
Obser . 38
Beiträge zur Geschichte der Cisterzienserabtei Schönau bei Heidel-
berg, von Maximilian Hnffschmid (Schluss) G9
Auszüge aus den Rechnungsbücheru der Camera Apostolica zur
Geschichte der Kirchen des Bistums Strasburg 1416—1513,
von AI. Meister 104
Die Grafechaft des Albgaus, von Georg Tombült 152
Das Elsass zur Karolingerzeit Nachweise zur Ortskunde und Ge-
schichte des Besitzes der reichsländischen Vorzeit, gesammelt
von Hermain Ludwig von Jan (dazu Tafel I) 193
Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt, aus den Akten
des Grossh. General-Landesarchivs veröffentlicht durch Frie-
drich ?on Weech 249
Über eine Freiburger Handschrift von Walahfrids Prolog zu Ein-
hards Vita Karoli Magni, %on Bernhard von Simsen ... 314
Zur Biographie Jörg Wickrams von Colmar, von Engen Waldner 320
Elsassische Studenten in Heidelberg und Bologna, von Gustav
Knod 329
Der Marquis von Poterat und die revolutionäre Propaganda am
Oberrhein im Jahre 1796, von Karl Obser 385
Zur Geschichte der Burgunderkriege. Das Kriegsjahr 1475, von
Heinrieh Witte 414
Zur Herkunft der Zäbriuger, von Emil Krüger (Schluss, dazu
die Tafeln H— IV) 478
Die Disposition der grossen Heidelberger (Manessischen) Lieder-
handschrift, von Aloys Schulte 542
Stras8burg8 Anteil an der Erfindung der Buchdruckerkunst, von
Karl Schorbach (dazu Tafel V) 577
Zur Geschichte des Markgrafen Jacob HI. von Baden und Hach-
berg, von Friedrich ?on Weech 656
Über die Einführung der Kirchenbücher in Baden, von Theodor
Müller 701
Zur Geschichte des Rastadter Gesandtenmordes, von Karl Obser 717
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M iscellen.
Eine unveröffentlichte Papsturkundc vom Jahre 1154, von
Engen Waldner 182
Die „kalte Kirchweihe" in Basel, von Ridolf Wackernag«! . 184
P. Gabriel Buceliuus* Herkunft, von Benedikt Ziegler ... 56 >
Boeckmanu an Herder 1787, von Heinrich Fnnck .... •%!
Nochmals Matthias von Neuenbürg:, von Aloys Schnlte ■ - 72-1
Kin kirchlicher Traktat des Matthäus von Krakau, von G. Som-
merfeldt 725
Zur Kheschliessuug im 15. Jahrhundert, von Heinrich Witte 729
Badische Geschichtslitteratur des Jahres 1891, zusammengestellt
von Theodor Müller 363
Elsassische Geschichtslitteratur des Jahres 1892, b. Band VIII.
Litteraturnotizen 185, 356, 566, 730
Mitteilungen, der bad. historischen Kommission No. 14.
Bericht aber diu X ilenai -Sitzung am <i. uml 7. November
1891, erstattet von dem Sekretär der Kommission ... ml
I. Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Villingcn, ver-
zeiebnet von dem Pfleger der had. bistor. Kommission,
Prof. Dr. Köder in Yillir.gen m29
11. Arcbivalien aus Orten des Amtsbezirks Pfullendorf, ver-
xticlüicl von dem Pfh ger der bad. bistor. Kommission,
Pfarrer Löffler in Zell a. A m34
III. Arcbivalien aus Orten des Amtsbezirks Waldkirr.h, ver-
zeichnet von dem ehemal. Pfleger der had. histor. Kom-
mission. DoiiilviiiMliib'i' Dr. Gutmann in Kreihurg i. Ü. . m.r>9
IV. Arcbivalien des St. Andreas -Spitals in Ottenburg, den
Kieihof in Waltersweier betreffend, verzeichnet von dem
Pfleger der had. histor Kornmission, Ratschreiber Walter
in Ottenburg mü4
V. Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Adelsheim, ver-
zeichnet von dem Pfleger der had. histor. Kommission,
Reiitumtmann Dr. Weiss zu Adelshcim . , , , , , , m 68
VI Archivallen aus Orten des Amtsbezirks Säckingen, ver-
yi icbiiet von dem Pfleger der bnd. bistor. Kommission,
Laudgerichtsrat Birkenmayer in Waldshut m72
VII. Arcbivalien aus Orten des Amtsbezirks Stauten, ver-
zeichnet von den Pflegern der bad. histor. Kommission,
Pfarrer Banr in St. Trudpert und Pfarrer Nothelfer in St.
Ulrich und von Rudolf Fngard in Staufen ml()6
VIII. Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Schwetzingen, ver-
zeichnet von dem Pfleger der bad. histor. Kommission,
Prof. A. F. Maier in Srhwrt/ingcn m 125
VII
Tafeln.
I. Karte. Das Elsass («He Bezirke Ober- und Untcrelsass des Reichs-
landes Elsass- Lothringen) zur Karolingerzeit mit Angabe des
bis zum Jahre 900 nachweisbaren Besitzes (zu 8. 193 ff.).
II. Stammtafel. Alaholiinger (zu S. 478 ff.).
III. Stammtafel. Die Miterben der Alaholfinger (wie vor.).
IV. Stammtafel. Die Verzweigung des Ediconenstamines (wie vor.).
V. Schriftin oben aus <iutenhergaktcn (zu S. 577 ff.).
Mitarbeiter dieses Randes der Zeitschrift..
Erben. Dr. Wien.
Fester. Dr. München.
Frxcic. Professor. Gernsbach.
IIahttelder, Professor D. Dr. Heidelberg.
Uvftsch MID . Obcramtsrü liter. Gernsbach.
von Jas. Strassburg.
Knod. Oberlehrer Dr. Strassburg.
Krüger Kassel.
Marckwald, Dr. Strassburg.
Meister, Dr. München.
Moller, Dr. Karlsruhe.
Obser, Archivrat Dr. Karlsruhe.
Schorbach, Dr. Strassburg.
Schulte, Archivrat Dr. Karlsruhe.
von Simsüx, Universitätsprofessor Dr. Freiburg i. B.
Tlmbült, Archivsekretär Dr. Donaueschingen.
Wackernaoel, Staatsarchivar Dr. Basel.
Waldner, Archivassistent Dr. Kolmar.
von Weech, Archivdirektor Dr. Karlsruhe.
Wiegavp, Archivdirektor, Professor Dr. Strassburg.
Winckelmann, Stadtarchivar Dr. Strasburg.
Witte, CJymnasialoberlehrer Dr. Hagenau.
Zikgler, Professor Dr. Überlingen.
Redaktion.
Archivrat Dr S< ih ltk.
Redaktionsausschnss.
Areliivrat Dr. Sriin/n:. rrof'essor Dr. v<>\ Simeon. Arcliivtliroktor
Dr. vov Wkkch. Archivdircktor Professor Dr. Wiieown.
Geh. Hufrat Professor l>r. Winkklmann.
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Die Anfange des Klosters Selz.
Von
Wilhelm Erben.
Vor Jahren hat Sickel darauf hingewiesen, dass die zahl-
reichen Diplome, welche von Otto III. dem Kloster Selz er-
teilt wurden, eine besondere Untersuchung erfordern.1) Obwohl
seither die diplomatischen Schwierigkeiten zum Teil behoben
worden sind2), so lassen doch mancherlei Umstände eine von
der Ausgabe getrennte Besprechung dieser Gruppe wünschens-
wert erscheinen. Die eigentümliche Überlieferung der ottonischen
Urkunden für Selz, von denen einige in mehrfachen, von einem
Schreiber des Klosters hergestellten Ausfertigungen, andere in
Nachzeichnungen weit späterer Zeit vorliegen, ferner ihre Be-
ziehung zu einer Tapsturkunde, die bisher keine zutreffende
Beurteilung gefunden hat, machen ausführlichere diplomatische
Erörterungen notwendig; andererseits dürfte eine Darstellung
der einzelnen Stadien der Klostergründung auch deshalb von
Interesse sein, weil sich hiebei mancherlei Anknüpfungen an
die Geschichte des Hofes ergeben. So hon*e ich nicht bloss
zur Diplomatik Ottos III., sondern auch zur Geschichte
seiner Zeit einen Beitrag zu liefern, indem ich die Gründungs-
geschichte von Selz zu erzählen versuche.
Es ist meiner Arbeit zu statten gekommen, dass ich ausser
den Aufzeichnungen und Abschriften meiner Vorgänger in der
Diplomata-Abteilung der Monumenta Germaniae auch einen
grossen Teil der in Karlsruhe verwahrten Originalurkunden
für Selz benutzen konnte, als dieselben auf Ansuchen des Lei-
ters der Diplomata-Abteilung nach Wien übersandt wurden');
- •- — — - — -— ■ — —
*) Kaiserurkunden in der Schweiz S. 55. — *) Vgl. Sickel in Kaiser-
urfc in Abb., Text S. 291. — ») Von den Originalen und alten Kopien
Zett«hr. f. ObHch. d. Ob*rrh. N. F. VII. 1. 1
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2
Erben.
ich fühle mich verpflichtet, hiefür dem Herrn Archivdirektor
v. Weech meinen wärmsten Dank auszusprechen. Gleichzeitig
danke ich dem Herrn Archivrat Schulte in Karlsruhe, dem
Herrn Archivdirektor Wiegand und dem Herrn Forstmeister
Ney in Strassburg, welche mich durch Beantwortung meiner
Anfragen in liebenswürdigster Weise unterstützt haben.
I. Der burgundische Besitz im Elsass.
Die alten Beziehungen zwischen Schwaben und Burgund
entwickelten sich zu besonderer Lebhaftigkeit, sobald durch
die Vermählung Adelheids mit Otto I. das burgundische Königs-
haus dem deutschen verschwägert worden war. Sowie einst
bei der Vermählung der schwäbischen Herzogstochter Bertha
mit Rudolf II. das schwäbische Gebiet zwischen Aar und Reuss
mit Burgund vereint worden war, so wurde nun der burgundische
Einfluss auf einen weiteren Teil des Herzogtums, den Elsass,
ausgedehnt. Es wird sich verlohnen, die Nachrichten zusammen-
zustellen, welche von den Erwerbungen des burgundischen
Hauses im Elsass Kunde geben.
Über die Ausstattung Adelheids bei ihrer zweiten Heirat
ist keine Urkunde vorhanden; es muss also dahingestellt blei-
ben, ob sie schon damals Besitzungen im Elsass erhalten hat.
Gewiss ist, dass Otto zu Beginn des Jahres 953 die Abtei
Erstein, welche Kaiser Lothars Gemahlin Irmgard begründet
hatte, seiner Schwiegermutter, der verwitweten Königin Bertha,
zu Geschenk gab.1) Dass auch Bertha's Tochter in nahen
Beziehungen zu Erstein stand, zeigt eine erst kürzlich ge-
fundene Urkunde Otto's II., durch welche den Nonnen des
Klosters das Gut Ebersheim verliehen, vorläufig aber der
Kaiserin Adelheid zum Nutzgen uss zugewiesen wurde.2) Es
ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass nach dem Tode der
des ehemaligen Selzer Archivs habe ich auf diese Weise folgende benützen
können: DO. I. 369, DO. II. 109, DDO. HI. 36, 77, 78, 79 (2 Ex.), 80, 86, 87
(3 Ex.), 88, 130, 137, 160 und 430, dann das D. Heinrich II. Stumpf Reg.
1324 und die päpstlichen Privilegien Jaflfe-L. Reg. 3857 und 5326.
l) Cont. Reginonis, SS. 1, 621; ed. Kurze 166. — 2) Scheffer-
Boichorst in dieser Zeitschr. N. F. 4, 296.
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Die Anfänge des Klosters Selz.
3
Königin Bertha ihre Tochter Inhaberin der Abtei geworden
ist. Sichere Kunde von ihrem Besitz im Elsass giebt uns ein
Diplom Otto's I. vom Jahre 968. !) Von den Gütern, welche
Adelheid hiedurch zu freiem Eigen erhielt, lag ein Teil, der
Hof Sermersheim in nächster Nabe des eben genannten Ebers-
heim, an der Strasse, die von Erstein nach Schlettstadt führt;
die übrigen, Hochfelden, Morsch weiler, Schweighausen und
Selz, sämtlich im nördlichen Elsass gelegen, bildeten einen
grossen und nahezu geschlossenen Besitz an Zorn, Moder und
Sauer, in dessen Mitte sich der Heilige Forst ausbreitete, der
wohl schon damals zu dem Hofe in Schweighausen gehört hat.8)
Weiteren Aufschi uss über den Besitz der Kaiserin ver-
danken wir einer Urkunde des Klosters Murbach, welche zwar
in der Reihe der Kaiserurkunden mit Recht als Fälschung
bezeichnet und eingereiht worden ist, trotzdem aber einen
echten und historisch verwertbaren Kern in sich birgt.8) In
den einem Diplom Otto's II. entnommenen Rahmen hat der
Fälscher zwei Privaturkunden, eine Schenkung der Kaiserin
Adelheid und einen zwischen dem Abt Beringer und dem
Freien Gottfrid geschlossenen Tausch aufgenommen, deren
Wortlaut überarbeitet, aber doch auf echte Pi ivaturkunden
des gleichen Inhalts zurückzuführen ist.*) Ist es also nicht
wahr, dass Otto II. diese Akte bestätigt habe, so kann doch
als historische Thatsache gelten, dass das Kloster Murbach
von Adelheid die capella und villa in Ammersweier zu Ge-
schenk erhalten hat, dass also auch in diesem westlich von
Kolmar gelegenen Orte die Kaiserin begütert war.
') DO. I. 308. — Über das mit den gleichen Daten versehene DO. I.
369 s. unten S. 14 Anm. 4. — a) Für das 11. Jahrdt. ist dieses Verhältnis durch
das D. Heinrich IV., Stumpf Reg. 2668, bezeugt; eine Veränderung hierin
anzunehmen, sehe ich keinen Grund ; denn auch in kirchlicher Beziehung
hat das Gebiet des Forstes zur Pfarre Schweighausen gehört; überdies
werden in DO. I. 368 die Wähler und Jagden ausdrücklich unter den
Pertincnzen der geschenkten Höfe angeführt. Gegen Ney, der in seiner
Geschichte des Heiligen Forstes (Beitr. zur lindes- u. Volkskunde von
Elsass -Lothringen 8) S. 11 dieselbe Ansicht vertreten hat, wendet sich
Meister, Die Hohenstaufen im Elsass S. 30 u. 58. Dass Schweighausen
nicht zum Forste gehört hat, ist ja richtig, wohl aber wird der Forst zu
dem königlichen Hof gehört haben. — 8) DO. II. 323. -- 4i Als Beleg
hierfür dient, dass die Orte Tagolsheim und Heidweiler richtig als in
comitatu Liutfridi gelegen bezeichnet werden. Liutfrid war Graf im el-
sässischen Suutgau in den Jahren 973—986 (DO. II. 51 u. DO. III. 27).
1*
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4
Erben.
Vielleicht noch früher als Adelheid selbst hatten ihre Brü-
der Konrad und Rudolf einen stattlichen Besitz im Elsass er-
worben. Im Mai 960 wurde in einer Fürstenversammlung,
deren Ort sich nicht mit Sicherheit ermitteln lässt, als deren
Teilnehmer wir jedoch auch Adelheid und den Schwabenherzog
Burchard kennen, eine Tauschhandlung zwischen König Kon-
rad und dem Bischof Hartbert von Cur geschlossen, von
welcher wir durch zwei Diplome Otto's I. Kunde erhalten.1)
Hartbert erhielt hiebei einige im Neckargau, Breisgau und in
der Ortenau gelegene Güter, die Konrad wohl von seiner
Mutter Bertha, der schwäbischen Herzogstochter geerbt haben
mochte, und überliess hiefür dem Burgunderkönig den Besitz
seiner Kirche im Elsass. Über die Lage des letzteren, welche
von den genannten Urkunden nicht näher bezeichnet wird,
unterrichten uns ältere Diplome für Cur. Was König Kon-
rad erhielt, ist ohne Zweifel identisch mit dem zuerst in einem
Diplom Ludwigs des Frommen erwähnten elsässischen Besitz
der Curer Kirche, den Karl III. seinem Günstling Liutward
von Vercelli zuwandte; nach Karls Sturz brachte die Kirche
ihre Rechte wieder zur Geltung und liess sich dieselben noch
in den Jahren 952 und 953 von König Otto neuerlich ver-
briefen.2) Die villa in Schlettstadt, an welche sich die Güter
in Breitenheim und Schwobsheim, in Kientzheim und Wintzon-
heim bei Kolmar, in Gemar zwischen Kolmar und Schlettstadt
und in andern, heute nicht mehr bestimmbaren Orten an-
schlössen, ist als Mittelpunkt dieses Besitzes zu betrachten;
seine Grösse wird in dem D. Karls III. mit 150 mansi ange-
geben; hiezu gehörten noch die Kirchen in Schlettstadt, Kientz-
heim und Wintzenheim.3) Der Umstand, dass in späterer
Zeit von diesen bedeutenden Besitzungen der Curer Kirche
im Elsass keine Erwähnung gethan wird, berechtigt zu dem
Schlüsse, dass sie durch jenen Tausch insgesamt in die Hände
Konrads gelangt sind.
*) DDO. I. 209 u. 225, über Ort und Zeit des Tausches vgl. DO. I.
208 und Dümmler, Jahrb. Otto's I. 312 — *j Vgl. die DD. Ludwigs des
Fr., Karls III., Arnolfs (Mühlbacher Reg. 921, 1566, 1726) und DDO. I.
157 u. 163. Unentschieden bleibt, ob die Kirche in der Zeit von 887—952
im Besitz jener Güter gewesen ist oder nicht. Die betreffenden Worte des
D. Arnolfs sind undeutlich und vielleicht verderbt — »i Dass das zweimal
wiederkehrende ecclesia in DO. I. 163 zu diesen Ortsnamen zu ziehen ist,
erhellt, wie mir scheint, aus dem Vergleich mit dem D. Karls HI.
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Die Anlange des Klosters Selz.
5
Schoo eio Jahr vorher, im Juni 959, war Konrads Bruder
Rudolf Grundbesitzer im Elsass geworden. Durch königliches
Präcept erhielt er die Höfe Kolmar und Hittenheim und mit
Ausnahme von Brumath den ganzen elsässischen Besitz des
wegen Hochverrats verurteilten Grafen Guntram.1) Die wohl
zugunsten des Klosters Lorsch gemachte Exception von Bru-
math1) lässt vermuten, dass jene konfiszierten Güter wenig-
stens teilweise im nördlichen Elsass gelegen waren.
Fassen wir diese Nachrichten zusammen, so geben sie das
Bild eines ausgebreiteten Besitzes, den die drei Geschwister
in wenigen Jahren in ihren Händen zusammengebracht hatten.
Im Süden breitete sich derselbe von Erstein aufwärts an bei-
den Ufern der 111 über Schlettstadt und Kolmar bis an den
Fuss der Vogesen; im Norden reichte er von dem Hügelland
zwischen Zorn und Moder über den Heiligen Forst hinab bis
in die Gegend von Selz.
Solcher Reichtum musste der burgundischen Familie die
einflussreichste Stellung im Lande sichern, ja ich möchte ver-
muten, dass es sich auf seine Stellung im Elsass bezog, wenn
Rudolf mit dem Titel des Herzogs ausgezeichnet wurde.5)
Es ist bekannt, dass dem Elsass, der schon in Merowingischer
Zeit eigene Herzoge hatte4), immer eine Sonderstellung im
Gebiet des schwäbischen Stammes gewahrt geblieben ist; zahl-
reiche Stellen der Chroniken und Urkunden führen Allemannia
und Alsacia, Allemanni und Alsacienses nebeneinander an.5)
Rudolf aber konnte als Enkel Burchards I. vielleicht ebenso
gute Ansprüche auf die Herzogswürde erheben als Burchard II.,
von dem nicht bekannt ist, in welchem Verwandtschaftsver-
hältnis er zu seinem gleichnamigen Vorgänger gestanden hat.*)
') DO. I. 201. Die von Sickel angezweifelte Identität des getreuen
Rudolf mit Adelheids Bruder bat Oisi im Anz. f. Schweiz. Gesch. 1887
S. 128 u. 136 hinreichend erwiesen; dagegen bemerke ich ausdrücklich,
dass mir die Ausführungen Gisi's über die Abstammung Rudolfs von Liu-
thar von Walbeck und über seine angeblichen Söhne sehr gewagt er-
scheinen. Über Guntram vgl jetzt Schulte in Mitth. des Inst. 10, 201) ff.
— *) Vgl. DO. I. 166. - ») In DO. L 249, DO. II. 51 und dessen Be-
stätigungen, in der vita s. Deicoli SS. 16, 682, sowie in der übrigens nicht
unbedenklichen Urkunde Bertha's in den Fontes rer. Bern. 1, 272 No. 37.
— «) Vgl. Waitz, Verf.-Gesch. 2, 707. — *) Ebda. 5, 156, 167 u. 7, 104.
— «) Dümmler, Jahrb. Otto's L 242.
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6
Erben.
Das Todesjahr des Herzogs Rudolf ist uns nicht überliefert,
aber es ist wahrscheinlich, dass er nicht mehr unter den Le-
benden weilte, als im Jahre 973 seine dem Kloster Peterlingen
gemachten Schenkungen von Otto II. bestätigt wurden.1)
Während der Regierung dieses Kaisers scheint ein anderer
Enkel Burchards I., Liudolfs Sohn Otto mit dem Herzogtum
Schwaben auch die Herrschaft im Elsass wieder vereinigt zu
haben.2) Sicher ist dies von Otto's beiden Nachfolgern Kon-
rad (983—997) und Hermann II. (997—1003), welche als
Herzöge von Allemannien und Elsass bezeichnet werden.3)
Ist somit in dem letzten Viertel des Jahrhunderts der Elsass
sicher mit dem Herzogtum Schwaben vereinigt gewesen, so
darf gerade die deutliche Hervorhebung dieses Verhältnisses
in den gleichzeitigen Quellen als Beleg für eine kurz vorher
stattgefundene Trennung geltend gemacht weiden.
Aber auch wenn Rudolfs Herzogstitel nicht die Bedeutung
gehabt haben sollte, die ich vermute, so hatte doch das bur-
gundische Königshaus durch seinen reichlichen Grundbesitz
den mächtigsten Einfluss auf den Elsass gewonnen. In den
Sechziger Jahren mochte es nicht ausgeschlossen scheinen,
dass sowie einst das Land zwischen Aar und Reuss, so nun
') DO. IL 61. — ») Hiefür spricht nicht nur die grosse Gunst, in
welcher Otto beim Kaiser stand, sondern besonders der Umstand, dass er
in elsässischen Pfalzen, in Erstein und Brumath, als Intervenient am Hofe
erscheint in DDO. II. 121, 123, 181, 192. — Unsicher ist, was der Titel
dux Neruiorum zu bedeuten habe, den Herzog Otto in DO. n. 237 führt.
Vielleicht ist an eine gelehrte Kombination zu denken, welche an den
Namen Erstein (Neheristeim SS. 4, 484, vgl. SchefFer-Boichorst a. a. O.
286 No. 4) anknüpfend die Bewohner des Elsass als Nervier bezeichnete;
jedoch lege ich hierauf kein Gewicht, da auch eine Verwechslung von Ner-
viorum mit Noricorum nicht ausgeschlossen ist, wie sie in den Mon. Eptern.
SS. 23, 26 vorzuliegen scheint; vgl. dagegen auch SS. 4, 517. — 3) Konrad
erscheint als dux Alamannorum et Alsaciorum (Alsaciorum et Alemannorum)
in DDO. III. 47 u. 130, Hermann als Alamanniae et Alsaciae dux bei Thiet-
mar V, 2 SS. 3, 791 (ed. Kurze 108). — Wenn im 11. Jahrhundert die Her-
zoge von Oberlothringen sich auch Herzoge von Elsass nannten (vgl. Waitz,
a. a. 0. 5, 167), so beruht ihr Anspruch hierauf wohl in ihrer Verwandt-
schaft mit jenem Grafen Gerhard , der in den Wirren , welche dem Tod
Otto's HI. folgten, für Heinrich Partei ergriff und von ihm, wie Thietmar
berichtet (V, 13 SS. 3, 796, ed. Kurze 119), eine Grafschaft des Herzogs
Hermann erhielt (vgl. Steindorff, Jahrb. Heinrichs m., 2, 47 Anm. 2); wahr-
scheinlich war es der Elsass oder doch ein Teil desselben, der im Jahre
1002 neuerdings von dem Herzogtum Schwaben losgerissen wurde.
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Die Anlange des Klosters Selz.
7
der Elsass von dem Herzogtum Schwaben losgerissen und
dauernd mit Burgund vereinigt werden könnte. Aber so schnell
diese Stellung gewonnen war, so schnell ging sie verloren.
Die Besitzungen Rudolfs kamen an Peterlingen und sind in
dessen Besitz geblieben. Was aus den von König Konrad er-
worbenen Gütern geworden ist, ob sie vielleicht dem Haus
der Egisheimer, welches später in der Gegend von Schlett-
stadt reich begütert erscheint, und nach ihnen den Staufern
zugefallen sind1), vermag ich nicht festzustellen. Besser sind
wir über die Schicksale jener Besitzungen unterrichtet, die
sich in den Händen Adelheids befanden; ein grosser Teil von
ihnen fiel dem Kloster Selz zu, kleinere, wie oben erwähnt,
an Erstein und Murbach, der Rest aber gelangte nach man-
cherlei Besitzwechsel in die Hände der Staufer.
II. Gründung und Ausstattung des Klosters Selz.
Schon in den ersten Regierungsjahren Otto's III. fasste
Adelheid den Entschluss, einen Teil ihrer elsässischen Güter
zur Gründung eines Klosters zu verwenden. Neben ihrer re-
ligiösen Gesinnung mag hiefür die Erinnerung an zwei Kai-
serinnen der karolingischen Zeit massgebend gewesen sein.
Irmgard die Gemahlin Lothars I. und Richarda die Gattin
Karls III. hatten beide aus ihren elsässischen Besitzungen
angesehene Stiftungen errichtet, die Nonnenklöster Erstein
und Andlau. Wollte Adelheid nicht hinter ihren Vorgänger-
innen zurückbleiben, so wich sie doch insoferne von ihrem
Beispiel ab, als ihre Gründung nicht für Nonnen, sondern für
Mönche bestimmt sein sollte. Zu diesem Zwecke überliess
sie den Hof Sermersheim, den südlichst gelegenen Teil ihrer
elsässischen Besitzungen, dem Grafen Manegold und erwirkte
hierüber ein königliches Präcept. Diese Urkunde ist verloren
gegangen, aber ein späteres Diplom hat uns die Kunde von
dem Vorgang erhalten.2) Wahrscheinlich ist Manegold ein
') Über das Erbgut der Hildegarde, durch welche die Staufer den
Egisheimischen Besitz an sich brachten, vgl. Meister a. a. 0. 39 ff. —
*) DO. III. 86: predium Saramaresheim . . ob interventum carae avi? no-
stre Adalheidis videlicet imperatricis augustae a nobis antea Manegoldo
comiti per nostram praeeeptionem datum, ut inde pro sua et illius anima
in loco utrique melius apto monasterium faceret.
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8
Erben.
Mitglied des späteren Nellenburgischen Hauses1) und identisch
mit jenem, der im Jahre 987 zu Memleben das königliche
Gut Baden-Baden zu Geschenk erhielt.2) Ungefähr zur selben
Zeit ist wohl auch Sermersheim an Manegold überlassen wor-
den; wenigstens erzählt Odilo in seiner der Kaiserin gewid-
meten Grabschrift, dass Adelheid etwa zwölf Jahre vor ihrem
999 erfolgten Tode den Entschluss zur Klostergründung ge-
fasst habe.3) Redet Odilo hiebei ausdrücklich von der Gründung
von Selz, so darf seinen Worten nicht volles Vertrauen geschenkt
werden. Wie lange es währte, bis Adelheids Bemühungen
zum Abschluss kamen, mochte Odilo wissen, schwerlich aber
war er in alle Details der Vorgeschichte und in alle Wand-
lungen, welche die Pläne der Kaiserin durchzumachen hatten,
eingeweiht. Aus der Übergabe von Sermersheim ist vielmehr
zu schliessen, dass zunächst nicht Selz, sondern eher ein Punkt
im mittleren Elsass für die neue Gründung in Aussicht ge-
nommen war. Vielleicht war es eben die Wahl des Ortes,
welche die Ausführung des Planes solange verzögerte, bis
Manegold vom Tode ereilt wurde. Indem er noch vor seinem
Ende der Kaiserin Sermersheim zurückgab, legte er ihr ster-
bend die Erfüllung der gelobten Stiftung ans Herz.4)
Es ist kein Zweifel, dass der Tod Manegolds Adelheid
veranlasst hat, ihren Plan nun selbst in die Hand zu nehmen.
Im Jahre 99 15) war Manegold gestorben; in ehrenvollster Weise
begleitete die Kaiserin die Leiche ihres treuen Dieners nach
*) Vgl. Stalin, Wirtemb. Gesch. 1, 653 und Krüger in dieser Ztschrft.
N. F. 6, 584. — ^ DO. m. 39. — *) Epitaphium Adalheidae c. 10 (SS.
4, 641): Ante duodecimum circiter obitus sui annum in loco qui dicitur
Salsa urbem decrevit fieri sub libertate Romana. Dass unter urbs hier
nichts anderes als ein Kloster verstanden werden kann, ergiebt sich aus der
libertas Romana; vgl. hiezu Schulte in dieser Ztschrft. N. F. 6, 330. —
*) DO. ID. 86 et ille (sc. Manegoldus) morte praevenite (statt praeveniente)
hoc minime completo ante finem vitae sue. praedictae avie. nostre. (sc.
Adelheidae) praedio praefato in illius ius reddito iuramentaria testatione
propter deum id peragendum commendaret atque dimitteret. — *) Der
Zusammenhang mit den ersten Diplomen für Selz sowie der Umstand,
dass der Bericht über Manegolds Tod und Begräbnis in den Quedlinb.
Annalen (SS. 3, 68) unter den Ereignissen des Jahres 091 die letzte Stelle
einnimmt, Hessen vermuten, dass Manegold gegen Ende des Jahres ge-
storben wäre; freilich könnten dann die Angaben des liber Heremi (Jahrb.
f. Schweizer Gesch. 10, 347) und des liber anniv. eccl. Const. (Necrol. 1,
.289) nicht auf unsern Manegold bezogen werden.
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Die Anfänge des Klosters Selz.
9
Quedlinburg, wo der schwäbische Graf seine Ruhestätte fand.
Mit der Äbtissin von Quedlinburg, ihrer Tochter Mathilde,
welche um dieselbe Zeit die Gründung des Nonnenklosters
Walbeck in Angriff nahm, wird Adelheid ihre auf den Elsass
bezüglichen Absichten beraten haben. Diese hatten, als
Mutter und Tochter in den letzten Tagen des Jahres 991 zu
Pöhlde weilten, schon so weit feste Gestalt gewonnen, dass
an die Ausfertigung der ersten Diplome geschritten werden
konnte. Als Gründungsort hatte man den Hof Adelheids in
Selz ausersehen, einen Ort, der sich vor allen andern elsässi-
schen Gütern der Kaiserin durch seine günstige Lage aus-
zeichnete. Selz lag an der grossen Landstrassc, die von
Speier nach Strassburg führte und weiterhin Franken und
Sachsen mit dem Elsass und mit Burgund verband, und über-
dies nahe am Ufer des Rheins, es musste also zur Anlage
eines Marktes, aus welchem dem Kloster nicht bloss Verkehr
und Ansehen, sondern auch reiche Einkünfte zuüiessen würden,
ganz besonders geeignet erscheinen; ausserdem ist wahrschein-
lich die Aussicht auf Erwerbungen in Franken bestimmend
gewesen, den nördlichsten Punkt des Elsass für die Stiftung
zu wählen.
Dass die Ausfertigung des königlichen Diploms, welches
dein Kloster das Marktrecht verlieh (D. 130), erst im Juli 993
erfolgte, thut dieser Auffassung von den Umständen, welche für
die Wahl des Ortes massgebend waren, kaum Eintrag. Ist doch
auch die Gründungsurkunde von Walbeck (D. 81), dessen Grün-
dung mit jener von Selz enge verknüpft war, soviel wir zu er-
kennen vermögen, erst im Jahre 993, vielleicht gleichzeitig mit
der Marktverleihung für Selz vollendet worden. Indes wurden
schon während jenes Aufenthalts zu Pöhlde mehrere Ur-
kunden für das neue Kloster ausgestellt. Eine von diesen,
D. 79a., kann, obwohl sie nach den überlieferten Zeitan-
gaben zu urteilen nicht die erste gewesen ist, als die
Gründungsurkunde bezeichnet werden ; auf Adelheids Bitte ge-
währt der König in derselben Schutz, Immunität und Wahl-
recht. Ungefähr gleichzeitig schenkte Otto in zwei Diplomen
(DD. 77, 78) Güter in Franken und bestätigte in einer dritten
(D 80) eine Schenkung der Kaiserin. Diese verdient umso-
mehr Beachtung, als sie erkennen lässt, wie Adelheid bemüht
war, ihrer Stiftung in nächster Nähe ausreichenden Grund-
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10
Erben.
besitz zuzuwenden. Die 40 Joch Landes in Ottersdorf, welche
die Kaiserin von Regenger durch Kauf erworben und dann
ihrem Kloster geschenkt hatte, lagen in einem Teil der Rhein-
auen, der heute allerdings durch den Rhein von Selz getrennt
ist, im 10. Jahrhundert aber, als der Strom sein Bett noch
weiter östlich hatte, unmittelbar an die Selzer Marken grenzen
musste.
Noch im Januar 992 reiste Adelheid mit dem jungen König
nach Frankfurt und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie von
hier aus etwa im Februar den Ort ihrer Stiftung besucht und
daselbst die ersten Anordnungen für den Beginn der not-
wendigen Bauten gegeben haben wird. Der übrige Hof mag
inzwischen in der Richtung nach Aachen, wo das Osterfest
begangen werden sollte, aufgebrochen und erst in Boppard
von der Kaiserin eingeholt worden sein. Hier erwirkte sie
unter Mitwirkung der einflussreichsten Räte des Königs, des
Erzbischofs Willigis und der Bischöfe Notker und Hildibold
drei weitere Diplome für Selz (DD. 86, 87 u. 88), welche be-
stimmt waren, den Grundbesitz desselben in der günstigsten
Weise zu vermehren und abzurunden. Die Ausstellung von
D. 86 war gewiss schon zu Beginn des Jahres beabsichtigt
gewesen; wurde doch durch sie jenes Sermersheim, welches
einst dem Manegold zum Zwecke einer Klostergründung über-
geben worden war und dessen Heimfall Adelheids Pläne in
Fluss gebracht hatte, nunmehr auf Bitten der Kaiserin dem
neuen Kloster geschenkt. Gleichzeitig mit diesem für Selz
ziemlich entlegenen Besitz erfolgten aber auch in der Nähe
ansehnliche Erwerbungen. Es waren die Güter in Steinweiler,
Dierbach, Nieder- und Oberotterbach, sämtlich in dem süd-
lichen an den Elsass grenzenden Teil des Speiergaus ge-
legen, welche das Kloster durch die DD. 87 und 88 zu Ge-
schenk erhielt.
Indem Adelheid von Boppard aus mit dem Hofe nach Lo-
thringen, von da an die französische Grenze, dann wieder
nach Sachsen zog, nahmen ihr Interesse die politischen Ge-
schäfte, die Verhandlungen mit Frankreich und das Erscheinen
einer Gesandtschaft aus Italien für den Rest des Jahres 992
vollauf in Anspruch. Auch in der ersten Hälfte des folgenden
Jahres, während die Kaiserin, wie das Fehlen ihres Namens
in den Urkunden erkennen lässt, von ihrem Enkel getrennt
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Die Anfinge des Klosters Selz.
II
wohl zumeist in Sachsen geweilt haben wird1), erfolgten
keine neuen Verleihungen für Selz. Nichtsdestoweniger ist
anzunehmen, dass die Angelegenheit gerade in dieser Zeit um
einen wesentlichen Schritt vorwärts gerückt ist. Otto hatte
seinen Rückweg von Lothringen durch den Elsass genommen;
in Strassburg hatte er am 23. Mai 993 auf Fürbitte von
Willigis, Hildibald und Herzog Otto den Mönchen von Weissen-
burg, den Nachbarn der Selzer, eine Bestätigung ihrer Be-
sitzungen und Rechte erteilt (D. 125). Erfolgt nun am 2. Juli,
unmittelbar nachdem der König in Merseburg mit seiner Gross-
mutter zusammengetroffen war, die Verleihung von Markt und
Münze an Selz (D. 130), in welcher in auffallender Weise auf
die lokalen Verhältnisse Rücksicht genommen wird2) und über-
dies zum Teil dieselben Intervenienten wie in D. 125 genannt
werden, so ist kaum zu bezweifeln, dass schon während des
Aufenthalts in Strassburg oder vielleicht in Selz selbst, das
der König auf seiner Reise von Strassburg nach Bürgel5)
berührt haben kann, die Verhandlungen geführt wurden, deren
Ergebnis in Merseburg unter Anwesenheit der Kaiserin be-
urkundet worden ist. An jenen Beratungen mag vielleicht
auch Herzog Konrad von Elsass und Schwaben, dessen Name
ebenfalls in D. 130 aufgenommen wurde, beteiligt gewesen
sein4) und ausserdem wahrscheinlich Rupert von Speier und
Widerolf von Strassburg, an deren Sprengelgrenze Selz ge-
legen war und nach deren Münzen die Selzer verpflichtet
wurden, die ihren zu prägen.6) Da indes das Zusammen-
f) Zwischen D. 110, ausgestellt am 31. Dezember 992, und D. 130,
datiert vom 2. Juli 993 zu Merseburg, nennt bloss D. 118 den Namen
der Kaiserin; jedoch scheint es mir gewagt mit Kehr, Hist. Ztschrft.
N. F. 30, 431, hieraus und aus der unbestimmten Nachricht Thietmars
au/ ein in das Jahr 993 fallendes Zerwürfnis zwischen Otto und Adelheid
zn schliessen. — *) eo quod ipse locus in marca antiquitus constitutus per-
vius Semper sit cunctis sursum et deorsum euntibus ibique moneta et mer-
catus necessaha sint multitudini populorum undique illuc confluentium,
simul etiam monachis et populis ibi commanentibtis et habitantibus. — *) Am
23. Mai 993 urkundet Otto zu Strassburg, am 2. Juni zu Bürgel bei
Frankfurt (DD. 125 u. 126). — 4) Von den Intervenienten von D. 130 möchte
ich demnach Willigis und die Herzoge Otto und Konrad, welche sämtlich
in den nächsten in Sachsen ausgestellten Diplomen fehlen, auf die Hand-
lung im Elsass, Herzog Heinrich aber, der am 15. Juni zu Nordhausen
interveniert (s. D. 128), auf die Beurkundung in Merseburg beziehen"
Hildibold war im Elsass wie in Sachsen in Begleitung des Hofes. — ») Vgl.
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12
Erben.
strömen des Volkes, von welchem in der Urkunde die Rede
ist, die Entwicklung des Handelsverkehrs und der hieraus
fliessenden Einkünfte nicht sofort eintreten konnte, mochte
es wünschenswert erscheinen, vorläufig durch Vergrösserung
des Grundbesitzes das Aufblühen der neuen Schöpfung zu er-
möglichen. Schon am 27. August erfolgte die königliche
Schenkung von sieben Hufen in Nierstein in Franken (D. 137).
War hiermit die Ausstattung des Klosters vorläufig zum
Abschluss gekommen, so behielt doch Adelheid ohne Zweifel die
Interessen ihrer Stiftung fortwährend im Auge und trachtete
ihr womöglich noch weitere Vorteile zuzuwenden. Die günstigste
Gelegenheit hiezu bot sich, als fler Hof zu Ende des Jahres
994 in Schwaben und Elsass weilte. Der am 28. August er-
folgte Tod der verwitweten Herzogin Hedwig machte eine
längere Anwesenheit Otto's in Schwaben und eine Reihe von
königlichen Urkunden notwendig; denn infolge von Bestim-
mungen, die noch bei Lebzeiten Herzog Burchards, also späte-
stens im Jahr 973 getroffen worden sein müssen, fiel auf
Otto III. wenigstens ein Teil der von Burchard und Hedwig
hinterlassenen Güter. Vor allem war es das Kloster Wald-
kirch im Schwarzwald, welches auf diese Weise in den Besitz
des Königs gelangt, sofort eine Reihe von Gunstbezeugungen
erfuhr.1) Ausser der Immunität, dem Wahlrecht und der
Gleichstellung mit Reichenau und Corvei wurden ihm zwei
Schenkungen zuteil: der Hof Nussbach in der Ortenau war,
wie das Kloster selbst, durch Vermächtnis Burchards in den
Besitz des Königs gelangt, Königschaffhausen am Nordabhang
des Kaiserstuhls bildete wahrscheinlich den an Otto's Schwester
Sophie gefallenen Bestandteil der Erbschaft.*) Um dieselbe
Zeit wurde auch der Wormser Kirche die ihr schon im Jahr
990 zugesagte Schenkung eines Gutes im Breisgau vollzogen,
das, wie die Intervention der Herzogin Hedwig vermuten lässt,
ebenfalls aus dem Besitz der Herzogin herstammte.3)
andere Beispiele ähnlichen Vorgangs, jedoch sämtlich jüngeren Datums
bei Waitz, Verf.-Gesch. 8, 325.
*) DD. 157, 158, 161. — 2) In D. 161 ist Sophie als Intervenientin
genannt. — s) D. 63, mit den Daten Frankfurt 990 Juni 18 ist, wie das
Diktat erkennen lässt, nicht vor dem November 994 ausgefertigt worden,
andrerseits sicher vor dem im Dezember 995 durch D. 187 beurkundeten
Tausch, durch welchen das Original von D. 63 in das Archiv von Ein-
siedeln gekommen ist; die Beziehung auf den Breisgau, sowie die Anführung
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Die Anfänge des Klosters Selz.
13
So reiche Vergabungen königlichen Gutes in Schwaben
mussten es Adelheid nahelegen, auch ihrer Stiftung neue
Schenkungen zu erwirken. Während Otto und Adelheid zu
Erstein das Weihnachtsfest begingen, wurden für Selz zwei
vorteilhafte Schenkungsurkunden ausgefertigt.1) In der einen
erhielt das Kloster drei Höfe, Kirchberg im untersten Teile
des Emmenthals, Wimmis westlich vom Thunersee und Üten-
dorf etwas nördlich hievon im Thal der Aar. In günstigerer
Lage als diese burgundischen Besitzungen war, was die andere
Urkunde den Selzern zuwandte: die Kirchen in Schweighausen
und Lupstein mit den Kapellen zu Reichshofen und Witters-
heim, die zwischen Zorn und Rohrbach gelegenen Wälder und
die Mühlen an der Zorn, waren sämtlich im Westen und Süd-
westen von Selz gelegen und diesem so nahe, dass ihre Ver-
waltung weder in kirchlicher noch in wirtschaftlicher Be-
ziehung den» Kloster Schwierigkeiten machen konnte.
In derselben Gegend, wo die Hauptmasse der Güter Adel-
heids gelegen war, hatte auf diese Weise auch Selz im Laufe
von drei Jahren einen grossen Grundbesitz erworben; von den
Thälern der Zorn und Moder im Süden reichte er bis über
den Bienwald hinaus im Norden, in Selz und Ottersdorf grenzte
er an die Ufer des Rheins, bei Lupstein, Reichshofen und
Otterbach berührte er den Fuss der Vogesen. In fruchtbarer
Gegend gelegen und so gut gruppiert, dass die südlichsten
Punkte sowie die nördlichsten von Selz selbst in einem Tage
erreicht werden konnten, bildete dieser Besitz die Hauptstütze
der Stiftung. Im Norden reihten sich hieran die Höfe in Als-
heim und Nierstein zwischen Worms und Mainz, dann Mos-
bach und Biebrich nördlich von Mainz, wo der Rhein vor dem
fruchtbaren und reich bevölkerten Abhang des Taunus nach
Westen ausbiegt. So wie diese Besitzungen an der Strasse
nach Franken und dem westlichen Sachsen, so lag im Süden
Sermersheim an jener Verkehrslinie, welche Selz mit dem
südlichen Elsass und mit Burgund verknüpfte. In den einst
schwäbischen Teilen von Burgund endlich lagen Kirchberg,
Ütendorf und Wimmis.
Was die Herkunft der einzelnen Güter anlangt, so wird
der Herzogin Hedwig machen es wahrscheinlich, dass die Ausstellung
von D. 63 gegen Ende des Jahres 994 zu Sasbach oder Erstein erfolgte.
') DD. 159a u. 160; auf D. 159b komme ich im folgenden zu sprechen.
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14
Erben.
schon durch ihre Lage wahrscheinlich, dass die letztgenannten
aus burgundischem Besitz stammten; vielleicht waren sie einst
in den Händen von Bertha, der Tochter Burchards I., gewesen
und von ihr auf Adelheid vererbt worden.1) Besser unter-
richtet sind wir über die Herkunft der elsässischen und fränki-
schen Besitzungen. Von den letzteren werden jene in Als-
heim, Biebrich, Moosbach und Nierstein in den hierauf bezüg-
lichen Diplomen ausdrücklich als Eigentum des Königs be-
zeichnet3), trotzdem ist es jedoch nicht ausgeschlossen, dass
dieselben vorher Adelheid gehört hatten. Sicher hatten die
Höfe Sermersheim und Selz im Elsass zu dem der Kaiserin
von ihrem Gemahl verliehenen Witwengut gehört, ebenso ohne
Zweifel die Kirche in Schweighausen9) und vielleicht auch das
Gut Stein weiler.4) Ober die Herkunft der übrigen im Speier-
gau, in Dierbach, Nieder- und Oberotterbach gelegenen Be-
sitzungen fehlen nähere Nachrichten. Dagegen ist von den
in D. 159 genannten wahrscheinlich, dass sie sämtlich ebenso
wie die Kirche Schweighausen zu den Gütern Adelheids ge-
hört haben. Die Kirche in Lupstein, die Kapelle in Witters-
heim, die Wälder und Mühlen an der Zorn werden Pertinenzeu
des der Kaiserin gehörigen Hofes Hochfelden, die Kapelle in
Reichshofen wird von Schweighausen oder Morschweiler ab-
hängig gewesen sein.
J) Unweit Kircbberg liegt jenes Utzensdorf, welches bis zum Jahr
1009 in dem Besitz von Adelheids Neffen Burkhard, Erzbischof von Lyon,
geblieben ist, Mon. patriae, chart. 2, 103 No. 86, vgl. Gingins-la-Sarra in
Memoires et documents de la Suisse-Romande 20, 387. — 2) Als predium
nostrum werden Alsheim, Biebrich und Moosbach angeführt (DD. 77, 78),
ex portione nostrae proprietatis schenkt Otto die Hufen in Nierstein (D.
137) vgl. übrigens hiezu S. 16 Anm. 2. — 3) Vgl. DO. I. 368. — *) Das
mit denselben Daten wie DO. I. 368 versehene und auch im Diktat hier-
mit übereinstimmende DO. I. 369 liegt in einem offenbar erst im Jahre
992 entstandenen Schriftstücke vor, welches sich das Ansehen des Ori-
ginals giebt. An eine Fälschung ist jedoch schwerlich zu denken, da
DO. I. 369 nicht nur in der Fassung der Datierung etwas von DO. I. 368,
welches in diesem Falle Vorlage des Fälschers gewesen sein müsste, ab-
weicht, sondern auch für Stein weiler den richtigen Grafenuamen bietet;
dass Gerung im Jahre 966 Graf im Speiergau gewesen ist, lehrt DO. I.
333. Immerhin kann der Abschreiber irgendwelche Änderungen an dem
heute verlorenen Original von DO. I. 369 vorgenommen haben. Zu be-
achten ist, dass das Wort ecclesiis, welches sich in der Pertinenzformel
von DO. I. 368 findet, in DO. I. 369 offenbar mit Absicht weggelassen
worden ist: die Kirche in Stein weiler ist durch die in DO. II. 279 be-
stätigte Schenkung des Grafen Kono der Speierer Kirche zugefallen.
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Die Anfänge des Klosters Selz.
15
Von den im Elsass gelegenen Gütern Adelheids war somit
ein grosser Teil ihrer Stiftung zugefallen; aber es fehlte viel,
dass der ganze elsässische Besitz der Kaiserin in dem des
Klosters wieder vereint worden wäre, ja auch von dem nord-
elsässischen Güterkomplex ist manches dem Kloster vorent-
halten worden. Dass die Aufzählung der Besitzungen in den
Schenkungsurkunden für Selz sich nicht mit jener in der Ur-
kunde Otto's I. für Adelheid deckt, könnte nicht als hin-
reichender Beweis hiefür angesehen werden, denn es ist nicht
nur mit der Möglichkeit des Verlustes von Urkunden, sondern
auch mit der Thatsache zu rechnen, dass derselbe Besitz nicht
stets mit denselben Worten bezeichnet werden musste; mochte
es in einem Fall notwendig erscheinen, aller Einzelnheiten
eines Grundbesitzes ausführlich Erwähnung zu thun, so ge-
nügte es ein anderesmal die bedeutendsten Höfe oder auch
nur jene Teile, derentwegen Streit herrschte oder zu befürchten
war, in der Königsurkunde hervorzuheben. Aber wir besitzen
ein Diplom des 11. Jahrhunderts, aus dem hervorgeht, dass
ein grosser Teil des Adelheid'schen Besitzes damals nicht im
Besitz des Klosters, sondern in dem Heinrichs IV. gewesen
ist. Dieser König schenkte im Jahre 1065 dem Grafen Eber-
hard von Nellenburg die beiden Höfe Hochfelden und Schweig-
hausen mitsamt dem Heiligenforst1); es ist nicht zu bezweifeln,
dass es dieselben Höfe waren, die einst Adelheid gehört hatten.
Hiemit lässt sich eine zweite Nachricht verbinden. Die um
die Mitte des 11. Jahrhunderts in Selz geschriebenen mira-
cula Adalheidae berichten, dass nach dem Tode der Kaiserin
Herzog Hermann II. von Schwaben Besitzungen des Klosters,
welche einst Adelheid gehört hatten, als sein Erbe beansprucht
habe.2) Sein Verlangen gründete sich, wie aus demselben Be-
richt zu entnehmen ist, auf seine Ehe mit Gerberga der Tochter
König Konrads von Burgund. Soweit verdient die Erzählung
des Selzers vollen Glauben, dagegen wird es erlaubt sein nicht
nur die Geschichte des Wunders zu bezweifeln, welches den
Herzog bekehrt haben soll, sondern auch den Ausgang des
*) Stumpf, Reg. 2668, vgl. Tumbült in dieser Ztschrft. N. F. 5, 429.
— J) Igitur eo tempore quo beata (Adalheida) migravit a seculo, Heri-
mannua dux Sueviae, qui fratris illius Chnonradi filiam in coniugium ac-
ceperat, hereditario iure res ancülae dei ad monasterium pertinentes oc-
cupare volebat. SS. 4, 646.
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16
Erben.
Streites anders aufzufassen, als die Worte der miracula ihn
berichten. Nach diesen hätte Hermann vollständig nachgegeben
und überdies dem Kloster eine Saline in Lothringen zum Ge-
schenk gemacht.1) Die Thatsache, dass wir Hochfelden und
Schweighausen in den Händen Heinrichs IV. finden, spricht
jedoch für das Gegenteil. Hermann wird das seiner erlauchten
Stifterin beraubte Kloster mit einer kleinen Schenkung ab-
gefunden haben, ein Teil der Adelhcid'schen Güter aber wird
in seinem Besitz geblieben und durch seine Tochter Gisela,
die Gemahlin Kaiser Konrads II. auf die Salier vererbt wor-
den sein. Sei es, dass Adelheid selbst ihre Nichte Gerberga
zur Erbin bestellt hatte, sei es, dass sie weitere Schenkungen
zu Gunsten des Klosters nicht durchzusetzen vermochte*), den
Selzern musste es als eine Verkürzung ihrer Ansprüche er-
scheinen, dass ihnen ein Teil der in der Nachbarschaft ge-
legenen Güter der Kaiserin vorenthalten blieb. Sie werden
es nicht an Versuchen haben fehlen lassen, ihre vermeintlichen
Rechte durchzusetzen oder doch eine Entschädigung für den
erlittenen Schaden zu erlangen. Die Erinnerung an diese
Vorgänge spiegelt sich in der Erzählung der miracula Adal-
heidae wieder, aber auch in den Urkunden scheinen sie ihre
Spuren hinterlassen zu haben. Die oben besprochene Schenkung
der Kirchen in Lupstein und Schweighausen (D. 159) liegt
in drei Ausfertigungen vor, deren Reihenfolge sich mit Sicher-
heit feststellen lässt, wiewohl sie von einer Hand herrühren
und dieselben Zeituierkmale enthalten (nur eine ist undatiert).
Als erste Ausfertigung ist jene anzusehen, in welcher die
Worte Grauenhouen — Bvouonis auf Rasur stehen (A). Erst
nachdem diese Änderung an A vorgenommen worden war,
wurden die beiden andern Ausfertigungen hievon abgeschrieben,
*) Dux timore perculsus quidquid iniusto incepto contra dei voluntatem
in dei famulae rebus desipuit, emendare curavit addiditque praedicto
monasterio praedium ad conficiendum sal utile, situm videlicet ad oppi-
dum Marsile. — a) Obwohl Otto I. seiner Gemahlin die elsassischen Güter
zu freiem Eigen geschenkt hatte (DO. I. 368) und obwohl Otto U. ihr
die freie Gewähr für ihr gesamtes Witwengut zugestanden zu haben scheint
(DO. n. 109), so kann doch nicht bezweifelt werden, dass Adelheid in
der That bei Vergabung ihres Besitzes an den Konsens des Königs oder
seiner Rate gebunden war, ja dass Adelheids Besitz von Seiten des Königs
geradezu als proprietas nostra bezeichnet wird. (Vgl. DO. III. 7 a und 7 b.)
Indes verdienen diese Verhältnisse eine ausführlichere Besprechung, für
die hier nicht der Platz ist
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Die Anlange des Klosters Selz.
17
denn die in A nachträglich eingeschalteten Worte sind hier
von erster Hand geschrieben. A2 kennzeichnet sich dadurch
als jüngstes Exemplar, dass hier noch weitere Besitzungen,
die Kirchen in Morschweiler und in Grauenhouen, eingefügt
worden sind, welche nicht nur in A, sondern auch in AI
fehlen. Die Entstehungszeit von AI aber ist mit einiger
Wahrscheinlichkeit in die Jahre 996—1002 zu setzen; denn
dass hier der Schluss der Datierungszeile und in der Signum-
zeile das Wort regis weggelassen worden ist, lässt die Absicht
erkennen, den Kaisertitel und die der Kaiserzeit entsprechenden
Jahresmerkmale einzutragen. Wahrscheinlich werden die an
A vorgenommene Interpolation, sowie die Ausfertigung von
A2 zeitlich nicht weit von jener von A l getrennt, somit eben-
falls in die Kaiserzeit Otto's zu setzen sein.
Da die Interpolation an A von unbekannter Hand herrührt,
AI und A2 aber ohne irgendwelche kenntliche Beglaubigung
seitens der Kanzlei geblieben und von einem Manne geschrie-
ben sind, der ohne Zweifel Mitglied des Klosters Selz gewesen
ist1), so ist zweifelhaft, ob die kaiserliche Genehmigung für
die in diesen ürkuuden enthaltene Besitzvergrösserung erteilt
worden ist. Bleibt also die Frage der diplomatischen Glaub-
würdigkeit offen, so unterliegt doch die historische keinem
Bedenken: Die besprochenen Urkunden dienen uns als Zeug-
nisse dafür, dass die Mönche von Selz noch in der Kaiserzeit
Otto\s III. getrachtet haben ihren nordelsässischen Besitz zu
vergrössern. Dass sie es hiebei gerade auf Besitzungen ab-
gesehen hatten, die zu Adelheids Witwengut gehörten, be-
stätigt vor allem die Anführung der Kirche in Morschweiler;
aber auch die Kirche in Lupstein, der Besitz in Muzenhausen
und die Wälder Vuisinthovua, Buochberg und Sacchenholz
') Irrtümlicherweise ist derselbe im Text zu den K.-U. in Abb. 8. 292
mit dem in den ersten Jahren Otto's II., dann in DO. III. 36 nachweis-
baren Willigis F. identifiziert worden. Als erstes Stück des Selzer Schrei -
bers ist vielmehr DO. III. 77 zu betrachten, welches durch ungewöhnliche
Huchstabenformen und durch offenbare Nachahmung des Kanzleischreiher*
Hildibold F. deutlich den Anfanger verrat. Von seiner Hand rühren
!>mer DO. I. 369 (vgl. oben S. 14 Anm. 4), zwei Ausfertigungen von
DO. III. 87 und drei von DO. III. 159 her; endlich hat er den Kontext
<les D. Heinrich II., Stumpf Keg. 1324, geschrieben, also mit Ausnahme
von DO. I. 369 ausschliesslich Urkunden für Selz.
Z«.Ucbr. f. G##ch. d. Oberrh. N. F. VII. 1. 2
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18
Erben.
waren vielleicht als Pertineuz von Hochfelden im Besitz der
Kaiserin.1) Zu der Anführung von Altdorf aber, das südwest-
lich von Strassburg gelegen nachweislich nicht zu dem Adel-
heid'schen Besitze gehört hat, mag ein anderer Umstand den
Anlass gegeben haben. Die Bulle Leo's IX. für das Kloster
Altdorf (Jafle ed. II, Heg. 4206) erzählt, dass der Graf Eber-
hard (von Egisheim) die Absicht gefasst hatte, in Altdorf ein
Kloster zu gründen ; dass dann dessen Sohn Hugo daselbst ein
Kirchlein erbaut habe, welches von Bischof Erchenbold von
Strassburg und Abt Maiolus von Cluny, also vor dem Jahre
WH eingeweiht worden sei. Mag diese Erzählung in den Zu-
sammenhang der Papsturkunde vielleicht erst nachtraglich
eingeschoben worden sein, so kehrt sie doch ebenso in einer
andern Aufzeichnung des Klosters wieder*) und findet auch
durch eine Urkunde Friedrichs I. (Stumpf Reg. 3659) eine
indirekte Bestätigung. Aus derselben erfahren wir, dass Otto III.
dem Grafen Eberhard das Markt- und Münzrecht in Altdorf
verliehen hat : die Überreste des hierüber ausgestellten Diploms
haben sich in jener Urkunde Friedrichs, sowie in einer in
Altdorf verfertigten Fälschung erhalten.8) Demnach darf
angenommen werden, dass auch die Anfänge des Klosters
Altdorf bis an das Ende des 10. Jahrhunderts hinaufreichen.
Erscheint nun Altorf unter den durch Interpolation in D. 159 a
eingefügten Worten, so kann, wenn nicht etwa eine andere
heute nicht mehr nachweisbare Örtlichkeit desselben Namens
gemeint ist4), ein Konflikt mit der Stiftung der Egisheimer
den Anlass zu jener Einschiebung gegeben haben.
') Lupstein und Muzenhauseu liegen südlich der Zorn, nahe bei Hoch-
felden. Ein Wald westlich von Mauermünster, also an der oberen Zorn,
führt, wie mir Hr. Forstmeister Ney in Strassburg freundlichst mitteilt,
heute noch den Namen Buchberg; ist er, wie wahrscheinlich, identisch
mit dem hier genannten, so werden auch die beiden andern Wälder in
der Nähe zu suchen sein. Wisinthovua könnte vielleicht mit Westhofen,
drei Meilen westl. von Strassburg, identisch sein. — 2) Notitia brevis fun-
dationis monasterii Altorf in Würdtwein, Nova subs. 5, 370, und darnach
(kandidier, Hist. d'Alsace lb, 183. — 3) DO. III. 325, vgl. hiezu Kehr,
Urkunden Otto's ni. 300 ff. — *) Altdorf westlich von Speier ziehe ich als
nicht im Elsass gelegen nicht in Betracht. Indes ist zu beachten, dass
sich auch, soviel ich sehe, kein Gravenhoven im Elsass nachweisen lässt.
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Die Anfange des Klosters Selz.
19
III. Einrichtung des Klosters und Verleihung des
päpstlichen Schutzes.
Auch auf die innere Einrichtung des Klosters verwandte
Adelheid gleichen Eifer, wie auf die Ausstattung mit liegenden
Gütern. Die Klostergebäude waren in schöner und den Be-
dürfnissen entsprechender Weise ausgeführt worden, im Innern
fehlte es nicht an prachtvollen Gewändern und Geräten, an
Gold und Edelsteinen.1) An die Spitze der Mönche trat Ece-
mann, ein in göttlicher und weltlicher Wissenschaft bewanderter
Mann, welcher die Kaiserin selbst unterrichtet hatte*), der-
selbe, dessen Freundschaft Gerbert, wie wir aus einem
seiner Briefe erfahren, wohl zu schätzen wusste.3) Adelheids
innige Beziehungen zu Maiolus von Cluny, der im Jahre 980
die Aussöhnung der Kaiserin mit ihrem Sohne vermittelt
hatte und von ihr mit der Leitung der Klöster Peterlingen
und S. Salvator in Pavia betraut worden war, sowie zu sei-
nem Nachfolger Odilo, welcher sie auf ihrer letzten Reise
nach Burgund begleitet zu haben scheint und ihre Lebens-
beschreibung verfasst hat, lassen vermuten, dass auch in
Selz die strengeren Cluniacensischen Gewohnheiten Eingang
fanden. Ob das neue Kloster ebenso wie Cluny selbst den
beiden Apostelfürsten geweiht war, steht nicht fest, da die
Ausdrücke der Quellen hierin nicht vollständig übereinstim-
men.4) Sicher war ganz im Geiste der Cluniacenser von An-
fang an die Unterordnung des Klosters unter den römischen
Stuhl in Aussicht genommen.
Schon in dem zu Beginn des Jahres 992 ausgestellten
D. 79 war ausgesprochen, dass das Kloster nur dem Papst
') Epitaphium A dal hei da e c. 10, SS. 4, 641 raonasterium . . mirn operc
condidit — adeo ditavit et nohilitavit praediis aedifieiis auro et gemmis
et vestibus preciosissimis aliisque variis ornatuum suppellectilibus, ut nichil
deesset illo in loco deo famulantibus. — *) Ebenda: boni testimonii virum,
humana scientia et divina sapientia doctum, quem in divinia literis ha-
bere voluit assidue preeeptorem. — *) Gerberti epistolae ed. Havet 17
No. 21. — 4) In honorem aposlolorum in DD. 77, 78, 87 b u. HS, in no-
rm rom duodeeim apostolorum in D. 86 und 87 a, wo für den Schreiber von
87b die Auslassung von duodeeim durch Punkte vorgezeichnet war; in
honorem apostolorum Petri et Pauli in der eigentlichen Gründnngsnr-
knnde D. 79 und in dem päpstlichen Privileg; ad honorem dei et aposto-
lorum prineipis Epit. Adalh. 1. c.
o*
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20
Erben.
und dem König unterstellt sein sollte. Aber ein königliches
Diplom konnte nicht ausreichen, um die Loslösung des Klosters
von der bischöflichen Gewalt festzustellen, hiezu bedurfte es
eines päpstlicheu Privilegs. In der That ist uns eine Bulle
des Papstes Johann XV. erhalten, durch welche Selz in den
Schutz der römischen Kirche genommen wird1), aber die Form,
in welcher diese Urkunde erhalten ist, hat Bedenken erregt,
die eine ausführliche Besprechung notwendig machen.
Zu der Beschreibung der äusseren Merkmale der in Karls-
ruhe verwahrten Urkunde (A)*), welche Pflugk-Harttung ge-
liefert hat, habe ich zunächst zwei Bemerkungen zu machen.
Die von ihm ausgesprochene Vermutung, dass die Datierung
des Stückes vielleicht von anderer Hand herrühre als der
Kontext, scheint mir vollständig begründet, aber ich füge
hiuzu, dass diese zweite Hand wesentlich jüngeren Charakter
aufweist als die erste.3) Was aber das Alter der Kontext-
schrift anlangt, so kann ich dem Urteil Pflugk-Harttung.s nicht
beipflichten. Ich lege dieselbe nicht dem 12., sondern der
ersten Hälfte oder der Mitte des 11. Jahrhunderts bei.4)
»I Jaffe, Reg. 3857, vgl. Pflugk-Harttung iu N. Archiv 8, 245. —
*) Ich nehme an, dass bei der Transsumierung durch Gregor IX. nicht
mehr das Original, sondern A als Vorlage benützt worden ist, dass also
A die einzige selbständige Überlieferungsform des Privilegs darstellt. Der
Vergleich von A mit dem Abdruck des Transsumptes in Mon. Germ. Ep.
s. XIII 1, 499 ergiebt nur folgende Varianten 499 Z. 11 ut et populi,
Z. 42 ibi deo servientibus, Z. 44 ingenium ad ipsum, Z. 45 foris curtaverit,
500 Z. 7 ipsa imperatricum optima. — 8) Zu beachten sind insbesondere
die geraden r-Schäfte mit dem gebrochenen Arm, die Cauda des e, die
Oberschäfte der d. — 4) Zur Begründung meines Urteils führe ich einige
Facsimilia von Handschriften aus der Mitte und zweiten Hälfte des
11. Jahrhunderts an: Pal. Soc. H, 92, 93 (geschr. 1094—1097 in Stablo),
Arndt 19 (geschr. bald nach 1067 in Regensburg), Arndt 52a (geschr.
vor 1071 in Gembloux), Pal. Soc. I, 61 (geschr. 1049 in Lobbes). Alle
diese Schriften sind im Vergleich zu A schon dadurch als jünger ge-
kennzeichnet, dass in ihnen die Oberschäfte im Vergleich zu der Höhe der
mittleren Zeile niedriger sind als in A ; von Einzelheiten sind insbesondere
die steifen mit gebrochenem Arm versehenen r, die gedrungene mit dem
gestürzten t- Schaft nicht über die Mittelschälte hinaufragenden Kursiv-
verbindungen et, das Fehlen der Kursivverbindung et, das Eindringen der
runden Schluss-s, endlich das Überhandnehmen der Kürzungen als bezeich-
nend für die zweite Hälfte des Jahrhunderts anzuführen. A, welches in
diesen Punkten sich von den angeführten Beispielen unterscheidet, hat hin-
gegen selbst mit solchen Schriften, die aus dem Ende des 10. Jhrdts. stammen,
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Die Anfange des Klosters Selz.
2t
Hiemit ist für die Kritik der Urkunde zunächst eines ge-
wonnen. Da die Datierung nachträglich hinzugefügt worden
ist, so dürfen die Bedenken, welche sich aus ihr ergeben, nicht
ohne weiteres auf den Kontext ausgedehnt werden. In seiner
ursprünglichen Gestalt hat A des Eschatokolls vollständig ent-
behrt, hat also durchaus nicht den Schein des Originals an
sich getragen. Denn es ist kein Grund, demjenigen, welcher
bei der Niederschrift von A gänzlich auf die Wiedergabe der
äusseren Merkmale von Papsturkunden verzichtet und dein
Texte keinerlei schriftliche Beglaubigung beigefügt hat, die
Vornahme der Faltung des unteren Randes und die Anbringung
des Siegels oder der hiefür bestimmten Schnitte zuzuschreiben ;
vielmehr sind diese Versuche, dem formlosen Schriftstück das
Ansehen eines Originals zu geben, aller Wahrscheinlichkeit
nach von jenem gemacht worden, welcher die Datierung hin-
zugefügt hat.
Dürfen also die äusseren Merkmale von A für die Kritik
gar nicht herbeigezogen werden, so kommen auch von den
inneren nur jene des Eingangs und des Kontextes in Betracht,
nicht aber die ganz unzulässige Datumzeile, das Fehlen der
Unterschriften u. s. w. Mit dieser Beschränkung aber lässt
sich die Fassung von A gerade für die Zeiten Johanns XV.
als passend nachweisen. Entsprechend dem mächtigen Ein-
greifen der deutschen Herrschaft in die italienischen Verhält-
nisse ist gegen das Ende des zehnten Jahrhunderts auch
das päpstliche Kanzleiwesen in eine gewisse Abhängigkeit
von den Gewohnheiten der deutschen Kanzlei geraten. Es
wird nicht überflüssig sein, für die hiedurch verursachten
Unregelmässigkeiten, welche bisher nicht genügend gewürdigt
worden sind, einige Beispiele anzuführen.
Die in den Königsurkunden regelmässige Verbalinvokation
In nomine sanctae et individuae trinitatis bieten ausser der
Bulle Johanns XV. für Selz auch zwei Privilegien für
Petershausen sowie eines für Villich (JafTe\ Reg. 3831, 3863
and 3897) einmal erscheint dieselbe noch durch den
vie den in K.-U. in Abb. 10, 25 (geschr. in den letzten Jahren Otto's I.)
und in Pal. Soc. II, 109, 110 (dem Abt Maiolus von Cluny 948—994 ge-
*idmet) abgebildeten vieles gemein. Sehr nahe steht die von Arndt Taf. 50
reproduzierte Handschrift, die in den Jahren 1034—1046 in Konstanz ge-
a-hrieben wurde; aber auch sie zeigt schon manche jüngere Elemente.
») Hiezu würde noch Reg. 3868 für Stablo-Malmedy kommen, wenn
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22
Erben.
Zusatz patris et filii et Spiritus sancti erweitert (Reg. 3831)-
Von der gewöhnlichen Form des Titels N. episcopus servus
servoruui dei wird mehrfach abgegangen; in Reg. 3847 für
Blandigny nennt sich Johann XV.: episcopus servus servorum
dei celorum clavigeri gratia dei archivicarius; in Reg. 3863
und 3897 lautet der Titel fast vollständig übereinstimmend:
Gregorius qui et Bruno sanctae catholicae et apostolicae Ro-
inanae ecclesiae gratia dei episcopus (et servus servorum dei).
Das Fehlen der lnscriptio oder Adresse, die den Königsur-
kunden fremd ist, haben mit der Bulle für Selz mehrere Ur-
kunden Gregors V. gemein (Reg. 3863, 3874, 3886, 3888. 3897).
Am deutlichsten aber lässt das Privileg Johanns XV. für Kloster
Bergen erkennen (Reg. 3856), wie stark das königliche Kanzlei-
wesen auf jenes der Päpste eingewirkt hat. In dem Rahmen
des der päpstlichen Kanzlei entsprechenden Eingangs- und
Schlussprotokolls bietet dasselbe einen Kontext, dessen Fassung
nur in der königlichen Kanzlei entstanden sein kann, sei es,
dass ein verlorenes Diplom für Bergen als Vorurkunde benützt
wurde, sei es, dass ein Notar der königlichen Kanzlei auf
einer Gesandtschaftsreise begriffen, aushilfsweise zu den Ar-
beiten der päpstlichen herangezogen worden ist.1)
dieses ohne Zweifel verfälschte Privileg nicht direkt auf Reg. 38G7, son-
dern auf eine zweite Ausfertigung derselben Urkunde zurückgeheu sollte.
— Der Ansicht von Pflugk - Harttung , der alle diese Urkunden verwirft,
ist schon Löwenfeld in der 2. Ausgabe von Jaffas Regesten entgegen-
getreten und ich kann ihr ebensowenig beipflichten. Zu welchen Konse-
quenzen solcher Radikalismus führt, zeigt am besten die Meinung (Hi-
storisch-diplomatische Forschungen 179), dass die Urkunde für Peters-
hausen mit Hilfe jener für Villich gefälscht sein sollte; ohne mich auf die
Unwahrscheinlichkeit dieser Annahme weiter einzulassen, bemerke ich
nur. dass das Privileg für Petershausen eine ganz gute Poen enthalt (vgl.
Reg. 3842, 3848), welche in jenem für Villich fehlt. Ich folgere vielmehr
aus der engen Verwandtschaft beider Urkunden, dass sie gleichzeitig aus-
gestellt sind, möchte also abweichend von Jaffä und Löwenfeld die datum-
lose Bulle für Petershausen neben jener für Villich zum Frühjahr 996
einreihen. Dass Bischof Lampert von Konstanz den ersten Romzug
Otto's III. mitgemacht hat, bezeugt auch Reg. 3863.
T) Der Vergleich mit den von HB. und HF. verfassten Diplomen (am
besten eignen sich hiezu DDO. III. 4, 13, 68 u. 136) zeigt deutlich, dass
der Urspung dieser Fassung in der königlichen und nicht in der päpst-
lichen Kanzlei zu suchen ist. Die Annahme, dass man sich im Kloster
mit Hilfe einer königlichen Urkunde eine päpstliche gefälscht hätte, ist
an sich unwahrscheinlich und durch die richtige Unterschriftsformel (per
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Die Anfänge des Klosters Sek.
23
Diese Beispiele werden es rechtfertigen, wenn ich die Fas-
sung von A weit günstiger beurteile als Ptiugk-Hai ttung. Die
Anwendung der Invokation (In nomine domini dei eterni et
salvatoris nostri Jesu Christi), der durch Feierlichkeit ebenso
wie durch die Demut des Gedankens ausgezeichnete Titel (I.
huniillimus omnium servorum dei et in saneta sede Romana
non meritis propriis constitutus sed intercessione beatissimi
apostoli Petri ab omnipotente in apostolatus arce electus)
finden in den oben angeführten Beispielen ihre Analogien und
konnten nicht leicht auf Rechnung eines Fälschers gesetzt
werden. Das ebensowenig vereinzelte Fehlen der Adresse hat
weiterhin die Anwendung der dritten Person statt der sonst
üblichen zweiten zur natürlichen Folge gehabt. Der Kontext
aber hält sich so vielfach an die Formeln um! den Wort-
schatz päpstlicher Privilegien, dass es nicht möglich ist, den-
selben als Machwerk eines Fälschers hinzustellen.1) A ist
vielmehr als die Abschrift eines echten Privilegs anzusehen,
in welcher der Wortlaut des verlorenen Originals wieder-
gegeben wird. Diese Annahme schliesst nicht aus, dass kleine
absichtliche Änderungen des ursprünglichen Textes vorgenom-
men worden sind, wie wir sie in abschriftlich überlieferten
Urkunden häufig finden. Hieher rechne ich es, wenn die
Kaiserin einmal als beatissima, einmal als sanetissima im-
peratrix bezeichnet wird, was bei ihren Lebzeiten wohl nicht
geschehen wäre; vielleicht ist gleichzeitig dieser oder jener
Satz erweitert oder stärker betont worden, als dies im Ori-
ginal der Fall war.
Aber auch unter dieser Voraussetzung ist A kaum als
Fälschung zu betrachten, denn der Schreiber hat seiner Ar-
beit keine Beglaubigung hinzugefügt, hat ihr nicht den Schein
des Originals zu geben versucht. Ich glaube, dass ein anderer
Zweck ihn zur Anfertigung von A veranlasst hat. Das ver-
lorene Original des Privilegs wird ebenso wie die andern Ur-
kunden Johanns XV. auf Papyrus geschrieben gewesen sein.
nuuus Johannis episcopi s. Albanensis et Ariciensis eeelesie et biblio-
thecarii sanete apostolice sedis), soviel ich sehe, ausgeschlossen.
') Der Kontext erweist sich als eine Überarbeitung der Formel 32
des Li ber diurnus, welche von den Zeiten Gregors I. an im Gehrauch ge-
wesen ist. Aber auch jene Teile, welche in dieser Formel fehlen, ent-
sprechen durchaus dem päpstlichen Kanzleistil.
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24
Erben.
In dieser Form eignete es sich schlecht zur Aufbewahrung,
noch schlechter aber zum Transport. Wollten also die Mönche
von Selz eine Bestätigung ihres Privilegs erwirken, etwa von
Benedikt VIII., der im Jahre 1020 in Deutschland weilte,
oder von Leo IX., der in den engsten Beziehungen zum Elsass
stand, so lag es nahe, eine Abschrift des Originals auf Perga-
ment zu schreiben, um diese der Kanzlei vorzulegen und von
ihr ein gleichlautendes Privileg zu erhalten. Bei einer zu
solchem Zwecke angelegten Abschrift war die Weglassung des
Eschatokolls begründet und nicht ungewöhnlich. Da die be-
absichtigte Bestätigung nicht erfolgte, so blieb die Abschrift
im Kloster liegen und wurde nachträglich, vielleicht zu einer
Zeit, als das Original schon zum Teil der Zerstörung anheim-
gefallen war, mit den dürftigsten chronologischen Daten und
mit einer Art von Besieglung versehen.
Verschwinden auf diese Weise die Bedenken, welche gegen
die Echtheit der Papsturkunde erhoben worden sind, so wird
doch das Urteil über den Wert derselben in letzter Linie da-
von abhängen, wie wir uns ihren bisher nicht beachteten Zu-
sammenhang mit den Privilegien für S. Maurice im Wallis
erklären. Dieses Kloster hat fünf Papsturkunden verwandter
Fassung aufzuweisen, von welchen nur die jüngste, im Jahre
1050 von Leo IX. erteilte (V) als echt angesehen wird, die
übrigen jedoch, auf die Namen Eugens I., Hadrians I., Eugens II.
und eines nicht näher bestimmbaren Leo lautend (I — IV), als
unzweifelhafte Fälschungen gelten.1) Mit diesen Urkunden nun,
und zwar gerade mit der Reihe der älteren stimmt in der Haupt-
sache die Fassung von A aufs beste überein. Statt die ein-
zelnen Teile der Reihe nach durchzusprechen, wird es am besten
sein, den Text von A neben jenen von I zu setzen, welcher die
ursprüngliche Gestalt der S. Mauricer Privilegien darstellt,
während II, III und IV durch weitere Zusätze verfälscht sind.7)
») Jaflfe, Reg. 2084, 2489, 2567, 2660 und 4246. — ») Für Reg. 2084
lege ich den jüngsten, leider sehr mangelhaften Druck bei Aubert, Tresor
de l'abbaye de s. Maurice d'Agaune (Paris 1872) S. 208 zu Grunde, wel-
cher auf einer Kopie vom Ende des 10. oder Anfang des 11. Jahrhunderts
beruht, berücksichtige daneben aber auch die Usarten von II, III und
IV, die sich ebenfalls bei Aubert gedruckt finden; für Reg. 3857 folge
ich dem Wortlaut von A. Der kursive Druck in der ersten Spalte be-
zeichnet die mit der Formel 32 des Liber diurnus übereinstimmenden
Stellen, der in der zweiten jene, welche sich in Reg. 2084 finden.
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Die Anfknge des Klosters Selz.
25
Privileg Privileg
Eugens 1. für S. Maurice. Johanns XV. für Selz.
(Jafle Reg. 2084.) (Jaffe Reg. 3357.) .
In nomine domini dei eterni et In nomine domini dei eterni et
salvatoris nostri Jhesu Christi, salvotorte nostri Jem Chststi. I.
Eugenias humilissimus omnium ser- humiltimns omnittm servoritm dei
vorum dei et in sancta sede Ro- et in sonrto sede Homo na tot in s
mana tocius orbis magistra non orbist mofytetrja non merit is pro-
meritis ') propriis sed intercessionc priis constitutus scd intcreessione
beatissimi apostolorum prineipis tteottesimi apostoli Petri prineipts
Petri ab omnipotenti dco in aposto- ob omnipotente in opostolotm orrv
latus arce ') electus. Quia dominus eleeti. Quin dominus tiaster ores
noster oves proprias quas suo sancto proprio* <pms suo previoso sonyui-
ac precioso sanguine adquisivit, ne redemit, beofo Petro paseen-
beato Petro pascendas commisit, dos eommisit, constot nimirmn
constat nimirum cunctos dei cul- 1 eunrios dei cultores ipsitts snbici
tores ipsius subici tuicioni''), cuius tuitionc. cuius nos ubioue non dif-
nos ubique non diffidimus protegi \fidimus proteyi potrocinio; r/uti-
patrocinio; quaproptcr satis oon- propter softe convenicnter omnes
venienter omnibus Christianis opor- 1 Christ ionos od sanctam matrem
tet ad sanctam matrem eeelesiam ecclesiom et opostoticom sedcm
et apostolieam sedem*) prebere oportet prehere conrursunt, toliter
coneursum , taiiter ut et devot io ut et populi devot h conditorte sui
nmditoris convenicnter sortis- convenicnter sortiatur cffertum et
se videatur effectum et pie con- \pie constructionte orocutte in pri-
strud tonte oroculi in privileyite\vil[cyt]is toryiendis minime dene-
largiendis minime deneyetur auxi- 1 flc/wr uuxilium. Iyitur qtiio postit-
lium. Iyitnr tpiio pitstutovit o nobte lovit o nobis filia nostra Adalheida
Chlodoueus) excellentissimus rex I imperatrix augusta utmonosfcrium
Francorum quatenus monostcrium 1 in Alsacia supra locum iuris sui
.s«HC/orum Agaunensium in regno') qui dicitur [Salsi] iuxta Humen
Burgundie super flu vium Rodanum, quod vocatur Matra ob redcmp-
quem in honore bcati Mauricii tionem illustrium Romani imperii
vel aliorum martyrum Sigismun- gubernatorum, videlieet magni do-
dus bone meinorie rex eonstruxisse mini ac cari sui Ottonis tiliique
i eorum similiter [Ottojnis, <|ui ante
ecclesiam beati Petri prineipis,
' nostri sepultus est , suorumque ob
veniam ]>eccatorum nee non om-
I nium suorum fidel ium parentum
ad ctemam Christi Jesu laudem
in honore Petri ac Pauli aposto-
lorum devotissime eonstruetum
r
(Reg 2084.» *) IT, III, IV, meriti /. - ') //, arche /, IV.
- 3) II, ///, suicione IV, ipsius suhicione /. - *) II, ///, apostolice
sedis /, IV — ») Karolus i7, Lodoicus prenomine pius III, Amulfus IV.
- «) II, III, regnum /, IV.
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2fi
Erben.
dinoseitnr, in quo Siagrius abba1)
preesse videtur privUegio cum
scdis apostolice infulis decordur
et sab [iurisdictione]2) snncte,
iui den uuctore presidemus, ec-
rlesie constitutum prcteritorum
reguin ordinem, gloriosi videlicct
regis Sigismundi ac ccterorum re-
gum post ipsum 3) statuta et privi-
legia eiusdem monasterii nostri4)
itcrum presulatus honorc conscn-
dentes confirmaremus 5) ut nulla-
tenus ullo deinceps tempore in-
rumperentur neque super ipsos mo-
naehos illic domino famulantesb)
sine ipsorum elcctione abbas mit-
tatur.6) Propterea7) pils desideriis
tilii nostri regis Francorum assen-
stim accomodantes ) Agaunensis
monasterii congregationis9) mau-
«latis inhercntes ,0) sedisque aposto-
lice regulam servantes11) per Iiuius
preceptionis twstre nuctoritntcm id
quod exposcimur, effeciui ,2) manci-
pmnus et idco omncm cuiuslibet
vcctesie sncerdotcm in prcfatum
monnsterinm 13) nulluni sui priora-
tus pontihcium permittimus habi-
turum neque illum qui civitatem
(Talentiam H) nunc habere dinoscitur
pricilcgio scdis apostolice decordur
et ea libertate in ^ternum donemus
ut nullo tempore ullis rationibus
libertas eius corrumpatur neque
super ipsos monachos illic dornino
fumulantes sine ij)Sorum elcctione
nbbns constituatur, dignissimum
est ut eius ebristianissimis preci-
bus adquiescamus et omne quod
iuste expostulat, iuteg[ena]ime ad-
implcamus. Preterca piis eius de-
sideriis consensum, ut dignum est,
prebentes predicto monasterio ipsis-
jque fratribus ibi secundum bcati
i Benedicti regulum militantibus per
Iiuius nostre preeeptionis uuetori-
tatem id quod exposcit, largimur
et apostolica datione consentimus.
jNostra ctiam auetoritate ac spon-
| tanea largitate ob honorem aposto-
I lorum ipsiusque imperatricis amo-
|rem |jerniittentcs eiusdem mona-
sterii abbatem cum sandaliis et
dalmatica missarum ofiicia cele-
brarc, consecrandum etiam ab eo
episcopo quem cuneta fratrum co-
hors convoeaverit. ltaque nullius
ecrlesie sncerdotcm in prcfatum
monasterium aliquod suipriorntns
pontificium permittimus hnbitu-
rum; illum etiam qui ciritnti Ar-
gentine, -nunc preesse dinoscitur.
l) Alteus episcopus II, Adaiongus Sedunensis episcopus 777, idein
Arnulfus rex viceni abbatis gerere videtur IV. — 2) hehlt in allen, er-
aönzt aus Formel 3 > de» L. d. — a) III, ipsain I, IV, ipsa 77. —
*) IT, III, nostra 7, IV. — 6) IV, confirmemus 77, 777, oonfirmaremur I.
— 6) IV, famulantibus I, neque super - mittatur fehlt in II und ist
dort durch eine Besitzbestätigung ersetzt, in III sind BeHimmunf/en über
die Wahl und Testierfreiheit des Prälaten eingesclialtet, in IV folgt die
Aufzählung einiger Besitzungen na<h mutatur. — ;) 777, mutatur IV,
non mutatur 7. — p) Preterea 777 — 77, desideriis Francorum aecom.
/, IV, desideriis Francorum regis aures aecom. 777. — 77, aecom. ac
dei mon. congregationem 7, IV, eiusdem mon. congregacioni dei 777. —
n) 7/, inberenti, servanti 777, inlierentibus , conservantibus 7, IV. —
12) II, exposeimus 7, 777, 7 V, efiectu alle — ,8) prefato monasterio 11,
III, in III, IV folgt vel in eiclesiis in eius curtibus sitis et (ex) eius
olemosinis construetis et ordinatis nullum sui m. *. iv. — u) Sednnensem III.
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Die Anfänge des Klosters Selz.
27
vel fuerit in postea adquisitu-
ros, quamlibet dichttem seu pote-
statem extendere hae attctori-
tate preter sedem apostolicam
prohibemus1) ita ut, nisi ab eo
qui in eodem monasterio abbas
faerit constitutus, invitatus fuerit, \
nee ad missarum ibidem celebranda ,
stdetnpnia. guitpiam presumat ac- :
cedere vel suam inibidera domina-
tioncm incipiat exercere, nec ulla'
conciliabula pretendere aut quas-
libet partes elemosinarum que ad
sanctum monasterium a hdelibus
collate fuerint sua in parte exigere
neque decimas2) que illic a iam
dicto saucto Sigismundo sunt eon-
<:cssa, quisquam attemptet auferre,
eo guod subicctione apostolici pri~
cikgii consistunt. Inconcusse cunc-
tis3) secundum conditoris dcsideria
eius debeant j>ermrt/?cre temporibus,
constUttentcs per huius decreti no-
stri paginam atque interdicentes
(minibus omnino cuiuslibet ecclesie
presnlibus vel cuiuscungne honoris
dignitato preditis
illtunque pariter qni jmsten est ud-
guisdurus, nullam contrarietatem
nullam dominationem in predictum
monasterium estenderchar auvtori-
tatesedis aposUdice probibemus. itn
ut nulla conciliabula ibidem aliqui>
in|cip]iat fprejtendere nec guusH-
bet partes elemosinarum (juc ad
[usum] nwnasterii a fidel ibu* col-
late fuerint, in sufumj partan t . t i-
gere nenne deeimas neque terras
neque ecelesias neque [the|saur[os
neque librjos neque aliquid ab ipsa
bcütissima fim]peratrice eonws-
sum vel ab aliis postea oblatum
fatfemptjet auferre, eoiptod apo*t<>-
licc sedi ipsum monasterium cum
omnibus ad sc pertinentibus non
]X)testate donationis sed libertatis
tantum causa sit subiectum et Ku-
mane [sedis scc]uritate ita deo au<-
tore munitum et contra omucs
mortalcs nostra defensione arma-
tum, ut etenia sit poena damnan-
[du]s quicumque aliquam contrarie-
tatem ipsi monasterio vel ibi deo
servientibns fecerit, aut qui cupi-
ditate miscra vulneratus [aliqujain
particulam1) terre ciusdem moua-
sterii umquam in sua redegerit aut
qui per aliquod ingeniuin ad ipsum
monasterium rebus suis intus vel
foris eurtaverit. Igitur ut hec a n<>-
bis deo consentiente secundum de*i-
derium illius sanetissime impera-
tricis ordinata cunetis1) mancant
ineoneussa et inviolata temjmribns.
{per huius nostri decreti paginenn
(onstitnimns, modis omnibus uni-
versis cuiuslibet ecclesie presnlibus
omnibusque clericis cuiuscumnue
lumoris dignitatc preditis laici>-
que omnibus pariter cuiuscumque
(Keg. 2084.) l) In IV folgt eine vielleidU interpolierte Stelle, in III
ist hac auetoritate ausgelassen. — l) III, deeima 7, IV. — 5) cuneta
nobis 7, IV, constituimus enim III wo cunetis — temporibus fehlt.
(Reg. 3857. ) ') ti corr. au* n. — a) enn enrr. aus in.
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28
Erben.
potcstatis intcrdicentcs, eolligantes
etiam sub anathematis vinculo ut
cum Jada in rternum crucietur
qiticumgue huitis nostre Seriem in-
stUutionis diabolico presumptu au-
sus fuerit wertere aut deu[m co]n-
[tejmpnens nostra mandata, qu»'
supra scripta sunt, demoniaca in-
flatus superbia noluerit observare,
aut qui ipsarum sanctiones scriptu-
rarum, que ab ipsa imperatricum
opti[ma] constitutc sunt, vcl subri-
pere vel deler[e] vel eis contraire
presumi)serit. Huiusnisi resipiscat,
auferat deus partem de terra vi-
ventium et nomen eius deleatur de
libro vit? ut cum iustis non scri-
batur sed cum impiis et sacrilegis
deputatis flammis gehenm» inex-
itinguilibus concremetur in secula
! seculorum.
j Data II. non. apr. anno dominice
! incarnationis DCCCCXCVI, indic-
|tione VIII; data Sutri?.1)
Diese Zusammenstellung zeigt ausser dem engen Zusam-
menbang zwischen beiden Privilegien auch das Verhältnis, in
welchem dieselben zu der Formel 32 des Liber diurnus stehen.
An einer Reihe von Stellen, an denen das Privileg Eugens
mit der Formel übereinstimmt und deshalb kursiven Druck
aufweist, weicht jenes für Selz ab; andrerseits zeigt sich, wie
der kursive Druck der zweiten Spalte anzeigt, auch in den
nicht der Formel entnommenen Partien die grösste Ähnlich-
keit beider Urkunden. Demnach muss das Privileg für S.
Maurice der Formel näher stehen, erst aus diesem oder einem
ihm nahe verwandten kann jenes für Selz abgeleitet sein.
Ehe ich jedoch sage, wie ich mir dieses Verhältnis erkläre,
glaube ich einem Einwand begegnen zu müssen. Indem A
sich weiter von der Formel 32 entfernt als I, so könnte A
als eine mit Hilfe von I angefertigte Fälschung angesehen
werden; denn die Beziehungen von Selz zum burgundischen
(Reg. 2084 ) *) II und III sind von hier an abweichend .stilisiert
(Reg. 8857.) ») Dir ganze Datierung von jüngerer Hand, Data Su
auf liaxur.
sub anathematis vinculo colli- 1
gatis') quicunque huius seriem
nostre institutionis ausus fuerit
evertere vel ipsarum scripturarum
sanctiones que a predictis regibus
constitute sunt et prefato mona-
sterio sub privilegio indulte quo-
Ufjet modo vel tempore temptaverit
extstere temerator.
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Die Aufauge des Kloster» Selz.
29
Reich waren in dem halben Jahrhundert nach seiner Gründung
gewiss lebhaft genug, um den Austausch litterarischer Erzeug-
nisse zwischen Selz und S. Maurice herbeizuführen. So könnte
immerhin eine Handschrift, welche die Privilegien von S. Mau-
rice enthielt, nach Selz gelangt und dort zur Herstellung einer
Fälschung verwendet worden sein. Dieses Bedenken wird je-
doch erschüttert, wenn wir bemerken, dass auch die freistili-
sierten Teile von A zahlreiche Anklänge an den kurialen Stil
aufweisen, welche der Erfindung eines Fälschers nicht zuzu-
trauen sind. Auch dass hievon ein Satz mit der königlichen
Gründungsurkunde (D. 79; übereinstimmt, kann nicht als Ver-
dachtsgrund gelten.1)
Halte ich also an der Echtheit des Privilegs Johanns XV.
für Selz fest, so erklärt sich die Übereinstimmung mit der
Bulle Eugens für S. Maurice am einfachsten durch die
Annahme einer verlorenen Urkunde Johanns XV. für S.
Maurice. Gleichzeitig mit der Gesandtschaft, welche Adelheid
im Interesse ihrer Stiftung an den Papst richtete, wird auch
ihr Bruder Konrad um Bestätigung der Privilegieu von S.
.Maurice nachgesucht haben. Indem nun für beide Klöster
unter einein geurkundet wurde, ist die für St. Maurice übliche
Fassung, welche vielleicht wirklich bis ins 7. Jahrhundert
zurückreicht, in das Privileg für Selz übergegangen.-)
1) 1). 79 liegt in zwei Ausfertigungen vor» von welchen die erste durch
Graudidier überlieferte sicher auf echter Grundlage beruht; wenn hier
der Wortlaut der Petitio (quatenus monastcrium — construetum) mit der
Papsturkunde übereinstimmt, so kann entweder die Königsurkundc nach-
traglich mit Hilfe der päpstlichen in diesem einen Punkt erweitert wor-
den sein, oder, was wahrscheinlicher ist, die päpstliche Kanzlei kann
diesen Passus dem Diplom entnommen haben. Die zweite Ausfertigung
jedoch weist Zusätze unkanzleimässiger Fassung auf, welche in den Narh-
urkunden fehlen; für diese ist die Papsturkundc sicher benützt worden;
ob diese gefälschte Form bald nach Erteilung des Privilegs oder ob sie
erst im 12. Jahrhundert entstanden ist, vermag ich nicht zu entscheiden.
— l) Über die Echtheit oder den Grad der Verfälschung der vier älteren
S. Mauricer Privilegien ein bestimmtes Urteil abzugeben, ist hier nicht
notwendig und auch nicht möglich, bevor die handschriftliche Überlieferung
derselben nochmals geprüft sein wird. Dennoch will ich bemerken, dass
mir die Echtheit der Bulle Eugens I., welche von den in II, III und IV
enthaltenen Einschaltungen frei, der seit Gregor I. im Gebrauch stehenden
Formel 32 am nächsten kommt, nicht ausgeschlossen scheint; die Unter-
schriften, deren Formel übrigens zeitgemäss lautet, ja auch die Eingangs-
formeln können später hinzugefügt sein. Zu der Zeit Eugens 1. (654 bis
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Erben.
Auf diese Weise war Selz in den Besitz eines päpstlichen
Privilegs gelangt, in welchem nicht nur die Wahlfreiheit und
der apostolische Schutz Ausdruck fanden wie in dem könig-
lichen Diplom, sondern in dem auch die Loslösung von der
Diözesangewalt des Strasshurger Bischofs und noch weitere
Khren Vorrechte des Abtes, der Gebrauch der Dalmatica und
der Sandalen, ausgesprochen waren. Von einem Zins, den
«las Kloster hiefür zu entrichten gehabt hätte, wie es anderswo
der Fall war, ist in dem Privileg nichts gesagt. Zeigt sich
so deutlich, wie sehr die Kaiserin bemüht war, ihre Stiftung
den angesehensten Klöstern Deutschlands würdig an die Seite
zu stellen, so ist nicht zu verwundern, dass auch andere
Klöster, vor allem das mächtige Reichenau der jungen Grün-
dung nicht nachstehen wollten. Bei Otto's III. zweiter An-
wesenheit in Rom erwirkte Alarich auch für sich das Recht,
die Dalmatica und die Sandalen zu tragen. ') Wideroki von
Strasburg aber scheint für die Exemption von Selz auf andere
Weise entschädigt worden zu sein. Noch unter Gregor V.
wurde ihm das Nonnenkloster Andlau untergeordnet, das seit
seiner Gründung dem päpstlichen Stuhl unterstand. *) Sowie
also bisher Andlau, die Stiftung der Kaiserin Richarda, das
einzige römische Kloster im Elsass gewesen war, so blieb in
der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts Selz in dieser ver-
einzelten Stellung, bis durch Leo IX. auch für Andlau das
frühere Verhältnis wiederhergestellt und ausserdem Heiligen-
kreuz. Ottmarsheim und vielleicht Oelenberg in den päpst-
lichen Schutz aufgenommen wurden. 3)
Über die Datierung des Privilegs für Selz ist es nicht
♦557) passt ganz gut die Erwähnung Chlodwigs II. (639—657). Von dem
Interesse der Merovinger für S. Maurice legt überdies gerade ein Diplom
dieses Königs (Pertz D. 19) Zeugnis ab, in welchem dasselbe als Muster
für das geistliche Leben empfohlen wird; im selben Sinn hatte auch Chlod-
wigs Vater Dagobert (Pertz D. 15) des Klosters Erwähnung gethan.
') DO. III 279. — J) Eine Urkunde Gregore V. ist nicht erhalten,
wir verdanken die Kenntnis hierüber dem Privileg Sylvester's II. (Jane,
Reg. 3904), in welchem die Unterordung von Andlau unter Strassburg
bestätigt wird. — I ber die Gründung von Andlau und die Verleihung
des päpstlichen Schutzes vgl. die bei Mühlbacher, Reg. Kar. 1635,
und bei Böhmer, Reg. Kar. 1937 verzeichneten Diplome. Das Privileg
Johanns VIII. (Jaffe. Reg. 3337) ist verloren. — :t) Vgl. Schulte in Strass-
burger Studien 2, 87 ft'., wo jedoch die zeitweilige Unterordnung von And-
lan unter das Bistum nicht erwähnt ist.
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Die Anfänge des Klosters Selz.
31
möglich, ein sicheres Urteil zu gewinnen , da die in A nach-
träglich hinzugefügte Schlusszeile keineswegs in ursprünglicher
Gestalt vorliegen kann. Wenn also auch die Zahlen verderbt
sein können und obwohl das Inkarnationsjahr (996) nicht zu
der indictio VIII passt, scheint es mir doch am besten an der
durch die letztere Angahe begründeten Einreihung zum April
1)95 festzuhalten. Die Bulle für Selz und das angenommene
deperditum für S. Maurice werden dadurch in die Nachbar-
schaft der Urkunden für die Klöster Dijon und Bergen ge-
rückt, ') deren Angelegenheiten recht gut im Zusammenhang mit
jenen von S. Maurice und Selz verhandelt worden sein können.
Ist dieser Ansatz richtig, so würde die Gesandtschaft der
Kaiserin etwa zu Beginn des Jahres 995 vom Elsass auf-
gebrochen sein, wo auch der junge König die Weihnachtszeit
mit seiner Grossmutter verbracht hatte, und es läge nahe,
anzunehmen, dass die Vorbereitung der Romfahrt Ottos mit
zu den Aufträgen der Gesandten gehört habe. Als zu Ende
des nächsten Jahres der junge Kaiser wieder über die Alpen
heimkehrte, wandte er sich zunächst wieder nach Selz, wo in
seiner und seiner Grossmutter Anwesenheit am 18. November
die Einweihung des Klosters von dem Diözesanbischof Widerold
von Strassburg vorgenommen wurde.-)
Adelheid selbst hat die Vollendung ihrer Stiftung um vier
Jahre überlebt. Als sie am 16 Dezember 999 aus dem Leben
schied, wurde ihr Leichnam in Selz bestattet; dort ist ihr
Grab bald der Gegenstand religiöser Verehrung geworden.
£chon Odilo wusste von wunderbaren Heilungen von Blinden
und Kranken aller Art, die sich daselbst zugetragen haben
sollten; seine Worte haben um die Mitte des 11. Jahrhunderts
einen Mönch von Selz veranlasst, eine eigene Schrift über die
Wunderthaten der Kaiserin zu verfassen, die nunmehr ebenso
wie Richarda, die Gründerin von Andlau, schon die Verehrung
der Heiligen penoss.
IV. Zehentstreitigkeiten und Fälschungen des
12. Jahrhunderts.
Von den Fortschritten, welche der Ausbau des Landes in
Deutschland noch im 11. und 12. Jahrhundert gemacht hat,
uewährt die wachsende Zahl kirchlicher Gründungen die
l) Jaffe, Reg. 3856 und 385*. — *) Epitaph. Adalheidae SS. 4, 641.
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32
Erben.
beste Vorstellung. Denn von dem Roden des Waldes und der
Anlage von neuen Höfen und Dörfern hat sich nur selten und
zufällig eine Nachricht erhalten, dagegeu brachte die Ent-
stehung von Kirchen und Klöstern Veränderungen der kirch-
lichen Einteilung mit sich, die in den Quellen deutliche Spuren
hinterlassen mussten. Der Gegensatz zwischen der alten Mutter-
kirche und den innerhalb ihres Sprengeis entstandenen Grün-
dungen führte naturgemäss zu Konflikten, welche das Eingreifen
weltlicher und kirchlicher Autoritäten notwendig machten und
in zahlreichen Urkunden, echten wie falschen, ihren Ausdruck
gefunden haben. Auch im nördlichen Elsass und im angrenzen-
den Speiergau ist es auf diese Weise zu mancherlei Streitig-
keiten gekommen; ich will hier nur jene kurz besprechen, die
für die Beurteilung der ottonischen Diplome für Selz in Be-
tracht kommen.
Durch seine Besitzungen in Steinweiler, Dierbach, Nieder-
und Oberotterbach, zu denen wahrscheinlich noch andere uns
unbekannte Erwerbungen in derselben Gegend hinzukamen,
war das Kloster Selz Grenznachbar der Speierer Kirche ge-
worden. Diese hatte von dem Grafen Cono Minfeld und Frecken-
feld am Nordiande des Bienwaldes, sowie alle andern Neubrüche
desselben Waldes bis zum Fuss der Vogesen zu Geschenk er-
halten und überdies die Kirche in Steinweiler,1) deren Pfarr-
sprengel sich ursprünglich bis an den Bienwald erstreckt zu
haben scheint. Wenigstens stand der Speierer Kirche bis zur
Mitte des 11. Jahrhunderts der Genuss der Zehenten von
Minfeld zu. Im Jahre 1051 löste Heinrich III. dieses Recht
von der bischöflichen Kirche durch Tausch ab und verlieh es
den Mönchen von Selz, die wohl bald darnach die Kirche in
Minfeld erbauten. War auf diese Weise der südliche Teil des
Pfarrsprengels von Steinweiler losgetrennt worden, so war doch
hiemit die Entwicklung noch nicht abgeschlossen. In der Nähe
von Minfeld erhob sich die Kapelle in Freckenfeld, welche die
Selzer als eine Filiale ihrer Kirche in Minfeld betrachteten.
Trotzdem gaben die Mönche von S. Lambrecht, die inzwischen
in den Besitz der Kirche zu Stein weiler gekommen waren.8)
*) Die kaiserliche Bestätigung über diese Schenkung liegt in 1)0. II.
279 vor. — 2) Stumpf, Reg. 2400. — 3) Dass die Kirche Steinweiler zu
dem Besitz des Klosters S. Lambrecht gehörte, erhellt aus der Urkunde,
welche Innocenz IV. dem späteren Nonnenkloster zu S. tamhrecht er-
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Die Anfange des Klosters Selz.
38
ihre Ansprüche auf die Kapelle Freckenfeld nicht auf. Erst
im Jahre 1196 wurde dieselbe durch Schiedsspruch des Bischofs
Conrad von Strassburg bleibend dem Kloster Selz zugesprochen.
Welche Beweismittel hiebei die Selzer gegen die S. Lam-
brechter ins Treffen geführt haben, ersehen wir aus dem
Berichte, den der Strassburger Bischof hierüber dem Papst
erstattet hat. f) Ausser einer Reihe von Zeugenaussagen, welche
sämtlich die Zugehörigkeit der Kapelle zur Pfarre Minfeld
betonten, brachten sie auch eine Urkunde Heinrich III. vor,
durch welche die Kirche in Minfeld mit der Kapelle in Frecken-
feld dem Kloster geschenkt worden sein sollte. Dieses Diplom
ist uns erhalten;9) es liegt in einem dem Ende des 12. Jahr-
hunderts angehörenden Schriftstück vor, welches die Fonnen
des Originals nachahmt, stimmt wörtlich mit der oben er-
wähnten, im Original erhaltenen Urkunde Heinrich III. vom
Jahre 1051 überein und fügt nur die Stelle cum capella Fric-
chenvelt in den Wortlaut derselben ein. Unter diesen Um-
ständen kann es keinem Zweifel unterliegen, dass diese angeb-
liche Urkunde Heinrich III. auf Grundlage der echten an-
gefertigt worden ist, um dadurch die Ansprüche auf Frecken-
feld erweisen zu können. Die Entstehung der Fälschung ist
somit in das Jahr 1196 zu setzen.
Gleichzeitig mit derselben müssen aber auch, wie die
Identität der Hände erweist, zwei Kopien ottonischer Diplome
entstanden sein, und zwar jene von D. 80 und D. 88. Während
nun bei D. 80 kein Zusammenhang mit dem besprochenen
Streit zu erkennen ist und keinerlei Verdachtsgrund vorliegt,8)
ist die Kopie von D. 88 sicher in dem Prozess mit S. Lambrecht
vorgelegt und zu diesem Zwecke angefertigt worden. Denn
teilte (inseriert in der bei Remling, Speierer U.-B. 1, 400 No. 435 ge-
druckten Bischofsurkunde); wann jedoch die Kirche in Steinweiler aus
den Händen der Bischöfe in die der Mönche von S. Lambrecht über-
gegangen ist, vermag ich nicht festzustellen; die angebliche Gründungs-
urkunde des Klosters (Acta Palat. 6, 265 No. 15), in welcher Steinweiler
schon genannt ist, kann schwerlich für so hohes Alter dieses Besitzes
geltend gemacht werden, sie scheint in weit jüngerer Zeit entstanden zu
sein, vgl. Dümge\ Reg. Bad. 12.
l) Diese Ztschrft. 14, 188 No. 5 aus Or. und Remling, Speierer U.-B.
1, 387 aus Transsumt (da Konrad II. erst im April 1190 Bischof von
Strassburg geworden iat, so ist die Datierung MCXCVI kal. apr. und nicht
M( XC VI. kal. apr. zu lesen). — ») Stumpf, Reg. 2401. - a) Vgl. oben S. 9.
Z«lttcbr. f. r,«.*cli. d. Oberrh. X. F. VII. 1. 3
34
Erben.
der anstössige und von der Vorurkunde abweichende Punkt
in D. 88 ist die zweimalige Erwähnung der Zehnten. Auch
Ober- und Nieder- ötterbach und Dierbach werden in dein
alten Sprengel von Steinweiler gelegen gewesen sein und der
Abt von S. Lambrecht, als Herr der Pfarre, wird nun auch
von diesen Ortschaften den Zehntgenuss beansprucht haben.
Ob derselbe etwa schon seit längerer Zeit nach Gewohnheits-
recht den Selzern zustand, lässt sich nicht bestimmen, sicher
aber waren in dem Original von D. 88 die Zehnten ebenso-
wenig erwähnt, als in den gleichzeitig erteilten DD. 86 und 87.
Noch deutlicher als an den Grenzen des Bienwaldes lassen
sich die Fortschritte der Kultur an dem Heiligen Forst ver-
folgen. Hier sind in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts
nicht weniger als vier Neugründungen entstanden, die von
allen Seiten das grosse Waldgebiet ausnützten, in welchem
die Staufer zuerst eine geordnete Forstverwaltung eingeführt
zu haben scheinen. Im Süden des Forstes erhob sich der Ort
Hagenau mit Burg und Pfarrkirche, der unter der Gunst der
Kaiser bald zu der zweiten Stadt des Elsass emporblühte;
im Westen und Norden entstanden die Klöster Neuburg und
Walburg und in nächster Nähe von Selz, am östlichen Ende
des Wraldes siedelten die Nonnen von Königsbruck. ')
Es lässt sich denken, dass die Selzer, welchen die Staufer
keine besondere Teilnahme entgegenbrachten, mit eifersüchtigen
Blicken das Gedeihen dieser jungen Rivalen verfolgten, das»
ihnen gerade die Ausschliessung vom Heiligen Forst doppelt
empfindlich sein inusste. War derselbe doch in der Mitte
ihrer Güter, vor den Thoren ihres Klosters gelegen, ja wahl-
scheinlich einst im Besitz ihrer Stifterin gewesen und viel-
leicht nur gegen deren Willen dem Kloster vorenthalten worden.
Conrad III. hatte sich zwar verpflichtet gefühlt, als König auch
die Interessen der alten Reichsabtei neben denen der jungen
stautischen Gründungen zu wahren. Schon im Jahre 1139
bestätigte er die Gründungsurkunde von Selz; vier Jahre spätei
überliess er zum Ersatz für den an die neue Pfarre Hagenai
abgetretenen Teil des Sprengeis von Schweighausen den Selzen
die Pfarre Nierstein und erneuerte ihnen gleichzeitig die Ver
leihung des Markt- und Münzrechts.2)
') Vgl. über diese Gründungen Meister, Die Hohenstaufen im Elsas
S. 62—75. — -.) Stumpf, Reg. 3387, 3457 und 3458.
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Die Anfänge des Klosters Selz.
35
Acht Jahre später kam es zu einem ähnlichen Ausgleich
zwischen den Klöstern Selz und Neuburg, welche wegen des
den Neuburgern geschenkten Gutes in Laubach miteinander
in Streit lagen. Von diesem innerhalb der alten Grenzen des
Forstes entstandenen Ort *) beanspruchten die Selzer auf Grund
ihrer Privilegien den Zehnt, die Neuburger hingegen verwei-
gerten lange Zeit die Zahlung. Endlich kamen im Jahre 1151
beide Teile dahin überein, dass die Neuburger statt des Zehnten
von Laubach 12 Malter Getreide von Pfaffenhofen zu liefern
versprachen, neun dem Kloster Selz und drei dem Pfarrer in
Schweighausen.2) Gerade der letztgenannte Umstand lässt
deutlich erkennen, dass es die Zugehörigkeit des Forstes zum
Pfarrsprengel Schweighausen war, auf welcher die Ansprüche
der Selzer beruhten.
Weniger günstig als Conrad scheint jedoch Friedrich I.
der Abtei gewesen zu sein ; es liegt kein Diplom dieses Kaisers
für Selz vor, während die Nachbarklöster reichlich mit solchen
ausgestattet wurden. Aber auch er sah sich genötigt, in einem
Konflikt, in welchen das Kloster verwickelt wurde, zu inter-
venieren. Hiebei bandelte es sich um die Zehnten des Heiligen
Forstes, welche, wie die Selzer behaupteten, ihnen von altersher
zustauden, zu deren Zahlung sich indes die Nonnen von S. Wal-
burg nicht verstehen wollten. Der Streit hierüber, in welchen
zuerst zwei päpstliche Gesandte, später Friedrich I. und end-
lich Heinrich VI. eingriffen und welcher mit der Ablösung der
Zehnten durch Abtretung eines Gutes in Frankenheim endigte,
hat sich durch volle sieben Jahre hingezogen.3) Für uns ist
derselbe von besonderem Interesse, weil er über die Ent-
stehungszeit einer auf den Namen Otto's III. lautenden Fäl-
schung Aufschi uss gibt.
») Vgl. Ney a. a. 0. 9. — *J Schöpflin, Als. dipl. 1, 235 Xo. 284. -
3) Vgl. Scheffer-Boichorst in Mitth. des Inst. 9, 213 ff. — Wenn die Selzer
nicht etwa schon früher in Frankenheim Besitz hatten, so erhellt aus
der Urkunde des Abtes Helmwich, dass die auf den Xamen eines Papstes
Clemens lautende Zehnt bestätigung, Jane Reg. 5320, in welcher Franken-
heim bereits genannt wird, nicht vor dem Jahre 1190 entstanden ist.
Auch die Schrift lässt sich gut an das Ende des 12. Jahrhunderts setzen
und so glaube ich trotz der günstigeren Beurteilung durch Löwenfeld an
dem Urteil von Ewald (X. Archiv 2, 219) und Pflugk-Harttung (X. Archiv
J% 246) festhalten zu können und auch diese Papsturkunde in die Keine
der Zehntfitlschungeii des 12. Jahrhunderts zahlen zu dürfen.
3*
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3G
Erben.
Aus der im Jahre 1190 geschriebenen Urkunde des Abtes
Helm wich erfahren wir, dass schon sein Vorgänger Otto mit
Hilfe von Urkunden (instrumentis necessariis) die Zehentrechte
seines Klosters im Heiligen Forst erwiesen hatte. Von den
im zweiten Abschnitt besprochenen Diplomen enthält keines
eine Erwähnung des Heiligen Forstes; in D. 159 wird die
Kirche Schweighausen dem Kloster verliehen, aber die
Grenzen der Pfarre werden nicht angeführt. Dagegen liegt in
D. 430 eine Urkunde vor, deren Eingang und Schluss mit
D. 159 übereinstimmt, während in der Mitte ein Satz ein-
geschaltet ist, welcher dem Kloster die Zehnten vom Forst
zuspricht und die Grenzen der Pfarre Schweighausen in der
Weise festsetzt, dass der Heilige Forst zum grossen Teil in
dieselben eingeschlossen ist. !) Diese Urkunde bietet dieselben
Daten wie D. 159, aber sie liegt in einer Form vor, welche
von vorneherein jeden Verdacht rechtfertigt; sie ahmt die
Formen des Originals nach, scheint einmal sogar besiegelt
gewesen zu sein, aber ihre Schrift erweist sich als eine, wenn
auch geschickte Nachzeichnung von D. 159 oder doch einem
vom gleichen Schreiber wie D. 159 mundierten Diplom; das
Format zeigt die für die Königszeit Otto III. ungebräuchliche
Form der Charta transversa. Hiezu kommen inhaltliche Be-
denken, wie die anstössigen Worte popularis ecclesia, antique
titulationis conservatio, ganz besonders aber der Umstand,
dass als Herzog von Schwaben jener Hermann genannt wird,
der erst im Jahre 997 diese Würde erlangt hat, während die
Daten der Urkunde auf 994 weisen.
Diese Umstände berechtigen uns, D. 430 als Fälschung
anzusehen, für deren Herstellung nicht ein verlorenes echtes
Diplom, sondern D. 159 und daneben DO. IL 109 benutzt
worden ist, und deren Zweck es war, die Zugehörigkeit des
•) Leider vermochte ich die hier angegebenen Grenzpunkte nicht mit
Sicherheit zu bestimmen ; Egilolesphat ist sicher mit dem in Stumpf, Reg.
3458 als Grenze der Pfarren Schweighausen und Hagenau genannten
Egenulfespat identisch, vielleicht auch mit den sogenannten Pfadwegen
(s. Ney, Gesch. des HeUigen Forstes 54 Anm 2). Sicher ist, dass als
Nordgrenze die Sauer, als Südgrenze die Moder bezeichnet war; der
Marchbach ist vielleicht jener, der den Forst im Osten abgrenzt: die
Cochenheimer (Kauffenheimer) Brücke wird auch in der Urkunde Hein-
richs VII. Böhmer-F. 4090 als Grenzpunkt bestimmt.
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Die Anfange des Klosters Selz.
37
Forstes zur Pfarre Schweighausen und die Zehentrechte der
Selzer im Forst zu erweisen. Nach dem Gesagten wird es
erlaubt sein, die Entstehung der Fälschung mit dem Streit
zwischen Selz und S. Walburg in Zusammenhang zu bringen;
sie wird unter dem Abt Otto angefertigt und schon im Jahre
1183 den päpstlichen Gesandten zu Strassburg vorgelegt
worden sein.
Unbekannt ist mir jenes Privilegium der Kaiserin Adelheid,
welches im Jahre 1227 von dem Kellermeister von Selz vor-
gelegt wurde, um den Zehentstreit zwischen dem Pfarrer von
Kauifenheim und den Nonnen von Königsbrück zu entscheiden. *)
Vielleicht war es eine mit D. 430 verwandte Urkunde,
die wohl ebenfalls in die Gruppe der Selzer Fälschungen
gehört haben wird. Dass noch im 13. Jahrhundert eine echte
Urkunde der Stifterin in Selz existiert hätte, welche heute
nicht mehr vorhanden ist und sonst nirgends erwähnt wird,
seheint mir nicht wahrscheinlich.
Indem die Ausgabe der Urkunden Otto's III. in den Monu-
menta Germaniae, nach welcher ich hier die einzelnen Diplome
citiert habe, noch nicht vollendet ist, bin ich genötigt, eine
Vergleichungstafel der neuen Nummern mit jenen in Stumpfs
Regestenwerk beizufügen.
>. m.
= Stampf
DO. HL
= Stumpf
DO. in.
= Stumpf
4
874
79
951
137
1006
7a
877
80
1286
157
1028
7b
878
86
958
158
1029
13
964
87
957
169 a
1031
27
898
88
959
159b
1030
36
907
110
980
160
1033
39
910
118
988
161
1034
47
916
125
994
187
1058
63
935
126
995
279
1142
68
940
128
997
325
1192
77
949
130
999
430
1032
78
950
136
1005
') Scböpßin, Als. dipl. 361 No. 451 (Böhmer-F. 4090).
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Der
Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein
nach den Denkwürdigkeiten
des Freiherrn Ulysses von Salis-Marschlins.
Mitgeteilt von
Karl Obser
Während für den Zeitraum des 30jährigen Krieges, der
im Anschlüsse an den höhmischen Feldzug die Operationen
am Oberrhein umfasst, Denkwürdigkeiten aus dem spanisch-
ligistischen Lager vorliegen, hat es, wenn wir von der be-
kannten Relation Sitzingens, die doch eigentlich mehr als eine
zu bestimmtem Zweck verfasste Tendenzschrift aufzufassen
ist, absehen, an derlei Aufzeichnungen von gegnerischer Seite
bisher gefehlt. Und doch besitzen wir gerade für den Feld-
zug Mansfelds im Jahre 1622 eine höchst wertvolle Quelle in
den Memoiren des Freiherrn Ulysses von Salis Marschlius.1)
C. von Mohr hat diese Denkwürdigkeiten, auf deren Existenz
und Bedeutung für die bündnerische Geschichte G. E. v. Haller
in seiner „Bibliothek der Schweizergeschichte" (Bern 1785,
Bd. V, No. 745) nach Mitteilungen seitens der Familie von
Salis erstmals verwiesen, im Jahre 1858 aus dem Italienischen
ins Deutsche übertragen und veröffentlicht, den Abschnitt aber,
in welchem der Verfasser über seine Teilnahme an jenem
Feldzug berichtet, völlig bei Seite gelassen.8) Dagegen ist,
was dem Herausgeber entgangen, einiges aus demselben schon
1) Über Ulysses von Salis -M., der als französischer Oberst und
Marechal de camp nachmals auf die Geschicke seiner Heimat Bünden
hervorragenden Einfluss ausgeübt, vgl. G. v. Wyss in der Allg. Deutsch.
Biographie, 30, 237 ff., sowie die von P Nicolaus von Salis Soglio O. S. H.
neuerdings veröffentlichte Monographie über „die Familie von Salis*
S. 349. - ') A. a. 0. S. 140, Anm. 184.
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Denkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1622.
39
ein paar Jahrzehnte früher, als man an eine Publikation der
Memoiren gedacht, unter der Aufschrift „Tilly und Mansfeld"
in Posselts Europäischen Annalen, Jahrg. 1807, Bd. III, S. 84
bis 92, auszugsweise mitgeteilt worden. Als eine Ergänzung
der Publikation v. Möhrs und einen Beitrag zur Quellen-
litteratur des 30jährigen Krieges gebe ich im Folgenden nach
der in der Curer Kantonsbibliothek verwahrten Original-
handschrift den Abschnitt über die Campagne von 1622 so-
weit er nicht Erlebnisse von rein persönlichem, untergeord-
netem Interesse berührt, in seinem vollen Umfange.1)
Ein paar Bemerkungen über die Zeit der Abfassung und
den Charakter der Memoiren mögen vorausgeschickt werden.
Die Angabe bei Haller, Salis habe sie „meistens in dein Feld,
und so zu sagen auf der Stelle" niedergeschrieben, bedarf
wohl kaum erst der Widerlegung, allerdings sind dem Ver-
fasser, neben allerlei urkundlichem Materiale, wie vielfach ge-
naue Detailangaben, namentlich Zahlen, vermuten lassen, wohl
auch tagebuchartige Aufzeichnungen vorgelegen, zu zusammen-
hängender Erzählung sind dieselben aber erst, wie G. v. Wyss
mit Recht annimmt, in der letzten Periode seines Lebens
(zwischen 1649—1674) verarbeitet worden.
Die Darstellung selbst ist schlicht und einfach, im wesent-
lichen, soweit es sich kontrolieren lässt, vor allem wo er als
Augenzeuge berichtet, auch zuverlässig. Die Objektivität, mit
der Salis im allgemeinen die Ereignisse schildert, die Mängel
der eigenen Kriegführung, wie die Vorzüge der feindlichen
beurteilt, macht einen erfreulichen Eindruck. Als Augenzeuge,
in höherer militärischer Stellung an den Ereignissen, die er
darstellt, meist selbst beteiligt, verdient er Beachtung; für
das Treffen bei Mingolsheim und den Rückzug Mansfelds durch
die Lorscher Heide bilden seine Nachrichten die Hauptquelle.
Mit dem November 1621, wo Salis der Heimat im Prätti-
tau, für deren Freiheit und Glauben er gestritten, der spanisch-
österreichischen Übermacht weichend, als Flüchtling den
Rücken kehrt, um mit gleichgesinnten Landsleuten Mansfeld
*/ Herrn Kantonsbibliothekar Candreia in Cur, sowie meinem Freunde
Dr. Geisser in Turin, die mich bei Feststellung und Interpretation
h Textes freundlichst unterstützt, spreche ich auch an dieser Stelle
otmen Dunk ans.
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40
Obser.
seinen Degen zur Verfügung zu stellen, brechen die Denk-
würdigkeiten bei Mohr ab. Wir übergehen die eingehende
Schilderung seiner Wanderung durch Schwaben, seines Em-
pfanges in Durlach, wo Markgraf Georg Friedrich ihm ver-
gebens Dienste anbietet, seiner Ankunft in Germersheim, dem
Hauptquartiere Mansfelds, der ihn zum Sergeantmajor eines
unter der Führung des Baslers Hieronymus Beck neuzubilden-
den Schweizerregimentes ernennt, sowie der daran anknüpfenden
abenteuerlichen Kreuz- und Querfahrten zu Werbezwecken.1)
Anfangs März begegnen wir ihm zu Selz, wo die vier Fähn-
lein des Regiments, etwas über 800 Mann2), gemustert wer-
den; um die Mitte des Monats werden sie nach Hagenau ver-
legt, wo sie bis zur Eröffnung des Feldzuges verbleiben, mit
dessen Beginn wir ihm das Wort überlassen.3)
Nachdem ich in Hagenau unter dem Kommando des Grafen Jörg
Ludwig von Löwenstein etwa vier Wochen verweilt, von den Bürgern
gar wohl aufgenommen, erhielt ich Befehl, mit den genannten vier
Fähnlein zum Heere zu stossen. Unser General hatte nämlich durch
den Obersten Peblis (Pepliz) die dem Bischöfe von Speier gehörige
ziemlich starke, schwer zugängliche Feste Madenburg (Madaburg)
belagern lassen1); da sie jedoch nicht so rasch genommen werden
konnte, als man glaubte, wurde ausser dem bisher dazu verwendeten
Kriegsvolke weiteres in den bischöflichen Landen einquartiert; mir
selbst aber wurden als Erholungsquartiere zwei Dörfer oberhalb
Landau, Frankweiler und Gleisweiler (Francviller e Kleisviüer) an-
gewiesen, wo es Lebensmittel und guten Wein in Fülle gab. Meine
Leute waren da während der 10 Tage, welche die Belagerung der
Feste noch erforderte, so wohl aufgehoben, dass sie herzlich gern
gewünscht, sie hätte noch einen Monat weiter gedauert. Ich selbst
fand auch meine Rechnung, denn da der Oberstlieutenant8), statt
das Regiment zu führen, sich lieber dem Gefolge Mansfelds anschloss
oder bei seinem Reiterföhnlein verblieb, lag das Kommando in meinen
Händen. Ich hielt die Soldaten in guter Disziplin, sie begnügten
sich auch mit dem, was die Bauern ihnen gaben. Ja als ich zum
allgemeinen Sammelplatze abrückte, brachten mir diese armen Leute,
unaufgefordert, 150 Thaler, ein gutes Pferd, Schinken, Zunge und
Salzfleisch, und baten mich, mit dem Wenigen fürlieb zu nehmen
») Folio 109—118 des ersten Bandes der Handschrift. - 2) Nicht in
Fähnlein mit 1500 Mann, wie v. Reitzenstein, Feldzug des Jahres 1622
Heft 1, S. 118 ansetzt. — *) Die sachlichen Anmerkungen zum Text sind
demselben angehängt.
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Denkwürdigkeiten von Salw- Marse Iii ins 1622.
41
und zu verhüten, dass die Soldaten beim Abmarsch ihre Häuser
plünderten. Wie ich Grund hatte mit ihnen zufrieden zu sein, waren
sie es auch mit mir.
Bei Germersheim hatte inzwischen der General Fahrzeuge und
Schiffbrücken zusammenführen lassen, um mit dem Heer über den
Rhein zu setzen, was zwei Tage und Nächte erforderte, dann lagerte
er sich auf dem [rechten] Ufer des Stroms, eine Meile oberhalb
Philippsburg.*)
Unerwartet traf unterdessen zu Germersheim der Pfalzgraf und
Bohmenkönig ein, der mit vier Begleitern unerkannt Frankreich,
Lothringen und das Land seines Vetters von Zweibrücken durchquert
hatte. Er war es, als dessen General sich der Graf von Mansfeld
bei all' seinen Unternehmungen und Werbungen bezeichnete.4)
Als am dritten Tage sich frühzeitig das Gerücht von seiner An-
kunft verbreitete, herrschte allenthalben Freude, denn man glaubte,
er werde dem Heere die Löhnung auszahlen lassen*), aber die Hoff-
nung schwand bald. Es kam die Weisung, alle Trappen sollten sich
unter der Führung des Sergeant-Generals Bovetius. eines wackern
Edelmannes, in Schlachtordnung aufstellen, um ihn zu empfangen;
es waren im ganzen 16000 Mann zu Fuss und (J000 Reiter, lauter
treffliches Kriegsvolk.*)
Als der König nach Tische den Rhein passirte, wurde er aus
zwei Feldstücken und vom Fussvolke mit einer vollen Salve begrüsst.
Er besichtigte zuerst die Reiterei des rechten Flügels, dann ritt er
die Front aller lufauterieregimenter ab, von den Obersten und Haupt-
leuten mit den Piken und einer weiteren Ehrensalve bewillkommt. . . .
Darauf begab er sich mit seinem Gefolge zum linken Flügel der
Reiterei, um diesen in Augenschein zu nehmen. Da es sehr spät am
Tage war, kampierten wir die Nacht über an Ort und Stelle, am
folgenden Tage aber brachen wir nach Bruchsal (Bruxell) auf, wo
der König und sein Feldherr mit dem Fussvolk Quartiere bezogen,
die Reiterei in der Umgegend. Am andern Morgen schlugen wir
die Strasse nach Heidelberg ein, da wir noch keine Nachricht hatten,
dass General Tilly seine Winterquartiere verlassen. Unterdess hatte
sich unvermutet (all' improviso) der Markgraf von Durlach für den
Pfälzer erklärt und war mit einem kleinen Heere, dem besten, was
man seit vielen Jahren gesehen, zur Belagerung von Stadt und Burg
Sinsheim, die dem Pfalzgrafen gehörten, aufgebrochen.6) Es waren
») So dürfte wohl die etwas dunkle Stelle : „l'allegrezza fu universale
credendoai che haveria fetto dare una mostra all' arroata" zu verstehen
sein: mostra = Aufstellung in Reih' und Glied zum Empfang der Löh-
nung, metonymisch für Löhnung, Löhnungsappell. Allerdings widerspricht
diese Auslegung dem üblichen Sprachgebrauche, da Salia von demselben
aber mehrfach abweicht, wäre sie hier nicht unbedingt zu verwerfen,
mostra im gewöhnlichen Sinne = Musterung zu nehmen, geht nicht an;
ebensowenig passen die übrigen Bedeutungen.
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Obser.
8- bis 10000 Mann zu Fuss und etwa 2000 Reiter, vorwiegend neues
Volk, dazu kam ein prächtiger Artilleriepark, eine Menge Wagen
mit Kriegsmunition und Proviant, andere wieder mit Kriegswerk-
xeugen und Brustwehren (steccati) ausgerüstet, um das ganze Lager
einzuschließen, — eine Wagenburg (Waghenburg), wie man es nannte.
Kaum hatte Tilly von der Belagerung jenes Ortes gehört, als er all'
sein Volk an sich zog, um den Platz zu entsetzen, und bis gegen
Wiesloch vorrückte In der Nacht vom — «) April, wie ich glaube,
befand sich unser Hauptquartier in einem grossen Dorfe. Namens
Mingolsheim (Mengelsheim), die Reiterei, wie gewöhnlich, in der
Umgegend. T) Vier Regimenter derselben jedoch. Obertraut, Orten-
burg, Linzan und Ghifft, sowie zwei Regimenter Infanterie, das alte
(il reggimento vecchio) und unsere vier Fähnlein*), hatten Ordre, in
einem Dorfe, eine Stunde weiter vorn, Quartier zu suchen, jene mit
der Weisung, bei Tagesanbruch vorzurücken, um Nachricht vom
Feinde einzuziehen, diese, auf der Hauptstrasse weitere Befehle zu
erwarten. Beide Teile vollzogen ihre Aufträge; die Reiterei, die
bis in die Nähe von Wiesloch vorging, fand dort das Lager Tillys;
unsere Kürassiere1') stiessen auf die Vorhut, die unsrigen kamen ihnen
y.u Hilfe, während die feindliche Vorhut von ihrer gesamten Reiterei
unterstützt wurde, die zu Pferde gestiegen war. Da mithin die Partie
allzu ungleich war. entschieden sich die Unsrigen für den Rückzug,
anfangs in guter Ordnung, dann aber, da man ihnen hart auf den
Fersen folgte, in voller Verwirrung. Voll Ungeduld harrten unsere
beiden Regimenter auf die Ankunft des Heeres und weitere Weisungen,
die erst gegen 9 Uhr eintrafen und uns zurückriefen, um dem Gros
des Heeres zu folgen, welches auf die Kunde, dass der Feind im
Felde stand, eine andere Strasse eingeschlagen hatte. An diesem
Tage — es war der 15. April (sie!) — führte ich mit den vier
Fähnlein die Nachhut ; auf dem Rückmarsch sticss in Mingolsheim,
wo das Hauptquartier gewesen, all' das Volk hinzu, das zur Reserve
der beiden oben genannten Regimenter bestimmt war.
Der Ort liegt in einer Einsenkung, zu beiden Seiten steigt das
Gelände sanft an, mitten durch rliesst ein kleines Wasser1), eher ein
Graben als ein Flüsschen von einiger Tiefe zu nennen. Schon hatte
unterhalb des Dorfes das alte Regiment die Brücke passiert10) und
meine vier Fähnlein begannen gerade, sie zu überschreiten, in dem
Augenblicke sahen wir in wildem Galopp unsere Reiterei, die vier
genannten Regimenter, daher sprengen, um sich zu salvieren. teils
nach der Brücke, teils nach dem Dorfe. Ich befahl den Musketieren,
die schon hüben waren, den Grabenrand zu besetzen, den Pikenieren,
die Brücke zu verteidigen, indem ich eilends den Rest mit den flüch-
tigen Reitern vermischt herüber kommen Hess. Wer die Brücke nicht
passieren konnte, war genötigt, zu Pferde über den Graben zu setzen,
aber viele blieben darin liegen. So gross war die Verwirrung bei
*) Lücke im Original. — So dürfte wohl der Ausdruck: corratori
zu verstehen sein — <j Die Alte oder Kleine Bach.
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Denkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1622.
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der Brücke, dass wir unsere Trosswagen im Stiche lassen musstcn
und nnr mit Mühe die Bespannung und das Beste von den Lasten
retteten, denn schon waren die Kroaten mit ihren Krummsäbeln (semi-
tare = seimitarre) ziemlich nahe gekommen, hieben etliche von unseni
lauten nieder und steckten die Wagen in Brand, wobei drei arme
Bursche, die uoch darauf waren, verbrannten, ein klägliches Schau-
spiel!11) Unterdes erhielten die Kroaten von unsern Musketieren
diesseits des Grabens Feuer, die andern, welche den Flüchtigen, die
sich nach dem Dorf gewandt, folgten, stiessen beim Rückzüge auf
das rote und das gelbe Regiment.1*)
Unser Verlust bei der Retirade belief sich auf 150 Reiter.
Auf die Kunde von der Verwirrung Hess der General , der mit
»ler Vorhut schon einen andern Weg eingeschlagen hatte, Kehrt
machen, und stellte das Gros des Heeres«) auf der Anhöhe gegen
Bruchsal in Schlachtordnung auf, ebenso die Nachhut, welche im
Treffen die Spitze bilden sollte. Wir selbst empfingen Ordre, zu ihr
zu stossen und nur 50 Musketiere und 50 Pikeniere zur Verteidigung
der Brücke zurückzulassen; auch die Vorhut, die in raschem Lauf
umgekehrt war, wurde in Reih1 und Glied formiert, dann erteilte der
General die nötigen Befehle, um den Feind zu empfangen, wenn er
die Kühnheit hätte, aus dem Dorfe vorzudringen. Um jede Verwirrung
zu verhüten, erhielt der Trosshauptmann Weisung, wieder nach Bruchsal
zurückzukehren. Sobald nun auf der gegenüberliegenden Anhöhe das
feindliche Heer ebenfalls in Schlachtordnung erschien, bekamen die
genannten zwei Regimenter b) Ordre, das Dorf in Brand zu stecken,
(las bald in hellen Flammen stand, da grosse Mengen Stroh dort lagen,
und sich dann zum Gros des Heeres zurückzuziehen. Das thaten sie
denn auch, wiederholt genötigt, gegen die Kroaten und ein paar Mus-
ketiere, die sie verfolgten, Kehrt zu machen, bis sie an den Platz
kamen, wo sie sich, wie auch meine hundert Soldaten, in Reih' und
Glied aufstellen sollten.
Als der Feind bemerkte, dass der Tross umkehrte, das Dorf in
Flammen stand und die Unsrigen hin- und hermanövrierten — nicht
etwa, um sich zurückzuziehen, sondern um zwischen den Bataillonen
und Schwadronen den nötigen Abstand zu nehmen — , wähnte Tilly,
wir hätten Furcht, und befahl seiner Vorhut, dem Fussvolk wie der
Reiterei, so gut es anginge, diesseits des Dorfes vorzurücken, um uns
in den Rücken zu fallen oder uns zu zwingen, die Stirne zu bieten.
Sowie die I^eute [aus dem Dorfe] vordrangen, stellten sie sich in
Reih' und Glied auf; durch weitern Nachschub gewannen die Vor-
dersten Terrain und konnten ihrerseits wieder den andern zu gleichem
Zwecke Platz machen. Tilly selbst folgte in trefflicher Haltung dem
Gros des Heeres und stieg nach dem Dorfe herab, vor dem er Halt
machte, indem er der Vorhut stets neue Verstärkung nachschickte,
wütend, dass er uns nicht in voller Front (in piena battaglia) an-
a) battaglia, hier im Gegensatz zu Vor- und Nachhut — Gros im
modernen militärischen Sprachgebrauche. — b) Das rote und gelbe.
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Obser.
greifen konnte. Inzwischen ritt der König mit dem Grafen Hansfeld,
nachdem sie unsere Trappen zum Empfang des Feindes geordnet,
die Front aller Bataillone und Schwadronen ab, um sie zu tapferem
Kampfe anzufeuern. Wenn der Feind anrückte oder sie ihm ent-
gegenziehen sollten, würden drei Kanonenschüsse das Zeichen geben.
Während sie zu den Leuten sprachen, harrte man der heissersehnten
Losung, um loszuschlagen.
Schon hatten etwa 5000 Soldaten mit 4 Feldstücken [das Dorf]
passiert'8), als unser Feldherr, der wohl merkte, dass die Niederlage
der oben genannten Reiterregimenter vom Morgen unsere Leute etwas
beunruhigte, es für gut fand, nicht mehr hindurch zu lassen, sondern
anzugreifen. Das Zeichen ward gegeben, und in guter Ordnung warf
sich der Vortrab auf die Feinde, die sich ziemlich wacker verteidigten,
schliesslich aber, als sie sahen, dass unsere ganze Streitmacht
herabmarschierte und ihr Feldherr ihnen nicht rechtzeitig Hilfe zu
schicken vermochte, die Waffen wegwarfen und sich zur Flucht wandten.
In einem Kampfe von kaum einer Stunde blieben ihrer mehr denn
2500 tot auf dem Platze, 500 wurden gefangen, unter ihnen Erwiz,
der die Vorhut (quella gente) befehligte, und verschiedene andere
Offiziere von Rang.1*) Zwei Obersten und viele Hauptleute zählte
man unter den Toten. An Reute gewann man die vier Feldschlangen,
einige Munitionskarren, 6 Standarten und 10 Feldzeichen, die man
mit den vornehmen Gefangenen Seiner Majestät präsentierte. Einige
junge Fürsten, die sich beim Heere befanden, bestürmten den Grafen
Mansfeld eifrig, den Sieg zu verfolgen, da Tilly, wie sie sahen, sich
wieder nach der Anhöhe, die er verlassen hatte, zurückzog. Sie ver-
mochten indes nicht, ihn zu überreden ; um dem Feinde beizukommen
— hielt er ihnen entgegen — , müsste man durch das Dorf vorrücken,
wie der Gegner auch gethan ; vielleicht aber habe sich Tilly nur zum
Schein zurückgezogen, um ihn zu verleiten, seine Leute zur Ver-
folgung auszuschicken, dann aber, sobald ein Teil das Dorf passiert
hätte, umzukehren und sie anzugreifen. So könnte ihnen das gleiche
Missgeschick widerfahren, wie dem Feinde; er begnüge sich daher
mit dem Erfolge, mit dem er den Feldzug eröffnet. '*) Diese wohl-
erwogenen Gründe mussten auch jene Herren vollkommen billigen.
Bemerkenswert hierbei war, dass der Himmel anfangs ganz heiter
war, so dass man kaum ein Wölkchen sah, im selben Augenblicke
aber, als der Kampf begann, etwa um 2 Uhr nachmittags, ein Platz-
regen niederging, der den Erdboden derart erweichte, dass man nur
mit Mühe den Fuss aus dem Morast ziehen konnte und wohl ein paar
Hundert Schuhe im Kothe stecken blieben.1 ) Wer die seinen ver-
loren hatte, fand aber Gelegenheit, die der gefallenen Feinde an-
zuziehen.
Auch wir zogen uns auf die Anhöhe zurück, wo wir den Rest
des Tages ebenso wie der Feind unter den Waffen verblieben. Es
war ein hübscher Anblick, die beiden Heere in Schlachtordnung!
Von beiden Seiten Hessen die Trompeten ihre Fanfaren ertönen, und
so lang es noch hell war, sonderten sich beiderseits kleine Reiter-
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Donkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1622.
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hänfen ab und fochten mit einander im Umkreis des Dorfes, bald
die ünsrigen drüben, bald die Feinde hüben. Bei diesen kleinen
Scharmützeln aber verloren wir mehr Leute als zuvor in dem Treffen.
Auch einige von unsern Graubündnern , die bei den Reiterregi-
mentern des Grafen Ortenburg standen, bekamen Lust, ein paar
Pistolenschüsse abzufeuern, drangen durch das Dorf vor, stiessen dann
aber auf einen ihnen weit überlegenen Trupp Feinde, der ihnen übel
zusetzte.
Gallus Rieger von Splügen und zwei andere aus Partenz blieben
tot, dem Genaz l1) wurde das Pferd unter dem Leibe getötet, er selbst
im Gesicht verletzt durch einen Pistolenschuss, der ihm ein Stück
von der Nase wegriss. Wenig fehlte, so wäre er beim Rückzüge von
einem unserer französischen Reiter, der ihn wegen seines Rockes für
einen Feind hielt, niedergehauen worden; es kam aber rechtzeitig
noch einer aus Partenz, Dolf Davaz, hinzu, der diesem bedeutete, es
sei ein Kamerad, und ihm so das Leben rettete.
Als die Nacht hereinbrach, begannen wir nach Bruchsal, wohin
sich, wie oben erwähnt, die Artillerie samt dem Tross gewandt hatte,
zurückzumarschieren ; es tagte schon, als die Nachhut dort eintraf.
Hier blieben wir den Rest des Tages.
Der Feind, der den Tag über gute Haltung gezeigt, war inzwischen
in grosse Verwirrung und Furcht geraten. Mit Mühe nur hielt man
die Soldaten bei den Fahnen. Auch sie hatten bei Zeit ihre Artillerie,
Munition und Gepäck nach Wimpfen schaffen lassen, in der Nacht
folgten sie, aber statt in Reih und Glied zu marschieren, stürzten
sie sich in zügelloser Flucht dahin. '*) Am Morgen kamen sie unweit
von Sinsheim vorüber, welches der Markgraf von Baden mit seiner
Artillerie beschoss. Etliche Kundschafter (battatori di strada) mel-
deten ihm, Tilly's Heer sei, in voller Auflösung, auf dem Rückzüge
begriffen; seine vornehmsten Offiziere rieten ihm daher, etwas Volk
zum Schutze seines Lagers zurückzulassen, mit den übrigen Truppen
aber den Flüchtlingen in den Rücken zu fallen ; unzweifelhaft würde
er dann das feindliche Heer vernichten und alle Geschütze samt dem
Tross erbeuten.
Allzu grossmütig, wo nicht vermessen, Hess der Markgraf indes
den guten Rat unbeachtet, mit dem Bemerken, es sei keine Ehre für
ihn, ein Heer auf der Flucht anzugreifen. Er verbot geradezu, die
Flüchtlinge irgendwie zu belästigen, ja er wollte nicht einmal zu-
geben, dass die beiden Reiterregimenter, die Mansfeld ihm geliehen,
dies thäten. Am Tage vorher hatte er eine starke Abteilung Reiterei
gegen Wiesloch entsandt, diese stiess auf einige Offiziere und Sol-
daten, die vergeblich nach dieser Seite zu fliehen suchten, und nahm
sie gefangen. Als man .sie dem Markgrafen aber vorführte, befahl
er, sie nicht nur frei zu lassen, sondern ihnen auch ihre Pferde zurück-
zugeben, und trug ihnen auf, ihrem Feldherrn Tilly zu melden: er
habe es verschmäht, den Vorteil auszunützen, den ihm der Zufall in
die Hände gespielt, und sein Heer zu vernichten, während es in Ver-
wirrung sich zurückzog: er verhoffe, dies werde in einer Feldschlacht
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Obser.
geschehen, sobald es sich wieder erholt habe. 19 t Wie thöricht war
es von dem tapfern, aber unbesonnenen Manne, jene alte Lehre nicht
zu beherzigen, die da besagt, Siegen sei immer ein löblich Ding,
wenn es auch mit List und Trug geschehe (che vincere fü sempre
laudabile cosa, vincasi pure con arte e con inganno) ! Lag doch hier
keinerlei Täuschung vor und bandelte es sich doch nur um den Ent-
sehluss, die Flüchtlinge niederzuhauen oder gefangen zu nehmen-
Die Höflichkeit, die er gegen seinen Gegner bezeugte, kam ihm
teuer zu stehen. Tilly selbst lachte darüber. Nach seiner Ankunft
zu Wimpfen ordnete er seine Truppen wieder und zog eilends Cor-
dova und Anbolt an sich heran. Auch der Markgraf rückte nach
der Einnahme von Sinsheim gegen Wimpfen vor, wo er sich in
geringer Entfernung vom Feinde in seiner, wie er glaubte, unüber-
windlichen Wagenburg lagerte, um jene Stadt zu schützen (per coprire
quella citta). Als Mansfeld erfuhr, dass die beiden Feldherren in
Eilmärschen mit Tilly sich zu vereinigen strebten, liess er [dem
Markgrafen] anbieten, auch er wolle mit seinem Heere zu ihm stossen.
Der aber schlug das Anerbieten aus, mit dem Bemerken, er sei stark
genug, sich gegen Tilly zu wehren, obgleich er doch kaum halb so
viel I^utc hatte, wie jener, und die Mehrzahl von ihnen überdies
noch Neulinge im Kriegshandwerke waren. Statt dessen riet er Mans-
feld, in den darmstädtischen Landen einzufallen, um die Truppen des
Fürsten Christian von Braunschweig an sich zu ziehen, der in West-
falen auf Kosten der Bischöfe und Prälaten ein Heer von etwa
18 000 Mann zu Gunsten des Pfälzers und Böhmenkönigs aufgebracht
hatte und nun herauf marschierte, um sich mit uns zu vereinigen.*0)
So brachen wir gegen Heidelberg auf, überschritten dort den Neckar,
um ihm entgegenzuziehen. Da aber die Nachricht kam, dass Tilly
in Ladenburg, einem Städtchen, das dem Pfalzgrafen wie auch dem
Bischöfe von Worms gehört, unter dem Schutze von zwei Regimentern
zu Fuss einen Teil des Trosses zurückgelassen habe, entschlossen wir
uus, erst das Nest auszuheben. Der Pfalzgraf liess aus Mannheim
12 grobe Geschütze (cannoni intieri) herbeischaffen, aus denen man,
ohne eine weitere Batterie aufzuführen, die Stadtmauern so erfolg-
reich beschoss, dass in kaum zwei Stunden Über 30 Ellen Mauerwerk
einstürzten, Schon war Ordre zum Sturm erteilt, als man Geueral-
marsch schlagen hörte und gleichzeitig zwei Offiziere heraustraten,
um wegen der Übergabe zu verhandeln. Man stellte das Feuer ein
und die Belagerten zogen sich, in der Hoffnung auf einen billigen
Vergleich, zum Teil von ihren Posten zurück. Kaum merkten dies
aber einige unserer Leute, die nicht zum Sturm kommandiert waren,
so drangen sie von der Neckarseite in die Stadt ein, ohne viel Wider-
stand zu finden. Als die andern, die zum Sturm beordert waren,
dies sahen, rückten sie, ohne einen Befehl abzuwarten, zum Sturm
auf die Bresche vor und nahmen sie, schlecht verteidigt wie sie war,
ein. So wurde in der Verwirrung die Stadt erobert und geplündert,
und viele Leute mnssten über die Klinge springen, während man
noch über die ( beigäbe verhandelte. . . .
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Denkwürdigkeiten von Salia-Marschlins 1022.
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Überaus reich war die Beute, welche die Soldaten machten, da
sich die volle Monatslöhnung für die feindliche Armee und allerlei
Dinge von grossem Wert , die ihren Offizieren gehörten , vor-
fanden. . .
Ein grosses Unglück war es, dass am gleichen Tage, als w ir La-
denburg einnahmen, Tilly Wiedervergeltung an dem Markgrafen von
Durlach übte, den er nach Ankunft der erwähnten Verstärkung in
guter Ordnung hinter seiner Wagenburg und andern Verschanzungen
angriff. Nach ein paar Stunden tapferer Gegenwehr wurde der gute
Markgraf, da Feuer in die Pulverwägen geriet, in seinem Lager über-
wältigt, all' sein Volk zersprengt, das Fussvolk zum grössten Teil
niedergehauen, ein Teil gefangen genommen. Viele Herren von hoher
Geburt und tapfere Offiziere blieben tot, unter ihnen Prinz Magnus
von Württemberg, der ein grosser Feldherr zu werden versprach,
wenn Gott ihm ein längeres Leben geschenkt; er wurde allgemein
betrauert, wo man ihn kannte. Die ganze Artillerie mit dem Trosse,
sowie eine beträchtliche Summe Geldes, die sie mit sich führten, fiel
dem Feind in die Hände, so dass die höheren Offiziere Ersatz für
ihren Verlust zu Ladenburg fanden. Heim Heere des Markgrafen
waren auch drei Fähnlein Bündner unter dem Kommando von Wolf
Juvalta, Tobias Finer und Joh. Fausch. Der letztere erwarb sich
vielen Ruhm und vom Markgrafen das Zeugnis eines tapfern, uner-
schrockenen Soldaten, die andern aber wurden nicht allzusehr gelobt.")
Der Markgraf stiess mit der Reiterei, die er zu sammeln ver-
mochte, in Idenburg zu uns, wo wir noch 3 bis 4 Tage blieben.'*)
Genau acht Tage, nachdem es in seiner Macht gelegen, die zu
vernichten, die ihn später besiegt, war jene Niederlage eingetreten.
So führte er, da er die günstige Gelegenheit, die sich ihm bot,
zu benützen verschmäht, sein eigenes Unglück herbei; damit aber
fielen alle weitern Pläne in sich zusammen, der Plan vor allem, dem
Herzoge von Baiern, der ja wie der Kaiser abgesehen von etwa ftm
Mann neugeworbener Truppen unter Erzherzog Leopold weiter kein
Kriegsvolk mehr im Feld stehen hatte, in seinem eigenen Lande
einen Besuch abzustatten. Hätte der Markgraf in die Vereinigung
beider Heere eingewilligt, so hätte Tilly nie gewagt, sie anzugreifen,
um so weniger, wenn sie sich in vorteilhafter Stellung postiert, um
des Braunschweigers Ankunft zu erwarten, mit dessen Hilfe sie Tilly
gezwungen hätten, sich zur Verteidigung der Lande seiner Gebieter
zurückzuziehen.
Ich kann hier nicht unterlassen, daranf hinzuweisen, wie wahr
jener alte Satz ist: wenn man immer gerade wüsste. was beim Fein-!»
vorginge, würde man auch stets den Sieg davontragen (se host sa-
pesse qucllo che fa host, host batteria l'host). Hätte Mansfeld ahnen
können, dass sein Gegner in Verwirrung sich zurückzog, so würde
er nicht, wie der Markgraf, die Gelegenheit versäumt haben, ihn zu
verfolgen. So aber war es bereits Tag. als zwei Reiter, die am Tage
zuvor hei Wiesloch in Gefangenschaft geraten und in der Nacht
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Obser.
sich gerettet hatten, ihm meldeten, dass das feindliche Heer in
voller Auflösung begriffen sei. Zu spät bereute er, das Glück nicht
versucht zu haben, nachdem er doch einen Teil der feindlichen Streit-
kräfte geschlagen. Nicht immer wissen eben die Feldherren die Ge-
legenheit zu erfassen, ihren Sieg vollständig auszubeuten. Der Lenker
aller Dinge leitet auch die Schlachten nach seinem göttlichen Wohl-
gefallen.
Der Markgraf hätte es gern gesehen, wenn wir die Verteidigung
seiner Lande übernommen hätten; wir hielten es aber für erspriess-
licher, nach dem Main hinabzumarschieren, um die anrückenden
Truppen des Braunschweigers an uns zu ziehen. Dieser Herr, der
sich mehr damit beschäftigte, überall, wo er vorüberkam, starke
Kontributionen zu erheben, als dass er seinen Weitermarsch beeilte,
um sich mit uns zu vereinigen, hielt sich zur Zeit just in dem Ge-
biete des Abtes von Fulda auf, um seine Leute dort zu erfrischen.
Beim Aufbruch314) befahl mir der Graf, mit den vier Fähnlein,
die unter meiner Führung standen, und einer Kompagnie Dragoner
zur Verteidigung des eroberten Platzes zurückzubleiben, mit der
schriftlichen Weisung, alle Fruchtvorräte (granezza) mittels Fuhren,
welche der Statthalter stellen würde, nach Heidelberg zu schaffen. —
Einiges liess ich auch auf meine Rechnung dahin verbringen, was
ich dann ziemlich gut verkaufte. — Jene Ordre befahl mir des wei-
tern, den Platz, sobald der Feind vorrückte, um ihn wieder zu neh-
men, in Brand zu stecken, mit meinem Volke auf der dort befind-
lichen Schiffbrücke über den Neckar zu gehen, mich nach Heidel-
berg zurückzuziehen und dort die weiteren Weisungen des Statthal-
ters abzuwarten. Wenn er aber nicht vorrückte, sollte ich mit meiner
stattlichen Truppe den Platz nicht preisgeben, bis ich zum Heere ab-
gerufen würde. Inzwischen war nämlich der Graf vom Herzoge von
Braunschweig durch Eilboten benachrichtigt , dass er vor 14 Tagen
am Main nicht eintreffen könne, gleichzeitig aber vom Statthalter
zu Hagenau dringend ersucht worden, der Stadt, welche Erzherzog
Leopold, seine Entfernung benützend, belagerte, zu Hilfe zu eilen.
So machte er sich denn unverzüglich auf den Weg, den Platz zu ent-
setzen, und passierte, Tag und Nacht marschierend, bei Mannheim
die Rheinbrücke. Als er in die Gegend vou Kronweissenburg kam,
schickte er einige Reiterschwadronen voraus. Kaum sahen die Be-
lagerer, wie diese aus dem Walde nach der Ebene vor der Stadt
vordrangen, so gerieten sie, im Glauben, es nahe unser ganzes Heer,
in Furcht, gaben feige alle Posten, die sie schon ringsum, da die
Belagerten zur Übergabe hatten Appell schlagen lassen, besetzt hatten
auf, verbreiteten Schrecken und Bestürzung im Lager und traten in
voller Verwirrung und unter Zurücklassung ihrer Geschütze und
Kriegsmunition, die wir dann zur Ausrüstung des Platzes tretflich
verwerteten, den Rückzug, grösstenteils nach Zabern an. Unsere
Reiter aber eilten in die Stadt und fielen dann mit der kleinen Be-
satzung den Flüchtlingen in den Rücken, wobei viele von ihnen ge-
tötet, 300 aber gefangen wurden. Der Graf, den der Kommandant
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Denkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1022.
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Ton der unerwarteten Flacht der Erzherzoglichen in Kenntnis setzte,
rückte im Eilmärsche mit seinem Heere gegen die Stadt vor, indem
er weitere Reiterabteilungen zur Verfolgung des Feindes, der sich
indes bereits in Sicherheit befand, detachierte."} Wundern muss
man sich, dass eine Handvoll Leute einem Heere solch panischen
Schrecken einzujagen und es ohne Schwertstreich in die Flucht zu
schlagen vermag. Vielleicht hat sie der unerwartete Anblick unserer
Leute, die sie überraschten, während sie dieselben noch ein paar
Tagemärsche entfernt glaubten, so erschreckt, dass sie in ihrer Angst
ihre Zahl überschätzten- — Der Graf Hess die Breschen ausbessern, ver-
stärkte die Besatzung und kehrte, nachdem er seine Truppen 2 bis 3
Tage hatte ausruhen lassen, wieder zurück, um auf den mit dem Her-
zoge von Braunschweig verabredeten Tag nach dem Main zu mar-
schieren, zumal Tilly, wie er hörte, bereits durch den Odenwald vor-
gedrungen war, um diesen, wie dann geschah, anzugreifen.
Noch befand ich mich in Ladenburg, sehr verwundert darüber,
dass man mich bei dem Kheinübergange bei Mannheim nicht zum
Heere abgerufen, als zu nächtlicher Stunde — des Tags entsinne ich
mich nicht mehr genau — ein Arkebusier mir vom Statthalter zu
Heidelberg26) die schriftliche Ordre brachte, unverzüglich mit meinem
Volke über die Schiffbrücke zu gehen, dieselbe abzubrechen und zu
ihm zu eilen : er habe Befehl gegeben, mir die Thore offen zu halten.
So geschah es. Im Mitteroacht kam ich dort an, am Morgen wur-
den wir in den Häusern der Bürgerschaft einquartiert. Als ich dann
den Statthalter besuchte, gab er mir den Grund an, weshalb er mich
in solcher Eile abberufen hatte: er hatte nämlich erfahren, dass Tilly,
der wenige Stunden von Heidelberg, sechs von Ladenburg entfernt,
in der Gegend von Hirschhorn stand. 3000 Mann zu Fuss und 1000
Reiter von seinem Heere detachiert habe, um mich zu Überrumpeln,
was ihm, da ich die Bresche noch nicht genügend hatte ausbessern
können, wohl leicht geglückt wäre. Wirklich erschien auch das
Kriegsvolk beim Tagesgrauen, sturmbereit. vor der Stadt, ein Ein-
wohner aber, der herauskam, teilte ihnen mit. dass die Vögel schon
aus dem Neste ausgeflogen seien. So rückten sie denn ein, plünderten
das wenige, was noch übrig war, und stiessen dann im Odenwald
wieder zu ihrem Heere, das, wie erwähnt, gegen den Braunschweiger
zog.2') Der Fürst beschleunigte, als er dies merkte, seinen Marsch
und lagerte sich zwei Tage vor dem verabredeten Termin vor Höchst
(Heust), nahm die Stadt ein, schlug eine Schiffbrücke über den Main
und verschanzte sich in seinem Lager, — das beste, was er thun
konnte, — indem er voll Ungeduld Mansfcld erwartete, der sich nach
Möglichkeit beeilte, ihn zu erreichen, ehe er von Tilly angegriffen
würde. Dieser alte Fuchs (questo volpe vecchio) aber hatte keine
Lust, ihre Vereinigung abzuwarten, sondern griff mit grosser Tapfer-
keit den Herzog von Braunschweig in seinen Verschanzungen an
und schlug in wenig Stunden sein Heer in die Flucht.18) Der Her-
zog hatte nämlich, als er den Feind anrücken sah, dem Tross die
Brücke zu passieren befohlen, was zum Teil gelang, als aber seine
ZelUcbr. f. Ge.cli. d. Ob«rrh. N. F. VII. 1. 4
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Obser.
Leute in Verwirrung geraten waren, drängten auch sie sich zum Über*
gange, da sie keinen andern Weg hatten, sich zu unserm Heere zu
retten. Kam es auch zu spät, um am Kampfe teilzunehmen, so er-
schien es doch rechtzeitig genug, um die Flüchtlinge aufzunehmen.
Etwa 3000 Mann hatten die Brücke überschritten, als sie plötzlich
brach. Viele ertranken, unter ihnen der Graf von Löwenstein und
andere Herren von Rang. Der Herzog selbst, der voraussah, dass
er mit dem Rest seiner Leute und denen, welche sich unter die Ka-
nonen von Höchst geflüchtet, unfehlbar gefangen genommen würde,
entschloss sich mit der Reiterei, die ihm folgen wollte, durch den
Fluss zu schwimmen. Dies gelang auch glücklich, einige Reiter,
die besser beritten waren, nahmen aus Mitleid sogar etliche In-
fanteristen hinter sich aufs Pferd. Als der Graf von Mansfeld die
Geschütze kräftig spielen hörte, rückte er an der Spitze der ganzen
Reiterei im Trab vor und empfing den Herzog, der mit seinem Volk
uns entgegeneilte, unter grosser Teilnahme an seinem Missgeschick. ,9)
Es mochten mit den Überresten des Trosses, die wir gerettet, im
ganzen noch etwa 6000 Reiter und über 2000 Mann zu Fuss sein,
aber viele von ihnen waren ohne Waffen, überdies waren von dem
stattlichen Heere viele im Flusse ertrunken, andere getötet, die Mehr-
zahl aber hatte sich nach Höchst geflüchtet und war gezwungen, sich
auf Gnade und Ungnade zu ergeben. In Eile Hess Tilly die Brücke
wiederherstellen, um die Unsrigen zu verfolgen, während er den
Baron von Anholt mit der Reiterei mainaufwärts sandte, um etwa
zwei Stunden oberhalb auf einer Brücke den Strom zu überschreiten.
Er konnte jedoch an dem Abend die Unsrigen, die ihren Rückzug
möglichst beeilten, nicht mehr erreichen. Am folgenden Morgen
ging auch Tilly mit seinem ganzen Heere zur Verfolgung über den
Main, Anholt aber erhielt gemessene Ordre, uns in ein Gefecht zu
verwickeln. Die Unsrigen zeigten indes mehr Lust, sich zu salvieren,
als sich zu schlagen, obgleich oftmals starke Reiterabteilungen den
Nachtrab, der zu ihrem Empfang immer ein paar Schwadronen Kehrt
machen Hess, belästigten. So kamen unter stetem Geplänkel unsere
Truppen an einen Graben (trincierone), der die Pfalz von dem darm-
städtischen Gebiete scheidet.80) Es wurde Abend, unsere Leute wa-
ren müde und konnten nicht mehr weiter, sie sollten noch eine grosse
Ebene, die Lorscher Heide genannt, passieren. Da entschloss sich
der Graf, an ihrem Eingange zu lagern und Hess die Zelte aufschla-
gen, nachdem er den Oberst Goldstein mit 800 Musketieren zur Ver-
teidigung jenes Grabens, etwa eine halbe Stunde weit von unserm
Lager zurückgelassen. Es war unser Glück, denn durch die Auf-
opferung der meisten dieser armen Leute vermied er eine Schlacht.
Die feindliche Reiterei, welche die Unsrigen ihr Lager beziehen sah,
gab die Verfolgung auf und benachrichtigte Tilly davon, der mit
dem Gros des Heeres zu Anholt stiess und der gesamten Reiterei
die Weisung erteilte, in der Nähe Quartier zu beziehen und bei
Tagesanbruch aufzusitzen. Er freute sich schon, uns so nahe gerückt
zu sein, in der sichern Hoffnung, den Grafen zu einem Treffen zu
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Denkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1622.
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nötigen oder seine Truppen, während sie die weite Ebene passierten,
zu zersprengen, allein er machte die Rechnung ohne den Wirt.
Der Graf hatte inzwischen befohlen, die Rosse ausruhen zu lassen;
wer Proviant hatte, sollte sich erfrischen, — er war aber gar spärlich
bemessen im Heere. Als es dunkel wurde, Hess er in aller Stille die
schwere Artillerie mit dem grössern Teile der Munition und dem
gesamten Tross durch die Ebene gegen Mannheim abziehen. Er
selbst behielt nur vier Feldgeschütze bei sich, machte sich um Mitter-
nacht auf, ihnen in guter Ordnung zu folgen, und liess, da die Sol-
daten überall, wo sie lagern, Wachtfeuer anzuzünden gewohnt sind,
ein paar Leute zurück, um dieselben in Brand 'zu erhalten und den
Feind, während er immer grösseren Vorsprung gewann, über seinen
Abmarsch zu täuschen. Am nächsten Morgen rückte die Reiterei
der feindlichen Vorhut frühzeitig vor, ohne zu ahnen, dass der Grenz-
graben bewacht würde; als die Unsrigcn sie aber mit lebhaftem Mus-
ketenfeuer begrüssten, sahen sie sich genötigt, halt zu machen und
Fussvolk herbeizurufen, um freie Bahn zu schaffen. 2000 Mann
wurden zum Angriff kommandiert ; tapfer verteidigten sich die Unsri-
gen, aber von der Überzahl überwältigt, wurden schliesslich fast
alle niedergemacht, ihr Oberst selbst gefangen.31) So opferten diese
wackeren Leute ihr Leben für die Rettung ihres Heeres; denn auch
dieser Zwischenfall verhalf demselben zu einem weiteren Vorsprang.
Der arme Oberst aber wäre wohl zum Tode verurteilt worden,
weil er sich erkühnt, mit so wenig Leuten einem so zahlreichen Heere
den Pass streitig zu machen ; da er jedoch die schriftliche Ordre, die
er empfangen, vorwies, fand der Kriegsrat, dass er in ehrlichem
Kampfe gefangen und nicht des Todes würdig sei. Durch den Obersten
erfuhr Tilly, dass Mansfeld, wie oben geschildert, sein Lager ab-
gebrochen, nnd wurde schier rasend, dass er ihn nicht am Abend
zuvor noch verfolgt. Die gesamte Reiterei erhielt Befehl, ihm in
starkem Trab zu folgen, die Kroaten im Galopp, um ihn noch zu
fassen, ehe er die über 6 Stunden lange Ebene, an deren Ende sich
ein ziemlich grosser Wald befand, verlassen hätte.") Es war ein
überaus heisser Tag, viele arme Soldaten, die kein Wasser zum
Trinken fanden, verliessen ihre Fahnen, um in weit entlegenen Dör-
fern darnach zu suchen, sie wurden grösstenteils niedergemacht oder
gefangen. Die Kroaten aber beeilten sich so, dass sie unsere Nachhut,
die von jenem Walde, in den die Vorhut eben eingerückt, noch über
eine Stunde entfernt war, schon zu necken begannen. Sie kümmerte
sich indes nicht viel um die Kroaten, sondern schickte ihnen nur ein
paar Schwadronen Arkebusiere entgegen und marschierte in guter
Ordnung weiter. Allein gar bald war ihr die Hauptmasse der feind-
lichen Reiterei auf den Fersen, so dass sie sich genötigt sah, ganze
Regimenter Front machen zu lassen, um den feindlichen Anprall auf-
zuhalten. Unter beständigem Kampfe, in dem ein Regiment stets dem
andern half, zogen die Unsrigen sich zurück und langten vor dem
Walde an. Einige wenige drangen in Unordnung in denselben ein.
Als der Graf, der an diesem Tage den Nachtrab führte und von der
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Obser.
Gicht geplagt im Wagen sass, dies gewahrte, Hess er sich zu Pferde*
setzen und eilte heiteren Angesichts zu den hintersten Reiterschwa-
dronen, die, um den Wald zu gewinnen, schon Miene machten, vom
Schritt zum Trabe überzugehen. Sein Erscheinen hielt sie bei ihrer
Pflicht fest Da die Reiterei der Nachhut durch fortdauernden Kampf
so erschöpft und ermattet war, dass sie nicht weiter konnte, Hess er
den Markgrafen von Durlach, der das Gros befehligte, bitten, ihm
vier Reiterregimenter zu senden, um den Rückzug zu decken. Den
Rest seiner eigenen Kavallerie stellte er schwadronenweise am Saum
des Waldes auf, das Fussvolk mit den Feldstücken in demselben, um
den Feind zu empfangen, falls die Nachhut in die Flucht geschlagen
würde. Der wackere alte Herr (questo venerando vecchio) kam auch
wirklich an der Spitze der vier vorzüglich bewaffneten Reiterregi-
menter, um den Rückzug zu decken, und musste sich fast die ganze
feindliche Reiterei, die sich, da die Ebene gegen den Wald hin
schmäler wurde, nicht allzuweit ausdehnen konnte, vom Leibe halten.
Der Herzog von Braunschweig, der die Avantgarde führte88), eilte
indes ebenfalls mit ein paar von den besten seiner Schwadronen, den
auserlesensten im Heere, dem Markgrafen und dem Grafen zu Hilfe,
und vereint empfingen sie mit grosser Tapferkeit den Feind, der zum
Angriff heranrückte. Dadurch gewann die Nachhut Zeit, sich zu
salvieren; sie selbst zogen sich dann nach dem nahen Walde zurück,
um sich dort nochmals zum Kampfe zu formieren. Da die Kroaten
mit der übrigen ligistischen Reiterei ihnen stets auf dem Fusse folgten
und nahe aufgerückt waren, licss man Musketiere zwischen den
Schwadronen vortreten und auf die Verwegensten Feuer geben,
gleichzeitig begannen auch die vier Geschütze zu spielen, so dass
die Feinde halt machten und mit Verlust von 3 oder 4 Offizieren
sich ein Stück ausser Schussweite zurückzogen, um Tilly zu erwarten.
Dieser kam mit dem gesamten Fussvolk und der Artillerie spät an,
ganz erschöpft und mehr nach Ruhe, als nach Kampf sich sehnend.
Unsere Nachhut erhielt inzwischen Befehl , durch den Wald vorzu-
rücken und jenseits mit der Vorhut gemeinsam beim nächsten Dorfe
ein Lager zu beziehen, während die genannten Feldherren mit dem
Gros, um ihr Fussvolk zu retten, es auf sich nahmen, als die letzten
den Wald zu passieren. Die Feinde Hessen jedoch in ihrem Ver-
folgungseifer sichtlich nach; vermutlich besorgten sie, unser ganzes
Heer stehe im Walde, um sie, sobald eine Abteilung eingedrungen
wäre, niederzumachen, oder aber, die Unsrigen würden, wenn sie es*
vorgezogen, den Wald im Eilmarsch zu passieren, jenseits desselben*,
in vorteilhafter Stellung ihr Schlachtfeld wählen und sie empfangen ^
dann aber könnte es ihnen leicht noch einmal ergehen wie bei Min— — -
golsheim, da sie nur in einer Front von 6 Mann marschieren konntet-^
und unsere Feldherren es in ihrer Macht hatten, beim Austritt au^
dem Walde so viel durchzulassen, als sie wollten, um, wenn sie zu-»^
Hälfte ihn passiert, über sie herzufallen.
Tilly entschloss sich daher, die Unsrigen in Frieden ziehen zr^j^
lassen und nahm zur Linken des Waldes seinen Weg nach eine*^-^
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Denkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1622.
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grossen Dorfe, inmitten anderer Ortschaften, wo er mit seinem Heere
Quartier bezog, — voll Ärger, dass Mansfeld seinen Händen ent-
schlüpft war.
ünbelästigt passierte unser Gros. Infanterie und Reiterei, den
Wald und vereinigte sich mit den beiden andern Truppenkörpern,
die sich bereits in einem 3 Stunden von Mannheim, eine halbe vom
Walde entfernten Dorfe gelagert hatten. General Veer (Wer), ein
Engländer, der in Mannheim kommandierte, Hess alsbald eine Menge
Kommissbrot und andere Erfrischungen für die höheren Offiziere
schicken. Die Marketender aber, die immer beim Marsche vorn d'ran
sind, kamen frühzeitig in der Stadt an und beluden, wie auch andere
thaten, etwa 100 Wagen und Karren in aller Eile mit Wein, Bier
und allem, was sie auftreiben konnten, so dass sie noch am Abend
unter allgemeinem Jubel im Lager eintrafen : fand sich doch mancher
Reitersmann und Knecht, besonders unter den Leuten des Braun-
schweigers, der seit zwei Tagen kein Brot gesehen. Am andern
Morgen setzte man, da Tilly nicht Miene machte, durch den Wald
vorzurücken, unsererseits den Marsch bis Mannheim fort, wo sich
das ganze Heer unter den Kanonen der Festung lagerte, um sich
von dem mühevollen Marsche zu erholen; auch erhielt das Fussvolk
des Braunschweigers neue Waffen, freilich nicht so hübsch, wie die,
welche es zuvor gehabt, denn diese waren so gewichtig, dass sie
jedem grossen Arsenal zur Zierde hätten gereichen können.
Dies ist in Kürze eine wahrheitsgetreue Schilderung jenes be-
rühmten Rückzuges des Manstelders und der mit ihm verbündeten
Fürsten, der damals für einen der herrlichsten and rühmlichsten galt
seit Menschengedenken und bei dem ihm kein Unfall von Bedeutung
begegnet M)
Nicht unerwähnt kann ich lassen, dass ich niemals, weder früher,
noch später eine schönere, besser berittene Reiterei als die des Braun-
schweigers gesehen habe- Ich habe Kompagnien mit 120 auserlesenen
Pferden gezählt; viele darunter ganz von einem Schlage, weiss, grau
oder scheckig, andere wieder rot, schwarz oder braun ; von den Reitern
trag die Mehrzahl Büffel wams (buffolletti) und grauen Hut, sowie
blaue oder orangefarbene Schärpen35), lauter schmucke Bursche.
Nur wenige Kompagnien aber waren noch mit dem Kürass bewehrt,
sie hatten dieselben wohl auf der Strasse weggeworfen. Die guten
Leute hatten fast all ihr Gepäck verloren; was sie am meisten ver-
missten, waren die Lebensmittel, die sie mit sich geführt, darunter
ihre schmackhaften westfälischen Schinken. Da grosser Mangel an
Fourage für die Pferde herrschte, und die Lebensmittel unerhört
theuer waren, mussten sie sich nun alle mit Kommissbrot begnügen.
Allerlei Krankheiten rissen unter ihnen ein, und viele endeten gar
kläglich ihre Tage. Man sah diese wohlgekleideten Reiter oft am
Wegessaume hingestreckt») mit dem Tode ringen, ohne dass einer
») Wörtlich: an den Zäunen (vicini alli sciepi).
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Obscr.
ihnen ein wenig Wasser, ihre Lippen zu erfrischen, gereicht hätte.
Im Gegenteil, man wartete nur darauf, bis sie den letzten Seufzer
ausgehaucht, um sie zu berauben; viele thaten es selbst, während sie
noch lebten. Es war bejammernswert, das Elend dieser armen Leute 1
Tilly fiel uns nicht sonderlich lästig ; er besetzte mit seinem
Volke eine Reihe von Dörfern und Burgen an der Bergstrasse, um
von weitem Heidelberg einzuschliessen, das er, sobald die Hungersnot
uns gezwungen, Mannheim zu verlassen, zu belagern gedachte. Es
wurden daher zwei der besten Regimenter zu Fuss, die dem Pfalz-
grafen gehörten, das eine unter Oberst Limbach — des anderen
Namen ist mir entfallen — , zur Verstärkung entsandt. Ich selbst
aber wurde mit meinen vier Fähnlein zum Heere abgerufen und bei
dem Aufbrach desselben mit einigen andern Kompagnien zur Be-
satzung nach Frankenthal beordert. 36) Tilly, der nicht wusste, wohin
unser Heer sich wenden würde, blieb in seiner Stellung und Hess nur
Cordova mit seinem Corps umkehren, um den Zugang zu der von
Spinola besetzten Unterpfalz zu decken. Die Hauptplätze dort waren :
Oppenheim, Bingen, Bacharach und andere feste Schlösser, auch die
Reichsstadt Worms. Zugleich erteilte er ihm den Befehl, unseren
Marsch zu beobachten. Zwei neue Regimenter, die ihm Spinola
schickte, sti essen des weitern dort zu ihm.
Auffällig war es, dass trotzdem es an Fourage für die Reiterei
fehlte und nur wenig Lebensmittel beschafft werden konnten, da
General Veer uns kein Kommissbrot mehr liefern wollte, angeblich
weil es für die eigene Besatzung nicht ausreichte3 ), — dass trotz all
der Not weder Reiterei noch Fussvolk irgendwie Miene machten,
sich zu empören oder ihren Sold zu begehren, sondern lediglich
baten, man möchte sie in ein Land führen, wo sie ihren Lebens-
unterhalt fanden. Aus dem Grund gingen denn auch viele wirklich
zum Feinde über.
Während das Heer wieder nach dem Main hinabmarschierte ,8),
wohin auch Tilly sich gewandt, begab der Pfalzgraf und Böhmenkönig
sich nach seiner Residenzstadt Heidelberg, wo ihn die armen Bürger
und die ganze Besatzung mit ausserordentlichen Freudebezeugungen
empfingen. Aber der Jubel war nur von kurzer Dauer, denn die
Feldherren teilten ihm mit, dass sie sich entschlossen, in das speierische
Gebiet einzufallen, um dem Heere für ein paar Tage Unterhalt zu
verschaffen, ja selbst noch weiter vorzurücken, falls es sich bestätigte,
dass Erzherzog Leopold abermals Hagenau belagerte ; zugleich baten
sie ihn, sich nicht in der Stadt einschliessen zu lassen: sobald sie
sich mit dem Heere entfernten, würde Tilly die Stadt belagern, sie
selbst aber könnten ihr dann keine Hilfe bringen. Wenn er sich
aber zu den Truppen begeben wolle, würden sie ihn mit dem grössten
Teil der Reiterei dahin geleiten. Bereits begann das Heer die Schiff-
brücke über den Rhein zu überschreiten 89), er ging daher auf ihren
Rat und Vorschlag ein, die Kavallerie unter dem Herzoge von Braun-
schweig holte ihn ab und geleitete ihn bis zum Lager, während die
armen Unterthanen zurückblieben, jetzt wohl ebenso niedergebeugt
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Denkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1022.
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durch seine unverhoffte Abreise, wie sie sich wenige Tage zuvor über
seine Ankunft gefreut.
Das Heer marschierte dann nach Neustadt, Gennersheim, Landau
und etlichen bischöflich speirischen Besitzungen, wo es sich ein paar
Tage lang erholte. Der Markgraf von Durlach aber ging mit 3000 Mann,
die ihm gehörten, auf einer Schiffbrücke aber den Rhein, um seine
eigenen Lande zu schützen.40) Aach blieben auf Wunsch des Generals
Veer die Reiterregimenter von Obertraut und Menghen, die dem Pfalz-
grafen gehörten, zurück.
In Neustadt empfängt Mansfeld ein Schreiben des Kriegsrats
aus Bänden, der um Entlassung von Salis ersudit. Vergeblich müht
sich der Statthalter zu Frankcnthal, Um zurückzuhalten, mit Mans-
felds Erlaubnis kehrt Salis, wohl in Gesellschaft des bündntriscJien
Besidenten Joh. l*etcr Jenett, durch das Elsass nach der Heimat
zurück.
Anmerkungen.
Ausser der einschlägigen Litteratur sind in diesem Teile auch Akten des
Karlsruher Haus- und Staatsarchivs, der Abteilung Bruchsal Generalia
des General -Landesarchivs und des Kgl. bair. allgem. Reichsarchivs in
München verwertet worden.
l) Vgl. Remhng, Gesch. der Bischöfe von Speier I, 466; Theatr. Eu-
rop. I, 713. Die Übergabe erfolgt nach Theatr. Europ. I, 718 am 23. Apr.
') Der obenerwähnte Hieronymus Beck aus Basel, der ausser dem
Schweizerregimente noch ein Fähnlein des Reiterregiments Linstow be-
fehligte.
*) Bei Russheim. Der Rheinübergang beginnt nach Mansfelds
eigener Angabe in der Nacht vom 23.(24 April ; nach den Daten bei Salis
wäre, dem Treffen von bei Mingolsheim (27. April) rückwärts gerechnet,
für den Beginn die Nacht vom 22./23. April anzusetzen. Möglich, dass
einzelne kleinere Truppenabteilungen zu Schifte schon früher über den
Strom gesetzt sind und Mansfelds Äusserung sich auf die Hauptmasse
des Heeres bezieht, die auf der Schiffbrücke übergeführt wurde: so liessen
sich die einander widersprechenden Angaben vereinigen. Beendet ist
der Rheinübergang am 24. April gegen Mittag, vgl. das angeführte Schrei-
ben Mansfelds bei Gmelin, im Zusammenhang mit Theatr. Europ. I, 718.
Nachmittags erscheint Kurfürst Friedrich zur Heerschau. Daran reiht
sich nach Salis: Nachtquartier vom 24. 25. April zu Russheim, am 25ten
Marsch nach Bruchsal, am 26ten nach Mingolsheim, Nachtquartier, am
27ten Vorstoss gegen Wiesloch und Rückzug, Treffen bei Mingolsheim.
*) Die Ankunft des Kurfürsten Friedrich in Germersheim erfolgt
am 22. April (vgl. Gmelin, Z. G. 0. Bd. 32, S. 23; Theatr. Europ. I, 717;
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Obser.
nach A. v. Pfister, Herzog Magnus v. Würtemberg, 8. 135 fälschlich am
13. April). Auffallend ist, dass das Gerücht hievon sich erst am 24ten
beim Heere verbreitet haben soll.
*) Die Angaben über die Effektivstärke des zu Felde ziehenden
Mansfeld'schen Heeres sind, wie Gindely, Gesch. des SOjähr. Kriegs, IV,
337, mit Recht annimmt, fast durchgehende übertrieben. Hurter (Kaiser
Ferdinand HM Bd. IX, 91) und nach ihm 0. Klopp (Tilly, I, 139), spricht
von [35 000 Mann, Ütterodt zu Scharfenberg (Graf Ernst v. Mansfeli
S. 420) gar von 40000. Der Wirklichkeit näher kömmt die Notiz >ei
Villermont (Ernest Comte de Mansfeld, H, 5), nach der 11 Regimeiter
z. F. und 48 Schwadronen ins Feld rücken. Sie entstammt anscheinend
dem Abschnitte über die Belagerung von Ladenburg im Theatr Europ.
I, 718, dabei ist aber zu beachten, dass in dem berührten Zeitpunkte
nach Sitzingen 10 Cornet, — nach Salis und den ligistischen Berichten
zwei Regimenter Reiterei — bereits zum badischen Heere abkommandiert
und kleinere Abteilungen wohl auch da und dort als Besatzungen zurück-
geblieben waren. Vgl. Gmelin, a. a. 0. 31,432. Zu einem Resultate, welches
sich mit der Angabe bei Salis im wesentlichen deckt, gelangt v. Pfister (Her-
zog Magnus v. Würtemberg. Stuttg. 1891, S. 146): „mindestens 20000
Mann". Für die Sollstärke setzt ein mir vorliegendes „Verzeichnus"
(Kriegskollektaneen des Markgr. Georg Friedrich, Bd. I, fol. 427«) die
ungeheuerliche Zahl von 84 300 Mann an. Volle Klarheit wird nur eine
kritische Prüfung der Frage auf Grund des reichhaltigen M ünchener Akten-
materials, wie wir sie wohl von K. v. Reitzenstein in seiner Fortsetzung
der Geschichte des Feldzuges von 1622 erwarten dürfen, zu bringen im
Stande sein.
*) Zum Aufbruch und Marsch des Markgrafen vgl. die Aus-
führungen bei Gmelin, diese Ztschrft. 31, 441, die in ihrem ersten Teile
nur dadurch in Unordnung geraten sind, dass Gmelin im Widerspruch
mit den Quellen, auch den Akten, aus Versehen den Abmarsch auf den
24. statt auf den 25. April verlegt. Die Reihenfolge der Ereignisse ist:
25. April Aufbruch, Marsch nach Rinklingen; 26. Bivouak auf dem Wege
nach Eppingen; 27. Eppingen (gegen Gmelin diese Ztschrft. 31, 428,
nach Sitzingen und Tilly's Schreiben an Joh. Friedrich v. Würtemberg
vom 8. Mai bei v. Pfister a. a. 0. 181), Steinsberg, Hilsbach, Waldangel-
loch; 28. Östringen, Einnahme von Waldangelloch, Verfolgung Tilly's;
29. Sinsheim. Wenn Salis annimmt, dass die Einschliessung Sinsheims
dem Marsche Tilly's nach Wiesloch vorangegangen und denselben erst
veranlasst hat, so beruht dies natürlich auf Irrtum. Die Angabe über
die Effektivstärke des badischen Heeres dürfte der Wirklichkeit
sehr nahe kommen. Gmelin, der zuerst die übertriebenen Angaben von
ligistischer Seite zurückgewiesen, setzt die Ziffer noch zu hoch an (15 OOO
Mann im ganzen). Reitzenstein schätzt sie auf 10 000 Mann z. F. und
2700 Reiter. Eine Heeresliste, die für die Beurteilung der Frage ent-
scheidend sein dürfte, gedenke ich demnächst an dieser Stelle zu ver-
öffentlichen.
?) Ein erster Zusammenstoss mit Tilly, bei dem Mansfelds
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Denkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1022.
57
.Dragoner mit dem Feind handgemein wurden, scheint schon am 26. April
gegen Abend erfolgt zu sein; Mansfeld, der bereits Mingolsheim passiert
.hatte, überzeugte sich, dass die Stellung des Gegners „ wegen enge der
päss" unangreifbar sei, und kehrte mit dem Fussvolk nach dem Dorfe
zurück, von wo er am andern Morgen den Rückzug gegen Bruchsal an-
trat. So berichten wenigstens im Gegensatz zu Salis zwei Relationen, die
neben den Denkwürdigkeiten des bündners unsere Hauptquellen für
das Treffen vom 27. April bilden: eine englische (A relation of the King
of Bohemia and count of Mansfeld encounter with Tilly; abgedruckt in
„The negotiations of Thomas Roe, London 1740, I, 39), die bisher in der
einschlägigen Litteratur völlig unbeachtet geblieben ist, nnd eine aus Bruch-
sal vom 20.,30. April datierte deutsche: „Kurtzer Bericht auß der Kön.
May. zu Böheimb, Pfaltzgraff Friderich Churfürstl. Hauptquartier zu
Brüssel, was sich ... den 17 Alten vnd 27 Neuwten Kalenders bey
Mingolsheim am Brurein . . . verloffen vnnd zugetragen hat", die, wie der
Titel besagt, «von einem fürnemen Soldaten" als Augenzeugen verfasst
ist (Herzogl Bibliothek zu Wolfenbüttel. Mischbande. Histor No. 187;
citiert von Gmelin, diese Ztschrft. 31, 431, benützt, wenn auch nicht ci-
tiert von Heilmann, Kriegsgesch. von Baiern etc. I, 1, S. 129); als Vor-
lage hat derselben, wie ich sehe, eine, von wenigen Zusätzen abgesehen,
wörtlich fast durchweg übereinstimmende handschriftliche Relation (A)
gedient, die sich im Münchener Reichsarchiv (30jähr. Krieg, Fasz. XVÜI,
Xo. 150, fol. 191 ff.) findet und. wie ein Dorsal vermerk lehrt, „pour Ma-
dame la Douariere Electrice Palatine" bestimmt war. Eine weitere Ver-
sion (B) — ebenda fol. 195 ff. — giebt am Schlüsse noch eine Liste der
gefangenen, in Bretten internierten ligistischen Offiziere.
s) Über die Regimenter Oberntraut und Ortenburg vgl. v. Reitzen-
stein, Feldzug des Jahres 1622, Heft 1, S. 113 und 116. Unter Linzan
ist das Regiment Linstow zu verstehen, unter Ghifft das Regiment Gyffen,
das Reitzenstein in seiner Geschichte des Feldzuges von 1621, S. 128 er-
wähnt, unter den Bestandteilen des Heeres von 1622 aber nicht aufführt.
Vgl. auch Heilmann, Kriegsgesch. von Baiern etc. U, Abt. 1, S. 123.
Das alte Regiment ist ohne Zweifel identisch mit dem von Reitzenstein
{Feldzug des Jahres 1621) mehrfach genannten Regimente Alt -Mansfeld
z. F., welches in einem mir vorliegenden „Verzeichnus" auch als das
weisse und blaue bezeichnet wird („Ihr Ex. ander Regiment genant daz
weiße vnd blaue oder daz AltM). — Nach der englischen Relation wären
die Regimenter zu Pf. Oberntraut und Weimar (sie!), das englische Re-
giment z. F. unter Sir Andrew Grey und andere zuerst mit dem Feinde
handgemein geworden, doch verdient in diesem Punkte Salis, der selbst
dem gegen Wiesloch vorgeschobenen Truppenkörper angehörte, mehr
Glaubwürdigkeit. — Es handelt sich also lediglich um eine Rekognoszierung
behufs Aufklärung über Stärke und Stellung des Feindes. Die landläufige,
auf ligistischen Quellen beruhende Annahme, Mansfeld habe nach wohl
überlegtem Schlachtplan durch Kriegslist auf diese Weise den Gegner
aus vorteilhafter Stellung herauszulocken beabsichtigt, ist unhaltbar.
Aus der Darstellung bei Salis, der über den Sachverhalt wohl unterrichtet
sein konnte, wie aus der englischen Relation ergiebt sich unwiderleglich,
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58
Obser.
dass Maiisfeld jedem Zusammenstoße mit Tilly möglichst auszuweichen
suchte, weil er, wie die letztere Quelle in Verbindung mit Sitzingens Be-
richt bezeugt, vor der Vereinigung mit dem anrückenden markgräflichen
Heere sich in keinen Kampf einzulassen entschlossen war (with a re-
solution to hazard nothing tili they were joyned with him). Durch die
Verhältnisse erst ist Mansfeld gedrängt worden, sich dem Gegner zu
stellen, im Vertrauen auf die Gunst des Augenblicks, die Blosse, die der
Feind sich gab, benützend, vielleicht auch, weil er bei dem Rückzüge in
dem sumpfigen Gelände seine Geschütze zu verlieren befürchtet (Gindely,
IV, 358), hat er dann allerdings, ehe der Markgraf ihm zu Hilfe eilen
konnte, den Kampf aufgenommen.
9) Stellung der beiden Heere vor dem Treffen. Die Schilderung
des Geländes, die Salis giebt, ist im wesentlichen richtig. Tilly' s Truppen,
die von Wiesloch anrückten, haben wohl, mit dem Rücken an den nord-
östlich gegen Malschenberg sich erstreckenden Höhenzug angelehnt, auf
der nördlich vom Dorfe gelegenen, von diesem durch die Kleine (Alte-
oder Mühl-) Bach getrennte Anhöhe des „Hühnerbergs", deren höchste
Erhebung heute durch ein Steinkreuz bezeichnet ist, ihre Stellung ge-
nommen. Der Rand des Baches fällt hier auf beiden Seiten ziemlich
steil ab; westlich vom Dorfe, wo die Ufer sich senken, bot ein Übergang
an sich wohl keine Schwierigkeiten, hier aber hinderte sumpfiges Gelände
das Vordringen in breiter Front vor allem für die Reiterei. Mansfelds
Stellung haben wir etwa auf der südlich vom Dorfe befindlichen Anhöhe
des „Äusseren Ohrenbergsu zu suchen; auf dem vorliegenden, nach dem
Dorfe sanft sich abdachenden Terrain, sowie auf den morastigen Wiesen
(unterhalb der Bergstrasse) hat sich das Treffen abgespielt. Das Dort
selbst hinderte Tilly an dem freien Überblicke Über das Gefcchtsfeld. Alle
Vorteile der Position hatte Mausfeld inne.
lü) Flucht über die Brücke. „Over a straight passage", „durch
(vber) ein sehr engen Pass" flüchten sich nach der englischen und der
deutschen Relation die versprengten Mansfeld'schen Reiter; „vber den
selben Engenpass" setzt dann nach Sitzingen Tilly's Avantgarde. Daraus
ist denn durch Missverständnis bei Klopp (Tilly I, 143) und Ütterott
(Ernst v. Mansfeld, S. 426) ein Hohlweg geworden. Wie schon der Aus-
druck über andeutet, kann davon nicht die Rede sein. Gemeint ist, wie
nach der anschaulichen Schilderung von Salis nicht mehr bezweifelt werden
kann, eine Brücke über die sog. Kleine oder Alte Bach, die wir wohl an
der alten von Langenbrücken nach Wiesloch führenden Heerstrasse, am
westlichen Ende des Dorfes zu suchen haben.
n) Des Vorfalls gedenkt auch der „Kurtze Bericht", der den Verlust
des Schweizerregiments bei dieser Gelegenheit auf 25 Mann beziffert.
12) »H reggimento rosso e gialdo", — als rotes Regiment wird das
früher von dem Obersten Ferentz, 1622 von Oberst v. SchlammersdortV
befehligte Regiment Mansfeld zu Fuss bezeichnet (vgl. Reitzenstein, Feldzug
des Jahres 1621, S. 126), ein gelbes Regiment ist nicht bekannt.
") Nach der englischen Relation 2 Regimenter z. Pf. und 2 bis
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Denkwürdigkeiten von 8alis-Marsehlins 1622.
59
3 Regimenter z. F. Ihre Angaben über den Verlauf der Schlacht be-
stätigen in allen wesentlichen Punkten, was Salis mitteilt; ebenso der
„Kurtze Bericht".
,4) Der Verlust an Toten, Verwundeten und Gefangenen auf
beiden Seiten. Eine kurze Zusammenstellung bei Gmelin, diese Ztschrft.,
31, 431. Der Verlust Tilly's an Toten wird übereinstimmend mit Salis
Ton Sitzingen auf 2500 (nebst 800 Verwundeten), in der englischen Relation
auf 2400 angegeben ; der markgräfliche Sekretär Abel schätzt ihn auf über
2000 Mann, ebenso das Theatr. Europaeum I, 718, und „Kurtzer Bericht".
Ligistische Berichte dagegen — ihnen folgt allein 0. Klopp, a. a. 0. 1, 143 —
wollen nur von 4- bis 500 Toten wissen, die Hüchstzahl, die von dieser
Seite zugegeben wird, beziffert den Gesamtverlust an Toten und Ver-
wundeten auf 1000 Mann. Wenn man erwägt, dass Salis in seinen Zahlen-
angaben sehr nüchtern verfährt und die eigenen Verluste nirgends zu
bemänteln versucht, dass andere von ihm unabhängige Quellen seine An-
gabe bestätigen, wird der Verlust Tilly's an Toten allerdings auf etwa
2000 bis 2500 Mann anzusetzen sein. Die Zahl der Gefangenen schätzt
Salis auf 500 Mann, weitere Daten liegen nicht vor. Ein Verzeichnis der
gefangenen Offiziere von Rang (Oberst v. Herzelles, Oberst Wachtmeister
v. Thüngen etc.) giebt das Theatr. Europ., als Vorlage ist augenscheinlich
eine ausführlichere Liste, die sich am Sehluss der Münchener Relation B
findet, benützt. Der von Salis genannte Oberst Erwitte (Erwiz), der ein
ligistisches Reiterregiment führte, wird sonst nirgends unter den Gefangenen
aufgeführt. Nach Aussage eines Pagen Tilly's wähnte man in der ersten
Siegesfreude im pfalzischen Lager den Feldherrn selbst gefangen oder ver-
wundet (vgl. v. Pfister, Herzog Magnus von Würtemberg. S. 151 ; „Kurtzer
Bericht" und die englische Relation). Ein genaues Verzeichnis der Kriegs-
beute giebt nach den bairischen Akten Heilmann, Kriegsgesch. v. Baiern etc.
II, Abt. I, S. 129 Anm.; danach fielen 8 Standarten, nach dem „Kurtzen
Bericht* t der die Trophäen eingehend beschreibt, 8 Standarten und 5 Feld-
zeichen in die Hände der Sieger. Abweichend Theatr. Europ. 13 : 4,
r. Pfister 7 : 6. Über den Verlust auf Seiten der Sieger finden sich
nnr spärliche Nachrichten. Nach einer ligistischen Quelle, der Flugschrift
5La Victoire etc.« (abgedruckt bei Gmelin, diese Ztschrft, 31, 381 ff.),
würde er sich auf 800 Tote belaufen haben ; das Theatr. Europ. schätzt
ihn auf etwa 100 Mann, Sitzingen vollends nur auf etliche dreissig. Der
„Kurtze Bericht" beziffert den Verlust vom Vormittage auf 70, vom Nach-
mittage auf 15 Mann (25 ist, wie die beiden handschriftlichen Münchener
Vorlagen zeigen, Druckfehler). Dem gegenüber konstatiert Salis, dass bei
dem duchtähnlichen Rückzüge am Vormittage allein 150 geblieben, eine
Yerlostziffer über den Kampf am Nachmittag giebt er nicht, bemerkt aber,
dass das bis zum Abend andauernde Geplänkel mehr Opfer gefordert, als
das Treffen selbst.
^) Mansfelds Verhalten nach derSchlacht. Das Fürstentum
Brach sah Vgl. die hiemit völlig übereinstimmende Stelle der englischen
Relation: „Tbere were some who would haue beene pursuing the enemyes
in tbeir flight, but the count Mansfeld commanded a retreate to be sounded,
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60
Obser.
wisely foreeeing that if his men should have passed ouer that same streight,
they might have also incurred the same danger from the enemyes, who
all this whele held his mayne battayle firme on his side as the count of
Mansfeld did his on the other, tili the enemy parted them in security
on both sides." Dies erklart allerdings, weshalb Mansfeld zunächst
auf eine Verfolgung des Feindes verzichtet. Vorwurfsfrei ist seine Hal-
tung nach der Schlacht indes keineswegs, unverständlich bleibt vor allem
der übereilte Rückmarsch nach Bruchsal. Von einer Übermüdung der
Truppen, die Mansfelds Sekretär Weiss als Grund anführt, indem er
bemerkt, sie seien vom 27ten vormittags 10 Uhr bis zum 28ten früh
4 Uhr unter den Waffen gestanden und marschiert (pour se refraischir
un peu apres l'insigne fatigue". Weiss an v. Winnerberg, Bruchsal,
19./29. April. München, Reichsarchiv, Fase. XVIII, 150), kann doch nur
bei einem kleinen Teile die Rede sein. Die Hauptmasse griff erst am
Nachmittag in den Kampf ein, das Treffen war von kurzer Dauer, an-
strengende Märsche waren nicht vorausgegangen. Statt seine Position zu
behaupten und die Bewegungen Tilly's zu überwachen, tritt Mansfeld,
offenbar aus Furcht vor einem erneuten Angriffe Tilly's mit Einbruch
der Nacht, gegen 9 Uhr den Rückzug nach Bruchsal an; in dem nieder-
gebrannten Dorfe Langenbrücken hält er kurze Rast und fertigt am
Wachtfeuer verschiedene Kuriere ab („Kurtzer Bericht" ; eines der Sieges-
bulletins bei Villermont, II, 414). In der Frühe des 28. April erreicht
er Bruchsal, hier erst auffallenderweise erfahrt er von der Verwirrung,
in der Tilly sich zurückgezogen, aber statt jetzt wenigstens die Verfolgung
mit aller Energie aufzunehmen, bleibt er müssig in Bruchsal liegen. Vom
militärischen Standpunkte aus ist und bleibt sein Verhalten unverständlich,
auch die allgemeine politische Lage bietet keinerlei Erklärung. Allein
militärische und allgemein politische Erwägungen haben Mansfelds Ent-
schlüsse nicht immer geleitet, er hat nebenher auch auf eigene Faust
und Rechnung Politik getrieben und über dieser persönlichen Intercssen-
politik, wie Stieve (Sitzungsberichte der Münchener Akademie, Jahr 1890,
S. 507 ff.) unlängst mit Recht hervorgehoben, den Vorteil der allgemeinen
Sache, der er zu dienen berufen war, nicht selten verabsäumt. Man
erinnert sich an die ehrgeizigen, auf Gründung eines eignen Fürstentums
gerichteten Bestrebungen, die er in Böhmen, im Elsass und in Ostfries-
land verfolgt hat. Ähnliche Gedanken beschäftigen ihn auch, wie sich
auf Grund bisher unbekannter Thatsachen*), nachweisen lässt, nach dem
Treffen bei Mingolsheim. Am Tage nach der Schlacht, am 28. April
früh morgens überträgt der Kurfürst ihm zu Bruchsal in der „Domherrn-
stube", im Beisein seiner Obersten, die eroberten speirischen Lande als
eigenes Fürstentum, wenige Stunden später schon wird Rat und Bürger-
schaft unter Drohungen gezwungen, ihm den Huldigungseid zu leisten
*) Ich entnehme dieselben den Prozesaakten dei Brachialer Stadtecb reiben Liborius
Härtung contra Bischof Philipp Christoph Ton 8peier, ule über die Vorgange zu Brachaal
im NoTetnber 1621 and April 1622 eingehend« Nachrichten einhalten (Brachaal Gen., Fass.
2189. GJLA.). Die Stadt ist wegen dieser erzwungenen Huldigung nachmals ron dem er-
turnten Bischöfe für kurze Zelt ihrer Privilegien und Güter beraobt und zum Landorta
degradiert worden.
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Denkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1622.
61
als Statthalter bestellt er den Grafen Ottenburg: er eilt, wie wir sehen,
sich seinen nenen Besitz zu sichern und sich häuslich einzurichten. In
rücksichtslosem Egoismus setzt er alle andern höhern Interessen beiseite.
Erst am 30. April giebt er Befehl zum Aufbruch nach Sinsheim, erst an
diesem Tage ist die Begegnung mit Georg Friedrich erfolgt (gegen
Graelin, diese Ztschrft. 31, 431 nach „Kurtzer Bericht"), — zu spät,
das Versäumte nachzuholen.
") Der entscheidende Angriff Mansfelds und mit ihm das
eigentliche Treffen begann nachmittags 2 Uhr, er ist siegreich beendet
gegen 3 Uhr. Auch Sitziugen bezeugt, dass der Kampf um die dritte
Nachmittagsstunde stattgefunden. Unter den Regimentern, die bei der
Attake beteiligt waren, erwähnt der „Kurtze Bericht" besonders Obern*
traut, Linstow und Ortenburg. Nach Sitzingen hat zu der Entscheidung
des Tages Oberst Obern traut, der selbst verwundet wurde (Villermont,
Tilly, 145), durch einen Flankenangriff, der die feindliche Aufstellung
durchbrach, wesentlich beigetragen. — So leicht, wie die Quellen es dar-
stellen , ist indes der Sieg wohl doch nicht errungen worden ; dreimal
scheinen die Truppen Tilly's versucht zu haben, den Feind zurückzuwerfen
(Gmelin, diese Ztschrft , 31, 372), beim zweiten Ansturm gerieten selbst,
wie von gegnerischer Seite zugestanden wird, die Regimenter Oberntraut
und Weimar einen Augenblick ins Wanken, bis sie auf des Kurfürsten
ermunternde Worte wieder vorrückten. — Des Unwetters, das während
desselben losbrach, gedenkt das Tagebuch des Obersten Augustin v. Fritscb
(ein greulich Regen ... als wanns ein Wolckhenbruch gewest wcre). Von
einer „ungewöhnlichen schwartzen Wolcken", die man in der kritischen
Zeit von der Höhe bei Waldangelloch beobachtet, nimmt Sitzingens
Bericht Notiz. In dem sumpfigen Gelände südlich und östlich von Min-
golsheim, auf welches noch heute die Gewannnamen „Im See", „Moor-
lacheu u. a. hinweisen, bedurfte es wohl kaum eines Wolkenbruches, das-
selbe ungangbar zu machen.
17) Genaz, von dem diese Episode handelt, ist zweifellos kein Andrer
als unseres Bündners Landsmann, der aus den Bündnerkämpfen wohl-
bekannte, durch des Dichters prächtiges Zeitbild auch weitern Kreisen
vertraut gewordene Jürg Jenatsch, der im Herbst 1621 mit Salis der
Heimat den Rücken gekehrt und bei Mansfeld Dienste genommen. Vgl.
Allg. Deutsche Biographie, 13, 764.
lg) Tilly's Rückzug. Verursacht war derselbe nicht durch die in
dem Treffen erlittenen Verluste, sondern, wie Fritsch bezeugt, durch die
Ton Kundschaftern bestärkte Befürchtung, es möchte das Heer des Mark-
grafen ihn im Rücken fassen und von der Neckarlinie abschneiden. Ein
Teil seiner Truppen hat wohl auf der Strasse über Östringen das Angel-
bachthal bei Eichtersheim erreicht und ist von da über Düren nach
Sinsheim marschiert, die Hauptmasse aber scheint, indem sie den Weg
durch das Katzbachthal über Odenheim, von da über Hilsbach nahm
die markgräfliche Stellung südlich umgangen zu haben (Sitzingen). Dass
der Rückzug über Sinsheim ging, wo man wohl, um den Feind aufzu-
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I
62 Obser.
halten, 300 Mann unter dem Oberstwachtmeister Lung zurückliess, erzählt
auch Frit8ch. Immerhin bleibt nach der Lage der Dinge dies Manöver
ein gewagtes. Die leichtere Verbindung mit Mosbach und Wimplen, wie
v. Pfister, a. a 0 149, meint, erklärt dasselbe keineswegs, die Umgehung
konnte misslingen; wenn Mansfeld rechtzeitig Kunde erhielt und um*
kehrte, lief Tilly Gefahr, zwischen zwei Feuer zu geraten. Nach Mass-
gabe des vorliegenden Materials versteht man schlechterdings nicht, wes-
halb Tilly sich nicht auf der Bergstrasse nordwärts zurückzog, um sich
mit der Vorhut Cordoba's unter Losada, die am 27ten vor Ladenburg
stand und Tilly von ihrer Ankunft benachrichtigt hatte, zu vereinigen.
Über Losada's Marsch und Stellung vergleiche die von deutscher Seite
bisher durchgehends vernachlässigte, höchst beachtenswerte Korrespon-
denz Cordoba's in der Colleccion de documentos ineditos para la hist.
de Espana. Tom. 54. Madrid 1869
19) Verhalten des badischen Heeres während und nach der
Schlacht. Gegen die vorliegende Darstellung, die den Markgrafen
schwer kompromittieren würde, sprechen erhebliche Bedenken. Abgesehen
davon, dass eine so übelangebrachte Ritterlichkeit, die der Thorheit gleich-
käme, diesem Fürsten, nach allem, was wir sonst von ihm wissen, sicher-
lich nicht zuzutrauen wäre, ist es zunächst sachlich unrichtig, dass der
Markgraf am Morgen nach dem Treffen Sinsheim belagert haben soll.
Er stand vielmehr an diesem Tage bei Waldangelloch, bezw. Östringen,
wie Sitzingen und Herzog Magnus (v. Pfister, S. 150) ausdrücklich be-
zeugen, erst am Nachmittag des 29ten kam er vor Sinsheim. Irrig sind
ferner die Angaben über die Verfolgung. Georg Friedrich hat, nachdem
er am 27ten spätnachmittags, in Eppingen vermutlich, von dem Treffen
erfahren, nichts versäumt, um noch rechtzeitig eingreifen zu können: auf
dem Wege nach der Bergstrasse erreichte seine Avantgarde in einem Ge-
waltmarsche noch am Abend die Höhe von Waldangelloch (Sitzingen).
Sie kam zu spät, um sich an dem Kampfe beteiligen zu können, aber
noch frühzeitig genug, um die feindlichen Truppen, unter denen auf die
Kunde vom Anmarsch des Markgrafen eine Panik ausgebrochen zu sein
scheint, auf ihrem Rückzüge nach dem Angelbachthal in der Flanke zu
fassen und ihnen erhebliche Verluste — 2- bis 300 Todte , 1- bis 300 Ge-
fangene, die zum Teil badische Dienste nahmen, — beizubringen. Vgl.
Sitzingen, Herzog Magnus (v. Pfister, S. 151), Fritsch und die Aktenstücke
No. 61 und 62 bei Gmelin. Nicht geleugnet werden kann, dass die Ver-
folgung mit weit mehr Energie hätte betrieben werden sollen; die Lage
des feindlichen Heeres wäre dann eine verzweifelte geworden. Mängel im
Nachrichtendienst, „Mangel an einem Ineinandergreifen der Operationen*
tragen wohl die Schuld an dem Versäumnis. Wenn man mit Recht dem
Markgrafen daraus einen Vorwurf machen kann, wird man zweifelsohne
weit mehr berechtigt sein, einen solchen wider Mansfeld zu erheben, der,
ohne irgendwie sich an der Verfolgung zu beteiligen*), sich nach Bruch-
sal zurückzog und dort, die kostbare Zeit versäumend, ein paar Tage
*) Dm* man badlacberaeita bMtimmt darauf rechnet«, bezeugt Hersog Magna«
(t. Pfltter, a. a, O. 8. 161).
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Denkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1622.
63
müssig lag. Auf einem Irrtum beruht endlich auch, was Saite bezüglich
der beiden Mansfeld'Bchen Reiterregimenter bemerkt: nach der bestimmten
Aussage Sitzingens, hierin eines verlassigeren Zeugen, sind die Maasfeld' -
sehen Reiter — 14 Cornet — erst in Schwaigern, also ein paar Tage
spater, am 2. oder 3. Mai zu Georg Friedrichs Heer gestossen.
*°) Vereinigung Mansfelds mit dem Markgrafen. Fällt es
schon auf, dass Salis die wiederholte Begegnung, die zwischen den beiden
Feldherrn vor Sinsheim und zu Schwaigern stattgefunden, mit Schweigen
übergeht, so muss die Nachricht, Georg Friedrich habe angesichts der
drohenden Vereinigung Tilly's und Cordoba's jede von Mansfeld ihm an-
gebotene Unterstützung beharrlich abgelehnt, noch weit mehr befremden.
Sie steht ganz vereinzelt und ist nach der Lage der Dinge auch kaum
glaubhaft: aus dem Berichte des Heilbronner Ratsherrn Orth (diese Ztschr.
31, 407) ersehen wir im Gegenteil, dass der Markgraf noch während der
Schlacht auf Sukkurs durch Mansfeld gehofft hat Wir haben es daher hier
wohl mit einem Gerüchte zu thun, das nach dem unglücklichen Ausgang
des Treffens im Mansteldischen Lager absichtlich in Umlauf gesetzt wurde,
um den Feldherrn zu entlasten. Die Entscheidung, deren Verantwortung
beide Teile tragen, war schon früher gefallen. Man weiss, dass anfänglich
ein gemeinsames Operieren beider Heere, ein vereinter Vormarsch gegen
Heilbronn, ein Angriff auf die bairischen Lande geplant waren, man weiss
auch, dass, nachdem fast eine Woche mit nutzlosem Hin- und Hermar-
schieren vergeudet war, zu Schwaigern zwischen dem 2. bis 4. Mai eine
Trennung der beiden Armeen erfolgte. Klare, unzweideutige Aufzeich-
nungen über die Motive, welche zu diesem unheilvollen Schritte geführt,
liegen nicht vor. Salis und Sitzingen schweigen über den Punkt völlig,
andere begnügen sich mit Andeutungen. „For want of victualls or for
some other priuatt respects" schreibt Francis Nethersole an Thomas
Roe (d. d. Mannheim, 20. Mai. Negoc. of Thom. Roe, I, S. 40)*); „we-
gen deß Commando" vermerkt, auf diese persönlichen Interessen näher
anspielend, Fritsch in seinem Tagebuch. Das Moment hat jedenfalls den
Ausschlag gegeben : strategische Rücksichten können, wie Gmelin mit Recht
nachweist, nicht massgebend gewesen sein. Weder der Markgraf, noch
Mansfeld haben sich über den Oberbefehl zu einigen, zu einer Unter-
ordnung zu verstehen vermocht; der Germersheimer Vertrag vom 22. April
hatte diese Kardinalfrage nicht berührt, — wie man annehmen möchte,
wohl mit Absicht, weil schon damals eine Vereinbarung darüber ge-
scheitert war. Anderes mag zur Verstimmung beigetragen haben, vgl.
Gmelin, diese Ztschrft. 31, 442. Die mangelhafte Verfolgung, dank wel-
cher Tilly über das Gebirge entkommen, bot, meine ich, genügenden An-
lass zu gegenseitigen Vorwürfen: charakteristisch nach dieser Seite er-
scheint mir die oben berührte Auslassung von Salis (Anm. 16), die, so
sehr sie auch der sachlichen Begründung entbehrt, doch immerhin die
Stimmung, die im Hauptquartiere Mansfelds herrschte, wiedergeben dürfte.
Mit der Möglichkeit einer Vereinigung Tilly's und Cordoba's haben allem
Anschein nach die beiden Heerführer nicht gerechnet, sicherlich nicht
•) Auch di«*er Bericht bUhar unbenüUt.
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Obaer.
Mansfeld. Durch den Marsch nach dem untern Neckargebiete, durch
den Angriff auf das strategisch wichtige Ladenburg, — zugleich Stapel-
platz grosser Frucht- und Weinvorrate, — und die Bedrohung der übri-
gen spanischen Garnisonen, glaubte er sich, wie Nethersole in dem oben
citierten Berichte bestätigt, zu der Annahme berechtigt, dass Cordoba
alsbald, die gefährdeten Plätze zu schützen, umkehren werde : ganz wider
alles Erwarten traf ihn die Kunde, dass der Spanier sich mit Tilly ver-
einigt (contrary to expectation stayed together). Man hatte sich einer
verhängnissvollen Täuschung hingegeben.
21) Belagerung und Einnahme von Ladenburg. Ein Angriff
auf Ladenburg in Verbindung mit einem Vorstoss gegen die Mainlinie
war ursprünglich schon von Mansfeld beabsichtigt (vgl. Rohnstadts Be-
richt vom 2G. Febr. bei Gmelin, diese Ztschrft. 32, 17), erst nach dem
Mingolsheimer Treffen scheint er den Plan zunächst aufgegeben zu haben
(s. das Aktenstück No. 62, a. a. 0. diese Ztschrft. 32 , 29). — Die Be-
lagerung beginnt, wie jetzt genau festgestellt werden kann, am 6. Mai
nachmittags, die Einnahme erfolgt am 8. Mai gegen 11 Uhr vormittags.
Über den Verlauf vergleiche die ausführliche „Relation tres asscuree du
siege et prise de la ville de Ladenbourgh" (Colleccion de documentos
ineditos para la bist, de Espana. Tom. 54, p. 188 ff.); sie ist zweifellos
der Abdruck einer zu Frankfurt gedruckten Verteidigungsschrift des zu
Ladenburg kommandierenden Oberstlieutenants von Eynatten, die ihrer-
seits, wie eine Vergleichung lehrt, wiederum dem Theatr. Europ. (I, 718 ff.)
als Vorlage gedient hat.
**) Die Namen dieser drei Bündner Fähnlein werden uns nur hier
überliefert. Eine im Karlsruher Archiv befindliche Heeresliste weist eine
„Kompagnie Faust" auf, sie gehörten wohl sämtlich dem Kegimente des
Markgrafen Karl z. F. an.
w) Die militärischen Operationen nach der Schlacht bei
Wimpfen bis zur Wiedervereinigung des Markgrafen mitMans-
feld. Nicht unmittelbar nach der Schlacht, wie es nach Salis den An-
schein gewinnt, hat sich bekanntlich der Markgraf beim Heere Mansfelds
eingefunden. Er verweilt zunächst in Durlach, wo er seine zersprengten
Truppen wieder sammelt und neu bewaffnet (gegen 0. Klopp 1, 145;.
Hurter, IX, und neuerdings A. Weskamp, Das Heer der Liga etc. 1622
bis 23, S. 18, die ihn an dem Zuge in die Pfalz teilnehmen lassen). Un-
terdes bricht Mansfeld auf, geht bei Worms über den Rhein, gegen Op-
penheim, um sich der dortigen Brücke zu bemächtigen (Negoc. of Thom.
Roe, I, 41). Seine Absicht wird vereitelt, da Tilly und Cordoba von
Wimpfen her an der Bergstrasse erscheinen (am 12. Mai Tilly in Wein-
heim, Heilmann, ü, 1, 135). Da des Halberstädters Anmarsch sich ver-
zögert, nützt Mansfeld die Zeit, um dem bedrohten Hagenau zu Hilfe zu.
eilen (Salis, Nethersole), Tilly und Cordoba trennen sich, der Spanier
lagert sich zwischen Worms und Oppenheim, Tilly kehrt nach Wimpfen
zurück; in Wimpfen am 18. Mai (Villennont, II, 65; Thom. Roe, I, 41;
Heilmann, H, 1, 135 ff.). Am 16. Mai erscheint Mansfeld vor Hagenau
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Denkwürdigkeiten von Salis- Marsch lins 1622,
65
und entsetzt die Stadt (Theatr. Europ. 1. 720); am gleichen Tage zeigt
Georg Friedrich von Karlsburg dem Kurfürsten an, dass er demnächst
mit seinem Volke „an bewussten Ort" sich begeben werde (Gmelin, diese
Ztschrft. 82, 41). Nach dem 18ten bricht Mansfeld von Hagenau auf;
vom 24ten bis 26ten in Kronweissenburg, am 26ten in Landau und Ger-
mergheim, am 27ten in Speier; hier am 28ten Besuch des Markgrafen und
Kriegsrat (Gmelin, diese Ztschrft. 32, 49). Rheinübergang bei Mannheim.
Hier erst stösst allem Vermuten nach der Markgraf mit Reinen Truppen
wieder zum Heere Mansfelds, um dann vereint mit ihm am 2. Juni in
das dannstädtische Gebiet einzufallen (Theatr. Europ.; Villermont). —
Zur Stärke des badischen Heeres vergleiche den Bericht des Sekre-
tärs Eisenschmidt an den kurpfalzischen Kanzler von Grün, d. d. 8./18. Mai:
» Baden hatt sein lezte erklehrung dahin gethan, dass Baden mit 6000 zu
faess vnd ein 1000 zu pferd sich mit könig coniungiren will". Chüfriert.
München, Reichsarchiv, 30jähr. Krieg, Fase. XVm, 150. Wenn Seubert
(Vorträge des Mannheimer Altertumsvereins, Serie 2, S. 82) vermutlich
auf Grund des Berichtes No. 107 bei Gmelin (diese Ztschrft. 32) von 10 000
Mann spricht, so ist diese Angabe zu berichtigen.
H) Vor dem Aufbruche von Ladenburg, also etwa am 10. oder 11. Mai.
**) Über die Vorgänge vor Hagenau vgl die ausführlichen Nach-
richten im Theatr. Europ., I, 720 ff. , dazu die Berichte des kurf. Sekre-
tärs Joh. Thom. Eisenschmidt, d. d. 18. u. 26. Mai, im Münchener Reichs-
archiv, SOjähr. Krieg, Fase. XVM, 150. Aus den letztern ergiebt sich,
dass der Erzherzog bereits im Besitze eines Turmes und einer Pforte der
Stadt war.
,e) Statthalter zu Heidelberg war Heinrich von der Merven, der
bald darauf bekanntlich die Verteidigung der Stadt gegen Tilly geleitet hat.
*7) Wiedereinnahme von Ladenburg durch Tilly. Wann ist
dieselbe anzusetzen? Keinesfalls unmittelbar vor der Schlacht bei Höchst,
wie Salis anzunehmen scheint, denn damals stand Tilly, wie wir wissen,
in der Gegend von Aschaffenburg. Zweifellos zwischen dem 2. und
10. Juni, als Tilly auf die Nachricht von dem Marsche Mansfelds gegen
Darmstadt von Wimpfen aufbrach, nach Hirschhorn vorrückte und, wah-
rend er durch das Schriesheimer Thal, wohl um den Feind zu täuschen,
eine kleinere Abteilung gegen Ladenburg entsandte, mit der Hauptmasse
über Erbach und Michelstadt nach Darmstadt eilte und Mansfeld zu dem
verlustreichen Rückzüge durch die Lorscher Heide (10. Juni) nötigte.
Damit stimmt denn auch das Tagebuch Fritschs überein, der dieser Wie-
dereinnahme ausdrücklich vor dem Gefechte beim Lorscher Wald gedenkt
(a. a. O. 111).
>*) Über die Schlacht bei Höchst vgl. Schulz, Die Schlacht bei
Höchst, Jahrb. für die deutsche Armee und Marine, Bd. 63, S. 142 ff.,
der die taktischen Mängel der Aufstellung des Herzogs, vor allem der
Wahl des Übergangspunktes eingehend nachweist. Die Angaben über
die Stärke des braunschweigischen Heeres differieren erheblich: Salis
nimmt 18 000 Mann an; die andern Quellen schwanken zwischen 10- bis
25 000. Vgl. Weskamp, Das Heer der Liga etc., S. 25. Die Nachricht
ZdUcbr. f. Gesch. d. Ob«rrti. N. F. VII. 1. 5
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Obser.
über den Brückeneinsturz, der die Katastrophe erheblich verschlimmert,
wird bestätigt durch eine Äusserung Friedrichs V. (Heitmann, a. a. 0. 0,
1, 8. 140.) Übereinstimmend im wesentlichen mit Salis schätzen andere
Quellen die Reste des Heeres, die sich auf das Unke Ufer gerettet, auf
6000 Mann z. F. und 4000 z. Pf-
t9) Auch in Folgendem ist die Darstellung der Ereignisse durchaus
verworren: der Rückzug Mansfelds durch die LorscberHeide (9./10.Juni)
wird mit dem Rückzüge des Halberstädters nach der Schlacht bei
Höchst (20./21. Juni) identifiziert und vermengt; wichtige Vorgänge, wie
die Gefangennahme des Landgrafen von Darmstadt, werden mit 8chweigen
übergangen. Die Schilderung bezieht sich im wesentlichen auf den Rück-
marsch nach Mannheim, den Mansfeld und der Markgraf vor der an-
rückenden vereinigten Truppenmacht Cordoba's und Tilly's am 9. Juni
von Dieburg aus angetreten (Villermont, H, 68). Unter erheblichen Ver-
lusten gewinnt Mansfeld die Neckarlinie, während Tilly sich nach dem
Main wendet und von Aschaffenburg aus stromabwärts gegen Höchst vor-
rückt. Nach der Niederlage vom 20. Juni eilt der Herzog von Braun-
schweig mit dem flüchtigen Heere nach dem Neckar und erreicht nach
einem Gewaltmarsche am Abend des 21. Juni Bensheim; hier erst findet
die von Salis erwähnte Begegnung mit Mansfeld, der ihm entgegengerückt
war, statt (vgl. das Schreibon des Kurfürsten Friedrich v. 11./21. Juni bei
Heilmann, a. a. 0. H, 1, 140). Auch davon kann natürlich nicht die
Rede sein, dass Mansfeld, wie Salis meint, dem Main so nahe gestanden,
dass er den Kanonendonner von Höchst gehört. Da unser Bündner Ge-
währsmann während der Zeit zu Ladenburg und Heidelberg in Garnison,
gestanden und an den Ereignissen auf dem Hauptkriegsschauplatze selbst
keinen Anteil genommen, sondern aus fremden Berichten schöpfte, mag
es immerhin wenigstens einigermassen erklärbar sein, dass er in seiner
Darstellung die Dinge bunt durcheinander wirft, zumal es sich um Vor-
gange handelt, die einander räumlich und zeitlich sehr nahe liegen.
*°) Wohl ein Wassergraben (arroyo bei Cordoba, S. 254), dessen Ufer-
verschanzungen als Landwehr dienten und das darmstädtische von dem
z. Zt. noch an Kurpfiilz verpfändeten kumainzischen Gebiete (Fürstentum
Lorsch) schieden. Dass an derartige Grenzverschanzungen zu denken ist,
ergibt sich aus Tilly's eigenen Bericht, an Maximilian von Baiern, dd. Eber-
statt, 16. Juni, worin von verschiedenen „Posten vnd Land Wöhren**, aus
denen er den Feind vertrieben habe, die Bede ist (Allg. Reichsarchiv
München, 30jähr. Krieg, Fasz. XVIII, 150).
■■) Über die Kämpfe auf der Lorscher Heide vgl. Villermont,
Mansfeld, H, 68 ff., der die beste Darstellung gibt, dazu ergänzend die
Berichte vom 11. und 23. Juni in der Correspondencia di Cordoba, 240 ff.
u. 251 ff.; sowie Adlzreiter, Annales Boicae gentis, HI, 94; von un-
gedrucktem Material den oben citierten Bericht Tilly's. So leichten Kaufs,
wie Salis glauben macht, kam Mansfeld bei dem Rückzüge nicht weg,
er erlitt erhebliche Verluste; Tilly selbst schätzt dieselben auf 300O Mann,
ebenso nach den Brüsseler Akten Villermont; Adlzreiter beziffert sie auf
mindestens 1600 Mann, — unter den Gefangenen werden ausser Gtoldßtein
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Denkwürdigkeiten von Salis-Marschlins 1622. 67
Pfalzgrai Friedrich v. Birkenfeld und Graf Philipp t. Mansfeld genannt.
Nor die Übermüdung seiner Truppen infolge dreitägiger angestrengter
Märsche hielt TUly davon ab, den flüchtigen Gegner noch weiter zu
▼erfolgen.
") Nach Adkreiter übernahmen Tor dem Walde — e« ist der alte
Reichsforst südlich von Lorsch — die Regimenter Schmidt, Herliberg und
Fürstenberg nebst den Kroaten die Verfolgung.
**) Gemeint ist hier, wie im Folgenden, statt des Herzogs Christian
Kurfürst Friedrich, der die Vorhut führte, wahrend der Markgraf das
Zentrum und Mansfeld den Nachtrab befehligten. Das Oberkommando
war offenbar in Manfelds Händen gelegen; der Markgraf scheint sich ihm
hier untergeordnet zu haben.
,4) Vergleiche dsgegen Gindely's Urteil über den Rückzug: „eines
der total verfehlten Manöver, an denen der 30jährige Krieg so reich ist".
In der That dürfte der mit so erheblichen Opfern erkaufte übereilte
Rückzug vor einem Gegner, dem die vereinten Streitkräfte Mansfeld«
und des Markgrafen sicherlich gewachsen waren, einer schweren Nieder-
lage gleich kommen.
*») Auch diese Notiz, vermute ich, bezieht sich nicht auf ein braun-
schweigisches, sondern eines der Reiterregimenter, die an dem Gefechte
auf der Lorscher Heide teilgenommen. Unter den dort erbeuteten Stan-
darten verzeichnet Cordoba mach ViUermont, U, 60) eine „de taffetas
incamat, bleu et janne", der wohl auch die Schärpen der Reiter ent-
sprochen haben mögen. — Dass übrigens des Herzogs Reiterei eine aus-
erlesene Truppe war, wird auch von anderer Seite bezeugt. Vgl. v. Reitzen-
stein, Feldzug des J. 1622, S. 86, Anm. 2.
'*) Die Stelle ergiebt im Zusammenhange klar, dass Salis nicht zu
der Expedition gegen Daraistadt kommandiert war, Bondern sich während
derselben in Heidelberg befand.
,7) Über den Mangel an Lebensmitteln in Mannheim vergleiche das
Schreiben des Kurfürsten vom 21. Juni bei Heilmann, a. a. 0. II, 1. 140.
**) Der Ausdruck : „nel discendere l'armata (Mansfeld) verso di Meno,
verso dove era ancora discesso: il Tilly" passt schlechterdings nicht in
den Zusammenhang. Von einer abermaligen Umkehr Mansfelds nach dem
Maine kann nach seiner Vereinigung mit dem Hallerstädter nicht mehr
die Rede sein. Die Angabe kann sich daher nur auf einen früheren
Zeitpunkt, auf die letzten Tage vor der Schlacht bei Höchst, als Mansfeld
sich mit seinen Truppen nochmals nordwärts nach Bensheim gewandt und
auch Tilly von der Lorscher Heide wieder nach dem Main gezogen war?
beziehen. In der That hat nach des Kurfürsten eigener Aussage sein
Besuch in Heidelberg am 19. Juni stattgefunden (Heilmann a. a. 0., II
1, 140). Von dort ist er aber noch in der Nacht, also noch ehe Herzog
Christian in Mannheim eingetroffen, dahin zurückgekehrt. Die Angaben
über eine Abholung durch braunschweigische Reiter können mithin nur
dann richtig sein, wenn der Kurfürst vor dem endgiltigen Aufbruch von
Mannheim (23. Juni) nochmals sich nach Heidelberg begeben hätte.
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Obser.
3*) Trennung des Markgrafen von Mansfeld und Abdankung
der badischen Truppen. Der Markgraf selbst hatte schon am 20. Juni
in der Frühe Mannheim verlassen, ohne sich beim Kurfürsten und den
Obersten zu verabschieden, seine Truppen aber sind vorerst zurückgeblieben
und unter Helmstedts Führung mit dem Mansfeld'schen Heere in die links-
rheinische Pfclz gerückt, bis er am 22. Juni von Durlach aus den Obersten
beauftragt, sein Volk bei Schreck wieder über den Rhein zu fuhren und
abzudanken (Londorp, Acta publica, I, 1046). Die verzweifelte politische
und militärische Lage, die voraussichtliche Erfolglosigkeit weitern Wider-
standes, die Gefahrdung der Markgrafschaft durch die Räumung des rechten
Rheinufers, Rücksicht auf die Vorstellungen seines Sohnes, des regierenden
Markgrafen, auch, was der Kurfürst als Hauptmotiv anfuhrt, Mangel an
Geld mögen Georg Friedrich zu dem Schritte bewogen haben.
*°) Unter Menghen ist wohl das englische Reiterregiment Megant zu
verstehen.
Nachtrag.
Als weitere wichtige Quelle für das Treffen bei Mingolsheim kömmt
in Betracht der Bericht, den ein Augenzeuge, der pfälzische Kammer-
junker Villernon, im Auftrage seines Herrn, dem Markgrafen Joachim
Ernst in Anspach erstattet hat (vgl. des letzteren Schreiben an Landgraf
Ludwig von Darmstadt, d. d. 22. Apr. a, St., im grossh. Haus- u. Staats-
archiv zu Darmstadt). Meine Ausführungen werden durch diesen Bericht,
der mir erst nach Drucklegung des Aufsatzes zu Gesichte kömmt, durch-
weg bestärkt, in einigen Punkten ergänzt. Bestätigt wird vor allem, was
ich in Anm. 8 über Mansfelds anfangliche Scheu vor einem Treffen und
die Motive, die ihn schliesslich zur Annahme bestimmten, bemerkt habe.
Als Ergänzungen dienen die Mitteilungen über Mansfelds erste Stellung
vor Wiesloch, seine Absicht, am Morgen des 27. April nach Schwetzingen
auszubiegen, und Einzelheiten des Kampfes selbst. Entsprechend den
5000 Mann, die nach Salis dem pfalzer Heere gegenüberstehen, spricht
Villernon von 5 Regimentern, zwei z. F. und drei z. Pf. Erst nach der
zweiten Attake Mansfelds wenden sie sich zur Flucht (vgl. Anm. 16).
Unzuverlässig sind auch hier die Verlustangaben. Tilly: 4000 Todte,
darunter die Obersten Schmidt, Truchsess und Pappenheim (!); gefangen
Hercelles mit 6 Kapitänen, durch Herzog Magnus 500 Mann. Mansfeld
50 Todte.
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Beiträge zur Geschichte
4er Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg.
Von
Maximilian Hnffschmid.
[Schluss.]
IV. Verzeichnis der in Schönau beigesetzten Personen.
Ein Totenbuch des Klosters scheint sich nicht erhalten zu
haben. Aus den noch vorhandenen Denksteinen und den Er-
wähnungen in Urkunden oder bei Schriftstellern lässt sich
allein noch bestimmen, wer hier seine letzte Ruhestätte fand
oder wem wenigstens das Beerdigungsrecht zugestanden wurde,
ohne dass man aber weiss, ob von demselben Gebrauch ge-
macht worden ist.
Über die Bestattungen in den Cisterzienserklöstern galten
folgende Hauptregeln : Nach der achten Satzung des General-
kapitels von Clteaux von 1152 durften in den Klosterkirchen
nur Könige, Königinnen, Erzbischöfe und Bischöfe beigesetzt
werden.4) 1157 wurde die Vorschrift dahin verschärft, dass
nur den Klosterstiftern dieses Recht zukommen sollte.1) Im
Jahre 1180 nahm man wieder die ältere Regel mit dem Zu-
sätze an, dass die Könige, Königinnen und Bischöfe nach
ihrem Willen auch im Kapitelsaale sich beerdigen lassen
dürften, die Äbte aber nur in demselben.8) Papst Alexander IV.
erlaubte in einer Bulle vom 10. Januar 12564) dem Kloster
Schönau, Personen auf ihren Wunsch hin daselbst zu begraben,
mit Ausnahme der öffentlichen Wucherer, der im Banne be-
findlichen oder derjenigen, denen das kirchliche Begräbnis
l) Martine et Durand, Thesaurus novus anecdotorum 4, 1245. —
») Das. 4, 1251. — ») Das. 4, 1252. - *) Gudenus S. 226. Potthast 2,
1329 No. 16 171.
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70
Huffschmid.
versagt worden sei. Dass diese päpstliche Konzession (sepe-
liendi in monasterio vestro illorum corpora, qui sepeliri apud
vos eligunt, . . . liberam vobis concedimus . . . facultatem) schon
längst bestandenen thatsächlichen Verhältnissen Rechnung trug,
beweist eine Urkunde von 1 152*)» in welcher ein Wohlthäter
das Kloster beschenkte und „in Schonaugia . . . elegit locnm
sepulture". Neben der Kirche und dem Kapitelsaale dienten
der Kreuzgang und die beiden Friedhöfe (Herren- und Laien-
friedhof) als Bestattungsplätze.*)
I. Geistliche,
a. Bischöfe.
1) Burkhard oder Buggo II., Bischof von Worms, erscheint
als solcher zuerst 1116 (Stumpf, Reichskanzler 3, 467. Stumpf,
Reg. No. 3124), gestorben am 6. Dezember 1149. In Bam-
berg zum Priester ausgebildet, war er — nach der Erweiterung
der Zorn'schen Wormser Chronik durch von Flersheim3) (1605),
herausg. von Arnold S. 50 — dann Propst des Kollegiatstiftes
St. Peter und Alexander in Aschaffenburg. Bezüglich seiner
Herkunft ist nur sicher, dass er aus der Bamberger Gregend
stammte. Erst die Zimmerische Chronik (ed. Barack 2. Aufl.
1, 152) nennt ihn einen Herrn von Ahorn und Zorn in seiner
1570 geschriebenen Wormser Chronik S. 50 seinen Vater
Burkhard von Ahorn4) und seine Mutter Judith. Ein Ort
dieses Namens liegt bei Koburg, mit welchem die Herren von
*) Gudenus S. 11. — *) Ebenso in Maulbronn. Paulus S. 78 f. und
in Bebenhausen. Paulus S. 157 f. — *) Nicht zu verwechseln mit der
Flersheimer Chronik, welche, 1547 verfasst, Waltz 1874 herausgab. —
*) Die erste Nürnberger Zeichnung legt dem Bischöfe Burkhard, wie in
dieser Ztschr. N. F. 6, 427 Anm. 1 bemerkt, als Wappen einen nach (herald.)
links Aber einen Dreiberg schreitenden rabenartigen Vogel bei. Mir scheint,
dass dem Künstler das Hennebergische Wappen (eine schwarze Henne auf
einem grünen Dreiberge) vorschwebte, welches zu mancherlei Verwechslungen
Anlass bot So nennen Schannat 1, 156 und Widder 1, 849 den ersten
bekannten Schönauer Abt Eonrad ohne Grund einen Grafen von Henne-
berg. Bischof Günther L von Speier, welcher diesem Geschlechte ange-
hörte und ein Wohlthäter von Schönau war, ist in Maulbronn auf einem
Wandgemälde von 1424 in Wappen und Schrift und auf einer Platte -vor
dem Hauptportale als Graf von Leiningen bezeichnet (Paulus S. 68, 79),
während die Benediktiner in Gottesau im 16. Jahrhundert, wie ein noch,
dort vorhandener Stein ergiebt, irrigerweise ihren Klostergründer für einen
Grafen von Henneberg hielten. Diese Zeitschr. N. F. 4, 7.
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Die Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg. 71
Ahorn von der Abtei Saalfeld belehnt waren, (v. Schlütes
Koburgische Landesgeschichte S. 116'.) 1223 erscheint ur-
kundlich ein Burckhardus de Ahorn (Sprenger, Gesch. der
Abtei Banz S. 342). Seinem Wunsche entsprechend (Gudenus
S. 3, 11, 29; Schannat 2, 75) wurde Bischof Burkhard in
dem von ihm 1142 gestifteten Kloster Schönau beigesetzt.
Die nicht mehr vorhandene Grabinschrift lautete nach v. Flers-
heim S. 50 (F), Jongelinus, Notitiae abbatiarum ord. Cist. 2,
59 (I), Schannat 1, 354 und Würdtwein S. 342:
Buggo pater fastum quemvis1) vitavit et astum.
Buggo pie lator legumque et pacis amator.
Buggo sacrans1) aras mentes correxit avaras.
Buggo reformavit monachos et corda rigavit.
Buggo fugans enses ditavit Schonaugienses.8)
Buggo dei cultor inimicorum fuit ultor.
Buggo ferens palmam sedem conscendit ad almam.
Buggo deum laudans laetatur tartara fraudans.
Buggo deum coeli placavit4) corde fideli.
Buggo pios vultus5), pia munera6) suscipe cultus.
Diese vielleicht wohlgemeinten Verse können nicht gleich-
zeitig sein.7) Zeitgenossen hätten kaum Burkhard II. einen
„lator legum" (Z. 2) genannt und ihn darum mit dem Bi-
schöfe Burkhard I. von Worms (1000 — 1025) verwechselt,
welcher durch seine Dekretalensammlung8) und sein Hofrecht
(lex familie Wormatiensis ecclesie)9) als Gelehrter und Ge-
setzgeber bekannt geworden ist.
2) Bischof Konrad II. von Hildesheim. Aus nicht näher
bekanntem Geschlechte, erwarb er sich im Anfange des
13. Jahrhunderts auf der Universität Paris die Wurde eines
Magisters der Theologie. 1211 Domdekan in Speier (Hilgard,
Speirer Urk.-B. S. 29), wo er noch 1216 magister Cuonradus,
qui prius erat decanus, genannt wird (Remling, Speirer
Urk.-B. 1, 151), im gleichen Jahre Domscholaster in Mainz
(Rossel, Eberbacher Urk.-B. 1, 173)10), dann päpstlicher
l) quam vis. I. — ») sarras. F. — *) Schonogienses. F. I. — 4) pla-
cato. F. I. — 5) vultia. F. — •) munnura. F. L — T) Über die Zeit ihrer
mutmasslichen Abfassung vgl. unten S. 80. — ") Burchardi Deere torum
libri XX, Coloniae 1548. — ») Boos, Wonnaer Urkundenbuch 1, 39 f.;
2, 716. — «•) Wattenbach, Deutschi. Geschichtsquellen 5. Aufl. 2 , 327,
lasst ihn ungenau „Scholaster zu Mainz und Dekan zu Speier" werden.
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72
fluffschmid.
Kaplan und Pönitentiar, wurde im August 1221 zum Bischöfe
von Hildesheim gewählt. Gelegentlich der Krönung König
Friedrichs II. in Aachen am 25. Juli 1215 predigte er das
Kreuz1) (Annales Marbacenses. M.Germ. SS. 17, 173). 1231
vom Papste Gregor IX. beauftragt, ihm über die Lorscher
Klosterverhältnisse Bericht zu erstatten, bewirkte er, dass vom
römischen Stuhle der übrigens nicht ausgeführte Befehl er-
teilt wurde, das Kloster den Cisterziensern zu übergeben.
Später (1233) war Konrad im Vereine mit dem Provinzial-
prior des Predigerordens in Deutschland, Magister Konrad
von Marburg bestrebt, die sog. Luziferianer zur Kirche zurück-
zuführen und nötigenfalls einen Kreuzzug gegen sie aufbieten
zu lassen. Im Anfange 1246 legte er seine Würde nieder
und zog sich, nachdem er schon 1218 und 1220 Weinberge
in Handschuchsheim und Schriesheim dem Kloster Schönau
gekauft hatte (diese Zeitschr. 7, 32), dorthin zurück, wo er
am 18. Dezember 1248 starb und beigesetzt wurde (Chronicon
episc. Hildesh. M. Germ. SS. 7, 861. Catal. episc. Hildesh.
M. Germ. SS. 13, 748.*) Seit dem 17. Jahrhundert wird
Konrad für einen Herrn von Reisenberg (Reysenberg) in der
Wetterau gehalten; so von Helwich, Elenchus nobilitatis ec-
clesiae Moguntinae 1623 S. 40 (= Joannis 2, 232), Jonge-
linus 2, 60, Joannis 2, 390, Schannat 1, 157 und zuletzt von
Budinszky, Die Universität Paris und die Fremden an der-
selben im Mittelalter, Berlin 1876, S. 125. Worauf sich diese
Schriftsteller stützen und wo Reisenberg liegen soll, konnte
ich nicht in Erfahrung bringen. Vielleicht liegt eiue Ver-
wechslung mit dem Geschlechte der Herren von Reifenberg
(Ruine bei Niederreifenberg, Kr. Usingen) vor, von denen sich
zuerst ein Ritter Kuno 1234 nach seinem Burgsitze benannte.
(Ann. des Ver. f. Nass. Altertumskunde 4, 21.)
3) Eberhard iL, Bischof von Worms, Sohn Konrads von
*) Nach dem Chron. episcop. Hildesh. M. Germ. SS. 7, 860 auch ein-
mal gegen die unglücklichen Albigenser. — *) Nach dem Chron. episc.
Hildesh. „rexit ecclesiam nostram 27 annos et post cessionem suam in
tertio anno 15 kalendas ian. obiit a. d. 1249". Die 27 Jahre waren im
August 1248 und das dritte Jahr seines Verzichts im Anfange 1249 um-
laufen, so dass die Nachricht des Catal. episc. Hildesh. („obiit 1243 15 kal.
ian.u) ihre volle Bestätigung findet. „15 kalendas ian. obiit a. d. 1249*
soll demnach bedeuten : vierzehn Tage vor Neujahr 1249.
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Die Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg.
73
Stralenberg (Ruine bei Schriesheim), befreit 1250 mit seinen
Brüdern vier dem Kloster Schönau gehörende Weinberge in
Schriesheim von gewissen Verpflichtungen (Gudenus S. 207),
1263 Kanonikus in Speier (Gudenus S. 24 6), 1277 Scholaster
daselbst (Zeuss, Trad. Wizenburg S. 306), im gleichen Jahre
Propst zu Neuhausen bei Worms (Koch u. Wille, Reg. n. 993), ')
wurde als solcher nach dem 22. Oktober 1291 zum Wormser
Bischof erwählt und starb am 16. November 1293. Die Stadt
Worms legte 1292 gegen seine Wahl Verwahrung ein und
warf ihm Ämterkumulation vor, weil er entgegen den kirch-
lichen Vorschriften auch noch Pfarrer in Bruchsal Dossenheim,
Heiligkreuzsteinach, Oestringen, Pfungstadt und Schriesheim
sei (Boos, Wormser U.-B. 1,296). Nach dem Monachus Kirs-
gartensis (ca. 1501/1502) bei Ludewig Reliqu. manuscr. 2, 141 f.,
Zorn S. 130, Jongelinus 2, 60 und späteren Schriftstellern Hess
sich Eberhard in Schönau beerdigen.
Wie in Maulbronn, wo die Bischöfe Günther und Ulrich
von Speier im Herrenchore bestattet wurden, darf man sicher
annehmen, dass auch in Schönau die Gräber der drei Bischöfe
an der gleichen Stelle sich befanden.
b. Sonstige Geistlichen.
4) Sebastian Pfungstein, vorletzter Abt von Schönau (1529
bis 1554). Vgl. unten S. 101 No. 41. Grabstein 0,03 m breit,
1,67 m hoch im Kreuzgange rechts vom nördlichen Thore der
evang. Kirche mit folgender Inschrift: Anno*) dni 1554 nona
augusti o dnus Sebastian[us Pfungstat abbas quinquagesimus
Schonaugiensis]. Die eingeklammerten Buchstaben und Worte
sind nicht mehr lesbar und nur von Widder 1, 350 überliefert.
Nach Toepke, Heidelb. üniversitätsmatrikel 1,467 hiess er
aber Pfungstein. In der oberen Hälfte des Steines ist ein
Wappen oder sonst eine Verzierung kreisförmig herausge-
brochen. Würdtwein S. 340 irrt, wenn er den Abt in der
Stiftskirche zu St. Andreas in Worms beerdigt sein lässt.
5) Grabstein, links vom gleichen Thore 0,92 m breit, 1,90 m
hoch, mit einer Inschrift des 15. Jahrhunderts: ree.
ml'i. o. honestissim[us] Sonst vollständig abgetreten.
1) Daselbst ist No. 1109 Z. 3 v. u- „Eberhard" statt „Gebhard" und
No. 1171 Z. 3 v. u. „Eberhards" statt „Conrads" zu lesen. — *) Der An-
fang der Schrift war früher sicherlich durch ein Kreuz bezeichnet.
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Huffschmid.
Offenbar derselbe, welchen C(enturie)r im Magazin von und
für Baden (1803) 1, 170 so beschreibt: „Ein ähnlicher Grab-
stein (die Rede ist vorher von dem unter No. 26. 27. unten
mitgeteilten) von beträchtlicher Höhe ist an die reformirte
Kirche angelehnt, neben demjenigen, deßen Inschrift Widder
anführt, und woraus erhellt, dass Sebastian Pfungstatt der
fünfzigste (und vorletzte) Abt zu Schönau 1554 gestorben sey.
Er stellt einen Abt oder Bischof infuliert vor, mit einer durch
Moos and Feuchtigkeit unleserlichen, übrigens ganz gut er-
haltenen Inschrift. Die stehende Figur ist nur in Grundzügen
und groben Linien angedeutet, und scheint, vermöge der
mageren Kunst, die daran ersichtlich ist, aus den ersten
Zeiten des Klosters zu seyn." Davon, dass der Papst den
Äbten von Schönau bischöfliche Insignien und Rechte verliehen
hätte, ist bis jetzt nichts bekannt. Die Äbte von Eberbach
erhielten solche 1401 (Geschichtsblätter für die mittelrhein.
Bistümer 1, 21, Anm. 1), von Maulbronn 1438 (Paulus S. 13),
von Wörschweiler 1445 (Die Baudenkmale in der Pfalz 1, 199)
und von Bebenhausen 1494 (Paulus S. 43, wo „1493" ein
Druckfehler ist). Da Schönau diese Befugnisse kaum versagt
blieben, so könnte recht wohl der Grabstein der eines Abtes
des fünfzehnten Jahrhunderts sein.
6) Hildegund aus Neuss, gestorben am 20. April 1188,
deren Schicksale in dieser Zeitschr. N. F. 6, 430 besprochen
wurden. Die nicht mehr vorhandene Grabschrift lautete nach
Caesarius, Dial. mir. 1,52 f., Henriquez, Menologium Cister-
ciense, Antwerpen 1630, S. 128. Acta SS. Apr. 2, 782a., Schan-
nat 1, 156 (mit Abweichungen):
Omnis homo miretur, horao quid fecerit iste,
haec, cuius fossa cineres inclusit et ossa.
Vivens mas paret, moriens sed femina claret.
Vita fefellit morsque refellit rem simulatam.
Hildegunt dicta; vita est in codice1) scripta.
Maii bis senis est haec defuncta Kalendis.
7) Johannes Mönch in Schönau, gestorben 11. Juli 1262,
früher Pfarrer am Kreuzaltare des Speirer Domes, an dessen
Südseite an der Westwand der sogenannten Taufkapelle sich
noch ein Denkstein mit folgender Inschrift befindet: t Anno*
*) Jedenfalls der Schönauer Klosterbibliothek.
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Die Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg.
75
dm. m. cc Ix. ii. in. translacione. s. Be ') Johannes.
prebend. prius. de. cruce. ob. qui. contulit. curiam. cum. domo,
ab. ipso, super, edificata. sacerdotibus. ad. scam. cruce m. ce-
lebrantibus. perpetuo. ut. in. ea. babitent. et. in. oracionibus.
et missis. suis. pro. anima. eius. deum. exorent. anima. eius.
et omniura. fidelium. anime. requiescant. in. pace. am. t Qui.
nnnc. requiescit. feliciter. monachus. in. Schonowa. Zeuss, Die
freie Reichsstadt Speier vor ihrer Zerstörung S. 28. Ausser
dem genannten Dompfarrhofe erhielt das Domstift am 30. Au-
gost, spätestens 1261 von Johannes ein weiteres Vermächtnis.
Das S. 30.
8) Peter aus Remagen, Mönch in Schönau. Vierzeilige
Grabinschrift aus dem fünfzehnten Jahrhundert, 0,52 m breit,
0,41 hoch, am Hause der Witwe Peter Nollert (No. 113 Vi):
hie. e. sepult. / frat petrus. / de. remago. / pfess9. in f. d.
(professus in fidem domini). Im Seelbuche des Klosters Eber-
bach findet sich unterm 11. September folgender Eintrag:
„f(rater) Petrus de Remago s(acerdos) et m(onachus) h(uius)
l(oci)". Roth, Fontes rer. Nassoic. 3,48. Darnach wäre er
früher Mönch in Eberbach gewesen.
II. Weltliche Personen,
a. Glieder der landesherrlichen Familien.
9) Konrad von Hohenstaufen, Pfalzgrai bei Rhein, Sohn
des Herzogs Friedrich II. von Schwaben und der Gräfin Agnes
von Saarbrücken, wurde 1156 von seinem Stiefbruder Kaiser
Friedrich I. mit der Rheinpfalzgrafschaft belehnt.') Er starb
J) Wohl Benedict! (11. Juli), könnte aber auch Bernhardi abbatia
(17. Mai) sein. — *) Auf Grund späterer Quellen wird von den pfalzischen
Geschichtsforschern angenommen, dass Konrad die Stadt Heidelberg, welche
urkundlich erst 1196 (Gudenus S. 60) vorkommt, gegründet, erweitert und
dort sich eine Burg auf der jetzigen Molkenkur gebaut habe. Die ältesten
Spuren hierüber enthält die Vita Eberhards von Staleck, welche nach
Busson (Annalen des hist Vereins f. d. Niederrhein 19, 20 Anm. 4) nicht
vor dem 13. Jahrhundert abgefasst ist. Vgl. diese Ztschr. N. F. 6, 481
Anm. 3. Für den Aufenthalt Konrads in der Heidelberger Gegend sprechen
die Urkunden der Lorscher Äbte Heinrich von 1165 (Gudenus S. 19, M.
Germ. SS. 21, 447) und Sigehard von 118 . . (Gudenus S. 35, 1187 nach den
Orig. Guelf. 3, 597), 1191 (Gudenus S. 38) und 1195 (Schannat 1, 176); ferner
seine Anwesenheit bei der Beerdigung des ersteren Abtes 1167 (M. Genn.
SS. 21, 451) und seine eigene Urkunde von 1184 (Gudenus S. 32).
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Huffschmid.
Dach der Chronica regia oder den Annales Colonienses maximi
(M. Germ. SS. 17, 804) im Jahre 1195 und wurde auf seinen
Wunsch im Kloster Schönau beigesetzt. (Gudenus S. 49).
Über seine Grabschrift vergl. unten No. 11.
10) Seine Gemahlin Irmingard, Tochter des Grafen Ber-
thold I. von Henneberg, Burggrafen von Würzburg und dessen
Gemahlin Bertha. Nach einer Urkunde von 1208 (Diese
Zeitschr. 7, 31) war sie damals noch am Leben.1) Die unda-
tierte von Gudenus S. 80 „sub an. 121 1" angesetzte, in welcher
Irmingard noch erwähnt wird, ist älter als die Urkunde
No. XXVIII von 1208 (S. 72) und zwischen 1202 (dem Todes-
jahre Marquards von Annweiler) und 1208 anzusetzen. Pfalzgraf
Konrad bestimmte für Irmingard Schönau als letzte Ruhestätte
{Gudenus S. 49). Ob beider Sohn Friedrich, welcher am
3. September, spätestens 1189 starb und dessen das Necrolog.
Lauresham. (Böhmer, Fontes rer. German. 3,149) gedenkt, bei
seinen Eltern ruht, ist nicht bekannt.
11) Heinrich der Jüngere, Sohn des Pfalzgrafen bei Rhein
Heinrich von Braunschweig und dessen Gemahlin Agnes von
Hohenstaufen, Tochter von 9 und 10. Er erhielt von seinem
Vater Ende 1212 oder Anfangs 1213 die Pfalzgrafschaft und
starb nach den Annales Stadenses (M. Germ. SS. 16, 356)
schon 1214.
Zu No. 9 und 1 1) Die gemeinschaftlich für Heinrich und
seinen mütterlichen Grossvater Konrad gefertigte Grabinschrift,
welche Freher, Orig. Palat. (ed. 1599), 1, 75 (ed. 1613),
1,79 f.*) v. Flersheim ed. Arnold S. 55 (F), Pareus, Hist. Pal.
S. 137. 140, ed. Joannis S. 126. 129 (P), Tolner, Hist. Palat.
1, 329. 357. 360 (T), Lucae, Fürsten-Saal S. 430. 431 (L),
Schannat 1, 154 (S), v. Ludewig -v. Finsterwald S. 798 (L-F)
mitteilen, lautete:
Anno, dominice.3) incarnationis.4) mcxcv.5) vi. idus. no-
vembr.ü) obiit.7) illustris. princeps. dominus.8) Conradus. co-
*) Gest. 1197 nach Spangenberg, Hennebergische Chronik S. 92, Toll-
ner Addit. S. 32 und v. Ludwig- v. Finsterwald, Germania princeps S. 57.
— 2) Die nach seinem Tode erschienenen Ausgaben von 1686 und bei
Reinhard, Rer. Pal. Script. 1748 können ausser Betracht bleiben. — ') do-
minicae F. P. T. L. L-F. dorn. S. — 4) incar. S. — •) mcxcii alle ausser
S. Mit Recht vermutet T., dass der Kopist den Rest der Zahl V = \ /
für „II" ansah. — 6) 9bris F. novembris T. novemb. L. S. L-F. Der Todes-
tag ist sonst nirgends überliefert. — ') ob. S. — 8) dns. S.
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Die Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg.
77
mes.1) palatinus.*) Rheni, dux. Sueviae. comes. in. Gemino.
ponte. germanus. Friderici. barbarossae. imperatoris.8)
Anno.4) [donrinicc. incamationis. mccxiv.]5) kal.6) maii7)
obiit8) illastris. princeps dominus. Henricus.9) comes. pala-
tinus.10) Rheni, dux. Saxoniae. supradicti. 1 *) Conradi. ex.
filia.11) nepos.
Zu Zeiten Frehers, welcher 1588 nach Heidelberg kam und
die Vorrede zu seinen Orig. Pal. 1 598 schrieb, war das Denk-
mal nicht mehr vorhanden.13) Schannat giebt zwar an, die
Inschrift Konrads sei „inter rudera ab eruditis retecta ac de-
scripta", und verleiht ihr durch Abkürzungen einzelner Worte
ein älteres Gepräge. Doch wird auch seine Überlieferung
kaum auf eine andere Person als Freher bezw. dessen Ge-
währsmann zurückgehen. Dieser kann aber nur sein Amts-
genosse Hermann Witekind1*) in Heidelberg gewesen sein, der,
*) com. S. — *) pal. S. — ■) imperatoris barbarossae T. Friderici
(ohne barbarossae) imperatoris germanus S. Der folgende Teil der In-
schrift fehlt bei F. S. und L-F., findet sich aber auch Orig. Guelf. 3, 217.
— 4) „A" bei T. S. 360. — ») Die vorhandene Lücke ist von mir ergänzt.
T. füllt sie bloss mit mccxiii aus. Da der Todestag Heinrichs nicht bekannt
ist, so kann möglicherweise noch eine Bezeichnung des Tages von pridie
bis XVHI (kal. maii = 14. bis 30. April) auf dem Denkmale gestanden
haben. — *) kalend. T. — *) may T 357. mag T 360. maji L. — 8) obyt
T. 360. — ») Hcnricus iunior T. 357. — 10) palat. T. 357. — ») supra-
dicti fehlt T 357. — 12i filio T 360. — ») „Cuius (Conradi) tale ibi (in
coenobio Schönaw) monumentum (quod nunc sublatum ex oculis frustra
requiri, non sine bile scribo) extitisse comperi". — Über das Heinrichs
des Jüngeren: „hoc olim monumento (inscriptione ed. 1613) loquente".
Orig. Pal. (ed. 1599) 1, 74 f., (ed. 1613) 1, 79 f. — «*) Hermann Witekind
(eigentlich Wilcken), um dessen Lebensbeschreibung und Schriften sich
Binz, Augustin Lercheimer (Professor H. Witekind in Heidelberg) und
seine Schrift wider den Hexenwahn, Strassburg 1888, verdient machte,
war 1522 in Niggenrade im Herzogtum Jülich- Kleve- Berg (heute Neuen-
rade, Kr. Altena) geboren, studierte 1545/46 in Frankfurt a. 0. und 1548/49
in Wittenberg, 1557 Rektor der lateinischen Schule in Riga, 1561 Lehrer
am Pädagogium in Heidelberg, 1563 Professor der griechischen Sprache
an der Universität, 1579 in gleicher Eigenschaft am Collegium Casimirianum
in Neustadt a. d. Haardt, 1584 Professor der Mathematik an der Uni-
versität Heidelberg, gestorben daselbst am 7. Februar 1603 und beigesetzt
in der grösseren Kapelle (der sog. Universitätskapelle) an der Südseite
der Peterskirche. Das nicht mehr vorhandene Denkmal Hess Marquard
Freher ihm setzen, wie die von Binz S. XIII (weil ihm wohl unverständ-
lich?) ausgelassene letzte Zeile ergiebt: Hoc M(arquardus) F(reherus)
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Huffachmid.
wie noch gezeigt wird, nicht bloss in Schönau die pfalzgraf-
lichen Denkmäler besichtigte, sondern aus dessen Schrift „Du-
ces Bavariae" und deren Überarbeitung „Genoalogia (!) unnd
Herkommen der Churfursten, auch Pfaltzgrauen bey Rhein"1)
Freher die Stellen über Konrad, seinen angeblichen Sohn
Eonrad und seinen Schwiegersohn Heinrich von Braunschweig,
der theilweise mit Heinrich dem Jüngeren verwechselt wird,
kritiklos übersetzte (ed. 1599. 1, 74. 75., ed. 1613, wo einiges
verbessert ist, 1,79. 80). Schon Joannis in Pareus. Hist. Pal.
S. 435* bemerkte, dass das Denkmal Konrads „recentiorem
sapere aetatem", und die Orig. Guelf. 3, 186 Anm. bemängel-
ten die Grabschrift, „quia recentioris temporis partus est, plu-
ribus indiciis se prodens, utpote titulorum multitudine labo-
rans et Fridericum I imperatorem vocans Barbarossam". Und
gar est der Genitiv barba (!) rossae! Auch war Konrad nicht
Graf zu Zweibrücken, sondern sein mütterlicher Vetter, Graf
Heinrich von Saarbrücken benannte sich zuerst 1191 comes
de Zweinbrucken (Mittelrhein. Urkundenbuch 2, 162 *). In noch
höherem Grade kennzeichnet sich der den Pfalzgrafen Heinrich
betreffende Teil der Inschrift als späteres Machwerk. Es ist
ganz unmöglich, dass im Anfange des dreizehnten Jahrhunderts
demselben eine Inschrift mit Verweisung auf eine voran-
stehende gesetzt worden ist („supradicti Conradi ex filia ne-
pos"). Die Sache wird sich wohl anders verhalten haben.
Konrads und Heinrichs echte Grabsteine sahen gewiss sehr
einfach aus, da das Generalkapitel von Citeaux 1194, also ein
Jahr vor Konrads Tode, gebot, dass „Lapides positi super
Ph(üo8opho oder -ilosophico) P(oni) C(uravit). Auch irrt Binz, wenn er
annimmt, dass die akademische Kapelle 1693 zu Grunde ging. Dies war
vielmehr mit der 1391 eingeweihten Universitatskapelle in der Judengasse
(jetzt Dreikönigsstrasse) der Fall.
') Entere Schrift, zwischen 1683 und 1590 verfasst, enthalten im Cod.
Bav. 2848 der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München, letztere aus
den Jahren 1592—1593 in einer Handschrift im Kgl. geh. Hausarchive in
München aus dem letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts und in einer
Abschrift aus dem vorigen Jahrhundert Cod. Bav. 1616 der Kgl. Hof- und
Staatsbibliothek daselbst. Eine lateinische Übersetzung bei van Byler,
Libellorum rariorum fasciculus primus, Groningen 1733, S. 137 — 251.
*) Vielleicht rührt der Irrtum daher, dass schon das Chronicon Urspergense,
den geschichtlichen Thatsachen vorgreifend, Konrads Mutter eine Gräfin
von „Zwainbrug" und „Sarbrug" nennt. M. Germ. SS. 23, 345.
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Die Cisterzienser Abtei Schönau bei Heidelbercr. 7ft
tumulos defunctorum in claustris nostris coaequentur terrae,
ne sint offendiculo transeuntium demnach Reliefbilder nicht
duldete, sondern nur Bilder in vertieften Umrissen. Wappen
waren kaum angebracht*) und die Inschriften nach damaligem
Brauche möglichst kurz. Wie es scheint, wurden Konrads und
Heinrichs Gebeine später wegen eingetretenen Raummangels
in einem Sammeigrabe vereinigt und die Grabplatte mit den
überlieferten Inschriften versehen, welche möglichst gleich-
lautend und deshalb zu gleicher Zeit angefertigt sein müssen,
auch wegen ihrer Länge nicht um den Stein laufen konnten,
sondern, wie aus dem Worte „supradicti" hervorgeht, in Zeilen
abgeteilt waren.
Ein Bruchstück einer weiteren Aufschrift, welche sich auf
Heinrich den Jüngeren bezieht, hat sich bei Freher (1599)
1, 7 und 75, (1613) 1, 9 und 80, Pareus S. 140, ed. Joannis
S. 129 (P), Tolner S. 357 (T), Lucae S. 431, Schannat 1, 154
(S) und Orig. Guelf. 3, 217 erhalten.
Princeps. magnificus.8) comes. aulae. gloria. Rheni,
iunior. Henricus ....*)
Auch dieses Denkmal war, als Freher seine Orig. Pal. be-
arbeitete, nicht mehr vorhanden.5) Ganz missverständlich
hielten Tolner und Lucae diese Inschrift für die Fortsetzung
der oben besprochenen, obwohl Freher (1613) 1,80, aus dem
sicherlich alle späteren schöpften, ausdrücklich sagt: „Et aliud
dicitur ibi extitisse elogium, e quo haec modo supersint etc."
und es ganz unerfindlich ist, warum auf der gemeinschaft-
lichen Grabplatte Konrads und Heinrichs nur dem letzteren,
welcher sich kaum besonders hervorthat, ein poetischer Nach-
ruf gewidmet wurde. Über den Zweck dieses Elogiums lassen
l) Martene et Durand 4, 1279. — ') Konrad bediente sich wenigstens
keiner Wappensiegel. v. Löher, Archival. Zeitschr. 13 , 200. Im kgL
Staatsarchive in Stuttgart befindet sich noch ein Siegel von ihm, welches
einen nach (herald.) links gallopierenden Reiter mit einer einfachen empor-
gerichteten Fahne darstellt. Die Inschrift: „f Cunradus. palatinus. comes."
ist nur noch teüweise vorbanden. Acta acad. Pal. 5, 398 und abgebildet
Tab. 1, 1 ad pag. 412. — Wirtemb. Urk.-Buch 2, 111. — *) magnanimus.
P. T. — *) iunior Henricus fehlt bei T. — Heinricus S. — &) „in epi-
taphio Ilenrici palatini Schoenaugiae olim scriptum fuit" etc. Or. Pal.
(1599) 1, 7; (1613) 1, 9. Nach Schannat ist diese Inschrift gleichfalls
von Gelehrten unter den Klostertrümmern entdeckt und abgeschrieben
worden.
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80
HuffBchmid.
sich nicht einmal Vermutungen aufstellen. Dass es nicht aus
der Zeit Heinrichs ist, ergiebt die Vergleichung mit einigen
auf Pfalzgraf Ludwig II. (f 1294) gedichteten Reimen im
Liber animarum des 1353 errichteten Kollegiatstiftes zum hei-
ligen Aegidius in Neustadt a. d. H.
heu comes aulae, lux Reni, flos Bavariae, dux
nomine Ludwicus obiit, pietatis amicus,
princeps regalis, vir prudens, pacis amator.
Mone, Quellensammlang 1, 220. Man beachte die Aus-
drücke „comes aulae, lux Reni" hier und „comes aulae, gloria
Rheni" der Schönauer Inschrift. Die Worte „pacis amator"
finden sich auch auf dem jedenfalls nicht gleichzeitigen Grab-
male Buggos IL, oben S. 71. Da der liber animarum erst
1382 begonnen wurde, so dürften Buggos Inschrift, sowie das
„Elogium", vielleicht auch die Grabsteine der Pfalzgrafen
Konrad und Heinrich, erst dem vierzehnten Jahrhundert ihre
Entstehung verdanken. Den seltsamen, sonst nicht vorkom-
menden Titel „comes aulae'4, welcher bei Du Cange fehlt,
enthält zwar schon das 1187 vollendete Epos des Ligurinus;
da dieses aber im Mittelalter nirgends erwähnt wird (Watten-
bach, Deutschlands Geschichtsquellen, 5. Aufl. 2, 257) und dem
Kloster Schönau kaum bekannt war, so ist es unzulässig, dar-
aus schliessen zu wollen, dass das Elogium doch aus dem
13. Jahrhundert stammen könnte.
12) Pfalzgraf Adolf, geb. am 27. September 1300 in Wolf-
ratshausen bei München als Sohn des Pfalzgrafen Rudolf I.
und der Gräfin Mechtilde von Nassau, gestorben am 29. Ja-
nuar 1327 in Neustadt a. d. Haardt. In einer Urkunde seines
Sohnes Ruprecht II. und seiner Schwiegertochter Beatrix von
1359 (Würdtwein S. 259, Koch und Wille, Reg. No. 4993) heisst
es: „der apt und der gemeyn conuent des closters zu Scho-
nauwe , by den auch unser vatter selig Hertzog Adolf
bestatt und begraben ist44.1) Den Zustand des Denkmales in
der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts beschreibt
') Mit Rücksicht auf diese alte Überlieferung, welche bei Koch und
Wille, Reg. No. 2030 statt der dortigen nachzutragen wäre, können die
Erwähnungen späterer Schriftsteller übergangen werden. Nur Bei bemerkt,
dass Jongelinus 2, 60 zwar das richtige Todesjahr 1327 giebt, aber den
Verstorbenen, offenbar aus Versehen, Rudolf nennt, ebenso v. Ludewig-
v. Finsterwald S. 799.
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Die Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg. 81
Witekind folgendermassen : *) „Adolff liegt zu Schönaw, weisz
nicht ob seines grabes anzeigung noch vorhanden seye. Alsz
ich vor etlichen jähren sähe, war es zum theil zerbrochen,
stund eine Krippen darauff, darausz ein pferd asz, vnndt sei-
nen stall da hatt". (So im Cod Bav. 2848 S. 17.)
13) Anna, Tochter des Herzogs Otto II. von Kärnthen,
Grafen von Görz und Tirol. Ihre Mutter wird Offinia (wohl
Offemia = Euphemia) genannt. 1328 mit dem Pfalzgrafen Ru-
dolf II. vermählt, starb sie zwischen dem 16. Mai 1331
(Häutle, Wittelsbach. Genealogie S. 15) und dem 7. August
1332 (Koch und Wille, Reg. No. 2045, 2133). Beerdigt in
Schönau. Witekind, Genealogia, ebenso bei van Byler 1, 162.
Freher (ed. 1613) 1, 122. Jongelinus 2, 60.
14) Ruprecht II. Adolf, geb. in Amberg am 12. Mai 1325
als Sohn des Pfalzgrafen Adolf (No. 12) und der Gräfin Irmin-
gard von Oeningen, regierte als Kurfürst vom 16. Februar
1390 und starb in Amberg am 6. Januar 1398. Das alte
Calendarium II der Universität Heidelberg enthält bei Er-
wähnung seines Todestages folgende Bemerkung:2) „Sepultus
est apud Schonouiam ad pedes patris sui humili sepultura \
Also war es ein liegendes Grabdenkmal, keine Tumba.
15) Seine Gemahlin Beatrix, Tochter des Königs Peter II.
von Sizilien, geb. 1326, verm. 1345 und gest. am 12. Oktober
1365. Dass sie in Schönau ruht, bezeugt nur Jongelinus
2. 60; es zu bezweifeln, liegt kein Grund vor.
Zu No. 9-15. Zu erörtern ist noch die Frage, in welchem
Teile des Klosters diese fürstlichen Persönlichkeiten bestattet
wurden. In der Klosterkirche war es nach dein Wortlaute
der oben angeführten Beschlüsse des Generalkapitels in Ctte-
aux nicht zulässig, man müsste denn unter rex und regina
auch den Landesherrn und seine Gemahlin verstehen. Gegen
die Beerdigung in den Kreuzgängen spricht, dass dort, wie in
Maulbronn zu sehen ist, die Gräber neben einander lagen,
dasjenige Ruprechts IL aber zu den Füssen seines Vaters war.
Da der Klosterfriedhof hier nicht in Betracht kommen kann, so
>) Abgedruckt in den Abhandlungen der III. Klasse der kgl. bayor.
Akademie der Wissenschaften Bd. XV, Abth. I, S. 231 Aura. 141 u. Binz
a. a. O. S. XX. — *) Töpke, Die Matrikel der Universität Heidelberg 1,
Ml». Spatere Zeugnisse können unerwähnt bleiben.
feftKhr. f. G«Kb. d. OUrrta. N. F. VII. 1. (i
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82
Huffsehmid.
bleibt nur der Kapitelsaal als Begräbnisort übrig. Die in dieser
Zeitschrift N. F. 6, 442 Anm. 1 angezogene Urkunde Pfalzgrafs
Heinrich von 11(J6 (Gudenus S. 49). nach welcher Pfalzgraf
Konrad für sich und seine Gemahlin Schönau als letzte Ruhe-
stätte auserwählte und bestimmte, dass die ersten Erträgnisse
eines gewissen Gutes zum Baue des Kapitelsaales verwendet wer-
den sollen, erhält dadurch erst ihre richtige Bedeutung, dass eben
letzterer der „locus sepulture' werden sollte.1) Damit stimmt
noch am besten die Angabe Witekinds, dass zu seiner Zeit
der Kaum, in welchem sich das Denkmal für Pfalzgraf Adolf
befand, als Pferdestall verwendet wurde. Meiner Meinung
nach waren die Gräber Konrads und der Pfalzgräfin Irmin-
gard, bezw. später das Sammelgrab Konrads und Heinrichs
ebenso vor dem St. Johannisaltare des Kapitelsaales, wie in
Bebenhausen jene des Pfalzgrafen Rudolf J. von Tübingen,
seiner Gemahlin und zweier seiner Kimler. Abgesehen von
der oben zu Nu. 14 mitgeteilten Stelle über die Gräber No. 12
und 14 lässt sich über die Lage der übrigen im Kapitelsaale
befindlich gewesenen nichts mehr feststellen.
b. Sonstige Personen in chronologischer Reihenfolge.
lü) Meginlach von Obenicheim (Obrigheim am Neckar).
Übergiebt 1142 mit seinen Brüdern Wolprand und Hermann
sein Gut samt Burg in Obrigheim der Wormser Kirche. (Wid-
der 4, 404. Stalin fd. iL), Wirteinb. Gesch. 2, 419). 1143 Zeuge
in einer Tauschurkunde über Waldungen zu Mühlhausen und
Aglasterhausen (Dilmge\ Reg. Bad. S. 134 f ). Seine Güter zu
Freimersheim (bei Alzei) und Kirchheim an der Eck2) (bei
Frankenthal) schenkte er mit Zustimmung seiner beiden Brüder
*) Auch in Hohenhausen diente der Kapitelsaal als Begräbnisort der
Pfälzgrafen von Tübingen und ihrer Familie. Paulus S. l(>2f. — 2) Dass
nicht Kirchheini hei Heidelberg gemeint ist, wie Widder 1, 155f., oder
Kirchheim-Bolanden, wie Koos 2, löl annimmt, ergiebtsich daraus, dass Burk-
hard II. die Kirche in K. dem St. Peterskloster in Hagenehe (Höningen bei
Dürkheim) übertrug, welchem derPatronat noch 14Mi zustand (v. Weech, Das
Wormser Synodale von 149(5 S. 84) und den Abt von Schönau anderweit
entschädigte. (Urk. Krzbischnfs Heinrich I. von Mainz von 1151. Original
in der Heidelberger Universitätsbibliothek. Kramer, Genealog. Gesch. des
alten Ardennischen Geschlechts 2, 247. Böhmer -Will, Keg. Magnnt. 1,
345.) Zum gleichen Ergebnisse gelangte schon Kemling, Gesch. «1er Ab-
teien und Klöster in Rheinhayern 2, 51.
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Die (isterzienserabtei Schönau bei Heidelberg.
83
letztwillig dem Bisehofe Burkhard II. von Worms, welcher sie
1145 dem Kloster Schönau abtrat (Schannat 2. 75. Mone,
Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit 7, Sp. 447 f. Boos,
Wormser Urkundenbuch 2, 717. cf. Gudenus S. 11). Nach einer
undatierten Urkunde Kaiser Friedrichs I.(von 1187 nach Stumpf
No. 456^) war das Gebiet, auf welchem das Kloster Lobeufeld
bei Heidelberg errichtet wurde, zuvor Lehen des Meginlach
(Schannat 2,80). Er starb ohne Nachkommenschaft um 1145
und wurde seinem Wunsche nach in Schönau beigesetzt (Gu-
denus S. 11).«)
17) Friedrich von Osthofen. Bürger zu Worms 1253 (Gu-
denus S. 216), Mitglied des Rates 1262 (Boos 1,203), Bürger-
meister 1263 (Flersheim S. 118), gestorben am 23. April, spä-
testens 1266 (Würdtwein S. 155, 157, 140f.). Beerdigt im
Osttlügel des Kreuzgangs vor dem Kapitelsaale (das. S. 143).
18) Seine Ehefrau Elisabeth, wahrscheinlich eine Schwester
des Wormser Bürgers und bischöflich wormsischen Schult-
heissen in Hochheim, Volzo de Ripa (super ßipam, Rivum) starb
zwischen dem 13. Juni uud dem 20. August 1283 (Boos 1, 261,
J68). Die Vermutung, dass sie neben ihrem Ehemann bei-
gesetzt wurde, wird kaum abzuweisen sein, wenn man ihren
durch Schenkungen an Schönau bet hütigten Wohlthätigkeits-
smn berücksichtigt.
10) Hermann, Bürger in Heidelberg, gestorben zwischen
8. und 15. Juli 1290 (?). 1,13 m breiter und 2,21m hoher
Grabstein in der Scheune des Kaufmanns Jakob Rabe in
Schönau mit folgender Inschrift, welche um den Stein läuft:
t anno. dni. m. cc. lxxxx . . . idus. iulii. o. herman1. civis. de.
heidelberc. mouachor'. tid. amic*.
20) Seine Ehefrau Willeburg, jzest. am 8. Juni 1290 (V;.
Oer Grabstein ihres Mannes wurde für sie in der Weise ver-
wendet, dass man ihre Grabschrift : „(*ui.)vi.id\ iunii.o. willeburg.
uxor. ei'.tt (eius) auf einer Zeile, die sich in der Mitte des
Denkmales, parallel den Langseiten desselben hinzieht, an-
brachte. Die dadurch entstandenen beiden freien Räume enthalten
l; Es beisst allerdings nur „in Sehonaugia - . . Megenlahus elegit lo-
* tun sepulture\ Würde aber seinem Willeu nicht stattgegeben worden
sein, so hätte man desselben nach seinem Tode schwerlich Erwähnung
jethan.
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84
Iluffschmid.
eine je zweizeilige Inschrift, welche mit ihren nicht tiefen
Buchstaben bei der gegenwärtigen Stellung und Beleuchtung
des Steins nicht zu enträtseln sind. Offenbar diente er später
als Grabstein einer oder mehrerer weiteren Personen.
21) Mechthilde, Mutter des Abtes Ludold von Schönau,
gestorben am 3. Juli 1341. 0,76 m breiter und 2,10 m hoher,
der Breite nach in zwei Teile gespaltener Stein vor dem
Gasthause zur Steinach in Schönau gegen den Garten zu.
t anno do[m]. m.c.c.c. xli. v. nonis. iulii. o. mehthildis.
mater. dni. ludoldi. abbatis. Im übrigen ist das Denkmal ver-
blichen.
22) 23) Blikger von Steinach, gest. 7. Juli 1393 und seine
Gemahlin Adelheid von Neipperg. 1,31m breiter und 2,06 m
hoher Stein, am Hause des Bäckers Michael Heidenreich,
Kirchstrasse 116 eingemauert1)
t Anno. dni. mccc. xcm. non. iulii. o. dns. Blikgerus. Lan-
schade. milis. t anm>- dni. mccc 0 dna. Alheid'. de.
Niperg. cotoral'. ipi. (ipsius).
In der Mitte (her.) rechts das Wappen der Landschade
von Steinach (schwarze Harfe in Gold)2), links jenes der Her-
ren von Neipperg (3 [2, lj silberne Hinge in Rot). Die Inschrift
gaben heraus Sevin in den Studieu der ev.-prot. Geistlichen des
Grossherzogtums Baden 2, 77 (ganz ungenügend) und Schneider
in den hessischen Quartalblättern 1889, 48. Im Hess. Archive
12, 352 f. erwähnt zwar Ritsert einen um 1393 verstorbeneu
Landschaden Bligger (IX), welcher aber mit vorstehendein
nicht identisch sein kann, da keine seiner beiden Gemahlinnen
eine geborene von Neipperg war.
24) 25) Johannes von Hattenheim im Rheingau, gest. (am
8. Oktober?) 1400/1405, der letzte seines Geschlechtes, und
seine Gemahlin Adelheid von der Grün, gest. am 24. Novem-
ber 1406. 1 m breiter und 1,80 m hoher Stein am gleichen
Orte wie No. 22. 23. [f] ano. dni. m. cccc 0. dns.
iohes. miles. de. [h]attenheym. Item. m. cccc. ui. uiii. kl.'
deceb. ob. dna. adelhis. den. die. gruen. co[ntora]lis. eius. „den.
die." ist ein Steinmetzfehler für „dicta. deM.
(Herald) rechts oben das Wappen der Herrn von Hatten-
') Abgebildet bei Naeher a. a. 0. Taf. 6. — *) Selbstverständlich sind
die Wappen auf den Grabdenkmälern nicht gemalt.
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Die Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg.
85
heim (in goldenem Felde ein rot und silbern geteiltes Kreuz),
links oben das von der Grünsche (ein rechter silberner Schräg-
balken in Rot), in der Mitte des Denkmals abermals das
Hatteoheimsche Wappen mit einem schwarzen Brackenkopfe
als Helmzier. Johannes von Hattenheim erscheint 1395 als
Bürge für den Abt Gottfried von Schönau, welcher dem Kloster
Lorsch zwei Höfe zu Wattenbeim (Kr. Bensheim) verkaufte.
Dahl, Lorscher U.B. 112. Vgl. Pfalz. Reg. No. 5723. 1398/
1400 Lehensmann des Schenken Hans von Erbach (das. No.
6048) und von der Pfalz belehnt mit einem Teil am Wein-
zehnten in Monnenbach (Ober- Untermumbach zwischen Mörlen-
bach und Waldmichelbach), welchen schon 1357 Diether von
Hattenheim und seine Frau Margarethe von Reichenstein,
vielleicht seine Eltern, besassen. Das. No. 3025 und 6379.
1405 bekennt Erzbischof Johann von Mainz, dass er die halbe
Wildhube, welche in Heppenheimer Mark gelegen zum Hub-
gerichte in Lorsch gehört und die Ritter Johann von Hattin-
heim von demselben und dem Stifte hatte, dem Johann Jud
von Stein verleihe. Bodmann, Rheingauische Altertümer
S. 321. Graf Simon III. zu Sponheim und Vianden giebt
1411 die Lehen, welche der verstorbene Johann von Hatten-
heim von ihm hatte, dem Hans Kämmerer von Worms. Gu-
denus, Cod. dipl. 5, 749. Im Eberbacher Seelbuch findet sich
folgender Eintrag: „VIII. id. (octobr.) ob. Joannes miles de
Hattenheim, qui legavit nobis annuatim 2 marcas ministran-
das in die s. Dionysii." Roth, Fontes rer. Nass. 3, 51. —
Die Güter der Familie von der Grün lagen in der Ober-
pfalz.
26, 27) Konrad von Rosenberg, gest. 6. Mai 14 . und
seine Gemahlin Adelheid von Hirschhorn, gest. 2. April des
gleichen Jahres. 1,36 m breiter und 2,04 m hoher Stein im
Keller der Handlung von Leonhard Herion, Maurermeister.
t anno ui. pridie. nona\ maii. o. strenu. miles. con-
radus. de. rosenberg. eodem. ano. quarto. nos. apl\ o\ dna.
adelheid. d'. hirszhor'. cothoraP. eide\ dnj. coradi. de. roseberg.
In der Mitte des Denkmals die Rosenbergische Helmzier:
zwei Schwanenhälse. (Herald) rechts oben und links unten
das Rosenbergische Wappen (ein wagrecht geteilter, in jeder
Hälfte sechsmal gespaltener rot und weisser bezw. weiss und
roter Schild), links oben und rechts unten das Hirschhornsche
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Huffschmid.
(ein rotes Horn in Gold). Ein Kourad von Rosenberg
erwarb 1434 das pfälzische Erblehen in Mauer bei Heidelberg
(Widder 1,374) und kommt 1437—1448 als Hofmeister und
Richter des Kurfürsten vor (diese Zeitschr. 22, 214, Widder
1,44. 66). Adelheid von Hirschhorn wird bei Ritsert, Ge-
schichte der Herrn von Hirschhorn (Hess. Archiv 10, 94 f.) nicht
erwähnt. Früher galt dieser Grabstein wegen des darauf vor-
kommenden Wortes „conradus" als der Konrads von Hohen-
staufen. Vergl. den S. 74 erwähnteu Aufsatz von Cen-
turier.
28) Schenk Konrad (IX) von und zu Erbach, Sohn des
Schenken Eberhard (IX) uud der Elisabeth von Kronberg,
trat 1425 die Regierung an, legte sie 1457 nieder, zog sich
in das Kloster Schönau, wo die 1503 ausgestorbene Linie
Krbach- Erbach ihr Erbbegräbnis hatte, zurück und starb im
Juni 1464. (Nach Barack. Zimmerische Chronik, 2. Aufl.
2,196 war es am 5. Juni.) Der 1,10 m breite und 2,08 ui
hohe Stein stellt einen Ritter mit Helm, Schild, Schwert und
Speer auf einem Untiere stehend dar; das Erbachische Wap-
pen (ein geteilter Schild, oben zwei silberne Sterne in Rot,
unten ein roter in Silber) ist dreifach angebracht, f Anno.
dni. m. cccc. lxiiij [itjtniy. o. dns. conrad[u]s. pincerna.
de. erpach. i[ni]les. Der Grabstein wurde 1876 in der Dung-
grube des Waldhüters Dauiel Kuhn in Schönau gefunden und
ist seit 1878 im Turme des Erbacher Schlosses aufgestellt.
29) Seine Gemahlin Anna, Tochter Konrads (IX) von
Bickenbach, Burggrafen von Miltenberg, später Vicedoms in
Aschaffenburg und einer von Kronberg, gest. 2K April 1451.
Ihr 0,98 m breiter und 1,98 m hoher Grabstein zeigt sie als
Nonne gekleidet in betender Stellung, f Anno. dni. in. cccc.
Ii. iiii. kl', maii. o. dna. anna. de. bickenbach. contoralis. dui.
coradi. pincerne. de. erpbach. f Über der rechten Schulter
das Bicken bach'sche Wappen (in rotem Felde zwei aneinander
stossende, von der Mitte des (her.) linken Schildrandes nach
der rechten Schildecke laufende Reihen von je sechs kleinen
silbernen Rauten). Über der linken Schulter das Erbach*sehe
AVapi^n. Fund- und Aufbewahrungsort wie No. 28.
30) Schenk Philipp (IV) von und zu Erbach, Sohn des
Schenken Konrad (IX) und der Anna von Bickenbach (No.
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Die Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg. js7
28. 29). regierte von 1457, starb in Amberg und wurde am
II. Mai 1477 in Schönau beigesetzt. (Barack, Ziinmerische
C hronik, 2. Aufl. 2, 190.)
31) Seine Gemahlin Grätin Margarethe von Hohenlohe,
jrest. 11. Marz 1469, begr. in Schönau (a a. 0. 2. 196).
32) Schenk Erasmus von und zu Erbach, Sohn des Schenken
Philipp (IV) und der Gratin Margaretha von Hohenlohe (No.
30. 31), starb am 1. September 1503 (Simon, Gesch. der Dy-
nasten und Grafen zu Erbach. 1, 338) und wurde als letzter
seiner Linie mit Schild und Hehn in Schönau bestattet. Einen
Grabstein setzten ihm aber seine Agnaten nicht. (Barack,
Zimmerische Chron. 2. Aufl. 2, 201, 232.)
Das Kloster Schönau gewährte folgenden Personen das
Beerdigungsrecht und nahm sie teilweise in die Bruder-
schaft auf:
33 ) Hugo iniles de Starckiinberg, Ministeriale des Klosters
Lorsch auf der Starkenburg. Zeuge 1206 (Gudenus S. 70),
1215 Schultheiss in Nierstein (Widder 3,299), schenkt 1217
all sein Eigentum an das Kloster Schönau (Gudenus S. 101).
34) Seine Gemahlin Helike, 1217 nicht mehr unter den
Lebenden. (Gudenus S. 101.)
35) Philipp Münzer (monetarius) aus lland>chuebsheini, Zeuge
1223 (Gudenus S. 130), erhält von dein Kloster Selmnau nach
1217 dessen von Hugo von Starkenburg erworbenen Hof in
Handschuchsheini. (Diese Zeitschr. 7,32.)
36) Seine Ehefrau, nach 1217. Diese Zeitschr. 7,32.
37) Sigward von Sandhofen, Zeuge 1203 (Würdtwein S. 37),
120,*> (Gudenus S. 73;, 1230 (Gudenus S. 174), schenkt 1227
Güter in Sandhofen und bei Worms an Schönau und beab-
sichtigte, eine Wallfahrt nach Jerusalem zu unternehmen. (Gu-
denus S. 1501*. 152 f. Diese Zeitschr. 7.34).
38) Seine Ehefrau Adelheid, erscheint 1227 (Gudenus
S. 150. 152. Diese Zeitschr. 7,34)
39) Heinrich Vogelin, Bürger* in Heidelberg, überlässt
zwischen 1195 und 1214 sein ganzes Vermögen dem Kloster
Schönau (Gudenus S. 167. 170f.), Zeuge 1235. 1239 (Gudenus
S. 184. 194). Sein dem Kloster abgetretener Hot in Heidel-
berg heisst 1253 noch curia Vogelini (Gudenus S. 215) und
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88
Huffschmid.
ist offenbar ein Bestandteil des dortigen Mönchshofes, der
jetzigen Pflege Schönau.
40) Seine Ehefrau Kunegunde 1229 (Gudenus S. 167. 170).
41) Christian, Burgmann in Bickenbach, schenkt dem
Kloster Schönau 1241 Güter in Alsbach, 1245 in Bickenbach
und Jugenheim, 1254 in Bickenbach. Seine Rüstung ucd
Rosse sollen dereinst dem Kloster zufallen. (Diese Zeitschr.
7.35. 37).
42) Seine zweite Gemahlin Adelheid 1241—1254. (Diese
Zeitschr. 7,35. 37.)
Irrtümlicherweise wird von folgenden Schriftstellern an-
genommen, dass in Schönau beerdigt seien:
1) von Tolner, Hist. Pal. S. 331, Addit. ad. Hist. Pal.
S. 40 und Joannis in Pareus, Hist. Pal. S. 435 : Konrad, der
von Witekind erfundene, angeblich 1186 verstorbene Sohn
des Pfalzgrafen Konrad. Frehcr, welcher in der ersten
Ausgabe seiner Orig. Pal. (1599) S. 75 ihm blind folgte, ver-
besserte den Fehler in der zweiten von 1613 S. 79 dadurch,
dass er den betreffenden aus Witekind entlehnten Satz
ausliess.
2) von Witekind: Pfalzgraf Otto IL, gestorben in Lands-
hut am 29. November 1253 (Koch und Wille, Reg. No. G01),
welcher nach den übrigen Nachrichten im Kloster Scheiern in
Oberbaiern sein Begräbnis hat.
3) von Jongelinus 2, 60 und v. Ludewig- von Finsterwald
S. 799: Pfalzgraf Rudolf L, gest. 1327 (!). Wie schon oben
S. 80 Anm. 1 bemerkt wurde, weist dieses Todesjahr auf den
Pfalzgrafen Adolf, so dass nur ein Schreib- oder Druckfehler
vorliegt.
4) von Jongelinus 2, 60 und Tolner, Hist. Pal. Tab. D. :
Pfalzgraf Rudolf IL, gest. in Neustadt a. d. H. am 4. Oktober
1353, welcher aber in dem dortigen St. Ägidien-Kollegiat-
stifte beigesetzt wurde.1) (Koch und Wille, Reg. No. 2394.)
5) von Tolner, Hist. Rai. Tab. D.: Mechtilde, Tochter des
Grafen Ludwig von Öttingen, Gemahlin des Pfalzgrafen Adolf,
*) Ebenso unrichtig ist die Angabe eines Calendariums von 1568
(Wirth, Archiv f. d. Gesch. d. Stadt Heidelberg 1, 18), dass er bei den
Barfussern (in Heidelberg?) ruhe.
Die Cisterzienserabtei Schönau hei Heidelberg.
89
gest. 1339 (!). Sie hiess übrigens lrmingard, starb 1399 und
liegt im Kloster Liebenau vor Worms begraben (Schannat
1,172).
Folgende Schönauer Äbte sind an fremden Orten bestattet:
1) Friedrich, gest. als Abt von Bebenhausen am 5. Januar
1305 (vgl. unten S. 99 No. 17). Sein Grabstein im dortigen
Kapitelsaale ist abgebildet bei Paulus S. 159 und beschrieben
S. 165: f Floreat aureolis abbas sursum Fridericus qui par
celiolis1) fuit hic pietatis amicus. In der Mitte ein Abtsstab
und in einem gothischen Bogen darüber: ob. anno. dni. mcccv.
non. ianuarii.
2) Peter (II) (vergl. unten S. 100 No. 26), gest. am 7. Ok-
tober 1395, wohl im Kloster Eberbach ; in dessen Kreuzgange
vor dem Kapitelsaale befand sich ehemals sein nicht mehr
vorhandener Grabstein: Anno dni mcccxcv nonas oktobris o
venerabilis pater dns Petrus, quondam abbas monasterii Schönau-
giensis. C. a. r. i. s. p. Von Hellwich 1612/1614 abgeschrieben,
bei Roth, Pontes rer. Nass. 3,267. Schannat 1, 158f. (un-
vollständig und mit Abweichungen).
3) Johann (IV), gestorben als Abt von Eberbach am
12. Dezember 1485 (vgl. unten S. 101 No. 34). Sein Grab-
stein ehemals im dortigen Kapitelsaale: Anno dni mcccclxxxv
pridie idus decembris o rdus in Christo pater ac dns d. Jo-
annes Bopardiensis , abbas Ebirbacensis XXII, c. a. r. i. p.
Amen. Von Hellwich abgeschrieben, bei Roth 3,268. Als
ich 1887 das Kloster Eberbach besuchte, versäumte ich es
leider, nachzusehen, ob unter den in den Seitenschiffen und
Kreuzarmen der Kirche aufgestellten Grabmälern der Äbte
auch dieser sich befindet. Briefliche Anfragen blieben un-
beantwortet.
4) Wolfgang, letzter Abt von Schönau, gestorben am
24. August 1563 in Worms (vergl. unten S. 101 No. 42>.
Grabstein ehemals mitten im Schiffe des dortigen St. Andreas-
stiftes. Ano dorn. 1563, die 24 aug. mortuus reverend.
pater Wolfgangus Cartheyser, filius conventus Wormat. et
abbas Sconacensis in vera antiqua religione persistens. Von
Hellwich um 1614 abgeschrieben, Hess. Archiv 8,293.
Schannat 1, 159 (mit Abweichungen).
•) Richtiger: celicolis.
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«10
Huftschmid.
V. Die Aufhebung uud Zerstörung des Klosters.
Schon bei Lebzeiten Friedrichs II. (gestorben am 26. Fe-
bruar 1556) entstanden unter dem Volke und bei Hofe Be-
wegungen, um auch in der Pfalz der Reformation zum Siege zu
verhelfen. Der Kurfürst gab zwar der allgemeinen Stimmung
nach und gewährte 154"> einige Konzessionen, wie bezüglich
des Abendmahles, der Priesterehe etc., hielt aber im übrigen,
wie es scheint, am alten Glauben fest. Offenbar, um diesen
wenig thatkrättigcn und leicht willfährigen Fürsten nicht auch
noch unter den evangelischen Ständen sehen zu müssen, gab
Papst Julius III. 1550 seine Einwilligung dazu, dass zwöH
meistens verlassene Klöster in der Pfalz verweltlicht und deren
Einkünfte der Universität Heidelberg überwiesen wurden.
Otto Heinrich (1556—1559) dagegen führte bald nach seinem
Kegierungsantritte das lutherische Bekenntnis ein, hob aber
nur wenige Klöster auf und liess ihre Gefälle für Kirchen,
Schulen und Spitäler verwenden. Ob auch Schönaus Schick-
sal damit besiegelt war, ist nicht bekannt. Nur Gudenus1)
behauptet, ohne aber dafür einen Beleg beizubringen, dass
dessen Erträgnisse von diesem Kurfürsten zu Gunsten des
evangelischen Kirchenvermögens eingezogen wurden. Unter
seinem Nachfolger Friedrich III. (1551)— 1576), welcher das
Luthertum durch die kalvinistische Lehre in ihrer vollen
Strenge in seinen Landen verdrängte, wurde 1560 -) enrigiltig
mit allen noch vorhandenen Klöstern, so auch Schönau auf-
geräumt und deren Gut, wie unter seinen Vorgängern, nur
zur Unterhaltung der Kirchen, Schulen und Spitäler obrig-
keitlich verwaltet. Wer von den Insassen nicht zur neuen
Staatskirche übertrat, hatte das Land zu verlassen. Mit dein
Reste der ihnen treu gebliebenen Mönche zogen sich daher
die Äbte Wolfgang von Schönau und Wendelin Merhot von
Orterberg in ihre Höfe in Worms zurück, wo letzterer am
31. Oktober 15(>1 starb und seine Ruhestätte in dem Kreuz-
gange des dortigen St. Andreasstiftes fand.3) Zwei ,Ja\\ve
V) .Sylloge, praef. Ü2. — -) Tollner, Additiones ad Hist. Pal. 8. 72
( 'hliugensperg, Processus historico-iuridicus in causa successionis Palatinae
Klisabethae Charlottae etc. 1711, 8 122. Damit stimmt, dass schon 1501
ein weltlicher Pfleger des Klosters Schönau vorkommt. Diese Xeitsehr.
N. F. 5, 2n*. — 3) Würdtwein, Mon. Pal. 1, 2-ks f.
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Die Cister/.ieiuwrabtei Schönau 1km Heidelberg.
IM
spater (24. August 1563) folgte ihm im Tode sein Schönauer
Genosse und wurde im Schiffe derselben Kirche beigesetzt.1*
Von den Reformierten, welche den Bedingungen in den
Niederlanden entronnen waren, wandte sich eine grosse An-
zahl nach Frankfurt a. M., wurde aber von den dortigen
lutherischen Fanatikern befehdet und schliesslich ausgewiesen
Friedrich III., ein Schwager Egmouts, nahm sich ihrer an
und überliess ihnen nach ihrer Wahl die Klöster Frankenthal
und Schönau zum Wohnsitze. Am :i. Juni 15G2 bezogen
sechzig Familien unter ihrem Prediger Petrus Dathenus aus
Ypern Frankenthal und erhielten zehn Tage darauf eine be-
sondere Kapitulation. Eine Reihe niederländischer Flüchtlinge
französischer Zunge (Wallonen, mus der Gegend von Namur
und Lüttich stammend, bisher in Frankfurt, kounte in Franken-
thal nicht mehr untergebracht werden). Der Kurfürst schloss
deshalb im gleichen Jahre mit ihnen2) ebenfalls eine wohl
nicht mehr vorhandene Kapitulation ab und wies ihnen darin
das Kloster Schönau an. Nach Bär 5) ging dieses erst 130"»
ein, was aber mit den thatsächliehen Verhältnissen ebenso in
Widerspruch steht, als die Behauptung des Wormser Bischofs
Georg Anton von Rodenstein auf dem Reichstage von Regen —
bürg 1641. dass die Säkularisation ISfiß stattgefunden habe.1 )
Wie sehr Friedrich III. seine Fremdenkolonien am Heizen
lagen, ergiebt der achte Abschnitt seines Testamentes vom
23. September 157«"), dessen Anfang lautet: „Wan wir auch
zum achten aus jetzund gehörtem grund und ernstlichem bevelch
gottes, auch christlichem schuldigen mitleiden die zeit unserer
regierung vielen von wegen unserer wahren christlichen reli-
gion aus den Niderlauden, Frankreich und anderer orten ver-
jagten Christen in unseren furstentumben am Rhein, nit allein
sich hcuslich niderzuthun gegönnet, sondern auch inen etzliche
clöster eingeraumet, alles vermög aufgerichter capitulationen
etc., so ist unser will und m einung", (dass unsere Söhne und
Erben sie in den Klöstern verbleiben lassen u. s. w.).s) Diesen
M Schanuat 1, 15i>. Hess. Archiv k, 2?Ki. — 2) Nach Wundt, Maga-
zin für die Kirchengesch, der Pfalz 1, 5« sollen es höchstens dreissig Fa-
milien, ihrer Beschäftigung nach zumeist Tuchmacher, gewesen sciu. —
»> Diplom. Gesch. der Ahtei Eberbach 1. 1M2. — *> Struve, l'iältz. Kirchen-
Historie Si. 575 f. — 5j Kluckhohn, Das Testament Friedrichs des Frommen-
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92
Huffschmid.
Wunsch des Vaters führte sein Sohn Ludwig VI. (1576—1583)
nicht aus, sondern den inländischen Reformierten ebensowenig
wie den Fremdengeraeinden günstig gesinnt, vertrieb er ihre
Geistlichen und führte den lutherischen Kultus wieder ein.
Von den Schönauer Wallonen verliessen etwa hundert Familien
mit ihrem Prediger das Land und erhielten von dem kalvi-
nistischen Pfalzgrafen Johann Kasimir, welchem sein Vater
Friedrich III. letztwillig u. a. das Oberamt Kaiserslautern ver-
macht hatte, das in demselben gelegene Kloster Otterberg,
einst Schönaus Schwesterkloster, als Ansiedelung angewiesen.
Die Kapitulation hierüber wurde am 15. Juni 1579 unter-
zeichnet. In Schönau verblieben einhundert Bürger, welche
sich den Verhältnissen anbequemen mussten. Obwohl sie sich
Anfangs fast einmütig weigerten, bei einem lutherischen Geist-
lichen das Abendmahl zu nehmen, gaben sie doch schliesslich
auf den Rat der Genfer Theologen ihren Widerstand auf.
Nach Ludwigs VI. Tode (1583) erblühte die wallonische Ge-
Gemeinde unter seinen reformierten Nachfolgern abermals,
bis sie 1622 mit der Besetzung der Pfalz durch die Bayern
als solche zu existieren aufhörte.1) Die Beendigung des
dreissigjährigen Krieges und die Wiedereinsetzung Karl Lud-
wigs (1649) bewirkten, dass die Schönauer Wallonenkolonie
jetzt als deutsch-französische Gemeinde*) wieder erstand.
Trotzdem die Predigten französisch gehalten wurden, soll zu
Anfang dieses Jahrhunderts nur noch ein Mitglied der Ge-
meinde der Sprache seiner Vorfahren mächtig gewesen sein.
Zweimal wurde versucht, Schönau dem Cisterzienserorden
wieder zu gewinnen. Bekanntlich liess Kaiser Ferdinand II.
am 6. März 1629 das sog. Generalrestitutionsedikt ergehen,
nach welchem die seit dem Passauer Vertrage vorgenommene
Einziehung von Klöstern gegen den klaren Buchstaben des
Abh. d. in. Kl. d. Akad. d. Wiss. Xü. Bd., IH. Abth , S. 75 f. Mit wel-
chen Augen die Gegner Friedrichs m., insbesondere der demselben aller-
dings nicht günstig gesinnte Pfalzgraf Wolfgang, das Aufblühen der Frem-
denkolonien betrachteten, ergeben die Klagen des letzteren wider den
Kurfürsten vom Februar 1565 (Kluckhohn, Briefe Friedrichs des From-
men 1, 565) und die Äusserung Witekinds (unten S. 94).
') Cuno, Die pfalz. reformierten Fremdengemeinen (Pfalz. Memorabile
Teil XIV, Westheim 1886) S. 154 f. — *) So wird sie auf dem Grabsteine
des Pfarrers Johannes Daniel d'Orville, gest. 1686, in der evangelisch-
protestantischen Kirche in Schönau genannt.
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Die Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg. 93
Augsburger Religionsfriedens von 1555 Verstösse und dass dem-
gemäss solche samt ihren Gütern der Katholiken zurückzu-
geben seien. Die Cisterzienser Hessen es an nichts bei der
damaligen katholischen kurbayrischen Regierung fehlen. Ver-
träge sollen bereits abgeschlossen gewesen sein. Doch konnten
sie nicht vollzogen werden , da nach den Bestimmungen des
westfälischen Friedens die reformierte Kurlinie wieder von den
pfälzischen Landen Besitz ergriff. Kaum war dieselbe aus-
gestorben (1685), so unterhandelte der Abt des Mutterklosters
Eberbach Alberich Kraus (1667—1702) mit der jetzt katho-
lischen Regierung der Pfalz über die Wiederherstellung des
Klosters Schönau. Die Bemühungen sollen aber gescheiten
sein, weil die vorgeschlagenen Bedingungen dem Abte keines-
wegs zusagten.1)
Nach dem Vorgange Widders2) wird in der Regel anjje-
nommen, dass durch den dreissigjährigen und den Orleansschen
Krieg die Klostergebäulichkeiten bis auf die heute noch vor-
handene!) Reste zerstört worden seien. Eine Bestätigung hie-
für lässt sich aber in der einschlägigen Litteratur nicht auf-
finden.3) Dass zum mindesten die Raubzüge Ludwigs XIV
nicht erst das Kloster vernichteten, beweist das Zeugnis des
Jesuitenpaters Daniel Papebroch (1675).') „(Schonaugin),
euius structurani olim splendidissimani furor Calvinisticus
evertit et reliquit solum ingentia ecclesiae saxa subruta cum
aliquot locis, quae subsei viunt textoribus GalJicis et Walloni-
cis, qui eo amore haereseos transfugerunt" und ferner:^
„Magis optaremus servata fuisse sacri corporis (Hildegundis)
ossa; aut eadem etiam nunc inter ecclesiae rudera divino
dicio reperiri: nihil enim Schonaugiae nunc superest, quod
s. Hildegundein ibi cultam fuisse doceat, nisi vitrearum qua-
rumdam fenestrarum reliquiae, quas anno mdcxx") lustravit
noster Joannes Gamans, testatus in alio nullo coenobio vidisse
») Bär a. a. 0. 1, 182. — *) 1, 352: „(Die Klosterkirche wurde) durch
die im XVTI. Jahrhunderte aber gewesene verderbliche Kriege ebenfalls
»o verwüstet, dass das vormalige Kapitelhaus in eine Kirche verwandelt
werden musste." — ') Nach Wirth, Archiv 2, 4, schwärmte 1621 Tilly
den Neckar bis Mosbach hinauf, berührte Neckarsteinach, Schönau und
bezeichnete überall seinen Weg durch Plünderung und Zerstörung. Ob
er aber auch die Schönauer Klosterräume verwüstete? — 4) Acta SS.
Apr. 2 , 780a. — *) S. 782a. — «) Dass diese Jahreszahl kaum richtig
sein kann, wurde in dieser Zeitschr. N. F. 6, 439 Anm. 4.
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Huffschmid.
taiu insanas et amlaces iii^entiuui >axoruni et niolium sub-
structiones, quae nunc omnes Mihrutae iacent14. Gegenüber
diesen katholischen Zeugnissen, welche als verdächtig be-
trachtet werden könnten, verdienen noch von evangelischer
Seite folgende eine besondere Beachtung: Zeil'er1): „Chur
Pfaltz hat folgents viel, so wegen der Religion ausz Nider-
land gezogen seyn, dahin (nach Schönau) gesetzt, dasz es mit
der Zeit wie ein kleines Stättlein allda auszusehen hat. Be-
sagtes Closter aber ist jetzo alles sampt den Grabschrifften
verwüst, verderbt, zerstört " Un»l insbesondere der deutsch
gesinnte, allem fremden Wesen abholde, wenn auch etwas
derbe Witekind, welcher freilich nur von den pfalzgräflichen
Denkmälern in Schönau spricht:2) „Adoltf liegt zu Schönaw,
weisz nicht ob seines grabes anzeiguag noch vorhanden seve.
Alsz ich vor etlichen jähren sähe.3) war es zum theil zer-
brochen, stund eine Krippen darautf. darausz ein pferd asz,
vnndt seinen stall da hatt. [waren andere Gräber also von den
Welschen, die solchs Closter jetzo inhaben, beschissen, dasz
einer mit einem feurhackhen nit hett können auf den grundt
khommen. Bescheissen also landt vnd leuth, lebendig und
todt, die gutten verjagten Christen.]1) Es ist nicht fein dasz
die Herren ihrer vorfahren nionumenta vndt begräbnüszen so
lassen verwüstet werden, vndt abgehen. Wolfen Sie doch nitt
<lasz solches hernaclimals den ihren geschehe, die sie jetz m>
köstlich vndt prächtig0) laszen zurichten, quod tibi fieri non
vis alteri ne feceris. Monumenta sunt sacra etiam apud Eth-
nicos et Barbaros." Demnach war in der zweiten Hälfte des
US. Jahrhunderts ü) der Kapitelsaal (der pfalzgräfliche Begräh-
') in: Merian, Topographia Palatinatus Hheni U'A'y, 8. 65, in der zwi-
schen 1071 und lt>73 herausgekommenen Ausgabe S. 79. — 2) I)iese Stelle
i t oben 8. 81 teilweise abgedruckt nach dem ( od. Bav. 2848 und voll-
ständig in den dort Anm. 1 bezeichneten Schriften. ) ..Alsz ich da*
bin gewesen.4* Geneal. (oben 8.78). 1) Die eingeklammerte Stelle fehlt
in den „Duees Bavariae" (oben 8. 78). "Wie es scheint, sind die Worte
-die gutten verjagten Christen" eine Anspielung auf die fast gleichlautenden
im Testamente Friedrichs III. (oben 8. 91) und auf dessen Witekind uber-
trieben scheinende Sorgfalt für die welschen Kalvinisten. — *) ,vmlt
prächtig" feldt in der Geneal. - 6j Wann Witekind in Schönau war.
lasst sich noch naher feststellen. Die Wallonen bezogen 15G2 das Klo-
ster; Witekind war von 1579 bis 1584 von Heidelberg abwesend, und die
Gemahlin Johann Kasimirs, Elisabeth von Sachsen (f 1590), wird in den
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Die Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg.
ni>raum) zu einem Pferdestall degradiert! Heute lässt sich
unbefangener über die von den protestantischen Fürsten
Deutschlands den fremden Glaubensgenossen gewährte Auf-
nahme urteilen. Gewann dadurch einerseits Handel und In-
dustrie, so darf auf der andern Seite nicht verschwiegen
werden, dass die Gleichheit des Dekenntnisses damals mehr
galt, als die Zugehörigkeit zu demselben Volke und dieses zu
einer Zeit, in welcher durch den religiösen Zwiespalt und die
dem Auslande entlehnte Renaissance aller Sinn für die deut-
sche Vorzeit und deren Herrlichkeit geschwunden war. Nur
so ist es erklärlich, dass Welsche ein Kloster, welches vier-
hundert Jahre als Kleinod von seinen Schirmvögten, den Pfalz-
grafen, gehütet wurde und ihnen teilweise als letzte Ruhe-
stätte diente, nicht bloss eingeräumt erhielten, sondern rs
auch ungerügt zerstören durften. Leider verwirklichte sich
Witekinds prophetische Ahnung, dass die prächtigen Renais-
sanee-Grabmäler ') des kurfürstlichen Erbbegräbnisses in der
Heiliggeistkirche zu Heidelberg einmal dem gleichen Schick-
sale verfallen könnten/) indem bekanntlich noch viel brutaler
als die niederländischen Tuchmacher mit Schönau, ein anderer
Welscher, nämlich der allerchristlichste R<>i-Soleil mit der
pfälzischen Hauptstadt und ihren Kunstwerken verfuhr. Hof-
fentlich werden derartige Zerstörungen, mögen sie von aussen
oder von innen drohen, uns künftig erspart bleiben. Um den
Sinn für die Erforschung vergangener Zeiten zu wecken und
rDuces Bavariaeu noch als lebend aufgeführt. Demnach kam Witekimi
zwischen 15(>2— 1579 oder zwischen 15<H4— 1590 nach Schönau. Wenn
Hinz a. a. O. S. XVII damit Recht hat, dass die „Genealogia4* (es sollte
richtiger heissen: die „Duces Bavariae") 1585 verfasst wurde, so fiillt der
„vor etlichen jähren4, gemachte Besuch Witekinds in Schönau in die
Jahre 1562 — 1575» Nach Heberer, Aegyptiaca servitus S. 1H wäre Wite-
kind 1582 bei Hofe in Heidelberg zur Tafel gewesen; es erscheint die*
wenig wahrscheinlich, da der lutherische Ludwig VI ihn wegen seines
reformierten Bekenntnisses drei Jahre zuvor aus dem Amte entfeint hatte.
Er hat offenbar die kostbaren Denkmäler der Kurfürsten Frie-
drich II., Otto Heinrich und vielleicht auch Friedrichs III. im Auge -
-) Auch Kurfürst Karl Ludwig (t lßHO) sah den Untergang der Denk-
mäler seiner Ahnen voraus in seiner bekannten Äusserung: „Chur-l'faltz
wird zu der Zeit das Jubileum im Chor der Kirche zum Heil. Geiste mit
stiller Music halten, wenn anders die hypergryphischen Völcker seine
Gebeine werden ruhen lassen.*4 Von Ludewig - v. Finsterwald S. 511. Un-
ter dem Jubiläum ist das SOOj&hrige der Universität Heidelberg gemeint
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96
Huffschmid.
rege zu erhalten, ist es, je geringer die erhaltenen Überreste
und je zerstreuter die schriftlichen Nachrichten sind, eine uro
so grössere Ehrenpflicht, zu deren Beschreibung und Samm-
lung das Seine beizutragen.
■
YI. Verzeichnis der Äbte des Klosters Schönau.
Die wallonischen Prediger bis zum 30jährigen Kriege.
Um die Feststellung der Zahl, Namen der Äbte und ihrer
Kegierungszeit haben Schannat 1 , 1 56 f. (S), Widder 1, 349f.,
Würdtwein S. 337 f. (W) und Mone in dieser Zeitschr. 11, 60
(M) sich Verdienste erworben. Nach Jongelinus 2,60 hatte
das Kloster im ganzen einundfünfzig. Damit stimmt auch
überein, dass der vorletzte auf seinem Grabstein (oben S. 73
No.4) als fünfzigster bezeichnet wird. Trotz aller Bemühungen )
ist es aber bis jetzt noch nicht geglückt, ein vollständiges
Verzeichnis herzustellen, indem, falls obige Zahl nicht auf
Irrtum beruht, immer noch die Namen von neun Äbten ver-
misst werden. Bei Benützung der hier folgenden Zusammen-
stellung, welche wohl im Stande ist, die älteren entbehrlich
zu machen, möge beachtet werden: Wenn nicht ausdrücklich
bemerkt wird, wann der betreffende Abt gewählt wurde, seine
Würde niederlegte oder starb, bedeuten die hinter seinem
Namen angeführten Daten nur, in welchem Jahre bezw. Mo-
nate und Tage er zuerst und zuletzt in den Urkunden oder
von Schriftstellern erwähnt wird. Existieren aus einem sol-
chen Jahre nur Urkunden mit blosser Jahresangabe, so
werden dieselben sämtlich erwähnt; sind sie aber neben auch
nach Monaten oder Tagen bestimmten überliefert, so finden
nur diese und zwar immer die älteste bezw. die jüngste Be-
rücksichtigung. Mit Ausnahme der bei Gudenus und Würdt-
wein gedruckten Urkunden, ist stets der neueste Abdruck
oder, wo gar keiner vorliegt, der neueste Auszug bemerkt.
Citate mit dem Worte „nach", z. B. nach Widder, bedeuten,
») Falk, Gesch. des Klosters Lorsch S. 171, 172 bemerkt, dass das
in der Würzburger Universitätsbibliothek Mp. Theol. f. 132 aufbewahrte
grössere Lorschcr Nekrolog die Todestage von Äbten und Geistlichen des
Klosters Schönau enthalte. Eingezogenen Erkundigungen nach sind es
aber nur spätere Einträge aus dem 16. Jahrhundert, welche unermittelt
bleiben konnten, da die Abtreihe jener Zeit gar keine Lücken aufweist.
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Die Cisterzienscrabtei Schönau bei Heidelberg.
97
dass für die Behauptung des Schriftstellers der urkundliche
Nachweis fehlt oder dass die Quelle, welche er anführt, un-
zugänglich und daher unkontrolierbar ist.
1) Konrad. 1152 (G. 14) - 1153/56 (G. 16)*). Nach
Widder war er schon 1150 Abt. S. 1, 156 und Widder be-
zeichnen ihn als Grafen von Henneberg. (S. oben S. 70 Anm. 4.)
Beides ist nicht erweislich.
2) Godfrid. 1182 (W. 23) — 1192 (Wirtemb. U. B. 2, 443).
Nach dem Exordium magnum war er vor seiner Erwählung
in einem andern Kloster (de altera domo assumptus. Tissier.
Bibliotheca patr. Cislerc. 1, 184). Sein Todestag ist ein fünfter
September (Henriquez, Menologium Cisterc, Antwerpen 1630,
S. 300. Gallia christiana [ed. 2] 5, 712). Nach Widder starb
er 1196, was sehr unwahrscheinlich ist.2)
3) Diepold oder Theobald. 21. I. 1196 (G. 39) — 1203
(Wirtemb. U. B. 2, 344). Seit etwa 1165 im Cisterzienserorden
(Caes. Dial. 1, 345), war während der Verschworung der Laien-
bruder in Schönau (diese Ztschr. N. F. 6, 432) dort subcellerarius,
(Tissier 1, 186), 1184 Prior (G. 34), bezog als erster Abt mit
zwölf Schönauer Mönchen am 29. Oktober 1190 das Tochter-
kloster Bebenhausen, dann Abt in Schönau, schliesslich solcher
in Eberbach 1206 (G. 71), gest. am 21. Februar (Roth, Fontes
rer. Nass. 3, 3 und 17) 1221 (wie sich aus dem Mittehh. U. B.
3, 147 ergiebt). Caesarius 1, 50 antizipiert, wenn er ihn
') Diese Urkunde setzen Remling, Speir. Ü.-B. 1, 97 „ums Jahr 1150",
S. 2, 76 und W 18 ins Jahr 1152; G. 16 schreibt vorsichtiger „115..*
Für die Zeitbestimmung ist massgebend der nach dem Domdekane und
den Pröpsten von S. Wido und S. Germanns genannte Zeuge: Godefridus
rnstofl. 1153 war noch ein gewisser Konrad Kustos und Zeizolf Dom-
propst (Remling 1, 102); am 13. März 1157 bekleidete beide Würden
Godfrid (prepositus de domo et custos. Wirtemb. U.-B. 2, 108), welcher
bereits am 8. Januar 1156 als Dompropst .vorkommt (das. 2, 101). In
obiger Urkunde war er nur custos; sonst würde er unter den Zeugen
auch den ersten Rang eingenommen haben. Folglich fallt sie zwischen
1153 und 1156. — ») Der Kuriosität halber mag noch erwähnt werden,
dass Geschichtsforscher des 17. Jahrhunderts Godfrid für einen Herrn von
Gemmingen hielten! Wirtembergisch Franken 7, 373. — Der 5. Januar
als Todestag eines Abtes Godefrid von Schönau bei Becker, Das Necro-
logiura der vormaligen Prämonstratenser- Abtei Arnstein an der Jahn
(Annalen des Vereins für Nass. Altertumskunde 16, 42) bezieht sich offen-
bar auf einen Abt des Benediktinerklosters Schönau im Kreise St. Goars-
hausen.
/.eltachr. f. G*tch. d. Obcrrh. N.F. VII. 1. 7
08
Huffschmid.
schon 1187 88 als Abt in Schönau bezeichnet; unter dem dort
S. 51 auftretenden unbenannten Prior kann nur Theobald ge-
meint sein. Irrigerweise wird er im Mittelrhein. U. B. 2,
CLXXXIX für einen Abt von Schönau bei St. Goarshausen
gehalten.
4) Walther. 1206 (G. 70) — 1208 (G. 73, 74. Wirtemb.
U. B. 2, 368).
5) Daniel. Sommer 12091) (Caes. Dial. 1. 36) — 121*
(G. 104). Nach den Gesta sanctorum Villariensium (Kloster
Villers-en-Brabant) , M. Germ. SS. 25, 222 stammte er vom
Niederrhein; er war Scholaster (Caes. Dial. 1, 344) des Kol-
legiatstiftes St. Martin in Kerpen, Kr. Bergheim (das. 2, 200).
des Kollegiatstiftes St. Chrysauthus und Daria in Münster-
eifel, Kr. Uheinbach (das. 2, 39), dann Kanonikus des Dom-
stiftes in Köln (das 2, 178), Prior in Heisterbach (das. 1, 82,
344; 2, 178, 211), endlich Abt in Schönau. Er starb an einem
27. Juni (Ilenriquez S. 208 f., Gallia Christ. 5, 712). Nach
Henriquez soll er auch Mönch und Prior in Himmerode ge-
wesen sein. Obwohl der Nachweis fehlt, wäre es doch nicht
unmöglich, da Heisterbach von den dortigen Cisterziensern
besiedelt wurde.
V>) Christian. 22. VII. 1220 (G. 116) — V. 1221 (Mittel-
rhein. U. B. 3, 147. S. 1111 das. ist er irrtümlich unter die
Äbte von Schönau bei St. Goarshausen eingereiht!)
7) Konrad (II). 1222 (G. 124) — 1223 (Boos, Wormser
Urkundenbuch 2, 722).
') Nach G. 73 könnte eh den Anschein haben, als sei Daniel schon
1208 Abt gewesen, weil er unter den Zeugen einer Urkunde Dietherichs
von Aunweiler als „Schonaugiensis abbas Daniel" vorkommt und in der-
selben bemerkt wird: „cui (nämlich dem Siegel des Ausstellers) et suum
apposuit Schonaugiensis abbas Waltheros, cuius temporibus hec gesta
sunt, anno scilicet incamationis domini mccviii. Testes hi sunt:" etc.
v. Heinemann, Heinrich von Braunschweig, Pfalzgraf bei Rhein 8. 124
und Anm. 2 verlegt aber mit Recht das Privileg desselben für Beben-
hausen von 1208 (Wirtemb. U.-B. 2, 368), in welchem noch Walther auf-
tritt, in die letzte Hälfte des November. Daniel wäre also frühestens
Ende dieses Monats Abt geworden. Mir scheint aber die Zeugenschaft
des Abtes Daniel bei G. nur eine undatierte Bestätigung eines unter Abt
Walther 1208 beurkundeten Vorganges durch ersteren zu sein, da es sonst
unerklärlich wäre, warum den geistlichen Zeugen ausnahmsweise drei
weltliche vorangehen.
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Die Cisterzieuserabtei Schönau bei Heidelberg.
99
8) Berthold. 28. VIII. 1224 (Hartzheim, Coucil. Germ. 3,
ölT)1) — 1233 (Frey und Remling, Otterberg. U.B. S. 45).
9) Konrad (III). 19. XI. 1233 (G. 595) — 1240 (G. 190).
10) Ulrich. 1242 (G. 197)
11) Rudolf. 25. I. 1245 (G. 199) — VII. 1249 (nach Zorn,
Wormser Chronik S. 89).
12) Heinrich. 10. III. 1250 (diese Zeitschr. 18, 410) -
1258 (W. 101).
13) Ebelin. VIII. 12Ö9 (G. 232) — 29. VIII. 1263 (<i.
244 — W. 121). Mit demselben ist zweifellos der vom lü.
X. 1263 (Rossel 2, 147) — 17. VI. 1271 (das. 2, 195) vor-
kommende Eberbacher Abt gleichen Namens identisch.
14) Otto. V. 1267 (Baur, Hess. Urk. 1, 35) - 3. VIII.
1279 (Rossel 2, 272 mit dem unrichtigen Datum 26. XII).
15) Werner. 15. II. 1281 (Rossel 2, 277) — 4. IV. 1288
(Urk. im Grossh. Haus- und Staatsarchive in Darmstadt).
Vielleicht eine Person mit dem Prior Wernhcr in einer Ur-
kunde von 1270 (Acta acad. Pal. 7, 299).
16) Johannes. 10. VI. 1290 (Baur 5, 127) — 25. IX.
1297 (Acta acad. Pal. 6, 304). Abt Johannes von Eberbach,
welcher zuerst am 10. VIII. 1299 urkundlich erwähnt wird
(Rossel 2, 390) und am 14. IX 1306 starb (Bär 2,292). ist
wahrscheinlich derselbe.
17) Friedrich. 5. XII. 1299 (W. 247). Abt von Beben-
hausen 8. XII. 1281 (Diese Zeitschr. 3, 425) — 7. X. 1294
(das. 14. 363), von Schönau, dann abermals von Bebenhausen
nach dem 31. X. 1300 — 15. V. 1303 (das. 15, 215), gest.
fi. I. 1305. Sein Grabstein oben S. 89, No. 1.
ls) Peter Cleinan (Kleman).2) 15. V. 1303 (Diese Zeitschr.
15. 216) — 8. III. 1306 (das. 15, 78); kaum ein anderer ist
Abt Peter von Eberbach, erwähnt seit 16. X. 1306 (Rossel 2,
494;, gest. 12. IX. 1310 (Bär 2, 300), welcher, wie sein Vor-
gänger, Johannes (No. 16), dvm Kloster Schönau entnommen
worden zu sein scheint. ')
ll Im Abdrucke bei G. 130 fehlt der Abtsuame. 2) Die Mainzer
Patrizierfamilie der Walpode nannte sich nach einem ihrer dortigen
Häuser schon 1300 de Oemanno, „zume Clemanne" (Joannis, Her. Mog.
J, 82; 6, 455, 457. Gudenus, Syll. praef. 35. Baur 2, 598, »J53). Vielleicht
gehörte Abt Peter derselben an. - - 3) Es Hesse sich entgegenhalten, dass
in einer Urkunde des» Abtes Johann von Altenberg vom 24. Februar 13u*;,
7*
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100
Hulfschmid.
19) Hugo. 17. III. 1307 (Diese Zeitschr. 7, 42 f.).
20) Jakob. 1 XL 1312 (Remling, Speier. U. B. 1, 466)
— 25. IV. 1321 (Diese Zeitschr. 6, 320).
21) Engelbold (Engelbelt, Engelbert). 4. VIII. 1323 (Baur
2, 884) *) — 12. III. 1327 (diese Zeitschr. 11, 57).
22) Ludold. 3. VII. 1341 (Inschrift oben S. 84 No. 21)
— 2. XII. 1343 (Baur 5, 316). Seine Mutter hiess Mechthildis.
23) Drutwin. 1350 (nach S. 1, 158).
24) Johannes (II). G. II. 1356 (Remling 1, 608) — 1357
(Diese Zeitschr. 7t 53).
25) Heilmann. 22. XI. 1360 (Diese Zeitschr. 7, 53) —
6. III. 1363 (diese Zeitschr. 11, 58).
26) Peter (II). 17. XI. 1375 (v. Löher, Archiv. Zeitschr.
2, 222) — 21. 1. 1387 (Koch und Wille, Pfalz. Reg. No. 4702);
wie es scheint, verzichtete er auf sein Amt und zog sich in
das Kloster Eberbach zurück. Starb am 7. Oktober 1395.
Über sein Grabmal, vgl. oben S. 89 No. 2.
27) Gotfried (II.) aus Schriesheim 1392 (nach M. 11, 60) —
4. II. 1403 (Winkelmann, U. B. d. Univ. Heidelberg 2, 17).
28) Eberhard 1405 (nach S. 1, 159).
29) Marquard. 7. X. 1405 (diese Zeitschr. 11, 58) —
29. IV. 1406 (das. 11, J59). War nach Gall. Christ. 5. 712
früher Mönch in Maulbronn.
30) Johannes (III.). 17. VIII. 1417 (ungedrucktes Vidi-
mus der bei Baur 4, 48 befindlichen Urkunde im Grossh.
Haus- und Staatsarchiv in Darmstadt. Ohne den Abtsnamen
erwähnt im Hess. Arch. 10, 137).
31) Konrad (IV.). 22. VH. 1419 (Simon, Erbach. U. B.
5. 191) — 11. XL 1438 (W. 263).
also zu einer Zeit, wo in Schönau sich noch Abt Peter befand, bereits
ein Abt Peter von Erbach (= Eberbach) erwähnt wird (Rossel 2, 490).
Da aber dessen Vorganger Johannes noch am 24. Juni 1306 auftritt (Rosse)
2, 493) und am 14 September gl. J. starb, so ist entweder in der ersten
Urkunde statt „in die b. Mathie apost" = 24. Februar „in die b. Mathei
apost." = 21. September zu lesen, oder sie stammt aus dem Jahre 1307,
indem die Abtei Altenberg das Jahr mit dem 25. März, vielleicht auch
nach Kölnischer Sitte mit Ostern beginnen Hess.
M Boos 2, 131 verlegt diese Urkunde auf den 16. Juni. Dies wäre
aber nur richtig, wenn das Datum lauten wurde: „feria quinta post in-
ventionem beati Nazzarii et sociorum eius", statt: «post diem beati
N. e. 8. e
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Die Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg.
101
32) Gerhard. 24. VI. 1450 (Diese Zeitschr. 11, 58) —
2\. VIII. 1459 (das. 11, 59). Ein Gerhardus professus de
Schonnaw wird in Heidelberg 1423 oder 1424 magister artium
(Töpke 2, 375), 1432 Provisor bei St Jakob (das. 2, 594),
1441 Licentiat der Theologie (das. 2, 596).
33) Peter (III.). 1461 — 1464 (nach M. 11, 60).
34) Johannes (IV.). 8. VIII. 1468 (Paulus, Bebenhausen
S. 41) - 3. III. 1474 (diese Zeitschr. N. F. 3, ml 16). Ver-
mutlich identisch mit Johannes Bode aus Boppard, welcher
nach dem 20. X. 1475 Abt in Eberbach wurde und am 12. De-
zember 1485 starb. Über seinen Grabstein oben S. 89 No. 3.
35) Eberhard (II.), auch Erhard. 27. V. 1479 (diese Zeitschr.
N. F. 3, ml 16) — 20. IX. 1482 (diese Zeitschr. 24, 274).
36) Nikolaus aus Neidenstein, erwählt 30. X. 1491 (Mone,
Bad. Qucllensamml. 3, 161) — 1502 (Hess. Archiv. 10, 156).
Professus in Schönau und Student in Heidelberg 1477 (Töpke
1, 353), später Provisor des St. Jakobsstiftes daselbst (Mone
3, 160).
37) Jakob (II) Vitriatoris aus Heidelberg. 5. X. 1503
(W. 303 mit dem unrichtigen Datum: 9. Oktober), verzichtete
auf seine Würde 21. Juni 1520 (Roth 3,177). 1482 Professus
in Schönau und Heidelberger Student Toepke 1,369.
38) Markus 1520 (Roth 3, 177), verzichtete 29. Oktober
1523. Zuvor Prior in Schönau (das.). 1508 studierte in
Heidelberg ein Professus in Schönau fr. Marcus Senger aus
Heidelberg. Toepke 1,467.
39) Nikolaus (II) Senger aus Heidelberg 1523 (Roth 3,
177), starb Anfangs August 1526 (Winkelmann 2,84). 1497
Student in Heidelberg. Toepke 1,423.
40) Lorenz Ortt. 13. XI. 1527 (Grimm, Weisthümer 1,
457), starb 1529 (nach S. 1,159).
41) Sebastian Pfungstein aus Heidelberg, erwählt 11. I.
1529 (nach S. 1,159), gest. 9. VIII. 1554 (Widder 1,350).
1508 studierte er als Schönauer Professus in Heidelberg.
Toepke 1,467. Über seinen Grabstein oben S. 73 No. 4.
42) Wolfgang Cartheyser (Cathuszer, Cartheiser, Kartheuser)
aus Worms 1554 (nach W. 340), starb am 24. VIII. 1563
(Hess. Archiv 8, 293). 1512 Professus in Schönau und Stu-
dent in Heidelberg. Töpke 1, 484. Über seinen Grabstein
vgl. S. 89 No. 4.
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102
Huffschmid.
Folgende Abte wurden fälschlich für Schönauer gehalten:
1) Philipp, welcher nach S. 1, 157 „transigit anno 1209
cum Conrado abbate s. Lamberti super iuribus quibusdam in
Swenden". Es liegt hier eine Verwechslung mit dem Abte
Philipp von Otterberg vor, welchem Abt Konrad von St. Lam-
brecht 1209 bewilligte, für sein Kloster und dessen Meierhöfe
Wilre und Swanden bei Alsenbrück (Bez.-A. Kaiserslautern)
stehendes Holz fällen zu dürfen. (Widder 2, 260; 4, 212f., 218.)
2) Nach M. 11,60 und Janauschek *), Orig. Cisterc. 1,81
war ein gewisser Melchior Abt in Schönau. Derselbe kommt
1488 (Roth 1, 404) und 1498 (Würdtwein, Mon. Pal. 1. 72)
vor. Das Nekrolog des St. Petersklosters in Erfurt erwähnt
seinen Tod unterm 31. Dezember: II kal. ian. Melchior abbas
in Schonavia (Schannat, Vindemiae literariae 2, 21), das Ca-
lendarium des Klosters Pegau in Sachsen unterm 31. Mai:
II kal. iun. dns. Melchior abbas in Schonaw (Mencken, Script.
2, 133). Aus Trithemius geht hervor, dass am 31. Dezember
1493 Melchior, Abt des Benediktinerklosters zum heil. Florinus
in Schönau bei St. Goarshausen, starb. (Silbernagl, Johannes
Trithemius 2. Aull., Regensburg 1885, S. 256.) Demnach
hätte der Eintrag im Calend. Pegav. „ian." statt „iun.u lauten,
und an das Ende des Monats Dezember gesetzt werdon müssen.
Auch die Jahreszahl 1498 bei Würdtwein wäre unrichtig
überliefert.
3) Jongelinus 2, 60 sagt bei Besprechung unseres Klosters:
„Abbas Andreas scriptis celebris floruit 1512 sub Maximiliano
imperatore". Es liegt hier eine Verwechslung vielleicht mit
einem Abte des Klosters Schönau bei St. Goarshausen vor;
denn nach den Quellen (Roth 3, 177) stand Abt Jakob, wel-
cher 1520 resignierte, beinahe (quasi) 18 Jahre unserem
Kloster vor.
Dem folgenden Verzeichnisse der französisch-reformierten
Prediger liegt fast ausschliesslich die Arbeit von Cuno, Die
pfälzischen reformierten Fremdengemeinen (Pfälz. Memorabile
Theil XIV, Westheim 1886 S., 154 f.), zu Grunde.
I) Dr. theol. Francois du Jon oder Franciscus Junius, aus
französischem Adelsgeschlechte, geb. am 1. Mai 1545 in Bourges,
!i Nach diesem insoferne, als er die betr. Stelle des Calend. Pegaviense
unter den Quellen des Klosters Schönau anführt.
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Die Cistenrieuserabtei Schönau bei Heidelberg.
103
studierte in seiner Vaterstadt und in Lyon die Rechte, seit
1565 Professor der Theologie in Heidelberg, predigte von
hier aus einigemale in Schönau, dann ständiger Prediger da-
selbst von Oktober 1567 bis 1573 mit Ausnahme der Zeit,
während welcher er Hof- und Feldprediger des Prinzen von
Oranien war, 1575 wieder Professor in Heidelberg, 1578 am
Casimirianum in Neustadt a. d. H., richtete im Frühjahre
1579 auf Befehl des Pfalzgrafen Johann Kasimir die Walloneu-
kolonie in Otterberg ein. blieb bis 1580 ihr Prediger, im
gleichen Jahre wieder Professor in Neustadt, 1584 in Heidel-
berg und seit 1592 in Leyden, wo er am 13. Oktober 1602
starb. «)
2) Clynet (Clignet) aus den französischen Niederlanden,
wurde Dr. theol. in Leyden. um 1573 Prediger in Schönau,
wanderte 1578 wegen des in der Pfalz eingeführten Luther-
tums mit einem grossen Teile seiner Gemeinde aus und wirkte
vom Sommer 1580 bis zu seinem um 1585 erfolgten Tode
als Prediger in Otterberg.
3) Esaie Godot 1G03— 1608.
4) Simon Andreas 1608 bis wohl 1622, wo die wallonische
Kolonie als solche aufhörte.
') Adamus, Vitao theologorum exterorum, eil. 3. S. t)6f.
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Auszüge
aus den
Reehnungsbüchern der Camera Apostolica
zur Geschichte
der Kirchen des Bistnms Strassbnrg 1415—1513.
Von
AI. Meister.
Ein wesentlicher Bestandteil des römischen Staatsarchives1)
wird gebildet durch die Mehrzahl der Registerbände der camera
apostolica nach ihrer definitiven Gestaltung von Martin V.
Dieses handschriftliche Material, das hauptsächlich für Lokal-
geschichte interessant ist, war bisher so gut wie unbenutzt,
und wurde erst durch Gottlob2) in weiteren Kreisen bekannt.
Auch mir hat dessen „camera apostolica u zur Einführung
treffliche Orientierungsdienste geleistet, indes, da diese Ab-
handlung im wesentlichen nur den Gottlob zugängig gewesenen
Serien der libri introitus et exitus, der 1. mandatorum et bul-
letarum, der 1. annatarum und der 1. S. Cruciatae gewidmet
ist, so gelangt man leicht zu der Auffassung, als seien andere
Serien ihnen gegenüber bedeutungslos oder - verloren. Er
selbst giebt (S. 15) zu: „Es sind damit nicht alle Reehenei-
serien der ehemaligen Kammerregistratur erschöpft, aber die
übrigen sind nur ganz trümmerhaft auf uns gekommen und
zum Teil in diesen Hauptserien verloren." Ich war daher ein
wenig überrascht, im römischen Staatsarchiv noch 7 mehr
oder minder vollständige Serien Rechnungsbücher konstatieren
zu können3), nämlich: die libri quitantiarum, die 1. resigna-
*) Über die Zusammensetzung des röm. Stadtarchivs, cf. Gregorovius
• in v. Sybel, Hist. Zeitschr. 1876 Bd. 36, S. 141 ff. — ») Gottlob, Aus der
Camera apostolica des 15. Jahrhunderts. Innsbruck 1889. — 8) Bisher
wurden die durch Gottlob bekannten Serien ausgebeutet, soviel ich er-
fahre, für Westfalen (Finke), Holland (Brown) und Polen. An den neu-
aufgefundenen Serien arbeiten mit mir Starzer für Niederösterreich, Hayn
Auszuge aus der Camera Apostolica. Bistum Strasburg. 105
tionuin et consensuum, die 1. compositionum. die 1. exspectan-
tiarum, die 1. obligationum particularium, die I. obligationum
pro ininutis et communibus servitiis und endlich die 1. forma-
tariae, welch letztere, Rechnungen für in Rom erfolgte Ordi-
nationen, Doktorprüfungen u. ä. enthaltend, für unsre Regesten
keine Ausbeute lieferten.1)
Über den Umfang der übrigen Serien mag folgende Über-
sicht-) orientieren:
Name der Serien
1
1 1 1
■ i
PC
Zeit
—
Grossere Lücken
S n
= -
s
~ 3
•- •
ai
%A
i. ij. yuiiantiarum
Ol
1 o\n> — 1 0 1 1
141" 1/, 14Z^, 14 — <,
Ol
U'-tr» ^Ul« IAA*)- UiH
1400 — OK) , 144—, 144»~ —
Oi , 140/ — -Uö, 1.X»! — O
2a. L. resignationum et
296
1457- 15119
1471-1481
16
consensuum. collect A.
b. consensuum. collect. B.
247
1528—1869
V
3. L. compositionum
5
1413-1507
1426- 54; 1459-61; 1482
5
— 1501; 1504
4- L. exspectantiarum
13
i486— 1536
1492—1504; 1505—16;
6
1518-19; 1521-24; 1526
- 1535
5. L. oblig. particularum
4
1420-1482
1421—57; 1472—1479
4
6. L. oblig. pro servitiis
31
1408—1798
1418-21; 1429-33; 1456
13
(solutiones)
-57; 1472-88; 1503-12;
1517-22; 1551-87; 1604
-12; 1653—60; 1672 —
Dazu die Serie der
78; 1729-1755
Annatarum
132
1421—1797
1435— 35: 1448-57; 1467
56
-68; 1490; 1 496-97 u. s. w.
Summa . .
759
181
für die Rheinlande, und die böhmischen Stipendisten. Mögen ihre Ar-
beiten für diese neuen Serien die dringend nötipe Ergänzung zu Gottlobs
Buch liefern.
') Eine 8. Serie wäre die der libri solutionum, die indes teils mit
derjenigen der quitantiarum , teils mit derjenigen der obligationum pro
nrnutis et com. servitiis heute zusammengestellt und verschmolzen ist.
Eine 9. Serie die 1 formatariae — %) Die Herstellung dieser Tabelle er-
möglichte mir die ausserordentliche Zuvorkommenheit der Beamten des
röm. Staatsarchivs, die dankend hervorgehoben zu werden verdient.
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1 0«»
Meister.
Was nun den Inhalt dieser Serien angeht, so möge betreffs
der Annatenbände auf die Ausführungen Gottlobs verwiesen
sein. 1) Jeder Band zerfällt in zwei Teile, der erste, grössere
enthält die auf Bürgschaft hin gestundeten Annaten — ein
grosses Schuldenregister — , der zweite die wegen Todesfall
und anderen Gründen nie gezahlten Annaten, respektive die
dem Benenzialnachfolger darüber ausgestellte Bescheinigung.
Die Quittungen wirklich gezahlter Annaten stehen in den
libri Quitantiarum.
Die 1. resignationuni et consensuum werden gebildet durch
Rechnungen über Resignation auf Pfründen und Ämter und
den Konsens der Prokuratoren und anderer (eorum quorum
interest). Ein solcher Konsens war stets nötig bei Errichtung,
Veränderung und Aufhebung von Kirchen und Kirchenämtern,
bei Veräusserung von Vermögensbestandteilen u. ä. Die Serie
teilt sich mit dein Jahr 1528 in eine Collectio A und B, wo-
von die letztere in kleinerem Handformat die Gladden bände
mit den Konzepten zur ersteren umfasst.
Die jetzige Serie der Kompositionen ist die am meisten
verstümmelte, vier Bände enthalten Kompositionen der Datarie,
der fünfte die Taxen für die Bullenspesen; die Kompositionen
selbst sind die Abgaben an die expedierende Behörde, bekannt
durch die Kompositionenreform unter Paul III.2) Der Band
mit den Ausfertigungsgebühren für die Bullen trägt als eine,
vereinzelte Erscheinung seine Motivierung an der Stirne. Auf
dem ersten Folio steht nämlich ein im Auftrage Pius' II. vom
Kardinalkämmerer Ludovicus tit. Sti. Laurentii in Damaso
erlassenes Edikt, worin der bestehende Missbrauch in der
Kammerbuchführung streng gerügt und für die Zukunft ver-
ordnet wird: quatenus aliquis eorum quicunque fuerit, qui onus
expeditionis bullarum provisionis cuiusvis ecclesiae patriavcalis,
archiepiscopalis. episcopalis, abbatialis, magistratus, generalatus
et cuiusvis alterius ecclesiae in apostolica camera taxatae,
assumpserit, in futurum in virtute sanetae obedientiae et sub
exeonimunicationis et privationis omnium et singulorum bene-
riciorum suorum et quadringentorum rlorenorum auri de camera,
') Bes. S. 33, 34. 1. c. — 2) cf. Dittrich, Sixti IV ad Paultim in com-
positionum defensio. Breunsberg 1883. Über den Verlauf des Kompositionen-
Streites Dittrich, Gasparo Contarini. Braunsberg 1885. S. 378 ff.
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Auszüge aus der Camera Apostnlira. Bistum Strassburg. 107
apostolicae camerac applicamloruni, sententiis et pcnis, quas
sententias et penas quemlibet contrafacientem incurrere volu-
mus etc. vel praesumat bullas super talibus provisionibus con-
fectas et expeditas per se vel alium seu nlios extrahere seu
extrahi facere de camcra apostolica et romana curia, nisi prius
in eadem cainera dicti domini de ipsa camcra, de mane, hora
(.«nsueta, etc. praesentaverit ccdulam veri coniputi eius et sin-
gularum expensarum in, de, et super ipsis provisionibus et
bullis expedidis, quam ccdulam expensarum in dicta cainera
examinatorum et aprobatorum postquam signata fuerit et sub-
scripta manu clcrici mensarii vel alterius nomine et in libris
dictae camerae debitc registrata teneatur et debeat etc. . . .')
Die Serie der Exspektanzen enthält Anwartschaften auf
Pfründen bei eintretender Vakanz. Die päpstlichen Fxspek-
tanzen sind nicht zu verwechseln mit den durch das dritte
Lateranensische Konzil abgeschafften, auf eine bestimmte Pfründe
sich beziehenden Anwartschaften, da sie nur in allgemeiner
Form auf eine beliebige Vakanz in diesem oder jenem Bistum
ausgestellt wurden. Da indes in der Folge, wohl zur Zeit des
Schismas, auch diese päpstlichen Exspektanzen degenerierten
und zu allerhand Missbrauch führten, so hob sie, nachdem
sich schon das Konstanzer und Basler Konzil dagegen gewandt
hatte, das Trienter Konzil vollständig auf2) - und in vollem
Einklang damit endigt unsre Serie kurz vorher mit dem
Jahre 1Ö30.
Die 1. obligationum particularium waren ebenfalls für An-
natenschulden bestimmt. Die aussergewöhnlichen Fälle, wie
bei Union mehrerer Kirchen und Klöster, Gründung von Orden
und Gesellschaften, Indulgenzen u. ä. wurden nämlich von den
Annatenbänden getrennt in diese Separatserie eingetragen.
Die obligationes pro servitiis werden gebildet durch ver-
bürgte Schuldschreiben für die servitia communia sowohl, als
die servitia minuta der Prälaten. Wie den verschiedenen
Schuldenregistern der Annaten eine Serie mit Quittungen
nebenherlief, so muss dieser Serie an Servitienschulden eine
wirkliche Zahlungsserie in den libri solutionum entsprochen
haben. Mehrere Bände dieser Serie (wie auch der Serie der
') Als Beispiel diene unser Auszug. Der Band ist besonders wichtig
für das päpstl. Finanz- und Taxenwesen. - *) Tone. Trid. sess. XXTV C 11).
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108
Meister.
Quittungen) sind auch in der That Solutionenbände der Prä-
laten, einige mit noch erkennbarer Originalaufschrift über
solutionum. Der Obligationenband Jahr 1413 enthält hinter
den Obligationen eine eigne Rubrik Solutionen.1)
Es kann hier nicht auf die interessanten Fragen der Buch-
führung, auf die formale Behandlung dieser Serien näher ein-
gegangen weiden.*) Die trefflichen Ausführungen Gottlobs
betreffs der andern Serien finden hier meist ihre Bestätigung,
aber auch ihre nötige Ergänzung und Erweiterung. Für unsern
/weck mögen hier nur zur Veranschaulichung des Inhaltes die
hauptsächlichsten Formeln8) folgen.
Libri Annataruin I. Teil : Die ... N. N. procurationis nomine
prout publico constabat instrumenta obligavit se camerae apostolicae
nomine X super annatas canonicatus et praebendac . . (oder paro-
chialis ecclesiae ... u.ä.\ quorum fructus . . marcharum argenti com-
munis existimationis, vacantium per obitum (resignationem u. a ) . . .
extra curiam defuncti. Collata eidem Romae apud Stum. Petrum Kl.
Jan. anno primo (u. ä.). Item promisit producerc mandatum ratifica-
tionis infra 6. menses *)
Libri annatarum II. Teil: Bullae restitutae: Die5) . . . una bulla
l) Dieser Mischband wurde durch Überführung der Kammer nach
Florenz veranlasst, wie dort fl. 1 zu lesen ist: quiquidem über inceptus
mit in Florencia post casum urbis, in quo coutinentur primo obligationes
prelatorum, postea soluciones communium et minutorum servitionim et
deinde bulle de curia et alie bullate et subsequenter littere de camera
de diversis formis et in fine ante rubricas sunt alique annate ... — 2) Nur
einiges sei bemerkt. Div. Alex. VI Annat. 1501—1502 stehen nach dem
2. Teil bull. rest. wieder Annaten. Div. Innoc. exspect. 1486—91 ist
vielfach die oberste Zeile quer abgeschnitten, was den sicheren Schluss
gestattet, dass man ursprünglich auf lose Quaterne schrieb, die später zu
einem Band zusammengebunden und verschnitten wurden. Die Obligationen-
bände 1492—98, 1498—1502, 1513—16 sind drei prächtige Pergament-
bände mit schön verziertem Ledereinband. Der Lib. trium minutorum
1434 — 4<> ist in kleinem Format. — ') Es ist selbstverständlich, dass diese
Formeln unter dem Wechsel des Kammerpersonals in einzelnen Ausdrücken
Veränderungen unterliegen. Für die obl. part. und die exspect. geben wrr
keine Formel wegen ihrer Länge und vielfach individuelleren Abfassung.
\ Dies meist später nachgetragen, wie ich vermute, nach erfolgter
Komposition und Eintrag in die libri compositionum. Ausserdem ist oft
am Rand nach Tilgung dieser Schuld ein Zahlungsvermerk nachgetragen
zuweilen mit Hinweis prout in libro . . . introitus fl. . . oder prout per
cedulam d. depositarii. — *) Das obere Datum ist das der Eintragung in
die Rechnungsbücher, wie auch bei den übrigen Formeln, das untere, das
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Auszüge aus der Camera Apostolica. Bistum Strasburg. ]o ♦
pro N. super perpctuo beneticio . . . cuius fructus . . . marcharum
argenti communis exist. fuit restituta sine obligatione Romae Kl. Jan.
anno primo.
Libri quitantiarum : Universis presentes litteras inspecturis N. N.
camerarius . . salutem in Domino. Ad universitatis vestrae notitiam de-
ducimus per praesentes, quod reverendus in Christo pater (dilectus filius)
X pro parte partis sui communis servitii (pro totali solutione annatarum
u. ä.) in quo camerae apostolicae sub certis pcnis et sententiis ac tcr-
mino nondum elapso ratione dictae suae ecclesiae tenebatur . • flore-
norum auri de camera ipsi camerae thesaurario domini nostri papae
X. N. pro ea reeipienti per manus domini A. die dato praesentium
et tempore debito solvi fecit realiter et commune effectum. De quibus
sie solutis praefatum dominum X. eiusque ecclesiam et in ea sucecs-
sorem ac suos heredes quoscunque suaquo et eorundem heredum et
successorum bona quaecunque mobilia et immobilia, praesentia et
futura tenore praesentiam absolvimus et quietamus. In quorum testi-
monium praesentes litteras fieri feeimus et sigilli dicti domini came-
rarii appensione muniri. Datum etc.
Unterschriften des Kollationators . . des Thesaurars . .
Libri resignationura : Die . . . N. N. procurator ad infrascriptum
specialitcr constitutus a domino A. sponte prout de procurationis
raandato constat cuiusdam B. publici notarii subseipti et publicati
sub vigore dicti mandati consensit resignationi per cum factae in
raanibus sanetissimi domini nostri papae de beneficio . . . quod ob-
tinebat. de quo providetur domino C. per supplicationem sub dato . .
et litterarum apostolicarum expeditione in favorem dicti C. Juravit
etc. praesentibus dominis notariis camerae testibus et me X.
Libri compositionum : Die .. N. tamquam privata et principalis
persona obtulit et promisit camerc apostolice pro fructibus per eum
de ecclesia . . male pereeptis . . Hör. auri de camera ad primum ter-
rainum solutionis annatae suae scilicet ad 6 menses proxime futuros
sub pena exeommunicationis. Obligavit quoque se personaliter et
sua bona ac iuravit, renuntiavit ac se summisit in forma. Actum
praesentibus . . et me notario.1)
Libri obligationum pro servitiis: Die . N. episcopus obtulit pro
communi servitio camerae et collegio per eum debito flor. . . ad quos
taxatus et (quinque) minuta servitia consueta pro familia et officialibus
domini nostri papae et dicti collegii. Item recognovit in forma pro
collegio et familiaribus eorundem autem communis et ininutorum
Datum der wirklichen Ausfertigung der Bulle, Zahlung der Schuld oder
Bürgschaft der Prokuratoren.
l) Dies die Formel unter Martin; unter Callixt III ändert sie sich:
die . . N habuit bullam sigillatam sigillo camerarii super ecclesia . . cuius
fructus . . et promitit ipse infra (sex) menses proxime futuros annatam
solvere aut praedictam bullam, ut praemittitur sigillatam, restituere. Obli-
gavit etc. w. o.
110
Meister.
servitiorum medietatem in fest« (. . resureetionis D.) et aliam medie-
tatem in festo (omnium sanctorum) scqueute. Kecognita vero infra
unum annum a dicto festo . . inantea computandum solvere promisit.
convenit, submisit, obligavit iuravit et renuntiavit in forma et dictus
X. tulit forma* in forma pracsentibus. . .
Libri solutionura: Universis et siugulis praesentes litteras inspee-
turis A dei et apostolicae sedis gratia episcopus, camerarius . . salutem
in domiuo. Universitati vestrae notum facimus per praesentes, quod
venerabilis pater B. episcopus pro [totali] solutione sui communis ser-
vitii in quo camerae apostolicae sub certis penis extitit efficacitcr
obligat us tiorenos . . . auri de camera et pro [integris] minutis ser-
vitiis consuctis, debitis pro fainiliaribus et officialibus doinini nostri
papae, in quibus dictae camerae sub dictis penis et senteutiis extitit
similiter obligatus fiorenos . . . clcricis dictae camerae proprio eorum
et aliorum familiarium et officiaüum dicti domini nostri papae nomine
reeipientibus per manus C (mercatoris Horentini) die dato praesentium
tempore debito solvi feeit cum cfFectu. De quibus sie datis et solutis,
dictum B. eiusque heredes successoresque ac omnes alios, quorum inter-
est seu interesse poterit. in futurum tenore praesentium quitamus,
absolvimus et etiam liberamus. in quorum testimonium praesentes
litteras fieri et sigilli feeimus appensione muniri. Datum etc.
Bei den nun folgenden knappen Auszügen sei noch bemerkt,
dass in allen Serien nur das chronologische Prinzip beim Ein-
trag befolgt ist; für unsere Zwecke schien indes folgende
topographische Gliederung ratsamer.
Achern.
1487 Jau. 11 Rom. Joh. Jochgrim cler. Spirens erhält eine jähr-
liche Pension von 10 fl. aus dem Ertrag der Vikarie am Altar St. Anna
in Speyer und anderer 10 fl. aus dem Ertrag der Parochialkirche in
Oberachern. (Bulla restituta sine obligatione.) (Div. Innocentii VIII
Annat. 1487 Mai 7. B.) x)
Allerheiligen (Lautenbach, Strassburg, Allerheiligen).
1477 Jan. 16 Rom. Jeronimus Geent, Kanonikus im Kloster Alter-
heiligen pred. ord., erhält Absolution ab apostasia et dispensione ab
omni online et administratione altaris. (Bulla restituta sine obli-
gatione.) 'Div. Sixti IV Annat. 1477 März 6. B.) — 1491 Sept. 23 Rom.
') Betreffs des Citats sei bemerkt: Fast alle Register haben die mo-
derne Aufschrift diversoriuu; nachdem Namen des Papstes gebe ich dann
den Namen der Serie mit der Jahresangabe. Bei den Annatenbänden
war die Angabe des Folio überflüssig, weil die Eintrüge streng chrono-
logisch sind. l>er zweite Teil eines Anuatenbandes der bulla reist, wird
durch ein B bezeichnet. Bei den andern Serien gebe ich die (Zitate nach
der Paginierung. Füge ich beim Citat ein Datum hinzu, so ist dies das
Datum der Registrierung, das Datum im Text aber ist dasjenige der
Kollation.
uignizeo
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Auszüge aus der Camera Apostolica. Bistum Strassburg. 1 1 1
Bulla nnionis coneepta clusorii sive rioiuu». qua olim inhabitabant
Horores de diversis ordinibus unite Capelle beate Semper virginis Marie
iu Lutembach ord. Praemonstrat. Argentin. ad iustum praepositi
raonasteriura omnium sanetorum in nigra silva. (Dio Innocentii VIII
Annat. 1491 Okt. 14. B.) — 1506 April 20 Rom. Kaplan Ouhirrn am
St. Katharinaaltar in Jung St. Peter erhält eine jährliche Pension von
3 ti. rhen. aus dem Ertrag der vicaria ad St. Pctrum und 9 fl. aus
dem Ertrag perpetuae caplaniae uovae capellae ad altare St. Mariae
virg. situm in oratorio sive in ecclesia Omnium Sanetorum. (Bulla
rest. sine obl.) (Div. Alex VI. [sie! Julii II] Annat. 1506 Juni 27. B.)
Andlau — Barr.
1474 Juli 19 Horn. Nicolaus Meyer rector monasterii abbatissae
et canonistarum secularium in Andeolo Arg. dioc. et caplanus in
Gewir • ■ ac Aristophorus Zum Hasen caplanus in collegio ecclesiae
in Rivelden verbürgen sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten
der Parochialkirche in Bare mit dem Ertrag von 12 Mark Silber,
vakant durch den Tod des Bernardinus Mclklinger. Er verspricht
die Tilgung der Schuld im Lauf von 4 Monaten. A. R.: Am 18. April
1475 zahlte er für die ganzen Annaten 60 h\ (Div. Sixti IV Annat.
1474 Aug. 6.) — 1475 April 24 Rom. Die Äbtissin und die Kanonis-
sinnen von Andeolo (Andlau) erhalten Quittung über Zahlung ihrer
Schuld von 60 fl. für die Parochialkirche in Barr. (Div. Sixti IV
Quiet. 1474—76 fl. 63.)
Benfeld (Strassburg, Offen bürg, Surburg).
1462 Mai 3 Rom cf. Ruprechtsau. — (1500 Okt.? s. d.) Joh. Gotken,
Prokurator des Jacob de Dinger, giebt seinen Konsens zur Resignation
auf die perp. caplania St. Agnes in Strassburg, Sti. Jacobi minoris
iu Belfelde und auf dem Cimeterium der Parochialkirche von Offen-
barg in einem Notariatsakt des Udalrich Grefenberger de Herolisperg
der. Argentinensis dioc. publici notarii. Als Koadjutor wird daselbst
eingesetzt Nicolaus Dich. In einem zweiten Notariatsakt giebt Gotken
im Namen Dingers den Konsens zur Resignation auf die perp. caplania
St. Elisabeth in der Kapelle St. Katharina in Strassburg, Koadjutor
wird Stephan Johannes, ein Strassburger Kleriker. In einem dritten
verzichtet Gotken als Prokurator auf die Propositur St. Martin und
Arbogast in Surburg, Koadjutor wird Jacob Shol. (Div. Alex. VI
resign. 1499—1502 f. 155». 1500 Okt. 22, 1501 Febr. 8. cf. Ortenberg.)
Bern heim (Bernolsheim oder Beinheim.)
s. d. Joh. Udenheim erhält eine jährliche Pension von 30 flor.
rhen. aus dem Ertrag der Parochialkirche in Bernheim, nachdem er
auf Kanonikat. Präbende und Custodia an St. Martin und Arbogast
in Surburg resigniert hatte. (Bulla restituta sine obligatione.) <,Di\.
Alex. VI Annat. 1493 Mai 8. B.)
Betschdorf.
1506 Mai 31 Rom. Ludovicus Aurifahri, Rektor der Parochial-
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112
Meister.
kirche in Bctzschdorf. resigniert auf dieselbe zugunsten des Joh.
Lieft (V). (Div. Julii II resignat. 1506—1509 fl. 44. 1507 Jan. 15.)
Bircken (Burgheim bei Lahr oder Bürckenwald).
1504 Dez. 21 Rom. Sixtus Rusinger erhält eine jährliche Pension
von 12 fl. rhen. aus dem Ertrag der Parochialkirchc in ßircke. (Bulla
rest. sine oblig.) (Div. Julii II Annat. 1506 Jan. 26. B.)
Bischofsheim (wohl Rheinb., da Bischheim am Saum und B.
am Berg andere Patrone haben).
1421 Juni 6 Rom St. Peter. Marcus episcopus Crisopolitanus erhält
die Kommende der Pfarrkirche in Bischofsheim mit dem jährlichen
Ertrag von 26 Mark Silber, erledigt durch Resignation von Johannes
Pistoris. Für ihn verbürgt sich der Strassburger Kanoniker Nicolaus
Hiltebold zur Zahlung der Annaten an die camera npostolica im Lauf
von 6 Monaten. (Div. Martini V 1421 Juli 10.) 14««* Dez. 20 Rom.
Christopherus Weylkirecher, rector par. ecc. in Bischolflfhcim Arg.
dioc. . . pape familiaris, verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der
Annaten der Parochialkirche in Bischofsheim mit dem Ertrag von
10 Mark, vakant durch den Tod des Johannes Schoc. A. R.: Am
selbeu Tag zahlte er 24 flor. (Div. Pauli II Anuat. 1470 Juni 18.) —
1470 Juni 18 Rom St. Peter. Christophoru.s Weilkircher, rector par.
eccl. in Bischoffsheim , erhält Quittung über Zahlung seiner Schuld
von 24 fl. (Div. Pauli II Quitant. 1470-72 fl. 41.) — 1473 Mai 11
Rom. Petrus Antonius de Clapis, Propst an St. Andrea in Worms,
verbürgt sich der cam. apl. für Fridericus coines Palatinus Rheni,
Romanorum imperii electoriae orator und für dessen Kaplau in seiner
Privatkapelle Stor. Mariae et Crucis in castro Heidebergense zur
Zahlung der Annaten der damit zu vereinigenden Parochialkirchen
St. Martin in Bischofsheim, Stor. Crispini et Ci ispiniani in Gricheim,
Sti. Stephani in Brecheim nec non Sti. Ciriaci in Bremersheini . . .
que de iure patronatus dicti comitis existunt. Er verspricht die Til-
gung der Schuld et certificare cam. apl. de vero valore dictarum
uniendarum ecclesiarum infra 6 menses . . . et producerc iustam rati-
Hcationem infra VIII menses. (Div. Sixti IV Annat. 1473 Sept. 15.)
— 1473 Sept. 23 Rom. Petrus Antonius de Clapis, Propst an St. Andrea
in Worms, verbürgt sich der cam. apl. für Fridericus comes palatinus
Rheni und für den zukünftigen Rektor der Capelle castri in Germcrs-
heim zur Zahlung der Annaten der Pfarrkirche St. Martin in Bischofs-
heim, Stor. Crispini ac Crispiniani in Griesheim et St. Stephani in
Bretheim neenon Sti. Ciriaci in Bremersheim, die mit dieser Kapelle
zu vereinigen seien. Er verspricht die Tilgung und die Benachrich-
tigung über den wahren Wert dieser Kirchen im Lauf von 6 Monaten
et etiam promisit producere iustam ratiticationem infra VIII menses.
Div. Sixti IV Annat. 1473 Okt. 20.) — 1477 Juni 6 Rom. Ludovicus
de Georgiis rev. domini card.Tirasonei capellanus verbürgt sieh der cam.
apl. für Thomas Wolff zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche
in Biseliokheim mit den Ertrag von 12 Mark Silber, vakant durch
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Auszüge aus der Camera Apostolica. Bistum Strasburg. H3
Tod des Christopherus Welkircher. A. R-: Er zahlte pro composi-
tione fl. 27 per manus dicti Ludovici prout per cedulam d. depositarii,
prout libro Vn introitus f. 44. (Div. Sixti IV Annat. 1477 Okt. a) —
1477 Okt 8 Rom. Thomas Wolff erhält Quittung über Zahlung seiner
Schuld von 27 fl. für die Parochialkirche in Bischoffsheim. (Div.
Sixti IV. Quit. 1476-79 fl. 97.)
Bisch weiler.
1436 Dez. 14 Bononie. Ulrich Molitor verbürgt sich der cam.
apl. zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche von Bischoffcwiller
mit dem Ertrag von 30 Mark Silber, vakant per liberam resignationem
des Ueinrich Maistheim. Eine gleich hohe jährliche Pension trat er
aber dem Heinrich aus den Einkünften ab. Item dicta die prefatus
Ülricus Molitoris prineipalis et Ilenricus Nuner causarum sacri palatii
notarius, ut prineipalis et privata persona vice et nomine dicti Ulrici
obligavit se ad solvendam dictam aunatam hic in curia infra sex menses
a die adepte paeifice possessionis ineipiendam. (Div. Eugenii IV Annat.
1437 Jan. 12.)
Dangolsheim.
1475 Juli 24 Korn. Peter Suter de Vontcmbach erhält Quittung
über Zahlung seiner Schuld von 14 fl. für die Parochialkirche in
Danckartzheim. (Div. Sixti IV Quit. 1474—76 fl. 891.)
Dunzenheim (Stbg. St. Thomas).
1492 Aug. 26 Rom. Job. ßurchard, Dekan an St. Thomas, ver-
bürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche
in Duntzenheim mit dem Ertrag von 12 Mark Silber, vakant durch
Tod des Kanonikers Nicolaus. A. R.: 21. Aug. 1500 wird ihm der
Termin verlängert. 19. Jan. 1504 cassata fuit. (Div. Alex. VI Annat
1499 Mai 26.) — 1492 Aug. 26 Rom. Kilian Steer, Würzburger Kle-
riker, verbürgt sich der cam. apl. für Abt und Konvent St. Allarinus(?)
in Morsmünster zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche in
Duntzenheim mit dem Ertrag von 12 Mark Silber. A. R.: Er zahlte
12 fl. et solverc promisit dicta annata de 15 annis in 15 annos ratione
dicte perpetue unionis sub penis camere. (Div. Alex. VI Annat. 1494
Juni 21.) ') — 1494 Juni 12 Rom. Abt und Konvent in Duntzenheim (!)
erhalten Quittung für Zahlung ihrer Schuld für die dortige Parochial-
kirche. (Div. Alex. VI Quit. 1492-96 fl. 141.) — 1509 Aug. 2. Jon.
Wetzel, Dekan in Basel, verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der
Annaten der Parochialkirche von Duntzenheim und für ein Kanonikat
mit Präbende an St. Thomas mit Gesamtertrag von 12 Mark, vakant
durch den Tod des Johannes Eystettensis. (et promisit solvere . . .
infra 6 menses aut infra mensem unum post certifleatam cameram de
non habita possessione, et dominus Somerius Nieso custos portae fer-
reae ac dorn. Michael Sauden «lericus cereraoniarius et Nicolaus Unnser
decanus Argentin. accesserunt in solvenda huic obligatione ) (Div.
Julii H Annat. 1510 Juni 30.)
*) Derselbe Eintrag unterm 17. Juni mit dem Vermerk per errorem.
ZciUchr. f. Oeoch. d. Oberrh. N. f. VII. 1. 8
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114
Meister.
Ebersheim.
1429 Dez. 23 Rom Sti. Apostoli, cf. Rheinau. — 1431 Marz 11 Rom
St. Peter. Johannes Jemerlich verbürgt sich der cam. apl. zur Zah-
lung der Annaten der Parochialkirche in Ebersthim mit dem Ertrage
von 10 Mark Silber, vakant per modum nove provisionis. (Di?.
Eugenii IV Annat. 1431 Juli 9.)
Egisheim.
1464 Sept. 6 Tibur. Henricus Han erhält die Parochialkirche
St. Michael in Egesheim mit dem Ertrag von 9 Mark Silber, vakant
durch den Tod des Martin Rorchel. Für ihn verbürgt sich der cam.
apl. zur Zahlung der Annaten Nicolaus Duringen, Kanonikus au Alt
St. Peter. (Div. Pü H Annat 1464 März 26.)
Elsenheim.
1427 Nov. 4 Rom Sti. Apostoli. Stephan Geyspoltzkeim erhält die
Parochialkirche in Elsenheim mit dem Einkommen von 12 Mark,
vakant durch resignatio des Bernardus de Rotsamhusen. Für ihn
verbürgt sich der Weissenburger Kanoniker Conrad Schmar zur
Zahlung der Annaten an die cam. apl. (Div. Martini V Annat. 1428
Febr. 20.)
Epfig.
s. d. Johannes Textor de Landemburg erhält die Parochialkirche
in Epfig mit dem Ertrag von 3 Mark Silber. (Bulla rest. sine oblig.)
(Div. Martini V Annat. Mai 18. f. 240. B.)
Erstein.
s. d. Johannes Eckerich erhält ein Kanonikat mit Präbende im
Kloster Erstheim o. s. Aug. mit dem Ertrag von 4 Mark Silber.
(Bulla rest. sine obüg.) (Div. Martini V Annat. 1425 Okt. 25. f. 257. B)
Eschau.
s. d. Henricus Nibelung erhält das perp. beneficium ad altarc
beatae Mariae im Kloster Eschow o. s. B. mit dem Ertrag von 4 Mark.
(Bulla rest. sine oblig.) (Div. Martini V Annat. 1427 Juni 4. f. 249. B.)
— 1492 Sept. 19 Rom. Joh. Burchard, päpstlicher Zeremoniar, ver-
bürgt sich der cam. apl. für Thomas Wolff sen. von Ecklolzheim,
cellerarius an Jung St. Peter, zur Zahlung der Annaten der Pfarr-
kirche in Esche w mit dem Ertrag von 15 Mark Silber, vakant durch
Resignation des Joh. Plactener. A. R.: Er zahlte 358/8 n. (,D\v.
Alex. VI Annat. 1492 Okt. ia) — 1492 Okt. 17 Rom. Thomas Wolff
erhält Quittung über Zahlung seiner Schuld von fl. 35 bol. 50 für die
Parochialkirche in Eschow. (Div. Alex. VI Quit. 1492—96. fl. II1.)
Ettenheim.
1479 Aug. 23 Rom. Heinrich Schonleben, can. Eystett, verbürgt
sich der cam. apl. für Abt und Konvent von Ettenheimmünster zur
Zahlung der Annaten der Parochialkirche in Ettenheim cuius fructus
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Auszüge aus der Camera Apostolica. Bistum 8tras8burg. 115
non exprimuntur und für Vereinigung derselben mit dem Kloster
Ettenheimmünster. (Nachschrift. Et fuit facta fides per scripturam
pablicam qaod fructus eiusdem parochialis valent seu ascendant ad
ducentos florenos rhenenses et sie ad eandem rationem solvit.) A. R. :
Gerardus zahlt für ihn fl. 150 pro valore dacentorem fl. rhen. (Div.
Sixti IV Annat. 14£i Juli 17.)
Faulenbach.
1492 März 24 Rom St. Peter. Lucas Schlegel, rector par. eccl.
Sti. Albani in Vualdulin (Waldulm) Argent. dioc, und der Prokurator
Arbogast Eucheler des Peter Morleck, Kaplan in Vontenbuch, geben
ihren Konsens zur Resignation Morlecks. Die Provision erhält Lucas.
(Div. Alex. VI resig. 1492—96. 11. 38. 9. Febr. 1493.) — 1496 Nov. 8 Rom.
Antonius St. Praxedis presb. cardinalis übertrug eine Caplania b.
Mariae virg. in Ventembach und eine andere St. Benedict! ad altaria
st. Sixti villae Eysen') an Friedrich Oldendorp aus Osnabrück. Letz-
terer resigniert und erhält von seinem Nachfolger Helias Westoften
eine jährliche Pension von 6 fl. aas ihrem Ertrag angewiesen. (Div.
Alex. VI resignat. 1492-96. f. 216. 20. Dez. 1496.)
Fessenheim
•1431 April 7 Rom St. Peter. Nicolaus Dritzehen verbürgt sich
der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche in Vessen-
heim mit dem Ertrag von 8 Mark Silber, vakant per liberam resigna-
tionem des Theobald de Mulnheira. (Div. Eugenii IV Annat 1431
Juni 15.)
Gert weiler (Niederraünster, Ingraarsheim.)
1429 Juni 12 Rom Sti. Apostoli. Äbtissin und Kapitel von Nieder-
münster (monasterii in inferiore Hohenburg o. Aug.) erhalten die
Parochialkirche zu Geltewilre mit dem Ertrag von 16 Mark Silber,
die mit der Kaplanstelle am Kloster zu vereinigen ist. Für sie ver-
bürgt sich der Verwalter der Pfarre in Igmersheim, Paulus Ruys,
zur Zahlung der Annaten im Lauf von 6 Monaten. Er tilgt die Schuld
am 12. Jan. 1430. (Div. Martini V Annat. 1429 Juni 27.)
Gengenbach.
1479 April 24 Rom. Balthasare de Rurneck, Mönch in Gengen-
bach, erhält ein Indult für die perpetua vicaria extra muros loci
Gengenback super exemptionc ab omni iurisdictione ordinaria et quod
a dicta perpetua vicaria non possit amoveri. (Bulla rest. sine oblig.)
(Div. Sixti IV Annat. 1479 Mai 19. B.) — 1481 Jan. 8 Union mit
Ichenheim, cf. Ichenheim, 1481 Jan. 8.
Goersdorf.
1486 Dez. 23 Rom. Erhard de Kageneck, Kaplan am Altar Sti.
Elogii in Strassburg, erhält eine jährliche Pension von 18 fl. auri rhen.
aus dem Ertrag der Parochialkirche in Gersdorff, nachdem er auf
') Eysen? Oberentzen heisst 1490 Eyshein (urbarium de Marbach).
8*
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116
Meister.
seine Kaplanei mit dem Ertrag von 4 Mark arg. pari verzichtet hatte.
In derselben Bulle wird letztere dem Jacob Stephan verliehen. (Bulla
rest sine oblig.) (Div. Innocentii VIII Annat. 1487 Febr. 9. B.) -
Griesheim.
1473 Mai 11, 1473 Sept. 23, cf. Bischofsheim 1473 Mai 11, 1473
Sept. 23.
Hagenau.
1481 Nov. 13 Rom St. Peter. Der Prokurator Burchardus Seitz
giebt seinen Konsens zu der am 24. August 1481 in Strassburg vor
dem kaiserlichen und apostolischen Notar erfolgten Resignation des
Rektors der Kirche in Rotenfels auf die perpetua caplania St. Michael
im alten Hospital in Hagenau. Die Provision erhält der Licentiat
Eustachius Münch. (Div. Sixti IV über secundus particul. [et resig-
nation.]. fol.99.) — 1485 März 22 Rom St. Peter. Job. Kriis resigniert
auf die Caplania am Altar undecim mulierum martyrarum im Hospital
in Hagenau. Die Provision erhält Christopherus Stock. (Div. Innoc. VIII
resignat. 1484-88. fl. 37». 6. April 1485.)
Hausbergen.
1431 Juli 7 Rom St. Peter. Nicolaus Rosegarten erhält die per-
petua vicaria in der Parochialkirche von Husbergen mit dem Ertrag
von 5 Mark Silber, vakant durch den Tod des Nicolaus Soist. Fttr
ihn verbürgt sich der Baseler Kleriker Johannes Baiinger zur Zahlung
der Annaten an die cam. apl. (Div. Eugenii IV Annat 1532 Jan. 15.)
— 1432 Jan. 18 Rom. Nicolaus Resogarten erhält Quittung über
Zahlung seiner Schuld von 19 fl. (de compositione) für die Parochial-
kirche in Husebergen. (Div. Martini V Quit. 1430—33. fl. 181.)
Haslach.
1420 Juli 8 Florenz. Conrad Fribsen (?) erhält die perpetua prae-
positura von St. Florentius im Thale der Breusch bei Haslach, mit
dem jährlichen Ertrag von 20 Mark Silber, erledigt durch Johannes
Hohenstein. Für ihn verbürgt sich der Mainzer Kleriker Johannes
Neudel zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. (Div. Martini V
Annat. 1421 Sept. 15.) — 1429 März 4 Rom Sti. Apostoli. Bernhard
Rotsamhusen erhält Quittung über Zahlung seiner Schuld von 31 n.
für die Präpositur an St. Florentius in Haslach. (Div. Martini V
Quit. 1423—30. fl. 68l.) — 1437 Juni 23 Bologna. Johannes Gotzo
erhält ein Kanonikat mit Präbende in Haslach mit dem Ertrag von
5 Mark, vakant per liberam resignationem Nicolai Specht. Fttr ihn.
verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten Erhardus Den-
tener, Vikar an Jung St. Peter. A. R.: solvit ex compositione fl. 9.
(Div. Eugenii IV Annat. 1437 Juli 5.) — 1466 Nov. 7 Rom. Jacobus
de Nepotibus cler. Spir. verbürgt sich der cam. apl. für Petras Off-
mann zur Zahlung der Annaten der thesauraria an St. Florentius in
Haslach mit dem Ertrag von 5 Mark auri fini, vakant per novam
promotionem Burchardi Herbe ad sacerdotium. A. R.: Am selben
Tage zahlte er 12 flor. (Div. Pauli H Annat. 1470 Mai 19.) — 1470
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Auszüge aus der Camera ApostoKca. Bistum Strasburg. H7
Mai 19 Rom. Peter Hoffmann erhält Quittung Ober die Zahlung seiner
Gesamtschuld von 12 V, fl. für die Thesaurarie der Kirche in Haslach.
(Div. Pauli U Quit 1470—71. flor. 28«. ) - 1478 Jan. 12 Rom. Dekan
und Kapitel von St. Florentius zu Haslach erhält die Bestätigung zur
Vereinigung fruetuum scolastrie dicte ecclesie mensae capitulari cuius
fruetus 4 march. (Bulla rest. sine oblig.) (Div. Sixti IV Annat. 1479
Mai 24. B. ) — 1478 Juni 25 Rom. Job. Burchard, canonicus sti. Flo-
rentii in Haslach, papae farailiaris, verbürgt sich der cam. apl. zur
Zahlung der Annaten pro facultate resignandi vel ex causa permuta-
tionis omnia et singula beneficia ecclesiastica. Et promisit certificare
cameram apl. aut collectorem aut succollectorem in partibus depu-
tatum nominibus et cognominibus beneficiorum per cum resignandorum
et personarum quibus illa conferrentur de die collationis et de vero
valore eorundem sub penis camere etc. iDiv. Sixti IV Annat. 1478
Juli 9.) — 1479 (?) Aug. 14 Rom. Johann. Burcbard, Kanonikus an
St. Florentius in Haslach, verbürgt sich zur Zahlung der Annaten
binnen 6 Monaten für Dekan und Kapitel von St. Florentius für die
Fakultät der freien Propstwahl et dictus prepositus infra 6 menses
a die sue electionis teneatur habere a sede aplica, novam provisionem
de dicta prepositura. iDiv. Sixti IV Annat. 1479 Aug. 31.) - 1486
Nov. 1 Rom. Papst Innocenz teilt dem Propst von Haslach mit, dass
er Christannus Jan Jos eine Exspektanz auf die nächst vakanten Prä-
benden in der Konstanzer und Churer Diözese erteilt habe. (Div.
Innoc. VIII Exspect. 1486—91. f. 51.) — (1488 ?) Mai 22 Rom. Lud.
de Gisgiis verbürgt sich der cam. apl. für Heinr. Brucker de Hagenow
zur Zahlung der Annaten für Kanonikat, Präbende und Kustodie an
St Florentius in Haslach mit dem Ertrag von 6 Mark Silber, vakant
durch Resignation des Strudel. A. R.: 1. Juli 1488 zahlt er 14 V« fl.
(Div. Innocentii VIII Annat. 1488 Juni 28.) — 1488 Dez. 9 Rom. Vatus
Strudel, Vikar in Strassburg, erhält eine jährliche Pension von 26 fl.
rhen. aus dem Ertrag von Kanonikat und Präbende an St. Florentius
in Haslach. (Bulla rest. sine oblig.) (Div. Innoc. Yin Annat. 1488
Dez. 30. B.) — 1488 Juli 1 Rom. Heinrich Brucker de Hagenow erhält
Quittung über Zahlung seiner Schuld von 14 V« fl. für Kanonikat, Prä-
bende und Kustodie an St. Florentius zu Haslach. (Div. Innoc. VIII
Quit. 1487—88 fl. 162.) — 1493 Mai 20 Rom. Ludwig Oder erhält
Quittung über Zahlung seiner Schuld von Duk. 14 bol. 20 für Kanonikat
and Präbende an St. Florentius in Haslach. (Div. Alex. VI Quit.
1492-96 fl. 72.) — 1502 Dez. 29 Rom. Joh. Langer litt. apl. abbre-
viator, Prokurator des Thomas Wolff de Eckeboltzheim, Dekan an
St. Peter und Michael, resigniert auf dies Dekanat zugunsten des
Joh. Burcbard, Propst an St. Florentius, qui decanatus mandatur uniri
prepositurae dictae Sti. Florentii. (Div. Alex. VI resignat. 1501 — 1504
fl. 149. 1503 Mai 29.) — 1506 Mai 17 Rom. Joh. Lib verbürgt sich
der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der praepositura an St. Flo-
rentius Aslacensis mit dem Ertrag von 6 Mark, vakant durch den
Tod des Joh. eps. Ortanus. Er verspricht Tilgung der Schuld in
6 Monaten, (reservata pensio 20 fl. rhen. Michaeli fabri, quam etiani
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118
Meister.
promisit solvere in eventum cassationis dictae pensionis.) A. R.:
1512 Mai 20 cassatum fuit etc. (Div. Alex. VI [sie! Jolii H] Annat.
1506 Juni 14.)
Hatten.
1491 Okt. 25 Rom. Joh. Rulis, päpstlicher Skriptor, verbargt
sich der cam. apl. für Fridr. Woigand zur Zahlung der Annaten der
perpetua vicaria in Hatten mit dem Ertrag von 6 Mark S., vakant
durch Resignation des Paul Sydeler. Er verspricht die Tilgung binnen
Jahresfrist. (Div. Innoc. VIII Annat. 1491 Nov. 28.)
Herlisheim.
1492 Sept. 16 Rom. Wolfard Nicolaus von Medcmblick erhält
eine jährliche Pension von 30 flor. rhen. 23 duc. auri aus dem Ertrag
der Parochialkirche in Herdisheim, die Studeler verwaltet. (Bulla
rest. sine oblig.) (Div. Alex. VI Annat. 1493 Aug. 8. B.)
Herbolzheim.
1461 Aug. 1 Tubure (!) Rudolfus Rossler verbürgt sich der cam.
apl. zur Zahlung der Annaten (et fructibus male pereeptis) der
Parochialkirche in Herboltzheim mit dem Ertrag von 8 Mark Silber,
vakant per resignationem Guntheri. Am selben Tag zahlte er ex
compositione fl. 20. (Div. Pii Annat. 1461 Dez. 10.) — 1461 Dez. 10
Rom. Rudolf Rossler, Rektor der Parochialkirche Herboltzheim er-
hält Quittung Aber Zahlung der Gesamtschuld von 20 fl. (Quitantia
1460-62 fl. 125.)
Hoffe n.
1425 März 21 Rom Sti. Apostoli. Johannes Nudel verbürgt sich
der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche in Hoffen,
vakant durch Erteilung der cantoria in St. Martin und Arbogast in
Surburg an Heinrich Draghen mit dem Ertrag von 10 Mark Silber
sed iuxta informationem habita per ipsam cameram obligatio facta
fuit ad vocem Septem marcharum silveri. A. R. gratis pro Deo. (Div.
Martini V Ann. 1425 Okt. 17.)
Hohenburg.
1463 Aug. 27 Tibur. Susana erhält die Verwaltung des Klosters
Hoemburg o. s. Aug. mit dem Ertrag von 10 Mark Silber, vakant
durch den Tod der Clara. Bulla rest. sine oblig. A. R. solvit ex
compositione pro rocheto XI fl. rhenens. (Div. Pii H Annat. 1463
Sept. 63 fl. 317 B.)
Ichenheim.
1481 Jan. 8 Rom. Heinrich Schonleben verbürgt sich der cam.
apl. für Abt und Konvent in Gengenbach zur Zahlung der Annaten
par. eccl. in villa Ichenheim, cuius fruetus non exprimuntur und für
Vereinigung derselben mit Gengenbach (Nachschrift: Et fuit facta
fides per scripturam publicam de vero valore redituum paroch. et as-
cendere ad fl. rhen. 60 et ad eam rationem solvit annatam predictam).
A. R. Gerard Ususmaris zahlt für ihn fl. 65 pro valore 60 fl. rhen.
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Auazüge aus der Camera Apostolica. Bistum Strasburg. H9
(Div. Sixti IV Annat. 1484 Juli 17.) — 1496 Dez. 21 Rom. Job. Bur-
chard erhält eine Pension von 12 fl. auri rhen. ans dem Ertrag der
perpetua vicaria in Ichenheim. (Bulla rest. sine oblig.) (Div. Alex.
VI Annat. 1499 Aug. 2 B.)
Iiikirch.
1428 Febr. 14 Rom Sti. Apostoli. Heinrieb Ixmtzdorff erhält die
Pfarre in Illeknrk mit dem Einkommen von 16 Mark, vakant per no-
vam provisionem des Sosso de Kagerneck. Für ihn verbürgt sich
Konrad Lehmar, Kanoniker in Weissenburg, zur Zahlung der Annaten
an die cam. apl. im Lauf von 6 Monaten. Getilgt wurde diese Schuld
am 31. Aug. 1428 durch Jacobus Petrus litterarum apostolicarum ab-
breviator. (Div. Martini V Ann. 1428 März 5.) — 1475 Juli 12 Rom.
Fridell de Corbeck, scolasticus Wratislavensis, verbürgt sich der cam.
apl. für Erhard de Kageneck canon. et thes. ecc. Sti. Petri Jun. zur
Zahlung der Annaten der Parochialkirche in Illekerch, que de iure
patronatns laicorum existit, vakant certo modo mit dem Ertrag von
22 Mark S. (Div. Sixti IV Annat. 1476 Juni 10.)
Illwickersheim (St. Oswald).
1478 Mai 18 Rom. Job. Kriis rector Capelle Sti. Oswaldi ville
Illewickesheim, zur Parochialkirche in Iiikirch gehörig (papae fami-
liaris), verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten dieser
Kapelle mit dem Ertrag von 7 Mark und der capellania am Altar
Sti. Johannis et Marci Argent. mit dem Ertrag von 3 Mark S., vakant
durch den Tod des Joh. Olman. Er verspricht die Tilgung der Schuld
binnen 6 Monaten. (Div. Sixti IV Annat. 1479 April 26.)
Kirweiler.
1478 Aug. 5 apud. Zachiam Sutr. dioc. Georg Clersgen rector par.
eccl. Sti. Remigii in Kyrvoiler verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung
der Annaten derselben mit dem Ertrag von 6 Mark S., vakant durch
den Tod des Nicolaus Flenng de Haugena, im Lauf von 4 Monaten.
A. R. : solvit fl. VII etc. . . residuum promisit solvere infra 4 menses
proxime sequentes. (Div. Sixti IV Annat. 1478 Sept. 17.)
Leberau.1)
(1502 April-Mai ?) Joh. Aloysius Crassus verbürgt sich der cam.
apl. für Propst und Kapitel in Nomeryo (Nancy ?) Tullens. dioc. zur
Zahlung der Annaten unionis perpetue prioratus Sti. Alexandri in
valle Leporis Arg. dioc. mit dem Ertrag von 20 duc. auri, vakant
durch Tod des Hugo Dagardis (?). (Div. Alex. VI Annat. 1502 Mai 12.
Nachtrag am Ende der bull, rest.) — 1502 Mai 12 Rom. Propst und
Kapitel von Nanccys (!) Tull. dioc. erhalten Quittung über Zahlung
von 38 Duk. für die Union mit dem Priorat Sti. Alexandri in valle
Leporis. (Div. Alex. VI Quit. 1500-1503 fl. 170.)
St Leonard (bei Ottrott).
1477 Aug. 21 Rom cf. Pfaffenhoven. 1477 Okt. 20 Rom. Joh. de
i) Thal der Leber, cf. Als. dipl. II 442.
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120
Meister.
Ratsam husen erhält Quittung über Zahlung seiner Schuld von 25 fl.
für Kanonikat und Präbende in St. Leonard. (Div. Sixti IV Quit
1476-79 fl. 100.)
Maursmünster.
1492 Aug. 26 cf. Dunzenheira 1492 Aug. 26.
Mönchweiler (Ettenheimmünster).
1425 Juni 3 Rom Sti. Apostoli. Abt Albert und Konvent des Klo-
sters Ettenheimmünster erhalten die Parochialkirche in Munich willer
mit dem Ertrag von 10 Mark S. (prefato monasterio uniendae). Es
verbürgt sich dafür der Rektor der Parochialkirche in Rheinau,
Johannes Jemerlich, zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. (Div.
Martini V Annat. 1425 Juli 11.)
Molsheim (Strassburg).
1479 Juli 4 Rom. Heinrich Raff perpet. vicarius ad altare Sti.
Johannis prope fontem chori Argent. und Jacob. Becherer perpet.
caplanus ad St. Michaclem super ossorio in par ecc. in Molesheim
tauschen ihre Stellen. (Bulla restituta sine obligatione super provi-
sione duorum beneficiorum ex causa permutationis.) (Div. Sixti IV
Annat. 1479 Aug. 19.)
Münster (Niedermünster),
s. d. Jacob de Dinger erhält das perpetuum beneficium in eccl.
monasterii Sti. Crucis in Münster inferioris ordinis Sti. Benedicti mit
dem Ertrag von 6 Mark S., vakant per resignationem Siffridi. Für
ihn verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten Johannes
Wassemberg. (Div. Pii II Annat. 1464 Jan. 27.)
Niederbronn.
1506 April 21 Rom. Helias de Westhoffen erhält eine jährliche
Pension von 20 fl. rhen. aus dem Ertrag der Parochialkirche in Nidern-
burn. (Bulla rest. sine oblig.) (Div. Julii II Annat. 1507 Juli 6. B.)
Niedermünster.
1429 Juni 12 cf. Gertweiler.
Ohnenheim.
1432 Nov. 27 Rom St. Peter. Fridericus de Reno erhält die
Parochialkirche in Onheim mit dem Ertrag von 13 Mark S. und die
thesauraria der Kirche in Basel mit dem Ertrag von 12 Mark, vakant
per modum nove provisionis et rehabilitationis. Für ihn verbürgt
sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten Wilhelmus Woecht
vicarius ecclesie Altmarien Traiectensis dioc. (Div. Eugenii IV Annat.
1433 Febr. 26.) — 1433 Febr. 28 Rom. Fridericus de Reno erhält
Quittung (pro totali et integra solucione annatarum) über 25 fl. für
die Thesaurarie in Basel und die Parochialkirche in Onheim. (Div.
Martini V Quit. 1430-33 fl. 263'.) — 1433 Febr. 28 Rom. Fridericus
de Reno erhält Quittung über Zahlung von 15 fl. super fructibus per
eum . . . male et indebite pereeptis aus genannter Thesaurarie und
der Parochialkirche in Onheym. (Div. Mart. V Quit. 1430-33 fl.263l.)
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Auszüge aus der Camera Apostolica. Bistum 8trassburg. 121
Offen bürg.
1421 Aug. 7 Tibur. Nicolaus Lindenstrumph erhält die Pfarre
in Offenburg mit dem Ertrag von 70 Mark S., erledigt durch den
Tod des Johannes Schunenschin. Für ihn verborgt sich der Mainzer
Kleriker Johannes Noudel zur Zahlung der Annaten an die cam. apl.
(Div. Martini v. Annat. 1421 Aug. 16.) — s. d. Jordanes Track er-
hält das Vikariat am Altar corpus Christi in der Parochialkirche in
Offenborch mit dem Ertrag von 4 Mark S. (Bulla rest. s. oblig.)
(Div. Martini V Annat. 1425 Sept. 15 f. 251 B.) — 1428 Mai 13 Rom
Sti. Apostoli. Wilhelmus de Winsperg verbürgt sich der cam. apl.
zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche in Offenburg mit dem
Ertrage von 29 Mark S., vakant durch den Tod des Nikolaus Scedel.
(Div. Martini V Annat. 1428 Mai 21.) — 1428 Okt. 3 Rom Sti. Apo-
stoli. Ludovicus Hosterich erhält die Pfarre in Offenburg mit dem
Ertrag von 40 Mark SM vakant durch den Tod des Nikolaus Schede-
lin oder des Thomas Theve. Für ihn verbürgt sich der Kanoniker
an Jung St. Peter Nikolaus Hiltebold zur Zahlung der Annaten an
die cam. apl. im Lauf von 6 Monaten. Am 11. Jan. 1430 erhielt er
eine Bulle gratiae si neutri, eine zweite Bürgschaft leistet Unkel.
Bei einer zweiten Bulla gratiae si neutri leistet Paul Monthart Bürg-
schaft 28. Mai 1432 für die Annaten der Kirche mit dem Einkommen
von G5 flor. (Div. Martini V Ann. 1429 Apr. 28.) — 1429 Okt. 2 Rom
Sti. Apostoli. Johannes Stern verbürgt sich der cam. apl. zur Zah-
lung der Annaten der Parochialkirche in Offenburg mit dem Ertrag
von 25 Mark 8 , vakant durch den Tod des Wilhelm de Winsperg.
(Div. Martini V Annat. 1429 Nov. 4. ) — 1461 Jan. 26 Rom. Schimpher
erhält die Parochialkirche in Offenburg mit dem Ertrag von 60 Mark,
vakant durch den Tod des Jakob Neil. Für ihn verbürgt sich der
cam. apl. zur Zahlung der Annaten Rudolfus de Rodessen. Am sel-
ben Tage zahlte er ex compositione fl. 120. (Div. Pii II Annat. 1461
Sept. 29.) — 1461 Jan. 26 Rom. Jacobus de Dinguer notarius palatii
apl. verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der Kaplan-
stelle an einem Altar in der Parochialkirche zu Offenburg mit dem
Ertrag von 6 Mark S., vakant durch den Tod von Jakob Neil. (Div.
Pii n Annat. 1461 Nov. 4.) — 1461 Sept. 26 Tibur. Schimpferus,
Rektor der Parochialkirche Offenburg, erhält Quittung über Zahlung
seiner Gesaratschuld von 120 fl. (Quitantia 1460—62 fl. 95.) — 1487
Mai 12 Rom. Alovisius de Campania verbürgt sich der cam. apl.
für Bartholemcus de Weiden zur Zahlung der Annaten der Parochial-
kirche in Offenburg mit dem Ertrag von 30 Mark S., vakant durch
Resignation des Fridcricus ex marehionibus de Baden. A. R. Er
zahlte 711/* fl. (Div. Innocentii VIII Annat. 1487 Mai 31.) — 1487
Mai 12 Rom. Fridericus ex marehionibus de Baden erhält eine jähr-
liche Pension von 110 fl. rhen. aus dem Ertrag der Parochialkirche
in Offenburg. (Bulla restit. sine oblig.) (Div. Innocentii VIII Annat.
1487 Mai 31 B.) — 1487 Mai 30 Rom. Bartholomeus Weiden erhält
Quittung über Zahlung seiner Schuld von 71 '^A. für die Parochial-
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122
Meister.
kirche in Offenburg. (Div. Innoc. Vm. Quit. 1487—90 fl. 55.) — 1499
Okt. 5 Rom. Nikolaus Dich, clericus Argent. Prokurator des Hein-
rich de Sax, Rektor in Offenburg, willigt in eine jährl. Pension von
50 fl. aus dem Ertrag der Parochialkirche in Offenburg in favorem
cuiusdam personae. (Div. Alex. VI resignat. 1499—1502 fol. 53. 1499
Dez. 23.) 1500 Okt. cf. Benfeld.
Orschweier.
1421 Aug. 3 Tibur. Johannes Stahel erhält die Pfarre von Orsch-
weiler mit dem jährlichen Ertrag von 12 Mark S., erledigt durch den
Tod des Nicolaus Wimpheling. Er verbürgt sich zur Zahlung der
Annaten an die cam. apl. Die Schuld wurde am 30. Juni 1492 getilgt.
A. R.: gratis pro familiari domini nostri papae. (Div. Martini V
Annat. 1421 Okt. 25.) — 1480 Sept. 30 Rom. Matheus Buman cler.
Wormacensis verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten
der Parochialkirche in Orswiller mit dem Ertrag von 8 Mark S.,
vakant durch den Tod von Andreas Wachsenberg. A. R. : 1491
Juli 16 zahlt er fl. 3. (Div. Sixti IV Annat. 1480 Nov. 29.)
Ortenberg (Bonfeld Stbg.)
1501 Febr. 8 Rom. Jacob de Ingertio erhält Quittung über fl. 23
bol. 60 für die Coadiutoria an St. Agnes in Strassburg, an St. Jacobus
Minor in Benfeit und in der Parochialkirche (super ossorio) in Ortem-
burg. (Div. Alex. VI Quit. 1500—1503 fl. 571.)
Ottersweier.
1422 Juni 17 Rom St. Peter. Johannes Goerzeler erhält die Pfarre
in Ottersweiler mit dem Ertrage von 60 Mark S., erledigt per modum
si neutri. Für ihn verbürgt sich der Kanoniker an Jung St. Peter,
Nicolaus Hilteboldi, zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. im
Lauf von 6 Monaten. Am 11. Aug. 1423 tilgte Nicolaus diese Schuld.
(Div. Martini V Annat. 1423 Juni 12.) — 1509 Mai 15 Rom. Martin
Keyser erhält eine Pension von 12 fl. aus dem Ertrag der Caplania
vom Altar des Erzengels St. Michael in Otterswiler. (Bulla rest. sine
oblig.) (Div. Julii II Annat. 1510 Juli 29 [f. 194] B.)
Pfaffenhofen (St. Leonard, Strassburg, St. Stephan.)
1477 Aug. 21 Rom. Johannes de Ratsamhusen verbürgt sich der
cam. apl. zur Zahlung der Annaten für ein Kanonikat mit Präbende
in St. Leonard mit dem Ertrag von 4 Mark, für die perp. caplania
in Pfaffenhofen mit 3 Mark, und die perp. caplania in St. Stephan
in Strassburg mit 4 Mark, vakant certis modis, quas de facto suc-
cessive assecutus est. A. R.: solvit per compositionem fl. XXV. (Div.
Sixti IV Annat. 1477 Okt. 16.)
Reichenbach.
1429 April 21 Rom Sti. Apostoli. Johannes Hass verbürgt sich
der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche in Richen-
bach mit dem Ertrag von 12 Mark, vakant durch den Tod des Johann
Grewer. (Div. Martini V Annat. 1429 Dez. 2.)
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Auazüge aus der Camera Apostolica. Bistum Strasburg. 123
Rheinau.
1429 Dez. 23 Rom Sti. Apostoli. Petrus Gaffer verbürgt sieb der
cam. apl. zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche in Rinaw
mit dem Ertrag von 10 Mark, vakant per assecutionem parochialis
ecclesiae in Ebersheim durch Johannes Jemerlich. (Div. Martini V
1430 Sept. 4.)
Renchen.
1482 April 22 Rom. Joh. Heyl erhält Quittung über Zahlung
seiner Schuld von fl. 33 b. 54 (= 45 fl. rhen.) für die Parochialkirche
in Renchen. (Div. Sixti IV Quit. 1479—83 fl. 201.)
Roppenheim.
s. d. Johannes Armbroster erhält die perp. vicaria in Roppenhem
mit dem Ertrag von 4 Mark S. (Bulla rest. sine oblig.) (Div. Mart. V
Annat. 1427 April 15. B.)
Rosheim.
1478 Okt. 13 Rom. Joh. Simler can. an St. Thomas und Heinrich
Schonleben can. Eystettens. in Romana curia causarum procurator
verborgen sich der cam. apl. für Conrad de Rotwilla zur Zahlung
der Annaten der perpet. vicaria paroch. eccl. superioris in Rossheim
mit dem Ertrag von 9 Mark 8., vakant durch Resignation des Her-
mann Sturmer. Sie versprechen die Tilgung der Schuld binnen
6 Monaten. A. R.: d. 11. Sept. 1479 Conradus solvit per composi-
tionem fl. XVUI per manus Johannis. (Div. Sixti IV Annat. 1479
Febr. 9.) — 1479 Sept. 11 Rom. Conradus de Rotwilla erhält Quit-
tung über die Zahlung der Annaten der Parochialkirche in Rosheim
von 18 fl. (Div. Sixti IV Quit. 1479—83 fl. 2'.)
Ruprechtsau (und Benfeld).
1462 Mai 3 Rom. Jacob Dinger erhält eine perp. caplania am
Altar Sti. Georgii in Agraruperti extra muros Argentincses, und eine
andere am Altar St. Jacob in Benfeit, beide mit dem Ertrag von
6 Mark 8., vakant ex causa permutationis. (Bulla rest. sine oblig.)
(Div. Pü H Annat. 1462 Aug. 2 f. 243.)
Sand.
1421 Aug. 7 Tibur. Johannes Gosso de Aprimonasterio erhält die
Pfarre in Sand mit dem Ertrag von 10 Mark S., erledigt durch den
Tod des Johannes Sapientis. Er verpflichtet sich zur Zahlung der
Annaten an die cam. apl. (Div. Martini V Annat 1422 März 28.) —
1423 Febr. 14 Rom St. Peter. Hugo Johannes de Eckendorff erhält
die Pfarre in Sant prope Benfeit mit dem Ertrag von 12 Mark 8..
erledigt durch den Tod des Heinrich Sapientis. Für ihn verbürgt
sich der Kantor an St. Peter und Michael in Strassburg, Gaspar
Fridelin de Seckingen zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. im
Lauf von einem Monat. Am 21. Aug. 1423 leistet für Hugo eine
zweite Bürgschaft der Magister Johannes de Uniustro (?). (Div.
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Meister,
Martini V Annat. 1423 März 10.) — 1503 März 10 Rom. Joh. d.
Sechingen erhält eine jährliche Pension von 10 fl. rhen. aus dem
Ertrag der Parochialkirche in Sand. (Bulla rest. sine oblig.) (Div.
Alex. VI Annat. 1503 Mai 5. B.)
Schnersheim.
1469 Sept. 24 Rom. Berthold Betschlin verbürgt sich der cam.
apl. zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche in Snersheim mit
dem Ertrag von 10 Mark S., vakant durch den Tod des Johannes
Betschlin. A. R. : Am selben Tage zahlte er 24 flor. (Div. Pauli 11
Annat. 1470 Mai 28.)
Schlettstadt.
1420 Dez. 30 Rom St. Peter. Heinemann Therc von Lüdenscheid
erhält die Pfarre von Schlettstadt mit dem jährlichen Ertrag von
28 Mark S., erledigt durch den Tod des Michael Esel (sive per modum
„si neutriu). Er verbürgt sich zur Zahlung der Annaten an die cam.
apl. (Div. Martini V Annat. 1421 Aug. 4.) — 1424 Sept. 28 Rom
Maria maior. Guiellmus de Ligarico erhält die praepositura in Schlett-
stadt o. S. B. mit dem Ertrag von 90 Mark S., erledigt durch den
Tod des Lambertus de Stipite seu per promotionem dni. Raymundi
abbatis monasterii de Conchis Ruthenensis diocesis. Für ihn verbürgt
sich Johannes Fromentis presbyter de Umeriis Ruthenensis diocesis
zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. (Div. Martini V Annat.
1425 Mai 21.) — 1425 Jan. 2 Rom Sti. Apostoli. Thomas de Pileo
d. n. papae cubicularius erhält die praepositura in Schlettstadt o. S. B.
mit dem Ertrag von 200 Mark S., erledigt durch Promotion des Abtes
Raymundus, eines Mönches von Conques in der Rouergue (Ruthenensis)
(seu per obitum Lamberti de Stipite). Er verpflichtet sich zur Zah-
lung der Annaten an die cam. apl. A. R. : gratis pro eubiculario
d. n. papae. (Div. Martini V Annat. 1425 Jan. 5.) — 1436 Nov. 8
Bononie. Dem Kardinalpresbyter Antonius tit. Sti. Marcelli wird
eine jährliche Pension von 150 Goldflorincn auf den Ertrag der Propstei
von St. Fides in Slestad angewiesen. Für ihn verbürgt sich der cam.
apl. zur Zahlung der Annaten sein Schildträger Lucillus de Florentia.
A. R. : gratis pro patre domino cardiuale sti. Marcelli. (Div. Eugenii IV
Annat. 1436 Nov. 20.) — 1466 Jan. 11 Rom. Petrus de Albinaco,
Propst von St. Fides, erhält eine Bulle super restitutionem in pristi-
num statum non obstante certo mandato privationis contra eum ex-
pedito. (Div. Pauli II Annat. 1466 Febr. 25 f. 210.) — 1469 Sept. 13
Rom. Jordonus de Cerneria, Mönch in St. Fides in Conques Ruthen,
dioc, verbürgt sich der cam. apl. für den Kardinal von Neapel zur
Zahlung der Annaten der prepositura von St. Fides in Schlettstadt
mit dem Ertrag von 500 flor. auri de camera, vakant durch den Tod
des Richardus tit. sti. Eusebii presbyteri cardinalis eiusdero prepositure
commendatorii. A. R. : die XXIIII Martii 1471 dictus rev. d. cardi-
nalis habuit alias bullas duplicatas super dicta prepositura. ^Div.
Pauli II Annat. 1470 Sept. 29.) — 1459 Sept. 28 Mautua. Guilhelmus
de Albinharo verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten
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Auszüge aas der Camera Apostolica. Bistum Strassburg.
der praepositura von St. Fides mit dem Ertrag von 400 libr. anri
pari, Yakant per cessionem Prosperi cardinalis de Columpna coi
assignatur pensio trecentorum florenorum rhenensiura super fructibus
dicte prepositure. Am selben Tage noch zahlt er ex compositione
fl.80. (Div. Pii n Annat. 1459 Okt. 17.) - 1459 Okt. 17 Rom. Guil-
belmns de Albihaco erhält Quittung über Zahlung seiner Schuld von
80 fl. rar die Präpositur von St. Fides. (Div. Pii II Quit. 1458—60
fl. 103.) — « 1463 April 2. ) Der Kardinal von Neapel tritt von der
Kommende von St. Fides zurück, dieselbe wird im Wert von 300 flor.
rben. (215 Duk. 5 Carl. ) dem bischöflichen Tisch in Strassburg ver-
einigt. (Div. Compos. Datariae 1502—1503 fl. 57.) — 1465 Joli 2
Rom. Georg de Basila scriptor Eugenii IV familiaris continuus, Pro-
hirator des Priors Jacob Tenlatus von St Fides, verbürgt sich laut
einer Urkunde vom 24. Mai vor dem publicus notarius Johannes
Pfleger de Landau für Jacob Tenlatus binnen 6 Monaten zur Zahlung
der Annaten der prepositura von St. Fides mit dem Ertrag von
80 Mark S„ vakant per privationem Guilhelmi de Albinhaco. (Div.
Pauli n Annat. 1465 Juli 9.) - 1478 April 18 Rom. Jacobus Picherier
can. et archipresbyter ecc. Clarimontensis, notarius palatii verbürgt
sich der cam. apl. für Bernard Arger, Propst in Eichstädt, zur Zah-
lung der Annaten der prepositura von St. Fides in Schlettstadt mit
dem Ertrag von 600 fl. rhen., vakant durch Cession des Oliveri epi
Albanens. card. Neapolitan. eiusdem commendatarii. Kr verspricht
die Tilgung der Schuld in 6 Monaten. (Div. Sixti IV Annat.
1478 Mai 14.) — 1481 März 15 Rom. Leonardus episcopus, secret
aplicus verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der
prepositura von St. Fides cuius fructus deductis necessariis oneribus
30O fl. rhen., vakant per cessionem commendc Oliverii epi. Albani.
Er verbürgt sich zur Tilgung der Schuld binnen 6 Monaten. A. R. :
14*3 April 16 zahlt er fl. 12. (Div. Sixti IV Annat. 1481 März 31.) -
1486 Jan. 13 Rom. Antonius episcopus Tiburtinus resigniert auf die
perp. vicaria am Altar Johannes d. T. in der Parochialkirche von
Sle-itat. Die Provision erhält Heinrich Knops. A. R.: gratis pro
familiari r. d. epo. Tiburt. de consensu. (Div. Innoc. VIII resignat.
14-84—88 f. 119. 19. April 1486.) — 1504 Mai 24 Rom. Albanus epis-
copus Argentinensis erhält Quittung über Zahlung seiner Schuld von
107 fl. für die Präpositur von St. Fides. (Div. Julii II Quit. 1503—1506
fl. 72. ) — 1505 Okt. 31 Rom. Martinus Eystettensis erhält Quittung
aber Zahlung seiner Schuld von fl. 20 bol. 60 als Annaten parochialis
eccl. oppidi imperialis Schlettstadt. (Div. Julii II Quit. 1503—1506
i 103.)
Schuttern.
1499 Jan. 12 Rom. Lazarus Armbruster, Mönch in Schuttern,
erhält einen päpstlichen Dispens. (Bulla reat. sine oblig.) (Div.
Alex. VI Annat. 14 J9 Febr. 27. B.)
Selz.
1431 Okt. 16 Rom St. Peter. Heinrich Ygesheim erhalt die Ver-
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I
126 Meister.
waltung des Klosters Selz Cluniac. ord. mit dem Ertrag von 70 Mark S.,
vakant durch den Tod des Symandus. Für ihn verbürgt sich der c&m.
apl. zur Zahlung der Annaten der thesaurar an Jung St. Peter Nico-
laus Hiltebold. Derselbe verspricht die Ratifizierung der Schuld im
Lauf von 6 Monaten. (Das ganze ist ausgestrichen und am Rand
mit der Bemerkung versehen: cassatum est quod non habuit nie
effectum quod est facta obligatio in comunibus prout libro solutionum
Iu domini Eugenii folio 34. . . .) (Div. Eugenii IV 1432 Juni 6.) —
8. d. Henriens de Dygesheim erhält die Verwaltung des Klosters
Selz Clun. ord. mit dem Ertrag von 100 Mark S. Bulla restituta mit
de mandato dominorum de camera. Item facta est obligatio. (Di?.
Eugenii IV Annat. 1433 Sept. 19.) - 1481 Mai 11 Rom. Gualterus
erhalt Quittung über Zahlung seiner Schuld von 100 fl. für die Prä-
positur in Selz. (Div. Sixti IV Quit. 1479-83 fl. 122.) — 1505 Juli 6
Rom. Franc. Alphons de Arce verbürgt sich der cam. apl. für Joh.
Wittershen sen. zur Zahlung der Annaten der praepositura an St. Peter
und Paul in Seltz mit dem Ertrag von 20 Mark, vakant durch den
Tod des Herbert Wiltsberg. (.Div. Julii U Annat. 1505 Nov. 28.)
Spachbach.
1427 Jan. 25 Rom Sti. Apostoli. Nicolaus Uf dem Gräbern erhalt
die Parochialkirche in Spachbach mit dem Ertrag von 8 Mark S.,
erledigt durch den Tod des Johannes Hagennaw. Er verpflichtet sich
zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. Item die x mensis martii
1427 prefatus Nicolaus obligavit sc camerae pro annatis dicte ecclesiae
consimilis valoris vacantis per obitum Henrici Inline. (Div. Martini V
Annat. 1427 Febr. 26.)
Steinburg.1)
1462 Mai 25 Viterbie. Wilhelmus de Eptingen erhält die Parochial-
kirche St. Peter und Paul in Steinwirck mit dem Ertrag von 22 Mark S.,
vakant durch den Tod des Lambert de castris (in forma si neutri).
Für ihn verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten Johannes
Pflieger. (Div. Pii II Annat. 1462 Juni 2.)
Strassburg.
Bischof.
1420 Okt. 30 Rom, St. Peter. Bischof Wilhelm von Strassburg
zahlt seine servitia communia, wofür er mit 1250 fl. in Gold der cam.
apl. verbürgt war, und eines seiner min Uta servitia, wofür er 125 fl.
schuldig war. (Div. Martini v. Quit. (!) 1418—21 fol. 159.) — 1424. Bi-
schof Wilhelm von Strassburg zahlt von seinen minuta servitia (pro
quibus in apl. camera sub certis penis . . extitit efh'caciter obligatus')
175 fl. (Div. Martini V Obligat. 1423-1428 fol. 21 ».) - 1424 Feb. 6
Rom, St. Peter. Bischof Wilhelm erhält nach Erklärung der Motive
seiner Zahlungsunfähigkeit eine Verlängerung des Termins bis zum
Fest Johannes d. T. für den Rest der Schuld seiner servitia minuta.
') 1120 Stein wirke, 1145 Steingewire, 1303 Steingewirke, 1525 Steinberg.
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Auszüge aus der Camer» Apoetolica. Bistum Strasburg. 127
(1. c. Oblig. 1423-28 fol. 22.) - 1426 Feb. 17 Rom, Sti. Apostoli
Bischof Wilhelm zahlt von seinen serv. min. (in quibos . . . duduni
elapsus tenebator) 100 fl. in Gold durch Florentiner Kanfleote. Für
den Rest erhalt er abermals Verlängerung des Termins bis zum Fest
Johannes d. T. (1. c. oblig. 1423—1428 fol. 146.) 1458 Mai 17, cf.
Hospiz 1458 Mai 17. — 1458 Okt 20. Der Strassburger Kollektor
Jodocus Albrant (per venerabiles viros doctores Gilifortem de Ben-
contibus et Sulimannum de Sulimannis apl. cam. clericos super hoc
specialiter deputatus) erhalt nach seiner Rechnungsablage mit 333Vt fl.
Einnahme und 41 1 2 fl. Auslagen eine Quittung nach Abzug von 158V, fl.
(im Wert von 118 fl. de camera) in quibus remaneat eidem camerae
efficaciter obligatus. (Div. Pii II Quit. 1558-61 fl. 14».) - 1476
Apr. 25 Rom. Johann Ortwin electus Mathonendus verborgt sich der
cam. apl. zur Zahlung der Annaten für eine jährl. Pension von 200
flor. Rhen, aus dem Ertrag der mensa episcopalis, de consensu dorn.
Huperti episcopi Argent. A. R.: die dicta solvit per compositionem
annatarum fl. 67 pro valore 90 flor. Rhen. (Div. Sixti IV Annat.
1476 Mai 10.) - 1479 Feb. 9 Rom. Albertus electus Argentinensis
erhalt Quittung Ober Zahlung seines commune servitium von 1250 fl.,
eines minutum servitium, wofür er 89 fl., und eines andern, wofür er
267 fl. schuldete. (Div. Sixti IV Quit. 1471-&* f. 57».) - 1512 Sept. 24
Rom. Conradus electus turin, verbürgt sich der cam. apl. zur Zah-
lung der Annaten für eine jährl. Pension von 200 fl. aus dem Ertrag
des bischöfl. Tischs zu Strassburg. (Div. Julii II Annat. 1512 Okt. 27.)
Alt St. Peter.
s. d. Johannes Lutenheim erhält ein Kanonikat mit Präbende
an St Peter und Michael mit dem Ertrag von 4 Mark S. (Bulla
restit. sine oblig.) (Div. Martini V Annat. 1425 Sept. 15 f. 251. B) —
1427 Sept. 4 Rom Sti. Apostoli. Johannes Wegcinanst verbürgt sich
der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der perpetua vicaria sum-
missaria nuncupata in St. Peter und Michael mit dem Einkommen
von 6 Mark S., vakant durch resignatio des Nikolaus Rynow. (Div.
Martini V. Ann. 1428 Febr. 28.) — 1432 Juni 5 Rom St. Peter. Der
Dekan an St. Peter u. Michael erhält die vicaria daselbst mit dem
Ertrag von 6 Mark S. zur Vereinigung mit einem Kanonikat und
einer Präbende. Für ihn verbürgt sich der thesaurar an Jung St.
Peter Nikolaus Hiltebold zur Zahlung der Annaten an die cam. apl.
im Lauf von 6 Monaten. Er tilgte diese Schuld am 10. Nov. 1432.
(Div. Eugenii IV Annat 1432 Juni 13.) — 1459 Juli 5 Mantua. Heu-
ricus Mashem erhält die prepositura an St. Peter u. Michael in Strass-
burg mit dem Ertrag von 20 Mark 8. vakant in forma si neutri. Bulla
restituta sine obligatione. (Div. Pii II Annat. 1462 Jan. 27 f. 222. B.)
— 1461 Aug. 31 Tibur. Henricus Mastheim praepositus eccl. Sti.
Petri et Michaelis erhält Quittung über Zahlung seiner Gesamtschuld
von 20 fl. (Quitantia 1460-61 fl. 87 M - 1464 Sept. 16 Rom. Ein
Kanoniker an St. Peter u. Michael verbürgt sich der cam. apl. zur
Zahlung der Annaten der praepositura daselbst mit dem Ertrag von
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128
Meister,
20 Mark S. vakant durch den Tod des Petras de Eifice (?) and ver-
spricht die Zahlung im Lauf von 6 Monaten. Am 20. Juli 1465 obli-
gatio fuit cassata. (Div. Pauli II Ann. 1465 Feb. 27.) — 1475 Dez. 25
Rom. üaspar Puechler, can. et prepositus dec. Sti. Petri Sen., pape
familiaris, verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten für
ein Kanonikat mit Präbende und die Propstwürde an Alt St Peter
mit dem Ertrag von 14 Mark 8. vakant durch den Tod des Joh. Sar-
toris de Bockenrode. Er verspricht die Tilgung der Schuld im Lauf
von 6 Monaten. Zusatz: Für ihn verbürgt sich Joh. Langer, rector
par. eccl. inRolin August, dioc, zur Verlängerung der Zahlung auf
6 Monate. (Div. Sixti IV Annat. 1476 Juni 10.) — 1476 (?) Aug. 19
Rom. Joh. Langer, Kaplan an Alt St. Peter, pape familiaris, ver-
bürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der prepositura
an Alt St. Peter mit dem Ertrag von 60 fl. rhen., vakant per resig-
nationem Gasparis Puechler (per eum non habita possessione). Er
verspricht die Zahlung binnen 6 Monaten. A. R.: d. 7. Febr. 1487
solvit d. Johannes . . . fl. xjcii per manus Alexandri de la casa. (Div.
Sixti IV Annat. 1477 Feb. 26.) — s. d. Johann Burkard, Kanoniker
an Alt St. Peter, erhält die Provision über ein Kanonikat mit Prä-
bende mit dem Ertrag von 6 Mark S , vakant durch Resignation des
Peter Mage. Bulla restit. sine oblig. (Div. Innocentii VIII Annat.
1484 Okt. 8. B.) — 1487 Jan. 24 Rom. Joh. Langer erhält Quittung
über Zahlung seiner Schuld von 22 fl. für die Präpositur von Alt St.
Peter. (Div. Innoc. VIII Quit. 1487—90 fl. 71.) — 1488 Jan. 29 Rom.
Egartius Sartorius erhält die perp. vicaria ad altare Ste. Catherine
in eccl. St. Petri et Michaelis mit dem Ertrag von 4 Mark S. Bulla
restit. sine oblig. (Div. Innocentii VIII Annat. 1488 Febr. 26.) —
1492 Jan. 5 Rom. Chilian verbürgt sich der cam. apl. für Adam
Petrus, Kanoniker an St. Peter und Michael, zur Zahlung der Annaten
für Kanonikat mit Präbende mit dem Ertrag von 6 Mark daselbst,
vakant durch Cession des Markgrafen Jakob von Baden. (Div. Inno-
centii Vm Annat. 1492 Jan. 25.) — s. d. Adam Petrus erhält
Kanonikat und Präbende an St. Michael und St. Peter. (Bulla restit.
sine obligatione.) (Div. Annat. 1492/93 8° Band 1492 Jan. 25 B.) —
1492 Jan. 24 Rom. Adam Frey erhält Quittung über Zahlung seiner
Schuld von 14 Duk. für Kanonikat und Präbende an St. Pet. u. Mich.
(Div. Innoc. VIII Quit. 1490-92 fl. 182.) — 1494 Jan. 26 Rom. Joh.
Verber, Kanoniker an St. Pet. u. Mich., erhält eine jährl. Pension,
von 10 fl. auri aus dem Ertrag der Kirche b. Mariae virginis in
Strassburg. (Bulla restit. sine oblig.) (Div. Alex. VT 1494 Juli 7 B.)
— 1502 Juli 16 Rom. Nikolaus Dich verbürgt sich der cam. apl. zur
Zahlung der Annaten für Kanonikat und Präbende an St. Pet u.
Mich, mit dem Ertrag von 6 Mark vakant durch den Tod des Lud-
wig Odratzheim. Er verspricht Tilgung der Schuld in einem Jahre.
(Div. Alex. VI Annat. 1503 Jan. 27.) — 1502 Dez. 29 Rom cf. Has-
lach 1502 Dez. 29. — (1503 Apr. 2a) Thomas Wolft iun. tritt vom
Dekanat an St. Pet. u. Mich. (s. Petri senioris nuneupati) mit Ertrag
von 4 Mark zurück und erhält eine Pension von 12 fl. (Sollicitante
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Auszüge at^ der Camera Apostolica. Ristuin Strasburg. 120
.loh. Rurchardo magistro ceriinoniarum.) (Compos. Uat. 1502— 150s
ri. (55.) — 15<*5 Apr. Ii» Koni. Arbogast Dich verbürgt sich der cam.
apl. für Job. Sentz zur Zahlung der Annaten für ein Kanonikat um!
Trübende an St. Pet. u. Mich, mit dem Ertrag von <> Mark, vakant
durch die Resignation des Nikolaus Dich; et promisit solvere etc. in-
fra annum aut ccrtiticare curiam de non habita posscssione. (Div.
Julii II Annat. 1507 De/. 17.) — 1510 Juli 6 Rom. Konrad Atten-
hofer erhält eine jährl. Pension von 13 h\ aus dem Ertrag von Ka-
nonikat und Präbende an Jung St. Peter und 15 fl. aus einem Ka-
nonikat au St. Pet. u. Mich, sowie 30 fl. aus der Präpositur von Jung
St. Pet. und 10 fl. aus der Präpositur von Klingenmünster. Er ver-
bürgt sich zur Zahlung der Annaten. (Div. Julii II Annat. 1510
Aug. 11.) — 1510 Nov. 20 Rom. Joh. Schutz verbürgt sich der cam.
apl. zur Zahlung der Annaten für Kanonikat und Präbende an St.
Pet. u. Mich, mit dem Ertrag von (> Mark, vakant durch den Tod
des Joh. Froschalt (promissit etc. infra annum aut infra mensem post
eertitieatam caineram de non habita possessione). Div. Julii II Annat
1512 Dez. 20.) — 1511 Sept. <> Rom. Joh. Scutz verbürgt sich der
. am. apl. zur Zahlung der Annaten der Präpositur an St. Pet. u. Mich,
mit dem Ertrag von 6 Mark S., vakant durch den Tod des Thomas
Wolflf sen. (promisit etc. infra 6 menses aut certiticare cameram de
non habita possessione). (Div. Julii II Annat. 1513 Feb. 18.) — 1518
März 19 Rom. Jakob de Tumsiis erhält die Abschaffung eines Sta-
tuts betr. der Präpositur «in St. Pet. u. Mich. (Bulla restit. sine
oblig.) (Div. Julii II |!| Annat. 1513 Apr. 20 U.)
Jung St. Peter.
1421 Juni U Rom St. Peter. Martinus Rochel erhält Kanonikat
und Präbende von Jung St. Peter mit dem Ertrag von 12 Mark S.,
erledigt durch den Tod des Schreibers Rertoldus de Gclma. Für ihn
verbürgt sieh der Kanonikus Nicolaus Hildebolti zur Zahlung der An-
naten an die cam. apl. (Div. Martini V Annat. 1421 Nov. 27.) —
1421 Sept. t> Rom Maria maior. Volmar Isenhower erhält ein Kanonikat
und eine Präbende an Jung St. Peter mit dem jährlichen Ertrag von
1<5 Mark S., erledigt durch den Tod von Yvo Vener. Für ihn ver-
bürgt sieh der Kanonikus von Jung St. Peter, Nicolaus Hildebolti.
zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. (Div. Martini V Annat.
1 422 Febr. 4.) - 1425 Okt. 5 Rom Sti. Apostoli. Albertus Sapientis.
Kanoniker an Jung St. Peter, erhält Quittung über Zahlung von 150 fl.
seiner Schuld von 200 fl. (Quitantia 1423- 20 fl. 210«.) — 142(5 Mai 25
Rom St. Peter. Nicolaus llilteboldi verbürgt sich der cam. apl. zur
Zahlung der Annaten der thesauraria an Jung St. Peter, erledigt
durch den Tod des Wilhelm de Parma mit dem Ertrag von 17 Mark s.
i Div. Martini V 142(5 Juni 3.) — 1426 Sept. 27 Rom Sti. Apostoli.
Johannes Pastoris verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der An-
naten des perpetui beneticii suminissariac nuneupatae in Jung St. Peter
mit dem Ertrag von 8 Mark, erledigt durch den Tod des (leorg Dietmar.
- Div. Martini V 142(5 Nov. 4.) - 142(5 Nov. 1 Rom Sti. Apostoli.
Zeitschr. f. Goech. d. Oberrh. X. V. VII. 1 ' )
130
Meister.
Johannes Martin erhält ein Kanonikat mit Präbende an Jung St. Peter
mit dem Einkommen von J> Mark S.. vakant per modum si neutri st u
per resignationem Henriei Fabri. Für ihn verbürgt sieh Johannes
Pastoris zur Zahlung der Annaten an die eam. apl. (Div. Martini V
Annat. 1427 April 7.) — 1426 Nov. 1 Rom Sti. Apostoli. Nicolaus
Hherlin erhält ein Kanonikat mit Präbende in Jung St. Peter mit
dem Ertrag von 10 Mark S., erledigt durch den Tod des Johannes
Hiltebold. Für ihn verbürgt sieh der Kleriker Johannes Pastoris
der eam. apl. zur Zahlung der Annaten. (Div. Martini V Annat. 1427
März 26.) — 142b* Nov. f> Uom Sti. Apostoli. Johannes Mennelin ver-
bürgt sieh der eam. apl. zur Zahlung der Annaten der perpetua vicaria
an Jung St. Peter (summissaria nuneupata) mit dem Einkommen von
7 Mark S., vakant durch den Tod des Heinrich Denteuer. (I)iv. Mar-
tini V Annat. 1427 April 26.) 1426 Dez. 17 Korn Sti. Apostoli.
Conrad Schmar verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten
der perpetua vicaria summissaria uuneupata in Jung St. Peter mit
dem Einkommen von S Mark S., vakant durch den Tod des Johanne-
Sapientis. (Div. Martini V Annat. 1427 Aug. 12.) - 1427 März V\
Koni Sti. AiK)stoli. Johannes Kinegg erhält ein Kanonikat mit Prä-
bende an Jung St. Peter mit dem Einkommen von 10 Mark S., vakant
durch den Tod von Albert Sweninger. Für ihn verbürgt sich der
Propst Friderieus Blocholtz der cam. apl. zur Zahlung der Annaten
im Lauf von 6 Monaten. Die Schuld wurde am 31. Juli 1427 getilgt
durch Heinrich Attendarius librorum procurator. (Div. Martini V
Annat. 1427 März 26.) - s. d. Johannes de C'imeterio erhält das
perp. beneticium ad altare Sti. Jacobi in Jung St. Peter mit dein
Ertrag von 4 Mark s. (Bulla rest. sine oblig.) (Div. Martini V Annat.
1427 Mai 14 f. 248.) — 1428 Nov. 10 Rom Sti. Apostoli. Henriens
Lietestheim verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten
für ein Kanonikat mit Präbendc an Jung St. Peter, erledigt durch
den Tod des Wilhelm de Parma, mit dem Ertrag von 10 Mark s.
(Div. Martini V Annat. 1429 Juni 13.) — 1462 Mai 20 Vitcrbie. .loh.
Wernerus de Flaxlande, Dekan in Basel, eubicularius et familiär is
papae, verbürgt sich «Ier cam. apl. zur Zahlung der Annaten eines
Kanonikats mit Präbende an Jung St. Peter mit «lern Ertrag von
15 Mark S., vakant durch den Tod des Lambert ( astaris (in forma
gratiae si neutri). Er verspricht die Tilgung der Schuld im I^auf
von 6 Monaten. Am 17. April erhielt er eine Bulle nove Provision
und am 20. April habuit remissionein. A. R.: gratis pro eubieularit»
secreto domini nostri papae. (Div. Pii II Annat. 14412 Juni 3 ) —
1471 Okt. 18 Rom. Johannes Sartoris de Beckenrode, canon. et .se<>-
lasticus an Jung St. Peter, pape familiaris coutinuus comesalis, ver-
bürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten für ein Kanonikat
mit Präbende und für die scolastria an Jung St. Peter mit dem Gesamt-
ertrag von 13 Mark S., vakant durch den Tod des Michael ApelU»v.
Er verspricht die Tilgung der Schuld im Lauf von 6 Monaten. (Di v~
Sixti IV Annat. 1471 Nov. 7.) — 1473 Sept. 11 Rom. Aeursius de Petr.V
eubicularius papae. verbürgt sieh der cam. apl. für Petrus tit. Sti. Si^t i
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Auszüge aus der Camera A|>o>tolka. Bistum Strasshurg- 131
Presbyter cardinalis zur Zahlung der Annaten der prepositura von
.lang St. Peter mit dem Ertrag von lf>m Hör. rhencns, vakant durch
den Tod des Paul Monthart. (Div. Sixti IV Annat. 1473 Okt. 22.^
1177 Juli 28 Korn, Laurentius Haill erhält Quittung Uber Zahlung
.meiner Schuld von 2T) H. für Kanonikat und Präbende an Jung St. Peter.
»Div. Sixti IV Quit. 147(5-71) H. Hl.» 1481 Febr. 22 Rom. Paul
Munthart licentiatus erhält als jährliche Pension den dritten Teil des
Ertrags der prei>ositura von Jung St. Peter. (Itaila rest. sine oblig.)
(Div. Sixti IV Annat. 1481 März 13. IM 1481 Febr. 22 Koni. Hein-
rich Sennleben eanon. Eystettens. verbürgt sich der eam. apl. für den
Kanonikus Conrad Munthart zur Zahlung der Annaten der preimsitura
vim Jung St. Peter mit dem Ertrag von 200 fl. auri rhen.. vakant
durch Resignation des Paul Munthart. A. H.: Er zahlte fl. EXXV
pro valore im fl. rhen. (Div. Sixti IV Annat. 1481 März 13.) — 14S2
April 22 Rom. Petrus Schot erhält Quittung Uber Zahlung seiner
Schuld von 24 h\ für Kanonikat und Präbende an Jung St. Peter.
(Div. Sixti IV Annat. 1470—83 fl. 2<>1.) - 1487 Juli »i Koni. Johannes
Nis scriptor apl. verbürgt sich der eam. apl. fttr Thomas Wolff iun.
>nr Zahlung der Annaten für Kanonikat und Präbende an Jung St. Peter
mit dein Ertrag von 9 Mark s.. vakant durch den Tod des Wilhelm
Johannes. A. K.: Er zahlt 21 V* fl. «Div. Innocentii VIII Annat. 14*7
Juli 23.) — 1487 Juli 23 Rom. Thomas Wolff iunior erhält Quittung
über Zahlung seiner Schuld von 21,srl. für Kanonikat und Präbende
an Jung 8t. Peter. (Div. Innoc. VIII Quit. 14*7 90 fl. 71.) — 141)1
Jan. 22 Rom. Melchior de Raden erhält Quittung über Zahlung seiner
Schuld von 19 Duk. für Kanonikat und Präbende an Jung St. Peter.
(Div. Innoc. VIII Quit. 1490- 92 fl. %'.) — 14% Jan. 24 Rom. Der
zeitige Dekan und ein Kaplan an Jung St. Peter bezahlen eine Rulle
>u\*qv commutatione voluntatum nonnullorum Christi fidelium dcquibus-
dain bonis relictis pro eclehrandis certis messis. i Rulla rest. sine
oblig.) (Div. Alex. VI resignat. (!• 1497 98 fl. 2T»9\ lfi. Dez. 1497.)
141>T) Juni 1(> Rom. Guido Citro erhält Quittung über Zahlung
M-iner Schuld von fl.23 bol.;"»3 für Kanonikat und Kantorie an St. Peter.
<Div. Alex. VI Quit. 1492-96 fl. 184. i — 1490 April 30 Rom. Job.
Rurchard. Dekan an St. Thomas, verbürgt sich der cum. apl. für
Kanonikat mit Präbende an Jung St. Peter, vakant durch den Tod
Petrus Schot, mit dem Ertrag von 10 Mark 8. (et surrogatur ... in
ins Luce Schlegel» er verspricht Tilgung der Bürgschaft in 2 Monaten,
die XII. Febr. 1498 supradictus Johannes probavit de intruso per festes
et litteras sub obligatione constituta et fuit absolutus. A. R.: die
XVIII Juli 1498 prorogatus fuit dictus terminus . . . a«l annum. die
XVII Juli 1495) prorogatus fuit ad aliuin annum, die XXI Aug. l"»m
fuit prorogatus ... ad unum annum, die XIX Jan. 1504 eassatum fuit
... et fuit absolutus. (Div. Alex. VI resignat. (!) 1197-98 f. 31. r>. Juli
H!>7.> 1498 Nov. 2-*» Rom. .loh. Rurchard erhält eine jährliche
Pension von 14 fl. auri rhen. aus dem Ertrag eines Kanonikats mit
Prübende an Jung St. Peter. (Rulla rest. sine oblig.) (Div. Alex. VI
Annat. 1 19!» Aug. 2. R.) lfKU Aug. 7 Rom. Joh. Burchard, Dekan an
9*
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132
Meister.
St. Thomas, verbürgt sich der cani. apl. zur Zahlung der Annateu
für ein Kanonikat mit Präbende und die Cantoria an Jung St. Peter
mit dem Ertrag von 10 Mark. (Sibi resignata loco ]>ensionis.) (Div.
Alex. VI Annat. 1501 Sept. 29.) - 1501 Aug. 7 Rom. Jon. Burchard
leistet dieselbe Bürgschaft ex renuracratione regressus sibi concesse
ad dictas can. et praeb. et cantoriam. (Div. Alex. VI Annat. 1501
Sept. 29.) — 1501 Aug. 7 Rom. Joh. Burchard verbürgt sich der
com. apl. für Joh. Engelhard, Kanoniker und Kantor an Jung St. Peter,
für Zahlung der Annaten des Kanonikats, der Präbende und der Can-
toria mit dem Ertrag von 10 Mark, vakant durch seine eigene (J. B.'s)
Resignation. Er verspricht die Tilgung in 2 Monaten. (Div. Alex. VI
Annat. 1501 Sept. 21».) 1501 Sept. 24 Rom. Joh. Burchard erhält
Quittung Über Zahlung seiner Schuld von fl. 23 bol. 60 für Kantorie,
Kanonikat und Präbende an Jung St. Peter. (Div. Alex. VI Quit.
1500-1503 fl. 111.) - 1502 Juli 16 Rom. Joh. Burchardus erhält
Quittung über Zahlung seiner Schuld von 19 tt. für Kanonikat und
Präbende an St. Peter. (Div. Alex. VI Quit. 1500—1503 fl. 186.) —
15(0 Nov. 26 Rom. Anton Clehamer verbürgt sich der cam. apl. zur
Zahlung der Annaten für ein Kanonikat mit Präbende an Jung St. Peter
mit dem Ertrag von 10 Mark S., vakant durch den Tod des Theo-
dcricus Ribisen. Er verspricht die Tilgung der Schuld im Lauf von
einem Jahr. (Div. Julii II Annat. 1505 Febr. 12.) — 1503. Thomas
Wolff de Eckeboltzheim, Propst an St. Martin, erhält eine jährliche
Pension von 12 fl. rhen. aus dem Ertrag von Kanonikat und Präbende
an Juug St. Peter. (Bulla rest. sine oblig.) (Div. Alex. VI Annat.
1503 Aug. 29. B.) — 1505 Okt. 31. Johannes eps. Ortanus verzichtet
auf seiue Pension von 25 fl. aus dem Ertrag eines Kanonikats und
der Cantoria an Jung St. Peter laut Notariatsakt des Joh. Langer
vom 31. Okt. Er erhält eine andere jährliche Pension von 25 fl. und
zwar 15 fl. von Wawolfesheim prope Zaberna und 10 fl. vom Vikariat
St. Lucia et Otilia in Strassburg. (Div. Pii III et Julii II 1503- 1506
resignat. f. 138. 1505 Nov. 19.) 1506 April 20 cf. Allerheiligen 1506
Apr. 20. — 1506 Mai 17 Rom. Nicol. Rybisen, Prokurator des An-
tonius Kryfeld, verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten für
Kanonikat und Präbende an Jung St. Peter mit dem Ertrag von 12 M..
vakant durch den Tod des Joh. Engelhard. Er verspricht innerhalb
eines Jahres zu zahlen (aut infra mensem post ccrtificatam camerain
de non habita possessione). (Div. Julii II Annat. 1510 März 10.) —
1510 März 22. Joh. de Castilione resigniert auf die Präpositur von
Jung St. Peter zugunsten Wolfgangs Bocklin, erhält aber von dem-
selben eine jährliche Pension von 39 Golddukaten, 24 aus dem Ertrag
dieser Präpositur und 15 aus dem eines Kanonikats. (Div. Julii II
resignat. 1506 1511 fl. 250. 1510 April 16.) - 1510 April 15. Caspar
Wirt verbürgt sich der cam. apl. für Joh. Mousim zur Zahlung der
Annaten für Kanonikat und Präbende an Jung St. Peter mit dem
Ertrag von 8 Mark, vakant durch den Tod des Mathias Buman und
Ccssion des Joh. Spir. (Div. Julii II Annat. 1510 Juni 7.) — 1510
April 15 Rom. Conrad Utenhofer verbürgt sich zur Zahlung «1er
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Auszüge aus der Camera Apostolica. Bistum Mrassburg. 133
Annaten für ein Kanonikat mit Präbende an Jung St. Peter mit dem
Ertrag von 14 Mark S., vakant durch den Tod des .loh. Sygerist o<ler
.seines unmittelbaren Nachfolgers, sowie der Annaten der Paroehial-
kirche Jung St. Peter mit dem Ertrag von 26 Mark. (I)iv. Julii II
Annat. 1510 Aug. 11.) — 1510 Juli 6 Rom. Conrad Attenhofer ver-
bürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten für Antritt eines
Kanonikats mit Präbende an Jung St. Peter, vakant durch den Tod
des Wolfgang Rochlin. mit dem Ertrag von 12 Mark S (promisit
dietam annatam cum primum regressus et accessus habuerint effectum).
(Div. Julii II Annat. 1510 Aug. 11.) — 1510 Juli 6 Rom cf. Alt St. Peter
1510 Juli 6. — 1513 Jan. 4 Rom. Job. Lib verbürgt sich der cam.
a]>l. zur Zahlung der Annaten für ein Kanonikat mit Präbende an
Jung St. Peter mit dem Ertrag von 8 Mark, vakant durch Cession
oder Tod des Ulrich Perch. A. K.: fuit cassatum etc. (Div. Julii II
Annat. 1513 Mai 29.) 1513 Marz 20 Rom. Michael Sander erhält
eine jährliche Pension von 30 fl. aus dem Ertrag eines Kanonikats
mit Präbende an Jung St. Peter. (Bulla rest. sine oblig.) (Div.
Julii II (!) Annat. 1513 Juli 15. II.)
St. Thomas.
1410 Juli 1 Rom Sti. Apostoli. Jakob Spold verbürgt sich der
cam. apl. zur Zahlung der Annaten der perpetua vicaria am Altar
St. Blasius in St, Thomas mit dem Ertrag von 10 Mark vakant durch
den Tod des Jodocus de Gala (seu per eius resignationem). (Div.
Gregorii XII obligat. 1413 Aug. Ii) fol. 157.) - 1421 Juni 13 Rom
St. Pet. Heinrich Fabri de Rodenberg erhält die perpetua vicaria am
Altar St. Michael in der Kirche St. Thomas mit dem jährl. Ertrag
von 10 Mark S.. erledigt durch den Tod von Bertold de (»elma. Er
verbürgt sich zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. (Div. Mar-
tini V 1421 Aug. 7.) — 1424 Aug. 26 Frascati. Johannes Claffstein
erhält ein Kanonikat mit Präbende mit dem Ertrag von 10 Mark S.,
erledigt durch Dietschone Cantzeler. Für ihn verbürgt sich Friedr.
Blochols der Propst von Jung St. Peter zur Zahlung der Annaten au
die cam. apl. im Lauf von 6 Monaten. Getilgt wurde die Schuld am
{>. Jan. 1426 durch den Strassb. Kleriker Wigand Ammeiburg. (Div.
Martini V Annat. 1425 Okt. «.) — 1426 Okt. 14 Rom St. Apostoli.
Ludovicus Bleyer alias Sarras erhält ein Kanonikat mit Präbende an
st. Thomas mit dem Einkommen von 8 Mark S., vakant durch den
Tod des Johannes Spender. Für ihn verbürgt sich Johannes Sartoris
zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. (Div. Martini V Ann.
1427 Apr. 26.) — 1426 Nov. 1 Rom Sti. Ajwstoli. Nikolaus Lynden-
stumpff erhält die thesauraria an 8t. Thomas mit dem Einkommen
von 8 Mark S., vakant durch den Tod des Johannes Hiltebold. Für
ihn verbürgt sich Johannes Pastoris zur Zahlung der Annaten an die
cam. apl. (Div. Martini V Annat. 1427 Apr. 7.) — 1427 März 3 Rom
Sti. Apostoli. Konrad Schmar verbürgt sich der cam. apl. zur Zah-
lung der Annaten der perpetua vicaria in St. Thomas (summissariae
nuneupatae) mit dem Ertrag von 8 Mark S., vakant durch resignatio
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Meister.
«los Johannes Rachwiin. (Div. Martini V Annat J 14ü7 März 13.) -
1427 Jan. 8 Koni Sti. Ai>ostoli. Wilhelmus (!) de Winsperg erhiiit
» in Kanonikat mit Präbende an St. Thomas mit dem Kinkommen von
s Mark S., vakant durch cessio des Johannes Ernst. Für ihn ver-
langt siel» sein Bruder Wilhelm us !de Winsperg, Lieentiat d. Strassh.
Kirche zur Zahlung der Annaten an die eam. apl. im Lauf von i>
Monaten. (Div. Martini V Annat. 1-127 Juni (>.) 1427 März 21 Rom
Sti. Apostoli. Ludovicus Henterieh erhält ein Kanonikat mit Prä-
bende an St. Thomas mit dem Einkommen von 8 Mark S., vakant
durch den Tod des Johann Wilhelm Yoelsche. Für ihn verbürgt sich
der Kanoniker Nicolaus Hiltebold zur Zahlung der Annaten an die
nun. apl. im Lauf von <> Monaten. Die Schuld wurde getilgt am
10. Sept. 1427 durch Conrad Schmar. (Div. Martini V Annat. 1127
April 30.) 1427 Juli ö Rom Sti. A)iostoli. Petrus Sinner verbürgt
sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der perpetna vicaria
summissaria uuneupata an St. Thomas mit dem Einkommen von
8 Mark S, vakant durch cessio des Hugo Apt. (Div. Martini V Annat.
1427 Dez. 17.) — s. d. Bernardus Altdorff erhält die perp. vicaria
ad altare Sti. Martini in St. Thomas mit dem Ertrag von 4 Mark >.
(Bulla rest. sine oblig.) (Div. Martini V Annat. 1427 Sept. 1 f. 204. R)
— 112*.» Mai 1 Rom Sti. Apostoli. Nicolaus Lotter verbürgt sich der
cam. apl. zur Zahlung »1er Annaten für ein Kanonikat mit Präbende
an St. Thomas mit dem Ertrag von 10 Mark s , vakant durch Re-
signation des Wilhelmus de Winsberg, oder des Johannes Ernst, oder
des Johannes Spender, oder durch den Tod des Ludwig Bleyer. (Div.
Martini V Annat. 1430 März 29.) - 1430 Juli 28 Rom Sti. Apostoli.
Heinrich Isenhauwer erhält das perpetuum beneficium praemissaria
nuneupatum an St. Thomns mit dem Ertrag von 8 Mark S. , vakant
durch resignatio des Volmar Ysenhower. Für ihn verbürgt sieh
Nicolaus Hiltebold der cam. apl. zur Zahlung der Annaten im Laut
von (> Monaten. Getilgt wurde die Schuld am 8. Juli 1431 durch den
litt. apl. abbreviator Petrus de Enkel. (Div. Martini V 1431 März 2.)
— 1430 Juli 20 Rom Sti. Apostoli. Nicolaus Lotter verbürgt sich der
cam. apl. zur Zahlung der Annaten eines Kanouikats mit Präbende
an St. Thomas mit dem Ertrag von 10 Mark S., vakant durch resig-
nationem factam eoram notarium . . . Wilhelmi de Winsperg sive
Johannis Ernst aut Johannis Spender resignationem aut per nbi-
tum Ludowici Bleyer. (Div. Martini V Annat. 1431 März 29.)
1430 Okt. 4 Rom Sti. Apostoli. Conrad Knoche verbürgt sich der
cam. apl. zur Zahlung der Annaten für Kanonikat mit Präbende an
St. Thomas mit dem Ertrag von 8 Mark, vakaut per modum si neutri.
(Div. Martini V Annat. 1431 Jan. 18.) — 1431 Jan. 14 Rom St. Peter.
Georg Zorn erhält ein Kanonikat mit Präbende an St. Thomas mit
dem Ertrag von <> Mark S. und die thesauraria daselbst mit dem
Ertrag von 8 Mark, vakant per liberam resignationem des Andrea*«
Halen. Für ihn verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der An-
naten Heinrich Raseopt litt. apl. abbreviator. (Div. Eugenii IV 1530
Febr. 23.) 1132 Febr. s Rom St. Peter. Georg Zorn erhält Quittung
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Auszuro aus der Camera Apostolica. Bistum Strassburg. 1 3f»
über Zahlung seiner Schuld von 31 h\ (de eompositionc) für Kano-
nikat. Präbende und Thesaurarie au St. Thomas. (Div. Martini V
Vuit. 1-1*1 -33 H. IST.) - 11:57 Sept. 22 Bologna. Paulus Mouthart
verbürgt sich der eam. apl. zur Zahlung der Annaten für die pre-
positura von St. Thomas mit dem Krtrag von ls Mark s., vakant
durch den Tod des lltirchard Kurggrave. (Div. Kugenii IV Annat.
1437 Sept. 2»:.) M»JT) März 1 Kom. Hrnst Nataga in Komana curia
procurator causarum verbürgt sieh der eam. apl. zur Zahlung der
Annaten für (las Dekanat an St. Thomas mit dem Krtrag von M Marl,
(iusto modo vaeantis) und für die perpctua viearia in Salfelden
Salzburg, dioe. mit »lern Krtrag von 1(5 Mark S.: er verspricht die
Zahlung in 2 Monaten. «Darauf folgt die Quittung für die Tilgung
beider Schulden.) (Div. Pauliii Annat. Iii;:» März 22.) 1 H J.-
April 2S Horn. Conrad Munthart erhält ein Kanonikat mit Präbende
an St. Thomas mit dem Krtrag von in Mark, vakant durch den To.!
de> .Jodoeus Albrant. Für ihn verbürgt sieh der eam. apl. zur Zah-
lung der Annaten Jacob de Dinger. (Div. Pauli 11 Annat. 14ii.~> Mai 7.'
140ö Aug. h Kom. Georgias Guilelmus deeretorum doctor. Kugenii IV
familiaris. verbürgt sich der eam. apl. zur Zahlung der Annaten für
ein Kanonikat mit Präbemle und das Dekanat von St. Thomas mir
dem Gesamtertrag von 1« Mark s., vakant durch den Tod des Krn>;
Matago. A. K.: Der Papst erliess dem (ieorg die Zahlung diese;-
Annaten. (Div. Pauli II Annat. IHm Aug. 2*.) 1173 Sept. 11 Kom.
Jacohus Higher verbürgt sich der eam. apl. für den Kanoniker Christo-
phorus de Venthem zur Zahlung der Annaten der prepositnra von
St. Thomas, mit dem Krtrag von 12 Mark s . vakant durch den Tod
des Kurehard Schreit. (Div. Sixti IV Annat. 1473 Nov. 17.; 117:'.
Dez. 17 Koni. Christoforus de Ventrig erhält (Quittung über Zahlung
meiner Schuld von 27 H. für die Präpositur an St. Thomas. (Div.
Sixti IV Vuit. 1171 71 h". MW 1 17« März 2 Koni. Kurehard erhält
eine jährliehe Pension von 1« Hör. rhen. ans dem Krtrag von Kano-
nikat und Präbende an St. Thomas. (Bulla rest. sine oblig.) (Div.
Sixti IV Annat. 1470 Juni Hl. K.) 147»; Aug. 1 Kom. Ricardas
Fakarts ac rev. d. card. Kothomagensis parafrenarius verbürgen sich
der eam. apl. zur Zahlung der Annaten eines Kanoniknt> mit Präbende
an St. Thomas mit dem Krtrag von (5 Mark s., vakant durch den To*!
des Arnold de Druneu. Sie versprechen die Zahlung in \\ Monaten.
Am selben Tag verbürgt sich Alanus Dufan thesaurarius Mamcceu«is
rev. d. card. Kothomagensis familiaris für diesen Kardinal zur Zahlung
binnen (i Monaten. (Div. Sixti IV Annat. 117« Aug.*).) — 147*»
Mai 11 Koni. Doktor Georg Wilhelm. Propst an St. Peter in Dasei,
erhält eine jährliche Pension von 28 rhein. Gulden aus dem Krtrag
von einem Kanonikat mit Präbende an St. Thomas. < Kulla rest. sine
oblig.) (Div. Sixti IV Annat. 1 17V* Mai 21.) 1471» Mai 11 Kom.
Job. Kurchard pape familiaris verbürgt sich der eam. apl. zur Zah-
lung der Annaten für ein Kanonikat mit Präbende an St. Thomas
Tiiit dem Krtrag von S Mark, vakant durch Kcsignation des (ieorg
Bilhelm (possessione mm habita). Kr verspricht die Tilgung der
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136
Meister.
Schuld in (i Monaten. A. 11.: 1480 Juli 28 verlängerte ihm der Vice-
kämmerer episcopus civitatis Castelli die t rist um 2 Monate. 14*1
Febr. 20 um weitere 3 Monate. 1481 April 28 zahlt Joh. Rurchard
fl. 20. (Div. Sixti IV Annat. 1479 Mai 24.) - 14») Dez. 4 Rom. Joh.
Iiurchardus can. sti. Thome aeeolito apostolico (!) et familiaris pape
. . erhält ein Kanonikat mit l'rähende daselbst mit dem Ertrag von
8 Mark S.. vakant durch Cession des Thomas Kicardus. (Hulla rest.
sine oblig.) (Div. Sixti IV Annat. 1481 April 28.) 1481 März 27
Koni. Heinrich Sconleben can. Eystettens. verbürgt sieh der cam.
apl. zur Zahlung der Annat en für Kanonikat und Präbendc au
St. Thomas mit dem Ertrag von 8 Mark, vakant durch den Tod des
Paul Munthart. Er verspricht die Tilgung der Schuld binnen 4 Mo-
naten. A. It.: 1481 Okt. 15 zahlt er fl. 20. (Div. Sixti IV Annat. 1481
Juni 22.) — 1481 April 28 Koni. Johann Burchard erhält Quittung
über Zahlung seiner Schuld von 20 H. für Kanonikat und Präbende
an St. Thomas. iDiv. Sixti IV Quit. 1479-83 fl. 118.) - 14.81 Juni 24
Korn. Engelhard Funk clericus Eystettensis verbürgt sich der can».
apl. zur Zahlung der Annaten für ein Kanonikat mit Präbende an
St. Thomas mit dem Ertrag von 8 Mark S., vakant durch den Tod
des Joh. Hell. Er verspricht die Tilgung der Schuld im iAuf von
einem Jahr. A. It.: dicta die habuit dictus Engelhardts unam bullain
super dictum canonicatum et prebendam in forma. Ferner die V Marti i
1494 d. Joh. Gerona apl. camere clericus mandavit cassare presenteni
Obligationen! quia sufticiente constitit sibi prefatum Engelhardum
nuiHjuam habuisse possessionem etc. .. (Div. Innocentii VIII Annat.
1487 März 30.) — 1481 Okt. 15 Korn. Hinrich Scholetin erhält Quit-
tung über Zahlung seiner Schuld von 20 fl. für Kanonikat und Prä-
bende an St. Thomas. (Div. Sixti IV Quit. 1479—83 fl. 152.) — 1482
.Mai 25 Koni. Thomas Wolff erhält Quittung über Zahlung seiner
Schuld von 20 fl. de camera für Kanonikat und Präbende an St. Thomas.
(Div. Sixti IV Quit. 1479-83 fl. 212.) 1482 Juni 4 Rom. Joh. Mur-
kard. Dekan an St. Thomas, aceolytus des Papstes, verbürgt sich der
cam. apl. zur Zahlung der Annaten dieses Dekanats mit dem Ertrag
von 12 Mark S.. vakant durch den Tod des Job. Helle. Et promisit
solvere . . infra unum anuum infra quem si non habuit j>ossessioneni
promisit eertiticare eamerain a]>ostolicam de non habita possession«-
infra unum mensem post dictum annum immediate sequentem sul»
penis camere etc. A. R. : Am 14. August 1481 (! 1489) zahlte er 20 H.
residuum non promisit solvere infra IX menses quia ccssahat pensio
fl. XXI. . . . Am 13. Nov. 1490 zahlte er den Rest von 7 fl. et fuit
absolutus. (Div. Innocentii VIII Annat. 1485 Mai 16.) 1481 Jan. (i
Rom. Heinrich Schonleben electus Herbipolensis verbürgt sich der
cam. apl. für Theodor Zobell zur Zahlung der Annaten für Kanonikat
und Präbende an St. Thomas mit dem Ertrag von 8 Mark S., vakant
durch Resignation des Arbogast Elhart. Div. Sixti IV Annat. 14M
Jan. 15.) — 1484 Mai 10 Rom. Joh. Langer litt. apl. abbreviator,
Prokurator des Thomas Wölfl* de Eckebolt/heim. resigniert in dessen
Namen auf das Dekanat von St. Thomas. Die Provision erhält Job.
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Auszüge aus ilt-r < anitra Ap<.stolica Bistum Strasburg. ] 37
Rurchard. (Div. Sixti IV resignat. 1182-84 fol. 157. 14K4 Mai 24.»
14*4 Mai l.'i Horn. .loh. Burchard ean. St. Thomc. rlcricus cere-
lnoniarum sacri palatii apl.. verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung
der Annaten für das Dekanat an St. Thomas mit dem Ertrag von
12 Mark s . vakant durch Tod des .loh. Helle und des Job. Symberi.
Er verspricht die Tilgung der Schuld binnen 0 Monaten. (Div.
Sixti IV Annat. 1-4*4 Juli 17.) — 1484 Sept. 12 Rom. Heinrich Scon-
leben. Kanoniker an St. Thomas, verbürgt sich der cam. apl. zur
Zahlung der Annaten für das Dekanat an St. Thomas mit «lein Ertrag
von 12 M. S.. vakant durcli den Tod des Job. Hell. A R. : Er zahlt
2-l2 ri. (Div. Innocentii VIII Annat. 14*'. Jan. 27.) 11*4 Sept. 1«
Rum. Job. Burkard verbürgt sich der cam. apl. für Peter Mage zur
Zahlung der Annaten für ein Kanonikat mit Präbende au St. Thomas
mit dem Ertrag von 8 M. S.. vakant durch eigene Resignation des
Job. Burkard ex causa permututionis cum canonicatu et prebenda
<■(■< i. Storum. Petri et Michaelis. Sti. Petri senioris nuncupati, mit
dem Ertrag von ('» M. (Div. Innocentii VIII Annat. 1484 Okt. 8.) —
1 1>4 Okt. 7 Rom. Petrus Mage erhalt Quittung über Zahlung seiner
Schuld von 4S4 rl. für Kanonikat und Präbende von St. Thomas.
(Div. Innoc. VIII (^uit. 1483- KT, fl. !».) 14,s5 Jan. 27 Rom. Job.
Simber erhalt Quittung über 28 fl., die H. Sconleben für ihn zahlte,
für das Dekanat an St. Thomas. (Div. Innoc. VIII (t)uit. 1481— »i H.H2.)
1485 Sept 24 Rom Job. Burchard erhält (Quittung über Zahlung
>» iner Schuld von rl. 21 hol. H2 für die Präpositur an St. Thomas.
(Div. Innoc. VIII Quit 14*; -8<» fl. 11<> ) 148(i April 20 Rom. Pe-
trus de Werneren resigniert auf die perpet. vicaria am Altar Sla.
Sophia in St. Thomas. Die Provision erhält Burchard Castuer. (Div.
Innoc. VIII resignat. 11*4-88 H. 121 2(1 April 14845.) 148<» Juni <>
cf. Wickersheim. - 1487 Jan. H Rom (Präpo-itur) cf. Wickeisheim
1!*7 Jan. 3.) 1487 Mai Ml Johannes Burchard magister ccre-
m oniarum erhält die facultas, die scolastria mit dem Ertrag von
4 M ., mit dem Dekanat an St Thomas zu vereinigen. (Bulla rest.
siiu- oblig.) (Div Innoc. VIII Annat. 14*7 Juni HO B) — 14«» (?)
April 22 Rom St. Peter Engelbard Funck, clericus Eystettensis, ist
speziell als Prokurator bestellt von Johannes Onheim, Vikar an
St. Thomas und Prokurator im Namen de.> Vikars Bartholomen*
('astner an St. Sophia in St. Thomas (prout in quodam mandato con-
stitutionis et suhstitutionis planius continetur sei constitutionis manu
dni. Johannis Castmeyster de Massmunster cler. Basil. «Hoc. sub «lato
in curia dni. Thomae Wolff praepositi St. Michaeli et Petri Argentiii.
sab die XII non. mai. de anno 14*s, suhstitutionis vero manu Deghcn-
ardi Buchow notarii curie episcopalis Argent. sub dato Argentinae etc.
sub die XX IUI mens. febr. de anno 14801. Verzichtet im Namen
Castners auf alle Rechte dieser ( aplania. Die Provision erhält der-
selbe Johannes Hell alias Honheim. (Div. Innoc. VU1 resignat. 14*s
- 1191 fl. 2dl1. 10. Nov. im.) 14!»:: Aprils Rom. Melchior de
Baden erhält (Quittung über Zahlung seiner Schuld von fl. 47 hol. HO
für Kanonikat. Präbende und Präpositur von St. Thomas. (Div. Alex. VI
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13s
Meißle r.
Quit. WM ri. i>2.; 1 1!»:, .J;m. .'II Rom. Valricus Obrekke erhalt
Quittung über Zahlung seiner Schuld von H. Ii» für eine vicaria alias
praebenda episeopi an St. Thomas. Für ihn zahlt .loh. Burchard.
(Div. Alex. VI (Juit. 14!)2-!M> fl. HU1.) 14W Sept.-! Korn. Joh.
(iotken verbürgt sieli der eam. apl. für Joh. Sigrust zur Zahlung der
Annaten für Kanonikat. Prähende und Kantorie an St. Thomas mit
dem Krtrag von 10 M.. vakant durch den Tod des Michael Bobso.
A. R. : Zahlungsvermerk über H. (Div. Alex. VI 1 1*>7 ■-!»*
nsitfiiat. (!) H. 122'. 2!>. Nov. 14!»7.) — 14!»7 Nov. 2* Horn. Joh. KgUr-
fys (V) erhält (Quittung über Zahlung seiner Schuld von H. 23 hol. (>o
für Kanonikat und Trabende an St. Thomas. (Div. Alex. VI Qtiit.
U!Hl-löOO Ii. {%*.) — 14!)S Febr. 23 Koni. Joh. «iotken verbürgt sieh
der eam. apl. zur Zahlung der Annaten für ein Kanonikat mit Prä-
bemle an St. Thomas mit dem Ertrag von S M. S., vakant durch den
l ud des Radulf Nordhn-eu. Kr verspricht Tilgung der Schuld in
r> Monaten. (Div. Alex. VI resignat. (!) 14!»7— !)S toi. 171'.) 14!N
Aug. 4 Koni. Conrad Frrici erhält «Quittung über Zahlung seiner
Schubl von h\ 23 hol. «<o für Kanonikat und Prähende an St Thomas.
«Div. Alex. VI Quit. ll'HJ-löOO H 112 ) — II!«) Jan. 4 Rom. Joh.
üurehard erhält die facultas aggrediendi ad perpetuam vicariam sive
siihmissariain eedesie sti. Timme. (Bulla rest.sine ohlig.) (Div. Alex. VI
Annat. 14!«) Aug. 2. B.) 14««) Febr. s Horn. Joh. «iotken verbürgt
sich der eam. apl für Joh. Imbsheim zur Zahlung der Annaten für
Kanonikat und Prähende an St. Thomas mit dem Krtrag von 10 M s..
vakant durch Resignation des Johannes «iotken (]>er cum possessionem
uon hahitam) A. R.: Kr zahlte 233,« II (Div. Alex VI Annat. Mi«)
Juni x.) — 141«) März 4 Pom. Philipp de Duno erhält Quittung über
Zahlung seiner Schuld von H. 17!» hol. 10 für Kanonikat, Prähende
und Präpositur an St. Thomas. (Div. Alex. VI (}m\. 1 190— loOO fl. Mü.!
1 Ii«) Juni S Pom. Joh. Imbscheim erhält Quittung über Zahlung
-» hier Schuld von h\ 23 hol. <i0 für Kanonikat und Prähende au
^t. Thomas (Div. Alex. VI Quit. 1 IM- -i:>oo fl. VV>\) Mi«) Juni 12
Koni. Melchior de Baden erhält eine jährliche Pension von 20 t!.
ms dem Krtrag eines Kannnikats mit Prähende au St. Thomas. (Bulla
rest. sine oblig.) (Div. Alex. VI Annat. löoo Febr. 14. B.) Mi".»
Juni 12 Pom. Joh. «iotken verbürgt sich der eam. apl. für Jacob
Fahri de Riekshotf'en zur Zahlung der Annaten «1er Präpositur an
St. Thomas mit dem Krtrag von 11 Mark (super *|uibus Joh. Stegii:-
l'crg annuam ponsiouem triginta Hör- rhen- pereipit). vakant durch
Resignation Melchiors von Baden. A R : Kr zahlt lö H. und ver-
spricht Tilgung des Restes. (Div. Alex. VI Annat. 14!«) Juli IS.)
14'.«» Juli F> Rom. Jacob Faber erhält Quittung über Zahlung seiner
Schuld von 1!) H. für die Präpositur von St. Thomas. (Div. Alex. VI
Quit. I I!)«;— löOO H. 172'.) — löOO Jan. 30 Rom. Job. (ramper resig-
niert auf die Scholastria an St. Salvator in Trier zugunsten Johannes
Schelenhart. Für diesen resigniert Atletus auf die perp. vicaria an
St. Kgidius in St. Thomas zugunsten des Johannes (iotken und dieser
setzt Joh. (iamper eine jährliche Pension von 10 fl. aus von «lern
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A i:>zn^rr aus der < 'amera . \ j >« * •» f « • 1 i i a Histntn Strassburg. 13'J
Krtrag dieser perp. eaplania (Div Alex. VI rosignat. 14W - 1502 H. 72.
15oo Kehr, in.) 1500 Do/. 24 ff. Sulz. 1501 Mai 7 Koni. Friedr.
Krausteyn proeurator canonicatu* et praebendao ecd. Lnl»icen-is u. Joli.
(iotken resignieren auf ein«' perp. eaplania in S(. Thomas zugunsten
von Joli. Brandis. Kleriker in Bremen. (Div. Alex. VI resignat. Mi'!»
bis 15o2 tl. 217. 15ol Mai VI) — 150I Jan. 10 Koni. Caspar Virt verbürgt
sich der rain. api. für Jeroniinus Ksekelin zur Zahlung der Annaten für
ein Kanonikat mit Krähende an St. Thomas mit dem Krtrag von -S M.
A. II: Kr zahlte \\) ri. (Div. Alex. VI |! sie! Jul. 11] Annat. 15oT. Juni 5)
— I5ot Juni 2.» Conrad resigniert auf -ein Vikariat in St. Thomas
zugunsten des Michael Dich laut Notariatsakt des Job. de Kniskirchen
Kr erhält eine jährliche Pension von 35 iL in Cold super canonicat um
<-t praebendain St i. Petri Juuioris et Sti. I •♦•tri et Michaelis Argem,
ueenon vieariae S*ae. Crucis maioris Argentin- (Div. Pii III et Julii II
resijinat. 15n;j H. 1 P> l5ol Aug. 7 ) - 15o| Juni 25 Kom. Job.
episropus Ortanus verbürgt sieh der eam. apl. zur Zahlung der An-
naten für ein Kanonikat mit Präbende an St. Thomas mit dem Krtrag
von s Mark, vakant per ccssionem sjve pow-ssionem non hahitam
! Vati de Dammaeh. Kr verspricht Tilgung der Sehuhl in einem Jahr
oder Kenachrichtigung der < am. apl, falls er nicht in den IVsjtz
-.langen sollte. ( Div. Julii II Annat. 1«05 März 18.) 1505. Pap>t
Innoeenz erteilt Joli. Moffmey>ter. Kanoniker an St. Thomas, ein»:
Kxspektanz auf Indult und Absolution im Kalle eines Interdikts und
auf ein Kenctizium i'um eura im Wert von !o Pfund oder sine eura
im Wert von MK (Div. Julii II exspeet. 1505 tl .Mo:;.) 15<X5 Mai 17
Kom. Michael Sander, Dekan an St. Thomas, verbürgt sich der caia.
apl. zur Zahlung der Annaten für Dekanat und Kanonikat. da«eih-t
mit dem Krtrag von ls Mark, vakanl durch den Tod des Joli- e, i
«»rtani in curia. Kr verspricht Tilgung in ü Momi'en. (Div. Alex. VI
Sic! Julii 11] Annat. 150>> Juni 12.) — 1'tN; Juni I Koni. Jeronimi:>
Ketizehlin erhält Quittung über Zahlung meiner Schuld von Iii H. für
Kanonikat und Krähende an St. Thomas. (Div. Julii II Quit. I.'h»:»
I5or> tl. 115.) — 15o7 Aug. IM Kom. Nieolaus Camerlinck scri]itor
in registro supplicatorum verbürgt sich der eam. apl- für Leonard
Ücllardin zur Zahlung der Annaten der summissaria an St. Thomas
mit dem Krtrag von <> M., vakant durch den Tod des Johannes episr.
Ortanus «>t «'essionem Joh. Critter. Kr verspricht Tilgung in 4 Mo-
naten. A. K.: Zahlungsvermerk, i Div. Julii II Annat. 1511 April:;, i
15oi» Aug. 2 cf. Duuzenheim 15m» Aug. 2. 1510 Juni 24 Kom.
Michael Sander erhält eine Pension von 70 H. aus dem Krtrag von
Kanonikat. Krähende und Dekanat an St. Thomas. (Kulla rest. sine
»Mig.» (Div. Julii II Annat. 1510 Juli 2H f. 223 K ) 1510 Juni 2-s
Koni. Nicolaus Promaser erhält Quittung über Zahlung seiner Schuld
von 11. MO hol 45 für das Dekanat an St Thomas. (Div. Julii II <Juit .
I'oo- 1511 11.05. ) 1510 Aug. MO Kom. Kenedictus de milite pro-
eurator domini Cabrielis de Kergamo verbürgt sieh der eam. apl. für
Laurentius Seltenehbecher zur Zahlung der Annaten für Kanonikat
und Krähende an St. Thomas mit dem Krtrag von S Mark, vakant
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140
Meister.
durch Resignation des Theobald Schenehbeeher (promisit solvert).
A. R.: 1512 April 2() zahlte er fl. 173;5 prout ad introitum1) lib. Villi
f. 2(1. (Div. Julii II Annat. 1511 April 10.) — 1510 Okt. 19. Conrad
Attenhofer verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten
(zunächst betreffs einer Priorei in der Diözese Resaneon, dann) für ein
Kanonikat mit Präbende an St. Thomas mit dem Ertrag von 12 M.
(Div. Julii II Annat. 1510 April 27.) — 1513 März 19 Rom. Michael
Sander verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten für ein
Kanonikat an St. Peter, vakant ob non solutam pensionem HO h\
Zahlungsversprechen. Zahlungsvermerk. (Div. Julii II (!) Annat. 1513
Juli 18.) — 1513 April 6 Rom. Heinrich Rusimer erhält eine jährliche
Pension von 12 H. rhen. aus dem Ertrag von Kanonikat und Präbende
an St. Thomas (eidem assignatae ex sua resignatione vicariae ad altare
Sti. Nicolai ». (Hulla rest. sine oblig. i (Div. Julii II (D Annat. 1513
April 20. B.»
Verschiedene Kirchen (vielfach Domkapitel).
1 121 Nov. 7 Rom (St. Peter). Ludwig Heiterich erhält die per-
petua capellania in der Pfarrkirche St. Nikolaus mit dem Ertrag von
7 Mark S.. erledigt durch den Tod des Heinrich Sempach. Für ihn
verbürgt sich Nikolaus Hilteboldi. Kanonikus an St. Thomas, zur Zah-
lung der Annaten an die cam. apl. ( Div. Martini V Ann. 1423 Jan. 2t». )
1422 Febr. 28 Rom, St. Peter. Konrad de Rosnant erhält die
ivlcraria der Strassb. Kirche mit dem Ertrag von 32 Mark S. . er-
ledigt durch resignatio des Konrad de Nellenburg. Für ihn verbürgt
sich Heinrich Fabri, Vikar in St, Thomas, zur Zahlung der Annaten
an die cam. apl. (Div. Martini V Annat. 1122 Mai 29.) — s. d. Ul-
rich (Josler erhält die perpetua vicaria am Altar Ste. Margaretha«
et Catherine in Strassb. mit dem Ertrag von l> Mark und Jodocus
Kessler ein Kanonikat mit Präbende in Augsburg mit dem Ertrag
v<»n 15 Mark. (Rulla restit. sine oblig.) (Div. Martini V Annat. 1422
Juni 10 f. 295.) 1422 Dez. 15 Rom. Maria maior. Härtung Kunig
erhält die perpetua vicaria. elemosinaria nuneupata mit dem Ertrag
\<»n 8 Mark s.. erledigt durch resignatio des Jobannes Welschelin.
Für ihn verbürgt sich der Strassb. Kleriker Johannes Man zur Zah-
lung der Annaten an die cam. apl. (Div. Martini V Annat. 1413 Febr. 4.)
— 142(> Nov. 8 Rom, S. Apostoli. Der Mainzer Wilhelm de Wins-
perg verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten des per-
petiium benericium imperialis sive regis chori nuneupatum in eeelesia
Argeutinensi mit rlem Ertrag von 12 Mark x, vakant per cessionein
llenrici Fabri de Rodenberg seu per modum si neutri. (Div. Martini
VI Annat. 142(> Nov. 2(5.) - 1428 Febr. 14 Rom, Sti. Apostoli. Nikolaus
Diilei erhält das perpetuum officium thuribulariatuin nuneupatum in
eeelesia Argeutinensi mit dem Ertrag von 8 Mark * , vakant durc h
den Tod des Hugo Sturm. Für ihn verbürgt sich der cam. apl. zur
Zahlung der Annaten. Jacobus Petrus litt. apl. abbreviator. (Div.
Martini V Annat. 1428 Juli 2(>.) 1428 Feh. 14 Rom. Sti. Apostoli.
') Gemeint ist die Serie der introitus et exitus im Vat. Anh.
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Auszüge der Camera Apostolica. Bistum Strasburg. 141
Nikolaus Dulcus erhält das pen>etuum beneticiuni thuribulariatus nuncu-
l»atum in der Strassb. Kirche mit dem Ertrag von 8 Mark 8.. vakant
durch den Tod des Hugo Sturm. Für ihn verbürgt sich der cam.
apl. zur Zahlung der Annaten Jacobus Petrus litterarum Apostoli-
ca nun abbreviator. (Div. Martini V Annat. 1428 Juli 26.) — s. d.
Walther Nicolai Messerer erhält den oberen Altar Sti. Johannis Bap-
tiste situm in ecclesia monasterii Sti. Johannis zu den Hunden Arg.
o. s. Aug. mit dem Ertrag von 4 Mark S. due bulle abilitationis et
nove provisionis restitute sine obligatione. < Div. Martini V Annat.
1428 Sept. 12 f. 198. B. i - 1428 Sept. 24 Rom, St. Apostoli. Gualterus
Messerer erhält Quittung über Zahlung seiner Schuld von 6 H. durch
.loh. Stael (super fructibus per eum ex altare Sti. Joh. Baptistae situ
in ecclesia monasterii Sti. Johannis zu den Hunden . . male perceptis*.
(Div. Martini V Quit. 1423—30 H. 12».) — 1429 Apr. 15 Korn, Sti.
Apostoli. Eberhard Schenk de Erpach erhält ein Kanonikat mit Prä-
bende an der Strassb. Kirche mit dem Ertrag von 12 Mark S., va-
kant durch resignatio des Fabricius de Liningen. Für ihn verbürgt
Hermann Doseborg ein Speyrer Kanoniker zur Zahlung der Annaten
an die cam. apl. (Div. Martini V Annat. 1429 Mai 19.) — 1430 Sept. 27
Rom Sti. Apostoli. Jacobus de (ieyspoltzheim erhält das perpetuum
beneticiuni regischori nuneupatum in maiori ecclesia Argentinensis
mit dem Ertrage von 12 Mark . vakant durch den Tod des Wilhelm
de Winspergin et per liberam resignationem et per cessionem iuris
Henrici Taheim. Für ihn verbürgt sich Jacobus Petrus litt. apl. ab-
breviator zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. (Div. Martini
V 1430 Okt. 19.) - 1430 Okt. 28 Rom. Jacobus Geyspoltzheim er-
hält Quittung über Zahlung seiner Schuld von 26 fl. (de compositione)
für das perp. beneficium registhori (!) nuneupatum in maiori ecclesia
Argentinensi. (Div. Martini V. Quit. 1430-40 fl. 71.) — s. d. Paul
Schonnberger erhält die perp. vic. am Altar b. Marie Magdalene in
der Kirche St. Nikolaus zu Strassburg mit dem Ertrag von 4 Mark
S., bulla restituta sine obligatione. (Div. Martini V Annat. 1131
Febr. 28 f. 228. R.) — s. d. Nikolaus erhält die caplania am Altar l>.
Marie situm in capella hospicii exulum Argent. mit dem Ertrag von
4 Mark S. Bulla restit. sine oblig. i Div. Martini V Annat. 1431
Feb. 28 f. 228. B.) - 1436 Sept. 28 Bologna. Johannes de Helfenstein
erhält das Dekanat der Strassb. Kirche mit dem Ertrag von 80 Mark
S., vakant per promotionem d. Henrici ad eccl. Constanticnsem et
munus consecrationis eidem impendendum. Für ihn verbürgt sich
der cam. apl. Andreas Losen, rector parochialis eccl. in Neren Herbi-
pol. dioc. (Div. Eugeuii IV Annat. 1436 Nov. 12 ) — s. d. Andr. Schönau
erhält die Pfarrkirche in Münchingen Spir. dioc. und die perp. cap-
lania in maiori ecclesia Argent. mit dem Gesamtertrag von 16 Mark
S. Bulla restit. sine Joblig. (Div. Eugenii IV Annat. 1436 Nov. 17
für 229 B.I — (1455 Sept. 18 Rom.) Alex, de Bardis socius et institutor
Thomae de Spinellis erhält 3 Bullen üb. die Präpositur in Strassb.
f. Rupertus de Bavaria, deren Ertrag 100 M. s. war. vakant durch
Resignation des Johannes Ochsenstein. Er verspricht in 3 Monaten
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1 12
Meister.
die Annaten zu zahlen. (Div. Calixti III Composit. 1455 5?« t!. 3.)
— 1458 Mai 17 Rom. Kasp. Wieland, Kanonikus an der Kurie, zahlt
«ler eam. apl. f. den Strassb. Risehof Jakob Richer (ratione provisioni>
de persona ipsius) 33' » fl. und verbürgt sich zur Zahlung der andern
Hälfte in 6 Monaten. (Obügationes 1458-0? fol. 92.) - 1459 Apr. 14
Rom. Job. Mczigner erhält Quittung üb. 11 fl. f. eine Kaplania in
Strassb. (Div. (iii II Quit. 14"*8— (i<> fl. 57.) — Die 22 iunii dominu>
Henricus Sehonleben principalis iuravit composuissc pro expediti-
bullis super canonicatu eeclesie Argentinensis ut infra pro redemp-
tione supplicatiouis et registroduc — g.— hol. 17. pro minuto <luc— g.O.
pro prima taxa duc. 2 g. 1, item m. Hancho abbreviatori due. 1 g. 5,
In plumbo «lue. 1 g. 1, In registro duc. 2 g. 1. pro registratura g. 4,
pro obligatione et cedula g. 3 hol. 2. ( Div. 1402—81 eompos. über
eedularum.) — 14(>4 Mai (V) 2 Rom. Alb. Othonis senioris ducis Ha-
varie et comitis Palatini erhält Quittung üb. Zahlung s. (iesamtschnld
von 159 fl. f. Kanonikat, Präbende u. Präpositur d. Strassb. Kirchen.
(Quit. 14<i2-(U fl. 288'.) - 14IW» Apr. 23 Rom. Jakob de Dinger
xcrliiirgt sich der cain. apl. z. Zaldung d. Annaten d. Kaplanstelle
am Altar d. hl. Elisabeth in d. Kapelle d. hl. Katharina in ecclesia
Argentinensi mit dem Ertrag von 5 M., vakant durch den 'lud des
Jodocus Albrant. Am selben Tag bezahlte er 10 fl. (Div. Pauli II
Anuat. 1405 Mai 7.) — 1407 Febr. 17 Rom. Michael Rost der. Argent.
hat von Paul II. 2 beneheia erhalten. Für ihn verbürgt sich Fhristo-
l'horus Walkucher, rect. ytar. ecc. in Rischofsheim Patav. dioc. pr<»
facultate resignandi simpliciter. (Div. Pauli II Annat. 1470 Mai 10.)
— 1409 Mai 15 Rom. Nicolaus de Oucenach . canonicus ecc. Ste.
Marie Frankfordens., verbürgt sich der cam. apl. für Henricus de
Swarzburg der. Magunt. de comitum genere proceatus zur Zahlung
der Annaten für ein Kanonikat mit Präbende an der Strassb. Kirche
mit dem Ertrag von 10 M.. vakant per promotionem Johannis eiert i
Augustensis. A. lt.: Am selben Tage zahlte er 24 fl. (Div. Pauli II
Annat. 1470 Sept. 22.) - 1409 Nov. 29 Rom. Adam Rodhart, notariu>
palatii apl., verbürgt sich der cam. apl. für Marcus der. Spirens. ex
niarehionibus Radens. natus z. Zahlung d. Annaten der cameraria ee-
clesie Argent. mit dem Ertrag von 12 M. s , vakant per assecutionem
thes. ac archidiaconatus . . per d. Stei)hanum ex dueibus Havarie. Er
verspricht die Tilgung der Schuld im Lauf von 0 Monaten. (Div. Pauli
II Annat. 1471 Jan. 14 ) — 1470 Juli 0 Rom. Job. Relholt, decanus
>ti. Maurini extra muros monasterii, verbürgt sich der cam. apl. für
Stephanus de Havaria canonicus et cam. eedesie Argent. z. Zahlung
d. Annaten d. custodia an diesem Kolleg mit dem Ertrag von 8 M.
A. lt.: am angegebenen Tage zahlte er 19 fl. (Div. Pauli II Annat.
1171 Apr. 10.) — 1470 Sept. 25 Rom. Henricus de St. Walburg de
eomitum genere erhält Quittung üb. Zahlung s. Schuld von 24 fl. für
ein Kanonikat mit Präbende in Strassb. i Div. Pauli II Quit. 1470
71 fl. 77 K < — 1471 Apr. 18 Rom. Stephan de Havaria erhält Quit-
tung üb. Zahlung s. Schuld von 19 fl. f. die custodia in Strassb. (Div-
Pauli II Quit. 1470-71. fl. 109.) - 1471 Aug. 25 Rom. Ad. Rodart
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Auszüge aus der Camera Apostolica. Bistum Strasburg. 14:;
palatii apl. uotarius verbürgt sich der cam. apl. f. Marcus ex tnarch.
Badens.. Strassb. Kanoniker, z. Zahlung d. Annaten d. i»ort. et cell,
ccd. Arg. mit dem Ertrag von 120 M. >».. vakant durch den Tod des
Konrad de Busnang. (Div. Sixti IV Annat. 1472 März <i.) — 1171
Dez. 8 Rom. Stephanus de Bavaria. Kanonikus und Kämmerer «I.
Strassb. Kirche, erhält die Bestätigung z. Vereinigung d. custodia
d. Strassb. Kirche mit seinen Wurden. Bulla restit. sine oblig. (Div.
Sixti IV Annat. 1472 März !> B.) 1472 März 11) Born- Bernardu>
M^rklin verbürgt sich der cam- apl f. Henricus de Wcrtembcrg cler.
( onstant. z. Zahlung d. Annaten f. ein Kanonikat mit Prabende an
d. Strassb. Kirche mit dem Ertrag von 12 M. S.. vakant per promo-
tionem Johannis Henneberg ad monast. Sti. Bonifatii Fuldensis. (Div.
Sixti IV Annat 1472 März <».) 1472 Sept. 2 Horn. Jacobus Bartel.
Vikar in der Strassb. Pfarrkirche, fa.mil. card. sti. Petri ad vineula ver-
bürgt sich z. Zahlung d. Annaten d. perp. vir. in Strassb. mit dem Kr-
trag von 6 M., vakant durch den Tod de> Nikolaus Groppel-. Kr ver-
spricht die Tilgung d. Schuld im Lauf von i> Monaten (Div. Sixti IV
Annat. 1473 Apr. 2:5 ) 1475 Sept. 9 Rom. Brunner, cler Argent..
erhält eine jährl. Pension von 12 H. rhen aus dem Krtrag der perpet.
caplania am Altar Sti. Stephani sit. in eccl. Argent. (Bulla restit.
sine oblig.) (Div. Sixti IV Ann. 1475 Dez. 21) B.) 147(> März 13
Kom. Jakob Deninger, Kaplan in Surburg, verbürgt sich d. cum.
apl. f. die Priorinnen und Nonnen d. Klost. St. Margaretha. St. Katha-
rina und St. Nikolaus (0. pred. Sti. Dom.) z. Zahlung pro röchet i>
debitis f. die Union und Inkorporation d. Klöst ; videlicet Ste. Ag-
netis, monast. Ste. Margarite et sti. Marci, monast. Ste. Catharine
et sti. Johannis monast. extra muros Argentiu. dicti ordinis monast.
Sti. Nicolai. Ihr Ertrag ist nicht angegeben, da ihr Gebiet verwüstet
war. A. R.: die dicta solverunt per compositionem trium ruchetarum
üictorum monasteriorum factam per dominum Falconem in presentia
«Imni. Baptiste de Ursinis H. xxxvi per nianus dni. Jacobi. Dicte
pecunie fuerunt datedomino cpc. Tirasonensi in dedectionem sui conti.
(Div. Sixti IV Annat. 147« März 30.) 147«» Okt. ö Rom. Alex.
Meisteren erhält Quittung üb. Zahlung s. Schuld von 14 ti. der annata
simplici benencii turrisbellarie ',!) uuneupati in Strassb. (Div. Sixti
IV Quit. 147«— 79 fol. 8'.) 1478 Apr. 8 Rom. Henricus Sconleben
can. Eystettensis verbürgt sich d. cam. apl. f. Conrad Montart presb.
Argent. z. Zahlung d. Annaten d. Parochialkirche St. Helena prope
muros Argent. mit dem Ertrag von i) M , vakant durch Resignation
des Jak. Sindecuot. A. R.: solvit per compositionem H. xx etc. (Div.
Sixti IV Annat. 1478 Aug. 31.) — 1478 Apr. 2. Der magister consu-
lum et civitatis Argent. bezahlt an die cam. apl. die Bestätigung des
Prozesses in causa unionis monasteriorum monialium Ste. Margarete
et Catherine et Sti. Nicolai ord. pred. Sti. Dominici Argent et alio-
rum monasteriorum extra muros civitatis Argent. demolitorum certis
locis infra civitate unitorum . (Bulla restit. sine oblig) (Div. Sixti
IV Annat 1478 Juli 10 B ) — 1478 Apr. lb* Rom. Job. Burchard ver-
bürgt sich d. cam. apl. f. Job. de Keisersberg cler. Basil. z. Zahlung
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141
Meister.
d Anuaten d. perp. vic . caplania episeopi nuncupata mit dem Ertrag
von 20 M. 8., vakant durch Resignation Sehimphers. A. K.: solvit
per compositionem fl. 40. .(Div. Sixti IV Annat 1478 Aj>r 24 ) —
1478 Apr. 24 Rom. Joh Uersberg (V; erhält Quittung üb. Zahlung
s. Schuld von 19 fl. f eine perp. vicaria in Strassbg fl)iv. Sixti IV
Quit. 1476—79 fl. 152 ) — 1478 Aug. 31 Rom Konrad Monthart er-
hält Quittung üb Zahlung s. Schuld von 20 fl. f. die Paroehialkirche
St. Helena prope muros (Div Sixti IV Quit. 147(5 -79 fl 180.)
1418 Sept. 20 Rom. Joh. Langer, der Augustens., verbürgt sich d.
cam. apl. f. Heinricus ex marchicomitibus Fladens z. Zahlung d. An-
naten d. cellcraria d. Strassb. Kirche mit de») Ertrag von 45 M. 8.,
vakant durch den Tod des Markgrafen Marcus von Baden A. R. : solv.
fl. ci. (Div. Sixti IV Annat 1478 Dez. 29.) 1478 Mai 18 Rom. (Altar
St. Johann), cf. Illwickersheim. — 1483 Febr. 24 Rom, St. Peter. Christo-
pherus Stock, perp. vic. am Altar St. Johann und Markus im Klost.
St. Markus in undis o. s. Aug. in d. Strassb. Diöcese resigniert auf
diese Vikarie. (Div. Sixti IV resign. 1482-84 f. 58' 3. März 1483.)
— 1483 Aug. 29 Rom. Joh. Burchard verbürgt sich d. cam. apl. für
Heinrich Arge thuribularius ecelesie Arg. z. Zahlung d. Anuaten
dieser thuribularia mit dem Ertrag von 6 M , vakant durch Resig-
nation des Johannes. A. R. : Er zahlt fl. (J6. (Div. Sixti IV Annat.
1483 Dez. 9.) — 1485 Apr. 16 Rom. Heinrich Kapler, cler. Basil.,
verbürgt sich der cam. apl. für Anton Funck z. Zahlung d. Annaten
d. vic. thuribularia nuncupata in ecclesia Argentinens. mit dem Er-
trag von 6 M. S., vakant durch Resignation des Theoderich Zobel.
A. R.: Er zahlte 141/« fl. (Div. Innocentii VIII Annat. 1457 März 6.)
— 1486 Nov. 1 Rom. Papst Innocenz erteilt dem Strassb. Kleriker
Gasp. Marschalk die Exspektanz auf ein Renetiz (beneficium eeelesiasti-
cum cum cum vel sine cura consuetum clericis secularibus assignari
« uius fruetus, reditus et proventus, si cum cura vigintiquinque. si
vero sine cura fuerint decem et octo march. argenti etc.) (Div. Innoc.
VIII Exspect. 1486—91 fl. 501.) — 1486 Dez. 19 Rom. Hermann Jule-
man canonicum Traiectensis verbürgt sich der cam. apl. für Philippus
ex dueibus Clevensibus z. Zahlung d. Annaten d. preposit. ecelesie
Argent. mit dem Ertrag von 50 M. S., vakant durch den Tod des
Herzogs Johann von Baieni. A. R.: Er zahlt 142*2 fl. (Div. Inno-
centii VIII Annat. 1487 Febr. 16.) 1487 Febr. 16 Rom. Philippus
ex dueibus Clivensibus erhält Quittung üb. Zahlung von 142'/2 A- ftir
die Präpositur d. Strassb. Kirche. (Div. Innoc. VIII Quit. 1487—90
fl. 17.) — 1487 März 6 Rom. Anton Funck erhält Quittung üb. Zah-
lung s. Schuld von IP/4 fl. für die perp. vic. turribul. nuncupata in
Strassb. (Div. Innoc. VIII Quit. 1487-90 fl. 23'.) — 1487 Mai 5 Rom.
Der Mainz. Kleriker Joh. Waideman, Prokurator des Grafen Höver
von Mulingen alias Barbi verbürgt sich laut Brief vom 17. März 1487
d. cam. apl. z. Zahlung d. Annaten des Dekanats d. Strassb Kirche
mit dem Ertrag von 40 M. 8 , vakant durch Beförderung des Philipp
(ex dueibus) zum Propst. Er verspricht die Tilgung der Schuld in
3 Monaten. A. R.: Er zahlte am 13 Juni 1491. (Div. Innocentii VIII
Auszüge aus der Camera Apostolica. Bistum Strasburg. 14
Annat. 1489 Joni 17.) — 1487 Mai 7 Rom, St. Peter. Hieronymus
de Gorcariis resigniert auf das Dekanat der Strassb. Kirche. Die
Provision erhält Hoytrobardi (et sponte consensit annoae pensionis
sexaginta ducatorura auri de camera dicto Hieronymo reservatae).
(Div. Innoc. VIII resignat. 1481—88 fl. 209, 12. Mai 1487.) — 14Ä>
Mai 2 Rom. Der Magister und die Brüder vom hl. Geist erhalten
die Fakultät ßenefizien annehmen zu dürfen. (Bulla restit. sine oblig.)
(Div. Innoc. VIII Annat. 1489 Mai 31 B.) — 1490 Nov. 6 Rom. Jo-
hannes Brochardi erhält Quittung ab. Zahlung s. Schuld von 7 Duk.
für Kanonikat und Präbende der Strassb. Kirche. (Div. Innoc. VIII
1490-92 fl. 84.) - 1491 März 4 Rom. Friedericns ex comitibos Pala-
tinis, regni Bavarie ducibos erhält Quittung üb. Zahlung 8. Schuld
von 24 Duk. für die Kämmerei der Strassb. Kirche und die Stelle
eines Erzpriesters in Köln. (Div. Innoc. VIII Quit. 1490—92 fl. 105 *.)
— 1491 Juni 12 Rom. Hoyer Barbi erhält Quittung üb. Zahlung s.
Schuld von 95 Duk. für das Dekanat der Strassb. Kirche. (Div. Innoc.
VIII Quit. 1490—92 fl. 127.) — 1491 Sept. 9 Rom. Chilian verbürgt
sich im Dienst und Namen des Strassb. Custos Markgrafen Jak. von
Baden der cam. apl. zur Zahlung der Annaten dieser custodia mit
dem Ertrag von 30 M. S., vakant durch Promotion Heinrichs zum
Bischof. (Div. Innocentii VIII Annat. 1491 Okt. 13.) — s. d. Hein-
rich Schulenbiek (?) erhält ein Kanonikat in Strassb. (Bulla restit.
sine oblig.) (Div. Annat. 1492/93, 8° Bd., 1492 Jan. 25 B.) — 1493
Mai 6 Rom. Johannes Risch erhält Quittung üb. Zahlung s. Schuld
von fl. 30 bol. 70 für die Parochialkirche beatae Maria« in Konstanz
und die vicaria in choro Argentinensi. (Div. Alex. VI Quit. 1492—96
fl. 65.) — 1496 Nov. 21 Rom. Carolus ex marchionibus erhält Quit-
tung üb. Zahlung seiner Schuld von fl. 30 bol. 17 für die Würde eines
Krzpriesters in Strassb. Für ihn zahlt Heinrich Fuacker (Fucker).
(Div. Alex. VI Quit. 1496-1500 fl. 2.) - - 1496 Nov. 21 Rom. Christo-
forus ex marchionibus erhält Quittung üb. seine durch Heinr. Fucker
bezahlte Schuld von 901/* fl. für die portuaria der Strassb. Kirche.
(Div. Alex. VI Quit 1496—1500 fl. 2 ».) — 1497 Aug. 21 Rom (Strassb.
St. Stephan), cf. Pfaffenhoven. — 1498 Feb. 13 Rom. Daniel Messinger
erhält Quittung üb. Zahlung seiner Schuld von 19 fl. für eine perp.
vicaria missaria praebenda nuncupata in Strassburg. (Div. Alex. VI
Quit. 1496—1500 fl. 142 ) - 1498 Dez. 21 Rom. Joh. Burchard erhält
die facultas aggrediendi ad perpetuam vicariam regischori in ecclcsia
Argentinensi. (Bulla rest sine oblig.) (Div. Alex. VI Annat. 1499
Aug. 2 B.) — s. d. Alb Wende, Kölner Kleriker, verbürgt sich der
« am. apl. für Hyppolitus de Dimo, Superior und Propst in Strassb.,
zur Zahlung der Annaten für Kanonikat, Präbende und Präpositur
mit dem Ertrag von 75 M. 8., vakant durch Resignation des Philipp
ex ducibus Clivensibus. A. R.: Er zahlte 178 fl. (Div. Alex. VI Annat.
1499 März 5.) — 1499 März 8 Rom. Joh. de Bonos verbürgt sich der
cam. apl. z. Zahlung der Annaten der perpetua vicaria elemosinaria
chori nuncup. mit dem Ertrag von 8 M. S. unter Verpflichtung der
Schuldentilgung innerhalb eines Jahres. (Div. Alex. VI Annat. 150)
Zcitwhr. f. Gench. «1. Ob«rrh. N. F. VII. 1. 10
14G
Meister.
März 7.) — 1500 Aug. 21 Rom. Arnold Rafrin erhält eine jährt.
Pension von 25 M. aus dem Ertrag der Seholastria der Strassb. Kirclio.
(Bulla restit. sine oblig.) (Div. Alex. VI Annat. 1501 Sept. 29 II.)
lö(K) Aug. 21 Rom. Arnold Raftin verbürgt sich der cain. apl. zur
Zahlung der Annaten für eine ihm aus dem Ertrag der Scholastika
der Strassb. Kirche bewilligten Pension von 25 M. s. (Div. Alex. VI
Anuat. 1501 Sept. 29.) 1«« Okt V) (St. Agnes, St. Elisabeth, St.
Katharina), ef. Benfeld. — 1501 Febr. 8 (St. Agnes), ct. Ortemberg. -
1504 Dez. lb' Rom. Job. Uliner verbürgt sich der cam. apl. für Elia s
de Westhoffen zur Zahlung der Annaten der perpet. vicaria anni-
mivsariae sive turribulariae nuneupatac in Strassb. mit dem Ertrag
von ii M., vakant durch den Tod des Petrus Spodt. A. lt.: Er zahlt
14'/4 fl. (Div. Julii 11 Annat. 1505 Febr. 27 ) — 1505 Okt. 31 Koni
(Sta. Lucia et Odilia), cf. Strassburg Jung SL Peter 1505 Okt. 31.
1506 Juli 12 Rom. Willi. Ilogel, cler. Hcrbipolensis , verbürgt sirli
der cam. apl. zur Zahlung der Annaten einer jährl. Pension von40ri.
auri aus dem Ertrage der Parochialkirehe in Veitkirch und der vi-
caria von St. Johann Baptista in der Strassb. Kirche. Er verspricht
in b' Monaten zu zahlen. A. R. solvit . . . (Div. Julii 11. Annat 1509
Dez. 12.) — 1507 Dez. 2 Rom. Heinrich de Jos verbürgt sieh der
« am. apl. für den Strassb. Kanoniker Heinrich in Himmelberg zur
Zahlung der Annaten einer Pension von 160 fl. rhen. aus dem Ertrag
•1er Abtei Heydenhagen Eystett. dioc. (Div. Juli II Annat. 1507
Dez. 20.) — 1512 Dez. 20 Rom. Leon Griep, laicus Basiliensis, ver-
bürgt sich der cam. apl. für Melch. Griep zur Zahlung der Annaten
für mehrere Renefizien mit dem Ertrag von 200 Duk. in Gold, va-
kant in Rasiliensi et Argcntinensi civitatibus et diocesibus per cessus
vel decessum illa obtinentium. Er verspricht die Tilgung innerhalb
eines Jahres. (Div. Julii II Annat. 1513 Jan. 13.)
Suffelnheini.
1421* Juni 21 Rom, Sti. Apostoli. Hermannus Uriling erhalt dia
Parochialkirehe in Suffeinheim mit dem Ertrag von 15 M. S., vakant
durch den Tod des Konr. Schilling. Für ihn verbürgt sich der cam.
apl. zur Zahlung der Annaten Thomas de Lantzenberg. (Div. Mart.
II Annat. 1430 März 23.)
Sulz (Strassburg St. Thomas.)
1500 Dez. 24 Rom. Jak. Witnpfclingcn erhält eine jährl. Pension
von 24 fl. aus dem Ertrag der Pfarrkirche in Sulz und eines Kanon i-
kats an St. Thomas. (Bulla rest. sine oblig.) (Div. Alex. VI Annat.
1501 Sept. 9B.) — 1501 Juni 5 Rom. Anton Clihamer verbürgt sieh
der cam. apl. für Job. Briger alias Monschin, Kanonikus an St. Tho-
mas zur Zahlung der Annaten der Parochialkirehe in Sulz mit dem
Ertrag von 8 M. S., vakant durch Resignation des Jakob Winfelingcu
(Div. Alex. VI Annat. 1501 Sept. 17.) - 1501 Sept. 16 Rom. Job'
Berger erhält Quittung Überzahlung seiner Schuld von 19 fl. für die
Parochialkirehe in Sulz. (Div. Alex. VI. Quit. 1500—1503 fl. HO.)
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Auszüge aus iler Camera Apostolica. Bistum Strasburg 147
1501 Sept. 17 U0111. Juli. Herker erhält Quittung üb. Zahlung seiner
Schuld von fl. 8 hol. 154 pro residuo annatarum parochialis eerl. in
Sulz. (Div. Alex. VI (juit. 1500-1503 tl. HO1)
Sundhausen. ')
1425 Febr. 2 Korn Sti. Apostoli. Laurentius Muchart erhält die
Paroehialkirche von Sunthausen mit dem Ertrag von 10 M., erledigt
durch resigp.atio des Jacob Culman. Für ihn verbürgt sich zur Zah-
lung der Annaten im Lauf von (> Monaten der Kanoniker in Surburg
Johannes Pastoris. Derselbe tilgt die Schuld am Ii). März 1427.
(Div. Martini V Annat. 142(5 Juli 20.) — 1484 Juni 21) Korn. Job.
Burkhard. Kanoniker an St. Thomas, verbürgt sich der cam. apl.
für Ludwig Scriptoiis zur Zahlung der Annaten der Paroehialkirche
in Sunthus mit dem Ertrag von 10 M. S.. vakant durch Resignation
des Job. (iulding. A. ]{.: Er zahlte fl. 28. (Div. Innoc. VIII Annat.
14-54 Okt. 8.) — 1484 Okt. 7 Horn. Ludwig Script or erhält guittung
über Zahlung von 28 fl. für die Paroehialkirche in Sinthus. 1 Div.
Innoc. VIII Quit. 14KI-8*. fl. !». »
Surburij.
1421 Mai 8 St. Peter. Johannes Pastoris erhält ein Kanonikat
mit Präbende an der Kirche St. Martin und Arbogast in Surburg
mit dem jährlichen Ertrag von 8 M. S.. erledigt durch Resignation
des Jacob Werder und des Magisters Johannes Stalberg. Er verbürgt
sich zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. (Div. Martini V 1421
Mai 28.i - 1424 Aug. 2(5 Frascati. Nicolaus lültebold verbürgt sich
der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der custodia von St. Martin
und Arbogast in Surburg mit dem Ertrag von 8 M. S., erledigt durch
den Tod des Dischone Cantzeler. 1 Div. Martini V Annat. 142b* März 27.)
1425 März 21 cf. Hoffen 1425 März 21. 1426 Mai 18 Rom
St. Peter. Fridericus Reyssen verbürgt sich der cam. apl. zur Zah-
lung der Annaten der custodia von St. Martin und Arbogast in Sur-
burg mit dem Ertrag von 8 M. S.. erledigt per modum si-neutri.
(Div. Martini V Annat. 142(5 Okt. 2(5.) — s. d. Johannes Richwin
erhält das perpetuum beneheium ad altare Ste. Barbarae in St. Martin
und Arbogast in Surburg mit dem Ertrag von 4 M. S. (Bulla rest.
sine oblig.) (Div. Martini V Annat. 142<i Juli 2*) f. 202. B.) — 142(i
Dez. 3 Rom Sti. A|»ostoli. Fridericus de Fleckenstein erhält Kano-
nikat und Präbende an St. Martin und Arbogast in Surburg mit dem
Einkommen von 8 M. S., vakant durch resignatio des Heinrich Inline.
Für ihn verbürgt sich der Kanoniker an St. Stephan in Weissenburg,
Conrad Schmar, zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. im Lauf
von f> Monaten. Derselbe tilgte diese Schuld am 10. Okt. 1427. (Div.
Mailini V Annat. 1427 Juni 17.) 142(5 Dez. 27 Rom Sti. Apostoli.
Johannes Richwin erhält ein Kanonikat mit Präbende an St. Martin
und Arbogast in Surburg mit dem Einkommen von (» M. S.. vakant
') cf. Straub p. 54, zerstört lül», mit GeispoUheim vereinigt.
10*
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US
Meister.
durch den Tod des Heinrich Ortelin. Für ihn verbürgt sich der
Dekan von St. Peter und Michael in Strassburg. Johannes Reysteck
zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. (Div. Martini V 1427
Okt 31.) — s. d. Andreas Dalen erhält die celleraria an St Martin
und Arbogast in Surburg mit dem Ertrag von 4 M. S. A. R.: gratis
pro familiäre d. n. papae. (Bulla rest sine oblig.) (Div. Martini V
Annat. 1430 Jan. 11 f. 269.) — 1430 Okt. 24 Rom Sti. Apostoli. Johannes
Rudolf erhält ein Kanonikat mit Präbende an St Michael und Arbo-
gast in Surburg mit dem Ertrag von 8 M. S., vakant durch den Tod
des Nicolaus Lohel aut etiam Jacobi Mastyck nec non Martini Weiden.
Für ihn verbürgt sich Nicolaus Hildebold, Kanoniker an St Thomas,
zur Zahlung der Annaten an die cam. apl. im Lauf von 6 Monaten.
Getilgt wurde die Schuld am 8. Juli 1431 durch den litt. apl. abbre-
viator Unkel. (Div. Martini V Annat. 1431 März 2 ) - 1437 Aug. 11
Ferrarie. Georgius de Lapide erhält die praepositura von St. Martin
und Arbogast in Surburg mit dem Ertrag von 21 M. S„ vakant durch
den Tod des Fridericus de Fleckenstein. Für ihn verbürgt sich der
cam. apl. zur Zahlung der Annaten Ludovicus Sculler. (Div. Eug. IV
Annat 1438 Dez. 22) — 1465 Okt 9 Rom. Petrus Wymarus papae
familiaris verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten für
ein Kanonikat mit Präbende und die celleraria an St. Martin und
Arbogast mit dem Gesamtertrag von 8 M. S, vakant durch den Tod
des Johannes Pollart. (Div. Pauli H Annat 1466 Juni 23.) — 1470
Jan. 30 Rom. Jacob Dinger, Propst an St. Martin, und Arbogast ver-
bürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten der Parochialkirche
in Surburg mit dem Ertrag von 10 M., vakant durch den Tod des
Ludwig de Bettis A. R.: Er zahlte am selben Tage 24 flor. (Div
Pauli II Annat 1470 April 30.) — 1475 Dez. 29 Rom. Jon. Kriis cano-
nicus et cellerarius an St Martin und Arbogast in Surburg, familiaris
papae, verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten für
Kanonikat mit Präbende und celleraria daselbst mit dem Ertrag von
8 M., vakant durch den Tod des ;Joh. Sartoris. Er verspricht die
Zahlung innerhalb 6 Monaten. A. R.: Am 27. April 1485 wurde die
Zahlung unter der weiteren Bürgschaft des Theodericus Hunmagen
notarius sacri palatii auf weitere 6 Monate verschoben (Div. Sixti IV
Annat 1476 Febr. 16.) — 1476 Juni 18 Rom. Joh. Kriis cellerarius
an St Martin und Arbogast in Surburg, papae familiaris continuus
comesalis, verbürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten unius
beneficii ecclesie cum cura vel sinecura cuiuscunque taxae fruetus
existant. Er verspricht die Tilgung der Schuld binnen 6 Monaten.
(Div. Sixti IV Annat 1476 Nov. 21.) - 1488 Mai 23 Rom. Fridericus
Rorick erhält Quittung über Zahlung von 14 V* fl. für Kanonikat und
Präbende an St Martin und Arbogast in Surburg. (Div. Innoc. VIII
Quit 1487—90 fl. 150.) - 1486 Dez. 4 Rom. Fridericus Rorick ver-
bürgt sich der cam. apl. zur Zahlung der Annaten für ein Kanonikat
mit Präbende an St. Martin und Arbogast in Surburg mit dem Ertrag
von 6 M. S., vakant durch Resignation des Nicolaus Scriptor. A. R. :
Er zahlte 13'/« fl. (Div. Innoc VIII Annat 1488 Mai 27.) — 1493
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Auszüge aus der Camera Apostolica. Bistum Strasburg. 149
April (?) cf. Bernheim. — 1493 Mai 8 Rom. Anemannns Hemmat
erhält Quittung über Zahlung seiner Schuld von duc. 14 bol. 20 für
Kanonikat und Präbende an St Martin und Arbogast (Div. Alex. VI
1492-96 fl. 65 ».) - 1500 Okt. ? cf. Benfeld 1500 (?). - 1501 Febr. 8
Rom. Jac Scott erhält Quittung Ober Zahlung seiner Schuld von
fl. 28 bol 40 für die Präpositur an St Martin und Arbogast. (Div
Alex. VI Quit 1500—1503 fl. 5a)
Tränheim.
1431 Nov. 27 Rom St. Peter. Johannes Knoptff erhält das per-
petuum beneficium primissaria nuncup. in der Parochialkirche zu
Trenheim mit dem Ertrag von 6 M. S., vakant per modum si neutri.
Für ihn verbürgt sich Paulus Montart sacri palatii notarius zur Zah-
lung der Annaten an die cam. apl. im Laut von 6 Monaten. Er tilgt
die Schuld am 10. Nov. 1432. (Div. Eugenii IV Annat. 1432 Juni 16.)
Waldolwisheim.
1505 Okt. 31 cf. Strassburg Jung St. Peter 1505 Okt. 31.
Wasselnheim.
1476 Aug. 31 Rom. Joh. Messer verbürgt sich der cam. apl. zur
Zahlung der Annaten der Parochialkirche in Vasseinheim mit dem
Ertrag von 8 M. S., vakant durch den Tod des Joh. Buchowe. Er
verspricht die Tilgung der Schuld binnen 6 Monaten. (Gratia si
neutri pro non possessore.) (Div. Sixti IV Annat. 1481 Mai 31.)
[Weis sen bürg.1)
s. d. Johannes Dylo de Crucennacho erhält ein Kanonikat in
der Parochialkirche St. Stephan in Wyszenburg Spir. dioc. mit dem
Ertrag von 4 M. S. (Bulla rest. sine oblig.) (Div. Martini V Annat.
1428 April 14 f. 298 B.)|
Westhofen.
1481 Jan. 29 Rom. Joh. ßurchard can. an St. Thomas verbürgt
sich der cam. apl. für Leonhard Achtsmit zur Zahlung der Annaten
der perp. vicaria in St. Martin in Westhofen mit dem Ertrag von
9 M. S., vakant durch Resignation des Leonhard Denger. A. R.: Er
zahlte 27 fl. (Div. Sixti IV Annat. 1481 Febr. 16.) - 1482 Febr. 16
Rom. Leonard Archesnit erhält Quittung über Zahlung seiner Schuld
von 27 fl. für die perp. vicaria St. Martin in Westhoffen. (Div. Sixti IV
Quit. 1479-83 fl. 183«.)
Wietersheim.
1478 Mai 18 cf. Illwickersheim 1478 Mai 18. - 1486 Juni 6
Rom Augustinus de collis scriptor apl. verbürgt sich der cam.
apl für Joh. Stemberg zur Zahlung der Annaten für eine jährliche
Pension von 90 fl., und zwar 60 fl. aus dem Ertrag der Parochial-
kirche von Wigersheim und 30 fl. aus dem Ertrag der Propstei in
St Thomas. A. R.: Er zahlte 31 fl. (Div. Innoc Vm Annat. 1486
*) Im Bistum Speyer.
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150
Meiste r.
Okt. 18) — 1487 Jau. 3 Koni. .loh. Stemberg erhält Quittung über
Zahlung der Annatcn von 31 fl. für eine jährliche Pension aus der
Paroehialkirche Wigersheim apud turres nuncupata und aus der der
Präpositur von St. Thomas, (l)iv. Innoe VIII Quit. 1487—») fl 3 ) —
14% Nov. 21 Rom. Carolus ex marchionibus erhält Quittung über
die durch Heinrich Fucker für ihn bezahlten Annaten von 173/4 ti.
für eine jährliche Pension aus dem Ertrag der Paroehialkirche in
Vuigerpheim (l)iv. Alex VI Quit. 149t» -1500 fl. 2'.) — 1499 Juni 12
Rom. Melchior de Harfen. Kanoniker an St Thomas, erhält eine
Pension von 20 flor. auri rhen. aus dein Ertrag der Paroehialkirche
in Wiggcrsheym. (Bulla rest. sine oblig.) (Div Alex. VI Annat. 1499
Juli 31. B) 1510 April 15 Koni Conrad Attenhofer verbürgt sich
der cam. apl. zur Zahlung der Annaten für eine jährliche Pension
von 50 fl. uus dem Ertrag der Paroehialkirche zu Wigersheim gen.
zum thurm. Er verspricht Zahlung in i> Monaten (Div Julii II
Annat. 1510 Aug. 11.)
Zaber n.
1417 April 7 Constanz. Paul Jemerlieh erhält die perpetua vicaria
in der Pfarrkirche von Zabern mit dem Ertrag von 8 M. S., erledigt
durch Nicolaus Schoner. Für ihn verbürgt sich Nicolaus Hiltebolrfi.
Kanonikus an Jung St. Peter, zur Zahlung der Annaten an die cam.
apl. ( Div. Martini V Annat. 1423 Jan. 21) ) — 1482 Juli 17 Horn.
Nicolaus Pegat socius et institutor socictatis Victoris de Bakagcn et
Johannis Archivelt mercatoris Brugensis verbürgt sich der cam. apl.
in seinem und im Namen dieser Vereinigung zur Zahlung der Annaten
für den Prior Joh. Koisser in Zabern vom dortigen Kloster ord. stri-
gentium mit 300 M. und für die 4 Priorate in Lare mit 300 M.. Larf-
daw mit 700 M , Montefragore mit 150 M und Steyga mit 150 M
Einkommen. Er verspricht in 1 Jahr zu zahlen in compositum em
1(X) fl. A. Ii.: 5. März zahlte er fl. 400. (Div. Sixti IV Annat. 14X1
März <g
Zellweiler.
1470 Jan. 26 Horn Joh Burchard erhält eine jährliche Pension
von 8 flor. rhen. aus dem Ertrag der Kirche St. Martin in Zellewiller.
(Bulla rest. sine oblig.) (Div. Sixti IV Annat. 1479 Mai 19. B.)
Zimmern.
1481 Dez. 3 Rom. Heinrich Sconleben. Kanonikus an St. Thomas,
verbürgt sich der cam. apl. für Jacobus de Durlach zur Zahlung diu*
Annaten der Paroehialkirche in Zimmern mit dem Ertrag von 54 flor.
rhen . vakant durch Resignation des Bilasius Jemerlich. A. K. : Kr
zahlte 19 fl. (Div. Inuoc. VIII Annat. 1485 Jan. 31) — 14&r» Jan. :2<>
Rom. Jacobus de Durlach erhält Quittung über 19 fl., die II. Scon-
leben für ihn bezahlte, für die Paroehialkirche in Zimmern. (Div.
Innoc VIII Quit 1483— W fl. 32 )
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Auszüge aus der Camera Apnstoliea. Bistum Strasbourg. 151
Ortschaften, deren Name zweifelhaft.
142»> März 11 Rom Sti. Apostoli. Ein Kaplan au St Stephan in
Weisseiiburg erhalt die Parochialkirehe in Rruningcrdorf mit dem
Ertrag von 13 M. S.. die mit dieser Kaplanstelle zu vereinen i*t.
Tür ihn verbürgt sieh der eam. apl. zur Zahlung der Annaten Conrad
vhmar im I<auf von (5 Monaten. Er tilgte die Schuld am 13 März
1127. (l)iv. Martini V Annat. 1-12»; März 27 A im Aug. 17 Rom.
Heinrieus erhält (Quittung über Zahlung seiner Sehuld von f>7 fl für
•la* Priorat an St Dionysius de Willelurd (?). (Div. Innoc. VW <Juit.
I 1H") fl. 25*» ) — lf>8!> Aug. S Rom Franz de ( aginsah ( Kageneek V )
\ erbürgt sich der eam. apl. für Abt Warieu« vom Kloster St. Gorgon
in Görz<Metzl zur Zahlung der Annaten de> I'riorat s St. Dionysii de
Valle in Riocha1) mit dem Ertrag von 120 M., vakant dureh Resig-
nation des Jo. .loffredi. A. R: dicta die solvit. t Div. Innoe. VIII
Annat. 148** Aug. 28.) — 14% Mai 2 Rom .loh. Runhard resigniert
auf die Kapelle rffsantmigelscuegel. die Job Kemerlinek erhält Im
Anhang eine Urkunde, worin Antomistus, Kanlinalpresbyter von
Sr. Praxedis. den noch sehwebenden Streit zwischen Lucas Schlegel
und seinen Gegnern Georg de Gemagen und Gotifrid de Adeltzheim
um <la> Kanonikat und die I'räbende des Petrus Schot verzeichnet
und letztere an .loh. Rurehard verleiht. ( Div. Alex VI resignat.
IHK» f. 24'. 11h Juli 14W.) — 1500 Febr. 14 Rom. Lucas Conrat
\» rhttrgt sich der eam. apl. für Jacob Cun. Rektor der Parochial-
kirehe in Mourshus'i mit dem Ertrag von 8M S., zur Zahlung ihrer
Annaten. da sie vakant ist, ex causa permutationis cum caplanaria
ad altare saneti .Michaelis situm in eecl. monasterii Ste. Cläre in foro
« •iuorum. Ertrag der letzteren 24 M. A. R. : 18. Juli lf><M> zahlt er
II ti. i Div. Alex. VI Annat 1500 Aug 14 ) — 1501 Sept . 8 Rom. Job
de Orgolhio i?) erhält eine jährliche Pension von 30 Dukaten au<
üem Ertrag der Parochialkirche in St. Alban und von 3 Duk von
St. Gerdulph in der Strassburger Diözese. tRulla rest sine oblig.)
(Div. Alex. VI Annat. 1501 Sept. 29. R.)
Ji Vielleicht Heuchat mich Stoffel ancienne leime ;i itnron - renst*
cuntons Reiicha zwischen Delle und Danncmarie (Dammerkireh) 7) Der
Name ist ><• undeutlirh. vielleicht Moneshus — Münchhausen.
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Die Grafschaft des Albgaus.
Von
Georg Tumbült.
Der Albgau hat seinen Namen von dem Albfluss1), der am
südlichen Abhang des Feldberges im Schwarz wald entspringend,
sich zunächst südöstlich, dann südlich wendet und bei Alb-
brugg in deu Rhein fällt.2) Seine Grenzen bilden der Rhein
im Süden, die Wutach, in ihrem Oberlauf zum Teil Gntach
genannt, im Osten und Norden und die Murg im Westen3); im
Nordwesten schliesst der Feldberg als natürliche Grenze ab.
') Hader hält diese Zeitschr. 13, 231 es für wahrscheinlicher, dass <lie
Benennung von der Alp, einem hohen Gebirgsrücken westlich von Stühlingen,
hergenommen sei. Nach Analogie von Frickgau, Aargati. Thurgau ist das
j»'doch nicht der Fall; die Bezeichnung der Gaue ist, wie auch in späterer
Zeit die der Departements Frankreichs, so vielfach von deu Flüssen her-
K« nommen, dass auch hier am ehesten an den Fluss Alb als namengebend
zu denken ist. — 2) Auch die Alb, welche am Langmartskopfe entspringt
und an Herrenalb und Ettlingen vorbei in den Rhein fliesst, zum Unter-
schiede untere Alb genannt, hat einem Gau den Namen gegeben. Dieser
(iau ist wohl von dem oberen Albgau zu unterscheiden. — Ein dritter
Alpgau lebt jetzt noch im Namen Allgäu fort; s. Baumann. Gesch. des
Allgäus 1,7. — Über einen vierten „papus Alltag Derselbe, Gaugrafschaften
im "Wirtembergischen Schwaben S. 86. — *) Bader nimmt diese Zeitschr.
H, 98 u. ö. die Werrach als westliche Grenze des Albgaus an ; mit Unrecht.
Vgl. die Stelle aus dem Habsburg-Österrcichischen Urbar (hrsg. von Pfeiffer
in der Bibl. des Litterar. Vereins, Bd. 19): „Diu herschaft hat von alter
gewouheit in den vorgeschribenen dörfern allen [genannt sind mehrere
Dörfer zwischen Murg und Werrach, die zur Hauenstein'schcn Einung
Rickenbach gehörten] und in andren dörfern unz Af die Murge ie und
ie gerihtet diub unde vrevel, unde rilltet ouch noch, wie joch das sie,
das diu dörfer gelegen sint in der margräfschaft der marc-
gi även von Hachberg." S. 45 f. Hier ist deutlich die Murg als Grenze
zwischen Breisgau und Albgau bezeichnet (Pfeiffer erklärt die Murg als
die untere Murg!). — In den der Herrschaft der Gauverfassung gleich-
zeitigen Quellen reichen die Ortschaften mit der Bezeichnung .im Albgau«
Die Grafcchaft des Albgaus.
153
Nur an einer Stelle, Stühlingen gegenüber, greift der Albgau
auf die linke Seite der Wutach über, wo ein schmaler Land-
strich mit Schieitheim ihm noch zuzurechnen ist.1) Die an-
stossenden alten Gaue sind in derselben geographischen Ord-
nung der Aargau, Kletgau, die (Albuins-) Baar und der Breis-
gau. Erstmals genannt wird der Albgau im Jahre 781*), das
letzte Mal 11203), dann verliert sich der Name4). Mit neuen
Gebilden treten auch neue Bezeichnungen an seine Stelle.
Der Gau war bekanntlich der Amtsbezirk des Grafen, des
unmittelbaren königlichen Staatsbeamten der Karoliugerzeit,
Folgende Namen von Grafen sind aus dieser Periode überliefert:
nicht einmal auf die westliche Seite der Alb hinüber; aber die Nennung
der Orte hängt ja von zufälligen Umstanden ab und kann man daraus
die Ausdehnung des Albgaus nur zum Teil konstruieren.
') Füezen jedoch mit Grimmeishofen und Epfenhofen gehörte uicht,
wie P. Ambrosius Eichhorn, Histor. Nachrichten von der Pfarrei
Fietzen am Händen, hrsg. von Pletscher, Schieitheim 1883 S. 1, anzu-
nehmen geneigt ist, zum Albgau, sondern war von altersher ein Bestandteil
der I,andgrafschaft Baar; über die Grenzen dieser Landgrafschaft s. Fürstenb.
Urk.-Buch IV No. 809 von 1500 Aug. 20. Solche Grenzen sind in der
Kegel uralt. 1509 hat erst Fürstenberg auf die hohen Gerechtsame in
dem angegebenen Bezirk zugunsten von Schaffhausen verzichtet.
' Wartmann, Urk.-B der Abtei St. Gallen 1,89. - ») Zürcher Urk.-B. I
No. 254. Urkunde aus der Zeit 11 11, 24. — •) Hier möge angemerkt
werden, dass in nachstehenden Urkunden unter dem j>agus Albigaugetui*,
Alhegauge, Albekenre. Albegeuve nicht unser Albgau, sondern das Allgäu
zu verstehen ist: 1) 817 Febr. 7. Wisirih übertrügt die Wisirihiscella an
St. Gallen. Wartmann, Urk.-B. der Abtei St. Gallen 1, 212. 2) 839 Okt. 13.
lsanbirga überträgt 3 Jucharte zu Nordhofen an St. Gallen. Ebd. 1, 354.
itieses Nordhofen ist in das heutige Sonthofen im Allgäu aufgegangen.
3) 86** Dez. 20. Oer Presbyter Keginhelm schenkt auf Bitte Chadolts
dessen Besitz zu Staufen an St Gallen. Ebd 2, 155. 4> 905 Mai 10
Folcherat vertauscht an St Galleu eine Hufe zu Wolarammeswilare gegen
eine andere zu Fischen. Ebd. 2, 347. Vgl. Baumann, Gesch. des Allgäus
J. 99. 15G. 103. 120. HU. Das Munichinga in pago Chlethgeuve, Wart-
mann, Urk.-B I No. 765, welches Wartmann als Münchingen, B.-A. Bonn-
dorf, deuten und damit in den Albgau versetzen möchte, ist nebenbei
bemerkt wirklich das heutige Wunderklingen im Kletgau Vgl. Meyer von
Knonau in den St Galler Mitteil. 13, 168. — In der Urkunde Fürstenb.
Urk.-B. V No. 56 de 995 ist hingegen unter dem Albegou, in dein die
vilia Lutwang« genannt wird, nicht mit Gerbert, Hist. Nigrae Silvae 1, 151
das Allgau, sondern unser Albgau zu verstehen. Vgl. Baumann in der
Zeitachr. des Hist Vereins f. Schwaben u Neuburg 2, 14 und Fürstenb.
Urk.-B. a. a. O.
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IM
Tumbült.
I. Die Karolingisclien (trafen.
Graf Ulrich. Er fungiert:- 780 Mai 11. Richsind und
AVeniln übertragen in öffentlicher Gerichtsverhandlung zu Laus-
heini ihren besitz daselbst an die Kirche St. Gallen.1)
781 Mai 13. Witerich übertragt öffentlich zu Weizen
seinen Besitz daselbst mit Ausnahme des Besitzes der Kirche
an St. Gallen.*)
SoO Jan. <>. Unnid überträgt im Kloster St. (iallen einen
Hörigen mit seiner Hufe zu Bonndorf an St. Gallen [V)
Dieser Ulrich war auch Graf des Breisgaus (78«. 7ss
7D0. 602. 804)4), des Hegaus5), des Linz- und Argen -
gaues (802. 805)'), des Thurgaus (788. 789. 790. 791. 7i»2.
79o. 796. 798. 799) \), sowie des untern Elsasses (778.
798. 8U4)*).
Bei dieser Häufung von Grafschaften in einer Hand, wie
es bei Ulrich der Fall war1'), ist es klar, dass der Grat un-
möglich allen einzelnen Landtagen Vorsitzen konnte. Daraus
folgt dann weiterhin, dass man sich hüten muss, falls die
Urkundenschreiber etwa den Grafen nicht namhaft machen,
daraus weitgehende Schlussfolgerungen zu ziehen. Anderer-
seits lässt sich aber folgern, dass, wenn der Graf im Eschato-
koll namhaft gemacht wird, er thatsiiehlich zugegen war.
') Wartmann, U.-B. 3, 0*3. - Insheim im B.-A. Bonndorf. -
») Wartmann, U.-B. 1, S9. Weizen im R A. Bonndorf. - 3) Wart-
mann, 11.-13.1,151. — Bonmlorf, B-A. Stadt. — ") Wartmann. U.-B.
1, 104. 10!» 119. 158. 109. — 6) Nach Wartmann, Urk. No. 115 d. a. 7^
wird »'im' Übertragung von (intern im Hegau an St. (iallen in einem
Grafending des Breisgaus vorgenommen; das ist wohl nur daraus erklär-
lich, dass der Hegau mit dem Breisgau durch Personalunion des Grafen
verbunden war. — «) Vgl. Baumann, (iaugrafschaften im Wirtenb. Sehwaben,
zu Um- und Argengau. - ;) Wartmann, U.-B. 1, 112 114. Iis. 121. iL»:*,
bis 12*>. 130. 131. 145. 147 — *) Schannat, Corpus tradit. Fuldensium.
I.eipz. 1774. S. 30 02. 80. — Dass der in diesen 3 Elsässischen Urkunden
genannte Graf Ulrich der Graf des Bezirks ist, folgt einmal aus der ersten
Urkunde, wo er unter den Zeugen an erster Stelle erscheint, dann aus
«lern Umstände, dass bei allen drei Beurkundungen derselbe Schreiber,
Namens Asaph, zugegen ist, der demnach Landschreiber im unteren
Klsass war; wenn dieser einfach vom Graten Ulrich spricht, so muss der
Gaugraf gemeint sein. — ;) Sonst war Kaiser Karls Grundsatz, jedem
Grafen nur eine Grafschaft zu übertragen. Vgl. die Stelle beim Monaclius
Sangallensis in MG. SS. 2, 73«
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i>ic (initH-hutt des All»jr;tus.
In der Eisiissischen Urkunde von 804 werden vier Söhne
Graf Ulrichs namhaft gemacht, Hebo, (ierold, Ulrich und
Robert, von denen Ulrich und Robert auch in einer St. Galler
Urkunde aufgeführt werden.1)
806 scheint Ulrich, dessen Verfügung von 801 wohl die
letztwillige war, tot zu sein, denn von da ab kommen im
Breisgau, Linz-. Argen- und Thurgau die Grafennamen Ulrich
und Robert neben einander vor und sind unter deren Trägern
wohl die Söhne zu verstehen.2;
Als Graf des Kreisgaus erscheint Ulrich und deshalb ist
ihm auch wohl der angrenzende Albgau zu unterstellen, obschon
es an direkten Zeugnissen mangelt. Über die Zugehörigkeit
dieser Grafen zu dem gestürzten Alamannischen Herzogs-
geschlechte s. Stalin, Wirt Gesch. 1, 243
Graf Erchanger. Er fungiert: 816. Cozpert schenkt in
öffentlicher Gerichtsverhandlung zu Ewattingen seinen Besitz
zu Ewattingen, Ühlingen, Achdorf und seinen Anteil an der
Kirche Zarten gegen Leistungen des Klosters an ihn an
St. Gallen.3)
821 März 10. In öffentlicher Gerichtsverhandlung zu
Lausheim verleiht Abt Gozbert dem Albhar gegen Zins den
von seinem Vater Onheri au St. Gallen übertragenen Besitz
zu Bachthal.4)
Graf Erchanger fungiert auch als Graf des Breisgaus
(S17. 819. 820. 828) '), als Graf in der Ortenau (826.) ")
und im Elsass (zu Kirchheim) 819 7), in welchem Lande er
:) Wartmann, CJ.-B. 1. 151. — *) Ulrich im Breisgau 807 und n«»,
Wartmann, U.-B. No. 190 und 2<>;5; im Argeng» u 807. 8<>9, Wartmann
No. 107. 200; im länzgau 817. Wartmann No. 220; im Thurgau 814. * 15.
Wartmann No. 212 u. 215. llohert im Thurgau 800. Wartmann No. !->>
u. No. 190 (Thurgau V). und hos. ehd. No. 198; im Argen gau 807. ehd.
No. 192; im Linzgau SIS, ehd. Nn. 211. 3) Wartmann No. 221.
Kwattingen, Ühlingen, Achdorf (1. der Wutaeh) im Ii. - A. Bonndorf.
/arten im B.-A. Freihurg — *) Wartmann No. 268. — Lausheim im
B.-A. Bonndorf. Bachita 1 wohl die jetzige Bachthalmühle hei Ewattingen.
— s) Wartmann No. 226. 241. 257. 313. Vgl. auch 2,391, wo ein
Erchanger als königlicher Sendhote fungiert — Wegen falscher Deutung
der in der Urk. Wartmann No. 220 genannten Orte macht Neugart, Epise.
konstant. I, 1. 192 den Erchanger auch zu einem Grafen der Bertoldshaar.
— *) Schöpflin, AUatia Hl. 1 , 788. — ~) Goldast, Her. Alam. II, 1 p. 72.
Nn. 81. Da-s der Graf Krchanger in der Ortenau mit dem gleich-
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156
Tumbült.
reichbegütert war. Ob er mit dem 864 gestorbenen Grafen
gleichen Namens, dem Schwiegervater Karls des Dicken, iden-
tisch ist, ist aus den Quellen nicht ersichtlich, jedenfalls stand
er aber zu jenem in einem Verwandtschaftsverhältnis.1)
[Neugart, Cod. dipl. Alem. Tom. II Ind. II S. 65 zählt unter
den Albgaugrafen auch Gozpert auf. Aus den 2 Urkunden,
auf die er verweist, Zürcher U.-B. I No. 57 de a. 844 und
No. 65 de a. 853, lässt sich aber nichts weiteres folgern, als
dass Gozpert Vogt vom Kloster Rheinau war.]
Graf AI bar ich.*) Er fungiert 855 Juni 2. Engiibert
überträgt einen Hof zu Lausheim an St. Gallen. Die Hand-
lung erfolgt öffentlich im Kloster St Gallen.3)
Albarich ist auch als Graf des Breisgaus nachzuweisen
und zwar in den Jahren 845 — 868 4), wo ihm Karl der Dicke,
der Schwiegersohn eines Grafen Erchanger, als Graf folgte.5)
Dass Albarich zu seinem Vorgänger in der Grafschaft in einem
Verwandtschaftsverhältnis stand, ist sehr wahrscheinlich.
Graf Adalbert. Er fungiert: 863 (860) Sept. 7 (3)
Keginbold überträgt in öffentlicher Gerichtsverhandlung zu
Ewattingen seinen Besitz in Weizen an St. Gallen.8)
namigeu Grafen im Elsass identisch ist, ist nicht zu bezweifeln — SchöpHin,
Aisatia ill. 1, 788 ist geneigt, den Erchanger auch dem Oberelsass als
Grafen zuzuweisen; die betreffende Belegstelle, Wartmann, U.-B. No. 313,
bezieht sich aber auf den Breisgau. Im ünterelsass gab es neben der Graf-
schaft Erchangere gleichzeitig auch die Ruthelins. Schöpflin a. a. 0. 1 1 789.
') Mehr lässt sich nicht sagen; vgl. auch Dfimmler, Ostfrankisches
Keich 2. A. 3, 578 Anm. 3. Eine haltlose Genealogie der Grafengeschlechter
jener Zeit herzustellen hat keinen Wert. — *) Fickler, Quellen und For-
schungen etc. XC1V, und nach ihm andere erklären die Namen Albarich
und Adalbert für identisch. Das ist unrichtig. Beide Namen sind in
ihrer Bedeutung sowohl grundverschieden, als auch werden sie in den
Urkunden genau auseinander gehalten, so z. B. Wartmann No. 388, wo
Adalpret und Albariih neben einander vorkommen. Dabei kann bestehen
bleiben, dass die Koseform Albizo gleicherweise für Alberich und Albert
( Stark, die Kosenamen der Germanen 57 u. 145) vorkommt. Wie Fickler
überhaupt etymologisiert, mag daraus ersehen werden, dass er auch Chadalo
— Adalo = Adalbert = Adalhard erklärt. — ') Wartmann, U.-B. No. 442.
— Die Rechtshandlung erfolgte also ausserhalb des Gaues, in dem die
Güter gelegen waren, jedoch vor dem zuständigen Gaugrafen. Ebenso
Wartmann No. 314. 485 u. ö. - *) Wartmann, U -B. No. 397. 429. 445.
48«. Teil II 8.386 de a. 861. No. 490. 504. 541. - *) Vgl. Wartmann,
TJ -B. No. 553. - b) Wartmann, U.-B. 2, 108. Fürstenb. U.-B. V No. 15, 2.
Von Xeugart, Cod. dipl. Alem. 1,291 zum Jahr 854 gestellt.
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Die Grafschaft des Albgaus.
157
876 Jan. 16. Engilger schenkt in öffentlicher Verhand-
lung im Walde zwischen Birndorf und Etzwihl seinen Wald-
besitz in der Etz wi hier Mark an St. Gallen.1)
885 April 24. Reccho übertragt in öffentlicher Verhand-
lung zu Gurtweil drei Hufen in der Mark Kuchelbach mit
einer Wiese zu Alpfen, einen Weinberg und ein Waldstück
zu Kuchelbach und einen Acker zu Alpfen an St. Gallen und
erhält dagegen eine Hufe in Birndorf zu Lehen, ein Pferd
und ein Fuder Wein.2;
Graf Adalbert8) verwaltete neben dem Albgau auch den
Thurgau, den Hegau und Scherragau (und auch wohl
den Kletgau4)). Als Graf des Thurgaues 5) ist er in den
Jahren 852, 860 und öfter6), als Graf des Hegaus 884 und
*) Wartmann, U.-B. 2, 206 No. 594. — Birndorf und Etzwihl im
B.-A. Waldsbut. — *) Wartmann, U.-B. 2, 248. — Gerbert, Hist. Nigrae
Silvae 1, 137 setzt die Urkunde zu 884. — Gurtweil, Kuchelbach, Alpfeu.
birndorf im B.-A. Waldshut. — >) Wenn Pupikofer, Gesch. des Thur-
gaues, 2. A. 1, 155 diesen Grafen Adalbert zu einem Neffen des Bischöfe
Luitward von Yercelli macht, auf dessen Bitte er 887 die ihm entzogenen
Güter, namentlich die Verwaltung von Rätien, wiedererhalten habe, so ist
das unrichtig. Schon der Umstand, daas der Bischof Luitward von niederer
Geburt war, steht der Identität seines Neffen Adalbert mit dem erlauchten
Grafen hindernd entgegen. Dann aber braucht man die betreffende Ur-
kunde (Mohr, Urk. zur Gesch. Currätiens und der Republik Graubündeu
Bd. I No. 81. Dtimmler, Gesch. des Ostfränk. Reiches 2. A. 3, 283), in der
übrigens Rätien mit keiner Silbe erwähnt wird, nur zu lesen, um zu der
Überzeugung zu kommen, dass hier von Zurückerstattung umfangreicher
Güter gar nicht die Rede ist. — *) Als Kletgaugraf ist Adalbert zwar
urkundlich nicht bezeugt; denn den gleichnamigen Kletgaugrafen vom
Jahre 844 (Zürcher U.-B. I No. 57) wird man nicht mit Schmid, Älteste
Gesch. d. Hohenzollern 1, 105 für unsern Adalbert, sondern mit be&serm
Rechte für den 846 f Thurgaugrafen ansehen (vgl. auch Rätia, Mitteil,
der geschichtsforsch. Gesellsch. von Graubünden 1, 103). — 5) Vgl. über
diesen Gau Meyer von Knonau in den St. Galler Mitteil. 13, 208 ff. —
6) Quellen zur Schweiz. Gesch. III, 2 No. 3. Wartmann, U.-B. No. 471
und oft (vgl. die Zusammenstellung bei Pupikofer, <>esch. des Thurgaues
2. A. 1, 152 ff.). — Das Zürcher U.-B. hält nach der Anm. 3 zu No. 121
den Albgaugrafen Adalbert mit dem gleichnamigen Thurgaugrafen für
nicht identisch, da beide in No. 80 von 858 neben einander vorkämen.
Der Einwand ist nicht stichhaltig. Nach der betreffenden Urkunde ver-
gabt Wolven seinen Besitz im Thurgau mit Ausnahme desjenigen zu
Laufen durch die Hand des Königs an Kloster Rheinau. Die Handlung
erfolgt in der Königspfalz zu Ulm. Von den genannten um den König
versammelten Zeugen ist der erste, Graf Gozpert, Vogt des Klosters
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158
Tum hü lt.
888 *), als Graf des Scherragaues 374. 87.". 882. 683. S<9
beglaubigt.*) Auch fungierte er als königlicher Sendbote. )
Im Jahre 889 scheint Graf Adalbert seine Grafschaften
Rheinau, der /weite, Graf Adilbert, zweifellos ein Graf im Thurguu, <hi
's sich um die Vergabung Thurgauer Besitzes handelt, und dann mit
unterm schon im Jahr rv>2 als Thurgaugraf bezeugten Adalbert identisch;
iler dritte Zeuge, Graf Adilhelm, ist auch als Graf im Thurgau nachzu-
weisen, vgl. Wartmann No WA) ; wer aber der vierte Zeuge, auch ein Graf
Namens Adilbert, gewesen sei, mag dahingestellt bleiben. Die Scheidung
des Zürcher U.B., dass der eine Graf Adilbert Thurgaugraf, der andere
Albgaugraf gewesen, ist haltlos.
*) Wart mann No. 63« u. ««5. Der Ort Egiittja der letzteren Urk.
ist um so zweifelloser mit dem Fürstenberg. U.-B. V No. 45 auf Ehingen
im Hegau und nicht auf Eggingen im Albgau zu beziehen, als der Grat
Adalbert, in dessen Grafschaft dieses Eginga ge'egen, durch No. «3«
auch sonst als Graf des Hegaus beglaubigt ist. 2) Baumanu, Gaugraf-
M-haften S. MG. — !!) So schliefe ich aus der Urkunde Wartmann, 3 S. 6s,st
von Mai 1. Der Inhalt derselben ist folgender : l'aldinc überträgt Güter
im Linzgau, die er der Gnade Konig Ludwigs verdankte, an St. ( allen
mit der Bedingung, dass er Zeit seines Lebens hiervon, wie von dein
Klosterbesitz zu „Achstetten'4, die Nutzniessung habe; nach seinem Tode
soll das Kloster die Güter nicht zu Benefiz vergeben, sondern für eine
Meinorie König Ludwigs zu seinem Nutzen verwenden. Die Übertragung
geschieht in der Königspfalz zu Bodman vor Zeugen, unter denen an
erster Stelle die Grafen Adalbert, Ulrich und Hiltbold stehen. Dann
heisst es am Schluss: ^Xulaei etc. sitb Uadehicho et Adalberte comitibus*
Meyer von Knonau. der die Urkunde zuerst in den St. Galler Mitteilungen
13,250 abgedruckt hat. ist der Meinung, daiss Graf Ulrich als Graf des
Linzgaus, in dem die übergebenen Guter gelegen, Graf Adalbert aber ala
Graf des Thurgaus, in dem St. Gallen gelegen, namhaft gemacht sei. Das
glaube ich nicht. Thatsächlich ist a'lcrdings ja Graf Ulrich in damaliger
Zeit Linzgau- und Graf Adalbert Thurgaugraf. Aber, so fragt man sich,
weshalb nennen die Notare denn nicht auch sonst stets bei Traditionen
an St. Gallen den Thurgaugrafen neben dem Grafen des Gaues, iu dem
die «'üter gelegen, beziehungsweise des Gaues, wo die Malstätte gelegen.
Nein, die Nennung der Grafen im Eschatokoll muss einen andern ( rund
haben. Nimmt man an, dass sie als königliche Sendboten fungierten, dann
wird es erklärlich, weshalb die Übergabe der Güter, die ehedem Königsgut
waren, vor beiden Grafen vorgenommen wird. Zu der Annahme pas>st
auch der Umstand, dass die Übertragung in der Königspfalz Bodman
und mit Erlaubnis König Karls erfolgt. — Meyer von Knonau macht
a. a 0. auf die Urkunde Wartinann No. 441 aufmerksam, wo ebenfalls
zwei Grafen. Ulrich und Gerold, genannt werden. Auch hier könnte die
Annahme, dass sie als Königsboten aufzufassen sind, zutreffend sein,
zumal Gerold ein anderes Mal, Wartmann No. ausdrücklich so
genannt wird.
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Die C rufschaft des Albgaus.
139
bis auf die im Thurgau aufgegeben zu haben1); denn in dorn
Jahre (Juni 5) verschenkt König Arnulf an Reichenau Künigs-
güter zu Donaueschingen, welche bis dahin zur Dotation
der Scherragrafschaft gehört hatten und die (Jraf Adal-
bert zu Lehen getragen hatte'), ferner erscheint im Albgau
im Jahre 890 ein Graf Namens Chadaloh (und im Kletgau
8^2 ein Graf Gozpert3)). Die Grafschaft im Thurgau hin-
gegen scheint Adalbert noch beibehalten zu haben, eist im
Jahre 894 verzeichnet der St. Galler Mönch einen Grafen
Hadalbertus iunior, während vor und nachher einfach vom
Grafen Adalbert die Rede ist.4) Mit Bestimmtheit ist Graf
Adalbert zu erkennen im Jahre 693, wo erzählt wird, dass
»Adalbertus, Alamanniae vomes illustris* zur Verehrung der
Reliquien der hl. Walburgis nach Monheim gekommen sei. )
Als illustris, veuerabilis wird nämlich Graf Adalbert auch im
Jahre 889 bezeichnet.') Möglicherweise hat er 903 noch gelebt. :)
[Xeugart. Cod. dipl. Alem. Tom. II Index II S. 65 zählt
unter den Albgaugrafen auch Karl den Dicken auf. Die
') Schmid, Älteste Gesch. der Ilohenzollern 1, U»5 und Aiim. 57 set/t
den Grafen Adalbert als Albgaugrafen am Ii noch /um Jahre >s!)4 ; aus
Wartmann, U.-B. Xo. 0511 folgt aber nur, das» ein Adalbert in jenem
.Jahre Thurgaugraf war. — ') Faistenberg. U.-B. V Xo. 47. Dass die
Güter ausserhalb der Grafschaft, zu deren Dotation sie gehörten, lagen
(über die wechselnden Grenzen der Grafschaft Scherra vgl. Naumann. Die
Gaugrafschaften im Wirtembergischen Schwaben, 145 ff.), hangt jedenfalls
mit der Auflösung der grossen Bertholdsbaar in verschiedene Grafschaften
zusammen. — ') Zürcher l'.-B. I Xo. 155. — *) Vgl. Wartmann, U.-P».
Xo. 07!'. OHO. 089. (>90. 091. — <!92. 693. 697. — 5) M. G. SS. XV, 542 —
Monheim im Baier. Schwaben. — f ) Fürstenberg. U.-B. V Xo. 46. 47. —
r) Das folgert Schmid, Älteste Gesch. der Ilohenzollern 1. 108 aus der
Crkunde Wartmann Xo. 729, wo nAdalbret come*" und nach ihm „l'un-
hart comes" aufgeführt sind, während in einem Diplom Ludwigs des
Kindes von 906, Monum. Boica 28 a, 139 ff. Puruchard und dann Adalpert
aufeinander folgen. In ersteren sieht er Adalbert den Erlauchten und
seinen Sohn Burkhard, in letzteren Burkhard und Adalbert den jüngeni.
I dagegen lösst sicli einwenden, dass man in dem Adalbert bei Wartmamt
Xo. 729 auch Adalbert den jüngern sehen kann, indem seine Anführung
vor Burkhard insofern gar nicht auffallend ist. als er der Graf des bi-
treffenden Sprengeis ist. Besser hatte Schmid für seine Folgerung V\ art-
mann Xo. 726 von 903 Juni 24 und Monum. Boica 28 a, 129 Xo 93 von
.»•»3 Juli 9 herangezogen, wo dieses Bedenken fortfallt. In beiden Ur-
kunden scheint wirklich Adalbert der Erlauchte noch vorzukommen. Vgl.
»iie Anm. 2 bei Dümmler, < csch. des Ostfränk. Heiches 2. A. 3.50!».
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160
Tumbu lt.
Urkunde, Wartmann, U.-B. der Abtei St. Gallen No. 585 de
a. 874, lasst sich aber nicht dafür verwerten. Karl wird dort
als princeps Alamanniae und nicht als Albgaugraf genannt.
Karl war Breisgaugraf.]
Graf Chadaloh. Er fungiert 890 März 21: Sigimunt
überträgt in öffentlicher Verhandlung zu Gurtweil seinen Besitz
zu Buch und Aisperg an St. Gallen und empfängt dagegen
Klosterbesitz in Birndorf zu Lehen.1)
Graf Chadaloh verwaltete auch den (untern) Aargau
(891. 894). »)
Graf Liutho. Er fungiert 929 Febr. 12: Propst Ruad-
pret tauscht von Engilbold ein Gut in Weilheim gegen eine
Hufe und 5 Jauchert in Alpfen ein. Die Handlung erfolgt in
Eberfingen.3)
Graf Liutho wird auch als Graf im Zürichgau genannt,
und zwar von 924—952 4); zugleich ist er Vogt des Zürcher
Chorherrnstiftes.
Das sind die überlieferten Grafen des Albgaus im Karo-
lingischen Zeitalter.
II. Die Grafen zur Zeit der Auflösung der Gau-
verfassung.
In den Besitz- und Grafschaftsverhältnissen des Albgaus
findet in der Zeit von der Mitte des 10. bis zur Mitte des
12. Jahrhunderts, in welche Zeit auch die erbittertsten Kämpfe
zwischen Papsttum und Kaisertum fallen, ein mannigfaches
Geschiebe statt, das wir aber im einzelnen aus Mangel an
Nachrichten nicht verfolgen können. Nur aus ein paar Ur-
kunden kennen wir die nackten Namen einzelner Grafen, die
wir aber, obschon die Erblichkeit der Grafschaften, die schon
zur Karolingerzeit vielfach thatsächlich bestand, jetzt Regel ist,
nicht einmal mit völliger Gewissheit diesem oder jenem Hause
zuweisen können. An eine Kongruenz der Komitate dieser
») Wartmann, U.-B. No. 676. — Buch, Aisperg, Birndorf im Bez.-A.
Waldshut. — *> Wartmann No. 682 u. 694. — Baumann will, Würtemb.
Vierteljahrsheft« 1, 32 Anm. 4, diesen Grafen mit dem gleichnamigen
Grafen von 854 zusammenbringen. — 3) Wartmann, U.-B. 3. No. 788.
Die genannten Orte im BA. Waldshut. — 4) Zürcher U.-B. I. No. 188,
191, 197, 199, 200, 202.
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Die Grafschaft des Albgaus.
161
-Grafen mit dem Gau ist wohl nicht zu denken. Die Gau-
verfassung ist eben in voller Auflösung, bis schliesslich ihre
Reste in der Laudgrafschai't gesammelt werden.
Graf Berthold. 1047 April 27: Kaiser Heinrich III.
schenkt seinem Getreuen Megingod einen Königsmansus in
der Villa Waldkirch, im Albgau und in der Grafschaft Ber-
tolds gelegen.')
Dieser Graf Berthold gilt allgemein als der Zähringer, der
spätere Herzog Berthold I. Das einzige aber, was ich zur
Stütze dieser Ansicht beizubringen weiss, ist der Umstand,
dass Herzog Berthold, wie Krüger sehr wahrscheinlich gemacht
hat *), mütterlicherseits von den Nellenburgern abstammt. Die
Nienburger hatten aber nachweislich im Albgau Besitz und
so könnten auch die Zähringer hier Besitz erworben haben,
wenngleich näheres darüber nicht bekannt ist. — Anderer-
seits fällt aber ins Gewicht, dass Herzog Bertholds Grafschaft
im Albgau durch kein weiteres Zeugnis belegt ists), und so
mag auch ein anderer Berthold ins Auge zu fassen sein.
Vgl. darüber unten das zu Graf Otto Gesagte.
Graf Gerhard. Er wird erwähnt zum Jahr 1071, da
König Heinrich IV. für sein und seines Vaters Seelenheil dem
Kloster St. Blasien 7*/i Hufen schenkte, die er sich, da sie
nicht sein eigen waren, von dem Herzog Rudolf [von Rhein-
fehlen] zu diesem Zwecke erbeten und erhalten hatte. Die
Grundstücke lagen in der v'dla Ekkinyon in pago Alpegouue
tt in comitatu Gerhardt cnmitis.*) Diesen Gerhard hat man
fälschlich für einen Zähringer gehalten und mit Gebhard,
dem Sohne Herzog Bertholds I. und nachmaligen Bischof von
Konstanz, identifiziert.5) Allein Gerhard und Gebhard sind sehr
'> Herrgott. Gencal. Habsb. II, No. 17s. — Waldkirch im HA. Walds-
hut. - -) Krüger, Zur Herkunft der Zubringer, in dieser Zeitschrift N. F.
»» OsUl . 600 ff. - - 3) Krüger führt an. dass der spätere Herzog Berthold I.
in denselben Grafschaften, wie sein Vater Becelin nachweisbar sei, näm-
lich im Thurgau, Bteisgau und in der Ottenau; nur im Albgau sei der
Vater nicht nachweisbar (a. a. 0. 579). Heyek, Gesch. d. Herzoge v.
Zubringen, nimmt an, dass Kerthold I. unter dem Herzogtum Kudolfs
von Rheinfelden die Grafschaft des Albgaues wieder aufgegeben habe:
vgl. S. 10 u. 30 1'. Wir wissen nichts davon. *) Herrgott, Geneal.
Habsb. II, 1 No. 1*4. Dümge, Reg. Had. 21—23. Fürstenb. U.-B. V,
\;0# _. Ober-, Untereggingen im ISA. Waldshut. — 5) Wanner,
ForMhungen z. ältesten Gesch. des Kletgaues. Frauenfcld 1887. S. 30.
Zoit sehr. f. «esd». OUrrh. X. F. VII. 1. 11
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162
Tu in hü lt.
verschiedene Namen, und darf man mit dem ül>erlieferten
Namen Gerhard nicht in solcher Weise umgehen. Bis jetzt
ist es noch nicht gelungen, näheres über diesen Grafen und
seine Grafschaft beizubringen; eine Familie, wo der Name
Gerhard zu Hause ist, lasst sich schon namhaft machen, allein
damit ist der Forschung nicht gedient.
Graf Otto. 1106 März 26: Berthold von Gmünd schenkt
an Kloster Allerheiligen Güter in Amertsfeld „in payo Alpe-
gouve in comitatu Otlonis*.*) Man geht wohl nicht irre, wenn
man den hier genannten Grafen Otto mit dem Grafen Otto
zusammenbringt, der in Gemeinschaft mit seinem Sohn Frie-
drich, dem Herzog Rudolf von Rheinfelden, Graf Ekbert von
Sachsen u. a. das Gut Schluchsee an St. Blasien schenkt.-)
Diesen erklärt nun Herrgott, Geneal. Habsburg. II No. 198
für einen Grafen von Kirchberg mit Berufung auf die Ur-
kunde No. 205, nach der ein Graf Otto von Kirchberg der
Schenkung des Ortes Ochsenhausen an St. Blasien beiwohnte.
Allein es ist gar kein Grund vorhanden, die Identität beider
Grafen anzunehmen.
Der Graf Otto und sein Sohn Friedrich muss notwendig
in der Verwandtschaft des Herzogs Rudolf von Rheinfelden
gesucht werden, da er offenbar auch Rechte an dem Gut
Schluchsee hatte. Der Albgauische Besitz des Hauses Rhein-
felden rührt nun zweifellos von den Grafen von Öningen her,
von denen wir wissen, dass sie im Albgau begütert waren3);
Herzog Rudolfs Vater Kuno hatte eine Angehörige des Hauses
Öningen zur Mutter.4) Mit dem Hause Rheinfelden war aber
auch das Haus der Grafen von Diessen gleichzeitig in das
Öningensche Erbe eingedrungen, indem Graf Friedrich I., der
») Quellen z. Schweiz. Gesch. III, 1 No. 44. — Amertsfeld bei Gräfen-
hausen im BA. Bonndorf. — *) Siehe die Bestätigung durch Kaiser Hein-
rich V. im Jahre 1125. Dümgä, Reg. Bad. No. 78. Die Schenkung selbst
kann nach den Forschungen Gisi'b, Anz. f. Schweiz. Gesch. 1887 S. 30,
in das Jahr 1053 fallen. — 3) In der Bestätigungsurkunde Kaiser Otto's I.
für die durch den Grafen Kuno von Öningen gestiftete Kirche zu Öningen
von 965 Jan. 13 wird auch unter den Besitzungen der jungen Stiftung
solcher zu Ühlingen aufgeführt. Siehe Dümge\ Reg. Bad. S. 8. — «j Siehe
über die Verwandtschaft den Artikel „Rudolf von Rheinfelden" (von
Meyer von Knonau) in der Allgem. deutschen Biographie 29, 557 ff. und
Gisi, Der Ursprung des Hauses Rheinfelden im Anz. f. Schweiz. Gesch.
1887 S. 25 ff.
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Die Grafschaft des Albgaus.
163
Stammvater der Grafen von Diessen, ebenfalls mit einer An-
gehörigen des Hauses Öningen verheiratet war.1) Da aber
l»ei den Grafen von Andechs-Diessen die Namen Friedrich,
Berthold und Otto begegnen, da ferner nach dem Nekrolog
von Diessen ein Graf Friedrich aus dem in Rede stehenden
Geschlecht zu St. Blasien im Schwarzwald beerdigt ist2), so
kann man mit ziemlicher Sicherheit den Grafen Otto und
seinen Sohn Friedrich, die Mitvergaber an St. Blasien, als
Grafen von Diessen ansprechen. Dann wäre dem Otto I. aus
der von Oefele entworfenen Stammtafel dieses Geschlechtes,
der selbst Sohn eines Friedrich ist, ein Sohn Friedrich beizu-
legen, was nach dem S. 163 Anm. 2 Gesagten unbedenklich
erscheint. Der Albgaugraf Otto von 1106 wäre aber dann
wohl der Graf Otto II. (bei Oefele). Wer weiss, ob nun nicht
auch der Albgaugraf Berthold von 1047 der Graf Berthold I.
(bei Oefele) ist über den Verbleib der Besitzungen wissen
wir allerdings nichts.
Graf Berthold. 1112 April 22: Berthold von Gmünd
schenkt sein Eigentum zu Weiler Jn pago Albigouve in rmni-
tatu Bertoldi" an Allerheiligen.3) Man hat diesen Berthold fin-
den Zähringer Herzog Berthold III. erklärt und in Erwägung,
dass Herzog Berthold III. der Sohn der Agnes von Rhein-
felden, der Tochter Herzog Rudolfs, des Gegenkönigs, war,
ziehe ich diese Erklärung jeder andern vor. Auffallend bleibt
nur, dass die Zähringer späterhin nicht mehr im Besitz einer
Grafschaft im Albgau angetroffen werden, und doch waren sie
'/ Oefele, Gesch. der Graten von .Andechs, Innsbr. 1877, S. 11, ist ge-
neigt, die Nachricht der Historia Welforum Weingartensis (M. G. SS. 21,
460) von der Verheiratung einer Tochter Graf Kuno's von Öningen mit
einem Grafen „de Dieznn" für Fabelei zu halten. Es ist das Verdienst
Gisi's, die ganze Stelle wieder zu Ehren gebracht zu haben; a. a. 0. 2fiff.
2) Das älteste Nekrolog vou Diessen hat zu 9. Kai. Febr.: „Fritlericus
com., tepultu* ad S. hta»»um tw Atigra Silva". Baumann, Necrol. Germ
1, 10. Dem gegenüber iht doch die Notiz im Nekrolog von Seon zu 11.
Kai. Jul.: „Anno 1075 Fridcricu* comes de Andex. htc wcctu nicht mit
Oefele a. a. 0. S. 14 auf denselben Friedrich zu beziehen, Bezieht man
die zwei Notizen, mit denen je eine der zwei weitern von Öfele a. a. O.
angezogenen Stellen parallel geht, auf zwei verschiedene Friedrich (viel-
leicht fügt das Nekrolog von Seon nicht umsonst hic iacet hinzu), .so
sind die Widersprüche hinsichtlich des Todestages und Begräbnisorti s
gehoben. — 3) Quellen z. Schweiz. Gesch. III. 1, No. 50. — Weiler der
Weilerhof bei Biedern. BA. Bonndorf.
11*
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164
T u mhült.
im allgemeinen nicht die Männer, sich von Besitzungen und
Rechten verdrängen zu lassen.
Graf Gerung, zubenannt von Stühlingen. Ein direktes
Zeugnis dafür, dass er im Albgau einen Komitat gehabt habe,
liegt nicht vor; denn aus der Benennung „von Stühlingen*
lässt sich bekanntlich nicht folgern, dass seine Grafschaft um
Slühlingen gelegen gewesen, aber doch ist es anzunehmen,
weil Stühlingen der Ort einer alten Landgerichtsstätte ist.
Dieser Graf Gerung wird mit der Bezeichnung comes de Stn-
lingen nach 1106 erwähnt, wo er einer Güterübertragung durch
Friderun an das Kloster Rheinau beiwohnt.*)
Ohne Zweifel ist er aber auch der Graf Gerung, der als
Zeuge bei der Stiftung des Klosters Alpirsbach genannt wird8),
und der „Gerung de Stulivga* , der 1093 gleich nach dem
Grafen Burkhard von Nellenburg als Zeuge für Allerheiligen
auftritt3), wie auch der „Germid de Siblin gwu in der Be-
urkundung der Besitzübertragung Bernhards von Griessen an
Kloster Rheinau zur Zeit Kaiser Heinrichs V.4) Höchstwahr-
scheinlich ist er ein Nachkomme des auch nach Rüdlingen
zubenannten Kletgaugrafen dieses Namens von 1067 und 1087°),
wenn er nicht mit ihm identisch ist. Des letzteren Vorfahr
als Graf im Kletgau heisst nämlich Leuthold (1064)6), Leu-
thold ist aber auch der Name eines Bruders unseres Grafen
Gerung. 7)
. Zu derselben Sippe gehört offenbar auch das Haus Weis-
senburg; Leuthold von Weissenburg , der Zeitgenosse unseres
Grafen Gerung und Vogt von Rheinau8), vergabte, da er ohne
leibliche Erben war, seinen Besitz in Erzingen, Weissenburg,
Weisweil, Rüdlingen und Buchberg an Kloster Rheinau.9)
Unter den Umständen ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen,
») Kbd. III, 2, S. 58; Zürcher U.-B. I, No. 256. — ») Würtemberg.
U.-B. 1, 316; Fürstenberg. U.-B. V, No. 71. — ') Quellen z. Schweiz.
Gesch. HI, 1, 36. Das Zürcher U.-B. 1, 142 Anm. 3 setzt die Urkunde
nach Neugart. Cod. dipl. Alem. II, 33 fälschlich zu 1083. — 4) Zürcher
U.-B. I, No. 253. — *) S. Quellen z. Scbw. Gesch. III, 1, 13 u. 16. —
Rüdlingen im Kant. Schaffhausen. — ') S. die Besitzbestätigungsurkunde
Heinrichs IV. für Kloster Ottmarsheim von 1064 in den Mitteil. d. Instit.
f. Osten-. Gesch. V, 405 und bei Schulte, Gesch. der Habsburger in den
ersten drei Jahrhunderten S. 4. — 7) Zürcher U.-B. I, No. 253. — ») Kbda.
') Ebda. No. 255. — Die genannten Orte liegen sämtlich im Kletgau ;
Weissenburg bei Weisweil ist zerstört.
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Die Gratschaft dos Albgaus.
lüf)
dass Graf Gerung von Stühlingen ihm in der Vogte i von
Rheinau folgte. Die schon angeführte Besitzübertragung der
Friderun an das Klaster Rheinau erfolgte nämlich bei Ramsen
im Hegau vor dem Grafen Ulrich von Ramsberg und in Ge-
genwart des Grafen Gerung.')
III. Die Landgrafen des Albgaues (oder von
Stühlingen).
Die Landgrafschaft begreift die Trümmer der alten Gau-
grafschaft in sich, sie bedeutet deren Fortexistenz unter ver-
änderten Verhältnissen. Der Landgraf ist „nichts anderes als
Gaugraf oder Graf mit einem alten Gau- oder Landgericht".2)
Der erste Landgraf des Albgaues ist Rudolf von Lenz-
burg, der unter dieser Bezeichnung {cohws prorinciac), was
bisher merkwürdigerweise ganz übersehen ist, in einer Ur-
kunde König Konrads III. von 1150 erscheint:3)
Unter seinem Vorsitz entscheidet das Gaugericht, an das
die Sache vom König verwiesen war, dass der seit langen
l) Zürcher l'.-B. Nu. 256. — Die Stucke No. 253—250 sind sämtlich
ungenügend datiert; im Itheinauer Cartular folgen sie genau in entgegen-
gesetzter Reihenfolge; dass sie aher dort nicht chronologisch folgen, geht
aus der Stellung von Xo. 254 u. 255 hervor, weshalb das Zürcher U.-B.
sie mit gutem Grund anders geordnet hat, und in dieser Ordnung hahe
ich sie benutzt. — 2) Diese Erklärung von Waitz. Vertassungsgeschichte
7. Ol ist unumstösslich richtig. — Schröder, Deutsche Rechtsgeschichte
4^7 ff., will nach dem Vorgang von Schenk zu Schweinsberg (in
den Forschungen z. D. G. 16, 525 ff.) nur in der I-Aiidgrafschaft von Oher-
und Unterelsass und Thüringen das wahre Wesen dieser Institution er-
kennen : er definiert die Landgrafen als Grafen, die unabhängig von ihrer
Grafschaft in einem grösseren Sprengel mit der Wahrung des Landfriedens,
dem Vorsitz iu den Landfriedensgerichten und der Handhabung des Ge-
leitsrechtea betraut waren, und bezeichnet die übrigen Landgrafschaften
ah> Entartungen. Jedoch ist seine Definition nach Schulte. Gesch. der
Habsburger S. 76 ff . was Schröder übersehen hat, für die Landgrafen
vom Ober- (und Unter-) Elsass und nach Dobe necker, Über Ursprung
und Bedeutung der Thüringischen Laudgrafscbaft, in Zeitschr. des Vereins
f. Thür. Gesch.- u. Altertumsk. 15, 301 ff. (1891) auch für die Landgrafen
von Thüringen hinfällig. Im Elsass wie in Thüringen beruhte die Land-
grafschaft genau auf derselben Grundlage wie anderswo , so dass die Er-
klärung von Waitz auch lür sie zutrifft. — 3) Der Landgrafentitel des
Grafen Heinrich von Heiligenberg im Linzgau im Jahre 116t) ist also gar
nicht so vereinzelt, wie Schenk zu Schweinsberg in Forschungen etc. 16,
M*f. glaubt.
I6G
Tumbült.
Jahren zwischen den Gotteshäusern Allerheiligen und St. Blasien
strittige Berg Staufen St. Blasien gehöre; König Konrad be-
kräftigt den Entscheid 1150 durch Brief und Siegel.1)
Dieser Graf Rudolf von Lenzburg ist von 1141 — 115$
nachzuweisen.8) Wie sein Vater hatte er auch die Vogtei
von Rheinau inne 3), von der vorhin angenommen ist, dass sie
auch im Besitz des Grafen Gerung von Stühlingen gewesen sei.
Nach dem Aussterben der Grafen von Lenzburg (1172)
kam die Landgrafschaft an die Freiherren von Küss ab erg.
Der induktive Beweis ist folgender:
Heinrich Graf vou Küssaberg, der 1240 eine Tradition an
St. Blasien bekundet, wird in einer erneuerten Bestätigung
derselben durch den Bischof Heinrich von Konstanz von 1245
Graf von Stühlingen genannt.4) Verfolgt man nun die
Grafen von Küssaberg rückwärts, so stösst man zuletzt auf
Heinrich, der als der erste seines Geschlechtes 1177 mit
der Bezeichnung „GrafM vorkommt5), während noch 1168 ein
Heiuricus de Chussenberc einfach unter den Edelfreien er-
scheint/) Daraus ergiebt sich die Schlussfolgerung, dass der
Komitat des Albgaues oder mit anderm Namen die Grafschaft
Stühlingen, die nach dem 1172 erfolgten Aussterben des Hauses
Lenzburg erledigt war, dem obengenannten Grafen Heinrich
von Küssaberg von 1177 verliehen worden sei.
Pur die Grafen von Küssaberg kommen weiterhiu folgende
Urkunden in Betracht:
//. de Chussachperg ist unter den gräflichen Zeugen in
einem kurz nach 1216 von Bischof Konrad von Konstanz aus-
gestellten Diplom.7)
1228 zeugen Heinricus et flrirus cotnites de Chussaperch
für Graf Rudolf den Alten von Habsburg.8)
1229 ist II. comes de Cusseberc Zeuge für Bischof Konrad
von Konstanz. u)
' 1 Quellen z. Schweiz. Gesell. III, 1 No. 71. — Der Staufen ist der
Uerg Hobstaufen südlich vom Schluchsee. — Der Streit war zwar damit
noch nicht endgiltig erledigt; vgl. Schulte in dieser Zeitschr. N. F. 3, 125-
— 2) S. Kiem in Quellen z. Schweiz. Gesch. III, 3 S. 12. — •■) Hohen-
haum van der Meer, Kurze Gesch. des Gotteshauses Rheinau S. "G. —
4; Die beiden Urkunden sind gedruckt in dieser Zeitschrift 3, 252, 253.
s> Zürcher U.U. I, Xo. 32i>. - «) S. die Urkunde bei Gerbert, Hist.
Nigrae Silvae III, Xo. 63. — ") Zürcher U.-B. I, No. 381. — ') Ebda.
Xo. 44«. - ) Herrgott, Gen. Habsb. II. No. 28!).
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Die Grafschaft des Albgaus.
1C7
1240 am Stephanstage weilt Heinriais comes de Cussaperr
zu St. Blasien. Er tritt daselbst einmal als Zeuge für Abt
Arnold auf1) und beurkundet selbst, dass sein Ministeria]
(ierung Strubel ein Eigengut zu Lauchringen an das Kloster
geschenkt habe.2)
Letzterer Graf Heinrich von Küssaberg, auch von Stüh-
lingen genannt (s. oben), war mit einer Tochter des Grafen
Albrecht von Habsburg und Schwester des späteren Königs
Rudolf I. vermählt.3) Die Ehe blieb kinderlos und Graf Hein-
rich verkaufte kurz vor 1 245 Juni IG seine Güter der Kirche
zu Konstanz.4) Nach seinem Tode5) brach aber, wohl an-
Uisslich der Scheidung von Allod und Lehen, eine heftige Fehde
zwischen seinem Schwager Heinrich von Lupfen') und der Kon-
') Herbert, Hist. Nig. Sil. III. No. lnl. i Diese Zeitschrift :J. 2.r>2.
— 3) „Com?* Albertus de I!abi«pnrch de awore sya liheros ytnutt. ■>
tum nuptui traditio- cotuxti de Cnstapcrch." Chron. Colmar, in M. G.
^S. 17. 240. Sic war in zweiter Khe mit .lom Grafen Otto von Ochseu-
-tein vermahlt: „Hu/mit cnmt* de Ku#saherg sttrorrm ip>ntx Itudolfi dt
llabesbuifj , quo drfuvctn .<t*w« liheris fadem üttom de Ochsenstein data
"<; in y.rorrm.u Alherti Argent. Chronic, gedr. Urstisius, Germ. hi*tori-
corum illustr. H>.(). 2, t»S. Wie sie geheisseu hat, darüber gehen die An-
gaben auseinander. I ei Koepell, Die < raten von Habsburg, heisst sie
Kunigunde. G. de Hoo, Annal. rer. ab Austriacis Hnbsburgicae gentis
prmcipihus a Rudolpho 1. usque ad < arolum V. gestarum. Oenip. l.V.ej
>. «) nennt sie Herchta. Die besten Quellen Mhweigen darüber. Vgl.
Herrgott, Geneal. Habsh. 1, l2Üf. und Gerber), Hist. Nigr. Silv. 2. 2?. u.
:>. i:J3. \ Von 124.', Juni Iii ist die /u dem Verkauf in unmittelbarer
lieziehung stehende Urkunde des Bischofs Heinrich von Konstanz, gedruckt
in dieser Zeitschrift :i. 2.3:», datiert. Die Verkaufsurkunde >ell>»t hc>itzcn
wir nicht. — Die Stelle bei Mone. Quellens, d. Had. I<andesgcsi h. 3, tJ'JO:
„124.0. Vener unt f rat res Minores Comlantuun et fj rat tose xa&ceyli a d»-
iiiino Henrico de Thanneck, da mimt in Than et K assentier y , rpiseop»
t'onstantietisi , principe imprimis paeifieu et reliyioxornm nc paupenn»
potre *t patrono amantissimo" hisst sich für die Zeitbestimmung des Ver-
kaufs von Küssenberg nicht heranziehen. - 1 Wann derselbe erfolgt ist.
wissen wir nicht genau; wenn Zapf, Monum. aneedota, Augsb. 1~*~>, 1,
:»^7 den Grafen noch unter den Zeugen der Urkunde des Kb»ters >t.
Katharinentluil hei Diessenhofen von 125<>.!an .4, Herrgott, Geneul. Habs»
bürg. IL No. '557, erkennen will, so ist zu bemerken, dass der dort ge-
nannte Kitter ,.//. de ( hussachperqh" zweifellos ein Ministerial ist, der
von dein Bischof von Konstanz auf die Hu ig gesetzt wurde. 6> Hohen-
Iupfen im OA. Tuttlingen. Von der einst grossartigen Kurg bezeichnen
jetzt nur noch Grüben und Schutt die Stelle, wo dieselbe einst gestanden,
s. die Oberamtsbeschreibung. Stuttg. 1X7M. S. 44* f.
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1U8
Tumbult.
Stanzer Kirche aus1), die schliesslich durch den Vertrag von
1251 März 13») beendigt wurde. Nach dieser deutsch ab-
gefaßten und darum auch als Sprachdenkmal höchst inter-
essanten Urkunde erkennt Heinrich von Lupfen den Verkauf
an, wogegen Konstanz ihm die Burg Stühlingen nebst 12 Mark
Silber Hufenzins zu Lehen gibt; ausserdem erhält Heinrich
von den streitigen Gütern aus der Hinterlassenschaft seines
Schwagers diejenigen, welche Lehen sind.
Der Erwerb von Stuhlingen war für die Edlen von Lupfen
dadurch von grösserer Bedeutung, als sie auch die Landgraf-
Schaft als Reichslehcn überkamen. Von einer Belehnung ist
freilich nichts bekannt, doch befindet sich die Grafschaft
1262 im geteilten Besitz der Familie.1) 1293 urkundet Eber-
hard von Lupfen, ein Ritter und Graf von Stuhlingen4);
1294 verkauft Heinrich von Lupfen seinen Teil an Burg, Stadt
und Grafschaft Stühlingen an seinen Vetter Eberhard.5)
Ob dieser Verkauf auch eine Folge war des bekannten 1282
zu Ehnhcim ergangenen Rechtsspruches, dass keine Grafschaft
im Reiche ohne königliche Zustimmung geteilt, verkauft oder
gemindert werden dürfe, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen.
1 296 kommt dann zum erstenmal wieder seit 1150 für
den Inhaber die Bezeichnung „Landgraf" vor: Graf
Egen von Freiburg und Herr Eberhard von Lupfen, Landgraf
zu Stühlingen, vergleichen sich wegen der Herrschaft Lenz-
kirch.6)
1 Neugart. Episc < onst. I. 2, S. 440 f. — '/ Zuletzt gedruckt l'ürsten-
berg. L'.-B V. No. 156. — ?) S. die Urkunde im Fürsicnherg. F.-B. V,
N<>. in der auch zum erstenmal Stühlingen als Stadt erwähnt wird.
Die hei dem Mangel weiterer Nachrichten schwer verstandliche Urkunde
gieht auch einen Beleg, dass der von Glatz. Gesch. der Landgraten von
Lupfeu-Stühlingcn (Schriften des Ver. f Gesch. u. Naturgesch. d. Haar
1, 1 ri ) entworfene Stammbaum mangelhaft ist. ♦) Fürsten!). V. U. V,
No. 2<!G. — »j Ebda. No. 2G7. ') Ebda No. 274. - Die Angahe hei
7.:\[>i, Monum. aneedota. 1, '6*7, nach Van der Meer: „Eherlmnlus I (de
J.t jtfrn) iam anno 1256 vocatur Praefectus Provincialis Sthülingae in
Cl"trt,i, qua distitifjuuntur finea JJifnn.sfiae LetizKirchensis cum Comite
]'f-»ur de Fürst etil ipv nu. eine Angabe, die dann von Bader in dieser Zeit-
>chrift 3, 255. Glatz, Gesch d. Landgrafen von Lupfen-Stühlingen a. st. O.
s. Ii», und Franck, Die I^andgrafsc haften des hl. Romischen Reiches S. 82,
auch von Schenk zu Srhweinsherg, Beiträge zur Frage nach der Bedeu-
tung der Landgrafschaft, in Forsch, z. D. G. Ii», 552, wiederholt wird,
beruht auf weiter nichts als einer irrigen Datierung der Urkunde von
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I>i< (traki'haft d«-s Allgäus.
16'J
Die Herren von Lupfen, Landgrafen von Stühlingen, blieben
im Besitz der Landgrafschaft bis zum Krlöschen ihres Stammes
im Jahre 1">82: von ihnen kam sie nach verschiedenen /wischen-
fallen an die Erbmarschälle von Pappenheini und von
diesen infolge der Verheiratung der Tochter des Landgrafen
Maximilian von Pappenhciin mit dem Grafen Friedrich Rudolf
von Fürstenberg an deren Sohn Maximilian Franz (| 16S1).
Aber dieser Übergang an Fürstenberg vollzog sich nicht
ohne grosse Schwierigkeiten, die namentlich vom Haus Öster-
reich erhoben wurden. Die Streitigkeiten endeten damit, dass
lübO Graf Maximilian Franz Stühlingen vom Erbherzog Ferdi-
nand zu Lehen nahm und da die Landgrafschaft von der
Grumlherr>chaft nicht unterschieden wurde, diese ein After-
lchen des Reiches wurde.1) ISO« teilte die Landgrafschaft
das Schicksal der übrigen Fürstenbergischen Lande. Die Er-
innerung an sie lebt jetzt nur noch in den Titeln des fürst-
lichen Hauses Fürstcnberg fort.
Die Schmälerungen der Grafschaft.
Die Herrschaft Hauenstein.
Von ihrer ursprünglichen Ausdehnung hatte die Grafschaft
des Albgaues um die Mitte des 13. Jahrhunderts schon fast
die Hälfte verloren; die von der Schlücht und Schwarzach
gebildete Linie kennzeichnet nunmehr im allgemeinen ihre
weltliche Grenze Alles Gebiet zwischen der genannten Fluss-
linie und der Murg aber war ihr entzogen und dieses formte
sich zu der Herrschaft Hauen st ein zusammen. Bei unklarer
Vorstellung von der Entstehung dieser Herrschaft, schrieb
Bader, dem wir im übrigen so viel inbezug auf die Geschichte
des Albgaues verdanken, der Albgau sei während des 10. Jahr-
hunderts in die zwei Grafschaften Stühlingen und Hauen-
stein zerfallen und die letztere von den alten Gaugrafen an
das Habsburgischc Haus gelangt.2) Wiewohl nun schon Kolbs)
die Bezeichnung „Grafschaft" Hauenstein zurückgewiesen, so
1296. In seiner Arbeit: „Urkunden und ltegeste aus dem Kletgauer
Archive* hat auch inzwischen Kader die Unrichtigkeit seiner früheren
Angabe erkannt; 8. diese Zeitschrift 22, 134.
l\ Franck, Landgrafechaften S. 85. - *) Diese Zeitschrift U, 356; vgl.
auch 22, 132. — 3) Uexioon vom (i rossherzogt um Baden. Karlsruhe 1813
bis 1816. s. v.
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170
Tu nibült.
hat sie doch bis jetzt stets noch figuriert und unter anderen»
Namen als „Grafschaft des untern Albgaues" viel Verwirrung
angerichtet.1)
Die Herrschaft Hauenstein ist. um es gleich zu sagen,
nicht eine Grafschaft, sondern ein Konglomerat verschie-
dener Vogteigerechtsame. die sich etwa seit der Mitte
des 13. Jahrhunderts in der Hand Habsburgs vereinigten.
i>ie Herrschaft setzt sich zusammen aus drei grösseren Be-
standteilen, die nur in dem gemeinsamen Vogtherren ihre
Vereinigung fanden. Die drei Bestandteile sind die Vogtei
St. Blasien, die Vogtei Säckingen, soweit deren Besitz im
Albgau lag, und die Vogtei Neuenzelle.2) An der Hand
des unschätzbaren Habsburgischen Urbars von 1303, verfasst
von Meister Burkhard von Frikke, dem Protonotar König
Albrechts3), sowie des St. Blasischen Urbars von 1 3 5 1 4 ) und
dem Verzeichnis über die Zinse und Vogtrechte der Neuen-
v. eller Güter und Leute*) lässt sich die Richtigkeit der oben
gegebenen Definition der Herrschaft Hauenstein mit voller
Klarheit darlegen.
a) Die Vogtei von St. Blasien. Als Otto II. durch
Diplom von 983 Juni 5*) ein ziemlich beträchtliches Stück
des Albgaues zugunsten von St. Blasien aus dem Graf-
l) Meines Wissens kommt zuerst in «Irr Urkunde, wodurch König
Friedrich III. den Leuten der Herrschaft Hauenstein ertliche Hechte und
Freiheiten verleiht (diese Zeitschrift 10, 3<>t>). die schiefe Bezeichnung :
_Kin herr oder lau Agraffe vff dem Schwartzwald" vor. — l) Die aurli
zur Herrschaft Hauenstein zahlenden Yogteien Todtmoos, Schönau und
Todtnau, ebenso die Ortschaften der Einung Kickenbach, werden hier als
ausserhalb des alten Albgaues gelegen nicht berücksichtigt; auch würde
ihre Hereinziehung am Resultat der Untersuchung nichts ändern.
s Pfeiffer, Das Habsburg.-Österr. Urbarbuch: Bibliothek des Litterar. Ver-
eins. Bd. 19. Stuttg. 1*50. Vgl. dazu die Bemerkungen von Schulte,
Gesch. der Habsburger S. 27. und Schweizer, Gesch. der Habsburg. Vogt-
steuern im Jahrb. f. Schweiz. Gesch. 8, 13ö ff. passim. Dem von Schulte
geäusserten Wunsch auf eine Neuherausgabe des Urbars kann man sich
nur ansehliessen. — *) S. Bader, Das ehemalige St. Blasische Waldau«!,
in dieser Zeitschrift 6. IWiff. — ) Mitgeteilt von Bader a. a. O. <), 3<;:;.
ß» Der neueste und beste Druck der viel angefochtenen Urkunde in
den M. G. DD. II, 1 <l«88i Nn. 21)7. Über die Datierung Sickel, Kr-
lauteruugen zu den Diplomen Otto'* II. in Mitteil des Inst. f. Osten- .
(ieschichtsf. Ergunzungsb. 2, 1*7 Anm. 2.
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Die Grafschaft des Albgaus.
171
schaftsverbande aushob, wurde in die Grafschaft die ers>te
bedeutende Bresche gelegt. Das ausgehobene Gebiet'), in
welchem statt des Grafen der Klostervogt eintrat, erstreckte
sieh bei der Quelle der All) am Fcldberge anhebend zu beiden
Seiten des Flusses bis unterhalb Urberg und war ca. 4 Stunden
lang und 3 Stunden breit; es bildete den später sog. St. Bla-
sischen Zwing und Bann 2) Auch die folgenden Krwerbungen
8t. Blasiens im Albgau bedeuteten ebenso viele Durchlöcherungen
der Grafschaft. Nach dem Urbar von 1303 hatte das Haus
Habsburg von der St. Blasischen Vogtei wegen in folgenden
Ortschaften das Gericht über „diub unde vrevel" oder rdiub
unde tötslag", also Anteil an der niedern Gerichtsbarkeit1):
Hierholz, Finsterlingen. Rüsswihl, Oberwihl, Niederwild, Wil-
tingen, Vogelbach, Iiierbach, Wolpadingen, Immeneich. Niecler-
mühle. Ruchenschwand, Ibach, Schmalenberg, Horbach. Schwand,
Bildstein, Bernau, Häusern, Lidebach (abgegangen), Höchen-
schwand, Strittberg, Segalen, Ellmenegg, Atlisberg. (Ober-
und Unter-) VVeschncgg, Heppenschwand, Wittlisberg (abgeg.
bei Häusern), Schlageten, Remetschwihl, Waldkirch, Unter-
alpfen, Etzwihl, Birndorf, Birkingen und Kuchelbach.') Saint -
') KA fönte Che mbuch uxqoe od alUtm HcMiensiiimnda et inde xsque
od locum Vcerenbrehtcst-cdla et ita f er dcdirum wonti* nsqiie <j<<<> .s»-
itcndenbach influit Albain, indeque ittque ud ort um Stein/ihn indeque </>•
qut ad montem Veltperch ad ort hm AIhne et inde n.sqne ad lontm ,i>>i
Smiarzaha exit de lacu Mochte, et iuxtu decursum prediett fluni nsqif
ad locum tibi Cheinhach infinit SuuarZ'tha . et ita n<q>ie od fontem f'h' i) -
hach.u -- ?) Siehe Bader in dieser Zeitschrift <i. U<J. V Vgl das Urbar
Kap. X: ..Diu rechtung /.e st. Blaesien."* I'as Urbar hat Küster. Da*
Keichsgut in den Jahren 127;'. — S. hl, zu der AiiffasMing Anl;t*s <,•»-
geben, als oh das Gerieht über ..diu!» nnde vrevel* oder „diub unde t<»r-
slag~ ein Ausfluss der hohen Gerichtsbarkeit des Vogtes wäre. Da> i>t
nicht richtig, wie schon Schulte, Gesch. der Habsburger S. 38 n, aufmerk-
sam macht. l>as hohe Gericlit stand dem Vogt natürlich noch ausserdem
/u. So heisst es in der St. Blashchen Öffnung von 1383 (zunächst über
• las Zwing, und Hanngebiet : „Item allu geriht inrent twing vnd bau sint
des got/hus ane tübe vnd totwunden, die sont die vögt ziehen vsser twing
vnd bau vnd darvmb richten vnd nit inrenthalb. Ze glicher wis vmb
allü ge rieht, die den tod rihtend, ane da/ ain bischof vnd ain ajit
dis gotzhus vnd gaistlich geriht ane höret." Diese Zeitschrift (», 107.
'I Beizufügen ist noch Urberg, das der Urbarschreiber unter einer andern
Kubrik verzeichnet (Pfeiffer S. vgl. die Stelle im St. Blasischen Ur-
bar von 13*3: ..Item /e Niderwil vnd ze Küswil da sol des gotzhus ampt-
;nan rillten vmb all,» ding als ze Hechenswand vnd ze Vrberg, won all.,
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172
Tu nihil lt.
Helft genannte Ortschaften lagern sich in einem ziemlich breiten
Gürtel um die Alb fa*t bis zu ihrer Mündung in den Rhein.
Sie bildeten speziell die Habsburgische Vogtei, „der lüt zu
sant Bliisin, den man sprichet vor dem Schwartz-
waldeV)
Diese Reihe St. Blasischen Ortschaften ist noch um einige
Namen zu vervollständigen, als Nöggenschwil, Heubach. Ober-
ilm! Unterbirbronn, Dietlingen, Schnüringen, Bürglen, Hasel-
bach, Ensweil, Ainerigschwand, Rohr und Inglikofen, die eben-
falls zur Herrschaft Hauenstein zählen, die aber das Urbar
nicht anführt, weil Habsburg dort keine Gefälle aus der niedem
Gerichtsbarkeit zu beziehen hatte. Bei diesen Neuerwerbungen
hatte das Kloster die niedere Vogteigewalt selbst in Händen
zu bekommen gesucht. So heisst es in dem St. Blasischen
Urbar von 1383: „Es ist ze wissen, das ze Nöggenswiler
twing vnd bau, lüt vnd gtit des gotzhus ze sant Blesin reht
eigen ist mit allen gerihten one die grossen geriht.
die da dem menschen an sin leben gant. . . . Item Hey-
baeh vnd obern Birkbrunnen horent in den meyerhof ze
Nöggenswiler ze geriht. . . . Item Tfitlingen vnd Schnür-
ri ngen sint des gotzhus reht eigen, won es (sie) köft hett
mit twing vnd mit ban, die vogtye mit iren gerihten, vnd
darumb sol nieman da rihten, denne des gotzhus anipt-
m an. . . . Item das gotzhus hat köft die vogtye ze Hasel-
bach, ze Bürglon, ze Enswil, ze Amelgeswand, vnd was
die cigenschaft vorhin des gotzhus, vnd die vogtye ze Ror
vnd ze Inglikouen." 2) Die Erwerbstitel St. Blasiens für
seine Gerechtsame in diesen Ortschaften und zwar aus der
Zeit vor 1300 liegen grösstenteils vor.3)
»Ii«' relit, die daz gotzhus hett in t winden vnd hennen, die het es ouch in
den /.wein dorfern vnd in ir ehafti." Diese Zeitschrift 0, 121. Urberg
liegt noch innerhalb des St. Blasischen Zwinges und Bannes.
So he/eichnet in der Urkunde Herzog Leopolds von (Isterreich von
3 • *► 1 3 Okt. 21, wodurch er 80 Mut Hafer aus dieser Vogtei versetzt; siehe
.iiese Zeitschrift 10, 354. Bader erklart a. a. 0. 357 die also bezeichnete
Vogtei als „das St. Blasische Gebiet jenseits der Schlucht im Amte Guten-
burg". l>as ist unrichtig. Im Amt Gutenburg hatte St. Blasien nach
d»mi Trbar. das auch noch für 1315 seine Giltigkeit hat. nur Besitz zu
Oherlauchringen und Geislingen, aus dem an Hafer nur 2 Mut Vogtrecht
gingen, während aus den oben genannten Ortschaften zusammen jährlich
etwas über SO Mut Hufer an Vogtrecht nachzuweisen sind. — 2) Diese
Zeitschrift G. 120. 121. — 3) Vgl. ebda. G, 22ßff.: 1275 verkauft Konrad
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hie Grafschaft des Albgaus.
173
b) Die Vogtei Säckingen. Stift Säckingisch waren die
Dinghöfe zu Murg und Oberhof, worein auch die Dörfer Zech-
wihl, Diegeringen, Niederhof und Thimoos gehörten. Als
Vogt des Stiftes hatte Habsburg nach dem Urbar von 1303 zu
richten über „diub vnde vrevel", hatte also Anteil an der nie-
dern Gerichtsbarkeit und bezog von den Dorfleuten Vogtrecht.1)
c) Die Vogtei Neuenzelle. Unter der Rubrik „Offitium
nffem Walde und ze Waltzhuot" führt der Verfasser des Habs-
burgischen Urbars ausser den vom Stift Säckingen herrühren-
den Ortschaften noch mehrere zur Herrschaft Hauenstein zäh-
lende Orte auf. Die Grundlage der Gerechtsame des Hauses
Habsburg hierselbst giebt er zwar nicht an (er nennt nur die
Grafen Herren zu Waldshut), doch rühren dieselben zum weit-
aus grössten Teile von der Vogtei Neuenzelle beziehungsweise
den Freiherren von Tiefenstein her.
Über die Gründung von Neuenzelle erzählt eine gut
100 Jahre jüngere Darstellung, die unter dem Abt Heinrich IV.
von St. Blasien (1348 — 1391) geschriebene „Constmctin Xorar-
nilae" 2) folgendes: Zwei Brüder, Hugo und Diethelm. aus dem
reichen und mächtigen Dynastengeschlechte derer von Tiefen-
stein (an der Alb, B.-A. Waldshut, Ruinen sind noch vor-
handen) wandten sich dem Mönchtum zu. Hugo trat in das
Kloster St. Blasien, dem er seinen ganzen Besitz zubrachte3);
Diethelm erbaute auf dem Brühl am Ibach zu Ehren von
Berchtold von Gutenburg sein Gut zu Schnöriugen mit der Vogtei und
aller Zubehör an St. Blasien; desgleichen Heinrich von Krenkingen seine
(iüter und Rechte zu Dietlingen, Schnöringen etc. 1276 verkauft Kon-
rad Berchtold von Gutenburg seine Vogtei zu Bürglen, Haselbach, Kns-
weil und Amerigschwand , desgleichen Hugo von Wessenberg und Ulrich
von Clingen das Eigengut zu Kohr und die Vogtei des Hofs zu Inglikofen
an das Stift. 1279 befreit Konrad von Krenkingen den an St. Blasien
verkauften Meierhof zu Nöggenschwil vom Lehensverbande gegen das Stift
St. Gallen; und andere einschlägige Urkunden mehr.
*) Vgl. das Urbar, Kap. IX: Offitium vffem Walde und ze Waltzhuot.
S. 46, 47, 48. — *) P. Stanislaus Wülberz hat sie abgeschrieben und
seinen Analecta ad historiam San-Blasianam 1, 1 5*3 einverleibt. Durch
die Gute des Herrn P. Anselm Achatz, Archivars zu St. Paul in Kärothen.
wurde mir eine getreue Abschrift dieser „Conntmctin Novar.ceVae" mit-
geteilt, wofür ich auch an dieser Stelle meinen Dank sage. 3) 12!).")
überlässl Hugo von Tiefenstein mit Zustimmung seiner Gattin Agnes an
St. Blasien Güter, über die zwischen ihm und dem stifte Irrungen be-
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174
Tum lȟlt.
St. Cyrill, Georg und Maria Magdalena eine Kirche und siedelte
dort einige Mönche aus dem St. Georgenkloster zu Stein a Uli
an. Er stattete die „Neue Zelle" aus mit dem (westlich
gelegenen) Freiwald, bis hin an den Schwarzenbach, mit all
seinen Leuten, Freileute genannt, und überhaupt mit seinem
uanzen Besitz. Dann übergab er die Stiftung dem Kloster
Stein a. Rh., wo er selbst den Mönchshabit nahm.
Später nun geriet Rudolf von Habsburg (der nachmalige
König) mit den Mönchen in Streit, überfiel und vertrieb s'w
mit gewaffneter Hand und zog die Neuzelle mit dem Freiwald
und den Freileuten (tpti salcvt rf dem Wcrhery et cirnwi
qnnque) an sich; endlich nach Jahren traf er dann mit dem
Kloster Stein ein Abkommen und zahlte ihm zur Entschädi-
gung 500 Mark Silber. Dann gab er auch die Kirche ihrer
Bestimmung zurück, setzte einen Priester hin ;und überwie>
ihr jährlich 7 Mark aus Oberalpfen, Niederalpfen, Nieder-
weil, Eschbach, Geiss, Kuchelbach, Bannholz. Bir-
kingen, Brunnadern, Happingen. Hochsal, Gerweil.
Rotzel, Razingen. Stritmatt, Wilfingen, Witten-
schwand, Urberg, Ruchenschwand und Wolpadingen.
Ferner übergab er ihr den Brühl und den Freiwald bis zum
Schwarzenbach und zur Srhneeschleife. Hncc omnia dvdit ml
prathnulum novae reihe anno dm. 1259.1) Soweit der Bericht.
[Zufolge erhaltener Urkunde verlieh Rudolf von Habsburg
im Jahre 1266 seine Kapelle zur Neuen Zelle mit ihren spe-
zifizierten Einkünften dem Priester Konrad von Hewen*):
diese Urkunde von 1266 scheint aber der älteste Stiftungs-
brief zu sein, da Herzog Rudolf, des Königs Sohn, bei der
Bestätigung der Stiftung seines Vaters sich ausdrücklich auf
diesen bezieht.3) Die obige Jahreszahl 1259 mag ja trotzdem
standen hatten i diese Zeitschrift 6, 212 j. Jene Güter mochten zu der
Schenkung seines gleichnamigen Vorfahren gehören.
') Vgl. auch üher Neuenzelle Bader in dieser Zeitschrift 9, 1-557 und
Schulte, Gesch. der Habsburger S. 125. — 2) Diese Zeitschrift (>, 230.
Die Einkünfte stimmen mit denen in der „Comtructio" nur zum Teil
überein. — •') Herrgott, Geneal. Habsb. Cod. dipl. No. 647 de a. 12*s.
Weitere Urkunden über die Neuenzelle s. ebda. No. 079 de 1296, No. 7(»j
de 1309 und No. 719 de 1315. Nach letzterer Urkunde verschenkte Her-
zog Leopold von Österreich die Kapelle an St. Blasien. S. aiuh Bader
in dieser Zeitschrift 9, 35*.
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I»ie Grafschaft des Albgau;*.
175
richtig sein, indem die Verbriefung erst 1266 erfolgte. Über-
einstimmend mit der J'onstntctio" gibt auch das Habs-
burgische Urbar die Einkünfte der Kapelle auf 7 Mark an.]
Da nun nach dem Weistum über die Nenenzeller Frei-
leute s. XIV dieselben in die Dinghöfe zu Hochsal, Ger-
weil, Oberalpfen und Birkingen pflichtig sind *), so dürfte
sich für die nachstehenden Angaben des Habsburgischen Urbar*
die Grundlage ergeben. Dort, wo Habsburg Zwing und Bann
hat, kann Tiefensteinsches Eigengut vorliegen, während da>
Vogtrecht der freien Leute als ursprünglich öffentlich recht-
licher Natur autzufassen ist1), das von den Herren von Tiefen-
stein an die Neuenzeller Stiftung beziehungsweise Kloster
Stein a. Rh. und dann an Habsburg überging. In der Reihen-
folge der Ortschaften folge ich dem Urbar:3)
Hochsal. In dem Dinghof hat Habsburg Zwin» und
Bann und richtet über Diebstahl und Frevel. Die Leute im
Dorf geben Vogtsteuer und Fastnachthühner.
Görwihl, Herischwand, „auf dem Bühlu, Hart-
scbwand, Engenschwand, Stritmatt, „Wile", „Schad-
hüsen", Rotzel, Ober-Stritraatt. Die freien Leute geben
Vogtrecht und Fastnachthühner.
Schachen. Die freien Leute des halben Dorfes geben
Vogtrecht und Fastnachthühner.
Rotzingen und Birkingen. Die freien Leute, die in
den Dinghof von Hochsal gehören, geben Vogtrecht und Fast-
nachthühner.
Kuchelbach. Die freien Leute geben Zins und Weisung
und Fastnachthühner.4)
Espach. Die freien Leute geben Zins, Weisung und
Fastnachthühner und von ihrem freien Gut Vogtsteuer.
Waldkirch. Dort zinst ein freies Gut.
Geiss. Die freien Leute auf Habsburgischein Eigengut
geben Zins, Weisung und Fastuachthühner.
Unterkutte rau. Habsburg richtet über Diebstahl und Frevel.
1) Diese Zeitschrift 9, 359 ff. — 2) Siehe v. Wyß, Beitrage z. Schwei/.
Kechtsgeschichte. II.: Die freien Bauern, Freiamter, Freigerichte und die
Vogteien der Ostschwei« im spatern Mittelalter, in Zeitschrift f. Schwei/,
iiecht 18, 128 ff. — ') Pfeiffer S. 44 ff. - *) Für Kuchelbach und die
unten folgenden Waldkirch, Wolpadingen, Unteralpfen vgl. auch bei
Vogtei St. Blasien.
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176
Tumbült.
Happingen. Die freien Leute auf Habsburgischem Eigen-
gut geben Zins, Vogtsteuer und Weisung. Habsburg stellt
Zwing und Bann zu; auch richtet es über Diebstahl und Frevel.
Wolpadingen. Ein Freier gibt von Habsburgischem
Eigengut Vogtsteuer und Weisung.
Wittenschwand. Ein nach Neuzelle gehörendes Gut gibt
Vogtsteuer und jedermann ein Fastnachthuhn. Habsburg richtet
über Diebstahl und Frevel.
„Dieplisberg.tt Das Freigut daselbst gibt Vogtsteuer
und jedermann ein Fastnachthuhn. Habsburg richtet über
Diebstahl und Frevel.
Unteralpfen. Die freien Leute geben Zins, Weisung
und Fastnachthühner.
Bannholz. Die freien Leute geben Vogtsteuer, Weisung
und Fastnachthühner. Habsburg hat Zwinij und Bann und
richtet über Diebstahl und Frevel.
Ay.1) Habsburg hat Zwing und Bann und richtet über
Diebstahl und Frevel; jedermann giebt ein Fastnachthuhn.
Brunnadern (bei Remetschwil), Oberalpfen.2) Die
freien Leute geben Zins, Vogtsteuer, Weisung und Fastnacht-
hühner. Habsburg hat Zwing und Bann und richtet über
Diebstahl und Frevel.
Zelle (Neuzelle). Habsburg leiht die Kapelle, welche
7 Mark trägt.
Auf besonderem Titel beruhen die Habsburgischen Ge-
rechtsame in nachbenannten Hauenstein'schen Orten:
Togern. „Habsburg hat Zwing und Bann und richtet
über Diebstahl und Frevel. Es leiht die Kirche alter-
nierend mit den Grafen von Homberg, die auch den
') Dorf bei Bannholz. Pfeiffer bezieht irrtümlich die Angabe des Ur-
bar* („ze Eige etc.u i auf das Dorf Aichen links der Schlucht. Dort hatte
Habsburg nichts zu thun. Vgl. über Aichen diese Zeitschrift 3, 381.
7\ Was Oberalpfen anbelangt, so heisst es im St. Blasischen Urbar von
1383: „Item so het das gotzhus köft die vogtye ze ober Alaphen. ze
Hünrbach vnd ze Vinsterlo vmb den von Tüfenstein." Diese Zeitschrift
ti. 121. Da ist ein Widerspruch vorhanden. Es lagen eben die Verhält-
nisse bei der bunten Karte von Gerechtsamen manchmal sehr verworren.
So behaupteten die Leute von Kienberg nach dem Urbar, Pfeiffer >S. 43,
eidlich, nicht zu wissen, ob das Dorf in die Landgrafschaft (des Krick-
«raues ) gehöre oder nicht, und sprachen, der von Kienberg habe alle (Je-
richte daselbst.
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Die Grafschaft dos Albgauv.
177
halben Teil von Zwing und Bann daselbst haben
sollten, in der Gewähr aber seit längerer Zeit nicht
gewesen sind; von zwei Höfen, in die auch der Kirchen-
satz gehört, ist der eine Habsburgisch, der andere
Hombergisch. tt ') Diese Gerechtsame rühren, wie man folgern
kann, von den alten Grafen von Homberg im Frickthal her.
Als nämlich deren Geschlecht mit Graf Wernher um 1223
erlosch, fiel der Besitz zum grössten Teil an die Grafen von
Habsburg, zum andern Teil an die Grafen von Froburg, von
denen Graf Hermann, ein Eidam Wernbers von Homberg, den
Namen der alten Feste auf die von ihm selbst erbaute Neu-
Homburg (jetzt Ruine ob Läufelfingen am untern Hauenstein)
übertrug.2)
Des gleichen Ursprungs wie die Habsburgischen Gerecht-
same zu Togern dürften auch die zu Stuntzingen und
Waldshut sein.
Stuntzingen bildete nach dem Aufblühen Waldshuts nur
noch ein Anhängsel dieser Stadt, wie es auch die Rechte seiner
Pfarrkirche an die obere Kirche zu Waldshut verlor.3) Habs-
burg richtet hier über Diebstahl und Frevel.
Waldshut. Wann die Habsburger die Stadt gegründet,
steht nicht genau fest. Bisher war man der Ansicht, dass
ihre Gründung im engsten Zusammenhang stehe mit der Haupt-
ausbreitung der Habsburgischen Gewalt im Albgau, die erst
unter König Konrads Regierungszeit (1250 — 1254) erfolgt sei.4)
Da aber, wie der Besitz zu Togern beweist und wie ferner
der Besitz der Vogtei der Kirche zu Hochsal beweist, die nach
dem Scheidungsbrief bei Herrgott, Geneal. Habsb. 2, 255 schon
1238/9 in Habsburgischen Händen war und vielleicht auch des-
selben Ursprungs wie der Besitz zu Togern ist, die Habsbur-
») Pfeiffer, Urbar S. 52. — 12*4 Nov. 15 verkaufen Graf Ludwig von
Homberg und seine Gemahlin Elisabeth ihre Güter zu Dogern (Togerrun)
mit Zwing und Bann, jedoch mit Ausnahme der Leute und des Kirchen -
satzes, für SiH/j M. S. Baslergewichtes dem Johanniterhaus in Klingnau.
Kochholz, Die Homberger Gaugrafen des Frick- und Sissgaues. Argovia
ltf, 43 (1885). So wird der Zusatz, den Meister Burkhard macht, dass
die Grafen von Homberg im Besitz des halben Zwiuges und Hannes seit
manchen Zeiten nicht gewesen seien, erklärlich. — 2) Argovia lb\ XII.
— *) Vgl. Birkenmayer, Beitrage zur Geschichte der Pfarrei Waldshut,
im Freiburger Diöcesanarchiv 21, KJ1 ff. - 4) Vgl. darüber Schulte, Gesch.
der Habsburger S. 120.
ZelUchr. f. Geich, d. Obcrrh. X. ¥. VII. 1. 12
1 Ts
Tu in bült.
fische Gewalt auch unabhängig von der Säckinger Stiftsvogt ei
den Rhein schotl vor den Zeiten des Grafen und späteren
Königs Rudolf überschritten hatte, so mag die Gründung
Waldshuts, die bekanntlich mich nicht in einem Tage vor sich
ging, in Übereinstimmung mit einer früheren Inschrift1) am
obern Stadtthor von Waldshut, die als dessen Krbauungsjahr
«las Jahr 1242 nennt, und einer Angabe Clewi Frygers. die
1219 als Gründungsjahr anführt *), immerhin in den Vierziger-
jahren des 13. Jahrhunderts anzusetzen sein und somit das
Terrain von Waldshut auch von den alten Grafen von Hom-
berg erworben sein.
Unbekannten Titels sind endlich die Habsburgischen
Gerechtsame in :t):
Lütt in gen. In dem Meierhof hat Habsburg Zwing und
Hann und richtet über Diebstahl und Frevel.
Hauenstein. Habsburg hat Zwing und Bann und richtet
über Diebstahl und Frevel.4)
Gurt weil. Habsburg richtet über Diebstahl und, Frevel.
Wie schon angegeben, waren die drei besprochenen Vog-
teien etwa seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in den Händen
Habsburgs vereinigt. Zuerst erhielt es, wahrscheinlich nach
dem Aussterben der Lenzburger, die Säckinger Stiftsvogtei,
also ca. 1173.*) Über den Erwerb der Vogtei von St. Blasien
sind wir auch nicht genau unterrichtet. Es ist nur die knappste
Inhaltsangabe einer Urkunde überliefert, wonach König Konrad
dem Rudolf von Habsburg, dem spätem König, „St. Blasien
und den Schwarzwald" verpfändet habe.") Es fragt sich
alsdann, was unter r Schwarzwahr zu verstehen ist. Man
l) Mitgeteilt von Birkenmayer in den Mitteil, der |:ud. histor. Komm.
im* No. 11, S <>2. 2) siehe (»erben, Bist. Nigrae Silvae 2. 32.
:<) Pfeiffer, Vrbar S. 47. 48, 52 *) Zu Hauenstein ist die Stelle uns
dem St. Plasischen l'rbar von 1 zu vergleichen : „Es ist ze wissen,
das ein herr von sant Hl es in koft ( lief) Howenstein mit siner zfigehnrdc,
als es zfi den ziten stund, vmb gfiter ze Tiuingiu (Thiengen k als des gotz-
hus vrbarbiieh wiset. anno 1108. Item darnach in dem Vierden blad des-
selben bftches vindet man geschriben, wie guter dasei bs ze Howenstein
ouch an das gotzhus kament." Aus dieser Stelle machte Abt Kaspar im
Liher otifjimim einen Kauf der Grafschaft Hauenstein. Siehe diese Zeit-
schrift 6, 121 u. Anm. leider ist das angeführte ältere Urbar nicht mehr
vorhanden. — ») Vgl. darütor Schulte. Gesch. der Habsburger S. 0(1 ff.
*) Darüber handelt ausfnlirlicher Schulte a. a. O III I.
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Die Grafschaft des Albgaus.
1 TO
kann die Angabe „St. Blasien und den Schwarzwald" als
Tautologie für St. Blasien und seine Besitzungen (ausserhalb
seines Zwinges und Bannes) im Schwarzwald fassen; will man
das nicht, so bleibt nur die Vogtei Neuenzelle und die übrige
Tiefensteinsche Erwerbung als „Schwarzwald" übrig. Dann
besteht vielleicht irgend ein Zusammenhang zwischen dieser
Verpfändung und Rudolfs sonst unerklärlichem Vorgehen gegen
die Neuenzeller Brüder bezw. das Kloster Stein a. Rh., wie
es die Tradition berichtet. Wie dem auch sei, etwa um die
Mitte des 13. Jahrhunderts waren alle Bestandteile der Herr-
schaft Hauenstein in Habsburgischem Besitz.
Die Stadt Thiengen.
Thiengen, welches bereits 1229 städtischen Charakter hat1),
gelangte durch den Verkauf der Güter des Freiherrn Heinrich
von Küssaberg. Grafen von Stühlingen (s. oben), an das Hoch-
stift Konstanz *) Das war der Anfang seiner Entfremdung von
der Landgrafschaft Stühlingen. Zwar betrachtete das Land-
gericht Stühlingen auch noch in der Folgezeit die Stadt als
in seinem Bezirk gelegen, wurde aber 1444 von dem Hof-
Bericht zu Rot weil mit seinem Anspruch abgewiesen. Der
Bischof von Konstanz klagte nämlich gegen das Landgericht,
dass es ihm mehrere seiner Leute, darunter den Vogt Hein-
rich Zelter zu Thiengen, in die Acht gethan habe gegen seine
und der Stadt Thiengen Freiheiten, „die zue dickerm mal vor
dem lantgericht ze 8tulingt.it erzogt vnd erscheinet sind, auch
»her das, daz si in der lantgratifschaft zu Stnlingen nit
gesessen vnd in das lantgericht daselhs nit gehören". Er er-
suchte das Hofgericht, die Übergriffe des Landgerichts abzu-
thun und dessen ergangene Urteile für nichtig zu erklären;
und als das Landgericht entgegnete, dass alle, welche in der
Landgrafschaft süssen, ihm zu folgen verpflichtet seien, betonte
des Bischofs Botschaft nochmals, Thiengen sei eine Herrschaft
für sich selber und habe seine eigenen hohen Gerichte, WiM-
bänne und andere Herrlichkeit, wonach es selbstverständlich
wäre: dass es nicht in das Landgericht gehöre und nicht in
der Landgrafschaft gelegen wäre. Das Hofgericht erkannte
denn auch, dass die ergangenen Urteile des Landgerichts
») Siehe diese Zeitschrift 18. 232. - ') Khd. 5, 2H4.
12*
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180
Tumbült.
nichtig seien.1) Ausserhalb des Stadtetters in der Gemarkung
behielt jedoch die Landgrafschaft die hohen Gerichte.
Die Herrschaft Lenzkircb und Vogtei Schluchsee.
Eine Schmälerung des Graf Schaftsgebietes bedeutete auch
der Vertrag, den Eberhard von Lupfen, Landgraf zu Stühlingen,
mit dem Grafen Egen von Freiburg wegen der Herrschaft
Lenzkirch abschloss. Das Gebiet dieser Herrschaft, kurz aus-
gedrückt, das Land zwischen Feldsee, Titisee und Schluchsee,
war zur Zeit der Gauverfassung zumeist eine noch ungerodete
Bergwildnis2), die aber innerhalb der natürlichen Grenzen
des Albgaues lag. Im 13. Jahrhundert war hier ein Ge-
schlecht ansässig, das sich nach Urach (einem Burgstall bei
Lenzkirch) benannte, über dessen Herkunft wir aber nicht
weiter unterrichtet sind. Seine Besitzungen kaufte Graf Egen
von Freiburg, geriet aber darüber mit Eberhard von Lupfen,
Landgraf von Stühlingen, in Misshelligkeiten, die 1296 mit
einem Vergleich endeten, in welchem Landgraf Eberhard in
dem umschriebenen Bezirk auf alle gräflichen Hoheitsrechte
verzichtete.8) 1491 ging die Herrschaft Lenzkirch von den
Herren von Blumegg mit allen Hoheitsrechten durch Kauf
an Graf Heinrich zu Fürstenberg über.4) Als gleichwohl 1507
Landgraf Sigmund von Stühlingen die hohen Gerichte und den
Wildbann zu Lenzkirch, man weiss nicht worauf gestützt, als
Afterlehen der Landgrafschaft Stühlingen ansprach, setzte
Graf Wolfgang zu Fürstenberg dem eine energische Verneinung
entgegen.5) Zur Herrschaft Lenzkirch gehörte auch die hohe
Gerichtsbarkeit über die St. Blasische Vogtei Schluchsee, welche
1659 von Fürstenberg an St. Blasien verkauft wurde.
Die letzte grosse Schmälerung der Landgrafschaft er-
folgte im Jahre 1612, als dem Stifte St. Blasien für 116 500 fl.
die hohe Forst-, Geleits- und Gerichtsobrigkeit über alle jene
J) Ebda. 14, 233 ff. — 8) Nur zu Lenzkirch war frühzeitig eine An-
siedelung vorhanden, denn in einem Oüterrodel des Klosters St. GaUen
von ca. 1200 wird auch der Zehnte zu Lenzkirch aufgeführt; Wartmaun,
U.-B. 3, 759. Ferner erscheint unter den Zeugen einer Schenkung an
St. Peter nach 1113 der Freie Swiggeru* de Lendischilicha ; siehe den
Kotulus Sanpetrinus im Freiburg. Diöeesanarchiv 15, 160. — •) FnrstenV».
U.-B. V, No. 274. Vgl. auch Riezler, Gesch. des Fürstl. Hauses Fürsten«
berg S. 126. - «) Fürstenb. U.-B. IV, No. 129. - ») Ebda. No. 452.
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Die Grafschaft des Albgaus.
181
Teile verkauft wurde, wo dieses bereits Grund- oder Nieder-
gerichtsherr war, zu Blumegg, Bonndorf, Grafenhausen, Guten -
bürg und zugehörigen Bezirken.1) Damit war die Landgraf-
schaft auf den Umfang gebracht, in welchem sie 1806 zusammen
mit den übrigen Fürstenbergischen Landen der Mediatisation
verfiel.*)
') Diese Zeitschrift 22, 137. — *) Vgl. die von Kiezler und Baumann
entworfene Karte der Schwäbischen Lande des Hauses Fürstenberg nebst
der Erläuterung; in Kiezler, Gesch. des Fflrstl. Hauses Fürstenberg S. 498.
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Miscelleu.
Eine unveröffentlichte Papsturkunde vom Jahre 1154.
Anastasius IV. bestätigt dem Frauenkloster Heilig- Kreuz1 >
die von Leo IX.2) ihm verliehenen Privilegien.
1154, März 5, Lateran.
Anastasius episcopus, servus servoruin dei, dilcctis in Christo tilia-
bus fmiingardi, abbatisse inonastcrii Sancte Crucis, eiusque sororibus
tarn presentibus quam futuris, regulärem vitam profcssis, in perpetuuni. /
('am universis catholice ecelesi? filiis debitores ex iniuncto nobis a
<leo apostolatus officio existamus, Ulis tarnen locis atque personis
propcnsiori nos eonvenit caritatis / studio imminere, qu?3) ad ius et
proprietatem beati Petri atque ad ordinationem Romani j>ontiticis
noscuntur speciaüus pertinere. Ka propter, dilecta in Christo filia
Irmingardis abbatissa, / cui nostris tamquam beati Petri manibus gra-
tiain benedictionis contulimus. rationabilibus tuis postulationibus gra-
tum impertimur assensuin, et predecessoris nostri felicis meinorie
Leonis noni pape vest[igiis|4) inherentes prefatum monasterium Sancte
Crucis, quod utique a devotione fpatris| ac inatris et fratnnn ipsius
predecessoris nostri fundatum est, in befati] Petri tutclam nostram-
que protcctiouem susceptum apostolice sedis privilegio communimus-.
Statuentes, ut [quascumquel possessiones, quecumque bona idein mona-
sterium in presentiarum jus[te et] canonice possidet aut in futurum
concessione pontificum. largitione regum vel principum, oblatione
tifdeli]um seu aliis iustis modis deo propitio poterit adipisei. tirma
vobis et Iiis, qu? post vos successerint, et illibata permaneant. Prohi-
bemus autem, ut nulli arehiepiscopo vel episcopo. imperatori vel regi
seu alicui omnino hominum fas sit, aliquod dominium in eodem iik>-
nasterio vel rebus eius exerccre vel aliquam advocatiam habere. Sed ,
quemadmodum a memorato predccessore nostro bone memorie Leone
papa statutum est, advocatia ipsa semper alicui de genere ipsius.
l) IJei Kolmar. - =0 JSclioepflin , Alsatia diplomatica I, S 1Ö8—
H.-Kreuz war eine Gründung der Grafen von Egishcini. I>er aus diesem
Hause hervorgegangene Papst Leo IX. unterstellte das Kloster dem römi-
schen Stuhle und trug ihm dafür die jährliche Lieferung einer goldenen
Rose auf. Aus ihr wurde später die bekannte Tugendrose. — ') I>ie
Worte que, bis ordinationem stehen auf Rasur. — 4) Die eckigen Klam-
mern bezeichnen meine Ergänzungen der zerstörten Schrift.
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M iscelleu
183
quaudiu aliquis de parentcla ipsa superfuerit cidem officio idoneus
iuxta arbitrium abbatisse. remaneat. Crisma vcro. oleum sauet um.
ronsecrationes altarium seu sauctimouialium a diocesano suseipietis
episeopo, siquidem eatholicus fuerit et ea gratis et absque pravitatc
vobis voluerit exhibere. Alioquin liceat vohis, catholicum quem
malueritis adire antistitem. qui nimirum no>tra fultus auetoritatc. quod
postulatur, indul^eat. Obeuute quoque te. nuue ciusdem loci abbat ksi.
vel tuarum qualibet »uccedentium. nulla iuibi qualibet surreptionis
astutia scu violentia prepouatur. uisi quam surore> communi coii>cn>u
vel pars consilii sauioris .«.ecundum deum et beati Üencdicti regulam
provideriut eligendam. Klecta vero ad Komaiium poutiticeiu bene-
diceuda aecedat. l)eecrnimus ergo, ut uulli omniiio liomiuum liceat
prefatum mouasterium temere pert urbare aut eius |>os>e»sioues a ufern*
wl ablatas retinere, miuuere aut aliquibus vexationibus fati|ga]rc.
sed omiiia integra couserveutur vestri> et aliarum, pro quarum guber-
natione et sustentatione com essi >unt. usibus omnimodi- profutura.
Ad iudicium autem preeepte buius a sede upostolica libertatis au-
rcam rosaui penso duamm Komanarum unciarum auri. aut factam
sieut tieri solet, aut tantundem auri uude fieri jHKSsit. circa median.im
quadragesime domiuieam, qua cautatur letare Jerusalem, nobis m>stri>-
que succcsM)ribus anuis singulis persolvetis. Si qua igitur in futurum
eeelesiastica secularisve persona haue nostn; constitutiouis paginam
sciens contra eam temere venire temptaverit. secundo tertiove monita.
*d non satisfactione eongrua emendaverit. imtestatis bonorisque siii
dignitate careat reamque sc divino iudicio exi>tcre de perpetrata i t ■ i —
quitate cognoscat. et a -aeratissimo corpore ac sanguine dei et dn-
miiii redemptoris nostri Jesu Christi aliena Hat. atque in extreino
exaniine districte ultioni subiaceat. Cunctis autem eidein loco iusta
servantibus sit pax domini nostri Je>u Christi, qunteuus et bic fruc-
tum bone actionis pereipiant [et] apud districtum iudicem premia
etern«; pacis inveniant. Amen. Amen. Amen.
(Jtota) Ego Anastasius catholic«; ecclesi»; episcopus ». <3loitinj>' >
t Kgo Imarus Tusculanus episcopus >s.
t Kgo Odo diaconus cardinalis saneti Georgii ad Yelum aureum
t Kgo Hugo Hostiensis episcopus ss.
t Kgo Rudulfus diaconus cardinalis sanete Lucie in Sepia solis ».
f [Kgo Guido diaconus] cardinalis «.anete Marie in Porticu ss.
f Kgo Johannes diaconus cardinalis sanetorum Sergii et Uachi ».
f Kgo GG [Gregorius) presbiter cardinalis [tit. Cal;ixti ss.
t Kgo Guido presbiter cardinalis [tit. sanetji Grisogoni ss.
t Kgo Hubaldus presbiter cardinalis tit. sanete Praxedis s>.
t Kgo Manfredus presbiter cardinalis tit. sanete Savine ss.
t Kgo Octaviauus presbiter cardinalis tit. sanete Cecili«; ss.
f Kgo Johannes presbiter cardinalis sanetorum Johannis et P-auliJ
tit. Pamachii ss.
t Kgo Cencius presbiter cardinalis tit. saneti Laurcntii in Lueiuu >>.
Datum I.aterani per inanuin Holandi. sanete. Kornau? ecclesii; pres-
biteri cardinalis et cancellarii. III Nonas Martii. Indietione II. In-
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184
M is c e U e d.
carnationis dominice anno MCL1II. Bontitieatus vero domini Ana-
stasii IUI papc. anno primo.
Orig.-Perg. im Stadtarchive zu Kolmar. Lang 68/«9 cm, breit 54/55,
unten 3 cm umgeschlagen; Schnur und Hülle sind verloren. I>ie Schrift
ist stellenweise in den Brüchen /.erstört, der untere, von den Unterschriften
eingenommene Teil der Urkunde hat mehrere Risse und Löcher. Der
Ringkreuz der llota scheint dunkler zu sein als die Umschrift: custodi
me (1 online [n]t pupillam oculi. Die Zeugenuntersehriften rühren von
verschiedenen Händen her.
Kolmar. Kug. Waldner.
Die „kalte Kirchweihe" in Basel, in der neuen Ausgabe von
(irotefends Handbuch der Historischen Chronologie1) wird als Tag
der kalten Kirch weih in Basel der 13. Januar genannt, zufolge einer
Angabe in Reinsberg, das festl. Jahr. Auf dieselbe Angabe stützt
sich auch die bei Pfanuensehmid , Erntefeste S. 570, gemachte Mit-
teilung, dass die kalte Kirchweihe in Basel auf den 13. Januar falle.
Hinwiederum hat, schon vor längerer Zeit, ein Basler Forscher, L. A.
Burckhardt, die „kalte Kilbi4* auf den Tag des noch heute alljährlich
stattfindenden Umzuges und Tanzes der Ehrenzeichen der Gesell-
schaften Klein -Basels verlegt und sie als die Kirchweibe der Klein-
Basler Kirche St. Theodor erklärt.2) Die Quellen zeigen aber, dass
beide Erklärungen falsch sind.
Dass zunächst nicht an die Kirchweihe einer der (iemeindekirehen
Basels, sondern an diejenige des Münsters zu denken sei. ergiebt
sich aus folgenden Daten:
1397 an der liebsten mittvuehen vor der kalten kilchwirhin der
«titt't ze Basel/')
1477 montag nach der kalten kilchwyhung u. f. inünster.*)
Sodann weisen Daten wie 1451 uff mentag die kalte kihvibe zü
Basel4), 1519 montag der kalten kirchweih abend6) auf einen andern
Tag als den 13. Januar: denn dieser war 1451 ein Mittwoch. 1519
ein Donnerstag.
Ebenso passt in der schon citierten Urkunde von 1477 der Name
des sie ausstellenden Bürgermeisters unmöglich zum Januar, dagegen
sehr wohl zum Herbst dieses Jahres.
Die kalte Kirchweibe in Basel ist die Kirchweihe des
Münsters, der 11. Oktober. Hiezu stimmen alle bisher citierten
Daten aufs beste. Völlig beweisend aber ist das folgende: in den
Missiven Bd. 12 steht in der chronologisch geordneteil Reihe der
Coneepte das Uoncept vom 10. Oktober 1468 (montag vor der kalten
kilehwihe) mitten inne zwischen Stücken vom 8. Oktober (Samstag
') Grotcfend, Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neu-
zeit 1, KHi — ») Beitrüge z vaterländ. 'eseb. 1, 179. — a; Staatsarchiv
Basel, (artularium S. Theodori p. 84 No. 57 — «> ebd. St. Urk 2044.
— ») ebd. S C lara E. fol. 3 — ') ebd St Theodor 83 a.
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Miacellen.
Iö5
nach Francisci) und vom 13. Oktober (Donnerstag vor Galli). Ferner:
in den Verkündbüchern des (ierichtsarchivs ist das Datum der „Vcr-
kündung*4 und dasjenige ihrer Zustellung durch den (ierichtsknecht
immer genau eingetragen, wobei sieh ergiebt, dass die Verkündungen
durchweg wenige Tage nach der Ausstellung zugestellt werden. So
findet sich im Jahrgang 1528. dass die Verkündung an Martin
Metzger vom f>. < >ktober und diejenige an Veitin Muspach vom 7. Ok-
tober beide „uff der kalten kilwi abend** durch den Geriehtsknecht
zugestellt worden sind.
Zum Schlüsse ist als offiziellster Beweis der nachfolgende Krlas>
Basler Rates anzuführen:
14(i9 uff zinstag post Galli confessoris ist durch beyd rett er-
kannt des vyrtags halb, das hinfur die kilchwihe unsers gotzhuses der
>t itt ze Basel als ander hochzittlich tag geeret und von menglieh ge-
halten werden, und als dcrselb tag der kalten kilchwihe ye-
uelteu als für der statt iarmergkt gebrucht ist, das da hinfur solcher
merkt uff den nechsten Werktag darnach uff bürg gehalten werden sol.
Basel. Rudolf Wackernagel.
Litteraturnotizen.
Von Veröffentlichungen der Badiscben historisclien Kom-
mission sind erschienen:
August Thorbecke, Statuten und Reformationen der
Universität Heidelberg vom 16. bis 18. Jahrhundert. Leipzig,
Diincker and Humblot, 4°. XXVI und 383 Seiten.
Badische Neujahrsblätter. Zweites Blatt 1892. Frie-
drich v. Weech, Badische Truppen in Spanien 1810—13
nach den Aufzeichnungen eines badischen Offiziers. Mit einer
Karte. Karlsruhe, Braun. 8°. 59 Seiten.
Die Publikation des Freiherrn v. Neuenstein (Das Wappen des
grossherzoglichen Hauses Baden in seiner geschichtlichen Entwick-
lung, verbunden mit genealogischen Notizen. Karlsruhe, 0. Nemuich,
1892. l>8 Seiten Text u. 12 Siegeltafeln) müssen wir leider als ver-
fehlt bezeichnen. Der Text wimmelt geradezu von den gröbsten
Schnitzern. Hermann I. wird zu einem Bruder Bertholds III. ge-
macht, der sich zuerst Herzog von Zähringen genannt haben soll.
S. 23 wird M. Hesso aus einem Bruder der zweite Sohn Hermanns VII..
Rudolf IV. soll erst 1330 die Regierung seiner Lande angetreten haben,
die Hacbbergische durch M. Heinrich I. If 1231) gegründete und 1503
ausgestorbene Nebenlinie hat ..zwei Jahrhunderte geblüht1* u. s. f.
') ebd. Üffnungsbticli 5, 32.
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186
Utteraturnotizen.
Noch schlimmer womöglich sieht es mit der beigegebenen Stamm-
tafel aus, welche den in Neapel enthaupteten Herzog Friedrich zum
Vater sämmtlicher Söhne Hudolfs I., diesen aber zu einem „Herzog
von Eberstein" macht. Dieselbe Konfusion herrscht in dem heraldisch-
sphragistischen Teile. Verfasser erwähnt zwar Heyeks Zähringer,
aber angesehen liat er weder S. f. die Beschreibung der Zähringi-
sehen Siegel, noch S. I2<> die Anmerkung über die Altenryfer Fr-
tindung des Zähringer Löwen (vgl. auch Heyeks Anzeige des Züricher
IIb. diese Z. N. F. (5. 520). Das S. 10 erwähnte und Tafel 1 No. ö < nicht
Xo. 3. wie im Text steht i reproduzierte Fragment eines Siegels Der-
moids V. von 1210 t nicht 120!) . wie Verf. angiebt) ist keineswegs
unbekannt, sondern von Heyck beschrieben uml auf Tafel 1 Xo. 4
der Siegelabbildungen zum Züricher L'rkundenbuch bereits abgebildet.
Die Lichtdrucke sind nach Angabe des Verfassers angefertigt nach
dem bereits erwähnten L'rkundenbuch. v. Weechs Siegclwerk und
«.nach Tuschzeichnungen des Malers Holzapfel zu Dasei, welcher selbe
im Auftrage des ehemaligen Archivar> Herbster für das SehoepHini>che
Werk anfertigte". Allein die Tuschzeichnungen, welche sich in der
im Vorwort an erster Stelle genannten Handschrift Collect iu C. Sigilla
marchionum Dadensium (Hof- und Landesbibliothek. Miscellanea t">)
finden, rühren von dem Basler Kupferstecher Hieronymus Holzach her.
und Verfasser hat sich für Tafel 2— 10, ohne v. Weechs Publikation
auch nur in einem einzigen Falle zu Käthe zu ziehen, mit einer nicht,
besonders gelungenen Nachzeichnung der für ihre Zeit ganz vortreff-
lichen Siegelabbildungen begnügt, ja S. 22 giebt er sich sogar den
Anschein, als ob er ein Siegel Hennanns VI. «bei ihm Tafel 2 No. 1>
gesehen hätte, während auch hier nur vorerwähnte Handschrift seine
Quelle ist. und SchoepHiu bereits 5. 218 die betreffende Urkunde von
1248 nur nach einem Hegest mitteilen konnte (vgl. No. 892 in der
demnächst erscheinenden ersten Lieferung der Hegesten der Mark-
grafen von Baden). Der einzige Wert der Siegeltafeln besteht in
der erstmaligen Wiedergabe der Hachbergisehcn Siegel, die Wi
v. Weech fehlen, nur wäre gerade hier ein Zurückgehen auf die Ori-
ginale im Generallandesarchiv doppelt geboten gewesen. Auch Bram-
bachs Schrift über das badische Wappen auf Münzen ist dem Verfasser,
der sich seine Aufgabe wahrlich nicht leichter machen konnte, un-
bekannt geblieben. Richard Fester.
Nachdem .1. Kavier uns in seinem „Tresor du Bibliophile lorrainw
vor zwei Jahren die Kacsimileabbildungen der Titelblätter u. s. \V.
seltener lothringischer Drucke dargeboten hatte, folgt jetzt Paul
<i ersehe! auf clsässischem Gebiete. Als Anfang erschienen 10 Blatter
mit Titelangabe auf jedem Blatte (Elsässischer Bücherschatz. Photo-
graphische Nachbildungen von Titelblättern seltener und wert volle r
altelsässiseher Drucke. Strassburg, Photogr. Math. Gersehel. DH91 )
K M.
Das französische Ministerium des öffentlichen Unterrichts und der
schönen Künste hat die Veröffentlichung des 1 u venia rs des Nat io n a 1-
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Utteraturootizen.
187
arehivs zu Paris veranlasst « Ktat sommaire par series des doeu-
ments (!onserves aux archives nationales. Paris. Ch. Delagravc, 1891;.
Ks entspricht dies durchaus der seit 50 Jahren üblichen sehr lobens-
werten Gepflogenheit der französischen Archiv Verwaltung, die unter
ihrer Obhut ruhenden Schätze möglichst bekannt und zuganglich zu
machen. Für uns ist diese Publikation insofern von Bedeutung, als
sie dem vielfach verbreiteten (Hauben, dass noch beträchtliche elsäs-
sische Urkundenmassen im Pariser Archiv lagerten, mit einem Schlage
ein Ende macht. Für das Mittelalter ergiebt sich so gut wie nichts.
Resser steht es mit der Neuzeit, vor allem mit dem 18. Jahrhundert,
aus der besonders eiue Reihe von Denkschriften. Akten und Briefen
der elsassischen Intendanz fK 1288 40, II 15. G7 70 — 83 ete.J. sowie
die zahlreichen Titres domaniaux 1^070 -980 u. m ) hervorzuheben
sind. U. ir.
Die evangelische Kirche Kadens besitzt in Vierordts zweibändigem
Werke eine zuverlässige und auf guten Quellen beruhende Geschichte
ihrer Entwiekelung. Kino monographische Krgänzung dazu begrüsseu
wir in Heinrich Kasscrmanns „Geschichte der evangelischen Gottes-
dienstordnung in badischen Landen, zugleich ein Beitrag zum litur-
gischen Studium" {Stuttgart. 1891). Da die badische Landeskirche
hauptsächlich aus der altbadischen lutherischen und pfälzischen kal-
vinistischen Kirche entstanden, so war damit dem Verfasser die
Richtung für seine Untersuchung gegeben. Unter Benützung von
Aktemnaterial und den seltenen Ausgaben früherer Agenden zeichnet
Rassermaun den (taug der liturgischen Entwicklung seit der Refor-
mation bis zur (regenwart. Die Darstellung zerfallt in folgende Alt-
schnitte: 1. Die ursprünglich-reformatorische Ordnung der Markgraf-
schaft und der Kurpfalz 155(5. 2. Die Agende Friedrichs III. für die
Kurpfalz 15(53. 3. Die lutherische Restauration in der Kurpfalz. 4. Die
wiederhergestellte Gottesdienstordnung Friedrichs III. 5. Die Schick-
sale der altbadischen Agende. (5. Die Zeit liturgischer Auflösung u.
Union. 7. Die preussische Agende in Baden und die erste Union-
agende. 8. Ein moderner Reaktionsversurh und sein Ausgang.
Hin sehr merkwürdiges Ergebnis der Untersuchung über die
ältesten Agenden der Pfalz und Badens ist auf S. 2tt festgestellt,
dass nämlich die beiden Länder, welche später oft kirchliche Gegen-
sätze waren und dann in unserem Jahrhundert in eine kirchliche
Einheit zusammenwachsen sollten, von Anfang an ein und dieselbe
Kirchenordnung von dem benachbarten Württemberg erhalten haben,
„also einen Typus des Gottesdienstes und damit des kirchlichen
Lebens-. — Bassermanns Buch ist zugleich eine Fortsetzung des Viei -
ordt'schen Werkes, dessen zweiter Band schon 185(5 erschienen ist.
Es schildert in seinem letzten Abschnitt den sogenannten Agenden-
streit, diejenige Bewegung der evangelischen badischen Kirche, welche
seit 40 Jahren die grösste Aufregung hervorgerufen hat. Erfreulich
ist die objektive Ruhe, mit welcher dieser Teil der Aufgabe erledigt
wird. Karl Hart fei der.
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188
Litteraturnotizen.
In der prächtig ausgestatteten „Geschichte der Wandteppieh-
fnbriken des Wittelsbachischen Fürstenhauses in Bayern" von Man-
fred Mayer (München u. Leipzig, Hirth) wird entgegen Salzer
daran festgehalten, dass Kurfürst Ottheinrich in seinem Fürstentum«
Neuburg eine Wandteppichfabrik errichtet habe, von der leider nur
mehr wenige Stücke in München und Neuburg erhalten sind, nach-
dem im Anfange dieses Jahrhunderts noch 19 Teppiche vorhanden
waren. Salzer hatte angenommen, wandernde Niederländer hätten
die Tcppiche hergestellt. Mayers Gegengründe sind m. E. nicht
zwingend. Auch auf die Frankenthaler Fabrik geht der Verfasser ein.
Die viclverhandelte Frage nach dem Schauplatz des Kampfes
/wischen Caesar und Ariovist, die nach den Untersuchungen von
Göler und Napoleon III. zu einem gewissen Abschluss gelangt zu
sein schien, ist von dem bekannten französischen Oberst Stoffel in
seinem Buch „Guerre de C6snr et d'Arioviste et premieres Ope-
rations de Cesar en Tan 702. Paris, iinprimerie nationale. 1890" von
neuem in Fluss gebracht worden. Hatten jene beiden Forscher «las
Schlachtfeld auf das Ochsenfeld südlich von Seunheim zwischen Thür
und Doller verlegt und hatte dann J. Schlumberger in seiner 1877
erschienenen Schrift „Caesar und Ariovist" dasselbe südlicher, an
dem St. Nikolasbach ungefähr bei dem Dorfe Leval gesucht, so kommt
jetzt Stoffel zu dem entgegengesetzten Resultate, dass es nördlicher
anzusetzen sei zwischen Zellenberg, Beblenheim und Ostheim« zwischen
dem Strengbach und der Weiss. Den Hügel, den „tumulus terrenus
sitis grandis", auf dem Caesar und Ariovist vor der Schlacht ihre
Unterredung hatten, glaubt er in einer Anhöhe zwischen Dambach
und Epfig, dem sogenannten „Plettig", gefunden zu haben. Wie viel-
fach jene Frage hin und her gewendet ist. geht wohl am besten daraus
hervor, dass schon 18<>7 W. Rüstow in seinem Kommentar zu Napo-
leons Caesar halb aus Scherz dieselbe Hypothese aufstellte und zu
beweisen suchte, was Stoffel gar nicht bemerkt hat oder wenigstens
nicht erwähnt. Zu seiner Annahme gelangt Stoffel dadurch, das« er
den bekannten circuitus von «0 römischen Milien in Caesars Bericht
nicht als völligen Umweg wie Schlumberger, sondem nur als weitem
Weg auffasst, der von Besancon aus über Yoray, Rioz, Villersexel
abbiegt und bei Arcey wieder die nähere Strasse nach Beifort erreicht,
und dass er Caesars Heer sieben Tagemärsche von je 27 Kilometern
-ohne Unterbrechung machen lässt. Acceptiert man diese starke
Marschleistung, so muss man anerkennen, dass man auf dem von
Stoffel vorgeschlagenen Terrain sich im allgemeinen sehr wohl die
Entwickclung der Dinge so denken kann, wie sie uns die Quellen
schildern. Da> gleiche trifft übrigens beim Ochsenfcld zu. Allein
eben diese Quellenüberlieferung ist so dürftig namentlich in ihren
topographischen Angaben, dass ihr gegenüber grosse Vorsicht geboten
erscheint. Nach dieser Richtung hin haben bisher aller Untersuch-
ungen gesündigt. Es kommt eigentlich nur eine Quelle in betracht.
eben Caesars Bericht — denn dass uns im Plutareh und Dio Cassius
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189
eine andere Überlieferung vorliege als eben die Caesarianische , nur
geläutert vielleicht in des Livius Vermittlung durch die Kritik dos
gesunden Menschenverstandes, scheint mir trotz der modernen Über-
schätzung von Asinins Pollio bis jetzt nicht erwiesen. Casars An-
gaben reichen aber bei weitem nicht aus, seine Operationen gegen
Ariovist örtlich zu fixieren, und die Gegenzüge der Germanen lassen
sie vollends im Dunklen. Das bezeichnendste bleibt immer noch die
Charakterisierung der elsässischen Ebene in der "Wendung: planicies
erat magna. Aber weder ist der erwähnte cireuitus für Alle völlig
befriedigend zu erklären, noch ist leider Uäsars Angabe Ober die
T> Milien der Verfolgungsstrecke vom Schlachtfeld bis zum Rhein text-
kritisch absolut sichergestellt, da Plutarch und Orosius eine andere
Version von 50 Milien vertreten, von den nebensächlichen Andeutungen
ganz zu schweigen. Das bedenklichste jedoch ist, das» wir über die
Strassen jener Gegend und ihre Richtung in der Cäsarianischcn Zeit
so gut wie Nichts wissen . es geht auf keinen Fall an, auf spätrömi-
schen Strassenzügen in der Überlieferung gegebene oder aus Ana-
logie-Schlüssen genommene Entfernungen messen zu wollen. Für
mich scheint jede kritisch besonnene Untersuchung über die beregte
Frage vorläufig mit einem non liquet sehliessen zu müssen, bis es
nicht gelungen ist. durch Nachgrabungen oder Funde einen materiellen
Anhalt zu finden. Stoffels Versuche nach dieser Richtung blieben
ohne Ergebnis. Ich gedenke bei anderer Gelegenheit meine Ansicht
ausführlicher zu begründen. W. Wieyanri.
In Bd. 12 S. 782 784 des historischen Jahrbuchs der Görrcsgcscll-
>ehaft hat Stiftsarchivar P. Odilo Ringholz nachzuweisen gesucht,
tlass der in den Acta nationis Germanicae universitatis Bononiensis
(edid. Fricdländer et Malagola) in den Jahren 1422—28 mehrfach
genannte Bernhard nicht Markgraf Bernhard der Selige,
sondern ein natürlicher Sohn Markgraf Bernhards I. und der näm-
liche wie der 1470 gestorbene erste Badener Stiftsprobst Bernhard
von Baden gewesen sei. Diese Richtigstellung ist, soweit sie Bern-
hard den Seligen betrifft, unanfechtbar; denn dieser wurde erst um
1428 geboren. Schulte hatte daher schon in dieser Zeitschrift N.F.
3, 236 darauf hingewiesen, dass die in den Acta zu dem ersten Ein-
trag von 1422 hinzugefügte Bemerkung von späterer Hand (nunc e*t
beatus, claret miraculis in civitate montis Calcrii in Sabaudia) auf
Verwechslung beruhe. Dagegen kann ich mich den übrigen Schluß-
folgerungen P. Odilo's nicht anschliessen. Sehen wir uns die ver-
schiedenen Einträge an. Der erste zu 1422 (Acta 172) lautet: Item
dominus Johannes de Reiffenberg canonicus Maguntinensis et dominus
Bernhardus, filius marchionis Badensis, I florenum de camera. Und
einige Zeilen weiter: Item magister llenricus Brantz de Ulma socius
domini Bernhardi de Baden X Bononinos. Weshalb der Sohn de.-
Markgrafen seine Inskriptionsgebühr zusammen mit dem Mainzer
Kanonikus Johann von Reiffenberg (bei Usingen) entrichtet, kann
ich nicht sagen. Aber wenn jeder genau die Hälfte der angegebenen
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190
Litteraturnotizen.
Summe, die 3«» solidi entspricht (vgl. den Eintrag der Schenke von
Limburg zum gleichen Jahre), gezahlt hat. so ist der Sohn des Mark-
grafen immer noch unter den am höchsten eingeschützten, und dies,
wie der L* instand, dass er einen Bogleiter auf die Universität mit-
gebracht hat. verbietet meines Erachtens ihn als einen natürlichen
Sohn M. Bernhards anzusehen, der seine natürlichen Söhne wohl mit
einheimischen Pfründen versorgen, aber in Anbetracht seiner be-
schränkten Mittel schwerlich zu kostspieligen Studien ins Ausland
schicken konnte. Der zweite Eintrag zu 1424 Januar r» (Acta 174)
besagt, dass die deutschen Studenten beider Rechte dominum Bern-
bardum de Italien pastorem in liesekeim, scolarein in iure canonico
et iure civili zu einem ihrer Prokuratoren gewählt haben, und dieser
nämliche Bemhardus de Huden wird dann noch zweimal, 1427 Jan. 13
und 1428 April 2J» (Acta 178 u. 170). und zwar das erstemal als Stell-
vertreter der Prokuratoren („tamquam vices gereutes procura torum
dicte nacionisu) bei einem Kechtsgesehäfte der deutschen Nation
genannt. Mit M. Bernhards gleichnamigen Sohn hat der Pastor von
Besigheim offenbar nichts zu thun. Nur auf den Ilistoriographen
König Maximilians 1. l>adislaus Suntbeim (bei Öfcle SS. rer. Boie.
2. 'M) und auf Gutgesell (Kloster Licbtenthal S. 78) hätte sich P. Odilo
nicht berufen dürfen. Suntheim ist in seinen älteren genealogischen
Notizen ganz unbrauchbar und auch später meist unzuverlässig. wi»>
in diesem Falle die Angabe: Bernhardus iunior . . . obiit in die SCelsi,
27 die Julii beweist ; denn ( elsus fällt auf den 28. Juli. Out gesell
aber schreibt Herrs anonym erschienenes Büchlein über „das Kloster
Licbtenthal, dessen Kirche und Kapelle1* (Carlsruhe 1833) Wort für
Wort ohne Nennung seiner Quelle ab. und Herr giebt für den Todestag
Bernhards d. j. nur die Orabschrift wieder, die wahrscheinlich wie
die meisten Orabscliriften der Lichtenthaler Fürstenkapelle erst bei
der Renovation von 1830 auf Orund der Forschungen Herrs angebracht
worden sind.1) Dennoch dürfte 1424 das richtige Todesjahr sein:
denn 1423 wird Bernhard d. j. mit Elisabeth, der Tochter Oraf Eber-
hards des Milden von Wirtemberg und der Enkelin einer Sehwester
König Sigmunds (vgl. Z. N. F. 3. 441 No. 041 u. künftig Reg. der
Markgrafen zu 1423 Juni 10). verlobt, derselben, welche 1428 gegen
den Willen ihrer Verwandten sich mit Graf Johann von Werdenber^
heimlich vermählte (Stälin. Wirtemb. Gesch. 3, 433). l ud ich kann
mich nicht mit der Annahme belreundcn. dass Bernhards Verlobung
zurückgegangen, und er alsbald in den geistlichen Stand eingetreten
sei. Die Acta würden, wenn der Pastor von Besigheim ein legitimer
Sohn M. Bernhards war. ganz gewiss bei Nennung des neuen Pn>-
l, Die Fragmente der alten Grabsteine hat man bei den Heiiovatiou»-
arbeiten teilweise als Baumaterialien benutzt. Wegen ihres hohen Wertes
für die Genealogie des hadLschen Fürstenhauses wäre es sehr dankenswert,
wenn die Herausgeber der Kunstdenkniäler des G rossherzogt ums Baden
unter Licbtenthal eine eingebende Beschreibung aller noch vorhandenen
Rote brächten.
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Litt<-raturnotizen
191
Kurators das tiliu> marchionis nicht weggela»>en halten, wie sie auch
137h und 1379 (140. 141) heidemale Johann den Sohn de> Herzogs
von Kaiern und nirlit das zweitemal schlechtweg Johann von Haiein
nennen. Ich halte also daran fest, dass der 1422 genannte Sohn de«,
Markgrafen Kernhard der junge ist. Den Pastor von Kcsigheim aber
für einen natürlichen Sohn M. Hernhanls anzusehen, liegt nicht der
geringste Grund vor, da wir allein unter «Irei nach Kaden genannten
Geschlechtern (Z. 38. 3f»3 3öö) die Auswahl hahen. und die Actii
schon zu 13f>9 einen scolar dominus Henricus de Kaden anfuhren,
den wir mit demselben Hechte für einen aussereheliehen Sprössling
de* hadischen Hauses erklären könnten. Dasselbe gilt nun wohl auch
von «lein Hadener Stiftsprobst Hernhanl von Kaden. Dass M. Jakob
da- Kadener Kollegiatstift in der (iründungsurkunde den unehelichen
Söhnen seines Hauses ofTen hielt, beweist doch nicht im mindesten,
dass dieser Kernhard ein Sohn M. Kernhards I. oder M. Jakobs war.
Seine Identität mit dem Pastor von Hesigheini wäre nicht unmöglich.
Leider ist auf seinem Grabsteine in der Hadener Stiftskirche nach
einer genauen Zeichnung und Heschreibung. die ich der Güte Herrn
Prof. Valentin Stössers in Kaden-Kaden verdanke, kein Wappen an-
gebracht. Die Umschrift aber, wodurch das Todesjahr richtiggestellt
wird, lautet: Anno dorn in i 147f> die f» mensis Junii i obiit domimi»'
venerabilis Hernardus huins eeclcsiac praejvositus pia(e) memoria«)
requiescat in paee. Jiirhfml 7*Wrr.
I ber den Colmarer Augustinermönch Johannes Hoffmeister
handelt Nikolaus Paulus. (Der Augustinermönch Johannes Hoff-
meister. Ein Lebensbild aus der Heformationszeit. Freiburg i. It.,
Herder 1891. 8°. XX. 444 S) Der Verf. konnte bisher ungedruckte
Briefe des Onlensgenerals Seripando an Hoffmeister benutzen.
K M
Kd. Kodemann veröffentlicht in dem soeben erschienenen
„Historischen Taschenbuch1* (Sechste Folge. XL Jahrgang 1892) einen
Aufsatz über .Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Herzogin
von Orleans" (S 1 — 76). Die Arbeit gründet sich hauptsächlich auf
die jetzt gedruckte Korrcsjiondenz der berühmten Liselotte. Sehr
frisch und anziehend sind die Jugenderinnerungen an Heidelberg und
die Pfalz, welche s. 13 ff', dargelegt werden. Doch sei bemerkt,
dass die jetzige Schreibweise Oftersheim ist. Kart llartf'rhtrr.
Der 10. Hand der „Zeitschrift der Ges. für Keförderung der
Geschieht?-. Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Kreisgau
und den angrenzenden Landschaften* l Freiburg, Stoll und Hader)
bringt die Veröffentlichung des Waldkircher Stadtrechts vom
Jahre 1587 durch Heinrich Maurer. 1301) zur Stadt erhoben, er-
hielt sie Freiburger Recht. Während aber dieses durch Ulrich Zasius
unter dem Einflüsse römischen Rechtes umgestaltet wurde, bietet
auch das Waldkircher von 1~>87 reines deutsches Recht. Leider ist
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192
Litteraturnotizen.
das Verhältnis zu dem Stadtrecht von 1470, welches in dieser Zeit-
schrift 14, 79 ff. veröffentlicht ist, nicht untersucht, auch nicht darauf
hingewiesen, dass daselbst bereits Mitteilungen über das Stadtrecht
von 1587 gemacht sind. Eine zweite Arbeit desselben Verfassers be-
handelt die Verfassungsumwälzung in Freiburg vom Jahre 1388.
Karl Hartfelder bringt in einem Aufsatz im letzten Jahrgang
des historischen Taschenbuchs die persönlichen Beziehungen des
Erasmus von Rotterdam zu den Päpsten — unter Benutzung von
Erasmus' Briefwechsel — zur Darstellung. Diese Beziehungen — die
in der reichen Erasmus -Litteratur bisher nicht im Zusammenhang
behandelt worden waren — sind deshalb wichtig, weil sie auf die
Parteinahme des Erasmus in den kirchlichen Kämpfen der Refor-
mationszeit nicht ohne Einfluss geblieben sind. Das Verhältnis des
gefeierten Gelehrten zu dem jeweiligen Papst, mag derselbe nun
Julius II. oder Leo X. oder Adrian VI. oder Clemens VII. oder
Paul III. heissen, ist immer dasselbe. Erasmus huldigt dem Papst
und er huldigt — der Sitte der Zeit entsprechend — mit überschweng-
lichen, demütigen Worten und sucht Schutz vor seinen Anklägern:
der Papst erwidert mit ehrenvollen Ausdrücken der Anerkennung,
mit Dispensen, mit Einladungen nach Rom, mit Geldgeschenken, mit
Schutz vor den Anklägern. Diese Gnadenbeweise, denen Erasmus
hohen Wert beilegt, bilden neben seinen religiösen und wissenschaft-
lichen Ansichten ein starkes Band, das ihn mit der Kurie und der
katholischen Kirche verbindet. Th. Müller.
Über die Schulaufführungen zuStrassburg und Sch lettstadt
im 1H. Jahrhundert und über Jörg Wickram aus Kolmar als Dichter
von Schuldramen finden sich Notizen bei Paul Bernhard Rache,
Die deutsche Schulkomödie und die Dramen vom Schul- und Knaben-
spiegel. [Leipziger] Inaug.-Diss Liebertwolkwitz, Druck von F.
Zeugner. 1891. 8°. 79 S. K 31.
Von dem als Maler und Illustrator bekannten Tobias Stimmer
ist eine bisher ungedruckte Komödie veröffentlicht worden, die der
Dichter wohl für die Fastnacht 1581 in Strassburg oder Baden-Baden
gemacht hat. (Tobias Stimmers Comedia mit 18 Federzeichnungen
desselben zum ersten Mal herausgegeben von Jakob Owi. Frauen-
leid, J. Huber. 8". XXVIIT. 58 S.) M.
Die dritte Serie der „Sammlung von Vorträgen, gehalten im
Mannheimer Altcrtumsverein" (Mannheim. Löffler) enthält an Vor-
trägen, welche sich auf die Geschichte des Oberrheins beziehen : Karl
Christ, Das Dorf Mannheim und die Rechte der Pfalzgrafen an
Wald, Wasser und Waide der Umgegend, MaxSeubert. Mannheim
vor 150 Jahren und Mannheims erste Blütezeit unter Karl Theodor.
Weitere Notizen müssen wir leider zurücklegen.
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Das ElsasB zur Karolingerzeit.
Nachweise zur Ortskunde und Geschichte des Besitzes der
reichsländischen Vorzeit.
Gesammelt von
Hermann Ludwig von Jan.
Die folgenden Nachweise bewegen sich innerhalb der
Grenzen der reichsländischen Bezirke Ober- und Unterelsass.
Dementsprechend finden die dem karolingischen Sund- und
Nortgau zugehörigen Orte ausserhalb dieser Bezirksgrenzen
keine Berücksichtigung, während dies andererseits mit reichs-
ländischen Orten der Fall ist, die jenseits der westlichen und
nördlichen Nortgaugrenze, auf dem Boden des einstigen Saar-
und Speiergaus liegen.
Aufgenommen wurden alle heute noch nachweisbaren Orte
der fränkischen Zeit, die bis zum Jahre 000 in Urkunden
und andern Geschichtsquellen des 6. bis 9. Jahrhunderts ge-
nannt sind. Späteren zeitgeschichtlichen Aufzeichnungen sind
vereinzelt Angaben über meist in der Folge urkundlich be-
stätigten Besitz entnommen. Durch den Hinweis auf die Quellen
— fast durchgängig auf den zugleich die Litteraturangabe bieten-
den jüngsten Druck — sind die benutzten verdächtigen und
unechten Stücke zu erkennen. Untersuchungen über die zweifel-
haften und die thatsächlich in spateren Jahrhunderten ge-
fertigten Merowinger- und Karolinger- Besitzurkunden lagen
ausserhalb des Rahmens der Arbeit. Ihr Ergebnis würde
ohnehin an der Thatsache der Begüterung kaum Wesentliches
andern können. Ebenso geschah der römischen Vergangenheit
des Landes, als nicht in Betracht kommend, keine Erwähnung.
Soweit es erforderlich und möglich war, wurde auf die Ur-
quellen zurückgegangen. Zu diesem Zweck sind eine Reihe
von Urkunden und Kartularien in den Bezirksarchiven des
Ober- und Unterelsasses, sowie des Pariser Nationalarchivs
durchgesehen, die dem Liber donationuni des Klosters Weissen-
burg und die dem Codex dipl. Fuldensis entnommenen Namens-
formen mit der Urschrift verglichen worden. Unwesentliche
ZeiUchr. f. Gevch. d. OUrrh. N. F. VII. 2. 1 3
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194
v. Jan
Abweichungen von letzterer im angezogenen Drucke sind ohne
besondere Bemerkung verbessert.
Die Orte sind nach ihren heutigen Namen auf Grund des
vom Statistischen Bureau des Kaiserlichen Ministeriums für
Elsass -Lothringen herausgegebenen Ortschaftsverzeichnisses
(Strassburg 1884) aufgeführt. Der Anhang bringt eine Liste
der alten Namensformen mit dem Verweis auf die jetzigen.
Ein den Anforderungen der Zeit entsprechendes orts-
beschreibendes und ortsgeschichtliches Werk für das Reichs-
land ist längst allgemein als ein dringendes Bedürfnis aner-
kannt. Möge dieses bescheidene Bruchstück eines solchen für
einen wichtigen Zeitabschnitt der Landesgeschichte seinem
Zwecke gerecht werden! Wie sehr eine derartige Arbeit bei
aller darauf verwandten Gewissenhaftigkeit ergänzungs- und
berichtigungsfähig bleibt, ist Jedem, der auf ähnlichem Ge-
biete thätig war, bekannt. Auch die vorliegende Veröffent-
lichung wird diese Erfahrung bestätigen.
„Für die Geschichte der Ansiedlung eines Landes muss
man zuvörderst die Menge der Wohnorte und die Art ihrer
Verbreitung kennen", schreibt Mone (Zeitschr. XIV, 385),
„ehe man die Entwicklung des nationalen Zusammenlebens
verstehen und darstellen kann, denn die Bewohnung hat nicht
nur eine geographische, sondern auch eine Wichtigkeit für die
Bildungsgeschichte. u
In dieser Richtung dürfte die beigegebene Karte, auf der
jeder in der Aufstellung genannte Ort (mit dem Hinweis auf
die angeführte Begüterung) eingetragen ist, einen anschau-
lichen Überblick für das Elsass zu der Zeit bieten, da es an
erster Stelle unter den damals das Herz des Reichs bildenden
rheinischen Landen stand. Auf den das waldreiche Gebirge
säumenden fruchtbaren Lössterrassen, vorzüglich am Ausgang
der sich nach Morgen öffnenden Thäler, erstanden die ältesten
und die meisten Ansiedlungen, die vielfach schon früh Obst-
baum- und Rebenanlagen umgaben: etwa fünf Sechstel der zu
Ende des 9. Jahrhunderts vorhandenen Orte liegen westlich
der beiläufig durch die Eisenbahnstrecke Weissenburg-Basel be-
zeichneten Linie, auf dem allerwärts zur Niederlassung bevor-
zugten, vor Überschwemmung, Thalnebel und Spätfrost ge-
schützten gesegneten Hügellande, dessen ausgedehntem Vor-
handensein das Elsass seine frühe starke Besiedlung verdankt.
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Das Klsass zur Karolingerzeit.
195
Für liebenswürdiges Entgegenkommen und freundliche
Hilfe, deren ich mich bei meinen Untersuchungen zu erfreuen
hatte, spreche ich öffentlich meinen verbindlichsten Dank aus:
der Kaiserl. Universitäts- und Landesbibliothek in
Strassburg, den Herren Archivdirektoren Prof. Dr. Wiegan d
in Strassburg und Archivrat Dr. Pfannensch mid in Colmar;
Herrn Archivrat Dr. Schulte in Karlsruhe; Herrn Archivrat
Dr. Koen necke, Königl. Staatsarchivar in Marburg; den
Herren Francois Delabordeund Elie Berg er, Archivaren des
Pariser Nationalarchivs; dem Historischen Verein der Pfalz
und ganz besonders dessen Konservator, Herrn Prof. Dr. Har-
dter in Speier, Herrn Stadtbibliothekar Dr. Reuss in Strass-
burg.
Quellen.
Urkunden.
Calmet, Histoire eccl. et civ. de Lorraine. 2« 6dit. Nancy 1745—57.
Pieces jostif. II.
— Notice sur la Lorraine. Nancy 1756. I.
Schoepflin, Alsatia diplomatica. Mannh. 1772. I.
Grandidier, Histoire de l'eglise de Strasbourg. Strasb. 1776—78.
Pieces justif. I, IL
— Histoire de l'Alsace. Strasb. 1787. Pieces justif. I, II.
Monumenta German, hisl. Diplomata Imp. IlannoT. 1872. I.
— Leges. Hannov. 1835 s. I, II u. V (Formulae).
Zeitschrift für die Gesch. d. Oberrh. Karlsr. III (1852), N. F. IV (1889).
BrSquigny-Pardessus, Diplomata, Chartae etc. Paris 1843/49. I, II.
Tardif, Monuments historiques. Paris 1863.
Teulet-Laborde, Inventaires et documents. Paris 1863. I.
Sickel, Acta Reg. et Imp. Karolinorum. II. Regenten der Urkunden der
ersten Karolinger. Wien 1867.
Bohmer-Mühlbacher, Regesta Imperii I. Innsbr. 1889.
.Jaffä- Wattenbach, Regesta Pontif. Roman. Lips. 1885. I.
Codex Laureshamensis diplom. Mannh. 1769. I.
Traditiones possessionesque Wizenburgenses ed. Zeuss. Spir. 1642.
Codex diplom. ad historiam Raeticam ed. Mohr. Cur 1843.
Codex diplom. Fuldensis ed. Dronke. Kassel 1850.
Urkundenbuch z. Geschichte der Bischöfe zu Speier, herausg. v.
Remling. Speier 1652. I.
Trouiliat, Monuments de l'histoire de l'ancien 6>ech6 de Bale. Porren-
truy 1852. I.
Wirtemberg. Urkundenbuch. Stuttg. 1*58. II.
Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, herausg. v. Wartmann. Zürich
1863 - 66. I, II.
Urkundenbuch der Stadt Strassburg. Strassb. 1879. I., herausg. v.
Wiegand.
13*
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196
v. Jan.
Urkondenbuch der SUdt u. Landschaft Zarich bearb. v. Escher u.
Schweizer. Zürich 1888. I.
Rappoltsteinisches Urkondenbuch, hrsg. v. Albrecht. Colmar 1891. 1.
Eri&hleide Geschichtsquellen.
Ravennatis Anonymi Cosmographia ed. Pinder et Parthey. Berol. 1860.
Acta sanctorum Rolland. Bruxellis 1643 s. Jan. T. II; Jun. T. I, III;
Jul T. II; Aug. T. VI.
Monumenta German, hist. Scriptor. rer. Merovingicarum. Hannov.
1886, 1888. I: Grcgorii Turonensis opera; II: Fredegarii et aliorum
Chronica. — Scriptor. Hannov. 1826 8. 1: Annal. Laims«, mai.; Annal.
Alamann.; Einhardi Annal.; Annal. Fuldens.; Annal- Bertin.; Hinc-
mar, Annal.; Annal. S. Amandi cont. II: Pauli Geata Episc. Met-
tens.; Gesta Abbat. FontanelL; Thegani vita Hludowici imp.; Vita
Hludowici imp. (Astron.); Nithardi hist; Monachi Sangall. de gestis
Karoli M. IV: Chron. Mediani mon. V: Herimanni Augiensis Chron.
XIII: Annal. Veterum Fragm. Flodoardi Hist. Remens. Eccl. XXI:
Chron. Lauresh. XXIH: Chron. Ebersheim. XXV: Richert Gesta
Senon. Eccl.
— — Libri confrateniitatum. Berol. 1884.
— — Poetae lat. medii aevi. Berol. 1881, 1884. I, II.
Belhomme, Historia Mediani Monast. Argent. 1724.
Bouqnet, Recueil des historiens des Gaules et de la France. Nouv.
ed. par L Deslisle. Paris 1869, 1870. IH, VII.
Grandidier, Histoire de l'eglise de Strasbourg. Strasb. 1776. I. Text
u. Pieces justif.
— Histoire de l'Alsace. II. Pieces justif.
Mone, Quellensammlung der bad. Landesgesch. Karlsr. 1848. I.
Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins. Karlsr. 1861. XIU.
Code histor. et diplom. de la Tille de Strasbourg. Strasb. 1843
—48: M. Berler, Chronik.
Schmidt, Ch., Histoire du chapitre de Saint-Thomas. Strasb. 1860.
Hanauer, Les Constitution» des campagnes de TAlsace au moyen-age.
Paris et Strasb. 1864.
Angezogen zur Vergleichug and Erg&nzsng der Angiben:
Schoepflin, Alsatia illustrata. Colmar 1751. I. — Trad.de Raven er.
Mulh. 1851. III.
[H orr er], Dictionnaire d'Alsace. Strasb. 1787.
Grandidier, Oeuvres hist. inedites. Colmar 1865767. I» V, VL
Stoffel, Dictionnaire topogr. du departement du Haut-Rhin. Paris 1868.
— Topograph. Wörterbuch des Ober- Elsasses. Mülh. 1876.
Förstemann, Altdeutsches Namenbuch. Nordh. 1872. n.
Bossler, Die Ortsnamen im ünterelsass, im Oberelsass. Zeitschr. f.
deutsche PbUologie VI (1875), IX (1878).
So ein, Die althochdeutsche Sprache im Elsass vor Otfried von Weissen-
bürg. Strassb. Studien I (1883), 114 f.
Schricker, Aelteste Grenzen und Gaue im Elsass. Strassb. Studien U
(1884), 305 f.
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Das Elsass zur Karolingerzeit. 197
Wieg and, Aeltere Archivalien der Abtei Münster i. E. MittheiL d. Intt.
f. öeterr. Geschichtsforschung. Innsbr. X (1889), 76 f.
Schalte, Zu den Verbrüdeningsbüchern von St. Gallen u. Reichenau
Das. XI (1890), 123 f.
Jahrbücher der deutschen Geschichte. Bonnell, Die Anfang* des
karoling. Hauses. Berl. 1866.
— Brejsig, Jahrbücher d. frank. Reichs 714—741. Leipx. 1869.
— Hahn, desgl. 741-752. Berl. 1863.
— Oelsner, Jahrb. des frank. Reichs unter K. Pipin. Leipz. 1871.
— Abel-Simson, desgl. unter Karl d. Gr. Leipz. 1888, 1883.
— Simson, desgl. unter Ludwig d. Fr. Leipz. 1874/76.
— Dämmler, Geschichte des ostfränk. Reichs. Leipz. 1887/88.
Pur die mittelalterliche Grenzbexelchaug:
Longnon, Atlas historique de la France. Paris 1884 f.
Schricker, Aelteste Grenzen und Gaue im Elsass a. a. 0.
Schulte, Gesch. der Habsburger in den ersten drei Jahrb. Innsbr. 1887.
S. 136/136.
In den folgenden Nachweisen erscheinen begütert:1)
Die Kirche von Strasburg in Bischofsheini, f Dumenheim,
Eschau, Heiligenberg, Kriegsheim, Lipsheim, Plobsheim, Rufach, Still,
Urmatt, Wittisheim.
Das Donist ift Strassburg in Breuschwickersheim, Geispolsheim.
Kloster And lau in Andlau, Kinzheim, Marlenheim, Meistratz-
heim, Mittelbergheim, Stotzheim, Walf, Zinsweiler.
Kloster Arnulfsau s. Kl. Schwarzach.
Kloster Ebersmünster in f Alschweiler, Artolsheim, Arzen-
heiin, Baldenheim. Baldersheim, Barr, Battenheim, Bergholz, Bi es heim,
Bindernheim, Bollweiler, Ebersheim, f Edenburg, Egisheim, Ehn-
weyer, Grussenheim, Gundolsheim, Hilsenheim, Hindisheim, Hirzfelden,
Hattenheim . Iiikirch, Kestenholz, Kinzheim, Kogenheim, Künheim,
Limersheim, Logeinheim, Metzerai, Mittelweier, Müttersholz, Nieder-
(Ober-) Rathsamhausen, f Niffern, Nordhausen, Orschweiler, Räders-
heim, f Reggenhausen, Regisheim, Rimbach-Zell, Rülisheim, Scher-
weiler, Schwobsheim, + Sermersheim, Sermersheim, Sigolsheim, Stotz-
heim, Sulz, Uttenhcim, Walf, f Weiler, Wittisheim.
Kloster Erstein in Gressweiler.
Kloster Eschau in Bindernheim, f Dumenheim, lllkirch, Kesten-
holz, Kinzheim, Rufach, Strassburg.
Kloster Haslach in Fürdenheim, Kirchheim, Marlenheim,
t Wege.
Kloster Hohenburg in Baldersheim, Brunstatt, Carspach, Gun-
dolsheim, Heidweiler, Heimersdorf, Hirsingen, Illfurt, Kinzheim,
Lomschweiler, Oberehnheim, Regisheim, Reiningen, Rosheim, Rülis-
heim.
x) Die abgegangenen Orte sind mit f bezeichnet.
198
v. Jan.
Kloster Hönau in Achenheim, Barenbacb, Barr, Beinheim,
Berstett, Bettenhofen, Breuschwickersheim, Dahlenheim, Diefenbach,
Eckboisheim, f Edenburg, FOrdenheim, Gambsheim, Geispolsheim,
Hatten, Hönheim, Hohengöft, Hürtigheim, Huttenheim, Kauffenheim,
Kilstett, Kirchheim, Ittenbach, Muhlhausen, Nieder- (Ober-) Modern,
t Nieffern, Odratzheim, Offendorf, Osthofen, Ringendorf, Rösch woog.
Rothau, Runzenheim, Schiltigheim , Schwindratzheim, f Störbach,
Urmatt, Wangen, Weyersheim, Wisch, Wöllenheim.
Kloster Leberau in Andolsheim, Bennweier, Enzheim, FOrden-
heim, Gemar, Grussenheim, Hindisheim, t Ingmarsheim, Limersheim,
Markolsheim, Wolxheim.
Kloster Masmünster in Ballersdorf, Brubach, Dammerkirch,
Ensisheim, Gewenheim, Gildweiler, Herlisheim (Ob.-Els.), Hundsbach,
Ingersheim, Logeinheim, Mülhausen, Nieder- (Ober-) Burnhaupt, Nieder-
spechbach, Niedersteinbrunn, Obermorschweiler, Rixheim, Rölingen,
Sigolsheim. Uffholz, Zillisheim.
Kloster Maursmünster in f Büren, Dimbsthal, t Durenbach,
Gotteuhausen, Hägen, Hengweiler, Lochweiler, Ottersweiler, Rein-
hardsmünster, Reutenburg, Schwebweiler, Schweinheim, Singrist,
Thal bei Maursmunster.
Kloster Münster (im Gregorient hal) in f Altdorf, f Altheim.
Baigau, Bergheim, Colmar, Dessenheim, f Dinzheim, Egisheim, Fessen-
heim, Heidolsheim, Heiteren, Jebsheim, Modenheim, Mühlbach, Munzen-
heim, Oberhergheim, Obersaasheim, Ohnenheim, Rappoltsweiler, Sund-
hofen, Türkheim, Uffholz, Ungersheim, Weier im Thal.
Kloster Murbach in Achenheim, f Altheim, Balschweiler, Ban-
zenheim, Baronsweiler, Bartenheim, Bergheim, Bernweiler, Blotzheim,
f Bodenheim, Bollweiler, Didenheim. Dorlisheim, Dossenheim, f Dürren-
gebweiler, f Ellenweiler, Enzheim, Epfig, f Erbenheim, f Essweiler,
Exbrücke, Fessenheim, Flachslanden, Geberschweier , Gildweiler.
Grassendorf, Gundolsheim, Gunstett, Häsingen, f Hammerstatt, Hei-
weiler, Hettenschlag, Hindisheim, Hindiingen, Hipsheim, Hirzfelden,
Holzweier, Hüttenheim, Ingersheim, t Kinzingen, Kolbsheim, Krauter-
gereheim, Leimen, Liebenzweiler, Lutterbach, Meienheim, Merxheim r
Modenheim, Niedermorschweiler, Orschweier, Osthausen, f Ostheim,
Ottmarsheim, Pfastatt, Pfetterhausen, Pulversheim, Rödersheim, Rösch-
woog, Rumersheim, Sausheim, Schlettstadt, Sesenheim, Ungersheim,
Wattweiler, Weckolsheim, Wickerschweier, Winzenheim, Wittenheim.
Wörth, Wolxheim, Zillisheim.
Kloster Niedermünster in Barr, Blienschweiler , Boozheim,
Brunstatt, Gertweiler, Heimersdorf, Hirsingen, Kogenheim, Oberehn-
heim, Ottrott, St. Nabor, Sermersbeim, Sulzbad.
Kloster St. Nabor (St. Avold, Bez. Lothringen) in Altdorf.
Kloster St. Pilt in Deutsch-Rumbach, Gemar, Gross- Rumbach,
. Hingrie, Kinzheim, Klein-Rumbach, Nangigoutte, Wanzel.
Kloster St. Siegmund (St. Markus) in Geberschweier, Pfaffen-
heim, Sulzmatt.
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Da* Eltyusa zur Karolingerzeit.
19!)
Kloster St. Stephan (in Strasburg) in Bolsenheim, f Botebar,
t Egesheim, Lomersheim, I jpsheim, Schiltigheim, Wangen, Wibolshcim.
Kloster St. Thomas (in Strassburg) in f Adelshofen, Altdorf,
Eckboisheim, Gugenheim, Mölsheim.
Kloster Weissenburg in f Altbronn, Alteckendorf. Altenhcim,
Bärendorf, Barr, Batzendorf, ßeinheim, Berg, Berstett, Bettweiler,
Biblisheim, Bissert, Blienschweiler, f Bodenheim, Bosselshausen, Buchs-
weiler, Büsweiler, Burgheim, Üahlenheim, Dangolsheim, Dauendorf,
Dehlingen, Dengelsheim, Dettweiler, Donnenheim, Drulingen, Dttr-
ningen, Dunzenheim, Durstel, Eberbach, Ettendorf. Forstfeld, f Fran-
kenheim, Fröschweiler, Geisweiler, Gerlingen, Görsdorf, Gries, Hägen,
Hambach, Hatten, Hegeney, Herlisheim (Unt.-Els.), Hönheim. Hoh-
weiler, Hottendorf, Ingenheim, Ingweiler, Issenhausen, Ittenheim,
Ittlenheim, KaufFenheim, Kirweiler, Kogenhcim, Krastatt, Kröttwciler,
Kühlendorf, Kutzenhausen, I^ach, Laubach, Leutenheim, Li Ihausen.
Ix>hr, Lorenzen, Lupstein, Mackweiler, Marlenheim, Mattstall, Matzen-
heim, Meistratzheim, Merkwciler, Mietesheim, Minwersheim, Mitsch-
dorf, Mittelbcrgheim, Monsweiler, Morschweiler, Münchhausen, Mutzen-
hausen, Nieder- (Ober-) Betzendorf, Niederbronn, Nieder- (Ober-) Mo-
dern. Niefern, Oberdorf, Offenheim, Ohlungen, Ohnheim, Olwisheim.
Pfaffenhofen, Pfettisheim, Pisdorf, Preuschdorf, Quatzenhcim, Rangen,
Riedheim, Rimsdorf, Ringcldorf, Ringendorf, Rohrweiler, Rott, Rot-
telsheim, Saasenheim, Sachsenhausen, Schaffhausen, Schalkendorf,
Schwindratzheim, f Semheim, Sesenheim. Sicweiler, Stotzheim, Strass-
burg, Sulzbad, Sulz u Wald, Ticffenbach, Tränhciin, Uhlweiler, Uhr-
weiler, Uttenheim, Wahlenheim, Waldolwisheim , Walf, Wangen,
t Wasenburg, Weitbruch, Westhofen, Weyersheim, Wingen, Witters-
heim, Wiwersheim, W'öllenheim, Wolschheim, Wolxheim, Zehnacker,
Zinsweiler, Zutzendorf.
Die Kirche von Spei er in Jebsheim.
Kloster Ettenheimmünster (Baden) in Benfeld, Eptig, Nieder-,
Mittel-, Oberhausbergen, Rufach, Strassburg.
Kloster Fulda (Preussen, Prov. Hessen) in f Altbronn, Avols-
heim, Barr, Bernolsheim, Breuschwickersheim, Diebolshcim, Dingsheim,
Dinsheim, Friedelsheim, Friesenheim, Gingsheim, Handschuhheim,
Heidolsheim, Hönheim. Hürtigheira, Hüttenheim, Kienzheim, Kogen-
heim, Krautergersheim, f Nieffern, Oberehnheim, Oberschäffolsheim,
Ostheim, Rosheim, Strassburg, Walf.
Kloster Gengenbach (Baden) in Kinzheim, Scherweiler.
Kloster Hornbach (Bayern, Pfalz) in f Elbersweiler, Wasseln-
heim.
Kloster Klingenmünster (Bayern, Pfalz) in f Seelhofen.
Kloster Lorsch (Hcssen-Darmstadt) in Brumath.
Kloster Schuttern (Baden) in Herlisheim (Ob.-Els.).
Kloster Schwarzach (Baden) — vor 825 Arnulfsau (im Elsass)
— in Dangolsheim, Drusenheim, Ittlenheim, Kriegsheim, Küttolsheim,
Ijunpertheim, Meistratzheim, Schwindratzheim, Sesenheim, Tränheini,
Vendenhcim, Wangen. Zeinheim, Zinsweiler.
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200
r. Jan.
Die Kirche von Cur in Schlettstadt.
Kloster Granfelden (Schweiz, Kant. Basel) in Sigolsheim.
Kloster St Gallen in Gemar, Habsheün, Kembs, Ohnenheim.
f Böschweiler.
Kloster Zürich in f Altheim, Ammerschweier, f Karlisbach,
Kienzheim, Kinzheim, Schlettstadt
Die Kirche von Keims in Bischheim, Bischofsheim.
Kloster Etival (Stivagium, Dep. des Vosges) in Andlau, Sigols-
heim.
Kloster Luxeuil (Luxoviensis monast., Dep. Hante-Säone) in
f Alschweiler, Arzenheim, Bennweier. Eglingen, Häsingen, Ingersheim,
Niederranspach, Rodern, Rosheim, f Sappenheim, Sulz, Wittenheim,
Zellenberg.
Kloster Moyenmoutier (Medianum monast., Dep. des Vosges)
in Bergheim, Hindisheim, Krautergersheini, Niederehnheim.
Kloster St. Denis (bei Paris) in Adamsweiler, Andolsheim,
Bennweier, Berstheim, Friedolsheim, Gemar, Grnssenheim, Hindisheim,
Leberau. f Mauchenheim, Orschweiler, Rappoltsweiler, St. Pilt,
Schäffersheira, Sesenheim.
Kloster St. Die (Dep. des Vosges) in Hunaweier, Ingersheim,
Mittel weier, Sigolsheim.
Kloster Senones (Dep. des Vosges) in Grandfontaine, Saales.
Beretheida, Gemahlin des Grafen Ulrich vom Argen- und Linz-
gau, in Kembs, Schlierbach, Sierenz.
Berta, Tochter K. Ludwigs d. Deutschen, Äbtissin des Klosters
Zürich, in Ammerschweier, Schlettstadt.
Erchengar, Graf vom Nortgau, in Blienschweiler, Kinzheim.
Fulrad, Abt von St. Denis, in Andolsheim, Gemar, Grussenheim,
Orschweiler, Rappoltsweiler, Sundhofen.
Liutward, Bischof von Vercelli, Erzkaplan K. Karls III., in
f Breitenheim. Kinzheim, Schlettstadt, Winzenheim.
Ichenheim, Dorf, Schiltigheim, Strasburg.1) — Begütert: Kl. Mur-
bach 736 in H&chinhaim (Pard. H, 369); Kl. Hönau 884 in Hakinheim
(Grandid. Egl. Hb, 276; Reg Imp. I, No. 1641).
Adamsweller, Dorf, Drulingen, Zabern. — Begütert: Kl. St. Denis
777 in Adaimareia villa (?) (Tardif Monum. 61).
Adelshofen, abg Dorf, Gem. u. Kt. Schiltigheim, Strassburg. - Be-
gütert: Kl. St. Thomas in Strassburg gegen 820 in vicum Adelnohes-
hoten (Str. Urk.-B I, 43).
Alschweiler, abg. Dorf, Gem. u. Kt. Sulz, Gebweiler. - Begütert:
') Der erste der beiden hier an letzter Stelle genannten Ortsnamen
bedeutet stets den Kanton, der zweite den Kreis, zu welchem der auf-
geführte Ort gehört. Diese Abkürzung ist von der Redaktion vorge-
nommen worden. Schulte.
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Das Elsass zur Karolingerzeit.
201
Kl. Luxeuil 815 in Allerico- villare (Teulet-Lab. , Inv. et doc 1,6; rgi.
Dickel, Acta spuria S 419); Kl. Ebersmünster 817 in villa Alreswilre
(Grandid. Egl. IIb, 170; vgL Sickel, Acta spuria S. 426).
41tbrono. abg. Dorf (beute Hof , Gem. Ergersheim, Kt. u. Kr. Möls-
heim — Begütert: Kl. Weissenbnrg 787 in Aldebrunnua, Hildbrunnus;
742 in Aidebrunnaa (Trad. Wiz. No. 35 u 162; 52); Kl. Fulda 788, 798
in Alabruonen (Cod. dipl. Fuld No. 89, 148)
Altdorf, abg. Dorf, Gem. Wettolsbeim, Winzenheim, Colmar. — Be-
gütert: Kl. Münster 898 in villa Altdoroff (Cartul. Minister No. 19 S. 10
im Cohn. Bez.-Arch).
AUdorf, Dorf, Kt. u. Kr. Molsheim — Begütert: Kl. St Nabor 787
apud Altorf juxta Tannae villam (Calmet, Hist. Lorr 2. £d üb, 118); Kl.
St Thomas in Strassburg gegen K20 in Altorf (Str. Urk.-B. I, 43).
Alteckendorf, Dorf, Hoehfelden, Strassburg. — Begütert: Kl. Weiss en-
burg 742 in Echanhaime, um 744 in villa Ecchenheim, 774 in villa Ecchen-
thorf (Index: Ecchendorpf), 780 in villa Eccenhaini (Index: Echenheim),
um 787 in Ecchenheimomarca (Trad Wiz No 52, 188, 133, 90, 135).
Altenhelm, Dorf, Kt. n. Kr. Zabern — Begütert: Kl. Weissen-
burg 774 in Altaime maroa, Althaimaraarcha; 774 in Althaira (Trad
Wiz. No. 53 u. 178; 57)
Altheim, abg. Dorf zwischen Bebeinheim u Zellenberg, Kaysersberg,
Rappoltsweiler. — Begütert: Kl. Murbach 728 in Althaim (Pard. II, 357);
Kl. Münster 759 in Altbeim villa (Rapp. Urk -B. 1,1); Kl. Zürich
877, 878 in villa Altheim (Zürich. Urk.-B. I, 53, 57).
Ammerscowoier, Stadt, Kaysersberg, Rappoltsweiler. — Villa regia.
— Begütert: Berta, Tochter K. Ludwigs d. Deutschen, 869 in Amalrici
villare (Zürich. Urk.-B. I, 40); Kl. Zürich 879 in loto Amelricheswilare
(das. 58) Ferner erwähnt: gegen 670 Amalrici villare (Acta ss. Boll Iun.
T. 111,873; Richen Gesta Senon Eccl. MG. 8S. XXV, 260).
Andlao. Stadt, Barr, Schlettstadt. — Frauenstift, unmittelbar dem
päpstlichen Stuhle unterstehend, gegründet 880 von Richardis, Tochter
Erchengars, Grafen vom Nortgau, und Gemahlin K. Karls III., bei einer
von ihren Vorfahren gestifteten Kirche — ecclesia S. Salvatoris in loco,
qui dicitur Eleon, constructa — (Grandid. Egl. IIb, 270). — Erwähnt:
884 monasterium puellarum, quo dicitur Eleon, Rigarda ... in proprietate
sua paterna a fundamento construxit (Urk. Karls III., Grandid. Egl. üb,
272); 886 monasterium quod dicitur Andelaha (das. 279; Reg. Imp. I,
No. 1672); 887 Andelahense coenobium (Herim. Aug. Chron. MG. SS. V,
U)9); 884 schenken Karl III. locum Andaloia nominatum dem vorgenannten
Frauenstätt Eleon (Grandid. Egl. üb, 307), Richardis dem letzterem unter-
stehenden Kl. Etival ecclesiam sancti Andreae, die Pfarrkirche von A.
(Grandid. Als. Ib,94).
Andolshelm. Dorf, Kantonshatiptort , Colmar. — Begütert: Fulrad,
Abt von St. Denis, 768 in Ansulfishaim (Rapp. Urk.-B. I, 2); Kl. Leber au
um 770, beatat. 803 in Anbolzheim (Grandid. Egl. IIb, 149; vgl. Sickel,
Acta spuria 8. 404/405); Kl St. Denis 777 in Ansulsishaim , Ansulses-
haim (Rapp. Urk -B. I, 2, 3). ^ *\
Artolshelm, Dorf, Markolsheim, Schlettstailt. — Begütert: Kl. Ebers-
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202
v. Jan.
münster, Dinghof, 817 in Artolvesheim, bestät. 824 in Artolsheim, 82»
in Artolvesheim (Grandid. Egl. Hb, 172, 179, 191; vgl. Sickel, Acta spuria
S. 426).
Arzenhelm, Dorf, Andolsheim, Colmar. — Begütert: Kl. Ebers-
münster, Dinghof, gegen 670 in Arcenheim (Chron. Ebersh., Grandid.
Als. üb, 18), bestät. 824 (Grandid. Egl. üb, 178; Chron. Ebersh. MG. SS.
XXÜI, 436; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426); Kl Luxeuil 815 in Arzen-
heim (Teulet-Lab., Inv. et doc. 1,6; vgl Sickel, a. a. 0. S.419).
Asswetler, Dorf. Drulingen, Zabera. — Erwähnt: 718 actum in Asco-
villari, actum in Ascowilare (Trad. Wiz. No 194, 227).
Aaenheim, Dorf, Bischweiler, Hagenau. — Erwähnt: 819 actum in
villa Augia (?) (Trad. Wiz. No. 127).
AfOUheim, Dorf, Kt. u. Kr. Molsheim. — Begütert: Kl. Fulda 788
in Hnnzolfeshaim (?) (Cod. dipl. Fuld No. 89).
Bärendorf, Dorf, Drulingen, Zabera. — Begütert: Kl. Weissenburg
718 ad Berunivillare; 846 in Beronivilla; 847 in Beronowilare (Trad Wiz.
No. 194 u. 224; 270, 271; 200).
Baldenheim, Dorf, Markolsbeim, Schlettstadt. — Begütert: Kl. Ebers-
münster gegen 670 in Baldenheim (Chron. Ebersh , Grandid. Als. IIb, 18).
bestät. 817, 824 (Grandid. Egl. IIb, 171. 178; Chron. Ebersh MG. SS.
XXDI, 436; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426); gegen Ende d. 9. .Tahrh. (?)
Boltenhaim (MG. Lib. Confr. 32).
Baldersheim, Dorf, Habsheim, Mülhausen. — Begütert: Kl. Ebers-
münster um 680 in Balteresheim (Chron. Ebersh., Grandid. Als IIb, 22
u. MG. SS. XXIII, 438), bestät 817 (Grandid. Egl. IIb, 168; vgl. Sickel,
Acta spuria S. 426); Kl. Hohenburg um 680, bestät. 837 in Bötersheim
(Grandid. Egl. Hb, 207; vgl. Sickel, Acta spuria S. 417).
BalgtU, Dorf, Neubreisach, Colmar. — Begütert: Kl. Münster 896
in Palgowa (Rapp. Urk.-B. I, 3).
Ballersdorf, Dorf, Kt. u. Kr. Altkirch. — Begütert: Kl. Masmünster
823 in BalderichesdorfT (Grandid. Als. Ib, 66; vgl. Sickel, Acta spuria
S. 420).
Balsch weller, Dorf, Dammerkirch, Altkirch. — Begütert: Kl. Mur-
bach 728 in Baltowiler (Pard. II, 856).
Ba Dienheim, Dorf, Habsheim, Mülhausen. — Begütert: Kl. Murbach
795 in Pancinhaim — actum in villa P. — (Als. dipl. I 58).
Birenbach, Dorf, Schinneck, Molsheim. — Begütert: Kl. Hönau 810
in Beronia (?) (Grandid. Egl. IIb, 153; Als. Ib, 59).
Baronsweiler, Dorf, Dammerkirch, Altkirch. — Begütert: Kl. Mur-
bach 796 in marcka Baronewillare (Als. dipl. I, 59).
Barr, Stadt, Kantonshauptort, Schlettstadt. — Begütert: Kl. Ebers-
münster um 680 in Barro (Chron. Ebersh , Grandid. Als. Hb, 21 u. MG.
SS. XXHI, 438); Kl. Niedermünster gegen 720 in Barre (Pard. II, 319):
Kl. Fulda 788 in Barru, 798 in Bearum (Cod. dipl. Fuld. No. 89, 148);
Kl. Weissenburg 820 ad Barram (Trad. Wiz. No. 69); Kl. Hönau
884 in Barra (Grandid. Egl IIb, 275; Reg. Imp. I, No 1641).
Bartenheim, Dorf, Landser, Mülhausen. — Begütert: Kl. Murbach
829 in Bartenhaim (Als. dipl. I, 74).
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Das Klsass zur Karolingerzeit.
'203
Battenhelm. Dorf, HabBheim, Mülhausen. — Begütert: Kl. Ebers-
münster 817 in Batenheim (Grandid. Egl. Hb, 169; Tgl. Sickel, Acta
spuria S. 426).
Betzendorf, Dorf, Kt. u. Kr. Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 739 in Batsinagmi (Trad. Wiz No. 14)
Beinheim, Dorf, Selz, Weissenburg. — Begütert: Kl. Weissenburg
773 in Bainenchaim ; 774 in Banenhaim marcha, Banencheiromarcha ; 774
ad Beninhairn (Trad. Wiz. No. 128; 03 u. 178; 64); Kl. Hönau 884 in
Ikininheim (Grandid. Egl. IIb, 275; Reg. Imp I, No. 1641).
Benfeld, Stadt, Kantonshauptort, Erstein. - Begütert: Kl. Etten-
beimmünster 762 in Beneveldin (Grandid Egl. IIb, 93).
Benoweier, Dorf, Kay Orsberg, Kappoltsweiler. — Begütert: Kl.
St Denis 777 in Bebonovillare (Rapp. Urk.-B. 1,3); Kl. Luxeuil 815
in Bebonisvillare (Teulet-Lab., Inv. et doc. 1,6; vgl Sickel, Acta spuria
S. 419); Kl. Leberau 847 (V) in Bebonis villare (Grandid. Egl. IIb, 230).
Berg, Dorf, Drulingen, Zabern. — Begütert: Kl Weissenburg 716
in rilla Monte; 718 ad Monte quod dicitur Bergua, Pergus; in villa Monte;
724 in villa Monte; 771 in fine Bereregas, Berreregus; 788 in Berg; 807
in Berge (Trad. Wiz. No. 196; 194 u. 224; 195; 257; 245 u. 250; 197;
199). — Ferner erwähnt: 713 actum in villa que vocatur Monti, 737
actum in villa Monti (Trad. Wiz. No. 233, 37); 764 actum villa Bergas
(Als. dipl. I, 33).
Bergheim, Stadt, Kt. u. Kr. Rappoltsweiler. — Begütert: Kl. Moyen-
moutier um 700 in Bercheim (Hist. Med. Monaat. 110); Kl. Murbach
728 in Perehhaim (Pard. 11,356); Kl. Münster 769 in fine vel in villa
Bercheim marca (Rapp. Urk.-B. I, 1).
Bergheim s. Mittelbergheim.
Bergholz, Dorf, Kt. u. Kr. Gebweiler. — Begütert: Kl. Ebersmün-
ster um 680 in Bercholz (Chron Ebersh , Grandid. Als. IIb, 22 u. MG.
SS. XXIU, 438), bestät. 817 (Grandid. Egl. Ub, 169; vgl. Sickel, Acta
spuria S. 426). — Ferner erwähnt: Vor der Gründung von Kl. Murbach
(gegen 727) Aufenthaltsort Pirmins und seiner Gefährten, „quidam autem
. . . Bercholz venerunt ibique domos parvas de lignis debilibus con-
Btruxerunt." (Notitia fundat. Murbac Abbatiae, Grandid Als. Ub, 71.)
Bergholz-Zell, Dorf, Kt. u. Kr. Gebweiler. - Vor der Gründung von
Kl. Murbach (gegen 727) Aufenthaltsort Pirmins und seiner Gefährten:
»Brevi vero tempore Bercholz permanentes, in locum vicinum, nunc Berc-
holtz-Zell Dominatum, se transtulerunt et capellam . . . construxerunt".
(Notitia fundat. Murbac. Abbatiae, Grandid. Als. nb, 71.)
Bernolsheim, Dorf, Brumath, Strasaburg. — Begütert: Kl. Fulda
798 in Beroldasheim (Cod. dipl. Fuld No. 148).
Bernweiler, Dorf, Sennheim, Thann. - Begütert: Kl. Murbach 784
in Barunwilare (Als. dipl I, 53).
Berstett, Dorf, Truchtersheim, Strasburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 760 in Bardesteti — Index Bardestat — (Trad. Wiz No. 138); Kl.
Hönau 884 in Bardestat (Grandid. Egl IIb, 276; Reg Imp. I, No 1641).
Bentheim, Dorf, Kt. u. Kr. Hagenau. — Begütert: Kl. St. Denis
777 in Benisthaira (Tardif Monum. 61).
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t. Jan
Betbar. abg. Dorf, Kr. Weissenburg. — Erwähnt: 633 — Bedebur
— als Grenzbestimmung des dem Kl. Weissenburg gehörigen „Untern
Mundata" (MG. Dipl. I, 150).
Betschdorf s Ober-, Niederbetschdorf.
Bettenhofen Dorf, Gem. Gambsheim, Brumath, Strassburg. — Be-
gütert: Kl. Hönau 884 in Biura(?) (Grandid. Egl. nb, 275; Reg. Imp. I,
No. 1641).
Bettweiler, Dorf, Dittlingen, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
713 in marra Bettune (Trad. Wiz. No. 202).
Biblifbeim, Dorf, Wörth, Weissenburg. — Begütert. Kl. Weissen-
burg 773 in Biburesdorf; 774 in Biberesdorf, Biberestorf; Biberesthorf
(Index: Biberesdorpf); 780 infra raarcha Biberestorf; 781 in Biberesheimo-
marcu; 784 in villa Biberesthorf; 824 in Biberes dorph — Index Biberes-
dorpf — (Trad. Wiz. No. 128; 53 u. 178; 54; 190; 121; 111; 171). —
Ferner erwähnt: 824 actum in villa prefata Biberesdorph; 837 actum in
villa Biberesdorf (Trad. Wiz No. 171 ; 166).
Blesheim, Dorf, Neubreisach, Colmar — Begütert: Kl. Ebers-
münster um 900 in Bezenesheim (Cliron. Ebersh , Grandid. Als. IIb, 24
u. MG. SS. XXIII, 439).
Bfetlenhelm, Dorf, Brumath, Strassburg. ™ Erwähnt: 826 Buthenhem
(Acta 88. Boll. Aug. T. VI, 511).
Bindernheim, Dorf, Markolsheim, Schlettstadt. — Begütert: Kl. Ebers-
münster 673 in Binrenheim (Chron. Ebersh., Grandid. Als. Hb, 20 u.
MG. SS. XXHI, 437), bestat. 817 in Birenheim; 824 in Birnheim, Binren-
heim; 829 curtis dominica in Binrenheim (Grandid. Egl. Hb, 172; 179;
192; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426); Kl. Eschau 778 in Birnheim
(Grandid. Als. Hb, 75).
Bischheim, Dorf, Schiltigheim, Strassburg. — Begütert: Kirche von
Reims um 530 in villa Piscofesheim (?) (Pard. 1, 85; Flodoardi Hist. Re-
mens. Eccl. MG. SS. XIII, 429).
Bischofshella, Dorf, Rosheim, Molsheim. — Begütert: Kirche von
Reims um 530 in villa Piscofesheim (?) (Pard. I, 85; Flodoardi Hist. Re-
mens. Eccl. MG. SS. XHI, 429); Kirche von Strassburg 662 curtis
regia in pago qui dicitur Bischovisheim (Strassb. Ürk.-B. 1, 1), Biscoves-
heim (Chron. Ebersh., Grandid Als. IIb, 13 u. MG. SS. XXIII, 433).
Biaieit, Dorf, Saarunion, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
699 ad Bisariga; ad Bisanga (Trad Wiz. No. 205 ; 240).
BllenschveUer, Dorf, Barr, Schlettstadt — Begütert: Kl. Nieder-
münster gegen 720 in Blienswilere, Blienswilre (Pard. 11,318,319); Kl.
Weissenburg 742 in Pluenhame (?) (Trad. Wiz. No. 52); die Kirche
von Strassburg, bezw. der von ihr Besitz eintauschende Erchengar, Graf
vom Nortgau, 823 in villa et mareba Bodolesvillare sive Pleanungo villa re
(Sickel, Acta L. 1%).
Blodelsheim, Dorf, Ensisheim, Gebweiler. — Erwähnt: gegen Ende
des 9. Jahrb. (?) Flatoolfeshaim (MG. üb. ConJr. 37).
Blotxhelm, Dorf, Hüningen, Mülhausen. — Begütert: Kl. Murbach
728 in Flobotesheim ; 829 in Flabolteshaim — actum in villa Flabotes-
haim — (Pard. II, 356; Als. dipl. I, 74).
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Das Elsas* zur Karolingerzeiu
205
Bsdoohsim. abg. Dorf an der Brennen, zwischen Dorlteheim, Wolx-
beim u. Kolbshoim. — Begütert: Kl. Weissenburg 712 n. um 712 in
Potenchaime (Trad. Wiz. No- 234, 237); Kl. Morbach 736 ia Bodenhaim
(Pard. II, 369).
Bollweiler, Dorf, Sulz. Gebweiler. — Begütert: KL Morbach 786
in fine vel marcka Hallonevillare (Als. dipl. 1,54); Kl. Ebersmünster
817 in Bollewilre (Grandid. Egl. IIb, 169; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426).
Bobenheim, Dorf, Kt u. Kr. Erttein. — Villa regia. — Begütert:
Kl. St. Stephan in Strassburg 846 Dinghof in Iiosenhen (Strassb Ürk.-B.
I, 20).
Booihsim, Dorf, Markolaheim, Schiettstadt. — Begütert: Kl. Nieder-
münster gegen 720 in Buezensheim; Buozinsheim (Pard. II, 317,319).
Bösselhausen, J>orf, Buchsweiler. Zabern. — Begütert: Kl Weissen-
b u rg 840 u. 855 in villa vel marca Buosolteshusa (Trad. Wiz. No. 151, 156).
Botebnr, abg. Dorf, Gem. u. Kt. Schiltigheim, Landkr. Strassburg. —
Begütert: Kl St. Stephau in Strassburg 845 in Bothebur (8trassb ürk -B.
1,20).
Breiteaheim, abg. Dorf (heute Höfe), Gem. Mussig, Markolsheira,
Schiettstadt — Begütert: die Kirche von Chur, bezw. K. Karl III., der
von dieser 881 Besitz in Breitenheim eintauscht und ihn seinem Erz-
k aplan Liutward, Bischof von Vercelli, verleiht (Cod. dipl. Raet 47).
Breoscowickersbeim, Dorf, Schiltigheim, Strassburg. — Kegütert: Kl.
Fulda 788 in Wi^rfridasheim (Cod. dipl. Fuld. No. 89); Kl. Hönau 884
in Wicheresheim (Grandid. Egl Hb, 276; Reg Imp. I, No. 1641); Dom-
stift Strassburg 888 in Wigeraheim (Grandid. Oeuvr. ined. V, 301). -
Ferner erwähnt: gegen Ende des 9. Jahrh. (V) Wickerhaim (MG. Lib.
Conf. 37).
Brnbach, Dorf, Ijandser, Mülhausen. — Begütert: Kl. Masmünster
823 in Bruchbach (Grandid. Als. Ib, 66; vgl. Sickel, Acta spuria S. 420).
Brumatb, Stadt, Kanton.shauptort, Strassburg. — Villa regia. — Be-
gütert: Kl Lorsch 889 in Bruchmagat (Cod. Lauresh. 1,92; Chron. Lau-
resh. MG. SS. XXI, 379/. — Ferner erwähnt: 770 actum Bruocmagad
palacio publico, actum Brocmagad pal. publ. (Sickel, Acta C. 9, 10); 771
actum ad Brohmagad; 772 ad Bromagad, ad Brumagad (Trad. Wiz.
No. 189; 26 u. 105); 772 actum Broc . . g. 1. palacio (?) (St. Gall. Urk.B.
I, 64; vgl. Sickel, Acta Karol. S 282); 816 actum ad Bruomagado (Trad
Wiz. No. 160).
Branitatt. Dorf, Mülhausen-Süd. Mülhausen. — Begütert: Kl. Hohen-
burg um 660, bestät. 837, in Brunstatt (Grandid. Egl. Ub, 206; vgl.
Sickel, Acta spuria S. 417); hl. Niedermünster gegen 720 in Bmnstat
(Pard. n, 318, 319).
Bachsweiler, Stadt, Kantonshauptort, Zabern. - Begütert: Kl. Weis -
senburg 724 in Puxwilare (Index: Bus wilare), 737 in Buxwilare (Trad.
Wiz. No.40, 37).
Büren, abg. Dorf zwischen Ottereweiler und Schweinheim, Maura-
mnnster, Zabern. — Begütert: Kl. Mau rs münster im 8. Jahrh. in Bura,
bestät zwischen 827 u. 853, und 1144 (Hanauer, Constit. 47; Als. dipl.
I, 226).
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206
v. Jan.
Büsweller, Dorf, Buchsweiler, Zabern. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 784 in Buussovüare, 821 in Buswilare (Trad. Wiz. No. 97, 175). -
Ferner erwähnt: 826 villa Buswilre, Buszwilre (Acta ss. Boll Aug. T. VI,
609, 510).
Bargheim, Dorf, Oberehnheim, Erstein — Begütert: Kl. Weissen-
burg 789 in Burghaime (Trad. Wiz. No. 10, 11).
Burgheim s. Edenburg.
Bornhaopt s. Ober-, Niederburnhaupt
Carspich, Dorf, Kt. u. Kr. Altkirch. — Begütert: Kl. Hohenburg
um 680, bestet. 837 in Karoldespach (Grandid. Egl. üb, 206; vgl. Sickel,
Acta spuria S. 4171.
Colmar, Kantonahauptort , Kreisstadt, Bezirkshauptstadt — Villa
regia. — Begütert: Kl. Münster 823 pars de foreste . . . que ad fiscum
[regium] nomine Columbarium aspicere vel pertinere videtur (Als. dipl.
I, 69 ; Sickel , Acta L. 195 1 ; 865 in villa et in marcha Columbaria (Als.
dipl. I, 474). — Ferner erwähnt: 831 silva [fisc.] quae dicitur Columbarias
(Sickel, Acte L. 278); 833 Columbarium (Ann Bert. MG. SS. I, 426);
data Cohlambur (Reg. Pontif. Rom. I, 326) ; 883 actum Cholembra curte
imp (Reg. Imp. 1, No. 1603); gegen 884 Columbrenses (Mon. Sangall.
Geste Kar. MG. SS II, 749); 864 Coloburg; villa Cholonpuruch (Annal.
Fuld. IV; V MG. SS. I, 399); actum Columbariae (Reg. Imp. I, No. 1634);
886 actum in villa Columbario «das. No. 1672).
Dahlenhelm, Dorf, Wasselnheim, Molsheim. — Begütert: Kl. Weissen-
bürg 855 in villa Talastet (Trad. Wiz. No. 156); Kl. Hönau 884 in Dala-
heim (Grandid. Egl. IIb, 276; Reg. Imp. I, No. 1641).
Dammerkirch, Dorf, Kantonshauptort, Altkirch. — Begütert: Kl.
Masmünster 823 in Domna Maria (Grandid. Als. Ib, 66; vgl. Sickel, Acta
spuria S. 420).
Dangolshetm, Dorf, Wasselnheim, Molsheim. — Begütert: Kl. Sch warz-
ach 758 in Danckrazheim (Grandid. Egl. IIb, 86); Kl. Weissenburg
760 infra marca Tbancaradesheim, 779 in Thancratesheimovilla (Trad. Wiz.
No. 170, 96).
Danendorf, Dorf, Kt. u. Kr. Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 742 in Tauginhaime; 753 in Dauchendhorf (Index: Dauchendorpf);
773 in Dauchendorf; 774 in Dauchedorf; Dauchenthorf, Dauchentorf;
Dauchenthorf; um 775 in marcha Dachunheim, Dauchunheim, Dacgun-
heim; 776 in Dauhunhaimomarca; 784 in Daugendorp; 792 in villa Thauen-
thorf (Index: Dauchendorpf); 798 in villa Taukendorf (Index: Tauchendorf);
in villa Dauhhendorf (Trad. Wiz. No. 52; 149; 128; 63; 53 u. 178; 71;
181; 73; 60; 117; 24; 31).
Dehlingen, Dorf, Saarunion, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
737 in villa Düuquifiaga (Trad. Wiz. No. 37).
Dengelgbelm (Dengolsheim), Weiler, Gem. Sesenheim, Bisch weiler, Ila-
genau. — Begütert: Kl. Weissenburg 776 in Dhancleobahaim, 784 in
Danleibesheim (Trad. Wiz. No. 55, 60).
Dossenheim, Dorf, Neubreisach, Colmar. — Begütert: Kl. Münster
759 in villa vel in fine Tessinheim marca (Rapp. Urk.-B. I, 1).
Dettweiler, Dorf, Kt. u. Kr. Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
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Das Elsass zur Karolingerzeit
207
784, 788, um 797 in Dendunwilare; 820 in vüia Dettunwilari (Trad. Wiz.
No. 60, 102, 62 ; 69).
Deutsch-Hambach, Dorf, Markirch, Rappoltsweiler. — Begütert: Kl.
St. Pilt 774, bestät. 854 in Rumbach (Tardif Monum. 58; Grandid. Egl.
IIb, 239).
Didenheim, Dorf, Mülhausen-Süd, Mülhausen. — Begütert: Kl. M Ur-
bach 796 in Tudinhaim marcha (Als. dipl. 1,59).
Dlebolsbeim, Dorf, Markolsheim, Schlettstadt. — Begütert: Kl. Fulda
803 in Dubilesheim (Cod. dipl. Fuld. No. 179). - Ferner erwähnt: 803
actum in Tubilesheim villa (das.).
Diefenbach, Dorf, Wörth, Weissenburg. — Begütert: Kl. Hönau 884
in Diefengruaba (Grandid. Egl. IIb, 276; Reg. Imp. I, No. 1641).
Dimbstbal, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert: Kl. Maurs-
münster im 8. Jahrh. in Dumphelthal, bestat. zwischen 827 u. 853, und
1120 (Hanauer, Constit. 47; Als. dipl. I, 198).
Dingsbelm, Dorf, Truchtersheim, Strasburg. — Begütert: Kl. Fulda
788 in Tunchinashaim (Cod. dipl. Fuld. No. 89).
Dlnsbelm, Dorf, Kt. u. Kr. Molsheim. — Begütert: Kl. Fulda 770
in Didineshaim (Cod. dipl. Fuld No. 31). — Ferner erwähnt: 699 actum
in villa Didinnes chaime (Trad. Wiz. No 240).
Diniheim, abg. Dorf, Gem. Heilig- Kreuz, Kt. u. Kr. Colmar. — Be-
gütert: Kl. Münster 759 in villa Tunginisheim (Rapp. Urk.-B. 1, 1).
Donnenhelm, Dorf, Brumath, Strassburg. — Begütert: Kl. Weisse u-
burg 774, 776 in villa Danonewilare ; 780 in Danonevilare iTrad. Wix.
No. 71, 73; 90).
Dorlisheim, Dorf, Kt. u. Kr. Molsheim. — Begütert: Kl. Murbach
736 in Dorloshaim (Pard. H, 369).
Dossenheim, Dorf, Truchtersheim, Strassburg. — Begütert: Kl. Mur-
bach 728 in Deosesheim (Pard. II, 356).
Drolingen, Dorf, Kantonshauptort, Zabern. — Begütert: Kl. Weis-
senburg 713 intra fine Druclegisomarca (Trad Wiz. No 202).
Drusenheim, Dorf, Bischweiler, Hagenau. — Begütert: Kl. Schwarz-
ach 758 in Drusenheim (Grandid. Egl. IIb, 86).
Dürningeu, Dorf, Truchtersheim, Strassburg — Begütert: Kl. Weissen-
burg 724 in loco Deorangus, 742 in Teuringas, 787 in villa vel in marca
Thurninga — Index: Durningavilla — (Trad. Wiz. No. 18, 1, 83). —
Ferner erwähnt: 787 actum ad Turninca (das. No. 155).
Dörrengebweiler, abg. Dorf zwischen Didenheim (Kr. Mülhausen) u.
Hochstatt (Kr. Altkirch). — Begütert: KI. M Urbach 796 in villa Gebun-
wilare seu in ipsa marcha et in Tudinhaim marcha (Als. dipl. I, 59).
Dumenhelm, abg. Dorf (heute Hof Thumenau), Gem. Plobsheim, Geis-
polsheim, Erstem. — Begütert: Kl. Eschau 778 in Doumenheim (Gran-
did. Als. IIb, 75»; Erchengar, Graf vom Nortgau, bezw. die von ihm Besitz
eintauschende Kirche von Strassburg 823 in Dummheim (Sickel, Acta
L. 196).
Dundenheim, Dorf, Hochfeldcn, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 739 in Tunteshaime, 774 in Dundenhaim, 788 in Duntenhuson —
Index: Dentenhuson — (Trad. Wiz. No. 14, 57, 123).
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208 v. Jan.
Birenbach, abg. Dorf bei Reinhardsmünsttr, Maursmünster, Zabern.
— Begütert: KI. Maursmünster im 8. Jahrh. in Durenbach, bestät. zwi-
schen 827 u. 853 (Hanauer, Constit. 47).
Darstil, Dorf, Drillingen, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
718 in Turestodolus, Turestolda; 830 in villa vel in marca Duristualda;
846 infra marca Duristuolda (Trad. Wiz. No. 194 u. 224; 198 u. 251;
268, 269). — Ferner erwähnt: 737 actum in villa Torestodelus, Doresto-
telus; 830 actum in villa Duristulidon (das. No. 8 u. 47; 51).
Eberbach b. Sek, Dorf, Selz, Weissenburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 808 in Erbenwilare (?) (Trad. Wiz. No. 19).
Ebersheim, Dorf, Kt. u. Kr. Schlettstadt. — Begütert: Kl. Ebers-
münster 829 Dinghof in Ebersheim (Grandid. Egl. üb, 192). — Ferner
erwähnt: 726 actum in villa Ebrotheim (Pard. II, 346).
Ebersmttaster, Dorf, Kt. u. Kr. Schlettstadt — Kloster, gegründet
um 660 von Deodat (Chron. Ebersh., Grandid. Als. IIb, 15 u. MG. SS.
XXIII, 434); Kirche geweiht gegen 667 in hon. S. Mannen martyr. (das.
16; 435); 770 bestätigt K. Karlmann — 810 Karl d. G., 814 Ludwig d. Fr.
— dem vom Herzog Etticho und dessen Gemahlin Berswind auf ihrem
Eigengut errichteten Kloster — cujus vocabulum est Noviento — und
dessen Besitz die von seinen Vorfahren verliehene Immunität (Sickel,
Acta C. 9, K. 225., Acta deperd. S. 377, Acta spuria S. 425); 889 giebt
K. Arnult das Kl. Noviento sive Ehersheim dem Bischof Baldram von
Strasburg (Grandid. Egl. Hb, 293; vgl. Reg. Imp I, No. 1768). - Fer-
ner erwähnt: 672 monast. Novientensis (MG. Dipl. I, 189); 817, 824, 829
Novientum sive Ebersheim (Grandid. Egl. IIb, 168, 176, 190; vgl. Sickel,
Acta spuria S. 426); monasterium Eborreheim (MG. LL. I, 224); um 83«)
monast. Eburesheim, coenobium Ebureshaim (MG. Lib. Confr. 154, 223);
870 Eboresheim (MG. LL. I, 517; Hincmar, Annal. MG. SS. I, 488).
Eckboisheim, Dorf, Schiltigheim, Strassburg. — Begütert: Kl. St. Tho-
m as in Strassburg 679 Dinghof in villam Eckbolzheim (Grandid. Egl. I,
385), bestät. im 10 Jahrh. in Ekhiboldesheim (Strassb. Urk.-B. I, 44);
Kl. Hönau 884 in Efegiboldesheim (Grandid. Egl. IIb, 275; Reg. Imp. I,
No. 1641).
Eckerieb, Weiler, Gem. u. Kt. Markirik, Rappoltsweiler. — Kloster,
gegen Mitte des 9. Jahrh. von Blidolf gestiftet — in clivo montU ad meri-
diem cellam erexit et eam Bellum - montem appellavit — und dem Kl.
Moyenmoutier unterstellt (Richen Gesta Senon. Eccl., MG. SS. XXV, 274),
erscheint urkundlich erstmals 858 gelegentlich einer von K. Lothar II. bestät.
Gütervergabung für dasselbe — ecclesia quae dicitur Belmont — (Grandid.
Egl. IIb, 247; Reg. Imp. I, No. 1252). Nach dem in dieser Urkunde ge-
nannten venerabilis Ackrich , der sich Blidolf zugesellt hatte und in der
Folge dem Kloster vorstand, nahm es den Namen E. au — dimisso nomine
Belh-montis quo prius nominabatur, Achericum appellarent locum, quo
adhuc eo nomine ipsa villa nuneupatur — (Richeri Gesta 1. c. 274).
Eckwersheim, Dorf, Brumath, Strassburg. — Erwähnt: um 720 bezw.
nach 1003 Ecchefrydeshein (Strassb. Urk.-B. I, 42).
Edenbarg, abg. Dorf zwischen Biesheim und Künheim, Kr. Colmar —
Begütert: Kl. Ebers münster Dinghof gegen 670 in Burcheim (Chron.
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Das EIshss zur Karolingerzeit.
209
Ebersh., Grandid. Als. IIb, 18), bestat, 770, 810, 814, 817 (Grandid. Egl.
Db, 108, 165, 157, 172; vgL Sickel, Acta K 225 u. Acta spuria 8. 426), 824
(Chron. Ebersh. MO. 88. XXIII, 486; Grandid. Egl. IIb, 178; vgl. Sickel
a. a. 0.), 829 in Beckensheim (V) (Grandid. EgL Hb, 191; vgL Sickel
a a. 0.); Kl. Hönau 810 in Burrenheim (Grandid. Egl. IIb, 153).
Egeaheim, abg. Dorf bei Wibolsheim, Gem. Eschau, Geispolsheim, Er-
stem. — Begütert: £1. St. Stephan in Strasburg (aus Königsgut) 845
juxta fiurium YUa . . . Egeehein, Wibileahein . . . ueque ad fines YUe-
kiricne et Ryno (Straeab. U.-& I, 20).
Egtshelm, Dorf, Winsenheim, Colmar. — Begütert: Kl. Eben-
raünster, Dinghof, gegen 670 in Egeuesheim (Chron. Ebersh., Grandid.
Als. IIb, 17), bestat. 810 in Egensheim (Grandid. EgL IIb, 155), 814 in
Egesbeim, 817 u. 824 in Egenesheim (daa 157, 170, 176; Chron. Ebersh.
MG. SS. XIII, 435; vgl. Sickel, Acta spuria 8. 426); Kl. Münster 898
in Egiseheim (Als. dipL 1,98 .
Igllngeo, Dorf, Kt. u. Kr. Altkirch. — Begütert: Kl. Luxeuil 815
in Englingeheim (TeuletLab., Inv. et doc I, 6; vgl. Sickel, Acta spuria
S. 419).
Ihn heim s. Ober-, Niederehnheim.
Ehnweyer, Weiler, Gem. Müttersholz, Markolsheim, Schlettstadt —
Begütert: KL Ebersmünster, Dinghof, gegen 670 und um 681 (aus
Königsgut) in Azolveswilre (Chron. Ebersh., Grandid. Als. Uh, 18, 19 u.
MG. SS. XXIII, 437), bestat. 824 (Grandid. Egl. IIb, 178; Chron. Ebersh.
MG. SS. XXIII, 436; vgL Sickel, Acta spuria S. 426).
Elbersweiler, abg. Dorf (heute Forsthaus Eimersforst), Gem. Ball-
bronn, Wasselnheim, Molsheim. — Begütert: KL Hornbach 754 in El-
pherwilere (Als. dipl. I, 33).
Ellen weiler, abg. Dorf, Gem., Kt. u. Kr. Rappoltsweiler. — Begütert:
KL Murbach 723 in Hilloneviler (Pard. n, 357).
Eds! s heim, Stadt, Kantonshauptort, Gebweiler. — Begütert: Kl. Mas-
münster 823 in Einsigesheim (Grandid. Als. Ib, «6; vgl. Sickel, Acta
spuria S. 420).
Eniheim, Dorf, Geispolaheim, Erstein. - Begütert: KL Murbach
736 in Ensussheim (Pard. 11,369); KL Leberau um 770, bestat. 803 in
Enisheim, 847 (V) in Aneshain (Grandid. EgL II b, 1 49, 230 ; vgl. Sickel, Acta
spuria S. 404/405).
Epflg, Dorf, Barr, Schlettstadt. — Villa regia (?). — Begütert: Kl.
Ettenheimmünster 762 in villa Hcpheka (Grandid. Egl. IIb, 93); KL
Murbacb 768 in Chefeda (Als. dipl. I, 40). — Ferner erwähnt: 866 ac-
tum Apsiaco, villa regia (?) (Calmet, Not. Lorr. I, 645; vgl. Reg. Imp. I,
No. 1277); 895 locus Alsiacus — verschr. für Apsiacus — (Acta ss. Boll.
Jul. T. 11,57).
Erbeoheim, abg. Dorf zwischen Oberaspach und Sennheim, Kt. u. Kr.
Thann. — Begütert: Kl Murbach 784 in Arabacshaim (Als. dipl. 1, 63).
Ergersheim, s. Krautergersheim.
Erstein, Stadt, Kantonshauptort, Kreisstadt. — Villa regia. — Ludwig
der Fromme schenkt nach 817 seinem zum Mitherrscher erhobenen Sohne
Lothar Besitz in seiner villa Herinstein (Sickel, Acta L. 120; MG. Formul.
Z«iUobr. f. OMch. d. Olwrrh. N. F. VII. 2. 14
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210
v. Jan.
294), den Lothar bei seiner Vermählung 821 als Morgengabe an Irmgard,
Tochter Hugos III., Grafen vom Nortgau, überträgt; diese gründet hier
gegen Mitte des 9. Jahrhunderts ein Frauenstift: 849 monasterium in
villa Herinstein (Grandid. Egl. üb, 234; Reg. Imp. I, No. 1104). — Fer-
ner erwähnt: 860 monast. s. Dei genitricis Marie et s. Virginia et martiris
Cecilie in villa Herestein (diese Zeitschr. N. F. IV, 291); um 868 monast.
Erestein (Vita S. Deicoli, Grandid. Als. üb, 60); 870 Erenstein (MG. LL.
I, 517: Hincmar, Annal. MG. SS. I, 488); 895 monast. Herasten (Acta
88. Boll. Jul. T. H, 65); gegen Ende d. 9. Jahrh. aororibus in Erinstein
(MG. Lib. Confr. 144).
Eichau, Dorf, Geispolaheim, Eratein. — Frauenkloater, gegen 777
von Remigius, Biachof von Strassburg, gegründet; 778 vom Stifter der
Kirche von Strassburg unterstellt und mit allem dem Kloster gewordenen
Besitz vermacht: cellula Ascgaugia ..in insula que vocatur Haacgaugia,
Aschaugia, Aschagia (Str. Urk.-B. I, 11—14).
Essweiler, abg. Dorf, zwischen Schlierbach und Dietweiler, Landser,
Mülhausen. — Begütert: Kl. Murbach 735 in Annegis villa (Pard. n,
368).
Ittendorf, Dorf Hochfelden, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen -
burg 766 in marca Atinhaim. 788 in Ediningom, 855 in marca Aten-
haim (Trad. Wiz. No. 108, 42, 156).
Exbrücke, Weiler, Gem. Oberburnhaupt , Sennheim, Thann. — Be-
gütert: Kl. Murbach 784 in Agaishaim (Als. dipl. I, 53).
Feldkirch, Dorf, Sulz, Gebweiler. — Erwähnt: Um 780 actum Fela-
kircha, 784 actum Felakyrchio, 786 actum Felakircha (Als. dipl. I, 52, 54).
Fessenhetm, Dorf, Ensiaheim, Gebweiler. — Begütert: Kl. Münster
759 in villa vel in fine Fetzenheim marca (Rapp. Urk.-B. I, 1); Kl. Mur-
bach 778 in Fezinhaim, actum Fezinhaim villa (Ala. dipl. I, 50).
Flachslanden, Dorf, Mülhauaen-Süd, Mülhausen. — Begütert: Kl.
Murbach 792 in marca Flachlantisse (Als. dipl. I, 57).
Forstfeld, Dorf, Bisch weiler, Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
bürg 745 in locello Furdeafe[l]d , 774 in loco Furdesfe[l]d , 819 in villa
Furtesfeld, um 820 ad Furdesfelde (Trad. Wiz. No. 143, 184, 127, 176).
Fooday (Urbach), Dorf, Schirmeck, Molsheim. — Erwähnt: gegen
Ende des 7. Jahrhunderts apud Horbacum (Richen Gesta Senon. Eccles.
MG. SS. XXV, 263).
Frankenheim s. Höh-, Kleinfrankenheim.
Frankeaheim, abg. Dorf, Gem. u. Kt. Selz, Weissenburg. — Be-
gütert: Kl. Weissenburg 773 in Franchenhaim ; 774 in Franchenhaime
marcha; in marcha Franchenheim , in Franchenhaim; 776 in villa Fraii-
chenhaime-marca; 798 in villa Franchenheim; um 810 in Franchenheim;
819 in marca Franchenheim; um 820 in villa vel in marca Franchenhaim
(Trad. Wiz. No. 128; 53 u. 178; 184; 57; 58; 34; 48; 127; 176). — Fer-
ner erwähnt: 760 actum in villa Franchenheim (das. No. 170).
Friedelsheim, Dorf, Hochfelden, Strassburg. — Begütert: Kl. Fulda
770 in villa Fridolfeshaim (Cod. dipl. Fuld. No. 31); Kl. St. Denis
777 in Fredishaim; Fredeshaim (Tardif Monum. 61; Rapp. Urk.-B. I, 3).
— Ferner erwähnt: 826 oppidum Fridesheim (Acta ss. Boll. Aug. T. VI, 510).
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Das Elsa.« «ur Karolingerxeit.
211
Friesenheim, Dorf, Benfeld, Erstein. — Begütert. Kl Fulda 803 in
Frieeenbeim marca (Cod. dipl. Fuld. No. 179).
FrtMbvetler, Dorf, Wörth, Weiaaenburg. — Begütert: Kl. Weisse n-
bnrg 820 ad Froächeira (Trad Wut No. 69).
Fürdenhelm, Dorf, Truchteraheim, Strassburg. — Begütert: Kl. Haß
Jach 633 in Virdenheim (MO. Dipl. I, 149); Kl. Leberau um 770, be-
st«. 803 in Firdenheim (Grandid. Egl. nb, 149; Tgl. Sickel, Acta apuria
S 404/405); Kl Hönau 884 in Virdinheim (Grandid. Egl. Hb, 275; Reg.
Imp. I, No. 1641).
Gambahetm, Dorf, Brumath, Strassburg. — Begütert: Kl. Hönau
748 in raarcha Gambhagtne (Pard. U, 407); 884 in Gamanesheün (Grandid.
Egl. Hb, 275; Reg Imp. I, No 1641).
Geberschweter, Dorf, Kufach, Gebweiler. — Begütert: KL St. Sieg-
mund (St. Markus) bei seiner Gründung, bestat. 1258 (Berler, Chron.
16, 20); Kl. Murbach 728 in Waranangus qui dicitur Villare Eberhardo
(Pard. II, 356).
Geb weiler, Stadt, Kantonshauptort, Kreisstadt. - Erwähnt: 774 ac-
tum in villa Gebunwilare, 792 actum in Gebenwilare; 796 actum in Ge-
bunwilare (Als. dipl. I, 47, 57, 59).
Geispolsheim, Dorf, Kantonshauptort, Erste in. — Begütert: Dom-
atift Strassburg 871 in villa Geisbodesheim (Str. Urk.-B. I, 25); Kl.
Hönau 884 in Buahcgieao (Grandid. Egl. IIb, 276; Reg. Imp. I, No. 1641).
Alsweiler, Dorf, Hochfelden, Strassburg. — Begütert: Kl. Weis-
se nburg 773 und 774 in Gaizwilare, 784 in Geizwilare (Trad. Wii. No.
128, 53 u. 178, 60)
Gemar, Stadt, Kt. u. Kr. Rappoltaweiler. - Begütert: Fulrad, Abt
von St Denis, 768 in Ghermari (Rapp. U.-B. I, 2); KL St Pilt 774,
bestat. 854 in marca Garmaringa (Tardif Monum. 58; Grandid. Egl. nb,
239); Kl. Leberau um 770, bestat. 803 in Gemar (Grandid. a. a. 0. 149;
vgl. Sickel, Acta spuria S 404 405); KL St Denis 777 in Gairmari, Ger-
aten (Rapp. Urk -B. I, 2, 8); Kl. St Gallen um 885 in Kermere (?)
<Grandid. Als. Ib, 96; MG. Formul. 381).
6ertW0Uer, Dorf, Barr, Schlettstadt. — Begütert: Kl. Nieder-
münster gegen 720 in Gertenwillre; Gertewilre (Pard. II, 318, 319).
Gernsheim, Dorf, Kt. u. Kr. Thann. — Begütert: Kl. Masmünster,
Dinghof, 823 in Göwenheim (Grandid Als. Ib, 66; vgl Sickel, Acta spuria
S. 420).
Gildweiler, Dorf, Dammerkirch, Altkirch. — Begütert: Kl. Murbach
728 in Gyldulfoviler (Pard. H, 356); Kl. Masmünster 823 in Giltwilre
(Grandid. Als. Ib, 66; vgl Sickel, Acta spuria S. 420).
Gingshelm, Dorf, Hochfelden, Strassburg. — Begütert: KL Fulda
770 in Ginnanhaim (Cod. dipl. Fuld No 31).
Gerlingen, Dorf, Drulingen, Zabern. — Begütert: Kl. W eissen-
burg 700 in villa Gairoaldo (Überschrift: Geraldovilla), 763 in villa Ger-
boldinga (Trad Wiz. No. 203, 263).
Görsdorf, Dorf, Wörth, Weissenburg. — Begütert: KL Weissen-
burg 695 in villa Gerleihes (Index: Gerliches villa); um 696 in villare
Gairelaigo; 696 in Gerleicovilare (Index: Gerlaicho wilare), actum in villa
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v. Jan.
Gerlaico vüare; 712 in villa GerUigo; in villa Gerelaigi; 713 in Gaerlaigo-
villa; am 737 in Gerlaicowilare (Index: Gerlaicho wilare); um 789 in Gaer-
laigovilare; 742 in Gerlag es wilare; 745 in Gerlaigovilare ; 768, 767 in Ger-
laigo villa; 773 in Gerlaichestorf; 774 in Gerleichesdorf, Gerlahchestorf;
780 in Gerleiheshaimmarca; um 784 in Gerlaigovilare; in Gerleichovilla ;
um 790 in Gerlaico villa; 791, 797 in Gerleihesdorph (Trad. Wiz. No. 46,
38, 43, 160, 186, 6, 16, 12, 7, 142, 146, 132, 128, 63 u. 178, 92, 114, 104,
124, 78, 81).
6ottenhansen, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert: Kl. Maurs-
münster im 8. Jahrh. in Godenhusen, bestät. zw. 827 u. 863 n. 1120
(Hanauer, Constit 47; Als. dipl. I, 196).
Grandfontaine, Dorf, Schirmeck, Molsheim. — Begütert: Kl. Se-
nones um 660 ad Grand ein Fontanam (Richen Geste Senon. Ecclea.,
MG. SS. XXV, 259).
Grassendorf, Dorf, Hochfelden, Strassburg. — Begütert: Kl. Mur-
bach 736 in Grosinhaim (Pard. II, 369).
Gressweller, Dorf, Kt. u. Kr. Molsheim. — Villa regia. — Begütert
ist: Kl. Erstein 849 in villa Gresweiller (Grandid. Egl. IIb, 235; Reg. Imp.
I, No. 1104).
Gries, Dorf, Brumath, Strasburg. — Begütert: Kl. Weissenburg
830 in rilla Gerireahusa (Trad. Wiz. No. 172). — Ferner erwähnt: 826
actum in villa Gerareshusa (das. No. 173).
Griesbach, Dorf, Buchsweiler, Zabern. — Erwähnt: 826 villa Gries-
bach (Acta ss. Boll. Aug. T. VI, 510>.
Grossnnmbacb, Weiler, Gem. St. Kreutz im Leberthal, Markirch. Rap-
poltsweiler. - Begütert: Kl. St. Pilt 774, bestät. 854 in tertia Rum-
bach (Tardif Monum. 58; Grandid. Egl. IIb, 239).
Gnusenheim, Dorf, Andolsheim, Colmar. — Begütert: Kl. Ebers-
münster, Dinghof, gegen 670 in Gruzenheim (Chron. Ebersh, Grandid.
Als. IIb, 18), bestät. 770 u 810 in Gruzenheim, 814 in Grusenheim, 817
in Gruzenheim (Grandid. Egl. IIb, 103, 155, 158, 172; vgl. Sickel, Acta
K. 225 u. Acta spuria S. 426), 924 u. 829 in Gruzenheim (Chron. Ebersh.
MG. SS. XXIII, 436; Grandid. Egl. IIb, 178, 191 ; vgl. Sickel a. a. 0. S. 426);
Fulrad, Abt von St. Denis, 768 in Grucinhaim (Rapp. Urk.-B. I, 2); Kl.
St. Denis 777 in Grutsinhaim, Grutsenhaim (das. 2, 3); Kl. Leber au
um 770, bestät. 803 in Grussenheim (Grandid. Egl. IIb, 150; vgl. Sickel,
Acta spuria S. 404/405).
Gagenhelm, Dorf, Truchtereheim, Strassburg. — Begütert: Kl. St. Tho -
mas in Strassburg gegen 820 in Guogenheim marcha (Str. Ürk.-B. I, 48).
Gandolshelm, Dorf, Rufach, Gebweiler. — Begütert: Kl. Ebers,
raunst er um 680 in Gundolvesheim (Chron. Ebersh , Grandid. Als. IIb,
22 u. MG. SS. XXIII, 438), bestät 817 (Grandid. Egl. IIb, 169; vgl. Sickel,
Acta spuria S. 426); KL Hohenburg um 680, bestät. 837 in Gundolfe,
heim (Grandid. Egl. IIb, 207; vgl. Sickel, Acta spuria S. 417); Kl. Mur-
b ach 728 in Cundolteshaim (Pard. II, 356).
Gnnstett, Dorf, Wörth, Weissenburg. — Begütert: Kl. Murbach 73<>
in Gonzolinhuus (Pard. II, 369>
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Da* Klaass wir Karolingerzeit.
H&bshelm, Dorf, Kantonahauptort, Mülhausen. — Begütert: Kl. St.
Gallen 757 in Habuhtnesheim (St. Gmll. Urk.-B. I, 26).
Higea, Dorf, Mauramünster, ZabertL — Begütert: Kl. Weissenburg
742 in Heconheim (Trad Wiz. No. 2); Kl. Maarsmünater im 8 Jahrb.
io Hegenheim, best«, «wischen 827 u.'863, und 1144 (Hanauer, Constit. 47;
Ah. dipl. I, 226).
Halingen, Dorf, Hüningen, Mülhausen. — Begütert: Kl. Luxeuil 815
in Haasiszera (Teulet- Lab., In?, et doc I, 6; vgl. Sickel, Acta spuria
£. 419): Kl. Murbach 835 in villa Hassinga (Als. dipl. 1,77).
Hambach, Dorf, Drulingen, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
713 in villa Haganbah; in villa Chaganibac qui vocatur Ditiagus (Über-
schrift: Acanbac); 716 in villa Haganbah; 718 in villa Cbaganbach;
in loco Hagaubach; 724 ad naganbache; in villa Cbaganbaci; 742 in
raarcha Haganbache; 788 in Aganbach; 807 in Haganbah (Trad. Wiz.
No 192; 256; 196: 227; 195; 18; 267: 1; 197; 199).— Ferner erwähnt :
713 actum villa Haganbahc; 723 actum villa Agambac (Trad. Wiz.
No. 202; 262 .
flammerstatt, abg. Dorf zwischen Blodelsheim und Rumersheim,
Enabheim, Gebweiler. — Begütert: Kl. Murbach 730 in marca Hamaris-
stad (Pard. n, 369).
Handschahheim, Dorf, Truchtersheim, Strassburg. — Begütert: Kl
Fulda 788 in Hantscohashaim ; 803 in Hanschoashaim (Cod dipl. Fuld.
No. 89; 206).
Ha gl ach s. Ober-, Niederhaslach.
Hatten, Dorf, Sulz u. Wald, Weissenburg. — Begütert: Kl. Weissen-
bürg 808 in villa Hadana; 816 in villa Hatana (Trad. Wiz. No.20; 161);
KL Hönau 884 in Hadana (Grandid. Egl. IIb, 275; Reg. Imp. I, No. 1641).
Hambergen s. Ober-, Mittel-, Niederhausbergen.
Hegeney, Dorf, Wörth, Weissenburg. — Begütert: Kl. Weissenburg
7*6 in villare Aginonivilla — Index: Aginonvilla — (Trad. Wiz. No.82).
Beidolsheim, Dorf, Markolsheim, Schlettstadt. — Begütert: Kl. Mün-
ster 747 in Hodulseshaim (Pard. II, 406); 750 in villa vel in fine Hodulses-
hairo (C'artul. Münster No. 19 S. 11 im Colm. Bez.-Arch.); Kl. Fulda
801 in marca Haidulfushaim (Cod. dipl. Fuld. No. 171).
Heldweiler, Dorf, Kt. u. Kr. Altkirch. - Begütert: Kl. Hohenburg
um 680, beatät. 837 in Hetwiler (Grandid. Egl. IIb, 207; vgl. Sickel, Acta
spuria S. 417).
Heiligenberg, Dorf, Kt. u. Kr. Mölsheim. — Begütert: Kirche von
Strassburg 773 in Arlegisbergo (Strassb. Urk.-B. I, 6).
Heimeradorf, Dorf, Hirsingen, Altkirch. — Begütert: Kl. Hohen-
burg um 680, bestat. 837 in Hemmersdorf (Grandid. Egl. IIb, 206; vgl.
Sickel, Acta spuria 8.417); Kl. Niedermünster gegen 720 in Heimers-
dorf (Pard. II, 318, 319).
Heiteren, Dorf, Neubreisach. Colmar. — Begütert: Kl. Münster 75!»
in villa vel in fine Heiderheim marca (Rapp. Urk -B. I, 1).
Huiweiler, Dorf, Kt. u. Kr. Altkirch. — Begütert: Kl. Murbach
728 in Heimonewiler (Pard. II, 356).
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v. Jan.
Hengweiler, Dorf, Maursmünster, Zahern. — Begütert: KL Maurs-
münster im 8. Jahrh. in Hemingesbura, bestät. zw. 827 u. 853, u. 1120>
(Hanauer, Constit. 47; Als. dipl. I, 198).
Herbitxhelm, Dorf, Saarunion, Zabern. — Kloster, gegründet ver-
mutlich in der 2. Hälfte des 8. Jahrh. ; der Kirche von Mets unterstehend.
Erwähnt 717 actum in villa Charibode (Trad. Wis. No. 261); 870 Heri-
bodosheim (MG. LL. I, 517; Hincmar Ann. MO. SS. I, 488).
Herghela s. Oberhergheim.
flerltsheln, Dorf, Winzenheim, Colmar. — Villa regia. — Begütert:
Kl. Schuttern, Dinghof, im 7. Jahrh. in Herleichesheim (diese Zeitschrift
ni, 94); Kl. Masmünster 823 in Herrlichesheim (Grandid. Als. 1b, 66;
vgl. Sickel, Acta spuria S. 420).
Herltshelm, Dorf, Bischweiler, Hagenau. — Begütert: Kl. Weis-
senburg 743 in Hariolfesvilla; 775 in vüla Hariolveshaim (Trad. Wiz.
No. 4, 55).
Hettenschlag, Dorf, Neubreisacb, Colmar. — Begütert: Kl. Murbach
792 in villa Hetannerloh (Als. dipl. I, 56).
Hilsenhetai, Dorf, Markolsheim, Schlettstadt — Villa regia. — Be-
gütert: Kl. Ebersmünster, Dinghof (aus Königsgut), 672 in Hiltea-
heim (Chron. Ebereh., Grandid. Als. nb, 20 u. MG. SS. XXm, 437; MG.
Dipl. I, 189), bestfit. 817 in Hillesheim, 824 in Hiltzheim, 829 in Hiltes-
heim (Grandid. Egl. Hb, 171, 179, 191; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426).
Hindishelm, Dorf, Kt. u. Kr. Erstein. — Begütert: Kl. Ebersmünster.
Dinghof, gegen 670 in Hundenesheim (Chron. Ebersh , Grandid. Als. H b,
18), bestät. 810 in Hundensheim (Grandid. Egl. Hb, 155), 817 u. 824 in
Hundenesheim (das. 171, 178; Chron. Ebersh. MG. SS. XXIII, 436; vgl.
Sickel, Acta spuria S. 426); Kl. Moyenmoutier um 700 in villa Hun-
dinisheim, in der 1. Hälfte des 8. Jahrh. in Hundinisheim (Hist. Med.
Mon. 111, 149; Chron. Med. Mon. MG. SS. IV, 87); Kl. Murbach 73«
in Hunishuus (Pard. II, 369); Kl. St. Denis 777 in Hundinishaim; ün-
dineshaim (Tardif Monum. 61; Rapp. Ürk.-B. I, 3); Kl. Leberau 847 (V)
in Hundeneshain (Grandid. Egl. IIb, 230).
Hindiingen, Dorf, Hirsingen, Altkirch. — Begütert: Kl. Murbach 728
in Chuntilingas (Pard. n, 356).
HingriO, Weiler, Gem. Deutsch- Rumbach, Markirch, Rappoltsweiler.
— Begütert: Kl. St. Pilt 774 in Achinis Ragni, bestät. 854 (Tardif
Monum. 58; Grandid. Egl. IIb, 239).
HJpsheim, Dorf, Kt. u. Kr. Erstein. — Begütert: Kl. Murbach 728
in Hyppeneshaim (Pard. II, 356).
HlnchUnd, Dorf, Drulingen, Zabern. — Erwähnt: 826 villa Hirs-
landen (Acta ss. Boll. Aug. T. VI, 510).
Orsingen, Dorf, Kantonshauptort, Altkirch. — Begütert: Kl. Hohen-
burg um 680, bestät. 837 in Hirsingen (Grandid. Egl. nb, 206; vgl.
Sickel, Acta spuria S. 417); Kl. Niedermünster gegen 720 in Hirsunge-
(Pard. II, 318, 319).
Hfarifeldei, Dorf, Ensisheim, GebweUer. — Begütert: Kl. Murbach
728 in Hirzfeld (Pard. H, 356); Kl. Ebersmünster 817 in Hirzveit
(Grandid. Egl. IIb, 169; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426).
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Das Elsass zur Karolingerzeit.
215
Bothfeld», Dorf, Kantonshauptort, Straasburg. — Villa regia. —
Erwähnt: 816 actum Hocfeldis (Trad. Wiz. No. 161); 826 villa Hoffeiden
(Acta 88. Boll. Aug. T. VI, Ml).
flönhelm, Dorf, Schiltigheim, Straasburg. — Begütert: KL Weiasen-
burg 742 in Hohenheim (Trad. Wiz. No. 2); Kl. Fulda 803 in villa Hein-
baim (Cod. dipl. Fuld. No. 178); El. Hönau 884 in Hohanheim (Gran-
did. EgL Hb, 276; Reg. Imp. I, No. 1641).
Bohatienhelm, Dorf, Hochfelden, Straasburg. — Erwähnt: 786 actum
ad Azinheim (Trad. Wiz. No. 157).
Hohengöft, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert: Kl. Hönau
775 in loco Gehfida (Sickel, Acta K. 56 ).
Hohfr&nkenheim, Dorf, Hochfelden, Straasburg. — Villa regia. —
Erwähnt: 814—825 villa Frankenhaim (MG. Formul. 320).
Hohweiler, Dorf, Sulz u. Wald, Weissenburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 742 in marca IJerganeswilare, um 774 in villa Hohenwilari — Index:
Hohenwilare — (Trad. Wiz. No. 7, 106).
Hohweler, Dorf, Andolsheim, Colmar. — Begütert: Kl. Murbach
728 in Lilenselida (Pard. H, 356); 760 in villa Lielinsne quae vocatur
Heloldowilare (Als. dipl. I, 36 1.
HobM, abg. Kloster auf einer Rheininsel bei Wanzenau, Brumath,
Straasburg. — Kloster, gegründet gegen 721. Adalbert, Herzog vom
Elsass, und dessen Söhne schenken 722 ihren Besitz in insula que dicitur
Honaugia an das monast. construct in insula Hohenaugia in hon.
S. Michaelis . . . actum in monast. Hoenaugia (Pard. II, 337, 338). —
Ferner erwähnt: 726 monast. Honaugia (das. 346); um 748, 758, 770 Hohen-
augia (MG. Dipl I, 105; 8ickel, Acta P. 14, 15, C 8); 772-774 ecclea.
Scotorum in insula Honaugia (das K. 24); 775 monast Scotorum Onogia
(das. K 44); monast. Honogia (das. K. 56j; 778 monast s. Michaelis in
insula Rheni Hohenaugia (das K. 64); 781 mon. Hoinaugia (das. K. 85);
870 Hoinowa (MG. LL. I, 517; Hincmar, Ann. MG SS. I, 488); 884
Hohanova (Grandid. Egl. IIb, 274; Reg. Imp. I, No 1641).
Hürtigheim, Dorf, Truchtersbeim, Erstein. — Begütert: Kl. Fulda
788, 798 in Hirtunghaim (Cod. dipl. Fuld. No. 89, 148); Kl. Hönau 884
in Hurenheim (?) (Grandid. Egl. IIb, 275; Reg. Imp. I, No. 1641). — Fer-
ner erwähnt: gegen Ende des 9. Jahrh. (V) Hirtinchaim (MG. Lib. Conf. 34).
Hattendorf, Dorf, Kt. u. Kr. Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
burg um 797 in Hittendorphe (Trad. Wiz. No. 62). — Ferner erwähnt:
um 720 bezw. nach 1003 Hittendorf (Str. Urk -B. I, 42).
HtttteBheim, Dorf, Benfeld, Erstein. — Begütert: Kl. Ebersraünster,
Dinghof, gegen 670 in Hiddenheim (Chron. Ebersh , Grandid. Als. IIb, 17),
bestät. 770 Hudenheim, 814 Hittenheim, 817 Hiddenheim, Hittenheim, 824
Hiddenheim i Grandid. Egl. IIb, 103, 157, 171, 177; Chron. Ebersh. MG.
SS. XXIII, 436; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426); Kl. Murbach 728 in
Hittenheim (Pard. II, 356); Kl. Fulda 798 in Hivatinghaim (?) (Cod. dipl.
Fuld. No. 148); Kl. Hönau 884 in Hiudinheim (Grandid. Egl. IIb, 275;
Reg. Imp. I, No. 1641).
Hans weier, Dorf, Kt n. Kr. ' Rappoltsweiler. — Begütert: Kl. St.
Di 6 Ende d. 7. Jahrh. in Hunivillare ( Legend a S. Deodati, Grandid. Als,
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v. Jan.
IIb, 46). — Ferner erwähnt: gegen 670 Hunonis villa i Richert Gesta Senon.
Beel. MG. SS. XXV, 260 .
Bundsbach, Dorf, Kt. u Kr. Altkirch. — Begütert: Kl. Masmünster
823 in Ursbach (Grandid. Als. Ib, 66; vgl. Sickel, Acta spuria S. 420).
niftrt, Dorf, Kt. u. Kr. Altkirch. — Begütert: Kl. Hohenburg um
680, bestät 837 in Ilfurt (Grandid. Egl. IIb, 206; vgl. Sickel, Acta spuria
S. 417).
IllkirchGrafensUden, Dorf, Geispolsheim, Erstem. — Begütert: Kl.
Ebersmünster gegen 670 in Illechilechen (Chron. Ebersh., Grandid. Als.
Hb, 22 u. MG. SS. XXIU, 438); Kl. Eschau 778 in ülekirchen (Grandid.
Als. IIb, 76). - Ferner erwähnt: 826 villa Illenkirche (Acta ss. Boll. Aug.
T.VI. 510); 845 Yllekiriche (Strassb. Ürk.-B. I, 20).
Ollsen, Dorf, Habsheim, Mülhausen. — Villa regia. — Erwähnt: 662
in comitatu üchicha; Illecirh1) (Strassb. Urk.-B. 1,1; Chron. Ebersh.,
Grandid. Als. IIb, 13 u MG. SS. XXIII, 433); &S5 actum Hilciaco palacio
regis (Als. dipl. I, 76).
hgenhelm, Dorf, Hochfelden, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen-
borg 739 in Inginhaime (Trad. Wis. No. 14)
Ingersheim, Dorf, Kaysersberg, Rappoltsweiler. — Begütert: Kl. St.
Die um 670 in Ongeresheim (Chron. Ebersh., Grandid. Als. IIb, 19 u MG.
SS. XXHl, 436); Kl. Murbach 768 in fine Tel niarca Aungehiseshaim
(Gart Murb. I, 119—121 im Colm Bez-Arch i; 772 in villa Annghishaim
... de una fronte pervenit usque in Facbinam fluvium, 794 in Ongirhhaim
(Als. dipl. 1,45, 57); Kl Luxeuil 815 in Hanagresheim (?) (Teulet-Lab.,
Inv et doc. I, 6; vgl. Sickel, Acta spuria S. 419); Kl Masmünster 823
in Gngresshein (Grandid. Als Ib, 66; vgl. Sickel, a a 0. S. 420). - Fer-
ner erwähnt: gegen 670 Ungisivilla (Acta ss Boll. Iun. T. III, 873); 772
actum in villa Annghishaim; 794 in villa Ongihaim (Als. dipl. I, 46, 57;
Cart. Murb. 1, 116—118).
Ingmarshelm, abg Dorf, Gem. u. Kt. Oberehnheim, Erstem. — Be-
gütert: Kl Leberau um 770, bestät 803 in Igmarsheim, 847 (?) in Ige»
maresbain ^ Grandid. Egl. nb, 149, 229; vgl. Sickel, Acta spuria S. 404/405).
Ingolshelm, Dorf. Sulz u. Wald, Weissenburg. — Erwähnt: 633 In-
goldeshare als Grenzbestimmung des dem Kl. Weissenburg gehörigen
„Untern Mundats" (MG. Dipl. I, 150).
Ingweiler, Stadt, Buchsweiler, Zabern. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 742 in Ingoniwilare (Trad Wiz. No. 52).
Isenburg, Burgtrümmer, Gern u. Kt Rufach, Gebweüer.— - Erwähnt:
Castrum Isenburc (Chron Ebersh., Grandid., Als. Hb, 12 u MG. SS.
XXHI, 432); 630 datum in arce nostra Isenburg (MG. Dipl. I, 142); 662
acta in Isenburg (Str. Urk -B. I, 2).
Ilsenhausen, Dorf, Hochfelden, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 739 in villa Hischaigitisagmi (?) (Trad. Wiz. No. 14).
ItteohelD, Dorf, Schiltigheim, Strassburg. — Begütert: Kl. Weis-
senburg 742 in Eudinhaime (Trad. Wbs. No. 52).
*) Über die Grafschaft Illzach s. A. Scbricker, Älteste Grenzen und
Gaue im Elsass in Strassb. Studien II (1884) S. 374—375.
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Das Klsass zur Karolingerzeit.
217
Ittlenheim, Dorf, Truchtersheim, Strassburg. — Begütert: Kl. Weis-
sen barg 742 in Utilenchaime (Trad. Wiz. No. 52); Erchengar, Graf vom
Nortgau, bezw. das von ibm Besitz eintauschende Kl. Schwarzach 828
in Utilinhaim (Sickel, AcU L. 256).
Jebsheim. Dorf. Andolsbeim, Colmar. — Begütert: Kirche von Speier
*9l in villa Yebinesheim (Speier. Urk.-B. I, 10); Kl. Münster 896 in
Jebinesbeim (Rapp. Urk.-B. 1. 3).
Karlisback, abg. Dorf zw. Gemar u. Rappoltsweiler, Kr. Rappolts-
weiler. — Begütert: Kl. Zürich 877 in Charoltespah , 878 in villa Cha-
roltesbach (Zürich. Urk -B I, 53, 57).
Kanffenheim, Dorf, Bischweiler, Hagenau. — Begütert: Kl. Weis-
en bürg 780 in Chachenheim (Trad. Wiz. No. 113); Kl. Hönau 884 in
Chochinheim (Grandid Egl Hb, 275; Reg. Imp. I, No. 1641).
Kembs, Dorf, I^tndser, Mülhausen. — Begütert: Kl. St Gallen um
757 in Campiduna super fluvium Rhino, sive Chambiz; Beretheida, Ge-
malüin des Grafen Ulrich vom Argen- und Linzgau, 877 in Chembiz
(St. Gall. Urk.-B. I, 25: H, 213). — Ferner erwähnt: 609/610 Campanensis
ICampauensem pagum] (Fredeg. Chron. 37, MG. SS. rer Merov. II, 138);
Campanensi comitatu ») (Aimoni, De Gestis Franc. HI, Bouquet, Ree. hist.
IH, 114); um 757 actum in villa Chambiz (St. GaU. Urk -B. I. 25).
Kestenboll, Dorf, Kt. u. Kr. Schlettstadt. — Begütert: Kl. Ebers-
münster um 680 in Castineto (Chron. Ebersh., Grandid. Als. IIb, 22 u.
MG. S8. XX1H, 438); Kl. Eschau, Dinghof, 778 in Kestenholz (Grandid.
Als, Hb, 75).
Kieniheim, Dorf, Kaysersberg, Rappoltsweiler. — Begütert: Kl. Fulda
785 in Coneshaim, Choneshaim (Cod. dipl. Fuld. No. 82, 83); Kl. Zürich
877, 878 in villa Conesheim (Zürich. Urk.-B. I, 53, 67).
Kilftett, Dorf, Brumath, Strassburg. — Begütert: Kl. Hönau 726 in
Gwülesteti (Pard. II, 346): 884 in Chilistat (Grandid Egl. IIb, 275; Reg.
Imp. I, No. 1641).
Harheim, Dorf, Kt. u. Kr. Schlettstadt. — Villa regia. — Begütert:
Kl. Hohenburg um 680, bestat. 837 in Kiunenheim, Kimmenheim (V)
(Als. dipl. I, 107; Grandid. Egl. IIb, 207; vgl. Sickel, Acta spuria S. 417);
Kl. St. Pilt 774, bestat. 854 in marca fisco [regio] Quuningishaim a) (Sickel,
Acta K. 30; Grandid., Egl. IIb, 238); Erchengar, Graf vom Nortgau.
843 in Kunigesheim, Cunigesheira (das. 222, 808; Reg. Imp. I, No 1063);
Kl. Zürich 877 in villa Chuningesheim, 878 in villa Cunigesheim (Zürich.
Urk.-B. I, 53, 57); die Kirche von Chur. bezw. K. Karl HI , der von dieser
881 Besitz in Chuniggesheim eintauscht und ihn seinem Erzkaplan Liut-
ward, Bischof von Vercelli, verleiht (Cod. dipl. Raet 47); Kl. Andlau
884 in Cunigesheim (Grandid , Egl Hb, 308); KI. Ebersmünster um 900
in Kunigesheim (Chr. Ebersh., Grand Als IIb, 23 u. MG. SS. XXIII, 439);
Kt. Eschau um 900 in Kounensheim (Grandid. Als. Hb, 76); Kl. Gengen-
bach um 900, bestat. 1139 in Kunegesheim (Wirtemo. Urk -B. n, 8)
Urningen, abg. Dorf zwischen Dornach und Didenheim, Mülhausen«
') Über den Kembsgau s. A. Schricker a. a. 0. 371—874. — *) Über
die Mark Kinzheim s. A. Schricker a. a. 0. 398.
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218
v. Jan.
Süd, Mülhausen — Begütert: KL Murbach 728 in Chinzicha (Pard.
II, 356).
Kirchheim, Dorf, Wasselnheim, Schlettstadt. — Villa regia. — Be-
gütert: Kl. Haslach 633 in Kirckhaim cum suburbiis Marley (MG. Dipl.
I, 149); Kl. Hönau 884 in Hiuhhilcheim (Grandid. Egl. IIb, 275; Reg.
Imp. I, No 1641) — Ferner erwähnt: in comitatu Thronie») (Chron.
Ebersh., Grandid. Als. IIb, 10 u MG. SS. XXIII, 432); 662 in comitatu
Tronie, in comitatu Chilcheim») (das. 13; 433; Strassb. Urk.-B I, 1); 728
in pago Troningorum (Pard. II, 356); 817 actum Trhonie seu Kilikheim
(Sickel, Acta spuria S. 426); 887 villa Chirichheim; loco Kiribheim (?)
(Ann. Fuld. Y, IV, MG. SS. I, 404, 405); actum Chiriheim curtam re-
giam (?) (St. Gall. Urk.-B II, 264); actum Chiriheim (?) (Reg. Imp. I.
No. 1704—1706); 894 curtis Chirihheim (?) (Ann. Fuld V, MG. SS. I, 410).
Zu 887, 894 vgl. A. Schulte, diese Ztachr. N. F. II (1887), 246 und Reg.
Imp. I, Nachtr. No. 1702 c.
Urweiler, Dorf, Buchsweiler, Zabern. — Begütert: Kl. Weissen-
bürg 718 in Chiricunvillare; 742 in Chirihcowilare (Index: Chiricho
wilare); 840 in villa Kirihvilari; 851 in villa Kirihwilari; 855 in villa
Kirihvilari (Trad. Wiz. No. 227; 1; 151; 204 u. 254; 166).
Klelnfrankenbeim, Dorf, Truchtersheim, Strassburg. — Villa regia.
— Erwähnt: 814—825 villa . . . quae simili modo Frankenhaim appel-
latur (MG Formul 320).
Kleln-Rambach, Weiler, Gem. St. Kreutz im Leberthal, Markirch,
Rappoltsweiler. — Begütert: Kl. St. Pilt 774, bestät. 864 in alia Rumbach
(Tardif Monum. 58; Grandid. Egl. IIb, 239).
Königshofen, Dorf, Kant. West extra muros des Stadtkreise« Strass-
burg. — Königshof, von welchem die Bezeichnung auf den spätem Ort
überging — Erwähnt: 722 actum Stratburgo civitate, in curte regia viile,
que est in suburbano civitatis novo (Strassb. Urk.-B I, 3).
Kogenhelm, Dorf, Benfeld, Erstein. — Begütert: Kl. Ebersmünster,
Dinghof, gegen 670 in Chagenheim (Chron. Ebersh., Grandid. Als. IIb, 17),
bestät. 817 in Chagenheim, 824 in Chagenheim, Kogenheim, 829 in Kagen-
heim (Grandid Egl. IIb, 171, 177, 192; Chron. Ebersh. MG. SS. XXIII
436; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426); Kl. Niedermünstcr gegeu 720 in
Cagenheim, Kaginhem iPard. II, 318, 319); Kl. Weisseiiburg 742 in
Gagynhaime (Trad. Wiz. No. 52 1; Kl. Fulda 788 in (iaganhaim (Cod.
dipl. Fuld. No. 89).
Kolbsheim, Dorf, Schiltigheim, Strassburg. — Begütert: Kl. Mur-
bach 736 in Colobocishaim (Pard. II, 369).
Kmtatt, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 739 in Chraftestate (Trad. Wiz. No. 17 u. 159).
Krintergeraheim, Dorf, Oberehnheim, Erstein. — Begütert: Kl. Mur-
bach 736 in Ercafetilshaim (Pard. II, 369); Kl. Moyenmoutier in der
1. Hälfte des 8. Jahrh , bestät. 1140 in Erguiseim (Hist. Med. Mon. 284);
KL Fulda 778 in Eringisashaim (Cod. dipl. Fuld. No. 61).
*) Über den Troninger-Gau und die Grafschaft Kirchheim s A.
Schricker a. a. 0. 361—364.
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Das Elsans zur Karolingerzeit.
Iriegsheim, Dorf, Brumath, Strasburg. — Begütert: Erchengar, Graf
vom Nortgau, bezw. die vom ihm Besitz eintauschende Kirche von Strass-
b arg 823 in Creacheshaim; das von ihm Besitz eintauschende Kl. Schwar-
zach S28 in Creicchesheim (Sickel, Acta L. 196, 256).
Kottweiler, Dorf, Selz, Weissenburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 742 in Chrodoldes wilare (Trad Wiz. No. 52).
Köhlendorf, Dorf, Sulz u. Wold, Weissen bürg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg um 792, 792 in Chielendorph (Überschrift: Chielen dorph), 808 in
Kielenheimeromarcu vTrad. Wiz. No. 79, 80, 19).
Künhelm, Dorf, Andolsheim, Colmar. — Begütert: Kl. Ebersmünster,
Dinghof, um 680 in Cuonenheim (Chrou. Ebersh., Grandid. Als. IIb, 22
u. MG. SS. XXIII, 438).
littolshein, Dorf, Truchtersheim, Strassbg. — Begütert : Kl. 8 c h w a r z -
ach 758 in Cuttelnesheim (Grandid. Egl. IIb, 86).
Kntzenhansei, Dorf, Sulz u. Wald, Weissenburg. — Begütert: Kl.
Weissenburg 742 in villa Chuzinchusi (Index: Cuzzenhuson), 756 iu
villa Chucenhusa (Index: Cuzzenhu&a), 784 ad Cozzinheim (Trad. Wiz. No.
52, 137, 60).
Laich (Lach), Dorf, Weiler, Schlettstadt. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 742 in Lalenhaimi (Trad. Wiz. No. 52).
Lampertheim, Dorf, Schiltigheim, Strassburg. — Begütert: Erchengar,
Graf vom Nortgau, bezw. das von ihm Besitz eintauschende Kl. Schwarz-
ach 828 in Lancpartheim (Sickel, Acta L. 256).
Laibach, Dorf, Wörth, Weissenburg. — Begütert: Kl. Weissenburg
745 in Lonenbocho, Lonentbuak; 747 in fine vel in villa Lonenbuhah;
756 in Lonenbuacho; 758, 760 in marca Lonenbuah ; 774 in Lonenbuach;
777 in villa Lonunbuah ; 778 in villa Lonenbuach ; 779 in villa Lonunbuah :
780 in villa Lonenbuah; in loco Lonunbuah; um 780 in villa Lonenbuocb;
782 in villa Lonenbuah; 782 (Index: Lonenbuah) u. 7bS in villa Lonun-
buah; 784 in villa Lonunbuach; 786 in Lonunbuacharomarca; in villa
Lonunbuah; ini'ra marca Lonenbuah; 787 in marca vel in villa Lonen-
buah; infra marca Lonenbuah; 787, 788 in villa Lonunbuah; 791 in
rilla Lonenbuah; um 792 in villa vel in marca Lonenbuah; 792 in
marca vel in villa Lonunbuah; 806 in villa Lonenbuah; 858 in marca
Lonenbuah (Trad. Wiz. No. 136; 148; 137; 144, 170 ; 71; 93, 95; 122; 96;
107,94; 164; 109,76; 98; 89; 82; 101; 157; 77; 155; 99, 100; 110 u. 154;
79; 80; 29; 49).
Lantenbach, Dorf, Kt. u. Kr Gebweiler. — Erwähnt: 784 alia fronte
terre S. Michaelis (Als. dipl. I, 53). 810 schenkt Chorbischof Abt Beatus
von Hönau seinem Kloster ecclesiam quae est constructa in sylva March-
lichio, sive Luttenbach (Grandid. Egl. IIb, 153) und gründet hier ein Hönau
unterstehendes Kloster: Anno DCCCXI . . . Beatus de fratribus Hönau -
Mensis ecclesie, que erat ecclesia Scotorum, instituit in Luttenbach mona-
sterium in honore Sancti Michaelis (Grandid. Egl. I, 411, a).
Lanterbach s. Ober-, Niederlauterbach.
Leberan, Dorf, Markirch, Rappoltsweiler. — Kloster, gegründet
gegen 770 von Fulrad, Abt von St. Denis, auf dessen Eigengut und von
ihm dem Kl. St. Denis unterstellt und vermacht, 777: cella . . . ubi
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520
v. Jan
sanctus Cocovatus requiescit, super fluvium Laima , quae didtur Fulrado
cella; — cella . . ubi sanctus Cucufatus et sanctus Alexander martyres re-
quiescunt (Tardif Monum. 62; Grandid. Egl. IIb, 127/128). — Ferner er-
wähnt: 777 ad nomen sancti et gloriosi episc. mart Alexandri ad locum
ipsius quod nominatur Lepraha (Paris Nat.-Arch K 7 No. 1; vgL Tar-
dif Monum. 62); 781 cella Sancti Alexandri (Grandid. Egl 138); 781, 791
^cclesia Lebrahae . . . ubi domnus et sanctus Alexander roartyr corpore
requiescit (das. 189, 143; Sickel, Acta spuria S. 4041; 803 monast Le-
brahae in hon. b. mart Dionysii, Rustici et Eleutherii, atque b. Alexan-
dri Papae, ubi ipse 8 Papa corpore quiescit (Grandid. Egl. IIb, 148;
Sickel, Acta spuria S. 404); 847 (?) eccleaia, quae ad Sanctum Alexan-
drum vocatur, quae ab antiquis temporibus Fulradovillare vocatur (Gran-
•did Egl IIb, 229); 853 monasterium Lebraha, ubi S. Alexander martyr
quiescit humatus (MG. LL. I, 421); 866 Lepraha cella (Tardil Monum.
128j.
Leimen, Dorf, Hüningen, Mülhausen. — Begütert: Kl. Murbach 728
in Leimone (Pard II, 356).
Leotenhelm, Dorf, Bischweiler, Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 773 in Lithaim; 774 in Lithaime marca, Lithaimemarcha; 775 in
Hlidhamomarcu (Trad. Wiz. No. 128; 53 u. 178; 119).
Liebenxweiler, Dorf, Hüningen, Mülhausen. — Begütert: Kl. Mur-
bach 829 in Theotbertowilare (Als. dipl. I, 74).
Limersheim. Dorf, Kt. u Kr. Erstein. — Villa regia. — Begütert:
Kl. Leber au gegen 770, bestat. 803 in Lumeraheim, 847 (?) in villulam
linemareshain (Grandid. Egl. IIb, 149, 230; vgl. Sickel, Acta spuria
S. 404/405); Kl. Ebersmünster 817 in Lumeresheim (Grandid. Egl. IIb,
171; vgl. Sickel, Acta spuria S.426i; Kl. St. Stephan in Strasburg 845
in Lumarshein (Strassb. Ürk.-B. I, 21).
Upsheim, Dorf, Geispolsheim, Erstein. — Villa regia — Begütert:
Erchengar, Graf vom Nortgau, bezw. die von ihm Besitz eintauschende
Kirche von Strassburg 823 in villa Liutpoteshaim (Sickel, Acta L. 196);
Kl. StStephan in Strassburg 845 in Lupotheshen (Strassb. Urk.-B. 1, 21).
Llxhausen, Dorf, Hochfelden, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 855 in villa vel in marca Liutolteshusa (Trad. Wiz. No. 156).
Lochweiler, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert: Kl. Maurs-
münster im 8. Jahrh. in villa Leobardi, bestat zw. 827 u 853, und
1120 (Hanauer, Conatit 47; Als. dipl. I, 197). — Ferner erwähnt: um
800 locus Lochwilere (Vita S. Pinn., Mone Quell. I, 36'.
Logelnhelm, Dorf, Neubreisach, Colmar. — Begütert: Kl. Ebers-
roünster, Dinghof, gegen 670 in Lagelenheim (Chron. Ebersh., Grandid.
Als. IIb, 18); bestat 770 in Lagelenheim, 810 in Lagelnheim, 814 in La-
gelenheim, 817 u. 824 in Lagelnheim (Grandid. Egl. IIb, 103, 155, 157,
172, 178; Chron. Ebersh. MG. SS. XXIII, 436; vgl. Sickel, Acta K. 225
u. Acta spuria 426); Kl. Masmünster 823 in Lagenheim (Grandid. Als.
Ib, 66; vgl. Sickel, Acta spuria S. 420).
Uhr, Dorf, Lützelstein, Zabern. — Begütert: KL Weissenburg 847
in Lara (Trad. Wiz. No. 200).
Lorenreu, Dorf, Saarunion, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
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Das Elsasa zur Karolingerzeit.
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713 in curta Laurentione, 746 in Lorancenhaim — Index: Lorencenheim —
(Trad. Wiz. No. 36, 141).
Lümschweller, Dorf, Kt u. Kr. Alikirch. — Begütert: Kl. Hohen-
burg um 680, bestät. 887 in Lixnmiswiler (Grandid. Egl. IIb, 206'.
Upsteiü, Dorf, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg 739 in villa
Lupfinstogni (Trad. Wiz No. 14).
Lotterbaata, Dorf, Mülhausen. Nord, Mülhausen. - Begütert: Kl.
Murbach 728 in Luterbach (Pard. II, 367).
Mackweiler, I>orf, Drulingeu, Zabern. — Begütert: Kl. Weissen-
burg um 712, 712 in villare Macchone, 716 in Macuncvilare (Trad. Wiz
No. 234, 237, 266). — Ferner erwähnt : 807 actum in Machen vilare (Trad.
Wiz. No. 201).
Markolshelm, Stadt, Kantonshauptort, Schlettstadt. — begütert: Kl.
Leberau um 770. bestat. 803 in Marckelaheim (Orandid. Egl. IIb, 149;
vgl. Sickel, Acu spuria S. 404/406).
■arlenheim.Dorf, Wasaehmeim.Molaheijn. — Villa regia. — Begütert:
KL Haslach 633 in Kirckhaim cum suburbiis Marler (MG. Dipl. 1,149);.
KL Weissenburg 742 in Marelaigia (Trad. Wiz. No. 62); KL Andlau
386 (mittelbar) in Maraleja (Orandid. Egl. IIb, 279; Reg. Imp. I, No. 1672).
— Ferner erwähnt: 589Marilegio villa, 590 domus [regia] Mariligensis (Greg.
Turon. Hist Franc. IX, c 38; X, c. 18; MG. SS. rer. Merov. I, 393, 430);
613/614 villa Marolegia (Fredeg. Chron. IV, 43; das. II, 142); 724 Strato
Marleiensem (MG. Dipl. I, 204); 764 actum in villa Mareleia (Tardif
Monum. 48): 780 actum ad Maralegia (Trad. Wiz. No. 190); 833 Mer-
legium villa (Vita Hludow. Imp. MG. SS. II, 636); um 866 Marelogia
(ViU S. Deicoli. Grandid. Als. IIb, 60); 867 Marelegia (Bouquet, Ree.
bist. VII, 333); 866 actum in (Mlarlegia palatio Regio (Trouillat Monum.
I, 114; Reg. Imp. I, No. 1276).
Masmünster, Stadt, Kantonshauptort, Thann. — Frauenkloster, ge-
gründet angcbl. im 3. Jahrzehnt des 8. Jahrb. ; 823 von Ludwig d. Fr. in
Besitz und Rechten bestätigt: abbatiam in parte Fosagi a quodam principe
viro nobili Masone, unde etiam nomen traxit, quod vocatur vallis Mas-
sonis, fratre ducis Liudfredi et Eberhardi, qni Morbach construzit, in
honore preciosi martiris atque pontificis Leudegarii fundatam (Grandid.
Als. Ib, 66; vgl. Sickel, Acta spuria S. 420.) — Ferner erwähnt: Maso . . .
monasterium sanetimonialium in Vallis* Masonis ... in honore S. Leode-
garii construxit (Cbron. Ebersh., Grandid. Als. üb, 21 u. MG. SS. XXIII,
437); 780 coenobium Masunvilare (MG. Voet. lat. I, 94); 870 Masonis
monasterium (MG. LL. I, 617; Hincmar, Ann. MG. SS. I, 488).
■attsttll, Dorf, Wörth, Weissenburg. — Begütert: KL Weissen-
burg 788 in Mages stet (?) (Trad. Wiz. No.42).
Mauenheim, Dorf, Benfeld, Erstem. — Begütert: KL Weissenburg
um 744 in Mazoniwilare (Trad. Wiz. No. 188).
Mauchenheim, abg. Dorf, Gem. u. Kt. Markolsheim, ScbJettstadt. —
liegütert: Kl. St. Denis 777 in Mauchinhaim, Mochenhaim (Tardif Monum.
61; Rapp. Ürk.-B. I, 3).
ManrsmÜnster, Stadt, Kantonshauptort, Zabern. — Kloster, ge-
gründet Ende des 6. Jahrh. von Leobard: 724 monasterium domni Leo-
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t. Jan.
bardi in hon a. apost. Petri et Pauli et e. Martini (MG. Dipl. I, 2041;
im 8. Jahrh. nach einem Brande von Abt Maurus wieder aufgerichtet und
in der Folge nach ihm benannt; der Kirche von Metz unterstehend. —
Ferner erwähnt : um 754 Moresmunister (Vita S. Pinn. Mone Quell. I, 33);
817 Sancti Mauri (MO. LL. I, 224'; 823 monast. Mauri (Gesta abbat
Fontan. MG. SS. II, 299 »; um 830 monast. Mauri, coenob. Mauri monast.
(MG Lib. Confr. 155, 246); 833 Mauri -monast. (Vita Hludow. Imp. MG.
SS. II, 636); 870 Mauri monast. (MG. LL. I, 517; Hincmar Ann. MG.
SS. I, 488).
Heienheim, Dorf, Ensisheim, Gebweiler. — Begütert: Kl. Murbach
780 in Maginhaim (Liber Donat. Murbacco Monast. im Colm. Bez.-Arch.).
Meistratibeim, Dorf, Oberehnheim, Erstein. — Begütert: Kl. Weissen-
bürg 742 in Maistreshaime; 784, 788 ad Meistresheim ; 833 in Meistares-
heim — Index: Meistarenheim — (Trad. Wiz. No. 52; 60, 102; 158); Er-
chengar, Graf vom Nortgau, bezw. das von ihm Besitz eintauschende Kl
Schwarzach 828 in Mustridisheim (Sickel, Acta L. 256); Kl. Andlau
880 (mittelbar) in Meitresheim (Grandid. Egl. Hb, 270).
Meiweier, abg. Dorf, Gem. Ammerechweier, Kaysereberg, Rappolts-
weüer. - Erwähnt: 817 juxta Lucelwilre (Grandid. Egl. IIb, 170; vgl.
Sickel, Acta spuria S. 426^.
Merkweiler, Weiler, Gem. Kutzenhausen, Sulz u. Wald, Weissenburg.
— Begütert: Kl. Weissenburg 769 in Margberga vilare (Trad. Wiz. No. 91).
Merxheim, Dorf, Sulz, Gebweiler. — Begütert: Kl. Murbach 780 in
villa Marchunishaim (Liber Donat. Murb. Monast. im Bez.-Arch. Colmar).
MetieraJ, Dorf, Münster, Colmar — Begütert: Kl. Ebersmünster
gegen 670 in villa Mecerol (Chron Ebersh., Grandid. Als. IIb, 17), bestät.
817 in villula Mezerol, 824 in villa Mecerol (Grandid. Egl. IIb, 170, 177;
Chron. Ebersh. MG. SS. XXIII, 435; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426).
Mietesheim, Dorf, Niederbronn, Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 742 in Moduinowilare; in Modenesheim; 747 in fine vel in villa
Mutuinovilari (Trad. Wiz No 52; 2; 148).
HtnwersbeilD, Dorf, Hochfelden, Strasburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 711 infra marca Munefrido villa (Index: Munifridovilla); 730 in fine
Monefridovilla; 742 in Munefridovill : ; um 744 in villa Munifridesheim ;
um 782 in villa vel in marca Munifridesheim (Trad. Wiz. No. 169; 187;
62; 188; 118).
Mltschdorf, Dorf, Wörth, Weissenburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 757 in Mediovilla (Trad. Wiz. No. 140).
Mittelbergheim, Dorf, Barr, Schlettstadt. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 742 in Montularem (Trad. Wiz. No. 52); Kl. Andlau 880 (mittel-
bar) in villa Bergheim (Grandid. Egl IIb, 270; Als. Ib, 91).
Hittelhaasbergen, Dorf, Schiltigheim, Strassburg. — Begütert: Kl.
Ettenheimmünster 762 in villa üugesperga (Grandid. Egl. IIb, 93).
Mittelweier, Dorf, Kaysersberg, Rappoltsweiler. — Begütert: Kl.
Ebers tnünster und Kl. St. Die* um 670 in Mittelwilre (Chron Ebersh.,
Grandid. Als. IIb, 19 u. MG. SS. XXIII, 436).
8! Udenheim, Weiler, Gem. Illzach, Habsheim, Mülhausen. — Begütert:
Kl. Murbach 735 in Mathinhaim (Pard. II, 368); 790 in villa et marca
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Das Elsass zur Karolingerzeit.
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Matenheim; 829 in marca Mitenhaim (Als. dipl. I, 55, 74 ; Kl. Münster
H96 in Matunheim (Rapp. Ürk.-B. I, 3).
Modern s. Ober-, Niedermodern.
Mölsheim, Stadt, Kantonshauptort, Kreisstadt. — Begütert: Kl. St.
Thomas in Strasburg gegen 820 in marcha Molleshemero (Strassb
ürk -B. I. 43).
Möns weiler, Dorf, Kt. u. Kr. Zabern. — Begütert: KL Weissen -
barg uro 718 in Montecottane; 858 in Munenberge (Trad. Wiz. No. 39;
49). — Ferner erwähnt: 716 actum in wilare Munewilare (das. No. 218
u. 239)
Mortch weiler, Dorf, Kt. u Kr. Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 771 in marcba Moraswilari (Index: Mores wilare); um 735 infra
marcha Moresheim, marca Morinesheim (Trad. Wiz. No. 189; 181).
Morschweiler s. Ober-, Niedermorschwefler.
lühlbach, Dorf, Münster, Colmar. — Begütert: Kl. Münster 896
ad Melin (Rapp. Urk.-B I, 3).
MählhauMO, Dorf, Buchsweiler, Zabern. — Begütert: Kl. Hönau
884 in Munilhuson (Grandid. Egl. IIb, 276; Reg. Imp. I, No. 1641).
Mülhausen, Stadt, Kantonshauptort, Kreisstadt. — Begütert: KI. Mas-
münster 823 in Mulenhusen (Grandid. Als Ib, 66; vgl. Sickel, Acta
spuria S. 420). — Ferner erwähnt: um 720 bezw. nach 1003 Mulenhusen
(Strassb. Urk.-B. I, 42); gegen Ende d. 9. Jahrh. (?) Mulehuson; Malehusen,
Muluhusen ;MG. Libri Confr 87; 38).
Münchhausen, Dorf, Selz, Weissenburg. — Begütert: Kl. W eissen-
barg 831 in villa vel in marca Munihhusa (Trad. Wiz. No. 165).
Münster, Stadt, Kantonshauptort, Kr. Colmar. — Kloster, gegründet
jregen 660, der Kirche von Strassburg unterstehend. — Erwähnt: 675 mo-
nasteriolum Conflentis (MG. Dipl. I, 29; vgl. Mitteil. d. Inst. f. österr.
Gesch. X, 76); 747 monast. sancti Gregorii ... qui es constructns in Va-
geso, inter duaa Pachinas fluvium — actum in ipso monasterio Con-
foientis (Pard. II, 406); 760 actum in monast. S. Gregorii quod vocatur
Confluentes i Als. dipl. I, 36); 769 monasteriolum inter duas Pachinas (das
42); 817 monast. Sancti Gregorii (MG. LL. I, 224); 823 monast. ö. Gre-
gorii, quod alio nomine Confluens vocatur (Sickel, Acta L. 195) ; ad sanc-
tum Gregorium (Gesta Abbat. Fontan. MG SS. II, 299); 826 raon. Con-
fiens in hon. s. Gregorii (Sickel, Acta L. 245); um 830 monast., coenob.
Sancti Gregorii (MG. Lib. Confr. 154, 220); 831 s. Gregorii abbas (Sickel,
Acta L. 289, 290t; 865 monast. in hon. Dei et s. Mariae genetricis Dei
et s Gregorii conf. super fluvium Phachina qui dicitur Confluentes (Als.
dipl. I, 474); 870 s. Gregorii (MG. LL. 1, 517; Hincmar Ann. MG. SS. I, 488);
896 mon. beati Gregorii (Als. dipl. I, 97; Reg. Imp I, No. 1909).
Müttersholl, Dorf, Markolsheim, Schlettstadt. — Begütert: Kl. Ebers-
münster, Dinghof, gegen 670 in Muoteresholz (Chron. Eberah., Grandid.
Als. IIb, 18), bestät. 817 in Muoteresholz, 824 in Muoteresholz, Muters-
holz (Grandid. Egl. IIb, 172, 178; Chron. Ebersh. MG. SS. XXIII, 436;
vgl. Sickel, Acta spuria S. 426), 829 in Müttersholtz (Grandid. Egl. IIb,
191; vgl. Sickel, a. a. 0.).
Manzenheim, Dorf, Andolsheim. Colmar. — Begütert: Kl. Münster
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v. Jan.
675 in MonesensiKhwm (MG. Dipl. I, 29; .vgl. Mitteil. d. Inst. f. östem
Gesch. X, 76).
Marbach, Dorf, Kt. u Kr. Gebweiler. — Kloster, der Kirche von
Strassbg. unterstehend, gegründet gegen 737 von Pirmin : in heremi vasta, que
Vosagus appellatur, in pago Alsacinse, in loco qui vocatur Vivarius Pere-
gTinorum, qui antea appellatus est Muorbach, in alode . . . Ebrochardo
comite, in honore Dei et genetricis domini nostri Iesu Christi, semper
virginis Mariae seu 8. Michaheli« arch. vel s. Petri et Pauli, beatis apo-
stolis et s. Leudegarii raart. — ürk. Theoderichs IV. von 727 (MG. Dipl.
I, 85). — Erwähnt: Vivarium peregrinorum seu Muorbacum (Chron.
Eberah., Grandid. Als. Hb, 21 u. MG SS. XXHI, 487); 728 loco Mauro-
baccus qui nunc vocatur Vivarius-peregrinorum (Pard. II, 356) ; loco qui
antea vocabatur Muorbaccua, nunc Vivarius-peregrinorum (das. 353) ; 730
Maurobaccus, actum Marbach monast. (das. 359); 731 monast. Vivarius
sive Maurobaccus (das. 363); 781 Morbach (Herim. Aug. Chron. MG. SS.
V, 98); 735, 736 Maurobaccus sive Vivarius-peregrinorum (Pard. II, 368,
369); um 754 Muorbach (Vita S. Pinn., Mone Quell. I, 33); 760 monast.
super rivo Maurbach in hon. S. Leudegarii mart et s. Petri Pape; 761
eccl. in hon. S. Leodegarii, actum Morbach (Als. dipl. I, 36; 36/37); gegen
762 monast. Vivario- peregrinorum super fluvium Morbach (Sickel, Acta
P. 21); 768 monast. Morbach (Als. dipl. I, 40); 772 monast. Vivario-pere-
grinorum super fluvium Morbach (Sickel, Acta K. 8); 772, 774 Morbach
(Als. dipl I, 45, 47); 774—787 cenob. Morbachcinse, 774—800 congrega-
tio s. Petri et Leudegarii (MG. Formul. 330, 331); 775 monast. Vivario-
peregrinorum super fluvium Morbach (Sickel, Acta K. 214); 780, 784 mo*
nast Morbach; 784 opus S. Leodegarii Morbacensis; 786 monast Mor-
bacensis (Als. dipl. I, 52, 53; 53; 51); 787—791 monast. Morbac (MG. For-
mul. 332); 789 monast. Morbach sive Vivario; 790 monast. Muorbach
sive Vivarius peregrinorum; 790, 792 monast. Morbach (Als. dipl I, 54;
55; 56, 57); 793 Muarbach monast. (Ann. Alemann. MG. SS. I, 47); 794
monast. Murbach, Maurbach; 795 monast. constr. in bon. S. Leodegarii;
796 monast. Morbach; 801 monast. S. Leudegarii quod voc Muorbach;
811 monast constr. in hon. 8. Leudegarii, Morbach (Als. dipl. I, 58 — 62);
816 monast Vivarius-peregrinorum super fluvium Morbach (das 64; Sickel
Acta L. 91, 92); 828 Morbach coen. (Gesta abbat. Fontan. MG. SS. II,
299); 829 monast. Morbach seu Vivarius peregrinorum (Als. dipl. I, 74);
um 830 monast Morbach (MG. Lib. Confr. 154, 208—209); 835 monast
Muorbach; Morbacensi (Als. dipL J, 76; 77); 840 monast Vivarium pere-
grinorum super fluvium Morbac (das 79; Reg Imp. I, No. 1035); 870 Mor-
bach (MG. LL. I, 517; Hincraar Ann. MG. SS. 1, 488); 877 monast. Vivarium
peregrin. sup. fl. Morbach; 878 sup. ti. Muorbach (Grandid. Als. Ib, 89, 90;
881 monast S. Leudegarii quod voc. Muorbach (Als. dipl. I, 60); gegen
Ende <L 9. Jahrh. fratribus in Muorbach (MG. Lib. Confr. 144).
Matzenhauseo, Dorf, Hochfelden, Strassburg. — Begütert: KLWeissen-
burg 791 in villa vel in marca Muzzihhes dorph (Überschrift: Muzzinches
dorph; Index, wegen Raummangel gekürzt: Muzzingdrf.); 797 in villa
Muzzihhesthorph , Muzzihes dorph — Index: Muzzihes dorpf — (Trad.
Wiz. No. 78, 81).
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Das Elsass zur Karolingerzeit.
KanglRootte, Weiler, Gem. Deutsch-Rumbach, Markirch, Rappoltsweüer.
— Begütert: Kl. St. Pilt 774 in Nannenstol, besttt. 864 in Nannen-
•toldt (Tardif Monum. 58; Grandid. Egl. IIb, 239).
lenweiler, Stadt, Lützelstein, Zabern. — Kloster, gegründet im 3. Jahr-
zehnt des 8. Jahrb. von Sigbald, Bischof von Metz: Sigebaldus . . . duo
monasteria condi lit . . . altera quod Novum -Villare vocitatur (Pauli Gesta
Episc. Mettens. MG. SS. II, 267). — Ferner erwähnt: um 754 Niuven-
wilare (Vita S. Pirm. Mone, Quell. I, 83,; 826 Neo villa, quam Romani
Novumvillare appellant (Acta ss. Boll. Aug. T. VI, 508'; um 880 mona-
sterium Novumwillare (MG Lib. Confr. 154, 224).
Ilederbetschdorf, Dorf; Sulz u. Wald, Weissenburg. — Begütert: Kl.
Weissenburg 783 in Batenandovilla; 734 in villa Badenandovilare; 746
in Badanando villa; 792 in Batanesheim; 806 in villa Hatanantesheim —
Index: Batanundesdorpf, überschrieben: heim — (Trad. Wiz. No. 13; 9;
136; 80; 28 .
HiederbroDD, Stadt. Kantonshauptort, Hagenau. — Begütert: Kl.
Weissenburg 820 in villa Brunnon (Trad. Wiz. No. 69).
liederbarnhaopt, Dorf, Sennheim, Thann. — Begütert: Kl. Mas-
münster 823 in Brunnhobetum (Grandid. Als. lb, 66; vgl. Sickel, Acta
spuria S. 420).
liederehnhelm, Dorf, Oberehnheim, Erstein. — Begütert: Kl. Mo ven-
ia out ier zwischen 707 und 758 in Ahenaim (Hist. Med. Mon. 148).
Hiederhaslach, Dorf, Kt. u. Kr. Mölsheim. — Kloster, gegründet
um 676 von Florentius; von Dagobert II. beschenkt. — Erwähnt: b'33
monasterium in honorem S Trinitatis ac S. Marie perpetue Virginia, in
loco qui Hasela dicitur (MG. Dipl. I, 148); apud Hasela (Richen Gesta
Senon. Eccl. MG. SS. XXV, 260); 810 Avellanum (Grandid. Egl. I, 237);
um 830 monast. Hasala (MG. Lib. Confr. 154, 221).
Ilrierhttubergeo, Dorf, Schiltigheim, Strassburg. — Wie Mittel-
hausbcrgen.
■iederlaaterbach, Dorf, Lauterburg, Weissenburg. — Erwähnt: 633
— Lautenbach — als Grenzbestimmung des dem Kl. Weissenburg ge-
hörigen „Untern Mundats" (MG. Dipl. I, 150).
liedermodern, Dorf, Buchsweiler, Zabern. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 773 in Matra; 774 in Matra villa; in Matra; 784 in villa Matra;
788 ad Matra; um 797 in Matra; 830 in villa Matra (Trad. Wiz No. 128;
53 u. 178, 63 ; 54; <X); 102; 62; 172); Kl. Hönau 884 in Matra (Grandid.
Egl.Ub,276;Reg.Imp.I,No.l641).-Erw.:878act.Marsa(V) (a.a.O.No.1517)
liedermorsch weiler, Dorf, Mülhausen-Süd, Mülhausen. — Begütert:
Kl. Murbach 728 in Maurowiler (Pard. II, 357).
flledermünster , abg. Kloster (heute Hof), Gem. St. Nabor, Rosheim,
Mölsheim. — Frauenkloster, gegründet gegen 700 von der h. Odilia. —
Erwähnt : gegen 720 monasterium inferius in Hohenburc (Pard. II, 317, 818).
Nlederranspach, Dorf, Hüningen, Mülhausen. — Begütert: Kl. Luxeuil
815 in Ramengas (Teulet-Lab., Inv. et doc. I, 6; vgl. Sickel, Acta spuria
S/419).
■lederrithaa Inhausen, Weiler, Gem. Müttersholz, Markolsheim, Schlett-
stadt — Begütert: Kl. Ebersmünster gegen 670 bannus generalis ab
Z.ltwbr. f. Owcb. d. Oberrb. K. F. V II. a. 15
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226
t. Jan.
Anniveratesheim usque Raren husen (Chron. Ebersh. , Grandid. Als. IIb,
18), bestat. 770, 824 (Grandid. Egl.IIb, 103, 178; Chron. Eberah. MG. 88.
XXIII, 436; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426).
Siederseebach, Dorf, Kt. u. Kr. Weissenburg. — Erwähnt: 633 —
Sebach — als Grenzbestimmung des dem KI. Weiasenburg gehörigen „Un-
teren Mundats" (MG. Dipl. I, 150).
liederspechbach, Dorf, Kt. u. Kr. Altkirch. — Begütert: Kl. Mas-
mQnster 823 in Spechtbach (Grandid. Als. Ib, 66; vgl Sickel, Acta
spuria S. 420).
liedersteinbnnw, Dorf, Landser, Mulhausen. — Begütert: Kl. Mas -
münster 823 in Steinenbrun (Grandid. Als. Ib, 66; vgl. Sickel, Acta
spuria S. 420).
liefen, Weiler, Gem. Uhrweiler. Niederbronn. Hagenau. — Begütert:
Kl. Weissenburg 737 in fine Niufaras, Neofaras; 742 in [Njeofares ;
784 in NiuTora marca; 840 in villa vel marca Niuvora (Trad. Wis. No. 8
u. 47; 1; 60; 161).
Vleffern, abg. Dorf (heute Höfe), Gem. Berstett, Truchtersheim, Strasa-
burg. — Begütert: Kl. Hönau 748 in Niuzwern (Pard. II, 407), bestat.
884 in Nirrida (Grandid. Egl. IIb, 275; Reg. Imp. I, No 1641); KL Fulda
788 in Niufera (Cod. dipl Fuld No. 89).
Ilffon, abg. Dorf. Gem. Wittisheim, Markolsheim, ScbletUtadt. — Be-
gütert: Kl. Ebersmünster gegen 670 bannus generalis ab AnnWerates-
heim usque Racenhusen i Chron. Ebersh., Grandid. Als. IIb, 18); bestat.
817 in NiTeratesheim (Grandid. Egl. nb, 172; Tgl. Sickel, Acta spuria
8. 426); 824 in NiTeratesheim; Aniveratesheiro, Nivrotzheim (Chron. Ebersh.
MG. 88. XXm, 436; Grandid. Egl. Hb, 178, 179; Tgl. Sickel a. a. 0.);
829 in Nivratcsheim (Grandid. Egl. Hb, 191; vgl. Sickel a. a. 0.).
Hordbaasen. Dorf, Kt. u. Kr. Erstein. — Begütert: Kl. Ebere-
münster, Dinghof, gegen 670 in Northus (Chron. Ebersh., Grandid. Als.
üb, 18), bestat. 770 in Northus, 810 in Northusen, 814, 817, 824 in Nort-
hus (Grandid. Egl. Hb, 103, 155, 158, 171, 177; Chron. Ebersh. MG. 88.
XXIII, 436; Tgl. Sickel, Acta K. 225 u. Acta spuria S. 426).
Oberbetachdorf, Dorf, Sulz u. Wald, Weissenburg. — Wie Nieder-
betschdorf.
Oberburnhaupt, Dorf, Sennheim, Thann. — Wie Niederburnhaupt
Oberdorf, Dorf, Wörth, Weissenburg. — Begütert: Kl. Weissenburg
um 696 in Austondorphe ; 808 in Osterendorf (Trad. Wiz. No. 38; 19).
OberehDheim, Stadt, Kantonshauptort, Erstein. — Villa regia. —
Begütert: Kl. Hohenburg um 680, bestat. gegen 720 in Euenheim (Pard.
H, 317, 318); 837 in Ehenheim superius (Grandid. Egl. üb, 205; Tgl.
Sickel, Acta spuria S. 417); Kl. Niedermünster gegen 720 in Ehenheim
(Pard. H, 317, 818); Kl. Fulda 778, 788 in Ehinhaim (Cod. dipl. Fuld.
No. 61, 89). — Erwähnt: villa regia Ehenheim (Chron. Ebersh., Grandid.
Als. üb, 15 u. MG. SS. XXIII, 434).
Oberhaslach, Dorf, Kt. u. Kr. Molsheim. — Niederlassungsort Flo-
rentius' vor Gründung des Kl. (Nieder-) Haslach (Grandid. Egl. I, 381).
Oberhausbergen, Dorf, Schiltigheim, Strasburg. — Wie Nieder-
hausbergen.
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Das Klsass zur Karolingerzeit.
227
Oberhergheim, Dorf, Ensisneim, Gebweiler. — Begütert: Kl. Münster
759 in flne Heruncheim marca (iUpp. Urk.-B. I, 1). — Ferner erwähnt:
769 actum in villa Heruncheim (das.); 881 facta tradicio in villa Heran-
chaha (Ab. dipl. I, 60).
Oberlaoterbacb, Dorf, Selz, Weissenburg. — Wie Niederlauterbach.
Übermodern, Dorf, Buchaweiler, Zabern. — Wie Niedermodern.
Obermorscbweüer, Dorf, Kt. u. Kr. Altkirch. — Begütert: Kl. Maa-
münster 823 in Momilre (Grandid. Als. Ib, 66; vgl. Sickel, Acta spuria
8.490).
Qberratbsamhausen, Weiler, Gem. Baldenheim, Markolaheim, 8chlett-
stadt — Wie Nieder rathaamhausen.
Obersaasheim, Dorf, Neubreiaach, Colmar. — Begütert: Kl. Münster
759 in alias duabus villas qui dicitur Saxones (Rapp. Urk.-B I, 1).
Oberscbiffolsheim, Dorf, Schiltigheim, Strassburg. — Begütert: Kl.
Fulda 788 in villa Scaitolfeshaim (Cod. dipl. Fuld. No 89). — Ferner
erwähnt: 805 actum ad Scaftolfeshaim (das. No. 225); gegen Ende des
i>. Jahrh. (?) Scaftolfeshaim, Scaftolfeashain (MG. Iib. Confr. 31, 37;
Tgl. Mitth. d. Inst. f. ost. Gesch. XI, 124).
Oberseebacb, Dorf, Kt. u. Kr. Weissenburg. — Wie Niederseebach.
(Miltenberg, Kloster, Gem. Ottrott, Rosheim, Molsheim. — Frauen-
kl oster gegründet um 680 von der h. Odilia in ihres Vaters, des Herzogs
Etticho, Burg Hohenburg — in montem qui Altitona dicitur (Grandid. Egl.
1b, 47) — Erwähnt: um 690 monast. Hohenburc (Chron. Ebersh., Gran-
did. Als. Hb, 20. u MG. SS. XXHI, 437;; gegen 720 monast. superius in
Hohenburc (Pard. H, 317, 318); 831, 837 monast. Hohenburg (Grandid.
Egl. IIb, 329 330, Sickel, Acta L 292 , 349; Acta deperd. 8. 371, Acta
spuria 8. 417); 870 Hoinborch (MG. LL I, 517; Hincmar Ann. MG. SS.
I, 488).
Odratiheim, Dorf, Wasaelnheim, Molsheim. — Begütert: Kl. Hönau
747 in marca Odradesheim; bestat. 884 (Pard. H, 408; Grandid. Egl. Hb,
275; Reg. Imp. I, No. 1641).
Offendorl, Dorf, Bischweiler, Hagenau. — Begütert: Kl. Hönau 884
in Offonthorof (Grandid. Egl. Hb, 275; Reg. Imp. I, No. 1641).
Ottenheim, Dorf, Truchtersheim, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 742 in Offenheime (Trad Wiz. No. 52).
Oblongen, Dorf, Kt. u- Kr. Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 742 in Alongas; um 798 in villa Alunga; 816 in villa vel in marca
Alunga; um 858 in Alunga (Trad. Wiz. No. 52; 32; 160; 50).
Ohoeohflm, Dorf, Markolaheim, Schlettstadt. — Begütert: Kl. Münster
675 in Onenhaim (MG. Dipl. I, 29; vgl. Mitteil d. Inst. f. Österr. Gesch.
X, 76), bestät. 896 in Hononheim (Rapp. Urk.-B. I, 3); Kl. St. Gallen
861 in Anheim • St. Gall. Urk.-B. II, 103).
Ohnheim, Dorf, Gem. Fegersheim, Geispolsheim, Krstein. — Begütert:
Kl. Weissenburg 730 in Unnenhaim (Trad. Wiz. No. 16).
Olwiabeim, Dorf, Brumatb, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 737 in Aunulfo vilare; um 832 in Hoholfesheim (Trad. Wiz. No. 86
ii 162; 115).
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228
v. Jan.
Orschweier, Dorf, Kt. u. Kr. Gebweiler. — Begütert: Kl. Murbach
728 in Otalesvüer (Pard. n, 366).
Orsch weilet, Dorf, Kt. u. Kr. Schlettatadt. — Begütert: Kl. Ebers -
münater, Dinghof, gegen 670 in Oleswilre (Chron. Ebersh, Grandid.
Als. üb, 17), bestät. 770 in Oleswilern, 810 in Holleswilre, 817 in Olles-
wilre, B24 in Oleswüre (Grandid. Egl. Hb, 10S, 166, 170, 177; Chron.
Ebersh. MG. SS. XXIII, 486; vgl. Sickel, Acta K. 226 u. Acta spuria S. 426);
Fulrad, Abt von St. Denis, 768 in Audaldovillare (Rapp. Urk.-B. I, 2);
Kl. St. Denis 777 in Audaldovillare (Rapp. Urk.-B. I, 2, 3). — Ferner
erwähnt: 774 infra finea Audoldovilare ; 864 Audoldivillare (Sickel, Acta
K. 80; Grandid. Egl. Hb, 238).
Osthaoseo, Dorf, Kt. u. Kr. Eretein. — Begütert: Kl. Murbach 736
in Osainhuus (Pard. n, 369).
Ostbeim, Dorf, Kayaersberg, Rappoltsweiler. — Begütert: Kl. Fulda
786 in Osthaim (Cod. dipl. Fuld. No. 82, 83).
Ostheim, abg. Dorf b. Isenheim, Sulz, Gebweiler. — Begütert: Kl.
Murbach 811 in H osthaim et in ea raarca; actum in Osthaim (Als
dipL I, 61).
Otthofen, Dorf, Truchterslieim, Erstein. — Begütert: Kl. Hönau
776 in Osthova (Sickel, Acta K. 66), bestät. 884 in Hosthovon (Grandid.
Egl. üb, 275; Reg. Imp I, No. 1641).
Ottersweiler, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert: Kl. Maurs-
münster im 8. Jahrh. in Oderde, bestät. zwischen 827 u. 853, und 1120
(Hanauer, Constit.47; Als. dipl. 1, 198). — Ferner erwähnt: 826 villa Oten-
wylra (Acta ss. Boll. Aug. T. VI, 609).
Ottmarshelm, Dorf, Habsheim, Mülhausen. — Begütert: Kl. Mur-
bach 881 in Othmareshaim (Als. dipl. I, 60).
Ottrott) Dorf, Rosheim, Molsheim . — Begütert : Kl. Niedermünster
gegen 720 in Ottenrode (Pard. ü, 319).
Pfaffenheim, Dorf, Rufach, Gebweiler. — Begütert: KL St Sie g-
mund (St. Markus) bei seiner Gründung, bestat. 1258 (Berler Chron.
16, 20). — Ferner erwähnt: gegen Ende d. 9 Jahrh. (?) Fafenhaim (MG.
Lib. Confr. 29, 43; vgl. Mitth. d Inst. f. öst. Gesch. XI, 124).
Pfaffenhofen, Dorf, Buchsweiler, Zabern. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 789 in Papanhaime (Trad. Wiz. No. 14).
Pfastatt, Dorf, Mülhausen-Nord, Mülhausen. — Begütert: Kl. Mur-
b ach 790 in loco Finstatinse (Als. dipl. I, 66).
Pfetterhansen, Dorf, Hirsingen, Altkirch. — Begütert: Kl. Murbach
781 in loco Petrosa (Pard. n, 363).
Pfettisheim, Dorf, Truchtersheim , Strassburg. — Begütert: Kl.
Weissenburg 739 in Patenhaime (Trad. Wiz. No. 14).
Pisdorf, Dorf, Drulingen, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
712 in Parssonevilla; um 712 in Prassonevillare; 718 in villa Portioneliam
(Trad. Wiz. No. 234, 237, 227).
Plobshelm, Dorf, Geispolsheim, Erstein. — Begütert: Erchengar, Graf
vom Nortgau, bezw. die von ihm Besitz eintauschende Kirche von Strass-
burg 823 in Platpoteshaim (Sickel, Acta L. 196). — Ferner erwähnt: 778
in marcha Blabodsaime, Bladbotesheime marcha (Strassb. Urk.-B. 1, 11, 14)
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Das Klsass zur Karolingerzeit 229
frtischdtrf, Dorf, Wörth. Weissenburg. — Begütert: Kl. Weiisen-
burg 719 in locello Bruningo rilare (Index: Bruningo wilare); um 739 in
Bruningovilla ; 742 in marca Pruningeswilare (Index: Bruningeswüare);
742, 744 in Pruningo villa; 757 in Bruningovilla, in villa Bniningovilare»
76<j infra marca Bniningovilare; um 766 in Bruningovilla; 769 in Bru-
mugovilare; 772 in loco Bruningestorf, Briningesdorph (Überschrift: Bri-
ningo villa, Index, wegen Raummaugel gekürzt: Biuningwl); 773, 774
Bruningestorf und Bruningowilare (nebeneinander genannt); nm 774 in
Bniningovilare; 780 in Bruningeswilari (Index: Bruningeswüare); 782 in
rflla vel in marca Bruningo wila (Index: Bruningo villa); 784 Bruningo-
wilare; 784 Biuningesdorph ; 788 in villa Bruningowilare; 790 in villa
vel in marca Bruningowilare; Bruningesdorpf; 791 in rilla vel in marca
Bruningeatorf : um 797 in Bruningeswüare; 798 in villa Bruningcsthorf
( Index : Bruninges dorpf ) ; 805 in villa vel in marca Bruninges thorf (Index:
Bruninges dorpt); 820 in Bruningeswilare; 824 in Bruninges dorph (Trad.
Wiz. No. 45: 12: 7; 52, 147; 140, 139; 66; 103, 129; 91; 26 u. 105; 128,
53 n 178; 70; 190; 87; 60; 89; 102; 116; 64; 130; 62; 23; 25; 69; 171).
— Ferner erwähnt: 826 Brunwylre, Prumwiler (Actass. Boll. Aug. T.VI,
509, 510).
Palveraheim, Dorf, Ensisheim, Gebweiler. — Begütert: Kl. Murbach
768 in fine Yolfrigeshaim (A's dipl. I, 40) Ferner erwähnt um 720
bezw. nach 1003 Wulfrichesshen (Strassb. Urk -B. I, 42).
Qoatzenheim, Dorf, Truchtersheim , Strassburg. — Begütert: Kl.
Weissenburg 742 in Chatenheime (?) (Trad. Wiz. No. 52).
Rädershetm, Dorf, Sulz, Gehweiler. — Begütert: Kl. Murbach 774
in marcha Ratherishaim, um 780 in Rateshaim (Als. dipl. I, 47, 52); Kl.
Ebersmünster 817 in Reteresheim (Grandid. Egl. üb, 170; vgl. Sickel,
Acta spuria 8. 426).
Hingel, Dorf, Maursmunster, Zabern. ~ Begütert: Kl Weissenburg
825 in Raningas (?) (Trad. Wiz. No. 185).
Ranspach s. Niederransparh.
Rappertsweiler, Stadt, Kantonshauptort, Kreisstadt. — Begütert: Kl.
Münster 759 in Batbaldovilare, bestät. 896 in Ratpo'-deawilare (Rapp.
Urk.-B I, 1, 3); Fulrad, Abt von St. Denis, 768 in Ratbertovillare (das.
I, 2;; Kl. St. Denis 777 in Ratbertovillare (das I, 2, 3).
Bathfambaoaen s. Ober-, Niederrathsamhausen.
Reggenhaasen, abg. Dorf, Gem., Kt. u. Kr. Rappoltsweüer. — Be-
gütert: Kl. Ebersmünster, Dinghof, 770 in Rechenhusen (Als. dipl. I,
104), bestät. 814 (Grandid Egl. IIb, 157; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426).
Reglsbeim, Dorf, Ensisheim, Gebweiler. — Begütert: Kl. Ebers-
münster um 680 in Regenesheim (Chron. Ebersh., Grandid. Als. üb, 22
u. MG. SS. XXIII, 438); bestät. 817 (Grandid. Egl. Hb, 169; vgl. Sickel,
Acta spuria S. 426) ; Kl. Hohenburg um 680, bestät 837 in Regesheim
(Grandid. Egl. Hb, 107; 207). — Ferner erwähnt: um 720 bezw. nach
1003 Regeneshen (Strassb Urk.-B. I, 42).
RetnhardsmÜDster, Dorf, Maurern finster, Zabern. — Begütert: Kl*
Manrsmünster im 8. Jahrh. in Leogardici cella, bestät. zwischen 827 u.
«63, und 1120 (Hanauer, Constit 47; Als. dipl. I, 201).
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v. Jan.
Reiningen, Dorf, Mülhausen-Nord, Mülhausen. — Begütert: Kl. Hohen-
burg um 680, bestat. 837 in Reiningen (Grandid. Egl. üb, 206; vgl Sickel,
Acta spuria S. 417).
Reutenborg, Dor£ Maursmünster, Zabern. — Begütert: Kl. Maurs-
münster im 8. Jahrb. in Ritanburc, best&t. zwischen 827 u. 853, und
1120 (Hanauer, Constit. 47; Als. dipl. I, 198).
Riedhelm, Dorf, Buchsweiler, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
784 ad Creodcheim (Trad. Wiz. No. 60).
Rimbach-Zell, Dorf, Kt u. Kr. Gebweiler. - Begütert: Kl. Ebers-
raünster817 capella . . . quae cella sancti Petri dicitur (Grandid. Egl.
Ub, 169; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426).
Rlmsdorf, Dort, Saarunion, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
um 712, 712 in villa Rimoni; 713 in Remunewilare ; 741 in Rimovilare;
790 in villa vel in marca Rimuwileri; 798 in villa Rimenvilare; 807 in
Rimonovilare; 812 in villa vel in marca Rimuwilare (Trad. Wiz. No.237,
234; 244; 285; 219; 211; 201; 238). — Ferner erwähnt: 715 actum in
Rimunevillare; 718 actum in vilare Rimane (das. No. 226; 195».
Rbgeldorf. Dorf, Hochfelden, Strassburg. — Begütert : Kl. Weissen-
burg 800 in villa Rinkilendorf (Index: Rinchilendorpf ) ; «12 in villa Rin-
gilendosfe — Index: Ringilendorpfe — (Trad. Wiz. No 30; 182).
Bickendorf, Dorf; Hochfelden, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 855 in marca Ringinheim (Trad. Wie. No. 150); Kl. Hönau 884
in Rinkindorf (Grandid. Egl. Hb, 276; Reg. Imp. I, No. 1641).
Rixheim, Dorf, Habsheim, Mülhausen. — Begütert: Kl. Masmüuster
823 in Richeneshies (Grandid. Als. Ib, 66; vgl. Sickel, Acta spuria S. 420).
Rödern, Dorf. Kt. u. Kr. Rappertsweiler. — Begütert: Kl. Luxeuil
816 in Ruodeneskeim (Teulet-Lab., Inv. et doc. 1,6; vgl. Sickel, Acta
spuria S. 419).
Hölingen, abg. Dorf, Gem. Tagolsheim, Kt. u. Kr. AJtkirch. — Be-
gütert: Kl. Masmünster 823 in Robugen (Grandid. Als. Ib, 66; vgl.
Sickel, Acta spuria S. 420).
Röschwoog, Dorf, Bischweiler, Hagenau. — Begütert: Kl. Murbach
736 in Rosusago (Pard. H, 369); Kl. Hönau 884 in Reudiba (?) (Grandid.
Egl. Hb, 276; Reg. Imp. I, No. 1641).
Rohrweiler, Dorf, Bischweiler, Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
burg um 780 in Rorheim (Trad. Wiz. No. 120).
Romaniweiler, Dorf, Wasselnheim, Mölsheim. — Erwähnt: F26 Ru-
moldeswiler (Acta ss. Boll. Aug. T. VI, 510).
Roshelm, Stadt, Kantonshauptort, Molsheim. — Begütert: Kl. Hohen-
burg um 680, bestät. 837 in Rodesheim (Grandid. Egl. Hb, 206; vgl.
Sickel, Acta spuria S. 417); Kl. Fulda 778 in Rodashaim (Cod. dipl.
Fuld. No. 61); Kl. Luxeuil 615 in Rodesheim (Teulet-Lab., Inv. et doc.
I, 6; vgl. Sickel, Acta spuria S. 419). — Ferner erwähnt: um 720 beew.
nach 1003 Rodeshen (Strasb. Urk.-B. I, 42); 826 villa Rodeshem (Acta ss.
Boll. Aug. T. VI, 511).
Rothan, Dorf, Schirmeck, Molsheim. — Begütert: Kl. Hönau 810 in
Rhodabaim (Grandid. Egl. IIb, 153).
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Das Elsass zur Karolingerzeit.
231
Bothbach, Dorf, Niederbronn, Hagenau. — Erwähnt: 826 villa Bot-
bach (Acta se. Boll. Aug. T. VI, 511).
Ritt, Dorf, Kt. u. Kr. Weissenburg. — Begütert: Kl. Weissenburg
746 in Crodo (Trad. Wiz. No. 136).
Rottelihelm, Dorf, Bnimath, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 774 in Radulfo villa; 776 in Radolfowilare ; 780 in Hadolfeahamo-
marca; 797 in villa Katolfes dorph (Überschrift: villa Ratolves thorpf,
Index: Radolfes dorpf); 828 in villa Ratolfesdorf (Index: Radolfeadorpf)
<Trad Wir. No. 71, 73, 90, 86, 162).
ROlishelm , I)orf, Habsheim, Mülhausen. — Hegütert: Kl. Hohen-
burg um 680, bestät. 837 in Rulechesheim (Grandid. EgL IIb, 207; vgl.
Hickel, Acta spuria S. 417»; Kl. Ebersmünster um 680 in Rouleches-
heim (Chron Ebersh., Grandid. Als. Hb, 22 u. MG. SS. XXIII, 438), be-
stät 817 in Ruoleichesheim (Grandid. Egl. üb, 168; vgl. Sickel, Acta
spuria S. 426).
R (Uthweiler, abg. Dorf bei Helfrantskirch, Landser, Mülhausen. —
Begütert: KL 8t Gallen 757 in Rodulfovilare (St. Gall. Crk.-B. 1, 26).
Rafach, Stadt, Kantonshauptort, Kr. Gebweiler. — Begütert: Kirche
von Strassburg 662 in pago Rubiaca (Straasb. Urk.-B. I, 1), in Rubia-
cum (Chron. Ebersh. Grandid. Als. Ub, 13 u. MG. SS. XXIII, 433); in
Rubiachum oppidum1) (Vita S. Arbogasti, Grandid. Egl. lb, 33); Kl.
Ettenheimmünster 762 in oppido Rubiaco (Grandid. Egl. Ub, 93); KL
Eschau, Dinghof, 778 in villa Roubeaca (Grandid. Als. IIb, 75). — Ferner
erwähnt: apud Rubiacum (Chron. Ebersh., Grandid. Als. IIb, 12 u. MG.
SS. XXIH, 432); 876-881 vicus Ruvacha (MG. Formul. 417).
Rambach s. Deutsch-, Gross-, Klein- Rum buch.
Romershelm, Dorf, Truchtersheim, Strassburg. — Begütert: KL
Marbach 736 in Rotuiarshaim (Pard. II, 369).
Rimenheim» Dorf, Bisch weiler, Hagenau. — Begütert: KL Hönau
884 in Ruadmundeabeim (Grandid. Egl. Ub, 275; Reg. Imp. 1, No. 1641).
Saales, Kantonshauptort, Molsheim. — Begütert: Kl. Senones 661
in Strata Sarmatorum (Pard. U, 120).
Saasenheim, Dorf, Markolsheim, Schlettstadt. — Begütert: KL Weis-
senburg 780 in vüla Sasenheim (Trad. Wiz. No. 113).
Saas he im, s. Obersaasheim.
8acbsen hangen, Vorstadt, Gem., Kt. u. Kr. Hagenau. — Begütert:
Kl. Weissenburg 739 in Saxinhaime; 742 in Saxinesheim; um 780 in
Saxineabeimomarcu (Trad. Wiz. No. 14; 1; 120).
St Amario, Stadt, Kantonshauptort, Thann. — Erwähnt: gegen 670 ad
locum, quem Dorangus gentili linguae barbari vocitant, ubi haud proeul
cellulam beste recordationis et venerandus vir Amarin us . . . construxerat
(Vita S. Praejecti, Acta ss. Boll. Jan. T. U, 631).
St- Markos, Kloster, Gem. Geberschweier, Rufach, Gebweiler. — Kl.
St. Sie gm und, angeblich von K Dagobert U. um 676 gegründet, der
Kirche von Strassburg unterstehend; seit 1050 Priorat St. Markus.
') Der Kern des spätem bischöfl. Strassb. „Obern Mundats". S. darüber
Joh. Fritz, Das Territorium des Bist. Strassburg im 14 Jhrdt. Köthen
1885, S. 126 ff.
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232
v. Jan.
St. I&bor, Dorf, Rosheim, Mölsheim. — Begütert: Kl. Nieder-
münster gegen 720 ad Sanctum Naborexn (Pard. II, 318, 819).
It. Pllt, Stadt, Kt. u Kr. Rappoltsweiler. — Kloster, gegründet gegen
770 von Fulrad : in sua proprietate ... in loco qui dicitnr Fulrado vilare,
infra fines Audoldovilare [Orschweiler] , . . . ubi beatissimns et sanctus
Ippolitus corpore requiescit humatas (774, Tardif Monum. 58) et ut monachi
ibidem vivere et aecondum rectitudinem vel ordinem sanctam conversare
debeant (Sickel, Reg Karol. S. 238); 777 dem Kloster St. Denis ver-
macht: cella qui dicitur Fulrado villare, ubi sanctus Ypolitus requiescit
(Orandid. Egl nb, 127).') — Ferner erwähnt: 853 cella ad sanctum Yppo-
litam (MG. LL. I, 421).
St. Siegmund, Kloster, siehe St. Markus.
Sappenhelm, abg. Dorf zwischen Banzenheim u. Ottmarsheim, Habs-
heim, Mülhausen. — Begütert: Kl. Luxeuil 815 in Sapine (Teulet-Lab.,
Inv. et doc I, 6; vgl. Sickel, Acta spuria S 419).
Saasheim. Dorf. Habsheim, Mülhausen. — Begütert: Kl. Mnrbach
829 in Sowinashaim; 881 in Sowaneshaim (Als. dipl. I, 74, 00).
Schaffersheim, Dorf, Kt. u. Kr. Erstein. — Begütert: Kl. St. Denis
777 in Scaferishaim, Scaferhaim (Rapp. Urk.-B. I, 2, 3).
Schiffolsheim 8. Oberechäffolsheim.
Schaffhausen, Dorf, Hochfelden, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen-
bnrg um 774 in villa Scafhusa; 782 in vüla vel marca Scaphhusa; 784
ad Scaphhuson; 788 ad Scaphhusa; um 797 in villa Scaphhusa (Trad
Wfc. No. 70; 59; 60; 102; 62).
Sehalkendorf, Dorf, Uuchsweiler, Zabern. — Begütert: Kl. Weissen-
burg 774 infra fine Scalchinbiunda ; 786 in villa vel in marca Scalken-
thorp (Index: Scalchen dorpf); 788 in villa Sealchenheim et infra Scalchen-
hememarca (Trad. Wiz. No. 133; 75; 74).
Scherweiler. Dorf, Kt u. Kr. Schlettstadt. — Begütert: Kl. Ebers-
münster, Dinghof, gegen 670 in Scerewüre (Cbron. Ebersh. , Grandid-
Ala. Hb, 17), bestät 770 in Scerenwilere, 817 in Scerewüre, 824 in Scer-
wilre; Scerewüre »Grandid. Egl. üb, 103, 171, 177; Chron. Ebersh. MG.
SS. XXIU, 436; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426); Kl. Gengenbach um
900, bestät. 1139 in Scherwüre (Wirtemb. Ürk.-B. H, 8).
Schiltlgheim, Dorf, Kantonshauptort, Strassburg. — Begütert: Kl.
St. Stephan 845 circa vülam Skitingsdtbouhel. Skitingsdtbuel (Strassb.
Urk.-B. I, 20); Kl. Hönau 884 in Scildincheim (Grandid. Egl. IIb, 276;
Reg. Imp. I, No. 1641V — Ferner erwähnt: 826 villa Schildenchen (Acta
st. Boll. Aug. T. VI, 509).
8chlettstadt. Stadt, Kantonshauptort, Kreisstadt. — Villa regia. —
Begütert: Kl. Murbach 728 in b'elatstat «Pard. U, 356); Kirche von
Cur f-36 in loco Scletzistata, Scletcistata (Cod. dipl. Raet. 37; Sickel, Acta
L. 340); Berta, Tochter K. Ludwigs d. Deutschen, 869 in Sclettestat
') „Kleines Testament" Fulrads; im „grossen Testament14 : cella que
dicitur Audaldo villare, ubi s. Ipolitus requiescit (Tardif Monum. 62).
Die Angaben sind mit K. 7 No. 1 (Kleines Testam.) und K. 7 No. 1?
(grosses Testam.) des Pariser National- Archivs verglichen.
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Das Elsas* zur Karolingerzeit
233
«Zürich. Urk-B. I, 40); Kl. Zürich 877 in villa Sn}ettes[tat], 878 in villa
.Sclezistat (das. 53, 67); die Kirche von Cur, bezw. K. Karl III. , der von
dieser 881 Besitz in villa Sclectistat eintauscht und ihn seinem Erzkaplan
Liutward, Bischof von VerceUi, verleiht (Cod. dipl. Raet. 47) — Ferner
erwähnt: 775 Scladdistat, Scladistat, 8c)addistath, Sclezistat, Selexeistat
(Ann. Lauriss. raai., MG. SS. I, 154); actum Scalistati villa, palatio publ.
(Strassb Urk-B. I, 11); Sclalistati vüla in pal. (Sickel, Acta K. 66); 884
actum Selezistat (Grandid Egl. IIb, 273); 887 actum Scletistat palacio
(Reg. Imp. I, No. 1693—%).
Schlierbach, Dorf, Landser, Mülhausen. — Begütert: Beretheida,
Gemahlin des Grafen Ulrich vom Argen- und Linzgau, 877 in Slierbatft
(St. Gall Urk -B. II, 213).
Schwebweiler, Weiler, Gem. Thal b. Maursmünster, Maursmünster,
Zabern — Begütert: Kl Maursmünster im 8. Jahrh. in Svabesvilare,
best&t. zwischen 827 u. 853, und 112«) (Hanauer, Constit 47; Als. dipl.
I, 198).
Schweiphaosen, Dorf, Kt. u. Kr. Hagenau. — Villa regia. — Er-
wähnt: 896 actum in Swe[i]chusa (Tardif, Monuni 139).
Schweinheim, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert: Kl. Maurs-
münster im H. Jahrb. in Svenheim, bestät. zw. 827 u. 853, und 1120
(Hanauer, Constit. 47; Als. dipl. I, 198). — Ferner erwähnt: 724 — Sven-
heini — als Grenzbestimmung der dem Kl. Maursmünster gehörigen Eichel-
mark.1) (MG. Dipl. I, 2U4).
SchwtBdraUhtlD, Dort, Hocbfelden, Strassburg. — Begütert: KI.
Weissenburg 737 in Svinderadovilla (Trad. Wiz. No. 35 u. 162); KI.
Schwarzach 758 iu Swindratisheim (Grandid. Egl. Hb, 86); Kl. Hönau
884 in Swinderatesheim (das. 276; Heg. Imp. I, No. 1641).
Schwobsheim , Dorf, Markolsheim, Schlettstadt. — Begütert: Kl.
Ebers in linst er, Dinghof, 829 in Svabesheim (Grandid. Egl. Hb, 191;
vgl. Sickel, Acta spuria S. 426\ 887 in villa Svabesheim (Chron. Ebersh.
MG. SS. XX11I, 439).
Seebach s. Ober-, Niederseebach.
Seelhofeo, abg. Dorf bei Ingweiler, BuchsweUer, Zabern. — Begütert:
Kl. Klingenmünster 828 in Seiehoven (Grandid. Als. Hb, 97).
Selz, Stadt, Kantonshauptort, Kr Weissenburg. — Villa regia. — Er-
wähnt: 609/610 Saloissa castro (Fredeg. Chron. 37, MG. SS. rer. Merov.
II, 120, 138); 770 ad Salossa (Annal. Lauriss. mai. MG. SS. I, 148), apud
Salusiam (Einhardi Annal., das. I, 149), in castro Salussa (Annal. Vet.
Fragm., das. X1H, 27).
Semheim, abg. Dorf bei Hagenau, Kt. u. Kr. Hagenau. — Begütert:
Kl. Weissen bürg 702 in marca Semheim; 776 in marca Sembaim; 798 in
villa Semheim; 808 in Semheim; 809 in Semhaimeromarcu ; 811 in villa
Semhaim; 826 in villa Semheim; 830 in Semheimero marca (Trad. Wiz.
No. 44, 163, 21, 19, 174, 180, 173, 172).
Sermersheim, abg. Dorf, Gem. Regisheim, Ensisbeim, Gebweiler —
*) Über die Eichelmark (Marca Aquileiensis) s. Jahrb. des Vogesen-
Cluba IV (1888), 122—129.
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234
v Jan.
Begütert: Kl. Ebersmünster um 680 in Sarmenza (Chron. Ebersh., Gran-
did. Als. üb, 22 u. MG. SS. XXHI, 488) , bestat. 817 in villa Sannest*
(Grandid. Eg). üb, 169; vgl. Sickel, Acte spuria S. 426).
Sermershelm, Dorf, Benfeld, Erstein. — Villa regia. — Begütert: Kl.
Ebersmünster, Dinghof, gegen 670 in Sarmeresheün (Chron. Ebersh.,
Grandid. Als. Ub, 17), bestat. 770, 817 in Sarmeresheün, 824 in Sermers-
heim; Sarmeresheim (Grandid. Egl. üb, 103, 171, 177; Chron. Ebersh.
MG. 88. XXIII, 436; Tgl. Sickel, Acta spuria S. 426); Kl. Niedermünster
gegen 720 in Sermersheim, Sermirsheim (Pard. II, 318, 319).
Beienheim, Dorf, BiSchweiler, Hagenau. — Begütert: Kl. Murbach
736 in Soessas (?) (Pard. II, 369); Kl. Schwarzach 758 in Sehsinheim
(Grandid. Egl. Hb, 86); KL Weissenburg 775 in vüla Sesinhaim —
Index: Seaanheim — (Trad. Wiz. No. 55); Kl. St. Denis 777 in Sechin-
gas (Tardif Monum. 61).
Slerenx, Dorf, Landser, Mülhausen. — Villa regia. — Begütert:
Beretheida, Gemahlin des Grafen Ulrich vom Argen- und Linzgau, 877
in Sienonzo (St. Gall. Urk.-B. II, 213). — Ferner erwähnt: 835 actum
Serencia villa (Reg. Imp. I, No. 1317).
Sieweiler, Dorf, Drulingen, Zabern. — Begütert: Kl. Weissenburg
700 in vilare Sonechone (?) (Trad. Wiz. No. 243)
Sigolsbelm. Dorf, Kaysersberg, Rappoltsw eiler. — Begütert: Kl.
Ebersmünster, Dinghof, gegen 670 in Sigolteeheim (Chron. Ebersh.,
Grandid. Als. IIb, 17, 19 u. MG. SS. XXIII, 436), bestat. 770 in Sigoltea-
heim, 810 in Sigothesheim, 814 in Sigotelsheim, 617, 824 in Sigoltesheim
(Grandid. Egl. Ub, 103, 155, 167, 170, 176; Chron. Ebersh. MG. SS. XXIH,
435; vgl. Sickel, Acta K. 225 u. Acta spuria S. 426); Kl. St. Die um 670
in villa Sigoltesheim; Sigoltesem (Chron. Ebersh. Grandid. Als IIb, 19 u.
MG. SS. XXUI, 436; Richeri Gesta Senon. Eccl. das. XXV, 261); KT
Masmünster 823 in Sigoltessheim (Grandid., Als. Ib, 66; vgl. Sickel,
Acte spuria S. 420); Kl. Granfelden, Dinghof, 866, bestfit. 884 in
monte Sigoldo (Trouillat, Monum. I, 113, 121); Kl. Etival 884 in Sigols-
hem (Grandid. Als. Ib, 94). — Ferner erwähnt: 759 in fine Sigolt niarca
(Rapp. Urk.-B. I, 1); 833 juxtaque montem Sigwaldi (Nith. Hist. I, MG.
SS. U, 652). — Sigultarium [vinum] (Monach. Sangall. I, 22, MG. SS. II, 741).
Singrist, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert: KL Maurs-
münsterim8 Jahrb. in Signum Christi, beutst zw. 827 u. 853, und U2G
(Hanauer, Constit. 47; Als. dipl. I, 198).
Spechbach b. Niederspechbach.
Steinbrusn s. Niedersteinbrunn.
Still, Dorf, Kt. u. Kr. Molsheim. — Begütert: Kirche von Strass-
burg 773 in locum, bestät. 816 in locellum Stülam (Strassb. Ürk.-B. I,
6, 18). — Ferner erwähnt: 826 locus Stille (Acta ss. Boll. Aug. T. VI, 510).
Störbach, abg. Dorf, Schirmeck, Molsheim. — Begütert: Kl. Hönau
810 in Sterrenbach (Grandid. Egl. nb, 153).
Stossweier, Dorf, Münster, Colmar. — Erwähnt: 670 usque adScotten-
wilere (Chron. Ebersh , Grandid. Als. IIb, 17); 817 juxta villulam Scotten-
wilre; 624 usque ad Scotenwilre, Scottenwilre (Grandid. Egl. Hb, 170, 177;
Chron. Ebersh. MG SS. XXIIL, 435; vgl. Sickel, Acte spuria S. 426).
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Das Elsas« zur Karolingerzeit
2oj
Stotzheim, Dorf, Barr, SchlettaUdt. — Begütert: Kl. Weissenburg
783 in villa Stozzeswilare (Index: Scozzes wilare); 767 in villa Stozzeswila
— Index: Scozzeswilare — (Trad. Wiz. No. 84; 86); Kl. Ebersmünster
814 in Stotesheim (Grandid. Egl. üb, 158; vgl Sickel, Acta spuria S.426);
KL Andlau um 884 in Stozzesheim (Grandid. EgL üb, 309).
Strassburg, Landeshauptstadt, Bezirkshauptatadt, Kreisstadt. — Be-
gütert: Kl. Ettenheimmunster 762 in civitate Strasburga (Strassb.
Urk.-B I, 6); Kl. Weissenburg 774 in civit Strasburg , 780 infra
muros civit. Argentoratinse, 784 ad Strazburg «Trad. Wiz. No. 64,
60, 153); Kl. Eschau 778 in Argentina civit. (8trassb. Urk.-B. I, 14
Anm.); Kl. Fulda 778, 788 in Strazburga civit. 791 infra nova civitate,
801 infra nova civitate Argentoratinse (Cod. dipl. Fuld. No. 61, 89, 9b,
171). — Erwähnt (Stadt, Kirche, Bischof j: um 630 urbs Argentina (Vita
S. Fridol., Mone Quell. I, 12); 589 urbis quam Strateburgum vocant 5iM) ad
Argentoratensero urbem quam nunc Stradeburgum vocant (Gregor. Turon.
Hist Franc. IX, 36, X, 19; MG. SS. rer. Merov. I, 391, 433); 662 Ar-
gentinensis eccl. (Strassb. Urk.-B. 1, 1); 660,662 Strazburgensis episc. iMG.
Dipl. I, 26); 7. Jahrh. Argentaria, civit. Stratisburgo (Rav. Anon Cosm.
231, 232); Ende des 7. Jahrh. Streitburg (Vita S. Wilfridi, Bouquet, Ree.
hist in, 601); 719 act in civit. Argentaria (Trad. Wiz. No. 45); 722
act. Stratburgo civit. in curte regia villa, que est in suburbano civitatis
novo — s. Königshofen — (Straasb. Urk.-B I, 8); 728 eccl. S. Marie
in Stradburgo, act. Stratburgo civit. (Pard. U, 352; Strassb. Urk.-B. I, 3),
ad Strazburgum (Pard. II, 35ti); 733 act in civit. Argentoracinse (Trad.
Wiz. No. 13); 737 act. in civit. Argentaria, Argentoratinse (das. No. 36,
162); 739 act. in civit. Argentoracinse (das. 10, 11); 748 Strasburges«
episc (Reg. Pontif. Rom. I, No. 2287); 749 act Stratburgo civit. (Strassb.
Urk.-B. 1,6); 762 act in civit Argentinense (das. 1,6); 765 episc. civit
Stradburgo (MG. LL. I, 30); 773, 775 Strazburgensis eccles (Strassb. Urk.-
B. I, 6, 10); 780 act in civit. Argentoratinse (Trad. Wiz. No. 153); 791
act. in Strazburga civit (Cod. dipl Fuld No. 98); 799 urbs Argentea,
Stratiburgus <MG. Poetae lat med. aevi I, 131); 9. Jahrh. basilica s.
Mariae infra civit Strazburc (MG. Formul. 337 1; 801 act in Strazburga
civit. (Cod dipl Fuld No. 171); 816 Argentoratensis sive Stratburgensis
eccl. (Strassb. Urk -B. I, 18); 823 Strazburgensis episc. ^ Sickel Acta L.
196); um 825 Strazburc; urbs Argenterata, Strazburg (MG Poet, lat
med. aevi II, 76; 84); 826 Argentoratum nunc Strasburg (Acta 88. Boll.
Jun. T. I, 185); um 830 canonicorum de civit- Argentorata (MG. Lib Confr.
155, 249 ; 831 Strazburgcnsem episc. (Sickel, Acta L. 289); Strazburgensis
episc , eccl. (Strassb. Urk.-B. I, 18/19); Strazburgensem episc, act Straz-
burc civit. (Sickel, Acta L. 290); 832 Argen tariensis civit episc (MG.
Formul. 561); 838 Argentoria (Thegani Vita Hludow. Imp MG. SS. II,
598); 840 Strazburgensis eccl, eccl. Argentoratensis, act Strazburg (Str.
Urk.-B I, 19); 840 act Strazburg civit. (Reg. Imp I, No. 1034, 1035);
842 civitate quae olim Argentaria vocabatur, nunc autem Strazburg vulgo
dicitur (Nith Hist. IH, MG. SS II, 666); 845 act. in pal. reg. Argen-
toraco (Strassb. Urk-B. I, 21); nach 847 eccl Argentariae civit (das.
1, 21); um 851 act. in civit Strazburg (Trad. Wiz No. 167 ; 868 act.
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v. Jan.
Strazburc pal. reg. (Reg. Imp. I, No. 1252); 864 Argentoratensia urbis
epiac (Hincmar Annal. MG. SS. I, 466); Argentarienaia eccl. (Grandld.
Egl. IIb, 327); 866 epiac Stratiburgenaia (Hincmar Annal. MG. SS. I,
469; MG. LL I, 604); 870 Straatburg (Hincmar Annal. MG. SS. I, 488;
MG. LL. I, 517); 878 Strazburgensi epiac, eccl. Argentoratensia (Strassb.
Urk.-B. I, 26); Strazburgenaia urbia epiac (da8. 1, 26); 876-881 epiac. de
Strazpurc; eccl Argentarinae vel Argentariensis ; Stratoburga (MG For-
mul. 417, 419); 888 cenob. 8 Mariae Semper virg. infira Argentariae civ.
(Strassb Urk.-B. I, 28); 891 monaat. Argentinensis civit (Reg Imp I.
No. 1809); 895 Strazburgenaia epiac (MG. LL. I, 561); 896 act in Argen-
taria cirit. (Eeg Imp I, No 1909); 898 act. in civit. Strazburug l Cartul. "
Münster No. 19 S. 10 im Colm. Bez.-Arch.); gegen Ende d. 9. Jabrh.
Strazborg; Patribua in Argentina civ. (MG. Lib. Confr. 41; 144); 900 act.
Strasburg ciT. (Reg. Imp. I, No. 1940). — St. Thomas, Kloster, gegrün-
det um 680 von Florentius (Hist de St Thomas 5/6). — St Stephan,
Frauenkloster, gegründet um 720 von Adalbert, Sohn d. Herzogs Eticho,
in parte aue heredit&tis, que sibi pertinuit inter ruinas veteris Argen torati
(ürk. v. 845, Strassb. Urk.-B. I, 20; vgl. diese Ztschr. N. F. VI [1891 ], 663 f.).
— Ferner erwähnt: monast. ancillarum Dei in Argentinensi civit. in hon.
s. Stephani prothomart. (Chron. Ebersh., Grandid Als. Hb, 20 u. MG. SS.
XXIII, 437); um 830 ancillarum Dei de caenobio sancti Stephani (MG. Lib.
Confr. 325); 845 abbatissa sancti prothomart Stephani infra muros Ar-
gentorato < Strassb. Urk.-B. I, 20) ; 870 s. Stephani Strastburch (Hincmar
Annal. MG. SS. I, 488; MG. LL I, 517); gegen Ende d. 9. Jabrh. sorori-
bus in Argentina (MG Lib. Confr. 144).
Süll, Stadt, Kantonshauptort, Kr. Gebweiler. — Hegütert: Kl. Ebers-
münster, Dinghof, gegen 670 in Sulza (Chron. Ebersh., Grandid. Als.
IIb, 17), heatat. 770 in Sulza, 810 in Sulzha, 814, 817 u. 824 in Sulza
(Grandid. Egl. IIb, 103, 155, 157, 169, 176; Chron. Ebersh. MG. SS.
XXIII, 435; vgl. Sickel, Acta K. 225 u. Acta apuria S. 426); Kl. Luxeuil
815 in Suaza (Teulet-Lab., luv. et doc. 1, 6; vgl Sickel, Acta apuria S. 419).
SoJibid, Dorf, Kt. u. Kr. Molsheim. - Begütert: Kl. Nieder-
ns ünstcr gegen 720 in Sülze (Pard. II, 318, 819); Kl. Weissenburg 742
in vüla Sulcia (?) (Trad. Wiz. No. 62 j.
Sulxmatt, Dorf, Rufach, Gebweiler. — Begütert: Kl. St. Siegmund
(8t. Markus) bei seiner Grüodung, bestat. 1258 (Berler Chron. 16, 20).
lall a. W&ld, Dorf, Kantonshauptort, Kr. Weissenburg. — Begütert:
Kl. Weissenburg 737, 773, 774 in Sulcia (Trad. Wiz. No. 35 u. 162;
128; 53 u. 178, 63).
Inndhausan, Dorf, Markolsheim, Schlettstadt. — Erwähnt: 723 actum
in villa Sunthusis (Pard. II, 841).
Sündhofen, Dorf, Andolsheim, Colmar. — Begütert: Fulrad, Abt
von St. Denis, 768 in Sunthof (Rapp. Urk.-B. I, 2); Kl. Mtinater 896
in Sundhova (das. I, 3).
Sarbarg, Dorf, 8uls u. Wald, Weissenburg. — Kloster, gegen 674
von Arbogast gegründet, von K. Dagobert II. beschenkt — Erwähnt: 748
actum Suraburgo monaaterio (Pard. II, 412); 766 actum Surraburgo
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Da« Elsass zur Karolingerzeit.
237
monast (Trad. Wix. No. 66); um 830 monast. Saraburc; coenob. Suraburc
(MG. Lib. Confr. 154, 222).
Thal b. laarsmunster, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert:
Kl. Maursmünster in 8. Jhrdt. in Domioi Peiri, beetät. sw. 827 u. 863,
und 1120 (Hanauer, Constit. 47; Als. dip). I, 198).
Thaanweller, Dorf, Weiler, Schlettstadt. — Erwähnt: 787 Altorf juxte
Tanna« Tillen (Gelnet Hiet. Lorr. 2 ed. Hb, 118).
Tleffeabach, Dorf, Latxelateio, Zebern. — Begütert: Kl. Weisse b-
burg 718 ed Actulforillere (Tred. Wie. No. IM u. 224).
Trifthein, Dorf, Wasaelnheim, Molshein. - Begütert: Kl. Weiasen-
burg 742 in Thorencobaine (Tred. Wie. No. 62); Kl. Schwer euch
758 in Dorenbeim (Alt. dipl. I, 34).
Türkhalm, Stadt, Winzenheim, Colmar. — Begütert: Kl. Münster
896 in Thurinchein (Rapp. Urk.-B. I, 3); 898 in Duringheim (Ale. diul.
Dffhoh, Dorf, Sennheim, Thenn. — Begütert: Kl. Münster 769 in
Aufoldus (Sickel, Acta C. 3); Kl. Masmünster 823 in üfThol« (Gran-
did. Als. Ib, 66; vgl. Sickel, Acta spuria 8. 420).
Ohlweiler, Dorf, Kt. u. Kr. Hagenau. — Begütert: Kl. Weissenburg
742 in Olenchaim (?) 784 in Ilunwilare, un 797 in Ilenwilare ( Trad. Wie.
No. 62, 60, 62).
Uhrweiler, Dorf, Niederbronn, Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
g 742 in Urunivilla: 761 infra marcha Urunewilare (Index Uren-
wilare); 766 in marca Ureowilere; 771 in loco Urunwilare; 774 in Urone-
wilare; 775 in villa üurrinhaim; 782 in narca Urenhaim; 784 ad Uren-
Trilare, ad ürenheim (nebeneinander genannt); 797 in Urenheim; 801 in
Tille UrenTilare; in Tille üruni wilare; 819 in Tille vel in marca Uren-
wilare (Trad. Wiz. No. 62, 179, 108, 169, 63, 119, 69, 60, 62, 236, 266, 177).
Dagersheim, Dorf, 8ulz, Gebweiler. — Begütert: Kl. Münster 759
in rille Enghisehaim marca (Rapp. Urk.-B. I, 1); Kl. Murbach 768 in
fine Tel marca Aungebiseshaim (s. Ingersheim) Tel in alie Aungehisses-
baim in fine Volfrigeshaim; actum Augehise carte (Certol. Murb. I, 119
—121 im Co Im. Bez.- Ar eh.); 784 in fine Tel in marca Aungisliaira, Aun-
gishin (das. 106—107).
Urbach s. Fouday.
Omett, Dorf, Kt. u. Kr. Molsheim. — Begütert: Kirche Ton Stress-
burg 773 in casa Rammaldi (8tr. Urk.-B. I, 6); Kl. Hönau 810 in Hur-
mosa (Grandid. Egl. IIb, 153).
Uttenhelm, Dorf, Kt. u. Kr. Erst ein. — Begütert: Kl. Ebersmünster,
Dinghof, gegen 670 in Utenheim (Chron. Ebersh. Grendid. Ab. IIb, 18\
bestAt 817, 824 (Grendid. Egl. IIb, 171, 177; Chron. Ebersh. MG. 8S.
XXIII, 486; Tgl. Sickel, Acta spuria S. 426); 829 (Grandid. Egl. IIb,
192; Tgl. Sickel a. a. 0.); Kl. Weissenburg 788 in Ottingbeim (Trad.
Wiz. No. 42).
Vendenhelm, Brumath, Strassburg. — Begütert: Erchengar, Graf Tom
Nortgeu, bezw. das von ihm Besitz eintauschende Kl. Schwerzach 828
in Fedinheim (8ickel, Acta L. 256). - Ferner erwähnt: 826 Vendenheim
(Acte es. Boll. Aug. T. VI, 611).
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f. JtD.
Wahleaheim, Dorf, Kt. u. Kr. Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen -
borg 774 in loco Walobom; 776 In villa Waloom; 780 in Walsum; 784
ad Belohom (Trad. Wia. No. 71, 73, 90, 60).
Waldolwishelm, Dorf, Kt u. Kr. Zabern. — Begütert: Kl. Weissen -
borg um 861 in villa seu in marca Baldolfesbeim — Index: Baldolfbeim
— (Trad. Wir. No. 167).
Walf, Dorf, Oberebnheim, Erstein. — Begütert: Kl. Ebersmünster,
Dinghof, gegen 670 in Valva (Chron. Eber ab., Orandid. Als. IIb, 18),
hestat. 817, 824 (Grandid. Egl. Hb, 171, 177; Cbron. Ebersh. MO. 88.
XXIII, 436; vgl. Sickel, AcU spuria S. 426); 829 (Orandid. Egl. IIb, 192;
vgl. Sickel a. a. 0.); Kl. Weissenbnrg 742 in Palaba; 820 in Valfcbu
(Trad. Wis. No. 62, 69); Kl. Fulda 778 in Walabu; 788 in Fatahabo
(Cod. dipl. Fuld. No. 61, 89); Kl. Andlao 884 in Valaba (Orandid. Egl.
IIb, 809).
Wangen, Dorf, Waaseinheim, Molsheim. — V i 1 1 a regia. — Begütert:
Kl. Weissenbnrg 742 in villa Wanga (Trad. Wia. No. 1); Erchengar,
Graf vom Nortgau, bezw. das von ihm Besitz eintauschende Kl. Schwarzach
828 in Wangon (Sickel, Acta L. 266); Kl. St, Stephan in Strassburg
846 in Wanga (Str. Ürk.-B. I, 20); Kl. Hönau 884 in Wanga (Orandid.
Egl. üb, 276; Reg. Imp. I, No. 1641).
Waniel, Weiler, Gem. Kestenholz, Kt. u. Kr. Scblettstadt. — Begütert:
Kl. 8t. Pilt 774 in Bobolino cella, bettat. 864 in Bovolini cella (Tardif
Monum. 68; Orandid. Egl. IIb, 238).
Wasenbarg, Burgtrümmer, Gem. u. Kt. Niederbronn, Kr. Hagenau.
— Begütert: Kl. Weissenburg 739 in foreste dominico fasenborgo (Trad.
Wis. No. 12).
Wasselnheim, Stadt, Kantonshauptort, Kr. Mölsheim. — Begütert:
Kl. Hornbach 764 in Wazteleneheim (Als. dipl. I, 83).
Wattweiler, Dorf, 8ennheim, Thann. — Begütert: Kl. M Urbach 728
in Watoneviler iPard. II, 366).
Weckolsheim, Dorf, Neubreisach, Colmar. — Begütert: Kl. Murbach
792 in villa Achiltibaim (Als. dipl. I, 66).
Wege, abg. Dorf, Gem. Mutzig, Kt. u. Kr. Molsheim. — Begütert:
Kl. Haslach 633 in villa Vege (MG. Dipl. I, 149).
Weier im Tüll, Dorf, Münster, Colmar. — Begütert: Kl. MünBter
896 in Bonefacii vilare (Bapp. Ürk.-B. I, 3).
Weiler, abg. Dorf (heuto Forsthaus Willerhof), Gem. Ebersmünster,
Kt.u. Kr. Schlettstatt. - Begütert: Kl. Ebersmünster, Dinghof, 829 in
Wilre (Orandid. Egl. Hb, 192; vgl. Sickel, Acta spuria S. 426).
Weissenbnrg, Stadt, Kantonshauptort, Kreisstadt. — Kloster, ge-
gründet zw. 686 und 690; der Überlieferung nach 623 von Dagobert I. 633
eccles. in hon. s. Trinitatis et s. Mariae perpetuae virgiiiis et sanctorum
apostolorum Petri et Pauli in loco Weissemburgo (MO. Dipl. I, 149 — 160;
▼gl. Dickel, Acta deperd. S. 386; Acta spuria S. 442). — Ferner erwähnt:
656 cenob. Wiaenburch (MG. Dipl. I, 171); 676 monast. Weissenburg
(das. 41); 695 monast. Wisonborgo und in der Folge Wizenburg, Wisen-
burc, Wizanburg, Wizzunburg, Wizzunpurc, Wizziburg, Wizeburg, Wizin-
burg, Wicemburgus, Wizenburch (Trad. Wiz.); um 754 Wizanburg (Vita
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i
Das Elsasi tur Ksxoüngerzeit.
239
S. Pinn. Mone Quell. I, 36); 796 Wizuuburg (Cod. dipl. Faid. No. 151);
812 Wiiunbarch (MO. LL. 1, 177); moiuitt. Witunborg (Grandid. Als. IIb,
96); um 830 monast. Wiszunburc (MO. Lib. Confr. 164, 210—211); 842
Wizzunburg (Nitb. Hist. III, MO. 88. II, 666); 882 cenob. Wissenburgen-
lis (Als. dipl. I, 91; Reg. Imp. 1, No. 1600); gegen Kode d. 9. Jahrb.
Fratribus in Winzenbarcb (MG. Lib. Confr. 144). — 803 Castrum Hunisun-
burg (diese Zeitschr. XIII, 492 - 493); 828 actum in Castro Wisenburg1)
(Trad. Wi«. No. 152)
Weltfernen, Dorf, Kt. u. Kr. Hagenau. - Begütert: Kl. Weil Ren bürg
743 in ßne rel in marca Wiccobrocho (Trad. Wie. No. 4). — Ferner er-
wähnt: gegen Ende d. 9. Jahrh. (?) Wiprubc (MG. Lib. Confr. 33; Tgl.
Mitth. d. Inst f. Öst. Gesch. XI, 125).
Westhofen, Dorf, Wassel q heim, Molsheim. — Begütert: Kl. Weisse n-
burg 739 in Westbove; 743 in villa vel in marca Westore; 776, 851 in
Tills West hof (Trad. Wiz. No. 17 u. 159; 5; 112, 204 u. 254).
Weyersheim, Dorf, Bruroath, Strassburg. — Begütert: Kl. Weissen -
barg 774 ad Wihereshaim (Trad. Wi«. No. 54); Kl. Hönau 884 in Wie-
reabeim (Grandid. Egl. IIb, 276; Reg. Imp. I, No. 1641).
Wibolsheim, Dorf, Gem. Eschau, Geispolsheiro, Erstein. — Vi Iis
regia. — Begütert: Kl. St. Stephan in 8trassburg 845 in Wibileshein
(Str. Urk.-B. I, 20). — Ferner erwähnt: 778 in marcha Quibilisbeime,
Wibilesheim marcha (das. I, 11, 14).
Wickerschweler, Dorf, Andolsheim, Colmar. — Begütert: Kl. Mur-
bach 728 in Wicberebint (Pard. II, 856).
Wietersheim s. Breuschwickersbeim.
Wimmenan, Dorf, Lfltzelstein, Zabern. - Erwähnt: 826 Wimenawe
(Acta ss. Boll. Aug. T. VI, 511).
Wlnge», Dorf, Lfltzelstein, Zabern. — Begütert: Kl. Weissen bürg
742 in Wigone monte (Trad. Wiz. No. 1).
WinseDheim, Dorf, Kantonshauptort, Kr. Colmar. — Begütert: Kl.
Murbach 786 in Wingisbaim (Als. dipl. I, 54); die Kirche too Cur,
bezw. K. Ksrl III., der ron dieser 881 Besitz in Winzenheim eintauscht
and ihn seinem Erzkaplan Liutwsrd, Bischof too Vercelli, Terleiht
(Cod. dipl. Raet. 47).
Wisch, Dorf, Schinneck, Molsheim. — Begütert: Kl. Hönau 810 in
Wisicba (Grandid. Egl. IIb, 153).
Wittenheim, Dorf, Mülhausen-Nord, Mülhausen. — Begütert: Kl.
Loxeuil 815 in Witerkeim (Teulet-Lab., In?, et doc. I, 6; Tgl. Sickel,
Acta spuria S. 419); Kl. M Urbach 829 in villa Witanhaim (Als. dipl. 1, 74).
Wittersheim, Dorf, Kt. u. Kr. Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen-
barg 742 in Wittreshusi (Trad. Wiz. No. 62).
Wittitheim, Dorf, Markolsheim, SchletUtadt. — Begütert: Kl. Ebera-
münster, Dinghof, 817 in Witenesheim, bestat. 824, 829 in Wittensheim
') Nach Mone (diese Zeitschr. XIII, 493) ist Castrum W. wahrschein-
lich das Dorf Altenstädt (Ksnt. Weissenburg); nach Bossler, Zeitschr. f.
deutsche Philologie VI (1876), 156, soll Weissenburg ursprünglich der
Name dieses Dorfes gewesen sein.
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'240
v. Jan.
(Grandid. Egl. IIb, 172, 179, 191; vgl. Sickel, AcU spuria S. 426); Er-
chengar, Graf vom Nortgau, bezw. die tod ihm Besitz eintauschende
Kirche von Strassburg 823 in Wittineshaim (Sickel, Acta L. 196).
Wiwersheim, Dorf, Truchtersbeim, Stra&sburg. — Begütert: Kl. Weil-
senburg 782, 784 in Wiufrideshaim ; am 797 in Wiufridesheim; 883 In
Tilla vel in marca Wiufrideshcim (Trad. Wiz. No. 59, 60; 62; 158).
Wöllenheim, Dorf, Truchtersheim, Strassburg. — Begütert: Kl. Weis-
senburg 739 in Vuldromodihaime (?) (Trad. Wiz. No. 14); Kl. Hönau 884
in Wenilinga (?) (Grandid. Egl. IIb, 276; Reg. Irop. I, No. 1641).
Wörth t. d. 8a*er, Dorf, Kantonshauptort, Kr. Weiasenburg. — Be-
gütert: Kl. Murbach 736 in Warida (Pard. II, 369).
WolfgaMen, Dorf, Neubreiaach, Colmar. — Erwähnt: um 720, bezw.
□ach 1003 Wolgangeeben (Straasb. Urk.-B. I, 42).
Wolflshelm, Dorf, Schiltigheim, Strassburg. — Erwähnt: gegen Ende
d. 9. Jahrb. (?) Wolffeshaim (MG. Lib. Confr. 37; vgl. Mitth. d. Inst. f.
Ott Gesch. XI, 124).
Wolschheün, Dorf, Kt. u. Kr. Zabern. — Begütert: Kl. Weiasen-
burg 739 in Folcoaldeshaime, Folcoaldesbaim (Trad. Wiz. No. 17 u. 159)
Wolxheim, Dorf, Kt. u. Kr. Molsheim. — Begütert: Kl. Murbach
736 in ülcishaim (Pard. II, 369); Kl. Weissen bürg 742 in Folcolfe*-
heime (Trad. Wiz. No. 52); Kl. Leberau gegen 770, bestät. 803 in Wolcks-
heim (Grandid. Egl. IIb, 149; vgl. Sickel, Acta spuria S. 404/405).
Zabern, Stadt, Kantonshauptort, Kreisstadt - Erwähnt: 7. Jahrh.
Ziaberna (Rav. Anon. Cosm. 232); 633 juxta stratam Tabernensem (MG
Dipl. 1, 149); 724 publica strata Tabernensis (das. 204); 828 terra Zabernensis
(Grandid. Egl. IIb, 190); 842 ad Zabarnam (Nith. Hist. III, MG. SS. II, 666).
Zehnacker, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert: Kl. Weiasen-
burg 739 in Deceiugariis (Trad. Wiz. No. 17 u. 159).
Zeinheim, Dorf, Maursmünster, Zabern. — Begütert: Erchengar, Graf
vom Nortgau, bezw. das von ihm Besitz eintauschende KL Schwarzach
828 in Zeinbaim (Sickel Acta L. 256).
Zellenberg, Doif, Kaysersberg, Rappoltsweiler. — Begütert: Kl.
Luxeuil 816 in Celebercb (Teulet-Lab., Inv. et doc. I, 6; vgl. Sickel,
Acta spuria S. 419).
Zillisheim, Dorf, Mülhausen-Süd, Mülhausen. — Begütert: Kl. M Ur-
bach 792 in marca ZulliBeshaim (Als. dipl. I, 57); Kl. Masmünster
828 in Zullenessheim (Grandid. Als. Ib, 66; vgl. Sickel, Acta spuria S. 420).
Zinsweiler, Dorf, Niederbronn, Hagenau. — Begütert: Kl. Weissen -
burg 742 in Cincioneswilare; 746 in Zinzinwilare (Trad. Wiz. No. 2, 146) ;
Erchengar, Graf vom Nortgau, bezw. das von ihm Besitz eintauschende
KI. Schwarzach 828 in villa vel marka Erloldisvillare, in loco Zinzila
(Sickel Acta L. 256); Kl. And lau 884 in Zincila (Grandid. Egl. IIb, 307).
— Ferner erwähnt: 803 actum ad Zinzila (Cod. dipl. Fuld. No. 178).
Zntiendorf, Dorf, Buchsweiler, Zabern. - Begütert: Kl. Weiasen-
burg 784 in Zuzenheim marca; 858 in marca Zuzenbeim — Index: Zuz-
zenh. - (Trad. Wiz. No. 60, 49).
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Das Klsass zur Karolingerzeit. 241
AHe Namensformen.
Acanbac, a Hambach. - Achericuni, a Eckerich. - Achiltihaim a
Weckolsheim. - Achinia Ragni, s. Hingrie. - ActulfoTÜlare, a. TieffenbaW
- Adaimareiavilla, a. Adamaweiler. - Adelnoheahoren, a f Adelshofen -*
Agaishaim, s. Exbrücke. -Agambac; Aganbach, 8. Hambach. - Aginoni-
ApnonvilJa, a Hegeney. Ahenaim, a. Niederehnheim. _ AJabrunnen-
Aldebrunnas, -us, a f Altbronn. - Aldorf, a. Altdorf. - AJlerico-villare .'
t Schweiler. - Alongaa, a. Ohlungen. - Alreswilre, a. f Alsweiler _
Altaune, Althaim, a. Altenheim. — Althaim, s f Altheim — Alt tn
a. Odilienberg. - Altdoroff, a f Altdorf. - Altorf, a Altdorf. - Alun«
a. Ohlungen. — Amalricivillare, Amelricheawilare, a. Ammerachweier _
Andaloia. Andelaha, s. Andlau. - Aneahain, a Enkheim. - Anheim
s. Ohnenheim. — Anholzheim. s Andnlshoim t . '
+ k;«-*™ » • „ Anaoianeim. — Amverateshe m. a.
t Kiffern. - Annegia villa, s. f Eaaweiler. Annghishaim s Wra
heim. — Anniverateaheim, s. t Niffern - An«„ifi« a V . ^
h-i«, - k *\A i i. • ' 8 ' ^ineni. - Ansulna-, Ansulses-, Ansulsis-
haim, a Andolaheim - Apaiaco, -cua, s. Epfig. - Arabacheim b f &
benheira. - Arcenheim, a. Abenheim. _ Argentaria, -rina; Argentea
Argenterata, Argentina, Argentoraco; Argentorata, -to, -tum -tua- Irren
tona, a. Strasburg. - Arlegiabergo , a. Heüigenberg. - ArtolUaheim
a Artolaheim. — Aacgaugia, Aachagia, Aachaugia, a Eschau — Aacoril'
lari -wilare, a Aasweiler - Aten-, Atinhaim, s. Ettendorf. _ Audaldo
Audoldi-, AudoldoviUare, , Orachweiler. - Aufoldua. a üffhola 1 Au-
hiae cum, a Ungeraheim. - Augia, villa, a Auenheim. - Aungehises
haim, a üigeraheim. - Aungehisseahaim; Aungiahaim, -hin, a Ingersheim.
Aunulfo vilare, s. Olwiabeim. - Auatondorphe, a Oberdorf! - Avel
lanum, a. Niederhaalach. Azinheim, a. Hobatzenheim. - Azoheswilre
a riin weyer. wnre-
Badanandovilla, Badenandovilare, a. Nieder-, Ober- Betachdorf -
Bainenchaim, s Beinheim. - Baldericheadorff, a. Balleradorf. - üaldolfea-
a dolf neun, 8. Waldolwiahcim. - Ballonevillare, a. Bollweiler. - Balteres '
Bötersheim, s. Baldersheim Baltowiler, s. Balachweiler. - Bantn'
rheim, -haim, s. Beinheim. Bardestat, -steti, s. Berstett. - Baron*
wiUare , Baronsweiler. - Barra, -e, -o, -u, s. Barr - Barunwüa^e a
»enjweder. - Batanantea-, Bataneaheim; Batanundeadorpf, -heim; Bate-
nandovilla, s. N.eder-, Ober-Betschdorf - Batenheim, a Battenheim -
Bateinagmi, s. Batzendorf. Bearum, s. Barr. - Bebono-, BebomSv,Hare
, Bennweier. - Beckensheim, 8. f Edenburg. - Bedebur, a t £
- Beinmheim, s. Beinheim. - Belli- montis, Bellua mona, Belmont a Ecke-
ncn. - Belohom, s Wahlenheim. - Beneveldin, a. Benfeld - Benin
haim, a. Beinheim. - Benisthaim, s. Berstheim - Bercheim, s. Berkheim
- Bercholz, a Bergholz. - Bercholtz-Zell, s Bergholz-Zell. - Berercgas a'
r ~*^™™wil*Te> s, Hobweiler. - - Bergas, Berge, Bergus, a. Berg
iTeronTw W61^' " i~ '" -^roniWllf
eronowilare, Beruniviliare, 8 Bärendorf. - Berreregus, a Berg -
Bettune, a Bettweüer. - Bezeneaheim, s. Biesheim. - Bibereadorf, -dorpf,
-dorph, -heim, -thorf, -torf; Bibureadorf, 8. Biblisheim. - Binren-, Biren-
ZaitKhr. f. G..cb. d. Ob.rrb. N. F. VII. 2. j ^
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242
v. Jan.
Birnheim, s. Bindernheim. — Bisanga, Bisariga, s Bissert. — BiachoYis-,
Biscovesheim, 8. Bkchofeheim. — Biura, 8. Bettenhofen - Blabodsaime,
Bladboteaheime, 8. Plobsheim. — Blienawilere, -wilre, s. Blienschweiler. —
Bobolino cella, 8. Wanzel. — Bodolesvillare, s. Blienschweiler. — Bolle-
wilre, s. Bollweiler. — Boltenhaim, 8. Baldenheim. — Bonefacii vilare, s.
Weier im Thal. — Bosenhen, s. Bobenheim. — Bothebur, s. t Botebur.
— BoTolini cella, 8. Wamel. — Briningesdorph, Briningovilla, 8. Preusch-
dorf. — Broc-, Broh-, Bromagad, b. Brumath. — Bruchbach, 8. Brubach.
— Bruchmagat, Brumagad, b. Brumath. — Braningesdorpf, -dorph,
-thorf, -torf, -wilare, -wilari; Bruningovilare, -wilare, -rilla, -wila, s. Preusch-
dorf. — Brunnhobetum, 8. Nieder-, Ober-Burnhaupt. — Brunnon, rilla, s.
Niederbronn. — Brunstat, a. Brunstatt. — Brunwylre, s. Preuschdorf. —
Bruocmagad, Bruomagado, 8. Brumath. — Buahcgiezo, 8. Geispolsheim.
— Buezens-, Buozinsheim, 8. Boozheim. — Buozolteshusa, s. Bossels-
hausen — Bura, 8. Büren. — Burcheim, 8. f Edenburg. — Burghaime,
s. Burgheim. — Burrenheim, s. t Edenburg. — Buawilare, -wilre; Busz-
wilre, 8. Büsweiler. — Buthenhem, 8. Bietlenheim. — Buussovilare, s. Bus-
weiler. — Buxwilare, s. Buchsweiler.
Cagenheim, s. Kogenheim. — Campanensi, -ia comit , Campiduna, s.
Kembs. — Castineto, 8. Kestenholz. — Celebereh, s. Zellenberg. — Chachen-
heim, b. Kauffenheira. — Chagambac; Chaganbach, -baci, s. Hambach. —
Chagenheim, s. Kogenheim. — Chambiz, s. Kembs. — Charibode, rilla, s.
Herbitzheim. — Charoltesbach, -pah, s. t Karlisbach. — Chatenheime,
s. Quatzenheim. — Chefecla, a Epfig. — Chembiz, s. Kembs. — Chielen-
dorph, 8. Kühlendorf. — Chilcheim, s. Kirchheim. — Chilistat, s. Kilstett.
— Chinzicha, s. f Kinzingen. — Chirich-, Chirih-, Chiriheim, s. Kirch -
heim. — Chirichowilare, Chiricunvillare, Chirihcowilare, s Kirweiler. —
Chochiuheim, s. Kauffenheim. — Cholembra, Cholonpuruch, s. Colmar. —
Choneshaim, 8. Kienzheim. — Chraftestate, 8. Krastatt. — Chrodoldes-
wüare, s. Kröttweiler. — Chucenhusa, s. Kutzenhausen. — Chunigges-,
Chuningesheim, 8. Kinzheim. — Chuntilingas, s. Hindiingen. — Chuzinhusi,
8. Kutzenhausen. — Cincioneswilare, 8. Zinsweiler. — Cohlambur, 8. Colmar.
— Colobocishaim , s. Kolbeheim. — Coloburg, Columbaria, -as, -o, -um,
Columbrenses civ , s. Colmar. — Coneshaim, -heim, s. Kienzheim. — Conflens,
Conflentis, Confluens; Confluentes, -is, monast, 8. Münster. — Cozzinheim,
s. Kutzenhausen. — Crearheshaim, Creicchesheim, s. Kriegsheim. — Creod-
cheim, s. Riedheim. — Crodo, 8. Rott. — Cundolteshaim, 8. Gundolsheim.
— Cunigeshetm, 8. Kinzheim. — Cuonenheim, s. Künheim. — Cuttelnes-
heim, s. Küttolsheim. — Cuzzenhusa, -on, s. Kutzenhausen.
Dacgun-, Dachunheim, s. Dauendorf. — Dalaheim, 8. Dahlenheim. - -
Danckrazheim, s. Dangolsheim. — Danleibesheim, s. Dengelsheim. — Da-
nonevilare, -wilare, a. Donnenheim. — Dauchedorf; Dauchendhorf, dorf,
-dorpf, -thorf, torf; Dauchunheim, Daugendorp, Dauhhendorf, Dauhunhaim,
8. Dauendorf. — Deceiugariis, 8. Zehnacker. — Dendunwilare, s. Dett-
weiler. — Dentenhuson, s. Dunzenheim. — Deorangns, s. Dumingen. —
Deosesheim, s. Dossenheim. — Dettunwilari, s. Dettweiler. — Dhancleoba-
haim, s. Dengelsheim. — Didineshaim, Didinnes chaime, s. Dinsheim. —
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Das Elsaas zur Karolingerzeit.
243
Diefengruaha , s. Diefenbach. — Diluquifiaga, 8. Dehlingen. — Ditiagus,
a Hambach. — Domini Petri, a. Thal bei Maursmünster. — Domua Maria,
a Dammerkirch. — Dorangus, s. 8t A marin. — Dorenheim, s Tränheim.
— Dorestotelua, s. DursteL — Dorloshaira, g. Dorliaheim. — Doumen-
heim, a f Dumenheim. ~ Dructegiso, s. Drulingen — Dubüesheim, s.
Diebolaheim. — Duminheim, a f Dumenheim. — Duraphelthal, s. Dimbs-
thai. — Dundenhaim, Duntenhuson, a. Dunzenheim. — Duringheiui, g.
Türkheim. — Duristualda, Duristulidon, Duristuolda, s. Durste). — Dur-
ningavilla, s. Dürningen.
Eberhardo, villare, a. Geberachweier. — Ebores-, Eborreheim, g. Ebers-
müuster. — Ebrotheim, a Ebersheim, — Eburesheim, s. Eberemüugter. —
Eccenhaim, g. Alteckendorf. — Ecchefrydeshein, 8. Eclnreraheim. — Be-
chenheim, -dorpf, -thorf; Echanhaime, Echenheim, s. Alteckendoii - Eck-
bolzheim, a Eckbolaheim. — Ediningom, a Ettendorf. — Egenes-, Egens-,
Egesheim, 8. Egisheim. — Egeahein, a. f Egeaheim. — Eggiboldesheim,
g. Eckboisheim — Egiseheim, 8. Egisheim. — Ehenheim, — guperiug;
Ehinhaim, g. Oberehnheim. — Eingigesheim, s Ensisheim. — Ekhiboldes-
heim, s. Eckboisheim. — Eleon, s. Andlau. — Elpherwilere, s. Elbera-
w eiler. — Enghisehaim, s. Ungersheim. — Englingeheim, a Eglingen. —
Enis-, Ensusaheim, a Enzheim. — Erbenwilare, a Eberbach. — Ercafetils-
haim, s. Krautergersheim. — Eren-, Erestein, s. Erstein. — Erguiseim,
Eringisashaim, s. Krautergergheim. — Erinstein, a Erstein. — Erloldisvil-
lare, a. Zinsweiler. — Eudinhaime, s. Ittenheim.
Fafenhaim. a Pfaflfenheim. — Falaba, Falahabu, a. Walf. — Fasen-
burgo, for., a Wagenburg. — Fedinheim, s. Vendenheim. — Felakircha,
-kyrehio, a Feldkirch. — Fetzenheim, Fezinhaim, s. Fessenheim. — Fin-
BUtinae, a Pfastatt. — Firdenheim, 8. Fürdenheim. — Flaboltes-, Fla-
boteshaim; Flobotesheim, a. Blotzheim. — Flachlantisse, s. Flachslanden.
— Flatoolfeshaim, 8. Blodelsheim. — Folcoaldeshaim, -e, s. Wolschheim.
— Folcolfesheime, s. Wolxheim — Franchenhaim , -haime, -heim, s.
Frankenheim. — Frede»-, Fredisbaim; Frideaheim, Fridolfeshaim, 8. Frie-
delsheim. — Froscheim, s. Fröachweiler. — Fulradocella, a Lebe ran. —
Fnlrado Tillare, g. St PUL — Furdeafeld, -felde; Furtesfeld, s. Forstfeld.
©aerlaigovilare, -villa, s Görsdorf. — Gaganhaim, Gagynhaime, 8.
Kogenheim. — Gairelaigo, villare, 8 Görsdorf. — Gairmari, s. Gemar. —
Gairoaldo, villa, a Gerlingen. — Gaizwilare, 8. Geisweiler. — Gamanes-
heim, Gambhagme, s. Gambsheim. — Garmaringa, a Gemar. — Geben-,
Gebunwilare, 8. Gebweiler. — Gebunwilare bei Tudinhaim, s. f Dürren-
gebweiler. — Gehfida, s. Hohengöft. — Geisbodesheim, s. Geispolsheim.
— Geizwilare, s. Geisweiler. — Geraldovilla, s. Gerlingen. — Gerareshusa,
s. Gries. — Gerboldinga, s. Gerlingen — Gerelaigi, villa, s. Görsdorf. —
Gerireshusa, s. Gries. — Gerlageswilare; Gerlahches-, Gerlaichestorf;
Gerlaicho wilare; Gerlaico vilare, -villa, -wilare; Gerlaigovilare, villa; Ger-
leichcsdorf, Gerleichovüla, G erleico vilare ; Gerleihesdorph, -haim, -villa;
Gerliches villa, s. Görsdorf. — Germeri, s. Gemar. — Gertenwillre, Gerte-
wilre, 8. Gertweiler. — Ghermari, 8. Gemar. — Giltwilre, 8. Gildweiler. —
Ginnanhaim, a Gingsheim — Godenhusen, s. Gottenhausen. — Göwenheim,
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244
v. Jan.
g. Gewenheim. — Gonzolinhuua, s. Gnnstett. — Grandis Fontana, s. Grand-
footaine. — Gresweiller, s. Greasweiler. — Grownhalm, s. Grassendorf. —
Gnicinhaim, Grusenheim; Grotten-, Grutsinhaim; Gruzenheim, a Grünen-
heim. — Gundolf»-, Gundolveaheim, s. Gundolsheira — Guogenbeim, s.
Gugeaheim. — Owillesteti, g. Kilstett — Gyldulfovüer, s. Gildweiler.
Haaaiszera, s Hasingen — Habuhinesheim, 8 Habsheim. — Hachm-
haim, s Achenheim. — Hadana, villa, s Hatten. — Haganbach, -bache,
-bah, -bahc, s. Hambach. — Haidulfu&haim, s Heidelsheim. — Hakinhaim,
8. Achenheim — Hamarisstad, s. f Hammerstatt — Hanagresheim, 8. Ingers-
heim. — Hansrhnas-, Hantscohashaim, 8. Handschuhheim. — Hariolfes-
villa, Hariolveshaim, 8. Herlisheim UE — Hasala, Hasela, s. Nieder-
haslach. — Hasegau gia, s. Eschau — Hassinp^a, villa, s. Hasingen, —
Hatana, villa, s. Hatten. — Hecon-, Hegenheim, s. Hagen. — Heiderheim,
s. Heiteren. — Heimonewiler, s. Heiweiler. — Heinhaim, s. Hönheim. —
Heloldowilare, s. Holzweier — Hemingesbura, s. Hcngweiler. — Hemmers-
dorf, 8. Heimersdorf. — Hepheka, s. Epfig. — Herasten, Hereatein, s.
Erstein. — Heribodesheim, s. Herbitzheim. — Hennstein, s. Erstein. —
Herleiches-, Herrlicheeheim, s. Herlisheim OE. — Heruncheim, s. Oberherg-
heim. — Hetannerloh, a. Hettenschlag. — Hetwiler, s. Heidweiler. —
Hiddenheim, s. Hüttenheim. — Hilciaco, 8. Illzach. — Hildbrunnus, 8.
f Altbronn. — Hillonevüer, s. Ellenweiler. — Hiltes-, Hiltzheim, s. Hilsen-
heim. — Hiralanden, a Hirschland. — Hirsunge, 8. Hirsingen. — Hirtin-
chaim, Hirtunghaim, s Hürtigheim. — Hirzfeld, -velt, s Hirzfelden. —
Hischaigitiaagmi, 8. Issenhausen. — Hattendorf, -dorphe, s. Hattendorf. —
Hitten-, Hiudiuheim, s. Hüttenheim. — Hiuhhilcheira, s. Kirchheim. — Hi-
vatingheim, s. Huttenheim. — Hlidhamo, s. Leutenheim. — Hocfeldis, s.
HochfeUlen. — Hodulaeshaim, s Heidolsheim. — Hoenaugia, s. Hönau. —
Hoffeiden, s. Hochfelden. — Hohanheim, s Hönheim. — Hohanova, Hohen-
augia, a Hönau. — Hohenburc, -bürg, s. Odilienberg. — Hohenheim, s.
Hönheim. — Hohenwilare, -i, s. Hohweiler. — Hoholfesheim, s. Olwisheim.
— Hoinaugia, s. Hönau. — Hoinborch, s. Odilienberg. — Hoinowa, s.
Hönau - Holleswilre, s. Orechweiler. — Honaugia, Honogia, s. Hönau»
— Hononheim, s. Ohnenheim — Horbacum, s. Fouday. — Hosthaim, 8.
t Ostheim. — Hosthovon, s. Osthofen. — Hudenheim, s. Hüttenheim. —
Hugesperga, s. Mittel-, Nieder-, Oberhausbergen. — Hundeneshain, -heim;
Hundenslieim ; Hundiniahaim, -heim; Hunishuus, s. Hindisheim. — Huni-
villare, Hunonis villa, s. Hunaweier. — Hunzolfeshaim, s. Avolsheim. —
Hurenheim, s. Hürtigheim — Hunnusa, s. Urmatt. — Huuizunburg, s
Weissenburg — Hyppeneshaim, s. Hipsheim.
Igesmareshain, Igmarsheim, s. f Ingroarsheim. — llchicha, s. Illzach.
— Uenwilare, h. Uhlweiler. — Ilfurt, s. Illfurt. — Illechilechen , s. 111-
kirch. — Illecich, s. Illzach. — Illekirchen, Illenkirche, s. Iiikirch. - Ilun-
wilare, s. Uhlweiler — Inginhaime, s. Ingenheim. — Ingoldeshare, s.
Ingolsheim. — Ingoniwilare, s Ingweiler. — Isenburc, s. + Isenburg.
Jebinesheim, s. .Tebsheim.
Hagenheim, Kaginhem, s. Kogenheim. Karoldespach, 8. Carspach.
Kermere, s. Gemar. — Kielenheim, s Kühlendorf. — Kilikheim, s.
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Das Klsass zur Karolingerzeit.
245
Kirchheim. - Kimmen-. Kinnenheim, a, Kinzheim. - Kirckhaim, Kirih-
heia, s. Kirchheim. - Kirihvilari, -wilari, s. Kinreiler. - Könnens-,
Kuoeges-, Kunigesheim, 8. Kinzheim.
Lagelen-, Lagein-, Lagenheim, b. Logeinheim. — Lalenhaimi, s. Laach.
— Lancpartheim, s. Lampertheim — Lax«, b. Lohr. — Laurentirae, s.
Lorenaen. — Lantenbach, a. Niederlauterbach. — Lebraha, monast ; eccl.
Lebrahae, s Leberau. — Leimone , a. Leimen. — Leobardi, monast, a.
Maursmünster. — Leobardi, villa, s. Lochweiler. — Leogardici cella,
s. Keinhardsmünster. — I^epraha cella, 8. Leberau. — Lielinsne, Lilen-
selida, a. Holzweier. — Linuniswiler, s. Lümschweiler. — Linemares-
hain, s. Lomersheim — Lithairn, -haime, a. Leutenheim. — Liutolteshusa,
8. Lixhausen - Iiutpoteshaim, 8. Lipaheim. — Lochwilere, 8 Lochweiler.
— Lonenborho, -buach, -buacho, buah, -buhah, -buoch; Lonentbuak ,
Lonunbnach, -buah, s. Laubach. — Lorancenhaim, Lorencenheim, s. Lo-
renzen. — Lucelwilre, 8. f Meiweier. — Lumarshein; Lumeres-, Lumers-
heim, 8. Limersheim. — Lupfinstagni, 8. Lupstein. — Lupotheshen, s. Lips-
heim. — Luterbach, s. Lutterbach. — Luttenbach, 8. Lautenbach.
Macchone, Tillare; Machen-, Macunevilare, 8. Mackweiler. — Mages
stet s. Mattstall — Maginhaim, 8. Meienheim. — Maistreshaime, s. Mei-
stratzheim. — Maralegia, -leja, b. Marlenheim. — Marbach, 8. Murbach.
— Marchlichio, sylva, Lautenbach. — March uniahaim, a. Merxheim. —
Marckelsheim. 8. Markolaheim. — Marelaigia, -legia, -leia, -logia, 8 Marien-
heim — Margbergavilare, s. Merkweiler. — Marilegio villa, Mariligensis do-
raus regia, Marlegia, strata Marleiensem, Marley. villa Marolegia, 8. Marlen-
heim. — Marsa, b. Niedermodern. — Masonis monast., vallis; Massonis vallis,
Masunvilare, s. Masmünster. — Matenhaim, -heim ; Mathinhaim, s Moden-
heim. — Matra, s. Nieder-, Obermodern. — Matunheim, s. Modenheim. —
Mauchinhaim, s. Mauchenheim. — Maurbach s. Murbach. — Mauri, coenob ,
monast., s. Maursmünster. — Maurobaccus, monast., 8. Murbach. — Mauro-
wiler, 8. Niedermorschweiler. — Mazoniwilare, s. Matzenheim. — Mecerol,
a. Metzerai. — Mediovilla, s. Mitschdorf. — Meistaren-, Meistares-, Mei-
stres-, Meitresheim, b. Meistratzheim. — Melin, ad, s. M Uhlbach. — Mer-
legium, villa, s Marlenheim. — Mezerol, s. Metzerai. — Mittelwilre, s.
Mittelweier. — Mochenhaim, %. Mauchenheim. - Modenesheim, Moduino-
wilare, s. Mietesheim. — Molleshemero marca, 8. Mölsheim. — Mona-
sterium inferius in Hohenburg s. Niedermünster. — Monasterium superius
in Hohenburc, 8. Odilienberg. — Monefrido villa, s. Minwersheim. — Mone-
sensishaim, s Munzenheim. — Monte, villa, s. Berg. — Montecottane, s.
Monsweiler. — Monti, villa, s. Berg. — Montularem, s Mittel bergheim.
— Moraswilari, s. Morschweiler. — Morbac, Morbaccnsis, monast.; Mor-
bach, Morbachcinse coenob , s. Murbach — Moresheim, 8. Morschweiler.
— Moresmunister, s. Maursmünster. - Mores wilare, Morinesheim, s. Morsch-
weiler. — Morsvilre, s. Obermorschweiler. — Muarbach, s. Murbach. —
Mulehusen, -huson ; Mulen-, Muluhuaen, s. Mülhausen. — Munefrido villa,
a. Minwersheim. — Munenberge, Munewilare, s. Monsweiler. — Munifrides-
heim, Munifiridovilla, s. Minwersheim. — Munihhusa, s. Münchhausen. —
Munilhuson, s. Mühlhausen. — Muorbac -baccus; Muorbach, Muorbacum,
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t. Jan.
monast., s. Marbach. — Mooteres-, Mutersholz, 8. Müttersholz. — Muatri-
disheim, s. Meistrat zheim. — Mutuinoyilari, 8. Mietesheim. — Muzzihhes
dorph, -thorph; Muzzihes dorpf, dorph; Muzzinches dorph, Muzzingdrf,.
s. Mutzenhausen.
Nannenstol, -stoldt, s. Nangigoutte. — Neofaras, -fares, s. Nielern.
— Neovilla, s. Neuweiler. — Niuferas, s. Niefern. — Niufera, s. t Nieffern.
— Niuvora, s. Niefern. — Niuvenwilare, s. Neuweüer. — Niuzwern, s
t Nieffern. — Niverates-, Nivratesheim, s. f Niffern. — Nivrida, 8. f Nief-
fern. - Nivrotzheim, s. f Niffern. — North us, -hosen, s. Nordhausen —
Novientensis, monast, Noriento, Novientum sive Ebersheim, 8. Ebers-
münster. — NoTumyillare, -willare, s. Neuweiler.
Oderde, s. Ottersweiler. — Odradesheim, s. Odratzheim. — Offen-
heime, s. Offenheim. — Offonthorof; s Offendorf. — Olenchaim, s. Uhl-
wefler. — Oleswilern, -wilre; Olleswilre, 8. Orschweiler. — Onenhaim, a
Ohnenheim. — Ongeresheim, Ongihaim, Ongirhhaim, Ongresshein, s. Ingers-
heim. — Onogia, s. Hönau. - Oasinhuus, s. Osthausen. — Osterendorf,
s. Oberdorf. — Osthaim, s. Ostheim u. f Ostheim. — Ostbova, s. Osthofen.
— Otalesviler, s. Orschweier. — Otenwylra, s. Ottersweiler. — Othmares-
haim, s. Ottmarsheim. — Ottenrode, s. Ottrott. — Ottinghaim, 8. Ut-
tenheim.
Pachinas, monast. inter duas, s. Münster. — Palgowa, s. Baigau. —
Pancinhaim, 8. Banzenheim. — Papanhaime, 8. Pfaffenhofen. — Parssone-
▼illa, 8. Pisdorf. — Patenhaime, s. Pfettisheim. — Perehbaim, s. Bergheim.
— Pergus, 8. Berg — Petrosa, s. Pfetterhausen. — Piscofesheim, s. Bisch-
heim u. Bischofsheim — Platpoteshaim, 8. Plobsheim. — Pleanungoril-
lare, Pluenhame, 8. Blienschweiler. — Portionellam, Tilla, s. Pisdorf —
Potenchaime, s. f Bodenheim. — Prassonevillare, 8 Pisdorf. — Prum-
wiler, Pniningeswilare, Pruningorüla, s. Preuschdorf — Puxwilare, s
Buchsweiler.
Quibilisheime, s. Wibolsheim. — Quuningishaim, s. Kinzheim.
Racenhusen, 8. Nieder-, Oberrathsamhausen. — Radolfes dorpf, -ham ;.
Radolfowilare, Radulfo villa, 8. Rottelsheim. — Ramengas, s. Niederranspach.
— Raningas, s. Rangen — Ratbaldovilare, Ratbertovillare, 8. Rappolts-
weiler. — Rateshaim, Ratherishaim, 8 Radersheim — Ratolfesdorf, -dorpf,
-dorph; Ratolves thorpf, s. Rottelsheim. — Ratpoldeswflare, s. Rappolts-
weiler. — Rechenhusen, s t Reggenhausen. — Regenesheim, -hen; Reges-
heim, 8. Regisheim. — Remunewilare, s. Rimsdorf. — Reteresheim, s.
Radersheim. — Reudiba, 8. Röschwoog. — Rhodahaim, s. Rothau. —
Richeneshies, 8. Rizheim. — Rimane, vilare; Rimenvilare; villa Rimoni;
Rimono-, Rimovilare ; Rimunevillare ; Rimuwilare, -wileri, s Rimsdorf. —
Rinchilendorpf, Ringilendorpfe, -dosfe, s. Ringeldorf. — Ringinheim, s.
Ringendorf. — Rinkilendorf, 8. Kingeldorf — Rinkindorf, 8. Ringendorf.
— Ritanburc, 8. Reutenburg. — Rodashaim; Rodesheim, -hem, -hen, s.
Rosheim. — Rodulfovilare, 8. Rüschw eiler. — Rolingen, s. Rolingen —
Rorheim, s. Rohrweiler. — Rosusago, s. Röschwoog. — Rotbach, s. Röth-
igen. — Rotmarsheim, s Rumeraheim. — Roubeaca, s. Rufach. — Rou-
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Das Elsas» zur Karolingerzeit.
247
lechesheim, s. Rülisbeini. — Ruadmundcsheim, s. Runzenhcim. — Rubiaca,
Rubiachum, Rubiaco. -cum, s. Rufach. Rulechesheim, 8. Rülisheim —
Rummaldi, caaa, s Urmatt. — Rumoldeswiler, s. Romansweiler. — l'uo-
ileneskeim, s. Rodern. — Ruoleuhesheim, ». Rülisheim. — Ruvacha, s.
Rufach.
Saloissa Castro, Salossa, Salusiam, Salussa, s. Seltz. - S. Alexandri,
cella, eccles , 8. Leberau. — S. Gregorii, coenob., uionast., s. Münster. —
S. Leodegarii, Leudegarii, eccl., monast., s. Murbach. — S. Mauri, monast,
s. Maursmünster. - S. Michaelis, terra, s. Lautenbach - S. Petri, cella,
s Rimbach-Zell. — S. Yppolitum, cella, s. St. Pilt. - Sapine, s f Sappen-
heim — Sarah urc, s. Surburg — Sarmatorum, st rata, g. Saales. — Sar-
menza, s. t Sermersheim. — Sarmeresheim, s. Sermersheim. — Sasenhcim,
s. Saasenheim. — Saxinesheim, Saxinhaime, s. Sachsenhausen. — Saxoncs, s.
Obersaasheim. - Scafer-, Scaferishaim , s Schaffersheim. — Scafhusa, s.
Schaff hausen. — Scaftolfeshaim, Scaftolfesshain , s. Oberschäffolsheim.
Scalchen dorpf, -heim, -hem; Scalchinbiunda, s. Schalkendorf. — Scali-
stati, s. Schlettstadt. — Scalkenthorp, s. Schalkendorf. - Scaphhusa,
-hnson. s Schaff hausen. Sceren-, Scere-, Scerwilre; Scherwilre, s Scher-
weiler — Schildenchen, Scildincheim, s. Schiltigheim — Scladdistat, -stath;
Scladistat; Sclalistati; Sclecti-, Sclette-, Scletistat; Scletci-, Scletzistata,
Sclezistat, s. Schlettstadt. Scotenwilre, Scottenwilere , -wilre, s. Stoss-
weier — Scozzeswilare, s. Stotzheim. — Sebach, s Nieder-, Oberseebach.
— Sechingas, Sehsinheim, s. Sesenheim. — Selatstat, 8. Sihlettstadt —
Seiehoven, s. Seelhofen. ~ Selexei-, Selezistat, s. Si hlettstadt. - Serencia
villa, s. Sierenz. — Sermirsheiru, s. Sermersheim — Sesanheim, Sesinhaim,
s. Sesenheim — Sienonzo, s Sierenz — Signum Christi, s. Singrist. — si-
goldo, monte; Sigolshem; Sigoltesein; Sigoltes-, Sigoltessheim ; Sigolt raarca;
Sigotels-, Sigothesheim : Sigultarium [vinumj; mont. Sigwaldi, s Sigolsheim.
— Skitingsdtbouhel, -buel, s. Schiltigheim. — Slette-, Slezistat, s. Schlett-
stadt — Slierbach, s. Schlierbach. — Soessas, s. Sesenheim. — Sone-
chone, s. Sieweiler. Sowanes-, Sowinashaim, s. Sausheim. — Spechtbach,
8. Niederspechbach. — Steinenbrun, s Niedersteinbrunn — Sterrenbach,
s. Störbach. - Stilla, -e, s. Still. - Stotesheim: Stozzesheim, -wila, -wilare,
s. Stotzheim. — Stradburgo; Stradeburgum ; Strasburg, -burga; Strast-
burch; Strastburg; Stratburga, -o; Strateburgum: Stratiburgus ; Stratis-
burgo; Stratoburga; Strazburc, -bürg, -burga. -burgum, -burug, -pure;
Streitburg, s. Strassburg. - Sulcia, s. Sulzbad; Sulz u. Wald. - Sulza,
Sulzha, s. Sulz. — Sülze, 8. Sulzbad. — Sundhova, Sunthof, s Sundhofen.
- Sunthusis, s. Sundbausen. Suraburc, -hurgo; Surraburgo, s. Surburg.
— Susza, 8 Sulz — Svabesheim, s. Schwobsheim. — Svabesvilare, s
Schwebweiler. — Svenheim, s Schweinheim. — Svinderadovilla, 8. Schwin-
dratzheim. - Sweichusa, s. Schweighausen. — Swinderates-, Swindratisheim,
s. Schwindratzheim.
Tabernensis, strata, s. Zabern. Talastat, s. Dahlenheim. — Tannae
villa, s. Thannweiler. — Tauchendorf, Tauginhaime, Taukendorf, s. Dauen-
dorf. — Teasinheim, s. Dessenheim. — Teuringas, s. Dürningen — Than-
carades-, Thancratcsheim, s. Dangolsheim. — Thauenthorf, s. Dauendorf.
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24 h
v. Jan.
— Theothertowilare, 8. Liebenzweiler. — Thorencohaime, s. Tränheini. —
Thronie, 8. Kirchheini. — Thurincheim, s. Türkheini — Thurninga, villa,
b Dürningen. — Torestodelus, s. Durstel. — Tronie, pag. Troningorum,
s. Kirchheim. — Tubilesheim, 8. Diebolsheim. — Tudinhaim, 8 Diden-
hcim. — Tunchinashaim, 8. Dingsheim. — Tunginisheim, s f Dinzheim.
— Tnnteshaime, s. Dunzenheim. — Turestodolns, Turestolda, s. Duratel.
— Turninca, 8. Dürningen
Ulcishaim, s. Wolxheim. — Undineshaim, 8. Hindisheim. — Ungisi-
villa, 8. Ingersheim. — Unnenhaira, s. Ohnheim. — Urenhaim, -heim, -vilare,
-wilare; Uronewilare, 8. Uhrweiler. — Urebach, 8. Hundsbach. — Urune-
wilare; Urunivilla, -wilare; Urunwilare, s. Uhrweiler. — Utenheim, s. Ut-
tenheim. — Utilenchaime, Utilinhaim, s. Ittlenheim. - Uurrinhaim, 8.
Uhrweiler.
Valaba, Valabu, Valva, s. Walf - Vege, s. Wege. - Virden-, Virdin-
heim, s. Fürdcnheim. — Vivario-, Vivarium, -us peregrinorum, monast.,
s. Murbach. — Volfrigeshaim , s. Pulversheim. — Vuldromodihaimc, s.
Wöllenheim.
Walabu, s. Walf. — Walaum, Walohom, Waloom, s. Wahlenheim.
— Wang», Waugon, s. Wangen — Waranangus, b. Geberschweier.
Warida, s. Wörth a. d. hauer. — Watoneviler, s. Wattweiler. — Wazz»'-
leneheim, 8. Wasselnheini. Weissemburgo , s. Weissenburg. — Weni-
linga, s. Wöllenheim. Wibilesheim, -hein, s. Wibolsheim. — West hol*,
-hove, -ove, s. Westhofen. — Wiccobrocho, 8. Weitbrucb. — Wicemburgus,
s Weissenburg. — Wichel ebint, s. Wickerschweier. — Wicheresheim,
VYicherhaim, s. Breuschwickersheira. — Wieresheim, s. Weyersheim. -
Wigers-, W igfridasheim, s. Breuschwickersheim. — Wigone inonte, s. Win-
gen. — Wihereshaim. s. Weyersheim. — Wilre, s. t Weiler. — Wimen-
awe, s Wimmenan. — Wingishaim, s. Winzenheim. — Winzenburch,
Weissenburg. — Wipruhe, s. Weitbruch. — Wisicha, s. Wisch. — Wu-
senburg, s Weissenburg. — Witanbaim, s. Wittenheim. — Witenesheim.
s. Wittisheim. — Witcrkeim. s. Wittenheini. — Wittens-, Wittinsheim, s.
Wittisheim. — Wittreshusi, s. Wittersheim — Witunburg, s. Weissen-
burg. — Wiufrideshaim, -heim, s. Wiwersheim. — Wizanburg; Wizeburg:
Wizenburc, -burch, -bürg; Wizinburg; Wizunburch, -bürg, -burgo; Wizzi-
burg; Wizzunburc, -bürg, -pure, s. Weissenburg. — Wolcksheim, s. Wolx-
heim - WolfFeshaim, s Wolfisheim. — Wolgangeshen, s. Wolfganzen.
— Wulfricheshen, s. Pulversheim.
Yebinesheim, s. Jebshcim. — Yllekiricbe, s. Iiikirch.
Zabarna, Znberna, Ziaberna, s. Zabern. — Zincila, Zinzila, Zinzin-
wilare, s. Zinsweiler. — Zullenessheim, Zullineahaim, s. Zillisheim. —
Zuzenheim, s. Zutzendorf.
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Das
achte nnd neunte badische Konstitutionsedikt.
Aus den Akten des Grossh. General-Landesarchivs
veröffentlicht durch
Friedrich von Weecb.
In den Jahren 1807 — 1808 bearbeitete der Geheime Rat
Johann Nikolaus Friedrich Brauer in einer Reihe von Edikten
die „ Konstitution" des durch die politischen Ereignisse der
Jahre 1805 und 1806 bedeutend vergrößerten badischen
Staates, nachdem einige Jahre früher in den 13 „Organisations-
edikten" die wichtigsten Verhältnisse des öffentlichen Rechtes
für den durch den Frieden von Luneville und die Säkulari-
sationen aus der alten Markgrafschaft zu ansehnlichem Um-
fang emporgewachsenen Staat eine neue Regelung erfahren
hatten.
Von den während der Jahre 1807 und 1808 entstandenen
.Konstitutionsedikten" betraf das erste vom 14. Mai
1807 die kirchlicheStaatsverfassung des Grossherzogtums Baden,
das zweite vom 14. Juli 1807 die Verfassung der Gemein-
heiten, Körperschaften und Staatsanstalten, das dritte und
vierte vom 22. Juli 1807 die Standesherrlichkeits- und
Grundherrlichkeitsverfassung, das fünfte vom 12. August 1807
die Lehensverfassung, das sechste vom 4. Juni 1808 die
Grundverfassung der verschiedenen Stände. Ein siebentes
Konstitutionsedikt, am 25. April 1809 veröffentlicht, betraf
die dienerschaftliche Verfassung des Grossherzogtums. ')
') Manche Stellen dieser Konstitutionsedikte kommen noch heute für
das bürgerliche Recht in Betracht. Diese sind abgedruckt in dem Werk:
Jttstizgeset/e f. d. Grossher/ogtum Baden Abtl. I. (Zivilrecht S. 572 ff.
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250
v. Weech.
Die Entwürfe zu einem achten und neunten Konstitutions-
edikt haben bisher in den Akten geruht.
Am 2. März 1808 hatte Brauer den Entwurf des achten
Konstitutionsediktes, die innere Staatsverwaltung des Gross-
herzogtums betr., vollendet. An diesem Tage richtete er an
die Geheimen Räte Hofer1) und Fischer2) ein vertrauliches
Schreiben, in welchem er die Adressaten bat, „die § 23 — 28,
welche das Militär betreffen und worin alles aus der bisherigen
Praxis entschöpft ist, bis auf den § 28, wozu der Fall nicht
vorkam und wo ich daher Frankreichs Verfassung zum Muster
nahm, mit den betreffenden Militärpersonen zu besprechen,
ob etwas an Sache oder Fassung zu ändern wäre, desgleichen
die § 29— 323), welche die Steuerverfassung angehen und
worinn ich mir zum Grundsaz machte, nur gerade so viel zu
sagen, um belegen zu können, man habe sich eine Verfassung
geben und nicht schrankenlose Willkühr haben wollen und
doch allen nach Umständen erwünschten Raum der Anwendung
zu lassen, mit den Rathen des Finanzdepartements in gleicher
Hinsicht zu besprechen". Hinsichtlich der Erledigung seines
Ersuchens bat er um Beschleunigung, „da alle Anzeichen vor-
handen sind, dass, wenn wir nicht bald eine vollendete Konsti-
tution, somit den Beleg dass es uns nicht zu thun sey, die
durch Umwerfung der alten Staatsverfassung entstandene Ge-
setz- und Rechts-Losigkeit zu verewigen, aufweisen können,
man uns von aussen her eine Konstitution geben werde, wo-
mit dann der Selbstständigkeit unseres verehrungswürdigsten
Souveräns und dem Wohle des Landes, dessen Bedürfnissen
dabey von der auswärtigen Verfassung schlecht bedacht wer-
den würden".*)
Nachdem Geheime Rat Brauer von den beiden genannten
Kollegen den Entwurf mit deren Bemerkungen5) wieder zurück-
erhalten und nach Berücksichtigung derselben im Polizei-
departement des Geheimen Rates vorgetragen hatte und nach-
dem hier über dessen übrige Fassung eine Vereinbarung ge-
*) Job. Bapt. v. Hofer, Mitglied des Geheimen Ratskollegiums, 1803
Direktor des Finanzministeriums. — ') Karl Friedrich (seit 1819 Freiherr
von) Fischer, Geheimerat und Direktor des Kriegskollegiums. — J) Diese
Paragraphen sind aus dem Entwurf spÄter entfernt worden und auch im
Konzept nicht mehr vorhanden. — *) Hier fcblen eioige Worte, etwa:
„nicht gedient wäre". — s) Die in den Akten nicht mehr erhalten sind.
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Das siebente und achte badische Konstitutionsedikt. 251
troffen war, wurde der Entwurf am 29. März 1808 »zur Prü-
fung und Genehmigung für den nachmaligen Vortrag an Seine
Königliche Hoheit den Grossherzog u an das Plenum des Ge-
heimen Ratskollegiums gegeben.
Während der Entwurf des achten Konstitutionsediktes sich
zur Beratung im Geheimen Ratskollegium befand, erfolgte
durch landesherrliche Verordnung vom 5. Juli 18081) eine
neue Organisation der obersten Staatsbehörden. In dieser
Verordnung wurde der Entschluss des Grossherzogs angekün-
digt, „die Staatsverwaltung auf einfache und pragmatische
Grundsätze, welche dem Geiste der Zeit entsprechen, zurück-
zuführen". Es wurde ferner verfügt, „dass, nach Innhalt der
darüber bereits erlassenen Rescripte, die verschiedenen Pro-
vinzial-Gesetzgebungen aufgehoben und der Code Napoleon,
als das vorzüglichere Resultat gesetzgebender Weisheit, mit
einziger Rücksicht auf die, wegen der Landes-Eigenheiten not-
wendigen Modificationen und die in Frankreich wieder neuer-
dings eingeführten fideicommissarischen Eigenthums- Verhält-
nisse, eingeführt werde". Weiterhin wurde erklärt, der Gross-
herzog wolle „ein gleichförmiges, auf richtigen Verhältnissen
beruhendes Abgabe-System gegründet, durch Tilgung der durch
die Kriegs-Verhältnisse angewachsenen Schulden-Masse den
Staats-Credit erhoben, und mittelst einer Landes-Repräsen-
tation, wie sie in Westphalen und Bayern eingeführt worden,
das Band zwischen uns und dem Staatsbürger noch fester,
wie bisher, geknüpft wissen".
Zur Bearbeitung des Code Napoleon wurde ebenfalls am
5. Juli 1808 eine eigene Gesetzgebungskommission eingesetzt8)
und zu deren Vorsitzenden der Staatsrat und Ministerial-
direktor Brauer ernannt. Durch landesherrliche Verordnung
vom 31. August 18088) wurde eine Vermögenssteuer (Einkom-
mensteuer) eingeführt und durch landesherrliche Verordnung
vom 21. November 1808*) eine „Pragmatische Sanction über
Staatsschulden und Staats- Veräusserungen, über Privatschulden
des Souverains und der Mitglieder Seiner Familie" erlassen.
Sowohl die zu dem Entwürfe Brauers gemachten Be-
») Regierungsblatt Stttck XXI vom 8. Juli 1808. — *) Regierungs-
blatt Stück XXm vom 17. Juli 1808. — ») Regierungsblatt Stück XXX
vom 27. September 1808. — ♦) Regierungsblatt Stück XXX VTJ1 vom
27. November 1808.
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252
f. Weech.
merkungen mehrerer Mitglieder des Geheimen Ratskollegiums
— bei den Akten befinden sich die Bemerkungen der Staats-
räte Baumgärtner und Herzog und des Geheimen Rats
v. Marschall — als auch die bevorstehende Einführung des
Code Napoleon veranlasste eine grosse Zahl von Veränderungen
in dem Entwürfe. Durch die damals ebenfalls schon vor-
bereitete Einführung einer Einkommensteuer und den Erlass
der Staatsschuldenpragmatik wurde der Abschnitt des Ent-
wurfs, der „die Steuergewalt" behandelte, überflüssig und von
Brauer selbst aus seinem Entwürfe ausgeschieden.1)
Der also abgeänderte Entwurf wurde von dem Plenum des
Geheimen Ratskollegiums am 15. Juli 1808 zur Einbeförderung
in das Kabinet gutgeheissen und am 2. August von dem
Ministerium des Innern „Seiner Königlichen Hoheit dem Gross-
herzog zur höchstgefälligen EntSchliessung" vorgelegt. Nach
einer Aktenbemerkung kam der Entwurf aus dein Kabinet
unerledigt ad acta zurück. Später gelangte er in das Grossh.
(Jenerallandesarchiv, wo er mit seinen Beilagen unter der Ru-
brik „Gesetzesverfassung41 bei den neueren Akten des Gross-
herzogtums aufbewahrt wird.
War dieses achte Konstitutionsedikt bestimmt, die Grund-
sätze über „die innere Staatsverwaltung des Grossherzogturas*
oder — wie der Titel im Verlaufe der Verbandlungen über
den Entwurf festgestellt wurde — über „die Rechtsverhält-
nisse der verschiedenen Zweige der Staatsgewalt" zu regeln,
so sollte ein neuntes und letztes Konstitutionsedikt gewisser-
massen das ganze in den vorhergehenden Konstitutionsedikten
aufgeführte Gebäude der neuen Staatsordnung krönen durch
grundgesetzliche Anordnungen „über die Gewährleistung der
Staatsverfassung w .
Dem Entwürfe dieses Konstitutionsediktes liegen mehrere
Aktenstücke bei, die den Nachweis liefern, dass die ersten
Arbeiten, welche die Ausarbeitung einer Verfassung des
Orossherzogtums Baden zum Zwecke hatten, bis in das Jahr
1806 zurückreichen.
Am 22. September 1806 legte Geheime Rat Brauer dem
Grossherzog Karl Friedrich eine Denkschrift über Badens
Verfassung vor, in welcher er die Notwendigkeit einer Kon -
J) Das Konzept dieses Abschnittes ist leider nicht mehr vorhanden.
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Das üiebente und achte badische Konstitutionsedikt.
25fr
stitution und deren Grundztige darlegte. Auf diese Vorlage
erfolgte d. d. Baden 27. Oktober 1806 eine höchste Er-
schliessung, laut welcher der Grossherzog sich von der Not-
wendigkeit der Entwerfong einer solchen Konstitntion über-
zeugt erklärte, weitere Vorschläge des Geheimen Rats Brauer
einforderte und insbesondere auch die Absicht aussprach, über
den Entwurf Personen aus andern Standen zu hören.
Nunmehr wurden die acht Konstitutionsedikte ausgearbeitet
und es war nur noch die Bearbeitung des neunten nötig, zu
dessen Begründung Geheime Rat Brauer am 30. März 1808
mit dem Entwurf dieses Ediktes die aus dem Jahre 1806
stammenden Ausführungen wieder vorlegte.
Zu dem Entwürfe machten die Staatsräte Meier und Herzog
Bemerkungen. Dann aber blieb er liegen, bis er durch Be-
schluss vom 16. Juli 1808 ad acta gegeben wurde.
Durch die oben angeführte landesherrliche Verordnung
vom 5. Juli, welche die Einführung einer „Landes-Repräsen-
tation" ins Auge fasste, war der von dem Gebeimen Rat Brauer
bei Abfassung seines Entwurfes, der das Ministerium und das
Oberhofgericht zu Wächtern und Gewährsmännern der Grund-
verfassung des Grossherzogtums bestellt, eingenommene Stand-
punkt verlassen. Die Entwürfe von Verfassungsurkunden, die
nach dem 5. Juli 1808 ausgearbeitet wurden, sind von mir
als Beilage I meiner „Geschichte der Badischen Verfassung"
(Karlsruhe, A. Bielefelds Hof buchhandlung 1868) veröffentlicht
worden. Einer derselben ist von dem Geheimen Rat Brauer
verfasst, der sich nunmehr doch genötigt sah, die bis dahin
so scharf bekämpfte und verworfene Landesrepräsentation in
seinen neuen Entwurf aufzunehmen. Auch diese „Haupt-
urkunde der Grundverfassung des Grossherzogtums Baden"1)
blieb, wie das neunte Konstitutionsedikt, Entwurf.
Der Entwurf Rieses Konstitutionsedikts entging mir bei
meiner Bearbeitung der Verfassungsgeschichte, bei welcher ich
mit höchster Genehmigung Sr. Königl. Hoheit des Grossherzogs
die damals im Grossh. Geh. Kabinet aufbewahrten Materialien
benutzte. Inzwischen sind bei der Bildung des Grossh. Haus-
und Staatsarchivs die erwähnten Materialien dieser Archiv-
abteilung einverleibt worden. In dieselbe gelangte aber auch
») Geschichte der Badischen Verfassung S. 176 ff.
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t. Weech.
-der Entwurf des neunten Konstitutionsediktes, der bisher in
der Registratur des Grossh. Staatsministeriums aufbewahrt
worden war. Nunmehr beruht er mit jenen andern Materialien
im Grossh. Haus- und Staatsarchiv unter der Rubrik:
III. Staatssachen, Staatsverfassung und Landstände. Durch
allerhöchste Staatsministerial-Entschliessung vom 21. Juni 1891
hat Se. Königl. Hoheit der Grossherzog die Ermächtigung
zur Veröffentlichung dieses Entwurfes gnädigst erteilt.
So erheblich auch die Anschauungen und Grundsätze, auf
denen die gerade 10 Jahre später, 5 Jahre nach Brauers
(am 17. November 1813 erfolgtem) Tode, von Grossherzog
Karl dem Grossherzogtum Baden erteilte Verfassung vom
22. August 1818 beruht, deren Entwurf von Nebenius her-
rührt, sich von den Gesichtspunkten unterscheiden, von wel-
chen Brauer bei seinen gesetzgeberischen Arbeiten ausging,
so dürften doch diese bis jetzt unbekannt gebliebenen ') Akten-
stücke der Herausgabe wohl wert sein. Sie bilden einen
wichtigen Beitrag zur Kenntnis der Ideen, von welchen die
hochverdienten Staatsmänner eines Zeitabschnittes sich leiten
Hessen, in welchem unser Land aus einer grossen Zahl ver-
schiedener Territorien zu einem Staat im modernen Sinne
des Wortes umgestaltet wurde. Diese Entwürfe sind zugleich
ein neuer Beleg für das unermüdliche Streben des Geheimen
Rats Brauer, „das öffentliche Recht ausserhalb des willkür-
lichen Beliebens der momentanen Regierungsgewalt zu stellen
und Garantieen des öffentlichen Rechtes zu schaffen u.%) Sie
stellen sich als ein neuer gewichtiger Baustein zu dem un-
vergänglichen Denkmal dar, welches sich dieser ausgezeichnete
Staatsmann in seinen vielseitigen Arbeiten zur Neugestaltung
unseres Staatswesens errichtet hat.
Nachstehend kommen zum Abdruck:
I. Der Entwurf des achten Konstitutionsediktes mit den
Bemerkungen der Staatsräte Baumgärtner und Herzog und
des Geheimen Rats von Marschall.
J) Nur in den Bemerkungen des Staatsminister« v. Gemmingen zu
den spateren aus dem Jahre 1808 stammenden Verfassungsentwürfen (Ge-
schichte der Bad. Verfassung S. 175) findet sich ein kurzer Hinweis auf
die Entwürfe des 8. und 9. Konstitutionsediktes. — *) Vgl K. Schenkel
in dem Artikel J. N. Fr. Brauer in den Badischen Biographieen Bd. I
S. 121.
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Das siebente und achte badische Konstitutionsedikt.
255
II. Der Entwurf des neunten Konstitutionsediktes mit
dem (vorausgehenden) Antrag, die Vollendung der Konstitutions-
edikte betr. und dessen Beilagen, sowie die Bemerkungen des
Geheimen Rats Meier und des Staatsrats Herzog.
Da die Entwürfe und die dazu gehörigen Bemerkungen
sämtlich in der Urschrift der Verfasser vorliegen (Reinschriften
scheinen nicht angefertigt worden zu sein), so haben wir im
Abdruck die Schreibweise der Vorlagen unverändert beibehalten.
I.
Achtes Konstitution Edikt1)
*[die innere Staatsverwaltung des Grossherzogthums] betr.
Carl Friedrich etc.
Nachdem Wir in mehreren vorausgegangenen KonstitutionsEdiktcn
es Uns zum angelegenen Geschäft machten, **[Unser Grossherzog-
thum nach Auflösung der alten Rechtsbande, die ehehin Herrn, Die-
ner und ünterthanen durch die Kraft der deutschen Reichsverfassung
in friedlichen Verbindungen und in wechselseitig ruhigem Zutrauen
erhielten, durch neue grundgesezliche Bande zur Eintracht und Ruhe
zusammenzuknüpfen und durch solches] über das Rechtsverhältnis
der Kirche zum Staat, über die Rechte der Körperschaften, der Stan-
desherrschaften und Grundherrschaften , der Lehenleute, der ver-
schiedenen Stände im Staat und der Staatsdiener die Grundsäze aus-
zusprechen, wornach Wir Unsere lieben Angehörigen in allen diesen
Beziehungen regieren zu wollen Uns gegen sie öffentlich bekennen:
so geben Wir, fort wandelnd in diesem Vorhaben, anmit ***[der
inneren Staatsverwaltung] ihre grundgesezliche Maase, indem
Wir diejenige Regeln bezeichnen, wornach die Ausübung jener Oberst-
hoheitsrechte geschehen soll, die Uns der Rheinische Bundesvertrag
über den Umfang Unserer in ein Grossherzogthum vereinten Lande
und Gebiete gegeben und gesichert hat. Wenn zuerst
die gesezgebende Gewalt an der Spize jener Obersthoheits-
rechte erscheint, so erinnerte uns dieses ffschon obengedachter maa-
sen auch] desto kräftiger an die Pflicht für neue Grundgeseze zu
sorgen. IMesemnach
* Die Rechtsverhältnisse der verschiedenen Zweige der Staatsgewalt.
— ** omittatur. — *** den Rechtsverhältnissen der verschiedenen Zweige
der Staatsgewalt. — f omittatur.
*) Die im Laufe der Durchberatung des Entwurfs abgeänderten Stellen
sind in eckige Klammern eingeschlossen, die Abänderungen stehen unter
dem Text
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256
v. Weech.
Staatsgrundgeme. 1) sind nun als Grundgeseze Unseres Gross-
herzogthums anzusehen a) der Rheinische ßundesvertrag1) mit
dem kraft desselben noch zu gewartenden Bundesstatut und den
etwa daher Bezug habenden künftigen verfassungsmäsigen Bundes-
schlüssen; b) die Staatsverträge1), welche Wir zu Berichtigung
der näheren Anwendung jenes Vertrags mit andern Staats- und
Kirchen-Regenten bereits abgeschlossen haben und ferner nocli ab-
schliessen werden; c) die *unter dem ausdrücklichen Namen der
KonstitutionsEdikte*) von Uns ergangene, auch von Uns oder
Unseren Nachfolgern ferner in gleicher Absicht und Kraft ergehende
Aussprüche eines unwandelbaren Willens, wornach die Regierung
Unseres Staats besorgt werden solle. Kein anderes von Uns aus-
fliessendes Gesez kann in diese Klasse gerechnet werden als jenes,
das nicht entweder jenen Namen an der Stirne trägt oder die Kraft
dieses Namens dadurch nachweiset, dass es in Gleichförmigkeit mit
dem Schluss des Ersten Unserer KonstitutionsEdikte erklärt, es solle
jede Entgegenhandlung nicht nur ewige und unverjährbare Nichtig-
keit und persönliche schwere Nichtigkeit nach sich ziehen, sondern
auch niemand sich unterfangen, von Uns selbst etwas dagegen mit
Rath oder That auszuwirken. Dergleichen Grundgeseze gelten so
lang über Unsereu Staat nicht neue Umwälzungen verhangt werden,
welches Gott in Gnaden verhüten wolle, und so lang sie nicht unter
Beobachtung der grundgesczlichcn Formen, die die Konstitutions-
Urkunde vorzeichnen wird, geändert oder hintangesezt werden. Wo
jemand glaubte, dass er dagegen bedrängt wäre, so steht ihm dawider
der Rechtsweg unter der in Unserm Edikt über die Verfassung des
Oberhofgerichts dafür schon aufgestellten Form der Konstitutions-
Sachen offen, über deren Ausführung demnächst noch das Nähere
bestimmt werden wird. Zusäze können diese Grundgeseze erhalten,
so oft neuer Stof erscheint, der zur Gründung dauerhafter Ruhe zwi-
schen dem Regenten und Unterthanen einer solchen erklärten Ent-
scheidung bedarf. Stof zu solchen Grundgesezen kann nur dasjenige
seyn, was die Feststellung des Rechtsverhältnisses zwischen dem Re-
genten einerseits und den Staatsangehörigen auf dem Staatsgebiet
andererseits, oder zwischen den verschiedenen Klassen der Staats-
angehörigen unter sich jedoch in Beziehung auf ihr Rechtsverhältniss
zu dem Staat betritt. Zu ihrer Form gehört, dass ein eigens aus-
gefertigtes Original dem obersten Gerichtshof zur Aufbewahrung und
steten Festhaltung eingehändigt und ein anderes im HauptLandes-
* addatur: allgemeine nächstens zu verkündende Konstitutions-Ur-
kunde Unseres Grosherzogthums sammt denen
*) Vereinigungsurkunde der Staaten des Rheinischen Bundes, unter-
zeichnet zu Paris am 12. Juli 1806 bei Österreicher, Archiv des Rheini-
schen Bundes 1. Stück (1806) S. 24 ff. — 2) Aufgeführt in der Geschicht-
lichen Darstellung der Staatsverfassung des Grossherzogtums Baden und
der Verwaltung desselben von E. J. J. Pf ist er, Heidelberg 1829, I. Teil
S. 58—84. — 3) Über die sieben Konstitutionsedikte s. die Einleitung.
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Das siebente and achte badische Konstitntionaedikt. 257
Archiv niedergelegt werde. *[AUe Privatverhältnisse, wenn sie auch
.unwandelbar festgestellt werden, so wie alles was blos die Hand-
habung jener Staatsrechtlichen Verhältnisse oder ihre Leitung be-
trifft, gehöret nicht zu dieser Klasse.] Die Grundgeseze gelten als
solche von der Zeit an, wo die dadurch bezielte Einrichtungen in
dem Staat zur Ausführung gebracht sind, mithin der Staat wttrklich
darauf eingerichtet ist, *[wenn gleich etwa ihre öffentliche Verkün-
dung später erfolgt wäre].
Staats-VerfassungsGeseie. 2) Da jene Grundgeseze nur die un-
wandelbaren Rechtslinien zwischen dem Regenten und den Staats-
bürgern ziehen, innerhalb welchen die freye Bewegungen der Staats-
gewalt auf die Handlungen der Unterthanen zu Erzielung der ge-
nteinen Wohlfarth zu würken haben, und da sie deshalb sich auf
wesentliche Grundzüge der Verfassung beschränken; so müssen, um
nie zur Ausführung zu bringen, die nach denen immer wandelbaren
Xeithedürfnissen veränderliche VerfassungsGeseze hinzukommen,
welche tbeils die Einrichtung der verschiedenen Gewaltszweige im
Staat und ihres einzelnen Würkungskreises mit der darauf angepaßten
Kintheilung des Staatsgebietes angeben (Organisatious-Geseze), theils
die Mittelpunkte verzeichnen, welche in jedem einzelnen Gewalts-
zweig zu Erreichung des gesammteu Endzwecks des Staats der Ziel-
punkt der Bemühungen der damit beauftragten Staatsdiener werden
sollen (Instruktionsgeseze). Alle diese bedürfen zu ihrer Form
weiter nichts als die Ausfertigung und Belieferung an jene Verwal-
tungsbehörden, deren Geschäftskreys damit bestimmt wird; wie weit
die in der Regel vorzunehmende allgemeine Verkündung zur Nach-
richt nach Beschaffenheit des Inhalts unterbleiben könne, oder etwa
auch je einmahl unterbleiben müsse, bestimmt die gesezgebende Stelle,
ohne deren ausdrückliches Gutheissen eine öffentliche nachrichtliche
Verkündung nicht stattfindet. Dagegen können auch durch der-
gleichen VerfassungsGeseze, die nicht allgemein verkündet sind, die
Rechtsverhältnisse der Bürger unter sich und gegen den Staat in
Nichts verändert werden. Jede Staatsbehörde, der gewisse Staats-
diener zur Leitung untergeben sind, kann für diese dergleichen
VerfassungsGeseze entwerfen, und zwar ohne Anfrage bey der obersten
Behörde alsdann, wenn sie nur Verbindlichkeiten aussprechen, welche
aus der schon bestehenden und vom Regenten angeordneten Ver-
fassung hervorgehen, mithin weder Neue vorhin nicht vorhanden ge-
wesene eingeführt, noch Alte, die vom Regenten nicht geordnet wa-
ren, aufgehoben werden: hingegen zu Einer oder der Andern dieser
Aenderungen wird ein durch Gutachten der obersten Staatsbehörde
ordnungsmäßig vorbereitetes und erwürktes landesherrliches Gut-
heissen erfordert.
Bürger- und RechtsGeseie. 3) Jenen beederley Staatsgesezen
gegenüber stehen dieBürgerGeseze, welche die Verhältnisse des
geselligen Lebens im Staat bestimmen. Unter ihnen stehen die
* Omittatur, qua superfluum et aequivocum.
ZriUchr. f. Oetrb. d. Oberrh. N. F. VI I. 2. 17
Digitized by Google
258
Weech.
Rechtsgeseze oben an: sie bestimmen die Befugnisse, welche an«
bestimmten Handinngen oder Unterlassungen dem Handelnden gegen
andre Staatsangehörige und Andren auf ihn zuwachsen und die For-
men unter welchen die Handlungen erscheinen müssen, um für die
Erlangung jener Befugnisse zu genügen, oder unter welchen die Be-
fugnisse ausgeübt werden müssen, um gegen den Widerspruch des
Andern ihm Würkung zu aeussern; sie geben also über das Mein
und Dein des Bürgers und über dessen Erhaltung die gesezlichen
Maase. Sie verhalten sich umgekehrt gegen die Grundgeseze: wann
diese nur möglichst allgemeine Grundzüge fest bestimmen; so sollen
die Rechtsgeseze möglichst alle Lagen der Verhältnisse im Umris
darstellen, in welche die Bürger durch ihre Handlungen gegen ein-
ander kommen können, um ihnen feste Normen zu geben. *[AU
Rechtsbuch für Unser Grossherzogthum, das heisst als möglichst voll-
ständige Sammlung der Rechtsbestimmungen über jene gesellige Ver-
hältnisse nehmen wir den schon von mehreren Staaten um seiner
anerkannten Vorzüge willen angenommenen Kode Napoleon in der
Maase an, dass er mit dem Anfang July des Jahres achtzehnhundert
und neun in Gesezeskraft treten soll1), biss wohin Wir nicht nur für
Unser Land eine der hierländischen Rechtssprache angemessene Ver-
deutschung besorgen, sondern ihr auch eine Anweisung der Modifi-
kationen beyfugen lassen werden, unter welchen die Anwendung nach
denen durch die Konstitution des Grossherzogthums bestättigten
manchfachen Eigenheiten der hierländischen bürgerlichen Lebens-
lagen geschehen könne und solle, ohne diese widerrechtlich zu be-
nachtheiligen. In dieser Maase und von jenem Zeitpunkt an soll er
dann für alles dasjenige Norm seyn, was nicht durch besondere ord-
nungsmäßig bestätigte Orts- oder Familienrechte für einzelne Fälle
anders geordnet ist oder durch Snecialgeseze, welche Wir zugleich
als fortdauernd erklären, oder künftig nachträglich zu verordnen gut-
finden, eine nähere Bestimmung erhalten wird, welche, immer nach
dem Geist und Zusammenhang jenes Rechtsbuches, für begebende Fälle
einzurichten. Wir Uns vorbehalten. Dem kanonischen Rechte kann
von jener Zeit an für die Gerichte Unseres Staats gar keine, und
dem römischen Rechte nur eine wissenschaftliche auslegende Kraft
bey Fragen über den Sinn jenes Rechtsbuchs gegönnet werden; so
wie auch von jener Zeit an alle die einzelnen Landrechte, die bisher
bey Uns bestanden sind, ausser Kraft und Würksamkeit tretten wie
nicht weniger alle nicht zugleich oder späterhin ausdrücklich er-
neuerte einzelne Rechtsverordnungen.) Niemand kann jedoch Rechts-
* Omittatur et ponatur: Wir haben desfalls mit Abschaffung aller
entgegenstehenden älteren Rechte und Gewohnheiten den Kode Napoleon
mit Zusäzen als Landrecht Unseres Grosherzogthums angonommen, dem
daher auch allein in allem dem nachzugehen ist, was nicht in nachfolgen-
den vcrfossungsmäsigen Gesezen näher und anders bestimmt wird.
') Das auf Grund des Code Napoleon von Brauer bearbeitete neue
Landrecht trat mit dem 1. Januar 1810 in die Gesetzeskraft.
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Dm siebente and achte badiache Konstitutionsedikt. 259
geseze in Unserem Staate geben, als Wir dorch Unsere oberste
Staatsbehörde, an welche also alle jene sich zu wenden haben, die
nöthig finden worden, dass in diesem Fach irgend eine mangelnde
Bestimmung irgend eines gesellschaftlichen Lebensverhältnisses nach-
getragen werde.
Borger- und Strafgesex«. 4) Der Recbtsgesezgebung zur Seite
rtehen die Strafgeseze
I. Für Uebertrettnngen jener Pflichten des geselligen Lebens,
welche durch die Vernunft allgemein erkennbar, daher vollkommen
Pflichten sind, oder der besonderen Pflichten, welche durch die Staats-
verfassung bedingt und durch die Staatsgeseze in dem Umfang dieser
Pflichten für begriffen ausdrücklich erklärt sind, bestimmt die Straf-
gesezgebung die Genugthuung, welche der Uebertretter dem Staat
und dem beleidigten Staatsbürger schuldig wird, und die Art wie die
Uebertrettung sowohl als die Genugthuung zu erheben sey. Diese
Genugthuung besteht in dem Ersaz des Schadens, der dem Beleidigten
zugegangen ist, soweit der Fall eines ersezbaren Schadens vorhanden
ist, und in der Strafe oder der Erduldung der durch das Gesez der
Handlung beygcsellten widrigen Folgen. Wer aus Unbedachtsamkeit
ohne einen eigensüchtigen Vortheil für sich oder einen feindselichen
Nachtheil für Andere zu suchen, Handlungen begeht, von welchen
vernünftigerweise vorausgesehen werden konnte, dass sie Andern
schädlich werden mochten, oder von welchen ein Gesez durch sein
Yerbott die Stelle einer solchen Voraussicht ersezte, der ist einer
Verfehlung schuldig. Jede Verfehlung muss geahndet werden;
die Ahndung kann nur in gelinden, in jedem Wiederholungsfall
zwar wiederhohlten, aber deswegen nicht steigenden Strafmitteln be-
stehen, welche zur Erziehung für die Bedachtsamkeit, mithin zur
Entwöhnung von der Unbedachtsamkeit berechnet sind, und wovon
deswegen die Wahl der Gattung und des Grads der Strafe aus denen,
die innerhalb des Umfange der Ahndungen liegen, in die Willkühr
4tr Obrigkeit ausgesezt seyn darf. Nur Verweise, nemlich ein mit
mehrerer oder minderer Feyerlichkeit erklärter Tadel, Geldbussen
oder Strafen an Geld, die so gering sind, dass sie in den gewöhn-
lichen Fällen aus Ersparnissen des Ertrags des Vermögens und der
Gewerbsamkeit des Bestraften, ohne Abbruch der Lebensnothdurft
und ohne Vennögensangrif bestritten werden können, Verhaft oder
Beraubung der Freyheit bey mfisiger jedoch gewohnter Kost mit er-
laubt bleibender Gelegenheit zum Umgang und Zwangsarbeit, oder
Anhaltung, biss zu einem gewissen Ertrag oder zu einer bestimmten
Anstrengung standesmäsige Arbeiten zu verrichten, endlich, jedoch
nur bey noch minderjährigen Leuten, Hauszüchtigung, das ist
solche wie sie von Eltern und Erziehern bey Personen gleicher Er-
ziehung und Bildung angewendet werden kann und darf, sind er-
laubte Gattungen der Ahndung. Die polizeyliche Strafgesez-
gebung bestimmt die Verfehlungen und ihre Ahndungen; wo
sie leztere in die Willkühr des Richters sezt, muss sie ein Aeusserstes
der Willkühr bestimmen. Obwohl sie in ihrer ganzen Fülle nur Uns
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260
Weech.
nnd Unseren obersten Staatsbehörden zukommt, so kann jedoch auch
jede mittlere Staatsverwaltnngsbehörde in ihrer Provinz und jeder
Standesherr oder Grundherr in seinem Gebiet sich derselben soweit
bedienen, als Unsere allgemeine Gesezgebung noch Fälle unbestimmt
gelassen hat, die ihnen vorkommen, deren Ausflüsse alsdann aber
eben wegen jener Unterordnung unter die Geseze, niemals selbst Ge-
seze, sondern lediglich Verordnungen oder Gebotte und Ver-
botte sind. Niemals kann dieses Recht der Gebotte und Verbotte
zu einer Aenderung oder Nichtbefolgung Unserer allgemeinen Polizey-
geseze missbraucht werden. II. Wer ohne durch öftere Wiederhohl ung
sich als unverbesserlich ausgezeichnet zu haben, einen eigennützigen
Vortheil sucht, von dem er weis oder wissen kann und soll , dass er
nicht ohne Verlezung der Rechte eines Andern bezogen werden mag
ftr dessen Erwürkung er jedoch keine hinterlistige Voranstalten und
Gewalt gegen den Andern oder gegen dessen Verwahrungsvorsorge
unternimmt und keine besonders gelobte Pflichten für Abwendung
des Nachtheils von dem Andern Ubertritt, oder wer empfangene würk-
liche oder vermeintliche Beleidigungen ausser dem Fall einer Noth-
wehr eigensuchtig rächt, ohne doch durch besondere Bösartigkeit sich
als einen der Staatssicherheit Oberhaupt gefährlichen Menschen zu
zeigen, der macht sich eines Vergehens schuldig. Jedes Vergehen
rauss gebüsst werden. Die Bussen begnügen sich zwar ebenfalls
mit gelinden, jedoch in jedem neueren Uebertrettungsfall nicht blos
zu wiederhohlenden . sondern zugleich zu schärfenden Strafmitteln,
von denen noch immer der Hauptzweck, nemlich derjenige., welcher
die Gesezverfassung leitet, in der Besserung des Thäters bestehen
muss, denen aber als Nebenzweck, den besonders der Richter in der
Anwendung zunächst auffassen muss, die Vergeltung sich beygesellet,
nemlich die Erweckung solcher Leidens Empfindungen in dem Ueber-
tretter, welche zu jenen im Ebenmaas stehen, die dieser in dem be-
leidigten und in den übrigen in der Vorstellung ihrer Sicherheit durch
ihn gestörten Staatsbürgern erweckte und dadurch die durch ihn ver-
lezte Rechtsgleichheit herstellen, Geld-Strafen oder solche Strafen
an Geld, die nicht auf den ErwerbsErtrag beschränkt sind, sondern
auch das Vermögen selbst angreifen können, und Vermögensstrafen,
womit dieses selbst verwürkt wird; Einthttrmung oder Gefangen-
schaft mit schmaler Kost und beschränktem Umgang: öffentliche
Arbeiten in oder ausser eigenen Arbeitsanstalten; und Haus-
züchtigung ebenfalls nur bey Minderjährigen, sind die erlaubte
Gattungen der Bussen. III. Wer mit einer Handlung zunächst nicht
seinen Nuzen, sondern lediglich den Schaden des Andern mit Hinter-
list oder anderer Bösartigkeit sucht, ingleichen wer seinen Nuzen in
der Beschädigung des Andern mit besonderen Anstalten auf Vereite-
lung der VerwahrungsSorge desselben, mit Uebertrettung besonderer
Pflichten, mit Unverbesserlichkeit oder mit gefahrlicher Hinterlist
sucht, der ist, wenn nicht der angerichtete Schaden so geringfügig
geblieben ist, dass ihn niemand leicht achtet, eines Verbrechens
schuldig: sie fordern die Rache der Geseze auf, nemlich Strafmittel.
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Das siebente und achte badische Konstitutionaedikt.
261
welche aicht blos Vergeltung, sondern auch AbscheuErweckung und
StaatsSicherung zum Hauptzweck haben, und bey welchen die
Besserung des Thaters nur untergeordneten Rang einnimmt, welche
auch nach Wiederhohlung oder Bösartigkeit der einzelnen Handlung
steigen; dafür steht der Zugriff auf Ehre, Leib und Leben des Thäters
dem Gesez zu. Die Rache wider Verbrechen, wie die Busse der
Vergehen kann allein der Regent durch seine oberste Staatsbehörde
gesezlich bestimmen ; jeder Eingrif, den eine untergeordnete Landes-
standes- oder grundherrliche Stelle in diese Gesezgebung wagen
wurde, wäre ein Staats vergehen. Biss dahin dass Wir ein auf obige
Grundzüge abgetheiltes eigenes Strafgesezbuch verkünden lassen wer-
den, vertritt wie bisher das Edict über die Strafgerechtigkeitspflege *)
mit denen nachgefolgten Ergänzungsgesezeu und Rechtsbelehrungen
dessen Stelle.
VerkftndUDg und Kraft der 6eme 5) Die Geseze werden würksani
durch Ausspruch des l^ndesherrn aber sie verbinden nur durch ihre
Verkündung, welche durch Abdruck in den Staatsblättern, durch
besondere Umtheilung sammt öffentlichem Anschlag, durch Ver-
lesung in Volksversammlungen, und durch Um sage oder öffent-
lichen Aufruf geschehen kann. Sie verbinden alle Staatsbürger,
auch alle Staatsangehörige und Fremde in Bezug auf jene Gegen-
stande wegen deren solche Staatsangehörig sind. Sie verbinden die
Staatsbürger ausser Landes wie im Lande, soweit nicht die Natur
dessen, was sie gebieten oder verbieten, oder ein ausdrücklich er-
klärter Wille des Gesezgebers ihre Befolgung an das Inland heftet,
und soweit nicht im Ausland die Herrschaft der dortigen Staatsgeseze,
unter denen man sich aufhält, solche Befolgung dort unmöglich macht.
Verordnungen, auch Ge- und Verbotte untergeordneter Staatsbehör-
den haben diese nachfolgende ihr Gebiet überschreitende Kraft nicht.
Die Geseze verbinden, wenn nicht ein besonderer Anfangstermin ihrer
Würkung darinn angesezt ist, jeden von dem Moment an, wo sie
nach ordnungsmäßiger Verkündung als bekannt anzunehmen sind.
*[Für bekannt angenommen müssen werden, die durch Einrückung
in Staatsblätter verkündete Geseze zehn Tag nach dem Datum des
erschienenen Blatts, die auf jede andere Art verkündete den Tag
nach der Verkündung. Ge- und Verbotte aber unmittelbar nach der
Verkündung.] Ein Beweis der Unbekanntschaft mit dem Gesez kann
nur demjenigen zugelassen werden und zu gut kommen, der zur Ver-
kündungszeit nicht im Lande war und nur für die ersten dreysig
Tage seiner Rückkehr oder seines Eintritts in das Land: ihre Würkung
bestimmen die Rechts- und Strafgeseze. Kein Gesez kann veralten
oder entkräftet werden, das heisst durch Nichtgebrauch oder durch
entgegengesezten Gebrauch seine Kraft verlieren; kein Herkommen
and keine Gewohnheit kann als Rechtsquelle zugelassen werden : nur
der wohl überlegte, ausgesprochene und verkündete Wille des Re-
• omittatur als durch Code Napoleon bestimmt.
') Achtes Organisationsedikt vom 4. Apr. 1803.
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262
r. Weech.
genten, niemals ein ans Nachsicht, aus beyläufigen Aeusseningen oder
aus anderen äusseren Vorgängen vermutheter Wille desselben, am
wenigsten eine ihm gar unbekannt gebliebene Eigenmacht der Diener
oder Unterthanen, habe sie gedauert wie lang sie wolle, kann künftig
gesezliche Vorschriften begründen oder sie ausser Kraft sezen; wohi
aber mag langjährige Vernachlässigung der Befolgung und Hand-
habung eines Gesezes die Sträflichkeit der Uebertrettung mindern.
'[Vorderes Herkommen muss um künftig GesezNorm zu behalten, dem
desHerrn zur Prüfung und nach Befund zur schriftlichen Be-
stätigung vorgelegt werden.]
Widerstreit und Erklärung der Geseie. 6) Widerspruch zwi-
schen mehreren Gesezen darf niemals angenommen werden, es seje
denn eine Aenderung als Absicht des Gesezgebers ausgesprochen
worden, oder es befinde sich, dass die Folgen zweyer Geseze nicht
blos beschränkend sondern zerstörend auf einander würken würden,
mithin neben einander nicht bestehen können. Wo es vorhanden ist,
da muss, wenn beede Geseze gleicher Art sind, das jüngere dem
alteren vorgehen: sind sie verschiedener Art, so geht ein wenn
gleich älteres Grundgesez allen andern Arten der Staatsgeseze,
mithin allen Verfassungs- und Bürgergesezen vor, da diese alle
nur so weit Würksamkeit haben können, als sie mit den Grund-
gesezen sich vertragen; Rechts- und Straf-Geseze gehen den Ver-
fassungsGesezen so lang vor, als diese nicht ausdrücklich eine
Aufhebung einer oder anderer Disposition derErsteren aussprechen,
und alsdann zugleich allgemein zur Wissenschaft verkündet sind.
Zwischen Rechts- und Strafgesezen geht in Bezug auf Bestim-
mung der Rechte die einem Staatsbürger gegen den Andern zustehen,
das Rechtsgesez vor; dagegen in Hinsicht auf Bestimmung der
Rechte der Obrigkeit, welche durch eine Uebertrettung begründet
werden, gehet das Strafgesez vor, wenn das Rechtsgesez gleich jünger
ist, dafern nicht in dem jüngeren die Absicht das ältere auch in seiner
eigenthümlichen Beziehung zu ändern, ausgedrückt ist, mithin das
Gesez zugleich ein Rechts- und ein Strafgesez nach dem Willen
des Gesezgebers vorstellen soll. Wo die Gattung des Einen und An-
dern der widersprechenden Geseze wegen ihrer gemischten Natur
zweifelhaft wäre, da kann nur eine landesherrliche Erklärung den
Ausschlag geben. Auch über Dunkelheiten und Zweydeutigkeiten
der Geseze kann nur sie, und niemals die Privatansicht der Obrig-
keiten und Richter entscheiden, sobald jene von der Art sind, dass
die Worte und der Zusammenhang derselben unter sich und mit
andern Gesezen vernünftiger Weise einen mehrfachen Sinn oder eine
verschiedenartige Anwendung zulassen, und nun nur aus der Ab-
sicht des Gesezgebers bestimmt werden muss, welches der beab-
sichtigte Sinn sey. Hierüber müssen zwar in einem vorliegenden
Fall die Richter nach bestem Wissen und Gewissen sprechen aber
damit künftigen Fällen nicht Maas geben wollen, sondern sie müssen
durch einen Bericht der die Gründe Für und Wider, der aber nicht
* Omittatur per Code Napoleon.
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Das siebente and achte badische Konatitutionaedikt. 263
Jen Fall und nicht die betheiligte Personen, darleget, die Obrist-
herrliche Entscheidung veran hissen.
Vorrechtibriefe. 7) Der Gesezgeber nnd Er allein kann Vor-
rechtsbriefe geben (Privilegien), das ist sondere Geseze, womit
einem Ort, einem Stand, oder einer Person bleibende Vorzüge nnd
fortdauernde Aasnahmen von der Verfassung oder von den allge-
meinen Gesezen des Staats ertheilt werden. Keine können gegen die
Grundgeseze Unseres Grosherzogthums erlangt werden, auch keine
wodurch der Gewinn, den der Befreyte daraus zöge, als Last auf die
Qbrige Staatsbürger unmittelbar, folglich in anderer und stärkerer
Maase übergewälzt würde, als er ohne jene Befreyung auf sie hätte
kommen können. Sie gelten von dem Zeitpunkt an, wo die regenten-
amtliche Bewilligung verfassungsmässig ausgefertigt, und dem Be-
gnadigten eingeliefert worden; sie äussern jedoch — wenn sie nicht
in den Gesezblättern verkündet worden — ihre Kraft nur gegen den,
welchem sie urkundlich bekannt gemacht worden. Sic gelten so lang
als sie nicht erloschen, verfallen oder widerrufen sind. Ein Vor-
rechtsbrief erlöscht durch Ablauf der Zeit, die der Verwilligung aus-
drücklich vorgemessen ist, oder durch Absterben der Person, der sie
gegeben ist, so lang sie nicht durch ihre Fassung oder durch ihre
Natur oder durch allgemeine Geseze für erblich in der Familie oder
auch für veräusserlich auf andre ausser der Familie erklärt ist, oder
endlich durch Absterben des Gebers bey jenen, die ausdrücklich auf
Wohlgefallen hin ertheilt sind. Ein Vorrechtsbrief verfällt durch
böslichen oder hartnäckigen Misbrauch, das heisst wenn der Be-
gnadigte gegen die Absicht der Bewilligung und zum Schaden des
Staats oder der Staatsbürger wissentlich und vorsäzlich sein erlangtes
Vorrecht ausübt, oder aus Leichtsinn und Eigennüzigkcit einen ande-
ren und stärkeren Gewinn daraus zu ziehen sucht, als der in der
Absicht des Gebers liegen und von ihm dabey vorausgesehen werden
konnte, sofort nach zweymalig fruchtlos angewendeter Warnung zum
drittenmahl in einem vortheiligen Misbrauch sich betreten lässt.
Widerrufen können werden alle Vorrechtsbriefe, in denen Aen-
derung oder Widerruf vorbehalten ist, ingleichen alle, welche nicht
durch Grundgeseze gegeben sind, und durch Umstände, die der Ge-
ber nicht voraussehen konnte, für andre Staatsbürger weit drücken-
der und lästiger werden, als sie es zur Zeit der Verwilligung unter
den damaligen Umständen waren; keineswegs aber blos dadurch,
dass sie dem Empfänger einen wichtigeren Gewinn abwerfen, und
dem Staat einen wichtigeren entziehen, als man vorausgesehen hatte;
ferner alle welche wegen übermächtigem äusseren Ueberdrang nicht
ohne ßesorgniss die Staatsverfassung umgewälzt oder den Staat feind-
lich behandelt zu sehen, gehalten werden könnten; endlich jene, welche
Stammgutsberechtigte Familien oder Gemeinden und Körperschaften
aosserhalb der Grundgeseze auf gültige Art erlangt haben, und
nicht bey jeder RegierungsVeränderung zur Erneuerung vorlegen;
nur muss in den beeden mittleren Fällen billiger Ersaz des auf dem
Genuas der Freyheit gemachten, und durch den Gewinn daraus noch
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v. Weech.
nicht vergüteten Aufwands, und Vergütung desjenigen Gewinns, den
der Begnadigte nach jenen Umständen, unter welchen er die Begna-
digung erhielt, damals davon machen konnte, nicht aber des weiteren,
deu etwa spätere unvorauszusehende Umstände ihm zugesellt hatten,
zu Theil werden. Bezahlte, zur Belohnung gegebene, oder frey-
geschenkte Vorrechtsbriefe haben übrigens gleiche Dauer, und gleiche
Abänderlichkeit und würkt diese Verschiedenheit in Anwendung obiger
Grundsäze keinen Unterschied. Von widersprechenden Vorrechts-
briefen gilt der ältere; der jüngere würkt nur einen Rückgriff auf
den Staat zur vollen Entschädigung wegen alles daraus entstandenen
fruchtlosen Aufwands, nicht aber auf eine Gewährung des daraus
gehofften Gewinns; der Widerspruch eines Vorrechtsbriefs gegen ein
allgemeines Gesez entkräftet jenen nicht, sondern vereigenschaftet
ihn zur Ausnahme, daher auch durch kein jüngeres allgemeines Gesez
ein älterer Gnadenbrief für widerrufen geachtet wird, wenn es nicht
den Widerruf für Fälle, wo er stattfindet, bestimmt ausspricht. Zwei-
deutige oder dunkle Privilegien, soweit eine Beschränkung anderer
Staatsbürger daraus folgt, gestatten nur den engsten Sinn, das heisst
ihr Umfang muss eingeschränkt werden, soweit es ohne Verdrehung
der Worte oder Vereitelung alles Vorzugs vernünftiger Weise ge-
schehen kann; jenen, welche nur eine Beschränkung der Staatsregie-
rung in ihren Maasnahmen oder in ihrem bleibenden Einkommen zur
Folge haben, gebühret ein mittlerer Sinn, das heisst eine solche
Beschränkung ihres Umfangs, wodurch weder der Verfasser des Vor-
rechtsbriefs einer Nichtvoraussicht wohlvoraussehbarer Folgen schuldig,
noch der Vorzug oder die Ausnahme für den Empfänger von merck-
lich gemindertem Gewinn würde; endlich jenen, die nur eine vor-
übergehende Belästigung des landesherrlichen oder Staatsbeutels
bewürcken, muss der volleste Sinn gegönnt werden, nemlich der
ganze Utnfaug, den eine veniünftige Auslegung an Hand geben kann,
wenn sie die Worte in dem gesezlichen Sprachgebrauch und *o dieser
ermangelt in dem landesüblichen nimmt.
Nachsicht« • und Bewilligung- Briefs. 8) Verwandt mit den Vor-
rechtsbriefen sind die Nachsichtsbriefe (Dispensationen) und die
Bcwiiligungsbriefe (Koncessionen). Durch Erstere wird eben-
falls eine Ausnahme von Staatsgesezen und Verfassungen, aber nur
für einen einigen vorübergehenden Vorgang ; nicht für eine bleibende
Reihe von Handlungen verwilligt; von ihnen gilt daher auch alles
dasjenige, was von Gnadenbriefen gesagt ist und in der Anwendung
gedacht werden kann; ohne ein bleibendes Recht zu unterstellen
nur aber kann deren Ertheilung, bey der geringeren Wichtigkeit der
einzelnen Fälle zu den niederen Herrlichkeiten gehören oder zu den
Obrigkeitlichen Gewaltübungen die mittheilbar sind an verwaltende
Staatsstellen und an Standes- und Grundherrschaften; niemand kann
jedoch ihre Ertheilung sich anmaasen, ohne eine Staatsbewilligung
dieser Befugnis aufweisen zu können, niemand im Umfang, in der
Form, und in der Würckung etwas Mehreres in dieselbe legen, als
durch die Verfassungsgeseze oder Vorrechtsbriefe gestattet ist. Keine
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Das siebente und achte badwchc K
können Uber bürgerliche Rechtsverhältnisse Ausnahmen gestatten,
wozu im bürgerlichen Gesez die Befugniss nicht vorbehalten ist.
llewilligungsbriefe hingegen oder Urkunden, dass jemand zu dieser
oder jeuer staatsbürgerlichen Gewerbe befugniss die erforderliche Eigen-
schaften würklich oder mittelst erlangter Nachsichtsbriefe nach-
gewiesen und daraufhin bei ermangelnden anderweiten Hindernissen
die erforderliche obrigkeitliche Ermächtigung erhalten habe, gehören
der aeussercn Aehnliehkeit ohnerachtet gar nicht hieher. da sie keine
Loszähluug von verbietenden Gesezen, sondern nur eine Vereigeu-
schaftung zu erlaubten Unternehmungen] beurkunden. Diese liegen
in dem linfang jeder höheren oder niederen Obrigkeitlichen Gewalt,
je nach dem GewaltMaas. das ihr selbst eigen ist ; nicht ausgedrückte
Hewilligungshefugnisse werden hier allemahl einer Stelle zu- oder
aberkannt, je nach der Rechtsähnlichkeit, die sie mit den ausdrück-
lich beygelegten oder mit den versagten Bewilligungsbefiignissen haben.
RechtsErwiederang and Rechts Vergeltung. 9) So wie die Gesez-
gebende Gewalt allein Recht und Unrecht für die Staatsbürger be-
stimmen kann, dieses aber gewöhnlich nach den Angaben des natür-
lichen Rechts und der durchgehenden Billigkeit bestimmt wird, so
kann sie auch allein für jene Fälle, wo den Staatsbürgern im Aus-
land durch gesezmässige ZurÜcksezung oder ungesezmüssige Gering-
scbäzuug ihrer Gerechtsame Nachtheil wiederfährt, den die betref-
fende Staatsgewalt auf Verwendung der hiesigen Obersten Behörden
nicht beseitigen will, dem schuldigen Staatsschuz, der auf jenem ge-
lindrcn Wege das Ziel nicht erreichte, durch RechtsErwiedrung
(Retorsion) und Rechts Vergeltung (Repressalien) Nachdruck ver-
leihen. RechtsErwiederung geschiehet dadurch, dass eine ZurÜck-
sezung. welche ein fremder Staat im Rechte denen Fremden gegen
seine Staatsgeuossen zuerkennet, und welche er auf Verwendung den
hiesigen Staatsangehörigen nicht erlassen will, nun auch seinen Bür-
gern hierlands widerfährt, ohnerachtet die hiesige Verfassung keinen
Unterschied des Rechts für Fremde und Angehörige kennet Sie
kann von keiner unteren Staatsbehörde zur Hand genommen werden,
wo sie nicht entweder für gewisse Fälle durch die Rechtsgeseze über-
haupt begründet, oder gegen einzelne Staaten besonders von der
obersten Staatsbehörde angeordnet ist. Sie kann, wo sie einmahl
eingetretten ist. durch den blossen Beweis, dass in einem einzelnen
Fall jene Zurücksetzung von dem Staat nicht in Ausübung gebracht
ward, nicht abgelehnt werden; sondern nur durch die Bescheinigung,
dass er die Ausübung jener Zurücksezung gegen hiesige Staats-
angehörige für alle Fälle untersagt habe. Sie kann als wohlerwor-
benes Recht von einzelnen hiesigen Staatsbürgern nur in jenem Fall
angesprochen werden, wo ein noch bestehendes Gesez sie allgemein
für gewisse Fälle geordnet hat. Sie kann niemals begehrt werden
für ein. wenn gleich hartes und von der hierländischen Verfassung
abweichendes Recht, das ein anderer Staat bey sich, aber ohne Unter-
schied für Fremd und Einheimisch autgestellt hat; indem dieses zwar
wohl, wenn Wir es gutfinden, bey Uns ebenso allgemein eingeführt,
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r. Weech.
aber niemals allein gegen jene Staatsgenossen Erwiederungsweise
gebraucht werden konnten. Rechtsvergeltong tritt ein, wo in
einem anderen Staat gegen diesseitige Unterthanen gesezlose Gewalt
angewandt oder ihr Ansuchen am Rechtsgehör unerledigt gelassen,
und damit das Recht versagt oder verzogen wird und die Staatsver-
wendung gegen diese Unbilde fruchtlos blieb ; und sie unterwirft die
Angehörige des andern Staats einer auch gesezlosen Behandlung bis
zu erlangter Genugthuung für jenen Rechtsünfug. Niemals kann sie
ohne eine für den vorliegenden Fall gegebene, die Person, die
es treffen darf, und den Grad der Gesezlosigkeit, der gegen sie
stattfinden mag genau bestimmende Anordnung der obersten Staats-
behörde statt finden. Kein Unterthan hat jemals ein wohlerworbenes
Recht sie zu verlangen; auch wenn er sie bewilligt, erlangt er da-
durch kein Recht zu begehren, dass sie nicht vor erreichtem End-
zweck wieder aufgehoben werde; indem allein die Rücksicht auf die
Rechts- und GewaltsVerhältnisse beeder Staaten, und die Aussicht
auf die Folgen, welche die Rechtsvergeltung für das allgemeine Staats-
wohl haben mag, hierunter den Ausschlag geben können. Ebenso-
wenig hat derjenige der sie nachsuchte und erhielt, wann in der
Folge gegen seine Erwartung für ihn daraus überwiegender Nach-
theil entspringt, desfalls einen Rückgriff auf den Staat zu dessen
Abwendung oder Ersaz.
Was hiernächst
II. die Obristrichterliche Gewalt anlangt, so liegt kraft
derselben
Landesherrliches Recht bei der Rechtspflege 10) Uns zwar allge-
mein die Sorge auf, dass in keinem Fall einem Staatsbürger wider
seinen Willen etwas für Recht, mithin für Folge aus dem Gesez in
Anwendung auf seinen vorliegenden Fall aufgedrungen werde, das
nicht nach hinlänglicher Erforschung der einschlagenden Umstände
auf vorgängige ordnungsmäsige Anhörung seiner Widerspruchsgründe
durch geordnete Richter für Recht erklärt sey; keineswegs aber die
Pflicht, Selbst Einsicht von den Umständen der strittigen Fälle zu
nehmen, und die GesezAnwendung auf sie zu bestimmen. Von Uns
allein können die Gerichtsordnungen ausgehen, Uns müssen die Richter
verpflichtet seyn, von wem sie übrigens verfassungsmäßig ernannt,
angestellt, und besoldet seyen; nur Unseren Gerichten können sie
wegen der Rechtsverwaltung persönlich verantwortlich seyn: vor
Unseren Obergerichten müssen sie die Gesezmässigkeit ihrer Aus-
sprüche in den obergerichtsordnungsmäsigen Fällen rechtfertigen:
von Uns können Sie durch Strafbefehle und Strafen zur Abstellung
etwaiger Rechtsverzögerungen oder Versagungen angehalten werden ;
aber keine Parthie kann von Uns oder Unserer obersten Staats-
behörde eine Prüfung des Inhalts eines Rechtsspruchs der Gerichte
oder einen Aufenthalt der Vollziehung desselben zum Behuf einer
weiteren Beurtheilung der Sache verlangen; indem Wir Unserer
eigenen Ueberzeugung oder jener Unserer obersten Staatsbehörden
keinen Einfluss in die Rechtsanwendung zwischen einzelnen Partheyen
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Dm siebente und achte badische Konstitutionaedikt. 267
gestatten. Nor das bleibt Uns kraft der Obhut über die Gesezbeob-
achtang vorbehalten, dasa, wo Wir in dem Gang der Rechtssache
eine Hintansezong der Gerichtsordnung oder eine Ueberschreitnng
der richterlichen Gewalt nach angehörtem Rat Unserer betreffenden
obersten Staatsstelle vorhanden erachten, Wir Amtshalber und anan-
gesehen der etwa von der Parthie versäumten Fatalien, die Sache
vor das nächste Obergericht zu Ertheilung eines Erkenntnisses Ober
den Rechtsbestand des Verfahrens verweisen können, damit solches
Qber die ihm anzuzeigende Hintansezung oder Ueberschreitung er-
kenne, und im Fall sie richtig und erheblich befunden wird, einem
andern Untergericht an des Ersten Statt, die Berichtigung und Voll-
endung des Rechtsstreits auftrage, auch das fehlbar erfundene Unter-
gericht zur Rechtfertigung ziehe. Ebenso wenig kann irgend ein
Strafartheil Ober Vergehen oder Verbrechen von Uns selbst
oder von andern, die nicht für die Rechtsverwaltung angestellt und.
verpflichtet sind, gefällt noch ein gefälltes geschärft werden. Nur
Milderang der Strafe im Wege des Rechts oder der Gnade,
wenn nemlich Wir entweder das richterliche Ermessen zu streng
fänden, oder obwohl solches gerecht wäre, doch wegen einlaufender
Nebenumstände mit der Gelindigkeit den Straf Endzweck zu erreichen
hofften, und Rechtfertigung des Erkenntnisses bleibt Uns vor-
behalten, entweder durch Erforderung weiterer Untersuchung vor
Genehmigung der VerkQndung und des Vollzugs eines StrafUrtheils,
wenn nicht alle Aufklärung zum richtigen Ermessen über die That
Unseren oberen Staatsstellen in den Akten vorläge, oder durch Ver-
weisung der Sache zum Erkänntniss an ein anderes gleiches Ober-
gericht oder an eine Rechtsfakultät des Landes, wenn eine mit der
öffentlichen Sicherheit unverträgliche Hintansezung der gesezlichen
Strenge ohne angeführte gesezgemässe RechtfertigungsGründe von
Unserer Obersten Staatsbehörde entdeckt würde. Dabey soll jedoch
im Ersten der gedachten Fälle der Erfolg der weiteren Untersuchung
lediglich dem Erkänntniss des vorigen Obergerichts und im andern
Fall das Ermessen über den Grund oder Ungrund der verneinten allzu-
grossen Gelindigkeit. mithin das anderweit zu gebende Erkänntniss
dem an die Stelle des ersten getretenen Gericht oder Spruchkolleg
lediglich freygelassen werden: so wie in jedem Fall wo das Urtheil
aof den Tod gebt, und in den weiteren die etwa jeweils die Gesez-
gebung dazu geeignet erklärt, gegen ein solches zuvor gerechtfertigte
Urthel eben so gut als gegen ein von Unsertwegen zum Vollzug be-
stätigtes dem Verurtheilten der Weg der Berufung auf Erkenntnis
des obersten Gerichtshofs, als leztes VertheidigungsMittel ungesperrt
bleiben muss, dessen * Urtheil nachmals so wenig einer weiteren
Rechtfertigung als irgend einer Schärfung unterworfen werden kann.
Erfordernisse zum Richteramt überhaupt 11) Um Recht sprechen
zu können, muss man eine Stelle bekleiden, welcher verfassungsmäßig
eine Gerichtsbarkeit anhängig ist, oder man muss aus gesezmäsigen
* addatur: nach Vernehmung des KronAnwalds ergehender
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t. Wcech.
VerhinderungsUrsachen der ordentlichen Gerichtsstelle einen beson-
deren Auftrag vorsorglich von dem Gesez oder im einzelnen Fall von
dem Oberrichter jener Stelle, oder wo sie keinen mehr hätte, von
der betreffenden Abtheilung der obersten Staatsbehörde erlangt haben.
Man muss volljährig, zur Rechtskenntniss gehörig eingeleitet, und
als gesezgelehrt auf vorgängige Prüfung vor der landesherrlichen
Behörde anerkannt seyn, auch durch die dem Landesherrn auf die
Rechtsverwaltung abzulegende Pflichten besonders gelobt haben, dass
man die Thatsachen, die vor das Gericht gebracht werden, aus den
Verhören und Beweisen nach allen ihren erheblichen Beziehungen,
vollständig zu erkennen weder Arbeit noch Muhe sparen, diejenige
Geseze, zu welchen die That sich eignet, in ihrem ganzen Umfang
und richtigen Sinn nach bestem Wissen und Gewissen darauf an-
wenden, und daran mehr oder weniger zu thun als sich gebührt
durch keinerley nahe oder ferne Rücksichten auf eigenen Gewinn
oder Nachtheil, Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeiten, auch durch
keinerley Ungunst oder Vorgunst, Hochachtung oder Geringschazung
für Eine oder die Andre der bei dem RechtsErkäuntniss mittelbar
oder unmittelbar betheiligten Personen, noch durch irgend einige
ueben dem Richteramt etwa aufhabende Staats- oder Dienstpflichten
sich wollen abhalten lassen. Um diese Richterpflichten erfüllen zu
können, werden hier ein für allemahl und grundgesezlich alle Pflich-
ten, die jemand Uns oder Unsern Standes- und Grundherrn wegen
Unterthanschaft, Grundpflichtigkeit oder Dienstverbindungen geleistet
hat, wie sie auch lauten mögen, als der Verwaltung stricter Rechts-
pflege nicht im Wege stehend erklärt und soll jedes Unternehmen,
womit jemand einen Richter im Rechtsprechen auf habende besondere
Pflichten zurückführen, oder ihm ein abgünstig erfolgtes Urtheil in
seinen übrigen Verhältnissen nachtheilig empfinden lassen wollte, an
demjenigen Herrn oder Mitdiener, der dergleichen sich zu Schulden
kommen Hesse, für ein Verbrechen der Rechtsfeilschung angesehen
werden. Auch ist zu gleichem Zweck die schon in Unseren vorderen
Gesezen liegende Anordnung grundgesezlich bestättigt, dass im Zwei-
fel niemals für oder gegen den Landesherrlichen, Standesherrlichen
oder Grundherrlichen Vortheil zu sprechen sey; sondern es sollen
dergleichen Sachen nach denen aus ihrer Natur und den begleitenden
Umständen gesezmäsig entschöpften Beweisen oder Vermuthungen
gerade so entschieden werden, wie ebendieselbe würden haben ab-
geurtheilt werden müssen, wenn sie zwischen anderen Klassen der
Staatsbürger allein in Frage stünden, damit durchaus keinerley An-
sehen der Person vor Gericht obwalten könne. Weiter muss, um zum
RechtsErkänntniss befähigt zu seyn, das Gericht gehörig besezt seyn,
wozu bey Untergerichten ausser dem Richter ein besonderer ver-
pflichteter Gerichtschreiber, und wenn in einzelnen Fällen dieser
beyzuwürken verhindert wäre, und der Richter die Feder selbst
führen musste, der Zuzug zweyer Urkundspersonen oder die Unter-
schrift der Parthien, so fern diese lesen und schreiben können, und
alsdann nur einer Urkundsperson, bey Obergerichten aber ausser dem
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Du siebente und achte badische Konstitutionnedikt.
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Gerichtsschreiber eine Versammlung dreyer zum Richteramt befähigter
Urtbeiler erforderlich ist.
Erfordernis« um Richteramt in etnielaen Sachen. 12) Ein Richter
muss auch bey jeder einzelnen Streitsache unpartheyisch und un-
befangen seyn, um darinn sprechen zu können. Für partheiisch
gilt derjenige Richter oder Urtheiler, dem der Gewinn oder Verlust
des Streits an seinen Rechten, an seinem Vermögen, oder an seinem
traten Leumund Nachtheil bringt; für befangen aber derjenige, der
einem der streitenden Theile vorhin in der Streitsache selbst oder
in einer damit verwandten Sache gedient hat; der in einem solchen
Grad mit einer Parthie verwandt ist, dass er um seiner Ehre, seines
Nnzens, oder seiner Staats pH ich t willen für verbunden geachtet werden
mag, sich ihres Vortheils anzunehmen und dadurch in eine Kollision
der Pflichten kommen könnte; der schon vor verhandelter Sache sich
öffentlich irgendwo für oder wider das Recht einer Parthie ent-
schieden erklärt hat; der einen namhaften und unvergoltenen Vor-
theil von einer Parthie schon bezogen oder doch zu hoffen hat.
weswegen er ihr zu Dank oder Gefälligkeit verpflichtet wäre; endlich
wer eine eigene Streitsache gegen jemand führt, die auf dem gleichen
Rechtsgrunde ruhet, wie der vor ihn gebrachte Rechtsstreit, so dass
er seine Ueberzeugung nicht, ohne sich selbst in seinem Rechtsstreit
für ungerecht zu erkennen, frey bestimmen lassen, mithin nur be-
stimmt. Einer oder beeden Parthien, ohne sich selbst Unrechts schuld
zu geben, recht geben könnte. Partheylichkeit macht jeden Rechts-
spruch nichtig, den Richter aber strafbar und verantwortlich; sie
begründet daher die Nichtigkeitsklage, sie mag in den Verhandlungen
erinnert worden seyn oder nicht, so lang noch nicht das Urtheil durch
einen weiteren unpartheyischen Rechtszug gelaufen und bestättigt
worden ist. Befangenheit berechtigt zwar jeden Richter das Er-
kenntniss oder ein Abstimmen dazu von sich abzuwälzen und macht
es billig, dass er es thue, verpflichtet ihn aber nicht eher dazu, als
biss es von der Parthie gerichtlich in Erinnerung gebracht wird; nur
in diesem lezteren Falle, wenn er auf die Erinnerung nicht achtet,
kann er daher dafür verantwortlich, mithin verbunden werden, Schaden
und Kosten der nichtig unternommenen Rechtfertigung zu tragen:
ausser diesem Fall hat die Parthie in sich selbst den Grund eines
ihr etwa aus einer Nichtanzeige der Befangenheit zugehenden Nach-
theils zu suchen.
RechUbebortgaelt des fiiehters. 13) Nicht minder muss, um be-
fähigt zu seyn in einer Sache Recht zu sprechen, der Richter dafür
die geeignete Rechtsbehörde seyn. Die Rechtsbehörigkeit
(coropetentia fori) entsteht ordentlicher Weise aus der Gerichts-
pflichtigkeit der Person, wider welche ein Rechtszwang ausgeübt wer-
den soll, über deren Beschaffenheit, wie solche aus dem Aufenthalt,
der Sässigkeit einer Person oder der Liegenheit einer Sache hervor-
gehet, Unser sechstes KonstitutionsEdikt ') das Nöthige anordnet.
») Vom 4. Juni 1808, die Grundverfassung der verschiedenen Stände
des Groesherzogtums betreffend.
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270
Wcech.
Ausserordentlicher Weise aber kann die Gerichtsbarkeit be-
gründet werden: a) durch Gegenverbindlichkeit; wer eine Parthie
vor einer Gerichtsbehörde wegen irgend etwas belangt hat, deren er
hinwiederum wegen irgend Etwas (liegenschaftliche Ansprüche aus-
genommen) zu Recht zu stehen hat, das noch nicht an anderen Ge-
richten anhängig ist, der ist schuldig auf Verlangen des andern Theils,
wider sich Recht zu nehmen vor demjenigen Richter, den er für sich
angerufen hatte; b) durch Ortsverbindlichkeit; wer einem An-
dern etwas an einem bestimmten Ort ausserhalb dem Gerichtssprengel
seines ordentlichen Richters zu leisten, zu liefern oder zu zahlen aus-
drücklich oder stillschweigend zugesagt hat (welches leztere geschieht,
wenn jemand einen Vertrag an einem solchen gerichtsfremden Orte
auf gleich baldige Erfüllung schliesst, oder wenn er solchen auf zwar
vertagte, das ist auf eine bestimmte andere Zeit verschobene, jedoch
an jenem Ort mit Pfand oder Bürgen gesicherte Erfüllung ein-
gegangen hat) der ist schuldig, vor dem ordentlichen Richter jenes
Orts auf Verlangen des Gegentheils desfalls zu Recht zu stehen;
c) durch Vorverbindlichkeit; wer mit einem andern vor einer
Gerichtsbehörde über einen Streit zu Recht gestanden ist, durch
dessen Entscheidung ein weiterer Streit zwischen eben diesen Per-
sonen begründet oder geöffnet wird, in welchem die im vorigen ver-
bandelten Gründe zur Beurtheilung wieder mit einfliessen, der ist auf
Verlangen seines Gegners schuldig, die Sache an jenem vorigen Ge-
richt anhängig werden zu lassen, wenn es sonst gleich nicht die
ordentliche Behörde dafür wäre, d) durch Samtverbindlichkeit;
so oft mehrere Klager einen untheilbaren Streit oder mehrere un-
trennbare Strittigkeiten gegen jemand einzuführen haben, die vor
verschiedene Gerichtsstellen an sich oder nach ihren verschiedenen
Gesichtspunkten gebracht werden könnten, wenn dabey sie nicht
einig werden können, vor welchem jener Gerichte er anzubringen sey,
und etwa jeder vor ein anderes Gericht ihn zu ziehen unternähme,
alsdann ist der LiegenschaftsRichter, wenn der Streit durch Liegen-
heit der Sache begründet werden kann, ausser diesem Fall aber der
ordentliche persönliche Gerichtsstand des Beklagten derjenige, der
allein das Recht hat, sich damit zu befassen, und von den übrigen
noch mit angerufen gewesenen Gerichten den Streit abzurufen : ferner
so oft mit einer Klage mehrere unter verschiedenem innländischem
Gerichtszwang gelegene Liegenschaften umfasst werden sollen, dann
ist Rechtsbehörde der Richter des Hauptguts auf jener der Zu-
gehörden, oder bei mehreren als Hauptgut sich darstellenden Liegen-
schaften, derjenige LiegenheitsRichter, den aus ihnen der Kläger
auswählt, oder wo mehrere Kläger in der Wahl nicht einig würden,
derjenige der zuerst angerufen wurde; endlich so oft mehrere Per-
sonen, die unter verschiedenen Gerichtsstellen persönlich gericbts-
p flichtig sind, mit einer untheilbaren Klage zu belangen wären, und
solche hätten durch Liegenheit der Sache oder durch Ortsverbind-
lichkeit oder durch Vorverbindlichkeit für diese Sache noch einen
Gerichtsstand der allen gemeinschaftlich wäre, so ist dieser die Rechts-
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Das siebente und achte badische Konstitutionsedikt
271
behörde; andernfalls ist es der Torgehende der in Konkurrenz stehen-
den Gerichtshöfe, wenn sie von verschiedenen Stufen wären, oder der
»erst angerufene, wenn jene von gleichen Stufen sind; desgleichen:
e) durch Rechtshängigkeit kann der Gerichtsstand ausserordent-
licher Weise begründet werden: wenn eine Parthie im guten Glauben,
dass eine oder die andre der vorgedachten ordentlichen oder ausser-
ordentlichen Begründungsarten der Gerichtsstandschaft vorhanden sey
einen unbehörigen übrigens befähigten Richter angegangen hat und
der Richter weder für sich noch durch Erinnerung der Gegenparthie
auf seine Nichtbehörigkeit vor Erömung des Beweisverfahrens auf-
merksam wurde, so gilt seine Gerichtsbarkeit für anerkannt durch
Rechtshängigkeit und der Einwand der Unbehörigkeit für gefallen.
* [Ohne einen solchen in Acten vorgelegenen Anschein der Rechts-
behörigkeit und daraus entsprungnem ehrlichen Glauben durch blosse
willkührliche Anerkenntnis der Parthien oder gar durch ausdrück-
liche Verabredungen derselben kann kein Gericht, als solches, ent-
scheidungsberechtigt für eine Sache werden, wohl aber in der Eigen-
schaft als SchiedsRichter, wenn beeder Theile Absicht dahin zu-
sammentrifft] Alle diese Begründungsarten beziehen sich nur auf
Rechtssachen. In Strafsachen entscheidet nur die Gerichts-
pflichtigkeit der That oder des Thäters, wobey Erstere der Lezteren
vorgeht, und Erstere in Fällen wo die That durch mehrere inlän-
dische Bezirke sich durchgezogen hat, in jenem Bezirk stattfindet,
in welchem die lezte zusammenhängende Handlung geschah oder wo
die lezte der mehreren Handlungen, welche durch WiederEntfernung
des Verbrechers von der beleidigten Person oder verlezten Sache
unterbrochen worden wären, angefangen wurde.
Folgen der Gertchtsstandschift 14) Bey einer Streitsache, für
welche es nach obigen Grundsäzen mehrere Rechtsbehörden gibt, hat
der Kläger die Wahl, so lang er nicht bey Einer derselben sein Ge-
such angebracht hat, wodurch alsdann diese mit der Sache befasst
wird, und eine veränderte Wahl wegfällt. Der Richter, dessen Ge-
richtsbarkeit begründet ist, kann ohne eine gesezmäsige und in dem
Bescheid angegebene Ursache eine Sache nicht von sich wegweisen.
Der Beklagte kann ohne eine solche Ursache den Gerichtsstand vor
einer Behörde nicht ablehnen. Auch wo er sich von einer Un-
behörigkeit der angerufenen Gerichtsstelle überzeugt hielte, muss er
das Gericht ehren durch Anzeige der empfangenen Ladung und der
Ursachen zu Ablehnung des Gerichtsstandes, durch Abwart ung des
Erkenntnisses darüber, und durch Befolgung desselben, wenn er es
rechtskräftig werden lässt, oder wenn er im obersten Rechtszug seiner
Ueberzeugung den richterlichen Beyfall nicht verschaffen kann. Vor
Untergerichten kann jeder der selbstmündig ist, über seine Sache
• omittatur et ponatur ob Code Napoleon: Endlich e) durch be-
stimmte Auswahl eines Wohnsizes in einem Vertrag, welcher alsdann für
die einzelne Sache die nemliche Würkung hat, wie der ordentliche Wohnsix
für alle Sachen
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2
t Weech.
auch selbst gehört zu werden verlangen, und er muss gesezniäsigc
Gründe antühren, am durch rechtsgelehrte Gewalthaber erscheinen
zu können. Bey Obergerichten hingegen kann in bürgerlichen Recht* -
sachen niemand verlangen persönlich gehört zu werden, ja ausser-
halb besonderen durch das Gesez ausgezeichneten Fällen kann er
nicht einmahl dazu gelassen werden, sondern muss durch gesezver-
ständige und vom Staat dazu ermächtigte Anwälde handeln. Niemand
kann verurtheilt werden, der nicht zuvor Ober den Streitpunkt, der
abgeurtheilt wird, vernommen, das heisst entweder würklich gehört
worden ist, oder obwohl er zu reden aufgefordert worden ward, die
ihm verschaffte Gelegenheit zum Gehör unbenuzt gelassen hatte; über
niemand kann geurtheilt werden, wenn ihm der Gegner seinen Vor-
trag in Abrede zieht, so lang er nicht durch gesezliche oder richter-
liche Auflage vorher im Fall gewesen ist, die Beweise seiner Behaup-
tung vorbringen zu können und zu müssen. Niemand kann verbind-
lich werden oder Nachtheil leiden durch ein Ermessen seines Richters
über den Streit, das nicht niedergeschrieben und ihm oder seinem
Gewaltliaber an Gerichtsstätte (d. h. an einem Ort, wo er zur Vor-
nahme oder Vornehmung gerichtlicher Handlungen vorgefordert ward i
verkündet sey, wenn gleich ihm dessen Innhalt sonst hinlänglich
bekannt geworden wäre. Endlich kann nur alsdann jemand durch
ein Erkenntniss verbindlich werden, wenn der Spruch für die be-
treffende Sache der höchste Rechtszug war, oder wenn dagegen in
Zeiten ein erlaubter höherer Rechtszug nicht ergriffen oder dem-
selben auf eine gesezmäsige Art vor oder nach dem Erkenntniss frey
entsagt und das Urtheil anerkannt worden ist.
Verschiedenheit der Rechtslüge. 15) Jedermann kann verlangen, dass
seine Streitsache, wenn sie nicht geringfügig ist, so dass im Durch-
schnitt der Kostenbetrag eines weiteren Zugs leicht den Werth des
Streitgegenstandes auf- oder überwiegen möchte, einer zweymahli-
gen Rechtsbeurtheilung und zwar je nach Beschaffenheit des meh-
reren oder minderen Werths mit oder ohne Gelegenheit zu neuem
Beweisverfahren unterworfen, und dass bey noch mehrerer Wichtig-
keit der Sache auch eine dritte ihm geöfhet werde, wenn die Erste
bey einem nur mündlich verhandelnden Untergericht war, oder wenn
sie zwar vor einem Obergericht war, doch der Erfolg der beeden
Ersten Erkenntnisse verschieden ausfiel. Einen mehr als drei-
fachen Rechtszug (Instanz) kann niemand um keiner Ursach willen
begehren, obwohl ein solcher zufällig stattfinden kann, wenn unvor-
hergesehen neue Umstände oder unheilbare Mängel eines richterlichen
Verfahrens zwischen den ordentlichen Gang der Sache einen ausser-
ordentlichen Rechtszug einschoben. Der erste Rechtszug ist jedes-
mahl vor demjenigen Gericht, welchem obige Regeln der Rechts-
behörigkeit ihn zuweisen, der zweite und dritte gehet vor Ober-
behörden desselben, so lange deren da sind, andernfalls vor veränderte
Personen des nemlichen Gerichts oder vor Spruchkollegien, die au
deren Stelle tretten. Ueber den dritten Zug kann niemand als ein
landesherrlicher Gerichtshof urtheilen und kein standesherrlicher .
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Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt
273
Den Gang und die Formen dieser Rechtszöge bestimmen die Gerichts-
ordnungen, welche auch den Werth der Streitsache, der einen zweiten
und dritten Zur ftfnet. bestimmen. Keine Geringfügigkeit kann den
höheren Rechtszug in einem Fall hindern, in welchem nicht blos das
Interesse der Parthie sondern auch die Unvereinbarlichkeit mit den
Gmndgesezen * für die Nichtbefolgung des vorigen RecbtsErkennt-
nisses angeführt werden könnte und dadurch ausgeführt werden wollte.
Was hier von dreyfachen Rechtszügen gesagt ist, trift nur die Rechts-
händel: in Strafhändelu oder Untersuchungssachen gibt es ordent-
licher Weise keineu Rechtszug; sondern es hat dawider nur der Re-
kurs an Uns zum Recht und zur Gnade statt: nur bey Todesstrafen,
oder solchen, die durch das Gesez ihnen jeweils gleichgeltend erklärt
werden, und bey suchender Ausführung einer völligen Unschuld, findet
ein zweiter Rechtszug an die oberste Gerichtsstelle des Grossherzog-
thums statt.
VollziehaogsGewalt des Richten. 16) Jedem Richter, der es durch
seine Stelle und nicht durch einen besonderen Auftrag ist, stehet
auch die vollziehende Gewalt für seine GerichtsErkenntnisse zu,
und zwar bey höheren Strafurtheilen wo der untersuchende und er-
kennende Richter zwey Personen sind, demjenigen, welcher der Unter-
suchungsRichter ist, bey gemeinen Strafurtheilen aber wo der unter-
suchende Richter auch erkennt, und bey Rechtsurtheilen demjenigen,
der den ersten Zug hatte. Sie kann ihm ohne rechtliche Beweg-
gründe ebenso wenig als das Richteramt in Sachen, die vor ihm be-
nötig sind, und auch wo jene vorhanden sind, nur durch oberrichter-
liche Verordnung entzogen und an Andere übertragen werden. Wo
sie ausser seinem Gerichtssprengel zu bewürcken ist, muss sie zwar
durch den dortigen Bezirksrichter besorgt werden, aber nur auf
RechtsErsuchen des Richters der gesprochen hat, und nach seiner
RechtsAnordnung. Eine ordnungsmäsig erkannte Urthelsvollziehung
kann durch keine andre als oberrichterliche in gesezlicher Ordnung
erlangte Einhaltsbefehle abgestellt werden: aufgeschoben für kurze
Zeit mag sie auch werden durch Refehle des Regenten oder seiner
obersten Staatsbehörden, wenn entweder die Untersuchung eines an-
scheinenden Rechtsüberdrangs oder die Erforschung der Mittel, wie
die Urthelsvollziehung durch etwaige Staatshülfe «lern Schuldner minder
drückend sey in Frage kommt; so wie aber der eine und andre Zweck
erreicht oder durch die Erkundigungen als unerreichbar dargestellt
ist, so muss dem Recht wieder der ungehemmte Lauf gelassen werden.
In Beziehung
III. auf die hohe Polizeygewalt bemerken Wir vorder-
samst in Hinsicht auf die Vieldeutigkeit, welche dem Begrif der Polizey
durch den manchfachen Sprachgebrauch eigen geworden ist. dass er
hier in seinem allgemeinsten Sinn genommen sey; er umfasst daher
alle verfassungsmäßige Ausübung der obrigkeitlichen Gewalt zur Re-
* addatur: oder die An.stossigkeit gegen gesetzmäsige vom KronAnwald
vorgetragene Staats-Rücksichten.
Z*H*chr. f. (i^ch. d. Oberrh. X. F. VII. 8. I S
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274
v. Weech.
gierung der Staatsangehörigen, die sich in anderm Wege als durch
Gebung der Geseze und durch deren Anwendung auf Rechts- und
Strafsachen aeussert. Es stehet nemlich
Allgemeiner Dmfaog der Polixejr 17) das Gesammtwohl des Re-
genten und seiner Unterthanen nur da in Flor, wo der Regent mit
seiner Familie, jeder einzelne Staatsbarger mit den Seinigen und
jede im Staat befindliche Gesellschaft oder Körperschaft ihre Zwecke
nach eigener Einsicht frey wählen kann, so weit als solche nicht
durch die Idee der Geselligkeit Oberhaupt und durch diejenige be-
stimmte Form derselben, welche die einzelne Staatsverfassung
erzeugt, schon fest bestimmt sind; wenn ferner jeder für Erreichung
seiner Zwecke die hinlängliche Menge der Mittel und die möglichste
Leichtigkeit ihrer Anwendung vorfindet; wenn er endlich für seine
Thätigkeit zu deren Anwendung allen jenen Spielraum behält, der
ihm frey bleiben kann, ohne dass dadurch die gleiche Freybcit der
übrigen Theilhaber der Staatswohlfahrt in Verfolgung ihrer Zwecke
und in Benuzuog ihrer Wirkungskreise zerstört werde. Jener Flor
ist hiernächst nur dauernd da, wo die Staatsgewalt mit dem Willen
auch die Kräfte vereinigt alle Staatsglieder zu diesem gesellschaft-
lichen Vereinigungspunkt hinzuleiten, so verschieden auch deren Ein-
sicht, WillensGüte und EntschlussStärke in ihren Abstufungen er-
scheinen. Hieraus entstehet die Pflicht und das Recht des Regenten
durch die in seinen Händen liegende GesammtEinsicht und Gesammt-
Kraft auf jeden einzelnen Staatsbürger soweit einzuwürkcn als nöthig
ist um der Würksamkeit desselben die in das Ganze einpassende
Richtung und den für einen sachgemässen Erfolg nöthigen Antrieb
oder Anhalt zu geben, folglich auch das Recht und die Pflicht zu
solchem Ende die Kenntniss der Bestrebungen und Unternehmungen
jedes Staatseinwohners mit den möglichen Beziehungen auf die Ver-
hältnisse der Uebrigen einzeln und im Ganzen betrachtet sich in so
weit eigen zu machen, dass der Antrieb oder Anhalt mit Erfolg
möglich werde. Dieses Recht macht die Pol izey Gewalt aus. Jedem
Staatsbürger die Kreise einer erlaubten Kraftanwendung und Gewerb-
samkeit möglichst zu erweitern; ihm die Gegenstände derselben zu-
gänglich zu machen, zu bewahren und zu vervielfältigen; jeden Schaden,
den aus Unwissenheit, Unbedachtsamkeit, Ungezogenheit oder Bosheit
Einer dem Andern zufügen möchte, zu verhüten; jeder einseitigen
Vortheiligkeit der Listigeren und Mächtigeren zum Nachtheil des
Kurzsichtigeren oder Geringeren vorzubeugen; endlich jede Gesez-
übertrettung, so wie jeden Uebertretter auszukundschaften und zu
sorgen, dass er der RechtsErkenntniss sich nicht entziehen könne;
diess ist der Umris der Obliegenheiten der Polizeygewalt. Da diese
Pflichten in gewissem minderem Maase von jeder Gewalt über Andre
untrennbar sind und daher in der hausväterlichen, in der vorsteher-
amtlichen, in der richterlichen, in der gutsherrlichen Gewalt ein
gewisser minderer Theil derselben gefunden wird, indessen die ganze
Fülle derselben in Bezug auf den Umfang der Berechtigungen und
auf die Kraft ihrer Anwendung nur durch die Staatsgewalt begründet
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Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt
275
wird; so entstehet dadurch der Unterschied zwischen der gemeinen
Polizey, die ans andern als obrigkeitlichen Verhältnissen abfliegst,
und der hohen Polizey, deren Befugnisse nur durch den Besiz der
Staatsgewalt oder eines untergeordneten Theils davon rechtlich be-
gründet werden kann. Erstere würket nur innerhalb des bürger-
rechtlichen Verhältnisses, durch das sie begründet wird, auf Personen
und Güter, die von solchem Verhältniss umfasst werden, in ledig-
lieber Beziehung auf jene Verhältnisse und nur durch Mittel die
innerhalb des Gewaltkreises solcher GesellschaftsGewalt liegen. Die
hohe Polizey verbreitet sich hingegen mit Recht auf jede aeussere
Handlung des Staatsbürgers und des Fremden, und auf jede Unter-
lassung einer solchen, sobald andern Menschen Vortheil oder Nach-
theil dadurch zugehen kann. Keine Person und keine Würckungsart
derselben kann ihr entzogen werden, sobald sie unter dem Gesichts-
punkt eines Einflusses auf Andre erscheinet. Selbst die Würksarakeit
des Menschen auf sein eigenes Wohl gehört in so weit in ihr Gebiet,
als ein solcher damit auf sein Daseyn, seine Kräfte oder sein Ver-
mögen unmittelbar zerstörend zu würken unternähme und sich daher
als Gesellschaftsglied unnüz zu machen Gefahr liefe; ausser diesem
Fall bleibt jeder erzogene und vernunftbegabte Mensch hierin seinem
eigenen Veraunftgebrauch und jeder Unerzogene oder Vernunftberaubte
seinen gesezlichen Fürsorgern überlassen.
Gegenstände der hohen Polisej. 18) Damit dass die hohe Pol izey-
gewalt auf jede Handlung sich verbreiten kann, die eine äussere
Beziehung hat. ist jedoch nicht gesagt, dass sie auf Jede in jedem
Fall sich verbreiten müsse, und ebenso wenig dass sie überall un-
mittelbar und selbst zu würken habe. Da sie derjenige Theil der
Staatsgewalt ist, wodurch der Regent ganz eigentlich als Vatter der
grossen Familie seines Volks erscheint : so erwartet Unser Land mit
Recht von Uns und fordern Wir von jedem dazu verordneten Staats-
diener, dass diese Macht vätterlich geübt werde. Indem Wir Uns
stets zur heiligen Pflicht machen, keine Handlungen des Bürgers
wider seinen Willen einzuhalten oder voranzutreiben, wo die dadurch
abgenöthigte Richtung seines Thuns und Lassens von beschwerlicheren
Folgen für ihn sein würde, als der Nachtheil der aus der Unterlas-
sung dieses obrigkeitlichen Eingreifens für die Wohlfahrt des Staats
oder der übrigen Staatsbürger entstehen könnte, auch nicht zu dulden,
dass unter dem angenommenen Schein des gemeinen Wohls der ein-
seitige Vortheil einzelner Personen oder einzelner Stünde der Rechts-
Gleichheit Aller und ihrem Gesammtwohl sich vordränge, bleibt in
dessen Gefolg die unwandelbare Pflicht aller Staatsdiener nicht durch
anüberdachtes Bestreben alles nach ihrer eigenen Ansicht erfolgen
zu sehen und den Unterthanen zur blossen Staatsinaschine herabzu-
würdigen, sondern zu sorgen, dass Jedem, wo es immer ohne Schaden
für die Verbindung des Ganzen und für die Wohlfarth seiner Mit-
bürger geschehen kann, die Selbstbestimmung zu seinen Handlungen
gesichert, und nur durch Belehrung und Ermunterung seinen Ent-
schlüssen die. mit der eigenen heueren Ansicht der StaatsKegierung
1**
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v. Wecch.
zusammenstimmende, treye Richtung verschafft werde. Deswegen darf
die hohe Polizeygewalt auch niemals die gemeinen Polizeygewalten
umgehen, wo nicht deren Erschlaffung oder die Wichtigkeit des Falls
ein anderes erheischt; sondern sie rauss vielmehr durch solche auf
die ihnen angehörigc Glieder wttrken. Wo hienächst es nicht um die
Verfolgung der Spur eines Verbrechens oder um die Verhütung eines
glaublich angezeigten Vorhabens eines Verbrechens zu thun ist (als
für welche ihr durchaus freye Hand für alle nothwendige Erkundi-
gungs und Verhütungsmittel zustehet, solang sie nur keine anwendet,
wodurch Sicherheit, Ehre, und Vermögen der Unschuldigen auf das
Spiel gesezt wird) da darf sie keineswegs unaufgerufen in das Innere
der Wohnhäuser und der Familien eindringen, sondern sie muss dort
die Sorge für die Hauspolizei dem Hausvatter überlassen und nur
wo dieser zu ohnmächtig oder zu übermächtig würkt, darf und soll
sie auf Beschwerden eines Betheiligten sich in das Mittel legen; desto
würksamer aber kann und soll sie jeden öffentlichen Ort und jedes
Versammlungshaus unter ihre Obhut nehmen, weil dort kein einzelner
Staatsbürger Recht, Pflicht und Macht hat, ein Hausregiment über
die vereinte Gesellschaft auszuüben. Desgleichen kann sie auf Ge-
meinden und Körperschaften allerdings in stärkerem Maase als auf
einzelne Familien eiuwürken: indem nemlich bei lezteren ein un-
geteiltes Interesse statt findet, das in der Eigenthumsdisposition
des Hausvaters zusammenläuft; haben dagegen in Gemeinden und
Körperschaften die Vorsteher nur ein Verwaltungsrecht über das
Gemeindsinteresse, und dieses Interesse geht nur aus dem gleichen
gesellschaftlichen Interesse aller Gemeindsgenossen hervor, mit wel-
chem der Eigennuz der einzelnen GemeindsVorsteher oder Gemeinds-
Glieder häufig im Gegensaz sich befindet; deshalb hat hier die hohe
Polizeygewalt Recht und Pflicht, auch auf das Innere der Gemeinds-
Haushaltung unaufgefordert sich zu verbreiten, wodurch allein sie im
Stand ist, den Wohlstand der einzelnen Familien gegen nachtheilige
Sammtwürkungen der Vorsteher oder der vorherrschenden Ortsbürger
zu sichern.
Gegenstände der Staatspolizey. 19) Das bisher Gesagte führt un-
mittelbar zu dem Unterschied zwischen der StaatsPolizey, der
LandesPolizey und der OrtsPolizey. Die StaatsPolizey be-
zweckt zunächst die Sicherheit und Wohlfarth der Staatsgewalt; ihr
Gegenstand ist daher Erhaltung und Verbesserung des Staatsgebietes,
Vermehrung und Veredlung seiner Bewohner, Stärkung und Belebung
des Rechtsbandes, das den Regenten und die Unterthanen an einander
knüpft. Die Natur der Sache weiset ihre Verwaltung allein dem Re-
genten und seinen verordneten Dienstbehörden ohne alle Thcilnahme
der Staatsangehörigen zu; sie ist unveräusserlich, oder mit andern
Worten, sie kann durch keinerley Freiheiten oder Rechtstitel auf
irgend eine Art zu Eigenthum in die Hände der StaatsEinsassen
kommen: sie ist un übertragbar, das heisst sie kann an keine wenn
gleich landesherrliche Dienststellen durch einen allgemeinen oder
besonderen DienstAuftrag so übergehen, dass dadurch der Regent
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Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt.
277
gehindert würde, sie für einen einzelnen Fall oder für mehrere frey
wieder an sich ziehen und an andere Diener zu Besorgung übertragen
zu können ; die desfallsige GewaltsEinschränkung der obersten Staats-
behörden, wodurch diesen in Rechtssachen dergleichen Einschreitungen,
wie gut auch deren Absicht sey, untersagt sind, ist auf Polizeygegen-
stände durchaus nicht anwendbar: sie ist endlich ungebunden, das
heisst sie kann weder in bestimmte Formen ihrer AusübungsArt noch
in vorgezeichnete Schranken ihrer Wirksamkeit eingebannt werden,
sondern die Na. -i^ des Zwecks und der Mittel zu dessen Erreichung
bestimmen für jeden Fall ihren Umfang. Obwohl sie nun dabey die
Freyheit der Person und die Sicherheit des Eigenthums der Staats-
bürger achten muss, folglich zwar deren Gebrauch vernunftmäsig
zum Vortheil der übrigen Staatsglieder einschränken, aber in der
Regel niemals ihn aufheben und zerstören darf, so kann sie jedoch
wenn nothwendige Anstalten für das Ganze eine Aufopferung des
Eigenthums einzelner Personen fordern, in Bezug auf Sachen, welche
von der Art sind, dass sie sich im Handel und Wandel befinden, folg-
lich bey Gelegenheit anderwärts wieder erworben werden können,
jene Aufopferung gegen vorgängigen verhältnismäsigcu Ersaz auch
wider den Willen des Eigentümers gebieten und somit sich vermög
der Hochgewalt (imperii eminentis) über diese Eigenthurasbcrechti-
gungen wegsezen; ja wenn die Erhaltung des Staatsgebietes, der
Masse der Staatsunterthanen, oder des Randes zwischen ihnen und
dem Regenten in Ermanglung anderer genügender Auswege selbst
das Opfer solcher Gerechtsame heischt, die nicht im Handel und
Wandel sind, auf denen ein Ehrenwerth oder Lieblingswerth ruht
und die unter grundgesezlich bestätigte gehören, so kann sie gegen
eine bis zur erreichlichen Genugtbuung ausgemessene Vergütung selbst
solche Gerechtsame weggeben oder vernichten, als worinn die höchste
Fülle ihrer Hochgewalt, nemlich ihrer Machtvollkommenheit (plenitudo
potestatis) bestehet. Die Erhaltung der Landesgrenzen, die Eintei-
lung des Landes in seine manchfache Verwaltungsbezirke, die Dis-
position über alle Theile und Angehörden des Gebiets, die nicht
schon dem Eigenthum eines Staatsbürgers erworben oder die von
selbigem vernachlässigt oder wieder aufgegeben sind, der Abgang
und Zuwachs der Staatsbürger, die Entstehung und Auflösung der
Körperschaften und Gemeinden oder Staatsanstalten, die Ertheilung
erblicher Würden und Freyheiten, die Duldung oder Nichtduldung
fremder durch die Grundgeseze nicht gesicherter Religionen, die
Bestimmung des Maases der kirchlichen Rechte der verschiedenen
Religionsgesellschaften, die Anordnung über Landeshuldigung, Landes-
feste und Landestrauern^ die Verhältnisse der Unterthanen zu aus-
wärtigen geistlichen und weltlichen Gewalten, die Aufrechthaltung
4er grundgesezlichen Landesverfassung, die Erkundigung und Ab-
wendung aller ihr drohenden Gefahren u. dgl., machen die wesent-
liche Gegenstände gedachter Staatspolizei aus.
Gegenstände der Landeapolixey. 20) Die LandesPolizey um-
fasset diejenige Gegenstände der Obrigkeitlichen Anordnungen, wobei
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v. Weech.
zunächst nur das Verhältnis der Staatsbürger untereinander in
Frage ist, wobey jedoch die Thätigkeit oder Unthätigkeit der Polizey-
gewalt ihre Folgen unmittelbar nicht nur auf bestimmte kleinere
Flachenräume, Bezirke oder Ortschaften des Staats, aeussert, sondern
auf eine mehr oder minder unbestimmbare Zahl von Gemeinden oder
Staatsbürgern fortwürkt und eben deswegen einzelnen Gemeinde
Obrigkeiten oder Vorstehern nicht überlassen werden kann, sondern
ihrer Natur nach die Leitung jener höheren Gewalt fordert, die alle
überschattet. Dahin eignet sich die Sorge für Handhabung der
Religion und Kirchenverfassung, für Erziehung und Gesundheit, für
Erzeugung auch Ein und Ausfuhr der Lebensbedürfnisse, für Post
und LandStrassen für Ströme und Flüsse (d. h. schiffbare und floz-
bare Wasser) für Forsten und Bergwerke, für Geld und Münze u. s. w.
Auch die Landespolizey ist im Ganzen und in ihren Theilen un-
veraeusserlich; aber un übertragbar ist sie nicht, sondern es
können einzelne Theile an einzelne Ortsherrn nicht nur durch die
Grundgeseze sondern auch durch einzelne Vorrechtsbriefe so über-
lassen werden, dass nachmals die hohe Polizeygewalt. so lang nicht
der Fall des Misbrauchs oder der Machtvollkommenheit eintritt, diesen
Üebertrag achten muss, mithin nur durch diese berechtigte Inhaber
solcher Gewalt handeln kann. Niemals wird jedoch im Zweifel ein
solcher Üebertrag vermuthet; sondern der einschlägige landesherr-
liche Bezirksbeamte hat darinn so lang die Vermuthung für sich,
biss das Gegentheil überwiegt; wer ihn darinn hindern will, hat zwar
den Weg des Rechtes gegen ihn offen, aber er hat keine Befugnis
eher als biss er eine richterliche rechtskräftige Anerkenntniss der-
selben vor sich hat , eigenmächtig ihn einzugreifen. Auch ungebun-
den ist dieser Zweig der hohen Polizey nicht, sondern er muss ledig-
lich nach desfalls bestehenden Verfassungsgesezen im Hauptwesen
eingerichtet und geübt werden, die zu geben, so weit sie nicht schon
vorhanden sind, Wir Uns vorbehalten und die Sorge dafür Unsereu
Gesezgebenden Behörden zur Pflicht machen.
Gegenstände der Ortspolizey 21) Die Ortspolizey hat sich mit
allen jenen Gegenständen zu beschäftigen, welche in ihrer Würkung
zunächst auf einzelne Bezirke und Ortschaften samt ihren Markungen
sich beschränken, deren Einrichtung und Würksamkeit daher nach
den verschiedenen GebietsAbtheiiungen verschieden seyn kann, ohne
dass die Zwecke der Einen durch die veränderte Handlungsweise der
andern PolizeyObrigkeit vernichtet, mithin die gemeine Wohlfarth
wesentlich benachtheiligt werde. Dahin gehöret die Obsorge über
Häuser und Gassen, über Wald und Feld, über Wege und Stege,
über Bäche und Gräben, über Markungs- und GüterGrenzen, über
Jagd und Fischerey, über Gewerbe und Nahrungsvorräthe, über häus-
liche und Ortssicherheit, über Gemeinds- und Stiftungsvermögen, über
Förmlichkeit und Beweislichkeit der eingegangen werdenden Rechts-
verpflichtungen u. a. m. So weit diese Polizeygegenstände nicht durch
vorausgegangene StaatsEinrichtungen einen solchen Zusammenhang
mit dem Ganzen erhalten haben, welcher einzelne Verschiedenheit
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Das achte und neunte badische Konßtitutionsedikt.
279
dem Ganzen nachtheilig machen würde (wie z. B. demjenigen Theil
der Häuserpolizey, der die Feuerpolizcy ausmacht, durch eine ßrand-
versicherungsEinrichtung widerfahrt, wo sie alsdann dadurch aus dem
Umfang der Ortspolizey in jenen der Landespolizey übergehen), so
weit können sie der Anordnung eines Ortsherrn oder eines Gemeinde*
raths zustehen, wenn übrigens ihn dazu seine grundgesezliche Staats-
freyheiten oder rechtmäsig erlangte Vorrechtsbriefe berechtigen ; der-
jenige, dem sie zustehen, kann alles dasjenige nach seiner besten
Einsicht darüber anordnen, was nicht schon durch allgemeine höhere
Anordnungen seine maasgebende Bestimmungen erhalten hat; er kann
darin von der Ortsbehörde nicht umgangen, nemlich nicht in Aus-
führung dahin gehöriger Maasregeln bey Seite gesezt, wohl aber
geleitet und im Fall eines Ungehorsams zu Bezwingung desselben
übergangen werden, indem seine Saumsal durch einen Andern auf
seine Kosten verbessert wird.
Unterschied der Ober- und UnterPolizey. 22) Aus dem bisher ge-
sagten gehet nun die feste Bestimmung dessen hervor was unter
denen in vorderen Grundgesezen von Uns schon mehrfältig herührten
Oberpolizeybehörden und Unterpolizeybehörden zu verstehen
sey. Das Recht über Gegenstände der Staatspolizey und der
Landespolizey nicht nur die nöthige Anordnungen zu geben, son-
dern auch zu deren Vollziehung eigene Staatsdiener im Ganzen auf-
zustellen oder im Einzelnen zu beauftragen, oder den Vollzug in die
Hände der ortsherrlichen Behörden zu legen, und das Recht bey den
Gegenständen der Ortspolizey alle jene Maase den Ortsstellen vor-
zuschreiben, die zur Uebereinstimmung mit dem Wohl des Ganzen
etwa in einzelnen Beziehungen nothwendig werden, auch deren Voll-
zug zu beobsichten und zu betreiben, macht die Ortspolizeygewalt
aas. Die Behörden ihrer Verwaltung sind, soviel den anordnenden
Theil betrifft, die Mittelstellen des Staats als Regierungen, Kammern,
GeneralKommissionen, unter Leitung der Gesezgebenden obersten
Staatsstellen: soviel den Vollzug anlangt jene Unserer Beamten,
welchen die Verwaltung Unserer Obrigkeitsrechte überhaupt oder in
dem betreffenden Fach anvertraut ist. Das Recht über Gegenstände
der Ortspolizey all jenes anzuordnen was nicht durch höhere Staats-
verfügungen seine hinlängliche Bestimmungen hat; die höhern Staats-
verfügungen über die nemlichen Gegenstände in der Regel zu ver-
künden und einzuschärfen; die Obsorge welche entweder ein für alle
mahl wegen Geringfügigkeit durch Verfassungsgeseze oder für einzelne
Fälle nach Gutbetinden durch Aufträge über einzelne Gegenstände
der Staats- und Landespolizey dem Inhaber der Ortspolizey zugewiesen
wird, zu tragen; endlich alles was aus eigenen berechtigten Anord-
nungen oder aus höheren fliesst in einem bestimmten Bezirk zum Voll-
zug zu bringen, ist das Recht und die Pflicht der Unterpolizey.
Die Behörde zu deren Verwaltung ist jeder Ortsherr, und an dessen
Statt sein Beamter; mithin bey Standes- und grundherrlichen Orten,
deren Beamter, bey Unsern kanzleysässigen und vogteypflichtigen
Städten der Stadtbeamte, bey den amtssässigen Städten und Unseren
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280
v. Weech.
übrigen Eigenthumsorten jener Unserer Beamten, welchem die Ver-
waltung Unserer eigenen grundherrlichen Rechte anvertraut ist. In
allem, was zur Ortspolizey gehört, hat sie im Zweifel die Vermuthung
der Verfügungsberechtigung für sicli, dagegen in allem was der Staats-
und Landespolizcy seiner Natur nach eigen ist, die Vermuthung so
lang wider sich, als nicht der Beweis eines allgemeinen Ucbertrags
oder besonderen Auftrags geführt werden kann, welches jedoch sie
niemals hindert für unverschiebliche Vorfälle fürsorgliche Ein-
schreitung zu Erhaltung der Sache in einem der Verfügungen der
Oberpolizey vortheilhaften Stande zur Hand zu nehmen, als wozu
vielmehr jede Unterpolizeybehörde durch ihre allgemeinen Staats-
pflichten verbunden ist. Jede Unternehmung, die aus der gemeinen
Polizey der Hausvater, Gemeindevorsteher, Zunftvorsteher u. dgl.
ausgehet, unterliegt der Hinsicht und Verbesserung der Unterpolizey-
behörden, in Bezug auf Hausväter blos auf Beschwerden eines Be-
theiligten, bey den Unternehmungen der Vorsteher, so wie bey jeder
Unterlassung derselben ohne Beschwerde Amtshalber. Jede Ver-
fügung und jedes Verhalten der Unterpolizeybehörden unterliegt der
Einsicht und Verbesserung der Oberpolizeybehörden, sowohl auf er-
hobene Beschwerden als von Amtswegen; so wie hinwiederum diese
der Oberaufsicht und Leitung der gesezgebenden Staatsgewalt mitbin
des Regenten und seiner obersten Staatsbehörden ebenwohi auch ohne
einen Anlas durch Beschwerden erwarten zu dürfen, untergeben bleibt.
Die Beschwerden gegen polizeylichcn vermeintlichen Ueberdrang be-
dürfen keiner besonderen Form zu ihrer Erledigung und unterliegen
keinen beschränkenden Fristen zu ihrer Anbringung: ihre Anzeige
bey einer unteren Behörde nöthigt aber auch diese niemals mit ihrem
Verfahren einzuhalten, wenn sie dessen Rechtmässigkeit zu verant-
worten getrauet, oder einen Aufenthalt nachtheilig achtet ; sondern
das Einhalten oder Nichteinhalten steht* so lang zu ihrem eigenen
Ermessen dessen, was am zuträglichsten ist, als nicht ein bestimmter
Einhaltsbefehl einer Oberbchördc eingetroffen ist. wofür eine blosse
BerichtsErforderung jedoch noch nicht angenommen werden darf.
IV. Die MusterungsGewalt oder der Heerbann die zu
Unseren obristhoheitlichen Gerechtsamen gehören, umfassen
Kriegsdienstpfltchtigkeit- 23) alle Unsere StaatsUnterthanen ohne
Ausnahme, a) Denen Söhnen der Kanzleysässigen , deren Widmung
zu den mancherley Gattungen der Staatsdienste und deren sonstige
Nüzlichkeit für den Staat eine besondere Ausbildung fordert, deren
sie sich befleissigen und wofür sie Müsse und Freyheit behalten müssen,
bleibt in ihre Wahl gestellt, ob und für welche Gattung von Staats-
diensten sie sich befähigen und bewerben wollen, und somit kann ihr
Eintritt in Kriegsdienste nur nach eigener Wahl stattfinden: erwählen
sie aber einmahl dessen Stand, so sollen sie vor allen Dingen Uns
zu dienen sich nicht entziehen, und nur, wo Wir ihnen die Gelegen-
heit dazu nicht machen könnten oder wollten, andern befreundeten
Staaten zu dienen berechtigt seyn, sie hätten denn allgemeine oder
besondere Freyheiten erlangt, die ihnen eine durchaus ungebundene
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Das acht* und neunte badische Konstitutionsedikt.
281
Wahl zwischen dem Dienst Unseres Staats und anderer damit im
Frieden stehenden Staaten zusicheren. Alle Amts- und Stabssässige
Staatsbürger sind der Musterung unterworfen und müssen zur Heer-
schau und Messung in den gebottenen Zeiten und Sammelpläzen
erscheinen, in die Musterungsrollen sich eintragen und sowohl zum
Feld- als Landkriegsdienst sich gebrauchen lassen. Weder ein Reli-
gionsbekenntniss noch eine Städtefrcyheit kann eine Loszählung von
aller Konkurrenz zum Kriegsdienst würken. *[inmassen es bey der
unter dem durch ein eigenes Edict verfügten Aufhebung der-
selben verbleibt und nur die darin gemeldeten Vorrechte in der Art
der Kriegsdienstleistung fernerhin für die dazu vereigenschafteten
Stadtbewohner stattfinden können, wesshalb jenes Edict als Theil
und Bey läge dieses jetzigen anzusehen ist.]
Feldkrtegsdtenstlelstuai. 24) Zum Eintritt in den Feldkriegsdienst
sind alle kriegspflichtige mündige Mannspersonen bis zum **drey-
sigsten Lebensjahr einschlieslich verbunden : später kann keiner dazu
wider Willen angehalten werden.*** | Wie weit eine vor dem dreysigsten
Jahr eingegangene Verheurathung frey mache, bestimmen die jeweilige
Auswahlsgeseze.J Untauglichkeit zum Kriegsdienst und Unentbehr-
lichkeit für den Familienbestand befreyt von der Auswahl zum Ein-
tritt in den Dienst, nicht aber von etwaigen Staats- oder Gemeinds-
Auflagen, die zum Besten derer, welche die Auswahl trifft, oder zur
Gewährleistung für deren Dienste gemacht werden müssen. Blosse
häusliche Vortheile von der Frey lassung oder Befähigung zu Gewerben
können eine gänzliche Befreyung nicht zur Folge haben, wohl aber
eine Verschiebung des Zuzugs der betreffenden Personen zur Auswahl
auf einen oder ett liehe Jahreszieler; unter allen tauglichen, die in
einem bestimmten Auswahlstermin keine Freylassongsverhältnisse für
sich haben, entscheidet zuerst ihre eigene Wahl, so dass der, wer
gern dienen will, vorzüglich erwählt werde, und dann die Auswahl
der t[verordneten Musterungsbeamten des Kriegs- oder Staatsfachs
oder das Loos je nachdem es die jeweilige Auswahlgeseze vorschreiben
(wegen deren Unser jüngstes vom .... bis auf Unsere Aenderung zur
Grundlage dient)]. Keinem Staatsbezirk kann eine unverhältnismässige
Anzahl von Dienstleistenden aufgebürdet werden, sondern die Last
muss unter alle nach einem beyläufigen Verhältnis des Bezirks zum
Ganzen vertheilt werden. Die Zeit der Feldkriegsdienste kann bey
einem Gemeinen niemals unbestimmt, wohl aber nach den verschie-
denen Waffengraden auf verschiedene Länge bestimmt, und die Be-
stimmung der Dauer nach den verschiedenen Zeitbedürfnissen ver-
änderlich seyn. Niemand, der seine bestimmte Zeit ausgchalten hat,
kann ohne freye Beystimmung zu einer neuen Dienstnahme genöthigt,
wohl aber wenn seine 1 nenstzeit im Lauf eines Feldzugs zu Ende geht,
* omittatur als den neueren Einrichtungen nicht mehr anpassend. —
** ponatur nach der neueren Anordnung: vollendeten tünf und zwanzig-
sten. — *** omittatur als nicht mehr passend. — t ponatur: Behörden
nach den jeweiligen Auswahlsgeseaen.
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262
t. Weech
biss zu dessen Beendigung und Eintritt einer Ergänzungs Möglichkeit
fortzudienen angehalten werden. Wer einer auf ihn gefallenen Aus-
wahl sich entzieht oder aus dem übernommenen Kriegsdienst austritt,
hat Staatsbörgerrecht und Vermögen verwürkt, und kann nur durch
besonderen landesherrlichen Begnadigungsbrief dazu wieder gelangen.
*[Der Feldkriegsdienst giebt einen eigenen Gerichtsstand, der jedoch
mit Erledigung desselben oder mit dem Tode wieder aufhört, und
alsdann die Familie unter das geeignete bürgerliche Gericht zurück-
fallen lässt, der auch keine durch Liegenheit der Sache zu begrün-
dende bürgerliche Gerichtsbarkeit ausschliesst.] Zum Feldkriegsdienst
sind nicht nur die Feldregimenter sondern auch die etwaige Garnisons-
regimenter als Depots der Ersteren zu rechnen.
UndkriegsdleDstleistoog. 25) Der Landkriegsdienst kann theils
durch Eintheilung in LandMiliz und I^andRegimenter theils durch allge-
meines Aufgebot erfordert und geleistet werden. Erstere Art einzu-
richten, desfalls gemachte Einrichtungen wieder zu ändern oder aufzu-
heben, bleibt jederzeit Uns und Unseren RegierungsNachfolgern vorbe-
halten. Leztere Art kann nur für kurze Zeit und Notbfälle zur Hand
genommen werden. Einer wie der andern Art sich zu unterziehen,
ist jeder waffenfähige Ortssässige nicht über sechzig .Jahr alte Mann
schuldig. Er kann jedoch nur in Zeiten und an Orten, wo es ohne
Störung seiner bürgerlichen Nahrung möglich ist, zu desfalsigen
Waffenübungeu aufgerufen, zu würklichen Dienstleistungen aber nur
innerhalb Landes oder an den Grenzen gebraucht werden. Seinen
Dienst, wenn er nur für kurze Zeit und in der Nähe seines Wohn-
orts dazu aufgerufen wird, hat er auf eigne Kosten zu verrichten.
Wird er auf längere Zeit, so dass er dadurch seine Nahrungs- und
Berufs Arbeiten versäumen muss, oder an Orte wo er nicht mehr den
Unterhalt von seinem eignen Heerd nachziehen kann, einbeschieden,
so muss ihm vom Staat billige Vergütung werden. Weder ein Auf-
gebot noch eine Eintheilung zu Landregimentern ändert an dem
Gerichtsstand ausserhalb Diensts etwas, sondern lässt den Mann unter
seinem bürgerlichen Gerichtsstand in allen nicht mit dem Dienst zu-
sammenhängenden Fällen.
Bewafnete Bttrgemreina. 26) Bewafnete Versammlungen aufzu-
stellen oder kriegsartige Eintheilungen zu haben, ist so wenig den
Städten und Gemeinden, als den Standes- und Grundherrn erlaubt,
ohne besondere StaatsErmächtigung. Diese Ermächtigung können
einzelne Städte unter bestimmten Vorsichten erlangen, wo es vom
Regenten nüzlich erachtet wird. Wo sie stattfindet, da können
jedoch die bewaffnete BürgerCorps weder zur Waffenübung noch zur
Waffenzierde sich versammeln, ohne zuvor die Erlaubniss von den
verfassungsmäsigen Behörden des Bezirks erlangt zu haben; sie
* omittatur per Cod. Nap. et ponatur: Der eigene Gerichtsstand der
Militärpersonen erstreckt sich nicht auf ihre bürgerliche Rechtsstrittig-
keiten, in welchen sie als Staatsbürger vor der bürgerlichen Gerichts-
behörde Recht zu geben und zu nehmen haben.
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Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt. 283
können ihre Versammlungen zu keinen andern Zwecken benuzen,
als zu solchen, die sie bey der Erlaubnissnachsuchung angegeben und
bewilligt erhalten haben; sie müssen der erlangten Erlaubniss ohn-
erachtet auf jede Anforderung einer ihnen vorgesezten Behörde die
Waffen niederlegen oder auseinandergehen, alles bey Vermeidung
sonst des Aufruhrs schuldig erachtet zu werden. Keine Freyheiten
und Vorrechtsbriefe, sie mögen lauten wie sie wollen, können im
Wege stehen, dass nicht die Staatspolizeygewalt, so oft sie es nöthig
findet, die Gewehre der Unterthanen, sie mögen zu berechtigten
börgerlichen WaffenCorps gehören oder nicht, zur obrigkeitlichen
Gewahrsame einfordern, oder das Recht Waffen im Hause zu haben
oder öffentlich zu tragen an besondere polizeyliche Erlaubnissscheine
binde, und jeden andern Besiz derselben für verdächtig und straf-
mässig erkläre. Nachdem hiernächst
Ordentliche Anwendung der bewafneten Macht. 27) die bewafhete
Macht in ihrer eigentlichen Bestimmung nur zur Vertheidigung des
Staats gegen drohende Gefahr von feindlich gesinnten Staaten ge-
widmet ist, und in ihrer inneren Organisation so wie in ihrer be-
stimroungsmfisigen Anwendung lediglich keinen Grundgesezen unter-
liegt, sondern allein von jenen Anordnungen abhängt, welche nach
Zeit und Umständen Wir und Unsre Nachfolger sachgemäs erachten
werden : so tritt jedoch für gewisse Fälle auch ein Gebrauch derselben
für die Ruhe und Sicherheit des Innern ein, von welchem als
von einem Theil der inneren Staatsverwaltung hier Erwähnung zu
thun ist. Diese Anwendung auf das Innere theilt sich in die ordent-
liche und ausserordentliche. Die ordentliche bestehet darinn
a) dass an Orten, wo Besazung von inländischen Kriegsvölkern sich
befindet, dem Befehlshaber oder dem Stell vertrettcr desselben eine
durch die jeweilige Polizeygesezgebung näher bestimmbare Mitwürkung
in die Ortspolizey zustehe, um dadurch für die Sicherheit und für die
Lebensbedürfnisse seines Untergebenen Kriegsvolks zweckmässig sorgen
zu können; b) dass sie jeder verfassungsmäßigen Polizeygewalt in ihren
Unternehmungen auf ordnungsmäsiges Ansuchen Beystand leisten, um
dasjenige zur Ausführung zu bringen, was diese bezweckt, und durch
ihre eigenen Mittel zu erwürken sich gehindert fühlt; c) dass jedem
Staatsbürger, der wegen einer befürchteten oder andringenden Gefahr
einer Vergewaltigung, die ihm von andern Unterthanen oder von
fremden Privatpersonen bevorstehen, um Beystand anruft, auf seine
Verantwortung, Gefahr und Kosten SicherheitsWachen gegeben werden ;
d) dass jeder, der gegen eine aus KriegsdienstAuftrag wider ihn auf-
trettende Militärperson mit Unternehmung oder Androhung von Thät-
lichkeiten, oder auch nur mit Schmachreden sich vergehet, in Verhaft
genommen werden könne, um ihn zur Untersuchung und Bestrafung
an seine geeignete Gerichtsbehörde abzuliefern. So wie sie hingegen
e) bisher sich nicht anmasste noch anmassen durfte, ausser jenen Fällen
gegen Staatsbürger mit Gewaltübungen vorzugehen, oder sich durch
ihre Übermacht in eigner Sache Recht zu nehmen, noch auch in jenen
Fällen der gestatteten Verhaftung der Staatsbürger über solche eine
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284
v Weech.
Richtergewalt sich beyzulegen. oder gar mit eigenthätiger Behandlung
gegen sie hervorzugehen : so bleibt ihr und allen ihren Angehörigen
eben dieses als eine grundgesezwidrige und friedbrtichige Handlung
auch ferner untersagt.
Ausserordentliche Anwendung derselben. 28) Die ausserordent-
liche Anwendung der bewafneten Macht, welche in einem kriegs-
artigen Verfahren gegen Staats Angehörige sich äussert, kann anders
und früher nicht stattfinden, als wenn zuvor eine von Uns oder
Unserer ordnungsmäsigen Bevollmächtigung geschehene Erklärung
vorausgegangen ist, dass gewisse Personen oder gewisse Ortschaften
aus dem Staatsfrieden gesezt seien, oder dass ein Ort wegen Kriegs-
Eräuguissen als im Angrifsstand befindlich anzusehen sey. Die
Erklärung gehet im lezteren Fall von Unseren Kriegsbehörden
aus, und findet statt, so oft in ausgebrochenen Kriegen nöthig ge-
funden wird, wegen Angrifsbesorgnissen oder VertheidigungsMaas-
regeln einen Ort in wehrhaften Stand zu sezen: sie muss aber in
einer mit aller Form der KriegsAnordnungen versehenen Urkunde
der polizeylichen Ortsobrigkeit behändigt, und von dieser mit aller
Feyerlichkeit durch öffentlichen Ausruf in dem betroffenen Ort ver-
kündet werden, wo alsdann erst vom Zeitpunkt dieser Verkündung
an ihre Verbindlichkeit und Ausführung eintritt, solche Verkündung
jedoch von jener Polizeybehörde bey persönlicher schwerer Verant-
wortlichkeit unaufgehalten geschehen muss. Die Erklärung des ersten
Falls hingegen (dass nemlich gewisse Orte oder gewisse Personen
ausser dem Staatsfrieden gesezt seyen) kann lediglich aus Unserer
obersten Staatsbehörde für RechtsAngelegenheiten ausfliessen, allwo
sie ebenfalls in feyerlicher Urkundenform ausgefertigt worden seyn
muss; ihre Verkündung geschiehet wiederum durch die polizeyliche
Ortsobrigkeit, wenn nicht eine aussergewöhnliche Beauftragung anderer
Staatsdiener dazu nöthig gefunden wird; und auch sie muss, wenn
an der Form der Urkunde und Rechtsbehörigkeit der Ausstellung
nichts zu erinnern ist, unaufgehalten, jedoch nicht durch Ausruf,
sondern durch öffentlichen Anschlag geschehen. Der Fall wo sie
stattfindet ist vorhanden a) bey jenen Gattungen der Personen,
welche in die Masse der herrenlosen Gäste gehören, oder welche
durch Fortsezung einer verbottenen Lebensart und einer dabey statt-
findenden Zusammenwürkung Mehrerer sich in Aufstand gegen die
Geseze begeben, annebst durch ihre Menge oder Zudringlichkeit der
StaatsRuhc so gefährlich werden, dass die gewöhnliche Mittel der
Fürsorge für die Staatssicherheit nicht zureichen, um den Staats-
bürger genugsam zu beruhigen und gegen Schaden sicher zu stellen,
sofort deshalb uothwendig wird gegen sie als gegen Staatsfeinde zu
verfahren, auch wohl mit militärischem Angriff sich ihrer zu erwehren.
Der Fall dazu ist weiter vorhanden ß) gegen einzelne Ortschaften,
wenn in diesen solche Zeichen des Aufruhrgeistes sich hervorthun,
dass nach ihrer Beschaffenheit man nicht mehr hoffen darf, durch
gemeine Mittel der schüzenden Polizey oder strafenden Gerechtigkeit
das Uebel zu dämpfen, und dass man daher den Ort als staatsfeind-
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Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt
lieh gesinnt behandeln muss. Die Erklärung , da6s ein Ort im An-
grifsstand. oder ausser dem Staatsfrieden sey, bewürket, dass die
Polizeygewalt und die Strafgercchtigkeitsptiege Uber den Ort oder
über die Person, die es betrift, in die Hände der KriegsObrigkeit
übergehen (unbeschadet jedoch der bürgerlichen Rechtssachen, deren
Gerichtsbehörde dadurch sich nicht aendert); ferner dass einer jeden
Widerse/lichkeit biss zu ihrer Bezwingung Feuer und Sehwerdt nach
gleichen Regeln wie bey einem Verfahren in Feindesland entgegen
gesezt werden kann; nicht weniger dass die Untersuchungen nach
der Kürze und Eilfertigkeit des KriegsVerfahrens bemessen und den
üebertrettungen die Strafen nach der grösseren Strenge der Kriegs-
geseze zugeschieden werden können. Wie weit in einem vorgelegten
Falle jene einzelne Folgen, die alle eintretten können, auch würk-
lich eintretten sollen, oder wie weit etwa nur ein bestimmter min-
derer Theil derselben stattfinden solle, das bestimmt der Wille des
Regenten nach Ermessen der Umstände, und dieses inuss daher in
jedem Fall die darüber ausgefertigte Urkunde bestimmt ausdrücken,
der wie allen Ausnahmen von der allgemeinen Staatsordnung, da wo
sie nicht deutlich ist, immer der engere Sinn beygemessen werden
muss. Was endlich
V. die Steaergewalt anbetrifft, oder das Recht für den an-
ständigen Unterhalt des Regenten, und seiner Familie, auch für die
Bedürfnisse der Staatsgewalt im Inneren und Aeusseren durch Um-
lagen auf das Staatsgebiet und auf die StaatsUnterthanen diejenige
Kosten zu erheben, welche nicht durch das StaatsEinkommen (das
heisst durch den Ertrag des StaatsEigenthums und der Herrlichkeiten)
gedeckt sind, so behalten Wir Uns darüber besondere Verordnung
bevor.1)
Nachdem Wir hiedurch diejenige Grundsäze niedergeschrieben
haben, wornach Unsere Obristhoheil zu Begründung der W'ohlfarth
Unseres Landes und des Ansehens Unserer StaatsRegierung fest und
unwandelbar geübt werden soll: so weisen Wir hiermit alle Unsere
Diener hoch und nieder an, in Verwaltung ihrer anvertrauten Dienste
dieses stets vor Augen zu haben, weder selbst dagegen zu handeln,
noch zu rathen, zu schaffen oder beyzuwilrken. da>s dagegen gehandelt
oder etwas widriges dagegen bey Uns gesucht oder erwürkt werde:
so lieb einem jeden ist. Unsre Ungnade, die ewige Nichtigkeit seiner
Handlungen und den Ersaz alles für Andre «laraus erwachsenden
Schadens zu vermeiden. Hieran geschieht Unser Wille und meinen
Wir das ernstlich. Gegeben in Unserer Residenzstadt Karlsruh. . . .
Up* F. Brauer.
') Vgl. hierüber die Einleitung. Da der Abschnitt i'iber die Steuer-
gewalt im Concept des Entwurfes, in welchem er die $Ü 21)— 32 bildete,
nicht mehr erhalten ist, musslen auch in den nachfolgenden Bemerkungen
die auf diesen Abschnitt bezüglichen Satze wegbleiben.
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286
t. Weech.
Bemerkungen des Staatsrats Baumgartner.1)
Ich habe bei Emanirnng des vorgeschlagenen Constirutions-Edicta
über die innere Staatsverfassung des Grosherzogthums, ohne mich in
kleinere Details einzulassen, folgende Anstände
1) scheint es mir überhaupt gar nicht rätlich zu seyn, ein sol-
ches Edict, wie es ist, in die Welt hinauszugehen, da es vieles nicht
hat, was der dermalige Geist der Zeit erwarten dürfte.
2) scheint es mir nötig zu seyn, dem Römischen Recht nicht blos
einen wissenschaftlichen Nuzen einzuräumen, sondern ihm auch die
qualitaet eines subsidiaeren Gesezes in Fällen, wo die speciellen
Landes-Geseze und der Code Napoleon nicht entscheiden solte, zu
belassen. (Bemerkung Brauers zu 1 u. 2: mündlich beseitigt.)
3) ßUt es mir höchstbedenklich in einem förmlichen Constitution»-
Edict die Theilung des fürstlichen Eigenthums von dem Staatsver-
mögen auch nur zu erwähnen, ohne zugleich neben genauer Grenz-
bestimmung anzuordnen, was der Regent von den separirten Re-
venuen seines Privat-Eigenthums zu bestreiten habe. (Bemerkung
Brauers: Ausgdhan.)
gez. Baumgärtner.
Bemerkungen des Staatsrats Herzog.*)
ad lb beziehe ich mich auf meine Bemerkung zum Neunten
Edikte, wornach ich den Regierungsnachfolger nicht für gebunden,
ihn zu binden nicht für raethlich, und einen Grund Vertrag mit
Staatsangehörigen, die keine repraesentation und kein Organ haben,
für rechtsunverbindlich und nicht existirend halte.
ad 3 ist die angezeigte Epoke der Annahme des Code Napoleon
nach der vorliegenden Grosherzoglichen Entschliesung unter den nach
der Möglichkeit sich bestimmenden die entfernteste. Ihre absolute
Ankündigung in diesem Edikte würde daher mit jener resolution und
mit der vorläufig dem Gesandten in Paris geschehenen Eröfnung nicht
harmoniren. Ferner scheinet mir, dass der letzte Theil des 3ten Art
anfangend von den Worten: In dieser Maase etc. ganz wegzulassen
seyn dörfte, weil diese Bestimmungen nach meiner Ansicht eher in
das Edikt, womit der Code promulgirt werden wird, als hierher ge-
hören, und in jener spaeteren Zeit Ereignüsse ihre Entwickclung er-
halten haben können, mit denen die jetzige Zeit noch schwanger geht
und welche daher als in diesem Betreffe eine Leitung vielleicht ge-
bend abzuwarten seyn dorften.
ad 4 gleich anfangs: allgemeine Pflichten; wird nur auf die
perfekten Pflichten zu beschränken seyn.
ad f> passt die Bestimmung, dass die nicht in den Staatsblättern
angekündigten Gesetze den Tag nach ihrer Verkttndung als be-
kannt angenommen werden müssen, nicht auf solche PolizeyVerord-
*) Johann Friedrich Baumgartner, Staatsrat und Kammerpräsident.
— 2) Ernst Sigmund Herzog, Staatsrat im Ministerium der auswärtigen
Angelegenheiten.
Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt.
287
nungen, welche schleunige Nachachtung fordern. Zum Beyspiel, wenn
beym Glatteise befohlen wird, zu streuen, oder, bey Besorgnüssen der
Hundeswuth, die Hunde einzusperren.
ad 6 versus finem: Nach dem hier bestimmten muss die Obrist-
herrliche Entscheidung eingeholet werden, wenn Dunkelheiten und
Zweydeutigkeiten der Gesetze vorhanden sind, und diese von der Art
sind, dass die Worte und der Zusammenhang derselben unter sich
und mit anderen Gesetzen einen mehrfachen Sinn oder eine verschie-
denartige Anwendung zulassen, und nur aus der Absicht des Ge-
setzgebers bestimmt werden muss, welches der beabsichtigte Sinn sey.
— Mir scheinet es. dass dieses die Fälle, wo Landesherrliche Decla-
ration und doctrinalauslegung eintrete, nicht scharf und bestimmt
scheide, weil die unterliegende Absicht oft in dem Gesetze selbst aus-
gesprochen ist, oder ungezweifelt aus einem in diesem Gesetze selbst
oder in einem anderen Gesetze ausgedrückten Princip gefolgert wer-
den kann, wo es alsdann nur der doctrinalauslegung bedarf.
ad 12 wo von der Verwandtschaft des Richters mit einer Parthie
die Rede ist, möchte statt: verbunden gesetzt werden: bewogen:
Ebendaselbst zu dem Worte: Partheylichkeit. Wenn dieses
Wort nicht eine von dem Richter würklich in sententionando be-
gangene Ungerechtigkeit bezeichnet, sondern nur überhaupt die Ver-
hältnüsse anzeigt, nach welchen der Richter als partheyisch gilt, so
sollte nach meiner Meinung die Nuliitaet nicht ipso jure und unbe-
dingt auf seinem Spruche haften. Denn wenn er seine Pflicht seinem
zeitlichen Vortheile vorzieht, und so einen Spruch gibt, der die Par-
thie, deren Unterliegen seinen Vortheil befördern würde, zufrieden-
stellt, so ist kein Grund da, warum der Spruch nichtig wäre und die
Sache neuerdings zur Erörterung eines andern Richters gebracht wer-
den sollte. Es sind hier zwei Fälle: entweder die Parthie hat vor
Fällung des Urthels bey der höheren Behörde des Richters eigenes
Interesse angezeigt und wegen der hiedurch ihm beyzumessenden
Partheylichkeit um seine Enthebung vom Richteramte in dieser Sache
gebeten, sie auch erhalten. In diesem Falle wird, wenn [er] dennoch
ein Urthel geben würde, dieses an und für sich nichtig, weil er als
non judex gesprochen hat — oder die Parthey hatte bisher gegen
den Richter nichts eingewandt, nach gefälltem Urthel erscheinen aber
Umstände und würden erwiesen, unter welchen er im allgemeinen,
nicht nach seinen Handlungen sondern nur nach dem festgesetzten
Begriffe, in die Kategorie eines partheyischen Richters gesetzt wer-
den muss. — Alsdann meine ich, besteht der Spruch, wenn beyde
Theile sich dabey beruhigen, aber auch im andern Falle, wenn eine
Parthey glaubt, durch Partheylichkeit des Richters widerrechtlichen
Nachtheil zu leiden, so ist ihm genug vorgesorgt, wenn er die Ini-
quitaet oder Nuliitaet durch die geeigneten Rechtsmittel ausführen
kann, darauf ob er dieses thut, sollte daher die Sache ausgesetzt
bleiben, ohne dass indistinete die Nuliitaet ipso jure erwüchse.
in finc bey Befangenheit sollte glaube ich ausgedruckt wer-
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v. Weech.
den, durch weil und auf welche Weise die Erinnerung geschehen soll,
wenn daraus Verantwortlichkeit entspringen soll.
ibidem ganz zuletzt werden die Worte der unnützen Recht-
fertigung eine nähere Erklärung : dass, wann, wie und warum? die
Rechtfertigung unnütz geworden ist?; erfordern. Da übrigens manche
in diesem Artikel gebrauchte deutsche Kunstwörter noch nicht so
ganz gäng und gebe sind, so möchte nüzlich seyn, die lateinischen
Ausdrücke Praeventio, Reconvcntio, continentia causarum etc. iu
Parenthesi beyzufügen.
ad 15 scheinet mir, Rechtszug und Instanz seyen nicht synonym,
sondern Rechtszug bezeichne den Ucbergaug von einer Instanz zu
einer weiteren. Man sagt z. ß. vom Hofgerichte geht der Rechtszug
ans Oberhofgericht; diesemnach Uesen sich bey 3 Instanzen nur zween
Rechtszüge denken.
ad 27 a wird dieses wohl sich nur von Orten, die eine ständige
Besatzung haben, verstehen aber nicht auf einen Ort, durch welchen
nur ein Corps durchpassirt oder wo ein solches auf Commando z. B.
zur Execution liegt.
ad d. Dieses könnte, glaube ich, hinwegbleiben, weil darüber
das Militaire seine Vorschriften in den Kriegsartikeln und Ordres
seiner Vorgesetzten erhält, wenigstens möchten die Fälle der Benig-
nus zu arretiren, mit genauerer Beschränkung bezeichnet werden,
sonst würden wir alle uns gefallen lassen müssen, von einem Offiziere,
der Schärpe und Ringkragen trägt, oder von einem Unteroffizier, der
im Dienste beschäftigt aus einem Hause ins andere geschickt wird,
unter dem Vorwande ihm zugefügter Beleidigung in Verhaft genom-
men zu werden.
den 12. Mai 1808. gez. Herzog.
Bemerkungen des Geheimen Rats v. Marschall.1)
Ad lc. Dass die modification oder aufhebung der Grundgeseze
nicht von dem blosen Willen des Regenten und der seine Gewalt
ausübenden Diener abhängen solle, das liegt in der Natur der Sache;
aber zu weit scheint es zu führen, wenn sie, wie hier, ausser dem
Fall einer gänzlichen Staatsumwälzung oder der (in Anwendung auf
einzelne Fälle doch immer willkübrlichen) Ausübung der Machtvoll-
kommenheit unmöglich gemacht wird. (Ist dem französischen Unter-
schied zwischen Polizey und bürgerlichen Strafen gemäs und p.m.v.
zu lassen.)
Ad 4. 1) mit erlaubt bleibender Gelegenheit zum Um-
gang möchte wegzulassen seyn. (Ergo proponatur melior de-
finitio.)
*) Karl Wilhelm Freiherr Marschall von Biberstein, Gebeimer Rat und
Mitglied des Justizdepartements. Die am Schlüsse der einzelnen Absätze
in Klammern in Kursivschrift stehenden Worte sind die Gegenbemerkungen
Brauers.
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Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt.
289
2) Die Polizeyliche Gesezgebung beschränkt sich nicht blos auf
die Strafe vou Versehen.
3) Der Begriff von Vergehen scheint mir zu eng zu seyn. (ergo
proponatur melier definitiv.)
Zu den angezeigten Bestrafungszwecken scheint auch das ab-
schickende Heispiel zu gehören. (Bei den Verbrechen ja: steht aucJt
da tn V Abscheu Er weckung.)
Staatsbehörde gesezlich bestimmen, (non potest fieri. Dermahlen
heisst sie Departement, künßig kann sie anders heissen.)
(ad 2 u. 3 Verba valent sicut numeri. Kamt ein besseres
Wort für den französischen Ausdruck im Gegensaz gegen delit Ver-
gehen und crime Verbrechen gefunden werden, pertne licet: aber be-
stimmt und nicht icie bisher vaga muss die Gesezsprachc seyn.)
Ad 5 in fin. Bestätigung des Herkommens, muss sie nicht retro
wirken? (Ja: Verbum „behalten" xndigitat.)
Ad 6 ist mir das Ende unverständlich. (Explicabo oretenus.)
Ad 7. „oder die wider die Grundgeseze anstossen", möchte weg-
bleiben, da es mit dem Anfang nicht zu harmoniren scheint. (Dis-
sentio et explicabt>).
„Auch keine wodurch der Gewinn .... kommen können." Dies
wird in der Anwendung manchen Schwierigkeiten unterliegen: z. B.
Frohndbefreiung wegen Alters oder Schwächlichkeit. (Ist damit nicht
beseitigt.)
„Zweideutige oder dunkle Privilegien etc. usque ad fin. Mir
dünkt man sollte es bey der allgemeinen Regel, dass Privilegien, die
dunkel sind, restrictiv zu erklären seyen, ohne distinetion belassen,
da der Grund dieser Regel allgemein ist, (Diese allgemeine Hegel
existirt nicht, kann nicht existiren. Man lese nur das Gesas bene-
ficia primipum latissima sunt interpretanda und die Comtnenta-
t tonen darüber.)
Ad 6. Nachsichtsbriefe scheinen zu eng definirt zu seyn. Z. B.
dispensationen circa actatem, peregrinationes gehen auf eine fort-
laufende Reihe von Handlungen. (Sie würken nur auf den Act der
Heurath oder des Meisterwerden, alles Weitere ist nicht Folge der
Dispens, sondern des Geehlicht oder Meister-Seyns.)
Ad 10. „Hintansetzung der Gerichtsordnung" pon. p. m. v. Ge-
seze. (NimmermeJir: nur Hintansezung der Gerichtsordnung kann
der Regent vor sich ziehen, jene der Geseze auf einen vorliegenden
Fall nur der Oberrichter.)
Ad 13. Das Forum, das durch Liegenheit der Sache begründet
wird, sollte, dünkt mir, den andern Foris vorgehen, ohne den Klä-
gern die Wahl zu lassen. (Non capio occasionem moniti!)
Ad 14. Der Passus über die Schuldigkeit persönlich zu erscheinen,
möchte wegzulassen oder die gesezlichen Ausnahmen zugleich zu be-
merken seyn. (Die gesezlichen Ausnahmen, die nach Ort und Zeit
verschieden seyn können und müssen, gehören zur Gerichtsordnung.)
Ad 15. „Ueber den dritten Zug .... standesherrlicher". Dies
wird bey vogteypflichtigen standesherrlichen Städten eine Ausnahme
Zeltaehr. f. Gwcb. «J. Ob«rrh. N. F. VII. 2. 19
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290
t. Weech.
leiden, wo der dritte Rechtszug an die Justizcanzleyeu geht wenn
der Gegenstand des Rechtsstreits unter 600 fl. beträgt. (Wir haben
noch keine, können keine haben, weü Standesherrn keine Oberhoheit*-
Acmt er zur weiten Instanz haben, die also bey ihnen immer an der
Justiz Kanzley sem würde.)
„Keine Geringfügigkeit .... wollte/ Dies könnte leicht Anlass
so verzögernden manipnlationen der Sachwalter geben. (Abusus non
tollit usum.) gez. v. Marschall.
II.
Unterthänigster Antrag
die Vollendung der KonstitutionsEdicte mit Uebergabe des
Entwurfs zum neunten und lezten. '
Gleich nach der Erscheinung des Rheinischen Bundes legte ich
Seiner Königlichen Hoheit in der Anlage A meine Idee Ober die Not-
wendigkeit einer Konstitution für den Badischen Staat und Aber die
wesentlichen Gegenstände derselben vor. Höchstdieselbe approbirten
auch diese Idee im Ganzen durch die mit B bezeichnet hier mitfol-
gende Resolution d. d. Baden d. 27. Okt. 1806 und erwarteten Vor-
schläge, wie die Gegenstände anter mehrere Arbeiter zu vertheilen
und dann durch Zuzug mehrerer Personen zur Berathung auszu-
führen seyn möchten. Der bald darauf ausgebrochene Preusische
Krieg und die durch Verschickung veranlasste Minderung der dis-
poniblen Personen machte es unmöglich, eine Vertheilung der Arbeit
vorzunehmen, so wie die Erfahrung mich längst überzeugt hatte,
dass eine Vertheilung unter Mehrere wegen des untrennbaren Zu-
sammenhangs der Materien ohne Widersprüche und Ungleichheiten
im Ganzen nicht ausführbar sey. Die inzwischen je mehr und mehr
sich entwickelnde Notwendigkeit über einzelne Gegenstände zu einer
konstitutionellen Bestimmung zu gelangen, führte auf die Idee, die
Konstitutionsfertigung in einzelne Edikte zu zerschlagen und so sie
nach und nach zur Berathung und grossherzoglichen Sanction zu
bringen, zumal voraussichtlich das Ganze so weitläuftig hätte werden
müssen, dass schwer Ihre Königliche Hoheit die bequeme Zeit zu
dessen Prüfung würden gefunden haben. So sind nun nach und nach
das erste Konstitutionsedikt über Kirchenverfassung,
das zweite über die Gemeindsverfassung,
das dritte über die Standesherrlichkeitsverfassung,
das vierte über die Grundhei-rlichkeitsverfassung und
das fünfte über die Lehensverfassung schon erschienen,
das sechste über die Ständeverfassung [nemlich über die ver-
schiedenen Klassen der Staatsbürger und ihre Rechte] und
das siebente über die Dienerverfassung unterliegen dermahlen
der Grossherzoglichen Sanktion;
das achte über die Staatsverwaltungsverfassung wird in diesen
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Das achte und neunte badische Konetitutionsedikt.
291
Tagen nach erfolgter Berichtigung im Polizeydepartement zum Ge-
sammtrath übergeben werden; nnn ist noch
das neunte über die Gewährleistung der Verfassung übrig, wel-
ches ich in der Anlage entworfen und zwar zum Grossherzoglichen
Staatsdepartement vor (sie!), weil dieser Schlusstein des Gewölbes,
bey welchem politische Betrachtungen die Hauptsache ausmachen,
durch dieses an den vollen Rath gebracht zu werden mir geeignet
scheinen (sie!).
Wenn ich mich dabey Qber die Nothwendigkeit einer Gewähr-
leistung und Qber die für den Regenten mindest beschwerliche Art
derselben vordersamst auf das, was desfalls in Lit. A gesagt ist, be-
ziehe, so haben die seitdem eingetrettenen Tagesereignisse, wo der
grosse Staatenschöpfer Napoleon mit mehreren neuen Staaten auch
neue Konstitutionen geschaffen hat, die alle auf ein Repräsentativ
System des Volks gegründet sind, das unserem gnädigsten Herrn mit
Recht sehr widrig ist, die Betrachtung nahe herbeigeführt, dass man
Ursache habe, eine vollendete und mit irgend einer Art Gewähr-
leistung, ohne welche nach des Kaisers Ausdruck jede Konstitution
nur Blendwerk ist, versehene Konstitution aufzuweisen, wenn man
nicht Gefahr laufen will, eine solche von fremder Hand und über
einen der hiesigen Landesart fremdartigen Model zugeschnitten un-
versehens vorgeschrieben zu erhalten. Ich habe die Form derselben
so einfach und wenig kostspielig, als mir möglich schien, und mit
Vermeidung aller Repräsentations-Idee errichtet und wünsche, dass
sie des höchsten Beyfalls werth erscheine.
Von meiner Eingangs gedachten bey Lit. A liegenden Skizze
wird dadurch der Art. 7 und zwar in noch etwas vereinfachter Art
erfüllt. Die Art. 6 und 5 sind in dem 2. 3. 4. 5. 6. 7. und 8. Edikt
nur nach einer etwas geänderten Systemsordnung ausgeführt. Der
Art. 4 jener Skizze ist nach den indessen von mir mit Militärper-
sonen umgetauschten Ideen und nach den inzwischen an anderen
Konstitutionen gemachten Erfahrungen als eigener Artikel verworfen
und nur das zum Zusammenhang der Civilrcgierung Wesentliche kurz
in einigen Paragraphen des ersten Konstitutionsedikts dargestellt,
und aus Art. 1 ist das Nöthige in dem sechsten und neunten Edikt
eingeführt. Wenn man eine Konstitution in drei Theile theilt, deren
der eine das äussere Staatsrecht umfasst (das nicht durch Edikte,
sondern durch Staatsverträge bestimmt wird, welche blos Zeit und
Gelegenheit herbey führt, auf die also dieser Theil auch ausgesezt
bleiben muss), in das innere Staatsrecht (welches nun durch obige
Ediktsentwürfe vollendet ist) und in das Familien- Stattsrecht des Re-
genten, so bleibt nun nur noch dieser dritte Theil (der in meiner
Skizze Lit A. den Art. 2 ausmachte) oder das Grossherzogliche Fa-
milien-Statut einer besonderen Entwerfung über, die ich, als von dem
übrigen durchaus trennbar, in mein Respiciat nicht einschlagend und
durch raeine Vorkenntnisse nicht vorbereitet, andern überlasse, nur
aber auf ihre dringende Nothwendigkeit aufmerksam machen muss.
Karlsruhe den 30. Merz 1808. Fr. Brauer.
10*
292
Wcech.
Beilage A zur Anzeige Ober die Constitutions-Vollendung
vom 30. Merz 1808.
Unterthänigste Anzeige
die Notwendigkeit einer Constitution betr.
Ueber Badens Verfassung.
Man spricht nun schon lange von der — allerdings auch immer
not biger und dringender werdenden — Organisation der neuen Staats-
Maschine: aber an ein anderes eben so dringendes und der Zeitord-
nung nach jenem vorauszuschickendes Bedürfhiss, nemlich an eine
neue Constitution dieser Staats-Maschine scheint noch der Gedanke
nicht zu kommen. Dieses gehet an sich sehr natürlich zu; bisher
war der Staat constttoirt durch die Reichsgeseze, und die in solchen
bestattigte Familienpacta, und diese Constitution hatte ihre Festig-
keit und Garantie durch das mit seiner Reichsversammlung vereinte
Reichsoberhaupt. Jezo ist alle Reichsobergewalt und alle Gültigkeit
und Kraft der Reichsgeseze aufgehoben ; aber man hat sich nicht ge-
wöhnt noch, diese Aufhebung in ihren einzelnen Folgen sich deutlich
vor Augen zu stellen, und so denkt man sich noch immer den gross-
herzoglichen Staat als cooititoirt, ob er es gleich nur dem Schein
nach noch ist. Entsteht nicht ein neues rechtliches Band, das den
Regenten und die verschiedenen Classen der Unterthanen ordentlich
an einander schlinget, so muss nothwendig in nicht langen Zeiträumen
ein Reiben und ein Auseinanderfallen der so verschiedenartig
coalescirten Theile entstehen, und dann durch Fehden langer Jahr-
hunderte und deren vom Zufall dirigirte Ausgleichung nach und nach
wieder eine unsistematische Verfassung entstehen, wie die alte
deutsche Landeshoheit entstand; oder es muss ein mächtigerer Nach-
bar sich darein schlagen, um jene Reibungen durch Vorschrift einer
Konstitution zu beseitigen, welches Mittel dann weder dem Interesse
des Grossherzoglichen Hauses und Landes noch der Ehre eines sou-
veränen Staats angemessen ist
Die Nothwendigkeit einer Constitution für einen souveränen
Staat ist auch so allgemein anerkannt und gefühlt worden, dass bejr
allen den vielen StaatsUmwälzungen und Rückwälzungen, die nun
seit anderthalb Jahrzehnten vor unseren Augen vorüber gegangen
sind, immerhin eine neue Constitution das erste war, was man vor-
anstellte.
Ein kleiner Theil der Materialien dazu wird nun von dem Herrn
Präsidenten Frh. von Marsehall vorbereitet, indem er über die Ver-
fassung der neu hinzugekommenen Grafschaften und Herrschaften
unterhandelt und demnächst auf die nun zu erwartende Petita der
Ritterschaften, die an Seine Königliche Hoheit kommen, weiter das
Nöthige, anpassend an jene Unterhandlungen, anzugeben haben wird,
woraus dann, wenn Höchstdieselben darüber eine EndResolution neh-
men, diese alsdann auch zugleich den Stof zu den desfallsigen Con-
stitution Abschnitten ausmachen wird.
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Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt.
293
Noch vier andere Haupttheile bleiben übrig, über deren Bearbei-
tung noch nichts eingeleitet ist.
Ein mahl die regentenamtliche Verfassung, die nun durch die
alte Haus- und Familien-Statute nicht mehr regiert werden kann,
theils weil diese, die ohnehin auf die Reichsverfassung eingerichtet
sind, nun in unzähligen Stücken unanwendbar werden; theils und
noch mehr, weil sie ihre bisher durch die Reichsgeseze gehabte Gül-
tigkeit und durch die ReichsstaatsGcwalt gehabte Guarantie verloren
haben. Ohne deren Constituirung würde selbst die jezige Erb-
bef&higung der Herren Grafen von Hochberg ein völlig bodenloser
dem blossen Zufall zur Guarantie heimgegebencr Act sein.
Zweitens die Landkirchen Verfassung: da alle Verbindlichkeit
des Westphälischcn Friedens aufhört, so kann ohne neue Religions-
assecuration durch die Grundverfassung des Staats jeder Regent die
Kirchen des I^andcs nach Belieben aufheben und ummodeln.
Drittens die Verhältnis des Militäreinflusses in die Staatsver-
waltung, ohne deren Bestimmung unter einem etwa allzueinseitig
diesen Stand begünstigenden Regenten das Wohl der Unterthanen
zertrümmert und der Grund zum Aufruhr gelegt oder, unter schwachen
Regenten, die Armee, wie in den lezten Jahrhunderten der Römi-
schen und in der Strelitzen-Epoche der Russischen Monarchie, Leben
und Regierung des Regenten ganz den Militärfactionen Preis wer-
den kann
Viertens die Guarantie der Constitution, wodurch nemlich der
Gründer des Staats sich versichert, dass nicht blos der wohldenkende
Nachfolger bei der ihm stets verbleibenden Organisirung und Leitung
der Staatsmaschine jene Grundlagen, worauf der Staat constituirt ist,
immer unverrückt lassen und erhalten werde, sondern dass auch der
etwa misleitete Motive finde, die ihn im rechten Geleise erhalten
oder dahin zurücktreiben und Dritte so wenig als möglich durch Zu-
falle begünstigt, sich eine Verrückung des Staats von seinen Grund-
pfeilern und des Regenten von seiner rechtmassigen Regierungsge-
waltüebung zum Ziel sezen können.
Wie richtig und wichtig diese Betrachtungen seien, dieses wird
für den näheres Licht empfangen, wer sich die Mühe geben will, die
beyliegende Skizze der in der ConstitutionsUrkunde abzuhandelnden
Materien und die dabey zu nehmenden Gesichtspunkte — wie sie mir
lebhaft vor dem Auge stehen — zu erwägen, und wer etwa die neueste
französische Constitution über das Erbkaiserthum samt denen noch
darin bestätigten Artikeln der älteren über die Verfassung der Re-
publik vergleichen will.
Diese vier Punkte sollten also meines Bedünkens jezo gleich sol-
chen Röthen von S. K. H. zur Bearbeitung übertragen werden, welche
HochSie desfalls mit dem Zutrauen der Einsicht, der Wohlmeinen-
heit und der prompten Vollendung beehren, damit sie alle zu der
Zeit bearbeitet vorgelegt werden können, wo man mit den Materialien
der Arbeit des Frhn. v. Marschall zum Vortrag gefasst ist, um als-
294
t. Weech.
dann mit jenen in eine ConstitutionsUrkande zusammengearbeitet zu
werden, die der neuen Organisation, als welche in ihren Modificationen
immer der Willkohr jedes Regenten nach seinem Ermessen über Er-
forderniss der Zeitumstände untergeben bleiben mass, zur unwandel-
baren Grundlage diene, so lang nicht — welches Gott stetshin ver-
hüten wolle — schwere Weltereignisse eine neue Staatsumwälzung
[und] mit ihr die Notwendigkeit einer neuen Staats-Constitution
herbeyführen.
Also aus devotester Verehrung niedergeschrieben.
Carlsruhe den 22. September 1806. * Fr. Brauer.
Skizze
der wesentlichen Theile einer neuen Constitution des badischen Staats.
1) Allgemeine Grundverfassung.
Ihre Gegenstände sind Einheit und Unteilbarkeit der Lande
— monarchische Gewalt des Regenten — Beybehaltung des Unter-
schicds der Staatsbürger nach dem Herren- Ritter- und Bürger-Stand
oder hohen Adel — niederen Adel, und Bürger — Freyheit der Personen
unter dem Gesez. also keine Knechtschaft, vielleicht auch keine Leib-
eigenschaft, wenigstens nicht unter diesem Namen und nicht mit be-
schwerlichen Würkungen auf die Persönlichkeit des Unterthanen,
aber auch keine Licenz von Ständen oder Personen, sich dem Staats-
gescz und seiner Auwendung zu entziehen; also Gleichheit vor dem
Gesez und dem Gericht — Sicherheit des Eigenthums — Pflichtigkeit
zu Staats-Auflagen, und ortsherrlichen Abgaben.
Gesichtspunkt:
Möglichst das Alte, und wo es verschieden ist, aus ihm das Beste
bey zubehalten, es aber in seinen Benennungen und Formen dem Zeit-
geist anzupassen, der nicht mehr alles tragen kann, was er sonst
trug, aber gar leicht sich mit Worten statt Sachen sättigen lässt.
2) Verhältnisse des Regenten.
Gegenstände: Gelangung zur Regierung nach dem Recht der
Erstgeburt für die männliche Descendenz beeder Ehen S. K. H. —
Eröfnung des RegierungsAntritts (ob nur durch Tod oder auch durch
RegierungsUntähigkeit) — Art desselben (ob nur durch Huldigungs-
einnahme auf die Constitution oder auch durch regentenaratliche Ge-
genversicherungen auf deren Festhaltung) — Alter zu deren Selbst-
führung — Vormundschaft über die Person des minderjährigen Re-
genten — Regentschaft über die Lande desselben — Verhältnisse der
FamilienGlieder zu ihm — Deputate der Prinzen des Hauses — Aus-
steuer und Unterhalt der Prinzessinnen — Testirungs- und Adoptions-
Befugnisse und Formen für den Regenten (ob und wie weit eine
oder die andre ihm zustehn) — Regierungsfolge nach Abgang alles
Mannsstamms (ob den Töchtern und nach welcher Ordnung sodann).
Gesichtspunkte:
Beybehaltung dessen aus den Familienstatuten, was noch in der
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Dm a< hte und neunte badische Konstitutionsedikt.
neuen Ordnung der Dinge anwendbar ist, mit Umgehung alles dessen,
was in einen souveränen, keinem gemeinen oder positiven Recht un-
terliegenden Staat nicht passt (z. E. Verzicht der Töchter bis auf
den ledigen Anfall, ReichsAusträge, Fideicomissbenennung für das
StaatsEigenthum u. s. w.) oder dessen, was nach Cassirung eines
Oberhaupts dem Regenten für sein Ansehen oder seine Rechte ge-
fahrlich werden kann (z. E. der Theilnahme der Mutter an der Lan-
desRegentschaft, der Theilnahme des Landesregenten an der persön-
lichen Vormundschaft, der vorbestimmten Widmung der Regentschaft
für den ältesten Agnaten, zu mahl für Fälle von Gemüthsschwächc
und daher rührender RegierungsUnfähigkeit).
3) Verhältniss der Religionen und Kirchen zum Staat.
Gegenstände: Die persönliche Religionsfreyheit — die Ver-
samlungsfreyheit in Bethäusern oder Kirchen — die Rechte am alten
Kirchengut — die Widmung neuen Kirchengutes — die Directiv-
befugnis der Kirchengewalt — die Subjection derselben unter die
Staatsgewalt — die Freyheit und Unterwürfigkeit der Kirchendiener
— die Freyheit und Unterwürfigkeit der kirchlichen Gesellschafts-
handlungen.
Gesichtspunkte:
Keinem, dass er seiner Privat-Ueberzeugung folge, zu wehren,
aber auch keinen , dass er andre darinn störe, oder vom Staat dafür
positive Unterstützung verlange, die nicht in der Verfassung besteht,
zu berechtigen. Alle alte Streitigkeiten, die nicht anhängig sind, ab-,
diese lezteren nach Principien der Billigkeit und des dermahlig
grösseren Staatsvortheils durch-zuschneiden, nachmals aber ein un-
wandelbares uti possidetis für das Kirchengut aufzustellen — Unge-
mischte Orte ungemischt zu erhalten — Keine Jurisdiction in Ehe-
und Kirchensachen, so viel davon aufs Äussere und Zeitliche Bezug,
einem landesherrlichen oder nicht landesherrlichen Kirchen-Collegio
zu gestatten, aber ihm zur Dienstpolizey über die Diener und zur
Religions- und Sitten-Polizey über die Bürger freye Hand zu lassen;
auch da jedoch keinerley Gewaltshandlung ohne Staats-Einsicht und
Billigung zur Verkündigung und zum Vollzug kommen zu lassen —
Keinen Religionsbedrückungen der Staatsgewalt, die persönliche
Ueberzeugung des Regenten sey, welche sie wolle, Plaz zu lassen.
4) Verhältnis der bewaffneten Macht:
Gegenstände: Absolute Abhängigkeit vom Regenten, durch
keine Constitutions-Säze beschränkt — absolute Unabhängigkeit von
jeder höheren oder niederen, nicht militärischen Staatsstelle — abso-
lute Unfähigkeit aller höheren oder niederen Civildiener mit Bey-
behaltung eines directiven oder executiven Civildienstes, eine Militär-
charge zu begleiten und umgekehrt; — Errichtung einer von der
Militär-Influenz ganz freyen bewaffneten Polizeywache zur inneren
Sicherheit gegen rechtlose oder der Rechtsordnung sich entziehende
Menschen oder Gewalten, mithin völlige Trennung des Zwecks der
296 t. Weech.
äusseren Sicherheit durch die regulirte und der inneren durch die
poüzeyliche bewaffnete Macht - Bestimmung der absolut freyen
Stände und Personen (Effectivfreye gehören nur in das Cantonsregle-
ment als einen Theil der Organisationsgesetze) - Bestimmung der
Forderungsrechte an die Unterthanen im allgemeinen, z. E. Quartier-
last, Lieferungen, Frohnden (die Art der Leitung und die Modifi-
cationen der Rechtsausübung gehören zu den organischen Gesetzen).
Gesichtspunkte:
Das Militär muss durch nichts im Staat gehindert werden können,
den Willen des Regenten zu vollziehen; das Militär muss aber auch
nirgends m die Lage kommen, den AVillen des Regenten lenken zu
können, oder aber gar seiner Anordnung sich wtirksam zu wider-
sezen, und die Staatsverwaltung nach seinem Sinn zu lenken, oder
die Staatsgewalt in seine Hände zu bringen. Das Militär muss aber
seine Untergebene eine durch niemanden als den Regenten be-
schränkte Willkühr haben; aber gar keine darüber, wer aus dem
uurgerstand sein Untergebener werden soll; hier dürfen nur die Ge-
seze die Pflicht und die Militärbehörde die Tauglichkeit, Mos
aber die Civilbehörde die Auswahl bestimmen, wenn ein für den
Kriegszweck solides, für den Staatszweck unschädliches und für
den Regenten ungefährliches Fundament zu einem kriegerischen
Staat — wie nun einmahl der Badische seyn muss — gelegt wer-
den soll.
5) Bestimmung der unveräusserlichen Staatsrechte
[SouveränetätsAusflttsse].
Gegenstand: Aufstellung der bewaffneten Kriegs- oder Polizey-
Macnt - Verhandlungen über Staatsinteressen mit auswärtigen im
Krieg- und Friedenstand - Gesezgebende Gewalt - Erteilung et-
icher der obersten Staatswürden - Obergerichtsbarkeit - Oberherr-
lichkeit (darunter verstehe ich das Recht, ohne weitere Rechenschaft
schuldig zu seyn, die Leitung der Bürger zum Staatszweck zu be-
sorgen) — Recht der Auflagen (darunter verstehe ich das Recht,
wandelbare, nur durch das Bedürfniss ihr jährliches Mass erhaltende
Entrichtungen an den Unterthanen zu fordern) — Pflicht in Absicht
anderer Staatsschulden und Staatseinnahmen (hier wird das schon
vorgelegte Statut alles hieher gehörige erschöpfen) - Oberlehenherr-
lichkeit — Geistliche Hoheit.
Gesichtspunkte:
Alles muss hier so gefasst werden, dass es nur als Erklärung
der für den Souverän streitenden Regel erscheine und seine An-
wendung ohne Einschränkung linde, wo und so weit nicht ein Staats-
bürger oder Einsasse eine durch die Verfassung zu Stand gekommeue
oder geschüzte Einschränkung beweist.
6) Verhältnisse der veräusserlichen Staatsrechte.
[HoheitsAusflüssc.]
Gegenstände: Mittelgerichtsbarkeit — Untergerichtsbarkeit —
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Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt
•297
Standesherrlichkeit (d. i. Polizcygewalt des mit Mittelgerichtsbarkeit
beliehenen I^ndsassen des Herrenstandes) — Ortsherrlichkeit (d. i.
Polizeygewalt der nur mit Untergerichtsbarkeit Beliehenen, beede
mit l'nterordnung unter die Oberherrlichkeit) -■ Lehenherrlichkeit
(mit Ausschluss aller nur aus StaatsUebertragung auszuübenden Rechte,
die künftig nur vom Regenten zu Lehen gehen) — Recht der Ab-
gaben (oder ständiger Erhebung der lindes- und Ortsherren) —
Kirchenvogtcy (oder Schutz der Kirchengesellschaftcu bey den ver-
fassungsmäsigen Rechten und Einkünften).
Gcsichtspuncte:
Rechte, die bey ordentlicher Ausübung wenig oder nichts ein-
tragen, aber leicht durch Misbrauch Einnahmequellen werden können,
müssen nicht verliehen werden; kein Recht muss so begeben werden,
dass nicht der Regent nach Relieben durch ausserordentliche Visi-
tationen so gut, als im Weg der ordentlichen Staatsverwaltung
sich von der ordnungsmäsigen Anwendung desselben versichern könne
— Jurisdiction inuss niemand erhalten, wer nicht so viele seiner Orts-
herrlichkeit untergebene, nahe beysammenlicgende Orte besizt, dass
er (um l'ntergerichtsreehte auszuüben) einen eignen nothdürftig be-
soldeten, von ihm nach einmal geschehener Anstellung unabhängigen
Justitiar, (oder um MittelKcriehtsharkeit auszuüben) ein von den
rechtsverstäudigen Mitgliedern, tlio eigens dafür angestellt und be-
soldet sind, beseztes Gericht halte — Jurisdiction und Ortsherrlich-
keit muss nicht für eigen, sondern blos lehensweise von Privatper-
sonen bese-sen werden; sie kann solchen nie über Ortschaften, die
Städkrecht haben, hinwiederum aber auch keinen Städten über an-
dere Gemeinden zustehen die Lehenbarkeit muss nie die mit der
Ortsherrlichkeit verbundenen, aber von jedem Privatmann auch ohne
sie beziehbaren Renten und Güter an sich ziehen, wo sie nicht vor-
hin lehenbar waren, mithin nicht das PrivatEigentbum der jezigen
Besizer beschränken: die Ortsherren dürfen nicht den Bezirks-,
sondern nur den Provinzvorstehern untergeben seyn, müssen ihnen
aber einzeln zur Rede stehen und dürfen in Absicht auf ihre be-
sitzende veränderlichen Staatsrechte keine Gesellschaften formtreu.
1) Garantie der Staatsverfassung:
Gegenstände: Wer soll der Wächter über solche seyn? wie
soll dessen Aufmerksamkeit verfassungsmäsig angeregt werden? -
wie soll er würken können? woher soll seine Würksamkeit Nach-
druck erlangen?
Gesichtspunkte:
Die Gewöhrleistung muss nie den Staat in ein mit seinen Bundes-
pflichten collidirendes Interesse verwickeln (Ausschliessung fremder
Guarants): sie muss nie zu einer fremden Oberherrschaft Anlas wer-
den können (Ausschliessung der rheinischen Bundesversammlung und
ihres Protektors): sie muss nie dem Regenten einen Damm in der
organischen Leitung der Maschine entgegensezen und ein ihm ent-
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▼ . Weech.
gegenstehendes Interesse gründen (Ausschliessung von Reichs- oder
Land-Ständen) : sie muss aber doch auf begebende Fälle, wo die Re-
gierung raisleitet oder von unberechtigten Zugriffen gefährdet ist,
auf eine der Souveränetät unnachtheilige Art einschreiten können
(Aufstellung eines auf die Landesverfassung anpassenden Erhaltungs-
Senats).
Beilage B. zur Anzeige Ober die Constitutions-Vollendung
vom 30. März 1808.
Baden den 27*» Oktober 1806.
Seine Königliche Hoheit haben Sich die Anzeige des Herrn Ge-
heimen Raths Braner Qber die Notwendigkeit einer neuen Constitution
des Badischen Staates d. d. Carlsruhe d. 22"*«" Oktbr. (sie !) 1806 nebst der
anliegenden Skizze der wesentlichen Theile derselben — unterthänigst
vorlegen lassen und Sich von der Notbwendigkeit der Entwerfung
einer solchen Constitution überzeugt. Höchstdieselben erwarten da-
her vordersamst noch, theils die unterthänigste Anzeige derjenigen
Gegenstände, deren Bearbeitung der Herr Geheime Rath Brauer
selbst übernehmen will, theils aber auch gutachtlichen Vorschlag sol-
cher Räthe, welche zu Ausarbeitung der übrigen Gegenstände in aller
Hinsicht für geeignet geachtet werden, und ohne Benachtheilung an-
derer wichtiger DienstGcschäfte sich dieser Ausarbeitung in der ge-
hörigen Zeit unterziehen könnten — um aus den vorgeschlagenen
Personen hernachmals zu wählen.
Was sodann die in der beyliegenden Skizze benannten Gegen-
stände betrifft , so haben Sich Höchstdieselben vorläufig dahin ge-
äussert, dass nach der angegebenen Ansicht in Ihren neuern Staaten
sowenig als in den alten weder Knechtschaft, noch Leibeigenschaft
stattfinden solle.
Im allgemeinen aber haben Serenissimus zu äussern geruhet,
über den gevertigten Entwurf der neuen Constitution würden seiner
Zeit, vor Ertheilang der Sanction, auch Personen aus andern Ständeu
zu hören seyn; und erwarteten sie übrigens nunmehr vordersamst
die oben erforderte Anzeige und Vorschläge.
(gez.) Placet Carl Friderich.
Vi« J. Weiss.
Neuntes und leztes Konstitutionsedikt
über die Gewährleistung der Staatsverfassung.
C. Fr.
Nachdem die göttliche Vorsehung vordersamst durch den Lüne-
viller Frieden vom 19. Febr. 1801 jenen Theil Unsrer alten Stamm-
lande, der auf dem linken RheinUfer liegt, Unserer Regierungsob-
sorge entzogen, nachmals aber zuerst durch den Reichs-Deputations-
Recess vom 25. Febr. d. J. 1803, sodann durch den Pressburger Frie-
den vom 26. Dezemb. d. J. 1805, endlich durch den Rheinischen
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Das achte und neunte badiHche Konstitutionsedikt.
299
Bundesvertrag vom 12. Juli 1806 mittelst der wohlwollenden Vor-
sorge Sr. Majestät des Kaisers von Frankreich, Königs von Italien
und Beschützer des Rheinischen Bundes einen weit ansehnlicheren
Zuwachs an Landen auf der rechten Rbeinseite Unserer Staatsver-
waltung untergeben hat. welche sich nun in Unserer Hand unter
der Benennung des Grossherzogthums Baden zu einem untheilbaren
souveränen Staat vereinigt finden, dessen Regierung nach Primo-
genitur-Erbrecht Uns und Unserer ehelichen männlichen Nachkom-
menschaft zusteht: so Hessen Wir es Unsere erste Sorgfalt seyn, die-
jenige StaatsEinrichtungen zu treffen, welche auf das eheste die Lei-
tung des Ganzen zu einem in einander greifenden Gang zu bringen
vermöchten. Neben andern desfalsigen VerfassungsAnordnungen, wo-
durch das Land in Provinzen und Bezirke abgetheilt und die untere
und mittlere Rechts- und Polizey- Verwaltung biss auf Aenderung so
bestimmt wurden, wie es damals für ein zweckgemässes Zusammen-
greifen am vortheilhaftesten erschien, bestimmten Wir auch zu Un-
sern Ratgebern und zum Theil Stellvertretern in der obersten Lei-
tung der Staatsgeschäfte mittelst Edicts vom 20. Mai 1807 ein in vier
Abtheilungen oder Departements handelndes und nach Beschaffenheit
der Fälle in vollem Rath, in General- oder Special-Konferenzen be-
ratschlagendes Ministerium oder Geheime-Rats-Kollegium, so wie
durch Edict vom 6. Mai 1807 ein in zwei Kammern getheiltes und
je nach Beschaffenheit der Sachen im vollen Rat oder in solchen
Kammern handelndes Oberhofgericht, welchen obgedachten, dieser
Urkunde in beglaubten Abschriften angehängten Verfassungs- Vor-
schriften Wir nun nach denen inzwischen versuchten Erfahrungen
gleiche grundgesezliche Kraft beylegen, als ob sie hier namentlich
eingerückt und wiederhohlt worden wären. Nächst diesem Hessen
Wir als dermahlig einziger Ahnherr Unseres ganzen Stammes zugleich
kraft der in Unserer Person vereinten Obrystherrlichen und stamm-
hauptlichen Gewalt Uns angelegen sein, nach und nach, wie Zeit und
Umstände es gestatteten, in acht besonderen, der gegenwärtigen Ur-
kunde vorausgegangenen KonstitutionsEdicten jeneSäze auszusprechen,
welche die ständige und unwandelbare Verhältnisse zwischen Kirche
und Staat, zwischen den verschiedenen Klassen der Staatsbürger
unter sich sowohl, als gegen Unsere höchste Staatsgewalt, endlich
zwischen den Berechtigungen, auch Gegen- und "Wechsel würkungen
der verschiedenen Zweige der Obristhoheitlichen Gewalt zu ordnen
vermögen. Nun bleibt Uns nur noch übrig, für Unsere Angehörigen
das Vertrauen landesväterlich zu begründen, dass alle diese für un-
wandelbar erklärte Grenzscheidungen auch ebenso unverrükt jeder
Zeit werden beobachtet werden. Zu diesem Ende finden wir nöthig,
durch gegenwärtiges neuntes Grundgesez, das den Schluss Unserer
Staats-Konstitution und in Verbindung mit den acht früheren und
der Rheinischen Bundesacte die ganze Verfassung Unseres Staates
bestimmt, die Gewährleistung der Staatsverfassung ausführlich
zu ordnen und festzusezen, wie hier nachgeschrieben ist:
1) Die Hauptstüze der Beruhigung und des Zutrauens Unserer
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300
Weech.
Unterthanen ruhet auf dein Glauben an die von Unserem Lande biss
hieher so vielfach und so auffallend erfahrene gnädige Regierung
Gottes, deren Wir auch für alle Zukunft in getroster Ergebung Uns,
Unsre grossherzogliche Familie, auch Unsre Lande, Leute und Unter-
thanen zu besonderem Schuz und Schirm empfehlen: nächst diesem
haben sie solche in der Rechnung auf Vatterliebe und Regenten-
tugenden Unserer Nachfolger in der Regierung zu begründen, und
diese Rechnung mag um so sicherer gezogen werden, je klarer ihnen
die in Unsrer langjährigen Regierung vielfach bestätigt erschienene
Wahrheit einleuchten wird, dass nur Beschränkung eigener Wünsche
und Annehmlichkeiten zum Resten der GesamtWohlfart des Landes
dem Regenten Achtung im Ausland und Liebe im Innland sichern,
und ihm durch stürmische Zeiten und drückende Weltlagen glücklich
hindurchhelfen; und je mehr dieser Wahrheit nun durch den Rheini-
schen Rund eine in das Partikular- Interesse des Regenten, wie in
das allgemeine des Staates gleich tief eingreifende Triebfeder bey-
gesellt worden ist, als welcher Bund jedem Bundesstaat die Aussicht
zeigt, dass sein WürkungsKreys nicht blos vereinzelt werde betrachtet,
sondern nach den in einander fliessenden Folgen der vielseitigen Be-
rührung werde beurtheilt werden, und dass er somit nur insoweit
frey und souverän bleiben könne, als der Regent desselben seine
Handlungen in den Schranken der Ordnung und der Gesezlichkeit
genau einzuhalten selbst sich befleissigt.
2) Inzwischen würde (wie Unsere eigenen langjährigen Regicruugs-
Erfahrungen Uns belehren) dieses mit Recht bey Unseren Unter-
thanen vorauszusezende Zutrauen doch nach dem Gang der mensch-
lichen Gemüthsemptindungen nicht auf die Dauer feststehen, wenn
Wir nicht eine solche Üeratungs- und Erörterungs-Art derjenigen
Angelegenheiten, welche die Grundverfassung Unseres Grossherzog-
thums unmittelbar berühren, festsezen würden, womit Wir und unsere
RegierungsNachfolger gegen Unterlegung solcher ansichten gesichert
bleiben, die Irrthum oder Leidenschaftlichkeit misleitet und in einen
falschen Sehpunkt gestellt haben möchte, um vom Regenten Er-
schliessungen zu erwürken. die Er bei Vorlegung einer richtigen
Uebersicht seiner Regenten-Pflicht und Ehre unangemessen würde
erachtet haben. Deswegen bestimmen Wir Unser Ministerium und
Oberhofgericht zu Wächtern und Gewährleistern der Grundverfassung
Unseres Grossherzogthums; beede iu der Masse, dass nichts, was auf
die Konstitution Bezug hat, zu Kräften erwachsen könne, es sey denn
je nach der Verschiedenheit des Falls im Departement vorbereitet,
im vollen Rath oder einer GeneralKonferenz begutachtet und so mit
aller Sachkenntniss und Urtheilsreife von dem Regenten gebilligt
oder befohlen worden, habe hiernächst gegen etwaige statthafte Ge-
genreden einzelner Widersacher, wo deren auftreten, den Sieg vor
dem Oberhofgericht als Verwalter der obristrichterlichen Gerechtig-
keit sPflege davongetragen und seye also von solchem zu Recht er-
kannt worden.
3) Jene Berathung und Rechtsweisung über Anstände, welche sich
Das achte und nennte badische Konstitutionsedikt
301
in KonstitutionsAngelegenheiten ergeben, fordert jedoch ihre festen
und genau bestimmten Formen, damit sich niemals eigene Willkflhr
und Behaglichkeit Einzelner Räthe. Diener oder Untcrthanen unter
dem blossen Vorwande des gemeinen Wohls dem Regenten gegenüber-
stellen und seinen wohlgemeinten Staatsbeschlüssen Hindernisse in
den Weg legen können, welche Formen nach den verschiedenen Ver-
hältnissen, unter welchen die Anstände sich erheben, allerdings ver-
schieden sein müssen und die Wir nunmehr — eingedenck der in
Obenangezogenem Edikt über die OberhofgerichtsVerfassung im sechs-
ten Artikel unter dem Buchstaben c gegebenen Zusage — festsezen
und damit denen dort nur im Vorübergehen und zunächst nur in
Bezug auf Standes- und Grundherrn berührten Konstitutionssachen
ihre allgemeine auf alle betheiligten Staatsbürger anwendbare Be-
stimmung geben wollen.
4) Würden zwey Staatsbürger unter einander, ingleichen Einer
oder der Andre mit Unseren Fisciverwaltern und Vertretern in Streit
gerathen über Rechte, die der eine Theil mit Widerspruch des An-
dern aus der Sammlung der Grundgeseze für sich herleiten zu können
vermeinte, so wird dadurch allein in der Regel noch keine Konsti-
tutionssache begründet, indem häufig dabey nur das Faktum und
dessen Beurtheilung im Streit liegt, ob nemlich dasselbe so geartet
sey, dass diese oder jene an sich unzwcydeutige Konstitutionsstelle
es mit unter sich begreife. In einem solchen Falle, wo zunächst nur
die Aufklärung und Feststellung des eigentlichen rechtlichen Frage-
punckts Vorwurf des Streits ist, bleibt solcher noch in der Klasse
der gemeinen Rechtsstrittigkeiten liegen und muss gleich allen übri-
gen bürgerlichen Strittigkeiten gütlich oder rechtlich ausgetragen
und in lezterem Fall vor jenen Richter gebracht werden, welchem
die allgemeinen Regeln über die Rechtsbehörigkeit sie zuweisen, muss
auch von diesem nach den nemlichen Normen, wie andere bürgerliche
Streitsachen verhandelt und entschieden, sofort nach Erledigung der
etwa dazwischen trettenden zulässigen Rechtsmittel und Rechtszttge
zu Ende gebracht werden. Solche Sachen haben vor andern Rechts-
Sachen nichts voraus, als gemäs des achten KonstitutionsEdicts Art. . .
das, dass derjenige, der durch den Richterspruch sich beschwert er-
achtet, wenn er diese Beschwerde darauf begründen kann und will,
dass der Richter eine einschlagende Konstitutionsstelle entweder in
einem andern Sinn genommen habe, als der ihm der Richtige dünkt,
oder dass er sie auf einen Fall, wie der seinige doch vom Richter
selbst erfunden worden sey, nicht anwendbar erachte, er die Sache
zur Erledigung des unmittelbar höheren Richters mit der Nichtig-
keitsklage sowohl, als der Berufung bringen kann, wenn gleich der
eigene Werth der Sache ausser dieser Beziehung dazu nicht geeignet
wäre, da das hinzukommende Interesse der Aufrechterhaltung einer
grundgcsezlichen Befugnis, als eines Gegenstandes von unschätzbarem
Werth hier den Hauptbestimmungsgrund abgeben muss. In dem
zweiten Zug, wohin sie alsdann gelangt, wird sie durch ein so ge-
artetes RechtsMittel nun erst zu einer KonstitutionsSache.
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t. Weech.
5) Sobald nemlich entweder schon gleich in der Verhandlang vor
dem ersten Richter, oder aber, wenn dieses hier der Fall nicht war,
auf vorgedachte Weise im zweiten Zug durch die Natur der Be-
schwerdeführung eine Sache sich so stellt, dass der Richter befindet,
der Hauptknoten komme auf eine zwischen den Parthieen bestrittene
Vorfrage an, ob eine Konstitutionsstelle in der einen oder der andern
von zweyen durch die Parthieen ihr zugemessenen Deutungen zu nehmen
sey, oder ob ein Fall, wie der vorliegende nach der einstimmigen
Ansicht der Thatsachen erscheinet, unter die von dem Grundgesez
umfassten Fälle gehöre: so erwächst die Vorfrage zur Konsti tutions
Sache, die allein der volle Rath des Oberhofgerichts entscheiden
kann. Der Richter, vor dem sie hängt, oder die Kammer des Ober-
hofgerichtes, vor deren sich dieses ergäbe, muss alsdann alles Ver-
fahren, das etwa zur Aufklärung und zum Beweise der Thatsachen,
der Klagen, Einreden und Gegenreden übrigens nöthig seyn kann,
bis zur Erledigung jener Vortrage einstellen. Diese Erledigung selbst
leitet er zugleich dadurch ein. dass er einen Aufsaz der strittigen
Vorfrage und der beederseitigen Gründe ohne Benennung der Par-
thieen, zwischen welchen sie verhandelt worden ist, fertigt, ihn bee-
den Theilen zur Erinneruug dessen, was sie etwa an der Richtigkeit
oder Vollständigkeit auszusezen fänden, vorlegt und nach deren allen-
falls erheblich gefundenen Angaben ihn berichtigt, sodann mit einem
Bericht und Bitte um grundgesezliche Rechtsweisung ihn an das Ober-
hofgericht absendet. Dieses, sobald es ihn empfängt, muss ihn ab-
schriftlich dem Krouanwald mittheilen (wozu jederzeit einer der im
Gesezfach bey dem Justizdepartement arbeitenden Räthe oder Re-
ferendarien ständig ernannt und dem Oberhofgericht bekannt gemacht
seyn muss, der für dergleichen Sachen der Fürsprecher der Staats-
Regierung ebenso sey, wie es die Kammeran Wälde für den Fiskus
sind). Dieser soll darüber die Ansicht dessen, was die StaatsRe-
gierung nach dem Zusammenhang und Zweck des Gesezes für Recht
hierin ansehe, in der ObergerichtsOrdnungsmäsigen Frist dem Ober-
hofgericht vortragen, nachdem er darüber die nüthige Kommunikation
mit den Kronanwäldeu sännntlicher Provinzgerichte gepflogen und
darauf seine Instruirung von der Staatsregierung erbetten, erlangt
oder in gesezlicher Frist vergebens erwartet hat. Von jenem Auf-
saz und dieser Ansicht muss nachmals das Oberhofgericht in vollem
Rath Kenntniss nehmen, darüber ordnungsmäßig rathschlagen und
nach einer absoluten Stimmenmehrheit, sofern nicht einmüthige
Stimmen fallen, sich entscheiden, folglich, solange nur durch eine
Theilung der Stimmenden in mehr als zwey Meinungen eine relative
Stimmenmehrheit sich ergiebt, so weit darüber durch nähere Be-
sprechung sich wechselseitig aufklären und annähern, biss eine ab-
solute Mehrheit erscheint. Jene Entscheidung kann niemals in die
Bestimmung der Anwendung des Rechts auf den vorgelegten Fall
eingehen, sondern nur aussprechen, ob ein Fall der vorgelegten An
unter diese oder jene Stelle der Grundgeseze zu unterlegen sey, in-
gleichen welcher bestimmte Sinn dieser oder jener Stelle gebühre.
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D&s achte und neunte baditsohe Konstitutionsedikt.
303
Sie muss in der Form eines Urthels [soweit diese unter Beobachtung
der obenverzeichneten Grundsaze anwendbar ist] ausgefertigt und als
Rechtsweisung sowohl dem anfragenden Richter, als dem KronAnwald
zugesandt, auch in den RegierungsBlättern als konstitutionelle Rechts-
belehrung verkündet werden. Der anfragende Richter und jeder an-
dere werden dadurch verbindlich, das Gesez in diesem Sinn ihren
Sprüchen zum Grund zu legen; hingegen verbleibt dem Richter die
Freyheit in derjenigen Sache, welche den Anlass zu der Rechtsbe-
lehrung gab, die Folgen der Anwendung durch Urthel zu bestimmen,
welche im vorliegenden Fall eintretten können, sowie demjenigen
der streitenden Theile, der jene richterliche Bestimmung sich nach-
theilig achtete, alle jenen gewöhnlichen RechtsMittel offen bleibeu,
die nach der Natur des Streites stattfinden, nur dass darinn nicht
mehr über den Sinn und die Anwendbarkeit der in Frage liegenden
Stellen der Grundgeseze, sondern lediglich über die Folgen ihrer An-
wendung gehandelt werden kann. Ueber zweifelhafte Auslegung der
bürgerlichen und peinlichen Geseze findet eine solche Anfrage nie-
mals statt. Obiges Oberhofgerichtsverfahren macht die ersteForm
der Konstitutionssachen aus.
fi) Auf eine andere Weise kann Zwiespalt in KonstitutionsAnge-
legenheiten entstehen, wenn zwischen Staatsbürgern und Regierungs-
oder Polizeystellen des lindes die Frage zur Sprache kommt, ob
diese oder jene GewaltsAusübung einer Stelle, diese oder jene Rechts-
Anmassung eines Staatsbürgers grundgesezmäsig oder grundgesez-
widrig sey . Hier findet natürlicher Weise zwischendiesenbeeden
weder ein gütlicher, noch ein rechtlicher Austrag statt, weil alsdann
die Staatsstelle nicht die zur Rechtsvertrettung für den Staat begc-
waltigte Person ist: sondern in diesem Falle muss die Staatsstelle
(wenn sie es ist, welche Zweifel über die Gesezinäsigkeit heget) durch
Anfrage, oder der betroffene Staatsbürger (wenn er im Fall ist. unter
einer von jener Stelle als zweifellos angesehenen, mithin zur An-
wendung gebrachten Gesezesstclle sich beschwert zu achten) durch
Rekurs an die unmittelbar höhere Staatsbehörde die Sachebringen,
damit von dieser ein Instructivbescheid über diese Ansichtsverschie-
denheit austiiesse. Ist diese instruirende Staatsbehörde noch nicht
die oberste, (wie z. B. wenn eine ProvinzRegierung über einen bey
Amt vorgekommenen Fall Bescheid gegeben hätte): so kann sowohl
die untere Staatsstelle, als die Gegenparthie, (welche von beyden es
nun wäre, die ihrer Ueberzeugung nicht abgewinnen könnte, den ein-
gelaufenen Bescheid einer Mittelbehörde für übereinstimmend mit
den Grundgesezen zu achten), den Fall auf die vorige Weise durch
weitere Anfrage oder weiteren Rekurs zum Justizdepartement der
obersten Staatsstelle bringen, welches alsdann nach eingehohlter Bey-
stimmung des vollen Raths darüber den leztcn Instructiv-Bescheid
giebt, dem das Wesentliche der BestimmungsGründe einverleibt seyn
muss. Fällt dieser zu Gunsten des Staatsbürgers aus. so muss es
nicht nur in diesem Fall dabey bleiben, sondern der Bescheid wird
zugleich zur Nachachtung in allen ähnlichen Fällen durch das Re-
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304
t. Weech.
gierungsblatt als konstitutionelle Rechtsbelehrung verkündet. Fällt
er hingegen wider den Vortheil des Staatsbürgers aus. so steht es
bei diesem, ob er sich dabey beruhigen oder dagegen auf den Rechte-
Ausschlag sich berufen will, und kann deswegen der Inhalt niemals
als konstitutionelle Rechtsbelehrung verkündet werden, indem selbst
dann, wann er sich beruhigt, diese Beruhigung nur ihm gelten, nicht
aber andern nachtheilig werden kann, die künftig in einem gleichen
Fall bey dieser RechtsErklärung der StaatsRegierung sich nicht be-
gnügen, sondern einen Austrag zu Recht fordern wollten. Wird in
einem solchen Fall dieser Austrag gleich von der ersten Parthie oder
bey deren etwaiger Beruhigung späterhin von irgend einer folgenden
Parthie gefordert: so muss der Rechtsforderer den Bescheid der
obersten Staatsbehörde mit ausführlicher Auseinandersezung der-
jenigen Gründe, womit er glaubt solchen anfechten zu können, dem
Oberhofgericht vorlegen. Findet dieses, dass etwa über den Sinn
und die Anwendbarkeit einer Grundgesezesstelle der Streit nicht
wäre, sondern lediglich über die zur Anwendung erforderlichen That-
sachen; dass also keine wahre KonstitutionsSache vorhanden wäre,
so weiset es sogleich die Sache von sich ab und zur Verfolgung im
gemeinen Rechtsweg und kann nur, wo es nöthig wird, fürsorgliche
Anordnungen zu Erhaltung de? Rechtsstandes dem behörigen Richter
auftragen. Findet es aber, dass allein oder wenigstens mit und ne-
ben den streitigen Thatsachen eine Ansichtsverschiedenheit über die
Konstitution vorhanden ist, so muss es nach den Vorschriften bey
der ersten Form mit Vernehmung des StaatsAnwalds und nachmaliger
Erledigung der Sache verfahren und inzwischen die etwa zugleich
strittigen Thatsachen auf sich ruhen lassen. Ist nun jene Erledigung
erfolgt (welche übrigens niemals in die Entscheidung dieser That-
sachen eingehen kann) ; so sind die indessen ruhend gebliebenen Ver-
handlungen über Thatsachen wiederum an die gewöhnliche Rechts-
behörde zur Erörterung zurückzuweisen und kann nur das Gericht
dabey über die Frage, wer als Kläger aufzutretten habe, und wie es
biss zur Aufklärung fürsorglich zu halten sey, wo es ihm zur Auf-
rechterhaltung des Rechts oder der Ruhe im Staat nöthig dünkt,
ausserhalb jenem zu verkündenden WeisungsUrthel in besonderen
Verfügungen Bescheid geben. Dieses ist die zweite Form der Kon-
stitutionsSachen.
7) Unter die dritte Form eignen sich jene Fälle, wo Jemand un-
mittelbar durch Verfügungen der obersten Staatsstelle seine grund-
gesezmässige Gerechtsame für benachteiligt achtet. In diesem Fall ist
das Erste, was ihm obliegt, [dass er] bey dem Regenten selbst oder bey
demjenigen Departement, welches das Erste unter denen ist, aus
welchen die als beschwerend angezogene Verfügung nicht ausge-
flossen war, seine Beschwerdegründe vorträgt; dieses veranstaltet
nach genommener Rücksprache mit jenem Departement, welches die
Verfügung veranlasst und ausgefertigt hat, bey sich eine Berath-
schlagung über den Grund oder Ungrund der Beschwerde und bringt
deren Erfolg zum Vortrag an den Regenten durch den gesammten
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Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt.
Rath. Würde hierdurch die Beschwerde für gegründet nicht erkannt,
mithin bcy der angegriffenen Staats Verfügung beharrt, so muss diese
Ansicht der Parthie in einem mit seinen Gründen ausführlich aus-
gestatteten Beschluss von demjenigen Departement, das nach obiger
Bestimmung den Vortrag hatte, eroefnet werden. Würde hierdurch
die Partnie noch keine Ueberzeugung ihres Unrechts schöpfen, so
bleibt ihr alsdann, jedoch ohne Aufenthalt der einstweilen ihr ob-
liegenden Befolgung, die Berufung ans Recht in der nemlichen Art,
wie im vorigen zweiten Weg bevor, indem Wir aus Achtung für das
Recht der Staatsbürger auch selbst Unsere RegierungsMaasnahmen,
sobald sie einem Staatsangehörigen als eingreifend in seine verfas-
sungsmäßig wohlerworbenen Privat-Gerechtsame erscheinen, in dieser
Beziehung, keinesweges aber in irgend einer andern, die etwa blos
ihre Billigkeit, ihre Nüzlichkeit oder ihre Räthlichkeit in Anspruch
nehmen wollten — der schiedsrichterlichen Beurtheilung Unseres
Oberhofgerichts unterwerfen. Fällt dessen Urtheil wider den an-
rufenden Staatsbürger aus, so wird es nicht nur ihm und dem Kron-
Anwald, sondern auch als konstitutionelle Rechtsbelehrung durch das
Regierungsblatt den gesammten Unterthanen bekannt gemacht. Wen-
det sich solches aber gegen die Ansicht der StaatsRegierung zu
Gunsten des Beschwerde führenden Theils, so ergehet die Verkün-
dung vorerst nur an den KronAnwald mit der Auflage, binnen zwey
Monaten anzuzeigen, wie darnach die oberste Behörde nun freywillig
ihre vorige Verfügung zurückgenommen oder näher eingerichtet habe.
Erfolgt diese Anzeige (wie denn nichts anderes erwartet werden kann
und soll), so ergehet für den in Frage stehenden einzelnen Fall als-
dann an den Theil, der sich beschwerend an das Oberhofgericht ge-
wendet hat. nur die Weisung, dass nach inzwischen gehobener Be-
schwerde sein Anrufen als erledigt auf sich beruhe. Würde aber
gegen Erwarten je einmal solche Anzeige in jenem Termin nicht er-
folgen, auch der Verzug auf einmahlige Erinnerung in einer weiteren
Frist nicht beseitigt werden, so stehet alsdann dem Oberhofgericht
zu, sein Urtheil nun förmlich in oben mehrmals bemerktem Masse
an beede Theile auszufertigen und durch das Gesezblatt als kon-
stitutionelle Rechtsbclehrung zu verkünden und damit nun der Par-
thie zu überlassen, die Anerkenntniss ihres Rechts bei dem Regenten
in jeder günstig findenden Zeit und Gelegenheit in verfassungsmäßigen
Wegen zu erwürken.
8) eine vierte Form der Erledigung der KonstitutionsAn-
ge legen he iten würde entstehen, wenn in der Beratschlagung über
desfalsige Gegenstände bey der obersten Staatsbehörde die Meinungen
sich theilen und bey dem Vortrag der beederseitigen Gründe an den
Regenten dieser wegen der Mitbefangenheit der Berechtigungen ein-
zelner Staatsbürger nicht gern die Wahl zwischen diesen Meinungen
auf sich nehmen würde, sondern lieber dem Wagniss ausweichen
wollte, dass seine Entscheidung nachmals als eingreifend in jene
Rechte dem obgedachten Schiedsspruch unterworfen werde. In die-
sem Fall erlässt er eine Rückweisung der Sache zum rechtlichen An-
Zoitwhr. f. G«»cb. Ob.rrh. N. V. VII. 2. 20
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306
t. Weech.
rath an das Oberhofgericht, dem nun die BerathschlagungsProtokolle
mit den Ober das Für und Wider yerhandelten Gründen zu diesem
Ende Übermacht werden. Dieses, wenn es siehet, dass einzelne
wenige Staatsbürger dabey betheiligt sind, fordert diese anf, binnen
besimmter Frist auf Ansuchen der StaatsRegiernng bey ihm vorzu-
tragen, was sie etwa einzuwenden sich berechtigt achten würden,
wenn diejenige der Meinungen, die ihrem Vortheil entgegen ist, an-
genommen werde: siehet es aber, das* ganze Klassen der Staatsbürger
und nicht bloss bestimmte Individuen, oder dass alle Klassen dabey
betheiligt sind, so bestimmt es nach der Verschiedenheit der drey
Provinzen vier Staatsbürger aus jeder Provinz, davon zwey aus der
am meisten und zwey aus der am wenigsten betheiligtcn Klasse zu
erkiesen sind, und denen es übrigens die meiste Rechtskenntniss und
Unbefangenheit zutrauet, um mit ihrem Gutachten über die in Frage
stehende Verschiedenheit der Meinungen, und was sie etwa noch
weiter zu Bestärkung der ihrer Klasse vorteilhaftesten Meinung und
zur Entkräftung der entgegengesetzten vorzutragen wussten. [gehört
zu werden]; nach dessen Anhörung und Vernehmung des Staatsan-
walds über das Neuvorgekommene berathschlagt es über alle vorge-
kommenen Gründe, entscheidet sich nach der absoluten Stimmenmehr-
heit und sendet sein RechtsErmessen mit Bericht an den Regenten
ein, der alsdann hiernach seine Resolution abzumessen kein weiteres
Bedenken mehr haben kann. Gegen eine diesem gemäs erlassene
Staatsverfügung kann nachmals nicht nur keine Berufung ans Recht
oder zum schiedsrichterlichen Austrage stattfinden, sondern dieselbe
gilt nun auch ohne weiteres als konstitutionelle Rechtsbestimmung und
wird als solche in den Gesezblättern ausgekündet.
9) Für eine fünfte Form der Konstitutionssachen ergiebt sich
der Stoff, wenn eine Aenderung der einen oder andern Stelle der
Grundgeseze in Frage gestellt wird. Ohnerachtet nemlich diese ihrer
Natur nach unwandelbar sind, so kann jedoch bei der Veränderlich-
keit der WeltEreignisse nichts so fest stehen, dass nicht ein Fall sich
ereignen möchte, wo etwas, das vorhin als Mittel für den Staatszweck
vortheilhaft würkte, nun nicht etwa blos diese günstige Würksam-
keit verliert, sondern umgekehrt nachtheilige Folgen für den Staat
hervorbringt Da nun keinem Grundgesez die Absicht unterlegt wer-
den darf, nachtheilig für die GesammtMasse des Staates würken zu
sollen, so müssen für solche Fälle im Voraus Mittel in die Verfassung
gelegt werden, wie hierinn die Konstitution auf die Umstände an-
wendbar gemacht, und eine Berechtigung, die etwa zu diesem Ende
einem einzelnen Staatsbürger oder einer Klasse entzogen werden
müsste, zu ihren Gunsten durch Vergütung oder durch Verleihung
andrer ihnen vorteilhafter Berechtigungen ausgeglichen werde könne.
Umgekehrt muss es auch allen Unseren StaatsAngehörigen ein hohes
Anliegen seyn, dass jene Aendernngsbefugniss niemals anders, als in
einem hohen Nothfall ausgeübt werde, und dass der dermahlige
ausserordentliche Fall der Umwälzung alter Verfassungen, Frey-
heiten und Rechtsformen, welche durch grössere WeltEräugnisse un-
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Das achte und neunte badische Konatitutionsedikt.
307
abwendlich geboten war, nicht für einen ordentlichen Stand der
Dinge geachtet and damit ihre Rechtssicherheit und Ruhe einer im-
mer schwankenden Willkühr in die Arme gelegt werde. Zu diesem
Ende wird hiermit bestimmt und versichert : a) eine Aufhebung grund-
gesezlicher Rechte wird lediglich alsdann in Frage gestellt werden,
wenn die konstitutionellen Vorschriften nicht blos die vorige Wirk-
samkeit verloren haben, sondern wenn sie weiter noch damit dem
Staatswohl wegen veränderter Umstände gerade entgegenlaufende
und folglich unvorzusehenden erheblichen Nachtheil hervorbringen;
b) für erheblich wird nur jener Nachtheil in diesem Gesichtspunct
«rächtet werden, bey welchem es für den Staat im Ganzen leichter
ist, einen vollen genOglichen Ersaz demjenigen zu geben, zu dessen
Schaden eine Aenderung in den Grundgesezen vorgeschlagen würde,
als den grundgesezlichen Zustand mit seinen durch die Erfahrung
ihm beygesellteu Folgen fortgehen zu lassen; c) ohne hinlänglichen
Ersaz oder Ausgleichung mit andern Staatsvortheilen wird keine
Entziehung grundgesezlich bestätigter Befugnisse stattfinden; und
d) niemals wird sie eher zur Hand genommen werden, als biss durch
gemeinsam verglichene Ansicht der zu einer Konstitutionsberathung
vereinten Glieder der obersten Staats- und obersten Rechtsbehörde,
mithin des Minister» und des Oberhofgerichts der Anrath dazu nicht
bloss in sich selbst, sondern auch nach allen zur gerechten Ausführung
nöthigen Bestimmungen ausgemittelt und darauf vom Regenten nach
Rathschlagung mit allen zur Regentenfamilie gehörigen grossjährigen
männlichen Familiengliedern gutgeheissen ist. Die vorgedachte Kon-
stitutionsberathung soll dabey folgenden Weg befolgen: so oft eine
solche Frage aufgestellt wird, soll sie zuerst in allen vier Abthei-
lungen des Minister ii in jeder einzeln berathen und die Ansicht des
Departements mit den dafür und dawider streitenden Gründen
schriftlich verfasst in den vollen Rath gebracht, dort nochmals ein
Antrag an den Regenten, ob eine Konstitutionsberathung einzuleiten
oder die Frage bey Seite zu legen zweckgemäser und räthlicher sey,
verfasst und dem Lezteren vorgetragen werden. Würde der Anrath
für die Einleitung ausfallen und den oberstherrlichen Beyfall erhalten
oder auch gegen den MinisterialAnrath die Einleitung von Uns oder
Unseren Nachfolgern in der Regierung beschlossen werden, so soll
nachmals von dem Justizdepartement wegen Erforschung des Interesse
der dabey befangenen einzelnen Personen oder ganzer Klassen der
Staatsbürger der nemliche Gang eingehalten werden, welcher im
vorigen Artikel dem Oberhofgericht vorgeschrieben ist. Wenn nun
deren Ansichten eingekommen, darüber die Bemerkungen des Staats-
Anwalds erhoben und ein DepartementsSchluss über die Räthlichkeit
der Aenderung und derer ihr zu gebenden Bestimmungen gefasst ist,
so soll dieser zu gleicher Zeit mit Abschrift aller zugehörigen Be-
rathschlagungsStücke dem Oberhofrichter und mit den Originalien
derselben dem ältesten Minister zugestellt werden, damit diese nach
genügsamer Zeit zur Durchlesung für alle Glieder des Oberhofgerichts
und der GeneralKonferenz des Ministerii eines Tages zur Anstellung
20*
308
v. Weech.
der Konstitutionsberathschlagung sich vergleichen, wo am nemlichen*
Tag und zur nemlicher Stunde jedes der zwey Dicasterien ohne vor-
herige geheime oder öffentliche Kommunikation ihrer Ansichten ge-
gen einander bey sich Qber die vorgelegten Fragen abstimmt und
den Schlus8 nach absoluter Mehrheit der Stimmen mit namentlicher
Angabe der für und wider gefallenen Stimmen ohne Bemerkung
der Gründe der einzelnen Stimmenden, aber mit Bemerkung der
Gründe, nach welchen sich die Mehrheit bestimmt hat, fasset, sofort
seinen Beschluss an den Regenten oder dessen Kabinetsvorsteher ein-
schickt. Fallen bcede Rathscbläge einstimmig [und dafür gilt hier,
wie anderwärts, der Fall, wo mehr nicht als ein Zehendtheil der
Stimmen sich von der Meinung der übrigen trennt] gegen die Aenderung,
oder fällt Einer einstimmig, der andere aber durch Mehrheit gegen sie
aus, so gilt der Antrag auf Aenderung für verworfen und der Regent
wird alsdann der Gerechtigkeit gemäs finden, von der Aenderung ab-
zustehen: ist hingegen nur eine Mehrheit in beeden Rathschlägen
gegen den AenderungsVorschlag, so gilt der Antrag nur für zurück-
gelegt auf ein Jahr; nach dessen Ablauf bleibt dem Regenten frcy,
eine neue Konstitutionsberathschlagung jenen beeden obersten Staats-
stellcn anzubefehlen, um zu sehen, ob indessen die Erfahrung und
weiteres Nachdenken etwa in einer oder der andern Stelle eine Ein-
stimmigkeit der Ueberzeugung herstellen; bleibt die Sache dabey
abermahl im vorigen Stand, so kann nach weiterem Ablauf dreyer
Jahre von der lezten Berathung an gerechnet eine dritte gleiche
Konstitutionsberathschlagung verordnet werden, wovon jedoch, wenn
abermals der vorige Stand der Ueberzeugung sich herstellt, die Folge
ist, dass von dort an der Vorschlag für verworfen gilt. Jeder ver-
worfene Vorschlag kann erst nach zehen Jahren wieder vorgebracht
werden und muss alsdann den ganzen, in diesem Artickel verzeichneten
Gang neu durchlaufen. Tragen hingegen beede Stellen einstimmige
oder eine einstimmig und die andre durch Mehrheit oder beede durch
Mehrheit auf eine Aenderung an, so kann nun der Regent unbe-
denklich die KonstitutionsAenderung verfassen und auskünden lassen ;
Er ist aber keineswegs genöthigt, solches zu thun, falls er etwa
inzwischen über deren Räthlichkeit selbst eine andere Meinung bey
sich gefasst hätte und die Bey behalt ung des alten Standes der Dinge
vorzöge. Bei dem schriftlichen Aufsaz der Aenderung kommt es an-
nebst auf die vorgedachtc Stimmenmehrheit nur so weit an, als die
Frage ist, ob sie zulässig sey, auch ob eine, auch welche Art der
Vergütung und von wem etwa ein oder andrer betheiligter Staats-
bürger zu verlangen habe; alles übrige der Fassung und Einrichtung
hängt lediglich von dem Entwurf der gesezgebenden Abtheilung des
Ministerii, von dem Gutachten des gesamten Geheimen Raths und in
seiner Kraft sodann allein von dem Willen des Regenten ab. Die
Verkündung geschiebt hier, wie bey allen Grundgesezen, durch Ein-
händigung eines Originals an das Hofgericht und eines weiteren ans
Archiv samt der Verkündung in den Gesezblättern , wie sie in den
früheren Edikten bestimmt ist. Wider ein solches neues Grundge-
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Das EK'hte und neunte badische Konstitutionsedikt.
309
sez kann keinerley Berufung ans Recht stattfinden, obwohl demjenigen,
der dadurch in den Fall gekommen wäre, eine Entschädigung zu be-
gehren, unbenommen bleibt, sie, je nachdem ihre Art und Natur ist,
gegen den betreffenden Staats- oder Kammer Anwald oder gegen je-
den andern, dem sie etwa nach dem Inhalt des neuen Grundgesezes
zu vertretten obläge, im ordentlichen Weg Rechtens zu suchen, wenn
er gütlich dazu nicht gelangen könnte, wozu ihm jedoch der Regent
zu verhelfen in seinem genommenen Aenderungsbeschluss von selbst
die genügsame Beweggründe finden wird.
10) Die bisher erzählte weitläuftige und bedächtliche Berathungs-
form, sowie die Pflicht, Vergütung wegen Aenderungen zu thun, kann
jedoch nur alsdann eintretten, wenn der Regent aus eigener Wahl
und aus Beweggründen der inneren StaatsRegierung sofort aus freyem
Gebrauch seiner Machtvollkommenheit sich zu Aenderungen der Kon-
stitution oder Befreyungen davon entschliesset. Würden übermächtige
äussere Einwürckungen sich hervorthun (welche herbeyzuführen immer
in der Hand der Vorsehung bleibt, wenn auch dermahlen der Fall
dazu nicht vorauszusehen ist), und würden diese bewürken, dass der
Regent nur die Wahl hätte, die Wagnis einer Auflösung der Staats-
bande, ingleichen eine feindliche Behandlung des Grossherzogthums
auf sich zu nehmen oder in eine bestimmte Aenderung der grund-
gesezlichen Verfassung zu willigen, dann kann von dem Regenten in
einem solchen Fall mehr nicht erwartet werden, als dass er nach
ordnungsmäsiger Beratschlagung mit seinem Ministerio über die
etwa möglichen Mittel der Abwendung, und (wo diese unthunlich
gefunden werden) über die unverfänglichste und sachgemäseste Art
der Aenderung nach eigener landesvätterlicher Beurtheilung der Ge-
fahr sich entschliesse und nachmals bey Insinuation des Aenderungs-
Gesezes an das Oberhofgericht und Archiv diesem zugleich beglaubte
Urkund des veranlassenden äusseren Andrangs zur ewigen Gedächtnis
und Rechtfertigung seiner erfüllten Regentenpflicht mit anlegen lasse.
Auch tritt in solchem Fall eine Vergütungsforderung als eine all-
gemein bestehende Berechtigung der Staatsbürger nicht ein, sondern
jeder, den die Folgen der Aenderung nachtheilig treffen, hat diesen
Schaden, gleich anderen Schicksalen, die Krieg oder Unglücksfälle
über Einzelne Bürger verhängen, aus sich zu leiden, soweit nicht der
Regent bey seiner landesväterlichen Erwägung des Falls thunlich ge-
funden und sich aus Milde entschlossen hat, irgend eine zureichende
oder unzureichende Entschädigung zuzugestehen und mithin ein For-
derungsRecht darauf durch das ausgekündete AenderungsGesez für
zulässig zu erklären.
11) Wenn übrigens in dem Wege einer der vorgenannten Formen
jemand durch neue Konstitutionsverordnungen oder durch grund-
gesezliche Rechtsweisung des Oberhofgerichts ein entschiedenes Recht
erlangt hat, so ist dieses als würklich ergänzender Theil dieser aus
neun Konstitut ions Edikten zusammengesezten grundgesezlichen Ver-
fassung zu achten und anzusehen und hat auf gleiche Unwandelbar-
keit und Befolgung, wie diese ersten Grundgeseze selbst Anspruch;
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310
t. Weech.
auch ist jeder Staatsdiener, der Amts halber zur Vollziehung mit-
wirken kann, dazu auf Anrufen verbunden und darf sich an Er-
füllung dieser Pflicht durch fceinerley Einstreuungen, wo sie auch
herrtthren mögen, irre machen lassen; wurde er sich dawider wissent-
lich etwas zu Schulden kommen lassen, so verliert er nicht nur alle
Vortheile, 'die er selbst aus dieser Konstitution schöpfen könnte, und
findet sich ausser ihrem Schirm gesezt, sondern es bleibt auch den
Betheiligten vorbehalten, ihn auf sein eigenes Vermögen zum Ersaz
allen Schadens vor seinen geeigneten Gerichtsbehörden zu belangen.
Wurde dennoch ein Oberhofgerichtliches KonstitutionsErkenntniss je
nach Zeit und Umstanden nicht zum Vollzug kommen, und die be-
troffene Parthie im Mangel einer bundesverfassungsmasig anwendbaren
Hälfe dem Nichtvollzug eine kürzere oder längere Zeit nachsehen,
so kann dieses ihr an ihrem Recht nicht schaden, sondern das Recht,
den Vollzug eines solchen Urtheils zu verlangen, ist unverjährbar
und kann zu jeder Zeit, wo günstigere Verhältnisse die Bewürkung
des Vollzugs hoffen lassen, nachgesucht und ihr alsdann anderes nichts
entgegengesezt werden, als der Beweis, dass in der Zwischenzeit ein
gütlicher Vergleich darüber zu Stande gekommen, welcher den Vollzug
jenes Erkenntnisses beseitigt habe, oder dass der Anrufende in dem
Fall einer geordneten Verwürkung seines Staatsbürgerrechtes oder
doch seiner in Frage stehenden Staatsfreyheiten sich befinde.
12) Sowie Wir anmit die Festhaltung dieser Grundverfassung ,
soviel an Uns ist, versichern, so ist auch unter jeder Aufforderung
Unserer Nachfolger zur Erbhuldigung Unserer StaatsAngehörigen die
Zusage stillschweigend, wenn es je nicht besonders dabey ausgedrückt
wäre, einverstanden, sie bey dieser Konstitution und ihren dadurch
erlangten oder bestätigten Rechten und Freyheiten zu erhalten und
zu schüzen, wogegen hinwiederum gedacht Unsre Unterthanen und
alle Staatsdiener, so wie Treue gegen Uns und Unsre Nachfolger, also
Gehorsam gegen die Konstitution geloben und versprechen müssen.
Nebst dem aber sollen insbesondere alle Vorsteher, Räthe, Referen-
darien und Beysizer, welche zu den Eingangs genannten obersten
Staats- und Gerichtsbehörden angestellt werden, namentlich nebst der
Treue gegen Uns und dem Gehorsam gegen die Konstitution, die
Aufrechterhaltung dieser lezteren nach bestem Wissen, Gewissen und
Vermögen zu befördern, in ihre mittelst leiblichen Eydes zu leistende
Dienstpflichten übernehmen.
Durch all obiges erachten Wir zur Befestigung dieser Konstitution
alles gethan zu haben, was Unsre Obersthoheit gestatten und die
Beruhigung Unsrer Unterthanen wünschen mag; und indem Wir hier-
mit nochmals Uns und Sie samt dieser Verfassung dem göttlichen
GnadenSchuz empfehlen, wiederhohlen Wir die im ersten Konsti-
tutionsEdict enthaltene, allem folgenden stillschweigend einbegriffene
feyerliche Erklärung, dass jede mit diesen Grundgesezen streitende
Verordnung der gemeinen kirchlichen und bürgerlichen Rechte, auch
der älteren oder neueren LandesGeseze tot, aufgehoben und kraftlos
ßeyn soll, und dass alle Unsere Minister, Räthe und Diener, auch
Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt.
311
Angehörige, geistliche und weltliche, in allen ihren Amts- und Privat-
Handlungen bey Strafe der ewigen Nichtigkeit and Unverjährbarkeit
jeder Entgegenhandlang and bey schwerer persönlicher Verantwort-
lichkeit genaa darnach sich achten and benehmen, auch von Uns and
Unsern Nachfolgern in der Regierung dagegen mit Rath oder That
etwas aoszawürcken sich nicht unterfangen sollen. Das meinen Wir
ernstlich.
Gegeben in Unserer Residenzstadt etc. ^
O- Ft. Brauer.
Bemerkungen des Staatsrats Meier.4)
ad 6.
Warum wird derlnstructiv-Bescheid, wenn er gegen eineStaats-
Stelle ausfallt, sogleich ein unveränderliches Constitutions-Gesetz,
anstatt dass solcher, wenn er gegen einen Staatsbürger ausfällt,
der Appellation Raum lässt? (Entgegnung Brauers: weil die Part hie
eigene Jura verficht, die Staatsstelle nur Staatsjura, die aufhören,
Staatsjura zu sein, sobald die oberste Staatsbehörde sie weyerkennt.)
ad 7 in fine.
Hier zeigt sich die Schwäche der Garantie, weil die Vollstreckung
des oberhofgerichtlichen Urtheils vom guten Willen abhängig bleibt.
(Entgegnung Brauers: Dieser Schwüche ist, ohne eine noch gefähr-
lichere Anarchie oder eine Subjection unter den Protector zu incur-
riren, nicht abzuhelfen.)
ad 9d.
Zur Berathung über die Räthlichkeit einer Constitutions-Aender-
ung sollen auch die grossjährigen männlichen Familienglieder des
Regenten zugezogen werden. In der Folge wird der zu beobachtende
Modus dieser Berathung vorgeschrieben; darin wird aber der Ag-
naten nicht mehr gedacht.
ad 11.
Wie ad 7, die Vollstreckung der Gesetze oder der hofgericht-
lichen Erkenntnisse betr.
Bemerkungen des Staatsrats Herzog.8)
Ad introitum, bei den Worten: „ehlichen männlichen Nach-
kommenschaft zusteht" erinnere ich, dass das Land auch aus
Parzellen besteht, in welche Weibersuccession statt hat, z. B. Hanau.
Es ist also nicht im allgemeinen der männlichen Nachkommenschaft
abschliessend das Erbrecht zuzuschreiben.
Ad introitum auf der dritten Seite das Wort: unwandelbar
wurde ausdrücken, dass weder Serenissimus regnans selbst, noch ein
Regierungsnachfolger nach Einsicht und bei veränderten Umständen
*) Ohne Unterschrift, den Schriftzügen nach aber unzweifelhaft von
Meier. Emanuel Meier, Staatsrat und Direktor des Ministeriums der
auswärtigen Angelegenheiten. — *) S. oben S. 286.
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312
v. Wcech.
aendern könnte; welches vorzuschreiben doch die Absicht nicht sein
dürfte.
Ad 1 in fine ad verba: und dass er somit etc. — Hier scheinet
dem Rheinischen Bunde ein grösseres Einschränkungsrecht gegen die
Bundesglieder eingeräumt zu sein als wir ihm bisher zugestanden
haben. Wenn ein Bundes-Souverain z. B. gegen seine Unterthanen
ungerecht sein will, kann der Bundestag ihm keine Schranken setzen,
also kann man auch nicht sagen: der Bund erlaube den Verbündeten
nur soweit frei und souverain zu bleiben als sie Ordnung und Gesetz-
lichkeit genau einhalten.
Ad 2 in fine sehe ich nicht ein, wie über Gegenstände der Con-
stitution ein Widersacher mit stattlichen Gegenreden vor Gericht auf-
treten kann, da, wo kein Repraesen tat ionsrecht ist, der Widersacher
sich nicht im Gericht legitimiren könnte.
Ferner ad nunc numerum und zwar kurz vor dem eben-
bemerkten Monito wird gesagt: es soll nichts, was auf die Consti-
tution Bezug hat, zu Kraeften erwachsen können, es sei denn vorher
das Vorgeschriebene beobachtet worden. Wenn aber nichts desto-
weniger der Regent, dem die Gewalt zur Seite steht, durchfährt, wer
ist alsdann der, der dem Regenten quaestionera Status macht und in
einem Lande, wo keine Volksrepraesentation existirt, zu machen be-
rechtigt ist? und wenn es etwa durch die Agnaten nach Familien-
statuten geschehen sollte, wer entscheidet in contradictorio über
Gültigkeit oder Nichtigkeit, und wenn entschieden ist, wer wirkt den
Vollzug?
Ad4 in fine et 5 kann ich mir nicht erklären, wie eine Sache,
die in einer unteren Instanz keine Constitutionssache war, in höherer
Instanz zu einer solchen werden soll, da hierin Betreff und Natur des
Streitobjects und der Streitfrage, welche sich beim Uebergang zur
weiteren Instanz nicht ändern, allein die Bestimmung geben. Ich
sollte denken, wenn eine Sache der in Art. 5 erwähnten Art rechts-
streitig ist, so ist entweder blos von der Anwendung der Constitution
die Rede und dann ist die Sache keine Constitutionssache, oder es
erscheint zugleich Zweifel über den Sinn des Gesetzes; wenn der
Zweifel durch Doctrinalauslegung sich heben lässt, so ist es wieder
keine Constitutionssache, kann diese aber nicht genügen und handelt
es sich um die Bestimmung der Constitution selbst, dann ist es Con-
stitutionssache; aber da sollte es mit der Constitution wie mit allen
Gesetzen gehalten werden und die authentische Erklärung eintreten;
diese aber ist in allen Fällen dem Landesherrn, in dessen Hand die
Gesetzgebungsgewalt ruht, vorbehalten und sollte keinem Gericht
heimgegeben werden, an welches sonst eo ipso ein Theil des landes-
herrlichen Rechtes zu constituiren selbst übergehen würde.
Ad 7 weiss ich den Grund nicht aufzufinden, warum die Ver-
kündung oder Nichtverkündung im Regierungsblatt von dem Umstand
abhängig gemacht wird, ob das Urteil für oder gegen den anrufenden
Staatsbürger ausgefallen ist. Wenn über eine blos aus der An-
wendung der Constitution auf einen einzelnen Fall entstandene
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Das achte und neunte badische Konstitutionsedikt.
313
Benachteiligung das Anrufen geschehen ist, dürfte nach meiner Mei-
nung eine Rechtsbelehrung gar nicht statt haben.
Ad 9 kann ich mir bei der Constitution keine Unwandelbarkeit
denken, weder in Bezug auf den constituirenden Regenten noch in
Bezug auf den Regierungsnachfolger, da niemand der acceptiren oder
mitpacisciren könnte, dem Landesherrn gegenübersteht, es also an
einem Verbindlichkeitsgrunde fehlt, eine Unwandelbarkeit auch nach
der Natur der Sache aus den Ursachen, die der Entwurf selbst
angibt, nicht stattfinden kann und jeder Nachfolger und Familien-
haupt, der in eben dem Maasse wie sein Vorgänger Souverain ist,
wenn er nicht durch Verträge gebunden ist, das Recht nach meiner
Meinung behält, aufs Neue zu statuiren.
Ad 11 wenn wegen der Execution von dem Falle gesprochen
wird, wo es an einer bundesverfassungsmassig anwendbaren Hülfe
mangeln würde, so mochte zu besorgen sein, dass durch eine solche
in's Publikum gehende Aeusserung die Aufstellung einer Bundes-
gerichtsgewalt, was die Souveraine des königlichen Collegiums wohl
nicht wünschen, provocirt würde. Der Schluss dieses §. gibt übrigens
dem, der der Rechtshülfe bedarf, gar wenig Trost.
Ad 12 wiederhole ich, dass ich die Hände der Nachfolger nicht
für gebunden halte.
Ueber die Wirkung des Ganzen
geht übrigens meine wenige Meinung dahin, dass einer Constitutions-
^ründung, die a) nicht durch einen Vertrag entweder mit den hohen
Agnaten oder mit einer Volksrepraesentation, deren wir keine haben,
keine bedürfen und keine wollen, bindend wird, und welche b) die
Wandelbarkeit des Willens des Regenten unverändert lässt und nach
dem ebenbemerkten unverändert lassen muss, welche auch c) mehr
als die Zusicherung einer nötigen Vorbereitung zu den wichtigsten
Beschliessungen des Regenten und der jeweiligen Einholung einer
zweckmässigen Beratung nicht gibt, dass, sage ich, einer solchen
Constitutionsgründung, wo übrigens ohnehin für die Befolgung nichts
bürgt, der Name einer Gewährleistung der Verfassung nicht wohl
zukommen könne und dass, wenn nach den Ahnungen des Herrn
Verfassers ein höherer Gewaltseinfluss einschlagen würde, wir durch
eine solche dem Ansinnen einer wirksamen Gewähr, zumal wenn eine
solche der Typus für andere und mächtigere Bundesstaaten werden
sollte, bei dem dermalen an der Tagesordnung stehenden Geist der
Organisationseinförmigkeit, nicht entgehen dürften.
Karlsruhe, den 7. April 1808. Herzog.
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Ueber eine Freiburger Handschrift Ton Walahfrids
Prolog zu Einhards Vita Karoli Magni.
Von
Bernhard von Simson.
Wie bekannt, besitzen wir Einhards Leben Karls des
Grossen in einer von Walahfrid Strabo veranstalteten Aus-
gabe, welche mit Kapiteleinteilung und Kapitelüberschriften
sowie mit einem Vorwort des Herausgebers versehen ist.
Dieser Prolog ist wertvoll durch Nachrichten zur Lebens-
geschichte und Charakteristik Einhards, die früheren Zweifel
an seiner Echtheit sind namentlich seit Jaffas Ausgabe be-
seitigt. Indessen kannte man Einhards Werk in dieser Form
und den Prolog des Walahfrid bisher eigentlich nur aus einem
einzigen, auf der Universitätsbibliothek in Kopenhagen befind-
lichen Codex (Arn. Magn. No. 830), einer Papierhandschrift
vom Ende des 15. Jahrhunderts, welche aus dem Augustiner-
kloster zu Kirschgarten bei Worms stammt.1) Eine Hannover-
sche Handschrift aus dem lüneburgischen Nonnenkloster Wit-
tingen (No. 859) 2) giebt nur Auszüge.
Bei dieser Sachlage war es mir nicht uninteressant, zu finden,
dass wir einen andern vollständigen handschriftlichen Text jener
Recension der Vita Karoli nebst Walahfrids Vorwort auch in
Deutschland besitzen, und zwar in einer aus derselben Zeit
stammenden Papierhandschrift der Universitätsbibliothek zu
Freiburg i. B. (No. 468).
Der Inhalt der Handschrift ist folgender:
>) In der 4. Ausgabe von Einhardi Vita Karoli M. in den Scriptores
rer. Germ, von Waitz mit B4 bezeichnet. (Arn. Magn. No. 869 ist Druck-
fehler.) — *) B4* bei Waitz.
Über eine Freiburger Handschrift ton Wnlabfrids Prolog. 315
rix stercus valent
1) F. lv.— 19 v. Ad illustrissimum principem Herculem Estensem
Ferrariensinm ducem inclytum Pandulphi Collenntii Pisaurensis iuris-
consulti apologus cui titulus Agenoria (Römische Gottheit der Thätig-
keit). — F. 20 v.— 42?. Desgl. cui titulus Misopentes. — F. 43 v.— 48.
Desgl. cui titulus Alithia. — F. 49—52. Desgl. cui titulus Bombarda;
alle mit vorangestelltem Argumentum.
2) F. 53') — 60 v. Oratio ad augustissimum principem Maximilianum
Ce.sarem Romanorum regem Pandulphi Collenucii iurisconsulti et
equitis Heculis (sie) illustrissimi Ferrariensium ducis legati.')
3) F. 60 v. Reimspruch:
1. Pons Bolonicus
2. Monachus Bohemicus
3. Miles australis
4. Bavarica monialis
5. Italorum devocio
6. Pruthenorum religio
7. Theutonicorum jeiunia
8. Gallorum fides et constancia
4) F. 61 — 77. Einhards Vita Karoli M. in der Ausgabe des
Walahfrid Strabo, mit dessen Prolog, Kapiteleinteilung und
Kapitelüberschriften. (Prologus vite et gestorum Karoli imperatoris.3)
— Incipit opusculum quod Einhardus in ordine anglicorum eximius
de vita et gestis Karoli magni imperatoris Francorum composuit
more illorum qui Romanorum cesarum vitas summatim pocius quam
singulorum distinetione scripserunt annorum4) — Explicit opus Ein-
hardi Fuldensis cenobii monachi cancellarii Karoli Magni.)
5) F. 77—122. De sanetitate meritorum et gloria miraculorum
beati Karoli magni ad honorem et gloriam nominis dei. Legende
über Karl den Grossen aus dem 12. Jahrhundert (zuletzt
herausgegeben von Gerhard Rauschen in den Publikationen der Ges.
für Rhein. Geschichtskunde VIT. 1890. S. 1—93).
6) F. 122—146. Pseudoturpin. (Incipiunt gesta beati Karoli in
Hispania.)
Am Ende heisst es: Finito libro sit laus maxima Christo. 1497.
Die verwandte Kopenhagener (Kirschgartener) Handschrift enthält
ebenfalls den Pseudoturpin (auf F. 1—22) und an dessen Schluss die
Bemerkung: „Script us fuit über iste Turpini archiepiscopi de gestis
') F. 62 v. ist leer. — ?) Gedruckt bei Freher, Scr. rer. Genn. ed.
Struve ü. 476 — 481 — Pandolfo Collenuccio, Rechtsgelehrter aus Pesaro,
Gesandter des Herzogs von Ferrara, Ercole I. von Este, Verfasser einer
Geschichte des Königreichs Neapel in 6 Büchern u. s. w., wurde 1504
zu Pesaro hingerichtet. (Potthast, Bibl. hist. med. aevi S. 248. Tiraboschi,
8toria della letteratura italiana VI, 2, p. 92—94.) — *) Am oberen Rande
von F. 61 steht: Cronica Eynhardi cenobii Fuldensis monachi (de) Karolo
magno brevis et succineta. — *) Richtig, insofern Einhard bekanntlich die
Kaiserbiographien des Sueton zum Muster nahm.
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310
v. Simaon.
beati Karoli in Hyspania factis per suppriorera ordinis canonicorum
regularium in Kyrszg[arten] iuxta Wonnatiam anno Domini 1496 in
octava sancti Augustini patris nostri1) (4. Septbr.).
Der Codex ist von verschiedenen Händen geschrieben. Sie
wechseln auf F. 53, 61, 94, 116 und 130. Der Teil (F. 61
bis 94), welcher uns hier eigentlich interessiert, rührt von
einer Hand des 15. Jahrhunderts her, von einer andern Hand
desselben Jahrhunderts auch das Ende (F. 130—146), das
übrige von späteren Händen.
Nach den Notizen auf F. 1 und 2 gehörte die Handschrift
dem Jesuiten kollegium in Speier, dann dem Kapuzinerkloster
zu Waghäusel. Im Jahre 1830, wie es scheint, wurde sie
Eigentum des Pbysikus Dr. Lutz in Philippsburg, der die
Handschrift später, nach einem Eintrage aus dem Bade Rothen-
fels im Murgthal vom 25. Dezember 1843, seinem Sohne Frie-
drich Lutz, Lehrer an der Höheren Bürgerschule zu Heidel-
berg, schenkte. Der nächste Besitzer, seit 1850, war Franz
Karl Grieshaber, Professor und Geistlicher Rath zu Rastatt,
der bekannte eifrige und feinsinnige Sammler.*) Grieshaber
starb zu Freiburg i. B. am 20. Dezember 1866, und aus seinem
Vermächtnis gelangte die Handschrift, gleich seinen übrigen
Handschriften und Büchern, im Jahre 1867 an die Freiburger
Universitätsbibliothek. Ihr Weg hätte sie demnach von Station
zu Station stetig weiter nach Süden geführt.
Indessen alle diese Notizen sind vielleicht nur auf den
ersten Teil der Handschrift (F. 1 — 60) zu beziehen, welcher
die erwähnten Werke des Pandolfo Collenuccio enthält und
mit dem folgenden, auf Karl den Grossen bezüglichen Teile
erst nachträglich verbunden zu sein scheint.8)
Ich lasse nun den Text des Prologs des Walahfrid zu
Einhards Vita Karoli M. nach der Ausgabe von Waitz
(p. XX — XXI) folgen und setze die Varianten der Freiburger
») Jaffe, Bibl. rer. Genn. IV, 506 N. 2. Pertz, Archiv VII, 871-374.
Neues Archiv XVII, 87—88. — *) Vgl. die Artikel von Dämmert in
v. Weech, Badische Biographien I, 319—320 und von Scherer in der All-
gem. Deutschen Biographie IX, 663—664. — 3) Vielleicht sogar erst durch
Grieshaber. Dafür spricht, dass dieser auf F. 1 v. seinen Namen und Titel
nebst der Jahreszahl 1850 eingetragen, dann jedoch F. 61 wieder mit dem
Stempel seiner Bibliothek bezeichnet hat. Auf der Rückseite des letzten,
unbeschriebenen Blattes der Handschrift (148) findet sich die Notiz: Emp-
tus Friburgi Anno 1614, jedoch auf einem aufgeklebten Papierstreifen.
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Über eine Freiburger Handschrift von Walahfrids Prolog. 317
Handschrift (F) sowie auch die der beiden anderen, schon bis-
her bekannten Handschriften herunter.
Gloriosissimi ') imperatoris Karoli *) vitam et gesta, quae subiecta
sunt, Einhartus), vir inter oranes huius teraporis Palatinos4) non So-
lana pro scientia, verum et ) pro universa morum honestate laudis
egregiae, descripsisse cognoscitur et purissimae veritatis, utpote qui
nis«) pene omnibus interfuerit, testimonio roborasse. Natus enim in
orientali Francia in pago qni dicitur Moingewi, in Fuldensi cenobio
sab pedagogio sancti Bonifacii martiris prima puerilis nutriturae ru-
dimenta suscepit. Ideoque pocius propter singularitatem capacitatis
et intelligentie, quae iam tum in illo magnum quod postea claruit
specimen sapientiae promittebat. quam') ob nobilitatis, quod in eo
minus") erat insigne, a Baugolfo9) abbatc monasterii supradicti in
palacium Karoli translatus est; quippe qui omnium regum avidissi-
mus erat sapientes diligenter inqnirere et, ut cum omni delectatione
pbilosopharenturlg), excolere. Ideo1') regni a Deo sibi commissi ne-
bulosam et ut ita dicam |S) pene cecam latitudinem totius scientiae
nova irradiatione et huic barbariei ante partim incognita luminosam
reddidit, Deo illustrante1*). Nunc vero, relabentibus in contraria
studiis, lumen sapientiae, quod minus diligitur, rarescit in plurimis.
Predictus itaque homuncio — nam statura despicabilis videbatur —
in aula Karoli, amatoris sapientiae14), tantum gloriae incrementi ")
merito prudentiae et probitatis est assecutus, ut inter omnes maie-
statis regiae") ministros pene nullus haberctur, cui rex id temporis
potentissimus et sapientissimus plura familiaritatis suae secreta com-
mitteret. Et re vera non innierito; cum non modo ipsius Karoli
temporibus, sed et — quod maioris est miraculi") — sub Lodowico1*)
imperatore, cum diversis et multis15) perturbationibus Francorum
respublica fluctuaret et in multis decideret, mira quadam et divinitus
provisa libratione se ipsum Deo protegente custodierit, ut subtilita-
tis*°) nomen, quod multis invidiam comparavit et risum»1), ipsum
nec inmature deseruerit nec periculis irremediabilibus manciparit.
Haec dicimus, ut in dictis eius minus quisquc habeat dubitationis,
dum non ignoret**), eum et dilectioni provectoris sui laudem preci-
puam 3') et curiositati lectorum ,4) veritatem deberc perspicuam. Huic
opusculo ego Strabo'5) titulos et incisiones, prout visum est congruum,
*) In F. Überschrift: Prologus vite et gestorum Karoli imperatoris.
Die Initiale G ausgelassen. — Gesta Karoli Magni secundum Strabum.
Ex cronica Sancti Albani Magunciensis Hann. — *) K. Magni Havn. —
») einhardus F. — 4) palatinus F. — •) eciam F. — •) hiis Hayn. —
T) qui F. — miinus Harn, munus F. — •) ab augulffo F. — ,0) philo-
sopharent F. — n) Ideoque F. — 12) dixerim F. — 18) D. i. atque vi-
d entern F. — M) sciencie F. — ,5) incrementum F. — ls) regie maiestatis
F. — ") qu. mayoris miraculi e. F. — n) ludowico F. — lf) m. et d. F.
— ») subümitatis F. - «) casum F. — u) ignorat F. — 2") precipuum
Havn F. — 24) lectoris F. - **) scriba F. Strabus Hann.
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318 8itDSon.
inserui, ut ad singula facilior1) querenti quod placuerit olucescat
accessus.*)
Ein grosser Teil der abweichenden Lesarten der Frei-
burger Handschrift ist ohne weiteres zu verwerfen, bei eini-
gen anderen muss es wenigstens dahingestellt bleiben, ob
sie den Vorzug verdienen. Indessen geht der Text offenbar
nicht auf die Kopenhagener Handschrift zurück, und einige
wenige Lesarten, nämlich: ob nobilitatis, quod in eo munus
erat insigne; ferner der Zusatz: atque videntem hinter Deo
illustrante; endlich: et curiositati lectoris veritatem debere
perspicuam sind beachtenswert. Statt munus soll der Kopen-
hagener Codex zwar miinus haben 3), allein bei dieser Lesart
müsste man die Worte nobilitatis — insigne von specimen
abhängen lassen, was nicht recht passend scheint. Walahfrid
wollte also wirklich sagen, dass Einhard von sehr edler, nicht
dass er von nicht besonders vornehmer Geburt gewesen sei.
Auch der Zusatz atque videntem mag dem echten Texte an-
gehören. Man kann zwar nicht behaupten, dass er notwendig
sei, aber er vollendet die äusserlicbe Symmetrie des Satzes;
videntem steht nun gegenüber cecam, wie luminosam gegen-
über nebulosam. Lectoris scheint besser als lectorum; es reimt
auf das vorhergehende provectoris. Die Lesart debere erhält
hier eine handschriftliche Verstärkung gegenüber Jaffe's Emen-
dation prebere, welche auch Waitz und Wattenbach*) über-
flüssig fanden, obschon sie sich nach dem Zusammenhange
allerdings empfiehlt. — Übrigens weichen auch die Über-
schriften der Kapitel hier und da von den anderen beiden
Codices ab, jedoch können diese Varianten kein Interesse
beanspruchen.
Wie erwähnt, enthält die Handschrift auch die legenden-
hafte Vita Karoli, welche nach der Kanonisation Karls des
Grossen unter Kaiser Friedrich I. verfasst wurde. Auch dies
ist bisher, wie es kaum anders sein konnte, unbekannt ge-
blieben. Der neueste Herausgeber jener Legende, Gerhard
Kauschen, zählt 14 Handschriften auf, in denen, soviel
ihm bekannt, jene Vita überliefert sei, ohne die unsrige zu
*) ad f. s. Havn. faciliter Hann. — ') Explicit prologus Havn. Finit
prologus F. Hann. — ») So Waitz nach ausdrücklichem Zeugnis des
Kopenhagener Universitatsbibliothekars Birket Smith; Jaflfe (BibL IV. 607)
Ua munus. — *) DGQ. 5. Aufl. I. 170, N. 1.
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Über eine Freiburger Handschrift von Walahfrids Prolog. 319
nennen. Wie mir scheint, steht sie dem Codex der Wiener
Hof bibliothek No. 527 am nächsten, welchen Rauschen mit Vi
bezeichnet. Besonders hat sie mit ihm gemein, dass sie bereits
mit den Worten: in sancto suo deus apparuit schliesst.1)
*) Vgl. Publikationen der Ges. für Rheinische Geschichtakunde a. a. 0.
S. 10-11, 14, 16, 93. Auch die Überschritt stimmt mit V, Überein.
Zur Biographie Jörg Wickrams von Colmar.
Von
Engen Waldner.
Uber die Abstammung und die Persönlichkeit Jörg
Wickrams von Colmar, des Begründers des deutschen Prosa-
romans, ist in der Literaturgeschichte viel hin und her gc-
rathen worden, bis Wilhelm Scher er *) in seiner Monographie
über diesen Schriftsteller die Unsicherheit der bisherigen Ver-
mutungen zeigte und die Frage bis auf weitere Untersuchung
offen Hess. Ich habe nun das Colmarer Stadtarchiv noch
einmal nach den Spuren Wickrams durchforscht und teile
hier das Gefundene mit. Wo ich keine besondere Quelle an-
führe, ist meistens das aus Notariats- und Prozessakten gebildete
Wickram'sche Familienselekt benutzt worden.
Der Stammvater des Colmarer Zweiges dieser Familie ist
Conrad Wickram von Türkheim, der im Jahre 1457 auf seinem
Hause in der Judengasse das Colmarer Bürgerrecht erwarb.
Er war zuerst Gerichtsschreiber, dann Stadtschreiber und ver-
blieb in diesem Amte bis zu seinem gegen den Schluss des
Jahrhunderts eingetretenen Tode. Unter anderen von ihm
herrührenden Aufzeichnungen befindet sich das älteste uns
erhaltene Inventar des Colmarer Stadtarchivs, welches er im
Jahre 1495 verfertigte. Dass er von seiner Frau Agnes
mehrere Kinder hatte, erfahren wir aus einem Eintrag des
Jahres 1466 in dem auf der Colmarer Stadtbibliothek ver-
wahrten Anniversarienbuch des St. Martinsstiftes.
Zu diesen Kindern gehörten wahrscheinlich die drei Ge-
schwister Vincenz, Conrad und N. Wickramin, die Frau von
*) Die Anfinge des deutschen Prosaromans und Jörg Wickram von
Colmar. Strassburg 1877.
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Jörg Wickram.
321
Hans Serrer, welche uns am Anfange des 16. Jahrhunderts
begegnen, denn Vincenz wohnte wie der ältere Wickram in
der Judengasse, und Conrad erklärt in seinem Testamente,
dass er die Verpflichtung das Ave Maria auf seine Kosten
morgens läuten zu lassen, erblicherweise von seinem Vater
überkommen habe.
Aug. Stöber ') unterscheidet in seiner Abhandlung über die
Familie Wickram zwei Vincenz, einen älteren, der am 8. Aug.
1508 gestorben sei, und einen jüngeren, der im Jahre 1521
Gesandter auf dem Reichstage zu Worms war. In Wirklich-
keit gab es nur einen einzigen Mann dieses Namens, denn
der Eintrag vom 8. August 1508 im Anniversarienbuch des
St. Martinsstiftes bezieht sich nicht auf den Tod von Vincenz
Wickram, sondern auf den seiner Frau Barbara Schütz, wie
ausdrücklich bemerkt ist. Dieser Vincenz folgte seinem Vater
in dem Amte eines Stadtschreibers nach, doch legte er das-
selbe bereits 1512 nieder. Im Jahre 1521 vertrat er nebst
Philipp von Gottesheim von Hagenau die zehn elsässischen
Reichsstädte auf dem Reichstage zu Worms. Von dieser Zeit
an findet sich sein Name auf den Colmarer Ratslisten bis zu
seinem im Jahre 1532 eingetretenen Tode. In jener schon
erwähnten Aufzeichnung des Anniversarienbuches werden seine
vier Kinder Johannes, Catharina, Georg und Barbara auf-
gezählt. Man hat nun meistens den zuletzt genannten Georg
mit dem Dichter Jörg Wickrara identifiziert, allein mit Un-
recht, denn als Vincenz im Jahre 1532 starb, waren nur noch
zwei seiner Kinder am Leben, nämlich Johannes, Leutpriester
zu Jechtingen im Breisgau, und Barbara, die Frau von Pau-
lus Mattistel.
Des Vincenz Bruder Conrad Wickram erscheint schon
vom Jahre 1502 an als Ratsherr und Zunftmeister der Krämer
aut den Colmarer Ratslisten. Von 1511 bis 1542 stand er
wiederholt in der Eigenschaft eines Obristenmeisters an der
Spitze der Stadtverwaltung. Er hat sich während seiner langen
Amtsdauer vielfach um die Stadt verdient gemacht, doch wird
ihm in mehreren Prozessakten auch Herrsch- und Habsucht
vorgeworfen. Er starb am Ende des Jahres 1545 oder am
Anfange von 1546.
») Jörg Wickrain. 2. A. Mülhausen 1866.
Zcluehr. f. Getch. d. OWrh. K. F. VII. 2. 21
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322
Waldner.
Das am 23. März 1545 aufgerichtete Testament dieses
Conrad Wickram ist uns in einer gleichzeitigen Abschrift er-
halten. Es füllt 23 Folioseiten aus und ist nicht ohne Inter-
esse für die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der damaligen
Zeit. Das Vermögen des Testators war sehr bedeutend und
umfasste neben liegenden Gütern zu Colmar und dem Ding-
hofe zu Appenweier zahlreiche Frucht- und Weingilten und
eine lange Reihe einzelner Geldzinsen. Von den letzteren
erwähne ich nur: „viertzig guldin geltz zu zwölffthalben Schil-
ling vff der margraueschafft Hohen perg, vallennt vif vnnser
frauwenn tag irer verkünndung, stenndt inn hauptgut acht
hundert Rynnischer guldin." Zu Haupterben seines Vermögens
setzt Konrad Wickram seine kinderlose Frau Margaretha Scböll-
hörnin ein und die Nachkommen aus seiner ersten Ehe mit
Margaretha Tieringerin. Von letzterer hinterliess er eine
Tochter Namens Catharina, Klosterfrau zu St. Catharina, und
eine Tochter oder Enkelin genannt Anna Zwickin, die Frau
von Georg Tyfer und Mutter von Hans Conrad Serrer und
von Martin Tyfer. Was uns aber am meisten in diesem Testa-
mente interessiert, ist folgende Bestimmung:
„Withers setzt, ordnet vnnd weit auch der herr testierer,
das, so bald er tods verganngenn, seinen zweyenn naturlichenn
vnnd ledigenn sünen, nemlich Hannssenn Wigkram zu Dudiss-
feldt im Spyrer bistumb gelegenn sesshafft viertzig guldin,
vnnd Georgenn Wigkram zu Colmar ein hundert gülden zu-
sampt dem huss in der kässgassen von den herren zu Baris
erkaufft, stracks vnnd one alles verziehenn, frey gefolgt vnnd
gegebenn werdenn. Doch wo er Georg Wigkram oder seine
eeliche kinnder one lybs erbenn von inen eelich erbornn ver-
eturbenn, dass als dann allein sollich huss widerumben vff
vnnd an des herrn testierers nechste erbenn fallenn sollte."
Dieser Georg, der natürliche Sohn des Obristenmeistere
Conrad Wickram, ist kein anderer als der Dichter Jörg
Wickram, denn es lebte damals nur ein einziger Träger
dieses Namens in Colmar, wie sich mit Sicherheit aus den
seit dem Jahre 1537 uns erhaltenen Getcerfbüchern ergiebt,
in denen behufs Erhebung einer Kopfsteuer sämtliche Ein-
wohner der Stadt namentlich aufgezählt werden. Vom Jahre
1554 an fehlt sein Name in diesen Listen, da er bekanntlich
damals nach Burkheim übersiedelte. Während der ganzen
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Jörg Wickrara.
323
Zeit seines Aufenthaltes in Colmar wohnte Jörg Wickram in
demselben Hause, das ihm später von seinem Vater vermacht
wurde. Erst als er Eigentümer desselben geworden war, konnte
er das volle Bürgerrecht erwerben, und so finden wir ihn erst
im Jahre 1546 in den Bürgerbüchern verzeichnet: „Sonntag
Invocavit; Jerg Wickgram ist burger worden vff sinem hus,
als das in der kessgassen, einsit neben Fridrich Kriegelstein,
andersit neben Lentz Steffan". Mit Hilfe der Gewerf bücher
und eines das anstossende Eckhaus betreffenden Kontraktes
vom 2. Februar 1548 können wir diese Wohnung genau be-
stimmen; es war das altertümliche Haus No. 2 der jetzigen
Morelgasse '), welches im Brande von 1881 zugrunde ging
und seitdem neu aufgebaut wurde.
Aus dem undatierten Konzepte eines Urteilsbriefes, das
von der Hand des Stadtschreibers Balthasar von Hellu (1548
bis 1556) herrührt, ersehen wir, dass Jörg Wickram damals
Weibel, oder Ratsdiener war. Durch diesen Brief bescheinigt
der Rat, dass „Jerg Wickram, vnser webel" die gegen den
Kaplan des St. Martinsstiftes im Zorne und in der Trunken-
heit ausgestossenen Schmähworte zurückgenommen habe. In
dem Amte eines Weibels begegnet uns noch Wickram in einem
Gerichtsakte des Jahres 1550, in welchem berichtet wird,
dass er die Bürger in ihren Häusern zur Wache aufbot. Für
ihren Weibel machte wohl auch die Stadt Colmar die im
Kaufhausbuche des Jahres 1547 verzeichnete Ausgabe: „Jerg
Wickram vier elen duoch zu eynem rock, die ele vnib 9 Schil-
ling], thuot 36 s.u Wenn auch das Amt des Weibels sich
eines gewissen Ansehens erfreute, wie denn Wickraru selbst
') Es ist schade, dass man die Kasgasse, deren uralte Benennung auf
den Wunsch der Bewohner kürzlich abgeändert wurde, nicht in eine
Wickramgasse umgewandelt hat. Colmar besitzt allerdings schon zwei
Wickramga-ssen, eine grosse und eine kleine, doch sind dieselben erst in
diesem Jahrhundert nach einem gewissen Wickram benannt worden, welcher
die Au durch die Anlegung von Kanälen aus einem Sumpfe in fruchtbares
Ackerland verwandelt haben soll. Die Nachricht hiervon bringt zuerst
Sigismund Billing im Patriotischen Elsasser, 1777, S. 85—88; doch scheint
diese Geschichte erfunden zu sein, um die Ableitung des schon im 15. Jahr-
hundert vorkommenden Flurnamens Wickelsbrunnfeld aus einem angeblichen
n Wickgrams- Hlumfeld" zu begründen. Dass die Au schon im Jahre 1364
von Fisch wassern durchzogen war, und dass sich schon damals Gärten
Kornfelder und Reben in derselben befanden, erfahren wir aus einer gleich«
zeitigen Aufzeichnung im Rothbuch I, S. 15.
21*
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324
Waldner.
im Treuen Eckart bei der Aufzählung der Stände den „Herren-
knecht" zwischen den Ratsherrn und den Handwerksmann setzt,
so erklärt es doch nur der Makel der unehelichen Geburt,
dass der Sprosse einer hochangesehenen Patrizierfamilie eine
untergeordnete Stellung in seiner Vaterstadt einnahm.
Wie verhält sich nun unser Dichter und Weibel zu seinem
Doppelgänger Georg Wickram, dem angeblichen Buchdrucker,
der von der Schrift Stöbers in die Abhandlungen von Wilhelm
Scherer und von Erich Schmidt1) übergegangen ist? Stöber hat
seine Angabe Röhrichs Geschichte der Reformation im Elsass (I,
S. 128) entlehnt, dort ist aber nicht von einem Buchdrucker des
Jahres 1534, sondern von einem Buchhändler des Jahres 1543
die Rede. In der That spricht Beatus Rhenanus2) in einem
Briefe von 1543 an Mathias Erb von einem Buche, welches zu Col-
mar bei Georg Wickram, dem Buchhändler, zu haben sei. Es
begegnet uns Wickram zwar nicht gleichzeitig als Buchhändler
und als Weibel, doch kann er ganz gut beide Eigenschaften
vereinigt haben, da wir auch sonst noch Weibel finden, welche
nebenbei ein Gewerbe treiben.
Wahrscheinlich als ein des Buchhandels kundiger Rats-
diener wurde Jörg Wickram im Jahre 1542 von dem Magi-
strate nach Speier und nach Frankfurt gesandt, um daselbst
Hieronymus Boners3) Plutarchübersetzung, welche die Stadt
Colmar selbst in Verlag genommen hatte, zu verkaufen. In
einem Briefe, welchen der Meister und der Rat am 2. März
1542 an Hieronymus Boner, ihren damaligen Gesandten auf
dem Reichstage zu Speier, richtete, heisst es: „wir habent
204 buecher Plutarchi inn vier fass schlahen, die gon Speir
füren vnd vnserm burger Jergen Wickgram zugegen befelhen
Jossen, derselben souil möglich vff jetzigem richstag Speir zu-
uertriben vnd, was vberplipt, den nechsten in Franckfurter mcss
zu andern buechern des orts ligendt zu achten, vnd durch hilfF
vnd zuthun vnsers stetmeysters Ruprecht Eriegelsteins (so ouch
dohin kommen) zuuerkoufFen. Domit er aber zu Speir fück-
liche anleittung bekommen, ist an vch vnser früntlich pitt,
') Zu Jörg Wickram, im Archiv für Literaturgeschichte VITI. —
7) Briefwechsel hrsg. von Horawitz und Hartfelder. Leipzig 1886. S. 602.
— Herr Prof. E. Martin hatte die Güte, mich auf diese Stelle aufmerk-
sam zu machen. — a) Über H. Boner erscheint demnächst eine Strass-
burger Dissertation von G. Wethly.
Jörg Wickram.
325
ime dorzu beholffen zesein, vnd so er was vberscbützes er-
losen, zu euwern handen nemmen viid ime, souil der zerung
für zols vnd anders halben nottürfftig, zustellen." Für diese
Reise erhielt Wickram 20 Gulden, wie wir aus dem Kaufhaus-
buche von 1542, S. 85, ersehen: „20 gülden zu 12 V» s. Jerg
Wickgram, als man ine gon Franckfurt abgefertigt, tut 121/* Ä.u
Dass dieser Beauftragte der Stadt, dem man, wie wir so eben
gesehen haben, kein besonderes Zutrauen schenkte, wirklich
der Dichter Jörg Wrickram war, unterliegt kaum einem Zweifel,
da dieser wiederholt seiner Reise nach Frankfurt gedenkt.1)
Wie mir ferner aus folgender Bemerkung hervorzugehen
scheint, war Wickram auch eines Handwerkes kundig. Er
war nämlich bereits Stadtschreiber in Burkheim, als er am
17. September 1555 als Zeuge eines Gespräches vernommen
wurde, dem er zufällig beigewohnt, als er vor 10 oder 11 Jahren
mit Erhard Heger, dem alten Baumeister, von der Schraiede-
stube nach Hause ging, und dieser ihm einen Bogen zeigte,
„darin er ihm etwas machen sollte". Noch im Jahre 1554
finden wir unseren Dichter in einem Verzeichnisse der Mit-
glieder der Schmiedezunft zum Holderbaum.
Über Wickram als Maler habe ich gar nichts finden kön-
nen; ich vermochte nicht einmal festzustellen, zu welcher
Zunft damals die Maler gehörten. Wenn sie auch im 15. Jahr-
hundert den Krämern zugeteilt waren, so wäre es doch nicht
unmöglich, dass man sie bei der Umgestaltung der Zünfte im
Jahre 1521 der Zunft zum Holderbaum einverleibt hätte, zu
der auch die Goldschmiede sowie die meisten von der Baukunst
abhängigen Handwerker gehörten.
In den gleichzeitigen Colmarer Gerichtsakten kommt Jörg
Wickram noch mehrmals vor, doch hielten es die Schreiber
nicht für nötig, seinem Namen die Bezeichnung des Standes
beizufügen, da er eben eine von jedermann gekannte Persön-
lichkeit war. Dieser für die Sittengeschichte sehr reichlich
fliessenden Quelle entnehme ich folgenden edlen Zug aus Wick-
rams Leben. Als er einst mit anderen Bürgern am Richt-
platze vor der Stadt bei einem zwischen zwei Hunden auf
das Rad geflochtenen Juden stand, da kam Jacob Heimburger
von dem Markte zu Aramerschweier in „beweintem" Zustande
») 8. Erich Schmidt, a. a. 0., S. 321 und 323.
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326
Waldner.
zurückgefahren, hielt bei dem Juden an, dem soeben einige
mitleidige Frauen zu trinken gebracht, und verhöhnte ihn mit
den Worten: „Jude, du Schelm, lebst du noch? Es sollte
niemand bei dir bleiben noch dir zu trinken geben. Hast du
mit diesen zwei üunden nicht genug, so wollen wir dir noch
zwei dazu hängen." Bei diesen und anderen Schmäh Worten
fing der Jude zu weinen an, worauf Jörg Wickram den
Heimburger wegen seiner ungebührlichen Worte tadelte
und ihn aufforderte, seines Weges zu ziehen, wenn er nichts
Besseres zu reden habe. Auf die Erwiderung des so Zurecht-
gewiesenen, es sei doch nur ein Jude, entgegnete Wickram,
er möchte vielleicht zu der Zeit ein eben so frommer und guter
Christ sein als irgend einer unter ihnen.
Dass Jörg Wickram verheiratet war, erfahren wir aus
einem gerichtlichen Verhör vom 24. Juli 1553, wo er und
seine Ehefrau Anna als Zeugen einer in ihrer Nachbarschaft
stattgefundenen Prügelei auftreten.
In Betreff der Aufführung Wickram'scher Stücke in Col-
mar verweise ich auf das interessante Schriftchen von
X. Mossmann: Les origines du theätre ä Colmar (Colmar 1878),
das K. Goedeke nicht gekannt zu haben scheint, da er in der
zweiten Auflage seines Grundrisses zur Geschichte der deutschen
Dichtung nicht erwähnt, dass der Treue Eckart schon im
Jahre 1532 in Colmar gespielt wurde. Im Kaufhausbuche
dieses Jahres heisst es nämlich: „denen so den Eckgart in
der vassnacht gespilt, geschenckgt 21/* fb." Wickram wird
zwar zum ersten Male im Jahre 1540 in den Kaufhausbüchern
bei den Theateraufführungen ausdrücklich genannt, doch kann
es wohl keinem Zweifel unterliegen, dass er die Darstellung
der Zehn Alter im Jahre 1531 und die des Treuen Eckart
im Jahre 1532 selbst geleitet hat. Er war vermutlich die
Seele all der zu seiner Zeit in Colmar veranstalteten Schau-
spiele und hat wohl auch die hier unten mitgeteilte Bittschrift
an den Magistrat verfasst, in der einige Bürger im Jahre 1534
um die Erlaubnis nachsuchen, die Passion spielen zu dürfen.
Es findet sich auch in diesem Schriftstücke die von Wickram
bei jeder Gelegenheit wiederholte Klage über die schlechte
Erziehung der Jugend.
„Fursichtigenn, firnemenn, wisenn, ginstigenn, liebenn herren,
vwer ersamm wissheitt sigenn vnser vnderthenig, gehorsamra,
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Jörg Wickram.
327
billig dienst alzitt mitt willenn bereitt. Ginstigenn herrenn,
wir habenn kein zwyuell, vwer wissheitt vnd gemeiner rodt
hab noch inn guother gedechtniss, wellicher moss der passionn
vif die österlich zitt vor dryenn jorenn demm almechtigenn
gott zuo lob, eim ersammenn rodt vnd gemeiner burgerschaft,
jungenn vnd althenn, zuo ermanung guottz firsattz durch
menschliche figurenn gespilt worden1), on allenn zwiuell vil
frommer lytt zuo andochtt vnd beweguog guother werck ge-
brocht, doran der himlisch vatter durch Cristum, sinen ein-
gebornenn sun, der solchen dod vnd marther vir menschlich
geschlechtt gelittenn, gross wolgeuallenn in himlenn empfangenn.
Diewil wir nun Cristenn geheisenn, vnd der guothenn werck
niemans zuouil thuon mag, ouch leider jettz die jungenn durch
vatter oder muother wenig zuor bredig, dass wortt gottess zuo
hoerenn, gezogenn, sunder inn allenn ipickenn diogenn vffer-
wachsenn, do durch der gloub vnd alle marther, so Cristus
vir vns gelittenn, verloeschenn, vnd wir deglich gestroft vns
vnwissenn warumb, so habenn wir aller fasshnachtt spil ge-
schwigenn vnd vss grosemm lust vff vwer vnserer ginstigen
herrenn bewilligung firgenumenn, ettlich ewangelya vnd den
passion ludt dess klarenn buochstabens zuo spilenn, wie dann
dass ann vil ortbenn vnd natzionenn gebrucht vnd jerlich
gehalthenn wirtt, domitt die weit in vbung ettwass geschicktter
vnd guothenn werckenn gefundenn wirtt. Uff dass, firsichtigenn,
firnemenn, wisen, ginstigenn, lieben herrenn, bittenn wir vnder-
thenige burger vwer firneme wissheitt mit hohem fliss, die selbig
vwer firneme woll vns solich vnser anzeigenn vnd begerenn
nitt fersagenn oder gedenckenn, dass wir die statt zuo costen
bringenn (die wil noch souil schöner vnd costlicher ristung
zuo solchem spil forhanndenn ist) sunder also frinttlicher
meinung vonn vns vffnemmen, dass wir der oberkeitt, statt
vnd gemeinen nuttz achthenn, auch allenn vmsosenn, derenn
vil frommer lytt, die sollichs sehenn vnd herenn werdenn,
gross geuallenn habenn. Dorumb vns vwer ersamm wissheitt
well fergunen, vff die necbst kinftig esterlich zitt die ewan-
gelium zuo spilenn, wie dan die ettwass withers, ferstendiger
vnd loblicher, dann vor gesehenn, gespilt sollenn werdenn.
') Dies Osterspiel fand im Jahre 1531 auf der Schuhmacherstube statt
und dauerte mindestens zwei Tage. Die Stadt Terehrte den Darstellern
20 Gulden.
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328
Waldner.
Vnd wo td 8 mitt der ristung der brittschenn vonn vch vnsernn
ginstigenn herren hilff geschieht, so wellend wir vns mitt hilff
vnd rodt zweyer vonn vch vnsern herrenn ferordnetten räthenn
dorinn schickenn, dass ein ersararaer rodt ein geuallens, die
statt ann allenn geuellenn ein nuttzung, vnd dem noch allr
zuoseher gegenn gott lob, andacht vnd briss empfohenn werden,
guother hoffnung, wir alle der liebe gottes angfangenn vnd
also inn sim willenn lebenn. Und so aber vwer firnem wiss-
heitt sollich vnser firgenumen meinung nitt fir guot ansehenn
oder beschwerlich sin will, wellend wir vns aber gehorsamlich
erzeigenn wie die vnderthenigenn. Bitthenn desshalb vwer
ersamm wissheitt vmb ein ginstige anttwurtt.
Vwer e. w. vnderthenige
burger, so vormolenn den passion gespilt mitt hilff
f romer burger vnd andrer parsonen."
Auf der Rückseite steht von der Hand des Stadtschreibers
Johannes Hummel geschrieben: „Bewilligt vnd zugelossen sambs-
tags noch bekerung Pauli anno etc. 34." Über die Aufführung
selbst wissen wir weiter nichts.
■
Was die anderen Mitglieder der zahlreichen und weitver-
zweigten Familie Wickram betrifft, so will ich noch erwähnen,
dass der Colmarer Gerichtsschreiber Gregor Wickram, der Über-
setzer des Obsopoeus, als Vetter des Brüderpaares Vincenz und
Conrad bezeichnet wird, und dass mir im Jahre 1546 ein
Johannes Wickram als Burgvogt auf Sponeck begegnet. Letz-
terer hat vielleicht die Ernennung Jörg Wickrams zum Stadt-
schreiber yon .Burkheim veranlasst.
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9
EMssische Studenten in Heidelberg nnd Bolopa.
Von
Gustav Knod.
Die beiden letzten Jahrzehnte haben uns neben wert-
vollen andern Veröffentlichungen zur deutschen Universitäts-
geschichte auch eine Anzahl der altern deutschen Universitäts-
matrikeln gebracht, die, wie es scheint, bisher mehr das
Interesse weiterer Kreise als das der strengen Fachwissenschaft
erregt haben. Hat sich doch bisher noch niemand gefunden,
der es unternommen hätte, auf Grund des hier gebotenen
ausserordentlich reichen und wertvollen kulturgeschichtlichen
Materials uns die Bedeutung der deutschen Universitäten des
ausgehenden Mittelalters für die Entwicklung des geistigen
Lebens in unserm Vaterlande, die Beteiligung der einzelnen
Hochschulen an diesem nationalen Wettstreite, ihre Einwirkung
auf nähere und entferntere Kreise zu schildern, während allent-
halben die oft dilettantenhafte Lokalforschung längst in rühri-
gem Eifer den neuerschlossenen Quellen sich zugewandt hat, um
dieselben für die Provinzial- und Familiengeschichte, für bio-
graphische und genealogische Studien mit mehr oder weniger
Glück und Geschick auszubeuten. Nicht unverdienstlich sind
namentlich die hier und da in den Zeitschriften der histori-
schen Lokalvereine hervortretenden Versuche, die Angehörigen
eines bestimmten Landesteils aus den Universitätsmatrikeln
zusammenzustellen und, soweit es angeht, mit anderweitigen
biographischen Notizen aus gedruckten und ungedruckten
Quellen auszustatten, vorausgesetzt, dass derartige Arbeiten
in richtigem Sinne, mit Sachkenntnis und Gründlichkeit unter-
nommen werden. Leider aber entbehrt die Mehrzahl der zur
Zeit vorliegenden lokalgeschichtlichen Arbeiten dieser Art jedes
allgemeinen wissenschaftlichen Wertes, da die Verfasser fast
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330
Knod.
durchweg in gänzlicher Verkennung ihrer Aufgabe nicht sowohl
die allgemein kulturgeschichtliche Bedeutung als das familien-
gcschichtliche Interesse in den Vordergrund zu rücken pflegen.
Koch schlimmer ist es, dass man sich hierbei meist ohne
weitere SRrupel auf die eine oder andere zufällig zur Hand
liegende Matrikel beschränkt, ohne zu bedenken, dass nur bei
gleichzeitiger Berücksichtigung wenn nicht aller, so doch wenig-
stens der vornehmsten der für die betreffende Provinz in Be-
tracht kommenden Matrikeln annähernd vollständige Resultate
für die Bildungsgeschichte der in den Matrikeln genannten
einzelnen Personen, wie für die Erkenntnis des Gesamtbildungs-
zustandes des betreffenden Landesteiles Uberhaupt in einer
gegebenen Periode gewonnen werden können.
Diese Unklarheit über Wesen, Zweck und Ziel derartiger
Arbeiten ist auch iür die beiden Werkchen über die elsäs-
sischen Studenten zu Heidelberg und Bologna, welche
Herr Paul Ristelhuber, Privatgelehrter zu Strassburg, seinen
französisch redenden Landsleuten diesseits und jenseits der
Grenze vor kurzem geschenkt hat, von vornherein verhängnis-
voll geworden, da der eifrige, auf dem Gebiete der elsässi-
schen Lokalgeschichte seit langer Zeit thätige Verfasser seine
recherches biographiques et lifteraires als ein zeitgemässes,
seinen nähern Landsleuten wohl auch interessantes Mittel zu
halten scheint, seine im Laufe der Jahre aufgespeicherten zum
Teil recht wohlfeilen lokalgeschichtlichen Notizen unter em-
pfehlender Firma unter die Leute zu bringen. So charakteri-
sieren sich beide Werkchen als ein buntes Vielerlei mehr oder
weniger bekannter zufällig zusammengeraffter Notizen, die
meist mit dem Thema in keinem erkennbaren innern Zu-
sammenhange stehen: Wichtiges wird gänzlich übersehen,
längst Bekanntes mit erheblichem Aufwände von Gelehrsam-
keit oft auch unnötiger Polemik in ungehöriger Breite wieder-
holt, wirklich Neues nur selten geboten, kurzum gegen die
Forderungen des gesunden Urteils und guten Geschmacks auf
jeder Seite gesündigt.
Möchte man dem Verfasser auch die Geringfügigkeit seiner
selbstgefundenen Resultate zu gute halten, so dürfte doch die
auffällige Oberflächlichkeit und Unselbständigkeit seiner Arbeits-
weise, die geradezu verblüffende Dreistigkeit, mit welcher er
seine Vorgänger ausschreibt oder wörtlich übersetzt und dann
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Elsässische Studenten in Heidelberg und Bologna.
331
die Erträgnisse seiner Streifzüge durch fremde Saaten als eignes
Erzeugnis zu Markte bringt, auch bei dem nachsichtigen Be-
urteiler keine Gnade finden.
Herr Ristelhuber darf verlangen, dass dieses allgemeine
Urteil über seine recherches biographiques et l'dteraires im ein-
zelnen begründet werde, da es in schroffem Widerspruch zu
den bis dahin bekanntgewordenen Äusserungen über den Wert
seines Schriftchens steht. Ich gehe einer ausführlichen Be-
gründung um so weniger aus dem Wege, als sie mir Ver-
anlassung bietet, zugleich einige gerade zur Hand liegende
sachliche Ergänzungen beizubringen, die als weiterer Beitrag
zu der von Ristelhuber angeregten, für die elsässische Lokal-
geschichte immerhin nicht unwichtigen Frage manchem nicht
unwillkommen sein dürften.
I.
P. Ristelhuber, Heidelberg et Strasbourg. Recherches bio-
graphiques et litteraires sur les Itudiants alsacicns im-
matricules ä Tuniversite* de Heidelberg de 1386 ä 1662.
— Paris. E. Leroux. 1888. gr. 8°. 142 SS.
Vf. hat seinem Werkchen einige von „philosophischer" Resignation
durchzogene persönliche Bemerkungen vorausgeschickt, woraus wir
entnehmen, dass er seine Schrift als einen nachträglichen Festgruss
seiner Heimat an die Universität Heidelberg betrachtet wissen will:
l'adressc envoyee par 1' Universite de Strasbourg nous ayant paru un
cadeau un peu maigre, il nous est venu l'idee de suivre la trace
des rapports que l'Alsace a autrefois entretenus avec l'universite de
Heidelberg .... enfin nous avons fait un travail tout ä fait „objectif*,
comroe dit le philosophe, tout ä fait etranger ä la politique „notre
roisere", comme dit le poete. Schade, dass der Vf. nicht die Gelegen-
heit benutzt hat, zu Nutz und Frommen seines Publikums einige
naheliegende lehrreiche Vergleichungen über die innigen Beziehungen
des mittelalterlichen Elsass zum deutschen Mutterlande anzustellen.
Eine sachliche Einleitung, die über die vom Vf. bei Auswahl
der aufzunehmenden Personen befolgten Grundsätze, über Ziel und
Begrenzung, Bedeutung und Ergebnisse seiner Arbeit Auskunft böte,
wird leider durchaus vermisst.1) Es kann doch nicht jedermann von
») Was er in der Vorrede über seine Hauptquelle, Töpke's treffliche
Ausgabe der Heidelberger Matrikel, sagt, ist geeignet, den Leser mehr
zu verwirren als aufzuklären: Notre travail a 6te* facilitö par la mise
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332
Kn od.
-vornherein voraussetzen, dass ein elsassischer Schriftsteller, der im
Jahre 1888 über elsässische Studenten des ausgehenden Mittelalters
schreibt, nicht etwa das alte oder neue deutsche Elsass, sondern das
Elsass der Franzosenzeit im Sinne hat!1)
Bei genauerem Zusehen erkennt man, dass der Vf. bei der Aus-
wahl der aufzunehmenden Personen überhaupt nicht rationellen
Prinzipien, sondern lediglich seiner subjektiven Laune gefolgt ist.
Daher überall Unklarheit, Halbheit und Schwanken. In grosse Ver-
legenheit setzen ihn namentlich die Namen, denen der Vermerk „Arg.
dioc.w als einzige Heimatsbezeichnung beigefügt ist. In den meisten
Fällen wird überhaupt keine Notiz davon genommen, während er sie
stillschweigend einschmuggelt, wenn sie ihm zu einer gelehrten An-
merkung Anlass zu bieten scheinen.2) Unklar ist er auch darüber,
wie es mit denjenigen Personen zu halten sei, die nicht durch Ge-
burt, wohl aber ihrer spätem Lebensstellung nach zu den Elsässern
gerechnet werden müssen.8) Unzweifelhaft müssten vom kulturge-
schichtlichen Standpunkte aus auch diese Namen in möglichster Voll-
ständigkeit aufgenommen werden. Ristelhuber hätte sie aber ruhig
beiseite lassen können, da sie dem Lokalhistoriker ein familien-
geschichtliches Interesse nicht bieten; andrerseits hätte aber das fa-
miliengeschichtliche Prinzip gerade verlangt, dass er auf alle Fälle
alle geborenen Elsässer, auch wenn sie ihrer Lebensstellung nach
der Matrikel zufolge einem andern Lande anzugehören schienen, in
au jour par M. Toepke, des quatre plus anciens volumes de la matricule
universitäre. Will uns der Vf. etwa glauben machen, dass er neben
Töpke's Ausgabe auch noch die Original matrikel benutzt habe? Übrigens
hätte man eine weit sorgfältigere Benutzung der Matrikel erwartet: die
höchstwichtigen Nachrichten, welche der 2. Band von Töpke's Ausgabe
aus dem Album roagistrorum artium, der Matricula alumnorum iuris, dem
Catalogus promotorum in iure bietet, sind in unbegreiflicher Nachlässig-
keit vom Vf. weggelassen worden.
*) So rechnet er auch Angeot und Beifort noch zum Elsass! 1555.
Apr. 9. TheobaldusMegerer de Engelsod. Vf. hat die auf ihn bezüg-
liche Notiz aus der Matr. alumn. iuris übersehen ; auch ist ihm entgangen,
dass M. sich auch unter den Bologneser Scholaren findet. — 1630 Clau-
dius Moillesal Belfordensis. Landau ist dagegen weggelassen. — a) So
hat er z. B. aufgenommen: 1387. Nicolaus Volmari Arg. dioc, 1390.
Johannes de Etwyler Arg. d., 1405. Ivo Vener cler. Arg. d, 1408.
Heinr. de Hohenstein cler Arg. d., 1446. Johannes Gremp, cler.
Arg d. u. s. w. Dagegen lässt er über 100 Namen einfach beiseite: 1401 :
Martin Mynnekint cler. Arg. d., 1416. Jac. Werder, cler. Arg. d.,
1422. Heinr. de Beynheym cler. Arg. d., 1438. Henr Knap Arg. d.
u. s w. — *) So finden sich in seiner Liste z B Bernhardus comes
<je Kirperg (1414), Vlricus comeB de Werdenberg (1428), Theo-
doricus Zobel (1487), Cristofferus comes de Henberg (1523),
während er einen Jacobus Munthard (1496), Johannes Hep (15051,
selbst einen Johannes Botzheim de Saszbach (1496), den er doch in
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ElsMssigche Studenten in Heidelberg und Bologna.
333
die Liste aufgenommen hatte.1) — Nimmt man hinzu, dass der Vf.
noch ca. hundert Namen (vgl. u.) aue Flüchtigkeit (oder Absicht?)
übersehen hat, so begreift man, dass er es nicht unternehmen konnte»
die yon ihm zusammengestellten Namen zu numerieren und uns die
von ihm „untersuchten1* Beziehungen des Elsasses zu Heidelberg
zahlenmassig vor Augen zu stellen. Im ganzen hat er, wenn ich
richtig gezählt habe, 934 Namen (302 Strassburger, 519 sonstige Un-
terelsässer, 113 Oberelsässer) in seine Listen aufgenommen; bei
strenger Befolgung der von ihm angenommenen Grundsätze wäre die
Zahl der Aufzunehmenden auf mindestens 1200 Personen zu veran-
schlagen.
Wie steht es nun mit den vom Vf. gelieferten biographischen
Nachweisen? Im ganzen hat er über 115 Personen mehr oder weniger
ausführliche und branchbare Nachrichten beigebracht (76 Strassburger,
31 Unterelsässer , 8 Oberelsässer); von diesen darf er als selbst-
gefunden etwa ein Dutzend Einträge aus dem Strassb. Bürgerbuche
(ca. 1440 — 1530) und 35 Notizen aus den Standesregistern (1550—1663)
für sich in Anspruch nehmen.2) Alle andern biographischen Angaben
sind, so sehr er sich auch das Ansehen selbständiger Forschung zu
geben sucht, aus den bekannten allgemein zugänglichen gedruckten
Werken der elsässischen Lokallitteratur entnommen und daher ohne
eigentlichen wissenschaftlichen Wert. So konnte z. B. was der Vf.
über die Rektoren (S. 1—15) und sonstigen humanistischen Gelehrten
(Kil. Wolff, Jac. Wimpfeling, Jod. Gallus, Barth. Grieb, Jac. Spiegel,
Joh. Mains, Martin. Ergersheim, Joh. Alt, Mart. Butzer, Othmar
Luscinius u. s. w.), nicht ohne Seitenhiebe auf seine Vorgänger, denen
er seine Nachrichten entlehnt, in ermüdender Breite vorträgt, füglich
ohne Schaden für die Wissenschaft wegbleiben.8) — Was der Vf. sonst
seinem Werkchen über die Bologneser Scholaren zu den Elsässern zählt,,
und unzählige andere, die der Vf. bei einiger Sachkenntnis wohl hätte
herausfinden können, ohne weiteres übergeht.
f) So fehlen z. B. in unverantwortlicher Weise: 1406. Bernhardusde
Roczenhusen canon Deodati Tul. d , Georius Krantz de Geyspolcz-
heim can. Tul. — Der Vf. hat hier zugleich übersehen, dass die Genannten
später doch im Elsass sich aufhielten: 1441—48. Bernhardus de Ratsam-
hausen prepos. eccl. Haselac. Arg. dioc. liegt im Streite mit seinem Kapitel.
(Strassb. Bez.-Arch. G. 5225.) 1451: Bernhardus de R- quondam prepos.
& can. eccl. Hasel, (ibid. G. 5220). — 1526. Juli 81: venerabilis ac no-
bilis vir dns. Jeorius Crantz de Geispoltzheim : can eccl. SS. Petri & Pauli
ac Adelphi Nouillarien. (Bez.-Arch. G. 5353); 1529: Jorg Krantz von
geispolczheim als Dekan desselben Stifts erwähnt, (ibid.) Vgl. u. 1446.
Johannes Hagel- — 2) Einmal wird das Bürgerbuch nach A. Baum (Ma-
gistr. u. Ref. S. 206) citiert (vgl. Mathias Hilprant 1489). — ') Selbst-
verständlich ist Schmidts Histoire litter. dabei am meisten geplündert
worden. Meine beiden Programme über Jakob Spiegel haben ihm den
Stoff zu den Artikeln Spiegel, Maius, Ergersheim, Alt geliefert Eine
Ristelhuber eigentümliche Art des Citierens ist es, wenn er in seinem Ar-
tikel „Spiegel" wohl ein halbes Dutzend fremder Citate aus meiner Schrift
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Knod.
noch Brauchbares beibringt, geht meist anf Kindler t. Knobloch („Das
goldne Buch v. Strassburg4*. 1885, 86) zurück. Natürlich hat auch
hier der Vf. durchgängig vergessen, seine Quelle zu nennen
<vgl. z. B. die Artikel: 1448. Bernh. Amelung, 1479. Mart. Arg, 1512.
Jacob. Bittenheym, 1496. Johannes Kuttolsheim, 1493. Theobaldus
Trochtersheim, 1403. Reynold Vener, 1446. Reynhard Windeck u. s. w.).
Ja, er hat die Naivetät, seine Vorlage in einer nicht geringen An-
zahl von Fällen wörtlich zu übersetzen und dem Leser dieses fremde
Gut als Resultat eigner Studien zu bieten (z. B. 1513. Johannes de
Beinheim, 1387. Jacobus de Botro, 1397. Burkardus Burgrafij, 1449. Eu-
charius Drachenfels, 1425. Bernardus Elhart, 1406. Heinricus de
Hohenstein, 1388. Heinricus de Lutzelnsteyn , 1424. Georgias Salcz-
mütter, 1424. Joh. Spender, 1393. Johannes Wetzel, 1387. Gorckardus
Zackmantel u. s. w.). Dieses Verfahren ist für den Vf. so charakter-
istisch, dass man mir einige Beispiele gestatten möge.
1397. Burkardus Burgrafij canonicus S. Thome.
K i n dl e r v. K. S. 53 : „Die Strass-
burger Barggrafen waren bischöf-
liche Beamte, die die Aufsicht über
die Zünfte, Strassen, Mauern und
Gräben der Stadt führten. In äl-
tern Urkunden kommen die Titel ciens diplömes, „burgravius
burgravius und urbis praefectus
als gleichbedeutend vor und wurde
Ristelhuber p. 21: „Les bur-
gravcs de Strasbourg etaient des
officiers episcopaux charges de la
surveillance des metiers, rues, murs
et fosses de la ville. Dans les an-
et
„praefectus urbis" signifient la
me'me cbose: Anshelmus, „urbis
daher Anshelmus 1095 urbis prae- ; praefectus44 , 1095, est le plus an-
fectus der älteste bekannte Burg-
graf sein Später nehmen die
Beimböldelin den Namen Barg-
grafen von Strassburg an. Reim-
bold Reimböldelin, R., Burggraf
von Strassburg, Gemahl einer Toch-
ter des Ritters Johannes von Wa-
sichenstein, hinterliess drei Söhne,
cien burgrave connu. Plus tard,
les Reimboeldelin adopterent ce
nom de Burggraf. Reimbold Reim-
boeldelin, Chevalier, burgrave de
Strasbourg, man d'une rille du
Chevalier Jean de Wasichenstein,
laissa trois nls, qui s'appelerent
Burggraf. L'un d'eux, Dietrich,
die unter Fortlassung des alten I stettmeistre 1386, 92, 99, 1403, eut
Familiennamens sich Burggraf
nannten, . . . Einer derselben, Die-
trich, R., 1386, 92, 99, 1403 Stätt-
meister, hatte drei Söhne, von de-
7*m Burcard seit 1397 Canonicus,
trois fils. dont Burkard, chanoine
de Saint-Thomas depuis 1397, cu-
stode depuis 1408, chanoine de la
eathedrale de Worms, oü (!) il
mourut le 28 aoüt 1437. Gosso, un
— als von ihm entdeckt! — anfahrt, meine Arbeit, die in Wahrheit
ueine einzige Quelle ist, aber vollständig totschweigt. Recht thöricht
ist auch Ristelhubers Bemerkung in dem Artikel „Johannes Helfrich":
„M. Knod, Jakob Spiegel 118, est tent6 d'identifier Johannes Helfrich
avec Petrus Adiutor, membre de la soci£t£ litt^raire en 1513, mais le
jirenom fait obstacle." Die Stelle, worauf R. anspielt, lautet: „Petms
Adiutor (Helfrich? — ein Johannes Helfrich de 81etstat 1483 in der
Heidelberger Matrikel").
Klassische Studenten in Heidelberg und Bologna. 335
antra fils de Dietrich, laissa an fils,
Jean-Dietrich, qui monrnt en 1476,
le dernier male de sa race. etc.
(Ohne Quellenangabe!)
1406 Cnstos, von S. Thomas, auch
Canonicus in Worms war und 28.
Aug. 1437 starb; Gosso, ein andrer
Sohn Dietrichs . . . f 1417 oder ia
Sein Sohn Hans Dietrich . . . f 1476
als der letzte des Mannesstammes"
u. s. w.
1425. Bernardus Elhart cler. Arg. d.
Kindler v. K. S. 71: „Der ur-| Ristelhuber p. 24: „Le nom
sprungl. Name dieses Geschlechts ] original de cette famille est: ante
war ante monasterium, vor dem monasteriura, vorm Münster ,
Monster, nach ihrer dort belegenen 1 de l'habitation , qu'elle possedait.
Wohnung. Cuntzemannus ante mo-. Cuntzemanus ante Monasterium
nasterium und seine drei Söhne, et ses trois fils Cuntzemann, Jean
Cuntzemann, Johannes und Wal- et Walther sont, en 1266, „Haus-
ther, 1266 Hausgenossen. Zuletzt ' genossen" (offlciers monetaires).
1437 als Hausgenosse erwähnt, in
welchem Jahre Hans Adolf £. Münz-
hüter war. Später nahmen sie den
Vornamen ihres berühmten Fa-
milienmitgliedes Elnhardus mag-
nus als Geschlechtsnamen an. Die-
ser Elnhardus war selbst in der
Schlacht bei Hausbergen 1262 und
Plus tard ils adopterent le pr6nom
de leur illustre parent Elnhar-
dus magnus comme nom de fa-
mille. Einhart le grand assista ä
la bataille de Hausbergen 1262 et
en fit faire la description par Gode-
froi d'Ensminger sur son temoig-
nage personnel. II rat administra-
liess später eine Beschreibung der- j teur de Poeuvre — Notre-Dame. ä
selben nach eigner Angabe durch partir de 1284, et mourut le 13
Gottfried von Ensmingen verferti-
gen. Er war seit 1284 Pfleger des
Frauenwecks und f 13. Mai 1304.
Arbogast, Dr. juris, Sohn des
Edelknechts Johannes E. des Al-
tern, seit 1427 Kanonikus von St
Thomas, 1450 Offizial des Bischofs,
lebte noch 1482. Thomas, 1454
Kanonikus von St. Thomas, f 1480.
Bernhard 1464, 66, Kustos zu St.
Arbogast . . . Das Gotteshaus der
Einhart (später der Spörlin) in
der Kleinstadelgasse 1367, 1472
«rwähnt . . ."
Mai 1304.
Arbogast, docteur en droit, fils
de l'ecuyer Jean Ellenhart, l'aine,
est chanoine de Saint-Thomas en
1427, official de l'eveque en 1450;
il vit encore en 1482. Thomas,
chanoine de Saint-Thomas en 1454,
meurt le 9. novembre 1480. Bern-
hard 1464, 1466, custode de Saint-
Arbogast. Le beguinage des Ellen-
hard (plus tard des Spoerlin) est
mentionnePetite-rue-de-la-Grange,
1367, 1472 . .
1445.
(Ohne Quellenangabe.)
Johannes Rebstock de Argentina . . .
Kindler v. K. S. 259: „Die
Strassburger Rebstock geben ihren
Namen mehreren Häusernu etc.
Ristelhuber p. 28: „Les Reb-
stock donnerent leur nom ä plu-
sieurs maisons" etc.
(Ohne Quellenangabe.)
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330
Knod.
Doch mehr Papier darf ich auf diese Nachweise nicht verschwenden.
— Wo die gewünschten biographischen Erläuterungen sich nicht lei-
treiben iiessen, verfiel der Vf. darauf, um wenigstens äusserlich dem
Büchlein ein stattliches Ansehen zu geben, seine Seiten mit allerlei
buntem genealogischen und antiquarischen Krimskrams zu füllen,
den er dem Bürgerbuch, Achtbuch und Almendbuch, aber auch ge-
druckten Werken wie Schmidt (Hist. du chapitre de Saint-Thomas),
Schöpflin, dem Inventaire sommaire des Stadtarchivs, Lehr u. s. w.
entnahm. Es würde zu weit führen, alle einzelnen Fälle hier nam-
haft zu machen, doch seien in der Anmerkung einige Zeugnisse mit-
geteilt.') Erwähnt sei noch, dass Ristelhuber das Bürgerbuch, seine
ergiebigste Quelle, nicht sorgfältig genug benutzt hat38), und dass er
dem zum Beweis seiner archivalischen Studien so oft citierten Al-
mendbuch auch nicht eine einzige brauchbare Notiz zu ent-
*) 1389. Petrus Coci. Hierzu Ristelhuber p. 19: „Jean Coci,
chapelain de Saiot-Martin ach&te le droit de bourgeoUie et entre k la
tribu des Boulangers, marcredi 25 janvier 1525w (!); 1521. Johannes
Abt, Argentinensis. Ristelh. p. 46: „MathiaB Abt de Schlestadt a achete*
le droit de bourgeoisie et s'agr£ge aux Yignerons, 1527M (beide aus dem
Bürgerbuch, vgl. auch die Artikel: 1453. Henricus de Vendenheim, 1499.
Beatus Folck). — Dem Taufregister von St. Nikolaus entlehnt er zu Joh.
Frider. capitonis 1542 die merkwürdige Notiz: nLe 4. nov. 1556 a ete*
baptise* Nicolas, fils de Jean capitonis; Barrains: Fr6d6ric de Gottes-
heim et Diebolt Joham; marraine: demoiselle Rosine Garns de Barr". —
1453. Johannes Schaffher can. eccl. SS. Petri et Michaelis Ts. u.): „n
s'agit de Saint-Pierre-le-Vieux. Le Chapitre s'appela des Sainta-Pierre-
et-Michel, lorsqu'en 1398, l'6v6que Guillaume de Diest fit cession de l'eglise
aux religieux de Rhinau, qui veneraient Saint-Michel comme patron" —
1497. Melchior Kiernegger de Argentina: „La Kirneck est la riviere de
Barr chant6e par Paulin d'Aquilee dans sa poesie de*diee ä la memoire
de Heric, duc de Frioul" (!!!) — Höchst interessant sind auch die dem Al-
mendbuch entnommenen topographischen Bemerkungen: 1466. Johannes
Mesainger de Argentina. „Un cöte* du pont pr£s Saint-Pierre-le-Vieux
Messinger le cordonnier a une boutique et une porte de caveu. 1390. Jo-
hannes de Etwyler: „Rue Mercifcre, Hanne Dettewilre, le potier, a des
maisons qui prennent sur le communal huit pieds sur une longueur de
trente, trois piliers et une traverse sur les piliers, ainsi que deux portes
de cave couchees. Droit de jouissance: 5 1., 7 sch., 8 pf, et 15 sch. pour
les trois piliers et la traverse". Das nennt man biographische Erläuter-
ungen zur Heidelberger Matrikel! — ') 1487. Nicolaus Trutman de Dach-
stein der. Arg. d. Hierzu Ristelhuber: „Les actes des registres remon-
tent k 1680, on n'y rencontre par le nom de Trutman". Im Bürgerbuch
hätte er finden können: „i486, her Niclaus Trutman Cappelon zum Jungen
sant Peter". Aus derselben Quelle konnte er notieren zu 1464 Amandus
Wernheri de Argentina: „1476. Amandus Wernheri vicary zu S. Thoman"*
— 1501. Francisc. Paul. Bürgerbuch 1525 „der hochgelehrt Doctor Frantz
pawel".
Elsässische Studenten in Heidelberg und Bologna.
337
nehmen vermochte.1) Das so ungemein reichhaltige Strassb. Bezirks-
archiv ist ebensowenig wie das Thomasarchiv von dem Vf. zu Rate
gezogen worden.
Man sieht, dass das so anspruchsvoll auftretende Werkchen des
Herrn Ristelhuber nicht nur recht oberflächlich und flüchtig gearbeitet,
sondern auch in seinen Resultaten durchaus lückenhaft und un-
selbständig ist.
Es mögen nun, um dem sachlichen Interesse einigermassen zu
genügen, einige kurze archivalische Notizen zu einzelnen Personen
folgen, über welche Ristelhuber nichts oder ungenügendes beigebracht
hat. Ich werde in meine alphabetische Liste, die sich der Kürze we-
gen nur auf Strassburg beschränkt, auch die von Ristelhuber über-
gangenen Namen2) einreihen und auch zu diesen, soweit mir Material
zu Gebote steht, kurze Erläuterungen geben.
1) Johannes Ade hin. 1458. Heidelberg. — 1460. Juli 12: bacc. ar-
tium. — 1460. Basel (Eröffnungsjahr): Johannes Adam de Arg. bacc. i. artib.
(Matr.). — 1465. Mai 20. Freiburg: mgr. Johannes Adam de Argentina
(Matr.).
2) Bemhardos Amelang. 1448. Okt. 9. H. — 1473. Bernhardus Ame-
lung decanus S. Martini et Arbogasti (Coli. gen. Univ. Bibl. Strassburg).
3) Leonhard» Arg. 1515. H. — 1517. Jan. 4: b. a. — 1518 Okt. 23.
Freibarg: Leonhard us Arich de Arg. (Matr.). >— 1522 Aug. 12. Leonhardus
Arge vic. chori eccl mai. Arg. iSt. Aren. C. St. 1520—21).
*4) (1) Amandas de Argentina. S. Johannis ddt. 1426. Aug. 21. H.,
dominus domus.
♦5) (2) Johannes de Argentina. Alba Spir. d. 1406. W. S. H., pro-
fessus in.
6) Martinas Ancnparius. 1534. Aug. 1. H. — 1535. Dez. 13: b. a. —
1540. Febr. 26. H. „Martinus Aucuparius, Argentin., eiusd. dyoc, 26. Febr.
a. 40 inscriptus, sed ut ipse asseruit, aemestre tempus ante haue inscrip-
tionem iura audire coepit." (Matr. iur.).
♦7) (3) Johannes Badems. 1518. Juli 27. H. — (1476. Jan. 9. Freib. Johan-
nes Bader de Argentina derselbe V).— 1522. Jan. 10. Strassb. Jon. Bader vicar.
e. S. Petr. iun. Arg. (C. St. 1520-21). — 1536. Juni 9. Strassb. Joh. Baden
canon. e S. Petri iun. Arg. ernennt seine Prokuratoren (Bz. Arch. G 5353).
— 1541. Joh Baderi can. e. Nouillar. weigert die Residenzpflicht (G 5354).
— 1553. Febr. 9. Päpstliche Provision für Joh. Bader preposit. eccl. s.
Florencii Haselac. Arg. d. (G 4705). — 1556. Sonntag nach Adelphi. f Joh.
Baden, Propst von Jung S. Peter. Streit Uber seinen Nachlas« (G 1444).
Er war auch can. et praebend. eccl. Surburg (G 5159).
8) 6«orlUS Becherer. 1447 H. — 1450. Jan. 26: b. a. — 1461. Okt. 16.
Str. Georius Becherer scriba illuatris prineipis dni Friderici comitis Pala-
tini Reni Bavarie ducis et uxor Barbara (C. St. 1456—75).
*) Ebensowenig dem Achtbuch und dem Inventaire sommaire des
Stadtarchivs. — *) Dieselben sind mit einem * bezeichnet Ich wieder-
hole, dass ich nur biete, was mir zur Hand liegt, dass ich aber für Voll-
ständigkeit nicht garantiere.
Zeitochr. f. Owh. d. Oberrh. N. F. VII. 2. 22
338
Knod.
9) FlorianusBetschlin. 1528 Mai 31. H. — 1530. Juni 18: b.a,—
1522. Juni 7. dns Florianus Betschlyn capellanus altaris Sancte Trinitatis
et Sancti Sebastiani martiris in ecclesia in Barre (C. St. 1520 — 21).
10) Bartholomeus Botzheym. 1500. Sept 9. H. — 1503. Juli 5: b.a.
— 1506. Mai 3: „Bartholomeus Boczheim ex Hage na: mgr. artu (Töpke
II, 429>.
11) Daniel Hotzhaim. 1542. Apr. 27. H. — 1543. Nov. 7: b. a. —
1543. Nov. 29. „Daniel Boczheim de Haganaw art. b.: eingetragen in die
Matr. alumn. iuris" (Töpke II, 488).
12) Leonhardus Bronner. 1510. Okt. 28. H. — 1512. Jan. 14: b. a.
— 1512. Apr. 19. Freiburg: Leonhardus Brunner de Argentina clericus
(Matr.).
♦13) (4) Balthasar Bttchsner. 1503. Aug 9. H.: Balthasar Bissener,
sacerdos et canon. regularis Argentinen. eiusd. dioc. — 1504 Nov. 2. Frei-
burg: dns Balthassar Bissener de Argentina. — 1519. Okt. 14. mgr. Bal-
thasar Bühssener (& mgr. Hier. Frentzel) prebendarii eccl. Omnium Sanctor.
Arg. (C. St. 1519). — 1538. Sept. 17: canonicus eccl. S. Thome Argent.
per preces Ferdinandi Caesaris, aetatis vero suae sexagcsimo quarto
(Lib. prebend. Tho. Arch.). — 1541. März 28. t (ibid.).
14) Burkardus Burgrafij. 1397. H. — 1397. Juli 21. Burkardus Burg-
graue can. S. Thome Argent. in der Kapitelsitzung anwesend (Lade V.
Tho. A.). — 1434. Burchardus Burggrafe prepos. eccl. S. Thome (ibid.
L. VI). '
15) SteflFanus Dieler. 1508. Mai 12. H. — 1510. Juli 11: b. a. —
1521. Apr. 16. mgr. SteflFanus Dieler vicarius chori eccl. mai. Arg. (C. St.
1520 — 21). Mitglied der Strassb. Gelehrt. Gesellschaft (Erasm. a. Wimpf.
Bas. 1514. Okt 11: „Saluta .... Stephanum Tielerum clegantissimum
iuvenem").
16) Johannes Dopler. 1457 Sept. 22. H. — 1462. Febr. 11. Johannes
DopeUer can. eccl. Hasel. (C. St. 1456—75). — 1465. Nov. 4 (Th. Arch.
L. VII). — 1466. Apr 18 (ibid.). — 1478. Apr. 29 (B. Arch. G 5217). —
1493. Jan. 31 (Th. A.).
17) Jacobus Drens. 1512. Juli 20. H. — 1514. Jan. 1: b.a. — 1518.
Okt. 25. Str. Jacobus Drens iun. cler. Arg.: vicarius eccl. S. Thome (L.
VIII, 1517—19).
18) Laurentius Duntzenheim .*) 1509. Sept. 23. H. — 1511. Juli 5:
•) Was den io die Heidclb. Matr. am 27. Not. 1483 eingetragenen Conradus Duncwn-
heym de Argentina dioc. Arg. betrifft, so dürfte darunter vielleicht der 1532 in Venedig
reretorlene, auch Ton Kindler S. 66 and Ristelbuber 8. 33 erwähnt« bekannte Ammeister
dieses Namen i zu verstehen sein. Indessen muss ich doch auMen Ton mir in Geigers Vlertel-
jahrsscbrlft I, 237 aus einer Hamb. Hdschr. voröffentllcbten Brief Wimpfelinga: Jaoobo
Sturm, Francisco Paulo, Conrado Dnntsenhelm, Stepbano Sarburgio Olli« charissimis
(ca. 1501) verweisen, in welchem Wimpfellng seine jungen Freunde zu eifrigem Studium
und sittenreinem Wandel ermahnt. Ebendort habe ich Anm. 1 aas einer Hdscbrift de«
f Hamb. Pastors Möuckeberg (Jetzt anf d. Strassb. ü. B.) ein Distichon auf den Tod dieses
Conr. Duncxeuheim mitgeteilt: Diatycon in Cunradum Dunttcohemium optime indolis puerum
ArgenUnensem patricium Heydelbergae ex lue mortuum 1502. Jedenfalls ist dieser
puer ein jüngerer Conr. P., des neu Name in die Matrikel überhaupt nicht eingetragen wor-
den Ist, wie das in Pestzeiten öfters vorkam.
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Elsässische Studenten in Heidelberg und Bologna. 339
b. a. — 1513. Apr. 16. Freib. Laurentius Dundenheim Argentin., can.
S. Petri sen. (Matr.).
19) Heinricus Ebel, can. S. Tho. Arg. 1524. Febr. 27. H. — 1518.
Juli 10. Heinr. Ebel Scolaris et clericus Argent. puerilis aetatis: canon.
eccl. S. Thome (per provis. apost.) (Th. A. L. VIII, 1517—19). — 1520.
Nov. 14. Freib. Heinricus Ebel ex Argentina can. eccl. colleg. S. Thome
Arg. (Matr.) — 1524. Febr. 14. Str. Heinricus Ebell sub vespere in capi-
tulo petiuit licentiam ad Studium Heidelbergense (Prot. Wurms. Th. A.).
— 1532 resigniert sein Ranonikat (Iüb. preb. Th. A.).
*20) (c) Johannes Episcopi de Arg. 1416. H. — 1457. Jan. 29. Str.
dns Johannes Bischoff (C. St. 1456—75*. — 1458. Sept. 18. mgr. Johannes
Episcopi (ibid.).
*21) (6) Andreas Fricz de Arg. 1490 März 3. H.
22) Adam Fechenbach 1493. Mai 17. H. — 1493. WS. Leipzig:
Adam Vechtenbach Argentinensis (Matr.). — 1494. Ost. Erfurt: Adam
Fechenbach de Argentina (Matr.). — 1495. Herbst. Adam Fenchen-
bach: b. a.
23) Hieronym. Frenczel. 1508. Aug. 23. H. — 1510. Juli 11: b. a.
— 1519. Okt. 14. mgr. Hier. Frentzel prebend. eccl. Omnium Sanctor. Arg.
<C. St. 1519).
24) Prothasius Gebweiler. 1518. Okt. 8. H. — 1524. Jan. 26. Freib.
Prothasius gewiller arc. mgr. Arg. d. clericus (Matr.).
25) WolffgangGeuch (Gych). 1508. Juni 22. H. — 1509. Juli 9: b.a.
— 1510. März 2. H. Guolfgangus Geuch de Argentina p.: mgr. art. (Töpke
II, 432). — 1531 Okt. 16. Wolfg. Geuch arcium et philos. mgr. can. S. Petri
sen., postea decan. eiusd. collegii: canon. eccl. S. Thome (Lib. preb.
S. Tho.).
♦26) (7) Jacobus Graff Arg 1561. Aug. 12. H.
27) Laurentius Grosz (Groesze). 1435. H. — 1451. Haslach. Lau-
rencius Grosz alias Coci can. capitularis eccl. S. Florentij Haselac. (B. Ar.
G 5220). — 1457 Aug. 27 (C. St. 1456—75). 1465. Nov. 4 (Th. A. L. VII).
— 1467. Lorentz Koch thumherre zu Haselo (C. St. 1463 — 69). — 1472.
Febr. 14. Laurentius Grosz al. Coci rector eccl. in Ingmarsheim (C. St.
1456—75). — 1478. Apr. 29. Laurentius Coci al. Grosz can. e. Hasel.
(0 5217).
28) Johannes Hagel. 1446. H. — 1436. Johannes Schawr dem man
sprichet Hagel kirchherre zu Altheim Strassb. Bist. iTh. A. L. VI fasc. 3).
— 1441. Mich. Erfurt: Johannes Hagel de Argentina.
29) Jacobus Hagen. 1427. H. — 1459. Str. Jacob Hagen dümherre
der Stiffte zum Jung S. Peter zu Strazburg (Th. A. L. VII).
♦30) (7) Andreas Hartmani. 1502. März 2. H. — 1503. Juli 5: b.a.
31) Christianus Herlin. 1519. Juli 22. H. — 1521. Jan. 21: b. a. —
1518. März 24. Freib. Cristianus Herlin Arg. (Matr.). — 1522. Okt. 19.
Wittenberg: Cristianus Herlin civitatis Argentin. (Matr.) — 1537. Dez. 13.
Christmannus Herlin can. S. Petri iun. Z. (Th. A. L. VHI, 1520—31); vgl.
u. 1551. März 17. Christmannus Herlin Argentorat., mathematicus insignis:
can. S. Thome. f 1562. Okt. 21 (Lib. Praeb. S. Th.).
22*
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340
Knod.
32) Johannes Michael Heus. 1663. Aug 2. H. — 1667. Mai. Witten-
berg: Johannes Michael Heusius Argen tin. (Matr.)
♦33) (8) Johannes Hirse man ex Argentina. 1619. Juli 16. H. — 1662.
Febr. 8. f Johannes Hirseman can. eccl Surburgen, et capellanus capel-
lanie Si. Florency in eccl. Surburg. (B. Ar. G 6169).
34) Andreas Höh er mut 1613 Juni 20. H. — 1614. Juni 19: b. a. —
1622. Ein Johannes Hohermut prebendarius eccl. Omn. Sanctor. Arg. (C.
St 1620-21).
♦35) (9) Jacobus de Homburg der. Arg. 1444. H.
36) Marcellus Institoris de Arg. 1466 März 16. H. — 1468 Apr. 15.
Marczolffus institoris prebendarius eccl. S. Petri sen. (C. St. 1468 — 75). —
1463. Apr. 26. Marczolffus institoris vicarius eccl. S. Petri sen. (ibid ) —
1472. Nov. 27. Martzolffus institoris rector eccl. in Vegersheim ibid.).
♦37) (10) Volmarus Isenhouwer. can. e. S. Petri iun. Arg. 1425. H.
— 1426. Volmarus Isenhower: canon. S. Thome Arg. (Lib. preb. S. TL).
— 1431. Nov. 4 resigniert seine Pfründe (ibid.).
•38) (11) David Capito Argentin 1549. Juni 19. H.
39) Ambrosius Keller (dict. Volmari). 1533. Dez. 17. H. — 1532.
Nov. 7. Ambrosius Keller ab Ochsenberg dict Volmar: can. eccl. S. Thome
— resigniert seine Pfründe 1534 Dez. 19 (Lib. praeb. S. Thome). — 1536.
Juni 9. Str. Ambrosius Volmar can. <fc scolast eccl. S. Petri iun. Arg.
(ß. Ar G 5353). — 1566. Okt. 7. Str. Ambrosius Volmar: prepos eccl.
S. Petr. iun. (B A ). — 1661. Apr. 11 Ambrosius Volmar prepos. eccl.
S. Petri iun. (B. A.).
40) Martinus Keller. 1493. Okt 19. H. — 1495. Juli 3: b. a. — 1509.
März 30. Martinus Volmar eccl. S. Petri iun. vicarius (C. St. 1515—17).
— 1613. Apr. 8. Päpstliche Provision pro domino Martino Keller prbro
Arg. super canonicatu et praebenda eccl. S. Petri iun. Arg. (B. A. G 4705).
— 1514. Okt. 17. Freib : dns Martinus Keller de Argentina can. S. Petri
iun. Arg. eiusd. dioc. cler. (Matr.). — (1529. Juli 24: Bürger.)
41) Martinus Keller iun. 1533. Dez. 17. H. — 1585. Juni 1: b. a. —
1538 Juni 13. H.: eingetragen i. d. Matr. alumn. iur. „sed per triennium,
antequam se inscribi fecit, iura in hac achademia et Aurel iae audivit,
quod doctor Sebastianus Hugelius litteris suis ad me missis edocuit (Töpke
II, 485). (Ristelhuber wiederholt hier unrichtig den auf Mart Keller sen.
bezüglichen Eintrag des Bürgerbuchs v. 1629. Juli 24.)
42) Georgius Kemp. 1426. Juli. H. — 1427. S S. Leipz. Georg Kempff
de Argentina (Matr )
♦43) (12) Johannes Coci de Argentina 1390. H.
•44) (18) Martinus Krantz de Argentina. 1468. Sept. H.
♦45) (14) Georgius Michael Langelsheimius Argent. 1579. Mai 8. H.
— 1583. Juli 25. Basel: Georgius Michael Lingelshemius Argentin.: Vtrius-
que Juris Doctor (Matr. iurid.).
46) Steffanus Lorber. 1512. Apr. 19. H. — 1516. Jan. 30. Steffanus
Lorber sacrista eccl. S. Thome (L. XTV). — 1518. Okt 5. Stephanus Lorber
vicarius eccl. S. Thome (L. VIH, 1517—19). — 1521. Okt 29. dns Stef-
fanus Lorbere vicarius eccl. S. Th. (C. St. 1620—21). — 1523. März 21.
dns Steffanus Lorber: distributor capituli 8. Thome (Prot. Wurms.).
Elsassiache Studenten in Heidelberg und Bologna.
311
47) Jaoobua Meyer. 163a Mai 16. H. — 1630. Jan. 31. „Jacobo Vil-
lico praefecto Quartae classis haben mine Herren ein Summissary zu
Sant Thomen geliehen" („Bestallung" etc. Th. A.). — f 1542. Jan. (ibid.).
•48) (15) Johannes Menlich de Arg. cler. eiusd. d. 1414. W. S. H.
49) Johannes Messerer. 1406. H. — 1451. „Johannes Mesaerer prie-
ster dea altars sant Marien Magdalenen gelegen in obigen Stifft xu
S. Thoman" (L. VII).
50) Jobannes Messinger. 1446. H. — 1457. Mai 9. Johannes Mes-
singer rector eccl. in Oreswiler (C. St 1456—75). - 1463. Jan. 4. Johannes
Messinger r. e. in Orssirilre (ibid ).
51) Melchior Molsheym. 1519. Mai 6. H — 152a Man 3. Freib
Melchior Molschein Argent (Matr).
52) Ottmarus Nachtigall. 1494. Juli 17. II. — 1496 Juli 12: b. a.
— 1515* März, „acceptatus in organistam dns Othmarus Nachtigall et
annuatim soluuntur eidem de officio triginta flor. obligauitque se in capi-
tulo ad serviendum viginti annis" (Prot. Wurms. Th. A.). — 1515. Nov. 1.
„incepit Otmarns noster organista intrare chorum et accipere presencias"
(ibid.). — 1517 Jovis p. Laurent, „dns Ottmarus organista noster petiuit
licentiam ad Studium et quod possit Organum per alium organistam
providere . . . capitulum denegauit" (ibid ). — 1517. Aug. 17. mgr. Oth-
marus Nachtgall vicar. eccl. S. Thome Arg. (L. VII). — 1529. Mai 4.
Freib Ottmarus Luscinius Decr. Doctor (Matr.) (im übrigen vgl. Schmidt,
Hist. litte> H, 174 ff.).
53) Georg. Nopp. 1491. Dez. 19. H. — 1489. S.S. Basel: Georg
Nopp de Argentina (Matr.).
54) Georg. Obrecht Arg. 1570. Juni 4. H. — 1574. Mai 14. Basel:
Oeorgius Obrechtus II. Id Mai. publice Doctor vtriusque iuris est renun-
tiatus (Matr iurid.) (vgl. im übrigen [Sebitz], Strassb. Gymn. Jubelfest
1641. 8 244).
55) Johannes de Ochsenstein. 1430. H. — 1437. Str. Johans herre
zu Ochsenstein tümprobst der merren stifft zu Strassburg (L. VIj : Z —
1456. Juli 31. Johannes de Ochsenstein hat die Pferrei Wickersheim resig-
niert (L. VIII).
♦56) (16) Michahel de Ossensteyn cler. Arg. d. 1442. W. S. H. —
1445. Ost. Erfurt: Michael de Ossensteyn de Argentina (Matr.) — 1467.
Samstag St. Marxtag: „Zu wissen das die vesten Diebolt von Kagenecke,
hans Sturm von Sturmecke vnd hans Mursel zwuschent dem vesten Reym-
bolt vöitschen vff ein, Meister Hinrich Eckstein vnd fröwe Agnesen siner
husfröwen ander syt in spenne halb dartreffende von her Michel Ohssen-
steins kirchherren zu Sletzstat der eegenanten fröwe Agnesen bruders
seligen verlossenes guts wegen in gütlichkeit . . .« (C. St ) (war Pfr. in
Schlettstadt v. 1452—1466, vgl. G d. Stdtbibl. z. Sehl S. 19).
♦57) (17) Laurentius de Offenbor ch Argentin. 1429. S. S. H.
•58) (18) Heinricus Oetlin cler. Argentin. 1417. W. S. U.
♦59) (19) Erhardus Ottonis de Argentina cler. d. eiusd. H.
60) Franciscus Paul. 1501. H. — 1503. Juni: b. a. — 1504. Juli 27:
Freiburg. Franciscus pauwel Argentinen. (mit Jac. Sturm zusamm.)
«Matr). — 1517. Strassb. egregius vir Franciscus pauwell J. V. Doctor
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Kiiod.
advocatus causarum curiarum ecclesiasticarum Argentinensium iuratus
(L. VIII). — 1525. Strassb. BOrgerbuch: „ der hochgelehrt Doctor Frantz
pawl". — 1534. dns Franciscus Pawel J. V. D. (L. VIII). — 1537. Don-
nerstag nach Exaudi: „frantz pauwel Beder recht doctor vnd Strassburgscher
Rath" entscheidet zwischen Propst und Kapitel der Kirche zu Neuweiler
(B. Ar. G. 5353). (Franc. Paul gehörte zu den S. 336 Anm. * erwähnten
Heidelberger Scholaren, an welche Wimpfelings Brief v. J. 1501 gerichtet ist.
Wimpfeling dedicierte ihm und seinem Mitschüler Jac. Sturm seine Ele-
gautiae maiores [dd. Heidelb. Id. Sept. 1499], dann ihm, Sturm u. einigen
andern seine Apologia pro re publ. Christ. [„Jacobo Sturmio & Francisco
Paulo Heidelbergensis et Jacobo Brun ac Sebastiano Wurmsio Friburgeu.
gymnasiorum philosphiae auditoribus" o. D. — Das Werk erschien erst
1506. VI Kl. Apr. Phorce. Tho. Anshelm ] Auch Joannis Badii Ascensii
Stultifera Nauicula Arg. 1502 wird von Wimpfeling seinem jungen Freunde
Franc. Paulus Arg. zugeschrieben. Vgl. auch Wimpfelings Bemerkung in
der Expurgatio (Riegger 424): „Martinus Sturmius Ordin. equestris et
Mathias Paulus causarum forensium patronus [erscheint 1509. Juli 5 als:
mgr Mathias pauwel causar. curiae eccl. Arg. procurator. C. St 1509],
singulares amici mei ex me quaerunt, quidnam agant cum filiis suis meo
buasu Heidelbergam ante triennium missis. Reuocantur ephebi, qui ne-
ocio aut lasciuia perirent, ego ipse eos propter bonam indolem
admodum mihi caros Friburgum adduco . . .u)
61) Beatus Felix Pfeffingen 1511. Aug 11. H. — 1513. Juli 12:
b. a. — [1610. Juni 28. Str. Beatus Felix Pfeffinger: can. eccl. S. Tho.
(L. VIII) ] — 1515. März 8. Heidelb. Beatus Foelix Pf. Argent.: licentiat.
in artibus (Alb. mgr. art. Töpke II, 435). — 1515. März 15. Str. „In die
Josephi que fuit vicesima Marcy redgt Beatus Felix ex studio Heidel-
bergensi et incoepit in vespere frequentare chorum et capere presencias"
(Prot. Wurms. Th. A.). — 1515. Okt. 22 Str. „Beatus Felix can. eccl.
nostre . . . petiuit licentiam ad Studium" (ibid.). — 1516. Aug. Str. „dns
Beatus Felix redyt ex studio lune ante Adelphi" (ibid.). — 1518. Okt. 5.
Heidelb. M. Beatus Felix: bacc in utroque iure (Töpke II, 522) — 1519.
Dez. 10. Str. Beatus Felix Pfeffinger anwesend i d. Kapitelsitzung (L. IV).
— 1524. Dez. 7. M. Batt Pfeffinger (Bürgerbuch). — 1525. Dez 8 Str.
mgr. Beatus Felix Pfeffinger can. S. Thome (C. St. 1524—63). — 1536
Str. Be. Felix Pf : scolasticus eccl S. Thome (L praeb ). — 1541. Nov.
prepositus eccl. S. Tho. (Nachfolger des Capito) (ibid.). — 1545 Beatus
Felix Pfeffinger et Elisabeth Georgii Yringeri et Dorothea Huglawelin filia
conjuges (Collect, geneal.). — f 1554. Aug. 23 (ibid.). — „vir eruditione
et prudentia non vulgari praeditus, ad germanicam integritatem natus'.
(L. praeb ).
♦62) (20) Adam Pfleger Argentinensis 1498 Apr. 6. II.
♦63) (21) Johannes Philippi de Argentina. 1497. Mai 29. H. — 1499.
Jan. 15: b. a
64) Johannes Pistoris 1503 Sept. 10. H. — 1513. Ost Erfurt:
Johannes Pistoris Argentinensis. — 1561. tot. („1661, vfffritag nach Ostern
den 11. Aprilis post obitum Joh. Pistoris . . verfügt Ambros. Volmar
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Eibische Studenten in Heidelberg und Bologna.
343
prepos. S. Petri iun. Arg. [s. d.] aber die Pfründe desselben in d gen.
Kirche) (B. Arch. G 4722).
65) Florentius Hichart 1498. Sept. 26. H. — 1500 Juli 8: b. a —
1519. Okt. 14. Florentius Richart prbr. Arg. d. (C. St 1519).
♦66) (22) Marcus «um Kijet de Argentina. 1411. W. S. H
67) Wolffgangus Rindis 1512. Juni. H. — (1511. Mich. Erfurt:
WoltFgangus Ryndis Argentinensis [Matr.].)
68) Jacobus Ryszhofenn 1509. Nov. 22 II — 1511. Juli 5: b a. —
1514. Jacobus Reyshofen Argentinus: mgr. art. (Töpke 11,435 . — 1518.
Jan. 15. mgr. Jacobus Richshofen iunior vicarius eccl. S. Thome (C. St.
1519). — 1519. Jan. 29. mgr. Jacobus de Richsshofen capellanus capellanie
altaris S. Columbe Virg. eiti in eccl. S. Petri iun. Arg. (ibid.). — 1621.
Apr. 18. mgr. Jacobus Richshofen vicarius vicarie altaris Sancti Michaelis
archangeli in eccl. S. Thome Argentin. (C. St. 1520—21) — 1541. Dez. 16.
t mag. Jacobus Rysshoffen (Th. A.).
69) Johannes Rottschilt 1497. Nov. 18. H. — 1509. Marz 7. Str.
„Johannes Rotschilt can. eccl. S. Petri sen. Arg., Steflanus Rotschilt ciuis
Argentin. eius frater filii qu. prouidi viri Steffani rotschilt ciuis Argentin.
et soror eorum Yrsula Rotschilt relicta qu. honesti Johannis Nustdörfer
procuratoris in Rychenwyler . . .tt (C. St. 1515—17).
70) Steffanus Sarburg 1503. Aug. 16. H. — 1506. Ost. Erfurt.
Steflfanus Sarburg de Argentina (Matr.) (vgl. S. 338 Anm. ♦).
71) Johannes Schaffner 1463. Apr. 8. H. — 1484. Dez. 8. Johannes
Schaffner decanus eccl. Surburgen. (C. St 1483—87). — 1484. Dez. 27.
Johannes Schaffener capellanus capellanie ad altare S. Catharine in ecclesia
parrochiali S. Martini Argentinen. resigniert seine Pfründe (ibid.).
72) Johannes Schenckbecher 1514. Apr. 20. H. — 1515. Juli 5: b. a.
— 1522. Dez. 30. Str. Johannes Schenckbecher notarius collateralis curie
dominorum archidiaconorum eccl. Argentinen. et domina Elisabeth Bar-
pfennigin uxor eius legitima (C. St 1520—22). ^Erscheint sehr oft als
ausfertigender Notar.)
♦73) (23) Adelphus Schott de Argentina. 1492. Juli 20. H. — 1494.
Juli 7: b. a. — 1496. März 9. H. Adelphus Schott Argentinus: mgr art
(Töpke II, 422).
74) Johannes Schott 1492. Juli 15. H. — (1490. Aug. 12. Freiburg:
Johannes Schott de Argentina (Matr.].) — 1497. S. S. Basel: Johannes
Schott Argentin. VI solid. (Matr.). — 1500. „capellaiüam altaris S. Catha-
rine (eccl. S. Petri iun.) possidet D. Johannes Schott, moratur Basileaeu
(B. Ar. G 4716).
♦75) (24) Gerardus Seuenus Argentoratensis. 1565. Okt. 6. II. —
1566. Frankfurt a. 0. Gerhardus Senenus (!) Argentoratensis (Matr.).
76) Conradus Spatzinger 1509. Aug. 26. H. — 1519. Jan. 7. Str.
Conradus Spatzinger capellanus Capelle B. M Y. in eccl. mai. Argentin.
(C. St. 1519).
•77) (25) Amandus Storck de Argentina. 1483. Apr. 11. H.
•78) (26) Jacobus Sturm de Argentina. 1501. Sept. 29. H. — 1503.
Juni: b a. — 1604. Juli 27. Frei bürg: Jacobus Sturm Argentinensis
(Matr.) (vgl. abgesehen von den neuern Schriftchen von Baumgarten,
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Knod.
Stein u. 8. w., was M. Sebiz a. a. 0. p. 210 u. Hertaog i. s. Chronik
berichten).
*79) (27) Petras Sturm de Sturmegk Arg. d. 1609. Sept 18. —
(1606. Okt. 2. Freiburg: Petrus Sturm de Sturmeck. Matr.) Bruder des
vorigen. Ein Brief von ihm an J. Wimpfeling i. Str. St. Arch. Briefm.
IV, 122. Wimpfeling dedicierte ihm u. einigen andern: s. Ausg. v. Basiii j
Magni De legendis antiquorum libris. Arg. Hupfuff 1507; vgl. über ihn
M. Sebiz a. a. 0. p. 211.
80) Jacobus Treger (Trewerr) 1493. Mars 29. H. — 1495. Jan. 13:
b. a. — 1496. Apr. 3. Heidelb. Jacobus Treger Argentin.: mgr. art.
(Töpke II, 423). — 1501. Marz 15. Heidelb. M. Jacobus Treger, Exami-
nator beim Magisterexamen (Töpke II, 427). — 1509. Mai 14. Jacobus
Dreyger procurator causa rum curiarum ecclesiasticarum Argentin. (C St.
1515—17) — 1518. Aug. 20. mgr Jacobus Treyger procurator caus. cur
eccl. Arg (ibid. 1519). — 1521. Mars 9. Dez. 7. mgr. Jacobus Treyger
procurator u. 8. w. (ibid. 1520—21).
*81) (28) Joannes Martinus Tüschelin Argentinen. 1559. Aug. 5. H.
♦82) (29) Job (Vener) de Argentina. 1387. H. H. bacc. in artib. Paris.
(Über diesen wie über seinen Bruder Ivo [Ristelhuber p. 22] werde ich
demnächst in dieser Zeitschr. handeln.)
83) Job. Wüh. Villenbach 1535. Nov. 8. H. — 1538 W. S. Witten-
berg: Johannes Vuilhelmus Villenbach Argentin. (Matr.). — 1542 W. S.
Leipzig: Johannes Wilhelmus a Villenbach Argentin. (Matr.).
84) Amandus Wernheri 1464. Mai 26. — 1476. „Amandus Wernheri
vicarye zum S. Thoman" (Bürgerbuch).
♦85) (30) Caspar Wolffius Argentinensis. 1550. Mai 12.
86) Caspar Wurmser (Wormbser) 1523. Mai 9. H. — 1523. Mai 6.
Casparis Wurmseri (can. S. Tho. Arg.) recessus ad Studium (Prot. Wurms.).
— (1521. Dez. 18: can. eccl. S. Thome. — Lib. praeb.) — 1526. Febr. 14.
Frei bürg: Caspar Wormser Argentoracus (Matr.). — 1539. Apr. 26 resig-
niert sein Kanonikat zu Gunsten des Chph. Knobloch (Lib. praeb.).
87) Simon Wuest 1514. Mai 3. H. — 1515. Juli 5: b. a. — 1517.
Okt. 8. Frei bürg: Simon Wiest Argent. civitatis et diocesis clericus,
baccal. art. ut asseruit Heidelb. (Matr).
88) Theodericus Zobel 1487. Mai 21. H. — 1483. Dez. 9. „Procura -
torium pro Theoderico Zobel ad Romanam curiam ad impetrandum certos
prebendas et canonicatus" (C. 8t. 1483—87). — 1484. Febr. 12. Theo-
dericus Zoppel cler. Argentin : canon. S. Thome Arg , ex resignatione
mgri Arbog Einhart (C. St. 1483—87; vgl. Lib. praeb). — 1485 Apr. 23.
Theodericus Zobel: Z. (C. St. 1483-87). — 1485. Mai 19. Freiburg:
Theodericus Zobel can. eccl. colleg. S. Tho. Arg (Matr.). — 1496. März 2.
Str. Theoder. Zobel J. V. D. i. d. Kapitelsitzung anwesend (L. VII) —
1507. Mai 22 (L IV). — 1517. Febr. 11. Theodericus Zobel V. J. D.:
scolasticus eccl. S. Thome (L VIII). — 1531. Okt. 6 t Theodericus
Zobel a Gibelstatt J. V. D. Bingae prepositus ad D. Martini, Moguntinae
maioris et S. Thomae Arg. scolasticus, B. M. V. ad gradus canonicum,
begraben in Sacello S. Dionysii in eccl. Mogunt. (cf. Joannis, Scrr. rer.
Mog. H, 321. 412). The. Zobel war ein Freund des ülr. v. Hutten (Hütt.
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Elsassische Studenten in Heidelberg und Bologna. 345
opp. I, 249 ff. 255), Erasmus, Wimpfeling u. s. w. Wimpfeling widmete
ihm seine Ausg. der Histor. viol. crucis Theoderici Gresemundi (dd. Argent.
5. März 1512: „Theoderico Zobelo Moguntinae ecclesie canonico et eccle-
siasticorum morum oensori"). Arg. Ren. Beck. 1512. Kl Apr. 4°. — Jo.
Huttich dedicierte ihm s. Collect, antiquitatum in urbe atque agro Mogunt.
repertar Mog M D. XX. 2° (dd. XI. Kl. Aug. 1517).
89) Bechtoldus Zorn (Ciorn) de Argentina 1412. S. 8 H. — 1412.
Juni 12: Berchtoldus Zorn can. ecd. S. Thome: Z. (L. VI fasc. 3).
II.
P. Ristelhuber, Strasbourg et Bologne. Recherches biogra-
phiques et litte>aires sur les £tudiants alsaciens im-
matricules a l'universite de Bologne de 1289 ä 1862.
— Paris. E. Leroux. 1891. gr. 8°. 152 SS.
Weit wichtiger als die altern deutschen Universitiitsmatrikeln
sind die Mitgliederverzeichnisse der „deutschen Nation" der Juristen-
Universität zu Bologna für die Erkenntnis der Entwicklung unseres
nationalen Geisteslebens, die mit andern Akten der „deutschen Nation-
auf Veranlassung und Kosten der von der K. Preussischen Akademie
der Wissenschaften für die Savigny-Stiftung niedergesetzten Kom-
mission vor wenigen Jahren zur Bologneser Jubelfeier erschienen
sind.1) Auf den hohen kulturgeschichtlichen Wert dieser stattlichen
Publikation ist wiederholt hingewiesen worden ") ; was sie speziell fur's
Elsass bedeute, habe ich vor zwei Jahren in einem Aufsatz in der
„Strassburger Post" in eingehender Weise zu zeigen versucht3) eine
Arbeit, die von Herrn Ristelhuber bei seinen Recherches zwar be-
nutzt, nicht aber genannt worden ist.4)
l) Acta nationis Germanicae universitatis Bononiensis ex archetypis
tahularii Malvezziani Jussu instituti Germanici ediderunt Ernestus Fried-
laender et Carolus Malagola. Cum quinque tabulis. Berolini, Georg.
Reimer, 1887. 2°. — *) Vgl. besonders die lehrreichen Besprechungen von
A. Schulte i. Mitteil, des Instituts f. österr. Geschichtsforschung IX, 141 ff.
und Luschin v. Ebengreuth i. Gotting. Gelehrt Anzeig. 1889, S. 285 ff ,
sowie meinen Vortrag über die Acta vom September 1889 (erschienen i.
Correspondenzblatt des Gesamtvereines der deutsch, histor. Vereine, 1890).
— ■) „Die Acta nationis Germanicae universitatis Bononiensis und ihre
Bedeutung für das Elsass" von G. K. (Strassb. Post 1890, No. 33, 2. Blatt
u. No. 40, 2. Blatt). — 4) So ist, was Herr Ristelhuber in seiner Vorrede
über die Bedeutung der Acta bemerkt, z. T. in wörtlicher Über-
setzung aus meinem Aufsätze herübergenommen (vgl. auch u. S. 349).
— Durchaus unrichtig sind Ristelhubers Bemerkungen über die Vor-
geschichte der Publikation („ . . . lorsqne recemment un jeune gentilhomme
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346
Knod.
Auch in vorliegender Schrift Ristelhuhers wird eine Zusammen-
fassung seiner Resultate sehr vermisst; der Verfasser hat sich nicht
einmal die Mühe gegeben, die von ihm zusammengestellten Namen
zu numerieren und zu besserm Verständnis nach naheliegenden Ge-
sichtspunkten zu gruppieren, ja es scheint, da die einzelnen Namen
mit denselben Lettern wie der Text gedruckt und in keiner Weise
ausgezeichnet sind, als ob der Vf. uns absichtlich Ober die Anzahl
der von ihm in den Acta entdeckten „Elsässer* im unklaren halten
wolle.') Man begreift diese Scheu vor positiven Zahlennachweisen,
da der Vf. sich auch hier noch nicht klar geworden ist, wie weit er
den Begriff „Elsasser1* ausdehnen dürfe. Während er z. B. in seiner
Schrift über die Elsässer iu Heidelberg den Thcobaldus Megrer ex
Engelsoed, Basil. dioc. (Angot bei Beifort) ohne Skrupel als Elsässer
aufnimmt, wird derselbe Mann, der 1558 in Bologna als Theobaldus
Megerer Sungoicus wiederkehrt, wunderlicherweise hier übergangen;
umgekehrt wird der bekannte Johannes Botzheim de Saszbach, Arg.
d., der am 23. Okt. 1496 in Heidelberg, im J. 1500 in Bologna er-
scheint, in vorliegender Schrift unter die Elsässer gerechnet, wäh-
rend man seinen Namen unter den Heidelberger Studenten vergeb-
lich sucht. Eine weitere nicht zu billigende Inkonsequenz ist es dann,
wenn Ristelhuber zwei andere Angehörige des Geschlechts v. Botz-
heim, die gleichfalls im rechtsrheinischen Teile des Bistums Strass-
burg geboren, später aber im Elsass ansässig gewesen sind, in seiner
Liste übergangen hat u. s. w.
Um über die Ergebnisse der Ristelhuber'schen Schrift einiger-
massen ins Klare zu kommen, habe ich die von R. ausgezogenen Na-
men zusammengezählt. Hiernach beläuft sich die Anzahl der in den
Acta genannten Elsässer auf 193 Personen — ein Resultat, das in
mehrfacher Hinsicht unrichtig ist. Zunächst sind hiervon mindestens
14 Personen als Nichtelsässer auszuscheiden, drei Personen hat er
bolonais, erudit et lettre, le comte NerioMalvezzideMedici decoovrit
dans ses archives parmi les papiers venduö a l'encan lors de la domination
francaise et achetes par sa famille des pieces qui reconstituaient Phistoire
de la nation allemande ... La decourerte fit du bruit ... M. Mom Ol-
sen fit le voyage de Bologne et dernanda hu comte Malvezzi Kauteri-
sation de publier les documents au nom de la fondation Savigny . . .")•
unverständlich ist, warum er den Nicolaus de Kagenecke oder den ganz
unbekannten Petrus Merswin, über den wir nur eine und zwar höchst
dürftige Notiz (Strassb. U. B. HI, 286) besitzen, zu den „personnalites
interessant«" der Acta rechnet.
') In der Vorrede findet sich hierüber nur die auf meinen Aufsatz
bezügliche Notiz: „on a evalue k 4000 le nombre des etudiants bal&nces
en langue allemande inscrits dans les Acta, et a environ 200 celui des
Etudiants alsaciens . . — Allerdings hat R. diesem Büchlein einen
Index angehängt; derselbe stimmt aber in keiner Weise mit dem Text
überein, da er nur 188 Namen, ausserdem 5 Namen, die überhaupt im
Text nicht vorkommen, enthält.
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Klassische Studenten in Heidelberg und Bologna.
347
doppelt aufgeführt, von drei andern Personen ist es sehr zweifelhaft,
ob sie zu den „Elsfissern* gerechnet werden dürfen. Es sind also
14 (19) Personen in R's. Verzeichnis zu streichen. Neu aufzunehmen
sind dagegen, weil von Ristelhuber übersehen, 31 (36) Personen, so
dass sich die Anzahl der in dem Zeitraum von 1289 — 1454 in den
Acta erwähnten Elsässer auf 210 belaufen dürfte.1)
Unbedingt auszuscheiden sind:
(1) 1289 Hildebrandus de Molhusen. — Es ist nicht einzusehen,
warum R. gerade diesen Hildebrandus dem elsassischen Mülhausen zu*
weisen will (in den Acta erscheinen im ganzen 7 Namen mit der Orts-
bezeichnung de Molhusen}. Weit wahrscheinlicher ist es, dass Hilde-
brandus im thüringischen Mühlhausen seine Heimat hat und mit dem
von Joannis (Scrr. r. Mog. II, 555) und Gudenus (Cod. d. Mog. IU, 967)
in den Jahren 1315. 1317. 1325 urkundlich erwähnten, 1334 verstorbenen
Hildebrandus de Mülhausen S. Victoris Moguntin. canonicum, S. Stephani
Moguntin. decanus, Petri Archiepiscopi per Thuringiam, Saxoniam et
Hassiam in spirituaübus vicarius generalis identisch ist.
(2) 1295 Gerardus de Rinach.
(3) 1305. dorn in u 8 de Rinach (erscheint schon, was R. übersehen,
1304 als dns Jacobus de Rinaia).
(4) 1317. Jacobus de Rynach.
(5) 1344. Wernherus de Rinach.
(6) 1518. Mauritius de Rinach Da das Geschlecht der Rinach
aus dem Aargau stammt, die Genannten im Aargau geboren sind und in
keiner nachweisbaren Beziehung zum Elsass gestanden haben, so ist ihre
Aufnahme in die Liste der Elsässer durchaus ungerechtfertigt. — Merk-
würdig ist, dass R. über die genannten Glieder der Familie Rynach,
obschon er Merz' trefflichen Aufsatz citiert, gar nichts beizubringen weiss.
(7) 1295. Heinricus de Regisheim de Basllea. Wie der Zusatz
zeigt, haben wir es hier mit einem Sprössling des Baseler Zweiges dieses
Geschlechts, also einem Schweizer, zu thun.
(8) 1304. Hermannus de Lichtenberg. — Dass dieser vielgenannte
Diplomat, Kanzler K. Ludwigs d. B., nicht dem elsässischcn, sondern (was
Schoepflin schon erkannt) dem schwäbischen Geschlechte dieses Namens
entstammte, dürfte doch wohl als ausgemacht gelten *)
(9) 13K). Heinricus rector ecclesie in Missenheim Argent.
dioc. — Die Aufnahme dieses Mannes ist nach den von Ristelhuber sonst
befolgten Grundsätzen eine Inkonsequenz Dieser im badischen Meissen-
') Hier sind die Mülhauser nicht mitgerechnet, da es mehrere Orte
dieses Namens giebt, eine Entscheidung also nicht möglich ist. — *) In
dem päpstl. Breve v. J. 1327 Apr. 9 (Martene <fe Durand, thesaur. aneed.
H 696) wird er ausdrücklich bezeichnet als Hermannus dictus Hummeie
de Lechtemberch scolasticus eccl. Spiren. vgl. hiermit die von Ristelhuber
selbst citierte Stelle aus Math. v. Neuenburg Chron. (Studer S. 71h Civi-
tates vero Alsatiae ...Humbelonemde Liechtenberg Suevum in advo-
catum Ludovici nomine reeeperunt. Wig. Hundt, Stammbuch IU, 459
sagt: „diß Liechtenberg ligt vor dem waldt*.
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348
Knod.
heim bepfründete Clericua kann ebensowenig wie die beiden folgenden an
den Elsässern gerechnet werden.
(10) 1314. Johannes de Gengenbach Arg. dioc.
III) 1314. Thomas de Gengenbach Arg. dioc.
(12) 1317. Eberhardus de Tummenowe. — Es war ein kühner
aber unglücklicher Griff des Vf. zur Erklärung dieses Namens, das aus-
gegangene unterelsässische Dorf Dummenheim herbeizuziehen. Fast 2 volle
Seiten lang werden wir über dieses Dorf und die nach ihm benannte Adels-
familie (teils in wörtlicher Übersetzung nach Kindler v. Knobloch) unter-
halten. Wir haben natürlich hier den durch seine diplomatischen Gesandt-
schaftsreisen im Dienste K. Ludwigs d. B. bekanntgewordenen spätem
Propst der Augsburger Kirche (f 1350) vor uns, der einem schwäbischen,
in Notzingen unter Teck ansässigen Ministerialengeschlechte entstammte
(Vatikanische Akten No. 1748. 1817. 2183; vgl auch Glasschröder, Mar-
quard v. Randeck S. 21 30. 32, a. 3 34. 49. 55).
(13) 1500. Georgius comes de Hohenloe. — Er kann unmöglich
unter den Elsassern genannt werden (Wibel, Hohenloh. K. G. I, 324; Aren,
f. Hohenloh. Gesch. I, 7). Seine beiden Brüder, Sigismund, der reform-
freundliche Dekan vom Domstift, und Ludwig, Domherr in Strasburg,
mögen dagegen ihren Platz behalten.
f 14) 1518. Petrus Reich de Reichenstein, kein Elsasser, sondern
ein Schweizer (Goldn. Buch S. 261), seit 1517 Propst von St Ursanna im
Berner Jura, f 1540 (Helv. sacr. I, 62).
Wegfallen muss auch 1480 Petrus de Argentina, da wir hier
den schon i. J. 1475 genannten bekannten Humanisten Petrus Schott vor
uns haben. — Hugo de Argentina 1300 dürfte mit dem in demselben
Jahre noch einmal erwähnten Hugo de Argentina fil. Procuratoris de Ar-
gentina, Volmarus de Surborch 1302 mit dem 1310 genannten custos
de Surborch identisch sein. Unbestimmt muss es bleiben, ob man bei
1304 Hermannus rector eccl. inAwenheim an das elsässische Aven-
heim oder Auenheim oder an das badische Auenheim zu denken hat. Auch
die Berechtigung der Aufnahme des Ludovicus comes de Oettingen
1317 unter die Elsässer erscheint mir zweifelhaft, da der Name Ludovi-
cus zu oft in diesem Geschlechte vorkommt, als dass man mit einiger
Sicherheit den hier genannten Ludowicus auf einen der elsässischen Land-
vögte beziehen könnte. — Jedenfalls durfte der Vf. die Erörterung solcher
Fälle nicht umgehen.
Das Verzeichnis der von Ristelhuber übersehenen elsässischen
Namen soll am Schluss meiner Besprechung folgen (S. 352 f.).
Unterwerfen wir die vom Vf. gelieferten biographischen Notizen
einer nähern Prüfung, so finden wir, dass über 54 Personen brauch-
bare, teilweise allerdings recht dürftige Nachweise gegeben sind. Die
meisten derselben sind den bekanntern Darstellungen und Urkunden-
saramlungen entnommen; urkundliches Material ist, abgesehen von
einer sehr dankenswerten Notiz über Rudolf v. Schweinheim (Ru-
dolfus de Argentina 1305) aus dem Archiv von St. Die, nicht ver-
wertet. — Nicht immer hat der Vf. seine Quellen mit der nötigen
Sorgfalt benutzt. So hat er übersehen, was über Petr. Merswin, Ul-
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Elsassische Studenten in Heidelberg und Bologna. 349
ricns de Rappoltstein 1310, Erbo de Durningen, Petrus Monachi ans
dem Strassburger Urkundenbach entnommen werden konnte; über
Johannes de Risteten hätte er bei Schmidt und bei Schneegans einiges
finden können.
Auch hier hat Vf. seine Quellen oft wörtlich ausgeschrie-
ben, citiert wird ein halb dutzendmal, in richtiger Weise nie. So
sind die Artikel Conradus de Landsberg (S. 8), Johannes dictus Zol-
ler (S. 8), Johannes de Westhus (S. 10), Conradus de Romirsheim
(S. 12), Rudolphus de Lampertheim (S. 12), Richardus de Lobegassen,
Johannes ( ideler, Nycolaus de Duntzenheim, Johannes Spoerlin (S. 66),
Hugo Vetterkinth, Johannes de I-ampertheim (S. 69, 70), Jacobus
Renting (s. 70), Johannes Erlin (S. 74), Johannes de Dambach (S. 75),
Johannes de Geispoltzheim (s. 95), Nicolaus Hornecke (S. 98), Johan-
nes Karle (S. 98, 99), Nicolaus Offenburg (101) ganz oder teilweise,
und zwar in wörtlicher Übersetzung ohne Quellenangabe dem
bekannten Werke Kindlers v. Knobloch über den Strassburger Adel
entlehnt; auch Schmidt hat sehr herhalten müssen.
Statt vieler nur 1 Beispiel: 1316. Johannes Cideler Argen-
tinensis. Kindler v. Kn.: S. 441 „Uraltes Ministerialengeschlecht
der Strassburger Bischöfe . . . Godofredus Cydelare miles 1209. 18.
Humbertus Cydelarius miles de Argentina 1209. 33 war 1220. 21. 26. 29
im Rate. In seinem 1233 errichteten Testamente vermachte er Legate
seiner Gattin Agnes, seiner Schwester Adelheit, Gemahlin des Ritters
Heinrich v. Winstein, und deren Söhnen. Da er keine Kinder hinter-
liess, war Dycthericus miles dictus Scidelarius, der 1246 auf die vom
Kloster Schwarzach innegehabte Vogtei des Dorfes Dossenheim an
das Stift St. Thomas verzichtete, wohl ein Sohn Gottfrieds. Cidelarius,
praebendarius eccl. S. Petri arg. 1262. Miles dictus Zedelere wurde
16. Aug. 1293 von den Herren v. Laubgassen erschlagen u. s. w.u
Ristelhuber p. 46: „Vieille famille de ministeriaux des evöques de
Strasbourg. Godofredus Cydelare milc6 1207. 9. 16. 18. Son frere
Humbertus Cydelarius miles de Argentina 1209. 33 fut du senat en
1220. 21. 26. 29. Dans son testament dresse en 1233 il fit des legs
ä sa femme Agnes, a sa sceur Adelaide epouse du Chevalier Henri
Winstein et aux fils de cette-ci. Comme il ne laissa pas d'enfants,
le Chevalier Dyethericns qui renonca en faveur du chapitre de S. Tho-
mas ä l'avouerie de Dossenheim 1246, 8. Decembre, fut sans doute
un fils de Godefroi. Cidelarius, praebendarius eccl. S. Petri arg. 1262.
Miles dictus Zedelere fut tue le 16. aoüt 1293 par les seigneurs de
Laubgassen etc.M l)
') Aus meinem oben citierten Aufsätze in der Strassb. Post hat er
in seinem Artikel „Eusebius Hedio" folgenden Passus, ohne Nennung
seiner Quelle, wörtlich ausgehoben: „Zwei Jahre später wendet sich
die Mutter an den Magistrat der Stadt Strnssburg mit der Bitte, ihr einen
städtischen Söldner zu überweisen, der auf ihre Kosten nach Welschland
reise, um den Sohn bei den kriegerischen Zeitläuften heimzuholen. Es
ist gewiss nicht uninteressant, um diese Zeit noch den Namen eines
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Knod.
In vielen Fällen, die an und für sich nicht zweifelhaft sind, wagt
der Vf. nicht sich bestimmt für eine der von ihm genannten Personen
zu entscheiden. So bringt er S. 14, 15 z. J. 1301 nach Schöpflin,
Grandidier, Schmidt, Kindler v. Kn. nicht weniger als 9 Personen^
welche den Namen Gunthcrus de Lantzperg führen, bei. darunter auch
einen i. J. 1400 (1) verstorbenen Scholastikus von St. Thomas. Diese
letztere Notiz wird dann S. 96 bei einem jungem Günther v. L. ohne
weitere Bemerkung wiederholt. — Bei Conradus de Landsberg 1295
lässt er den Leser ebenso unter neun Personen dieses Namens wählen ;
der richtige Conradus de L. ist ihm freilich dabei doch entgangen
(Conradus de Lantsberg prepos. eccl. Lutenbac. vicarius generalis
dni Gerhardi episcopi Constant. 1308 Apr. 28 vgl. Freib. Diöces.-Arch.
II, 65).
In andern Fällen wird man mit der vom Vf. gegebenen Erklärung
nicht einverstanden sein können: So ist 1290 Johannes deRubiaco
nicht mit dem von Matern. Berler 1294 genannten Johannes, der
dort nicht einmal de Kubiaco genannt wird, zusammenzuwerfen;
lieber wird man an den im Strassb. U.-B. zwischen 1293—1321 öfter
erwähnten Johannes dictus de Rubiaco presbyter (Johannes dictus
Niger de Rubiaco sacerdos) denken. Ganz unwahrscheinlich ist auch
-die zu 1294 domini de Gerolczecke von Ristelhuber gegebene Er-
klärung; es kann nicht zweifelhaft sein, dass diese Herren von Gerolds-
eck, mögen sie nun dem elsässischen oder badischen Geschlechtc
deutseben Reformators durch seinen Sohn in der Matrikel des päpstlichen
Bologna vertreten zu finden. Auch die Universitäten von ausgesprochen
protestantischen Charakter sandten damals noch, wie die Acta lehren,
ihre Zöglinge nach dem päpstl. Bologna. Dies Verhältnis änderte sich
erst, als im Jahre 1565 P. Paul IV. verlangte, dass jeder, der irgendwo
und in irgend einer Fakultät promoviert werden wollte, das katholische
Glaubensbekenntnis zuvor ablegen sollte — eine Bulle, die bald das frei-
sinnigere Padua dadurch auszubeuten wusste, dass es in einzelnen Fällen
die Promotion statt durch den Bischof bald durch den Podesta, bald durch
den Pfalzgrafen bestätigen liess.u Ristelhuber 8. 149: „En 1558 la
mere de l'ätudiant s'adresse au magistrat pour le prier de lui fournir un
mercenaire qui ira ä ses frais en Italie, ramener son tils, vu les conjunc-
tures belliqueuses oü Ton se trouve. II n'est pas sans intäret de voir
le nom d'un reformateur represente par son fils dans la inatricule de Bo-
logne. Les etablissements d'instmctions marques d'un caractere Protestant
ne repugnaient pas ä envoyer leur eleves dans Hologne la papale. Cet
6tat de choses changea lorsqu'en 1565, le pape Paul IV lanca une bulle
qui exigeait de tout Candida t ä la maitrise, une profesüion de foi eatho-
lique, bulle que la liberale Padoue sut touruer en ce sens que, dans des
cas isol£s eile fit approuver la promotion non par r^veque, mais par le
podestat". — Und welche Quelle citiert Herr Ristelhuber? Spindler,
Hedion Essai biographique, Strasbourg 1864 (!), nachdem er kurz vorher
richtig bemerkt, dass kein Biograph des Reformators Hedio von diesem
Eusebius etwas melde.
Elsassische Studenten in Heidelberg und Bologna. 351
dieses Namens entstammen, im Strassburgcr Domstift zu suchen sind,
wo im J. 1324 nicht weniger als vier Träger dieses Namens bepfrün-
det waren.
Doch es würde zu weit führen, alle zweifelhaften Fälle hier zu
besprechen. Nur zwei offenbar falsche Nachrichten Ristelhubers mö-
gen hier noch ihre Berichtigung tinden.
1310. dns Ulrieus de Ropelsteyn can. Argentin. — Hier erwähnt
R. u. a. eine auf einen Ulrieus de Rapoltzstein can. Basil. f 1370 bezüg-
liche Notiz aus dem Necrolog. eccl. Basil. Diese Notiz hatte er richtiger
auf den i. J. 1340 in Bologna eingeschriebenen jüngern Ulrieus de Rapolt-
stain rector ecclesie in Richen bezogen. Dass dieser Rektor mit dem in
dem Basler Necrologium erwähnten Ulrieus de R. identisch ist, ergiebt
sich aus einer interessanten, auf der Colmarer Stadtbibliothek (Hibl. Chauf-
feur No. 99) abschriftlich erhaltenen Urkunde, worin Ulrich von Rapolcz-
stein, Tumherr zu Baszel md Kilchher zu Ricbenwiler, einen Teil des
Opfers, das in der Kirche zu Richenwilre fallt, zur Vollendung der Kapelle
„unsrer Fröwen zu Richenwilre" vermacht, angesichts der sonderlichen
Wunder und Zeichen so „geschehen sind und noch schinbarlich geschehen
von vntrer Fröwen Heiltum und Bilde der Tafeln zu Richenwilre die der
Edel Her Graf Ulrich von Wirtenberg von sinre Burg Bilstein dar hat
gegeben" (dd. an dem Sambstage nach des heil. Crucistage im Meigen
1337). Hieraus ergiebt sich ausserdem, dass es sich hier um das elsäs-
sische Reichenweisr, nicht aber, wie Ristel huber meint, um das schweize-
rische Riehen bei Basel handelt.
1498. Johannes Wolf Argentin. dioc. — Über die Strassburger
(Eckbolsheimer) Humanistenfamilie Wolff hat Ch. Schmidt wiederholt, am
ausführlichsten in seiner Histoire litt£raire gehandelt. Dort findet sich
(II, 58. Anm. 2) ein Johannes Wolf scultetus de Eckboisheim 1497 erwähnt.
Ristelbuber will unter dem in den Acta genannten Joh. WolfF nicht diesen
scultetus, sondern den Johannes Andreas W., <'en jüngern Bruder des
Thomas Wolff d. j., verstanden wissen (S. 134). — Er hat Recht und Un-
recht zugleich. Wir haben allerdings nicht den scultetus vor uns, aber
auch nicht den Johannes Andreas, sondern einen bisher unbekannt ge-
bliebenen jüngern Johannes Wolff de Eckbolczheim, einen natürlichen
Sohn Thomas Wolffs d. ä. , der in dem Testamente dieses letztern vom
29. Juli 1510 ausdrücklich erwähnt („item Johanni Wolff naturali filio
meo Capelle omnium sanetorum prebendario ...«), auch schon 1500 urkund-
lich genannt wird. — Der oben erwähnte ältere Johannes Wolff scultetus
ist übrigens keineswegs so unbekannt, wie Herr R. meint, da er i486 als
procurator fabrice eccl. parrochialis ville Eckbolczheim, 1503 Apr. 26 aber
als can. et decanus eccl. SS. Michaelis et Petri Arg. erscheint und —
kein anderer als der Vater Thomas Wolffs d. j. ist. Den Beweis
für diese Behauptung, durch welche die von Schmidt gegebene Genealogie
der Familie vollständig über den Haufen geworfen wird, gedenke ich dem-
nächst in dieser Zeitschrift zu liefern.
Was Ristelhuber sonst noch in seinem Werkchen zusammen-
gebracht hat, ist völlig wertlos und steht mit seinem eigentlichen
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352
Knod.
Zwecke in keiner innern Verbindung. So wird (S. 6) seitenlang über
das Wappen der Rinach, S. 49 bei Waltberos de Schowenborg in end-
loser Breite über die Archidiakonate der Strassburger Kirche geredet,
S. 51 wird ein 23 Zeilen langer Passus aus Gyss (Hist. d'Obernay)
eingeschaltet, woraus auch nicht ein Körnchen für die Erkenntnis
der in Frage stehenden Persönlichkeit gewonnen werden kann. S. 72
wird vom Vf. eine von Gelehrsamkeit strotzende Erklärung des Na-
mens „Ostertag" (de Zollere) gegeben, wobei er sich bis ins Keltische
versteigt, während S. 82 in dem Artikel Waltherus de Mullenheim
gar le nain facetieux Birarr de la Volu-spa zur Erklärung des Haus-
namens zur „Pimpernusstt herbeigezogen wird. Bei Petrus Merswin
(S. 26) wird seitenlang die Aber Rulman Merswin zwischen Jundt und
Denifle entstandene Kontroverse besprochen, bei Ludowicus de Stra-
berg (S. 30) wird ausführlich über Otto v. Strazberg und die Schlacht
am Morgarten, bei Johannes Warre de Argentina (S. 28) über Ru-
dolf v. Wart und die Ermordung K. Albrechts und ihre Folgen ge-
handelt. Bei Konrad v. Landsberg 1295 kommt er auf einen filtern
Träger dieses Namens und von diesem auf seine Tochter Herrad
v. Landsberg, la fondatrice du monastere de Truttenhausen, l'auteur
du Hortus deliciarum, manuscrit brüle dans la nuit du 24aoüt
1870 zu sprechen; bei Heinricus rector eccl. in Missenheim (S. 33)
werden wir gar durch die interessante Notiz überrascht, dass Friderike
Brion, die Freundin Goethes, in Meissenheim ihre letzten Lebenstage
verbracht, hier gestorben und begraben sei. En 1866 on retrouva
la place de sa tombe et le mur d'eglise recut une plaque commemora-
tive avec medaillon. — So weiss der Vf. sein Publikum zu unterhalten,
nur was man nach dem Titel seines Buches erwarten dürfte, wird
man vergeblich bei ihm suchen.
Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier alle mangelhaften Resul-
tate der Recherches des Herrn Ristelhuber zu berichtigen und zu er-
gänzen. Ich gebe zum Schluss ein Verzeichnis der in Ristelhubers
Liste übergangenen Personen nebst kurzen biographischen Nach-
weisen zu einzelnen derselben.
1) 1502. dns. Fridericus Bavarie canonicus divi Petri senioris ec-
clesie Argentinensis. — 1504. Okt. 80. Freiburg: Fridericus Bavarie
de Zabernia (Matr.). — 1509. Juni 17. Strassburg: honorabilis vir das.
Fridericus bauarie capellanus capellanie ep. in ecclesia SS. Michaelis et
Petri Argen tin. (Contr. St. 1509). — Er erscheint noch 1518 — 28 urkund-
lich, wird 1518 von Hans Storck, Bürger und Gerber zu Strassburg, als
Verführer seiner Ehefrau verklagt, mit schwerer Pönitenz belegt, 1528
aber restituiert. (Akten im Thora.-Arch.).
2) 1485. dns. Fridericus de Bichlingen — vielleicht Fridericus
comea de Büchlingen decanns eccl. mai. Argentin. 1541. Juli 3. (Bez.-
Arch. G. 5354.)
3, 4) 1544. dns. Bernardus et Johannes Conradus Bezheim
(= Botzheim) a. Bernhard v. B. studierte 1537 in Tübingen, 1538, 39
in Heidelberg, 1545 als doctor Senensis zum zweitenmal in Bologna, 1547
Kanzler des Herzogs Johann v. Simmern, 1549 Mai 29 Syndikus der Stadt
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Elsassische Studenten in Heidelberg und Bologna.
353
Strassburg, wo er 1591 starb. — Johannes Sturm hat ihm mehrere
Schriften gewidmet. — b. Johannes Conradus ß. 1537 in Heidelberg,
1542 in Freiburg, ist nach Beruh. Hertzog (Edels. Chron. VI, 236) „vff
die 18 jar Margräftischer Amptman zu Beinheim gewesen" , f 4 Aug.
1583 (ms. St. -Aren.)-
5) 1407. dns Rabanus de Dalhem. — Verschiedene Personen dieses
Namens (1437: Schöpfl. Als illustr. 11,640. — 1440: Hertzog VI, 283. —
1454: Schöpfl. A. i 11,437). Der in den Acta genannte dürfte identisch
sein mit Raban v. Talheim, clericus der Diöcese Würzburg, für welchen
K. Ruprecht 1403. Nov. 23 ein Kanonikat an der St. Peterskirche zu
Wimpfen erbittet (Cbmel, Reg. Ruperti p. 95. No. 1618).
6) 1461. 1463 Johannes Fust de Pekelnheym Mag. dioc. — 1488
91 urkundl. f 1501. Febr. 17 in Strassburg. Epitaph ehemals im Kreuz-
gange des Münsters (Schadaeus p. 49, entstellt bei Grandidier, supplem.
p. 57). Er war praebendarius chori der Strassburger Kirche, zugleich
Dekan von St. Steffan in Mainz, ein tüchtiger Jurist.
7) 1296. dns de Flolechingen (= Flörchingen) archidiaconus Argeu-
tinensis. — Noch am 6. Jan. desselben Jahres urkundet Johannes de Flör-
chingen als archidiaconus eccl. Arg. in richterlicher Eigenschaft. 1300.
Aug. 23 zum erstenmal als prepositus eccl. Arg. erwähnt (U. B. II, 182).
Nach Bischof Friedrichs v. Strassburg Tode (f 28. Dez. 1305) wird er zu
dessen Nachfolger erwählt, f aber vor dem 18. Febr. des folgenden Jahres
(1306, (U. B. II, 207).
8) 1493. 1496. Nicolaus Dich de Offenburg. ca. 1497. In den Acta
nochmals erwähnt, und zwar als in iure ciuili insignitus. (Am 27. Juni
1497 hatte er die Erlaubnis erhalten, sich zum Examen im Civilrecht zu
stellen. Malagola-Curtze S. 92 ) — ca. 1500. Nycolaus dych Legum Doctor
can. eccl. S. Petri iun. (Tho. Arch. Lad. VII). 1505. Okt. 31 wird Nicolaus
Dych Decretorum (!) Doctor Sancti Petri iun. canouicus von Wolfgang
Boecklin J. V. D. zu seinem Prokurator erwählt (Tho. Arch. Lade VIII).
9; 1335. Johannes dictus Gurteier de Argentina. — „Eines der
verbreitetsten und reichsten Geschlechter Strassburgs" (Kindler v. Kn.,
G. B. S. 103). — 1325. Conradus et Johannes filii Cünradi dicti Gurteier
(ü. B. III, 330). — 1334. März 21 : Johannes fil. Conradi dicti Uürteler
civis Argent. u. ö. bis 1378 urkundlich. Ob dieser Johannes mit dem
Bologneser Scholaren identisch, wage ich nicht zu entscheiden.
10) 1502. Generosus dns Wolfgangus de Hewen baro Treuerensis
metropolitane, Argentin & Curiensis ecclesiarum cathedralium canonicus.
Seit 1493 can. eccl. Argentinen. (Bez. Arch ü. E. G 3091). 1499 studierte
er in Freiburg, kehrte nach seinem Aufenthalt in Bologna dorthin zurück
und verwaltete das Rektorat daselbst seit 1504 (vigilia S. Jacobi & Phil.).
— 1506. Wolfgang Freyherr von Höwen senger an der Bischofswahl in
Strassburg beteiligt. Seit 1509 auch can. in Konstanz, f daselbst ca. 1521
(Joh. Botzheim a. Tho. Blaur. 10. Nov. 1521).
11) 1544. Ludovicus Carinus (aus Luzern). Bekannter Humanist,
hatte als Präceptor den Udalricus Fugger nach Bologna begleitet, f 1569
zu Basel. — Da er seit 1546 an S. Thomas in Strassburg bepfründet
Z«iUcbr. f. Oetch. d. Oberrh. N. F. VII. 2. 23
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354
Knod.
war and zeitweilig in Strasburg sich aufhielt, so war er hier auch zu
erwähnen.
12) 1316. dns Eberhardus cotnea de Kiburg. Seit 1318 Mai 2
can. eccl. Argentin. (U. B. II, 321), auch can. eccl. Colonien. und Propst
der Kirche zu Anholtingen, entsagt 1322 dem geistlichen Stande, vermählt
Bich 1325 Dez. 27 mit Anastasia v Signau, Vater der drei folgenden hier
genannten Grafen v. Kiburg. f 1357 Apr. 17. — Ein sehr bekannter
Mann, vgl F. E. Pipitz, d. Grf. v. Kyburg und besonders die ürkk. im
Soloth. Wochenbl. u. Schweiz. Geschichtsforscher.
13i 1341. dns Eberhardus et Egelinus fratres de Kiburgo, wie
No. 12 aus dem mächtigen schweizerischen Grafengeschlecht stammend, des-
sen Stammscbloss am linken Ufer der Töss zwischen Zürich und Winter-
thur gelegen, später eine Besitzung des Hauses Habsburg -Österreich war.
a) Eberhardus, schon 1333, noch minderjährig, Propst zu Anholtingen
i. d. Schweiz (Soloth Wochenbl. 1826 S. 559), erscheint 1350 als Eber-
hardus natus dicti Eberhardi de Kiburg, canonicus Argentinensis et
Basil. ecclesiarum (Trouillat III, 651), später cantor eccl. Arg. 1356. 1368:
prepositus Solodorensis (HeW. sacr. I, 29; Urkundio I, 283). 1370 Juli 22.
Eberhardus de Kyburg rector eccl. in Sleczstat (SchletL 8t Aren.)
u. s. w — b) Egelinus, gleichfalls Domherr zu Strassburg, scheint vor
1874 Dez. 1 gestorben zu sein (Urkundio I, 283 a. 1).>
14) 1331. dns Johannes de Kyburg. — Der spätere Strassburger
Dompropst dieses Namens, der nach Grandidier schon 1367 gestorben?
15) 1501. dns Adam Kttchenmeyster dioc, Mogunt., scholasticus
maioris ac S. Albani Moguntin. canonicus, praefectus Bingenais, postmodum
iudicii secularis Mogunt camerarius, deum decanus eccl. Mog. f 1553.
Juli 26 (Joannis H, 220), war auch in Strassburg mehrfach bepfründet,
canon. eccl. S. 'lhome (Thom. Arch.) und capellanus altaris S. Johannis
evangeliste siti in ecclesia S. Petri iun. (Contr St. 1521. 22), auch zeit-
weilig in Strassburg ansässig.
16) 1289. dns Albertus (magister dominorum de Landesberch);
war aufzunehmen, vgl. Ristelhuber p. 3: 1294. magister dominorum de
Geroltzecke.
17) 1292. dns Eberhardus de Landesberg, vielleicht der von
Bucelin und Kindler erwähnte Eberhardus de L eques ordinis S. Johannis
domus in Dorlisheim.
18) 1289. Guntherus de Landesberch, vielleicht Fr. Guntherus
de L. ordinis predicatorum in Argentina (U. B. m, 371).
19) 1496. dns Jacobus de Lansperg Arg. dioc. 1488 in Basel;
dann in Heidelberg Juli 1488), seit 15<>8 Assessor am Reichskammer-
gericht, von Pfalz präsentiert (Ludolf, App. X, 24), V. J. D., giebt 1519
diese Stelle auf, erscheint seit 1520 als Rat und Diener des Bischöfe in
Strassburg (Tho. Arch. Protoc. Wurms.) u. ö.
20) 1289. dns Johannes de Landesberch.
21) 1301. dns Volmarus de Luphenstein, erscheint 1314. 15. 17.
26 als can. eccl. S. Florencii Haselacen. Arg. dioc. (Bez. Arch. G 5621.
4814. 5582 u. s. w.).
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Klassische Studenten in Heidelberg und Bologna.
355
22) 1558. dns Theobaldus Megrer Sungoicus. 1555 in Heidelberg
(Matr. u. Matr. alumn. iuris).
23) 1498. dns Balthasarus Mercklin, der bekannte Vicekanzler
und Orator K. Karls V. , später Bischof von Hildesheim und Konstanz,
t 1581; er besass ein Kanonikat an St. Thomas in Strassburg von 1517
bis 1521. Dez. 18, wo er resignierte.
24) 1335. dns Johannes dictus Probest de Argentina. (Ein Hein-
ricus Probest notarius publ. erscheint 1353 in Melker Cod. fo. 40b.)
25) 1323. dns Heinricus Schoerlin de Basilea. 1346. Marz 22:
mgr. Heinricus dictus Schorlin, ofßcialis Argentinensis et procurator vene-
rabilis patris Berthold i episcopi Argentin. (Acta Vatican. No. 2244. 2245).
26) 1317 dns Petrus Schurfsack. „Anno Domini 1340. 10. Kai.
Octobr. obiit Dominus Petrus dictus Schourpsag sacerdos in Morswir"
(Necrol. coenob. Paris, in Sacra monum. p. 281).
27) 1289. dns Theodericus de Stille. Über dieses unterelsässische
Geschlecht vgl. Schöpflin, A. i. II, 670, Kindler v. K. G. B. 388.
28) 1329. dns Fridericus de Argentina.
29) 1317. magister Andreas, socius dni praepositi Argentinensis,
scheint mit dem in demselben Jahre genannten magister Sifridi de Muln-
heim identisch zu sein.
30) 1331. dns Nicolaus de Argentina wohl identisch mit 1333.
Nicolaus de Argentina can. eccl. S. Petri. 1335 Zeuge. (Act. 357, 25.)
31) 1336. dns Chunradus de Witenhem rector eccl. in Horburg.
1370. Conradus de Wittenheim canonicus eccl. S. Martini Columbarien.
(Bez.-Arch. Colm.) f ▼or 1403.
Vielleicht sind hierher noch zu rechnen:
(32) 1324—32. Rudolfus de Basilea. Ein Rudolfus Frowelarij
de Basilea erscheint seit 1336 als thesaurarius eccl. Basil., und gleich-
zeitig als portarius eccl. S. Thome Argentin. (Schmidt, S. Thomas S. 55,
56, 275), er entwarf im Auftrage des St. Thomaskapitels zu Strassburg
auf Grund alterer kanonistischer Werke die neuern Statuten des Stifts.
(33) 1304. Rudegerus de Platzheim. Könnte dem sundgauischen
Adelsgeschlecht v. Blotzheim angehören (Kindler v. Kn., Alt. Adel S. 13).
Ein Dorf Blatzheim im Reg. -Bez. Köln.
(34) 1305. Johannes de Lumersheym. Es ist aus der Familie
nur bekannt Conradus de Lumersheim cappel. altaris S. Nicol. in eccl.
S. Petri Arg. 1310, 30 (Ü.-B. HI, 207, 381.)
(35) 1290. Johannes de Ride. Es giebt mehrere Geschlechter
dieses Namens. Der Name Johannes ist bei den Strassburgcr Riedt mehr-
fach vertreten. (Schöpf!, a. i. II, 664. Hegel, Strassb. Chron. Beil. V,
S. 990.)
(36) 1368. Martinus Rotelin rector eccl. YpolitU)
l) 1367. Hartmannus canonicus S. Ypoliti. — Ist wohl nicht auf das
elsassische St. Pilt zu deuten, da hier wohl ein Benediktinerkloster, aber
Jcein Kollegiatstift bestand. (Grandidier, Hist. de l'eglise de Str. I, 431 f.)
23*
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Litteraturnotizen.
An Veröffentlichungen der badischen historischen Kom-
mission sind neuerdings nacheinander erschienen:
Schulte, Aloys. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden und
der Reichskrieg gegen Frankreich 1693 — 1697. Zwei Bände.
Karlsruhe, J. Bielefelds Verlag mit 1 Heliogravüre und
9 Tafeln in Lichtdruck. VIII. 568 u. 374 SS.
Gothein, Eberhard. Wirtschaftsgeschichte des Schwarz-
waldes und der angrenzenden Landschaften. 8. u. 9. Lfrg.
(Schluss des ersten Bandes. Städte- und Gewerbegeschichte.
Im ganzen XVI u. 896 SS.) Strassbg., Karl J. Trübner.
Knies, Karl. Karl Friedrichs von Baden brieflicher Verkehr
mit Mirabeau und Du Pont. Bearbeitet und eingeleitet
durch einen Beitrag zur Vorgeschichte der ersten französi-
schen Revolution und der Physiokratie. Zwei Bände. Hei-
delberg, Carl Winter. CLXII u. 284 und XVI u. 398 SS.
Erdmannsdörffer, B. Politische Korrespondenz Karl Frie-
drichs von Baden 1783—1806. Zweiter Band (1792 - 1797).
Heidelberg, Carl Winter XLV1I u. 651 SS.
Zum vierzigjährigen Regierungsjubiläum Sr. Königlichen
Hoheit des Grossherzogs, dessen gnädigen Erschliessun-
gen die Historische Kommission ihren Ursprung zu verdanken
hat, hat diese Hochdeniseiben soeben ehrerbietigst den Beginn
eines Werkes dargebracht, welches für die Geschichte des
Fürstenhauses im Mittelalter die Grundlage schaffen soll. Es
ist die erste Lieferung der „Reges ten der Markgrafen von
Baden und Hochberg, bearbeitet von Richard Fester.
Innsbruck, Wagner. 1892. 4°. 72 + h8 Seiten".
Die vierhundertjährige Geburtsfeier des elsässischen Reformators
Martin Butzer, welche im vergangenen Monat November von den
Protestanten des Reichslandes begangen wurde, hat eine Reihe von
Gelegenheitsschriften hervorgerufen, Über welche hier kurzer Bericht
folgen möge. Im Auftrage der evangelischen Pfarrkonferenz von
* Elsass-Lothringen erschien als eigentliche Festschrift A. Erichson,
Martin Butzer, der clsassische Reformator (76 S ., Strassbg., J. H. Ed.
Heitz). Der Verf. schildert in allgemein verständlicher, anschaulicher
Weise Lebensgang, Charakter und Verdienste Butzers insbesondere
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Litteraturnotizen.
357
um die evangelische Kirche seiner Heimat. Auch einige noch un-
gedruckte Briefe des Reformators sind von ihm verwertet worden.
Anspruchsvoller als diese bescheidene, im besten Sinne populäre
Schrift giebt sich diejenige von Eugen Stern, Martin Butzer, ein
Lebensbild aus der Geschichte der Strassb. Reformation (Separat-
abdruck aus dem Elsäss. evang. Sonntagsbl-, 85 8., Strassb. Druckerei
u. Verlagsanstalt). Sie ist mehr dem Verständnis der gebildeten
Kreise angepasst, bezeichnet jedoch in wissenschaftlicher Hinsicht
kaum einen Fortschritt, da namentlich die neueren Quellen nicht
gründlich genug benutzt sind. Auch die Disposition lässt an Klar-
heit und Durchsichtigkeit zu wünschen übrig. Butzers Charakterbild
tritt in der kürzeren Erichson'schen Schrift jedenfalls plastischer her-
vor. Wesentlich auf die thatsächlichen Angaben der letzteren stützt sich
eine im Druck herausgegebene französische Rede von Th. G. (Martin
Butzer, le reformatcur de TAlsace, 18 S., Strasbourg, J. H. Ed. Heitz),
welche sich durch Gewandtheit und Wärme der Darstellung auszeichnet.
Alle drei bisher erwähnten Schriften sind aus der Feder protestanti-
scher Theologen geflossen und im Geist der evangelischen Union
abgefasst. In einem gewissen Gegensatz hierzu stehen zwei andere
kleine Biographien, deren theologische Verfasser ihrer besonderen
konfessionellen Richtung Ausdruck verleihen: K. Conrad, Martin
Butzer (Schriften des protest. liberalen Vereins in Elsass-Lothringen
55 S.) und die in Strassburg anonym und ohne Angabe des Verlages
erschienene Schrift „Zum 400jährigen Geburtsjubiläum von
Martin Butzer, dem Reformator Strassburgs, der Jugend ge-
widmet" (36 S.). Die erste ist im reformierten, die zweite im luthe-
rischen Sinne geschrieben. Ich erwähne sie nur der Vollständigkeit
halber; denn vom wissenschaftlichen Standpunkt betrachtet sind sie
völlig wertlos. Beachtung verdienen hingegen noch zwei von sach-
kundiger Hand herrührende Skizzen, nämlich eine im protest. Gym-
nasium zu Strassburg gehaltene, warm empfundene Rede von Rudolf
Reuss (Zum Gedächtnisse Martin Butzers, 30 S., J. H. Ed. Heitz)
und eine Reihe von Artikeln, welche Paul Kannengiesser in den
Strassb. Neuesten Nachrichten veröffentlicht und später als Broschüre
herausgegeben hat. Letzteres Schriftchen fusst die Hauptmomente
des Lebens und Wirkens des Reformators sehr geschickt zusammen
und verrät bei aller Knappheit doch eine gründliche Kenntnis der
Zeitgeschichte. Dass in sämtlichen genannten Darstellungen vorzugs-
weise Butzers Thätigkcit im Elsass geschildert und seine so bedeut-
same Einwirkung auf die Gesamtentwicklung der deutschen Refor-
mation weniger beachtet wird, erklärt sich durch die Rücksichtnahme
auf den elsässischen Leserkreis. Referent hat versucht, diese all-
gemeinere Bedeutung Butzers mit besonderer Rücksicht auf die
neuesten Quellenpublikationen etwas näher zu beleuchten (Beilage
zur Münchener Allgem. Zeitung vom 30. Nov. No. 280). Erwähnt
sei noch ein Beitrag von katholischer Seite. Paulus bemüht sich
im Juliheft des „Katholik" (S. 44—71) darzuthun, dass Butzer keüi
Verfechter von „Gewissensfreiheit" gewesen sei. Diese Thatsache be-
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358
Litteraturnotizen.
durfte keines ausdrücklichen Nachweises. Denn was protestantisch»
Schriftsteller dem Reformator nachrühmen, ist nur Milde und Duld-
samkeit innerhalb der eigenen kirchlichen Gemeinschaft. „Gewissens-
freiheit*4 ist dem 16. Jahrhundert Oberhaupt fremd. Neben den mehr
oder weniger populären Aufsätzen Ober Butzer ist noch eine Fest-
schrift von wirklichem wissenschaftlichem Wert erschienen, welche
der Anregung Prof. Varrentrapps in Strassburg ihre Entstehung ver-
dankt und aus drei selbständigen Abschnitten besteht: „Martin Butzers
an ein christlich Rath und Gemeyn der stat Weissenburg Summary
seiner Predig daselbst gethon. — Bibliographische Zusammenstellung
der gedruckten Schriften Butzers von Dr. F. Mentz. — Über den
handschriftlichen Nachlass und die gedruckten Briefe Butzers. Ver-
zeichnis der Litteratur über Butzer von Lic. A. Erichson." (Strassbg.,
J. H. Ed. Heitz.) Der im ersten Teil gegebene Neudruck ist wegen
der Seltenheit der älteren Drucke und wegen des für Butzer sehr
charakteristischen Inhalts recht willkommen. Die dann folgende Biblio-
graphie ist mit grosser Sorgfalt gearbeitet und ergänzt das früher
von Baum (Capito u. Butzer, Elberfeld 18(>0) aufgestellte Verzeichnis;
die Aufzählung der 128 Werke ist chronologisch nach den Druck-
jahren geordnet. Auch der dritte Teil bringt dankenswerte Nach-
weise; die Zusammenstellung der Litteratur über Butzer iässt jedoch
hier und da bibliographische Genauigkeit vermissen und Hesse sich
noch vervollständigen, obwohl dem Verf. zugestanden werden muss,
dass es schwer ist, eine Grenze festzusetzen für das, was aufzunehmen
oder auszuscheiden ist. — Einige noch unbekannte Briefe Butzers hat
schliesslich Wilhelm Horning in seiner „Kirchenhistorischen Nach-
lese" (Strassbg., J. H. Ed. Heitz) veröffentlicht. Endlich sei noch
bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, dass das wichtige Quellen-
werk von Lenz, „Briefwechsel Landgraf Philipps des Grossmütigen
von Hessen mit BucerM kürzlich mit dem 3. Bande l Publikationen aus
den kgl. preuss. Staatsarchiven Bd. 47 > seinen Abschluss erhalten hat.
Otto Winckelmann.
Eine sehr verdienstliche Arbeit ist die von A. Poinsignon be-
arbeitete „Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Frei-
burg i. Br.a (Freiburg, Wagner), von welcher der erste Teil vor-
liegt. Er behandelt die verschiedenen Bauperioden, die Entwicklung
von Bann und Gemarkung, Wasserversorgung, Friedhöfe, alsdann
sehr eingehend die einzelnen Strassen und Plätze. Der zweite Teil
wird die einzelnen Häuser behandeln. Wir erhalten somit für Frei-
burg hiedurch ein Gegenstück zu den Strassburger Arbeiten von
Schmidt und Seyboth. Wenn es möglich wäre, möchten wir wün-
schen, dass dem Werke ein Gemarkungsplan mit Angabe aller alten
Gewannamen und Grenzzeichen beigegeben werde. Freiburg spielt
in der Geschichte des deutschen Städtelebens eine wichtige Rolle.
Gerade aber die Entstehung und die Entwicklung des Banns der
Stadt Freiburg ist von grossem Werte für die Geschichte der Ent-
stehung der deutschen Städte überhaupt. S. 2 führt Poinsignon
Litteraturnotizen.
359
die Namen aller Freiburger, welche sich aas dem 12. Jahrhundert
erhalten haben, auf. Es kommt hier aber ausser den Namen dea
Rotulus San Petrinus noch eine andere Quelle in Betracht, welche
noch niemals für die Geschichte Freiburgs verwertet ist. Es ist das
ein Eintrag im St. Galler Verbrüderungsbuch : „Fratres de Friburch.
Paldof, Adilbret, Liutprant, Trutman, Heinrihc, Weülburc, Purchart,
Rihiuzo, Liutgart, Rödolf, Chunza, Wecil. Heriman, Luduwihc, Purh-
hart, Salme." Die Mischung von männlichen und weiblichen Namen
beweist, dass wir es hier schwerlich mit Geistlichen zu thun haben.
(Vgl. MG. Libri Confratern. S. 37 und dazu Mitteilungen d. Inst. f.
österr. Geschichtsf. 11, 123 ff.)
Von den Mitteilungen der Gesellschaft für Erhaltung der ge-
schichtlichen Denkmäler im Elsass ist die Schlusslieferung des fünf-
zehnten Bandes ausgegeben worden. Dieselbe bringt an chronikali-
schem Material Ergänzungen zur Wencker'schen Chronik, ferner die
Überreste der sogenannten Brant'schen Annalen, die in Wirklichkeit
aus Auszügen Jakob Wenckers bestehen, welche derselbe aus den
Protokollen der Einundzwanziger und aus den Brant'schen Gcdächtnis-
büchlein machte, besonders ausgiebig in den Jahren der Reformation,
schliesslich die Fragmente von Königshofens lateinischer Chronik.
Ausserdem sucht eine Abhandlung von Degermann die Grenzen der
Landschenkung festzustellen, welche Karl der Grosse im Jahre 774
dem Priorat Leberau machte, und Uertzog berichtet über einen Fund
spätmittelalterlicher Münzen bei Völkleshofen im Obcrclsass. Sehr
beachtenswert sind die ausführlichen Mitteilungen, die Dacheux, der
Herausgeber der Chroniken, über Jakob Trausch und vor Allem über
die Strassburger Familie Wencker in ihrer politischen Stellung, ihren
finanziellen Verhältnissen und in ihren literarischen Beziehungen
bringt. Dass die Chronik von Johann Wencker, dessen politische
Wirksamkeit in ihrem Höhepunkt in die Jahre vor und nach dem
Schluss des 30jährigen Krieges fallt, und von seinem Sohne Jakob,
dessen Bildnis von Seupels Hand dem Bande beigegeben ist, nicht
von seinem Enkel, dem bekannten Archivar herrühre, darf demnach
als sicher angesehen werden. Ein kritisches Urteil über die Editions-
prinzipien bei dieser Chronikenausgabe muss noch immer solange
zurückgehalten werden, als der von Dacheux und Reuss versprochene
erklärende Kommentar nicht vorliegt. W. W.
Im „Rcpertorium für Kunstwissenschaft Bd. 15, Heft l- veröffent-
licht Ad. Seyboth ein „Verzeichnis der Künstler, welche in
Urkunden des Strassburger Stadtarchivs vom 13. bis 18. Jahr-
hundert erwähnt werden". Das Verzeichnis erstreckt sich auf Maler,
Glasmaler, Brief- oder Kartenmaler, Bildschnitzer, Bildhauer, Pup-
penmacher und Puppenmaler, Formenschneider und Formenstecher,
endlich Kupferstecher. Ausgeschlossen sind die bisher am meisten
berücksichtigten Architekten und Steinmetzen, sowie die Meister des
Kleingewerbes. Eine nähere Angabe der Quelle ist nicht gegeben.
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360
Litteraturnotizon.
Neuerdings wendet sich ein lebhaftes Interesse dem Schweizer
Heinrich Loriti, genannt Glareanus, zu. Kaum haben wir die gründ-
liche Biographie desselben von 0. F. Fritzsche (Frauenfeld 1890) er-
halten, so erscheint eine neue Veröffentlichung von Karl Christoph
Bernoulli: ein Wiederabdruck von des Glarean Descriptio Hel-
vetiae, nach der ersten Ausgabe von 1514 (Basel, Schweighauser 1891).
Die Einleitung giebt Aufschluss über die Entstehung des Gedichtes,
die Quellen, die Beurteilung durch die Zeitgenossen und die Drucke.
Dem Texte sind Varianten aus einer Handschrift, die älter ist als
die erste Ausgabe, und den verschiedenen späteren Drucken bei-
gefügt — Der Brief des Glareanus an Bonifacius Amorbach (S. 24)
ist auch schon bei Heinrich Schreiber in seiner Arbeit über Glareanus
mitgeteilt, und zwar an einer Stelle, wie ich vermute, mit besserem
Texte. Schreiber liest nämlich: non pudebit hos (qualescunque judi-
cabuntur) mei ingenii labores, aut si mavis, abortivos et a te legi et
taxari etc., während bei Bernoulli die Worte „a teu fehlen.
_____ Karl Ilartf eider.
Die von uns (N. F. 5, 403) erwähnte Ausgabe der „Chroniken
der Stadt Konstanz" von Ph. Ruppert liegt nunmehr vollendet
vor. Sie bringt den Text der Chronik des Johannes Stetter (f nach
1399), seiner Fortsetzer und Erweiterer des Anonymus und des Geb-
hard Dacher in synchronistischer Form. Daran schliesst sich die
Chronik des Nikolaus Schultheis». Die des Christoph Schultheis hat
Ruppert einer späteren Veröffentlichung aufgespart. Eine Einleitung
giebt biographische Angaben über die Konstanzer Chronisten, sowie
die Handschriftenbeschreibung. Angehängt sind dem Werke mehrere
wertvolle Beilagen. Zunächst eine Reihe von wichtigen, grossenteils
ungedruckten Urkunden zur Geschichte der Stadt Konstanz aus der
Zeit von 1192—1466, dann Auszüge aus den Ratsbfichern und Satzungen
der Stadt 1376—1470, sowie aus andern städtischen Verwaltungs-
büchern; schliesslich eine kurze Geschichte der Bischöfe von Kon-
stanz bis 1500. Endlich sind ausser dem Glossar und dem Register
noch 6 Lichtdrucktafeln mit Siegeln und einer Ansicht der Stadt
Konstanz von 1544 angefügt.
Die Schweiz bietet in einer grossen Publikation auch dem nörd-
lich gelegenen Lande reiche Schätze. Es ist damit der erste Band
der von Johannes Bernoulli bearbeiteten „Acta Pontificum
Helvetica. Quellen schweizerischer Geschichte aus dem päpstlichen
Archiv in Rom, veröffentlicht durch die bist. u. antiqu. Gesellschaft
zu Baden (Basel, Detloff)" gemeint. Das wichtige Unternehmen hat
in weitherziger Weise seine Grenzen gezogen; es sind nämlich auch
alle Urkunden wenigstens im Regest mitgeteilt, welche sich auf das
Greuzgebiet beziehen und so ist das ganze Oberelsass, der Breisgau,
die Bodenseegegend mitberücksichtigt worden. Durch verschiedene
konkurrierende Unternehmungen sind zwar schon vorher viele Stücke
bekannt gemacht worden. Es war ja schon das Pontifikat Innocenz IH.
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Litteraturnoti/en.
361
von Bai uze bez. Bosquet erschlossen, Pressuti hatte Honorius III.
Registerbände publiziert und das Werk von Berger über Innocenz IV.
war auch schon weit vorangeschritten. Dazu haben die Monumenta
Gennaniae die politisch wichtigen Stücke in einer besonderen Samm-
lung, den Epistolae pontificum Romanorum, gebracht. Nach alle dem
hätte man schwerlich noch eine so reiche Ausbeute an noch völlig
unbekannten Stücken erwarten dürfen, wie sie Bernoulli giebt. Aber
auch wenn jene umfangreichen und teuren Gesamtausgaben der Re-
gisterbände alle Lücken, die jetzt noch vorhanden sind, ausgefüllt
haben, wird eine solche lokale Veröffentlichung, wie sie auch in
andern Staaten hergestellt wurde, ihren unverminderten Wert be-
halten; sind «loch die in Betracht kommenden Stücke näher zusammen-
gerückt, als in jenen Werken. Der vorliegende erste Band geht von
1198 bis 1268. Die Bearbeitung macht einen vortrefflichen Eindruck,
mit peinlicher Sorgfalt ist jede Person, jeder Ort bestimmt, auch wo
das umfangreiche Untersuchungen erforderte. Die in den Register-
bänden meist entstellten Namen sind durchweg richtig entziffert. Die
relativ meisten Urkunden entstammen dem Pontifikate Innocenz IV.
Mit ihrer Hilfe können wir den Sturz der Staufer und die ersten
Jahre des Interregnums weit lebensvoller darstellen, als das früher
möglich war. Aber auch lokale und genealogische Nachrichten bieten
sie in grosser Fülle, letztere namentlich in den Dispensbiiefen.
Belangreiches Quellenmaterial für die Kulturgeschichte des oberen
Rheinthals am Ende des Mittelalters bietet Hugo Holstein in seinen
zwei Aufsätzen „Ungedruckte Gedichte oberrheinischer Humanisten"
(Zeitschr. f. vergl. Litt.-Gesch. u. Renaissance-Litt. N. F. IV [1891]
S. 359— 382. 446—473). Weitaas das meiste stammt aus der in Upsala
aufgefundenen Wimpfeling-Ilandschrift, aus der Holstein schon früher
manches herausgegeben hat, und die ausserordentlich reichhaltig an
Anecdota ist. Die meisten mitgeteilten Gedichte sind an Persönlich-
keiten gerichtet, welche einen guten Namen in der Geschichte des
südwestlichen Deutschland haben. Holstein hat seinen Stoff nach
den Verfassern gruppiert: 1. Jakob Wimpfeling (S. 360—376). Aus
den hier mitgeteilten Nummern seien folgende hervorgehoben: eine
Grabschrift auf Friedrich den Siegreichen von der Pfalz, ein Gedicht
an dessen Neffen, den Kurfürsten Philipp von der Pfalz, drei Distichen
auf Gutenberg, eine Ode an den berühmten Johannes von Dalberg
t genannt Camerarius), Verse an Reinhard von Sickingen, Bischof von
Worms etc. — 2. Dietrich Gresemund iS. 376— 382 ), darunter Verse
auch auf Zeitereignisse. Besonders erwähnt seien No. 6 und 7 gegen
den bekannten Thomas Murncr. — 3. Engelhard Funck oder Scintilla
(S. 446—459). Hierzu sei ergänzend bemerkt, dass in mehreren der
berühmten Schcdel'schen Sammelbände, welche jetzt die Münchener
Hof- und Staatsbibliothek aufbewahrt, ebenfalls kleine Gedichte Funcks
stehen. — 4. Konrad Celtis, ein längeres Gedicht auf ein Werk des
berühmten Trithemius „De miseria praelatorum14, das aber verloren
gegangen ist. — 5. Jodocus Gallus, ein Gedicht an Kaiser Maximilian I.
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362
Litteraturnotizen.
— 6. Jakob Locher, bekannter unter dem Namen Philomusos, eine
Zeit lang Freiburger Universitätslehrer. — 7. Crato Hofmann, der
Leiter der Schlettstadter Schule, von dem sich so wenig erhalten hat.
— 8. Gedichte an Wimpfeling von verschiedenen, unter denen sich
auch der Heidelberger Theologe Johannes Scultetus befindet.
Karl Hartfelder.
Im Historischen Jahrbuch der Görres-Gesellschaft XII, S. 795
—801 findet sich eine Replik von Dr. A. Meister gegen Dr. Fritz
unter der Aufschrift „Hohenstaufen im Elsass". in der er die kriti-
schen Angriffe desselben zu widerlegen sucht. Vgl. diese Zeitschr.
VI, 328. W. W.
Einen höchst wertvollen Beitrag zur Geschichte der Architektur
am Oberrheine lieferte der Mannheimer Altertumsverein durch die
Veröffentlichung des Werkes von W. Manchot, Kloster Limburg
a. d. Haardt (in Kommission bei Wasmuth in Berlin). Bisher wurde
der prächtige Bau der Gründung Konrads II., dessen Ruinen zu den
bedeutsamsten Denkmälern der frühroinanischen Baukunst gehören,
zu den Werken des Abts Poppo von Stablo gezählt und damit unter
die von Cluny beeinflussten Bauten eingereiht. Manchot erweist
meines Erachtens unwiderleglich, dass Abt Poppo überhaupt aus der
Liste der Baukünstler zu streichen ist, und von einer Schule von Cluny
für diese Zeit nicht geredet werden darf. Seine Untersuchung der
Behandlung der Werksteine (Spitzmeisseltcchnik) bringt den Bau mit
elsässischen Kirchen in Verbindung. Nach ihm wäre Strassburg der
Ausgangspunkt der Technik. Das reich illustrierte Werk giebt ausser
Darstellungen des Erhaltenen, älteren Abbildungen auch einen Re-
konstruktionsversuch, der nur für Turmanlage, Giebel u. s. w. sich
nicht auf erhaltene Reste stützen konnte. In der Einleitung regt
der Verf. eine gleiche Bearbeitung der Ruinen des Barbarossapalastes
in Gelnhausen und der Burg Münzenberg i. d. Wetterau an.
In das Gebiet dieser Zeitschrift gehört eine geschichtspädagogische
Arbeit, welche Dr. J. G. Weiss in Adelsheim in Heft 2 der „Mit-
teilungen der Gesellseh. f. deutsche Erziehungs- u. Schulgeschichte"
(hsg. v. Karl Kehrbach. Berlin :8*)1) veröffentlicht hat. Der Titel
lautet: „Ritterschule, Waisen-, Zucht- u. Arbeitshaus, geplant von
der fränkischen Ritterschaft des Ritterkantons Odenwald um 1762".
Die Vorlage dieses Entwurfs befindet sich in dem Archive der Familie
von Adelsheim zu Adelsheim. Der Plan trägt viele charakteristische
Merkmale der Aufklärung an sich und zeigt, wie der Geist des Jahr-
hunderts auch in den privilegierten Stand der Ritter gedrungen war.
Die Ausführung scheiterte, wie so viele pädagogische Ideale, an dem
Mangel an Mitteln. Karl Hartfdder.
Weitere Notizen müssen wir leider abermals zurücklegen.
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Badische Geschichtslitteratnr
des Jahres 1891. *)
Zusammengestellt von
Theodor Müller
Zeitschriften und bibliographische Hilfsmittel.
1. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins hsg. v. d.
Radischen historischen Kommission NF. Bd. 6 [der ganzen Reihe
45. Bd.]. Freiburg i. B., Mohr. 736 S. 6 Tfl. — Über die Er-
weiterung des Urafangs u. Programms vgl. Mitt. d. Bad. bist.
Komm. 12, m. 95/6.
2. Mitteilungen der Badischen historischen Kommission
No. 13. Beigegeben zu dieser Zs. NF. 6. 128 S.
3. Frei burger Di öccsan-Archiv. Organ des kirchlich-historischen
Vereins für Geschichte. Altertumskunde und kirchliche Kunst
der Erzdiocese Freiburg mit Berücksichtigung der angrenzenden
Diöcesen. 22. Bd. Freiburg i. B., Herder. XX11I, 343 S.
4. Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und
seiner Umgebung. Heft 20. Lindau, Stettner. IV, 201 S.
5. Schau-in's-Land. Hsg. u. im Verlag vom Breisgau- Verein „Schau-
in's-Land". Jahrg. 16. Heft 2. Freibg. i. B. s. 49—98.
6. Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Ge-
schichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg,
dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften. 10. Bd. Frei-
burg i. B., Stoll & Bader. 98 S. 2 Karten.
7. Alemannia. Zeitschrift für Sprache, Litteratur und Volkskunde
des Elsasses, Oberrheins und Schwabens hsg. von Dr. Anton
Birlinger. 19. Jg. Heft 1. Bonn, Hanstein. 96 S.
') Für freundliche Mitteilung von Beiträgen fühle ich mich mehreren
Herren, insbesondere Herrn Prof. DDr. K. Hartfelder in Heidelberg
und Herrn Pfarrer K. Reinfried in Moos, zu Danke verpflichtet. — Be-
ireffs der Einrichtung dieser Bibliographie verweise ich auf die An-
merkung zu der vorjährigen Zusammenstellung. Ganz weggefallen ist
diesmal die Abteilung „Topographisches, Karten". Für eine Anzahl oft
zu citierender Zeitschriften habe ich mich der üblich gewordenen Ab-
kürzungen bedient, die am Schhiss der Bibliographie zusammengestellt
sind. Öfter als im vorigen Jahre habe ich diesmal Schriften, die mir für
die Zwecke dieser Bibliographie unwesentlich erschienen, weggelassen.
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364 Maller.
S. Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg
and der rheinischen Pfalz im Auftrage des Stadtrats und
der Kommission f. d. Geschichte der Stadt hsg. v. Alb. Mays
u. Karl Christ. Bd. I (1890), Heft 3 u. 4. Heidelberg, Köster.
S. 193—256.
9. Eck, Heinr. Verzeichnis der mineralogischen, geognostischen,
urgeschichtlichen und balneographischen Litteratur v. Baden,
Württemberg, Hohenzollern u. einigen angrenzenden Gegenden.
A. u. d. T.: Mitt. der grossh. bad. geolog. Landesanstalt hsg.
im Auftr. d. Min. d. Inn. I. Bd. 1. u. 2. Hälfte. 1890,1. Hei-
delberg, Winter. VIII, 1288 8.
10. Müller, Th. Bad. Geschichtslitteratur des J. 1890 (diese Zs. NF.
6, S. 333-430).
11. Krieger, A. Baden (Jahresberichte der Gesch. -Wiss. hsg. v.
Jastrow XI. Jgg. [1888] n, S. 127— 1£4).
12. Krieger, A. u. Müller, Th. Baden, (ib. XII. Jgg. [1889] II,
S. 227-235.)
Prähistorische und Römische Zeit.
Vgl. No. 9 (Bibliographie) und No. 242 (Museographie).
13. Müller, G. A. Vorgeschichtliche Kulturbilder aus der Höhlen-
und älteren Pfahlbautenzeit mit besond. Berücksichtigung Süd-
deutschlands u. der Schweiz. Bühl, Konkordia 1892. 145 8. 11 Tf.
14. Schnarrenberger, Wilh. Die Pfahlbauten des Bodensees.
Progr.-Beil. des Konst. Gymn. (No. 600). Konstanz, Stadler.
46 8. 4°. 4 Tf. — Ree: Zs. f. Ethnologie 23, S. 24fy7 (Schu-
macher); KBWZ. 11, 8. 1892 (Bissinger).
15. Müller, A. Die sog. Hunnenbückel im Breisgau (Prähist. BU.
3, S. 5-7).
16. Wagner, E. Untersuchung von 2 Grabhügeln bei Salem (Karlsr.
Zg. Dez. 8. — KBWZ. 10, 110).
17. Bau mann, K. Grabhügel im Freiherrl. v. Geramingen'schen
Wald bei Rappenau (KBWZ. 10, 2).
ia Schumacher, K. Nachträge zur Beschreibung des Villi nger
Grabfundes (KBWZ. 10, 13).
19. — Barbarische und griechische Spiegel (Zs. f. Ethnologie 23,
S. 81—88). — Handelt über einen Spiegel aus dem Grabfund
von Dühren. Vgl. Bad. Geschichtslitt. 1890 No. 19.
20. Haug. Die Viergöttersteine (WZ. 10, S. 9-62, 295—340, 3 Tf.).
- 8. 18-26 Baden.
21. [Miller, K.] Die Untersuchung der Römerstrassen im Gross-
herzogtum Baden (Korresp.-Bl. des Gesamtver. d. dt. Gesch.-
u. Altt.-Vereme 39, 8. 86—89). — Aus Karlsr. Zg. 1890 No. 305,
mit e. Verzeichnis d. Strassen. Vgl. auch KBWZ. 10, No. 1.
22. Andre e, R. Brandgrube von ßruchhausen bei Heidelberg
(Nachrichten über dt. Altertumsfunde. Ergänzungsbll. z. Zs.
f. Ethnologie 2, 8. 70/1).
Badiscbe Geschieh tslitteratur des Jahres 1891. 3 6 5
23. Una singolare iscrizione cimeteriale romana ritrovata in Co-
stanza (Bulletino di archeologia cristiana ö.ser. I, p. 63 — 68).
24. Christ, K. Schriesheim. Römischer Bau (Heidelb. Zg. März
13.) — Darnach Baumann, K. (KBWZ. 10, 19).
25. Wagner, E. Römisches Gebäude bei Waldshut (Karlsr. Zg.
No. 160, darnach KBWZ. 10, No. 83 u. 91).
26. Heierli, J. Alamannische Grabfunde aus der Gegend von Kaiser-
äugst (Anz. f. Schweiz. Altcrtumsk. 24. S. 482.3, 1 Tfl.) —
Auch rechtsrhein. Funde. Vgl. 1890, No. 23.
27. Körner. Alemann. Silberschmuck (Mitt. d. k. k. Ccntral-Koram.
17, 55).
28. Fundberichte [nach der Fundchronik des Anz. d. germ. Nat.-Mus.
1891, S. 9, 26, 54; 1892, S. 10]: Baden-B. (L)t. Reichsanz. No.
299); am Bodensee (Münchener Neueste Nachr. No. 74; Prä-
hist. Bll. 3, No. 4); auf dem Randen (Der Sammler No. 22).
Mittelalter und Neuzeit.
Politische Geschichte. Kurpfalz.
Vgl. No. III (Kg. Ruprecht); No. 121—123, 181—184, 187/8, 222, 250/1
(Heidelberg Stadt, Bibl. , Univ., Litt., Schloss); No. 131-133, 218 -220
(Mannheim, Stadt, Litt., Theater); No. 175 u. 177 (Münzen); No. 179/80
(Archiv u. Kanzlei); No. 186 (Erziehung im Regentenhauuc); No. 239 40
(Baudenkmäler); No 241 (Regententafel); No. 264/5 (Proz. Eisenmenger).
29. Kupke, Georg. Das Reichsvikariat und die Stellung des Pfalz-
grafen bei Rhein bis zu Sigmunds Zeit. Disscrt. Halle- Witten-
berg. 63 S.
30. Lindner, Th. Karl IV. u. die Wittclsbacher (MJÖG. 12, S. 64
— 100.) — Betr. auch die Pfalzgrafen.
31. Hinneschiedt, Dominik. Die Politik König Wenzels gegenüber
Fürsten und Städten im Südwesten des Reichs. 1. Tl. Von
seiner Wahl bis zum Vertrag zu Heidelberg 1384. Progr. Darm-
stadt (Realg.). Leipz., Fock. 4". 32 S.
32. Bergmann, E. Zur Gesch. des Romzuges Ruprechts v. d. Pfalz.
I. Das Verb, des Königs z. Kurie. Progr. Braunschw. 4U. 31 S.
33. Szamatölski, S. Ulrichs v. Hutten deutsche Schriften. Unter-
suchungen nebst einer Nachlese (Quellen u. Forschungen z.
Sprach- u. Kulturgesch. d. germ. Völker Heft 67). — Teilt u.
a. eine deutsche Invektive Huttens gegen Kurf. Ludw. v. d.
Pfalz mit, die er mit dem „libellus in tyrannos" identifiziert.
34. Adam, A. 2 Briefe über den Bauernaufstand im Bistum Speier
1525 (diese Zs. NF. 6, S. 699/700). - Auch Pfalz u. Markgraf-
schaft betr.
35. Falk. Wie Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz in der vor-
deren Grafschaft Sponheim den Kalvinismus einführen wollte.
Nach unedierten Akten (HJb. 12, S. 37—55, 492—504).
36. Wolf, G. Kursächsische Politik 1568—70 (Neues Arch. f. sächs.
12, S. 27-63). — Kurf. Friedr. III. v. d. Pfalz betr.
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360
Müller.
37. Cuno, Fr. W. Franciscus Junius der Altere, Professor der
Theologie und Pastor (1545—1602). Sein l^ben und Wirken,
seine Schriften und Briefe. Amsterdam, Scheffer. IX, 416 S.
38. Dieterich, J. R. Exerzierreglement und Diensteinteilung des
oberpfälzischen Ausschusses von 1610 (Anz. des germ. National-
museums s. 81—67). — Reglement v Graf Joh. d. Mittlern v.
Nassau-Siegen im Dienste Kurf. Friedr. IV. v. d. Pfalz erlassen.
39. Klopp, Onno. Der dreissigjährige Krieg bis zum Tode Gustav
Adolfs 1632. 2. Ausgabe des Werkes: Tilly im 30j. Krieg. I.
Paderborn, Schöningh. — Bis zur Schlacht am Weissen Berge.
Friedr. V. v. d. Pfalz betr.
40. Dove, Alfr. Die Kinder des Winterkönigs (AZgB. No. 82—84).
41. Blesch, Erhard. Restitution der Pfalz u. Beziehungen Karl
Ludwigs zu England. Heidelb. Diss. Heidelb., Hörning. 55 S. 8.
42. Bodemann, Ed. Aus den Briefen der Herzogin Elisabeth
Charlotte von Orleans an die Kurfürstin Sophie von Hanno-
ver. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 17. u. 18. Jh. Han-
nover, Hahn. 2 Bde. VIII. 439. 412 S.
43. — Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Herzogin von Orleans (Hist.
Taschenbuch 6. F. 11. Jg., S. 1—76).
44. Laraey, Fcrd. Zur Geschichte des Friedens von Teschen aus der
Autobiographie des Andr. Lamey (diese Zs. NF. 6, S. 316—19).
Baden. Markgrafschaften und Grossherzogtum.
Vgl. No. 34 (Bauernaufstand); No. 35 (Sponheim); No. 147/8 (Markgr.
Bernhard IL); No. 164 (Genealogie); No. 171 (Wappen); No. 174 (Land-
stände, Siegel); No. 217 (Karl Friedrich).
45. Heyck, Ed. Geschichte der Herzoge von Zähringen. Heraus-
gegeben von der Bad. hist. Kommission. Freiburg, Mohr. XV,
607 S. 1 Tfl. — Bcspr.: DLZ. 1892, Sp. 157—60 (Meyer v. Kno-
nau); Bad. Landeszg. No. 166, 167; Karlsr. Zg. No. 209.
46. Ganter, Hubert. Bezelin v. Villingen u. s. Vorfahren. Ein
Beitr. z. Frage d. Abstammung d. Zähringer u. Habsburger
u. der ihnen verwandten Geschlechter. Lahr, Schauenburg.
VI, 159 S. 10 Tfl. Bespr. : Berner Zg. No. 139—14 (Hager).
47. Krüger, Emil. Zur Herkunft der Zähringer (diese Zs. NF. 6,
8. 553—635).
48. — Der Ursprung des Hauses Baden-Zähringen (Bad. Landeszg.
No. 24, 32, 36, 39).
49. Haupt, Herrn. Markgraf Bernhards I. von Baden kirchliche
Politik während des grossen Schismas 1378—1415 (diese Zs.
NF. 6, S. 210-34). - Siehe 1890 No. 69.
50. Ringholz. Odilo. „Bernhard v. Baden" auf der Universität
Bologna (II Jb. 12, S. 782—4). — Vgl. oben S. 189—91 Fester.
51. — Ein Besuch bei dem Grabe des sei. Markgrafen Bernhard v.
Baden (Echo v. Baden-Baden No. 86, 87).
52. Müller, Theodor. Die Markgrafen Johann, Georg und Markus
B.idische Geschicbtslitteratur des Jahres 1891. 367
auf den Universitäten zu Erfurt und Pavia, 1452 ff. (diese Zs.
NF. 6, S. 701-5).
53. Werveke, N. van. Belagerung des Schlosses Luxemburg i. J.
i486 (Luxemb. Zg. No. 3, 4, 9, 28). - Markgr. Christoph v.
Baden als Gouverneur K. Maximilians betr.
54. Devillers, L. Sur l'arrestation du margrave Philibert de Bade,
ä Möns, en juin 1564 (Compte rendu des seances de la com-
mission royale d'histoire 4. serie, tom. 17, Bruxelles 1890,
p. 319-328).
55. Bassermann, Heinr. Geschichte der evangelischen Gottesdienst-
ordnung in bad. Landen, zugleich ein Beitrag zum liturgischen
Studium. Stuttgart, Cotta. VI, 259 S. — Ree: LCB1. 1892, Sp. 41;
Revue critique 1892, p. 14 (Pfister); AZgB. No. 280; diese Zs.
NF. 7, S. 187 (Hartfelder).
56. Stabiiis, R. Markgraf Jakob III. v. Baden (Alte u. neue Welt
1891, S. 343—52).
57. Gessler, Alb. Felix Platters Schilderung der Reise des Mark-
grafen Georg Friedrich zu Baden und Hochberg nach
Hechingen zur Hochzeit des Grafen Johann Georg von Hohen-
zollern mit der Wild- und Rheingräfin Franziska im J. 1598
(Basler Jahrbuch S. 104—46).
58. Pfister, A. v. Herzog Magnus v. Württemberg. Ein Lebensbild
aus dem Anfang des 17. Jh. Stuttgart, Kohlhummer. XU, 208 S.
— S. 122 ff. Dienst im Heere Georg Friedrichs v. Baden
und Tod bei Wimpfen.
69. Götz. Der Feldzug von 1688 und die Belagerung von Belgrad
(Törtenelmi Tar 13 [1890] S. 721-756). - Korrespondenzen und
Berichte des Markgrafen Karl Gustav v. Baden.
60. Schulte, Aloys. Die Schlacht bei Szlankamen, 19. Aug. 1691
(AZgB. No. 192, 193).
61. [Müller, Eugen.l Das brandenburgische Hülfscorps unter dem
Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden in der Schlacht bei
Slankamen am 19. Aug. 1691 (Militar-Wochenbl. 76, No. 72
u. 73). Mit Anlagen 1—6.
62. — Zur Erinnerung an den Markgrafen Ludwig Wilhelm von Ba-
den und die Schlacht bei Slankamen am 19. Aug. 1691 (Karls.
Zg. No. 226-228).
63- Brock, Leop. Das Brandenburgische Heer in den Kriegen von
1688—1697. ni. (Beitrr. z. brandenb.-preuss. Heeresgesch.).
Beuthen, Hänel & Stratman. 40 S. 4°. Progr.-Beil. des Gymn.
Königshütte O.-S. — 1690-97. 1693 am Oberrhein unter Ludw.
Wilh. v. Baden. — Ree.: DLZ. Sp. 1322 3 (Schwartz).
64. — Die Brandenburger bei Szlankamen und im Türkenkriege 1691
—97. Rathenow, Babenzicn. 37 u. XX S.
65. Die Schlacht bei Semlin, 19. Aug. 1691 (Bad. Landcszg. No. 191).
— Gedicht aus dem „Poetischen Triumphwagen".
66. Weech, Fr. v. Badische Truppen in Spanien 1810—1813 nach
den Aufzeichnungen eines bad. Offiziers (Bad. Neujahrsblätter
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Müller.
bsg. v. d. Bad. hist. Komm. 2. Bl. 1892). Karlsr., Braun. 59 S.
1 Karte.
67. Bauer, Ad. Badens Volksvertretung in der 2. Kammer der Land-
stande von 1819—1891. Karlsruhe. 119 S.
68- Maas, Heinr. Gesch. d. kathol. Kirche im Grossherzogtom Ba-
den, mit besonderer Berücksichtigung der Regierungszeit des
Erzbischofs Hermann v. Vicari. Freiburg i. B., Herder.
XXUI, 692 S. - Bespr.: Bad. Landeszg. No. 202, 201, 208/9;
AZg. No. 219, 225; Katholik 3. F. V. Jan. (Stillbauer).
69- Mayer, H. 2 Konfessionskarten des Grossherzogtums Baden aus
den J. 1852 und 1885 (ZGesGFreiburg 10, S. 71-92, 2 Karten).
70. Die Gefechte der bad. Truppen bei Ii und heim u. Werbach
i. J. 1866 (Bad. Mil.-Vereinsbl. 135/6, 146/7).
71. Kurzer Ab ri ss der vaterländischen und Regiments-Geschichte
für die Mannschaften des 5. Bad. Inf.-Keg. No. 113. Freiburg,
Wagner 1890. 21 S.
72. Die badischen Truppen im Winter 1870/71 (Bad. I>andeszg.
1890, No. 298, 304; 1891 No. 6—72).
73 Linden mann, K. H. Kriegstagebuch eines freiwilligen Füsiliers
des 5. bad. Infanterie-Regiments No. 113 in dem deutsch-franz.
Feldzuge 1870/1. 2. Aufl. Karlsr., Reiff. 1892. 230 S. — 1. Aufl.
1883.
74. Eich fei d, Herrn. Beifort (Münchner Neueste Nachrichten 1891
No. 25 u. 27).
75. Fünfzig Jahre militärischer Thätigkcit Sr. Kgl. H. des Gross-
herzogs Friedrich von Baden. Karlsr., Braun. 26 S. + 6 Bll.
(Vgl. Karlsr. Zg. No. 113 u. 136).
76- Zum fünfzigjährigen Militärdienstjubiläum Sr. Kgl. Ho-
heit des Grossherzogs Friedrich v. Baden (Mil.-Wochenbl.
No. 35—38 [Bad. Landeszg. No. 98]. — Allg. Mil.-Zg. 66,
No. 32/33).
Einzelne Landesteile.
77. Schlauerer, A. Die Ansiedelungen am Bodensee in ihren
natürlichen Voraussetzungen. E. anthropogeographische Unter-
suchung. Stuttgart, Eugelhorn. 69 S. 1 Karte. («= For-
schungen z. dt. Landes- u. Volkskunde, hsg. v. Kirchhof, Bd. 5
[Heft 7], S. 378-445.) Freibgr. Diss. — Ree: diese Zs. NF. 6,
S. 709, 710 (Schulte); DLZ. 1892. Sp. MU (Meisterhans).
78. Renz. Archivalien des ehem. Cistemenser-Nonnenklosters Baindt
bei Weingarten (DASchwaben 8, No. 1—24). — Forts., noch
nicht abgeschlossen. Vielfach bad. Orte betr.
79. Kraus, Fr. X. Die christlichen Inschriften der Rheinlande. 2. Tl.,
von der Mitte des 8. bis zur Mitte des 13. Jh. 1. Abtlg. Bis-
tümer Chur, Basel, Constanz, Strassburg, Speyer, Worms,
Mainz u. Metz. Freiburg, Mohr, 1892. 160 S. 4°. Dl. — Bad.
Orte : S. 29-48 (Bist. Constanz), 75 (B. Speyer), 84/5 (B. Worms).
80. Rüpplin, A. v. Heiligen Verzeichnis des Constanzer Bistums
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Badiscbe Geschichtslitteratur iks Jahres 1891
369*
(Freib. DA. 22, S. 321—26). — Ans den Kollektaneen Reut-
lingers (Überlingen).
81. Bess, Bernhard. Zur Geschichte des Constanzer Konzils.
Studien. 1. Bd. Frankreichs Kirchenpolitik und der Prozess
des Jean Petit über die Lehre vom Tyrannenmord bis zur
Reise König Sigismunds. Marburg, Ehrhardt. XIV, 236 S. —
Ree: Gott. gel. Anz. 1892, S. 196—200 (Loserth).
82. Stuhr, F. Die Organisation und Geschäftsordnung des Pisaner
und Constanzer Konzils. Berl. Diss. Schwerin, Bärensprung
(Leipz., Fock). 78 S.
83. Sambeth, J. G. Die Constanzer Synode v. J. 1567. 2. Abt.
Die zur Synode Geladenen (Freib. DA. 22, S. 143—242).
84. Bosse rt, G. Die Visitationsprotokolle der Diöccse Constanz
1574—81 (Bll. f. Württb. Kirchen-G. 6, 1-5. 17-19. 28-30.
36—38. 43-46).
85. Liebenau, Th. v. Ein Mahnschreiben Papst Clemens' VIII. an
Bischof Andreas von Constanz für den Fall eines schweize-
rischen Religionskrieges (Anz. f. Schweiz. G. 22, S. 222). — 1596.
86. Ruppert,Ph. Eine neue Chronik über den Schwabenkrieg (Con-
stanzer Zg. No. 118—21. 143—211). — 1498/9; v. Felix Mays
(t 1565).
87. Schüttle, J. E. Zur Gesch. des Klettgaues (DASchwaben 8,
S. 95/96). — Anfang e. grösseren Arbeit.
88. Loserth, J. Die Stadt Waldshut und die vorderösterreichische
Regierung in den Jahren 1523—26. Ein Beitrag zur Geschichte
des Bauernkrieges und der Reformation in Vorderösterreich
(Arch. f. österr. G. 77, S. 1—150. Auch sep. Wien, Tempsky).
89. Witte, Heinr. Zur Geschichte der Burgunderkriege. Die Con-
stanzer Richtung und das Kriegsjahr 1474 (diese Zs. NF. 6,
S. 361—414). — Schluss.
90. N erlinger, Ch. Pierre de Hagenbach et la domination bour-
guignonne enAlsacc (1469— 74). Nancy, Berger-Levrault. 172 S.
— Zuerst Annales de l'Est 1889-91. Schluss 1891, S. 62—109.
91. Fürstenbergisches Urkundenbuch. Sammlung der Quellen
z. G. des Hauses Fürstenberg u. s. Lande in Schwaben, hsg.
v. dem f. Archiv in Donaueschingen. 7. Bd. Tübingen, Laupp.
528 S. 5 Tf. gr. 4°. — Bespr.: LCB1. Sp. 1783/4; HZ. 67,
S. 539/40 (Egelhaaf); AZgB. No. 185 (v. Weech); Karlsr. Zg.
No. 157; diese Zs. NF. 6, S. 516 (Schulte).
92. Poinsignon, Ad. Die Territorialverhältnisse des Breisgaues
vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Schau-ins-Land 16, S. 63
—73). — Karte von 1743.
93. S trag anz, Max. Papstbullen im Archive der nordtirolischen
Frauziskanerordensprovinz (diese Zs. NF. 6, S. 450—58). —
Minderbrüder in Freiburg u. a. betr.
94. Wengen, Fr. v. d. Das fürstbischöflich Osnabrück'sche Leib-
regiment zu Fuss in Freiburg 1701—1705 (diese Zs. NF. 6,
8. 459—95).
ZelUchr. f. Geicii. d. Oborrb. N. F. VII. 2. 24
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'370
M ulier.
95. Kindler v. Knobloch, J. Lazarus v. Schwendi (Strassb. Post,
Sonntagsbeil. 1890, No. 137 ff., darnach Allgem. Mil.-Zg. 66,
No. 20—24). — Vgl. Bad. Geschichtslitt. 1890, No. 79.
Weiss, G. d. Landkap. Offenburg, s. No. 286 (Mone).
96. Beinfried, K. Znr Geschichte des Gebietes der ehemal. Abtei
Schwarzach am Rhein. 2. Tl. (Freib. DA. 22, 8. 41—142).
97. Wengen, Fr. -v. d. Beitrage znr Geschichte des Krieges am
Oberrhein 1733 u. 34 (Jahrbücher f. d. dt. Armee n. Marine
Bd. 79, S 26-43, 176-199, 291^311).
96. Koser, R. Tagebuch des Kronprinzen Friedrich ans dem Rhein-
feldznge von 1734 (Forschungen z. brandenb. u. preuss. G.
Bd. 4, S. 217 -26). — Vgl. diese Zs. NF. 6, S. 624.
99. Zur Geschichte des Landkapitels Krautheim (Freib. KB1.
35, Sp. 789-793).
Einzelne Orte.
100. Ortsverzeichnis des Grossherzogtums Baden. Zusammenstel-
lung sämtlicher Gemeinden, Gemarkungen und Wohnorte etc.
nebst Angaben über deren geographische, statistische, ad-
ministrative, gewerbliche und geschichtliche Verhältnisse.
2. Aufl. Karlsruhe, Bielefeld. 244 S. - Erweiterter Abdruck
aus d. Werke „Das Grossherzogt. Baden".
101. Baden. Stösser. Archivalien aus Orten des Amtsbezirks
(Mitt. 18, VI, Schluss).1)
102. — Löser, J. Geschichte der Stadt B. von den Ältesten Zeiten
bis auf die Gegenwart. VIII, 571 S. Pläne u. Abb. ßaden-
B., Sommermeyer.
— s. auch No. 28; Beuerbach, e. No. 105; Birenfels, s. No. 269
(Sage).
103. Bettenbrunn. Stengele, B. Das ehemalige Kollegiatstift B.
(Freib. DA. 22, S. 315—320).
104. Bodman. Bodman, Herrn. Freih. v. Die Pfalzen der frank.
Könige in Deutschland, insbesondere die Kaiserpfalz zu B.
(SVGBodensee 20, S. 9—90). Vortrag.
— b. auch No. 248.
105. Bretten. Feigenbutz,L. Der Amtsbezirk Bretten, beschrieben
für den Unterricht in der Heiraatsknnde in unsern Volks-
schulen. BQhl, Konkordia (Selbstverlag), 1890. Ausgabe f.
Bauerbach, Gölshausen u. Rinklingen. 36 S. 1 Karte.
106. Kurzer Abriss der Geschichte der Stadt Br. mit der Stamm-
tafel der letzten Kraichgaugrafen. 1889. Bühl, Konkordia
(Selbstverlag). 68 S. 1 Taf.
Bruchhausen, s. No. 22.
l) Die in den Mitteilungen der Bad. hist. Kommission veröffentlichten
Verzeichnisse werden hier nur nach den Amtsbezirken, nicht nach den
einseinen Orten innerhalb der Amtsbezirke aufgeführt. Betreffs der ein-
zelnen Orte sei auf die Übersicht Mitt. 14, m. 17 — 29 verwiesen.
liadische Geschichtslitteratur des Jahres 1891
371
107. Bruchsal. H&ussner und Aasfeld. Arohivalien ans 'Orten
des Amtsbezirks (Mit! 18, XI).
10a — Feigenbutz, L. Der Amtsbezirk Br., beschrieben für den
Unterricht in der Heimatskunde in nnsern Vollcsschulen. Aus-
gabe für Hambrücken n. Nendorf. Wiesenthal, Druckerei
St. Martha (Selbstverlag). 60 S.
109. Constanz. Rnppert, Ph. Die Chroniken der Stadt C. 2. Tl.
Constanz, Mayr (Selbstverlag). XXXII, 506 S. 6 Taf.
110. Deutsche Kaiser und Könige in Constanz (Const Zg.
No. 214—21. 245. 259—68).
111. — Sternfeld, E. Em Brief König Ruprechts [an Börgermeister
u. Rat v. Constanz, 14041 (Neues Aren. d. Ges. f. altere dt.
G.-Kunde 16, S. 636/7).
— s. auch No. 23 (Inschr.); No. 79-85. 166 (Bistum); No 86 (Schwa-
benkrieg); No. 89 (Constauzer Richtung); No. 176 (Brakteaten);
No. 237. 238. 244 (Kunst); No. 257 (Hans Buchner und Hans
v. Constanz).
112. Donaueschingen. Udry. Archivalien aus Orten des Amts-
bezirks (Mitt 13, Vffl).
Dühren, s. No. 19.
Ehrsberg, s. No. 178.
113. Engen. Dreher. Archivalien aus Orten des Amtsbezirks (Mitt.
13, IX).
Eppingen, s. No.245 (Wandgemälde); Euenheim, s. No. 193 (Real-
gymnasium).
114. Ettlingen. Keller (u. Köhler). Archivalien von Gemeinden
des Amtsbezirks (Mitt. 13, XIII).
115. Fautenbach. Beiträge zur Geschichte der Pfarrei F. (Lahrer
Anz. No. 85/6).
116. Freiburg. Poinsignon, A. Geschichtliche Ortsbeschreibung
der Stadt Fr. i. Br., hsg. v. d. Stadt. Archivkommission. 1. Tl.
Freiburg i. Br., Wagner. VIII, 170 S. 2 PI.
117. — Hansjakob, Heinr. Der schwarze Berthold der Erfinder des
Schiesspulvers und der Feuerwaffen. Eine kritische Unter-
suchung. Freiburg, Herder. VI, 91 S. — Ree: diese Zeitschr.
NF. 6, S. 525 (Schulte).
118. — Zell, F. u. Engler, F. Beiträge zur Geschichte der Münster-
pfarrei in Fr. (Freib. DA. 22, S. 243 — 88).
119. — Aus der Geschichte des ehemaligen Klosters St. Ursula zu
Fr. (Freib. KB1. 35, Sp. 309—12. 417-20. 436-39. 466—68.
483-85. 498-500. 517-19).
120. — Neff, Jos. Kaiser Leopolds I. Erlasse an den Offiziersstab
und den Kommandanten in Fr. (ZGesGFreiburg 10, S. 57
bis 70). — 1703. 1705.
— 8. auch No. 93 (Minoriten); No. 94 (Regiment Osnabrück); No. 124
(Herdern); No. 189—91. 210 (Univ.); No. 202 (Graf); No. 233 (Ver-
fassung); No. 246 — 48 (Kunst).
Gölshausen, 8. No. 105; Grüningen, 8. No. 249.
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Müller.
Hambrücken, s. No. loa
121. Heidelberg. Engel und Salzer. Archivalien ans Orten des
Amtsbezirks (Mitt. 13, X).
122. — Einwohnerverzeichnis der Stadt H. v. J. 1588, hsg. n. erläutert
v. Alb. Mays u. K. Christ (Neues Arch. f. G. Heidelbergs
I, S. 193—256). — Forts., noch nicht abgeschlossen.
123. — CfathiauJ. Die 1. Heidelberger Schlossbeleuchtung (Karlsr.
Zg. No. 160). - 1815.
— s. auch No. 81 (Vertrag); No. 179—84 (Archiv u. Bibl.); No. 187.
188. 209. 222 (Univ., Litter.); No. 239. 240. 250/51 (Baudenkm.,
Schloss); No. 264/5 (Prozess Eisenraenger).
124. Herdern. Eisengrein, Otto v. Herdern bei Freiburg i. Br.
(Schau-in's-Land 16, S. 74—86).
Hundheim, 8. No. 70.
125. Karlsruhe. [Krieger, A.] Chronik der Haupt- u. Residenz-
stadt K. für das J. 1890. 6. Jgg. Im Auftrag der Stadt.
Archivkommission bearbeitet. Karlsr., Macklot. 120 S. 7 Abb.,
4 Statist. Beil.
126. — Aus der alten Stadtchronik. Ein Stadtbauplan a. d. J. 1846
(Karlsr. Nachrichten No. 4).
— s. auch No. 1H> (Bibliothek); No. 217 (Hof); No. 221 (Theater);
No. 224 (Hebel).
127. Kleinlaufenburg. Trautweiler. Die Stadtwaldungen von
Laufenburg (Vom Jura z. Schwarzw. 8, S. 186—198). — S. 186
bis 189 Geschichtliches: Verhältn. zwischen Gross- u. Klein-
Laufenburg.
Krautheim, 8. No. 99.
128. Kuppenheim. Knftrzer. Die Gottesackcrkapelle zum hl. An-
tonius in K. und ihr Erneuerer Pfarrrektor Franz Jos. Herr
(Freib. KB1. 35, Sp. 201—206. 216-220. 233-35. 251-55).
- Aus dem „Echo v. Baden-Baden". S. Bad. Gesch.-Litt. 1890,
No. 115.
129. Lippertsreutbe. Stengele, B. Beiträge zur Geschichte des
Ortes und der Pfarrei L. im Linzgau (Freib. DA. 22, S. 289
bis 313).
130. Lörrach. [Birkenmayer, A.] In Lörrach vor 20 Jahren!
Erzählungen eines Zeitgenossen. Lörrach, Gutsch. 64 S.
131. Mannheim. Christ, Karl. Das Dorf M. u. die Rechte der
Pfalzgrafen an Wald, Wasser und Waide der Umgegend
(Sammig. v. Vorträgen, gehalt. im Mannh. Alt.-Ver. III. Ser.
Mannheim, Löflfler. (U S.i.
132. — Scubert, Max. Mannheim vor 150 Jahren (ib. 36 S. 1 PI.).
133. Mannheims erste Blütezeit unter Karl Theodor (ib. 46 S.)
— s. auch No. I7U (Archiv); No. 194 (Schulwesen); No. 218—220
(Litt. u. Theater).
134. Meersburg. Strass, G. Das Rathaus in M. u. einiges mehr.
LoUalgescbichtl. Studie 'SVGBodensee 20. S. 152-167).
Italische Gescbichtslitteratur des Jabres 1891. 373
135. Mettnau. Stöckle, Jos. Die Mettnau bei Radolfzell (SVG-
Bodensee 20, S. 75—103).
136. Murg. Fischer, J. G. Aus dem Pfarrbuche von M. 1796—98
(Vom Jura zum Schwarzw. 8, S. 123—27).
Neudorf, 8. No. 108; Neustadt, s. No. 261 (Hl. Kümmernis); Nieder-
bühl, s. No. 200/1.
137. Offenburg. Walter, K. Die Wahl des letzten Reichsschult-
heissen und die letzte Ämterbesetzung zu 0. im J. 1801.
Offenburg, Reiff, ohne J. 18 S. (Sep. a. d. Ortenauer Boten.)
138. . Die Glocken der Pfarrkirche und die 3 Schutzpatrone der
Stadt 0. Offenburg, Reiff. 19 S. 1 Taf. 0. J. (Sep. a. d.
Ortenauer Boten.)
139. . Das Judenbad zu 0. Offenburg, Reiff. 12 S. 1 Taf. 0. J.
140. — Baumgarten, Fritz. Die Denkmäler des Offenburger Kirch-
platzes. Offenburg, Reiff. 15 S. 1 Taf.
141. — Auszug aus dem Ratsprotokoll der Stadt 0. v. 3. Sept. 1632,
die Feier des Festes der hl. Ursula betr. (Offenb. Volkszg.
No. 72).
— s. auch No. 235 (Landkapitel).
142. Pforzheim. Der evang. Gemeinde Pf. schwierigste, aber ruhm-
vollste Zeit (Kirchenkalender der evang. Gemeinde Pf. 20,
S. 13-21).
143. — Erinnerungsblatt an die Einweihung der neuen kath. Kirche
in Pf. Pforzheim, Bode. 8 S. — S. 4—8 Geschichtliches.
— 8. auch No. 195 (Gymnasium); No. 252 (Dominikanerinnenkloster).
144. Pfullendorf. Löf f ler. Archivalien aus Orten des Amtsbezirks
(Mitt. 13, XII).
145. Radolfzell. Werber, Fr. Aus dem Pfarrarchiv R. (Freie
Stimme, Radolfzell, No. 50-65).
146. — Beiträge zur Geschichte der Stadt R. (ib. No. 3—33).
— s. auch No. 232 (Marktgründg.); Rappenau, 8. No. 17 (Grabhügel).
147. Rastatt. Klaus, J. Die St. Bernarduskirche zu R. und ihre
Grabdenkmale (Stud. u. Mitt. a. d. Bened.- u. Cist.-Orden, 12,
S. 121/2).
148. — Ringholz, Odilo. Die Bernhardskirche zu R. (ib., S. 330
bis 332). — Berichtigt Klaus.
149. — Wagner, R. Rastatt, die 4. Bundesfestung. Ein Nekrolog
(Preuss. Jahrbücher 67, S. 472-98. 663-84 ; 68, S. 86-107).
150. Reichenau. Kornbeck, C. A. Der Reichenauerhof in Ulm
(Württemb. Jahrbücher 1890 II, S. 268-71).
Rinklingen 8. No. 105; Röteln s. No. 174 (Landschaft).
151. Salem. Die Zeichensprache des Klosters S. (Freib. KB1. 35,
Sp. 842—46. 879—83). — Aus der letzten Zeit des Klosters.
Salem, a. auch No. 16 (Grabhügel); No. 253 (Klosterkirche); St. Bla-
sien, s. No. 216 (Gelehrte); No. 254 (Kunstschätze, St. Paul).
152. St. Peter. Die Pfarrkirche zu St. P. (Freiburger Bote No. 143
bis 148).
153. — Die St. Ursula- Kapelle zu St. Peter (ib., No. 255—61).
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Müller.
IM. 8t. Peter. Der Soldatenkirchhof bei St. P. (ib. No. 287).
156. St. Ulrich. Hagard, R. Das Priorat St. Ulrich (Schau-in's-
Land 16, S. 49-62).
156. Schönau. Huffschmid, Max. Beiträge zur Gesch. d. Cister-
zienserabtei Sch. bei Heidelberg (diese Zs. NF. 6, S. 415
bis 449). — Noch nicht abgeschlossen.
— s. auch No. 255 (Rekonstruktion des Klosters); Schriesheim, s.
No. 24 iröm. Bau); Schwarzach, s. No. 96 (Gebiet der Abtei);
No. 196 (Schulwesen) ; Schwetzingen, s. No. 260 (Sagen).
157. Sinsheim. Laux. Archivalien von Gemeinden des Amtsbezirks
(Mitt. 13, V).
Staufen, s. No- 178 (Münze).
158. Tauberbischofsheim. Ehrensberger. Archivalien aus Orten
des Amtsbezirks (Mitt. 13, VU ; Nachträge u. Schluss).
Tiefenbronn, s. No. 256 (Wandmalereien).
Überlingen, s. No. 176 (Brakteaten) ; No. 197 (Schulwesen); Unter-
öwisheim, s. No. 178 (Münzfund).
159. Villingen. Osiandcr, E. Repertorium über das Archiv des
Bickenklosters und der Vettersammlung zu V. (Mitt. 13, IV,
Schluss).
— s. auch No. 18 (Grabfund) ; No. 46 (Bezelin v. Villingen).
160. Vimbuch. Die neue kath. Pfarrkirche zu V., A. Bühl (Freib.
KB1. 35, Sp. 101-104. 116-18). - Geschichtliche Notizen.
161. Waldkirch. Maurer. Archivalien der Stadt (Mitt 13, XIV).
— s. auch No. 234 (Stadtrecht); Waldshut, s. No. 25 (röm. Gebäude);
No. 88 (Bauernkrieg); Werbach, s. No. 70.
162. Wertheim. Frank, Gust. Die Wertheimer Bibelübersetzung
vor dem Reichshofrat in Wien (Zs. f. Kirchen-G. 12, S. 279
bis 302). - 1736-38.
163. Zaisenhausen. Feigenbutz, L. Kurzer Abriss der Geschichte
des Marktfleckens Z. am Kohlbach im Kraichgau mit des
Fleckens Weistum im Anhang. Bruchsal, Stoll. 1889. 24 S
Familien-, Wappen-, Siegel- und Münzkunde.
Vgl. No. 122 (Heidelb. Emwohnerrerzeichnis).
164. Chrismar, E. v. Genealogie des Gesamthauses Baden vom
16. Jahrhundert bis heute. Gotha, Fr. A. Perthes, 1892. XXI,
231 S. 2 Taf.
165. Brinckmcier, E. Genealogische Geschichte des uradeligen,
reichsgräflichen und reichsfürstlichen, standesherrlichen, er-
lauchten Hauses Leiningen -Westerburg. 2. Bd., umgearbeitet
u. vermehrt v. Karl Emich, Graf zu Leiningen-Wester-
burg. Braunschweig, Sattler. 448 S. — S. 1890, No. 150.
166. Zeppelin, Eberh. Graf. Über Herkunft u. Familie Salomos ID.,
Bischofs von Constanz und Abts von St. Gallen (Thurgauische
Beitr. z. vaterl. Gesch. 30, S. 42—57, 1890).
167. Massenbach, Herrn. Freih. v. Geschichte der reichsunmittel-
baren Herren und des kurpfälzischen Lehens v. Massenbach
Badische Geschichtalitteratur des Jahres 1891.
375
1140-1806. Als Ms. gedruckt. Stuttg., Kohlhammer. Vm,
416 S. 1 Karte.
168. Schön, Th. Die verschiedenen Familien von Ow, von An, von
Auw, von Ouw, von Aw, von Owen (Vjschrift f. Wappen-,
Siegel- u. Familienkunde, hsg. v. Verein Herold, unter Leitg.
v. Hildebrandt 19, S. 24—32. 465-481 mit Stammtf In.). — S. 24
bis 27 (480) Baden (Schluss). S. Geschichtslitt. 1890, No. 148.
169. Wilckens, Th. Aufzeichnungen zu einer Geschichte der Fa-
milie Wilckens. Schwetzingen, Pichler. 17 S. 1 Taf.
170. Kindler v. Knobloch, Julius. Die pfalzgräfliche Registratur
des Dompropstes Wilh. Böcklin v. Böcklinsau (diese Zs. NF. 6,
S. 263—82 u. 644—62).
171. Neuenstein, Karl Freih. v. Das Wappen des grossherzoglichen
Hauses Baden in seiner geschichtlichen Ent Wickelung , ver-
bunden mit genealogischen Notizen, bearbeitet, entworfen und
gemalt. Karlsruhe, Ncmnich, 1892. 67 S. 4°. 13 Taf. —
Ree: diese Zs. NF. 7. S. 186/6 (Fester).
172. Roth v. Schreckenstein, Freih. K, H. Das Wappen der
Rothen von Schreckenstein. Heraldisch-genealog. Studie
(Vjschrift f. Wappen-, Siegel- u. Familienkunde, hsg. v. Ver.
Herold 19, S. 321— 61).
173. Seyler, G. A. Hans Ingerams Wappenbuch (Der dt. Herold
22, S. 50—54, 6 Taf.). — Ingeram Knecht der Gesellschaft
zum Esel (der Kraichgauischen Ritterschaft). 1459.
174. Fester, Rieh. Ein Siegel der Landschaft Röteln von 1494
(diese Zs. NF. 6, S. 705/6).
175. Kuli, J. V. Studien zur Geschichte der oberpfalzischen Münzen
des Hauses Wittelsbach 1329-1794 (Verhandlgn. des bist. Ver.
v. Oberpfalz u. Regensburg 24, I, 1890, S. 109—186; H, 1891,
S. 1—94). — A, die pfalzgräfl. Linie I, S. 115—186 u. II,
1—27.
176. Höfken, R. v. Zur Brakteatenkunde Süddeutschlands VI (Arch.
f. Brakteatenkunde, hsg. v. Höfken 2, S. 104—119). — Con-
stanz u. Überlingen mehrfach vertreten.
177. Noss, Alfr. Ein Schüsselpfennigpfund. Beitrag zur rheinischen
Münzgeschichte (Mitt. d. bayer. numism. Ges. 9, 1890, S. 27
bis 41). — 1. Mainz -pfälz. Vereinspfennige.
178. Münzfunde [nach d. Fundchronik des Anz. d. germ. Nat.-Mus.
S. 41.99]: Ehrsberg (Kosmos No. 11); Staufen (Der Sammler
No. 16); ünteröwisheim (Dt. Reichsanz. No. 101).
Archive und Bibliotheken.
179. Neudegger, M. J. Geschichte der pfalz-bayerischen Archive
der Wittelsbacher. I. Das Kurarchiv der Pfalz zu Heidel-
berg und Mannheim. 2. Tl. Tradition u. Geschichte in u.
ausser der Kanzlei als Mitursachen der qualifizierten Archiv-
verwaltung (Archivalische Zs. NF. 2, S. 289—373).
180. Seeliger, G. Die Registerführung am deutschen Königshof bis
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376
Müller.
1493 (MIÖG. 3. Ergzgsbd. 2. Heft, 1892, S. 223-362). —
Register Ruprechts S. 245 — 64.
181. Stevenson, Enrico giuniore. Inventario dei libri stampati
palatino-vaticani edito per ordine di S. S. Leone XIII
P. M. vol. II parte II. Roma, tipografia vaticana. 400 p. 4tt
(Bibliotheca apostolica vaticana iusso Leonis P. M. descripta).
— Werke in deutscher u. in verwandten Sprachen.
182. Erdmannsdörffer, B. Zur Geschichte der Heidelberger
Bibliotheca Palatina (Neue Heidelberger Jahrbücher 1, S. 349
bis 351).
183. Mazzi. Leone Allacci et la Palatina di Heidelberg (II Pro-
pugnatore, Bologna. Fase. 21).
184. Omont, H. Lettre de Leone Allacio relative au transport ä
Rome de la bibliotheque de Heidelberg (Centralblatt f. Biblio-
thekswesen 8, S. 123/4).
185. Die Handschriften der grossh. bad. Hof- u. Landesbibliothek
in Karlsruhe. I. Geschichte und Bestand der Sammlung
von W. Brambach. Karlsruhe, Groos. 25 S. Beilage I: Her-
mann v. d. Hardt in s. Briefen u. Beziehungen zum braun-
schweigischen Hofe, zu Spener, Francke und dem Pietismus,
v. Ferd. Lamey. 44 S.
Unterrichtswesen. Universitäten und Schulen.
Vgl. No. 50, 52 (UniTersitfitestudium v. Markgrafen t. Baden).
186- Schmidt, Friedr. Zur Geschichte der Erziehung und des Unter-
richts im Wittelsbachischen Regentenhause — kurpfälzische,
neuburgische und sulzbachische Linie (Mitt. d. Ges. f. dt.
Erziehungs- u. Schulgesch. hsg. v. K. Kehrbach 1, S. 17-31).
187. Thorbecke, Aug. Statuten und Reformationen der Universität
Heidelberg vom 16. bis 18. Jahrhundert. Herausgegeben
von der Bad. bist. Kommission. Leipzig, Duncker & Humblot.
XXVI, 383 S. 4°.
188- Hartfelder, K. Das Katharinenfest der Heidelberger Artisten-
fakultät. Ein Beitrag zur innern Geschichte der mittelalter-
lichen Fakultäten (Neue Heidelb. Jahrbücher 1, S. 52—71).
189- König, J. Zur Geschichte der Universität Freiburg im 15.,
IG. u. 19. Jh. (Freib. DA. 22, S. 327-343).
190. — Die ältesten Statuten der theologischen Fakultät in Freiburg.
Fortsetzung: Die Statuten v. 1578 (ib. S. 1—40).
191. — Wolf, G. Zur Geschichte der Universität Freiburg (AZgB.
No. 1&4, 195). - Über die letzte österr. Zeit, nach Akten
des Staatsrats.
192. Kist, Leop. Studium und Studentenleben vor 40 bis 50 Jahren
und eine schwere Prüfung nach absolviertem Universitäts-
Studium. Ein Beitr. z. Kulturgesch. d. 19. Jh. Innsbrack,
Vereinsbuchhdlg. VII, 587 S.
193. Höhler, W. Geschichte des Realgymnasiums zu Euenheim.
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Radische Geschichtslitteratur des Jahres 1891.
377
E. Festschrift z. Feier des 50j. Bestehens der Anstalt. Etten-
heim, Leibold. 50 S. Progr. No. 600.
194. Meuser, Ad. Aus der Schulgeschichte Mannheims. Mann-
heim, Wendling Haas & Cie. 31 S.
195. Schneider, Heinr. Zur Gesch. des Gymnasiums Pforzheim
in seinem 1. Jahrzehnt 1880—90. Pforzheim, Weindel. 39 6.
4°. Progr.-Beil. Gymn. Pforzh. (No. 605).
196. Hoffmann, Jak. Chronik und Schulgeschichte der ehemaligen
Benediktiner-Abtei Schwarzach. Probeausgabe zur Bespr.
in Konferenzen. Nach Beiträgen von Kollegen in ehemals
äbtischen Gebieten. Bühl, Konkordia. 38 S.
197. Ziegler, B. Zur Gesch. des Schulwesens in der ehemal. freien
Reichsstadt Ueberlingen. Ueberl., Feyel. 23 8 4°. Progr.-
Beil. der Höh. Bürgerschule Ueberl. (No. 618).
198. Willareth, H. Ueber die Entwicklung des Taubstummen-
Bildungswesens im Grossherzogtum Baden. Tauberbischofs-
heim, Lang. 89 S.
Litteratur- und Gelehrtengeschichte
(mit Ausschluss der biographischen Artikel über Personen
der neuesten Zeit).
199. Meier, John. Studien z. Sprach- u. Litteraturgesch. der Rhein-
lande. I. (Beiträge z. G. d. dt. Spr. u. Litt. 16, S. 64—117).
— Der 1. Teil auch als Habil. -Schrift, Halle, 51 S. 2 Bll.
200. Behaghel, Otto. Zu Hans v. Bühel (Germania 36, S. 241^6).
— H. v. B. wahrscheinlich aus einer Ministerialenfamilie von
Niederbühl bei Rastatt.
201. Bartsch, A. Bruchstücke einer Handschrift der Königstochter
Hans des Bühelers (ib., S. 246—57).
202. Socin, Ad. Zu den Schweizer Minnesängern (ib., S. 311—13).
— Her Göli nicht der Vogt des Freiburger Grafen, sondern
Basler Ritter, vgl. Bad. Gesch.-Litt. 1890, No. 180.
203. Beck, Fedor. Zur Martina Hugos v. Langenstein (Alemannia
19, S. 19—28). — Forts., s. Bad. Gesch.-Litt. 1890, No. 181.
204. Weiland, Ldw. Die Baseler Nachrichten der Chronik des
Mathias v. Neuenburg. 7 S. 4U. (Abh. d. Ges. d. Wiss.
zu Göttingen Bd. 37.) — Exkurs zu den „Beitrr. z. Kenntnis
der litt. Thätigkeit des M. v. N.u (s. Bad. Gesch.-Litt. 1890,
No. 182).
205. — Die Wiener Handschrift der Chronik des Mathias v. Neuen-
burg. 59 S. 4° (ib.).
206. Schulte, Aloys. Zu Matthias v. Neuenburg (diese Zs. NF. 6,
S. 496—515).
207. Wiehert, Th. Zur oberrheinischen Historiographie des 14. Jahr-
hunderts (Dt. Zs. f. G.-Wiss. 6, S. 90-92). — Mathias v. Neuen-
burg betr.
208. H o 1 s t e i n , H. Ungedruckte Gedichte oberrheinischer Humanisten
(Zs. f. vgl. Litt.-G. u. Renaissance-Litt. NF. 4, Heft 5 u. 6).
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378 Müller.
209. Holstein, H. Zur Biographie Jakob Wimpfelings (ib. NF. 4,
S. 227-252). - Regesten, W.'s Aufenthalt in Heidelberg
1469—1483 u. 1408—1501 betr.
210. Neff, Jos. Udalricus Zasius. Ein Beitr. z. G. des Humanismus
am Oberrhein. 2. Tl. Freiburg i. Br., Lehmann, 4°, 35 S.
Progr.-Beü. Gymn. Freiburg (No. 597). — 8. 1890, No. 184.
— Bespr.: Berl. phil. Wochenschr. 11, 183—85. 12, 2; diese
Zs. NF. 6, S. 710 1 Hartfelder»; CentralbL f. Rechte™«. 10, 10.
211. Geiger. Ungedrucktes von und Ober Reuchlin (Z& f. vgl.
Litt.-Gesch. u. Renaissance-Litt. NF. 4, S. 154—57. 217—26).
212. Beck, P. Ein Briet Reuchlins in seinem litterarischen Handel
gegen Pfeflferkorn, Hoogstraten u. Gen. (D ASchwaben 8,
S. 43/4).
213. Martfelder, K. Phil. Melanchthon. Declamationes. Berlin
Speyer u. Peters. XXXIX, 68 S. (Lat. Lit.-Denkmäler des
15. u. 16. Jh., hsg. v. Hermann u. Szamatölski, Heft 4). —
Bespr. : Arch. f. d. Studium der neueren Sprachen u. Litera-
turen 88. Bd., S. 117)18, Sprenger; Wochenschr. f. klass. Philol.
9, 5, Klix.
214. — Über Melanchthons Ratio discendi (Zs. f. Kirchen-G. 12,
S. 562—66).
214a.— Ungedruckte Briefe an Melanchthon (ib. S. 187—207).
214b — Ein Brief Melanchthons (Empfehlungsbrief f. H. Efferen),
mitg. v. 0. v. Heinemann (ib. s. 213/4). — 1554.
214c— Melanchthons Entwurf zu einem Briefe Kurfürst Augusts
an die Königin Elisabeth, mitg. v. G. Müller (ib. S. 623/4).
— 1559.
214d. — Luther, Jonas u. Melanchthon an Herzog Heinr. v. Sachsen»
mitget. v. P. Vetter (ib. s. 620/1). — 1539.
215. Amersbach, K. Aberglaube, Sage und Märchen bei Grim-
melshausen. 1. Tl. Baden-B., Kölblin. Progr.-Beil. des
Gymn. Baden-B. (No. 593) 32 S. 4«.
Wertheimer Bibelübersetzung, s. No. 162.
216. Hurter, H. Lindner Ober die Gelehrten St Blasiens (Zs. f.
kath. Theologie 15, S. 570. Analekten). — S. 1890, No. 193.
217. Obser, Karl. Klopstocks Beziehungen zum Karlsruher
Hofe (diese Zs. NF. 6, S. 235—62).
Andreas Lamey, Autobiographie, 8. No. 44.
218. Minor. Schiller. Sein Leben und seine Werke. Bd. 2. Berlin
1890. — S. 162—87 u. ö., auch S. 602—4 Mannheim betr.
219. Ein Brief Schillers (Bad. Landeszg. No. 281, aus der Wiener
Neuen Freien Presse). — 1802 an den Mannh. Schauspieler
Heinr. Beck.
220. Kilian, E. Dalbergs Buhnenbearbeitungen d. Kaufmanns r.
Venedig u. Coriolans (Jahrb. d. dtShakespeare-Ges.26, S.4-25).
221. — Eine Karlsruher Handschrift der ersten Göthe'schen
Bahnenbearbeitung des Götz (AZgB. No. 251).
222 Arnim, Klemens u. Bettina Brentano, J. Görres. 1. u.
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Badische Geschichtalitteratur des Jahres 1891. 37^
2. Tl. hsg. v. Max Koch. CLVHI u. 220 8., 519 S. (Deutsche
Nat-Litteratur, hist.-krit. Ausg. hsg. v. Kürschner Bd. 161,
162). — Ausführl. Einltg., das geistige Leben in Heidel-
berg (1803 ff.) betr.
223. Willomitzer, F. Die Sprache und die Technik der Darstellung
in Joh. P. Hebels rhein. Hausfreund. Beil. z. 20. Jahresber.
d. Oberrealschule in Wien (H). 35 S.
224» Aus Karlsruhes Vergangenheit. Eine hundertjährige Erinnerung
an J. P. Hebel (Karlsr. Nachr. No. 139).
225. Schlegel. Hebel und seine Erzählungen im nationalen Lichte
betrachtet (Evgl. Monatsbll. f. dt. Erziehg. Treptow 1890.
Heft 9). - Dagegen Diehl (ib. 1891, Heft 6). Vgl. Bad. Lan-
deszg. No. 305.
226. Ehwald, R. Emil Brauns Briefwechsel mit den Brüdern Grimm
u. Joseph v. Lassberg. Gotha, F. A. Perthes. XH, 169 S.
Wirtschafts- und Rechtsgeschichte.
Vgl. No. 29 (Reichsrikariat u. Stellung des Pfalzgrafen).
227. Gothcin, Ebern. Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes
und der angrenzenden Landschaften. Hsg. v. d. Bad. hist.
Komm. Lfg. 2—7. Strassburg, Trübner. — Bespr. : Jahrbücher
f. Nationalök. u. Statistik 3. F. 1, S. 437—40 (Lamprecht);
LCB1. 1891, Sp. 712/3 (v. Below); Mitt. a. d. hist. Litt. 20,
S. 32-39 ( Könne).
228. Krutina, Fr. Die badische Forstverwaltung und ihre Ergeb-
nisse in den J. 1878-89. Karlsruhe, Braun. VHI, 153 S. —
Anz.: AZgB. No. 242 (Fischbach).
229. Fuchs. Beitr. z. Gesch. d. bad. Postwesens bis 1811 (Archiv f.
Post u. Telegraphie 17, 1889. 30 S.).
230. Darstellung der im Grossherzogtum Baden und den angrenzen-
den Ländern durch die bad. Staatsbahnverwaltung, sowie der
im Grossherzogtum durch andere Verwaltungen betriebenen
Eisenbahnen nach dem Stande von zehnjährigen Perioden
1840-90. Karlsruhe, Müller. 8 S. 6 Taf.
231. Wielandt, Fr. Die Rechtsprechung des grossh. bad. Verwal-
tungsgerichtshofes 1864—1890, namens dieses Gerichtshofes hsg.
Karlsruhe, Braun. X, 748 S.
232. Schaube, Kolmar. Zur Erklärung der Urkunde vom J. 1100,
betreffend die Marktgrtindang in Radolfzell (diese Zs. NF. 6»
S. 296—300).
233. Maurer, H. Die Verfassungsumwälzung in der Stadt Frei-
burg i. B. im J. 1388 (ZGesGFreiburg 10, S. 41-56).
234. Maurer, H. Das Wal dkir eher Stadtrecht vom J. 1587 (ZGesG-
Freiburg 10, S. 1—39).
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380
Müller.
Kunstgeschichte.
Theater, 8. No. 218—221.
235. Mone, F. Die bildenden Künste im Grossherzogtum Baden
ehemals und jetzt. Topographie der Kunstwerke u. Museo-
graphie in Baden mit Berücksichtigung der Militürarchitektur.
Selbstverlag. Bd. 1 (Topogr. in den Kreisen Constanz, Vil-
lingen, Waldshut u. im Hohenzoller'schen), Heft 6 (1890),
S. 417—96. Bd. 14 (Topogr. in dem Kreise Offenburg), Heft 1
(1890), 80 S.: Gesch. des Landkapitels Offenburg v. W.
Weiss.
236. Rosenberg, Marc. Rauchfässer in Baden (Kunstgewerbeblatt,
hsg. v. Pabst, NF. 3, S. 17-20).
237. Detzel. Alte Glasmalereien am Bodensee und seiner Umgebung.
Vortrag (SVGBodensee 20, S. 52-69).
238. Probst. Über die Bodenseeschule (ib. S. 114—24).
239. Näher, J. Die Baudenkmäler der unteren Neckargegend und
des Odenwaldes. Aufnahme, Autobiographie u. Beschreibung.
Heidelberg, Groos. 1891. 1892, Heft 1-4. 30 S. 32 Taf.
240. — Baudenkmäler v. Heidelberg u. Umgebung u. Baudenkmäler
des Odenwalds (Heidelb. Familienbll. No. 7-17. 34. 92-98).
— Beschreibender Text.
241. Bayerische Regententafel von Herzog Garibaldi. (554) bis
Kurfürst Otto Heinrich (1559), hsg. v. d. kgl. bayer. geh.
Hausarchive. 7 Taf. Text. Bamberg, Buchner. M. 200. —
Vgl. AZgB. No. 300 lEttmayr).
242. Museographie. Baden (WZ. 10, S. 386—89).
243. Bodman. Piper. Über die Burgreste im Vereinsgebiet, be-
sonders die Ruine Altbodman. Vortrag (SVGBodensee 20,
S. 31-43).
— s. auch No. 104.
244. Con stanz. Die Glasgemälde- u. Kunstsammlung der Herren
C. u. P. N. Vincent in Constanz 1890. XXHT, 104 S. 4°.
Katalog. — Vgl. DASchwaben 8, No. 6 (Beck); Bad. Kunst-
gewerbebl. NF. 2, S. 142/3 u. NF. 3, S. 23/4; Zs. f. bildende
Kunst Heft 6 (Schnütgen); Schweiz. Rundschau 4 (Vetter).
245. Eppingen (Wandmalereien in der Kirche. Notiz: Repert. f.
Kunstwiss. Heft 3).
246. Freiburg. K. Die Abendmahls- u. heil. Grabkapelle im Frei-
burger Münster (Freib. KB1. 35, Sp. 5-8).
247. — Das Denkmal des Generals v. Rodt im Münster zu Fr. und
sein Schöpfer [Chr. Wenzinger, f 1797] (Bad. Beobachter
No. 264).
248. — Poinsignon,Ad. Der Todtentanz in der St. Michaelskapelle
auf dem alten Friedhof zu Fr. Bild 7—13 l Schau-in's-Land
16, Heft 2). — S. 1890, No. 212. — Ree. : Laacher Stimmen 40,
608 ff.
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Badische Geschichtslitteratur des Jahres 1891
381
249. Grüningen. Roder, Christian. Die Pfarrkirche zu Gr. und
die neulich in derselben entdeckten alten Wandgemälde (diese
Zs. NF. 6, S. 636-43, 2 Taf.).
250. Heidelberg. Koch, Jul. u. Seitz, Fritz. Das Heidelberger
Schloss. Mit Genehmigung des grossh. bad. Min. der Finanzen
hsg. Atlas gr. 2° (Lfg. 1—6) 60 Taf. Text 2° il. u. 2. Abt.)
V, 134 S., mit 38 Abb. Darmstadt, Bergsträsser. — Bespr. :
diese Zs. NF. 6, S. 522 (Schulte); LCB1. 1891, Sp. 726/7.
251. — Öchelhäuser, Ad. v. Das Heidelberger Schloss. Bau- u.
kunstgeschichtl. Führer. Heidelberg, Siebert 164 S. Illustr.
Meersburg, s. No. 134.
252. Pforzheim. Fester, Rieh. Zur Baugeschichte des Domini-
kanerinnenklosters in Pf. (diese Zs. NF. 6, S. 319/20).
253. Salem. Die Cisterzienser-Klosterkirche in S. und ihre Restau-
ration (Bad. Beob. No. 274).
254. St. Blasien. Hann, F. G. Aus den Kunstschätzen des Bene-
diktinerstiftes St. Paul im Lavantthale. I. Ein Sakramentar
aus dem 11. Jh. (Carinthia I. Mittlgn. des Gesch.-V. f. Kärnthen
Jg. 81, S. 33 ff. u. 70 ff.).
255. Schönau. Näher, J. Die Rekonstruktion des Cisterzienser-
klosters Sch. Aufnahmen. 2 Taf. 0. Ort. — Vgl. Heidelb.
Familienbll. No. 34. 98.
— s. auch oben No. 156.
256. Tiefenbronn. (Wandmalereien in der Kirche, 1485. Bericht:
Christi. Kunstbl. No. 12.)
257. Nagel, Wilibald. Fundamentum authore Johanne Buchnero
(Monatshefte f. Musik-G. 23, S. 71—109). — Gegen die Iden-
tität v. Hans Buchner u. Mag. Hans v. Constanz. S. Bad.
Gesch.-Litt. 1890, No. 222. 223.
258. Eine Stimme aus Wessen bergs Zeit (Derkath. Kirchensänger,
Freiburg, Herder, S. 93/4». — Kirchenmusik betr.
Kulturgeschichte.
Vgl. No. 215 (Aberglaube, Sage u. Märchen bei Grimmelshausen.)
259. Eynatten, Carola, Freiin v. Schwarzwaldsagen. Neue Ausg.
256 8. Emmendingen, Dölter. — Daraus abgedr.: Die Hoch-
zeit auf Schloss Bären fei s (Vom Jura z. Schwarzwald 8,
S. 209-215).
260. Stöckle, J. Schwetzinger Sagen. Die Schlüsselmadame und
das Pfingstrosenfest (Bad. Schulzg. No. 20, 21).
261. Martin, Th. Trachten am Bodensee (SVGBodensee 20, S. 101— 13).
262. Diernfellner, K. Die heilige Kümmernis (Schau-in's-Land 16,
S. 87—96). — Bezieht sich auf ein in Neustadt gefundenes
Relief.
263. Hansjakob, Heinr. Schneebällen. Heidelberg, Weiss. 181)2.
VII, 212 S. — Schilderungen des Bauernlebens in der Ortenau.
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Müller
264. Löwenstein, I*op. Der Prozess Eisenmenger (Magazin f.
d. Wiss. des Judentnms S. 209—40). — Eisenmenger, knrpf.
Kanzleibearater und Professor der Orient. Sprachen, Verfasser
des „entdeckten Judentums* 1699 ff.
265. Wolf, G. Kleine historische Schriften. Wien,Hölder. 1892. No9:
2 Prozesse (Prozess Eisenmenger u. Prozess Meisel).
266. Funck, H. Ein bad. Schul reformator [Reinhard] und die Bänke-
rottierer (Mitt. d. Ges. f. dt. Erziehungs- u. Schulgesch. hsg.
v. Kehrbach 1, S. 92).
Biographisches.
Tgl. Abteilung „Litteratur- und Gelehrtengeschichte", ferner No. 37 (Franc.
Junius); No. 50 (Bernhard v. Baden\ No. 52 (Markgraten Job., Georg,
Markus); No. 68 (Herrn, v. Vikari*; No. 90 (Peter v. Hagenbach); No. 95
(Laz. v. Schwendi); No. 12 < (Frz. J. Herr); No. 247 (Chr. Wenzinger);
No. 257 (Hans Buchner u. Hans v. Constanz); No. 264/5 (Eisenmenger);
No. 266 (Reinhard).
267. Weech, Friedr. v. Badische Biographieen. 4. Tl. Karlsr., Braun.
Vni, 555 S.*)
267a.— Tl. 1 ff. Neue Lieferungsausgabe.
268. Franz Bär (Karlsr. Zg. No. 198). Nekrol.
269. Joh. Bapt. Betzinger, Oberhofgerichtsrat a. D. (Bad. Beob.
No. 263). Nekrol.
270. Mathilde Freifrau v. Bodman-Bodman, geb. Gräfin v. Hennin
(Freie Stimme No. 26, 27). Nekr.
271. Lorenz Brentano (Karlsr. Zg. No. 261). Nekr.
272. Freih. Karl v. Drais. Die Drais-Feier in Karlsruhe am 18. u.
19. Apr. (Bad. Landeszg. No. 93, 94). — Vortrag v. Cathiau.
Vgl. Bad. Gewerbezg. 24, S. 210-17.
273. Ludwig Dürr, Generalmajor z. D. Zur Erinnerung an den
Verstorbenen seinen Verwandten und Freunden gewidmet.
Freiburg i. B., Wagner. 22 8.
274. Ludwig Dürr, Generalmajor z. D. (Bad. Mil.-Vereinsbl. S. 118/9,
darnach Karlsr. Zg. No. 180). Nekrol.
275. Aug. Eisenlohr. Frommel, W. Zur Erinnerung an A. E.,
Stadtpfarrer in Gernsbach. Karlsruhe, Reiff. 35 S.
276. Karl Gust. Fecht, Prof. (Bad. Landeszg. No. 298). Nekr.
277. Max Frommel. Blätter der Erinnerung an. Als. Ms. gedr.
Berlin, Mittler. 1890. 30 8.
278. Konstantin Geres, Oberstlieut. a. D. (Karlsr. Zg. No. 301. —
Bad. Landeszg. No. 259). Nekr.
279. Friedrich Gessler (Bad. Landeszg. 1891, No. 6 u. 9. — Karlsr.
Zg. No. 8) Nekrologe.
280. Hagenmeyer, K., Pfarrer in Hugsweier. Jugenderinnerungen.
Karlsruhe, Reiff. 39 S.
l) Die im 4. Teil der Bad. Biogr. bereits aufgeführten biographischen
Artikel ans dem Jahre 1891 bleiben hier unerwähnt.
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Badische Geschichtslitteratur des Jahres 1891.
383
281. Heinrich, Oberbaurat in Karlsruhe (Centralbl. der Bauverwal-
tung No. 114). Nekr.
282. Jul. Jolly, Dr. (AZg. No. 288). Nekr.
283. Adolf Kell CT, Generallieut. z. D. (Bad. Mil.-Vereinsbl. S. 195/6,
204/5; Karlsr. Zg. No. 304; Bad. Landeszg. No. 233, 233).
Nekrolog.
2Si. Josef Kössing, Dn, Domkapitular (Karlsr. Zg. No. 186). Nekr.
285. Jak. Krauth, Bildbauer (Kunstgewerben!. NF. 2, S. 71; Karlsr.
Zg. No. 19). Nekr.
286. Vincenz Lachner (Karlsr. Zg. No. 195).
287. Lübke, Wilh. Lebenserinnerungen. Berlin, Fontane. VI, 379 S.
Bespr.: AZgß. No. 110 (Roquette); DLZ. 12, Sp. 1205/6 (v.
Oettingen); Karlsr. Zg. No. 118; Nation 8, 586 ff.; Bll. f. lit-
ter. Unterhaltg. 1891, S. 404 (Bienemann); Christi. Kunstbl.
33, 106—10 (Merz). — Vgl. 1890, No. 277.
288. Wilhelm Lübke und seine jüngsten Schriften (Zs. f. bild. Kunst
NF. 3, S. 66—71).
289. Freih. Adolf Marschall v. Bieberstein (Karlsr. Zg. No. 284).
Nekrolog.
290. N. Naef, Anwalt (Bad. Landeszg. No. 164). Nekr.
291. Ferd. Freih. Boeder v. Diersburg (Karlsr. Zg. No 117). Nekr.
292. Jacques Rosenhain, Komponist und Pianist. Ein Lebensbild
von Elise Kratt- Harveng. Baden-B., Sommermeyer. 58 S.
293. Freih. Karl Rüdt von Collenberg-Bödigheim (Mitt. des bad.
boten. Vereins No. 90). Nekrol. v. Leutz.
2294. Scheffel. Riehl, W. H. Eine Rheinfahrt mit Jos. V. Scheffel
(Gartenlaube No. 28).
— s. auch No. 135 (Mettnau).
295. Georg Schweig, Dr., Gehehnerat (Bad. Landeszg. "No. 260;
Karlsr. Zg. No. 302). Nekr.
296. Heinr. Vierordt and seine Dichtungen. Eine litterarhist. Studie
von Jul. Werner. Heidelb., Winter. 31 S.
Recensionen Ober froher erschienene Schriften.
297. Birlinger. Rechtsrheinisches Alamannien (1890, No. 63): HZ.
67, S. 110 (Wrede).
298. Bissinger. Bilder aus der Urgesch. (1890, No. 13): KBWZ. 10,
No. 97 (Il[ettne]r).
299. Brand i. Die Rcichenauer Urkundenfälschungen (1890, No.141):
DLZ. 1891, Sp. 502/3 l WattenbachJ; HZ. 67, S. 537-39 (.Kehr);
LCB1. 1891, Sp. 1823—25 (P[flugk]-H[arttung]); HJb. 12, JS. 163;
Bibliotheque de l'ficole des chartes 1890, t. 51, livr.6 (J. HaveU.
300. Flai schien. Otto Heinr. v. Gemmingen (1890, No. 194): AZgB.
1891, No. 342 (Ettlinger); DLZ. 1891, Sp. 1057/8 (Häuften);
Litteraturbl. f. germ. u. rom. Philologie 1891, Sp 370—72
(Muncker); Anz. f. dt. Altert. 17, 147-49 (Minor.; LCB1.
1891, Sp. 762/3; Bll. f. litter. Unterhaltg. 1891, S. 109.
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384 Müller.
301. Funck. Lavater a. Karl Friedr. v. Baden (1890, No. 195 :
AZgB. No. 289 (Haug); LCB1. 1891, No. 35; HZ. 68, S. 12Q/1
(Heycki.
302. Kraus. Die Kunstdenkmäler des Grosshzt. Baden, II. Kreis Vil-
lingen (1890, No. 197): KBWZ. 10, Sp. 43—58 (Lehfeldt).
303. Reitzenstein. Der Feldzug d. J. 1622 (1890, No. 45): Revue
critique No. 45; Mitt. a. d. hist. Litt. 19, S. 325/6 (Kindt);
LCB1. 1891, Sp. 44; HJb. 12, S. 230.
304. v. Weech. Badische Geschichte (1889, No. 37; s. auch 1890,
Ree. No. 15): LCB1. 1891, Sp. 844/5; HZ. 67, S. 112/3; DLZ.
1891, Sp. 1574/5 (Heyck).
Verzeichnis der Abkürzungen.
AZgB.
Allgemeine Zeitung. Beilage.
DASchwaben.
DiöcesanarchiT Ton Schwaben.
DLZ.
Deutsche Litteraturzeitung.
Freib. DA.
Freiburger DiöcesanarchiT.
Freib. KB1.
Freiburger katholisches Kirchenblatt
HJb.
Historisches Jahrbuch der Goerresgesellschaft.
KBWZ.
Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift.
LCB1.
Litterarisches Centraiblatt.
MIÖG.
Mittheilungen des Instituts f. Österr. Geschichtsforschung.
Mitt
Mitteilungen der Badischen historischen Kommission.
SVGBodensee
Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und
seiner Umgebung.
WZ.
Westdeutsche Zeitschrift.
ZGesGFreiburg
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-,
Altertums* u. Volkskunde v. Freiburg etc.
Bl., BU.
Blatt, Blätter.
G.
Geschichte.
Ges.
Gesellschaft.
NF.
Neue Folge.
Zg.
Zeitung.
Zs.
Zeitschrift.
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Der Marquis von Poterat
and die
revolutionäre Propaganda am Oberrhein
im Jahre 1796.
Von
Karl Obser.
Line Geschichte der revolutionären Propaganda und Be-
wegung im alten Reiche während des letzten Decenniums des
vorigen Jahrhunderts fehlt uns noch immer1), und doch wäre
es eine dankenswerte, allerdings nur auf Grund ausgedehnter
archivalischer Studien lösbare Aufgabe, diese Erscheinungen
einmal näher in's Auge zu fassen, die Bedingungen, aus wel-
chen sie erwachsen, zu verfolgen, den geheimen Spuren frem-
der Einwirkung, die über den Rhein nach Frankreich führen,
nachzugehen, kurz Ursprung und Ziele, Umfang und Zusam-
menhang jener weit über den Südwesten des Reichs — denn
um diesen handelt es sich hier vornehmlich — verzweigten
Bewegung eingehend darzustellen. Mögen denn, soweit es mit
beschränkten Mitteln2) möglich ist, die folgenden Blätter einen
Beitrag zur Lösung dieser Aufgabe für ein begrenztes Gebiet
und einen bestimmten Zeitpunkt bieten. Ich habe dabei jenes
bisher fast unbeachtet gebliebene Projekt einer Revolutionierung
l) Speziell gilt dies für die Vorgänge in Schwaben und am Oberrhein;
die kleine Schrift von A. Wohlwill, Weltbürgerthum und Vaterlands-
liebe der Schwaben, verfolgt wesentlich andere Ziele und geht darauf
nicht ein. „Das Projekt einer süddeutschen Republik v. J. 1800" hat
K. Heigel. Histor. Taschenbuch, J. 1871 S. 119 ff. behandelt. — *) Ausser
dem Karlsruher Materiale habe ich die Berichte Degelmanns, sowie die
Akten über Poterats Verhaftung, die mir von dem K. u. K. Haus-, Hof-
nnd Staatsarchive in Wien, bezw. dem Basler Kantonsarchive gütigst über-
lassen wurden, benützt. — Die wichtigsten Aufschlüsse dürften wohl die
Pariser Archive bieten.
ZvIUchr. f. G*,ch. d. Oberrli. X. F. VII. D. "J5
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386
Obier.
der oberrheinischen und schwäbischen Lande vom Jahre 1796
im Sinne, auf das erst unlängst bei dem Erscheinen des
zweiten Bandes der Politischen Korrespondenz Karl Friedrichs
von Baden wiederum einiges Licht gefallen ist.1)
Es handelt sich hier um den ersten nachweisbaren
praktischen Versuch von französischer Seite, das System
der revolutionären Propaganda auch auf das rechte
Rheinufer, auf die alten Stammlande des Reichs zu über-
tragen. Vom Beginne der Revolutionskriege an hat die junge
Republik sich rückhaltlos zu dem Ziele bekannt und mehr
oder minder entschieden auch in der Folge an ihm fest-
gehalten; im wohlverstandenen eigenen Interesse hat sie die
Verbreitung freiheitlicher Doktrinen und Institutionen, die
Gründung republikanischer Staatswesen als eine wirksame
Waffe im Kampfe gegen das alte monarchische Europa nach
Zeit und Umständen geschickt verwertet. Wo immer ihre
Heere siegreich vordrangen, am Rhein, in den Niederlanden,
wie in Italien, wurde dem Prinzipe getreu die bestehende
Ordnung der Dinge vernichtet, entstanden neue Staatsgebilde
nach dem Muster der grossen Mutterrepublik. Nur gezwungen
hatte sie am Rhein, als die kurze Herrlichkeit der Mainzer
Republik mit dem Falle der Stadt ihr Ende gefunden, von der
feindlichen Invasion im eigenen Lande bedrängt, auf ihre
Propaganda vorläufig verzichtet. Als aber Preussen vom
Kampfe zurücktrat und das Glück der Waffen den Konvents-
heeren wieder lächelte, tauchten alsbald die Bestrebungen
wieder auf, die alte Politik auch an dieser Stelle wieder auf-
zunehmen. Mit den Erfolgen wuchsen die Ansprüche. Die-
selbe radikale Partei, welche im Wohlfahrtsausschusse lärmend
die Forderung der natürlichen Grenzen erhob, schwärmte von
deutschen Grenzrepubiiken , die als eine „barriere insurmon-
tabletf jeden kriegerischen Zusammenstoss des Westens mit
dem Osten künftig verhüten sollten :a) Männer, wie Sieyes und
Tallien traten eifrig für diese ihre Lieblingsidee ein. Und
auch nach dem 13. Vendlmiaire, im Schosse des neuen Direk-
toriums, war man ihr wohlgeneigt, es blieb kein Geheimnis,
dass gerade die Leiter der auswärtigen Politik, der Direktor
') Band II S. XXXV, 874 ft'. — 7) Vgl. Sorel: I* coroite de salut
^public en 1795. Revue historique, ls, 27t».
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Poterat und die revolutionäre Propaganda 1796.
387
Rewbell und der Minister Delacroix1), nur eine günstige Ge-
legenheit abwarteten, um die Pläne in Thaten umzusetzen.
Auch daran sollte es nicht fehlen. Als der Winter 1795/96 zu
Ende ging, erwies sich die Hoffnung auf separate Verständigung
mit Österreich, die man bei seinem Beginne in Paris gehegt,
abermals als Täuschung. Die Waffen mussten von neuem
entscheiden. Man rüstete sich, am Rhein zur Offensive überzu-
gehen, dabei aber zählte man auf die Mitwirkung der deut-
schen „Jakobiner": eine allgemeine Erhebung in Schwaben
sollte den französischen Heeren die Arbeit erleichtern. Der
Zeitpunkt war gekommen, wo die revolutionäre Propaganda mit
Erfolg einsetzen konnte. Derselbe Marquis von Poterat, der
unlängst die geheimen Friedensanträge seiner Regierung dem
Wiener Hofe übermittelt hatte, war es, der nun in Paris leb-
haft für die Revolutionierung Schwabens agitierte und die
Organisation der Propaganda übernahm: ein Mann, der ver-
möge seiner Vergangenheit zu dem Werke wie kein anderer
geeignet war.*)
Der Typus eines politischen Abenteurers, wie sie unter
dem ancien regime uns vielfach begegnen, ebenso gewandt,
wie gewissenlos, gewohnt, das Geld zu nehmen, wo er es fand,
rastlos beschäftigt mit verwegenen Intriguen und phantasti-
schen Projekten, verzehrt von dem ehrgeizigen Streben, im
öffentlichen Leben eine Rolle zu spielen, verdankte auch Pierre
Claude de Poterat, wie so manche anderen unsauberen Ele-
mente, sein Emporkommen der Revolution. Mit dem Tage
des Bastillesturmes, der den ehemaligen Genieoffizier aus dem
Gefängnisse befreite, hatte er seine politische Laufbahn an-
getreten. Unbedenklich, wie es sein Vorteil erheischt, stellt
*) Vgl. v. Sybel, Gesch. der franz. Revolutionszeit, III, 51; H. Hüf-
fer, Europa im Zeitalter der franz. Revolution, I, 211. — ') Zum fol-
genden vgl. H. Hüffer, Europa im Zeitalter der franz. Revolution, I,
211 ff.; A. Sorel, a. a. 0., Revue historique, 18, 291 ff.; A. Sorel,
L'Europe et la Revolution francaise. IV, 397 ff. Ein Signalement, das
dem Präsidenten v. Sumerau mitgeteilt wird, schildert seine Persönlich-
keit wie folgt: „Etwas magerer Statur, kahl an der Stirne, einen kleinen
Zopf, neben abgeschnittene Ilaare, braune, sehr lebhafte Augen, stark
gebogene Nase, 5 Schuhe 3 Zolle hoch, das Kinn hervorstehend , hing-
lichten Gesichts, trägt gewöhnlich einen blauen oder braunen Rock und
grüne ungarische Hosen und ungarische Stiefel. Einige 40 J. alt." Karlsr.
Archiv.
L>f>*
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388
Obser.
er sich in den Dienst der Revolution, unermüdlich drängt er
sich mit seiner Person an die Minister heran, bald ist es ein
allgemeiner Pacifikationsplan, bald eine ungeheuerliche finan-
zielle Spekulation, worüber er ihnen ungebeten seine Rat-
schläge erteilt. Lange freilich trotz aller Reklame ohne Er-
folg. Erst im Juli 1795 gewinnt er Einfluss auf die Leitung
der Geschäfte. Im Vertrauen auf alte Beziehungen zu Thu-
gut, den er aus der Zeit seines Pariser Aufenthalts kennt1),
hofft er den Minister durch das verlockende Angebot Baierns
zu einem Separatabkommen mit der Republik zu bewegen,
Drohungen mit unliebsamen Enthüllungen, ja selbst Bestechung
sollten ihm die Wege ebnen. Die cynische Offenheit*), mit
der er bei dieser Gelegenheit seine Ideen über die Grundsätze
der französischen Politik entwickelt, charakterisiert die neue
wenig erfreuliche Ära der französischen Diplomatie, die er in-
auguriert, zur Genüge. Seine erste Wiener Reise scheitert
bekanntlich völlig, — nicht minder eine zweite, die er ein
paar Monate später im Auftrage des Direktoriums zu gleichem
Zwecke unternimmt.8) Mit kühler Höflichkeit wird er empfan-
gen und verabschiedet uud unter sicherer Obhut wieder über
die Grenze gebracht, ohne dass er irgend einen nennenswerten
Erfolg mit seinen Anerbietungen erzielt hätte. Auch seine
Hoffnung, in Basel noch günstigen Bescheid zu erhalten,
') Sorel, L'Autriche et le CornM de Salut Public, Revue bist. 17,
42. - *) Vgl. sein Schreiben an Boissy d'Anglas vom 24. messidor, bei
Sorel , a. a. 0. 18, 293 ff. „Dans votre position . . . il faut nggocier eii-
semble et slparement avec toutes les nations. Promettez-leur tout ce
qu'elles demandent, sauf a ne leur tenir que ce qu'il vous plaira. R£-
pandez avec profession l'argent dans les cabinets . . . Trompez-lesT s'U
convient ä votre inte*r6t.w — 3) Über Poterats erste Wiener Mission vgl.
v. Vivenot, Vertrauliche Briefe des Freih. v. Thugut. I, 279, 281; A.
Lebon: L'Angleterre et Immigration francaise. Paris 1HÖ2, S. 193; Hüf-
fer, a. a. 0. I, 212 ff. und vor allem die auf den Pariser Akten beruhende
erschöpfende Darstellung So reis, a. a. 0. Revue bist. 18, 291 ff., 312 ff. ;
19, 47 ff. — Über die zweite Wiener Mission wissen wir bis jetzt nur
wenig, am ausführlichsten behandelt sie Hüffer, a. a. 0. I. 214. Weitere
Nachrichten bei v. Vivenot, a. a. 0. I, 302, 317: Correspond. of Sir
W. Wickham, London 1870, I, 335 ff: A. Lebon, a. a. 0. S. 194;
Forneron, Hist. generale des 6migres, II, 208; v. Sybel, a. a. 0. III,
145. Was Hurter in den „Denkwürdigkeiten aus dem letzten Decennium
des 18. Jhdts.u mitteilt, geht, wie eine Anfrage in Stuttgart ergeben hat,
zurück auf Aufzeichnungen des würtemberg. Agenten in Basel, Wilh. L.
Kämpf.
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Poterat und die revolutionäre Propaganda 1796. 389
schlägt fehl. Wochen vergehen, während er dort voll Unge-
duld wartet und den österreichischen Geschäftsträger, Freih.
von Degelmann, mit dringenden Vorstellungen bestürmt; an-
fangs März lässt Thugut, der sich inzwischen mit England
und Russland über die Fortsetzung des Krieges verständigt,
ihm eröffnen, dass von einem Separatfrieden niemals die Rede
sein könne; um sich den lästigen Menschen, — „cet odieux
intrigailleur", wie er ihn gelegentlich bezeichnet, — ein für
allemal vom Leibe zu halten, soll Degelmann ihm unter schick-
lichem Vorwand die Pässe verweigern.1) Unverrichteter Dinge
verliess Poterat am 10. März Basel und kehrte nach Paris
zurück, nichtsdestoweniger wusste er sich die Gunst der Re-
gierung zu bewahren. Neue, der veränderten Situation ent-
sprechende Vorschläge, durch die er sich unentbehrlich zu
machen hoffte, wurden von ihm dem Direktorium unterbreitet.
Man dachte nicht mehr an Frieden, um so eifriger rüstete
man zum Kriege. Rasch entschlossen vertauschte Poterat
die Rolle des Diplomaten mit der eines Spions und Agitators.
Er setzte durch, dass die Regierung ihn anfangs April aufs
neue mit wichtigen geheimen Aufträgen nach Basel entliess.
Wie es scheint, wurde die dortige Gesandtschaft, der die Radi-
kalen in Paris misstrauten, bei diesem Werke, bei dem freilich
wenig Ehre zu holen war, abermals übergangen.1) Poterat
wurde nicht der Kontrole Barthelemy's unterstellt, er blieb
vielmehr auch jetzt, wie er sich ausdrücklich vorbehalten,
stets in direktem schriftlichen Verkehre mit dem Minister.
Gegen Mitte April traf er wieder in Basel ein: seine Instruk-
tionen wiesen ihn an, die Bewegungen der feindlichen Trup-
pen am Obenhein zu überwachen, den Zustand der Schwarz-
waldpässe auszukundschaften, mit den Emigranten Fühlung
zu gewinnen und insgeheim einen Teil der Condä'schen Trup-
pen zum Verrat und Abfall zu bereden.3) Zugleich aber, —
und diese Seite seiner Thätigkeit interessiert uns hier vorzugs-
weise — empfing er, zweifellos auf eigenes Betreiben, Wei-
sung, in den angrenzenden badischen und vorderösterreichi-
') Degelmann an Thugut, Basel, 11. Mai 1796. Wien. St.-A. — h Be-
kanntlich war dies schon bei den Verhandlungen mit Österreich durch
Theremin und Poterat geschehen; über die Motive vgl. Reynaud: Cor-
resp. de Merlin de Thionville, II, 1H3. — *) Hüffer, a. a. 0. I, 214;
Hnrter, a. a. 0. 53 ff.; Lebon, a. a. 0. 174.
390
Obser.
sehen Landen planraässig die revolutionäre Propaganda zu
betreiben und durch die Organisation einer Umsturzpartei
eine allgemeine Erhebung einzuleiten. Ein Erlass des Direk-
toriums vom 4. Floreal (23. April) ermächtigte den Bürger
Poterat, den Bewohnern der Markgrafschaft und des Breis-
gaus, „ welche ihre Unabhängigkeit sich zu verschaffen wün-
schen" , im Einvernehmen mit den Generalen Moreau und
Laborde zu diesem „glorreichen Unternehmen" den militäri-
schen Beistand der Republik, im Falle des Misslingens vollen
Schadenersatz und das französische Bürgerrecht zuzusichern:
um die „deutschen Volksfreundeu völlig über die Zukunft zu
beruhigen, fehlte natürlich auch die „feierliche Zusage" nicht,
„dass sie von den Franken, ihren Brüdern, niemals nichts
für ihre Freiheit zu befürchten" haben sollten.1) Die Ge-
schichte der Republiken von Frankreichs Gnaden lehrt, wie
aufrichtig dies Versprechen gemeint war.
Mit Energie und unleugbarem Geschick ging Poterat als-
bald ans Werk. Schon während seines letzten Aufenthaltes
in Basel hatte er, wie es scheint, den Plan ins Auge gefasst.
Er war damals mit einem gewissen Bassal, einem ehemaligen
Priester und fanatischen Jakobiner, der sich seit ein paar
Monaten als geheimer Agent des Direktoriums in Basel herum-
trieb9) und einen Stab von Kundschaftern unterhielt, in engen
Verkehr getreten. Auch mit einem Manne, der in den Kreisen
der deutschen Freiheitsfreunde grossen Einfluss besass, dem
Durlacher Georg Friedrich List, hatte er Beziehungen ange-
knüpft.9) In den achtziger Jahren Kammerrat in kurpfälzi-
*) In deutscher Übersetzung abgedruckt bei Erdmannsdörffer,
Polit. Korrespondenz, II, 374, wo übrigens statt 17. April 28. zu lesen ist.
Die Echtheit des Schriftstückes steht ausser Zweifel ; eine Fälschung hätte,
um nur eines anzuführen, General Laborde sicherlich als solche erkannt,
er hätte dann keinesfalls Poterats Pläne unterstützt, wie thatsächlich ge-
schehen. — *) Über seine Wühlereien in der Schweiz vgl. Ochs, Gesch.
von Basel, VIII, 184 ff. - ») Über List vgl. das gleichfalls auf Aufzeich-
nungen Kämpfis beruhende Kapitel mit der Aufschrift: „Georg List", in
Hurters „Denkwürdigkeiten" etc., S. 28—46. Kämpffs Angaben über
List und Poterat sind, wenn sie auch mehrfach der Berichtigung bedürfen,
wie sich bei genauer Nachprüfung ergiebt, im allgemeinen doch zuver-
lässiger, als es nach Hüffers Urteil, I, 197 den Anschein gewinnt. — AU
gebürtigen Durlacher, — nicht Schwetzinger, wie Kämpff meint, — be-
zeichnen ihn unsere Akten. Vgl. auch Strassburger Weltbote vom
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Poterat and die revolutionäre Propaganda 1796.
391
sehen Diensten1), dann, angeblich weil er sich Bedrückungen
des Volks widersetzte, seines Amtes entsetzt, hatte List nach
vorübergehendem Aufenthalte in Lindau, im Jahre 1794 in
dem Basler Handelshause von Nik. Preiswerk als Kassier
Stellung gefunden: ein leidenschaftlicher Anhänger der Re-
volution, der alles Heil, auch für sein Vaterland, nur in der
republikanischen Staatsform erblickte, ein beschränkter Kopf,
aber ein ehrlicher Schwärmer, wie es scheint, durchaus frei
von niedrigen Absichten. Der rege Verkehr, den er von Basel
aus insgeheim mit schwäbischen und rheinischen Gesinnungs-
genossen unterhielt, seine Beziehungen zu Christoph Friedrich
Cotta9) und andern Mainzer Klubbisten, sein ganzes Auf-
treten während der Ereignisse der folgenden Jahre lassen
darauf schliessen, dass die deutschen Revolutionäre ihn als
einen ihrer Führer in dem Kampfe wider die bestehende Ord-
nung der Dinge ausersehen hatten.
Schon im März hatte Poterat mit ihm von dem Projekte
einer schwäbischen Republik gesprochen, jetzt, da es Ernst
damit wurde, waren es List und Bassal, die ihm bei seinem
Vorhaben als Berater eifrig zur Hand gingen. Eine Prokla-
mation — augenscheinlich das Werk Lists — wurde entworfen8),
in der Poterat mit den bekannten hochtönenden Phrasen das
edle, grossmütige deutsche Volk aufforderte, die Fesseln der
Despotie zu zerbrechen und nach dem Beispiele und mit Hilfe
seiner fränkischen Brüder die Freiheit zu erkämpfen. Durch
die mit der Vorbereitung des Aufstandes zu beauftragenden
Agenten und Emissäre sollte der Aufruf auf dem rechten
Rheinufer verbreitet werden. Eine von Poterat ausgearbeitete
14. Febr. 1798. — Wenn List später vor dem Siebenerausschuss zu Ba-
sel behauptet, er habe im Herbst 1796 im Auftrage des Geh. Rats Meier
mit Merlin de Thionville über den Abschluß« einer Konvention sur Scho-
nung der Markgra&chaft und neuerdings mit Poterat, den Delacroix zu
dem Zwecke entsandt, ebenfalls auf Weisung der badischen Regierung
verhandelt, so ist dies natürlich eine dreiste Erfindung, die lediglich dazu
dienen soll, seinen Verkehr mit Poterat möglichst harmlos darzustellen.
Verhörsprotokoll vom 9. Juli 1796. Staatsarchiv Basel.
!) Kurfüretl. Bestall ungsdekret vom 21. Nov. 1781 im Gen.-Landes-
archiv. Akten Uber seine Dienstentlassung finden sich nicht. — *) Nach
dem Basier Verhörsprotokoll vom 9. Juli; in Basel war er einige Zeit ge-
heimer Korrespondent Heraults. S. Papiers de Barthelemy, ed. Kaulek,
IV, 78. — ») Abgedruckt in der Polit Korrespondenz Karl Friedrichs, II, 876.
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392
Obser.
Instruktion1) wies diese „Patrioten14 an, sich ungesäumt nach
den ihnen zugeteilten Orten zu begeben, wo der Sturm zuerst
losbrechen sollte, und ein paar zuverlässigen Vertrauens-
männern den Zweck ihrer Sendung zu eröffnen: die französische
Regierung sei entschlossen, die deutschen Republikaner zu
unterstützen, sie fordere dafür keinerlei Entgelt und werde
sich jeder Schmälerung ihrer nationalen Freiheit enthalten,
denn sie wünsche lediglich „Freundschaft, Eintracht und einen
ewigen Bund zur Verteidigung der gemeinschaftlichen Unab-
hängigkeit'*. Waffen und Munition, soweit sie nicht vor-
handen, werde sie den Aufständischen liefern, auch Sorge da-
für tragen, dass rechtzeitig ein französischer General mit
einigen Offizieren bei ihnen erschienen und die Führung über-
nähmen. Sobald die Truppen der Republik den Rhein über-
schritten, würden unter ihrem Schutze in den von ihnen be-
setzten Landstrichen die Wahlen zu einer deutschen National-
versammlung, welche über die Formen der künftigen, auf volle
Rechtsgleichheit zu gründenden Verfassung zu beraten und
entscheiden hätte, erfolgen. Die Vertrauensmänner ihrerseits
sollten die Gesinnung der übrigen Gemeindeangehörigen er-
forschen, Listen der „Gut44- und „Übelgesinnten44 aufstellen
und Auskunft erteilen über die Stärke, Stellung und Stim-
mung der deutschen Truppen.
Ein reges Treiben begann in Basel, die Stadt, die man
vor Jahresfrist treffend als den Sprechsaal der europäischen
Diplomaten bezeichnet hatte, wurde jetzt der Sitz der französi-
schen Spionage, der Herd geheimer Wühlereien und lntriguen
aller Art. Kundschafter und Emissäre, die im Solde Poterats
standen, zum Teil höchst anrüchige Existenzen, gingen aus und
ein, verdächtige Zusammenkünfte mit französischen Offizieren,
Emigranten vom Cond6'schen Korps, sowie mit Markgräfler
Bauern fanden statt, auch General Laborde, der Kommandant
von Hüningen, kam häufig herüber, um sich mit Poterat und
Genossen zu beraten, lauter Vorgänge, die auf die Dauer
nicht verborgen bleiben konnten, — am wenigsten der öster*
reichischen Gesandtschaft, die ihren Mann sorgfältig überwachte.
Poterat selbst, der sich stets gerne reden hörte und die Re-
klame liebte, legte sich überdies keinerlei Zwang auf, mehr
') S. Beüage 1.
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Potent und die revolutionäre Propaganda 1796. 393
denn je trug er seinen Übermut zur Schau; bald brüstete
er sich offen damit, dass er den Österreichern ihre Geheim-
nisse entlockt und ihren Kriegsplan in der Tasche habe, bald
prahlte er am Wirtstische mit den Waffenerfolgen der italieni-
schen Armee: in ein paar Jahren, verkündete er, werde in
Europa kein König mehr zu finden sein, die Republik werde
alle Monarchien vom Erdboden hinwegfegen. Sogar vor Aus-
fällen gegen die offizielle Gesandtschaft der Republik, mit der
er übrigens jeden Verkehr vermied, scheute er im Vertrauen
auf den Schutz seiner Pariser Gönner nicht zurück ; durch die
in seinem Solde stehende Presse liess er die verfehlte Politik
Barthelemy's bekämpfen und gab, zweifellos in der Absicht,
den unbequemen Rivalen zu verdrängen, dem Publikum zu
verstehen, dass er die Geschäfte weit besser führen würde.1)
Im badischen Oberlande war inzwischen in aller Stille die
Agitation eröffnet worden. Ein Markgräfler selbst, der wohl
durch Lists Vermittlung gewonnen wurde, — der aus Kan-
dern gebürtige, zur Zeit als Faktor auf dem Zässlin'schen
Eisenwerke zu Niederschönthal beschäftigte Ernst Jäger-
schmidt, Sohn eines Bezirksarztes, leistete Poterat hierbei
die wichtigsten Dienste.3) Ein unruhiger, ehrgeiziger Mensch,
der bei seinen Landsleuten nicht ohne Grund schon seit ge-
raumer Zeit als französischer Spion galt und bei der bevor-
stehenden Umwälzung vor allem den eigenen Vorteil zu finden
hoffte. Vermöge seiner genauen Kenntnis von Land und
Leuten fiel ihm, wie es scheint, vor allem die Aufgabe zu,
in seiner badischen Heimat die nötigen Helfershelfer für
Poterats Pläne zu werben. Noch im April8) beschied er einen
gewissen Christoph Höver, Sohn des Müllheimer Burgvogts,
einen jungen Menschen, der als Handlungsgehilfe zuletzt in
Strassburg und Basel thätig war und seit ein paar Monaten
sich stellenlos zu Hause herumtrieb, zu sich und weihte ihn
in Poterats Absichten ein: der Rheinübergang der französi-
*) Degelmann an Thugut, d. d. 15. April, nach dem Journal „Le Ven-
dique" vom 10. April. Wien. St -A - 2) Vgl. auch Kümpfls Aufzeich-
nungen bei Hurter, a. a. 0. S. 54. Unter dem dort genannten, nicht
näher bezeichneten Wurtemberger dürfte vielleicht Cotta zu verstehen
sein. — *) Das Folgende, wo keine andern Quellen angegeben sind, nach
den Karlsruher Untersuchungsakten, speziell dem Berichte des Oberamta
Baden weiler vom 30. August.
394
Obser.
sehen Armee stehe in Bälde bevor; wollten seine Landsleute,
welche der Freiheit ebenso würdig seien, wie die Franken,
das Land vor Plünderung und Verwüstung schützen, so gebe
es nur ein Mittel, — die Einführung der republikanischen
Staatsform. Hoyer, der schon früher, als General Ferino am
Oberrhein stand, den Franzosen Spionendienste geleistet hatte,
stellte sich auch jetzt bereitwillig zur Verfügung. Gewisse
Bedenken, wenn wir seinen Worten glauben dürfen, verhehlte
, er dabei allerdings nicht: „die Leute", meinte er, seien .,mit
dem Maul wohl Patrioten", zu einer entscheidenden Tbat aber
nicht zu gebrauchen, — nicht Soldaten genug, „um so etwas
zu unternehmen". Wiederholt fand er sich in den folgenden
Wochen in Basel ein, um über seine Bemühungen Bericht
zu erstatten, — mit ihm ein Sohn des Britzinger Vogtes,
Job. Georg Dörfflinger, und andere, die sich zur Mitwirkung
hatten bereden lassen. Von französischer Seite beteiligten
sich an den Verbandlungen unter Poterats Vorsitz in Basel
General Laborde, sein Adjutant Perrein, und Bassal. Auch
die beiden Sekretäre des letzteren, Lebrun, der ehemals als
Geschworener dem Pariser Revolutionstribunal angehört hatte
und nach dem 9. Thermidor verhaftet, dann aber begnadigt
worden war, und Topinot (Mopinot?), sowie der Kupferstecher
Sergent, früher Munizipalbeamter in Paris, und ein gewisser
De Vilet werden im Zusammenhange mit diesen Umtrieben
des öftern genannt.1)
Leider sind wir über die Fortschritte, welche die Propa-
ganda während der nächsten Wochen machte, nur ungenügend
unterrichtet; Hermann Hüffer bat zwar die Berichte Poterats,
die darüber Aufschluss geben mtissten, in Paris eingesehen,
ist aber auf diese Dinge, die seiner Aufgabe ferner lagen,
des näheren nicht eingegangen, Sorels treffliches, gross an-
gelegtes Werk ist bis zu diesem Zeitpunkte noch nicht vor-
gerückt. Wir sind mithin im wesentlichen auf die Basler
und Karlsruher Untersuchungsakten angewiesen, von denen
die letzteren überdies unvollständig sind, insofern sie sich
') Vgl. Strassburger Weltbote vom 24. Juni 1796; Ochs, Gesch.
von Basel, VIII, 185. — Verhör Lists vom 9. Juli. Signalements der Ge-
nannten werden von Degelmann dem Präsidenten v. Sumerau am 29. Juni
mitgeteilt.
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Poterat und die revolutionäre Propaganda 1796.
395
lediglich auf die Vorgänge im Oberamt Baden weiter, nicht
auch im Oberamte Hotteln, beziehen.
Es ist behauptet worden, Poterat habe sich im Besitze
zahlreicher zustimmender Erklärungen von badischen und breis-
gauischen Gemeinden befunden: soweit unser Material indes
erkennen lässt, fehlt dieser Angabe, der wir in einem Berichte
des englischen Gesandten in der Schweiz, Sir W. Wickham,
begegnen1), die volle Glaubwürdigkeit.
Die breite Masse des Volkes ist, wie schon der weitere
Verlauf der Dinge beweist, den Umtrieben ferne gestanden;
wohl haben die Oberländer Bauern die Drangsale der Kriegs-
jahre, die Last der Einquartierungen und Requisitionen schwer
empfunden, vielleicht auch manche Härten der Verwaltung
getadelt; dessen ungeachtet aber, trotz aller Lockungen und
Drohungen waren und blieben sie, — das ergiebt sich aus
den Amtsberichten nicht minder, wie aus den Aussagen
der Agitatoren, — in der erdrückenden Mehrheit gut „mark-
gräfi8chu gesinnt. Da und dort freilich haben sich Leute ge-
funden, die, sei es aus politischer Überzeugung, sei es um
irgend welcher Vorteile willen, bereit waren, die französischen
Pläne zu unterstützen. Charakteristisch für die Bewegung
von 1796, wie nachmals von 1798, ist dabei, dass die Partei-
gänger der Revolution nicht etwa in den unteren Schichten
des Volks, sondern gerade in den wohlhabenderen, angesehene-
ren Kreisen zu suchen sind: unter den Männern, die nach Aus-
weis der Untersuchungsakten durch ihren Verkehr mit Jäger-
schmidt, wie durch ihr übriges Verhalten mehr oder minder
kompromittiert erscheinen, begegnen wir Gemeindevorstehern,
markgräfl. Beamten, Ärzten, ja selbst Geistlichen.3) Ob diese
alle erst durch Poterat und Jägerschmidt für die revolutionäre
Sache gewonnen worden sind, lässt sich nicht mehr feststellen :
möglich, — bei der Nähe von Basel und Hüningen sogar
wahrscheinlich, dass die radikalen, freiheitlichen Doktrinen
schon früher bei ihnen Eingang gefunden hatten. War ihre
Zahl auch klein, so rechneten sie doch zweifellos darauf, dass
•» — — - — - — —
A. Lebon: L'Angleterre et Immigration francaise S. 196. — *) Es
werden genannt: die Vögte von Britzingen, Mappach und Efringen, I^and-
kommissar Ludwig, Jagdin.spektor Muser, Dr. Leussler, Friedrich
Hoyer, Sohn des Emmendiiiger Bezirksamtes, und die Pfarrer Wix zu
Feuerbach und Eisenlohr zu Bettberg.
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396
Obser.
bei einem Aufstande mit französischer Hilfe das Volk sich
ihnen anschliessen werde.
Aber ehe es dazu kam, waren Poterats Pläne in Karls-
ruhe ruchbar geworden. Am 14. Mai hatten seine Emissäre
Abschriften des Direktorialerlasses vom 23. April erhalten,
das Original selbst war bei Jägerschmidt deponiert worden1),
— zwölf Tage später war der Anschlag bereits verraten. Ein
Bruder des Christoph Hoyer, Buchhalter in Müllheim, der um
die Sache wusste, hatte den Amtsvorstand, Geh. Rat Groos,
rechtzeitig gewarnt und ihm als Beleg eine Abschrift jenes
Erlasses verschafft. Groos erstattete darüber sofort Bericht
nach Karlsruhe, mit dem Bemerken, die in dem Dekrete an-
gekündigte Beratung zwischen den Generalen Moreau und
Laborde habe unlängst stattgefunden1); durch Hoyer werde
er vermutlich erfahren, wann der Rheinübergang erfolgen
solle, vorläufig sei dieser verschoben worden. In Karlsruhe
beachtete man indes diese Warnungen zu wenig oder wagte
vielleicht — aus politischen Bedenken — nicht, sie zu be-
achten. Von einem energischen Vorgehen der Regierung,
wie bei ähnlichem Anlass im Jahre 1789, war nicht die Rede:
sie verzichtete auf die Verhaftung Christoph Hoyers nicht
minder, wie auf jede Untersuchung überhaupt ; sie versäumte
es selbst, die befreundete vorderösterreichische Regierung von
dem Vorgefallenen in Kenntnis zu setzen. Sie beschränkte
sich vielmehr lediglich darauf, den vier Oberämtern des Ober-
landes vermehrte Wachsamkeit zu empfehlen; falls verdächtige
Anzeichen vorlägen, bat sie um schleunige Meldung. Die Be-
richte, die in den nächsten Wochen einliefen, lauteten jedoch
durchaus beruhigend; das Volk schien gut gesinnt, nirgends
wollte man von dem Erlasse an Poterat etwas wissen, es
fehlte angeblich jede „Spur einer Verbreitung des Inhalts".
Was Wunders, wenn die Geheimen Räte an der Echtheit des
Schriftstückes immer mehr zu zweifeln begannen.5)
Bald genug freilich kam eine neue Warnung von anderer
Seite. Auffallend spät, erst am 15. Juni, hatte die öster-
reichische Gesandtschaft in Basel, die sonst über Poterats
l\ Hurter, a. a. 0. S. 54. — *) Bericht vom 26. Mai; ein früherer
Bericht vom 25. d. M.. auf den Groos sich bezieht, fehlt. — *) Berichte
der Ämter Hochberg und Mahlberg vom 7. u. 16. Juni. Karl Friedrich
an Sumerern, 21. Juni.
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Poterat and die revolutionäre Propaganda 1796. 397
Umtriebe ziemlich wohl informiert war, Kunde von der re-
volutionären Propaganda und dem Erlasse erhalten und Ab-
schriften des letzteren sowie der Proklamation dem Minister
von Thugut, der Freiburger Regierung und dem k. k. General-
feldzeugmeister Grafen Baillet Latour, der am Oberrhein
kommandierte, mitgeteilt. ') Eben noch vor wenigen Tagen war
Poterat, wie Degelmann dem Grafen Latour meldete, bei der
Rückkehr von einem Besuche, den er insgeheim dem rechten
Rheinufer abgestattet, bei Tagesgrauen vor den Thoren von
Basel überrascht worden ; im Zusammenhang mit jenen beiden
Aktenstücken, deren Authenticität für Degelmann ausser Frage
stand, schien die Vermutung begründet, dass es auch hier
sich um revolutionäre Wühlereien gehandelt habe. Latour
sowie Baron Sumerau, der vorderösterreichische Landespräsi-
dent, ersuchten daher den Markgrafen dringend, im Einver-
nehmen mit ihnen, die nötigen Vorsichtsmassregeln und Vor-
kehrungen zu treffen, um die drohende Gefahr im Keime zu
ersticken.*) Wenn der General jedoch in den blutigen Auf-
tritten, die in jüngster Zeit wiederholt, namentlich am 7. Juni
in ßahlingen und Theningen zwischen badischen Bauern und
Conde^schen Truppen stattgefunden,3) die ersten Symptome
der gefürchteten Umwälzung und die Folgen der jakobinischen
Hetzereien erblickte, schoss er damit übers Ziel: nicht um
Empörung gegen ihren Fürsten war es den Hochberger Bauern
zu thun, — lediglich die grenzenlose Erbitterung über die
fortdauernden Quälereien und Ausschreitungen schlimmster
Art, welche jene seit Beginn des Krieges im Lande liegenden
zuchtlosen Horden verübt hatten,1) war es, die ihnen die
Waffen in die Hand drückte. Die Karlsruher Regierung, deren
Beschwerden nur zu oft wirkungslos verhallt waren, wusste
das auch sehr wohl und wies jene Verdächtigung ihrer Unter-
thanen entschieden zurück. Die Mitteilungen über Poterat
fanden dagegen Beachtung. Die Oberämter Rötteln, Baden-
V) Degelmann an Thugut, Basel 15 u. 17. Juni. — 2) Das Schreiben
Latours vom 16. Juni in der Polit. Korrespondenz Karl Friedrichs, II,
374; Sumerau an Karl Friedrich, IG. Juni. — 3) Polit. Korrespondenz. 11,
370. — 4> ,,Ce n'est pas ä tort que nous avons la reputation de pillards",
gesteht selbst der junge Enghien in diesen Tagen. Vgl. Cretineau-
Joly: Hist. des trois derniers Princes de la maison de Conde. Paris 1867.
IL 141.
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Obser.
weiler, Mahlberg und Hochberg wurden neuerdings angewiesen,
mit Hilfe der Geistlichen und Ortsvorsteher festzustellen, ob
sich französische Emissäre in den Dörfern herumtrieben, auf 4
etwaige Zusammenkünfte und verdächtigen Verkehr der Ein-
wohner scharf zu achten und über ihre Wahrnehmungen regel-
mässig zu berichten.') Fremde, die ohne Pass betroffen wür-
den, sollten ausgewiesen, wenn verdächtig, verhaftet werden.
Von allen wichtigen Vorfällen versprach man den vorderöster-
reichischen Behörden Nachricht zu geben.
Die Berichte aus dem Oberlande lauteten indes nach wie
vor beruhigend. Geh. Rat Groos, der Obervogt von Baden-
weiler, fühlte sich, obgleich er von der Mitwisserschaft Chri-
stoph Hoyers seinem eigenen Geständnis nach fest überzeugt
war, auch jetzt keineswegs bewogen, den Mann festsetzen und <
verhören zu lassen. Noch am 22. Juni meldete er, es sei
nicht der mindeste Anlass zu Argwohn oder Besorgnis vor-
handen.
Und wirklich schienen die Ereignisse der nächsten Tage
ihm Recht zu geben. Am 24. Juni eröffnete Moreau den Feld-
zug durch den Rheinübergang bei Kehl, in raschem Vorstoss
warfen die Franzosen die schwäbischen Kreistruppen, die ihnen
gegenüberstanden, zurück und breiteten sich in der Orten au
und mittlem Markgrafschaft aus. Aber weder in dem von
ihnen besetzten Gebiete, noch in den übrigen Landesteilen
kam die angekündigte Erhebung zum Ausbruch, das Verhalten C
der französischen Generale Hess sich mit dem Direktorial-
erlasse vom 23. April schlechterdings nicht zusammenreimen:
offenbar hatten in der Zwischenzeit im Direktorium ge-
mässigtere Anschauungen die Oberhand gewonnen, hatte man
schon damals auf die Revolutionierung Schwabens, falls seine
Stände sich zur Neutralität vespflichteten, vorläufig verzichtet.
Auch die letzten Befürchtungen auf badischer Seite schwanden,
als anfangs Juli wie ein Lauffeuer die Aufsehen erregende
Kunde sich verbreitete, dass auf höhere Weisung aus Paris
der Marquis von Poterat in Basel verhaftet worden sei.
Über die Gründe, die zu diesem Schritte führten, liegen 4
verschiedene Versionen vor, die, wenn gleich im einzelnen |
vielfach verworren, den Zusammenhang der Dinge doch er-
■) Reskript vom LS. Juni. |
I
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Poter&t and die revolutionäre Propaganda 1796. 399
kennen lassen. Wir wissen, dass Poterat unter anderm im
Auftrage des Direktoriums die Aufgabe übernommen hatte,
im Condl'schen Corps eine Verschwörung anzuzetteln und die
Leute zu Verrat und Meuterei anzustiften. Die Arbeit ist
ihm zum Teile auch gelungen. Alte Beziehungen zu dem
Sekretäre und politischen Berater des Prinzen, Chevalier de
Contye, den er sich durch gewisse finanzielle Gefälligkeiten
früher verpflichtet hatte, wurden geschickt wieder erneuert;
unter dem Vorwande offenbar, der Sache des Prinzen zu die-
nen, knüpfte er mit ihm an.1) Vertrauensselig, wie immer,
wenn sich ein Schimmer von Hoffnung zeigte, kam man ihm
im Hauptquartiere Condä's, wohin er sich gewagt, entgegen.1)
Wiederholte Zusammenkünfte fanden statt; schliesslich war
Poterat dreist genug, sich dem Prinzen, sowie dem „Könige",
der seit kurzem als Comte de Lille in Riegel verweilte, durch
Contye vorstellen zu lassen. An die Verbandlungen, die zwi-
schen beiden Teilen stattfanden, schliesst sich die abenteuer-
lichste Mythenbildung an. Nach einer Lesart hätte Poterat
sich erboten, den Prinzen zum lebenslänglichen Präsidenten
(President perpetuel) der Markgrafschaft Baden (!) zu machen3);
eine andere Quelle behauptet, der Prinz habe sich bereit er-
klärt, mit seinen Truppen Basel zu besetzen und von da ge-
meinsam mit der Rheinarmee unter Moreau in Schwaben ein-
zurücken; als Lohn habe er das Protektorat über die franzö-
sische Republik begehrt, schliesslich jedoch, nachdem man
dies abgelehnt, unter Zustimmung des Direktoriums sich „mit
der erblichen Würde eines konstitutionellen Königs von Schwa-
ben" begnügt!4) Ja es wird sogar, um dem albernen Gerede
die Krone aufzusetzen, berichtet, Conde* habe die Hand dazu
geboten, den Prätendenten beiseite zu schaffen: er sollte
nach Basel gelockt und bei einem fingierten Tumult in den
Rhein geworfen werden. Es verlohnt sich nicht, das Wider-
') Zum Folgenden vgl. Hurter, a. a. O. S. 54 ff.; Lebon, a. a. 0.
8. 194 ff.; dazu die Berichte Degelmanns an Thugut vom 3., 14. u. 24. Juni.
Wien. St.A. — 2) „la credule inadvertence de Immigration qui se laisse
aller a la moindre lueur d'une esperance quelconque, n'est malheureuse-
ment que trop connue." Degelmann an Thugut, 14. Juni. Wien. St A. —
s) Bericht des Oberamts Badenweiler vom 1. Aug. — *) Vgl. Kämpft«
Aufzeichnungen bei Hurter, wo das Marcben noch weiter ausgeschmückt
ist. A. a. Ü. S. 55 ff.
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400
Obser.
sinnige dieser und ähnlicher Gerüchte näher darzuthun; die
geschäftige Phantasie hat eben auch hier Wahres und Fal-
sches zu einem romanhaften Gewebe verarbeitet. Nach dem
Zeugnisse Wickhams1), der bekanntlich Uber die Vorgänge
im Conde'schen Lager aufs genaueste unterrichtet war, steht
fest, dass Conde* und der Comte de Lille sich mit Poterat
über die Restauration des Königtums beraten und ihm dabei
nicht verhehlt haben, dass nach ihrem Wunsche dieselbe wo-
möglich ohne die Hilfe der Koalition lediglich mittelst einer
Kontrerevolution im Innern, wie sie damals für den Süden
geplant war2), sich vollziehen solle.
Augenscheinlich hat Poterat, um ihr Zutrauen zu wecken,
es seinerseits an Zusicherungen nicht fehlen lassen. Vielleicht
dürfen wir als Kern jener Gerüchte festhalten, dass er Conde
zu einem Handstreiche gegen Basel geraten und die Unter-
stützung der Kontrerevolution durch einen Teil der französi-
schen Armee verbürgt hat. Er ist aber bei seinem unsauberen
Handwerke wohl noch weiter gegangen; während er sich ge-
gen Delacroix rühmte, den Emigranten ihre Geheimnisse ab-
gelockt zu haben, hat er diese, wie es scheint, gelegentlich
selbst mit wichtigen Nachrichten versorgt und die gewagte
Rolle eines Doppelspions gespielt. Als solchen bezeichnete
ihn in Basel schon um die Mitte Juni die allgemeine Stimme.9)
Das Spiel währte freilich nicht lange, denn auf beiden
Seiten regte sich der Verdacht. Durch einen englischen
Agenten, den auch Poterat für seine Zwecke benützte, erhielt
Wickham Nachricht von geheimen Anzettelungen, die der Mar-
quis unter den Leuten Condö's versuchte; ein Anschlag wider
das Leben Ludwigs XVIII. war, wie es hiess, vorbereitet.4)
Seine Warnungen, die man früher missachtet5), fanden jetzt
Gehör; man beschloss, dem Emissäre eine Falle zu stellen
und ihn gefangen zu nehmen.
l) Lebon, a. a. 0. S. 195. — ') Die Führer der dortigen Royalisten,
Preey und Imbert, weilten zu dem Zwecke im Cond6'schen Hauptquartier.
Vgl. Lebon, a. a. 0. S. 191. — 3) „On regarde ici g£n6ralement l'^mis-
saire en question comme un espion double". Degelmann an Thugut,
24. Juni. Wien. St.A — *) Lebon, a. a. 0. S. 195 — 4) Eine erste War-
nung vor Poterat, der einzelne Emigranten „par les offres les plus s6dui-
uantes* zu gewinnen trachte, hatte W. schon am 31. Mai an Cond6 er-
gehen lassen. Wien. St.A.
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Poterat und die revolutionäre Propaganda 17%.
401
Allein das Direktorium kam den Emigranten zuvor. Audi
in Paris hatte sich die Situation geändert, war das Vertrauen
des Ministers zu Poterat erschüttert worden. Übereinstim-
mend berichten unsere Quellen1), dass List und Jägerschmidt
es waren, die wider ihren Genossen in Paris Anzeige er-
statteten und seine Entlarvung herbeiführten. Allerdings war
es nicht, wie List und Hoyer später im Verhöre glauben
machen wollten, Rücksicht oder Loyalität gegen den Mark-
grafen, was sie zu dem Schritte bewog, sondern offenbar, wie
auch der Würtemberger Kämpff andeutet, die Befürchtung,
dass über dem verdächtigen Handel, den der Marquis mit
Conde* angesponnen hatte, ihr Lieblingsprojekt, die schwäbische
Republik scheitern möchte. Die Beweise, die sie für Poterats
Yerräterei beibrachten und im Einverständnis mit General
Laborde unterbreiteten, überzeugten endlich das Direktorium
von seiner Schuld. Ohnehin war über ihn in letzter Zeit Be-
schwerde geführt worden; der Rat zu Basel, dem Poterat
durch seine Wühlereien unter der Bürgerschaft wiederholt
uobequem geworden war, den er sogar ungescheut des ge-
heimen Einvernehmens mit dem Kaiser und Conde* beschul-
digt *), hatte endlich, um diese Angriffe zurückzuweisen, an-
fangs Juni den Oberzunftmeister Ochs nach Paris entsandt.
Seine Vorstellungen scheinen auf die EntSchliessungen der Re-
gierung Regen Poterat mit eingewirkt zu haben. Mit günstigem
Bescheide kehrte er am 19. Juni über Hüningen nach Basel
zurück. Im Zusammenhange damit, wie ich vermute, bringt
ein Schreiben aus Hüningen vom gleichen Tage, das sich im
„Strassburger Weltboten" vom 24. Juni findet, bereits die
Nachricht, Poterat besitze nicht mehr wie früher die Gunst
der Pariser Machthaber. Ein Dementi von Seiten Poterats,
wie es sonst bei ähnlichem Anlass zu erfolgen pflegte, blieb
diesmal aus.
In der That ging nun das Direktorium euergisch vor.
Nachdem schon Ende Mai Bassal abberufen worden war.
wurde am 19. Juni Poterat selbst zunächst aus dem Dienste
*) Vgl. die Aussagen von Hoyer und List, die Aufzeichnungen Kämpffs
bei Hurter 8. 57 und den Bericht Degelmanns an Thugut vom 20. Juli.
— *) Ochs, Gesch. von Basel, VIII, 185 ff. — Berichte Degelmanns an
Thugut vom 14. Juni u. 6. Juli. Wien. StA.
U.Uchr. f. C.r.th. d. OUrrb. N. F. VII. 3. 26
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Obser.
entlassen.1) Der Entlassung folgte ein paar Wochen später,
wohl auf Grund der Enthüllungen Lists, die Weisung an die
Basier Gesandtschaft, sich seiner Person und Papiere zu be-
mächtigen. Wie wir sahen, war Barthelemy von jeher von
dem Verhalten des Emissärs, der sich als seinen Rivalen auf-
zuspielen suchte, wenig erbaut gewesen, um so bereitwilliger
kam er dem Befehle nach. Kraft der bestehenden Verträge
ersuchte er am 4. Juli den Grossen Rat um Verhaftung und
Auslieferung des Citoyen Poterat, ,.prevenu de conspiration
contre la surete* interieure et exterieure de la Republique
francaise".2) Noch am Vormittage wurde dieser festgenommen,
seine Briefschaften versiegelt und beschlagnahmt. Während
man über seine Auslieferung, die auf gewisse Schwierigkeiten
stiess, weiter verhandelte, wurde er in seinem Quartiere, den
„Drei Königen", aufs strengste bewacht. Am 9. Juli liessen
die „Sieben" List und den Handelsherrn Nik. Preiswerk ein-
vernehmen5): List leugnete jeden Anteil an Poterats Umtrie-
ben, rühmte dagegen, dass er seine Verräterei aufgedeckt habe.
Wie es scheint, hatte es dabei sein Bewenden; die Basler Be-
hörden verfolgten die Sache nicht weiter. Dagegen fand am
18. Juli vor Barthelemv ein Verhör Poterats im Beisein des
Generals Laborde statt; seine Papiere wurden zu dem Zwecke
entsiegelt.4) Über das Resultat der Voruntersuchung ver-
lautete nur wenig ; der österreichische Gesandte wollte wissen,
sein Briefwechsel habe ergeben, dass er sich abfällige Äusser-
ungen über das Direktorium erlaubt, Schlimmes wider Basel
im Schilde geführt und mit den Emigranten gemeinsame Sache
gemacht habe. Von irgend welcher Bestürzung war übrigens
bei dem Emissäre nichts zu verspüren, mit gewohnter Dreistig-
keit trug er auch jetzt stets eine heitere Miene zur Schau:
er werde, behauptete er, die Pariser Machthaber über das
Gebahren der Basler Gesandtschaft aufzuklären wissen. Erst,
als am 27. Juli seine Auslieferung an den Cit. Meunier, Adju-
tanten des Generals Rhein wald, erfolgte und er die Reise
nach Paris antreten musste, wurde er kleinmütig. 6) Seine wei-
tern Schicksale liegen leider fast völlig im Dunkeln: einige
Basler, die sich Mitte August in Paris aufhielten, wollten
l) Dai Datum nach Hüffer, a. a. 0. 1, 215. — l) Orig. im Basl. StA.
— *) Die Verhörsprotokolle im Basler St A. — *j Degelmann an Thugut,
20. Juli. Wien. St.A. — ») Degelmann an Thugut, 27. Juli. Wien. St.A
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Poterat und die retolutionäre Propaganda 17%.
403
'wissen, er bewege sich dort „in vollkommener Freiheit".1) Un-
glaublich klingt, trotz allem was vorhergegangen, diese Nach-
richt nicht. Vielleicht hat das Direktorium aus Scheu vor
einem öffentlichen Skandal, bei dem andere ihm unliebsame
schmutzige Dinge zur Sprache gekommen wären, sich damit
begnügt, ihn unschädlich zu machen, und die Untersuchung
niedergeschlagen, — vielleicht hat er seine Vertheidigung so
gewandt geführt, dass ihm nichts Positives nachgewiesen wer-
den konnte. Wie dem auch sein mag, eine politische Rolle
hat er jedenfalls nicht mehr gespielt, sein Name ist verschollen.
Als Abenteurer, wie er seine Laufbahn begonnen, hat er sie
geendet
Kehren wir zum Oberrheine zurück. Während die badi-
schen und vorderösterreichischen Behörden die Verhaftung
Poterats mit dem Gefühl einer Erleichterung begrüssten und
die Lage der Dinge im rosigsten Lichte darstellten, waren
List und Jägerschmidt, die nun an die Spitze der Bewegung
traten, eifriger als je mit der Durchführung ihrer Pläne be-
schäftigt. Was sie einzig und allein noch davon abhielt, los-
zuschlagen, war die Furcht vor den österreichischen Truppen,
die im Breisgau standen. Bis zum 15. Juli hatte F.M.L.
Frehlich, vom Breisgauer Landsturm wacker unterstützt, seine
Stellung an der Elz gegen die von Norden anrückenden Fran-
zosen behauptet. In der Nacht vom 15./16. aber sah er sich,
da Moreau s rechter Flügel unter General Rhein wald bei
Hüningen den Rhein zu überschreiten begann und seine Rück-
zugslinie bedrohte, gezwungen, den Rückmarsch über den
Schwarzwald anzutreten.*) Auch das Breisgau und die obere
Markgrafschaft fielen nun in Feindeshand. Es galt für List
und Konsorten, die erste Verwirrung geschickt zu benützen;
der Hilfe des französischen Militärs glaubten sie sicher zu
sein. Unmittelbar, nachdem die Österreicher das Feld ge-
räumt, tauchten Jägerschmidt und seine Leute da und dort
in Rötteln und Badenweiler auf, um die letzten Vorkehrungen
zu treffen und den Bauern ihre nahe Befreiung anzukündigen.3)
Wie wenig diese davon freilich wissen wollten, bewiesen die
') Edelaheim an Reitzenstein , 21. Aug.; Degelmann an Thugut,
19. Aug. — ■) Frehlich an Sumerau, 15. Juli. — Breisgau Gen.Fasz.
1793. — >) Das Folgende nach dem Berichte des Amtes Badenweiler vom
30. Aug. und seinen Beilagen.
26*
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Obser.
Mittel, zu denen die Volksbeglücker ihre Zuflucht nehme»
mussten. Die tollsten Gerüchte wurden in Umlauf gesetzt,
bald gab man vor, es werde dem alten Markgrafen kein Leid
geschehen, man werde ihm sogar eine lebenslängliche Pension (!)
auswerfen, bald hiess es wieder, er sei plötzlich gestorben,,
man brauche also weiter keine Rücksicht auf ihn zu nehmen-
Im Baden weilerschen sprengte man aus, die Bauern in Hot-
teln seien alle mit der Republik einverstanden, auf dem
Markte zu Lörrach prange bereits ein Freiheitsbaum. Auch
tief in Schwaben sei der Aufstand schon losgebrochen, die
Stuttgarter hätten ihren Herzog verjagt und dergleichen mehr.
Wie es in aufgeregten Zeitläuften zu geschehen pflegt, fanden
diese Gerüchte, so widersinnig sie auch teilweise waren, viel-
fach doch Gläubige. Am 20. Juli wagte Jägerschmidt dann
einen entscheidenden Schritt. In Begleitung von Christoph
und Fritz Hoyer erschien er in Müllheim und begehrte den
Geh. Rat Groos zu sprechen: er eröffnete ihm, er habe Auf-
trag, sämtliche Orts Vorsteher der beiden Ämter auf den
22. Juli zu einer Versammlung nach der Kalten Herberge
einzuladeu, und schloss mit der naiven Zumutung, Groos
möge ihm einen Teil der Mühe ersparen und von Amtswegen
in seinem Bezirke die Leute dahin citieren. Als Zweck der
Zusammenkunft bezeichnete er offen die Beratung über die
künftige Landesverfassung. Da Jägerschmidt auf Befragen
keinerlei Vollmacht vorzuweisen vermochte, lehnte Groos selbst-
verständlich das Ansinnen ab. Dem zweiten Bezirksbeamten,.
Hofrat Walz, bei dem Jägerschmidt dann sein Glück ver-
suchte, legte er die bekannte Vollmacht und Instruktion Po-
terats vor, allerdings sei Poterat inzwischen auf seinen An-
trag verhaftet worden, an der Sache selbst ändere das aber
nichts. Als ihm die Waffenstillstandsverhandlungen, die zur
Zeit mit Baden noch schwebten, entgegengehalten wurden, be-
hauptete er dreist, es sei alles gescheitert, der Landvogt von
Reitzenstein sei gestern aus dem Hauptquartiere nach Lörrach
zurückgekehrt, ohne von Moreau empfangen worden zu sein.
Zum Schlüsse gestand er unumwunden, „dass einer von den
Plänen der Republik seie, den schwäbischen und fränkischen
mit einem Teil des oberrheinischen Kreises zusammenzuziehen
und einen Freistaat daraus zu bilden".
Man versteht es schlechterdings nicht, wie die Müllheimer
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Poterat und die revolutionäre Propaganda 17%. 406
Behörde den Mann nach einem solchen Auftreten, zumal sie
ihrem eigenen Geständnis zufolge überzeugt war, dass er
keinerlei Auftrag von französischer Seite hatte, unbehelligt
laufen und sein Spiel weitertreiben lassen konnte. Derselbe
bedauerliche Mangel an Energie, der sich schon früher ge-
zeigt, begegnet uns auch hier. — Ungestört begab sich Tags
darauf Jägerschmidt zu seinem Schwager Pfarrer VYix nach
Feuerbach und Pfarrer Eisenlohr in Bettberg. Überall, wo
er hinkam, spielte er sich als französischen Kommissar auf.
Ein Rundschreiben, das von Hoyer, Dorff linger und anderen
Vertrauten im ganzen Oberamte verbreitet wurde, forderte
alle Ortsvorgesetzten, denen „das Glück und die Wohlfahrt
ihrer Mitbürger" am Herzen liege, auf, am folgenden Tage
sich auf der Kalten Herberge einzufinden, um „das so Nöthige44
gemeinschaftlich zu beraten, „das Wohl unseres lieben Vater-
landes zu befördern und dessen Untergang zu verhüten.*'1)
Um die Leute gehörig einzuschüchtern, drohte man jeden,
der dem Rufe nicht Folge leiste, in Paris anzuzeigen und
der Rache der Franzosen preiszugeben. Mehrere Gemeinden
erbaten sich in Müllheim Rat; sie wurden vom Amtsvor-
stande angewiesen, die Versammlung zu besuchen, sich aber
auf nichts einzulassen und alle Beschlüsse nur „ad referendum"
zu nehmen. So fand denn am 22. Juli die Zusammen-
kunft statt. Inzwischen aber hatte sich die Situation ver-
ändert. List, der im französischen Hauptquartier militärische
Unterstützung für den geplanten Aufstand nachgesucht hatte,
war von Moreau's Generalstabschef, dem rechtlich denkenden
Reynier, kurzweg mit dem Bemerken abgefertigt worden, man
dulde im Rücken der Armee keine Revolution.1) Zudem be-
hauptete sich im Oberlande immer hartnäckiger das allerdings
noch verfrühte Gerücht vom Abschlüsse des Waffenstillstandes.
Jägerschmidt selbst zweifelte nicht daran. Als er daher an
dem verabredeten Tage auf der Kalten Herberge erschien, über-
raschte er die Versammelten mit der Erklärung, dass er an-
gesichts des Waffenstillstandes auf die Mitteilung seiner Auf-
träge verzichten müsse. Es könne sich höchstens noch um
einen Versuch handeln, die übermässig hohen Forderungen
») S. Beilage 2. — ») Hurter, a. a. 0. S. 5R — Ähnlich hatte Ge-
neral Ferino in Freihurg die Anträge dortiger Klubbisten zurückgewiesen.
Vgl. Bader, Die breisgauischen Stände S. 266.
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Obser.
der Republik — er sprach von 8 Millionen und 4000 Pferden1)
— zu erraässigen; wolle man ihm 4- bis 5000 Louisd'or
zur Verfügung stellen, sei er bereit, ihn zu wagen. Dazu
verspürten jedoch die misstrauischen Bauern, wie es scheint,
keine Lust. Mit einem völligen Fiasko endete die Versamm-
lung. Jägerschraidt selbst, dem es auf badischem Boden nicht
mehr geheuer schien, suchte auf kürzestem Wege die Schweizer
Grenze. Es war die höchste Zeit. Denn bereits war von
Lörrach her der Oberamtsassessor Meier mit einem Kommando
französischer Gensdarmen auf dem Wege, um ihn abzufangen.
Auch Hotteln war ja, wie wir sahen, von der Bewegung er-
Ias8t worden, vielleicht stärker als das benachbarte Amt. Der
Landvogt von Reitzenstein selbst, der in diesen kritischen
Tagen durch die Waffenstillstandsverhandlungen im Haupt-
quartier von seinem Amtssitze ferngehalten wurde, gestand
bei seiner Rückkehr, dass ein Teil der Unterthanen abscheu-
liche Gesinnungen an den Tag gelegt und alles gethan habe,
,,was an ihnen war, um eine Revolution zu bewirken." *) Lei-
der wissen wir des nähern darüber nur wenig, da die Amts-
berichte aus dieser Zeit fehlen. Wie es scheint, teilten die
Rötteler Bauern die radikalen Anschauungen Jägerschmidts
und seiner Genossen doch nicht völlig; sie begehrten keine
Republik, wohl aber ertönte aus ihren Reihen der Ruf nach
Wiedereinführung der alten badischen Landstände, die seit
dem Jahre 1668 nicht mehr berufen worden waren.5) Die
Erinnerung an diese volkstümliche Institution hatte sich im
Oberlande lebendiger erhalten als in den übrigen Landesteilen.
In einer Versammlung zu Kleinkems beschlossen mehrere
Ortsvorstände zu dem Ende Frankreichs Vermittlung nachzu-
suchen; zwei Deputierte sollten vor dem Direktorium ihre
Wünsche vortragen, damit dieses sie beim Abschlüsse eines
Separatfriedens berücksichtigen könne.4) Man verhehlte sich
auch auf französischer Seite die Vorteile, die eine landständische
Verfassung für die Republik bot, keineswegs: wie später in
Würtemberg, so hoffte man auch in Baden, falls im nächsten
') In Wahrheit waren es 2 Mill. und 1000 Pferde. — *) Vgl. in der
Polit Korrespondenz II, 143 das Sehreiben an Meier, das übrigens
durch ßen Setzer verstümmelt worden ist. — •) Von Weech, Badische
Geschichte,, ,S. 359. — 4) Vgl. den französischen Bericht (Bachers?) vom
23. Julii Polit. Korrespondenz, II, 414.
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Poterat und die revolutionäre Propaganda 1796. 407
Reichskriege der Markgraf wider Frankreich Partei ergriffe,
die Stände gegen ihn auszuspielen. Allein alle diese Wünsche
und Bestrebungen, mochten sie nun auf Reform oder Umsturz
der bestehenden Staatsordnung gerichtet sein, wurden durch
die Ereignisse überholt.
Zunächst gelang es in kurzer Zeit der Bewegung im Ober-
lande Herr zu werden; sehr viel verdankte man dabei der
französischen Gesandtschaft in Basel, die, wie wir sahen, auch
Meier bei der Verfolgung Jägerschmidts unterstützt hatte.
Barthelemy, der gemässigte, vorsichtig zurückhaltende Diplo-
mat, dem die radikale Strömung in Paris wenig benagte,
wollte von dem Treiben der Revolutionäre jetzt so wenig wissen,
als er sich bisher daran beteiligt. Einer seiner Sekretäre.
Marandet, hat es später ausdrücklich bezeugt, dass die Ver-
eitelung ihrer Umtriebe damals wesentlich sein Verdienst ge-
wesen ist. Seine Haltung wirkte zweifellos auch auf die badi-
schen Behörden ein, die sich nun ermannten und mit Zustim-
mung des Geh. Rats gegen Christoph Hoyer und Dörfflinger
die Untersuchung einleiteten. Wenngleich beide jede aktive
wissentliche Teilnahme an der Verschwörung ableugneten,
wurden sie durch das Verhör doch unwiderleglich ihrer Schuld
überführt. Gleichwohl verzichtete die Karlsruher Regierung
schliesslich auf ihre Bestrafung und eine weitere Ausdehnung
der Untersuchung, da sie es angesichts „der noch nicht ganz
aufgeheiterten" Lage der Dinge, so lange ihr Geschick in
Frankreichs Händen lag, vorzog, alles zu vermeiden, was ir-
gendwie in Paris verstimmen konnte.
Jägerschmidt und List, die Hauptanstifter des Unterneh-
mens, blieben in der Folge unbehelligt; ein Antrag auf Fest-
nahme, bezw. Auslieferung des ersteren, den man in Basel zu
stellen beabsichtigt, scheint unterblieben zu sein. Entsagt
haben beide ihren Plänen keineswegs; noch am 21. August
berichtet der Minister von Edelsheim an Reitzenstein in Paris:
„List fait la navette entre Bäle, Strasbourg et Paris et conti-
nue toujours de travailler avec Jaegerschmidt ä une insurrec-
tion dans le haut Margraviat." Allein sie waren bis auf
weiteres unschädlich gemacht.
Am 25. Juli hatte Reitzenstein den Waffenstillstand mit
Moreau unterzeichnet; laut Artikel 3 verpflichtete sich der
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Obser.
französische General darüber zu wachen, ,,ä cc qu'on ne porte
aucune atteinte au culte et aux lois du Margraviat qui est
ot restera sous le gouvernement civil et militaire du
Margrave".
Damit waren die revolutionären Gelüste fürs erste abge-
wiesen. Aber auch jetzt sollte das Land noch nicht völlig
zur Ruhe gelangen. Der Waffenstillstand war unter schweren
Opfern erkauft worden, von drückenden Naturalleistungen
abgesehen, sollte dem Sieger binnen zwei Monaten eine Geld-
kontribution von 2 Millionen erlegt werden. Im Volke
wurde diese Last schwer empfunden, man wähnte, die Re-
gierung habe die Interessen des Landes nicht genügend ge-
wahrt, und begann, sie mit Vorwürfen zu überhäufen. Be-
schuldigungen anderer Art gesellten sich dazu, bei denen selbst
der Markgraf nicht geschont wurde: der Hof halt, hiess es, sei
zu kostspielig, ebenso der Verwaltungsapparat; die Einheimi-
schen seien gegen die Fremden zurückgesetzt; der Adel in
den Stellen überall bevorzugt.1) Vor allem in der mittlem
und untern Markgrafschaft, die sich bisher fast ausnahmslos
von allen Umtrieben ferngehalten hatten, regte sich der Geist
der Unbotmässigkeit. Am 9. August fand zu Rastadt eine
Zusammenkunft von Vertretern einiger Städte, darunter Ett-
lingen und Baden, sowie eioer Anzahl kleiner Landgemeinden
statt, bei der eine Adresse an den Markgrafen zur Beratung
gelangte. Kategorisch wurden hier die Forderungen, die man
stellte, bezeichnet: Verminderung des Militärs, Entlassung der
fremden Offiziere, Einschränkung des Hofhalts, Abschaffung
der Hofchargen, Aufhebung der Marschallstafel, Verkauf der
Kammergüter und Entfernung des Adels aus den wichtigsten
Stellen. Alles Forderungen, die zum Teile unbegründet wa-
ren, — denn thatsächlich waren die einflussreichsten Stellen
fast sämtlich mit Beamten bürgerlicher Abkunft besetzt, —
zum Teile thöricht, denn ein Verkauf der Kammergüter unter
den damaligen Verhältnissen wäre, von anderni abgesehen,
nur zu Schleuderpreisen möglich gewesen, — zum Teile end-
lich aus eigener Initiative des Markgrafen bereits erfüllt wa-
*) Vgl. l'olit. Korrespondenz, II, 373; Kleinschmidt, Karl
Friedrich von Baden, S. 123. — Strassburger Weltbote vom 13. August,
Karlsruher Intelligenzblatt vom J3 August.
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Poterat und die revolutionäre Propaganda 1796. 409
ren, denn am 7. August hatte Edelsheim aus Triesdorf
die Weisung tiberbracht, die Fortführung des Hofhalts und
insbesondere der Hoftafel zu sistieren. Schon bei der Debatte
«rhoben die Vertreter der Stadt Steinbach und anderer Orte
des Oberamtes Yberg entschiedenen Widerspruch, bald darauf
verwahrten sich auch die Magistrate von Karlsruhe, Durlach
und Rastadt dagegen.1) Ob die Adresse trotzdem aufrecht-
erhalten und an den Markgrafen abgesandt worden ist T ver-
mochten wir nicht festzustellen. Der Geh. Rat aber, der durch
das Oberamt Yberg von den Vorgängen erfahren hatte, be-
nutzte die Gelegenheit, um in einem für weitere Kreise des
Volkes berechneten Erlasse an diese Behörde, der absichtlich
im Karlsruher Wochenblatte veröffentlicht wurde, zu jenen
Forderungen Stellung zu nehmen.*) Er bedauerte, dass man
dem Markgrafen nach einer nahezu fünfzigjährigen segens-
reichen Regierung, die nur dem Wohle des Ganzen gewidmet
gewesen, nicht vertraut habe, er werde „nach den jetzt ein-
getretenen traurigen Umständen" von selbst die nötigen Er-
leichterungen anordnen, wo es geboten sei. Alle Beschwerden
bezüglich des Hofhaltes seien unberechtigt und zwecklos, da
derselbe bekanntlich lediglich aus dem Privatvermögen des
Fürsten bestritten werde, „und Serenissimus dazu noch nie
den mindesten besondern Beitrag von dem Lande gefordert
haben, wie Höchstdieselbe nach den Beispielen ihrer Vorfahren
und den darauf gegründeten Berechtigungen wohl befugt ge-
wesen wären". Andere Forderungen, wie der Verkauf der
Kammergüter, müsse der Landesherr als Kränkung zurück-
weisen, da man ihm, so wenig wie irgend einem Privatmanne
zumuten könne, „wider seinen Willen ... ein oder andere Be-
sitzung . . . deswegen zu verkaufen, weil . . . jemand im Staate
dazu Lust trüge". Der Vorwurf vollends, „als ob die Schwere
der jetzt an die französische Armee zu zahlenden Kontributionen
in falschen Leitungen der vorigen diesseitigen Regierungs-
massnahmen ihren Grund hätten", zerfalle von selbst, denn
ein Vergleich mit den für andere benachbarte und entlegene
Lande filierten Kontributionssätzen, ergebe klar, dass Baden
„wo nicht leichter, doch, gewiss auch nicht schwerer als andere
*) Aufzeichnungen des Geh. Rats Meier vom 28. u. 30. August und
6. September. — *) Das Folgende nach dem Karlsruher Intelligenz- und
Wochenblatte rom 13. August.
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410
Obser.
okkupierte Lande, angelegt worden seie". Im Vertrauen auf
die bessere Einsicht, die sich im Volke Bahn brechen und es
davon abhalten werde, empfangene Wohlthaten um einiger
vermeintlicher, in dieser „unvollkommenen Welt" überall
wiederkehrender Misstände willen mit Undank zu lohnen, —
in diesem Vertrauen werde man den Dingen auch ferner ruhig
zusehen, getreu dem erprobten Grundsatze des Markgrafen,
,.der vorsätzlichen GesetzUbertretung und Misleitung der Unter-
thanen mit schonendem Ernst, den Schritten der Verirrung . . .
mit belehrender Gelindigkeit und der standhaften Beharrung
im Guten und in der Ordnung mit auszeichnender Achtung
zu begegnen". Mit einer Belobung der treuen Yberger schloss
das denkwürdige Reskript, das, nach einer Notiz des Geh.
Rats Meier, seine Wirkung im Lande nicht verfehlte. Wie
es scheint, beschäftigte sich der Geh. Rat aber trotzdem in
den folgenden Tagen noch ernstlich mit der Angelegenheit.
Gewisse innere Reorganisationsvorschlage wurden ausgearbeitet,
und von einem Gutachten des Geh. Rats Brauer begleitet,
dem Markgrafen zur Entscheidung vorgelegt; auch die Wieder-
einführung der alten Landstände ksm dabei zur Sprache,
wurde aber entschieden abgelehnt.1) In Triesdorf war man
den geplanten Reformen wenig geneigt; auf ein Gutachten
des Geh. Rats von Gemmingen gestützt, wies Karl Friedrich
die Vorschläge von der Hand. „In der Thnt glaube ich, —
bemerkte er, — dass, was man durch das vorgeschlagene Re-
skript bekannt machen würde, denen Demagogen, die nicht
weniger als den Umsturz der bisherigen Verfassung wollen,
nicht genug sein würde; Wohldenkende, die noch Vertrauen
auf mich setzen, werden eine solche Erklärung nicht verlangen."
Wir besitzen keinerlei Beweise dafür, dass diese oppo-
sitionelle Bewegung im Unterlande, wie man zu glauben ver-
sucht sein könnte, in irgend welchem Zusammenhange mit
der Propaganda Lists und seiner Genossen stand.2) Wie ihre
Ziele verschieden, so war auch, wie wir zeigten, ihr Ausgangs-
punkt ein anderer. Aber die grosse Gefahr bestand aller-
dings, dass wenn diese Gährung sich weiter verbreitet und
die da und dort herrschende Misstimmung länger angedauert
*) Vgl. Polit. Korrespondenz, II, 462. — *) Die in der Polit
Korrespondenz, II, 441 erwähnten Vorgänge in Durlach, wo an eine
Einwirkung Lj8U gedacht werden könnte, stehen ganz vereinzelt da.
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Poterat und die rerolution&re Propaganda 1796. 41X
hätte, jene radikalen Elemente den Anlass geschickt für ihre
Zwecke benützt und sich der Führung bemächtigt hätten.
Dass es dazu nicht gekommen ist, verdankte man wesentlich
der Entschlossenheit des Landvogts von Reitzenstein, der am
22. August zu Paris jenen Separatfrieden mit Frankreich un-
terzeichnete, den man von österreichischer Seite später dem
Markgrafen so schwer verdachte. Wie die Dinge lagen, war
bewaffneter Widerstand unmöglich, Neutralität unerreichbar,
der Friede eine politische Notwendigkeit. Hätte Reitzenstein
die Unterzeichnung verweigert oder auch nur verzögert, so
wäre es um die staatliche Existenz der wehrlos dem Feinde
preisgegebenen Markgrafschaft, zum mindesten in ihrer bis-
herigen Verfassung geschehen gewesen, hätten die List und
Jägerschmidt ihr Spiel zweifellos gewonnen, ohne dass dies
Opfer dem Kaiser und dem Reiche irgendwie genützt hätte.
Der Friedenssehl uss aber bedeutete für Baden die offizielle
Anerkennung der bestehenden staatlichen Ordnung, den Ver-
zicht des Direktoriums auf die Durchführung der durch Poterat
inaugurierten revolutionären Propaganda. Die Folgen liessen
sich bald erkennen. Die innere Ruhe kehrte wieder und mit
ihr überall im Lande das Vertrauen auf die Regierung; das
schwere Ungemach, welches dann der Rückzug Moreaus über
das Land verhängte, brachte vollends die Sympathien für die
„fränkischen Brüder", die da und dort bestanden haben
mochten, zum Schweigen. Das Schreckgespenst einer schwäbi-
schen Republik verschwand für geraume Zeit. Die Revolutionäre
mussten ihre Pläne vertagen. Wie lange? ob für immer?
sollte die Zukunft lehren.
Beilagen.
I. Instruktion Poterats.
0. D. April 1796.
Die Patrioten, die den Auftrag erhalten haben, ihrem Vaterlands
die Freiheit und die Herausgabe aller ihrer Rechte durch verab-
redete Massregeln zu verschaffen, begeben sich ohne Verzug an die-
jenigen Orte, wo das erste Zeichen des allgemeinen Aufstands ge-
geben und ausgeführt werden soll, um das Nöthige daselbst zu be-
sorgen.
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412
Obser.
1) Sie wenden sich nur an diejenigen Personen, deren gute
Denkungsart man kennt und überzeugt ist, dass sie ehrliche Leute
und bereit sind, alles für die Sache der Freiheit aufzuopfern. Sie
müssen trachten, womöglich sich einer oder zwei Personen in jedem
Dorfe zu vergewissern, und im Fall es die Zeit nicht erlaubte, an-
dern vertrauten Männern den Auftrag zu ertheilen, die aber mit
gleicher Vorsicht zu Werke gehen müssen.
2) Allen denenjenigen, so sie den Zweck ihrer Sendung eröffnen
und anvertrauen , geben sie zugleich die Meinung und edle Absicht
der fränk. Regierung zu erkennen, die Hilfe und Anstrengung, die
sie leisten will, um den Deutschen ihre Freiheit und Unabhängig-
keit zu verschaffen.
3) Ist einem jeden zu erklären, dass die Freiheit, die man ihnen
anbietet, ein vollkommener Zustand von Unabhängigkeit sein soll,
dergestalt, dass die fränkische Republik nicht das mindeste wegen
ihren politischen Rechten sich vorbehält und das Verhältnis zwischen
ihnen und ihr keinen andern Zweck als Freundschaft, Eintracht und
einen ewigen Bund zur Vertheidigung der gemeinschaftlichen Unab-
hängigkeit haben soll. Man wird den vereinigten Deutschen das
Recht lassen und gestehet ihnen zu, sich selbsten zu regieren und
Gesetze zu machen, die ihren Sitten, Gewohnheiten und Meinungen
am angemessensten sind; überhaupt soll ihnen in allen Punkten die
vollkommene Unabhängigkeit zugestanden sein, dergestalt dass sie
alle Theile der Regierung des Landes mit und durch sich selbsten
zu besorgen haben. Die unterschriebenen Commissarii werden zu-
folge dessen den Auftrag und die Weisungen, so sie von der fränki-
schen Regierung haben, nicht ermangeln vorzuzeigen, um allen
Zweifel zu benehmen.
4) Haben die abgesandten Patrioten denen Einwohnern zu hinter-
bringen, dass die fränkische Republik für die geleistete Hilfe ihnen
ihre Freiheit zu verschaffen, weiter nichts verlangt, als eine ihren
Kräften angemessene Mitwirkung und Beitrag zur Erhaltung der in
dieser Absicht schon bestimmten und bereit stehenden Armee.
5) Ist ihnen begreiflich zu machen, dass die zahllosen Siege und
die ausserordentlichen Aufopferungen, so das fränk. Volk zur Erhal-
tung seiner Freiheit angewendet, ihnen ohnedem schon eine sichere
Bürgschaft der guten Denkungsart gegen die freigesinnten Deutschen
sein muss und nicht gemeint seie, ihnen nur unter einer veränderten
Gestalt einen neuen Herrn zu geben, sondern die Absicht und der
feste Vorsatz der Republik ist, ihnen zu einer echten, freien Consti-
tution, die auf gesetzmässige Gleichheit der Rechte gegründet ist,
zu verhelfen , zu deren Errichtung und Einführung sofort und ohne
Verzug nöthig sein wird, eine Nationalversammlung zu errichten,
deren Mitglieder nach und nach von den Völkern ernannt werden
sollen, sowie die Truppen der Republik in die dazu bestimmten
Länder eindringen werden. Sollte es den Einwohnern an Waffen
und Kriegsmunition fehlen und dahero einige Bedenklichkeit ent-
stehen, so ist von Seiten der fränkischen Regierung zu erklären,
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Potent und die revolutionäre Propaganda 1796.
413
dass deren schon hinreichend bereit stehen und man sie auf eine
sichere Weise sammt den dazu nöthigen Patronen ins Land bringen
wird. Auch soll ein fränkischer General und benöthigte Offiziere die
Einwohner anzuführen sich zu rechter Zeit im Lande einfinden, der-
gestalt, dass auch auf dieser Seite gesorgt worden.
7) Die Abgesandten, nachdem sie den bewährtesten und auf-
richtigsten Patrioten dieses wichtige und glorreiche Unternehmen
entdeckt haben, geben diesen den Auftrag, die Gedanken der übrigen
Mitbürger einer jeden Gemeinde zu erforschen, ohne jedoch das Ge-
heimniss zu entdecken; auch müssen sie trachten, eine Liste über
die gut sowohl als übelgesinnten Männer sich zu verschaffen, deren
Einfluss schädlich sein könnte.
8) Müssen sie ebenfalls sich bemühen zu erfahren, wer im Lande
bewaffnet ist und wie gross die Anzahl sein mag und das Kaliber
der vorhandenen Gewehre, wie stark der Feind, wo und wie er ver-
theilt ist, auch wie ihre Anführer heissen und wie ohngefähr der Sol-
dat gesinnt ist. Überhaupt von allem diejenigen Keuntnisse sich zu
verschaffen, die zur Mitwirkung des wichtigen und grossen Unter-
nehmens beitragen können, ohne jedoch in eine gefahrliche Weit-
läufigkeit sich einzulassen, die der Sache mehr schaden als nutzlich
sein könnte.
L. S. P. Poterat.
Kopie im Gen.-Landes- Archiv. Baden Generalis. Landesherrlichkeit.
1796—1801.
IL Rundschreiben Jägerschmidts.
Müllheim, 21. Juli 1796.
L. V.
Da sowohl unser ganzes liebes Vaterland als auch der gross te
Theil [des] Breisgaus von unseren Nachbarn, den Franken, besetzt
ist, so ist höchsterforderlich, dass alle diejenige Vorgesetzte, wie
auch sonsten rechtschaffene Personen, welchen das Glück und die
Wohlfahrt ihrer Mitbürger und ihrer selbsten am Herzen liegt, sich
auf einen bestimmten Tag bei einander versammeln, um das so
Nöthige gemeinschaftlich miteinander zu verabreden. Ich lade da-
hero alle diejenigen freundschaftlich dazu ein, sich morgenden Frei-
tag Vormittags auf der Kaltenherberg einzufinden, als wohin auch
eben die Vorgesetzte sowohl aus diesen oberen Vogteien, als auch
aus dem Röttier Amt beschieden sind, um dann ganz gemeinschaftl.
Massregeln zu nehmen, das Wohl unseres lieben Vaterlandes zu be-
fördern und dessen Untergang zu verhüten.
Jägerschmidt.
Kopie im Gen.-Landesarchiv. Wie oben.
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■
Zur Geschichte der Burgunderkriege.
Das Kriegsjahr 1475.*)
Von
Heinrich Witte.
Pie Rückkehr Diessbachs war nicht ohne Störung vor sich
gegangen. Der Gegensatz zwischen den Regierenden hatte
sich den Regierten mitgeteilt, und der Hass zwischen Deut-
schen und Welschen hatte eine bedenkliche Höhe erreicht. In
Bern verkannte man nicht die Gefahr, welche Diessbach auf
dem Rückwege drohte, und es hatte nicht au eindringlichen
Warnungen gefehlt. In der That hatte Diessbach verkleidet
die Reise durch Savoyen gemacht, aber in Genf wurde er
trotz seiner Verkleidung erkannt, und es wurde ihm „gross
Schmach mit Worten und Werken geboten". ') Es war kein
Wunder, dass der stolze Berner Staatsmann die erlittene
Kränkung tief empfand; persönlicher Hass gegen die Herzogin-
Regentin von Savoyen lenkte fernerhin seine Schritte. Bern
selbst aber betrachtete die seinem Gesandten widerfahrene
Schmach als sich selbst zugefügt und sann auf Rache und
Genugthuung. Das sollte die Herzogin gar bald erfahren.
Denn als nun Diessbach endlich heimgekehrt war, kamen
alle Fragen, deren Erledigung bis dahin in Abwesenheit des
Schultheissen verschoben worden war, am 27. Dezember auf die
Tagesordnung.2) Über seine Sendung nach Frankreich sollte
er auf einem Tag zu Luzern am 3. Januar selbst berichten und
dabei „luter" zu erkennen geben, dass Bern „die ding ge-
meinlich" so verstanden habe wie der König. Dies erfreuliche
*) Fortsetzung der Abhandlung in Band VI, SS. 1 u. 361 ff.
*) Schilling 242. Ob aber Süenen Diessbach begleitet hat, erscheint
mir zweifelhaft, da er die Verhandlungen mit den österreichischen Ge-
sandten zu Paris weiterführte. — *) Das Folgende nach Bern. A. Rats-
mamial 26—31.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
415
Verständnis kam auch in dem einhelligen Beschluss zum Aus-
druck, dass die Bonst alljährlich verlesene Satzung, wonach
der Empfang von Miete und Lohn verboten war, fernerhin
nicht mehr verlesen werden sollte, „und das darumb das der
küng einer gemeinen statt von Bern ein pension gibt". Vor
allem kam nun aber das Verhältnis zu Savoyen zur Sprache.
Bern hatte schon seit einiger Zeit sein Auge auf die savoyi-
scheu Lehen burgundischer Grossen geworfen. Erlach hatte
es bereits besetzt; viel wichtiger war die Besitznahme der
Herrschaften Granson und Orbe, die ebenfalls dem Hause
Chälons gehörten1); in ihrem Besitze beherrschte es zwei wich-
tige Strassen über den Jura und vermochte den Zuzug lom-
bardischer Söldner über den mittleren Jura zu verhindern.8)
Es nnterliegt wohl keinem Zweifel, dass darüber zwischen
dem König und Dierbach Besprechungen stattgefunden hatten,
ebenso wie Bern nun die Herzogin-Regentin zwingen sollte,
ihr Bündnis mit Burgund aufzugeben. Schwierig war es aber,
den richtigen Weg zu finden. Von vornherein hatte die Stadt
daran festgehalten, dass das Verhältnis zu Savoyen sie allein
berührte und nicht die Eidgenossen; wenn es zum Kriege
kam, wollte Bern denselben ohne sie führen und allein die
Beute machen ; lediglich die Bundesgenossenschaft des inmitten
von savoyischem Gebiet gelegenen Freiburg war erwünscht,
und mit Rat und Willen dieser Stadt wollte es die Sachen in
Angriff nehmen, „und das alles soll man mit fügen vornehmen,
damit ander Eidgenossen still sitzen und Savoyen nicht ver-
wüsten'4. Die Sache hatte ihre Schwierigkeit, weil Savoyen
gleichzeitig Händel mit Oberwallis hatte; auch hier hatte sich
der bestehende Gegensatz zum nationalen Hass zwischen
Deutschen und Welschen zugespitzt. Einerseits beanspruchte
der Bischof von Sitten das von Savoyen in Besitz genommene
Niederwallis als Erbteil seiner Kirche und des heiligen Theo-
*) Von den Brüdern des Prinzen v. Orange besass Louis Sire de Chäteau-
Guyon die Herrschaft Montagny-le-Corboz, Hugo Sire d'Orbe die gleich-
namige Herrschaft Granson, sowie Echallens und Bottens. Vgl. Gingins
in den Memoire* de la Suisse-Romande t. XIV. - ») Bereits Ende De-
zember rüstete Bern Schiffe aus, um Granson zur See beizukommen und
bat Freiburg seinerseits 2 ngut geschalet" Schiffe heimlich zuzurichten.
Der entscheidende Schlag sollte aber erst geführt werden nach der Rück-
kehr Diessbachs vom Luzerner Tage.
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Witte.
dul; dazu kamen Streitigkeiten zwischen den deutschen Ge-
meinden des Oberwallis und den welschen des Niederwallis
über den Weidgang. Die deutschen Bauern, die sich auf ihr
Bündnis mit den Waldorten stützten, hatten nicht übel Lust
zum Schwerte zu greifen. Bern sowohl wie Freiburg wurden
durch diese Dinge berührt, da ihre Landgemeinden an Wallis
anstiessen; in beider Städte Interesse lag es aber, jene Wald-
orte von diesen Gegenden fern zu halten. Wenn es einmal
galt, einzuheimsen, so wollten sie es allein thun, und zumal
Bern schien zeitweise nicht übel Lust zu haben, Savoyen auf
jener Seite bezahlt zu machen, wenn es sich in der burgundi-
schen Angelegenheit willfährig bewies.
Zu einer so raschen Gangart, wie Bern sie einzuschlagen
gedachte, konnte Freiburg sich aber einstweilen noch nicht ent-
schliessen. Die Stadt sah in dem Hause Savoyen ihre recht-
mässige Obrigkeit, und es vertrug sich nicht mit dem Forma-
lismus des Rechts, der in jener Zeit alles beherrschte, wenn
die Stadt ohne Grund etwas wider ihre Herrschaft unternahm,
der sie mit Ehre und Pflicht verbunden war. Aber umgehen
konnte man die Pflicht, und hier war es, wo Bern Freiburg
fasste. Ein Vorgehen gegen burgundische Vasallen, wenn
auch unter savoyischer Hoheit, liess sich zur Not rechtfertigen,
und es war ein guter Schachzug von Bern, dass es in dieser
Hinsicht den ersten Vorteil seiner Nachbarstadt zuwandte.1)
Wenige Stunden südwärts von Freiburg an der Saane lag
die Burgfeste Illingen, ein „gut stark Schloss44, welches nebst
der dazu gehörigen Herrschaft und der anstossenden zur Fluh
(la Boche) unter savoyischer Lehenshoheit Herrn Wilhelm de
la Baulme-Montredel gehörte, einem der vornehmsten burgundi-
schen Barone. Bei den Eidgenossen war er ein wohlbekannter
Herr, von Herzog Karl wiederholt in diplomatischen Aufträgen
dorthin entsandt. Bei der französischen Partei in Bern war
er deshalb gefürchtet, weil man glaubte, er habe die Fäden
in der Hand zu jenem burgundischen Gespinnst, das Bern
schlechterdings auftrennen wollte, ein „gar listiger mann, dar-
umb man in entsitzen musst44. Abgesehen von allen andern
>) Schilling 163, der aber für die Einnahme von Illingen das falsche
Datum mis. nach 3 Königen anstatt mia. vor 3 Königen hat. Vgl. v. Rodt
341, Gingins, Episode* 166, Ochsenbein, Kriegagründe u. Kriegsbilder 2. lft.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
417
Gründen konnte man einen so festen Platz in der nächsten
Nähe von Freiburg nicht in den Händen eines Burgunders
lassen, der daraus vielleicht bei gelegener Zeit eine Ausfall-
pforte für seinen Herrn und Gebieter machte. Als Vorwand
diente eine nicht eingelöste Schuldverschreibung des Herrn
von Iiiens. Das Schloss wurde am 4. Januar durch Mann-
schaften von Bern und Freiburg gestürmt, und die Herrschaft
musste den beiden Städten huldigen. Zu Turin und im Waadt-
land verursachte dies Vorgehen keinen geringen Schrecken; man
sah darin mit Recht das Vorspiel zu weiteren Unternehmun-
gen. Es traf sich, dass an demselben Tag zu Freiburg zwei
savoyische Gesandte, der Präsident von Turin und Herr Claude
de Menthon, erschienen, welche hier und in Bern die schwe-
benden Irrungen beilegen und wegen des Diessbach zugefügten
Schimpfes Sühne anbieten sollten. Dazu ihnen Beistand zu
leihen lehnte Freiburg jedoch ab; zwar wolle es gern raten,
aber die Herren seien „sunst wissend"; betreffs Illingen er-
klärte es aber, das seiner Zeit in Gemeinschaft mit Bern mit
Ehren verantworten zu wollen.1) Um dieselbe Zeit, am
3. Januar, war auch eine Gesandtschaft des Bistums Lausanne
zu Bern erschienen, welche mit „viel längeren und guten Wor-
ten" ihrer Befürchtung Ausdruck lieh wegen der „gemein
Redu, die im Lande von Savoyen ginge, dass die Eidgenossen
den Krieg beabsichtigten, wodurch das Bistum schwer geschä-
digt würde, indem viele Städte und Schlösser in dem Land
vom Bistum zu Lehen gingen. Denen antwortete die Stadt
kurzer Hand, dass ihre offenen Feinde im Herzogtum ent-
halten würden, Burgunder und Lombarden, und liess sie da-
mit ziehen.-) So bereitete sich hier alles zu einem kriegeri-
schen Gange vor, und es war ein sehr wirksamer Zug, dass
Bern sich nun doch anschickte, auch mit dem Bischof von Sitten
in Bündnis zu treten.3) So konnte es Savoyen auch noch in
der Flanke fassen und es beschränkte auf die Weise den
Durchzug der lombardischen Söldner zum burgundischen Heere
immer mehr. Mehr denn je mochte diese Herzogin wünschen,
Frieden zwischen den Eidgenossen und Burgund herbeizu-
') Briefe Freiburgs au Bern, mitgeteilt durch Ochsenbein im Anz.
f. Schweiz. Gesch. II, 33 ff. - 2) Schreiben an Diessbach auf dem Tag zu
Luzero. Bern A. T. M. C. 354. — J) Bischof und Gemeinden sollten Bo-
ten mit voller Gewalt nach Bern oder Saanen senden 1. c.
ZeiUchr. f. Ge«cb. 4. Oborrh. N. F. VII. 3. 27
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418
Witte.
fuhren, um aus dieser unerträglichen Zwangslage herauszu-
kommen; aber gerade jetzt auf dem Tage zu Luzern waren
die Eidgenossen dazu wenig geneigt.
Wie angekündigt, war Herr Niclaus von Diessbach auf dem
Tage zu Luzern erschienen, und die eidgenössischen Boten
konnten von ihm vernehmen, bezüglich welcher Artikel der
König Läuterung begehrte „von Mund und nicht mit Sigel".
Zum Teil verstanden sich diese Erklärungen von selbst Die
Eidgenossen konnten wenig dagegen einwenden, wenn der
König wünschte, dass sie in derselben Weise wie er selber
an sie, auch an ihn ein förmliches Hilfsbegehren richten soll-
ten, bevor er in ihren Kriegen für sie ins Feld zog, und es
war nur natürlich, dass er nicht gehalten sein wollte, ihnen
gegen jedermann Hilfe zu leisten, sondern wenn sie mit
„siechten Leuten", Rittern und Edlen Krieg hätten, so sollten
sie um solche „dein Sachen" seine Hilfe nicht erfordern.1)
Er erklärte sich ferner wohl dazu bereit, den Sold für die
eidgenössischen Söldner herauszusenden, wohin die Eidgenossen
es wollten, aber — und das war wiederum meisterhaft be-
rechnet und sollte die Eidgenossen darauf hinweisen, ihre Be-
ziehungen mit Savoyen anders zu gestalten und mit Bern zu
gehen — er wollte nicht die Gefahr übernehmen, wenn das
Geld etwa in Savoyen angehalten würde. Zum Schluss kam
es doch wieder auf die alte Sache hinaus: die Eidgenossen
sollten um 80 000 Gulden den Krieg mit Burgund führen,
während er selbst sich davon fernhalten wollte.*) Wenn die
Gesandten Frankreichs gen Bern kamen, sollten die eidgenössi-
schen Orte die betreffenden Erklärungen abgeben und alsdann
auch dem Vertrag ihre Siegel anhängen. Die königlichen
Gesandten würden dafür die 20 000 Franken Pension und die
von Herzog Sigmund überwiesenen 10 000 Franken auszahlen.
Dabei verstand es sich von selbst, dass Diessbach seinerseits
auf die klingende Belohnung hinwies, die er jedem Ort und
dem Machthaber jedes Ortes für sein Wohlverhalten zahlen
konnte.
Unter diesen Umständen war die Zeit für die Vermitte-
lungsvorschläge der Herzogin von Savoyen schlecht gewählt.
*) Eidgen. Absch. II, nr. 772. — a) So ist doch wohl die Stelle in
den Eidgen Absch. zu verstehen; der Text scheint ungenau zu sein.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
419
Zwar rollte auch savoyisches und burgundisches Gold, aber
gegen die französischen Sonnenkronen konnte es nicht auf-
kommen. Es wurde ihr schriftlich geantwortet wie früher
mündlich ihren Gesandten, das heisst: die Vorstellungen über
den ungehinderten Durchzug der lombardischen Söldner wur-
den erneuert. Zugleich erklärten die Eidgenossen der Her-
zogin, sich in dem Krieg gegen Burgund von dem Reich, dem
Herzog von Ostreich und andern Bundesgenossen als „Haupt-
sachen!u nicht trennen zu wollen; begehre jedoch die Gegen-
partei einen freundlichen Tag und wende sich selbst deshalb
an die Eidgenossen, so würden dieselben alsdann gebührende
Antwort geben. Der Herzogin war damit also bedeutet, ihre
geschäftige Thätigkeit einzustellen, und da aufs neue Gerüchte
vom Anzug italienischer Söldner in Umlauf waren, wurden
Bern und Luzern beauftragt, in gemeiner Eidgenossen Kosten
deshalb Kundschafter nach Savoyen und der Lombardei zu
entsenden; bewahrheitete sich das Gerücht, so wollte man
versuchen , diese Söldner auf dem Marsch zu überfallen und
zu töten.
Bern konnte sich nur ermutigt fühlen, auf dem begonnenen
"Wege weiter zu wandern, und angesichts der drohenden Hal-
tung der Stadt entschloss sich die Herzogin gewiss schweren
Herzens, zwei Männer nach Bern zu senden, deren Wahl sich
nur durch den Zwang der Lage erklären lässt, ihren Schwager
Graf Philipp von Bresse und den Marschall von Savoyen,
Graf Franz von Greyers, der immer dem Zusammengehen mit
Bern das Wort geredet hatte.1) Natürlich fiel die Leitung
der Verhandlungen auf savoyischer Seite dem Grafen von
Bresse zu; wenn sich aber die Herzogin vielleicht geschmeichelt
hatte, dass dieser alte Freund Berns ihr bessere Bedingungen
auswirken würde, so hatte sie sich arg getäuscht; ihr Schwa-
ger ging Bedingungen ein, wodurch er um eigenen Vorteils
willen die Herzogin gefesselt und geknebelt dein guten Willen
Berns überlieferte. Die Verhandlungen fanden am 16. und
17. Januar statt. Der Kleine Rat von Bern hielt die An-
gelegenheit für wichtig genug, um den Grossen Rat einzu-
berufen, um sich volle Gewalt geben zu lassen, ,,die Richtung
ordentlich nach der Stadt Nutzen und Ehre" abzuschliessen.
l) Das Folgende nach Hern. Ratsmanual 52—64.
27*
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420
Witte.
Wenn darauf die Herren von Bern die Forderung erhoben,
dass die Herzogin dem burgundischen Bündnis entsagen und
der Graf von Romont die burgundischen Dienste verlassen
und endlich Savoyen den italienischen Söldnern den Durchzug
verlegen sollte, so trafen sie in dieser Hinsicht völlig mit den
Wünschen des Grafen von Bresse zusammen, und auch die
Forderung einer Busse von 12 000 Gulden wegen der Diess-
bach zugefügten Schmach wird ihm nicht viel Beschwerden
gemacht haben. Hingegen konnte die Forderung Berns auf
Einräumung von Granson, Orbe, den Schlössern des Hauses
Chalons, und La Sarraz, der Burg des in burgundischen Dieusten
stehenden gleichnamigen Barons, auch den Grafen wohl stutzig
machen, so ergeben er sonst auch war gegenüber Bern. Er
machte den Gegenvorschlag, dass er und seine Brüder jene
Herrschaften der burgundischen Barone im Savoyer Gebiet
besetzen wollten; das wollte Bern jedoch nur dann zugestehen,
wenn sie dem Herzog von Burgund absagten. Auf dieser
Grundlage schloss nun Herr Philipp das Abkommen, dass er
jene Schlösser besetzen sollte unter der Voraussetzung, dass
die Herzogin an Burgund den Krieg erklärte; geschah das
nicht, so willigte Graf Philipp ein, dass die Schlösser an Bern
überantwortet würden1) Mit diesem Abkommen in der Tasche
begaben sich die beiden Herren in Begleitung von Berner
Bevollmächtigten nach Lausanne, wo sich nun auch der Bi-
schof von Genf und Vertreter des Waadtlandes einfanden.
Hier wurden die ursprünglichen Bedingungen noch erheblich
verschärft.*) Die alte Allianz zwischen Savoyen und Bern
wurde erneuert, aber die Herzogin musste sich jetzt aller
Selbständigkeit begeben und sich von Bern ins Schlepptau
nehmen lassen. Sie sollte nicht nur an Burgund unverzüglich
den Krieg erklären, sondern auch alle festen Plätze und Pässe
in Savoyen und im Waadtland für Bern und seine Verbündeten
otfen halten ; dass letzteres auf Gegenseitigkeit beruhen sollte,
war für Savoyen völlig wertlos. Die Freundschaft des Grafen
von Romont, Jakobs von Savoyen, mit seinem Waffenbruder
») Vgl das Schreiben des Bischofs von Genf an die Herzogin bei Gin-
gins, Depeches 1, 9. In den Eidgen. Absch II, nr. 773 sind diese Ver-
handlungen mit den nachfolgenden zu Lausanne zusammengeworfen. —
2) Bericht des Sekretärs der Herzogin Jean du Pont an seine Herrin bei
Gingins, Depeches 1, 14 15.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
421
Karl von Burgund war bekannt; es war der Fall denkbar,
da86 der Graf sein Land lieber verkaufte als den burgundi-
seben Diensten entsagte, wie abgemacht wurde. Kin solcher
Handel sollte an die Zustimmung Berns gebunden sein; und
bei der feindlichen Stimmung der Bevölkerung im Waadtland
war es eine ernste Warnung, dass jede feindliche Handlung
wider Bern, mochte sie von dem Grafen oder seinen Vasallen
ausgehen, der Stadt das Recht geben sollte, das Waadtland
als feindliches Land zu behandeln. Als Pfand für die richtige
Bezahlung der 12 000 Gulden sollten endlich Bern Murten,
Yverdon und Nyon eingeräumt werden, und schliesslich wurden
noch Handelsvorteile ausbedungen für die deutschen Kauf-
leute, welche die Genfer Messe besuchten. Binnen 15 Tagen
sollte die Regentin ihre Zustimmung zu diesem Abkommen
erklären, widrigenfalls Bern nach seinem Ermessen und den
Umständen gemäss verfahren werde.
Zu solchen Bedingungen war es noch Zeit genug, wenn
das Land nach einem schweren Feldzug erschöpft und hilflos
daniederlag, und die Herzogin dachte nicht daran, darauf
einzugehen: einerseits setzte sie ihre Hoffnungen auf die Eid-
genossen, und in der That hatte sie nicht Unrecht, wenn sie
annahm, dass diese das schroffe Vorgehen Berns nicht billigen
würden. Indem sie ihnen am 21. Januar auf ihr Schreiben
vom Tage zu Luzern antwortete1), war sie in der Lage mit-
teilen zu können, dass Herzog Karl ihre Vermittlung an-
genommen habe; und sie bat demnach um der Eidgenossen
hellige2) und gute Meinung des Friedens, so wolle sie in der
Sache weder Kosten noch Arbeit sparen, wie sie denn in
dieser Hinsicht sich an den Kaiser, die Kurfürsten von Sachsen
und Brandenburg und die Städte Strassburg und Basel ge-
wandt habe. Geschickt spielte sie auf etliche an, die „lieber
Unterrichtung geben zu Ungestümigkeit der Kriege, die doch
vielen Kummer zur Folge haben müssen", und beschuldigte
zuletzt direkt in dieser Hinsicht Bern und Freiburg, die nicht
aufhören sie zu reizen, sie weiss nicht, „mit was windes be-
wegt". Solches kommt aber nicht aus dem Willen der Eid-
genossen, und sie will sich deshalb in ihrem guten Vorsatz
]) Schilling 219. — *) Schilling hat heilige Meinung, das ist sinnlos;
es ist zu verbessern hellige, d. h. zustimmende Meinung.
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422
Witte.
nicht beirren lassen. Gegen jene beiden Städte aber gedenkt
sie alles zu thun, was Geletzten, Betrogenen und Angereizten
zusteht, auf dass sie ihres Unrechtes eingedenk werden.
Zu ihrer Zuversicht trug nicht wenig bei, dass es ihr eben
gelungen war, jenes Bündnis zwischen Mailand und Burgund,
an dem sie zum hohen Ärger ihres Bruders so eifrig gearbeitet
hatte, zustande zu bringen; am 30. Januar 1475 war in Ge-
genwart der Herzogin zu Möncalieri das Bündnis zwischen
den beiden Fürsten durch die beiderseitigen Bevollmächtigten ')
unterzeichnet worden. Auf dies Bündnis baute die Herzogin
Häuser, und das war der verhängnisvolle Irrtum der sonst so
klugen Frau, dass sie auf die Treue von Galeazzo Sforza baute,
dem Eidschwüre so billig waren, wie Brombeeren am Saume
des Waldes.
Um dieselbe Zeit, als das Bündnis zu Möncalieri abge-
schlossen wurde, suchte Sforza durch seinen Gesandten Chri-
stof da Bolla König Ludwig anzustacheln, Karl von Burgund
anzugreifen, bevor der englische König landete, solange noch
die burgundischen Streitkräfte durch die Belagerung von Neuss
gebunden wären. Der König kannte aber seinen Mann besser
und Hess ihn abfallen.1)
Jetzt also wandte sich die Herzogin durch den Gesandten
Appiano8) an den Herzog, teilte ihm den Inhalt der Überein-
kunft von Lausanne mit und dass sie dieselbe nicht annehmen
würde. Sie wünschte, dass er durch eine Gesandtschaft ener-
gische Vorstellungen bei Bern erhöbe und die Stadt auf-
forderte, mit Savoyen in Frieden zu leben. Mit diesen Vor-
stellungen sollten sich Drohungen vereinigen, dass Bern sich
andernfalls der Gefahr eines Angriffs von verschiedenen Seiten
aussetzen würde. Um diesen Drohungen Nachdruck zu ver-
leihen, schlug die Herzogin eine Truppenbewegung vor, die
von Mailand, Savoyen und den burgundischen Streitkräften
in der Francne-Comte* vorzunehmen wäre; um aber auch
gegenüber dem Grafen von Bresse mit Nachdruck auftreten
zu können, bat sie den Herzog, sie aufzufordern, der Über-
einkunft von Lausanne ihre Zustimmung zu verweigern. Wie
') Burgundischer Bevollmächtigter war Ouillaume de Rochefort, 8eig-
neur de Pluvost. — *) Bericht des Gesandten an den Herzog hei Gingins
1. 28. — ') Appiano an den Ha. bei Gingins 1, 19.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
423
schmerzlich musste da ihre Enttäuschung sein, als sie nun
von dem Landvogt des Waadtlandes Humbert Cerjat Sire de
Combremont und dem Herrn von Chevron -Villette, die sie
zum Bischof von Genf gesandt hatte, vernahm, was der eifrige
Gegner des Hauses Savoyen, das ihn an der Besitzergreifung
des Bistums Lausanne binderte, Burkard Stoer, Propst von
Amsoldingen, von einer Unterredung mit dem Herzog und
seinem allmächtigen Minister Francesco Simonetta nach seiner
Vaterstadt Bern geschrieben hatte. Der Herzog hatte ihm
erklärt: die Berner sind Freunde des Königs von Frankreich
wie ich selber und als solcher werde ich immer zu ihren
Diensten bereit sein; und der Kanzler hatte hinzugefügt, die
Stadt möge handeln, wie es ihr gelegen wäre; der Herzog
würde nichts wider sie unternehmen. Nichts konnte Bern
und dem Grafen von Bresse gelegener kommen, als dieser
Brief. Das war also der Beistand des Sforza, worauf die
Regentin sich verliess! Was kümmerten diesen auch die
Nöten der übel beratenen Frau! Das Bündnis mit Burgund
hatte für ihn keinen andern Zweck, als einerseits auf König
Ludwig einen Druck auszuüben und das Haus Orleans abzu-
halten, die Erbschaft der Visconti in Anspruch zu nehmen');
anderseits wollte er sich sicher stellen, wenn etwa der Herzog
von Burgund nun doch den Sieg gewann. Die Herzogin ver-
hehlte nicht ihre schmerzliche Überraschung dem mailändi-
schen Gesandten Appiano, und diesem blieb einstweilen nichts
andres übrig als die Achseln zu zucken und zu erklären,
man könne den Leuten nicht verwehren zu reden und zu
schreiben, was sie wollten. Jolantba von Savoyen wünschte
nun, dass der Herzog jene Äusserungen amtlich in Abrede
stellte, und wiederholte zugleich ihre Bitte um ein Einschreiten
zu ihren Gunsten in Bern. Sforza aber kannte die Schweizer
und hütete sich, Drohungen zu gebrauchen, die nur den ent-
gegengesetzten Erfolg haben konnten; gegenüber den un-
bequemen Mahnungen Jolantha's von Savoyen8) hüllte er sich
') Gerade damals hatte Sforza seinen Gesandten beauftragt, mit König
Ludwig flber den Ankauf der dem Hause Orleans gehörigen Grafschaft
Asti, dem letzten Haltpunkt dieses Geschlechts in Italien, zu verhandeln.
Das scheiterte aber an dem vorsichtig abgefaßten Testament des ver-
storbenen Herzogs von Orleans. Bericht von Bolla bei Gingins 1, 36. —
a) Bericht von Appiano vom 3. Febr. 1. c 81. — *) Bericht von Appiano
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424
Witte.
in tiefes Stillschweigen ein. Unterdessen rückte der Augen-
blick heran, dass die Herzogin sich erklären sollte, ob sie die
Übereinkunft von Lausanne annehmen wollte oder nicht- Die
Herzogin half sich so gut sie konnte; sie suchte Zeit zu ge-
winnen und begehrte Aufschub. Freiburg, das in seinem eigen-
tümlichen Verhältnis zu Savoyen und Bern der Herzogin gern
goldene Brücken gebaut hätte, unterstützte dies Begehren1);
dabei gab die Stadt allerdings ihrer Hoffnung Ausdruck, dass
die Herzogin zu neuen Beschwerden keinen Anlass gäbe.1)
Gerade das Umgekehrte geschah, und der Gedanke lässt sich
nicht abweisen, dass die Herzogin auf den Zwiespalt unter
den Eidgenossen baute, wenn sie aufs neue dem Durchzug
lombardischer Söldner ihre Pässe öffnete.
Dort war nämlich die Stimmung wieder umgeschlagen.
Das französische Gold liess zu lange auf sich warten, und so-
mit erkaltete auch der Eifer für das französische Bündnis.
Diese Stimmung ward geschickt benutzt von burgundischen
und savoyischen Sendlingen, welche ihre Bemühungen, die eid-
genössischen Orte zum Frieden mit Burgund zu bestimmen,
eifrigst fortsetzten. Bern wandte sich daher am 4. Februar
an den König und bat ihn, seine Gesandten mit dem Gelde
und ausreichender Vollmacht „zu ußrichtung aller sachen"
schleunigst abzufertigen. „Dasselb mag zü der Übung wider
den herzog von Burgund vast nutzen und das herz unser Eid-
genossen, die dann in mangem weg in fruntschaft desselben
herzogs zu ziehen widerstanden werden, in dem weg, den
wir angefangen haben, machtenklich Sterken, dann wir allen
fliß taglich daran keren, damit uwerer k. m. unser Eidgenossen
und wir genämer mögen sin." In demselben Sinn wandte
sich die Stadt auch an das Haupt der zu erwartenden Ge-
sandtschaft, den Präsidenten Garcias Faur, und bat ihn. die
Dinge möglichst zu fördern; „das werd vil güts bringen."3)
Gleichzeitig bemühte sich Bern bei den Eidgenossen, alle
Schwierigkeiten hinwegzuräumen, die sich der endgiltigen Voll-
ziehung des Bündnisses noch entgegenstellen konnten; es sandte
daher die Bündnisurkunde nebst einer deutschen Kopie an
an den Herzog vom 7. Febr. Gingins 1, 40. — *) Schreiben Freiburga
an Bern vom 14. Febr Anzeiger II, 59 — ») Bern A. T. M. C. 371. —
*) Rats man. 89.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
425
die, wie es scheint, zu Luzern versammelten Eidgenossen, mit
der Bitte, dass bis zur Ankunft der französischen Gesandten
alle Orte ihr Siegel daran hängen möchten1); und Herr Ni-
claus von Diesbach wandte sich an die beiden einflussreichen
Luzerner Staatsmänner Hasfurter und Hertenstein, daas sie
Bern hierin unterstützten, wobei er nicht versäumte zu be-
merken, dass das Geld auf dem Wege sei.2) Die ländlichen
Orte hatten es aber nicht so eilig, und inzwischen spitzte sich
das Verhältnis Berns zu der Herzogin immer mehr zu. Jo-
lantha von Savoyen musste sich in der That fest im Sattel
fühlen, da sie Bern aufs neue Anlass zu den begründetsten
Beschwerden gab. Die beunruhigendsten Gerüchte liefen um
von einem umfassenden Bündnis des Papstes, des Königs von
Neapel, Venedigs und der bisherigen Verbündeten mit Bur-
gund wider die Eidgenossen, „denen man einen Herrn geben
wolle*4. Diese Gerüchte waren nicht so grundlos und sie fan-
den eine Bestätigung in der Thatsache, dass der zweite Sohn
des Königs von Neapel, Prinz Friedrich von Tarent, als neuer
Freier um die Hand der Maria von Burgund mit 400 Pferden und
zahlreichen Maultieren, die nach dem Gerüchte mit Harnischen
beladen waren, im Anzüge begriffen war, um ins Lager vor
Neuss zu ziehen ; gleichzeitig zog der Bruder Herzog Karls, der
grosse Bastard von Burgund, heran, um in Italien umfassende
Werbungen vorzunehmen und die neuen Bündnisse zu be-
kräftigen. Im Waadtland und Savoyen fasste man das als
glückliche Vorzeichen auf, dass jetzt bald der Tag der Rache
herankäme und schwere Strafe die verhassten Deutschen
treffen würde; in Genf, wo der Hass gegen alles Deutschtum
am üppigsten wucherte, war gar die Rede davon, dass Frei-
burg zum Abfall von dem Bündnis wider Burgund gebracht
werden sollte; Bern aber wollte man alsdann zerstören und
„mitten darin" schreiben: „hie was einest ein statt, die nies
Bern.3)'4
Bern berichtete das alles an die zu Luzern versammelten
Eidgenossen. Diese waren gemäss ihren früheren Beschlüssen
gesonnen, den Durchzug italienischer Truppen durch Savoyen
h Eidgen Absch. 11, 524. — *, Ratsiuan. 86. 88. — >) Mitteilung
Berns vom 13. Febr. an Melaus v. Scharnachthal, seinen Bevollmächtigten
auf dem Tag zu Luzern. Rataroan. 100.
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426
Witte.
zu hindern; und es ward zu diesem Zweck ein Anschlag ge-
macht üher die Zahl der Knechte, welche man Bern zu Hilfe
senden wollte.1) Es musste sich jetzt zeigen, was von den
bisherigen freundschaftlichen Versicherungen der Herzogin zu
halten war; ob sie dem Prinz von Tarent und dem Bastard
von Burgund Durchlass gewähren würde oder nicht. Frei-
burg, das noch immer zu begütigen suchte und eben jetzt
auf eigene Faust auch im Namen von Bern, zu grossem Ver-
druss desselben, der Herzogin den Tennin, sich wegen der
Lausanner Übereinkunft zu erklären, weiter erstreckt hatte*),
machte sie noch ausdrücklich aufmerksam, dass es, wenn jene
durchkämen, Bern nicht weiter aufhalten könne; sie möchte
die Zukunft ihres Hauses bedenken, und welche Gefahr sie
auf ihr Land heraufbeschwören würde. Es half nichts. Der
Vorsicht halber, um von Bern unbehelligt zu bleiben, zog
der Prinz von Tarent über das „usser" Gebirge nach Cham-
bery, um von da den Weg nach Burgund zu nehmen, und
ebenso zog der Bastard unbelästigt über Genf nach der
Lombardei.
Bern war aufs höchste erbittert; alles war „betrugnis"3),
was die Herzogin versprochen hatte, und ebensowenig hatten
sich die Eidgenossen gerührt, um den Beschluss von Luzern
zur Ausführung zu bringen. Gerade zur rechten Zeit kamen
die französischen Gesandten; sie trafen am 24. Februar mit-
tags in Bern ein.4) Neben dem wohlbekannten Präsidenten
von Toulouse Gareias Faur war es der Gouverneur der Cham-
pagne George de la Tremouille5), Sire de Craon, den König
Ludwig zu dieser Sendung auserlesen hatte; derselbe erhielt
dadurch Gelegenheit, Fühlung mit den Eidgenossen zu nehmen,
mit denen er vielleicht schon bald zusammenzuwirken hatte.
Wegen der Haltung der Herzogin von Savoyen hatten sie
nicht gewagt den nächsten Weg durch deren Staaten zu neh-
men, und so hatte sich ihre Ankunft sehr unliebsam verzögert.
Ungeduldig hatte Diessbach noch zuletzt gedrängt, dass sie
ihren Weg kürzen möchten. „So ist vast not zu diser statt
*) Eidgen. Absen, n, 526. — *) Schreiben Freiburgs an die Herzogin
und an Bern vom 19 Febr. Anzeiger II, 60 u. 116. s) Bern an Frei-
burg Febr. 20 Ratsman. 114. -- *) Bern an Luzern Febr. 28. Bern. A. T.
M. C. 388. — *) Nach der neuesten Publikation Les La TremoUle, Nantes
1890 wäre Tremoille die richtige Schreibung.
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Zur Geschichte der Burfrunderkriege.
427
ttcb An sumpnüß zu fügen. Das ist ein sach, die des küngs
nutz vast höcht und die uffs&tz der, so mit taglichen besuchun-
gen zwüschen dem herzog von Burgund und den Eidgenossen
einung understan, abstellt141) Auch die Eidgenossen, schrieb
Diessbach, begehrten „vast" die Gesandten zu sehen; aber
das, was dieselben noch mehr begehrten zu sehen, das Geld,
hatten die Gesandten, welche Berner Abgeordnete von Basel
eingeholt hatten, nun doch nicht mitgebracht; wegen der Un-
sicherheit der Wege durch Savoyen hatten sie das Geld in
Lyon liegen lassen.1) Das war aufs neue ein deutlicher
Fingerzeig, dass dort Wandel geschafft werden musste.
IL
Während dieser Zeit beschäftigte die Niedere Vereinung
die Frage, wie sie sich mit der Forderung des Kaisers, ihm
Heeresfolge gen Neuss zu leisten, abfinden sollte. Der Kaiser
hatte ihre Gesandtschaft zu Andernach abschlägig beschieden
und verlangte, dass die Niedere Vereinung im Verein mit
den Eidgenossen ihm ein Heer von 8- bis 10 000 Mann gen
Neuss zu Hilfe senden sollte. Die Lage war sehr unangenehm :
wenn die Forderung des Kaisers nicht erfüllt wurde, dann
war Gefahr, dass er sich beim Friedensschluss um die Ver-
bündeten nicht kümmerte und allein seinen Vorteil zu Rate
zog; auf der andern Seite war es ein hartes Opfer, das ver-
langt wurde, da die Verbündeten ihre Streitkräfte und Hilfs-
mittel gegenüber einem Einfall aus Burgund zusammenhalten
mussten. Der Kaiser liess aber keinen Unterschied gelten
und als er am 28. Januar aufs neue ein Mandat ins Reich
aussandte und die einzelnen Reichsstände bei des Reichs Acht
und Aberacht und Verlust aller Privilegien aufforderte, mit
dem vierten Teil aller Mannspersonen um Lätare oder spätestens
14 Tage darnach im Felde zu erscheinen, da blieb nichts
andres übrig, als zu dem alten Mittel zu greifen und sich
auf Tagen zu beraten. In Anbetracht der Wichtigkeit der
Fragen, welche der Erörterung harrten, waren Herzog Sig-
munds „innere" Räte, Herr Jakob v. Trapp, Herr Balthasar
v. Lichtenstein und andere aus Tyrol herübergekommen, und
') Bern A. T. M. C. 376. — ') Briefwechsel mit Luzern im Luxerner
Arch.
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428
Witte.
der Landvogt Herr Hermann v. Eptingen lud nun ain 4. Febr.
die Eidgenossen und die Mitglieder der Niedern Vereinung
auf den 12. Februar nach Basel, um „anzuschlagen wie man
sich jetzt in diesem Kriege schicken" sollte.1)
Von den Eidgenossen waren nur Bern, Zürich und Solo-
thurn vertreten; Luzern war es nicht „bequemlich" gewesen,
und die Waldorte standen schon lange allem, was das Reich
betraf, gleichgiltig gegenüber. Da der Kaiser selbst geschrie-
ben hatte, dass er wegen jenes zu stellenden Hilfsheeres von
10 000 Mann eine Gesandtschaft senden würde, so vereinigte
sich die Versammlung zu dem Beschluss, deren Ankunft abzu-
warten; alsdann sollte der Landvogt einen neuen Tag ver-
künden, deren Werbung zu vernehmen und sich über eine
gemeine Antwort zu vereinen; kein Teil der Vereinung sollte
ohne den andern der Botschaft antworten. Dass die Antwort
ablehnend sein werde, darüber war man einig; um die Ab-
lehnung aber mit „Glimpf begründen zu können, beschloss
die Vereinung, aufs neue einen Heerzug nach Burgund zu
unternehmen und davon der kaiserlichen Botschaft Berichtung
zu thun, in der Hoffnung, dass der Kaiser alsdann von seiner
Forderung abstehen würde, da ein solcher Zug ihm ebenso-
sehr nütze als die Heerfolge gen Neuss. Berns und Solo-
thurns Abgesandte erklärten von vornherein, für diesen Be-
schluss nicht bevollmächtigt zu sein, und da von einem solchen
Heerzug nun überhaupt nicht „fruchtberlichen" geredet wer-
den konnte ausser in Anwesenheit der Eidgenossen und mit
deren „gehell", so bat die Niedere Vereinung am 13. Februar
Luzern und andere Eidgenossen, das in Ruhe zu Herzen zu
nehmen und sich „bedachtlich'4 zu unterreden, wie und wann
ein solcher Heerzug vorzunehmen sei, ihre Meinung auf einem
Tag zu Zürich am 6. März kundzugeben und allda ihre Bot-
schaft mit voller Gewalt zu haben, solchen Heerzug zu be-
schliessen.2) Von weiteren Verhandlungen des Tages ist nichts
bekannt; aber allerdings musste die Versammlung mit Bedauern
erkennen, dass die meisten Beschlüsse des voraufgehenden
Tages ohne Wirkung geblieben waren: die Feindschaft zwi-
schen dem Kaiser und Kurfürst Friedrich von der Pfalz be-
l) Strassb. St.-A. AA. IV. 70. — l) Schreiben der Vereinung vom
13. Febr. ment. n. invoeavit an Luzern. Luzern. A.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
429
stand ungeschwächt fort and damit zu lebhaftem Missbehagen
Strnssburgs die zweifelhafte Haltung des Kurfürsten zu der
Niedern Vereinung, und ebenso waren die Versuche fehl-
geschlagen1), innerhalb des Elsasses der Vereinung neue Mit-
glieder zuzuführen.
Jetzt musste sich die Tagsatzung der Eidgenossen mit
den Fragen befassen, welche die Verbündeten zu Basel be-
schäftigt hatten, und die Art und Weise, wie das am 27. Febr.
zu Zug geschah*), brachte recht deutlich den grundverschiede-
nen Standpunkt zu Tage, den beide Teile zu den Ereignissen
einnahmen: die Tagsatzung wollte weder von dem einen noch
dem andern etwas wissen, weder von einem Zug nach Neuss
noch von einem neuen Feldzug in Gemeinschaft mit der Nie-
dern Vereinung wider Burgund. Noch ein anderer bedeutungs-
voller Beschluss wurde auf diesem Tag gefasst, der auf das
Verhältnis der meisten eidgenössischen Orte zu Bern ein deut-
liches Licht wirft. Um nicht wider Willen durch Bern in
einen Krieg sei es mit Mailand, sei es mit Savoyen gezogen
zu werden, beschlossen die Eidgenossen, dass kein Ort ohne
den andern oder der Mehrheit Wissen und Willen mit den-
selben anfangen solle. Gleichzeitig wurde die savoyische Frage
einer einseitigen Regelung durch Bern entzogen, wie dieser
Ort es bisher versucht hatte: wenn die Herzogin an irgend
ein Ort der Eidgenossen, welches es auch wäre, ein Ansinnen
stellte, so sollte man solche Werbung an alle Orte kommen
lassen. So befand sich alles in der Schwebe, und es musste
sich nun zeigen, ob die französischen Gesandten es vermochten,
den zögernden und zurückfallenden Orten diejenige Gangart
beizubringen, welche Bern und die Niedere Vereinung wünschte.
III.
Nach langem Zögern hatte sich Herzog Galeazzo auf das
Drängen der Herzogin endlich dazu verstanden, einen Ge-
sandten in der Person von Gerard Cerruti s) nach Bern zu ent-
senden, um zu ihren Gunsten zu vermitteln. Derselbe traf
am 27. Februar ein. Gemäss dem Beschlüsse von Zug wurde
1) Hagenau hatte am 18. Januar ablehnend geantwortet. Strassbg.
St.-A. IV. 70. - a) Eidgen. Absch. II, 52«. - *) Sein Bericht an den
Herzog Gingine I, 50.
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430
Witte.
ihm bedeutet, dass seine Werbung vor die allgemeine eid-
genössische Tagsatzung gehöre, die auf den 3. März nach
Bern berufen wurde. Bis dahin hatte er reichlich Zeit und
Gelegenheit, sich in Bern umzusehen, und was er erfuhr,
lautete nicht gar tröstlich. Die Berner, berichtet er seinem
Herrn, machen absichtlich Schwierigkeiten; ihre ersten Er-
folge in der Francne-Comte* haben sie übermütig gemacht und
sie meinen es trotz ihrer Minderzahl mit den grössten Armeen
aufnehmen zu können. Wenn man ihnen entgegenhält, dass
auch andere Mut und eine tapfere Faust haben, und dass die
drei Mächte, wenn sie wollten, ihnen diese Sprache austreiben
könnten, antworten sie, dass sie in ihren Bergen unbesiegbar
seien. Am 3. März konnte der Gesandte sich seines Auf-
trages vor den Eidgenossen entledigen. Die Antwort war
kühl und zurückhaltend: die Eidgenossen wären einer freund-
lichen Beilegung der Zwistigkeiten mit Savoyen nicht abge-
neigt; man würde die Gesandten der Herzogin anhören und
alsdann sehen, was zu thun wäre. Der Gesandte wünschte
eine deutlichere Antwort und vor allem eine bestimmte Zu-
sicherung, dass die Eidgenossen keinerlei Feindseligkeiten
wider das Haus Savoyen unternehmen und die Ankunft des
savoyischen Gesandten abwarten wollten, konnte aber keine
weitere Antwort erlangen, als dass die Eidgenossen Pflicht
und Ehre gemäss handeln würden- Unter der Hand erfuhr
der mailändische Gesandte allerdings, dass die acht Orte in
der Behandlung der savoyischen Frage nichts weniger als
einig wären; fünf neigten sich einer friedlichen Lösung zu
und das aus guten Gründen: ihnen würde der Krieg Leute
und Geld kosten und Bern allein den grössten Nutzen davon
ziehen.1)
Der mailändische Gesandte begab sich darauf nach Genf,
um dort die angekündigte savoyische Botschaft zu erwarten.
Die Herzogin war von dem Erfolg seiner Sendung nicht sehr
•) Schilling fasst die Beziehungen zwischen den Eidgenossen und Sa-
voyen während der Jahre 1474 und 1475 kurz zusammen und wirft da-
bei chronologisch weit auseinanderliegende Thatsachen zusammen- Was
er über die Schmach von Wifis erzählt, fällt in den November 1474 und
ebenso das von ihm mit dem 4. März datierte Schreibeu Berns an den
Grafen v. Greyers sowie die Sendung des letztern nach Bern. Vgl. diese
Zeitschrift N. F. VI, Heft 3, S. 367.
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Zur Gescbichte der Burgunderkriege.
431
erbaut; weit mehr beruhigte sie ein Schreiben des Grafen von
Greyers, dass er glaube, dass die Eidgenossen sich eher für
ein friedliches Abkommen als für den Krieg entscheiden wür-
den, da derselbe bis dahin immer die entgegengesetzte Mei-
nung vertreten hatte; und als um dieselbe Zeit auch der Graf
von Bresse Annäherungsversuche an seine Schwägerin machte*
wurde sie nur noch mehr in ihrer Haltung bestärkt und be-
mühte sich noch eifriger, die Pläne ihres Bruders und Berns
zu durchkreuzen. Mit dem höchsten Grimme musste jener
erfüllt werden, als sie nun versuchte, aus dem Dreibund einen
Vierbund zu machen, indem sie demselben in König Rene,
der jetzt aus Anjou vertrieben in seiner Grafschaft Provence
weilte, ein neues Mitglied zuzuführen suchte.1) Sie sollte bald
ihre Zuversicht bitter büssen.
Neben diesen Verhandlungen liefen diejenigen über die an
den Kaiser zu leistende Reichshilfe und den endgiltigen Ab-
schluss des französischen Bündnisses einher. Erstere Frage
hatte dadurch eine andere Gestalt angenommen, als die Ver-
suche2) des Königs Christian von Dänemark, zwischen beiden
Teilen zu vermitteln, gescheitert waren; bezüglich der Niedern
Vereinung und der Eidgenossen hatte der König vorgeschlagen
gehabt, dass der Herzog von Burgund sein „gelihen gelt" zu-
rückerlangen, hingegen alles, was sich in diesem Unwillen
begeben habe, gegenseitig vergeben sein solle. Indem der
Kaiser seinen Vetter Herzog Sigmund davon am 25. Januar
benachrichtigte, wiederholte er zugleich seine Forderung, ihm
ein Hilfsheer von 8- bis 10OO0 Mann gen Köln zu Hilfe zu
senden; er besorge sonst, wenn es zum Frieden käme, dass
er es bei den Fürsten nicht durchsetzen könnte, dass die Ver-
bündeten in den Frieden einbegriffen würden; es würde als-
dann die ganze Last des Krieges auf sie fallen.3) Das musste
') Berichte von Appiano an den Hersog vom 12. u. 13. März. Gingins
1, 55 ff. Was Hans Irmy am 20. Febr. an den Herzog von Mailand be-
richtet, dass der König von Frankreich an Bern solle geschrieben haben,
dass er zwar nicht böse darüber sein würde, dass die Herzogin ein wenig
gestraft würde, weil sie den lombardischen Söldnern den Durchzug durch
ihre Staaten gestattet h&tte, dass er aber nicht zulassen würde, dass die
Berner sie zu Grunde richteten (Gingins 1, 44), entspricht nicht dem Sach-
verhalt. — a) Markgraf 40. Vgl. die Vermittlungsvorschlage bei Knebel
187. — ■) Knebel 1. c.
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432 Witte.
die Niedere Vereinung auf alle Fälle zu verhüten suchen; am
günstigsten war es noch, wenn man den Kaiser durch einen
Feldzug nach Burgund zufrieden stellen konnte, und es han-
delte sich darum, ob jetzt die Eidgenossen dafür zu gewinnen
waren. Diese aber beharrten auf den Tagen zu Zürich und
Luzern am 5. und 20. März auf ihrem Standpunkt: sie wollten
weder das eine noch das andere. Vergebens machte der
kaiserliche Bevollmächtigte, Graf Hug von Montfort, geltend,
was auf dem Spiele stünde, wenn Neuss fiele: nicht nur
würde alles, was am Rhein liege, hin sein, sondern der Bur-
gunder würde soweit langen, dass niemand sagen könnte,
was geschehen würde. Am entgegenkommendsten zeigte sich
noch Bern, das allenfalls gegen Sold bereit gewesen wäre Zu-
zug gen Neuss zu leisten; Zürich meinte zwar, dass man
pflichtig sei etwas zu thun, aber es riet, eine Gesandtschaft
zum Kaiser zu schicken, die um Befreiung vom Heerzuge
bitten sollte, in Anbetracht, dass man selbst dem Feind gegen
überstände, und ähnlich liess sich Luzern vernehmen. Die
übrigen Orte schlugen rundweg das Begehren des Kaisers ab.
teils ihrer Armut wegen, aber als Hauptgrund musste her-
halten, dass sie nicht schuldig seien solchen Zug zu thun,
weil der Kaiser ihre Freiheiten nicht bestätigen wolle.1) Das
waren die traurigen Folgen der Hauspolitik Kaiser Friedrichs,
der mehr als alle seine Vorgänger dazu beigetragen hat, die
Eidgenossen dem Reich zu entfremden.
Über den mit der Niedern Vereinung vorzunehmenden
Feldzug enthalten die Abschiede von Zürich und Luzern nichts.
Dass die Frage die Eidgenossen beschäftigt hat, geht aus der
Unterrichtung für den Luzerner Schultheissen Kaspar von
Hertenstein auf dem Tag zu Zürich hervor. Danach lehnte
selbst diese Stadt, die sonst doch so eifrig am Wagen l^rus
zog, den Feldzug rundweg ab, bis man „baß geseche. wie sich
die loifen hie und anderßwa erziechen wöllend". Begründet
wurde diese Erklärung mit den Kosten und dem Mangel, den
Luzern auf dem letzten Heerzug erlitten habe, und mit dem,
was ihnen da begegnet sei, und namentlich damit, dass „Bie-
derleute in der Eidgenossenschaft jetztmals wenig Geld, hin-
gegen ihre Güter jetzt zu versehen und zu bauen hätten/'1)
') Kidgen. Absch. II, 527. — 2) Luzern. A.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
433
Die Niedere Vereinung war somit gegenüber dem Kaiser und
dem Herzog von Burgund auf eigene Füsse gestellt.
Auch die Verhandlungen wegen des französischen Bünd-
nisses gingen nicht so glatt ab, als Bern wohl wünschte.
Unterwaiden weigerte sich noch immer, der Bündnisurkunde
sein Siegel anzuhängen und dadurch seinen Beitritt zu er-
klären, und Zug und Glarus machten ihr Verhalten von dem-
jenigen Unterwaldens abhängig. Es kam so recht hier das
bäuerliche Misstrauen zum Ausdruck, für fremde Zwecke und
im Dienste fremder Fürsten missbraucht zu werden. Beson-
ders nahm Unterwaiden Anstoss daran, dass kein Teil ohne
den andern mit dem Herzog von Burgund Frieden schliessen
dürfe, und in der That widerstritt dies auch der Voraus-
setzung, unter der die Eidgenossen Herzog Karl Fehde ange-
kündigt hatten. Das Interesse des Königs von Frankreich
ging dahin, mit Herzog Karl bis zu seinem Untergang Krieg
zu führen oder vielmehr durch die Schweizer führen zu lassen ;
Unterwaiden aber wollte den Eidgenossen das Recht vor-
behalten, ihre Interessen wahrzunehmen, und wann diese es er-
heischten, mit Burgund Frieden zu schliessen. Und damit
stand Unterwaiden nicht allein; Bern fürchtete, dass auch
noch andere Orte wie Zug und Glarus durch jene Weigerung
veranlasst werden könnten, ihre bereits hängenden Siegel von
der Bündnisurkunde wieder abnehmen zu lassen, und bat da-
her Luzern in den dringlichsten Ausdrücken, doch ja nicht
das kostbare Dokument aus der Hand zu geben. Soweit kam
es, dass sogar die Möglichkeit ins Auge gefasst wurde, auch
ohne Unterwaiden den Vertrag zu versiegeln. Zuvor aber
wandten sich die Eidgenossen auf dem Tag zu Luzern am
20. März an den Ort mit der Bitte, den Vertrag gemäss der
früheren Zusage zu siegeln und bis zum 28. März darüber
Antwort nach Luzern zu geben. Tags zuvor sollte Zürich
eine Botschaft zu Glarus, Luzern eine zu Zug haben, um
diese Orte zu bestimmen für den Fall, dass Unterwaiden
nicht siegeln wollte, doch ihrerseits mit den übrigen Orten
zu siegeln, und alsdann wollte man einen neuen Vertrag
machen mit Auslassung von Unterwaiden. Zuvor aber wandte
sich Bern am 23. März an den halsstarrigen Ort und bat
unter Berufung auf die alte Freundschaft, sich doch nicht
von der Mehrheit zu sondern; der beanstandete Artikel schliessc
Zrittclir. f. Gwch. d. Ob»rrh. N. F. YH. 3. 28
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434
Witte.
für die Eidgenossen die Befugnis nicht aus, mit Burgund
Frieden zu machen, wann es ihnen füglich sei. Um diesen
Bitten noch mehr Nachdruck zu geben, sandte Bern am
24. März eine eigene Botschaft nach Unterwaiden ab, welche
nochmals darauf hinweisen sollte, dass die Eidgenossen mit
Burgund Frieden schliessen könnten nach Bedürfnis; nur dass
der König seinerseits dann nicht gehalten wäre, solchen
Frieden einzugehen; in dieser Weise hätten sich auch die
königlichen Gesandten erklärt, dass sie den Artikel ver-
stünden. Für den äussersten Fall aber, um „ir geraüt dester
bas in ruwen zu halten", sollten die Gesandten eine in diesem
Sinne von Bern unter seinem hängenden Siegel ausgestellte
Läuterung zu dem Vertrag von sich geben. Ob es dessen
bedurfte, ist nicht bekannt; das Gefühl für die alte gute Treue
und Freundschaft, die Furcht vor neuer Zwietracht, der Wunsch,
Bern nicht im Stich zu lassen, nachdem es sich einmal ge-
bunden hatte, bewogen Unterwaiden seinen Widerstand aufzu-
geben und den Vertrag zu besiegeln, und die übrigen Orte
folgten nach.1)
Damit waren die letzten Schwierigkeiten beseitigt: König
Ludwig hatte seine Wünsche in vollstem Umfange erreicht.
Der Bundesvertrag blieb freilich so wie er war, aber mit Zu-
stimmung der Eidgenossen gab Bern die Läuterung der ein-
zelnen Artikel so wie der König sie wünschte, und damit
wurde jene Zusatzerklärung, welche Bern am 2. Oktober aus-
gestellt hatte, in gewissem Sinn verbindlich für die ganze Eid-
genossenschaft Vollständig freilich durfte Bern auch jetzt
noch nicht aufdecken, wie weit es sich mit dem König ein-
gelassen hatte, und wenn es sich stark machte, was etwa an
den 6000 Mann fehlte, die dem König zu liefern waren, zu
ergänzen, so musste diese Verpflichtung auch jetzt noch ge-
heim gehalten werden ; die Eidgenossen hatten sich zu keiner
bestimmten Zahl verstehen wollen.2)
Jetzt war die Zeit gekommen, die Getreuen zu belohnen.
Viel Geld musste in der nächsten Zeit in Umlauf kommen
bei den ebenso armen wie geldgierigen Schweizern. Da waren
') Eidgen. Absen. II, 532. — *) Bern stellt die entsprechende Er-
klärung am 6. April aus. Eidgen. Absen. II, 921. Vgl. dazu daa Bern.
Ratamanual p. 18.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege. 435
die 10 000 Franken von Herzog Sigismund für den Feldzug
nach Hericourt, da die 20 000 Franken, woraaf die Eidgenossen
jetzt jährlich vertragsmässig Anspruch hatten, da die 80 000
Gulden, die sie verdienen konnten, wenn sie nur wollten, und
es war die nächste Aufgabe Berns, die Orte so zu bearbeiten,
dass sie einwilligten, sie zu verdienen. Welche Mühe hatte
es aber gekostet, diesen Vertrag durch alle Klippen hindurch
in den sichern Hafen zu bringen? Wer bürgte dafür, dass
die Einflüsterungen Burgunds und Savoyens nicht endlich
dennoch die Oberhand gewannen? Wer dachte noch unter
den Eidgenossen an Mülhausen und Hagenbach? Es war die
schwere Schuld Diessbachs, dass dies Bündnis durch das Ge-
präge, welches er ihm im Verein mit seinem königlichen Herrn
gegeben hatte, ein so unnatürliches geworden war, unnatürlich
durch die Bedingungen, wodurch der eine Teil um schnöden
Mammon Fleisch und Blut des andern kaufte. Damit ein
solches Bündnis in Kraft blieb, bedurfte es ausserordentlicher
Mittel, und jetzt war die Zeit gekommen, nachdem das Bünd-
nis unter Dach und Fach gebracht war, sich Wächter für das-
selbe zu kaufen. Es ist ein unschätzbares Aktenstück1), jene
Liste, welche den käuflichen Wert aller hervorragenden
Schweizer in Franken ausgedrückt enthält. Mit gutem Be-
dacht war sie von Diessbach, vermutlich unter Beihilfe des
schlauen und vielgewandten Propstes von Münster, entworfen
worden; am 5. April wurde sie von dem Präsidenten von Tou-
louse Garcias Faure und dem Herrn von Courcelles, der den
abberufenen Sire de Craon ersetzt hatte, sowie von Herrn
Nicolaus von Diessbach unterzeichnet. Da stand natürlich an
der Spitze Bern mit 6000 Franken; Luzern und Zürich, die
nicht umsonst die Waldorte herangeholt hatten, besassen in
den Augen derer, die den goldenen Regen über die Schweiz
ausströmen Hessen, dennoch verschiedenen Wert: Luzern er-
hielt 3000 Franken , Zürich war mit 2000 Franken bezahlt.
Die Hauptsache aber war, die einzelnen leitenden Männer zu
kaufen. Da stehen voran die beiden Diessbach, Nicolaus und
Wilhelm, jeder mit 1000 Franken verzeichnet; aber es war
nur pflichtschuldige Dankbarkeit des Königs, wenn er dem
') Bei Lenglet-Commines III, 379. Man yermisst die Liste in den
eidgen. Absen.
28*
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43G
Witte.
Verdienste seine Krone aufsetzte und auf das Haupt des Herrn
Nicolaus von Diessbach ausserordentliche Belohnungen häufte.
Die Pension, welche er ohnedies bereits genoss, wurde von
400 auf 500 Livres erhöht, und ausserdem erhielt er ein
Gnadengeschenk von 8000 Goldthalern.1) Von den 7000 Livres,
die noch übrig waren, erhielten Berner Bürger nicht weniger
als 2695 Franken. Da war kein Mann von Bedeutung, der
nicht bedacht war, und selbst Herr Adrian von Bubenberg,
der doch das französische Bündnis aufs heftigste bekämpft
hatte, stand mit 360 Livres verzeichnet; wenn er sie genom-
men hätte, würde er ehrlos gehandelt haben, denn der Herzog
von Burgund lohnte ihn bereits mit 100 Gulden, dass er „stets
für Burgund spreche". Ebensohoch wurden die Dienste Herrn
Petermanns von Wabem angeschlagen, während Herr Nidaus
v. Scharnachthal 400 Livres erhalten sollte. Hatte der König
sich so der Häupter der Stadt versichert, so musste doch auch
Sorge getragen werden, dass nicht zuweilen die Leute dritten
und vierten Ranges sich regten. Am sichersten war es in
dieser Hinsicht immerhin, den ganzen Kleinen Rat in Sold
zu nehmen; je nach ihrer Bedeutung erhielten diese Männer
bis zu 20 Livres hinab, und selbst diejenigen, welche in Ab-
wesenheit der ordentlichen Mitglieder des Kleinen Rates als
Stellvertreter vorgesehen waren, wurden nicht vergessen.
Überaus wichtig war auch Luzern, das für die schwanken-
den Waldorte aufkommen musste. 2290 Franken kamen da-
hin, wovon allerdings der Propst von Münster Josse von SU
lenen 1000 erhielt, während seinem Bruder Albin von Silenen
400 gewährt wurden ; der Rest kam unter die einflussreichsten
Mitglieder des Rats: 300 Livres wurden dem Schultheiss Kas-
par von Hertenstein, 200 dein lahmen Heinrich Hasfurter zu-
gewiesen. So umfassende Bestechungen auch bei den übrigen
Orten vorzunehmen schien nicht nötig; es genügte, wenn
man der Bürgermeister oder Ammänner sicher war, und auf
diese Weise wurden nun auch die leitenden Behörden von
Zürich, Uri, Schwyz und Unterwaiden Pensionäre des Königs.
Auch für Solothurn und das kleine Biel war etwas abgefallen;
nur Glarus hatte sich reine Hände gewahrt.')
*) Mandrot 1. c 6, 210. — *) Der gegenwärtige Wert dieser einzelnen
Betrüge ergiebt sich aas den Bd. 6 S. 70 dieser Zeitschrift mitgeteilten
Ansätzen. Der Gesamtwert dieser zur Bestechung ausgeworfenen 20 000
Franken würde in unserer Zeit etwa 960 000 Franken betragen.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
437
IV.
War es demnach Bern schliesslich gelungen, die wider-
strebenden Orte nun doch zu der französischen Allianz heran-
zuziehen, so konnte es sich hingegen betreffs Savoyens nicht
Ähnlicher Erfolge rühmen. Am 15. März war die schon lange
angekündigte savoyische Botschaft in Bern eingetroffen, um die
Erklärung der Herzogin bezüglich der Lausanner Überein-
kunft abzugeben. Wie zu erwarten, lautete sie in allen we-
sentlichen Punkten ablehnend.1) Weder zu der Absage an
den Herzog von Burgund noch zur Öffnung ihrer festen Plätze
an Bern wollte sie sich verstehen. „Vigend urab vigend,
fründ umb fründ zu sein, dessen begehrte sie vertragen zu
bleiben, denn es ihr und ihrem Sohne, einem Kinde und einer
Waise, ungelegen sei; was aber die alten Bünde wiesen, dem
wollte sie nachkommen/ Die Herzogin bedaure, was zu Ve-
vey und Genf geschehen, aber darum Geld zu geben, wäre
etwas unglimpflich und auch nicht freundlich; jedoch war sie
in diesem Punkte zu einigem Entgegenkommen bereit. Wie
hätte Bern sich das aber gefallen lassen? Dazu bedurfte es
gar nicht der Bemühungen der französischen Gesandten, dass
es in schroffster Weise an allen seinen Forderungen festhielt.*)
Die Savoyer Herren fanden die Lage mehr als schlimm, und
um den Abbruch der Verhandlungen zu verhüten, mussten
sie von vornherein den verlangten Schadensersatz an Diess-
bach zugestehen. Bern bestand ferner nach wie vor darauf,
dass die Herzogin den Krieg an Burgund erklären sollte.
Vergebens machten die Savoyer geltend, dass die alten Bünde
und die Familienbande zwischen beiden Häusern einen sol-
chen Bruch nicht zuliessen, dass der Krieg vor Neuss nicht
gegen die Eidgenossenschaft gerichtet wäre, dass diese über-
haupt nicht als eine gegen Burgund kriegende Macht anzu-
sehen wäre, dass endlich die Verträge zwischen Savoyen und
Bein eine solche Forderung in keiner Weise begründeten.
"Vergebens erboten sie sich, den Fall der Entscheidung der
Eidgenossen zu unterbreiten. Die Stadt lehnte das rundweg
ab und verlangte ausserdem sofortige Zahlung der von den
Gesandten zugestandenen Summe. Es schien entschlossen,
r) Bern. Ratsmanaal 160—161. — *j Bericht Urbans y. Cherron-Vü-
lette an die Herzogin vom 17. März bei Gingins 1, 72—73.
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43S
Witte.
mit Savoyen zu brechen, wenn sich die Herzogin nicht fügte;
ausserdem beharrte es auf Öffnung des Waadtlandes, um von
da aus einen Feldzug nach der Franche-Comte* zu unternehmen.
Unter diesen Umständen hielt das Haupt der Gesandt-
schaft, Herr Urban von Chevron-Villette, für ratsam, sich an
die Eidgenossen zu wenden, deren Abneigung gegen das
schroffe Vorgehen Berns bekannt war. Unter dem Vorwand
einer Pilgerfahrt nach Einsiedeln begab er sich am 17. März
geraden Wegs auf die Tagsatzung zu Luzern, während die
übrigen Gesandten einstweilen zurückblieben und später nach-
kamen. Hier wurde nun das alte Spiel erneuert. Die Her-
zogin erklärte ihre Bereitwilligkeit gegenüber den Klagen über
Belästigung der Kaufleute auf ewig oder auf eine Reihe von
Jahren ein Verständnis mit den Eidgenossen zu machen, da-
mit die Angehörigen beider Teile hüben wie drüben freien
Wandel hätten; ihre Irrung mit Bern wollte sie auf die sie-
ben andern Orte der Eidgenossen zu Recht setzen und sich
deren Spruche unterwerfen. Sodann bot sie ihre Vermittlung
an sowohl in einigen schwebenden Händeln der Eidgenossen
mit Mailand als auch in dem Streite mit Burgund. *) Es war
in gewisser Hinsicht ein förmliches Wettlaufen mit den französi-
schen Gesandten und Bern, wenn sie den Eidgenossen den
Köder hinwarf, dass der Herzog von Burgund bereit wäre,
den Eidgenossen die 80 000 Gulden zu schenken, die Herzog
Sigmund als Pfandsumme ihm schuldete, und zugleich et-
lichen „gewaltigen Leuten" der Eidgenossen eine noch höhere
Pension versprach , als ihnen vom König von Frankreich in
Aussicht gestellt wäre. In der That verlangten die Gesandten
1000 bis 1200 Thaler, um die Gutgesinnten unter den Eid-
genossen noch mehr zu gewinnen.2)
Falls das Geld wirklich ausgegeben wurde, fiel es auf un-
fruchtbaren Boden, ebenso wie die sonstigen lockenden Aner-
') Hierher gehört, was Schilling S. 217 und 218 erzahlt. Vgl. die
frühere Bemerkung über Schillings Arbeitsweise. Seine Angabe über
das Bemühen der Herzogin, ein Bündnis mit den 7 Orten zu schliessen,
unter Ausschluss von Bern, wird auf dieses Mass zu beschränken sein.
— 2) Appiano. Gingins 1, 88. Hierhin gehört auch die Bemerkung Schil-
lings, dass die Herzogin etliche „schnöde Buben" von einem Orte zum
andern schickte und viel Geld und Seide schenkte, in Meinung Uneinig-
keit unter den Eidgenossen zu erregen.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
439
bietungen. Die Eidgenossen verhiessen am 9. April auf einem
neuen Tage zu Luzern Antwort zu geben. Bis dahin war die
Lage insofern gespannter geworden, als aufs neue Gerüchte
auftauchten von Ansammlungen italienischer Söldner, die dem
Herzog von Burgund zuziehen wollten; in Besancon1), hiess
es, wäre in den letzten Tagen eine grosse Musterung gewesen,
der an 20 000 Mann beigewohnt hätten, und der Feind wolle
durch die Grafschaft Valangin in das Gebiet der Verbündeten
einbrechen; gleichzeitig verlautete, dass der Bastard von Bur-
gund, der Prinz von Tarent und der Sire de Chäteau-Guyon
einen Kriegszug wider Mümpelgart planten. Bern wollte sich
nicht länger „umbziehen" lassen und gedachte keine Rück-
sicht mehr zu nehmen: es betrieb jetzt die Entfernung der
Herzogin von der Regierung und nahm im Geheimen die
Verhandlungen mit dem Bischof von Sitten wieder auf, um
Savoyen auch von dieser Seite zu fassen.*) Dazu kam,
dass ein Heer Berns gerade sich anschickte, aufs neue den
Boden der Franche-Comt6 zu betreten. So lehnten denn auch
die Eidgenossen auf dem Tag zu Luzern am 9. April
das Anerbieten der Herzogin, Frieden mit Burgund zu ver-
mitteln, aufs neue ab, und was das Schiedsrichteramt
zwischen Savoyen und Bern betraf, so verwiesen die Eid-
genossen sie auf das ewige Bündnis Savoyens mit Bern ; dem
möge sie nachleben und weder den Feinden der Eidgenossen
Beistand leisten, noch jemand, welcher der Eidgenossen Feind
sein wolle, durch ihr Land ziehen lassen, wie sie das früher
zugesagt habe. Zugleich aber erhoben die Eidgenossen ernste
Beschwerden, die ein deutliches Zeugnis geben von der zu-
nehmenden Spannung zwischen Deutschen und Welschen.
Deutsche Kaufleute aus Memmingen, die in der Eidgenossen
Geleit reisten, waren in Savoyen gefangen genommen; die
Eidgenossen drohten, wenn sie nicht freigelassen würden, sie
selbst zu befreien.3) Noch schlimmer war es, dass jene An-
spielungen auf unnatürliche Laster, denen sich die Schweizer
Bauern hingeben sollten, nicht aufhörten. Zu Vevey hatte
ein Barbier ein Bild ausgestellt, das einen Mann in Berner
*) Schreiben Stephan Goldenere an Biel vom 17. Marz bei Blösch,
Geschichte von Biel 272. — *) Bern A. T. M. C. 402—404. Rataman. —
*) Eidgen. Absch. II, B35.
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440
Witte.
Tracht and Farben mit den Abzeichen der Stadt Freiburg
auf einer Kuh sitzend darstellte.1)
Wenn die Herzogin dennoch auf ihrem Standpunkt beharrte
und sich nicht einschüchtern Hess, wenn sie fortfuhr vor allem
Bern zu erbittern, indem sie nach wie vor lombardischen Söld-
nern, wenn auch auf einem Umweg, den Marsch durch ihre
Staaten zu gestatten, so hatte das seinen guten Grund. Gewiss
befand sie sich zeitweilig in argem Gedränge, aber das konnte
sie doch nicht veranlassen aus jenem Dreibund auszutreten,
den sie selbst geschaffen hatte und der ihr ausserordentlich
vorteilhaft erschien. Sie vertraute auf den Stern ihres Ver-
bündeten und die Langsamkeit des Reichsheeres und hoffte
noch den Bernern mit Zinsen heimzuzahlen. Ewig konnte
das Städtlein Neuss sich doch nicht halten, zumal es hiess,
dass Pulvermangel eingetreten sei. Ihr Schwager Romont
hatte ihr geschrieben, wie Herzog Karl ihm selbst gesagt habe,
dass er sofort nach der Einnahme von Neuss nach Burgund
rücken würde, um dann nach Ablauf des Waffenstillstandes
den Krieg gegen Frankreich zu eröffnen; gleichzeitig werde
er für die Befreiung und Sicherheit des Waadtlandes und
der übrigen Besitzungen des Hauses Savoyen Sorge tragen,
so dass sich die Herzogin in keiner Weise um die Drohungen
Berns und der übrigen eidgenössischen Orte zu beunruhigen
brauche.8) Aller Augen waren auch hier mit fieberhafter
Spannung auf das kleine Neuss gerichtet ; was des einen Hoff-
nung war, war des andern Angst und Sorge, und der mai-
ländische Gesandte konnte mit Recht seinem Herrn am
19. März berichten: alles hängt ab von dem Ausgang der Be-
lagerung von Neuss; erleidet der Herzog dort einen Misserfolg,
so werden die Eidgenossen und die Niedere Vereinung zum
Angriff Übergehen; gegenwärtig aber sind die Schweizer nicht
so kriegseifrig und möchten am liebsten daheimbleiben. •)
Noch eine andere wichtige Frage kam in Betracht, deren
Lösung, wie sie auch erfolgen mochte, die Herzogin mit Hoff-
nung erfüllen durfte. War Neuss gefallen, so wollte der Her-
zog sich also mit seiner ganzen Macht wider Frankreich wen-
den; wenn er allen Missvergnügten die Hand reichte und sich
*) Schreiben Freiburgs vom 1. Apr. an Anton r. Avenches, Statt-
halter des Waadt. — *) Appiano am 21. März. Gingins 1, 87. — *) Gra-
gins 1, 79.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege. 441
noch dazu mit der englischen Kriegsmacht vereinigte, konnte
für die Herzogin der Ausgang keinem Zweifel unterliegen,
und dann kam die Abrechnung mit dem verhassten Bern.
Die Furcht des Königs, der alle Hebel in Bewegung setzte,
um Herzog Karl zu einer Verlängerung des Waffenstillstandes
zu bestimmen, mnsste die Herzogin in ihren Hoffnungen nur
noch sicherer machen; und wurde der Waffenstillstand ver-
längert, um so hesser: Dann war zu erwarten, dass Herzog
Karl sich ohne Zeitverlust über seine Gegner am Oberrhein
herstürzen würde.
Einstweilen blieb nichts anderes übrig als abzuwarten.
Wozu hatte sie aber den Herzog von Mailand zum Verbündeten,
wenn sie von ihm nicht in der augenblicklichen Bedrängnis
Hilfe und Unterstützung erlangen konnte? Sie wollte dem
Herzog von Burgund rühmen, sagte sie zu Appiano, wie es
diesseits der Alpen einen mächtigen Fürsten gäbe, ganz be-
reit ihr in der Not zu helfen. Die arme Fürstin, wie sie sich
täuschte! Indem sie sich an diese Hoffnung anklammerte,
vergass sie, dass Sforza noch nichts gethan hatte, um diese
Hoffnungen zu rechtfertigen; wenn sie weniger der Leiden-
schaft und mehr der Vernunft gefolgt wäre, hätte sie doch
darüber stutzig werden müssen, dass ihr Verbündeter bis
jetzt in keiner Weise zu irgend einer Handlung zu bewegen
gewesen war, die ihn in einen Krieg mit der Schweiz hinein-
ziehen konnte. Jetzt fühlte die Herzogin sich auch von der
französischen Seite bedroht; es hiess, dass der König, nach-
dem Frieden mit Aragon geschlossen war, ein Heer durch
das Dauphine* wider Savoyen senden würde, und sie bat den
Herzog jetzt um 300 Fussknechte, um die Besatzungen zu
Montm&ian und Chambe"ry zu verstärken; wäre Savoyen erst
verloren, so könne sich auch Piemont nicht halten, und der
Herzog hätte ihr ja versprochen, Piemont wie sein eigenes
Land und wenn nötig in eigener Person zu verteidigen. Zu-
gleich wünschte sie seine Meinung zu erfahren, wie sie sich
nun zu den Forderungen Berns stellen sollte. Wie gross war
ihr Erstaunen, als Appiano ihr im Namen seines Herrn den
Rat gab, alles aufzubieten, um zu einem Abkommen mit den
Eidgenossen zu gelangen. Der Graf von Romont habe selbst
die Schweizer sich auf den Hals geladen; das Waadt sei ein
offenes Land, das zur Verteidigung einer grossen Truppen-
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442
Witte.
macht bedürfe, und ausserdem würde der Feind in dem Lande
einen Schaden anrichten, dessen Höhe zu der von Bern ge-
forderten Summe in keinem Verhältnis stände; zudem habe
Herzog Galeazzo beim Abschluss des burgundischen Bündnisses
immer geglaubt, dass Herzog Karl die Verteidigung der sa-
vojischen Staaten diesseits der Alpen übernommen hätte,
während er selbst die italienische Seite schützen würde; Her-
zog Karl könne dieser Verpflichtung nachkommen, wenn er
einen Teil der 700 Lanzen, die in Burgund ständen, dazu
verwendete. Die Herzogin verteidigte ihren Schwager Ro-
mont: er habe in keiner Weise die Eidgenossen gereizt und
sei in burgundische Dienste getreten, bevor der Krieg erklärt
gewesen wäre. Herzog Karl um Hilfe zu bitten, davon habe
sie selbst Abstand genommen, weil derselbe seiner Truppen
in Burgund bedürfe, um das Land gegen die Deutschen zu
verteidigen.1)
Es traf sich, dass die Herzogin gleichzeitig von anderer
Seite vor den eigennützigen Absichten ihres Verbündeten ge-
warnt wurde, aber diese Warnungen kamen von ihrem Bruder
und ihrem Schwager Bresse; sie konnten daher eher eine ent-
gegengesetzte Wirkung hervorrufen und das erschütterte Ver-
trauen zu Sforza wieder herstellen. Der König hatte Graf
Philipp vorstellen lassen, wie der Herzog von Mailand mit
seinen Freundschaftsbeteuerungen und schönen Worten nichts
anderes bezwecke als seine Schwester in Sicherheit zu wiegen,
um ihr Vercelli, vielleicht auch ganz Piemont fortzunehmen.
Dem wolle der König um jeden Preis zuvorkommen, indem
er die Regierung in Savoyen und die Vormundschaft über
seine jungen Neffen in andere Hände übergehen liesse. Ausser-
dem erging sich König Ludwig in bittern Worten über seine
Schwester, die sich nicht damit begnüge selbst seine Feindin
zu sein, sondern ihm auch seine Verbündeten untreu machte,
um sie zu Freunden seiner Feinde zu machen. Graf Philipp
machte seiner Schwägerin davon Mitteilung durch einen eigenen
Gesandten, Herrn Bonifaz von Challant, der sie darauf auf-
merksam machte, dass wenn sie nicht ihre Stütze suche in
dem einigen Zusammenhalten aller ihrer Verwandten, sie sich
schwerlich in der Regentschaft behaupten könne. Dem Herrn
') Bericht Appiano's vom 81. Mira Gingins. 1,85 ff.
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Zur Geschichte der Burguuderkriege.
443
von Challant aber erwiderte die Regentin, dass sie keinerlei
Furcht habe, da es ihr an Helfern in der Not nicht fehle.
Dem mailändischen Gesandten verhehlte sie diese Mittei-
lungen nicht; was dieser ihr erwiderte, musste um so eher
ihre Zustimmung finden, als es wahrscheinlich der Ausdruck
ihrer eigenen Meinung war, dass nämlich König Ludwig und
Graf Philipp lediglich beabsichtigten, Misstraucn zwischen
den beiden Staaten zu säen, um in Savoyen herrschen zu
können. Um so mehr, meinte die Herzogin, wäre das ein
Grund, um nach jeder Richtung hin geeignete Massregeln zu
treffen, damit solche Absichten vereitelt würden.1) Graf Phi-
lipp von Bresse liess jedoch in seinen Bemühungen nicht nach,
und diese geflissentliche Annäherung konnte die Regentin in
ihrer Zuversicht nur bestärken. Sein Vertrauter, der Sire de
Rolle, kam in geheimer Sendung an den savoyischen Hof zu
Moncalieri und überbrachte die Versicherung seines Herrn,
dass er nichts anders wünsche, als der Regentin zu dienen
als Schwager und getreuer Unterthan und wie ein Sohn seiner
Mutter. Er führte mit sich die Instruktionen des Königs an
Bresse und den Präsidenten von Toulouse zu Bern, und es
war ein geschickter Schacbzug von der Regentin, nachdem
sie Kenntnis von denselben genommen hatte, dass sie ver-
langte, dass ihr die beiden Schriftstücke in Gegenwart des
burgundischen und mailändischen Gesandten mitgeteilt wür-
den ; denn Burgund, Mailand und Savoyen seien ein Herz und
eine Seele. Der Gesandte des Grafen willigte ein, unter der
Bedingung, dass das Geheimnis darüber gewahrt bliebe. Das
an den Grafen von Bresse gerichtete Aktenstück enthielt in
der That jene Äusserungen des Königs, von denen der Graf
bereits Mitteilung gemacht hatte, nur noch in viel stärkeren
Ausdrücken. Der König drückte seine Überzeugung aus, dass
die Herzogin schliesslich gezwungen wäre, sich in die Arme
von Sforza zu werfen, welcher nicht verfehlen würde, die
jungen Fürsten ihres väterlichen Erbes zu berauben. Um dem
zuvorzukommen, bot der König dem Grafen von Bresse die-
Regentschaft an bis zur Mündigkeit des Herzogs Philibert.
Zu dem Zweck stellte der König ihm Geld und die gesamten
Streitkräfte des Dauphine* zur Verfügung, während gleichzeitig
*) Appiano 1. c.
444
Witte.
die Eidgenossen von der andern Seite Savoyen angreifen
sollten. Dabei erhob der König die schärfsten Vorwürfe ge-
gen den Herzog von Mailand, den er der Undankbarkeit be-
zichtigte, der nichts anderes beabsichtige, als sich mit Bur-
gund in Savoyen zu teilen. Die Instruktion an den Präsi-
denten von Toulouse war dementsprechend gehalten: er sollte
die Schweizer in den Krieg mit Savoyen treiben und um je-
den Preis den Dreibund zu sprengen suchen, damit sie nicht
von dref Seiten zugleich angegriffen würden. f) Dem entsprach
ganz genau die Haltung Berns, welches gerade damals am
3. April beschlossen hatte, dass das Regiment in Savoyen
manibus domini Philippi tamquam advocati defensorisque ducis
übertragen werden sollte.') So weit gingen nun freilich die
Absichten der Eidgenossen nicht; die kriegerischen Verwick-
lungen, die gerade anfingen, konnten aber vielleicht schon in
nächster Zeit Gelegenheit bieten, diese Absichten zu verwirk-
lichen.
V.
Trotz des strengen und anhaltenden Winters hatte der
kleine Krieg an den Grenzen ungeschwächt fortgedauert. Die
Niedere Vereinung war insofern in grossem Vorteil, als sie
in Mümpelgart, Hericourt und Beifort über feste Stützpunkte
verfügte, die wenigstens einen Einfall der Burgunder in den
Sundgau sehr erschwerten; aber die Besatzungen dieser Plätze
waren zu schwach, als dass sie grösseres hätten unternehmen
können. Bedeutender nur war ein Zug, den der Landvogt
Hermann von Eptingen mit 1500 Mann Reiterei und Fuss-
volk Ende Januar durch die Landschaft Trevillers bis in die
Nähe von Besancon unternahm. Die Burgunder aber folgten
auf dem Fusse nach und vergalten gleiches mit gleichem in
der Grafschaft Mümpelgart. Der Feind streifte bis vor die
Thore der Stadt, und der Statthalter Jakob von Stein war
nicht imstande, sie fern zu halten. Bittere Klagen erhob
er über die Lauheit der Mitglieder der Niedern Vereinung,
von denen nur Strassburg und Basel ihre Pflicht thaten und
ihren „Zusatz" in Mümpelgart hielten. In schlimmer Lage
befand sich auch der Bischof von Basel. Der jurassische
Teil seines Bistums wurde hart von den Burgundern bedrängt,
') Appiano am 10. Apr. Gingins 1, 94 ff. — *) RaUman. 30.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
445-
die gar bis an die Thore von Pruntrut streiften. Nicht viel
besser freilich trieben es in seinem Lande die Schweizerf die
eigenen Freunde und Verbündeten. Von allen Seiten kamen
die Sturmvögel herbeigeflogen, und das Raubgesindel fand in
dem kleinen Solothurn und Biel wohlgelegenen Unterschlupf,,
um von da aus in einzelnen Banden auf Raub auszugehen.
Die unklaren politischen Verhältnisse konnten diesen rohen
Gesellen den Vorwand bieten, um das blühende Waadtland so-
wie die Herrschaften des Hauses Chalons am Neuenburger See
heimzusuchen, und der Umstand, dass der Markgraf von Hoch-
berg und der Herr von Aar bürg mit Bern verburgrechtet waren,
hielt diese „Freiheitsbuben" nicht ab, auch deren Besitzungen
mit Raub und Verwüstung zu überziehen. Ein solcher Krieg,
wo viele Beute und wenig Ehre zu holen war, musste von
allen Seiten die lungernden Knechte anziehen, und über den
Brünig kamen um Mitte Januar diese fahrenden Knechte
auch aus der innern Schweiz herbei, um gen Granson und
das Waadtland zu ziehen. In der Grafschaft Neuenburg selbst
war man höchst ungehalten, dass durch die Neutralität des
Markgrafen die Gelegenheit benommen war, an diesem ein-
träglichen Geschäfte teilzunehmen. In einer Hinsicht konn te-
der Stadt Bern dieses Unternehmen nur angenehm sein, weil
man dadurch einen Druck auf die EntSchliessungen der Re-
gentin ausüben konnte, als es sich um die Genehmigung des
Lausanner Abkommens handelte; aber wenn auch die Stadt
damals schon gern einen Zug gen Granson unternommen hätte,
so war sie doch viel zu vornehm, um an dem Treiben dieses
Gesindels Gefallen zu finden oder gar gemeinschaftliche Sache
zu machen. Sie wandte sich am 18. Januar an Luzern1), um
ferneren Zuzug zu verhalten, und war entschlossen, die Knechte
unter Umständen mit Gewalt am Weiterziehen zu hindern,
zumal in erster Linie die Unterthanen der Stadt von den
Ausschreitungen der Knechte betroffen wären. In der That
gelang es für diesmal noch den Bemühungen von Herrn Ni-
claus von Scharnachthal, die Knechte zu „wenden".') Den
Markgrafen von Hochberg sowohl wie den Herrn von Aarburg,
Grafen von Valangin, die durch ihre „puren" arg ins Gedränge
gekommen waren, nahm Bern in thatkräftiger Weise in Schutz.
i) Bern A. T. M. C. 360. — ») 1. c 8ß5. Ratsman. 67.
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•446
Witte.
Dem Markgrafen stellte die Stadt anheim, ob er nicht lieber
seinen Sohn Markgraf Philipp aus burgundischen Diensten
-abberufen wollte, um den fahrenden Knechten jeglichen Vor-
wand zu Angriffen zu benehmen; wenn derselbe aber keine
Feindseligkeiten wider die Stadt unternähme, so wollte sie
dennoch sein Bleiben in burgundischen Diensten gestatten;
ihm selbst aber, nachdem er Leib und Gut in ihren Schirm
gesetzt hatte, wollte sie alle Freundschaft und Ehre thun und
daran sein, dass die laufenden Knechte nicht durch sein
Land und seine Pässe zögen. Für sich selbst behielt Bern
sich zwar den Durchzug vor; jedoch wollte es alle Fürsorge
gebrauchen, als ob es die eigene Landschaft wäre. Ausdrück-
lich gestattete die Stadt ihrerseits dem Markgrafen, dass er
sich in dem Krieg mit Burgund „stille" halte; jedoch wollte
sie aller Verantwortung bei etwaigen Feindseligkeiten der Eid-
genossen entladen sein; wenn sie ihn dann wohl geschirmt
Mtte, so erwartete sie „nach end diser ding ziemlicher und
bescheidener ergetzung". x) Kräftig schritt es auch zugunsten
des Markgrafen ein, als sich in der Grafschaft Neuenburg
Geläuf und Aufruhr gegen ihn erhob. Die Leute waren un-
gehalten, dass sie durch die Neutralität ihres Herrn von den
gewinnbringenden Plünderungszügen ausgeschlossen wurden,
mussten aber jetzt wie die Unterthanen Berns schwören, ohne
des Markgrafen oder seiner Amtleute Wissen und Willen an
keiner „Reise" teilzunehmen.") Man könnte allerdings fragen,
woher dies zweierlei Mass zwischen dem Grafen von Romont
und Savoyen einerseits, dem Markgrafen Rudolf anderseits;
die unbedingte Neutralität des einen, die feindliche Haltung
des savoyischen Hauses und der savoyischen Landschaften
giebt die entsprechende Antwort. Der Graf von Roinont, die
Herzogin von Savoyen hätten dieselben Wohlthaten geniessen
können, wenn sie gewollt hätten. So aber rechneten sie falsch
und suchten den Stärkeren auf einer Seite, wo er nicht war.
Eine Zeitlang wird es still von diesen Raubzügen; dann
Aber mit vorschreitender Jahreszeit begann es sich wieder zu
regen, und am 3. März zog eine Schar von 480 solcher Frei-
heitsbuben aus der Landschaft von Bern, aus Solothurn und
Biel aus, um über Basel durch den Sundgau in die Franche-
') Ratsman. 69. — 2) Febr. 10. 1. c. 94.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
447
Comt6 einzufallen. Diese Bande konnte aber nicht abwarten,
bis sie in Feindes Land gelangt war, sondern fiel bereits auf
dem Marsch nach Basel über Land und Leute des Markgrafen
und des Bischofs von Basel her, so dass dieselben laute Kla-
gen bei den Kidgenossen auf dem Tag zu Zürich erhoben.
Die Bande selbst setzte ihren Weg weiter fort, ohne dass
man genauer wüsste, welche Gegend sie unglücklich machte,
und kehrte über Basel heim, indem sie nicht weniger als 1200
Stück Vieh als Beute heimbrachte; an 100 Feinde sollen sie
dabei erstochen haben.1) Die Burgunder vergalten das freilich
in reichem Masse und streiften von ihren Schlössern am Doubs
bis vor die Thore von Pruntrut und Dattenried. Einige
Tage später nahm eine andere Schar in derselben Weise
hausend ihren Weg durch die Grafschaft Neuenburg nach der
Herrschaft Granson, unbekümmert darum, dass dieselbe unter
savoyischer Oberhoheit stand, und führte einen Raub von
500 Stück Vieh mit sich fort. Solothurn war recht eigent-
lich das Hauptquartier dieses Gesindels, das den Namen der
Eidgenossen verrufen machte. Bern, so sehr es darauf drang,
in Gemeinschaft mit der Niedern Vereinung den Krieg mit
Burgund in energischer Weise wieder aufzunehmen, missbilligte
dies Treiben in allerschärfster Form. Da Solothurn erklärt
hatte, der Seinen nicht mächtig zu sein und sie nicht verhal-
ten zu können, so erwiderte Bern am 6. März, dass die
Stadt solches in Erwägung von Solothurns „herkomen" und
der Schädlichkeit und Schmach solcher Unordnung „vast un-
gehört" bedäuchte, und sie forderte die Bundesstadt auf, wie
ihre „vordem" zu handeln, „die iren grund uff roub nit ge-
setzt haben" und die Ihren zu „verhalten".*) Das war zwar
ein geharnischtes Schreiben, aber es nützte ebensowenig wie
später alle Beschlüsse der Tagessatzungen gegen diese fahren-
den Knechte. Wie den Wolf die Herde, so zog diese Banden
der leichte Raub unwiderstehlich an. Mitte März ballte sich
aufs neue eine Schar in Solothurn zusammen, von der es
zweifelhaft sein konnte, ob sie durch die Grafschaft Neuen-
burg oder durch das Bistum Basel ziehen wollte. Bern hielt
i) Schilling S. 163 beziffert ihre Beute auf 1500 Haupt Vieh. Vgl.
auch Blöech p. 272. Knebel S. 191 laust sie diese Beute in Valle Tri-
belberg prope Bisuncium machen, was freilich eine ungenaue geographische
Angabe ist. — *) Bern A. T. M. C. 391.
448
Witte.
darauf Solothurn am 17. März vor, dass von diesen Gesellen
den Freunden mehr Schaden geschehen sei, als jemand an-
ders, und drohte geeignete Massregeln zu ergreifen zur Ver-
hütung solcher Unordnung und Beschwerden. Gleichzeitig
befahl es seinen Ratsboten auf dem Tag zu Luzern, bei den
Eidgenossen in dieser Hinsicht vorstellig zu werden und sie
zu veranlassen, ihrerseits durch eine Gesandtschaft Solothurn
von weiterer Schädigung des Markgrafen abzuhalten.*) Der
Raubzug selbst konnte dadurch nicht gehindert werden, eben-
sowenig wie Bern seine eigenen Leute davon abhalten konnte.
Die kleine Schar zog durch die Grafschaft, gewann den Pass des
Bajardenturms und drang tief in Burgund ein ; die Beute war
höchst beträchtlich: 700 Stück Hornvieh, viele Schafe und
anderes. Vergebens suchte ihnen ein Haufe Burgunder und
Pikarden die Beute wieder abzujagen; sie wurden zurück-
getrieben und verloren 9 Mann. Das musste nur noch mehr
die Raublust anfachen, schien doch das Land völlig schutzlos
zu sein.2)
Inzwischen nahmen nun auch die Eidgenossen Stellung;
auch sie wünschten, dass wenigstens Land und Leute der
Bundesgenossen verschont blieben. Auf Betreiben Berns wur-
den auf dem Tag zu Luzern am 20. März8) Land und Leute
des Markgrafen in Schutz und Schirm genommen; nichts als
ässige Speise sollte von seinen Unterthanen genommen werden.
Die Raubzüge in Feindes Gebiet wurden gebilligt; wenn
jeder aber auf eigene Faust auszog, so konnte es kommen,
dass eine Schar, die sich so zusammengefunden hatte, vom
Feinde überwältigt wurde. Es wurde daher beschlossen, dass
das regellose Rauben aufhören sollte; nur mit Ordnung und
unter einem Hauptmann und in solcher Zahl, dass sie den
Feinden Widerstand leisten könnten, sollten die Gesellen in
den Krieg ziehen.4) Mit diesem Beschluss konnte Bern nur
einverstanden sein; es wünschte nichts sehnlicher, als dass
ein solcher Feldzug zustande kam, und hierin begegnete es
sich mit der Niedern Vereinung, die jetzt auch in thatkräftiger
Weise den Krieg wieder aufzunehmen gedachte.
>) Bern. Ratsman. 167, 169. — *) Edlibach S. U6 giebt an, dass auf
diesen Raubzügen während des Winters nach und nach an 1500 oder
2000 erstochen wären. Seine Zahlen sind allerdings nicht sehr zuver-
lässig. — *) Eidgen. Absen. II, 529. — «) Eidgen. Absen. II, 529.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
449
Hier war die Lage eigentumlich. Der Kaiser war nicht
zu bewegen gewesen, den Mitgliedern der Vereinung die Teil-
nahme an der Reichsheerfahrt gen Neuss zu erlassen, und sein
Ruf hatte dann allgemeinen Gehorsam gefunden. Strassburg
vereinigte jetzt sogar seine Bemühungen mit denjenigen des
kaiserlichen Bevollmächtigten Herrn Trudpert von Staufen auf
einem Tag zu Basel um den 19. März, damit auch im Ober-
lande der Zug zustande käme.1) Am 22. März war dann
Herr Philipp von Mülnheim mit 100 Reisigen aufgebrochen;
ihm waren auch die 400 Fussknechte untergeordnet, welche
die Stadt ausserdem noch stellte, alle in Rot und Weiss ge-
kleidet. In 16 Schiffen fuhren die letzteren am 27. März
rheinabwärts gen Köln, reichlich mit Vorräten versehen; so-
gar für eine Mühle mit einem Backofen hatten die vorsorg-
lichen Stadt väter gesorgt. Auch Basel liass es nicht an sich
fehlen: am 13. April fuhren 230 Söldner unter Anführung
des Herrn Veitin von Neuenstein und Meinrad Schütz von
Waldshut zu Schiff in das kaiserliche Feldlager ab. Selbst
in Bern hatten Grosser und Kleiner Rat am 29. März ein-
hellig beschlossen, dem Mahnruf des Kaisers zu folgen, wenn
es nicht anders sein sollte, und ihm eine ziemliche Anzahl
Leute zuzusenden „als des richs gehorsamen1*.1)
Gleichzeitig trat immer dringender die Notwendigkeit an
die Vereinung heran, etwas gegen die burgundischen Reiter-
scharen in Burgund zu unternehmen. Wie bitter rächte es
sich doch, dass nichts geschehen war, um den Sieg von Chene-
bier auszunützen. Der Sundgau und das Oberelsass musste
beständig eine Wiederholung des Plünderungszuges vom Au-
gust des vorigen Jahres fürchten; der Bischof von Basel er-
schöpfte sich in endlosen Klagen, und die Grafschaft Mümpel-
gart war vollständig eine Beute der Burgunder geworden.
Der Hofmeister, Herr Jakob von Stein, durfte sich kaum aus
den Thoren der Stadt herauswagen und durfte mit Recht ent-
rüstet sein über die Lässigkeit der Verbündeten, von denen
nur Strassburg und Basel ihren Verpflichtungen bezüglich
Unterhaltung einer Besatzung nachgekommen waren. Mit
') Knebel S 192. Befehl Strbgs. an Hans Rudolf v. Undingen, sich
zu diesem Zweck gen Basel zu begeben. AA. 276. — a) Der Zug nach
Pontarlier verhinderte die Ausführung.
Z+Itacbr. f. (Web. d. Obcrrb. N. F. VII. 3. 29
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450
Witte.
bittern Klagen wandte er sich am 26. März an die Mitglieder
der Vereinung und drohte ihnen, die Stadt zuzu6chliessen
und allein den Nutzen seines Herrn zu Rate zu ziehen.1)
Über alle diese Fragen wollte man Ende März auf einem
Tage zu Basel zu Rate gehen. Um diese Zeit muss es nun
auch gewesen sein, dass der Niederen Vereinung noch in anderer
Weise zum Bewusstsein gebracht wurde, wie lang noch immer
der Arm des Burgunders war; beinahe wäre es ihm gelungen,
sich mitten im Lande in einer Reihe fester Plätze einzunisten.
Herr Jakob von Hohenstein hatte dem grossen Bastard von
Burgund für 10 000 Gulden die beiden festen Burgen Gir-
baden und Kagenfels sowie die Städte Niedern- und Obern-
Ehnheim nebst Rosheim eingeben wollen. Es war ein Glück,
dass Bischof Ruprecht zeitig Wind von diesem säubern Plane
erhielt. Er setzte die Strassburger in Kenntnis, die sich in
Girbaden Einlass zu schaffen wussten und den von Hohenstein
gefangen nahmen. Der Vorfall war wohl geeignet, die Auf-
merksamkeit aufs neue auf die Haltung der burgunderfreund-
lichen elsässischen Ritterschaft zu lenken, die Bich von den
grossen Ereignissen gänzlich abseits hielten, und des starken
Rückhalts zu gedenken, den diese Leute an Kurfürst Friedrich
von der Pfalz fanden.*)
Die Tagessatzung von Basel befasste sich zunächst mit
Mtimpelgart und beschloss, worauf auch Bern drang, in An-
betracht der Wichtigkeit des Platzes eine ausgiebige Unter-
stützung: die Besatzung sollte bis zum 9. April auf 130 Rei-
sige und 60 Fussknechte gebracht sein.8) Von viel grösserer
Tragweite waren die ferneren Beschlüsse des Tages. Da han-
delte es sich zunächst um den Herzog Rene" von Lothringen2),
den die Niedere Vereinung bis dahin vergebens versucht hatte
zum Eintritt in den Bund zu bewegen. Herzog Rene* war
durch den Vertrag von Nancy in eine unerträgliche Zwangs -
') Strbg. St.A. IY/70 cop ch. coaev. — ') Knebel 198 und 201 be-
richtet ganz allein über diesen Vorfall und fügt noch hinzu, der von
Hohenstein habe noch 30 Edle des Landes als Mitwisser angegeben, die
auf Seiten des Pfalzers und Burgunders ständen. Kurz darnach berichtet
Knebel S. 205 einen andern für die Haltung des Adels bezeichnenden
Vorgang. — *) Der Abschied des Tages mi. in den heiligen Ostervirtagen.
Strbg. St.A. AA. 270. — ♦) Vgl. meine Abhandlung Lothringen und Bur-
gund im Jahrbuch für lothringische Geschichte H, SO ff.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege. 451
Inge versetzt worden: er butte sein Land nicht nur den durch-
ziehenden Burgundern und lombardischen Söldnern öffnen,
sondern Herzog Karl auch noch verschiedene Sicherheitsplätze
einräumen müssen. König Ludwig hatte zwar den jungen
Fürsten von diesem aufgezwungenen Bündnis abwendig ge-
macht. Das war aber geheim geblieben, und bis jetzt hatte
Herzog Rene* alle jene Verpflichtungen, die ihm der Vertrag
von Nancy auferlegte, getreulich erfüllt und den burgundischen
Streitkräften freien Durchzug gestattet, zu grossem Schaden
der Bevölkerung, die nicht müde wurde mit Beschwerden, zum
empfindlichen Nachteil des Reiches sowohl wie der Niedern Ver-
einung, die bereits ernste Beschwerden über diese Verletzung
der Neutralität erhoben hatten. Wider Herzog Karl konnte
nicht leicht ein vernichtenderer Schlag geführt werden, als wenn
man Herzog Rene* bewog, offen der grossen Koalition wider
Burgund beizutreten. Die burgundischen Staaten waren durch
Lothringen in zwei Teile gespalten. Mit der Kriegserklärung
Lothringens war Karl von aller Verbindung mit seinen bur-
gundischen Stammlanden abgeschnitten, die jetzt ganz allein
auf sich angewiesen waren und einem gemeinsamen Angriffe
von deutscher, französischer und lothringischer Seite unter-
liegen mussten. Für die Niedere Vereinung kam noch ein
anderer Gesichtspunkt in Betracht. Der Fall musste doch
sehr in Erwägung gezogen werden, dass Karl vor Neuss zu
seinem Ziele gelangte; dann war Lothringen die schützende
Vormauer des Elsasses. Deshalb hatte die Niedere Vereinung
von vornherein solchen Wert auf den Beitritt von Herzog
Rene* gelegt, und dieser hatte die Sache König Ludwig anheim-
gestellt, der vorsorglich den Eidgenossen auch die Verteidigung
seines Schützlings hatte aufladen wollen, ihn aber einstweilen
von einer offenen Beteiligung am Kriege aus guten Gründen
zurückgehalten hatte. Mit einem feindlichen Lothringen im
Rücken hätte Karl die Belagerung von Neuss kaum beginnen,
geschweige denn fortsetzen können. Für König Ludwig be-
deutete eben Lothringen die letzte Karte, welche er gegen
Karl von Burgund ausspielen konnte. Nach wie vor war das
einzige Ziel, welches die Politik des Königs verfolgte, um je-
den Preis die Vereinigung Karls mit seinen Gegnern in Frank-
reich und mit dem König von England zu verhindern. Das
einfachste Mittel, welches sich dazu bot, war die Verlängerung
29*
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452
Witte.
des Waffenstillstandes mit Burgund. So setzte derselbe König,
der überall Herzog Karl Widersacher erweckte, überall zum
Kriege schürte, schon seit Januar alle Hebel in Bewegung,
um zu diesem Ziel zu gelangen.1) Beides vertrug sich im
Sinne des Königs vortrefflich mit einander; entweder auf die
eine oder die andere Weise: wollte der Herzog nicht im Frie-
den mit ihm leben, so galt es, demselben so viel Widersacher
zu erwecken, dass dieser sich schliesslich glücklich schätzen
inu88te, dass nicht auch der König ihre Reihen verstärkte.
Kr musste dem Herzog sagen können: ich bin dein Freund,
aber dort sind deine Feinde. Jetzt schien der Augenblick
gekommen, um auch Lothringen offen den Reihen der bur-
gundischen Gegner einzufügen. Eine französische Gesandt-
schaft begab sich zu diesem Zweck nach Nancy, und ein Wink
aus Bern1) verkündete der Niedern Vereinung, dass der Au-
genblick gekommen war, die bisher vergeblichen Bemühungen
wieder aufzunehmen. So wurde denn jetzt zu Basel beschlossen,
dass Herzog Sigmund und die Stadt Strassburg nochmals
„von wegen gemeiner buntherren44 eine Gesandtschaft an Herzog
Rene* absenden sollten, und in der That fanden die Gesandten
Herr Friedrich von Münstrol und Klaus Zorn von Bulach beim
Herzog „grossen guten willen4' vor. Am 18. April trat Her-
zog Rene" der Vereinigung bei.3) Wenn schliesslich dann noch
die Niedere Vereinung den Entschluss fasste, dass Basel auf
dem Tag zu Luzern am 2. April seine Botschaft haben sollte,
um die Eidgenossen zu einem gemeinschaftlichen Heerzug zu
bewegen, so fügte sich das ebenso vortrefflich den Plänen des
Königs ein, wie der Feldzug, den Bern sich jetzt anschickte,
auf eigene Faust nach der Franche-Comte" zu unternehmen.
VI.
Der Winter ist gar lang gesin
Des hat getruret menig Vögelin,
Das jetzt gar frölich singet.
Uff grünem Zwig hört mans im Wald
Gar süssiglich erklingen.
*) Vgl. den Bericht des mailändischen Gesandten am französischen
Hof Christof Bolla vom 3. Febr. Gingins 1 , 27. — *) Basel an Strbg.
dat osterabent. AA. 278. — ») Chmel, Monum. Habsburg. 2, 199.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
453
Der Zwig hat brocht gar menig Blatt,
Darnach man gros Verlangen hat,
Die Heid ist worden grüne.
Darum so ist gezogen uß
Gar menig Mann so küne.
So beginnt Veit Weber seinen Sang, worin er die „Reise"
nach Pontarlier verherrlicht. Es waren an 1300 Gesellen,
die sich Anfang April um Biel und Solothurn sammelten, um
aufs neue einen Raubzug in das gelobte Land der Franche-
Comte zu unternehmen, zumeist Angehörige jener Landschaft,
allein an 650 von Solothurn mit einem Fähnlein, aber auch
Untertbanen Berns waren trotz aller Verbote nicht minder
dabei vertreten, und von Luzern war ebenfalls namhafter Zu-
zug gekommen. Bern konnte mit diesen planlosen Raubzügen,
wodurch die Leute nur verwilderten, jetzt so wenig wie vor-
mals gedient sein, zumal es gerade im Verein mit der Nie-
dern Vereinung auf dem Tag zu Luzern alle Hebel in Be-
wegung setzte, um die Eidgenossen zu einem gemeinschaft-
lichen Feldzug geneigt zu machen. So suchte es den Zug zu
hintertreiben oder die Leute wenigstens so lange zu verhalten,
bis die Tagsatzung zu Luzern über einen „freien Zug mit
Ordnung" schlüssig geworden wäre. Vergebens war aber der
Hinweis auf die vorhin in dieser Hinsicht gefassten Beschlüsse
zu Luzern und Zürich, vergebens die Mahnung an die eigenen
Unterthanen, Eid und Pflicht zu halten, vergebens das Gebot
an Biel am 1. April, die Leute nicht von der Stelle zu lassen.1)
Diese trotzigen Gesellen Hessen sich nicht halten.2) Ohne
Hauptleute, schlecht bewaffuet und ausgerüstet, unter Befehl
») Bern. A. Ratsman. 27 u. 29. Vgl. auch Blösch S. 273, sowie
Ochsenbein, Kriegsgründe und Kriegsbilder 2, 24. — *) Die Chronologie
des Zuges liegt sehr im Argen, aber auch über die thatsächlichen Ver-
hältnisse herrscht Unklarheit zum Teil infolge eines Versehens von Die-
bold Schilling, der ein Schreiben von Bern ins Feld p. 176 auf den
6. April datiert anstatt auf den 16. April. Bern. A. T. M. C. 482. Neben
der bekannten Erzählung bei Diebold Schilling kommen namentlich noch
für den ersten Abschnitt des Feldzugs in Betracht die zu Vischers Aus-
gabe Knebels von C. Ch. Bernoulli mitgeteilten Beilagen, Niclaus Rttsch,
Bnrgunderkriege p. 311 ff. und der Bericht über den Feldzug des Jahres
1476 p. 423 ff. Der Tag des Abmarsches lasst sich nicht genau bestim-
men; vor dem 2. April erfolgte derselbe aber keinenfalls. Damit falleu
die bisherigen chronologischen Ansätze zusammen.
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454
Witte.
des alten Blast von Solothurn brach die wilde Schar am
2. April auf und zog auf dem wohlbekannten Kriegspfad durch
die Grafschaft Neuenburg nach Hochburgund. Auch jetzt
konnten diese Gesellen nicht abwarten, bis sie in Feindes
Land waren; schwere Klagen erschollen, dass sie Biederleuten,
die der Eidgenossen Freunde wären, merklich schädigten und
ihnen das Ihre nähmen. Durch den Pass „des Brenets" zog die
Schar in das Thal des Doubs, plünderte die Abtei Monttenoit
und zog gerades Wegs auf Pontarlier, ist ein Schlüssel und
port des Landes. Die Burgunder waren völlig überrascht, und
so war nichts geschehen, um die wichtige Stadt in Vertei-
digungszustand zu setzen. In ebenem Felde gelegen, mit
einer zwar guten, aber nur niedrigen Ringmauer versehen,
konnte sie nur geringen Widerstand entgegensetzen. Ohne
Schwierigkeit erstiegen die Schweizer den Platz noch am Tage
ihrer Ankunft am 7. April.1) Die Besatzung unter dem Be-
fehl des Herrn Stephan von St. Maurice zog sich in das feste,
die Stadt von der Ostseite beherrschende Schloss Du-Molard*)
zurück, indem sie baldigen Entsatz hoffte von den zahlreichen
burgundischen Streitkräften, die in der Nähe standen. Die
Schweizer warteten aber nicht so lang; sie griffen das Schloss
mit ritterlicher Mannheit an und gewannen es nach schwerem
Kampfe. Die Besatzung musste nach dem harten Kriegs-
brauch über die Klinge springen ; Über dritthalbhundert Mann
landen den Tod. In der Stadt wurde eine ausserordentlich
reiche Beute gemacht an Silber, Gold, barem Geld, Gewän-
dern, Eisen, Salz und Hausrat aller Art, denn von allen Seiten
war die fahrende Habe vor den Raubscharen der Schweizer
hierher geflüchtet. Deshalb gedachten die Gesellen die Stadt
auch nicht so leichten Kaufes fahren zu lassen, und da es
ihnen nicht unbekannt war, dass zahlreiche feindliche Streit-
kräfte in der Nähe standen, so sandten sie sofort an Bern
und Solothurn um Hilfe. Einstweilen aber lebten sie herrlich
und in Freuden, denn sie hatten Überfluss an Wein, Brot
*) Schreiben Berns an Biel vom 9. April bei Blösch S. 274. In Bern
war die Nachricht am 8. April, Rodt giebt den 2. April als Tag der
Einnahme an. — ') Gollut-Duvernoy, Memoire» de la Republique Sequa-
noiae p. 1289 ff., hat über diesen Feldzug eine Reihe eigentümlicher Nach-
richten, giebt aber auch über die Einnahme des Platzes ein falsches
Datum.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
455
und andern Dingen, und sonderlich der gute Wein machte
sie ganz fröhlich.
Inzwischen trafen nun die Burgunder aufs eifrigste An-
stalten, die tollkühne Schar zu züchtigen und ihr das Wieder-
kommen zu verleiden. Der Stand der militärischen Streit-
kräfte hatte sich in der Franche-Comte' seit dem vorigen Jahr
nicht wesentlich verändert.1) Für die nach Neuss gezogene
Kompagnie Lignana war mehr als ausreichender Ersatz er-
langt worden durch die umfassenden Wertungen, welche der
Bastard von Burgund in Italien vorgenommen hatte. Per-
sonenveränderungen waren insofern erfolgt, als an Stelle des
Herrn von Villarnoux durch Patent vom 7. Januar die 19te
halb burgundische, halb savoyische Kompagnie in Herrn Hu-
bert de Lureul, Sire de la Cueille, einen neuen Führer erhalten
hatte; ebenso war der Herr von Dommarien durch Herrn
Louis de Montmartin in der Führung seiner Kompagnie ab-
gelöst worden. Jetzt hatte der Marschall von Burgund An-
ton von Luxemburg, Graf von Roussy, die zunächststehenden
Kompagnien zusammengezogen; dazu kam das bewaffnete
Lehensaufgebot der Franche-Comte oder doch der benach-
barten Vogteien unter dem ritterlichen Chäteau-Guyon, zu-
sammen an 12 000 Mann zu Boss und zu Fuss3), die nun
gegen das Häuflein Schweizer heranrückten. Am liebsten
hätten die Burgunder sie draussen gehabt, und der Herr von
Hasenburg, der Tütsch kond, hatte ihnen freien Abzug mit
ihrer Beute angeboten, falls sie Pontarlier ungebrannt liessen.
Hans Rigner von Solothurn hatte aber von wegen seiner Ge-
sellen wegen darauf geantwortet: wollte man ihnen 3000 Gul-
den bar geben und ihnen freien Heimgang mit ihrer Beute
bewilligen, so wollten sie Stadt und Schloss nicht brennen.
Da antwortete der von Hasenburg: sie wollten ihnen nicht
einen Pfennig geben; sie wären doch alle gefangene und tote
Leute und binnen drei Tagen würden sie mehr Leute sehen
als bei Hencourt. Der Rigner Hess sich aber nicht bange
machen; er erklärte, dass sie Schloss und Stadt vor ihren
Augen verbrennen und die Beute doch mit herausführen wür-
]) Das Folgende nach La Chauvelays, Lea armees de Charles le Tem6-
raire dans leg deux Boargognes. — *) Auf burgundischer Seite fehlt jede
Angabe. Die Ziffer wird so von Bern in seinem Schreiben an Strasburg
angegeben bei Schilling S. 180.
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156
Witte.
den, es wäre ihnen lieb oder leid. In der That hatten die
Knechte sich beim Aufladen und Plündern nicht stören lassen,
bis die Burgunder am 13. April herankamen. Deren Zahl
konnte sie allerdings verzagt machen, und die geringe Ver-
teidigungsfähigkeit der Stadt musste jetzt den Burgundern
ebensogut zu statten kommen, wie sie ihnen selbst förderlich
gewesen war. Ein richtiger Schweizer kannte aber damals
keine. Furcht; es fehlte ihnen zwar an genügenden Schutz-
waffen, namentlich an Artillerie, womit sie den Sturm ab-
wehren konnten, aber die Burgunder waren in dieser Hinsicht
nicht besser gestellt, da ihre Hauptstärke in berittenen Trup-
pen bestand. Um die Zeit des Morgenimbisses zog der Feind,
in drei Haufen geteilt, heran mit vielen Sturmschirmen, Lei-
tern und anderm Sturmzeug versehen; voran ritt ein grosser,
mächtiger Lombarde in vollem Harnisch, der ein langes schönes
rotes Banner trug mit goldenen Rädern darin. Als die Knechte
auf der Burg der Feinde ansichtig geworden waren, Hessen
sie ihr Essen stehen, eilten hinab in die Stadt und besetzten
ringsum die Stadtmauern. Die Pfeile der burgundischen
Bogenschützen fielen hageldicht, ohne jedoch den Knechten
viel Schaden zu thun. In Ermangelung von Pulver und Ge-
schütz warfen sie mit Steinen auf die Stürmenden und stachen
sie mit ihren Hellebarden und Spiessen von den Leitern; so
musste auch Chftteau-Guyou den Weg von der Leiter in den
Stadtgraben machen. „Einer beschirmte den andern, als ob
sie alle Brüder wären.1' Jener lombardische Herr wurde er-
schossen ; er stürzte mit dem Banner, das er trug, an die Stadt-
mauer. Also zogen sie Mann und Banner mit langen Feuer-
haken über die Stadtmauer in die Stadt hinein; das Banner
aber entfalteten sie den Burgundern zum Hohne auf der Mauer.
Ebenso machten sie es mit drei andern „Kürissern", deren
Banner und Fähnlein sie lustig im Winde flattern Hessen.
Endlich gaben die Burgunder es auf zu stürmen und zogen
ab. Gegen 100 Mann hatten sie verloren; die Schweizer
hatten nicht über 13 Tote, aber infolge des Pfeilhagels zahl-
reiche Verwundete. Noch unter den Augen des Feindes
brachen sie jetzt aus der Stadt hervor, bemächtigten sich des
zurückgelassenen Sturmzeuges, das sie auf einen Haufen zu-
sammentrugen und verbrannten, und zogen die Gefallenen aus.
Rätselhaft erscheint die Haltung des burgundischen Mar-
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
457
schalte, der zaghaft und kleinmütig der Stadt nicht härter
zusetzte, sondern sich zurückzog und mit seinem Heere jetzt
in weitem Bogen Pontarlier umgab. Während er selbst bis
Omans zurückging, besetzte der Sire de la Trobe mit 1700
Pferden das Thal von Usie zwischen Omans und Pontarlier;
die Kompagnie La Cueille ging nach Bouaille, der Graf San-
Martino lagerte zu Frane mit 700 Pferden, und der Sire de
Chäteau-Guyon hatte sich mit 3000 Mann in der Richtung
auf den Pass von Joux bewegt, um den Schweizern den nächsten
Weg in die Heimat abzuschneiden. Denen war es nun doch
trotz des erlangten Vorteiles schwül zu Mute. Sie mochten
glauben, dass der Waffenehre genug geschehen wäre, und lu-
den auf was sie nur führen, tragen und treiben konnten,
zündeten Stadt und Schloss an und zogen unter dem Schutze
der Nacht ab, indem sie nicht weniger als 1600 Stück Vieh
mit sich führten. Die wertvollste Beute war jenes rote
vergoldete lange Banner, sowie zwei andere Fähnlein mit ver-
goldeten Buchstaben, die zu Solothurn in St. Urs Münster auf-
gesteckt wurden ') Die Knechte von Solothurn aber opferten
dem Heiligen ein silbernes, köstlich vergoldetes Halsband mit
edlem Gestein und Beernlin, das sie damals erbeutet hatten.
Inzwischen waren die benachbarten Orte, aus denen sich
die Schar dieser verwegenen Reisläufer zusammengesetzt hatte,
in lebhafte Bewegung geraten über die Botschaft der Ihren,
dass sie sich zu Pontarlier eine Belagerung versähen. Solo-
thurn beschloss darauf am 9. April, mit dem Banner und
ganzer Macht am folgenden Tage zur Rettung herbeizuziehen,
wozu es auch Biel aufforderte.*) Bern hatte es nicht so eilig,
der Bär wollte erst seine „Klauen schleifen", bevor er sie
zum Schlag erhob. Die Gelegenheit schien günstig, unter
dem Vorwand des Entsatzes nun doch einen umfassenden
Feldzug ins Werk zu setzen und die zurückhaltenden Orte
mit fortzureissen. Nachdem die Knechte zu Pontarlier am
8. April aufgefordert waren, sich bis zum Entsatz in Pon-
tarlier zu behaupten3), beschlossen Grosser und Kleiner Rat
zu Bern, am 15. April mit dritthalbtausend Mann ins Feld
zu ziehen. Oberster Hauptmann sollte Herr Niclaus v. Diess-
l) Ebenso der Küra» des lombardischen „Bannerherren". Vgl. Amiet,
Burgunderfahnen. — *) Blosch 274. — ») Bern. A. T. M. C. 422—25.
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Witte.
bach sein, eine sichere Bürgschaft, dass nichts halbes unter-
nommen werden würde. Solothurn und Biel, die vorausgeeilt
waren, wurden gebeten, sich an „gewarsamen endenu zu ent-
halten und sich bis zu aller Zusammenkunft keines Vorteils
zu begeben. Freiburg, das noch immer an seinem Zwitter-
verhältnis zu Savoyen trug, suchte sich anfangs vom Zuge
fernzuhalten, kam aber schliesslich doch der Aufforderung
Berns nach. Es handelte sich jetzt darum, wie sich die übri-
gen eidgenössischen Orte, wie die Niedere Vereinung zu sol-
chem Hilfsbegehren Berns stellen würde. Die Eidgenossen
wollten am 17. April darauf völlige Antwort geben und als-
dann auch über die Erklärung Berns schlüssig werden, dass
es dem Kaiser gen Neuss Hilfe senden wolle. Grossen
Eifer hingegen zeigte von Anfang an die Niedere Vereinung.
Landvogt Hermann von Eptingen hatte für den gemeinen
Bund einen Tag auf den 23. April nach Basel anberaumt auf
Befehl von Herzog Sigmund, der seine Räte mit voller Gewalt
dorthin senden wollte, um allda zu reden und zu beschliessen,
nachdem Strassburg und andere Bundesgenossen dem Kaiser
bereits Mannschaften zu Hilfe gesandt hatten, wie man sich
inzwischen „hie oben41 halten wollte.1) Die ablehnende Hal-
tung der Eidgenossen gegen einen Feldzug ohne Sold war
zwar bekannt; jetzt durfte man aber in Anlass dieses Zwi-
schenfalles, wie Basel in einem Schreiben an Strassburg be-
merkte, erwarten, dass der beabsichtigte Heerzug sich „von
im selb begeben" möchte 2) Als zunächst gelegene Stadt der
Vereinung schickte Basel eine Botschaft an Bern und Solo-
thurn und wünschte ihnen Glück zu ihrem Vorhaben wider
den Feind zu ziehen und bot ihnen den Beistand der Ver-
einung an. Man wollte nur noch in der Voraussicht, der Feld-
zug sollte ein allgemeiner werden, die Aufforderung der Eid-
genossen abwarten; gleichzeitig forderte die Stadt die ein-
zelnen Bundesmitglieder bereits vorsorglich auf, sich für den
Zug gerüstet zu halten.8)
Inzwischen waren die von Bern nebst ihren Zugewandten
am 15. April mit aufgeworfenem Banner am festgesetzten
Tage ausgerückt, ohne den Zuzug ihrer Eidgenossen abzu-
warten; sie schlugen denselben Weg ein durch das Val Tra-
») Straasbg. St.-A. IV 70. — *)].& AA. 278. — *) Kolmar St.-A.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege. 459
vers. Auch jetzt wurden Land und Leute des Markgrafen
von Hochberg in schwerster Weise geschädigt, so dass Bern
sich bereits am folgenden Tage genötigt sah, den Hauptmann
aufzufordern, gegen alle Ühelthäter die volle Schwere des
Kriegsrechtes walten zu lassen und darin keine Gnade, Mildo
und Verzeihung zu gebrauchen, damit die andern dadurch zu
Gehorsam bewogen würden. Bald stiessen sie auch auf dio
Reisläufer, welche auf dem Weg von Pontarlier in die Hei-
mat begriffen waren. Bern war im höchsten Grade ungehalten,
dass die Gesellen also „mit ritterlicher Handu abgezogen wa-
ren. Das erschien in den Augen der Stadt als eine Verletzung
der eidgenössischen Waffenehre; vor allem aber fiel damit für
die übrigen eidgenössischen Orte, von denen wenigstens Schwyz
und Luzern ihren Zuzug angekündigt hatten, der Grund fort,
sich an diesem Zuge zu beteiligen. In der That erklärten
die eidgenössischen Boten auf dem Tag zu Luzern am 17. April1),
dass sie unter diesen Umständen weiter keine Vollmacht hätten
in der Sache zu handeln; denn gar merkliche Kosten auf diese
Dinge gingen, die sie wegen ihrer Armut nicht erschwingen
könnten, zumal sie „nicht mehr als Helfer", das heisst nicht
als kriegführende Macht beteiligt wären. Mau sieht, die Orte
wahrten ihren Standpunkt und wollten sich nicht in Unter-
nehmungen hineinziehen lassen, deren Ausgang sie nicht über-
sehen konnten. Vergebens setzte Berns Botschaft auseinander,
wie schmachhaft es für die Stadt wäre, „also ungeschaffetu
wieder umzukehren. Es blieb bei der Antwort; das äusserste
Zugeständnis war, dass die Eidgenossen am 21. April noch-
mals zu Luzern zusammenkommen wollten, um eine „völlige"
Antwort zu geben. Auch der österreichische Landvogt ver-
hielt sich jetzt ebenfalls zurückhaltend; aber Bern liess sich
nicht entmutigen.*) Er nahm daraus nur Veranlassung, desto
mehr seine eigene Kraft einzusetzen, und so sehr auch die
Haltung der Stadt in mancher Hinsicht von französischem
Golde beeinflusst war, ihrer Energie und Thatkraft kann man
die Bewunderung nicht versagen.
Aus eigenem Antrieb waren bereits die Berner Anführer
zu dem Entschluss gekommen, den Krieg weiter in feindliches
»I Eidgen. Absen II, 637. — *) Bdrn ins Feld, mi. v. Georiy bei
Schilling 178.
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460
Witte.
Laad zu tragen. Bern wünschte ihnen Glück dazu und richtete
zugleich an die Knechte, welche zu Pontarlier gewesen und
heutegesättigt wie sie waren keine grosse Lust hatten sich
weitern Fährlichkeiten des Krieges auszusetzen, scharfe Mah-
nung bei Leib und Leben, sich nicht vom Banner zu trennen.
Gleichzeitig beschlossen Grosser und Kleiner Rat einhellig,
in Erwägung dessen wenn die Ihren „also ungeschaffetu aus
-dem Feld rücken sollten, wie ihnen Schmach, Gespött und
Nachteil, den Feinden aber Beherzigung daraus erwachsen
würde, aus Städten und Ländern des Berner Gebiets einen
ansehnlichen „Harst" Leute zur Verstärkung aufzubieten;
Freiburg sollte erneuten Zuzug leisten, desgleichen Solothurn
und Biel, die ausserdem wie Bern die Knechte, so in Pontar-
lier gewesen, bei Todesstrafe mahnen sollten, sich dem Beraer
Auszug anzuschliessen. Dem Landvogt aber wurde in einer
Weise geschrieben, woraus er merken mochte, dass man
besseres Vertrauen zu ihm gehabt hätte und man sich ferner-
hin in derselben Weise auch zu ihm halten würde. Dagegen
hatte Bern auf Basels Beistand das beste Vertrauen, und
•dieses täuschte dasselbe ebensowenig wie Strassburg. Das war
für Bern um so wertvoller, als es sich hier um Waffengat-
tungen handelte, die bei den Eidgenossen nur schwach ver-
treten waren und die man am allerwenigsten in Burgund im
freien Feld entbehren konnte. Basel hatte bereits am 18. April
eine Schar von 100 Reisigen zur Hilfe abgesandt; ebenso
bereitwillig waren aber auch die übrigen Mitglieder der Ver-
einung, nur dass diese Truppenteile sich erst allmählich sam-
meln konnten. Von allen diesen Massregeln wurde der Ber-
ner Auszug am 19. April in Kenntnis gesetzt, zugleich mit
der Mahnung, sich vorsichtig zu verhalten, damit das Banner
nicht schimpflich heimgeführt werden möchte.
Herr Nikolaus befand sich mit den Seinen indessen schon
tief iu Feindes Land. Zunächst war es auf Pontarlier ge-
gangen, wo sie den Feind vergebens erwarteten. Von da
rückten sie weiter unter Verwüstungen auf La Riviere, einen
stark befestigten Platz; ein Sturm, den sie unternahmen,
wurde zurückgeschlagen, und nun zogen sie wieder um, indem
sie meinten, sich nach Gelegenheit der Dinge wohl gerochen
zu haben. Sie schrieben denn auch an Bern, die Bundes-
genossen heimzubieten. Das war nun gerade nicht viel „ge-
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
461
schafft", aber so friedlich wie sie glaubten, verliefen die Dinge
nun doch nicht. Indem das Heer von La Riviere nach Pon-
tarlier den Rückzug antrat, hatte es eine weite Ebene zu»
durchmessen, die vom Drugeon, einem kleinen Seitenfluss des
Doubs, durchmessen wird. Hier, wo sich den Burgundern zu
ihrer Überzahl noch alle Vorteile der Örtlichkeit boten, ge-
dachte der Marschall von Burgund die Berner mit ihren Zu-
gewandten anzugreifen. ') Die Eidgenossen hatten sich völlig
sicher gefühlt und weder Vor- noch Nachhut gebildet, als am
Sonntag, dem 23. April, um 10 Uhr die burgundischen Reiter-
geschwader auftauchten und sich zum Angriff anschickten.
Die Eidgenossen waren demnach in einer sehr bedenklichen
Lage; die Gefahr war zu gross, dass sie von der feindlichen
Übermacht überritten wurden. Da war es Herr Hans v. Hall-
wil, der Schwager Diessbachs, der unter Georg Podiebrad,
dem tapfern Böhmenkönig, seine Kriegsschule durchgemacht
hatte, welcher Rat wusste. Es war eine Erfahrung der Hus-
sitenkriege, dass sich Fussvolk in offener Gegend gegen Rei-
terei am besten durch eine Wagenburg schützte, innerhalb
derselben es dann seinen Marsch fortsetzen konnte. Eine
solche bewegliche Verschanzung Hess sich bei dem grossen
Wagenzug, den damals ein Heer mit sich führte, leicht her-
stellen. So wurde denn eine Wagenburg nach den Vorschlä-
gen von Hallwil gebildet, „das erste und das einzige Mal,
dass sich eine solche Schutzmassregel bei den Schweizern nach-
weisen lässt." Aus Feldschlangen und Büchsen, die auf den
Wägen lagen, eröffneten sie ein heftiges Feuer auf die Bur-
gunder und rückten gegen sie vor, ihnen den Kampf anbie-
tend, welche unter diesen Umständen den Angriff aufgaben
und sich zurückzogen, um bei günstiger Gelegenheit, wenn
sich etwa die Ordnung der Wagenburg gelöst hatte, von neuem
anzugreifen. Die Eidgenossen aber behielten ihre Ordnung
bei, auch als der Feind ausser Sicht war, so sehr auch der
Marsch dadurch behindert sein mochte. Dem Feinde recht
zum Trotz brannten sie ein grosses Dorf*) bei Pontarlier
') Über diesen zweiten Abschnitt des Feldzuges unterrichtet beson-
ders noch ein Schreiben Berns an die zu Basel tagende Niedere Vereinung
vom 27. April sowie an die Hauptleute Strasburgs im kaiserlichen I^ager
zu Köln vom 18. Mai Straasb. St.-A. AA. 270 u 278. — ') Der Bericht
an die Straaaburger üauptleute spricht yon 14 schönen Dörfern.
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Witte.
nieder. Jenseits desselben, wo sie wiederum ein „gar weites
Feld" zu durchmessen hatten, versuchten die Burgunder aufs
neue ihr Heil und griffen an drei verschiedenen Enden an.
Die Eidgenossen waren vorsichtig und öffneten ihre Wagen-
burg nicht, wie der Feind vielleicht erwartet hatte, sondern
rückten ihm auch jetzt mutig entgegen. Die Burgunder ge-
trauten jedoch nicht in die „Nuss zu beissen", sondern zogen
„ schandlich" ab und flohen an ihr „gewarsame"; da vermochte
man sie zu Fuss leider nicht zu ereilen.
Die Walchen machten huffen vil
Und meinten, si weren keche.
Der Bär grüsst si mit Buchsensteinen,
Da fluchen si hinweche.
Der Bär iret inen nach mit der Fan,
Er brant, als er vormals hat getan
Den Walcben da zu leide;
Da er das dorf gezündet an,
Da zog er uff wite Heide.
Da nun die Walchen Sachen das,
Si ranten an si zum andern mol;
Der Bär stalt sich zur Were,
Sogar mit guter ordenung,
Als nach der houptlühten Lere.
Da nun die Walchen sachen das,
Wie das der Bär alls grimm was,
Von dannen sach man si strichen.
Und was doch allweg vier an ein1),
Dennocht mussten si wichen.
Ohne fernerhin behindert zu werden, gelangten die Eid-
genossen nach Pontarlier zurück, das sie jetzt gänzlich wüste
legten, und traten darauf den Rückmarsch an, angeblich weil
die Lebensmittel anfingen auszugehen.
Inzwischen hatte sich die Stimmung der Eidgenossen be-
züglich der zu leistenden Hilfe nicht gebessert. Es war allein
1) Das ist übertrieben. Auch die Schweizer waren zum mindesten
fiber 4000 Mann stark, denn zu der Freiscbar von 1300 und dem zweiten
Berner Auszug von 2600 Mann waren auch noch die Streitkräfte von Solo-
thurn und Biel gestossen.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
463
Luzern, welches auf dem festgesetzten Tage erklärte, dass es
noch niemals einem Orte in Nöten seinen Beistand versagt
habe, es werde daher Bern mit 800 Mann zuziehen; aber
Luzern war neben Bern auch recht eigentlich das Hauptquar-
tier der französischen Partei. Sämtliche übrige Orte hin-
gegen lehnten die Bundeshilfe unter Angabe ihrer Gründe ab.
Dieselben waren nach Lage der Dinge ziemlich gleichmässig.
Die Eidgenossen wollten nicht „Hauptsächer" des Krieges
werden und die Lasten desselben tragen, sondern höchstens
um Sold im Felde dienen; in diesem Falle aber hätten sie
nicht nur keinen Sold bezogen, sondern zudem sich selbst
unterhalten müssen. Gegen Bern waren die Orte überhaupt
in hohem Grade misstimmt: es hätte voreilig gehandelt und
es sei unbillig, dass ein einzelner Ort ohne der andern Willen
und Rat einen solchen Kriegszug vornehme, wozu alle andern
Leib und Gut setzen sollten; es sei zu besorgen, dass solches
in die Länge den Eidgenossen nicht bekommen möchte. Ja,
man verweigerte nicht nur jede Hilfe, sondern einzelne Orte
schlugen gar vor, Bern aus dem Felde zu mahnen und andere,
die ausziehen wollten, das heisst Luzern, zu bitten es nicht
zu thun.1) Die Stimmung der Orte war also ungünstiger
denn je. Allerdings war sie beeinflusst dadurch, dass das
französische Gold so lange ausblieb, aber immerhin tritt hier
die wahre Stimmung der Eidgenossen zu Tage. Es war ein
sehr engherziger Standpunkt, dem man aber eine gewisse Be-
rechtigung nicht absprechen kann. Der Herzog von Burgund
konnte zwar gefährlich werden, aber einstweilen war er von
allen Seiten von Feinden umringt. Wozu sollten sie ihre vor-
teilhafte Lage aufgeben und sich thätig auf eigene Kosten an
einem Kriege beteiligen, dessen Früchte allein Bern zufallen
mussten, den von ihrem Standpunkte aus in erster Linie der
Herzog von Österreich, die Niedere Vereinung und der König
von Frankreich führen mochten. Es war genug, wenn man
ihnen die Leute um Sold zulaufen liess, und diesen Sold ver-
scherzte man durch Berns Voreiligkeit, wie denn Zürich be-
merkte, dass die Vereinung bereits eine Beisteuer zu diesem
Krieg in Aussicht gestellt hätte. Unter diesen Umständen
hatte auch Herr Hans von Toggenburg wenig Glück, wenn
') Eidgen. Abech. II, 538.
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4C4
Witte.
er den Eidgenossen in Anlass der Mahnung des Kaisers zu-
redete, wenigstens den Schein des Ungehorsams zu vermeiden
und doch einiges Volk, wenn auch nur 1000 Mann gen Neuss
zu schicken.
Um dieselbe Zeit wollte nun auch die Niedere Vereinung
zu Basel zusammentreten. Wie ganz anders war doch ihr
Standpunkt! Sie wartete nicht das Hilfegesuch Berns ab, son-
dern bot vorweg Hilfe an.1) Auf allen Seiten wurde aufs
eifrigste gerüstet Basel schickte zu seinen 100 Reisigen auf
die Kunde, dass Bern das wegen seiner Salzpfanne für die
Schweiz hochwichtige Salins belagern wolle, bereits am 21. April
eine Schar von 600 Gesellen ab unter Anführung des tapfern
Wilhelm Herter und Konrads von Laufen. *) Und die Niedere
Vereinung Hess sich nun nicht etwa durch die Haltung der
Eidgenossen beirren, welche frostig geschrieben hatten, dass
sie nicht ertrachten könnten, dass der Tag zu Basel von
ihnen „gemeinlich oder dem mererteil" gesucht oder auf dem-
selben für ihren Teil etwas Fruchtbares mochte gehandelt
werden; „so hinderzücht uns auch merklich unmfts, obwohl wir
gemeinlich jetzt nicht gemutiget sind, solchen Reiszug zu
thun.u *) Es wurde beschlossen, dass die Fürsten und Städte,
welche die Ihren noch nicht Bern und Solothurn zu Hilfe
gesandt hatten, was sie von Reisigen augenblicklich zur Ver-
fügung besässen, im Namen Gottes absenden sollten; und
zwar sollten die verschiedenen Truppenkörper am 30. April zu
Basel zusammentreffen, am folgenden Tage weiter rücken und
am 2. Mai zu Solothurn eintreffen, wo Bern sie empfangen
und zu den Seinen geleiten sollte.4) Das war aber nur eine
») Landvogt Herrn, v. Eptingen befahl am 15. April Freiburg, was
es an Reisigen aufbringen möchte, zum 18. April gen Ensisheim zu
schicken und auch von Stund an sein recht houptpaner usszustossen und
allermenglich zu verkünden sich gerüstet zu halten, um ihm auf Erfor-
dern zuzuziehen. Schreiber, T'rkundeubuch der Stadt Freiburg S. 544.
Derselbe Befehl wird an die übrigen ▼orderösterreichischen Landstände
ergangen sein. — Vertreter Strasburgs war der Altammeister Peter
Schott, unstreitig damals die bedeutendste politische Persönlichkeit Strass-
burgs. - ») Knebel 8. 208. — *) Basel A. St 91/168. - ♦) Schreiben
von Peter Schott an Strassb. vom 24. April, worin er unter Mitteilung
dieses Beschlusses vorschlagt, 100 Pferde zu senden. Der Stadtschreiber
von Solothurn habe ihm gesagt, dass Bern, Freiburg und Solothurn an
20000 Mann im Felde hätten, und es sei die Absicht, dass sie auf 6
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Zur (tesehichte «1er Burgunderkriege
augenblickliche Hilfe; viel bedeutsamer war nun der Beschluss,
da ss die Vereinung ihrerseits auch ein Heer aufstellen wollte,
um den Krieg thatkräftig in Angriff zu nehmen. Bis zum
1. Mai sollte jedes Bundesmitglied dem Landvogt melden, wie
viel es zu dem Heere zu stellen gedächte, und alsdann sollte
der Landvogt und die Abgeordneten der Vereinung mit Bern
und Solothurn in Verbindung treten, dass deren Truppen sich
dem Sundgau näherten und man wider ein gemeinsames Ziel
/u Felde ziehen könnte. Die Bundesmitglieder sollten sich
demnach gerüstet halten, um auf die erste Mahnung des Land-
vogts auszuziehen.1) Dieses Vorhaben zerschlug sich aller-
dings, als Bern mit seinen Zugewandten sich nach der ent-
gegengesetzten Richtung wandte.
In der Hauptsache blieb Bern auf seine eigene Kraft an-
gewiesen, und es war immerhin ein schönes Zeugnis nicht bloss
für die Leistungsfähigkeit der Stadt, sondern auch für die
Opferwilligkeit von Bürgern und Bauern, dass ohne Schwierig-
keiten aufs neue 2000 Männer ausgehoben werden konnten,
nachdem sich bereits über 3000 Berner Landeskinder auf
burgundischem Boden befanden. Dabei behielt Bern auch
noch die Verwicklungen am Niederrhein im Auge. Im Gegen-
satz zu den übrigen eidgenössischen Orten, die schon längst
dem Reiche innerlich entfremdet waren, gedachte es, soweit
es nur möglich war, den Zusammenhang mit dem Reiche zu
wahren, und es fühlte sich zum mindesten ebenso eins mit
Basel und Strassburg als mit den Ländern am Vierwaldstädter
See. So verkündete es denn auch jetzt dem Kaiser, sobald
der Zug nach Burgund vollendet wäre, wolle es mit etlichen
Eidgenossen die Seinen gen Neuss zuschicken. Dabei wies
die Stadt mit Recht darauf hin, dass durch ihre bisherigen
Wochen im Fehle sein wollten, wofür sie Proviant mitgenommen hätten.
Sfrassb. St.-A. 271.
*) Ilrzg. 8igm. sollte 3000 zu Fuss und 200 und darüber zu Ross,
der Biscb. von Strassb. 500 zu Fuss und so er st er k est mag zu rosse,
der Bisch . von Bassel HOO zu Fuss und was er reisiges haben mag, Basel
600 zu Fuss mits'impt iren reisigen ins Feld stellen; Strassburg, Kolmarr
Schlettstadt, Kaisersberg. Obernehnheim. Münster im Gregorienthal, Ross-
heim und Türkheim sollten sich noch erklaren. Münster erbot sich zu
40 Mann und entschuldigte die geringe Zahl damit, dass es den Feinden
gelegen und starke Hut auf den Bergen halten müsste und dass die Seinen
im Thal in schweren Sorgen süssen. Kolmar St.-A.
Z*it«cbr. f. (Je-cb U. Oberrh. N. F. VII. ?. 30
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466
Witte.
Kriegszüge der Marschall von Burgund und viele „Landes-
herrn u verhindert worden wären Herzog Karl zuzuziehen.1)
Es war am 24. April, dass der zweite Auszug, zu dem
noch ein Fähnlein von 150 Freiburger Knechten gestossen
war, unter Befehl des Herrn Petermann von Wabern in Neuen-
bürg ankam. Hier erhielten sie Nachricht, dass Herr Nikiaus
von Diessbach bereits auf dem Heimweg wäre, und es dauerte
nicht lange, so konnten sie sich allesamt zu Neuenburg be-
grüssen. Es handelte sich darum, was jetzt geschehen sollte;
denn nachdem einmal ein Heer von solcher Stärke beisammen
war, konnte noch weit weniger als vordem die Rede davon
sein, dass es sich ohne ein grösseres Unternehmen auflöste.
Lang gehegte Pläne konnten jetzt zur Ausführung gebracht
werden; das Ziel, welches den kampflustigen Gesellen gewiesen
wurde, war schon lange erwogen.
VII.
Es war anzunehmen, dass Herzog Karl, sobald er nur freie
Zeit hatte, Bern zur Rechenschaft ziehen würde für die Raub- und
Plünderungszüge, womit es sein Stammland heimgesucht hatte.
Daher war es für die Stadt von höchstem Wert, die engen
Einlasse, welche aus der Franche-Comte* ins Waadtland führen,
in seiner Gewalt zu haben. Das war bei dem vielgewundenen
engen Val travers der Fall; anders stand es mit der zweiten
und bequemern Strasse, die von Yverdon das Thal des Orbe
emporsteigt und sich bei dem festen Schlosse Joux mit der
von Neuenburg aufwärts führenden Strasse vereinigt. Das
Gebiet, durch welches diese Strasse zieht, die Burgen und
Schlösser, welche dieselbe beherrschten, gehörten dem Hause
Chälons unter savoyischer Lehenshoheit. Es war nur weise
Voraussicht, wenn Bern sich dieser beherrschenden Punkte im
voraus bemächtigte, und die Herzogin von Savoyen hatte es
selbst verscherzt, wenn Bern auf ihre Hoheitsrechte keinerlei
Rücksicht nahm. Je mehr Berns Politik sich wider Burgund
wandte, desto wichtiger war es, dass auch diejenige des Nach-
barlandes in dasselbe Fahrwasser lenkte, damit der mächtige
Gegner dort keinen Halt und Stützpunkt fand. Die Herzogin
hatte trotz aller Warnungen ihre Haltung nicht verändert,
') Schreiben vom 24. Apr. bei Schilling 182.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
467
wie Bern erst zuletzt noch aus Schriften und Briefen nieder*
geworfener Boten erfahren hatte, und im Einvernehmen mit
König Ludwig war es bereit, dem Grafen von Bresse behilf-
lich zu sein, dass er sich der Regentschaft bemächtige, so-
fern er nur Sicherheit gab, dass er die Herrschaft dem jungen
Herzog, wenn dieser zu seinen Tagen käme, übertragen würde. ')
Es war nun die Frage, ob das eng verbündete Freiburg
«ich dazu entschliessen konnte, offene Feindseligkeit gegen
Savoyen zu begehen. Die Stimmung war eine schwankende.
Anfangs hatte man den Plan Berns, auf Granson und Orbe
zu ziehen, freudig begrüsst und thätige Mithilfe verheissen.*)
Dann regten sich aber wieder Bedenken8), und Herr Rudolf
von Wippingen wurde gen Bern entsandt, um von solchem
Unternehmen abzumahnen. Das war natürlich vergebliche
Liebesmühe, und da gewann schliesslich dann der Gesichts-
punkt die Oberhand: wenn man den Zug nicht verhindern
konnte, so wollte man doch an demselben teilnehmen, um
wenigstens die Früchte des Sieges mitzuernten. Die Gewissens-
bedenken mochten dadurch beschwichtigt werden, dass das
Haus Chälons offen auf Seite Burgunds focht und der Sire
de Chateau-Guyon noch zuletzt ein Hauptmann und Anführer
4e& reisigen Zuges in Oberburgund war, „darumb man recht
zu dem sinen hat".
So beginnt denn nun der dritte Abschnitt4) des Feldzuges,
4er die kriegerische Überlegenheit der Eidgenossen wiederum
in das glänzendste Licht stellt, aber zugleich Züge von Bar-
barei aufweist, von der man sich schaudernd abwenden muss.
Es war am 26. April, als Herr Nikolaus von Diessbach sich
mit den Seinen gen Granson in Bewegung setzte. Der Be-
fehlshaber des Platzes, Herr Peter Meyer von Romansmünster,
hatte, soweit es die Zeit zuliess, Stadt und Schloss in Ver-
teidigungszustand gesetzt, aber es fehlte an ausreichender
kriegsgeübter Besatzung. Schwerlich konnte die Stadt sich
*) Bern hatte in dieser Angelegenheit Herrn Wilhelm von Diesshach
an Graf Philipp und Kg. Ludwig gesandt. Vgl. das Schreiben an ihn
vom 13 Apr im Bern. A. T. M. C. 429 sowie dasjenige an Freiburg vom
24 Apr 1 c 444. — l) Bern ins Feld am 18 Apr. Ratsman. 63 — ?) Desgl.
T M. C 445 — 4) Vgl. hierfür namentlich auch Chroniques des chano-
ines de Neuchatel p. 225 ff Nouvelle edition par la Societe d'histoire
de NeuchAtel.
'M)*
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40*
Witte.
auf die Dauer halten; hingegen war die Burg ausserordentlich
stark, „ein keiserlich mechtig schlos mit zwei oder drei pol-
werken vor einander", und da sie ausserhalb der Stadt lagr
konnte sie auch nach deren Einnahme weiter verteidigt wer-
den. Der Befehlshaber hatte beim Herannahen der Eidge-
nossen eine Streifwache ausgeschickt, welche auf die Berner
Vorhut stiess; indem sie sich wandte, folgten ihnen an 200
Berner hitzig nach, um vielleicht durch einen Handstreich in>
ersten Anlaut sich des Platzes zu bemächtigen. Vor der
Stadt lag ebenfalls am See ein Barfüsserkloster, das befestigt
war und als Vorwerk diente. Darauf richtete sich ihr An-
lauf, aber sie wurden mit blutigen Köpfen heimgeschickt, und
die erste Hitze war damit abgekühlt. Man musste sich auf
eine regelrechte Belagerung gefasst machen, und doppelt be-
grüsst wurde jetzt die Verstärkung, die eben eintraf. Da war
zunächst das Fähnlein von Luzern'), das trotz des Abschrei-
ben von Bern sich nicht hatte nehmen lassen zur Hilfe her-
beizueilen; „wir sind unserer getreuen und brüderlichen Freunde
von Bern wegen ausgezogen und wollen auch zu ihnen ziehen
und mit ihnen sterben und genesen". Dazu kamen die Fuss-
knechte von Basel, die eine grosse Hauptbüchse mit sich
führten. Die that viel grösseren Schaden als die bei Chene-
bier erbeuteten Büchsen, welche Bern mit sich führte, aber
es dauerte den Belagerern trotzdem zu lange.2) Freiwillige,
denn man wollte niemand zwingen, unternahmen am Sonntag
dem 30. April den Sturm. Als die Bewohner solchen Ernst
sahen, flohen die einen auf das Schloss, die andern suchten
sich zu Schiff zu retten, wurden jedoch ereilt und gefangen
genommen, wie denn in dieser Voraussicht die nötigen Mass-
regeln getroffen waren. Auf diese Weise wurde die Stadt
Granson „gar ehrlich" gewonnen; von den Verteidigern wur-
den nur 5 erstochen, mit den andern hatte man Erbarmen,
denn es waren „merentcils alles arm Buren vom lande, denen
die dinge nit lieb warent". Kirchen und Sakrament aber
*) Man liest gewöhnlich (zuletzt noch Ochsenhein S. 33), dass auch
400 Zürcher zu Hilfe gekommen wären. In den gleichzeitigen Quellen
findet sich darüber nichts, und eine solche Sendung stand auch mit der
von Zürich eingenommenen Haltung in schärfstem Widerspruch. — *) Ne-
hen den von Knehel mitgeteilten Briefen vgl. auch den Bericht der
Baseler Hauptleute vom 27. Apr. Strassb. St.-A. 270.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
469
wurden rein ausgeplündert, und schon jetzt zeigte sich die
Habgier der Eidgenossen in schlimmem Lichte. Die Ver-
bündeten hatten das Nachsehen; dazu kam das trotzige Auf-
treten der Gesellen, die in unbändigem Kraftgefühl wohl viel-
fach auf die Baseler Bürger herabsehen mochten: „sie hatten
«Ulewegen den vorzug".
Nach der Erstürmung der Stadt wollten die Knechte
auch sogleich auf das Schloss losgehen. Das verhinderten
die Hauptleute, welche wohl wussten, wie fest dasselbe war.
Der Befehlshaber selbst aber, der keine Aussichten auf
Entsatz hatte, zog am 1. Mai vor, das Schloss zu über-
geben, wogegen den Insassen mit ihrer Habe freier Abzug
bewilligt werde. Leider wurde die Kapitulation in schmäh-
lichster Weise gebrochen; wie diese Gesellen schon nicht
abgehalten werden konnten, über die eigenen Bundesgenos-
sen herzufallen und sie auszuplündern, so machten sie sich
jetzt über die unglücklichen Bewohner her und raubten
ihnen all das Ihre, und es war ein schlechter Trost, dass
man ihnen später versprach, dass sie das, was sich noch vor-
finden würde, zurückerhalten sollten.1) Der Platz selbst er-
hielt eine Besatzung von 40 Knechten *); den Befehlshaber
stellte Bern, das sich ausserdem von den Bewohnern Treue
schwören liess, ein deutliches Zeichen, dass es diese Eroberung
zu behaupten gedachte.
Während das Hauptheer sich jetzt zum Aufbruch gen Orbe
anschickte, wurde eine Schar von freiwilligen Beinern und
Freiburgeru entsandt, um die Burgen Montagnyle-Corboz und
Champvent zu erobern, welche die Strasse nach dem Jurapass
St. Croix beherrschten und somit dem auf Orbe vorrückenden
Heere den Rücken gefährden konnte. Monta^ny war dem
Sire de Cbateau-Guyon, während das hochgelegene Champvent
dem nicht minder mächtigen Geschlecht der Vergy gehörte.
Beide Burgen wurden mit leichter Mühe erstürmt und ver-
brannt, Montagny zerstört.
Noch von Granson aus war unter der Hand an die Stadt
Orbe zweimal die Aufforderung gerichtet worden, sich zu er-
') Vgl. Eidgen. Äbsch. II, 551. — -) Chr. de Neuchatel nennt 2- h\*
300 Mann, wohl eine Verwechselung mit der spatem Besatzung beim
Herannahen Karls des Kühnen.
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470
Witte.
geben. Die Stadt war wenig fest, aber dennoch hatte die
Bürgerschaft nicht gewagt der Aufforderung nachzukommen
aus Scheu vor der Besatzung, die wenigstens entschlösse*
war, den Platz bis zum äussersten zu halten. Sie zählte
an 400 Mann; dazu kamen etwa 18 Edelleute, die ent-
schlossen waren, das Schicksal der Besatzung zu teilen.
Den Oberbefehl führte Herr Nikiaus von Joux, Herr zu
Chateau - Vilain; vergebens hatte er versucht, den Sturm
von den Besitzungen des Hauses Chalons abzuwenden. Wenn
nichts mehr zu retten war, wollte er wenigstens mit Ehren
untergehen und den anvertrauten Platz nicht schimpflich
übergeben wie der Befehlshaber von Granson, der „würdig
wäre, dass man ihm das Haupt abschlüge.* Als nun das
stattliche Heer der Verbündeten gen Orbe gezogen kam, ent-
sandte die Bürgerschaft ohne Vorwissen der Besatzung dem-
selben eine Abordnung entgegen, welche die Schlüssel über-
reichte und demütig um Gnade bat. Die ward ihnen gewährt.
Herr Nikolaus de Joux hingegen wies die Aufforderung zur
Übergabe der Burg stolz zurück: sie seien entschlossen, den
Platz zu halten, und wollten lieber sterben als wie die von
Granson handeln. Um die Eidgenossen aber zu verhindern,
sich in der Stadt festzusetzen und um die Bürgerschaft für ihre
feige Haltung zu strafen, suchte die Besatzung den Platz ein-
zuäschern und schoss mit Feuerpfeilen hinein. Da liefen gute
Gesellen von Bern und andere herbei, um das Feuer zu löschen ;
aber 18 Häuser lagen in Asche.
Die Burg, deren Ursprung bis in die Merowingerzeit hinauf-
reicht, war erst um die Mitte des Jahrhunderts durch ihren
damaligen Besitzer Fürst Ludwig von Orange bedeutend ver-
stärkt worden und galt für eine der geräumigsten und stärksten
im Lande. Eine regelrechte Belagerung dauerte voraussicht-
lich längere Zeit, und es fragte sich, ob nicht ein Sturm rascher
zum Ziele führte. Der todesmutigen Tapferkeit der Ihren
durften die Hauptleute alles zumuten, und wenn der Kriegs-
rat sich dafür entschied, den Sturm zu wagen, so war dieser
Beschluss recht eigentlich im Sinne der Mannschaft, die nichts
mehr hasste als thatenloses Herumlungern vor einem be-
festigten Platze. Einige „handvest" Leute von Bern begannen
den Sturm ; ihnen folgten die anderen nach. Da gab es heisse
Arbeit. Die Besatzung wehrte sich gar tapfer mit Werfen
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Zur Geschichte der Hurgunrierkriege.
471
und Schiessen, und wiederholt wurde der Sturm abgeschlagen,
aber immer wieder aufs neue fingen die tapfern Gesellen an
zu stürmen. Ohne Sturmzeug hätten sie gegen die festen
Thore und Mauern aber doch nur wenig ausrichten können,
wenn nicht die Hauptleute auf ein wirksames Mittel gekom-
men wären. Unter dem Schutz der Häuser der Stadt, sowie
vom Kirchturm aus nahmen Büchsenschützen die Schloss-
mauern und Zinnen so wirksam unter Feuer, dass die Be-
satzung gegenüber den Anstürmenden mit Werfen und Schiessen
nur wenig mehr ausrichten konnte. Voll Mut und kühn wie
die Löwen verdoppelten sie das Feuer des Angriffes, und also
half Gott denen von Bern und andern, dass sie durch die
Mauern und Thore, welche sie mit mächtigen Axthieben zer-
schlugen, und über die Mauern in das Schloss kamen. Ein
Baseler aus dem Waldeuburger Amt erklomm zuerst die
Mauerzinne. Der zweite, der eindrang, war der Scharfrichter
von Bern, der den Tod dabei fand. Die Besatzung warf sich
in die Türme oder suchte sich in den Wohngebäuden zu ver-
bergen; die eingedrungenen Schweizer folgten ihnen auf dem
Fusse und metzelten alles nieder, was ihnen vor die Klinge
kam ; die, welche von den Mordstreichen der Hellebarden ver-
schont blieben, wurden lebend entweder über die Mauer ge-
drängt oder durch die Fensterluken in die Tiefe hinabgeschleu-
dert. Als die Umwallung der Burg erstiegen war, hatte sich
Herr Nikolaus de Joux in den „Bergfried41 zurückgezogen,
„der gar us der massen stark und werlich was". Gern hätte
er mit seinen Leuten jetzt sein stolzes Wort zurückgenommen,
aber es war zu spät; als sie sahen, dass keine Gnade war
und sie alle sterben mussten , wehrten sie sich mannhaft und
warfen und schössen von dem verdeckten und umzinnten Gang,
der den Turm umgab, unter die Stürmenden und hielten sich
noch länger als eine Stunde. Endlich gelang es einigen der
Stürmenden, den verdeckten Eingang in den Turm zu ge-
winnen; von der Höhe des Turmes, vielleicht von über dem
Gang befindlichen Erkern warfen und schössen sie unter den
Feind, dass er sich nicht mehr wehren konnte. Der Zwingolf
wurde gewonnen, Herrn Nikolaus de Joux wurde das Haupt
gespalten; ebenso erlitten seine Gefährten den Tod, und mehr
als 20 Mann wurden über die Zinnen hinabgestürzt. Als man
meinte, „die Sache gewonnen und erobert" zu haben, be-
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472
Witte.
merkte man noch Walhen auf etlichen Tünnen, die sich auch
mannhaft wehrten, den gewissen Tod vor Augen. Es half
ihnen nichts, sie wurden über die Mauer geschleudert. Im
Schlosse lagen 120 Mann erstochen, die übrigen waren alle
lebendig über die Mauern geschleudert und lagen zerschmet-
tert dort unten, an 180 Mann.
„Man lert si alsamt über die Mur
Olm alles Gefieder fliegen."
Der Sturm hatte über 4 Stunden gedauert, und auch von
den Eidgenossen waren 12 Mann tot, 40 verwundet.
Das grässliche Blutbad that seine Wirkung1); überall
lähmte Entsetzen den Widerstand. Ohne Schwertstreich ergab
sich Echallens, das ebenfalls Herrn Hugo von Chälons gehörte.
Jetzt galt es noch, Jougne zu erobern, dem Sire de Chäteau-
Guyon gehörig, welches den Ausgang des Passes nach der
burgundischen Seite beherrscht. Noch von Orbe aus war ein
Barfüssermönch dorthin gesandt und hatte die Besatzung zur
Übergabe aufgefordert oder es werde mit ihnen nicht anders
gehandelt als wie zu Orbe geschehen. Darauf waren etliche
Einwohner der Stadt zu den Hauptleuten gekommen und hatten
kniefällig sich zum Gehorsam erboten. Da dieselben aus-
sagten, dass die Besatzung das Schlots zu räumen gedenke,
wurde eiligst Herr Petermann von Wabern mit 1000 Mann
dorthin abgesandt. Geradenwegs mit fliegenden Fahuen zogen
sie darauf los. Ihnen kam entgegen Herr Wilhelm von La-
Sarraz, dessen Sohn in burgundischen Diensten stand, und
bat um Schonung für seine gleichnamige Burg. Dabei bezog
er sich auf die alte Freundschaft seines Geschlechtes mit den
Herren von Bern; mehr kam ihm zu statten, dass seine Tochter
mit Herrn Adrian von Bubenberg vermählt war. So ginur
das üngewitter einstweilen an seinem Hause vorüber. Indem
die Schar ebenfalls das feste, dem Grafen von Roinont ge-
hörende neutrale Les-Clees bei Seite Hess, kam sie vor Jougne
an. Das Städtlein ergab sich sofort, der Befehlshaber in der
Burg machte einige Schwierigkeiten Er bat um Bedenkzeit,
um sich mit seinen Leuten zu benehmen; in kürzester Fi ist
würde er Antwort geben. Ks scheint, dass die Leute vor
*i Alles zittert merklich gegen uiü>. Schreiten lieriw au Hasel vom
8. Mai. Basel A. St. Sil 163.
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Zur Geschichte der Burgundei kriege.
473
Schrecken den Kopf verloren hatten, denn anstatt zu kapitu-
lieren, suchte sie sich durch die Flucht den Würgern von
Orbe zu entziehen. Darob ergrimmte der Bär von Bern; er
wollte »ich seine Beute nicht entgehen lassen. Sofort be-
gannen die Eidgenossen den Sturm. Unter dem Feuer des
Geschützes schwangen sich die einen mit Hilfe ihrer Spiesse,
welche sie in die Mauerritzen einsteckten, auf die Mauer,
andere hieben die Thore auf mit gewaltigen Axtschlägen oder
erklommen auf Leitern die Mauern. Der Widerstand war
kaum nennenswert, und man hätte deshalb glauben sollen,
dass diese wilden Gesellen Schonung geübt hätten, aber die
Bestie war einmal erwacht; die ganze Besatzung, soweit sie
nicht entronnen war, an 2- bis 300 Mann, wurde abgeschlachtet.
Dabei kam auch wiederum der grimmige Hass der Schweizer
Bauein gegen den Adel zum Vorschein. Verschiedene edle
Herren aus Burgund und Savoyen hatten sich ergeben und
wurden nachträglich enthauptet.1)
Wie bei den andern Herrschaften mussten auch hier die
Bewohner den beteiligten Städten Treue und Gehorsam schwö-
ren, und in Anbetracht der Wichtigkeit des Platzes wurde eine
starke Besatzung von 5- bis 600 Mann hineingelegt. Im
Lande hatte sich aber ein solcher Schrecken verbreitet, dass
man wohl ganz Burgund hätte erobern können; aber man
hatte im unwirtlichen Jura nicht genug Speise und Trank und
zog wieder heimwärts, nicht sehr zur Freude von Bern, das
am liebsten gesehen hätte2), wenn das Heer noch die Ankunft
der Truppenteile der Niedern Vereinung abgewartet hätte.
So rasch war der Feldzug, dessen Dauer auf G Wochen ver-
anschlagt worden war, von statten gegangen, dass ausser Basel
die übrigen Mitglieder der Vereinung gar nicht in die Lage
gekommen waren, die zugesagte Hilfe von Reisigen zu leisten,
so sehr sie sich auch beeilten. Strassburg hatte bei der Eile
des Aufbruchs darauf verzichten müssen, seine Leute gleich-
massig zu kleiden ; es sandte 100 Reisige mit dem Rossbauner
unter Anführung von Herrn Friedrich Bock ab, die am
29. April zu Basel ankamen.3) Ebenso hatte der Landvogt
von Eptingen die Ritterschaft der Voi lande aufgeboten, und
') Diebold Schilling erwähnt von diesen Szenen nichts; *>ie mid be-
zeugt durch die Chron. de Neucli&tel. - Jj Rat>man. t<7. — : ) Strassb.
St.-A. AA. 275.
474
Witte.
die verschiedenen reisigen Züge vereinigten sich zu Muttenz,
um am 1. Mai den Bernern zu Hilfe zu ziehen. Den Eid-
genossen zu Ehren hatten sie deren Abzeichen angelegt, das
weisse Kreuz; als sie nun bis Neuenburg gekommen waren,
da war der Feldzug bereits zu Ende. Sie kehrten wieder um
unter dem lebhaften Danke von Bern, das den guten Willen
für die That nahm.1)
Auf dem Rückzug schlugen die Berner einen andern
Weg ein, nicht etwa durch das Neuenburger Land, das von
seinen Verbündeten schon genug gelitten hatte, sondern durch
Savoyer Gebiet, wie um die Herzogin so recht das Hilflose
ihrer Lage fühlen zu lassen. Ohnmächtig musste sie es ge-
schehen lassen und zusehen, wie nun Bern mit seinen Zu-
gewandten sich in den eroberten Plätzen gemächlich festsetzte.
Anfangs hatte sie noch versucht, Freiburg gegen Bern auszu-
spielen, aber diese Stadt wollte lieber die Früchte des Sieges
mit Bern gemessen, als sich mit der gewaltigen Stadt in einen
aussichtslosen Kampf einlassen.*) So war sie völlig hilflos,
ohne Truppen und ohne Geld, in täglicher Besorgnis für ihre
eigene Sicherheit wie für die ihrer Kinder. Es war ein Glück
für sie, dass ihr Schwager Bresse noch nicht alle Brücken
hinter sich abbrechen wollte, die nach Burgund hinführten,
so lange noch nicht feststand, wer in dem grossen Turnier
den Kampfplatz behauptete; sonst wäre es um sie geschehen
gewesen. Der Herzog von Mailand rührte sich nicht; nichts
hatte er bisher gegeben als schöne Worte, trotzdem sein eig-
ner Gesandter Appiano ihn darauf aufmerksam gemacht hatte,
dass etwas wenigstens für die Sicherheit der Herzogin und
ihrer Kinder geschehen müsse. Sie selbst freilich suchte nach
aussen hin möglichst zuversichtlich aufzutreten, um ihre Geg-
ner nicht zu ermutigen, aber wenn sie allein war, liess sie
nach Frauen Art ihren Thränen freien Lauf.3)
Von Orbe zog nun das Heer nach Yverdon, wo es sich
reichliche Bewirtung erzwang4), von dort ging es nach dem
■) Vgl. das Dankschreiben Berns an Basel, worin namentlich auch
die Dienste Wilhelm Herters gerühmt werden. — *) Gingins 1. 116. —
*) 1. c. 121. — 4) Die Chr. de Neuchätel gebraucht hierfür den Ausdruck
Bumequeman und die Herausgeber fügen hinzu, dass eine andere Lesart
lautet sinqueman. Vermutlich ist es dasselbe Wort wie das deutsche
sackmann, Plünderung.
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
altverbrüderten Peterlingen, das eine freundliche Aufnahme
bereitete. Hier wurde ein Rasttag gemacht, nicht sehr zur
Freude der benachbarten Orte Estavayer, Romont und Mou-
don, die wohl oder Abel zum Unterhalt der gefürchteten Gäste
beisteuern mussten. In Peterlingen trennte sich das Heer.
Die Solothurner und Baseler zogen über Murten, wo sie sich
ebenfalls gastfreundlicher Aufnahme zu erfreuen hatten, nach
Hause, „dankbar gegen Gott, der ihnen solche Siege ver-
liehen. u Die von Bern und Luzern zogen mit nach Freiburgt
wo sie einen Tag blieben. Dann aber erwies Bern Luzern-
besondere Ehre als dem einzigen eidgenössischen Ort, der
zur Hilfe gekommen war; auf besondere Einladung von Bern
begab sich die Luzerner Mannschaft dorthin.
Der wackere Diebold Schilling hat in anschaulichster
Weise ihren Empfang beschrieben. Bis jenseits des Dorfes
Bumplitz kamen Räte und Bürger den Mannen entgegen.
Voran zogen 400 Knaben, die alle Waffen trugen, Spiesse,
Büchsen, Armbrust oder andere; dazu trug ein jeder ein
Banner oder Fähnlein, das mit dem Berner uud Luzerner Wap-
pen bemalt war, an einem Stecken in der Hand. In guter
Ordnung zogen die Knaben mit ihrem Anführer zu dem Kriegs-
volk, hielten davor und riefen alle mit einhelliger Stimme:
Liebe Herren, getreue Eidgenossen von Luzern! Seid uns
allen zu hunderttausend Malen Gott willkommen, denn wir
sehen Euch von Herzen gern bei unseren lieben Herren von
Bern. Dieser Empfang vonseiten der Kinder ging den harten
Kriegsleuten so zu Herzen, dass ihnen mehrenteils vor rechter
Freude die Augen Ubergingen. Also redete Herr Nikiaus von
Scharnachthal, der dazumal Schultheiss war: Liebe brüderliche
Freunde und getreue Eidgenossen und allerliebste Brüder von
Luzern. Meine Herren, ein Rat und ganze Gemeinde von
Bern haben mir befohlen, Euch gütlich und freundlich zu
empfangen, und so freundlich ich das thun könnte oder möchte,
daran thäte ich allen meinen Herren grossen Dienst und Ge-
fallen; und besonders soll ich Euch empfangen und empfange
Euch am ersten von dieser unserer jungen Kinder und Kna-
ben wegen, die hier gegenwärtig oder noch daheim sind, wo-
bei Ihr an den Jungen merken möget der Alten Herzen und
guten Willen. Also ward ihm durch Heinrich Hasfurter,
Schultheiss von Luzern, geantwortet in dem Sinne, dass sie-
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176
Witte.
lediglich gethan, was ihnen ihre Obern befohlen hätten; alles
aber wäre mit gutein Herzen und Willen geschehen, und er
dankte seinerseits für die Treue, Liebe und Freundschaft,
welche ihnen Beins Anführer, namentlich Herr Nikiaus von
Diessbach und Hans von Hallwil, auf dem Zug bewiesen hätten.
Darauf zog die Mannschaft geordnet in die Stadt, begleitet
von den Kindern, welche beständig das genannte Willkommen
den Luzernern zuriefen. Hier weilten die letztern noch zwei
Tage, aufs reichlichste bewirtet von ihren Gastherren: alles,
was sie verzehrten oder ausgaben, wurde von der Stadt be-
zahlt; nirgends, weder in Gesellschaften noch in Wirtshäusern,
Badstuben oder bei den Scherern durfte man Geld von ihnen
annehmen, es ging alles auf Stadtkosten. Die Luzerner aber
vergassen diesen Empfang nicht; zu immerwährendem Ge-
dächtnis wurde er in ihrem Stadtbuch beschrieben.
In der That ein anmutiges Bild altväterlicher Sitte und
Biedersinns, das einem wohlthut nach den grässlichen Mord-
scenen von Orbe und Jougue, gleichzeitig aber auch eine
Thatsache von hoher politischer Bedeutung. Es war eine Ver-
brüderung im besten Sinne des Wortes nicht bloss der gegen-
wärtigen, sondern auch der folgenden Generation, die gewisser-
massen von der Jugend als ihrem Vertreter mitbeschworen
wurde und um so bedeutungsvoller war, als der Riss, welcher
durch die Eidgenossen ging, sich jetzt noch vergrössei te.
Bern und Luzern uebst den mit Bern verburgrechteten Städten
Freiburg und Solothurn scharten sich eng zusammen und
folgten der Leitung Diessbachs; hingegen hatten die andern
Orte heimliche Unterredung gepflogen und sich dahin geeinigt,
dass kein Ort den verlangten Zuzug leisten sollte.
War diese Thatsache an sich wohl geeignet, für die Zukunft
den Berner Staatsmännern eruste Besorgnis eiuzuflössen , so
durften sie sich doch mit vollem Rechte der Gegenwart freuen.
Der Feldzug hatte nicht bloss grossen Gewinn, sondern ebenso
grossen Ruhm gebracht. Die Schweizer erschienen in der That
unbesiegbar, und angesichts der zaghaften Haltung der Burgunder
undSavoyer wuchs die Verwegenheit, aber auch die Zuchtlosigkeit
der Schweizer Reisläufer bis ins Übermass. Nichts war ihnen
zu schwer, alles erlaubt; die eigenen Bundesgenossen sollten
in dieser Hinsicht noch die traurigsten Erfahrungen machen.
Für die an dein Feldzug beteiligt gewesenen Orte gab es
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Zur Geschichte der Burgunderkriege.
477
keinen Rückzug mehr; auch ohne die französischen Sonnen-
kronen war kein Ausgleich mit Burgund mehr möglich. Ein
breiter Blutstrom trennte beide Teile, und wenn bis dahin
der Zorn Karls besonders den Elsassern galt, so wandte er
sich jetzt jenen Orten zu, die durch ihre Streifscharen sein
Stammland auf weite Strecken hin zur Wüste gemacht und
seine Verbündeten und Vasallen in empfindlichster Weise
geschädigt hatten.
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Znr Herkunft der Zahringer.
II. und III.
Von
Emil Krüger.
IL«)
Die Zähringer und Habsburger als Miterben der
Alaliolfinger.
< Besitzungen, letzte Glieder und Miterben der Alaliolfinger.)
A. Besitzungen der Alaholfinger.
Der grö'sste Teil der nachweisbaren Besitzungen der Ala-
holfinger findet sich an folgenden Stellen:
1) 776. Schenkung der ersten sicher nachweisbaren Alaholtinger
an St. Gallen. (Wartmann 1, N. 81.)
2) 7i>l Okt. 22. Schenkung Berchtolds I. und der Raginsind an
St. Gallen. (Wartmann I, N. 170 zu 802 )*)
3) 793 März 17. Schenkung Berchtolds I. an St. Gallen. (Wart-
mann I, N. 135.)
4) 805 Okt. 23. Schenkung Wago's und Chadaloh's I. an St.
Gallen. (Wartinann I, N. 186.)
5) 817 Nov. 17. Schenkung Chadaloh's I. an St. (lallen. (Wart-
mann I, N. 228.)
6) 826 Aug. 2. Schenkung Berchtolds II. an St. Galleu. (Wart-
raann I, N. 302.)
7) Schenkung Berchtolds V., des letzten Alaholtiugers, Sohnes
Adalberts, in der westlichen Baar an Reichenau.1) (Gallus Oheims
') Den I. Abschnitt: -Die erstcü nachweisbaren Zähringer und die
Stamm esgenossenschaft der Zühringer und Habsburger" siehe Neue Folge
Bd. VI, s 553- r»36. — *. Datum: Notavi die XI kal. nov., die sabbato, anno
24 regnante domno nostro Carlo rege Franchorura ae patricio Romanorum
et Ahmannorum et sub Rothario comite. Das Datum passt genau auf den
22. Okt. 791, der ein Samstag war. Erst der zweite (Hremer) Text bei
Wartmann hat — sicher irrtümlich — anno 34 regnante Carolo. Im Jahre
802 konnte doch Karl nicht mehr „Patricias Romanorum genannt werden.
— *) Dass die unter N. 7 u. H erwähnten bedeutenden Schenkungen von
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Zur Herkunft der Zähringer.
47Ü
Chronik von Reichenau, in der Bibliothek des Litterarischen Vereins
Stuttgart, Bd. Si, S. 19.)
8) Schenkung Berchtolds V. (f 973) in der östlichen Baar an
Reichenau. (Ibidem Bd. 84, 8. 20.)
Bei denjenigen der unten folgenden Ortsangaben, welche sich an
den ersten sechs der hier zitierten Stellen finden, wird nur die Jahres*
zahl der betreffenden Urkunde angegeben werden; bei denjenigen
Orten, welche sich an den unter Ziffer 7 und 8 verzeichneten Stellen
finden , wird der Name Berchtolds V. und die betreffende Ziffer (7
oder 8) angegeben werden. Über die Besitzungen der Alaholfinger
vergleiche man auch Stalin, Wirtemb. Gesch. I, S. 334 und 335.
Wir verzeichnen nach den oben angegebenen und nacli
einigen anderen Quellen Alaholfingerbesitz in folgenden Gauen
und an folgenden Orten:
1. Zu beiden Seiten der Iiier, im Duria-, Iiier- und Rammagau.
Nach Baunianns Aufsatz „Über die angebliche Grafschaft
und Grafenfamilie Kelmünz"1) haben wir an den folgenden,
zur alten Herrschaft Kelmünz und teilweise auch der zu An-
fang des 12. Jahrhunderts lebenden Gräfin Bertha von Kel-
münz gehörigen Orten Alaholfingererbe zu suchen:*)
a) Rechts der Hier (Duria-Illergau).
1) Warmisried, s.vonMindelheim;3) 2) Günz, nö. von Memmingen;
3) Babenhausen a. d. Günz; 4) Weinried a. d. Gönz, so. von Baben-
hausen; 5) Grimelzhofen , ö. von Babenhausen; 6) Kirchhaslach, ö.
von Babenhausen; 7) llerlazhofen ; 8) Schwauben; 9) Olgishofen, sö.
von Unterroth; 10) Kettershausen a. d. Günz, n. von Babenhausen;
11) Kelmünz a. d. Iiier, sicher im Illergau; 12) Unterroth, so. von
Illertissen, 13) Filsingen, beide noch 1806 zur Herrschaft Kelmünz
gehörig; 14) Jedesheim bei Unterroth; auch hier, wo Gräfin Bertha
von Kelmünz 1108 mit den Grafen von Kirchberg kämpfte, dürfen
Berchtold V. und von Alaholfingerbesitz herrührten, wird unter B. („Letzte
Glieder der Alaholfinger-) gezeigt werden.
M Zeitschrift f. Schwaben und Neuburg IV, Heft 1. S. 1 ff . ( 877).
— J) Bertha von Kelmünz (geb. ca. 10G1 ■63, lebte 26. Marz 1128, | 20.
Januar p. 1131), Tochter Rudolfs von Kheinfelden, war Gemahlin Ul-
richs X von Bregenz, Grafen von Rhätien 1095, f Oktober 1097. Rudolf
v. Rheinfelden erhielt einen Teil der Alaholtingererbschaft als Mitgift
seiner ersten Gemahlin Mathilde, Tochter Heinrichs III., welche 1060
starb. Rudolf behielt die reiche Mitgift und vererbte sie auf seine Tochter
zweiter Ehe Bertha, während die andere Tochter Agnes, 1079 Gemahlin
Berchtolds II. von Zähringen, die Rheinfelder Familiengüter erhielt. —
3) Baumann 1. c. S. 8. Mindelheim selbst lag im Duriagau (vgl. Stalin
I, 293), die Gegend um Mindelheim hiess speziell rpagus Mindelriet".
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480
Kröger.
wir Erbgut der Bertha vermuten (Annal. Marchtlial im Freiburger
Diözesanarchiv IV, S. 158; Naumann 1. c. S. 7/8); 15) Riedlingen bei
Donauwörth. Sämtlich Raumann 1. c. S 10.
b) Links der Iiier.
16, 17) Unter- und Ober-Opfingen, nw. von Memmingen, sicher
im Illergau; 18) Ronlanden, s. v. Erolzheim. wohl Morgan; 19| Kireh-
dorf. n. von Opfingen, sicher im Illergau: 20) Binnroth bei Kirch-
dorf, sicher im Illergau; 21) Erolzheim, w. von Kirchdorf, 1040 im
Illergau genannt (W. U. I. N. 223) (Baumann 1. c. S. 5): 22 u. 23)
Ober- u. Unter-Dettingen bei Kelmnnz, n. von Kirchdorf, sicher im
Mergan (vgl. Wartmann II. S. 390 N. 12); 24) Kelmnnz (links der
Hier) sicher im Illergau; 25) Kirchberg. nw. von Kelmünz, im Iller-
gau (vgl. Naumann I. c. S. f>): 2fi) Waidenhofen (wo?) (Baumann
1. c S. 10): 27) nechtenroth n. d. Roth, sw. von Erolzheim: 28) Diet-
bruok (? Dietenbronn, links der Roth, so. von I<aupheim); 29) Eden-
bachen, sw. von Erolzheim (schon Rammagauy); 30) tauhach, nw.
von Edenbachen, wohl Rammagau: 31) Edelbeuren. w. von Erolz-
heim, wohl Rammagau; 32) Goppertshofen, n. von dem im Ranmui-
gau gelegenen Ochsenhausen, sicher im Rammagau ; 33) Ilattenburg.
sw. von I*aubach, sicher im Rammagau; 34) Walpertshofen, so. von
I^anpheim. sicher im Rammagau; 35) Sulmetingen im Rammagau1),
w. von I*aupheim; auch hier, wo 973 Mangold, der Sohn des Grafen
Pejere, seinen Sitz hatte, lag ohne Zweifel Alaholfingerbesitz (siehe
unter B. (letzte Glieder der Alaholfinger) (Wartmann II, S. 390 N. 12.
Banmann, Vierteljahrshefte 1878 Heft 1, S. 32. Anm. 4): 36) „Stein-
Hngon bei Ulm- (wo?) (Berchtold V, N. 8).
II. Im Eritgau.
37) Heistilingauwe 806. Der Haistergau, die Gegend um Haister-
kirch. ö. von Waldsee, wohl eine Unterabteilung des Eritgaues (Be-
schreibung des OA. Waldsee 1834 S 70. 71, 154, 155).
38) Haidgau. zw. Waldsee und Wurzach 805. 817 (Schenkung
Pebos 797 an St. Gallen. Wartmann I, N. 149).
39) W'anga (Wangas), wohl Wengen, nö. von Haidgau 805. —
Auch Chadaloh I. 805 (Wartmann I, N. 1H5). Wago 820 (Wartmann I.
N. 245).
40) Winedenhusen, wohl Michelwinnenden, nw. von Wraldsee.
Berchtold V, N. 8.*) Auch identisch mit Wrinoda, wo Bischof Egino
von Verona (f 802) eine Schenkung an Reichenau machte? (Vgl. die
Belege unter N. 51.)
41) Ober- und Unter-Essendorf („duae"). n. von Waldsee 817.
B. V, N. 8. — Schenkung Pebo's an St. Gallen, WTartinann I, N. 149.
42) Hochdorf. n. von Essendorf 805. (Vgl. Wartmann II. S. 390.
N. 12.1
l) Quellen z. Schweiz. Gesch. III, Urkunden von Allerheiligen S. 17.
— ') Nach dieser Schenkung muss Winedenhusen in der östlichen Baar
liegen.
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Zar Herkunft der Zahringer.
481
43) Weiler, ö. von Hochdorf und Unter-Essendorf (Villare) 805.
Alle bis hierher genannten Orte lagen wohl im Haistergau.
44) Tussin, wohl Tissen, sw. von Buchau1) B. V, N. 8.
45) Buchau am Federsee; hier das „Buchaugiense coenobium in
pago Alamanniae Erichgewe* und Alaholhngerbesitz zu 902 genannt
(SS. V, 111). Buchau noch 1806 zur Herrschaft Kelmünz gehörig
(Baumann 1. c. S. 10).
46) Alleshausen, 47) Brasenberg, beide n. vom Federsee. Hier
schenkte Rudolf v. Rheinfelden an St. Blasien Besitz, welcher jeden-
falls zum Erbe der Alaholfinger gehörte. (Baumann 1. c. S. 13. Be-
schreibung des OA. Riedlingen 107 u. 108.)
48) Nordhofen, wo? jedenfalls in der Nähe von Buchau, mit wel-
chem es noch 1806 z. Herrsch. Kelmünz gehörte (Baumann 1. c. S. 10).
49) Betzenweiler, nw. vom Federsee 817. Dies ist jedenfalls das
„Perahtramnivilare ad Fedarhaun* der Urkunde von 817, denn Betzo
wird Koseform von Perahtram gewesen sein, wie Batzo sich auch für
Berchtold findet.
50) Seekirch (See), n. vom Federsee 805.
61) DOrmentingen, w. von Seekirch, 961 im Eritgau genannt
(Neugart, c. d. A. 1, N. 745). Bischof Egino von Verona (f 802)
schenkte hier Besitz an Reichenau.*) (Bibl. des Litter. Vereins Stutt-
gart Bd. 84, S. 20. Vgl. Baumann, Vierteljahrshefte 1878, Heft 1,
S. 32, Anm. 4.)
52) Wilare (Weiler, abgeg. Ort bei Dürraentingen); Bischof Egino
von Verona an Reichenau. (Vgl. N. 51.)
53) Burgan, n. von DOrmentingen, s. vom Bussen. („Burgun un-
derm Bussen4*). Bischof Egino v. Verona an Reichenau. (Vgl. N. 51.)
54) Göffingen, ö. von Riedlingen B. V, N. 8.
55) Asinheim, nach Stalin I, 295 Ensenheim, abgeg. Ort bei Un-
lingen ganz in der Nähe von Göffingen3) 805. 826. B. V, N. 8.
») Im Eritgau 1096. Hobenzoll. Mittlgn. 1868 69, S. 16. — «) Nach
der gefälschten Urkunde Karls des Grossen für Reichenau hatte ein Bisch.
Egino (von Karl als dilectus cognatus bezeichnet) an Reichenau Besitz
in Dünnentingen und Of fingen (N. 67) geschenkt. Nach dem Reichenauer
Dotationsverzeichnis bei GalL Oheim schenkte Bischof Egino von Verona
Besitz in Dünnentingen (Tiermendingen), Winoda (40), Wilare (52), Bur-
gun undenn Bussen (53), Tettinhowen (60) und Restangiam (61). Bischof
Egino war vermutlich ein Bruder oder Vetter der in der Urkunde von
776 für Kloster Marchtal genannten Wolvin und Berchtold h Nach der
erwähnten unechten Urkunde Karls für Reichenau hätte auch ein (wohl
fabelhafter) Graf Gesoldus (Gosaldus), Vater eines „Bertoldus comes de
Bussen", an Reichenau Besitz zu Unlingen im Eritgau (nw. vom Bussen),
sowie an zwei Orten des Affagaues geschenkt (vgl. Anm. zu N. 92.) —
*) Da sämtliche 30 Orte der unter N. 8 aufgeführten bedeutenden Schenkung
ßerchtolds V. (f 973) an Reichenau in der östlichen Baar lagen, so muss
das darunter genannte „A&eheim" mit dem gleichfalls der östlichen Baar
angehörenden „Asinheim" der Urkunden von 805 und 82C identisch sein
Zeittthr. f. Geoch. il. Oberrh. N. F. V1L 3. 31
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482
Krüger.
56) Wolfpoldessiazza silva bei Asenheim1) 805, 826. (Stalin I, S. 335 )
57) Offingen bei Bussen. B. V, N. 8.2)
58) Bussen. Ort und Veste, später Habsburger Besitz, n. von
Offingen und Göffingen 805. ~ Hier urkundete Chadaloh IU. 892
(Wartmann H, N. 684), wobei Bussen (Pusso) ausdrücklich als im
Eritgau gelegen bezeichnet wird. B. V, N. 8.
59) Möhringen, n. von Bussen (Meringen). Berchtold I. u. Ger-
sinda 790 an St. Galleu (Wartmann I, N. 127) 805 (hier auch „in-
ferior Meringa" neben Meringa genannt). B. Y, N. 8. 961 in den
Eritgau gesetzt (Neugart c. d. A. I, N. 745).
60) Tettinhowen, wohl Dietelhofen, nö. von Bussen. Bischof
Egino von Verona an Reichenau. (Vgl. N. 51.)
61) ? Restangiam (Rostaugiam), unbek. Bischof Egino v. Verona
an Reichenau (vgl. N. 51). s)
62) Zell a. d. Donau, nw. von Möhringen (Perahtoltescella, Ram-
mesauwa). Berchtold und Gersinda 790 an St. Gallen (Wartmann I,
N. 127) 805. 826. (961 im Eritgau genannt; Neugart c. d. A. I, 745).
63) Datthausen a. d. Donau, nö. von Zell. (Tatunhusum 776;
Dhahdhorf 805; Tatdorff, B. V, N. 8.)*) (Wohl identisch mit der
villa Zattunhusa, welche 961 im Eritgau genannt wird. Neugart c.
d. A. I, N. 745.)
III. In der Munterishuntare (auch Ruadolteshuntare genannt).
a) Rechts der Donau.
64) Sembinwanc») 805.
65) Stiviloheim (Stibiloheim) 805, 817. 805 mit Sembinwanc zw.
Wachingen und Erbstetten, 817 zw. den sämtlich in der Munteris-
huntare liegenden Orten Wachingen einerseits und Willirihingun
und Marchtal anderseits genannt.
und kann nicht auf das in der Grafschaft Asenheim belegene Asenheim
(Aasen nö. von Donaueschingen) bezogen werden, wo aber Berchtold V.
ebenfalls Besitz hatte. Stalins Erklärung „Ensenheim" ist ohne Zweifel
richtig. Der Name erinnert an die alten Götter unserer Vorfahren, wie
auch das in Godeswege umgewandelte Wodanswege.
!) In der Urkunde von 826 heisst es: et silvam ab occidentale parte
viae de Asinheim usque in Wolfpoltessiazza ; danach lag W. also nicht
weit von Asenheim. Zu 805 heisst es: ret in Asinheim et omnem illam
silvam et quod dicitur Wolfpoldessiaza." — *) Vgl. Anm. zu N. 51, wo-
nach auch Bischof Egino Besitz in Offingen geschenkt hätte. — "} Da
die ganze übrige Schenkung Egino s im Eritgau lag, so dürfte auch dieser
unbekannte Ort dahin zu setzen sein. (Vgl. Anm. zu N. 51.) — 4) Pa*s
Dattdorf (Dathhof) identisch ist mit Datthausen, vgl. Beschreibung des
OA. Ehingen 1826, 8 179. — >) Nach Stalin I, S. 295 u. 335 Binzwangen
a. d. Donau, s. von Andelfingen, in welchem Fall es in den Affagau zu
setzen wäre. Doch dürfte Stalins Bestimmung falsch sein. Die Urkunde
von 805 ist zu Zell am rechten Donauufer ausgestellt und nennt uns
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Zur Herkunft der Zähringer.
483
66) Willirihingun 817; Wilrechingen, B. V, N. 8. (Nicht iden-
tisch mit dem 817 in der gleichen Urkunde genannten, links der
Donau liegenden Wilzingen). In der Urkunde von 817, in welcher
alle genannten Orte nach ihren Gauen eingeteilt sind, zw. Wachingen
und Marchtal genannt, also sicher in der Munterishuntare. (Vgl.
Anm. zu N. 69.)
67) Marchtal, Ort, Kloster undStammveste, rechts der Donau,
w. von Munderkingen 776, 805, 817. B. V, N. 8 (Marchtil). Hier
auch Erbgüter der Bertha von Kelmünz (Baumann 1. c). Annal.
Marchthal, im Freiburger Diöcesanarchiv Bd. 4, S. 157. Marchthal
lag sicher in der Munterishuntare, da das südlich davon gelegene
Reutlingendorf in derselben genannt wird.
68) Reutlingendorf, s. von Marchtal. Berchtold I. und Gersinda
790 an St. Gallen (Wartmann 1, N. 127) 826. (Dass dieses und nicht
Riedlingen gemeint ist, vgl. St&lin I, S. 293 und 281.) 961 ausdrück-
lich in die M. gesetzt (Neugart c. d. A. I, N. 745).
69) Emerkingen, o. v. Reutliugendorf *) 805. 817. („Antarmarchin-
gas") B. V, N. 8 („Emerchingen an der Lutter [hiess das Flüsschen, an
dem E. liegt, auch Lauter, oder ist in der Schenkung Berchtolds ein
anderes, dann wohl abgegangenes, E. a. d. Lauter, 1. der Donau, in
der Swerzenhuntare gemeint?]).
Besitz Chadaloh's L an folgenden Orten: „in Taugindorf et Cruaningun
(beide links der Donau) et in Asinheiin et omnem illam silvain et quod
dicitur Wolfpoldessiaza et in Dhahdhorf et in inferiore Meringa et in
Antarmarhingas et in Wahhingas (alle sechs Orte auf dem rechten Ufer)
et in Sembinwanc et in Stiviloheim et ultra Danubium in Erfetetin.
Da nun Erbstetten am linken Donauufer liegt, so.muss man doch wohl
annehmen, dass die unbekannten Orte Sembinwanc und Stiviloheim gleich
den vorher genannten sechs Orten auf dem rechten Donauufer lagen.
Sembinwanc kann also nicht das am linken Ufer liegende Binzwangen
sein. — Auch in der Urkunde von 817 wird Stiviloheim hinter und vor
zwei Orten genannt, die alle auf dem rechten Donauufer lagen. Da
nun in der Urkunde von 805 die genannten Orte ersichtlich nach Gauen
eingeteilt sind, — die ersten zwei (Daugendorf und Grüningen) lagen im
Affagau, die nächsten vier (A Senheim bis Möhringen) im Eritgau, die
dann folgenden Emerkingen und Wachingen in der Munterishuntare, und
das zuletzt genannte Erbstetten in der links der Donau liegenden Swer-
zenhuntare, — so müssen die auf Emerkingen u. Wachingen folgenden,
noch auf dem rechten Donauufer zu suchenden Sembinwanc und Stivilo-
heim notwendig in der Munterishuntare gelegen haben.
*) Die in der Urkunde von 817 genannten Orte sind ebenso, wie die
in der Urkunde von 805 (vgl. die vorige Anm.) ersichtlich nach ihren
Gauen geordnet: zuerst werden die im Eritgau gelegenen Essendorf, Bet-
zenweiler und Haidgau genannt, dann folgen die in der Munterishuntare
gelegenen Emerkingen (Antimarchingun), Wachingen, Stibiloheim, Willir-
ihingun und Marchtal, darauf die in der Swerzenhuntare liegenden Orte
Erbstetten, Grötzingen, Mühlheim, Wilzingen und Polstetim.
13*
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484
Krüger.
70) Wachingen, sw. von Emerkingen 805, 817. B. V. N. 8. 1171
Erbgut der Bertha von Kelmünz (Baumann 1. c. u. Annal. Marchtal
im Freib. Diöcesanarchiv IV, S. 160). (Vgl. die Anm. zu N. 64 u. 69.)
71) Dieterskirch, sw. von Wachingen. Hier urkundet 826 Berch-
told EL „coram frequentatione populi* 826, hier urkundet Chadaloh III.
892, wo der Ort ausdrücklich in die Muntcrishuntare gesetzt wird
(Wartmann II, N. 684).
72) Bettighofen, ö. von Dieterskirch. 1171 Erbgut der Bertha
von Kelmünz (vgl. die bei N. 70 gegebenen Belege). Dabei der Wald
Patingahei (838; Wartmann I, N. 373). Bettighofen wird 838 in der
Schenkung Pato's, der wohl auch ein Alaholfinger war. in die Rua-
dolteshuntare gesetzt , die gewiss mit der Munterishuntare identisch
war.1) (Vgl. No. 74.) Hier auch ohne Zweifel Besitz Berchtolds V.
nach den Angaben der Annales Marchtalenses (vgl. unter Abteilung
B. dieses Abschnittes).
73) Kirch-Bierlingen (Pilaringas\ nö. von Emerkingen und Bettig-
hofen 776. 1171 Erbgut der Bertha von Kelmünz (vgl. die Belege
sub N. 70). 838 Schenkung Pato's (vgl. N. 72 u. 74). Nach Urkunde
von 809 (Wartmann I, N. 199) in der Albuinsbaar, was nach der
Urkunde von 838 (s. N. 74) eine umfassendere Gaubezeichnung ist.
Kirch-Bierlingen lag sicher in der Munterishuntare, da es zw. Ri-
stissen und Griesingen einerseits und Dieterskirch und Bettighofen
anderseits liegt. (Vgl. Anm. zu N. 72.)
74) Ristissen, nö. von Kirchbierlingen. 838 Schenkung des wohl
den Alaholfingern angehörenden Pato an St. Gallen „in pago Albunes-
paro in centena Ruadolteshuntre in villa Patinhova et in villa Tussa
(Bettighofen und Ristissen), dann auch in confinio ville PilaringeM.
(Wartmann I, N. 372; Anm. zu N. 72.)
75) Parcdorff (Parchdorf). B. V, N. 8. Abgeg. Ort, wohl noch
rechts der Donau, 961 in die Munterishuntare gesetzt (W. U. I» N. 185).
D. W. U. (1. c.) vermutet Berg, am rechten Donauufer, n. von Kirch-
bierlingen, das allerdings in der Munterishuntare lag.
b) Links der Donau.
Hier muss die Schmie die Grenze zwischen der Munterishuntare
und der Swerzenhuntare gebildet haben, denn 961 wird Alamuntinga
in der Munterishuntare und 966 Almundinga in der Swerzenhuntare
genannt.2) Nun liegt Gross-Almendingen links (östlich) und Klein-
') Stalin I, S. 281. Wartmann I, N. 372 u. 373. Danach lagen
Bettighofen und das weit nordöstlich davon gelegene Ristissen in der
Ruadolteshuntre. Da nun sowohl Bettighofen zwischen Dieterskirch und
Moosbeuren lag, welche beiden Orte 961 in die Munterishuntare gesetzt
werden (Württ. Urk.-Buch I, N. 186), als auch das zwischen Bettighofen
und Ristissen gelegene U Hesingen 961 (1- c) in der Munterishuntare ge-
nannt wird, so müssen beide Centenen identisch gewesen sein. Die Mun-
terishuntare erhielt den zweiten Namen jedenfalls erst nach dem Grafen
Ruadolt, der von 838 bis 857 vorkommt. — a) Neugart, c. d. A. I, N. 746
u. 768 Württb. Urk.-Buch I, N. 185.
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Zur Herkunft der Zähringer.
485
Ahnendingen rechts (westlich) von der Schmie; also gehörte jeden-
falls ersteres zur Munterishuntare, letzteres zur Swerzenhontare. So-
mit gehörten wohl noch zur Mnnterishuntare:
76) Donaurieden („Riedin"), ö. von Almendingen. B. V, N. 8.
77) Gaimrswang-Gamerschwang, ö. von Ehingen. B. V, N. a
IV. In der Swerzenhuntare.
78) Töttinheim. B. V, N. 8. Zwischen dem in der Mnnteris-
huntare liegenden Donaurieden und dem in der Swerzenhuntare
liegenden „Wolstettin uff der alhu genannt, und sicher in der öst-
lichen Baar gelegen, in der alle 30 Orte dieser Schenkung Berch-
tolds V. lagen. Vielleicht Dettingen a. d. Donau (linkes Ufer), s.
von Ehingen, das in die Swerzenhuntare gehört.
79) Smalstetin = Stetten, sw. von Ehingen, 1171 Erbgut der
Bertha von Kelmfinz (Belege s. N. 70). In der Swerzenhuntare ge-
nannt 854 als „Stetiheim- (Wartmann II, N. 433).
80) Mühlheim, s. von Alt-Steusslingen und also sicher in der
Swerzenhuntare. 817. B. V, N. 8.
81) Alten-Steusslingen, nw. von Ehingen. 776 (Stiozaringas!; 8&4
in der Swerzenhuntare genannt (Stiuzringa) (Wartmann II, N. 433).
82) Grötzingen, n. von Alt-Steusslingen, 817 (Chrezzingun). B. V,
N. 8 (Grezzingen).
83) Granheim, n. von Mundingen, welches letztere 854 in der
Swerzenhuntare genannt wird (Wartmann II, N. 433) B. V, N. 8.
84) Erbstetten, sw. von Mundingen 806, 817. B. V, N. 8, an
letzterer Stelle „Erphstettin uff der alb* genannt. Sicher in der
Swerzenhuntare, da das westlich davon gelegene Hayngen und das
südl. gelegene Wilzingen 854 (1. c.) noch in die Swerzenhuntare ge-
setzt werden.
85) Bolstctten, abgeg. Ort in der Nähe von Erbstetten und An-
hausen. (Vgl. Württbg. Urk.-B. II, N. 539, S 366.) 817 (Polstetim) »).
B. V, N. 8 (Wolstettin uff der alb).
86) Wilzingen (Ober- und Unter-), s. von Erbstetten. 817 (duae
villae, quae appellantur Wilzzinga). 854 (1. c.) in der Swerzenhun-
tare genannt.
87) Thalheim, sö. von Wilzingen 776. Sicher noch in der Swer-
zenhuntare, da es östlich von Wilzingen liegt.
88) Soarza (wo?) B. V, N. 8. Wohl eher ein abgeg. Ort (Ding-
stätte V) der Swerzenhuntare, als Schwarzach, OA. Saulgau.
V. Im Affagau.
89) Mörsingen. w. von Zell. B. V, N. 8 (Mergisingen). 904 im
Affagau genannt (Stälin I, b. 281).
') Keinesfalls kann hier Bolstern im Eritgau, sw. von Saulgau, ge-
meint sein, da in der Urkunde von 817, wie bereits erwähnt (Anm. zu
N. 69), sämtliche Orte nach ihren Gauen angeordnet sind und die letzten
fünf (worunter Poktetim) in der Swerzenhuntare liegen müssen.
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Krüger.
90) „Chotingen" ') (bei Leichtlen S. 94 die Form „Thocingcn«4).
B. V, N. 8. Zwischen Mörsingen und Dangendorf genannt.
91) Daugendorf, sö. von Mörsingen. 805 (Taugindorf). 817 (Tau-
kindorf). B. V, N. 8 (Togendorff). 1093 hat Herzog Heinrich von
Kiirnthen, ein Miterbe der Alaholfinger, in „Touwondorf Besitz*)
(Wartmann III, N. 823). (Vgl. Stalin I, S. 280, Anm. 1.)
92) Groningen, sw. von Daugendorf.*) B. V, N. 8.
93) Pfluramern, w. von Grüningen. B. V, N. 8 (Plumare by Rüd-
lingen).
94) Andelfingen, sw. von Grüningen. B. V. N. 8. Schenkung Re-
ginolfs und seines Sohnes Egilolf 843 (Wartmann U. N. 387). 843
und 854 im Anagau genannt (Wartmann II, N. 387 u. 433«. (Vgl. Rau-
mann, Vierteljahrshefte 1878, Heft 1, S. 32, Anm. 4.)
VI. Im Scherragau.
Der Scherragau, mit welchem der uns nur einmal (791) genannte
Puhridingagau schon bald nach 800 verschmolzen sein muss. fiel im
allgemeinen, wie es scheint, mit der spateren Grafschaft Zollern-
Hohenberg zusammen, deren Grenzen uns beim späteren Verkauf
derselben genau angegeben werden.*) Dass diese Grafschaft mit dem
alten Scherragau im wesentlichen identisch war, dafür spricht, dass
alle Orte, die wir im Scherragau nachweisen können, — und das ist
keine kleine Zahl, — innerhalb der genannten Grenzen gelegen sind.
Von den Orten, wo wir Alaholfingerbesitz finden, fallen danach fol-
gende in den Scherragau:
95) Engelswis, zw. Sigmaringen und Messkirch (Ingolteswis).
Petto 817 an St. Gallen (Wartmann I, N. 230).*)
96) Filsingen, n. von Engelswis 793. Petto 817 an St. Gallen
(Wartmann I, N. 230). 875 (dieses oder das andere?) ausdrücklich
im Scherragau genannt (Wartmann II, N. 587 u. S. 397).
97) Heltes* is (wo?) 793. Vielleicht identisch mit X. 95?«)
') Wohl kaum Döttingen, w. von Münsingen, das in die Munigshun-
tare zu setzen wäre. — *) Hier wird Daugendorf in den pagus „Vufnal-
bun" und die Grafschaft Mangolds gesetzt. Dieser Name muss ein Neben-
name oder späterer Name für den Affaga u sein, denn Mangold v. Veringen
war Graf des Affagaues und Daugendorf kann nur im Anagau gelegen
haben. — * i Vgl. auch die gefälschte Reichenauer Urkunde vom 6. April
811, wonach ein comes Gesoldus , der Vater eines comes Bertoldus de
Bussen, an Reichenau Besitz in Grüningen und Allheim (im Affagau, s.
von Grüningen), sowie zu Unlingen (im Eritgau, nw. vom Bussen) ge-
schenkt hÄtte (Württb. Urk.-Buch I, N. 66). — 4) Schmid I, S. 25. 258
— *) Petto war sicher ein Alaholfinger. Die Urkunde nennt Besitz in Fil-
singen und Engels wis und ist ausgestellt in Ebingen „sub Karanianno co-
mite". Kararoan war nachweisbar von 797 bis 834 Graf des Scberra-
(und Purihdinga-)Gaues, in dem 875 Filsingen und 1064 Ebingen genannt
wird. Also lag auch Engelswis ganz sicher im Scherragau. — •) Die
Urkunde von 793 enthalt eine Schenkung Berchtolds I. an St. Gallen an
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Zur Herkunft der Zähringer.
487
98) Hohunsteti 793. Zwischen einem (wohl dem ersten. N. 96)
Filsingen und Ebingen genannt. Eher Heinsletten, sw. von Ebingen,
als Kreenheinstetteu, w. von Filsingen.
99) Lautlingen, w. von Ebingen 793.
100) Filsingen 793 (alia „Filisninga"). Zwischen Ebingen und
Lautlingen genannt. Abgegangen.
101) Ebingen 793. 1064 im Scherragau genannt (Mittlgn. d. Inst,
f.österr. G. 5, 405).
102) Launen a. d. Eyach, w. von Ebingen 793.
103) Maginhusir 793. Zwischen Truhtinga (Trichtingen) und
Nehhepurc genannt. (Margrethenhausen, nw. von Ebingen?)
104) Thailfingen (Dagolvinga) 793. 1064 im Scherragau genannt
(vgl. N. 101t.
105) Pfäffingen, w. von Thailfingen 793.
106) Zillhausen, w. von Pfäffingen 793.
107) Heselwangen, ö. von Balingen 793. (Hesiliwanc).
108) Endingen (Eindeinga), s. von Balingen 793.
109) Frommern, sö. von Balingen 793. (Im Scherragau genannt
in St, Galler Mittlngn. 1872, Heft 3 (13). S. 224, vgl. Stälin I, 8. 309
aus von Arx, Gesch. von St. Gallen I, S. 464.)
110) Waldstetten (Walohsteti) 793, sw. von Frommern und ö. von
dem 1064 Ii. c.) im Scherragau genannten Dotternhausen.
111) Dormetingen (Tormuatinga) 793, dicht (nw.) bei Dotternhausen
(hier 786 auch Markgraf Gerold, Wartmann I, N. 108).
112) Juhchussa 793, zw. Dormetingen und Täbingen genannt,
wohl abgegangen.
113) Täbingen (Tagawinga) 793, w. von Dormetingen. Ata, Berch-
tolds I. Tochter, urkundet hier 797 (Wartmann I, N. 150).
114) Gösslingen, w. von Täbingen 793.
115) Dietingen, sw. von Gösslingen1) 793 (hier 786 auch Mark-
graf Gerold, Wartmann I, N. 108).
116) Wehingen, sö. von Dietingen 793.
117) Reichenbach, sö. von Wehingen 793.
118) Wolvotal Silva 793. Hinter Reichenbach genannt, also
sicher in der Nähe von R., da wohl alle in der Urkunde von 793 ge-
nannten Orte im Scherragau lagen, mit Ausnahme des erst hinter
„Wolvotal silvau genannten Ebringen, das ausdrücklich in den Breis-
gau gesetzt wird.
119) Möhringen a. d. Donau, sw. von Tuttlingen. B. V. N. 7.
120) Emmingen ab Egg, sö. von Möhringen.2) B. V, N 7.
121) Hattingen, w. von Emmingen. B. V, N. 7.
26 Orten, welche, mit Ausnahme des zuletzt genannten Ebringen, das
ausdrücklich in den Breisgau gesetzt wird, wohl sämtlich im Scherra-
gau lagen. — *) Für Dietingen erscheint am 6. Dez. 792 Ratolf als Graf.
Er passt nur zwischen die beiden Scherragangrafen Birthilo (770 — 786)
und Karaman (797 — 834), muss also Graf des Scherragaues gewesen sein,
in dem also auch Dietingen lag. Die Urkunde ist von Wartmann (I,
N. 122) wohl falschlich auf den 6. Dez. 789 angesetzt. — *) In einer 820
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Krüger.
VII. Von den folgenden Orten ist teils die Lage, teils der Gau
unsicher.
122) Sursheim, 123) Linwion. B. V, N.7; danach also in der
westl. Baar. Zw. dem im Scherragau gelegenen Emmingen ab Egg
und dem in Asenheim gelegenen Thalheim genannt.
124) Pagnehenitz (Pagneheintz) , 126) Dryastus, 1261 Wisbach,
127) Theinwinchil. B. V, N. 7; danach in der westl. Baar. Zw. dem
nö. von Villingen gelegenen Dauchingen (dessen Gatt unsicher ist,
vgl. N. 131) und dem in Asenheim gelegenen Wolterdingen genannt.
128) Erlicheini. B. V. No. 7. Vielleicht Erlaheim, nw. von Ba-
lingen. Hier ungefähr sticssen vier Gaue aneinander; von Südosten
her der Scherragau, von Sw. her die Grafschaft Asenheim, von Nw.
her der Nagoldgau und von No. her die Hattenhuntare. Man kann
Erlaheim deshalb schwer einem bestimmten Gau zuweisen.
129) Truhtinga 793. Entweder Truchtelfingen, s. von Thailfingen
oder Trichtingen, sö. von Oberndorf. Wartmann \\. c.) nimmt das
letztere an, in welchem Fall der Ort der Grafschaft Asenheim zuzu-
weisen wäre, worin das ganz nahegelegene Harthausen nachweisbar
lag. Doch ist der Name wohl besser auf Truchtelfingen zu deuten,
weil dieses lautlich ebensogut passt, — die fehlende Silbe kann aus-
gefallen oder später eingeschoben sein, — und weil doch wohl alle
in der Urkunde von 793 genannten Orte (mit Ausnahme von Eb-
ringen) im Scherragau lagen.
130) Nehhepurc 793. Doch wohl Neckarburg, n. von Rottweil.
Dieses liegt zwar westlich vom Neckar, der hier die Westgrenze des
Scherragaues gebildet zu haben scheint, aber es liegt so in einem
vom Neckar gebildeten, nach Süden offenen Halbkreis, dass es sehr
wohl noch, wie alle übrigen Orte der Urkunde von 793, zum Scherra-
gau gehört haben könnte. Andernfalls wäre es zu Asenheim zu
rechnen.
131) Dauchingen , nö. von Villingen. B. V, N. 7. (Tochingen.)
Da das w. von Dauchingen gelegene Weilersbach und das s. von
Dauchingen gelegene Schwenningen 817 in den Bezirk des Scherra-
gaugrafen Karaman gesetzt werden ( Wartmann I, N. 226), so ist auch
wohl Dauchingen in den Scherragau zu setzen; doch lagen ander-
seits das nö. von Dauchingen gelegene Deisslingen sehr wahrschein-
lich und die sö. von Dauchingen gelegenen Orte Weigheim und
Schura sicher in Asenheim, so dass die Grenzen hier entweder sehr
gewunden waren oder sich im Laufe der Zeit geändert haben.
zu Tuttlingen ausgestellten Urkunde, betreffend eine Schenkung zu Em-
mingen, wird Karaman als Graf genannt (Wartmann I, N. 246). Folglich
lag Emmingen im Scherragau, denn Hochemmingen lag in der Grafschaft
Asenheim, mit der Karaman nichts zu thun hatte. Auch die oben er-
wähnten Grenzen der Grafschaft Hohenberg ziehen sich über Emmingen
und Hattingen.
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Zur Herkunft der Zähringer.
VIII. In der Grafschaft Asenheim.
Der Umfang dieses Gaues, der seinen Namen anzweifelhaft von
seiner Dingstätte Aseheim (Asiheim, heute Aasen) hatte and der ans
nur einmal in der Notitia fundationis des Klosters St. Georgen im
Schwarzwald genannt wird1), ist mit einiger Genauigkeit festzustellen.
Die Ostgrenze gegen die Grafschaft Hohenberg (Scherragau) ist ziem-
lich genau bekannt, im Westen war die Wasserscheide die Grenze
gegen den Breisgau, im Süden die Wutach gegen den Alpgau, und
nur die Grenzen im Südosten gegen die kleine Eitrahuntel und im
Norden gegen den Nagoldgau sind weniger sicher. In Asenheim la-
gen mit Sicherheit folgende Orte, an denen sich Alaholfinger besitz
nachweisen lässt:
132) Seedorf, nw. von Rottweil 793. Ate, Berchtolds I. Toch-
ter, machte hier 797 eine Schenkung an St. Gallen (Wartmann I,
N. 150 u. 176) (hier 786 auch Markgraf Gerold). Seedorf wird zu 1007
„in pago Para et in comitatu Hiltiboldi comitisu genannt (W. U. I,
X. 209). „Para" ist der gewöhnliche Käme für Asenheim , und in
Hiltibolds Grafschaft wird in der in Abschnitt I erwähnten Urkunde
Otto's IH. für Becelin von Villingen auch Villingen genannt Vil-
lingen lag aber nach einer Urkunde von 817 (Wartmann I, N. 226)
in der Grafschaft des Hroadharius, welcher nachweisbar von 786 bis
817 als Graf von Asenheim erscheint. Folglich lag auch Seedorf in
Asenheim.
133) Deisslingen am Neckar, nö. von Villingen. — B. V, N. 7
(„Tusslingcn by Rottweilu). Hier Urkunden 791 Berchtold I. und Ra-
ginsind (Wartmann I, N. 170 wohl fälschlich zu 802 „Tusilinga") und
machen eine Schenkung in Asoltingen und Mundelfingen „sub Ro-
thario comiteu. Rotharius war (vgl. N. 132 Graf in Asenheim, wo-
rin sicher auch Asoltingen und Mundelfingen lagen. Also lag doch
auch wohl der Ausstellungsort Deisslingen in Rotharius' Grafschaft
Asenheim.
IU) Wolterdingen, w. von Donaueschingen. B. V, No. 7 (Wul-
teringen by Brülingen). Sicher in Asenheim, da im W. erst die
Wasserscheide die Grenze gegen den Breisgau bildete.
135) Gebiten oder Ewingen2» (unbek.) B V, N. 7. Zwischen
Wolterdingen und Aasen genannt und also doch wohl in Asenheim.
136) Aasen, nö. von Donaueschingen (Aseheim, Asiheim, Uosin,
Vesin) B. V, N. 7. Wohl Dingstätte der Grafschaft Asenheim.
137) Heidenhofen bei Aasen. B. V, N. 7 (Heiden-Howin by
Sumpthusen).
138) Sunthausen, nö. von Heidenhofen. B. V, N. 7.
») Diese Zeitschrift Bd. 9 (1858), S. 198, N 11: „in pago nomine
Bara, in comitatu Aseheim." — *i Die Meinung Baumanns, welcher Ge-
biten mit dem nachfolgenden Uosin (Vesin) zu einem Orte Gebitenhausen
vereinigen will, möchte doch wohl irrig sein. (Schriften des Vereins für
Geschichte der Baar III, 50 ff.)
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Krüger.
139) Thalheim, nw. von Möhringen. B. V, N. 7. („Thalthusen,
Talhan ob Meringen".) Liegt schon westl. von der oben für den
Scherragan festgesetzten Grenze, also in Asenheim.
140) Öfingen, sw. v. Thalheim. B. V, 7. („Evingen od. Efingen.M)
141) Eringen (unbek.) B. V, N. 7. Zwischen öfingen nnd Ip-
pingen genannt.
142) Ippingen, sö. von öfingen, doch westl. von der Grenze
des Scherragaues, also in Asenheim. B. V, N. 7.
143) Schaff hausen (unbek.) B. V, N. 7. Zwischen Ippingen und
Sunthausen genannt, also doch wohl auch in Asenheim.
144) Baldingen, w. von Ippingen. B. V, N. 7. Nach einer Ur-
kunde Chrodochs, der vermutlich auch Alaholfinger war, von 769
(Wartmann I, N. 55) lag Baldingen in der Adalhardsbaar, die ihren
Namen wohl von dem von 763 bis ca. 775 erscheinenden Grafen Adal-
hard hatte. Adalhard war aber Inhaber des Comitatus Asenheim,
also lag auch Baldingcn in demselben.
145) Pfohren a. d. Donau, ö. von Donaueschingen. 821 Hamming
und sein Sohn Puto an St Gallen (Wartmann I, N. 269). H. und P.
waren jedenfalls Alaholfinger. Pfohren 821 und 825 in der Grafschaft
Tiso's, 842 und 854 in der Grafschaft Ato's, welche beide Grafen von
Asenheim waren.1)
146) Mundelfingen, s. von Donaueschingen. Berchtold I. 791 an
St. Gallen (Wartmann I, N. 170 zu 802). Berchtold I. 797 an St. Gallen
(Wartmann I, N. 176 zu 803).
147) Asolfingen (Asellingen) a. d. Wutach, sö. von Mundelfingen.
Berchtold I. 791 an St Gallen (vgl. N. 146) („Asolvingas"). Die Ur-
kunde wird ausgestellt in Deisslingen „sub Rothario comite".
IX. In der Eitrahuntel.
In der Eitrahuntel, die wahrscheinlich identisch ist mit dem
„Comitatus Nidinga in pago Berchtoldesbara" a), wird zu 770 Aulfingen
genannt.3) 817 war jedenfalls Frumold Graf der Eitrahuntel, in des-
sen Grafschaft uns Cheningun (s. die Anmerkung, Komingen V) und
Huntingun (Hondingen, s. von Neidingen) genannt werden. Auch
») Wartmann I, N. 269, 294; II, N. 384, 432. Die Ältesten nach-
weisbaren Grafen von Asenheim waren Adalhard (763—775», Rotharius
(786—817), Tiso (818-825), Ato (Uto) (838—857), Karl d. Dicke 870 etc.
— *) Neidingen a. d. Donau, w. von Geisingen. Wartmann II, N. 615
zu 881 wird die villa Cheneinga in comitatu Nidinga in pago Berchtoldes-
bara genannt, die also nicht mit dem in Asenheim liegenden Klengen
(s. von Villingen) identisch sein kann. Letzteres wird zu 821 Chnewinga
genannt („sub Tisone comitiu, Wartmann I, N. 269); Cheneinga, Chenin-
gun, Cheinga und Choeinga dürften unter sich identisch sein (Wartm. I,
N. 226; II, N. 663; I, N. 48). Es ist also Cheneinga entweder ein abgeg.
Ort in der Eitrahuntel oder vielleicht Komingen, n. von Thengen. —
*) Aulfingen a. d. Aitrach, s. von Geisingen (Wartm. I, N. 57).
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Zur Herkunft der Zähringer.
491
Geisingen und Leipferdingen lagen jedenfalls in dieser Cent. Folgen-
der Alaholfingerbesitz lag wohl in der Eitrahuntel:
148) Gutmadingen zw. Geisingen und Neidingen. B. V, N. 7.
(Gunmottingen, Guotmuottingcn.)
149) Geisingen a. d. Donau. B. V, N. 7. Hier ist Geisingen
zwar scheinbar in den Elsass versetzt, aber das kann nur ein Irrtum
sein, und es ist jedenfalls nur an dieses Geisingen zu denken.
150) Zimmern a. d. Donau, ö. von Geisingen, aber w. von der
Grenze des Seherragaues. B. V, N. 7 („Timbirn an der tonow under
amptenbusen").
151) Mauenheim, sö. von Zimmern. B. V. N. 7 (Mochinheim,
Moachan zwüschend Engen und Meringen).
X. Im Breispau.
152) Ebringen, sw. von Freiburg 793. („Prisigavia Heburinga4*.)
153) Etingin. B. V, X. 7. Nach Bibl. des liter. Vereins Stutt-
gart Bd. 84, S. 212 Ettingen im Breisgau , w. v. Kandern , s. v. Liel.
XI. Im Elsass.
154) Rosheim (Rodisheim) zw. Oberehnheim u. Molsheim. B. V, 7.
155) Wilare, vielleicht Weiler, sw. von Rosheim. B. V, N. 7.
XII. Im Filsgau.
lafi) Gingen (Ginga) zw. Geislingen u. Göppingen. — Kunigunde,
Schwester von Erchanger u. Berchtold. (Gemahlin Konrad's I., an Kl.
Lorsch; Bestätigung Konrad's 8. Febr. 915. <M. G. Dipl. I. N. 25
S. 24. Necrol. Lauresh, bei Scbannat Vindem. I S. 27. vgl. Baumann,
bei* die Abstammung der sog. Kammerboten Erchanger und Berch-
told in Vierteljahrshefte 1878, Heft 1, 8. 33. Irrtümlich Stalin I, S. 345
Anm. 1. — Endlich Baumann, Korrespondenzblatt des Vereins f,
Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben 2, 56. — W. U. IV,
8. 333, Anm. 1).
XIII. Im Neckargau.
157) Die Dieboldsburg bei Owen u. Teck. Hier hielten Erchanger
u. Berchtold 914 den Bischof Salomo gefangen. (Vgl. Baumann, Ober
die Abstammung der Kammerboten 1. c. in N. 156).
XIV. Im SOlichgau
(oder im Pagus Swiggerstal?).
158) Ofterdingen am Neckar, n. v. Reutlingen. „Castellum Onfri-
dinga"; hier gerieten Erchanger u. Berchtold in die Gefangenschaft
Konrads I. (vgl. Baumann, 1. c).
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Krüger.
B. Die letzten Alaholfinger,
Wir fanden an nicht weniger als 158 Orten mit voller
Sicherheit Alaholfinger besitz, ein Beweis für die Macht und
den Reichtum dieses Geschlechtes. Und trotzdem sind uns
über die letzten Glieder dieses (neben den Ediconen im Elsass)
mächtigsten und reichsten Geschlechtes Schwabens nur ganz
dunkle und unvollständige Nachrichten Uberliefert worden.
Man sieht daraus von neuem, wie die Annalisten und
Chronisten des früheren Mittelalters oft die wichtigsten Vor-
gänge unbeachtet Hessen, wenn sie aus irgend einem Grunde
vielleicht kein direktes Interesse für die Kirche hatten. Um
so bedauerlicher ist der Verlust der meisten Reichenauer Ur-
kunden und Aufzeichnungen, denn aus diesen hätten wir ohne
Zweifel viel über die Alaholfinger erfahren, da nicht nur
schon der uns zu 724 neben Nebi, dem Sprössling des ala-
mannischen Herzogshauses, als Gründer von Reichenau ge-
nannte Berchtold. welcher „princeps" und „nobilissimus Ale-
mannorum" heisst, wahrscheinlich der Stammvater des Ala-
holfingerhauses war,1) sondern da auch die Alaholfinger wahr-
scheinlich Inhaber der Vogtei von Reichenau waren*1) und
endlich noch der letzte Alaholfinger Berchtold V. ganz auf-
fällig bedeutende Schenkungen an Reichenau machte.
Trotz des Mangels an sicheren und ausreichenden Nach-
richten wird es nötig sein, die letzten sicheren und mutmass-
lichen Glieder des Geschlechtes, soweit dies möglich ist,
>) Berchtold war vermutlich der Vater oder Großvater des in der
bekannten Urkunde für Kl. Marchtal von 776 als verstorben genannten
Alaholf. — *) Die Vogtei ging, wie wir in Abschnitt III sehen werden,
wahrscheinlich als Teil der Alaholtingererbschaft an die Zähriugisch-IIabs-
burgische Linie Königseck -Degernau über. In der gefälschten Reichenauer
Urkunde vom 6. April 811 beurkundet Kaiser Karl, dass „Bertoldus co-
mes de Bussen, tilius Gosaldi" wegen seiner Ungebühr gegen Kloster
Reichenau die Vogtei (über den Klosterbesitz) in Dünneutingen, Offingen,
Unlingen und Altheim verloren habe und dieselbe dem „Albertus de Pri-
gantiau gegen das Versprechen des Wohlverhaltens übertragen sei, ob-
gleich dieser letztere „longe impotentior" sei, als Bertold. Die Urkunde
ist natürlich ein späteres Machwerk, weist aber doch deutlich darauf hin,
dass die Alaholfinger (vom Bussen) im Besitze der Vogtei waren, dass
die Mönche nicht immer mit ihnen zufrieden waren und sich deshalb
eine Urkunde anfertigten, worin ein warnendes Exempel gegen einen
alten Alaholtingervogt konstatiert wurde.
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Zur Herkunft der Zahringer.
493
festzustellen, da wir nur so einige Sicherheit für die genealogische
Anknüpfung der (unter C) nachzuweisenden Miterben des
Hauses gewinnen können.
Dass die beiden sogenannten Kammerboten Erchangcr
und Berchtold IV. Alaholfinger waren, hat Baumann über-
zeugend nachgewiesen,1) und zwar waren beide, — die als
Brüder anderweitig feststehen, — warscheinlich Söhne des
noch 892 urkundlich erscheinenden Pfalzgrafen (palacii comes)
Berchtold III.1) Berchtold III , welcher 892 als Graf der
Munterishuntare oder des Eritgaues genannt wird, erscheint
nochmals in einer 893 (nach dem 6. Januar) ausgestellten
Urkunde König Arnolfs, in welcher letzterer die Grafen
Adalbert (vom Turgau), Berchtold, Burchard und üdalrich
benachrichtigt, dass er an St. Gallen das Recht des gezwunge-
nen Eides verliehen hat.3)
Der Name von Berchtolds III. ältestem Sohne Erchanger,
sowie der Besitz, welchen noch sein Urenkel Berchtold V.
im Elsass hatte, weisen darauf hin, dass Berchtold III. eine
Tochter des um 865 gestorbenen Breisgaugrafen Erchanger,
der seinerseits sehr warscheinlich ein Edicone war, zur Ge-
mahlin hatte, welche also eine Schwester der Kaiserin Ricar-
dis, der Gemahlin Karls des Dicken, gewesen wäre. Diese
Ehe, welche auch Baumann (1. c.) annimmt, müsste etwa
zwischen 860 und 865 abgeschlossen sein.4)
Von den beiden Söhnen aus dieser Ehe war Erchanger
jedenfalls älter, als Berchtold IV.; denn einmal wird uns nur
Erchanger, nicht Berchtold, als Pfalzgraf genanut,6) dann
aber wird auch Erchanger in Urkunden und von den Anna-
listen (mit Ausnahme des späteren Ekkehard) stets vor Berch-
told genannt.6)
*) Vierteüahrshefte 1878, Heft 1, S. 26-33. — *) Wartmann II,
No. 684. Der hier (zu 892) genannte Berchtold III. war sicher ein Ala-
holfinger, kann aber nicht der gleichnamige Bruder Erchangers sein, da
niemals dieser, sondern nur sein Bruder Erchanger als Pfalzgraf erscheint.
— 3) Wartmann II, N. 688. — *) Erchanger wird uns sehr wahrschein-
lich schon als Knabe („Ercengarias pner") in einer Urkunde Lothars II.
vom 22. Januar 869 genannt. Er hatte danach, — wohl als Rechtsnach-
folger seines 864/66 gestorbenen mütterlichen Grossvaters Erchanger, —
Lehen zu Ammersweier und Sehlettstadt im Elsass (Abteiurkunden N. 8,
Z. U. I, N. 106). — ») 912 Sept. 25. M. G. Dipl. I, X. 11, S. 11/12. —
«) 912 M. G. Dipl. I, N. 3, S. 3/4; N. 11, S. 11/12. — 913 Ann. Sangall.
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194
Krüger.
Baumann weist (1. c. S. 31/32) nach, dass jener (bereits in
Abschnitt I. S. 625 erwähnte) Graf Adalbert von Marchtal,
welcher Anfang 954 im Kampfe für Otto I. gegen dessen
Sohn Liudolf und den eigenen Vetter Arnolf von Baiern den
Tod fand, ein Sohn des Kammerboten Berchtold IV. war.1)
Dass der 954 gefallene Graf Adalbert von Marchtal wieder
einen Sohn, Namens Berchtold (V.) hatte, welcher als der
letzte Alaholfinger dieser Linie im Jahre 973 (oder doch nicht
viel früher oder später) starb, dürfte aus folgendem hervor-
gehen :
Auf Adalbert von Marchtal bezieht sich wahrscheinlich
folgender Eintrag eines um 956 begonnenen und nur bis
1078 fortgesetzten St. Galler Necrolog's zum 8. Januar:*)
,.Ob . . . . Adalberti ducis Alamannoruin." Allerdings
giebt die schon vor 1000 geschriebene Vita S. Oudalrici (SS.
IV S. 400) den 6. Februar 954 (einen Montag) als Tag von
Adalberts tötlicher Verwundung an, wonach er etwa am
8. Februar gestorben sein könnte.
Man wird also annehmen müssen, dass der St. Galler Auf-
zeichner oder der Verfasser der Vita S. Oudalrici sich um
einen Monat geirrt hat, denn dass die ganze Notiz sich auf
Adalbert von Marchtal bezieht, dafür fällt doch folgendes
sehr ins Gewicht:
In Gall. Oheims allerdings erst gegen 1500 geschriebener
Chronik von Reichenau wird uns ein sicher auf alte Auf-
zeichnungen oder verloren gegangene Urkunden zurückzu-
führendes Verzeichnis von Dotationen an Reichenau über-
liefert.8) Darunter finden sich zwei Verzeichnisse von sehr
reichen Schenkungen, welche, wie wir sehen werden, nur von
einem Alaholfinger gemacht sein können, nämlich:
maj. SS. I, p. 77. — 916 ibidem p. 78. — 917 Herim. Augiens. SS. V,
p. 112. — Cont. Reg. SS. I, p. 615 etc.
l) Adalbert filius Perehctoldi et Arnolfus filius Arnolfi ducis oc-
cisi sunt. Ann. SangaU. maj. zu 954 (SS. I, p. 79). Über Adalbert ist ru
vergleichen Widukind, 1. III c. 22 SS. III, p. 455. — Herim. Augiens.
SS. V, p. 114. — Gerhardi Vita S. Oudalrici SS. IV, p. 399/400. — Ann.
Einsidl. SS. III, p. 142. - ») M. G. Necrol. I, p. 462, N. 4, p. 463, N. 17
(Absatz 3) und p. 464. — *) Bibliothek des Litterar. Vereins Stuttgart,
Bd. 84, S. 18—20. Das Dotationsverzeichnis ist auch abgedruckt bei
Leichtleu S. 93 u. 94. — „Urkundenfälschungen*4 S. 35.
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Zur Herkunft der Zähringer.
495
1) (1. c. S. 19) „Hertzog Berchtolt, ain sun hert-
zog Alhrechtz" machte eine Schenkung an 30 Orten, von
denen 28 in der westlichen Baar (Scherra — Puhridingagau,
Grafschaft Asenheim und Eitrahuntel) , 2 im Elsass lagen.
2) (1. c. S. 20) „Berchtolt, hertzog zuo Swaben , begraben
in der Ow in der Cappel sant Erasmy anno 973" machte eine
Schenkung an 30 Orten, die sämtlich in der östlichen Baar
(im Eritgau, in der Munterishuntare, in der Swercenhuntare
und im Affagau) lagen.1)
Beide Schenkungen können nur von einem Alaholfinger
gemacht sein! Die erste Schenkung lag zum grössten Teil
im Scherragau und in der Grafschaft Asenheim, in welchen
beiden Gauen uns schon zu Ende des 8ten Jahrhunderts, zum
Teil an denselben Orten, wie hier, Alaholfingerbesitz genannt
wird. So hatten zu Baldingen in Asenheim (N. 144), wo
„Hertzog Berchtolt" auch Besitz schenkte, schon 769 die jeden-
falls den Alaholfingern zuzurechnenden Chrodoch und Ragins-
winda Besitz, so urkundeten zu Deisslingen (N. 133), wo
Hertzog Berchtolt ebenfalls als Donator erscheint, schon 791
Berchtold 1. und (wohl dieselbe) Raginswinda.
So hatten zu Pfohren (N. 145), welcher Ort von den in
„Hertzog Berchtolts" erster Schenkung genannten Orten
Wolterdingen (N. 134), Aasen (N. 136), Heidenhofen (N. 137),
Baldingen (N. 144), Geisingen (N. 149) und Gutmadingen
(N. 148), rings umgeben ist, die ebenfalls den Alaholfingern
angehörigen Hamming und Puto (Petto) Besitz, so lagen end-
lich in der Grafschaft Asenheim sowohl nördlich von den in
l) Nach Brandi „Die Reichenauer Urkundenfälschungen11 S. 35 ist die
Schenkung N. 1 durchaus unbedenklich, und man darf zu dem einheit-
lichen ersten Teil des Dotationsverzeichnisses, in welchem sie sich be-
findet, alles Vertrauen haben. Bedenklich aber wäre danach die weitere
Fortsetzung, zu welcher unsere Schenkung N. 2 gehört. Doch sind ge-
rade von den 30 Orten dieser Schenkung nicht weniger als 18 als ala-
holfingisch nachzuweisen (s. unten) und auch das Todesjahr 973, sowie
der Begräbnisort Berchtolds können richtig sein, wie wir sehen werden.
So bleibt als bedenklich nur der Berchtold falschlich beigelegte Herzogs-
titel übrig, der aber wohl aus der Erinnerung an den ungemeinen Reich-
tum und die so bedeutenden Schenkungen desselben erklärt werden kann.
So scheint diese Schenkung N. 2 mit derselben Sicherheit demselben
Gliede der Alaholnngerlumilie anzugehören, wie N. 1, zumal für eine
Fälschung gerade dieser Schenkung kein Grund abzusehen wäre.
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496
Krüger.
der Schenkung „Hertzog Berchtolts" genannten Orten zu
Seedorf (N. 132) , als auch südlich von denselben zu Mundel-
fingen (N. 146) und Asolfingen (N. 147) Alaholfingerbesit-
zungen.
Noch viel sicherer ist es, dass die zweite der genannten
Schenkungen an Reichenau, welche von dem angeblich 973
gestorbenen „Herzog Berchtold" herrührt, nur von einem Ala-
holfinger gemacht sein kann; denn unter den 30 in derselben
aufgeführten Orten sind nicht weniger als 18, an denen sich
auch sonst Alaholfingerbesitz nachweisen lasst.1)
Da wir nun doch wohl annehmen dürfen , dass beide Schen-
kungen von demselben „Herzog Berchtolt" herrühren, so
wird uns also in diesem Reichenauer Dotationsverzeichnis ein
973 gestorbener Alaholfinger Berchtold genannt, welcher der
Sohn eines „Herzogs" Albrecht gewesen sein soll. Dieser
Alaholfinger Berchtold kann aber der Zeit nach nur ein Sohn
des 954 gefallenen Adalbert von Marchtal gewesen sein, der
also wahrscheinlich an zwei Stellen, im Dotationsverzeichnis
und im St. Galler Nekrolog, als „Herzog" bezeichnet wird.
Es wäre möglich, dass diese Bezeichnung ebenso, wie z. B.
ganz sicher bei Berchtold, auf eine Übertreibung des Auf-
zeichners zurückzuführen ist; da Adalbert (= Albrecht) aber
an zwei ganz verschiedenen Stellen als „Herzog" bezeichnet
wird, so kann man bei ihm auch vermuten, dass Otto I.
953 nach Liudolfs Empörung das Herzogtum Schwaben Adalbert
als Lohn für seine Hilfe verliehen oder in Aussicht gestellt
hatte, und dass sich die Erinnerung an diese Würde Adalberts,
die durch dessen baldigen Tod von keiner Dauer war, nur
in jenen beiden Notizen erhalten hat.
Graf Adalbert von Marchtal (f 954) hatte also
einen Sohn Berchtold (V.), welcher 973 starb, in der
Erasmuskapelle zu Reichenau begraben wurde und
wohl in Anbetracht des Umstandes, dass er der
letzte seines Stammes war, dem Kloster Reichenau,
dieser alten Stiftung seiner Vorfahren, ausser-
ordentlich reiche Schenkungen machte.
Man hat nun wohl bei einem dieser Donatoren, Namens
') Die Nummern 40, 41, 55, 57 (?), 58, 59, 63, 66, 67, 69, 70, 80, 82, 84,
85, 91, 92, 94. (Vgl. auch N. 72.)
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Zur Herkunft der Zähringer-
497
Berchtold, oder gar bei beiden eine Verschreibung für Burc-
hard angenommen und dann die zweite Schenkung auf Herzog
Burchard II., die erste auf denselben oder auf Burchard I.
beziehen wollen, aber» sicher mit Unrecht; denn bei der
ersten Schenkung spricht ausser den Besitzungen die Be-
zeichnung „Sohn Albrechts"1), bei der zweiten Schenkung
sprechen die Besitzungen selbst gar zu deutlich.
Ausserdem ist in dem Reichenauer Dotationsverzeichnis
bei Gall. Oheim gerade vor der ersten Schenkung Berchtolds
noch eine solche von „Hertzog Burckhart von Schwaben" an
vier im Kletgau, Hegau und schwarzwälder Alpgau, — also in
Gauen, wo gar kein Alaholfingergut bekannt ist, — liegenden
Orten aufgeführt, so dass eine Verwechslung des Namens
Burchard mit Berchtold gar nicht anzunehmen ist. Für eine
solche Verwechslung scheint allerdings folgendes zusprechen:
Nach dem Dotationsverzeichnis starb der „Herzog" Berch-
told 973 und wurde in der Kapelle St. Erasmi zu Reichenau
begraben. Nun starb aber bekanntlich auch Herzog Bur-
chard II. im Jahre 973, und Hermann von Reichenau berichtet
zu diesem Jahre (SS. V, p. 116): „Purgbardus etiam dux Ala-
manniae defunctus, Augiaeque in capella sancti Erasmi
conditus est."
Wir hätten also die auffällige, wenn auch durchaus nicht
unmögliche Thatsache zu verzeichnen, dass Herzog Burchard II.
und Graf Berchtold V. von Marchtal im gleichen Jahre ge-
storben und beide in der St. Erasmuskapelle in Reichenau
begraben wären. Dass beide als Donatoren von Reichenau
ihre Grabstätte daselbst fanden, kann an und für sich nicht
als unwahrscheinlich angesehen werden, dass gerade der hier
in Frage kommende „Herzog" Berchtold mit Burchard II.
verwechselt wäre, ist wegen der genannten Besitzungen einfach
unmöglich, und so wird man auch das gleiche Todesjahr in
den Kauf nehmen müssen; immerhin wäre bei diesem am
ersten noch ein Irrtum möglich, der aber keinesfalls beträcht-
lich sein kann, da Burchard II. und Graf Berchtold V. in
der That Zeit- und Altersgenossen gewesen sein müssen.*)
») Burchards II. Vater war, wie die Einsiedler Notizen beweisen, Her-
zog Burchard I., und auch Burchards I. Vater führte den Namen Bur-
chard (t 911). Erst dieses letzteren Vater hiess Adalbert („illustris"). —
2) Stalin, Württemb. Gesch. I, S. 459, Anm. 2, nimmt auch an, dass bei
Z«U»ehr. f. G<*ch. d. OUrrb. N. F. VII. 3. 32
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498
Krüger.
Wir erkennen Berchtold V. auch noch in einer andern,
sehr guten Nachricht wieder: die um 1300 geschriebenen An-
nalen des Klosters Marchtal berichten,1) dass auf der Veste
Marchtal von Alters her die mächtigsten Herren Schwa-
bens nach Erbrecht („per successionem") einander gefolgt
seien, und fahren dann wörtlich fort: Unus nomine Berh-
toldus, alter vero nomine Hermannus, multis virtutibus
praediti .... Hic Hermannus de egregia Francorum natus
prosapia regis Conradi filiam de Burgundia, nomine Gebur-
gam, regis Lotharii sororis filiam, de regno et de Stirpe
magni Karoli, legitimo suscepit conjugio; cujus rogatu pro
anima b. m. Berhtolphi quandam villam, Bettinchovin
dictam, in mansis quatuor donavit Ipsa vero ducissa
ddem duci filium peperit, quem pro amore supradicti
Berhtolphura nuncupavit. Is puer, cum esset tantum
im ins anni et quatuor dierum, heu pro dolor! defunctus est,
quem mater in oratorio sancti Johannis baptistae (zu
Marchtal) sepelire praecepit .... Dux vero cum ducissa memo-
rata, eandem ecclesiam ad altare beatorum apostolorum, deo
et beatis apostolis clericisque inibi degentibus pia largitione
tribuerunt. Ad altare vero beati Johannis mansum unum
cum sex mancipiis, presenti vico donaverunt, unde deus bona
eorum opera cognoscens, dedit illis filium, quem Hermannum
nuncuparunt.
An diesem ganzen Bericht dürfte das einzig Falsche, um das
gleich zu sagen, die Angabe sein, dass der erstgeborene, früh
gestorbene Sohn Herzog Hermanns (Berchtold) ein Kind der
Gerberga gewesen sein soll; er war vielmehr, wie wir (in Abtei-
lung C) sehen werden, sicher ein Sohn aus der ersten Ehe des
Herzogs mit einer Tochter Berchtolds V. Im übrigen erkennen
wir aus der obigen Stelle deutlich den Herzog Hermann II.
von Schwaben (f 1003) als (Mit-) Erben und Rechtsnach-
folger des hier genannten Berchtold, nach welchem Hermanns
Sohn benannt wird und zu dessen Seelenheil Hermann und
Gerberga (um 1001/1002) eine Stiftung machen. Dass dieser
beiden Vergabungen Burchard II. gemeint sei; er beachtete also nicht,
dass in diesem Fall Herzog Burchard, zumal nach den in dem zweiten
Verzeichnis genannten Orten ein Alaholfinger hatte sein müssen, woran
doch gar nicht zu denken ist.
») Freiburger Diöcesanarchiv Bd. 4, S. 157.
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Zur Herkunft der Zähringer.
499
Erblasser Berchtold ein Alaholfinger sein muss, geht daraus
mit Sicherheit hervor, da ss als sein Sitz die Veste March-
tal genannt wird, dass die Schenkung zu seinem
Seelenbeil (also doch wohl aus seinem Erbe) zu Bettig-
hofen (N. 72 \ wo auch sonst Alaholfingerbesitz nachzuweisen
ist, und an das alte Alaholfingerkloster Marchtal
gemacht wird und dass endlich der nach ihm be-
nannte Sohn Hermanns II. in Marchtal begraben wird.
Der hier genannte Berchtold muss also der letzte männ-
liche Sprö8sling einer Linie der Alaholfinger gewesen und
kann nach den Zeitverhältnissen wieder nur mit jenem Berch-
told V. (f 973), dem Sohne Adalberts von Marchtal, iden-
tisch sein. Unsere Annahme, dass jener Berchtold, welcher
so überreiche Schenkungen an Reichenau machte, der letzte
männliche Alaholfinger seiner Linie gewesen sein müsse, wird
also durch die obige Stelle der Annales Marchtalenses, wonach
der Franke Herzog Hermann II. als Erbe Berchtolds er-
scheint, direkt bestätigt.
Während wir so die Nachkommen Berchtolds IV., des
jüngeren der beiden Kammerboten, bis zu ihrem Erlöschen im
Mannesstamm verfolgen konnten, kannte man bis jetzt keine
Nachkommen des Pfalzgrafen Erchanger, trotzdem uns Ekke-
hard gerade den Namen seiner Gemahlin Bertha überliefert hat. *)
Auch Erchanger dürfte aber Nachkommen hinterlassen haben.
Wir werden (in Abteilung C.) sehen, dass ohne Zweifel
-die Grafen zu Aishausen -Veringen zu den Miterben der
Alaholfinger gehörten. Der erste bekannte Stammvater der
Veringer nun ist Graf Wolferat I., welcher im Jahre 1010
starb und dessen Gemahlin, nach dem Berichte seines Enkels,
Hermanns des Lahmen von Reichenau, Bertha hiess.')
Nun erzählt uns Hermann weiter, dass der Vaterbruder
dieser Bertha, ein Graf Reginbald, Schwestersohn des
Bischofs Ulrich von Augsburg, in der sogenannten Schlacht
auf dem Lechfeld (am 10. August 955) gefallen sei.8) Derselbe
») SS. II, p. 86 u. 87. — *) Herrn. Augiens. SS. V, p. 121. Danach
starb Hermanns avia (väterlicher Seite) Bertha am 22. Dezbr. 1032.
— 8) SS. V, p. 115... „frater episcopi Theodpaldus sororisque ejus ftlius
Reginbaldus comes, aviae meae Berthae patruus". So auch Gerhardi
Vita S. Oudalrici episcopi SS. IV, p. 402 („nobilem Reginbaldum filium
sororis suae").
32*
500
Krüger.
Hermann berichtet, dass Bischof Ulrich von Augsburg 971
für Adalbert, den Sohn seiner Schwester Liutgard und des
Grafen Pejere, die Nachfolge im Bistum Augsburg ausgewirkt
habe, dass Adalbero jedoch schon Ostern 973, noch vor Ul-
rich, gestorben sei. ') Den Tod dieses Adalbero berichtet auch
die „Vita Oudalrici" und fügt hinzu, dass Bischof Ulrich sich
nach dem Tode Adalberos auf Bitten von dessen Bruder
Manegold auf dessen Veste Sulmetingen begeben habe.3) Auch
der 955 gefallene Reginbald, Schwestersohu Ulrichs, war also
wohl ein Bruder von Adalbero und Manegold, den Söhnen
des Grafen Pejere, und der Liutgard, der Schwester Ulrichs.
Da nun Hermann, den Reginbald den patruus der Bertha
nennt, so war Manegold jedenfalls der Vater der Bertha.
Hierfür fällt auch noch die Thatsache sehr stark ins Gewicht,
dass mit Bertha's Eukel Manegold I. (f 1104) dem Sohne
Wolferats II. und (jüngeren) Bruder Hennanns des Lahmen,
dieser Name zuerst bei den Veringern erscheint.
Betrachten wir nun die Lage von Sulmetingen, der Veste
^lanegolds, so können wir kaum noch zweifeln, dass Mane-
gold ein Alaholfinger war. Sulmetingen lag im Rammagau,
recht mitten im Eigen der Alaholfinger, wie Bussen und
Marchtal weiter westlich. Südöstlich von Sulmetingen finden
wir Wolpertshofen (N. 34), westlich Bettighofen, Emerkingen,
Kirch-Bierlingen (NN. 72, 69, 73), nördlich Gamerswang, Ri-
stissen und Donaurieden (NN. 77, 74, 76) und nordöstlich
Steinlingen bei Ulm (N. 36), alles Orte, wo sich Alaholnnger-
eigen nachweisen lässt.
Da nun der Sohn von Erchangers jüngerem Bruder ßerch-
told IV. schon von Hermann von Reichenau als Adalbert „von
Marchtal" bezeichnet wird, so kann man vermuten, dass die
Nachkommen Erchangers selbst ihren Sitz auf der Veste Sul-
metingen genommen hatten, und dass wir in dem Grafen Pe-
jere und seinen drei Söhnen Glieder dieser älteren Linie der
Alaholfinger vor uns haben. Der Zeit nach muss Pejere dann
geradezu ein Sohn des etwa 865 geborenen Erchanger ge-
wesen sein, denn Bischof Ulrich von Augsburg, welcher am
4. Juli 973 im 83sten Jahre starb, war 890/91 geboren, Pe-
') SS. V, p. 116 zu 971 u. 973. — *) SS. IV, p. 400 „ad castellum
Sunnemotinga nominatum propter petitionem Manegoldi, fratris praedicti
Adalberonis, pervenit.
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Zur Herkunft der Zähringer.
501
jere, der Mann von Ulrichs Schwester Liutgard, mochte also
etwa um dieselbe Zeit oder etwas später geboren sein. Zu
unserer Annahme stimmt gut, dass Ekkehard Erchangers
Oemahlin Bertha nennt, deren Name sich also auf ihre Ur-
enkelin, die Gemahlin Wolferate I. von Aishausen, übertragen
hätte.
Wir gewinnen somit vorläufig folgenden Zusammenhang
für die letzten Alaholfinger, deren frühere Glieder des grossen
Interesses wegen, welches gerade dieses Geschlecht für den
Forscher hat, hier nach den weiteren Forschungen des Ver-
fassers beigefügt seien:
■ *
Stammtafel siehe Tafel II.
C. Die Miterben der Alaholfinger.
Als spätere Inhaber von bedeutenden Teilen des alten
Alaholfingerbesitzes erkennen wir deutlich folgende Familien:
1) Die Veringer, 2) die Habsburger, 3) die Zähringef,
4) Herzog Hermann II. von Schwaben (t 1003) und seine
Erben.
I. Die Veringer.
Die Grafen von Veringen (n. von Sigmaringen), welche bis
ca. 1134 immer nur de Aishusen et Isinun1) heissen, erschei-
nen gleich nach dem Aussterben der Alaholfinger als Erben
von deren Gauen. Wir wissen, dass die Grafenwürde im Affa-
gau, im Eritgau und in der Munterishuntare sich im Ge-
schlecht der Alaholfinger geradezu forterbte.
Den Affagau und den Eritgau erhielten aber die Veringer
jedenfalls direkt nach dem Aussterben der älteren Linie, von
welcher Mangold, der Vater der Bertha, sehr wohl erst um
das Jahr 1000 gestorben sein kann. Dass die Grafen von
Aishausen unmittelbar nachher die Grafschaft des Eritgaues
erhielten, geht aus folgendem hervor:
Am 15. April 1016 verlieh König Heinrich II. dem Klo-
ster Schuttern in der Ortenau Zehnte in Malterdingen, „quas
nobis fidelis vasallus noster Wolferat de Alshusa, cum manu
x) Aishausen, n. von Ravensburg und Isny 8. von Leutkirch.
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502
Krttger.
filii sui Wolferadi pro comitatu in erigawe inter alia anno*
regni nostri tertio Veronae potestative tradidit."1)
Danach hatte Wolferat I. von Aisbausen schon im Jahre
1004 die Grafschaft des Eritgaues erhalten, welche auch in
seinem Geschlechte verblieb, denn noch 1101 erscheint sein
Enkel Mangold I. als Graf des Eritgaues.*) Ebenso finden
wir 1093 Mangold I. als Grafen des Affagaues und noch um
1150 Marquard I. von Veringen als Grafen desselben Gaues.3)
Mangold von Sulmetingen , der Vater von Wolferats I. Ge-
mahlin Bertha, war also wahrscheinlich Graf des Eritgaues
gewesen, war um das Jahr 1000 söhnelos gestorben und hatte
seinem Schwiegersohn Wolferat ausser dem reichen Familien-
gut der älteren Linie der Alaholfinger auch die Grafschaft des
Eritgaues (und des Affagaues?) hinterlassen. So war denn
vermutlich auch der Besitz zu Malterdingen im nördlichen
Breisgau, welchen Wolferat 1004 nebst anderem Besitz („inter
aliatt) für die kaiserliche Bestätigung seines ersichtlich neu
erworbenen Reichsamtes an Heinrich II. geben musste, eine
Art Erbschaftssteuer für das kurz vorher an ihn gefallene
reiche Erbe, welche also wahrscheinlich auch aus eben dieser
Erbschaftsmasse gegeben wurde. Zwar erfahren wir mit
Sicherheit nur von Besitz der Alaholfinger im Breisgau zu
Ebringen (bei Freiburg; N. 158); der Besitz der Alaholfinger
in diesem Gau war aber wahrscheinlich viel bedeutender, und
es ist sehr möglich, dass der spätere Zähringer Güterkomplex
im Breisgau mit Freiburg als Mittelpunkt großenteils aus
Alaholfingererbe bestand.
Wie wir nun südlich und östlich von dem eigentlichen
Kern der alten im Eritgau, Affagau, Swerzen- und Munteris-
huntare gelegenen Alaholfingerbesitzungen später (im Rarama-
J) Dümge' 15, Locher, Regesten der Grafen von Veringen, in den
Hohenzoll. Mittlgn. 1868/69, S. 9. — J) Locher, Regesten von Veringen,
1. c. S 17. Die Grafschaft des Eritgaues (und des Tiengaues, wohl der
alten Goldineshuntare) wurde erst 1282 an Rudolf von Habsburg verkauft.
(Locher, Regesten von Veringen in Hohen/oll. Mittlgn. 1869; 70, S. 73. >
— >) Locher 1. c. 1868/69, S. 15 u. 24. 1093 wird der Gau allerdings
Vvfunalbun genannt, doch ist dies entweder ein Irrtum oder ein zweiter
Name für den Gau, denn Daugendorf (N. 91) lag sicher im Affagau. Um
1150 wird eine Urkunde ausgestellt im Orte Altheim (s. von Andelfingen)
„in publico placito comitis Marchwardi". Altheim war aber die alte Ge-
richtsstätte des Affagaues.
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Zur Herkunft der Zähringer.
503
gau und lllergau) die zur Herrschaft Kelmünz gehörigen Be-
sitzungen antreffen, welche Baumann ebenfalls als ehemaligen
Alaholfingerbesitz nachgewiesen hat, so finden wir südlich,
westlich und nördlich von diesem Hauptkomplex der Alahol-
tingischen Hausgüter später Veringer Eigengut, und es liegt
die Vermutung nahe, dass auch diese wie jene Kelmünzer
Güter aus Alaholrtngererbe herrührten.
So finden wir Veringer Stammesgut:
zu Eichen, o. von Buchau, 1274 und 1385 ');
zu Oggelshausen, w. von Eichen, ca. 1058 (1. c. 1868,69, p. 12);
zu Eratskirch bei Saulgau, 1307 (1. c. 1870/71, p. 19);
zu ölkofen, nw. von Saulgau, schon 1186, vor 1211, 1401 (I.e.
186^69, p. 42, 48; 1871/72, p. 25);
zu Herbertiagen, nö. von Ölkofen; 1286 wird ein Gut genannt,
das „seit uralten Zeiten" Eigentum der Grafen von Veringen ge-
wesen und von ihnen als Lehen vergeben war (1. c. 1869/70, p. 79),
1295 (1870/71, p. 11);
zu Hund ersingen (a. d. Donau, nw. von Herbertingen); bei
Hundersingen das Scbloss Bauniburg (Buwenburg) a. d. Donau, wo
um 1185 eine Wiese als von den Veringern vergebenes Lehen ge-
nannt wird (1. c. 1868 69, p. 36);
zu Ertingen (nö. von Hundersingen), in der Grafschaft Veringen
gelegen2) 1241 ; hier hatten die Veringer Grafschafts- und somit auch
jedenfalls anderweitige Rechte (I. c. 1869/70, p. 40 und 41);
zu Binswangen a. d. Donau, w. von Ertingen 1345 (1. c. 187071,
p. 42/43);
zu Altheim, nö. von Binswangen, Gerichtsstätte des Affagaues,
1262, 1274, 1329, 1363 (1. c. 1869 70, p. 53,67; 1870/71, p. 35; 1871/72,
M);
zu Riedlingen a. d. Donau, nö. von Altheim, ca. 1255, 1329,
1331, 1353, 1406 (1. c. 1869 70, p. 48; 1870,71, p.&5; 1871/72, p. 30,
Anm. 2; 1870 71, p. 45; 1871/72, p. 27);
zu Langenenslingen, w. von Riedlingen, 1313 (I.e. 1870/71,
p. 25);
zu Billafingen, w. von Langenenslingen, ca. 1255,1363 (I.e.
1869/70, p . 48; 1871/72, p.4);
(Veringen, nw. von Billafingen, wird zuerst ca. 1134 erwähnt
(1. c. 1868/69, p. 21/22);
zu Friedingen, nö. von Billafingen, 1278, 1286, 1291, 1298, 1357
(1. c. 1869/70, p. 71, 78/79; 1870 71, p. 7, 13, 46);
zu Upflamoor, nö. von Friedingen, 1311 (I.e. 1870/71, p.23);
zu Hochberg, nö. von Upflamoor, 1368 (1. c. 1871/72, p. 7);
>) Locher, Regelten von Veringen in deu Hohenzoll. Mittlngn. 1869/70,
p. 67 u. 1871/72, p. 15. — ») War die Grafschaft Veringen im wesent-
lichen der alte Afragau?
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504
Krüger.
zu Huldstctten, nw. von Höchberg, 1368 (1. e. 1871/72. p. 7);
zu Böchingen (wo?) 1302, 1305, 1307. 1359 (1. c. 1870/71. p. ir>,
18, 19, 48);
zuTigerfeld, nw. von Huldstetten, 1297, 1359, 1408 (1. c. 1870/71.
p. 12; 1871/72, p. 1 u. 29);
zu Wilsingen (Wilgesingen), nw. von Tigerfeld, wohl nicht
Wilzingen N. 86, 1286 (1. c. 1869/70. p. 79);
zu Gauingen, ö. von Huldstetten, 1368 (I.e. 1871/72, p. 7):
zu Sondernach, so. v. Münsingen, vor 1185 (1. c. 1868/69, p. 35).
Aber nicht nur im Süden, Westen und Norden vom Hauptkom-
plex der alten Alaholfingergütcr hatten die Veringer später die an-
geführten Besitzungen, die leicht um das Doppelte «ind Dreifache ver-
mehrt werden könnten, und von denen ein Teil (wenn nicht alle)
ganz gewiss auf Alaholfingererbe zurückzuführen ist, sondern auch
an einer ganzen Anzahl von Orten selbst, wo Alaholfingergut direkt
nachweisbar ist, hatten die Yeringer später Eigengut. Wir führen
nur folgende an:
1) Tissen, sw. von Buchau a. F., 1096 (1. c. 1868/69, p. 16). Vgl.
N. 44 unseres Verzeichnisses der Alaholfingergüter. (Im Eritgau.)
2) Seekirch, nö. von Buchau, 1369, 1373, 140(5 (1. c. 187172, p. 7,
9, 27). (Vgl. N. 50 unseres Verzeichnisses. — Eritgau.)
3) Oberdahtorf = Datthausen, nö. von Zell a. d. Donau. Eritgau.
(Vgl. N. 63). 1224 (1. c. 1869 70, p. 36).
4) War die Altcburg bei Marchtal, welche der Truehsess von
Winterstetten besetzt hatte, und welche die Gräfe:» von Veringen und
Schelklingen 12(59 eroberten und zerstörten, vorher im Besitz der
Veringer gewesen? (1. c. 1869/70, p. 61.) (Vgl. N. 67 Munterishuntire.)
5) Mörsingen, sw. von Marchtal. Hier waren die Veringer wohl
Lehensherren derer v. Grüningen. 1289 (1. c. 1870/71, p. 3 u. Anm 4).
(Vgl. N. 89 Affagau.)
6) Daugendorf, so. von Mörsingen, 1407 (1. c. 1871/72. p. 27). (Vgl.
N. 91 Affagau.)
7) Pflummern, sw. von Daugendorf, 1391 (1. c. 1871/72, p. 19; vgl.
1870,71, p. 16). (N. 93 Affagau.)
8) Grüningen, ö. von Pflummern, 1335 (l. c. 1870/71. p. 39). (N. 92
Affagau.)
9) ? Andelfingen, s. von Pflummern, 1265. 1269 (I.e. 1869/70,
p. 56 u. 61/62). (N.94.)
Auch finden wir Veringer Besitz im südlichen Scherragau. wo
ebenfalls Alaholfingereigen nachweisbar ist:
10) Winterlingen, w. von Veringen, 1340, 1360 (1. c. 1870/71. p. 40;
1871/72, p. 2).
11) Castellum Dietfurt a. d. Donau, sw. von Sigmaringen, aller-
dings, wie es scheint, erst 1274 erworben (1. c. 1869/70, p. 66).
12) Igelswies, nö. von Messkirch «>, 1274 (I.e. 1869/70. p. 66).
J) Lag vielleicht schon in der Goldineshuutare (Ratoldsboch).
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Zur Herkunft der Zähringer.
505
13) Irrendorf a. d. Donau, nw. von Igelswies. 1278, 1292 (1. c.
1869, 70. p. 70 u. 1870/71, p. 8).
Nordwestlich von Winterlingen lag Ebingen, nördlich von Igels-
wies Engelswies und Vilsingen, alles Orte mit Alaholfingerbesitz.
«Vgl. NN. 101. 95, 96.)
Endlich erfahren wir aus dem 1303 angefertigten Habsburger
Urbar, dass die Habsburger Besitz an solchen Orten, an denen Ala-
ho längere igen nachweisbar ist. von den Veringcm gekauft hatten,
nämlich :
14) Zu Reutlingendorf, s. von Marchtal, einen Hof und Zehnten.
(Habsb. Urbarbuch in der Bibliothek des Litter. Vereins Stuttgart,
Bd. 19, p. 257.» (Vgl. N. 68 unseres Verzeichnisses, Munterishuntare.)
15) Zu Dietlhofen, s. von Reutlingendorf, einen Meierhof (und
Zehnten?). (Habsb. Urbarbuch 1. c. p. 257. Vgl. N. 60 unseres Ver-
zeichnisses, Eritgau.)
16) Zu Nieder-Möhringen, w. von Dietelhofen. einen Hof. (Urbar-
buch 1. c. p. 254. Vgl. N. 59 unseres Verzeichnisses, Eritgau.)
17) Zu Unlingen , w. von Bussen , Eigengüter. (Urbarbuch 1. c.
p. 255.) In unmittelbarer Nähe lag Asenheim und der Wald „Wolf-
poldessiazzau (vgl. N. 55 u. 56 unseres Verzeichnisses, sowie Anm. zu
N. 51. — Eritgau).
Danach kann es kaum zweifelhaft sein, dass auch die an folgenden
Orten von den Veringern erkauften Güter der Habsburger ursprüng-
lich Alaholfingerbesitz waren:
18) Zu Dentingen, südl., ganz in der Nähe von Bussen, Eritgau.
{Urbarbuch 1. c. p. 254).
19) Zu Heudorf, so. von Riedlingen. (Urbarbuch 1. c. p. 256.)
20) V Auch die Veste Neu-Veringen (Eigen gut) bei Riedlingen
(auf dem rechten DonauuferV). (Urbarbuch 1. c. p. 258.)
Nach alledem dürfte es wohl nicht mehr zu bezweifeln
sein, dass die Veringer, die erst nach dem Aussterben der
Alaholfinger in deren Stammesgebiet und in einem grossen
Teil von deren Stammesbesitzungen begütert erscheinen, Mit-
erben der Alaholfinger gewesen sind. Nach unserer Annahme
waren sie die einzigen Erben des älteren Zweiges der Ala-
holfinger, wozu der Übergang des Affa- und Eritgaues an die
Veringer ausgezeichnet passt.
Ob der um 1100 erscheinende Mangold, Graf von S Ul-
met in gen und Herr zu Neifen, sowie seine wahrscheinlichen
Nachkommen, die Herren von Neifen, den Veringern entstamm-
ten und ob diese selbst etwa eine Seitenlinie des Weifen-
hauses waren, sowie endlich, ob die Weifen selbst nicht den
Alaholfingern entstammten1), darüber ist hier nicht der Ort
Untersuchungen anzustellen.
J) Nach Ekkehard stammten die Weifen sicher von einem der beiden
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506
Kröger.
2. Die Habsburger.
Zu den Miterben der Alaholfinger gehörten ganz entschieden
auch die Habsburger. Das bereits genannte Habsburger Urbar
zählt uns einen ganz abgerundeten Güterkomplex der Habsburger
in der östlichen Baar auf und giebt uns bei den meisten der
genannten Besitzungen auch den Ursprung derselben an. Wir
ersehen daraus, dass dieser Besitz großenteils durch Kauf
erworben war.
So erfahren wir, dass die Grafschaft zu Friedberg (westl.
v. Saulgau1) 1282 von dem Grafen Mangold von Nellenburg
(einem Veringer), die westlich davon gelegene Herrschaft „zuo
der Schere" •) von dem Grafen Hugo von Montfort, die west-
lich von dieser gelegene Herrschaft Sigmaringen3) ebenfalls
von den Grafen von Montfort und die wieder südwestlich von
dieser gelegene Herrschaft Gutenstein4) von denen von Wilden-
stein gekauft war. Weiter waren die Grafschaft Veringen
(nördlich von Sigmaringen) und die Herrschaft Riedlingen
(östl. v. Veringen) ebenfalls von den Grafen von Veringen
erkauft5), wie auch die bereits oben angeführten Besitzungen
im nördlichen Eritgau, im eigentlichen Mittelpunkt der Macht
der Alaholfinger, zu denen noch die Vogtei über Saulgau und
anderen Besitz im südlichen Eritgau kommt, welche von den
Truchsessen von Warthausen erkauft war. (Urbar S. 252.)
Kammerboten Ruthard und Wariii ab. Der Besitz Ruthards beweist
dass er der Stammvater der Weifen gewesen sein muss. Wenn nun Rut-
hard, der Verfolger des heiligen Othmar, mit dem gleichzeitig genannten
Grafen Chrodhardus vom Argeugau und dem gleichnamigen und gleich»
zeitigen Grafen Ruthard, der im Elsass und Breisgau Besitz hatte, iden-
tisch war, wenn man weiter darthun könnte, dass dieser Ruthard ein
776 schon verstorbener Binder des in der bekannten Marchtaler Urkunde
genannten Alaholf und also der Vater des dort genannten Wolvinus
und Berchtolds I. war, so müsste man auch annehmen, dass Wolvinus der
Stammvater der Weifen gewesen ist.
*) Habsburger Urbar 1. c. p. 245. Jedenfalls die in der Verkaufs-
urkunde von 1282 sog. Grafschaft im „Tiengewe" (um Hohentengen), wohl
der östliche Teil der alten Goldineshuntare. (Vgl. Mittlgn. des Vereins
f. Gesch. u. Altertumskunde in Hohenzollern 1869/70, p. 73.) — *) Urbar
p. 282. — Scheer a. d. Donau, ö. von Sigmaringen. — ») Urbar p. 271.
— *) Urbar p. 279. Gutenstein lag am rechten Ufer der Donau, w. von
Sigmaringen. Dazu gehörte u. a. auch Besitz in Engelswies und Vilsingen,
an welchen beiden Orten auch Alaholfingerbesitz lag. — Alle genannten
drei Orte lagen im Südwesten des Scherragaues. — 4) Urbar p. 259 u. 268.
Beide Herrschaften lagen wohl im alten Affagau.
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Zur Herkunft der Zubringer.
507
Endlich war noch die Grafschaft Wartstein von den Grafen
von Wartstein1), die Herrschaft Munderkingen von den Herrn
von Emerkingen') und die Herrschaft Gundelfingen „umbe den
burger und Heinrichen von Gundelfingen den alten" 8) erkauft
worden.
Wir sehen also schon um 1300 bedeutenden Besitz des
Hauses Habsburg im ganzen östlichen Teil des alten Alahol-
fingergebietes*), und es drängt sich die Frage auf:
Wie kamen die Habsburger dazu, in dieser, von ihren
Stammesbesitzungen entfernten und getrennten Gegend so
viele Besitzungen zu kaufen?
Die einfachste Autwort auf diese Frage wäre,
dass die Habsburger hier ursprünglich — durch
Erbschaft — einen Kern von Besitz hatten, den sie
durch die aufgszählten Käufe zu erweitern und ab-
zurunden bestrebt waren. Und so dürfte es in der
That zugegangen sein.
Wir sahen, dass das Urbar bei Aufzählung der genannten
Besitzungen mit grosser Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit
angiebt, woher dieselben stammten, scweit sie durch Kauf
erworben waren. Liegt da nicht die Annahme auf der Hand,
dass diejenigen hier gelegenen Güter, bei deren Aufzählung
das Urbar den Ursprung nicht angiebt, solche waren, welche
durch Erbschaft an die Habsburger gefallen waren? Und
wenn wir dann weitersehen, dass gerade die wesent-
lichsten und wichtigsten derjenigen Besitzungen,
deren Herkunft das Urbar nicht angiebt, an solchen
Orten lagen, wo Alaholfingereigen nachweisbar ist,
ja dass sie auf dem Bussen und um den Bussen
herum lagen, wo sich der eigentlichste Stammes-
besitz und Mittelpunkt der Alaholfingermacht befand,
so müssen wir hier schon zu der Ansicht gelangen,
dass auch die Habsburger Miterben der Alaholfinger
») Urbar p. 92. Wartstein lag bei Erbstetten a. d. Lauter (OA. Mün-
singen), die Grafschaft selbst hauptsächlich wohl in der alten Swereen-
huntare. — ») Urbar p. 293. Munderkingen a. d. Donau, 6. von March-
tal. Die genannten Besitzungen lagen in der Munterishuntare. — 3) Ur-
bar p. 294. Gundelfingen, s. von Münsingen; die genannten Besitzungen
lagen wohl in der alten Munigshuntare. — 4) Abgesehen vom Iiier- und
Rammagau, wo wir wieder andere Miterben finden werden.
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508
Krüger.
waren und dass sie durch die erwähnten Güterkäufe
diesen ererbten Besitz abrunden wollten.
Bei Aufzählung der zur erkauften Grafschaft Friedberg
gehörigen Rechte und Einkünfte lasst es das Urbar (S. 245/251)
freilich zunächst unklar, welche von den angegebenen Gütern
in den Kauf einbegriffen waren und welche nicht. Da das-
selbe es aber an andern Stellen ausdrücklich sagt, wenn die
sämmtlic-hen nachbenannten Güter als durch Kauf erworbene
angesehen werden sollen1), so muss man auch hier schon an-
nehmen, dass nicht alle der Grafschaft und Herrschaft Fried-
berg eingefügten Güter durch Kauf erworben waren.
Aus der bezüglichen Kaufurkunde von 1282*) erfahren
wir nur, dass ausser der Grafschaft „in Tiengewe und Ergowe"
(Eritgau), auch die Dörfer Hohentengen (Diengen) und Blochingen
als solche und die Burg Friedberg mit Zubehör gekauft waren.
Wir erfahren hier nun von Eigengütern der Habsburger
an folgenden Orten:
1) Zu Bickenweiler, ahgeg. Ort, wohl bei Friedberg gelegen, lag
u. a. ein eigener Hof. (Urbar p. 245.)
2) Zu Hohentengen (Diengen>, nw. von Friedberg, lag ein eigener
Meierhof und sonstiger Grundbesitz. (Urbar p. 245.1
3) Zu Blochingen a. d. Donau, ö. von Scheer, war ein eigener
Meierhof, sowie sonstiger Grundbesitz und Fischereigerechtigkeit.
(Urbar p. 24«.)
4) Zu Herbertingen, ö. von Blochingen, in der ehemal. Goldines-
huntare, lagen eigene Güter. (Urbar p. 247.)
5) Zu Bolstern, sö. von Hohentengen, im Eritgau. Hier werden
(p. 250) ausdrücklich Güter genannt, die mit der Vogtei über Saul-
gau von den Truchsessen von Warthausen (p. 252) und andere, die
mit der Grafschaft Friedberg zusammen erkauft waren. Daneben
aber wird wieder ein eigener Hof, sowie ein Meierhof aufgezählt,
deren Herkunft nicht angegeben wird.3)
6) Auch zu Tissen, ö. von Herbertingen, dem ersten von den bis-
her genannten Orten, wo Alaholtingcrbesitz nachweisbar ist, nennt
das Urbar (p. 251) Grundbesitz, giebt jedoch die Herkunft desselben,
i) So z. B. heisst es p. 279 „Diu bürg ze Guotenstein unde diu güe-
ter, diu hie nach geschriben stänt, diu koufet sint umbe den von
Wildenstein" . . . — J) Locher 1. c 1869/70, p. 73. — 3) Diese ausdrück-
liche Angabe, dass bestimmt angegebene Güter zu Bolstern zugleich mit
der am Anfang des Abschnitts erwähnten Grafschaft zu Friedberg gekauft
waren, dürfte geradezu beweisen, dass die andern Besitzungen, bei denen
dies nicht gesagt ist, auch nicht mit in den erwähnten Kaufeinbegriffen
waren.
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Zur Herkunft der Zähringer.
509
oder vielmehr der Vogtei über denselben, ausdrücklich an, was wieder
dafür spricht, dass die sub 1 bis 5 genannten Eigengüter nicht durch
Kauf erworben waren. — Schon hier ist somit Alaholtingererbe zu
vermuten . zumal die Alaholfinger ja in dem mitgenannten nahe ge-
legenen Tissen nachweisbar begütert waren.
Noch starker fällt aber für unsere Vermutung derjenige Abschnitt
des Urbars ins Gewicht, welcher die Überschrift Sulgen (Saulgau) trägt
(p. 252—259). Derselbe beginnt mit den Worten : Über die stat ze Sülgcn
und über die guot, diu hie nach geschriben stant, ist diu herschaft vogt,
unde wart diu selbe vogtei gekoufet umbe den Truchsessen von Wart-
hüsen.44 Das Urbar redet hier also nur davon, dass die Vogtei über
Saulgau und mehrere der nachbenannten Besitzungen, — denn alle
können nach der ganzen Zusammensetzung des fraglichen Abschnitts
gewiss nicht gemeint sein, — erkauft sei. Das ganze Kapitel macht
den Eindruck, dass wir es hier mit keiner einheitlichen Herrschaft
zu thun haben, sondern mit Gutem, die teils, wie wir sahen, von
den Truchsessen von Warthausen, teils von den Grafen von Veringen
gekauft, teils Lehen von Reichenau, und zum letzten Teil, wie wir
sehen werden, Alaholfingischen Ursprungs waren. Bei den Gütern
zu Nieder-Möhringen (p. 254), zu Dentingen (ibidem), zu Unlingen
(p. 255), zu Heudorf (p. 256), zu Reutlingendorf (p. 257), zu Dietelhofen
(p. 257) und zu Neu-Veringen (p. 258) bemerkt das Urbar, wie wir
bereits gesehen haben, ausdrücklich, dass sie von den Grafen von
Veringen gekauft worden waren. Das Urbar nennt uns in dem frag-
lichen Abschnitt nun zunächst folgende Eigengtiter, ohne deren,
Ursprung anzugeben:
7) Zu Fulgenstadt (zw. Hohen-Tengen und Saulgau) einen eigenen
Meierhof (p. 252).
8) Zu Schwarzeubach (Weiler im OA. Saulgau) einen eigenen
Hof (p. 252).
Auch hier dürfte wieder Alaholfingererbe zu vermuten sein, wenn
es auch nicht direkt nachzuweisen ist. Dann aber sagt das Urbar (p. 258) :
9) „Ze Buochowe in dem S0we ist ein vischenze, diu ouch die
herschaft anhoeret, diu giltet jörglich wol XVIU Schill. Costenzer.
Bl dem S6we Ut ein burgstal unde ein matte, und giltet diu
matte II schill. Costenzer14. Dass in und bei Buchau und um den
ganzen Federsee hemm bedeutendes Alaholfingereigen lag, wissen
wir. (Vgl. die NN. 45 bis 50 unseres Güterverzeichnisses.) Hier ist
also schon mit noch grösserer Sicherheit Alaholfingererbe zu ver-
muten ; obendrein erwähnt das Urbar auch noch einen wahrscheinlich
aus alter Zeit stammenden Zubehör dieses Besitzes, denn unter „Mein-
gen Dorf4, welches einen besonderen Abschnitt im Urbar bildet
(p. 285), heisst es: „Dä lit ein müli. der eigenschaft gegen Buoch-
owe hoeret, diu giltet ze vogtrehte ein mttt kernen.44 Diese Mühle
zu Mengen-Ennetach gehörte also jedenfalls von jeher zu dem bei
Buchau genannten Burgstal nebst Matte.
10) Ausserdem erwähnt das Urbar zu Mengendorf (jetzt Ennet-
ach) (p. 285) einen eigenen Meierhof und ausserdem viel Grund-
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510
Krüger.
besitz und berichtet (p. 286) in einem besonderen Abschnitt ausdrück-
lich, dass auch die Stadt Mengen (auf der andern Seite der Ach)
„der herschaft eigen ist". Auch in Stadt Mengen wird ausserdem
viel Grundbesitz und „ein vischenze üf der Ablach b! Meiugen* er-
wähnt, — alles ohne Angabe der Herkunft dieser Besitzungen. Auch
hier ist somit Alaholfingererbe anzunehmen, da in und um Buchau
bedeutender Alaholfingerbesitz nachweisbar ist.
Bei allem bisher Angeführten könnte man aber immer noch Irrtum
undTäuschungannehmen; auffälliger noch und sehr bezeichnend
ist indessen auf alle Fälle, dass wir im Urbar, und zwar ge-
rade wieder in dem bunt zusammengewürfelten Abschnitt
über Saulgau(p. 252— 259) ganz deutlich einen sicher ausalter
Zeit stammenden Herrschaftsbezirk „ze dem Bussen14, also
im Herzen des Alaholfingerbesitzes erkennen, und dass
gerade bei allen ausdrücklich dazu gezählten Besitzungen
nicht angegeben ist, woher sie stammen, während doch, wie ge-
sagt, sonst gerade in diesem Abschnitt auf die Angabe des Ursprungs
der angeführten Güter Gewicht gelegt zu sein scheint. Auf p. 257
des Urbars finden sich die inhaltschweren Worte:
11) „Ze dem Bussen diu hinder bürg und ein boumgarte un-
der dem turne sint der hßrschaft eigen. So ist diu vorder bürg
16hen von Owe." Wir erfahren hier also von zwei Burgen „ze dem
Bussen". Die vordere Burg war Lehen von Reichenau; wir
finden in ihr also jedenfalls den Besitz wieder, welchen
einst der söhnelose Alaholfinger Berchtold V. zu Bussen
an Reichenau gegeben hatte (vgl. N. 58 unseres Verzeichnisses).
Wir kommen also auch hier wieder zu der Vermutung, dass die
Habsburger mit diesem (und den anderen, gleich zu er-
wähnenden) Reichenauer Lehen nur einen Teil alten Fa-
milienbesitzes, welchercinstEigen gewesen war, als Lehen
zurückerhielten.
Woher aber stammte die hintere Burg zu Bussen und
der Baumgarten unter dem Turm? Kein Zweifel! Auch
dies war Alaholfingererbe!
Zu diesen beiden Burgen zu Bussen gehörten nun:
12) „Ze Geffingen (Göffingen, s. bei Bussen) lit ein müli, diu an
die bürg ze dem Bussen hoeret (p. 258). Auch in Göffingen
hatte Berchtold V. Besitz an Reichenau gegeben (vgl. N. 54 unseres
Verzeichnisses), den wir also hier jedenfalls wiederfinden, obgleich
nicht ausdrücklich gesagt ist, dass derselbe liehen von Reichenau war.
13) Ze Offfngen (ganz in der Nähe bei Bussen) lit ein kelnhof,
der eigen ist der herechaft ... Es ligent ouch II jücherten under der
bürg ze Bussen, die geltent HI müt roggen unde IH müt habern des
selben mÄsses. Diu herechaft hät da diube unde vrevel (ze rihtenne).
Diu kilche ze Bussen giltet ze vogtrehte V malter roggen Rüedelinger
mes (p. 258). Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass auch alle
die hier genannten Besitzungen, zu denen noch Wiesen und ein
Zehnter kommen, an Bussen gehörten, und auch in Offingen hatte
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Zur Herkunft der Zähringer.
511
wieder Berchtold V. eine Schenkung an Reichenau gemacht (vgl.
N. 57 unseres Verzeichnisses).
14) Ze Haltingen (Hailtingen, s. von Bussen) ligent guot, diu
zuo dem Bussen hoerent unde von dem gotshüse von Owe
lehen sint (p. 256/257). Zu Hailtingen ist zwar kein Alaholfinger-
besitz nachweisbar, nach der Lage des Ortes aber mitten im Kern
des Alaholtingerbesitzes und nach dem vorher Ausgeführten muss
man annehmen, dass auch hier Berchtold V. oder ein anderer Ala-
holfinger einst eine Schenkung an Reichenau gemacht hatte, und
dass die Habsburger als Miterben diesen Besitz als Lehen zurück-
erhalten hatten.
15) Ze Hirtingen (s. von Riedlingen im Eritgau) disiu nach ge-
schribenen güeter sint der heTschaft eigen unde hoerent
zuo dem Bussen (p. 253). (Die nun aufgezählten eigenen Güter
sind sehr beträchtlich.) Da hier nicht gesagt wird, dass die Güter
Lehen von Reichenau, sondern vielmehr, dass sie eigen waren, so
gehörten sie sicherlich zu der ebenfalls eigenen hinteren Burg zu
dem Bussen und stammten gleich dieser direkt aus der Erbschaft der
Alaholfinger, wenn auch in Eningen selbst kein Alaholfingerbesitz
nachweisbar ist. «Dagegen fanden wir in Eningen Veringer Ge-
rechtsame.)
16) Ze Dirmedingen (ö. von Ertingen) 11t ein hüobe, diu von Owe
leben ist ... . Da ligent ouch ander huoben , der eigenschaft g£n
Owe hoeret .... Da lit ouch ein kelnhof. des eigenschaft an das
selbe gotshüs hoeret. (p. 253 254.) Hier ist zwar nicht gesagt, dass
diese Güter zu Bussen gehörten ; doch machte in Dürmentingen der
sicher den Alaholfingern angehörige Bischof Egino von Verona
(t 802) eine Schenkung an Reichenau (vgl. N. 51 unseres Verzeich-
nisses), und wir haben hier also vermutlich wiederum die Erscheinung
zu verzeichnen, dass altes Eigengut der Alaholfinger als Lehen an
die Miterben des Geschlechtes zurückfiel.
Die Habsburger besassen also einen zum Bussen mit seinen
zwei Burgen gehörigen Herrschaftsbezirk, der teils Eigengut, teils
Lehen von Reichenau war, und über dessen Ursprung uns das
Urbar völlig im dunkeln lässt. Zu der eigenen „hinteren"
Burg auf dem Bussen mit dem Baumgarten unter dem Turm ge-
hörte sehr bedeutendes Eigengut zu Eningen, sowie ohne Zweifel
ein eigener Kellnhof zu Offingen. Zu der vorderen Burg auf
dem Bussen, welche Lehen von Reichenau war, gehörte Besitz
in Hailtingen, sowie auch wohl die Mühle zu Göffingen (die
andernfalls zur hintern Burg gehört haben müsste), ein Teil des zu
Offingen angegebenen Besitzes und auch wohl die Güter zu Dürmen-
tingen, welche Lehen von Reichenau waren. Dass alles dieses
Alaholfingererbe war, ist sicher, nur ist die Frage, wie und wann es
an die Habsburger gekommen ist. Der Beantwortung dieser Frage
kommen wir näher, wenn wir zu allem bereits Gesagten noch in
Erwägung ziehen, dass auch schon Rudolf von Habsburg, welcher vor
1049 (etwa 1045/48) das Kloster Ottmarsheim gründete, damals Besitz
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512
Krüger.
an Orten im Scherragau hatte, wo altes Alaholfingereigen nachweisbar
ist. Aus der bereits erwähnten Urkunde Heinrichs IV. für Ottmars-
heim von 1064 ') erfahren wir genau, was für Besitz Rudolf dein
Kloster geschenkt hatte. Es befand sich darunter Besitz an folgenden
Orten des Scherragaues : In Dotternhausen, Dürrwangen, Ebingen,
Burgfelden, Thailängen und Onstmettingen. An zwei von den hier
genannten Orten finden wir alten Alaholfingerbesitz, nämlich:
17) Zu Thailfingen <N. 104> und
18; zu Ebingen (N. 101).
Dass dieser Besitz Rudolfs wenigstens zum Teil aus
Alaholfingererbe herrührte, kann nicht dem geringsten Zweifel
unterliegen, denn gerade hier im Norden des Scherragaues
können wir einen ganzen Komplex von Alaholfingerbesitz
nachweisen. Wir fanden denselben zu Täbingen, Gelslingen,
Donnettiugen (NN. 113, 114, 111), westlich von Dottemhausen .
zu Endingen, Waldstetten und Frommern (NN. 108, 110, 100),
nordöstlich von Dotternhausen und westlich von Dürrwangen
und Burgfelden, zu Heselwangen, Zillhausen und Pfäffingen
(NN. 107, 106, 105), nördlich von Dürrwangen und Burgfelden
und westlich und südwestlich von Onstmettingen, zu Truchtel-
fingen (?), (N. 129) zwischen Thailfingen und Ebingen, zu
Margrethhausen, Lauffeii und Lautlingen (NN. 103, 102, 99)
südöstlich von Burgfelden und Dürrwangen, endlich, wie
gesagt, zu Thailfingen und Ebingen selbst.2)
Rudolfs Besitz im Scherragau schon um 1045, zusammen mit
dem späteren Habsburger Besitz von früherem Alaholfingergut,
vor allem auf dem Bussen, dessen Ursprung bislang nicht
erklärt werden konnte, zeigt uns die Habsburger deutlich
als Miterben der Alaholfinger.
») Mittlngn. des Inst. f. ö. G. 6, 405. - *) Es darf allerdings nicht
verschwiegen werden, dass an fünf von den sechs Orten, wo Rudolf Be-
sitz an Ottmarsheim gab, sich auch Zollern'scher Besitz nachweisen lässt,
nämlich in Ebingeu, Thailfingen, Onstmettingen, Burgfelden und Dürr-
wangen, nur in Dotternhausen nicht. Allerdings wird uns dieser Besitz
des Hauses Zollern erst bedeutend spater genannt; da Rudolf aber auch
in Hallau im Kletgau Besitz an Ottmarsheim gab, und da hier ebenfalls
Besitz Adalberts von Zollern-Haigerloch, des Stifters von Alpersbach, nach-
weisbar ist, so lasst sich vermuten, dass Rudolfe Gemahlin Kunigunde
vielleicht dem Hause Zollern angehörte, und dass der Besitz in Hallau,
sowie vielleicht ein Teil der hier genannten Güter im Scherragau zu ihrer
Mitgift gehörte. So hatte Rudolf im Scherragau, zumal in Ebingen und
Thailfingen, schon ererbten Besitz und erhielt durch seine Heirat vielleicht
noch weiteren Besitz in der gleichen Gegend.
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Zur Herkunft der Zähringer.
513
Die Vermählung, welche dieses Erbe an das Haus Habsburg
brachte, muss also wenigstens in der Generation vor Rudolf
stattgefunden haben. Sie muss aber notwendig noch um
eine Generation zurückverlegt werden, denn von den zwei
Gemahlinnen Landolt- Lancelins, des Vaters von Rudolf, kann
keine Vermittlerin der Erbschaft gewesen sein, weder Bertha
von Büren, noch die vermutlich aus dem Hause Lenzburg
stammende Liutgard.
Folglich kann nur eine Gemahlin Guntrams des Reichen
die Vermittlerin des Alaholfingererbschaft gewesen sein, und
zu dieser Annahme passt nicht nur die Zeit, denn Guntram
war ein Altersgenosse des letzten Alaholfingers Berchtold V.,
sondern auch die weitere Thatsache, dass Guntrams vermutlich
«ältester Sohn den Alaholfingernamen Birthilo (Berchtold) führte.
Guntrams Gemahlin muss, wie bereits oben (in Abschnitt I)
näher ausgeführt wurde, eine Tochter Adalberts von Marchtal
und Schwester des um 973 gestorbenen Berchtold V. gewesen sein.
Dass die Habsburger von einer Schwester Berchtolds V.,
d. h. also, von der jüngeren Linie der Alaholfinger abstammten,
wird dann auch noch dadurch wahrscheinlich, dass sich
später diesbezüglicher Habsburger Besitz mehrfach
gerade an solchen Orten findet, wo nachweisbar
Berchtold V. begütert gewesen war.1)
3. Die Zähringer.
Die Spuren, welche bei den Zähringern auf eine ganz
bedeutende Alaholfingererbschaft hinweisen, sind noch viel
deutlicher und sicherer, als bei den Habsburgern, und das
dürfte auch ganz natürlich zu erklären sein. Bei der Erbteilung,
die wir nach dem Anfall der Hälfte des so ungemein reichen
Nachlasses der jüngeren Alaholfingerlinie an den schon das
halbe Ediconeneigen besitzenden Guntram „den Reichen" unter
Guntrams Enkeln, den Söhnen Landolt-Lancelins, annehmen
müssen, war das edikonische Stammgut im Elsass, wie es
scheint, samt und sonders an die jüngere Linie Habsburg
gefallen.*) Nur ein Teil des späteren Zähringer Besitzes im
!) Zu Tissen, Bussen, (Döffingen, Offingen etc. — a) Von Zähringer
Besitz im Elsass finden sich wenige Spuren, was noch nicht beweist, dass
kein solcher vorhanden gewesen ist. Bis jetzt deutet nur der Kampf bei
Zril«chr. f. Ge«t h. <l. Ob«rrh. X. F. VII. 3. 33
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514
Krüger.
Breisgau, sowie das Zähringereigen in der Ortenau ist wohl
auf edikonisches Stammgut zurückzuführen. Dagegen muss
dann bei dieser Erbteilung Berchtold-Becelin (von „ Villingen ")
den grössten Teil des Alaholfingererbes erhalten haben, mit
Ausnahme wohl des späteren habsburgischen Herrschaftsbezirkes
um den Bussen und der Güter Rudolfs I. im nördlichen
Scherragau.
Da sich über die Ostgrenze des Breisgaues hinaus keine
Spur von Ed iconen besitz findet, so dürfte der ganze Besitz
der Zähringer in den östlichen Gauen, im Eritgau, im südlichen
Neckargau, in Asenheim, in der Eitrahuntel auf Alaholfinger-
erbe zurückzuführen sein. Ja, auch ein grosser Teil des
Zähringer Besitzes im Breisgau selbst dürfte ursprüngliches
Alaholfingereigen gewesen sein, und nur etwa ein Teil des Breis-
gauer Besitzes, sowie der Besitz in der Ortenau, dürften, wie
gesagt, altes Ediconisches Stammesgut sein.
Um diese unsere Ansicht besser zu motivieren, müssen wir
den Zähringer Besitz in den genannten Gauen mit dem daselbst
nachweisbaren Alaholfingerbesitz zusammenstellen :
a) Im Breisgau.
Hier ist mit Sicherheit Alaholfingerbesitz zwar nur in Ebringen,
sw. von Freiburg, und in Ettingen nachzuweisen *), aber gerade die
Gegend um Freiburg und Ebringen bildete später den Kern des
Zähringer Besitzes im Breisgau. In Ebringen selbst hatte noch
Herzog Berchtold V. im Jahre 1187 Leibeigene* >, und rings um
Ebringen findet sich folgender Zähringer Besitz :
Nordöstlich von Ebringen liegt Freiburg, dessen Gründung schon
Herzog Berchtold II. 1091 „in proprio allodio" begonnen haben soll.»)
Bei Freiburg und nördlich von Ebringen finden wir Zähringer Eigen
in Herdern bei Freiburg, in Zähringen selbst, (nö. von Freiburg), in
Gundelfingen, (n. von Zähringen), Vörstetten. Holzhausen und Reuthe.4)
Nordwestlich von Ebringen lag alter Zähringer Besitz in Rimsingen.
w. von Ebringen in Schallstadt *), s. von Ebringen in Ambringen,
Buggingen, Sulzburg6) etc., und ö. von Ebringen in Ebnet, Ibenthal
Mölsheim, wo Herzog Berchtold III. am 8. Marz 1122 im Bunde mit
Hugo I. (VII.) von Hüneburg, dem Erben der ältesten Linie des Ediconen-
hauses, fiel, darauf hin, dass Herzog Berchtold doch auch Interessen im
Elsass zu verteidigen hatte.
l) N. 152 u. 153 des alaholfingischen Besitzverzeichnisses. — Dömge\
Reg. Badens, p. 147, N. 101. — ») Böhmer, Fontes II, p. 98. — *) Stalin,
1. c. U, p. 291. Leichtlen, 1. c. p. 63, 77 u. 92. Trouillat I, N. 83 und 93.
Vgl. oben in Abschnitt I bei Birthilo. - >) Trouillat, 1. c. Leichtlen p. 62.
— •) Leichtlen p. 78. Trouillat, 1. c.
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Zur Herkunft der Zähringer.
515
tmd St. Peter.1) Auch ö., n- und w. von Ettingen lässt sich in
Feuerbach und Hertingen zu 1317 badischer und in Bamlach zu 1256
Freiburger Besitz nachweisen, der sicher altes Stammeseigen war und
auf die Zeit vor der Trennung der Linien Baden und Zähringen
(von welch' letzterer die Freiburger erbten) zurückgeht. Hier kann
man also schon die Vermutung aussprechen, dass der Zähringische
Besitzkomplex im Breisgau, welcher um Ebringen und Frei bürg
sowie um Ettingen lag, wenigstens teilweise zum Alaholfingererbe
gehörte, und dass Birthilo eben mit einem Teil dieser Erbschaft
zwischen 973 und 993 das Kloster Sulzberg gründete und beschenkte.
b) In der Eitrahuntel.
In dieser Cent lag wohl Mauenheim, zwischen Engen und
Möhringen, wo uns Allod des Bischofs Gebhard von Konstanz, eines
Sohnes Herzogs Berchtold I., genannt wird.*) In Mauenheim hatte
aber auch der letzte Alaholfinger Berchtold V. Besitz an Reichenau
geschenkt (N. 151).
c) Im Neckargau.
Die Herrschaft Teck im südlichen Neckargau bildete bekanntlich
den Anteil einer jüngeren Linie der Zähringer, der bekannten Herzoge
von Teck, welche von Berchtolds IV. Bruder Adalbert stammten. Diese
Linie hatte ihr Erbbegiäbnis in Owen bei Teck, und in ihrem
Besitz war auch die Dieboldsburg s. von Owen.3) Von Zähringer
Besitz in dieser Gegend erfahren wir schon vor der Abzweigung der
Linie Teck zu Jesingen, Nabern, Weilheim (dabei die Liraburg),
Bissingen, Owen und wohl auch zu Ochsenwang.*)
Der älteste Zähringer Besitz in dieser Gegend, von dem wir
erfahren, ist die Liraburg bei Weilheim, wo Herzog Berchtold I. am
6. November 1078 starb5), und Wreilheim, wo der spätere Bischof
Gebhard von Konstanz und sein Bruder Herzog Berchtold II. (zwischen
1078 und 1084) die „prepositurau an Hirsau gegeben hatten. Nach
1084 wollte Herzog Berchtold IL in Weilheim ein Kloster gründen
und tauschte deshalb den Besitz in Weilheim gegen solchen in
Gülstein (s. von Herrenberg) von Hirsau wieder ein. Berchtold gab
dann aber doch seine Absicht wieder auf und gründete dafür das
Kloster St. Peter im Schwarzwald (1095).fi)
') Leichtlen p. 78 (Ebnet und Ibenthal) u. p. 60. Das bei Leichtlen
p. 78 genannte Iwa, wo Herzog Berchtold III. Besitz an St. Peter schenkt,
ist Ibenthal. — 2) Quellen zur schw. Gesch. m, Urkunden von Aller-
heiligen p. 115, N. 68 (von 1145) und p. 133. („allodium Gevehardi,
episcopi Constantiensis , in Mouvenheim".) — *) Stalin n, p. 302 u. 315.
— *) Rotulus San-Petrinus, bei Leichtlen p. 63, 68, 78, 80, 86. — 5) „in
quodam oppido suo Lintperg". (SS. VI, p. 203.) Die Limburg am Kaiser-
stuhl, an welche man auch gedacht hat, war nie im Besitz der Zähringer,
sondern an die Habsburger gekommen, in deren Händen sie auch stets
erscheint. — «) Codex Hirsaugiensis in Bibliothek des Litter. Vereins
Stuttgart I, p. 32 u. 85.
33*
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516
Krüger.
Nach einer im Rotulus San-Petrinus enthaltenen, inhaltlich wieder-
gegebenen Urkunde der Brüder Herzog Berchtold III. nnd Konrad
vom 27. Dezember 1111 muss man sogar schliessen, dass schon Herzog
Berchtold I. and seine Gemahlin Richwara in Weilheim Besitz gehabt
und eine Schenkung gemacht hatten1), was nach der schon mehr-
erwähnten „Genealogia Zaringorum" noch genauer dahin festzustellen
ist, dass Berchtold I. (mit Richwara) die im Codex Hirsaugiensis
erwähnte „prepositura" zu Weilheim gründete, welche seine Söhne
Berchtold D. und Gebhard dann zwischen 1078 und 1084 dem Kloster
Hirsau, wo auch Berchtold I. begraben war, übergaben.2)
Man hat nun bisher immer ohne jeden Grund Berchtolds I. erste
Gemahlin Richwara für die Erbin dieser Besitzungen gehalten *),
aber wir werden sehen, dass auch diese Zähringer Besitzungen ohne
allen Zweifel aus dem Alaholfingererbe herrührten, und dass sich
Teile dieser Erbschaft bei den Zähringern schon in der zweiten
Generation vor Berchtold I. vorfinden.
Dass der Zähringische Herrschaftsbezirk im südlichen Neckargau
von den Alaholfingern herstammte, dürfte wohl daraus hervorgehen,
dass schon die Brüder Erchanger und Berchtold IV., die beiden
Kammerboten, im Besitze der Dieboldsburg s. von Owen, ganz in
der Nähe von Teck nachweisbar sind, woselbst sie den Bischof Salomo
von Konstanz 914 gefangen hielten.4) Dass auch die späteren Herzoge
von Teck im Besitze der Dieboldsburg waren, haben wir oben gesehen.
Auch Baumann (1. c.) schliesst aus dem Alaholfingerbesitz,
welcher in der Dieboldsburg im Neckargau, in Gingen (zw. Geislingen
und Göppingen, im Filsgau) und in Oferdingen (am Neckar, n. von
Reutlingen, im Sülichgau oder Swiggerstal) nachweisbar ist, auf ein
umfangreiches Alaholfingereigen am Nordrande der Alb, welches sich
also ganz oder wenigstens in seinem im Neckargau gelegenen Teile
auf die Zähringer vererbte, und von welchem wir das „Allodium" *) zu
Weilheim bereits in den Händen des auch auf der Limburg gestorbenen
Berchtold I. fanden.
Zu erwähnen ist hier noch die auffällige Thatsache, dass wir nicht
nur unter dem Zähringer Besitz im Neckargau eine Limburg finden,
also eine Burg desselben Namens, wie die bekannte Limburg bei
Sasbach am Kaiserstul, welche wohl die beherrschende Veste des
l) Leichtlen, 1. c. p. 63. „Actum VI Kai. Jan . . . Anno ab inc. dorn.
MCXII (l) regnante rege Heinrico hujus nomiuis quinto. Indiek V. Fer.
im Ante basilicam saneti Petri. — *) SS. Xm, p. 785: Hic (Berchtold I.)
preposituram in villa Wilheim coustituit; quam postea filii ejus nostri
cenobii juri cum omnibus appendieiis suis maneipaverunt. (Vgl. auch
Bernold zu 1093, SS. V, p. 885 ff.) — ) Über die missglückten Versuche,
Richwara vom schwäbischen Herzogsgeschlecht abzuleiten und zu einer
Tochter Hermanns U. (t 1003) oder Konrads des jüngeren (f 1039) zu
machen, siehe oben in Abschnitt I. — *) Baumann, über die Abstammung
der sog Kammerboten E. u. B. in „Viertejjahrshefte" 1878, Heft 1, S. 33.
— *j Leichtlen, 1. c. p. 63.
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Zur Herkunft der Zähringer.
517
habsburgischen Herrschaftsbezirkes am Kaiserstuhl war, sondern dass
wir auch in östlicher Richtung von Teck und Weilheim, bei Altheim
(n. von Ulm) einen Weiler Zähringen finden, bei welchem ein noch
vorhandener „Schlossberg" auf eine ehemalige Veste hinweist.') Auch
hier ist vielleicht Zähringer Besitz, der auf Alaholfingererbe zurück-
ging, zu vermuten, und man kann dann annehmen, dass die ältere
Linie sich hier in Erinnerung an die alte Stammesveste am Kaiser-
stuhl eine neue Limburg erbaute, und dass auch Ort und Veste
Zähringen bei Altheim nach der für das Geschlecht namengebenden
Stammcsveste Zähringen bei Freiburg benannt wurden.2)
d) In der Grafschaft Ascnheim.
In Asenheim fanden wir oben an nicht weniger als 16 Orten
Alaholfingerbesitz, darunter solchen in Asenheim (Aasen) selbst
(N. 136). In Asenheim (Asiheim) machte aber auch Herzog Berch-
told II. von Zähringen eine Schenkung an das Kloster Petershausen.3)
Auch hier ist also nach allem Alaholfingererbe anzunehmen.
Der Hauptbesitz der Zähringer in der Grafschaft Asenheim war
jedenfalls Villingen, als dessen Herr Berchtold-Becelin, der Vater des
Herzogs Berchtold L, schon 999 erscheint und nach welchem er in
der Scheidungstabelle Friedrichs I. von 1153 benannt wird.4) Villingen
ist nun aber ganz von solchen Orten umgeben, an denen sich ehe-
maliger Alaholfingerbesitz nachweisen lässt. Wir finden einen solchen
in Seedorf, n. von Villingen (N. 132), in Dauchingen und Deisslingen,
no. von Villingen (NN. 131 und 133), in Heidenhofen, Aasen, Pfohren,
Baldingen, Ippingen, Oe fingen, Thalheim, alle sö. von Villingen
(NN. 137, 136, 145, 144, 142, 140, 139), in Wolterdingen, Mundelfingen
und Asolfingen s. von Villingen (NN. 134, 146, 147).*) Auch St. Georgen
nw. von Villingen, wo, wie wir in Abschnitt JU. sehen werden, die
Habsburgisch- Zähringische Nebenlinie Königsegg-Degernau bedeu-
>) Vgl. den Aufsatz von Caspart, „Die Urheimat der Zähringer auf
der schwäbischen Alb" in den Vierteljahrsheften (1880, Heft 1, S. 1/2),
dessen Resultaten wir im übrigen durchaus nicht zustimmen. — *) Cas-
part stellt (1. c.) die umgekehrte Behauptung auf, dass nämlich die Zäh-
ringer ursprünglich von der schwäbischen Alb stammen. — *) Cas. mon.
Petrishus. Hb. Vc. 41. SS. XX, p. 676 u. Mone I, p. 167. Danach erwarb
Petershausen 1159 von St. Georgen auf dem Schwarzwald Besitz in Mimen-
hausen, (ö. von Überlingen), und gab dafür teils Geld, teils „praedium,
quod habuimus apud Asiheim, quod dederat quondam dux Bertolfus de
Zaringin, frater Gebehardi episcopi 1H pro hospicio violenter apud nos
sumpto". — *) Auch Vöhrenbach, w. von Villingen, 8. von St Georgen,
war Zähringer Besitz gewesen und von den Zähringern an die Grafen
von Freiburg übergegangen. (Diese Zeitschrift Bd. 9, S. 253.) Auch dieser
Besitz dürfte also auf Alaholfingererbe zurückgehen. — 5) Von den ge-
nannten Orlen lässt sich in Aasen selbst Zähringer Besitz, in Dauchingen,
Pfohren und Wolterdingen Besitz der Fürstenberger, der Erben der Zäh-
ringer, nachweisen.
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Krüger.
tenden Besitz hatte, war jedenfalls ursprünglich Alaholfingergut.
So müssen wir denn auch Villingen selbst als Teil der Alaholfinger-
erbschaft ansehen, und wir finden also schon Berchtold-Becelin 999
im Besitze derselben.
ei Im Eritgau.
Noch deutlicher, als selbst der Besitz von Villingen, spricht
folgende Notiz der Traditionen des Klosters Weisscnburg dafür, dass
schon Becelin von Villingen im Besitz von Alaholfingererbe war :
Beneficium bezzelini comitis. Ad Walahse et heistini-
kirche totum comitiserum preter ministeriales et eorum predia et
beneficia que abbatem solum respiciunt.1)
Da uns in den „Traditioncs" kurz vorher der 982 verstorbene
Herzog Otto von Schwaben (1. e. N. 2<iO) und der 100* gestorbene
Herzog Otto von Kärnthen (1. c. N. 261) genannt werden, so lebte
auch der gleich nach ihnen genannte Graf Bezzelin sicher am Ende
des zehnten und Anfang des elften Jahrhunderts. Da wir aus dieser
Zeit keinen zweiten Grafen Becilin in Schwaben kennen, und da auch
hier ohne allen Zweifel Alaholfingererbe genannt ist, so können wir
die Stelle mit gutem Grund auf Berchtold-Becilin von Villingen
beziehen, der danach also Besitz in Waldsee und Heisterkirch gehabt
hatte. Die Gegend um Waldsec und Heisterkirch bildete den alten
Heistergau, eine südöstliche Abteilung des alten Eritgaues, in der
uns bedeutender Alaholfingerbcsitz genannt wird.
So wird uns schon zu 805 Besitz Wago's und Chadalohs I. in
Heistilingauwe, sowie in den dicht bei Heisterkirch liegenden Orten
Haidgau und Wengen genannt (NN. 37, 38, 39). Auch n. von Waldsee
und Heisterkirch treffen wir Alaholfingcrbesitz in Michelwinnenden,
Essendorf, Hochdorf und Weiler (NN. 40 bis 43). So finden wir also
mit der grössten Wahrscheinlichkeit Berchtold-Becelin von Villingen,
den Vater des Herzogs Berchtold I., auch schon im alten alahol-
fingischen Eritgau begütert.
Endlich dürfte nach allem dann auch das im Südwesten des
Eritgaues gelegene Königseggwal dl) zum Alaholfingererbe gehört
haben, wo um 970 (genauer 973/74) Becclins Eltern Landolt und
Bertha (von Büren) eine Stiftung machten. Dass die in der betreffenden
Notiz des Klosters St. Georgen im Schwarzwald genannten Gatten
Ijandolt und Bertha die gleichnamigen Eltern Becilins von Villingen
sein müssen, ist teils oben (in Abschnitt I. bei I>andolt) schon betont,
teils wird es noch spezieller in Abschnitt III. nachgewiesen werden.
Dort wird auch gezeigt werden, dass der Besitz der dritten Habs-
burgisch-Zähringischen Linie, welche von Landolt-Lancelin n., dem
l) Zeuss II, p. 299, N. 280. — J) Das nw. von Königseggwald ge-
legene Ostrach gehörte auch noch zum Eritgau, denn zu 851 wird Ostrach
in Konrads Grafschaft genannt, und Konrad (ein Weife) erscheint schon
839 als Graf des Eritgaues. (Wartmann II, p. 37, N. 417 u. Württbg.
Urk.-Buch I, N. 102.)
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Zur Herkunft der Zähriuger.
uns in der Muri-Urkunde von angeblich 1027 genannten Sohne
Landolts I. stammte und ihren Sitz auf der Veste Egg bei Königs-
eggwald hatte, von neuem mit der denkbar grössten Gewissheit auf
Beteiligung am Alaholfingcrerbe hinweist.
Im Eritgau fanden wir also Besitz Becilins von Villingen und
seines Vaters Landolt, welcher auf Abkunft von den Alaholfingern
weist. Da nun, wie schon wiederholt bemerkt, die Vermittlung der
Alaholfingererbschaft durch eine von Landolts beiden Gemahlinnen
nicht bewirkt sein kann, so müssen wir auf die Generation vor
I^andolt zurückgeben und kommen so von neuem auf eine Gemahlin
Guntrams als Miterbin der Alaholfinger und auf gemeinsame Ab-
stammung der Zähringer und Habsburger.
Zur besseren Übersicht des in Bezug auf die Beteiligung
der Habsburger und Zähringer an der Erbschaft der Alahol-
finger Gesagten diene folgende Tabelle, welche unsere Ergebnisse
kurz zusammen fasst:
Stammtafel siehe nächste Seite.
4. Herzog Hermann II. von Schwaben (f 1003)
und seine Erben.
Über diese vierte, beziehungsweise dritte Gruppe der Mit-
erben der Alaholfinger hat Baumann in seinem bereits an-
geführten Aufsatz „Über die angebliche Grafschaft und Grafen -
familie Kelmünz"1) ausführlicher gehandelt, und wir können
für vieles auf diese Abhandlung verweisen. Nur hat Dr.
Baumann (l. c. p. 11/12) den minderjährig gestorbenen Herzog
Hermann III. (f 1012) statt seines Vaters Hermann II. (t 1003)
als ersten Erben der Alaholfinger angesehen und hält auch
Gerberga von Burgund, die er ebenfalls irrtümlich als Gemahlin
Hermanns III. ansieht, für die Vermittlerin der Erbansprüche,
was sie entschieden nicht ist.3) Dadurch wird denn auch der
ebenfalls minderjährig verstorbene Berchtold, von welchem die
Annales Marciitalenses reden, bei Baumann aus einem älteren
Bruder zu einem Sohne Hermanns III.
Vielleicht treffen die folgenden Ausführungen das Richtige
') Zeitschr. f. Schwaben und Neuburg, Jahrg. 4 (1877) Heft 1.
*) Das richtige Verhältnis ist folgendes:
Hermann II. von Schwaben f 1003 mit
Gerberga von Burgund
Hermann III. von Schwaben geb. 1001 f 1012.
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520
Krüger.
Adalbert, Graf von March tal
Geb. ca. 896 f Anfang 954
Berchtold V.
eb. ca. 920/30) t 973.
egraben in Reichenau.
Letzter Alaholfinger
dieser Linie.
Tochter N. N.
(geb. ca. 915)
Guntram von Egisheim „der Reiche".
Geb. ca. 915 t nacÄ 978 mit
1) ca. 935 N., Tochter Adalberts von
March tal,
2) N. Erbin von Windisch.
N. Erbin v:
WimUVh.
Tochter N. N.
(geb. um 960?) (f um 095)
mit
Hermann U. v. Schwaben
f 2/3. Mai 1003.
Beatrix Berchtold'
mit geb. 991/92
Adalbero f 992/93.
v. Eppen-
stein.
■ 1
1.
Birthilo, Graf im Breisgau (geb.
ca. 935 t nach 1010, ca. 1010/15).
Miterbe s. Oheims Berchtold V.,
Stifter des Klosters Sulzberg im
Breisgau, das er vielleicht schon
aus der Alaholfingererbschaft
stiftete und dotierte, Nach seinem
kinderlosen Tode beerben ihn seine
Neffen. (Bringt zuerst den alten
Alaholfingernamen Berchtold in
sein Geschlecht.)
2.
Landolt-Lancelin I.
ca. 940/45 t Aug.
991 1.
(geb
Graf im Turgau.
Vielleicht auch Sohn der Alah. i
fingerin, in welchem Fall <i*
Windisch er Erbe durch Guntram)
Mutter vermittelt wäre. Mar«
schon 973 75 e. Stiftung in K6ni*-
eggwald, welches wahrscbeüilu:
zum Alaholfingererbe gehörte,
mit
1) Bertha von Büren lebt 970/78
f ca. 974/75,
2) Liutgard (von Leuzburg)
K*-iiiÄ Ti.o I ' c'.
kann die Ar
*|>rücb« »t.
*r AI»-. •
fr T*rniitir:.
hat -r .
1.
Berchtold-Becelin,
geb. ca. 970 f 1024,
999 Herr von Villingen,
welches wahrscheinlich
zum Alaholfingererbe
gehörte; hat auch Be-
sitz in Heisterkirch und
Waldsee.welcher sicher
zum Alaholfingererbe
gehörte.
Linien Baden und Zäh-
ringen, im Besitz von
wichtigen Teilen der
Alaholfingererbschaft
im Breisgau, in Asen-
heim, in der Eitrahun-
tel und im Neckargau.
1 oder 2.
Landolt-Lancelin II.
(geb. ca. 970/75)
1 1025/29, vor 1030,
Vogt von Reichenau,
welchesAmt auch wahr-
scheinlich zum Alahol-
fingererbe gehörte.
Linie Königseggwald-
Degernau.
Im Besitz v. Teilen d.
Alaholfingererbschaft
(Abschnitt III).
Rudolf (1010 comes),
geb. ca. 980/85
t nach 1049, vor 1063.
Gründet ca. 1045;48
Kloster Ottmarsheim,
dem er Besitz zu Ebin-
gen , Thailfingen etc.
im Scherragau schenkt,
welcher sicher zur Ala-
holfingererbschaft ge-
hörte.
f o. N.
Rad bot,
. ca 980
Graf im Klet^
geb. ca 980 >5.
1023 (
Linie Habsburg.
Im Besitz einer Ihr.
schaft um den Busst
die ganz sicherlich f.:
A Laholfingererbschäft
gehörte.
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J
Zur Herkunft der Zähringer.
521
über die Vermittlung der Erbansprüche dieser Gruppe von
Miterben:
Wir sahen oben (p. 498), dass die Annales Marchtalenses
berichten, Herzog Hermann II. habe auf Bitten seiner Gemahlin
Gerberga von Burgund eine Schenkung in Bettighofen (vgl.
N. 72 unseres Verzeichnisses) zum Gedächtnis des gestorbenen
Alaholfingers Berchtold V. (f 973) gemacht. Herzogin Gerberga
habe ihrem Gemahl einen Sohn geboren, der zu Ehren
Berchtolds V. auch Berchtold genannt, aber nur ein Jahr und
vier Tage alt geworden sei. Später habe Gerberga ihrem
Gemahl einen zweiten Sohn, Namens Hermann, geboren.
Zu dieser Nachricht, dass Herzog Hermann II. einen Sohn,
Namens Berchtold hatte, stimmt ganz vortrefflich eine von
G. v. Wyss als alt (gleichzeitig?) nachgewiesene Notiz der
Annales Sancti Meginradi IL, welche lautet:1)
992 Hermanni Ducis Alamanniae filius Bertolfus in festo
Paschal Heremi baptisatur.
Und der Tschudische Auszug aus dem „Liber vitae Einsid-
lensis" hat gleichfalls die Notiz :*) 992 Hermannus Dux
Alamanniae filium suum Bertolfum infantulum in Monasterium
Heremi detulit ad baptizandum. Qui a Sancto Gregorio8) a
fönte suscipitur Anno Regni Ottonis tercii 10.
Danach ist es sicher verbürgt, dass Herzog Hermann II.
einen Sohn, Namens Berchtold hatte, der 991 oder 992 geboren,
992 oder 993 starb, und ebenso ist es richtig, dass Gerberga
ihrem Gemahl (wohl im Jahre 1001) einen Sohn, Namens
Hermann, gebar, welcher zum Jahre 1002 als „parvulus filius u
bezeichnet wird4) und schon 1012 noch als „pueru starb.5)
Dass nun Herzog Hermann II. Miterbe, und zwar wohl in
erster Linie, von Berchtold V. war, sehen wir deutlich
daraus, dass sein Sohn Berchtold nach dem letzten Alahol-
finger benannt wurde, dass Herzog Hermann zum Gedächtnis
Berchtolds V. eine Schenkung zu Bettighofen, — also ohne
Zweifel aus Berchtolds Hinterlassenschaft, — machte, dass
») Jahrbuch f. schw. G. 10, 337. — SS. EI, 144. - ') Ibidem S. 342.
Vgl. dazu die Tschudische Überarbeitung dieser Notiz mit dem sicher
falschen Jahr 996 (ibidem S. 290/291). — si Abt Gregor starb am 8. Nov.
996. — *j Ann. S. Galli maj. SS. I, p. 81 ad 1002: Parvulus filius ejus
(Hermanns II.) et consobrinus regis dux populi ordinatus est. — *) Ann.
Quedlinb. SS. III p. 80. Obiit Hermannus puer et dux, regis consobrinus.
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522
Krüger.
Hermanns II. Sohn Berchtold im Kloster Marchtal begraben
wurde1), und dass der zweite Sohn, der minderjährige Herzog
Hermann III , um 1011 das Kloster Marchtal mit weltlichen
Kanonikern besetzte.2)
Endlich hatte auch noch Herzog Heinrich von Kärnthen,
den wir als Urenkel Herzogs Hermann II. kennen lernen
werden, im Jahre 1093 Besitz in Daugendorf im Affagau, wo
ebenfalls Alaholfingerbesitz nachweisbar ist.8) Keinesfalls aber
kann, wie gesagt, Gerberga die Vermittlerin der Erbansprüche
gewesen sein, denn ihre Abstammung ist genau bekannt und
durch drei Generationen die folgende:
Rudolf II. von Burgund Ludwig IV. d'Outremer
f 937 geb. 91 8 20 f 954
922 mit Hertha, Tochter 939/40 mit Gerberga Tochter
Burchards I. von Schwaben König Heinrichs I.
I I
Konrad III. — ca. 960 — Mathilde
geb. 924 t geb. 943
■ i* r i i ■■ i ■ ii i ii
Gerberga (geb. ca. %3/ü5),
Gemahlin Hermanns II. von Schwaben.
Gerberga kann aber auch nicht die Mutter Berchtolds, des
ältesten Sohnes Hermanns II. gewesen sein. Sie war nämlich
ohne allen Zweifel in erster Ehe mit einem Grafen Hermann
von Werle (in Westfalen) vermählt, der 978 als Graf des
Engerngaues erscheint und am 13. Juli 995 fiel.4) Gerberga
selbst erscheint wahrscheinlich noch am 21. Mai 1000 als
Wittwe und Mutter eines Grafen Hermann vom Lohtorpgau.
Sie kann also frühestens im Sommer 1000 sich mit Hermann II.
von Schwaben vermählt haben, und ihr Sohn Hermann III.
wurde wohl 1001 geboren.5)
Hermann II. mussalso eine erste Gemahlin gehabt
haben, welche die Mutter des 91)1/992 geborenen
Berchtold und zugleich die Vermittlerin der Erb-
ansprüche an Berchtolds V. Hinterlassenschaft war.
J) S. Ann. Marchtal. in Freiburger Diöcesanarchiv IV, S. 157. —
2) Stalin I, S. 473. Annal. Bebenhus. bei Hess, Mon. Guelf. 255. -
) Wartmann, Urkundenbuch der Abtei St. Gallen III, N. 823. — Vgl.
N. 91 unseres Verzeichnisses. — *) Vgl. über alles folgende Seibertz, Dipl.
Familiengeschichte der alten Grafen von Westfalen, zu Werl und Arns-
berg, in „Landes- und Rechtsgeschichte von Westfalen" (1845). — *) Mög-
lich wäre es allerdings wohl auch, dass Gerbcrga schon 996 oder 997 sich
mit Hermann vermählt hätte, früher aber keinesfalls. Das würde übrigens
an unseren Aufstellungen nichts andern.
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Zur Herkunft der Zahriiiger.
523
Diese erste Gemahlin Hermanns II. kann der Zeit
nach nur eine Tochter Berchtolds V. gewesen sein:
Hermanns Sohn Berchtoid wurde also nach dem
Grossvater benannt.
Somit dürfte der sächsische Annalist Recht behalten, der
bekanntlich Gerberga's sichere Tochter Gisela, die spätere
Gemahlin Konrads II., als eine Gräfin von Werle bezeichnet.1)
Auch Mathilde, Gisela's Schwester und Gemahlin Konrads von
Kärnthen (t 1011) war wohl eine Tochter aus Gerberga's erster
Ehe, wogegen allerdings Beatrix*), Gemahlin Adalbero's von
Eppenstein, Herzogs von Kärnthen, eine Tochter aus Her-
manns II. erster Ehe, also rechte Schwester des minderjährig
gestorbenen Berchtoid gewesen sein möchte. So erklärt sich
denn auch der Kampf, welchen Adalbero von Kärnthen, der
Gemahl der Beatrix, im Jahre 1019 mit den beiden salischen
Konraden, dem jungen (ca. 1001 geborenen) Sohn der Mathilde
und dem Gemahl der Gisela, bei Ulm zu führen hatte. Dass
es sich dabei um den Nachlass des Herzogs Hermann III.
handelte, meint auch Hirsch.9) Wir können nun weitergehen
und die Ansicht aufstellen, dass Adalbero als Gemahl von
Hermanns II. einziger und rechter Tochter Beatrix jedenfalls
die Erbansprüche der Stieftöchter Gisela und Mathilde bestritt,
wobei er jedoch unterlag.
Dass Konrad, Mathildens Sohn, bei diesem Streit in erster
Linie genannt wird, erklärt sich wohl daraus, dass er noch aus-
serdem um das Herzogtum Kärnthen mit Adalbero rivalisierte.4)
Es scheint sogar, dass die Herren von Werla, die rechten
Brüder der Gisela und Mathilde, zugunsten der beiden Konrade,
des Gemahls und des Sohnes ihrer Schwestern, in den Kampf
des Jahres 1019 eingegriffen haben. Denn Kaiser Heinrich II.
stand damals auf der Seite Adalbero^5), und wenn berichtet
wird, dass die Herren von Werla (im Bunde mit Thietmar,
*) Zu 1026 SS. VI, p. 676. — 2) Nicht Brigitta, vgl. Hirsch, Jahr-
bücher Heinrichs n. Bd. II, S. 312 und Jodok Stülz im Archiv f. Kunde
österr. Geschichtsquellen IV (1850), S. 648 u. 650. — ») Hirsch, Jahr-
bücher Heinrichs II. Bd. IU, S. 116. — *) Cuonradus adoleacens filius
Cuonradi, quondam ducis Carentani, auxiliante patruele suo Cuonrado,
postea imperatore, Adalberonem tunc ducem Carentani, apud Ulmam
pugna victum fugavit. Herim. Augiens. SS. V, p. 1 19. — 5) Hirsch, Jahr-
bücher Heinrichs II. III, S. 116.
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524
Krüger.
dem Bruder des Sachsenherzogs Bernhard II.) sich 1019 gegen
Heinrich II. empörten so kommt man auf die Vermutung,
dass sie, — vielleicht durch anderweitige Vorteile und Ver-
sprechungen für ihre eventuellen eigenen Erbansprüche ab-
gefunden, — eine Diversion zugunsten der beiden Konrade
machen wollten, indem sie dem Kaiser im Nordwesten des
Reiches zu schaffen machten und ihn so hinderten, Adalbero
thätigen Beistand zu leisten.
Dazu passt es denn auch, dass dieser westfälische Aufstand
sehr wenig nachhaltig gewesen zu sein scheint, indem er von
Heinrich II. sehr schnell unterdrückt wurde. Vielleicht
unterwarten sich die Brüder Gisela's und Mathildens freiwillig,
nachdem der Zweck des Aufstandes, die Durchsetzung der
Erbansprüche ihrer Schwestern, durch den Sieg bei Ulm
erreicht war.
Es ist hier nicht der Ort, die Richtigkeit der Behauptung,
dass besonders Gisela, und auch wohl Mathilde, Stieftöchter
Hermanns II. waren, einlässlicher zu erweisen.8) Nur soviel
sei noch bemerkt, dass die Worte Hermanns von Reichenau
') Annal. Quedlinb. (SS. III, p. 84) zu 1019: In ipso anno consobrini
imperatoris, filii Hcrraanni comitis, cum Thiatmaro, Bernhardi ducis filio,
rebellare coeperunt; qui tarnen comprehensi custodiae deputantur. In-
terim Thiatmarus fuga elapsus patriam repetit; sed statim non post mul-
tos dies omnes pariter imperatoris gratia condonantur. — Vgl. Hirsch,
1. c III, S. IIS, wo die Vermutung ausgesprochen wird, dass der Auf-
stand gegen den Bischof von Münster gerichtet gewesen sei. — Der Aus-
druck „consobrini imperatoris" erklärt sich folgendermaasen:
Konrad III. von Burgund, geb. 924 f 993
1. 2.
Gisela f 1006 Gerberga (geb. ca. 963/65)
mit mit
Heinrich U. 1) ca. 980 Hermann v. Werte f 13. Juli 995
von Baiern 2) (1000) Hennann H. von Schwaben t 1003
geb. 961 f 995 |
Heinrich II. 1. 1. ]. 1. 1. 2.
geb. 973 Herrn, n. Rudolf Bern- Gisela (geb. Mathilde Hermann
t 1024. von Werte hard ca. 980/85) (geb. ca. HL
1019 Consobrini mit 980/85) (geb. 1001)
Heinrichs II Konrad H. f 1012
t 1039
Konrad d. jüngere 1019.
2) Was Hirsch , 1. c. I , S. 466 1 gegen den sächsischen Annalisten
und gegen Seibertz vorbringt, ist durchaus nicht stichhaltig und dürfte
zumal nach den hier beigebrachten Angaben über Hermanns H. erste
Ehe und Sohn erster Ehe vollends hinfällig sein.
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Zur Herkunft der Zähringer.
525
zu 997, wonach Hermann IL von der Gerberga einen gleich-
namigen Sohn und drei Töchter gehabt hätte1), sehr wohl
auf einein Irrtum beruhen können, indem der Annalist die
Tochter aus Hermanns II. erster Ehe, sowie die beiden Töchter
aus Gerberga's erster Ehe, sämtlich für Töchter Hermanns und
der Gerberga ansah.1) Und wenn Wipo, der es allerdings
genau wissen musste, den Herzog Hermann II. den Vater der
Gisela nennt3), so hat er einfach aus höfischer Schmeichelei
den Stiefvater für den Vater gesetzt, um dadurch die Kaiserin
Gisela aus einer Grafen- zu einer Herzogstochter zu machen.
Dass Mathilde und Gisela am Alaholfingererbe beteiligt
wurden, trotzdem sie kein Alaholfingerblut in den Adern hatten,
lässt sich nach den damaligen Gebräuchen sehr wohl erklären.
Danach hatte Herzog Hermann II. (f 1003) unzweifelhaft
durch seine erste Gemahlin neben seinen Kindern aus dieser
Ehe Anrechte auf das Alaholfingererbe, die von ihm wohl
zunächst auf seinen Sohn zweiter Ehe, Hermann III., über-
gingen. Dieser war bei seinem schon im Jahre 1012 erfolgten
Tode der neue Erblasser, und auf seine Hinterlassenschaft,
zu der wohl die eine Hälfte der Alaholfingererbschaft, soweit sie
an Hermanns II. erste Gemahlin gefallen war, gerechnet werden
muss, machten nun einerseits seine Halbschwestern mütterlicher
Seite, Gisela und Mathilde, anderseits seine Halbschwester
väterlicher Seite, Beatrix, Gemahlin Adalberos von Kärnthen,
Ansprüche.4) Wir haben gesehen, dass Adalbero die Ansprüche
— •
') SS. V, p. 118. Counradus Alamannorum dux obiit, et pro eo
Herimannus ducatum accepit; qui et ipse filiam Counradi regia Burgun-
diae, Gerbirgam, in matrimonio habuit; ex qua ßlium aequivocura tresque
filias rekquit — 2) Dass Gisela und Mathilde Töchter der Gerberga
waren, steht fest. Einmal beruhte auf dieser Abstammung die beiden
vorgeworfene Blutsverwandtschaft mit ihren Gemahlen (den beiden Kon-
raden), dann aber werden beide von Wipo auch ausdrücklich Töchter der
Gerberga genannt. (Gisela SS. XI, p. 261 und 268, Mathilde ibidem
p. 268). — *) SS. XI, p. 261. — ♦) Dass auch die Herren von Werle,
die rechten Brüder von Gisela und Mathilde, sowie die Kinder aus Gisela's
erster (braunschweigischer), oder aus Mathilden« zweiter (lothringischer)
Ehe an der Alaholfingererbschaft beteiligt worden wären oder auch nur
diesbezügliche Ansprüche machten, darüber ist nichts Sicheres bekannt.
Vielleicht wurden sie abgefunden, vielleicht aber waren sie auch zuweit
entfernt, um ihre Ansprüche durchzusetzen, während Gisela und Mathilde,
resp. deren Gemahl und Sohn ihre Ansprüche aus der N&he betreiben
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526
Krüger,
von Gisela und Mathilde wahrscheinlich bestritt, dass er sie
aber 1019 nach der Niederlage bei Ulm jedenfalls anerkennen
musste. Derartige Erbansprüche, wie sie hier von Gisela und
Mathilde erhoben wurden, waren im Mittelalter weder etwas
Ungewöhnliches, noch wurden sie als unberechtigt angesehen.
Wir finden z. B. ganz ähnliche Begründung von Erbansprüchen
bei den Miterben Friedrichs von Toggenburg (f 1436) und
Georgs von Räzüns (f 1459). *) Und auch Dr. Baumann zeigt
in seinem mehrerwähnten Aufsatz „Über die angebliche Graf-
schaft und Grafenfamilie Kelmünz"*), dass Rudolf von Rhein-
felden das von Hermanns II. Stieftochter Gisela stammende
alaholfingische Erbe seiner ersten Gemahlin, der Schwester
Heinrichs IV., jedenfalls ganz oder zum grössten Teil behielt
und an seine Kinder zweiter Ehe vererbte, trotzdem diese
Gemahlin kinderlos gestorben war und in ihrem Bruder
Heinrich IV. (und dessen nachmaligen Kindern) blutsverwandte
Erben hinterlassen hatte.
Wir gewinnen somit nach allem Gesagten für sämtliche
Miterben der Alaholfinger folgende Tabelle:
Stammtafel, siehe Tafel III.
III.
Das Hans Königsegg-Degernau, eine weitere Linie
des Habsbnrgiseh-Zähringischen Stammes.
Im neunten Band dieser Zeitschrift findet sich (S. 193
bis 225) die Notitia fundationis des Klosters St. Georgen auf
dem Schwarzwalde (nordwestlich von Villingen), welche, in
ihrem grössten Teil wenigstens bis zum Jahre 1095 (S. 221)
sicher fast ganz gleichzeitig abgefasst ist oder doch auf gleich-
und durchsetzen konnten. Vgl. indessen in Abschnitt III in Bezug auf
die Braunschweiger Nachkommen Gisela's das über die Urkunde von 1125
(betreffend Schluchsee) Gesagte.
') Vergl. die betreffenden Untersuchungen des Verfassers: Über
Toggenburg im Anzeiger f. schweizer. Geschichte 1885, X. 8 u. 4 und
1886, N. 1 u. 2. — Über Razuns in den St. Galler Mitteilungen, Bd. XXII,
§ 12. — ») Zeitschrift f. Schwaben und Neuburg, Jahrgang 4 (1877)
Heft 1.
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Zur Herkunft der Zähringer.
527
zeitige Aufzeichnungen zurückgehen muss. Danach gründete
ein „dominus Hezelo" am 4. Januar 1083 „in villa sua
nomine Walda". nämlich in Königseggwald ') (im Eritgau,
westl. von Aishausen) zu Ehren des heil. Georg ein monasterio-
lum", nachdem schon seine „progenitores" ebendaselbst dem-
selben Heiligen ein Oratorium geweiht hatten. (1. c. S. 196
und 194/95).
Da Uezelo indessen die villa Walda einst seiner (bereits
verstorbenen) Gemahlin Bertha geschenkt hatte, so übergab er
(ebenfalls am 4. Januar 1083) tauschweise seinem Sohne
Hermann, als dem Erben der Bertha, Güter zu Ingoidingen
(sw. von Biberach) und Degernau (ibidem), welche er von
seinem kürzlich verstorbenen (also wohl kinderlosen) Bruder
Adalbert geerbt hatte, um dadurch völlig freies Verfügungs-
recht über Königseggwald zu erlangen (1. c. S. 196). Die
Gegend von Wald erwies sich indessen als ungeeignet für die
neue Gründung, und so übertrug Hezelo das Kloster mit
Einwilligung Gregors VII. noch im Jahre 1083 nach St. Georgen
(nw. von Villingen), „in pagum nomine Bara, in comitatu
Aseheim, in quendam monticulum nigrae sylvae, qui locus
propter situm terrae dici potest et est ipse Vertex Alemanniae"
(1. c. S. 198).
Die hier dem neuen Kloster geschenkte Gegend gehörte
zur einen Hälfte dem Hezelo, zur anderen einem Waltarius
de Teningun.2) Der Bau einer Kapelle wurde im Jahre 1084
begonnen, und dieselbe wurde nach ihrer Vollendung am
24. Juni 1085 von Bischof Gebhard von Konstanz, einem
Sohne des Herzogs Berchtold I., geweiht (S. 199). Im Januar
1086 schenkten dann Hezelo und Hermann der neuen Stiftung
sowohl den umliegenden Grund und Boden, als auch Besitz
in Stockburg (zwischen St. Georgen und Villingen), in Bal-
dingen (Bähungen a. d. Dreisam am Kaiserstuhl), Endingen
(nw. von Bahlingen) und Gottenheim (s. von Bahlingen) s)
(SS. 200 u. 202).
») S. 194, Anm. 1. — a) S. 199. Nach Anm. 8 ibidem wäre Dun-
ningen, nö. von St. Georgen zu verstehen, (Warum nicht Thuningen,
sö. von Villingen, wo auch wohl Hermann, Hezelo's Sohn, 1090 Besitz
hatte, oder Theningen bei Emmendingen im Breisgau?) — 3) Das letzt-
genannte Gottenheim dürfte dafür sprechen, dass auch die beiden anderen,
Bahlingen und Endingen, die gleichnamigen Orte im Breisgau, n. von
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528
Krüger.
Die „Notitia" berichtet uns dann, dass Hezelo, wie auch
schon seine Vorfahren, Vogt des Klosters Reichenau war
(S. 204). Als Vogt von Reichenau erscheint Hezelo in der
That schon in einer Urkunde Eberhards V. (des seligen) von
Nellenburg vom Jahre 1056. *) Dieselbe enthält Schenkungen
für Reichenau, und unter den Zeugen sind aufgeführt:
„Herimannus advocatus Landol w Dies können nur
Hezelo und sein gleich nachzuweisender Bruder Landolt II f.
sein; Hezelo ist die Koseform für Hermann, wie Hesico für
Heinrich, Bucco für Burchard etc.
Hezelo-Herraann starb nach der „Notitia" am 1. Juni 1088*)
und wurde zu St. Georgen begraben, wohin auch seine in
Wald begrabenen Vorfahren gebracht wurden. Die Notitia
verzeichnet dieselben genau, wie folgt (S. 205):
Landolt et Bertha, parentes avi ejus (nämlich Hezelo's).
Landolt et Gisela, parentes patris ejus, Udalricus et Adela
(parentes ejus), Landolt frater ejuss), Adelbertus, patruus
ejus, Irmengart patruelis ejus, Bertha uxor ipsius.4)
Zu diesen Angaben über die Vorfahren Hezelo's stimmen
diejenigen einer allerdings erst nach 1655 zusammengetragenen
handschriftlichen Chronik (S. 205, Anm. 28):
Anno 970 Landoldus dynasta, Hezelonis, abbatiae S. Georgii
in hercinia sylva primarii fundatoris, proavus, templum s.
Georgio in villa sua Walda unacum conjuge Bertha
Gottenheim sind. Sonst könnte man auch an Baldingen, nw. von Geisingen
und Endingen im nördlichen Scherragau denken, bei welch' letzterem
wieder die Oberamtsstadt Balingen liegt, an die dann auch gedacht werden
könnte. — Bähungen im Breisgau wird auch 972 Baldinga genannt.
(Herrgott II, N. 140.)
') Quellen z. schw. Gesch. III, Urkunden von Allerheiligen, N. 4, S. 10.
— J) 1. c. S. 206, N.40u. 41. Kalendis „Julii« an der zweiten Stelle
ist ein Druckfehler, denn auch Bernold berichtet Hezelo's Tod zum
1. Juni 1088 (SS. V, S. 447). Auch Bernold nennt dabei Hezelo „advo-
catus sanetae Mariae Augiensis" und bezeichnet ihn weiter als „fidelissimus
miles saneti Petri", der das Kloster St. Georg nin proprio allodio" gebaut
habe und daselbst gegen Ende seines Lebens Mönch geworden sei. —
3) Dies ist also der in der Urkunde Eberhards V. von Nellenburg von
1056 hinter Herimannus advocatus genannte Landol(dus). — *) Es ist zu
beachten, dass diese Notiz alt und nicht, wie die gleich folgende, mit ihr
übereinstimmende, erst spät zusammengetragen ist.
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Zar Herkunft der Zahringer.
;»20
condit1), quod 8. Conradus episcopus constantiensis conse-
cravit.*)
Anno 992 Landoldus fit advocatus Augiae divitis. Anno
1000 Landoldus moritur, sepultus in Walda. Landoldus, filius
ejus, fit advocatus Augiae.
Anno 1024 Conradus II. fit imperator, a quo Manegoldus
comes advocatiam Augiae, mortuo Landolfo impetrat.
Anno 1030 Udalricus, Landoldi II et Giselae filius, advo-
catiam recuperat.
Anno 1050 obit Udalricus, Hezelonis parens, et in templo
s. Georgii in Walda sepelitur.
Anno 1071 Hezelo, Udalrici et Adelae filius, advocatus
Augiae, cum advenire Rupertum, abbatem simoniacum, com-
perisset, eidem denunciat, ne intra possessiones monasterii
accedere praesumat.
Anno 1082 Hezelo et Hesso, viri illustres et capitanei seu
exercitus ductores, deo monasterium vovent, Waldae in honore
s. Georgii condendum.9)
*) Auch hier ist zu beachten, dass auch die Notitia selbst berichtet,
schon die „progenitores* Hezelo's hätten dem heil. Georg zu Königs-
eggwald ein „Oratorium" gestiftet (1. c. S. 194/95). — J) Konrad war
Bischof von Konstanz 935—976. — ') Die letzten fünf Jahreszahlen dürften
ganz richtig sein: Konrad II. wurde 1024 König, Graf Mangold II. von
Neuenbürg fiel in der That am 17. August 1030, und auch das Gelübde
des Klosterbaues muss 1082 stattgefunden haben, da die villa Wald schon
am 4. Januar 1083 dem Grafen des Eritgaues, Manegold von Aishausen,
liehufs des Klosterbaues übergeben wurde. Ebenso ist das für Landolts I.
und seiner Gemahlin Bertha Stiftung gegebene Jahr 970 beinahe richtig;
die Stiftung dürfte, wie wir gesehen baben, 973 oder 974 stattgefunden
haben. Dagegen sind die Jahreszahlen 992 für die Übernahme der Vogtei
von Reichenau durch Landolt L und 1000 für Landolts I. Tod sicher
falsch. Landolt I. dürfte die Vogtei über Reichenau schon 973 nach
Bercutolds V. Tode übernommen haben, wofern nicht sein Bruder Birthilo
dieselbe bis zur Nicderlegung seiner Würden gegen 1000 behalten hatte.
Auch starb Landolt 1. 991; damals (und nicht 992) wird also sein Sohn
Landolt IL, der uns in der Muri-Urkunde von 1027 genannt wird, die
Vogtei über Reichenau übernommen haben. Landolt II. muss dann nach
1024 und vor 1030 gestorben sein. Heyck (Zahringer, S. 565/66) nimmt
auf Grund der doch erst nach 1655 verfassten Chronik neben dem 991
gestorbenen Turgaugrafen Landolt einen weiteren, im Jahre 1000 gestorbenen
.Landolt an und kommt so zu folgendem Stammbaum:
Siehe nächste Seite.
Zoitwhr. £ Geich, d. Ob«rrh. N. F. Vit. 3. 34
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630
Krüger.
Landolt I. wird in der vorstehenden (allerdings späten)
Notiz als „dynasta" bezeichnet; sein Urenkel Hezelo wird in
einer Bulle Urbans II. für St. Georgen 1095 als „nobilis vir",
in einer Urkunde Heinrichs V. von 1108 als „illuster vir*
und in der vita b. Theogeri als „vir quidara religiosus et
nobilis" bezeichnet.1)
Guntram
Landolt, Graf vom Turgau f 991
Gem. Liutgard von Nellenburg
Landolt II. Rädboü Rudolf. Wernher,
992 Vogt v Reichenau | Bischof von
f 1000. Habsburger. Strasburg.
Gem. Bertha.
Landolt III. Tochter N. N.
t 1024 oder etwas früher Gem. Becelin
Gem. Gisela. von Villingen
j t 1024.
Ulrich f 1050. Berchtoldl. '
Dagegen ist zu bemerken: 1) Landolt II. (nach Heyck) hätte also
nach der Angabe der Chronik mit seiner Gemahlin Bertha im Jahre 970
die Kirche in Königseckwald gebaut, müsste also, wenn wir sein Alter
damals auch nur zu 25 Jahren annehmen, spätestens 945 geboren sein.
Sein (angeblicher) Bruder Bischof Wernher war aber keinesfalls vor 970
geboren, müsste also 25 Jahre jünger gewesen sein, als Landolt. Der
andere Bruder Rudolf, der Gründer von Ottmarsheim, lebte 1049 noch,
kann also, wenn er damals selbst siebzigjährig war, nicht vor 980 geboren
sein, müsste also gar 35 Jahre jünger gewesen sein, als Landolt II.
Und auch Radbot, dessen Sohn, der erst am 11. November 1096 ver-
storbene Graf Wernher, keinesfalls vor 1020 geboren war, dürfte erst um
980 geboren sein. 2) Landolt, der Gemahl der Liutgard, wird in der
schon vor 1061 (bezw. vor 1052) entstandenen Einsidler Aufzeichnung
klar und deutlich als avus des Grafen — späteren Herzogs — Berchtold
genannt. Nach obiger Tabelle wäre er aber wieder der proavus
Berchtolds, wobei hier die Frage der männlichen oder weiblichen Ab-
stammung bei Seite gelassen wird. 3) Nach obiger Tabelle hätte Wernher
von Habsburg, der erst 1001 Bischof von Strassburg wurde, in keinem
Jahre seines Pontificats einen Bruder Namens Lancelin (Landolt) gehabt,
der als „defensor patrimonii" genannt werden konnte. Damit wären die
Angaben der Muriurkunde hinfällig, die doch nach allem, abgesehen von
der Jahreszahl selbst, sehr glaubwürdig ist. Die in der erst nach 1655
entstandenen Chronik gegebenen Jahre 992 und 1000 müssen also irrig
sein und können ebensowenig für die Existenz eines weiteren Landolt
beweisen, wie das von Tschudi für Landolt (Guntrams Sohn) erfundene
Todesjahr 1007.
l) Schöpflin, Als. dipl. H, S. 177. Gerbert, hist. nigrae silvae m, 41.
— SS. XIV, S. 452. - Vgl. diese Ztschft. 9, S. 205/6, Anm. 29.
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Zur Herkunft der Zahringer.
531
Spätere Überlieferungen nennen Hezelo einen Freiherrn
von Degernau1), in welchem Orte das Geschlecht wirklich
begütert war; in einer Urkunde vom 26. Februar 1092 wird
Hezelo's Sohn „Hertmann de Egga" genannt3) Er führte also
•den Namen von der Veste Egg bei Königseggwald, auf welcher
auch seine Wittwe Helica (Helewidis) am 5. Januar 1095 eine
Urkunde ausstellte.8)
Hecelo advocatus augensis wird uns auch in einer Urkunde
Heinrichs V. vom 8. Januar 1125 genannt.4) Danach hatten
Herzog Rudolf von Rheinfelden, ein Graf Otto und sein Sohn
Graf Friedrieb, Graf Ekbert von Sachsen, Ita de Saxonia et
de biretorf, Tuoto von Wagenhausen und Hecelo advocatus
augensis einen gemeinsamen Besitz zu Schluchsee (im Alpgau,
n. v. St. Blasien) an das Kloster St. Blasien gegeben.5) An
das geschenkte Gut stiess ein anderes, welches an Reichenau
gehörte. Hecelo tauschte dasselbe gegen sein Gut in „Ruttin
juxta Ostra" (von Reichenau) ein und gab es dann ebenfalls
an St. Blasien.
Die erste Schenkung rauss vor dem 15./ 16. Oktober 1030,
wo Rudolf fiel, etwa zwischen 1060 und 1080, die zweite vor
dem 1. Juni 1088 stattgefunden haben.
Hecelo's Besitz „Ruttin juxta Ostra" ist jedenfalls Kalk-
reute bei Ostrach, w. von Königseggwald.
Schon im Jahre 1084 hatte Hecelo vorausgesehen, dass
sein bereits vermählter Sohn Hermann ohne Nachkommen
bleiben werde (1. c. S. 207). Er war daher 1084 mit seinen
Verwandten („Cognati") und nächsten Erben („proximi heredes")
Landolt und Adalbert von Entringen6) übereingekommen, dass
sie für den Fall von Hermanns kinderlosem Tode den grösseren
Teil von Hermanns Hinterlassenschaft dem Kloster St. Georg
*) L c. S. 206, Anm. 29. — *) Quellen z. schw. Gesch. III, Urkunden
von Allerheiligen, S. 18, N. 7,5. — »)1. c. 8.218. — «)Dttmge\ S. 127 28,
N. 78. — ') Auch dieser Besitz war möglicher Weise bis dahin gemeinsam
verbliebenes , weil unangebautes Land aus der Alaholfingererbschaft.
Rudolf von Rheinfelden, Graf Ekbert (I f 1068 oder II. t 1090?), Ita
„de Saxonia et de biretorf und Hecelo sind als Miterben der Alaholfinger
nachzuweisen; in Betreif des Grafen Otto und seines Sohnes Friedrich,
sowie Tuto's von Wageahausen ist dies freilich bis jetzt nicht möglich.
— *) Zwischen Tübingen und Herrenberg. Adalbert von Entringen,
Landolts IV. Uruder, wird schon «um 9. Oktober 1075 genannt (Württbg.
ürkdbch. I, N. 233, S. 279).
34*
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Krüger.
abtreten sollten. Hierbei wird von dieser Hinterlassenschaft
namentlich nur Besitz zu Hugoideshusen genannt.1) Da
Landolt (IV.) und Adalbert ausdrücklich als „filii Landolditt
bezeichnet werden (S. 207, N. 46), so haben wir in ihnen
ohne Zweifel Söhne des vorher erwähnten Landolt III., des
vor 1084 verstorbenen Bruders von Hecelo, vor uns, wozu die
Bezeichnung derselben als Cognati und proximi heredes genau
stimmt.
Hermann, Hecelo's Sohn und Nachfolger in der Vogtei
über St. Georgen2), schenkte dem Kloster am 30. November 1090
Besitz zu „Tunningen", Thunningen so. von St. Georgen und
Villingen.8)
Auch mit dem Kloster Hirsau machte er einen Gütertausch,
wobei er auch „advocatus de Owa* genannt wird.4) Er erhielt
Besitz in Bösingen (zwischen Rotweil und Oberndorf) und gab
dafür dem Kloster Hirsau Besitz in Töffingen (wohl Döffingen,
w. von Sindelfingen).
Hermann von Königsegg starb ohne Nachkommen am
25. September 1094.6)
Seine Wittwe Helica (Ilelewidis) machte am 5. Januar 1095
„in Castro Ekka" (Veste Königsegg bei Königseggwald) dem
Kloster St. Georgen eine Schenkung mit ihrer von Hermann
erhaltenen Morgengabe „in pago Mindilriet apud villam Cho-
ringen" und „in vicis Mathesowa et Weinga".6)
Längere Zeit nach Hermanns Tode kamen seine Vettern
Landolt IV. und Adalbert III. ihrer 1084 übernommenen Ver-
pflichtung nach, Adalbert am 11. September 1111 zu Basel
(S. 207), Landolt am 16. Januar 1112 zu Ulm (S. 208).
*) Wohl Oggelahausen bei Buchau am Federeee (im Eritgau). —
*) 1. c. S. 209, N. 50, S. 211, N. 62, 8. 213, N. 65, 8. 214, N. 67 u.
69, S. 2)5, N. 78 u. 79, S. 217, N. 85. — *) wohl nicht Dunningen,
nw. von Rotweil; in der Nähe dieses Dunningen lag allerdings Bösingen,
wo Hermann Besitz eintauschte. — *) Codex Hirsaug in Biblioth. des
litter. Vereins Stuttgart Bd. I, 8. 98. — ») 1. c. S. 217, N. 85. Hier
ist zwar VII kal. Septembris (26. August) als Todestag angegeben. Da
aber Hermann noch bei einer am 20. September 1094 gemachten Schenkung
anwesend war (1. c. N. 86), und da die Monatsdaten der Nummern 84,86
und 86 in fortlaufender Reihenfolge gegeben sind, so muss „Septembris4
für „Octobris" verschrieben sein. — •) 1. c S. 218. Nach Anm. 72 (ibidem)
wäre das Mindelried ein Untergau des Illergaues um Mindelheim (östl.
von Memmingen) gewesen. Mathesowa ist Mattseis nö. von Mindelheim ,
Choringen soll ein Ort Knöringen daseibat sein.
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Zur Herkunft der Zähringer.
533
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534
Kröger.
Trotzdem bekam das Kloster über Hermanns Hinter-
lassenschaft noch Streit mit Ulrich von (Zollern-) Hürningen
(Hirrlingen zwischen Haigerloch und Rottenburg), welcher
Hermanns Wittwe Helewidis geheiratet hatte. Erst beider
Sohn Ulrich der jüngere trat diese Besitzungen 1125 nach
seines Vaters Tode endgültig dem Kloster ab (S. 208).
Am 29. März 1094 machte Gerunc „capitaneus* zum
Seelenheil seiner am 27. März 1094 gestorbenen, in St. Georgen
begrabenen Gemahlin Willibirc, welche „domini Hezelonis ex
patrueli neptis* genannt wird, dem Kloster St. Georgen Wein-
berge zum Geschenk, „quae possederant (also beide, Gerunc
und Willibirc) .in villa Schafhusen in pago Prisiaquensi", und
ausserdem „quicquid habuerunt (also wieder beide) juxta
fluvium Treisamam in loco, qui dicitur Hagenbuoch (S. 214).
Die hier genannten Orte sind wohl Oberschaffhausen (am
Kaiserstuhl, n. von dem früher genannten Gottenheim) und
ein östlich davon an der Dreisam gelegenes, nicht mehr
vorhandenes Hagenbuch.
Da Willibirc ausdrücklich als Mitbesitzerin genannt wird,
und da gerade in derselben Gegend im Breisgau (in Gottenheim,
Bahlingen und Endingen) schon früher Besitzungen Hezelo's
genannt wurden, so waren auch die Besitzungen zu Schaffhausen
und Hagenbuch wohl die Mitgift der Willibirc und stammten
aus Familiengut des Hauses Königsegg.
Ebenfalls im Jahre 1094 machten Landolt IV. und sein
Sohn Hug, „nobiles viri", dem Kloster St. Georgen eine Schenk-
ung in ihrer villa Estein, sowie in Turriwanc und Stokinhusen
(1. c. S. 215). Die Schenkung wird später (220) nochmals
erwähnt, und hier heisst es Estetin statt Estein.
Die drei Orte sind also ohne Zweifel Ehestetten bei Ebingen
(im Schmiechatal), Dürrwangen (w. von Ebingen) und Stocken-
hausen (nw. von Ebingen), alle drei im Scherragau gelegen.
Dass der hier genannte Landolt mit dem oben zu 1084
und 1112 genannten gleichnamigen Brudersohn Hecelo's,
Landolt IV. von Entringen, identisch ist, wird wohl keines
weiteren Beweises bedürfen.
Zu Stockenhausen machte 1095 auch Hartmannus, miles
de Dalehusen1) cum consensu unici filii sui" dem Kloster
1) Thalhausen zm. Kottweil und Oberndorf.
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Zur Herkunft der Zähringer.
535
St. Georgen eine Schenkung, welche sicherlich ebenfalls ans
Eönigsegger Stammgut herrührte, denn Hartmann war nach
der „Notitia" der gen er Landolts (IV. von Entringen) und
„levir" von dessen Sohne Hug (S. 220, N. 102), hatte diesen
Besitz also jedenfalls mit der Mitgift von Landolts Tochter
erhalten.
Den hier zu 1095 genannten „unicus filius" Hartmanns
von Thalhausen, welcher nicht vor 1075 geboren sein konnte1),
finden wir vielleicht wieder in dem 1140 noch kinderlosen
Hug, welcher damals an St. Georgen Besitz in Brunnchoübiton
und Baldingen schenkte.8) Auch dieser in der Nähe von
Stockenhausen und Dürrwangen gelegene Besitz entstammte
vielleicht dem Hause Königsegg.
Nach den obigen Angaben können wir also Besitzungen
des Hauses Königsegg in folgenden Gauen und an folgenden
Orten nachweisen:
a) Im Breisgau.
1) Endingen, n. vom Kaiserstuhl, 2) Bahlingen a. d. Dreisam, sö.
von Endingen, 3) Gottenheim, s. von Bahlingen; 1086 Hecelo und
Hermann. — 4) Ober-Schaffhausen, nw. von Gottenheim, 5) Hagenbuch
a. d. Dreisam (abgeg.) ; 1094 neptis Hecelo's.
b) In Asenheim.
6) St. Georgen, nw. von Villingen ; Hecelo 1063. — 7) Stockburg,
zw. St. Georgen und Villingen ; Hecelo und Hermann 1066. — 8) Thu-
ningen, sö. von Villingen oder Dunningen, nw. von Rottweil; Her-
mann 1090. — 9) Bösingen, s. von Oberndorf. Hermann erwirbt hier
Besitz von Hirsau, war also wohl schon vorher in der Gegend begütert.
c. Im Scherragau.
10) Dflrrwangen, w. von Ebingen, 11) Stockenhausen bei Dürr-
wangen, 12) Ehestetten, bei Ebingen im Schmiechatal ; 1094 Landolt IV.
(von Entringen) und sein Sohn Hug. — 13) Balingen, OA. -Stadt in
Württemberg, 14) Bronnhaupten bei Balingen; Hug (H von Entringen)
1140.
d) Im Eritgau.
15) Königseggwald („villa WaldaMi, w. von Aishausen. Hier macht
schon Hecelo's Urgrossvater Landolt I. mit seiner Gemahlin Bertha
973/74 eine Stiftung, und auch Hecelo gründet dort zuerst sein
Kloster (1083). 16) Veste Königsegg („Castrum Ekka") bei Königs-
eggwald. Hier urkundet Hermanns Wittwe 1095, und Hermann
*) Vgl. die beifolgende Stammtafel des Hauses König6egg. Vielleicht
war der 1140 genannte Hug aber auch ein Sohn des 1094 und 1095
genannten Hug von Entringen. Jedenfalls stammte er aus der Entringer
Linie. — «j 1. c. S. 224, N. 120. — Bronnhaupten bei der württbg.
Oberamtastadt Balingen, welches letztere hier also auch gemeint sein dürfte.
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53C
Krüger.
selbst wird 1092 „de Egga" genannt, 17) Kalkreute bei Ostrach
(„Ruttin juxta Ostra). Hecelo schenkt hier Besitz an St. Blasien,
18) Oggelshausen bei Buchau am Federsee. (Hugoideshusen). Hecelo
und Hennann 1084, 19) Ingoidingen, sw. von Biberach, 20) Degernau
bei Ingoidingen. Hecelo 1063.
e) Im pagus Mindilriet (um Mindelheim, ö. der Hier).
21) Choringen-Knöringen (wo?\ 22) Mathesowa-Mathseis, nö. Ton
Mindelheim, 23) Weinga (wo?)
f. Im Alpgau.
24) Schluchsee, n. von St. Blasien. Hecelo vor 1080.
g) Vereinzelt.
25) Entringen, zwischen Tübingen und Herrenberg. Landolt IV.
und Adalbert 1H. 1084, 26) Döffingen (Töffingen) a. d. Würm, w. von
Sindelfingen. — Hermann, Vogt von Reichenau.
Stellen wir diese Besitzungen des Hauses Eönigsegg mit
dem von uns nachgewiesenen Besitz der Alaholfinger, Zähringer
und Habsburger zusammen, so gewinnen wir ganz überraschende
Resultate, die uns zu dem Schlüsse führen müssen, dass das
Haus Königsegg an der Alaholfingererbschaft beteiligt und
mit den Zähringern und Habsburgern nahe verwandt war.
Wir werden dann weiter sehen, dass das Haus Königsegg eiue
Linie des Zähringisch-Habsburgischen Stammes war.
Vergleichen wir die fraglichen Besitzungen in der obigen
Reihenfolge:
a) Im Breisgau.
Hier fanden wir nicht nur Alahol fingerbesitz zu Ebringen, welcher
vermutlich im Mittelpunkt eines ganz bedeutenden, später an die
Zähringer gefallenen Alaholfingereigens lag (II, C. 3), sondern wir
vermuteten auch alten Alaholfingerbesitz in Ettingen und Malterdingen,
wo auffälliger Weise die Grafen von Alshausen(-Veringen) schon 1QO*
begütert waren (II, C, 1).
Westlich und südwestlich von Malterdingen liegen aber die vier
Orte Endingen, Bahlingen, Oberschaffhausen und Gottenheim, wo
wir Besitz des Hauses Königsegg fanden.
In Endingen und wohl auch in Oberschaffhausen ist auch Habs-
burger Besitz nachweisbar, und ausserdem lag sowohl in Endingen,
wie in Bahlingen Besitz, welcher zu dem 952 Guntram von Egisheim
abgesprochenen Reichshof Riegel gehörte.
Noch bemerkenswerter ist aber, dass der von uns festgestellte
Besitz des Hauses Königsegg wie eingekeilt zwischen dem Habsburger
und Zähringer Eigen im nördlichen Breisgau gelegen war. Unmittel-
bar westlich davon lag der Habsburger Komplex am Kaiserstuhl mit
der Limburg, sowie Besitz in Saspach, Königsschaffhausen, Rothweil,
Achkarren, wie in Endingen und Oberschaffhausen, selbst.
östlich davon lag der nördliche Teil des grossen Zähringer
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Zur Herkunft der Zahringer.
537
Eigens, von dem wir Besitz in Emmendingen, Benthe, Holzhansen,
Vörstetten, Benzhansen, Gundelfingen etc. nachweisen können.
Sieht das nicht aus, als wenn hier einst drei Brüder geteilt hätten?
Und das dürfte ja auch wirklich zwischen den drei Brüdern
Berchtold-Becelin von V Illingen, Landolt-Lancelin IL und Radbot
geschehen sein, wobei sogar noch etwas von dem auf den vierten
kinderlosen Bruder Rudolf gefallenen Anteil nachweisbar ist, denn
dieser gab Besitz in den genannten Orten Rothweil und Achkarren
an Ottmarsheim.
b) In Asenheim.
In Asenheim fanden wir bedeutenden Alaholfingerbesitz, der an
die Zähringer überging und zu dem vermutlich auch Villingen gehörte,
Der Königsegger Besitz in St. Georgen und Stockberg lag nw.
von Villingen und an der Westgrenze von Asenheim. Der Ort
Tunningen, wo wir zu 1090 Königsegger Besitz fanden, ist doch wohl
Thuningen zwischen Villingen und Tuttlingen, und hier findet sich
nicht nur schon 1128 und früher Ziihringer Besitz1), sondern der Ort
war auch wieder rings von altem Alaholfingereigen umgeben. Wir
fanden solches zu Dauchingen und Deisslingen n. von Thuningen, zu
Thalheim ö. von Thuningen, zu öfingen und Ippingen sö. von Thu-
ningen, zu Baldingen, Heidenhofen, Aasen s. von Thuningen , zu
Wolterdingen sw. von Thuningen. Endlich fanden wir noch Königs-
egger Besitz in Bösingen, und dieser liegt wieder ganz in der Nähe
von Seedorf, wo schon zu 793 Alaholfingerbesitz nachweisbar war.
c. Im Scherragan.
Wie die HabsbÄger bei der anzunehmenden Erbteilung keinen
nennenswerten Anteil in Asenheim erhalten zu haben scheinen, so
dürften die Zähringer Nichts oder doch nicht viel im Scherragau
erhalten haben. Dafür finden wir hier wieder Königsegger, alten
Habsburger und Alaholfingerbesitz ganz nahe bei einander.
Im nördlichen Scherragau fanden wir einen ganz bedeutenden
Komplex von Alaholfingereigen und mitten darin, zum Teil an denselben
Orten den Besitz, welchen Rudolf I. von Habsburg an Kloster
Ottmarsheim schenkte.
In diesem selben alaholfingisch-habsburgischen Gebiet liegen aber
auch sämtliche Orte, wo wir Besitz des Hauses Königsegg nach-
weisen können.
In Dürrwangen, wo 1094 Landolt IV. von Königsegg-Entringen
begütert war, hatte auch Rudolf von Habsburg Besitz an Ottmarsheim
geschenkt : Stockenhausen, dicht bei Dürrwangen, wo ebenfallslLandolt
Besitz hatte, war, wie Dürrwangen selbst, rings von den Alaholfinger-
orten Waldstetten, Frommern, Zillhausen, Pfeffingen, Margrethen-
hausen und Laufen umgeben, und beide Orte lagen auch dicht bei
Burgfelden, wo wieder Rudolf, wie auch in Dürrwangen, Besitz an
Ottmarsheim gab. Ebenso lag Ehstetten nahe bei Ebingen, wo sowohl
Alaholfingergut, als auch Besitz Rudolfs sich fand.
') Urbar von Thenenbach, Freibg. Diöcesanarchiv 15, 166 und 179.
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538
Krüger.
Und auch Balingen und Bronnhaupten, wo sich wahrscheinlich
ebenfalls Königsegger Besitz vorfand, waren von den Orten Endingen
Frommern, Zillhaosen, Heselwangen, Erlaheim umgeben, an denen
sämtlich Alaholfingerbesitz nachweisbar ist.
Dass hier im nördlichen Scherragau der Besitz der Königsegger,
wie der Habsburger von der Alaholfingererbschaft herrührte, ist ganz
deutlich sichtbar.
d) Im Eritgau.
In diesem alten Alaholhngergau, wo wir einen alten habsburgische
Herrschaftsbezirk um den Bussen herum mit den beiden Burgen auf
dem Bussen, sowie Zähringer Besitz im Südosten, in Waldsee und
Haisterkirch vorfanden, finden wir nun auch im Südosten, wie im
Südwesten bedeutenden Besitz des Hauses Königsegg. Degernau und
Ingoidingen, wo Hecelo 1063 begütert war, lagen ganz in der Nähe
von Hochdorf, Essendorf, Weiler und Michelwinnenden, wo überall
Alaholfingereigen sich befand. Ebenso lag Oggelshausen, wo zu 1064
Besitz des Hauses Königsegg genannt wird, ganz in der Nähe von
Buchau am Federsee, wo sich Alaholfingerbesitz befand.
So sind auch die uns bekannten Königsegger Besitzungen ganz
im Südwesten des Eritgaues, die „villa" Königseggwald, die Veste
Königsegg dabei und Kalkreuthe bei Ostrach ganz gewiss der Alahol-
fingererbschaft zuzurechnen, wenn auch gerade im Südwesten des
Eritgaues Alaholfingerbesitz nicht direkt nachweisbar ist.
In jedem Fall finden wir hier im Eritgau, wie schon im Breisgau,
Alaholfinger, Zähringer, Habsburger und Königsegger mit einander
begütert.
e) Im Mindelried
Sogar hier an der östlichen Grenze des Machtbereiches der
Alaholfinger, wo wir Besitz derselben in Warmisried s. von Mindel-
heim, in Günz w. von Mindelheim und in einer ganzen Anzahl nw.
von Mindelheim gelegener Orte (Weinried, Babenhausen, Greimelts-
hofen, Kirchhaslach etc.) konstatiert haben, finden wir auch Besitzungen
des Hauses Königsegg zu Mathseis nö. von Mindelheim. zu Knöringen
(wo?) und zu Weinga (wo?). Diese Besitzungen hatten die Morgengabe
Hermanns für seine Gemahlin Helewidis gebildet, und es ist als sicher
anzunehmen, dass auch sie aus dem Alaholfingererbe stammten.
f. Im Alpgau.
Auch der Besitz Hecelo's zu Schluchsee im Alpgau dürfte, wie
schon bemerkt, dem Alaholfingererbe entstammen, obgleich sonst kein
Alaholfingerbesitz im Alpgau nachweisbar ist.
Am 8. Januar 1125 bekundete Heinrich V., dass „dux Ruodolfus
de Rinvelden et eomes Otto et filius ejus Fridericus eomes, Echebertus
eomes de Saxonia, Ita de Saxonia et de biretorf, Tuoto de Wagen-
husen, Hecelo advocatus augensis" ein praedium in Slocse an St.
Blasien gegeben haben.
Von den hier genannten Personen kennen wir Herzog Rudolf
von Schwaben bereits durch seine erste Gemahlin, die Tochter
Heinrichs IH., als Miterben der Alaholfinger. Aber auch Ita „de
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Zur Herkunft der Zahringer.
539
Saxonia et de birctoif und der Graf Echebertus de Saxonia gehörten
zu den Miterben der Alaholfinger. Denn erstere ist doch jedenfalls
die sonst unter dem Namen Ida von Elstorp bekannte Tochter
Ludolfs, des ältesten Sohnes der späteren Kaiserin Gisela, und der
Graf Ekbert ist entweder Ita's Bruder Ekbert I. (f 1068) oder dessen
Sohn Ekbert U. (f 1090). Ita und Ekbert gehörten also beide als
Nachkommen der Gisela zu den Miterben der Alaholfinger. Ebenso
gehörte Hecelo schon nach unseren Güternachweisen ganz sicher zu-
den Miterben der Alaholfinger, und so dürften auch Tuto von Wagen-
hausen und die Grafen Otto und Friedrich auf noch nicht näher
bekannte Weise dazu gehört haben.
g) Auch zu Entringen, das sicher zum Königsegger Stammgut
gehörte und der Nebenlinie des Hauses den Namen gab, 'finden wir
zum Jahre 1300 eigene Weingärten am Hertrichsberge und andere
Gründe im Entringer Banne im Besitz der Grafen von Yeringen1)
erwähnt. Da auch die Grafen von Veringen Miterben der Alahol-
finger waren, so könnte selbst hier altes Alahol fingereigen vorhanden
gewesen sein, östlich von Entringen lag überdies, allerdings in
grösserer Entfernung, Oferdingen, wo Baumann Alaholfingergut nach-
gewiesen hat. Zu Gültstein, garnicht weit w. von Entringen, wird
uns endlich schon zwischen 1060 u. 1090 bedeutender Besitz des
Herzogs Berchtold II. von Zähringen und seines Bruders Gebhard
von Konstanz genannt1), sodass wir auch hier im Norden des alten
Sülichgaues in Oferdingen , Entringen und Gültstein Besitz der
Alaholfinger und ihrer Miterben, der Veringer, der Zähringer und
der Königsegger nahe bei einander finden.
Nach alle dem dürfte die Behauptung wohl nicht mehr
unmotiviert erscheinen, dass der Landolt dynasta, welcher
angeblich 970, in Wirklichkeit wohl 973/74 mit seiner Gemahlin
Bertha die Stiftung zu Königseggwald machte, mit Landolt-
Lancelin, Grafen des Turgaues von ca. 971/92 bis 991
(t 991) und dessen feststehender Gemahlin Bertha von
Büren dieselben Personen sind.
Sowohl die von uns gegebenen Besitznachweise, als auch
die Gleichzeitigkeit beider, vor allem auch der Name Bertha,
den beider Gemahlinnen führten, sprechen deutlich für diese
Vermutung, für welche auch noch ganz bedeutend ins Gewicht
fällt, dass wir dann auch in Landolt's I. und Bertha's Sohne
Landolt II. von Königsegg, der nach den Angaben der oben
wörtlich angeführten St. Georger Chronik nach 1024 und vor
*) Locher, Regesten von Yeringen in den Hohenzoll. Mitteilungen
1870/71. S. 14. — *) Codex Hirsaug in Bibl. des literar. Vereins Stuttgart,
Bd. I, S. 85. Vgl. Stalin, württembg. Gesch. I, S. 589.
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540
Kröger.
1030 starb, den bisher nicht nachweisbaren Lancelin der
Muri-Urkunde Bischof Wernhers von Strassburg von angeblich
1027 wiederfinden.1)
Ein Bruder Wernhers und Radbots, Namens Landolt-
Lancelin, welcher um 1027 „defensor patrimonii" sein konnte,
hätte also wirklich existiert, was von neuem die inhaltliche
Glaubwürdigkeit der Muri-Urkunde erhöht.2)
Landolt-Lancelin II. muss bald nach 1024 gestorben sein,
denn nach der erwähnten St. Georger Chronik gab Konrad II.
nach Landolts Tode die Vogtei über Reichenau an den Grafen
Mangold (II. von Nellenburg), und dieser letztere fiel schon
am 17. August 1030 im Kampfe gegen Herzog Ernst von
Schwaben.
Für unsere Ableitung des Hauses Königsegg spricht weiter
der Umstand, dass sich dadurch die Beteiligung desselben
an der Alaholfingererbschaft , die aus dem Güternachweis
deutlich hervorgeht, ganz natürlich erklärt, indem Landolt-
Lancelin II., der Stifter der Linie Königsegg, und seine Brüder
Berchtold-Becelin, Rudolf und Radbot bei der Erbteilung auch
den an Guntrams Gemahlin gefallenen Teil des Alaholfinger-
erbes unter einander teilten.
Auch die Vogtei von Reichenau, welche in der Linie
Königsegg geradezu erblich war, dürfte ein an sie gefallener
Teil aus der Alaholfingererbschaft gewesen sein, denn es spricht
alles dafür, dass die Alaholfinger diese Vogtei von Alters her
inne hatten, und dass der zu 724 als Mitbegründer von Rei-
chenau genannte Berchtold selbst ein Alaholfinger, vermutlich
der Grossvater Alaholfs war.8)
Endlich ist noch zu erwähnen, dass die Vogtei über St.
Georgen nach dem kinderlosen Tode Hermanns (f 25. Sept.
1094) an die Herzoge von Zähringen überging.
Schon gleich nach Hermanns Tode erscheint Herzog Berch-
*) Vgl. P. Martin Kiem im Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesell-
schaft „Adler" in Wien, 1884, S 1— S, der über die Urkunde richtiger
urteilt, als Th. von Liebenau, ibidem 1882 u. 1886, 8. 110. — *) Und
zwar durfte Landolt-Lancelin II. nach dem am 15. Juli 1024 erfolgten
Tode seines Bruders Becelin von Villingen in der That der älteste Bruder
gewesen sein. Es ergiebt sich aus den Altenverhältnissen seiner Nach-
kommen, dass er nicht später, als 975 geboren sein kann. (Vgl. die
Stammtafel des Hauses Königsegg). •) Vgl. oben S. 492.
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Zur Herkunft der Zubringer.
541
told II. am 7. Dezember 1094 als Zeuge bei einer Schenkung
des Freien Heinricus de Aseheim von St. Georgen'), im Jahre
1095 schützten die „ministri" des Herzogs das Kloster gegen
die Bedrohungen und Schädigungen der „rustici Aseheimensestt *),
am 11. September IUI waren Herzog Berchtold III. und
seine Brüder Konrad und Rudolf zugegen, als Adalbert III.
von Entringen, Hecelo's Neffe, seine bereits 1084 eingegangenen
Verpflichtungen gegen St. Georgen erfüllte3), 1114 endlich wird
Berchtold III. und 1125 sein Bruder Herzog Konrad ausdrück-
lich als Vogt von St. Georgen genannt.4)
Auch dieser Uebergang der Vogtei von St. Georgen an die
Zähringer erklärt sich bei unserer Aufstellung sehr natürlich.
Nach dem kinderlosen Absterben des Sohnes ihres Stifters
wählten die Mönche den Vertreter der ältesten Linie aus dem
Geschlechte ihrer Stifter. Dass dabei die von Hecelo's Bruder
stammende Linie Entringen übergangen wurde, lag vielleicht
an dem freien Verfügungsrecht des Klosters über die Vogtei,
vielleicht auch daran, dass diese Linie, wie es scheint, mit
Landolts IV. Sohne Hug im Mannsstamme erlosch und also
eventuell leicht abgefunden werden konnte.
Die Ergebnisse unserer Untersuchung sind in der Stamm-
tafel (Tafel No. IV) zusammengestellt.
') „Notitia fundationis", 1. c. S. 218, N. 90. — *) Ibidem S. 221. —
*) 1. c S. 207/8, X. 46. - *) 1. c. S. 208, N. 47 u. 48.
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Die
Disposition der grossen Heidelberger (Manessischen)
Liederhandschrift.
Von
Aloys Schulte.
Mit eindringendem, stets sich steigerndem Fleisse hat man
sich vor allem in den letzten Jahrzehnten mit dem Studium
der nunmehr in Heidelberg befindlichen Manessischen Lieder-
handschrift befasst. Ein Kunstkenner ersten Ranges unter-
suchte die Entstehung der Bilder, ein fleissiger Germanist
stellte die verschiedenen Hände der Schreiber fest. Die
Lichtdruckausgabe von Kraus führte das Werk weiten Kreisen
vor die Augen. Zangemeister endlich machte die Wappen,
Helmzierden und Standarten der Bilder, welche den einzelnen
Minnesängern gewidmet sind, zum Gegenstande seines Studiums,
nachdem er die Geschichte der Handschrift neu untersucht
hatte.
Eine Frage aber ist heute noch unbeantwortet, sie ist
meines Wissens überhaupt niemals klar gestellt worden, und
doch wird die Antwort auf dieselbe — ist sie richtig — ein
neues Kriterium für die Lebensgeschichte der Minnesänger,
ein oft schwieriger und umstrittener Gegenstand, werden.
Schon mehr als einmal habe ich daraufhingewiesen, dass
der Gegensatz zwischen den Edelfreien und den Ministerialen,
wie er im Mittelalter bestand, nur allzu oft von uns moder-
nen Menschen vergessen wird, die nur mehr einen einzigen
Gerichtsstand kennen und täglich sehen, wie die sozial noch
bestehenden Standesunterschiede überbrückt werden. Es ist
für jeden, der die Dinge des hohen Mittelalters verstehen
will, absolut nötig zu wissen, dass der Adel aus zwei durch.
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Die Heidelberger Manessische Liederhandschrift.
543
-commercium verbundenen, durch das connubium aber
völlig von einander geschiedenen Klassen bestand. Mit andern
Worten, die Edelfreien Hessen die Ministerialen und die
«dien Stadtbürger am Ritterleben Anteil nehmen, aber auf
die Hand der Tochter eines derselben durfte sich ein Minist-
eriale keine Hoffnung machen. Und heiratete ein Edel-
freier die Tochter eines Ministerialen, so folgten die Sprossen
der ärgeren Hand, sie verloren die alte Edelfreiheit. Es hat
ein solches kleines Freiherrengeschlecht schon die schwerste
Kot bedrücken müssen, ehe es seinen Geburtsstand aufgab
und damit auf das Anrecht auf eigenen Gerichtsstand und
auf die Versorgung der Kinder in den reichsten Stiftern und
Klöstern verzichtete, die oft nur Freiherrn aufnahmen.
Diese Thatsachen blieben in den Kreisen der Lehenshöfe
noch recht gut bekannt, als schon längst eins der Freiherrn-
geschlechter nach dem andern ausgestorben war. In den
Lehensbüchern der Kurfürsten von der Pfalz ist immer —
ich meine bis in das 18. Jahrhundert hinein — zwischen den
verschiedenen Klassen des Adels unterschieden. Das Register
führt erst die Fürsten auf, dann „die Grafen und Herren",
endlich den übrigen Adel, der an Zahl natürlich die andern
Klassen vielfach überholt, dann endlich finden Doctores,
Licentiati, Räte und Stadtbürger ihren Platz, wofern sie
überhaupt als lehensfähig anerkannt wurden.
Es was also für mich das Erstaunen nicht allzu gross,
als ich bei der genauen Duchsicht der Zangemeister'schen
Veröffentlichung l) bald sah, dass auch der Sammler der
Liederhandschrift sehr genau in den Standes Verhältnissen
seiner Minnesänger bewandert war und sich wohl hütete,
unter die Grafen und Freiherrn einen Ministerialen einzu-
schmuggeln.
Wenn ich nun im Nachstehenden den Versuch mache,
die Disposition der Sammlung nachzuweisen, so weiss ich sehr
wohl, dass ich mit unvollkommenen Mitteln an die Arbeit
gehen muss. Ich habe nicht einmal die gesamte Litteratur
über die Minnesänger zur Hand, viel weniger das gesamte
l) Die Wappen, Helmzierden und Standarten der grossen Heidel-
berger Liederhandschrift (Manesse-Codex). Görlitz u. Heidelberg 1892.
62 farbige Tafeln und 25 Seiten Text.
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544
Schulte.
in zum Teil weit entlegenen Werken zerstreute Quellenmate-
rial, welches von nöten ist, um den Personalstand des ein-
zelnen Minnesängers oder seiner Familie nachzuweisen. Das
ist um so schlimmer, da weder v. d. Hagen noch Haupt noch
endlich Bartsch sich die Frage stellten, war der betr. Dichter
Freiherr oder nicht? für sie floss der ganze Adel in eine
unterschiedslose Menge zusammen. Bei Bartsch und Grimme,
von dem wir jüngst reiche Belehrungen erhielten J), steht es
mit der Genauigkeit der Citate am besten, sie haben auch
eine Ahnung davon, dass diese Frage nicht so gleichgültig
ist, aber wie oft ist auch bei ihnen der einzelne Name mitten
aus der Zeugenreihe herausgerissen, die in ihrer Gesamtheit
uns belehren würde!
Angesichts dieser Übelstände kann ich nicht überall die
sich aufwerfenden Bedenken lösen; mir fehlt auch die Zeit,
da ich mit ganz andern Dingen beschäftigt bin, auf diese
Fragen eindringlichst einzugehen und z. B. die Lieder auf
Personalbeziehungen selbst zu untersuchen. Ich bin also
dessen gewärtig, in Einzelheiten berichtigt zu werden, für
das Gesamtergebnis können sie aber nicht in Frage kommen,
und ich meine, die Germanisten werden gern auch einmal
das Wort eines Historikers vernehmen, der seit den Tagen,
als er unter Wilh. Storck's feinsinniger Leitung in die
Dichtungen der Minnesänger eingeführt wurde, diese nie aus
dem Auge verlor, ohne sich freilich in rein germanistischen
Dingen ein Urteil anmassen zu wollen. Ich habe den Beweis
also nur so weit geführt, bis ich meine Thesen für ausreichend
gesichert halten durfte. Diese lauten aber:
1) Der Sammler des Grundstocks der Liederhandschrift
hat keine Ordnung nach Heimat oder Zeit geschaffen, son-
dern die Sänger nach ihrem Stande eingeteilt
2) Die erste Gruppe sind die Fürsten, die zweite die
Grafen und Freiherrn, die dritte die Ministerialen und der
«) Bartach, Deutsche Liederdichter. 2. Aull. 1879 und die Schweizer
Minnesänger. 1886. Grimme, Beitrage zur Gesch. der Minnesanger in
Germania 32, 367 ff. 411 ff., 33, 47 ff. Die Bezeichnung her und meister
in der Pariser Handschrift der Minnesänger ebda 83, 437 fl. Endlich
Tgl. auch die Nachweise bei J. Bachtold, Gesch. d. dtsch. Litteratur
in der Schweiz. 2. Lieferung 1887.
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Die Heidelberger Manessische Liederhandgchrift.
545
Landadel, die letzte endlich umfasst den Stadtadel, die Geist-
lichen, die Gelehrten, Spielleute und Bürgerlichen.
3) Der in seiner Heimat (Ostschweiz, wohl Zürich) genau
bekannte Verfasser irrt nur bezüglich der Sänger, die aus
der Ferne stammen.
4) Auch die Nachträge sind grosscnteils richtig eingeordnet.
5) Wir haben nach alledem Recht, bei einem seinen
Lebensumständen nach unbekannten Minnesänger den Charak-
ter der Gruppe auf ihn zu übertragen, mit um so grösserer
Wahrscheinlichkeit, je näher die Heimat an Zürich rückt.
6) Ditmar v. Aist, Heinrich v. Veldecke und der Kürn-
berger sind wahrscheinlich Freiherrn. Der erste ist somit zu
dem österreichischen Geschlechte zu stellen, der Kürnberger
aber darf wohl dem früh ausgestorbenen FreiherrngeschJechte
Badens zugezählt werden.
Gehen wir zum Beweise über!
Eine absolut strenge Disposition, die ohne jeden Fehler
von der Sammlung eingehalten wird, darf man nicht ver-
muten. Wie sollten um 1330 einem Schweizer die Lebens-
umstände von 140 Dichtern so genau bekannt sein, dass er
von jedem Heimat, Stand, Alter und Lebenszeit — das sind
die Momente, nach welchen man wohl die Dichter einteilen
könnte — richtig hätte angeben können? Der Kreis der
Dichter ist ja weit genug gespannt, fast 200 Jahre waren seit
dem Beginn des Minnegesangs verflossen, die Steyermark
und der Niederrhein, Schlesien und die rhätischen Berge
waren unter den Sängern vertreten. Dass aber der Sammler
denn doch die Absicht hatte, eine Disposition nach Ständen
einzuhalten, hätte man daraus entnehmen können, dass er mit
Kaiser Heinrich, den Fürsten und Grafen beginnt und mit
Sängern unzweifelhaft bürgerlichen Ursprungs endet.
Die nachfolgende Übersicht über die Reihenfolge der 140
Minnesänger der Manessischen Handschrift giebt die Resultate
der . Arbeit Apfelstedts ') an , indem alle diejenigen Namen,
die von anderer späterer Hand eingeschoben worden sind,
in Klammern gesetzt sind, und angegeben worden ist, welcher
Hand Apfelstedt den betr. Abschnitt zuteilt. Ich habe dann
ferner durch Cursivdruck diejenigen Personen kenntlich ge-
l) Zur Pariser LiederhantUchrift. Germania 26, 2J3 ff.
ZelUchr. f. G«tcb. d. Oberrb. N. V. VII. 3. 35
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546
Schulte.
macht, bei denen Zweifel entstehen können, ob Bie in die betr.
Gruppe gehören oder nicht. Gesperrt sind alle Namen gegeben,
welche sicher nicht in die von mir gemachten Abteilungen
gehören. Die nachfolgende Zusammenstellung giebt also das
Endergebnis unserer Studien an.
I. Forsten.
1. Kaiser Heinrich. 2. Konradin. 3. König Tyrol von Schotten.
[4. König Wenzel von Böhmen BJ. [5. Herzog Heinrich von Bresslau
B], [6. Markgraf Otto von Brandenburg Bj. [7. Markgraf Heinrich von
Meissen B]. 8. Der Herzog von Anhalt 9. Herzog Johann v. Brabant.
H. Grafen und Freiherren.
10. Graf Rudolf von Neuenburg. 11. Gr. Kraft von Toggenburg.
12. Gr. Konrad von Kirchberg. 13. Gr. Friedrich von Leiningen.
14. Gr. Otto von Botenlaube. 15. Der Mkf. von Hohenburg. 16. Herr
Heinriüi von Veldeke. 17. Hr. Gotfrid von Neiffcn. [18. Gr. Al-
brecht von Haigerloch CJ. [19. Gr. Wernher von Homberg D].
[20. H. Jakob von Warte B]. [21. Bruder Eberhart von Sax. E].
22. H. Walther von Klingen. 23. H. Rudolf von Rotenburg. 24. H.
Heinrich von Sax. 25. H Heinrich von Frauenberg. 26. Der von
Kürenberg. 27. H. Dietmar von Aist. 28. Der von Gliers. 29. H.
Wernher von Teufen. 30. H. Heinrich von Stretlingen. 31. H.
Kristan von Hamle. 32. H. tlrich von Gutenburg. 33. H. Heinrich
von der Mure. 34. H. Heinrich von Morungen.
HI. Ministerialen. Unfreier Landadel.
a. Den Staufern nahestehend.
35. Der Schenk von Limpurg. 36. Schenk Ulrich von Winter-
stetten. 37. Herr Reinmar der Alte.
b. Die übrigen.
3a H. Burkard von Hohenfels. 39. H. Hesso von Rinach. 40. Der
Barggraf von Lienz. 41. Herr Friedr. von Hausen. 42. Der Burg-
graf von Rietenburg. 43. H. Meinloh von Söflingen. 44. H. Hein-
rich von Rucke. 45. H. Walther v. d. Vogelweide. 46. H. Hiltbold
von Schwangau. 47. H. Wolfram v. Eschenbach. 48. Singenberg, der
Truchsess von St. Gallen. 49. Der von Sachsendorf. 50. Wachsmut
von Kflnzingen. 51. H. Wilh. v. Heinzenburg. 52. H. Leuthold
von Sfiben. 53. H. Walther von Metz. 54. H. Rubin. 55. H. Bemger
von Horheim. 56. Der von Johansdorf. 57. Engelhard von Adelburg.
58. H. Bligg er von Steinach. 59. H. Wachsmut von Mühlhausen.
60. H. Hartmann von Aue. 61. H. Reinmar von Brennenberg. [62. Jo-
hanns von Ringgenberg E]. [63. Albrecht Marschall von Ra-
prechtswihl FJ. [64. H. Otto vom Turne D]. [65. H. Gösli von Ehen-
heim D]. 66. Der von Wildonie. 67. Ton Sun egge. 68. VonSchar'
pfenberg. 69. H. Konr. d. Schenk von Landegg. 70. Der Winsbecke.
71. Die Winsbeckin. 72. Klingesor von Ungarland. [73. Kristan von
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Die Heidelberger Manessische Liederhandschrift. 547
Lupin ein Thüringer FJ. [74. H. Heinrich Hetzbold von Wissensee
FJ. [75. Der Daring FJ. [76. Winü]. 77. H. Ulrich von Lichtenstein.
78. Von Manegär. 79. Von Raute. 80. H. Konr. von Altstetten. 81. H.
Bruno von Hornberg. 82. H. Hug von Werenwag. 83. Der Polier.
84. Von Trostberg. 85. Hartmann von Starkenberg. 86. Von Stadegge.
87. H. Brunwart von Auggen. 88. Von Stamheim. 89. H. Göli. 90. Der
Tannhäuser. 91. Von Büchein. 92. H. Nithart. [93. Meister Heinrich
Teschler F]. [94. Bost KücJiherr zu Sarnen F]. 95. Der Hardegger.
[96. Der Schulmeister von Esslingen E.j. [97. Meister Walther von
Breisach hbezw. Gl. 98. Von Wissenloh. 99. Von Wengen. 100. Herr
Pfeifet. 101. Der Taler.
IV. Gelehrte, Geistliche, Spielleute, Bürgerliche,
Stadtadel.
102. Der tugendhafte Schreiber. 103. Steinmar. 104. H. Aham
von Gresten. 105. H. Reinmar der Fiedler. 106. H. Hawart. 107. H.
Günther v. d. Forste. 108. H. Friedrich der Knecht. 109. Der Burg-
graf von Regensburg. 110. H. Nonn. 111. H. Geltar. 112. H. Diet-
mar d. Setzer. 113. H. Beinmar von Zweter. [114. Der junge Meiss-
ner F]. [115. ungenannt G]. 116. Von Obernburg. 117. Bruder Wern-
her. 118. Der Marner. [119. Süsskind der Jude von Trimberg F],
[120. Ungenannt G]. 121. v. Buwenburg. 122. Heinr. von Tettingen.
123. Rudolf der Schreiber. 124. Meister Gottfr. von Strassburg.
125. Meister Job. Hadloub. [126. Regenbogen F]. 127. Meister Konr.
von Würzburg. [128. Kunz von Rosenheim E]. [129. Rubin und Rüde-
ger E]. [130. Der Kol von Nüssen E]. [131. Der Durner EJ. [132. Mei-
ster Heinr. Frauenlob F]. 133. Meister Friedrich von Sonnenburg.
134. Meister Sigeher. 135. Der wilde Alexander. 136. Meister Rums-
lant. 137. Spervogel. 138. Boppo. 139. Der Litschower. 140. Kanzler.
Fürsten. In der ersten Gruppe liegen keine Bedenken vor,
auch an dem Herzoge von Anhalt ist kein Anstoss zu neh-
men; die Grafen von Anhalt waren thatsächlich Reichsfürsten,
auch wenn sie die einzigen waren, die unter ihnen den ein-
fachen Grafentitel führten.
Grafen und Freiherren. Urkundliche Belege oder sichere
oder auch nur wahrscheinliche Identifikationen fehlen für
Heinrich v. Veldecke, den Kürnberger, Kristan v.
Hamle und Heinrich v. d. Mure. Rudolf v. Rotenburg
gehört offenbar zu dem Freiherrngeschlecht, das sich sowohl
im Elsass bei Murbach wie in der Schweiz bei Luzern be-
gütert zeigt. Er ist dem Minnesänger von Gliers bekannt, der
sein nächster Nachbar auf französischredendem Gebiete war.
Heinrich v. Frauenberg ist zu dem rhätischen Freiherrn-
geschlecht zu stellen, dessen Charakter durch die Urkunde
35*
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548
Schulte.
vom 8. Febr. 1258 (bei Th. v. Mohr, Codex diplom. I, No. 232)
sichergestellt ist, dort wird unser Dichter mit Heinrich von
Wildenberg, F. von Frauenburg und Walther von Vaz als
nohilis den übrigen milites (Rittern) gegenübergestellt. Auch
bei Dietmar v. Aist hat man bisher meist an ein öster-
reichisches Freiherrngeschlecht gedacht, wogegen allerdings
Strnadt1) Einspruch erhob. Urkundlich nachgewiesen ist ein
Freiherr Dietmar v. Aist zwar nur für die Zeit von 1159 bis
1161; gestorben ist dieser Dietmar vor 1171. Aber warum
soll er nicht der Dichter gewesen sein? Die Gründe von
Strnadt können mich nicht überzeugen, sie sind auch von
Pfaff bereits zurückgewiesen.') Bei Ulrich v. Guten bürg
ist in der bisherigen Diskussion auch nur immer von einem
Freiherrngeschlecht die Rede gewesen. Entweder dachte man
an die Freiherrn im badischen Klettgau, bei denen der Name
Ulrich vorkommt, oder an das betr. Pfälzer Geschlecht, von
dem nun auch durch E. Martin3) ein Ulrich für das Jahr 1170
nachgewiesen ist. An ersteres zu denken, verbietet die Ver-
schiedenheit der Wappen: in der Züricher WTappenrolle führen
sie zwei gekreuzte mit Veh belegte Schrägbalken in rotem
Felde, im Manessecodex aber einen schwarzen Löwen in golde-
nem Felde, Feld und Löwe sind mit einem roten Querbalken
belegt. Das Wappen der pfälzischen Freiherrn ist uns ganz
unbekannt. Was hindert uns also, den Minnesänger dorthin
zu versetzen? Heinrich v. Morungen endlich ist seit einigen
Jahren als ein Harzer nachgewiesen, ob das Geschlecht ein
edelfreies war, geht nicht mit Sicherheit aus den Auszügen
bei Zangemeister hervor. Das Urmaterial ist mir nicht zur
Hand. Die Sache mag also in suspenso bleiben.4) Bei allen
') Der Kirnberg bei Linz und der Kurenberg. Mythus. Linz 1889.
— 2) In dem unten zu erwähnenden Aufsatz über den Kürnberger. —
:>) Zeitschrift f. d. Altert. 23, 440. Grimme, Germ. 33, 369. — <) Die
Urkundenauszüge bei Ferd Michel, Heinrich v. Morungen und die
Troubadours (Qu. u. Forsch. 38) S. 5 sind leider für unsere Zwecke
viel zu knapp. Seine Quellen stehen mir hier nicht zur Verfügung. Die
Stelle des „miles emeritus" würde wohl auf einen Ministerialen des
Markgr. v. Meissen deuten, aber es fehlen — wie es scheint — alle weite-
ren Beziehungen des Geschlechts, das am Harze sass, zu den doch ziem-
lich weit entfernt wohnenden Markgrafen yon Meissen. Gottschau's
Arbeit in Paul u. Braune's Beiträgen Bd. 7, 356—430 kann ich im Augen-
Mick nicht erhalten.
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Die Heidelberger Manessische licderhandschrift. 549
übrigen Sängern dieser Gruppe steht es fest, dass sie Grafen
oder Freiherrn waren. Ich brauche da wohl uicht den Ein-
zelbeweis zu führen.
Fassen wir also unsere Ergebnisse zusammen, so steht
fest, dass in der ganzen Gruppe vom Grafen von Neuenburg an
bis auf Heinrich von Morungen kein Ministeriale erwiesen
ist, im Gegenteil lässt sich bis auf vier bei allen Minne-
sängern nachweisen, dass sie Grafen oder Freiherrn waren.
Für diese vier fehlt aber bis heute jeder urkundliche Nachweis.
Unfreie Adlige. Scheiden wir zunächst die Nachträge aus.
Von den zwölf nachgetragenen Sängern gehört unzweifelhaft
zu den Freien Johannes von Ringgenberg, der einem
der alten burgundischen Freiherrngeschlechter angehörte, die
sich in bescheidenen Verhältnissen gerade in der Nähe von
Bern in grösserer Zahl erhalten hatten. Der Sänger hätte
also in die Abteilung II gehört und doch dürfen wir dem
Ergänzer der Handschrift keinen Vorwurf machen; denn als
er schrieb, hatte das Geschlecht seine Stellung verändert,
indem es in Bern Bürgerrecht annahm.1) Es ist eigentüm-
lich genug, dass auch später noch sich einige Ringgenberger
„Frei" nannten. Die übrigen Sänger sind richtig eingefügt:
der Marschall von Rapperswyhl dokumentirt sich schon
durch seinen Titel als Ministeriale, der vom Turne, Gösli
v. Euenheim erheben kein Bedenken, Lupin ist als
thüringischer Ministeriale erwiesen, Hetzbolt v. Weissen-
see kommt als Burgmann vor, der Thüring und Winli
sind noch nicht sicher bestimmt. Bei den vier letzten der
Nachgetragenen kann man die Frage erheben, ob sie nicht
sämtlich der vierten Gruppe zuzuweisen sind, es ist ein
Meister Heinrich Teschler, den ich doch für einen
Bürgerlichen halten möchte, Rost der Kirchherr v.
Samen, der Schulmeister von Esslingen und endlich
Meister Walther von Breisach, dessen Name aber
von so junger Hand eingefügt ist, dass er für die Geschichte
der Handschrift kaum noch in Frage kommen kann.
Wir kommen nun zum Grundstock der dritten Gruppe,
nachdem die Nachträge ausgeschieden sind. Die drei ersten
0 Vgl. Bächtold S. 43 der Anmerkungen. Urkunde von 1308 im
Solothurner Wochenblatt 1831 S. 555.
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550
Schulte.
Sänger dieser Abteilung haben wir als den Staufern nahe-
stehende Ministerialen bezeichnet. Der Schenk von Lim-
burg war Reichsministeriale, Ulrich Schenk von Winter-
stetten stand dem staufischen Hause noch näher, Rein mar
der Alte ist aber die „Nachtigall von Hagenau", jener
staufischen Burg- und Stadtgründung, die eine grosse Zahl
staufischer Ministerialen in sich schloss. Von staufischen
oder Reichsministerialen fehlt in dieser Gruppe nur der Puller
v. Hohenburg, der unter die andern Ministerialen einge-
reiht ist, vielleicht auch Hiltbold v. Schwangau.
Unter den übrigen Minnesängern sind nun allerdings
mehrere, die edelfreien Familien angehörten, aber es liegt überall
ein Versehen des Sammlers vor, für das wir sehr plausible
Gründe finden können. Herr Friedrich v. Hausen scheint
nach den Dokumenten, die Grimme anführt, in der That ein
Freiherr gewesen zu sein.1) Der 1112 vorkommende Gerlacus
de Husen ist dann aber zu streichen, da er als serviens be-
zeichnet wird. Die Urkunde von ca. 1173, in der Friedrich
mit seinem Vater vorkommt, ist entscheidend, an dieser Stelle
kann kein Zweifel sein, dass sie Freie waren. Die Heimat
des Geschlechts war das Nahethal. Es kann also nicht auf-
fallen, wenn man in Zürich ihn nicht richtig unterzubringen
wusste, zumal man dort sein Wappen nicht kannte. Das
Bild der Handschrift stellt eine Meerfahrt dar, die ja der
Dichter in seinen Strophen erwähnt. Auf dem vielleicht nicht
vollendeten Bilde fehlt das Wappen. Die Stelle aber, wo der
Schild während einer Meerfahrt zu hängen pflegte, der Mast-
baum, ist völlig fertig gestellt. Wenn also der Schild fehlt,
so erklärt sich das sehr einfach dadurch, dass er eben in
Zürich unbekannt war. Auf Friedrich von Hausen folgt der
Burggraf v. Rieten bürg. Auch er ist wie der in die
vierte Abteilung geratene Burggraf v. Regensburg irrig
untergebracht, beide gehörten unter die Grafen. Aber sollen
wir dem Züricher einen Vorwurf machen, wo selbst Grimme 2)
sie zu den Ministerialen mit bestimmten Ämtern stellt? Der
Züricher konnte um so leichter in einen Irrtum fallen, da in
Südwestdeutschland der Burggraf einer Burg regelmässig ein
Ministeriale war. In den Städten aber gab es auch Burg-
i) Germ. 32, 370. — *) Germ. 39. 445.
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Die Heidelberger Manessische Liederhandschrift. 551
grafen, ihr ursprünglich ministerialisches Amt ging später an
den Stadtadel über. Es lag also nahe, auch den Regensburger
dem Stadtadel zuzuzählen, und richtig giebt ihm die Hand-
schrift nicht ein persönliches Wappen, sondern das der Stadt
Regensburg. Dass in Nürnberg der Burggraf aus freiem
Hause stamme, mochte in Zürich bekannt sein, von der
Verfassung von Regensburg hatte man schwerlich Kenntnis.
Auch Herr Wilhelm v. Heinzenburg war ein kleiner
Freiherr aus dem Nahethal, bei ihm war in Zürich das Wappen
bekannt, nicht aber der Geburtsstand. Ganz eigentümlich
liegen die Dinge bei Bligger v. Steinach. Selbst Zange-
meister hält das noch nicht auseinander, dass es zwei oder
vielmehr drei verschiedene Geschlechter dieses Namens gab,
die merkwürdiger Weise dasselbe Wappen führen, die Harfe.
Das eine ist freiherrlichen Standes und nennt sich nach der
Burg Neckarsteinach am unteren Neckar, das andere stammt
aus dem Kanton Thurgau. Zu ihnen kommt ein drittes Ge-
schlecht, die Landschade von Steinach, die seit 1335 näher
nachzuweisen sind. Auch sie führen die Harfe als Wappen
und der Name Blicker ist von dem Freiherrngeschlecht auf
die Landschaden übergegangen, die Ritsert auch als ihre
Erben ansieht. Die Landschade erscheinen aber niemals
mehr als Freie. Es käme nun darauf an, das Wappen der
alten Edelherrn so nachzuweisen, dass man auch die Helmzier
kennen würde. Da wir aber die Helmzier der Edelherrn wie
der Thurgauer Dienstmannen bis jetzt nicht kennen, sind wir
auf einen Vergleich des Landschadischen Wappens mit dem
der Heidelberger und Weingartner Handschrift beschränkt.
Die Landschade hatten eine schwarze Harfe in goldenem
Felde und als Helmzier den Rumpf eines Greises mit langem
Barte und goldener Krone. J) Der Züricher Maler giebt als
Helmzier zwei Pfauenköpfe, als Schild eine goldene Harfe in
Blau, die Weingartner Handschrift aber eine silberne in Roth,
während die Helmzier auch hier durch die Pfauenköpfe ge-
bildet ist. Sollten beide nicht das Wappen der Thurgauer
Steinacher — deren Schild durch ein Siegel festgestellt ist8)
») Nach der Zimmerschen Chronik (Bibl. d. Lit Vereins 94, 442)
führten die Landschad vor Friedrich II. zwei Hörner als Helmzier. —
a) v. Weech Cod. dipl. Salem. H, Tafel 29. Diese Steinacher kennen den
"Vornamen Blicker nicht
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Schulte.
— gegeben haben, weil sie den Sänger unter den st. gallischen
Dienstmannen suchten, nicht unter den vor 1330 ausgestor-
benen Freiherrn des unteren Neckarthals V
Ohne Vornamen führt die Handschrift den Minnesänger
v. Sunegge auf. Meist wird er zu den Freiherrn von Saneck
in Steyermark gerechnet, es könnten jedoch auch die herzog-
lich kärntnerischen Ministerialen von Suneck in Frage kom-
men. Das Wappen des Freiherrngeschlechts weicht von dem
der Handschrift ab. Das der Ministerialen ist mir unbe-
kannt, vielleicht hat also der Züricher doch Recht.
Der auffallendste Irrtum des Sammlers ist der, dass er
Bruno v. Homberg nicht unter die Freien gestellt hat.
Das Geschlecht war nicht so weit entfernt, es trug seinen
Namen nach der Burg uud dem jetzt badischen Städtlein
Hornberg, aber es gehörte auch nicht zu den mächtigeren,
deren Ansehen weit bekanut sein musste. Der letzte, irrtüm-
lich in diese Gruppe geratene Freiherr ist der von Wengen.
Aber auch das lässt sich erklären; denn, wenn der Minne-
sänger auch noch Freiherr war, so waren doch zur Zeit, als
die Handschrift angelegt wurde, die Wengen längst Dienst-
mannen von St. Gallen geworden.1)
Nehmen wir auch noch gleich den in die letzte Gruppe
(neben dem schon behandelten Burggrafen von Regensburg)
aufgenommenen Freiherrn v. Buwenburg hinzu. Hier liegt
ein Versehen des Sammlers nicht vor; denn allem Anscheine
nach sollte diese Gruppe auch die Geistlichen aufnehmen und
einen solchen stellte sich der Sammler unter dem Buwenburger
vor. Er mag damit im Irrtum sein, für uns ist das gleich-
giltig. Das Bild der Handschrift stellt dar, wie drei Reiter
und ein Speerknabe einem Hirten das Vieh nehmen und fort-
treiben. Hans Herzog hat ganz mit Recht das Bild auf den
Überfall des Klosters Einsiedeln durch die Schwyzer (1314
Jan. 6) gedeutet, bei dem die Bauern alles Vieh forttrieben,
auch die Konventherren gefangen fortführten, nur den Kantor
Konrad von Buwenburg und den Keller Johannes von Hasen-
burg wegen Alter und Krankheit freilicssen. Es ist klar, dass
der Sammler der Handschrift diesen Konrad für den Minne-
sänger hielt. Wenn er nun auch wie sämtliche Einsiedler
*) Vgl. Pupikofer, Gesch. d. Thurgau's I«, 457.
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Die Heidelberger Manessische Liederhandschrift.
553
Chorherrn ein Freiherr war — er stammte aus einem Ge-
schlechte, dessen Stammsitz, eine Burg bei Riedlingen a. d. Donau
war — so hat diese Zuteilung zu den Geistlichen also kein
Bedenken.
Es ist somit kein Fall vorhanden, wo der Sammler wider
sein besseres Wissen die Abgrenzung zwischen Freiherrn und
Ministerialen missachtete, es liegen Uberall sehr entschuldbare
Irrtümer vor, und als ein deutlicher Markstein sind zwischen
die Gruppe der Grafen und Freiherrn und die der Ministerialen
die drei Reichs- bezw. staufische Ministerialen eingefügt,1)
Gelehrte, Geistliche, Spielleute, Bürgerliche und Stadtadel.
Einige Bedenken erheben sich bei der Abteilung der dritten
und vierten Gruppe, welche ich als „Gelehrte, Geistliche,
Spielleute, Bürgerliche und Stadtadel a bezeichnete. Aber hier
sind ja auch die Gegensätze nicht so scharf; wer will sagen,
ob ein Steinmar zum Stadtadel oder zum Landadel zu rechnen
ist? Ministerialen wohnten hie und da in den Städten, diese
erzeugten wiederum einen Adel, der bald auch aufs Land
hinaus zog. Ehe wir aber mit der Unterscheidung dieser
beiden Gruppen uns befassen, müssen wir uns mit Grimme
über die Bedeutung von her und meist er auseinandersetzen.
Grimme hat die Frage allein aus den Minnesängerkreisen
heraus lösen wollen, er lässt das übrige Material unbeachtet.
Ich halte das nicht iür richtig.
Grimme stellt als Ergebnis fest: Der Unterschied zwischen
l) Vielleicht sucht jemand auch unter den folgenden einen Freiherrn.
Jiernger v. Horheim erweist sich, wenn man die von Grimme ange-
führten Urkunden verfolgt, als Ministeriale, ebenso ist das bei Engel-
hard v. Adelnburg (Haupt, Minnesangs Frühling 3. Aufl. S. 281) u.
Grimme 82, 420) der Fall. Der v. Scharfenberg war wie der v. Wil-
donic ein steyrischer Ministeriale, Reinmar v. Brennenberg bischöf-
lich regensburgischer, Konrad v. Altstetten st. gallischer, Christan
v. Lupin gehörte den Grafen von Rotenburg und Beichlingen, wie Hug
v. Werenwag den Grafen von Haigerloch. Pass der v. Trostberg
kein Freiherr war, geht aus der Urkunde bei Kopp, Gesch. d. eidgen.
Bünde 2, 1. 444. Anm. 2 hervor. Ist der steyrische Rudolf v. Stadeggo
der Minnesänger, so ist er kein Freiherr, wie die Urkunde Zahn, Urk.-
Buch von Steiermark 2, 391 beweist. Ulrich v. Liechtenstein war
steyrischer Ministeriale, der Burggraf von Lienz der des Grafen Mein-
hard v. Göns. Hartmann v. d. Aue bekennt sich bekanntlich seihst als
Dienstmann u. s. w.
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554
Schulte.
her und meister ist nicht der, dass sie adlig und bürgerlich
im Gegensatz bezeichnen, sondern her deutet einen niederen
Ritter an, welcher ausserhalb der Stadt auf seiner Burg
wohnt, während meister der eigentliche Titel für einen Be-
wohner der Städte ist, mag er nun von Adel oder aus dem
Bürgerstande sein. Für die Bestimmung, ob adlig oder nicht-
adlig, glaubt Grimme dann darin ein Kriterium gefunden zu
haben, ob das Bild dem Minnesänger Helm und Schwert giebt
oder nur einen Schild oder auch diesen nicht Helm und
Schwert ist für ihn das, was entscheidet
Wäre Grimme's Ansicht richtig, so wäre der Gebrauch
von her im bürgerlichen Leben und in dem der Minnesänger
ein verschiedener gewesen, das ist aber undenkbar. Ich
nehme die mir genau bekannten Strassburger Verhältnisse.
Dort heisst in der Anrede ein jeder Herr, der Ritter ist, mag
er Graf, Freiherr, Ministeriale oder Bürger sein, selbst wenn
seine Brüder gar nicht adlig sind. Es ist einerlei, ob er seinen
Wohnsitz in der Stadt oder auf dem Lande hat. Der Strass-
burger Minnesänger Ilawart heisst dem entsprechend ganz
mit Recht ebensowohl in Urkunden wie in der Handschrift
her. Das Prädikat her hat nun die Handschrift aber nicht
überall angewendet, namentlich bei Sängern, welche nicht der
Schweiz angehören; dort mochte der Sammler Zweifel genug
haben. Auch bei einem Manne, wie dem Buwenburger, fehlt
die Bezeichnung her, und doch musste der Sammler wissen,
dass dieser einen doppelten Anspruch auf diesen Namen hat,
als Geistlicher eines hochberühmten Klosters und als Spross
eines Freiherrngeschlechtes. Bei allen denen, deren Vorname
in Zürich unbekannt war, musste ferner der Titel her fort-
bleiben; denn es hätte Grimme nicht unbekannt sein sollen,
dass ein her von Kürenberc oder ein her von der Vogelweide
dem mittelhochdeutschen Sprachgebrauch widerspricht.
Auch der Titel „meister" kommt in Urkunden und Chro-
niken vor. Zunächst natürlich als Übersetzung des Magister-
titels der Universitäten '), dann aber wird er Männern beige-
legt, die ein seltenes Handwerk betreiben, das sich über den
Rahmen der Alltäglichkeit hinaushebt Der Orgelbauer, der
Bildhauer, der Maler, der Goldschmied, der Glockengiesser,
da3 sind die, welche Meister genannt werden ; sollte der Name
') Als solscher steht er wohl bei Heinrich dem Teschler.
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Die Heidelberger Manessische Liederhandschrift. 555
auch nicht dem gemeinbürgerlichen Manne gegeben worden
sein, der sich durch seine Dichtungen über das Alltägliche
erhob? Da der Titel „Herr" höher stand, so ist es selbst-
redend, dass der Meistertitel bei ritterlichen Sängern, wie bei
Walther v. d. Vogel weide nicht vorkommt.
Zwischen den Meistern und den Herren liegt nun aber
eine ganze Schicht von Sängern, die fast ohne Ausnahme
noch bis heute nicht identifiziert sind, z. B. der tugendhafte
Schreiber, Bruder Wernher, der Meissner, der wilde Alexander.
Manche von ihnen mögen den eigentlichen Spielleuten zuzu-
zählen sein. Grimme weist viele derselben dem Adel zut
mir ist das äusserst unwahrscheinlich.
Beobachte ich richtig, so beginnt vielleicht schon hinter
Herrn Nithart, vielleicht erst hinter dem Taler eine neue
Gruppe, welche Geistliche wie den Bruder Wernher und
den Buwenburger, Gelehrte und Schreiber wie den tugend-
haften Schreiber, Süsskind den Juden von Trimberg (?),
Rudolf den Schreiber, Spielleute wie Herrn Reinmar den
Fiedler, den Spervogel, den Kanzler, Mitglieder des
Stadtadels wie Herrn Steinmar (Klingnau) und Herrn Ha-
wart (Strassburg) , zu denen der Sammler auch den Burg-
grafen von Regensburg zählte, und endlich die kleinbürger-
lichen Sänger: Meister Gotfried von Strassburg, Joh.
Hadloub, Regenbogen, Konrad von Würzburg, Hein-
rich Frauenlob, Friedrich von Sonnenburg umfasst.
Einzelne, die sehr wahrscheinlich in diese letzte Gruppe ge-
hörten, sind schon in den Schluss der dritten Gruppe einge-
reiht oder später eingefügt. Dahin gehören Rost, der Kirch-
herr von Samen, der Schulmeister von Esslingen und
die beiden Meister Heinrich Teschler und Walther von
Breisach, vielleicht auch Herr Pfeffel und der Taler. In
dieser letzten Abteilung ist urkundlich noch niemand dem
Landadel zugewiesen, doch dürfte Herr Günther v. d. Forste
und Herr Reinmar v. Zweter zu ihm gehören, vielleicht
auch Heinrich v. Tettingen. Des letzteren Wappen ist
mit den bekannten Schilden zweier Familien gleichen Namens
nicht identisch, es bleibt ein drittes Geschlecht des Landadels,
dessen Wappen wir nicht kennen. Auch unter den übrigen
mag noch der eine oder der andere falsch eingefügt sein.1)
>) Die Wappen des Herrn Pfeffel fein Menschenkopf mit Abtsmütze,
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556
Schulte.
Also auch zwischen den beiden letzten Gruppen ist die
Unterscheidung leidlich genau aufrecht gehalten worden. Der
Sammler verrät eine Kenntnis der Standesverhältnisse, die
uns in Erstaunen setzen muss.1)
Ist unser Ergebnis richtig, so können wir nun auch einige
Folgerungen ziehen. Zunächst bezüglich des Kürnbergers.
Er steht mitten zwischen den Freiherrn, also hielt ihn der
Sammler auch für einen solchen. Irrt er nicht, so wird man
fortan nur unter ihnen auf diesen Sänger zu fahnden haben,
und da ist es bisher nur ein Geschlecht, welches in Frage
kommen kann, die badische Familie dieses Namens. Wir
kennen von ihr freilich nur einen einzigen Vertreter aus dem
Jahre 1088, dass aber das Geschlecht ein geschlossenes Ge-
biet besass, wissen wir daraus, dass „die Herrschaft Kiirn-
berg4t als Amt noch viele Jahrhunderte hindurch zusammen
blieb. In dieser Herrschaft liegt die Stadt Kenzingen, aus
ihrem Wappen (2 silberne Fische in blauem Felde) möchte
also Pfafflein?), dos Talers, des tugendhaften Schreibers (drei Gloeken-
Mumen), Alram v. Grosten („Amoru auf dem Schrägbalken), des Herrn
Geltar, des Herrn Dietmars des Sezzers (kein Metall, Kombination von
Grün und Rot), Bruder Wernher (Glockenblume), Heinrich Frauenlob
(Kopf einer Frau, der Ursprung des Wappens ist deutlich genug) und
Boppo (abermals zwei Glockenblumen) wird jeder Heraldiker als jüngere
Wappen erklären, die schon nicht mehr der klassischen Zeit der Heraldik
entstammen, d h. jener Zeit, wo der Gebrauch des Schildes sich noch
auf die rittermässigen Geschlechter beschränkte. Ich glaube da keinen
Widerspruch befürchten zu dürfen.
l) Auch die Weingartner Liederhandschrift (B) scheint bei der Reihen-
folge der Sänger den Stand zu beachten. Ich gebe die Freiherrn cursiv.
Die Reihenfolge ist: Kaiser Friedrich — Graf Rudolf t. Neuenburg —
Herr Friedr. v. Hausen — Burggraf v. Bietenburg — H. Meinloh t.
Söflingen. — Graf Otto v. Botenlauben — //. Bligger v. Steinach. — H.
Dietmar v. Ast — II Hartmann v. Aue — H. Albrecht v. Jobansdorf —
H. Heinrich v. Rugge — Meister Heinr. v. Veldeeke — II. Reinmar —
H. Ulr. v. Gutenburg — H. Bernger v. Horheim — H. Heinr. v. Morun-
gen — H. Ulrich v. Munegur — H. Hartwig v. Raute — Der Truchsesse
v. Singenberg — H. Wachsmut v Kunzich — H. Hiltbold v. Schwangau
— H. Wilhelm v. Heinzenburg — H. Leuthold v. Säben — H. Rubin
— H. Walther von der Vogelweide — H. Wolfram v. Eschenbach —
H. Nithart — Der Winsbecke — I>. Winsbcckin — Gotfried v. Strass-
burg — Frauenlob — Heinzelin v. Coustanz. Es ist übrigens keiu Zwei-
fel, dass die grosse Heidelberger und die Weingartener Handschrift ge-
meinsame Vorlagen hatten, die sich auch noch in der Disposition zu er-
kennen geben.
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Die Heidelberger Manessische Liedeihandschrift.
557
man gern auf das der alten Herrn schliessen. Der Versuch
ist so uneben nicht, nur das ist bedenklich, dass das Wappen
erst 1535 auftaucht, nachdem die Stadt vorher den Flug der
Uesenberger, ihrer späteren Herren, im Siegel geführt hatte.
Das Wappen des Minnesängers ist zuerst von Pfaff als ein
redendes gedeutet worden *), es ist in der That, worauf ich
Zangemeister aufmerksam machte, eine Handmühlc primitiver
Form. Das weitere Fortspinnen der Konsequenzen, falls wirk-
lich der Kürenberger aus dem Breisgau stammen sollte, will
ich den Germanisten von Fach überlassen.
Weit bedeutender ist aber ein anderes Ergebnis. Bis
heute hat man das Volk der Sänger allzu sehr als eine ein-
heitliche Masse aufgefasst. Wohl mochte die Dichtkunst
strenge Fesseln locken und lösen, wie sie das zu alle Zeiten
gethan hat, wohl verliess der Dienstmann seine Burg, um
am fremden, weit entlegenen Fürstenhofe sich die Gunst eines
neuen Herrn zu gewinnen, wohl zog es vielleicht selbst einen
Freiherrn — wie Heinrich von Veldecke — von Hof und
Heimstatt in die Wanderschaft, wohl mochte der Zauber der
Dichtung einen gemeinen Sänger hochemporheben, aber dass
die Standesunterschiede bestehen blieben, dafür dienen als
Beleg die Urkunden, welche bei den Sängern genau so gut
den Stand angeben, wie bei den andern Personen. Erst, nach-
dem für so viele Sänger der Stand festgestellt, für andere
durch die Disposition unserer Sammlung wahrscheinlich ge-
macht ist, können wir den Anteil der verschiedenen sozialen
Schichten der mittelalterlichen Gesellschaft am Minnegesange
unterscheiden. Wir regen damit Untersuchungen an, an die bis-
her die Forschung nicht herantrat. Vor allem sind es die Edel-
freien, welche von den ritterlichen Klassen weit über ihre Zahl
unter den Sängern vertreten sind. Ihr Auteil erstreckt sich über
die ganze Zeit des Minnesanges, aber den Stempel haben sie nur
der Frühlingszeit des Minnesangs aufgedrückt, in der neben
einem Kürnberger, Dietmar v. Aist, den Burggrnfen v.Rietenburg
und Regensburg, Heinrich v. Veldecke, Friedrich v. Hausen,
Graf Rudolf v. Neuenburg und Heinrich von Morungen, der
durch Tiefe und Mannigfaltigkeit seine Vorgänger überholte,
!) Der von Kürenberc in Zeitschrift d. (u^ollschafl f. Beförderung d.
Geschichte- u. s. w. künde von Freilmrg 8, 116.
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558
Schulte.
die Ministerialen und die Spielleute zurücktreten, die letzteren
haben bereits einen Mann wie den Spervogel aufzuweisen.
In der Hochblüte dieser Dichtung treten aber die Ministerialen
durchaus in den Vordergrund, Reinmar der Alte und Hart-
mann v. d. Aue gehören der Übergangszeit an, Walther von
der Vogel weide, Wolfram v. Eschenbach und Nithart, der
Schöpfer der realistischen Dorfpoesie, sind aus den Dienst-
mannen hervorgegangen; die Edelfreien sind zwar auch noch
immer zahlreich vertreten, aber sie haben doch nur den einen
Gottfried v. Neiffen, der sich als volle Gestalt durch seine
Dichtungen emporhebt. In ihm erreichte die Form und die
Beherrschung der Sprache ihre höchste Vollendung. Der erste
in einer Stadt sitzende Dichter war dann Gottfried v. Strass-
burg, nach ihm wuchs die Zahl der bürgerlichen Dichter im-
mer mehr, bei Meister Heinrich Frauenlob klingt bereits die
pedantische Superklugheit des Meistergesanges durch.
Diese Entwicklung stimmt nun mit der der politischen
Machtfülle der einzelnen Stände überein. Das frühere Mittel-
alter bis in die Zeiten der Staufer hinein kennt nur den Ein-
fluss der Edelfreien, nur ihre Namen werden genannt, nur
sie nehmen die Bischofstühle und die Sitze der Äbte ein, ihr
Zuruf hob den König zur Wahl empor, auf ihre Schwerter
musste er sich stützen oder gegen sie selbst kämpfen. Der Tod
hielt reiche Ernte unter diesen Geschlechtern, die Fürstentümer
bildeten sich aus und damit gelangte zur höchsten Blüte der
Stand der Ministerialen. Was sie für das Reich bedeutet ha-
ben, hat uns Nitzsch gezeigt, wenn man auch hie und da
seine farbenreiche Schilderung mildern muss. Ihre goldene Zeit
waren die Tage Friedrichs H. Damals verwalteten die Ministeria-
len dem abwesenden Kaiser sein Reich, seine Heere wurden von
unfreien Rittern geführt, und an vielen Orten beherrschten diese
die Fürsten und geistlichen Herren, denen sie hätten dienen
sollen. Der kurzen Periode ihrer fast unumschränkten Macht
und der kaum längeren der Städteblüte unter der Herrschaft
der Geschlechter, von denen nur wenige als Sänger hervor-
treten , folgte um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts die
Zeit der Herrschaft des kleinbürgerlichen Elementes, das im
Meistergesänge seinen charakteristischen Ausdruck fand. Ge-
wiss, die höchste Blüte der mittelhochdeutschen Dichtung in
Epos und Lied verdanken wir den Ministerialen, dem kleineren
♦
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Die Heidelberger Manessische Liederhandschrift. 559
Adel, der kaum eine Burg besass, sondern mit Leier und
Schwert sich nähren musste, aber ein wahrhaft reicher Anteil
fällt dem altgermanischen freien Adel zu. Vor allem liegen
die Anfänge der ritterlichen Lyrik nicht in den niederen
Schichten, sondern in den höheren. Von oben nach unten
hat sie sich ausgedehnt, bis sie bei den Kreisen angelangt
war, denen Hunde und Federspiel, Streitross und beutebelade-
ner Säumer, Bärenhatz und Turniere nur vom Hörensagen
bekannt waren.
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Miscellen.
P. Gabriel Bucelinus' Herkunft. Über Heimat und Lebens-
gang des Genealogen P. Gabriel Bucelinus hat J. Bergmann in den
Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissensch., philos.-histor. KI.
zu Wien, 1862, S. 47 ff., die ihm zugebote stehenden Daten zusammen-
gestellt. Darnach ist Bucelin seiner eigenen Angabe zufolge (Ger-
mania topo-, chrono-, stemmatographica etc. IV, 299) im Jahre 1599
als der Sohn des Johann Jakob Bucelin (Buzlin) zu Diessenhofen im
Thurgau geboren. Über das Geschlecht der Buzlin ist unseres Wissens
bis jetzt näheres nicht bekannt geworden. Im folgenden soll kurz
dargethan werden, dass der Sitz dieser Familie zunächst in Überlingen
und weiterhin zu Wangen im Allgäu zu suchen ist.
Der von 1603 bis etwa 1621 hier wirkende lateinische Schulmeister
Sebastian Pfau1) war nach seinem im hiesigen Stadtarchiv2» aufbe-
wahrten Tagebuch mit Barbara Buzlin, einer Tochter des ehemaligen
hiesigen Stadtarztes Dr. Valentin Buzlin, vermählt. Unter den Brüdern
seiner Frau erwähnt Pfau auch einen Andreas, „Burger vnd wohnhaft
zu Costantz", und unmittelbar darauf „Johann Jacob, auch da-
selbst sesshaft". Pfau hat sein Tagebuch, zu welchem jene Angaben
über die Familie seiner Frau die Einleitung bilden, jedenfalls nicht
vor 16()0, wahrscheinlich aber erst einige Jahre später begonnen.
Dass P. Gabriel Bucelinus' Eltern später in Konstanz wohnten,
ergiebt sich aus einem von J. Bergmann a. a. 0. auszugsweise mit-
geteilten Briefe des Vaters aus dem Jahre 1612. Wenn sodann nach
diesem Briefe die Eltern damals über fünfzig Jahre alt sind, so stimmt
das auch mit der Reihenfolge, in welcher Pfau seine sechs Schwäger')
und drei Schwägerinnen — offenbar dem Alter nach — aufzählt. Jene
beiden in Konstanz wohnenden Brüder erscheinen als die letzten unter
den Söhnen und wären sonach die jüngsten. Nun erwähnt der 1545
') S. des Vf. Programmabhandlung „Zur Geschichte des Schulwesens
in der ehemal. freien Reichsstadt Überlingen*4. Überlingen 1891. S. 10.
— rt Stadtarch. No. 2515. — 8) Joachim war „der Medicin doctor"; er
wurde (1580) ebenfalls Stadtarzt (Stadtarch. No. 1021); Sebastian war
„der freien Künste magister"; Conrad „gewesener Stadtschreiber" zu
Rufach i. E.; Georg „der freien Künste magister, Prediger und Admini-
strator des Teütschen Hauss zu St. Johannes zu Freiburg in Yechtland".
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Miscellen.
561
geborene Chronist Jakob Reutlinger, welcher 1555 in die lateinische
Schule eintrat, unter seinen „Schul gesellen** gerade die vier von Pfau
zuerst genannten Söhne, nicht aber die beiden letzten. *) Hiernach
ist die Annahme nicht zu gewagt, dass der Überlinger Johann Jakob
Buzlin zwischen 1550 und 1560 geboren, also im Jahre 1612 zwischen
fünfzig und sechzig Jahre alt war. Dann ist es aber auch unzweifel-
haft, dass derselbe mit dem Vater des Genealogen identisch, dieser
also ein Enkel des Überlinger Arztes Dr. Valentin Buzlin ist«
Dr. Buzlin war 1526 hier zum „Visico und Stattarztu bestellt
worden.*) Gebürtig war er indessen von Wangen i. A., wie Pfau
a. a. 0. mitteilt. Weitere Anhaltspunkte für das Vorkommen dieses
Geschlechts in Wangen haben die daselbst vom Vf. veranlassten Nach-
forschungen bis jetzt nicht ergeben. Dr. Buzlins Frau war eine ge-
borene Gebler aus Ingolstadt.
Überlingen. B. Ziegler.
Boeckmann an Herder 1787. Unter den Männern, welche auf
das Geistesleben am Hofe des weisen und frommen Markgrafen Karl
Friedrich von Baden mit bestimmend eingewirkt haben, ragt neben
dem Minister Freiherrn Wilhelm von Edelsheim Johann Lorenz
Boeckmann hervor, Professor der Physik und Mathematik am Gym-
nasium illustre zu Karlsruhe, Vorleser des Markgrafen und Hochfürst-
licher Prinzenlehrer. Gleichwie Edelsheim so stand auch Boeckmann
mit Klopstock, Herder und Lavater, welche bekanntlich alle
drei engere Beziehungen zum markgräflichen Hofe unterhielten, im
Briefwechsel. Während aber von dem Minister noch an jeden der
drei genannten Vetreter der neu erwachenden deutschen Litteratur
Briefe sich erhalten haben, unter denen namentlich die intimen
Schreiben an den Propheten in Zürich dem Forscher manchen will-
kommenen Einblick in das geistige Leben am Hofe zu Karlsruhe und
besonders in die Geistesgeschichte Karl Friedrichs von Baden ge-
währen, scheint von dem, was der Professor an ebendieselben be-
rühmten Autoren seiner Zeit geschrieben hat, alles verloren gegangen
zu sein bis auf ein einziges Stück, das in Herders Nachlass auf
der Königlichen Bibliothek in Berlin sich befindet. Dieses im Fol-
genden zum Abdruck gelangende Originalschreiben Boeckmanns an
Herder trägt links oben den Bleistiftvermerk „Boehm?w und ist un-
zweifelhaft identisch mit dem in R. Hayms Herderbiographie (Bd. II.
S. 488') angeführten „noch ungedruckten Briefe von Böhmer an Herder
vom 21. Juli 1787*.
■
Unsere Vorlage lautet:
*) Reutl. XVI, 9 — ') Das Konzept seiner Bestallung, d. d. 152G
Mai 22 im Stadtarch. No. 768; nach einer bei Reutl. IV, 199 erhaltenen
Epitaphinschrift dagegen wäre er 1574 im Alter von 51 Jahren gestorben.
Wir vermuten, es sei 81 statt 51 zu lesen.
ZeJUchr. f. Gwh. d. Obwrh. N. F. VII. 3. 86
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562
Miacellen.
Carlsruhe d. 21 Jul. 1787.
Hochwohlgebohrner Herr!
Schätzbarster Gönner und Freund!
Bey jedem andern, weniger gerecht und billig denkenden Manne
würd' ich wegen scheinbarer Unhöflichkeit vielfach um Verzeihung
zu bitten haben. Bey Ihnen thu' ich es nicht. Sie kennen, wie ich
mir schmeichle, meinen Character und meine Lage und schreiben
menschenfreundlich es der letztern zu, was ohne mich genau zu kennen,
sonst etwa dem erstem zugeeignet werden könnte.
Es sollte mich wundern, wenn unser vortrefl. Markgraf unserm
werthen Herder über sein ABCbuch kein warmes und wahres Com-
pliment gemacht hätte! Wir haben viclmal darüber gesprochen. Ich
liabe es für ein Werk von Herder erklärt, dessen Nutzen vielleicht
von grösserm Umfange seyn könnte, als jedes seiner gelehrtesten
Werke; der Markgraf denkt eben so. Und ich habe es im Con-
sistorium proponirt, dieses Büchlein so bald mögl. in unsren Schulen
einzuführen. Selbst den Piaristen in Rastadt hab' ich es mitgetheilt
und anempfohlen, weil ein ABCbuch keine Relligion hat.
Eben so sehr sollt' es mich wundern, wenn Sie nicht durch mehr
als eines mein freundschaftlichstes und hochachtungsvollstes Ange-
denken sollten versichert erhalten haben. Wenns nicht geschehen, so
bin ich und mein Herz ohne Schuld ; Schreiben Sie es, mein Theuerster,
unter die Hofsünden.
Unser lieber Markgraf, der, wie Sie wissen, Sie so ganz und so
wahr schätzt, lässt Ihnen durch mich viel angenehmes und verbind-
liches sagen. Marmontel und Turgot werden Sie nächstens em-
pfangen. Es sind die Befehle dazu schon an unsern HofR. Molter,
den Bibliothekar, gegeben. Sehr gerne würde unser guter Fürst die
Übersetzung und den Commentar von unserm vortrefl. Wieland sehen;
auch wird Freund Herder vom H. Markgrafen, und wenn es erlaubt
ist, auch von mir an seinen Plan über die teutsche Societät im
wahren Sinne kräftigst erinnert.
Von meinem Archiv für Magnetismus send' ich Ihnen hier
die 2 ersten Stücke. Das 3te ist unter der Presse. . . . Kein Wort über
die Köpfe Ihrer Gegend! und über die Behandlung der Wahrheit, die
sie nicht dem ersten Grund nach kennen. Wie klein wird mir Becker
in Gotha, den ich sonst schätzte; und was soll ich von Buchholtz
in Weimar urtheilen, der öffentlich in der allgemeinen Literatur-
zeitung vor Va «fabr schon 3 caustische Rezensionen liefert und am
Ende unserm D. Maler offenherzig gesteht, dass er kein Wort von
allem weiss, selbst glaubt, dass man sich nackt ausziehen müsse, um
magnetisirt zu werden. Ey! Ey!... Und Ihrn H. Bertuch im
ModenJournale hätt' ich geissein mögen, wie viele Fläche hätte er
dargeboten! Ich mag mit dem Genius der Mode nichts zu thun
haben. Bleib* er bey den Toiletten der Damen. Ich liebe den
Genius der Natur.
Jeden Tag, wie sich meine Erfahrung vermehrt, vermehrt sich
meine Überzeugung von dem Werthe des Magnetismus. Da ich nie
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Misccllen
563
Proselitenroacherey liebte, sag ich kein Wort davon! Lesen Sie, und
versuchen Sie, und wenn Sie dann nicht Oberzeugt werden, so nennen
Sie mich so einen elenden Mann von Kopf und Herz als H. Becker
und Consorten oder, um H. Becker nicht unverdienter Weise zu viel
Ehre zu geben, als die Berliner Cloub und Consorten lacherlich
aussprengen.
Wenn ein Mann, der 23 Jahre hindurch nicht ohne Kopf und
Herz schien, nicht auf einmal beides verlohren hat ; so wird, wie ich
glauben darf, mein Name manchem Scribler bange machen. . . . Doch
wozu dies alles? ohne eigene Erfahrung sag' ich Ihnen zu wenig und
bei eigner Erfahrung zu viel.
Haben Sie Gelegenheit, meinen kleinen Namen Ihrem Durchl.
scMtzbarsten Herzog ehrfurchtsvoll zu nennen, so erfüllen Sie meine
Bitte.
Mit ganzem Herzen und bidrer Seele nenne ich mich in Wahrheit
Ihren
ergebensten Diener und Verehrer
Böckm.
Wer über Herders Beziehungen zum badischen Hof und Land
gern neues Detail vernimmt, kann solches dem soeben mitgeteilten
Dokumente entnehmen. Wertvoll ist für uns aber auch das, was in
dem vorliegenden Briefe über Wieland bemerkt wird; denn es zeugt
dasselbe von dem Interesse, welches noch in den 1780er Jahren am
Hofe zu Karlsruhe für die Muse dieses Dichters vorhanden war. Des
Markgrafen Annäherung an Wielands litterarischen Widersacher
Klopstock') hatte eben keineswegs das Interesse abgeschwächt,
*) Über Klopstocks Beziehungen zum Karlsruher Hofe hat im 2.
Heft des VI. Bandes dieser Zeitschrift S. 235—262 K. Obser eine sehr
dankenswerte Zusammenstellung gegeben. — Da jedoch S. 250 daselbst
gesagt wird, wir würden nach 1776 in Karlsruhe Klopstocks Spuren ver-
lieren bis in den Anfang der achtziger Jahre, wo die im Juli 1783 er-
folgte Aufhebung der Leibeigenschaft in Baden auch von Klopstock
freudig begrüsst werde, so sei es erlaubt hier auf 2 Spuren wenigstens
hinzuweisen, die für Klopstocks Verkehr mit Karlsruhe in den Jahren
1780—82 sich gefunden haben. Das eine dieser Anzeichen ist in dem
Briefe Rings an Wieland enthalten, der in dem Aufsätze „Die Markgräfin
Karoline Luise von Baden und der Philolog Villoison" in der Karlsruher
Zeitung vom 18. Jan. 1883, veröffentlicht wurde, in welchem Ring unter
dem 17. Juli 1780 aus Karlsruhe nach Weimar berichtet: „Klopstock
schreibt an keine Seele, ausser jüngst, da man seine menbles ohne Zinss
nicht mehr aufheben wollte, und er uns seine neue Orthographie insinuirte,
ein paar neuorthographisirten Zeilen au bas d'une feuille imprimee"
(vermutlich der Fortsetzung der „Fragmente fon Klopstock"). Das andere
Zeugnis aber liefern die als Manuskript gedruckten Klopstock-
schen Oden aus den Jahren 1781 und 1782, welche auf der Grossherzog-
lichen Hof- und Landesbibliothek in Karlsruhe aufbewahrt werden und
bereits 1882 in Schnorrs Archiv für Literaturgeschichte , Band XI,
36*
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564
Miacellen.
dessen sich schon der junge Wieland1) vonseiten des badischen
Fürstenhauses hatte erfreuen dürfen. Es war hier ebensowenig eine
Abschwächung ertolgt, als die seit 1783 mit jedem Jahr zunehmende
Hinneigung Karl Friedrichs zu Lavater jene hohe Verehrung
S. 507 ff. von mir mitgeteilt worden sind. — In Beidem, in jener Brief-
stelle sowohl als in diesem manuskriptlichen Druckbogen, erblickt
auch Bernhard Seuffert in Schnorre Archiv für Literaturgeschichte,
Band XII, Leipzig 1884, S. 609* Beweise für den Verkehr Klopstocks mit
Karlsruhe in jenen Jahren.
M Üeber Wielands Beziehungen zu Karlsruhe und seinem Hofe
vgl. meine „Beiträge zur Wieland- Biographie, Freiburg i. Br., 1882" und
Bernhard Seufferts ausführliche Besprechung dieser Schrift in Schnorre
Archiv für Litteraturgeschichte XII, 1884, S. 595 ff. — Auf die in meinen
„Beitragen" mitgeteilte Korrespondenz Wielands mit dem badischen
Prinzenerzieher Ring Bezug nehmend schreibt K. Obser in seinem Auf-
satze „Klopstocks Beziehungen zum Karlsruher Hofe" a. a. 0. S. 237:
„Es ist vielleicht doch mehr als ein Zulall, dass der rege Briefwechsel
Kings mit Wieland vom Jahre 1773 ab mehr und mehr verstummt,
dass Ring nicht mehr über den Eindruck, den die dichterischen
Schöpfungen des Freundes in seiner Umgebung ausüben, zu berichten
weiss. Die Erscheinung steht wohl auch im Zusammenhang mit dem
zunehmenden Einflüsse, welchen sein litterarischer Widersacher, der
Dichter der Messiade, am Karlsruher Hofe gewann." Hiezu möchte ich
folgendes bemerken. Der Briefwechsel zwischen Wieland und Ring ver-
dankte wahrend der Jahre 1772 und 1773 seine Lebhaftigkeit vornehm-
lich dem Umstände, dass Ring in diesen beiden Jahren für Wielands
Agathon Subskribenten zu sammeln hatte und 1773 auch noch Kollekteur
des Teutschen Merkurs wurde. Als aber in der Folge der Herausgeber
des Merkurs durch eine Veränderung im Vertrieb der berühmten Zeit-
schrift des direkten Verkehre mit seinen Kollekteure überhoben wurde,
fiel für unsere beiden Korrespondenten das weg, was sie bisher haupt-
sächlich veranlasst hatte, einander Briefe zu schreiben. So oft aber der
badische Prinzenlehrer in der Folgezeit irgend eine Veranlassung hatte,
seinem Weimarer Kollegen selbst zu schreiben, wusste er demselben auch
etwas von dem Interesse mitzuteilen, das man für ihn und seine Geistes-
arbeit noch immer in Karlsruhe hegte. So enthielt gleich der erste Brief,
den Ring nach der genannten Veränderung im Vertrieb des Teutschen
Merkurs an Wieland richtete, wie wir aus dessen Antwortschreiben an
Ring vom 8. Juni 1776 ersehen, die Anfrage, ob der Dichter auf den
September nach Karlsruhe komme. Ferner ist auch in dem bereits oben
von mir angeführten, im Feuilleton der Karlsruher Zeitung vom 18. Jan.
1883 abgedruckten Schreiben Rings, das dieser am 17. Juli 1780
dem Professor Heinrich Sander aus Karlsruhe zur Empfehlung an
Wieland in Weimar auf die Reise mitgab, von dem Interesse die Rede,
das der badische Hof andauernd für Wielands Geisteswerke bekundete.
Von diesem Interesse zeugt endlich auch, wie bereite bemerkt, unsere
obige Briefstelle.
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Miscellen. 565
irgendwie verringerte, welche die markgräfliche Familie dem Genius
des seit 1780 mit Lavater zerfallenen Herder von anfang an1) ent-
gegengebracht hatte. So lieb und wert aber anch dem christlich
frommen, patriotisch gesinnten and menschenfreundlichen Fürsten
Badens gerade Klopstock and Herder immer waren, zu einer
Seelenfreundschaft mit ihm ist nur Lavater gelangt. Wenn zu dem
berühmten Propheten in Zürich der Herzog Karl August von Weimar")
einmal sagte, „Herder gebe ihm nur Blitzlicht in der Religion, aber
Goethe gebe ihm das wahre bleibende Licht", so vertrat der grosse
Zürichische Wahrheitslehrer und Menschenfreund selbst bei Karl
Friedrich von Baden die Stelle eines solchen Lichtspenders.") — La-
vater war es auch, der vermöge des Vertrauens, das der Markgraf
in ihn setzte, dem Puyscgur'schen Magnetismus Eingang in die badi-
schen Lande verschafft hatte und bei seinem von den s. g. Aufklärern
auf das heftigste bekämpften Eintreten für das neue Phänomen in
dem demselben in hohem Grade geneigten Karlsruher Physikprofessor
einen bedeutsamen Mitstreiter gewann.4) Boeckmann aber gedachte
obigem Schreiben zufolge Herder den Freunden des Magnetismus
und Somnambulismus zuführen zu können.
Gernsbach. Heinrich Funck.
') Zu den von Erich Schmidt in der Wochenschrift Im neuen Reich
1879 No. 26, S. 994—1000 aus Rings Xachlass über den Beginn von
Herders Beziehungen zu Karlsruhe gemachten Mitteilungen bildet der
im 2. Heft des VI Bandes dieser Zeitschrift S. 256 von Karl Obser zum
Abdruck gebrachte, erst kürzlich aufgefundene Brief Herders an Karl
Friedrich von Baden, Strassburg, 28. März (1771), eine wertvolle
Ergänzung. — Es ist dieser Brief unzweifelhaft dasjenige Schreiben, über
dessen Abfassung Herder dem badischen Hofgelehrten in einem un-
datierten, von Erich Schmidt 1. c. S. 997/98 mitgeteilten Briefe be-
richtet : „Meine Abreise von hier ist in 8 Tagen, und ich versehe mich von
Ihnen einer freundschaftlichen Antwort so wie ichs noch wage, Barem vor-
trefflichen Fürsten meine Danksagung schriftlich zu Füssen zu legen, für
die viele Gnade, die er mir gezeigt," und es lässt sich jetzt aus dem
Datum des nunmehr bekannt gewordenen Dankbriefes an Karl Friedrich
auch das Datum des undatierten, dem Danksagungsschreiben an den
Markgrafen vorher gehenden Herderbriefes an Ring genauer bestimmen,
als es bis dato möglich war und geschehen ist. — *) Vgl. Herders
Briefe an Job. Georg Hamann, herausgegeben von Otto Hofimann, Ber-
lin, 1889, S. 162. — *) Hiervon legt der noch erhaltene Briefwechsel
zwischen Lavater und dem Markgrafen das beredteste Zeugnis ab.
Auch in der Korrespondenz Karl Friedrichs mit Jung Stilling
kommt dieser Punkt zur Sprache. Beide Korrespondenzen hoffe ich
einem grössern Leserkreis zugänglich machen zu hönnen. — *) Näheres
hierüber s. Funck, J. K. Lavater und der Markgraf Karl Friedrich von
Baden, Freiburg i. Br. 1891, 8. 15 IT und 46 ff. — Der in Boeckmanns
Schreiben an Herder mehrfach genannte R. Z. Becker in Gotha hatte
in seiner »Deutschen Zeitung für die Jugend und ihre Freunde" so ver-
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i
Litteraturnotizen.
Das Regierungsjubiläum Sr. Königlichen Hoheit des Grossherzogs
hat auch eine beträchtliche Anzahl von Werken und Arbeiten her-
vorgerufen, welche der historischen Litteratur zuzuzählen sind. Von
den zahlreichen Darstellungen des Lebens und der Regierungsthätig-
keit des gefeierten Landesfürsten wollen wir nur die beiden in Buch-
form erschienenen aufführen: Ernst Keller, Grossherzog Friedrich
von Baden. Ein Lebensbild eines deutschen Fürsten und Mannes
(Karlsrulie, Braun, 198 SS.) und Karl Friedr. Müller, Gross-
herzog Friedrich von Baden ein deutscher Fürst (Karlsruhe, Nemnich
68 SS.), ausserdem sei der in einer hesondcrcn Beilage erschienene
Festartikel der Karlsruher Zeitung: „Grossherzog Friedrich von
Baden und sein Land. 1862—1892" genannt. Die grosse „Festgabe,
dargebracht von der Technischen Hochschule in Karlsruhe (nicht im
Buchhandel, XCII u. 374 Seiten) enthält zunächst eine Geschichte
der Hochschule und ihrer Abteilungen von 1825—1892. Von den
Einzelabhandlungen, die zum Teil reich illustriert sind, betreffen
oder berühren die Landesgeschichte folgende: Josef Durm, zur
Baugeschichte des grossh. Residenzschlosses in Karlsruhe. Karl
Bücher, die gewerblichen Betriebsformen in ihrer historischen Ent-
wicklung (im Anhange abgedruckt Schneiderordnung der Stadt Basel
1526 und Teile der kurpfalzischen Taxordnungen von 1579). Karl
Keller, Ferdinand Redtenbacher als Begründer der Maschinen-
wissenschaft. Ad.Weinbrenner, Die Geburtsstätte der Renaissance
in Deutschland. Arthur Böhtlingk, Geschichte und Literatur.
Wilhelm Valentincr, Gesch. der Grossh. Sternwarte. Wilhelm
Lübke, die Abteikirche Schwarzach. Otto Lehmann, Geschichte
des physikalischen Instituts der Techn. Hochschule. Heinrich Lang,
Geschichte der Gründung der Technischen Hochschule. Marc Rosen-
berg, Die Kunstkammer im Grossh. Residenzschlosse in Karlsruhe.
Cosmas Sayer, Über die Entwicklung des Flussbaues mit be-
sonderer Rücksicht auf das Grossherzogtum Baden und Karl Engler,
leumderische Unwahrheiten über die durch den Karlsruher Physik-
professor vorgenommene Untersuchung des Puysegurischen Magnetismus
gebracht, dass dieser sich genötigt sah, in seinem Archiv für Magnetis-
mus und Somnambulismus (1787, S. 8 und S. 132) dagegen zu protestieren,
was Becker in seiner Zeitung (1787, S. 198} registrierte, indem er dabei
den alten Anschuldigungen noch neue hinzufügte. — Über den in Boeck-
manns Brief erwähnten W. H. S. Buchholz in Weimar 8. Nouvelle Bio-
graphie universelle, T. VII, Paris MDCCCLEI, p. 701. — Der von
Boeckmann endlich in seinem Schreiben an Herder angeführte Dr. Fr.
W. Maler war unter den Aerzten in Karlsruhe der einzige, der sich
dem thierischen Magnetismus geneigt zeigte; vgl. Journal von und für
Deutschland, herausgegeben von Freih. v. Bibra, 1787, IL Band S. 451
und 453.
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Litteraturnotizen.
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Vier Jahrzehnte chemischer Forschung unter besonderer Kücksicht
auf Baden als Heimstätte der Chemie. Dem Grossherzoge gewidmet
wurden u. a. zwei Werke: Marc Rosenberg, Die Kunstkammer im
Grossh. Residenzschlosse in Karlsruhe (Folio 26 Tafeln, der nicht
foliirte Text deckt sich z. Th. mit der oben angeführten Abhandlung)
und Eduard Heyck, Urkunden, Siegel und Wappen der Herzoge
von Zähringen. (Mit 4 Lichtdrucktafeln. 39 SS.)
Eugen von Chrismar hat nach einem neuen Prinzipe die Her-
stellung genealogischer Übersichten über die bestehenden Fürsten-
häuser Europas begonnen mit einer „Genealogie des Gesamt-
hauses Baden vom 16. Jahrhundert bis heute" (Gotha, F. A. Perthes).
Die fleissige, in den wichtigsten Daten (Geburts- und Sterbetage) vom
Generallandesarchive nachgeprüfte Arbeit erweitert sich meist zu einem
Gerippe der Lebensgeschichte der einzelnen Glieder des Fürstenhauses.
Im dritten Jahrgange des „Jahrbuchs der Gesellschaft für
lothringische Geschichte und Altertumskunde" giebt E. Martin
eine Lebensgeschichte wie eine Charakteristik der Werke des 1601
zu Willstätt geborenen Dichters Jobann Michael Moscherosch. Im
Anhange bringt er Auszüge aus dem Strassburgcr Stadtarchive aus
der Zeit von 1&45 bis 1656. Während dieser Zeit war der durch die
Kriegsleidcn aus Finstingen vertriebene Moscherosch Frevelvogt der
Stadt Strassburg. — Eine zweite Arbeit, von A. Benoit, wendet sich
dem neuerdings mehrfach behandelten Pfalzgrafen Georg Hans von
Veldenz, dem Gründer von Pfalzburg, zu. Die Geschicke dieser Stadt,
der Erwerb des Steinthals, seine Projekte, durch die Vogesen einen
Kanal zu führen, treten in der hübschen Studie in den Vordergrund.
Die übrigen Arbeiten des inhaltreichen Bandes beschäftigen sich mit
rein lothringischen Dingen.
Gottlieb Konrad Pfeffels Fremdenbuch hat H. Pfannenschmid
nach dem in der Colmarer Konsistorialbibliothek befindlichen Original
zunächst im Elsässer Tageblatt und nun mit ausführlichem Namen- und
Sachregister versehen als besondern Band herausgegeben (Colmar 1892,
Selbstverlag). Wir finden hier viel mehr als der Titel erwarten lässt,
nicht nur in streng chronologischer Folge die Namenswiedergabe der
die Colmarer Kriegsschule besuchenden und im Fremdenbuch ein-
getragenen Personen, 2198 aus den Jahren 1774—1809, sondern bei
vielen auch biographische Mitteilungen, die freilich sehr oft nur mit
den gerade zur Hand stehenden, gang und gäben Hilfsmitteln ge-
wonnen, zum Teil aber aus archivalischem Material herausgearbeitet
sind. Sehr wertvoll ist nach dieser Richtung hin die biographische
Skizze von Pfeffels Bruder, dem Diplomaten Christian Friedr. Pfeffel
S. 53—117, in der z. B. die an Frankreich gestellten Entschädigungs-
ansprüche der im Elsass beim Ausbruch der Revolution ausser Besitz
gesetzten deutschen Fürsten, namentlich des Hauses Pfalz-Zweibrücken,
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Litteraturnotizen.
ausführlich erörtert werden. Am meisten gewinnen bei diesen Fa-
milien- und litterargeschichtlichen Notizen wohl das Elsass und die
Schweiz, aber auch für Baden füllt manches ab, ich erinnere u. a.
nnr an die Einträge Jacobi, Sander und Schlosser. Die stärkste
Frequenz der Kriegsschule fallt auch mit der grössten Zahl der sie
besuchenden Fremden zusammen, in den Jahren 1784 und 1785, zu
beiden haben die Länder deutscher Zunge, vor allem die Schwel:,
das bedeutendste Kontingent gestellt. Wie es möglich war, dass der
blinde Pfeffel eine solche Anziehungskraft übte, das hat Pfannenschmid
überzeugend nachgewiesen, sein Buch ist ein beachtenswerter Beitrag
zur Geistesgeschichte des vorigen Jahrhunderts. W. W.
Über den Strassburger Drucker Cammerlander und seinen lit-
terarischen Beirat und Korrektor Vielfeld handelt Bernhard Wen-
zel in der Rostocker Dissertation: Cammerlander und Vielfeld. Ein
Beitrag zur Litteraturgeschichte des XVI. Jahrhunderts. Berlin,
Buchdr. von Knoll & Wölbling 1891. 8°. 72 S. E. M.
„Herder und der junge Göthe in Strassburg" behandelt S. 77—140
Heinrich Düntzer in seinem neuesten Werke. (Zur Götheforschung.
Neue Beiträge. Stuttgart, Deutsche Verl.-Anst 1891. 8". VII, 436 S).
E. M.
Eine reiche Ausbeute für die elsässische Druckergeschichte bietet
der soeben erschienene Index von Burger zu Hains Inkunabeln-
Verzeichnis. (Repertoricum bibliographicum in quo libri omnes ab
arte typographica inventa usque ad annum 1500 typis expressi ordine
alphabetico vel simpliciter enumerantur vel adeuratius recensentur.
Opera Ludovici Hain. Indices uberrimi operaConradi Burger.
Lipsiae, surapt. 0. Harrassowitz. 1891. 8°. VI, 428 p.) JE. M.
Von der immer mehr ins Unübersehbare anwachsenden Litteratur
über die mittelalterliche Städtegeschichte interessieren uns am Ober-
rhein vor allem zwei Schriften. Die eine, von unserm Mitarbeiter
Kolmar Schaube führt den Titel: „Zur Entstehung der Stadtver-
fassung von Worms, Speyer und Mainz" (Wiss- Beilage zum Jahresbericht
des ev. Gymn. zu St. Elisabet in Breslau 1892 Pr. No. 172) und wendet
sich zum Teil mit grosser Schärfe gegen die Untersuchung von
Karl Köhne über den gleichen Gegenstand (vgl. N. F. 5, 406). Die
umfangreichere und allgemeinere Arbeit verdankt dem unermüdlichen
G. v. Below ihren Ursprung. „Der Ursprung der deutschen Stadt-
verfassung (Düsseldorf, Voss XVI und 147 SS.)U lautet ihr Titel und
ihr Zweck ist, die Marktrechtstheorie und die Anschauungen von
Schröder, Sohm, Gothein und dem Unterzeichneten zu bekämpfen.
Zu einer Kritik ist dies nicht der geeignete Ort, ich möchte aber
doch die Leser auf die Schrift hinweisen, welche unzweifelhaft die
verwickelte Frage wesentlich fördert und klärt, wenn sie auch ihre
Ziele, die Marktrechtstheorie niederzuwerfen und die Anschauungen
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Litteraturnotizen.
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Maurers zu halten, meines Erachtens nicht erreicht hat. Jedenfalls
stehen wir noch lange nicht am Ende der stadtgeschichtlichen
Litteratnr. Schulte.
Die „Studien und Mitteilungen aus dem Benedictiner- und dem
Cisterzienser-Ordenu bringen im Jahrgang XIII, Heft 1, eine Ab-
handlung von Adelgott Schatz: Stellung Leopolds III. von
Österreich zum grossen abendländischen Schisma. Die
Abschnitte über Tirol und Inncrösterreich sind ganz wertvoll, für
die drei Bistümer Strassburg, Basel und Konstanz bringt der Verf.
aber gegenüber den Studien Herrn. Haupts (diese Ztschft. N. F.
Band 5) kaum etwas neues. Haupts Arbeit ist zwar oft citiert, die
Form der Citate ist aber derart, dass der Leser den Eindruck ge-
winnen kann, der Verf. habe das „ermittelt", was längst bei Haupt
steht. Einer Mitteilung Haupts zufolge sind einige Urkunden von
Remiremont, welche sich auf den Aufenthalt des clementistischen
Cardinal legaten Wilhelm von Agrifolio in Freiburg beziehen, bei
Dclisle, Manuscrits latins et franc de la bibl. nat. 1875—91 (Paris
1891) pag. 530, 542 und 552 in Regestenform mitgeteilt. Schulte.
Über einen Pfälzer Theologen Franciscus Junius den Älteren
hat Fr. W. Cuno ein ziemlich umfangreiches Buch geschrieben
(Amsterdam, Scheffer, 1891. IX, 416 S.). Junius war 1545 in Bourges
geboren, wirkte 25 Jahre (1567—1592) als Prediger der Wallonen-
kolonie in Schönau und St. Lamprecht, als Lehrer am Collegium
Casimirianum in Neustadt und sodann als Professor der Theologie in
Heidelberg. 1592 wurde er nach Leyden berufen (er starb 1602).
Im ersten Teil des Buches wird das Leben des Junius behandelt, im
zweiten werden seine Schriften und besonders seine Briefe, die der
Verfasser in zahlreichen Archiven und Bibliotheken gesammelt hat,
verzeichnet und zum Teil abgedruckt. Th. M.
Von den zuletzt erschienenen Bänden der „Quellen z. Schweiz.
Geschichte, herausg. von der allg. gesch. Ges. d. Schweiz", umfasst
der 11. u. 12. Bd. die Veröffentlichung von Rudolf Luginbühl:
„Aus Philipp Albert Stapfers Briefwechsel". Der Biograph Stapfers
hat sich darauf beschränken müssen den Briefwechsel mit Laharpe
und Usteri, den beiden anderen Veteranen der Helvetik, ziemlich
vollständig zu geben und nur verhältnismässig wenige andere beizu-
geben. Die Zeit der politischen Thätigkeit Stapfers als Ministers
der Künste und Wissenschaften der Helvetik, dann als schweizeri-
schen Gesandten in Paris (1800—1803) ist weniger reich vertreten,
als die Zeit der Ruhejahre in Frankreich, wo Stapfer als Vermittler
deutschen und französischen Wesens eine wichtige Rolle spielte.
Dieser letzte Teil war auch in Luginbühls Biographie am Kürzesten
behandelt. Die wichtige Publikation ist auch für uns in Baden von
hoher Bedeutung, vor allem wegen der engen Beziehungen Wessen-
bergs zu Usteri und Stapfer. Erst aus diesem Briefwechsel erfahrt
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Litteraturnotizen.
man, dass Wessenbergs Schrift „Coup d'oeuil sur la Situation actnelle
de l'Eglise catholiqaeu durch Stapfer in Druck gelegt wurde. Auch
für das Geistesleben der protestantischen Kreise des Elsasses sind
die Briefe Stapfers von hoher Bedeutung. Möchte der Verfasser sich
entschlicssen , seiner Biographie Stapfers die Laharpe's folgen zu
lassen. Der Historiker, welcher nach Luginbühl sich mit einer sol-
chen befassen soll, sich wenigstens früher damit befasst hat, wird
dieselbe schwerlich jemals ausführen. Schulte.
Die Sagen des Elsasses gesammelt von August Stoeber giebt in
neuer vermehrter Auflage Curt Mündel heraus (Strassburg, Heitz u.
Mündel), zunächst in einem ersten Teil die Sagen des Ober-Elsasses.
Besonders dankenswert sind die am Schluss gebrachten litterarischen
Nachweise über Stoff und Verbreitung der Sagen. W. W.
In der Römischen Quartalschrift Jahrg. VI, 241—250 giebt A.
Meister einen nicht unwichtigen Beitrag zur Geschichte des Strass-
burger Kapitelsstreits, indem er den Beginn desselben gegen
Lossen schon auf das Jahr 1583 fixiert und ein Schreiben des Bischofs
Johann von Manderscheid vom Jahre 1590 an den neuen Papst Gre-
gor XIV. mitteilt, das über den ganzen Verlauf des Streites berichtet
und die Bedrängnis der bischöfl. Partei sehr lebhaft schildert. W. W.
Eine Reihe kleinerer Studien zur Elsässischen Geschichte hat X.
Mossmann in den Melanges Alsatiques (Kolmar, Jung & Cie.)
gesammelt. Unter denselben sind hervorzuheben eine übersichtliche
Darstellung der Verhandlungen und Defensionspläne der sog. Nie-
dern Vereinung aus den Jahren 1512 bis 1628 und des Konfliktes
der Stadt Rosheim mit der Landvogtei am Ende des 16. Jahrhun-
derts, ferner zahlreiche zumeist aus den Materialien des Kolmarer
Stadtarchivs geschöpfte Mitteilungen kulturgeschichtlichen Charakters.
W. W.
Von den Beiträgen des eben ausgegebenen VIII. Jahrgangs des
Jahrbuchs für Geschichte, Sprache und Litteratur Elsass-Lothringens
(Strassburg, Heitz u. Mündel 1892) sind hier zu erwähnen der Auf-
satz von Dr. A. Her t zog über die Elsässischen Weinstieber im Mit-
telalter, deren Organisation im Rahmen von Maklerzünften nachzu-
weisen versucht wird, ferner die kleine anregende Studie von W.
Deecke über im Norden gefundene Amuletringe des heiligen Theo-
bald von Thann und die grössere noch nicht abgeschlossene Unter-
suchung von Bresch über die Ortsnamen des Münsterthals. W. W.
Im 27. Bd., S. 170—209 des Hermes, Zeitschrift für klassische
Philologie herausgegeben von Kaibel und Robert veröffentlicht E. v.
Borries eine Untersuchung über die Quellen zu den Feldzügen
Julians des Abtrünnigen gegen die Germanen, die desswegen hier
Erwähnung verdient, weil sie nachweisen will, dass Ammian wie Li-
banios bei ihrer Darstellung der Alamannenschlacht bei Strassburg
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Litteraturnotizen.
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aas einer Monographie Julians Ober diese Schlacht geschöpft haben
und dass daneben von Ammian noch eine Biographie des Kaisers,
wahrscheinlich von seinem Leibarzt Oribasins verfasst, benutzt wor-
den sei. Der Verf. stellt in Aassicht, dass dies Ergebnis besonders
für die Beurteilung des Ammianischen Berichts Ober jene Schlacht
von Bedeutung sein werde. W. W.
■ — — - -
Die Arbeit über Steinmetzzeichen von Alfred Klemm (Zur Ge-
schichte der Steinmetzzeichen im allgemeinen und Uber die Heil-
bronner insbesondere; Histor. Verein zu Heilbronn Bericht aas den
Jahren 1889—90, IV. Heft, 1891, S. 1—44, 61 ff. u. XV Taf.) berührt
auch das Gebiet des Oberrheins, da die Strassburger Bauhütte den
Vorort der Steinmetzbrüderschaft bildete. E. M.
Eine Geschichte der Augenheilkunde an der Universität Strass-
burg seit ihrer Gründung findet sich bei Jules Louis Demange,
Apercu sur l'histoire de l'ophthalmologie ä Strasbourg A a Nancy.
These pour le doctorat en medecine . . . Nancv, E. Deste 1889. 4°.
IV, 77 p. E. M.
Ein Stück Schulgeschichte erzählt B. Ziegler in seiner
Arbeit : „Zur Geschichte des Schulwesens in der ehemaligen Reichs-
stadt Überlingen" (Beil. z. Progr. der Höh. Bürgsch. in Ü.). An der
Hand von guten, für die ältesten Zeiten freilich spärlich iiiessenden
Quellen verfolgt der Verfasser die Schule bis ins 13. Jahrhundert
zurück: im Jahre 1227 wird ein Lutoldus scolasticus in einer Ur-
kunde genannt. An den Abschnitt „die Pfarrschule4 schliesst sich
der über die Stadtschule des Mittelalters. Ein allgemeineres Interesse
hat die Cberlinger «Schule im Zeitalter des Humanismus dadurch,
dass der auch als lateinischer Dichter bekannte Schinbain (Tibianus)
in der freien Reichsstadt lehrte. Über diesen Gelehrten findet sich
einige von Ziegler nicht benützte Litteratur bei K. Gödeke Grund-
riss z.Geschichte der deutschen Dichtung II8 281. Es wäre dankens-
wert, wenn Ziegler die in Überlingen befindlichen Briefe und Gedichte
Tibians mit obigen Notizen zu einer kleinen Monographie zusammen-
arbeiten würde. Karl Hartfelder.
Von Andreas Waltz ist soeben Sigmund Billings Kleine
Chronik der Stadt Colmar (Colmar, J. B. Jung, 374 SS.) ver-
öffentlicht worden. Ist der Chronist, der evang. Pfarrer in seiner
Heimatstadt war, auch nur für die zweite Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts Zeitgenosse, so enthält die Chronik doch eine reiche Fülle
von unbekannten und interessanten Nachrichten. Vieles ist freilich
bekannten Quellen entlehnt. Auch hier herrscht noch am Ende des
18. Jahrhunderts jener reichsstädtische Geist, der mit fester Zähig-
keit an allem Altererbten hängt, die grossen Dinge dagegen passiv
hinnimmt. Einzelne Stücke waren schon früher von Rathgeber ver-
öffentlicht. Der Herausgeber hat Anmerkungen und Register bei-
gesteuert. Eine zweite Schrift bietet Billings Zusätze zum patrio-
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Litteraturnotizen.
tischen Elsasser 1777 (ebenda 17 SS.). Der Herausgeber stellt in
der Einleitung fest, dass der Herausgeber dieser Wochenschrift nicht
Billing war, sondern ein Württemberger J. P. Wegelin, Lehrer an
der bekannten Kriegsschule Pfeffels.
Im „Deutschen Herold- 1892 No. 7 beschreibt A. v. Hamm:
„Die Denkmäler der Kirche in Handschuchsheimu undgiebt
eine Geschichte des 1600 ausgestorbenen Geschlechts von Hand-
schuchsheim. Die gereimten Epitaphien der beiden letzten Trägerinnen
dieses Namens zeugen von einem derben Humor.
Soeben erschien bei Herder in Freiburg: „P. Odilo Ringholz,
Der selige Markgraf Bernhard v. Baden in seinem Leben und Ver-
ehrung (Mit 3 Farbentafeln und 18 Abbildungen im Texte). Das Buch
stützt sich von der gedruckten Litteratur abgesehen auf urkundliche
Nachforschungen in Basel, Einsiedeln, Freiburg St. Gallen, Genua,
Karlsruhe, Luzern, Mailand, Moncalieri, Nürnberg, Paris, Pavia,
Rom, Turin und Wien. Als Anhang wird der Informativprozess vom
Jahre 1480 abgedruckt.
Von den „Kunstdenkmälern des GrossherzogtumsBaden",
•die im Auftrage des Ministeriums der Justiz, des Kultus und
Unterrichts und in Verbindung mit Jos. Dürrn und F. Wagner
F. X. Kraus herausgiebt, ist soeben der dritte Band l Freiburg, J. C.
B. Mohr) erschienen, der den Kreis Waldshut behandelt. Ein Atlas
von zwölf Tafeln giebt Abbildungen des Schatzes von St Blasien, der
jetzt in St. Paul in Kärnthen beruht. (Vgl. diese Ztschft N. F. 4,
46-68).
Von Starke in Görlitz und A. Siebert in Heidelberg ist soeben
die überaus prächtige Veröffentlichung abgeschlossen, in der K.
Zangemeister „Die Wappen, Helmzierden und Standarten
der Grossen Heidelberger Liederhandschrift (Manesse-Co-
dex)u publizierte. Auf 60 Tafeln sind die Schilde, Helme und Fahnen
in Farbendruck geboten. Die Abbildungen beruhen auf Abzeich-
nungen, sind aber allem nach vortrefflich gelungen. Zangemeister
hat überall die vom Frhin. v. Neuenstein hergestellten Zeichnungen
nachgeprüft. Welche Bedeutung die Wappen für die Bestimmung
der einzelnen Minnesänger 'haben, ist seit den Tagen v. d. Hagens
bekannt, während man sich bisher mit Beschreibungen und unkolo-
rierten Abbildungen begnügen musste, ist nun das Material jedem
Forscher in bequemster Form zugänglich gemacht. Gerade den Stand
dieser Frage hat Zangemeister in der Einleitung bei jedem Minne-
sänger erörtert; es ist auch überall die neueste, in den letzten Jahren
besonders ergiebige Litteratur über die einzelnen Sänger herange-
zogen, ältere Abbildungen sind nachgewiesen, verwandte Wappen
aufgesucht und erläutert. Da jeder Teil Deutschlands seine Ehre
darin suchte und sucht, seine Sänger zu feiern, so wird auch diese
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Litteraturnotizen.
573
Veröffentlichung vielen Beilall ernten. Kein Teil Deutschlands ist
aber unter den Sängern der Manessischen Handschrift reicher ver-
treten als das Gebiet des Rheins von seinen Quellen bis Mainz. Wie
viel noch der zukünftigen Forschung auf diesem Felde übrig geblie-
ben ist, hat Zangemeister in der Einleitung, die sich auch über alle
andern mit der Handschrift zusammenhängenden Fragen beschäftigt,
mit vollem Rechte hervorgehoben. Auch darin wird man ihm bei-
stimmen müssen, dass es unerlaubt ist, sofort die Glaubwürdigkeit
der Handschrift anzuzweifeln, wenn sie irgend einer Kombination
widerspricht. Der Zeichner hat gewiss oft geirrt, aber wenn man
die Schweizerischen Wappen nachprüft, so wird man sehen, dass er
dort, wo er selbst sich orientieren konnte, durchaus zuverlässig ist.
Die Glaubwürdigkeit der Wappen und Bilder nimmt natürlich um so
mehr ab, je weiter sie sich von der Ostschweiz entfernen. Wie viel
Schwierigkeiten mochte der Sammler haben, um Wappen längst aus-
gestorbener zum Teil weit entlegener Geschlechter beizubringen!
Welche Anregungen das prächtige Werk dem Referenten bot, ist aus
dessen Abhandlung (oben S. 542) zu ersehen; auch andere Fragen
werden sich nunmehr leichter lösen lassen, so die, ob und welcher
innerer Zusammenhang zwischen den grossen oberdeutschen Wappen-
sammlungen des Manessc Codex, der Züricher Wappenrolle, des
Richental, Grünenberg und Gallus Oheim besteht. Die Wappen der
Weingartner Liederhandschrift wiederholt vorliegendes Werk nach
der Publikation des litterarischen Vereins. Einige Bemerkungen zum
Einzelnen seien gestattet; bei Friedrich von Hausen vermisse ich die
Wiedergabe des Wimpels am Mastbaum, die wenigstens nach v. d.
Hagen von heraldischer Bedeutung wäre, auf den Lichtdrucken bei
Kraus ist nicht viel zu erkennen. Bei Hartmann v. d. Aue wäre viel-
leicht der Hinweis auf das Wappen der Westerspül erwünscht, welche
reichenauische Dienstmannen waren. Die Identität der Geschlechter
ist ja sehr unwahrscheinlich, aber es ist doch das Wappen ein recht
seltenes. Bei Hesso von Rinach fehlt der Hinweis auf die Abhand-
lung von Merz in der Argovia Bd 20. Das wertvolle Werk empfiehlt
sich den Freunden der mittelalterlichen Poesie selbst. Schulte.
Angeregt durch die Veröffentlichungen von F. X. Kraus: „Über
die St. Blasianer Schätze in St. Paul in Kärnthen (diese Ztschft.
N. F. Band 4) giebt S tälin in dem ersten Doppelhefte der nunmehr
von der württembergischen Kommission für Landesgeschichte heraus-
gegebenen und von Prof. Jul. Hartmann geleiteten Württembergi-
schen Vierteljahrshefte für Landesgeschichte genauere Auskunft:
„Über die Archivalien württembergischer Klöster in der Abtei
St. Paul in Kärnthen*4. Herrenalb betreffen 32, Bebenhausen 10,
Blaubeuern 19, Hirsau 6, Lorch 7, Maulbronn 14 und Reichenbach
endlich 70 Stücke. Unter den Handschriften ragt eine an Ab-
weichungen von dem Stuttgarter Exemplar des Reichenbacher
Schenkungsbuches reiche Handschrift hervor, ferner ein Kopialbuch
der sanktblasianischen Propstei Nellingen. Wir wünschen der
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Litteraturnotizen.
Schwesterzeitschrift ein gutes Gedeihen, der Anfang verspricht das
Beste. Derselben sind wie der unsern „Mitteilungen der Kommission"
angehängt. Wir heben aus ihnen das Statut der Kommission, das
Statut der Zeitschrift und die Grundsätze für die Heransgabe der
"Württembergischen Geschichtsquellen hervor, sowie das Protokoll
der ersten konstituierenden Sitzung (Nov. 1891).
Als „Beilage zum Anzeiger für Schweizer Geschichte" beginnt soeben
die allg. geschichtforschende Gesellschaft der Schweiz „Inventare
Schweizerischer Archive" herauszugeben (Bern K. J. Wyss). Den
Reigen eröffnet der Kanton Basel Stadt, dessen Staatsarchivar Herr
Dr. Rudolf Wackernagel die Anregumg zu dieser Veröffentlichung
gab, welche allen zukünftigen Benützern schweizerischer Archive
von hohem Nutzen sein wird. Es ist nun nicht beabsichtigt jedes
Stück in Regestenform mitzuteilen oder die Repertorien abzudrucken,
sondern man will eine Übersicht über den Inhalt der Archive und der
Archivteile mit genauer Angabe der Zeitgrenzen mitteilen. Jeder
Einzelpublikation soll ein kurzer Überblick über die Geschichte des
Archivs, wie es sich allmählich bildete und aus oft heterogenen Be-
standteilen vereinte, voraufgehen. Die Geschichte des Basler Archi-
ves darf als ein Muster bezeichnet werden, wie nicht minder die
Darstellung, welche über die Beamte, Lokalitäten, Benutzungsordnung
und dann über den Inhalt der drei Hauptabteilungen wie der Neben-
abteilungen alle wünschenswerte Auskunft erteilt. Besonders genau
sind dem Plane gemäss die Abteilungen behandelt, welche nicht not-
wendig im Baseler Stadtarchiv sein müssten, sondern ebenso gut
anders wohin versprengt oder untergegangen sein könnten, wie die
Klosterarchive, das Kirchenarchiv , die Archive von Zünften, Gesell-
schaften und Stiftungen. Man sieht, wie sehr die Veröffentlichung
den Wünschen der Benützer entgegenkommt, welchen ein Leitfaden
geboten wird, der unzweifelhaft manchen Leser zu Studien und
Arbeiten veranlassen wird. Wackernagel hatte bei seiner Darstellung
die Schwierigkeit zu überwinden, ein in der Umordnung befindliches
Archiv zu beschreiben. Von dem Inventare des Kantons Bern, das
den Staatsarchivar Herrn H. Türler zum Verfasser hat, liegen erst
zwei Seiten vor.
Die industrielle Gesellschaft von Mülhausen hat für das
Jahr 1893 eine grosse Zahl von Preisaufgaben ausgeschrieben. Der
für viele Arbeiten viel zu kurze Ablieferungstermin ist der 15. Febr.
1893, die Preise bestehen vielfach in Medaillen, doch auch in Geld-
preisen. Wir führen von den historischen Thematen auf: Alsatia
sacra nach dem Muster der Helvetia sacra Mülinens (2000 Mark).
Geschichte eines Zweiges der oberelsässischen Industrie (1000 Mark),
Biographien von oberels. Erfindern, Veränderung der Arbeitslöhne
seit einem Jahrhundert, Karte des Ober-Elsasses zu gallo-romanischer
Zeit, Karte der Lehensherrschaften um 1600, Karte über die Fabrik-
anlagen 1789 und 1870, Geschichte der eis. Verbindungswege, Kritik
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Litteraturnotizen.
375
der eis. archäologischen Literatur des 19. Jahrhunderts, Dokumente
für die Baomwollenindostrie im 13.— 17. Jahrhundert, kurze Ge-
schichte der Stadt Mülhausen (100 Mark). Geschichte einer eis.
Ortschaft, Teil einer eis. Bibliographie (bis 800 Mark), Rechte der
Strassburger Bischöfe in Mülhausen, Zollstationen vor der Ver-
einigung mit Frankreich (ev. 200 Mark), Zusammenstellung der Märkte
und Messen, endlich Stellung der elsässischen Frau im Mittelalter.
Das „Preis-Verzeichnis" erhält Jedermann, der es vom Sekretariat
der Gesellschaft verlangt.
Karl Hart fei der, der seit dem Erscheinen seines bekannten
Buches über den Praeceptbr Germaniae ( 1889) eine Reihe von Schrif-
ten und Briefen Melanchthons mitgeteilt und besprochen hat, veröffent-
licht jetzt einen Band „Melanchthonica Paedagogica" (Leipzig,
Teubner XVIII, 278 S.), der zu jenem darstellenden Werke das Ur-
kundenbuch bilden soll. Mit Rücksicht auf die vom Verleger ge-
zogenen Grenzen hat Hartfelder darauf verzichten müssen, alle die
zahlreichen an vielen, z. T. entlegenen Stellen veröffentlichten Nach-
träge zu der Ausgabe der Werke Melanchthons Corpus Reformatorum
zusammenzufassen und mit dem von ihm selbst in Bibliotheken und
Archiven gesammelten Material herauszugeben. Er wählt daher die
Stücke aus, die sich auf M. in seiner Eigenschaft als Praeceptor
Germaniae beziehen und noch nicht in grösserer Publikation an leicht
zugänglichem Orte vorliegen. Aus dem Inhalt des Buches, der ein
anschauliches Bild von den vielseitigen Interessen und Beziehungen
und der mannigfaltigen Thätigkeit Melanchthons giebt, seien be-
sonders hervorgehoben die Aktenstücke zur Geschichte der Univer-
sität Wittenberg und die „Wittenberger Studentenbricfo". Diese zum
grössten Teile angedruckten Briefe, geschrieben in den Jahren
1520—1525 von Thomas Blaurer aus Konstanz, Felix Rayther aus
Buchhorn, Johannes Betz aus Überlingen, Jakob Milien aus Frei-
burg u. a., sind wertvolle Zeugnisse über den Eindruck, den die
Persönlichkeiten und Lehren der Reformatoren auf die jugendlich
empfänglichen Gemüter der Studierenden in Wittenberg ausübten.
Neben dieser speziellen Gruppe von Briefen steht eine grössere das
ganze Leben M,'s umfassende Abteilung : „Briefe von, an und über
M." Daran reihen sich „einzelne Aussprüche" M/s über hervor-
ragende Zeitgenossen und verschiedene Gebiete der Schule und
Wissenschaft: Geschichten und Anekdoten, Beispiele und Sentenzen,
von M. in den Vorlesungen gelegentlich geäussert, von den Zeitge-
nossen gesammelt. Erzählungen M/s von eigenen Erlebnissen, er-
gänzt durch Aufzeichnungen anderer bringt der nächste Abschnitt:
„Angaben zur Biographie M.'su (darunter einige bisher unbekannte
Angaben über M/s Heidelberger Studentenzeit). Dazu kommen Ge-
dichte von und auf M., Schulordnungen und anderes. Der Heraus-
geber hat in den Anmerkungen Erklärungen und bibliographische
Verweisungen gegeben und durch Inhaltsverzeichnis, chronologische
Übersicht und Register das Ganze leicht benützbar gemacht. Bei-
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Litteraturnotizeu.
geben ist die Nachbildung einer Copie des schönen Melanchthon-
bildes von Hans Holbein dem jüngeren. Th. M.
Auch Fr. Grimme hat seine fleissigen Studien zur Geschichte
der Minnesänger fortgesetzt. In der „Germania" Band 37 sucht er
als Heimat Wachsmuts v. Künsingen (den ich vor Jahren für die
Baar in Anspruch nahm) den Ort Clemency-Küntzig im Luxem-
burgischen nachzuweisen, ohne freilich zur Gewissheit zu gelangen.
Seine Studie über vornamenlose Minnesänger (daselbst) behandelt
Göli (Vogt zu Freiburg), den Dürner (den er in Salemer Urkunden
nachweisen zu können glaubt), den Püller, den Schenken v. Limburg,
v. Stamhcim (den er für Württemberg in Anspruch nimmt), endlich
den Kanzler. Übrigens sind die Hohenburger, welche wohl ursprüng-
lich den Namen Puller trugen, nicht Dynasten, sondern staufische
Ministerialen, über die wir demnächst eine Arbeit zu erwarten
haben. Auch -entstammt die Nachricht über Gottfried Puller, den
Feldherrn Kaiser Friedrichs II., nicht einer Strassburger Quelle, die
betr. Quelle ist vielmehr im Kloster Neuenburg in unmittelbarer
Nähe von Hagenau entstanden, wo wir die Hohenburger mehrfach
nachweisen können. Auch sind die Hohenburger kein Zweig der
Fleckensteiner. Schulte.
Ein nützliches Hilfsmittel für solche, die sich mit pfälzischer
Geschichte beschäftigen, ist ein soeben in dritter Auflage erschiene-
nes Buch von Albert Mays: „Erklärendes Verzeichnis der städti-
schen Kunst- und Altertümersammlung zur Geschichte
Heidelbergs u. der Pfalz im Friedrichsbau des Heidelberger
Schlosses, mit einer Abhandlung über die ehemaligen kurfürstlichen
Grabdenkmäler, insbesondere das Mausoleum Otto Heinrichs, in der
Heiliggeistkirche," (Heidelberg, Koester, 1892). Das Buch ist eine
Erweiterung und Verbesserung des früheren Katalogs der wertvollen
und ständig sich vermehrenden Sammlung. Nur auf einige Ab-
schnitte, die auch dem Historiker dienlich sein können, möge hin-
gewiesen sein, wie z. B. die Angaben über die sehr zahlreichen
Bilder von Pfälzer Fürsten und Fürstinnen, von Heidelberger Gelehrten
vom Mittelalter bis in unser Jahrhundert, die Angaben über Münzen,
Medaillen, Orden, Wappen und Siegel. Auf S. 128—137 werden die
Urkunden und Aktenstücke verzeichnet, die sich auf Geschichte der
Pfalz im allgemeinen, die Heidelbergs und seiner hohen Schule ins-
besondere beziehen, und die ebenfalls in der Sammlung aufbewahrt
sind. Von S. 151 — 153 sind 24 Drucke und Denkmäler verzeichnet,
die sich auf die Geschichte des Heidelberger Katechismus, einer der
Wichtigstens Bekenntnisscbriften der reformierten Kirche, beziehen.
Das Incunabeln- Verzeichnis (S. 148—150) ist eine eine Vorarbeit für
die immer noch nicht geschriebene Heidelberger ' Buchdruckerge-
schichte, u. so auch noch vieles Andere. Karl Hartfelder.
Weitere Notizen müssen wir leider abermals zurücklegen.
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Strassburgs Anteil an der Erfindung der
Bnchdrnckerknnst.
Von
Karl Schorbach.
Wie oft auch die Frage nach dem Urheber des Buch-
druckes im Laufe der letzten Jahrhunderte erörtert wurde
und wie viel sich die Forscher darum stritten, welchem Lande
und welcher Zeit der Ruhm der Erfindung zufiele, so fehlte
all den zahlreichen aus diesem Anlass entstandenen Dar-
stellungen die streng methodische Untersuchung.1) Durch
Voreingenommenheit und Unkenntnis ist das geringe urkund-
liche Material, das unserem Wissen vom Entstehen der Druck-
kunst zu Grunde liegt, zum Teil misverstanden oder entstellt,
zum Teil angefochten und verworfen worden. Selbst Fälschun-
gen versuchte man, um die aufgestellten Hypothesen zu stützen.
Erst die jüngste Zeit hat die langentbehrte kritische Sich-
tung der verschiedenen Überlieferungen, welche über den Ur-
sprung der Typographie bestehen, endlich gebracht.
Es ist das unbestreitbare Verdienst A. van der Linde's,
durch eingehende und scharfsinnige Forschungen auf diesem
Gebiete bahnbrechend gewirkt zu haben. In einer Reihe von
sorgfältigen Werken2) hat er es unternommen, alte Irrtümer
zu zerstören, Fälschungen aufzudecken und neue Ergebnisse
aus den vorhandenen Quellen zu gewinnen. Er ist der wider-
sinnigen bis auf den heutigen Tag bestehenden Thatsache,
dass drei verschiedene Männer durch Denkmäler als die Ur-
*) Vgl. über die methodologischen Fehler den lesenswerten Abschnitt
bei v. d. Linde, Gutenberg 8. 137 ff. — 2j De Haarlemsche Costerlegende
(Gravenhage 1670); Gutenberg, Geschichte und Erfindung (Stuttgart 1678);
Geschichte der Erfindung der Buchdruckkunst 3 Bde. (Berlin 1886).
Zi-iischr. I. Ge*th. "I. Ol.errh. N. F. VII. 4. 37
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578
Schorbach.
heber der Buchdruckerkunst gefeiert werden1), scharf ent-
gegengetreten und hat die Frage nach dem wahren Erfinder
zum ersten Male in wissenschaftlicher Weise beantwortet.
Obwohl Holländer von Geburt und ursprünglich eifriger
Costerianer verfocht er nicht die Sache Costers und seiner
Vaterstadt Haarlem, sondern forderte mit aller Entschieden-
heit die Ehre der Erfindung für Gutenberg. Trotz der ge-
hässigen Angriffe seiner Landsleute, welche aus einer rein
wissenschaftlichen Frage eine nationale machten, verteidigte
er unentwegt das Anrecht Gutenbergs mit immer steigendem
Erfolge. „Es war dies eine That im Dienste der Wahrheit,
die unter solchen Umständen doppelte Anerkennung ver-
dient."2)
Die Werke van der Linde's regten von neuem die wissen-
schaftliche Forschung an; auch die alten Streitfragen kamen
wieder in Fluss, wurden jetzt aber meist in strenger und be-
sonnener Weise zu lösen versucht.
So trat zuerst der holländische (in England lebende) Ge-
lehrte Hessels, welcher umgekehrt wie v. d. Linde aus einem
Anhänger Gutenbergs zu einem Costerianer wurde, mit zwei
Werken 3) für den Anspruch Costers in die Schranken, dessen
Priorität er zu erweisen strebt. Seine Beweisführung ist in-
dess von Archivar Wyss4) einer eingehenden Kritik unter-
zogen worden und durch dieselbe endgiltig widerlegt.
In Italien hat mau lange geschwiegen, und die Castaldi-
Frage schien abgethan, besonders nachdem C asteil ani in
') Das 1837 errichtete Mainzer Monument preist Gutenberg als den
Erfinder in zwei von Otfr. Müller verfassteu Distichen (vgl. v. d. Linde
Guteuberg S. 69). Im Jahre 1856 eutstand das Denkmal zu Ehren des
Loureus Jans zoon Coster in Haarlem, der als „Uitvinder van de Boek-
drukkunst niet beweegbare uit metaal gegoten Lettersu gepriesen wird.
Ein drittes Denkmal wurde 1868 zu Feltre im Yenetianischen aufgestellt
mit der Inschrift: „A Panfilo Castaldi scopritore generoso de' caratteri
mobili per la stampa. Tributo d'onore tardissimo Italia porg6.M (Das
1840 in Strassburg errichtete Gutenberg-Denkmal trägt kluger Weise
keine Inschrift.) — 2) Wyss, Quartalblätter des Historischen Vereins für
das Grossherzogtum Hessen 1879, JS. 10. — a) Hessels, Gutenberg, was he
the inventor of printing? (London 1882) und Haarlem the birth-place of
printing, not Mentz (London 1887». Eine knappe Darstellung seiner An-
sicht gab er dann noch in der Encyclopaedia britannica (9. Ed.) XXIII,
pag. 681—697. — 4) Centraiblatt für Bibliothekswesen 1888, S. 255 ff.
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 579
seinem jüngsten Werke1) zu dem Scbluss gelangt war, „che
il vero inventore della tipografia e Giovanni Gutenberg". Im
vorigen Jahre ist dann aber in Fumagalli2) ein neuer
Verteidiger für Castaldi aufgetreten, welcher diesem den
Ruhm der Erfindung sichern will. Die vorgebrachten Momente,
mit denen er die Hypothese zu stützen versucht, werden je-
doch kaum jemand zu überzeugen vermögen. Mit Recht sind
sie von Dziatzko zurückgewiesen.3)
So ist das Interesse der gelehrten Welt für die Guten-
bergfrage wieder neu erwacht. Ganz besonders ward es aber
in letzter Zeit gesteigert, als kurz nach einander wertvolle
Funde, welche die Entstehungsgeschichte der Typographie
aufklären helfen, zu Tage gebracht wurden. Was man kaum
noch zu hoffen wagte, ist geschehen: neue Urkunden wurden
ermittelt und verschollene wieder aufgefunden. Die Hoffnung
steigt hiermit, dass Archive und Bibliotheken noch manchen
Schatz bergen können, welcher für die Geschichte der Er-
findung des Buchdrucks von glücklichen Händen zu heben ist
Der erste unter den Entdeckern war der verstorbene
Baseler Oberbibliothekar Sieber. Er fand zu Anfang der 80er
Jahre in einem Incunabel-Baud der Baseler Universitätsbiblio-
thek ein bis dahin unbemerktes Zeugnis zu Gunsten Guten-
bergs, welches älter ist als alle, die man seither kannte.
Dasselbe steht in einem etwa 1 470 oder 1 47 1 geschriebenen Briefe
des Pariser Theologen Guillaume Fichet an Robert Gaguin. *)
Dies Schreiben ist neuerdings öfters besprochen und gewürdigt
worden5); den besten Abdruck desselben lieferte der Ent-
decker. 6)
*) L'origine tedesca e l'origine olandese dell' invenzione della stampa
(Venezia 1889) im Appendice. — *) La questione di Pamfilo Castaldi (Mi-
lano löOl). — ») Deutsche Litteraturzeitung XII (1S91), S. 1895. — *) Die
bemerkenswerteste Stelle lautet: „Fenint euim illic, baut procul a ciui-
tate Maguncia, Joannem quendam fuisse, cui cognomen Boncmontano,
qui primus omnium impressoriam artem excogitauerit, qua non calamo
(ut prisci quidem illi) neque penna (ut nos fingimus) sed acreis litteris
libri finguntur et quidem expedite, polite et pulcbre. Dignus saue hic
vir fuit, quem omnes musae, omnes artes omnesque eorum linguae, qui
libris delectantur, diuinis laudibus ornent . . .u — ») Von A. Claudin in
Le Livre 1883, p. 369 ff., von 0. Hartwig, Centralblatt f. Bibliotheks-
wesen I, 117 f. u. II, 86 ff., sowie von F. Pfaff, ebenda V, 211 ff. Letzterer
hat in der Freiburger Bibliothek ein zweites Exemplar des seltenen
Druckes aufgefunden. — •) Guil. Fischeti Parisiensis theologi quam ad
37*
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580
Schorbach.
Ein zweiter noch wertvollerer Fund gelang dem Ober-
bibliothekar Prof. Dziatzko. Dieser entdeckte in der Göttinger
Bibliothek das wichtigste Dokument, welches bei Lösung der
Frage nach dem Erfinder in Betracht kommt, das verloren
geglaubte sogenannte Helmaspergereche Instrument Es ist
dies die Originalurkunde vom 6. Nov. 1455, welche in dem
Process Fusts gegen Gutenberg von dem Mainzer Notar Ulrich
Helmasperger ausgestellt wurde. In diesem Notariatsinstru-
ment haben wir das unanfechtbare Zeugnis dafür, dass es
sich bei der Verbindung jener beiden Männer um den Buch-
druck handelte und dass Gutenberg seine Erfindung mindestens
seit 1450 in Mainz praktisch verwertet hat. Nachdem diese
Urkunde seit dem Jahre 1741 verschollen war, haben die An-
hänger Costers (zuletzt noch Hessels) ihre Ächtheit vielfach
angefochten; jetzt kann sie wieder wie früher „als der Eck-
und Grundstein der Ansprüche Gutenbergs4' benutzt werden.
Dziatzko hat den Text in einer besonderen Schrift veröffent-
licht und eine Lichtdrucktafel von der Urkunde beigegeben. ')
Der 3. Fund, den Abb6 Requin im Jahre 1890 in Avig-
noner Notariatsakten machte, wird in anderem Zusammen-
hange genauer zur Sprache kommen.
Eine übersichtliche Zusammenstellung der neuesten For-
schungen zur Gutenbergfrage gab Oberbibliothekar Bruun in
Kopenhagen (De nyeste undersögelser om bogtrykkerkunstens
opnndelse. Kjöbenhavn 1889.')
Strassburg ist mit dem Anspruch auf die Erfindung der
Typographie zweimal besonders hervorgetreten. Nachdem
durch die Aufzeichnungen des 15. und beginnenden 16. Jahrh.
ganz richtig Gutenberg als der Entdecker der neuen Kunst
Robertum Gaguinum de Johanne Gutenberg . . . conscripsit epistola ed.
Lud. Sieber (Basileae 1887). Der erste Abdruck in Le Livre 1883 ge-
schah unrechtmässig.
') Beitr. zur Gutenbergfrage, Halle 18^9. Vgl. auch die wertvollen
Bemerkungen in Dziatzko's Schrift: Gutenbergs früheste Druckerpraxis.
Berlin 1890. — ') Dass auch wieder Unberufene sich des Gegenstandes
bemächtigten, ist sehr zu bedauern. So erschien in vorigem Jahr ein
populäres Elaborat von Faulmann (Die Erfindung der Buchdruckerkunst
nach den neuesten Forschungen. Wien 1891), worin von dem „Fachmann-
haltloser Unsinn vorgetragen wird. Vgl. die vernichtende Kritik von
Wyss, Centralbl. f. Bibliothekswesen VIII, 551 ff.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunat. 581
bezeichnet worden war *), proklamierte man in Strassburg um
das Jahr 1520 den ersten Typographen dieser Stadt, Johann
Mentel aus Scblettstadt, als den Erfinder. Der Mentelmythus
wurde durch Wimpfelings schwankende Berichte vorbereitet,
dann aber von Jon. Schott, dem Enkel Mentelins, und durch
den Schlettstädter Gelehrten Jacob Spiegel allmählich einge-
bürgert. Dass diese Männer eine Geschichtsfälschung beab-
sichtigten, wie v. d. Linde es auffasst, ist nicht zu erweisen.
Eher darf man annehmen, dass sie unter dem Einfluss einer
Lokaltradition in gutem Glauben handelten.
Mentel wurde in Strassburg über zwei Jahrhunderte als der
Erfinder der Typographie betrachtet, und man feierte seine
Verdienste 1640 und 1740 durch Erinnerungsfeste. Noch im
Jahre 1840, als man in Strassburg das Gutenbergfest beging,
erhob sich eine Stimme zu Gunsten Mentelins und suchte
dessen Ansprüche zu verfechten.1) Aber auch ausserhalb
Strassburgs hatte jene Tradition sich verbreitet. Eine aus-
führliche Darstellung derselben, auf welche wir nicht näher
eingehen wollen, gab v. d. Linde.3)
Die Mentelsage, welche sich auf nichts Thatsächliches
gründete, wurde erst 1740 durch Schöpflin zerstört. Schon
seit dem Jahre 1717 wusste man, dass Gutenberg eine Zeit
lang in Strassburg gelebt und Beziehungen zu dem Thomas-
stift gehabt hatte. Jetzt kamen 1740 und 1745 kurz nach
einander im Strassburger Stadt-Archiv und Pfennigturm die
Akten des Processes Dritzehn-Gutenberg zu Tage, welche be-
rufen waren, in der Geschichte des Ursprungs der Buch-
druckerkunst eine ganz hervorragende Rolle zu spielen.
Aus diesen Dokumenten lernte man die industrielle Thätig-
keit Gutenbergs kennen. Neben anderen gewerblichen Be-
schäftigungen betrieb er in Strassburg auch mit einer Ge-
nossenschaft von Einheimischen eine geheime Kunst, die sich
l) Einige Chroniken machten hierbei Strassburg zur Vaterstadt Guten-
bergs, andere Hessen ihn die Kunst hier erfinden und später in Mainz
verbessern. (Vgl. «lie Zeugnisse bei v. d. Linde, Gutenberg S. 151 ff.) —
2) Vgl. die vom Lokalpatriotismus diktierte Schrift des Schlettstädter
Advokaten Dorlan, Quelques mots sur l'origine de rimprimerie, ou r6-
8um6 des opinions qui en attribuent l'invention ä Jean Mentel, natif de
Schlesudt. 1840. — «*) Gutenberg S. 315 ff. (nMentelpossenM) und Gesch.
d. Erfind, d. Buchdrk. I, 97 ff. („Grossvater Mentel").
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582
Schorbach.
nach den in den Protokollen gebrauchten technischen Aus-
drücken als Buchdruckerkunst deuten lässt.
Hierauf gründete Schöpflin den neuen Anspruch Strass-
burgs. Er stellte auf Grund jener Urkunden die Behauptung
auf, dass Strassburg die Geburtsstätte der Typographie sei,
nicht aber Haarlem oder Mainz. Trotz aller Anfechtung hat
sich diese Ansicht, besonders im Elsass und in Frankreich,
verbreitet. Selbst v. d. Linde gelang es nicht, mit seiner ein-
schneidenden Kritik diese Annahme zu zerstören, da er die
Unmöglichkeit des Strassburger Anspruchs nicht zu erweisen
vermag. ')
Wir haben im folgenden zu untersuchen, ob auf Grund
der vorhandenen Quellen Strassburg der Ruhm zufällt, einen
Anteil an der Erfindung der Buchdruckerkunst zu haben.
Zu diesem Behufe wollen wir zunächst zusammenstellen,
was uns Sicheres über den Strassburger Aufenthalt Guten-
bergs belegt ist.
Gutenbergs Aufenthalt in Strassburg 1434—1444.
Im Jahre 1434 ist Gutenberg zuerst urkundlich in Strass-
burg nachgewiesen. Ob er schon einige Zeit vorher dort
ansässig war, wissen wir nicht; es ist aber sehr wahrschein-
lich. Bekannt ist, dass er seine Vaterstadt im Jahre 1420
als junger Mann verlassen hatte. Durch die politischen Zu-
stände in Mainz, durch die Kämpfe des Stadtadels und der
Bürgerschaft, wurde Gutenbergs Jugend bewegt und sein
späteres Leben dadurch bestimmt. Er folgte seinen Ange-
hörigen, die auf Seite der Adligen standen, 1420 in die Ver-
bannung. Wohin er mit diesen zunächst zog, ist nicht zu
ermitteln.
Am 28. Marz 1430 gelang es dem Erzbischof Konrad von
') Die hervorragendsten Gutenbergforscher Prof. Dziatzko und Archi-
var Wyss halten daran fest, dass G. bereits in Strassburg typogr. Ver-
suche gemacht habe. Vgl. Quartalbl. d. Histor. Ver. von Hessen 1879
8. 14 u. Centralbl. f. Bibliothw. VII, 248. Neuerdings ist nun durch den
wichtigen Fund, welchen Abbe Requin in Avignon machte, die Unter-
suchung der Frage in ein ganz neues Stadium getreten, in dem bei gün-
stigen Umständen vielleicht die Entscheidung erfolgen wird. Vgl. Requin,
l'imprimerie a Avignon en 1444 (Paris 1890). Über die Bedeutung der
neu entdeckten Urkunden 8. unten.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 583
Mainz, einen Sühnevertrag zwischen den Burgern und den ver-
triebenen Geschlechtern zu Stande zu bringen. Unter den
Patriciern, deren Rückkehr nichts im Wege stand, wird auch
Henchin zu Gudenberg aufgeführt.1) Er wird dabei als „nit
inlendig'4 bezeichnet, befand sich also damals nicht auf Mainzi-
schem Gebiet. Von der bewilligten Gunst scheint Gutenberg
keinen Gebrauch gemacht zu haben. Vermutlich ist er schon
damals nach Strassburg übersiedelt, wohin ihn leicht alte
Beziehungen seiner Familie geführt haben.2)
(I.) Gutenberg erscheint zuerst in einer Strassburger Ur-
kunde, ausgestellt am Sonntag nach St. Gregorientag (14. März)
1434. Schöpflin fand dieselbe in den Registern der Kontrakts-
stube und veröffentlichte sie in seinen Vindiciae typographicae
als Dokument No I.3) Wir erfahren daraus, dass Gutenberg
den Mainzer Stadtschreiber Nicolaus hatte greifen lassen, weil
seine Vaterstadt „ettliche zinsse vnd gülte'\ die ihm zustanden,
nicht auszahlte. Gutenberg griff also zu dem damaligen
Rechtsmittel in solchen Fällen. Der Stadtschreiber musste
geloben, 310 rhein. Gulden bis Pfingsten 1434 in Oppenheim
im Hof zum Lamparten, der Gutenbergs Vetter Ort Geldhuss*)
gehörte, zu entrichten. Auf Fürsprache des Strassburger
Rates gab aber Gutenberg nicht nur den Nicolaus wieder frei,
sondern erliess ihm auch die zugesicherte Summe. Gutenberg
zeigte sich hier sofort, wie v. d. Linde bemerkt, grösser als
jugendlicher Ritter, denn als praktischer Geschäftsmann.
Aus demselben Jahre existierte im Mainzer Schuldbuch
*) Vgl. die Räch ung bei v. d. Linde, Gutenberg. Anhang S. m. —
*) Es existierte eine Trkunde von Gutenbergs Vater aus dem Jahre 1429
(ausgestellt Samstag vir Halbfasteu). Friele Gensefleisch von Mentze be-
zeugte darin, von dei Stadt Strassburg die Summe von 26 Gulden em-
pfangen zu haben. Arhivar Brucker hatte 1867 diese auf einem kleinen
Papierldatt stehende, wit dem Siegel Frielc's versehene Quittung in der
grossen Metzig („dans es greniers des grandes boucheriesM) aufgefunden,
und zwar in demselben Aktenbündel, welchem vorher Prof. Jung die
Strassburger Gutenbergirkunde von 1442 (s. unten) entnommen hatte.
Das Dokument von 1129 wurde der alten Strassburger Bibliothek einver-
leibt, mit welcher es 1871 zugrunde ging. Den Text findet man schlecht
publiziert von Saum im Jibliographe alsacien IV, p. 202. — s) Der Band
wurde 1870 mit der Strassmrger Bibliothek vernichtet. Die Ächtheit dieser
Urkunde ist von Wyss (Centraiblatt für Bibliothekswesen VIII, S. 556)
gegen Faulmanns unberechtigte Zweifel verteidigt. — 4) So ist mit Wys«
statt des unsinnigen überli'ferten „Artgeld hussM zu lesen.
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584
Schorbach.
ein Vertrag vom 25. Mai1), wonach die Stadt Mainz dem
Hengin Gudenberg eine Leibrente von jährlich 12 Gulden in
zwei Terminen zahlen sollte, die Hälfte am Katharinentag, die
andere auf S. Urbanstag. Dies Übereinkommen scheint der
Erfolg zu sein von dem Vorgehen Gutenbergs gegen den
Mainzer Stadtschreiber Nicolaus.
(H.) Es folgt zum Jahre 1437 eine fragwürdige Nachricht,
wonach Gutenberg mit der Strassburger Patrizierin Anna zu der
iseren Thür einen Streit wegen Eheversprechens gehabt habe.
Schöpflin brachte diese Mitteilung zuerst in seinem Programtna
von 1740. Die Stelle lautet da: „Ille A. 1437 apud Epis-
copalem Argentinensium judicem, ä Nobili quadani Virgine
Anna, Gentis suae ultimae, quae a Ferrea Porta nomen
tulerat, accusatus est, eamque deinceps duxit uxorem".2)
Die zugrunde liegende „Urkunde11 verdankte Schöpflin nach
seiner Angabe dem Archivar Wencker.
In seinem Aufsatze in den Memoires de l'Acadgmie des
Inscriptions XVII (1751) p. 766 8) schreibt Schöpflin dann
folgendes: „Peu d'annees apres, il eut une intrigue avec
une Demoiselle noble, Anne Porte- de -Fer derniere de sa
famille ; & sur ce que, vraisemblablement, il refusoit de remplir
ses promesses, eile le fit citer ä TOfficialite* de Strasbourg en
1437. Nous ne trouvons point le jugement jui fut rendu sur
cette instance: mais soit en vertu d'une sentence, soit par
accomodement, la demoiselle devint sa ferome, & parolt en
cette qualite" dans nos registres publics, cü eile est appelee
Anne de Gutenberg. Nous trouvons encore Gutenberg
6tabli ä Strasbourg, & ayant des enfam, en 1444. . . .<t4)
Weiter finden sich in Schöpflins Vindiriae typogr. (1760)
zwei hierauf bezügliche Notizen : 1) pag. 11: „Eundem Guten-
bergium Alsaticam Nobilem Argentorati luxisse uxorem,
onera publica solvisse civitati . . . me docuit f ac. Wenckerus".
2) pag. 17: „Idem Gutenbergius a. :437 coram Judice
v. d. Linde, Gutenberg. Anh. ürk. IV, S VI. — *) Dieselbe Stelle
ißt auch in Schöpflins Commentationes historicaeit criticae (Basileae 1741)
p. 557 wieder abgedruckt. — *) Diese Abhandlung ist ebenfalls schon im
Jahre 1740 geschrieben. Vgl. a. a. 0. XVII, ?. 762 Note. — •) Woher
die letzte Angabe stammt, dass 6. Kinder geiabt, ist nirgends zu er-
sehen. Schöpflin ist auch später auf diese Behauptung nicht wieder zu-
rückgekommen.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 535
Ecclesiastico litem habuit cum Anna (Ennelin zu der Yserin
Thüre) nobili Virgine, cive Argentinensi, promissi, ut videtur,
matrimonii causa; cuius exitum Charta non docet. At idem
catastmm Annam Gutenbergiam idem vectigal (Helbelingzoll),
Gutenbergio jam profecto, solventem, nominatim cum ezprimat,
Gutenbergii conjugem eam devenisse conjicimus".
Endlich heisst es in der Alsatia illustrata (1761) II p. 346:
„Gutenbergius . . . fortunae suae sedem fixit Argentorati, ubi
Alsaticam ducens uxorem (postremam gentis nobilis, Enneliam
zu der Isernen Thür) per decennium jure incolatus gavisus est."
Es muss von vornherein als auffallend bezeichnet werden,
dass Schöpflin, der in seinen Vindiciae alle auf Gutenberg
bezüglichen Dokumente im Wortlaut mitteilte, die erwähnte
Urkunde nicht abgedruckt hat. Hierzu kommt noch folgen-
des: „Als Meermann 1761 von Schöpflin eine Abschrift jener
„Charta" erbat, erhielt er zur Antwort, es existiere keine
solche Urkunde, jene Nachricht sei bloss in einer Randbe-
merkung enthalten; der Wortlaut aber wurde nicht mitge-
teilt. „Eam vero quum a. v. cel. expetiissem, clarius mentem
suam expressit in literis humanissimis ad me datis d. 20. Febr.
1761 scripsitque, eiusmodi chartam non exstare, verum unice
annotationem quandam;at vel sie eam Vellern produxisset." ')
Wetter2) wies zuerst auf dies auffällige Verhalten Schöpf-
lins hin. Van der Linde3) beschuldigte deshalb in schroffer
Weise Schöpflin ohne weiteres einer Fälschung. Er schreibt
u. A.: „Mit dieser Urkunde war es also nichts, und darum
halte ich einen angeblich aus dem Helbelingzollbuch abge-
schriebenen Posten, dass diesen Zoll geben habe Eunel Guten-
bergen4 für eine, die nichtssagende Randbemerkung1 er-
gänzende Fälschung. Die Angabe findet sich nämlich ,an
anderer Stelle, jedoch ohne Jahr'. So notiert man damals
nicht, so giebt man keine Urkunden heraus, und auf Grund
solcher jämmerlicher Akten dürfen wir Gutenberg weder kirch-
lich noch weltlich vermälen." In der Geschichte der Erfindung
der Buchdruckkunst (I, 121 Note) deutet v. d. Linde nur
kurz an, dass er die Ennelin zu der isern Thüre für eben-
l) Meermann, Origines typographicae I (1765), p. 168, nota. — *) Kri-
tische Geschichte der Erfindung der Huchdruekerkunst h\ 257. — 3) Gu-
tenberg S. 34 Anmerkung.
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586
Schorbach.
solchen Schwindel halte, wie die Anna Eisenpforte von Prag
in der böhmischen Gutenberglegende.
Hat nun v. d. Linde das Recht, Schöpflin als Fälscher zu
brandmarken? Wir müssen dagegen Verwahrung einlegen.
Mit demselben Rechte könnten wir behaupten, Meermann
habe gelogen. Und mit mehr Recht, denn wie v. d Linde
zeigt (Gutenberg p. 442 f.), geht aus dem Briefwechsel Meer-
manns hervor, dass er ein absichtlicher Fälscher war. Hätte
v. d. Linde die Arbeitsweise jenes trefflichen elsässischen
Gelehrten jemals näher geprüft, so würde er nicht auf einen
solch unglücklichen Gedanken gekommen sein. Was hätte
Schöpflin mit seiner Fälschung gewonnen? Gutenberg noch
enger an Strassburg zu knüpfen, war nicht nötig, und für
die Hauptsache war damit nichts gewonnen.
Aus Schöpflins Angaben geht deutlich hervor, dass Archi-
var Wencker und er selbst eine solche Notiz gelesen haben
oder doch zu lesen glaubten. Wer genauer zusieht, erkennt
auch, dass dieselbe undeutlich oder schwer lesbar gewesen
sein muss. Der Inhalt des Streites war nicht einmal klar,
denn Schöpflin sagt, es scheine sich um ein Eheversprechen
zu handeln (Vindiciae p. 17: promissi, ut videtur,
matrimonii causa). Ob Schöpflin richtig gelesen hat, können
wir jetzt nicht mehr entscheiden, dürfen es aber bezweifeln.
Leider hat er versäumt, irgend etwas näheres über die er-
wähnte „Charta44 anzugeben. Wrir wissen nicht, unter welchen
Akten sie sich befand und ob sie noch erhalten ist. Nach
dem unzuverlässigen Vachon, Strasbourg p. XVIII soll sich
die Urkunde in der alten Bibliothek bei den andern Guten-
bergdokumenten befunden haben und 1870 mit verbrannt sein.
Dies ist aber völlig unsicher. Prof. Charles Schmidt, den
ich befragte, erinnert sich die Urkunde noch gesehen zu
haben , vermag aber keine nähere Angabe mehr zu machen.
Wenn die Urkunde nicht einmal im städtischen Archiv auf-
taucht, dann werden wir in diesem Punkt niemals zur Klar-
heit kommen, weil wir nicht nachprüfen können.
V. d. Linde scheint anzunehmen, dass die ganze Person
der Ennel zu der isernen Thür eine sagenhafte Erfindung sei.
Leicht hätte er sich aber darüber unterrichten können, dass
ein Geschlecht dieses Namens wirklich in Strassburg existierte.
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
587
Das Stammhaus der Familie befand sich in der Stadelgasse. ')
Ch. Schmidt und Seyboth setzen dahin auch „Emelin (!),
Gutenbergs Frauu.
Eine urkundliche Notiz über die Ennel zur iseren Thür
habe ich im hiesigen Stadt-Archiv aufgefunden, die bisher
unbekannt blieb. Im Fascikel AA. 194, welcher die Aufgebote
und Ausrüstungen der Stadt Strassburg gegen die Armagnaken
enthält, findet sich auf einem Blatte auch ein Verzeichnis von
Witwen und Jungfrauen, die zu Geldbeiträgen herangezogen
wurden. Hier heisst es lb:
Item Ellewibel zur yferin ture vnd
Ennel jr dohter am winmerckte.
Leider ist der Zettel ohne Datierung; er muss aber zwischen
die Jahre 1439—1444 fallen.
Ausserdem kenne ich noch 2 urkundliche Belege aus dem
Frauenhaus-Archiv. In dem daselbst vorhandenen handschrift-
lichen Gabenverzeichnis, dem Liber donationum, stehen fol-
gende 2 Eintrüge, auch diese ohne Jahreszahl.
1) Item Ennelina zu der Ysern türen legauit pro se et
antecessores eius . . . vnam albam et tunicam ut habeatur
memoria eorum.
2) Endel zu der yszerin diere legauit vnam albam pro reraedio
anime sue et progenitorum suorum. (Mitte des 15. Jahrh.)
Für Schöpflins Annahme, dass Gutenberg die Ennel ge-
heiratet habe, würden diese urkundlichen Notizen wenig
günstig sein. Sch.'s Ansicht ist zudem durch einen Eintrag
im Helbelingzollbuch schlecht gestützt, da dieser Vermerk sich
„an andrer Stelle und ohne Jahreszahl" findet. („Alibi legi-
tur, dass diesen zoll gegeben habe Ennel Gutenbergen; sine
anno1'. Vgl. Schöpflin, Vindiciae. Doc. p. 40.)
Bestimmend mag für Schöpflin noch der Steuervermerk
des Helblingzollbuchs gewesen sein, wodurch erwiesen ist, dass
Gutenberg von 1443 an seine Taxe für zwei Personen zahlte.
Es ist sehr zu bedauern, dass Schöpflin in diesem Punkte
so ungenau verfuhr und den Wortlaut der betreffenden Stelle
nicht gab. Für uns bleibt nur die Annahme wahrscheinlich,
dass Sch. jene urkundliche Notiz falsch las oder verkehrt auf-
«) Vgl. (Schmidt) Gassen- und Häusernamen 2. A., S. 169 u. Sey-
both, Das alte Strassburg S. 66, 24.
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588
Schorbach.
fasste und darauf etwas Unbeweisbares aus unzureichendem
Material kombinierte. Mehr als einen Irrtum — den zu be-
kennen er sich vielleicht später schämte — dürfen wir aber
Schöpflin nicht zutrauen.
Weiteren archivali sehen Forschungen ist vielleicht noch
eine sichere Entscheidung in dieser dunkeln Sache vorbehalten.
(III.) Die nächste urkundliche Nachricht Uber Gutenbergs
Strassburger Aufenthalt stand im leider verlorenen Helblingzoll-
buch. 1) Am durnstag vor S. Margredentag (15. Juli) 1439
wurde zum ersten Mal mit Gutenberg die Taxe, das Weinum-
gelt verrechnet; er blieb mit XII ß Pfg. rückständig, die aber
dann am S. Johannistag erlegt wurden. Mit dem S. Mathistag
1443 entrichtete G. die Steuer für 2 Köpf e („vohet die Ordnung
an selbe 2 Persohnen"). Der letzte Eintrag im Helblingzoll-
buch besagt, dass er an S. Gregorientag (12. März) 1444 einen
Gulden Steuer einzahlte. In allen diesen Vermerken steht
Gutenberg in der Liste der Constofler.
(IV.) In demselben Jahre, in welchem G. zuerst als Steuer-
zahler der Stadt Strassburg erscheint (1439), hatte er den be-
kannten Process mit den Brüdern Dritzehen, dessen Endurteil
am 12. Dez. 1439 zu Gunsten Gutenbergs gesprochen wurde.
Diese wichtigste Quelle für G.'s Strassburger Aufenthalt und
damalige Thätigkeit haben wir erst später im Zusammenhang
zu betrachten.
(V.) Im Jahre 1441 begegnet uns Gutenberg in einer am
25. März ausgestellten Urkunde, von der eine Abschrift im
Salbuch des Thomas- Archivs (Registrande B fol. 293 a) erhalten
ist. Dies Dokument wurde 1717 durch G. Scherz aufgefunden,
darauf in Schelborns Amoenitates literariae IV (1731) 2) p. 304
citiert (nach einer Kopie des M. A. von Krafft) und zuerst
bei Schoepflin, Vindiciae als Doc. No. V veröffentlicht. Ich
habe den Abdruck mit dem Original verglichen und nur ganz
geringe Ungenauigkeiten bei Sch. notiert. „Johannes dictus
G ensefleisch alias nuneupatus Gutenberg de Maguntia" und
Lutholdus de Ramstein miles (Argentine commorantes) er-
scheinen darin als Bürgen für Joh. Karle armiger, welcher
beim Thomas- Capitel ein Kapital von 100 % aufgenommen
*) Schöpflin, Vindiciae. Doc. No. VH. — a) Aus dieser Urkunde er-
hielt man den sicheren Beweis, das« Guteuberg ein geborener Mainzer war.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 539
hatte. Die Verhandlungen mit Karle und seinem condebitor
Gutenberg fanden am 12. Jan. 1441 statt. Die Original-
urkunde hat sich niemals gefunden; man kennt nur die Kopie
im Thomasarchiv, nach welcher Schöpften edierte. Charles
Schmidt (nouveaux d eMails sur la vie de Gutenberg (1841) p. 3)
sagt dies deutlich genug: „les titres primitifs n'existent plus
dans les archives de Saint-Thomns; il n'en reste que la copie
dans une des anciennes registrandes (Reg. B. fol. 293a). "
Man vergleiche nun, was v. d. Linde (Gesch. der Buchdr.
III 787) schreibt. Er verwechselt diese Urkunde mit der
folgenden und behauptet, indem er Schmidt citiert, die Ori-
ginalurkunde habe sich im Thomasarchiv befunden, sei aber
in die Stadtbibliothek gekommen.
(VI.) Sahen wir in dieser Urkunde Gutenberg dem Thomas-
Kapitel gegenüber als kreditfähig, da es seine Garantie für
einen Schuldner annahm, so erscheint er in einer Urkunde vom
17. Nov. 1442 als Schuldner des Thomasstifts. Er nimmt an
diesem Tage, wobei der Strassburger Bürger Martin Brechter
als condebitor auftritt, von der Schaffnei zu Sanct Thomas,
ein Kapital von 80 Ä denar. Arg. auf gegen eine jährliche
Abzahlung von 4 % (zahlbar am St. Martinstag). Gutenberg
verpfändet dabei dem Stift ein Jahreseinkommen von 10 Gul-
den, das er als Erbschaft seines Oheims Joh. Leheyraer durch
die Stadt Mainz zu beziehen hatte. Der Vertrag wurde mit
den Domherrn Nicol. Merswin und Konrad Hüter abgeschlossen.
Dies Dokument wurde ebenso wie das vorige 1717 von G.
Scherz im Salbuch des Thomas-Archivs (Registrande B. fol.
302b) aufgefunden, von Schelhorn a. 0. 0. erwähnt und endlich
von Schöpflin als Dokument No. VI publiziert. Die Original-
urkunde wurde nach Mitteilung von Ch. Schmidt (1. c. p. 4)
einige Jahre vor 1841 von dem Bibliothekar Jung „dans les
gieniers des Grandes-Boucheries" aufgefunden. Wie sie aus
dem Thomas-Archiv dahin gelangt, weiss man nicht. Die Ur-
kunde war bei dem Jubiläum der ßuchdruckerkunst 1840 im
hiesigen Schloss (peristyle de sortie) mit dem Zeugenprotokoll
ausgestellt. f) Das Dokument hatte damals noch alle 3 Siegel,
des bischöflichen Gerichts und der beiden Verkäufer; Guten-
bergs Siegel mit dem Pilger war intakt.8) Im Jahre 1857
~») Vgl. Silbermann, Les fctes de Gutenberg (1841) p. 149, No. 23. —
») Ch. Schmidt, nouveaux d&ails sur la vie de Gutenberg p. 4.
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590
Schorbach.
war nur noch das Siegel Gutenbergs erhalten; dasselbe ist
von Archivar Schneegans in Lempertz Bilderheften Taf. 2 ab-
gebildet.]) Ungefähr im Jahre 1842 wurde die Urkunde in
der alten städtischen Bibliothek (Abteilung des protestanti-
schen Seminars) hinterlegt und ist 1870 mit derselben zu-
grunde gegangen. Die Kopie im Salbuch des Thomas-Archivs
ist noch an bezeichneter Stelle vorhanden. Schöptiins Abdruck
fand ich bei Vergleichung mit der Vorlage bis auf unbedeutende
Versehen korrekt.
Bis zum Jahre 1457 hat Gutenberg dem Thomasstift regel-
mässig seine 4 Ä bezahlt. Die Einnahmebücher der Schaffnei
im Thomas-Archiv beweisen dies. Es finden sich in den noch
erhaltenen Fascikeln (seit 1445) regelrecht solche Einträge:
„Item Johan Gutenberg dt iiij lib.u oder „Item Johann Gutenberg
vud Martin Brehter dt. iiij lib.u ») Gutenberg ist also auch
in Mainz noch, wo er doch oft genug in Geldverlegenheit
war, zunächst seinen Verpflichtungen pünktlich nachgekommen.
Vom Rechnungsjahr 1458 9 an findet sich aber dann im
„Recessbüchel aller vsstonder zinßu folgender Vermerk:
Item Johan Gutenberg vnd Martin Brehter tn2 (= tenentur)
iiij lib. Martini anno Lviij0 (etc.).
Von dieser Zeit an blieben die jährlichen Zahlungen aus.
Im Jahre 1461 verklagt das Kapitel von St. Thomas Guten-
berg beim Hofgericht zu Rot weil. Von dem am 10. April d. J.
geschriebenen Brief des Stifts an den Hofrichter Johann von
Sultz wurde 1841 durch Prof. Charles Schmidt im hiesigen
Thomas-Archiv eine Kopie aufgefunden und publiziert. s) Der
Papierzettel ist noch vorhanden.4) Durch jenes Schreiben er-
hielt der Prokurator Michel Rosenberg zu Rotweil die Voll-
macht vom Thomas-Kapitel, gegen Gutenberg vorzugehen.
Leider wissen wir nicht, wie der Process verlaufen ist. Aber
vielleicht gelingt es noch, die bezüglichen Akten des Rot-
weiler Hofgerichts wieder aufzufinden.5)
Dass im Jahre 1461 ein „VerbietzbrieP4 gegen Gutenberg
ausgefertigt wurde, erfahren wir aus den Rechnungsbüchern
l) Danach bei v. d. Linde, Geschichte der Buchdruckk. III, 786. —
*) Die Angaben bei Ch. Schmidt a. a. 0. können vielfach vermehrt werden
aus vorhandenen Doppel Verzeichnissen. Hier genügen obige Notizen. —
*) Schmidt, Nouveaux d^tails sur la vie de Gutenberg S. 6 f. — *) Tho-
maa-Arcbiv. — 5) Unter den Rotweiler Akten des hies. Landesarchivs
sind sie nicht.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
591
'S
O
im Thomas-Archiv. Es heisst da in der „Rechenung Cün Hans
der porten Schaffener von Johannis anno Ixprimo vntz vff
Johannis anno lxsecundo" auf Bl. 5 vom Schluss1): „Dis noch
geschriben hab jch vsgeben an aller bände costen. Dis ist
der costen vff Martin Brehter vnd Johann Gutenberg.
Item xiiij ß dem Rotwilcr botten von der ladung gon Mentz.
Item xiiij ß von dem verbietz brieff gon Mentz.
Item ij ß vj * dem procurator.
Item ij ß v j a jn daz ochtbüch zü schriben.
Item ij ß vmb den ocht brieff.
Item iiij ß -a vmb ij verbietzbrieffe.
Item iiij a dem heren kneht trostung Martin Brehter obe
zü sagen.
Item j ß-A felix also er sich verschreip das er kein tro-
stung nie solt haben.
Summa ij lib. iiij *.a
In den Listen von 1458—74 werden Gutenbergs und Brech-
ters 4 ß regelmässig unter den rückständigen Zahlungen auf-
geführt; dabei findet sich immer als Randbemerkung: vacat.
Im Jahre 1467 liess das Thomasstift den Mitschuldner
Gutenbergs, Martin Brechter, in Hagenau festnehmen. Im
„Receß vsstonder zinseu heisst es:
„vacat. Item Johan Gütenberck vnd Martin Brechter tn2 iiij
lib. martini de anno Iviij0 vnd alle jor so vil vncz mar-
tini anno lxij0. Ite tn2 vij ß expenß dummodo
arrestatus fuit Martin Brether (!) in Hagenouwe."
Noch einmal, im Jahre 1474, liess das Kapitel es sich
Geld kosten, um Brechter haftbar zu machen.
„Item 1 ß viij a ad arrestandum Martin Brehter pro cita-
tionibus et copiis." (Rechnungsbuch von 1474.)
Nach den vielen vergeblichen Bemühungen, wieder zu sei-
nem Gelde zu kommen, gab endlich das Kapitel von St. Tho-
mas im Jahr 1474 sein Guthaben verloren. Vielleicht war
es auch inzwischen verständigt worden, dass Gutenberg seit
1468 nicht mehr unter den Lebenden weilte. Unter den rück-
ständigen Summen des Rechnungsberichtes von 1474 figuriert
noch einmal der Posten von 4 % zu Lasten Gutenbergs und
») Ich gebe die Stelle ganz wieder, da sie bei Schmidt nicht roü-
standig abgedruckt ist.
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592
Schorbach.
Brechters, aber am Rande ist die Bemerkung hinzugefügt:
„abeganck signatum est".
Mit dem Jahr 1475 ist Gutenbergs Name aus den Rech-
nungsbUchern des Thomas-Stiftes verschwunden.
(VII.) Wie wir oben schon gesehen haben, befand sich Guten-
berg noch 1444 in Strassburg, denn er bezahlte am 12. Marz
d. J. den Helbelingzoll. In demselben Jahre finden wir ihn
auch in dem Verzeichnis der Kontingente aufgeführt, welche
der Magistrat von Strassburg gegen die Armagnaken aufbieten
Hess. Die Notiz wurde von Archivar Brucker aufgefunden1)
und am 17. Januar 1882 an v. d. Linde mitgeteilt, welcher
sie zum erstenmal3) veröffentlichte. Zur genaueren Kenntnis
und zur Vervollständigung gebe ich folgendes:
Das Register befindet sich im Stadtarchiv im Fascikel
AA. 195. Bezüglich seiner Ausfertigung steht auf dem ersten
Blatt oben:
Actum feria quarta post beate Agnetis Anno & xliiij.
Die Liste ist also am 25. Januar 1444 aufgestellt worden.
Gutenberg findet sich in dem Namenverzeichnis der Gold-
schmiedezunft, welches folgende Überschrift trägt:
Item dis sint die meister die golt-
smide vnd moler vnd satteler vnd
glaser vnd harnscher.
Gegen Schluss der Liste folgen die „Zudiener":
Item disse noch gesriben sint zv
gesellen die nvit gantz zvnft hant
Item hanß gvtenberg
Item andres heilman
Item johanß roeibel ein sriber.
Item johanß slinipbecher ein sriber
Item stvmp hanß ein schaffener. etc.
[Siehe unser Facsimile.]
Aus dieser Notiz lernen wir, dass Gutenberg 1444 mit
seinem Genossen A. Heilmann bei der Goldschmiedezunft als
»Zugeselle" diente. Hierzu wurden beide wohl durch ihre ge-
meinsam geübte geheime „Kunst" geführt.
*) Vielleicht infolge der Bemerkung Schöpflins, Mlmoires de TAcad.
des Inscription XVII, p. 766. — 2) v. d. Linde, Gesch. der Erfindung
der Buchdruckkunst III, 803.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
593
Durch diesen urkundlichen Vermerk wurde ich veranlasst,
alle auf die Armagnakenzeit bezüglichen Akten im hiesigen
^tadt-Archiv durchzusehen. Ich fand dabei viele interessante
Einzelnheiten über Personen, welche im Prozess Gutenberg
eine Rolle spielen, namentlich über die Dritzehen, A. Heil-
mann, Beildeck, Sasbach etc. Für unsere Zwecke kommt das
Gefundene jedoch nicht in Betracht.
(VIII.) Ein Eintrag begegnete mir hierbei, welcher sich auf
Gutenberg bezieht und der bisher übersehen wurde und un-
bekannt blieb. Im Fascikel AA. 194 des Stadt- Archivs näm-
lich findet sich eine Liste von den Personen, welche Pferde
für die Stadt zu unterhalten hatten. Unter den Constoflern
finden wir auch Gutenberg. [Siehe unser Facsimile.]
Dis sint die personen die
hengeste vnd pfert ziehent
von gebotz wegen
Cunstoveler.
Gegen den Schluss dieser Klasse, wie es scheint unter den
Nachconstoflern, heisst es:
Item hanns Schultheiß der junge V» pfert
Item hanns von berstette l/» P-
Item hanns güttenberg 7» P-
Item Symunt büssener j p.
Item die von könheim j h.
Item Claus von zwickouwe '/» p.
Item friderich stürm j p. etc.
Leider ist die Liste ohne Datum. Andere Verzeichnisse
desselben Fascikels von derselben Hand tragen zuweilen die
Jahreszahlen 1439, 1440 oder 1442. In diese Zeit wird auch
unsere Liste gehören. Durch Namenvergleichungen mit den
Ratslisten etc. erscheint das Jahr 1441 oder 42 als das wahr-
scheinlichste für die Aufzeichnung.
Gutenberg hatte also mit seinem Geld für \'i Pferd aufzu-
kommen. Ist dieser Fund auch nicht von Bedeutung, so ist
er doch deshalb interessant, weil dadurch einiges Licht auf
Gutenbergs Vermögensstand geworfen wird. (Vgl. unten.)
In vielen Werken finden wir die Nachricht, dass Gutenberg
während seines Aufenthaltes in Strassburg Bürger dieser
ZdUchr. f. 0«cb. d. Ob«rrh. N. F. VII. 4. 38
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594
Schorbach.
Stadt gewesen sei. Dies ist aber eine unerwiesene Behauptung.
Wir wissen vielmehr aus dem Urteilsspruch in dem Strass-
burger Rechtsstreit, dass Gutenberg im Jahre 1439 noch vom
Rate als „Hintersass" bezeichnet ist. Er war also damals
nur Ausbürger. Aber auch in den späteren Jahren ist er
nicht zum Bürgerrecht gelangt, wenigstens kommt er im
Bürgerbuch von 1440 bis 1448, in welchem Jahre er in Mainz
urkundlich auftritt, nicht vor. Hätte er die Strassburgerin
Anna zu der iseren Thüre geheiratet, wie Schöpflin annimmt,
so müsste sich Gutenbergs Name deshalb schon im Bürger-
buch finden. Auch die Aufgabe des Bürgerrechts bei seinem
Wegzuge von Strassburg müsste bemerkt sein, wenn er das-
selbe besessen hätte.
Was Gutenbergs Lebensstellung in Strassburg betrifft, so
wissen wir durch das Helbelingzollbuch, dass er 1439—1444
bei den Constoflern diente. V. d. Linde1) geht allen sich
hierbei darbietenden Schwierigkeiten aus dem Weg und be-
zeichnet Gutenberg kurzweg als Constofler. Da dieser aber
nur .Hintersass", also nicht Vollbürger war, so kann er auch
nur „Nachconstofler" gewesen sein.
Dass Gutenberg im Jahre 1444, wo er noch bei den Con-
stoflern diente, auch beim Aufgebot gegen die Armagnaken
als „Zugeselle*1 in der Goldschmiedezunft aufgeführt ist,
stört v. d. Linde gar nicht. Jedenfalls musste es ihm doch
auffallen, wenn G. in demselben Jahre als Mitglied einer ge-
werblichen und nicht gewerblichen Innung erscheint. Die
Erklärung dieser Thatsache macht Schwierigkeiten, zumal
Gutenberg nicht Bürger war, also bei keiner dieser Korpo-
rationen für voll dienen konnte. Ein ganz analoger Fall
wird nicht leicht zu finden sein.*)
Mir scheinen nur zwei Möglichkeiten denkbar. Entweder ist
Gutenberg in dem Jahre 1444 bei den Constoflern ausge-
treten, nachdem ihn seine gewerbliche Thätigkeit in nähere
Beziehung zu der Goldschmiedezunft gebracht hatte, oder er
ist zu gleicher Zeit bei den Constoflern und Goldschmieden
„Zudiener" gewesen. Ein solcher Ausnahmefall — als ein der-
artiger muss der letztere gelten — wäre bei Gutenbergs
») Gesch. der Erfindung der Buchdruckerkunst III, 750. — *) Prof.
Eheberg in Erlangen, bei dem ich anfragte, konnte aus seinem reichen
Material auch nichts ähnliches anführen.
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 595
Sonderstellung in Strassburg schon möglich. Dass ein Bürger,
welcher bei einer Zunft Vollmitglied war, noch bei einem
andern Handwerk zu gleicher Zeit als Zugeselle diente,
dafür sind mir Fälle zahlreich begegnet. So ist z. B. der
Genosse Gutenbergs, Andreas Heilmann in demselben
Verzeichnis von 1444 bei den Tuchern als Zunftmitglied
aufgeführt, während er bei den Goldschmieden einige
Blätter weiter neben Gutenberg als Zugeselle dieser Innung
erscheint.
Die Vermögensverhältnisse Gutenbergs müssen keine
glänzenden gewesen sein. Aus der neuentdeckten Notiz haben
wir gelernt, dass er zum öffentlichen Dienste der Stadt Strass-
burg für 1/s Pferd aufzukommen hatte. Sein Besitz wird also
damals unter 600 betragen haben. In der Verordnung „von der
pferde wegen" vom Jahre 1395, die noch lange Geltung be-
hielt, heisst es nämlich: „man oder frowen, die vierhundert
pfunde wert gutes hant oder aber vnder sechshundert pfunden,
vnd söllent do ye zwo personen die so vil gütes habent, zü-
samene stossen vnd den selben zweyn ein pfert gebieten zü
habende von zwölf pfunden vnd nüt darunder.1)"
Die geringen Einkünfte, welche Gutenberg von Mainz be-
zog, genügten nicht für seinen Lebensunterhalt Er war da-
her durch die Verhältnisse gezwungen, sich mit gewerblichen
Unternehmungen zu befassen. Technische Kenntnisse hatte
er jedenfalls schon in Mainz erworben, wo seine Familie zu
den geldprägenden Münzgenossen der Stadt gehörte. Die
frühe gewonnenen Fertigkeiten kamen ihm in Strassburg zu-
gute; sein erfindungsreicher Genius half weiter. In dem
Rechtsstreit mit den Brüdern Dritzehn im Jahr 1439 tritt
uns Gutenberg bereits als ein „hochangesehener Künstler und
Erfinder entgegen, welcher seine Schüler und die zu seiner
industriellen Thätigkeit erforderlichen Kapitalien nicht zu
suchen brauchte , sondern sich von ihnen suchen liess*. ') Da
sich die Teilhaber zu seinem Unternehmen drängten, scheint
es grossen Erfolg versprochen zu haben. Die gehegten Er-
wartungen wurden aber in Wirklichkeit nicht erfüllt, und
') Vgl. Hegel, Chroniken der oberrhein. Städte, Strassburg II, 960.
Die Stelle ist dem Cod. L. der alten Strassburger Bibliothek entnommen,
welcher 1870 zugrunde ging. — *) Kapp, Geschichte des deutschen Buch-
handels I, 34.
38*
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596
Schorbach.
bald sehen wir Gutenberg in Bedrängnis. Noch 1441 muss
er als leistungsfähig angesehen worden sein, denn das vor-
sichtige Thomasstift nahm ihn damals, wie wir sahen, als
Bürgen für einen Schuldner an. Jedoch schon im Jahre 1442
kam er in Geldverlegenheit, denn er nahm bei genanntem
Stift eine grössere Summe auf und verpfändete ihm dafür
eine Leibrente.
Die Hilfsquellen Gutenbergs scheinen allmählich aufgehört
zu haben, seine Arbeiten bedurften aber ohne Zweifel zu er-
folgreichem Betrieb grosser Kapitalien. Dazu kam die Kriegs-
not durch die Armagnaken. Vielleicht war Gutenberg durch
diese Räuberhorden, welche bei S. Arbogast, wo er damals
wohnte, mehrmals alles ausplünderten, auch an seiner Habe
geschädigt worden.
Ob Gutenberg im Jahre 1444 die Stadt Strassburg gegen
die Armagnaken in Wirklichkeit verteidigen half, wie v. d. Linde
annimmmt, wissen wir nicht mit Bestimmtheit. Bekannt ist
nur, dass G. im Januar 1444 auf die Liste der waffenfähigen
Einwohnerschaft gesetzt wurde und dass er im März d. J.
noch in Strassburg weilte. Der Hauptansturm der armen
Gecken auf diese Stadt geschah aber erst im September 1444.
Es ist möglich, dass G. sich damals noch in Strassburgs
Mauern befand; zu erweisen ist es nicht. Während sich von
Gutenbergs Genossen Heilmann, den Brüdern Dritzehn und
anderen Personen, die durch den Prozess mit ihm in Be-
ziehung stehen, Notizen gefunden haben in den Kriegsakten,
erhielt sich von Gutenberg keine Spur. Unter den vielerlei
Besatzungsverteilungen und Verteidigungsbestimmungen, welche
sich erhalten haben, begegnet auffälliger Weise niemals sein
Name. Keiner der zahlreichen Tagesbefehle nennt seinen Posten.
Es scheint mir sehr wahrscheinlich, dass Gutenberg durch
die kriegerischen Zeiten im Elsass sein Unternehmen, von
welchem seine ganze Existenz abhing, gefährdet sah und des-
halb Strassburg im Frühjahr 1444 verliess, zumal der ein-
gegangene Vertrag abgelaufen war. Eine noch unsichere
Spur, die ich noch weiter verfolgen werde, kann diese An-
nahme leicht zur vollen Gewissheit führen. (Vgl. unten.)
Mit dem 12. März 1444 entschwindet G. aus unseren
Augen und bleibt dann lange Zeit verschollen. Die Jahre
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 597
1445—1447 bildeo noch unbeschriebene Blätter in Gutenbergs
Leben. Erst am 6. Okt. 1448 tritt er wieder urkundlich auf,
und zwar in seiner Vaterstadt Mainz.
Gutenbergs Thätigkeit in Strassburg.
Über die industrielle Thätigkeit Gutenbergs in Strassburg
sind wir allein aus den Akten jenes Rechtsstreites unter-
richtet, welchen die Brüder Dritzehn gegen ihn führten. Diese
Dokumente spielen eine sehr bedeutende Rolle in der Er-
findungsgeschichte der Typographie. Sie sind der Ausgangs-
punkt gewesen für die Behauptung, dass Gutenberg seine Er-
findung bereits in Strassburg gemacht habe. Auf sie gründet
sich also der Anspruch Strassburgs, als die Geburtsstätte der
Buchdruckerkunst zu gelten.
Erst in den Jahren 1740 und 1745 kamen die wertvollen
Dokumente, nachdem sie 3 Jahrhunderte begraben gewesen,
ans Tageslicht. Zunächst wurde der Urteilsspruch des Rates
im hiesigen Stadt-Archiv vom Archivar Jac. Wencker aufge-
funden. Die Zeugenprotokolle entdeckte 1745 der Strassburger
Archivar Jo. Heinr. Barth in einem Gewölbe des Pfennig-
turms. Die Veröffentlichung des Textes übernahm Schöpflin.
Erst 1760 erschien der Abdruck in Schöpflins lange vor-
bereitetem Werke über die Buchdruckerkunst. *)
Wir haben diese Urkunde als unsere Hauptquelle genau
zu untersuchen und auf ihre Ergebnisse zu prüfen.
Quelle.
Die im Jahr 1870 verlorenen Strassburger Prozessakten
zerfielen in folgende Teile:
No. I. Zeugenaussagen zugunsten Dritzehns (wor-
heit, die Jerge Dritzehen geleit hat wider Johan von Mentze,
genant Gutenberg). (Schöpflin, Vindiciae typographicae, Docu-
ment No. II, Anh. p. 5.)
No. II. Zeugenaussagen zugunsten Gutenbergs (Gu-
tenbergs worheit wider Jörge Dritzehen. (Schöpflin, Anh. p. 10.)
No. III. Klage Beildecks gegen Dritzehen. (Schöpflin,
Doc. No. IV, Anh. p. 27.)
No. IV. Zeugenliste gegen den Kläger Dritzehn»
(Gutenbergs worheit.) (Schöpflin, Anh. p. 27.)
l) Vindiciae typographicae. Document No. II— IV.
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598
Schorbach.
No. V. Zeugenliste des Klägers. (Dritzehns worheit.)
Schöpflin, Anh. p. 28.)
No. VI. Urteilsspruch des Rates. (Schöpflin, Dok.
No. III, Anh. p. 21.)
Die Überlieferung der Strassburger Prozessakten.1)
A. Die Protokolle der Zeugenaussagen wurden bis zum
Jahre 1870 in der alten Strassburger Bibliothek in 2 Fascikel a
aufbewahrt, welche man in einer grauen Kapsel mit der ge-
druckten Aufschrift „Documenta Typographiae Argentoratt
inventae" vereinigt hatte. *)
1) Der erste Fascikel trug als Decke ein altes ver-
gilbtes und beschmutztes Pergamentblatt, das mit folgender
Aufschrift versehen war:
Dicta Testium magni consilij
Anno dni M°. CCCC0. Tricesimo nono.8)
Der Band enthielt im ganzen 2 Hefte, jedes zu 84 Blättern,
also zusammen 168 BU. Die Hefte waren mit schmalen zu-
sammengerollten Pergamentstreifen an dem Umschlag befestigt.
Das Papier trug wagerechte Rippen, hatte vergilbten Ton
und war am Schnitt gebräunt. Als Wassermarke zeigte es
zum grössten Teil die Wage, in andern Partien und in den
Schlussblättern zwei Arten des Ochsenkopfes (vgl. das Facsimile
bei Laborde PI. HI). Die Höhe des Papiers betrug 30 cm,
die Breite 22 cm; das Format war also Folio.
Die Zeugenaussagen für Dritzehn (No. I) begannen auf
Bl. 107a. und schlössen mit der Aussage des Fridel von
Seckingen auf Bl. 110b. (Ochsenkopfpapier). Die Angaben
der Zeugen Gutenbergs gegen Dritzehn (No. II) füllten die
Blätter 117a.— 118b. (Wagepapier). Den Schluss bildete hier
das Zeugnis des Mydehart Stocker.
2) Der zweite Fascikel trug den Titel: „Querimonie
& testes registrati Magni Consilii, Anno Dni M°- CCCC°~
XXX nono". Er bestand aus 48 Papierblättern, wovon die
') Nachfolgende Beschreibung ist nach den Angaben der Augenzeugen
Dibdin, 8chweighäuser, Bernays und Laborde zusammengestellt — *) Va-
chon, Strasbourg p. XVm, giebt die Aufechrift unsinnig so wieder: Do-
cumenta typographica Argen torati inventa! — 3) Vgl. das Facsimile bei
Laborde Planche I und Quartalblatter des Vereins f. Ldt. u. Kunst zu
Mainz IV, 8. ft.
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 599
Blätter 31—36 leer gelassen waren. Die Klage des Lorenz
Beildeck (No. III) stand auf BI. 21a.
Die erste Zeugenliste (No. IV) fand sich auf der unteren
Hälfte von Bl. 38 b., das 2. Verzeichnis der Zeugen (No. V)
nahm die volle Vorderseite des Blattes 44 ein.
Alle diese auf den Prozess Dritzehn-Gutenberg bezüglichen
Stellen in jenen beiden Aktenheften rührten nach Laborde
von demselben Schreiber her, dessen Hand bei jedem neuen Ab-
satz mit mehr Ruhe und Sicherheit einsetzte. Die Tilgungen,
Korrekturen und Randbemerkungen waren von derselben Hand
und der gleichen Tinte.
Hieraus ergiebt sich, dass in der Niederschrift keineswegs
eine Kopie vorlag, wie Dibdin1) annahm, sondern vielmehr
die ursprüngliche Aufzeichnung der Aussagen, wie diese im
Verhör aus dem Munde der Zeugen hervorgingen.9)
B. Den Urteilsspruch des Rates (No. VI) „die Sententia
Senatus", hat Scböpflin „ex Protocollo Contractuum. Anno
M» CCCC°. Tricesimo nono" herausgegeben. *) Er hat leider
keine Beschreibung des Bandes gegeben und ebensowenig be-
richtet, auf welchem Blatte sich der Ratsspruch befand. Nach
Analogie der noch im hiesigen Stadtarchiv erhaltenen Register
der Kontraktstube haben wir uns das Manuskript, in welchem
das Urteil stand, als einen mittleren Quartband, Papierkodex
in Pergamentdecke, vorzustellen. Der Inhalt umfasste in
buntem Durcheinander erste Aufzeichnungen von Verträgen,
Kaufabschlüssen, Vergleichen, Entscheidungen des Gerichts-
hofes u. dgl. Unter diesen befand sich auch das Concept zum
Verdikt des Rates in der Sache Guten bergs, nach welchem
eine Pergamenturkunde ausgefertigt werden musste. Dies
Concept wurde von Archivar Wencker entdeckt*) und dann
von Schöpiiin publiziert. Der betr. Band der Kontraktstube
war später zu den übrigen Akten in Verwahrung der Bibliothek
gegeben und ist 1870 mit dieser zugrunde gegangen. Die
nach dem Concept ausgestellte Pergamenturkunde hat sich
nicht erhalten.
') Bibliographical Tour in France and German? HI, 53. — *) Beide
Fascikel waren 1840 beim Jubiläum der Buchdruckerkunst in Strassburg
ausgestellt. Vgl. SUbermann, f&tes de Gutenberg p. 148 No. 22. — ') Vin-
diciae typogr., Documenta No. HI. — *) Schöpflin, Alsatia illustr. H, p. 847
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600
Schorbach.
Wie Laborde und Vachon mitteilen *), waren alle auf den
Prozess Dritzehn-Gutenberg bezüglichen Aktenstücke sorgfältig
in einem besonderen Cimelienschrank der alten Strassburger
Bibliothek verwahrt.
Schöpf lin veröffentlichte zuerst den Text dieser Dokumente
im Jahre 1760 in seinen Vindiciae typographicae (im Anhang
p. 5—30) und zwar mit lateinischer Obersetzung, die aber nicht
immer zutreffend ist. Nach dieser Publikation erschien 1765
ein Abdruck bei Meermann, Origines typographicae II p. 58 ff.,
wobei die Schöpflinsche Übersetzung etwas modifiziert wurde.
Nur die Zeugenprotokolle sind nach neuer Vergleichung der
Hs. herausgegeben von Dr. Bernays und With in den
Quartalblättern des Vereins für Literatur und Kunst zu Mainz
IV (1833) p. 8 ff. Der ganze Text erschien dann wieder
nach Schöpflin in Wetter's Kritischer Geschichte der Er-
findung der Buchdruckerkunst (Mainz 1836) p. 56 ff. Im Jahre
1840 gab Laborde einen diplomatischen Abdruck2) nach
dem Original, fügte eine schlechte französische Übersetzung
und einige wertvolle Schriftproben bei. Eine holländische
Übersetzung findet sich in van der Linde's Haarlemsche
Costerlegende (1870 p. 22 ff; englisch von Hessels 1871
p. 13 ff.). Grössere Stücke aus den Akten werden ferner in
den meisten einschlägigen Werken mitgeteilt. Vollständige
Abdrücke bieten noch van der Linde, Gutenberg (1878) An-
hang S. VI ff., Hessels, Gutenberg (1882) S. 34 ff. und zu-
letzt van der Linde, Geschichte der Erfindung der iBuch-
druckkunst (1886) Band III S. 755—66.
Von allen diesen Abdrücken ist kein einziger ganz zu-
friedenstellend. Am besten noch ist unstreitig die Ausgabe
durch Schöpflin; er verstand es, Urkunden zu lesen und
herauszugeben. Leider hat er aber den urkundlichen Text
nicht vollständig abgedruckt, sondern einige unsichere und
verderbte Stellen einfach weggelassen. Auch fehlen Be-
merkungen über getilgte und durchstrichene Worte sowie
Randbemerkungen etc. Der zum Teil diplomatische Abdruck
durch Laborde — im Urteilsspruch werden die Zeilenschlüsse
') Vgl. Laborde p. 22 und Vachon, Strasbourg p. XVIH — *) Auf-
genommen den Urteilsspruch und die Klage Beildecks. (D6buts de l'im-
primerie ä Strasb. p. 24 ff.)
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 601
nicht angegeben, sondern es wird fortlaufend gedruckt — füllt
die von Schöpflin gelassenen Lücken dankenswert aus. Die bei-
gegebenen Schriftproben der wichtigsten Stellen geben sodann
noch ein wertvolles Mittel zur Kontrolle. Laborde's Ausgabe
ist aber trotz aller aufgewendeten Mühe auch nicht zureichend,
da er schlecht Urkunden las und das alte Deutsch des Textes
nicht genügend verstand. Seine Facsimile stehen oft im
Widerspruch mit seinem eigenen Text, während sie die
Lesungen Schöpflins zumeist bestätigen.
Auch Laborde hat es versäumt anzugeben, was in der
Handschrift getilgt und am Rand nachgetragen war. Manche
Zeilen, welche sein Text nach der Vorlage bietet, bleiben so
unerklärt und unverständlich.
Die Abdrücke bei v. d. Linde und Hessels leiden an dem-
selben Fehler; auch diese Gelehrten beherrschen als geborene
Holländer das ältere Deutsch der Urkunden nicht. Sie geben
viele Ungenauigkeiten des Laborde'schen Abdrucks wieder,
obwohl ihnen in den Schriftproben ein Mittel zur Kontrolle
geboten war. Den Inhalt des Textes fassen sie in vielen
Einzelnhciten häufig ebenso verkehrt auf, wie ihr französischer
Gewährsmann. (Vgl. die Lesarten unseres Textes.) ') Van
der Linde hat in seiner „Geschichte der Erfindung der Buch-
druckkunst" wohl einiges gebessert, aber es bleiben noch
zahlreiche Versehen, die leicht mittelst der Laborde'schen Fac-
similetafeln vermieden werden konnten.
Im Folgenden wollen wir nun selbst versuchen, nach
Schöpfiins und Labordes Ausgaben und den Lesungen des
Dr. Bcrnays, eine möglichst getreue Textgestalt der Strass-
burger Akten zu gewinnen.*)
*) Einige Missverständnisse bei v. d. Linde hat Wyss, Quartalblätter
des hist. Vereins f d. ( > rossherzogtum Hessen 1879 S. 16 zusammen-
gestellt. — 2) Im Folgenden sind die Zeilenschlüsse auf Grund des diplo-
matischen Abdruckes bei l^aborde durch | kenntlich gemacht. Offenbare
Druckiehler in den verschiedenen Ausgaben habe ich in den Noten nicht
besonders aufgeführt; auch bei Schöpflin finden sich solche (z. B. p. 22,
Zeile (J von unten ober statt aber).
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602
Schorbach.
Der Text der Strassburger Prozessakten.
L
[Zeugenaussagen im Prozess gegen Johann Gutenberg.]
(Aus dem Protokoll des Grossen Rats eu Strassburg 1439.)
[Ms. Fase. I, Blatt lC7a—110b.]
Dis ist die worheit die Jerge Dritzehen
geleit hat wider Johan von Mentze
genant Gutenherg.1)
In praesentia Claus Dundenheim vnd Gaus zur Helten.2)
[Zeuge L] Item Bärbel von Zabern die Koftffelerin hatt ge-
seit das sü | vff ein nacht allerleye mit Andres Dritzehen gerett habe
vnd | vnder andern Worten sprach sü zu ime wöllent nit dolme | gon
slaffen, do habe er ir geantwurt Ich muß diü vor machen, | Also sprach
diso gezugin, aber hülffe Gott was vertunt ir gros ') | geltes es möchte
dolme über x. guldin haben costet, Antwurt | er ir wider vnd sprach
du bist ein dörin, wenestu das es mich | nuwent x. gl. gecostet habe,
hörestu4) hettestu als vil als es | mich Aber iij° bare guldin gecostet
hett du hettest din leptage | gnug, vnd das es mich minder gecostet
hatt dann v c. gl. das ist | gar lützel one das es mich noch costen
würt | darvmb ich min eigen vnd min erbe versetzt habe , Sprach |
dise gezugin aber zu ime5), heiliges liden mißelinges) vch dann | wie
woltent ir dann tun, Antwurt er ir vns mag nit | mißelingen 7), ee ein
jor vßkommet^) so haut wir vnser houbtgut wider | vnd sint*) dann
alle selig, Gott welle vns dann blogen.
[Z. IL] Item frouwe Ennel Hans Schultheissen10) freuwe1')
des holtzmans lz) hatt | geseit das Lorentz Beildeck zu einer zit inn
ir hus kommen sy I zu Claus Dritzehen irem vetter vnd sprach zu
') Die ersten 3 Zeilen der Überschrift sind facsimiliert bei Laborde
PI. I, No. 2 und von Dr. Bernays, Quartalblätter des Vereins f. Litt. u.
Kunst zu Mainz IV S. 6. Laborde, Bernays und vk d. Linde (Gutenberg
Anh. S. VI) lesen lalschlich geseit, während das Facsünile deutlich gehit
bietet; gebessert bei v. d. Linde, Gesch. d. Erf. III, 755. In Zeile 2 der
Überschrift liest Laborde u. v. d. Linde (a. a. 0.): Johann ; die Hs. hatte
Johan. Schöpflin hat beide Male das Richtige. — «) Über die Abteilung
dieser Zeile ist bei Laborde nichts zu ersehen. — 3) Laborde und Hessels
(Gutenberg S. 84) falschlich er groß. — *) So bei Schöpflin und Bernays.
Dagegen ungenau hörestdu Laborde, Hessels u. v. d. Linde. — *) Nach
ime setzt Laborde, Bernays und v. d. Linde Doppelpunkt, Schöpflin mit
der Hs. Komma. — *) mi**elinge Laborde, v. d. Linde, Hessels. — ') mis-
sehngen Laborde, y. d. Linde, Hessels. — *) usskommet Laborde, v. d.
Linde, Hessels. — •) sind Laborde, d. Linde, Hessels; $int Schöpflin
und Bernays. — 10) Schulheissen Laborde, Hessels. — ll) frutee Laborde,
y. d. Linde, Hessels. — ,s) HoUmans Laborde, v. d. Linde, Hessels. Da-
gegen lasen Schöpflin und Bernays jedenfalls richtiger holUmans.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 603
ime , lieber Glaus | Dritzehen (min Juncker Hanns Gutemberg hatt
uch gebetten das1) | Andres xiij selig hatt iiij stücke jnn einer pressen
ligen do hatt [er uch]2) | Gutenberg8) gebetten das ir die vß der
pressen nement vnd die von einander | legent vff das man nit ge-
wissen küne was es sy*), dann er hatt nit gerne das das jemand
sihet.*) | Dise gezugin hatt ouch geseit, Als sye by I Andres Dritzehen
jrem vetter gewesen | sy do habe sü jme desselben wercks dick
helfen I machen tag vnd naht, Sie hatt ouch geseit | das sü wol
wisse das Andres Dritzehen jr vetter selig | in den ziten sin pfenning
gelt versetzt habe ob | aber er das zü dem werck gebracht habe
wisse | sü nit. |
[Z. III.] Item Hanns Sidenneger') hatt7) geseit das jme [
Andres Dritzehen selig dick vnd vil geseit habe, | das er gros gelt
vif das egemelte werck8) geleit | habe vnd jn*) vil costetevnd
sprach i damit zü disem l0) gezugen er wüste nit wie | er darinne tun
solte11), Also antwurte jme diser") | gezuge vnd sprach Andres bistu
darin | kommen so müstu je ouch darus kommen, 1 Also sprach
Andres aber zü disem | gezugen er müste das sine versetzen, ant-
wurt jm | diser gezuge so versetze es vnd sage nyemand | nutzit
davon, das habe nu Andres geton, | ob aber der summa vf die zit
vil oder lutzel gewesen sy | wisse er nit. |
[Z. IV.] Item Hanß Schultheiß hatt18) geseit das Lorentz |
Beildeck zu einer zit heim inn sin huß kommen | sy zü Claus
Dritzehen als | diser14) gezuge jn heim gefürt bette, Als Andres
Dritzehen | sin bruder selige von todes wegen abgangen was, vnd |
sprach da Lorentz Beildeck zu Claus Dritzehen, Andres | Dritzehen
uwer bruder selige hat iiij. stücke vndenan inn | einer pressen
ligen14), da hatt uch Hanns Gutemberg gebetten | das ir die daruß
nement vnd vff die presse16) legent | von einander so kan1T) man nit
l) Die cursiv gedruckte Stelle ist im Original getilgt. Laborde, v. d.
Linde und Hessels lesen falsch Juncker und Guttemberg. Laborde giebt
die Stelle zwischen Klammern, ohne Erklärung. — ') er uch ist getilgt.
— 3) Guteberg am Rand nachgetragen. — 4) vff — sy steht als Nach-
trag am Rand. — *) Vgl. das Facsimile bei Laborde PI. 1, No. 3. Dieser
Passus ist durchkorrigiert und mit Zusätzen am Rand versehen. Das
Durchstrichene er uch kann Hessels nicht lesen. Laborde und mit ihm
v. d. linde und Hessels lesen misch dan und hat trotz des Facsimile. —
*) Seidenneger (Bernays). — *) hat (Laborde, Linde, Hessels). — 8) werk
(Laborde, linde, Hessels). — »)... vnd in (Laborde, linde, Hessels).
Vielleicht war vor vnd etwas im Ms getilgt, Schöpfiin setzt keine Punkte.
— ,0) diesem (Laborde, Linde, Hessels). — ") sollte, «) dieser, 13) hat
(Laborde, Linde, Hessels). Schöpfiin und Bernays stimmen überein in den
eingesetzten Lesungen. — u) dieser (Laborde, linde, Hessels). Vor diser
war im Ms. wohl etwas getilgt — ,5) liegen (Laborde, Linde, Hessels).
— ls) Hanns-presse faksimiliert von Bernays, Quartalbl. IV, 6. Das Facs.
zeigt nicht deutlich, ob die Hs. darus hatte, wie gewöhnlich geschrieben
ist. Schöpfiin und Laborde etc. lesen daruß. — ") kann ^ Lab., Ii., He.).
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604
Schorbach.
gesehen was das ist, | Also gieng Claas Dritzehen vnd suchete die
stücke do vant | er nutzit, Diser gezuge hat ouch geseit das er vor |
guter zit von Andres Dritzehen gehört habe ee er von todes wegen j
abgangen sy das er sprach, das werck hette jn me dann | iijc.
guldin costet |
[Z. V] Item Cunrad Sahspach hatt geseit das Andres Heil-
man | zu einer zit zu jme komen sy inn Kremer gasse vnd sprach |
zu jme, lieber Cunrad als Andres Dritzehen | abgangen ist da1)
hastu die pressen gemäht2) vnd weist j vmb die sache do gang dohin
vnd [er]9) nym die stücke | vß der pressen vnd zerlege sü von ein-
ander, so weis nieman4) | was es ist, da nu diser gezuge das tun
woltc vnd also suchete das were vff Sanet,j) | Steffanns6; tag nehst
vergangen do was das ding hinweg, | Diser gezuge hatt ouch geseit
das Andres Dritzehen selige | zu einer zit gelt vmb jn gelehenet habe
das | habe er zu dem werck gebruchet, Er hatt7) ouch [ geseit das
Andres Dritzehen selige jme zu einer zit geseit habe | vnd clagete
er müste pfenning gelt versetzen, sprach diser | gezuge das ist böse,
doch bistu darin kommen, so mustu ouch [ darus, vnd also wisse er
wol das er sin pfenning gelt l versetzt habe. |
[Z. VI] Item Wernher Smalriem hatt geseit das er . . . .
y) | by iij. oder vier koüffe geton | habe, wen aber
das auegienge wisse er nit, vnd vnder | andern ist ein kouff gewesen
by C. vnd XIII. guldin, | an demselben gelt hant ir drye für LX.
guldin | versiglet, do hatt Andres Dritzehen selige XX. angebart ) !
vnd vff ein zit vor dem zile sprach Andres Dritzehen zu | disera
gezugen er solte heim kommen vnd die XX. gl. | nemen, Antwort
jme diser gezuge er solto jme das | gelt zusamen bringen vnd insam-
meln, das tett Andres, | vnd also darnach kam Andres Dritzehen aber zu
disem | gezugen vnd sprach, das gelt wer by einander inn Herrn | An-
thonien Heilman hus do lu) solte er das holen, das | tett diser gezuge
vnd nam das gelt inn Herrn Anthonien | hus, vnd das überige11) gelt
das habe allewegcn | Fridel von Seckingen bezalt. ,2)
[Z. VII vgl. XVI] Item Mydehart Stocker hatt13) geseit Als
') da — was es ist cf. Facs. bei Laborde PL I, Xo. 4 (do scheint
das Facs. zu haben). — a) gemacht (Laborde, Linde), obwohl im Facs.
deutlich gemäht steht. — 3) er steht im Fase, offenbar Schreibfehler des
Protokollführers. Linde, Bernays, Schöpflin, Laborde übergehen es (? =
mlid. erttim). — *) nyemand (Laborde, Linde, Bernays u. Schöpflin) ge-
gen das Facsimile. — s) War hier Lücke oder Korrektur? — •) Stcffans
(Laborde, Linde, Hessels), Steffanu* (Bernays). ;) hat (Laborde, Linde,
Hessels). — pi Laborde setzt hier Punkte ohne Erklärung. Wahrschein-
lich war im Ms. etwas getilgt, was Schöpflin stets unbemerkt tibergeht.
— J) nnrjchürt (laborde, Hessels). Bernays erklärt falschlich angebürt
= verbürgt Vielleicht ist zu lesen: hant . . . xx. an gehürt. — ,3) da
(laborde, Linde, Hessels). — ") übrige (Laborde, Linde, Hessels) —
12) bezahlt (Laborde, Linde, Hessels). — 1») /«»MLaborde, Linde, Hessels).
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
605
Andres | Dritzehen selige vff Sanct Johannis tag zn Winahten ») | do
man den Krutzgang tett sich nydergeleit habe | vnd siech wart do lag er
inn dis gezugen Stuben | an eim bette. Also kam nu diser gezuge
zu | jme vnd sprach, Andres wie got es, | Antwurt er jme ich weis
werlich mir ist gar tötlich I vnd sprach damit, soll ich sterben so wolte
ich das | ich nye inn die geselleschafft kommen wer, sprach diser |
gezuge wie so, sprach er aber do weis ich wol das mine brüdere j
mit Gutemberg nyemer überkommen kunnent, l sprach diser gezuge,
ist dann die gemeinschafft ') nit | verschriben 8) oder sint keine lute
da gewesen, sprach Andres i ja es ist verschriben4), do frogete jn
diser gezuge wie i die gemeinschafft zugangen wer, do seite er jme
wie ! das Andres Heilman6), Hanns Riffe, Gutemberg vnd er inn |
eine gemeinschafft kommen werent, darin betten Andres | Heilman
vnd er jr jeglicher LXXX. guldin geleit, alz er behalten habe, |
Also su nu inn der gemeinschafft werent do werent | Andres Heil-
man vnd er zu Gutemberg kommen [zu]*) Sanct | Arbogast do hette
er nü ettliche kunst vor jnen verborgen | die er jnen nit verbunden was
zu zöugcn7), darane hetten | sü nu nit ein gcvallen gehebt") vnd
hetten darvff | die gemeinschafft abgeton vnd ein ander gemein-
schafft | mitteinander verfangen also das Andres Heilman vnd er jr
jeglicher zu den ersten | LXXX. guldin so vil geben vnd legen solte
das es Vr. guldin | wurdent f das sie ouch getan haben] *) vnd [ werent
sü zwene ein man inn der gemeinschafft, | vnd desglich soltent
Gutemberg vnd Hanns Riffe | jr jeglicher innsunders ouch als vil
legen als die zwene, | vnd darvff solte Gutemberg alle sine kunst
die er künde I nit vor jnen verbergen vnd darüber wer ein gemein-
schafft l brief gemäht worden, vnd wer das jr einre inn der | gemein-
schafft abgienge so soltent die tiberigen "') gemeinere desselben 1 ab-
gangen erben C. guldin harus geben, vnd das überign) \ gelt vnd
was inn die gemeinschafft gehörte solte dann vnder den andern |
gemeinern inn der gemeinschafft bliben. Diser gezuge hatt ouch j
geseit das jme Andres Dritzehen selige zu der zit ouch | geseit habe
so wisse er ouch das von jme selbs wol, das | er ettlich sin pfenning
gelt versetzet12) habe, ob aber das [ vil oder wenig oder obe er das
zu dem werck gebruchet | habe oder nit wisse er nit. |
») Winachten (Laborde, Linde, Hessels). — *) gemeinschifl (Laborde,
Linde, Hessels). — 3 u. *) verschrieben (Laborde, Linde, Hessels). — ') Heil-
mann (Laborde, Linde, Hessels). — *) zu fehlte in der Hs., was Laborde
▼erschweigt, Schöpflin aber besonders anführt. — ;) do — zougen faesi-
miliert bei Laborde PI. I, No. 5. Laborde, Linde, Schöpflin und Hessels
lesen zeugen, während das Facsimile eher zöugen giebt. — •) linde
ändert in gehabt, obwohl das hsl. gebebt ohne jeden Anstoss ist. — •> das
sie auch gethan habe hat nur Laborde (und mit ihm Linde und Hessels).
Schöpflin und Bernays haben diese Stelle weggelassen. Vielleicht war es
eine Randnotiz. — ,0) übrigen (Laborde, Linde, Hessels). — ") übrig
(Laborde, Linde, Hessels). — »*) versetzt (Laborde, Linde, Hessels).
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Gü6
Schorbach.
In prsesentia Diebolt Brant vnd Jocop1) Rotgebe.
[Z. VIII.] Herr Peter Eckhart lutpriester zu Sant1) Martin
dixit I das Andres Dritzehen selig in den Winahten virtagen
noch | jme schichte er solt sin Bihte hören, vnd da ! er zu jm kam
vnd er gerne gebihte da | fragete jn diser») gezuge ob er yeman
schuldig wer | oder ob man jme schuldig wer, oder ob er utzit
geben hette das solt er sagen, da sprach Andres er | hette gemeinschafft
mit etlichen, Andres Heilman | vnd andern, vnd da hette er wol
IIC. guldin oder IIIC. vßgeleit | das er keinen pfenig 4) hette, vnd seit
ouch, das Andres j Dritzehen dann zemol in den cleidern lege am bett. |
[Z. IX.] Thoman Steinbach het geseit das Hesse dervnder-
kouffer vff ein zit zu jm kam vnd i frogte jn ob er keinen kouff
wüste do man lutzel an verlure wann | er wüste ettliche, vnd nante
domit Johann Gutenberg, | Andres Dritzehen vnd einen Heilman
die bedörffte5) wol bar gelt, I Also do kouffte diser gezug jnen
xiiij. Lützelburgcr vnd wüste do- | mit wol einen kouffman der sü
wider kouffen wolt, vnd verkouffte sü ouch | widervmb vnd wurdent
bi den xiiVa guldin daran verlorn vnd | wart*) Fridel von Seckingen
bürge für sü vnd wart ouch in das | kouffhusbuch verschriben. |
[Z. X] Lorentz Beideck het geseit das Johann Gutenberg
jn zu einer zit I geschickt het zu Claus Dritzehen, nach Andres sins
bruders | seligen dode vnd det Clausen Dritzehen sagen das er die
presse | die er hünder jm hett nieman oigete zoigete'), das ouch
diser | gezug det, vnd rette ouch me vnd sprach i er solte sich be-
kumbern so vil vnd gon über die presse I vnd die mit den zweyen
würbelin vff dun so vielent die stucke | von einander, dieselben stucke
solt er dann in die presse | oder vff die presse lege') so künde dar-
nach nieman gesehen nochut gemercken, | vnd wenn jr leit uskeme')
so solt er zu Johann | Gutenberg hinus kumen 10) dann er het ettwas
mit jn11) ze | reden. Diser gezuge ist wol ze wissen das Johann
Gutenberg Andres seligen nut zu dun sundern Andres Hans Guten-
berg ze dun wer vnd | jm sollichs ze zilen geben solt, in den zilen er
ouch abging. Er het ouch | geseit das er in nie keiner burse bi jme
gewesen | sig wann die burse nach den Winahten anging. Diser | ge-
l) Jocop hat nur Schöpflin und Bernays; Laborde, Linde und Hessels
lassen es aus. Linde übersetzt vnd Rotgebe = „und ein Rechtsanwalt1-
(Gutbg. S. 32), indem er den Eigennamen verkennt. Jite. Rotgebe ist um
1440 urkundlich nachweisbar. — *» Sanct (Laborde, Linde, Hessels). —
5) dieser (Bernays). — ♦) Die Hs. hatte wohl pfenig. — 5) Vermutlich bat
bedörffte in der Hs. gestanden. — ') wäre (Laborde, Linde, Hessels). —
T) So die Hs. Beide Ausdrücke besagen dasselbe; der erste war damals
schon archaistisch. — 8) lege wird die Hs. geboten haben. — 9) Der ein-
zige, der diese Stelle richtig verstand, war Schöpflin: „atque justis solu-
tisu (Laborde: „et quand ü sortirait", Linde: nen mögt hy uitgaan11
[Haarl. Costerlegende p. 25], Hessels: „and if he happened to go out").
— **\ komen (Laborde, Linde, Hessels). - ") Es ist wohl jm zu lesen.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
607
zug het Andres Dritzehen seligen dick gesehen by Johann Guten-
berg essen aber er gesach jn nie kein pfening geben. |
[Z. XL] Reimbolt von Ehenheim het geseit das er vor den
Winahten | vnlang zu Andres kam vnd ') frogte jn was er | also
mehte mit den nötlichen1) dingen domit er umging, 1 Antwurt jra
Andres selige Es hett jn me dann Vc. guldin | kostet1) doch so
hoffite4) er wann es us gefertiget wurde das | sü gelt lösten5) ein gut
notdurfft, do von er disem gezugen | vnd andern gelt geben möhte
vnd ouch alles des1) leides ergetzet t wurde.7) Diser gezug het geseit
das er jm des selben moles | viij. guldin lech wenn er gelt haben
mdst. So hett ouch dis | gezugen kellerin Andres ettwie dick gelt
gelühen, Andres I kam ouch zu einer zit zu disem gezugen mit einem
ring | den schetzet er für XXX. guldin, den versatt er jra ze Ehen-
heim ; für V. guldin6) honder die Juden. Diser gezug het ouch ge-
seit das jm wol wissen sig das er im herbst II. halb omen | gesottens
wins in zweyen vesseln gemäht het do schanckte | er Johann Guten-
berg Vi Omen vnd den andren9) halben omen | sebenckte er Midehart
vnd schenckte ouch Gutenberg | etwie vil biren 10), Andres bat ouch
disen gezugen zu einer | zit das11) er jm II. halb fuder wins kouffte,
das ouch diser gezug | dett, vnd von denselben II. halben fudern
bant ,2) Andres | Dritzehen vnd Andres Heilman Hans Gutenberg | das
eine halb fuder gemein geschenckt. I
[Z. XIIJ # Hans Niger von Bischovißheim het geseit
das | Andres zu jm kam vnd sprach er bedörffte gelts, dar | vmb so
müste er jm vnd andern sinen lehenluten | deßen getrangen dun,
wenn er het ettwas vnder henden | darvff künde er nit gelts genug
vff bringen, Also | do frogte diser gezug was er schaffen hett"), Ant-
wurt | er, er wer ein spiegelmacher1*) Also do stalte diser | gezuge
tröschen vnd fürte sin körn gon Molßheim vnd | Ehenheim vnd ver-
kouffte das do vnd bezalt jn. Diser | gezug het ouch geseit das er
vnd Reimbolt jm zu einer | zit H. halb fuder wines koufften vnd fürte
es diser gezug | har, vnd also er kam bi Sant Arbegast do hatt
h un (Laborde, linde, Hessels); die Hs. hatte wohl tm (Schöpfiin
und Bernays und) — «) nötlich erklärt Linde, Gutenbg. 8. SO, „nied-
lich", auch Hessels übersetzt „those nice things"; es heisst natürlich „ be-
schwerlich, mühsam". In der Gesch. d. Erfindg. HI, 772 übersetzt Linde
„gefchrheh" (?). — 3) costet (Laborde, Linde, Hessels). — *) hofftet (Schöpf-
iin mit Druckfehler). — *) losten (Schöpfiin). — *) des ist zu lesen;
Schöpfiin, Laborde und Bernays lasen in dem Ms. das, was wohl Schreib-
fehler war. — T) wurde (Schöpfiin). — *) guldin (Laborde, Linde, Hes-
sels). — *) andern (laborde, Bernays, Linde, Hessels). — ,0) biren über-
setzt Linde, Gutenbg. 8. 22, mit „Bier« nach Laborde, während er aus
Schöpfiin das Richtige lernen konnte; es ist dialekt. Form. Auch Hessels
überträgt: „a quantity of beer". Linde hat Gesch. d. Erfind. HI, 776
den Fehler gebessert. — ») da (Laborde, Linde, Hessels). — n) hand
(Laborde, Linde, Hessels). — ,5) Dem Sinne nach wäre eher dett zu er-
warten. - •«) Vgl. das Facsimile bei Laborde PI. n, No. 6.
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608
Schorbach.
er | onch Va omen gesottens wins vff dem wagen, den nam | Andres
vnd trug jn Johann Gutenberg heim, vnd ouch | ettwie vil biren *),
vnd von denselben IL halben fudem j verschancktc Andres selige vnd
Andres Heilmann | Johann Gutenberg I. halb fuder wins. |
In bywesen Böschwilrs.
[Z. XIII.J Item Fridel von Seckingen hat geseit, das
Gutenberg2) | ein kouff geton habe vnd das er für jnen bürge wurde
vnd das er nit | anders wust dann das es Her Anthonie Heilman
ouch I angicng*), vnd das aber darnoch die schulde 1 von desselben
kouffs wegen bezalt worden sy. Er hat | ouch geseit, das Guten-
berg*) Andres Heilman6) vnd Andres | Dritzehen jnen gebetten
haben jr bürge zu werden, gegen Stoltz | Peters dohterman*) vur
CI. guldin, das habe er geton, | also, das su drye jm deshalp7) einen
schadeloß brieff geben | soltent, der ouch geschribeu vnd mit Guten-
bergs *■) | vnd Andres Heilmans Insigeln versigelt wurde. Aber | Andres
Dritzehen ■ ) hette jn alles hünder jm vnd künde jm | von jm nit ver-
sigelt t0) werden, doch so habe Gutenberg | solich gelt darnoch alles
bezalt11) in der vast messe nehst vergangen. | Dirre gezuge hat ouch
geseit, das er von der obgenanten'1) dryer gemeinschafft | nit gewisset
habe, dann er nye dar zu gezogen noch | doby13) gewesen sy. |
IL
Gutenbergs Worheit14) wider Jörge Dritzehen15).
In bywesen Frantz18) Berner vnd Böschwjler.
[Ms. Fase. I, Bl. 117a- 118b.]
[Z. XIV.] Item Her") Anthonie Heilman hat geseit Als er
gewar wurde das Gutenberg | Andres Dritzehen zu einem dirten teil
wolte nemen18) in die Ochevart zu den Spiegein | do bete er jn gar
flisseclich das er Andres sinen bruder ouch darin neme, wolte er | zu
mol gern vmb jn verdienen •,). do spreche er zu jm, er enwuste,
Andres frunde50) | möhten mora21) sprechen Es were göckel werck«),
*) Laborde übersetzt: beaueoup de bierre, Hessels: a good deal of
beer (es heisst „Birnen"). — *) Schöpflin und Bernays lesen an 3 Stellen
dieses Abschnitts Gutenburg, wohl die inkorrekte Schreibung der Hand-
schrift beibehaltend. — ») anging (Laborde, linde, Hessels). — 4) Guten-
burg (Schöpflin, Bernays). — 6) Heilmann (Laborde, Linde, Hessels).
— () dochterman (Laborde, Linde, Hessels). — T) deshalb (Laborde,
Linde, Hessels). — *) Gutenburgs (Schöpflin, Bernays). Wohl falsche
Schreibung der Hs. — •) D ritz ehern (Laborde, Hessels). — I0) versiegelt
(Laborde, Linde, Hessels). — n) bezahlt (Laborde, Linde, Hessels) —
") obgenannten (Laborde, Linde, Hessels). — t9) daby (Laborde, Linde,
Hessels). — ") Facs. bei Laborde PI. H, No. 7. — ») Dritzehn (Laborde,
linde, Hessels). — ,6) Franz (Laborde, Linde, Hessels, Bernays). —
,T) Herr (Laborde, Linde, Hessels, Bernays). — n) nehmen (Laborde,
Linde, Hessels). — ,9) Laborde setzt hier einen Stern ohne Erklärung;
vielleicht standen einige Worte am Rande. — 20) Fründe (Laborde, Linde,
Hessels, Bernays). — 21) morn erklart Linde falsch durch holl. murmur-
eeren ,murrenu (Gutenbg. S. 21). Es heisst „morgen". — 22) Vgl. das
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Strasburg und die Erfindaug der Buchdruckerkunst.
609
vnd were jm nit wol zu willen, | do Aber bete er jn vnd mähte jm
einen zedel, den solte er jnen bedcn zoigen vnd | solten') darvff gar
wol zu rate werden1), den zedel brehte er jnen vnd wurdent zu | rote
das sü es also woltent tun, was im zedel verzeichent stunde, vnd
ginge es | also mit jm in.3) In disen dingen bäte Andres Dritzehen
disen gezugen | jm vmb gelt*) zu belffen, do spreche er, hette er gut
vnderpfant, er wolte jm balde | helffen vnd hülffc jm also zu leste
vmb LXXXX. AT. vnd brehte jm das gelt hin vß | zu Sant5) Arbgast,
vnd domit loste er den Frowen Sant Agnesen II. flf. geltz abe, | vnd
spreche6) dirre gezuge was sol dir so vil geltz du bedarffit 7j doch
nit me dann LXXX. | guldin, do antwurte er jme, er müste sust ouch
gelt han, | vnd das wer II. oder III. tage in der fasten vor vnser
Frowen6) tage | do gebe er LXXX. guldin Gutenberg, So gebe dirre
gezuge ouch LXXX. guldin, wann 1 die beredunge were LXXX. guldin
jegelichem teil, vmb das überige9) dirte teil | so dann Gutenberg
noch hette, vnd wurde das gelt Gutenberg, vmb den teil | vnd vmb 10)
die kunst, vnd wurde in kein gemeinschafft geleit1'). Darnoch | so
habe Gutenberg zu disem gezugen gesprochen. Er müste ein anders
gedencken12) | das es in allen sacben glich würde, sit er jn vor so vil
geton hette vnd gantz | mitenander in eins kement, nit das einer
vor dem andern ut verhelen möhte, | so dienet ouch es wol zu dem
andern. Der rede was dirre gezuge fro | vnd rümete es den zwein
vnd darnoch über lang do spräche er aber dieselbe | rede, do bäte
jn dirre gezuge aber als vor, vnd spräche er wolte es vmb | jn verdienen.
Darnoch so mehte er jm ein zedel vff dieselbe rede vnd spreche | zu
disem gezugen. heissen *•) sü wol zu rote werden, obe es jr gefug sy,
das | dete er vnd wurdent darvff etwie lange zu rate, Sü nement in
joch ouch | zu rate, do spreche er sit dem mole das yetz so vil ge-
züges do ist, vnd | gemäht werde das uwer teil gar nohe ist gegen
uwerem gelt, so wurt uch | doch die kunst vergeben. Also gingent1*)
sü die sache mit jme in, | vmb zwen punten, den einen gar abe zu
tunde, vnd den andern | baß zu lüternde. Der punt abe zu tunde
was, das sü nit wolten | verbunden sin, von Hans Riffen wegen groß
Facs. bei Laborde PI. n, No. 8. Dasselbe bietet deutlich göckel icerck,
doch lesen Laborde, Linde, Hessels falschlich göckel werk. Hessels will
hier Schöptiin nach dem Facs. verbessern, obgleich letzterer richtig las.
Laborde übersetzt das Wort fälschlich mit sorcellerie (Hessels sorcery).
Gemeint ist „Schwindel".
l) sollten (Iiaborde, Linde, Hessels). — *) Bei Laborde stehen 2 Stern-
chen ohne Erklärung. — 8i in fehlt bei Laborde, Linde, Hessels. —
♦) gcld (Laborde, Linde, Hessels). — *) Sanct (Laborde, Linde, Hessels).
— «) sprehe (Laborde, Linde, Hessels). — ') bedarfst (Laborde, Bernays,
Linde, Hessels). — p) Frairen (Hessels, weil bei Laborde das o umge-
sprungen). — *) übrige (Laborde, Linde, Hessels). — ,0) um (Laborde, Linde»
Hessels). — u) geleitet (Bernays). — ,2) anderes gedenken (Iiaborde,
v. d. Linde, Hessels). — 1S) heißen (Laborde, Linde, Hessels). — 14) gingen
(Laborde, Linde, Hessels).
Zeitorhr. f. Üi-»i-h. d. < bt-rrli. N. F. VII. A. 39
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610
Schorbach.
oder dein, wan sü nit von | jme hetteut, was sü betten, das netten
sü von Gutenbergs wegen. | Der ander punte zu luternde was, wer
es das jr keiner ') von todes | wegen abeginge, das das baß gelütert
würde, vnd wart der also | gelütert, das man des erben so abeginge,
solte vür alle ding gemäht | oder vngemaht vor gelt gelcit so sich
jegelichem teil gebürt zu kosten | zu zu legen vnd formen vnd allen
gczügk nützit vsgenommen2), noch | den fünff joren geben hundert
guldin, do dett er jn groß vorteil | wer es das er abeginge. wan er
ließ jn ouch darin gon, alles so er für | sinen kosten solte voran hau
genommen zu sinem teil, vnd solten doch | sinen erben nit me wann8)
hundert guldin geben für alle ding, | als der andern einer. Vnd
geschach das vf das, wer eß das jr einer | abeginge, das man nit
muste allen erben die kunst wisen vnd vffen | sagen oder offenboren,
vnd das were alles eime also gut als dein | andern. Darnoch so
habent die zwene Andres discm gezugen vnder den | Kürsenern4) ge-
seit, das sü mit Gutenberg eins worden sient von des | zedels wegen,
vnd hette jnen den punten von Hans Riffen wegen | abgelon vnd
woltc jnen den lesten punten baß lütern, so in dem | nehsten artickel
stet, vnd seitent ouch doby das Andres Dritzehen bette | Gutenberg
geben XL. guldin, vnd dis gezugen bruder jm L. guldin, I wann die
beredunge vff das zil was fünfzig guldin, als der | zedel wiset, vnd
darnach in den nehsten Winahten XX. guldin. vnd das | syent die
Winahten nehst vergangen, vnd dann darnach | zu halbvasten aber
gelt als der zedel wiset do sich dirre gezuge vff- 1 gezuhet, vnd
spricht auch4) diser gezuge das er den zedel bekenne by den | zilen,
vnd würde das gelt nit in gemeinschafft gelcit | es solte Gutenberges
sin. So habe ouch Andres Dritzehen | kein burse mit vns geleit
vnd nye kein gelt vsgeben, do vsse | für essen vnd trincken*) so sü
do vsse dotent. Dirre gezuge hat7) ouch | geseit das er wol wisse
das Gutenberg vnlange vor Wihnahten | sinen kneht sante zu den
beden Andreseu, alle formen zu holen | vnd würdent zurlossen8) das
er eß sehe, vnd jn joch ettliche formen 1 ruwete9). Do noch do
l) einer (Laborde, Linde, Hessels); kein steht im alten Sinne (= mhd.
dekein). — 2) vnd formen — vsgenommen facsimiliert bei Laborde PI. U,
No. 9. — 3) dann I Laborde, Linde, Hessels ) ; wann (Schöpflin). — 4) Lände wie
Laborde u. Hessels verstehen diesen Ausdruck falsch und machen die beiden
Andres zu „Zunftgenossen der Kürschner" (Gutenbg. S. 21), während er nur
den Ort des Zusammentreffens bedeutet Vnder Kürsenern ist die heutige
Siebenmannsgasse und Kürscbnergässchen; vgl. C. Schmidt, Gassen- und
Häusern. 2. A. S. 112 u. Seyboth, Das alte Strassburg S. 76, 77. Linde,
Gesch. d Erfind. HI, 775 Anm., giebt dann Berichtigung. — 5) ouch (La-
borde, Linde, Hessels). — *) trinken (Laborde, Linde, Hessels). — 7) hot
(Laborde, Hessels). — -) Erklärt Linde richtig = „zerlassen, eingeschmol-
zen". — *) Dass ruwen „reuen" heisst, brauchte Linde nicht auf 2 Seiten
nachzuweisen (Gutenbg. S. 27 — 28). Schöpflin, Yindiciae Doc. p 20, über-
setzt diese Stelle falsch so: „quae in conspectu ejus disjectae, quod
nonnulla in illis emendanda reperiret."
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 611
Andres selige abeginge, vnd dirre gezuge | wol wüste das lüte gern
bettent die presse gesehen, do spreche Gutenberg | sü soltent noch
der pressen senden er forhte ') das man sü sehe, do sante | er sinen
kneht harin sü zurlegen, vnd wann er müssig were so | wolte2) er
mit jn reden, das entbot er jn. Er hat ouch geseit das von | Heim-
holt Muselers wegen vnd von sinen wegen sy nye8) gedaht worden. |
Item Her4) A nthonie Heil man hat anderwerbe geseit, das
der lengeste | zedel vnder den5) zwein zedeln gewesen sy von
dem in siner obegemelten sage | stet so Gutenberg den zwein Andres
geben ließ sich darvff zu bedencken6), | vnd von des andern zedels
wegen der der erst gewesen sin sol, do | weis dirre gezuge nit obe
er es sy oder nit, dann es sy jm vsser | synne gangen. Er hat ouch
geseit, das Andres Dritzehen7) vnd Andres | Heilman dem obge-
nanten Gutenberg ein halp8) fuder wins geben hant | vür das sü
by Im do vsse gcssen vnd getruncken *) hant. So habe ouch Andres
Dritzehen10) Im besonders geben I. omen gesottens wins vnd by
hundert Regelsbiern11) | So hat er ouch geseit, das er sinen bruder
darnoch gefraget habe, wann | sü anfingent zu leren, do habe er jm
geantwurt, Gutenberg breste | noch X. guldin von Andres Dritzehen ,a),
an den funftzig | guldin so er an Ruckes18) geben solt han. |
[Z. XV.] Item14) Hanns Dünne der goltsmyt hat geseit,
das er vor dryen | joren oder doby Gütemberg by den14) hundert
guldin abe verdienet habe | alleine das zu dem trucken gehöret. |
[Z. XVI vgl. VII.J Item Midehart Stocker hat geseit16) daß er
») fohrte (laborde, Hessels). — 2) wollte (Linde). — *) synic (La-
borde, Hessels), sy nie (Linde). — *) Herr (Laborde, Linde, Hessels). —
der falsch bei Laborde, Linde, Hessels — b) bedenken (Laborde, Linde,
Hessels). — 7) Dritzehn (Laborde, Linde, Hessels). — h) halb (Laborde,
Linde. Hessels). — 9) getrunken (Laborde, Linde, Hessels). — ,0) Drit-
zehn (Laborde, Linde, Hessels). — n) Übersetzt Hessels drollig „100 flasks
of beer", Linde verstand eB ursprünglich auch so. liäjelsbir ist eine noch
heute im Elsass bekannte Winlerbirne. regthbir findet sich auch bei
Konrad Dangkrotzheim, Namenbuch Vers 317 (Elsäss. Lit.-Denkm. I), vgl.
auch Schmeller, bair. W.-B H, 70 I Laborde bietet in seiner Übersetzung
hier Unsinn). — ») Dritzehn (Laborde, Linde, Hessels). — i9) ruckes ge-
sperrt bei Laborde. Es muss mit dem Ausdruck an Buchen ein Datum
gemeint sein, zumal der Sprechende ein Geistlicher ist. Vielleicht ist da-
mit der Heinrichstag (13. Juli) gemeint. Der Rochustag (16. Aug.) dürfte
für das Elsass nicht in Betracht kommen. Grotefend hielt (nach Linde
in, 761 Anm.) an ruckes für gleichbedeutend mit zu rucke(s) „zurück";
dies ist aber hier des Zusammenhangs wegen zu verwerfen. Möglich ist
auch an Bückerstag zu denken (Montag nach Estomihi); vgl. Grotefend,
Zeitrechnung I, 170. — ,4) Vgl. das Facs. bei Laborde PI. H, No. 10. —
1S) Grotefend will lesen by dry, aus dem Facs. geht aber hervor, dass
der Schreiber by gden schrieb, da er das folgende gülden zuerst im Sinne
hatte; vgl. unser Facsimile. — •*) Die folgende schlecht überlieferte Stelle
liess Schöpflin und Bernays fort.
39*
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612
Schorbach.
wol wisse das Andreas xiij | den ') . . vj . . . gelts versetzet habe vür
CXX. ff. vnd das | das selbe gelt Claus xiij. sinem brüder 2) worden
sy, vnd das der | selbe Claas solich gelt den von Bischoffsheim by Ros-
heim geben habe | vflr xij. 1. gelt lipgedinge*) vnd das er Andres
xiij. auch zu im | gesetzet habe, Also wer es das er ee *) abginge dan
er so solte Andres | die selbe lipgedinge sinn lebetage auch nyessen,
Vnd5) das gelt das | er jn gemeinschafft, legen solte, wurde beret zu
zilen zu geben, a') I Er bat auch geseit das7) er von Andres xiij
gehört habe, das er | spreche hülff jn got das das gemähte werck
jn der gemeinschaft vertribcnK) wurde, So hoffte | vnd truwete'j er
er vß allen sinen nöten zu kummen. |
m.
[Klage des Lorenz Beildeck, Guten bergs Diener, gegen Jörg Dritzelien.]
Querimonie <fe testes registrati Magni Consilii,
Anno Dni M*. CCCC°. XXX nono."»)
[Ms. Fase. II Blatt 21a.]
ICH Loren tz Beildcck clage uch Herren der meister abe
Jorg Dritzehen, Als hatt er mir für uch raine gnedigen Herren mei-
ster vnd Rat") gebotten Ime ein worheit zu sagen, da ich ouch by
minem geswornen eide geseit habe was ich davon wüste. Als ist nu
der egenannt Jörg Dritzehen darnoch aber für uch komen vnd hatt
einen botten anderwerbe an mich gevordert jme eine worheit zu
sagen vnd hat damit geret ich habe vor nit wor geseit. Darzu hat er
ouch zu mir offenlich geruffet, hörestu worsager du must mir wor
sagen solte ich mit dir vff die leiter kommen, vnd hatt ,2) mich da-
mit frevenlich geschuldiget vnd gezugen das ich ein meineidiger böse-
wicht sye, da er mir doch von den gnaden Gottes vnrecht geton hatt
das doch swer böse sachen sint, etc.
IV.
( Zeugen! iste des Beklagten.)
Dis ist Gntenbergs Worheit wider Jerge Dritzehen.1»)
[Ms. Fase. II Blatt 38 b]
Item Her Anthonie Heilman [= Zeuge XIV] | Item Andres Heil-
') Spatium bei Laborde. — 2) sinenbrüd Laborde, Hessels, sinen
bri'uV Linde. — ") lipgedinge Laborde, lipsgedinge Linde IH, 762. — *) es
Laborde, Linde (Gutbg.), Hessels. Linde, Gesch. d. Bdr., liest dann rich-
tig ee. — '•>) Vnd das gelt — kummen facsimiliert bei Laborde PI. H,
No. 11. Der Text ist bei Laborde nicht vollständig danach gegeben und
auch nicht zeilentreu, ebenso bei Linde, Gutenbg. S. XIV, mit allen Feh-
lern Laborde's. — ') Ein durchstrichenes Zeichen stand am Ende der
Zeile im Ms , Linde setzt &c. Der Schreiber wollte wohl das erste Wort
der folgenden Zeile schreiben. — 7) Von hier beginnt wieder der Text
bei Schöpflin und Bernays. — vcitrief/en (Laborde, Linde, Hessels! gegen
das Facs. (jn d. g. am Rand). — •) truwas (Laborde), truicet (Linde, Gtbg.)
gegen d. Facs. — i0) Von hier an ist der Text nur noch bei Schöpflin
(als No. IV) und Laborde (ohne Zeilenabteilung) nach dem Ms. gegeben.
") JRath (Laborde, Linde, Hessels). — '») hat (Laborde, Linde. Hessels).
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 613
man | Item Clans Heilman | Item Mudart Stocker /"= Z. VII u.
XVI] | Item Lorentz Beideck [Z. X] \ Item Wernher Smalriem [Z.
VI] | Item Fridel von Seckingen [Z. XIII] | Item Ennel Drytzehen
[Z. II; vgl die folg. Zeugenliste] \ Item Conrat Saspach [Z. V] | Item
Hans Dünne fZ. XV] | Item Meister Hirtz 1 Item Her Heinrich
Olse | Item Hans Riffe | Item Her Johans Dritzehen. |
V.
(Zeugenliste des Klägers.)
Dis ist Jerge Dritzehen worheit gegen Hans Gütenberg. ')
[Ms. Fase. II Blatt 44a]
Item Lfttpriester zu Sant Martin [^=Peter Eckart Z. VIII] | Item
Fridel von Seckingen [Z. XIII] | Item Jocop Imeler | Item Hans
Sydenneger [Z. III] | Item Midhart Honowe /? = Z. VII u. XVI
Midhart Stocker] | Item Hans Schultheis der holtzman J)/^.JF/ | Item
Ennel Dritzehen sin husfrowe [Z. II] | Item Hans Dünne der golt-
smit [Z. XV] | Item Meister Hirtz | Item Heinrich Bisinger | Item
Wilhelm von Schutter | Item Wernher Smalriem [Z. VI] j Item
Thoman Steinbach [Z. IX] | Item Saspach Cunrat [Z. V] | Item
Lorentz Gutenbergs kneht vnd sin fröwe») [Z. X] | Item Reimbolt
von Ehenheim [Z. XI] \ Item Hans IX jor von Bischoflfcheim4) [Z.
XII] | Item Stösser Nese von Ehenheim5) | Item Berbel das dein
fröwel [Z. 1] | Item Her Jerge Saltzmötter | Item Heinrich Siden-
neger | Item ein brieff Aber X. ff. gelts hant die Herren zum jungen |
Sant Peter her Andres versetzt. | Item ein brieff über IL 8. gelts
hant die Wurmser onch | Item Hans Ross der goltsmit vnd sin
fröwe | Item Her Gosse Sturm zu Sant Arbegast | Item Martin Verwer.
VI.
[Urteilsspruch des Bat es vom 12. Dec. 1439.]
[Kontraktstube 1439.]
WIR Cune •) Nopc der Meister vnd der Rat zu 8traßburg thun
kunt') allen den die disen brieff sehent oder hörent leßen, daß fftr
vns kummen ist Jerge Dritzehen vnser burger im namen sin selbs
vnd mit vollem gewalt Clauß Dritzehen sins bruders, vnd vorderte
") Nur von 8 der aufgezählten Zeugen liegen die Atissagen vor. Wert*
voll wären besonders die Zeugnisse der Geschäftsteilhaber Gutenbergs,
des Andres Heilmann und Hans Riffe gewesen. Eine Aussage Rifts findet
sich am Schluss des Urteilsspruchs (No. VI) erwähnt; auch Gutenbergs
Klagebeantwortung ist in diesem Verdikt des Rats enthalten.
0 Die Überschrift facs. bei Laborde PI. H, No. 12. Auch von dieser
Zeugenreihe liegen nicht alle Aussagen vor. Die erhaltenen 13 sind oben
bezeichnet. — ') holzman (Laborde, Linde, Hessels). — ') Facs. bei I*a-
borde PI. IH, No. 13. Das Facs. hat frSwe, die Texte lesen alle fröwe.
— *) Der Zeuge Hans Nünjor heisst im Protokoll Hans Niger. — ') Uber
diese Zeugin und Reimbold von Ehenheim (Z. XI), die im Hause des
Andreas Drit/ehn Unredlichkeiten begingen, siehe den Schluss dieses Auf-
satzes. — •) Linde druckt immer Tune. — ^ kund (Laborde, Linde, Hessels).
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614 Schorbach.
an Hans Genßefleisch1) von Mentz genant Gutenberg, vnsern hinder-
soß, vnd sprach alß hette Andres Dritzehcn sin bruder selige ein
erber gut von sinie vatter seligen geerbet, vnd deßelben sins vetter-
lichen erbs vnd guts etwa vil versetzet vnd darvs ein trefflich summe
gelts broht, vnd wer also mit Hanß2) Gutenberg vnd andern zu
einer gesellschaffl vnd gemeinschafft kommen, vnd hett solch gelt in
dieselbe gemeinschafft zu Hans Gutenberg geleit, vnd hettent gut
zit Ir gewerbe mittenander gemäht vnd getriben des sie auch ein
mychel teil zusammen broht hettent, So were auch Andres Dritzehen ')
an vil enden do sie bli vnd anders das darzu gehört kaufft hettent,
bürge worden, das er auch vergolten vnd bezalt4) hette, Alß nu der-
selbe Andres von tode abegangen1') were, hette er vnd sin bruder
Clauß ettwie dick an Hannß«) Gutenberg gefordert, daß Er sie an
Irs bruder seligen stat, in die gemeinschafft nemen solte, oder aber
mit Inen uberkommen vmb solich ingeleit gelt, so er zu Im in die
gemeinschafft geleit hette, das er aber alles nie getun wolte, vnd
sich domit behülffe, daß Andres Dryzehen solich gelt in die gemein-
schafft ) zu Im nit geleit haben solte, do er aber hoffte vnd truwete
erberlich zu erzögen wie er dovor geret hette, daß das also ergangen
were, vnd darvmb so begerte er noch hütbitage daß Gutenberg In
vnd sin bruder Clauß in Ir erbe vnd in die gemeinschafft an Irs bruder
seligen stat setzen, oder aber solich ingeleit gelt, von Irs bruder
seligen wegen wider harus geben wolte, Alß Inen das von erbes vnd
rechtes wegen billich7») zugehörte; Oder aber seite warvmb er das
nit tun solte.
Dagegen antwurt Hanns Gutenberg, daß Ime solich vorderunge
von Jerge Drytzehen vnbillig neme, Sit er doch durch etlich ge-
schrifft vnd zcdel so er vnd sin bruder hinder Andres Dryzehen w) Irem
bruder noch tode funden hätte wol vnderwißen were, wie er vnd sin
bruder sich mittenander vereyniget ") hettent, Dann Andres Dryzehen l0)
hette sich vor ettlichen Jaren11) zu Im gefüget vnd vnderstanden ett-
lich kunst von Im zu leren vnd zu begriffen, Deß hett er In nu von
siner bitt wegen geleret, Stein bollieren das er auch zu den ziten
wol genossen hette, Donoch über gut zit, hette er mit Hanns Rifl'en
vogt zu Lichtenow ein kunst vnderstanden Sich der vff der Ocher
heiltnms fart,J) zu gebruchen vnd sich des vereynigt13) daß Gutenberg
ein zweiteil vnd Hans Riffe ein dirteil daran haben solte, Deß were
nu Andres Dryzehen14) gewar worden, vnd hette In gebeten Inen
solich kunst auch zu leren vnd zu vnderwisen, vnd sich erbotten
l) Genf! fleisch (Laborde, Linde, Hessels). — 2) Hans (Laborde, Linde,
Hessels). — *) Dritzehn, Laborde, Linde, Hessels. — *) bezahlt, Laborde,
Linde, Hessels. — 5) abgegangen, Laborde, Linde, Hessels. — ') Hanß,
Laborde, Linde, Hessels. — ') gemeinschaft , Laborde, Linde, Hessels. —
1») billig, Laborde, Linde, Hessels. — *■) Vrytzelten, Laborde, Linde, Hes-
sels. — 9) vereiniget, Laborde, Linde, Hessels. — 1B) S. Anm. & —
'») Jahren, Laborde, Linde, Hessels. - '*) fahrt, Laborde, Linde, Hes-
sels. — '») vereinigt, Laborde, Linde, Hessels. - •*) Dritzehen, Lab., Li., He.
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
615
daß1) noch sim willen vmb In zu verschulden. In dem hette Her
Anthonie Heilmann Inen deßglichen von Andres Heilmanns sins
bruders wegen auch gebetten, do hette er nu Ir beden bitt angesehen
vnd Inen versprochen Sie des zu leren vnd zu vnderwißen, vnd ouch
von solicher kunst vnd afentur das halbe zu geben vnd werden zu
laßen, also daß sie zween ein teil Hans Riff den andren teil vnd er
den halben teil haben solte, Darvmb so soltent dieselben zwene Im
Gutenberger2) hundert vnd LX. gülden geben in sinen seckel von
der kunst zu leren vnd zu vnderwisen, Do Im auch vff die zit von
ir jeglichem LXXX. gülden worden were, Als hettent sie alle vor
Inen8) daß die heiltums fort vff4) dis Jar solte sin, vnd sich darvff
gerüstent vnd bereit mit Ir kunst, Alß nu die heiltumbfart sich eins
Jares lenger verzogen hette, hettent sie fürbas an In begert vnd
gebetten Sie alle sin künste vnd afentur so er fürbasser oder in
ander wegc mcr erkunde oder wüste, auch zu leren vnd des nicht
vür Inen zu verhelen, Also überbatent sie Ine daß sie des eins
wurdent vnd wurde nemlich beret daß Sie Im zu dem ersten gelt
geben soltent Wjzc. gülden, das were zusammen 410. gülden, vnd
soltent Im auch des hundert gülden geben alß bar, deß Im auch vff
die zit 50. gülden von Andres Heilmann vnd 40. fl. von Andres
Dryzchen worden werent, vnd stundent Im von Andreß Dryzehen des
noch 10. fl. vß. Darzu soltent die zwene Ir jeglicher Im die 75. fl.
geben zu dryen zilen noch dem dann dieselbe zil deßmols beret
worden werent, Do aber Andres Dryzehen 5) in soliehen zilen von tode
abegangen were vnd Ime solich gelt von sinet wegen noch vßstünde,
so were auch vff die zit nemlich beret, daß solich Ir affenture mit
der kunst solt weren füuff gantzc Jar, vnd wer es daß ir einer vnder
den vieren in den füuff jaren von tode abeginge, so solte alle kunst,
geschirre vnd gemäht werck by den andern hüben, vnd soltent des
abegangenen erben dafür noch vßgang der fünff jor werden hundert
gülden, Das vnd anders auch alles zu der zit verzeichent vnd hinder
Andres Dryzehen kommen sy darüber einen versigelten*) brieff zu
setzen vnd zu machen alß das die zeicheniß lutcr vswißet, vnd habe
auch Hanß7) (iutenberg sie sithar vnd daruff solich afentur vnd kunst
gelert vnd vnderwisen, deß sich auch Andres Dryzehen an sine(ra)8)
totbett bekant9) hette, Darvmb vnd wile die zedel so darüber begriffen
vnd hinder Andres Dryzehen funden werent, das luter besagen vnd
innhalten, vnd er das auch mit guter kuntschafft hofte ,u) byzubringen,
so begerte er, daß Jorge Dryzehen vnd sin bruder Clauß Im die
85. gülden so Im von Irs bruder seligen wegen noch also vßstünden,
an den 100. gülden abeschlahent, so wolle er Inen die überigen ") 15.
') deß, Laborde, Linde, Hessels. — *) So Laborde u. Schöpflin. —
*) d. h. waren sie alle der Überzeugung. — *) rs«, Laborde, Hessels. —
*) Dritzehen, Laborde, Linde, Hessels. — fi) versiegelten, Laborde, Linde,
Hessels. — T) Hans, Laborde, Linde, Hessels. — ') Die Hs. hatte wohl
sine. — •) todtbett belcannt, Laborde, Linde, Hessels. — ,0) kuntschaft
hoffte, Laborde, Linde, Hessels. — u) übrigen, Laborde, Linde, Hessels.
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616
Schorbach.
golden nochgeben, wiewol er des noch etliche jähr zil ') hette, vnd
Iuen darvmb tun noch wisnnge solicher zedel davon begriffen, Vnd
alß Jerge Dryzehen fürbas gemeldet hette wie Andres Dryzehen sin
bruder selige etwie vil sins vatters erbe vnd guts gehebt, versetzet
oder verkauft habe, das gange Ine nicht an, vnd Im sy von Im nit
me worden, dann er vor erzalt habe, vßgesat ein halben omen gesotten
wins, ein korp mit bieren2) vnd er vnd Andres Heilmann haben Im
ein halb fuder wins geschencket, do sie zwene fast*) me by Im ver-
zert hettent, darumb Im. aber nützit worden were, Darzu als er*)
fordert Inen in sin erbe zu setzen, do wiße er dehein*) erbe noch
gut do er Ine insetzen solle oder dovon er Im iht zu thun sy. So
sy auch Andres Dryzehen niergent s) sin bürge worden, weder für bli
oder anders, one T) ein mol gegen Fridel von Seckingen, von dem
habe er Ine noch sime tode wider gelidiget vnd gelöset, vnd begert
darvmb sin kuntschafft") vnd worheit zu verleien.
Alß nochdem 9 > "Wir Meister vnd Rat obgenannt forderunge vnd
antwurt, rede vnd Widerrede, auch kuntschafft vnd worheit so sie
beder site fürgewant habent vnd besunder den zedel wie die be-
redung vor Vns gescheen, verhörtent, do komment Wir mit recht
vrteil übercin vnd sprochent es auch zu recht: wile ein zedel da ist der
da wiset in welcher maße die beredunge Zugängen vnd geschehen
sin soll. Sy dann daß Hanns Riff, Andres Heilmann vnd Hanns
Gutenberg schwerent einen eit an den Heiligen, daß die sache er-
gangen sient, alß das der obgemelt zedel wiset, vnd das derselbe
zedel darvff10) begriffen wurt daß ein besigelter brieff darvß gemäht
sin solt ob Andres Dryzehen by sinem leben bliben were, vnd daß
Hanß") Gutenberg do mit sweret, daß Im die 85. gülden von Andres
Dritzehen noch vnbczalt 12) vßstont, so sollen Im dieselben 85. gülden
an den obgemelten J») 100. gülden abegon u), vnd soll die übrige 15.
gülden gemelten Jörge vnd Claus Dryzehen harus geben, vnd sollent
die 100. gülden domit bezalt sin noch innhalt der obgemelten zedel,
Ynd soll Gutenberg fürbas von deß wercks vnd gemeinschafft wegen
mit Andres Dryzehen all nützit zu tun noch zu schaffen haben.
Soliehen eit Hans Riff, Andres Heilman vnd Hanns Gutenberg vor
Vns also geton habent, vßgenommen daß Hans15) Riff geseit hat daß
er by der beredung am ersten nit geweßen ,6) sy, so bald er aber zu
In kommen vnd sie Im die beredung seiten, da ließ er das auch daby
bliben, darvff gebieten Wir diese Verheißung zu halten. Datum
vigil. Lucie et Otilie Anno XXXIX. (12. Dez. 1439.)
') eit, Laborde, Linde, Hessels. — 3) Hessels übersetzt falsch „a bas-
ket with beer", Laborde aber richtig. — 3) east, Laborde, Linde, Hessels.
— *) ir, Laborde, Linde, Hessels. — 5) deheim, Laborde, Linde. Hessels.
— «) nirgent, Laborde, Linde, Hessels. — ohne, Laborde, Linde, Hes-
sels. — h) kundschaft, Laborde, Linde, Hessels. — v) nachdem, Laborde
Linde, Hessels. — ,0) daruf, Hessels. — M) Hanna, Laborde, Linde, Hes-
sels. — ,l) unbezahlt, Laborde, Linde, Hessels. — ") obgemelten, Laborde,
Linde, Hessels. — ,4) obegon, Laborde, Linde, Hessels. — ,5) Hanns, La-
borde, Linde, Hessels. — ,6) geicesen, Laborde, Linde, Hessels.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 617
Die Ächtheit der Strassburger Prozessakten.
Gegen die Originalität und Authenticität der Strassburger
Gerichtsakten sind von den verschiedensten Seiten Bedenken
und Zweifel ausgesprochen worden.
Der erste, welcher ein Urteil über dieselben abgab, war
der englische Bibliograph Dibdin, der im Jahre 1818 die
Akten in der alten Strassburger Bibliothek einsah. Er sprach
sich in seinem Reisewerk „Bibliographical, antiquarian and
picturesque Tour in France and Germany" [Vol. III (1820)
p. 53] folgendennassen über das Protokoll aus:
„However, of other Mss. you will I am sure give me credit
for having examined the celebrated depositions in the law-
suit between Fust [soll heissen Dritzehen!] and Gutemberg
— so intimately connected with the history of early printing
and so copiously treated upon by recent bibliographers —
I own that I inspected these depositions (in the German
language) with no ordinary curiosity. They are doubtless most
precious; yet I cannot help suspecting that the character
or letter is not of the time; namely, of 1440. It should rather
seem to be of the sixteenth Century. Perhaps at the com-
mencement of it. ... The younger Schweighaeuser thinks my
doubts about its age not well founded; coneeiving it to be a
coaeval document. But this does not affect its authenticity,
as it may have been an accurate and attested copy — of
an original which is now perished. Certainly the whole book
has very much the air of a copy: and besides, would not the
Originals have been upon separate rolls of parchment?" [vgl.
Hessels, Gutenberg p. 28 f.]
Dibdin, der übrigens nur die ,Dicta testium' sah, nimmt
also an, dass die Niederschrift derselben nicht dem Jahre
1439, in welchem das Zeugenverhör stattfand, sondern dem
Beginne des 16. Jahrhunderts angehöre. Es liege darin nur
eine Kopie der Originalverhöre vor, die gewiss ursprüng-
lich auf einzelne Pergamentrollen geschrieben seien.1) An der
inneren Ächtheit zweifelt er durchaus nicht, wie zuweilen
falschlich angenommen wird.
Die Unhaltbarkeit von Dibdins Ansicht wurde bereits 1825
von Crapelet, dem Übersetzer des Dibdinschen Werkes
') Diese Meinung ist ganz unzutreffend.
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618
Schorbach.
(Voyagebibliographique, archeologique et pittoresque en France.
Vol. IV. p. 355) in einer Note dargethan. Ebenso erhielt
Dibdin durch den Strassburger Bibliothekar Schweighäuser
eine Widerlegung in dessen am 22. April 1826 an Schaab ge-
schriebenen Briefe [abgedruckt bei Schaab, Erfindung der
Buchdruckerkunst I, 52]. Auch die Herren Dr. Bernays und
With, welche das Manuskript 1832 in Strassburg verglichen
hatten, wiesen jene Behauptung zurück (Quartalblätter des
Vereins f. Lit. und Kunst zu Mainz IV, p. 6). Allen diesen
pflichtet v. d. Linde (Gesch. d. Erf. d. Bdrkunst I, 147 ff.) ent-
schieden bei. Als Wetter im Jahr 1836 seine krit. Geschichte
der Erfindung der Buchdruckerkunst herausgab, stellte er auf
S. 238—57 seine ursprünglichen Zweifel gegen die Ächtheit
der Strassburger Akten zusammen, von denen er sich „bei
der ersten Durchsicht der Urkunden durch den Anscheiu zu
vorschnellem Verdachte gegen Schöpflins Wahrheitsliebe hin-
reissen" Hess. Er gab reuig diese Bekenntnisse „zur Sühne
einer Versündigung an den Manen Schöpf! ins". Dass Wetter
einen Widerruf geben wollte, haben später Manche über-
sehen und benutzten seine scheinbare Argumentation, um die
Strassburger Akten als gefälscht zu bezeichnen.
Unter den neueren Forschern ist zuerst wieder Hessels,
der Vorkämpfer für die Ansprüche Haarlems, mit Bedenken
gegen die Ächtheit unserer Urkunden und mit versteckten
Verdächtigungen Schöpflins hervorgetreten (Gutenberg p. 28 ff.).
In ganz unkritischer Weise erblickt er überall da, wo man
ihm keine Originale vorfegen kann, Fälschungen. So hat er
auch das wichtige Helmaspergersche Notariats -Instrument
von 1455 angefochten, weil das Original nicht mehr vorhanden
war. Nachdem dies aber 1889 von Dziatzko in der Göttinger
Bibliothek wieder entdeckt wurde, hat er es für rätlich ge-
halten, zu schweigen. Stichhaltiges vermag er auch gegen
die Strassburger Urkunden keineswegs vorzubringen.
Die illustrierte Geschichte der Buchdruckerkunst von
Faul mann (Wien 1882) folgt ohne Kritik den widerrufenen
Zweifeln Wetters und hält die Urkunden für eine Fälschung
Schöpflins (vgl. S. 117 f.)
Auch in der illustrirten Encyclopädie der graphischen
Künste von A. Waldow (Leipz. 1884) wird in dem Artikel
„Typographie" (S. 811) die Ächtheit der Strassburger Akten
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
619
angefochten, obwohl dieselben in andern Artikeln (z. B. S. 382)
unbeanstandet als wahr und acht benutzt werden.
Selbst die letzte (13te) Auflage des Brockhaus'schen
Konversationslexikons erklärt in dem Artikel „Gutenberg" unsere
Prozessakten für unächt, indem sie sich dabei auf Wetter
und Hessels bezieht. „Die Aktenstücke, " so heisst es Band
VIII (1884) p. 647, „erweisen sich als reine Fälschung, welche in
der Absicht unternommen wurde, der Stadt Strassburg die
Priorität der Erfindung zu sichern."
Endlich hat im vergangenen Jahre wieder Faulmann das
Wort ergriffen (Die Erfindung der Buchdruckerkunst nach den
neuesten Forschungen. Wien 1891) und versucht es, aus
den Widersprüchen in den Zeugenaussagen u. Ä. die Fäl-
schung der Strassburger Akten darzutun (a. a. O. S. 136 ff.).
Es ist tief zu beklagen, dass in unsern 'l agen noch solche
leichtfertige Behauptungen Unberufener in den weitesten
Kreisen Verbreitung finden. — *)
Prüfen wir nun die verlorenen Strassburger Gerichtsakten
auf Grund der vorliegenden Beschreibungen und Fascimile
sowie nach den erhaltenen Textabdrücken, so werden wir uns
überzeugen, dass diese Dokumente alle äusseren und inneren
Kennzeichen der Ächtheit und Ursprünglichkeit an sich
tragen.
A. Äussere Kriterien.
Beschreibungen besitzen wir nur von den beiden Akten-
heften, welche die „Dicta testium" und die „Querimonie et
testes" enthalten. Auch die Facsimileproben bei Laborde
und Bernays sind nur diesen beiden Fascikeln entnommen.
Betrachten wir zunächst das Äussere dieser beiden.
1) Das Papier war nach den zusammengestellten Be-
richten von Dibdin, Schwcigbäuser, Bernays und Laborde alt,
stark, wagrecht gerippt und an den Rändern vergilbt. Es
trug die Wasserzeichen der Wage und des Ochsenkopfes in
*) Aber auch besonnene Forscher wie Fumagalli (la questione di
Parafilo Castaldi. Milano 1891) können den Verdacht gegen unsere Akten-
stücke nicht ganz überwinden. So sagt er p. 16: „non mancano i so-
spetti, almeno d' interpolazione, prima perch6 sono sospetti Schoepflin e
Wencker ritenuti gli scopritori di quest'atto, e noti per altre falsifica-
zioni, ed e sospetto il luogo ove fu trovato, che non era la sede sua ac-
concia u Beides sind voreilige Behauptungen.
620
Schorbach.
2 verschiedenen Arten (vgl. das Facsimile bei Laborde PI. III).
Papier mit genau denselben Marken wurde damals in Strass-
burg viel verwendet, wie eine Durchsiebt der im hiesigen
Stadtarchiv erhaltenen Ratsprotokolle und der Bücher der
Kontraktstube etc. deutlich erweist. Schweighäuser, dem
man sicher ein richtiges Urteil zutrauen darf, bezeugt noch
(vgl. Schaab I, 52) ganz ausdrücklich, dass die Rippen des
Papiers entschieden seine alte Fabrikation erwiesen.
2) Die Schrift, die wir aus den Durchzeichnungen
Labordes (vgl. die Proben auf unserer Facsimiletafel) beur-
teilen können, trägt alle Kennzeichen der Ächtheit. Sie stimmt
im Charakter völlig zu dem Datum der Aufzeichnung. Vergleicht
man gleichzeitige Akten im Strassburger Stadtarchiv, welche
am besten zur Kontrolle dienen, mit den erhaltenen Schrift-
proben unserer Protokolle, so findet man den gleichen Ductus.
In einigen Partien der Ratsprotokolle glaube ich sogar die
flüchtige Kanzleihand der verlorenen Akten mit Bestimmtheit
wiederzuerkennen. Van der Linde, welcher sich kein eigenes
Urteil zutraute, hat die Laborde'schen Facsimile durch
Autoritäten prüfen lassen, und keiner der befragten deutschen
Archivare hat den geringsten Zweifel gegen die Ächtheit der
Schrift ausgesprochen. *)
Dibdins Behauptung, dass die Schriftzüge dem Anfange
des 16. Jahrh. angehören müssten, ist durchaus haltlos. Sein
Urteil ist sogar als leichtfertig und anmassend zu bezeichnen,
da er bekanntermassen weder ein Wort deutsch verstand
noch Übung hatte, deutsche Urkunden zu lesen. Auf Dibdins
Bemerkung, es liege in den Zeugenaussagen eine Kopie vor,
ist zu entgegnen, dass es völlig zwecklos gewesen wäre, ab-
gethane wertlose Zeugen verhöre im 16. Jahrh. wieder ab-
zuschreiben.
3) Ein anderes Merkmal, welches für die Authenticität
der Akten deutlich spricht, ist der Umstand, das die Zeugen-
aussagen von oben bis unten (als erledigt) durchstrichen
wurden und dass viele andere Stücke derselben Art ihnen
beigebunden waren. Auch dieser Punkt widerlegt die Be-
hauptung, dass uns nicht die Originalakten, sondern nur eine
spätere Kopie, vorlägen.
*) Der Schriftkenner Faulmann (er gab 1880 eine illustr. Geschichte
der Schrift heraus) wird dies allerdings besser wissen.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 621
Von dem Urteilsspruch des Rates (Text No. VI) be-
sitzen wir weder eine Beschreibung noch ein Facsimile. Wir
wissen aber, dass der Strassburger Archivar Wencker diesen
Rechtsspruch (1740) in dem jetzt verlorenen Band der
Kontraktstube von 1439 autfand, was dessen Ächtheit
sicher stellt.
B. Innere Kriterien.
1) Sprache und Stil bieten nicht das geringste Ver-
dächtige. Die Ausdrucksweise stimmt bis in das kleinste zu
der in gleichzeitigen ähnlichen Dokumenten sich kundgebenden
Art der Darstellung. Auch die dialektische Färbung der
Sprache entspricht im Einzelsten genau der damals in Strass-
burg geübten Sprechweise. Das Gleiche gilt von der Ortho-
graphie, welche durchaus das zeitgemässe Gewand trägt.
Ich habe die Protokolle und den Ratsspruch in sprachlicher
Hinsicht mehrfach auf das schärfste geprüft, aber kein Wort
und keine Silbe ist irgendwie zu beanstanden. Niemand hat
auch bisher nur die geringste Ausstellung in Bezug auf
Sprache und Stil vorbringen können, obwohl gerade hier
einem Fälscher am ehesten ein Fehler oder eine Unachtsam-
keit begegnen konnte ')
2) Was den Inhalt betrifft, so hat sich besonders Faul-
mann bemüht, ihn als eine Fälschung zu erweisen, indem er
Fehler und Widersprüche in den Angaben darzuthun ver-
suchte. Er stösst sich z. B. daran, dass Andr. Dritzehen
verschiedenen Zeugen gegenüber die für die Unternehmung
von ihm angelegte Geldsumme in verschiedener Höhe an-
gegeben habe. Sodann stellt er zusammen, wie die im Verhör
vorkommenden abweichenden Zeitangaben, welche die
Krankheit und den Tod des Andr. Dritzehen betreffen, sich
nicht vereinigen Hessen. „Dieser A. Dritzehen," so sagt er
(Erfindung der Buchdrk. p. 138), „welcher einen Tag früher
stirbt, bevor er krank wird, ist der sicherste Zeuge gegen
die Glaubwürdigkeit dieses Zeugenprotokolls." „Berücksichtigt
man schliesslich," fährt er fort, „die Widersprüche bezüglich
des Zerlegens der Presse . . . ., so muss man gestehen, dass
*) Faulmann, welcher jetzt auch ein etymolog. Wörterbuch der deut-
schen Sprache herausgiebt und darin ganz neue Ideen (!) entwickelt, hätte
die beste Gelegenheit, hier sein Können zu zeigen.
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622
Schorbach.
diese Fälschung sehr ungeschickt war, und staunen, dass die-
selbe so viel Glauben fand." 4)
Alle diese Ausstellungen Faulmanns beweisen nicht im
geringsten eine Fälschung, da wir es eben mit Zeugenaus-
sagen zu thun haben. In dem Verhör gab jeder der Vor-
geladenen sein Zeugnis aus seiner Erinnerung ab und sagte
nach bestem Wissen und Verständnis aus. Dass hierbei
durch Gedächtnisfehler Irrtümer und Verwechselungen sowie
auch widersprechende Auffassungen zutage treten konnten,
kann nicht befremden. Die tägliche Praxis des Gerichtssaales
lehrt dies hinlänglich.
Auch in dem Urteilsspruch des Rates findet Faulmann
eine Angabe, durch welche die Glaubwürdigkeit dieses Doku-
mentes erschüttert werde. Es heisst nämlich in einer Stelle
desselben, dass die Aachener Heiltumfahrt »sich eines jares
lenger verzogen helfe*'. Von einer Verschiebung der Wallfahrt,
sagt nun Faulmann, könne gar nicht die Rede sein, da schon
damals der siebenjährige Turnus der Feier bestanden habe.
Hiergegen ist folgendes zu bemerken. Gutenberg hatte vor
dem Rate nur erklärt, dass er und seine Geschäftsgenossen
damals (im Jahr 1438) in dem Glauben befangen gewesen
wären, die Feier solle schon 1439 stattfinden. Im Ratsspruch
lautet die betreffende Stelle so: „Also hettent sie alle vor
Inen (d. h. sie waren der Überzeugung), dass die heiltumsfart
vfl dis Jar solle sin11.9) Hiermit ist nun gar nicht deutlich
gesagt, dass die Wallfahrt ursprünglich wirklich für das Jahr
1439 angesetzt gewesen und dann verschoben worden sei.
Aber selbst wenn man die Worte der Urkunde so auslegen
müsste, so würde dies nicht genügen, um die Glaubwürdig-
keit dieses Dokumentes zu zerstören.
Im Vorhergehenden haben wir gesehen, dass sich weder
äussere noch innere Merkmale finden lassen, welche die Strass-
burger Prozessakten irgendwie verdächtig machen können.
Nehmen wir aber schliesslich einmal an, dass dieselben
-wirklich gefälscht seien, um Strassburg die Priorität der Er-
') Vgl. die Abfertigung Faulmanns durch Wyss, Centralblatt f. Biblio-
thekswesen VITJ, 557 f. — 2) Ich freue mich zu sehen, dass die Erklärung
dieser Stelle von Wyss, Centralbl. f. Bibl. VIII, 567, in gleichem Sinne
gegeben ist. Wegen „haben" im Sinne des geistigen Dafürhaltens ver-
weist er noch auf Grimms Wörterbuch IV, 2, 54.
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
623
findung zu sichern. In diesem Falle hätte sich ein Fälscher
zwei Punkte ohne jeden Zweifel nicht entgehen lassen:
1) Er würde in Anknüpfung an die Berichte alter Chro-
niken etc. Gutenberg einen geborenen Strassburger ge-
nannt haben.
2) Er hätte deutlich und bestimmt ausgesprochen,
dass Gutenberg in Strassburg seine Erfindung gemacht und
daselbst mit seinen Genossen die Kunst des Buchdrucks
betrieben habe.
Beides ist aber nicht geschehen. Vielmehr heisst der
Erfinder in den Zeugenaussagen „Jon an von Mentze" und
im Urteilsspruch des Rates „Hans Genßefleisch von
Mentz genant Gutenberg". Was den zweiten Punkt an-
langt, so wird die von Gutenberg und seinen Gesellschaftern
zuletzt in Strassburg geübte Industrie nie direkt als Buch-
druck gekennzeichnet. Sie wird im Gegenteil in so dunkeln
und allgemeinen Ausdrücken erwähnt, dass eine glaubhafte
Deutung die grössten Schwierigkeiten bereitet.
Es ergiebt sich sonach für uns als zweifelloses Resultat,
dass die Strassburger Prozessakten in jeder Hinsicht ihre Ächt-
heit und Glaubwürdigkeit dokumentieren.
Inhalt und Auslegung der Strassburger Gerichtsakten.
Um ein klares Bild in die Gerichtsverhandlung gegen
Gutenberg zu gewinnen, müssen wir uns zunächst mit dem
am 12. Dez. 1439 gefällten Urteil des Rates (No. VI des
Textes) beschäftigen, weil in diesem die Klage der Brüder
Dritzehn und Gutenbergs Antwort enthalten ist.
Vor dem Rate der Stadt Strassburg hatte Jerge Dritzehen
zugleich im Namen seines Bruders Klaus, folgende Klage
eingebracht.
Andreas Dritzehen, der verstorbene Bruder der beiden
Kläger, habe sein väterliches Erbe zum grössten Teile ver-
setzt und von dem erlösten Gelde eine bedeutende Summe
als Einlage in eine „Gesellschaft" gegeben, die er mit Hans
Gutenberg von Mainz und Anderen eingegangen sei. Die
Unternehmer hätten längere Zeit ihr Gewerbe gemeinschaft-
») Aus gleichzeitigen Urkunden ergiebt sich, dass er das Amt eines
Schultheiss hatte.
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G24
Schorbach.
lieh betrieben, „des sie ouch ein mychel teil zusammen broht
hettent". Auch sei Andreas Dritzehen häufig, wenn sie Blei
und anderes zu ihrem Geschäft gebraucht hätten, Bürge ge-
worden und habe als solcher auch Zahlungen geleistet Als
nun Andreas (Dez. 1438) verstorben, hätten die beiden Kläger
Gutenberg öfters aufgefordert, sie an ihres Bruders Stelle in
die Geraeinschaft aufzunehmen oder ihnen alle Einlagen des
Verstorbenen zu ersetzen. Gutenberg aber habe beides ver-
weigert und jede Verbindlichkeit ihnen gegenüber bestritten.
Die Brüder Dritzehen beharren aber bei ihrer Forderung und
verlangen entweder Zulassung als Teilhaber des Unternehmens
oder Auszahlung der von ihrem Bruder eingelegten Geld-
summen. Zum Beweise stellen die Kläger 25 Zeugen und
bringen 2 Schuldbriefe bei (vgl. No. IV des Textes). Von
den Zeugenaussagen sind uns nur 13 erhalten (No. 1 Zeug-
nis 1—13).
Die Einrede Gutenbergs auf die Verklagung war nach
dem Urteilsspruch so formuliert:
Die Forderung der Brüder Dritzehen erscheine ihm un-
billig, da sie doch durch den schriftlichen Vertragsentwurf,
welchen man im Nachlass ihres Bruders vorgefunden, darüber
unterrichtet seien, wie er mit dem Verstorbenen sich ge-
einigt hätte. Vor etlichen Jahren wäre Andreas Dritzehen
mit ihm in Verbindung getreten und habe gewünscht, „ettlich
kunst" von ihm zu erlernen. Auf seine Bitte habe er ihn
gelehrt, Steine zu schleifen, „stein bollieren". „Donach über
gut zit%i habe der Verklagte mit dem Vogt Hans Riffe von
Lichtenau eine „kunst unterstanden", um dieselbe auf der
Aachener Heiltumsfahrt zu verwerten. *) Dies sei Andr.
Dritzehen gewahr worden und habe Gutenberg gebeten, auch
ihn gegen Entgelt in diese Kunst einzuweihen. Dasselbe
Anliegen stellte gleichzeitig Herr Antonius Heil mann für
seinen Bruder Andreas. Ihrer Bitte willfahrend hätte dann
Gutenberg zugesagt, sie zu unterweisen und ihnen von solcher
„kunst vnd afentur" Gewinnanteil zu geben, und zwar so,
dass den beiden Andreas zusammen ein Teil, Hans Riff der
andere Teil, ihm selbst aber die Hälfte zufiele. Als Lehrgeld
M Vom Gewinne sollten zwei Drittel auf Gutenberg und ein Drittel
auf Riff entfallen.
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunit
625
für die beiden Andreas seien 160 Gulden ausgemacht worden,
wovon auch jeder seinen Anteil von 80 Gld. bezahlt habe.
Damals rüsteten sich dann die Gesellschafter mit ihrem
Unternehmen für die Heiltumsfahrt und zwar in dem Glauben,
dass sie 1439 statthaben sollte. Als sich die Wallfahrt aber
„eins jares lenger verzogen hetiel\ drängten die Neueingetretenen
ihren Meister, sie „alle sin künste vnd afentur so er furbasser
oder in ander teege mer erkunde oder wüste, auch tu leren
vnd des nicht vür jnen m verhelen". Gutenberg Hess sich
bereit finden und man einigte sich dahin, dass die beiden
Andreas ihm zu den früheren 160 Gld. noch zusammen
250 Gulden zahlen sollten, davon 100 Gld. sofort baar.
Andreas Heilmann entrichtete auch seinen Anteil mit 50 fl.,
Andreas Dritzehen aber zahlte nur 40 fl., so dass er mit
10 fl. rückständig blieb. Den Rest von 150 Gld. — auf
jeden kamen 75 — sollten sie Gutenberg in drei verabredeten
Terminen geben. Vor Ablauf der Zahlungsfrist, „tti disen
eilen" starb Andreas Dritzehen, und seine Geldbeiträge (d. h.
10 -f- 75 fl.) standen noch aus.
Nun war aber das Abkommen getroffen, dass ihre gemein*
same industrielle Thätigkeit volle fünf Jahre dauere. Falls
einer der vier Gesellschafter im Laufe der Zeit stürbe, so solle
„alle kunsi geschirre vnd getnatd werck" den drei Andern ver-
bleiben unter alleiniger Verpflichtung, den Erben des Ver-
storbenen nach Ablauf der fünf Jahre 100 Gulden zu zahlen.
Das und anderes, bezeugt Gutenberg weiter, sei damals auf-
gezeichnet und Andr. Dritzehen vorgelegt worden, "um einen
„versigelten brief" darüber aufzusetzen und zu machen, „als
das die seicheniss luter vswisse?'. Auch habe er seitdem
seine Genossen, wie auch Andreas auf seinem Todbette be-
kannte, in solcher Kunst unterrichtet (und demgemäss An-
spruch auf das Geld). Weil nun der Vertragsentwurf (zedel),
der sich in Andr. Dritzehens Hinterlassenschaft vorgefunden
habe, deutlich diese Bestimmung enthalte und er das auch
mit „guter kuntscJiaft" hoffe beizubringen, so verlange er
von den beiden Klägern, dass sie die 85 Gulden, welche ihr
Bruder ihm schuldig geblieben, von den ausbedungenen 100
Gulden in Abzug brächten. Die übrigen 15 Gulden wolle er
dann, obwohl er nach dem Vertrag einige Jahre damit Zeit
habe, gleich ausbezahlen.
ZelUcbr. f. G«ch. d. Oberrb. N. F. VII. 4. 40
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626
Schorbach.
Dies sind die wesentlichen, für uns in Betracht kommen-
den Punkte aus der Klagebeantwortung Gutenbergs. Seine
14 Zeugen, darunter seine Genossen Heilmann und Riff, sind
in der zweiten Zeugenliste (No. V) aufgeführt. Nur drei Aus-
sagen aus diesem Verhöre sind uns erhalten (Z. XIV — XVT).
Das Gericht erkannte gemäss der Einrede Gutenbergs,
legte aber den drei Gesellschaftern einen Eid auf, dass jene
Vertragsklausel wirklich bestanden habe. Gutenberg musste
ausserdem noch die Rechtmässigkeit seiner Kompensations-
forderung beschwören. Nach Ablegung der Eide wurden die
Brüder Dritzehen mit ihrer Klage abgewiesen und Gutenberg
angehalten, die besagten 15 Gulden an dieselben auszuzahlen.
Juristisch ist zu diesem Prozesse noch zu bemerken, dass
das Verlangen der Erben Dritzehns, in die Rechte des Ver-
storbenen als Geschäftsteilhaber eingesetzt zu werden, recht-
lich unzulässig war, da der persönliche Vertrag nach römi-
schem Recht durch den Tod erlosch. Ihrer andern Forderung
sodann, nämlich Rückzahlung der gesamten Geldeinlage ihres
Bruders, stand die vom Verstorbenen anerkannte Vertrags-
klausel entgegen. Gutenberg war ausserdem berechtigt, bei
einem Ausgleich die rückständige Forderung mit der Gegen-
partei zu verrechnen.
Der Spruch des Rates ist nach juristischer Terminologie
ein unter Eid gestelltes bedingtes Endurteil.1)
Wichtige Ergänzungen hinsichtlich der verschiedenen Ge-
schäftsverbindungen Gutenbergs und der Art seiner Unter-
nehmungen erhalten wir aus den Zeugenaussagen. Am
wertvollsten ist uns hiervon die Aussage des Herrn Antonius
Heilmann [Z. XIV], weil sie am umfassendsten und inhalt-
reichsten ist. Dieser Mann — das geht unzweifelhaft aus
den Akten hervor — war ein Vertrauter Gutenbergs, welcher
in dessen Thätigkeit eingeweiht war und dafür ein aus-
gesprochenes Interesse an den Tag legte.2) Heilmanns Zeug-
nis erweist, dass er den Wert von Gutenbergs Unternehmungen
J) Nach v. d. Linde, Gesch. d. Erfindung d. Buchdrk. III, 754. —
a) Aus einer Reihe von Urkunden im Thomas- und Stadtarchiv vermag
ich ihn als decanus ecclesiae Sti. Petri junioris Argentinensis nachzu-
weisen. Vgl. auch Kindler v. Knobloch, Das goldene Buch von Strass-
burg I, 114.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 027
verständnisvoll erkannt hatte. Aus seinem Munde erfahren
wir folgende Thatsachen:
Als Ant. Heilmann davon gehört hatte, dass Gutenberg
den Andr. Dritzehn zu einem dritten Teil aufnehmen wollte
„in die Ochevart m den spiegeln* wünschte er auch die Be-
teiligung seines Bruders Andreas und trug diese Bitte Guten-
berg vor. Dieser war ihm nicht gleich zu Willen, Hess sich
aber endlich überreden. Heilmann setzte sodann einen Ver-
tragsentwurf auf, nach dessen gemeinsamer Beratung die
Sache zum Abschluss kam. Bei dieser Gelegenheit bat A.
Dritzehen den Antonius H., ihm gegen Unterpfand Geld zu
verschaffen. Dieser gab ihm 90 tf, wovon Dritzehn am 22.
oder 23. März die als Lehrgeld ausbedungenen 80 Gulden an
Gutenberg auszahlte. Antonius Heilmann gab an demselben
Tage die gleiche Summe (d. h. für seinen Bruder Andreas).
In späterer Zeit machte Gutenberg, nach Heilmanns Angabe1),
seinen Genossen den Vorschlag zu einem neuen Vertrag, durch
den es in allen Sachen gleich zwischen ihnen würde und wo-
nach keiner etwas vor dem andern verheimlichen dürfe. Nach
längerer Überlegung setzte dann Gutenberg einen neuen Ver-
tragsentwurf auf, den er Antonius Heilmann zur Beratung
mit den andern übergab. Die Beredungen dauerten ziemlich
lange. Antonius H. riet den beiden Andreas zum Abschluss
des neuen Übereinkommens, wobei er sagte: nsit dem mole
das yete so vÜ gezüges do ist, und gemäht werde, das uwer teil
gar nohe ist gegen uwerem gelt, so icurt uch doch die kunst
vergeben". Man beschloss, einen auf Riff bezüglichen Punkt
des Vertrags zu streichen, einen andern Punkt aber klarer zu
stellen. Dieser letztere betraf den Sterbfall eines Mitgliedes
der Gesellschaft. Er wurde nun näher so formuliert, dass
den Erben eines verstorbenen Mitgliedes als Abfindungssumme
für alles (Rohmaterial, Waare, Geld und Gerät) nach Ablauf
der fünf Jahre 100 Gulden auszuzahlen sei. Gutenberg hob da-
bei hervor, dass diese Bestimmung für den Fall seines Todes
für die übrigen Teilhaber sehr vorteilhaft sei, weil er alle
seine früheren Anlagekosten dreingehen Hesse. Wir erfahren
hierbei auch den Grund dieser Klausel. Die Abfindung mit
*) Gutenberg stellte die Sache so dar, als wenn die Aufforderung von
seinen Teilnehmern ausgegangen sei. die alle seine Künste erlernen wollten.
40*
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628
Schorbach.
Geld sollte deswegen geschehen, damit man nicht genötigt
sei, den Erben die Kunst zu offenbaren.
Nun kam der Vertrag zum Abschluss. Andr. Heiluiana
bezahlte darauf die erste Rate mit 50 Gulden, Dritzehen aber
nur 40 Gld., blieb also Gutenberg 10 Gld. schuldig. Nach dem
Vertragszettel war der zweite Zahlungstermin auf Weihnachten
1438 angesetzt, an dem jeder von beiden 20 Gld. zu geben ver-
pflichtet war. Die dritte Rate würde zu „halbvasten" (15. März}
1439 fällig sein. Diese letzte war nicht für die Gemeinschaft
bestimmt, sondern sollte Gutenberg gehören. x) Ant. Heilmann
giebt weiter an, dass er seinen Bruder (nach Abschluss des
Vertrags) gefragt habe, wann sie anfiengen zu lernen. Da
habe dieser geantwortet, Gutenberg fehlten noch 10 Gulden
von den 50, welche A. Dritzehen „an Ruckes" bezahlt haben,
sollte. *)
Unter den übrigen Zeugenaussagen vervollständigen einige-
unsere Kenntnis von den Gesellschaftsverträgen und ihrem
Zweck.
Bei Benutzung derselben können wir alle die Aussagen
ausser Acht lassen, welche nur von der fortwährenden Geld-
not des Dritzehn und seinen übertreibenden Berechnungen
der aufgewendeten Geldsummen berichten. Nur Folgendes
wollen wir noch zur Ergänzung des Bildes von den ver-
schiedenen Societätskontrakten in Betracht ziehen.
Der Zeuge Mydehart Stocker (Z. VII) sagt aus, dass A~
Dritzehen ihm auf seinem Sterbebett geklagt habe: „wenn
ich jetzt sterben muss, so bedaure ich in die Gesellschaft
eingetreten zu sein, denn meine Brüder können niemals mit
Gutenberg übereinkommen". Auf die Frage Stockers, ob die
Gemeinschaft denn nicht verschrieben sei, antwortete Dritzehn,
dieselbe sei allerdings durch schriftlichen Vertrag festgesetzt.
Über das Zustandekommen des gemeinsamen Unternehmens
erzählt er ihm dann, wie er und Andr. Heilmann mit Hans
Riff und Gutenberg sich zu einem Geschäft verbündet habe;
*) Gutenberg spricht abweichend von drei Zielen ausser der ersten
Baarzahlung. — ») Wahrscheinlich war dies der Anfangstermin des neuen
Vertrags. Dieser Zahltag ist vielleicht als Henricustag (in Strassburg am
18. Juli gefeiert) oder als Rückerstag (Montag nach Estomihi) aufzufassen,
welch letzterer mehrfach als Zahltermin belegt ist. Vgl. darüber Grote-
fend, Zeitrechnung des deutschen M.-A. I (1891), 8. 88 u. 170.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
629
<lie Einlage wäre für jeden von ihnen beiden auf 80 Gulden
festgesetzt worden. Später sei Dritzehn mit Heilmann ein-
mal zu Gutenberg hinaus nach St Arbogast gekommen und
beide wären dabei inne geworden, dass dieser „etliche
Jtunst" verberge, die er nicht verpflichtet war zu
zeigen.1) Das habe ihnen missfallen. Die alte Gemeinschaft
«ei dann aufgehoben und eine neue Vereinbarung getroffen
worden, wonach Dritzehen und Heilmann zu den ersten 80
Gulden je soviel zulegen sollten, dass es 500 fl. würden.
Sie beide galten für eine Person in der Gemeinschaft.
Gutenberg und Riff mussten ebensoviel einlegen2) und dann
durfte Gutenberg von seinen Künsten nichts mehr vor ihnen
geheim halten. Darüber sei ein Gemeinschaftsbrief gemacht
worden mit der Bestimmung, dass im Todesfall eines Teil-
habers die übrigen Gesellschaftsglieder gemeinsam den Erben
des Verstorbenen 100 Gulden zu zahlen hatten. Das übrige
Geld aber und alles, was sonst zu dem Unternehmen gehöre
{ Inventar etc.), solle der Gemeinschaft verbleiben. s)
Bei einem zweiten Verhör (Z. XVI) gab Stocker femer
noch zu Protokoll, dass Dritzehns Geldbeiträge der Ver-
abredung gemäss in Terminen zu zahlen waren.
Lorenz Beideck (Z. X) bezeugt, dass der Verstorbene
{jutenberg noch Geld schuldig war, dass er ihm solches „ze
zilen" geben sollte, aber „in den zilenu mit Tode abgieng.
Der Bauer Hans Niger4) von Bischofsheim [Z. XII], wel-
cher zu den „lehenlüten" des Dritzehn gehörte, schuldete die-
sem Geld. D. mahnte ihn darum, da er es selbst bedürfe,
und erklärte auf dessen Befragen, was für ein Unternehmen
er denn betreibe, er sei ein Spiegel mach er. Niger Hess
hierauf sein Korn dreschen, verkaufte es und bezahlte D.*)
Fassen wir das Feststehende aus obigen Stellen zusam-
men, so kommen wir in Bezug auf die verschiedenen Geschäfts-
abschlüsse zu folgendem Ergebnis:
l) Gutenbergs Darstellung stimmt hierzu, während Ant Heilmanns
Bericht, wie wir sahen, etwas abweicht. — 3) Diese Angabe beruht wahr-
scheinlich auf einem Irrtum des Stocker. — A) In diesem Punkt stimmen
-alle Berichte zusammen. — *) In gleichzeitigen Urkunden finde ich seinen
Kamen richtiger Nüjör geschrieben. — *) Dies geschah also nach der
Ernte- Ob es im Jahre 1438 oder 1437 geschah, lässt sich nicht sicher
bestimmen; letzteres ist aber das Wahrscheinlichste.
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630
Schorbach.
Gutenberg schloss mit seinen Teilhabern nachein-
ander zwei verschiedene Verträge ab zum Zwecke ver-
schiedenartiger Unternehmungen.1)
1) Der erste Vertrag bezweckte die Anfertigung von
Spiegeln, mit welchen bei Gelegenheit der grossen Aachener
Wallfahrt ein lohnendes Geschäft zu erwarten war.
a) Zunächst hatte Gutenberg nur mit dem Vogt Hans Riff
von Lichtenau abgeschlossen. Der Gewinnanteil sollte für
Gutenberg 2/s, für Riff 1/» betragen.
b) Andreas Dritzehn verlangt Aufnahme in das Geschäft
Gutenberg ist bereit, ihm als Anteil •/> zu geben.
c) Fast gleichzeitig will auch Andreas Heilmann sich as-
sociieren. Andreas Dritzehen und Andr. Heilmann erhalten
nun zusammen '/s Gewinnanteil zugewiesen. Jeder von bei-
den legt am 22. oder 23. März 1438 80 Gulden ein.
2) Der zweite Vertrag wurde zwischen Gutenberg, RifTr
Dritzehen und Heilmann vereinbart auf fünf Jahre, für den Zeit-
raum 1438—1443. Dieses Übereinkommen galt der Ausbeu-
tung anderer Ideen, denn Gutenberg versprach den Un-
terricht in neuen Künsten.
Dritzehen und Heilmann mussten zu dem neuen Unter-
nehmen zusammen 250 Gulden nachzahlen, und zwar ein je-
der 50 Gld. baar und dann je 75 Gld., die in drei Terminen
zu leisten waren. Die Baarzahlung ist vermutlich in den Juli
1438 zu setzen; die erste Terminzahlung sollte Weihnachten
1438, die zweite am 15. März 1439 stattfinden. Vom letzten
Termin wissen wir nichts. Diese neuen Künste, in denen die
Genossen von Gutenberg thatsächlich unterrichtet wurden,
waren geheim und sollten es bleiben. Nicht einmal die
Rechtsnachfolger eines verstorbenen Mitgliedes der Gesellschaft
wurden darein eingeweiht, wie wir aus der wertvollen Aussage
Ant. Heilmanns wissen.
Van der Linde sah ursprünglich (Gutenberg S. 21 ff.) in
diesem zweiten Vertrag nur eine Erweiterung des ersten
ohne Wechsel des Objekts. Dies war jedoch völlig un-
gerechtfertigt, da der Wortlaut unserer Akten deutlich das
Gegenteil sagt. In seinem neuen Werke (Gesch. d. Erf. d.
') Für den Unterricht, welchen Gutenberg dem A. Dritzehen im Stein-
achleifen gab, ist weder von einem Vertrag noch gemeinsamer Ausbeute
«twas bekannt.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst 631
Buchdrk. III, 780) hat er sich dann aber entschliessen müssen»
zuzugeben, dass der zweite Vertrag in Wirklichkeit ein „un-
genanntes Kunstgewerbe" betrifft.
Welches waren nun die neuen Künste, die vom Spät-
sommer 1438 an gemeinsam in der Societät betrieben wurden?
Um der Beantwortung dieser Frage näher zu kommen,
müssen wir zunächst aus unserem Protokoll die Momente
technischer Art zusammenstellen.1)
Aus dem Zeugnis der Ennel Schultheiss (Z. II) lernen
wir folgendes: Eines Tages kam Lorenz Beildeck in ihre Be-
hausung zu ihrem Vetter Klaus Dritzehn und sprach zu ihm:
„Der verstorbene Andreas Dr. hat vier Stücke in einer
Presse liegen. Nun lasst Gutenberg bitten, dass Ihr die aus
der Presse nehmt und von einander legt, damit man nicht
wissen könne, was' es sei; denn er hat nicht gern, dass es je-
mand sieht." Dieselbe Zeugin giebt auch an, dass sie ihrem
Vetter Andreas Dritzehen bei seinem Werk oft geholfen habe
früh und spät.
Hans Schultheiss (Z. IV) giebt nachstehendes zu Proto-
koll: Als er einmal nach Andreas Dr. Tode dessen Bruder
Klaus zu sich heim führte, kam Lorenz Beildeck zu Klaus
und sprach zu ihm : Euer seliger Bruder hat 4 Stücke unten
in einer Presse liegen; da lässt euch Gutenberg bitten, dass
Ihr die herausnehmt und auf der Presse von einander legt,
dann kann man nicht sehen was es ist." Klaus Dritzehn
ging darauf hin und suchte die Stücke, fand aber nichts.
Des Drechslermeisters Konrad Sahspach Aussage (Z. V)
lautet so: Andreas Heilmann sei einmal zu ihm gekommen
und habe gesagt: „Lieber Konrad, du hast die Presse ge-
f) Bei Beurteilung der Zeugenaussagen ist daran festzuhalten, dass
es sich um einen Vertrag handelt, der noch in Giltigkeit ist und der eine
geheime Kunst betrifft. Die Teilhaber selbst haben ein Interesse, über
das von ihnen betriebene Werk nichts verlauten zu lassen. Die Zeugen
wissen aber nicht genau, worum es sich handelt, und deuten manches un-
richtig oder unterliegen Missverstandnissen. Ihrem Werte nach sind da-
her die Aussagen sehr verschieden. Nach dem Urteilsspruch des Rates
folgt an erster Stelle das Zeugnis des verständnisvollen Priesters Heilmann,
sodann die Aussagen des Drechslers Saspach und des Lorenz Beildeck,
des Dieners Gutenbergs. Der Ausspruch des Goldschmieds Dünne kommt
nur wegen des gebrauchten techn. Terminus „trucken" in Betracht
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632
Schorbach.
macht und weisst um die Sache. Gehe deshalb hin und
nimm die Stücke aus der Presse und zerlege sie auseinander,
so weiss niemand, was es ist." Als er dies hätte thun wollen
und am letztvergangenen St. Stephanstag ') danach suchte, „<fo
was das ding hinweg".*)
Lor. Bei deck (Z. X) bezeugte folgendes: Nach A. Dritzehns
Tode habe Gutenberg ihn zu dessen Bruder Klaus geschickt
und diesem sagen lassen, dass er die Presse niemand zeigen
solle. Dieser Weisung nachkommend habe er Klaus D. ge-
beten, er möge an die Presse gehen und dieselbe mit den
zwei „uürbdin" aufmachen, dann fielen die Stücke ausein-
ander. Diese Stücke solle er dann in die Presse oder auf
die Presse legen, so könne niemand etwas daran sehen.
Von des Antonius Heilmann Aussage (Z. XIV) kommt
nachstehende Stelle in Betracht: Kurz vor Weihnachten
hübe Gutenberg seinen Knecht zu den beiden Andreas ge-
schickt, um alle Formen zu holen. Diese seien vor seinen
Augen eingeschmolzen worden, wobei es ihm um einige
derselben leid gethan. Heilmann habe sodann wohl gewusst,
dass die Leute nach Andreas D. Tode gerne die Presse
gesehen hätten. Da sagte Gutenberg, man solle nach der
Presse senden; er fürchte, dass man sie sehe. Darauf schickte
Gutenberg seinen Knecht in die Stadt, um die Presse zu
zerlegen und zugleich seinen Wunsch nach einer Besprechung
kund zu geben.
Der Goldschmied Hans Dünne (Z. XV) endlich sagte aus,
dass er vor etwa drei Jahren an Gutenberg bei 100 Gulden
verdient habe allein an dem „das zu dem trueken gehöret.3)"
Ausserdem wollen wir noch auf einige Ausdrücke hin-
weisen, die sich auf das Inventar der Gesellschaft beziehen.
A. Heilmann erwähnt unter den Vorräthen des Unter-
nehmens „ding gemäht oder vngemaht, formen vnd allen
gezügk".
*) Dies ist ein Irrtum im Datum von Seiten des Zeugen Sahspach. —
*) Sahspach wird seine Presse kaum „das Ding" nennen, wie v. d. Linde
meint — 3) Das Wort trueken kommt nur einmal in dem Protokoll Tor.
Derürteilsspruch (worin Gutenbergs Antwort) und der Haupteeuge Priester
Antonius Heilmann verwenden es nicht Der Goldschmied, welcher es
braucht, war unter den Zeugen wohl der einzige, der das Zutreffende
aussagen konnte. Über die Bedeutung des Wortes siehe unten.
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Strassburg uud die Erfindung der Buchdruckerkunst.
633
Georg Dritzehn in seiner Anklage hatte behauptet, dass
sein Bruder Andreas für Blei und anderes das dazu gehöre
Bürge geworden sei und für die Gesellschaft bezahlt habe,
wogegen Guten berg Einsprache erhob. Gutenberg hatte endlich
in der oft erwähnten Vertragsklausel bestimmt, dass „alle
kunst, geschirre vnd gemäht werk* nach dem Tode eines
Mitgliedes der Gesellschaft dem Unternehmen verbleiben sollte.
Auf Grund dieser Stellen mit ihren technischen Aus-
drücken sind mannigfache Versuche gemacht worden, Guten-
bergs geheimnisvolles Unternehmen zu bestimmen.
Schöpflin, welcher die Strassburger Akten zuerst veröffent-
lichte, stellte die Behauptung auf, dass die geheime Industrie
nichts anderes sein könne als der Buchdruck mit beweglichen
Lettern. Strassburg sei nunmehr als die Geburtsstätte der
Druckkunst zu betrachten, denn Gutenberg habe hier seine
Erfindung gemacht und seit dem Jahre 1436, wie der Aus-
druck des Goldschmiedes Dünne erweise, auch ausgeübt. Der
Beweis soll mit Hülfe einer lateinischen Übersetzung aus
den Prozessakten erbracht werden. „Memoratur prelum
nominatum, memorantur columnae, subjectae jam prelo. Sed
et typi memorantur solutiles, a typotheta concinnandi." Seine
Hauptsätze gab er in den Vindiciae typographicae p. 22 ffi,
Hierbei ist nicht zu übersehen, dass Schöpflins Deutung
und Erklärungen unter Voreingenommenheit leiden. Er über-
setzte viele Worte der Akten ungenau oder legte ihnen einen
Sinn unter, welchen sie nicht haben. So übertrug er den
Ausdruck „die vier Stücke", welche kaum sicher zu deuten
sind, mit „paginae" oder „ columnae \ Das „eerlegen" dieser
Stücke bezeichnet er mit „disjicere, rumpere" oder „dilabi
in partes" und versteht darunter das Zerlegen des Satzes,
das „Ablegen der Lettern", wie der heutige technische Aus-
druck lauten würde. Mit demselben disjicere giebt aber
Schöpflin auch das Wort „zurlossen" wieder, welches nur
„zerlassen, einschmelzen" bedeuten kann. Durch ein seltsames
Missverständnis wird weiter die Stelle „vnd in joch etliche
formen rnweie* (d. h. obwohl es ihm um einige Formen leid
war) so übertragen: „quod nonnulla in illis emendanda
reperiret". Es bleibt hierbei unklar, ob Schöpflin meinte —
er sagte disjicere für zurlossen — , Gutenberg wollte die
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634
Schorbach.
Formen adjustieren oder den Satz verbessern, also Korrek-
taren machen (emendare).
Ebenso ist im Urteilsspruch der Ausdruck „künste vnd
afentur" falsch durch „artcs mirabiles et secretae" wieder-
gegeben, während afentur (mhd. aventiure) weiter nichts be-
deutet als »Unternehmung". ') Aus einer andern Stelle „ir
afentur e mit der Jcunsl" konnte dies ersehen werden.
Schöpf! in hatte natürlich bei seiner Annahme eifrig nach
Erzeugnissen der Strassburger Offizin Gutenbergs gesucht
und auch bald einige Drucke gefunden, die durch altertüm-
liches Aussehen und unvollendete Technik zu seiner Voraus-
setzung passten. Im Jahre 1740 hatte er bereits 4 undatierte
und einen, welcher die Jahreszahl 1448 in dem Titel zeigte,
aufgezählt.2) Es waren folgende Drucke:
(1) Soliloquium Hugonis (s. 1. et a.) fol. 6 BU.
(2) Gesta Christi (s. 1. et a.) fol. 11 BU.
(3) Heinrici de Hassia, expositio super dominic. orat. (s. L
et a.) fol. 15 Bll.
(4) Consuetudines feudorum (s. 1. et a.) fol.
(5) Das wichtigste Werk war aber das fünfte mit der
Jahreszahl 1448: „Uber de miseria humane condicionis Lotarii
Dyaconi, Sanctorum Sergi et Bachi Cardinalis, qui postea
Innocentius appellatus est. Anno Dni MCCCCXLVIII."
fol. 36 Bll. (Hain 10209.) Etwaige Zweifel will Schöpflin
gleich mit den Worten ablehnen: „Cette date ne peut etre
relative au temps oü le Ii vre a £te* composä; puisqu' Innocent
III vivoit dans le XIII e siecle: il n'y a nulle raison d'y soup-
conner une antidate ou faute d'impression.'*
In den Vindiciae p. 39 fügte Schöpflin noch 3 weitere
Drucke hinzu:
(6) De Iudaeorum et christianorum communione (s. 1.
et a.) fol.
(7) De Missa über (s. 1. et a.) fol. 28 Bll.
(8) Psalterium latinum (s. 1. et a.) 12°. 8)
Die angeführten Inkunabeln sind aber mit Unrecht in so
') Spät mhd. heisst Äventiuraere schon „der umherziehende Kauf-
mann". — *) Memoire» de l'Acad. des Inscripüon XVII (1761), p. 770. —
a) Er schrieb sie jetzt Gutenberga „Nachfolger" Heilmann zu, über
dessen spätere Thätigkeit wir aber nichts wissen , als dass er Inhaber
einer Papiermühle war.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 635
frühe Zeit gesetzt. Sie wurden neuerdings durch Typenver-
gleichungen zum grossen Teile spätem Offizinen zugewiesen.
Was die Jahreszahl 1448 betrifft, so ist damit nicht das
Druckjahr angegeben, das am Ende des Werkes zu stehen
hätte mit besonderer technischer Bemerkung, sondern sie wird
aus dem abgedruckten datierten Manuskript mit übernommen
sein. ') Aber wenn sie auch das Entstehungsjahr des Druckes
angeben würde, so wäre damit für Strassburg nichts be-
wiesen, denn Gutenberg lebte um diese Zeit bereits in Mainz,
was urkundlich feststeht.
Schöpflins Behauptung, Gutenberg habe seine Kunst in
Strassburg erfunden und daselbst mit „hölzernen" *) und in
Blei geschnittenen Typen gedruckt, die erst in Mainz in
gegossene verbessert seien, rief sofort Widerspruch und Streit
wach.
Der Pariser Buchdrucker Fournier3) suchte Schöpflins
Ansicht zu entkräften und wollte erweisen, dass es sich in
Strassburg nur um den Druck mit festen Holztafeln ge-
handelt habe. Gegen diesen trat alsbald Bär4) auf, welcher
diese Ansicht bekämpfte und Schöpflins Meinung zu halten
suchte. Es folgte nun eine umfangreiche Streitlitteraturr
worin die Sachführer von Strassburg, Mainz und Haarlem
die Erfindung der Buchdruckerkunst von verschiedenen Stand-
punkten aus darstellten. Die Strassburger Thätigkeit Guten-
bergs wird hierbei immer durch gefärbte Gläser betrachtet
und nie ohne Voreingenommenheit beurteilt.
Es würde uns viel zu weit führen, wenn wir alle vor-
gebrachten Ansichten mit ihren Begründungen besprechen
sollten. Nur auf einige der wichtigsten wollen wir hinweisen.
(Vgl. die Aufzählung bei Wetter S. 55-257, 753—68.)
Darin stimmen fast alle vorgebrachten Meinungen überein,
dass es sich in dem Prozess Dritzehn - Gutenberg um den
Buchdruck entweder mit Tafeln oder mit Typen handle. Die-
jenigen, welche die Ächtheit der Gerichtsakten anfechten,
') Ein solches ist allerdings bis jetzt nicht nachgewiesen; auch weisen
die andern alten Ausgaben des Werkes die Jahrzahl 1448 nicht auf.
Möglicherweise liegt nur ein Druckfehler vor und es ist statt MCCCCXLVIII
einfach MCCCCLXVIII (1468) zu lesen. — *) Solche zu erweisen gelang
selbst Faulmann nicht! - 3) Observation sur un ouvrage intitule Vindi-
ciae typ. Paris 1760. — *) Lettre sur l'origine de l'imprimerie. 1761.
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636
Schorbach.
nehmen die Fälschung natürlich in demselben Sinne. Die
Vorkämpfer von Mainz und die Costerianer suchten zu er-
weisen, dass die technischen Ausdrücke der Strassburger
Dokumente sich nicht auf die Typographie, sondern nur auf
den Tafeldruck beziehen könnten.
Die Verteidiger Strassburgs, besonders also die elsässischen
und französischen Bibliographen, blieben bei der Ansicht
Schöpft ins stehen, welche sie auf jede Weise zu stützen suchten
und an der sie nur in Einzelheiten etwas modifizierten. Ihnen
stimmt auch der Holländer Meer mann *) bei sowie Schaab *)
in seinem verworrenen und weitschweifigen Werke. Von den
elsässischen Gelehrten sind es besonders Lichtenberger *)
und Oberlin4), welche für den Ruhm Strassburgs eintreten.
Als man im Jahre 1840 zu Strassburg das Jubiläum der Er-
findung begieng und Gutenbergs Denkmal errichtete, erschien
-eine Unmasse von Schriften, worin Strassburg im Sinne
Schöpflins als Geburtsstätte der Typographie gefeiert wurde.
Einige Arbeiten französischer Gelehrter sollen nur noch
kurz erwähnt werden, weil sie versuchten, Druckleistungeu
Gutenbergs aus seinem Strassburger Aufenthalt plausibel zu
machen.
Laborde, welchem wir die Ausgabe der Prozessakten ver-
danken, huldigte der Ansicht6), dass Gutenberg mit seinen
Genossen sich schon in Strassburg an dem Bibeldruck ver-
sucht habe, von dem zur Zeit des Prozesses einige Blätter fertig
gewesen seien. Der Versuch sei gescheitert, aber später auf Grund
der Strassburger Proben mit Hülfe des Kapitalisten Fust zu
Mainz von neuem aufgenommen worden. Das Mainzer Unter-
nehmen sei nur eine Fortsetzung des Strassburgischen.
Der bekannte „Bibliophile Jacob", Paul Lacroix hat sich
in mehreren Aufsätzen mit der Frage beschäftigt6), aber in
ganz unglücklicher Weise. Ohne die Quelle gründlich zu
1) Origines typographicae. Hagae 1765. — *) Gesch. d. Erfindung d.
Buchdrk. I— m. 1834 2A. 1855. („Strassburg ist die Wiege, aber ohne
Kind.u) - s) Initia typographica 1811 und Erfindung der Buchdruckk.
1824. - 4) Essai d' Annales de la vie de Guteinberg 1801, riimprimä 1840.
— f) Ddbuts de rimprimerie ä Strasbourg p. 79. — 1. Le Moyen Age
et la Renaissance Tome V. 1861. Artikel Imprimerie. 2. Histoire de
rimprimerie 1852 u. 3. Le proces de Gutemberg ä Strasbourg in: Off-
rande aux Alsaciens. 1873, p. 267 ff.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 637
studieren und ohne Sprachkenntnis stellte er die Behauptung
auf, dass Gutenberg in Strassburg das berühmte Buch Specu-
lum humanae salvationis gedruckt habe. Der Ausdruck in
den Akten (Z. XIV), das Unternehmen sei „in die Ochevart
zu den spiegeln" berechnet, verleitete ihn zu dieser un-
sinnigen Annahme. Er übersah hierbei ganz den Ausspruch
Dritzehens, „er were ein spiegelmacher", der eben nur auf
Spiegelfabrikation bezogen werden kann. Berjeau, Speku-
lum humanae salvationis (1861) hat dieser Ansicht weitere
Verbreitung verschafft.
Endlich hat Bernard1) einige alte auf Pergament ge-
druckte Donatfragmente, welche sich in der Bibliotheque
Nationale zu Paris finden, wegen ihrer Altertümlichkeit der
Strassburger Thätigkeit Gutenberg zuweisen wollen.
Alle diese Annahmen sind durch nichts erwiesen.
Der erste, welcher mit der Behauptung hervortrat, dass
es sich in den Strassburger Prozessakten nicht um Buchdruck
handle, war der Holländer Scheltema.2) Er suchte zu er-
weisen, dass Gutenbergs geheime Industrie in Strassburg die
Spiegelfabrikation gewesen sei. Ihm schloss sich Wetter3)
in seinem unkritischen Buche an, wo er im Nachtrage „ge-
druckte" Spiegelrahmen erdichtete.
Van der Linde4) benutzte die Argumentation dieser
beiden Männer und führte ihre Hypothese etwas modifiziert
weiter aus, ohne dabei seine Vorgänger zu nennen, so dass
Gutenbergs Spiegelrahmen jetzt als eine ganz neue Idee
v. d. Linde's gelten. Nur mit seiner Darstellung als der be-
kanntesten wollen wir uns hier eingehender beschäftigen.
Van der Linde's Versuch, die aufgestellte Hypothese glaub-
haft zu machen, ist vollkommen verunglückt; nur sehr
wenige haben sich überzeugen lassen. Sehen wir nun zu, wie
er die Sache erklären will.
Er denkt sich unter den vier Stücken in der Presse die
geprägten Metallwände eines Spiegelkästchens, welche nach
dem Zeitgeschmack mit freien, ans Obscöne streifenden Figuren
verziert gewesen wären. In der Zusammensetzung sei die
>) De l'origine et des däbuts de l'imprimerie I (1858) p. 153. - *) Be-
urteilung des Werkes von C. A. Schaab (Amsterdam 1833). — *) Kritische
Geschichte der Erfindung der Buchdrk. (1836) p. 763 ff. — *) Gutenberg
p. 23 ff. Gesch. der Erfindung der Buchdruckkunst IH, 791 ff.
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Schorbach.
Darstellung verständlich geworden, beim Zerlegen in Stücke
aber für den Uneingeweihten und Neugierigen ein Rätsel ge-
blieben. Die Presse soll zur Herstellung dieser Spiegel-
verzierungen gedient haben. In den Formen sieht er Figuren,
welche der Erwartung des Meisters nicht entsprachen, weshalb
sie eingeschmolzen wurden. Schliesslich trägt v. d. Linde
folgende Meinung als plausibel vor. Es scheine „die Absicht
eines nicht ganz ungewöhnlichen Goldmacherschwindels vor-
zuliegen — nämlich die Aussen wände in Edelmetallblech zu
prägen, dieselben mit Blei zu hintergiessen — und das Fabrikat
als massiv und solid zu verkaufen. War die Heiltumsfahrt
vorüber, so waren auch die Händler mit den übrigen Krämern
in alle vier Winde zerstoben, der Profit aber gemacht". Gegen
v. d. Linde's Ansicht ist folgendes zu bemerken:
Mutet es uns schon sonderbar an, dass Gutenberg für
die Aachener Wallfahrt Spiegel mit obscönen Darstellungen
vorbereitet haben soll, so ist es ganz unbegreiflich, wie solche
frivole Gruppen durch Zerlegung ganz unverständlich werden
konnten. Weiter ist nicht einzusehen, warum zu dem Spiegel-
kästchen nur vier Stücke gehören sollen. Wenn es die Aussen-
wände waren — die erhaltenen Exemplare sind übrigens ganz
flach — wie denkt sich dann v. d. Linde den Deckel? Dieser
war die Hauptsache und trug gewöhnlich die Zierraten. Die
Vorstellung bleibt jedenfalls unklar. Eine technische Unmög-
lichkeit der Hypothese liegt ferner darin, dass zum Prägen
von Metallplatten die benutzte hölzerne Presse nicht
tauglich war — und zumal nicht das von Linde so oft
verspottete „Dingtt, das er unrichtig auf die Presse bezieht.
Hätte v. d. Linde sich die Mühe genommen, irgend eine
Encyclopaedie der Metalltechnik einzusehen, eine Geschichte
des Münzwesens aufzuschlagen, oder bei Fachmännern sich zu
unterrichten, so hätte er vom Metallprägen nicht eine so falsche
Auffassung bekommen können. Übersehen ist weiter, dass
die Spiegelfabrikation kein Geheimnis mehr war, wie aus dem
Benehmen Dritzehens sich auch ergiebt. Dagegen zeigen die
Prozessakten deutlich, dass die Presse auf das geheime un-
bekannte Kunstgewerbe Bezug hatte und deshalb sorgsam
gehütet werden sollte. Sprachlich begeht der Holländer v
d. Linde den Fehler, das deutsche Wort drucken ohne
weiteres als drücken im Sinne von „Metall pressen, prägen"
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 639
zu erklären, ohne auch nur einen Beleg dafür beibringen zu
können. Was aber das Schlimmste ist, v. d. Linde hat es
gewagt, ohne den Schatten eines Beweises, Gutenberg eines
gemeinen Schwindels zu zeihen, indem er ihm zutraut, halb-
ächte Waare fabriziert zu haben und diese als massiv auf
den Markt zu bringen.
Die Hypothese von den Spiegelkästchen ist als völlig un-
haltbar zurückzuweisen. V. d. Linde, der so eindringlich
vor „exegetischen Unterschleifen" warnt, hat hier selbst einen
solchen begangen. Auch er hat, was er spottend von andern
sagt, sich „zu einer Vergnügungsfahrt mit der kühnen Seglerin
Phantasie" eingeschifft. Ungerechtfertigt ist das Verfahren
v. d. Linde's jedenfalls, wenn er seine Vermutungen in dem
Artikel Gutenberg der Allg. deutschen Biographie1) „in der
Form historischer Thatsachen vorbringt"2)
Prüfen wir nun, ob die jetzt vorherrschende Ansicht, dass
die technischen Ausdrücke in den Strassburger Gerichtsakten
auf den Buchdruck zu deuten seien, Geltung haben kann.
Jedermann muss zugeben, dass man beim Durchlesen der
Strassburger Protokolle, wo man die Wörter „drucken,
Presse und Formen" im Zusammenbang mit einer Industrie
Gutenbergs findet, an die Buchdruckerkunst zu denken
geneigt ist. Scheltema hat zwar mit Rücksicht hierauf die
Behauptung aufgestellt, wenn der Name Gutenberg nicht in
den Strassburger Prozessakten gefunden worden wäre, so
würde nie jemand auf den Gedanken gekommen sein, „diesen
Prozess in einige Verbindung mit der Buchdruckerkunst zu
bringen". Dies ist aber nicht zutreffend. Auch wenn der
Name Gutenberg fehlte, würde ein jeder Unbefangene bei den
Ausdrücken „Presse" und „drucken" zunächst an typographische
Arbeiten erinnert. Damit wäre aber natürlich nicht die Not-
wendigkeit behauptet, jene Termini technici ausschliesslich
auf den Buchdruck beziehen zu müssen.
Es ist nicht zufällig, dass die „Kunst" und das „Werk",
welches Gutenberg im Jahre 1438 mit seinen Genossen zu
Strassburg betrieb, in der Quelle so allgemein und undeut-
lich bezeichnet ist.8) Einmal musste für die neue Kunst eine
») X (1879) S. 218. — J) Wyss, Quartalblätter d. histor. Vereins t
d. Grh. Hessen 1879 S. 16. — 3) Vgl. unten über Waldvogel.
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Schorbach.
Benennung erst noch gefunden werden. Sodann war der
zweite Vertrag der Geschäftsteilhaber auf Kunstfertigkeiten
gerichtet, welche geheim bleiben sollten. Die Eingeweihten
hatten bei der Gerichtsverhandlung keinen Grund ihr Ge-
heimnis preiszugeben, die unbeteiligten Zeugen wussten im
Verhör nichts Wesentliches auszusagen und die Richter
brauchten für den Urteilsspruch keine nähere Bezeichnung des
Unternehmens.
Wir müssen uns also an den wenigen technischen Angaben»
der Akten genügen lassen und damit rechnen. Hierbei ist
aber immer festzuhalten, dass die Gesellschaft seit dem Spät-
sommer 1438 von Gutenberg thatsächlich in den neue»
Künsten unterrichtet wurde und mit der Ausbeutung dieser
Ideen beschäftigt war. Die technischen Ausdrücke in den
Akten beziehen sich also, wie die Dokumente selbst lehren,
auf die geheim zu haltende Industrie, welche Dritzelm bis
zu seiner tötlichen Erkrankung ausgeübt hat
Betrachten wir zunächst den wichtigsten Kunstausdruck in
unserer Quelle, das Wort „trucken" in der Zeugenaussage
des Goldschmieds Dünne.1) In technischem Sinne ist der
Ausdruck vor Gutenberg in zweifacher Anwendung sicher
bezeugt.
1) Bei dem farblosen Abdruck von metallenen Stempeln
und Siegelpetschieren. So finde ich z. B. in Urkunden seit
Ende des 14. Jahrhunderts vffgetrucktes insigel etc. Als
gewaltsames Eindrücken in Metall, also Prägen, wie Linde
es auffasst, ist das Wort nicht belegt (hierfür ist vielmehr
der alte Ausdruck immer „praechen" oder „braechen", vgl.
Lexer I, 338).»)
2) Bei farbigem Abdruck von Holzmodeln und ganzen
Holztafeln. Das Aufdrucken von Mustern auf Zeuge ist schon
1) Auffallig ist bei diesem Zeugnis, dass es yon allen andern Aussagen
im Verhör durch seine Art und seinen Umfang abweicht. Für den Rechts-
streit selbst ist die Aussage Dünne's durchaus wertlos; sie scheint wie
„hineingeschneit" (v. d. Linde nach Wetter). Ihre Ächtbeit ist aber
durch unser Facsimile nach Laborde No. 10 bestätigt. — *) Was v. d. Linde,
Gutenberg 616, aus Theophilus anführt, ist nicht zutreffend, da an der
Stelle von getriebener Arbeit, mit Hammer und Ambos hergestellt, die
Rede ist. Vgl. Quellenschriften f. Kunstgesch. VII, pg. 391, Kap. LXXTV,
Zeile 10 ff. Das lat. „imprimereu beweist hier nichts für das deutsche
„trocken".
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Strasburg und die P^riindung der Buchdruckerkunst.
641
sehr frühe belegt, wie auch v. d. Linde dies anführt Den
Abdruck auf Papier vermittelst schwarzer Farbe übten vor
der Erfindung der Typographie bereits die Briefdrucker und
Kartenmaler. „Briefdrucker" (niederl. „Prenter") sind schon
seit dem zweiten Decennium des 15. Jahrhunderts urkundlich
belegt. Es sind Holzschneider, welche Einblattdrucke (Hei-
ligenbilder, Spielkarten, Kalender etc.) einseitig mit dem Reiber
(nicht mit der Presse) herstellten.1)
Diese Briefdrucker bildeten in vielen Städten eigene In-
nungen; in Strassburg aber gehörten sie mit den Karten malern
zu der Zunft der Maler und Goldschmiede. Der Zeuge Dünne
war also von seiner Zunft her auch mit dem zweiten Ver-
fahren des Abdruckens, mit dem Farbdruck auf Papier be-
kannt. Der Ausdruck „trucken" in seinem Munde kann da-
her auch auf den Vervielfaltigungsdruck mittelst Farbe be-
zogen werden, kann deshalb auch auf die Typographie passen.
Was übrigens Dünne für Gutenberg hergestellt hat, wissen
wir nicht. Die Behauptung, dass er des Erfinders Stempel-
schneider gewesen, steht in der Luft.
In zweiter Linie interessiert uns die Presse. Es ist oft
darauf hingewiesen worden, dass man damals schon zu vielen
Gewerben Pressen verwendete. Dies ist vollkommen richtig.
Sowohl die Buchbinder, Papierer, Tucher etc. brauchten solche,
nicht aber die Formschneider und Goldschmiede, wie oft be-
hauptet wird. Nachgewiesen ist jetzt auch, dass die Kupfer-
stecher um 1440 ihre Abdrücke mit Ballen oder Walze her-
stellten, die Presse aber erst von dem Buchdruck entlehnten.
Hätte nun Gutenberg bei seinem Unternehmen eine der
gewöhnlichen und allgemein bekannten Pressen verwendet, so
wäre sein Gebahren durchaus nicht zu begreifen. Heilmann
sagt im Verhör aus, „das lüte gern hettent die presse gesehen"
und bemerkt von Gutenberg, dass dieser „forhte das man sü
sehe". Der Auftrag sodann, welchen Gutenberg an Klaus
Dritzehn sendete, sprach den Wunsch aus, dass er „die presse
die er Minder jm lutt nieman zoigete* . Wozu nun das Ge-
heimhalten eines bekannten Werkzeuges?
*) Vom Kupferstich sind bis jetzt leider keine alten techn. Ausdrücke
belegt. In einem typogr. hergestellten Buch begegnet der Ausdruck
drucken erst 1462 (Hain 8749 in einem Druck Albrecht Pfisters in Bam-
berg), imprimere in gleichem Sinne aber schon 1459.
Zeittctar. f. G*ach. d. Ob«rrb. N. F. VII. 4. 41
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Schorbach.
Es ergiebt sich daher aus den Worten der Gerichtsakten
mit Sicherheit, dass sich die von Sahspach angefertigte Presse
von den gebräuchlichen wesentlich unterschieden haben inuss.
Auch hier haben wir daher jedenfalls die Möglichkeit, in
der neukonstruierten Presse eine Buchdruckerpresse zu
sehen, welche Gutenberg keineswegs von den Formschneidern
übernahm, sondern die er erst erfinden musste. l)
Die vier Stücke, welche in der Presse lagen, machen die
grösste Schwierigkeit. Wie wir sahen, hat Schöpflin dieselbe
als eine Satzform von vier Seiten oder Kolumnen aufgefasst,
während man sie von anderer Seite als vier Holztafeln zum Block-
druck erklären wollte. Beides ist aber wenig glaubhaft nach
folgender Überlegung. Gutenberg nämlich schickte seinen
Diener in die Stadt, um diese unten in der Presse liegenden
Stücke zerlegen zu lassen. Durch das Auseinandernehmen
wurde nun ihr Zweck unklar, denn es heisst in der Aussage
des Schultheiss: „so kan man nit gesehen was das ist". Ennel
Schultheiss fügte in ihrem Zeugnis noch die Bemerkung hinzu:
ndan er [Gutenberg] hat nit gerne das das jemand sihet* . Die
zerlegten Stücke sollten aber nach Anweisung Gutenbergs in
die Presse oder auf die Presse gelegt werden, „so künde dar-
nach nieman gesehen noch üt gemerkenu.
Nehmen wir nun an, es hätten diese Stücke aus Holz-
tafeln bestanden, so wurden sie durch das Auseinanderlegen
nicht unverständlich. Setzen wir aber andererseits den
Fall, die Stücke seien nach Schöpflins Meinung gesetzte Kolum-
nen gewesen, so hätten die auseinanderfallenden Typen ja.
wenn sie oben auf der Presse lagen, gerade das vorausgesetzte
Geheimnis verraten müssen. Beides ist unwahrscheinlich.
Das Richtige giett hier jedenfalls die Aussage des
Priesters Ant. Heilmann, des Zeugen, welcher als Vertrauter
Gutenbergs sich am besten unterrichtet zeigt. Er gab folgen-
des zu Protokoll: »do spreche Gillenberg sü soltent noch der
pressen senden, er forhic das man sü sehct do sante er sinen
kneht harjn sü zurlegen" Hier steht also deutlich, die Presse
sollte zerlegt werden. Auch in dem Zeugnis des Drechsler
Sahspach widerspricht dem nichts, denn in den Woiten:
2) Zur Verwendung seiner Haupterfindung, der gegossenen
Metall typen. Über die Technik der Typographie vgl. v. d. Linde III,
677 ff u. Hruun S. 59 ff.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
643
„nym die stücke vss der pressen vnd zerlege sü von einander"
kann das Wort sü auch auf die Presse bezogen werden.
Endlich stimmen hierzu auch die Worte Beildecks, welche
lauten: „er soite gon über die presse vnd die mit den zweien
würbelin vff dun, so vieletU die stücke von einander11. Es ist
demnach das Plausibelste, die Stücke als integrierende Teile
der Presse (und nicht als Druckformen) anzusehen. Welche
Dienste dieselben in dem Mechanismus der Presse zu ver-
richten hatten, wissen wir nicht. Soviel wird aber deutlich,
dass die Stücke den wichtigsten Bestand der Presseinrichtung
ausmachten und eine nicht preiszugebende Neuerung enthielten.
Weiter kommen wir hierdurch aber nicht.
Mit dem Ausdruck würbelin ist nichts zu gewinnen. Ge-
wöhnlich erklärt man das Wort mit „Schraube"; es bedeutet
aber nur „was sich kreisförmig dreht". In alten Vocabularien
ist es belegt als Übersetzung von vertibulura (wirbel an den
fenstern. werbet auf zinnen). Aus Beildecks Aussage geht her-
vor, dass die würbelin an der Presse selbst angebracht waren,
nicht aber zu der Form gehörten, wie Schöptiin und andere
es annehmen.
Auch mit der Angabe, dass die Gesellschaft Blei ver-
braucht habe, ist nichts anzufangen. Da es nur nebenbei
erwähnt wird, so ist nicht zu ersehen, ob es sich auf die
Spiegelfabrikation oder auf das spätere Unternehmen bezog.
Auf beide Fälle würde es passen.
Von wesentlicher Bedeutung ist der Terminus technicus
„Formen". Diese finden unter dein „Gezeug" der Gesellschaft
mehrfache Erwähnung. Gewöhnlich identifiziert man dieselben
mit den vier Stücken. Die einen erklären sie daher für Holz-
tafeln, Schöptiin dagegen und seine Nachfolger für gesetzte
Kolumnen, aus Bleitypen bestehend. Die erste Ansicht wider-
legt sich selbst durch den Wortlaut der Akten, welche deut-
lich vom Einschmelzen der Formen reden. Der gut unter-
richtete Zeuge Heilmann sagte aus: „das Gutenberg unlange
vor Weihnahten sinen Ineht santt zu den beden Andresev,
alle formen zu holt», vnd icürdent zurlossen das er ess sehe,
und jn joch ettliche formen ruwete". Wie falsch Schöpflin
diese Stelle übersetzte, haben wir oben gesehen. „Zurlossen"
bedeutet eben niemals „disjicere", sondern stets „ein-
schmelzen, zerlassen". Hierdurch wird deutlich erwiesen,
41*
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644
Schorbach.
dass jene Formen von Metall waren. Was sie aber waren,
lässt sich wegen der Allgemeinheit des Ausdrucks nicht mit
Sicherheit bestimmen. Sehen wir nun zu, ob es möglich
ist, die „Formen" auf die Typographie zu beziehen.
Es wäre verkehrt, hier von der heutigen Technik des
Buchdrucks auszugehen, wie es versucht wurde. Man wollte
nämlich den Ausdruck so nehmen, wie er jetzt in der typo-
graphischen Kunstsprache üblich ist, nämlich Druckform.
Dies kann aber nicht massgebend sein. Wir müssen viel-
mehr zusehen, ob die Bezeichnung schon in den ersten An-
fängen des Buchdrucks vorkommt und was sie da bedeutet.
Gutenberg selbst gebrauchte den Ausdruck in seinem
1460 erschienenen Catholikon. In der Schlussschrift heisst
es da: „Hie liber egregius. Catholicon Anno 1460
alma in urbe maguntina non calami stili aut penne
suffragio, sed mira patrouarum formarumque concordia
proporcione et modulo. impressus atque confectus est.1)
In dem Revers des Dr. Humery, der zu Mainz am 24. Febr.
1468 über Gutenbergs nachgelassene Offizin ausgestellt ist,
lautet eine wichtige Stelle so: „etliche formen, Buchstaben,
instrumenta gezuge, und anders zu dem Truckwerck ge-
hörende, das Johann Guten berg nach sinem tode gelassen hat".
In der Schlussschrift der zu Venedig 1469 erschienenen
Ausgabe von Cicero 's Epistolae heisst es: „Primus in Adriaca
formis impressit aenis Urbe libros Spira genitus de Stirpe
Johannes.
Endlich sagt der römische Typograph Philippus de Lignamine
in seiner 1473 erschienenen Chronik zum Jahre 1458, dass
Gutenberg und Fust damals „imprimendarum in membranis
cum metalliis formis periti" täglich 300 „Chartas" gedruckt
hätten. *)
Wie aus diesen Stellen ersichtlich, wurden in ältester Zeit
Matrizen, Patrizen und Lettern als formae bezeichnet. Es
*) Ähnlich drückt sich auch Fust und Schöffer in Subskriptionen aus.
Zu erwähnen ist auch, dass in den Avignoner Urkunden Ober Waldfoghel,
von denen später die Rede Bein wird, 1444 46 der Ausdruck literae for-
matae vorkommt. Über die Unterschrift des Catholicon vgl. noch Braun,
bogtrykkerkunstens opfindelse p. 67 f. u. Falk, Centralbl. f. Bibliotheksw.
V, 306 ff. Letzterer erklärt die patronae als die Kegel, die formae aber
als die Letternbilder auf denselben. — *) Vgl. die Zusammenstellungen
bei Braun a. a. 0. p. 68 ff.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 645
ergiebt sich demnach die Möglichkeit, auch den Ausdruck
„Formen" der Prozessakten auf die Buchdruckkunst zu be-
ziehen.
Nach Prüfung aller in Betracht kommender Punkte haben
wir unser Resultat so zu formulieren: Aus den Strassburger
Dokumenten lasst sich kein strikter Beweis dafür erbringen,
dass Strassburg die Geburtsstätte der Buchdruckerkunst gewesen.
Das Zusammenhalten aller Momente ergiebt aber einen hohen
Grad innerer Wahrscheinlichkeit, dass jenes geheimnis-
volle Unternehmen, welches von Gutenberg seit 1438 be-
trieben wurde, der erste Versuch der Typographie gewesen ist.
Ausser den Strassburger Prozessakten lassen sich schliess-
lich noch einige andere Nachrichten hier verwerten.
Da bietet sich zunächst eine Urkunde vom Montag nach
Martini 1441 dar1), welche besagt, dass die Brüder Nikolaus
und Andreas Heilmann Besitzer einer vor den Thoren Strass-
burgs belegenen Papiermühle waren, der spätem sogenannten
Karthäusermühle. *) Archivar Schneegans hat diese Notiz be-
reits in Lempertz Bilderheften Tafel 2 gegeben, ohne sie
jedoch zu verwerten. Erinnern wir uns daran, wie sehr es
dem Priester Ant. Heilmann daran gelegen war, seinen Bruder
bei Gutenbergs Unternehmen zu beteiligen. Bestand Guten-
bergs Kunstgewerbe damals in den ersten Versuchen des
Buchdrucks, so wäre das grosse Interesse erklärt, welches die
Besitzer einer Papiermühle daran haben mussten. Nach-
forschungen in dem Mühlenprotokoll des Stadtarchivs haben keine
Ergebnisse eingetragen. Weiteres Nachsuchen, namentlich in
Privaturkunden, wird möglicherweise noch gewünschten Auf-
schluss bringen.
Ein zweiter Punkt ist vielleicht noch mehr dazu berufen,
neues Licht zu verbreiten. Beim Durchgehen des Bürger-
buchs fand ich zwei unbeachtet gebliebene Einträge. Der eine
vom Jahre 1444 lautet:
„Item Conrat Saspach hat sin Burgrecht abgeseit
Sabatho ante dominicam letare" etc. Die zweite Stelle findet
') Im hiesigen Stadtarchiv; noch nicht wieder aufgefunden. — *) Die
Mühle lag im Schnakenloch vor dem Weissturmthor nicht weit von S.
Arbogast. Spätere Besitzer waren die Strassburger Buchdrucker Köpfel
und Wendel Rihel. Vgl. Seyboth, Das alte Strassburg 7, 22.
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640
Schorbach.
sich beim Jahre 1451 und heisst: „Item Saspach Conrat
ist gegönnet wider an sin burgrecht zü tretten vnd darff es
nit kouffen, Sabato post Johannis Baptiste."
Der Drechsler Saspach, der Gutenbergs Presse verfertigt
hatte, verliess also Strassburg im Frühjahr 1444, zu derselben
Zeit, wo auch Gutenberg für uns auf vier Jahre verschollen
ist.1) Saspach kehrt erst im Jahr 1451 in die Heimat zurück,
zu einer Zeit, wo Gutenbergs Mainzer Of/izin schon in
voller Thätigkeit war. Saspachs Abwesenheit von Strassburg
könnte sich, zumal er gleichzeitig mit Gutenberg von dort
verschwindet, sehr wohl dadurch erklären, dass er mit Guten-
berg fortgezogen wäre, um ihm bei der Einrichtung einer
neuen Druckerwerkstatt zu dienen. Könnte der Strassburger
Drechsler in den Jahren 1444—1450 in Mainz nachgewiesen
werden, so wäre für Strassburgs Ansprüche sehr viel gewonnen.
Ich habe mich bemüht, Aufschlüsse zu erhalten, und an
die Archive zu Mainz, Würzburg. München und Wien An-
fragen gerichtet. Bis jetzt hat sich der Name Saspach noch
nicht gefunden; weitere Nachforschungen sind aber zugesagt,
die vielleicht von Erfolg gekrönt werden.
Von weittragendster Bedeutung für Strassburgs An-
sprüche auf die Erfindung der Buchdruckerkunst kann endlich ein
archivalischer Fund werden, welcher im Jahre 1890 dem Abbe"
Requin zu Avignou gelang. Aus Anlass kunsthistorischer Nach-
forschungen hat Requin in alten Avignoner Notariatsbüchern, die
z. Th. im Archive? depart. de Vaucluse bewahrt sind, originale
Aufzeichnungen aus den Jahren 1444/46 entdeckt, welche für die
Anfänge der Buchdruckerkunst von ausserordentlichem Weile
sind. Die in Betracht kommenden Notariatsinstrutnente drehen
sich um Geschäfte und Verbindungen, welche ein in Avignon
ansässiger Deutscher Namens Procop Waldfoghel aus Prag2)
mit mancherlei Personen abschliesst. Seinem Berufe nach
war er Goldschmied; „argenterius" und „aurifaber" nennen ihn
die Urkunden. Bei dem Abschluss der Verträge handelt es
sich immer um die als Geheimnis behandelte Technik des
'/ Gutenberg ist zuletzt am 12. März 1444 in Strassburg durch den
Helblingzoll nachweisbar. — 2) Die verschiedenen Bezeichnungen heissen :
de Praganciis, Bragansis, de Brageensis, diocesis Praguensis, de civitate
Praguensi.
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
G47
künstlichen Schreibens, die „ars scribendi artificialiter,
scientia et practica scribendi11 etc. Für Geld oder andere
Vorteile unterweist Waldvogel in dieser Kunst, verbindet
sich mit andern zu ihrer Ausübung und verfertigt und liefert
die notwendigen Utensilien. Bei Geldverlegenheit verpfändet
er auch solche an Mitwissende und löst sie dann wiederum ein.
Das älteste Schriftstück vom 4. Juli 1444 zeigt trotz seiner
unklaren Fassung soviel, dass Waldvogel von dem Magister
Manaudus Vitalis zwei Alphabete von Stahl, zwei Formen von
Eisen, eine stäblerne Schraube, 48 zinnerne Formen und
verschiedene andere „ad artem scribendi pertinentes" leihweise
erhalten hatte, zu deren Rückgabe er sich verpflichtete.1)
Aus der zweiten Urkunde, voll in Worten datiert vom
26. August 1444, erfahren wir, dass Waldvogel mit dem
oiologerius Girartlus Ferrose eine Geschäftsgenossenschaft ge-
habt hatte. An diesem Tage trat Ferrose aus, musste aber
vor dem Notar schwören, dass er die von Waldvogel erlernte
Kunst (quandam artem scribendi quae artificialiter fiebat) im
Umkreise von 12 Meilen niemand mitteilen wolle.*)
Schon am folgenden Tage (27. Aug. 1444) geht Waldvogel
eine neue Verbindung ein mit Georg de la Jardina, von dem er
27 fl. entleiht. Dabei verpflichtet er sich, den Jardina gegen
eine Zahlung von 10 fl. in seine Kunst einzuweihen und die
nötigen Werkzeuge dazu zu liefern. Eine Vertragsklausel lautete,
dass keiner von beiden ohne Zustimmung des andern diese
Kunstfertigkeit jemand zeigen dürfe. *)
Aus dem Jahre 1446 stammen weitere Aktenstücke, welche
näheren Aufschluss geben. Am 10. März dieses Jahres er-
scheint unser Meister wieder vor dem Notar mit dem Juden
Davinus de Cadarossia und macht sich verbindlich, demselben
27 hebräische eiserne Lettern zu machen gemäss der Kunst
(scientia et practica scribendi), die er ihm vor zwei Jahren (1444)
gelehrt habe. Auch die notwendigen Werkzeuge von Holz,
Zinn und Eisen will er dazu liefern. Der Jude versprach
als Gegenleistung, den Procop in der Fertigkeit zu unter-
weisen, allerlei Gewebe zu färben.4) Davin musste ausser-
') Requin, l'imprimerie k Avignon Urk. No. 5. — ) Requin, Ori-
gines de l'imprimerie (1*U1) Urk. No. IV u. L'imprimerie k A. p. 8. —
3) Kequin, rimprimerie. Urk. No. 3. — «) Requin, rimprimerie h Avig-
non. Urk. No. 1.
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648
Schorbach.
dem geloben, die geheime Kunst in Avignon und überhaupt
an Orten, an welchen Waldvogel sich aufhalte, niemand
mitzuteilen.
Am 26. April 1446 kam es zu neuen Verhandlungen zwischen
diesen beiden, da der Jude von den Pfändern, welche er von
Procop besass, 28 in Eisen geschnittene Buchstaben zurück-
behalten und ausserdem Waldvogel die Kunst des Färbens
nicht gelehrt hatte. Davin verspricht, jetzt die Verpflichtung
zu halten, und gelobt von neuem Geheimhaltung der Kunst in
Avignon und andern Orten im Umkreis von 30 Meilen.1)
Bereits vorher hatte aber Waldvogel eine neue Gesellschaft
zum Zwecke der Ausübung seiner Kunst gegründet, diesmal
mit zwei Angehörigen der Universität, den Magistern Menal-
dus Vitalis (welchen wir schon oben kennen lernten) und Ar-
naldus de Coselhaco. Aus der Urkunde vom 5. April 1446*)
geht hervor, dass er beide schon früher in der Kunst scri-
bendi artificialiter unterwiesen und Werkzeuge von Eisen,
Stahl, Kupfer, Messing, Blei, Zinn und Holz angefertigt hatte,
die gemeinsames Eigentum der Gesellschaft waren. Am
5. April 1446 trat nun Vitalis von dem Unternehmen zurück
und verkaufte darum 'seinen Anteil um 12 fl. an Waldvogel
und den Schlosser und Uhrmacher Girard Ferrose aus Trier,
welch letzteren wir schon früher in Geschäftsverbindung mit
Waldvogel gesehen haben.3) Der austretende Vitalis aber,
der damals Avignon wahrscheinlich verliess, musste auf Ver-
langen Waldvogels vor dem Notar eidlich bezeugen, dass die
geheime Kunst, die er erlernt hatte, „eine wahrhafte und
wirkliche Kunst sei, leicht und ausführbar sowie nützlich für
einen arbeitsamen und fieissigen Mann".
Dies ist der wesentliche Inhalt der neuentdeckten Urkunden.
Eine genaue Beschreibung der neuen geheimzuhaltenden
Kunst erhalten wir naturgemäss nicht in denselben, ebenso-
wenig wie in den Strassburger Gerichtsakten oder dem Mainzer
Notariatsinstrument von 1455. Das war ja auch gar nicht
der Zweck der Dokumente.
Die Einträge in den Avignoner Notariatsbüchern lassen
aber die Art der Kunst weit deutlicher erkennen, als es die
') Requin, Origines No. III, l'imprimerie Urk. No. 2. — *) Requin,
Origines No. II, Timprimerie Urk. No. 4. — 3) Vgl. die Urkunde vom
26. August 1444 (Requin, Origines Urk. IV).
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 649
Strassburger Protokolle gestatteu. Mit vollem Rechte darf
man aus ihren Angaben schliessen, dass Waldvogels Kunst
in der Verwendung beweglicher Typen zum Drucke
bestanden habe. Ein festes Kunstwort für die Technik fehlte
noch; es kann aber kaum ein Zweifel bestehen, dass die ars
scribendi artificialiter eben als ars imprimendi aufzu-
fassen ist.1) Die Erwähnung von zwei Alphabeten aus Stahl,
von 28 eisernen Lettern und 27 hebräischen Buchstaben aus
Eisen, von 48 Zinnformen etc. führen darauf hin, ebenso die
Bezeichnungen literae formatae und formae ferreae. Um in
den Lettern nur Stempel zum Vordruck von Initialen in Hand-
schriften, Buchbindertypen zum Einpressen in Leder oder Gra-
veurarbeiten 0. ä. zu sehen, dazu ist die Masse des nur zu-
fällig erwähnten Materials zu gross. Magister Vitalis hat
ausserdem eidlich den Wert, die Ausführbarkeit und den
Nutzen der erlernten Kunst bezeugt.
Der Entdecker Requin fasst in seinen Publikationen die
aufgefundenen Dokumente durchweg als einen Beleg dafür,
dass man schon seit 1444 in Avignon die Buchdruckerkunst
ausgeübt habe. Nach genauer Prüfung muss man ihm dies
zugeben. Gewichtige Stimmen in Frankreich, Deutschland und
England haben sich auch bereits zugunsten dieser Auffassung
ausgesprochen.
Wie nicht anders zu erwarten war, hat man auch diesen
Fund schon angezweifelt und zu verdächtigen gesucht. So
erlaubt sich Faulmann in seiner neuesten Schrift*) die Avig-
noner Urkunden als unächt zu bezeichnen. Sie seien eben-
solche tendenziöse Fälschung wie die Strassburger Akten.
Hätte jener Wiener Professor der Schreibkunst wirkliches
Verständnis für das Schriftwesen, so würden ihn die Facsimile-
tafeln der Requin'schen Publikation von der Unhaltbarkeit
seiner Behauptung überzeugen müssen. Ein Zweifel an der
') Prof. Dziatzko hat sich auch in diesem Sinne ausgesprochen (Cen-
tralhl f. Bibliotheksw. VII, 248) und dabei bemerkt, dass der Requin'sche
Fund der Annahme, Gutenberg habe schon in Strassburg mit Typen ge-
druckt, eine kräftige Stütze verleihe. Man muss darauf gespannt sein,
was v. d. Linde in dem Artikel Waldvogel bringen wird, den er Allg.
deutsche Biographie 32, S. 214 Anm. ankündigt. Aus seiner dunkeln An-
deutung scheint hervorzugehen, dass er sich ablehnend verhalten wird. —
»> Erfindung der Buchdruckerkunst 1*91 S. 139 f.
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Schorbach.
Äclitheit dieser Urkunden ist völlig unberechtigt.*) Weiterhin
hat man daran Anstoss genommen, dass fast alle der mit-
geteilten Dokumente keine Jahreszahl haben, und hat daher
für möglich gehalten, dass die Aufzeichnungen in den Notar-
büchern an falscher Stelle stünden u. ä. Nun hat aber die
Urkunde vom 26. Aug. 1444*) das Datum deutlich in Worten
ausgedrückt. Ausserdem stehen die übrigen Urkunden in Tlen
chronologisch angelegten Notariatsregistern sicher bezeugt
unter den Jahren 1444 und 1446. Von einem Verlesen oder
Verschreiben der Jahreszahlen kann aber nicht die Rede sein.
Der Archivar Duhamel9) hat dies in einer eigenen kleinen
Schrift dargethan und Abbe Requin in seiner neuesten Schrift4)
weiter ausgeführt.
Es lag nun nahe, dass man in Avignon nach Veröffent-
lichung der neuentdeckten Urkunden den Anspruch erhoben
hätte, dass in den Mauern von Avignon die Buchdrucker-
kunst erfunden sei. Dies ist aber nicht geschehen. Requin
hat es nicht unternommen, in Waldvogel einen neuen Kon-
kurrenten für Gutenberg aufzustellen. Er knüpft vielmehr
an die Strassburger Thätigkeit des letzeren au. Seine Meinung
ist es, dass Waldvogel direkt oder indirekt in den Besitz des
Strassburger Geheimnisses gelangt sei. s)
Bemerkenswert ist es, dass sich in den Avignoner Ur-
kunden nicht die geringste Andeutung findet, dass Waldvogel
jene Kunst selbst ersonnen habe, während in den Strass-
burger Akten (wie später in dem Fustschen Prozess in Mainz)
Gutenberg immer als der geistige Urheber seiner Künste
erscheint.
Eine gewisse Analogie zwischen den Unternehmungen in
Strassburg und Avignon ist nicht abzuleugnen. Gutenberg
und Waldvogel betreiben mit Genossen eine geheimnisvolle
Kunst, die grossen Erfolg erwarten lässt. Beide Industrien
1) Vgl. darüber die Schrift des Archivars Duhamel, les origines de
l'imprimerie ä AvigiiOD (Avignon 1890) p. 5 ff. — 2) Requin, Origines de
l'imprimerie. Urk. IV (Facsimile). — 3) Duhamel, Les origines de Pim-
primerie ä Avignon 1890. — *) Requin, Origines de l'imprimerie en France
1891. — 5) Weiter geht (nach Requin) ein Aufsatz von Pinsard im Inter-
m£diaire des imprimeurs (Sept. 1890 — Febr. 1891), worin er Avignon
die Priorität der Erfindung zusprechen soll. Diesen Artikel konnte ich
trotz aller Mühe nicht erlangen.
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Strassburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst.
651
bestehen in Metallarbeiter zti denen Formen und andre Werk-
zeuge gebraucht werden; beide Geschäfte werden mit unzu-
reichendem Kapital betrieben und führen deswegen zu Geld-
verlegenheiten der Unternehmer. Endlich haben beide Ge-
werbe keine Spuren einer praktischen Verwertung und
eines einschlagenden Erfolges hinterhissen. Es scheint daher,
dass beide Künste nicht über V ers uc he hinausgekommen sind. !)
Dass Waldvogel eine Vervielfältigungsalt der Schrift ver-
mittelst metallener Typen vorhatte, geht aus den Avignoner
Schriftstücken mit Sicherheit hervor. Da er nun nicht als
der geistige Urheber seines als neu angewendeten Druckver-
fahrens erscheint, so muss er irgendwie es gelernt haben.
Als denkbarer Lehrmeister würde allein Gutenberg in Betracht
kommen. Würde es daher gelingen; Waldvogel vor dem Jahre
1444 mit Gutenberg in irgend welchem Zusammenhange nach-
zuweisen, so würde die geheime Thätigkeit des letzteren in
Strassburg mit Sicherheit bestimmt sein.
Eine Verbindung zwischen Gutenberg und Waldvogel kann
man sich auf verschiedene Weise denken.
Einmal könnte Wraldvogel selbst in Strassburg gelebt
und dort selbst unmittelbar oder mittelbar die geheime Tech-
nik erlernt haben. In diesem Falle wäre es denkbar, dass
er bei dem Strassburger Goldschmied Dünne, welcher 1436
von Gutenberg einen grösseren Auftrag erhielt, hinter das
Geheimnis kam. Um dies glaubhaft zu machen, müsste man
aber den urkundlichen Nachweis haben, dass Waldvogel sich
vor 1444 in Strassburg aufgehalten habe. Meine Nach-
forschungen im Stadt- und Thomas-Archiv waren bisher nicht
von Erfolg. Weder das Bürgerbuch weist den Namen Wald-
vogel auf noch eine Anzahl von Bürgerlisten, Kornzetteln
und ähnlichen Verzeichnissen aus den 30er und 40er Jahren.
Ebensowenig begegnet er in den Aufgeboten gegen die
Armagnaken; auch die Itatsprotokolle, die Bücher der Gold-
') Stein macht bei seiner Hesprechung des Uequin'schen Buches
(Bihliotheque de l'Ecolc des chartes 51 [1890] p. 317 f.) übrigens darauf
aufmerksam, dass unter den wenig untersuchten unbestimmten hebräi-
schen Incunabeln vielleicht ein Druck Waldvogels vorliegen könne. „C'est
en effet pour la reproduction de textes hebraiques, que Waldfoghel s'en-
gage, le 10 mars 1446, ä fournir un materiel considerable au juif Da-
vin de Caderousse "
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Schorbach.
schmiedezunft, die Urkunden der Pfalz und des Pfennig-
turms etc. ergaben nichts. Sehr empfindlich machte sich das
Fehlen der altern Bände der Kontraktstube geltend, da in
diesen am ehesten eine Auskunft zu hoffen war. ')
Die zweite Möglichkeit wäre die, dass ein Strassburger
dem Waldvogel das (Geheimnis zugetragen habe. Von H.
Stein2) ist zuerst darauf hingewiesen worden, dass in einem
der Avignoner Notariatsinstrumente ein Zeuge mit dem Namen
Arbogast vorkomme. Es ist die Urkunde vom 5. April 1446,
die Requin erst in seiner zweiten Schrift *) vollständig mitteilte.
Die Stelle lautet nach der Facsimiletafel so: „Testibus presen-
tibus Arbegasto Basiii. (?)4) diocesis Argentinensis
mercerio et domino Valentis presbitero ..." Leider ist wegen
Durchstreichung der Urkunde der Name hinter Arbegasto
undeutlich geworden, so dass man nicht entscheiden kann,
ob es Geschlechtsname ist. Requin liest „Basilie", was nicht
in den Zusammenhang passt.
Ohne Zweifel liegt der Gedanke sehr nahe, in diesem
Arbogast aus der Diöcese Strassburg einen Vermittler des
Geheimnisses zu vermuten, wie es auch schon Stein (a. a. O.)
ausgesprochen hat. Requin (Origines de Timpr. p. 14) lehnt
jedoch diese Annahme ab, indem er sagt, dass jener Arbogast
bereits 1435 in Avignon nachweisbar sei und von da ab
öfters als Zeuge in Protokollen des Notars J. de Brieude be-
gegne. 6) Ausserdem habe er seinem Stand nach — Arbogast
wird mercerius genannt — keine Berührung mit dem Geschäft
des Buchdrucks. Letzterer Punkt widerlegt sich durch die
Geschichte des Buchgewerbes (schon in den ersten Decennien).
Erstere Behauptung, dass Arbogast nicht als Vermittler habe
dienen können, da er in Avignon seit 1435 ansässig sei, würde
') Auch die einschlägigen Bücher von H. Meyer, Strassb. Goldschmiede-
Zunft 1883, Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen 1891, und Gerard,
Les artistes de l'Alsace I. II, kennen 'Waldvogels Namen nicht. — 2) Bibl.
de l'Ecole des cbartes 61, p. 318. — *) Origines de Hmprimerie. Doc. II.
— *) Vgl. das Facsimile bei Requin, origines de l'imprimerie en France.
Document No. II. Der erste Buchstabe des Namens ist durch den Strich
fast verdeckt, der letzte undeutlich. Man könnte an Latinisierung des
elaäss Namens Baseler denken, der im 15. Jh. vorkommt. So weist
z. B. das btraasburger Bürgerbuch einen Diebolt Baselers (!) von Achen-
heim 1468 auf. — 3) Requin sollte die Stellen mitteilen, damit man über
den Namen Sicherheit erlangt.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 653
die Möglichkeit aber nicht ausschliessen, dass jener Händler
durch seine Geschäftsverbindungen öfters nach Strassburg
geführt werden und dort von Gutenbergs geheimen Unter-
nehmen etwas erfahren konnte. *)
Archivalische Nachforschungen nach diesem Arbogast waren
bisher noch ohne Erfolg; erschwert werden sie durch die un-
sichere Namensform.
Eine direkte Beziehung zwischen Gutenberg und Wald-
vogel wird kaum anzunehmen sein. Aus den Akten geht
hervor, dess nur sehr wenige Personen in das Geheimnis ein-
geweiht waren. In denselben begegnen aber auch zwei Stellen,
welche die Vermutung nahe legen, dass bei Dritzehns Tode
eine Veruntreuung vorkam Betrachten wir die Aussagen der
Zeugen Schultheiss und Sahspach. Der erste erzählt, Claus
Dritzehn sei nach Gutenbergs Auftrag an die Presse ge-
gangen, habe die zu zerlegenden Stücke gesucht, aber nicht
gefunden. Sahspach erging es ebenso wie Dritzehen. Auf
Heilmanns Aufforderung begab er sich in die Wohnung des
Andreas Dritzehn, um den unbestimmbaren Bestandteil in der
Presse, die vier Stücke zu zerlegen. Als er suchte, „do was das
ding hinweg". Mag das „Ding" nun sein, was es will; jeden-
falls fehlte etwas und es erhellt nicht, wer es genommen. Guten-
berg, die beiden Heilmann, Beildeck und Claus Dritzehn
wie Sahspach thaten es nicht; Georg Dritzehn (der spätere
Kläger) aber und Ritf, die dabei interessiert sein konnten, be-
fanden sich damals nach Ausweis von Urkunden nicht in
Strassburg.
Dass sich nun wirklich bei Andreas Dritzehens Tode fremde
Hände in dessen Behausung zu schaffen machten, ergiebt
sich aus einer unbenutzten Urkunde im Stadtarchiv8), aus-
gestellt am Mittwoch nach Neujahr 1441.
*) Über den Verkehr zwischen Avignon und Strassburg lernen wir
aus einer Urkunde, die ich im Strassburger Stadtarchiv (Kontraktstube
vom Jahr 1467i auffand. Der Buchdrucker Heinrich Eggestein von Strass-
burg schliesst vff zinstag nach vnser lieben frouwen Assumptionis der
Erren 1467 einen Vergleich mit Adam Walch. Eine der Vereinbarungen
ist folgende: „vnd das die biblye die Adam hinder Peter zu Avion ge-
leyt hat meister Heinrichen zugehören sol. vnd sol ouch Adam meisler
Heinrichen ein geschrift geben an den obgenanten meister Peter von Avion
ime die biblye lossen z& volgen." — a) Strassb. Stadtarchiv IV, 78.
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654
Schorbach.
Der Schultheiss Jerge Dritzehen, Gutenbergs Widersacher
von 1439, hatte die Stosser Nese von Ehenheim verklagt,
sie habe sich bei seines Bruders Tode in dessen Haus be-
geben1) „vnd im in sin verlossen güt gegriffen vnd im aller-
ley darvß genomen vnd cntragen, nemlich zwene guldin
Ringe do habe einer einen gelen stein, Item acht oder nüne gele
Edelstein, Item etwie vile roter edeler stein, Item ein grüne edel-
stein .... (die sie zum Teil verkaufte) . . . Item zwei ledelin
So were ouch ettlich bar gelt do gewesen .... Darzu so
nette er ouch in irme huse hünder jre funden zwey byhel
vnd ein ax vnd ettlich andere stücke die ouch sim bruder
seligen gewesen werent". Agnes Stosser versucht darauf sich
auszureden: einen Teil habe ihr des verstorbenen Dritzehen
Kellerin gegeben, einen Teil Reimbolt von Ehenheim ihr ins
Haus getragen. Das Gericht erkennt, dass Agnes alles ent-
wendete Gut zurückgeben oder ersetzen soll.
Interessant ist es, dass die beiden Unehrlichen, Agnes
StÖsser und Reimbold von Ehenheim im Prozess gegeu Guten-
berg als Georg Dritzehns Zeugen erscheinen.
Wenn auch aus dem Inhalt dieser Urkunde leider nichts
für uns gewonnen wird — nur die Edelsteine bestätigen das
Steinschleifen Dritzehns in den Strassburger Prozessakten —
so wird doch dadurch die Annahme glaubhafter, dass auch an
der Presse, an der etwas abhanden kam, im Hause Dritzehns
sich unberufene Hände zu schaffen gemacht haben. Erinnern
wir uns nun daran, dass in einer alten verworrenen Strass-
burgischeu Tradition (vgl. Wimpfelings Berichte) erzählt
wurde, wie dem Erfinder des Buchdruckes zu Strassburg sein
Geheimnis durch einen ungetreuen Diener entwendet worden
sei, so wird es nach obigen Bemerkungen glaubhafter, dass
der Strassburger Sage etwas Wahres zugrunde liegen könnte.
Jedenfalls wird durch die Annahme einer Veruntreuung die
wahrscheinlichste Brücke zwischen Avignon und Strassburg,
zwischen Waldvogel und Gutenberg hergestellt.
Die Möglichkeit eines Zusammenhangs des Prager Gold-
schmieds mit Strassburg bleibt bestehen. Ihn zu erweisen,
ist hoffentlich weiteren archivalischen Nachforschungen vor-
behalten, die allein Anschein nach keineswegs aussichtslos sind.
'} Jerge Dritzehn sei damals nicht in Strassburg gewesen.
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Strasburg und die Erfindung der Buchdruckerkunst. 655
Nach dem jetzigen Stand der Untersuchung hat folgendes
als unser Endergebnis zu gelten:
Strassburgs Anteil an der Erfindung der Buch-
druckerkunst ist nicht mit Sicherheit zu erweisen,
hat aber die größtmögliche Wahrscheinlichkeit
für sich.
Hoffen wir von der Zukunft, dass durch neue Funde der
endgiltige Beweis erbracht werde! ')
') Nachträglich, das Ms. war schon in der Druckerei, ist mir eine
weitere Urkunde im Strassburger Stadtarchiv (aus Fase. V, 79) bekannt
geworden, welche einen Vergleich in Erbschaftsstreitigkeiten zwischen den
Brüdern Klaus und Jerge Dritzehn enthält. Sie ist ausgestellt vif mitt-
wuch aller Selentag 1446. Dieselbe bestätigt einmal die beim Tode des
Andreas Dritzehen, Gutenbergs Geschäftsgenossen, vorgekommenen Ver-
untreuungen, sodann erwähnt sie aber (was besonderes Interesse er-
weckt), aus dem Nachlass des Verstorbenen u. a. „grosse vnd deine
bucher" sowie „den snytzel gezugu und die „presse". So vielver-
sprechend und wertvoll auf den ersten Blick diese Erwähnung erscheint,
so wenig beweisend zeigt sie sich leider nach kurzer Überlegung. — Meine
Nachforschungen in den Strassburger Archiven wurden durch liebens-
würdige Unterstützung des Herrn Archivars Dr. Winckelmann, dem ich
auch die Kenntnis der zuletzt erwähnten Urkunde verdanke, sowie des
Herrn Professors Charles Schmidt erfolgreich gefördert. Geschrieben wurde
dieser Aufsatz bereits im Juni 1891 , doch ist alle später erschienene
Litteratur noch nachgetragen. Strassburg 23. 9. 1892.
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Zar Geschichte
des
Markgrafen Jacob III. von Baden und Hachberg.
Von
Friedrich von Weech.
Der Übertritt des Markgrafen Jacob von Baden und
Hachberg zum katholischen Glauben und sein fast unmittelbar
darauf folgendes Ableben (im Jahre 1590) waren Ereignisse,
welche nicht verfehlen konnten, in einer Zeit, in welcher die
konfessionellen Gegensätze auf das höchste gespannt waren,
in welcher die Gährung im katholischen wie im protestan-
tischen Lager schon die Katastrophe, die drei Jahrzehnte
später in Form eines dreissigjährigen Krieges zum Ausbruche
kam, vorahnen liess, das allergrösste Aufsehen zu machen.
Soweit ich sehen kann, ist es im Dezember 1587, dass
Markgraf Jacob zum erstenmale über das Gerücht, dass er
katholisch werden wolle, interpelliert wird. *) Von da an
werden dann von namhaften Vertretern beider kirchlichen Be-
kenntnisse alle Hebel angesetzt, um sich auf die Entschliess-
ungen des Markgrafen Einfluss zu verschaffen. Der Kardinal
von Österreich, Bischof von Konstanz, der Erzherzog Ferdi-
nand, Herzog Wilhelm von Baiern, die Bischöfe von Strass-
burg und Basel bestärken ihn in seiner Absicht, zur katho-
lischen Kirche überzutreten. Mit ebenso grosser Entschieden-
heit treten diesem Vorhaben sein Bruder, Markgraf Ernst
Friedrich, seine Schwester Elisabeth, die seinem Lande be-
nachbarten, seiner Dynastie befreundeten und verwandten
Fürsten: der Herzog Ludwig von Württemberg, die Pfalz-
grafen Johann Casimir, der Kurpfalz Administrator, und Hans
') Schreiben des Herzogs Ludwig von Württemberg an M. Jacob, <L d.
23. Dec. 1587. Karlsruhe, Gr. Haus- und Staatsarchiv.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob in. v. Baden u. Hachberg. 657
von Veldenz, der Landgraf Wilhelm von Hessen, der Graf
Friedrich von Mömpelgard entgegen.
Aber Markgraf Jacob beharrt auf seinem Entschlüsse.
Unter dem Einflüsse eines ebenso gelehrten als geistreichen und
that kräftigen Mannes, des Konvertiten Pistorius, vertiefter sich
in die konfessionellen Kontroversen. In zwei grossen Disputa-
tionen, an denen er persönlich lebhaften Anteil nimmt, bildet er
sich über die wichtigsten Unterscheidungslehren sein Urteil,
und da seine Überzeugung sich mit aller Bestimmtheit dem
katholischen Glauben zuneigt, zögert er nicht länger, sich
auch äusserlich zu diesem zu bekennen. Wie es das Reichs-
recht gestattet, macht er alsbald sein Bekenntnis zum herr-
schenden in seinem Lande.
Tiefer Bestürzung und Empörung auf Seite der Prote-
stanten entspricht Freude und Genugthuung auf Seite der
Katholiken. Papst Sixtus V. teilt in einem Konsistorium
den Kardinälen die wichtige Kunde mit und feiert durch eine
Prozession, die sich in den Strassen Roms von der Kirche
Santa Maria sopra Minerva zu der Kirche Santa Maria deir
anima bewegt, das bedeutungsvolle Ereignis.
Grosse Hoffnungen für die katholische Sache knüpfen sich
an diesen Vorgang. Die Ehe des Markgrafen Ernst Frie-
drich, des älteren Bruders Jacobs, ist kinderlos, der jüngere
Bruder, Markgraf Georg Friedrich, ist noch unvennählt und
von zarter Gesundheit, der in Baden-Baden regierende Mark-
graf Eduard Fortunat ist bisher ebenfalls un vermählt ge-
blieben. Aus Markgraf Jacobs Ehe sind zwar vorerst nur
zwei Töchter entsprossen, aber seine Gemahlin sieht ihrer Ent-
bindung entgegen. Wird ein Sohn geboren, so ist er vielleicht
der dereinstige Erbe der gesamten markgräflichen Lande.
Sind diese erst dem katholischen Glauben gewonnen, so kann
gehofft werden, dass er sich von da aus in Oberdeutschland
weiter ausbreiten werde, ja dass unter solchem Einfluss auch
in der Schweiz die Macht und Ausdehnung des katholischen
Bekenntnisses wachse und zunehme.
Die katholischen Kantone veranstalten Feste zu Ehren der
Konversion des Markgrafen und tragen sich mit dem Gedanken,
Gesandte an ihn abzuordnen.
Da werden plötzlich alle diese Erwartungen durchkreuzt.
Der Markgraf, der eine Brunnenkur in Sigmaringen gebraucht
Zoltsctar. f. G«sch. d. Oberrh. N. F. VII. 4. 42
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65Ö
v. Weech
hat, begeht auf der Heimreise einen Diätfehler, erkrankt an
der Ruhr und stirbt.
Nun trauern die Katholiken, im protestantischen Lager
erwacht neuer Mut. Des Verstorbenen Bruder, dessen letzt-
willige Bestimmungen missachtend, führt das lutherische Be-
kenntnis in der Markgrafschaft alsbald wieder ein und lässt
den Knaben, den wenige Wochen nach des Gatten Tod die Mark-
gräfin gebiert, von einem lutherischen Geistlichen taufen. Die
Mutter, inzwischen, des Verstorbenen Beispiel und Mahnung fol-
gend, selbst katholisch geworden, entzieht sich der Gewalt des
Schwagers und reicht dem Grafen Karl von Hohenzollern-
Sigmaringen die Hand. Dieser, im Verein mit dem Herzog von
Baiern, reklamiert die Vormundschaft Uber den Posthumus
und verlangt die Wiedereinführung des katholischen Glaubens
in Markgraf Jacobs Laude. Während der zum Schutz des
Hechtes angerufene Kaiser zögert, stirbt der kleine Prinz und
damit ist die Hauptfrage der Diskussion entrückt; die Brüder
Ernst Friedrich und Georg Friedrich sind die unbestrit-
tenen Erben, ihr Glaube herrscht fortan in der Markgrafschaft.
Nur eine Differenz über die Erziehung der hinterlassenen
Töchter Jacobs erinnert noch längere Zeit hindurch an das
grosse Ereignis des Jahres 1590.
Der Bedeutung, welche man demselben beilegte, entsprach
es, dass eine der wichtigsten dramatis personae, Pistorius
selbst, noch im Jahre 1590 mit einer ausführlichen Darstellung
der letzten Lebenstage und des Todes Markgraf Jacobs auf
den Büchermarkt trat.1)
*) Warhaffte kurtze Beschreibung was sich bey weilandt deß Durch-
leuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Jacoben Marggraffen
zu Baden und Hachberg etc. Hochseligen andenckens letzter Kranckheit
biß in ihrer F. G. christliches heiliges Abieiben und letsten Athem ver-
lauffen. Zu Verstopfung etlicher verlogner Mäuler, so ihr F. Gu. an
dero Christlichem und eifferigem Gewissen schändlicher und unmensch-
licher massen wider allen Grundt und Warheit antasten dörffen, In eyl
biß auff ferner Lateinischer und Teutscher derowegen angestellter auß-
führung dem Christlichen Leser zum besten beschrieben. Durch D. Jo-
annen* Pistorium Nidanum, Fürstlichen Beyerischen und Badischen Rath.
Alles auff Catholischer und Lutherischer warhaffter Menschen bezeugnuß,
so dabey gewesen, gezogen. Anno 1590. Getruckt in der Churfürstlichen
Statt Meynti durch Casparuni Behem Anno M.D.XC.
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Zar Geich, des Markgr. Jacob III. v. Baden u. Hachberg. 659
Ein Jabr später erschienen zwei Reden, die Pistorius zu
Ehren des Markgrafen gehalten, im Druck.1)
Endlich hat Pistorius in einem dicken Bande, dem Auf-
trage des verstorbenen Markgrafen entsprechend, die Motive
seines Übertrittes dargelegt, Thesen und andere auf die Emmen-
dinger Disputation bezügliche Aktenstücke mitgeteilt, sowie iu
einer „Summarischen Erzählung* die Geschichte der Konver-
sion des Markgrafen in dessen eigenen Worten zusammen-
gefasst. Am Schlüsse erscheint dann ein etwas erweiterter
Wiederabdruck der Darstellung der letzten Krankheit und des
Todes des Markgrafen.2)
Der polemischen Veranlagung und Gewohnheit des Pisto-
rius entsprechend, sind diese Darstellungen sehr leidenschaft-
lich gehalten, voll der wärmsten Anerkennung für den Mark-
grafen, voll der heftigsten Angriffe auf das lutherische Be-
kenntnis und seine Anhänger. Die Behauptung, dass der
!) De Vita et Morte lllustrissimi Sanctissimique Principis et Domini
D. Jacobi Marchionis Badensis etc. Orationes Duae: Recitatae Friburgi
in Celeberrima Scholae, Ecclesiae et Reipublicae Procerorum Corona; Prior
in Templo a. M. Joanne Bernhardo Klumpio Zellensi ; Posterior in Collegio
novo a Nicoiao Hessero Vdenheimensi: Scriptae ambae a Joanne Pistorio
Nidano D. etc. Coloniae apud Geruinum Colenium et haeredes Joannis
Quentelii, Anno M.D.XCI. — ?) Vnser, Von Gottes Genaden, Jacobs
Marggrafen zn Baden etc. Christliche erhebliche und wolfundirte Motifen,
warumb wir auß einigem eifferigen trib unsers Gewissens, und zuforderet
allein zu der Ehr des Allmechtigen ; Alsdann zu erlangung unserer Selig-
keit, und entfliehung der ewigen Verdamnuß, nicht allein für unser Person
die Lutherische Lehr verlassen, und zu dem Catholischen Immerwehrenden
und allein selig machenden Christlichen Glauben Vns notwendig begeben,
Sondern auch vnser von Gott anbeuohlene Land zu ebenmessiger war-
haffter Religion anweisen und reformiren lassen müssen. — Dabey auch
Dreyhundert Theses, von der Justification oder Gerechtmachung des
Menschens vor Gott, so zu Emetingen sollen disputirt werden. — Vnd
dann die Conchmon Schrifft, so im CoUoquio zu Emetingen von beiden
Theilen als Summarische begriff gehaltenen Gesprächs einkommen. —
Alles bey Hochgedachten Fürsten vnd Herrn, hochseligen andenckens,
leben angefangen, und uff Ihrer F. G. ernsten vnd im Todbeth wider-
holten befelch, Inmassen in der Praefation außfürlich erwisen wirdt,
zu cndt gebracht, vnd in derselben Namen in Druck außgefertiget Durch
D. Johannen Pistorium etc. Mit beschreibung I. F. G. Christlichen
heiligen Absterbens, so zu end' bey gesetzet worden. Gedruckt zu Collen
duch Gerwinum Colenium und die Erben Johan Quentels. Im Jar M.D.XCI.
Die Schrift ist den Grafen Eitelfriedrich, Karl und Christof zu Hohen-
zollern gewidmet.
42*
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G60
t. Weech.
Markgraf vergiftet worden sei, die schon in der ersten Aus-
gabe der Beschreibung seines Ablebens positiv auftritt, wird
in der zweiten Ausgabe noch eingehender zu begründen ver-
sucht.
Auf Grund der Schriften des Pistorius ist die Geschichte
des Übertritts, der letzten Tage und des Todes Markgraf
Jacobs in die historische Litteratur übergegangen, wobei
denn die einzelnen älteren Autoren, je nach dem Standpunkt,
den sie in kirchlicher Hinsicht einnehmen, mehr oder weniger
den Ausführungen des Pistorius unbedingt oder mit gewissen
Einschränkungen folgten. Von protestantischer Seite ist hun-
dert Jahre später, bei Gelegenheit des Abdrucks des Proto-
kolls des Emmendinger Kolloquiums, eine kritische Würdi-
gung der Darstellung des Pistorius durch J.Eecht erfolgt,
der insbesondere auf Grund eines sachverständigen Gutachtens
der Annahme, dass Markgraf Jacob vergiftet worden sei,
entgegentrat.')
Auf Pistorius einer- und dieser Fccht'schen Schrift an-
derseits beruhen auch die Darstellungen in den badischen
Geschichten von Schöpflin und Sachs und in den wesent-
lich auf diese sich stützenden späteren Bearbeitungen.
Erst Vierordt in seiner „Geschichte der evangelischen
Kirche im Grossherzogthum Badenu hat für den Markgraf
Jacob betreffenden Abschnitt (Bd. II, Karlsruhe, 1856, S. 19ff.)
archivalisches Material, allerdings nur in sehr geringem Um-
fang und ausschliesslich aus dem k. baierischen Reichsarchiv,
benutzt. Im gleichen Jahre beschäftigten sich drei Artikel
in den Historisch-politischen Blättern, 38. Bd., München, 1856,
S. 953ff., 1041 rY. und 1138ff. mit der Geschichte des Mark-
grafen Jacob. Sie erschienen anonym, werden aber mit gutem
Grunde K. Zell zugeschrieben. Hier ist zum erstenmale eine
neue Quelle herangezogen, ein an den Kardinal Paleotto ge-
richteter Bericht über die Konversion des Markgrafen, der a.
a. 0. S. 962 ff. in deutscher Übersetzung mitgeteilt wird. Der
Abschnitt über den Markgrafen Jacob in dem Werk des
Bischofs A. Räss, „Die Convertiten seit der Reformation".
3. Bd., Freiburg, 1866, S. 91 ff., ist in seinem darstellenden
Teile nur ein Auszug aus obigen Artikeln. Demnächst be-
') Historia Colloquii Emmendingensis etc. opera et studio Jo. Fechtii
etc. Rostochii Typis et impensis J. Richelii 1694.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob III. v. Baden u. Hachberg. 661
schäftigte sich der fürstl. hohenzollern'sche Archivar Eugen
Schnell mit diesem Gegenstande in einem Aufsatze „Zur
Geschichte der Conversion des Markgrafen Jacob III. von
Baden mit zwölf urkundlichen Beilagen" im 4. Bande des
„Freiburger Diöcesan-Archives". Freiburg, 1869, S. 91ff.
Den „Beilagen" geht eine ganz kurze Einleitung voraus.
Dann folgt zunächst der italienische Text des oben erwähnten
Berichtes: „Relatione fatta sopra la conversione del Serenissimo
Siguore Marchese Jacomo (sie!) di Bado, all lUustrissimo et
lieverendissimo Signore, il Cardinale Paleotto"*) mit der in den
Historisch-politischen Blättern veröffentlichten deutschen Über-
setzung. Diese Relation, datiert aus Speier, 10. September 1590,
erweitert die Mitteilungen des Pistorius durch eine Reihe von
Einzelheiten und ergänzt sie durch die Darstellung der Er-
eignisse bis zur Zeit der Abfassung des Berichtes. Sie steht
auf katholischem Standpunkt, verhält sich sehr feindselig
gegen des Verstorbenen Bruder, Markgraf Ernst Friedrich,
und nimmt, wie Pistorius, an, dass Jacob vergiftet worden
sei. Mit den Artikeln in den Historisch -politischen Blättern
vermutet auch Schnell, dass diese Relation von dem Nun-
tius in der Schweiz Ottavio, Bischof von Alexandrien, ver-
fasst sei, welchem Pistorius seine (oben angeführten) zwei
lateinischen Reden gewidmet und von dem man, eben aus
dieser Dedikation, längst wusste, dass er an der Bekehrung
Jacobs den lebhaftesten Anteil genommen hatte. Dass dieses
nicht der Fall sei, dass vielmehr der baierische Agent Mi-
nuccio Minucci, der um jene Zeit von Köln nach München
und von da nach Rom reiste, die Relation verfasst habe, hat
Stieve in dem sofort zu erwähnenden Werke S. 44, Anm. 6,
glaubhaft gemacht. Von den Sehne Irschen Veröffentlich-
ungen, die sich auf den Markgrafen und seine Gemahlin be-
ziehen und, abgesehen von jener Relation, sämtlich dem fürstl.
Archiv in Sigmaringen entstammen, ist hier noch das Breve
des Papstes Sixtus V. vom 18. August 1590 zu erwähnen,
in welchem der Heil. Vater dem Markgrafen seine Freude
über dessen Konversion ausspricht. Es ist am Tage nach
des Markgrafen Ableben (17. August) geschrieben, von dem
übrigens der Papst keine Kenntnis mehr erhielt, da er selbst
') Aus der Handschrift Durlach 166 der Grossh. Ilof- und Landes*
bibliothek in Karlsruhe: Manuscripta Politica fol. 381 ff.
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662
y. Weech.
nur wenige Tage später (am 27. August) aus dieser Welt
schied. *)
Der SchnelPschen Publikation folgte die Monographie
„Jacob III. Markgraf zu Baden und Hochberg, der erste
regierende Convertit in Deutschland" von Dr. Arthur Klein-
Schmidt, Frankfurt a. M. 1875. Der Verfasser derselben
hat neben der gedruckten Litteratur vornehmlich Korrespon-
denzen des Königl. württembergischen Haus- und Staats-
archives benutzt. Eine Beurteilung dieses Buches wird mir
erspart, indem ich auf die Besprechung verweise, in welcher
F. Stieve in dem „Theologischen Literaturblatt, herausgege-
ben von Prof. Dr. F. H. Reusen", 11. Jahrgang, Bonn 1876,
No. 24 u. 25, die völlige Wertlosigkeit dieser Arbeit mittels
eingehender Nachweisung zahlloser Irrtümer und Fehler dar-
thut. Gegenüber der im höchsten Grade achtungswerten Ob-
jektivität, mit der zwanzig Jahre früher Zell in den „Historisch-
politischen Blättern" dieses Thema behandelt hat, ist nächst
den wissenschaftlichen Mängeln der Kleinschmidt'schen Ar-
beit noch besonders die konfessionelle Befangenheit zu be-
dauern, die es ihm vollständig versagt, auch Gegnern gerecht
zu werden.
Für unser Thema kommt, neben dieser scharfen Besprechung,
noch eine andere Arbeit Stieve's in Betracht, der betreffende
Abschnitt in dessen Werk „Die Politik Baierns 1591 — 1607.
Erste Hälfte (Briefe und Akten zur Geschichte des dreissig-
j ahrigen Krieges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses
der Wittelsbacher. 4. Band.) München, 1878," S. 29 ff. Für
die Geschichte des Markgrafen Jacob sind hier aus den baie-
rischen Archiven manche neue und interessante Mitteilungen
erfolgt.
Schliesslich ist noch eine unter dem Titel „Zwei Gedenk-
tage für die badischen Katholiken" erschienene Abhandlung
über die Konversion und den Tod des Markgrafen Jacob
(Freiburger Katholisches Kirchenblatt 1890 No. 27—36 und
danach Badischer Beobachter No. 171—204) zu erwähnen,
welche ausschliesslich auf gedrucktem Material beruhend, auf
l) Man vermutet, dass er sich bei der oben erwähnten Prozession
zu Ehren der Konversion des Markgrafen eine Erkältung zuzog, was niemand
wunder nehmen kann, der aus eigener Erfahrung die grellen Unterschiede der
Temperatur kennt, die in den Strassen und in den Kirchen Roms herrscht.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob III. t. Baden u. Hachberg. 663
streng katholischem Standpunkte steht und daher eine sehr
entschiedene Stellung gegen die Auffassung und Darstellung
Kleinschmidts einnimmt, ohne jedoch selbst von Einseitig-
keit ganz frei zu sein.
Wenn ich diesen Abschnitt der Geschichte des Markgrafen
Jacob nun auch meinerseits zum Gegenstand einer Veröffent-
lichung mache, so geschieht das, weil sich mir eine neue
Quelle für die Kenntnis dieser Ereignisse eröffnet hat. Als
ich im April und Mai 1892 im Vatikanischen Archiv in Rom
arbeitete, erbat ich mir die Einsichtnahme der Berichte des
Nuntius in der Schweiz, dem auch die Wahrnehmung der
kirchlichen Interessen in Oberdeutschland anvertraut war,
Ottavio, Bischof von Alexandrien i. p. i., seit 1591 Kardi-
nal Paravicino, von dem, wie schon früher erwähnt, bekannt
war, dass er an der Konversion des Markgrafen Anteil
genommen und darüber an den Papst Bericht erstattet
hatte.') Die Erwartungen, die ich auf diesen Bericht gesetzt
hatte, wurden noch übertroffen, als ich in den Bänden 3 und
4 der Nunziatura di Sw'useera eine Reihe von Berichten des
Nuntius mit begleitenden Aktenstücken zur Geschichte der
kirchlichen Verhältnisse in der Markgrafschaft und der Kon-
version des Markgrafen aus den Jahren 1589-91 fand. Diese
Berichte bieten zwar nicht wesentlich neues, aber sie beleuch-
ten die Ereignisse dieser Zeit von einer neuen Seite, indem
sie uns über die Stellung unterrichten, welche die römische
Kurie zu denselben einnahm und die Gesichtspunkte darlegen,
von denen aus in Rom derartige Vorgänge in Deutschland be-
urteilt wurden. Ganz besonders tritt in den Nuntiaturberichten
der erhebliche Anteil hervor, den der glaubenseifrige und rast-
los thätige Guardian der Kapuziner in Appenzell an dem Über-
tritt des Markgrafen Jacob genommen hat. Unrichtigkeiten in
Einzelheiten, wie sie in den Berichten unterlaufen, erklären sich
aus der Entfernung des Wohnortes des Nuntius (Luzern, später
Altdorf) von dem Schauplatze dieser Ereignisse, beeinträchtigen
aber in keiner Weise die Bedeutung und die im ganzen und
grossen unzweifelhaft bestehende Zuverlässigkeit derselben.
Ich darf den Abdruck dieser Berichte dazu benutzen, in
dankbarer Gesinnung der Liberalität zu gedenken, mit der,
*) An seinen Bericht knüpft Papst Sixtus V. in dem an Markgraf
Jacob gerichteten Breve vom 18. Aug. 1590 (Freib. Diöc.-Arch. 4, 111) an-
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CG4
t. Weech.
den hochherzigen Absichten Seiner Heiligkeit des Papstes
Leo XIII. entsprechend, die Verwaltung des Vatikanischen
Archives, wie allen Gelehrten, die dort arbeiten, so auch mir
in der freundlichsten Weise entgegengekommen ist, sowie der
förderlichen Unterstützung, die meine Nachforschungen durch
den Assistenten des Königl. prcussischen historischen Insti-
tutes in Rom Herrn Dr. Carl Schellhass gefunden haben.
Mit der Mitteilung dieser Berichte verbinde ich noch den
Abdruck einer Reihe von Aktenstücken, von denen eines
ebenfalls dem Vatikanischen Archiv, die andern dem Grossh.
badischen Haus- und Staatsarchiv in Karlsruhe und dem
Königl. württembergischen Haus- und Staatsarchiv in Stutt-
gart entnommeu sind. Das erste ist ein Breve Papst Gre-
gors XIV., das die Gesichtspunkte feststellt, von denen aus
der Heilige Stuhl die Vermählung der Witwe Jacobs mit dem
Grafen Karl von Zollern beurteilte, von den anderen giebt
ein Brief des Markgrafen Ernst Friedrich von Baden-Dur-
lach authentische Nachricht über den Tod des Posthumus
ErnstJacob, die übrigen Aktenstücke beleuchten den Über-
tritt und die Vorgänge beim Ableben des Markgrafen Jacob
teils vom katholischen, teils vom protestantischen Standpunkte
aus. Die dem Königl. württembergischen Haus- und Staats-
archiv entnommenen Stücke hat zwar Kleinschmidt schon
benutzt. Ihr wörtlicher Abdruck schien mir aber gerade an
dieser Stelle und gegenüber den in den Nuntiaturberichten
mitgeteilten Einzelheiten geboten.
Sei es gestattet, hier noch ein Wort beizufügen. Indem
ich diese Veröffentlichung für den Druck vorbereitete, war
ich peinlich berührt von der Wahrnehmung, dass auch heute
noch, 300 Jahre nach den Ereignissen, mit denen sich alle
diese Aktenstücke beschäftigen, der Übertritt und der Tod
des Markgrafen Jacob in der Litteratur fast durchweg so be-
handelt werden, als ob es sich nicht um längst vergangene,
sondern um aktuelle Vorgänge handle. Von katholischen, noch
mehr aber von protestantischen Autoren lesen wir Sätze, die
so klingen, als ob sie im Jahre 1590 oder 91 geschrieben wären,
da die Konversion des Markgrafen Jacob zu den causes cettbres
der Zeitgeschichte gehörte und die konfessionellen Leiden-
schaften sich an diesen Vorgängen gewaltig aufregten.
Das sollte doch heute nicht mehr der Fall sein. Wer
Digitized by
Zur Gesch. des Markgr. Jacob III. v. Baden u. Hachberg. 665
nicht ein Pamphlet, sondern Geschichte schreibt, sollte sich
mit aller Energie bemühen, sich in das Geistes- und Herzens-
leben der Vorzeit zu versetzen. Er würde dann begreifen,
dass die römische Kurie nicht nur das gute Recht, sondern
auch die heilige Pflicht zu haben glaubte, mit allen sittlich
erlaubten Mitteln den Übertritt eines in seinem Glauben
schwankend gewordenen Fürsten zur katholischen Kirche zu
befördern, er würde aber in gleichem Maße auch den pro-
testantischen Mitgliedern und Verwandten des badischen Fürsten-
hauses das Recht und die Pflicht zugestehen müssen, diese
Konversion, die ihnen ein Unrecht und ein Unglück schien,
soweit es in ihren Kräften lag, zu verhindern und wenn das
nicht mehr möglich war, wenigstens die Folgen derselben für
das Fürstenhaus und das Land, wie sie sich aus dem Reichs-
recht ergaben, sobald sich dazu die Gelegenheit darbot, ab-
zuwenden. Von diesen Gesichtspunkten aus muss, wer gerecht
sein will, das Vorgehen des Markgrafen Ernst Friedrich
gegenüber der Witwe und dem nachgeborenen Sohne des Mark-
grafen Jacob beurteilen. Denn auch für diese Verhältnisse
gilt das Wort: tout comprendre c'est tout pardonner.
L
1. Der Nuntius in der Schweiz, Ottavio Paravirino, Bischof von
Alexandrien, an den Staatssekretär Kardinal Montalto. Lucern
15'JO. Januar 21.
Vatican. Archiv. Nuntiatura di Sicizsera to. 3. fol. 20.
Grande e buonissima nuova e in vero la conversione del marchese
di Bada con tutti i suoi sudditi alla santa fede cattoliea. Mi e venuta
dal capucino di Apezzel •) et a lui e capitata per lottere de!P istesso
marchese et del conte di Zimbra') di propria mano, come V. S.
Ill",a vedra per piü brevitil nell' inclusa relatione8) ridotta con poco
') Täter Ludwig, aus dem sächsischen Adelsgeschlechte der Freiherren
von Einsiedel, selbst Konvertit, der als erster seines Ordens nach Appen-
zell kam und dort nach der 1587 erfolgten Gründung eines Kapuziner-
kloslers dessen Guardian wurde. Vgl. über ihn den Artikel R. P. Ludo-
vii us Saxo in dem Werke: Chronika Provinciae Helveticae ord. S. P. N.
Francisci Capucinorum ex annalibus ejusdem provinciae. manuscriptis ex-
cerpta. Solodori 1884 S. 50 ff. und Zellweger, Geschichte des Appen-
zellischen Volkea, Trogen, 1840, 3. Bd. 2. Abt., S. 54 ff. — l) Wilhelm
Graf vou Zimmern, der 1594 verstorbene Letzte seines Geschlechtes. Be-
schreibung des Oberarats Rottweil, Stuttgart, 1875, S. 449. — *) Unten No. 2.
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666
Weech.
ordine in prescia da ana lettera dell' istesso padre et per dare compita
relatione et aviso a V. S. III»» di questo signore et delle sue qualitä,
debbo coo questa avisare qael che nella relatione non si tocca.
II marchisato di Bada confina con il cantone de Basilea et con l'Al-
satia et territorio di Spira per l'altra parte, restando tutto il resto
di quel paese contigno all' Hercinia selva. Sono dcntro di qael
paese due chiamate citta, Turlach una et Porza') l'altra con alcune
fortezze et terre molto grosse, et fra l'altre una cbiamata Hochburgen1),
del qual nome ancora s'intittola alle volte il detto marchese; per
opinione di tutti il paese e de piü fertili della Germania superiore
de grani et vini, et puö il marchese haver sempre da circa 20» huo-
mini atti ä guerra.
Questo marchese, di hora a chi Dio ha fatto si gran gratia di
ridursi alla fede cattolica, e figlio di quello, che al tempo che furno
i Giapponesi in Roma8) vi era et si ancor lui ridotto alla vera reli-
gione, il qual morse gia un anno et piü, lasciando questo berede
luterano4), il quäle oltre l'heredita ha tanto altro territorio et boni J),
che della grandezza del suo paese dicono ch'e maggiore di qualsi-
voglia principe in Italia, ancorche molto differente dell' entrate, citta
et popoli. £ questo signore di eta di 30fi) anni, maritato in una
signora fiaminga di casa Battemberg '), et suole riseder sempre nel
suo luogo detto Hocheraburg, due lighe lontano da Friburgo di Bris-
covia, citta del serenissimo arciduca Ferdinando.
Tutto questo ho procurato d'intendere da diversi instrutti et
practici di quel signore et paese per piü intelligenza dell' inclusa
relatione. Faccia Dio bcnedetto, che perseveri questo nella santa
risolutione prisa et che gl' altri piglino da lui esempio; ne lascio di
fare ogni diligenza possibile, si perche il capucino di Apezzel vadia
ä contirmarlo nel santo proposito, come ancora perche dalla sudetta
citta di Friburgo possi andarvi il suffraganeo di Basilea ä ribene-
dirvi le chiese et altri sacerdoti ad adiutar quelle anime; ma conviene
muovcr tutto questo per via del conte di Zimbra, acciö non si causi
ombra et sospetto.8)
*) Durlach und Pforzheim. — ') Schloss Hachberg bei Emmendingen.
— *) Eine japanische Gesandtschaft kam unter Führung des Missionars
P. Alexander Valigniani S. J. im Jahre 1582 nach Rom. Wetzer und
Weite's Kirchenlexikon, 2. Auflage. Freiburg 1889, Bd. 6, S. 1242f. —
♦) Diese ganze stelle beruht auf irrigen Informationen des Nuntius. Der
Vater Markgraf Jacobs war Markgraf Karl II., der die Reformation in
seinem Lande eingeführt hatte u. 1577 gestorben war. Vielleicht liegt
eine Verwechslung mit Markgraf Eduard Fortunat von Baden-Baden vor,
der 1584 zur katholischen Kirche übertrat, und zwar in München. Un-
ßeres Wissens war er aber nie in Rom. — •) Die Besitzungen seiner
Gemahlin im Herzogtum Jülich. — 6 ) Geboren am 26. Mai 1562 war Mark-
graf Jacob im Januar 1590 27 Jahre und 8 Monate alt. — 7) Seine Ge-
mahlin war seit 6. Sept. 1684 Elisabeth, Tochter des Grafen von Cuylen-
burg. — ") Seit 1587 war die Hinneigung M. Jacobs zur katholischen Reli-
gion bekannt, der förmliche Übertritt erfolgte aber erst am 15. Juli 1590.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob IH. v. Baden u. Höchberg. 667
2. Helatione deila conversione del marchese di Bada et suo terri-
torio per lettere del padre capucino in Apeeeel de 38. decembre 1569
a Monsignore vescovo d' Alessandria. Beilage zu No. 1.
N. di S. 3. fo\. 21-22.
Mi concede Dio benedetto gratia, che per principio dell' anno
nuovo possi dar nuove sante et felici a V. S. R™*, che alli 26. di
questo mi capitorno con mosso a posta et lettere di propria mano
dell' illmo marchese di Bada et di Ilocbemburg , come altri dicono,
et del signore conte di Zimbra.
Se bene il marchese di Bada non mi conosce di presenza, alla
relatione, che ha havuto, et fatiche, che si fanno in questi paesi, es-
sendosi fatto cattolico insieme con tutti i suoi sudditi giä 14 giorni
sono, si e compiasciuto scriver a me indignissimo questa sua riso-
lntione solo , come lui dice , perche ne ringratii la bonta divina et
la preghi a darli constanza neir opera comminciata, et con questo
cortese modo tacitamente mi invita, acciö a meglior tempo io vadi,
a confirmarli nel santo proposito. Per le medesime cause et perche
e cosa degna da sapersi, narrarö con questa ä V. S. Rnm il fatto,
laudando il Signore et pregandolo a concedersi spesso simil gratie.
II marchese di Bada giovane et di professione luterana ha un
suo consigliero et cancellario chiamato il dottor Pistorio1), huomo
di grand' eruditione et si ben luterano giä era inclinato alla pieta
et ä leggere libri cattolici, Ii quali con la gratia divina che coope-
rava Ii causarno conscienza scrupulosa et comminciö ä pensar di aiu-
tar l'anima sua et dimandö consiglio ä molti hercsiarchi della Ger-
mania. Scrisse al Grineo2), heresiarca di Basilea, dimandandoli che
Ii volesse render ragione et provar, che la sua chiesa fosse quellä
che nel simbolo delli apostoli e chiamata cattolica, acciö potesse esser
sicuro in conscienza di essere nella vera chiesa, perche Ii pareva che
non si poteva dir cattolica constando il nuovo principio che haveva
et i termini che non eccedevano il paese di Basilea. Non hebbe
risposta alcuna; incitö di nuovo; pregö piü volte; ma con silentiose
la passö il Grineo sempre. Riecreo il medesimo da Osiandro N). Smi-
dilino4), Herembrandio9), heresiarchi nelli paesi del duca di Vittim-
berg*) et altri contorni pregando che Ii mostrassero per la succes-
sione et antichitä, se la lor era chiesa cattolica o sinagoga, ma in
') Über Johannes Pistorius s. den Artikel von Gass in der Allgemeinen
Deutschen Biographie, Bd. 26, S. 199 f. und Stieve, die Politik Baiems
1591—1607. I. Hälfte. München, 1878, S 10 Anm. — 2) Über Johann
Jacob Grynaeus s. den Artikel von Heppe a. a. 0. Bd. 10, S. 71 f. Er
war Antistes der Kirche Basels u. Professor der Theologie. — $) Andreas
Oslander, b den Artikel von Schott in der Allgem. Deutschen Biogra-
phie, 24, 484. *) Jakob Andreä, da sein Vater ein Schmied war, von den
Gegnern „Schmidlin" genannt. S. den Artikel von Henke in der All-
gemeinen Deutschen Biographie, 1, 436. — 5) Jakob Heerbrand s. den Ar-
tikel von Schott in der Allg. D. Biogr. 11, 242. — 6) Herzog Ludwig
von Württemberg 1568—1593.
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Gt;s
v. Weech.
luogo di risposte hebbe ingiurie. Instö dicendo che era della lor
professione luterana et che solo per quiete della sua conscienza fa-
ceva simil diraanda, ue sapeva trovare l'antichita del luteranisrao se
non di 70 anni prima. Si ridusse ad interrogare i padri della com-
pagnia del Gesü et tinalniente vinto dalla verita divento buono et
fervente cattolico. Con Ii continovi ragionamenti ba dato occasione
al mar che sc suo signore di dabitare et essendo aecorti giä i luterani
piü volti hanno stampato libri contra il Pistorio , ma gl'ha risposto
sempre tanto piü felicemente quanto che difeudeva la verita contra
le lor bugie. Si ridusse il marchese ä voler sapere et investigare
per via di disputo, che haveva ragione et percio oltre a moltc dispute
private negl' anni passati s'intimö fra i luterani et Pistorio solenne
disputa. Furno invitati molti prineipi luterani; il primo et come
capo loro fü il duca di Vittimberg, il quäle mando imbasciatori et
Ii primi suoi heresiarchi Smidilino et Hercmbrandio. Vi fü il conte
di Mombegliar1) con i suoi predicanti con gran numero de altri
signori luterani; et alla voce sparsa alcuni per curiositä, altri man-
dati da suoi prineipi et magistrati acciö rendissero ragione della
loro chiesa; vi erano un infinita de predicanti.
II giorno della disputa fu alli 29. di novembre passato, il luogo
fu la cittä di Bada et la raateria de vera ecclesia; Ii giudici luterani,
Ii notarii, uno cattolico et Taltro luterano, tiglio di Osiandro heresi-
arca, acciö notassero qunnto si diceva dall' una parte et I'altra et non
si potessero negar le risposte che si davano, duro tre giorni et hebbe
per gratia del Signore felicissima fine ; et volse il marchese nel prin-
cipe che si cantasse Yem sanete spiritus; al qual tempo contra
l'usanza de luterani s'inginocchiö lui, restando gl'altri con i segni
della lor perfidia et come Golia confidando nelle lor arme soltanto.
Nel questo giorno non fü fatto altro che concordare, acciö ordi-
natamente et in forma silogistica si disputasse; ma Ii luterani con
la lor soiita cloquenza et ornate parole pareva che rendessero vile il
Pistorio ä tutti Ii auditori ; et fü in quel giorno la cosa si pericolosa,
che ognun che fosse stato presentc haveria giurato che la vittoria
saria stata de luterani.
Nel secondo et terzo giorno addussero i luterani alcuni detti
della sacra scrittura che in apparenza parevano in lor favore. Diede
il Pistorio molte salde risposte, ma instando sempre che si disputasse
in forma silogistica come si era convenuto et sempre malitiosamente
ricusorno i luterani fin che il marchese gravamente Ii riprese di man-
catori delle lor promessc et che con gridi et malitie solamente vole-
vano disputare. Comminciorno a partirsi dal luogo et congresso si
confusi et burlati da tutti i lor signori e dalli luterani raedesimi, che
timerno di gran danno oltre la vergogna.2)
*) Graf Friedrich von Mömpelgard, regierte seit 1581, von 1593—1608
Herzog von Württemberg. — a) Über das Colloquium zu Maden s. Vier-
ordt, 2, 22 f. Die Differenz der Daten erklärt sich aus der Anwendung
des alten Kalenders bei den Protestanten, des neuen bei den Katholiken.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob III. v. Baden u. Hachberg. 669
Videndo dunque il marchese con i proprii occhi la falsitä del
luteranismo et malitia de predicanti subito si dichiarö cattolico et
subito commandö a tutti i suoi sudditi, che lasciasscro siinil heresia
et setta; et in spatio di 14 giorni ha dato esilio dal suo pacse a 70
predicanti.1) Scttanta anni incirca e stata Theresia in quel paese et
nel fine 70 ministri del demonio ne sono scacciati; et nel principio
di questo anno non ha voluto che vi si truovi segno di luteranismo.
Mutatione della mano de Signore et vittoria si bella, che se deve far
giubilar tutti nel Signore. un santo zelo et invidia mi stringe il cuore,
che essendo io chiamato dal Signore in questi paesi et santa reli-
gione ä simil opere, non mi sia trovato con questo signore a si santa
convcrsione. Dio benedetto mi dia gratia di aiutar alla ridettione
delle anime, come desidero et di poter dar spesso simili buone nuove.
3. Der Nuntius an Kardinal Montalto. Luzcni LYJO Jan. 29.
N. d. S 3. fol 30.
.... Dal baron Truchses1) ho conrtrmatione di tutto quelloche
avisai a V. S. Illma della disputa fatta alla presenza del marchese di
Bada et come si era dichiarato publicamente contra i luterani, et se
ben non dice quella parola di convcrsione, ne da gran contrasigni et
insieme con Taviso gia da me dato non mi par lecito il dubitarne.
4. Bclationc di Appczcl per lettere del padre capueino di 9. di
febraro 1590 ä Monsignor vescovo d' Alessandria. Beilage zum Be-
richt des Nuntius vom 19. Februar 1590.9)
N. d. S. 3. fol 46.
Scrissi subito al signore conte di Zimbra le paterne offerti per
mandar aiuti de predicatori et buoni saccrdoti al marchese di Bada et
mentre ne aspetto risposta ho voluto avisar V. S. R1™, che se ben
questo uffitio sarä caris>imo ä quei signori, penso che non sara di
bisogno ne occorera; non bisognando per haver vicino il vescovo di
Erbipoli4) si zelante et buon prelato et molti collegii de padri Gesuiti,
ne occorrera che in quei paesi non sono visti volontieri gl'Helvetii,
essendovi fra di lora sdegno naturale.
Ho ricevuto a questi giorni lettere del sudetto signore conte di
Zimbra con buonissime nuove per la santa religione cattolica,
contirmando quel che scrisse et che le cosc succcdono felicemente in
quel marchesato di Bada per gratia del Signore; et come dopo la
confusione in quella disputa dell' heresiarca Smidillino per giusto
>) Diese Nachricht ist ebenso unrichtig, wie jene von dem bereits
vollzogenen Übertritt des Markgrafen. — J) Vermutlich Christof Truch-
sess von Waldburg, ein Bruder des Erzbischofs Gebhard von Cöln. —
k) in welchem lediglich auf diese Kelation verwiesen wird. — ♦) Bischof
von Würzburg war von 1573—1017 Julius Echter von Mespelbrunn.
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670
r. Weech.
giuditio di Dio oppresso da una straordinaria malinconia et havendo
preso come un altro Antioco il sonno, infelice et miseramente si e
morto; di che restano i suoi seguaci molto confusi.1)
L'andata mia al detto signore marchese di Bada si differira sino
ä naovo ordine di V. S. Rm* et nuova instanza del marchese, che
sara forei dopo pasqua.
5. Der Nuntius an Kardinal Montalto. Lucern 1590 Märe 5.
N. d. S. 3 fol. 68.
Li negotii et avisi ecclesiastici del marchese di Bada sono di
tanta importanza et speranza, che meritano molto aiuto con le
orationi et che io gl'avisi con particolar lettera separata da graitri
negotii simili.
Si pote aecorgere V. S. III™* dalle mie, che dubitai alquanto,
quando per lettere del capucino di Apezzel avisai, che si fosse il
detto marchese dichiarato cattolico, et per ciö dal conte di Sülze1),
dal Rmo di Basilea3) et dal baron Truchses ho procorato la certezza
et truovo che per gratia del Signore e veramente nell' intrinseco
suo risoluto di esser cattolico et vuol che sia ancora il suo popolo
tutto; ma Ii convien farlo suavamente per non causar rumore nel
popolo et molto piü per vincere la moglie, la quäle non vorria
mutar la sua falsa religione.
Delli predicanti scacciati e vero in gran parte sotto altri tittoli
o di errori fatti o di csscr ignoranti, havendo minacciato a quelli
che restano che se non si aecordaranno con il dottor Pistorio catto-
lico almeno ad una disputa intimata che Ii scacciara dal suo paese.
Quei segni ancora di vero cattolico che frä gl'heretici sono i
maggiori, Ii ha giä introdotti, ciö e che nella corte sua non si
mangi carne ne il venerdi ne il sabbato et che all'esempio suo tutta
la sua casa al sonar dell' Avemaria s'inginocchi et facci oratione
come fa lui con maraviglia di tutti i luterani o heretici, che lo
veggono et sanno.
Per ridurre ancora il popolo et predicanti ha risoluto un altra
disputa fra il detto Pistorio et Ii suoi, ancorche Ii predicanti Ii siano
stati molto contrarii et delle particularitä di questa vedra V. S.
IUm* qui inclusa una copia della lettera che l'istesso Pistorio ha scritto
a questi giorni al padre Canisio*>, si che per gratia del Signore
continova la conversione felicemente et di quelio che all' hora scrisse
a V. S. IUroa non debbo disdirmi.
Questo buon Pistorio, come vedrä nel fine della sua lettera, e
persequitato dalli predicanti heretici con raortal odio; con il mezzo
*) Andrea starb nach kurzer Krankheit am 7. Januar 1590. Die
Angaben über die Ursachen seines Todes beruhen lediglich auf dem Klatsch,
der den Streit der Konfessionen begleitete. — 2) Carl Ludwig Ernst Graf
Sulz geb. 1653 gest. 1648. — 3) Bischof von Basel war von 1575—1608
Jacob Christoph Blarer v. Wartensee. — ♦) s. unten No. 6.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob III t. Baden u. Hachberg. 671
del baron Truchses, che in nome suo a qnesto di me scrisse, Ii ho
fetto offerire, se ha bisogno di aiuto et favore, che mi trovarä molto
pronto, parendomi che simil soggetto di lettere et tanto fervore
raeriti aiuto et protettione per tener basse con il mezzo suo le forze
et ardir de predicanti heretici quanto piü si puö-
Non lasciarö ancor di dire, che prima che quel gran tristo
predicante Smidillino sia morto in Tubingen, mi avisano, che habbia
scritto assai et dicesi rivocando molte sue opere et scritture, non
si sa perö ancora sopra che particolarita, perche il duca di Virtimberg
le fa custodir molto sigrete nella sua cancelleria, ma il baron
Truchses fa molta diligenza di haverne copia per mandarmele.1)
6. Exemplum Utterarum doctoris Pistorii 3. februari 1590
datarum Friburgi Brisc&viae ad patrem Canisium socutatis Jesu.*)
Copit. Beilage mu No. 5.
N. d. S. 3 fol 69.
Princeps Jacobus marchio Badensis strenue pergit et novam
disputationem tribus abhinc septimanis instituit inter me et quatuor
theologastros luthcranos. Adhibere praedicantem illum Pappum8)
voluit, sed non potuit adduci. Nec quatuor illi congressuri mccum
erant nisi sub quatuor conditionibus: primo ut de iustificatione primo
loco et non de ecclesia disputarem; 2° ut theses scriberem et argu-
menta omnia, quibus uti vellem, statim apponerem et isthaec omnia
mitterem quatuordccim diebus ante disputationem; 3° ut iurarem
aliis argumentis, quam quae notassem me non pugnaturum; 4° ut si
urgerem argumentum et illi haererent, prompterem ad singulas
haesitationes diem unum vel dimidium ad deliberandum. Promisi
omnia et sie promovi, ut reeiperent disputandi conditionem; tarnen
adhuc videntur se subdueturi ex praelio, tantum terrorem exemplum
Schraidelini, qui tarnen vicisse videri voluit, inculsit lutheranis
omnibus. Sed sive disputent sive non disputent, princeps in consilio
progredietur. Faxit Dens, ut omnia fiant ad ipsius gloriam. Misissem
theses de iustificatione, sed sunt germanicae4) ex jussu prineipis et
nirais multae. ut ita subito describi non possint; mittam tarnen
postca et scribam quid aeeidat. Atque haec de rebus theologicis
meis. Testis sit Deus, me non mentiri id quod liquidum fiet ex actis.
Ego sedem meum transtuli Friburgum, ubi residuam aetatem visum
est sub Austriaco patrocinio ponerc; non credis, quantae procellae
f) Auch diese Angaben dürften dem Gebiete des konfessionellen
Klatsches angehören. — *) Peter Canisius, geb. am 8. Mai 15'21 zu Nym-
wegen, gest. zu Freiburg im Üchtland 21. Dec. 1597, am 20. Novemter 1864
▼on Papst Pius IX. selig gesprochen. Vgl. den Art. von Ennen in der
Allg. Deutsch. Biographie 3, 749. — 3) Johannes Pappus, das Haupt der
Lutheraner in Strassburg. Vgl. den Art. von R. Zoepffel in der A. D.
Biogr. 25, 163. — 4) Danach scheint Canisius der deutschen Sprache
nicht mächtig gewesen zu sein.
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672
v. Weech.
insidiarum in rae iactent, ut vix spercm, quia proficiendum Semper
est, qnietam et domesticam mortem. Sed me omniaque mea promisi
Deo, paratus per illius gratiam ad omnia subeunda, quae imponet,
modo me connrmet et in benivolentia sua conservet.
7. Der Nuntius an Cardinal Montalto. Lucern 1590 April 23.
N. d. S. 3. fol 155 b.
Con il baron Truchses mi governarö come V. S. III1"* commanda
et aspetto il capucino di Apezzel al capitolo quä per trattar seco et
mandarlo al conte di Zimbra, accioche quel signore aiuti i buoni
pensieri, che haveva coneeputo il marchese di Bada, et nelle cose
spiritual i vo sempre facendo quanto il santo zelo di Nostro Signore
et V. S. Illm* veggo che desiderano. ma i tempi et le ragioni nel
prineipio dettc giä da molti misi in qua ci sono contrarii et non si
fa poco a conservare anzi il sopradetto frutto di Apezzel et quel che
in Lauften1) si fä et altrove si tenta nel dominio del RMitj de Basilea
si ha da riconoscere per particolar miracolo del Signore.
8. Der Nuntius an Cardinal Montalto. Lucern 1590 Mai 21.
N. d. S. 3. fol. 201.
Havendomi scritto ä questi di quel dottor Pistorio, eonsigliere
del marchese di Bada, che ha ridotto quel signore si vicino al
dichiararsi cattolico, a molte cose che ho potuto sodisfar io et
consolarlo, l'ho fatto subito infervorandolo ancora, all' impresa
incomminciata, accio la riduchi a perfettione. Mi ha riecreo ancora
che gl'ottinessc da Nostro Signore licenza di disputare in scritto et
in voce con griieretici cssendo lui laico; gl' ho risposto, che in
scritto vi sono i revisori de1 libri quali lasciano publicare solo quelli
che sono conformi alla santa fede cattolica, che puo secondo questo
regolarsi ne couverria far tal dimanda ; in voco ancora che non ö
bene richieder simil licenza. perchc savia un concedere le publiche
dispute, ina che vadia facendo quel maggior frutto che puö et sfugendo
questi ostentationi, poiche gl' heretici mai riecreano dispute per
vero zelo d'impararc, ne do aviso, accio sc da altre parti fosse fatta
la medesima richiesta, saj»pia V. S. Illma quel che di qua e seguito.
9. Ihr Nuntius an Cardinal Montalto. Lucern 1590 Juli 10.
N. d. S. 3. fol 275.
Le felicissime nuove, che della conversione del marchese di Bada
habbiamo, le vedra V. S. Illn,i per Tindusa lettera et relatione alla
Santitil di Nostro Signore,2) havendo osservato, che in simili avisi
') Laufen an der Birs im Kanton Bern. Hier hatte der Bischof von
Basel, zu dessen Sprengel taufen geborte, die katholische Religion wieder
zur herrschenden gemacht. Vautrcy, Histoire des Evequea de Bale —
J) Das Schreiben des Nuntius au Papst Sixtus V. s. unten No. 10, die
Relation No. 11.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob. BX v. Baden u. Hachberg. 673
per il passato si e compiasciuta la Santita Sua di non biasimar, che
si sia scritto; per questo sarö piü breve in questa delle cose
ecclesiastiche , dimandando le seguenti gratie per poter conservare
vive et dar vigore a qneste piante novelle.
Per il dottor Zehendero1) dimandano, come V. S. III"» vedrä
nella relatione, che si possi ordinär extra t empor a et babbia autorita
di assolvere gPheretici, acciö nel marcliesato di Bada con sei padri
Gesuiti possa frnttificare, dell ordinarsi non essendo astretto da
qnalche benefitio non gli llio potuto io concedere anzi mi e parso
bene il trattenere, acciö in nn subito dal luteranismo non entrasse
al tremendo sacrifitio, non mi pareria giä bene trattenerlo molto,
I>erche il marchese non si sdegnasse in questo principio, supplico
V. S. III™* che mi impctii da Nostro Signore autorita da poterli
consolare. Vu introducendo prattica con il Pistorio, che scriva il
marchese a Nostro Signore questa sua santa risolutione et si offerisca
promettendo obedienza come conviene. Spero che lo farä et all'hora
haverä la Santita Sua occasione con il risponderli di accarezzarlo
in questo mentre con il mezzo dell' istesso dottore et con quelli
inodi di cortesia, che di qua si puö, l'andaro io trattenendo et
ringratio il Signore con tutto il cuore, che con la riduttione di questo
principe si scntirä presto di tutto il suo stato et di tante migliara
d'anime.
II capucino d'Apezzel va faccndo gran frutto et, come con
1 'ultimo dispaccio accennai a V. S. Illm», haveva giä inceso la con-
versione di questo signore; de suoi progressi haverä ancora V. S. III"'*
qui inclusa relatione, ma e di molti giorni prima che le lettere, che
trattano del marchese di Bada. Questo buon padre ha molti scrupoli
nelP essercitio delle autorita, che se Ii son concesse di assolutione
de heretici et con simili in foro consekntiae. Dubita di non haver
esposto esattamente, dubita se solo nel territorio di Apezzcl devc
esercitarle et convenendoli entrar in territorii d'altri cantoni anzi
dell' arciduca et di altre citta libere delF imperio, perö ne sta con
travaglio. Supplico V. S. III™* che in questo ancora mi alarghi la
mano, perche ne io abusarö l'autoritä ne Ii concederö se non qucl
che in conscienza giudicarö a proposite, ne le stretezze et regole
ordinarie possono giovare con Ii heretici di questi paesi per ridurli
alla santa chiesa.
10. Der Nuntius an Papst Sixtus V. Lucern 1590, Juli 16.
Beilage zu No. 9.
N. d. S. 3. fol 274.
Smo D. N. Sixto Quinto.
Perche le danni, pericoli et travagli della christianitä tanto affli-
i) Johann Zehender, von Geburt Württemberger, Hofprediger des
Markgrafen Jacob, war noch vor seinem Herrn katholisch geworden.
Z«ltnchr. f. Gösch «I. Oberrh. X. F. VII. 4. 43
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f,74
v. Weech
gono la Santita Sua per il paterno amore et santo zelo, con che in-
vigila al suo grege, e beu giusto, Beatissimo Padre, che si rallegri
ancora et pigli consolatione piü che d'ogni altra nuova di quella si
felice, che senza alcun mio merito dehbo darc in questa per l'augu-
mento di tante migliara d'anime alla santa chiesa, vedendo che esau-
disce Dio Ii santissimi suoi pensieri, desiderii et orationi, mostrando
nella Germania tali segni di niutatione, che non si sono uditi piü da
tanti et tanti anni in qua.
Non rcsta piü alcun dubbio della conversione de! marchese di
Bada et della riduttione di tutto il suo paese con si numeroso popolo
alla santa chiesa Romana et all' obedienza della Santita Sua. Fara
publica et solenne dichiaratione fra pochi di, et la dilatione e per
sodisfar ad un suo fratello, per levar ogni occasione di querele d'altri
vicini prineipi et con speranza di maggior bene.
L'inclusa relatione raecolta da piü lettere non tratta le partico-
larita- del paese, del popolo et suo stato per non replicar quel che
giä si avisö alla Santita Sua, ma per la buona instruttione di quelli
poitoli sono gia pronti sei padri Gesuiti de collegii vicini; a quel
stato et dove bisognara l'autoritä cpiseopale. il suflFraganeo de Basi-
lea e vicino et caro a quel signore.
Faccia Dio benedetto, che sia questo efficace esempio nella Ger-
mania, che di questa allegrezza pigli la Santitii Sua quel sollevamento.
che io desidero et humilmente lo supplico et a me dia gratia di j>oter
dar spcs?o simili avisi et Ii santissimi suoi piedi humilissimamcnte
bacio.
Da Lucerna Ii 16. di luglio 1590.
1). V. BD»
humilissimo et obligatissimo servo et creatura, che Ii
santissimi suoi piedi bacia
Ottavio vescovo d'Alessandria.
11. Relatione de negotii di Apezzel de 4. luglio 1590. Beilage
zu No. 9.
N. d. S. 3. fol. 276.
Continova il guardiano de capucini di questo convento far mirabil
frutto non solo in questo territorio di Apezzel, ma in tutti i luoghi
circonvicini con mirabil applauso. Andö a questi giorni de suoi supe-
riori dall' IU'"<> d'Austria, vescovo di Costanza1) et fü ricevuto con
tanta accoglienza et amore, che per le troppe cortesie Ii convenne
solicitar la partenza ; in quatro giorni fü costretto predicar sette volte
et nel giorno di S. Pietro et Paolo due avanti l'istesso III"1", nella
qual predica unä donna, che si converti alla santa fede. proruppe in
parnle di gran laude, interrumpendo il sermonc et minacciando gran
') Bischof von Konstanz war von 15S9— 1G00 Cardinal Andreas, Erz-
herzog von Oesterreich.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob III. v. Baden u. Hachberg. 675
gastigo da Dio, se non si credcra a questo, come lci diceva mandato
da Dio et dal cielo per salute delle aniine loro. Molti altri frutti
spirituali sono ancora seguiti de eoufessioni et simili, et in Costanza,
dove fu costretto prcdicar ancora due volte dell' ultimo giorno di
giugno, si fa gran diligenza dal capitolo appresso rillmo vescovo per
introdurre quauto prima il convento di questi padri.1)
Nel ritonio di questo viaggio il detto guardiano avisa per ecreo,
che il marchese di Bada si e dichiarato publicamente cattolico nel
santo giorno della pentecoste1) et che diede brevc tempo ä tutti i
predicanti luterani di partirsi da suoi paesi, ma il primo predicante
et sopraintendente di tutti graltri si fece et diehiaro ancor lui catto-
lico.3) Dice. che si stampa tutta questa historia et che presto Thavera
per mandarla a V. S. R,n*. Anzi se havesse licenza, andaria questo
padre volonticri a faticar nella vigna del Signore in quel pacse . . .
12. Der Nuntius an Kardinal Montalto. Luccm 1590 August 6.
N. d. S. 3. fol. 306 b.
Del marchese di Bada in questa settimana non si ha altro salvo che
e comparsa alli cinque cantoni cattolici una sua lettera de 25. di
luglio molto pia et cortese, pregandoli a rallegrarsi della gran gratia
che Dia Tha fatto et dell' acquisto che lor fanno di un si buon vicino
et pregandoli a corrisponder scco nel medesimo araorc, cortesia et
buona vicinanza che lui Ii farä. Va questa lettera hora in volta frä
lor cantoni con gran lor festa et allegrezza. Non dubito che Ii
daranno cortese risposta et se io fossi frä di loro in quella gratia et
affetione, che mi mostravano prima et che per il rispctto delle cose
di Francia si e persa, facilmente se Ii potria far risolvere, che Ii
mandassero imbasciatori et far simili esquisite diligenze, ma come
superflue et che hora non mi riusciriano, le taccio.
13. Der Nuntius an Kardinal Montalto. Umsiedeln*) 1590
Aug. 16.
N. d. S. 3. fol. 315.
... Di cose ecclesiastiche ho pocchissimo che avisare, perche non
e oecorsa cosa di momento salvo che quando il marchese di Bada chiamö
') Ein Kapuzinerkloster wurde in Konstanz erat i. J. 1603 errichtet.
Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz. S. 139.
— 2) Pfingsten war nach dem gregorianischen Kalender im Jahre 1590
am 10. Juni. Der öffentliche Übertritt des Markgrafen erfolgte am
15 Juli. Das Gerücht war dem Ereignis vorangeeilt. — 8) Es wird wohl
auch hier Zehender gemeint sein. — *) Im Original steht „Hensil". Ich
vermute bestimmt, dass es die im Munde des Italieners entstellte Form
des Ortsnamens „Einsiedeln" ist.
43*
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676
v. Weech.
il suffraganeo di Costanza l) per ribenedir le chiese del oto territorio,
essendo il suffraganeo in Apezzel, con autorita et ordine del ill«* signore
cardinale d'Austria, condusse seco (et fü al principio di questo mese) il
capucino guardiano et che ha fatto tanto frutto in qnel cantone . . .
14. Der Nuntius an Kardinal Montalto. Lucern 1590 Aug. 22.
N. d. S. 3. fol. 320- 321.
Bella et santa e stata la risolotione di qnesto cantone di Lucerna
per l'aviso che si hebbe dclla conversione del marchese di Bada et
lettera vennta a qnesto senato, perche dopo vespro nel giorno deir
assuntione della Madonna con bei sermone et grandissima freqnenza
del popolo fecero leggere in pnlpito l'istessa lettera et publicare il
grand' acquisto fatto da cattolici et in particolarc dalli Snizzeri per
la vicinita di qnel signore et paese et con publica processione si
canto il Te Dcum et tutto il popolo piangeva d'allegrezza et cosi
fossero buoni questi capi, che Ii governano, et ben inclinati alle cose
ecclesiastiche come al popolo si fa fare tutto quel che si vuole di cose
pie et buone
Stavo con fastidio di non haver lettere in molti giorni, come aspettavo,
dal marchese di Bada, quando ad altri capita aviso, che sta quel
signore infermo con pericolo, ma se bene non era presente che il
suffraganeo di Costanza attende ä ribenedir le chiese et insieme con
il capucino di Apezzel. che condusse seco, predicano con gran con-
sorso et sodisfatione di quelli popoli; et questo e quanto di cose
ecolesiastiche debbo avisare.
(Nachschrift.) Poco fa ci arriva aviso, che nel cantone di Friburgo
non fecero minor' allegrezze et feste spirituali di quel che ha fatto
Lucerna per la conversione del marchese di Bada, et vi e fra gli'
cattolici qualche pensiero di mandarli imbassadori a rallegrarsi per
tener seco buona unione et vicinanza, cosa che alli heretici e de
infinito disgusto.
15. Der Nuntius an Kardinal Montalto. Lucern 1590 Aug. 27.
N. d. S. 3. fol. 329.
Non vuole Dio che le allegrezze in questo mondo siano compite
et non dobbiamo voler noi se non quello che lui vuole. Morse il mar-
chese di Bada di veneno') ä 17. di questo, tanto santamente quanto
erano sante le attioni, che baveva comminciato ä fare. Lascia la moglie
gravida et nel nono mese ; se sarä figlio, le essecutori, che sono Ii sere-
') Balthasar Würer, Bischof von Ascalon i. p. i. — 2) Über die Be-
hauptung, dass M. Jacob vergiftet worden sei, vgl unten No. 28 Bei-
lage, Anmerkung.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob III. t. Baden u. Hachberg. 677
nissimi di Baviera et arciduca Ferdinando, faranno conservar il paese
cattolico, che cosi e il testamento; se sara femina, il fratello1) heredita,
et perche e luterano, non vi sara piü speranza, et eeco finite quelle,
che io haveva di gran riduttioni et conversioni nella Germania.
Quanto mi doglia, questo e snperflno il dirlo ä V. S. Ul°», ma diro
bene che aecresee il dolor mio in infinito la festa, che ne fanno
gl'heretici, et gl'impii argomenti, con che conünnano hora i lor
popoli nelli brutti inganni in che sono. Chi di lor dice, che il
demonio se l'e portato et chi, che Dio Pha punito per la mutatione
fetta della religione. Basilea giubila, Znric fä festa, i popoli loro
vanno dicendo delle lor soliti biastemme et tanta allegrezza de
cattolici e rivoltata in pianghe.
Mi converria far longa rolatione di quanto e oecorso, ma una
gagliarda febre, che mi prese ä qnesti di et tenne molte höre et
hieri rinovo i suoi poco gustosi assalti, mi travaglia, tenendomi
tnttavia fra Ii rimmedii et timore, et mi dispenso per la molta
bonta et cortesia di V. S. III01*, mandandoli qui inclosa non solo la
lettera del dottor Pistorio2), chi e stato presente ä questo doloroso
spettacolo, ma una deir istesso marchese3), che sia in gloria, scritta
pochi di prima quando haveva ancor speranza di vita. Mando
gl'istessi originali, perche piü distintamentc ancora V. S- III01» possa
vedere quel che piü desiderara, et se in questo dispaccio sarö piü breve
di quel che i negotii d'hora vorriano, si degni attribuirlo alla sudetta
causa d'infirmitä, la quäle causata da questa aria et paese fa dubita di
peggio et sforza me a supplicar V. S. III1"», che si degni volermi servare
utile et non inhabile al servirlo et sin che si degnarä darmene
risposta, vo pensando di mutar da questo cantone ä quel di Urania4).
16. Markgraf Jacob von Baden und Höchberg an den Nuntius
Ottavio, Bischof von Alexandrien. Emmendingen 1590. August 10.
Original. Beilage zu No. 15.
N. d. S. 4. fol 418-19*)
Magnis iam secundo a Devotione Tua affecti benefieiis, Illustris
et Reverendissime Domine, vix habemus, quibus verbis liberalem illius
in nos benignitatem satis laudemus et grati animi vicissim memo-
riam relinquamus testatam.
Accepi nuper benedictione Domini Sanctissimi sacram factam et
pulcherrime expressam salvatoris imaginem: iam quindeeim accesse-
runt artificiosissime pictae tum salvatoris et D. Yirginis tum aposto-
lorum effigies: maxima omnia et summa propensi in nos animi et in-'
l) Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach. — *) No. 17. —
*) No 16. — 4) Der Nuntius siedelte nach Altdorf im Kanton üri über.
— ») Beim Einbinden an unrichtiger Stelle eingeheftet. Der Brief ist
höchst wahrscheinlich von Dr. Pistorius coneipiert
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678
v. Weech.
credibilis humanitatis testimonia: ut de voluptate, quam ex nostra
conversione caepit et de gratulatione humanissima et oblatioae offi-
ciorum, quae nos exspectare iubet, nihil dicamus. Quod igitur nunc
qnidem unum relictum nobis est: gratias Devotioni Tuae agimus
maximas: et non solum significamus tarn illa nobis omnia grata tam-
que iueunda aeeidisse, ut gratius et iueundius potuerit nihil: sed
etiam promittimus daturos operam, ut re significationem istam nost-
ram comprobemus.
Nos certe ex quo tempore doctore Pistorio excellentiam pietatis,
virtutis et doctrinae nobis commendavit, quae omnia cum summa a
Sanctissimo Domino nostro mandata dignitate et familiae splendore
in Devotione Tua ad hominum adnürationem confluxisse testabatur,
statim ad singulariter illam amandam adieeimus animum et cogitavi-
mus quemadmodum amicitiam cum ea coniungere possemus. Id nos
consecutos esse tanto magis gaudemus quo plus in literis Devotionis
Tuae confirmari videmus, quae nuntiabantur a Pistorio. Sic igitur
rogamus, ut Dcvotio Tua nobis sentiat: quod ob gratissimo animo
reeepta a nobis beneficia sint maximeque loco pro merito suo habean-
tur: et colore Devotione Tua rautuis offieiis et benefieiis cupiamus
constitutum iam in literis amicitiam quam quidem ad rem ut videmus
Devotionem Tuam magno studio contendere: ita nos pro virili parte
nostra laborabimus, ne in observantia et tiraore Devotionis Tuae
quiequam de summa diligentia reliquum esse sinamus.
Ad Sanctissimum Dominum nostrum brevi cum ex primis labori-
bus nos parum recolligcmus, dabimus per Devotionem Tuam raitten-
das litteras : et quod iamdiu animo feeimus, subiieiemus nos tum sub
paternum ipsius imperium: beati futuri, si Sanctitas illius non tan-
quam obsequentem nlium in benevolentiam reeipiat suam: quoniam
intercessione Devotionis Tuae tanquam singularis amici nostri utemur.
Bcnedictus sit Deus, qui clemeutia sua nos tan dein nihil tale merentes
respexit et ex multorum annorum errore in viam reduxit ad partici-
pandam sub ipsius Sanctitate tanquam pro Christo in terra relicto
capite ecclesiao et üdei unitatem.
Is praestet ut non tantum externa religionis professione. sed
etiam multo magis tota anima effusione et pietatis ferventissirao studio
catholicam fidem usque ad postremum ex vita discessum constanter
omnes exerceamus et testemur. Quod in festinatione (paramus enim
nos iam ad primum audiendum in provincia nostra solemne sacrum)
amantissime significare Devotionis Tuae et rogare visum est, ut
doctori Pistorio in reliquis quae nostro nomine scribet, habeat fidem.
Jam quidem aliud nihil nisi quod amare Devotionem Tuam et
ab ea amari cupimus et optamus, ut salva nobis in Christo diu sit
circumfusa omnibus fortunis.
Celeriter Emctingae *) postquam domum revertimus 10. August^
biduo ante istum optabilem diem, quo primum nobis praesentibus in
unitate catholicae ecclesiae sacrificium mediatoris nostri in provincia
) Emmendingen.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob III. v. Baden u. Hachberg. 679
nostra offeretur Deo et primum scmen iacietur ad erndiendum po-
pulora.
Jacobus Dei gratia
Marchio in Baden et Hachbergk etc.1)
17. Dr. Pistorius an den Nuntius in der Schweiz. Freiburg 1590.
August 19. Original. Beilage zu No. 15.
Nimtiatura di Colon ia.1) 3. yag. 365—370.
Quis dabit capiti meo aquam et oculis raeis fontem lacrymarum:
Dlustrissimc et Reverendissime Domine : et plorabo die ac nocte mor-
tem sanetissimi maximique prineipis nostri: an calamitas accidere
maior iam catholicae ecclcsiac et an tnrbulentior in illam iactari
procella potuisset! quam tantum heroa tamquam religionis studiosum
in fiore aetatis et primis nascentis per provinciam catholicae religio-
nis initiis ita subito extingui: cum fides suis radieibus nondum detixa,
templa nondum occupata a catholicis clericis essent. Mortuus ciiim,
proh dolor, Jacobus prineeps est, Badensis marchio, 17. augusti hora
diei undeeima: cum in nouum diera gravissima dyssenteria oppre>sus
et propter vim veneni, unde morbum natum esse animadversum post
mortem a raedicis fuit, relevari nullo subsidio posset: ille prineeps,
qui nuper abiurata lutherana secta tanto studio tantaque devotione,
quanta satis laudari non potest, ad religionem catholicam accev>it:
ille prineeps, qui fulcrum religionis futurus et non tantum professione
et vitae testatione, sed etiam armis tutaturus et ad haereticos prola-
turus esse fidem nostram sperabatur etspes certe nostra totiusque der-
maniae fuit: ille prineeps, cuius conversio totam christianam rempu-
blicam illustrissimamque Dominationem Tuam recreavit plurimum : et
ad magnam exspectationem singularis utilitatis erexit omnes. Is igitur
mortuus est maximo omnium, sed meo incredibili dolore. Quid faciemus.
Illustrissimc Domine : An Deo irascemur ? qui spem ostensam et tanquam
in os iniectam eripuit ex mediis faueibus? cum fruetum adhuc pene
praebuisset nulluni ! Verum id facere non deberaus : confidere magis de-
bemus, quod misericors pater pro absconso suo reconditoque iudicio,
ad cuius intelligcntiam ascendere nos humi positi homines non possu-
mus nee in illud tenuitatem introferre nostram, tantam calamitatcm
vel ad nostra ulciscenda peccata, vel ad nos isto velut exemplo patien-
tiae exercendos ineusserit: et siquidem constanter feremus miti^a-
tionis iram, sit et aliud nobis accensurus lumen: quod num qui<lcm
sperare conditio provinciae vix sinit: tarnen fortassis erit tempus cum
•) Die eigenhändige Unterschrift fehlt. Vgl. den Brief des Pistorius
So. 17. — *) Es besteht kein Anhaltspunkt dafür, dass dieser Brief des
Pistorius dem Nuntius in Köln mitgeteilt wurde, es ist vielmehr auch
hier eine irrige Einreihung anzunehmen. Die Auffindung des Briefes ver-
danke ich freundlicher Mitteilung des Herrn Dr. Schmitz, Hilfsarbeitors
der Görresgeseilschaft in Rom.
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680
t. Weecb.
ocaÜ8 nostris aspiciemus. Id vero incommodissimum est: quod siue
masculo haerede e vita decessit: et nisi uxor, quae vicinissima ad
pariendum est, filium pariet, provinciae haereditas fratribus luthera-
nis accrescet. Spes igitor tota in atero viduae snspensa iam haeret:
et ad eam soliciti respicimus omnes.
Scripsit testamentum et in eo tutores Catholicos cum mandato,
ne intercidere religionem sinant: et ut tum liberos tum provinciam
ad fidem catholicam instituant Sed si filiam pariet uxor, initum
testamentnm est: et fratribus modus ad retinendam religionem prae-
stitui non potest. Itaque si id accideret,. spes tota nobis et tot anno-
rum labor mihi periisset: quo magis contendere precibus a Deo de-
bemus, ut spem in alvo comprehensam confirmet et iucundissimo
aspectu masculi filii ante exitum huius mensis tum nos tum Univer-
sum rempublicam christianam exhilaret.
Quotics vero de Rev™* Ulustnia<iMe Dominatione Tua, quam iucunde
mecum collocutus princeps optimus: quantum recreatus conspcctis ara-
plissimis donis fuit: quoties in morbo, ut in colloquium illius veniret,
optavit! Quam ob causam cum in lecto esset mandavit, ut ad Domi-
nationem lllustrissimam Tuam ipsisus nomine scriberem et gratias
agerem raaximas: quod statim feci et adiunctam chartam ad subscri-
bendum exhibui: quam ille lectam totam comprobavit: voluit etiam,
ut quaedam adhuc fusius explicarentur. Sed cum valetudinem ille
quidem speravit quotidie, nos vero statim in dubitationem veniremus,
relictae litcrae sine subscriptione sunt: et is interim est mortuus-
Tamen mittere literas, ut erant, ad Dominationem Tuam illustrissi-
mam visum est: ut extremum voluntatis et propensionis haberet de
optimo sanctissimoque principe testimonium.1) Quamdiu in lecto fuit.
oravit attentissime: sacrum postremis diebus quotidie ante lectum
fieri iussit: venerabile sacramentum bis sumpsit et secundo quidem,
cum paulo post postremum duceret spiritum : cohortatus omnes circum-
stantes ad religionem catholicam fuit: quam solam veram esse ad
coelum et ad Christum omnia docuit: damnavit multis verbis luthe-
ranismum : doluit singulariter quod tamdiu conflictatus cum erroribus
ita sero resipuisset: et morbum illum pro poena agnoscebat procra-
stinatae conversionis : causas unde veritatem religionis et ipse per-
spexisset et alios perspicere vellet acgrotus recitavit: caelestem sancti-
moniam et Christi haereditatem se petere magna voce confessus. Vo-
luit omnes (erant autem tarn aulici ministri pene omnes admissi) te-
stes esse constantiae illius suae et iussit, ut post mortem testarentur,
mortuum esse in catholica Romana religione, in illa, in qua sola
positus est ad caelurn aditus: sie sanetissime cum omnium admira-
tione tanquam exultans laetitia et cupiditate videndi fruendique
Christi obivit mortem. Consolante et venerabile sacramentum porri-
gente Bavariae ducis2) legato, reverendo nobilissimo et doctissimo
viro domino Adolfo Wolffio dicto Metternich, canonico Spirensi et
l) Es ist dies der unter No. 16 abgedruckte Brief. — *) Herzog
Wilhelms V.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob III. v. Baden u. Hachberg. 681
filiorum Serenissimi ducis Bavariae in pietate et moribus magistro:
biduo ante venerat cum regiis donis : quae serenitas ducis ad ornan-
dum sacellum miserat et ad quater mille florenos aestimata sunt. Sic
igitur mortuus est: et post mortem sectus a medicis, cum causa morbi
pervcstigaretur, inventus est omnibus membris valere rectissime: in
solo ventriculo affectus esse, qui tribus locis usque ad extremam tuni-
cam exesus erat: unde venenum sumpsisse coniecimus. Nec enim
aliter erosionem illam accidere potuisse iudicamus. Interim quia
metus est, ne religio vel iam vel postea mutetur, imagines maiores
nuper ab Illustrissima Reverendissimaque Dominatione Tua missas1)
iussi studiosius asservari, ne ferirent donec, quid de religione futu-
rum esset, certum sciremus. Et ego, Reverendissimc Illustrissimeque
Domine, in quanto sum periculo non vitae tantum sed fortunarum
omnium. Maximara enim partem pecuniae apud mortuum principem
et eius fratrem exlocavi: et quamdiu vixit princeps videbar contra
insidias omnes satis praesidio circumseptus. Nunc illo mortuo, post-
quam propter religionem maiorem fratrem2) exasperavi, timeo, ne
me tota ista pecunia, quae est maxima, evertat. Id si fieret, spem
in mundo nullam haberem reliquam : et esset iam mihi in hac «täte
de novo circumspiciendum pro vitae sustentatione. Interim tarnen
fidam Deo: nec desinam toto studio incumbere, ut novum patronum
ecclesiae in primis locum quacram : et alium Lutheranuni Christo lu-
crifaciam : sperans a Deo, cui deinde me vitamque meam dicare con-
stitui, plenam in caelis remunerationem.
Hcc celerrime ad Reverendam Illustrissimamquae Dominationem
Tuam scribere visum fuit: ut calamitatem nostram sciret et nobiscum
doleret: tum vero Deum et pro sanctissima defuncti principis anima
et pro illuminando alio principe, de quo proxime scribam, rogaret:
ne tarn sanctum institutum tarn breviter tiniri pateretur. Scribercra
plura nisi lacrymae impedirent: quas dolor, cum istis commemoran-
dis excitatur, exprimit. Dcus sanctissimum principem in aeterna
beatitudine caelestibus gaudiis in aeternum perfundat : et nos miseros,
proiectos in maximum luctum in Christo Jesu consoletur. Amen.
Quod superest salvam esse et munitam Dei patrocinio Reverendissi-
mam Illustrissimamque Dominationem Tuam: et ego in eius benevo-
lentiam tanquam in unieum salutis eternae meae portura humilüne
consecratus et traditus esse cupio, sicut vicissim quamdiu vivam stu-
diis omnibus mcis in eius obsequium me subjiciam et ad illius officia
tamquam servum mancipabo. Celerrime ex Friburgo 19. augusti a° 90.
Reverendissimae Illustrissimaeque
Dom inati onis Tuae
humilis servus
Joannes Pistorius Nidonus
d. Bavariae ducis et Badensium
pp. consiliarius.
') Vgl. oben die bezügliche Stelle im Briefe des Markgrafen. —
«> Den Markgrafen Ernst Friedrich.
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(382
r. Weech.
18. Der Nuntius an den Staatssekretär Kardinal Sfondrato.
Altdorf 1591 Januar 30.
N. d. S. 3. fol. 413.
Per quel frutto, che si commincio nel marchesato di Bada, accio
non sia affato presa ogni speranza, scrivo ä quel dottor Pistorio et ä
tntti gl'altri, che giudico poter giovare ne si lascia per la mia parte
di far ogni diligenza possibile, ancorche con poca spcranza . . .
19. lielatione dal marcliesato di Bada al principio di decembre
1590. Beilage zu No. 18.
N. d. S. 3 fol. 414.
Perscvera la vedova del marchese buona memoria con tanta co-
stanza nella santa fedc cattolica1), che vince l'ostinatione di Heruesto,
suo cognato luterano, che governa il stato del morto fratello et Tha
tutto ritornato al luteranismo. A questi di mosso (come si crede) ä
pieta di questa signora, la condusse con il figlio honoratamente per
il Ueno da Hochberg, residenza giä del marito, ä Durlac, dove lui
stA, et e voce commune, che la farä habitare nel castello chiamato
Milberg2) per esser molto vicino ä Scheinbenhart*), Iuogo cattolico
del marchese Odoardo Fortunata*) della medesima famiglia, acciö
habbi ogni commodita et consolatione nclli cxercitii catolici ; quanto
seguira si avisara.
II dottor Pistorio, che fü instrumento di quella si bella conver-
sione del marchese, persevera nel suo santo zelo di convertir altri,
et perche nell' ultima disputa, che ebbe in Emetinge') con l'hcre-
siarco d'Argentina, chiamato Pappo. disse quel heretico, che promet-
teva di provar, come santo Agostino concordava et approvava tutti
gl'articoli della confessione Augustana oltre ä quello, che all' hora
gl'esprobrö, gli ha ä questi giorni scritto per convincerlo et ridurlo
o almeno per scoprir ad altri le sue bugie ....
20. Der Nuntius an Kardinal Sfondrato. Altdorf 1591 Febr. LI
2V. d. S. 3. fol. 437.
Tanto maggiore e il mio contento nel dar le buone nuove de
frutti spirituali, quanto che so di dar sollevamento alle gravissime
*) Die Markgräfin Witwe Elisabetli war am 26. August zu Freiburg
zur katholischen Kirche übergetreten. J. Stieve, Die Politik Baierna
1591- 1Ü07. I. Hälfte S. 32. — *) Mühlburg, ein altes markgräfliches
Schloss, 1689 von den Franzosen zerstört, dessen Gelände jetzt zur Resi-
denzstadt Karlsruhe gehört. — 5) Scheibenhart, ein ehemaliges Jagd-
Bchlüsschen, 1 Stunde sö. von Karlsruhe. — *) Markgraf Eduard Fortu-
nat von Baden-Baden, reg. 1588—1600. - >) Vierordt 2, 23 ff.
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Zur Gesch. des Markgr. Jakob III von Baden u. Hachberg. C83
et continove fatichc di Nostro Signore et di V. S. III"». Si vedra
per gl'inclusa relatione *), come Dio benedetto ci mostra la via aperta
da conservarc il marchesato di Bada nella religione cattolica et
guadagnar ancora degl' altri paesi. Mirabir opere fa quel dottor
Pistorio, che converti il marchese boona memoria et oltrc alli libri
et fatiche continove, che fa contra luterani, fa pratichc di molti
principi di Germania, et hora mi avisa, che spera presto la con-
versione di un richissimo conte, la qnale e stata ritardata dalle
diligenze, che fa il padre contra il buon proposito del tiglio, ma in
compagnia di detto Pistorio il baron Truchsess cattolico, nepote del
gia cardinale di Augusta»), vi si e accompagnato et ve lo ho infor-
vorato con lettere, si che si puö sperar presto questa santa conso-
latione.
Per honor della vedova et figliuolo8), herede del marchese, ha
voluto il Pistorio quel breve. che la felicc memoria di Sisto havcva
scritto al marchese dopo la sua conversione, gli l'ho mandato. et
sara di gran consolatione a quella signora. 4) Ma se V. S. Illm» fasse
servita di consolar questa signora et il detto Pistorio. innanimandoli
in nome di Sua Itcatitudine ä queste si gloriose imprese, sia certa,
che sarä di grandissimo frutto,- disidera ancor lui qualche gratia, ne
ha gran bisogna, perche sc quel Ernesto, fratello del morto marchese,
dura nella sua autorita in allevar Therede, vien a perdere il Pistorio
quasi 15m scudi, che era tutta la sua sostanza. Pensa a farsi sacerdote
et e huomo insigne di lettere in molte professioni; io non ho havuto
ardir di alargarmi con dar speranze, desiderando di sentir prima
gl'ordini di Nostro Signore et di V. S. Illm».
21. Relatione de negotii ecclesiastfci del marchesato di Bada per
lettere de 8. et 24. genaro 1591 da Friburgo di Brismvia. Beilage
von No. 20.
N. d. S. 3. fol 438^39.
Diffcriscc l'imperatorc*) a dar risolutione nelli negotii del morto
marschese di Bada") et si attribuisce alli rumori di guerra, che per
la Germania sente in favor del Xnvarra; si spera perö buona risolutione
») No. 21. — 7) Der Kardinal Otto Truchsess von Waldburg war
von 1543 bis 157;: Bischof von Augsburg gewesen. — 8) Der am
3. September 1590 geborene Ernst Jakob. — *j Das Breve ist gedruckt
im Freiburger Piöcesanarchiv IV, 111 ff. aus dem Original im Fürstl.
Hausarchiv zu Sigmaringen. Dorthin kam dieses durch die in zweiter
Ehe mit dem Grafen Karl von Zollern vermählte Witwe M. Jacobs.
— ') Rudolf II. — ') Es handelt sich um Ausführung des von M.
Jacob auf dem Totenbett abgefassten Testamentes, insbesondere hinsichtlich
der Erziehung seiner Kinder in der katholischen Religion. Einer der
Exekutoren, Herzog Wilhelm V. von Baiern. hatte die Entscheidung des
Kaisers angerufen. Stieve a a. 0. S. 34 ff.
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€84
v. Weech.
et in questo mentre Ii serenissimi di Baviera et arciduca Ferdinando,
tutori, per la lor pieta et eccitaü daUc lettere del sacro collegio1)
non perdonano ä fatica ö spesa, acciö in questo marchesato si ritorni
la religione cattolica. Conforme alla mente et testamento del morto
marchese et con la speranza et allegrezza del nuovo sommo pontefice1)
si spcra per il santo suo zelo, che eccitara Cesare et contirmarä graltri
detti principi, accio si attenda ä questo negotio et non si lasci il governo
di quel stato ä Ernesto luterano, fratello del morto, il che non giovara
solo per la ridottione di quel paese, che il marchese bona memoria ha
lasciato, ma per altro ancora, poiche il figlio postumo oltre a questa
heredita gia havuta hereditarä tutto il paese del detto Ernesto3),
che e grandissimo et al doppio maggiore di quel del padre, si che
allevandosi questo figliuol cattolico, oltre ä quello che si deve alla
bonta del padre, si accresceria in tante et tante migliara d'aninie
la religione cattolica con speranza, che molti altri principi della
Germania si risolveriano in publico, come in segreto ben conoscouo
le bugie delli heretici.
Errö la vedova ä credere ä Ernesto et ä muoversi dalla residenza
del raarito, ma fu per la speranza della liberta et con promessa di
lasciarli ritenere la religione cattolica, si vuole hora di esser stato
ingannata, ma e si constante uel santo proposito, che e di stupore;
scrive al dottor Pistorio con tanta saldezza et risolutione di morir
per la fede cattolica, che e cosa da laudarno il Signore. E risoluta
et ha il Gesuita suo confessore et predicatore ; non mostra piü timore
o spavento alcuno, anzi alle prediche de luterani, che Ii e convenuto
sentire, replica con tanto ardor et prudeuza, che si vede esser opera
del Signore. Neil' istessa rocca*) di Ernesto luterano, circondata da
ministri heretici, con una sola serva cattolica lei stessa ha eretto
Taltare et tanto ha fatto, che giä vi ha ogni festa il rettore del
collegio di Spira, che alla presenza di tutti celebra et in alcuni giorni
prcdica et hora havcrä famiglia di altre giovane cattoliche. Sta
sempre con il dubbio, che Ernesto non lasci durar questo santo in-
stituto, ma ha sempre quella mira et buoni mezzi ancora di fugirsene,
come ha risoluto ad ogni occasione, che Ii sia data. Ben si vede la
providenza di Dio, che quella, che contradiceva al marito cattolico,
convertita dopo lui nel fervore et santo zelo.
Ha tutto questo di maniera innanimato il dottor Pistorio, che
pensando abandonnar l'impresa et ritirarsi o con il duca di Baviera
'} Das im Conclave versammelte Eardinalskollegium hatte sich in
dieser Angelegenheit am 13. Oktober 1590 an Herzog Wilhelm gewandt.
Stieve a. a 0. S. 34, Anm. 2 — 7) Nach dem Tode des Papstes Sixtus V.
(1590 Aug 27) war Urban VII. gewählt worden, der schon am 27. Sept.
d. J starb, worauf am 6. Dez. 1590 die Wahl Gregors XIV. erfolgt war.
— ») Die Ehe des Markgrafen Ernst Friedrich war kinderlos, der andere
Bruder M. Jacobs, M. Georg Friedrich (geb. 30. Jan. 1573), noch minder,
jährig, unvermählt und von schwacher Gesundheit. — ♦) Im Schlosse
Mühlburg.
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Zur Gesch. des Markgr. Jacob III. von Baden u. Hachberg. 685
o ä Costanza, dove Ii erano offerti canonicati, hora solo ä questo
attende, et so sara aiutato dalli sudeti principi si spera la ridottione
di qnel stato et altre santissime opere.
22. Der Nuntius an Kardinal Sfondrato. Altdorf 1591 März 5.
N. d. S. 3. fol. 471.
Dio gratia che delle cose ecclesiastiche debbo dar ä Nostro
Signore et ä V. S, 111»» ottime nuove. Insieme con il dottor Pistorio
ero quasi disperato, che nel marchesato di Bada si potesse piü
introdurre la religione cattolica, ma hora e piü la speranza, che non
era prima il dubbio, che presto vi si ricominci qael che il roarchese di
baona memoria haveva principiato et lasciato per testamento, per che
habbiama aviso, che l'imperatore habbia preso il negotio seriamente
et habbia ordinato, che al punto di questo si ritrovassero in Praga
tutti i parenti del detto marchese et tutti i testiraonii, volendo che air
hora si apri il testamento et sappino quel che vorrä ordinäre. *) Con
questo speriamo, che non vi saranno piü difficulta et si farä essequir la
santa racnte del testatorc. Mentre si voleva avisar questo, ci sopragionge
nuova et di non minor allegrezza, si perche e la liberatione di una
signora vidova incarcerata, come per esser cosa che aiutarä l'essecutione
di questo testamento mirabilmente. Per lettere del conte Carlo di
Zollcren2), si ha che la vedova del detto marchese, fastidita della
prigione et delle straniezze,cheErnesto cognato Ii usava, non permetten-
doli ne il Gesuita ne l'uso della religione cattolica. se ne e fugita ä
Spira, di dove sara in potcr delli serenissimi essccutori del testa-
mento et aiutara mirabilmente la ridottione di quel stato. Sana
superfluo dir l'allegrezza, che ne hanno tutti quelli che faticorno per
la ridottione del marchese buona memoria, vedendo che gl'heretici
non la vinceranno
23. Belatione de negotii del marchesato di Bada et della vedova
del marchese Jacomo (sie !) di buona memoria ä 4. di maggio 1591.
Beilage zum Bericht des Nuntius, jetzt Kardinal Paravicino, an
Kardinal Sfondrato vom gleichen Tage.3)
Nuntiat um die Svvizzer« to. 4. fol. 363.
Si fugi dalle strette guardie di Hernesto cognato luterano la
'} Die Testamentseröffnung war auf den 1. März 1591 festgesetzt,
wurde aber nicht vollzogen Stieve a. a. 0. S. 36, 87. — 2) Karl II.,
Graf von Zollern, Sohn des Grafen Karl I. und der Markgräfin Anna von
Raden, einer Tochter des Markgrafen Ernst. — 3) In diesem Bericht ist
von den badischen Angelegenheiten nicht weiter die Rede. Die Beilage
ist, wie die Angabc des Fol. ergiebt, an entlegener Stelle des Bandes
einnebeltet.
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(i8G
v. Weech.
sudetta vedova, ma Ii convonne lasciar i figliuoli ; ste in Spira 15
giorni in casa del Fuccaro *) per meglio instruirsi nella religione cat-
tolica dal padre rcttore de' Gcsuiti. Scrive l'istessa all' imperatore
et alli serenissimi arciduca et duca di Baviera, lamentandosi dell'
ingiurie fatteli dal cognato et chiamatosi il conte Carlo di Zorlon
(sie!) pio signore; con esso si conseglia di tutte le sue attioni et si
differiscono le risolationi, perche aspetta quelle che fara la detta
Maesta, dopo aperto il testamento.
Di Spira, aecompagnata da piü de 60 cavalli con Carlo et Cristo-
foro fratelli conti di Zorlen2) (sie!) se ne e andata a Sigmaringe,
castello del detto conte Carlo, di dove ö in Baviera ö ne paesi dell'
areidnea si ritiraru, come i detti due serenissimi tuttori hanno
risoluto.
Mentrc fü in Spira, dopo la confessione a vista di tutto il popolo,
che era molto, prese il sacramento della contirmatione et poi fü com-
municata, il che ha voluto far piü volte con tanta devot ione et segni
di gran fervore, che non solo haveva grocchi intenti de tutti, ma
lagrimosi per allegrezza, laudando il Signore, togliendo ä tntti ogni
occasione dubitar piü di lei et dandocene molte di ringratiar Dio. che
dia tanta gratia ä questa signora.
Uernesto cognato heretico non ha stimato di allegar sospetto
nel prineipio della causa la Maesta Caesarea, appellandosi alla
sentenza de stati, il che e dispiacciuto molto, et con gravi pene Ii
e stato commandato che obedisca; si aspetta che risposta darä, temen-
dosi che fatto bravo dalla vicinita et amicitia del Casimire 3 ) si
prepari di non obedire, et cosi vede la Germania, ehe i>erdendosi
la religione si perde l'obcdienza. Le diligenze fatte dalla Santitä di
Nostro Signore per la sua molta carita ogni di si vede piü che con
quella Maesta et serenissimi hanno giovato intinitamente.
Continova la vedova instante querele contra il cognato per Ii
figliuoli toltili et per la religione cattolica prohibita, contra la volonta
del testatore, nel marchesato, che non e suo. Dimanda la terra et
roeca destinatali per habitatione dal marito di buona memoria; et
queste querele non solo si mandano alla Maesta Ccsarea, ma i tutti
Ii elettori, ne lasciamo di sperarne gran frutto et Dio benedetto ce
ne faccia gratia.
*) Markus Fugger, Graf von Kirchberg und Weissenborn — denn dieser
ist unzweifelhaft der „Fuccaro" unserer Relation — seit 1589 mit Anna
Maria Gräfin von Hohenzollern-Sigmaringen, Tochter des Grafen Karl IL,
vermählt, war im gleichen Jahre Präsident des Reichskammergerichts in
Speyer geworden. — 2) Karl II. geb. 1547, seit 1575 Graf von Hohen-
zollern-Signiaringeu, Witwer seit 6. Oktober 1590. Christof, geb. 1552,
seit 1576 Graf von Haigerloch. — 8) Pfalzgraf Johann Kasimir, Vormund
dos Kurfürsten und Pfalzgrafen Friedrich IV.
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Zur Gesch. des Markgr. Jakob HI. von Baden u. Hachberg. f>87
24. Der Nuntius an Kardinal Sfondrato. Altdorf 1591 Mai 20-
N. d. S. 4. fol. 77.
Alle sante diligenze, ehe Nostro Signore et V. S. III™* fanno di
contiuovo per la restitutione della fede cattolica nel marchesato di
Bada, si sono ä questi di aggionti iniracoli del Signore et Ernesto.
i'ratello luterano del marchese di buona memoria, oome agitato da
furio et perciö mucato della braura di prima vive in un estrema
malinconia et altri dicono. che coufessa di veder semprc sopra la
scpoltura del fratello quattro Iumi accesi et che nisun altro pao
vederli sc non lui; commincia a trattar con Gesuiti et ä dar speranza
della sua conversione. *1 Ma di questo non sono Ii testimonii si
oeeulati come del seguente miracolo, che nella villa chiamata
Volfersvil2) in un mulino, dove altre voltre era stata una capella di
S" Catcrina. chi dice il venerdi santo et chi il lunedi di Pasqua, all'
improviso scaturi una fönte, che prima per alcune höre buttö oglio
chi;iro et buono, del quäle so ne serba in gran quantita et hora
.se^uita a buttar acqua come torhida et vi concorrono migliara
d'huomini con voce, come che vuol Uio con questi miracoli ridurre
tutto quel popolo alla vera luce. Se bene queste cose sono certe,
mm ne ho ancora aviso dal dottor Pistorio, ma l'aspetto di giorno in
giorno, perche e andato lui stesso da Friburgo di Briscovia a rivedcr
questi miracoli et instare per Tessecutione delle sante risolutioni,
che nel testamento del gia marchese si contengono, ne lasciarö
ricevendo sue di replicar ;\ V. S. Blma quel di piü che havcrö.
B capucino di Sassonia. che e hora in Bada, andö a questi
giorni predieando per le villc et in aloune publiche processioni per
paesi di cattolici sino xicino a Basilca a due bore, et per sentirlo
vi « oncorsere Ii primi di quella citta et in gran numero stavano
stupidi de sermoni et dalli segni che si poterano vedere il frutto era
piü ch'ordinario.
25. Der Nuntius an Kardinal Sfondrato. Altdorf 1591 Juni 9.
N. d. S. 4. fol. 104.
Poichc delli negotii ecclesiastici del marchesato di Bada si e
comminciato a dar conto et potria cssere che parte ne scrivesse il
nuntio all' impcratore, so molto che vi sia da fare con i soldati
Suizeri, non lasciarö desiderar a V. S. Illm» quel che mi e avisato.
*) Von diesem Gemütszustand des Markgrafen Ernst Friedrich, ins-
besondere von einer Neigung zu konvertieren ist anderweitig nichts über-
liefert. Die Nachricht dürfte demnach auf blosses Gerede, das dem Nun-
tius zu Ohren kam, zurückzuführen sein. Parallel laufende Erfindungen
von protestantischer Seite auf Kosten des Hofpredigers Zehender s. unten
No 28. — 2) Wolfenweiler, Bez.-A. Freiburg. In unsern Akten findet
sich nichts auf diesen angeblichen Vorgang bezügliches vor.
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688
t. Weech
La marchesa vedova, se bene fece la professione della fede, non
giuro di restar vedova, et per il natural desiderio Ii compagnia con
giusto colore di aiuto per il figlio et suoi negotii ridotta in casa del
conte Carlo di Zolleren, dopo essersi stato 15 giorni, si marito seco
con licenza de' tntori del figlio1) et con molto concorso de' baroni
tedeschi. *)
L* Ill,DO d'Austria et il dottor Pistorio rai scrissero il dubbio
ch* ha l'imperatore, che volendosi ritornar la religione cattolica nel
marchesato di Bada, i Suizeri heretici aiatassero Ernesto luterano;
mi hanno richiesto aiuto, accio i Suizeri cattolici impedischino Ii
heretici da questa impresa.3) Per mille ragioni mi e parsa cosa non
solo dificillissima, ma impossibile per trattarla, come loro la scrivono,
ma non Ii ho replicato le difficolta, per non farli disperar deir im-
presa, et ho risposto, che si andarä facendo, che disponerö alcuni di
questi capi et Ii mandarö con buona volonta in questo negotio alla
dieta generale de tutti che si fa al fine di giugno in Bada4), dove
haveranno loro ä mandare, che proponga questo negotio et dimandi
alli cattolici, che stiano ambedue le parti neutrali senza dar aiuto ne
all* uno ne all' altro; spero che Ii riuscira et si va incaminando.
Dopo questo aviso a X mi arrivorno lettere del detto Pistorio
coii aviso, che si e gia publicato il testamento 5) per ordine di quella
Maestä et si aspetta hora la contirmatione delli serenissüni t uteri, et
subito si comminciara l'essecutione con il restituir la religione
cattolica. Faecia Dio, che ricsea prosperamente et io non lascio di
dar animo con le lettere, accio commincino sapendo il costume delli
heretici, che e cedere a chi fa da dovere et resistere bravando ä
chi solamente dice.
Von da an sind im 4. Bande des Nunziatura di Swizzera
keine Berichte des Kardinals Paravicino mehr enthalten, die sich
aut die badischen Angelegenheiten beziehen. Als er den letzten Be-
richt absandte, war er noch nicht im Besitze der Nachricht vom Ab-
leben des jungen Prinzen Ernst Jacob, die er wohl sicher nach
Rom gemeldet hätte. Dass er dieses nachgeholt hat, ist mehr als
wahrscheinlich. Vermutlich ist der betreffende Bericht verloren ge-
gangen oder in einen andern Band geheftet worden (vgl. das Bei-
spiel oben S. 677), wo man ihn wohl finden, aber nicht suchen kann.
Übrigens fand im August 1591 die Thfitigkeit des Kardiuals Para-
vicino als Nuntius in der Schweiz ihren Abschluss. (Eidgenössische
Abschiede Bd. V Abt 1. S. 1986.)
') Die Vermählung erfolgte zu Sigmaringen am 13. Mai 1591, Freib.
Diöcesauarchiv 4, 116. Erst am 13. Juli erteilte Papst Gregor XTV. die
nötige Dispens a a. 0 117. Ein hierauf bezügliches Breve dieses Papstes
an Herzog Wilhelm von Baiern s. unten No. 31. — 2) Die Zeugen des
Ehevertrags a. a. 0. S. 120 — 3) Vgl. hiezu Stieve a. a. 0. S. 38. —
*) Baden im Argau. — ') Dies war am 13. Mai geschehen. Stieve a, a.
0. S. 38.
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Zur Gesch. des Markgr. Jakob DI. t. Baden u. Hachberg. f,89
II.
26. Ex lUtrxs P. JRectoru MMeimensis 1590 Juii 18. Gleich-
£*>itia?r Auizitu 'i
Grossh. Hit u*- und Staatsarchiv Karlsruhe.
Peracta cum Pappo disputatione, cum illustrissimus marchio
Jacobus adversariorum infirmam et variam doctrinam advertis9et
simalqoe intelligeret Hunnium*) concertationem subterfugere, animum
plane adiecit ad religionem romanam catholicam utque sola firmis
niteretar fundamentis. Me itaqne praeterita septimana ad se accersito
rogavit primum, ut concilii Tridentini decreta suae celsitodinf legcrem
et, si qnae difficiliora fortassis occurrerent,explicarem, in quem laborem
integer dies impensus, praesente et legente concionatore aulicö noper
etiam converso. Notabat autem sua celsitudo in bac lectione
accurate, qnae ab adversariis iniqne explicari et catholicis afhngi
solent; qnae una ipsi fuit conversionis causa; duaruni deinde dierum
ieinnio ad faelicem innovationem animum praeparavit addiditque
totins noctis vigiliam eamqne orationibus et aliis piis exerettiis tribnit,
mane reconciliandus ecclesiae; qoia vero neednm constitutum altare
Emmetingae nec templum reconciliatum, peracta res tota est in
monasterio Tennen bachensi8), presentibus rev. dominoD. suffiraganeo
Basiliensi*), rev. dorn, abbate monasterii caeterisque religiosis, dorn.
Hanlein, rectore universitatis Friburgensis, aulicis nonnullis catho-
licis et reliquo populo. Confessus est primum prineeps, tum vero
omnibus audientibus professionem fidei fecit secundum formam con-
cilii Tridentini, demum me celebrante sacra communione refectus
est. Haecque ea pietatis significatione praestitit, ut plerique vix
lacrymas continuerint. His absolutis habita concio et post illam
sacrum solenne celebratum ab abbate in pontificalibus, musico con-
centu et organis, de sanetissima trinitate; eo finito decantatum Te
deum laudamus. Indc itum ad mensam, ubi, cum e praeeipuis quidam
adesset hereticus, cum eo statim disputationem iniit prineeps familiärem
idque tandem effecit, ut homo convictus solum suis fratribus nite-
retur eosque, si catholici fiant, sequi promitteret. Admiror in prin-
cipe industriam disserendi de quocunque articulo fidei facilitatem,
') Auf der Rückseite von gleichzeitiger Hand: Relatio ex Patris Mols-
hey mii Jesuitae literis trnnscripta de Conversione Domini Jacobi Marchio-
nis Badensis ad ödem oatholicam anno 1590. Der Bericht ist an den
Bischof von Strasburg, Johann von Manderscheid, gerichtet wie aus dessen
Schreiben an Markgraf Jakob d. d. Zabern 30. Juli 1590 (im Groash.
Haus- und Staatsarchiv) hervorgeht. Der Rektor des Jesuitenkollegiums
in Molsheim war P. Theodor Busaeus. Vgl. Schnell im Freib. Diöc-
Arch. 4, 92 Anm. 1. — l) Über Aegidius Hunnius s. den Art. von Gass
in der Allg. D. Biogr. 13, 415. — >) Thennenbach, Cisterzienserabtei, eine
Stunde von Emmendingen. — *) Marx, Bischof von Lyda i. p. i., Weih-
bischof von Basel.
ZeiUchr. f. Qesch. d. Oberrh. N. T. VII. 4. 44
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t. Weech.
laborera, quem in hoc solum impendit, ut alios convertat, in quem
tinem propria manu conscriptos habet locos communes de contro-
vcrsiis articulis, quos perpctuo circumfert: non dubito quin plures
et quidem non infimae sortis homines in suam sit pertracturus
sentcntiam. Jara conjugem marehionissam fere lucri fecit, aulicis
nobilibus et plerisque aliis dubitationem iniecit: molitur causas suae
conversionis in futuras nundinas '). Laudetur Deus, qui primum hunc
imj)erii principem a Lutheranisino abstractum nobis catholicis adiecit:
Altera mutationis die, memor profcssioiüs tidei, qua insinuatur. ne
aliam quis doctrinam a catholica patiatur apud sibi subditos. tradi
eonseriptis literis ad amptmannos totius marchiouatus aliosque
superiorcs iubet, ut omuibus predicantibus silentium imponant, neque
quemquam in posterum eoncionari permittant, claves templi Iis
acoipiant, ne ad illud pateat aditus, nisi cum pueri baptizandi; ip-
sisque predicantibus signiticent. ut intra trcs hebdomadas domos
suas evacuatas advenientibus pracparent, et ni converti velint, iufra
trium mensium spacio marchionatu cedant.
Quaeruntur nunc alii catholiei; operarii: colliguntur undique
imagines et statuae, pracparantur altaria antea eversa; vestes sacrae.
reliquiae et alia ornamenta; summa, nova fiunt omnia. Adscribunt
nonnulli rustici fertilitatem istius anni huic commutationi, quam
dominus Deus cognoverit ; pro^ndent et ipsi magna parte in reli-
gionein catholicam, ut facilis videatur haec futura inuovatio. Princeps
tot us laetus alacritcr curat omnia neque unquam ait sc maiori
perfusum laetitia quamdum ad catholicam religionem accessit. Quatuor
e uostris desiderat, qui initio in hac vinea aliquamdiu laborent, dum
parrochi colligantur boui et docti, qui hic desiderantur. Vos rogate
dominum messis, ut mittat operarios in vineam suam. Duo cappucini
iam in vineam illam conducti sunt.
Datae 18. julii auno millesimo quingentesimo nonagcsimo.
27. föiraet aines verthrawUchen Schreybens vom 10. August i
(alten Stiles — 20. August neuen Stils) 1590, das Ableben des Mark-
grafen Jakob betr.
Gr<is>li. Hn ts und St>i«t*<tr fvv K<irUr>:: e ')
Euch kann ich vertraulich nicht pergen, das marggrave Jacob
zu Baden, welcher heute fünf Wochen in dem closter Gengenbach (sie!)
unserer religion Augspurgischer confession widersagt und sich zu
*) Bezieht sich auf die von dem Markgrafen dem Dr. Pistorius auf-
getragene Veröffentlichung der Motive seines Übertritts. — 2) Dieser
„Extract" ist ein Beischluss eines Schreibens des Herzogs Ludwig von
Wirteinberg an Markgraf Ernst Friedrich von Baden vom 14. (24.) Au-
gust 1590. Eine ,;Copiu dieses Extracts befindet sich im Kgl. württem-
bergischen Geh. Haus- und Staatsarchiv in Stuttgart. Auf den Verfasser
weist keine Spur hin, er gehört dem protestantischen Bekenntnisse an
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Zur Gesch. des Markgr. Jakob III. v. Baden u. Hachberg. 691
der andern begeben, am verschinen freytag den 7. diß monats
Augusti1) zn mittemtag zwischen 11 und zwölf nhrn zu Ementtingen
mit todt abgangen. Die ursach dessen ist dysenteria^ welche Se Fürst-
liche Gnaden 8 tag darvor, sobaldt Sie von Sigmaringen dahin ge-
langt, angestoßen hat. Sie wollen (also ist es von den ihenigen, so
darbey gewesen, geschriben worden) ain erbärmliche zeyt gefüert
und onerhördte vill scdes, iha deren biß in die 4000 und auch, wie
man Sie geöffnet, wenig intestinen mehr, darzu ein riß in dem magen
gehebt haben. Se Fürstliche Gnaden seind eben in vollem werckh
der religions enderung in dero herrschafften gewesen, haben das
min ist er htm gäntzlich darnider gelegt, die kürchen gespärt und die
praedicanten abgeschafft, allain inen zu tauffen und jedem ain viertel
ihar zum abzug zugelaßen. Endtgegen aber der weychbischof zu
Costanz2, schon angefangen die Kürchen von neuen zu weyhen und
priester dahin zu ordiniren, auch hatt hertzog Wilhelm in Beyern
ain stattliche Verordnung zue sollicher enderung gethon, als ainen
thumbheiTU von Speyer (so ainer von Metternaeh *) und ain für-
bindiger eufferiger mann in derselben religion sein soll, jetzt aber
Seiner Fürstlichen Gnaden von Beyern rhat und dero jungen herr-
schafften hofmaister ist) dahin abgevörtigt. Der ist vor 8 tagen mit
z weyen gutschen ankhommen, mit kostlichen schankhungen von
kürchen ornateu zu dem neuen religionwesen , welche über die
4000 fl. wherdt sein sollen. Dise pottschaften sampt grave Carlin
von Zollcrn scind am verschinen zinstag4) zu bemeltem marggraven
abgerayst mit fürstlich Beyerischem bcvelch, Seinen Fürstlichen
Gnaden zu gratuliern, die muncra zu praesentiern und die religions-
emlerung helffen zu befürdern. Wie sie aber an dem volgenden
mittwoch5) zu Seinen Fürstlichen Gnaden gelangt, haben sie dieselben
in den Verzügen des thodts befunden. Darauf Sie also an dem freytag
hernacher, wie obgehördt. verschiden. Sein Fürstliche Gnaden sollen
von jungen herrschaften ain freulin*) und aber dern gemahel
(jraiidam und purtui inoximam verlaßen, jedoch disponiert und
hochgedachten hertzogen von Beyern zu ainem Vormunden, auch
verners geordnet haben, das man mit vorgehabter religionsenderung
ongcseuinbt procediern solle. Da würdt aber nun vill an gelegen sein,
wie sich Seiner Fürstlichen Gnaden brueder, herr marggrave Ernst
Friderich darein schickhen werde. Und würdet dabey auch ausgeben,
daß marggrave Jacob bey der neu angenommenen religion biß iu
sein thodt verhardt seye.'; Die obberüert Beyerische pottschaft hat
l) Am 17. August neuen Stiles. — *) S. oben S. 67G. — 3) Adolf Wolf
von Gracht, genannt Metternich. — *) Am 4. (14.) August. — 5) Am 5.
(15.) August. — b) Unrichtig. Es waren zwei Töchter: Anna und Jakobe.
— ^) Bei den Akten ist eine gleichzeitige Aufzeichnung über des Mark-
grafen „bekhandtnus zur zeit Ir F. Gn. absterbens". Es lautet: „catholisch
bin ich, catholisch bleib ich, catholisch wil ich sterben, da helf mir Gott
zu.M Dass Markgraf Jakob bis zum letzten Atemzuge dem katholischen
Glauben treu gebheben sei, bestätigt auch ein Brief des Markgrafen Ernst
44*
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692 *« Weich.
den weg nach Spayer genommen , umb das testament dahin zuthon
und wider«, was zur conörmation dar vormundtschafft dienstlich, zu-
handeln. Pia clyaodieu und karchen oroaten, welche der herUog
von Bayern dahin geschickht, hatt man auch wider hinweckh und
ghen Freyborg verwharlich gethon biß zo weitteren gelegenheit.
Die forstlich laich solle zue Kaden begraben werden. Datum
IQ. Augusti a« etc. 90.
28. Brief eines Ungenannten, das Ableben des Markgrafen Ja-
kob betr. Vurlach 1590 August (28).*)
Orossh. Haus- und Staatsarchiv Karlsruhe.
Das ^erschienen freyttag umb 11 uhren zu mittag marggraff
Jacob von dieser weit abgeschieden, hab ich in meinem jungst aus-
reißen von 8peyr durch den allhieigen garttner dir zu rock entbotten,
versiehe mich, werde es verricht haben, hab cum Hlustrissimo mec,
da ich daheim gewesen, hinauff gesollt, Blust rissimus ist gestern
wider alhie angelangt, der rath, die mit Ihr Fürstlichen Gnaden
hinauff gezogen, ist man disen abend, außerhalb Remchingen und
hauptman Schornstetters, welche daroben bleiben mußen, noch
gewertig.
Illustrissimus hatt die huldigung in eventum, quia vidua marchionis
Jacobi gravula, tanquam tutor et curat or aut successor von dienern
Friedrich an den Landgrafen Wilhelm von Hessen d. d. Karlsburg 11.
(31.) Sept. 1590 (Grossh. Haus- u. Staatsarchiv). In diesem heisst es:
„Obwol Sein unser« bruders und gevatters Liebden seeligen sich durante
morbo su der papistischen religio» bekant, auch in solcher zu sterben
mehrmaln verlautten laßen, auch die diener und hoffgesindt zu derselben
zu treten hefftig gemant, so befinden wir doch hingegen zu bestendi^em
bericht, daß S. L. gleich vor seinem letsten seuffzen diae wordt geredt
haben solle: „o herr Jesu Christe, in deine handt bevelh ich dir meinen
geist, seye mir gnadig und barmhertzig", und darauff alsobaldt seeliglich
zu Gott entschloffen, darauß wir dan in kein zweiffei setzen, weil S. L.
den rechten eckhstain unser erlösung, Jesum Christum behalten, denselben
auch in solcher seiner höchsten noth so getreulich und flehenlich ange-
ruoffen, ob S. L. schon, durch veranleittung ettlicher von unser wahren
religion abtrinniger und abgefallner buoben, enderung in der religion fur-
zunemmen im werckh gestanden, daß dannocht S. L. durch disen mittler
und einigen unsern hailandt die ewige freude und seeligkheit erlangt ha-
ben werden." Man sieht daraus, welchen herben Kummer und welche
ernste Sorge dem Markgrafen Ernst Friedrich der Übertritt seines Bru-
ders verursachte.
') Über den Verfasser des Briefes lasst sich nur sagen, dass er sich
in Diensten des Markgrafen Ernst Friedrich befand und trotz seiner aber-
gläubigen Leichtgläubigkeit dem gelehrten Stande angehörte, wie sich
aus den lateinischen Citaten ergiebt.
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Zur Gesch. des Markgr. Jakob HI. v. Baden u. Hachberg. 693
and undertbonen eingenomen. Testamentum adest, der frstorios and
sein anhang, welche meines gnedigen forsten und heim nitt erwartet
haben, haben dasselbig und was albereit von kirchen ornaten, so
^tlich 1000 fl. werth soll sein, von forsten und herrn marggraff
Jacoben verehret worden, hinweg genomen und aaßgeriüen, hatt nit
allein jetzt, sonder zuvor vielfeltig beschehen erfordern bey Ihr
Fürstlichen Gnaden sich nit eingesteht, trouet dem wettet nitt.
Marchio Jacobus petiit sepulturam Badenis, sed puio in conventu
crastmo omnium consüiariorum eo conclusum iri, ut Pforteheim
deducatur funus, quod porro ddiberabitur tempus dabit, vide omni-
potentiam Dei, quod homo proponit, Dem disponit. Es werden ohne
zweiffei mancherley dieses ohnversehenen fahls halber hin und wider
spargirt werden und manchem ein Spiegel sein, wie es in warheitt
auch einem zu herzen gehn soll, sonderlich was bey diesem obitu ex
hac vita glaubwürdig sich verloffen, da es ahn tag soll komen,
wie es ohne zweiffcll nit verschwiegen wirdt bleiben. Furnemlich
hatt sich aber, so albereit kundbar, sich zugetragen, als man den
leichnam balsamirt und in den sarck legen wöllen, ist sein gewesener
boffprediger1) vor dem sarck gestanden, ist ohnversehens ihme aus
mundt und naüen ein gus mitt blut, mehr als in ein gusseil gehen
möcht, heraus gefahren und den todten cörper damit besprengt. Da
hatt sonst ein hoffdiener gesagt: „o herr Hans, das blutt schreitt
noch über euch am jüngsten tag.** Da ist er gleich davon und
nacher Freyburg außgerissen. Seithero sagt man, das er quasi
desperatus darin umbgehe und sagt, er wiß, wan man ihn nit bald
umbbring, so mus er im selbs ein todt anthun.2) Wie meinstu, das
Pistorium das gewissen treiben werdt, wiewoll ich glaub, er hab keins.
Dergleichen quasi miraculosa hat sich mehr begeben, die zu schreyben
zu lang. Wan die begräbnns angestelt wurdt, will ich dir zu wissen
thun, wie und welcher gestalt; da du lust, kanst selber herauff komen
und was sich allenthalben verloffen nach notturfft umbstendlich ver-
nemen. Datum Durlach den 13. August a° 90.
29. Graf Friedrich von Wirtemberg-Mfmpdgard an Herzog
Ludwig von Wirtemberg. Mömpelgard 1590 September 13 (23)**)
Königl. Geh. Haus- und Staatsarchiv Stuttgart.
Freundlicher lieber herr vetter und gevatter. Wir haben auch
') Johannes Zehender. — ') In ähnlicher Weise wird von katholi-
scher Seite über den Gemütszustand des Markgrafen Ernst Friedrich ge-
fabelt (s, oben 8. 687). — 8) Postscriptum eines Briefes desselben an den-
selben vom gleichen Datum, Dank für Zusendung des herzoglichen Bau-
meisters betr. Graf Friedrich hatte an dem Religionsgespräch in Baden
(s. oben 3. 668) teilgenommen, auch nach demselben mehrfach den Mark-
grafen Jakob ermahnt, am lutherischen Bekenntnis festzuhalten.
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t. Wecch.
biß anhero die aigentliche erkhundigung thun lassen, wie es doch in
warhait mit marggraff Jacobs ableiben beschaffen, damit wir E. L.
desto besser dessen außfürlichen verstendigen mochten, aber eher
nicht dann discr tagen bekhommen, welliche wir E. L. hiemit freundt-
lich ubersenden thun, und sehn uns in disem fall für nächlich und
guet an. demnach weylanden sein marggraff Jacobs gewesnen hoff-
prcdiger, Zehender gcnandt, E. L. alumnus ') und durch sein aposta-
sierung nicht die geringste bcfurderung besagtes marggrafen abfals
gewesen, die soltcn uff mittel und weg bedacht sein, damit er
Zederer (sie!) zur handt gepracht und seiner verwürckhung nach
andern zum cxempel gestrafft werden möchte, dessen wir E. L.
unangemeldet nicht underlassen khennen. Und sein dero wie vor-
gesagt allen freuudt und vetterlichen willen zuerzaigen genaigt willig.
Datum ut in literis.
(gez.) Friedrich.
Beilage zu diesem Schreiben.
Daß erstlich Ihro Fürstliche Gnaden bey den baiden graffen
von Zimmern und Zollern uff der jagten gewesen und als sie uff ein
suntag in großer eyll wegen einer newen meß1) starckh nach hauß
postiert, zu Villingen den mittag imbis genomen, gantz hitzig und
durstig gewesen, haben sie ihre laßen ein blatt mit khürschen bringen,
die mit großer begirdt geßen und darauf wasser getrunckhen, darauß
ein ruohr und leibwehe ervolgt und also allcrhandt darzugeschlagen,
daß sie selbig legers gestorben.
Und sagt man, daß Ihr Fürstlich Gnaden, als man die geöffnet,
2 oder 3 löcher im magen gehabt, die sindt aber gar nit durchgangen
und also nit, wie man fürgeben, ursach seines todtes gewesen.
Pistorius und sein häuf haben fürgeben, daß die Evangelischen
ine vergeben haben laßen.3)
Als Ihre Fürstliche Gnaden befunden, daß sie sehr angefangen
schwach zu werden, haben sie ihren herrn bruoder, marggraff Ernsten
*) Zehender war aus Württemberg gebürtig. In vorliegendem Brief
ist sein Name irrig „Zederer" geschrieben, an dieser Stelle in Zehender
korrigiert. — z) Auf Sonntag den 12. August (neuen Stils) war die Abhal-
tung des ersten katholischen Gottesdienstes in Emmendingen anberaumt. —
3) Die an Kardinal Paleotto gerichtete Relation (s. oben S. 660 f.) behauptet,
der Markgraf sei durch Kirschen vergiftet worden: assnssinato con certe
cera*e. In den Berichten des Pistorius und nach ihnen auch des Nuntius Para-
vicino ist kein Urheber der angeblichen Vergiftung namhaft gemacht. Dem
Markgrafen Ernst Friedrich blieb indes nicht verborgen, dass man sich
nicht scheute, ihn selbst dieses Verbrechens zu bezichtigen. Am 11. (21.)
September schreibt er an den Pfalzgrafen und Administrator der Kur-
pfalz, Johann Kasimir: aus aufgefangenen Briefen habe er ersehen, dass
man ihn beschuldige, er habe seinen Bruder umbringen lassen. Er trage
deshalb Bedenken, um gehässige Nachrede zu verhüten, dessen Sohn zu
sich zu nehmen, den er aber doch der Mutter nicht lassen könne. Er
erbittet den Rat des Pfalzgrafen. Dieser antwortet am 14. (24. / Septem-
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Zur Gesch. des Markgr. Jakob III. v. Baden u. Hachberg. 695
laßen zu sich erfordern, aber Pistorius hatt die brieflF zu lang uff-
gehalten, also daß Ihre Fürstliche Gnaden zu spatt khomen.1)
Als marggraff Ernst so langsam khomen und er zu vilmahlen
nach ime mit großem verlangen gefragt, hat er letzstlich gesagt : „Ich
sihe woll, mein bruoder hat mein vergeben". Darauf er tcstament ge-
macht, in wellichen er neben den tutoribus auch verordnet, daß sein
gemahl solt nider khomen, wer gefatter sein solt, da es ein junger herr.
Da Ihre Fürstliche Gnaden schwach worden, haben sie ihre
hofjunckhern und ambtleut berieffen und vor ihrem bett ein meß lesen
laßen, auch allerhandt hailchtumb, so der hertzog von Bayern ge-
schickht, für daß bett bringen laßen, und sagt man darbey, daß Ihre
Fürstliche Gnaden da bezeugt, daß sie uff dem catholischen römischen
glauben bliben und sterben wellen, wie dann bald darauf verschiden.
Als bald hernach marggraf Ernst den 29. augusti2) ankhomen,
haben Ihre Fürstliche Gnaden die fürstliche wittib uff Höchberg
füeren und daßelb hauß mit 300 Soldaten besetzen laßen.
Sontag vor Bartholomei3) ist allen evangelischen predigern wider
ihre pfarren zuversehen bevolhen worden.
üf den tag Bartholomei*) zwischen 3 und 4 uhren ist die witib
nider khomen und ein jungen herrn geboren.
Den lezsten augusti5) hat marggraff Ernst diesen jungen herren
teuffen und Jacob Ernst nennen laßen, haben ine ußer tauff gehaben
an statt marggraff Ernsten und der ganzen landtschaft Eberhardt
von Remchingen, Jacob Varenbülcr und D. Felber.
Pistorius hat [sich] understanden, disen jungen fürsten romisch
ber: er begreife, dass den Markgrafen diese Verläumdung kränke; doch
solle er sich daran nicht kehren. Er selbst sei auch wegen seines Ver-
haltens gegenüber seinem Neffen und Mündel verläumdet worden. Den
jungen Prinzen solle er möglichst schnell zu sich nehmen, um ihn in der
wahren Religion zu erziehen. (Grossh. Haus- und Staatsarchiv Karlsruhe.)
Die Grundlosigkeit der besonders von Pistorius festgehaltenen Be-
hauptung, dass der Markgraf vergiftet worden sei, hat schon Zell
in der vornehmen Objektivität die seine oben öfter erwähnte Arbeit aus-
zeichnet, zugestanden. Stieve hat aber hiefür ein geradezu klassisches
Zeugnis beigebracht, die Mitteilung des bei Jakobs Tode anwesenden
Grafen Karl von Zollern in einem an Herzog Wilhelm von Baiern gerichteten
Schreiben d. d. 20. August 1590, dass der Markgraf an Dysenterie ge-
storben sei. Vgl. Stieve, Die Politik Baierns 1. Hälfte, S. 30 Anm. 2.
') In dem oben citierten Brief des Markgrafen Ernst Friedrich an
den Pfalzgrafen Johann Kasimir wird ebenfalls Pistorius beschuldigt, er
habe des Markgrafen Gegenwart „nicht leiden oder sehen können". —
2) Dieses Datum kann nicht richtig sein, wie die weiter unten zusammen-
gestellten Data (nach altem und neuem Kalender) ergeben. — e) 23. Au-
gust a. St. = 2. Sept. n. St. — *) 24. August a. St. = 3. Sept. n. St.
Für den gregorianischen Kalender trifft natürlich die Bezeichnung des
Tages durch den Heiligennamen nicht zu. — 5) 31. August a. St. = 10.
Sept. n. St. Der Name des jungen Prinzen war übrigens Ernst Jakob.
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v. Weech.
teufen zu laßen und mit ainer seigammen gehandlet, deß sie der
fürstin wittib sollt ain brieff antwortten, in welchem er anzeig and
bericht gethon, wie sie den jungen forsten durch weiber soll teuften,
aber es ist ime nit angangen, dann als die seugam an den thoren
ersuocht worden und den brieff ander den brüsten gehabt, ist der-
solbig (weil er etwas zu groß oder Tilleicht die brüst zu dein ge-
wesen) durch die Soldaten ersehen, genomen und hernach marggraff
Ernst aberantwort worden.
Den 26. Augusti1) nachts umb 2 uhren ist marggraff Jacobs
leichnam Ton Emmendingen durch die beschribne lehenleut mit
oorischen und aim christlichen psallmen (Bütten wur im leben sein«! )
ein stuckh wegs für den fleckhen getragen worden, da ein wagen
gewartet, uff welchen man ine gelegt und gehn Weißweilen*) und
von dannen an den Rein gefüert, daselbst ist ein schiff mit 8 mus-
cetenschützen bewart gewesen, darein hat man den todten leichnam
gestelt, und seind die lehenleut selbigen tags biß under Straßburg
gefahren and uff hanauischen Boden1) gegen abent angefahren, die
nacht die bow verwacht, den volgenden sambstag sind sie mit dem
todten leichnam in ain fleckhen, so marggrevisch gewesen, *) ankhomen.
Sontag*) hernach so der 29. gewesen, umb 8 oder 9 uhren, seind
sie mit der baar zu Turlach ankhomen, hat man die mit corischen
und christlichen gesang empfangen, und als man schier zur statt
khomen, ist marggraff Ernsten gemahel mit andern grevin und der
burgerschafft im laid da gestanden, der leich biß in daß schloß nach-
gangen. Daselbst hat man die bar in die schloß cabeln gestelt biß
zu marggraff Ernsten widerkhunfft, so den tag zuvor wider nach
Hochberg zogen, und soll man zu Ihrer Fürstlichen Gnaden wider-
kunfft den leichnam nach Pfortzheim (da der marggrafen begrabnuß)
füeren.
Ettlich sagen, Pistorius hab gerahten gehabt und vermeint, den
leichnam zu Baden begraben zu laßen.
Die Daten dieses (anonymen, aus protestantischer Quelle stammen-
den) Berichtes scheinen nicht immer genau zu sein. Wir stellen
deshalb zusammen, was das allerdings lückenhafte Material im
Grossh. Haus- und Staatsarchiv für diese Zeit ergibt. Am 10. (20.)
August erlässt Markgraf Ernst Friedrich von Fndlingen (ehe-
maliges Schloss bei Otlingen im Bezirksamt Lörrach) an die Haupt-
leute Carl von Schornstetten and Borger den Befehl, als bestellte
<) 26. August a. St 5. Sept. n. St. — *) Weisweil am Rhein,
Bez.-A. Emmendingen. — ' > Hier können die Orte Leutesheim , Freistett
oder Lichtenau in Betracht kommen. Die Herrschaft Hanau-Lichtenberg
war seit 1555 protestantisch. Vierordt I, 319. — *) Vermutlich Schröckh
(jetzt Leopoldshaien, Bez.-A. Karlsruhe), das baden-durlachisch war. —
f) Die» ist unrichtig. Der 29. August a. St. war ein Samstag.
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Zur Gesch. des Markgr. Jakob HI. v. Baden u. Hachberg. $97
Hauptleute auf dem Hause Hachberg, ohne seine Eraiichtigung in
das Haus Hachberg niemand einzulassen als seinen Rat und Obervogt
in Durlach, Eberhard von Remchingen nebst einem Diener, auch
dieses Haus gut zu bewahren. — Am 16. (26.) August erteilt Herzog
Ludwig von Wirtemberg dem Markgrafen den Rat, die Leiche
Markgraf Jacobs in Stille auf dem Rhein transportieren zu lassen,
„dann es uf dem land, als da man selbige durch frembde papistische
herrschafften füeren mQeste, aller handtgefhar mit sich ziehen möchte".
Auch solle sich der Markgraf so bald als möglich selbst nach Emmen*
dingen begeben und sich den ünterthanen zeigen nach dem Sprich-
wort: facies hominis facies leonis.— Am 16. (26.) August aus Karlsburg
iSchloss in Durlach) beglaubigt M. Ernst Friedrich bei der
Witwe M. Jacobs seinen Rat und Statthalter Wilhelm Pebliß. —
Am gleichen Tag erlässt er den Befehl an Schornstetten und Bürger,
die Markgräfin Witwe mit Dienerschaft in Haus Hachberg ein-
und ausgehen zu lassen. — Ebenfalls von diesem Tage ist eine Be-
scheinigung datiert, die Schornstetten dem markgräflichen Rüstmeister
in Karlsburg Jacob Scheffer Ober 40 Musketen samt Gabeln, 40 Hand-
rohre und 80 Paar Pulverflaschen ausstellt. — Am 18. (28.) August
schreibt aus Emmendingen die Markgräfin Witwe Elisabeth an
M. Ernst Friedrich. Sie bittet ihn, da sie vertraue, dass er ihr mit
Trost und Rat gern beispringe, mit seiner Gemalin unverzüglich bei
ihr zu erscheinen und „in solchem Iaidigen fahl" ihr tröstlich zu
sein. — Am 21. (31.) August erlässt M. Ernst Friedrich aus
Karlsburg den Befehl an Schornstetten, weil die Markgräfin Witwe
ihre Wochen auf Hachberg halten wolle, solle er die Garnison mit
15 Personen verstärken, jene, welche verdächtig seien, der papistischen
Religion oder seinen Gegnern geneigt zu sein, in den Flecken
Emmendingen zur Bewachung des dortigen Schlosses oder anderwärts
transferieren und die Nachtwache allewege durch die besten und
vertrautesten Soldaten verrichten lassen. Ein Postskriptum verfügt,
dass die Markgräfin Witwe mit ihrem Frauenzimmer auch nicht
spazierens halber das Haus Hachberg verlassen dürfe. — Am 24.
August (3. September) schreibt M. Ernst Friedrich aus Karlsbnrg
an Statthalter, Amtsverweser und Obervogt zu Durlach, er wolle auf
dringendes Bitten der Markgräfin Witwe genehmigen, dass ein Mess-
priester auf Haus Hachberg eingelassen werde; doch müsse dieser
dort verbleiben, so lange die Markgräfin daselbst sei. Wenn er gehe,
dürfe weder er noch ein anderer Messpriester Haus Hachberg be-
treten. — Am 25. August (4. September) erhalten dieselben aus
Karlsburg den Befehl des M. Ernst Friedrich, sich nach Hachberg
zu begeben, und M. Jaeobs Witwe in seinem Namen zur glücklichen
Niederkunft zu beglückwünschen. Die Taufe des Prinzen solle bis
nach der Beerdigung des M. Jakob verschoben werden, da dann er
selbst alle Anordnungen treffen wolle. 1. P. S. Wenn ein Mess-
priester in Hachberg sei, solle er abgeschafft und kein anderer ein-
gelassen werden, da die Markgräfin während des Wochenbettes keine
Messe zu hören nötig habe. 2. P. S. Wenn das Kind schwach werde,
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v. Weech.
solle es aller Einwendungen ungeachtet, der Kircheiiorünung gemäss
getauft und nicht geduldet werden, dass diesen durch einen Mess-
priester geschehe. Die Wepführung der Leiche des M. Jacob solle
beschleunigt werden. — In dem Schreiben des M. Ernst Friedrich
an den Lindgrafen Wilhelm von Hessen d. d. Karlsburg 11. (21.)
Sept., aus dem oben eine Stelle angeführt ist, heisst es: „Nachdem
uns solchs unsers bruders und ge\atters Lbd. seligen tödtlichs
ableiben angekhundet, wir auch zuvor in erfahrung gebracht, daß
der weychbischof zu Costentz in der marggraveschaft Hochberg
herumber ziehen und dieselben kirchen weyhen solle, haben wir unß
unverzüglich nach bcmelten Emendingen begeben, benandten weych-
bischoff, wie auch andere uießpriester. deren gleichwohl mehr nicht dan
einer sein pfarr bezogen gehabt, alsohaldt abgeschafft und die alten
kirchendiener unser religion bey ihren pfarren zu beharren bevolhen,
wie wir dan auch nachgehendt uff Jiartholomei jüngstverschineu (Aug.
24. a. St. = 2 Sept. n. St.) widerumb öffentlich zu allen kirchen
ermelter marggraveschafft IIochl)erg haben laßen predigen. So
haben wir auch zu unser ankhunfft gleich nachvolgende täg S. Lbd.
hinderlassene diener (so vil deren anwesendt gewesen, der Pistorius
mit seinen obpemelten consorten gleich nacher Freiburg unser un-
erwartet gezogen, auch alle kirchziehrat, so ettlich KX'K) flM wie mir
berichtet, werth sein sollen, sambt nachgemeltem fürstlichen testament
mitgenomen) '), wie auch die guardi uff dem hauß Höchberg und den
grossen ussehutz von der landtschafft anstatt aller underthonen in
unser geflicht und aidt gebürlich uff und angenommen. Und obwol
des Pistorii und anderer anzaige nach unsers bruders und gevatters
Lbd. vor seinem absterben (vermutlich also durch ungebürüche
testamentlichc Satzung)') ernstlich bevolhen, das S. Lbd. leichnam
zu Baden, also einem katholischen ortt, zur erden bestettiget, item
do S. Lbd. seeligen geraahlin einen masculum post humum gebären,
daß alßdann des ertzhertzogen und cardinals zu Oesterreich Lbd.
neben dem hertzogen zu Bayern und mehrgedachtem graff Carl zu
Zollern zu gevatter erbetten, daß kindt auch catholischer papistischer
weiß getaufft werden solle, so haben wir doch, deßen unbetrachtet,
in erwegung solch alles allein ußer des Pistorii anraithen hergefloßen,
berüerten leichnam uff dem Rhein heroberftthren und den viertten
diß Septembers (L Sept. a. St. 14. Sept. n. St.) zu Pfortzheim
zur erden bestatten, sodan oberiueltcn post humum, unser rainen
evangelischen confession und derselben ceremonien gemeß, uff dem
haus Hochberg, sonderlich weil der Pistorius durch schreiben, so
intereipirt worden, es dahin erpracticiren wollen, daß derselb solte
papistisch, auch durch ein weibsperson nothgetauffet werden, von
einen evangelischen predicanteu der christlichen gemein durch die
hailige tauff einverleiben laßen und wir (auf flehenlich ersuchen der
hinderlassenen wittib)2) neben seiner Lbd. secligen getreuer landt-
') Das Eingeklammerte von M. Ernst Friedrich eigenbändig dem
Konzept beigefügt. — *) Eigenhändig.
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Zur Gesch. des Markgr. Jakob III. v. Baden u Hachberg. 69ft
schafft das ampt der gevatterschafft getragen Sodan haben wir
auch offt beriert bauß Hochberg, uff welchem unsers bruders und
gevatters secligen Lbd. hinderlaßne gemahlin sich jetzmahlen ver-
halten thut, auch daselbsten ihrer weiblichen bürden entledigt worden,
mit einer mehren anzahl Soldaten gesterckht und verwehrt." — Die
Leiche des M. Jacob wurde am 26. August (5. Sept.) von Emmendingen
nach Weisweil gebracht, am 27. Aug. <<>. Sept.) auf dem Rhein bis
in hanauisches Gebiet, am 28. Aug. (7. Sept.) bis Schröckh gefahren
und von da am 29. Aug. (8. Sept.) nach Durlach geführt. Die
Beisetzung in der fürstlichen Gruft zu Pforzheim erfolgte am 4.
(14.) September.
Die weiteren auf die Stellung des Markgrafen Ernst Friedrich
zu der Witwe und dem nachgebornen Sohne des M. Jacob bezüg-
lichen Korrespondenzen im Gr. Haus- und Staatsarchiv sind sehr
lückenhaft und bieten nichts bisher Unbekanntes.
30. Aus einem Schreiben des Markgrafen Ernst Friedrieh von
Baden-Burlaeh an den Markgrafen Eduard Fortunat von Baden-
Baden, das Ableben des Markgrafen Ernst Jakob betr. Karlsburg
1591 Mai 24 (Juni 3).
Grossh. Haus- und Staatsarchiv Karlsruhe.
Wir geben E. L. mit betrüebtem gemüeth freundtlich zuver-
nemmen, waßgestalt der allmächtig güetig Gott weilandt deß hoch-
gebornen forsten, unsers freundlichen bruders und gevatters, marg-
grave Jacoben zu Baden und Hachberg etc. christseeligen andenckhens
Liebden nachgclaßnen jungen söhne und posthumum Ernst Jacoben
etc. verschinen mitwochs den 19. diß1) mit einem brustwehe unver-
sehenlich angegriffen, zu welchem dann andere zufäll auch kommen,
dergestalt das seine Liebden so starckh zugesezt, das dieselb in
einer stundt bey den dreyzehen paroxismis außgestanden, doch über
alle angewendte mittel nicht darbey verhüben, sonder durch beharr-
liche continuation letztlich von einem ganz starckhen zusatz und
der ungevärlich biß in die drey vierthel stundt gewehret, nach
volgenden freitags2) zwischen siben und acht uhren vormittag ausser
disem zergenglichen jamerthal zweifelsohne in die ewige freudt und
seeligkeit ist abgefordert worden
31. Papst Gregor XIV. an Ilereog Wilhelm Y. von Baiern, die
Wiederverheiratung der Markgräfin Elisabeth betr. Rom 1591 Juli 21.
Vatican. Archiv. Armaria 44. to. 35. pag. 334 f.
Dilccto filio nobili viro Gulielmo duci Bavariae.
') 19. Mai a. St. «■ 29. Mai n. St. — •) Dies war der 21. Mai a. St.
= 31. Mai n. St. Hierdurch wird die Angabe Stieve's a. a. 0. I, 39
über den Todestag des jungen Markgrafen bestätigt.
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v. Weech.
Ad eins literas, qnibos significabat reditum ad ecclesiam catho-
licam marchionis Badensis.
Gregorius PP. XTTTT.
Dilecte fili, nobilis vir. Salutem et apostolicam benedictionem.
Literas Nobilitatis Tuae calendis junii »Monachio scriptas accepimus
et ob Tuam in Nos et sedem apostolicam observantiam et ob reli-
giosam pietatem, quam in cogitationibus et actionibns Tnis ostendis,
magnifice in Domino laetati sumus. De Jacobi sane marchionis
Badensis ad ecclesiam catholicam reditu deque ipsius paulo post obitn
iam audivcramus. Raptus fuit, at opinamur, ne malitia immutaret
mentem eius et ne animam illius fictio deciperet. A Domino post-
modum etiam uxoris suae salutarem conversionem suis precibus, ut
credendum est, impetravit. Quod scribis de cohabitatione et coniunc-
tione marchionissae et Caroii a Zollern »), id ccrte minime probandom
videretur, nec enim tunc facienda mala, ut eveniant bona, nec spes
veniae incestuum ad delinquendum esse debet, maxime cum id ipsum
non modo contra sacros canones et concilii Tridentini decrcta, sed
etiam contra nostras desuper emanatas constitutiones omnino sit.
Sed cum NobilitasTua scribat, eundem comitem et ipsam marchionissam
non in contemptum ecclesiae, sed ut ab hereticorum insidiis caverent
et ne, cum essent iuvenes, incontinentiam laberentur, quin immo ad
catholicam utriusque ipsorum liberorum institutionem nec non ad resti-
tuendam in marchionatu pupilli eiusdem catholicae fidei formam
matrimonium de facto contrahere et consumare non dubitasse, in
Nobilitatis Tuae gratiam super secundo affinitatis gradu cum eisdem
dispensavimus , quemadmodum ex dispensationis literis2) nec non ex
relatione dilecti filii Joannis Pauli Castellini 8) Nobilitas Tua plenius
intclligere potent. Superest nunc ut Dominum deprecemur, ut sicut
coniugium istud ex suae beneplacito voluntatis ad multorum conver-
sionem coeptum et comprobatum videtur, ita eorundem in bono perse-
verantium omnipotentis manus custodia sit ad salutem in vitam
aetemam. Nobilitati Tuae interim apostolicam benedictionem imparamus
et salutaria omnia tibi et tuis ac ipsis etiam sponsis a Domino
deprecamus.
Dat. Romae in Monti Quirinali sub annulo piscatoris die 21. julii
1591, pontificatus nostri anno primo.
') Vgl. oben die Anm. zu No. 25. Die Vermutung, die in der Re-
lation an Kardinal Paleotto ausgesprochen ist, dass die Markgräfin ihr
Leben in einem Kloster endigen werde (Freib. Diöc-Arch. 4, 101), hatte
sich nicht erfüllt. - *> Freib. Diöc.-Arch. 4, 117. - •) Dr. J. P. Castel-
lino (auch Castellinio) bairischer Agent, s. Stieve a. a. 0. 2, 981.
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Ueber die Einführung der Kirchenbücher in Baden.
Von
Theodor Müller.
In der katholischen Kirche, speziell in Deutschland, ist
für die Einführung der Kirchenbücher das Dekret der 24.
Session des Tridentiner Konzils vom 11. November 15C3
massgebend gewesen. Gegenüber der Annahme, dass die
evangelische Kirche sich der Übung, die in Folge dieses
Dekrets in der katholischen Kirche allgemein sich ausbildete,
angeschlossen habe, hat man darauf hingewiesen, dass in
einigen wenigen evangelischen Gemeinden und Gebieten Kirchen-
bücher bez. Ordnungen, welche das Führen von Kirchenbüchern
vorschreiben, schon aus früheren Jahren sich nachweisen
lassen. Es blieb freilich die Frage, ob das nicht etwa nur
vereinzelte Fälle seien, die für den allgemeinen Bestand nichts
beweisen. Da es bisher an Zusammenstellungen genügend
zahlreicher Angaben aus den einzelnen Teilen Deutschlands
fast vollständig fehlte, so konnte man fast nur Vermutungen
darüber aufstellen, wann, wie und durch wen bei den ver-
schiedenen Konfessionen und in den verschiedenen Gebieten
die Kirchenbücher eingeführt worden seien. Bei seiner letzten
Tagung in Sigmaringen hat der „Gesaratverein der deut-
schen Geschichts- und Altertumsvereine" sich das
Verdienst erworben, die Frage zur Diskussion zu stellen und
die Sammlung des notwendigen Materials anzuregen. Die
bei der Besprechung in Sigmaringen gesammelten Nachrichten,
welche übrigens auf nicht geringe Unterschiede zwischen den
einzelnen deutschen Territorien hindeuten, ergaben das vor-
läufige Resultat, dass die ältesten Kirchenbücher bald nach
Einführung der Reformation, zuerst in reformierten, wenig
später in evangelisch-lutherischen Gebieten entstanden seien:
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702
Müller.
aus den Jahren 1525 (bez. 1531) bis 1562 wurden 24 Kirchen-
bücher nachgewiesen. ')
Ohne Zweifel werden die in Sigmaringen gegebenen An-
regungen in der nächsten Zeit Arbeiten zur Feststellung des
ältesten Kirchenbücherbestandes in verschiedenen Gebieten
Deutschlands hervorrufen. Eine Arbeit speziell über Baden
dürfte einen nicht unwichtigen Beitrag liefern. Denn die
Verzeichnung der Kirchenbücher in den „Mitteilungen der
Badischen historischen Kommission" ist, wenn auch noch nicht
abgeschlossen, doch so weit vorgeschritten, dass sich schon
jetzt ziemlich sichere Ergebnisse ableiten lassen ; und die Zu-
sammensetzung des Landes aus grossen und kleinen, geist-
lichen und weltlichen Herrschaften, die Mischung der Kon-
fessionen ermöglicht es, die Unterschiede in der Zeit und
Art der Einführung der Kirchenbücher an den mannigfaltig-
sten Beispielen zu erörtern.
Die Aufgabe dieser Arbeit besteht zunächst darin, dass
die Angaben in den „Mitteilungen der Badischen histo-
rischen Kommission", soweit als nötig, speziell für die ältesteu
Kirchenbücher, nachgeprüft und ergänzt werden.2) Sodann
muss für die einzelnen Pfarreien das Gebiet festgestellt wer-
den, zu welchem sie im Jahre des Anfangs ihres ältesten
Kirchenbuches gehörten. Hierauf sind die Angaben zu ordnen
und zu gruppieren teils nach der Zeit, teils nach Konfessionen,
') Bericht im Korrespondenzbl. des Gesamtvereins der deutschen Gesch. -
und Altertums-Vereine 40, S. 20ff. — *) Die Übersicht über die bis Ende
1<S'.*1 verzeichneten Archive und Registraturen in den Mitteilungen der
Bad. bist. Konimission No. 14, ml7ff. giebt auch die Kirchenbücher an
(nach Amtsbezirken geordnet). Ich habe diese Übersicht mit den ein-
zelnen Verzeichnissen (an einigen Stellen auch mit den Manuskripten der
Verzeichnisse) verglichen und eine Reihe von Fehlern berichtigt. Über
die ältesten Kirchenbücher habe ich nähere Angaben zur Koutrole und
Ergänzung eingeholt. Gütige Auskunft verdanke ich: für Mosbach Herrn
Dekan Nüsslc, für Kehl Herrn Dekan Loef fei, für Auenheim Herrn
Pfarrer Hilspach, für Boedigheiin Herrn Pfarrer Wilckens, für Hag-
nau Herrn Pfarrer Heudorf, für die verschiedenen Kirchen von Kon-
stanz (und Petershausem Herrn Prof. Eiselein. Einige in den ^Mit-
teilungen" noch nicht vorhandene Angaben entnahm ich aus: Frank,
Kinhengeschichte der Diözese Sinsheim; Specht, Versuch einer Ge-
schichte Lussheims; Herbst, Chronik von Britzingen; Eberlin,
Gesch. d. Stadt Schopfheim; Sievert. Geschichte der Stadt Müll«
heim; Loeser, Gesch. d. Stadt Baden; Vierordt, Gesch. der evangeli-
schen Kirche im Grossherzogtum Baden (U, S. 100).
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Über die Einführung der Kirchenbücher in Baden.
703
teils nach Territorien und Herrschaften. Es ist nun leicht
zu bemerken, dass unter den in den „Mitteilungen" ver-
zeichneten Pfarreien viele in der Zeit der Einführung der
Kirchenbücher noch gar nicht oder nur als Filialpfarreien,
Vikariate bestanden haben oder von einem benachbarten
Kloster aus, dein sie inkorporiert waren, versehen worden sind
oder sonst in der betreifenden Zeit sich in so anormalen Ver-
hältnissen befunden haben, dass eine Führung von Kirchen-
büchern von vornherein sich nicht erwarten lässt. Manche
Orte und ganze Gebiete haben im 16. und 17. Jahrhundert
so viel gelitten durch Krieg, wiederholten gewaltsamen
Glaubenswechsel, Mangel an Geistlichen etc., dass die Ein-
führung der Kirchenbücher gegenüber anderen Gebieten sich
um Jahre und Jahrzehnte verschob oder die ersten Anfänge
wieder zugrunde gingen. Nicht wenige alte Kirchenbücher
sind auch in neuer und neuester Zeit verloren worden. Das
alles muss man nach Möglichkeit berücksichtigen '), sonst
würde man bei der einfachen Zusammenstellung der Anfangs-
jahre zu dem falschen Schluss kommen, dass die Einführung
der Kirchenbücher sehr langsam, sehr ungleichmäßig und an
manchen Stellen ausserordentlich spät sich vollzogen habe.
Nehmen wir die Zahl der katholischen Pfarreien in Baden
zu 7G1 2), die der evangelischen zu 370 3), die Gesamtzahl
der Pfarreien also zu 1137 an, so haben wir in den hier be-
nutzten 5G8 Angaben über Kirchenbücher anscheinend genau
die Hälfte aller Pfarreien vertreten. In Wirklichkeit ist es
mehr als die Hälfte. Denn eine Anzahl von Pfarreien, welche
nur aus der jüngsten Vergangenheit Archivalien und Kirchen-
bücher besitzen, wird in den „Mitteilungen" gar nicht be-
sonders aufgeführt, und in einigen Orten sind mehrere Kirchen
derselben Konfession vorhanden, von denen hier in der Regel
(abgesehen von Konstanz) immer nur eine berücksichtigt wird.
Von den 568 Pfarreien, bei denen wir den Anfang der Kirchen-
bücher kennen, bleiben aus den oben angedeuteten Gründen
') Erschöpfende Vollständigkeit und unbedingte Feblerlosigkeit in den
Einzelheiten wird man von dieser Arbeit, die sich mit so vielen Kirchen-
büchern, Orten und Gebieten beschäftigt und eine übersichtliche Dar-
stellung zum Hauptzweck hat, nicht erwarten. — 2) Realschematismus
der Erzdiöcese Freiburg von 19(53. — 3) Stocker, Schematismus der ev.-
protest. Kirche im Grossherzogtum Baden 1878.
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704
Müller.
148 als späte Stiftungen (nach 1650) oder Filialkirchen in
der folgenden allgemeinen Übersiebt von vornherein ausser
Betracht Unter den übrigbleibenden 420 sind 141 evan-
gelische und 279 katholische.
I. Allgemeine Übersicht über die Zeit der
Einführung der Kirchenbücher.
1531 (Konstanz) 1 er.
kath. Kirchenbücher.
1555—1670
12 .
1571—1587
10 ,
«»
1588—1604
14 ,
28
n
1606—1621
12 „
31
n
1622—1638
14 „
16
16$)— 1655
41 »
59
»
1656-1673
U »
39 (35) kath.
1674-1690
7 .
26 (21) „
1691—1707
13 n
28 (22) ,
1708—1800
6 (5) ev.
39
(23) kath.
In längeren Perioden zusammenKefasst ergeben sich:
1681: 1, 1665—1621: 121, 1622—1665: 130, 1666—1707: 82, 1706 bis
1800: 41 Kirchenbücher.
II. Verzeichnis aller Kirchenbücher bis zu den ersten
Jahren des dreissigjährigen Krieges.
Katholische
Jahr
Ort
Gebiet,1)
Herr-
schaft
3)
Wtb.»)
H.-L.
Pf.
Diö-
cese
Ort
Gebiet,1)
Herr-
schaft
1531 Konstanz3)
1565 Kürnbach*)
(!555t)jÖ8chelbr0nn,)
1560 Kehl»)
(1561)}Auenheim,)
1663 Neckarelz
1664 ) Mosbach10)
(1665)] '
l) Nicht bei jedem Orte vermag ich ganz sicher und genau die Herr-
schaft anzugeben. Die inbetracht kommenden Verhältnisse (Landes- und
Grundherrschaft, hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Pfarreatz, Zehntrecht
etc.) sind in manchen Orten sehr verwickelt und wechseln auch vielfach.
In den katholischen Gebieten kommen besonders noch die geistlichen
Oberen inbetracht. Am einfachsten liegen die Verhältnisse in den grösse-
ren protestantischen Herrschaften und Fürstentümern: da hangt weltliches
und Kirchenregiment in der Regel ganz vom Landesherrn ab. Ich ver-
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Über die Einführung der Kirchenbücher in Baden. 705
Evangelische
Katholische
Gebiet,
Diö-
cese
Gebiet,
T, 1 _
Jahr
Ort
ff
Herr-
schaft
Ort
Herr-
iiait
1565
Göbrichen
B.-D.
1566
( )fintren
Wtb
1568
Meissenheim
Kitt
1
Pf
Srli wim irprn
150'J
IttprsliArh
Wtb
1571
IUI m
c
riligllau )
)
1575
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Pf.
c
KnnRt St Stonh 3\
, Oli. Oll.pU. )
1576
St. Job.»)
n
1577
Unteröwisheim
Wtb.*)
M.
Königheim
M.
Sandhofen
Pf.
W.
Oberwittstadt
1578
Uiffingen
Ritt.
C.
Waldshut
Oe.
1579
Gernsbach
B--B-? £&•
M.
Tauberbischofsheim
M.
•?
C.
Honstetten
Lu.
15*0
Eisingen
B-D
wende in obigem Verzeichnis folgende Abkürzungen: B.-B. (Markgraf-
schaft Baden-Baden), B.-D. (Markgrafschaft Baden- Durlach), Eb. (Graf-
schaft Eberstein), F. (Gebiet der Grafen, später Fürsten von Fürsten-
berg), H.-L. (Grafschaft Hanau-Lichtenberg), Leu. (Besitzungen der Land-
grafen von Leuchten berg) , Lu. (Besitzungen der Grafen von Lupfen),
Oe. (zu Oesterreich gehörende Gebiete), Papp. (Gebiet der Grafen von
Pappenheim), Pf. (Kurpfalz), SB1. (Abtei St. Blasien), Wtb. Württem-
berg). Die Bistümer Konstanz, Mainz, Würzburg, Strassburg, Speier,
bezw. die Domkapitel und andere Stifter in diesen Bischofsstädten be-
zeichne ich durch C, M., W., Str., Sp. — 2) St. Stephan, Taufregister und
Eheregister, April 1531 bis 1546. Vgl. unten S. 11,12. — s) Reichsstadt,
— *) Zwischen Konstanz und Kürnbach steht nach Mitt. 10, ml25
(Mitt. 14, ml 9) Bödigheim zu 1552 (Mitt. 6, m276 richtiger zu 1652).
Der 1. Eintrag ist aber von 1650. — Die Angabe über Kürnbach (Tauf-
buch) konnte ich nicht nachprüfen und ergänzen: meine wiederholte An-
frage blieb seitens des Pfarramts unbeantwortet. — *) Kondominat mit
Hessen. — Ä) Taufbuch begonnen in 56 1. Mai, erster Eintrag 1558 (Mitt.
10, ml 24). Vgl. unten S. 12. — 7) Taufbuch vom 13. Mai 1560 an regel-
massig geführt. — ") Verschiedene Herren, darunter die Böcklin von Böck-
linsau. — ») Kirchenbuch begonnen 1562, 1. Teil Eheschliessungen 1562ff.,
2. Teil Taufen 1561 ff. — ,0) Taufbuch, 1. Eintrag zum 5. Juni 1555,
dann 1 Eintrag zu 1560, 4 zu 1563, 1564 ff. regelmässig. — Mosbach und
Kürnbach hatten in diesen Jahren besonders tüchtige Geistliche. Vgl.
Vierordt I, S. 452 u. 153.
') Tauf-, Ehe-, Totenregister in einem Buch, vom 2. Januar 1571
an regelmässig geführt. — ') Ort zur Reichsstadt Überlingen, Pfarrei dem
Hochstift Konstanz inkorporiert. — 8) Taufbuch. — 4) Taufbuch 1576,
Ehebuch 1577. — 8) (Pfalz, Kloster Maulbronn).
ZoUsrhr. f. Goch. .1. Ot.errb. N. F. VII. 1. 45
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70(i
M aller.
Evangelische
Katholische
Jahr
Ort
Gebiet,
TT
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Diö-
cese
Ort
Gebiet,
Horr-
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1594
Hamsfeld
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F.
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B.-D.
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SB1.
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Radolfzell
Oe.
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1598
Reichenau
C.
Str.
Haslach
M.
W.
Bachen
F.
n
»
Gommeredorf
1599
Salzburg
B.-D.
1600
Sindolsheim'1)
Ritt.
c.
Erzingen
Su.
Burkheim
1602 Britzingen12)
B.-D.
c.
Jestetten
Su.
n
Waltershofen»8)
Ritt
i) Damals württembergisch, zu Möckmühl. — *) (Pfalz). — s) (B.
Speier.) — *) (Domkap. Konstanz.) — *) Nur im Anfang evang., 1624
katholisch. - h) u. 7) Kloster Schönthal. — 8) Herrschaft Rosenberg. —
*) Herrschaft Schellenberg. — »") 1598 errichtet, zu Kl. Schönthal. —
") Ca. 1600, „sec. 17 ineunt.tt — ") Oder 1612. — lJ) Filialkirche.
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Über die Einführung der Kirchenbücher in Baden. 707
Evangelische
Katholische
Jahr
Ort
(iphipt
Diö-
cese
Herr-
schaft
Ort
Herr-
schaft
1603
Wittenweier
Ritt.
—
—
1604
—
—
C.
Konstanz, St. Paul
C., Oe.
—
—
Schonach
>)
»
—
n
Limpach
F.
»
—
w.
Hollerbach
Ä)
1605
Schopfheim
B.-D.
Vilchband
Leu., W.
1606
Bobstadt
—
—
1607
Adelsheim«)
Ritt.
—
—
»
Dietlingen
B.-D.
—
—
Pforzheim
B.-D.
—
—
1608
Niefern
n
w.
Hainstadt
5)
—
—
c.
Hochsal
0e.,8Bl.«)
»
—
—
n
Schlatt
*)
1610
Unterschüpf
—
1611
Huchenfeld9)
B-D.
c.
Neu dingen
F.
V
—
w.
Königshofen
W.
1612
—
c.
Engen
Papp.
n
—
I»
Pfullendorf
1«)
n
—
w.
Gissigheim
Ritt.»«)
1613
Neunstetten
Ritt.
w.
Altheim
W.
n
—
c.
Hondingen
F.
n
—
w.
Neurienau
M.»)
n
—
c.
Lotstetten
Su.
1614
—
Sp.
Rothenfels
B-B., Sp.
n
—
c.
Kippenhausen
")
n
—
n
Griesheim
u)
1616
M.
Gerchsheim
Leu, M.
1617
Eberbach
Pf.
c.
Kreenheinstetten
»)
1619
—
c.
Birndorf
Oe.,SBl.
n
n
Ehingen
Papp.
»
M.
Ilmspan
Leu.
n
c.
Neustadt
F.
r»
n
Weilersbach
1620
n
Triberg
")
n
M
Petershausen
l) Herrschaft Triberg. — *) Kloster Amorbach. — *> Herrschaft Ro-
senberg (Pfalz). — 4) Fragmente älterer Kirchenbücher. — *) Verschiedene
Herren, Patronat Kloster Amorbach. — 6) Stift Säckingen. — 7) Johan-
niter. — ") Herrschaft Rosenberg. — ") Filialkirche. — 10j Reichsstadt.
— ,r) 1613 Pfarrei katholisch. — »*) Stift Wimpfen. — ") Abtei Wein-
garten, Reichsstadt Überlingen. — **) Johanniter. — 1$) Grafen v. Helfen-
stein. — Reichsstadt Rottweil, Filialkirche. - ,7) Herrsch. Triberg.
- ««) Abtei.
45*
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708
Müller.
Evangelische
Katholische
Diö-
cese
Jahr
Ort
Herr-
Ort
Herr-
schaft
schaft
1620
—
—
C.
Dogern
Oe.
i
—
—
n
Thiengen
Su.
—
w.
Bretzingen
W.i)
1621
Freistett
H.-L.
c.
Fürstenberg
F.
">
Mannheim
Pf.
Sp.
Forbach»)
B-B.,Eb.
c.
Neukirch
Oe.»)
1622
Neckarzimmern
Ritt.
n
Oberlauchringen*)
Su.
1623
Str.
Sinzheim
B.-B.
1624
Sp.
Ersingen
B.-B.*)
-
Str.
Oberachern
6>
W.
Lauda
W.
LH. Verzeichnis der evangelischen Kirchenbücher in
der Markgrafschaft Baden-Durlach.
1566 Göbrichen
1580 Eisingen
1583 Witlingen (O.)7)
1591 Linkenheim
„ Theningen (0.)
1593 Binzen (0.)
1594 Hagsfeld
„ Köndringen (0.)
1595 Weisweil (0.)
1599 Sulzburg (0.)
1602 (1612) Britzingen
■0.)
1605 Schopf heim (0.)
1607 Pforzheim
„ Dietlingen
1608 Niefern
1611 Huchenfeld h)
1630 Laufen (0.)
1634 Gundelfingen (0.)
1637 Ellmendingen
1638 Obereggenen (0.)
1639 Müllheim (0.)")
„ Auggen iO.)
„ Feldberg lO.)
1642 Badenweiler (0.)
1643 Hügelheim (0.)
1644 Ispringen
1645 Graben
1648 (nach) Keppenbach
lO.ii')
1648 Weiler
1651 Vörstetten (0.)
, „ Nimburg 0.)
i 1652 Broggingen ( 0.)
1659 Mundingen (0.)
1 1663 Betberg ( 0.)
1672 Blankenloch
1685 Langenalb
1690 Wössingen
1692 Bauschlott
1696 Nöttingen
1697 Niedereggeuen(0.)
1700 Bötzingen (0.)
1702 Eggenstein
1650 Sexau (0.^
Emmendingen (O.);1706 Brötzingen
Eichstetten iO.) 1707 Eutingen
Bablingen (0.) } 1739 Otlingen (0.)
1651 Malterdingen (0.)
Ottoschwanden(0.)
Denzlingen (0.)
11 Kirchen kommen als späte Stiftungen oder Filialkirchen nicht in
Betracht.
V
1750 Knielingen
1770 Hochstetten.
•) Kloster Amorbach. — 2) Bis 1624 evangelisch. — 3) Herrsch. Tri-
berg, Kl. St. Peter. — «) Filialkirche bis 1622. — 8) Kloster Frauenalb.
— s) I>andvogtei Ortenau. — 7j (0) bezeichnet das Oberland: die Herr-
schaften Röteln, Badenweiler, Landgrafschaft Sausenberg, Markgrafschaft
Höchberg. — 8) Filialkirche. — Schon 1637 hatte der Pfarrer, der
wiederholt fliehen musste, ein neues Kirchenbuch angelegt, das ging wie-
der verloren i Sievert S. 424). — ln) FUialkirche.
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Über die Einführung der Kirchenbücher in Baden.
709
IV. Verzeichnis der katholischen Kirchenbücher in
der Markgrafschaft Baden-Baden.
1614 Rothenfels >)
1621 Forbach'i
1623 Sinzheim
1624 Ersingen')
162» Stollhofen*)
1641 Otters weier')
1648 Rastatt
1660 Künzell' )
„ Vimbuch :)
1655 Bulach
1660 Burmersheim
1661 Gernsbach *")
1664 Stupferich
16> 6 Bühl
1676 Unzhurst
1679 Iffezheim.
16*6 Ottenheim»)
168s An a. Rh.
1689 Baden»")
1692 Kuppenheim1 )
1695 Kappelwindeck
1699 Oberweier»)
1700 Ottersdorf
1702 Elchesheim ,2)
1704 Niederb ühl12)
1707 Hügelsheim18)
1729 Haueneberstein1*)
1734 Bietigheim
1740 Selbach")
1769 Ebersteinburg.
i 169U Steinbach 10 )
13 Pfarreien mit meist sehr spatem Anfang der Kirchenbücher kom-
men als späte Stiftungen bezw. als Filialen nicht in Betracht.
V. Verzeichnis der evangelischen Kirchenbücher in
den ehemals kurpfälz. Gebieten bis zum Jahre 1653.
1563 Neckarelz
1564 (1555) Mosbach
1568 Boxberg
„ Schweigern
1575 Dallau
1577 Sandholen
1593 Heidelberg
1617 Eberbach
1621 Mannheim
1626 Mückeuloch
1630 Feudenheim
1635 Neckargemünd
1649 Ladenburg")
1650 Schriesheim
Heidelsheim
Reihen »:)
Hohensachsen
1650 Bammenthai
„ Schönau
1(>51 Walldorf
„ Ilvesheim1'")
„ Weinheim
1652 Neckarburken19)
„ Hemsbach 2<r)
1653 Laudenbach21)
M Strümpfelbrunu 17)
27 Kirchen mit spatem Anfang der Kirchenbücher kommen als späte
Stiftungen bezw. als Filialen nicht in Betracht.22)
*) B. Speier. — 2> Grafschaft Eiterstein; bis 1624 evangelisch —
) Kloster Frauenalb, 1622 die Pfarrei wieder katholisch. — «) Kloster
Schwarzach. — ») Landvogtei Ortenau (Kloster Herrenalb), 1641 durch
Markgraf Wilhelm Rektorat von Ottersweier an die Jesuiten. — *) Herr-
schaft Mahlberg. — 7) Kloster Schwarzach. — *) Seit 1660 Kondominat
von Baden-Baden und Speier, 1640 Kirche an die Katholiken. — 9) Herr-
schaft Mahlberg, erst 1686 selbständige katholische Pfarrei. — lu) 1689
niedergebrannt. — 11 ) Herrschaft Mahlberg, 1698 Kirche den Evangeli-
schen entzogen. — IJ) Stift Baden inkorporiert. — I8) Kloster Schwarzach.
— «*) Kloster Lichtenthai inkorporiert. — 1 ) Grafschaft Eberstein; bis
1624 evangelisch. — 11 ) Kondominat Pfalz und Hochstift Worms. —
»') Pfalz-Ritterschaft. - «h) Filialkirche, Pfalz-Ritterschaft. - '») Pfalz-
Ritterschaft. 20) Ort zum Bistum Worms, Patronat Kurpfalz. 1663
Simultaneum durch Vertrag. — *) 1663 Simultaneum. — 22) Zu den kur-
pfalzischen Kirchenbüchern hätten sich noch einige aus ritterschaftlichen
Orten, die zum Teil unter kurpfälzischer Oberhoheit standen, hinzuzählen
lassen.
710
Müller.
Wir gehen nun dazu über, die vorstehenden Verzeichnisse
der Reihe nach zu besprechen. Der ersten Übersicht ent-
nehmen wir die wichtige Thatsache, dass die Zahl der bis in die
Zeit vor dem dreissigjährigen Kriege zurückreichenden Kirchen-
bücher eine ziemlich grosse ist. Bis zum Ende des Jahres 1621,
also bis zu dem Zeitpunkt, wo die zerstörenden Kräfte des
Krieges am Oberrheine in Thätigkeit traten, zählen wir 49 evan-
gelische und 73 katholische Kirchenbücher, das heisst: unter
den älteren evangelischen Kirchen besitzt noch heute jede
dritte (49 von 141) und unter den älteren katholischen Kirchen
jede dritte bis vierte (73 von 279) ein Kirchenbuch aus der
Zeit vor dem Jahre 1622. Wir können demnach mit ziem-
licher Sicherheit annehmen, dass beim Beginn des dreissig-
jährigen Krieges die Einführung der Kirchenbücher in den
meisten Gebieten des heutigen Grossherzogtums Baden —
mit wenigen noch zu besprechenden Ausnahmen (Baden-Baden,
Bistum Strassburg) — so gut wie abgeschlossen war. In den
vielen Kriegsjahren des nächsten Jahrhunderts ging dann
ein grosser Teil der alten Kirchenbücher und ebenso ein
grosser Teil der späteren Ansätze zu neuen Kirchenbüchern
verloren. Für die Wiederaufnahme der Kirchenbuchführung
waren die letzten Jahre des dreissigjährigen Krieges und die
ersten Jahre nach dem westphälischen Frieden besonders
günstig: von den 420 Kirchenbüchern beginnen nicht weniger
als 100 in den 17 Jahren von 1639—1655, während aus den
vorhergehenden 17 Jahren, also aus der schlimmsten Zeit des
dreissigjährigen Krieges, nur 30 nachweisbar sind. Dass
man auch während des dreissigjährigen Krieges und während
der Kriege im Zeitalter Ludwigs XIV. überall bestrebt war»
sobald es die Verhältnisse erlaubten, eine geordnete, ununter-
brochene Kirchenbuchführung einzuführen oder vielmehr
wiederherzustellen, das beweist die Thatsache, dass es nur
wenige ältere Pfarreien giebt (45 bez. 28 von 420), in denen
das älteste Kirchenbuch nicht über das Jahr 1707 zurück-
reicht. Bei diesen wenigen Pfarreien dürfen wir den Verlust
der älteren Kirchenbücher durch irgendwelchen Zufall in
neuer und neuester Zeit in Rechnung setzen.
Die Einführung der Kirchenbücher in der Zeit vor dem
dreissigjährigen Kriege vollzog sich, wie die zweite Tabelle zeigt,
sowohl in der evangelischen Kirche als in der katholischen
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Über die Einführung der Kirchenbücher in Baden. 7 ] 1
allmählich. Sie begann aber in der evangelischen Kirche
früher. Als das Tridentiner Konzil am 11. November
1563 die Führung von Pfarreiregistern anordnete, da waren
in einigen evangelischen Gemeinden Badens bereits solche
vorhanden. Es vergingen dann noch einige Jahre, bis die
wirkliche Durchführung des Tridentiner Dekrets in den katho-
lischen Gebieten Badens erfolgte. In der Diöcese Konstanz
z. B. wurde das Dekret vom 11. November 1563 mit andern
Tridentiner Beschlüssen von der Diöcesansynode im Jahre
1567 angenommen und eingeschärft. !) Das älteste bis jetzt
nachweisbare Kirchenbuch der Diöcese, das von Hagnau, be-
ginnt erst im Jahre 1571. In der Bischofsstadt selbst hat
man erst 1575/6 Kirchenbücher in den katholischen Pfarreien
angelegt. Die nächsten Jahre und Jahrzehnte zeigen dann
in den verschiedenen geistlichen und weltlichen Herrschaften
der Diöcese einen beständigen gleichmässigen Fortschritt der
Einführung der Kirchenbücher. Ganz ähnlich verhält es sich
in den Diöcesen Würzburg, Mainz, Speier: die Einführung
beginnt erst einige Jahre nach dem Konzil, vollzieht sich
aber dann fast überall *) mit ausserordentlicher Gleichmässig-
keit. Eine Ausnahme scheint das Bistum Strassburg zu
bilden. Hier werden erst aus späten Jahren (1598, 1623,
1624) Kirchenbücher erwähnt. Es hängt das wohl damit zu-
sammen, dass in der hier in Betracht kommenden Zeit im
Bistum Strassburg ein Schisma bestand, infolge dessen die
rechtsrheinischen (badischen) Besitzungen des Bistums in die
Hände der protestantischen Partei und sodann zum Teil in
württembergische Pfandherrschaft kamen.
In der evangelischen Kirche Badens finden sich die
ersten Kirchenbücher in Konstanz. Hier hat der Rat der
damals noch reichsfreien und protestantischen Stadt im April
1531 s) (in demselben Jahre wie Lindau und Frankfurt und
») Vgl. Sambeth, Die Konstanzer Synode vom Jahr 1567 (Freibg.
Diöcesanarchiv 21, S. 150». Für den Mainzischen Sprengel erwähnt Vier-
ordt (II, S. 100 A) eine einschlagige erzbischöfliche Verordnung aus etwas
späterer Zeit (vom 22. Januar 1582). — 2) Unter den weltlichen katholi-
schen Herrschaften ist Baden-Baden auszunehmen, vgl. unten S. 714/15. —
8> Nach der Konstanzer Kirchenordnung vom 5. April 1531 soll jeder Pfarrer
Tatifen und Hochzeiten in ein Buch eintragen und eine Abschrift jährlich
dem Rat überliefern (Vierordt I, S. 298). — Im Konstanzer Stadtarchiv
befinden sich, wie mir Herr Prof. Eiselein mitteilt, Register der in der
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712
M aller.
wenige Jahre nach dem Vorgang von Zürich, 1525 6 ') die
Anlegung von Tauf- und Eheregistern vorgeschrieben. Doch
scheint dieses Beispiel von Konstanz innerhalb des heutigen
Grossherzogtums Baden zu keiner direkten Nachahmung an-
geregt zu haben. Erst von 1555 (bez. 1558) an kommen wieder
— nun aber rasch hintereinander — Kirchenbücher evangelischer
Pfarreien vor: in damals württembergischen uud kurpfälzischen
Orten, in der Grafschaft Hanau -Lichtenberg, etwas später
in Baden- Durlach und ausserdem in ritterschaftlichen Orten
(die mehr oder weniger zu den genannten Territorien in Be-
ziehung und Abhängigkeit stehen). Unter den 23 badischen
Orten, welche die ältesten evangelischeu Kirchenbücher be-
sitzen, sind sieben ehemals württembergische Gemeinden. Das
erscheint als eine grosse Zahl, wenn man bedenkt, dass im
ganzen nur etwa 23 Pfarreien des heutigen Grossherzogtums in
der hier in Betracht kommenden Zeit zu Württemberg gehörten.2)
Offenbar ist für die Einführung der Kirchenbücher am Ober-
rhein das Vorbild Württembergs von grossem Eintluss gewesen.
Ganz zutreffend heisst es im Öschelbronner Kirchenbuch:
„Dises Tauffbuch ist angefangen worden, alss Hertzog Christoph
(von Württemberg) die taufbücher anno 1558 das erstemahl
im land einführte und zu Böblingen den Anfang machte, da
sonsten im papstum sie nicht üblich waren." ') Dass die
Böblingener Kirchenbücher 1558 beginnen, und dass die
Pfarreiregister 1559 allgemein in Württemberg eingeführt
worden sind, hat man bereits in Sigmaringen erwähnt.4) Es
stimmt recht gut zu dem Bilde Herzog Christophs, dass er,
dessen Verwaltung und Gesetzgebung die verschiedensten Ge-
biete des öffentlichen Lebens durch systematische Ordnungen
umgestaltet hat, auch hierin anderen Fürsten vorangegangen
ist. In diesem Zusammenhange sei daran erinnert, dass in
jener Zeit auch die württembergische Kirchenordnung (von
Kirche St. Stephan getauften Kinder (mit Angabe der Eltern und Ge-
vattern) und Register der ebenda vermählten Personen, von April 1531
bis 1546, in einzelnen Faszikeln.
!) Vgl. Korrespondenzbl. d. Ges.-Ver. d. dt. Gesch.- u. Altt.-Ver., a.
a. 0. — J) So zählt Vierordt (I, S. 106). — 3) Diese Stelle hat Hartfelder
mitgeteilt (Mitt. d. Bad. hist. Komm. 10, ml24). — *) Korrespondenzbl.
d. Ges.-Ver. d. dt. Gesch.- u. Altt.-Ver. 40, S. 20 u. 25.
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Uber die Einführung der Kirchenbücher in Baden.
713
1503) von Kurpfalz, Baden - Durlach und Hanau - Lichtenberg
einfach übernommen wurde. *)
Fragen wir nun nach der allgemeinen Veranlassung der
Einführung der Kirchenbücher in den protestantischen Fürsten-
tümern, so müssen wir uns vergegenwärtigen, dass die deut-
schen Fürsten im Zeitalter der Reformation die Zusammen-
fassung und Erweiterung ihrer Rechte zu selbständigen landes-
herrlichen Gewalten angestrebt, eine centralisierte Verwaltung
und damit zusammenhängend ein geordnetes Kanzleiwesen
ausgebildet haben. Da nun infolge der Reformation die
Pfarreien ganz von der Landesregierung abhängig wurden,
so lag die Übertragung der durch centralisierte weltliche
Verwaltung geschaffenen Kanzleiformen auf kirchliche Verhält-
nisse, die Ausbildung einer regelmässigen Registerführung in
den Pfarreien nahe.
Ganz entsprechende Verhältnisse haben in den grösseren
protestantischen Reichsstädten (iu unserni Gebiete z. B. in
Konstanz) frühzeitig, z. T. noch früher als in den Fürsten-
tümern die Einführung der Kirchenbücher veranlasst. Es ist
jedenfalls anzunehmen, dass für Konstanz der Vorgang der
benachbarten reformierten Schweiz, speziell der Stadt Zürich,
massgebend gewesen ist. Überhaupt darf man wohl den Ein-
fluss der reformierten Kirche, zu welcher ja die meisten
evangelischen Gebiete Badens mehr oder weniger Beziehungen
hatten, für die verhältnismässig frühe Zeit der Einführung
der Kirchenbücher in Baden in Anrechnung bringen. In der
reformierten Kirche war die Verbindung zwischen weltlichem
und kirchlichem Regiment besonders eng und dementsprechend
das Aufkommen der Kirchenbücher besonders frühzeitig.
Wir gehen nun dazu über, an den drei wichtigsten Territorien
Baden - Durlach, Baden- Baden und Kurpfalz, einige besondere
Verhältnisse, die auf die Einführung der Kirchenbücher ein-
gewirkt haben, zu erörtern. In Baden - Durlach (vgl. Tabelle III)
scheint die Einführung etwas später begonnen zu haben als in
den übrigen grösseren evangelischen Territorien am Oberrhein. *)
Sie macht dann in den drei Jahrzehnten von 1580 bis 1610
t) Bassermann, Gesch. der evangel. Gottesdienstordnung in badischen
Landen S. 26. — ') Vor 1580 ist bis jetzt nur ehi Kirchenhuch nachweis-
bar, in dem an der württembergischen Grenze liegenden Orte Göbrichen.
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714
Müller.
grosse Fortschritte. Während des dreissigj ährigen Krieges,
besonders nach der Schlacht von Nördlingen (1634), haben
diese Gebiete sehr gelitten. Die Ämter Graben und Pforz-
heim wurden von den Bayern, mit denen Mönche und katho-
lische Geistliche kamen und zum Teil bis zum Jahre 1649
blieben, besetzt. Noch 1637 war unter je 12 evangelischen
Pfarreien des Unterlandes nur eine besetzt, 1639 zählte die
Diöcese Durlach zwei protestantische Geistliche. Im Hach-
bergischen Teil des Oberlandes waren statt der 28 Geistlichen
vor dem Kriege im Jahr 1642 nur zwei vorhanden, erst 1646
kam ein dritter, 1649 ein vierter hinzu. In der Diöcese
Badenweiler war geraume Zeit nur ein Geistlicher im Amte. *)
Mit diesen Thatsachen stimmen die Anfänge der Kirchen-
bücher überein. Während der ganzen Zeit des dreißig-
jährigen Krieges vor dem Jahre 1638 (vor dem Erscheinen
Bernhards von Weimar auf dem rechten Rheinufer) sind, so-
weit bis jetzt nachweisbar ist, nur drei Kirchenbücher angelegt
worden. In den letzten Jahren des Krieges und besonders
in den ersten Friedensjahren (in der Zeit der Wiederher-
stellung geordneter Seelsorgeverhältnisse) steigt die Zahl hoch
an: unter den 17 bis jetzt verzeichneten Pfarreien der Mark-
grafschaft Hachberg sind nicht weniger als 11, deren älteste
Kirchenbücher in den Jahren 1648 bis 1652 beginnen.
Viel später als in Baden-Durlach und als in den meisten
evangelischen und katholischen Gebieten beginnen die Kirchen-
bücher in der katholischen Markgrafschaft Baden-Baden (vgl.
Tabelle IV). Häufiger Regierungswechsel und fremde Vormund-
schaftsregierungen im IC. Jahrhundert, schändliche Misswirt-
schaft unter dem Markgrafen Eduard Fortunat (1588 — 1594),
Okkupation des Landes durch die Markgrafen von Baden-Dur-
lach (1594 bis 1622) und in Verbindung mit diesem Wechsel
der Fürsten und Gewalthaber vielfache mehr oder weniger ge-
waltsame (ilaubenswechsel des ganzen Landes (Vierordt zählt
ihrer acht), dies alles hatte die kirchlichen Verhältnisse in der
Markgrafschaft Baden-Baden vollständig zerrüttet, noch bevor
die Leiden des dreissigjährigen Krieges begannen. In diesem
Lande, wo an demselben Orte bald der katholische, bald der
evangelische Geistliche gerufen oder vertrieben, geduldet oder
*) Vierordt n, S. 207 ff.
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Über die Einführung der Kirchenbücher in Baden. 715
begünstigt wurde, wo selbst nach dem Jahre 1622 starke
protestantische Regierungen in verschiedenen Orten sich er-
hielten, da konnte erst im Laufe des 17. Jahrhunderts infolge
der dauernden Wiederherstellung des Katholizismus eine ge-
ordnete Kirchenbuchführung sich ausbilden.
Einige der .Markgrafschaft Baden -Baden angegliederte Ge-
biete erfordern besondere Betrachtung. In den 10 Pfarreien der
Herrschaft Mahlberg, welche die Markgrafen bis 1629 ge-
meinsam mit den protestantischen Grafen von Nassau, seit-
dem allein besassen, haben sie nur sehr allmählich und gegen
grossen Widerstand den Katholizismus einzuführen vermocht. 4)
Dem entspricht der späte Anfang der Kirchenbücher; die von
Ottenheim und Oberweier beginnen z. B. 1686 und 1699,
d. h. gleichzeitig mit der Errichtung katholischer Pfarreien
in diesen Orten. Ähnlich verhält- es sich mit der Grafschaft
Eberstein, die unter dem Kondominat der katholischen
Markgrafen von Baden-Baden und der evangelischen Grafen
von Eberstein stand. Erst 1624 wurde der Anteil an den
Dörfern der Grafschaft an katholische Seiten verwandte der
Grafen abgetreten ; die Stadt Gernsbach aber blieb noch bis
zum Jahre 1660 unter dem Einfluss der protestantischen
Grafen von Eberstein. In Übereinstimmung damit beginnen
die Kirchenbücher in Forbach und Ersingen z. B. 1621 und
1624, in Gernsbach 1661. — Bei einigen Orten der eigentlichen
Markgrafschaft Baden-Baden kommen dann zur Erklärung des
späten Anfangs der Kirchenbücher die Verheerungen des
Krieges in Betracht: in Baden, Kappenheim, Steinbach reichen
die Kirchenbücher nicht über das Brandjahr 1689 zurück.
Kurpfalz (vgl. Tab. V) unterscheidet sich von den andern
hier in Betracht kommenden Gebieten dadurch, dass es auch nach
dem dreissigjährigen Krieg bis ins 18. Jahrhundert hinein von
schweren kirchlichen Kämpfen heimgesucht worden ist. Nach-
dem die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts wiederholten Wechsel
und mehrfaches Schwanken zwischen den beiden evangelischen
Konfessionen für Kurpfalz gebracht hatte, das 17. Jahrhundert
die gewaltsamen Versuche der Einführung des Katholizismus
während der bairischen Okkupation im dreissigjährigen Kriege
gesehen hatte, da begannen neue kirchliche Kämpfe am Schlüsse
*) Vierordt H, S. 185.
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716
Müller.
dieses Jahrhunderts, als das Zeitalter der für Kurpfalz beson-
ders verheerenden Kriege dem Ende nahte, unter dein neuen
Fürsteuhaus, Pfalz-Neuburg, welches „in kaum glaublich kurzer
Zeit die Zahl der katholischen Kirchen in der Pfalz von 3 aut
212 erhob".1) So haben in der Kurpfalz Katholiken, Kefor-
mierte, Lutheraner mit wechselndem Erfolge um die einzelnen
Kirchen gestritten: man hat sich gegenseitig aus den Kirchen
vertrieben, zeitweilig in einigeu Kirchen neben einander
Gottesdienst gehalten und zahlreiche neue Kirchen errichtet.
Nur in wenigen Gemeinden vermochte sich ein geordnetes
Kirchenwesen mit fester Tradition zu erhalten. Dem ent-
spricht der Bestand an Kirchenbüchern. Es sind einige alte,
sogar recht alte Register vorhanden, die zu dem Schlüsse be-
rechtigen, dass die Einführung frühzeitig stattgefunden hat.
Aber ihre Zahl ist sehr klein: das meiste ist zerstört worden,
untergegangen. Wir haben oben die evangelischen Kirchen-
bücher von Kurpfalz nur bis zu den ersten Jahren nach dem
dreissigj ährigen Krieg verzeichnet. Bis dahin liegen die Ver-
hältnisse noch ziemlich einfach. In der Folgezeit finden wir
in vielen Orten reformierte, evangelisch-lutherische und katho-
lische Kirchenbücher nebeneinander, die meisten mit sehr
spätein Anfang.
Die vorstehenden Ausführungen dürften gezeigt haben, dass
man bei einer Darstellung der Einführung der Kirchenbücher
mannigfache geschichtliche Verhältnisse berücksichtigen muss,
um die zahlreichen scheinbaren Ausnahmen von der regel-
mässigen Entwicklung ausscheiden, die wirklichen Ausnahmen
erklären zu können.
») Vierordt II, S. 286.
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Zur Geschichte des Rastadter Gesandtenmordes.
Von
I
Karl Obser.
Das Generallandesarchiv hat vor kurzem ein Schreiben er-
worben, das einer gewissen Bedeutung für die Geschichte des
Rastadter Gesandtenmordes nicht zu entbehren scheint. Es
stammt von der Hand des katholischen Pfarrers Mathias Dietz
zu Rothenfels, — desselben Mannes also, der, wie wir uns
erinnern, am Abend vor der Katastrophe den Szekl erobersten
Barbaczy kurze Zeit beherbergt und über sein auffallendes Be-
nehmen, seine verdächtigen Äusserungen später verschiedene
Mitteilungen gemacht hat. *) Gerichtet ist es an einen Amts-
bruder in der Nachbarschaft, näheres lässt sich, — da die
Adressseite abgerissen ist, mit Sicherheit nicht feststellen.
Ich gebe das Schreiben in seinem vollen Wortlaute:
Pfarrer Dietz an N. N.
Rothenfels, 28. April 1799.
Das hiesige Militare hat die gegründete V*)[ermuthung,
dass die] Franzosen morgen kommen, ihren Gesand[ten
nöthige?] Sicherheit leisten, das Militare mit Plänkien [be-
schäftigen und] die umliegenden Örter plündern wollen; es ist
also nicht rathsam, die Gemeinde ausser Ort zu führen, um
in diesem Fall das Unglück und Unordnung nicht grösser zu
machen. Dieses muss sehr geheim gehalten werden und Ew.
Hoch würden es niemand sagen, sondern Ihrer Gemeinde andere
Ursachen vorschützen, warum die Procession auf Rothen fels 5)
') Vgl. Mendelssohn, Der Rastadter Gesandtenmord, S. 52, leider
ohne Quellenangabe; Zandt, Der Rastadter Gesandtenmord, S. 34. —
9) Das Blatt ist hier defekt; der Wortlaut ist aber leicht zu ergänzen.
— ') Nach gefl. Mitteilung des Hrn. Pfarrers Stromeyer in R. handelt
es sich wohl um eine verspätete Abhaltung der früher ortsüblichen St.
Lucasprozession
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718
Obaer.
nicht statt habe, z. B. wegen hiesiger starker Einquartierung
und von der leicht zu vermuthenden Störung in der Andacht;
ich wiederhole es auf Befehl des hiesigen Kommandanten,
die wahre Ursach der unterbleibenden Procession zu verheim-
lichen. Dieses schreibe ich auch auf Kuppenheim.
Hochachtungsvoll etc.
Wie wir sehen, trägt das Schreiben das Datum des 28. April;
da Oberst Barbaczy, denn er ist unter dem Kommandanten
zu verstehen, frühestens zwischen 6 und 7 Uhr abends in
Rothenfels eingetroffen sein dürfte, *) kann auch die Niederschrift
erst um diese Zeit, einige Stunden also vor dem Überfalle bei
der Rheinauer Brücke, erfolgt sein. Es ergibt sich des weitem
beim ersten Blick, dass diese Mitteilungen des Pfarrers durch-
weg durch den Obersten veranlasst sind. Gleichviel nun, wie
man Uber Barbaczy und die Rolle, die er bei dem Ereignisse
gespielt, urteilen mag, jedenfalls ist sie wichtig genug, um
alle Nachrichten aus diesen Tagen, die sich auf ihn zurück-
führen lassen, auf ihre Glaubwürdigkeit und ihren Wert zu
prüfen.
Sehen wir zu: Barbaczy begründet das Verbot der Pro-
cession mit der Angabe, dass am folgenden Tage ein Angriff
der Franzosen bevorstehe, die ihre Gesandten sicher über den
Rhein bringen wollten, dass es daher besser sei, wenn die
Bauern ruhig zu Hause blieben, um grösseres Unheil zu ver-
hüten. Wie verhält es sich damit? entspricht diese Angabe
der Situation?
Noch standen bekanntlich stärkere Abteilungen französischer
Truppen bei Kehl und behaupteten einen Teil der Ortenau;
erst vor ein paar Tagen, am 24. April, hatten sie noch einen
Vorstoss gegen Bühl unternommen und den Ort ein paar
Stunden besetzt. a) Aber seitdem hatten die Österreicher sich
verstärkt und ihren Gegner mehr und mehr gegen Kehl zurück-
gedrängt An einen Angriff von dieser Seite wird man also,
glaube ich, weniger denken dürfen. Dagegen lässt sich aller-
dings an sich nicht bestreiten, dass französische Truppen
zwischen Selz und Plittersdorf über den Rhein gehen und
*) Ich folgere dies aus den Daten über die Expedierung der österr.
Ordonnanz. Auth. Bericht, S. 4/5. — *) Karlsruher Zeitung, Jahrg.
1799, S. 246 ff.; v. Helfert, Rastadter Gesandtenmord, S. 89.
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Zur Geschichte des Rastadter Gesandtenmordea.
719
Rastadt durch einen raschen Handstreich besetzen konnten.
Es fragt sich nur, ob ein solcher Angriff auf österreichischer
Seite erwartet wurde, ob er überhaupt wahrscheinlich war.
Air die Nachrichten über die militärischen Operationen,
die v. Helfert und Hüffer den Wiener Kriegsakten entnommen
haben, lassen nicht darauf schliessen, dass diese Befürchtung
gehegt wurde; auch die Auszüge aus den Kriegsprotokoll-
büchern, die H. v. Sybel aus diesen Tagen veröffentlicht
hat, liefern keinen Beleg dafür.1) Im Kreise der Rastadter
Diplomaten hat man, so viel die badischen Akten erkennen
lassen, ebensowenig daran gedacht. Vor allem: eine Besetzung
des Kongressortes und Abholung der französischen Gesandten
war doch nur denkbar, wenn diese mit der französischen Gene-
ralität darüber einverstanden waren; nach dem Vorfalle
vom 23. März, wo der Strassburger Kommandant ihnen „aus
zudringlicher Fürsorge" 10 Nationalgarden zur Verfügung ge-
stellt, hatten sie obendrein ausdrücklich ersucht, „fürhin sie
mit dergleichen unverlangten Anerbieten zu verschonen, bis
sie nötigenfalls selbst . . . darum ansprechen würden" (Polit.
Korrespondenz Karl Friedrichs, III, 204). Nun befand sich
aber unter den Depeschen, die am 25. April dem franz.
Kurier Lemaire bei Plittersdorf abgenommen wurden und in
Barbaczy's Stabsquartier nach Gernsbach wanderten, ein Schrei-
') Ich weiss wohl, dass Thugut am 24. Mai 1799 Cobenzl u. a. mit-
teilt, die Besetzung von Rastadt sei beschleunigt worden, „durch das all-
gemeine Gerücht . . . . , dass Bonnier von der Erlaubnis des Direktoriums
Gebrauch machen wolle, so viel franz. Truppen, als er nötig erachte,
nach Rastadt kommen zu lassen" (v. Vivenot, Rastadter Kongress, 126),
aber diese vereinzelte Nachricht klingt durchaus unwahrscheinlich Wie
kann Thugut von einem allgemeinen Gerücht reden, wo weder die
Behörden, noch die Diplomaten in Rastadt, noch die Bewohner der um-
liegenden Orte davon etwas wissen? Und weiter: wäre die Angabe richtig,
wie wäre es denkbar, dass der in den Protokollbüchern vermerkte, offen-
bar vom 28. April stammende Bericht Barbaczy's (Hüffer, II, 357) ledig-
lich die für den 29. bevorstehende Abreise der franz. Gesandten anzeigte,
ohne jenes Gerüchts und der angeblich durch dasselbe veranlassten Be-
setzung Rastadts auch nur mit einem Worte zu gedenken? Wie die Dinge
lagen, bedurfte Barbaczy überhaupt einer weitern Mahnung zur Eile
nicht mehr, denn die Ordre des Erzherzogs vom 25. schrieb ihm die Be-
setzung des Kongressortes und die Ausweisung der franz. Gesandten un-
zweideutig vor; sie ist augenscheinlich, wie ihre Ausführung bezeugt, erst
am 28. in seine Hände gelangt.
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720 Obser.
ben der französischen Minister an den kommandierenden Gene-
ral, in dem sie auf ergangene Anfrage sich jede Hilfeleistung
verbaten1)^ wenn dasselbe auch nicht in französische Hände,
an seine Adresse gelangte, konnte und musste Barbaczy doch
daraus entnehmen, dass jenes Einverständnis, das die not-
wendige Voraussetzung des Handstreichs bildete, nicht vor-
handen war, ein Angriff also nicht su befürchten stand.
Noch auffallender erscheint die Weisung Barbaczy's und
ihre Motivierung, wenn man sie zusammenhält mit der weitern,
dem Pfarrer offenbar dringend eingeschärften Ordre, die wahre
Ursache des Verbotes der Procession strengstens geheim zu
halten. Gesetzt, der Oberst hätte wirklich, was ich bestreite,
einen Überfall befurchtet, so würde es allerdings von humaner
Denkweise zeugen, wenn er die Einwohner der umliegenden,
voraussichtlich gefährdeten Orte warnen liess, sie zu verlassen,
um eine völlige Ausplünderung zu verhüten. Aber wozu in
aller Welt das Versteckspiel? Wenn die Warnung einen Sinn
haben sollte, durfte sie den Hauern die volle Wahrheit nicht vor-
enthalten, damit dieselben ihre wertvollste Habe rechtzeitig in
Sicherheit bringen, ihre Ersparnisse verstecken, ihr Vieh bei-
seite schaffen, eventuell auch, falls die Österreicher sie unter-
stützten, sich zu bewaffneter Gegenwehr gegen die Marodeure
rüsten konnten. Statt dessen aber wird, dem vorgeblichen
Zwecke der Ordre vollkommen widersprechend, den Pfarrern
dringend absolutes Stillschweigen auferlegt! Auch diese An-
gabe Barbaczy's klingt mithin höchst verdächtig und unglaub-
würdig.
Die Frage liegt nahe: wenn die Ordre den angegebenen
Zweck nicht haben kann, welchen andern verfolgt sie dann?
Vermutlich steht sie doch wohl im Einklang mit den Weisungen,
die Barbaczy aus dem Hauptquartier erhalten. Welchen In-
halt aber hatten diese?
H. v. Sybel gebührt bekanntlich das Verdienst, aus den
Protokollbüchern des Wiener Kriegsarchivs die Einträge über
Berichte des Obersten Barbaczy und des Generalmajors von
Merveldt vom 18. April, die sich auf ihr Verhalten gegenüber
den französischen Gesandten beziehen, zum erstenmale mit-
') S. den Bericht Debry's in Häberlins Staatsarchiv, VH, 126.
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Zur Geschichte des Rastadter Gesandtenmordes.
721
geteilt zu haben.1) Im Zusammenhange mit andern Indicien,
vor allem der von Vivenot angeführten Ordre des Armee-
kommandos, „sämmtliche französische Couriere und alle Brief-
schaften und Depeschen der französischen Gesandtschaft auf-
zuheben" *), hat man gefolgert, dass jener geheime Auftrag an
Barbaczy, — der aus verschiedenen zwingenden Gründen einen
Mordbefehl nicht enthalten haben kann — , die Beschlagnahme
des französischen Gesandtschaftsarchivs angeordnet habe. Nach
dem heutigen Stande der Forschung ist diese Annahme die
herrschende, bis jetzt unwiderlegte. H. v. Sybel hat sie be-
gründet, v. Wegele ihr zugestimmt*); H. Hüffer erkennt ihre
Berechtigung an4), selbst A. Böthlingk, der im übrigen be-
kanntlich ganz andere Wege geht, pflichtet ihr bei.5) Ge-
wichtige Gründe, daran halten auch wir fest, sprechen dafür,
dass schon vor dem 18. April dem Obersten die Weisung zu-
gegangen ist, sich bei der Abreise der Franzosen ihrer Papiere
zu bemächtigen. Am Nachmittag des 28. April erfährt er
durch die badische Ordonnanz in Gernsbach, dass diese* Abreise
bevorstehe; dass sie noch in der Nacht erfolgen werde, konnte
er, wie schon Hüffer mit Recht hervorhebt6), nachdem er ihnen
eine Frist von 24 Stunden bewilligt, nicht wohl annehmen.
Entsprechend meldet denn auch ein augenscheinlich vom 28.
datierter Bericht des Obersten dem F.M.Lt. v. Kospoth, dass die
l) In der deutscheu Kundschau, J. 1876 Bd. IX, 62. Der erste lautet
18. Apr. General Merveldt an General Kospoth. Lieutenant Scheibler meldet
heute: „Herr General von Görger hat in Rücksicht auf das gestern durch
Courier erhaltene Schreiben des Obristlieutenant Mayer die Anstalten so
getroffen, dass, wenn die Szekler Husaren das Nest nicht lehr rinden, die
Sache wohl nicht fehlen wird. Hätte man nur ein paar Tage früher die-
sen Wunsch geäussert," — Der zweite: „18. April. Oberst Barbaczy an
General Görger. Berichtet, was er in Folge eines geheimen Auftrags hin-
sichtlich der zur Abreise sich anschickenden französischen Gesandten be-
reits eingeleitet hat und noch ferner veranlassen wird. Zugleich Anfrage,
ob die aus badischen Truppen bestehende Eskorte dieser Gesandten feind-
lich zu behandeln sei. * — 2j v. Vivenot, Rastadter Congress, Einleitung
S. 133. — ') Hist. Zeitschrift Bd. 46, S. 196. — *) H. Hüffer, Der Ra-
stadter Congress, II. 353—54. Der Versuch Hüffers, den Ausdruck „ba-
dische Eskorte" in Barbaczy 's Bericht vom 18. April auf die badische
Besatzung von Rastadt zu deuten, geht angesichts des bestimmten Zu-
satzes „dieser Gesandten" doch wohl nicht an. — 5) Böhtlingk, Nap.
Bonaparte, zweite Ausgabe, II, 383. — f) A. a. 0. n, 357.
Zi-itschr. f. Gesch. d. Oberrl). N. F. VII. 4. 46
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722
Obser
Gesandten am 29. abgehen würden.1) Noch am Abend begiebt
er sich nach Rothenfels, um die nötigen Vorkehrungen zu
treffen. Durch den Pfarrer Dietz vernimmt er, — und hier-
mit kommen wir zu unserm Schreiben zurück, — dass am
nächsten Morgen eine Procession aus den umliegenden Ort-
schaften und Pfarrgemeinden nach Rothenfels stattfinden werde.
Sofort bemüht er sich, dieselbe zu hintertreiben: nicht, wie wir
gesehen, aus Fürsorge für diese Orte, wie er vorgiebt, sondern —
die Vermutung liegt nahe — weil die Procession nicht zu seinen
Plänen passte. Denn, wenn er höherem Auftrage gemäss am
nächsten Morgen den französischen Gesandten, sei es in
Rastadt, sei es unterwegs, ihre Papiere abnehmen sollte, so
musste er, wie er es auch that 2), mit der Möglichkeit rechnen,
dass die badische Besatzung von Rastadt oder die den Fran-
zosen beigegebene badische Eskorte sich ihrer annehmen und
zur Wehr setzen, vielleicht auch die Einwohnerschalt von
Rastadt und den umliegenden Orten allarmieren würde. Wenn
dann aber zu Rothenfels bei der Procession eine grössere
Menschenmenge zusammenströmte, so konnte diese, von Rastadt
aus allarmirt, den Szekler Husaren leicht höchst unbequem
werden, da ihre natürliche Rückzugslinie, zugleich der nächste
und sicherste Weg zur Beförderung der Papiere, eben über
Rothenfels ins Murgthal führte. Auf diese Weise erklärt sich,
meine ich, das Verbot der Procession am besten. Auch die
Mahnung, den angeblichen Grund desselben sorgfältig geheim
zu halten, wird dann verständlich. Wäre den Bauern von
einem bevorstehenden Überfall Nachricht gegeben worden, so
würden sie sich wegen gemeinsamer Vorkehrungen verstän-
digt, eventuell, wie die Bauern des Kappler Thals, so gut es
eben ging, zum Widerstande bewaffnet haben, man hätte
dem Oberamt Rastadt zweifellos pflichtmässige Meldung er-
stattet, die Gesandten hätten es erfahren, kurz es wäre viel Lärm
gemacht und das Gelingen des geplanten Anschlags in Frage ge-
stellt worden. AU' diese Schwierigkeiten hoffte der Oberst
durch die dem Pfarrer Dietz erteilten Weisungen zu beseitigen.
In dieser Auffassung, glaube ich, dürfte der Schlüssel zum
Verständnis des Schreibens zu finden sein. Indirekt wäre
*) Hüffer, II, 357. — ') Dies beweist seine Anfrage, ob die badische
Eskorte feindlich au behandeln sei. Oben S. 721.
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Zur Geschichte des Rastadter Ge&andtenmordes. 723
damit ein weiteres Argument für die Richtigkeit der Hypo-
these gewonnen, dass es sich um einen geheimen Anschlag,
der, wie die Dinge liegen, nur in der Beschlagnahme der Ge-
sandtschaftspapiere bestehen konnte, gehandelt hat Die Frage,
wer die Ermordung schliesslich verschuldet, wird dadurch
freilich nicht berührt, ihrer Lösung nicht näher gerückt: an
anderer Stelle hoffe ich mich auch darüber in Bälde äussern
zu können.
46*
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■
Miscellen.
Nochmals Mathias von Neuenburg, in meiner Abhandlung
„Zu Mathias von Neuenburg"1) machte ich den Versuch, die feinen
persönlichen und lokalen Fäden zu verfolgen, welche in der lange
unter dem Namen des Mathias gegangenen, dann ihm aber ab-
gesprochenen Chronik auftauchen, und so eine der schwierigsten Fra-
gen der mittelalterlichen Quellenkritik ihrer endgiltigen Lösung zu-
zuführen. Heute kann ich abermals einen weiteren Beweis dafür an-
fahren, dass mindestens die älteren Teile der wichtigen Quelle auf
Mathias von Neuenburg zurückzuführen sind, und es keine ältere
geschriebene Baseler Geschichtsquelle gab. Es war schon früher auf-
gefallen, dass die Chronik sich für einen Schwaben, Heinrich Schör-
lin mit Namen, einen Diener des Bischofs von Basel, interessiert,
Soltau war geneigt, diesem Schörlin die älteren Baseler Nachrichten
zuzuweisen. Seine Heldenthaten in der Schlacht auf dem Marchfelde
werden erzählt (Kap. 19) und noch ein anderes Mal wird auf Schör-
lin Bezug genommen.2) Mit diesem Schörlin hat man nun bisher
nichts anfangen können.
Nun erscheint aber unter den deutschen Studenten, welche die
Universität Bologna besuchten, im Jahre 1323 ein „dominus Heinri-
cus Schoerlin de Basika" , den Knod3) ganz mit Recht mit dem
„Hcnricus dictus Schörlin, ofßcialcm Argeniinensem et procuratorem
Bertholdi episcopi Argcntinensis" identifiziert, der in einer andern
päpstlichen Urkunde: „magist er Henricus Stoherlin, procurator
veneräb'Uis patris, Bartholdi episcopi Argentinensis, officialis curiae
ejus" genannt wird.*) Dieser jüngere Schörlin war also fast ein
Doppelgänger des Mathias von Neuenburg , beide folgten von Basel
aus dem Berthold von Bucheck, als er Bischof von Strassburg ward,
beide waren juristisch gebildete Männer, beide traten in den Dienst
desselben Bischofs als Prokuratoren. Heinrich Schörlin war wohl
da der Nachfolger des älteren Mathias, Heinrich ward Offizial, also
') Diese Zeitschrift N. F. 6, 496—515. — 2) „Heinricus quoque Schoer-
lin Swevus, episcopi Basiliensis servitor, haben* equum indomitum pres-
suram cornus seit aeuciei exercitus regis sufferre tum Valens, tacto equo
cum calcaribu8 primus Bohemos invasit, dixitque Bex: „Tempus est, ut
Uli jitveturu u. 8. w.a (Ausgabe von Studer S. 17). pDe Viviano ecwm
cice Basiliensi, .socio predicti Schoerlini, quanta in predicto conflictu perem
gerit et de mirabilibus /actis ejus ad presens relinquou (Studer S. 20). —
*) S. oben S. 355. — *) Vatikanische Akten zur deutschen Geschichte in
der Zeit Kaiser LudwigB des Bayern. Innsbruck 1891. No. 2246 u 2244,
beide vom 22. März 1S46.
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Miscellcn.
725
geistlicher Richter, Mathias war Anwalt an demselben Gerichte.
Zwingt sich da nicht der Schluss ganz von selbst auf, dass Mathias
sich von Schörlin erzählen Hess und seine Erzählungen in die Chro-
nik aufnahm? Schörlin hielt sich im Anfang des Jahres 1^46 in Avig-
non auf, wo er seinen Auftrag, seinen Bischof mit der Kurie zu ver-
söhnen, auch erfüllte. Auch über die Dinge am päpstlichen Hofe
mag also Mathias vieles von Schörlin erfahren haben. Jedenfalls
haben wir nun einen neuen Beleg dafür, dass die älteren auf Basel
bezüglichen Nachrichten der Chronik das Eigentum des Mathias
sind und nicht auf gleichzeitig fortgeführte Gesta episcoporum Ba-
sUiensium zurückgeführt werden können. Mir scheint wenigstens
nicht — entgegen Weiland — , dass eine solche fremde Quelle dem
Mathias von Neuenburg vorgelegen hat.
Ich benutze diese Gelegenheit über zwei weitere hochverdienst-
liche Abhandlungen Ludwig Weilands zu berichten, die uns zwei
neue Handschriften, die bisher kaum gekannt waren und unrichtig
geschätzt wurden, zugänglich machten. „Die Wiener Handschrift
der Chronik des Mathias von Neuenbürg" ist von ihm im 37. Bande
der Abhandlungen der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göt-
tingen (1891) abgedruckt worden, der soeben im 38. Bande, „Die
vaticanische Handschrift" folgte. In der Einleitung zu beiden Aus-
gaben ist in sorgfältigster Weise alles untersucht, was die Stellung
dieser Handschriften aufklären konnte. Die Wiener bildet mit der
ehemaligen Strassburger (A) und dem Texte bei Urstisius (U) eine
Gruppe, allein für sich steht die Berner (B), mit ihr zeigt mannig-
fache Verwandtschaft die Gruppe, welche sich in dem Texte Cus-
pinians (C) und der Vatikanischen Handschrift (V) erhalten hat. Die
sog. Hohenberger Kapitel sind das ausschliessliche Eigentum dieser
Gruppe.
In bewusstem Gegensatze zu Wenck erklärt Weiland auch die
dieser letzten Gruppe VC zugrunde liegende Recension für ein Werk
des Mathias. Den Anteil Graf Albrechts von Hohenberg an den
verschiedenen Recensionen der Chronik festzustellen, hat Weiland
einer späteren Abhandlung vorbehalten. Doch ist nach ihm nun-
mehr die von Soltau und Wenck gegebene Antwort einer durch-
greifenden Revision bedürftig. Da auch Wenck, wie er mir freund-
lichst mitteilte, sich mit meinen Forschungen auseinandersetzen wird,
ist die überaus schwierige Frage wiederum mitten in die Kontroverse
gerückt, aus der sie hoffentlich gelöst hervorgeht. Gleichgiltig ist
sie nicht; denn es handelt sich darum, ob die Chronik dem Kanzler
Ludwigs des Bayern oder einem weit weniger angesehenen Manne
zuzusprechen ist.
Karlsruhe. Schulte.
Ein kirchlicher Traktat des Matthäus von Krakau. Der Trak-
tat, welcher im folgenden nach einer Erfurter Folio-Handschrift
(Cod. Amplon. No. 142, fol. 119) zum Abdruck gelangt, gehört dem
Beginn des 15. Jahrhunderts an. Von Interesse dürfte er sein wegen
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726
M i i c • 1 1 e n.
der in ihm enthaltenen, freilich recht allgemeinen Schilderung angeb-
licher Misstande der Zeit, ferner wegen der Person seines Verfassers.
Matthäus von Krakau ist der bekannte Professor der Theologie in Hei-
delberg, vorher in Prag; seit 1405 ist er zugleich Bischof von Worms.
Als Vertrauter und Ratgeber K. Ruprechts von der Pfalz hat Mat-
thäus auch politisch eine nicht unwichtige Rolle gespielt. Die Über-
schrift des Traktates läset vermuten, dass derselbe nach 1405 ver-
fasst sei.
Für Herstellung des Textes wurde neben der Erfurter Vorlage
auch eine Münchner Handschrift, Cod. Latin., No. 224, verwandt. Der
dort fol. 390 a.— b. enthaltene Text weicht vielfach ab, bietet aber meist
Verschlechterungen. Es konnte daher genügen, die wichtigsten Les-
arten in den Anmerkungen anzugeben. Dass diese Münchner Hand-
schrift nicht etwa die „Collationes duae factae coram papa" des Mat-
thäus enthält, wie Th. Sommerlad, Matthäus von Krakau (Hallenser
Dissertation, 1891, 101 S.) S. 73 mutmasste, mag beiläufig bemerkt
werden.
Oracio ad conpaciendum miserie sancte matris ecclesie
pro omni statu concepta per episcopum Matheum Worma-
ciensem in Polonia doctorem theologie Cracoviensem. •)
Domine Jhesu Christe, qui ecclesiam tuam sponsam vocare et
ejus amabilis et desiderabilis sponsus esse dignaris, te suppliciter ex-
oramus, ut amorem etzelum, quemadipsam habes, ostendere velis*)
et misericorditer intueri et ab ea clementer amovere digneris') tarn
multa mala, que ipsam valde perturbant, multos de filiis ejus avertunt
et quos avertere nequeunt, tibi vacare*) et in tuis quiescere non
sinunt araplexibus amorosis. tribulaciones videas et pericula commu-
niter populorum, infirmorum gemitus, tedia captivorum et penas,
viduarum lacrimas, desolacionem orphanorum, peregrinorum exilium,
timores fragilium, mestorum suspiria, clamores oppressorum, senum
defectus et incommoda, ardores et anxietates juvenum Ä), lassitudinem
et sudorem laborancium, desperacionem miserorum, tribulatorum at-
que sustinencium persecucionem , inpacienciam et lamenta, attende
misericors deus miserabilem quasi omnium religionum et tocius vite
spiritualis declinacionem et lapsum, cultus tui diminucionem per-
maximam, secularem, scandalosam et perversam clericorum conversa-
cionem6) et proveniencia inde scandala pusillorum, dampnabilem et
dampnosam prelatorum vitam, ignoranciam etT) negligenciam, rcbellio-
nem et inobedienciam subditorum, principum et potentum et magna-
torum8) tyrannidem, corrupcionem et iniquitatem judicum etexinde'i
J) In Codex M. mit abweichender, jodoch ebenfalls gleichzeitiger
Überschrift, zum Teil in roter Tinte: Oracio efficacissima magistri Mathei
de Cracoria, de infelicitate mundi oracio ad deum. — >) M.: ut zelum
tuum, quo ipsam zelas, digneris ostendere. — *) M. om. et ab ea — dig-
neris. — 4) M. om. multos — vacare. — 5) M. om. ardores — juvenum.
— •) M. : conversacioDem ac vitam et proveniencia ex hiis gravissima. —
') M. om. vitam — et. — *) M.: magnatum. — •) M.: exinde sequencia. —
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MiBcellen.
727
oppressiones, gravamina et calumpnias pauperum, libertatem et exalta-
cionem Judeorum ad rodendam paaperes usuris, ad sui confirmacionem
erroris, conyersionis obicem, et tibi et nomini tno blasphemias in-
ferendam1), multitudinem sectaram et heresum ac hereticorum ver-
sucias, qui fidem et scripturam tuam pervertunt et consequentem ex
hiis magnam simplicium seductionem , pertinaciam scismaticorum,
qui tunicam inconsatilem dividere moliuntur, et hii*) nimis prevalent,
conculcacionem') cleri, sacramentornm irreverenciam, auctoritatis et
clavium ecclesie vilipendium4), suppressionem yeritatis, quam vix
audet dicere quispiam vel audire dignatur, depredacionem ecclesiarum,
justicie pulsionera, proscripcionem honestatis, ambiciosum dominandi
appetitnm, humilis subjectionis5) fagam, dominancium superbiam,
serviencium infidelitatem, virilis sexos effeminacionem,feminei inpuden-
ciam, mundanorum animositatem, gloriacionem et pompam, servornm
tnornm homiliacionem •) et despectum. Uli cervices erigunt et ex-
altant7) et exaltantur in seraetipsis, isti non aadent levare caput säum
sed saturati afflictione et miseria in tenebris conticescunt dernom
respice tarn generale virtutum exterminiom et inundanciam viciorum,
ut sicnt ait propheta, non sit misericordia, non veritas, non sciencia
dei in terra*); maledictum et homicidinm, furtum et adulterium»)
regnant, simonia, pravitas, usura dominantur et dolus, mendacium et
falsitas principantur. et sie dum iniquitas habundat, refrigescit Caritas
et fervor devocionis extinguitur ac nimium evanescit. intuere domine,
sed oculis pietatis10), quam inmemores sunt homines11) passionis tue
et ingrati de omnibus, que eis misericorditer tribuisti, oribus heu ad
tuam injuriam et voluntatem diaboli miserabiliter abutuntur12»; quantus
est in eis ardor luxurie, ut et innaturalia'8» et abhominabilia peccata
ab omni sexu, etate pariter et ordine conmittantur. quanta pompa
in voce14) et gestibus, indumentis et utensilibus, quanta gulositas et
excessus in eibis et potibus, quam rara fides in cordibus, veritas in
verbis, puritas in factis, sed vanitas vanitatum omnibus se inmiscet,
inicium peccati superbia15) omnia occupat et radix omnium malorum
cupiditas et concupiscencia undique dominantur. et contra omnia
hec rarissimus est, qui zelum dei babeat, vicem suam teneat aut se
pro domo domini mumm opponat, ita ut, quasi nullo adhibente
medelam moribus, invaleant usque ad mortem u). et quia bec talia non
sunt, que te inflectant ad misericordiam sed pocius iram tuam pro-
▼ocentet1') vindictam, scientes tum quod tu, o misericors domine 18 \
!) M. om. libertatem - inferendum.-2) M. : heu. — *) M.: oppressionem.
— *) M. om. auctoritatis — vihpendium. sacramentornm irreverencia hinter
dignatur. — 5) M.: subjeccionem. — •) M.: conculcacionem. — 7) M.: ex«
ultant in rebus possimis. — *) Oseas4, 1. — *) M. hinter adulterium: inun-
davernnt, Caritas refriguit, habundat iniquitas, regnat symonie pravitas. -
,0) M.: et paciencie. — n) M.: amarissime passionis. — M) M. om. oribus —
abutuntur. — ") M.: ut eciam inmiserabilia. — l4) M.: eorum superbia in
Bermone Etatt pompa in roce. — 1Ä) M. om. omnibus — superbia. —
1€) M. om. et contra — mortem. — lT) M.: ad statt et. — >') M.: misereris
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728
Miscellen.
dam iratus es, misericordic recordaberis videntesque, quod tarn gra-
viter offenderis et paciens es, inhonoraris et sustines, blaspheniaris
et taces, contempneris et expectas, ex bac ipsa tua paciencia capimus
orandi hduciam, nec tum de merito oracionis nostre sed clemencia
bonitatis tue confidentes, precamur — tu nosti, si humiliter vel de-
vote — *), quatenus super tantam multiplicitatem miseriarum nostrarum
non se contineat multitudo miscracionum tuarum sed inpietati nostre
pietas tua clementer occurrat et de regno tuo cuncta scandala tollat 2 «.
det ipsa vexatio malorum, quam in mundo velimus nolimus patimur,
intellectura auditui, ut cognoscamus, quam durum est contra stimulum
tue rectitudinis calcitrare. inple facies eorum ignominia, qui de pra-
vitatibus3) suis non erubescunt sed gloriantur, cum malefecerint. ut
confundantur et*) erubescant et convertantur valde velociter et querant
nomen tuum, necnon in chamo et freuo maxi 1 las eorum constringe,
qui aliter ad te approximare non curant sicque eciam nostras rebelles
ad te converte propicius voluntates. et si forte uos ex rigore justicie
tue peccatores non exaudis, presertim quia peccare non desistimus,
atteiide tum preces et lacrimas, gemitus et suspiria, clamores et vota,
dolores et merita5) omnium fidelium et devotorum tuorum gemencium
et dolcncium super abhominacionibus istis pessimis, quos gravis de-
fectus') tenet pro peccatoribus derelinquentibus legem tuam; qui dum
videut adeo prevalere diabolum et7) nomen tuum sie inhonorari et
contempni, tantam dampnacionem et periculum animarum. merore
contabescunt et dolore deficiunt, nec sufficiunt eis ') et lacrime ad tot
mala,prout desiderant,deploranda. borum igiturdilectorum et tediligen-
cium, nichil nisi gloriam tuam desiderancium et salutem animarum'».
devotos audi clamores, dignas preces exaudi, sauetas letilica animas
et amarissimum sed lü) pium luctum eorum in gaudium svave converte,
daque gloriam nomini tuo et illam detestabilem demonum gloriam
cxclude, ne ipsi hostes nostri superbiant et dicant, manus nostra ex-
celsa, dum eos tibi auferunt11), quos tuo precioso sanguine redemisti,
sed per graciam tuam age pocius, ut nobis ad te toto corde conversis
plena sit unio, concordia, pax et Caritas in ecclesia tua et tarn miro
quam merito populus tibi serviens augeatur12), et unoquoque peccatore
de omnibus, quibus majestatem tuam offenderant, penitenciam agente,
unum et commune sit gaudium angclis in celo et tuis dilectis in
mundo et tibi deo creatori et redemptori nostro debita reddatur gra-
ciarum actio, laus, honor et gloria per infinita seeuia seculorum amen.
München. G. Sommerfeldt.
omnium ac eciam dum. -- *) M. 8tatt tu — devote, vor precamur: ea qua
possumu8 humilitate. — 2) M. statt et de regno — tollat: ne de benignitate
paciencie et longanimitatis tue, qua nos ad penitenciam expectas, thesau-
risemus nobis iram [?] in die relevacionis justi judicii tui. — 3) M. : vani-
tatibus. — 4) M. om. confundantur et. — s) M. statt vota — merita: piam
vocem. — Ä) M. statt defectus: de facto. — *) M.: et menbra ejus. — b) M. .
eis vires et. — ^) M. statt animarum: proximorum. — l") M. om. amarissi-
mum sed. — ") M.: auferunt et ad inferna detrahunt. — ") M. om. plena
— augeatur.
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Miscellen. 729
Zur Eheschliessung im 15. Jahrhundert. Das Missivenbuch
der Stadt Colmar p. 143 enthält zum 12. Jnni (crastino Barnabe) 1445
ein sehr interessantes Schreiben an Landau, welches auf die Auf-
fassung damaliger Zeit über die Ehe ein sehr bezeichnendes Licht
wirft. Es handelt sich um einen frühern Diener Colmars, Hans
Wild v. Hergßhcim, der sich ohne Erlaubnis aus der Stadt entfernt
hatte, nach Landau gezogen war und hier ein eheliches Weib ge-
nommen hatte. Da sich hier Gerüchte erhoben, er solle sich mit
einer Tochter zu Colmar zu Zeiten, als er dieser Stadt Diener ge-
wesen, „bekumbert" und ihr etliche Gelübde gcthan haben, wandte
sich auf seinen Wunsch Bürgermeister und Rat von Landau an
Colmar, um Erkundigungen einzuziehen. Der Stadtmeister und Rat
von Colmar beschieden nun ihren Bürger Hans Ileydoltzhem und
dessen Ehewirtin, der betreffenden Tochter Eltern, vor sich und
teilten ihnen das betreffende Schreiben mit. Die erklärten nun, ihre
Tochter Clore dem Hans zur Ehe gegeben und verlobt zu haben,
wobei sie sieh auf Zeugenaussagen berufen konnten. Dem fügten die
Herren von Colmar bei: „Er habe dann auch gute Zeit bei ihr in
der Ehe gewohnt, sein Handwerk getrieben und „gekarcht4* und die-
selbe Tochter geschwängert. Danach habe er sich von Schulden
wegen, als man sagt, aus der Stadt gemacht, und als er dann nach
einiger Zeit heimgekommen, habe er dieselbe Tochter vor den Rat
der Stadt gefordert, sie daran zu weisen, ihm als ihren eheliehen
Mann beizuwohnen, darin nun die Herren von Colmar auch um die
Zeit so viel redeten, dass sie sich zu ihm thun nnd er sich ehrbar-
lieh und freundlich halten sollte, als sich denn in der Ehe gebürt;
und es versprach auch Hans Wild dein damaligen Stadtcmeister in
seine Hand, dieselbe Tochter für seine Ehewirtin zu halten und
auch sie zur Kirche zu führen, sobald das sein möchte. Danach ist er
aber wieder zu zwei Malen von ihr fortgelaufen. Wenn er sich nun
verantwortet, er habe sie nicht zur Kirche geführt und meint, ihrer
darin „embrosten44 zu sein, so ist aber hieobenan in unserm Bistum1)
und wie wir verstehen auch in andern Bistümern Gebrauch: wo man
die lutte ze de ee zesamen verlupt und gipt oder se sich
einander selbs nement und villicht sehs oder zehen iare
also bi enander sitzen, wiewöl sie dann nit ze Kirchen
gangen, so halt maus doch für ein ee, und ob sie kint bi
einander geberent, halt man ouch für eliche, salß sie ouch
sind. Also hat man auch denselben Knecht bei uns dafür gehalten,
und besonders seine Zunft, da er bei uns zünftig und sesshaft war;
denn hätte man es nicht dafür gehalten, wir hätten sie nicht also bei
uns lassen sitzen, nachdem wir niemand in unserer Stadt gestatten,
öffentlich bei der „uneeu zu sitzen. Doch so meint die Tochter: nach
dem er sie gehalten habe, wolle sie seiner gern „emprosten" sein.
Wenn derselbe nun zu I^indau ein eheliches Weib genommen, so be-
dttnkt uns solches schwer genug, „das wir aber zu uch stellen." [Col-
mar St.-A.] Hagenau. H.Witte.
') Basel.
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Litteraturnotizen.
Ein Werk ausdauernden Fleisses ist das von Josef Leopold
Brandstetter im Auftrage der allgemeinen geschichtsforschenden Ge-
sellschaft der Schweiz bearbeitete „Repe rtori um Uber die inZeit- und
Sammelschriften der Jahre 1812—1890 enthaltenen Aufsätze und
Mitteilungen schweizergeschichtlichen Inhalts". (Basel.
Geering.) Nicht weniger als 336 Zeit- und Sammelschriften sind
dem Inhalte des Repertoriums zugrunde gelegt, das für alle zu-
kunftige Untersuchungen ein willkommener Wegweiser sein wird.
Nicht aus dem Titel, wohl aber aus der Vorrede erfährt man, dass
das Werk denn doch eine leider recht fühlbare Lücke offen lässt.
Jene 336 Zeit- und Sammelschriftcn sind nämlich fast nur solche, die
in der Schweiz erschienen sind. Anfangs sollten alle nicht schweize-
rischen Zeitschriften überhaupt ausgeschlossen bleiben, später sind
diejenigen Zeitschriften der Nachbarstaaten herbeigezogen, deren
Mitteilungen auch schweizerische Stoffe behandeln. So ist z. B. unsere
Zeitschrift berücksichtigt worden, es fehlen aber Organe wie die
Historische Zeitschrift, Forschungen zur deutschen Geschichte, Mit-
teilungen des Instituts f. österr. Geschichte, Alemannia u. a. mehr.
Wir wollen damit keinen Tadel erheben und wissen sehr wohl, dass
auch hier das Beste der Feind des Guten ist, aber gerade bei einem
bibliographischen Hilfsmittel muss man sich klar bewusst werden,
was bietet es und was bietet es nicht.
In den Annales de l'Est IV, 433 -465, V, 392-447. VI, 27-119
und 219—292 hat Ch. Pf ister eine eingehende Untersuchung über das
Elsässische Herzogtum in der Merovingischen Zeit, die
Legende der h. Odilia und die Denkmäler auf dem Odilien-
berg gegeben. Bei der Bedeutung des Gegenstandes verdient die-
selbe hier etwas ausführlicher angezeigt zu werden, um so mehr als sie
an neuen Resultaten nicht eben arm ist. Der Beweis freilich für
die im ersten Artikel aufgestellte Behauptung, dass das Herzogtum
im 7. Jahrhundert erst die Einheit des Elsass geschaffen habe, dass
das Elässische Herzogtum im Süden auch den Sorngau und das
Land bis zur Aar umfasst, dass dem einen Herzog auch ein Graf,
ein domesticus, ein Bischof für das ganze Gebiet entsprochen habe,
hat keinerlei zwingende Kraft, dafür ist das äusserst dürftige und
lückenhafte Quellenmaterial mit zu weit fliegender Kombination ver-
wertet und andrerseits, soweit es z. B. in den Heiligenleben vorliegt,
nicht mit genügender kritischer Vorsicht behandelt.
Auch für die Darstellung der Entwicklung der Odilienlegende,
welche der zweite Artikel bringt, trifft dies zum Teil zu. Hier wäre
es von höchstem Wert gewesen, die Etappen auf dem Wege der
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Litteraturnotizen.
731
Legendenbildung zeitlich so scharf wie möglich zu fixieren. Pfister
macht auch den entschiedenen Ansatz dazu, aber weder ist seine Alters-
bestimmung der Vita Hildulfi, die den Keim der Legende enthält
und von ihm in die Mitte des 9. Jahrhunderts gesetzt wird, irgend-
wie gesichert, noch ist vor allem seine Datierung des Berner Codex
Msc. 47, welcher zuerst unterm 13. Dezember einen ausfuhrlichen
Eintrag Ober das Leben der h. Odilia bringt, richtig. Pf. scheint
ihn selbst nicht eingesehen zu haben, sonst würde er die Schrift,
die im günstigsten Falle dem Ende des 10. Jahrb., wahrscheinlich
aber dem 11. Jahrh. angehört, unmöglich dem 9. Jabrh. zuweisen.
Die St. Galler Handschrift Nr. 577, welche die ausgebildete Legende
die Vita Otiliae in der ältesten Fassung enthält, möchte ich viel
eher für das Ende des 10. Jahrh. als für die Mitte, wie Pf., in An-
spruch nehmen. Die Schrift zeigt eine merkwürdige Mischung alter
und neuer Elemente, ihr altertümliches Aussehen mag leicht auf die
Eigentümlichkeit der St. Galler Schreibschule zurückzuführen sein.
Allerdings lässt sich nun die frühere Annahme nicht mehr halten,
dass die Legende erst im 12. Jahrh. entstanden sei — das ist ein Haupt-
verdienst der Pfisterschen Untersuchung — und es fällt damit auch
die Hypothese won ihrem Ebersheimer Ursprung. Andrerseits liegt
aber auch die von Pf. behauptete ununterbrochene Tradition über
die h. Odilia, die sein Hauptargument für ihre geschichtliche Exi-
stenz bildet, nicht vor. Ungefähr ums Jahr 1000, also erst drei Jahr-
hnnderte später, tritt uns die Legende in völliger Ausgestaltung ent-
gegen, nachdem vorher in Hohenburger Urkunden, namentlich in
den Privilegien Ludwigs des Frommen, nirgends der h. Odilia Er-
wähnung gethan worden ist. Ausserordentlich dankenswert sind die
Mitteilungen Pf s über die handschriftliche Überlieferung der Vita,
die er vom 11. bis ins 15. Jahrh. auch in den deutschen und fran-
zösischen Übersetzungen verfolgt und zum Teil collationirt hat ; statt
seiner Analyse der Vita hätte ich jedoch lieber eine textkritische
Ausgabe geboten. Bei der Darstellung der weitern Schicksale des
Hohenburger Klosters entwickelt Pf. in sehr ansprechender und
überzeugender Weise einen Gedanken, den Roth bereits 1856 in
seiner vortrefflichen Studie über den Odilienberg kurz angedeutet
hatte, dass nämlich in dem Streit der beiden Klöster Hohenburg
und Niedennünster im 12. Jahrh. das sogenannte Testament der h.
Odilia gefälscht worden und von Niedermünster zur Behauptung
seiner Ansprüche gegen Hohenburg , dass ein gefliehtes Diplom
Ludwig des Frommen vorlegte, vorgewiesen worden sei. Am Schlüsse
der Untersuchung geht Pf. dann noch auf die Ebersheimer Chronik
und die Art ein, wie dort die Vita Otiliae verarbeitet worden ist,
und teilt aus einer bisher unbekannten Pariser Handschrift Bruch-
stücke mit, die jedoch zu unsrer Frage keinen Bezug haben.
Im dritten Artikel verfolgt Pf. die Geschichte des Hohenburger
Klosters im 12. Jahrh., namentlich unter der Äbtissin Herrad von
Landsberg, ihre Gründung von St. Gorgon und Truttenhausen, wobei
irrtümlich die Bestätigungsurkunde Herzog Friedrichs auf den
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732
Litteraturnotizen.
18. August 1181 statt auf den 18. April angesetzt ist. Auch bemerke
ich, dass sich von diesem Diplom wie von der Bulle Papst Lucius III.
1185 April 20 die Originale im Nachlass des Canonicus Straub
wieder gefunden haben. Eingeheud wird dann die bekannte Stein-
säulc mit den Skulpturen besprochen und ihre Entstehung meines
Erachtens nach mit Recht auf das Ende des 12. Jahrh. , eben die
Zeit der Herrad verlegt. Ausführlich wird ferner die weitere Ent-
wicklung der Odilienlegende im spätem Mittelalter untersucht, be-
sonders eine verlorene Vita in Versen, die P. Ilugues Peltre seinem
Buche „La vie de sainte Odile vierge" 1699 zu Grunde gelegt hat.
Hier sind die Odilienkapellen bei Seherweiler und bei Freiburg i. B.
bereits durch entsprechende Zuthaten zur Legende verwertet, Pf.
wendet sich darauf zur Genealogie der Etichonen, einer Frage, die
m engem Zusammenhang mit der Geschichte der h. Odilie steht.
Er weist überzeugend nach, wie aus den urkundlichen Namen eines
Honauer (artulars um das Jahr 1500 etwa die erste genealogische
Tabelle geformt worden ist und wie dann bald hernach dieselbe in
breiterem Kähmen von neuem aufgestellt wurde. Dieses Honauer
Material benutzte dann in sehr freier Weise Hieronymus Gebweiler
und mit ihm beginnt zugleich die Verkettung der Habsburger
mit dem Stamm der Etichonen. Indem Pf. die Ableitung der
Zaehringer davon nur gelegentlich streift, ohne die neuesten scharf-
sinnigen Untersuchungen über diese Fragen irgendwie zu berück-
sichtigen, behandelt er ausführlicher die von J. Havet zuerst gründ-
lich entlarvte Fälschung der Vita Odiliae des Jerome Vignier, indem
er die geschickte Mache derselben und ihre gegen die Herzöge von
Lothringen gerichtete, im Dienst der französischen Politik stehende
Tendenz näher beleuchtet. Zum Schluss werden die Schicksale des
Hohenburger Klosters bis auf unsre Tage verfolgt und die Frage
nach der Echtheit der Reliquien wird dahin gelöst, dass trotz der
Grabschändung der Revolution die wirklichen Gebeine der h. Odilia
noch heute verehrt werden. In einem Anhang bringt Pf. eine Reihe
bisher nicht edierter Hohenburger Urkunden aus dem 12. — 14. Jahrh..
die den Ken» der Frage allerdings gar nicht berühren, und Auszüge
aus einem Nekrolog von Etival, das eine Anzahl auf Hohenburger
Nonnen und Geistliche bezüglicher Vermerke enthält.
Der Schlussartikel behandelt die Denkmäler des Odilienbergs
zum Teil in einer von der herrschenden Meinung abweichenden
Weise. Wenn auch die phantastischen Ausschweifungen von Voulot
verurteilt werden, so werden doch gewisse Felsbildungen, sogenannte
Dolmen, als Begräbnisstätten der prähistorischen Zeit, dem Stein-
alter zugewiesen und auf den Berg wird für die gallische Zeit mit
Sicherheit der Kultus der keltischen Göttin Rosraerte verlegt. Die
Konjektur wird für Pf. im Handumdrehen bereits zum zweifellosen
Glauben ohne den Schatten auch nur eines Beweises. Sehr dankens-
wert aber sind seine Untersuchungen über die Heidenmauer, in die
zugleich alle ähnlichen Mauerreste auf den Höhen der Vogesen
hineingezogen werden. Pf. findet eine Übereinstimmung jenes ge-
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Litteraturnotizen.
733
■wältigen Werkes nur mit der Umfassungsmauer der Frankenburg,
er hält dasselbe nicht für sakrale, sondern für profane Zwecke be-
stimmt, den Umwohnern, als befestigte Zufluchtsstätte zu dienen,
weist aber ausdrücklich die Schneider'sche Hypothese von ihrer Ent-
stehung in spätröraischer Zeit zurück. Ich vermag seinen Aus-
führungen über die bekannte Stelle bei Ammian, die Festungsbauten
Yalentinians betreffend, eine gewisse Berechtigung nicht abzuerkennen
und sein Vergleich der Heidenmauer mit den grossen gallischen
oppida, dem Mont Beuoray z. B. , dem Bibracte des Caesar, oder
Alesia wird nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen sein. Doch
dies zu entscheiden ist Sache der Archäologie. Für römisch hält
Pf. nur ein Kastell, das auf der Stelle des heutigen Klosters ge-
standen haben soll und auf dessen Existenz die Spuren eines tiefen
Grabens wie die gepflasterten Wege hinweisen. Der von der Heiden-
mauer umfriedete Raum wurde Wildpark, blieb in einer Hand und
ward schliesslich Eigentum des Klosters, bis dasselbe im 15. Jahrh.
in Stücken zerfiel.
Wenn auch die Untersuchungen Pfisters, eine Vorarbeit für
seine angekündigte Geschichte des Elsasses, nicht immer die Grenzen
kritischer Vorsicht innehalten und trotz der gegenseitigen Beteuerung
sich der Beschwörung, dass die Odilienlegende für jeden Elsasser
wenn nicht ein religiöser so doch ein politischer Glaubensartikel sei,
nicht ganz zu entziehen vermögen, so bieten sie doch der weitern
Forschung soviel Anregung und zugleich so viel gesicherte Ergebnisse,
dass sie als ein wichtiger Beitrag zur Kunde der ältern heimischen
Geschichto bezeichnet werden dürfen. W. Wiegand.
Der zweite Band des Urkundenbuches der Stadt und Land-
schaft Zürich, das J. Escher und P. Schweizer bearbeiten, ist
soeben abgeschlossen (Zürich, Höhr 1892). Diese zweite Hälfte führt
von 1248 bis an das Ende des Jahres 1254. Auch in ihm erscheinen
viele unbekannte Stücke, besonders aus den Archiven der Klöster
Rüti, Wettingen, ötenbach, Töss, Kappel u. s. w. Bekanntlich sind
die Grenzen des Unternehmens weit gesteckt, so dass es uns auch —
wie man dankbar anerkennt — Urkunden liefert, die man nicht so-
fort dort suchen würde, ich nenne nur die Urkunde der beiden Edlen
von Tengen, worin sie dem Kloster Wettingen das Recht einräumen,
jährlich zwei Mühlsteine aus dem Steinbruche bei der Burg Tengen
zu beziehen (No. 767). Sehr stark sind natürlich die päpstlichen
Urkunden vertreten, die gerade in den Tagen Innocenz' IV. für
Deutschland überhaupt zahlreicher waren, als in irgend einem andern
Pontifikat des 13. Jahrhunderts. Aus einem Vergleich mit Bcrger's
Registerveröffentlichung ergiebt sich, dass viele Stücke überhaupt
nicht in die Registerbände eingetragen wurden, und unter diesen
sind gerade recht wichtige Stücke. Die beigegebene Facsimiletatel
giebt zwei deutsche Stücke von 1252 und 1254. Das letztere bietet
den ältesten Rechtspruch des Züricher Rates, wodurch die Aus-
sätzigen für erbfähig erklärt werden. Auch bei dieser Gelegenheit
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734
Litteraturnotizen.
tritt die Verwandtschaft mit dem Rechte der Stadt Konstanz wieder
hervor. Ganz besondere Sorgfalt ist anf das Register verwendet
worden. In einer besonderen Auseinandersetzung sind die „Grund-
sätze für Anfertigung des Registers" genauer, als im 1. Bande schon
geschehen war, dargelegt. Es ist dabei der Vergleich mit den Grund-
sätzen der übrigen grossen Urkundenbflcher ins einzelne durchgeführt,
so das diese „Grundsätze" sehr wohl beachtet werden sollten.
Charakteristisch für die Grundsatze sind besonders die Beibehaltung
des Alphabets (es ist also nicht D und T, F und V zusammengelegt),
schwierigerer Nachweis von örtlichkeiten in Anmerkungen zum Text,
nicht im Register, Ordnung der Personen innerhalb eines Geschlechtes
oder einer Amtsstellung in chronologischer, nicht alphabetischer Folge.
Ganz besonders dankenswert ist es aber, dass das Register bei jedem Ge-
schlechte die Standesqualität feststellt, so heisst es, „Affoltern . . frei-
herrl. Geschlecht", „Atsch . . Kiburg. Ministerialen" u. s. w. Ebenso
ist unter den Herren auf die Ministerialengeschlechter verwiesen, so
z. B. unter Habsburg „vgl. auch die Ministerialengcschlechter : Baar,
Baldegg, Biber, Buch, Dogern, Gesaler . . . .M Durch diese Fest-
stellungen, welche vielfach umfangreiche Forschungen voraosetzen,
ist dem Benutzer viele Arbeit erspart. Einige Korrekturen zum
Register seien angefügt. Blumpenbach ist ein Burgstall bei Walds-
hut Die oberelsassischen Herren von Bütcnheim waren Freiherrn,
nicht aber die Fleckenstein. Der Einsiedler Mönch Uolricus dt
Haselu gehört zu den aus Niederhasli stammenden Freiherrn; der 1248,
nach dem Strassburger Urkundenbuch noch 1250 vorkommende Strass-
burger Domherr Konrad von Laufen muss der letzte Spross des württem-
bergischen Grafengeschlechtes gewesen sein, von dem man bisher an-
nahm, dass es mit Poppo IV. kurz vor 1219 ausstarb. Das Strassburger
Domkapitel nahm nur Freiherrn auf, es muss also auch Konrad ein sol-
cher gewesen sein; nun giebt es aber nur ein freies Geschlecht dieses
Namens, in dem auch der Vorname Konrad vorkommt. Dass das
Reich die Erbschaft schon 1219 antrat, kann nichts beweisen, man
ist nur gezwungen anzunehmen, dass Konrad damals bereits Geist-
licher und also zur Erbfolge nicht berechtigt war. Sehr schwierig
.sind natürlich die Glieder der Familien, die sich von Stein nennen,
unterzubringen. Ich mache darauf aufmerksam, dass es ein sackingisches
Ministerialengeschlecht dieses Namens gab , das seinen Namen offen-
bar von dem Dorfe Stein (gegenüber von Säckingen) trug. Es führte
«ine Geige im Wappen. Eine grosse Zahl der sonst anderweitig
untergebrachten Herren von Stein ist diesem Geschlechte zuzuweisen.
JL 8.
Nach zehnjähriger Pause empfangen wir wieder eine Fortsetzung
des „Urkundenbuches der Abtei St. Gallen" (St. Gallen, Huber),
das bis zum Jahre 1491 zu führen sich Hermann Wartmann ent-
schlossen hat. Zugleich hat er seiner Schöpfung eine weitere Aus-
dehnung gegeben, so dass nunmehr auch auf dem Titel es heissen
könnte: „Urkundenbuch der Abtei undderStadtSt Gallen". Die
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Litteraturnotizen.
735
vorliegende erste Lieferung des vierten Bandes umfasst genau die
Regierungszeit des Abts Georg von Wildenstein (1360—79); die
Akten der Wahl Abts Kuno von Stoffeln bilden den Abschluss. Bei
der Einrichtung des Werkes erhob sich, wie bei allen Urkunden-
büchern, die in das spätere Mittelalter vorrücken, die Frage, wie es
möglich sein werde, die Masse der in ihren Formeln immer breiter
werdenden Urkunden zu bewältigen. Wie in dem Fontes rerum
Bernensium wurde das Vorbild des dritten Bandes des Strassburger
Urkundenbuches in sofern nachgeahmt, als hier die langatmigen
und inhaltlich wertlosen Formeln durch die Angabe ersetzt wurden,
dass an der bezeichneten Stelle sich die Quittung, die Wärschaft
und Verzichtformet u. s. w. finde. Da in St. Gallen wie in Bern
keine einheitliche Beurkundungsbehörde vorhanden war, so sind die
Formeln auch so verschieden, dass sich der ganze Formelapparat
nicht, wie es s. Z. im Strassburger Urkundenbach geschah, in der Ein-
leitung zusammenstellen liess. Sachlich ist damit nichts verloren.
Wünschen wir, dass das Urkundenbuch, welches unter allen deut-
schen mit einem kräftigen Grundstock am weitesten zurückreicht,
auch bis an das Ende des Mittelalters, bis in die Tage Vadians, fort-
geführt werde.
In „Deutsche Rechtsquellen des Mittelalters" (Leipzig., Veitu. Co.)
veröffentlicht Herrmann Wasserschieben ein Weist um des heili-
gen Forstes (aus der Habbel'schen Sammlung), ferner 17 Weistümer
aus der Rheinpfalz, welche er dem Speyerer Kreisarchive entnahm.
In Band V der Zeitschrift für die Geschichte der Juden in
Deutschland veröffentlicht H. Bresslau mehrere Aktenstücke, die auf
einen Münchener Juden Isaac Bezug haben, welcher im Jahre 1381
unter Mitnahme zahlreicher wertvoller Pfänder von München nach
Strassburg entfloh. Interessant ist ausser der Korrespondenz des
Herzogs Stephan HI. mit dem Strassburger Rat, in der die Be-
schlagnahme und Rückgabe der Pfänder sowie Bestrafung des Juden
verlangt wird, ein Brief der jüdischen Gemeinde in München an die
jüdische Gemeinde in Strassburg, natürlich hebräisch abgefasst, wel-
cher den betreffenden Isaac ebenfalls anklagt und dringend bittet,
ihm ins Herz zu reden, ausserdem bisher unbekannte Mitteilungen
Über einen beabsichtigten Synagogenbau in München und die jüdischen
Gemeindeverhältnisse dort bringt. Das Aktenmaterial entstammt
dem Strassburger Stadtarchive, Gewölb unter der Pfalz lad. 174.
Im VI. Bande derselben Zeitschrift S. 307—334 bringt derselbe Verf.
unter dem Titel „Aus Strassburger Judenakten" einige inter-
essante Beiträge zur Geschichte Joseis von Rosheün, jenes merk-
würdigen elsässischen Juden aus der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts, der als „Befehlshaber" der deutschen Judenheit von seinen
Glaubensgenossen wie von den Christen, vom Kaiser und den
höchsten Behörden des Reichs anerkannt war, und dessen Lebens-
beschreibung, bisher nur ungenügend oder im Romanstil bearbeitet,
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736
Litteraturnotizen.
eine sehr anziehende und wichtige Anfgabe wäre. Bresslau geht nur
auf die apologetische Seite seiner Wirksamkeit ein, wie er litterarischen
Angriffen gegen Juden und Judentum entgegenzutreten bemüht war,
so 1530 auf dem Augsburger Reichstage dem Convertiten Antonius
Margarita, so in den Jahren 1537 — 43 Luther und Bucer, und speziell
auf seine Bestrebungen, den Strassburger Rat für seine Interessen zu
gewinnen. W. W.
Graf Ernst von Mirbach-IIarff setzte seine „Beiträge zur
Personalgesehichte des Deutschen Ordens4* im Jahrbuche
des Adlers (1892) fort. (Vgl. diese Ztschft. N. F. 6, 187.) Er behandelt
die Kommenden Mainau, Mflhlhausen, Reinach (Nur durch eine
päpstliche Urkunde belegt. Die Vermutung, dass Rinaeo Schreib-
fehler statt Rubiaeo ist, scheint mir da völlig berechtigt zu sein), Rix-
heim, Rohr, Rufach, Sandegg, Strassburg, Sumiswald, Sundheim, end-
lich Tanncnfels. Der fleissigen Arbeit sind Nachträge zum ersten Teile
angehängt. Von grösstem Interesse ist es, dass der Sammeleifer des
Verf. das Leben eines Mannes aufhellt, der zu den merkwürdigsten Per-
sonen des ausgehenden Mittelalters gehört. Trotz der Forschungen von
R. Wilmans, IL Haupt (Johannes Malkaw aus Preussen u. s. Ver-
folgung durch die Inquisition zu Strassburg und Köln (1390—1416)
Brieger's Ztschft. f. Kirchengesch. 6, 323—389 und Nachtrag ebda
580-87. Vgl. auch unsere Ztschft. X. F. 6. 35—39, 52) u. W. Ribbeck
(Beiträge zur Gesch. d. röiu. Inquisition in Deutschland in (Westf.)
Ztschft. f. vaterl. Uesen, u. Akde. 40, 1, 129 ff.) ist das Leben des
Johann Malkaw, der als eifriger Reformer und glühender Gegner
der Clementisten wiederholt in Inquisitionsprozesse verwickelt wurde,
noch immer höchst lückenhaft bekannt. Seine früheren Geschicke
bis zu dem Strassburger Inquisitionsprozesse von 1391 sind bekannt,
man wusste auch, dass die Heidelberger Universität ihn 1394 von der
Anklage auf Ketzerei freisprach (Urkdenbuch d. Univ. Heidelberg
I No, 33). 1392 wurde er in die Matrikel der Universität Köln ein-
getragen. Dann aber tritt eine klaffende Lücke ein, die bis 1411
reicht, wo er dem Benediktinerorden angehörte und in Köln vor die
Inquisition gezogen wurde. Nun führt Graf Mirbach zwei Urkunden
an, welche unzweifelhaft auf Johann Malkaw bezogen werden müssen.
Nach der einen ist 1402 Johann gen. Malkaw der Preusse, Komtur
des deutsch. Ordenshauses zu Strassburg (Pettenegg, d. Urkd. d.
Deutsch-Ordens-Centralarchives in Wien No. 1634). Aus dieser Ur-
kunde folgt, dass auch der in gleicher Stellung 1396 vorkommende
Johannes de Prüssia (diese Ztschft 30, 295) mit Johann Malkaw
identisch sein muss , wenn auch Graf Mirbach für 1401 einen andern
Komthur nachweisen kann. Malkaw's Aufenthalt in Strassburg endet
somit nicht im Jahre 1391, sondern sehr viel später. Schon durch
Haupt wussten wir, dass Malkaw 1391 Kaplan der Strassburger
Deutschritter war, die in den Tagen des Schismas bis zum Konzil
von Pisa fest zur Observanz Urbans VI.. BonifaziusIX. und seiner Xach-
folger hielten. Jetzt können wir aber auch näher jenen Brief eine*
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Litteraturnotizm.
737
Strassburger Bürgers an die Stadt verstehen, der sich so heftig
gegen Johann Malkaw erklärt. Der äussere Rahmen des Lebens des
wortgewaltigen Reformers gestaltet sich nun noch sonderbarer: Welt-
geistlicher der Diözese Kulm, Novize der Karthäuser, Wanderprediger
in den Sprengein von Köln, Trier, Basel und Strassburg, Deutsch-
ordenskaplan, Student, Deutschordcnskomthur, Benediktiner, endlich
verschollen. Unzweifelhaft wird im Strassburger Stadtarchiv sich
nun noch manches über den merkwürdigen Mann finden lassen,
wenn auch das Archiv der Dcutschordcnskommende selbst sich nicht
erhalten hat. Schulte.
Die Erinnerungsfeier an die vor 500 Jahren erfolgte Vereinigung
von Klein-Basel mit Gross-ßasel hat die Veranlassung zu einem
„Festbuch- (Basel, Detloff) gegeben, welches eine Reihe wertvoller Ab-
handlungen darbringt. Andreas Heusler behandelt das Hauptthema:
Wie (fross- und Klein-Basel zusammenkamen. Von den übrigen
Arbeiten seien erwähnt: Alb. Burckhardt-Finsler: Geschichte
Klein-Basels bis zum grossen Erdbeben. Th. Burckhardt-Bieder-
mann, Hans Amerbach und seine Familie. H. Boos, Klosterleben.
Rudolf Wackernagel spendet endlich Beiträge zur geschichtlichen
Topographie von Klein-Basel.
Das soeben erschienene reich illustrierte Werk: LesArmoiries
et les Couleurs deNeuchatel par Maurice Tripet, hcraldiste.
Ouvrage publie par la socielö d'histoire du canton de Neuehatel.
Neuchatel imprimerie Attinger freres 1892. IV u. 151 S. mit 20 Ta-
feln 1°., kommt insofern auch für unser Gebiet in Frage, als es eine
Anzahl von Abbildungen der Wappen der Grafen von Freiburg, die
von 1395—1457, und der Markgrafen von Hachberg. die von 1457—1503
Grafen von Neuchatel waren, enthält. Unter den übrigen Abbildun-
gen dieses Werkes i*t besonders jene des Grabmals der Grafen von
Neuchatel in der dortigen Stiftskirche (ßglise collegiale) hervorzu-
heben. Im Jahre 1372 von dem Grafen Ludwig von Neuchatel zum
Andenken an seine Vorfahren errichtet, wurde das Denkmal von
dessen Nachfolgern weitergeführt. Auf beiden Seiten des ursprüng-
lichen Denkmals stehen die Statuen der Grafen Konrad und Johann
von Freiburg (f 1421 bezw. 1457) und des Markgrafen Rudolf von
Hachberg (f 1487). Im Jahre 1845 wurde das Grabmal einer gründ-
lichen und stilgerechten Renovation unterzogen (vgl. Monuments de
Neuchatel, ouvrage posthumc de M. F. Du Bois. Mitteilungen der
Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Fünfter Band. Zürich 1852.
S. 19 ff. u. Tafeln 33—38). Es mag bei diesem Anlass auch darauf
hingewiesen werden, dass das Staatsarchiv des Kantons Neuchatel
eine grosse Zahl von Urkunden zur Geschichte der Grafen von Frei-
bürg und der Markgrafen von Hachberg enthält, unter denen sich
auch manche befinden, die auf die im jetzigen Grossherzogtum Ba-
den gelegenen Besitzungen dieser Geschlechter Bezug haben.
Schon früher wurde in dieser Zeitschrift (N. F. V (1890) S. 545)
Zcttechr. f. Gearh. d. Oberrh. N. F. VII. 4. 47
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738
Litteraturnotizen.
auf die Sammlung der „Lateinischen Litteraturdenkmäler
des XV. u. XVI. Jahrhunderts" hingewiesen, die unter der Leitung
von Max Herrmann u. Siegfried Szamatölski erscheint. Von dem
rüstig vorwärts schreitenden Unternehmen sind inzwischen sechs
Hefte ausgegeben worden. Für unser Gebiet kommt z. B. Heft 4 in
Betracht, das eine neue Ausgabe des Pammachius von Thomas
Naogeorgus bringt. I >cr Verfasser der berühmten Dichtung war
eine Zeitlang Pfarrer in der Schweiz, in Württemberg u. dem jetzt
badischen, damals pfalzischen Stadtchen Wiesloch. - Noch wichtiger
ist Heft 6 von Hugo Holstein, Jacobus Wimphelingius, Stylpho.
in der ursprünglichen Fassung aus dem Cod. Upsal. (J87 heraus-
gegeben. Die im Jahre 14K> entstandene Dichtung des berühmte«
elsässischcn Humanisten wurde bei einer Promotion von 16 Bacealau-
reen der Heidelberger Artistenfakultät mit einer cntprechenden ein-
leitenden Rede vorgetragen. Aber erst 141)4 wurde der Stylpho
durch Eucharius Gallinarius (eigentlich Ilcnner) von Bretten gedruckt.
Der von Bolto in l'psala entdeckte Wimpfeling-Kodex, den Holstein
für mehrere Publikationen schon ausgebeutet hat, enthält nun ein?
ältere Fassung der Komödie, auch die als Einleitung dienende
Promotionsrede, und so wurde diese ältere, noch nicht erweiterte
Form dem Drucke zugrunde gelegt. Auf S. XVI— XVIII werden
sodann die Abweichungen der beiden Texte u. S. XVUI die benutzten
stellen antiker Schriftsteller zusammengestellt. Für den Benützer
der Hefte wäre es freilich bequemer, wenn die Redaktion sich ent-
schliessen könnte, von ihrem bisherigen Verfahren in Zukunft abzu-
gehen, d. h. wenn die Anmerkungen unter den Text selbst gesetzt
würden, wodurch man des lästigen Umblättcrns enthoben wäre.
Karl Martfelder.
Das diesjährige Schulprogramm des Strassburger Lyceums (Strass-
burg, C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung, Friedrich Bull) ent-
hält einen sehr dankenswerten Beitrag zur Strassburger Kirchen-
und Schulgcsehichte von G. Knud: Die Stiftsherren von St.
Thomas zu Strassburg 1518 — 1548. Es wird wesentlich auf Grund
archivalischen Materials in grossen Zügen geschildert, wie die für
die Entwicklung des protestantischen Lebens in Strassburg und im
Elsass so folgenreiche Uniwandlung der Kollegiatkirche von St. Thomas
aus einer mittelalterlichen Pfründenanstalt in ein evangelisches
„Studienstift u vom Jahre 1521) ab sich allmählich vollzog und wie
namentlich das sogenannte Municipalstatut vom 9. September 1539,
ein Werk Butzers, dafür entscheidend wurde. Auch die Stellung
des Stifts zu den städtischen Behörden, sein Bestreben, seinen kleri-
kalen Charakter zu wahren, wird näher beleuchtet. Es wird sodann
der gesamte Personalbestand des Kapitels in jenen 30 Jahren vor-
geführt, indem in praktischer Weise anknüpfend an die 24 Kanonikats-
und an die 14 Vikariats-Pfründen die Inhaber derselben in chrono-
logischer Folge verzeichnet und bei jedem einzelnen in kleinerm
Druck Notizen über seinen Studiengang und seine weitere Lebens-
führung gegeben werden. Die Bedeutung des Kapitels als Sammel-
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Litteraturnotizen.
739
punkt geistigen Lebens tritt daraus scharf hervor. Im Anhang
werden einige Butzer betreffende Briefe und ein bisher unbekannt
gebliebenes, für die Topographie des alten Strassburg nicht un-
wichtiges Verzeichnis der neunzehn Stiftshöfe aus dem Jahre 1532
mitgeteilt. W. TT.
In den Annalen für die Geschichte des Niederrheins Jahrgang
1892 S. 198 ff. veröffentlicht G. Knod vier Briefe des hervorragen-
den Kölner Gelehrten Johannes Potken an Sebastian Brant,
die er dem in Wenckers Abschrift überlieferten jetzt auf dem Strass-
burger Thomas-Archiv befindlichen Briefwechsel Brants entnommen
hat, und giebt ausserdem über Potken einige aus Strassburger Archi-
ven geholte Nachweise. Die Briefe aus den Jahren 1513—1515 be-
rühren zumeist litterarische Interessen. Merkwürdig ist die Be-
merkung im vierten Briefe über den Erfinder der Buchdruckerkunst :
ille aurifaber Moguntinns, cujus nonien mihi ignotum facilcMoguntiae
sciri poterit. W. W.
Unter den Druckern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
zeichnet sich Johannes Setzer aus, dessen Presse zu Hagenau im
Klsass stand. Dem vielgenannten Manne, aus dessen Werkstätte
mindestens 150 humanistische u. reformatorische Drucke hervorge-
gangen sind, der aber bisher trotzdem von der Forschung unbilliger
Weise vernachlässigt worden ist, hat Karl Stciff in Stuttgart eine
gründliche Arbeit gewidmet: „Joh. Setzer (Secerius), der ge-
lehrte Buchdrucker in Hagenau" (Ccntralblatt f. Bibliotheks-
wesen 1892, Heft 7 u. 8. S. 297—317). Darnach stammt er wahr-
scheinlich aus Lauchheim in Württemberg, gehörte in Tübingen zu
Melanchthons Freundeskreis, wurde Korrektor in der Druckerei des
bekannten Thomas Anshelm in Hagenau, übernahm dann gegen Ende
des Jahres 1522 Anshelms Druckerei selbst und druckte bis zu seinem
Tode, der im Jahre 1532 eingetreten sein dürfte. Trotzdem dass
Hagenau katholisch war, blieb Setzer in dauernder Verbindung mit
den Wittenberger Reformatoren, besonders mit Melanchthon. Ge-
schrieben scheint er selbst nichts zu haben. Karl Hartfelder.
Wir erwähnen A. Schulte's Abhandlung: „Die Jugend Prinz
Eugens14. (Mitteilungen d. Inst. f. österr. Geschichtsforschung 13, 470
—620) weil dort auch die Geschicke der Markgräfin Louise Christine
von Baden geb. Prinzessin von Savoyen-Carignan , der Tante Prinz
Eugens, welcher gleich ihr das Hötel Soissons in Paris bewohnte, be-
handelt sind. Auch sind die intimen Beziehungen Eugens und seines
älteren Bruders Ludwig Julius zu ihrem Vetter, dem „Türken louis",
wie zu dessen Oheim Markgraf Hermann näher verfolgt. Es erweist
sich die Sage, dass Markgraf Ludwig Wilhelm 1683 den Prinzen
Eugen dem Kaiser mit den Worten zuführte : „Dieser junge Savoyarde
wird mit der Zeit alle diejenigen erreichen, welche die Welt jetzt als
grosse Feldheim betrachtet", als unrichtig, wenn auch Prinz Eugen
dem Schutze und der Förderung der Badener wohl am meisten seine
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740
Ijtteraturnotiien.
militärische Schulung und seine schnelle Laufbahn bis zur Schlacht
von Zenta (ie97) zu verdanken hat.
Ein lehrreiches Kapitel aus der badischen Schulgeschichte hat
W. Höhlcr in seiner Program nibei läge : „Geschichte der Latein-
schule zu Mahlberg. 1804—1850" (Euenheim 1892) erzählt. Die
Schule entstand durch das XIII. landesherrliche Edikt vom 13. Mai
1803 u. wurde anfangs durch drei Norbertiner Mönche vom Kloster
Allerheiligen verwaltet. So lange sie bestand, hatte sie schwer zu
kämpfen. Tüchtige Leistungen hatte sie besonders unter der Leitung
von Rudolf Lembke, einem kenntnisreichen Manne, der später Stadt-
pfarrer von Freiburg geworden ist, aufzuweisen. Die beständigen
Änderungen zeigen, dass man eine feste Tradition, den unschätzbaren
Boden alter Schulen, nicht besass. Die Verlegung des Oberamtes
von Mahlberg nach Ettenheim ist wohl der Hauptgrund, dass auch
die Lateinschule Mahlbergs schliesslich dahin Obersiedelte.
Karl Hartfelder.
Zwei badischo, ehemals württembergische Orte, Palmbach und
Mutschelbach sind mit der Gegenstand einer interessanten Arbeit von
Alban Rössger: Zur Volkskunde und wirtschaftlichen Ent-
wicklung der württembergischen Waldenser. Württemb. Jahr-
bücher für Statistik u. Landeskunde 1890 u. 91. II, 137 — 184 ( ausse-
geln 1892). Auf Grund der Akten giebt der Verf. eine Geschichte
der Entstehung der Kolonien, welche Herzog Eberhard Ludwig in den
Jahren 1098 bis 1701 für die aus ihrer Heimat vertriebenen Waldenser
meist im Amte Maulbronn gründete, wo sich ihrer der Vogt Greber mit
vielem Geschicke annahm. In eingehendster Weise wird auch die
weitere Entwicklung der Kolonien, nach sozialer, religiöser und wirt-
schaftlicher Hinsicht verfolgt. Die Verhältnisse zu den Nachbar-
gemeinden, Charakter, Sitte und Brauch, Kleidung, Schulbildung, re-
ligiöser Zustand bis zur Aufnahme in die lutherische l^andeskirche,
ihr Einfluss auf die Landeskultur, der sich als sehr gering herausstellt,
die Rück- und Weiterwanderungen sind sorgfältig untersucht. Der
Verf. weist den Bildungsstand der Einwanderer nach, die nicht wie
die Hugenotten die Lehrmeister der Deutschen wurden, sondern
selbst von diesen lernen mussten. Wenn der Verf. aber so sehr betont,
dass sie erst den Gebrauch des Pfluges kennen lernen mussten, so
vergass er zu erwägen, dass die Ankömmlinge aus dem Hochgebirge
stammten, wo ihnen selbstredend der Pflug nicht bekannt geworden
war. Hoffentlich setzt der Verfasser, von dem wir auch namentlich
sprachliche Untersuchungen erwarten dürfen, seine Studien auch für
andere süddeutsche Ansiedlungen von Religionsflüchtlingen fort.
Weitere Notizen müssen wir zurücklegen.
Die „Elsässische Geschichtslitteratur des Jahres 1891" wird m-
folge Verhinderung des Bearbeiters erst im nächsten Hefte er-
scheinen Können.
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Mitteilungen
der
badischen historischen Konimission.
N°- 14. Karlsruhe. 1892.
Bericht
über die
X. Plenarsitzung am 6. und 7. November 1891
erstattet von dem Sekretär der Kommission.
An der Sitzung nahmen die ordentlichen Mitglieder Geh.
Hofrat Professor Dr. Schröder und Hofrat Professor Dr. Erd-
man nsdörf fer aus Heidelberg, Geh. Rat Professor Dr. von
Holst, Geh. Hofrat Professor Dr. Kraus und Professor Dr.
von Sims on aus Freiburg, Archivdirektor Dr. von Weech,
die Archivräte Dr. Schulte und Dr. Obser und Geh. Hofrat
Dr. Wagner aus Karlsruhe, Archivrat Dr. Bau mann aus
Donaueschingen und Archivdirektor Professor Dr. Wiegand
aus Strassburg, ferner die ausserordentlichen Mitglieder Pro-
fessor D. Dr. Hartfelder aus Heidelberg, Professor Dr. Rod er
aus Villingen und Diakonus Maurer aus Emmendingen teil.
Die ordentlichen Mitglieder Geh. Rat Professor Dr. Knies
aus Heidelberg und Geistlicher Rat Professor Dr. König aus
Freiburg hatten ihr Ausbleiben durch Unwohlsein entschuldigt.
Da ausserdem der Vorstand der Kommission, Geh. Hofrat Pro-
fessor Dr. Winkelmann aus Heidelberg durch Krankheit ab-
gehalten war, nach Karlsruhe zu reisen, hatte, auf Grund des
£ 5 des Statuts der Kommission, deren Sekretär, Archiv-
direktor Dr. von Weech, die Leitung der Verhandlungen zu
Ubernehmen.
Als Vertreter der Grossh. Regierung wohnten der Sitzung
an Seine Excellenz der Präsident des Grossh. Ministeriums der
Justiz, des Kultus und Unterrichts, Wirkl. Geh. Rat Dr. Nokk
und Geh. Oberregierungsrat Dr. Arnsperger.
Mitt. d. biid. bist. Koni. No. 14. 1
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m'2
Bericht
Der Sekretär eröffnete die Sitzung mit dem einstimmig
angenommenen Antrag, dem Vorstände das Bedauern der
Kommission darüber, dass er nicht in ihrer Mitte erscheinen
könne, und die herzlichsten Wünsche für baldige Besserung
seiner leidenden Gesundheit auszusprechen.
Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolles der
IX. Plenarsitzung berichtete der Sekretär über die Thätii:-
keit der Kommission während des seit der letzten Sitzung
verflossenen Jahres im allgemeinen und über die während die-
ses Zeitraums zum Abschlüsse gebrachten und im Buchhandel
erschienenen, sowie über die unter der Presse befindlichen
Veröffentlichungen der Kommission. Er machte ferner
die Mitteilung, dass das Bureau dem Direktor des k. u. k.
Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien, Sr. Excellenz dem
Herrn Geh. Rat Dr. Alfred Ritter von Arneth, aus Anlas>
des fünfzigsten Jahrestags seines Eintrittes in den Archiv-
dienst im Namen der Kommission Glückwünsche übermittelt
habe und verlas dessen hierauf eingegangene Antwort (Beil. A).
Kr brachte sodann zur Kenntnis, dass Professor Heinrich
Funck am Karlsruher Gymnasium der Kommission seine
Schrift: „J. K. Lavater und der Markgraf Karl Friedrich von
Baden", Freiburg i. B. Iö90, Akademische Verlagsbuchhand-
lung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) zugeeignet habe. End-
lich berichtete er über die Thätigkeit des Hilfsarbeiters für
die allgemeinen Zwecke der Kommission, Dr. Theodor Müller.
Diese erstreckte sich in erster Reihe auf die Anfertigung de>
umfangreichen Namen- und Sachregister zu Gotheins Wirt-
schaftsgeschichte des Schwarzwaldes und zu Band G der Neuen
Folge der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, so-
dann auf die Redaktion der Pflegerberichte zum Abdruck in
unseren „Mitteilungen", endlich auf die Verzeichnung einer
grossen Zahl von Druckschriften, die neuerdings dem General-
Landesarchiv zur Aufbewahrung übergeben worden sind.
Weiterhin wurde über den Fortgang der verschiedenen
wissenschaftlichen Arbeiten der Kommission Bericht erstattet.
Hofrat Erdmannsdorf er teilte mit, dass der Text des
III. Bandes der Politischen Korrespondenz Karl Frie-
drichs von Baden, der bis zum Rastadter Kongress reichen
wird, im Drucke vollendet sei und nur noch der Druck der
Einleitung und der Register ausstehe, so dass der Ausgabe
Digitized by Google
aber die X. Plenarsitzung.
des Bandes in Bälde entgegengesehen werden könne. — Hieran
anschliessend teilte Archivrat Dr. Obser mit, dass seine
Studien in dem reichhaltigen Archive des Auswärtigen Mini-
steriums in Paris, dank dem liberalen Entgegenkommen des
Direktors, Herrn Girard de Rialle und seiner Beamten, zu er-
freulichen Ergebnissen geführt haben. Besonders die Berichte
des französischen Geschäftsträgers in Karlsruhe, Massias, ha-
ben für die Jahre 1803 bis 1806 eine ergiebige Ausbeute ge-
währt, auch haben sich verschiedene, auf die Vorgeschichte
des Rheinbundes bezügliche Noten v. Reitzensteins aus dem
Jahre 180G, von denen das Karlsruher Archiv weder Entwurf
noch Abschrift besitzt, im Original vorgefunden. Dagegen
scheinen die Berichte Thiards, der im Sommer 1805 den
Allianzvertrag zwischen Frankreich und Baden abschloss. ver-
loren gegangen zu sein: eine Weisung Talleyrands an Thiard
ist das einzige Aktenstück, das sich aus dieser Korrespondenz
im Fonds de Bade erhalten hat. — Des weiteren ist im gräf-
lich Rechberg'schen Hausarchiv zu Donzdorf eine Reihe von
Briefen Edesheims an den badischen Reichstagsgesandten
Grafen Görtz ermittelt worden, von denen mit Bewilligung
Sr. Erlaucht des Herrn Grafen von Rechberg und Rothenlöwen
Abschrift genommen wurde. — Seitens des königlich italieni-
schen Staatsarchive in Genua wurde auf Ersuchen eine Ab-
schrift des bisher nur auszugsweise und in verstümmelter
Fassung bekannt gewordenen Berichtes des ligurischen Ge-
sandten Boccardi über den Rastadter Gesandtenmord zur Ver-
fügung gestellt, während Herr Dr. Strickler in Bern unser
Material durch einige Mitteilungen aus dem dortigen Bundes-
archive bereichert hat. — Die zur Aufnahme in den III. Band
bestimmten Aktenstücke liegen druckfertig vor; sobald der
II. Band die Presse verlassen hat, kann der Druck beginnen
und ohne Unterbrechung fortgeführt werden, so dass die
Herausgabe des III. Bandes im Sommer 1892 zu erwarten
steht. Als Zeitgrenze ist der Luneviller Friede gewählt wor-
den. Auch von dem für den IV. Band bestimmten Material
liegt weit über die Hälfte der Excerpte druckfertig vor, so
dass die Veröffentlichung dieses Bandes für das Jahr 1803
in Aussicht genommen werden kann.
Hinsichtlich der Regesten der Pfalzgrafen am Rhein,
die unter Geh. Hofrat Winkelmanns Leitung Universitäts-
1*
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Bericht
bibliothekar Dr. Wille in Heidelberg bearbeitet, wurde mit-
geteilt, dass sich der erwartete Abschluss des Bandes infolge
dienstlicher Abhaltungen des Bearbeiters verzögerte. Register
und Nachträge sollen im Laufe des Winters vollendet und die
Schlusslieferung im nächsten Frühjahre ausgegeben werden.
Archivrat Schulte hatte zu berichten, dass die von
Dr. Ladewig zu bearbeitenden Register und Nachträge zu
dem I. Bande der Regesten zur Geschichte der Bischöfe
von Konstanz infolge längerer Erkrankung des Bearbeiters
nicht zum Abschlüsse gebracht werden konnten. Indes sei
die Arbeit soweit vorgeschritten, dass Dr. Ladewig bestimmt
versprochen habe, dass ihre Vollendung noch im Laufe dieses
Jahres erfolgen werde und demnach auch der Ausgabe der
Schlusslieferung dieses Werkes im nächsten Frühjahre ent-
gegengesehen werden dürfe. Archivraf Schulte teilte weiter
mit, dass der von ihm mit Bearbeitung des II. Bandes betraute
Dr. Müller durch die anderweitigen ihm von der Kommission
übertragenen Arbeiten in so hohem Masse in Anspruch ge-
nommen worden sei, dass er sich veranlasst gesehen habe,
von seiner Thätigkeit für die Konstanzer Regesten zurück-
zutreten. Die Kommission ermächtigte Archivrat Schulte,
an Dr. Müllers Stelle einen Hilfsarbeiter zu gewinnen, der
seine ganze Kraft ausschliesslich diesem Unternehmen widmen
kann, und es ist daher zu erwarten, dass der Druck des
II. Bandes im Laufe des Jahres 1892 wieder aufgenommen
und dann ohne Unterbrechung fortgeführt werden wird.
Von der Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes
und der angrenzenden Landschaften, welche Professor
Dr. Eberhard Gothein in Bonn bearbeitet, sind von dem
ersten, die Städte- und Gewerbegeschichte enthaltenden
Bande 7 Lieferungen im Buchhandel erschienen. Von der
Schlusslieferung dieses Bandes ist der Text gedruckt, während
die im Auftrage der Kommission von Dr. Theodor Müller
bearbeiteten umfangreichen Namen- und Sachregister sich unter
der Presse befinden. Die Ausgabe wird wohl noch im Laufe
dieses Jahres erfolgen. Für das nächste Jahr stellt ein von
Professor Dr. Gothein eingesandter Bericht die Vollendung des
Manuskriptes des II. Bandes, welcher die Agrargeschichte
enthalten soll, in bestimmte Aussicht
Die von Direktor Dr. August Thorbecke in Heidelberg
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über die X. Plenarsitzung.
Tjearbeiteten Statuten und Reformationen der Universi-
tät Heidelberg vom 16. bis 18. Jahrhundert wurden
der Kommission im Drucke vorgelegt. Das Werk eröffnet eine
Einleitung von 26 Seiten, welche genaue Nachrichten über
die der Veröffentlichung zugrunde liegenden Handschriften
und die Entstehung der einzelnen Statuten und Reformationen
enthält. An sie schliessen sich auf 368 Seiten die durch
Anmerkungen erläuterten Texte an, denen ein sorgfältig aus-
gearbeitetes Namen-, Wörter- und Sachverzeichnis folgt.
Von dem durch Archivrat Schulte bearbeiteten Werke:
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden und der
Reichskrieg gegen Frankreich 1693—97 sind 27 Bogen
des I. Bandes, welcher die Darstellung, 20 Bogen des U. Bandes,
welcher die Quellen enthalten wird, gedruckt. Die Erwartung,
dass das Werk vollendet der Kommission werde vorgelegt
werden können, hat sich — wie der Bearbeiter mitteilte —
um deswillen nicht erfüllt, weil dieser, abgesehen von einer
durch Unwohlsein und militärische Dienstleistung herbei-
geführten Unterbrechung der Arbeit, im Laufe des Jahres auch
noch zu nicht vorherzusehenden archivalischen Forschungen
veranlasst war. Für die Geschichte des Ryswickcr Friedens
enthielten nicht nur die im Archiv zu Ludwigsburg auf-
bewahrten Berichte der schwäbischen und württembergischen
Gesandten aus dem Haag reiche Aufklärungen, sondern auch
und zwar in noch höherem Masse die pfälzischen Archivalien
des königl. Staatsarchivs in München. Wenn auch der Be-
arbeiter schon aus den Karlsruher Materialien die geheimen
Friedensunterhandlungen, welche 1694 zwischen Frankreich
und dem Kaiser stattfanden, ziemlich weit klarstellen konnte,
so führten doch französische Veröffentlichungen zu der be-
stimmten Vermutung, dass der Schlüssel der Geheimnisse in
den pfälzischen Archivalien zu suchen sei, die bisher für den
in Rede stehenden Zeitraum niemals benutzt worden sind.
Aus diesen, deren Einsichtnahme durch die Gefälligkeit des
Geh. Legationsrates Trost sehr wesentlich erleichtert wurde,
ergab sich die ganze Entwicklung der geheimen Verhandlungen,
welche von 1694—96 gehen und 1697 wieder beginnen. Wenn
auch der „geheimste Faszikel" nicht aufgefunden wurde —
er ist wahrscheinlich vernichtet worden — , so machen doch
die erhaltenen Akten ein richtiges Verständnis des Ryswicker
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Bericht
Friedens möglich. Für die polnische Königswahl gaben neben
den Karlsruher Materialien, den Polonica in Wien und den
Dispacci der Venetianischen Gesandten besonders auch die
von dem geb. Staatsarchiv zu Berlin nach Karlsruhe in sebr
dankenswerter Weise verschickten kurbrandenburgischen Akten
neue Aufklärung. Auf etwa 3 1 /« Bogen wird in dem vor-
liegenden Werke die anfangs aussichtreiche badische Kandi-
datur und das Emporkommen und der schliessliche Sieg der
sächsischen zur Darstellung gebracht. Mit der Doppelwahl
Sachsen-Conti wird im wesentlichen die Darstellung abgebrochen
und dann nur noch geschildert, wie auch später noch Kur-
brandenburg die polnische Krone dem Markgrafen verschaffen
wollte. Im Manuskript fehlt nur noch die Vollendung des
Schlusskapitels, welches die Friedensjahre 1698 — 1700 zu schil-
dern hat und einen knappen Überblick bis zum Tode des
Markgrafen geben soll. Für dieses in Bearbeitung befindliche
letzte Kapitel sind noch die Diarien des badischen Vertreters
in Wien, Baron Greiften, auszuziehen. Das Buch, welches
32 Druckbogen Darstellung und etwa 22 Druckbogen Quellen,
ferner 9 Tafeln und ein bisher unbekanntes Porträt des Mark-
grafen enthalten wird, dürfte unmittelbar nach Weihnachten
ausgegeben werden können.
Bezüglich des Topographischen Wörterbuches des
Grossherzogtums Baden machte Archivdirektor v. Weech,
der mit Leitung dieses Unternehmens betraut ist, an der Haud
eines von dem Bearbeiter des Werkes, Dr. Krieger, erstatteten
Berichtes die Mitteilung, dass, nachdem dieser noch eine Reihe
von Büchern und archivalischen Quellen in Karlsruhe durch-
gearbeitet und in den standesherrlichen Archiven zu Wertheim
und Amorbach zur Feststellung von Ortsnamen im nordöst-
lichen Teile des Landes wertvolles Material gewonnen hat,
damit die Vorarbeiten als abgeschlossen zu betrachten seien
und dass die Ausarbeitung soweit vorgeschritten sei, um für
das Jahr 1892 mit Sicherheit die Drucklegung von zwei Liefe-
rungen ä 10 Bogen in Aussicht nehmen zu können. Eine
endgiltige Feststellung des Titels wird dem Leiter des Unter-
nehmens überlassen.
Das von Geh. Rat Dr. Knies bearbeitete Werk, welches
die Beziehungen Karl Friedrichs von Baden zu den französi-
schen Physiokraten behandelt, wird in Bälde im Druck vollendet
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über die X. Plenarsitzung.
m7
vorliegen. Aus den (bis jetzt 40) Aushängebogen wurden, da
der Herausgeber der Sitzung nicht beiwohnte, einige Mitteilungen
über den Inhalt des Werkes gemacht. Es wird zwei Bände
umfassen und den Titel führen: Karl Friedrichs von Baden
brieflicher Verkehr mit Mirabeau und Du Pont, be-
arbeitet und eingeleitet durch einen Beitrag zur Vorgeschichte
der ersten französischen Revolution und der Physiokratie von
Karl Knies.
Für die unter v. Weechs Oberleitung von Dr. Fester
bearbeiteten Regesten der Markgrafen von Baden und
Hagnberg hat dieser — wie aus dem von ihm erstatteten
Berichte hervorgeht — neben Fortsetzung der Durchforschung
der Bestände des Karlsruher Archivs, während zwei Monaten
das Stadtarchiv zu Strassburg, das Bezirksarchiv zu Colmar,
das Staatsarchiv zu Basel, das Reichsarchiv, das Geh. Haus-
archiv und das Geh. Staatsarchiv zu München, das Haus- und
Staatsarchiv zu Darmstadt und das Stadtarchiv zu Frankfurt
a. M. benutzt und, unterstützt von der Zuvorkommenheit der
Vorstände und Beamten dieser Anstalten, eine überaus reiche
Ausbeute gemacht. Die Gesamtzahl der bis jetzt gesammelten
Regesten beträgt rund 7600. Die Vorarbeiten für die ältere
Zeit sind damit als abgeschlossen zu betrachten, während für
das 15. Jahrhundert allerdings sowohl in Karlsruhe als auch
in auswärtigen Archiven noch manche Erhebungen nötig sein
werden. Es konnte somit an die Ausarbeitung herangetreten
werden, welche soweit vorgeschritten ist, dass mit dem Druck
begonnen werden und die Vorlage der ersten vier Druckbogen
mit 388 Nummern an die Kommission erfolgen konnte. Für
das Jahr 1892 ist die Ausgabe von wenigstens 2 Lieferungen
gesichert. — Die Resultate, welche sich aus dem Inhalt der
ersten Lieferung ergeben, sind noch überwiegend örtlicher und
hausgeschichtlicher Natur, denn erst mit Markgraf Bernhard I.
greift die Markgrafschaft als solche in die Reichsangelegen-
heiten ein. Namentlich in genealogischer Hinsicht wird man
manches teils durch glückliche Funde, teils durch die von
Dr. Fester erfolgte Bearbeitung der bei Schannat durchaus
ungenügend veröffentlichten Anniversarien des Klosters Lichten-
thal neu Festgestellte finden, so z. B. die Ermittelung, dass
Markgraf Heinrichs I. Gemahlin eine Uracherin war, dass
M. Heinrichs II. Bruder Hermann hiess, dass M. Hesso's (erste)
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mb Bericht
Gemahlin wirklich Clara von Klingen war u. a. in. Bisher
ganz Unbeachtetes förderte die Durcharbeitung der Kreuzzug-
litteratur und der im Karlsruher Archiv aufbewahrten Samm-
lung von Abschriften aus dem Archive zu Mömpelgard zu Tage,
und auch die Sammlung des vielfach zerstreuten gedrucktem
Materiales ergab immerhin für die älteste Zeit bis 1200 nahe/u
40 Nummern mehr als 1847 Stalin in den kurzen badischen
Regesten in seiner Wirtembergischen Geschichte anführen konnte.
Auch Inedita, meist aus auswärtigen Archiven, finden ach
*chon in der ersten Lieferung, werden jedoch in grösserer
Anzahl erst von der zweiten Lieferung an erscheinen. — Von
den Regesten der Markgrafen der badischen Hauptlinie ge-
trennt werden jene der Markgrafen von Hachberg behardelt:
um jedoch die Veröffentlichung dieser Regesten nicht über
Gebühr zu verzögern, werden in jeder Lieferung den bad'schen
Regesten 1 bis 2 Rogen der hachbergischen Regesten nit be-
sonderer Seitenzahl beigegeben werden.
Von den Quellen und Forschungen zur Geschichte
der Abtei Reichenau ist, unter Archivrat Schulte's Leitung,
die Bearbeitung des II. Randes durch Dr. Brandl in Angriff
genommen worden. Unter Vorbehalt der Durchsicht noch
einiger Handschriften ist auf Grundlage der wichtigsten Co-
dices die Herstellung des Textes der Chronik des Gallus
Oheim als vollendet anzusehen. Die Einleitung, welche u. a.
eine Übersicht über die Reichenauer Historiographie enthalten
wird, die Bemerkungen und die Bearbeitung des Wappen-
buches werden im Laufe des Winters und Frühjahrs den
Bearbeiter beschäftigen, der für den Sommer 1892 die Fertig-
stellung des Manuskriptes mit Bestimmtheit verspricht, so da>>
der nächsten Plenarsitzung das Werk im Drucke wird vor-
gelegt werden können.
Die Geschichte der Herzoge von Zähringen, bearbeitet
von Professor Dr. Eduard Heyck in Freiburg, ist in einem
XIV und 607 Seiten starken Bande im Buchhandel erschienen.
Die Bearbeitung des Neujahrsblattes für 1892 hat Archiv-
direktor von Weech übernommen. Es führt den Titel:
Badische Truppen in Spanien 1810—13, nach den Auf-
zeichnungen eines badischen Offiziers, und befindet sich unter
der Presse.
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über die X. Plenarsitzuug.
raO
Die in der vorjährigen Plenarsitzung dem Archivrat
Dr. Schulte übertragene Sammlung der Urkunden und
Akten zur Geschichte des Handelsverkehres der
überitalieuischen Städte mit den Städten des Ober-
rheins während des Mittelalters konnte dieser vorerst,
infolge seiner Inanspruchnahme durch dienstliche und ander-
weitige litterarische Arbeiten, nicht in Angriff nehmen. Im
nächsten Jahre wird er mit den Vorarbeiten beginnen, auch
ist der Besuch der Archive von Mailand, Genua und anderer
obel italienischer Städte beabsichtigt.
Von der Neuen Folge der Zeitschrift für die Ge-
schichte des Oberrheins ist unter Schulte's Redaktion im
Jahre 1891 der VI. Band mit No. 13 der Mitteilungen der
badischen historischeu Kommission erschienen. Die bei diesem
Bande zum erstenmal hervorgetretene Wirkung der Verein-
barung mit der Regierung der Reichslande EIsass-Lothringen
hat den bei deren Abschluss gehegten Erwartungen vollständig
entsprochen. Wie der Umfang der Zeitschrift und das Arbeits-
gebiet vergrössert wurde, hat auch der Kreis der Mitarbeiter
und das Absatzgebiet sich erweitert, indem die Zeitschrift
sowohl neue Mitarbeiter als auch eine grössere Anzahl neuer
Abnehmer in Elsass-Lotliringen gewonnen hat.
Der Durchforschung, Ordnung und Verzeichnung der Ar-
chive und Registraturen der Gemeinden, Pfarreien,
Körperschaften und Privaten des G rossherzogtums
widmeten sich im Jahre lSi)l in den 4 durch Bauniann,
Köder, von Weech und Martfelder vertretenen Bezirken
mit gleich grossem Eifer und Erfolge wie bisher 5G Pfleger.
Über die in den einzelnen Amtsbezirken gelieferten Arbeiten
berichteten die vier Bezirksdelegierten:
I. Archivrat Baumann teilte mit, dass nach Vollendung
der Ordnungsarbeiten im Stadtarchiv zu Überlingen, an denen
sich auch in diesem Jahre Professor Dr. Rod er noch einmal
vorübergehend beteiligte, während die endgültige Aufstellung
der Archivalien von dem Ratschreiber M elber t in muster-
hatter Weise besorgt wurde, auf Baumanns Antrag auch die
Handschriften urkundlichen Charakters, voran die wertvollen
Reutlinger'schen Collectaueen aus der Leopold-Sophienbibliothek,
in die Räume des Stadtarchivs verbracht wurden. In Über-
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mlO
Bericht
lingen ist noch die Anfertigung wenigstens summarischer Ver-
zeichnisse zu den städtischen Missivbüchern und Ratsproto-
kollen, die für die politische und Kulturgeschichte des 17. und
18. Jahrhunderts nicht ohne Bedeutung sind, beabsichtigt, eine
Arbeit, die der Pfleger Dr. Ziegier übernehmen wird. — In
Bodman hat der Freiherr Hermann von Bodman die Be-
arbeitung des Repertoriums der Möckinger Archivalien nahezu
vollendet. In Binningen hat der Pfleger Dreher die Repertori-
sierung des Frh. v. Hornstein'schen Archives fortgesetzt. — Im
übrigen sind aus den meisten Amtsbezirken, soweit nicht schon
die Bearbeitung der Archive abgeschlossen ist, Berichte und
Verzeichnisse seitens der Pfleger eingegangen.
II. Professor Dr. Rod er berichtete, dass in seinem Be-
zirke die Pfleger Baur, Damal, Haass und Emlein Ver-
zeichnisse eingeliefert haben. Im Amtsbezirk Staufen hat
ausserdem Herr Rudolf Hugard, Bruder des dortigen Bürger-
meisters, ein Repertorium über die Archivalien des dortigen
Gemeindearchives ausgearbeitet (im ganzen 104 Regesten von
1343 an) und auch eine Abschrift der dortigen Spitalordnung
angefertigt. Das Repertorium des Stadtarchivs zu Villingen
hat Roder selbst vollendet.
III. Archivdirektor Dr. von Weech hat von den Pflegern
Maurer, Meyer, Leitz und Köhler Berichte erhalten. Für den
Amtsbezirk Kehl wurde Pfarrer Leitz in Freisten, für den
Amtsbezirk Pforzheim Professor Dr. Reuss in Pforzheim als
Pfleger bestellt. Die Veröffentlichung des Repertoriums des
treiherrl. von Reischach'schen Familienarchives hat der k. u.
k. Oberstlieutenant d. R. Freiherr Camillo von Alt haus in
Freiburg in dankenswerter Weise für unsere Mitteilungen zu-
gesagt.
IV. Professor D. Dr. Hartfelder hat als Pfleger für die
evangelischen Gemeinden des Amtsbezirks Wertheim den De-
kan Ströhe, für die katholischen den Gemeinderat Ed. Zehr,
beide in Wertheim, für den Amtsbezirk Wiesloch den Pro-
fessor Zimmermann in Wiesloch und für den Amtsbezirk
Flörbach den dortigen Oberamtmann Schröder als Pfleger
gewonnen. Berichte sind von den Pflegern Ausfeld und
Mayer eingegangen.
Auf Antrag der Bezirksdelegierten Bauraann und Roder
wurde beschlossen, dem Pfleger Professor Eiselein in Kon-
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über die X. Plenarsitzung.
mll
stanz und dem Herrn Rudolf Hugard in Staufen den be-
sonderen Dank der Kommission für ihre verdienstliche Thätig-
keit auszusprechen.
Archivdirektor Dr. von Weech sah sich mit Rücksicht
auf seine Überbürdung mit Arbeiten genötigt, um Enthebung
von dem Amt eines Bezirksdelegierten zu bitten. Die Kom-
mission entsprach seinem Wunsche und bestellte als Delegierten
für den III. Bezirk den Diakonus Maurer in Emmendingen.
Bis jetzt liegen Berichte und Verzeichnisse von 1185 Ge-
meinden, 493 katholischen, 205 evangelischen Pfarreien, 7
katholischen Landkapiteln, 24 Grundherrschaften, 5 Standes-
herrschaften, 4 weiblichen Lehr- und Erziehungsanstalten, ö
Gymnasien, 1 Altertumsverein, 3 Hospitälern und 79 Privaten
vor. Als Beilage B dieses Berichtes wird ein Verzeichnis der
Pfleger, als Beilage C eine Übersicht über die bis jetzt ver-
zeichneten Archive und die in unsern Mitteilungen veröffent-
lichten Pflegerberichte abgedruckt werden.
Mit der Veröffentlichung der Pflegerberichte wird auch
künftig in der bisherigen Weise fortgefahren werden.
Hierauf kam der Antrag von Dr. Wicgand, Dr. Schrö-
der und Dr. Baumann:
„Die historische Kommission beschfiesst die Herstellung
einer kritischen Ausgabe der Stadtrechte und Weis-
tümer des Oberrheins. Zunächst ist die Ausgabe der
Stadtrechte in Angriff zu nehmen. Zur genaueren Fest-
stellung des Arbeitsplanes wird eine Kommission von vier
Mitgliedern gewählt, der auch die Aufgabe anheimfällt,
die geeigneten Arbeitskräfte heranzuziehen"
zur Beratung, wurde von den Antragstellern begründet und
von der Kommission angenommen. Die dem Antrag ent-
sprechend niedergesetzte Subkommission besteht aus den An-
tragstellern und Archivrat Dr. Schulte.
Sodann begründete Dr. von Weech seinen Antrag:
„Die badische historische Kommission wolle die Heraus-
gabe der Korrespondenz des Fürstabtes Martin
Gerbert von St. Blasien beschliessen."
Der Antrag wurde angenommen und dem Antragsteller zu-
nächst die Sammlung der voraussichtlich weit zerstreuten
Materialien, in erster Reihe die Feststellung des Publikation?-
Bericht
Stoffes aus den im Stiftsarchiv zu St. Paul im Lavantthale
aufbewahrten Korrespondenzbänden übertragen.
Endlich wurde der schon im Jahre 1888 eingebrachte, da-
mals jedoch zurückgestellte Antrag von Dr. Bau mann und
Dr. Wagner:
„Die Siegel und Wappen der badischen Städte
und Landgemeinden in .Abbildungen mit kurzen histori-
schen und sphragistischen Erläuterungen herauszugeben
neuerdings zur Beratung gestellt.
Nachdem die Antragsteller ihren Antrag begründet hatten
und durch Archivdirektor von Weech mitgeteilt worden
war, was seitens des Grossh. General -Landesarchivs, mit
freundlicher Unterstützung der Grossh. Bezirksämter und der
Gemeindebehörden, geschehen ist, um zunächst durch Samm-
lung und Nachweisung dieser Siegel und Wappen die geplante
Veröffentlichung vorzubereiten, gelangte auch dieser Antrag
zur Annahme. Der Archivdirektor wurde ersucht, die zur
Veröffentlichung bestimmten Wappen zeichnen zu lassen und
die Zeichnungen der nächsten Plenarsitzung vorzulegen.
Schliesslich wurde der Beschluss gefasst, Seiner König-
lichen Hoheit dem Grossherzog gemäss der Bestimmung in
^ 3 Abs. 1 des Statuts der badischen historischen Kommission
zur Allerhöchsten Ernennung als ordentliches Mitglied vorzu-
schlagen : den Professor der Volkswirtschaftslehre an der Tech-
nischen Hochschule in Karlsruhe, Dr. Karl Bücher.
Nachdem sodann noch die geschäftlichen Angelegenheiten
erledigt waren," schloss der Vorsitzende die X. Plenarsitzung
mit dem Ausdrucke des Dankes für die Förderung der Ar-
beiten der Kommission durch Seine Königliche Hoheit den
. Glossherzog, die Grossh. Regierung und die Volksvertretung,
sowie für die Anwesenheit der Herrn Regierungsvertreter.
Vermöge Allerhöchster Staatsministerial - EntSchliessung
(1. d. Schloss Baden, den 26. November 1891, No. 578, haben
Seine Königliche Hoheit der Grossherzog gnädigst geruht,
den ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule in
Karlsruhe Dr. Karl Bücher zum ordentlichen Mitgliede der
badischen historischen Kommission gemäss § 3 des Statuts
derselben zu ernennen.
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über die X. Plenarsitzung. mi3.
Beilage A.
Beglückwünschung.
Seiner Excellenz des Direktors des k. und k. Haus-, Hof- und
Staatsarchivs in Wien
Geheimen Rats Dr. Alfred Ritter von Arneth
aus Anlass seines 50jährigen Dienstjubiläums.
(Telegramm.)
Karlsruhe, 27. Dezember 1890.
Euerer Excellenz, dem gefeierten Geschichtsforscher und
Geschichtschreiber, dem hochverdienten Vorstande einer wissen-
schaftlichen Anstalt, deren reiche Schätze durch Ihre hoch-
herzige und weitsichtige Geschäftsführung zum Gemeingut der
Historiker aller Länder geworden sind, entbietet die badische
historische Kommission, deren Mitglieder und Beauftragte sich
durch Ihr Entgegenkommen in ihren Arbeiten so wesentlich
gefördert sehen, zu dem fünfzigsten Jahrestag Ihres Eintrittes
in den Archivdienst in aufrichtiger Dankbarkeit und Verehrung
die herzlichsten Glückwünsche.
Das Bureau der badischen historischen Kommission.
Winkelmann. von Weech.
Hierauf erfolgte nachstehende Antwort:
Wien, den 3. Januar 1891.
Hochgeehrte Herren!
Für Ihren so überaus liebenswürdigen Glückwunsch zu der
Feier des Tages, am welchem ich vor fünfzig Jahren in das
kaiserl. und königl. Haus-, Hof- und Staatsarchiv eintrat, sage
ich Ihnen, hochverehrte Herren, meinen wärmsten und herz-
lichsten Dank. Wenn mir, und zwar erst in den letzteren
Jahren meiner Amtsführung, die Freude zuteil wurde, den aus-
gezeichneten Arbeiten der badischen historischen Kommission
einige Förderung zuteil werden zu lassen, so that ich hiebei
nicht mehr als meine Pflicht und erwarb hierdurch auch nicht
den geringsten Anspruch auf einen. so glänzenden Lohn, wie
er mir von Seite Ihrer Regierung zuteil wurde.
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Bericht
Indem ich derselben gleichzeitig hiefür meine ergebenste
Danksagung darbringe, sage ich auch Ihnen, hochgeehrte Herren,
für Ihre so freundlichen und herzlichen Worte den besten Dank.
Ich knüpfe hieran die Versicherung, dass es mir hochwillkommen
■>ein würde, wenn ich auch noch fernerhin der badischen histo-
rischen Kommission durch willfährige Erfüllung ihrer etwaigen
Wünsche Beweise jener lebhaften Sympathien zu geben ver-
mochte, mit denen ich ihre erfolgreichen Bestrebungen begleite.
In ausgezeichneter Hochachtung
Alfred Ritter von Arneth.
Beilage B.
Verzeichnis
der Pfleger der badischen historischen Kommission.
(Stand vom 8. November 1891.)
Amtsbezirke.
Namen der Pfleger.
I. Beiirk.
(Delegierter: Herr Archivrat Dr. Bau mann in Donaueschingen.
Herr Landgeriehtsrat Ii i r ke n m ay Cl-
in Waldshut
„ Notar Dietrich in Sttihlingen.
Hauptlehrer Barth in Geisingen.
Pfarrer Dreher in Binningen.
- Prof. Eiselein in Konstanz.
Bon ndorf
Donaueschingen
Engen
Konstanz, Stadt und |
Amt (östl. Teil)
Konstanz. Amt (westl.
Teil)
Messkirch
Pfullendorf
Hückingen
Stockach
Überlingen. Stadt u. |
Amt (östl. Teil) (
Überlingen, Amt (westl.
Teil.)
Waldshut
Weinhdlr. K. Müller in Radolfzell.
Pfr. Sc happacher in Menningen.
Pfr. Löffler in Zell a. Andelsbach.
Landgerichtsrat Birkenmayer in
Waldshut.
Pfarrer Seeger in Raitbaslach.
Prof. Dr. Ziegler. Vorstand der
Höh. Bürgerschule in Überlingen.
Pfarrer Udry in Owingen.
Landgerichtsrat Birkenmayer in
Waldshut.
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Über die X. Plenarsitzuug.
in
15
Amtsbezirke.
Namen der Pfleger.
II. Bezirk.
(Delegierter: Herr Professor Dr. Röder in Villingen.)
Herr Professor Em lein in Lörrach.
„ Professor H a a s s . Vorstand der Höh .
Bürgerschule in Müllheim.
r Dekan Welte in Kappel b. Neustadt.
) ,. Landgerichtsrat Birkenmaver in
Waldshut.
Professor Emiein in Lörrach.
Pfarrer Baur in St. Trudpert.
I „ Pfarrer Nothhelfer in St. Ulrich.
„ Stadtpfarrer Winterer in Tribcrg.
.. Prof. Dr. Roder in Villingen.
Pfarrer Da mal in Steinach.
Lörrach
Müllheim
Neustadt
St. Blasien
Schönau
Schopfheini
Staufen
Triberg
Villingen
Wolfach
III. Bezirfc.
(Delegierter: Herr Diakonus Maurer in Emmendingen.)
Ar Ii er n
Baden
Breisarh
Bühl
Durlar h
Emmendingen
Ettcnheim
Ettlingen
V reiburg
Karlsruhe
Kehl
Lahr (kathol. Teil)
Lahr (evang. Teil)
Oberkirch
Offenburg
Pforzheim
Rastatt (u. vom Amte
Ettlingen die Orte Völ-
kersbach u. Malsch.)
Waldkirch
Herr Oeistl. Lehrer Dr. Schindler in
Kasbach.
Professor Val. Stösser in Baden.
„ Stadtarchivar Hauptmann a. D. P o i u -
sign on in Ereiburg.
Pfr. ('.Reinfried in Moos, A. Bühl.
Progymnasiumsdirektor Dr. Büchh-
in Durlach.
Diakonus M a u r e r in Emmendingen .
. Pfarrer Willi. Störk in Bleibach.
Amts Waldkirch.
„ Professor Keller in Ettlingen.
„ Stadtarchivar Hauptmanna. 1). Poi n -
signon in Freiburg.
Professor Eunck in Karlsruhe.
.. Pfarrer Leitz in Freistett.
.. Pfarrer Stritmatter in Kürzcll.
., Pfarrer Meyer in Dinglingen.
Pfarrer Eckhard in Lautenbach.
„ Pfarrer Bender in Wraldulm, Amt-
Achern.
„ Ratschreiber Walter in Offenburg.
„ Prof. Dr. Karl Reuss in Pforzheim.
„ Professor Köhler in Rastatt.
„ Diakonus Maurer in Emmendingen.
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1«
Bericht
Amtsbezirke.
Namen <ler Pfleger.
IV. Bezirk.
(Delegierter: Herr Professor D. Dr. Hartfelder in Heidelberg.)
Adelsheini
Brette n
ISruchsal
Buchen
Kberbaeh
Eppingen
Heidelberg
Mannheim
Mosbach
Schwetzingen
Sinsheim
Tauberbischofsheim
Weinheim
(f. d. kathol. Pfarreien)
Wertheim
(f. d. evang. Gemein-
den u. Pfarreien
Wertheim
(f. d. kath. Gemein-
den u. Pfarreien)
Wiesloch
Herr Rentamtmann Dr. Weis* in Adel>-
heim.
Gem.-Rat Gr. Wörner in Bretten.
„ Hptlehr. Fei genbutz i. Flehingen.
Professor Dr. Ausfeld in Bnichsal.
„ Bürgermstr. Nopp in Philipi»sburg.
„ Rentamt mann l>r. Weiss in Adels-
heim.
Oberaintm. Schröder i. Kberbach.
Reallehrcr Schwarz in Eppinsen.
„ Professor Salz er in Heidelbe nr.
., Prof. Dr. Gl aasen in Mannheim.
„ Rcntamtm. Dr. Weiss in Adelsheim.
„ Prof. Ferd. Maier, Vorstand d. Hub.
Bürgerschule in Schwetzingen.
„ Professor Ritter, Vorstand d. Höh.
Bürgerschule in Sinsheim.
„ Prof. Ehrensberger in Tauber-
bischofsheim.
„ Stadtpfarrer Sie vert in Ladenburg.
„ Stadtpfr. Dr. Kayser in W'einheim.
„ Dekan Ströhe in Wertheim.
Gemeinderat Ed. Zehr in Wertheim.
Prof. Zimmermann in Wiesloch.
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über die X. Plenarsitzung.
ml7
Beilage C.
Ubersicht
der bis zum November 1891 von den Pflegern und andern
Beauftragten der badischen historischen Kommission verzeich-
neten Archive und Registraturen.
Vorbemerkung.
In No. 5 der Mitteilungen der badischen historischen Kom-
mission wurde eine Übersicht der bis zum Schlüsse des Jahres
1885 verzeichneten Archive und Registraturen veröffentlicht.
Seitdem hat sich die Zahl der durch die Pfleger*) und einige
andere Beauftragte der badischen historischen Kommission
(Professor Dr. Roder, die Hilfsarbeiter Dr. Obser, Dr. Fester
und Dr. Müller und die Herren Osiander und Hugard) ver-
zeichneten Archive und Registraturen so erheblich vermehrt,
dass es an der Zeit ist, in einer neuen Obersicht bekannt zu
machen, wieviel auf diesem Gebiete seit dem Bestehen der
Kommission geleistet worden ist.
Wie die frühere so wird auch diese Übersicht in der alpha-
betischen Reihenfolge der Amtsbezirke mitgeteilt. Diejenigen
Orte, deren Archivalien bisher noch nicht verzeichnet wurden,
sind weggelassen.
Folgende Abkürzungen sind in der Übersicht angewendet:
G = Gemeinde. KP. = Katholische Pfarrei. EP. = Evan-
gelische Pfarrei. KB = Kirchenbücher (die beigesetzte Jahr-
zahl weist den Anfang der Einträge nach). Dek. = Dekanat
Landk. — Landkapitel. Gh. — Grundherrschaft. Sth. = Standes-
herrschaft. LJ. = Lehrinstitut. Pr. — Privatpersonen. Wenn
eine dieser Abkürzungen in Klammern gesetzt ist, wird da-
durch angedeutet, dass sich dort keine Archivalien vorgefunden
haben. Ein Sternchen bedeutet, dass das betreffende Ver-
zeichnis in unsern Mitteilungen abgedruckt ist. Am Schlüsse
jedes Amtsbezirks erfolgt das Citat des Druckes.
*) Die Namen der Pfleger sind in den in unsern „Mitteilungen" ver-
ntteiitlichten den meisten Sitzungsberichten beigegebenen Verzeichnissen
aufgeführt.
Mitt «I. btkd. liist. Kom. Xo. 14.
2
Bericht
A.-lk'z. Achern. Acliern -G. *KP. KB. 1673. — Fautenbach Hi. [KP]
— Furschenhach [G.] — Gamshurst *G. *KP. KB. 1655. — Grossweier *G
*KP. KB 167G. — Kappelrodeck *G. *KP. KB. 1664. - Mosbach *{G.]
'[KP.] Oberacheru *G. *KP. KB. 1024. - Obersasbach G. — Önsbach
*G. [KPJ - Ottenhofen *[G.] [KP.] - Benchen *G. *KP. KB. 1654. - Das-
bach *G.*KP.KB. 1722. *2 Pr. - Sasbachried *G. — Sasbachwalden
*G.*[KP.] - Seebach [G.) - Wagshurst *G. *KP. Waldulm *G.*KP.
KB. 1610.
* Gedruckt M. 12, IS— 30
A.-Bez. Altllltln. Adelsheim *G. *EP. KB 1607. [KP.] *Gh. v. A. -
Bnfcheim Hi. *EP. KB. 1591. *I Pr. — Brounacker (G.) - Grosseichob-
heim G. EP. KB. 1787. — Hemsbach G. *[KP.] - Hirschlanden [G.] EP.
KB. 1641. Hohenstadt [G.J EP. KB. 1637. — Hflngheim G. KP. KB.
1701. — Kleineicholzheim [G.] — Korb [G.] EP. KB. 1654. — Leibenstadt
G EP. KB. 166n — Merchingen G. EP. KB. 1647. — Osterburken G. *KP.
KB. 1640. — Rosenberg [G ] EP. KB. 1725. KP. KB. 1672. 1 Pr — Buchsen
[G.1EP. KB. 15BO. - Schlieretadt G. KP. KB. 1660. - Seekach [G ] KP.
KB. 1068. — Sennfeld G. EP. KB. 1662. Gh. v. Rüdt. — Sindolsheim G.
EP. K. KB. sec 17 ineunt. — Fnterkessach [G.] — Zimmern G.
* Gedruckt M. 2,40. 3,81, 82. 5,285.
A -Bez. Blfta Baden Hi. -KP. *U. *1 Pr. - Balg *G. *KP. KB. 1786.
Ebersteinburg *G. *KP. KB. 1769. - Haueneberstein *G. *KP. KB. 172«.
— Lichtental *G *1J. — Oos *G. *KP. KB. 1748. *1 Pr. - Saudweier
G. KP. KB. 1679. — Sinzheim *G. *KP. KB. 1623.
* Gedruckt M. 8, 123. 12.109—112. 13,41—43.
A.-Bez. Boniidorf. AchdorfG. — Aichen [G.] [KP.] — Aselfingen [G l
— Bettmaringen [G ] [KP ] — Birkendorf G. — Blumegg G.[KP.] — Boll G.
— Bonndorf G. Unionslond. 2 Pr. — Breitenfeld G. — Brunnadern G. 1 Pr.
Dillendorf G. KP. KB. 1595. — Ebnet G. — Eschach G. — Ewattingen G.
KP. KB 1667. - Faulenfürst G. — Füetzen G. KP KB. 1640. — Grim-
melshofen G. 1 Pr. Gttndelwangen G. KP. KB. 1640. — Holzschlag G. -
Krenkingen G. KP. KB. 1645. — Insheim G. — Lembach KP. — Maucheo
|G.J 1 Pr. — Münchingen G. — Oberwangen [G.] 1 Pr. — Reiselfingen G.
KP. KB. 1726 — Stühlingen G — Unterwangen [G ] 1 Pr. — Welleu-
ilingen G. — Wiltlekofen G.
A.-Bez. Breiuch. Bischoffingen G. — Breisach *G. K. Dek. — Burk-
heim »G. *KP. KB. 1600. — Gündlingen G. KP. KB. 1659. — Jechtingen G.
— Merdingen G.
* Gedruckt M. 11, 1—91. 12, 114.
A.-Bez. Bretlti. Bahnbrücken *G. — Dürrenbüchig *G. — Flehinge n
*G. *EP. KB. 1630. *KP. 4 Pr. — Gochsheim *G. — Kürnbach *G. EP. KB.
1555. *Zünfte. — Nussbaum ü. - Sickingen *G. *KP. *1 Pr. — Spranthal
*G. — Wössingen *G. *EP. KB. 1090. — Zaisenhausen *G.
* Gedruckt M. 9, 100-107.
A.-Bez. Brachial. Bruchsal *G. *EP. KB. 1804. *KP. * Fürst- Styrum -
Hosp. — Büchenau *G. — Forst *G. — Hambrücken *G.*KP.KB. 16*6.
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über die X. Plenarsitzung.
Heidelsheim *ref. P. KB. 1650. *luth. P. KB. 1730. — Helmaheim »G. *KP.
KB. 1781. *KP. — Karlsdorf *G. — Kronau *G. — Langenbrücken *G. —
Mingolsheim *G. — Neudorf *G. — Neuenbürg *G. — Neuthard *G. —
Obergrombach *G. — Oberöwisheim *G. *EP. KB. 1658. — Odenheim *G. —
Östringen *G. — Philippsburg *G. *KP. *1 Pr. — Stettfeld *G. — Ub-
stadt *G. — Untergrombach *G. — Unteröwisheini *G. *EP. KB. 1577. —
Weiher *G. — Zeuthern *G.
* Gedruckt M. 10, 48 ff. 18,105—115.
A.-Bez. 8icnta. Altheim fG.] *KP. KB. 1613. — Auerbach *[G.J
Bödigheim [G.]*EP. KB. 1552. Gh. v. Rüdt. *1 Pr. — Bretzingen [G ]*KP.
KB. 1620. — Buchen *G. *KP. KB. 1598. — Dornberg *IG] - Dürnbach *{G.]
Eberstadt *G. [Gh v. Rüdt.] — Einbach G. — Erfeld *G. — Gericht-
stetten [G ] *KP.KB. 1686. *l Pr. - Gerolzahn G. - Glashofen •[(}.} -
Gottersdorf *G. — Götzingen [G.]*KP.KB 1652. — Hainstadt [G.]*KP.
KB. 1608. *Gh. v. Rüdt. — Hardheim *G. *KP. KB. 1642. - Heidersbach
*[G] — Hettigenbcucrn *fG.l — Hettingen |G ] *KP. KB. 1680. - Holler-
bach *G. *KP. KB. 1604. *1 Pr. — Höpfingen [G.] *KP. KB. 1782. — Horn-
bach *G. — Kaltenbrunn *[G 1 — Langenelz *G. — Rudenberg *G. —
Limbach *G. *KP. KB. 1677. — Morschenhardt *[G.] — Mudau •G.*KP.
Oberneudorf *[G.] — Oberscheidentha! *G. — Reinhardsachsen *G. —
Heilenbach *IG.] — Rinschheim *G. — Rippberg *G. *KP. — Rümpfen
IG.] — Rütschdorf *[G ] - Scheringen *[G.) — Schlossau *G.(KP1
Schweinberg *G. *KP. KB. 1650. - Steinbach *G. KP. — Steinftirt *[<}.}
Stürzenhardt G. — Unterneudorf *IG.] — Unterscheidenthal *fG.] — Voll-
mersdorf *IG.J — Waldhausen *[(}.] — Waldstetten [G.]*KP. — Wall-
dürn *G. *KP. KB. 1586. *1 Pr. — Wettersdorf *G.
* Gedruckt M. 5, 276— 2S0 u. 285. 10, 125—128.
A.-Bez. BIM- Altschweier *G. [KP | — Balzhofen *G. — Bühl U.
1 KP. KB. 1666. — Bühlerthal [G.]*KP. KB. 1763. — Eisenthal [G.]|KP.]
Greffern *G. — Hatzenweier [G.] — Hildmannsfeld [G.] — Kappel-
windeck *G. *KP. KB. 1695. - Lauf [G.] *KP. KB. 1797. — Leiberstung
G. — Moos *G. *KP. KB. 1743. — Neusatz *G. *KP. KB. 1774. — Neu-
weier [G.J *KP. — Oberbruch *G. — Oberwasser [G ] — Oberweier fG.]
Ottersweier *G. *KP. KB. 1641. — Schwarzach *G. [K. P.] - Stein-
bach *G. *KP KB. 1696. - Ulm fG ] [KP ] - Unzhurst *G. *KP. KB. 1676.
Varnhalt [G ] - Vimbuch fG.] *KP. KB. 1650. - Waldmatt G.
Weitenung *G. - Zell *G. — Herrenwies *KP.
* Gedruckt M. 9, 49-67.
A.-Bez. Ooiauetchingtl. Aasen *G. *KP. — Allmendshofen *G.
Aufen |G.] — Bachheim *G. *KP. KB. 1700. Behla *G. — Blumberg
-O.fKP.] - Brüunlingen *G. *KP. KB. 1640. — Brüggen *G. — Döggin-
geu "G. *KP KB. 1695. — Donauesch ingen G. *KP. KB. 1594. — Esslingen
* G — Fürstenl>erg *G.*KP. KB. 1621. — Geisingen *G. *KP. KB. 1651.
Gutmadingeu *G. *KP. KB. 1742. — Hausen vor Wald *G. *KP. KB. 1693.
Heidenhofen fG.] *KP. KB. 1593. — Hochemmingen *G. *KP. KB. 1659.
Hondingen *G. *KP. KB. 1613. — Hubertshofen [G.]*KP. — Hüfingen
*G *KP. KB. 1597. - Ippingen *G.*KP. KB. 1732. - Mundelfingen *G.
Bericht
*EP. KB. 1712. — Neudingen +G. *KP. KB. 1611. — Neuenburg [G l —
Oberbaldingen *G. — Öfingen *G *EP. KB. 1566. - Pfobren *G. *KP. KB.
1671. - Riedböhringen *G. *KP. KB. 1760. — Riedöschingen *G. *KP. KB.
1699. — Sumpfohren *G. *KP. KB. 1635. — Sunthausen *G. *KP. — Thann-
heim *G *KP. — Unadingen *G. *KP. KB. 1659. — Unterbaldingen *G. KP.
— Untcrbränd *[G.] — Wartenberg *[G] — Wolterdingen *G. *KP. KB.
1594 — Zindelstein *[G ] — Bachzimmern *[Col.] — Waldhausen *[Col .]
* Gedruckt M. 5,225—29. 7,115—27. 13.61—88.
A.-Bez. Oirlich. Aue G. — Berghausen G. — Durlach G. — Königs-
bach G. EP. — Langensteinbach G. — Söllingen G. — Stupferich G. KP.
KB. 1664. - Wilferdingen G. EP. KB. 1696.
A.-Bez. ClirilCi. Eberbacb *G. EP. KB. 1617. KP. KB. 1689. — Haag
G. — Moosbrunn G. — Oberschwarzach G. — Schönbrunn G. — Strum-
pfelbmnn EP. KB. 1650. — Unterschwarzach G. — Zwingenberg. Herrsch.
* Gedruckt M. 10, 100.
A.-Bez. Emmen dingen. Bahlingen *G. *EP. KB. 1650. — Beienheim
*G. *KP. KB. 1750. — Bötzingen *[G.J *EP. KB. 1700. *KP. KB. 1660 -
Borabach G. KP. KB. 1730. - Broggingen G. EP. KB. 1652. - Denzlingen
*G. *EP. KB. 1661. — Eichstetten *G. *EP. KB. 1650. - Emmendingen *G-
*EP.KB. 1650. - Endingen *G. - Freiamt *G. *EP. KB. nach 164*.
Hecklüigen G. KP. KB 1652. — Heimbach *G. *KP. KB. 1679. — Herbolz-
heim *G. - Holzhausen *[G J [KP.] Kcnzingen *G.(KI\] — Kön-
dringen *[G.l +EP. KB. 1594. - Malterdingen *G. *EP. KB. 1651 — Mun-
dingen *G. *EP KB. 1659. - Niederhausen G. — Nimburg *G. *EP. KB.
1651. — Nordweil G. — Oberhausen *[G.]*KP. KB. 1669. — Ottoschwan-
den *G. *EP. KB 1651. Reuthe *rG.] *KP. KB. 1761. — Riegel G. KP.
KB. nach 164«. - Sexau *G. «EP. KB. 1650. - Tbeningen *G. *EP. KB.
1594. - Vörstetten *EP. KB. 1651. - Wagenstadt *G. — Weisweil
*G. *EP. KB. 1595. - Wyhl *G. *IKP.]
* Gedruckt M. 5,285. 7,67—91. 10,111 -117.
A.-Bez. Engen. Aach G. KP. KB. 17S4. — Anseitingen *G. Aul-
tingen [G.] *KP. — Bargen *(G.] — Beuren a. Ried *G. — Biesendorf
*[G.] — Binningen *G. *KP. KB. 1658. *Gh. v. Hornstein. — Bittelbrunn *G.
— Blumenfeld *G. *KP. KB. 1644. — Büsslingen *G. *KP. KB. 1645. —
Duchtlingen *G. *KP. — Ebringen *G. — Eckartsbrunn *G. — Ehingen
*G. *KP. KB. 1619. — Emmingen ab Egg *G. *KP. KB. 1595. — Engen *G.
♦KP. KB. 1612. — Hattingen *G. *KP. KB. 1658. — Bilzingen *G. *KP.
KB. 1767. — Hintschingen *G. — Honstetten *G. *KP. KB. 1579. — Immen-
dingen *G. *KP. KB. 1663. — Kirchen u. Hausen *G. *KP. — Kommingen
*(G.]KP. — Leipferdingen *G. *KP. KB. 1650. — Mauenheim [G.) *KP.
KB. 1720. — Möhringen *G. *KP. - Mtthlhausen *G. *KP. KB. 1784. Gr.
v. Douglas. — Neuhausen *G. — Nordhalden *[G.] — Riedheim *G. *KP
KB. 1640. — Schlatt a. Randen *G. — Stetten [G.]*KP.KB. 1810. *1 Pr.
— Thnlheim fG.] — Thengen, Stadt *G. *KP. — Uttenhofen *G. — Wat-
terdingen *G. *KP. — Weil *G. — Weiterdingen *G. *KP. — Welschingen
*G.*KP.KB. 1758. - Wiechs *G. *KP. KB. 1694. — Zimmerbolz *G. -
Zimmern *[G.]
* Gedruckt M. 4,134. 8,97-104. 13.89-98.
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m21
A.-Bez. Cppingei. Adelshofen *G. *EP. KB. 1730. — Berwangen *G.
Eichelberg *G. — Eisenz *G. *EP. KB. 1661. — Eppingen *G. *EP. -
Gemmingen *G. — Ittlingen *G. *EP. KB. 1625. — Landshausen *G. —
Mühlbach *G. *EP. - Richen *G. *EP. KR 1683. — Rohrbach *[G.] [EP.]
IKP.]— Schluchtern *G. — Stebbach *G. *EP. KB. 1675. — Sulzfeld *G.
»EP. KB. 1766. - Tiefenbach *G. *KP.
* Gedruckt M. 7, 1. 12,31—35.
A.-Bez. EttMhllM. Altdorf *G. *KP. KB. 1753. - Dörlinbach *G. -
Ettenheim *G. *1 Pr. — Grafenhausen *G. *KP. — Kappel *G. KapArch.
— Kippenheim *G. *KP. — Kippenheimweiler *G. — Mahlberg *G. *KP.
— Münchweier *G. *KP. KB. 1674. — Münsterthal mit Ettenheimmünster
*G.*KP.KB. 1645. — Orschweier *G. — Ringsheim *G. *KP. KB. 1679.
— Rust *G. *KP. KB. 1674. — Schmieheim *G. — Schweighausen *G. —
Wallburg *G.
* Gedruckt M. 9, 68—84.
A.-Bez. Ettlingen. Bruchhausen G. — Busenbach *G. — Ettlingen
*G. — Ettlingenweier *G. — Malsch *G. — Reichenbach *G. — Spessart
*G. — Völkersbach *G.
* Gedruckt M. 13, 123—125.
A.-Bez. Freiburg Au [G ] — Betzenhausen *G. — Breitnau *G. *KP.
•1 Pr. — Büchenbach *G. *KP. KB. 1796. - Buchheim *G. — Burg
[G.] Dietenbach [G.] - Ebuet *G. *KP. KB. 1645. »Gh. v. Gayling. —
Ebringen *G. *KP. - Eschbach *G. *KP. - Ealkensteig [G.J - Frei-
burg *KP. S. Martin. — Gundelfingen *G. *EP. KB. 1634. — Güntersthal
*G. *KP. KB. 1730. — Haslach *G *EP. KB. 1655. — Hinterstrass [G.]
Hochdorf *G. *KP. KB. 1763. — Hofegrund [G.] — Horben *G. *KP. KB.
1784. — Hugstetten *G. »KP. KB. 1748. — Kappel *G. *KP. KB. 1645. —
Kirchzarten *G. *KP. KB. 1646. — Lehen *G. *KP. KB 1731. — Litten-
weiler *G. — Mengen *G. *EP. KB. 1651. — Merzhausen *G. *KP. KB. 1594
— Munzingen *G. *KP. — Neuershausen *G. *KP. KB. 1791. — Neuhäuser
[G 1 - Oberried *G. *KP. - Opfingen *G. *EP. KB 1628. St. Georgen
*G. *KP. KB. 1683. - St. Märgen *G. *KP. KB. 1677. - St. Peter *G. *KP.
- St. Wilhelm [G.) - Schallstadt *G. — Scherzingen *G. *KP. KB. 1648.
— Sölden *G. *KP. KB. 1648 - Stegen [G.J — Steig [G.] — Thiengen *G.
*EP. KB. 1651. — Umkirch *G. *KP. KB 1648. — ünteribenthal *G. -
Wagensteig *G. — Waltershofen *G. KP. KB. 1602. — Weilersbach fG.J —
Wittenthal fG.] - Wittnau *G. — Wolfenweiler *G. *EP. KB. 1655. -
Zühringen *G. Zarten *G. — Zastler [G.]
* Gedruckt M. 5. 232-261. 8, 33. 10, 17.
A.-Bez. Neidelbert. Altenbach *G. — Altneudorf *G. — Bammenthai
Hr. *EP. KB. 1650. — Brombach *G. *EP. — Dilsberg *G. *KP. KB. 1720.
— Dossenheim *G. *EP. KB. 1731. *KP. KB. 1691. — Eppelheim *G. *EP.
KB. 1801. — Gaiberg *G. *EP. KB. 1750. - Gauangelloch *G.*EP.KB.
1672. - Handschuchsheim *G. *EP. KB. 1694. *KP. KB. 1651. — Heddesbach
*G.*EP.KB 1767. — Heidelberg *G. EP. z. h. Geist. KB. 1593. - Heilig-
kreuzsteinach *G. *EP. KB. 1729. *KP. KB. 1699. - Kirchheim *G. *EP.
Larapenhain *G. — Leimen *G. *EP. KB. 1696. [KP.] - Lobenfeld *G.
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m22
Bericht
— Mauer *G. *EP. KB. 1670. KP. KB. 1779. — Meckesheim *G. *EP. KB-
1665. — Mönchxell *G. KP KB. 1668. — Mäckenloch *G. *EP. KB. 1626.
— Neckargemünd *G. *EP. KB. 1635. *KP. KB. 168a — Neuenheim *G.
*EP. KB. 1729. — Nussloch *G. *EP. KB. 1696. *KP. KB. 1697. — Ochsen-
bach *G. — Petersthal *G. — Rohrbach *G. *EP. KB. 1796. *KP. KB. 1772.
— St. Ilgen *G. — Sandhausen *G. *EP. KB. 1780. »KP. KB. 1820. -
Schönau *G *EP. KB. 1650. »KP.KB.1739. - Spechbach »G. »KP. KB.
1734. - Waldhilsbach *G. - Waldwimmerebach *G. »EP. KB. sec 1*.
exeunt. — Wieblingen *G. »EP. KB sec. 17. exeunt. »KP. KB. 1699. —
Wiesenbach *G. »KP. KB. 1766. — Wilhelmsfeld »G. *EP. KB. 1812. -
Ziegelhausen *G. *EP. KB. 1664. »KP. KB. 1705. - Schwabenheim »(Hof).
* Gedruckt M. 4, 197. 5,268—71. 9,118—26. 13,98—105.
A.-Bcz. Karltrihl. Beiertheim G. — Blankenloch G. EP. KB. 1672. —
Bulach G. KP. KB. 1655. — Daxlanden G. — Eggensteio G. EP. KB. 1702.
— Friedrichsthal G. EP. KB. 1710. Graben EP. KB. 1645. — Griin-
winkel G. — Hagsfeld EP. KB. 1594. — Hochstetten G. EP. KB. 1770. -
Knielingen G. EP. KB. Mitte d. 18. Jhd. — Leopoldshafen G. — Liedob-
heim EP. KB. 1734. — Linkenheim G. EP. KB. 1591. — Mühlburg G. EP.
KB. 1720. KP. KB. 1844. — Rintheim G. — Rüppurr EP. KB 1692. —
Russheim G. EP. KB. 1692. — Spöck G. — StafTorth G. — Teutschneu-
reuth (i. EP. KB. 1721. — Welsch neureuth G. EP.
A.-Bcz. Kahl. Diershcim G. EP. KB. 1752. — Freistett G. EP. KB. 1621.
— Mempreehtshofen G. [EP.] — Neufreistett G. — Rheinbischofsheim G.
EP. KB. 1581.
A.-Bez. KoittliZ. Allensbach *G. KP. KB. 1681. — Allmannsdorf G.
KP. KB. 1686. — Arien G.[KP ] — Biethingen *G. »KP. KB 1680. Gh.
v. ^Hornstein. — Bohlingen G. KP. — Böhringen G. KP. — Büsingen *G.
— Dettingen G. KP. KB. 1719. — Dingelsdorf G. KP. — Freudenthal G.
— Friedingen G. [KP.J — Gailingen *G. »KP. KB. 1654. — Gottmadingen
*G. (KP.] — Güttingen G. — Hausen a. d. Hach [G.J — Hemmenhofen [G.j
| KP.J — Kaltbrunn G. — Konstanz *LJ Zofingen. — Langenrain *G. »KP.
'2 Pr. — Liggeringen *G. KP. — Litzelstetten G. — Markelfingen *G. KP.
KB. 1717. — Möggingen *G. — Öhningen *G. — Radolfzell KP. KB. 1597.
Chorh.Stift. — Randegg *G. *KP. KB. 1711. *1 Pr. — Reichenau *G. KP.
KB. 159S. — Ricklingen G. KP. KB. 1665. — Schienen [G.] KP. KB. 1591.
— Singen *G. *KP. Gr. v. Enzenberg. — Überlingen a. R. G. KP. — Wangen
G.KP. - Weiler [G]KP. - Wollmatingen G. KP. KB. 1632. - Werb-
ungen G. KP. - Murbach [Col ] G.
* Gedruckt M. 3,97-109. 4,201-211. 5,219-22. 10.80.
A.-Bez. Lahr. Dundenheim G. — Friesenheim G. EP. KP. — Heiligen-
zell (t. — Hugsweier G. EP. KB. 1652. — Ichenheim G. KP. KB. 1680. —
Kuhbach [G.J — Kürzell G. EP. KB. 1660. KP. KB. 1650. — Lahr *G. —
Meissenheim G. EP. KB. 1568. — Mietersheim G. — Nonnenweier EP. KB.
1642. — Oberschopfheim G. KP. KB. 1734. — Oberweier G. KP. KB. 1699.
Ottenheim G. EP. KB. 1720. KP. KB. 1686. — Prinzbach G.KP. KB.
1651. — Reichenbach G. KP. KB. 1826. — Schuttern G. [KP ] — Schutter-
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thal G. KP. KB. 1669. — Schutterzell G. — Seelbach G. KP. KB. 1739.
v d. Leyen [in Wahl]. — Wittelbach G. — Wittenweier G. EP. KB. 1603.
* Gedruckt M. 12,97—108.
A.-Bez. LArraeh. Binzen *G. *EP. KB 1593. - Blansingen *G. —
Brombach G. — Efringen G. — Egringen *G. — Eimeidingen *G. —
Fischingen *G. — Grenzach *G. - Haagen G. — Haltingen *G. — Hau-
iogen G. — Herthcn *G. — Hertingen *G. — Holzen *G. — Huttingen *G.
— Inslingen G. — Iatein *G. - Kirchen *G Ölungen *G. *EP. KB.
1739. — Riedlingen *G — Stetten *G.[KP ] — Tannenkirch *G — Thum-
ringen *G. — Warmbach *G. — Weil *G [EP.] — Welmlingen *G. —
Wintersweiler *G. — Wittlingen *EP. KB. 1583. - Wollbach *G. -
Wyhlen *G.
* Gedruckt M. 3, 112—118. 9.85—98.
A.-Bez. MtMhtia. Feudenheim *G. *EP. KB. 1696. *KP. KB. 1630. -
Ilvesheim *G. *EP. KB. 1651. *KP. KB. 1734. — Käferthal *G. *EP. KB.
1663. *KP. KB. 1783. — Ladenburg *G. *ref. P. KB. 1649. *luth. P. KB.
1693. *KP.KB. 1646. — Mannheim *E. Concord. P.KB. 1621. -E.Trinit.P.
KB. 1685. *KP. KB. 1685. * Altert Ver. *K. Bürgerhosp. Neckarau G.
♦KP. KB. 1756. *KP. KB. 1736. Neckarhauseu *G.*KP.KB. 1729. —
Sandhofen *G. *EP. KB. 1577. »KP. KB. 1771. - Schriesheim *G. *ref. P.
KB. 1650. *luth. P. KB. 1771. *KP. KB. 1754. - Wallstadt *<i.
* Gedruckt M 4, 195 9,113—117. 13, 20 -22.
A.-Bez. MtstJcirch. Altheim [G.J Biethingen [G ] KP. KB. 1657. -
Boll G. KP. — Buchheim G. Engelswies [G.][KP ] 1 Pr. — Göggingen G.
— Gutenstein [G.] — Hartheim |G] — Hausen i.Th. G. KP. KB. 1707. —
Heinstetten G. KP. KB. 1707. — Heudorf G. — Kreenheinstetten G. KP. KB.
1617. — Krumbach G. KP. KB. 1666. - Langenhart [G.] — Menningen [G.]
— Messkirch *G. KP. KB. 1664. Erzb. Kamm. — Neidingen (G.J — Über-
glashütte G. - Rast KP. KB. 1669. - Rohrdorf [G.] - Sauldorf G. KP. -
Schnerkingen [G.] - Schwenningen [G.] Sentcnhart G KP. — Stetten
n. k. M. [G.] — Walser [G.] — Wonidorf [G.] — Langenbrunn Weren-
wag [Col ]
* Gedruckt M. 10,55
A.-Bez. ■asbach. Aglasterhausen *G. [EP ] *KP. *2 Pr. — Allfeld Hi.
*KP. KB. 1653. — Asbach *G. [EP ] *I Pr. — Auerbach *G. *2 Pr. — Billig-
heim *G.*KP. KB. 1700. Sth. v. Leiningen *1 Pr. — Binau [G.][EP.] —
Breitenbronn *G. *EP. KB. 1806. I>allau *G *EP. KB. 1575. *KP. KB.
1699. *1 Pr. Daudenzell *G. [EP.] — Diedcsheim *G. — Fabrenbach [G-1
*EP. — Guttenbach *G. — Hassmersheim *G [EP.] *KP. KB 1698. —
Heinsheim *G. *EP. KB. 1593. [KP.] Gh. v. Räcknitz. — Herbolzheim *G.
*KP. KB. 1595. *4 Pr. - Hochhausen *G. *EP. Hüffenhardt *G. [EP.] —
Kaibertshausen *G. [EP.] — Katzenthal *G. *1 Pr. — Krumbach *G. —
Lohrbach *G. *EP. KB. 17. Jhdt. [KP.] - Mittelschefflenz *G. *EP. —
Mörtelstein *G. — Mosbach *G. *EP. KB. 1555. *KP. KB. 1688. Mocke-
thal G. — Neckarburken *G. *EP. KB. 1652. — Neckarelz *G. *EP. KB.
15*i3. *KP.KB. 1750. — Neckarkatzenbach *G. — Neckarmühlbach *G.
♦EP. KB. 1632. Gh. v. Gemmingen. — Neckarzimmern *G.*EP. KB. 1622.
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Bericht
Gh. v. Gemmingeu — Neudenau *G. *KP. Kß. 1613. — Nüstenbach [G.]
- Oberschefflenz *G. [KP.] *1 Pr. - Obrigheim »G. EP. KB. sec. 17 exeunt.
♦KP. KB. 1750. - Reicbenbuch [G.] - Rittersbach [G.J[KP.J — Robern
[G.) - Sattelbach [G.] - Steiu a. Koch. *G. *KP. KB. 1778. - Sulzbach
*G. — Trienz *ü. - Unterschefflenz *G. — Waldmühlbach [G.] [KP.] -
Zimmerhof [G.] — Bernbrunnerhof *1 Pr. — Schreckbof [G.]
♦ Gekackt M 7, 102. 9, 19-*).
A.-Bez. Müllheim. Auggen G. EP. — Badenweiler G. EP. — Be-
lingen G. — Britzingen G. — Buggingen G. — Dattingen G. — Feld-
berg G. EP. — Hügelheini G. EP. — Uufen G. EP. - Lipburg G.
Mar/.ell [G ] — Müllheim G. EP. 1 Pr. — Neuenburg *G. — Niedereggenen
G. EP. — Niederweiler G. — Obereggenen G. EP. — Oberweiler G. —
Rheinweiler G. — Schliengen [G.] — Schweighof G — Seefelden mit Bet-
berg G. EP. — Sulzburg G. EP. KB. 1599 — Vögisheim G. — Zunzingen G.
: Gedruckt M. 7, 7.
A.-Be/.. Niistarft. Altglashütten G. KP. KB. 1799. — Bubenbach G. —
Goschweiler KP. Hinter/arten G. KP. KB. 1649. — Kappel G.KP. KB
162?s. — Lenzkirch G.KP. — Lößingen G. — Neuglashütten G. — Neu-
stadt G. KP. KB. 1619. - Raitenbuch G. - Röthenbach G. KP. KB. 1781.
Ruden1>crg G. — Saig G. [KP ] — Seppenhofen G. — Waldau G.
A.-Be/. Ofeerkirck. Erlach G. KP. — Fcrnach G. — Gaisbach G. Gh.
v. Schauenburg. — Haslach G. — Herzthal G. — Lautenbach G. — Nu&s-
bach G. -~ Oberkirch G. Hosp. Oppenau G. — Ringelbacb G. — Stadel-
hofen G.[KP.| Thiergarten G.KP. Ulm G.KP. - Winter bacb Gb.
v. Schauenburg. Zusenhofen G.
A.-Bez. Ofenbarg. Altenheim *G. *EP. KB. 1634. - Berghaupten *G.
•KP - Diersburg EP. - Elgersweier *G. — (iengenbacb *G. — Offenburg
*KI\ *Andreashosp. (iymn -Bibl. *Kap.-Arch. — Ohlsbach *G. — Schutter-
wald G. *KP. — Weingarten «KP.
* Gedruckt M 5, 261—66 7, 53
A.-Be/. Flonheim. Bauschlott *G. *EP. KB. 1692 — Bilfingen *G. —
Brötzingen #G. *EP. KB 1706. - Büchenbronn *G. — Dietenhausen *G. —
Dietlingen *G. *EP. KB. 1607. — Dill- und Weissenstein *G. *EP. KB. 1693.
— Dürrn #G. 'EP. — Eisingen *G EP. — Ellmendingen *G. *EP — Er-
dingen *G. *KP. — Eutingen *G. *EP. — Göbrichen *G. *EP. — Hamberg
*G. — Hohenwart *G. — Huchenfeld #G. *EP. — Ispringen *G. *EP. — It-
tersbach *G. *EP. — Kieselbronn *G. #EP. — Langenalb *G. *EP.
I.ebningen *G. - Mühlhausen *G. [EP ] »KP — Mutschelbach *G — Neu-
bausen *0. *KP. KB. 1663 — Niefern *G *EP. — Nöttingen HJ. *EP. —
Oschelbronn *G. *EP. - Pforzheim *G. *EP. KB. 1607. *KP KB. 1784.
Schellbronn *G. *K1\ KB 1765 Steinegg *G - Tiefenbronn *G. *KP.
KB. 1083. — Weiler *G. *EP KB. 1648. — Würm *G. *EP. KB. 1739.
• Gedruckt M. 8, 91—96. 10, 120—124.
A.-Bez. Pfullendort. Aach [G ] KP. KB. 1733. — Burgweiler *G. »KP.
KB. 1639. *1 Pr. - Denkingen *G. *KP. — Ebratsweiler G. — Gross-
bchouach G. *KP. KB. 1720. 2 Pr. — Hattenwciler G. — Heiligenberg 1 Pr.
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über die X. Plenarsitzung.
m25
— Herdwangen *G. *KP. KB. 1667. — Illmensee *G. *KP. KB. 171«. 1 Pr.
— Illwangen *G. — Linz ü. — Frillendorf KP. KB. 1Ü12. — Ruschweiler
*G. *1 Pr. — Schwäbiishausen *G. — Wangen *G. — Wintersulgen [G.] —
Zell a. Andelsb. *G. *KP. — Sylvenstahl [Col.] 1 Pr. — Bethenbrunn *KP.
— Röhrenbach *KP. — Lautenbach »1 Pr.
♦Gedruckt M. 13, 116 — 122.
A.-Bez. Rastatt Au i. Murgth. *G. — Au a. Rh. G. KP. KB. 1088.
— Bermersbach G. — Bietigheim G. KP. KB. 1734. — Bischweier G. —
Durmersheim G. KP. KB. 1660. — Elchesheim G. KP. KB. 1702. — For-
bach G. KP. KB. 1621. — Freiolsheim G. - Gaggenau G. — Gausbach G.
— Gernsbach *G. *EP. KB. 1579. *KP. KB. 1661. — Hilpertsau G. — Hör-
den G. — Hügelsheim G. KP. KB. 1707. — Iffezheim G. KP. KB. 1679. —
Ulingeu [G ] — Kuppenheim *G. *KP. — Langenbrand G — Lautenbach
t*i.| - Michelbach *G. [KP.] - - Muggensturm G. KP. - Niederbühl *[G.J
*KP. KB. 1704. Oberndorf G. Obertsroth G. - Oberweier G. KP.
KB. 1690. Otigheim G. KP. KB 1691. - Ottenau [G.] KP. KB. 1794
Ottersdorf G. KP. KB. 1700. — Plittersdorf G. KP. KB. 1740. — Ra-
statt *G. EP. KB. 1775. KP. KB. 1648. Gymn. — Rauenthal G. — Reichen-
thal G. — Rothenfels G. KP. KB. 1614. — Scheuern G. — Selbach G.
KP. KB. 1740. Söllingen G. KP. KB. 1708. 1 Pr. — Staufenberg G. —
Steinmauern 0. KP. KB. 1689. — Stollhofen G. KP. KB. 1629. — Sulzbach
*G — Waldprechtsweier G. — Weisenbach *G. *KP. — Wintersdorf G.
KP. KB. 1717. — Würmersheim G.
* Gedruckt M. 10, 43-69.
A.-Bez. SlekiigM. Binzgen G Hünner G. — Harpolingen G.
Karsau 0. — Kleinlaufenburg G. 2 Pr. — Murg G. — Niederhof G.
Niederschwörstadt G. — Söllingen G. — Obersäckingen 0 — Oberschwör-
stadt G. KP. - Otlingen G. KP. — Rhina G. — Säckingen G. Wall-
bach G.
A.-Bez. St Blasien. Amrigschwand G. - Blasiwald 1 Pr. — Häu-
sern [G.] — Höchenschwand G. Ibach [G.] — Menzenschwand [G.] —
St. Blasien G. 1 Pr. — Schlageten IG.l, - Tiefenhäusern [G ] — Todt-
moos G. — Urberg [G.] Wiltingen [G J — Wittenschwand [G.] — Wol-
padingen [G.J
A.-Bez. Schopfheim. Adelhausen *G. — Bürchau [G.] — Dossenbat h
G. — Eichen G. — Elbenschwand [G.] — Endenburg *G. — Enkenstein
|G.] Fahrnau G. — Gersbach G. *EP. KB. 1659. — Gresgen [G.] -
Hasel |G 1 — Hausen G. - Ungenau G. - Maullmrg *G. — Minsein
G. - Nordschwaben [G.] — Raich [G.] — Salineck *G. — Schlechten-
haus *G. — Schopfheim G. — Tegernau G. — Wehr G. — Weitenau G.
— Wiechs G. - Wies *G. — Wiesleth G.
* Gedruckt M. 9, 127—128.
A.-Bez. Schwetzingen. Altlussheim G. — Brühl G — Edingen KP.
KB. 1729. - Friedrichsfeld G. - Hockenheim G. - Ketsch G. — Of-
tersheim *G. - Plankstadt *G. *EP. - Reilingen *G. - Schwetzingen
*G. — Seckenheim *G.
* Gedruckt M. 5,272/73. 1(1,61—04.
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m26
Bericht
A -Bez. Sinsbtia. Adersbach *G. - Daisbach *G. — Dühren *G. —
Kichtersbeim *G. Gb. v. Venningen. — Eschelbach *G. — Hilsbach *G. -
Hoffenheim *G. — Michelfeld *G. Neckarbischofsheim *G. Gh. v. Helm-
»tadt. — ReUien *G. Sinsheim *G. — Steinsfurth *G. — Waibstadt
•O. - Weiler *G. - Zazenhausen *G.
* Gedruckt M. 8, 34. 13, 36-40.
A.-Bez. StMfM. Ballrechten G. KP. — Biengen G. KP. KB. 1048. —
Bollschweil G. KP. KB. 1772. — Bremgarten G. KP. KB. 1659. — Pot-
tingen G. — Ehrenstetten G. Eschbach G. — Feldkirch \G.] KP. KB.
1654. - Gallenweilcr [G.] EP. KB. 1798 — Griessheim G. KP. KB. 1614.
- Grunern G. Hausen a. d. Möhlin [G.] — Heitersheim G. EP. —
Kirchhofen G. KP. KB. 1731. — Norsingen G. — Ohermünsterthal mit
St. Trudpert G. KP. KB. 1650. — Offnadingen G. — Pfaffenweiler mit
Ohlinsweiler G. — St. Ullrich G. KP. KB. 1641. — Schlatt G. KP. KB.
1608. — Staufen G. Thunsei G. KP. KB. 1703. — Untermünsterthal
G. 1 Pr. — Wettelbrunn G. KP. KB. 1639.
A.-Bez. Stockich. Mühlingen G. — Orsingen G. Gr. v. Douglas*. Arch.
in Langenstein. — Raithaslach G. KP. KB. 1682. — Stahringen G. — Steiss-
lingen G. v. Stotzing. Arch. — Stockach G. — Wahlwies G.
A.-Bez. Taaberbiichofshein. Angelthürn *G. — Assamstadt *G. *KP.
KB. 1710. — Ballenberg *G. *KP. KB. 15s;,. _ Beckstein *G. — Berolz-
heim *G. *KP. KB. 1690. - Bobstadt *G. *KP. KB. 1606. — Boxberg *G.
*EP. KB. 1732. *KP. KB. 1687. - Brehmen *G. »EP. KB. 1672. — Brünn-
thal *G. - Buch a. Ahorn *'G. *EP. KB. 1650. - Dainbach *G.*EP.KB.
1681. — Dienstadt *G. — Distelhansen *G. *KP KB. 1670. _ Dittigheim
*G. *KP. KB. 1588. — Dittwar *G. 'KP. KB. 1702. 1 Pr. — Eiersheim *G.
♦KP. KB. 1662. - Epplingen *G. — Erlenbach *G. — Eubigheim *G. *EP.
KB. 1675. KP. KB. 1770. — Gerchshcim *G. *KP KB. 1616. - üerlachs-
lieim *G.*KP.KB. 172*. — Gissigheim G. *KP. KB. 1612. — Goramers-
dorf *G. *KP. KB. 15SK Orossrinderfeld *G. "KP. KB. 151>6. — Gruns-
feld *G. *KP. KB. 1731». - Grünsfeldhausen *G. — Heckfeld *G. *KP. KB
1666. — Hochhansen *G. *KP. KB. 1688. — Horrenbach *G. *2 Pr. — Ilm-
span *G.*KP. KB. 1619. — Impfingen *G. »KP. KB. 1657. - Klepsau *G.
•KP. KB. 1628. - Königheini *G.*KP.KB 1577. 1 Pr. - Könighofen *G.
'KP. KB. 1611 — Krautheim *ü. *KP. KB. 1590. *K. Landk. *1 Pr. -
Krensheim *G *KP.KB. 1760. 2 Pr. — Kützbrunn *G. KP. KB. 1810. —
Kuppriehhausen *G.*KP. KB lf>37 - Iaudn *G.*KP.Kß. 1624. *K. Landk.
1 Pr. — I/engenrieden *G. — Marbach *G. — Messelhausen *G. *KP. KB.
1665. v. Zobelsch. Arch. — Neidclsbach *G. — Neunstetten *G.*EP.KB.
1613. — Oberbaibach *G. *KP. KB. 1722. — Oberlauda *G. *KP KB. 1625.
1 Pr. - Oberndorf *G. — Oberschnpf *G. Oberwittighausen *G. —
Oberwittstadt *G. *KP. KB. 1577. — Paimar *G. — Poppenhausen *G. *KP.
KB. 1705. — Pülfringen *G. *KP. KB. 16%. - Sachsenflur *G. - Schil-
lingstadt *G. "-EP. KB. 1674. - Schönfeld *G. *KP. KB. 1640. — Schwab-
hausen *G. - Schwarzenbrunn *G. - Schweigern *G. *EP. KB. 1568. —
Tauberbischofsheim *G. *KP. KB. 1579. «Gymn. *Spit. *K. Landk. *1 Pr. —
Uiftingcn *G. *EP. KB. 1578. — Uissigheim *G. *KP. KB. 1730. — Unter-
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über die X. Plenarsitzung.
m27
balbach *G. *KP. KB. 1656. — Unterschüpf *G. *EP. KB. 1610. *KP. KB.
1713. — Unterwittighausen *G. *KP. KB. 1677. — Unterwittstadt *G. —
Vilchband *G. *KP. KB. 1605. - Wenkheim *G. *EP. KB. 1792. *KP. KB.
1666. — Werbach *G. *KP. KB. 1673. *S. Seb. Brudersch. — Werbach.
hausen *G. *KP. KB. 1674. - Windischbuch *G. *KP. KB. 1745. — Winsen-
hofen *G. *KP. KB. 1590. - Wöhningen *G. - Zimmern *G. »KP. KB. 1642.
— Weikerstetten *[Hof|.
* Gedruckt M. 7,49-53. 12,35—94. 13,51-60.
A.-Bez. Trlbtff Furtwangen [G.J KP. KB. 1724. 1 Pr. — Gremmels-
bach [G.J [KP.] — Gütenbach [KP.] — Hornberg G. - Langenschiltach G.
— Neukirch [G.J KP. KB. 1621. — Niederwasser [G.J KP.] - Nussbach
[G.]*KP. KB. 1705. — Reicbenbach G. — Rohrbach [G.][KP.] - Schonach
*G. *KP. KB. 1604. — Schönwald [G.] KP. KB. 1627. — Kath. Tbennen-
bronn G. KP. KB. 1788. - Triberg *G. *KP. KB. 1620.
* Gedruckt M. 5,230 31.
A.-Bez. UtbtrliRfti. Adelsreuthe *G. *1 Pr. - Altheim G. KP. KB.
1665. — Andelshofen *[G.] — Baitenhausen *G. — Bambergen *G. —
Bermatingen *G. — Beuren G. KP. KB. 1838. — Billafingen G. — Bonn-
dorf *G.*KP. KB. 1750. — Daisendorf *G. — Deggenbausen G. — Deisen-
dorf *G. 1 Pr. — Frickingen [G.1KP. KB. 1650. - Hagnau *KP. KB. 1571.
— Hödingen KP. KB. 1807. — Hohenbodman *G. — Homberg KP. KB.
1705. — Immenstaad *G. — Kippenhausen *G. *KP. KB. 1614. — Leu-
stetten G. Limpach G. KP. KB. 1G04. — Lippertsreute [G.] KP. KB.
1653. - Markdorf *G. — Meersburg *G. - Mühlhofen *G. — Nessel-
wangen *[G.J*KP. KB. 1667. — Nussdorf *G. — Oberuhldingen *G. —
Owingen KP. — Roggenbeuren *[G ] *KP. KB, 1585. — Salem *G. — See-
felden *KP.KB. 1647. — Sipplingen G. *KP. KB. 1753. — Taisersdorf G.
— Tüfingen *G. — Überlingen *G. *Ilosp. — Untersiggingen *[G.]*KP. —
Unteruhldingen *G. - Urnau *G. *KP. KB. 1660. — Wittenhofen *G.
* Gedruckt M. 6,314 8.78. 9,31. 10,97—99. 13,26/27.
A.-Bez. VilliigCR. Brigach [G.] — Burgberg [G.J - Buchenberg G.
EP. KB. 1738. 1 Pr. — Dauchingen G. KP. KB. 1799 — Dürrheim G. KP.
KB. 1644. — Erdmannsweiler [G.J - Fischbach G. KP. KB. 1785. —
Grüningen G. KP. KB. 1800. — Herzogenweiler [G.J — Kappel [G.J —
Kirchdorf [G.] KP. KB. 1658. — Klengen [G.J — Langenbach G. — Linach
[G.J — Marbach [G.J — Mönchweiler G. EP. KB 1679. — Neuhausen G.
KP. KB. 1732. 1 Pr. - Niedereschach G. KP. KB. 1650. - Obereschach G.
Oberkirnach G. — Peterzell G. — PfafFenweiler G. KP. KB. 1633. —
Rietheim G. — St. Georgen G. EP. KB. 1704. 1 Pr. — Schabenhausen [G.J
— Schönenbach G. KP. KB. 1639. - Stockburg [G.J - Uberauchen [G.J
— Unterkirnach [G.J KP. KB. 1787. — Villingen G. KP. Spit. *Bickenkr.
— Vöhrenbach [G-l KP. KB. 1585. — Weiler G. — Weilersbach G. KP.
KB. 1619. - Königsfeld [Col.J G.
* Gedruckt M. 13, 28.
A -Bez. Walttircfc. Altsiraonswald G. — Buchholz [G.J KP. KB. 1700.
— Gutach G. — Haslach [ -Simonswald J G. — Kollnau G. — Oberglotterthal
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Bericht
(G.][KP.J - Obersimonswald G. KP. KB. 1789. - Siensbach G. - Suhl-
hot G. - Unterglottertal (G )(KP.] - Untersimonswald G. KP. KB. 1660.
2 Pr. - Waldkirch *G.
* Gedruckt M. 13, 126-128.
A.-Bez. «aldthat. Alb G. — Albert (G.) - Altenburg *G. - Bal-
tersweil »KP. KB. 1589. - Bannholz [G.J - Bccbtersbohl G. — Birkingen
G — Birndorf G. KP KB. 1619 1 Pr. — Buch G. Bühl G. *KP. —
Dangstetten *1 Pr — Degernau G. *KP. *1 Pr. — Detzeln G. — Dogern
*G. *KP KB. 1620. — E»*rfingen *G. — Endermettingen G — Ensingen
*G. *KP. KB. 1600. *1 Pr. — Geisslingen *G. - G Hessen *G. *KP. KB.
1647. - Grunholz G. — Gurtweil G. KP. KB. 1788. - Hauenstein 0. —
Hochsal G. KP. KB. 1C08. — Hohen thengen *G. *KP KB. 1627. — Hor-
h« im *G. - Jestetten *G. »KP. KB. 1602. »1 Pr. - Indiekofen G. - Kadel
burg *G. - Kiesenbach G. — Küssnach *G. — Lohningen G — Lott-
stetten *G. *KP. KB 1613. - Luttingen G. KP. KB. 1645. - Oberalpfen
JG.] Obereggingen G KP. KB. 1785. - Oberlaucbringen *G.*KP-KB.
1622 — Obermettiugen G. Ofteringen G. — Rechberg G. — Reckiniren
*|G.J — Kemetschwiel [<!.) — Rheinheim G. *KP. KB. 1649. *l Pr. -
Riedern a. .Saud G. — Holzel G. — Schachen G. — Schwerzen *G. *KP.
KB. 1595. Stadenhausen G — Thieugen *G. *KP. KB. 1620. — Unter-
alpfen |G.]KP KB. 1709. — Untereggingen *G - Unterlauchringen G. —
Untermettingen G. *KP. KB 1688. - Waldkirch G. KP. KB. 1723. —
Waldshut *G. *KP. KB. 1*7*. - Weisweil *G. *1 Pr. — Wutöschingen
G. M Pr.
* Gedruckt M. 7, 31—44. 3, 106— 122. 11,92-168.
A.-Bez WfilbtiB. Grosssachsen *G. *EP. KB. 1730. — Heddesheim
*G. *EP. KB. 1653. *KP. KB. 1784 — Hemsbach *G. *EP. KB. 1652. *KP.
KB. 1694. - Hohensachsen *G. EP. KB. 1650. *KP. KB. 1779. — Lauden-
bach *G. *EP. KB. 1653. — Leutershausen *G. »EP. KB. 1675. *KP. KB.
1724. — Lützelsachsen *G. — Überflockenbach *G. — Rippenweier *G.
Ritschweier *G. — Sulzbach *G. — Ursenbach *G. - Weinheim *G
EP. KB. 1651. *KP. KB 1781.
* Gedruckt M. 9, 17-18. 13, 16—19.
A.-Bez. Wtrtktla. Bestenheid G. — Bettingen [G.] — Dertingeu *G.
Dietenhan [G.] — Dörlesberg *G. — Ebenheid *G. — Eichel [G.] —
Kreudenberg *G. - Hamburg *G. Gh. v. Ingelheim. — Höhefeld f G ] —
Hembach *G. — Külsheim *G. — Lindelbach [G.] — Nassig *G. — Nick-
lashausen [3.] — Reicholzheim G. — Sachsenhausen G. — Sonderrieth
|G.] — Urphar G. — Wertheini *G. Chorstift u. Spit.
* Gedruckt M. 3, 60. 5, 282 83 u. 285.
A.-Bez. Wictlocb. Altwiesloch G. - Baierthal G. [EP.] - Balzfeld
KP. KB 1703. - Welheim G. KP. KB. 1775. - Horrenberg <i. - Malsch
G. KP. KB. 1582. — Malschenberg G. - Mühlhausen G. KP. KB. 1634.
- Rauenberg G. KP. KB. 1698. — Rettigheim G. [KP.J - Roth O. KP.
KB. 1724. — Rothenberg G. KP. KB 1662. — St. Leon G. KP. KB. 1697.
Schatthausen G. EP. KB. 1662. Gh. v. Göler. - Thairnbach G. - Wall-
dorf G. EP. KB. 1651. KP. KB. 1695. - Wiesloch G. EP. KB. 1698. KP.
KB. 1715.
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über die X. Plenarsitzung.
m29
A.-Bez. Wllfacb. Bergzell [G.] — Bollenbach G. 1 Pr. - Einbach
IG.] — Fischerbach G. KP. KB. 1696. 1 Pr. — Haslach G. KP. KB. 1598.
1 Pr. - Hausach G. KP. KB. 1645. - Mühlenbach G. KP. KB. 1643. -
Oberwolfach G. KP. KB. 1752. — Rippoldsau [G.] KP. KB. 1658. - Schap-
bach G. KP. KB. 164(1 - Schenkenzell [G.] KP. KB. 1693. — Schiltach
ii. EP. KB. 1658. — Schnellingen G. — Steinach G. KP. KB. 1676. —
Welschensteinach [G.] KP. — Wolfach G. KP.
I.
Archivallen ans Orten des Amtsbezirks
Villingen,
verzeichnet von dem Pfleger der badischen historischen Kommission
Prof. Dr. Roder in Villingen.
I. Buchenberg.
A. Gemeinde.
1651 ff. I^agerbuch. — 1716. Erneuerung Buchenberger Stabs Horn-
berger Amts (Nachweise über Erwerbung von Gütern, Lasten auf den-
selben, mit Verweisungen auf e. Lagerbuch v. 1591). — 1761 ff. Jahr- u.
Ituggerichtsprotokolle des Stabs B.
B. Eving. Pfarrei.
1738 ff. Kirchenbücher. — 1754 ff. Armenkastenrechnungen. — 1842.
Notizen über die Pfarrei B. v. Pfarrer Konz. 4 Bl. fol. — 1851. Geschichts-
kalender über Tennenbronn u. Umgegend v. Pfarrer Hormuth. Hdschr.
— Buchenberg s. auch Villingen.
2. Burgberg s. Villingen.
3. Dauchingen.
A. Gemeinde.
1590 Febr. 23. Schiedsgerichtl. Urteil durch die Obrigkeiten v. Rott-
weil u. Tuttlingen zw. den Meierschaften v. D. u. Schwenningen, Bann-
grenzen u. Marken im Eschbach u. Spitzbrunnen betr.: Schwenningen
zurückgewiesen. Abschr. — 1725 Juni 23. Vogt, Gericht u. ganze Ge-
meinde des Fleckens Schwenningen bewilligen denen v. D. die fernere
Benützung des aus dem Schwenninger Bann kommenden strittigen Brun-
nens in Schopfloch, ausgenommen die Zeit einer Viehseuche zu D.
1778 ff. Gemeinderechnungen.
B. Kath. Pfarrei.
1705 März 3. Rottweil. Vergleich des Pfarrers Georg Schultheiss zu
D. mit den Pflegern des Gotteshauses der Bruderschaft zu Rottw., Bau
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moO Köder.
u. Reparation des Pfarrhauses u. Novalzehutberech^igung betr. PO. —
1 7«>9 ff. Kirchenbücher.
C In Privatbesitz.
1625 Apr. 22. Gemeinde zu D. verkauft mit Bewilligung ihrer Kott-
weiler Obrigkeit dem Gotteshaus Allerheiligen zu Rottw. um 150 fl. einen
Zins von 71 2 fl. ab ihren Hechten u. liehenschaften zu D. PO. S. ab.
4. Oörrheim.
A- GpoiHiide.
1715 ff. Nachrichten über Vorkommnisse in D. (besonders lirand-
unglück 2. Juni 1715). 1785 ff. Bannvennessungsakten.
B. Kttb. Pfarrei.
1044 ff. Taufbuch mit Notizen (Brand 1674 u. 1715, Kircheneinweibung
1723). — 1761 ff. Kirchenbuch.
5. Fischbach.
A. Gemeinde.
1788. Waisenret Inningen.
B. Kttb. Pfarrei.
Urbar (enthält u. a. 15S1 Sept. 25 Vertrag zw. Pfarrer Hans Den-
kinger v. F. u. Gotteshaus Alpirsbach, Vieh weidgrenze zu Sinkingen betr.
Abschr. 18. Jh.). — Liber de fraternitate S. Sebastiani: enthalt Namen der
Mitglieder 159» ff. u. ihre Gaben. Beschreibg. der Teuerung v. 1817. —
1785. Familienbuch. — 1801. Tauf- u. Ehebuch.
6. Grüningen.
A. Gemeinde.
1785 Aug. 30. liobotabolitionskontrakt zw. Villingen u. d. Dependenz-
orten Marbach. Klengen, Pfaffenweiler, Uietheim, Überauchen, Groningen
u. Kürnach. Abschr.
B. Kath. Pfarrei.
1800 ff. Kirchenhücher.
7. Kirchdorf.
Kath. Pfarrei.
1380. Güterrodel, ausgefertigt v. Pfarrektor Gerold. PO. gebunden 4°.
(S. Fürsteub. U.-B. VI, S. 12.) — 1608—1843. Erwerb, Verkauf u. Ab-
lösung des Pfarrwidumhofes betr. 1 Fasz. — 1658 bez. 1696 ff. Kirchen-
bücher mit Kirchenbuch f. Kietheim 1784—1804. — 1669—1879. Pfarr-
zehnten u. deren Ablösung. 2 Fasz. — 1685 Juli 5. Zeugenverhör über
Zugehörigkeit v. Beckhofen zur Pfarrei K. bez. Pfaffenweiler, dazu Akten
über Auspfändung v. Tannheim (1806) und der Häringshöfe, des Spitals-
u. Käshofes (1869). — 1693-1869. Kirchenfond, Messstiftungen, Gottes-
dienst zu Überauclieu betr. 2 Fasz. — 1717. Caerirooniale et urbarinm
v Pfarrer Jos. Diem.
8. Königsfeld.
1806 ff. Verhandlungen mit Würtemberg, die Griiudg. einer Herreu-
liutergeineinde betr.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Villiugen. m3i
9. Langenbach.
178«. rrbarbeschrieb.
10. Mönchweiler.
A. Gemeinde.
1602-1717. Reskriptenbuch. — 1752— 1840. Ruggerichtsbücher. 3 Bde.
B Ifang. Pfarrei.
1647 — 73. Verzeichnis der während der Kriegszeiten in fremden Herr-
schaften getauften Kinder. — 1657—1725. Censura ecclesiastica Mönch-
weilensis. 1 Bd. — 1679 ff. Kirchenbücher. — 1687—1705. Befehle u.
Recesspunkte. — 1720—94. Protokoll: Verzeichnis der fürstl. Reskripte
u. denkwürdigen Reden.
II. Neuhausen.
A. lata. Pfarrei.
1732 ff. Kirchenbücher (auch für Obereschach). — 1791 ff. «Iura stolae
et rubricae in ecclesiis N. et Oberesch., enthaltend Jahrtagsstiftungen u.
(iottesdienstordnungen.
B. Im Privatbesitz (Desicler Heine).
1629—1761 (1781). 14 Kaufbriefe u. 2 Tauschbriefe, einen Nienhof
d. Johanniterkomturei zu N. betr.
12. Niedereschach.
A. Gemeinde.
1780 ff. Grundbücher.
B. Kath. Pfarrei.
1575—88. Protokollbuch über Gerichtsverhandlungen auf den Verhor-
tagen zu Graneck (abgeg. Burg bei Niedereschach). Gebd. — 1650 ff.
Kirchenbücher. — 1680 ff. Pfarrrechnungen (unvollständig). — 1720 ff.
Pfarreinkommen betr. 1 Fasz. — ca. 1781. Agenda parochialia.
13. Obereschach.
Gemeinde.
Fertigungsbuch, besonders über Anstellung und Bezahlung von Be-
diensteten. 1 Bd. — 1769. Lagerbuch. — 1804 ff. Pro/.ess zw. 0. u. Neu-
Imusen, Pfurrechte betr.
14. Oberkirnach.
Gemeinde-
1699 ff. Gemeinderechnungen („in theils Orten ist bishero vor denen
Gemeinden nur mit der Kreiden das Eingenommene u. Ussgegebene ver-
rechnet u. gar nichts Schriftliches geführt wordenu). — 1795— 18m.
Kriegskostenverzeichnisse. 1 Fasz.
15. Peterzell.
1716 (1687). Erneuerung des Peterzeller Stabs Hornberger Amts. —
1719. Protokoll über den Anschlag sümtl. Häuser zu P. — 1723 ff. Stabs-
u. Steuerrechnungen.
16. Pfaffenweiler.
A. Gemeinde.
1781 (1757) ff. Gemeinderechngn.
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m32 Köder.
B. Ktth. Pfarrei.
1633. Taufbücher. — 1669. Totenbücher. ~ 1810. Ebebuch. — 1772.
Khebuch für die Häringshöfe.
17. R i g t h g i m .
Gemeinde.
Genieindebuch: Hintrage über d. Kircheubau 171t), Errichtung der
Pfarrei 1797, Verleihung von Gemeindediensten, Kauf-, 1 auschhandlungen,
Kriegsprästanzen 1 792 ff. — 17b6ff. Regierungsverordnungen. — 1815 16.
Hödel über Vorspann für militar. Zwecke. 2 Fasz.
18. St. Georgen.
A. Gemeinde.
1664. Güterbuch (Lagerbuch), neu aufgestellt, da in den voraus-
gegangenen „Kriegstrublen das Kloster, das Dorf u. alle alten Documente"
von St. Georgen verbrannt sind. — 1724 ff. Amtsprotokolle.
B. Efang. Purrei
17(>4. Taufbuch. — 1777. Khebuch.— 1794. Tntenlnich. — IHM-
Kirchliche befehlbücher.
C Im Privatbesitt (Klostermüller Haas,).
1563 Febr. 25. Bestandbrief des Abts v. St. Georgen f. d. I^ehem-
mühle des Klosters. Müller "Wendel Späth hat die Verprlichtg. , alle für
die Haushaltg. des Klosters notwendige Frucht zu gerben u. 7.11 mahlen
ohne Mühlelohn u. den Unterthanen zu Brigach, Sommerau, zum Gla*s
(Glashof) u. auf dem Berg gegen gebührl. Lohn zu mahlen. .lahrl. Leben-
y.ins 16 fl., dazu 6 Schillg. Hell. Villg. Walirg. von jedem von ihm auf die
Weide getriebenen Stück Vieh. PO. ab. - 1663 Mai 5. Bannbrief, die
Mühle betr. — 1766 Febr. 12. Urteil des Kirchenrats zu Stuttgart, das«
die Mühle eine Bannmühle sei. — 1766 Okt. 11. Urteil der Kegierung zu
Stuttg., dass die Sagmühlen nur zum Ilausbrauch und zur „Schwein Azt*
und nach 24 stündigem vergeblichem Warten auf der Bannmühle gebraucht
werden dürfen. — 1829. Ablösung der Mühle betr.
19. Schönenbach.
Rath. Pfarrei.
1639 (1644) ff. Kirchenbücher mit einigen histor. Notizen.
20. Unterkirnach.
Katb. Pfarrei.
1787 ff. Kirchenbücher mit geschieh«. Notizen.
21. Villingen.1)
Im Privatbesitz (Glasermeister Schneider in Villingen).
1642 Apr. 10 (Juli 20). Alex. Jaecklin , Stabsvogt zu Buchenberg,
u. Jak. Goetz zu Burgberg, ebenso Bartlin Bapp auf dem Münchhof,
Rottenmünsterischer Vogt, u. Bartlin Flöig zu Utzwald, sodann Hans
Storz u. Christian Mühlhäuser zu Neuhausen verkaufen mit Bewilligung
') S. Mitt. 13 nv2t— 35.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Villingen. m33
des Oberamtmanns zu Hornberg vor dem Gericht zu Weiler an Jak
Stortz, Müller zu Burgberg, das von Hans Jaecklin selig an sie infolge
Schulforderg heimgefallene kleine Hofgütlein zu Burgberg und 2 Äcker
mit der Nutzung an den den Burgbergern gemeinsamen „wilden Feldern"
um 97 fl. Das Rückkauferecht wird dem jedenfalls in Kriegsdiensten be-
findlichen Sohne des Hans Jaecklin vorbehalten PO. — 1686 Okt. 10
Jakob Stortz, Müller zu Burgberg, u. s. Söhne Andreas, Bürger zu Tutt-
lingen, Christian u Jak. zu Newenhaus, Amt Tuttlingen, Bartlin Stortz
verbürgert zu Dornhan, auch Matthäus Bürk, Vogt, u. Jerg Seemann
beide zu Rothenzimmern, Jac. Ooetz, Müller aufm Nonnenberg, Michael
Foehrenbacher zu Erdmannsweiler namens ihrer Frauen verkaufen mit
Bewilligg. des Oberamtmanns zu Hornberg vor dem Gericht zu Weiler
ihrem Sohn resp. Bruder u. Schwager Georg Stortz zu Burgberg um
1400 fl. ihr Mühlgut mit allem Zubehör u Nebengütlein. Der Müller
darf das Backhandwerk treiben. Der Brunnen führt ab dem wilden"
durch das „zahme" Feld, daher soll der Besitzer die Deuchel u" andere
Notwendgk. zur Herbstzeit auf seine Kosten einlegen. Reicht das Deuchel-
holz nicht in s. Waldteil, so darf er in anderen fällen. Der Weiher um
das alte Schloss zu B. gehört Kaspar Goetzen und dem Besitzer der
Mühle allein. Der Besitzer ist berechtigt, bei Wassermangel die von den
Bauern zur Bewässerg. der Wiesen aufgethanenen Wasserfange oder
Wuhren aufcureissen. PO. - 1720 Okt. 31. Joh. Georg Stortz, Müller
zu Burgberg, u. s. Söhne bez. Schwiegersöhne Bartlin Stortz, Müller zu.
Tnchtmgen, Christian Lehmann, Hof bauer zu Martinsweiler, Jak u Adam
Stortz, Joh. Andr. Beck, Reiter, u. Hans Joerg Stortz verkaufen mit
Bewilligg. des Oberamtsverwesers zu Hornberg vor dem Gericht zu Weiler
ihrem Sohn, Schwager u. Bruder Christian Stortz zu Burgberg die Mahl-
Säg-, Stampf- u. Bleimühle mit Werkreibin u. Zubehör um 1500 fl u
10 fl. an jedes verkaufende Kind. PO. - 1726 Mai 24. Hans Rapp Hof'
bauer aut dem Schlosshof zu Waldau, u. s. Frau u. Kinder verkaufen an
ihren Sohn, Bruder u. Schwager Jerg Rapp um 2100 fl. das Hof- u. Lehen-
gut zu Waldau zw. 6 andern Hofgütern daselbst, benebens in Kauf das
alte Schloss u. verschiedene Fahrnisse. PO. S. - 1751 Nov. 8. Susanna
geb. Jaecklenin, ihr ehelicher Kriegsvogt Andreas Woessner, Leibgedinger
zu Burgberg, u. ihre Tochter Salomea Storzin verkaufen an ihre Tochter
und Schwester Maria Storzin um 2151 fl. ihre Mahl-, Sag-, Stampf- u
Bleimühle, auch Werg-Reibin, Speicher u. Schopf auf dem Junkbronnen
mit Garten etc. PO.
22. Vöhrenbach.
Katb. Pfarrei.
16. Jh., Mitte. Liber annivers. mit gesch. Notizen 1504 ff., u. a 1544
Aug 23, 1639 Apr. 2 u. 1819 Mai 30 Brand; 1596 Sept. 6 Durchzug d. Erzh^
Matthias v. Österreich; 1657 Juni 7. Kircheinweihung. - 1585 ff. Tauf'
bücher, 1591 ff. Ehe- u. Totenbücher, 1638-85 Firmungs- u. Beichtbuch
23. Weiler.
A. Gemeinde.
Zf ÜUU- U* S'eüerr^^gen - 1711 ff. Armenkastenrechnungen.
— 1722. Steuer- u. Güterbuch.
MM. d. bad. hiai, Korn. No. 14. Q
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m34
Roder.
B. Eva ng. Pfarrei.
1646 (1663) ff. Kirchenbücher. — 1647 ff. Reskriptenbuch.
24. Weilersbach.
A. Gemeinde.
1796 ff. Priegschaftsrechnungen. — 1803 ff Gemeinderechnungen.
B Kath. Pfarrei.
1600 ff. Anniversarienbuch mit geschichtl. Notizen des Villinger Stadt-
pfarrers Riegger über Kriegsleiden im spanischen Erbfolgekrieg. — 1619.
1649, 1696 ff. (mit Lücken) Kirchenbücher. - 1681. Lägerbuch. - 1776
Okt. 18. Errichtg. der Pfarrei, ürk. Pap.-0.
Schlussnotiz.
Brigach, Erdmannsweiler, Herzogenweiler, Kappel, Klengen, Linich
Marbach, Schabenhausen, Stockburg, Uberauchen besitzen keine altera
Archivalien.
II.
Archlyalien aus Orten des Amtsbezirks
Pfullendorf,
▼erzeichnet von dem Pfleger der Bad. Histor. Kommission
Pmrrer Löf Her in Zell a. Andelsbach.')
I. Aach.
A. Gemeinde.
1762. Urbar. 137 S. 2° geb. - 1782. Steuerkataster.
B. Pfarrei Aach-Uni.
1 682 ff. Bruderschaftsbuch der Mitglieder der zu Linz errichteten d.
durch P. Innocenz XI. bestätigten Bruderschaft v. hl. Namen Jesu, Mtfii
u. Josef. — 1683 (1687) ff. Kirchenbücher mit series parochorum im Tauf-
buch (1653 ff.). — 1732 Aug. 3. Breve P. Clemens XII. Privilegium d*
Bruderschaftsaltars z. L. betr. Or. — 1733 Sept. 29. Beschreibung der
Übertragung einer Hand des hl. Ignatius Loyola u. des Herzens des In-
dianer-Apostels Franziskus Xaverius in dasige P&rrkirche. 2 Seiten in
Taufbuch. — 1747 Okt. 12 Rom. Authentik, betr. die Reliquien der hl
Märtyrer Prosper, Claras, I aberatus u. Mansuetus. Or. — 1764. Enreiteruc?
der Kirche betr. Aktenstück.
2. Aftholderberg.
Pfarrei.
1340 Juni 6. Heinr. v. Lütkylch, Priester zu Konstanz, schenkt«
die Pfründe auf dem Beinhaus seinen Krutgarten. PO. — 1350 Dienst«
») S. Mitt. 13, mll5-ml23.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Pfullendorf. m35
nach ingendem Lentzen. Herman Bater vermacht an das Spital (Pfullen-
dorf) den vierten Teil eines Hauses und an die Beinhauspfründe eine
halbe Wiese. PO. defekt. — i960 Nov. 18. Heinr. Precher, Kaplan auf
dem Beinhaus, schenkt der Beinhauspfründe das Gut halb gelegen zu
Völlkofen (Volkoven). PO. S. — 1351. ülr. Schnetzlin, Bürger zu Pf.,
vermacht an die Beinhauspfründ einen Zins von 15 Schill, ab einem Out
in Brunnhausen. PO. S. def. — 1355 Sept. 29. Wernher Gösse, Bürger
zu Pf., verkauft dem Burkart Mesner, Bürger zu Pf., sein Halbteil des
Gutes zu Wangen um 30 ff Pfg Konst. Münz. PO. S. — 1361. Herrn.
Bräg verpflichtet sich, jährt. 3 sh. für einen Garten zu zahlen, der nach
seinem Tod der Beinhauspfründ gehören soll. PO. S. — 1366 Juni 19.
Gunrat Hafner u. Tiet, Beine ehel. Hausfrau, verkaufen an die Gebrüder
Gossen 18 Pfg. Konst. Münze Zins um 2 ff 2 sh. h. PO. S. — 1368
März 23. Kunrad Mesner, Bürger zu Pf, verkauft an die Gebrüder Gos-
sen eine Wiese zu Denkingen für 25 ff h. PO. — 1370 Juni 21. Katha-
rina Burkatin, Hansen des Hubers zu Pf. Hausfrau, vergiebt an die Bein-
bauspfründe 2 Wiesen zu 2 Vigilien für sich u. ihren Mann. PO. S. —
1371 Jan. 21. Cunradt Grämlich, Amman zu Pf., schenkt an den Altar
auf dem Beinhaus einen „Bletz" Garten. PO. S. — 1374 Mai 23. Gesse
Fränkin, Walther Schmits Hausfrau, schenkt an die Beinhauspfründ ihr
Halbteil des Gutes zu Wangen. PO. S. def. — 1874 Mai 23. Hans Mes-
ner, Bürger zu Pf, Burkarts Sohn, verkauft an die Beinhauspfründe sein
Viertel des Gutes zu Wangen (das andere Viertel gehört seinem Bruder
Cuntz) um 30 ff h. PO. S. def. — 1376 März 8. Bentz Clössli von Men-
gen verkauft an die Beinhauspfründe für 6 ff 6 sh. h. sein Haus zu Pt,
welches er als Zinslehen vom Beinhaus hatte für 8 sh. Pfg., 2 Herbst-
hühner u. 1 Fastnachthuhn. - 1376 Nov. 23. Hiltgart, die Crützlingerin,
von Überlingen, Cunradt Suntags Witwe, vermacht an die Beinhauspfründ
ihren Bomgarten vor dem obern Thor mit der Bedingung, dass sie, wenn
sie in Pf. wohnt, diesen Bomgarten und den dem Beinhaus gehörigen
Garten um 41/« sh. Konst. M. nutzen soll. PO. S. — 1377 (Febr. 22 od.
Aug. 1). Wolf, Ritter von Jungingen, vergiebt 7 sh. Pfg. Konst. M. Zins
von einer Wiese zu einem Seelgerät. PO. S. def. — 1378 Apr. 9. Jo-
hannes Han, Kaplan auf dem Beinhaus, vergiebt an diese Pfründ '/« des
Hofes zu Mengen, das er gekauft von Cuntz Mesner; 5 Juch. Acker in
der Mye zu Pf. u. 2 Juch. Acker zu Mengen zu einer Jahrzeit mit Vor-
behalt eines Leibgedinges für seine Schwester, 2 Malter Roggen u. 1 Malter
Haber. PO. S. — 1378 Juli 30. Der Leutpriester u. seine Kaplüne ver-
einbaren sich mit dem Beinhauskaplan Johannes Han bezüglich der Jahr-
zeiten der Beinhauspfründe. PO. S. — 1381 März 12. Abt Friedrich u.
Konvent des Klosters Königsbronn (Küngsbrunn) verkaufen an die Bein-
hauspfründe verschiedene Zinsen um 12 ff h. PO. 2 S. — 1383 März 22.
Die Geburschaft von Göggingen (Geggingen) giebt dem Haintz Fiomb von
da die Mühl wiese gegen einen Acker. PO. S. des Burk. v. Hohenfels def.
— 1384 März 15. Leutpriester u. Kapläne der Stadt Pf. erhalten von
Ulr. Gerchen, Bürger zu Pf, 12 ff h. für eine Jahrzeit mit Vigil u. Seelen-
messe. PO. S. des Abtes Joh. v. Königsbronn def. — 1387 Apr. 30. Haintz
Fiomb von Geggingen verkauft für 20 ff h. an die Beinhauspfründ die
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m36
Lüffler.
Mühlwiese, 2 Mannsmad. PO. — 1387 Sept. 28. Verena Krumbin, Hein-
rich Hutters Witwe, von Pf. u. ihr Sohn Heinr. Hutter, Schulmeister in
Überlingen, vergeben an die Beinhauspfründe ihren Zins von Burkarts
v. Hohenfels Gut zu Gegangen 6 ah. Pfg. für ein Seelgerat mit Vigü u.
9 Lektionen. PO. — 1892 Mai 26. Anna Klainhaintz zu Überlingen ver-
kauft für 8 ff Konst. Pfg. an die Beinhauspfründe 1jl Mannsmad Wiese
zu P£ PO. S. v. Andr. Kob, Stadtammann zu Überl. — 1393 Marz 29-
Hans Selnhover, Bürger zu Pf., verkauft an die Beinhauspfründe für 5 %
Pfg. seine Zinsen von einem Haus mit aller Zubehör, 6 sh. Pfg. u.
3 Hühner. PO. — 1393 Juli 25. Burkart v. Hohenfels verpflichtet sich.
6 sh. Pfg. an die Beinhauspfründ zu bezahlen, bezügl. der Hutter'schea
Stiftung. PO. S. — 1395 Juli 3. Pfaff Burkard Mayer vor Zeiten Kap-
lan zu St. Johann in Schaffhausen, vergiebt von seinem Gut zu Göggingen
7 sh. 3 Pfg. Konst M. Zins zu 2 Vigilien für sich, seine Eltern etc. PO.
2 8. — 1399 Apr. 4. Burkart v. Hohenfels verkauft um 8 ff 5 sh. Pfg.
Konst. M. an die Beinhauspfründe 10 sh. 8 Pfg. Zins von einem Gut zu
Hausen. PO. S. def. — 1399 Juli 14. Johannes Gotzritter u. Burkau
Lutzler, Bürger zu Pf., verkaufen als Pfleger der Kinder des Heinr. Ort-
heb deren halb Gütli zu Ochsenbach (der andere Theil gehört der Frau
Anna Schnöpferin) um 14 ff Pfg. Konst M. an die Beinhauspfründe. PO.
2 8. — 1401 ingendem Brächet (Juni). Anna Ortliebin, Heinr. Schnöpters
Witwe, u. Pfaff Johannes Schnöpfer u. Cunrad Schnöpfer, Gebrüder, ver-
kaufen an die Beinhauspfründ ihren Teil des Güttins zu Ochsenbach um
14 ff Pfg. Konst W. PO. 3 S. — 1401. Freitag nach St. Leonentag.
Hermann v. Lupfen, Kustos u. Klosterherr in der Reichenau (riehen ow),
vergiebt an die Beinhauspfründe einen Zins von 6 Pfg. Konst W. u.
'/i Vierdung Wachs, welche der Altar auf dem Beinhaus schuldete, gegen
einen Zins, welchen Jäken Schneider, Bürger in der Reichenau (riehen
ow), von seinem Haus u. Hofraite schuldet PO. S. — 1403 Apr. 23.
Cuntz Bentz u. Klaus Bentz, sein Sohn, verkaufen 12 sh. Pfg. Konst. W.
Zins von ihrem Gut zu Rickartswiler an die Beinhauspfründ für 10 8 Pfe.
PO. 2 S. — 1404. Johannes Vischer, Bürger zu Pf., schenkt an die Bein-
hauspfründe 13 sh. Zins von einer Hofstatt u. Wiese zu Oberstenweiler
(Obrostenwiler). PO. — 1406 Nov. 29. Hans üngircht u. Adelheid Let-
tenmann, beide von Bennatingen, verkaufen an die Beinhauspfründe für
9f/t ff 2 sh. Pfg. ihren Zins von 10 sh. Pfg. Pfüllend. W. von einem Wein-
garten zu Bermatingen. PO. 2 S. — 1406 Nov. 29. Haintz Kutt von
Bermatingen verkauft an die Beinhauspfründe um 3 Vi ff Pfg- einen Zins.
4 ah , von seinem Weingarten. PO. — 1423. Cunrad Gremblich ent-
scheidet als Schiedsrichter betr. die sog. 2 Wechselwiesen zu Wangen
zw. Abt von Salem u. Hans Binder, Kaplan der Beinhauspfründe. PO.
S. — 1427 Juni 16 Johannes Binder, Kaplan auf dem Beinhaus, verkauft
mit Einwilligung des Bürgermeisters u. Rats der Stadt Pf. als Lehens-
herrn der Pfründe, 2 Gärten zu Pf. an Hans Ulmetinger, Bürger zu Pt,
um 27 ff Pfg. Konst W. PO. — 1427 Nov. 14. Walther Kassler von
Altheim verkauft an die Beinhauspfründ mit Zustimmung des Lehens-
herrn, der Äbtissin zu Lindau, für 32 ff 10 sh. d. Konst. W. einen Wein-
garten zu Altheim. PO. — 1451 Juli 22. Hans u. Cunradt Vischer, Bür-
i
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Pfullendorf. m37
;ger zu Pf, verkaufen an die Heiligenpflege zu Affolterberg ihre Wiese
u. Holz zu Knellenrütin (Knollenkratten?) um 28 ff 10 sh. Pfg. PO. S.
— 1473 März 12. Hans Brusch d. j. , Bürger zu Pf, verkauft an Brida
Moser von Affolterberg 2 Mannsmad Wiesen dieshalb des Andelsbachs
für 10 ff Pfg. PO. 8. defekt. — 1467 Apr. 25. Hans Leb, genannt
Dünkin, Bürger zu Pfullendorf, verkauft an Priester Cunrad Fischer von
Altheim 2 Malter Korn u. 2 ff Pfg. Zinsvon einer Mühle am Andelsbach
um 70 ff Pfg. Pf. W. PO. S. — 1467 Dez. 19. Hans Leb, gen. Dünkin,
verkauft an Hans May d. ä alle seine Zinsen von der Mühle am Andels-
bach, welche Hans May d. j. innehat, um 180 ff Pfg. Pfullend. W. PO.
2 S. — 1464 Juli 28 Hans May d. a., Börger zu Pf, verkauft seine
Gülten von der Mühle am Andelsbach, welehe Stoffel Boller d. j. innehat,
nämlich 4 ff 2 sh. Pfg., 2 Malter Kernen, 2 Viertel Eier etc. an Johann
Welling von Ellwangen, Kaplan der Ölbergpfriind zu Pt., um 14ö fl. rh.
PO. 2 S. — 1465 März 12. Job Bengkhler gen Haussier, Bürger zu Pf,
verkauft an H. Johannes Welling 8 Mannsmad Wiese zu Pf. um 20 ff P%.
Pf. W. PO. S. — 1466 Dez. 1. Joh. Welling, Stifter der Ölbergpfründe,
stiftet 50 rinisch fl. zu einem ewigen Licht des Ölbergaltars. PO. S. —
1473 Apr. 8. Brida Moser, Witwe Classen Moser von Affolterberg, ver-
giebt mit Wissen ihrer Kinder an die ölbergpfründ eine Wiese zu einer
Jahrzeit mit 4 Messen etc. für sich, ihren Mann, ihre Vorfahren u. Nach-
kommen. 2 PO. S. — 1476 Okt. 12. Cunrad Dallat von Denkingen
(Dänkingen) entscheidet in einem Streit, Holz u. Wald betr., zw. Abt Jo-
hann u. Konvent von Salmensch wiler u. Heinr. Bretz, Kaplan auf dem
Beinhaus, zu Gunsten der erstem. Abschr. — 1493 Apr 23. ülr. Wetzel,
Schnider von Husen, erhält von Martin Palm, Kaplan auf dem Beinhaus,
einen Lehenhof u Gut zu Husen. PO. 8 def. — 1499/1500. Registrum
censuum cap. domus ossium. — 1502. Registrum vigiliarum, quas capel-
lanus domus ossium exsolvere debet. — 1504 — 42. Registrum censuum
altaris S. Oswaldi. — 1521 Apr. 4. Anna Böschin erhält von der altera
Tagmesspfründe 30 fl. rinisch, giebt als Unterpfand ihr Haus am Holz-
markt zu Pf. u. zahlt 1 fl. Zins. PO. — 1540 Juli 10. Jakob Schwentz-
lin, Bürger zu Pf, verkauft an die Nägelinstagmess um lP/i ff Pfg.
Pf W. den Zins von einem Acker im Betrag von 10 sh. 6 Pfg. PO. S.
— 1546 Nov. 11. Gregorius Kempter von Nesselwangen u. sein Schwager
Mathis Riggler erhalten von der Tagmesspfründe 15 ff Pfg. Pfullend. W.,
geben als Unterpfand 2 Hofstätten mit Reben u. zahlen 15 sh. Pfg. Zins.
PO. — 1555 Juni 17. Hans Brämlin erhält von der Beinhauspfründe ein
Leiblehen zu Volkoven gegen 2 Malter Veesen, 2 Malter Haber etc. Zins.
Pap.-Or. S. — 1566 Dez. 20. Kaspar Han, Zunftmeister zu Pf, verkauft
an die Nägelinstagmess um ll'/z ff Pfg- Pf« W. den Zins von einem
Acker, 10 sh. 6 Pfg. PO. S. — 1574 März 7. Martin Wetzel erhält nach
Ableben seiner Mutter ein Erblehen zu Hausen von der Beinhauspfründe
und giebt 1 ff 10 sh. Pfg., 1 Malter Vesen etc. PO. 1678 Nov. 13. Desgl.
sein Bruder Ulrich. — 1570 Nov. 27. Balthas Bendel, Bürger zu Pf.,
vergiebt um 20 fl. Landesw. an das Beinhaus 1 fl. Zins. PO. — 1671 —
1620. Der Beinhauspfründe Güter, Zinsen, Renten. — 1572—79. Nägelins-
tagmesspfründe u. Ölbergspfründe Einkommen u. Zinsen. — 1588 Apr. 12-
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Löffler.
Hans Benselmayer, Bürger zu Pf., verkauft an die Tagmesspfründe un*
30 S Pfg. 1 8 10 sh. Zins von einem Acker unter dem Boss. PO. 8. —
1603 Aug. 28. Martin Rackh zu Kleinsudelhofen erhält von der Ölberg-
pfründe ein Erblehen mit Haus, Hofraite, Stadel etc. u. bat 1 fif 10 so.
Pfg., 2 Malter Vesen etc. Zins zu zahlen. PO. — 1619 Mai 16. M. Gg.
Fuoterer erhalt nach Ableben des Pfarrers Sebast. Leba die Investitur
auf die Pfarrei Zell a. A nach Präsentation seitens der Priorasin u.
Konventualen des Klosters Inzigkofen (Ynzkofen). PO. S. def. — 1623
Marz 16. M. Gg. Fuoterer erhält nach freier Resignation des M. Gg. Ba-
singer die Investitur auf die Kaplanei Ossorii et beneficii dicti Nagelins-
tagraesa. Pap.-Or. S. — 1623—1717. Registrum beneficii Ossorii. — 1672
Jan. 25. Joannes Bosch, Kuno in Krauchenwies, vergiebt sich der An-
sprach auf ein Gärtlein zu Krauchenwies, so die Beinhauspfründ vor
mehr als 150 Jahren laut Briefs, so ihm fürgewiesen worden, in quieta
possessione besessen. Pap.-Or. — 1702 ff. Heiligenrechnungen. — 1736
— 1836. Elenchus redituura unitorum beneficiorum Ossorii ac Oliveti, di-
midiati. — 1750 ff. Taufbuch. — 1813 ff. Ehe- u. Sterbbücher. — 1767
Juli 20. Karl, Herzog zu Württemberg u. Töck, vergiebt namens des
KJ osters Königsbronn an Joh. Gg. Feineisen zu Grossstadelhofen ein Leib-
u. Zinslehen, Haus, Scheuern, Gärten etc Inhaber zahlt an das Kloster
100 fl. Ehrschatz u. jährl. 15 sh., 1 Malter Roggen etc Pap.-Or. S. —
1788 Aug. 22. „Marckten-Beschreibung" entzw. dem Spital Pf. u. des
Heiligen in Affterberg Holz u. Gütern etc S. — 1790 Jan 30. Lehen-
brief. Karl, Herzog von Württemberg, vergiebt namens des KlosU Königs-
bronn an Franz Josef Matheis zu Bottenreute ein Leiblehen mit allen
Zubehörden; derselbe zahlt Ehrschatz 35 fl. u. Zins 2 ff 6 P%. etc Ab-
schrift.
3. Linz.
Gemeinde.
1676 Apr. 10. Obligation von dem Kollegium Soc J. in Konstanz
gegen Joh. Salomon Bleitz, Spitalpfleger, über 300 fl., der Kriegskosten
wegen. Pap-Or. S. — 1722 Juli 4, 1736 Apr. 12, 1737 März 20, Aug. 10,
1746 Juni 21. Schuldverschreibungen der Gemeinde Linz gegen das Kol-
legium Soc J. in Konstanz über 100, 450, 50, 33, 1948 fl. Pap.-Orr. —
1733 ff. Gemeinderechnungen. — 1745 März 7. Obligation der Gemeinde
L über 500 fl. gegen Frau A. Maria Jägerin in Konstanz. Pap.-Or. S.
— 1786 März 2. Gemeinde L. empfangt von Stattamann Walter von Pful-
lendorf 350 fl. um Früchte zu kaufen. Pap.-Or. — 1787 Okt. 16. Lehens-
brief für Xaveri Martin über den Pfullend. Hof. Pap.-Or. Desgl. 1804
für Seb. Stocker. — 1797 Febr. 1. Obligation der Gemeinde für Joh.
Schellinger über 600 fl. Pap -Or. — 1797 Juli 10. Obligation der Ge-
meinde L. über 150 fl. für Mauritz Gmeinder. Pap.-Or — 1797 Juli 10.
Obligation der Gemeinde L über 150 fl. gegen Fidelli Enderes von Aft-
holderberg. Pap.-Or. — 1800 Jan. 29. Obligation der Gemeinde L. gegen
die Kirchenfabrik um 200 fl. Pap.-Or. — 1809. Ortskarte. Ohne fl.
Karte (älter, defekt).
Pfarrei. [Siehe oben 1. Aach.]
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Pfullendorf. m39
3. Pfullendorf.
Eath. Pfarrei.
1299. Indolgentia capellae Sti. Nicolai concessa. Abschr. in einem
Kopialheft v. 12 Bl. — 1302. 1303. Antiquitates memorabiles de mona-
sterio Regiofontano (Index der Königsbronnischen Lad). 4 Bog. Pap. 2.
Älteate Angaben: 1360 Febr. 2. Bürgerrecht des Königsbronner Hofes
(in Pf.); 1428. Vertrag zu Ulm zw. Kl. Königsbronn u. Stadt Pf. betr.
des Burgerrechts, u. dass der Prälat oder die Seinen bei eines Rats Be-
scheid zu Pf. verbleiben sollen etc. — 1311 u. 1337. Verschiedene Stif-
tungen (von Gross- u. Kleinzehnten v. Hippetsweiler, vom grossen Hof
zu Kleinstadelhofen etc.) durch den Grafen v. Pfullendorf, Konrad v Rech-
berg u. a. an das Licht der Heiligen zu Pf. Kauf- u. Zinsbuch S. 5 u. 6,
48—51, 73—76, 106—12. — 1346 Marz 23. Avignon. Clemens VI. an
Bisch, v. Co ns tanz. Bestätigt dem Abt zu Königsbronn das Patronat der
Pfarrei Pf 2 Abschr. — 1346 Juni 25. Constantiae. Bischof Ulrich an-
erkennt unter Bezugnahme auf die Urk. Clemens' VI. das Patronat des
Abtes \on Königsbronn Uber die Pfarrei Pfullend. Abschr. — 1347.
CaroluB IV. donavit monasterio Regisfontano (Königsbronn) ecclesiam
Juliomagensem (Pfullendorf). Abschr. — 1348 März 13. Incorporatio
ClementisVI. super ecclesiam Pf. 2 Abschr. — 1349 Juli 14. Salem.
Abt Berthold u. Konvent verkaufen um 30 fli Konstanzer Pfg. verschiedene
Gross- u. Kleinzehnten. Kauf- u. Zinsbuch S. 66—72. — 1349. Donatio
regis Caroli facta abbati Regisfontano: altare S Nicolai et B. M. Virg.
in eccl. paroch. in Pf. Abschr. — 1352 Jan. 26. Ammann u. Rat zu Pf.
belehnen den Bürger Wernner den Simmoni mit 4 Jauchert Acker, der
St. Christopheiskirche gehörig. Kauf- u Zinsbuch S. 103—105. — 1362
Dez. 24. Henaan Bosch stiftet 24 Ü Pfg an das ewige Licht im Chor neben
dem Frauenaltar zu Pf. Ib. S. 100—102. — 1365 April 11. Fridrich u.
Konrad Schopf, Söhne Eberharts des Schopfs v. Pf. verkaufen '/a Zehnten
zu Schönbrunnen u. zu 3 Mühlen am Andelsbach, Lehen v. Grafen Albr.
v. Werdenberg, um 80 fif Heller. PO. — 1366 Mai 20. Hans v. Hornstein
mit Sohn u. Gemahlin verkauft den Pflegern des Lichts St. Christoflei
Leutkirchen zu Pf. 1/4 der 2 Teile vom kleinen u. grossen Zehnten zu
Wattenreuthe um 70 8 h. Kauf- u. Zinsbuch S 36—38. — 1372 Dez 15.
Conrad Gremblich, den man nennt Bentzen, verkauft um 75 8* h. 1 xf2 Teil
des Uross- u. Kleinzehnten zu Lauternbach an den Heiligenpfleger zu Pf.
Ib. S. 51—54. — 1372 Dez. 17. Vertrag zw. Ammann u. Rat zu Pf. u.
den Schwestern Adelheid u. Elisabeth den Benkhinen von Mösskirch
Nutzung d. Gross- u. Kleinzehnten zu Lautenbach u. Jahrtag nebst Vigil
betr. Ib. S. 54-58. — 1372 Nov. 23. Friedr. Brusch, Bürger zu Pf., ver-
kauft an die Heiligenpflege daselbst 10 Schilling Zins ab einer Wiese unter
Zell u. einem Krautgarten vor dem Gebsenthor um 18 ff h. Kauf- u. Zins-
buch S 112—115. — 1373 Juni 28 Heinrich v. Newbronnen giebt dem
Heiligen der Pfarrkirche zu Pf 1 A des Laienzehnten zu Wattenrettthin
um 80 ff h. Ib. S. 39—41. — 1375 Sept. 7 Stiftung eines Altars u. einer
Messe durch Hennann Gremiich u. Anna v. Elchingen, Ehefrau des Kunz
Gremiich. Pap.-Or. u. Abschr. Dazu: Auszug der Uueter zu Waldtbeyern
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Löffler.
gehörig in die Gremlich'sche u. Fluckenpfründ, undat. 1 BL — 1376 Apr.
Histor. Notizen, den Gottesdienst betr.: ex vetusto mortuario oblongo.
quod hactenus capellanus Ossorii asserrare solitos fuit. Randnotiz: Hanc
Ordinationen! a. d. 1376 in Aprili factam, post 113 annos alias quid&n
capellanus descripsisse videtur in librum illum oblongum. Pap. 12 Bl. —
1377 Febr. 22. Wolf v. Jungingen Ritter beurkundet, dass Hanitz Orttaeb
selig zu einem Seelgerät 7 sh. Pfg. Konstanzer M Zins ab einer Wiese ge-
stiftet hat. Abschr. — 1378 Marz 16. Conrad Gremblich Ammann w Pf.
▼erkauft den Heiligenpflegern daselbst die Hälfte des Zehnten zu Lauctern-
bach um 70 ff h Kauf- u. Zinsbuch S. 68—61. - 1382 Juni 15. Stift g.
u. Dotation der Pfründe SS. Petri et Pauli im Spital zu Pf. du?ch die
Bürger Werner Goss u. Berthold Suntag. — 1382 Aug. Bestgg. durch
B. Heinr. v. Konstanz. Abschr 8 Bl. u. Notiz. — 1383 Nov. 17. Erich
Albrecht zu Messkirch verkauft dem Leutpriester zu Pf. u. allen Kaplanen
3 Wiesen um 60 ff h. PO. S. ab. — 1383 Dez. 11. Katharina di« Hilt-
prändin, Hainzin des Messners Witwe, verkauft an das Spital zu Pf. e.
Gut mit Hof u. Hofraitin um 20 8 Pfg. PO. — 1385. Annivers: \erenae
Gössin. Vigilia haec fundata a quodam Joanne, Pfaff Hans v. Hausen
appellato. PO. — 1392 Juni 23. Heinrich Seelhofer, Bürger zu Pf, ver-
kauft an den Kirchenpfleger verschiedene Zinse um 15 ff Pfg. Xauf- u.
Zinsbuch S. 115—119. - 1398 Dez. 19. Lehenrevers von Konrad Pfaff
über ein Gütlein in der Vorstadt. Pap.-Or. S. — 1399 Anfang Juli.
Johannes Sogritter, Burkart Lützler, Rüstli Ortlieb, alle 3 Bürger zu Pf,
verkaufen als Pfleger des Heinr. Ortlieb Kinder an Hansen den Widmer
Bürger zu Pf. 1/t des grossen u. kleinen Zehntens zu Wältenrüti um
70 ff Pfg. PO. u. Abschr. — 1400. Conception, was auf dem Tag zu
Ebingen den 13. Sept., auf dem Tag der Pfarr um aller Königsbr. Artikel
halber gehandelt wird. Concept 5 Bl. — 1400 (?). Der Pfarr Competenz
u. Abnutzung, durch den Stadtpfarrer dem Magistrat zu Pf. vorgetragen.
2 Bl. — 1401 Sept. 13. Spitalmeister u. die Bruderschaft des h. Geist-
spitals zu Pf. beurkunden, dass Frau Otilie die Schmidin, Vinzenz Sonn-
tags sei. ehel. Frau, 18 Schilling Pfg. Konstanzer M. Zins giebt zu 2 Jahr-
tagen mit Vigil. PO — 1402 Juli 24. Kauf- u. Stiftungsbrief der 2 Höfe
zu Grossstadelhofen u. Salenbach in St. Leonhards Beneficium gehörig.
Abschr. — 1405. Verzug u. Uebergab des Zehntens im Grunerwald.
Abschr. 2 Bl. — 1409 Sept. 27. Pfleger, Spitalmeister u Gebrüderschaü
des Spitals zu Pf. beurkunden, dass um 7 sh. Pfg. ein Jahrtag f. Katha-
rina Münchin gestiftet wird. PO. - 1415 Nov. 11. Hans Iselli von Alt-
heim verkauft an den Leutpriester u. die Kapl&ne der Pfarrkirche zu Pf.
e. Zins v. 10 sh. Pfg um 10 ff Pfg. Konstanzer M. PO. — 1417 Nov. 11.
Anna die Hainizlerin stiftet e. Jahrtag mit Vigil. PO. — 1418 Sepu 20.
Elisabeth Nitterin, Hansen Frieser sei. ehel. Hausfrau, stiftet zu e. Jahrtag
e. Boden- u. Wiesenzins v. 7 sh. 3 Pfg PO. — 1419 Juni 12 Wernher
Ortlieb, Bürger zu Pf., verkauft dem h. Geistspital ein Halbteil des Hofs
zum Eberhartswiler u. anderteil zu Ueberlingen Gut mit Hof u. Hofraiti etc.
um 122 ff Pfg PO. — 1420 Apr. 23. Konrad Kern v. P£ verkauft an
Heinr. Schwarz, Kirchenpfleger, s. Hof in Aderzweiler um 99 ff Pfg.
Abschr. — 1420 Nov. 24 Elisabeth die Blochingerin, Bürgerin zu Ulm,
ArchiTalien aus Orten des Amtsbezirks Pfullendorf. m4i
stiftet 10 fl. rhein. zu e. Jahrtag in Pf f. ihren Ehemann Joh. PO. —
1422 Juni 23. Wernher Ortlieb beurkundet, dass er Hansen Frecher, Leut-
priester, jährlich 5 sh. Pfg. Konstanzer M., 4 Herbsthühner u. 50 Eier Zins
giebt f. 2 Hauser u. Hofraithen in der Vorstadt PO. — 1423 Okt 16.
Stiftung der St. Jodocs-Kaplanei, ausgestellt von Bürgermeister u. Räten
der Stadt Pf. PO Dazu Transfix: 1424 Dez. 25. Konstanz. Bischöfl
Bestätigung — 1427 Juni 23. Heinr. Trosch u Konr. Knöpflin, Heiligen-
pfleger zu Pf., empfangen 10 ff Pfg. von Anna Riethhausserin, davon
sollen von der Kirchen Gut zu Adratschweyler jährlich 10 sh. genommen
u. Offlaten klein u. gross gekauft werden. Kauf- u Zinsbuch S. 96—100.
— 1428. Resignatio iuris patronatus der Gremlich-Kapelle St. Nicolai.
Abschr. — 1431 Juni 13. Herman Gremiich v. Krauchenwis verkauft e.
Zins v. 5 sh. Pfg. u. 1 Huhn an Heinz Heriser. Bürger in Pf. PO., s.
1453 Juni 9. — 1434 Jan. 8. Leutpriester u. Kapläne bekennen, dass Hans
Messner 8 ff Pfg. Kons! M. zu e. Jahrtag gestiftet hat. PO. — 1434
Okt. 7. Dotation u. Pflichten der Leutpriester u. Kapläne sub parocho
Friderico Richer zu Pf. betr. P. S. — 1434 Nov. 9. Peter Furter, Bürger
zu Pf., vermacht Leutpriester u. Kaplan eine zehntfreie Wiese am Lützel-
bach. PO. — 1436 Dez. 21. Stadtamman, Bürgermeister u. Rat der Stadt
Möhrspurg bescheinigen den Empfang v. 240 fl. von M. Georg Fuotterer,
Kaplan der Beinhauspfründ zu Pf. Abschr. — 1437 Nov. 6. Jahrtags-
stiftung der Adelheid Menger, Hans Mengers Witwe, Bürgerin zu Pf. PO.
— 1438 Apr. 29. Hanns Stainbock, Cuman gen., zu Hilpatzwyler gesessen,
stiftet e. Jahrtag mit Yigil. PO. Dazu 1438 Juli 29. Annahme d. Stiftg.
durch Leutpriester u. Kaplan. PO. — 1439 März 15. Heinr. Blum ver-
kauft eine dem clero zinspflichtige Wiese am Andelsbach an Konr. Riet-
haymer. PO. — 1440 Juni 30. Hanns Gross von Kirnbach verkauft ein
Gut zu Clainenstadelhoven an die Priesterschaft zu Pf. um 50 ff Pfg. PO.
— 1441 Mai 1. Resa Huberin, Bürgerin zu Pf, macht e. Stiftung zur
Cathrinen-KapeUe. PO. — 1442 Juli 29. Urteil des Hans Hagman Am-
mann zu Hohendiengen, wodurch der Verkauf eines Gütleins zu Entz-
kofen auf Einsprache des Jons Gegging, Rat u. Heiligenpfleger zu Pf.,
annulliert wird, da laut eines Rodels das Gut dem Heiligen eigen u.
unzerteilt bleiben soll. Kauf- u. Zinsbuch S. 85—89. — 1442 Nov. 17.
Konrad Riethaimer verkauft eine dem Klerus zinspflichtige Wiese an
Heinrich Wigen. PO. — 1445 Juni 15. Heinrich Wig, Bürger zu Pf*, u.
Anna Wigin, Hansen Holzerb Witwe verschreiben dem Leutpriester Frie-
drich Richeren, den Kaplänen u. Altaristen die Heselwiess in Denkingen
zu e. Jahrtag. PO. — 1460 Juli 28. Kaufbrief um den Zehnten zu Fürnen-
buch, dem beneficio B. M. V. in Schray zugehörend. PO. u. Abschr. —
1450 Okt 15. Was sich ein Pfarrherr allhie zu Pf. verhalten solle mit
Singen, Messleseo, Predigen u. anderm Gottesdienst, wegen etwelche Cap-
planeyens, sampt der Fundation u. Beschwerd, wie selbige gestift worden.
Abschr 10 Bl — 1450. Incorporatio capellae Sti. Nicolai. Abschr. —
1451 Dez. 3. Ludw. Hopp, Bürger zu Pf., u. Anna v. Raningen 8. Ge-
mahlin verkaufen an die Heiligenpflege einen Königsbronner Zins von
10/4 Roggen, */4 Haber, 1ji Erbsen u. 5 sh. Pfg. um 28 ff Pfg. Kauf- u.
Zinsbuch S. 61—66. — 1452 Febr. 7. Christoph von Neubrunnen verkauft
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Löffler.
an die Heiligenpfleger zu Pf. 4 Malter Roggen u. 4 Malter Haber ans
dem Zehnten zu Neabrnnnen um 160 ff Pfg. Kauf- u. Zinsb. S. 29-36.
— 1452 Mai 8. Stadtammann Toni Joner beurkundet, dass Bonifaz Er-
gerder an Heinr. Heriser 2 Teile vom grossen u. kleinen Zehnten um
109 fl. rh verkauft. PO. — 1454 Mai 23. Um 2 ff h. Zins verkauft Hein-
rich Wiger ein Out in Levetschweiler u. eine Wiese am Andelsbach. PO.
— 1454 Juni 27. Ella Sutrin u. Hans Sutor, Bürger zu PI, verkaufen
Feld bei der Mühle vor dem Steinbrunnenthor an Junker Hansen Grem-
iich, gesessen zu Pf., um 105 fl. rh. PO. — 1455 Juni 27. Anna v. Rei-
schach, Heinrichs v. Reischachs v. Reicbenstain Wittib geb. Gremblichin
u. ihre Söhne Heinr. u. Eberh. verkaufen dem Heiligen der Pfarrkircbe
zu Pf. 2 Teile v. grossen u. kleinen Zehnten auf dem Berghof u. im
Bregengrund um 194 ff Pfg. Kauf- u. Zinsb. 8. 77-S3. — 1455 Juni 27.
Bürgermeister u. Rat der Stadt Pf. bekennen, dass Heinr. Neff u. Albr.
Haagg 2 Teile des kleinen u. grossen Zehnten auf dem Berghof anzu-
sprechen haben, ebda S. 83—85. — 1456 Juli 27. Konr. Maisterlin, zu Eng-
kofen gesessen, verkauft dem Pfleger St. Jacobs u. St. Christopheis ein
Gut daselbst um 120 ff Pfg. Ib S. 89— 96 — 1457 Apr. 25. Kaufbrief
von Hannsen Seben, gen. Dünnckhin, Bürger zu Pf , gegen Conrad Fischer,
Kirchherrn zu Alltheim, über 2 Malter Kerne u 2 ff Pfg. Gült von der
Mühle am Andelsbach Pap -Or. — 1457 Nov. 14. Mart. Böginger, Borger
zu Pf., u. s. Schwestern Agatha Lenhartin u. Greta Dunckherre von
Ravensburg stiften zu Vigilien u. Jahrzeiten 15 sh. h. PMlend. W. Zins.
PO. — 1458. Fluckhen- Altar oder St Oswaldipfründ u. Nachpradikatur
fundationis et dotationis cop Pap. 4 Bl., unvollst. — 1461 Marz 7. Hanns
u. Ulrich v. Gegingen Gebrüder verkaufen an Heinrich Wygen, Bürger zn
Pf, 3 Teile v. grossen u kleinen Zehnten zu Watinrütin um 147 fl. rh.
PO. u. Abschr — 1461 Okt. 1. Copia fundationis beneficii Fluckhuni
Pap. 4 Bl. — 1462 Mai 3. Konrad Riethaimer übergiebt concivi suo Petro
Baggu88 oder Backhoss Wiesen, am Hufschlag gelegen. PO. — 1464 Juli26.
Pfaff Cunrat Fischer, Kilcher zu Altheim unter Hohenbodman, verkauft
an Priester Joh. Welling von Ellwangen in Pf. Gült von 2 Malter Kerne
u. 2 ff Pfg. ab den Mühlen am Andelsbach um 70 ff Pfg. PO - 1465
März 22. Johannes Welling, Priester in Pf., von Ellwangen, macht
verschiedene Stiftungen zum Beneficiuni Oliveti, darunter Hof zu AÄolder-
berg, Zins von Mühlen am Andelsbach PO. — 1465 Mai 9. Konstanz.
Bischof Burkard genehmigt die Stiftung des Johann Welling zum bene-
ficium ad montem Oliveti. PO. — 1465. Stiftung des Altares ultimae
Coenae im untern Ölberg. Abschr. 1466. Dispensatio rom. in lacti-
ciniis, butyro, ovis etc. tempore qnadragesimali et aliis diebus jejunalibo»
adhuc prohibitis. PO — 1467 Jan. 20. Jakob v Neubronnen zu Schön-
bronnen u. Ulr. v. Neubronnen s. Bruder verkaufen der Pflege St. Jakob
zu Pf. 2 Teile des grossen u. kleinen Zehnten zu Neubronn um 250 ff Pfg-
Kauf- u. Zinsbuch S. 42—47. — 1470. Beschreibung der Güter u. Zins
des Heiligen der Pfarrkirche zu Pf. Perg.-Bd. 28 Bl — 1473 Febr. 23.
Ablassbrief des Bisch. Hermann v. Konstanz f. d. Kapelle Maria Schray.
PO. S. — 1470 Apr 25 Die Pfleger der Kirche St. Jakob empfingen
16 ff Pfg. von Gebharden Löffler u. Annen Löfflerin zu 1 Jahrt&g. PO.
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Archi valien aus Orten des Amtsbezirks Pfullendorf. m4$
— 1478 Nov. 12. Hans Hämling, Bürger zu Pf., verkauft um 95 ff Pfg.
an die Heiligenpfleger der Pfarrkirche zu Pf. verschiedene Gross- u. Klein-
zehnten. Kauf- u. Zinabuch S. 7—11. — 1479 Juli 24. Die Erben von
Heinrich Wygen und Elsbeth Holtzerin vermachen der Kapelle vor der
Stadt, gen. zu Schrayen, für wöchentl. 3 Messen verschiedene Teile \.
grossen u. kleinen Zehnten zu Ftirnebuch, Waltenrütin, abgelöst v. Königs-
pronn um 175 fl. rh. u. 2 Teile bei Schönb.unnen u. den Mühlen, ab-
gelöst von Graf Jörg v. Werdenberg um 20 ff Ffg. PO. Dazu Bestätgg.
des Gvikars v. Konstanz, 1479 Aug. 21. — 1480 Febr. 6. Jahrtagsstiftung
von Wilh. u. Hans Gremiich von Menningen u. Hans Ludwig Gremiich
von Krauchenwies zum St. Johann Baptist-Altar mit 15 Eimer Wein.
Pap.-Or. u. Abschr. — 1480. Kontrakt den Kirchenbau betr. Abschr.
3 Bl. — 1481 Jan. 23. Die Erben des Gebhard Zimmermann geben 20 ff h.
Pfullend. W. dem Leutpriester Mich. Utzing zu 1 Jahrtag. PO. — 1481
Apr. 19. Lehensbrief des Hanns Kriseln zu Enzkauffen, der ein dort ge-
legenes der Pfarrkirche zu Pf. gehöriges Gut von s. Vater Conrat über-
kommen hat. Pap.-Or. — 1490 März 8. Leutpriester u. Kapl&ne zu Pf.
empfangen von Kaplan Jörg Riser 12 ff Pfg. Pf. W. mit 2 Büchern zu e.
Jahrtag mit Vigil. PO. — 1490 Apr. 26. Michel Seging, Leutpriester,
stiftet für sich u. s Eltern u. Schwester eine Vigil u. zahlt 26 ff Pfg.
PO. — 1490. Extrakt aus des Gotteshauses Spital zu Pf. Urbar, in quo
fit desciiptio fundi Bodm. in Eberetschweiler, add. amicabilis compositio
inter Eberetschweiler et Hertwangen. Abschr. v. 1759. — 1491 Okt. 6.
Bürgermeister u. Rat der Stadt Pf. vermachen der Kapelle ü. L. Fr. zu
Schrayen verschiedene Rechte, z. B. 1 Malter Fesen zu Rast dem Jörg
Rüett Müller, ablösig mit 20 ff Pfg., dann von 2 Höfen zu Wynterspurene,
ablösig mit 200 ff Pfg, dann 1 Malter Fesen, ablösig mit 20 ff Pfg. von
Heinrich Bürk, Bürger zu Pf. PO. — 1493 Febr 16. Konstanz. Bischof
Thomas genehmigt Stiftung des Joh. Welling f. d. beneficium Oliveti im
Betrag von 10 Malter Frucht in Ruhestatten. PO. — 1493 Apr. 18. Mich.
Betting, Leutpriester u. Ka plane empfangen von Jakob Sattler, Kaplan
zu St. Johann Baptisten, 15 ff Pfg. zu e. Jahrtag mit Vigil. PO. — 1493
Okt. 3. Ein Stiftungsbrief der Pfründ U. L. Fr. zu Schray. Abschr. —
1493 Nov 18. B. Thomas bestätigt die Messstiftg. am Altar in der Kapelle
vor dem Oberthor v. Pf. PO. — 1494 Nov. 3 (?). Vertrag über d. Zehnten
zu Neubronnen, belangend den Landcommenthur zu Altsshaussen, Königs-
bronner Hof, u. die Heiligenpfleg zu Pf. Kauf- u. Zinsbuch S. 1 — 5. —
1496. Stiftung des untern Altars zu Schrayen u. der Tagmesspfründ.
Pap. 24 Bl. — 1497 Aug. 4. Bestätigung der St. Sebastian-Bruderschaft
durch B. Hugo v. C. Bruderschaftsbuch S. 58 f — 1498 März 17. Ver-
trag zw. Königsbronner Pfleger u. den Heiligenpflegern zu Pf. einesteils
u. dem Landcommenthur zu Altsshaussen u. den Baarfüssern zu Über-
lingen andernteils, den Zehnten zu Neubronnen betr. Kauf- u. Zinsbuch
S. 12-28. — 15oO. Memoriale in collectatione, deeimarum novalium. —
1501 Juni 3. Pfaff Sebast. Allwigk, Kaplan des untern Altars zu Schrayen,
kauft mit Einwilligung v. Bürgermeister u. Rat ein Haus f. d. Kaplanei
mit Geld, das s. Vorfahr (? Vorgänger) Cunrat Messner erübrigt u. dazu
bestimmt hat. PO. — 1501 Hainrich Härkher, Kaplan des St. Joh. Bapt.-
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Löffler.
Altars, stiftet 10 ff Pfg. zur Anschaffung von Lichtern zum St. Joh. Bapt-
Altar. Pap -Or. — 1504 März 18. Wolff v. Homburg zur Kruchernrys
rerkauft Bürgermeister u. Rat v. Pf. f. d. Kaplanei im Ölberg e. Wein-
garten zu Markdorf in Wangerhalden um 110 ff Pfg. PO. — 1505 Jan. 27.
Lionhart Vogelsang stiftet 68 ff Pf. zu e. Jahrtag f. sich u. s. Vater Hanna
mit 2 Almosen. PO. — 1505. Hansa Volk von Entzkoven verkauft an
Pfleger der Pfarrkirche zu Pf. s. Haus, Stadel u. Hofraite daselbst am
100 ff h. Absohr. — 1507 April 20. Der Rat der Stadt Pfc präsentiert
Bischof Hugo f. die neue Kaplanei Johannes Bunstetter. PO. — 1507
Apr. 29. Michel Wahinger giebt Leutpriester u. Kaplanen zu Pf. eine
Wiese bei Lützelbach zu e. Jahrtag. PO. — 1609 Apr. 16. Sententi»
definitiva a iudice Constant. lau contra D. Theodericum Palm, Capellanum
Ossorii. PO. — 1610 Marz 11. Gesuch des Bürgermeisters u. Rats zu Pf.
au Bisch. Hugo in Konstanz, die Pradikatur vom beneficium St. Oswaldi
auf d. beneficium Oliveti zu verlegen, mit der Bestimmung, dass der Nach-
prediger im Advent am Mittwoch u. Fritag u. in der Fastenzeit am Diens-
tag u. Donnerstag in der Frühmesse predige. PO. Dazu bischöfl. Ge-
nehmigung 1510 März 10. PO. — 1516 Jan. 15. Konstanz. Die Dotation
der Kaplaneipfründe zu Schrayen wird durch d. bischöfl. Generalvikariat
genehmigt PO. — 1516 Nov. 6. Anthonius Baggus, Bürger zu Pf, erhalt
von der Priesterschaft eine Wiese von 2 grossen Mannsmad am Andels-
bach am Hufschlag zu Lehen, er soll 1 ff 10 sh. Zins geben. Pap.-Or. —
lf 16. Anstellung des Jacob Wyger auf die Kaplanei altaris superiora in
Maria Schray. PO. — 1517 Mai 7. Bisch. Hugo erteilt die Erlaubnis,
die Postpradikatur a beneficio Oliveti ad aliud pinguius beneficium zu
verlegen. PO. — 1517. Neue u. gemeine Priesterordnung v. Gericht u.
Rat zu Pf. 6 Bl. — 1517. Extrakt aus des Spitals zu Pf. Urbar, den
Trauttenbrunner Zehnten betr. 2 Bl. — 1518 Mai 28. St. Leonharts-
Pfründ oder Kapelle vor dem oberen Thor, item von dem Amt der Nach-
pradikatur, welche erstlich auf die Fleckenpfründ oder St Oswaldsaltar
gestiftet, darnach auf die ölbergpfründ, endlich auf St Leonardipfrund
transferiert worden. Abschr. — 1519. Statuta Cleri Juliomagensis ah
episcopo Hugone confirmata. PO. — 1520 März 21. Dotationsbrief der
Beinhauspfründ von Bürgermeister u. Rat v. Pf, an Bisch. Hugo gerichtet
PO. — 1520 Juli 10. Vertrag zw. Abt Melchior v. Königspronnen u. Stadt
Pf., den neuen Kirchof zu St. Katharinen betr. PO. Dazu bischöfl. Ge-
nehmigung 1520 Juli 20. — 1520 Juli 20. Bisch. Hugo erteilt Erlaubnis
zur Konsekration des Kirchhofes zu St Katharinen in Pf. PO. — 1521
Mai 23. Konstanz. Erlass des bischöfl. Generalvikariats, die Dotation u.
Fundation einer missa perpetua zu Schrayen betr. PO. — 1521 Juli 3.
Bürgermeister u. Rat v. Pf. an Bisch. Hugo, Dotation der St. Katharina-
pfründ betr. PO. — 1521 Juli 30. Konstanz. Erlass des Generalvikars,
die St. Katharinapfründe betr. PO. — 1523 Mai 8. Bischöfl. Erlass an
den Magistrat v. Pf., Kollatur der Beinhauspfründe betr. Pap.-Or. —
1526 Juli 5. Abt Melchior v. Königsbronn an den Magistrat zu Pf., Be-
setzung der Pfarrei betr. Pap -Or. — 1528 Mai 14. Wolff Wintterfiessle,
Bürger zu Pf., verkauft 1 ff Pfg. Zins an die Pfarrkirche um 20 ff Pfg.
Kauf- u. Zinsbuch S. 1 19—123. — 1531. Redditus prebende eccles. S. Catha-
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Pfullendorf. m4j>
rine extra muros. 57 Bl. 2° Heft. — 1535 Nov. 1. Amicabilis compositio
inter abbatem Regisfontanam et senatum Juliomagensem, beneficii B. M. V.
in eccles. paroch. collationem concernens Pap.-Or. — 1536 Mai 14. Weyl.
Dr. Kneiler an Bürgermeister u. Rat v. Pf, Differenz zw. Magistrat u.
Abt Ambrosius zu Königspronn über Besoldung des Pfarrers betr. Or. —
1536 Juni 1. Vertrag zw. Abt Ambrosius v. Königspronn u. Magistrat zu
Pf t Kollation u. Lehenscbaft der Ffarr zu Pf. u. Unterhaltung d. Pfarrers,
abgeschlossen vor Dr. Job. Kneiler, kaiserl. Bat. Abschr. 8 Bl. — 1540
König Ferdinand an Bürgermeister u. Rat zu Pf., die Aufhebung des
Klosters Königsbronn durch Hzg. Ulrich v. Württemberg betr. Or. —
1541 Febr. 16. Amman, Bürgermeister u. Rat zu Saulgau beurkunden,
dass Hanns Blaicher ihr Mitbürger 73 ff Pfg. von Pf erhalten u. zu ver-
zinsen hat. Pap -Or. — 1542. St. Peter- u. St. Paulspfründ im Spital
Zinsrodel. 53 Bl. 2°. — 1545 Mai 21. Augustin Gross v. Judentenberg
erhält 22 ff Pfg , verzinslich von der Priesterschaft zu Pf. PO. — 1516
Juni 1. Pfullendorf. Vertrag vom königl. Kommissar Dr. Joh. Kneiler,
aufgerichtet zw. Abt Ambrosius u. dessen Konvent u. Stadt Pf., die Pmrr
u. U. L. Fr. Kaplanei in der Pfarrkirch betr. AbBchr. — 1546. Lehen-
reversbrief Jakob Hornsteinen zu Ochsenbach um der Beinhauspfründ Hof
u. Gut daselbst. Abschr. 8 Bl. — 1549. Der Ölbergpfründ Nutzung u.
Einkommen. 8 Bl. — 1550—74. Verkauf v. St. Jakobszehnten. Heft
ca. 100 Bl. — 1551 Apr. 27. Bastian Mayer zu Bermenntingen giebt 2 sn«
u. 1 Pfg. an Pfarrer, Priester u. Kapläne der Bruderschaft zu Pf. für
22 ff Pfg. PO. — 1552 Verzeichnis der Güter u. Zinsen der St. Peter
u. Paulspfründe zu Pf, angelegt von Kaplan Jodocus Vogelsang. 15 S. 2°.
— 1554. Nomina Capellanorum der Gremlich'schen Pfründ zu Pf. 10 Bl
— 1657, 1624, 1720, 26, 35, 37, 41, 60, 54, 57, 69, 72, 82 u. 91 Urbarien
der Pfarrei — 1558 Juli. Lehenbrief v. Bürgermeister u. Rat zu Pf. f.
Hansen Kemptern zu Kleinstadelhofen über das Erblehengütle daselbst.
Abschr. — 1560 März 4. Christof, Bisch, v. Konstanz, an Bürgermeister
u. Rat zu Pf., Ermahnung betr. Leistung der Kompetenz des Pfarrers
von 9 Malter Früchten u. 8 ff Pfg. Or. — 1560 Apr. 4. Lehenrevers des
Martin Hagen gegen Bürgerin, u. Rat v. Pf. Über ein Schupflehen zu
Underhausen, der St. Peter u. Paulspfründ zuständig. Or. — 1560
Juni 29. Stuttgart Hzg. Christof an Bürgermeister u. Rat zu Pf., Kom-
petenz des vom Kloster Königsbronn bestellten Vikars u. s. 2 Helfer mit
20 fl. betr. Abschr. — 1560. Beschwerde beim Magistrat v. Pfarrer Hans
Büchelmann, das Pferreinkommen betr. Conc. — 1560 Okt. 12. Christof,
Hzg. zu Württemberg, bestätigt Vertrag zw. Königsbronn u. Pfarrei Pf,
wonach erste res an letztere zu zahlen habe 100 fl., 6 Malter Vesen,
2 Malter Haber, weiter 60 fl., 3 Malter Vesen. PO. — 1660. 87. 88.
Rechngn. u. Urbarien der Gremlichpfründ. — 1561. Lehenrevers des Mart.
Glückhler von Gaissweyler um die Stück u. Güter der Fluckhenpfründ
zu Pf. Pap.-Or. — 1564 Apr. 14. Protestatio latae sententiae nullitatis
excommunicationis wider den Herren Vicarium Theodoricum Beryss, von
den Pf. Abgesandten in Überlingen. PO. — 1565. Extrakt aus d. Gottes-
hauses Spitals zu Pf. Vertragsbrief, Zehnten betr. — 1667 Apr. 24. Bast.
Klaiber, Bürgermeister zu Pf, empfangt aus Konnrat Reuthers Tagmess-
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mir»
Löffler.
pfründ 30 ff Pfg. u. verspricht 1 ff 10 sh. Zins. PO. — 1568. R*en
Hansen Kretzdorn ron Wangen, den Hof der Beinhauspfründ betr. —
1568. Statuta für den Klerus y. Pf., yon Mark. Sittig, Kardinal u. Bisch,
von Konstanz Pap.-Or. 8 Bl., auch Abschr. — 1569 Apr. 19- Die Priesa
weiland J er gen Duroers drei Kinder verkaufen um 8<> P Pfg. Pfullend. W.
Äcker an die St Lienhartz- u. Pradikaturpfirttnd. PO. — 1569 Juli 4.
Lehenbrief Georgen Hanen von Kürnbach des Hofe d. St Peter- n. Paols-
pfründe PO. — 1572 Lehenrevers des Ulrich Seger von Underhau*en
über Hof u. Gut daselbst. 4 Bl — 1574 Sept 8. Schreiben der Stadt
Pf. an Hzg. Ludwig v Württemberg, betr. Festsetzung der Pfarre Pt
Kompetenz. 4 Bl. — 1571 Okt. 4. Konstanz. BiscböfL Statthalter an
Bürgermeister u. Bat zu Pf., Verfassung einer Bittschrift an Hzg Ludwig
v. Württemberg betr. Or. — 1574 Okt. 4. Antrag an Hzg. Ludwig f.
Württemberg, dass das Kloster Konigsbronn dem Pfarrer v. Pf. ein corpos
v. 500 fl. geben soll, unterzeichnet u. a. v. bischöfl. Raten zu Konstanz,
Salem, Petershausen, Überlingen, Pfullendorf. Abschr. — 1575 Febr. 21.
Lehenbrief Mart Sägers von Underhausen über Hof u. Gut daselbst. Or.
— 1575 Apr. 12. Resignation des Pfarrers Hans Bücbelmann. — 1575
Sept 29. Pfullendorf. Bürgermeister u. Rat an den bischöfl. Statthalt*
zu Konstanz. Ausmittelung einer Pfarre, Kompetenz vom Kloster Königs-
bronn betr. — 1575 Nov. 20. Schreiben der bischöfl. Rate an Pf. betr.
der Instruktion, Kredenz u Legation an Württemberg über die Pfarr Pf
Vertrag auf der von Pf. Vorschlag der Pfarr PI, Kompetenz u. Unter-
haltung des Pfarrers daselbst betr. — 1575. Zinsrodel der Pfründen zu
Pf. Heft 28 Bl. — 1576 Febr. 8. Antworten des Rats zu Pf. auf die
Fragen: 1. ob sie e. Pfarrer annehmen wo'len, den der Prälat nominieren
u präsentieren werde; 2. ob sie für sich selber einen Pfarrer angenommen
oder noch annehmen wollen — 1576. Ausstehende Zinsen v. Nagelm
Tagmess- u. halber Ölbergpfründe. Extr. 7 S. — 1576 Juni 28. Rems
v. Martin Donkiner, der von Bürgermeister u. Rat zu Pf. eine Kaplanei-
pfründe erhält PO. — 1576. Einkommen v. Nagelins Tagmesspfründ. —
1577 Febr. 5. Herzogs Ludwig zu Württemberg Resolution der Pfarr Pt
Kompetenz, Addition, Helfernesoldung etc. Pap-Or. — 1577 April 15-
Vertrag zw. Ludwig Hzg. zu Württemberg u. Jakob Schropp, Abt zu
Königsbronn, auch Bürgermeister u. Rat zu Pf., Pfarrkompetenz zu Pf.
betr. Abschr. — 1577 u. 1579. Nagelins Tagmesspfründ Einkommen
— 1580. Verzeichnis der Güter, die der St. Petri u. Paulipfründ in
Pf. gehcrcn und Hans Han von Kürnbach zu Leiblehen hat. -
1582 Einkommen der St. Katharinen-Pfründ. — 1583. Fluckhen-Pfrund
Zins u. Gut. Heft. — 1585 Juli 1. Eines Pfarrers zu Pf. Bestallung u.
Verschreibung. Abschr. — 1585. Urbar u. Zins-Rodel U. L. Fr. ru
Schrayen, derselben Altar in der Pfarrkirche St. Sebastiani u. St Lien-
harts- Pfründen, St Anthonis-ßruderschaft 14 Bl. — 1587 u. 88. Urbar
der Fluckenpfründ. — 1592 Juni 16. Stiftung von 80 fl. durch ülr. Grem-
iich v. Jungingen in Pf. zu einem Jahrtag. PO. — 1593 Juni 14. Berchti
v. Auw, geb. v. Neühaussen, Wittib, stiftet 150 fl. zu einem Jahrtag mit
Vigil. PO. — 1593. Zins u. Gült der St. Peter- u. Pauls-Pfründ u. Kon-
rad Reitters Tagmesspfründ zu Pf. 4 S. — 1593. Anni proventus bene-
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ficii S. Catharinae in Pf. 3 Bl. — 1594. Lehenrevers Georg 8chreibers
zu Eberhartschweiler über des Spitals Hof u. Gut daselbst u. summar.
Schreibung des Lehenguts. — 1595. Anni proventus sive reditus prae-
dicaturae in Pf. (beneficii St Leonardi). — 1596 Juli 25. Uhr. Beckh,
Bürger zu Pf, erhalt von seinem Bruder Erhard Beckh, Kaplan, aus Kon-
rad Reutters Tagmesspfründ 35 ff Pfg. u. verspricht 1 ff 15 sh. Pfg Zins.
PO. — 1597 Sept. 25. Bürgermeister u. Rat der Stadt Pf. bevollmächtigen
Konrad Wild zu einem Vergleich des strittigen Zehnten zu Kleinstadel-
hofen wegen. — 1598.. Lehenbrief Georg Bollers von Pfrungen über Hof
u. Gut daselbst, St. Peters- u. Pauls-Pfründ im Spital zu Pf. gehörig.
— Ca. 1600. Verzeichnis der Stadtvorsteher u. Pfarrer von 1348—1588.
12 Bl. — 1600 Sept. 5 Pfullendor£ Schreiben des Bürgermeisters u. Rats
ein Lehen zu Hedingen betr., worin auf Dokumente von 1527 , 29 u. 71
Bezug genommen ist — 1602 Jan. 28. Des Pfarrers Job. Heberlin von
Ravensburg Bestallung u. Verschreibung. — 1602 Apr. 16. Lehenrevers
der Katharina Lyntzin zu Unterhausen über Hof u. Gut daselbst. — 1603
Aug. 25. Lehensbrief für Martin Rackhens in Kleinstadelhofen von der
Ölberg-Pfründ zu Pf. — 1603 Aug. 27. Lehenrevers Georgen Sauberknechts
zu Eberatsschweyler gegen das Spital zu Pf. u. Beschreibung des Lehen-
guts 8 Bl. — 1606 März 13. Schreiben, betr. Streit zw. Stadt Mengen
u. Pf. über den Wald Weithart. — 1606. Urbar u. Zinsrodel St. Peter
u. Pauls im Spitale u. Konrad Reitters Tagmesspfründ. — 1606 Sept. 30.
Revers Herrn Ulr. Beckhen, Kaplans U. L. Fr. Pfründ, welcher auch das
halbe Einkommen der Ölbergpfrünä* inne hat. Or. — 1606 Nov. 8. Be-
schreibung der Ölbergspfiründeinkommen, zum halben Teil. 4 Bl. — 1606
Nov. 16. Bürgermeister u. Rat der Stadt Pf. verleiht dem Martin Rackhen
von Kleinstadelhofen sein Erblebengut. Or. — 1606 Okt 23. Inventarium»
was Jerg Hessen, dem Messmer zu Pf., durch Pfarrherrn, Bürgermeister
u. Heiligenpfleger übergeben worden. Or. — 1608 Nov. 25. Hans Jakob
Vogelsang u. Anna Eckhardin stiften 174 fl 2 Batz. 8 Pfg. für Jahrzeit
mit Vigil. — 1609. Stiftung des Laurentius Bregenzer von 60 fl. zu Jahr-
tag. Extr. aus Anniversarienbuch. — 1609 u. 10. Register alles Ein-
kommens St. Petri et Pauli in hospitali. 8 Bl. — 1610. Stiftung der
Kapelle zu Brunnhausen betr. 24 Bl. — 1612 ff. Trauungsbücher; 1613 ff.
Taufbücher; 1689 ff. Sterbbücher. — 1613 Mai 20. Lehenrevers von Val.
Pfaff, seiner Hausfrau Magdalene Lehnin u. seines Sohnes Christian Pfaff
zu Pfrungen über den Hof und Gut daselbst, in die Tagmesspfründ zu
Pf. gehörig. PO. — 1613 Nov. 17. Bischöfl. Konsens über einen Güter-
tausch der Peter- u. Pauls-Pfründe. Abschr. — 1614 Jan. 28. Propositio
et petitio senatui Juliomag. in curia facta postridie nuptias Christophori
Wüld et Sibillae Hornsteiner, una cum sententia definitiva et responso
annuente, notata a Ant. Bregenzero. 4 Bl — 1614 Juli 21. Beschreibung
deren Marken u Laufen entzw. dem Gotsbaus Salmansweil u. Pf im Ost-
racher Wald. 2 Bogen. — 1614. Zehnt auf dem Aichberg hinter der
Kapelle, Schwizers Bild gen., betr. Extr. — 1615 Juni 2. Schreiben
Karls, Markgrafen zu Burggau, Landgr. v. Ncllenburg u. Hochenberg, we-
gen Belegung des adeligen Guts zu Reisenspurg. — 1615 Juni 3. Acta
in curia Juliomagensi cum sacerdotibus: a) de M. Urbano Reschelio (zeit-
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Löffler.
weilige Suspension); b) de Joanne Geisenhofen Organist a (Zurechtweisung
desselben); c) de tetricibus (Vorschriften für Hebammen); d) de proces-
sione equestri in festo ascensionis domini (Verbot des ungebührlichen
Reitens und Rennens). 4 Bl. — 1615 Juni 26. Conventio inter parochum
et concionatorem pomerid. facta, conciones per annum habendas concer-
nens et a generali vicario ratificata. PO. 9 S. — 1615 (?) Geschriebene
Predigten. 8 Bl. — 1615 Ende. Bericht u. gründl. Ursachen der drei
Beichtstühle, warum sie gemacht. — 1616. Notizen über die Verwaltung
der Benefiziengüter von Benefiziat Urban Reschle. — 1616 Epistola pa-
raeuetica de abusu duplici equestris processionis in festo ascensionis do-
minicae, more majorum quotannis institui solitae, mature abolendo, po-
pulo Juliomageusi ipsa ascensionis die e suggestu lecta von Ant. Bre-
genzer. 6 Bl. — 1616. De pulsu campanarum olim hora 1. postmerid.
pro avertenda Helvetiorum incursione sie fieri solito, a. 1615 juste abro-
gato, nunc vero a. 1616 a populo postliminio sibi restitui, inepte efflapi-
tato. 6 Bl. — 1618 März 30. Bitte des hochw. Herrn Anton Bregenzer
um das Privilegium für den Rosenkranzaltar. Conc, — 1618 Sept. 28.
Rcnovatio privilegii altaris Ss. Rosarii. Pap. Or. — 1619 Sept. 19 Frei-
burg i. B. Extr. der Roy 'sehen Stiftung des P. Fidelis, Kapuziners, v. Sig-
maringen, soviel das Alumnen angeht 3B1. — 1619. Obligation, u. bes. Pflicht
u. Schuldigkeit eines allhies. Pfärrherrn wie auch eines Kaplans. 4 Bl. —
1620 Febr. 22. Proposita acta et condusa in peculiari cleri Juliomagensis.
6 Bl. — 1620 Mai 22. Stuttgarter Befehl an den Pfleger des Klosters
Königsbrunn. — 1620 Juni 16. Des Pfarrers Anton Bregenzer zu Pf.
Bericht, des Novalzehntens wegen, an den Königsbr. Pfleger daselbst. —
1620— 1745. Zahlreiche die Kirchenvisitation betr. Akten. — 1621 Aug 26.
Hagnau. Erlass des Dekanates ad parochos et sacerdotes in districtu
Capituli Linzgau existentes, Decimation, Kollektation u. Kontribution ad
ligam cath. betr. — 1621 Okt. 5. Hagnau. Dasselbe an dieselben, Bei-
träge der Kapitularen zu Kriegskosten betr. — 1621. Documenta bene-
ficiorum s. Sebastiani m. (1471 ff. 66 S.), s. Catharinae v. et m. (1354 ff
7 Bl.), 8. Jodoci conf. (1423 ff. 6 Bl.), quoad erectionem, institutionem,
fundationem. 4° Heft. Pap. Daran 30 Bl. Urk. -Abschriften anderen Be-
treffs bis 1627. — 1622 Jan. 31. Stuttgart. Herzog Friedrichs v. Württem-
berg Befehl an den Königsbronnischen Pfleger, den Novalzehnten dem
Pfarrer folgen zu lassen. — 1622 — 25. Wachsrechng. u. bezügl. Akten.
— 1G23 Jan. 3. Vortrag vor d. Rat de Collatione vacantis benef. Oasorii
per liberam resignationem D. M. Georgii Busingeri, hinc Stochachium
profecti. Heft. — 1623 März 7. Pfarrer Ant. Bregenzer S. theol. Baccal.
an Wilhelm Sohn, Königsbr. Pfleger, Erledigung u. Wiederverleihung e.
Pfarrgütleins betr. — 1623 März 18. Joh. Friedr., Hzg. zu Württemberg,
an Königsbr. Pfleger zu Pf., Pfründeinkommen, besonders Erschatz von
Lehen betr. Or. — 1623 Extractus beneficiorum b. Virg. Mar. extra
portam et Ossorii nec non Olivetani. 2 Bl. — 1624 — 96. Verzeichnisse
der Kommunikanten. — 1624. Edictum quadragesimale. 8 Bl. — 1624.
Zehntverzeichnis. 10 Bl. — 1624. Ant. Bregenzer u. s. Kooperator an
d. Bischof v. Konstanz, intercessio pro augmentandis proventibus per
ducem Würtembergiensem. 4 Bl. — 1625 Nov. 21. Konstanz. Priester-
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Prallendorf. 0149
schaft zu Pf erhalt Konsens des Generalvikariates zum Verkauf e. Wiese
von 3 MsnnBmaden in Hausen am Andelsbach um 400 fl. an Bartholomäus
Fischer. — 1625. Bericht, was für Güter gemeiner Priesterschaft allhier
versetzet 8 Bl. — 1626 Febr. 27. Begleitschreiben zu der Bittschrift
des Pfarrers u. Kooperators an den Hzg. zu Württemberg. — 1626 Juli 15.
Auszug etlich merklich Posten aus 4 oder 5 Jahrrechnuogen S. Jacobi.
10 Bl. — 1626 Aug 26. Vertrag vor dem Rat, nach dem die neuen
Heiligen- oder Fabrikpfleger gewählt worden sind. Or. 8 Bl. — 1626
Sept. 3. N. St. Verhandlungen auf dem Rathaus zu Pf über der Pfarrei
Erblehen zu Langgassen oder Wolfatzreute. 3 Bl u. 4 Bl. — 1626 Okt. 6.
Sigmaringen. Bartholome Vischer zu Hausen am Andelsbach empfangt
von der Priesterschaft Pf. 200 fl. u. verspricht 10 fl. Zins. PO. — 1627
Juni 6. Ant. Bregenzer, Pastor, Michael Bregenzer, Koadjutor sen., u.
Joan. Gillman, Koadj. jun., an Dr. David Holder, württemb. Kirchenrat,
Baukosten u. Kompetenzaufbesserung betr. — 1627 Juni 27. Hzg. Joh.
Friedr. zu Württemberg an den Königsbr. Pfleger zu Pf., „den beeden
Hölffern zue denen ihnen jährlich gereichten 40 Guldin quatembcrlich
noch jedem ain Addition von 5 guldin . . . zue schöpfen" ; „betreffend des
Pfarrers Petition, Baukosten, so wölle er zue disenmahlen 200 Guldin
widerfahren lassen". 2 Bl. — 1627 Juli 20. Coram senatu proposita, Rech-
nungsnotata über die St. Jakobs-, Katharinen- u. B -M -V.-Pflege Or —
1627 Juli. Colloquium familiäre, Differenzen zw. Pfarrer u. Kanzleiver-
walter Jak. Schellhamer betr. 2 Bl. — 1627. Anniversaria, ad solum
parochum spect. 8 Bl. — 1627. Ant. Bregenzer, Pfarrer in Pf., legt dem
nach Stuttgart reisenden Königsbr. Pfleger einige Posten s. Ausgaben dar:
1 Fuder Wein jährl. f. die 2 Helfer, f. jeden tägl. ordinarie 1 Mass; jährl.
muss der Pfarrer 4 grosse Mahlzeiten, die 4 Stunden dauern, f. 25 Per-
sonen geben. 10 Bl. — 1628 Apr. 12. Ulr. Spett von Zwyfalt zu Unter-
Marchtall als Inhaber der Randegg entschuldigt seine Abwesenheit vom
St. Georgsfest zu Radolfzell (Rattoldazel Ii wegen Krankheit. — 1628 Sept 17.
Puncta memorabilia et consultatione digna cum magistratu sub initium
pestis serpentis 3 Bl. — 1628 u. 1629. Register jährl. Einkommens beider
Kaplaneipfründen St. Petri et Pauli im Spital u. der Conrad Reutter-
Tagmesspfründ. 12, 18, 24 Bl — 1629 Jan. 11. Ordnung des Bürgerm.
u. Rats zu Pf., die Entfliehung u. gänzliche Austreibung der leidig noch
etwas grassierenden Erbsucht betr. Abschr. — 1629 Juni 5. Handlung,
wie Hanns Grem blieben der Weinzehnt zu Sipplingen für die Zinsen eines
deponierten Kapitals von 5000 fl. überlassen werden. Pap.-Or. — 1629
Nov. 29. B. Joh zu C. intercediert bei Erzh. Leop. zu Österreich namens
des Rates zu Pf., dass die dem Religionsfrieden zuwider eingezogenen
geistl. Güter, worunter sich solche von Kl. Königsbronn befinden sollen,
der Stadt auf 10 J. überlassen werden behufs Restauration der Kirche
aus dem Ertrag. Württemberg habe in der ganzen Zeit, wo es Hof u.
Kloster inne hatte, nichts zur Erhaltg. d. Kirche gethan. Abschr. Nach
dem Index Königsbr. Lad (siehe oben) 1630 Sept. 6 kuiserl. Erlass an den
B v. C, bei Restitution des Kl. Königsbronn dessen Hof in Pf. der Stadt
pro restauratione der Pfarr auf 10 J. zu überlassen. — 1629. Methodus,
in qua reditua auni beneficiorum S. Catharinae et S. Jodoci inscripti
Mitt. d. bad. hltt. Kom. No. 14. 4
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Lötfler
assiguautur, a me M. Michaele Bregenzer Sacellano ac possessore prae-
dictorum beneficiorum. 2° Bd. — 1629. Renoviertes Brnderschaftsboch
der 1471 errichteten S. Sebastiansbruderschaft. 170 8. 2« geb. Geschichtl
Notizen, biogr. Angaben über Geistliche 8 oben 1621 — 1630. Bregcn-
zcrisches Epitaphium. Stammbaum — 1630 (?). Schrift über die gegen-
wärtigen u. früheren Verhältnisse der Tertiarierinnen 0. S. Franc, im Seel-
haus zu PI. 10 Bl. — 1630 Jan. 29. Verhandig. vor dem Rat über den
in Einsiedeln canonice seu ßacramentaliter absolvierten Joh. Mach, der,
selbst verheiratet, einem andern die Frau 10Vt Mon. entführt hat. 10 Bl.
- 1630 Apr 29. N. St. In curia acta. Betr. d. Königsbronner Hof. —
1630 Juni. Einkommen der untern Ölbergpfründ. — 1630 (?». Münzwert-
tabelle. — ca. 1630. De zelo et ferventi studio majorum nostrorum civium
olim 1287-1472 Pfullendorfianorum erga avitam catholicam et romanam
religionem, piosque ac religioßos viros et mores. 5 Bl. — 1630 (?). Rationes,
cur sororibus 9. S. Francisci regulae Pfullendorfensibus petatur gratia
venerabile sacramentum in propria ipsa ecclesia iugiter asservandi, vom
Provinzial der Strassb. Provinz der Minoriten Joh. Ludwig an das Ordi-
nariat C. gerichtet. 8 Bl. — 1630 Sept. 5 Vorstellgn. des Pfarrers Ant.
Hregenzer beim C. Ordinariat in gleichem Betreff. — 1631 Apr 18. Er-
klärung des Pfarrers, warum er 1628, 29, 30 kein Gesegnets am Char-
freitag nach der Passionapredigt verteilt, er habe dafür den Armen, bes.
den Hausannen, 30 Laib Brot austeilen lassen. — 1631. Jährliches Ein-
kommen der Kaplaneipfründe SS. Peter u. Paul im Spital zu Pf. 10 BL
— 1632 Febr. Verschreibung des Weinzehntens zu Sipplingen durch
die Herrschaft zu Messkirch f. die Pfarrei Memmingen betr. Extr. —
2632 Aug 19. N. St Grosser Rat über des Provinziala Bitte um Auf-
nahme der Franziskaner in der Kapelle zu Maria Schray. 2 Bl. — 1034
Aug. 1. Juliomagi. Der Rat v. Pf. an den bischöflichen Notar betr. Kon-
troverse mit dem Abt vou Königsbrunn über das jus patronatus der Pmrrei
Pf. Konz. — 1685 Juli 4. Stadtamman, Bürgermeister u. Rat zu Mörs-
purg empfangen v Mag. Thomas Fuotterer, Nachprediger, 240 fl u. ver-
sprechen 12 fl. Zins. PO. — 1635 Okt. 8. Stiftungsbrief des ßregenzer-
schen Stipendiums für 2 Studenten. Pap.-Or. — 1636 Febr. 5. Testament
der Brüder M. Thoma Fuotterer u. M. Georg F. Or. 16 Bl. — 1639
Juli 9- Konstanz. Generalvikariat. Inhibitorium contra senatum clero
.luliomagensi onera (vigilias pecorum) imponere volentem Or. — 1647.
Designation der Kirchensacben, welche zur Verhinderung von „Mord und
Brand" versilbert worden. 7 Bl. — 1648 Juni 4. Breve P. Innoc X.,
Alter des Klerikers Andreas Grob, resp. Dispens zur Priesterweihe betr.
PO. — 1650 Aug. 20 Fundatio alumnatus von den Zinsen v 2000 fl. für
einen Knaben bei den Jesuiten in Dillingen oder Konstanz durch die
Brüder Thomas u. Gg. Fuotterer. Or. — 1661—65. 1660- 63. Akten i. S.
Überlingen (Reuthe bei Überlingen) gegen Pf., betr. des Fuotterer Testa-
ments. — 1652 Apr 23. Kaution für 2000 fl. Kapital von der Stadt Pf.
f. das Bregenzerische Stipendium. PO. — 1656. Litterae altaris sutnmi
in Schray conaecrationem attestantes. Abschr. — 1657 — 1722. Ex-
tracte von Pf. Ratsprotokollen, Vergebung von Stipendien betr. — 16*8
Aug. 8. Mösskirch. Prior Benedikt Pfister an den Rat zu Pfc, die Er-
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Archivalien au9 Orten des Amtsbezirks Tfullendort m51
richtuDg eines Kapuzinerklostera in Mösskirch betr. — 1663 Fept. 17.
Konstanz. Der Vikar des Bisch. Jon. Franz erteilt dem Klerus zn Pf.
Erlaubnis zum Verkauf eines Rebberges in Bennatingen um 60 fl. Or —
1664 Dez 4. Michael Dehnlachner zu Bermatingen verkauft an Job. Bod-
mer, Bürgermeister zu Pf., 10 Stück Reben um 600 fl. PO — 1666 Febr. 10.
Bürgermeister u. Rat v. Pf. als Pfleger des Spitals kaufen 2 Höfe zu
Ebratsweiler u. zu Kalkreute um 1500 fl. PO. — 1665 Mai 21. Konstanz.
Vicevicarius des Bischöfe t. K. erteilt Konsens zum Verkauf einer Wiese
sub ditione monasterii Wald an Franz Bosch von Regnatsweüer f. 130 fl.
PO. — 1672 Marz 6. Dekret des bischöfl Uvikars in causa Gremblichianae
Capellaniae, Bezug von 16 Eimern Wein betr Or. — 1672 März 10.
Testamentum Joannis Bodmer, Consulis Juliomagensis, das beneficium
Bodmerianum, Jahrtag u Stipendien betr. Abschr. Dazu 1678 Okt 13
Recess. — 1672 Apr. 7. Conr. Waibel von Bermatingen verkauft an Joh.
Bodmer, Bürgermeister von Pf, ein Stück Reben, das Gabelstück, um
215 fl. PO. — 1672 Sept 15 Registrum reddituum ann. praedicaturae
pomerid. zu Pf. — 1673 Jan. 12. Konstanz. Bischöfliche Genehmigung
zur Vereinigung der Gremiich- u. Flückenpfründe. Or — 1674 Febr 13
u. Okt. 5. Bitte des Joh. Bregenzer, dessen Zugehörigkeit zur Bregenzeri-
schen Freundschaft bestritten wird, um das Breg Stipendium betr. —
1674. 82. 89 Steuerabrechngn. bez Abrechng. zw. d. Prokurator u der
Stadt. — 1675/6 Einkommen der Beinhauspfründ. — 1677 Aug 25 Wien.
Kaiser Leopold nimmt Joh. Konr. Schraudolph, gewesenen Stadtschreiber
zu Ginzburg, in die Zahl seiner Diener auf. PO. 8. — 1677 Registrum
beneficii Bodmeriani noviter fundati a D. Joanne Bodmer quondam con-
sule Juliomagense. Dazu Verzeichnisse des Einkommens 1735 u 1740. —
1678 Juni 4 u. 7. Kollatur des Bodmer'schen Beneficiums betr. — 1679.
Annotationes reddituum ex vacantibus beneficiis. — 1683 Apr 9. Man-
datum Franc. Joan episcopi Const , ut peccantes carnaliter parocho solvant
partem avenae in poenam peccati. Abschr. — 1683 Juni 18. Dr med.
Frz. Ign. Meyer in Radolfzell hat 150 fl zu einem .lahrtag entrichtet. Or.
-- 1688—1726. Bewerbungen um das Bodman'sche Stipendium. 1 Fasz.
— 1686 Febr. 7. Die gesamte Priesterschaft zu Pf. an das Vikariat zu
Konstanz, Verteilung der Pfarreinkünfte bei der Vakanz unter die Kapläne
u. Kooperatoren betr. Conc. — 1685—92. Memorial über Zinsen der
Beinhauspfründ; auch Baukosten. — 1686 u. 1698. Register beneficiorum
SS. Petri et Pauli in hospitali nec non et missae antelucanae in ecclesia
paroch. Juliomag — 1687/8. Steuerabrechnung, die Nacbprädikatur betr.
3 Bl. — 1688 Jan. 12. Beisteuer vom Bodm. Beneficium zur Erbauung
v. Haus u. Scheuer zu Ebratsweiler, Lehen dieses Beneficiums, betr Extr-
— 1688—98. Akten, das Bregenzerische Stipendium betr.: Zeu«enverh«r
über die Breg. Verwandtschaft, Stammbaum, Korresp. des Magistrats mit
B Marquard Rud. v. C etc. — 1689. Beschwerde beim Ordinarius über
die seitens des Rats vom Klerus wegen der Kriegsleiden verlangte Brand-
steuer. Conc — 1689 Jan. 21. Reskript des bischöfl. Generalvikars, dass
der Magistrat, wenn er ohne päpstl Konsens vom Klerus Steuer verlange,
ipso facto exkommuniziert sei. Abschr. — 1689 Juni 21. Vergleich zw.
dem Magistrat zu Pf n. der Pfarrei einer- u dem Dominikauerinnen -
4*
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Löffler
kloster andererseits, Zufuhr des letzteren über den Kirchhof betr. Or. —
1690. Suspension des Kaplans Bregenzer ; Aufbewahrung des Sanctissimum
in der Kapelle der Nonnen; Verpflichtungen der Nachpradikatur betr.
2 Bl. — 1691 Juli 27. Überschlag der Bau- od. Reparationskosten der
beiden Ölbergskapellen u. der Beinhauskapelle. 6 Bl. — 1692 Jan. 14.
Konstanz. Ordinariatserlass, die Steuerfreiheit der Kleriker u. geistlichen
Stiftungen betr. Abschr. — 1693 Apr. 26. Schreiben des Generalvikars
an Bürgermeister u. Hat zu Pf., die Wahl u. Annahme des bisherigen
Pfarrvikare zu Sipplingen, Franz Jos. Schraudolph, zum Stadtpfarrer von
Pf. betr. Abschr. — 1693 Juni 3. 16. Aug. 19. Vergleich zw. gen. Pfarrer
u. dem Magistrat, die Abschaftg. der v. Pfarrer zu gebenden Gastereien
betr., dazu bischöfl. Genehmgg. — 1693 Okt 9. Einkünfte u. Zehnten des
Möaskirchischen St Sebastiani-Benef. zu Brunnhausen betr. — 1693—98.
Verzeichnis aus dem Pfarregister, was der Pfarr in 6 Jahren an Bind-
garben, Gült u. Zehnten verlorenging. — 1694 Aug. 15. Markenbeschreibg.
zw. Salem u. Stadt Pf. im Ostracher Wald. — 1694 Nov. 4. Was in After-
berg wegen Reparirung der Kirche verabschiedet worden. Prot.-Extr. —
1 694. Verzeichnis was von der Pfarr Pf. teils verloren, teils kraft ürbars
entnommen worden. 2 Bl. — 1094—99. 1704—20. 1729. 1739 - 42. 1746
1763—67. 1772 Streitigkeiten über die Novalzehnten der Pfarrei Pf. an
verschiedenen Orten, zw. dem Pfarrer v. Pf u. dem Königsbr Pfleger zu
Pf, bez. zw. dem B. v. Konstanz u. dem Herzog v. Württemberg; damit
zusammenhängend Vorenthaltg. der Kompetenzen des Pf. etc. Zahlreiche
Akten. — 1695 Juli 6 Mandatum official. curiae Const. reparationem
ecclesiae in Afterberg concern. Abschr. — 1695. Entwurf über die strit-
tigen Güter zu Kirnbach. — 1G9G Jan 2. Bischöfl. Dekret de imminuendo
numero missarum et ad quatuor reductione per quatuor tempora cujus-
libet anni. Or. — 1696 Juli 12. Pfullendorf. Memorial© v. Joh. Joachim
Bodmer an die geistl. Behörde, anordnen zu wollen, dass die Bodmer'schen
Stiftungen zu Schrayen fundations gemäss abgehalten werden. — 1698
Aug. 7. Extrakt des Pfarreinkommens zu Pf. — 1698 Dez. Beschwerde
der Pfarrei zu Linz wider die Pf. Pfarrfilial Aftholderberg wegen der
Kollektation v. Lautenbach. — 1699 u. 1701. Memoriale v. Kaplan Joh.
Friedr. Taglang an den Magistrat zu Pf., die Administration des Bodra.
Benef. betr — 1699 Apr. 10. Designation der nach Salem rückständigen
Steuern der Bod manschen Kaplanei zu Pf. von den Reben zu Bermatingen
f. die J. 1676—1698. — 1699 Apr. 14. Pfullendorf. Joh. Seb. Schober,
Eremit bei U. L. Fr. Schrayen, bezeugt, dass die Messen der Bodmarischen
Pfründen bei U. L. Fr. Schrayen vom Administrator schlecht vollzogen
worden. Or. — 1700 Mai 31. Dekret des B. von Konstanz, Marquard
Rudolph, über Administration des benef. Bodm. und Entschädigung des
Pfarrers für den Bezug der Einkünfte desselben. Or. — 1700 Apr. 9.
Bischöfl. Recess, die Administration der Stiftungen betr. Or. — 1700.
Jubeljahr. Germanus a Delsperga, Capucinorum Mösskirchii vicarius,
beurkundet die Echtheit einer in der Pfarrkirche zu Pf. aufgefundenen
Reliquie vom Arme des hl. Theodoras. Or. — 1701 Apr. 20. Bischöfl.
Erlass betr. jura decanalia etiam in capellanos exercenda. — 1701. Rech-
nung aller Einnahme u. Ausgabe des 1699 neuerbauten Lehenhofs zu Kirn-
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Pfullendorf.
m53
bach, so in die Gremliche u. Ap. St Peter u. Paulpfründ gehörig. Dazu Aus-
gabenberechng. des Inhabers des Hofes, Thomas AUenspach. — 1702 Sept. 9
Schreiben aus dem bayer. Lager vor Pf., ausfuhrliche Relation des bayer.
Einfalls in Pf. u. am Bodensee. 3 Bl. — 1702—1703. Rechnung über die
vak. S. Katharinenpfründ. — 1703 Sept 27. Ex vicariatu generali, die
Union oder Inkorporation des Bodm. Benef. mit dem Benef. B. M. Virg.
in Schrey betr. Abschr. — 1703. Extrakt des Zinsregisters der Beinhaus-
pfründ, betr. Güter der Beinhauspfründ u. Nachprädikat ur. - 1703 Pro-
jectum a Friderico Taglaug, beneficia B. V. in Schray et Bodmerianum
atque hospitium Franciscanorum concernens. Abschr. — ca. 1703. Spezi-
fikation derjenigen kuriosen Gemälde, welche der König v. Portugal dem
Erzh. Karl v. österr., erwählten König v. Spanien, hat verfertigen lassen,
um ihn damit bei s. Ankunft zu beschenken. — Ohne Datum (1686—1704).
Coloniae quid agitur? Cardinal Fürstenberg betr. Prophetie. — 1704
Apr. 23. Meersburg. Schreiben des Dekanats, die Hinterlassenschaft eines
Geistlichen betr. — 1704. Abkurung des Benef. S. Catharinae nach dem
Tode v. Joh. Jac. Magg. — 1704. 16 — 18. 36. 44. Einkommenverzeichnisse
der vereinigten Gremiich- u. Fluckenpfründe. — 1705 Mai 29. Vergleich
zw. den Klöstern der Dominikanerinnen u. Kapuzinerinnen, die Einfahrt
über den Kirchhof zum Kloster 0. S. Dominici betr. — 1705 Juli 27.
Dedaratio episcopi Const. Joan. Francisci super administratione vacantium
beneficiorum Juliomagi. Or. — 1705 u 1706. Deduktion u. Species facti,
den Zehnten vom Stockacker zu Grosstadelhofen betr. — 1705—1716 u.
1745. Rechnungen des Benef. Ossorii et Oliveti zu Pf. — 1708. Ver-
zeichnis der Spitalzehnten zu Aach, Tautenbronn, Denkingen, Hippets-
w eiler u. Andelsbach 2 Bl. — 1709 Aug. 22 Bodmarischer Stammbaum
v. Joh. Bodmar, gewesenem Bürgermeister zu Pf., Stifter des Bodmarischen
Stipendiums. Erneuert 1767. — 1710 Okt. 7. Der Stadtrat v. Pf. be-
willigt in einem Schreiben an fürstl Oberamt zu Heiligenberg den Bau-
platz f. ein Kirchlein zu Brunnhausen. Or — 1711. Erinnerungen bei
der Generalvisitation, die Administration der Stiftungen betr. — 171 1.
13—16 21—23. 58. Kirchenrechngn. v. Brunhausen, Register, Extrakte,
Zinsbuch. — 1712 Febr. 19. Stadtpfarrer Frz. Jos. Schraudolph, der für
die baufällige Kapelle in Brunnhausen 772 fl. ausgegeben hat, erhält von
der Kanzlei zu Heiligenberg verschiedene Posten zu seiner Entschädigg.
zugewiesen. — 1713 März 9. Dr. Franz Jos. v. Mohr, erzb. Salzburg.
geistL Rat, Salmanschw. Hofkaplan u. Benefiziat zu Pf., stiftet in die
Prokuratur 150 fl. Or. — 1716 Aug 7. Decretum venditionem agelli ex
Ossorii beneficio concernens. — 1716 Dez. 19. Besteuerung der Kirchen-
güter betr. 3 Bl. — 1716. 29. 39. 60. 98. Obligationen gegen die Rosen-
kranzbruderschaft über 50, 43, 55, 260, 25 fl. — 1718 Kauf- u. Zinsbuch
S. Jakobs zu Pf. — 1718. Ausgleich über den Zehnten vom Hasenthal
zw. Pfarrer u. Zehntheim. — 1719 März 21 u. 30. Erschatz des Bod-
marischen Lehen Mayers zu Kalkreute betr. Extr. — 1719. 20. 1726.
Den Totenweg in Brunnhausen betr. (Streit mit dem Frühmesser in Mess-
kirch, Korrespondenz zw. diesem, dem Stadtpfarrer in Pf, dem Oberamt
in Heiligenberg u. dem Offizial in Konstanz). — 1720 Mai 26. Bittschrift
des Pflegers S. Georgs zu Brunnhausen an den Fürsten um Überlassung
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Löffler.
von 2 Jauchert ausgestockt Feld zur unentgeltlichen Nutznießung, bis
der Patron sich in etwas erholet. Genehmigt auf 3 Nutzgn 1720 Juni 6.
- 1720 Dez. 10. Kaplan Joh. Georg Bregenzer sen. stiftet in die Pro-
kuratur 100 fl. u. einen Rebgarten in Bermatingen zu einem Jahrtag. —
1721 Febr. 22, Apr. 2, Mai 12. Die Obsignation der Hin torlas sensrh- eines
Geistlichen betr. Verfügg. des bischörl. General vi kariats etc. — 1721 März 9.
Schreiben des Pfarrers Taglang in Zell an Bürgermeister Probst in Pf.
wegen Verteilung der Einkünfte des Bodm. Benefiz, unter die Geistlidben
— 1721 Juni 22. Projekt, wie auf Ableben Joh. Georg Bregenzera, ge-
wesenen Kaplans, dem künftigen Benefiziaten die Congrua zu verschaffen
wfire. — 1721 Juni 25. Die Bodm. Freundschaft bittet, dass das Bodm.
Benefizium vakant gelassen werden möchte Rats-Prot -Extr. u. Schreiben
in das Generalvikariat. — 1721 Juli 1. Beschreibg der Einkünfte des
Bodm. Benef. zu Pf. — 1721. Spezifikation des jahrlichen Ertrags der
üenefizien in Pf. — 1721 u. 22. Ertrag des Benef. zu U. Fr. Schrayen
u des Bodm. Benef. — 1725 Apr. 13. Beschwerde des Stadtpfarrers An-
dreas Kempf, dass eine Wiese der Kapelle zu Brunnhausen, die unter s.
Jurisdiktion steht, ohne sein Wissen einem hiesigen Bürger auf Lebenszeit
durch öfftl. Instrument aus der Kanzlei Heiligenberg verliehen worden ist.
— 1725 Dez 13. Franz Jos. Schraudolph stiftet 160 fl. zu einem Jahrtag.
1726 Nov. 13. Konstanz. Bischöfl. Erlaubnis f. den Parrer Joachim
Kempf in Pf. zum Tragen einer Perrücke. Or. — 1727 Okt. 16. Pfullen-
dorf. Beschwerde des Stadtpf. Kempf an das fürstenb. Oberamt Heiligen-
berg, Revision der Brunnhauser Rechnungen betr.: es sei ihm kein zu-
stehender Platz, solche zu unterschreiben, überlassen. — 1727. Litterae
visitatoris gener. Bildstein ad parochum Kempf, reformationem saneti-
monialium in monasterio cordis Jesu concernentes. — 1728 Apr. 16. Stadt-
pfarrer Kempf zeigt dem Oberamt Heiligenberg an, dass er dieses Jahr
den sonst zu Brunnhausen gehaltenen Gottesdienst am Tage St Georgs
in P£ abhalten werde, weil der Gottesdienst in B. nicht fungiert sei und
in PI mit grosserer Solemnittt sich begehen lasse. — 1728 Apr. 17. Das
Oberamt verbietet in Erlassen an die Amtleute zu Neubrunn u. Burg-
weüer bei Strafe v. 10 Th. den Amtsangehörigen den Besuch des Gottes-
dienst an St. Georgen in Pf. — 1728 Apr. 17. Der Pf. erklart, den Gottes-
dienst wieder in B. halten zu wollen. — 17J8 Mai 25. Anzeige des Heiligen-
pflegers zu BrunnbauBen, Ignaz S'chwelling, über die Notwendigkeit der
Ausbesserung der Kapelle. — 1728 Juli 14. Ordinariatserlass, die Profess-
ablegung v. Mar. Bonaventura im Herz-Jesu-Kloster 0. S. Francisci l>etr.
- 1729 Febr. 15. Stiftung von 500 fl. zum Benef. Ossorii. — 1729 Marz 12
Breve P. Benedicts XIH., Beatifikation des hl. Fidelis von Sigmaringen
betr. Ahschr. — 1729 Nov. 15. Schreiben des Kaplans Ant Bauer zu
Mösskirch, Pfcrrzehnten in Brunnhausen betr. — 1730 Dez. 28. Decretum
Franc. Joan. ep. Const. in puncto praecedentiae capellanorum Juliomag.
Or. — 1730. Notamina eines Benefiziaten über Obliegenheiten u. Ein-
kommen des Bodm. Benef. 6 Bl. — 1730—38. Register über das Ein-
kommen der Nachprädikatur. — 1731 u. 33. Consensus permutandi prata
cum agris benef. Ossorii u. consensus in permutationem hortuli cuiusdam
benef. Ossorii — 1731-35. Akten betr. Streit (vor dem bischöfl. Offizia!
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Pfullendorf. m55
in C. etc.) zw. Joh. Georg Christa in Meersburg u. Anton Lorenz Bre-
genzer in P£ über das Bregenzerische Stipendium. — 1735 Apr. 21.
Sentenz in dieser Sache. — 1732. 44. 69. 64. 65. 66. 67. 69 u 71. Er-
gangene Bücherverbote, z. B. „Katholischer Wegweiser", „Geistl. Schild",
„Die Lange Christi", „Gebet zu den hl 3 Königen", „Seelenspeise" u a.
betr. Pap.-Or. — 1735 Sept 23 Konstanz. Dr. Jos Anton Heuchle,
Vropst in Überlingen, wird beauftragt, i. S. des Bodm. Benef. zu Pf. eine
Uuersuchung vorzunehmen. Or. — 1735 Okt 3 sq. Protokoll der Kom-
mission i. 8. des Bodm. Benef. u. des Benef Maria-Schrei in Pf. 22 Bl.
— 17-H 5 Nov. 24. Instrumentum conventionis confirmatum beneficii Bod-
raeriani Juliomagi. Or. — 1735. Was der Prokurator namens der Bod-
merischen Freundschaft bei dem Generalvikar zu Separierung des Bodm.
Benef. eingegeben. 8 Bl. Auch Prot -Extr. — 1735. Franz Job. Baien",
Pfarrherr zu Saulgau, stiftet 1750 fl. zu einem Stipendium. — 1738
Sept. 19. Bestätigg. der Stiftg. v. 100 fl zu einem Jahrtag in Maria-
Schray durch Catharina Edelmännin; dazu Verantwortungsschrift des
Kanzleherwalters v. 1754 Febr. 21. — 1739 Juli 20. Attestation Aber
den armen Kranken verordnete 300 fl. von Joh. Georg Bauer in Lands-
berg. — 1740 Mai 29. Lehenrevers des Joh. Michael Griennacher von
WaldbeureL über Hof u. Gut gegen die Collatores, Bürgermeister u. Hut
u. Kaplan Lorenz Bregenzer. — 1740. Projekt des Stadtpfarrers Jos.
Andr. Kempf an den Magistrat, dass ihm ein Helfer abgenommen u. die
geringen Einkünfte der Stadtpfarrei verbessert würden. Conc. — 1742
Sept. 16. Franz Anton Fetscher, exparocbus Dlmenseensis et nunc bene-
ficiatus Bodmer., beschwert sich beim Generalvikariat zu Konstanz wegen
aufgebürdeter Frübmess in der Pfarrkirche. Ebenso 1761 Juli 12 Anton
Walter. — 1 743 Mai 29. Protestatio a clero Juliomagensi, die Präcedenz
des Benef. Maria-Schray betr. — 1743. Protestatio contra novum onus
beneficio Bodm. imponendum. — 1743 Aug. 9. An das Generalvikariat
Konstanz. Protestatio in causa intentae meliorationis beneficii B. M. V.
in Schray, cum praejudicio tertii Zell am Andelspach contra Pf. 14 Bl.
— 1743 Dez. 8. Respcnsio ad protestationem Cleri Juliomagensis contra
intentam meliorationem beneficii B. V. Mariae in Schray, gez. Jos. Ant.
Walter, par. in Zell ad Andelspach. — 1743 Dez. 20. Revers der Pro-
kuratur gegen die Bayerische Freundschalt über Stiftg. eines Jahrtags u.
8 fl. Almosen. — 1743—1826. Zehntbuch v. S. Jakob zu Pf. 1 Bd. —
1744 Okt 5. Instrument um super contr. permutationis Zell a. Andelspach
et PI — 1744 Nov. 5. Inventar der Ornate, Monstranzen, Kelche etc.,
beschrieben durch Franz Ant Enderess, Postconcionator, mit Beihilfe v.
Josef ^>igle, Kirchenpfleger. Inventar S. 11—85. — 1744 — 45. 1767. Rech-
nungen des Benef B. V. Mariae Schray. — 1745 Apr. 27. Licentia asser-
vandi s. euchar. sacramentum in tabernaculo Mariae Schray. Or. — 1745
Sept 28 sind die 2 Seitenaltare der Pfarrkirche zu Pf. konsekriert worden
durch den Suffragan Franz Carl Josef Fugger. Inventar 8. 87/8. — 1745
8ept 29. Konstanz. Ablassbrief für die Kapelle „Schweitzerbild". Or. S.
— 1745 Okt 4- Promemoria, Spendung des hl. Sakramentes der Firmung
betr. — 1745. Bischöfliches Dekret die Konsekration von 3 Altaren betr.
Or. — 1746 Okt. 24. Copia fundationis consulis Ant. Walter a 1500 fl.
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Löftier
in favorem Franciscanorum Hedingenaium factae et a vicariatu Constant.
confirmatae 1748 Okt v. Rat v. Pf. bestätigt. — 1746. Bischötl. Dekret,
Jubiläum betr. — 1747 Juli 12. Confirmatio dotationis beneficii Bodmer.
in loco Mariae Schray factae ab Antonio Walter ejusque conjuge. Or —
1748 Mai 21. Breve P. Benedict XIV , indulgent. confraternitatis immacul.
conceptionis B M. V. in Maria Schray. PO. — 1748 Juni 22. Schreiner-
konto Ton Jakob Blaicher gegen die Rosenkranzbruderscbaft — 1745
Juli 12. Licentia exponendi et deferendi aacramentum in Schray. Or. —
1748. Schreiben des Pfarrers Feeser u des Gvikars v. Deyring in C,
Aushilfe in der Seelsorge durch die Kapuziner v. Messkirch u. die Frsn-
aiskaner v. Hedingen betr. — 1760. 51 u. 59. Bauverträge über Reno-
vation der Kapelle zu Schray u. Akkord mit dem Orgelmacher Gagg Or.
— 1751. Quittg. v. Bildhauer Magnus Hops in Sigmaringen gegen die
Rosenkranzbruderschaft über 60 fl. für ein Frauenbild. — 1752 Juli 23.
Konto v. Maler Meinrad f. die Rosenkranzbruderschaft über 313 1. —
1753. Abkurung beneficii B. V. Mar. zw. Job. Georg Miller, successor,
u. Jos. Ant. Walter, antecessor. Or. — 1753. Abkurung des Bodmer.
Benef. nach dem Tod des Benefiziaten Ant. Fetscher. 2 Bl. — 1753.
Conventio in puncto juris conobsignandi et haereditates dermales trac-
tandi Or. — 1753. 54. 68. 72. 93. 94. 95 u. 1796. Bischöfl. Anordnungen
von Andachten u. Gebeten, z. B. gratiarum actio pro regressu Gallorum
ex Suevia. Or. — 1754 Einkommenaufzeichng. von Nachprediger Anton
Kndress. — 1755. Litterae fundationis, erectionis et instiUtionis Confrat :
seu beneficii S. Sebastiani m. et S. Catharinae v. et m. Juhomagi extractae
ex documentis dictor. benef. apud capell. S. Catharinae exiatentium. 16 S.
- 1756 Jan. 19. Der Bodmer'sche Benefiziat Jos. Anton Walter ersucht
das Generalvikariat um Erlaubnis zum Verkauf der Reben iu Bermatingen.
Dazu Attestat des Magistrats v. 1756 Jan. 13. — 1757 Jan. 25. Konstanz.
Bischöfl. Dekret, die Vakatur u. Wiederbesetzung des Benefiz Maria-Schray
betr. Or. — 1 757 Jan. 25. Konstanz. Sententia in causa spolii oblationum
in capella B. M. V. in Schray. Or. — 1757 u. 1760. Notanda, Benediktion
der Felder, auf denen die Früchte dürr zu werden drohten, mit dem
Magnusstab, welcher von Herbetingen (?) abgeholt wurde. — 1758. Stamm-
baum der Romer'schen Freundschaft. — 1759 März 12. Stiftung v. 1600 fl
zu einem Stipendium von Anna Maria Hübschien, geb. Nu&serin zu Kalk-
reute. Abschr. — 1759 Mai 5. Instruktion aus der fürstenb. Oberamts-
kanzlei in Heiligenberg für den Pfleger der Kapelle St. Georg zu Brunn-
hausen. — 1759 Juni 12. Stiftung v. 600 fl. zu dem Roggischen Anni-
versar in Pf. — 1759. Specificatio redituum beneficii Bodmeriani et deci-
matio in ordine ad bellum protrahendum ex iisdem dedueta. — 1760.
Privilegium für den Kreuzaltar in der Pfarrkirche zu Pf. Or. — 1761
Juli 16. Promemoria von Franz Andreas Rogg, Benefiziat S. Catharinae,
über einen in dem Lehenholz des Hofs von Kleinstadelhofen vorgenom-
menen Augenschein. — 1761 Sept. 19. Konstanz. Mandatum poenale Fran-
cisci Conrad! ep. Const. in Joan. Casp Fueterer ad benef. B. M. V. in
Schray promotum propter intermissionem beneficio B. M. V. obligationum
adhaerentium. — 1761 Okt. 1. Unterricht vom Ursprung, Fortgang und
Schuldigkeit des Bodmerischen Benef u. des Benef. B. M. V. in Schray,
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Pfullendorf. m57
von Jos. Ant. Walter, Benefiziat u. Pönitentiar in Schray. 5 Bl — 1761
Okt. 12. Instrumentum conventionis inter beneficiatos Bodm. et B. M. V.
in Schray, nec non familiam Bodm. initae confirmatum. Or. Dazu bischöfl.
Bestatgg. 1761 Okt. 30. — 1761 Okt. 30. Instrumentum conventionis ratione
obligationum et functionum in ecclesia pereginationis B. M. Y. in Schray
peragendarum authoritate ordinari* roboratum. Or. — 1761. Verleihung
eines monatl. Ablasses f. Maria-Schray. — 1762 Jan. IB. Zebnt zuSahlen-
bach betr. — 1762 Sept. 29. Konrad Bauer, Kaplan der Gremiich pfründ,
stiftet 450 fl. für arme Schulkinder. Or. — 1763. Promeraoria, die Visi-
tation u. Spendung der hl. Firmung betr., mit Unkostenverzeichnis. 8 Bl.
— 1763. Licenz zur Errichtung eines Kreuzweges in Hippeta weiler. Or-
— 1764 Juli 26. Beschreibg. der am 20. Juli 1764 in Pf. angekommenen
neuen Kanzel, die Joh. Jak. Bendel aus Pf., Pfarrer u. Deputat zu Mengen,
gestiftet hat, durch den Registrator u Fabrikpfleger Conr. Eberle. In-
ventar S 1 — 5. — 1764 Sept. 7 Beschreibung des Gross- u. Kleinzehnten
zu Kleinstadelhofen u Hilpenaberg durch Josef Meyerhoffer, Geometer.
1 Bd. — 1764 Nov. 7. Kirchenordnung, genehmigt v. B. Casimir Anton
zu Konstanz. Inventar S 93 — 99. — 1765 Juni 23. Verleihung des Bod-
merischen Lehenhofes zu Ebratsweiler gegen Erlegung eines Erschatzes
von 100 fl. Abscbr. — 1766 Dez. 19. Pia legata Jos. Antonii Walter,
poenitentiarii ad B. M. V. in Schray, Stiftung zur Bruderschaft in Schray.
Or. Dazu Inventar der Verlassensch, des Stifters 1767 Jan. 17. — 17G7
März 4. Mathia Fuetterer u. die Seinigen stiften 200 fl. zur Prokuratur
f. einen Jahrtag. — 1768 Aug. 81. 1779 Aug 3 u. 81. Beitrag der Stif-
tungen in Pf. zu den Güterrenovationskosten betr Schreiben des Ober-
amts Heiligenberg u Quittung. — 17G8 Okt. 23. Bernard Endres, Bürger
u. Mohrenwirt zu Pf., stiftet einen Jahrtag mit Überreichung eines Gar-
tens. Or. — 1769 Jan. 24. Breve P. Clemens XIII., Privilegium für den
Rosenkranzaltar in der Pfarrkirche zu Pf PO. — 1769 Sept. 30. Stiftg.
v. Jos. Anton Walter, Bodm Benefiziat u. Pönitentiar zu Schray behufs
Vermehrg. der Christenlehre zu Hippetsweiler. Dazu Bestätgg. 1769 Okt. 5.
— 1770 Mai 10. Instrumentum conventionis puncto des Pröbst- u. Bäuri-
schen Jahrtags. — 1770. Einkünfte der Benefizien S. Petri et Pauli nec
non missae antelucanae. — 1770. Bapul. Rechnung des Pf. Klerus. —
1771 Nov. 17. Franz Anton Endres, Nachprediger, stiftet 100 fl. zu einem
Jahrtag. Or. — 1772 Okt. 4. Revers der Prokuratur gegen die Zudrel-
lische Freundschaft über Stiftg. eines Jahrtags u. 3 fl. Almosen. — 1772.
Zehntertrag des Benef. B. V. M. - 1774 Promemoria puncto legendae
missae hebdomadalis in Schray. — 1775 Febr. 9. Stiftung der Marktmesse
von Maria Agatha Krais mit 100 fl. — 1775 Okt. 4. Kanzlei Pf. beurkundet,
dass von einem Gutthäter zu denen 300 fl. für die armen Kranken noch
10O fl. beigelegt, dann zu denen 4*0 fl. für die armen Schulkinder auch
100 fl. beigesetzt worden. Or. — 1776 Mfirz 28. Die von Salem verfügte
Affixion einer Bulle an der Kirchthür betr. Extr. d. Prot, des bischöfl.
geistl. Rats. — 1776—84 Zinsverzeichnis von Kalkreute, Ochsenbach,
Brunnhausen, Pfrüngen u. Kirnbach. 6 Bl. — 1779 Juni 9. Breve P.
Pius VI., Altarprivilegium für die Gottesackerkapelle betr. PO. — 1781
Apr. 23. Inventar der Gerätschaften in der Kapelle S. Georg zu Brunn-
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Löffler.
hausen. — 1782 März 11. 1786 Febr. 18. 1789 Febr. 9. Bischöfl. Erbsse,
Br-R-hthören der Nonnen betr., Admission f. den Beichtvater. — 17£3.
Prophet» de secundo adventu Christi a me Ignatto Faigle parocho in
Bermatingen deecripta: propheta autem fait Alphonaus Capit. in monast-
Oxenhusano, qui praeterea multa alia propheticavit, quae jam ad punctum
vt ad tempus praedictum verificata sunt. Or. 4 8. — 17^3 — 89. Ein-
uahmen von monatsonntaglichen Opfern. — 1786 Jan. 17. Franz Jos. Nikol.
Bregenzer, reichsgräfl. Kunigsegg- Aulendorf. Rentmeister, stiftet SuOfl. zu
einem Jahrtag. — 1787 Juli 12. Eztr. aus der Spitalrechng. von 1786'7,
Messtiftgn. im Spital betr. — 1787 Nov. 1. Matheus Essig stiftet 100 fl.
zur Prokuratur f. einen Jahrtag. — 1787 8. Wachsrechnung von Franz
Andr. Hübachle in Pf. f. die Pflege in Brunnhausen. — 1769 Nov. 26.
Beschwerde bei dem Oberamte Heiligenberg, den Kleinzehnten in Ochsen-
bach betr. — 1789. Antwort an die Äbtissin in Wald auf die Deklaration
betr. Zehntvergütung wegen Riedetsweiler u. Otterswang. — 1790 Jan. 18.
Pfarrer Franz Jos. Maichle stiftet 400 fl. zu einem Jahresgedächtnis. —
1790. Zehntbereinigg. zw. Pfarrei Pf. u. Kloster Wald. — 1791 Nov. 16.
Revers der Prokuratur gegen Frau Theresia Bergerin, gewesenen Kanzlei-
verwalterin, über 200 fl zu einem Jahrtag. — 1792 Juli 17. Tod des
Benefiziaten v. Maria-Schrei, Probst, betr. Prot.-Extr. — 1792. Bischöfl.
Dekret in causa reparandarum aedium beneficialium in Maria Schray. Or.
— 1795 Aug. 24. Bischöfl. Erlass, den Wirtshausbesuch des Kooperators
Jac. Endres betr. Or. — 1796 Marz 5. Revers der Prokuratur gegen die
Rosina Bregenzerin über Stiftg. eines Jahrtags u. 3 fl. Almosen. — 1796
Mai 27 Revers über Stiftg von 150 fl. zu einem Jahrtag f. Anton Buer.
— 1796 Sept 20 u 27. Beiziebung der Pfründen zur Kontributionssteuer
betr. — 1797 Febr. 14. Bischöfl. Verfügung, die Konskription betr. —
1797 Juni 7. Stiftg. der Quatembermessen ins Gotteshausspital von einem
Ungenannten. - 1798/9. Zehnten betr. zu Wattenreuthe, insbes. Vor-
stellungen des Benefiziaten Joh. Gg. Miller an den Magistrat zu Pf. —
Ohne Datum. Renovation des Erblehenguts zu Haussen am Audelspach,
das jetzt Joh. Georg Weisshaubt innehat in St. Josen Kaplanei zu Pf.
gehörig. — Ohne Datum. Verzeichnis der Stücke u. Güter zu Krauchen-
wies, welche der Beinhauskaplanei gehören. — Eine grosse Anzahl von
Aktenstücken, die unwesentlich erschienen, sind im vorstehenden Ver-
zeichnis unberücksichtigt geblieben. Aus dem 18. Jh. besitzt die tfarrei
auch eine grosse Anzahl gedruckter bischöfl. Erlasse.
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III.
Archivalien aus Orten des Amtsbezirks
Waldkirch ),
Terzeichnet von dem ehemaligen Pfleger der bad. histor. Kommission
Pfarrer Dr. J. Gutmann in Untersimonswald,
jetzt Domkapitular in Freiburg i. B.
I. Altsimonswald.
Gemeinde.
1784. Grundbuch der Vogtei im Simonswald, Kastelberg'sche ünter-
thanen, von Joh. Hilnerwadel, Feldmesser. — 1785 Nov. 12. Designation
der Gebühren des Physikus für die Gänge zu den Kranken in Stadt u.
Bezirk Waldkirch. — 1790 Nov. 15. Dekret der Regierung zu Freiburg
betr. die Ordnung der Pfarrei- u. Schulverhältnisse zw. Griesbach u. Neu-
weg, Teilen der Gemeinde Altsimonswald, u. dem Simonswälder Oberthal.
— 1792 Okt. G. Vertrag zw. der Schulgemeinde Griesbach u. dem Bauern
Hans Georg Hug, auf dessen Felde das Schulhaus steht, über Benützung
des Schulhauses. — 1800 ff. Gemeinderechnungen während der Kriegs-
jahre, betr. Verpflegung französ. Truppen.
2. Gutach.
Gemeinde.
1748 Mai 10. Vergleich zw. dem Stift der hl. Margaretha einer-, der
Stadt Waldkirch mit Stahlhof, Siensbach, Gutach mit Riedern, Kollnau
mit Kohlenbach andererseits, betr. der decimae minores. Das Tribunal
der Rota hatte entschieden, dass diese Gemeinden den Zehnten nicht
mehr wie bisher in Geld, sondern in natura zu leisten, sowie die Gerichts«
kosten mit dem Zehnten der von Anfang des Streits geernteten Früchte
zu ersetzen hätten. Auf Intercession des Kaisers verzichtet nun das Stift
auf den Ersatz der Gerichtskosten u. des verfallenen Zehnten u. willigt
ein, dass statt der Naturalleistung jährl. 200 fl. bezahlt werden. Abschr.
— 1777 Jan. 2. Verordnung des Obervogteiamtes über die Benützung
des Allmends durch Bauern und Taglöhner. — 1777 Mai 6. Relation
über den kameralherrschaftlich Kastelberg'schen Bann Gutach mit Plan.
— 1781 Mai 15. Gemeindszeuguug, betr. der Grenzen zw. G. u. Kollnau
von Amtsschreiber Häfelin. — 1786 — 1808. Pflegerechnungen. — 1787 ff.
Rechnungen der St. Michaels-Kapelle.
*) Vgl. Mitt. 13, ml26-128.
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G u t m a n n.
3 Haslachsimonswald.
Gemeinde.
1713 Apr. 10. Das St. Margarethenstift giebt den Brüdern Mathias
u. Jakob Stehlin die Lindenmatten gegen das Freifeld in der Waldkircher
Gemarkung. Abschr. — 1742 Juni 18. Vertrag zw. den berrschaftl u.
stiftischen Gemeinden in Simonswald wegen Konservierung u. Reparierung
der Thalstrasse. Abschr. ~ 1748 ff. Gemeinderechnungen. - 1749 Sept. 24-
Verftigung der vorderösterr. Regierung, betr einer Beschwerde der Ge
meinde im stift 'sehen Simonswald wegen Strassenfrohnden bei Waldkirch
— 1749 Okt. 29. Desgl wegen Reparierung der Simonswälder Thalstrasse.
— 1757 Mai 24. Stadt Waldkirch bezeugt betr. der Hilfeleistung seitens
der Simonswälder zur Herstellung einer Strasse, dass sie kein Recht dar-
auf habe und verspricht ihrerseits gelegentliche Aushilfe. — 17G9 Mai 30.
Zeugung (Beschrieb) des Michael Stehle's (Stabhalters i Hof. — 1772 Mai 13.
Michael Stehle, Stabhalter in der Haslacher Vogtei, kauft das Hof- u.
Sessgut der Anna Maria Behin um 3000 fl. — 1782 Jan. 12. Vergleich
zw. der berrschaftl., der grosstiftischen u. stiftischen Haslachergemeinde
u. genannten Interessenten, betr. der Stagen- u. Engelbrücke. — 1784
u. 80. Grundbuch von Johann Hünerwadel, Feldmesser. — 1786 Nov. 9.
Kouskriptiousverzeicbnis der Kastelberg'schen Vogtei in Simonswald mit
den Namen der Hausbesitzer. — 1787 Marz 29. Jakob Stehle kauft von
Wwe. Katharina Stehle, geb. Reithin, 2 Höfe. — 1787 — 89. Geldeinzugs-
listen von Vogt Joh. Trenkle. — 1795 ff. Pflegerechnungen. — 1797 Okt. 18.
Nachricht des Stiftamtmanns von Waldkirch an Ochsenwirt Jakob Stehle
über einen Vergleich zw. dem Kollegiatstift u. dem Magistrat Waldkirch'
betr. der an dem Freifeld und den Gütern in der Arch haftenden Monats-
gelder der Stehle'schen Erben.
4. Kollnau.
Gemeinde.
1663, 70, 1734—36, 83. Erbauung u. Unterhaltung der Kollnauer
Dorf brücken betr. Akten. — 1700 Juli 14. Protokoll über den Verkauf
einer Hofstatt mit Baumgarten von Joh. Mösch Witwe in Waldkirch an
die Kastel- u. Schwarzenberg'sche Gemeinde. — 1727 Dez. 19, 1741 Apr. 15.
Vergleiche zw. Gemeinde K. u. Joh. Litschgi von Krotzingen als Berg-
werksadmodiator wegen Allmendnutzung. — 1735 März 11. Erlass der
vorderösterr. Regierung an das Kameralamt Waldkirch, betr. des Wasser-
baues zu K. — 1736 Jan. 27. Konto, betr. einer zw. Waldkirch n. K
strittigen Brückenreparation, aufgestellt von einer Kommission — 1747
Nov. 27. Regelung des Einkaufsgelds für Weibspersonen, die in die Stadt
Waldkirch heiraten, durch die vorderösterr Regieruug. — 1765 Jan. 2S
u. 29. Verhörsprotokoll, betr. Bergwerkzinsbezug u. Sommerweide mit
Schweinen zw. K. u. den 2 vorderen Bauern in Kohlenbach. Extr. —
1766 Febr. 2. Verordnung des Obervogteiamts über Feuerwerk- u. Bür-
gergelder in beiden Kastel- u Schwarzenberg'schen Gemeinden. — 1766
Aug. 10. Schuldschein der Gemeinde K. über 100 fl., welche sie von An-
ton Schwer in Kohlenbach zu 4°/0 entlehnt, um an den jungen Haupt -
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Arcbivalien aus Orten des Amtsbezirks WaMkircb.
m61
mann von Rottenberg ihren Teil an den 4000 fl. abzutragen, welche der
t Obervogt von Rottenberg als Darlehen der herrschaftl. Gemeinde dem
Kaiser vorgeschossen. — 1768. Plan über den sog. Blasiwald. — 1774.
Akten, betr. Erbauung eines Schulhauses. — 1774 Okt. 23. Eingabe we-
gen Streitigkeiten zw. Bauern u. Taglöhnern. — 1775 — 1800. Gemeinde-
rechnungen. — 1775. Grundbuch. — 1777 Jan. 1. Verordnung des Ober-
vogteiamts für E. i. S. der Bauern gegen die Taglöhner wegen Verteilung
der Allmendnutzung. — 1785 Febr. 8. Beschrieb der durch die neue
Strasse zu K. verursachten Beschädigungen. — 1789. Beschrieb der Seelen*
ver&nderung in der Kastelberg'schen Vogtei K. — 1791 Nov. 19. Be-
schluss des Obervogteiamts, betr. Beobachtung der durch die herrschaftl.
Jager gegebenen Forstordnung. — 1794 Juni 23. Ordnung des Land-
sturmes durch das Obervogteiamt. — 1796 Sept. 13. Vereinbarung der
Gemeinden Elzach, Biederbach, Ober- u. Unter- Yach u. Katzenmoos über
Beisteuer zu den Militärprästanden. — 1796 Nov 24. Dekret des Präsi-
iienten des Breisgau- Landständ. Konsesses über Beiziehung der Ausmärker
zu den Militärlasten. — 1797 Sept. 11. Auszug aus dem Jurisdiktions-
grenzprotokoll der Stadt Waldkirch. — 1799 März 4. Vereinbarung zw.
Waldkirch, Kastel- u. Schwarzenberg, Simonswald, Siegelau, Niederwinden.
Föhrenthal, Buchholz, betr. Konkurrierung in Militürprästationen an franz.
Truppen. — 1799 März 5. Verfügung des Obervogteiamts Waldkirch an
die Vögte, dass die Gemeinden bezüglich der Leistungen an die franz.
Truppen, sofern dies noch nicht geschehen, in ein Konkurrenzverhältnis
treten sollen. — 1812 Grundriss u. Erklärung über den Kastelberg'schen
Bann Kollnau u. Kohlenbach. — 1817. 2 Pläne vom Wald. — 1827.
2 Pläne vom Gemeindeallmend.
5. Obersimonswald.
A. Gemoinde
1787 Apr. 30. Häuserbeschreibung für die stiftische Gemeinde im
Simonswald von Jos. Fehrenbach. — 1792 ff. Kirchenbau betr. — 1800 (V)
Grundriss des Matterhofe, Jak. Webrlc gehörig (jetzt Gemeindebesitz).
B. Pfarrei.
1723—1807. Rechnungen von U.L F Kapelle auf Hohensteig. — 1779 ff.
Verkündbuch. — 1789 ff. Kirchenbücher. — 1789 Jan. 22. Bericht des
Obervogteiamtes zu Waldkirch an die Regierung in Betr. der Interims-
seelsorge in Obersimonswald. — 1790 Febr. 4. Genehmigung der Auf-
stellung eines bewegl. Altars in der Notkirche vom Generalvikariat in
Konstanz. — 1790 Juni 1. Nachricht vom Obervogteiamt, wornach durch
Hofdekret vom 25. April die Pfarrei 0. dem Expauliner Joh. Bapt. Ha-
berstroh verliehen wurde. — 1790 Nov. 15. Regiminalreskript über den
Verbleib von Griesbach u. Neuweg bei der alten Pfarrei im unteren Si-
monswald. — 1791 Okt. 14. Schreiben des Obervogteiamtes Waldkirch
an Pfarrer Haberstroh, betr. die Vergebung von Messstiftungen an andere
Priester. — 1792 Mai 25. Erektions-Instrument der Pfarrei Obersimons-
wald von Bischof Maxim. Christof von Konstanz. Abschr. — 1792. Kirchen-
bau betr. — 1796 Febr. 5. Der bischöfl. Kommissär in Freiburg teilt ein
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Gutmann.
Dekret des Bisch, von Konstanz mit, welches erlaubt, die hl. Messe auf
einem 2. Altar zu lesen. — 1799 März 4. Erlaubnis zur Aufstellung
eines Tragaltars in einer Privaträumlichkeit. — Undatiert. Stiftungsbrief
eines beneficium Stegerianum.
6. Siensbach.
Gemeinde.
1664 Jan. 18. Vergleich zw. Stadt Waldkirch u. Gemeinde wegen
Waidgangs. — 1713. Verzeichnis der durch die Franzosen in S. während
der Belagerung ven Freiburg bewirkten Beschädigungen. Extr — 1741
Jan. 16. Benützung des Wahles durch die Taglöhner betr. Extr. — 1741
Juli 18. Urteil der cancellaria eedesiastica officialatus Constant , betr.
des Nusszebnten, welchen die Gemeinden Suggenthal, Buchholz, Kollnau.
Kohlenbach, Siensbach, Gutach gemäss dem alten Rechte dem Kollegiat-
stift Waldkirch erstatten sollen. — 1744 Mai 29 Die rota romana be-
stimmt in Bestätigung des erstinstanzlichen Urteils des Bischofs von Kon-
stanz u. Verwerfung des Urteils der 2. Instanz, des Nuntius in der
Schweiz, dass das Stift Waldkirch den kleinen Zehnten von Waldkirch
u 6 umliegenden Ortschaften (pagi) direkt u. in natura (nicht in Geld-
leistung durch Verpachtung) empfangen soll. Begl. Abschr. Vgl. Ober-
simonswald, Gern 1748 Mai 10 — 1744 ff. Gemeinderechnungen. — 1767
Juli 14. Reskript der vorderösterr. Regierung auf die Beschwerden der
Taglöhner, betr. des Bauholzes — 1776 Febr. 24. Relation über den
Bann 8. von Mathias Reichenbach, Feldmesser. — 1794 Nov. 12. Be-
schwerde der Taglöhner der kameralherrschaftl. Schwarzenberg'schen Ge-
meinde über das vom Obervogteiamt eingeführte Verhältnis beim Mit-
genuss der Gemeindealiniende — 179S Apr. 10. Verfügung des Ober-
vogteiamts, betr. sittlicher Misstande in Folge der französ. Invasion. —
1798 Apr. 21. Extrakt des Urbare des Stifts Waldkirch über den Hub
Häher zu S. aufgesetzt 1524. — 1798 Juni 2. Darlegung des Bevoll-
mächtigten der Bauern zu S über die Entwicklung des Verhältnisses
der Taglöhner zu den Bauern. Das Obervogteiamt wird gebeten, bei der
Landesregierung zu beantragen, dass die obervogteiliche Verordnung vom
1. Jan. 1777 bestätigt und die Beschwerden der Taglöhner abgewiesen
werden. — 1798 Juni 6. Extrakt aus des Stifts Waldkirch Urbar über
die Vogtei 8. Extrakt Dingrodels ex diplomatario über das Meigertum
des Gotteshauses zu St. Margarethen. — 1799. Hauptrechnung über Kriegs-
beschwernisse. — 1799 Apr. 10. Obervogteiamtl. Entscheidung über Be-
schwerden der Taglöhner. — 1799 Dez. 24, 18(>0 März 7, 1801 Jan. 2.
Vorstellung der Bauern von S. über Abholzen u. Urbarmachen von Reut-
feldern seitens der Taglöhner. Dazu amtl. Verfügungen etc. — 1808. All-
mendzeugung des Ortes S. — 1811. Klassifikation des Acker- u. Mart-
felds. — 1817 ff. Grundbücher. 1826. Lagerbuch mit Plan.
7. Stahlhof.
Gemeinde
1649 Juli 1. Die Besitzer der 9 Höfe in Dettenbach, der 4 Höfe zu
Heimec k u. der 2 Höfe zu Espach einer- u. die Stadt Waldkirch anderer-
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Waldkirch. m$3
seits treffen gestatzt auf Entscheid der vorderösterr. Regierung vom
16. Okt. 1588 Vergleich betr. gemeiner Waidgeniessung in und ausser
den Wäldern und des Holzhauens in den Stadtwäldern. Rekognition von
1696 Mai 15. — 1739, 84 ff. Gemeinderechnungen. — 1748 Mai 10. Zehnt-
vergleich (s. Gutach). — 1772 Sept. 17 bis 1779 Febr. 3. Kostenrechnung,
betr. Prozess zw. Stadt Waldkirch u. Stahlhof. — 1773 Aug. 28. Aus-
steinungsprotokoll. — 1774—75. Jahresrechnung für die Schwarzenberg' -
■chen Vogteien. — 1776 Febr. 15. Urteil i. S. der 16 Hofbauern in Dei-
tenbach, zu Heimecke, in Essbach gegen die Stadt Waldkirch, betr. Brenn-
holz — 1777 Dez. 31. Die Vögte u. Gerichtsbeisitzer von Bleibach, Sie-
gelau, Simonswald, Oberwinden, Siensbach, Gutach übertragen in einem
Prozess gegen St Margarethenstift wegen übermässig prätendierter Fehl-
barkeiten u. Dritteiligkeiten des letzteren, welchen Prozess der Regierungs-
advokat Dr. Haug verloren hatte, die Appellation an Lic. Joh Eckstein.
— 1785. Grundriss über die vorderösterr. Kameralherrschaft Waldkirch
samt darin befindlicher Stahlhöfischer Vogtei, Schwarzenberg'sche Unter-
thanen — 1794 Aug. 30. Kommissionalprotokoll über die wegen Aus-
gleichung der Differenzen zw. dem Obervogteiamt Waldkirch u. dem
Magistrat daselbst betr. des Stahlhofs abgehaltene Konferenz. — 1794
Okt. 6. Vertrag zw. Stadt W. u. der Bauernsame in Dettenbach, Heiro-
ecke u. Eschbach über Holz u. Weide. Dazu kaiserl. Bestätigung 1797
Jan 4. — 1795 Jan. 4. Kaiserl. Entscbliessung über die 1794 zu W. ge-
pflogene Untersuchung, die Verfassung der Stadt W. u. verschiedene Be-
schwerden betr. Abschr. — 1797 Sept. 25. Beschrieb der von der Stadt
W. den Stahlhöfer Bauern abgetretenen 2 Strecken Allmendwaldungen
u. Weidbezirke. — 1797 Okt 30. Vertrag zw. den 4 Bauern von Heim-
ecke u. den 9 Bauern von Dettenbach über Benützung der ihnen von
Waldkirch abgetretenen Weide. — 1802. Grundbuch von Stahlhof.
8. Untersimonswald.
A Gemeinde.
1720 Okt. 15. Berechnung der Kosten der 3 neuen Glocken der Pfarr-
kirche Simonswald zw. der herrschaftl. u. stiftischrn Vogtei einer- u. der
Hohensteig- u. St. Jodok uskapelle anderseits. — 1777, 82, 86. Protokolle
der Stiftskanzlei zu Waldkirch, betr. das Austreten des Simonswälder Au-
bachs. — 1782/3. Beschwerde der Gemeinde in Simonswald, grössere Vog-
tei, wegen der vom Kollegiatstift zu W. geforderten ungemessenen Frohnen
u. der verweigerten Abgabe des Frohnbrods. — 1784. Grundbuch Ton
Joh. Hünerwadel, Feldmesser. — 1787 Apr. 9. Schreiben seitens landes-
fürstl. u. bischöfl. Kommission über Einteilung des Simonswälder Thaies
in Pfarreien; die Jodokus- u. Hohensteigkapelle sind zu schliessen. —
1792—1803. Militärrechnungen.
B. Pfarrei.
1441—1661. Pfarrei Simonswald betr. (Einsetzung der Geistlichen,
Visitationsbescheide etc.) Auszug aus den Akten des Margarethenstifts
Waldkirch u. Dekanats Freiburg. — 1562. Austausch von Feld zw.
Pfarrei Untersim. u. Gemeinde Haslachsimonswald zur Herstellung eines
Wegs. Prot.-Extr. — 1660 ff. Kirchenbücher. — 1723 März 12. Urteil
G u t man n.
des Generalvikariats zu Konstanz in Kompetenz- u. Rangstreitigkeiteo
zw. dem Dekan des I^andkapitels Freiburg u. dem Rektor der Pfarrkirche
in Freiburg. Abschr. — 1729 ff. Rechnungen der Pfarrkirche u. der Jo-
tlokuskapelle. — 1782 Nov. 22. Faasion der Pfarrpfründe. — 1783 Sept. 15.
Beglaubigung eines älteren Dingrodel über 16 stifteigene Güter im Eltzach-
thal (des Margarethenstifts zu Waldkirch). — 1783 Kreisamtliche Ver-
handlung i. S. der grosseren Gemeinde im Simons wald contra Stift zu
Waldkirch, betr. Frohnen u. Frohnbrod. — 1784 Dez. 15. Fassion der
Stiftungen in der Pfarrei Simonswald — 1788 — 1817. Verzeichnis des
Schweinezehnten u. anderer Pfarreinkünfte. — 1789 ff. Verkündbücher.
— 1796 Apr. 26 Markungsbrief zw. dem Pfarrwiddum u. Sigristenfeld
in Simonswald.
C. Im Privatbesitz.
a) Des Bürgermeisters Baum er.
1669, 1716—85. Urkunden (Verkaufsbriefe), Prot-Extr., Grundriß
über die Höfe der Familien Baumer u. Nitz u. über Mathans Ambsen
u. Christ. Rolden Hof.
b) Des Ratschreibers Falk.
1688 Febr. 27. Christo Falk kauft von seinem Vater Hans F. die
Nagelschmiede um 200 fl. — 1769 Sept. 6. Andreas Falk kauft seinen
Miterben die Nagelschmiede ab um 300 fl.
IV.
Archivalien des St. Andreas -Spitals in
Ottenburg
den Freihof in Waltersweier betreffend,
verzeichnet von dem Pfleger der bad. histor. Kommission
Ratschreiber Walter in Offenburg.
1404 Juli 24. Strassburg. Bischof Wilhelm v. Strassburg freiet von
neuem Eylse Sigelerin von Offenburg in Ansehung der Dienste, die sie
dem Bischof u. dem Stift Strassburg gethan hat. ihren von altersher ge-
freiten Hof zu Waltersweier u die Güter, die dazu gehören a. nachmals
dazu erworben werden. PO. S. — 1409 Sept. 26 (f. 5 a. f 8. Michaelis).
Heidelberg. König Ruprecht erneuert Else Sygelerin von Offenburg die
Freiheit ihres Hofes in W. PO. S. beschädigt (Cbmel No. 2806 zu Sept. 25y.
— 1417 Apr. JrtJ. Domieratag vor St. Walburgstag. Konstanz. König Sig-
mund bestätigt Heint/mann Selloze, Bürper zu Strassburg. welcher von
Else Sygelerin den Freihof zu W. erkauft hat, die von König Ruprecht
J) Vgl. Mitt. 7, m63-66.
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Archivalien des St. Andreas-Spitals in Offenbarg. TO65
gegebene Freiheit des Hofes. PO. — 1423 März 23. Claus von Erlech,
Jakob Wolff u. Joh. Dorsse, alle 3 Zwölfer des Gerichts zu Offenburg,
Urkunden, dass Hanemann Clorer v. Weiffersweiler ')> Grosshans, s. Tochter-
inann, Katherinc, dessen Frau, Hansemann Haller von Walterswilr, Huse,
dessen Weib, Cün Nesen Tochter, Nesen Hans von Walterswilr u. Katha-
rine, dessen Frau, an Lauwelin Höselin von Offenburg, der gen Cun Nesen
seligen Schwestersohn, die Güter u. Zinse (im Banne Waltersweier) ver-
kaufen, welche Hans Cün von W. u. Cuon Nese, s Tochter, nach ihrem
Tode hinter sich gelassen haben. Dazu Transf. v. gleichem Tage. Die-
selben beurkunden, dass Hanemann u. Lauwelin, gen. die Clorer v. Weif-
fcrsweiler, mit Grosshans u. dessen Frau Catharina gegenüber Lawelin
Höselin die Werschaft übernehmen für Henselin, Hansman Clorere un-
mündiges Kind. PO. 2 -J S. — 1434 Mai 28. Schultheiss u. Rat von
C)ffenburg beurkunden, dass Clar, Witwe des Schulth. Cunz v. Göndert-
heim v. Offenburg, die am Hof zu W. von den Sigelin zu 2 Teilen Mit-
erbe gewesen ist u. alte Briefe besitzt, wie der Hof an die Sigelin von
Offenburg gekommen ist, mit Susanna, Jakobs v. Wintertur Ehefrau u.
Heitzmann Selos, Bürgers zu Strassburg, Tochter, deren Vater den Hof
v. Sigelin selig an sich brachte, dahin übereingekommen ist, dass diese
Briefe bei der v. Winterthur bleiben sollen u. dass Clar v. Gondertheim
einen Brief über Zinse u. andere Rechte des Hofes besitzen soll, u dass
beide Teile bei Bedarf gegenseitig die Urkunden leihen können. Dazu
Transfix 1434 Dez. 4. Jak. Wintertur beurkundet, dass s. Frau Susanne
obigen Vertrag mit s. Wissen u. Gehelle geschlossen habe. PO. S. ab. —
1454 Juli 5. Caspar Maywart v. Dottikofen u. 8. Frau Susanna, gen. v.
Wintertur, verkaufen an Meister Jakob Nellen. Kirchherrn zu Offenburg,
ihren Hof, gen. der Sygelerin Hof zu Walterswilre. PO. Es siegeln May-
wart, Friedr. v. Tigesheim u. Jörg Röder. — 1471 Juli 19. Regensburg.
Kaiser Friedrich bestätigt Eglof Röder die Freiheiten des Hofes von W.,
den er von Hans Potz u. s. Miterben erkauft hat. PO. S. — 1504 Aug. 20.
Offenburg. K. Max I. bestätigt Philipp v. Schawnburg u. s Hausfrau
Merg Röderin die Freiheiten ihres Hofes zu Walterswil, welchen Merg
Röderin von ihrem Vater Egloff Röder erblich erhalten hat. PO. S. ab.
— 1521 März 16. Worms. K. Karl V. bestätigt Wolffgang v. Windeck,
dessen Hausfrau Johanna, Tochter Ludwigs v. Tann u. Enkelin der Merg
Röderin (Philipp v. Schauenburgs Gemahlin), von letzterer den Hof in
Waltersweyl ererbt hatte, die Freiheiten dieses Hofes. PO. S. zerbr. —
1583 Apr. 21. Griesheim. Schulth. und Zwölfer des Gerichts Griesheim
Urkunden: da die in den freien Hof zu W. gehörigen Güter, welche weil.
Friedr. Haller in Bestand gehabt, mehrfach die Anstösser verändert haben,
wodurch Schaden u. Gerichtshandlungen erwachsen, so habe Junker Gabr.
Hebstock, Amtmann zu Fürsteneck, in Beisein des Schulth. u. eines
Zwölfers durch mündliches Angeben v. Agnes, Witwe des gen. Friedr.
Hailer, ihres Sohnes Michel u. ihres Vogtes Clein Ludi, diese Güter,
') Weiffer8weiler, Werffersweiler, Zinken der Gemeinde Ohlsbach,
oberhalb Ortenberg (siehe das Weistum v. Ohlsbach), später Ergersweiler,
-weier, jetzt Ebersweier.
Mitt. d. bad. bUt. Kom. No. 14. 5
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m66
Walter.
welche sie dem Junker Gabriel zu verzinsen schuldig waren, erneuern
u. beschreiben lassen. PO. S. ab. - 1530 Apr. 24. Wolf v. Windeck.
Amtmann in der Pfleg Ottenau, verleiht zu Erbleheu dem Peters Hangen
u. seiner Hausfrau Anna seinen Gülthof zu W. gen. der Siglerin Hove,
welches Hofgut 1536 Apr. 19 durch das Gericht Griessheim erneuert
worden ist, u. welches Wolf Hermann, der jetzigen Lehener Schwäher u.
Vater, bisher von ihm zu Lehen hatte. Abschr. von 1739. — 1536 Apr. 24.
Revers der Peters Hanns v. Walterswjr u. Anna seiner Hausfrau über
vorstehende Belehnung. PO. S. des Gerichts zu Griessheim. — 155t*
Juli 5 Augsburg. K. Ferdinand bestätigt Cristoff Kechler v. Schwandorff
an dessen Hausfrau Magdalena v. ihrer Mutter Johanna, Wolf v. Windegjr»
Hausfrau, der Hof zu W. erblich anerfaUen ist, die 1504 Aug. 20 v
K. Max. f den Hof gegebenen Freiheiten. PO. S. — 1563 Apr. 30. Jak.
Muntennast zu W. stellt Revers aus Über die Verleihung zu Erblehen
des Hofes zu W. durch Christoffel Kechler zu Schwandorf, markgr. Vogt
zu Durlach, wie solche Güter 1563 Apr. 30 erneuert worden durch das
Gericht zu Griesheim u. wie solche weil. Jak Hermann u. Catherine,
seine Hausfrau, zu einem Erblehen innegehabt haben. Würden die Gehau
durch einen gemeinen I-andeskrieg abgebrannt, so soll der Verleiher dem
Lehener zu Steuer kommen zu einem fünigeblichen Haus 4 fi Pfg. u. zu
einer fünfgeblichen Scheuer, Stallen u. Schopf 8 ff u. zu einem Ofenhaiu
l 8 Pfg. — Die Verleihung geschieht für 31 Viertl guts Rockens one
zwen Pfennig des besten, Offenburger Mess. Bürgen Hans Mundtenast des
I. ebenen Bruder von Schutterwald u. Andreas König von W. Gerechtig-
keiten des Hofe: es soll kein Stab in den Hof getragen, kein Gebot oder
Verbot darin gethan werden; der Meier oder Besitzer hat nicht mehr als
5 ß Pfg. dem Gericht Griesheini an die Herrschaft Steuern zu geben;
der Meier soll jahrl einen Fronenger mit einem Wagen zu den MüJinen
zu Offenburg thun, sonst keine Frondienste dulden, ausgenommen, was
das Heünburgtum Waltersweier belangt; er darf sich im Gotta(haus)wald
beholzen; der Besitzer muss Bettler für eine Nacht beherbergen, in
Winter sie in der Stube be warmen lassen; im Hof soll ein Gefangnisplor h
gehalten werden. PO. S. des Gericht Griesheim ab — 1563 Apr. 30.
Erneuerung v. des Freihofs zu W. Gütern, u Gerechtigkeiten durch das
Gericht Griesheim — aus Befehl v. Georg Zorn v. Bulach, Landvogt in
der Ortenau, n auf Ansuchen des Junkers Christoffel Kechlers v. Schwandorff.
PO. — 1666 Febr. 9 Augsburg. K. Maximilian, der ander, bestat Christoff
Kechler v. Schwandorff auf Vorlage des Freibriefe K. Max. I (20. Aug.
1504) die Freiheiten des Freihofe au W. PO. S. beschäd. — 1564 Aug. 26.
Anthoni v. Lützelburg, Württemberg.-Rat, Hofmarschall u. Obrister, auch
Amtmann der Herrschaft Oberkirch, verkauft an Joh. Balthasar v. Hörde
bischöfl. Strassburg. Rat u. Amtmann der Pfleg Euenheim, sein von des
Edlen v. Fleckenstein an ihn erhandeltes Hofgut zu W., Freihof gea-,
für 900 Gulden. PO. S. des Käufers, Verkäufers u. der Ritterschaft
Ortenau. — 1666 Mai 27. Erneuerung über etwelche Giltgüter zu
Waltersweyr, die Mathis Kempf d. j. in Lehen hat, auf Ansuchen Herrn
Jon. Balth. v. Hörde, durch das Gericht zu G. PO. S. — 1666 Mai 27.
Erneuerung über Joh. Balth. v. Hardis etc. unterschiedliche freie u-
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Archivalien des St. Andreas-Spitals in Offenburg. m$7
andere Güter u. in specie den freien Gilthof zu W. samt allen dazju ge-
hörigen Äckern u. Matten, jährlich 31 Viertel Korn ertragend. Durch
das Gericht G. PO. S. - 1750 Marz 24. Maria Xaveria geb. Freün v.
Beroldingen, Gemahlin Jos. Ant. v. Hornstein v. Hohenstoffeln, Erbherni
auf Bingen, Major im Kgl. ungar. Corps Sclavonischen Husaren, verkauft
an Ludw. Wilh. Durfeld, markgr. bad. Kammerrat um 16000 fl. das
Freigut zu W., gen. das Würtzische Gut, welches v. Leop. Wilh. Würtz,
Hauptmann des Schwab. Kreises landgriifl. Fflrstenberg. Regiments zu
Fuss lt. Testament v. 1. Jan. 1744 an die Mutter der Verkäuferin u.
■durch Erb vergleich mit dem Baron v. Rotenstein v. 1750 Marz 14 an
die Verkäuferin gekommen ist. Not -Instr. v. 1751 Jan. — 1750 April 13.
Erneuerung über den Freihof in W. für Hr. L. W. Dürfeid durch das
Gericht Griessheim. — 1755 März 3. Attestat über Eintrag des Kaufe
des Rittergutes W. durch L. W. Dürfeid in das Protokoll der Reichs-
ritterschaft Ortenau. — 1754. 60/1. 63. 66. L. W. Dürrfeld kauft 2 Hofplätze,
V2 Viertel Baumgarten u. mehrere Ackerstücke, zu 2, 1 u. Vi Jeuch. u
vertauscht mehrere Ackerstücke. 7 Kauf- und 6 Tauschbriefe, v. Gericht
Griessheim ausgestellt — 1769 April 12. Die Erben des L. W. Dürrfeld
ermächtigen ihren Bruder etc. den bad. Kammerrat u. Vogt des Ortenau-
ischen Landgerichts Griessheim Franz Karl Dürrfeld über den mit dem
Magistrat v. Ottenburg wegen des ihnen zugehörigen Waltersweirer Guts
geschlossenen Kaufkontrakt mit 20 500 fl. ein förmliche» Instrument auf-
setzen zu lassen u. zu unterschreiben. Unterzeichnet sind: Karl Wilh.
Dürfeidt, bad. Hofrat u. Amtmann in Ettlingen; Jakob Wilh. Dürfeidt
bad. Hofkammerrat, Johann Jakob Nopp, Hofrat u. geh. Sekretär, namens
seiner Frau Johanna Dürrfeldin; Elisabetha Bargehrin geb. Schottin;
Jolianna Schottin; Louise Schottin; Joh Martin Bargehr, fürstl. Verwalter,
der ersteren Ehemann u. beider letzterer Beistand, auch Pfleger des ab-
wesenden Bruders Anton Schotten. — 1769 April 24. Hofkammerrat
(Jak. Wilh. Dürfeid bestätigt der Stadt Offenburg den Empfang v. 1000 fl.
f. die Mobilien des Freihofs zu W. — 1788 Sept. 12. Verzeichnis über die
den Waltersweirer Freihof betreffenden zur Stadtkanzlei gegebenen Doku-
mente. — 1769 Dez. 9. Inventar der auf dem Freihof vorgefundenen
Mobilien, wie solche z. T. verkauft u. z. T. noch vorrätig u. in Spital
transportiert worden.
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-
V.
Archiralien ans Orten des Amtsbezirks
Adelsheim1),
▼erzeichnet von dem Pfleger der bad. histor. Kommission
Rentamtmann Dr. Weiss zu Adelsheim.
I. Bofsheim.
A. Gemeinde
1666. Dorfrecht. PO. — 1813 — 1834. Kontraktbücher des Mitte diese*
Jh. abgegangenen Ortes Gies, dessen Vorstand der Bürgermeister von B. war.
B. Evang. Pfarrei.
1591 ff. Kirchenbücher. — 1634—1839. Errichtung des Heiligen-
fonds , Erhebung der üült- , Heller- u. Wachszinse betr. Akten. —
1654 ff. Rechnungen. — 1669—1768. Gravamina religionis der Unter -
tbanen des fürstl. Löwenst. Amtes Rosenberg. — 1685 ff. Kompetenz-
beschreihungen. — 18. Jh. Akten betr. Zehnten, Sonntagsfeier. Wert-
heimische Unruhen (1782) u. s. w.
2. Grosseicholzheim.
A. Gemeinde.
1579. Heidelberg Sept. 6. Ludwig, Pfalzgraf, bestätigt einen Ver-
gleich Pleickhards v. Landschad mit dessen Unterthanen zu Eicholzheim
über streitige Jagd-, Waide-, Viehmastungs- u. andere Rechte. PO. S.
— 1695 Nov. lü. Joh. Wilhelm, Pfalzgraf, giebt das Schloss Eicholzheim,
welches ehedem auf Grund eines 1563 ausgestellten Lehenbriefes denen
v. Landschad verliehen, 1691 aber heimgefallen u. dem Sohne Max v.
Degenfeld als Maunlehen gegeben worden war, diesem letzteren nun-
mehr als Kunkellehen. PO. S. 1698 Mai 21, 1718 Sept. 6» 1782 Nov. 8,
1819 Okt 25. Lehensbriefe über dass. Lehen für die Freiherren v.
Degenfeld (Grafen v. Degenfeld-Schomburg).
B. E?ang. Pfarrei.
1787 ff. Kirchenbücher.
3. Hirschlanden.
Evang. Pfarrei.
1641 ff. Kirchenbücher,
J) Vgl. Mitt. N. 2 u. 3, S. 40, 81/2.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Adelsheim.
4. Hohenstadt.
Evang. Pfarrei.
1637 ff. Kirchenbucher.
5. Hüngheim.
Katho). Pfarrei.
1701 ff. Kirchenbücher.
6. Korb.
Evang. Pfarrei.
1654(57?) ff. Kirchenbücher.
7. Leibenstadt.
Evang. Pfarrei.
1660 ff. Kirchenbuch mit einigen Einträgen, zu früheren Jahren.
— 1787 ff. Heiligenrechnungen.
8. Merchingen.
A. Gemeinde.
17. u. ls. Jh. Gemeinderechnungen. — 17^8. Lagerbuch mit Ur-
kunden u. geschichtl. Notisen. — 1770. Schatzungsbuch.
P. Evang. Pfarrei.
1647 ff. Kirchenbuch. Einige ältere Rechnungen.
9. Osterburken.
i. Gemeinde.
I. Urkunden.
1417 Mai 3. Thomas u. Hans v. Rosenberg verkaufen für sich u.
das Spital zu Schupf dem Cuntz v. Rosenberg etliche Wiesen. PO. 1 S.
erhalten, 1 ab. — 1474 Aug. 15. Vereinbarung über die dem Kloster
Seigenthal zustehende Gült von der Mühle zu Burken. PO. 2 S. —
1491 Okt. 6. Churmainzische Erbordnung. PO. S. — 1491 Juni 1.1.
Märten u. Zeisolf v. Adelsheim verkaufen einen Acker zu Hügelsdorf an
Melchior Schneider von Burken. PO. 2 S. — 1501 Febr. 22. Elchana
v. Rosenberg verkauft für sich und ihre Kinder (Cuntz von Rosenberg*
Kinder) ihren Teil an der Markung .Hügelsdorff genannt , zwischen der
Markung Burken u. Adelzheim gelegen, uff welcher vor Zeiten ein Weiler
mit etlichen Häussem erbaut gewesen ist" an Melch. Schneider von
Burken. PO. S. — 1515 Jan. 29. Vertrag zw. den Gemeinden Burken
u. Merchingen, errichtet vor dem Kellereiverwalter, über Waidgang n.
Beholzung. PO. 3 S. — 1573 Nov. 11. Vereinbarung über den Viehtrieb
der Bürgerschaft zu 0. auf Gieser Gemarkung durch d. Spiesslingsgewann.
PO. — 1620 April 27. Vergleich der Geineinden Osterburken u. Hems-
bach im Viehweidestreit, geschlossen vor Bernhard v. Waldenburg, chur-
mainz. Rat u. Amtmann zu Amorbach, u. Ambr. Brösemer, Hofmeister
zu Kloster Seigen thal. — 1620 Mai 27. Bestätigung dieses Vergleichs
durch Erzbischof Joh. Schweikhard von Mainz. PO. — 1682 Juli \H.
Cburmainz. Freiheitsbrief über den Jahrmarkt zu 0.
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Weiss.
11. Rechnungen.
1656, 67, 72, 81. Gemeinderechnungen. - 1708 ff. Kriegskosten-
rechnung.
III. Verwaltungsbücher.
Ende 15. Jahrh. (?) „Stadtbuch", enthaltend das Stadtrecht, u.
Urkunden, ferner Protokolle etc. reicht bis in das 18. Jh. — 1609. Unter-
pfandsbücher. — 1645—1763. Pergamentband, enthaltend Ratsprotokolle,
Abschriften von Urkunden u. Erlassen, die Gemeinde Burken betr., ferner
Notizen über Besetzung derXlemeinde-Ämter u. dgl. — 1790. Amts-Yogtei-
Klagprotokoll. — 1799 ff. Judicialprotokolle des Vogteiamts. — Ohne
Datum (18. Jh.). Grundlagerbuch.
IV. 1825. Plan der ehemaligen Markung Gies.
B. Rath. Pfarrei.
1612 ff. Kirchenrechnungen. — 1640 ff. Kirchenbücher. — 1731 ff,
Hebregister u. Zinsbücher. — 18. Jh. Akten betr. die ökonomischen Ver-
haltnisse der Warrei a. Kirchenrechnungen der Pfarrei Hemsbach (deponiert».
10. Rosenberg.
A. Ifang. Pfarrei
1501. Wirzburg. I^ehensbrief über das Dorf Hohenstadt. PO. —
1565- Sept. 15. Kaulbrief über die Schwarzwiese u. den Pfarrgarten zu
Rosenberg. PO. — 1604 März 2. Vormundschaftsbestellung für die
Kinder der Bernh. v. Hatzfeld zu Wildenberg. PO. — 1725 ff. Kirchen-
bücher.
B. Kathol. Pfarrei.
1667 Jan 20. Dekret des Grafen Heinr. y. Gleichen u Hatzfeld, durch
welches der künftige Bezug einer bis dahin irrigerweise von der Pfarrei
Bofsheim bezogenen Fruchtgült geordnet wird. — 1672 ff. Kirchenbücher.
II. Buchsen.
Evang. Pfarrei.
15S0. Kirchenbuch.
12. Schlierstadt.
i. Gemeinde.
18. Jh. Gemarkungsatlas mit Lagerbüchern.
B. Pfarrei.
1669 ff. Kirchenbücher.
13 Seckach.
Kath. Pfarrei.
1668 ff Kirchenbücher.
14. Sennfeld.
A. Gemeinde.
1 582. Dorfbuch, enthaltend vor dem Ortsgericht errichtete Vertrage,
namentlich Eheberedungen, Vermachtnisse; ferner Aufzeichnungen über
Bürgeraufhahmen, ist zugleich Zins- u Gültbuch.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Adelsheim. m7l
B. E?ang. Pfarrei.
1662 ff. Kirchenbücher. Nach Kirchenbuchs-Eintrag wurden 1757 alle
Urkunden u. Akten, während der Vakanz der Pfarrei verschleppt u.
grossenteils von einem benachbarten Krämer zu Dütenpapier verwendet.
15. Sindolsheim.
a. Gemeinde.
1390. Sindolsheimer Zehnthrief. PO. ohne S. — 1106 Febr. 2. Der
Pfarrer u. Dechant zu Schlierstadt ordnet den Genuss des Almosens der
Kapelle St. Laiuentii zu S. PO. ohne S. — 1523. Jörg Rüdt v. Bödig-
heim verträgt sich mit dem Müller der unteren Mühle zu S. über das
Wässerreeht im unteren Thal daselbst. PO — 1526 Juni 25. Albrecht v.
Brandenburg, Erzb. v. Mainz, schlichtet zw. Georg Rüdt v. ßödigheim u.
Gemeinde S. über Frohndienste, Handlohn, Wässerrechte u. 8. w. PO.
— 1528. April 20. Vertrag über dens. Betreff. — 1625 Jan. 7. Gemeinde
S. verkauft dem Spital zu Miltenberg um 1800 fl. eine jährliche Gült
von 90 fl PO. — 1758 Mai 20. Renovation der Sindolsheimer Gerichts-
ordnung vom 2*. Sept. 1672.
B. Evaog. Pfarrei.
17 sec. ineunt. ff. Kirchenbücher. — 1605. Heiligenfondsrechnungen.
— Plan des Ortes S.
C. In einer Kapsel im Knopf des Kirchthurms.
1590. Aufzeichnung über den Stand der Gemeinde, Personalien der
Grundherrschaft v. Rüdt u. s. w.
16. Unterkessach.
Pfarrei.
1701. Heiligenrecbnungen.
17. Zimmern.
Gemeinde.
1676 — 98. 14 Gemeinderechnungen
Schlussnotiz.
Bronnacker, Hemsbach, Kleineicholzheim haben keine Archivalien.
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VI.
Archivalien aus Orten des Amtsbezirks
SRckingen,
verzeichnet von dem Pfleger der Bad. Histor. Kommission
Landgerichtsrath Birkenmayer in Waldshut.1)
1. Binzgen.
Gemeinde.
1792. Berechnungen über Leistungen der Gemeinde B. an die.
Einung Murg. 1796 ff. Aktenstücke über Kriegsschäden u. Entschädigung*-
Uerechnungen. — 1810. 1. Gemeinderechnung. — 1832—1838 Akten über
den sog. grossen Klotz, d. h. Auseinandersetzung der Gemeinden der ehem.
< rafsch. Hauenstein über die Kriegskosten von 1796— 1802. 49 Gemeinden
verlangten von 42 anderen Gemeinden ca 80 700 fl.
2. Hänner.
Gemeinde.
1544. Nov. 3. Vergleich, abgeschlossen durch Jakob Peyer. Matt-
halter von Stadenhausen, Kleinhirns Säger von Rickenbach u. Hans Frt-y
von Binzgen, beide „Einungsmeister vom Schwarzwald* zw. den Gemeinden
Hanner u Hottingen wegen Benützung der Jlennemer Währe." I>a die
alten Brief in Abgang" gekommen seien, wird bestimmt: die Hottinger
haben das Recht, „jeden Feierabend das Wasser auf ihre Guter oder
Matten auszuschlagen, doch Morndriegs, am Werktag, vor Sonnenschein
oder Aufgang wiederum einzukehren. u Die von Hanner haben zur Be-
aufsichtigung einen Wuhrer anzustellen. Weil die von Hottingen deneu
von Hänner gestatten, die Wühre durch ihre Gemarkung zu leiten,
gestatten ihnen die von Hänner dagegen ein Waidrecht. Andererseits
zahlen die Hottingcr an Hanner jährlich 6 sh. .zur Steür.u Abschr. —
J) Es sei daran erinnert, dass die Archivalien- Verzeichnisse in den
„Mitteilungen der Bad. Histor Kommission" mit Rücksicht auf den geringen
verfügbaren Raum und mit Rücksicht auf die wünschenwerte Beschleu-
nigung dieser ausgedehnten Repertorisieruugsarbeit in stark zusammen-
gezogener Form erscheinen, sodass manche für lokalgeschichtliches
Interesse recht wertvolle ausführliche Inhaltsangabe wegbleiben muss.
Das Manuskript des vorliegenden Berichts war besonders reich an einzelnen
aus dem Inhalt der verzeichneten Archivalien hervorgehobenen interessanten
Notizen, die aus den oben angegeben Gründen nur zum Teil beim Druck
berücksichtigt werden konnten.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Säckingen. m73
1000 März 25 Hochseil Vertrag zw Amann u. Meistern der Eisen- u. Hammer-
schmide auch Müller zu Lauffenburg einer- u. der Gem. Hotingen anderer-
seits, vermittelt durch Hans Ludw. v. Heidegg, Waldvogt der Grafech. Hauen-
stein u. Hans Othmar v. Schönau, Hauptmann der 4 Waldstädte, Obervogt
der Herrschaften Laufenburg u. Rheinfelden bezüglich der Wässerung in-
sonderheit aber wegen Abführung des Wassers aus dem Bach, Henner- Wuhr
genannt, durch die Hottinger. Es wurde vereinbart, dass ein vereidigter,
von den Interessenten besoldeter Wuhrer aufgestellt werde. Die Gemeinde
Hottingen ist verpflichtet, immer zu einem Schmeltzofen genug Wasser
54 Zoll breit u. 2 gute völlige Zoll hoch laufen zu lassen ; dieses Wasser
dient sodann in erster Reihe zum Nutzen der Gemeinde Henner, wofür
dieselbe den Hottingern früher etlich hundert .Tucharteu Felds zu einem
Waidgang übergeben hat; hierauf müssen die von Henuer das Wasser
den Eisen-Bunds-Genossen u. Müllern zu Lauffenburg, unverhindert laufen
lassen. Was die Brunnen in Hottingen anlangt, „die zum Henner-Wuhr
gehören*, — so lassen die Eisen-Bundsgenossen u. Müller der Gemeinde
Hottingen zu, dass sie solche von Georgi bis Martini an Sonn-, Fest- u.
Feiertagen auf die Matten richte. PO.. Ausfertigung von 1013. — 1008
Sept. 22 u. 25. Augenscheinsprotokoll , bezügl eines Prozesses zw. den
Werkbesitzern u. der Gemeinde Heuner gegen die Gemeinde Hottingen,
die Rechte am „Hennermer-Wuhr" betr. eingenommen durch M. J. Feinlin,
Statthalter der Grafsch. Hauenstein. — 100<J Aug. 31. Protokoll „über
Renovierung des Wuhrmüsses" bei dem alten Weier zu Hottingen, bezügl
„des Feier-Tag- Wasser-Mass unter dem Katzensteig'*, u. zwar „hart an
dem Wüeri Steg, da die Karrenstrass von Oberweyl u. Henner durch die
Würi gehet". 1707. Prozessprotokolle bezügl. der Wuhrangelegenheiten.
— 1707 Juli 22. Urteil des Waldvogteyamts Waldshut i. S. der Hammer-
schmiede u. Müller von Laufenburg u. der Gemeinde Hänner gegen die
Gemeinde Hottingen. betr. des sog. Hänner- Wuhrs: 1. die Hottinger kön-
nen nicht angehalten werden, denen von Hänner das Wuhr durch den
Berg zu führen; 2. bei der Wasserregulierung bezügl. der Werktage u.
der Sonn- u. Feiertage hat es bei den früheren Bestimmungen zu ver-
bleiben; 3. das Waidfeld, welches den Hottingern durch die von Henner
mit Brief vom 3. Nov. 1544 zugesprochen wurde, u. in etlichen hundert
Jauchort besteht, soll ausgemessen und ihnen zur Mitbenützung zugeteilt
werden. Dazu Akten über Wuhrstreitigkeiten 1701 — 1807. — 1790 März 15.
Erlass des Waldvogteiamts an den Einungsmeister zu Hänner, ^weil die
Deputierten des Gerichts zu Hänner u. des Gerichts zu Willaringen vor
dem Waldvogteiamtsstatthalter eingestanden, dass die Gerichtsvögte die
der Landschaft rückständigen Fassnachthennengelder bis 1790 bezw. 1787
eingezogeu, aber dem Redmann als Landschaftskassierer nicht abgeliefert
haben, ergeht die Auflage, diese Rückstände bei den Genannten oder
deren Erben binnen 4 Wochen einzuziehen.
3. Harpolingen.
Gemeinde.
1557 März 29. Des Gottshauses zu Seggingen Zins u. Güter zu H.
Das Gotteshaus hat von dem ganzen Bann 13 sh. Zins, 3 Mutt 1 Viert.
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Birkenmayer.
:\ Vieri. Roggen, 5 Viert, ein halb Vieri. Erbsen, ausserdem von einigen
Inhausen besondern Zins. Vid. — 1718. Protokoll über Untersuchung der
Gemarkungsgrenzen zw. Ripolingen u. H. — 1785—83. Rechtsstreit zw.
H. u. Rippolingen, betr. Grenzberichtigung, Zahlung von ßodenzinsen,
Steuern u. Schätzung. Dazu Vergleich von 1SOS. — 1790 Juli 3. Erlasa
des Oberamtes S&ckingen, dass „da der Lewath bekannter Dingen eine
unter den Dreschflegel gehörige Fruchtgattung ist, u. folglich unter die
zum Grosszehenden gehörigen Fruchtgattungen gezehlet werden muss",
die Gemeinde diesen Zehnten an das Stift 8. entrichten müsse. — 17 . . (?)
Flurbuch mit Grundriss u. Bannbeschreibnng von Geometer Hünerwadel.
4. Kartau.
Gemeinde.
1581 Jan. 31. Vertrag zw. dem Haus Osterreich u. der Kommende
der Deutschordensherren zu Beuggen Uber Jurisdiktionsverhältnisse in den
Gemeinden K. u. Riedniatt, unterschrieben durch Wilh. v. Ruost, Hans
Georg Reich v. Reichenstein, Vogt der Herrschaft Thann, Hans Kaspar
v. u. zu Yestetten, Deutschordenskomtur zu Beuggen, u. Georg v. Gem-
mingen, Deutschordenskomtur zu Freiburg, Theobald Magerer, Murbach'-
scher Kanzler, u. J. Sigmund Hornsteiner, Doktor, u. Hans Heinr. Escher.
Abschr. — 1586 Apr. 21. Ferdinand, Erzherzog zu Österreich, schliesst
Vertrag ab mit der Deutschordenskommende Beuggen bezüglich der
Jurisdiktionsverhftltnit*e in den Ortschaften Beuckhen, K. u. Riedmatt.
Diese Orte verbleiben in dem vorderösterr. Landesgebiet; die hohe u.
mittlere Obrigkeit gehört dem „Stein Rheinfelden" u. der „Grafschaft
Wehra", die niedere Obrigkeit dagegen dem Hause zu Beuggen; der Koro-
menthur hat das Recht, wie bisher zu gebieten u. zu verbieten bei 3.
10 u. 3<> sh. Stabler aber nicht höher, so z. B. um „Dantzen, Spillen,
Markungen, Holzpennen, Umgelt, Weinsticher, Furschauer" etc. Bei Ab-
schluss des Vertrags haben mitgewirkt: a) als landesherrl. Kommissare
der Vogt der Herrschaft Thann Hans Georg Reich v. Reichenstein u. der
Maurbach'sche Rat u Kanzler Theobald Magerer; b) für den Komtur zu
Beuckhen, Hans Kaspar v. u. zu Yestetten: Hug Dietrich von Höchen-
Landenberg, Teutschordens-Landkommentur der Bailei FJsass und Bur-
gund, („Abgesandter" des Herrn Georg v. Gemmingen Teutschordens-
kommentur zu Freiburg i. B. u. Johann Sigmund Hornsteiner, der
Rechte Doktor; c) für die Herrschaft Rheinfelden: Hans Othmar v.
Schönau, Haubtmann über die 4 Waldstiitt am Rhein u Ludwig Eggs,
Ambtmann der Herrsch. Rheinfelden, ferner Bastian Eggs, Innehmer
daselbsten u. Pius Conradus Brombach, der Rechte Doktor. Der Vertrag
wird genehmigt durch den Grossmeister des Dentschordens in Deutschen
ii. welschen Landen, Erzherzog Maximilian Abschr — 1628. Extrakt
aus der Herrschaft Rheinfelden Urbar v. 1628 mit Angaben über die
Jurisdiktionsverhaltnisse. — 1672 u 85. Bodenzins- Register der Kommende
Beuggen von 1672 Extr. Unter den Zinsgütern sind auch solche, welche
jenseits des Rheins liegen, auf der Hart, und auf Aurein. — 1685. Extrakt
der Teutschordens -Kommende- Beuggen - Schaffnei - Rheinfeldischen Zins-
register v. 1685. 1738 April 12. Traktat zw. der landsfürsthchen
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Kommission, u. der Teutschordenskommende zu Beuggen, wegen Über-
lassung österr. Jurisdiktionalien zu Beuggen, Karsau u. Hiedmatt als Lehen.
Hiernach giengen u. a. von jetzt an auch die Appellationen nicht mehr
an das Amt zu Rheinfelden, sondern immediate an die landesfürstlichen
vorderösterr. Stellen; ebenso Klagen der Unterthanen gegen die Kommende
nicht mehr an das gen. Amt, sondern an den Lehenhof — 1748 Mai 15.
Erkenntnis der Regierung, wornach eine Klage der Gemeinden K. u.
Riedmatt gegen die Kommende Beuggen bezüglich des ßeholzangsrechts
im Karsauer Wald u. anderen Beschwerden abgewiesen wird. Betreffs
der Kriegsleistungen eröffnet die Regierung, dass die Gemeinden zwar,
Rekruten zu stellen, Hand, u. Fuhr- Roboten zu leisten, Schanzarbeiten
u. Botten-Lauffen zu besorgen haben, dagegen keine Verpflichtung
zur Verpflegung haben. — Auf die Beschwerde, dass die Kommende
eine zu grosse Zahl Güter als Kommendegüter bezeichne, bemerkt die
Regierung, dass, wer retrahieren wolle zu beweisen habe, dass das
betreffende Gut „post annum normalem 1684 ad manus mortuas ge-
kommen sei." — 1769 Jan. 6. Kaiserin Maria Theresia, thut kund, dass
Vorweiser dieses, Jakob Strittmatter, von der ungarischen Regierung aus-
geschickt sei zur Bevölkerung des an der Theiss befindlichen Baczer
Bezirks und der an Maroschfluss gelegenen Herrschaft Arad, um in den
vorderösterr. landen n. Herrschaften eine Anzahl römisch-katholische
deutsche Familien aufzubringen, welche sich in erstbesagten Bezirken
gegen nachstehende Bedingnisse ansässig machen können etc. — 1770
Dez. 15. Befehl — mitgeteilt durch die Kanzlei ßeuggen, — an den
herrschaftl. Vogt zu Karsau, wornach von der Regierung zu Freiburg
scharfer Befehl eingelaufen, dass jeder Bürger, reich oder arm, jährl. 6
Spatzenköpf zu liefern schuldig sei ; für diejenigen aber, welche solche
nicht einliefern, ist für den Kopf 2 Kreuzer zu bezahlen anbefohlen. —
1776 Aug. 12. Vergleich zw. der Kommende Beuggen u. Gemeinden K.
u. Riedmatt über die Personal- u. Realanlagen, welche 1738 48 wegen
der Krieg8truppei> abgegeben wurden. Die Gemeinden forderten für ihre
Kriegsleistungen 7000 H. = 10 500 ff; sie schuldeten aber aus verschiedenen
Rechtstiteln an die Kommende 10 910 ff. Beides wurde gegenseitig wett-
geschlagen. — 1776 Juli '27. Vergleich zw. denselben, wornach den Ge-
meinden K. u Riedmatt der von ihnen erbetene Nachlass der noch rück-
ständigen Vogtsteuer 382 ff 10 ß samt dem Überschuss, welchen sie laut
Vergleich auf die Exstanzien mit 334 8, ß, 91/? Pfg. herausbezahlen
müssen, denselben in Gnaden angediehen wird, Absehr. — 1782
Dez. 21. Freibnrg. Urteil, dass die Gemeinden K. u. Riedmatt nicht
bewiesen haben, dass der Bann nach dem Namen der Gemeinden benannt
werden müsse und dass deshalb dersell* als der Kommenturei Beuggen
zuständig zu erkennen sei. Der Bann war mit 37 Marksteinen ausge-
zeichnet, welche alle das Deutsche Ordenskreuz trugen. — )783 Juli 23.
Erlass, dass das K. K. Appellationsgericht in den vorderöst. Landen auf
die Appellation der Gemeinden K. u. Riedmatt gegen das Urteil vom
21. Dez. 1782 erkannt habe, „dass zwar der Bann forthin der Karsauer
n. der Riedmatter Bann und nicht der Benggener Bann zu benennen sei,
dass jedoch hiedurch keine Bannsgerechtigkeit erwiesen u. zu folgern sei.*
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Birkenina) er.
— 1786 Okt. 2. Verzeichniss der Bodenzinsen, der Gemeinden K. u-
Riedmatt 1) an gn. Herrschaft (Kommen turei Beuggen): ausser dein Zehnten
4 Viertel Roggen, 985 V, Viertel Vässen, 425 Viertel Haber, 10 Viertel
Wein, 34 Stück Hühner, MO1/* Stück Hahnen, 990 Vi Eier, 19 fl. 50 x. Geld :
ferner 51 fl. Vogtsteuer, 2 fl. Salzrekognition, 6 fl. 28 x. Lehenhauser-
rekognition , wegen Frohntauen u. Fuhrfrohnen jährl. durchschnittlich
29 fl. 11 x. Ferner sind von den im hiesigen Bann gelegenen Grund-
stücken, die nun in das Nollinger Berein einzinsen, jahrlich abzugeben
39 >/4 Viertel Vässen, 95/fi Viertel Haber, 1 Hahn, 14 Kier. — 2) Ab
auswärtige Zinsherren sind angeführt: Kameralamt Rheinfelden, Kollegiat-
stift Rheinfelden, Malteserorden zu Rheinfelden, Spital Rheinfelden,
Probstey Himmelsporten zu Wyhlen. — 3) Ferner sind zu leisten als
Häuser- u. Hofstattzins 4 Viertel Roggen, 1101 Viertel Vassen, 454 Viertel
Haber, 10 Viertel Wein, 39 Hühner, 108 '/t Hahnen, 1126 Eier, 112 fl.
35 x. Geld. — 1791 ff. Verschiedene Aktenstücke der ritterschaftlichen
Deutschordens-Komtur-Amts-Kanzlei über Kckerichtrecht u. Waldordnung.
— 1792 M&rz 10. Befehl der Regierung, dass der Lewatzehnden an die
Kommenturei geleistet werden müsse. — 1794 Juli 2. Beurkundung de>
Balleirats .1. Streicher, wonach die Kommende der Gemeinde Karsau den
Grosszchntcn allda pro 1794 um 72 Stück Früchten überlässt. — 179S
März 1. Extractus Ratsprotokolli von Rheinfelden. Die Gemeinden K
u. Riedmatt „ werden von der gewöhnlichen Brückenzollabgabe enthoben,
wenn dieselben an den Brückenbaureparationskosten von 5309 fl. 53 Vi st-
einen sehr gemäßigten Beitrag, für dermalen 60 fl, in das diesseitige
Seckelamt entrichten werden". Wurde am 12. April 179S auf 40 fl.
herabgesetzt — 1802 Febr. 23. Befehl des Balleirats an den Vogt
Fridolin Mayer zu K., dass die Gerichtsleute abwechslungsweis bei dem
Leichnam des Kommenturen nach alter Herkunft mit den übrigen, dazu
bestellten Leuten beten müssen. — 1815 Aug. 16. Erlass des Direk-
toriums des Wiesenkreises, dass den Schullehrern das Pachten von Jagden
u. die Teilnahme daran untersagt ist.
5. Kleinlaufenburg.
A. Gemeinde.
1298 Sept. 6 (Samstag v. u. fr. mes ze herbste). Rudolf, Graf v. Habs-
burg, bestätigt den Bürgern von Lauffenberg, dass sie an dem Ungelte,
so sie uf hant gesetzet, niemand soll in irgend einer Art beschweren, „vnd
sollen si es lan berichten vnd setzen vnd entsetzen nach ire statt nuzt
vnd all menn gemeinlich vnd gevallet". Auch für den Fall dass sie das
Ungelt würden ablassen, so wird der Graf es ihnen wohl gönnen. PO. S.
— 1335 März 30. Die beiden Städte Gross- u. Kleinlaufenburg, vertreten
durch den Rat u. 20 Bürger erhalten von den Rittern Heinrich u. Mathe
vom Stain, Gebr., das Allmend zw. „ Verlisperg, Hauenstein, Hochsal, dem
Reine vnd dem Andli pach" zu Lehen, u. beschwören die Lehenpflichten.
PO S. der Stadt u. des Grafen Joh. v. Habsburg erhalten, S. der Brüder
v. Stein ab. — 1346 Apr. 7. Agnes v. Brandeys, Äbtissin des Gotzhauses
S. Fridli's ze Seckhingen, verleiht ihren Gotteshausleuten, dem Rat u. den
Bürgern zu beiden Städten zu Louffenberg zu rechtem Erbe das Gut, das
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man nennet in Swendi u. die Matten, die man nennet in Gemünde, ge-
legen in dem Dorf zu Hochsal, stossend einer- an die Allmende der Bor-
ger von Louffenberg, andererseits an deren Güter „von grunholtz" „gel-
tent jerlichs vnserem Gotzhus 5 muthe roggen u. 5 mut baberen, in dem
alten mes\ Die Lauffen burger haben 2 oder 3 ehrbare Bürger zu
schicken nach Oberenhof (Oberhof), „swenne wir da gedinge haben wel-
lent, wände dieselben gueter hof hörig sint in denselben hof. PO. S. —
1397 Juli 9. Graf Hans von Habspurg, Herr ze Louffenberg, thut kund,
dass ihn die Bürger der beiden Städte L. gebeten haben, zur Erleichterung
ihrer „grossen Geltschuld u ein Salzhaus und Kornhaus zu machen u. einen
Pfundzoll zu errichten. PO. S. ab. — 1435 Dez. 21. Hans v. Flachs-
landen, Vogt zu Lauffenburg, beurkundet Vergleich zw. den Raten u.
Bürgern zu Lauffenburg, welche das Wasser des Stubenlirunnens zu Nie-
deren lauffenburg vor dem Waldthor herüber in die Mehrere Stadt ge-
leitet und manchen Brunnen zu ihnen selbs u. gemeiner Stadt Trost da-
mit gemacht hatten, und zwischen den Mühlenbesitzern, Gebr. Ammesser,
welche behaupteten, dass jenes Wasser nur zu 2 Trögen, iu der Minderen
Statt gedient hätte und sonst ganz ihnen an ihrer Mühle, gen. des Kem-
pfen Mühle, bei dem Andlispach gedient hätte. Die Lauffenburger ent-
schädigen die Gebr. Ammesser durch Zahlung von 10 ff Laufenb. Pfg.
Abschr. — 1518 Mai 20. Der kaiserl. Statthalter im oberen Elsass, Frei-
herr von Stouffen, giebt Entscheidung, betr. Waidrechts im Lehenallmend-
felde gegen die Städte Laufenburg zugunsten der Gemeinden Stadenhausen,
Luttingen u. Grunholz. PO. — 1518 Aug. 25. Schiedsgerichtl. Urteil zw.
denselben Parteien, betr. die Waidrechte „in dem Bezirk der Allmend,
so die von Lauffenberg von denen zu Schönau zu Lehen herbracht ha-
ben** von den Schiedsrichtern ülr. v. Habsperg, Ritter, Hauptmann der
4 Stätten, Vogt beider Herrschaften Louffenberg u. des Steins Rinfelden,
Junker Hans v. Schönau zu Schönau, Junker Philipp v. Tegernow, Wald-
vogt, ferner Hartmann Im Hoff, gen. Saltzmann, Schultheis« v. Waldshut,
Balthasar Rntth, des Rates zu Waldshut, Fridlin Rüschler, Schultheis«, u.
Kngelhart Berwart, Stattschreiber v. Seckingen, Peter Bock, Umgelter v.
Rinfelden, u. ausserdem als Vertretern der Landschaft Hauenstein Bar-
tholome zu Hünerholtz, Hans Knebel zu Wylafingen, Klein-Uli Rüntzi zu
Rotzel. Es wird bestimmt : die von Grunholz, Luttingen u. Stadenhausen
müssen die von Laufenburg „alle jar vnd jedes jar, sunders zween monat,
nämlich den Abrellen vnd dem Meygen In Ir allmenden wunnen vnd
weyden, Mit allem Irem Vych vnd Zutryb, Es seyen Rossz, Rinder, Kuy,
Kelber vnd ander Vych, vnyberfahren, gar vngehrt vnd vngesumpt lassen".
PO. S. zerbrochen. — 1518 Aug. 26. Ein ähnlicher Vergleich zw. den
gleichen Parteien über Waidrechte. PO. — 1641 Apr. 22. Vor dem Ge-
richte des Dinghofs Mnrg giebt die Gemeinde Niederhof das Holz ausser
der Schweyge gegen das Holz in Wölplingen an Laufenburg. — 1758
Juni 19. Rechtsgutachten des Dr. Joseph Buckkh von Freiburg über
einige Missverständnisse zw. Laufenburg u. den 3 Ortschaften Luthingen,
Grünholz u. Stadenhausen, i. S. Weidgangs u. Abholzens. — 1771 Juli 6.
lyjhenrevers von Bürgermeister u. Rat der Stadt Laufenburg gegen das
Stift Säckingen über die dasigen Fischenzen u. FischwÄg. Abschr. —
Birkenmayer.
1775. Gemeindewaldgrenzbeschrieb. — 1780 Mai l). Georg Anton Straub-
haar, Bürger u. zünftiger Kotgerbermeister in Freiburg i. B., geburtig zu
Laufenburg, vermacht in seinem Testament den bürgerl. armen Leuten
u. Wittiben von Laufenburg 15 000 fl. rhein. Abschr. — 1781 JuU 26
Freiburg. Regierungserlass, wornach die 3 Gemeinden Grunholz, Staden-
hausen u. Luttingen mit der Weidgangsansprache in dem Gschwendt u-
in der Mündi abgewiesen werden. Bezüglich des Allmendareals werden
diese Ansprüche nur als vertragsmüssige Mitweidgereehtsame angesehen.
— 1795 fF. Akten über die Waldungen, über Waldfrevel der Bauern der
Nachbarorte etc., neuer Waldbeschrieb. — 1806 ff. Akten über das Burg
Offtringische Lehen. Die sum Lehen gehörigen Güter betrugen 7'/,
Jauchert 16 Ruthen. 1813 wurde das Lehen abgelöst u. die Güter durch
Versteigerung in Privateigentum umgewandelt Letzter Lehenträger war
Ignatz Schimpf.«) — 1810 Sept 15. Cbereink oincien zw. den Städten
Gross- u. Kleinlaufenburg bezüglich der Verteilung der Stadt. Waldungen.
Das Gesanitwaldareal hatte einen Wert von 28 752 fl. 43 x. Nach dem
Teiliingsluss von 2/:, u. 1 3 hatten hievon anzusprechen: Grosslaufenburg
19 168 fl. 28*/., * » Kleinlaufenburg 9584 fl. 141/ : x. Letzteres erhielt aber
sämtliche Waldungen auf der Nordseite des Rheins zu 476 Jauchert
324 Ruten im Wert von 1H267 fl. 20 x. u. hatte somit an Groeslaufen-
burg herauszuzahlen 867J fl. b*h *• We grosseren Waldkomplexe waren
angeschlagen: a) Diesseits des Rheins: der Spitalhau zu 64 Jauchert 246
Ruten (Wert 1680 fl.); das Schullehrerholz zu 101 Jauchert 153 Ruten
(4644 fl. 50 x.); der Allmendwald zu 310 Jauchert 325 Ruten (II 932 fl.
30 x.); b) jenseits des Rheins: die Etzgerhalden zu 95 Jauchert 169 Ruten
(1567 fl. 30 x.); die ebene Waldung zu 362 Jauchert 200 Ruten (8937 fl.
36 x.). Abschr.
B. Im Privatbesitz
a) Im Besitz des Herrn Stadtschreibers Bleule.
1695 Juli 8. Die vorderösterr. Regierung verbietet von neuem auf
Beschwerde der Mitmeister des Rotgerberhandwerks den Fürkauf der rauhen
u. ungegerbten Häute, als auch des gegerbten Leders. Ferner wird hin-
gewiesen auf die bestehenden Vorschriften bezüglich der Stümplereien,
Hausierend u. Durchstreifens.
b) Im Besitz des Herrn Müllers Franz Josef Probst.
1646 Apr. 16. Hans Othmar v. Schönaw, hauhtmann der 4 Wald-
stätte, Vogt zu Laufl'enperg, u. Jakob Beyger v. Stadenhussen, des Vogts
der Grafschaft Hauenstein Anwalt, vermitteln zw. den Dörfern Oberweyl,
Rotzel, Hochsal einer- u. den Mülleren u Hammerschmieden, so ihr Ge-
werb in dem Andelspach zu Lauffenperg haben, anderseits wegen der Un-
terhaltung u. Benützung des Wuhrs dieses Baches, gen. Hochseier Whuer
dahin, dass die Vertragsbriefe von 1463 u. 1516 weiter gelten sollen, u.
gehen dazu einige ergänzende, das Recht der Benützung des Waasers des
gen. Baches regelnde Bestimmungen. PO. 8. ab. — 1588 Nov. 26. Hans
Othmar v. Schönau, Hauptmann der 4 Waldstädte, Vogt der Herrschaften
*) Die Burg Ofltringen lug unmittelbar ausserhalb der Stadt Klein-
laufenburg, westl derselben, wo jetzt der bad Eisenbahnhof angebracht ist.
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Lauflfenberg u. Rheinfelden, u. Hans Ludwig v. Haydegg, Waldvogt der
Grafechaft Hauenstein, erneuern mit den Vertretern der Gemeinden Hoch-
sal, Rotzel, Oberwyl, Seggeten u. Hugscheuer u. der Hammerschmiede in
Laudenberg u. der Müller am Andelsbach die bresthaft gewordenen Briefe
von 1453 wegen des Wuhra hinter Suters Sägen, gen. Hochsaler Wuhr.
Dunach soll das Wuhr eine Woche im Jahr gen Hauenstein dienen auf
landesherrl. Anforderung; die von Oberwyl haben dasselbe zu einem Drit-
tel zu benützen; im Rotzler Wald teilt sich das Wuhr, Vi geht gen Hocb-
sal, V2 gen Rotzel; die von Rotzel sollen ihren Teil wie von Alters her
gebrauchen; das übrige soll hinab in den Andlespach dienen u. wenn die
zu Rozell auskehren, sollen die vom Andlespach ihnen 5 Knechte zu Hilf
geben. PO. S. ab. — 1666 Aug. 11. Franz Georg, Frhr. v. Grandmont,
Inhaber der Herrsch. Laufifenburg, kaiserl. Obervogt der Städte Laufen -
bürg u. Rheinfelden, u. Marx Jakob Feinlin v. Waldshut, Waldvogteiamts-
Statthalter allda, beurkunden, dass sie in Gegenwart der Parteivertreter
einen Augenschein des Wuhrs am Andelsbach hinter Sauters Sägen genommen
haben, dass darnach der Brief vom 26. Nov. 1588 bestätigt worden ist
mit einigen Zusätzen u a. dem, dass Thomas Gerspach v. Segenthal, Be-
sitzer von Sauters Sägen oberhalb der Wührin, von dem halben Brach-
monat an bis in den halben Herbstmonat der Wasserung aus dem Sägen-
wuhr gänzlichen sich bemüssigen solle, es sei denn von Samstag abends
bis Montag vor Sonnenaufgang, u dass er die 2 oberen Wuhr in seinen
Matten nur bei überflussigem Wasser gebrauchen darf.
6. Murg.
Gemeinde.
1556. Extrakt aus einem Berain des Stiftes Säckingen über Bezüge
zu M u. Rhina Extrahirt 1766. — Ca. 1600. Bannbeschreibung. 1649. Buch
enthaltend Renten- Gülten Zins- u. Güterregister des Gotteshauses St. Fri-
dolin zu Säckingen zum Dinghof u. Kellerhof in Murg, angelegt unter der
Fürstäbtissin (Agnes III. Greuth); desgleichen Verzeichnis „des Keilhofts,
Banschuppis u anderen Nutzbarkheiten, so dem gedachten Gottshauss S.
ingleichen der Kirche u. Gottshauss St. Mangen (Pfarrkirche zu Murg), Zünns,
Wydumbgüeter, alda zueständig u zuegehörig", gerechtfertigt im Beisein
^der ganzen Dinckhoffhörigenu und des StiftaschaffnersBeltz. Ausserdem sind
verzeichnet die Bezüge in den zur Pfarrei Murg gehörigen Orten Nieder-
hof, Rhina, Diggeringen, Harpolingeu u Bezüge der Kirche v. Klein-
laufenburg. — 1688 April 3. Spruch betr. Prozess zw. den Gemeinden M. u.
Harpolingen des Waidgangs halber. Abschr. Dazu Protokoll von Zeugen-
aussagen. — 1697 Febr. 5. Vergleich über verschiedene Differenzen zw.
den Gemeinden M. u. Rhina. Leztere hatte geklagt, dass sie wegen der
Widmungschatxung zufolge früherer Anordnung der Gemeinde M. „alle
Monat an einen ruhen Gülten ein Helblig schatzig solle geben/ Wenn
der Pfarrer die Widmung selber nutzet, hat es dabei zu bleiben, wenn
er aber die Widmung ausleihen würde, so soll Rhina nichts zu zahlen
haben. — Ca. 1700. Tragerrodell über das sog. Genter (iüethlin zu M.
der Pfarr zuständig. — Ca. 1700. Ähnlicher Rodel, überschrieben:
Parzellingen. Die Höfe zu Harpolingen zinsen dem Gottshaus zu Säckingen
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Birken may er.
Koggen: o Muth, 1 Viertel, 3 Vierling; Erbsen 5 Viertel, 2 Messlin;
Gelt 13 sh — Ca. 1700. „Verzeichnis der Widtum-Güter zu M. — Ca. 1700.
2 Flurbücher. — Ca. 1700. Bodenzinsbach. — Ca. 1700. 2 Grundbücher.
- 1701 Okt. 12. Grafschaft Hauensteinische Forst- u. Waldungs Visitation,
vorgenommen im Beisein des Aetuars Franz Josef Tröndle u. des Georg
Strittmatter. Vogt zu Todtmoos. Die Visitation begann „auf St. Döni"
(>t. Antoui bei Todtmoos), wo noch erschienen Jakob Eckert von Birdorf,
Konrad Dietsche von Oberaispel, Hans Georg Schmiedle von Schlageten,
alle 3 Einungsmeister u. auserdem aus der Vogtei Todtmoos Hans
Zimmermann von Todtmoosweg, Stephan Baumgartner von Hintertodtmoos,
Leonhard Zimmermann von Todtmooslehen. Genaue Grenzbeschreibuo^:.
Abschr. von 1731 mit einer Lücke ») — 1712. Ohngefahrliche Spezifikation
aller Freiheit- u. Gnadenbriefen von 1370 bis auf 1710, so der Grafschaft
Hauenstein erteilt worden. Dieses Verzeichnis nennt Urkunden von
Hzg. Leupoldt (1370V. Leupoldt u. Albrecht (1370); ,Vidimus davon
(1502); Kezess vou Graf Hans (1396); Urkunden Kaiser Friedrich (1442);
Herzog Albrecht (1455), Erzh Sigmund (1458 u. 1464); Vidimus von
Kaiser Max (1508); Urkunden von Kaiser Karl (1520): Kaiser Ferdinand
(1563); Erzh. Ferdinand (1577); Kaiser Rudolf (1597); Herzog Leopold
(1627); Erzh. Ferdinand Karl (1655); Erzh. Sigmund Franz (1665);
Kaiser Leopold (1667); Kaiser Joseph (1705); Kaiser Karl (1712). Eine
Schlussbemerkung sagt : „Diese Gnadenbriefe nebst anderen mehr Schriften
sollen sich in der Hauensteinischen Landschaftsladen befinden," — 1737.
Aufzeichnung der Bodenzinse der Widdumreben ausser dem Dorf. —
17- 8 Jan 15. Gurtweil. Das Stift St. Blasien spricht in Genehmigung der
Anträge der Grafschaft Hauenstein von 1727 u. 1737 u. in Folge von
Konferenzen beider Teile alle in der Grafschaft angesessene Leute, der
bisherigen Eigenschaft und deren Effekten, als da sind allein der Fall,
die Manumission, die Leibhennen, Ehrtau wen, Hagstolzen (über dieses
aber nichts anderes) frei u. ledig Hiergegen zahlt die Grafschaft die
Ablösungssumme von 58 000 fl. in 5 Jahren. Alle anderen Gerechtsame
behalt sich das Stift auch frtr künftighin vor. Abschr. (Vergleich, Revers,
Manumissions-lnstrument) u. kaiserl. Verkündigung. — 1751 April. Auf
die Bitte mehrerer Pfarrkinder der Kirchhöri Murg, welche gegen ihren
Pfarrherrn Antoni Tröndlin supplizieren, betr. des Heuzehnten, pro inter-
cessionalibus ad Nuntiaturam Lucernensem, bedeutet die Regierung in
Freibnrg dem Advokaten der Bittsteller, ndass sich puncto des Heuzehendts
nit wohl was thuen lasse, wohl aber wenn seine Prinzipalen wegen des
Embd-Zehendts bey der heil. Nuntiatur ihre weitere Vorstellungen thuen
sollen, man ihnen mit disseitigen Interoessionalien beförderlich zu sein
') Die Grenzmarken sind ersichtlich gemacht durch Grenzsteine (im
Norden u. Osten meistens mit der Jahrszahl 1597, im Westen mit jener
von 1623), sowie durch Eichen und andere Bäume und Felsen, an denen
besondere Zeichen, (Kreuze) angebracht sind ; einige Baume werden auch
als „Lohbaume" bezeichnet. In der südwestlichen Grenzecke finden sich
viele Steine mit der Stadt Sackingen Wappen, dort, wo das Hauensteinische
an die städtische Gemarkung grenzt
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Arehivalieii aus Orten des Amtsbezirks Säckiiigen.
nit ermangeln würde44. — 1760 Juni 10. Protocollum der Gemeinde M.
Inhalt: 1) Der Gemeinde M. Grundgüter mit Wert- u. Schatzungsangabe;
2) Kellerhofsgüter zu M., u. zwar Haus u. Hofstatt mit Garten zu oberst
im Dorf, stossend an die Strass, so gen Helgringen geht, u andere Güter ');
3) der Pfarr Widum-Güter; 4) Banschubis-Güter; 5) Steueranschlage, je-
des Haus wird mit 2 fl. versteuert, das niedere mit weniger, das mehrere
höher; 6) Strassenbaukosten ; nach Regierungsverordnung v. J. 1772 müssen
die Gemeinden die Landstrassen „machen"; hiefür erhält jede 6 x. per
Klafter der Strassenlänge; die Einungen Murg u. Hochsal hatten daran
zu partizipieren mit 2714 Klafter für die Strecke „von der steig vsserhalb
dem Andlespach biss zur Albbrug"; auf die Einung M. trifft hievon 1388
Klafter, u. zwar auf die Gemeinde M. 251, Hänner 385 Vj, Oberhof 237,
Niederhof 170, Rhina 82V2, Harpolingen 102, Binzgen 160 Klafter; 7) Be-
merkung bezügl. Bürgerannahmen; jeder Bürgersohn, welcher in die Ge-
meinde angenommen wird, zahlt 2 Mass Wein Einstand (v. J. 1773);
S) „Wer nit zur Gemeindt gangen zu gewässer stundt, zahlt 3 Batzen
Buss44 (1774); 9) Steinsatz zw. den Gemarkungen M. u. Rhina; 10) ßann-
beschreibung zw. M. u. Ilarblingen (1774); 11) Aufzeichnung von Begeben-
heiten, z. B. dass 1788 der Rheinfluss allenthalben überfroren. — 1764.
Rustikalsteuerkalkulation der Gemeinden Häner, Niederhof, Bünzgen
Harpolingen, Oberhof, wobei die Besitzungen des Stiftes Säckingen u. der
Kirche von Hänner, sowie des dortigen Pfarrers u. Siegristen ausgeschie-
den werden. — 1764 Febr. 13. Resolution, den breisgauischen 3 ständi-
schen Deputierten zu Wien übergeben. Es handelt sich um eine Steuer-
peräquation im Breisgau. Das „Militär-Contigent44, d. h. die Geldleistungen
für Militärsachen, betrug 1763: 89 559A, u. zwar an Rustical - Beitrap
70 159A., an Dominial - Beitrag 19 400A. — 1764 Aug. 27. Statut von
dem Zugrecht der Klöster u. Geistlichen. — 1764 Okt. 9. Erlass der Re-
gierung zu Freiburg, die Erhebung der Schätzung „in rusticali" für die
Ausgaben in Militärsachen betr. Die Grundlage bildet ein bestimmter
Anschlag („Substratum") u. der Beitrag wird (als „Ordinarium44) vom
25°/(.igen Teil davon gebildet. Das „Substratum41 für den ganzen 3ten
Stand des Breisgau's betragt 281 994 fl.; hievon sind als Ordinarium zu
zahlen 70 498 fl. 30 x., wozu noch einige ausserordentliche Beiträge kom-
men, so z. B. „in Stetten (bei Lörrach) von den Marggrätl.-Durlachischen"
• Einwohnern) 12 fl. 48 x., in „Magden (bei Rheinfelden) von Schweizern"
5 fl. 10 x , ^vom Hof Hageubach bei Eichsei (der Kommende Beuggen ge-
hörig,44 7 fl. 40 x. u. „die Breysacher Judenschafft hat contribuiret 200 fl.44.
Auf die Einung M. entfiel ein Substr. von 2528 fl., ein Ordin. von 632 fl.
1748 Juli 28. Karl Joseph, Frhr. v. u. zu Schönau, Herr zu Öschgen,
Wagenstetten. Oberseckhingen u. Stein, Plandsinhaber der Herrschaft
Rousperg, giebt Jos. Döbelin von Murg, Tochtermann des verstorbenen
Anton Baumgartner, das Gut Rinsperg zu Lehen. — 1750 Maien- Abrech-
nung, was die beiden hintern Haager Einungen von deren nachfolgenden
Kreditoren zu fordern haben. — 1772. Aufzeichnung der Grenzen zw.
') Helgringen ist jetzt ein Gewanname; früher soll dort eine Kapelle
gestanden sein; vielleicht Name eines abgegangenen Orts.
Mitt. d. bad. Mit. Kom. No. 14. 6
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m82
Birkenmayer.
den Gemarkungen M. u. I^aufenburg wegen der Bodenzinse. — 1773 Okt. 9.
Vergleich zw. M. u. Rhina „wegen schatzig u. waydgang- u Trennung
der Gemarkungen mit genauem Beschrieb der Gemarkungsgrenzlinie u.
des Steinsatzes. — 1774 Okt. 4. Vergleich zw. M. u. Harpolingen, gleich-
falls wegen Bannstreitigkeiten, mit Grenzbeschrieb u. Steinsatz. — 1774
Sept. 8. Überschlag des Baumeisters Zech von Laufenburg über den Ban
des Pfarrhofe von 1756. — 1779. Vertrag zw. dem Ordinariat zu Kon-
stanz u. dem Stift Säckingen, betr. die Pfarre Murg, besonders wegeu
Abzahlung des darauf haftenden Kaufschillings u. des benötigten Kirchen-
bau's. Das Stift übernimmt den Bau der Kirche aus eigenen Mitteln nach
dem vom Ordinariat bestimmten Bauplan; der Kirchenturm wird nicht
neu aufgeführt; die Pfarrgenossen haben zum Kirchenbau Hand- u. Fuhr-
frohnden zu leisten. Ausserdem lässt das Stift die Pfarr in Murg wäh-
rend der Vakantzeit durch einen Chorvikar von Säckingen verwalten. —
1783. Notiz: „Wüssent ist, dass Anno 1783, den 2. Juny der gantze
Dinckhoff Murg durch Eine Kaysserliche Cummission vnd zwar durch
Barou von Griffen Egg vnder das fürst 1. Stifft gekommen mit aller nideren
Jurystikzion, biss auff wass grimynalisch ist vnd wass landsfürstliche ge-
felle, als Schätzung, Einschlag, Landtsstrassen vnd dergleichen. Alles An-
dere bat Baron von Span, Gnediger Her Waldt-Vogt, abgetreten . . . dar-
auff lhro fürstl. Gnaden zu holdigen betollen* etc. — 1783/1810. Ge-
meinderechnungen nebst Beilagen. — 1785 1819. Gemeindebeschlussbuch
mit Eintragen verschiedenartigen Inhalts. — 1786 Dez. 23. Specification
der Baukosten des Schulhauses. Der Bauplatz kostete 70 tt.t das Holz
vom fürstl. Stift 163 fl. etc. Der ganze Bau kam auf 1179 fl. zu stehen
1787 März 17. Urteil des Öberamts Säckingen i. S. der Gemeinde M.
gegen die Gemeiude Niederhof, betr. strittige Grenzen des beiderseits
steuerbaren Banns. — 1788 Apr. 7. Ausweis über die Interimalsteuem
der Gemeinden M. u. Rhina durch die vorderösterr.-breisgauiscbe land-
ständ. Buchhalterei. Die Äcker sind in die Steuer gezogen mit 78 iL
(390 Jauchert ä 12 x.), die Gärten nüt 2 fl. 40 x. (8 Jauchert a 20 x.), die
Matten mit 76 fl. 12 x. (254 Jauchert ä 18 x.), die Waldungen mit 21 iL
(210 Jauchert ä 6 x ), die beiden Mühlen mit 8 fl., die Wirtshäuser mit
16 fl 40 x., die Häuser mit 29 fl. 30 x., das Gewerbe mit 7 fl. 30 x. —
1788 1819. Ortsgerichtsprotokollbuch, angelegt von Fridolin Vöck, Keller
u. Gerichtsstabführer, enthält: Güterkäufe, Hypothekenbestellungen etc.
— 1790 März 28. Häuserbeschreibuug der Gemeinde M. für die Feuer-
societ&t — 1792 Nov. 10. Erlass des Waldvogteiamts der Grafsch. Hauen-
stein u. der Herrsch. Laufenburg wegen der durch den Keller u. die Ge-
schworenen bei der Steuereinschätzung geübten „Willkühr, Unfug u. Un-
gerechtigkeiten". — 1793 Okt. 1. Zuschrift des Waldvogteiamtes Waldshut
an e!as Pfarramt M., dass durch des vorderösterr. tandeschefc Freiherrn
v. Summeraw Anordnung vom 22. Sept. sogleich allen diesseitigen Pfarr-
herren aufgetragen werde, dass sie von den Kanzeln zu einer freiwilligen
Beisteuer für Altbreisach ermahnen. — 1794 Juli 29. Schiedsrichter!. Ur-
teil in der Bannstreitsache zw. M., Niederhof u. Diggeringen. — 1797/1805.
Schatzungsregister. — 1798 März 16. Einungsmeister Joseph Hierholzer
bescheinigt, dass die Gemeinde M. als Vergütung aus Kriegsleistungen zu
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Sackingen. mQ3
fordern hat 5644 fl. 30*/. x. — 1799 Marz 4. Erlass des Säckingischen
Oberamts, dass die an den Pfarrer von M. zu zahlenden Rebzinse, welche
seit 3 Jahren nicht mehr eingezogen wurden, repartiert u. eingezogen
werden müssen. — 1799 Juli 18. Präsident u. Verordnete des vorder-
österr. Breisgau-landstand. Konsesses teilen mit, dass sie in Anregung ge-
bracht haben, „dass die von den k. k. Jägern u. anderen Freicorps au»
dem österr. Breisgau angeworbenen ledigen Pursche zu dem Linien-Regi-
ment v. Bender möchten abgegeben werden für den Fall ihrer Tauglich-
keit". — 1801 Juli 14. Joh. Michael Jehli, Redmann u. Landschaftsein-
nehmer zu Waldkirch, schreibt an die Gemeinde M., dass die Forderung
der Einung M. aus Kriegserlittenheiten pro 1800 mit 7885 fl. 11 x. ver-
wiesen sei: an die Einung Rickenbach mit 7788 fl. 35 x. u. an die Einung
M. selbst mit 96 fl. 30 x. — 1813 ff. Viele Aktenstücke über Kriegs-
leistungen von 1813/15 u. Ausgleichung von Streitigkeiten hierwegen. ')
7. Niederhof.
Gemeinde.
1771. Berain. Erste Tragerei für Zechenwyl (Nebenort v. Niederhof).
Bodenzinsregister. — Leistungen an das Stift Säckingen : 3 Mutt, 3 Viertel
Koggen; 10 Mutt, J Viertel Haber; üelt 1 Schilling, 11 Pfg ; Hühner
6 Va > tück ; Eier 37 Stück ; sodann nach Oberhof (wahrscheinlich an den
dortigen Dinghof): 1 Mutt, 2 Viertel Weisshaber u. nach Waldshut:
3 Mutt, 1 Viertel Steuer-Korn-Roggen. — Zweite Tragerei für Zechenwyl.
Zu lebten an das Stift Sackingen : 3 Mutt, 3 Viertel Roggen ; Gelt 1 5 IS ;
Haber 9 Mutt; Hühner 5 '/2 Stück; Eier 23 Stück; sodann nach Oberhof
1 Mutt. 2 Viertel Weisshaber u. nach Waldshut 2 Mutt, 3 Viertel
Steür-Korn-Roggen. — 1771. Buch über eine weitere Tragerei von Zechen-
wyl. — 1771. Buch. Tragerei zu Diggeringen (Xebenort von Niederhof).
Zu leisten: dem Stift S.: Schafgelt 12 ß; „Weinmänni" 1 ti\ ferner 9 Mutt
Roggen u. 3 Mutt Weisshaber. — 1771. Buch. 2. Tragerei zu Niederhof.
Zu leisten an das hochf. Stift Säckingen: Zinsgelt 3 ß. 4 Pfg.; Schafgelt
<► ß. „Weinmänni* 11 ß. 3 Pfg.; ferner 6 Mutt, 3 Viertel, 1 Fürling
Roggen, 2 Mutt, 2 Viertel Haber, l Mutt, 3 Viertel Weisshaber. —
1771. Buch. 3. Tragerei für Niederhof. Abzuliefern an Stift S.: 7 Mutt
Roggen, 2 Mutt, 2 Viertel Weisshaber, 10 ß, 6 Pfg. „Zinnssgelt", 12 ß
„Scbaffgeld", 17 ß. 6 Pfg. „Weinmfinni". — Bei verschiedenen Einträgen
steht der Beisatz: „Besitzt ein Dorfrecht", — „besitzt 3 Dorfrechte" etc.
— 1771. Buch 5. Tragerei für Niederhof. Es ist zu leisten dem Stift -
Säckingenschen Rentamt: 4 Mutt, 2 Viertel, 3 Fürling, 3J/4 Messle
Roggen; 1 Mutt, 9 Viertel, 1 Fürling, 1 Vi Messle Haber; 2 Stück Hühner,
12 Stück Eier; 30 x. 1 Pfg. Gelt. — Item dem fürstl. Fabrikpflegamt
*) Der Thimashof, jetzt zu Oberhof gehörig, gehörte früher zu Murg
(besteht übrigens jetzt nur noch aus Feld, ohne Gebäude); das Gut Reins-
perg gehört jetzt zur Gemeinde Obersäckiugen, aber in die Pfarrei Murg.
Vom Schloss (Burg) der Herren von Murg ist nichts mehr vorhanden.
Die Gewannamen Ehrbacherfeld, Hiltingen, Helgringen weisen auf frühere
Ortschalten dieses Namens.
G *
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Birkenmayer.
3 Mutt Haber. Einzugsregister über die herrschaftlichen Bodenzinse zu
Zechenwyl von der 2. Tragerei ').
8. Niederschwörstadt.
Gemeinde.
16<»1 April 7. Die Erben des Junkers Itell Eckhen von Schönau
kaufen von den Erben des Müllers Friedrich Keller von Niederschwör-
stadt die Mühle daselbst um 2350 fl. PO. — 1686 April 30. Verzeichnus.
derjenigen Bräuchen, so die Gemeindt zur Niederschwerstadt vnd die
Edlen Trucksässen von Rheinfelden darüber zue strafen bei 3 ß u. höcher
nit. Bezieht sich auf die niedere Gerichtsbarkeit, auf Wald, Feld u.
Fischfang, die Dorfwirtschaft, verschiedene Abgaben. Schlussbemerkung:
„Es nennen die von Schönaw zue Niederschwerstadt erstlich die FähIT
wann ein Mannsperson stirbt das beste lebendige sluck oder vom Hauss-
rath, item alle Fräfel und gehören die Malenzischen nacher Wehr vnder
die Schönawischen. Hiegegen haben die Trucksässen Zwing, Bahn u. andere
Zugehörd, ihr Vogt u. Gericht zu setzen, bei 3 ß zu gebieten, von jeder
Ehe ein Fastnachthuen u. 1 ß Tawengelt. Es nemen auch die von
Scbönaw das Burgrecht. Item prätendiert die Gemeindt von altem hero.
dass die Aichlen in dem Trucksäss'schen Holtz, so lange dieselbigen an
den Aichen, den Herren Trucksässen, sobald aber diese abgefallen, der
Gemeindt gebühren vnd gehören sollen." — 1739 ff. Akten über Zehnt-
angelegenheiten. — 1741 Mai 1H. Berain über Bodenzins u Gefälle derer
ehemals gewesenen edlen Herren von Trucksess zu Ober- u. Niederschwör-
gtadt fällig, dermahlen v.-ö. Kamerai-Amt zu Freyburg gehörig; auch
Berain des Stifts St. Martins u Spitals zu Rheinfelden habender Grundt-
zinsen zu Schwerstatt. Dazu 2 Güterverzeichnisse. — 1743/44. Heu-
lieferung der Gemeinde Niederschwörstetten in der Herrschaft Schönaw-
Schwerstetten, u. Strohlieferung „ins Lager zur kalten Herberg* (wahr-
scheinlich jene bei Tannenkirch im Amte Lörrach) sowie „ins Magazin
nach Rheinfelden", u. a. an Nadasdy Husaren. — 1787 Juli 13. Amtmann
Wieland von Säckingen erwidert den 3 Gemeinden Niederschwörstatt,
Öflingen, Wallbach, dass ihnen der „Pass" an den Hof zur Vorbringung
ihrer Beschwerden verweigert werde nach einem Ausspruch der Landes-
stelle, da hiezu gar keine Gründe vorlügen. Die Beschwerden bezogen
sich auf die Frohntawen, Fassnachthüner, ungemessene Bau- n. Trieb-
frohnen. — 1787 Okt. 13. Erlass der Regierung in Freiburg an Frei-
herrn v. Schönau, dass die gegen ihn Beschwerde führenden Gemeinden
Öflingen. Niederschwörstadt u. Wallbach beim Kaiser vorstellig geworden
seien, dass aber vom Kaiser beschlossen worden sei, „ihre Vermessenheit
gemessenst zu ahnden", weil sie behaupten oder vermuten wollen, dass
ihnen der allerhöchste Entschluss nicht echt intimirt worden sei — 178-i
Jan. 10. Wien. Joseph Baumgartner u. ein Mitbürger desselben, als
Gesandte der Gemeinde Schwörstatt, bescheinigen, dass ihnen in ihrem
l) Die Flurnamen Ehrstatt, Hiltingen, Welblingen, deuten auf frühere
Ortschaften; Rappenstein (Rabenstein) verweist auf den Galgen, welcher
in der Nähe des Dorfes Binzgen gestanden sein soll.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Säckingen. m85
Bedürfnis Anton Kohl in Wien 1 1 Dukaten vorgestreckt habe, welche dii*
Gemeinde seinem Bruder, dem Schiffwirt Leopold Kohl von Rheiufeldeu.
jsu zahlen hat. — K89 Juli 20. Kaiser Joseph II. erlasst Resolutionen
auf die durch die Gemeinden Otlingen, Niederechwörstadt u. Wallbach
erhobenen Feschwerden gegen die Grundherrschaft der Freiherrn v.
Schönau wornach es bezüglich der schon früher erhobenen Beschwerden
bei den ergangenen Erkenntnissen verbleiben muss u. bezüglich der neuen
Beschwerden bestimmt wird. Begründet erschienen die Beschwerden
wegen Ausfuhr des Strohes bei Leistung des Fruchtzehnten, weil das
Zehntstroh nicht ausser Landes geführt werden dürfe, sowie wegen der
Wiesenwasserung, bezw. die Herrschaft hat von sich aus gestattet, dass
ihr Fischwasser auf die Wiesen geleitet werde, und ferner wegen des
Weibereinkaufgeldes, welches die Herrschaft zurückbezahlen müsse, mit
Zinsen. Die übrigen Beschwerdrn wurden abgewiesen. Es wurde den
Beschwerdeführern zugleich bedeutet, dass sie „als gemeine Unterthanen"
der Obrigkeit Gehorsam zu leisten hätten, „widrigem sie als Aufrührer
behandelt und als Stöhrer der allgemeinen Ruhe kriminalrechtlich würden
behandelt werden". Zudem werden dieselben verwarnt vor „auswärtigen
Advokaten und Winkelschreibernu. — 1794 Aug. 10. Memorandum der
3 Gemeinden an den wegen ihrer Beschwerden aufgestellten Kommissarius,
darüber, „dass man sie zu denen Frohndtägen, welche doch durch Kaiser
Joseph II. aufgehoben sind, wieder anhalten will". Sie erklären, daas
sie „schlechterdings hiezu nicht bereitwillig seyentt. — 1798. Akten über
Gülten. Am l'>. Nov. 1798 schreibt das Schönauische Amt zu Säckingen
au den Vogt zu Niederschwörstadt, es seien die den schweizerischen
Körperschaften u. Privaten zustehenden Gefälle, Kapitalien u. Zinse mit
Beschlag zu belegen u. nur an hiezu bestellte Einzüger abzuliefern. —
1798 Nov. 10. Rezess der k. k. Hofkommission an die Gemeinden der
freiherrlich-lehenbaren Herrschaft Schwörstadt, unterschrieben durch den
Kommissarius Franz v. Blanc, Hofrat u. Stadthauptmann von Konstanz.
Die Gemeinden werden mit ihren Beschwerden abgewiesen, müssen die
rückständigen Holzmacher- u. Fuhrlöhne bezahlen, ebenso die rückständigen
Abgaben u. werden ernstlich an ihre Pflichten erinnert. Andererseits
wird die „vielfältig erprobte (iemüthsbilligkeit" des Freih. v. Schönau
anerkannt — 1798. Dez. 19. Regierungserlass aus Konstanz an die
(Gemeinde Niederschwörstadt, des Inhalts, dass wenn Joseph Rüttenauer
v. Niederschwörstadt behaupte, er sei in Wien nicht eingesperrt gewesen,
dies unwahr sei, da er in Wien in der That 6 Wochen lang im Polizei-
haus eingesperrt war. — 1803 ff. Aktenstücke des Freiherrlich v. Schönau-
ischen Amtes Wehr wegen Nichtleistung schuldiger Abgaben durch die
Gemeinde Niederschwörstadt.
9. Nollingen.
Pfarrei
1659 ff. Kirchenbücher mit Verordnungsabschriften u. hist. Notizen
bes. auch über die Jahre 1796 ff. — 1722. Rodeil der Pfarrei N. über die
Kompetenz derselben entnommen aus dem Beuggischen Rodl. — 1722/1816.
Auszug „aus den alten Kirchenschriften, Ausschreibbüchern u. Konto,
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in 8 6
Birkenmayer.
was und um welchen Preis in den unten verzeichneten Jahrgängen in
die hiesige Kirche angeschafft wurde". 1723 ff. Akten über die Einkünfte
der Pfarrei N., mit Fassionen, Listen, Verzeichnissen u. dergl. — 1733.
Extrakt aus Rheinfeldischem Berain nebst weiteren ähnlichen Akten-
stücken. 1738. Liber parochialis ecclesiae Nollingensis VI., seu
hypomnema anniversariorum, fundatorum, aliorumque proventuum, addito
rerum ecclesiae inventario. — 1738. Liber parochialis ecclesiae Nollin-
gensis II., nimium Conti rmatorum, enthaltend alle Firmlinge von 1681 an'.
— 174*. Spezifikation Aber Baureparaturen in der Kirche. — 1776.
Akten über den Zehentbezug der Pfarrei — 1776 ff. Rechnungen über
Anschaffung kirchl. Gerätschaften. — 1778 Stuhl- u. Platzordnnng der
Kirche. — 1781. Fassion des Vermögens, der Einkünfte u. Ausgaben der
I*farrkirche zu N.
10. Oberhof.
Gemeinde.
1773 Juli 4. Teilzettel aller Unkosten des Kirchenbaus zu Hänner.
die Gemeinde Hanner übernimmt, von je 100 fl, M) fl , Hottingen 25 fl.,
Oberhof 2r> fl. — 1787. Verlöbnis der Gemeinden Häner u. Oberhof. wegen
der „leidigen Viehsucht". Sie versprechen deshalb Wallfahrten „u. zwar
so lang die jezigen Bürger am Leben sind", nämlich an Wendelinitag in
den Schellenberg, an jedem Quatemberfreitag nach Säckingen u an Cbristi-
Himmelfahrt nach Todtmoos. — 1787. Okt. 9. Teilzettel über die ewige
Anbetung auf 9. Weinmonat; Einteilung der Ortseinwohner auf die Zeit
zw. 12 Uhr Mittags u. 6 Uhr Nachmittags ~ 18 0 Nov. 22, Erlass des
Bez -Amts Kleinlaufenburg, dass das sog. „Seelrecht" der Gemeinde 0.
nur darin bestehe, dass beim Todfall einer „opferbährigen" Person an dem
Begrabnistag 4 Kerzen ad tumbam aufgestellt werden sollen, dass dies
aber die Gemeinde von Zahlung des Funeralgeldes nach Häner nicht be-
freie. (Der Kirchhof befindet sich nämlich in Haner )
II. Obersäckingen.
Gemeinde
1781. Steuer- u. Verlagbuch. — 1786 Nov. 2. Erlass der Freiburger
Regierung, dass der Kaplan, welcher bisher die Pfarrei Obersäckingen
excurrendo versehen, mit seinem Beneficiat-Genusse „auf Obersäckingen
zu übersetzen sei", sowie, dass die Gemeinde Harpolingen bei dieser
Pfarrei eingetheilt bleibe. — 1787 Jan. 27. Erlass des Generalvicariats zu
Konstanz, wornach der Pfarrer von Obersäckingen zufolge einer Hof-
verordnung vom 30. Sept. 1786 die Gemeinde Egg (68 Seelen), welche
bisher zur Pfarrei Obersäckingen gehörte, an die Pfarrei Rickenbach ab-
zugeben hat. — 1791 ff. Gemeinde- u. Pflegschaftsrechnungen. — 1794
Nov. 3 Schreiben des stiftischen Oberamtmanns Speener v. Sfickingen
an Pfarrer Gschwind zu Obersäckingen, die Errichtung einer eigenen
Schule in der Gemeinde Harpolingen betr — 1796 Jan. 10. Besdiluss
der Pfarrgemeinden Obersäckingen, Harpolingen n. Rippolingen wegen
Anstellung der Witwe Magdalena Winkler als Siegrist. — 1801 Nov. 3-
Kejsrierunggerlass besagend: „Die Pfarr-Obersäckingischen Gemeinden Ober-
jsackingen, Rippolingen u. Harpolingen können zur Herstellung des Kirch-
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Sackingen.
m87
turms zu Obersackingen auf ihre Kosten nicht verhalten werden, weil in
Folge der zu Gesetz erhobenen Observanz den Decimatoren die Obliegen-
heit besteht, im Abgang eines hinlänglichen Kirchenvermögens die Kirchen-
gebäude herzustellen", die vom Stift Säckingen allegirten Facta von Ober-
mumpf u. Schöpfart betreffen Pfarrkirchen im Basler Bistum. In diesem
Bistum „seie es unwidersprechlich hergebracht, dass der Kirchturm von
der Gemeinde hergestellt und unterhalten werde, dagegen wären sie frei
von Fuhr- u. Handfrohnen zum Chor- u zum Langhaus". — 1818. „Merk-
würdige Geschichte der hiesigen, seit undenklichen Zeiten bestehenden
aber durch die missbrauchte Macht des Frauenstifts zu Säckingen ganz
verwahrlosten Pfarr Obersäckingen." Abschr.1)
12. Oberschwörstadt.
A. Gemeinde.
1788,92. Gemeinderechnnngen. Es müssen sog. „Monatsgelder" bezahlt
werden. Andere Einnahmen sind: Feuersocictät, Heuzehnten, Hintersäss-
geld, Weibereinkauf-, Bürgergeld, Zins für Felder, Holz-, Kalendergeld;
die Summe der Einnahmen von 1788 bis mit 1792 belief sich auf 1137 fl.
5!/2 x. ; die Schulbesoldung pro 1791 betrug 54 fl. 20 x., die Kriegssteuer
pro 1790 45 fl. 28 x.; „Hatschier" Johann Frank erhielt halbjahrl. 6 fl.
1V2 x. — 1793. Steuer- u. Lagerbuch. — 1799 Juli 27 Eglisau. Ausweis
über die von dem Schönaw-Schwörstettischen Amt zu Säckingen anher
zugesendete Konsignation der gelieferten Requisitionen. Die Schönawi-
schen Gemeinden hatten geliefert: 1304 Portionen Brod, 1273 Port. Ha-
ber, 772 Port. Heu u. mussten noch nachliefern: an Brod 3050, an Haber
1073, an Heu 495 Portionen. — 17 . . (?) Lagerbuch der Gemeinde, nebst
Erneuerung von 1811.
B. Pfarrei.
1563 März 15. Urbar über die Pfarrei- u. Pfarrkirchengefälle zu
Schwörstadt, angelegt unter Pfarrer Laurentius Rüber, Chorherr von
Säckingen, u. Meister Jakob Sandholzer, Schaffner des Gotteshauses da-
selbst. — 1654. Berain der Grundzinse des Gotteshauses SS. Clementis
et Urbani zu Schwehrstatt, der Widums Güetter daselbst, sowie des Got-
teshauses S. Udalrici zu Otlingen. — 1656 ff. Anniversarbuch. — 1679 ff.
Kirchenbücher mit geschicbtl. Notizen. In der Vorrede des ersten ist ge-
sagt, dass das ältere Buch gelegentlich der Belagerung Rheinfeldens durch
die Franzosen (1680) verbrannte. — 1731 Mai 10. Reversales communi-
tatis Wallbach parochiae Schwörstatt, diöces. Constant. datae ad Curiam
Constantiensem puncto noviter inibi extrueti et fundati sacelli durch
Pfarrer Lorenz Wenk in Bamlacb. — 1731 Juli 15. Vertrag bezügl. der
Erbauung der Kapelle in Wallbach, zw. Lorenz Wenk, Dekan des Ka-
pitels Neuenburg a. Rh. u. Pfarrer in Bamlach u. Böllingen, sowie Pfarrer
Andr. Kummerer u. Baumeister Kaspar Stihler in Säckingen. Dazu Ak-
ten betr. Bildhauerarbeit etc. — 1734 März 14. Beurkundung des Kon-
x) Zur Pfarrei gehörte der abg. Ort Katzenmoos: den Namen trägt
noch ein Gemarkungsteil.
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Birkenmayer.
stanz. Weihbischofe Franz Joh. Ant. v. Sirgenstein (Episc. Uthinensis) über
die Vornahme der Weihe dreier Altare in der Kapelle zu Wallbach. —
1735. Liber anniversariorum , noviter descriptus et auctus, in subsidium
anniversarii veteris parochiae in Schwerstatt, ob belli metum fuga sub-
ducti. — 1740. Berain der Grundzinse des Gotteshauses SS. Clement*
et Urbani zu Schwehrstatt, sowie der Widumgüter zu Schw. u. der Guter
des Gotteshauses S. Udalrici zu Otlingen. — 1748 ff. Akten, den Pfarr-
hausbau betr. 1784 Sept. 15. Urteil des Schönauischen Amtes Schwör-
stadt i. S. des Pfarrers Alois Stäglin von Schwörstadt gegen die Ge-
meinden Ober- u. Niederschwörstadt, Wallbach, Nieder-Dossenbach u. Öf-
lingen, betr. des Kleinzehntbezugs „in possessorio, salvo petitorio-, dahin
gehend, dass diese Gemeinden dem Pfarrer den Obst-, Nuss-, Honig-.
Wachs-, Schweine-, Rüben-, Hanf-, Flachs- u. Erdäpfelzehnten leisten
müssen, nicht aber den Zehnten von Kabiskraut, Bohnen, Welschkorn u
Klee. — 1799. Protokoll des Schönauischen Amtes Schwörstatt über Vor-
nahme einer neuen Bereinigung, welche beantragt worden war durch die
Stift -Säckingische Pfarrkirchenverwaltungskommission.
13. Oeffingen.1)
Gemeinde.
1691. Monatsgeld- Verlagsbuch. — 1750. Verlag des Heuzehnten der
Gemeinde Ö. Buch.
14. Rhina.
Gemeinde
Buch, enthaltend: 1773 Okt 9. Weid- u. Schataungsvergleich zw.
Murg u. Rhina mit Beschreibung des Steinsatzes; 1800 Dez. 18. Vergleich
mit den oberen 5 Gemeinden bei dem Waldvogteiamt geschlossen wegen
des jährl. Rustikais von 648 fl.; hiernach trifft Murg 131 fl. 40*/2 x . Hä-
ner 161 fl. 23»/4 x., Oberhof 97 fl. 41 % u. »8 x., Binzgen 80 fl. 4lV2 u Vg * •
Niederhof 80 fl. 41 % u. V*x., Harpolingen 43 fl. ÖS^x., Rhina 52 Ö.
40'/4 x.; 1800 Dez. 18. Vergleich zw. den Gemeinden in der Einung Murg,
betr. Steuern u. Kontributionen; 1802. Bannbeschrieb zw. R. u. Nieder-
hof; 1802. desgl. zw. R. u. K leinst ädt Laufenburg; 1802 ff. Rechnungs-
aufzeichnungen, Schatzungsregister, Bodenzinstabellen etc.
15. Säckingen.
I Urkunden (im Kopialbuch. soweit nichts anderes bemerkt ist).
1307 Apr. 4 Rheinfelden. Kg. Albrecht erhebt die Äbtissin v.
Säckingen in den Fürstenstand. — 1316 Juli 12. (Montag v. S. Margarethen).
Leop. Hzg. v Öst. bestätigt den Bürgern von S. ihre Rechte, Freiheiten
u. Gewohnheiten, die sie an ihn gebracht haben mit Briefen vom Gottes-
haus zu S., dessen Kastvogt der Herzog ist, oder sonst mit guter Gewohn-
heit. Vidimus v. 1446. — 1316 Dez. 14. Äbtissin Elisabeth u. Konvent
*) Von Flurnamen sei erwähnt : Kilspel (in diesem Gewann soll früher
eine Kirche gewesen sein, von welcher man Mauerreste gefunden u. auch
Gräber entdeckt hat).
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des Stiftes S. erneuern der Stadt die alten Privilegien, da die Urk.
darüber durch ein Feuer vernichtet worden sind. 1) Die Stadt hat dem
Kastvogt nichts zu leisten ausser der Iieferg. von 14 Saum Kotwein
ausser der Stadt auf das Gestade des Rheins. 2. u. 8) Die Städter dürfen
ihre (iüter frei veräussern ohne des Gotteshauses Nachteil und haben
freien Zug. 4) Ein Bürger v. S. kann nur „für Vnss u. Vn6ser Gotshaus*
verpfändet oder „verbotten" oder arretiert werdon. Vidimus v. 1446. —
1330 Mai 9 Vidimus des Officials des Hochstifts Dasei über die vor-
stehende Urkunde Beigefügt ist: 5) Jeder Einwohner u. Hintersäss, der
Jahr u. Tag unter den Bürgern v. S. gewohnt hat, soll für einen Bürger
geachtet werden, so dass sein Nachlass nur an seine Kinder bez. Bluts-
verwandten u. Erben kommt. Hingegen gestatten die v. S., dass das
Stift Wälder, Wunnen, Weiden etc. wie die Bürger nutzen u. messen
soll, dass auch alle in des Stiftes Dienst stehende Personen vom Ein- u.
Ausfuhr/oll befreit sind. Jährlich im Winter wird ein Satztag, Ding, gen.,
an der „Dingstatt" gehalten u. werden da des Gotteshauses Rechte
eröffnet. Die Äbtissin kann jährlich an Kreuzerfindungsabend (2. Mai)
14 Saum Rotwein als Bann wein in die Stadt legen. Ist dieser Wein auf
Kreuzerhebungsabend (14. Sept.) im nachgehenden Jahr nicht verkauft,
so kann die Äbtission den Rest auf die Bürger verteilen lassen. —
1326 Nov. 31. Albr. u. Leupolt, Gebrüder, Herzoge v. Öst., bestätigen
der Stadt S. ihre Privilegien u. erteilen ihr ein „Stadtrecht": 1) Wird
einem die Stadt verboten, der soll „füru kein Thor der Ringmauer ein-
kommen; ist er aber gesessen vor der Stadt u. wird ihm in die Stadt
geboten, so soll er „für" kein Thor der Stadt auskommen. 2) Wenn ein
Richter oder Rat von der Stadt einen gefangen hat oder fangen will in
der Stadt u. derselbe in eines eingesessenen Bürgers Hans entweicht, so
soll man die „Tröstung", wenn dieser Bürger „für ihn trösten" will, auf-
nehmen und den entwichenen nicht weiter suchen u. anfallen. 3) Hat
einer, dem mit Recht ausgetedinget wird, ein eigenes Haus, das mag man
ihm verspannen mit einem Faden, doch ohne Schaden der darin behauseten
Leute, bricht er den Faden, so ist er dem Gericht verfallen 3 U Pfg. etc.
4) „Wirdet auch einem umb sein gelt schuldt mit dem rechten pfender
zue der Viehweide u. Wasserdrenckhe, flehet dan der Gülter seine pfender
oder bette sie inne und lasset sie nit zue offner Waide u. Drenckhe . . .,
so mage der Cleger mit des Gerichts potten gahn in des Gülten Haus
u. da umb sein Geltschuldtpfender suchen u. nemmen." 5) Wer einem
zuredt solch Ding, die ihm nach den Rechten an den Leib gingen, der
soll dess bessern den Kläger mit 3 U Pfg., den Richter mit 3 U und die
Stadt mit 1 ß 4 Pfg. 6) Wer einen beschuldigt Diebstahls oder Mords u.
es nicht kundlich machen kann, der soll in den Schulden stehen dessen,
den er beschuldigt hat. 7) Wird Feuer „beleutet oder beruefet" in einem
Haus in der Stadt, ehe dass der Hauswirt desselben Hauses das Feuer
beruft, so soll derselbe Hauswirt zur Einung 1 ff 4 Pfg. zahlen. Ebenso
wird derjenige bestraft, der nicht sogleich zu dem Feuer läuft 8) Fuhrt
jemand seine Habe in die Stadt, zu behalten, der soll das frei und ledig
wieder ausführen können. 9) Wer Jahr u.Tag in der Stadt Zwingen u. Bännen
unversprochen sesshaft ist, den soll darnach niemand weder fallen noch
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Birkenmayer.
erben denn seine nächsten Erben. 10) Die Säckinger mögen auch Gottes-
hausleute als Bürger aufnehmen. Zeugen. — 1343 Apr. 23 Königsfeklen.
Agnes Königin- Witwe v. Ungarn vermittelt zw. Stadt u. Stift Säckingen
nach Beratung mit Herrn, v. Landenberg, Hauptmann ihres Bruders zu
Argau, Thurgau, Elsass u. auf dem Schwarzwald, u. andern Raten ihres
Bruders. 1) Der Bote des Stifts soll den Zins von den einzelnen Zins-
pflichtigen fordern, im Falle der Weigerung das Einschreiten des Schult-
heissen innerhalb 8 Tagen fordern u. bei dessen Weigerung das geistl.
Gericht anrufen. 2) Die Frauen u. Herren, die zu dem Kapitel gehören,
dürfen das, was ihnen von dem zur Pfründe gegebenen Wein u. Fleisch
übrig bleibt, verkaufen u. verschenken. 3) Können Bürger Briefe über
das Stiftsgut, das sie als „Erbe" zu besitzen glauben, nachweisen, so
bleibt es dabei, sonst „gilt das, swas man denne erteilet in dem Hof oder
in den Höfen, da daz erbe hingehöret". 4) Bezügl. der Benützung der
Brücken, Wege, Stege durch die Stiftspersonen, (wobei die Frage war, ob
die Stiftsfrauen Kerne oder Salz dafür an die Stadt liefern sollen, hat es
bei den Briefen bez. bei dem Herkommen zu bleiben. 5) Das Stift hat
die Türle u. Fenster aus dem Kloster nach dem Rhein hin zu besorgen.
In Kriegszeiten sollen 2 Mann vom Stift u. 2 aus dem Rat über die
Besorgg. derselben beschliessen. 6) In Kriegszeiten dürfen auch die
Bürgerwachen zu einem oder zweien mit einem oder mehreren Knechten
der Äbtissin zur Nachtzeit im Stift gehen. 7) Zur Feuerschau muss man
die Bürger bei Tageszeit in das Stift einlassen. 8} Wer vormals in der
Stadt Steuer u. andere Dienste geleistet hat, der soll das auch ferner
thun, wenn er ins Stift zieht, ausser wenn er dort bleiben will bis an
seinen Tod und dem Stift sein Vermögen übergiebt. — 1352 März 31.
Graf Symondt v. Thierstein thut kund, dass er mit der Stadt S. einen
Vergleich abgeschlossen hat, seiner Leute halber, die in der Stadt sesshaft
sind. Diese sollen ihm dienen in allem Recht, wie wenn sie auf dem
Lande sesshaft sein würden u. sollen auch nach Landrecht erben. Wenn
jemand von denselben zu S. „beraten wurdi oder sust zu inn zuge vnn
offenlich Hausröckhi beti in ir stat, jar vnn tag, vnfürsprochen von uns
vnn von unsseren amptleuten, so wann si vnns dannen hin nutzet gebunden'.
— 1356 Aug. 21. Margarethe v. Grienenberg, Äbtissin zu S., schliefst
mit der Stadt einen Vertrag, dass die 2 Mark Silber Basler Gewichts,
die von der Stadt gegen Verzicht der Äbtissin auf den Bannwein jährlich
gezahlt werden, auch ferner an die Stiftsfrau Anna v. Brandys entrichtet
werden sollen. Nach dem Tode hat die Äbtissin das Recht, die 2 Mark
S. oder den Bannwein zu legen. — 1383 Apr. 12. Hzg. Leupolt v. Ost-
hat wegen der Stöss um die Abtei S. den Meister Hans v Altstetten zum
Bisch, v. Konstanz geschickt, zugleich aber dem Schultheiss u. Rath v. S.
ernstlich empfohlen, dass sie, wenn der Bisch, des Meister Hannsen
Teyding nicht aufnehmen würde, „denne die pfaffen, die itzund da sind,
von dannen getun u. ander dahin genemmen mögen u. sollen". Hiernach
ergeht Befehl des Herzogs an dessen Landvogt im Argau, Thurgau it.
auf dem Schwarzwald. — 1385 Okt. 3. Claranna von der Hohenklingen,
Äbtissin zu S., schliesst mit der Stadt S. einen Vertrag, worin gesagt
wird, dass Schultheiss u. Rat wegen des Schadens, den die Bürger infolge
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von Misshellong mit der Abtei hatten, auf Befehl des Hzgs. v. Öst. ins
Kloster gegangen seien, den Keller aufgebrochen u. den Wein zu ihren
Händen genommen hätten. Zur Entschädigung für den erlittenen Schaden
wird das Stift der Stadt 200 fl. Gold zahlen u. verpfändet dafür die
2 M. S., welche die Stadt als Leibgeding an Frau v. Brandys, Äbtissin
zu Masmünster u. nach deren Tode an das Stift S. als Entschädigung für
den Bannwein zu zahlen hat. — 1395 Juli 12. Claranna von der Hohen-
klingen Äbtissin u. Kapitel der Stift u. des Klosters zu S. stellen der
Stadt S. einen Schadlosbrief aus über 100 fl.. die die Stadt um 8 fl. Zins
von Hemmann Frowler v Hirzbach, Domherrn zu Basel, aufgenommen u.
dem Stift überlassen hat. Das Stift setzt den Zehnten zu Schweretatt
als Unterpfand. Bürgen: Hartmann Raize; Henzmann Seherrcr Kilherr
zu Henner; Hennslin Kenzig gen, Rambelin; Walther Oechens, Bürger
zu S. — - 1400 Febr 9. Rudolph v. Aarburg. Joh. Peyer, Kilchherr zu
Freiburg i. B., Cunzmann Unmuss v Lauffenberg, Rud. Büeler, Schult-
heiss zu Baden, Hartmann Saltzmann v. Waldshut, als beider Teile
Schiedsleute, vermitteln zw. d. Äbtissin Clara Anna u. dem Konvent v. S.
u der Gemeinde S dahin, dass beide Teile die Weide nutzen u. niessen sollen,
die dem Gotteshaus eigentümlich zugehörenden Wälder sollen die Säckinger
schirmen, nutzen n. niessen, wie bisher, doch sollen sie dem Stift das nötige
Baubolz, sowie einen Teil des Brennholzes, das sie aus dem Walde be-
ziehen, verabreichen. Erbgüter dürfen auf jede Weise von Hand zu Hand
gehen, müssen aber jeweils von der Äbtissin empfangen werden an der
Dingstatt zu S. etc. — 1400 Aug. 'Jb. Claranna, Äbtissin, vereinbart mit
der Stadt, betr. des Holzschlagens in den Distrikten Kernberg u. Bann:
der Schultheiss soll jedesmal beim Stifte darum bitten, soviel Hölzer in
den beiden Distrikten abhauen u. verkaufen zu dürfen, als die Stadt will.
Wird die Erlaubnis nicht binnen 8 Tagen gegeben, so darf die Stadt
nach Gutdünken ungehindert Holz schlagen lassen. — 1418 Mai 22. Her-
zog Friedr. v. Österr. verleiht den Säckingern, denen vor Zeiten auf Wi-
derruf gewährt wurde, „dass sie die Hönning des Rheinzolles durch die
Pruggen daselbs zu einer Hilff u. Widerbringung derselben Prugg u. an-
derer Ihrer schaden innemen solten", nunmehr in Anbetracht ihrer treuen
Dienste im Kampfe gegen den römischen König unwiderruflich diesen Zoll.
— 1422 Jan. 12. Frischhanns v. Bödmen, Ritter, Landvogt des Königs,
entscheidet zw. Schultheiss u. Rat der Stadt S. einer- u. einigen Priestern
daselbst, Herrn Klaus v. Herpoltingen, Tumherrn, Herrn Hanns Wild,
Kirchherrn zu Hornesheim, Herrn Hannsen Linggin, Kirchheim zu Schn-
pfart, Herrn Hans Kiburger, Kirchherrn zu Ganssingen, anderseits, dass
diese Priester gemäss der inserierten Urkunde Bischof Otto's von den
nicht zu ihrer Pfründe gehörenden Gütern der Stadt Steuer u. Dienst
leisten müssen ebenso, wie es ihre Vorgänger im Besitz geleistet haben.
— 1431 März 22. Heinr. Spengler, Schultheiss zu Waldshut, u. Bertschin
Guettiar, Bürger zu W., Hans Schoch, Heinr. Meyer, Hans Breittenauer,
Bürger zu Lauffenberg, als Boten von beiden Teilen, begehrt u. von
Waldshut u. Laufenburg dazu verordnet, haben in den Spännen zw.
Junker Albrecht v. Schönau, gen. Hirus, Ptandherrn des Thals Wehr,
u. den Kirchgenossen von Wehr einer- u. den Bürgern von S. anderseits
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wogen der Gewaltsame, sowie des hohen u. niedern Gerichts, Steuern u.
Dienste, Bussen u. Besserungen in der Vorstadt zu S., innerhalb der
steinernen Brücke u. Umgebung iucl. Obersäckingen, beide Teile vernom
men mit Hilfe des Ritters Wilh. t. Grünenberg u des Junkers Heinr.
v. Rimlang u. geben, dem Meieramte zu S. ohne Schaden, folgenden Spruch:
1) Die Gewaltsame, die hohe u. niedere Gerichtsbarkeit etc. in der Vor-
stadt zu S. „u. daselbs umb, ob sich uf bis zum steinen Prückglin u. nit-
sich ab für den Galgen auss, dess ab in den Rein u. ob den Pleyen u.
neben an des leynen hien, als die Steine wiessent, die wir mit unserem
vndergang an jeglichem Ende gesetzt habendt", steht der Stadt S. zu.
2) Ausserhalb jener Steine gehört die Gerichtsbarkeit etc. in die Graf-
schaft gen. Werr u. haben die Säckinger nur die bisher geübten Rechte
in ihren Wäldern. — 1432 Juni 29. Agnes, Gräfin v. Sulz, Äbtissin zu
S., tritt das Recht des Bannweins gegen eine jährt. Abgabe von 4 fl. rh.
an die Stadt ab. — 1438 Sept. 23 (Cinstag n. S. Matheustag des h. Zwölf-
botten). Wilh , Markgr. v. Höchberg, Herr zu Rötteln u. zu Susemberg.
österr. Landvogt, vermittelt einen Vergleich zw. der Stadt u. den Fischern
zu tautenburg einer- u. den Fischern zu S. anderseits in Gegenwart der
Äbtissin u. des Konvents „von Stechens, zundens u. vischens wegen uf den
salmen u. der kleinen vischen zw. L. u. S. im Reine". Nur zw. Aller-
heiligen u. Weihnachten dürfen die Fischer von L. u. S. „farn uff der
salmen, wiss u. schwarz, laclis u. lideren mit zünden u mit stechen u
sust mit kheinem anderen gezttg von Seckhingen einer siten des Rins
hinuf bis zum roten bechlin zw. Rinsperg u Murg in den Rine fliessent
u. ander site des Rins hinuff bis an das Hard" etc. Kleine Fische da-
gegen dürfen zu jeder Zeit gefangen werden „von Seckhingen einernten
des Rins hinuff bis zum Seitbach u. ander sit des Rins hinuf in den
Keystenbach". Zw. Allerheiligen u. Weihnachten sollen sie »für die vor-
gemeldeten Gemerk den Rötenbach u. das Hard uff nit varn, nit stechen,
noch mit zünden vff kheinerley vischen klein noch gross". Das „Über-
tärnu wird mit 10 U Stehler, Basler M., bestraft, halb der Äbtissin «der
Eigenschaft" wegen u. halb der Herrsch, von Österreich, des Gerichts
wegen, zufallend. — 1444 Pfingstag nach der Maydtag (? Zinstag nach
dem Maitag = Mai 5) Breisach. Albrecht, Herzog v. Österreich, dem
die Säckinger haben vorbringen lassen, „dass sie jerlich auss irem Recht
einen Schultheiss erwölen mugen", dem der Herzog das Amt leihen möge,
erklärt in seinem u. seines Bruders, Kg. Friedrichs, u. in seines Vetters,
Hz. Sigmunds. Namen, dass er sich diesmal wegen grosser Geschäfte in
den Sachen nicht nach Notdurft erfahren könne, aber aus besonderen
Gnaden „unentgolten dem Haus von Österreich" das Begehren bewillige.
— 1447 Juli 21. Agnes, Gräfin v. Sulz, Äbtissin, u. das Kapitel zu 8.
treffen mit der Stadt S. bezüglich des Baues des Gotteshauses u. der
Leutkirche U.LFr., „auch in dem münster des gemelten unseres Gozhauses
gelegen", aber „zu der Statt S. gehörig", ein Übereinkommen dahin, „dass
all Nuz, Zins, Gült, Zehent, Zuvell" der Stiftskirche u. der Leutkirche
zugehören sollen, ausgenommen dasjenige, „was mau zu U.L.Fr. Altar in
derselben Küchen mit Lichter, Zierden u. des geliehen verbracht". Diese
Zuwendungen sollen „hinfür die nechsten 12 jar, aneinander kommende.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Säckingen. m93
vnwiderrüflichen zusammen gehören". — 1457 Marz 14. Peter v. Mörs-
perg, gewesener Landvogt des Herzogs Albrecht v. Österreich im Elsass,
Sundgau, Breisgau u am Schwarzwald, Ritter, nimmt Bezug auf den
„Heurausser" Vertrag (s. oben 1431 März 22, Hirus v. Schönau betr.)
„wegen der Gewaltsame" jenseits der steinernen Brücke u. sagt: „beson-
ders sollen die von Seckhingen vnverzogenlich , so sie erst mögent, diss
Übertrages ein Gunstbrieffe von vnser gnedigen Herrschafft v. Österreich
ervolgen . . , umb dass dieser Vertrag . . hiernach bei Krefften belibe^.
Er habe „denselben Vebertrage vergunstet, doch nit lenger, wan ufF des
vil gemelten meines gnedigen Herrn ZukunfFt". — 1462 Mai 25. Thüring
v. Hallwil, Marscliall, Marquard v. Paldeckh, beide Ritter, Heinr. v. Ertzin-
gen u. Hans Walter v. Grienenberg schlichten zw. dem Stift (Äbtissin
Agnes v. Sulz) u. der Stadt S., betr. des Bruderhofes, dahin, dass die Er-
werbung des Hofs durch das Stift in Kraft bleibt, das Stift aber an die
Stadt jährl. 15 ff Stehler zu Hilf u. Steuer an Bau u. Besserung der Stadt-
mauern zahlt. Wenn die von S. Brücken etc. nicht in notdürftigem Zu-
stand halten, so hat das Stift nichts zu zahlen. — 1467 Febr. 25. Sig-
mund, Herzog zu Österreich, verleiht denen von S. das Fischlehen, die
Frevel u. Bussen, das Schultheissenamt u. das Meieramt. Das Schult-
heissenamt habe schon Erzh. Albrecht ihnen verliehen, das Meierambt
habe er selbst zu Lehen u. verleihe es weiter, nachdem schon Thüring
v. Hallwil als s. Landvogt die obigen Rechte der Stadt S. bis auf des
Herzogs „Zukunft heraus zu lande, vergunnet" hat. — 1511 Juni 13.
Georg v. Honburg, Komtur zu ßeuckheim, u. Arnold zum Lufft, beider
Rechte Dr., Domherr u. Offizial zu Basel, vermitteln zw. der Stadt S. u.
Hansen von Schönau, Pfandherren zu Werr, folgenden Vergleich: Be-
ztigl. der das Malenz nicht berührender Frevel u. Bussen im Zwing u.
Bann von 8. ausserhalb der Steine, die vordem durch Ritter Wilh. v.
Grünenberg u. Heinr. v. Rümlang, u. die Boten der Städte Waldshut u.
Lauffenberg gesetzt wurden, ist verabredet worden: 1) Wenn „zwei Frömde,
die weder Burger noch Hindersassen oder Dienstknechte u. zue S. haus-
häblich u. sässhaft wonen ussen jenen Steinen frävelten" , so sollen diese
Frevel Hansen v. Schönau als Pfandherrn zu Werr zustehen; freveln aber
Bürger etc., so ist Schultheis u. Rat zuständig. 2) Die Obrigkeit „Hagens,
Jagens, Voglens" gehört ausserhalb jener Steine Hans v. Schönau, des-
gleichen die über die Fischenzen im Rötelbach, doch soll Hans v. Schönau
das Wasser in seinem Lauf bleiben lassen. Es folgen weitere Bestim-
mungen über Hammerschmiede, Sägen, Mühlen, Stampfen, Walken,
Schleifen an jenem Wasser, sowie über Anlage von Weihern. — 1528
Dez. 13. ülr. v. Habsperg, Ritter, Vogt zu Lauffenberg, Fridlin Bader,
alter Bürgermeister, Peter Rngger, Bernhard Kröpflin (Räte), Heinr.
Wolle!», Stadtschreiber zu Lauffenberg, bewirken Vergleich zw. dem Stifte
i Äbtissin Anna, Freiin v. Valckhenstein) u. der Stadt „jedoch vorbehalten
das Dinckhgericht". Stirbt ein im Stift verpfründeter Priester, so ist das
Inventar durch die Äbtissin oder deren Beauftragten aufzunehmen mit
dem Schulthei8sen u. Stadtschreiber; hinterlässt er Privatgüter, so soll
„Schultheiss u. Rat mit dem weltlichen Stab auszufahren u. zu verhandeln
Macht haben" etc. etc. — 1571 Dez 17. Vertrag zw. dem Stift u. der
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Stadt S., wonach die durch die Äbtissin gekaufte mittlere Mühle rei wird
von allen Steuern, Schätzung u. Frondiensten, die Äbtissin dagegen „am*
Dankbarkeit u in Erwägung der harten Zeit u. dass die Statt one das
mit anderen u. vielen Ausgaben beschwert u. in irem Vermögen solches
nit ist", es übernimmt, die niedergefallene Kingmauer gegen den Rhein
u. auch die übrige Ringmauer v. Fridlin Bingners Behausung bis an die
Rheinbrücke, untermauern, ausbessern, bestechen u. auf Begehren ein-
decken zu lassen, doch muss die Stadt 100 Wagen Wehrer Sand, 50
Malter Kalk, 60 Wagen Mauersteine u. zur Eindeckung der Ringmauern
alle Ziegeln liefern. — 1574 Sept. 18. Fischer-Ordnung auf dem Rhein
zw. dem Stift u. der Stadt vereinbart. 1) Wer „Weyden" hat, hat das
Recht in seiner Weyd eine „Knöpfe" zum Voraus zu machen. 2) Es soll
„auch dreyer Weydschiff lang zu ihme nit gestüelt werden." 3) Das gilt
auch, wenn einer wegen Steigen u. Sinken des Rheins seine Knöpfe an
einen andern Platz verlegen muss 4) Wo einer „Fachweyden" hat, soll
ihm keiner ohne seine Erlaubnis „Leuwenen" darein machen. — - 1575
Juni 19. Erzherz. Ferdinand gestattet den Sackingern, sowie den Gemeinden
Eukchen, Stein, Münch wylen u. auf der Sisslen, den Sysselbach auf ihr
„rauhs unärtiges Veld zue kehren u. damit die Matten zu wässern u. zue
bessern" gegen Zahlung v. 10 ff Stehler au die Herrschaft Rheinfelden.
Zur Zeit des Nasenieichs, wenn die Syssel so viel Wasser hat, dass ohne
Nachteil der Wässerung der Nasenfang angerichtet werden kann, haben
S. u. die gen. Gemeinden die Hälfte des Reingewinns an die Herrschaften
Rheinfelden u. Laufenburg zu zahlen; in die übrige „Fischung" sollen sie
keinen Eingriff thun. — 1576 Jan 4. Sysselfeldordnung v. der Stadt S
u. den gen. Gemeinden gegeben Es werden 2 Baumeister, 1 aus der
Stadt, 1 aus Euckhen, 1 Wuhrknecht u 2 Bannwarte aufgestellt. Alljährt
sollen die „Häg" auf die Sisselfelde besichtigt werden etc etc. — 1577
Febr. W. Agatha, Äbtissin v. S., u. die Stadt S schliessenin Gegenwart
Melchiors v. Schönau, Hauptmanns der 4 Waldstädte, Vogts der Herr-
schaften Rheinfelden u. Lauffenberg, einen Vergleich, wonach die Fürstin
den ihr gehörenden Brunnen am Steinenberg einfassen u. bis in der Stadt
Brunnstühe führen lassen soll, die Stadt soll ihn durch der Stadt Deuchel
bis über die Rheinbrücke führen. — 1583 Mai 10. Vergleich zw. der Stadt
S. u. den Gebrüdern Rudolf u. Hans Caspar, u. Itteleck v. Schönau, als
Inhabern des Dorfes Wallbach über Weidgang, Eckerichnutzung, Bann-
steinsatz etc. — 1591 Juli 4. Das Stift (Äbtissin Jacobe), welchem der
Rat gestattet hat, einen springenden Brunnen, „silber Bronn" gen., ein-
zufassen u. über die „steiniu Bruckh" in Deuchein zu fuhren u. die
Deuchein dazuzugeben, stellt einen Revers aus, wonach es die Verbindlich-
keit übernimmt, der Bürgerschaft von dem Brunnen zu 2 Röhren (einer ausser
u. einer innen der Stadt) Wasser abzugeben nach Gelegenheit des vor-
handenen Wassers. — 1595 Apr. 17. Äbtissin Jacobe erhält von der
Stadt die Strass zw. nIr Gnaden Ayulin" u. derselben Scheüermatten bei
der mittleren Mühle hindurch, so man sonsten das Schnidergässli genennet.
Dagegen giebt die Aebtissin der Stadt ein neü Wuohr, durch „vorberürts
unser Ayulin Matten", oberhalb des Weissgerbers „Walchin", neben des
Zieglers u. dem v. Schönau Garten biss uf den giessen lünunter, so Inen
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Säckingen.
zur Irer daselbst stehenden Segen mit hinleitung des inrinnendten sandts
oder kyss mehrers dienstlich u. nuzlicher ist" etc. — 1598 Sept. 15 Entzis-
heim. Vertrag zw. der Stadt S. u. der Gemeinde Obersackingen, wegen
wilden Weidgangs, Holz- u. Eckerichniessung. — 1609 Juli 5. Fernere
Abred wegen der Sysselfeld-Matten, sonderlich die Strasse zw. den
Hauptwuhren u. „Beüern" wie auch die Lauffenberger Strass u. die Weg
über die anreihenden Güter betr — 1630 Juli 6. Vergleich zw. Stift u.
Stadt S. geschlossen in Beisein der vorderöst. Regimentsräte Hans Jörg
v. Ostein u. Dr. Joh. Locher: J) Die Kapelle u. 1. F. in S. bleibt unter
Verwaltung der Stadt. Die Äbtissin soll beigezogen werden zur Rechnungs-
prüfung u. Beratung über die Verwendung der vorrätigen Gelder. 2) Die
Bürger sollen auch fortan jährlich dem Stifte huldigen; die Äbtissin soll
in Respekt gehalten u. titulirt werden. Einen Kommissär zur Eides-
leistung schickt sie ferner nicht mehr ab, ausser „bei einiger Gefahr oder
wenn Ungrads verspübrt wirdt". Alljährlich sollen die gegenseitigen Ver-
träge öffentlich abgelesen werden. 3) Bei Prozessionen u Zusammen-
künften hat der Schaffner nur in Abwesenheit der Äbtissin als deren
Vertreter vor dem Schultheiss den Vorrang. Auch in Geschäften beim
Rat soll der Schaffner von „Ambts und Gotteshaus wegen mit mehrerem
Respect als bisher befördert werden". 4) Es bleibt der Willkür des
Stifts überlassen, ob die Ankündigung der Neuwahl der Äbtissin dem
Schultheissen notificirt werden soll u. ob der Schultheiss beigerufen
werden soll zur Aufschwörung eines nicht Bürger seienden Schaffners,
sowie zur Prüfung der Stiftsrechnungen. 5) Ist der Schaffner ein
Bürger, so muss er sich der Steuern etc. wegen wie von Alters her mit
der Stadt abfinden; ist er kein Bürger, so kann er gegen Zahlung von
jährlich 2 flf stebler frei sitzen; erwirbt er aber bürgerliche Güter, so
muss er die Oblagen davon zahlen. 6) Die alten Stifts- u. Capitelgüter
u. Häuser, wie auch die bereits gezogenen u. inskünftig „ziehende" Bruder-
hofgüter, von welchen man jährlich 15 ff stebler erlegt, sollen frei
u. unverlegt bleiben; von den neu erkauften aber sollen Steuer u.
Schätzungen der Stadt abgestattet werden. 7) In die Stifts- u. Capitels-
häuser soll der bürgerliche Stab nicht getragen, auch darin weder Gebot
noch Verbot angelegt werden; ebensowenig sollen die Capitcls-, Stifts-
u. zugleich gemeinen Priesterschaftspersonen mit Wachen, Frohnen u.
anderen Diensten belastet werden, sondern vom bürgerlichen Stab frei
sein, ausser, wenn weltliche Diener u. Dienerinnen des Stifts u. der
Capitelshäuser in der Stadt freveln oder sonsten contrahiren u. handeln.
8) Die Stiftsporten sollen unter Tags offen stehen. Der Schultheiss u.
die Wächter sollen zu den Stiftsporten Schlüssel haben, damit bei Nacht
die Wächter durchgehen, auch zu allen fürfallenden Notfällen dem Stift
zu Hilf beigesprungen werden kann. 9; In der Au dürfen künftighin
ohne Zustimmung der Äbtissin als Zebntfrau keine Güter mehr eingehägt
werden, weil dieses dem Zehnten zum Nachteil gereicht. 10) Güter,
welche dem Gotteshaus zinsbar, aber sonst frei sind, sollen nicht ver-
stückelt werden u. bei Veräußerung soll der neue Zinsmann der Äbtissin
namhaft gemacht werden. 11) Von Wunn u. Weid sollen auch die ge-
meinen Priester u. Capläne nicht ausgeschlossen sein. 12) Brennholz
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Birkenmaver.
wird jedes Jahr aus gemeinen Säckingischen Wäldern an die Äbtissin 40
Klafter u. für jede residirende Capitulsperson, desgleichen dem Schaffner
20 Klafter neben genügsamem Wellholz gegeben werden. Überall soll die
österr. Forst- und Waldordnung eingeführt werden, wodurch aber den
Hechten der Stadt nicht prajudicirt werden darf etc. etc. — 1666 Juni 14.
Insbruck. Karl Hzg. von Lothringen, Gubernator der ober- u. unterosterr.
Kürstentumb u. Landen etc. etc. bestätigt, dass das oberösterr. Kamnier-
gericht am 26. Apr. 1086 in Verwerfg. des erstinstanzlichen Urteils v. 167s
die Rheinfähre dem Stift ab- u. der Stadt zuerkannt hat. — 1749. Protokoll
über einen Vergleich, wonach die Gemeinde Obers, von der Rechtshand-
lung, die sie gegen die Stadt S. über Weidfelder, Holz u. Eckerich bei
der vorderösterr. Regierg. geführt, nunmehr abstehen u. die Sache bei
der Verbriefg. v. 1598 belassen will. (Abschrift ib.) — 1772 Sept. 2.
Die vorderösterr. Regierg. ratifleiert den Vergleich zw. Obersackingen u.
S., wodurch das vordem nur precario bestehende Weidrecht „in die
Qualität eines ewigen Lehens" umgewandelt u. für die Gemeinde Obers,
die Bewillg. erteilt wird, 120 Stück Weidvieh auf das betr. Feld aus-
treiben zu dürfen. Die Gemeinde Ober-S. hat der Stadt jährl. 30 Klafter
Holz zu führen, alle anderen Leistungen v. Obersäckingen fallen weg.
H. Akten.
A. Vereinzelte Aktenstücke.
1688—1725. Fragmente von Ratsprotokollen. — 1744 Jan. 4. Schrei-
ben des Stadtschreibers Pfeiffer von S. an Dr. Camutzi, Syndique des lou-
ables estats de Brisgau k Frybourg die Stadt habe für Nov. über 3000 fl.
Geld, ohne Heu, Hafer, Holz u. Licht bezahlen müssen, sie sei ausser
Stande, den Beitrag für Dez. mit 1263 fl. zu bezahlen u. könne nicht
alltägl. 17 Ctr. Heu liefern.
B. Aus Akten der städt. Registratur:
1) Akten, die Truppenverpflegungen betr. 1798 — 1817. Auszug au*
den Rustikalrechnungen der Stadt S. 1790 hatte die Stadt noch 1000 fl.
an Rustikalforderungen als Ausstände; 1792 musste sie schon die 1. Schuld
mit 880 fl. wegen der Kriegsleistungen aufnehmen; bis 1805 hatte sich
• lies« Schuldenlast auf 36 777 fl. erhöht. Die Gesamtleistungen beziffern
Mch von Seiten der Stadt auf 49 757 fl. — 1802. Verzeichnis des städt.
Quartieramts über die v. 16. Nov. 1796 bis 30. Okt. 1801 zu Säckingen
verpflegten 193 *91 Mann, a) kaiserliche: v. 16. Nov. 1796 bis 31. Mai
1798 : 24 752, v. 6. Apr. 1799 bis 6. Nov. 1799 37 253. v. 7. Nov. 1799
bis 26. Apr. 1800 : 50 276, v. 27. Apr. 1800 bis 18. Mai 1801: 525, Summa
112 806 Mann; b) fränkische: v. 27. Apr. 1800 bis 18. Mai 1801: 74 060
Mann, v. 22. Mai 1801 bis 30. Okt. 1801: 7 025 Mann, Summa 81085
Mann. — 1813/15 Kinzugsregister u. Rechnungen über Kriegsleistungen.
— 2 ) 1652/1782. Akten, die Verhältnisse zw. dem Stift u. der Stadt S. be-
treffend. Enthält u. a. Auszüge aus Ratsprotokollen. 3) Akten, die Ver-
hältnisse der sogen Bachgenossenschaft, die Benützung des Wassers auf
dem See, den Gewerbskanal u. s w. betr. Dabei 1791 Juli 4. Abteilungs-
brief, wie die Gemeinden Glashütten, Hütten, Rickenbach, Bergalingen
ii. Jungholz der Einung Rickenbach die Wasserung aus dem Heidenwuhr
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Säckingen.
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zu beziehen haben. 4) Akten, die Aufhebung und Auflösung alter Ab-
gaben betr. 1763 ff. 6) Akten i. S. der Gemeinde Obersäckingen gegen
die Stadt S., Anspruch auf einen Teil des Stadtwaldes u auf das Weidrecht
in demselben betr. 6) Akten über die Bannberechtigungen zw. S. u.
Wallbach. 7) Akten über Markungsprotokolle. Dabei 1467. Extract
aus der Beschreibung über die Grafschaft Hauenstein. 1701. Oct. 12
Extract über Forst- u. Waldvisitation der Grafschaft Hauenstein durch
den Obristjägermeister v. Schönan. 1721 — 1760 Markungsprotokolle.
Ausraarkung der Hasenrütin (1721 u.) 1760. Dieselbe lag im Bann der
Stadt u. war dem Stift zugehörig. 1727. Gemarkungsbeschreibung von
Wehr. 8) Akten, betr. die Banngrenzberichtigung zw. S. u. Rippolingen
(1807).
III. Bücher.
1586. Kundschaft i. S. zw. der Gemeinde Ober-S. u. der Stadt S.
wegen strittigen Weidgangs, Holzes u. Eckerichnutzung, verfasst durch
Theobaldus Hinder, Gerichtssekretarius, der 20 Zeugen vernimmt. —
1678—87. Raths- u. Gemeindeprotokollbuch. — 1679—1751. Stadt-
serich tsbuch, darin über Franz Werner Kirchofer (Scheffels „Trompeter
von Säckingen") u. s. Bruder den Müller Jörg Adam Kirchofer folg.
Einträge. — 1679 Juli 23 wird Jerg Adam Kirchhofer per 3 ß gestraft,
weil er über angelegt Gebot vor Gericht nicht erschienen. Zugleich ist
erkannt worden, dass er sich bei künftigem Gericht zu verantworten habe,
weil er gesagt, „man mag piethen oder gepietten, er werde nit erscheinen,
es seie dann Prinzipalklüger sei baten vorhanden, dann will er red u. Ant-
wort geben". — 1679. Johann Strom, Bürger zu Lauffenberg, ist wider
Jorg Adam K., den er zum 2. Mal vor Gericht zu erscheinen bieten
lassen, aber „nit parirt, sondern sich jeweils absentirt", bis morgen ein
I.aufgericht zu halten bewilliget worden. — Jgnat Fabri hat angelobt,
auf nächstkommenden Arauer Markt des Kirchofers, hinderen Mülleren,
noch schuldige Kernen zu bezahlen. — 18. Nov. Jörg Adam K. muss
dem Joh. Strom v. Lauffenberg Unterpfand bestellen wegen schuldigen
Termins aus der von ihm gekauften Mühle u. später (22. Aug. 1681)
wurde ihm vom Gericht aufgegeben „aus seinen gewissen Ursachen" auf
Ehr u. Eid inner 8 Tagen ein Verzeichnis seiner Schulden dem Rat
zu übergeben. — 1681: 25 Jan-: Hans Urich Saner verkauft Hans Con-
rath Ziegler, als Anwalt Adam Jeggins aus der Sisslen ein Stück Acker
vff Schröten Rhein, einerseits Clement Ringenmayer, andererseits
oben Herr Frantz Werner Kirchofer, stossen hinden vff den Rhein, vorüen
die Lanffenburger Landstrass. (7. Febr.): Weil Jörg Adam K. seinem
Bruder, Herrn Frantz Werner K. am 29. März 1680 ein Pünten, in der
Auen gelegen, per 30 fl. baar zu kaufen gegeben, inzwischen schon zwei-
mal solche zuzufertigen vergeblich vor Gericht geladen wurde, ist auf
Käufers rechtliches Ansuchen erkannt, dass der Kauf durch einen Anwalt
ihm, dem Käufer, mit Recht soll zugefertigt werden. Die „Pünten" lag
neben Fridlin Winckhlers Erben u. Herren Käufern selbsten, stosst
oben auf den Weg gegen den Schönauischen Bj'fang. — (20. März): Hans
Schlagoter fordert an Jörg Adam K. 61 fl.; ferner klagt gegen ihn Johann
Strom von Lauffenberg, wegen der abgekauften halben Giessmühle, mit
Mitt. d. b.d. I.i.t. Kom. So. 14. 7
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Birkenmayer
200 fl. Restkaufechilling. J A. Kirchofer selbst fordert an Hans Jakob
Döbeli, seinen gewesnen Müller, den wöchentlichen versprochenen Mühlen-
zins. — (18 Juni): Auf Klage mehrerer Credit© ren contra Jörg Adam
K. ist diesem, weil er sagt, einen Kaufer zu halber Giessmühle zu haben,
der verlängerte Aufschub bis nächsten Rechtstag vergönnt worden. Im
nächsten Gerichtstag erschien er nicht, fiel deshalb in die Gerichtastr&le.
und es ward erkannt, dass wenn er wieder nicht erscheine, nichts desto
weniger das Hecht gesprochen werden soll. Auf abermaliges Ausbleiben
wurde ihm angedroht, seinethalben eine offene Ganth durchs gaiue
Land auszuschreiben. Er spezifizierte sodann s. Schulden in über 1100 n\
Unter den Gläubigern sind Frau v. Schönau, J. Strom v. Lauffenberg.
das Todmosskapital, das Jarzeitamt etc. — (8. Aug.): Herrn Frantz
Werner Kirchofer soll durch den Ammann geboten werden, dass er an
Frantz Progli als Steuereinzieher ohne Verzug seine Steuer bezahlen
soll; wann hiegegen Kirchofer etwas an Stadtschreiber zu fordern habe,
solle ihm das Recht zu gebrauchen unbenommen sein. — 1682: Job.,
hchneblin, Vogt zu Stein, verkauft an Joseph Fabri ein Stück Acker
unter der Eichgass, zw. Fridolinistifft u. Herrn Frantz Werner Kirchofer,
zwischen beiden die Strass gegen dem Greith u. Walbach gehend. —
(22. Jan.): Es ist dem Stadtammann anbefohlen worden, samt den 2
Wächtern zu Jörg Adam K. zu geben u. ihn zu ermahnen, vor dem Ge-
richt sich gütlich zu stellen; widrigenfalls sollen sie Hand anlegen
Kirchofer ist entwichen, hiegegen seine Hausfrau vor Gericht erschienen,
welche den Schuldgläubigern an Bezahlung ihren Teil der halben Giess-
mühle vorgeschlagen etc. 2. Dez.: Die 200 fl., welche J. Strom von
Laufenlmrg an J. A. K. zu fordern hatte, werden zu Gunsten des Sonnen-
wirts Mathias Montefiori v. Reinfelden mit Beschlag belegt. — 1688:
Gerich tsbeschluss, dass Herr Frantz Werner K. dem Frantz Progli wegen
des am 13. Juni 1687 von Jakob Baderen gezogenen Stück Guts in der
Au in das Recht Red u. Antwort geben soll. — 1689: Unter den Urtel-
sprechern des Gerichts Herr Kirchofer. — 1717 unter den Urtelsprechern
Hans Fridli Kirchofer (Sohn des Franz Werner;. — 1687—1786. Sissel-
gemeindsprotokoll, dabei 1727: Steinsatzbeschrieb wegen Streit der
Interessenten mit Bürgern von Eicken. Es bestand ein „Sissetfeldambt4*
u. wurde eine „Sisselmeisterrechnung" geführt. — 1688 — 96. Rats- u.
Gemeindeprotokollbuch. Enthält folgende Einträge über Franz Werner
Kirchofer u. s. Familie. — 1689 14. Febr.: „Herr Kirchhofer" als Mit-
glied des Rats. — 1688 (8. März): Auf Herrn Franz Werner Kirchofers
Bitten wird s. Sohn, Herrn Jakob Fridli K. von dem hiesigen Spital das
Patrimonium bewilligt. Die Tochter des Franz Werner Kirchhofer, Salome,
Hausfrau des Herrn Sandherr, verspricht der Stadt 300 fl. zu leihen u-
3 Jahre ohne Zins stehen zu lassen, wenn ihre 3 Kinder (Maria, Christoph
Wilhelm, Maria Ursula) für hiesige Bürger geachtet würden. Das Ver-
sprechen wurde aber nicht gehalten u. deshalb der Eintrag durchge-
strichen. — Gegen den Herrn Kirchofer wird bezeugt, dass er ein Ursach
u. Anstifter sei der zw. Stift u. Stadt entstandenen Uneinigkeiten wegen des
Rheinfahrs. — Da die Stadt 4500 Rationen an Heu, Stroh u Haber
liefern muaste, so wurde beschlossen, beim Stift anzufragen, ob es die
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Arckivalien aus Orten des Amtsbezirks Sackingen.
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Hälfte davon übernehmen wolle, bezw. was es gutwillig zu geben bereit
sei. Zu diesem Zwecke werden Herr Kirchhofer, der jüngere Herr Mangolt
u. Hans Ulrich Baner deputirt. — 1689 (22/3. Mai) erscheint Herr Frantz
"Werner Kirchhofer als Erster des Kollegiums der Zwanziger. Zugleich ist
„Herr Kirchbofer* Fleischschätzer u. Weinumbgelter. — 1690 ist Herr
Frantz Werner Kirchofer als 2. der Zwanziger aufgeführt. Sein Name
ist aber durchgestrichen u. darüber geschrieben: „Ist in Gott verschieden. H
— 1698—1726. Rats- u. Gemeindeprotokollbuch. — Darin Verzeichnis
d Ämter: a) neue Räte: Schultheiss Fridolin Mangoldt, Baumeister H.
Adam Schranckhenmüller, Seckelmeister Joseph Mertz; ferner: Frid.
Kessler, Frantz Broglin, Frantz Baumgartner. Amtsschultheiss: Jörg
Adam Bannwarth, c) Alte Rät: Hans Georg Mangoldt, Johann Fluom.
d) 4 Steuerverleger, zu welchen der Seckehneister tritt; e) das Kollegium
der Zwanziger; t) das Gericht, Schultheiss als Richter u. 11 ürtelsprecher;
dabei ferner 4 Fürsprech; g) Stadtschreiber: Bertram Severin Pagen;
h) Schulmeister: Fabri; i) Einungsmeister, Rheinzoller, Pfundzoller, Brod-
schätzer, Weinumgelter , Forstmeister, Weyermeister, Hirtenmeister,
Gartenmeister, Fechter, Fleischschätzer, Umfrager, Sondersiechen-
pfleger, Spitalpfleger, Schaffner der Pfarrpflegschaft, Marker, Stadtammann,
Steinbruckenzoller, (Rheinbruckenzoller), Pfarrsiegrist, Hebamme, Stadt-
bott, Wächter, Steürleuth durch das wilde Wasser, Forstknecht, Spital-
knecht, Rheinthörlischliesser, Steinenbruckenthorschliesser, Author-
schliesser, Rheinfthrer, Zimmerwerkraeister, Maurerwerkmeister, Wirt-
u. Weinschenken, Müller, Becker, Ziegler, Sager, Metzger. — Andere
bemerkenswerte Einträge: der Wiederaufbau der Rheinbrücke, wozu die
Stadt 2000 fl. aufgenommen hatte, welche sie verzinsen musste, durfte
„vor evacuation" der Festung Breysach nicht beginnen, es wurde deshalb
die Regierung angegangen, nachsichtsweise die Bauerlaubnis zu geben,
weil man, auch da man Breysach nicht besessen, hier eine Brücke ge-
habt habe. — Für die Rheinfähren wurden 3 neue Schiffe gebaut, jedes für
15 ff; diese Kosten hatten die Fährleute selbst zu tragen. — (11. Nov.):
General Gschwindt hat den Brückenbau erlaubt u. den Oberst v. Graramont
als Inspektor bestellt. — 1699. Ein Fähndrich, Gustav Joseph Hermann,
welcher mit der Marie Salome Kirchhofer verehelicht war, welcher früher
beim „Regiment zu Fuss Prinz Württemberg" gestanden war, machte
dem Rat u. Bürgern durch fortgesetztes unbotmässiges u. feindseliges
Benehmen viele Yerdriesslichkeiten. 1698 lagen hier Mannschaften des
Regiments von Bürgli. — 1698 treibt Schultheiss Georg Adam Bannwarth
„ohne Vorwissen des Rats" Goldwäscherei, weshalb es ihm untersagt
wurde; er versprach, „dass er das Erlöste aus dem Goldwaschen gegen
gemeine Stadt als ehrlicher Mann ordentlich verrechnen wolle". — 1700
(15. März): Befehl der Regierung, dass das obere Rheinviertel 650 Züg
an Vieh u. Ross zur Beiführung von Stück, Ammunition u. Proviant in
die Festung Breysach stellen müsse. — (1700 im Sept.) lagen Soldaten
vom Fussregimente Reventlaw hier. — 1701 8. Apr.: Weil die Gefahr
der Ruptur des Friedens von Frankreich droht, soll jenseits der Rhein-
brücke ein Graben gemacht werden. — Weil Graf v. Trautmannsdorff als
Ambassadeur bei den Cantonen in Baden angekommen, soll an ihn eine
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Birkenmayer.
Deputation abgefertigt werden, damit S. auch in die schweizerische
Protection genommen werden möchte. — 17 . . ? Consilium Jnridicum.
2 Bde. Or. u. Abschr. Verfasser unbekannt. — 1) Hat das Stift in allen
Hölzern u. Wäldern der Stadt bis jetzt das Holzbezugsrecht gehabt
oder allein in derselben etwelchen, u. hatte es früher in allen diesen
Waldungen die Eigenschaft anzusprechen gehabt oder nur in einigen?
— Antwort: Nur in zweien, und zwar im „Bann" u. im „Kürnberg";
so besage es auch der Vertrag v. J. 1400. 2) Darf das Stift das Baubolz
nicht allein für das Stiftsgebäude u. die Pfründhäuser, sondern zu allen
ihm gehörigen Häusern, auch den neugekauften begehren? Antw. Nur
zum Stifte u zu den Pfründhäusern. 3) Darf das Stift sich dieses Holz
nach Belieben nehmen? — Antw. Zuerst muss es das Holz fordern, u.
wenn die Stadt 8 Tage säumig ist, dann erst darf es sich das Holz
nehmen. 4) Darf das Stift für s. ganze Haushaltung 100 Klafter
Brennholz aus allen Waldungen begehren oder nur aus den ihm eigent-
lichen? — Nur aus „Bann" u. „Kürnberg". aber nicht „unverzogenlich6
auf einmal, sondern nur, „so es sich fügt, dass man Teil machet".
5) Hat das Stift in Wunn u. Weid mehr Rechte als ein Bürger v. S.?
Nein. 6) Muss die Stadt auch dasjenige Vieh des Stiftes, welches auf den
stiftischen Sennhöfen ausserhalb der Jurisdiction untergebracht ist, auf
ihrer Weide dulden? — Nein. 7) Darf das Stift so viele Schweine, als
ihm beliebt, in den Aeckerig laufen lassen? — Das Stift darf nicht mehr
beanspruchen als ein Bürger, nach Proportion gerechnet. 3) Müssen die
Käufe bezüglich der Bruderhotgüter vor dem Stadtgericht gefertigt
werden? (der Bruderhof gehörte dem Stift). Antwort: Ja, insoferne es
nicht lehenbare Güter sind. U. s. w. — 1720—1725. Kataster- od.
Steuer-Bücher. — 1721. Zunftbuch. Renovierte Artikel der Schmiede,
Wagner u. anderer Handwerker. — 1721—36. Rats- u. Gemeindeproto-
koll. — 1729—1735. Kataster. Eine grosse Behausung zahlt monatl.
4 ß, eine mittlere 3 ß, eine kleinste 1 ß 6 Pfg.; eine grosse Haushofstatt
6 Pfg., eine kleine 4 Pfg.; eine Scheuer 2 ß; ein Garten mit Bäumen u.
Grasplatz 1 ß; ein mittelmassiger Krautgarten 4 Pfg.; ein Viertel Reben
4 Pfg.; ein zehntfreies Viertel Pünten 4 Pfg.; ein Thauen Matten 1 ß
6 Pfg.; eine mittlere Thauen 1 ß; ein Jauchert Äcker, der besten, 6 Pfg.;
der mittleren, 4 Pfg., der bösen, 2 Pfg. Von 100 fl. Kapital zahlt man
lß. — 1736 — 1744. Rats- u. Gemeindeprotokollbuch. — 1741. Schuld-
buch, enthält die Forderungen der Stadt. Unter der Rubrik „Straf-
gelder" ist zu ersehen, dass ein Bürger, welcher zum Schwörtag nicht
erschien, mit 10 U gestraft wurde. — 1744—52. Rats- u. Gemeinde-
protokollbucb. Enthält u. a. folg. Notizen: 1745 Aug. wird P. Sebast.
Hoffmeister, Canonicus regularis u. Kapitular des Kl. Kreuzungen, als ein
Apostata im Franzikanerinnenkloster zu S. aus Veranlassg des P. Vicarius
Capucinorum von Laufenburg durch den Schultheissen festgenommen u. nach
Kreuzlingen abgeführt. — 1746 Jan. 21. Da die gewisse Nachricht ein-
gelaufen, dass die vergangene Nacht die Franzosen von Hüningen aus
über den Rhein gegangen u. das Dorf Stetten völlig ausgeplündert haben,
wurde resolviert, dass die Fahlbrugg des Ausgangs, welcher im sogen,
grossen Schönau über dem Stattgraben sich befindet, sogleich wohl ver-
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Säckingen.
mlOl
schlössen u. die hiezu gehörigen Schlüssel dem Magistrat ohnverwciger-
lich extradirt werden sollen, widrigenfalls man die Fallbrugg mit Gewalt
werde hinwegreissen lassen. Herr Baron v. Schönau-Oescbgen lasst ant-
worten, dass er sein Schloss selbst vor feindlichem Überfell zu bewahren
wisse u. niemanden die Schlüssel zur Fallbrücke zu extradiren schuldig
sei. — Hierauf sagt der Rat, sein, des Herrn Barons, Haus sei kein
Schloss, zudem sei der Baron nur ein Satzbürger u. nach von ihm aus-
gestelltem Revers müsse er die Fallbrügg, so ihm nur precario modo
concedirt, hinwegtun. Durch Zimmerleute wurde die Brücke beseitigt.
Freih. v. Schönau beschwerte sich hiegegen bei der Regierung u. gleich-
zeitig auch wegen anderen Differenzen bezüglich der Holzabgabe u. des
Marksteinsatzes. Die Regierung giebt der Stadt auf, die Brücke auf
Kosten der Stadt wiederherzustellen, wogegen die Stadt appelliert. Eine
von der Regierung nach S. geschickte Kommission drohte, die Sache mit
der Fallbrücke werde dem Vorsteher der Stadt zu schwerer Verant-
wortung gereichen. Man beschloss einstimmig, diese Bedrohung nicht
zu regardieren. — 1747. Nach Brief aus Lucern muss laut Breve
Apostolicum der zw. Stadt u. Stift seit 11 Jahren anhängige Kirchen-
prozess von der Stadt von neuem bei der apost. Nunciatur angefangen
werden. — 1747 Jan. Es wurden Schanzer nach Breysach geschickt.
1747. Die Stadt erklärt, auf den Vergleichs Vorschlag d. Stifts wegen der
Pfarreirechte eingehen zu wollen, wenn 1) „das Stift der Stadt alle piärr-
lichen Jura zu ewigen Zeiten vi transactionis de anno 1416 ohnpertur-
biert in der Stifts- u. Pfarrkirche de jure zu exercieren eingesteht" ;
2) alles ohne Ausnahme von der Kanzel verkünden lassen will ; 3) wegen
der Expensen des Prozesses vor der Nunciatur in Lucern, in welche die
Stadt verfallt wurde, keine Anforderung macht; 4) wegen der Stadt-
glocken, welche 1678 mit den Glocken des Stifts in dem Kirchthurm
durch Franzosen zerschmolzen u. dann vom Stift zum Giessen der neuen
Glocken des Stifts gebraucht wurden, was einen Betrag von etlich 20
Centnern der Stadt ausmachte, einen ergiebigen Nachlass an den dem
fürstl. Jahrzeitamt schuldigen Zinsen angedeihen lässt; 5) wegen der
Benützung des Ratskellers, wofür das Stift jetzt jährlich 6 fl. rh. Zins
zahlt (wo 50 fl. nicht zu viel wäre), ebenfalls an obengenannten Zinsen
ein Einsehen thun wird. — Der Vergleich wurde am 19. Dez. 1747 ge-
nehmigt. 1747 Jan. Wegen der Schönauischen Differenzen hat Regiments-
rat Vintler gedroht, er werde bewirken, dass die Ratsmitglieder be-
sonders abstimmen müssen u. diejenigen in die Kosten verfällt werden,
welche sich dem Vergleiche widersetzen. Der Rat Hess sich nicht ein-
schüchtern. — 1747 März 10. Zw. der Stadt u. der Familie v. Schönau
wurde ein Vergleich abgeschlossen, „weil man von den vorderösterreichi-
schen Weesen keinen Spruch erhält, sondern statt dessen nur Bedrohungen" ;
derselbe ging dahin: 1) für die Fallbrücke bezahlte v. Schönau jährlich
4 fl. pro recognitione , u. am Schwöhrtag sowie bei Empörung oder
anderer Gefahr wird die Brücke durch den Stadtwachtmeister gesperrt;
Magistratus erhält den Schlüssel; dies ist um so mehr für die Stadt be-
friedigend, als Freih. v. Schönau darnach trachtet, s. Haus für eine Burg
zu erklären und so aus der Jurisdiction der Stadt gänzlich zu entziehen.
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Birken may er.
2) Holz hat Herr v. Schönau von jetzt an jahrlich nur noch 14 Klafter
anzusprechen statt 20 Klafter, wie früher. S) Im v. Schönauischen
Hause können bezüglich der v. Schönauischen Unterthannen in Civüsachea
Amt 8 tage abgehalten werden, wodurch aber der städt. Jurisdiction
nichts benommen wird. — 1748: Weil Fraulein v. Hornstein als Stirn-
dame installirt wird, ist resolviert, dass die Stadtkompagnie mit klingen-
dem Spiel dabei paradieren u. sodann bei dem Einzug in die Kirchen das 1M
bei der Wandlung des 2. u., wenn man aus der Kirche die Braut in das
Stift wieder zurückführt, das S. Salve gegeben werden solle; welch alles
man von Seiten der Stadt aus keiner Schuldigkeit, sondern vielmehr zur
Bezeugung der Höflichkeit u. Fortpflanzung der zw. Stift u. Stadt Dez.
1747 durch Vergleich einander versprochenen guten Harmonie geschehen
lässt, doch mit dem expressen Reservat, wann die Stifft die Stadt zu dieser
Solennität nicht iuvitieren sollte, dieses resolutum wieder absolute revociert
sein solle. — 1752 — 67. Gemeinde- u. Ratsprotokollbuch enthalt u. a.
folg. Angaben. — 1752 Mai 22: Schwörtag. Joseph Erhardt trägt dem
gesessenen Rat vor, dass er von samtlichen Bürgern Kommission habe,
einige Punkte zu proponieren, mit dem Zusatz, dass sie, wann diese
Punkte ihnen nicht zugesagt werden selten, ihren Eid nicht prastieren
wollten. 1) Schultheissenamt u. Stattschreiberei sollen nicht mehr ver-
einigt bleiben; 2) das Bärgereinkaufsgeld einer fremden Weibsperson soll
von 100 fl. auf 50 fl. herabgesetzt werden; 3) Bauholz fürderhin ohne Ent-
geh!, das Brennhobt aber nach altem Herkommen einem jeden nach seinem
Gebranch oder einem jeden Bürger gleichmütig abgegeben werden; 4) die
Holzmeister Ix)oser u. Fabri, welche mit dem Hob: untreulich gebandlet,
soll man ihres Amtes entsetzen. — Aul Befragen, ob Erhardt den 1.
Punkt namens der ganzen Bargerschaft vorbringe, ist wegen allzu grossen
Tumults u. Geschreies nichts resolviert worden, über den letzteren aber,
danüt der Tumult ein End nehme, sind die 2 Holzmeister ad inten m
suspendiert worden. — Aus Befehl Joseph Ehrhardts, welcher seit letzte-
rem Schwörtag den Meister spielet, hat der meiste Teil des Stadtbuchs
zum grosslen Präjudiz des Rats müssen herausgelesen werden. ~- 1753:
Herr Kilian, Amtmann zu Wehr, will mit seinen Baumwollen- u. Seiden-
Fabrique- Waaren keinen Zoll über die Rheinbrugg zahlen ; er soll sich
des Zolles halber mit hiesiger Stadt abfindig machen. — Materialist
Anton Zennier klagt gegen Apotheker Dr. Berger, dass er aus der
Apotheke Sassafras, Minie u. Hausblasen etc. verkaufe; Chirurg Sniter
klagt gleichfalls gegen Dr. Berger, dass er ihm in die Chirurgie eingreife
mit Aderlassen u. anderem. Sämtliche Hintersäss seynd auf Wohlver-
halten per ein Jahr zu bleiben verbescheidet. — Apotheker Dr. Berger
weigert sich als graduierte Person mit Materialisten u. Chirurgen vor Rat
zu stehen. Es wird ihm aufgegeben, einen Anwalt zu nehmen. l>en
Hintersassen wird auf Klag der Bürgerschaft, dass die Hintersassen
bald mehr Nutzen vom gemeinen Wesen bezögen als die Bürger, massen
sie den Weidgang geniessen, verboten, Geissen u. anderes Vieh zu halten,
n. ferner geboten, dass sie ihre zum dienen tanglichen Kinder „abschaffen",
keinen Schaden im Holz u. Gütern zufügen etc., widrigeus sie die Stadt
räumen müssen. — 1753 Juni 16.: Einer Ratsdeputation wird vor dem
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Säckingen. ml 03
Kapitel das Ableben der Äbtissin Maria Josepha Freifrau v. Liebenfels
notifiziert, mit dem Vermelden, dass der Magistrat, nach alter obserwanz
durch 4 bewaffnete zuvor in Pflichten genommene Bürger das Stift so
lange verwachen möchte, bis die Äbissin gewählt sei, zu dem Ende dem
IStadtwachtmeister die Schlüssel werden eingeliefert werden, welche er
taglich früh von der Frau Seniorin abholen u. abends wieder einhändigen
solle, wozu dann die Ratsdeputation sich erboten. — 1753 Juli 11. An-
gaben über Ceremonien bei u. nach der Wahl der neuen Äbtissin Maria
Helena v. Roggenbach. — 1753. Verlesen wurde ein Regierungspatent,
wonach zur Schonung der Wälder keine Holzhäuser mehr gebaut werden
sollen; es soll mindestens der unterste Stock aus Stein gebaut sein;
ferner soll man die Strassen nicht mehr mit Prütschen pflastern, sondern
mit Steinen; ausserdem soll man nur noch lebendige Zäune dulden. Ein
anderes Patent verbietet, denen militar-officiers Darlehen zu machen, es sei
denn, dass der Darleiher vom Regiments-Commandanten eine Versicher-
ung habe. — 1754. Bartholoma Widall, in Ansehung er als ein müssiger
Mensch allhie sitzet und seine Profession als Apotheker nicht zu treiben
weiss, soll sich in Zeit v. 14 Tagen in eine Condition zu begeben trachten,
widrigenfalls man ihn den Soldaten übergeben werde. — 1754 Nov. 18.
Der frühere Stadtrat Looser, welcher aus dem Rate entlassen worden
war, wurde wieder in den Rat aufgenommen. Die Bürgerschaft protestiert
dagegen u. weigert sich, zur Generalversammlung zu erscheinen. Durch
den Rat wird dem Looser bedeutet, er solle, solange die Bürgerschaft
wegen Verkündung von Regierungsbeschlüssen anwesend sei, sich zurück-
ziehen. — 1755. Gemeindeversammlung vom 1. Mai. Durch die Bürger-
schaft ist grosser Tumult entstanden. Man verlangt, dass die privilegia
vorgelesen werden. Anderen Tages geschah dieses, wobei mehrere Bürger
begehrten, man solle auf Kosten der Stadt eine Deputation nach Konstanz
an die Repräsentanten schicken; der Rat weigerte sich dessen u. über-
liess den Bürgern, es auf eigene Kosten zu thun. Joseph Erhart wurde
durch die Repräsentation in Konstanz wegen fortgesetzter Rebellion seines
Zwanzigeramtes entsetzt. — Veranstaltungen u. Ceremonien nach dam Tode
der Äbtissin v. Roggenbach 1755 8. Sept. u. der Wahl der neuen Äbtissin
Maria Anna Freiin. v. Hornstein-Geffingen am 25. Sept. — 1756. 26. Jan.
Da die v. Schönauische Behausung samt Zugehörde verkauft werden soll,
hat man Mittel beraten, dass es die Stadt kaufe, damit nicht etwa wieder
ein Adeliger darin sich einnisten u. der Stadt beständige Intriguen u.
Prozess machen möchte, wie die Herren v. Schönau, die anfänglich als
Satzbürger auf ihr Bitten angenommen worden, nachgehends, aber erst
1747 u. 1751 ein völliges Freihaus, auch separatam jurisdictionem darin
prätendirt u. letztlich die Pfundzollgerechtigkeit disputirt. Nutzen habe
man keinen von dergleichen Herren, aber mit Prozessfuhren habe die
Stadt mit Herrn v. Schönau viele 1000 Gulden eingebüsst. — 14. Febr.
Das Stift difficultirt den Zins v. 30 ff wegen des Ratskellers, wo doch zu
Basel von jedem Saum Wein 12 Krz. jährlicher Kellerzins bezahlt werden, was
bei den 300 Saum des Jahrzeitamts 90 ff ausmachete; da ausserdem das Stift
wegen des Steinibrunnen der Stadt die 5 ff jährlich disputirt, so soll dem
Jahrzeitamt der Keller aufeekündet werden. — 1756 Apr. Amtmann von
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Birkenmayer.
der Schlichten v. Rheinfelden als Kommissar eröffnet, dass die Kaiserin u.
Königin sich vorbehalten habe, einen Stattschreiber aufzustellen, u. dass
die Stattrechnung sowohl als alle Stiftungsrechnungen jahrlich an die Reprä-
sentation u. Kammer nach Konstanz eingeschickt werden sollen. Es bestehe
auf Seite der Regierung die Absicht, den Hat auf eine kleine Zahl zu redu-
zieren, wie in anderen kleinen Städten auch. Man kommt überein, dass
für den inneren Rat 5 u. für den äusseren Rat 3 Mitglieder genug seien. —
1756/7< — 1816). Prothocollum deputationis Segginganae politico-oecono-
mica concerneus, a me J. N. J Wohnlich i. u. c. archigrammataeo in
Seggingen. Beispiele von Einnahmen 1793: Pfundzoll 138 fl , Standgeld
15 fl., Umgeld bei sämtlichen Wirten 863 fl , Rheinbrückengeld 381 iL.
Rheinzoll 28 fl. 28 kr., Steinenbrückengeld 180 fl. — 1756 fl. Instruktion
für die städt. Beamten, erlassen von der vorderösterr. Regierung zu Kon-
stanz; z. B. 1) für den Bürgermeister. Er führt das Präsidium im engeren
Rat u. in der Wirtschaftsdeputatiou. Im innereu Rat dagegen hat der
Vogt den Vorsitz. 2) Für den inneren Rat. Dies ist der Magistrat:
Bürgermeister, Stadtschreiber, 6 Räte. Er besorgt „die Publica, Politica
u. Justitialia«, „besonders auch die Justiz14. 3) Für deu engeren Rat.
„Der engere Rat u. die Wirtsehaftsdeputation« besteht aus dem Bürger-
meister, Stadtschreiber u. 2 Ratsherren. 4) Für den Stadtschreiber. Als
Doctor oder Licentiatus hat er überall den Rang sofort nach dem Bür-
germeister. Er darf ohne Erlaubnis des Rats oder wenigstens des Bür-
germeisters über Nacht nicht ausserhalb der Stadt sein. Er hat bei jeder
Session das Protokoll zu führen, sowie das Kauf- u. Kontraktenbuch. In
Kriminalsacheu hat er das Officium Examinantis u. sowohl in diesen als
in Civilprozessachen über die acta conclusa vor gesessenem Rat zu re-
ferieren. Bei gerichtlichen Sitzungen hat er votum iuformativum u. bei
paritate votorum steht ihm das votum decisivum zu. Bei landständ. Ver-
sammlungen erscheint er als Gesandter der Stadt 5) Für den äusseren
Rat. Dieser, oder die bürgerl. Repräsentanten, bilden ein Kollegium von
6 Personen aus der Bürgerschaft u. sind „in wichtigen der gemeinen Stadt
Wohlfahrt, Nutzen oder Schaden betreffenden Sachen" beizuziehen. —
1758 ff. Ratsprotokolle. — 1759/GO. Steuerkataster. Es zahlen jährl. u. a.
das Stift 35 8 4 Pfg ; die geistl. Schwestern 91 ff 5 Pfg.; Baron v. Schönau
17 g 19 ß 6 Pfg ; Frau v. Hermann 44 ff 4 ß; Chorherr Pfeiffer 5 ff 11 ß
6 Pfg. — 1770. Sammlung von Abschriften von Verordnungen, a) Ver-
ordnung, dass die Geistlichkeit die Landarbeiter durch zu späten Gottes-
dienst nicht hindern solle an den dispensierten Feiertagen, b) Verord-
nung über Aufhebung des Zehnten vom Anbau während der Brachzeit
auf den Brachfeldern, c) Lotterie zugunsten des Zucht- u Arbeitshauses
zu Altbreisach, d. d. 31. Dez. 1769. d) Errichtung einer Reütterkaserne
auf Landskosten in Freiburg betr. (1765). Jeder gemeine Mann erhalt
täglich 3 kr. „zu seiner besseren Subsistenz". Dieser Aufwand ist auf
die breisg. Stände zu repartieren; auf Säckingen entfallen 38 fl. 52 kr ,
auf Öschgen 8 fl. 44 kr , auf Wagenstetten 13 fl. 9 kr. e) Die Verbesser-
ung der Landstrassen im oberen Rheinviertel, welche die dortigen Ort-
schaften „mit gesuchten Ausflüchten auf die lange Bank hinausschieben*,
betr. (26,2 1770). f) Die Erbauung u. Zustandbrjngung deren Quasi-
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Säckingen. m105
Caseraen zu Altbreysach betr. Die Kosten (die Kaserne diente dem In-
fanterieregiment Graf Miggazi) sollen wegen der äussersten Verlegenheit,
worin sich die Stadt Altbreysach befindet, auf das ganze Breisgau über-
tragen werden (1770) g) Genehmigung eines Ross- u. Viehmarkts für
Dogern betr. (1770). h) Dem P. Emerico Stengel, ord. S. Francisci u.
Missionarius zu Konstantinopel, wird zur Wiedererbauung der bekannter-
inassen vormaligen hölzernen, vor etlich Jahren aber abgebrannten, unter
dero (des Kaisers) höchstem Schutze stehenden, nunmehr steinernen u.
gewölbten Kirchen ad S. Mariam u. der kleinen Missionsresidenz in der
türkischen Vorstadt Pera, sowie zur Tilgung der Schuldenlast derselben
gestattet, eine christl. "Beisteuer in dero Erblanden 1 Jahr lang zu sammeln
(1,3. 1770). — 1780—87. Zunftprotokollbuch. — 1770/1. Flur- u. Lagerbuch.
— 1772—87. Protokolle über Forst- u. Waldungsverhandlung. Enthalten
Bewilligungen von Holzabgaben, Holzverkaufe, Forstfrevelstrafen. — 1772
— 1774. Continuatio Prothocolli. Beurkundungen u. Beschlüsse vor dem
„Justizrat". — 1777. Testaments- u. Vormundschaftsbuch. — 1781—1800.
Zinsregister der Stadt. - 1784—1800. Gerichtsprotokoll mit Ratifikationen
über die Ehepakten, Testamente, auch Schätzung der Unterpfander für
die Versicherungsbriefe. — 1701 — 1805. Beilagen zur Rusticalrechnung
der Stadt S. mit Angaben über mancherlei Kriegsleistungen. — 1798—
1805. Dorainicalrechnung der Stadt S. mit Beilagen. — 1800 (?) Lager-
buch. 5 Bde. — 1805—1809. Rechnung über die Dominicalgefalle u.
Ausgaben Die Stadt hat aufgenommen 26 369 fl 56 kr. u. zahlt dafür
1307 fl. 30 kr. Zinsen teils an das S. Spital, teils an Privatleute von S.,
Basel, Rheinfelden, Stein, Görwihl etc. Einnahmen: Kaminfegerlohn u.
Wachtgeld 96 fl., Rheinbrückengeld, „nach stillschweigendem Accord",
durch Leistungen der Gemeinden Sisseln (48 fl.), Eicken (48 fl.), Ober-
mumpf (40 fl.), Münch wihlen (29 fl), Schupfart (37 fl.), Stein (82 fl.),
Zuzgen (18 fl ), Hölligen (21 fl ), Öschgen (26 fl ), Wittnau (19 fl.), Wägen-
stätten (34 fl ). Ausserdem: eingegangenes Rheinbrückengeld beim Rhein-
brückenzoller jährl. 435 fl. bezw 382 fl , Steinenbrückenzoll 163 fl., bezw.
120 fl. Ferner hatte der Eisenhammer in Wehr wegen Einfuhr von Eisen
besonderen Zoll zu bezahlen, z. B. 87 fl. pro 1805; Rheinzoll (1805) 48 fl.;
Jahrmarktstandgeld (1805) 33 fl.; Pfundzoll (1805) 118 fl; Jagd (1805)
20 fl.; Säge (1809) 22 fl.; Ziegelhütte (1805) 72 fl.; Metzigbaukzins (1805)
12 fl.; Bestandzins vom alten Ratskeller 16 fl ; Ohmgeld 17 fl, Badcanon
8fl., Brunnenwasserzins 5fl.; Rekognitionsgeld : als solches zahlen die
Gebrüder Paravicini in Basel wegen ihres Hammerwerks jährlich Hfl.
u verschiedene auswärtige Bürger je 20 kr. (!) jährlich; Bürgereinkaufs-
geld ca 22 fl ; Schutzgeld von Insassen: ein Mann zahlt 4 fl., eine Frau
1 fl , ein Dienstbote 15 kr. (1805 : 80 fl. 15 kr. zusammen); Abzugsgelder
117 fl. ; Feuerspritzenbeitrag Hfl; Kapitalien, welche die Stadt als
Gläubigerin ausstehen hatte, 80 fl., Zins 4 fl ; Strafen (1805) 7 fl. 30 kr.;
Taxamt (1805) 267 fl ; Waldamt (1805) 1109 fl.; Weinohmgeld (1805)
1002 fl , Grund- u. Bodenzinse (1809) 19 fl. 20 kr.; Bürgergenusszins 623 fl.
IV. Pläne.
Ohne Datum. Stadt- u. Gemarkungspläne.
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mlOG
Baur. Nothelfer. Hugard.
16. Wallbach.
Gemeinde.
1583 Mai 10. Vertrag zw. Säckingen u. W., betr. Viehtrieb u. Weide.
Dazu spätere Akten Beschwerde der Stadt Säckingen wegen Weide- u. Holz-
beschädigungen. — 1721 ff. Verlagsbücher. — 1736 Aug. 5. Inventar der
Kirchenmobilien u. Zierden, welche der hochw. Herr Laurenz Wenkh in
die auf seine eigenen Unkosten erbaute Kapelle zu Wallbach verehret hat.
— 1737. Monatgeltverlag der Gemeinde W. Buch. — 1796/7. Schuld-
verschreibungen der Gemeinde über 800, 100 u. 55 fl.
VII.
Archivalien ans Orten des Amtsbezirks
Staufen,
verzeichnet von den Pflegern der Bad. Hiator. Kommission
Pfarrer Baur in St. Trudpert und Pfarrer Nothelfer in St. Ulrich
und von Rudolf Uugard in Staufen.
I. Ballrechten. (B.)
A. Gemeinde.
1701. Erneuerung über die obrigkeitlichen Herrlichkeiten, Rechte,
Zinse, Gilten u. andere Gefälle in der Vogtei B. u. Döttingen. — 1 715 ff.
„Braticahl" mitRechtsaufeeichnungen; Kauf- u. Pfandeinträgen, Urteilen etc.
2 Bde. — 1719 ff. Gemeinderechnungen. — 1740 ff. Waisenbücher.
D. Pfarrei.
1666. Berain u. Erneuerung über der Kirchen zu B. Geldheller-Zinsen,
ablösige Kapital-Zinsen, Frucht-, Roggen-, Nuss- u. Wachs-Zinsen. Perg.
14 Bl.
2. Biengen. (N.)
A. Gemeinde.
1662. Berain über das dem Freih. v. Pfürdt eigentümliche Falken-
stein'sche Gut zu Eschbach. 8 Bl. — 1688 Jan. 4 Revers des Andr.
Lamy zu Eschbach betr. die vom Spital in B. ihm als Erblehen verliehene
Hofstelle und Güter in Eschbach. — 1706. Beschreibung u. Erneuerung
der dem Spital in B. eigentümlichen Zinse u. Güter. PO. 10 Bl. — 1759
Mai 1. G. Knöbel v. Bollschweil verkauft sein Holz- u. Weidrecht in der
St Peter'schen Herrschaft Geiersnest an Bollschweil u. B. PO. — 1761 — 63.
Tabelle über d. Stand des Spitals in B. — 1762 Aug. 17. Erlass der Kaiserin
M. Theresia, die Anfertigung v. Generaltabellen über Fundationen betr.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Staufen.
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— 1762. Okt. 9. Beraine, das dem Spital in Freiburg seit 1659 zugehörige
Dannerlehen betr.
B. Pfarrei
1514 Juli 6. Das Kloster Adelhausen zu Freiburg verleiht als Erb-
lehen an Freih. Ludw. v. Pfirdt u. Hans Vesther u. Hans Kaspar zu B.
58 u. K Jauchert Acker, 14 u. '/4 Jauchert Matten in Gemarkung v. B.
gegen jährl. Zins v. 60 Mutt Halbroggen u. Halbweizen, 2 Sester Haber,
12 ß an Geld. Abschr. — 1519 Juli 7. Wilh. Werner Freih. zu Zymbern
thut dem Markgrafen Ernst zu Baden u. Hachberg kund im Namen des
Hofgerichts zu Rottweil, dass Martin Brager v. Badenweiler vom Hof-
gericht „Anlaiten" auf alle Güter der Anna v. Pfirdt zu B. erlangt hat
und gebietet, dass Martin Brager in all diesem geschirmt werde. PO. —
)579 Aug. 11. Testament der Anastasia v. Pfirdt, geb. Reischach, 8tifterra
des Spitals u. der Kaplanei in B. Dazu Kodizill v. 1592 Juni 27. Abschr.
— 1611 Juni 1. Zur Tilgung einer Schuld v. 1611 fl. 36 kr. geht das
Fa]kenstein'8che Hofgut zu Eschbach mit Äckern u. Matten u. Reben u.
e. Wald zu Ehrenstetten, die bisher den Tegelin zu Wangen zuständig
gewesen, an den Freih. Job. Reinhard v. Pfirdt über. PO. — 1667 Mai 24.
Der Vogt v. B. erneuert e. Lehenbrief, betr. e. Erblehengut zu B., gen.
das Kirchhofener Lehen, für die Liebfrauenkirche in Kirchhofen. Abschr.
— 1659 Jan. 14. Berainserneuerung für den Spital in B. — 1665. Febr. 6.
Vergleich zw. Freih. v. Pfirdt u. dem Kloster St. Trudpert: was das Kloster
an dem grossen Fruchtzehnten aus dem Adelhauser Erblehen, das Herr
v. Pfirdt ab utili dominio inne hat, diesem alljährlich zu verabfolgen hat.
— 1757 Dez. 22. Erlass des Kardinal-Bischofs Franz Konr. v. Rodt
zu Konstanz, den Pfarrhausbau zu B. betr. — 1760 Juni 9. Sententia
judicum S. Moguntinae sedis in ders. Sache. Abschr. — 1759 Juni 22.
Sentenz des Konst Generalvikariats in causa administrationis fabricae
aliorumque gravaminum. Die Herrschaft beanspruchte das Recht der
Abhör der Kirchenrechnungen, die Aufstellung des Kirchenpflegers, Sigristen
u. Schulmeisters in den Pfarreien B. u Krotzingen. Dazu Erlasse des
Generalvikars v. 31. Aug. u. 29. Okt. 1759 u. 2 Schreiben des Freih. v.
Pfirdt an die vorderösterr. Landstände etc. — 1648 ff. Kirchenbücher.
Am Schluss des 1. Auszug aus einem Anniversarienverzeichnis „laut des
alten Pfarrbuches v. J. 1582" u. Urk. der Stiftung einer Kaplanei in B.
durch Anastasia v. Reischach v. 1588 Okt.
3. Bollschweil. (N.)
A. Gemeinde.
1318 Marz 12. Freiburg. Waldaustausch. Schneulin Bärenlapp, Ritter
u. Schultheias zu Freiburg, erhält den Bezirk Zäsewin, bezw. Büchenberg
u. Aubach (es werden Silberhöfe u. Silbermühlen als daselbst befindlich
erwähnt), die Gemeinden B. u. Biengen erhalten dagegen Stützenrütte u.
Anderes. Abschr. — 15. Jhrh. Schiedsbrief des Martin Herrn zu Staufen
u. Ottmars v. Blumeneck wegen eines Streits über obigen Tausch zw.
Thomas Schneulin Bärenlapp v. B. u. gen. Gemeinden. Abschr. — 1576
Dez. 1. Vergleich zw. der Gemeinde Oelinsweyler u. Pfaffen weiler u.
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m 108 Baur. Nothelfer. Hugard.
Hans Christoph Schnewlin Bärenlapp v. B., Weid- u. Wässerungsrecht,
Fahren, Kauf u. Verkauf u. s. w. betr. Abschr. — 1653 Aug. 26. Vergleich
zw. Ortsherrschaft u. Gemeinde über Tag- u. Nachtwachen, Frohnden,
Strafen, Weide u. 8. w. Abschr. — 1658 ff. Verschiedene Kaufbriefe für
Privatpersonen — 1G62 Aug. 9. Entscheid der vorderösterr. Regierung
u. Kammer auf Beschwerden der Gemeinde gegen die Ortsherrschaft wegen
bürgerlichem Gefängnis, Hirtenlohn, Jagen, Frevelgericht. Abschr. —
1668 Febr 27. Vergleich zw. dem Ortsherrn Wolf (Wolfgang) Wilhelm
Schneylin Bärenlapp v. u zu Bollschweil u. der Gemeinde zur Beilegung
von Beschwerden über Tag- u. Nachtwachen, Frohnden, Strafe, Weide
u dergl. PO. S. des Freiherrn v. Pfürdt. — 1727 Jan. 20. Vertrag
zw. den Gemeinden B. u. Pfaffenweiler mit Eriscbwiller (Oelinsweiler)
wegen Aufgabe eines Weidrechts (Frühjahrsweide). — 1734 Okt., Nov.,
bezw. 1736 Aug. 27. Vergleich über Beschwerden der Gemeinde gegen
den Ortsherrn Leop. Wilh. Schneylin, gen. Bärenlapp, Freih. v. u. zu B..
Waldnutzung, Frohnden, Strafen u. dergl. betr., vermittelt durch die
vorderösterr. Regierung u. Kammer zu Freiburg. — 1753 — 1804. Regierungs-
bescheide u. sonstige Verhandlungen über den zw. den Gemeinden Biengen
u. B. gemeinschaftlicheu Wald, dessen Abtheilung u. die der Gemeinde B.
in dem Antheile der Gemeinde Biengen zugestandenen Weid- u. sonstigen
Berechtigungen. — 1756. Spezifikation der Gebot u. Verbot, so die Gemeinde
B. von Alters her zu observiren gehabt, unterschrieben v. Franz Anton
Freih. v. u. zu B. — 1757. Bereinigung über des Gotteshaus St llrich
Gefalle zu B. — 1758 März 11. Vertrag über die Waldabtheilung zw.
B. und Biengen. — 1758 ff. Gemeinderecbnungen. — 1760. Fassions-
tabellen zum Anschlag der Steuerkollektion, enthaltend, was in der Ge-
meinde an Getreidefrüchten jährlich angepflanzt u. brach gelassen, von
Wiesen Futter gezogen wird u. Reben, sowie Wohngebäude, Mühlen, Wirts-
häuser, Gewerbe vorhanden sind u. dergl. — 1760 ff. Pfleg- u. sonstige
Rechnungen für Privatpersonen mit Teilzetteln u. sonstigen Verhandlungen.
1760—1812. Quittungen Überzahlungen der Gemeinde, geleistete Kriegs-
lieferungen, Schuldscheine, Akkorde. — 1768. Forstordnung u. Satzungen,
wie solche von gnädiger Ortsherrschaft bei neuerlicher Einsetzung Vogt u.
Richtern publiziert worden. — 1795 Mai 1. Kaufbrief über ein von den
Gemeinden Biengen u B. dem Georg Knöbel v. B. abgekauftes, früher
dem Joh. Männer, Schweighof bauer in Geiersnest, zugestandenes Weid-
und Beholzungsrecht in den Waldungen der gen. Gemeinden.
B. Pfarrei.
1615 ff. (v. 1670 an vollständig). Kirchenrechnungen. — 1644. Corpus
über die Zinsgefalle u. Einkommen der Kirche zu Polschweil. -• 1646 ff.
Kirchenbücher mit geschieht!. Notizen, Abschr. v. Urkunden, Berichten etc.
— 1717 Apr. 29. Spezifikation der Einkünfte der Pfarrei B. — 1731
Sept. 13. Bischöfl. Monitorium gegen P. Aemil., Conventual v. St Peter,
die cura animarum in B. — 1733 Aug. 23. Petitio juneta genuina in-
formatione in causa reaedificandamm parochi aedium contra S. Petr. —
1757 Nov. 28. Revers über Verleihung des von altersher zum Gotteshaus
St. Ulrich gehörigen Dinkhofe zu B , Frobnhof gen., an Josef Winterhalter
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Archivaren aus Orten des Amtsbezirks Staufen.
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u dessen Stieftochter Maria Hölzle als Erblehen, wonach der Lehenwaldr
das sog Bahnholz, jetzt Maierswald gen., vom Lehen getrennt u. v. Kloster
St. Peter zu Eigentum vorbehalten wurde. Dazu Urk. über Ausmarkung
obigen Waldes. Abschr. — 1766 Aug. 18. Versuch der Gemeinde B. u.
des herrschaftlichen Beamten daselbst, sich mit dem Abte zu St. Peter
wegen Herstellung der Pfarrgebäulichkeiten u. der Regulierung des Pfarr-
einkommens gütlich zu vergleichen. — 1767. Relatio, was sich in betreff
des Schul- u. Sigristendienstes zugetragen. — 1770 März 4. Entwurf einer
Transaktion zw. der Herrschaft u. Gemeinde B. einer- u. dem Abt zu St.
Peter andererseits. — 1770—71. Extrakt des bischöfl. Konstanz. Geistl.
Ratsprotokolls, betr. die Congrua des künftigen Pfarrers zu B. — 1771
März 15. Beilegung des langwierigen Streites über Pfarrhausbau u. Con-
grua durch ein instrumentum publicum, ausgefertigt v. bischöfl. General-
vikar. — 1772 März G. Päpstlicher Ablassbrief für die Mitglieder der
Bruderschaft der Dreifaltigkeit. PO. - 1773 Aug. 18. Extactus cum
voto consultalivo in causa aedificandamra aedium parochialium in B. —
1781-90. Akten über die Einküntte der Pfarrei. 1796 Nov. 4. Urteil
der bischöfl. Kurie über den Dekan Karl Berger in B. — Ca. 1805. Fas-
zikel, enthaltend geschichtl Notizen über hiesige Pfarrei, Verzeichnis
früherer Pfarrer, Einkommensfestsetzung, Nachweis des Ertrags des Frucht-
u. Weinzehnten u. der davon bestrittenen Ausgaben v. 1790—1805 etc.
Notizen: 1629 wurde das verfallene Pfarrhaus v. Pfarrer verlassen, die
Pfarrei seitdem v. der Propstei Sölden pastoriert; 1771 übernahmen Herr-
schaft u. Gemeinde den Pfarrhausbaii aut ihre Kosten, für die Folgezeit
soll Kloster St. Peter als Decimator u Patronus die ünterhaltungs- u.
Neubaukosten allein tragen
4. Bremgarten. (B.)
A. Gemeinde.
1662-1800. Protokolle des Ortsgerichtes. - 1713 1800. Gemeinde-
rechnungen. — 1759- 90. 36 kaiserl. Verordnungen. — 1768—1827. Ein-
nahmegeld, Handbücher der Gemeinderechner. — 1770. Gemarkungsplan.
1777. Herainserneuerung über die dem Grosspriorate Heitersheim ge-
hörigen Bodenzinse, Schupf- u. anderweitige herrschaftl Lehen u. Grund-
stücke zu B. — 1778—1805. Kriegssachen, Frohnden, Lieferungen, Schanz-
arbeiten u. dergl. betr. — 1787. Steuer- u. Lagerbuch. — 1813-1815,
27 — 28. Kriegskosten u. deren Liquidation betr.
B. Pfarrei.
1313 Apr. 9. (am nächsten Gutentage nach St. Ambrosius). Heiters-
heim. Verkauf u. Übergabe des Dorfes B. an die Johanniter zu Freiburg
durch Johann v. Staufen. Die Hälfte des Erlöses soll zur Stiftung einer
Pfründe dienen, die andere Hälfte mit 80 M. S. Freiburger G. bezahlt
werden. Abschr. — 1314. Kaufbrief über etliche eigene Leute zu B.,
die Conrat Trösche, Bürger zu Freiburg, dem Johanniterorden um 10 M.
S. zu kaufen gab. Reg. v. Pf. Werkmann. — 1366 Sept 23. Hesso v.
Usenberg giebt seinen hälftigen Anteil an den Rechten des Lehenhofe in
B., den Hugo Trösche, gen. v. Freiburg, um 230 M. S. Freiburger G. den
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Baur. Nothelfer. Hagard
Johannitern in Freibarg verkauft, an diese. Abschr. — 1366 Not. 2.
Verkaufsurkonde darüber v. Hugo Trösche, Edelknecht, Bürger v. Frei-
burg. Abschr. — 1824. Brief, mit welchem Joh. Landolt, Kirchherr zu
St Wallburg bei Waldkirch, seinem Vater */3 seines Hofe zu B. u. a. m.
zum Geschenke macht. Reg. v. Pf. Werkmann. — 1408. Ein Brief, wie
Heini Wattmann t. B. u Ehefrau dem Orden „des Kellers Hof1* in B.,
so an die Frühmess daselbst gehört, frei zurückstellten, welchen Hof sie
als Erblühen vom Orden bestanden hatten. Reg. v. Pf. Werkniann. —
1430. Urteil, betr. einen Hof in B., welchen Kiewin Reichart zu einem
Erblehen gehabt u. der dann dem Peter Merknecht heimgefallen ist. Reg.
v. W. — 1431. Kiewin Krebs u. Eistet Gratwol v. Seefelden verkaufen
dem Joh. -Orden ihren Hof zu B. beim obern Brunnen mit allen Gütern
um 37 fL Reg. v. W. - 1453. Urteil über den Tröschenhof zu B., welcher,
durch Todesfall erledigt, dem Orden anheimgefallen ist. Reg. v. W. —
1599, 1661, 1777. Beraine. - 1601 ff. Corpus u. Zinsregister über die
Gefalle der Kirche B. — 1651. Notiz: ecclesia ruinosa, sine fenestris, sine
venerabili et baptisterio, numquam ibi celebratur nec catechizatur ; aedes
parochiales combustae. Parochiani circiter 40. Pf. Werkmann aus Akten
des Kapitels Breisach entnommen. — 1659 ff. Kirchenbücher u. Anniversar-
bücher. — 1665 Nov. 10. Übergabe v. 5 Pfarrverwaltungen, darunter B.,
an die Franziskaner in Heitersheim — 1666. Visitationsbescheid, giebt
die Zahl der damaligen Kommunikanten auf 85 an.
5. Döttingen. (B.)
Gemeinde.
1713—96. Vogteirechnungen. — 1769 ff. Protokolle über die Bann-
grenzen zw. P. u. Nachbargemeinden. — 1786—99. Gemeinderechnungen.
— 1793. Grundriss über den Ballrechter u. Dottinger Bann.
6. Eschbach. (B.)
Gemeinde.
1741 Gerichtsprotokoll. — 177C. Bcrain der Rechte u. Gilten der
Herrschaft Heitersheim in E.
7. Feldkirch. (N.)
Pfarrei
1654-99, 1784 ff. Standesbücher. Nach einer Notiz des Pfarrers
Schindler (1783—88) sind die Urkunden etwa 1744 nach Freiburg gebracht
u. bei der Belagerung durch die Franzosen verbrannt worden.
8. Gallenweiler. (N.)
Pfarrei.
1749 — 00. Kirchl. Verordnungen, wonach die Katholiken der umliegen-
den Ortschaften prozessionaliter nur mit gesenkten Fahnen u. ohne lautes
Beten durch G. ziehen u. kein Katholik sich, sei es als Dienstbote oder
sonstwie, in G. aufhalten darf. — 1778 ff. Kirchenbücher. — 1778 ff. Pfarr-
dienst u. Kompetenz betr. 1 Fasz. — 1795 ff. Kirchliche Gerätschaften betr.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Staufen.
ml 11
4. Griessheim. (B.)
Ä. Gemeinde.
1482, 85, 89, 1537, 1605. Erneuerung der dem Johanniterorden in
Heitersheim zu G. zustehenden Hof- u. Lehengüter, auch Gülten u. Zinsen.
1 Bd. — 1645—1784. Steinbuch. Grenzbereinigungsprotokolle. — 1660 bis
1796. Ein Buch, enthaltend verschiedenartige Notizen, auch zur Ortsgesch.
— 1771. Berain u. Beschreibung der Lehengüter. — 1773. Berain u. Er-
neuerung der dem furstl. Hause Heitersheim zugehörigen Bodenzinse, auch
Schupf- u. Erblehengüter zu G. — 1785. Kauf buch über die v. der Herr-
schaft erkauften Erblehen. — 1790—1812. Buch, enthaltend Kauf- u.
andere Verträge v. Liegenschaften.
B. Pfarrei.
1614 ff. Kirchenbücher. Bis 1742 v. den Patres in Heitersheim ge-
führt u. aufbewahrt — 1809. Breviarium mit Verzeichnis der Jahrzeiten
(1415 ff.) und der neueren Stiftungen.
10. Grunern. (B.)
Gemeinde
1659—84, 1779—82. Geroeinderecbnungen. — 1760. Bekenntnistabellen
über Grundstücke u. Nutzungen des Rustikais der Gemeinde G. — 1761—66.
Akten über Prozess wegen Wasaergerechtigkeit im sog. Gaisgraben zw.
G., Wettelbrunn u. Tbunsel einer- u. Eschbach andrerseits, entschieden
durch die jur. Fakultät zu Innsbruck zu Ungunsten Eschbashs. — 1770— 88.
Akten über Prozess zw. G. u. Staufen um Allmendplatze, Banngrenze, Be-
nützung gemeinsamen Waldes, Eckerich, Weidrechte u. anderes, meist
die Gegend gegen Salenbach, Staufenersageplatz (Bauertsmarktmatte) u.
den sog. Lehnerwald betr. - 1734 — 43. Unterpfandsbuch. — 1787. Güter-
beschreibung. — 1787. Lagerbuch. — 1789 ff. Pfarrdienstsacben. —
1797—98 Steuerregister.
II. Heitersheim. (B.)
Ä. Gemeinde.
1349. Urteil des Rates zu Freiburg, dass die Heitersheimer mit Un-
recht von den Sulzburgern gepfändet worden sind u Kostenerstattung an-
zusprechen haben. Abschr. 1428. Urk. betr. Streit mit Sulzburg wegen
des Weidgangs im Walde. Abschr. — 1437. Schiedsspruch des Rates v.
Freiburg in einem Anlehensstreite zw. Griessheim, H. u. dem Komthur
.loh. Schlegelholz. PO — 1457. Protokoll über eine Klage der Heiters-
heimer auf der Ratsstube zu Staufen Über Streit mit den Sulzburgern in
Waldangelegenheiten; eine Verhandlung fand nicht statt, weil die Sulz-
burger ausblieben. Abschr. 1466 Mai 31. Die Gemeinde Fessenheim
verkauft der Gemeinde H. „Rhein-Owen" u. „Griener" („Storchinnen-Grien"
u. „Dietschi-Grien") gegen Erblehnzins v. 1 B 6 ß Rappenpfennig. PO.
— 1466. Entscheid des Herzogs Sigmund v. Osterreich als Landesherrn
in der Klage der Heitersheimer u. Nachbarn über den Komthur Rudolf
v. Baden, Erhöhung der Steuern betr. PO. — 1468. Beilegung eines
Streites zw. Sulzburg, Döttingen, Bettberg u. H. Abschr. — 1468. Auf-
112 Baur. Nothelfer. Hugard.
Schreibung der Rechte u. Gewohnheiten, so die von Sulzburg, H., Bett-
berg inner u. ausser Seefelden wegen des Waldes von altersher gebracht
haben. Abschr. — 14b7. Schlichtung eines Streites zw. H. u. Döttingen
wegen des Weidganges. PO. — 1524. Urteil der vorderösterr. Regierung
zu Ensisheim, als die Fessenheimer den 1466 an die Heitersheimer er-
folgten Verkauf des Rheingrienes nicht mehr wollten gelten lassen. PO.
— 1540 Apr. 30. Kaufbrief zw. Joh., Truchsess v. Wolhausen, Vogt v.
Laufen, u. H., ein Wieli-Grien betr. PO. — 1542 Apr. 23. Vertrag <ies
Grosspriors mit der Gemeinde H. wegen Ueberlassung der hohen u. niedera
Gerichtsbarkeit, Jagd- u. Holzrechtes. PO. — 1586. Verzeichnis der Em-
nahmen u. Ausgaben des Hauses Heitersheim an Feldfrüchten, Wein u. s. w.
1 Bd. 2« — 1587 Apr. 16. Stiftung des P. Joh. Beck S J. v. 1200 fl.
ins Spital zu H. Abschr. — 1595. Waldteilung infolge v. Streitigktn. zw.
Sulzburg u. H., vorgenommen durch den Mkgr. v. Baden u. den Fürsten
v. Heitersheim. Letzterer war als Lehensherr derer v. Staufen beteiligt,
da die staufischen Orte Döttingen u. Ballrechten Anteil hatten. Abschr.
— 1604. Der Fürst v. Heitersheim leiht vom Pfarrer v. Kirchhofen 6<X> fl.
u. setzt als Pfand ein Haus in H. PO. — 1606. Berain über i22) lur>rl
Schupf lehengüter. — 1713—96. Hospitalrechnungen. — 1750. Protn!«.!',
über Forstaussteinigung zw. Sulzburg u. H. — 1775. Bedenken des Vogte*
Knobel gegen den alten Berain v. 1606. 1776. Bereinigung der herr-
schaftlichen Rechte, Güten etc. — 1787. Instruktion für den zur Beauf-
sichtigung der Rheininseln aufgestellten Inspektor. — 1789. Untersuchungs-
protokoll, den Ehrschatz betr.
B. Pfarrei
1460 ff. Seelbuch mit Eintragen v. Anniversarien. 15.— 17. Jhrh. Perg
2". - 1612. Kirchenbücher. — 1627 ff. Kirchenfondsrechnungen. — Neues
Anniversarienbuch, benützt das Seelbuch. 1805—22. Chronik. — Druck-
fertige Monographie über H. -- Gesch. v. Bürgeln mit Regesten. 6 Bogen
— Notizen z. G. d. Herren v. Usenberg. — Regesten z. G. des Dekanats
Stühlingen. (18 Orte.) — Über Bamlach ca 50 Aktenstücke v. 1740—50.
— Zur Gesch. des Dekanats Neuenburg: Regg. bis zur Reformationszeit,
Seelbuch v. 1511, Verzeichnisse der Dekane u. der Benefizien, Regg. über
die einzelnen Pmrreien u. Klöster, Extrakte v. Akten 1739—49 etc. —
Regesten bischöfl. Konstanzischer Ausschreiben v. 543- 1648, ca. 100 Bl.
Regeste betr. Gütenbach, Kenzingen, Wonnenthal, Johanniter zu Neuen-
burg, Bürgeln, Freiburg, Nimburg, Sulzburg, Gutnau.
12. Kirchhofen-Ehrenstetten. (N.)
A. Gemeinde.
1505. Der v. Ehrenstetten, Kirchhofen u. Ober- mit Unterampringen
Ordnungen u. Freiheiten. Pap. Geb. Abschr. — 1557 Mai 3. Grenz-
berichtigung zw. Kirchhofen, Ehrenstetten, Ampringen, Norsingen u. Oma-
dingen. Abschr. - 1578 Sept. 16. Fundationsbrief d. Kirchh. Spitals. Abschr.
v. 1735. — 1624 Aug. 29. Lochenerneuerung zw. Kirchhofen, Ehrenstetten etc.
— 1656 Mai 12. Kaufbrief, den Bruckholzwald betr. PO. — 1664 Febr. 24
Lehenbrief, den Büttershof betr. PO. — 1668 Febr. 20. Stiftungsbrief des
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Staufen.
mllS
Jahrtags für die 1633 von den Schweden gemordeten Kirchhofener. PO.
1722 Sept 12. Grenzberichtigung zw. dem Gotteshaus St Trudpert u der
Gemeinde Kirchhofen. — 1722 Nov. 9. „Einer ehrsamen Gemeinde der
Herrschaft Kirchhofen Recht u. Gerechtigkeiten, auch andere Urkunden,
aus alten Schriften erneuert « 149 Seiten, geb.
B. Pfarrei.
1402 Jan. 28. Hermann Snewlin v. Bollschweil u. Willi. Hefenler ver-
kaufen der Kirchenpflege zu Kirchhofen 8 Mutt Roggen Zins von dem
„ Hefenler" Hof in Ehrenstetten um 28 ff Pfg.Freib.W. mit Bewilligung Ottos
v Staufen, von dem jener Hof zu Lehen geht PO. — 1408 Juni 18.
Prior u. Konvent der Prediger zu Freiburg beurkunden, dass die Spital-
pflege zu Kirchhofen 2 ß ewigen Geldes von einem Keller, im Kirchhofe
zu Kirchhofen gelegen, abgelöst habe. PO. — 1422 Juli 80. Anna Bern-
lapp zu Bollschweil u. ihr Sohn Anton verkaufen an die Kirchenpflege
f» Mutt 2 Sester halb Weizen, halb Roggen von dem „Werwunder Hofe"
in Ampringen um 12 ff Pfg. Freib. M. 10. — 1427 Mai 19. Die Kirchen-
pflege gültet jährlich 1 Scheffel Weizen u. 20 Scheffel Roggen an die
Klause zu K. von dem „berwer nofe" zu Ampringen. PO. — 1439. Offenes
Instrument oder Instruktion u. Vorschrift für die Leutpriester in K., wie
sie sich in allen Stücken zu verhalten haben. PO. — 1440 Jan. 28. Aus
der Steuer v. Ölisweiler u. Ehrenstetten erhält die Kirchenpflege jährlich
2 ff Pfg. PO. — 1462 März 15. Ablassbrief mehrerer Kardinäle zugunsten
der Kirche des h. Gallus und des Klosters der Franziskanerinnen. PO. —
1458 März 22. Apnes, des Dietr. Kotz Witwe, stiftet in die Kirchenpflege
ß u. 1 Huhn Erschatz, welche sie bisher von Hans Suvermann bezogen,
von Haus, Hof und Badehaus zu Ellikofen. PO. - 1466 Apr. 14. Der
Vogt v. Gütighofen spricht der Kirchenpflege das Recht zu, Haus u. Bade-
haus zu Ellikofen nur dann dem Thom. Bernlapp v. Bollschweil zu leihen,
wenn er den rückständigen Zins zahlt. PO. — 1468. Nov. 11. Görg v.
Wolfperg zinst dem Gotteshaus St. Wallpurgis zu Oberampringen 8 ß.
PO. — 1493 März 22. Philipp Federer, Baccalaureus formatus der hl.
Schrift u. Leutpriester des Hochstifts Basel, stiftet nach K. einen Jahrtag
für sich u. seine Verwandten von einem zehnten Theil seines Hofe zu
Biengen, der zu gemeinen Jahren 8 Malter Weizen u. 8 Malter Roggen
u 2 Malter Gersten thut. Der Jahrtag soll mit 10 Priestern gehalten
werden. PO. — 1539 Jan. 13. Simon Barth in Offnadingen gültet der
Kreuz-Kapelle daselbst v. einem Erblehen jährl. lO'/i Mutt halb Weizen
u. halb Roggen. PO. — 1544 Dez. 22. Michel Messerschmid, Meier imLenhof zu
Ehrenstetten, beurkundet, dass er der Kirchenpflege um 10 ff Rappen Haupt-
gut jährlich 10 ß Pfg. zinsen wolle u. setzt als sichere Wahrschaft seinen
Hof samt Haus, Scheuer, Matten ein. PO. — 1571. Fundationsbrief des
Kirchh. Spitals. Abschr. — 1610 Feb. 9. Eva Lang zinst um das Haupt-
gut von 100 fl , welches Pfarrer Nik. Kurz von K. zu einer Jahrzeit ge-
stiftet, jährl. 5 fl. 10. — 1661 Sept. 9. Erneuerung über des Spitals zu
K. Einkommen u. Gefälle. Or. — 1731 ff. Kirchenbücher. - 1743 Mai 10.
Päpstl. Ablassbrief für die Filialkirche zum hl. Kreuz in Offnadingen. PO.
Hitt. d. bad. bist. Kom. No. 14. 8
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Baur. Nothelfer. Hugard.
13. Norsingen. (N.)
Gemeinde.
1557 Aug. 3. Vertrag des Kirchspiels Kirchhofen, Ehrenstetten u. der
beiden Ampringcn einer- u. Offnadingen u. Norsingen andererseits des
Banns, Gerechtigkeit- u. Waidgangs halber. Abschr. — 1601. Extrakt
ans dem uralten Staufen'schen Original-Urhario über Norsingen als Lehen
v. St. Gallen. (Lehensmann ist der Herr v. Staufen, Offnadingen ist Eigen-
tum der Herren v. Staufen.) Steuer u. Gefälle v. beiden Gemeinden.
2 Abschr. v. 1665. — 1624 Mai 9. IiOchenerneuerung zw. Kirchspiel Kirch-
hofen einer-, Offhadingen u. N. andererseits. Abschr. — 1627, 52, 1709,
38, 65, 9>\ 1803. Vergleiche u. Ordnungen, zw. N. u. Offhadingen verein-
bart, betr. des Nors. Waldes der sog. Au. Abschriften. — 1663 Okt. 3.
Waldgericht über den Norsinger Wald, Au gen.. zw. den beiden Gemeinden
Offnadingen u. N. — 1711 Juni 9, Lochenerneuerung zw. den Gemeinden
Ehrenstetten, N. u. Offnadingen. 10 Bl. — 1728 Mai 10. Für die Festung
zu Alt-Breisach liefern nach Anordnung der kaiserl. Hofkommission Offna-
dingen u. N. aus ihren Waldungen 3000 Klafter Brennholz, die Klafter zn
Ii» xr. — 1728 ff. Gemeinderechnungen. — 1741 Febr. 16. Register über
die Bann- u. Marksteine zw. Kirchhofen u. N. u. St. Trudpert. — 1750
Zehrungskoatenbüchlein für den Geraeinderat. — 1752 Sept. 18. Die Feier
des Kirchweihfestes wird auf den Sonntag nach St Gallentag verlegt. PO
S. des B. v. Konstanz. — 1753—69. Handbüchlein für die Pfleger der
Kapelle. 1770 ff. Kontrakt-Protokolle. - 1777 Aug. 10. Akkord der
Gemeinde wegen Schreiner- u. Malerarbeit in der Kreuzkapelle zu N. —
1791. Steuerprotokoll. — 1798 Nov. 9. Erlaubnis des Generalvikariats
Konstanz zur Errichtung eines Kreuzwegs in der Kapelle zu N. Pap.Or. S.
— 1804 Nov. 20. Schreiben der Regierung zu Freiburg an Pfarrer Michel
Harber in Kirchhofen, betr. die Umpfarrung der Gemeinden OfYuadingen
u. N. nach Scherzingen.
14. Obermünsterthal. (B.)
Gemeinde.
1692 1786. Pflegerechnungen. — 1729 -89. Gemeinderechnungen.
Regestensammlung zu dem ehemaligen Klosterarchiv v. St. Trudpert bis
1780. Der Schrift nach von P Joh. Evangelist Harscher.
B. Pfarrei St. Trudpert. (B.)
1183, 1417. Dingrodel des Gotteshauses. Abschr. 18.Jhrh. — 1650 ff.
Kirchenbücher. — 1716—40. Kapitalbuch der hiesigen Bruderschaften;
dazu Rechnungen bis 1783 u. Liquidationsakten, ferner viele Rechnungen
gleicher Fonds von Thunsei u. deren Liquidationsakten. — 1729, 30, 70.
Päpstl. Urkunden über die Echtheit aus den Katakomben bezogener Re-
liquien. 1775 deren Begutachtung durch das Ordinariat Konstanz. —
1743. Authentik über die hiesige Kreuzpartikel vom Patriarchen v.
Venedig. — 1777. Einiges Bedenken über die Zeit des hl. Trudpert gegen
P. Herrgott. 3 Bogen, vermutl v. P. Kasimir Ehrat — Vor 1780. Re-
isten des P. Kasimir Ehrat über die Zeit v. 1487—1664 u. 1731-57;
besonders interessant ist die Erzählung des Schwedenbrandes (1632), wahr-
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Staufen.
ml 15
scheinlich nach tom. IV collectaneorum des Abts Roman (17. Jhrh.). —
1788. Aufzeichnung über interna des Klosters, die sich unter Dachziegeln
verborgen fand. — 1788. Regestenbuch über alle Akten des Gotteshauses
St. Trudpert v. 004-1788; dazu etwas weniges bis 1803, besonders den
Krieg betr., Anbang über die Stifter u. Gutthäter des Gotteshauses, Ver-
mögensstand v. 1786 u. s. w. 706 S. gr. 2°. Verfasst v. P. Joseph Elsener
(t 1803 als Pfarrer u. Prior). — 1792. Katalog der hiesigen Religiösen.
Dazu Porträts der Patres. — 1807. Historia succincta monasterii St. mar-
tyris Trudperti von P. Kolumban Rees, Pfarrer in Krozingen (f 1809).
- 1807. Dasselbe mit Kopien der Pfarrdotationsurkunden, Angaben über
Differenzen bei der 1. Besetzung der Pfarrei u. anderen interessanten
Notizen zur neueren Zeit. — 1840. Bericht des Pf. Blasius Metzger über
die Reste der Stadt Münster u der Burgen Scharfenstein u. Regelsburg.
184D. Reminiscenz des Pf. Bl. Metzger über ein Bild des Malers Gasser
von Freiburg resp. das von ihm dargestellte Feldlager in Krozingen u.
Biengen v. 1790. — 1869. Der letzte Grosskellner (P. Bl. Metzger) im
Kloster St. Tr. Monographie v. Pfarrer Fr. Xav. Hosp. msc. — 1872.
Chroniknotizen über das hies. Gotteshaus. 170 S. 2°.— 1884. Denkwürdig-
keiten über das Kloster, Gotteshaus u. die Pfarrei St. Trudpert. 442 S. 2°.
15. Offnadingen. (N.)
Gemeinde.
1775 Aug. 5. Aug. Joh Nepom. v. Hornstein, Weihbischof zu Kon-
stanz, konsecriert Kirche u. Altar zu 0. Abschr. — 1784. Mai 17. Stift-
brief über sämtliches Vermögen der Kreuzkapelle. Abschr. — 1557. Aug. 3.
Bannvergleich zw. den Gemeinden Kirchhofen, Ehrenstetten u. beiden
Ampringen einer-, den Gemeinden Norsingen u. 0. andererseits. PO. S.
dos Junkers Lazar. v. Andlau, Jakob v. u. zu Ampringen u. Joh. Christoph
v. Falkenstein, das des Anton Freih. v. Staufen, Pfandherrn zu Castelberg
u. Waldkirch fehlt. — 1647 Aug. 17. Der Vogt v. Biengen verkauft als
verordneter Befehlshaber einen vom Gotteshaus Adclhausen zu Lehen
gehenden Erblehenhof samt Zugehörde u. 40 Jauchert Acker nach dem
Tod des bish. Erblehenbesitzers an Jakob Sauter v. 0. um 721 fl. u. gegen
1 IS Pfg. Geldes, an das Gotteshaus St. Blasien, u. gegen 13 Matt Roggen
u. Weizen, an das Gotteshaus Adelhausen zu entrichten. PO. — 1664,
67. 70 ff. Haisch-Rodell der hl. Kreuzkapelle zu 0. Einkommen u. Gefäll
in- u. ausserhalb der Herrschaft Staufen. — 1664 ff. Rechnungen der
Kreuzkapelle zu 0. — 1666. Christian Pfrenglin u. dessen Ehefrau ver-
kaufen ihrem Tochtermann Hans Weinmann in Staufen mit Zustimmung
des Gotteshauses Adelhausen einen Erblehenhof desselben samt Zugehörde
um 1100 fl., u. zinset Weinmann jährl. an Adelhausen 13 Mutt Weizen
und 13 Mutt Roggen. PO. — 1782. Versicherungsprotokollbuch.
16. Pfaffenweiler. (N.)
Gemeinde.
A. Pergamentoriginalurkunden.
1349. Den Weidgang auf dem Hohenfirst betr. S. d. Stadt Freiburg.
— 1407. Nov. 4. Zinsstreit zw. der Kirchenpflege zu Pf. u. Peter Jakob
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Baur. Nothelfer. Hugard.
v. Freiburg. 8. d. Stadt Freiburg. — 1467. Eigentumsstreit, betr. den
Hohcnfirst. S. des Herrn v. Mcrsperg. — 1470. Gemarkungsstreit rw.
Ulr. v. Nankenreute u. den Herrn v. Staufen, geschlichtet durch Rudolph
v. Baden u. Jakob v. Russeck — 1491 Mai 4. Grenzberichtigung, Weid-
u. andere Rechte der Oelinsweiler in Wolfenweiler betr. 17 Bl. S des
Grafen v. Werdenberg, Ordensmeister der Johanniter in Deutschi — 1491
Juli 5. Beschwerdeschrift des Freib. Leo v. Staufen gegen Rudolph von
Werdenberg. — 1492. Die Herrschaft Staufen kauft das Dörflein Scherz-
ingen um 100 fl. rhn. - 1495. Sept 13. Badhausbau betr. S. des Freih.
r. Staufen. — 1498 Nov. 26. Kaufbrief, den Scherzinger Wald betr. —
1600 Apr. 26. Stiftbrief der Armenstiftung in Pf., nebst Buch für Armen-
stiftung, „enthaltend alle Zins, Geld, Wein, Korn*. - 1501. Apr. 25.
Grenzberichtigung zw. Oelinsweiler u. Wolfenweiler. — 1515 Okt 17. An-
kauf des Waldes am Hohenfirat. 8. des Herrn v. Blumeneck. — 1546
Not. 11. Die Armenstiftung in Pf., um 100 Goldgulden gemehrt, zahlt
den Hausarmen alle Fronfasten statt 2 jetzt 3 fl. - 1576 Dez. 1. Ver-
trag, einen Weidgang in d. Bollschweiler Gemarkung betr — 1621 Juni 21
Uebereinkommen der Gemeinden Pf. u. Oelinsweiler, die Erhebung eines
Bodenzinses betr. - 1667 Juli 8. Vergleich, die Vereinigung v. Pf.-Oelins-
weiler u. Scherzingen zu einer Gemeinde betr. — 1727 Jan. 20 Vertrag
mit Bollschweil, die Ablösung eines Weidganges betr. - 1731. Dez. 22
Entscheid des Hofgerichts zu Innsbruck, das Holz- u. Weidgenussrecht v.
Pf. u. Scherzingen betr. — 1742 Juni 20. Vertrag zw. Pf.-Oelinsweüer u.
Kirchhofen, das Weidgenussrecht betr. — 1747 Marz 27. u. 1749 Okt. 13.
Urteile des Hofgerichts zu Innsbruck über den Rechtsstreit der Gemeinde
Norsingen gegen Pf. -Oelinsweiler, Marklosung betr.
B. Originale und Abschriften auf Papier.
1471, 1501, 54, 76, 98, 1663, 71, 1701, 1773. Verträge zw. Wolfen-
weiler, Pf., Kirchhofen, Oelinsweiler, Schallstadt über Weidgang, Bann etc.
Dabei Bannbeschreibung des Hohenfirst. Abscbr. — 1525. Vertrag der
Breisgauer Unterthanen mit ihrer Herrschaft. — 1531 Febr. 28. Stipen-
dium im Hause des heil. Hieronymus zu Freiburg für arme Studierende
der Theologie gestiftet von Erhard Blattmann zu Münster. Abschrift
— 1543 Juli 25. Die Äbtissin v. Güntersthal verkauft 8 Jauchert Acker
in Scherzingen. — 1582 Okt. 6. Urteil des Hofgerichts zu Innsbruck, einen
strittigen Weidgang betr. — 1600. Die Verteilung des Erträgnisses des
kleinen Scherzinger Riedes. — 1692 Febr. 21. Polizeiverordnung für Pf.-
Oelinsweiler u. Scherzingen, 9 Bl. — 1718 Febr. 8. Erneuerung über den
Bodenzins zu Pf., so dem Gotteshaus St. Clara zugehörig. 23 Bl. — 1753
Nov. 23. Copia protocolli commissionalis i./S. der Gemeinde Pf. gegen die
Gemeinde Sölden. — 1756 Juli 6. Urteil, das Holzrecht im Sdienringer
Wald betr.
17. St. Ulrich. (N.)
A. Gemeinde.
1695 Juni 6. — 0. Reparation des Geiersnester Monatsgeldes. Abschr.
— 1746 Mai 6. Protokoll i./S. des Geiersnester Monatsgeldes.
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Staufen. ml 17
8. Pfarrei.
1072. Juli 27. Diploma Henrici IV., Caesaris, quo confirmatur fun-
datio prioratus Cluniacensis in Rimsingen. Abschr. — 1278. Papa Nicolaus m.t
concessit toti congregationi Cluniacensi Privilegium percipiendi decimas de
novalibus in omnibus parochiis suis. Abschr. — 1368. Lebenzinse zu
Geiersnest, gezogen aus uralten Registern des Priorates St. Ulrich. — 1373
März 15. Vertrag des Priorats, einen Lehenzins in Eschbach betr. Abschr.
— 1467 Dez. 11. Urtelbrief in einem Streit zw. dem Herrn in Bollschweil
u. den Gemeinden Biengen u. Bollschweil. Abschr. — 1567 Juli 3. Extrakt
aus dem 1. VisitationsTerzeichnis des Joh. Ulmenstad, Superintendenten
der Herrschaft Badenweiler, Wolfenweiler betr. — 1614 ff. Taufbuch.
Ehebuch 1714. Totenbuch 1713. — 1629 Juli 9. Kaumnschlag v. Geiers-
nest samt allen Gerechtsamen. — 1669 Juli 6. Instrumentum publicum
über den Zehnten in Geiersnest. — 1670—75. Extrakt aus Protokollen.
Vertrag v. St. Peter mit Geiersnest, Weidgang, Frevelgericht, Boden-
zins etc. daselbst betr. — 1684 Aug. 21. Bannbeschreibung zw. St. Ulrich,
Geiersnest u. Bollschweil. — 1685 - 88. Extrakte des St. Petri'schen Amts-
protokolls, Frevelgericht betr. — 1687 März 24. Extrakt des freiherrl
Bollschweiler Amtsprotokolls, Buchenholz-IIau- u Weidganjr im Bollsch-
weiler u. Bienger Wald betr. — ca. 1700. Familienbücher v. St Ulrich,
Geiersnest, Bolisch weil-Ehrenstetten,Waldhöfen u. Hofsgrund. — 1707 Mai 31.
Kaufbrief über einen von der Gemeinde Ebringen erkauften Wald im
Kaltwasser. — 1719 Apr. 18. Verordnung, betr. die Hintersassen zu St.
Ulrich u. Geiersnest. - 1720 Aug. 9. Privileg Clemens' XI. für den Kreuz-
altar. PO. — 1729—1827. 261 bischöfl. Konstanz. Hirtenbriefe u. Verord-
nungen. - 1732, 39, 42 45, 60, 63, 69, 78. 19 Urkunden über die Echt-
heit der in der Pfarrkirche befindl. Reliquien aus den röm. Katakomben.
1741 Dez. 15. Privileg Benedikts XTV. für den Herz- Jesu- Altar. PO. — 1742
April 6. Konstanz. Confirmatio Confraternit SS. cordis Jesu. Abschr. — 1742
Mai 12. Lehenbrief, die Mühle u. Wirtschaft zu St. Ulrich betr. — 1748.
Okt. 8. Extrakt aus d. Berain v. 1748 über den Weinzehnten des Gottes-
hauses St. Peter im Kirchspiel Kirchhofen. — 1748. Verschiedene Schrift-
stücke, Herstellungen in der Kirche betr. — 1749. Juli 23. Testimonium
consecrationis ecclesiae S. Udalrici, factae per Franciscum Carolum Fugger,
episcop. Domitiopolitanum. — 1750 Okt. 26. Bannbeschreibung zw. dem
Gotteshaus St. Peter, der Herrschaft Bollschweil u. Bietzighofen. — An-
nales Prioratus S. Udalrici in Nigra Silva ex autographis et antigraphis
tarn veteribus quam recentioribus conscripti a Phil. Jac. Steyrer Ord. S.
Ben. ad Petrum p. t. vic. ad S. Udalricum, 1749. Descripsit P. Victor
de Lew. ad S. Petrum prof. capit. pro t. vicar. ad S. Udalr. a. 1760.
Geb. 594 S. 2°. Bis 1752 ind. Dazu Fortsetzung v. 1753—66 v. ver-
schiedenen Pfarrvicaren zu St Ulrich. 339 S. 2°. Heft. — 1751. Auszug
aus dem Kirchhofer Berain v. 1751, betr. die dem Gotteshaus St Peter
fallenden Weinzinse in Kirchhofen u. Ehrenstetten. — 1751. Ritus cele-
brandi divinum officium in eccl. parochiali ad S. Udalricum v. P. Rom.
Glenz. 28 S. - 1752—58. Korrespondenz des Abts zu St. Peter mit dem
Bischof u. Generalvikariat zu Konstanz, dem Agenten Abt Agentiiis in Rom,
dem Grossprior in Clugny etc , betr. die Verehrung des hl. Ulrich u. dessen
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Baur. Nothelfer. Hugard.
mit erhöhter Solemnitat am 10 Juli zu begehendes Fest 82 Briefe. —
1754 März 30. Ablassbrief Papst Bened. XIV. für das Ulrichsfest. Abschr.
— 1756 Mai 29. Ablassbrief des Bischof Franz Konr. v. Rodt v. Konstant
für die neuntägige Andacht zu Ehren des hl. Ulrich. Abschr. — 17ö7
Nov. 28. Ivehenbrief u. Lehenrevers, betr. den Fronhof zu St Ulrich. -
1758 Sept. 20. Baubeschreibung, vorgenommen v. der Stadt Freiburg. u.
dem Gotteshaus St. Peter. — 1758—86. 44 Briefe u. Rechnungen von
Goldschmieden in Wien, Augsburg, Waldkirch, Freiburg über gelieferte
u. reparierte Kirchengerätschaften. — 1758-1804. ca. 120 Erlasse der
Kaiserin M. Theresia, des K. Joseph IL, der vorderstem Regierung etc.,
meistens de rebus ecclesiasticis. Drucke u. Abschriften. - 1760 Aug. 27.
u. 30. Ablassbriefe Clemens XIII. für St. Barbara-Bruderschaft, den Barbara-
Altar, Herz-Jesu- Altar u. die Herz- Jesu -Bruderschaft 5 PO. — 1760 93.
Ortschronik. 212 S. 29. — 1763. Ritus celebrandi div. offic. in eccl. ad S.
Udalricum cum quibusdam privilegiis, gratiis spiritualibus et juribus
parochiae S. U. aliisque vicario hic scitu necessariis, v. P. Rom. Glenz.
1763 — 64. Rechnungen über alle Einnahmen u. Ausgaben an Geld.
Früchten, Wein etc. wegen Reparationen an Kirche u. Kloster. — 1769
März 10. Konstanz. Consensus transferendi festum SS. cordis Jesu. Abschr.
— 1774 März 14. Erblebenbrief, Mühle u. Wirtschaft zu St Ulrich betr.
— 1778 Nov. 1. Synopsis retractationis Joannis Nicolai ab Hontheim,
episcopi, Myropolitani, suffraganei Treverensis, ad Pium VI., P. M. —
1780 Juni 17. Kaufbrief betr. die Kasten vogtei des Gotteshauses St. Peter.
— 1780 Juni 24. Vertrag zw. dem Priorat St Ulrich u. der Bergwerks-
gesellschaft in Hofgrund, die Seelsorge daselbst betr. — 1783. Rechnungen
des Gotteshauses St. Peter über Einnahmen u. Ausgaben. — 1796 Mai 30.
Maigericbt 1806 Mai 1. Fassion über die vom Stifte St. Peter depen-
dierende Pfarrei St. Ulrich, zur selbständigen Pfarrei erhoben, mit vielen
Beilagen.
18. Schlatt (N.)
A- Gemeinde.
1661 ff. Gerichtsprotokolle. — 1734 ff. Gemeinderechnungen. - 1737
Mai 6. Urk. v. d. Kanzlei zu Heitersheim, betr. das Wasserrecht der Ge-
meinde.
B. Pftrrel.
1608 ff. Pergamentband, enthaltend Jahrtagsstiftungen, dann Standes-
bucheinträge. — 1634 ff. Kirchenfondsrechnungen.
19. Staufen.
A. Stadtgemeinde. (H.)
1343. Juni 26. Heinrich Swaz v. Hausen (a. d. Möhn) verkauft mit
Genehmigung seines Herrn, des Junkers Schollen v. Bobenheim, der
Schwester Elsbeth Wiihelin zu Freiburg einen Bodenzins von 1 Mutt Weizen
ab s. Hofgute, zu Hausen an der hohen Strasse gelegen, um 2(/i ff Pfg-
PO. S. des Junkers. — 1363 Juli 15. Herr Gottfried v. Staufen erlässt
dem Heintzmann Closs zu Staufen von dessen Kapellen-Garten unterhalb
der Burghalde einen Bodenzins unter der Bedingung, dass der jeweilige
Eigentümer des Grundstücks der Kirche St Martin zu Staufen jährlich
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Staufen.
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V, Mutt Nüsse geben solle. PO. S. ab. — 1369 Febr. 7 Staufen. Die
Stadt Staufen entleiht mit Zustimmung von ihren Herren Ulrich Walther,
s. Bruder, Junker Otto u. beider Vetter, Junker Gottfried v. Staufen,
von Heinrich u. Hamman Geben, Geben Banners Söhnen zu Freiburg,
100 M. S u verpfändet dafür ihre Gefälle von der Richtlaube, Brodlaube
u. Fleischmetzig, sowie das Ungeld u. den Zoll. Abschr. — 1492 Mai 4.
Zens Küffer stiftet der St. Martinskirche zu Staufen 12 Pfg. Freib. W. zur
Unterhaltung des ewigen Lichts. PO. — 1503 Jan. 17. Andres Wagner
erhält von der St. Martinspflegschaft zu Staufen 10 fl. Golds- Währung,
eine Jahrzeitstiftung des Junkers Richard v. Zissingen, u. verkauft dafür
einen ewigen Zins von fl. ab Jauchcrt Reben u. 1 Jauchert Acker
im Steiner. PO. — 1534 Okt. 30. Hans Ludw. Freih. zu Staunen, Wilh.
Graf zu Lupfen (Vormund der andern Geschwister), Apolonarius Rost
Leutpriester und Vogt u. Richter zu St. geben eine Spitalordnung.
1) Der Spitalmeister oder Schaffner untersteht dem Vogt u. den Richtern,
die ihn im Namen der Herrsch u. der Bürgerschaft ernennen. 2) Das
Mehl f. d. Spital ist vom Umgeld frei. 3) Spitalmeister u. etwa vor-
handene Pfründner sind, wenn sie nicht ausserhalb Spitals Gewerbe u.
Güter haben, aller bürgerl. Beschwerden u. Ämter enthoben. 4) Dieser Stifts-
brief soll jährlich vor Gericht verlesen werden. 5) Aufzunehmen sind
alle, die wegen Krankheit dem Almosen nicht nachgehen können u. von
ehrbarer Herkunft sind, zunächst solche aus Stadt u. Herrsch. St., aber
auch Pilger, Bettler, die nicht weiter können. 6> Der Nachlass der im
Spital verstorbenen Personen gehört ganz dem Spital. 7) Ein Kranker,
der bei der Aufnahme nicht beichten und das Sakrament empfangen will,
soll am Wege liegen gelassen werden. 8) Nicht aufzunehmen sind ferner :
Kinder, die eine Amme bedürfen, „tobig" und aussätzige Menschen u.
alle, die ohne Spital Nahrg. gewinnen mögen. 9) Pilger u. Bettler soll man
nicht länger als eine Nacht beherbergen. 10) Für die Hauptwohlthäter
des Spitals Martin Schwab u. Panthlin Kaltenbach soll wöchentl. 1 Messe
in der Spitalkirche gehalten werden. Die Dienstknechte der Bäcker,
Müller u. Schuhmacher, deren Bruderschaft dem Spital 100 fl. geschenkt,
sind „in sonderem Befehl" zu halten. PO. 3 S. — 1546 Nov. 11. Die
Herrschaftgemeinden Ballrechten, Wettelbrunn u. Grünem zahlen in die
Spitalkasse zu Staufen 50 fl. für die Verpflegung ihrer Kranken. PO. S. des
Freih. Hans Ludw. zu Staufen. — 1549 Juni 24. Anton Freih. zu Staufen
eutleiht bei der Spitalkasse 80 fl. u. versichert dafür s. gesamten Besitz.
Pap. Or. S. — 1555. Dez. 12. Die Stadt St. u. die Gemeinden Grunern u.
Wettclbrunn errichten für ihren gemeinsamen Wald einen Aeckeritver-
trag. PO. S. des Freih. Anton zu St. Neue Verträge 1617 u. 1652. —
1561 März 10. Die Priorin des Klosters St. Agnes zu Freiburg verkauft
dem Johann Gschwynnder, Statthalter der Herrschaft St., einen Bodenzins
zu Hausen um 8 fl. Pap. Or. S. (vergl. oben 1343 Juni 26). — 1565
Okt. 7. Hans Kagenfels v. Breisach stiftet dem Leprosenhause zu St.
100 fl. dessen Zinsen zum Teil den Siechen „wenn sie das Neujahr an-
singen" gegeben werden sollen. PO. — 1566 Okt. 7. Die Bruderschaft
der Müller, Bäcker u. Schuster zu St. zahlt in den Spitalfond 100 fl.,
wofür sie 1 Stube u. 2 Kammern zu ihrer ausschliesslichen Verfügung
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Baur. Nothelfer. Hugard.
erhält. Abschr. — 1571 Apr. 9. Jakob Schlögel u. dessen Ehefrau
Catharina Stoll v. Pfaffenweiler stiften dem Leprosenhause zu St. 24 fl..
aus dessen Zinsen Holz beschafft werden soll. TO. — 1581. — Bau-
kostenverzeichnis des neuerbauten Spitals zu Staufen. — 1585 Apr. 18.
Philipp Punkhardt v. Breisach vermacht dem Leprosenhause u. den Hans-
armen zu St. 200 fl., deren Zinsen am Weihnachtstage verteilt werden
sollen. Freih. Georg Leo zu St. zieht den Betrag an sich u. verspricht
10 fl. Zins. Zur Sicherstellung verpfändet er 4 Jauchert Acker am
Schlossberg. Abschr. — 1591 Juli 4. Freih. Georg Leo zu St. bestätigt
Joh. Christoph v. Wessenberg die Freiheiten seines adeligen Sitzes zu
St. Abschr. — 1597 Juli 28. Jahrzeitstiftung der Maria Schnüterin
bei der St. Martinskirche zu St. mit 30 fl. PO. — ca. 1600 Eides-
formeln bei der Verpflichtung der Gemeindeangestellten, Fürsprecher,
Baumeister, Heischschauer, Brodschauer, Weinschauer, Weinstreicher.
Weinstieber u. Fasssiuner, Feuerschauer, Marker, Heimburger, Schaden-
fcchatzer, Brandreiter, Brandmeister, Sauschauer, Kalk- u, Ziegelschauer.
Viertleute, Thorschliesser u. Neunewächter. — 1601. Joh. Christoph v.
Wessenberg u. s. Frau Judith Kichin v. Richenstein stiften eine Jahrzeit
bei der St. Martinskirche zu St. mit 10 fl. Hodenzins u. 2 Pfd. Wachs
ab ihrem Freihofe. Abschr. — 1606 Juni 24. Joh. Chr. v. Wessenberg
verkauft s. Tochtermann, Joh. Erhard v. Falkenstein, Regimentsrat zu
Ensisheim, s. freien adeligen Sitz zu St. um 1400 fl. Abschr. — 1609
Aug. 6. Margaretha Freifrau zu Staufen, geh Erbtruchsessin u. Freiin
zu Waldburg, Witwe (des f Freih Georg Leo) entleiht von der Stadt
St. „zu Fortsetzung unseres nun angefangenen Baues- 100 fl. u. ver-
pfändet ihr Haus bei der Kirche. Abschr. — 1613 Apr 12. Johanna
Helena, des Stifts St. Ursula zu Collen Äbtissin u. zu Essen Pröpstin, u.
Auna Eleonora, des Stifts zu Thoren Dekanissin, Freiinnen zu Staufen,
Schwestern, entleihen von der Stadt 100 fl. Abschr. — 1613 Mai 23.
J*ie Gemeinden St. u. Krozingen teilen ihren gemeinsamen Wald im
Wölfenthal, am Hartberg u. Röttelsberg. PO. — 1629 Jan. 18. Verlrag
der Stadt mit dem Bäcker des Gemeindebackofenhauses. Conc. — 1660
Febr. 5. Freih. Franz v. Schauenburg, Pfandherr der Herrschaften St
u. Kirchhofen, erteilt den Gemeinden St., Grünen» u. Wettelbrunn für
ihren gemeinsamen Wald eine neue Waldordnung, welche jedoch nur so
lange bestehen solle, bis sich eines der alten im Kriege verlorenen
Exemplare wiederfinde. 26 Seilen. Siegel. — 1660 Mai 29. Ders. ver-
bietet nach vorhergegangener Untersuchung den Meyern im Kropp- u.
Metzenbach, ihr Vieh ins Wölfenthal auf die Weide zu treiben. — 1661
— Klagpunkte der Gemeinde St wider die daselbst ansässigen Juden.
Konz. — 1665 Marz 2. Die vorderöstr. Regierung verbietet dem Baron
Rudolf Heinrich v. Schauenburg, die von ihm angeordnete Huldigung der
Einwohner der Pfandherrschaften St. u. Kirchhofen vorzunehmen. Abschr.
— 1665 Apr. 25. Freih. Rudolf Heinr. v. Schauenburg erteilt der
Schützengesellschaft zu St. eine neue Ordnung. — 1665 Mai 20. Freih.
Rudolf Heinrich v. Schauenburg zieht gegen Zahlg. v. 10 fl. Zins an sich
die 200 fl., welche Schwester Maria Maximiiiana v. Schauenburg der
Pfarrkirche zu St. überlassen habe unter der Bedingung, dass jeden
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Donnerstag Abend die Angst Christi geläutet werde. — 1665 Aug. 8.
Jahrzeitstiftung der Anna Barbara Schickherin bei der St Martinskirche.
— 1665 Aug. 22. Amtmann, Stadtvogt u. Gericht zu St. errichten eine
neue Weidgangordnung. — 1666 Okt. 2a Kostenverzeichnis der Huldigung
für Kaiser Leopold L (130 fl.) Konzept. — 1669 Febr. 1. Joh. Erhard,
Freih. zu Falkenstein, übergiebt dem Klo6ter St. Trudpert seinen freien,
adeligen Sitz zu St., wogegen dieses ihm die Fruchtgilt zu Hausen über-
lässt, 2000 fl. bezahlt u. ihn u. seine Gemahlin, Anna Franziska, Freiin
v. Mercy, unter die Benefaktoren des Klosters aufnimmt. Abschr. — 1676
Aug. 14. Schuldschein der Gemeinde Offnadingen über 335 flM welche sie
der Stadt St. zahlen soll als Ersatz für die grossen Unkosten, welche dieser
Ort an Einquartierung, Winterquartieren u. franz. Kontributionen gehabt
bat — 1690. Verzeichnis des Schadens an Gebäuden, welchen die Stadt
St. durch die franz. Besetzung u. insbesondere durch den grossen Brand
im Oktober erlitten. — 1696 Juni 26. Das Stadtgericht erteilt einer
Leprosin aus St. die Erlaubnis, sich mit einem Leprosen aus Bonndorf zu
verheiraten u. mit demselben im Leprosenhaus zu St. zu wohnen. — 1608
Febr. 24. Stadtvogt u. Gericht bevollmächtigen den Michael Kaysser, aus-
wärts zu sammeln für den Wiederaufbau der 1690 durch die Franzosen zer-
störten Kirchengebäude. — 1702 Juli 27. Die vorderösterr. Hof kammer be-
nachrichtigt die Gemeinde, dass die Herrschaften St u. Kirchhofen aus dem
Schauenburgischen Pfandbesitz ausgelöst und dem Kammerdirektor Martin
Haas v. Katzenmoos zur Verwaltung übertragen worden seien — 1707
Juni 22. Dienstinstruktion für den Amtmann Sulger über Bürgerannahmen,
Bürgerwachen, Gerichtssitzungen u. Appellationen. — 1708. Urbar der
Stadt St., Abschrift der Gemeindestatuten. Vertröge etc. enthaltend. Das-
selbe enthält folgende, nicht mehr im Originale oder in älteren Abschriften
erhaltene Urkunden: a) (o. J.) Statuten, Gebot u. Verbot über Gottes-
lästerung, b) (o. J.) Gemeine Verbote wider die Trunksucht c) (o. J.)
Gemeindestatuten, d) (o. J.) Gerichtsordnung, e) (o, J.) Eidformeln bei
Verpflichtung des Stadtvogts und der Richter, f) 1543 Jan. 10. Freih.
Hans Ludw. zu Staufen, Trudprecht v. Krozingen, Pfarrer Apolinaris Rost
u. andere erneuern die Satzungen der Stubengesellschaft zu St.1) g) 1555
Dez. 16. Vergleich zw. der Stadt St. u. Hans Joppen v. Wessenberg wegen
der Steuern ab dem adeligen Freihofe, h) 1 599 Jan. 1 . Stadtvogt, Gericht
u. Zwölfer erteilen der Stubengesellschaft eine Stubenknechtsordnung,
i) 1599 März 6. Renovation der herrschaftl. Gefalle zu St. k) ca. 1602.
Verzeichnis der Staufener Wälder. 1) 1607. Klagen der Gemeinde St
gegen die vorderösterr. Regierung als Rechtsnachfolgerin der Gebrüder
Hamman u. Heinrich Geben bezw. der Freih. zu St. um Rückgabe der
städtischen Gefalle. Vgl. oben 1369 Febr. 7. m» 1617 Jan. 19. Stadt-
vogt u. Gericht bestimmen die Preise der Mahlzeiten der Stubengesell-
schaft, n) 1618 Jan. 8. Die Stadt St. dringt bei ihrem Advokaten zu
Ensisheim auf Beschleunigung ihres Prozesses. Vgl. oben 1607. o) 1626
Aug. Obervogt Hans Christoph v. u. zu Ampringen erneuert die Bäcker-
l) Vgl. Hugard. Die Stubengesellschaft u. d. Stubenhaus zu Staufen.
(Schau in's Und, 15, p. 49—53).
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Baur. Nothelfer. Hugard.
Ordnung zu St. p) 1627 Aug. Wegen FruchtaufschlagB abermalige Er-
neuerung der Bäckerordnung, q) 1628 Nov. 7. Innsbruck. Pfandver-
schreibung der Herrschaften St. u. Kirchhofen an den General Hannibal
v. Schauenburg, r) 1630 März 1. Die Herren Job. Reichart (Reinhard?)
u. Melchior von Schauenburg schliessen im Auftrag ihres Bruders Han-
niba] mit den Gemeinden der Herrschaft St. einen Frohndvertrag für die
Dauer der Pfandschaft, t) 1659 Mai 8. Die vordersten". Hofkammer er-
teilt dem Juden Natan Ulmo u. dessen Kindern die Erlaubnis, zu St. an-
sässig zu werden, u) 1661 Dez. 31. Rechtfertigung des Juden Ulmo wegen
der gegen ihn seitens der Gemeinde erhobenen Klage, v) 1662 Okt. 30
Dekan Obser bittet den Bischof v. Konstanz um Unterstützung der Stadt
in ihren Bemühungen um Austreibung der Juden, w) 1663 März 29. Die
vorderösterr. Hofkammer entscheidet, dass allein Natan Ulmo u. sein un-
verheiratetes Gesinde zu St. wohnen dürfe, u. alle andern Juden binnen
4 Wochen St. zu verlassen hätten, x) 1673 Jan. 27. Eine vorderösterr.
Kommission bestimmt, dass bei gemeinsamen Steueranlagen der Herr-
schaften St. u. Kirchhofen jede die Hälfte tragen solle, y) 1688 Juli 15.
Vertrag wegen des städtischen „Rothen Hofes" bei Staufen, z) saec. 18.
Eine Anzahl Protokolle über Waldbegehungen. — 1720 März 15. Han-
nibal, Grat v. u. zu Schauenburg, bestätigt seinem Amtmann Georg Bal-
thasar Sulger, dass er von der Stadt St. deren Gemeindebackoten- Platz
um 325 rl. gekauft habe. — 1733—36. Verzeichnis der Kriegs- u Militär-
kosten zu St. — 1736—50. Untersuchungsakten über den unbefugten Ver-
kauf einer alten, wertvollen Monstranz — 1738. Berechnung des durch-
schnittlichen Ertrags der Herrschaft St. 1 730 — 34 (jährl. Einnahme 7560 n\
Ausgabe 799 fl.). — 1738. Durch den Advokaten Schuch verfasster Vor-
behalt, unter welchem die beiden Herrschaften St. u. Kirchhofen der Abtei
St. Blasien am 15 April 1738 huldigten. — 1738 Sept. 9. Innsbruck.
Lehenbrief für die Abtei St Blasien Über die ihr verliehenen vorderösterr.
Kameralherrschaften St. u. Kirchhofen. — 1741 Mai 31. Wien. Credential-
schreiben der Kaiserin Maria Theresia an die Stadt St. Pap.-Orig. S. u.
Unterschrift der Kaiserin. — 1741 Mai 31. Dasselbe an die Dorfgemeinden
der Herrschaften St. u. Kirchhofen. — 1741 Sept. 19. Die Huldigung der
Einwohner der Herrschaften St. u. Kirchhofen für Kaiserin Maria Theresia
wird auf den 25. Sept. anberaumt. — 1741. Vorbehalt der Gemeinden,
unter welchem gehuldigt wird. — 1741. Kosten Verzeichnis der Huldigung
(193 fl.). — 1744 Aug. 21. P. F. v. Zimmermann zu Augsburg bescheinigt,
dass er gegen Aushändigung der Reliquien des hl. Märtyrers Gaudentius
samt dazugehörigem Authentic v. Joseph Wanner daselbst behufe Ueber-
sendung nach Rom 85 fl. 33 kr. erhalten habe. — 1746 Apr. i?2. Jahrzeit-
Stiftungsbrief für Abt Franz II. v. St. Blasien, welcher der St. Martins-
pfarrkirche die Reliquien des hl. Gaudentius überlassen hatte. — 1749
Okt. 31. Verordnung des Fürstabts Meinrad v. St. Blasien über die Neu-
regelung der Gemeindeverwaltung — 1770. Verzeichnis der un verbrieften
Jahrzeitstiftungen in der St. Martinspfarrkirche, darunter: 1598, Freih.
Georg zu St. 1601, Freiherrl. Familie zu Wessenberg. 1609, Margaretha
v. Waldburg, Witwe des Freih. Georg Leo zu St. 1665, Fräulein Maxi-
miiiana v. Schauenburg. 1668, Junker Theobald Meyer v. Baumgarten. 1669,
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Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Staufen.
Freifrau Johanna v. Falkenstein. — 1770. Verzeichnis der unrerbrieften
Jahrzeitstiftungen in der St. Sebastianskapelle; 20 Stiftungen. — 1778
Aug. 27. Protokoll über ein Kommissionalgeschäft, Einführung der neuen
Gerichtspersonen, Abschaltung des Reitens bei der Öschprozession u. Ord-
nung des Schulwesens betr. — 1779 Juli 7. Inventar der Paramente u.
Kirchengeräte in der St. Martinskirche. — 1782 Jan. 7. Bericht des St.
Blasischen Obervogts über den Prozess der Stadt St mit der Abtei St.
Trudpert wegen der Wessenberg. Anniversarienstiftung. — 1788 -1806.
Zusammenstellung der Kriegs- u. Militärkosten der Gemeinde Grunern v.
1788—1806. — 1799 Sept 28. Der Gemeinde wird gestattet, von den neu-
angenommenen Bürgern, welche ein Vermögen von mehr als 1200 fl. haben,
50 fl. zur Tilgung der städtischen Schulden zu erheben. — 1806 Juni 21.
Das Churbadische Oberamt ordnet die Huldigung für den Churfürsten Karl
Friedrich auf den 26. Juni an. — 1818. Itepertoriura über die der Stadt-
gemeinde gehörigen Schriften.
Archivalien in Privatbesitz.
1564 Juni 20. Innsbruck. Kaiser Ferdinand als Hauptverkäufer u.
Vogt, Schultheiss u. Zwölfer der 4 Berichte Achern, Appenweier, Orten-
berg u. G Hessen als Mitverkäufer, verkaufen Conradt Meyer, Bürger zu
Freiburg, eine Gült v. 25 fl. um ."00 fl. Hauptgut gegen Verpfandung der
Herrschaft Ortenau u. gen. Orte. PO. 5 S. - 1573 Juli 24. Ensisheim.
Erzherzog Ferdinand als nauptverkäufer u. die 3 lAndstande als Mit-
verkäufer verkaufen dem Caspar Fingerlin, Bürger zu Breisach, eine Gült
von 40 fl. um 1000 fl. Hauptgut gegen Versicherung der Besitzungen des
Erzherzogs u. der Landstände. Die Mit Verkäufer verpflichten sich bei
rückständigem Zinse innerhalb 4 Wochen nach der Mahnung je einen be-
rittenen Knecht nach Breisach zur Giselschaft zu stellen. PO. 7 S. —
1623 Febr. 20 Ensisheim. Erzherzog Leopold entleiht bei seinem geh.
Secretario, d. vorderösterr. Regiments-Rat Lic. Jon Balthasar Schlegel
gegen 100 fl Verzinsung 2000 fl. u. verpfändet dafür den Zoll zu Breisach.
PO. S. — 1665 März 2. Staufen. Freih. Rudolf Heinrich V.Schauenburg
erneuert die Ordnung der Leinenweber in der Herrschaft St. — 176<>.
Aufzeichnungen des P. Aemilian. Kauffmann über das Priorat St. Ulrich.
1. Teil. Verzeichnis der Einkünfte des Priorats samt den urkundlichen
Belegen. 2. „Miscellanea", d. i. Chronik des Priorats. Quartband. — 1813.
Chronik des Stadtschreibers Joh. Bapt. Hugard über die Stadt St. 1 Bd.
2°. (Kaufmann Konst. Hugard.)
B Registratur des Grosso. Amtsgerichtes Staufen. (B.)
I. Ehrenstetten-Kirchhofen. 1729 ff. Kontraktenprotokolle u.
Eheabreden. 6 Bde. — 1766 ff. Ehrenstetten, Unter- u. Oberambringen.
Eheabreden. 2 Bde. — 1792 ff. Gerichtsprotokolle. 2 Bde.
II. Grunern, Wettelbrunnen-Offnadingen. 1750 ff. Inventaria.
3 Bde. - 1775 ff. Gerichtsprotokolle. 1 Bd. — 1789 ff. Kontraktenproto-
kolle. 3 Bde.
IH. St. Trudpert, Ober- u. Untermünsterthal. 1726 ff. Kon-
traktenprotokolle. 8 Bde. — 1763 ff. Trudpertisches Kontrollbuch. —
Baur. Nothelfer. Hugard.
Des Gotteshauses St. Trudpert Ämter, Verordnungen, Beamte, Vögte,
Richter. 1 Bd.
IV. Offnadingen. 1759—1764. Inventarien. 1 Bd.
V. Pfaffenweiler-Oeblinsweiler-Scherzingen. 1705 ff. Ge-
richtsprotokolle u. Inventar. 1 Bd. — 1739 ff. Kontraktenprotokolle. 1 Bd.
1740 ff. Erbschaftentheilzettel. 1 Bd. — 1753 ff. Ehepakten. 2 Bde.
VI. Staufen. 1660 ff. Eheabreden. 6 Bde. — 1707 ff. Inventarien
6 Bde. — 1757 ff Kontrakteubücher. 5 Bde. — 1772 ff. Gerichtsproto-
kolle. 1 Bd.
VTI. ThunBel. 1764 ff. Kontraktprotokolle. 2 Bde.
VIII. Vereinigte Gemeinden mit verschiedenem Inhalt. 1661 -66. 1 Bd.
20. Thunsei. (N.)
A. Gemeinde.
1660-1809. Kauf- u. Protokollbuch. 2 Bde. - 1694-1729, 1740-6*
Gemeinde- u. Kontributionsrechnungen. — 1740. Gemarkungsplan.
B. Pfarrei.
1703 ff. Kirchenbücher. — 1721 ff. Register über Frucht-, Heu-, Sc W-
u. Blutzehnten. 3 Bde. — 1725 Juni 24. Renovation des Kircbenberaißs.
22 S. — 1742-66. Anniversarienbuch. — 17. u 19. Jhrh. Viele Akten
über Einnahmen u. Ausgaben der Pfarrei. 0. D. Abgabenbuch für ge-
stiftete Jahrtagc, geführt v. Galle Kabiser, Kirchenpfleger. - 0. D.
Kirchenberain. 26 Bl.
21. Untermünsterthal. (B.)
Gemeinde.
1680—92. Pflegrechnungen. — 18. Jhrh. Gemeinderechnungen, -
1778. Plan.
22. Wettelbrunn. (B.)
Pfarrei.
1587 u. 16*7. Rodel über die Einkünfte der Pfarrei. - 1689 ff.
Kirchenbücher. 1G50, 63, 60, 85 ff Kirchenfondsrechnungen — 1727
Urbarbcrcinigung. - 1743 76. Notatenprotokolle. — 1765-83. Kech-
nungsextrakte. — 1771. Beschreibung u. Ausmessung de; Pfarrgüter.
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VIII.
Archivalien ans Orten des Amtsbezirks
Schwetzingen,
Terzeichnet von dem Pfleger der bad. histor. Kommission
Professor A. F. Maier in Schwetzingen.
I. Altlussheim.
Gemeinde.
1477. Vertrag zw. Lussheim u. Intzelnheim (auch Eintzelnheim u.
Entzelnheim gen., heute „Insultheimer Hof") der Sulz u. des Weidgangs
halber u. wegen Öffnung eines Grabens. Abschr. — 1664. Extract aller
der Maulbronnischen Stabhalterei zugehörigen Gerechtsame u. Abgaben
in Lussheim. — 1605 ff. Kauf bücher. — 1693—1701, 1745 ff. Recess über
die Abhör der Heiligenrechng. — 1698. Güterbuch „Über die den Ge-
wanden nach verloste Hueben, Lesen, Sölden u. kleine Höflen". — 1699.
Bürger- u. Kaufbuch. — 1699 — 1803. Gemeinderechngn. mit Beilagen.
— 1713—15, 45. Güterkollektationen u. Vermögensbücher. — 1714—57.
Schuldscheine u. Akten betr. Verkäufe. — 1721. Verzeichnis, was jeder
Bürger zu Kammerkorn u. Fauthaber f d. Bistum Speier zu zahlen hat.
— 1745. Güterkollektation u. Vermögensbuch. — 1759 u. 82. Kauf-,
Kontrakt-, Hypotheken- u. Tauschbücher. — 1759 ff. Gerichtsprotokoll-
bücher. — 1781. Akten betr. „pfalzischen Schaf weidstritt". — 1788.
Bürgerbuch. — 1805. Akten der Maulbronner Stabspflege betr. Almend-
verteilg. zw. Alt- u. Neulussheim.
2. Brühl.
Gemeinde.
1715. Gerichtsprotokollbuch. — 1771. Lagerbuch. — 1776 Juli 23. Schult-
heisB Wort stiftet zur Abhaltung eines bestandigen Gottesdienstes in B. bez.
zu 60 Messen 500 n\ Kapital. — 1778 Sept. 1. Kurfürst Karl Theodor v. d.
Pfelz verordnet, dass in B. an allen Sonn- u. Feiertagen kath. Gottes-
dienst gehalten werden soll, dass dazu ein Priester aus dem Franzis-
kanerorden v. Schwetzingen als Kaplan angestellt u. dem Konvente dafür
jäbri. 60 Thlr. v. d. kurpf. geistL Administration gezahlt werden sollen.
Dazu Anhang betr. Anschaffg. d. Paramente. — Nach 31. Juli 1779. Auf-
zeichg. des Pfarrers Perpente über die Einführg. des kath. Gottesdienstes
in B. u. über die Legung des Ecksteins zur Kirche am 22. Juli 1747. —
Vor 1808. Gemarkungsplan.
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Maier.
3. Edingen.
Kathol. Pfarrei.
1729 ff. Tauf-, Ehe- u. Sterbebuch. — 1729 ff. Kirchenfondsrech-
nungen. — 1776 ff. Akten betr. Kirchen- u. Pfarrhausbau. u. Verlegung
des Pfarrsitzes nach Neckarhausen, a. 1795.
4. Friedrichsfeld.
Gemeinde.
1682 Okt. 10. Gründungabrief. Kurf. Karl v. d. Pfalz nimmt Faol
Drouin, Daniel le Loup u. Peter le Roi u. die v. ihnen vertretenen aus
Frankreich gekommenen Personen zu Unterthanen an u. gewährt ihnen
die Niederlassg. in dem ihnen angewiesenen Ort nahe bei Edingen mit
folgenden Bestimmungen. 1) Nur redlichen Leuten kann die Erlaubuk
zur Niederlassg. erteilt werden. 2) Die Neuangekommenen sind 10 Jahre
v. Fronden frei. 3) Sie haben in den nächsten 20 Jahren Zollfreibeit f.
ihre Handlungswaren u. Abzugsfreiheit 4) Sie erhalten Grund u. Boden
f. d. nächsten 10 J. als völlig freies Eigentum, nachher haben sie Zins,
Steuer u. Schatzg. zu entrichten. 5) Sie sollen v. jedem Hausplatz jahrl.
1 Kapaun als Grundzins entrichten. 6) Sie erhalten Steine, Bau- u. Brenn-
holz zugewiesen. 7) Ihre Handwerker sind v. jedem Zunftzwang frei.
8) Einen Schulmeister haben sie bereits; sobald als 20 Hausgesäss oder
Familien da sind, wird der Kurfürst einen Pfarrer, der auch französisch
predigen kann, auf 1 der 3 nächsten Dörfer setzen. Abschr. im ,PUn-
u. Urkundenbuchu v. 184 s. — 1722. Schatzungsrevision. - 1749 ff
HypothekengerichUprotokolle. — 1764. Befehlsbuch mit späteren Ein-
tragen über Käufe u. Versteigrgn. — 1766 ff. Rechnungen (Bürgermeisterei-,
Schatzungsrechngn. u. gemeine Kechngn. , auch Kriegakostenrechngn.) -
1770. Übertragg. v. Gerichtsstellen betr. 1 Fasz. — 1774. Instruktion i
kurpf. Kegierg. betr. die Schaf-, Wasch- u. Scherenzunft — 1775. Gewann-
buch. — 1776, 89, 99. Los- u. Erbabteilungszettel. — 1 777. Versteigerungs-
protokoll. — 1778. Privileg f. d. kurpfalz. geistl. Administrationsrat fled-
däus zur Aufnahme s. Krappfabrik im OA. Heidelberg. — 1782. Instruktion
kurpf. Regierg. betr. d. Salinenwesen mit Auszug aus dem mit Schmak
Aaron Seeligmann u. Co. über die Admodiation sämtl. kurpf. Salinen u
Besalzg. kurpf. Lande getroffenen Kontraktes. — 1786. Besitzstands-
register mit Angabe des Schatzungskapitals, des Wertes der Lage etc.
— 1787 ff. 18 Pläne v. Hausplätzen, Ackerstücken etc. (der Name
Neudorf neben Friedrichsfeld hier gebraucht). — 1787 Konscriptions-
listen. — 1790. Gewährg. einer Sammlung zu einem Schulhausbau der
ref. Gemeinde.
5. Hockenheim.
Gemeinde.
1703. Beetsbuch. — 1704. Protokoll über „ein u. ander Sachen,
so täglich vorgefallen". — 1706. Neues Protokoll betr. Rechte u. Ge-
rechtigkeiten H.s. — 1707 ff. Schulkompetenzen. 1 Fasz. — 1722 ff.
Schatzungs-Renovations-Belegprotokoll. — 1727 ff. Bürgermeisterei-, Ge-
meine- u. Schatzungsrechngn. mit Beilagen, auch Kriegsrechngn. u. be-
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. Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Schwetzingen. m127
zügl. Akten. — 1732 u. 80. Reilinger Gemeinderechngn. — 1743 ff.
Gerichtsprotokoll. — 1756 ff. Akten betr. Karl-Ludwigsee. 1 Fasz. —
1756. Renovation der herrschftl. Hubgüter mit Plan des sog. Pfaffenecks.
— 1766 ff. Grundbuch. — 1767. Pfandbuch. — 1781—86. Regierungs-
entschlüsse über Superrevisionsnotamina des kurpf. Oberamts Heideiderg
betr. Gemeine- u. Schatzungsrechngn. — 1781 — 90. Akten betr. Reparatur
des kath. Kirchthurms. — 1782. Renovation der zur Pflege Schönau
gehörigen sog. Ketschauer Wiesen in Hockenheimer Gemarkg. — 0. D.
Designation der Hockenheimer Einwohner, Hausplätze u. Garten.
6. Ketsch.
Gemeinde.
1759 ff. Gemeinderechngn. mit Beilagen. — 1793 ff. Kriegsrechnungs-
akten.
7. Schwetzingen.1)
Im Privarbesiti des Gemeinderats Mallrlch.
15S7. Das Schwetzinger Schulhaus u. Pfarrgut betr. Extr. aus d.
Baubuch. — 1595. Besoldg. des Schulmeisters betr. Extr. aus d. Heidelb.
Amtskompetenzbuch. — 1609 u. 1702. Renovation eines dem Kloster
Neuburg zugehörigen Hofes zu Schwetzingen betr. Extr. aus d. Baubuch
u. kurfürstl. Rescript. — 1705. Zunftartikel der Schneiderzunft der
Kirchheimer Cent. — 1733. Teilzettel. — 1760 Nov. 7 Renovation
derj. Güter u. Hausplätze zu Sch., welche zur Einrichtg. des herrschaftl.
Lust- u. Gemüsegartens u. s. w. u. zur Einrichtg. der neuen Strasse u.
der Mannheimer Chaussee entzogen u. andererseits in der Hardt ersetzt
wurden. — 1796. Designation der durch ein Kriegslager verursachten
Beschädiggn.
l) Gemeinde, s. Mittlngn. No. 10, m64 ff.
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_ , Gengenbach.
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cnianii II., Herzog von Schwaben
f 2,3. Mai 1003 mit
V. Tochter Berchtolds V
lach 995, wohl Mitte bis Knde UMM)
mit Gerberga.
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1
»erchtold, geb. 991 /992 Her
f 992/993. geb.
Hegraben in Marchtal. Hc
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... 1«
1 2
Liudolf Ernst II.,
- v. Braunschwoig. Hzg.v. Schwab
.11 gb. etwa zw. lu.il geb. ca. 100(5
&- und 1005 t 1038. f 1030.
1- Ita „v. Elstorp" Ekbert I.,
„de Saxonia et geb. ca. 1025
de birctorf. t 1068,
Geh. nicht vor Markgraf vo
1020. Meissen.
Ekbert II.,
geb. ca. 10(5<
+ H'90.
Haben vor 1080 mit Rudolf '
Rheinfelden, mit einem Gra
Otto und seinem Sohne Graf Fi
drich, mit Tuto von Wagenhau
und mit Hecelo von Königs'
gemeinsamen Besitz in Schluch
bei St. Blasien.
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Tafel IV.
915 (952—973) f 26. Marz nach 973.
us Hugonis" erwähnt, der ca. 905/70 Besitz, zu
seu Augsburg wegen Empörung gegen Otto I. ver-
s 952. Hat zusammenhängenden Besitz mit seinem
Hingingen i. Br., der ihm 952 konfisziert wurde.
Icrt von Marchtal, der Anfang 954 im Kampfe für
Böhnelosen Tode ihres Bruders Berchtold V. wird
j> Miterbe desselben.
Geschlechts, in dem der Name Landolt heimisch war.
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ebhard 2
>t 1010 Landolt-Lancelin I, geb. ca. 940/45 f Aug 991.
hl o N. Graf im Turgau 971/72-991. (972 970 981).
| Von den Acta Mnrensia Lancelin, Graf von Altenburg genannt. —
Landoldus Dynasta macht 973/74 mit seiner Gemahlin Bertha eine
Stiftung zu Königseggwald (im Eritgau), woselbst er begraben
wurde. Später (1083?) wurde seine Leiche nach St. Georgen gehracht
mit
1. Bertha von Büren lebt ca. 973/74 (t ca. 975?)
2. Liutgard (von Lenzburg-Schennis).
vohl 2
icr, geb. ca.
«. Okt. 1028.
v. Strassbg.
1—1028.
r der Hahs-
bii g.
2
Rudolf, geb. ca. 980/85,
lebt 1049 f vor 1063.
1010 Graf eines unbekannten
Gaues.
Gründer von Ottmarsheim.
L'xor Kunigunde f t o. N.
Radbot, geb. ca. 980/^5
t 30. Juni.
1023 Graf im Kletgau
„de Vindonissa".
(Zweite?) Gemahlin Ita vou
Lothringen f 23. Juli.
Otto I. Adalbert I. Wernher II. von
Richenza
fcilhert 1.
or 10**.
t ca 1046. t ca. 1054.
(Wohl aus einer ersten
Ehe)
Habsburg
(geb. ca 1025'
fll. Nov. 1096.
Uxor Reginlind
Hnus Habsburg.
mit
Ulrich, Graf v. Lenz-
burg (geh ca 1120/5)
t 1081.
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